8 885 8 BR TR ii WR * — N YET EN 3 . ee nn e,, . v v Ba A ee Ueber die Eigenschakten welche ſich bei Menſchen und Thieren von den 2 Eltern auf die Nachkommen vererben, N mit beſonderer Ruͤckſicht F aufs. die Prerdesucht, von 1 Dr. J. D. Hofacker, anfferordentl, Profeſſor der Medicin zu Tübingen, mit Beiträgen von * Med. Dr. Fridr. Notter. Tübingen., bei C. F. Oſiander⸗ 18 2 8. RWIN ... 25 27 BL 5 9 e 0 N ‚+ — TE 92 en = Er 5 een 8 — 8 8 B un et Ef, A 2 . 2 6 = 5 = u. Die’ un. = ) N, ce \ . A N } 125 4 f b 7 a 5 £ [r 55 a j N "9; 8 1 2» ns = 128 5 a „ l 75 8 2 5 ö 7 A R : i . 5 (EEE rs — VE ; \ > . 0 6 a 2 2 Pr en, \ \ * DIOR \ 8 Der - { “ Ne 0 nah 7 S = N = MH} N g & N *. 98 3 ..r 8 vs 8 22 5 8 J e EN > 3 45 Km 8 > — * 2 0 N se 5 DR 2 : N ls 6] % 25 8 ‘ 5 Ne > 9 7 * X RE 2 —— 4 \ 25 2 N 2 ; 4 2 Sa 0 5 \ ee | : ? * g J 4 = 1 . A 22 12. 2 1 5 . 782 5 7 74 0 V. . 4 85 / E 9 > / 2 7 N 2 N 4 7 = BI E N = N . 2 r MN. one. / 88. ER Die vorliegende Schrift iſt urſpruͤnglich als aca⸗ demiſche Abhandlung in lateiniſcher Sprache erſchie⸗ nen, und unter dem Vorſitze des Unterzeichneten, von Herrn Notter aus Stuttgart, zu Erlangung der Doctorwuͤrde, am Iten September d. J. oͤffent⸗ llich vertheidigt worden. Da der darin abgehandelte Gegenſtand vielleicht Manche intereſſiren moͤchte, welchen lateiniſche und academiſche Schriften gewöhn: lich nicht in die Hände kommen, fo entſchloß ſich der | Verf. zu einer deutſchen Bearbeitung deſſelben, bei welcher noch manches hinzugefuͤgt wurde, was urſprüͤng⸗ lich zu Erſparung des Raumes ausgelaſſen worden war. Zweierlei Umſtaͤnde gaben Veranlaſſung zu Dies ſer Abhandlung; einmal naͤmlich machten Vorleſun⸗ gen uͤber die Phyſtologie des Menſchen, welche der Verf. ſeit 9 Jahren zu halten pflegt, demſelben die Beſchaͤftigung mit dem auf dem Titel erwähnten Ge genſtande zur Nothwendigkeit, ein Gegenſtand, der, mit Ausnahme von Burd ach, von den bisherigen Phyſiologen mit weniger Gründlichkeit, als von den Landwirthen und Viehzuͤchtern behandelt worden war; und zweitens erforderte die Pflicht des Unterzeichne: 0 * u ar = ten das Studium der Thierheilkunde und der mit ihr zuſammenhaͤngenden Lehren, wie der Grundfäge der 2 Viehzucht, Pferdezucht u. ſ. w., welche nun natür⸗ lich ſehr oft der Phyſiologie des Menſchen zur Folie und Erläuterung dienen mußten. Auf diefe Weiſe geſchah es, daß am Ende die Erfahrungen und No: - tizen über die Zucht der Hausthiere, wie fie der Verf. von den Landwirthen und Viehzuͤchtern erhalten hat⸗ N te, durch ihre Verarbeitung in der Phyſiologie, als phyſiologiſche Geſetze und Regeln erſchienen, welche * ruͤckwaͤrts auf die Grundſaͤtze von der Zucht der Haus⸗ thiere anzuwenden, erlaubt ſeyn mußte. Der Verf. geſteht gerne zu, daß ihn ſeine Forſchungen, der Hauptſache nach, auf keine andere praktiſche Reſultate und Grundſaͤtze über die Veredlung der Hausthiere | geführt haben, als wie fie von Backewell, Thaer, Juſtinus, Ammon, Veith ſchon ſeit Jahren aufgeſtellt worden ſind. Nichts deſto weniger glaubt er ſich ein kleines Verdienſt dadurch erworben zu ha⸗ i ben, daß er jene einzelnen Erfahrungen uͤber die Vererbung der Eigenſchaften von den Eltern auf die Kinder zuſammengeſtellt und gleichſam zu einer phy⸗ ſiologiſchen Theorie erhoben hat, von welcher, je fe⸗ ſter fie ſich allmaͤhlich begruͤndet, die Empirie in der Viehzucht um deſto weniger wird abweichen konnen. So richtig namlich auch und nachahmenswüͤrdig in — V — jeder Hinſicht die Grundfäge eines Backe well und Thaer ſind, ſo haben ſi ſie doch lange noch nicht ſo allgemeine Anerkennung erfahren, daß die Viehzucht aller Orten und bei allen Thieren nach ihnen betrie⸗ ben würde. Gerade nämlich bei denjenigen Thieren, deren Veredlung den größten Werth hat, bei den Pferden, blieb dieſe nicht nur hin und wieder aus, ſondern es ſcheinen darin ſogar Ruͤckſchritte, wenig⸗ ſtens an manchen Orten, geſchehen zu ſeyn, waͤhrend z. B. bei den Schaafen in den verſchiedenſten Ländern die gelungenſten 1 einer vollendeten Veredlung ſich darboten. Gewiß war es von Bedeutung, dem Urſprunge und | den Urſachen jener bei den Pferden vorkommenden Ver: ſchlechterung nachzuſpuͤren. Der Verf. glaubt hierin ‚feinen Zweck auch vollkommen erreicht zu haben. Je⸗ ne hin und wieder vorkommende Verſchlechterung der Pferdezucht hat ihren Grund nicht etwa in einer zu weit getriebenen Sparſamkeit oder Sorgloſtgkeit der Regie⸗ rungen, nicht in der Aufreibung der Pferde durch lange und verheerende Kriege, ſondern in der g laͤnzenden Theo⸗ rie eines ausgezeichneten Geiſtes unter den Naturfor⸗ ſchern, der ſeine genialen Irrthuͤmer, mit dem Reize ei⸗ nes philoſophiſchen Scharfſinnes und einer ausgezeich⸗ N neten Beredſamkeft ausgeſtattet, in die Welt gehen ließ ich meine die Theorie Buffo us — und dadurch ei⸗ _ — VI j nen nicht zu berechnenden Schaden geſtiftet hat. Noch niemals iſt, meines Wiſſens, jene fehlerhafte Theorie der | Viehzucht überhaupt nur Buffon zugeſchrieben und noch weniger iſt fie jemals gruͤndlich widerlegt worden, was bei der Geneigtheit des menſchlichen Geiſtes, von Irrthuͤmern, beſonders von glaͤnzenden, beruͤckt zu wer⸗ den, gewiß nicht ohne Wichtigkeit iſt. Auſſerdem glau⸗ 4 ben wir, durch unſere Nachforſchungen mehreres Neue, in Abſicht auf die Vererbung der Farbe der Haare von A beiden Eltern, die Eigenthuͤmlichkeit der weißen Far⸗ be, die Abwechslung im Geſchlechte der aufeinander folgenden Kinder, und beſonders in Abſicht auf die Wichtigkeit des Alters in Beſtimmung des Geſchlech⸗ f tes der Kinder, ausgemittelt zu haben, deſſen Beurthei⸗ lung wir der Billigkeit des Leſers uͤberlaſſen. Meinem Freunde, dem Herrn D. Notter, bin ich das Zeugniß ſchuldig, daß er mich in Benuͤtzung der li⸗ terariſchen Huͤlfsmittel, welche uns zu Gebote ſtanden, in der Entwerfung der Auszuͤge aus den Familienregi⸗ ſtern von Tübingen und den Beſchaͤlregiſtern von Mar⸗ bach, und in manchen anderen kleineren Geſchaͤften auf das thaͤtigſte unterſtuͤtzt hat, wofuͤr ich ihm a; mei: nen öffentlichen Dank abſtatte. gen, den 10. Sept. 1827. Der Bee x Erſter Abſchnitt. Ueber die Eigenſchaften „welche von den Eltern auf die Kinder uͤbergehen. Erſtes Kapitel. Eigenſchaften des vegetativen und irritablen Syſtemes. | Seite J SEE + Eee 1 2. Bildung einzelner Theile... 3. Farbe der Haare des n und des uͤbrigen Köter n Eigenthuͤmliches Verhalten der weißen Farbe Andere Eigenſchaften der Haare 5 Beſchaffenheit der Haut = ER Fette oder magere Leibesbeſchaffenheit . Hohes oder niedriges Lebensalter Muskeln, eee 21 — Zweites Kapitel. Eigenſchaften des fenfiblen Syſtemes. Pſychiſche Eigenſchaften 5 8 Sinnorgane 8 5 4 Drittes Kapitel, Eigenſchaften des Geſchlechts⸗ Syſtemes. Entwickelung der Geſchlechtsorgane 0 Fruchtbarkeietetet 5 Reickthum an Milch 2 - Geſchlecht F Einfluß des Alters der Zeugenden auf das Ge⸗ ſchlecht des Kindes g ; en Neue Unterſuchungen über diefen Gegenftand . Folgerungen Staͤtke der Zeugenden Einfluß der Jahreszeiten Vorangegangene Keuſchheietetete Ob das Geſchlecht bei den auf einander folgen⸗ den Geburten abwechſele? -» 8 Einfluß der Geſchlechtswerkzeuge . Mehrere andere Urſachetn Viertes Kapitel. Beantwortung der Frage: ob ſich mehr die Eigenſchaften des Vaters oder der Mutter vererben? §. 25. Belege aus der Baſtard zeugung 81 a §. 26. Erlöfhen der Zeugungskraft bei den Baſtarden 91 — IX Belege, von Thieren abgeleitet, die keine Ba⸗ ſtarde ind ñỹ ar: Ob die Farbe mehr vom Vater oder der Mut⸗ ter auf das Junge uͤbergehe? = Sa Ob die männlichen Jungen der Mutter, die weib⸗ lichen dem Vater an Farbe und anderen Eigen⸗ ſchaften nachſchlagen n: Ob durch die erſte Befruchtung den weiblichen Geeſchlechtswerkzeugen ein gewiſſer Typus mit⸗ getheilt werde : | Trunkenheit des Vaters, Verſehen der Mutter Fünftes Kapitel, | Ueber erbliche Mißbildungen und Krankheiten. 32. Zufällige Verſtuͤmmelungen Fe 33. Angeborene Mißbildungen | 8 Eihliche Krankheitens zweiter Abſchnitt. Bemerkungen uͤber die Pferdezucht. 5. Verſchlechterung der Pferdezucht urſprung jener Verſchlechterung Hauptinhalt der Theorie Buffons Widerlegung des erſten Satzes Widerlegung des zweiten Satzes Widerlegung des dritten Satzes, in Beziehung auf das menſchliche Geſchlecht * 5 WW Weitere Einwürfe gegen den dritten Satz Einige Vorſchlaͤge zu Verbeſſerung der Pferde⸗ zucht in Wuͤrtem berg u Anhang b . \ | Erſter Abfhnien Uüeber die Eigenſchaften, welche von den El⸗ tern auf die Kinder übergehen, in phyſiologiſcher und pathologiſcher Hinſicht⸗ Erſtes Kapitel. f Eigenſchaften des vegetativen und irki⸗ tablen Syſtemes. g. 1. Körperlihe Grdße. n Die tägliche Erfahrung zeigt, daß Eltern von aus⸗ gezeichneter koͤrperlicher Größe haͤufig auch große Kinder ers zeugen. Wenn wir die Soͤhne oder Toͤchter eines alten Bekannten unerwartet groß finden „ ſo pflegen wir unſere Verwunderung mit den Worten zu maͤßigen: Es iſt na⸗ tuͤrlich, Vater und Mutter ſind auch ſo groß! In ganzen Familien, von Menſchen und von Thieren, iſt zuweilen bedeutende Eörperliche Größe einheimiſch. So find z. B. die Bewohner von Nucahiwa, Caledonien, Patagonien, und die Neger am Senegal von auffallend hohem Wuchſe, und ebenſo zeichnen ſich dadurch die Engländer, Holländer von den Italienern, Griechen ic; aus. Die Erzählungen von den Giganten, Titanen, Enaksſohnen, ſo fabelhaft fie find, beweiſen wenigſtens ſo viel, daß man im Alterthum nicht 8 1 75 ! weniger als heutzutage von dem Einheimiſchſeyn koͤrperlß auf cher Groͤße in gewiſſen Familien uͤberzeugt war. Gar nicht hei ſelten geſchieht es, daß wenn ein großer Mann, oder e' mal ne ſolche Frau in eine Familie heurathet, deren Glieder de ſaͤmmtlich von kleinem Wuchſe find, jetzt auf einmal Sproß Ha linge von auffallend hohem Wuchſe, und zwar in mehreren Die Generationen, zum Vorſchein kommen. Es iſt bekannt, aus daß Friedrich Wilhelm J. von Preußen, ſeine großen mit Gardiſten, die er ſich auf alle Weiſe zu verſchaffen ſuchte, kid mit moͤglichſt großen Weibern verheurathete, um auf dieſe Art einen großen Nachwuchs auf die wohtfeilfe Art zu die erhalten. f 8 bed. Eben ſo verhaͤlt es ſich in Beziehung auf die Zucht un⸗ Zei ſerer Hausthiere. Wem daran liegt, großes Rindvieh zu am haben, der waͤhlt die Friburger Race zur Zuzucht, oder auch lich Frieſiſches Vieh, welches zu dem groͤßten gehoͤrt. Durch Paa⸗ tun rung ihrer großen, ſchweren und meiſtens ſchwarzen Kar⸗ not! renpferde haben die Englaͤnder, vornemlich die Bier⸗ hen brauer in London, allmählich wahre Rieſenpferde hervorge- lich bracht, von welchen Knobels dorf eines beſchreibt, wel⸗ ge ches von der Ferſe bis zum Widerriß 7 Fuß 8 Zoll maß und duͤn mit Recht den Namen Elephant fuͤhrte 9. iſt. Unter den verſchiedenen Schaafragen in England, deren an Thaer ), ſchon im Jahr 1806, 14 aufzaͤhlt und dice we * ſich eine, die ſogenannte e Waterart, welche len — lige 1) v. 3 uͤber die Pferdezucht in England. Ber⸗ Ju lin 1820. S. 11. 