BETRACHTUNGEN ÜBER DIE FARBENPRACHT INSEKIEN VON BRUNNER VON WATTENWYL MIT 9 TAFELN IN BUNTDRUCK MIT UNTERSTÜTZUNG DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN WIEN AUS DEM LEGATE WEDL LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1897. | Abzos-77 we Alle Rechte, insbesondere das der Uebersetzung, vorbehalten. Thal. Einleitung = om nn w 1597 P> [=] bie} ao —ı [=2] or nn w 17 | -_ Ha . Gleiehförmige Färbung und Regenbogen . . Streifen, Binden und Flecken . . Die Orientirungslinie . Strichelung und Punktirung . . Die Augenflecken. . Die Spirale . . Bespritzung . . Die Wolken-Schattirung . . Schablonen-Muster . Die Erosion . . Veränderung der Zeichnung. . Vergrösserung und Verkleinerung der Flecken und Bänder . . Disloeirung . Verkleinerung der Zeichnung . 15. 16. Ua 18. 195 Veränderung der Zeichnung behufs Anpassung . Das Abfärben Das Abblassen bedeckter Körpertheile Die Färbung in Beziehung zur Lage . Rücksichtslosigkeit Schlussbemerkung D D y fi » 3 u N 8 » e ; a \ ei run EN » In. Y REIN 1 ee: 7 Ihrer Königlichen Hoheit PRINZESSIN THERESE VON BAIERN ehrfurchtsvoll gewidmet von dem Verfasser. WIDMUNG. Nachdem ich während zwanzig Jahren die Farben-Anlage der Insekten studirt hatte, wurde mir die Ehre zu Theil, die erste Mittheilung über die gewonnenen Resultate Eurer Königl. Hoheit vorzulegen. Das Wohlwollen, mit welchem Eure Königl. Hoheit meinen Vortrag aufnahmen, giebt mir den Muth, mit dem Gegenstand vor die Oeffentlichkeit zu treten, und indem ich die Arbeit Eurer Königl. Hoheit zu Füssen lege, bitte ich diese Widmung als ein Zeichen meiner Verehrung für die hohe Protectorin und Forscherin der Wissenschaft anzunehmen. Wien, am 25. Febr. 1897. Brunner von Wattenwyl. Einleitung. Seit hundert Jahren bildet man Insekten aller Ordnungen sorgfältig ab und die Systematiker verwenden die Farben und Zeichnungen zur Unterscheidung der Species. Das vorliegende Materiale, namentlich im Gebiete der Schmetterlinge, ist er- schöpfend und fordert auf zu theoretischen Betrachtungen. In allen Erscheinungen der belebten Natur erkennen wir das Walten von Gesetzen. Sollte die Färbung dem Zufall anheimgegeben sein? Sollten die beobachteten Zeichnungen, die uns durch ihre Eleganz, ihre Abenteuerlichkeit und mitunter auch durch ihre Naivetät in Staunen setzen, nicht bestimmten Gesetzen unterworfen sein? Die Fähigkeit, Farbe und Form der Zeichnung zu verän- dern, ist durch die überzeugenden Darstellungen Darwin’s und seiner Nachfolger festgestellt. Aber wenn man diese Vorgänge in der Natur verfolgt, staunt man über die Schwierigkeiten, mit welchen die Zielstrebigkeit zu kämpfen hat, und über die Schwerfälligkeit und die Umwege, auf welchen die Natur zu der Lösung gelangt. Für die Veränderungen in der anorganischen Natur sind die Gesetze festgestellt. Ihr Codex ist die Physik. Für die organisirten Naturkörper bietet die beschreibende Naturgeschiehte ein reiches Materiale, aber der Codex für die Gesetze ist noch weit von der präeisen Form der Physik entfernt und der Syste- matiker stösst bei jedem Schritt auf das Vorhandensein einer Willkür, welche die unendliche Mannigfaltigkeit der Erschei- nungen beherrscht. \ Die alte Schule erkannte in dieser Willkür einen Schöpfungs- plan, dessen Ziel der Mensch war. Bei jeder beobachteten Thatsache fragte man: was nützt, was schadet sie dem Menschen? Für diesen sollte die ganze organische Welt eingerichtet sein. Die Masse von Erscheinungen, die in keinen Zusammenhang mit dem Menschen gebracht werden können, erschütterten diese | Teleologie. Für Darwin war der Zweck der Schöpfung nicht die eine Species Mensch, sondern die Gesammtsumme aller Species. Eine jede kämpft ausschliesslich um ihr Dasein, unbekümmert um das Wohl der anderen, die sie für ihren Zweck zu ver- werthen sucht bald durch Pflege, bald durch Bekämpfung, und die letztere findet mit bewundernswerther Raffinerie und mitunter auf die grausamste Weise statt, aber immer nur im eigenen Interesse. Man fragt nicht mehr, was nützt die Erscheinung dem Menschen. An die Stelle dieser Frage ist die neue ge- treten: was nützt die Erscheinung der Species, an welcher sie beobachtet wird? Die Teleologie wurde demokratisirt. So bedeutend dieser Schritt war, so erschöpft er noch nicht das Problem des Schöpfungsplanes. Wir stossen auf eine grosse Zahl von Erscheinungen, welche dem Thiere und der Pflanze, an welchen wir sie beobachten, nichts nützen und oft sogar lästig sind, die sie durch Zuchtwahl abzustreifen und, wenn dies nicht gelingt, wenigstens zu mildern suchen. Diese Thatsache allein genügt, um darauf hinzuweisen, dass der Schöpfungsplan nicht ausschliesslich die Vollendung der Species ihrer selbstwillen anstrebt. Die Herrlichkeit, welche sich in der Mannigfaltigkeit der Formen und Farben kund giebt, wie das Elend, das in den kümmerlichen Formen zum Ausdruck kommt, die psychischen Manifestationen, welche wir nach menschlichen Begriffen bald als rührende Liebe, bald als abscheuliche Grausamkeit be- zeichnen müssen, führen uns auf Ziele des Schöpfungsplanes, die weit höher liegen, als die blosse Erhaltung der Species. Die Naturforschung ist wohl noch weit davon entfernt, diese Ziele der Schöpfung zu präeisiren, und es ist schon ein Gewinn, wenn wir das Vorhandensein derselben erkennen. Die folgende Arbeit enthält einfache Beobachtungen über die Farben-Erscheinungen, welche ich zu kategorisiren versuche und wobei ich auf Gesetze stosse, welche mit der Sorge für Erhaltung der Species in keinem Zusammenhange stehen. Die Untersuchungen erheischten die Benutzung eines grossen Materiales, welches ich in der reichen Sammlung des kaiserl. und königl. Hofmuseum fand. Ich ergreife diesen Anlass, um den Herren Custoden Prof. Dr. Brauer, Ganglbauer, Handlirsch und Dr. Rebel meinen Dank für ihre Unterstützung auszu- sprechen. Herr Dr. Rebel hat insbesondere viel Zeit darauf verwendet, um durch seine gründliche Kenntniss der Lepido- pteren meinen Anforderungen nachzukommen. Brunner v. Wattenwyl, Farbenpracht. 1. Gleichförmige Färbung und Regenbogen. Zu den gleichförmig gefärbten Insekten gehört, namentlich in der Ordnung der Käfer, die Mehrzahl und hierbei kommen alle Farben vor, am häufigsten das Schwarz und das metal- lische Grün. Die Textur ist entweder glänzend oder matt und in beiden Fällen partieipiren zumeist alle Körpertheile an der entsprechenden Farbe und Textur. Zuweilen tritt eine zweite Farbe durch allmählichen Ueber- gang auf, wobei die sorgfältigste Ausgleichung stattfindet. Bei den Schmetterlingen ist diese Regenbogen-Anlage selten und ich wähle zwei Beispiele aus der Ordnung der Orthopteren. Die violette Farbe des Hinterflügels der Lophacris violacea Stoll, einer Acridide vom Alto Amazonas, nimmt von der Basis bis zur Spitze allmählich an Intensität ab (Fig. 1). Der Phymateus Brunneri Bol., eine Pyrgomorphide aus Benguela (Fig. 2), zeigt in der Grundfarbe des Hinterflügels eine vollendete Regenbogen-Ausgleichung. 2. Streifen, Binden und Flecken. Nächst der gleichförmigen Färbung ist das einfachste Muster der Streifen und der Flecken. Die Streifen treten entweder in regelmässiger Anordnung auf als Bänder von gleicher Breite oder als längliche Streifen, welche sich allmählich verjüngen und in Flecken auflösen. Regelmässig neben einander verlaufende Längsstreifen kommen wohl nirgends so auffallend vor, wie bei den Hemi- pteren. Die ganze Oberseite des Insekts gilt als Grundlage, auf welcher ohne Rücksicht auf die Abgrenzung der einzelnen Körpertheile die Längslinien aufgesetzt sind. Als Beispiel führe ich das in Europa häufig vorkommende Graphosoma lineatum L. an, dessen Färbung auf der Oberseite aus neben einander gereihten, überall gleich breiten rothen und schwarzen Längsstreifen be- steht (Fig. 3). Eine eingehende Betrachtung verdient das Agonosoma_ tri- vittatum Panz. aus Columbien (Fig. 4). Auf der Oberseite beobachtet man drei gelbe Längsstreifen, welche vom Kopf bis zur Spitze des Hinterleibs das ganze Insekt durchziehen (a). Ausser diesen drei breiten Streifen ist die scharfe Randkante gelb gestreift (b). Diese Umsäumung geht vom Kopfgipfel zu den Augen, wird hier vom Auge, welches der Kante aufgesetzt ist, unterbrochen, setzt sich von da auf der Kante des Pronotum, dann von hier ab nicht auf den Deckflügeln fort, wie die drei Hauptstreifen, sondern geht auf den etwas vorstehenden Hinter- leib über, welcher von hier ab die Kante bildet. An der Stelle, wo die gelbe Linie vom Pronotum auf den Hinterleib übergehen sollte, ist der in der Ruhelage eingeschlagene Hinter- flügel inserirt und seine etwas vorstehende, kräftige Hauptader hat die gelbe Färbung ebenfalls angenommen (c). Ich lege auf diese scheinbar unwesentliche Erscheinung Gewicht, weil sie uns zeigt, dass die Umsäumung der »Kante« gilt, nicht dem Kopf, dem Pronotum oder dem Abdomen. Bei den Käfern findet sich die Streifung ebenfalls häufig. Ich führe nur einige wenige Beispiele an. Die Rutela laeta Weber aus Columbien (Fig. 5) zeigt auf der Oberseite (a) drei orangegelbe Streifen, welche den Kopf und das Pronotum durchstreifen. Der Mittelstreifen setzt sich auf das Sceutellum fort. Die genannten Körpertheile haben eine schwarze Grundfarbe, während die Deckflügel dunkelgrün-irisi- rend sind und offenbar in Folge ihrer Textur die Streifung nicht annehmen konnten. Auf der schwarzen Unterseite (b) sind zwei horizontale Querstreifen über die Brust geführt. Der erste streicht über das Mesosternum und erwischt von den Mittelfüssen Der zweite, etwas schmalere Streifen gilt dem Metasternum, trifft jedoch von diesem nur die Mitte und streicht dann über die vordere Längshälfte der festanliegenden Schenkel der Hinterfüsse. — Auch hier gilt die Streifung nicht einem bestimmten Körper- theile, sondern betrachtet die ganze Oberfläche des 'Thieres als Grundlage. die Trochanteren und die Basis der Schenkel. Die aus der nahestehenden Zunft der Cetoniden stammende Chelorhina Savagei Harr. aus Central-Afrika (Fig. 6) weist auf schwarzem Grunde dunkel rostgelbe Längsstreifen nach, welche Pronotum, Schildchen und bei dieser Species auch die Deck- flügel gleichförmig durchlaufen, indem die letzteren die gleiche Textur besitzen. Diese Streifen lösen sich theilweise in Flecken auf. Die grüne, metallisch glänzende Dicranorrhina Derbyana Westw., eine Cetonide aus dem Senegal, ist, von oben gesehen, auf beiden Seiten vollständig mit einem weissen Saume einge- fasst, der sich am hinteren Rande der Deckflügel etwas ein- biegt (Fig. 7). verlängert sich dieser eingebogene Streifen nach oben in dia- Bei D. Oberthuri Deyr. aus Bagamoio (Fig. 8) gonaler Richtung und erreicht wieder den Ausgangspunkt des langen Bandes. Diese Verlängerung des Streifens bei Oberthuri oder, wenn man lieber. will, das Auslöschen desselben bei Derbyana, wird in einem folgenden Abschnitt behandelt. Noch häufiger als die Längsstreifung findet sich bei den Käfern das Querband. Ich erinnere an die Gruppen der Cleriden und Meloiden, welche regelmässig quer gestreift sind. Bei den Schmetterlingen ist die regelmässige Streifung zu- meist durch die Mannigfaltigkeit von darüber und dazwischen- liegenden Farben vermischt. Ich werde nur einige markante Beispiele anführen, welche namentlich dadurch wichtig sind, dass die Streifung unabhängig von der anatomischen Struetur des betreffenden Organes ist. Bei Pap. Podalirius L. setzen sich die allmählich sich ver- jüngenden Streifen des Vorderflügels in einer bestimmten Lage auf den Hinterflügel fort (Fig. 8”). Sehr auffallend ist die Erscheinung bei Myscela Cyaniris Doubl., einer Nymphalide aus Mexico (Fig. 9), wo sechs weisse, etwas schräg verlaufende Querstreifen über beide Flügelpaare sich erstrecken und mitten in den Flügeln nach einer geraden, etwas schräg verlaufenden Linie abgeschnitten sind. Die plötzlich abgebrochenen Streifen findet man auch auf der Unterseite des Vorderflügels der T’hecla Audifena Hew., einer Lyeänide aus Venezuela (Fig. 10). Allein hier erkennt man sofort die Ursache des Abbrechens. Man ziehe den Hinterflügel etwas in die Höhe, so wird man finden, dass die drei weissen Streifenfragmente des Vorderflügels einfach die Fortsetzung der Streifen des Hinterflügels sind, welche in einer bestimmten Flügellage als Längsbinden erscheinen. Derartige Streifenzeichnung findet sich beinahe in allen Gruppen der Schmetterlinge und ist besonders geeignet zur Orientirung der Stellung, welche die Flügel bei Annahme der Färbung hatten. Die