Georg Auer und Kurt Menasse erzählen vor Schülern über ihre Vertreibung aus Wien 1938.
1998 erforschten Schülerinnen und Schüler des Bundesgymnasiums 19 in der Gymnasiumstraße in Wien im Rahmen eines Projekts die persönlichen Geschichten von 103 ehemaligen Schülern, die 1938 von der Schule vertrieben wurden, weil sie Juden waren. Im Zug dieses Projekts fand auch das vorliegende Gespräch statt. Leiter des Projekts war Martin Krist. Mehr darüber ist nachzulesen in dem Buch von Martin Krist: "Vertreibungsschicksale. Jüdische Schüler eines Wiener Gymnasiums 1938 und ihre Lebenswege. Wien, Turia + Kant 1999, 2. erweiterte Aufl. 2001"
Georg Auer, geb. 1922 in Wien, kam gemeinsam mit seinem Cousin Emil in einem Kindertransport der Quäker nach England. 1940 wurde er als "feindlicher Ausländer" interniert. Durch einen bürokratischen Fehler wurde er statt auf die Isle of Man nach Australien verbracht. Dort war er zunächst in einem Internierungslager, dann meldete er sich zur australischen Armee. Er kam nie zu einem Kampfeinsatz. In Australien trat er dem kommunistischen Jugendverband bei. 1946 kehrte er nach Österreich zurück. Bis 1969 arbeitete als Journalist für die "Volksstimme", das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Österreichs, deren Mitglied er bis dahin war. 1969 trat er wie viele andere aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei aus der Partei aus. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er für die "Wochenpresse", danach bis zu seinem Lebensende als freier Journalist für verschiedene Medien. Er starb 2004 in Wien.
Kurt Menasse, geb. 1923 in Wien, kam mit seinem Bruder in einem Kindertransport der Quäker nach England. 1940 Internierung als "feindlicher Ausländer". Meldete sich 1943 zur brit. Armee, als Kenneth Marshall kämpfte er in Burma gegen die Japaner. 1947 Rückkehr nach Wien als britischer Sergeant. Zunächst in einer Tochterfirma der Länderbank tätig, wurde er später Unternehmer im v.a. in den Oststaaten tätigen Import/Exportgeschäft.
Drei Schülerinnen berichten über das Projekt auf http://www.gedenkdienst.at/index.php?id=224