2) Thaer Einleitung zur Keuntniß der engliſchen bannt, 5 ſchaft. Hannover 1806, Bd. I. S. 546. ! Bm perl, auf den reichen Weiden an den Ufern des Tee⸗Flußes ein: nicht heimiſch und ſo groß iſt, daß wer ſolche Schaafe zum erſten⸗ er ei male weiden ſieht, nicht weiß, was es fur Thiere find, in⸗ lieder dem ſie die Größe von kleinem Rindvieh haben. Ein ſolcher bröß, Hammel wog, ohne das Blut und den Abfall, 266 Pfund. reren Die coloſſalen engliſchen Doggen (C. famil. mastivus) ſind innt, aus der Vermiſchung großer Bullenbeißer (C. f. molossus) oßen mit großen Fleiſcher⸗ oder Schaͤferhunden (C. f. laniarius ichte, und pastoralis) entſprungen * N dieſe Es kann demnach als ausgemacht angefehen N daß t zu die Abkoͤmmlinge großer Eltern in der Regel gleichfalls eine bedeutende körperliche Groͤße erreichen, und daß, wenn die un⸗ Zeugenden in mehreren Generationen groß ſind, in der That bh 100 am Ende eine Art Rieſengeſchlecht entſtehen werde. Natür: auch lich muß dieſe Vergroͤßerung zuletzt in den Geſetzen des Gat⸗ Paa⸗ tungscharacters ihre Graͤnze finden, was um ſo nuͤtzlicher und 0 ar⸗ nothwendiger erſcheint, als mit einem zu geſtreckten und ho⸗ Bier: hen Körperbau, ſowohl bei Menſchen als Thieren, gewoͤhn⸗ orge⸗ lich eine allgemeine oder örtliche Schwäche, z. B. Anla⸗ wel⸗ ge zu Knochenfehlern, zur Schwindſucht, enge Bruſt, hohe, 0 und dünne Beine, und eine ſchwache Muskulatur verbunden iſt. — Bemerkenswerth iſt, was beſonders Beobachtungen deren an Thieren lehren, daß, wenn der Vater oder die Mutter, eibt, welche dem Familiencharacter nach groß hätten werden ſol⸗ belche 5 len, in ihrem Wachsthum in der Jugend irgend ein zufaͤl⸗ liges Hinderniß erfahren haben, z. B. durch zu ſparſames Futter, wenn nur dieſes Hinderniß entfernt wird, die von virth⸗ —— 5 N ö f 9) Walther, der Hund. Gießen 1817. S. 33. ; 1 DS Ber⸗ * ſolchen Thieren fallenden Jungen an Größe wiederum den ſer Großeltern nacharten koͤnnen. Daher ſieht man oft ganz kleine Beſchaͤler auch mit maͤßig großen Stuten große Zub len erzeugen. Sehr verbaſtardirte, d. h. folche Pferde, wel che aus der Vermiſchung ſehr verſchiedener Racen entſtanden ſind, haben nach den in Wuͤrtemberg leicht anzuſtellenden Beobachtungen in ihrem Wachsthume das Eigenthuͤmliche, daß ſie gewiſſen Theilen nach hoch aufſchießen, und hoch aufgeſetzte Haͤlſe, hohe, ſchwache Beine, lange Schenkel der hintern Extremitaͤten und eine ſchmale Bruſt bekommen. | Auf gleiche Weife aber, wie fich ein hoher Wuchs ver) erbt, ſo geſchieht dieſes auch in Beziehung auf eine klein oder unterſetzte Statur. Den Kindern kleiner Eltern ſiehl man es meiſtens ſchon bei der Geburt an ihren kleinen / ſchwachen Gliedmaßen an, daß ſie dereinſt ſchwerlich groß werden werden, und von jungen Hunden, die kleine Eltern haben, 8 darf man ein bedeutendes Wachsthum nicht erwarten, waͤh⸗ rend dieſes immer zu hoffen iſt, wenn die Eltern groß wa⸗ ren. Die Mongoliſche Menſchenrage iſt uͤberhaupt klein und unterſetzt, und die Polar⸗Mongolen, wie Groͤnlaͤnder, Es quimaux, Samojeden und Lappen werden ſogar nur 4 — 9 Fuß groß. Auch die Japaner, beſonders das weibliche Ge ſchlecht bei denſelben, ſind auffallend klein. Daſſelbige if Sch wi Wo för | nach dem Zeugniß Niebuhrs ) bei den arabiſchen Pfer daß den der Fall, wie auch bei den barbariſchen, corſiſchen, 1 e wegiſchen, und bei den ſchottiſchen Kleppern (ponys), De ſpaniſchen Schaafen gereicht ihr kleiner Körperbau in gewiß he 1) ae uhr, Beſchreibung von Arabien. Kopenhagen * 8 = = bis Ze 55 95 fer Hinficht allerdings zum Vorwurf da er ihren n beim Schlaͤchter herabſetzt — ein Vorwurf, der immer gerechter wird, je mehr durch alleinige Ruͤckſicht auf die Feinheit der Wolle, und durch bloße Auswahl der hierin ausgezeichnetſten Thiere zur Zucht ein immer kleiner werdender Schlag von Thieren erzeugt wird, bei welchem zuletzt ſogar die Menge der Wolle ſich ungemein vermindert. Das Hasli⸗Vieh aus der Schweiz iſt klein und fein gebaut, und ebenſo unſer ſo⸗ genanntes Allgaͤuer Vieh. 5 2 Daß übrigens die körperliche Größe nicht allein Folge era der Vererbung, fondern zum Theil auch Wirkung des Cli⸗ eine ma's und der Nahrung ſey, laͤßt ſich wohl nicht laͤugnen. tobt Wenn das große frieſiſche Rindvieh, oder die von ihm ab⸗ nen, ſtammende kurzhoͤrnige Rindviehrage i in England, von welcher groß einige Individuen ſchon bis zu 2100 Pfunden aufgemaͤſtet ben / wurden, auf die trockenen, hohen Bergweiden der Schweiz bah verſetzt würde, fo möchte ſchon nach wenigen Generationen wa, ein ſchwaͤcherer Schlag erzeugt werden; und ebenſo duͤrfte und das leichtere Hasli⸗Vieh, auf üppige Marſchweiden verſetzt, Es allmaͤhlich dem frieſiſchen Vieh ahnlicher werden. Nichtsde⸗ 0 ſtoweniger laͤßt ſich nicht käugnen, daß im Allgemeinen die Ge koͤrperliche Größe unter die erblichen Eigenſchaften gehöre. 8 if Eine Ausnahme von dieſer Regel ſcheint es zu ſeyn, pfer daß zuweilen in Familien von gewöhnlicher Statur ganz uner⸗ non wartet Sproͤßlinge von zwergartiger oder rieſenmaͤßiger Köͤr⸗ Den berbildung erſcheinen, welche gleichſam ganz vereinzelt daſte⸗ if? hen, wie dieſes meiſtens der Fall iſt bei den fogenannten Rie⸗ ſen oder Zwergen, welche fich hie und da ſehen laſſen. Eim bis zu einem en Grad gehende Zwergenbildung ſcheint fich nicht weiter ſortzupflanzen, indem wahrſcheinlich alt Zwerge unfruchtbar ſind. Bekanntlich veranſtaltete Peter der Große die berühmte Zwergenhochzeit, zu der er all Zwerge aus ſeinem ganzen Re ih zuſammen berief; weicht gen Folgen jene Hochzeit gehabt, wiſſen wir nicht. Schwerlich ein hat der bekannte Bébé, Lieblingszwerg des Königs Stanis laus von Polen, Kinder hinterlaſſen, und noch unwahrſchein 85 licher iſt dieſes von noch kleineren Zwergen, welche hie und da S Europa durchreiſten, von denen einige nur 16—18 Zoll hoch ab geweſen ſeyn ſollen. Jene Unfruchtbarkeit der Zwerge ſoll ſich 5 nicht allein bei einer Verbindung mit ihres gleichen, ſondern e auch bei der Vermiſchung mit Perſonen von gewöhnlicher 6 Größe erweiſen, ja die bloße Befriedigung des Geſchlecht⸗ triebes foll ausnehmend ſchwächend auf fie einwirken und fi keit fruͤhzeitig zum Grabe führen 1). 1 Aus dem Geſagten geht hervor, daß die Erzählungen di von ganzen zwergartigen Voͤlkern, wie von Pygmaͤen, Tro⸗ . glodyten, Lilliputern, noch fabelhafter ſind, als die von Rie⸗ ſenvoͤlkern, indem die erſteren auſſerhalb der phyſiſchen Moͤg⸗ lichkeit liegen. Ganz kleine, wahrhaft zwergartige Hunde haben jedoch zuweilen ſchon empfangen und geboren, obgleich ſolche Thiere ſon meiſtens an dem Akte des Gebaͤrens zu Grunde gehen, be⸗ ſonders wenn ſie von großen Hunden belegt worden ſind, in welchem Falle ſie, wie man allgemein annimmt, auch große = Jungen werfen, 4 bei ma erb de 39 Diet, des sc, naturell, art, Nain. E gr R = 7 8 alle i * K 2 tet Bildung einzelner Theile, a allı Eine gewiſſe Phyſiognomie, gewiſſe herrfchende Züge zei⸗ 5 elch den ſich in manchen Familien oft viele Generationen hindurch ric einheimiſch. Wir fuͤhren in dieſer Hinſicht die bekannten Ge⸗ inis ſichtszuͤge des Bourboniſchen und Lothringiſchen Fuͤrſtenhau⸗ eim ſes an. Gewoͤhnlich bemerkt man bei Betrachtung einer 8 da Sammlung von Familienportraͤts, daß von einem oder dem hoch anderen Vorfahren der herrſchende Familienzug ausgegangen | 5 iſt, der bei einigen Abkoͤmmlingen zuweilen etwas verwiſcht, dern bei ſpaͤteren wieder aufs deutlichſte zum Vorſchein kommt. iche Es iſt ſchwer anzugeben, welcher Theil es eigentlich ſey, echt auf deſſen gleichmaͤßiger Beſchaffenheit eine ſolche Aehnlich⸗ d fie keit der Phyſtognomie beruhe: zuweilen gruͤndet ſie ſich auf die aͤhnliche Bildung eines, zuweilen mehrerer Theile; auf ngen die Form des Kopfes, der Stirne, Naſe, der Kinnladen, die ro⸗ Beſchaffenheit der Augen, des Mundes, zuweilen auch auf Rie⸗ eine blaſſe oder rothe Geſichtsfarbe. Nög⸗ So wie die Geſtalt der Kopftheile, iſt auch die der Glied⸗ maßen, der Beine, des Rückens, der Hinterbacken u. fe w. doch erblich. Bei keinem Thiere ift die Bildung der Theile, be⸗ bier ſonders der Gliedmaßen von ſolcher Wichtigkeit, wie beim be Pferde, weßhalb auch in Betreff der Staͤrke und Schoͤnheit „i derſelben gewiſſe Regeln aufgeſtellt worden ſind; bei kei⸗ roße dem anderen iſt auch die Vererbung der Geſtalt der einzelnen Theile mit ſolcher Genauigkeit beobachtet wor rden, als gerade bei dieſem. Ein großer und fetter oder ein kleiner und magerer Kopf, grobe oder feine Ganaſchen, ein Schweins oder ein Hirſch⸗ Ze hals, eine breite oder ſchmale Bruſt, ein gerader oder ein gebogener Ruͤcken, ein gerades oder abgeſchliffenes Kreuz, lange oder kurze, ſtarke oder ſchwache, gerade oder auswaͤrts ſtehende, ſogenannte Tanzmeiſters⸗Fuͤße, breites oder ſchma⸗ les Knie, aufrecht ſtehende oder flache Hufe — alle dieſe Ei⸗ genſchaften, und noch viele andere, welche anzufuͤhren zu weit laͤufig waͤre, und die mit der Schönheit, Stärke und Geſund⸗ heit der Thiere im engſten Zuſammenhange ſtehen, werden ganz gewoͤhnlich vererbt, und nie hat irgend ein Pferdezuͤch⸗ ter hieran gezweifelt. | | Hiebei laßt ſich nicht laͤugnen, daß jene Vererbung, ſo bekannt ſie auch iſt, doch niemals mit Zuverlaͤſſigkeit ſtatt | findet, ſondern immer noch etwas unficher und zweifelhaft we iſt, wenn naͤmlich die ſe oder jene Eigenſchaft fich nur bei dem einen der Eltern und nicht bei beiden findet. Im letzten Falle darf man die Vererbung mit ziemlicher Sicherheit hoffen, und man kann ſie endlich mit Zuverlaͤſſigkeit erwarten, wenn gleich beſchaffene Eltern durch mehrere Generationen mit einander gepaart werden. Die Aehnlichkeit in Abſicht auf Wuchs und Bildung der einzelnen Theile beruht uͤbrigens vornehmlich auf dem Ueber⸗ gange eines gleichen Knochenbaues von den Eltern auf die Kinder. Denn obgleich die weichen Theile einigen Antheil an Beſtimmung der Phyſiognomie und Geſtalt haben, fo be⸗ ruht die Hauptſache hierin doch auf der Groͤße und Form der Knochen. Wie wichtig in dieſer Hinſicht die Bildung des N Skelettes ſey, ſieht man vorzuͤglich bei den Pferden, bei welchen Schoͤnheit oder Haͤßlichkeit, Schwaͤche oder Staͤrke, Brauchbarkeit und Unbrauchbarkeit großen Theils nach dem Knochenbau beurtheilt wird. a 7 | G 3. j Farbe der Haare des Hauptes und des ubrigen Koͤrpers. Beinahe taͤglich ſehen wir, daß Leute mit blonden, brau⸗ nen oder ſchwarzen Haaren auch aͤhnliche Kinder erzeugen. Wenn die Eltern verſchieden gefärbte Haare zeigen, ſo ift die Haarfarbe des Kindes zuweilen eine gemiſchte; in andern Fällen fchlägt ein Kind der Mutter, ein anderes dem Vater nach, oder folgen auch alle dem Einen der Zeugenden. Die Vererbung der Haarfarbe zeigt ſich vorzüglich bei jenen Menſchenfamilien, die wir Ragen nennen. So kom⸗ men in der kaukaſiſchen Rage, vorzüglich in dem ſcandina⸗ viſchen Stamme derſelben, blonde Haare ſehr haͤufig vor, welche bei der mongoliſchen oder aͤthiopiſchen Rage niemals erſcheinen. Gewoͤhnlich iſt mit Verſchiedenheit der Haare auch verſchiedene Hautfarbe gegeben, welche von der Farbung des malpighiſchen Schleimes abhaͤngig iſt. Da die Vererbung des Haares in Beziehung auf Pferde⸗ zucht von großem Intereſſe iſt, indem an der Erzeugung die⸗ ſer oder jener Haarfarbe oft viel liegt, fo beſchloſſen wir, der hierüber um fo eher Unterſuchungen anzuſtellen, als in die⸗ ber⸗ ſer Hinſicht, ſo viel wir wiſſen, noch nichts genaueres bekannt iſt. die In den Beſchaͤlregiſtern des koͤnigl. Hauptgeſtuͤtes Mar⸗ heil bach fanden wir Folgendes:) D) Durch die Gnade Seiner Ercellenz des Herrn Miniſters des a Innern, v. Schmidlin, hatte Herr Dr. Not ter die fol⸗ genden Notizen in Stuttgart zu ſammeln Gelegenheit, wel⸗ ches auf dem Geſtuͤte Marbach ſelbſt nicht geſchehen konnte, da nach Aeußerung des Herrn Stallmeiſters Autenrieth das Nattonale der gebrauchten Hengſte dort nicht aufgezeichnet iet, was nur in Betteff des Füllens und der Stute geſchieht⸗ 8 Vom Jahr 1819 bis zum März 1827 zeugten 216 gleich⸗ farbige Paare mit einander, wovon ſich in Bezug auf die Faͤrbung der Fuͤllen nachſtehendes Reſultat ergab: 51 weiße Paare erzeugten 49 weiße Fuͤllen 58 rote — — 56 rothe — 92 braune — — 85 braune — 15 ſchwarze — — 1s ſchwarze — Sonach waren denn nur 11 Füllen anders gefärbt, als die Eltern. Indeſſen muͤſſen wir hier bemerken, daß wir Pfer⸗ N de fuͤr gleich gefaͤrbt annehmen, wenn ſie nur, dem gewoͤhn⸗ lichen Sprachgebrauch zu Folge, unter Eine der vier eben angegebenen Hauptfarben fallen, moͤge ſie auch in dem ei⸗ nen etwas heller, im andern dunkler ſeyn. g Man ſieht demnach, daß von aͤhnlich gefaͤrbten Pferden größtentheild auch ähnlich gefärbte Junge erzeugt werden-. Noch ſicherer laͤßt ſich auf dieſen Erfolg hoffen, wenn ſchon mehrere Generationen hindurch die Voreltern von derſelben Farbe waren, wofuͤr wir das gewichtige Zeugniß eines A m⸗ mon und Autenrieth anführen Erſterer ſchreibt ©), daß Farben und Abzeichen, die ſchon bei den Vorfahren ge⸗ woͤhnlich waren, weit leichter, als eine neue Faͤrbung, dem Fuͤllen zukommen werden; letzterer verſicherte uns, er zaͤhle, wenn auch nur durch zwei Generationen ſich dieſelbe Farbe erhalten habe, mit Zuverlaͤſſigkeit darauf, daß auch das Fuͤl⸗ len auf gleiche Art gefaͤrbt ſeyn werde. Daſſelbe ward uns von mehreren Geſtuͤten her bekraͤftigt, wo man die Erzielung 1) Ammon von der Zucht und Beretung. der Pferde. Ber lin 1313, S. 87. a u * ich dieſer oder jener Farbe ſich beſonders angelegen ſeyn ließ. die In dem daͤniſchen Geſtuͤte Friedrichsburg wurden vom Jahr 1685 bis zum Jahr 1805 weißgeborne Pferde geworfen 1); andere daͤniſche Inſtitute dagegen hatten von der in ihnen borherrſchenden Farbe der Pferde ihre eigenthuͤmlichen Bei⸗ namen, wie des gelben, ſchwarzen Geſtuͤtes u. ſ. w. Der bekannte Venetianiſche Kaufmann Marko Po⸗ i lo ) ſah ſchon im dreizehnten Jahrhundert ein Geſtuͤte in der Tartarei, welches 10,000 Schimmel enthielt; und eben⸗ A fo ſollen ſchon im Alterthum die Agrigentiner, nach dem Zeug⸗ niß Diodors v. Sicilien?), 300 Zweigeſpanne weißer i- Pferde gehabt haben. Die ſchweren engliſchen Karrenpferde g ſind in der Regel ſchwarz “, und die Clevelandiſchen Pferde in England faſt alle braun. In Spanien finden ſich, nach Brugnone ), beinahe keine anderen als braune und ſchwar⸗ | ze Pferde, bei welchen Abzeichen wie Sterne, Bläffen, weiße Fuße faſt nie vorkommen. Aus allem dieſem geht hervor, daß in die Haarfarbe in den Familien erblich fortpflanze. So ſind namentlich auch die wilden Pferde, welche die Steppen des oͤſtlichen Euro: pa's, Siberiens und der Tartarei bewohnen, und welche der — 1) Viborg Sammlung von Abhandlungen fuͤr Thieraͤrzte und Oekonomen. Kopenhagen 1805. Bd. 4. S. 15. 