Streifen verlieren zumeist in ihrem Verlaufe die regel- mässige Form, indem sie sich verjüngen oder in Flecken auf- lösen, und diese Zeichnung ist wohl das häufigste Muster. Man erkennt bei demselben in der ersten Anlage das Vorhandensein einer gewissen Regelmässigkeit, welche sich allmählich ver- wischt. Alle Beobachter, welche die Zeichnung der Schmetter- linge eingehend untersucht haben, führen die Flecken auf Bänder zurück, welche oft in einzelnen Species noch vorhanden sind. Die Modificationen werde ich in einem speciellen Abschnitt be- handeln und begnüge mich, hier noch ein Beispiel von einer generellen Beharrlichkeit einer Bindenzeichnung anzuführen, welche bei den Nymphaliden vorkommt. Im Vorderflügel dieser Schmetterlinge beobachtet man einige kurze helle und dunkle Bänder, welche, vom Vorder- rande ausgehend, schräg verlaufen und schon im ersten Drittel an der Rippe, welche Redtenbacher als Radius bezeichnet, ab- geschnitten erscheinen. Diese Zeichnung ist sehr deutlich bei Junonia Almana L. aus China zu beobachten (Fig. 11), allein sie lässt sich auch bei den europäischen Arten erkennen (Ur- ticae, etc., sowie bei den verwandten Perlmutter-Faltern). Diese Zeichnung ist sehr verbreitet. Hat man sie einmal erfasst, so findet man ihre Spuren beinahe in allen Species dieser arten- reichen Gruppe, ja sie trägt sich selbst auf die Pieriden und Papilioniden über. Eine eigenthümliche Zeichnung bilden die fächerförmig auseinanderlaufenden Bänder, welche bei der Geometride Mi- cronia Grammenaria Or. aus Silhet sich über beide Flügelpaare erstrecken (Fig. 12) und bei Aspilates Mundataria Or. aus Russland sich auf den Vorderflügel beschränken (Fig. 13). Bei den Bombyeiden beider Hemisphären ist eine ebenso auffallende als verbreitete Erscheinung ein Querstreifen zu nennen, welcher am Vorderrande der Vorderflügel und quer über den Thorax verläuft. Als Beispiel führe ich die nord- amerikanische Tropaea Luna L. an (Fig. 14). Die javanische Bombyeide Aloa Lactinea Cr. (Fig. 15) zeigt die Abwesenheit einer Rücksicht auf die organische Gliederung in auffallender Weise. Lage giebt (d), so erscheint das Band, wie bei der Tropaea Wenn man den Flügeln eine bestimmte Luna, als eine continuirliche horizontale Linie, welche von einer Flügelspitze über den Thorax zur anderen Spitze ge- zogen ist. Dieser Streifen zeigt an der Vorderseite des Kopfes eine Ausbiegung gegen die Brust (b) und hat hier die einge- zogenen Schenkel der Vorderfüsse erfasst. Ein ähnliches, aber viel breiteres Band findet sich in der Familie der Noetuen bei Letis marmoroides Cr. aus Guyana (Fig. 16). der Hinterflügel. geführt, sondern im letzten Viertel schräg abgeschnitten. Hier erfasst das breite Band auch noch die Basis Dagegen ist es nicht bis zur Flügelspitze Bei Ophthalmophora amabilis Cr., einer Geometride aus Mexico, ist dieses Band bis an die Spitze des Flügels fortge- setzt (Fig. 17). Bei den Sphingiden streichen die Bänder des Hinterflügels über den Hinterleib. Als Beispiel führe ich den Sphin® Ligustri L. an (Fig. 18). Die Bänder bilden die Hauptzierde der Raupen, deren Fär- bung bekanntlich in keinem Zusammenhang mit der Imago steht. Als allgemeine Erscheinung ist hervorzuheben, dass bei den Raupen mehr als bei allen anderen Insekten das ganze Indi- viduum als Objeet für die Darstellung eines Bildes verwendet ist. Die Längslinien (die allerhäufigste Erscheinung) erstrecken sich in verschiedenen Farben vom Kopf bis zum After über alle Segmente gleichförmig fort, und da, wo Querbinden vorkommen, finden wir ein und dasselbe Muster, welches oft mehrere Seg- mente in Anspruch nimmt, mehrmals wiederholt. Schräg ver- laufende Linien setzen bei einem Segmente an, durchqueren das folgende, worauf beim dritten die Zeichnung gerade wieder so beginnt wie beim ersten. Als Beispiel für dieses Muster führe ich die Raupe des Todtenkopfes an (Fig. 19). Als Beispiel für ein Muster, welches den ganzen Körper in Anspruch nimmt, copire ich aus dem schönen Grandidier’schen Werke die Raupe des Pap. Demoleus L. aus Madagascar (Fig. 20). Endlich muss ich noch der scharfwinkeligen Ziekzackzeich- nung gedenken, welche bei einigen Schmetterlingen vorkommt, so bei vielen Bombyeiden, von welchen ich die gemeine Harpya Vinula L. anführe (Fig. 21). Bei den Geometriden nimmt die im folgenden Abschnitt zu behandelnde Orientirungslinie häufig die Ziekzackform an, so dass man den Namen dieser Familie ebensogut von der Zeich- nung der Flügel, als von der Gehweise der Raupe ableiten kann Eine eigenthümliche Bänderbildung findet sich auf dem Hinter- flügel vieler Mantodeen aus der Zunft der Vatidae. Auf dem glashellen Flügel ist eine opake gelbe Deckfarbe aufgetragen, welche sich um die Queradern concentrirt und hierdurch eine Bänderung bewerkstelligt. Ich führe die in Brasilien und im ganzen nördlichen Südamerika verbreitete Stagmomantis precaria L. als Beispiel an (Fig. 22). Diese Erscheinung gehört offenbar in ein anderes Gebiet als die Bänder der Schmetterlinge. Die Bänder der Stagmo- mantis sind nicht aufgetragene, von der anatomischen Structur unabhängige Muster. Sie stellen sich vielmehr als eine einfache Färbung der Queradern dar, welche bei einigen Arten so reich- lich auftritt, dass hier die ganze Fläche gelb wird (Stagm. flavipennis Serv.). Auch im Vorderflügel zeigt sich die gleiche Erscheinung. Bei dem Männchen ist die grüne Farbe spärlich vorhanden und verliert sich gegen den Hinterrand dadurch, dass nur die Queradern erün umeeben sind (Fie. 22). [oe] © \ > 3. Die Orientirungslinie. Eine allgemein verbreitete Erscheinung ist ein einzelner schmaler Streifen, welcher zumeist in gerader Linie bald ver- tikal, bald horizontal oder schräg sich über die verschiedensten Körpertheile erstreckt. Ich bezeichne denselben mit dem Namen »Orientirungs- linie«, indem er die Lage des Insekts anzeigt, in welcher es die Färbung erlitt. Diese Lage ist keineswegs in allen Fällen die nämliche und ich werde einen späteren Abschnitt dieser hochinteressanten Erscheinung widmen. Einen einfachen schwarzen Längsstrich über die Mitte des ganzen Körpers vom Kopfgipfel bis zur Hinterleibsspitze sieht man bei der in Brasilien häufigen Phasmide Phocylides Tithonus Gray (Fig. 23). Zeichnung Es ist dies einer der seltenen Fälle, wo die vom Pronotum ab nicht über die Flügel, sondern unter denselben über den Körper sich ausdehnt. Hierbei zeigt Der schwarze Längsstreifen ist nämlich auf der oberen Hälfte des sogenannten sich eine andere bemerkenswerthe Erscheinung. Segmentum medianum*) unterbrochen. Untersucht man die Larven jener Abtheilung der Phasmiden, zu welchen Phocylides gehört, so bemerkt man, dass in der Jugendphase dieser Theil des Segmentum medianum eingezogen ist und erst bei der Ausbildung zum vollkommenen Insekt her- vortritt. Dies giebt uns die Lösung der scheinbaren Unregel- mässigkeit. Der Längsstrich ist im Larvenzustand erfolgt, als das Segmentum medianum verdeckt war und daher von der Malerei nicht erreicht werden konnte. In diesem Zustande schmiegten sich die Vorderflügel seitlich an das Metanotum, so dass ihr Rand eben die Mitte Dieser Rand wurde noch vom schwarzen Strich erfasst und die Hauptrippe, des letzteren erreichte. welche diesen Rand bildete, trägt im Imago die Erinnerung an diesen Vorgang in einer feinen schwarzen Linie. Bei den Schmetterlingen beinahe aller Abtheilungen finden wir eine gerade Linie, welche entweder innerhalb eines Flügels liegt oder beide durchquert oder auch andere Körpertheile berührt. Aus der Gruppe der Pieriden ist anzuführen die Unterseite der Callidryas Trite L. aus Brasilien (Fig. 24), aus der Gruppe der Nymphaliden die Unterseite der Siderone Isidora Hübn. aus Columbien (Fig. 25) und Junonia Almana L. aus China (Fig. 11). Während ich bei der ersteren die beiden Flügel über die in den Sammlungen gebräuchliche Lage zusammenziehen musste, um die gerade Linie zu erhalten, musste ich umgekehrt bei der Siderone die Flügel über Gebühr auseinanderspannen. Hierher gehört auch die bekannte Kallima Inachis Boisd. aus Ostindien, bei welcher die Orientirungslinie die Rippe des dürren Blattes darstellt (Fig. 26). In der Gruppe der Satyriden findet sich die Linie nur auf dem einen Flügel oder, wo beide Flügel gestreift erscheinen, sind die Linien nicht fortlaufend. Dies hat seinen Grund darin, dass in dieser Gruppe nicht das ganze Individuum als Grund- lage für das Muster dient, sondern die Flügel correlativ gefärbt sind (siehe Abschnitt 17). Bei Taygetis Mermeria Hbr. aus Brasilien verläuft auf der Unterseite des Hinterflügels die Linie schräg nach dem Hinter- rand (Fig. 27), während sie bei Taygetis albinotata Butler aus Bolivia (Fig. 28) schräg nach dem Aussenrande verläuft. Bei Caerois Arceslaus Cr. aus Südamerika (Fig. 29) ist die Zahl der Linien vermehrt, welche aus dem angeführten Grunde kein einheitliches Bild darstellen. Eine Gruppe von Lycäniden aus Südeuropa (Daurone, Donzali, Atys, Kindermanni, Iphigenia ete.) (Fig. 30) zeigt auf der Unterseite eine ziemlich breite, weisse Linie, welche den Hinterflügel diagonal durchquert und bei einigen Species sich in Flecken auflöst. Die Bombyeiden zeigen auf der Oberseite mehr oder weniger deutliche Linien. Wenn man Adelocephala convergens Herr. Sch. aus Brasilien in der nach üblicher Weise gespannten Lage be- trachtet (Fig. 31a), so bemerkt man auf der Oberseite des Vor- derflügels zwei divergirend verlaufende Linien und auf dem Hinterflügel eine etwas gekrümmte Querlinie. Diese Linien können in dieser Lage in keinen Zusammenhang gebracht werden. Ver- setzt man dagegen die Flügel in die bei dieser Gruppe gebräuch- liche Ruhelage (Fig. 315), so erscheint eine regelmässige Zeich- nung: Vom Kopf gehen zwei Längslinien über den Thorax. An der Basis der Flügel verzweigen sie sich, der eine Zweig ver- läuft schräg gegen den Aussenrand und geht unter Beibehalt seiner Richtung auf den Hinterflügel über, welcher in dieser Ruhelage etwas vorsteht. Der andere Zweig verläuft in der Längsrichtung des Flügels bis in die Spitze. Wir sehen also, dass bei dieser Species die Zeichnung in der Ruhelage erfolgte, während bei anderen Bombyeiden die Fluglage als Unterlage der Zeichnung gilt. Ich werde auf diesen Gegenstand im 17. Abschnitt zurückkommen. Bei den Geometriden treten die Orientirungslinien auf der Oberseite beinahe als Gruppen-Charakter auf. Im Folgenden führe ich nur einige typische Formen an. In dem südamerikanischen Genus Euclea finden wir zwei Bei E. scissa Herr. Sch. verläuft die Orientirungslinie diagonal über beide Flügel in gerader Linie (Fig. 32), während sie bei E. nana Herr. Sch. (Fig. 33) in der Spitze geknickt ist. Meistentheils beobachtet man auf dem Vorderflügel zwei Linien, von welchen die eine in dem Rande des Hinterflügels sich verliert (Urato- pteryx Sambucaria L. Fig. 34). Oefters erstrecken sich beide Linien über beide Flügelpaare und nehmen dabei gern eine zickzackige Gestalt an (Amphidasis Bengaliaria Guen. aus Silhet) (Fig. 35). Complieirter ist die Linirung der Carpella distineta Walk. aus Venezuela (Fig. 36), bei welcher ich das Vorhandensein einer correlativen Zeichnung vermuthe (siehe 17. Abschnitt), und bei Abysares clara Walk. aus Neuholland (Fig. 37), wo offen- bar eine monotypische Zeichnung in geschlossener Flügellage erfolgte (siehe 17. Abschnitt). Es mögen diese Beispiele für die Linienzeichnung genügen, Species, welche eine recht interessante Variante zeigen. welche jedoch noch durch manche interessante Vorkommnisse zu vervielfältigen sind. *) Das Segmentum medianum ist das erste, mit dem Thorax engverbundene Hinterleibsegment. 4. Strichelung und Punktirung. Eine besondere Form der Linienzeichnung sind die feinen Linien und Punkte, welcheregelmässig an ganz bestimmten Körper- stellen auftreten und den Eindruck einer einfachen Federzeich- nung machen, was ich an einigen Beispielen erläutern will. Das Genus Panchlora aus der Ordnung der Blattodeen um- fasst südamerikanische Blumenthiere, welche sich durch eine zarte, lichtgrüne Färbung auszeichnen. Betrachtet man das Insekt in der Ruhelage, so kann man ein gelbes Band verfolgen, welches den über das Pronotum hervorragenden Theil des Kopfes bedeckt, dann innerhalb des äusseren Randes sich bis zur Mitte der Deckflügel erstreckt und hier bei einer leichten Einbuchtung erlischt. Es giebt nun einzelne Species, welche auf diesem Bande eine intensiv schwarze Federzeichnung zeigen, die in mannig- faltiger Form auftritt und zur Charakteristik der Species ge- eignet ist. Ich wähle zur Erläuterung eine bis jetzt unbeschriebene Species aus dem südlichen Brasilien, die Panchlora signata*) (Fig. 38). verfolgen. Das gelbe Band ist in der angeführten Lage zu Auf demselben beobachtet man eine schwarze Linie, welche auf dem Pronotum den äusseren Rand des gelben Ban- des einnimmt und auf den Deckflügeln an den inneren Rand übertritt, endlich da, wo das Band aufhört, sich längs der Vena radialis in Punkte auflöst. Dieser Längslinie sind kurze, schwarze, sehr schräg gegen den Flügelrand gerichtete Strichelchen auf- gesetzt. Die ganze Zeichnung steht zu dem Geäder in keiner Beziehung, namentlich sind die schrägen Strichelchen unab- hängig von den Queradern, deren Verlauf auf der Unterseite des Flügels deutlich zu beobachten ist. Beinahe keine Species dieses Genus ist von der schwarzen Zeichnung unberührt, wenn sie auch nur in minimen Punkten auftritt, welche den zart grünen Grund beschmutzen**). Die P. peruana Sauss. zeigt auf dem letzten Drittel des Deekflügels einen einzigen Punkt (Fig. 39) und pulchella Burm. ist mit fünf Punkten geziert (Fig. 40). Diese Punkte finden sich constant an der nämlichen Stelle. Etwas abweichend von der beschriebenen Form ist die Stri- chelung, welche bei den afrikanischen Arten der Pseudophyl- liden, einer Zunft der Locustodeen sich findet. Während die asiatischen Repräsentanten dieser Zunft gleichförmig gelblich grün gefärbt sind, zeigt sich bei mehreren westafrikanischen Species eine schwarze Federzeichnung. Ich wähle als Beispiel den Mustius Afzelei Stal, welcher von der Sierra Leone bis Kame- run vorkommt (Fig. 41). Die Fühler sind schwarz geringelt, unabhängig von der Gliederung. begrenzt das Pronotum und die Basis der Vorderflügel. Ausser- dem sind alle Queräderchen, welche den vorderen Flügelrand Eine intensiv schwarze Linie erreichen, an dieser Stelle durch einen dreieckigen, schwarzen Flecken bezeichnet, aus welchem sich die Ader als lichte Dia- gonale erhebt. Die Spitze des Hinterflügels, welche in der Ruhe- lage vorsteht, nimmt ebenfalls theil an dieser Fleckung. Der Hinterrand des Deckflügels ist durch schwarze Strichelchen ge- ziert, die im Gegensatz zu denjenigen der Panchlora genau dem Geäder entsprechen, oder mit anderen Worten, das feine Ge- äder ist schwarz markirt. An diesem Insekt erscheint die schwarze Markirung auch an den Extremitäten der Füsse. An den Vorderfüssen sind die ganzen Tarsen mit der Spitze der Tibien geschwärzt. An den Mittelfüssen ist nur das dritte Tarsen- olied vollständig schwarz. Das zweite und dritte, sowie die Tibia sind an der Spitze gefärbt. lich ist die schwarze Färbung auf die äusserste Spitze aller Glieder beschränkt. Ich habe mich in diese eingehende Beschreibung eingelassen, um darzuthun, dass bei diesem Insekt die schwarze Federzeich- Am letzten Fusspaare end- nung gewissermassen die letzte Ausschmückung des ganzen In- sekts war. Bei den Mantodeen finden wir eine gleiche Strichelung am Pronotum der Tenodera platycephala Stal aus Birma und Cam- bodja***). Eine überaus regelmässige Punktirung sehen wir auf den Vorderflügeln des Poecilocerus hieroglyphicus Klug, einer in Aegyp- ten häufig vorkommenden Pyrgomorphide (Fig. 42). Die eckigen schwarzen Flecken nehmen das Centrum der von den anasto- mosirenden Adern gebildeten Zellen ein. Diese regelmässige Punktirung ist eine von der »Bespritzung«, welche im 7. Abschnitt behandelt wird, ganz abweichende Erscheinung. Bei den Schmetterlingen ist die regelmässige Strichelung und Punktirung vielfach vorhanden. Allein bei diesen Insekten ist diese Zeichnung weniger scharf ausgeprägt, was offenbar mit der Textur der Grundlage zusammenhängt. Wie ein auf Seiden- stoff gemaltes Bild weichere Konturen zeigt, als eine Malerei auf Papier oder Mörtel, muss die Schuppen-Grundlage des Schmetterlingsflügels ein etwas anderes Bild liefern als die auf dem Chitingrunde gefärbten Insekten. Als Beispiel regelmässiger Punktirung führe ich die vielen Arten des afrikanischen Nymphaliden-Genus Acraea an. Einige Speeies haben nur den Hinterflügel punktirt, z. R. Acr. Horta Cr. vom Cap (Fig. 43), während bei anderen sich die Punk- tirung auf beide Flügelpaare erstreckt, wie bei Acr. punctatis- sima Boisd. aus Ostafrika und Madagascar (Fig. 44). In allen Fällen hat jeder Flecken seine bestimmte Lage, und selbst bei dem Vorhandensein einer grossen Zahl von Flecken be- obachtet man eine vollständige Symmetrie auf den homonymen Flügeln. Ich betone diesen Umstand im Gegensatz zu der im 7. Abschnitt zu behandelnden Bespritzung. Bei den Geometriden findet sich die regelmässige Striche- lung häufig über den ganzen Flügel verbreitet. Als Beispiel führe ich die in Europa gemeine Angerona Prunaria L. an (Fig. 45). *) In sieben Exemplaren vorliegend, wovon einige von Herm H. Fruhsdorfer aus Lages (Prov. Sta. Catarina) stammen. **) Nouveau systeme des Blattaires, p. 276. Tab. VII, fig. 31 A. ***) Brunner v. W., Revision du syst. des Orth. Tab. II, fig. 21. Brunner v, Wattenwyl, Farbenpracht. 5. Die Augenflecken. Die als Zierde beliebteste Zeichnung ist der Augen- flecken oder Ocellus. Darunter versteht man concentrische Kreise von verschiedener Farbe, welche entweder scharf abge- grenzt sind oder allmählich in einander übergehen. Ein vielfach vorkommender Fall ist das Pfauenauge, welches dahin zu definiren ist, dass entweder die einzelnen Bänder, aus welchen der Augenflecken gebildet ist, ungleiche Gestalt haben oder nicht centrirt sind, das heisst der Mittelpunkt der inneren Kreise nicht in der Mitte des ersten Kreises liegt. Bei den Käfern ist das Auge eine seltene Erscheinung und ich führe aus der Familie der Elateriden drei Species der ver- wandten Genera Lycoreus und Alaus an, bei welchen die Ent- stehung und Obliteration des Auges leicht zu verfolgen ist. Bei Lycoreus triocellatus Lap. aus Madagascar (Fig. 46) sind die beiden Augenflecken auf dem Pronotum nur durch eine schmale Linie von einander getrennt. Im Alaus oculatus Fab. aus Nord- amerika (Fig. 47) stehen sie weit von einander ab, und bei Al. Pareyssi Steven aus Taurien (Fig. 48) sind sie zu einzelnstehen- den Flecken obliterirt. Eine brasilianische bisher unbeschriebene Coptocycla aus der Gruppe der Cassiden (Fig. 49) bietet die ganze Oberseite zur Bildung eines einzigen Auges. In der Ordnung der Orthopteren findet sich das Auge zu- nächst bei den Mantodeen, wo die Pseudempusa pinna pavonis Br. auf dem Hinterflügel eine vollständige Pfauenfeder trägt (Fig. 50). Ebenso deutlich ist das Pfauenauge in der zu den Pseu- dophylliden gehörenden Gruppe der Pterochrozen zu sehen, von welchen ich die Tanusia colorata Serv. aus der Gegend von Bahia abbilde (Fig. 51). Allgemein verbreitet ist das Auge bei den Schmetterlingen. Darwin widmet demselben eine grosse Aufmerksamkeit, nament- lich in Betreff seiner Variabilität (Abstamm. des Menschen Bd.II, 2. Th. Cap. 14), wobei er Schwierigkeit empfindet, die (Bd. IL, 2.76: Cap. 11). Im Folgenden werde ich die wichtigsten Formen be- Nützlichkeit dieser Zeichnung nachzuweisen handeln. Bei den Papilioniden wird es häufig an der inneren Seite Eimer*) nennt diese Stelle das Afterauge. Bei allen übrigen Gruppen der Tagfalter findet sich des Schwanzendes beobachtet. das Auge in allen Stadien der Ausbildung und auf allen Stellen der Flügel. Wunderbar schön ausgebildet sind die Augenflecken bei vie- len Morphiden. Als Beispiel führe ich die Caligo Oberon Butler aus Brasilien an (Fig. 52), welche auf der Unterseite im Vorder- flügel ein kleineres Auge und im Hinterflügel zwei Augen in verschiedenen Entwicklungs-Stadien führt. Die Tenaris Urania L. aus Neu-Guinea trägt auf dem Hinterflügel zwei vollkommen centrirte Augen, welche namentlich auf der Unterseite schön entwickelt sind**) (Fig. 53). Bei Dwynaster Darius Fab. aus Brasilien nehmen diese Augen eine eigenthümlich verzerrte Gestalt an (Fig. 54). Ich erwähne die bei den Pieriden auf der Unterseite beider Flügel vorkommenden kleinen Augenflecken, welche den im 10. Abschnitt zu behandelnden Erosionsflecken auf den ersten Blick ähnlich sehen, jedoch dadurch wesentlich verschieden sind, dass bei den Pieriden die hellen Flecken aufgetragen und daher nur auf der einen Seite sichtbar sind, während die Ero- Als Beispiel führe ich die Callidryas Eubule L. aus Brasilien an (Fig. 55). Bei den Saturniden giebt es wenige Species, welche nicht sionsflecken in der Abwesenheit von Pigment bestehen. Augen aufweisen. Als Beispiel von eigenthümlich geformten Augen führe ich zunächst die Hyperchiria Mimusops Boisd. aus Brasilien an (Fig. 56), bei welcher das Centrum des Auges im Hinterflügel durch einen stark in die Länge gezogenen schwarzen Flecken gebildet wird ***), Ferner bilde ich die Telea Polyphemus Cr. aus Nord- amerika ab (Fig. 57), bei welcher das Auge im Centrum einen durchsichtigen Erosionsflecken trägt, der von einer feinen rothen Linie durchquert ist’). Bei der bekannten Pygaera Bucephala L. ist ein Ocellus Derselbe besteht aus einem grossen gelben Flecken, welcher von einem dem Vordertheile der "Thorax aufgesetzt (Fig. 58). rostbraunen Doppelringe umsäumt ist. Dieser Ring umfasst den Vordertheil des Pronotum und den oberen Theil des Kopfes, indem er unmittelbar unter den Augen geschlossen ist. Dieser Ocellus steht sonach in keinem Zusammenhang mit der Ab- grenzung der Körpertheile, sondern gleicht einer Mütze, die Bei diesem Insekt findet sich ein zweiter ähnlicher Ocellus an der dem Thier von vorn über die Stirne geworfen wurde. *) Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmetterlingen. Jena 1889. **) Bei den Tagfaltern ist es eine allgemeine Erscheinung, dass die Augen auf der Unterseite vollkommener ausgebildet sind als auf der Oberseite. Es hat dieses seinen Grund darin, dass die Oberseite stets durch eine zweite Färbung ihre ursprüngliche Zeichnung einbüsste. ***) Dieses Insekt ist auch dadurch bemerkenswerth, dass die Oberseite des Vorderflügels, oflenbar durch eine zweite Färbung die p. 4 beschriebene Zeichnung der Adelocephala convergens angenommen hat, die sich jedoch auf den Hinterflügel nicht erstreckte, weil hier derselbe in der Ruhelage nicht vor- steht. seite ist dasselbe noch recht deutlich zu sehen. +) Auch bei dieser Species sind interessante Erscheinungen zu beobachten. Auf dem Vorder- und Hinterflügel befinden sich die Augen an der nämlichen Stelle, allein auf dem Vorderflügel ist Ich mache ferner aufmerksam auf den schmalen weissen Rand, welcher die schwarze Umsäumung des Auges auf der Innenseite Dieses Vorrücken der Zeiehnung ist noch deutlicher wahrzunehmen bei der an der Basis correlativ gefärbt (s. Abschnitt 17). dasselbe beinahe obliterirt. umgiebt, als ob das ganze Auge etwas nach Aussen gerückt wäre. Bei dieser zweiten Färbung hat sich das ursprünglich vorhanden gewesene Auge des Oberflügels noch durch einen Umriss erhalten. Auf der Unter- Die beiden Flügelpaare sind wie bei allen Nocetuen und Bombyeiden des Flügels gelegenen roth und weissen Binde, von welcher der in der Zelle des Auges gelegene Theil ebenfalls nach Aussen verschoben ist. — Offenbar haben wir hier einen ähnlichen Fall vor uns, wie bei der Verschiebung der Schablonen-Zeichnung (s. Abschnitt 9). Spitze des Vorderflügels. Der erste Ocellus ist an der vor- deren Seite en face, der zweite am hinteren Ende seitlich auf- | getragen. Eine eigenthümliche Combination des Augenfleckens mit der Binde beobachtet man bei Brahmaea lunulata Brem., einer 6. Die Wenn der Ring des Augenfleckens nicht geschlossen ist, so bildet sich manchmal eine Spirale, deren Entwicklung auf der Oberseite des Vorderflügels in der Gruppe der Limbatae aus der Familie der Noetuiden leicht zu verfolgen ist. Das Männchen der Spirama retorta Cr. aus Ostindien (Fig. 60) zeigt den Beginn der Spirale, welche beim Weibchen (Fig. 61) voll- ständiger ausgebildet ist, bei Sp. mollis Guende (Fig. 62) sich in einzelne Fleeken auflöst und bei Calliodes orbigera Guende aus Australien sich zu einem Auge schliesst (Fig. 63). Die Verwandlung der Spirale in das Auge findet sich öfters und man kommt in Versuchung, diese Erscheinung als eine nachträgliche, zielbewusste Anpassung anzunehmen, wie Darwin sie für die Bildung des Auges in der Feder des Argus-Fasan und des männlichen Pfau als einen Liebesreiz auseinandersetzt. Nach Darwin verdankt der Pfauenhahn die schöne Zeich- nung auf den Schwanzfedern der durch die Liebesbewerbung veranlassten Zuchtwahl. Ich will zugeben, dass das schönere Auge einen tieferen Eindruck macht und daher dem Träger desselben in der Liebesbewerbung einen Vorzug bringt. Allein die Entstehung des Auges kann nicht aus dem Rivalitätskampfe hervorgegangen sein, denn das Pfauenhuhn muss a priori wissen, Saturnide aus Transkaukasien (Fig. 59), und es ist mir unbe- kannt, ob die nach einem Vorbilde forschenden Teleologen die scharf durchschnittene Röhrenpflanze herausgefunden haben, welche nachgeahmt ist. Spirale. Das Auf das m dass der Besitzer dieser Zierde seiner Liebe werth ist. Auge »an sich« erzeugt nicht den Liebes-Reiz. gleichen Hühnerhofe befindliche Haushuhn macht der schönste Pfau keinen Eindruck. Das Auge in den männlichen Schwanz- federn ist eine nota propria, die den Träger als männlichen Pfau ausweist und dessen Anziehungskraft durch Zuchtwahl potenzirt, jedoch nicht erzeugt wird. Wir finden einen ähnlichen Fall beim Menschen. Hier unterscheidet sich der Mann vom Weib durch die Behaarung des Gesichtes und es ist verständlich, dass das Hervorheben dieser männlichen Eigenschaft in der Liebesbewerbung einen Vortheil bietet. macht unzweifelhaft auf das weibliche Geschlecht den gleichen Der gut gepflegte Schnurrbart des Jünglings Eindruck, wie das schöne Auge in der Schwanzfeder auf die Pfauenhenne. In Consequenz der Theorie Darwin’s über die Entstehung des Pfauenauges müsste die Behaarung des männ- lichen Gesichtes das Ergebniss der Zuchtwahl für die Liebes- bewerbung sein. Dies ist gewiss nicht der Fall, sondern diese Behaarung ist das prius, auf welches das Weib reagirt, und wenn hierbei die Zucht eine Rolle spielt, so kann sie nur in der Steigerung der nota characteristica bestehen. 