2) Marko Polo in der Sammlung der beſten und neueſten Reiſebeſchreibungen. Berlin. III. S. 204. 3) Diod, Sic. Hist. XIII. c. 82, 49 Knobelsdorf a. a. O. 5) Brugnone von der Zucht der Pferde, Eſel und Manlthie re, aus dem Ikelieniſchen von Fechner. Prag 1790. S. 97. füngere Gmelin bei Woroneſch am Don ſah, re von mausgrauer Farbe mit ſchwarzen Fuͤßen 1). | In Betreff ſolcher Züllen, welche eine andere Farbe A i ten, als die gleichgefärbten Eltern, haben wir folgende eilf ro Faͤlle aufgezeichnet: Stute Hengſt Fallen Hellbraun Goldbraun Goldfuchs Eiſenſchimmel Apfelſchimmel Hellfuchs Weißſchimmel Apfelſchimmel Hellbraun Goldfuchs Goldfuchs Goldfalb Rothbraun Goldbraun Hellfuchs Goldfuchs Goldfuchs Hellbraun Kaſtanienbraun Goldbraun Goldfuchs Hellbraun Goldbraun Goldfuchs Goldbraun Goldbraun Hellfuchs Kaſtanienbraun Goldbraun Hellfuchs Hellbraun Hellbraun Rothſchimmel. Wenn die Farbe des Füͤllens von der der Eltern ſehr abweicht, wenn jenes z. B. ein Fuchs oder Braun iſt, waͤh⸗ rend die Eltern Schimmel ſind, dann ſcheint die neue Farbe diejenige des Groß- oder Urgroßvaters zu ſeyn, was man Ruͤckſchlag nennt, der, fo wie in Abſicht auf andere Eigen: ſchaften, Phyſiognomie, Krankheiten, fo auch in Bezle⸗ hung auf Farben, nicht ſelten vorkommt. Bei anderen Abaͤnderungen der Farbe des Fuͤllens ſcheint nur ein Uebergang der Farbe der Eltern in eine nahe ver⸗ wandte beim Fuͤllen ſtattzufinden. Dieſes iſt namentlich der | 1) S. G. Gmelin Reifen durch Rußland, I. Thl. Peters; | durg 1771. S. 44. ich 105 Fall Nu der rothen und braunen Farbe, welche, wie ſchon Ammon) bemerkt, nahe mit einander verwandt find, ig⸗ indem von braunen Eltern leicht rothe Fuͤllen fallen, und von eilf rothen häufig braune, | In denjenigen Faͤllen, in welchen bie Eltern eine von einander verſchiedene Farbe zeigen, pflegt die Farbe des Fuͤl⸗ lens meiſtentheils entweder dem Vater, oder der Mutter nach⸗ 85 zuſchlagen. Den in dieſer Hinſicht beobachteten Erfolg wer⸗ 1 den wir fpäter bei Unterſuchung der Frage anführen: ob ge⸗ wiſſe Eigenſchaften mehr von der Mutter, oder mehr von dem Vater auf die Kinder uͤbertragen werden? N Neun Faͤlle haben wir verzeichnet, in welchen das Fuͤl⸗ len verſchieden gefaͤrbter Eltern eine dritte Sands zeigte. Es find folgende? . Stute e, 8 l Honigſchimmel Goldfuchs Hellbraun Goldfuchs %% Kaſtanienbraun Mausrapp ie Dunkelfuchs Kaſtanienbraun Email Goldfuchs Kaſtanienbraun Rapp | Grauſchimmel Kaſtanienbraunn Rapp Grauſchimmel Mapeg - Dunkelbraun Rehfalb Goldfuchs Kirſchbraun Rapp Silberſchimmel Hellbraun Rapp Silberſchimmel Schwarzbraun⸗ eint Es gilt hieruͤber uͤbrigens daſſelbe, was wir früher ber ber: die neue Färbung der Jungen gleichfarbiger Eltern bemerk⸗ der ten, daß fie nämlich ein Ruͤckſchlag zu der Beſchaffenheit ſei⸗ ers- 1) Ammon g. 4. O. S. 88. a Fr N T. ²˙ 0 * ur er I W —— a‘, 1 1 1 Y 1 . 1 N 4 111 1 2 1 13 1 1 Lore, 1 BE H '7 i h \ ı 2 — 14 N i 3 vl | BR 7 l A| „ . ER, 1 14 1 1 3 - 5 1 „ N 15 13 3 Ne | N 1 * * RE 1 * 7 1 4 . ; = i 2 1 eil! ner Voreltern oder der Uebergang einer Farbe in eine andere 1: heil en G ſey. Zuweilen iſt in der That die Farbe des Fuͤllens von derjenigen der Eltern ganz ausnehmend verſchieden, wie denn z. B. Fugger) erwähnt, er habe zu Saen in Spanien ein ſchneeweißes Fuͤllen von einer ſchwarzen Stute und einem braunen Hengſte geſehen, und in ſeinem eigenen Geſtuͤte ha⸗ be eine braune, ſelbſt von braunen Eltern abſtammende, Stu⸗ te mit Schimmel ⸗ oder Braun⸗ 1 immer Hellfuchſen I werd die € oͤre len f. von erzeugt. bei K Sehr oft geſchieht, wenn die Eltern eine verein Farbe aten, eine Vermiſchung derſelben bei den Zungen Diefe Vermiſchung iſt gedoppelter Art. Einmal berſchmel⸗ zen nämlich die verſchiedenen elterlichen Farben am ganzen Koͤrper des Fuͤllens in der Art, daß die Faͤrbung des letzteren ein Mittleres darſtellt, und zwar wieder entweder dadurch, Pbaß alle Haare deſſelben wirklich eine Mittelfarbe haben, ue Hi 4 wie z. B. bei einem Mausrappen, der von einem Braunen fleckte nd einem Rappen gefallen iſt, oder aber dadurch, daß die Ang, einzelnen aber einander ganz nahe ſtehenden Haare zwar die ſellte beiden verſchiedenen Farben zeigen, aber fo wie fie von ei⸗ Miu niger Entfernung aus betrachtet werden, eine gemiſchte Far⸗ gemiſ be darzustellen ſcheinen, wie dieſes bei den ſogenannten Sti⸗ . chelſchimmeln, ; Eiſenſchimmeln ꝛc. der Fall it Die zweite ſchwaf Hauptart der Farbenmiſchung iſt diejenige, wo die beiden el⸗ terlichen Farben in groͤßeren Strecken an verſchiedenen Koͤr⸗ Kopf perſtellen des Jungen vertheilt ſind, was z. B. bei den Sche⸗ ken mi ken und den getiegerten Pferden vorkommt, welche meiſten⸗ | erm oder: 4 R N i 1) Marr Fugger Geſtuͤtbuch. Frankf. a. M. 1601, S. 76. Bo theils von Schimmeln, nach Viborg Hauch von weißgebore⸗ Mi Schimmeln, mit Rappen, Braunen oder Fuchſen erzeugt | werden. Zu den Füllen mit gemiſchter Farbe ſcheinen auch die Semmelfalben mit weißer Maͤhne und Schweif zu ge⸗ hoͤren, welche von Schimmelhengſten und Fuchsſtuten zuwei⸗ j len fallen, wie auch die ſchwarz oder fahlbraunen Fuͤllen bon ſchwarzen und braunen Eltern. Bei Thieren, welche viele Junge gebaͤren, wie z. B. bei Hunden, zeigen ſich gewoͤhnlich mehrere Arten der Far⸗ ben⸗ Vererbung zu gleicher Zeit, indem einige Junge der Mutter, einige dem Vater nachſchlagen, und noch andere ei⸗ „e gemiſchte oder gar eine dritte und neue Farbe zeigen. Auffallend iſt es, daß bei manchen Thieren eine ſolche Vermiſchung der beiderſeitigen Farben der Eltern gar nicht, oder nur ſehr ſchwierig zu geſchehen ſcheint. Weiße und brau⸗ . ne Hirſche erzeugen, nach Wildungen , nicht etwa ge⸗ ſeckte, ſondern entweder weiße oder braune, — eine Beobach⸗ ung, welche ſich auch nach neueren in Wuͤrtemberg ange⸗ ſtellten Erfahrungen beſtaͤtigt haben ſoll. Weiße und graue 4 Maͤuſeſ erzeugen immer nur weiße und graue, nie ſolche von 5 gemiſchter Farbe, und die Jungen von weißen und ſchwar⸗ 5 zen Schaafen ſind in der Regel auch entweder weiß oder e ſchwarz. f ; er „Einzelne weiße Flecken an den Extremitaͤten und am 5 apf der Eltern ſcheinen ſich, wenigſtens bei Pferden, ſel— 5 5 mit der Farbe am übrigen Körper des Fuͤllens zu vermiſchen⸗ Br | Ä ) Viborg a. a. O. Bd. IV. S. 19, ) Wildungen Neuf. Geſchenk. 1808. S. 165 > 3 8 7 * 1 — 16 u F. 4. Eigenthuͤmliches Verhalten der weißen Farbe. Es iſt mit Wahrſcheinlichkeit anzunehmen, daß die ur⸗ ſprünglich wilden Pferde alle von gleicher Farbe waren, da auch heut zu Tage noch die fs g. wilden Steppenpferde auf gleiche Weiſe, wie beinahe alle wilde Thiere, dieſelbe Färbung zeigen. Welches aber dieſe urſpruͤngliche Farbe der Pferde geweſen, läßt ſich ſchwerlich ausmachen, indem es gar wohl moͤglich iſt, daß die mausgrauen wilden Pferde nur verwil derte find, welche einſt ihrer Gefangenſchaft entrannen, im di Zuſtande der Freiheit aber und unter andern Einfluͤſſen, als im Hausthier⸗Zuſtande, allmaͤhlich ihre urſpruͤngliche Farbe an | | derten. Auch in Amerika, wohin die erſten Pferde durch dis Spanier gebracht wurden, finden ſich heut zu Tage im Zu ſtande der Wildheit lebende Pferde. Im Gegenſatz gegen dil wilden Thiere zeigen die Hausthiere eine ungemein groß, Mannigfaltigkeit der Farben, wie wir ſie an Pferden, bein Rindvieh, Huͤhnern, Enten, Tauben u. ſ. w. ſehen, welch vielleicht der Mannigfaltigkeit aͤußerer Eindruͤcke, der Berl fchiedenheit des Futters, Clima's u. ſ. w. ihren bern verdankt. \ So allgemein auch für die ganze Reihe der Hausthien das Geſetz gilt, daß von gleichgefaͤrbten Eltern in der Reg Junge von derſelben Farbe erzeugt werden, alſo z. B. ſchwaß ze Hühner von ſchwarzen, rothe Tauben von rothen, fo zeigl doch die weiße Farbe, hinſichtlich ihrer Vererbung, eine pr deutende Eigenthuͤmlichkeit. Die rothe Farbe geht felten I die braune, die weiße nicht in die ſchwarze beim Jungen übel und es laſſen ſich deßwegen, namentlich bei den Pferden, d =m—= Grundſaͤtze der Reinzucht vollkommen in Anwendung bringen, 1 indem die vier Originalfarben derſelben in der Regel ſich ſelbſt⸗ ſtaͤndig fortpflanzen. Bei den verſchiedenſten Hausthieren aber zeigen ſelbſt die verſchiedenartigſten Farben eine auffal⸗ lende Neigung, in das Weiße uͤberzugehen, ſo daß am En⸗ de, wenn die weiß gewordenen Thiere von der Zucht nicht ab⸗ ſichtlich ausgeſchloſſen werden, weiße oder Schimmel⸗Thiere die Oberhand bekommen. Wenn z. B. in einem Tauben⸗ ſchlage einmal eine weiße Taube erzeugt und zum Jungen⸗ im ziehen zugelaſſen wurde, ſo werden bald weiße, oder wenig⸗ ſtens weiß ſcheckigte Tauben in großer Anzahl erſcheinen. Da⸗ her rührt die Schwierigkeit, einen dunkeln einfarbigen Flug von Tauben zu erhalten. Unter allen Farben vererbt ſich bei Pferden die weiße Farbe am leichteſten, und wenn der Va⸗ ter oder die M utter. ein Schimmel iſt, darf man beinahe mit Zuverlaͤſſ ſigkeit ein S chimmelfuͤllen erwarten. Grauſchimmel pflegen, mit Grauſchimmeln gepaart, hellere Schimmel zu zeugen, und von ganz weißen fallen am Ende weißgeborene Schimmel. Goldfalben zeugen immer hellere Jungen, fo, daß Enkel und Urenkel zuletzt Iſabellen werden, die, nach dem Zeugniſſe Autenrieths, nie von Schimmeln erzeugt werden. Dieſe Iſabellen find deßwegen merkwuͤrdig, weil fie eg unter dem Pferdegeſ. chlecht dasjenige darſtellen, was die Ka⸗ 1 kerlaken beim Menſchen; die Haut derſelben iſt nämlich un⸗ ter den Haaren, oder auch an den haarloſen Stellen, ganz hell und fleifchfarbig, beſonders an den Lippen und den Feſ⸗ ' ſelgelenken. Die Hufe ſind weißgelblich und die Negenbo⸗ | genhaut des Auges iſt roͤthlich, weil das ſchwarze Pigment ö an ihrer hintern Flaͤche fehlt. Auch bei weißen Elephanten 2 — 18 findet fich, nach dem Zeugniſſe neuerer Reiſenden, eine röth⸗ liche Iris. Die weißgeborenen Pferde ſcheinen mit den Iſa⸗ bellen zwar gewiſſermaßen verwandt zu ſeyn, unterſcheiden ſich aber doch weſentlich dadurch von ihnen, daß fie noch eint farbige, namentlich braune, Iris haben, und alſo noch keine wahre Kakerlaken ſind. Bei Pferden, bei denen weiße Ab⸗ zeichen, beſonders groͤßere oder ſehr unregelmaͤßige vorkom⸗ men, und bei Hunden, die ſcheckigt oder getiegert ſind, fin⸗ den ſich nicht ſelten ſ. g. Glasaugen, d. h. eine hellblaͤuliche Regenbogenhaut, bei Pferden indeß meiſtens nur auf Einem Auge; die gewoͤhnliche Faͤrbung der Regenbogenhaut beim Pferde iſt die dunkelbraune. Weiße Abzeichen, Flecken, Sterne, Blaͤſſen, ein weißer Fuß, oder mehrere dergleichen, gehen nicht allein auf die Fuͤllen über, ſondern werden auch bei dieſen oft größer, 1 daß am Ende wirkliche Schecken zum Vorſchein kommen. Ebenſo verhaͤlt es ſich bei dem Rindvieh: wenn det Heerdebullen weiß iſt, ſo wird unfehlbar in einiger Zeit DI ganze Heerde weiß oder weiß gefleckt werden. Das Ungri⸗ ſche Schimmel Vieh ſtellt einen ſolchen erblichen, ſchmutzig weißen Stamm dar. Auffallend iſt der umſtand, daß auch ſolche Thiere, die eine große Mannigfaltigkeit und Pracht in ihren Farben zeigen, wie Pfauen, Tauben, welſche Hu ner u. ſ. w., ſo ‚häufig weiße Junge bekommen. Auch di Kanarienvogel (Fringilla canaria), welche, als fie zu An, fange des 16ten Jahrhunderts nach Europa gebracht wur | den, grau und am Unterleib gruͤnlich waren, find nun mei ſtentheils weißlich geworden. Sogar bei manchen milde! Thieren erſcheint nicht gar ſelten die weiße Farbung, na⸗ — 19 — mentlich bei Hirſchen, Haſen, Maulwürfen, Mäufen, Kris hen, Schwalben, Lerchen. Bei den Hausthieren ſcheint die weiße Farbe die letzte Grenze der Zucht, und vielleicht auf dieſelbe Art entſtanden zu ſeyn, wie das Weiße erſcheint, wenn man alle Farben des prismatiſchen Farbenſpectrums auf einander fallen laͤßt, namlich durch Verwendung verſchieden e Thiere zur Zucht. Weiße Tauben, dergleichen Hühner, Ziegen, Kazen, Hun⸗ de, Ochſen, Pferde ꝛc. zeigen die hoͤchſte Stufe der Vered⸗ lung an, wie unter dem Menſchengeſchlechte die weiße Rage auch als die edelſte angeſehen wird. Etwas ſcheinen ſich je⸗ doch; jene weißen Thiere von dem urſpruͤnglichen Stammes⸗ character zu entfernen, und namentlich etwas zur Schwaͤch⸗ lichkeit hinzuneigen, indem die Kakerlakenbildung, die hier die äufferfte Graͤnze darſtellt, offenbar etwas Schwaͤche an⸗ deutet, und indem, namentlich bei Pferden, weiße Fuße viel f mehr zu Krankheiten geneigt ſind, als anders gefarbte, wie deſes ſchon 3 Fugger bemerkt. Mit jenem beruͤhrten Adel der weißen Thiere haͤngt viel leicht auch die religioſe Ehre zu⸗ ſammen, welche bei manchen Volkern des Alterthumes den beißen Pferden erwieſen wurde. So hatte Cyrus, wie wir bei Herodot leſen ), auf ſeinem Zuge nach Baby⸗ bn, eine Menge weißer, für heilig gehaltener Pferde bei ſich; nach Tacitus ) wurde auch von den alten Germanen weißen Pferden göttliche Ehre erwieſen, und nach Saxo 6 — 0 Here det I. 189, Hdit. Reitzii, S. 112. 