7. Die Bespritzung. Im Gegensatz zu den bisher betrachteten regelmässigen Zeichnungen kommt mitunter eine ganz unregelmässige Farben- Auftragung vor. Die Deckflügel des Aularches miliaris L. und A. scabiosus "T’hunb., zweier in Ceylon, Bengalen und Hinterindien häufig vorkom- mender Pyrgomorphiden, sind mit gelblich weissen unregel- mässigen Flecken bespritzt, welche auf der dunklen Oberfläche erhaben aufliegen (Fig. 64). Die einzelnen Exemplare der näm- lichen Species zeigen eine ungleiche Vertheilung der Flecken, welche unregelmässig bald weiter auseinanderliegen, bald gedrängt sind, und wobei einzelne Flecken ineinanderfliessen. Auch die trisch gefleckt. Die Flecken haben eine andere Textur als der Grund, indem sie diek aufgetragen sind. Grössere Flecken dringen bis zur Unterseite durch und geben sogar mitunter auf dem unterliegenden Hinterflügel Abdrücke. Der Eindruck der Erscheinung ist so, als ob das Insekt bei geschlossenen Flügeln unregelmässig mit einer Deckfarbe bespritzt wurde. Bei den Schmetterlingen kommt diese Bespritzung nicht Aus der Ordnung‘ der Käfer führe ich als Beispiel die Auf dunkelbraunem Grunde liegen unregelmässige weisse Flecken, vor. Buprestide Julodis maculata Lap. vom Cap an (Fig. 65). 1} beiden Deckflügel ein und desselben Individuums sind unsymme- | welche ohne Symmetrie über die ganze Oberfläche vertheilt sind. 8. Die Wolken-Schattirung. Die im vorangehenden Abschnitt behandelte unregelmässige Bespritzung kann sich zu einer wolkigen Schattirung gestalten, wenn die Flecken stellenweise gedrängt auftreten. ‚aus Java und Borneo an (Fig. 66). Diese Wolkenbildung findet sich bei den Orthopteren. — Eine ganze Reihe von Species des in den Tropen verbreiteten ' Genus Epülampre aus der Ordnung der Blattodeen zeigt diese Eigenthümlichkeit. Als Beispiel führe ich die Ep. nebulosa Burm. Auch bei den Acridiodeen findet sie sich, namentlich in der Zunft der Oedipodiden. Betrachtet man diese Wolkenbildung unter der Lupe, so 2* 8 bemerkt man, dass die Grenzen der Flecken ganz unregelmässig | möchte ich die Erzeugung dieser Flecken so ansehen, als ob sind. Die Farbe ist jedoch nicht als Deckfarbe aufgetragen und | man den mit Farbe befeuchteten Daumen auf eine Fläche ab- die Erscheinung macht nicht den Eindruck einer Bespritzung. drückt*). Wenn ich ein Bild für diese Zeichnung gebrauchen darf, so 9. Schablonen-Muster. In den vorhergehenden Abschnitten betrachtete ich die Fär- bung, wie sie sich gestaltet bei einer mit dem Pinsel aufge- tragenen Malerei. Ausserdem aber stossen wir auf Färbungen, welche bei aufmerksamer Betrachtung eine andere Methode versinnlichen. Es finden sich Flecken, Bänder oder Linien von durch- gehend vollkommen gleichförmiger Färbung mit scharfen Con- turen, wie sie bei der Tapeten-Malerei durch eine aufgelegte Schablone erzeugt werden. Diese Vergleichung wird noch da- durch prägnanter, dass man in manchen Fällen verschiedene | Farben in ungleichen Formen aufgetragen sieht, wie bei mehr- | farbigen Tapeten. Ich will diesen Fall durch Beispiele er- läutern. Die ganze Familie der Odonaten besitzt glashelle, hier und Auf diesem Grunde sind dunkle Flecken mit scharfen Konturen aufgetragen, wie dieses in der da gelblich gefärbte Flügel. Rhyothemis variegata L. aus China ersichtlich ist (Fig. 67). Bei den Mantodeen lässt sich diese Färbungs-Methode weiter verfolgen. Galinthias amoena Sauss. aus der Gruppe der Har- pagiden, ein Insekt, welches in Südafrika vom Cap bis Zanzibar vorkommt (Fig. 68), zeigt auf dem glashellen Hinterflügel zwei Zieht man bei diesem Insekt auch den Vorderflügel in Betracht, so unvermittelt aufgetragene Farben: Purpur und Braun. erscheint hier eine dritte Farbe: Grün, und endlich ein opaker gelber Rand-Streifen. Das Röthliehgrün des Vorderflügels ist dadurch entstanden, dass dieser Flügel zuerst die gleiche Pur- purfarbe wie der Hinterflügel erhielt, worauf sich eine grüne Deckfarbe legte. Man wird hierüber aufgeklärt, wenn man den Vorderflügel von unten betrachtet. Da sieht man nur die Pur- purfarbe und es ist nicht etwa die Unterseite roth gefärbt, son- dern man bliekt durch die ungefärbte Unterseite auf die unterste Farbenlage der Oberseite. Dass die gegebene Deutung richtig ist, geht auch daraus hervor, dass die zarte Membran, welche das Analfeld mit dem Thorax verbindet, nur die Purpurfarbe besitzt, ohne an der bei geschlossenen Flügeln erlangten grünen "arbe zu partieipiren. Die nahe verwandte Harpaw tricolor L. aus Port Natal Fig. 69) entbehrt im Vorderflügel die rothe Färbung, dagegen sind auf dem grünen Grunde gelbe Flecken aufgetragen. Auf den Vorderflügeln der Pseudocreobotra ocellata Servy., einer im nämlichen Verbreitungsgebiete vorkommenden Harpagide (Fig. 70), bemerkt man auf dem glashellen, etwas gelblichen Grunde zunächst eine schablonenartig aufgetragene grüne Farbe. In der Mitte der grünen Partie ist in Form einer Spirale ein opakes Citronengelb aufgelegt. Diese Spirale ist umsäumt von einer dick aufgetragenen schwarzen Linie, und im Centrum der Spirale befindet sich ein rundlicher Flecken von der nämlichen Farbe. Diese schwarze Linie soll offenbar die Umrahmung der gelben Spirale bilden, allein bei genauer Untersuchung bemerkt man, dass die schwarze Zeichnung als Ganzes etwas nach der Innenseite, das heisst gegen die Insertionsstelle verschoben ist, indem hier zwischen der gelben Spirale und der schwarzen Um- grenzung noch ein schmaler Streifen des grünen Untergrundes bemerkbar ist, während auf der Aussenseite umgekehrt der schwarze Rand deutlich über den gelben Ring greift. Diese Verschiebung der schwarzen Zeichnung wird noch deutlicher dadurch, dass der kleine centrale Flecken nicht in der Mitte liegt, wo er offenbar hingehört, sondern ebenfalls nach Innen verschoben ist. Wir haben somit hier drei dem glashellen Flügel aufge- legte Schablonen-Färbungen: erstens eine grüne Farbe (Fig. 705), dann eine eitronengelbe Auflage (c), und endlich zur Vollendung des Bildes eine schwarze Deckfarbe, welche letztere etwas ver- schoben aufgelegt ist, wie dieses mitunter auch bei unserem Farbendruck vorkommt. Ich bemerke ausdrücklich, dass diese gleiche Disposition bei allen Exemplaren — ich habe deren viele in Händen ge- habt — vorkommt. Man darf somit nicht etwa die Vorstellung gewinnen, als ob die angeführte Schleuderhaftigkeit eine zufällige individuelle Erscheinung sei. Die Species wurde einmal ge- malt, und so wie sie aus dieser Operation hervorging, hat sie sich vererbt **). Noch muss ich des glänzenden länglichen Fleckens er- wähnen, welcher nahe am Vorderrande des Deckflügels ungefähr in der Mitte der Vena radialis anterior liegt. Dies ist das vielen ı Mantodeen eigenthümliche. Stigma von unerklärter Bedeutung, welches zumeist einen weisslichen glatten Flecken darstellt, der keine Färbung annimmt. Somit fällt der auf diesen Flecken fallende Theil der Zeichnung einfach aus, und da die schwarze Kontur der Spirale zum Theil über diesen Flecken läuft, so ist der schwarze Streifen an dieser Stelle auf eine schmale Linie redueirt. Während bei der eben beschriebenen Pseudocreobotra die schwarze Umrahmung etwas nach Innen verschoben ist, erscheint dieselbe bei Creobotra urbana Fab., einer auf Java häufig vor- kommenden Harpagide, nach Aussen verschoben (Fig. 71). Hier ist der gelbe Centralflecken am äusseren Rand durch einen kleinen Zwischenraum von der schwarzen Umfassungslinie ge- trennt. *) Eine ganz ähnliche Wolkenzeichnung beobachtet man bei vielen Conchylien (Conus, Neritina, ete.). **) Diese Beobachtung wurde schon im Jahre 1873 in Wien, Bd. XXIU, p. 133. publieirt in dem Aufsatz »Über die Hypertelie in der Natur«. Verh. d. k. k. zool. botan. Ges. 9 Diese Schablonen-Malerei lässt sich mit einigem guten | die erste Farbenanlage durch Zuehtwahl und einfache Verlotte- Willen auch bei den Schmetterlingen nachweisen. Ich bin ge- neigt, die ganze ursprüngliche Färbung derselben hierauf zu- rückzuführen. Da jedoch bei dieser Familie die Färbung auf zarten Schuppen ‚stattfindet, so ist die Technik etwas verschieden von derjenigen, welche als Grundlage eine Chitinfläche hat und die Umrisse sind weniger scharf. Zudem ist in dieser Familie 10. Die Man gewahrt häufig auf gleichförmig gefärbten Flächen einzelne Stellen, welche jeder Farbe bar sind. Diese nackten Fleeken sind zumeist scharf begrenzt und machen den Eindruck, als ob hier die Farbe ausgeätzt sei. Die Mehrzahl der Gryllaeriden, einer Zunft der Locustodeen, zeigt auf dem Hinterflügel eine regelmässige bunte Zeichnung, welche dadurch erzeugt ist, dass entweder die Grundfarbe dunkel und die Umgebung der feinen Queradern hell ist oder der um- gekehrte Fall eintritt, so dass die Grundfarbe hell, dagegen die Querader braun ist. Nun kommt es auch vor, dass durch- laufende, scharf abgegrenzte dunkle Bänder den Flügel durch- ziehen, in deren Mitte die Queradern selbst, nebst einer nur mit der Lupe bemerkbaren Umgebung glashell eingetragen sind. Ich wähle als Beispiel den Hinterflügel der Gryllacris superba Br. aus Borneo (Fig. 73), welcher statt der gewöhnlichen braunen Färbung von purpurrothen Bändern durchzogen ist, in deren Mitte die glashelle Querader liegt. Bei einer Abtheilung der Pseudophylliden, ebenfalls einer Zunft der Locustodeen, ist die Entfärbung einzelner Stellen im Hinterflügel eine allgemeine Erscheinung. Als Beispiel führe ich die Haemodiasma tessellata Br. aus Panama an (Fig. 74). Der Hinterflügel ist sepiabraun und nur die Umgebung der auf eigenthümliche Weise zusammengedrängten Queradern ist glas- hell. Diese Entfärbung ist somit, im Gegensatz zu vielen be- rung vielfach verwischt. Auch bei den Käfern ist die Schablonen-Zeichnung durch- gehends in Anwendung. Als Beispiel nenne ich die zierlichen Cieindelen, von welchen ich die C. trisignata Dej. aus dem Gebiete des Mittelmeeres anführe (Fig. 72). Erosion. ı schriebenen Farben-Erscheinungen, an die anatomische Struetur gebunden. Die auffallendste Erscheinung sind die vollkommen glas- hellen Flecken, welche inmitten intensiv gefärbter Flächen auf den Flugorganen der Orthopteren und Schmetterlinge vor- kommen. Die Erosions-Flecken der Pterochrozen, einer sidamerika- nischen Gruppe der Pseudophylliden, habe ich im Jahre 1883 beschrieben*). Sie finden sich auf ganz bestimmten Stellen des Vorderflügels und sind so charakteristisch in Form und Zahl, dass sie zur Diagnose der Species verwendet werden können**). Ich bilde den Vorderflügel der Tanusia colorata Serv. (Fig. 51) und der T. sinuosa Stäl ab (Fig. 75), bei wel- chen ausser den beiden glashellen Flecken noch eine Gruppe soleher Fleeken in der Mitte des Flügels vorhanden ist. Auch bei den Schmetterlingen beobachtet man diese Erosions- Flecken. Kallima Inachis Boisd. (Fig. 26) besitzen die Erosionsflecken, Die Nymphaliden Siderone Isidora (Fig. 25), sowie welche bei der letzteren den Insekten-Frass des dürren Blattes nachahmt. Die Saturnide Oricula trifenestrata Walk. aus Java ver- dankt ihre Bezeichnung den drei Erosions-Flecken, welche den Vorderflügel durchlöchern (Fig. 76). Auch auf dem Hinterflügel findet sich ein solcher Flecken. 