2) Tacitus Germania, Cap. X. = | N 30 Grammaticus 1) wurden auf der Inſel Rügen eigene dem Suantevit geheiligte weiße Pferde gehalten. Daß im Orient weiße Elephanten hoch in Ehren gehalten werden, iſt bekannt Aus der gleichen Quelle ruͤhrt vielleicht die Bedeutung her, welche der Aberglaube der alten, wie der neuen Zei gewiſſen weißen Flecken oder Abzeichen der Pferde beigemeſ ſen hat, von welchen die einen von guter, die anderen vol ſchlimmer Vorbedeutung ſeyn ſollen. Als glückliche Abzeſ chen werden z. B. angefehen: ein weißer hinterer linker ode ein weißer vorderer rechter Fuß, und ebenſo zwei weiße Hit 5 terfuͤße neben einem weißen rechten Vorderfuß, jedoch rl daß die weiße Faͤrbung ſich nicht zu weit herauf erſtreckt für Unglück bedeutend werden gehalten: zwei uͤber das Kren 6 weiße Fuͤße, oder zwei weiße Vorderfuͤße, oder ein weiße rechter Vorderfuß neben einem weißen rechten Hinterfuß ) Das ungluͤcklichſte von allen Abzeichen ſoll Ein weiße rechter Hinterfuß ſeyn, wie ihn das bei den Römer zum Sprichwort gewordene Pferd des Sejus (equl Sejanus) hatte. Alle Beſitzer dieſes ausgezeichnet fh! nen, zu Argos in Griechenland geborenen, und um einel ungeheueren Preis, "namlich um 100,000 (sestertüs cen. tum millibus) Seſtertien, alſo um ungefähr 30,000 Ihr ler erkauften Thieres, kamen auf eine gewaltſame Weiſe um! Leben. Der erſte, naͤmlich Sejus, wurde von M. A tonius zum Tode verurtheilt; der te, Dolabella, if einem . in Syrien ermordet; Caſſius, der tl, 1) Saxo Grammat, Hist. Dan, Lib. XIV, S. 288. Fran fort, ad M. 1376. 2) Winter v. Adlersfluͤgel Stuterey. Nuͤrnb. 1709, S.. | Unrei ding Nachg wie es Abzei gerer Gebra Landle beſchaͤf = Gi tödtete ſich bekanntlich nach der gegen den Oetavius ge⸗ \ lieferten Schlacht bei Philippi ſelbſt; und daſſelbe that auch 5 der ate Beſitzer, nämlich M. Antonius „ als er ſich von detavius beftegt ſah 1). 10485 8 | Auch der göttliche Stier der Egypter, Apis, mußte ein weißes Viereck auf der Stirne, und auf der rechten Sei⸗ te einen weißen halbmondfoͤrmigen Fleck haben. Vielleicht mochten aus einem dunklen Gefuͤhl, oder nach Erfahrungen, deren Bedeutung ſpaͤter verloren gieng, diejenigen Abzeichen | für gluͤckliche gehalten werden, welche in der folgenden Ge⸗ . * neration in eine allgemeine weiße Farbe uͤberzugehen pfleg⸗ f i; und für ungluͤckliche ſolche, welche eine geringe Neigung des Stammes, ſich ins Weiße zu metamorphoſiren, und ei⸗ | ne ungeeignete Miſchung verſchieden gefaͤrbter Pferde, etwas unreines und verbaſtardirtes, andeuteten. Schon Palla⸗ diu 5 *) ſagt, einfarbige Pferde ſeyen die vorzüglichſten zur Nachzucht, und ebenſo werden von vielen Neueren, und wie es ſcheint nicht mit Unrecht, beinahe alle Pferde mit Abzeichen von der Zucht ausgeſchloſſen, wie dieſes ſeit laͤn⸗ | Nerer Zeit in Spanien, und in neuerer auch in England im Gebrauch iſt. Auch uster dem Rindvieh werden von den Landleuten der wuͤrtembergiſchen Alp ſcheckige Thiere wenig geſchaͤtzt. f | Um jedoch in Betreff der Neigung der verſchiedenen Far⸗ 10 S. Am Gellii Note Attic. EA it L. III. c. 9. Herr Naumann haͤlt jenen Sejus fuͤr den Sejan, den Guͤnſt⸗ ling des Kaiſers Tiberius, was offenbar ein Irrthum iſt. S. deſſen Lehrbuch der Pferdekenntniß. Berlin 1822. S. 208. 8) Palladius de re rustic. Mart. Tit. XIII. 1 — — —— — u 1 ben, in die weiße uͤberzugehen, auch dasjenige nicht zu ver, Ra ſchweigen, was unſerer Meynung zu widerſprechen ſcheint / erwaͤhnen wir hier die auf dem Geſtuͤte zu Marbach gemacht Erfahrung, daß hellbraune Pferde mit gewöhnlichen Braune noch dunklere Braunen zu erzeugen pflegen; und daß be! Laͤmmern, wenn der Schaafbock auch nur kleine ſchwarz! Flecken, z. B. unter der Zunge hatte, nach dem Zeugniß vieler Schaafzuͤchter, leicht weit groͤßere ſchwarze Flecke! erſcheinen ). a §. 5. un deze Eigenſchaften der Haare. eig fett Weiche oder ſtraffe, feine oder grobe, Eraufe oder ſchlich a te Haupthaare, gehen ebenſo gewohnlich von den Eltern au die Kinder uͤber, als die Farbe derſelben. Pferde von edle Rage zeichnen ſich vornehmlich durch die ſeidenartige Weich heit und den Glanz ihres Haares aus; ſolche von gemeine Rage durch Grobheit und oft ſelbſt eine zottige Beſchaffen ö heit deſſelben. Bei den Schaafen iſt es hauptſaͤchlich d. Beſchaffenheit der Wolle, welche man durch die Zucht 3 j verbeſſern ſucht, und auch wirklich, je nach den Zwecken welche man dabei hat, in Abſicht auf Menge, Zeinheil | Weichheit, Stärke, Elaſticitaͤt, Laͤnge, Glanz, Stapelbil | dung u. ſ. w. verbeſſert. Beim Menſchen iſt der Kahlkopf gar nicht ſelten e Erbſtuͤck, eben fo wie die Neigung, oft ſchon in den ht ſten Jahren graue Haare zu bekommen. Bei Schaafen 0 1) Pabſt Beiträge zur höheren Schaafzucht. Stuttg. 1820 ©. 98. | | gleichfalls das Abſtoßen der Wolle oft ein Fehler der ber | | int, al inen be Rage 1). 6, Beſchaffenheit der Haut. a Bei jedem Menſchen hat die Hautausduͤnſtung etwas eigenthuͤmliches, was ſchon daraus hervorgeht, daß der Hund ſeinen Herrn am Geruch erkennt. Daß jene Eigenthuͤmlich⸗ keit der Ausduͤnſtungsmaterie ſich auch fortpflanzt, zeigt ganz dentlich der beſondere negerartige Geruch der Mulatten, in welchen doch zur Haͤlfte kaukaſiſches Blut fließt. Sogar der Quinteron zeigt noch etwas von der negerartigen Hautaus⸗ duͤnſtung, und die Peruaner ſollen daher durch den bloßen Geruch erkennen, ob in Jemand ein Theil von amerikani⸗ ſchem oder afrikaniſchem Blut enthalten fen 2). Der Ver⸗ faſſer ſelbſt hat einen ſo ſcharfen Geruch, daß er nicht al⸗ lein das eigenthuͤmliche der Hautausduͤnſtung jedes Menſchen leicht erkennt (was bald ſauer, bald ſchimmlig, bald zwie⸗ bel: oder knoblauchartig, angenehm oder unangenehm, ſtumpf oder ſtechend iſt), ſondern auch ſehr oft in Söhnen oder Toͤch⸗ N tern den Geruch des Vaters oder den der Mutter wieder⸗ gefunden hat. Sogar ganz beſondere Arten der Aus dünſtung gehen zuweilen auf die Kinder über: ein Vater, deſſen Ach⸗ ſelſchweiße einen wahren Moſchusgeruch gaben, hatte einen Sohn ganz von derſelben Beſchaffenheit; ein Vater, der ſtark an Fußſchweißen litt, theilte dieſe Eigenſchaft den zwei al teren ſeiner Kinder mi Be während die beiden HEBEN davon ı) Weber theoret. pract. Handbuch der m Viehzucht. Leipzig 18170, Bd. 2. S. 245. 2) Schnurrer geograph. Noſologie. ether 1813. S. 85. x a Bi befreit blieben. Auch die Neigung zu häufigen und ſtarken Schweißen iſt nicht ſelten ein Familiencharacter, mit welchem auch die Neigung des Schweißes, zuruͤckzutreten, und die Häufigkeit von Rhevmatismen und Catarrhen, welche ſich gar oft bei den Kindern wie den Eltern verraͤth, zuſam⸗ menhaͤngt. ö ü Per Eine blühende oder ſchlaffe Beſchaffenheit der Haut, ein blaſſes oder rothes Geſicht vererben ſich ſehr haͤufig, ja ſelbſt | das ſ. g. Kupfergeſicht iſt zuweilen ein Familienerbſtuͤck, wel⸗ ches oft Leute beſitzen, die dem Trunk durchaus nicht erge⸗ ben ſind, der ſonſt als die Urſache einer ſolchen Rubinenbil⸗ dung angeſehen wird. a 8 Mit der Beſchaffenheit der Haut ſteht diejenige der Zaͤh⸗ ne in naͤchſtem Zuſammenhange, welche phyſiologiſch uͤber⸗ haupt mehr zum Haut als zum Knochen⸗Syſteme gehören. I In einigen Familien ſehen wir ausgezeichnet gute und ſchoͤne Zähne, in andern dagegen ſchlechte einheimiſch. Bemerkens⸗ werth ſcheint es, daß Mulatten haͤufig ſchlechte Zaͤhne has | ben follen, während Neger gemeiniglich ſehr gute beſitzen. Fette oder magere Leibesbeſchaffenheit. Einige Familien verrathen eine auffallende Neigung zum Fettwerden, andere bleiben unter allen Umſtaͤnden mager. Wenn beide Eltern ſehr wohl beleibt waren, fo zeigt ſich daſ⸗ ſelbe bei den Kindern oft ſchon im jugendlichen Alter, lange zuvor, ehe ſonſt die Neigung zum Fettwerden eintritt. War auch nur eines der Eltern ſehr fett, ſo werden gar oft die Kinder eben ſo. Wenn ſich auch nicht laͤugnen laͤßt, daß am Fettwerden der Kinder, welche von fetten Eltern abſtammen, — 25 — die bei beiden oft gleiche Lebensart, Nahrung u. ſ. w. zum Theil Schuld ſeyn mag, ſo wird doch die Erblichkeit dieſer Eigenſchaft ganz offenbar dadurch erwieſen, daß die Kinder dieſe Neigung zum Fettwerden oft entfernt von ihren Eltern, an ganz anderen Aufenthaltsorten, und unter ganz verſchie⸗ denen Umſtaͤnden, zeigen. | Beſonders bei den Hausthieren ift dieſe erbliche Geneigt⸗ heit zum Fettwerden von großer Wichtigkeit. Einzelne Ra⸗ 6 | den und Familien der Hausthiere zeigen nämlich eine viel großere Neigung zum Fettwerden als andere, und koͤnnen mit einer geringeren Futtermenge zu demſelben Gewicht auf- 1 gemäftet werden, zu deſſen Erreichung andere viel mehr Nah⸗ rung bedürfen. So wie gewiſſe Menſchen felbft bei mäßiger Nahrung nicht nur fett werden, ſondern es auch bleiben, ſo zeigt ſich dieſes innerhalb gewiſſer Grenzen auch bei Thieren. | Deutſche Pferde 3. B. werden viel eher fett, als polniſche, die; zuweilen ſelbſt bei der beſten Fuͤtterung mager bleiben. Es iſt bekannt, daß die ſpaniſchen Schaafe zur Maͤſtung wenig taugen; dagegen haben die Englaͤnder eine eigenthuͤm⸗ liche Rage, die Lancaſtriſche, die ſich hiezu vorzuͤglich eignet. Auch unter dem Rindvieh wählte Backe well die Lancaſtri⸗ ſche Rage aus, um durch fortgeſetzte Auswahl tauglicher Thiere zur Zucht eine ausgezeichnet maſtfaͤhige Rage hervor⸗ ubrigen ). Das merkwuͤrdigſte bei Backewells Ver⸗ ſuchen iſt jedoch nicht ſowohl das, daß er eine Nase zu er⸗ | dielen ſuchte, welche mit dem geringſten Futteraufwand am fetteſten wuͤrde, ſondern daß er es auf eine ſolche Race an⸗ — ) Thaer a. a. O. III. S. 686, legte, bei welcher die beliebteſten Theile eine vorzugsweiſe | Ernährung erfuhren. Der hintere: Theil des Ruͤckgrathes und | der obere Theil der Flanken enthält nämlich dasjenige Fleiſch, welches in England am meiſten geſchaͤtzt und als Ro a ſt⸗ beef und Beefſteak gegeſſen wird, waͤhrend das Fleiſch der Hinterſchenkel, der Bruſt, der Schultern, des Halſes nur zur 2ten und zten Claſſe gerechnet, und der Kopf, die Beine und der Bruſtlappen nur als Abfall verkauft werden. The nic das Sa wie die Sk ed 89 Er brachte deßwegen, durch eine zweckmäßige Wahl der In dividuen zur Zucht, ein Geſchlecht von Rindvieh mit ſeht kurzen, duͤnnen Beinen, einem kleinen ſpitzen Kopfe, duͤnnem Halſe und uͤberhaupt mit feinen Knochen, aber mit einem aͤuſſerſt breiten, langen, flachen Rüden hervor »). Es iſt demnach nicht allein die Neigung zum Fettwerden überhaupt etwas erbliches, ſondern auch die vorzugsweiſe Fähigkeit. ein? zelner Theile hiezu. | Die erbliche Maſtfaͤhigkeit ſcheint aber von einer gleich falls erblichen Guͤte der Verdauungswerkzeuge und von einen gewiſſen Schlaffheit der thieriſchen Faſer