11. Veränderung der Zeichnung. In den vorangehenden Abschnitten wurde wiederholt davon gesprochen, dass die Zeichnungen im Verlaufe der Generationen Aenderungen erlitten. Hierbei scheinen jedoch grosse Unter- schiede in der Variationsfähigkeit vorzukommen. Während z. B. die schwarze Umsäumung des Augenfleckes bei Pseudocreobotra ocellata (p. 8) bei allen Individuen von den verschiedensten Fundorten den von der Grundfarbe besetzten schmalen Zwischen- raum aufweisen und die schwarzen Punkte auf den Deckflügeln der Panchlora peruana und pulchella (p. 5) mathematisch genau stets auf derselben Stelle auftreten, finden wir bei den bunten Schmetterlingen kaum zwei Individuen, welche genau die gleichen Umrisse der Flecken und Streifen zeigen. Nicht nur die Flächen- Ausdehnung, sondern auch die Lage selbst des Fleckens ist variabel, indem er sich nach allen Richtungen verschiebt. Wenn ich daher die erstere Färbungsmethode mit dem »Farbendruck « und die letztere mit der »Handmalerei« vergleiche, so liegt in diesen Bezeichnungen die Andeutung, dass im ersten Falle eine unverrückbare Lage, im zweiten eine gewisse Freiheit waltet. Wir besitzen über diese Veränderungen vielfache Unter- suchungen. Schon Darwin widmet ihnen eingehende Betrach- tungen***). Weismann weist die allmähliche Veränderung der Zeichnung bei den Sphingiden-Raupen in einer zielstrebenden Richtung nach), und Eimer behandelt in zwei interessanten hi Abhandlungen ;--) die Modification der Flecken in der Poda- lirius-Gruppe. .. Sehr eingehend behandelt Spuler;--+) die Systemisirung *) Ueber hypertelische Nachahmungen bei den Orth.-Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. 1883, p. 247. **) Monogr. der Pseudoph. Wien 1895. ***) Darwin, Abstamm. des Menschen. Bd. I. 2. Theil, Cap. 11. Ferner Bd. I, Cap. 14. 7) Weismann, Studien zur Descendenztheorie. II, Leipzig 1876. jr) Eimer, Die Arten-Bildung und Verwandtschaft bei den Schmetterlingen 1. Theil, Jena 1889, 2. Theil 1895. irr) A. Spuler, Zur Stammesgeschiehte der Papilioniden. Zool. Jahrb. von Spengel. Abth. für Systematik. VI. 1892, p. 465. Brunner v. Wattenwyl, Farbenpracht, 10 der Binden der Papilioniden. Der Verfasser erkennt eine An- zahl von Binden, die sich in allen verwandten Species vorfinden. Diese Binden lösen sich in Flecken auf. Allein während die Ueberreste einzelner Binden sich auf den Adern finden (Pap. laodocus De Haan, Fig. 14, Binde III), findet man die dunkeln Flecken, welche als Ueberreste der Binde II vorhanden sind, in der Mitte zwischen je zwei Adern. Die Veränderung der Zeichnung ist somit unabhängig von der anatomischen Structur. Eine ebenso eingehende als erschöpfende Arbeit über die Arten-Bildung durch Auflösung der normalen Binden bei den Papilioniden liefert Dr. Erich Haase*), welcher die Mannig- faltigkeit der Zeichnung dieser Schmetterlinge auf eine gelblich gefärbte Urform zurückführt, welche ungefähr zehn quer über beide Flügel verlaufende, ursprünglich wohl einfarbige, dunkle Binden besass (l. e. p. 112). Dixey**) machte sich zur Aufgabe, die Verwandlung der oben (p. 3) angeführten dunklen Bänder im Vordertheile des Vorderflügels der Vanessa-Gruppe in Flecken zu studiren. Eigentlich ist jede sorgfältige Beschreibung naheliegender Speeies der bunten Käfer und Schmetterlinge ein Compendium der Veränderungen einundderselben Zeichnung. Untersucht man diese Veränderungen, so kann man ver- schiedene Richtungen unterscheiden, in welchen sie erfolgen. Die einfachste Veränderung besteht in der allmählichen Zunahme Dann folgt die Auflösung des Bandes in einzelne Flecken. Als dritte Modification erscheint die Dislocirung oder Abnahme der Grösse eines Fleckens oder Bandes. einzelner Flecken und bietet endlich die Ein- schrumpfung, beziehungsweise die Vergrösserung eines compli- eine recht merkwürdige Erscheinung eirten Musters. Im Folgenden unterziehe ich diese verschiedenen Modifica- tionen der Untersuchung. 12. Vergrösserung und Verkleinerung der Flecken und Binden. Bei buntgefleckten oder gebänderten Käfern und Schmetter- lingen kann man ganze Serien von Individuen einundderselben Species oder verwandter Species zusammenstellen, bei welchen die Flecken und Binden an Ausdehnung abnehmen oder mitunter ganz verschwinden. Der vollendetste Augen-Flecken kann bis zum einfachen Punkte obliteriren. In Fig. 53 habe ich das vollständige Auge T. Ono- laus Kirsch, welche ebenfalls aus Neu-Guinea stammt, ist das der Tenaris Urania dargestellt. Bei der verwandten - Auge stark redueirt (Fig. 77) und verschwindet bei anderen, nahestehenden Speeies vollständig. Es dürfte kaum eine durch Augenflecken charakterisirte Gruppe sich finden, bei welcher diese stufenweise Obliteration nicht nachweisbar wäre. Das Gamma im Vorderflügel der gemeinen Plusia gamma L. (Fig. 78) ist nichts anderes als der Rest einer complieirten Zeichnung, welche bei Plusia Daubei Boisd. aus Andalusien noch 79). Wenn bei Käfern, Schmetterlingen und anderen Insekten, vorhanden ist (Fig. welche von mehreren Binden gestreift sind, einzelne Binden obliteriren , glaube ich herausgefunden zu haben, dass die Reihenfolge, in welcher die Obliteration vor sich geht, bei jeder Wenn z. B. ein Käfer mehrere Querbinden aufweist und es treten Species auf, bei Gruppe von Insekten eine constante ist. welchen eine dieser Querbinden fehlt, so ist dieses stets die männliche, und wenn zwei Binden fehlen, so ist gewiss jene erste auch dabei. Die Reihenfolge der Obliteration ist vorge- schrieben, sie entspricht aber keineswegs der Reihenfolge von vorn nach rückwärts oder umgekehrt. Es kann vorkommen, dass beispielsweise das zweite Band in der Obliteration den Anfang macht, dann das vierte folgt, worauf erst das dritte oder erste Band auslöscht. Wenn also bei einer solchen Species Individuen vorkommen mit zwei obliterirten Bändern, so werden stets Band 2 und 4 fehlen, aber nicht etwa das eine Mal Band 2 und 3, ein anderes Mal Band 1 und 4. Ich werde auf diesed Gegenstand bei der Disloeirung der Flecken zurückkommen. Statt und vor dem vollständigen Verschwinden eines Ban- des beobachtet man beinahe immer eine Auflösung in Flecken. Als Beispiel führe ich eine Reihe südamerikanischer Papilio- Bei P. Thoas L. aus Brasilien (Fig. S0) finden wir eine kräftige gelbe Binde, welche die beiden Flügel durch- quert, und eine Reihe gelber Flecken, welche den Verlauf Bei P. Andraemon Hbnr. aus Cuba (Fig. 81) ist die erste Binde verschmälert und hat eine steilere Stellung angenommen (s. den folgenden Ab- schnitt), so dass ihr unteres Ende am Hinterflügel bis zu dem niden an. einer zweiten, äusseren Binde andeutet. obliterirten Auge reicht. Bei P. Palamedes Drury aus Brasilien beginnt die Auflösung der Binde im Vorderflügel (Fig. 82), und bei P. Lycophron Hbnr. aus Brasilien (Fig. 83) ist diese Binde auf der Oberseite vollständig verschwunden und nur noch auf der Unterseite bemerkbar. Die Auflösung in Fleeken ist beinahe immer mit einer Disloeirung verbunden, zu welcher ich nunmehr übergehe. 13. Dislocirung. Für das Verschieben der Binden führe ich als Beispiel eine Reihe naheliegender ostasiatischer Speeies aus der Familie P. Adamantius Felder aus Süd-Celebes (Fig. 84) zeigt an der Basis der schwarzen Flügel einen breiten der Papilioniden an. blauen Streifen. Bei P. Blumei Felder von den Philippinen (Fig. 85) rückt die Binde bis in die Mitte der Flügel vor, und bei Harimola montana Felder aus Ceylon (Fig. 86) ist die Binde noch weiter vorgerückt. Bei P. Paris L. aus Indien *) Haase, Untersuch. über die Mimikry auf Grundlage eines natürl. Systems der Papilioniden. Bibl. zoolog. 3. Bd. 1891—93. +) A. Dixey, On the phylogenetie signifieanee of the wing-markings in certain genera of the Nymphalidae. Trans. Ent. Soc. London 1890, p. 50. 11 endlich (Fig. S7) ist die Binde auf dem Vorderflügel ganz ver- schwunden und tritt im Hinterflügel nur noch als unförmlicher Randflecken auf. Eine recht anschauliche Reihenfolge von Disloeirungen lässt sich in der europäischen Familie der Tineiden zusammen- stellen (Fig. 88). Von dem Vorderflügel der Lithocoletis cupediella H. Sch. (Fig. a) ausgehend, bei welcher fünf weisse Querbänder vor- | handen sind, zeigt sich bei ZL. Nicelli Stt. (Fig. b) eine Ein- | schnürung in der 3. Binde, die 4. ist in der Mitte vollständig getrennt. L. spinolella Dup. (Fig. c) weist zuerst eine gewaltige Disloeirung der Binde I nach, indem sie eine axiale Stellung annimmt und einen Zweig an den Hinterrand des Flügels ab- giebt. Im Flügel der L. faginella Zell. (Fig. d) sind bereits alle Querbinden in der Mitte durchbrochen, indem sie eine axiale Richtung anstreben, und bei Z. messaniella Zeller (Fig. e) ist die Längsrichtung der ursprünglichen Querbänder am inten- sivsten ausgesprochen. Die grosse Artenzahl der brasilianischen Hesperiden, einer über die ganze Erde verbreiteten Schmetterlings-Zunft, wird durch die Stellung der Flecken im Vorderflügel charakterisirt. Der Ausgang der mannigfaltigen Formen ist eine schräg- verlaufende, lichte Binde und ein kleiner Flecken in der vorderen Spitze des Vorderflügels, wie Hesperis Neis Hbnr., Thymele Erycles Latr. (Fig. 89a), Th. festus Hübn., Th. Aunus Fab. ete. sie zeigen. Die helle Binde wird durch das Geäder in fünf Abschnitte getheilt und die Variation besteht darin, dass diese einzelnen Abschnitte sich dislociren. Zuerst tritt der in der Gabelung der Subdorsal-Rippe liegende dreieckige Flecken No. 3 etwas aus der Linie (TA. Mercatus Fab. Fig. SSb). Bei TA. Tarchon Hbnr. rückt dieser Flecken weiter vor (Fig. c). Hierauf rückt der Flecken No. I vor (in dem vorliegenden Telegonus Phocus Cr. Fig. d bis beinahe in die Spitze des Flügels). Bei den indischen Species dieser Gruppe fehlt der Flecken No. I vollständig, alle übrigen werden wackelig (Parata Naroosa Moore aus Ceylon, Fig. e) und verschwinden allmählich (Parata Alexis Moore, Ceylon, Fig. f). Der Entheus vitreus Ur. aus Brasilien (Fig. g) belehrt uns, wie die Flecken sich verzerren und glashell werden. Eine Sammlung von Hesperiden ‚giebt uns ein Bild von Allem, was durch Dislocation, Verzerrung und Obliteration aus der einfachen Binde entstehen kann. Eine hier und da beobachtete Disloeirung der Zeichnung tritt dadurch ein, dass Streifen oder Linien, welche beide Flügel Bei vielen Papilioniden fehlt nur wenig, bei anderen bemerkt man zur Grundlage haben, nicht genau auf einander passen. einen grossen Abstand. Betrachten wir z. B. die Unterseite einer Reihe von Species aus der Familie der Lycaeniden, so zeigen einige die Orien- tirungslinie des Hinterflügels genau in der Fortsetzung der Linie im Vorderflügel (Thecla mera Jans. aus Japan, Fig. 90a), während bei anderen eine Verschiebung eintritt, welche den Eindruck macht, als ob der Vorderflügel gewachsen wäre, nach- dem er die Zeichnung erhalten hatte (Rapala nissa Kollar, Fig. 905 und Thecla ornata Leech aus China, Fig. ec). Während bei der Geometride Amphidasis Bengaliaria Guende aus Silhet (Fig. 35) die Orientirungslinien auf Vorder- und Hinterflügel klappen, weichen sie bei der gleich gezeichneten Nychiodes Lividaria Hbnr. aus Dalmatien (Fig. 91) etwas ab. Beispiele solcher Verschiebungen kommen so häufig vor, dass man das Vorhandensein eines Gesetzes annehmen muss. Die Annahme einer nachträglichen ungleichen Veränderung in den Dimensionen der beiden Flügel ist nicht gerechtfertigt. Ich halte vielmehr dafür, dass die Linie ihre Lage modificirte und zwar in dem Sinne, dass sie die homologe Stellung in den beiden Flügeln anstrebt. In dem Abschnitt 18, welcher von der Beziehung der Färbung zu der anatomischen Structur handelt, werde ich zu dem Schlusse gelangen, dass es zwei Kategorien von Zeichnungen giebt: die eine Classe ist so angelegt, dass das ganze Insekt als Grundlage für das Muster dient, die andere besteht darin, dass Vorder- und Hinterflügel correlativ gefärbt sind, das heisst dass das Muster, welches dem Vorderflügel auferlegt ist, sich im Hinterflügel wiederholt, so dass die gleichen Theile der Zeichnung in beiden Flügeln auf die anatomisch homologen Stellen treffen. Entwicklung derjenigen