abzuhaͤngen, welch. man beim Rindvieh aus einer beſondern Elaſticitaͤt und gleich ſam ſeidenartigen Weichheit des Zellgewebes unter der Haut, beſonders am Ruͤckgrathe und an den Rippen, erkennt >) felbft wenn die Thiere noch mager find, Es iſt endlich be kannt, daß ein ruhiges Temperament eine die Maſtfahigkel ſehr befoͤrdernde Eigenſchaft iſt, welche gleichfalls, wie (par gezeigt werden wird, ſich fo haͤufig vererbt. | In Beziehung auf die vorzugsweiſe Ernaͤhrung einge { 1) Thaer a. a. O. Seite 669, 2) Thaer ebend. * ET he Fan Eu Theile, kann noch die Mißbildung erwaͤhnt werden, die ſich nicht ganz ſelten bei hottentottiſchen Weibern findet, naͤmlich das Aufſteigen einer gewaltigen Fettmaſſe, in Geſtalt eines Sattels, von den Hinterbacken gegen den Rücken hinauf, wie dieſes bei der ſogenannten hottentottiſchen Venus, die ſich vor mehreren Jahren zu Paris aufhielt, und deren Ekelett nunmehr im königl. botaniſchen Garten daſelbſt auf⸗ E bewahrt. wird, in einem auffallenden Grade zu ſehen war. F. 8. Hohes oder ute beige gebensaltet. Die Faͤhigkeit, ein hohes Alter zu erreichen, haͤngt von einer zweckmaͤßigen Beſchaffenheit des Leibes und der Seele ab. Wenn ſich nun aber die pſychiſchen wie die phyſiſchen Eigen chaften vererben, ſo wird dieſes auch in Abſicht auf die Faͤhigkeit oder Unfaͤhigkeit, ein hohes Lebensalter zu errei⸗ chen, ſtatt finden. In der Familie der Patriarchen war ein hohes Alter ganz gewoͤhnlich, und nach Diodor von S i⸗ cilien n) erreichten die Bewohner Taprobanas, einer oſtindiſchen Inſel, wahrſcheinlich Ceylons, gewoͤhnlich ein völlig krankheitsfreies Alter von 150 Jahren. Auch heut zu Tage findet ſich noch in manchen Familien ein hohes Lebens⸗ alter, obgleich freilich niemals ein gleich hohes, wie bei den Patriarchen. Einige auffallende Beiſpiele fuͤhrt Hufe land ) an. Ein Engländer, Thomas Parre, welcher im Jahr 1635 zu London ſtarb, erreichte ein Alter von 152 Jahren und 9 Monaten; der Urenkel deſſelben ſtarb wenige Jahre 0 als Hufeland ſchrieb, in einem Alter von 103 10 Dieder- Ex sb III. a. 57 2) Hufeland Macrobiotik. ste Vorleſung. Jahren; ein norwegiſcher Bauer, Jo ſe ph Surring ton, ſtarb im Jahr 1797. 150 Jahre alt; fein alteſter Sohn war dazumal 103 und fein juͤngſter 9 Jahre alt. Baco von Verulam, der aus der aͤlteren, wie aus der neueren Zeit eine Menge Beiſpiele von hohem, uͤbrigens nicht gerade erb⸗ lichem Lebensalter geſammelt hat, ſagt hieruͤber Folgendes: „Illud quidem experientia docet, esse quasdam stir- pes ad tempus longaevas, ut longaevitas sit, quem- 1 - admodum morbi, res hereditaria « r), Von Thieren find keine Beiſpiele eines in gewiſſen Familien vorkommenden Altwerdens bekannt, nur ſcheint das bemerkenswerth, daß das Maulthier ein auffallend hohes Alter erreicht, nach den Angaben Einiger ſogar von EO und mehr Jahren, ſo daß es hierin ſeine beiden Eltern, die Stute und den Eſel, weit uͤbertraͤfe. Ohne Zweifel aber giebt es manche Thier- namentlich Pferdefamilien, die, wenn fie auch andere an abſoluter Lebensdauer nicht uͤbertreffen, doch auf⸗ fallend lang ihre Kraͤfte und Brauchbarkeit erhalten. In manchen Familien der? Menſchen wird dagegen gar ſelten ein hohes Lebensalter erreicht, und die Glieder einer ſolchen pflegen es oft nicht über 40 Jahre hinaus zu brin⸗ gen; in manchen ſterben ſogar die meiſten Sprößlinge noch im Kindes⸗ oder Juͤnglingsalter. a I) Ba co Oper. omn, Francof. 1665. Hist. vit. et mort. p. 518. „Soviel lehrt die Erfahrung, daß gewiſſe Familien viel al: ter werden, als andere, weßwegen man ein hohes Lebens⸗ alter, wie gewiſſe Krankheiten, als etwas erbliches anſe⸗ hen muß.“ Pe §. 9. Mus kel n. Stimme | Da ſich nach dem Obigen der Knochenbau ſo gewoͤhn⸗ lich vererbt, ſo laͤßt ſich daſſelbe auch von den Muskeln, wel⸗ che ihre Anlagerungspunkte an den Knochen haben, erwar⸗ ten. Am auffallendſten ſehen wir dieſe Erbſchaft bei den Pferden, unter welchen es einige Ragen und Familien giebt, welche zum anhaltenden ſchnellen Laufen, und wiederum an⸗ dere, die zum ſchweren Ziehen vorzugsweiſe tauglich find, Das Maulthier erbt gewiſſe, hieher gehörige Eigenſchaften von der Mutter und andere vom Vater, von jener die gröͤ⸗ ßere Lebhaftigkeit und Schnelligkeit, von dieſem d die ausge⸗ zeichnete Sicherheit des Ganges. Auguſt IJ. Kurfürſt von Sachſen, bekannt durch ſeine auſſerordentliche körperliche Staͤrke, hatte einen durch die gleiche Eigenſchaft nicht weniger beruͤhmten, mit der Graͤfin Koͤnigs mark erzeugten Sohn, Moriz, Marſchall von Sachſen genannt. In der Tanzkunſt erwarben ſich bekanntlich Vater und Sohn, und, wenn wir nicht irren, auch der Enkel, Veſtris gleiche Beruͤhmtheit. Ein von einem Steinbock und einer gewoͤhnlichen Ziege erzeugter Baſtard bewies im Springen und Klettern dieſelbe Verwegenheit, die der Stamm⸗ character ſeines Vaters iſt. Selbſt die vorzugsweiſe Ausbildung einzelner Muskel⸗ Partien vor anderen geht auf die Nachkommen über, wie z. B. die Kraft der Schenkel oder Beine, was beſonders bei Pfer⸗ den ſich auffallend zeigt. Auch bei Menſchen ſieht man ſtar⸗ ke oder ſchwache Schenkel und . ße als ein Jami⸗ * 5 — 30 — Sehr oft findet ſich beim Sohne dieſelbe Stimme, wie bei dem Vater, und bei der Tochter die Stimme der Mut⸗ ter. Ein von einem Bären und einem Hunde abſtammendes | Junges verband, nach Bechſtein, das Gebell des Hundes mit dem Brummen des Baͤren. Das Maulthier hat die Stimme des Vaters. Ein von einem Canarienvogel mit ei⸗ | ner andern Vogelart erzeugter Baſtard ſingt gewöhnlich nach der Weiſe beider Eltern. Baſtarde von einem Hunde und ei⸗ ner Woͤlfin bellen nicht. Baſtarde von einem Hunde und ei⸗ [ nem weiblichen Fuchſe zeigen ein rauhes Hundegebell und zu⸗ | gleich das Heulen des Fuchſes. — Stammelnde Eltern tra⸗ | gen die Ungelaͤufigkeit ihrer Zunge zuweilen auf die Kinder über, Zweites Kapitel. 8 Eigenſchaften des ſenſibeln Syſtemes. §. 10. Pfychiſche Eigenſchaften. Wenn der Uebergang phyſiſcher Eigenſchaften von den Eltern auf die Kinder ſo haͤufig iſt, daß er als ein Natur⸗ | geſetz betrachtet werden kann, ſo laͤßt fich von einer Ver⸗ erbung der pfychiſchen Beſchaffenheiten nicht mit gleicher | Gewißheit ſprechen. Wie viele Söhne großer Väter giebt es, auf welche Phyſiognomie, Rang, Gluͤcksguͤter, kurz al | les Aeuſſerliche, ohne Ausnahme, ſich vererbt, und die doch von dem Innerlichen, von dem Geiſte ihrer Vaͤter nicht eine Spur verrathen! Zeugen deſſen ſind die Söhne eines So: | krates, Cicero, Karls und Peters des Großen, | — — | Heinrichs IV., Cromwells und vieler anderen. Schon Homer ſpielt hierauf an, wenn er ſagt: : Have. yap Toı naideg oͤuoror rar nekovraiz © nAsovsg ads, navooi os TE far dosıag 1); Im Gegentheile geſchieht es haͤufig, daß aus einer Familie von nur maͤßigen Geiſtesgaben geiſtreiche Söhne hervorgehen. Die ausgezeichnetſten und fuͤr die Welt und Wiſſenſchaft wirkſamſten Männer find nicht ſelten aus dem unbekannten Geſchlechte eines Plebejers hervorgegangen, zum deutlichen Erweis, daß die Natur auch den vornehmſten und privilegir⸗ teſten Familien kein Privilegium auf hohe Talente ertheilt. N Mit gerechtem Stolze erkannte, in Beziehung auf ſeine Per⸗ ſon, Napoleon dieſe Wahrheit an. Als naͤmlich einige Schmeichler, um ihm zu gefallen, vergebliche Nachforſchun⸗ gen angeſtellt hatten, um feine Genealogie bis ins hoͤchſte Alterthum zu verfolgen, fo ſagte er laͤchelnd: „Ich bin der erſte meiner Familie““ | Die geiſtigen Eigenſchaften beweiſen fach Geh daß ſie mehr dem Reiche der Freiheit angehören, als diejenigen des Korpers. Koͤrperliche Größe, Muskelſtaͤrke, ſelbſt Schoͤn⸗ heit haben die Eltern gegruͤndete Hoffnung, ihren Kindern mitzutheilen: ausgezeichnete Geiſtesgaben aber muͤſſen im⸗ mer als ein freies Geſchenk der Natur oder der Vorſehung betrachtet werden. Deſſen ungeachtet finden wir in der Geſchichte viele Beiſpiele von Familien, in welchen vorzuͤgliche Geiſtesgaben ) Odys. II. v. 276. Nach Voß: Denn nur wenige Kinder ſind gleich dem Vater an Tugend, Schlechter nach ihm die meiſten, und nur ſehr wenige beſſer. 32 gleichſam einheimiſch waren, oder wenigſtens von Söhnen welche ihren ausgezeichneten Vaͤtern nicht nachſtanden. Alz Beweis mögen dienen: Miltiades und Cimon, Phi li p p und Alexander, die Familien Scipios und Kam nibals, die beide mehrere große Maͤnner in ſich vereinigten, und viele andere Namen an ausgezeichneten Talenten reichel Familien, wie die der Scaliger, der Hemſterhuys, Bernoulli, Cammerer, der Bernſtorfe, Pitt Beinahe jedes Land hat gewiſſe Familien aufzuzaͤhlen, 0 in welchen durch viele Generationen hindurch angeftamnıft Tapferkeit, Charactergröͤße und vorzuͤgliche Talente ſich er- f halten haben. So hat Deutſchland feine Hohe nſt au fen ti Heinriche, Ottonen, Dalberge; Frankreich die Montmorency's, Condé's; die Schweiz die Erla⸗ N che; Schweden die Wafa’s; Schotiland feine. Dow! rt | glaſſe; Italien die Mediceer, Colon na's u. ſ. we, | und in der neueſten Zeit haben die Mina's in Spanien, die Bozzaris in Griechenland ihre Geſchlechter durch ihre Thaten geadelt. | Am merkwürdigſten iſt jedoch, daß ſogar einzelne Geil ſtesvermoͤgen ſich vorzugsweiſe vor anderen vererben, und zwar namentlich das Talent für Muſik und Mathematik. pi In der Familie Bach z. B. zaͤhlt man 50 meiſtens vorzuͤg⸗ liche Muſiker; und in derjenigen der Bernoulli 8 aus⸗ gezeichnete Mathematiker. Ebenſo zeichneten ſich 3 C af ſini, Vater, Sohn und Enkel, in der Mathematik aus. — Auch Ta ſſo der Vater, obgleich weniger groß als der Sohn, zeigte dichteriſche Talente. Die Familie der Asklepia⸗ den und diejenige des Hippocrate 8, he väterlichen — 35 — | ſeits von den Asklepiaden abſtammte, waren Jahrhunderte | hindurch in der medicinifchen Kunſt beruͤhmt, indem in ei⸗ f 1 nem Zeitraume von faſt 300 Jahren ſich ſieben Maͤnner die⸗ ö ſes Namens durch Curen und hinterlaſſene Schriften ausge⸗ Feichnet haben, welche man gewöhnlich unter dem Collectiv⸗ namen Hippocrates begreift, zu deffen Beruͤhmtheit freilich | Hippocrates II. am meiſten beitrug 1). Auf gleiche Weiſe bezeichnen die Namen Daed alus, Homer ganze Familien der Daedaliden, Homeriden, welche ſich in der Baukunſt, der Dichtkunſt auszeichneten, wie die⸗ ſes neuerlich Beckh 2) dargethan hat. In gewiſſen ſchot⸗ tiſchen Familien ſoll eine beſondere Art des Ahndungsvermdͤ⸗ je gens (second Sight) einheimiſch ſeyn. | Aber nicht allein gute Eigenſchaften, ſondern auch feh⸗ | lerhafte, Verkehrtheiten, Laſter vererben ſich: Vier roͤmiſche Kaiſer aus der Familie der Claudier beweiſen dieſes, nuaͤmlich Tiberius, Caligula, Claudius, Nero, welche ſich allen erdenklichen Laſtern und Verbrechen erga⸗ ben. Nero hatte ſchon einen ihm ganz ähnlichen Großva⸗ u ter und Vater, und der letztere aͤuſſerte, nach Sue ton), ö ſogar ſelbſt, gleichſam prophetiſch, von ihm und der Agrip⸗ ik. Pina koͤnne durchaus nichts erzeugt werden, als etwas Schlimmes und fuͤr das allgemeine Wohl Verderbliches. | Nicht weniger reich an aller Art von Verbrechen war die Fa⸗ 9 Sprengel Geſchichte der Arzneikunde. ate Aufl. I. Thl. hn, Halle 1800. S. 218 u. 306. ia⸗ V Jahrbuͤcher für wiſſenſchaftliche . Berlin 1827, S. 28. cher 3) Sue ton. Nero. C, VI. : — — milie der Bor gia's. Verruͤcktheit und Cretinismus ſind ganz gewoͤhnlich in gewiſſen Familien einheimiſch. Auſſerdem zeigt ſich jene pſychiſche Erbſchaft in noch vielen anderen Dingen, in A lbſicht auf Temperament, Lei⸗ denſchaften, Geberden, in der Art zu ſchreiben und zu re⸗ den, die bei Vater und Sohn bald gleich logiſch und ver⸗ ſtaͤndlich, bald unlogiſch und verworren gefunden wird; ſie ſpricht ſich endlich ſogar in der Handſchrift aus, in welcher ſich zuweilen ein Familiencharacter, meiſtens aber die Züge des Vaters, erkennen laſſen, ohne daß man immer behaup⸗ ten Könnte, dieſe Aehnlichkeit beruhe auf der Nachahmung des Sohnes, indem dieſer oft die gleiche Handſchrift mit dem Vater erhaͤlt, wenn er die Schriftzuͤge dieſes kaum kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hat. Die letztere Erbſchaft mag | lel 19 ni 5 en de jedoch, wenigſtens einem Theile nach, auf einer gleichen Be 90 ſchaffenheit der Muskeln, Br a des Armes 4 beruhen. Auf gleiche Weiſe, wie beim Menſchen, berhaͤlt es fe) in Betracht der geiſtigen Eigenſchaften