Arten, welche der ersten Kategorie Ich meine nun, dass in der phylogenetischen angehören, das Bestreben vorhanden sei, die Rücksichtslosigkeit gutzumachen dadurch, dass die Zeichnung sich der anatomischen Structur anpasst. In Folge davon rückt bei den Lycaeni- den Rapala nissa (Fig. 905) und Thecla ornata (Fig. ce) die Orientirungslinie im Hinterflügel etwas dem Körper zu und bei der Geometride Nychiodes Lividaria (Fig. 91) von dem Körper ab. 14. Verkleinerung der Zeichnung. Wenn ein Flecken oder Band allmählich obliterirt, so findet dieses zumeist dadurch statt, dass der Flecken oder Band kleiner und schmäler werden. Diese einfachste Form des Ein- gehens einer Zeichnung manifestirt sich bei den Augenflecken dadurch, dass die Ringe von Aussen nach Innen nach einander verschwinden. Aber ausserdem kommt es vor, dass das Muster das gleiche bleibt und sich nur verkleinert. In einer Sammlung von den zu den Tagschmetterlingen gehörenden Satyriden oder von den mit schönen Augenflecken versehenen Bombyeiden kann man hierfür Beispiele finden. Nicht nur bei den Augenflecken, sondern auch bei compli- eirten Mustern zeigt sich diese Einschrumpfung der Zeichnung. Als drastisches Beispiel führe ich die Dirphia Tarquinia Cr., eine seltene brasilianische Lasiocampide aus der Familie der Bombyeiden an. Bei dem Weibchen (Fig. 92) nimmt die weisse dornenartige Zeichnung beinahe den ganzen Vorderflügel ein, bei dem Männchen dagegen (Fig. 93) ist sie nicht nur rück- wärts gegen die Insertionsstelle abgebrochen, sondern auch verkleinert, wobei der braune mit hellem Rande umsäumte Grund sich ebenfalls zusammengezogen hat. 3* 12 In diese Kategorie gehören wohl auch die p. 6 ange- führten und in Fig. 46 und 47 abgebildeten Augen auf den Elateriden. Die grossen Augen des ZLycorus triocellatus sind beim oculatus als Ganzes redueirt. Diese Fälle der Verkleinerung eines Musters sind ganz Wir stehen hier vor einem Vorgange, welcher physikalisch dadurch verschieden von der einfachen Auflösung eines Bildes. erreicht wird, dass man ein von der Laterna magica erzeugtes Bild durch Verschiebung der Linsen verkleinert. 15. Veränderung der Zeichnung behufs Anpassung. Ich schliesse den Abschnitt über die Veränderung der Zeichnung mit einigen Betrachtungen über die Mimikry, eine dureh ihre zielstrebende Bedeutung wichtige Erscheinung, welche vielfach studirt und beschrieben ist. — Viele Mimikry-Fälle beruhen auf Form-Veränderungen und gehören somit nicht hierher. Anderseits kommen auch viele Farbenbilder vor, welche entweder für sich schon,’ oder in Verbindung mit der Gestalt fremde Gegenstände nachahmen. Wohl eine der merkwürdigsten Erscheinungen letzterer Art ist die im Jahre 1883 beschriebene*) Nachahmung einer grossen Ameise durch eine Heuschrecke (Fig. 94). Wir kennen Nach- ahmungen von Ameisen durch Käfer, Nachahmungen von Wespen durch Schmetterlinge und Heuschrecken, von Käfern durch Spinnen ete., aber die Nachbildung einer Ameise durch das diekleibige Orthopteron ist ein kühner Versuch, welcher da- durch gelöst wird, dass die feine Taille der Ameise durch Auftragen von weisser Farbe auf dem schwarzen Hinterleib erzeugt wurde. Ueber die Biologie dieses Insekts, welches aus dem Innern Afrikas stammt, ist nichts bekannt. Sein Körper- bau führt zu dem Schluss, dass es am Boden, vielleicht unter Blättern lebt und somit wohl in der Lage sein kann, von dem durch seine Form gewährten Schutze Gebrauch zu machen. Ist diese Nachahmung ein zufälliges Spiel der Natur**)? Die häufigste bei den Insekten beobachtete Nachahmung ist die des Blattes, im frischen und dürren Zustand. Von den auf Pflanzen lebenden Käfern und Raupen sind die mannigfaltigsten Beispiele bekannt, in welchen unzweifel- haft die Blätter nachgeahmt werden. des Aufenthaltsortes oder Theile derselben Ich und begnüge mich, sie durch einige Betrachtungen zu erläutern. setze dieselben als bekannt voraus In der Familie der Mantodeen finden wir das dürre Blatt bei den vielen Arten des Genus Deroplatys, von welchen ich die rhombica Hagenb. von den Sunda-Inseln abbilde (Fig. 95), ferner bei Phyllocrania Burm., einem afrikanischen Harpagiden- Genus, dann bei den südamerikanischen Acanthops-Arten, von welchen ich die bekannteste A. mortuifolia Serv. anführe (Fig. 96). In der Familie der Locustodeen gehören sämmtliche Ptero- chrozen aus Südamerika hierher (Fig. 51, 75), bei welchen die Raffinerie so weit geht, dass bei einzelnen Arten nur die Spitze des Blattes dürr erscheint***) und auch der Insektenfrass im Blatt-Parenehym nachgebildet ist, und zwar durch glashelle Flecken, die an constanten Stellen auftreten (s. p. 9). Hierher gehört auch das bekannte wandelnde Blatt, welches dureh mehrere in Ceylon, den Sunda-Inseln und in Polynesien Ich bilde das PAyllium pulchrifolium Serv. (Fig. 97) ab, und füge das Blatt der Futter- pflanze bei (b), welches mir der Wiener Zoologe Dr. Adensamer vorkommende Species repräsentirt ist. aus Buitenzorg mitbrachte und dem Baume Psidium Guyava (Mystiflorae, Myrtaceae) angehört. Das. letztere zeigt an der Spitze die gleiche Einschnürung, wie das darauf lebende Insekt am Hinterleib, eine bei Blättern häufig vorkommende Denatu- ration 7). Während bei den Orthopteren das Pflanzenblatt dadurch nachgebildet wird, dass das Geäder stark markirt ist und die vereinigten venae radiales die Blattrippe und ihre Verästelungen darstellen, sehen wir bei den Schmetterlingen einen anderen Vorgang. Hier wird die Blattrippe nur durch die Färbung erzeugt, wozu die, beide Flügel durchquerende Orientirungslinie verwerthet wird (Fig. 25, 26). Diese Nachahmung des Blattes tritt bei vielen Nymphaliden auf und kann bei allen Faltern herausgefunden werden, welche auf der Unterseite die diagonale Örientirungslinie besitzen. Mit einiger Phantasie kann man in den Flecken- und Augen-Bildungen die mannigfaltigsten Figuren erkennen, und wenn zufällig dieselben auf irgend einen Schutz zurückgeführt werden können, so ist die Mimikry fertig). Es würde den Rahmen dieser Abhandlung überschreiten, wenn ich die Mimikry, welche bald als Schutz-, bald als Trutz- Erscheinung sich herausgebildet und für welche sich in neuerer Zeit die Zahl der Beispiele ins Unendliche vermehrt hat, ein- gehender behandeln würde. Meine Aufgabe ist es nicht, die ethischen oder die teleologischen Motive zu erforschen, sondern die Methoden zu untersuchen, durch welche das Ziel erreicht wird, und hierbei kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass dies auf eine überaus schwerfällige und mühsame Weise geschieht. Die Anpassung hat einen schweren Kampf mit dem Beharrungsvermögen in der ursprünglichen Form zu bestehen und man hat den Eindruck, dass wenn bei der ersten Färbung eine Willkür herrscht, dagegen die für die Existenz erspriess- liche Umänderung das Ergebniss einer grossen Ausdauer ist. *) Myrmecophana fallar Br. aus dem Sudan. — Verhandl. der k. k. zool. botan. Ges. in Wien 1883, p. 247. **) Eine dem beschriebenen Thiere verwandte und in der Erscheinung ähnliche Phaneropteride ist die Condylodera trieondyloides Westw. aus Java, von weleher Dohrn vermuthet, dass sie eine im Larvenstadium stecken gebliebene Form sei. (Stettin. entom. Zeitg. 1892, p. 64.) ***) Ueber hypertelische Nachahmungen. Verh. der k. k. zool. botan. Ges. in Wien 1883, p. 247, Tab. XV, fig. 2 und 4. +) Nach speetroskopischen Untersuchungen von Beequerel und Brongniart (Comptes rendus de l’Ac. des se. T. CXVIH. 11 Juin 1894) soll die grüne Farbe der Phyllium-Flügel von wirklichem Chlorophyll herrühren. +7) Ein Insekten-Händler aus Indien verkauft eine grosse Saturnide aus Sikkim, in deren verzerrten Augen auf dem Vorderflügel er einen Schlangen- kopf erkennt, durch welchen die Vögel vor dem Angrift abgeschreckt werden sollen. 13 16. Das Abfärben. Ich muss einer Erscheinung Erwähnung thun, welche da auftritt, wo intensiv gefärbte Körpertheile auf anderen aufliegen. Bei allen Heuschrecken aus der Familie der Oedipodiden, welche graue Deckflügel und intensiv roth oder blau gefärbte Hinterflügel besitzen, partieipirt die Basis des Vorderflügels, welcher in der Ruhelage in inniger Berührung mit dem Hinter- flügel steht, an der Färbung des letzteren, indem die zarte Basalmembran, die sich zunächst der Insertionsstelle befindet, Als Beispiel bilde ich die Pyrgodera cristata Fisch. W. ab (Fig. 98), eine im Kau- die Farbe des Hinterflügels annimmt. kasus und dem westlichen Kleinasien überaus häufig vor- kommende Oedipodide. Bei dieser Species bemerkt man, dass die rothe Färbung des Hinterflügels sich nicht nur der ange- führten Basalmembran des Vorderflügels, sondern auch den obersten Segmenten des Hinterleibes mitgetheilt hat, auf welchen | in der Ruhelage der Flügel liegt. Dass diese Färbung der Hinterleibssegmente eine secundäre, das heisst eine lediglich von der Färbung des aufliegenden Flügels abhängige Erscheinung ist, zeigt sich recht deutlich bei den kurzgeflügelten Orthopteren. Die drei mir bekannten Species des neuholländischen Genus Monistria aus der Zunft der Pyrgomorphiden haben ganz kurze, lappenförmige Deck- flügel. Hebt man dieselben in die Höhe, so erblickt man da- runter den runden, verkümmerten, intensiv roth gefärbten Hinter- | flügel. Hebt man auch diesen, so erscheint auf dem dunkel- olivengrünen Hinterleibe der rothe Abklatsch des Hinterflügels (Fig. 99, Monistria conspersa Stäl). Die Uebertragung der Farbe auf einen zunächstgelegenen Körpertheil beobachtet man auch bei den Schmetterlingen. Als Beispiel einfacher Abfärbung führe ich die Azeta Manicha Cr., eine Noctua aus der Gruppe der Limbatae aus Brasilien an, bei welcher die intensiv rothe Farbe des Hinterleibes sich den Hinterfüssen und dem in der Ruhelage anliegenden Rande des Hinterflügels mitgetheilt hat (Fig. 100). Papilio Crassus Cr. aus Brasilien hat auf dem schwarzen Grunde des Vorderflügels eine intensiv gelle Binde, welche Der Hinterflügel hat an der Stelle, wo er in der Ruhelage den gelben Streifen des bis zur Unterseite durchdringt (Fig. 101). Vorderflügels deckt, diese Farbe ebenfalls angenommen. Die Uebertragungsfähigkeit der Farbe auf anliegende Körper- theile scheint mit der Textur der gefärbten Organe zusammen- zuhängen, Da, wo das gefärbte Organ eine glänzende Ober- fläche besitzt, überträgt es die Farbe nicht. Unter den Orthopteren haben die kurzgeflügelten Mantodeen (Ameles, Brunneria, Cop- topteryx etc.) zumeist intensiv gefärbte, aber glänzende Hinter- flügel und man bemerkt keine Uebertragung dieser Farbe auf die anliegenden Körpertheile. 17. Das Abblassen bedeckter Körpertheile. Eine dem Abfärben bedeckter Körpertheile entgegenge- setzte Erscheinung ist das Abblassen von Organen, welche be- deckt sind. Bei den Blattodeen bedeckt in der Ruhelage stets der linke Vorderflügel den rechten*), und soweit diese Bedeckung stattfindet, ist die bedeckte Stelle blasser oder dunkler gefärbt, wobei die Zeichnung (Punktirung, Strichelung) zumeist verloren geht. Als Beispiel führe ich die Epilampra verticalis Burm. aus Brasilien an (Fig. 102), deren Deckflügel mit einem hellen Thau überzogen sind, welcher an der bedeekten Stelle fehlt. Die nämliche Erscheinung beobachtet man bei den zart- gefärbten Phasmodeen. Der in Neuholland verbreitete Tropi- doderus Childreni Gray (Fig. 103), welcher lichtgrün gefärbt ist, hat auf dem rechten Deckflügel einen abgeblassten Theil, welcher genau durch die Lage des linken Flügels begrenzt ist. Der lange Hinterflügel ist, soweit er von dem Vorderflügel bedeckt ist, auf gleiche Weise abgeblasst, sowie auch die ganze Hälfte des rechten Hinterflügels, die vom linken Hinterflügel bedeckt ist. Diese Erscheinung macht den Eindruck, als ob die grellere Wenn man mehrere Blätter weissen Papiers von ungleichen Dimen- Farbe eine vom Tageslicht erzeugte Eigenschaft sei. sionen übereinandergelegt dem Einflusse der Sonne und der Atmosphäre aussetzt, so wird nach kurzer Zeit die Silhouette der kleineren Blätter auf den grösseren entweder durch hellere oder durch dunklere Färbung hervortreten. Es ist wahrschein- lich, dass die bei den Blattodeen und Phasmodeen beobachtete Erscheinung in diese Kategorie der Lichtbilder gehört, und somit haben wir hier einen speciellen Fall der Lage des Insekts bei der Farbenzutheilung, wovon der 18. Abschnitt handelt**). *) Bei allen Orthopteren, deren Flügel in der Ruhelage über einander liegen, besteht die Regel, dass stets der linke Flügel den rechten bedeckt. Bei den Locustodeen und Gryllodeen, deren Zirporgan auf beiden. Flügeln ungleich gebildet ist, muss die angeführte Lage zur Erzeugung des T'ones eingehalten werden, bei den anderen ist diese Nothwendigkeit nicht vorhanden und es ist mir kein anatomischer oder physiologischer Grund für die angeführte Regel bekannt. — Eine analoge Erscheinung beobachtet man bei dem Menschen. Bei dem Falten der Hände zum Gebet kann die Reihenfolge der Finger so eingehalten werden, dass der linke Daumen auf dem rechten liegt und somit jeder einzelne Finger der linken Hand über den homologen Finger der rechten Hand zu liegen kommt, oder umgekehrt. Dureh Beobachtung in religiösen Versammlungen hat sich herausgestellt, dass die bei den Orthopteren geltende Regel nicht besteht, aber ich beabachtete, dass jedes Individuum jedesmal die gleiche Lage einhält. einzutheilen in Aristerokataklinisten und Dexiokataklinisten. **) In einer, im nächsten Abschnitt belobten Abhandlung führt Dr. Standfuss (Vierteljahrsschr. d. Nat. Ges. in Zürich 1894, p. 96) an, dass bei der Mantide Odomantis javana Sauss. der eine Deckflügel grün, der andere rostbraun ist, und zwar bald der rechte bald der linke. Ich kann diese Beobachtung nach einer grossen Zahl vorliegender Exemplare dahin richtig stellen, dass stets nur der rechte Flügel die rostbraune Färbung zeigt, wie dieses nach dem oben ausgesprochenen Gesetze der Fall sein muss. Bei einzelnen Individuen hat jedoch der rechte Flügel die rostbraune Färbung eingebüsst und ist eben- falls grün. Offenbar sind dies Dexiokataklinisten. Allein — und hierin besteht die Abweichung von der Standfuss’schen Angabe — die hierdurch bewirkte Abänderung der Färbung erstreckt sich in diesem Falle nieht auf den linken Flügel, welcher grün bleibt. Brunner v. Wattenwyl, Farbenpracht. 