auch bei den Haus thieren, und ſehr wahr ſind in dieſer Hinſicht die Worte des Horaz: ) | 78 Fortes ereantur fortibus et bonis, a i Est in juvencis, est in equis patrum virtus, Aus edlem Stamme entſproſſene Pferde, deren Eltern gut zugeritten waren, ſind auf der Reitbahn meiſtens weit ge⸗ 1) Ho rat. L. IV. Carm. 4. v. 31. Nach Voß: Ein gut Geſchlecht wird Guten und Biederen: Am Roß erſcheint, am Farren erſcheint der Muth Der Vater. f lehriger als andere. Lebhaftes oder phlegmatiſches Tempe⸗ 5 rament, Unerſchrockenheit oder Schreckhaftigkeit, und man⸗ nigfaltige andere Tugenden und Untugenden pflanzen ſich gar \ oft auf die Fuͤllen fort, weßwegen ſchon Brugnone ;) empfiehlt, ſchreckhafte, ungelehrige und zu traͤge Pferde von der Zucht auszuſchließen. Noch weit deutlicher zeigt ſich dieſe Fortpflanzung bei den Hunden. Sehr oft ſieht man Pudel (C. f. aquaticus), Huͤhnerhunde (avicnlarius) oder Schaͤferhunde (pastoralis), die von einer guten Rage find, ihre eigenthuͤmlichen Kuͤnſte, bas Apportiren, Vorſtehen ꝛc. ohne alle vorhergegangene Dreſ⸗ ſur verrichten. Ein vorzuͤglicher Hüͤhnerhund eines dem Ver⸗ 8 faff er fehr befreundeten ausgezeichneten Forſtmannes und Jaͤ⸗ gers, des Herrn Barons Wilhelm v. Teſſin belief ſich a mit mehreren haͤßlichen Huͤndinnen von der Rage der Schaͤ⸗ ferhunde; die auffallend haßlichen Sproͤßlinge die ſer Miß⸗ heurath ſollen, nach dem Zeugniſſe der Schäfer; noch nach d mehreren Generationen, die dem äufferlichen Anſehen nach wieder ganz Schaͤferhunde geworden ſind, ihre Abkunft da⸗ durch verrathen, daß ſie vor, Feldhuͤhnern und andern Bis geln vorſtehen. ö Daß uͤbrigens in Beziehung auf dieſen Uebergang der geiſtigen Eigenschaften mehreres auch der Erziehung, dem Unterrichte und Beispiele zuzuſchreiben ſey, wodurch die vor: zugsweiſe Entwickelung dieſer oder jener geiſtigen Eigenſchaft befördert wird, kann keineswegs gelaͤugnet werden, indem die geiſtigen Contagien noch eine weit ftärfere Anſteckungskraft beſttzen, „als die körperlichen; nichts en weniger bleiben — 5 Brngnone g. g. 8. S. 63. 36 - * wir bei der Ueberzeugung, daß in der That eine Vererbung der geiſtigen Eigenſchaften ſtatt habe, ohne jedoch hier das | Wie? einer näheren Unterſuchung unterwerfen zu wollen. §. 11. Sin norgane. Von keinem anderen Thiere iſt uns uͤber eine auffallen⸗ | de erbliche Feinheit des Geruchsorganes etwas bekannt ger worden, als von den Hunden, vorzuͤglich Jagd- namentlich Huͤhnerhunden. Jeder Jagdliebhaber ſucht von einer Rage, die durch eine gute Naſe beruͤhmt iſt, einen jungen Huͤhner⸗ hund zu bekommen, wenn er deſſen bedarf, und er baut zus verlaͤſſig bei einem ſolchen auf einen ſcharfen Geruchsſinn, * noch ehe er im Stande iſt, wirkliche Proben daruͤber an⸗ i zuſtellen. ö Ein ſolcher Uebergang des Geruchs ſinnes ſcheint mit der | gleichfalls fehr häufig ſich vererbenden Form des Kopfes und Geſichtes zuſammenzuhaͤngen, indem, wenn die Naſe und der | | obere Theil des Geſichtes fehr breit iſt, auch die inneren zum Riechen dienenden Theile, namentlich die Muſcheln, mehr ausgebildet zu ſeyn ſcheinen, als bei einer ſchmalen Ge⸗ ſichtsbildung. = | Die Indianer in Amerika follen, beinahe wie die Hun⸗ | de, an den bloßen Fußſtapfen eines Menſchen zu erkennen im Stande ſeyn, ob derjenige, von welchem ſie herruͤhren, einem befreundeten oder feindlichen Stamme angehoͤre. j Ueber die Vererbung eines ſcharfen Geſichtes iſt gleich falls wenig bekannt. Die Hottentotten und die Hindus ſol⸗ len unglaublich weit in die Ferne ſehen. Von Kurzſichtigkeit ſind dem Verf. zwar mehrere Beiſpiele bekannt, welche als erblich angeſehen werden koͤnnten, ſich jedoch vielleicht mit beben fo vielem Rechte von einer gleichen Lebensart und Be⸗ ſchaͤftigung, namentlich Betrachtung kleiner Gegenſtaͤnde, wie beim Leſen, bei manchen Handwerken, Uhrenmachen u. ſo w. ableiten laſſen. Daß uͤbrigens einige Vererbung auch in Ab⸗ ſicht auf ſcharfes und ſchwaches Geſicht ſtatt finde, wird ſchon dadurch wahrſcheinlich, was ſpaͤter noch erwaͤhnt werden wird, daß manche Augenuͤbel, wie Augenentzuͤndungen, grauer Staar u. ſ. w., namentlich bei den Pferden, unter 5 die Erbuͤbel gehören, woraus ſich ſchließen laßt, daß auch diejenige phyſiologiſche Beſchaffenheit, auf welche ſich die groͤßere oder geringere Schaͤrfe des Auges nr ſich ver: erben werde. Von der Erblichkeit des muſikaliſchen Talentes iſt bei Betrachtung der geiſtigen Eigenſchaften die Rede geweſen, . mit welchen ſie im Zuſammenhange ſteht. Einem Theile nach | mag fie übrigens auch auf einer Aehnlichkeit in dem organi⸗ ſchen Bau des Gehörorganes bei Eltern und Kindern beru⸗ hen, obgleich durchaus nicht geſagt werden kann, in welchem Theile deſſelben. So wie wir oben angeführt haben, daß in manchen Familien muſikaliſche Talente einheimiſch ſind, ſo findet ſich in andern gerade das Gegentheil davon, naͤm⸗ lich ein erblicher Mangel alles muſikaliſchen Gehoͤres und Sinnes, ja ein Abſcheu vor aller Muſik. Dieſes ſcheint * vornehmlich in ſolchen Familien vorzukommen, bei welchen eine beſtaͤndige und einſeitige Uebung des Verſtandes auf Ko⸗ ſten des Gemüthes ſtatt hat, wie bei manchen Stubenge⸗ lehrten, deren trockene und egoiſtiſche Natur am Ende alles zuruͤckweiſet, was ſie mit einer gemüͤthlichen Ruͤhrung zu — 38 bedrohen ſcheint. Einige dergleichen hat der Verfaſſer ken⸗ |: nen gelernt, welche fo wenig muſikaliſches Gehör hatten, daß ſie nicht einmal beim Kirchengeſange mitſingen konnten. Daß der Sinn für Muſik mit dem Gemuͤthe im Zuſammenhange i ſteht, darauf deutet ſchon Shakespeare, wenn auch mit = etwas zu ſtark aufgetragenen Farben, hin, wenn er ſagt: „The man, what hath no Music in himself, Nor is not mov'd with concord of sweet sounds; Is fit for treasons, stratagems and spoils, The motions of his spirit are dull as night, And his affections dark as Erebus “. ') * Drittes Kapitel, | Eigenfhaften des Geſchlechts⸗ Sy ſte mes. F. 12. Entwickelung der Geſchlechtsorgane. Das Alter, worin die Entwickelung der Mannbarkeit eintritt, iſt häufig bei Eltern und Kindern daſſelbe. Was von den Menfchenragen gilt, daß die eine eine frühere, die andere eine ſpaͤtere Pubertaͤtsentwickelung zeige s wie denn jenes bei der mongoliſchen „dieſes bei der Faufaftfchen Race | vorkommt, gilt auch von einzelnen Familien. Wenn z. B. die Mutter ſchon mit 14 Jahren menſtruirte, ſo iſt es wahr⸗ ſcheinlich, daß die Regeln auch bei der Tochter ſchon in Dies . D Im Kaufmann von Venedig. V. Aufz. Scene 1. Nach Schlegel: Der Mann, der nicht Muſik hat in ihm ſelbſt, den nicht die Eintracht ſuͤßer Töne rührt, taugt zu u Verrath, zu Raͤuberey und Tuͤcken; die Regung feines Sinns iſt dumpf wie Nacht, fein Trachten duͤſter wie der Erebus. 1 ; ſem Alter eintreten werden. Ob Stärke oder Schwäche des Geeſchlechtstriebes auf die Jungen uͤbergehe, läßt ſich bei Thieren nicht leicht beſtimmen, welche hierin ſich alle ſo J ziemlich gleich verhalten, und von dem Gattungscharacter nicht oder nur wenig abweichen. In den Familien der Men⸗ ſchen iſt ein Mißbrauch des Geſchlechtstriebes haͤufig erblich. Wenn die Mutter in ihrer Jugend in dieſer Beziehung etwas leichtſinnig war, ſo iſt die Tochter meiſtens ebenſo, und wenn die aͤltere Schweſter einmal zu Falle gekommen iſt, ſo folgt die jüngere meiſtens bald nach. Soͤhne in dieſer Be⸗ ziehung ausſchweifender Vaͤter, fügen oft ſehr er Ba, Bei⸗ ſpiele derſelben nach. Ob nun gleich dieſe Nachfolge im Gebrauche der Ge⸗ | ſchlechtstheile gewiß einem Theile nach auf einer erblichen | Beſchaffenheit und ſtaͤrkeren oder ſchwaͤcheren Entwickelung derſelben beruht, fo muß doch der moraliſche Einfluß des Beiſpiels, der Sitten, der Geſpraͤche, des Umgangs, nament⸗ lich mit den Freunden und Dienſtboten des Hauſes, als nicht weniger bedeutend angeſehen werden. Erbliche ſcrophuloſe Anlage bringt bei Knaben leicht Neigung zur Onanie hervor. | ‚Größe der Geſchlechtstheile haben wir ſehr oft von dem 5 Vater auf die Soͤhne uͤbergehen geſehen, und ebenſo die Faͤ⸗ 1 higkeit, leicht zu gebaͤren, von der Mutter auf die Tochter. Dieſes findet ſogar nicht ſelten bei ſolchen Frauensperſonen ſtatt, welche dem aͤuſſerlichen Anſehen nach etwas ſchwaͤch⸗ | lich zu ſeyn ſcheinen, indem es überhaupt eine, auch von a iander ) beflätigte Beobachtung ist „ daß zuweilen 1 1 8 8. 5 tander Anzeigen zur Huͤlfe bei unregelmaͤßigen und ſchweren Geburten. Tübingen 1823. S. 11. A ſchwaͤchliche Frauen einen ungemein kräftigen inneren Ge, E ſchlechtsapparat haben, welcher bei ihnen leichte und ſchnelle dit Geburten bersirft, während oft dem übrigen Körper nach ba ſehr kraͤft ftig gebaute Frauen ſchwer und langſam gebaͤren. | ne VV ‚ge Fruchtbarkeit. e ba Bei der Viehzucht iſt es gewoͤhnlich, ſolche weibliche wen Thiere zur Zucht auszuwaͤhlen, welche von ſehr fruchtbaren bei Muͤttern abſtammen. Beſonders geſchieht dieſes beim Rind⸗ vieh und bei den Schweinen. Auch das menſchliche Weib zeigt in gewiſſen Familien eine ungewoͤhnliche Fruchtbarkeit. So erwähnt Oſiander ) einer Frau, die in 11 Geburten net 32 Kinder gebar; fie felbft war in einer Vierlingsgeburt von ſein einer Mutter zur Welt gekommen, die 38 Kinder geboren hatte. Ro Eine andere, deren Schweſter Drillinge zur Welt gebracht der hatte, gebar Fuͤnflinge. Bei den Negerinnen ſollen Zwillings⸗ Mi geburten etwas ſehr gewoͤhnliches ſeyn 2), | zwa Ueber erbliche Fruchtbarkeit beim maͤnnlichen Geſchlecht Mi ſtehen uns wenig ſichere Beobachtungen zu Gebote; doch Fut kennt der Verfaſſer einen Mann, der 40 Jahre lang einen ſehr heftigen Geſchlechtstrieb aͤuſſerte und ſehr viele Kinder erzeugte, und deſſen Sohn ſchon im 18ten Jahre Vater von 6 Zwillingen wurde. Auf der anderen Seite giebt es Familien, Thi in welchen blos Ein Kind oder ein Paar geboren zu werden pflegen. Ein ſehr auffalendes Beiſpiel einer nicht von den 1) F. B. Oſtander Handbuch der Eutbindungskunſt⸗ Bd. I. . S. 316. 2) Bur dach die Phyſiologie als Erſahrungswiſſenſchaft. J. Bd. Leipzig 1826, S. 414. EM — Eltern ererbten, ſondern von den Umſtaͤnden, unter welchen die Frucht ſich in Mutterleibe befand, herruͤhrenden Unfrucht⸗ „ barkeit iſt es, daß Kuhkaͤlber, welche als Zwillinge mit eis nem Stierkalbe getragen wurden, unfruchtbar ſind, ob ſie gleich zu allen uͤbrigen Zwecken, zur Maͤſtung wie zum Land⸗ bau, ſo gut wie andere gebraucht werden koͤnnen; dieſes iſt wenigſtens eine ſowohl bei den englifchen Viehzuͤchtern 1), als bei unſeren Landleuten allgemein verbreitete Anſicht. 5 2 are | Reichthum an Milch. — Es iſt bekannt, daß manche Rindviehragen ausgezeich⸗ 5 net viele oder gute Milch geben. Das frieſiſche Vieh, auf ſeinen üppigen Weiden, von welchem die Holderneß⸗ Rage der Engländer, vielleicht auch das Friburger Vieh in der Schweiz abſtammt, giebt unter allen Ragen am meiſten Milch. Das deutſche, urſpruͤnglich rothe Rindvieh liefert | zwar einen viel geringeren Milchertrag, dagegen aber iſt die Milch deſſelben beſſer, und es bedarf einer weit geringeren Futtermen, ge zu gehöriger Ernährung: Die beſte Milch lie⸗ fert das Vieh der Schweizer Alpen, beſonders das Hasli⸗ Vieh, was allerdings von den trefflichen Bergweiden jener 4 Gegend, hingegen auch von der eigenthuͤmlichen Natur der Thiere abhaͤngt, vermoͤge deren ſie ihr Futter weniger in St Fleiſch als in Milch umwandeln, und wenig Anl age zum Fett⸗ werden haben. Bei der Auswahl eines Kuhkalbes zur Zucht 478 vorzuͤglich darauf geſehen werden „ob die Mutter deſ⸗ ſelben viele und gute Milch gegeben hat. 1 . s ) Weber a. a. O. Bd. II. S. 190. Oft beobachtet man bei ſaͤugenden Frauen, daß ſie reich lich Milch geben, wenn ihre Mutter unter gleichen Umſtaͤn den ebenfalls Ueberfluß daran hatte, und daß die Tochter eis ma ner Mutter, die nicht 5 konnte, gleichfalls unfähig, hab wie 9 5 , iin dazu iſt. Die Menge und Guͤte der Milch hängt eines 5 zei von der Beſchaffenheit des Hautorgans, andern Theils von der Groͤße der Bruſtdruͤſe ab; welche beide Eigenſchaften un? ter die erblichen gehoͤren. Je reiner und bluͤhender die Haut iſt, um deſto mehr giebt in der Regel die Bruſtdruͤſe Milch: Eine kleine Bruſtdruͤſe pflegt gewoͤhnlich nur wenig, eint | größere mehr Milch auszuſcheiden; eine große Bruſtdruͤſe deu⸗ tet jedoch nicht immer auf zu erwartenden Reichthum an Milch hin, indem dieſe Groͤße auch nur ſcheinbar und blos durch eine ſtarke Fettablagerung in jener Gegend bervorge bracht ſeyn kann. s §. je Geſchlecht. Bei den hoͤheren Thieren iſt es ein allgemeines Geſetz daß die Gattung durch zwei getrennte Geſchlechter erhalten de | wird, und es gehört deßwegen zum Gattungscharacter diefer Thiere, daß maͤnnliche und weibliche Individuen geboren werden. Die Zahl der geboren werdenden maͤnnlichen und weiblichen Thiere iſt jedoch bei den verſchiedenen Gattungen das ſehr verſchieden. In der Ordnung der Raubvoͤgel, bei ein! gen Gattungen der Sing: und Schwimmvöͤgel, bei mehre ren reißenden und vierhaͤndigen Thieren iſt die Anzahl beinah maͤn gleich; bei den Wiederkaͤuern, Nagern, Seehunden (genus phoca) und mehreren anderen iſt die Zahl der männlichen 19 ö | ö S eich, Thiere geringer, und bei den Kazen ſollen ſich ſogar 20 Ka. ſtän⸗ zinnen auf einen Kater finden. Beim Menſchen ſcheint das r ei⸗ maͤnnliche Geſchlecht ziemlich allgemein das Uebergewicht zu ahig haben, und zwar im Verhaͤltniß, wenigſtens in Europa, wie 21 : 20. i | heils Bei manchen Fiſchen ſoll die Anzahl der Maͤnnchen bei⸗ von nahe das Doppelte betragen, und bei den Schmetterlingen un- und den meiſten Inſekten ſich zu derjenigen der Weibchen z Haut Verhalten wie 4: 1.) | ilch In jeder Thiergattung ſcheint ſonach die Zahl der maͤnn⸗ eine üchen und weiblichen Nachkommenſchaft eine feſt beſtimmte deu⸗ zu ſeyn, und auf dieſer Verſchiedenheit beruht diejenige der an ehelichen Verhaͤltniſſe, welche wir Polygynie (Vielweiberey)y, blos Polyandrie (Vielmäͤnnerey) und Monogamie (Ein Mann, orge⸗ Ein Weib) nennen. : Obgleich aber das Verhaͤltniß der weiblichen und maͤnn⸗ lchen Nachkommenſchaft zu einander ein feſt beſtimmtes iſt, a A iſt dieſelbe doch unter den verſchiedenen Ehen, wenigſtens eſetz beim Menſchen, in ungleichen Verhaͤltniſſen ausgetheilt. In alten einigen ſchlaͤgt naͤmlich das maͤnnliche, in anderen das weib⸗ dieſet Ihe Ge ſchlecht auffallend vor, und in noch anderen finden poren ſich gar keine Kinder. Einige Vaͤter ſcheinen lauter Soͤhne, und andere dagegen nur Maͤdchen zu erzeugen, ſo daß bei ihnen ngen das Geſetz der Gattung keine Anwendung findet. ein Eine hoͤchſt wichtige Frage iſt nun offenbar die: ob je⸗ ehre ing Geſetz einer in jeder Gattung beſtimmten Anzahl von nahe mannlichen und weiblichen Sproͤßlingen, ein einfaches und „ ˙ ein, a ichen ) Burdach a. a. O. S. 264. mit dem Begriffe der Gattung unauflöslich verbundenes fen ſat oder ob es aus verſchiedenen veraͤnderlichen und gleichſam zufälligen Factoren beſtehe, und demnach durch verſchiedene aͤuſſere Umſtaͤnde, wie z. B. das Alter der Zeugenden, Schwä⸗ che oder Staͤrke der Conſtitution oder des Geſchlechtsſyſte⸗ mes, Jahreszeiten, Mondphaſen, * eine Ab, aͤnderung erfahren koͤnne? Es wird ſich am Ende dieſer Unterſuchung ergeben, daß jenes Geſetz zwar ein Gattungsgeſetz, aber kein mit den Gattungsbegriffe zugleich nothwendig gegebenes, ſond. i ein aus mehreren Elementen zuſammengeſetztes iſt, welches fichr ; ſobald man die letzteren einmal kennt, unter gewiſſen Um; ſtaͤnden auch abändern läßt. | ER Hierin gerade zeigt fich die unendliche Größe und Weid heit der Einrichtung der Natur, daß ſie unter verſchiedenen Umſtaͤnden und bei veraͤnderlichen Factoren doch etwas Br ſtimmtes und Unveränderliches hervorbringt, und daß waͤh⸗ rend die Individuen einer Gattung nur allein ihrer beſonde⸗ ren Natur zu folgen ſcheinen, doch alle zuſammen, durch ein! wahrhaft unbegreifliche und bewundernswuͤrdige Uebereinſtim 8 mung, ein ſtaͤtiges Gattungsgeſetz bewirken. i Wir werden unter den Umſtaͤnden, welche auf die Bu. ſtimmung des Geſchlechtes des zukuͤnftigen Jungen einfließen, hi zuerſt des Alters, als vielleicht des wichtigſten, erwähnen i §. 16. 6 Einfluß des Alters der Zeugenden auf das Geſchlecht des auudes . Daß das Alter der Zeugenden Einfluß auf die Erzeugung 25 eines Knaben oder Maͤdchens habe, iſt eine ſehr alte Mel nung, welcher ſchon Ariſtoteles delnllichtet, wenn u 0 — 45 — ‚cl ft; „das chr endliche wie das hoͤhere Lebensalter iſt hſam M Erzeugung von Mädchen geeigneter, als das kraͤftige de Mannesalter, indem ein ſaftigerer und der weiblichen Na⸗ hw kur ſich gleichſam naͤhernder Körper eher Maͤdchen erzeugt; yſte⸗ ein mehr fluͤſſiger als conſiſtenter Saamen hat dieſelbe Wir⸗ Ab⸗ fung “ *). Erſt in neuerer Zeit ſcheint dieſe von den Phy⸗ Folgen. früher etwas vernachlaͤſſigte Frage naͤher beleuch⸗ daß tet worden zu ſeyn. Die Blattlaͤuſe (Aphides), ein auf vu dae Pflanzen parafitifch lebendes und vorzüglich da⸗ durch merkwuͤrdiges Thiergeſchlecht, daß die weiblichen, eins N mal befruchteten, Thiere bereits befruchtete Toͤchter und En⸗ kelinnen zur Welt bringen — die Blattläufe haben während des Sommers, alſo in ihrem Jugendalter, blos weibliche „Junge „und erſt gegen den Herbſt hin, ſomit im höheren fuchtet werden. Nach dieſem legen dann dieſe aufs neue ih, Ser, welche erſt im nächften Fruͤhling ausſchliefen ). Nach Hu ber ) legt die Bienenkoͤnigin, wenn fie ſehr fruͤhzeitig befruchtet wurde, zuerſt weibliche Eier und erſt nach dieſen ian maͤnnliche; wird ſte aber erſt nach 10 bis 20 Tagen befruch⸗ Bi; ſo legt fie nur maͤnnliche Eier. Im Jahr 1812 ſtellte Morel de Binde Unterſuchungen über die bei den Schaͤ⸗ kenn fern verbreitete Meinung an, daß nämlich junge Schaaf⸗ ne mütter mehr weibliche, ältere dagegen mehr männliche Laͤm⸗ 8 8 10 Aristot, TER Edit. Casaub, Aurel, Allobrög, 1605), De generat. anim, IV, 7. gung 2) Sken Lehrbuch der Naturgeſchichte, Soslogie. ite Abthlg⸗. el N Leipzig 1615. S. 427. n e 30 Burbach g. 6. O. 6, 531. ter, maͤnnliche, von welchen jetzt erſt die Weibchen be⸗ mer gebären 1). Der Erfolg 5 in folgenden Tabellen ent halten. u Beobachtungen vom Jahre 1812. Alter der Muͤtter. Zahl der maͤnnlichen, Zahl der weibl. Lämmer 61 Jahre + + + + 4 4 + + & + rn I EEE er nr 2 zus 20 Beobachtungen vom Jahre 1813. Alter der Muͤtter. Zahl der männlichen, Zahl der weibl. Laͤmmel * 8 En I 2 1 2 54 2 I. 2 4 25 3 wo W- 93 14. + Aus dieſen Beobachtungen ſchließt nun Morel b Binde, das Alter der Mütter erlaube durchaus keine F 1. gerung auf das zu erwartende Geſchlecht der Lammer. 11 ſich dieſes Ar anders verhalte, wird ſogleich in die Aug! fallen, wenn wir das Verheltniß der weiblichen zu oe 3) Morel de Vinde, Suite des observations sur la mon + 2 12 1% 35 | dQ2tes Lamm 8 Ites Lamm a Paris 1814. p. 34 - — — — —-„— — — H— RE 7 maͤnnlichen Laͤmmern, auf Kundert berechnet, etwas deut⸗ licher ausdrucken. N Beobachtungen vom Jahre 1812. Alte der Mütter, Männliche Laͤmmer. Weibliche Laͤmmer⸗ 62 Jahre d A 400 | Beate 2 755 ı En ie I oe 100 ee br 46 „ * „ 100 „ „ N SR Fa 100. Beobachtungen vom Jahre 1813. Alke de der Mütter. Männliche Laͤmmer. Weibliche Laͤmmer⸗ 3 142, 8 a 100 „3100 . rein „ 35,2 | 121,1 21 2tes Lamm 162,3 100 22 Ites gsamm 56. 100. Aus denſelben Thatſachen, nach welchen Morel de Vin de behauptet, es laſſe ſich nichts daraus folgern, zieht 1 er Girou de Buzareingues ) folgende Schluß⸗ 2 Det In an Dre ee Su hu gerung: 1. Wenn die Mutterſchaafe in dem Alter von 41 Jahren ſtehen, in welchem fie vollkommen ausgewachſen und am kraͤftigſten ſeyen, zeige ſich beftändig ein Gleichgewicht zwiſchen männlichen und weiblichen Laͤmmern. 1) Annal. des scienc. nat. T. V. Paris 3825. p. 21. 2 — 183 2. Im Alter von 22 Jahren gebären die Schaafe mehr männliche Lammer, wenn fie nämlich das Jahr zuvor auch getragen haben. 3. Das gleiche Geſetz Nr. 2. gelte auch von den Schach fen von 37 Jahren. . 4. Schaafe, welche älter find, als 44 Jahre, gebaͤren um fo mehr männliche Laͤmmer, je mehr ſie ſich der Age lebtheit nähern: Obgleich unſere Anſichten hiemit im Ganzen uͤbereinſtim⸗ men, muͤſſen wir doch in Betreff des vierten Geſetzes Fol gendes bemerken. Nach den Beobachtungen von 1813 haben die 61 jährigen Schaafe mehr weibliche Laͤmmer geboren, al männliche, nämlich wie 100: 85, 7; vielleicht ließe ſich d her annehmen, daß uͤltere Schaafe unter gewiſſen Umſtaͤn den, namentlich wenn fie noch kraͤftig find, mehr weiblich! als maͤnnliche Laͤmmer zur Welt bringen. Hiemit f auch dasjenige uͤberein, was uns in Betreff der koͤniglichel Schaafheerde zu Hohenheim mitgetheilt wurde. Im Jah 1826 naͤmlich brachten 58 ältere Schaafmuͤtter 23 maͤnnlich und 35 weibliche Lammer, im Verhaͤltniß wie 65,6 : 100. Uebrigens fielen daſelbſt von 30 jüngeren Schaafen u * maͤnnliche und 19 weibliche Laͤmmer = 63,1 : 100. 1 26 Schaafe von 18 Monaten brachten 18 maͤnnliche unk 8 weibliche Laͤmmer * 225 : 100. Ein Schaafbock von 1 Jahr erzeugte 8 männliche, 5 weibliche Laͤmmer = 133, 3. Ein 2ter deßgleichen 10 männliche, 9 weibliche Laͤmmen = 111, 1: 1005 : * Be Ein 3ter, 31 Jahr alt, 20 en 23 weibliche Lämmer — 80, 6: 100. Ein Ater, von 54 Jahr, 25 männliche und 14 weibli⸗ che Lammer = 178 : 100. | Wir enthalten uns, weitere Folgerungen aus den! ange⸗ fuͤhrten Thatſachen zu ziehen, indem jede Berechnung un⸗ ſicher ſeyn muß, wenn nicht das Alter von beiden Zeugen⸗ den angegeben iſt. 8 Beachtenswerth ſcheint uns bei den Se von Girou noch der Umſtand, daß, wenn man die Jahre 1812 und 13 zuſammen haͤlt, unter den von 4 und 54 jaͤhri⸗ gen Schaafmuͤttern geworfenen Laͤmmern beide Geſchlechter einander der Zahl nach vollkommen gleich ſind. Girou ſtellt aus mehr theoretiſchen, als der Erfah⸗ rung entnommenen Gruͤnden, die wir deßhalb hier nicht an⸗ führen zu dürfen glauben, folgende Geſetze über die Abhaͤn⸗ gigkeit des Geſchlechtes der Jungen vom Alter der Zeugen⸗ den auf: Ein junges Männchen zeugt mehr Weibchen⸗ Ein Männchen mittleren Alters — beide Geſchlechter inglei⸗ cher Anzahl. 1 Ein altes Maͤnnchen - mehr Weibchen. Ein junges Weibchen mehr Maͤnnchen. Ein Weibchen mittleren Alters beide Geſchlechter in glei⸗ ö cher Anzahl. Ein altes Weibchen — mehr Männchen: Durch Verbindung dieſer drei Altersclaſſen unter einan⸗ der, meint er, werde ſodann die Anzahl beider Geſchlechter der Jungen gleich groß, nämlich: 3 8 ä 2 „„ ——— a —— — . TEE 8 — — Yo — 5 Te En 5 933 = — n = — * 2 — ee ee a — — — 0 Haas — f . ͤ Ense. = a > — — u „u ; * 2 e ee — 2 3 8 A 9 Nr een 2 Rn K 1) Ein junges Männchen zeugt mit einem jungen Weib’ chen, beide Geſchlech⸗ ter in gleichem Ver⸗ haͤltniß. mit einem Weibchen mittleren Alters, mehr Weibchen. mit einem alten Weib⸗ chen, beide Geſchlech⸗ ter in gleichem Ver⸗ haͤltniß. 4) Ein Maͤnnchen mittleren Alters — mit einem jungen f Weibchen mehr Maͤnn⸗ chen. 9 | 3 mit einem Weibchen mittleren Alters, beide Geſchlechter in gleichem Verhaͤltniß. mit einem alten Weib⸗ chen, mehr Maͤnn⸗ chen. Ein altes Maͤnnchen mit einem jungen Weibchen, beide Ge⸗ ſchlechter in gleichem Verhaͤltniß. mit einem Weibchen mittleren Alters, mehr Weibchen. i mit einem alten Weib⸗ chen, beide Geſchlech⸗ ter in gleichem Ver⸗ haͤltniß. Da in den Fallen 1. 3. 5. 7. 9. das Verhaͤltniß der Geſchlechter gleich iſt, in den Faͤllen 2. 8. mehr Weibchen, N . x z in den Fallen 4, 6. mehr Maͤnnchen geboren werden, fo ſchließt er hieraus, daß das Verhaͤltniß beider Geſchlechter ; im Allgemeinen gleich ſeyn muͤſſe, wie dieſes bei groͤßeren Heerden auch wirklich die Erfahrung lehrt. SE? Neue unterſuchungen uͤber dieſen e Da beim Menſchen uͤber den Einfluß des Alters der Eltern auf das Geſchlecht des Kindes unſeres Wiſſens noch niemals Unterſuchungen vorgenommen wurden, ſo beſchloſ⸗ fen wir, uns hiemit zu befaſſen. Wir zogen aus dem Tu⸗ binger Familienregiſter 2000 Kinder, mit genauer Bemer⸗ kung ihres Geſchlechts, des Alters der Eltern, und der An⸗ zahl der Ehen, tabellariſch aus, wodurch wir in Stand ge⸗ ſetzt wurden, den wahrfcheinlichen Einfluß des Alters der Eltern, nach ziemlich mannigfaltigen Verhaͤltniſſen, zu be⸗ rechnen. Y) In 117 Ehen, in e die Mutter älter, als der Vater war, wurden geboren: Knaben 270) Maͤdchen 298 N zuſammen 568 Hier verhielt ſich alſo die Zahl der Knaben zu der Zahl der Mädchen wie 90,6: 100; ein Ueberſchuß der weiblichen Ge⸗ burten, den wir keineswegs erwartet hatten. 