4 Somit ist die Anordnung individuell constant und die Menschen sind 14 18. Die Färbung in Beziehung zur Lage. Wir sind an die Symmetrie der rechten und linken Seite im Thierreiche so sehr gewöhnt, dass Ausnahmen hiervon, wie sie bei einzelnen Fischen beobachtet werden, als ganz abnorme Erscheinungen auffallen. Diese gleichartige Bildung analog gestellter Organe erstreckt sich noch weiter. Die vielen Füsse der Tausendfüssler sind alle nach der nämliehen Grundform gebildet, und selbst da, wo den lateralen Organen eine ver- schiedene Funetion zugewiesen ist, erkennen wir mit Leichtig- keit die Homologie der einzelnen Theile. Die Knochen der Arme und Hände gleichen denjenigen der Beine und Füsse, und in den Flügeln der Vögel können die einzelnen Knochen auf diejenigen der Beine zurückgeführt werden. Man bezeichnet diese gleichartige Bildung gleichartig ge- legener Organe als das Gesetz der Correlation, und in einer Abhandlung über die Vertheilung der Farben bei einheimischen Schmetterlingen*) geht W. Marshall davon aus, dass Vorder und Hinterflügel als correlative Organe auch eorrelativ gefärbt sind. Erscheint im Vorderflügel an einer bestimmten Stelle ein Auge, so wird man im Hinterflügel an der nämlichen Stelle ebenfalls ein Auge zu suchen haben **). Wohl am schönsten ist die Correlation der Färbung ***) Die Augen der Aglia Tau befinden sich im Vorder- und Hinter- bei den mit Augen versehenen Bombyeiden ausgebildet. flügel genau an den homologen Stellen des Geäders, und dieses ist bei allen Saturniden der Fall, welche mit Augen geziert sind. Die Beobachtung zeigt jedoch, dass dieses Gesetz keines- wegs allgemein zum Ausdruck kommt. Bei den Dipteren, Bei Käfern und Hemipteren, deren Vorder- und Hinterflügel so welche keine Hinterflügel besitzen, fällt es weg. den verschieden gestaltet sind, kann es nicht erwartet werden, eben- sowenig bei den Orthopteren, deren Vorderflügel als Deckflügel funetionirt. Dagegen ist es bei den Neuropteren, Hymenopteren und Lepidopteren zu erwarten, bei welchen die beiden Flügel- paare die gleiche Function auszuüben haben und daher gleich gebildet sind. Bei den beiden ersteren Familien, welche zumeist wenig intensiv gefärbte Flügel besitzen, ist es allgemein eingehalten. Bei den Schmetterlingen dagegen muss das Gesetz der Corre- lation der Färbung im Vorder- und Hinterflügel, wie es in den oben angeführten Beispielen erläutert wurde, beinahe als eine ausnahmsweise Erscheinung angesehen werden. In den vorangehenden Abschnitten hatte ich vielfach Ge- legenheit, darauf hinzuweisen, dass die Färbung und namentlich die Zeichnung wenig Notiz nimmt von der Abgrenzung der Organe. Wir haben gesehen, wie Striche. Bänder und Flecken über die verschiedensten Körpertheile sich erstreeken, um ein einheitliches Bild zu erzeugen. In diesen Fällen kann von / ck Krk) W mir scheint, bereits eingeführten Namen »correlativ« bei. einer Correlation keine Rede sein. Ich nenne diese Art der Zeichnung, im Gegensatz zu der correlativen, die holotypische Zeichnung. Das Bild erscheint vollständig nur bei einer bestimmten Lage der Körpertheile, oder — wenn ich mich coloristisch ausdrücken darf — die Unterlage für das einheitliche Gemälde ist einmal das Insekt in ausgebreiteter Flügellage, ein anderes Mal bei geschlossenen Flügeln oder auch bei halbgeschlossener Lage, und diese Mannigfaltigkeit erstreckt sich noch weiter, indem die Unterseite in einer anderen Lage gemalt erscheint als die Oberseite, oder — um fortzufahren in der coloristischen Sprache — dass die Malerei ein und desselben Objeetes ver- schiedentlich angesetzt wurde. Dieser verschiedene Ansatz der Malerei wird endlich noch dadurch complieirt, dass ein und dieselbe Fläche, z. B. die Unterseite zweimal behandelt erscheint, einmal in ausgespannter Flügellage, dann von Neuem in einer anderen Stellung. Ich bin es schuldig, diese Vorkommnisse durch Beispiele eingehend zu erläutern. Der bei allen Tagfaltern normale Fall ist die Färbung bei ausgespannter Flügellage, der Stellung beim Fluge, wobei der Hinterflügel nur mit dem Vorderrande unter dem Vorder- flügel liegt. Es ist dies die Lage, in welcher in den Samm- lungen die Schmetterlinge präparirt sind, wobei die regelmässige Gestaltung des Musters die Zeichnung genau angiebt, wie weit die Flügel auseinanderzuziehen kommen). liefern die Papilioniden (Fig. S’®, SU, 81, beinahe alle Gruppen der Tagschmetterlinge Beispiele hierfür 82, 83 ete.) und (Fig. 9 ete.). Ein recht interessantes Beispiel dieser holotypischen Zeich- nung ist die Adelpha Syma Godt., eine Nymphalide aus Bra- silien (Fig. 104). eine schräg verlaufende weisse Binde, welche beide Flügel Die Oberseite zeigt auf dunklem Grunde durchquert. Am oberen und unteren Ende ist ein rostrother Flecken angebracht. Die vollkommen unabhängig von der Oberseite gefärbte Unterseite zeigt eine Reihe weisser Binden, zu deren richtigen Einstellung die beiden Flügel genau in die gleiche Lage versetzt werden. müssen, wie für das Bild auf der Oberseite. nung auf der Oberseite und ebenfalls eine holotypische, aber Wir haben also hier eine holotypische Zeich- verschiedene auf der Unterseite, beide in der gleichen Flügellage. Ebenso unzweifelhaft, wie die holotypische Färbung bei ausgespannter Flügellage, sind die Fälle bei mehr oder weniger gefalteter Lage. Belege hierfür finden wir bei den Tagfaltern namentlich bei der Färbung der Unterseite. In einer, an Beobachtungen reichen Abhandlung hat Stand- fuss 77) die Abhängigkeit der Färbung von der Flügelstellung bei den Schmetterlingen nachgewiesen und in vorzüglichen *) Brandes, Zeitschr. f. Naturwissenschaften. Leipzig, 67. Band. 1894, p. 47. ) Ueber die homologe Bildung von Vorder- und Hinterflügel der Insekten siehe Redtenbacher: Ann. des k. k. naturhist. Hofmuseum. 1856, p. 153, ohl richtiger würde man die gleichartige Färbung des Vorder- und Hinterflügels als homologe Färbung bezeichnen. Ich behalte den, wie Man weiss ja, was darunter zu verstehen ist. 7) In den Sammlungen sind zumeist die Flügel etwas zu weit auseinander gespannt. tr) Die Beziehungen zwischen Färbung und Lebensgewohnheit bei den paläaretischen Grossschmetterlingen. (Vierteljahresschrift der Naturf. Ges. in Zürich 1894, p. S5.) Abbildungen erläutert. Ich widme diesem Gegenstande eine ein- gehende Betrachtung. Nehmen wir beispielsweise die Lycaeniden vor, so erkennen wir den Fall von schwacher Verschiebung bei Thecla Silumena Hew. aus Südamerika (Fig. 105), während bei den europäischen Polyommatus Ballus Hbnr. aus Spanien (Fig. 106) der Hinter- flügel etwas mehr vorgeschoben werden muss, so dass jedoch noch ein Streifen am Vorderrande des Vorderflügels frei bleibt *), endlich bei P. Phlaeas L., einer durch ganz Europa verbrei- teten Lycaenide, der Hinterflügel den Vorderflügel ganz bedecken muss (Fig. 107), um die Lage bei der Färbung einzunehmen. In der Vanessa-Gruppe ist Pseudergolis Wedah Koll. aus dem Himalaja auf Ober- und Unterseite correlativ gefärbt (Fig. 108), die Cetosia Eurymena Felder von den Philippinen auf beiden Seiten mit ausgespannten Flügeln holotypisch (Fig. 109), ebenso Grapha C-album L. und Gr. Progne Cr. aus Nordamerika (Fig. 110). Dagegen ist Pyramis Atalanta L. auf der Unterseite mit ganz übergreifenden Flügeln gefärbt (Fig. 111). Die sämmtlichen Perlmutterfalter sind auf der Unter- seite mit stark übergreifenden Flügeln gefärbt. Als Beispiel gebe ich die elegante Dione Vanillae L. aus Mexico (Fig. 112). Die Achylodes Brabissoni Latr., eine Hesperide aus Brasi- lien (Fig. 113), ist auf der Unterseite blau angehaucht und zwar offenbar in der Ruhelage der Flügel. Mit den Hinterflügeln haben Hinterleib und Füsse die gleiche Färbung angenommen. Für die Sphingiden gilt die Regel, dass zuerst der ganze Körper in ausgespannter Flügellage correlativ gefärbt ist, das heisst auf dem Vorder- und Hinterflügel ist die nämliche Zeich- nung vorhanden. Dann erfolgte eine zweite (Schutz-) Zeichnung holotypisch in der Ruhelage, wobei die Vorderflügel die Hinter- flügel bedecken. Ich will dieses an einem Beispiel erläutern. Betrachtet man den gemeinen Todtenkopf (Acherontia Atropos L.) (Fig. 114) von der Unterseite, so bemerkt man auf beiden Flügeln in einer gelben Grundfarbe eine schmale schwarze Binde, welche ziem- lich unregelmässig verläuft, indem sie, am Vorderrande be- 15 | ginnend, sich zunächst etwas nach Aussen, dann nach Innen biegt und nahe dem Hinterrande sich der Insertionsstelle zu- wendet. Eine breitere, äussere Binde, die im Vorderflügel etwas verwischt erscheint, dagegen im Hinterflügel scharf markirt ist, verliert sich gegen den Aussenrand. Beide Flügel sind correlativ gefärbt. Betrachtet man das Insekt von Oben, so erscheint diese Färbung nur auf dem Hinterflügel, während der Vorderflügel eine ungleichförmige braune Färbung zeigt, in welcher jedoch die Binden noch zu erkennen sind. Der Vorgang bei der Färbung dieses Insekts ist leicht erkenntlich. auf Ober- eine intensiv gelbe Farbe, welche durch dunkle Streifen in den Hierauf trat die Zuerst erhielt es und Unterseite Flügeln und dem Abdomen verziert war. Schutzfärbung in geschlossener Flügellage ein, welche, weil alle anderen Körpertheile verdeckt waren, nur den Thorax und die Oberseite der Vorderflügel affieirte **). Nach diesem Beispiel sind alle Sphingiden gefärbt. Die Zygänen sind zweimal gefärbt und zwar das eine Mal in offener, das zweite Mal in geschlossener Flügellage. Bei den bunten Aectien aus der Familie der Bombyeiden kann man den gleichen Vorgang erkennen. Die Stellung, in welcher z. B. die Callimorpha Hera L. zum zweiten Mal holo- typisch gefärbt wurde, ist unverkennbar (Fig. 115). Die zwei mittleren weissen Längsstreifen gehen vom Thorax und die inneren Ränder der Vorderflügel, unbekümmert um die Organe, welche sie getroffen haben, in gerader Richtung bis an das Ende des Objectes. Der Zweck dieser Abhandlung besteht nicht darin, alle die vielen Fälle vorzuführen. Hat man einmal das Prineip erfasst, so ist es ein Leichtes, dasselbe überall aufzufinden, wo eine bunte Färbung vorkommt, und es gewährt einen eigenen Reiz, eine Sammlung in dieser Beziehung zu untersuchen. Mit einiger Aufmerksamkeit und etwas Scharfsinn wird man die verschiedenen Combinationen von eorrelativer und holotypischer Färbung bei offener, halb verschobener oder ganz bedeckter Flügellage herausfinden ***). 19. Rücksichtslosigkeit. Aus allen vorangehenden Betrachtungen geht die Thatsache hervor, dass eine grosse Zahl von Insekten ohne alle Rücksicht auf die somatische Bedeutung der Organe gefärbt ist. Die Streifen, Binden und alle vorkommenden Zeichnungen sind zur Darstellung eines vorgelegten Musters unbekümmert um die Grundlage ausgeführt. Die Erkenntniss dieser Rücksichtslosigkeit scheint mir zur Beurtheilung der Prineipien, nach welchen die Färbung erfolgte, von grosser Bedeutung, und ich kann nicht umhin, dieselbe noch durch einige Beispiele zu erläutern. Die Edessa rufomarginata De Geer, eine im ganzen nörd- lichen Theile von Südamerika verbreitete Wanze (Fig. 116), trägt ihren Namen mit grossem Recht, denn die Edessa ist als Ganzes von einem schmalen rothen Bande umsäumt, welches den schar- fen Rand des Pronotum besetzt, hat dann, soweit die Deekflügel den Rand des Insektes bilden, dieselben ergriffen und ist da, wo diese einbiegen, auf den Rand des Hinterleibs übergegangen. Wenn der Künstler diese Erscheinung nachbilden will, so zeichnet er zuerst das Thier in der Ruhelage mit den Conturen der einzelnen Körpertheile, worauf er mit einem feinen, mit *) Es handelt sich bei dieser Species um die graue Farbe, welche die ganze Unterseite ergriffen hat. Der grosse grüne Flecken auf dem Hinter- flügel ist offenbar das Ergebniss einer neuerlichen Färbung. **) Ich mache auf einen kleinen, durchscheinenden hellen Flecken im Vorderflügel aufmerksam, welcher sich durch seine Textur von allen anderen Flecken auszeichnet und entweder der Anfang oder die Obliteration eines Erosionsfleckens sein dürfte. ***) Eine Abhandlung,‘ welche interessante Aufschlüsse über die Färbung in bestimmter Lage zu geben scheint, ist die Lepidopterorum Rossiae bio- °) logia von J. Portschinsky, welche in Horae soe. entom. Ross. Bd. XXV. 1591, XXVI. 1892 und XXVIL. 1893 erschienen ist. Ich sage »scheint«, denn zu meinem Bedauern kann ich wegen mangelnder Kenntniss der russischen Sprache von dieser Arbeit nur die Tafeln berücksichtigen, welche die schönsten Beispiele von holotypischer Färbung in ganz bestimmter Lage enthalten. (Siehe besonders Bd. XXV, Tab. I, fig. 14, 15. Bd. XXVI, fig. 1, 3.) 4* 16 rother Farbe getränkten Pinsel den ganzen Rand verfolgt, un- bekümmert um die Körpertheile, welche er hierbei erwischt. Herr Custos Handlirsch, auf diese Erscheinung aufmerksam gemacht, zeigte mir einen Fall, in welchem die Vergleichung der beiden Geschlechter zum Nachweis der Gleichgültigkeit der Unterlage bei der Färbung eines Insektes herangezogen werden Eine australische, bis jetzt unbeschriebene Wanze, zum Genus Pirates aus der Zunft der Reduvü gehörend (Fig. 117), mUss, hat ein geflügeltes Männchen (Fig. a) und ein ungeflügeltes Weib (Fig. b). Das Thier ist schwarz mit schmutzig gelben Flecken und Streifen. Zwei solche Längsstreifen bemerkt man an der Basis der Vorderflügel und eimen grossen Flecken an der Spitze. Bei den ungeflügelten Weibehen sind diese beiden Flecken auf der entsprechenden Stelle des Abdomen angebracht, während sie beim Männchen an diesen Stellen nicht vorhanden sind, wie man sich durch Aufheben der Flügel überzeugen kann. Was heisst dieses? Als das Muster aufgetragen wurde, traf es beim Männchen auf die Flügel, beim Weibehen auf den unbedeekten Hinterleib. Ich besitze in meiner Sammlung in mehreren Exemplaren eine Species des Genus Mastax*), welche wie die meisten Genus-Genossen eine schmutzig olivengrüne Farbe hat (Fig. 118). Diese Farbe ist durch einen seitlichen, gelben Streifen unter- brochen, welcher vom Kopf über die Seitenlappen des Prono- tum zu den Pleuren verläuft. Dieser Streifen hat das untere Drittel des grossen Netzauges erwischt, und da der Streifen aus einem deckenden Pigmente besteht, so unterliegt es keinem Zweifel, dass das Sehvermögen an der getroffenen Stelle zer- stört ist. Wenn die Vertreter der zielstrebenden Zuehtwahl dieses Vorkommniss etwa dadurch zu erklären versuchen, dass sie annehmen, die biologischen Verhältnisse des Insektes habe eine Abschwächung des Sehvermögens als nutzbringend erheischt, so bemerke ich hierauf, dass in einem solehen Falle die Mor- phologie ganz andere Wege einschlägt. Bei den Höhlen-Insekten sehen wir, wie das Auge einfach obliterirt. Dies ist der Weg der Zuchtwahl, nicht das Auflegen einer Binde. Schlusst »merkung. In der vorstehenden Abhandlung habe ich die Mannig- | ich in dieser Erscheinung eine Ueberschwenglichkeit. Damals faltigkeit der Farbenpracht in ein System gebracht. Hierbei | suchte die Naturwissenschaft, durchdrungen von der neuen Lehre ergeben sich einfache Prineipien, welche mit denjenigen der menschlichen Coloristik in bemerkenswerther Weise überem- stimmen. Diese Uebereinstimmung ist so auffällig, dass man versucht wird, zur Beschreibung die gleichen Ausdrücke zu | gebrauchen, wie für unsere Technik. Ich spreche von Bespritzen, Schablonen- und Pinsel-Malerei, dann wiederum von der Stellung des Insekts bei Annahme der Färbung, von verschiedenem An- setzen der Malerei ete. Es ist dieses eine bildliche Sprache, allein die Gleichartig- keit der Erscheinung drängt zu der Vermuthung, dass der Vorgang in der Natur ein ähnlicher ist, das heisst eine von Aussen erfolgende, von der Biologie des gefärbten Thieres unabhängige und mit seiner Structur in keinem Zusammenhang stehende Erscheinung ist. SR In manchen Fällen ist die Färbung ihrem Träger schäd- lich und er sucht sich von ihr zu befreien durch Zuchtwahl oder dieselbe zu seinem Vortheil umzugestalten (Mimikry). In einer im Jahre 1873 veröffentlichten Abhandlung **) sah Ich kann mich nicht enthalten, eine naturphilosophische Schlussbetrachtung anzuschliessen. Durch die exaeten Naturwissenschaften sind wir gewohnt, alle Naturerscheinungen auf bestimmte, unüberschreitbare Ge- setze zurückzuführen. In der Färbung der Insekten stossen *) Mastax semicaeeus Br. vom Alto Amazonas. x) | | Darwin’s, in allen morphologischen Erscheinungen eine Ziel- strebigkeit, und weil ich sie nicht fand, bezeichnete ich die besprochene Erscheinung als Hypertelie. Allein dieser Begriff ist nur theilweise richtig. Wohl kann man die Nachahmung des Insektenfrasses im dürren Blatte oder die Bildung eines nur an der Spitze verdorrten Blattes als eine Ueberschwenglichkeit der Mimikry ansehen. Dagegen kann die unsorgfältige Be- spritzung, die mangelhafte Schablonen-Malerei oder die Beein- trächtigung des Sehvermögens durch eine über das Auge ge- führte Binde nebst so vielen anderen Thatsachen, die uns bei dem Studium der Färbung entgegentreten, mit der Zielstrebig- keit in keine Beziehung gebracht werden, und wenn man die Abänderung durch Zuchtwahl als »Darwinismus« bezeichnet, so muss für das unzweifelhaft in der ganzen lebenden Welt nach- weisbare Vorhandensein von Erscheinungen, die mit ihrem Träger in keiner Beziehung stehen oder ihm mitunter schädlich sind, sonach gewiss nicht durch Zuchtwahl erzeugt wurden, eine neue Bezeichnung eingeführt werden. wir dagegen auf eine Willkür, in welcher das Bestreben liegt, etwas zu erzeugen, das keine Rücksicht auf den Träger nimmt, daher offenbar als Emanation eines über der Weltordnung be- stehenden Willens angesehen werden muss. Die Mastaeiden sind eine Zunft der Acridiodeen., ) Ueber die Hypertelie in der Natur. Festrede in der k. k. zool. bot. Ges. in Wien, Verhandl. Bd. XXI, p. 133. Druck von Dreitkopf & Hürtel in Leipzig. Brunner v- Wattenwyl : Farbenpracht. Tar-T. gbis m = 5: £ Nach d. Nat. gem (hromolith. u. Druck v- Th. bannwarth, Wien, VII. 1. LOPHACRIS VIOLACEA Stoll. Fig. 8. DICRANORRHINA OBERTHURI Deyr. 2. PHYMATEUS BRUNNERI Bol. Fig. 5. RUTELA LAETA Weber. » 8.bis PAPILIO PODALIRIUS L. 3. GRAPHOSOMA LINEATUM L. „ 6. CHELORRHINA SAVAGEI Harr. » 9 MYSCELIA CYANIRIS Doubl. 4. AGONOSOMA BIVITTATUM Panz.. „ 7. DICRANORRHINA DERBYANA Westw. „ 10. THECLA AUDIFENA Hewits. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Taf H. Brunner v- Wattenwyl : Farbenpracht. Nach d. Nat. gem. Chromolith: u. Druck v. Th. Bannwarth, Wien, VII. Fig. 11. JUNONIA ALMANA L. Fig. 15. CREATONOTUS LACTINEUS Cr. Fig. 19. ACHERONTA ATROPOS L. „ 12. MICRONIA GRAMMENARIA Cr. „ 16. LEITS MARMOROIDES Cr. „ 20. PAPILIO DEMOLEUS L. „ 13. ASPILATIS MUNDATARIA Cr. „ 17. OPHTHALMOPHORA AMABILIS Cr. „ 21. HARPYA VINULA L. 14. TROPAEA LUNA Cr. „ 18. SPHINX LIGUSTRI L. „ 22. STAGMOMANTIS PRECARIA L. ” Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner v. Wattenwyl : Farbenpracht. Taf: II. Nach d. Nat. gem. Chromolith. u. Druck v. Th. Bannwarth, Wien, VI. Fig. 23. PHOCILIDES TITHONIUS Gray. Fig. 28. TAYGETIS ALBINOTATA Butler. Fig. 33. EUCLEA NANA Herr. Sch. „ 24. CALLIDRYAS TRITE L. „ 29. COEROIS ARCESILAUS Cr. „ 34. URATOPTERYX SAMBUCARIA L. „ 25. SIDERONE ISIDORA Hbnr. „ 30. LYCAENA DAMONE Ev. „ 35. AMPHIDASIS BENGALIARIA Guöne. „ %. KALLIMA INACHIS Boisd. „ 31. ADEOCEPHALA CONVERGENS Herr. Sch, „ 36. CARPELLA DISTINCTA Walk. „ 27. TAYGETIS MERMERIA Hbar. „ 32. EUCLEA SCISSA Herr. Sch. „ 37. ABYSARTES CLARA Walk. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner v. Wattenwvi : Farbenpracht. Tal: I. 38. \ Fig. 47. ALAUS OCULATUS Fab. Fig. 38. PANCHLORA SIGNATA Br. 48. ALAUS PAREYSSI Steven. „ 39. PANCHLORA PERUANA Sauss. ei „ 40. PANCHLORA PULCHELLA Burm. Nach d. Nat. gem. Chromolith. u. Druck v: Th.bannwarth, Wien, VII. „ 49. COPTOCYCLA Sp. N. 41. MUSTIUS AFZELII Stal. Fig. 44. ACRAEA PUNCTATISSIMA Boisd. „ 50. PSEUDEMPUSA PINNA PAVONIS Br. 42. POECILOCERUS HIEROGLYPHICUS Klug. „ 45. ANGERONA PRUNARIA L. w 51. PTEROCHROZA COLORATA Serv. „ 43. ACRAEA HORTA Cr. 46. LYCOREUS TRIOCELLATUS Lap. „ 52. CALIGO OBERON Bitlr. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner v Dattenwyl: Farbenpracht. Taf: V- 2 ))D 4 7 )): ! N en “ NJLE ui aan > 74 Ill MN. /g il Zu Nach d. Nat. gem. (hromolith. u. Druck v. Th.Bannwarth, Wien, VII. Fig. 53. TENARIS URANIA L. Fig. 60. SPIRAMA RETORTA Or. „ 54. DYNASTER DARIUS Fab. Fig. 57. TELEA POLYPHEMUS Cr. „ 61. SPIRAMA RETORTA Cr. 9 „ 55. CALLIDRYAS EUBULE L. „ 58. PYGAERA BUCEPHALA L. „ 62. SPIRAMA MOLLIS Guönte. 56. HYPERCHIRIA MIMUSOPS Boisd. „ 59. BRAHMAEA LUNULATA Brem. „ 63. CALLIODES ORBIGERA Guenee. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner 7, Wattenwyl : Farbenpracht. Al < . AULARCHIS MILIARIS L. 5. JULODIS MACULATA Lap. „ EPILAMPRA NEBULOSA Burm. . RHYOTHEMIS VARIEGATA-L. . GALINTHIAS AMOENA Sauss. . HARPAX TRICOLOR L. Nach d. Nat. gem. (hromolith. u. Druck v: Ih.bannwarth, Wien, VI. Fig. 70. PSEUDOCREOBOTRA OCELLATA Serv. „ 71. CREOBOTRA URBANA Fab. » 72. CICINDELA TRISIGNATA Dej. „ 73. GRYLLACRIS SUPERBA Br. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Taf! I. . HAEMODIASMA TESSELLATA Br. . TANUSIA SINUOSA Stal. 3). CRICULA TRIFENESTRATA Walk. . TENARIS ONOLAUS Kirsch. . PLUSIA GAMMA L. . PLUSIA DAUBEI Boisd. Brunner v- Wattenwyl : Farbenpracht. Taf’ VH. Nach d. Vat. gem. (hromolith. u. Druck v: Th bannwarth, Wien, VII. Fig. 80. PAP. THOAS L. Fig. 85. PAP. BLUMEI Felder. s „ 81. PAP. ANDRAEMON Hbnr. Fig. 83. PAP. LYCOPHRON Hbnr. „ 86. HARIMALA MONTANA Feld. „ 82. PAP. PALAMEDES Drury. » 84. PAP. ADAMANTIUS Felder. ”» 87. PAP. PARIS L. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner v- Wattenwyl : Farbenprucht. Taf: Vin. Nach d. Nat. gem. (hromolith. u. Druck v: Th.Bannwarth, Wien, VI. Fig. 88a. LITHOCOLETIS CUPEDIELLA Herr. Sch. Fig. j. PARATA ALEXIS Fab. “ d, LITH. NICELLI Sit. ” g. ENTHEUS VITREUS Cr. “ e. LITH. SPINOLELLA Dup. 90a. THECLA MERA Jans. 8 d. LITH. FAGINELLA Zeller. 5 db. RAPALA NISSA Kollar. ” e. LITH. MESSANIELLA Zeller. s ce. THECLA ORNATA Leech. Fig. 89«. THYMELE ERYCLES Latr. 91. NYCHIODES LIVIDARIA Hbnr. Fig. 96. ACANTHOPS MORTUIFOLIA Serv. = db. TH. MERCATUS -Fab. 92. DIRPHIA TARQUINIA Cr. © »„ 97. PHYLLIUM PULCHRIFOLIUM Serv. . e. TH. TARCHON Hbırr. „ : 9%. D. TARQUINIA Cr. J „ 9%. PYRGODERA CRISTATA Fisch. W. = d, TELEGONUS PHOCUS Or. „ 94. MYRMEOOPHANA FALLAX Br. „ 99. MONISTRIA CONSPERSA Stal. e. PARATA NAROOSA Moore. „ 95. DEROPLATYS RHOMBICA Hagenb. „ 100. ACETA MANICHA Cr. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig. Brunner v- Wattenwyl : Farbenpracht Taf: IX. Nach d.Nat. gem. (hromolith. u. Druck v. Th.bannwarth, Wien, VII. Fig. 101. PAP. CRASSUS Cr. Fig. 107. POL. PHLAEASL. Fig. 113. ACHYLODES BRABISSONI Latr. „ 102. EPILAMPRA VERTICALIS Burm. „ 108. PSEUDERGOLIS WEDAH Kollar. „ 114. ACHERONTIA ATROPOS L. „ 103. TROPIDODERUS CHILDRENI Gray. „ 109. CETOSIA EURYMENA Felder. „ 115. CALLIMORPHA HERA L. „ 104. ADELPHA SYMA Godt. „ 110. GRAPHA PROGNE Cr. „ 116. EDESSA RUFOMARGINATA De Geer. „ 105. THECLA SILUMENA Hew. „ 111 PYRAMIS ATALANTA L. „ 117. PIRATES SP. N. » 106. POLYOMMATUS BALLUS Hbnr. „ 112. DIONE VANILLAE L. „ 118. MASTAX SEMICAECUS Br. Verlag von Wilhelm Engelmann ‚Leipzig.