2 In 27 Ehen, bei welchen beide Eltern im naͤmlichen Jahre geboren waren, ohne daß die beſondere Stufe ihres Lebensalters hiebei in weren gezogen waͤre / wurden geboren: Knaben 70 Maͤdchen 75 } 145 = 92: 100 2 ) In 66 Ehen, in denen der Vater 1 bis 3 Jahre aͤlter war, als die Mutter, wurden geboren: Knaben 190 Maͤdchen 163 5 353 = 116 : 100. In 81 Ehen, worin der Vater 3 bis 6 Jahre älter als die Mutter war, wurden geboren: Knaben 237 ,.. Maͤdchen 229 | 466 = 105,4 : 100. In 30 Ehen, worin der Vater 6 bis 9 Jahre 4 als die Mutter war, wurden geboren: Machen 45 $ 190 = 124,7: 100. ) In 65 Ehen, worin der Vater 9 bis 12 Jahre, und daruͤber, älter war, als die Mutter, wurden geboren: Madchen 112 | 273 = 145, 7 :. 100 Die Totalſumme der Kinder, an denen wir unſere Beo- bachtungen anſtellten, war ſonach 1996 1), worunter 1034 Knaben und 962 Maͤdchen, ſo daß das Verhaͤltniß der Kna⸗ ben zu den Mädchen ſich wie 107,5: 100 ergab. 1) Daß dieſe Anzahl der oben angegebenen von 2000 nicht voll⸗ kommen entſpricht, rührt daher, weil einige Kinder für die Berechnung der angegebenen Verhaͤltniſſe nicht mit ange⸗ fuͤhrt werden konnten, da das Alter des einen oder des anderen der Eltern in dem benutzten Familienregiſter nicht angegeben war. E 7) In Eh en 1), wo der Vater 24 bis 36 Jahre alt war, | wurden geboren; Knaben 599 Mädchen 599 . 1198. Das Verhaͤltniß der Geſchlechter war alſo hier gleich, 8) In Ehen, wo der Vater 36—48 Jahre alt war, wur⸗ den geboren: Knaben 364 : Mädchen 319 9 685 = 110, 9 : 100. i | 9) In Ehen, wo der Vater 48 Jahre und dariiber alt war, wurden geboren: Knaben 66 : | Madchen 33 99 200: 100. In Ehen, wo die Mutter 16—26 Jahre alt war, wur⸗ den geboren: Knaben 199 3 Madchen 122 363 = 121,4 : 100. 11) In Ehen, wo die Mutter 26 bis 36 Jahre alt war, wur: den geboren: Knaben 531 Maͤdchen 0 14056 = 101,1: 100, 1) Die Zahl der Ehen konnte in dieſem und den; folgenden Fallen nicht angegeben werden, weil, wie leicht zu erachten, haufig in einer und derſelben Che mehrere der von uns feſtgeſetzten Altersſtufen, ſowohl bei Vater als Mutter, vorkommen. ö 2) Die Summe der Kinder, die in den nach der Altersſtufe des Paters beſtimmten Ehen geboren wurden, beträgt nicht 2000, ſondern nur 1980, eine Differenz, die ſowohl in dem vorhin angegebenen Grunde, als darin zu ſuchen iſt, weil einigemal Kinder vorkamen, deren Vaͤter unter 24 Jahren alt waren, folglich nicht mitgezählt werden konnten. Aus entſprechen⸗ den Gründen beträgt die Summe der Kinder in den nach der Mutter beſtimmten Ehen nur 1989, a — gi 2 — — — ein * 2 5 — bie — — 54 — 12) In Ehen, wo die Mutter 36 bis 46 Jahre alt war, wur⸗ den geboren: Knaben 299 ee Mädchen 268 N 567 111,2 10. um Girou's oben angeführte Behauptung beurthei⸗ len zu konnen, theilten wir das Alter, wie er, in 3 Stufen ab, damit wir durch die verſchiedenen Verbindungen derſel⸗ ben mit einander dem Verhaͤltniß der Geſchlechter auf eine der ſeinigen entſprechende Weiſe nahe kommen moͤchten. Einen jungen Mann nehmen wir an als zwiſchen 24 — 36 Jahren ſtehend. Einen mittleren — zwiſchen 36 48 Jahren Einen alten — — 3-60 — | Eine junge Frau — 16-% — Eine mittlere — — 6-56 — Eine alte — — 36 —46 — 13) Junge Männer mit jungen Weibern brachten hervor: Knaben 175 3, Madchen 150 ; 325 = 116,6 : 100. 14) Junge Männer mit Frauen mittleren Alters brachten hervor: March 361 h 744 aͤdchen 383 f = 94, 2: 100. 15) Junge Maͤnner mit alten Frauen brachten hervor; Nee 10 = 95, 4 : 100. | 16) Männer mittleren Alters mit jungen-Frauen zeugten: Mädchen 15 36 * 176,9 : 100. ee 17) Männer mittleren Alters mit Frauen mittleren Alters zeugten: Knaben 151 5 Maͤdchen 132 | * — 114,3 : 100. | 18) Männer mittleren Alters mit alten Frauen zeugten: Knaben 190 J „. kaͤdchen 174 364 = 109, 2: 100. 19) Alte Männer zeugten mit jungen Frauen; Knaben 1 Maͤdchen 1 20) Alte Maͤnner mit Weibern von mittlerem Alter: Knaben 19 391 | Madchen 105% = 190: 100. « 21) Alte Männer mit alten Weibern: Knaben 46 5 Maͤdchen 285 ‘* = 164, 3: 100. i Da die Reſultate dieſer Unterſuchungen wider alle Er⸗ wartung neu waren, ſo ſuchte der Verfaſſer eine Beſtaͤti⸗ gung derſelben auch von einem andern Orte her zu erhal⸗ ten, und bat deßwegen den Herrn Pfarrer M. Dörr von Hagelloch, einem eine Stunde von Tuͤbingen gelegenen Dor⸗ fe, wenigſtens in Beziehung auf die Hauptmomente aͤhnli⸗ che Unterſuchungen anzuſtellen. Folgendes war der Erfund 1 i | 22) Ehen, in welchen die Mutter älter war, als der Va⸗ ter, 43. Daraus entſprangen Soͤhne a 83 Tochter 105 h 186 0e = — 56 25) Ehen, in welchen der Vater 9—12 Jahre alter war, als die Mutter, 17. Soͤhne 46 Toͤchter 33 5 79 K | 24) Ehen, worin der Vater 50--60 Jahre alt war, 11. Soͤhne 10 Tochter 4 | 14 1 250: 100? zweifelhaft wegen der geringen Men⸗ ge der Beobachtungen. | Aehnliche Unterſuchungen hatte Herr Pfarrer M. Bof fert in Entringen, einem 14 Stunden von hier entlegenen Dorfe, anzuſtellen die Güte, welche zwar von den bisheri⸗ gen etwas abweichen, jedoch in einem ſehr weſentlichen Punk⸗ te damit uͤbereinſtimmen, naͤmlich darin, daß in Ehen, in welchen die Mutter aͤlter iſt, als der Vater, die Zahl der geborenen Maͤdchen groͤßer war „ als die der Knaben, im Verhaͤltniß wie 103, 1 100. 5 Dagegen fanden ſich in denjenigen Ehen, wo der Vater 912 Jahre älter war, gleichfalls mehr Mädchen als Kna⸗ ben, = 111,3: 100. Ohne Zweifel hat dieſe Abweichung ihren Grund in oͤrtlichen Verhaͤltniſſen, vielleicht in einer durch ſtarke Arbeit herbeigefuͤhrten zu fruͤhzeitigen Abgelebt- beit und Schwaͤchung der Maͤnner, wodurch dann die rela⸗ tive Staͤrke oder Schwaͤche der Zeugenden ein wichtigeres Moment für die Beſtimmung des Geſchlechtes wird, als das Alter. | | | a g. 18. Folgerungen. Aus dem Voranſtehenden ergeben ſich nunmehr verſchie⸗ - BE - ne, für Phyſiologie und Statiſtik gewiß nicht unintereſ⸗ ſante, Folgerungen; denn es wird dadurch dargethan, daß das Alter der Zeugenden, ſowohl das abſolute, als das re⸗ tige, auf die Beſtimmung des Geſchlechtes des Kindes ei⸗ "en viel bedeutenderen Einfluß habe, als man bisher geahn⸗ det hat, wobei jedoch auch andere Momente, wie z. B. die Starke der Conſtitution der Zeugenden, durchaus Bu aus⸗ geſchloſſen werden. Aus den Beobachtungen 1. 14. 15. 22. und) den von Entringen angeführten geht hervor, daß im Allgemeinen mehr Mädchen geboren werden, wenn die Mutter älter ift, als der Vater, waͤhrend ſonſt in Europa die Zahl der Knaben Au derjenigen ber Mädchen ſich verhält = 104 : 100, in Tubingen wie 107,5: 100. Wenn naͤmlich die Muͤtter aͤl⸗ ir find, fo kommen 100 Mädchen auf 90,6 Knaben (Beo⸗ Nicht. 1.0. 25 Daſſelbe Reſultat ſcheint auch die Beobachtung 2. zu . nach welcher, wenn Vater und Mutter in demſelben Jahre geboren find, nur 92 Knaben auf 100 Mädchen ge: zaͤhlt werden, indem eine Frau, die in demſelben Jahre, | wie der Mann, geboren iſt, durch alle Altersftufen hindurch als After, denn ihr Mann, angeſehen werden muß. Männer von 24 — 36 Jahren zeugen nach Beobachtung 5 eine gleiche Anzahl Knaben und Maͤdchen. Mit zuneh⸗ | Menden Alter des Vaters aber nimmt auch die Zahl der ge⸗ boren werdenden Knaben zu. Iſt der Vater 36 — 48, fo kommen 110, 9, und iſt er 48 Jahre und daruͤber, ſo kommen 200 Knaben auf 100 Maͤdchen (Beob. 8 und 9) — 58 — Iſt der Vater 1 — 3 Jahre älter, fo iſt die Zahl der Knaben gleichfalls groͤßer, als die der Maͤdchen, naͤmlich wie 116 : 100 (Beob. 3.); iſt er 6—9 Jahre älter 124,1 : 100 (Beob. 5.); und iſt er 9 — 12 Jahre älter = 143, 7 : 100 (Beob. 6.). Auffallend ſchien uns hiebei der Umſtand) daß wenn der Vater 3 — 6 Jahre älter war, als die Mut⸗ ter, das Uebergewicht ber Knaben nicht ſo groß war, wie wenn er nur 1— 3 Jahre mehr hatte, nämlich nur in dem Verhaͤltniß, wie 103, 4: 100. Wahrſcheinlich findet in den meiſten europaͤiſchen Ehen, beſonders auf dem Lande, ein ſolches Alters⸗Verhaͤltniß der beiden Gatten ſtatt, daß; naͤmlich der Mann 3—6 Jahre älter iſt, als die Frau, und bei einem ſolchen hat ſich nun auch ein Verhaͤltniß der Kna⸗ | ben zu den Maͤdchen gezeigt, wie es beiläufig in ganz Eu⸗ ropg daſſelbe iſt, nämlich 103,4 : 100 (Beob. 4.). In den Beobachtungen uͤber die Wirkung des relativen Alters von 13 bis 21. zeigt ſich uͤberall ein Vorſchlagen der männlichen Deſcendenz, wenn der Vater älter war, als die Mutter. Die groͤßte Annaͤherung zur Gleichheit kam da vor, wo der Mann 36—48 und die Frau 36—46 Jahre alt war, naͤmlich wie 109,2 : 100 (Beob. 18.); das Verhaͤltniß der Knaben nahm aber ſchon zu wie 114,3 : 100 (Beob. 17.0, wenn der Mann zwiſchen 36 und 48, die Frau zwiſchen 26— 36 Jahren ſtand, endlich wie 116, 6: 100, wenn der Mam . 24 bis 36, die Frau 16 — 26 Jahre alt war (Beob. 13.) Maͤnner von 48 bis 60 zeugten mit Weibern von 36 — 46 Jahren 164, 3 Knaben auf 100 Maͤdchen (Beob. 21.); und Männer von 36 — 48 mit Weibern von 16— 26 Jahren (Beob. 16.) 176, 9 Knaben, und endlich Männer von 48—60 an lurch End N u it Webern von 26—36 Jahren 190 e :100 Mädchen (Beob. 20.) . f Dagegen zeugten Männer von 24 — 36 mit Weibern In 26 —36 Jahren nur 94,2 Knaben, und Maͤnner von den dieſem Alter mit Weibern von 36 — 46 Jahren 95, 4 Men : 100 Maͤdchen (Beob. 14 und 15.). | Vergleichen wir unfern Erfund mit der Tabelle von ir ou, ſo ergiebt ſich Folgendes: a N Nach Giron Bei uns ) — Et: mittlere Frau, mehr Weibl. wie Girou! 1 —: alte Frau, == mehr Weibliche Mitterer —; junge Frau, mehr Maͤnnl. wie Girou ) —: : mittlere Frau, == ‚mehr Männliche ö —: alte Frau, mehr Maͤnnl. wie Giron 2 —: junge Frau, 458 ungewiß — mittlere x Frau, mehr Weibl. bedeutend mehr Maͤnnliche —: alte Frau, =: mehr Männliche, In drei Verhaͤltniſſen kommen wir ſonach mit Girou kein, nämlich in Nr. 2. 4. 6; in fünf anderen weichen N von ihm ab, und einmal (Nr. 7.) iſt unſer Reſultat un: Nig, Nachdem n nun dargethan it daß das Alter auf die Be⸗ Wu des Geſchlechtes beim Kinde bedeutenden Einfluß 5 Ihe, » läßt ſich manches erklären, was bisher gar keiner Er⸗ kung faͤhig ſchien. Hieher gehoͤrt namentlich die wider⸗ dahende Anſicht der Viehzuͤchter uͤber die Anzahl der fal⸗ ben maͤnnlichen und weiblichen Jungen bei Wesch e Junger Mann: junge Frau, = mehr Maͤnnliche — RR indem z. B. der eine behauptet, beim Rind vieh fallen mehr Kuhkaͤlber, der andere, es werden meh) Stierkaͤlber geboren. Hoͤchſtwahrſcheinlich haben beide? Rech und die Verſchiedenheit der Meinungen ruͤhrt daher, nl je nach dem verſchiedenen Alter der Zeugenden, bald dieſs bald jenes Geſchlecht in den Geburten das Uebergewicht pa Ebenſo find in Betreff der Pferde, Schaafe und Sch die Meinungen getheilt. Ehe wir unſere Berechnungen anſtellten, waren wir ai lig der Meinung zugethan, Thiere, welche in Polygynie I Sp ben, zeugen mehr weibliche Junge, da in Beziehung A menfchliche Polygynie ein ſolches Reſultat von mehreren 9 We ten mit vieler Zuverläffigkeit angegeben wird — eine Anfid welche wir jedoch ſpaͤter geaͤndert haben. 16 In der edlen Schaafheerde des hieſigen Herrn Kal de manns Schmidt fielen, in dem Zeitraume von 11 Jahre lch nach den Regiſtern, 1758 Bocklaͤmmer und 1848 Kilb lch laͤmmer, ſo daß alſo hier die weibliche Nachkommenſchif dag das Uebergewicht haͤtte. Es laßt ſich jedoch aus jenen MN He giſtern deßwegen kein ſicherer Schluß ziehen, weil die 3 ey der Kilber- und Bocklaͤmmer nicht unmittelbar nach ih fe Geburt, ſondern erſt zur Zeit des Zeichnens aufgend Het men wurde. Von der Geburt bis zu dieſer Zeit aber mol gu ten viele Laͤmmer geſtorben ſeyn, und moͤglicher Weiſe in hun nem verſchiedenen Verhaͤltniſſe beider Geſchlechter. Unter 303 Füllen, die wir von Marbach verzeich fen, waren 145 Hengſt⸗ und 158 Stutenfuͤllen, alſo⸗ : 100, und auf dem Geſtuͤte zu Chivaſſo fielen, m — 61 — Rind Iru gnone ), in 30 Jahren 905 Hengſt⸗ und 1016 Stu-. mel kenfüllen. Wir vermuthen mit Grund, daß an dieſem Ueber⸗ echt ſhuß weiblicher Geburten das hoͤhere Alter der aufgeſtellten wel Stuten, welche oft viele Jahre lang zur Zucht gebraucht ieſel werden, Schuld ſeyn mag. Zu H ohenheim fielen, nach t hal ben uns von Herrn Profeſſor Heering gefaͤlligſt mitgetheil⸗ weil in Notizen, von 1823 bis 1826 inelus. 95 Stier: und 81 ſuhkälber; in 3 Jahrgaͤngen war die Zahl der Stierkaͤlber 5 kewiggerd, im Jahr 1824 dagegen die der Kuhkaͤlber, naͤm⸗ ich 29 auf 22 Stierkaͤlber. Unter 106 Ferkeln befanden ſich 150 Bachen und 48 Eber. Alle ſolche Beobachtungen werden nur dann größeren erth haben, wenn das Alter der Zeugenden, nebſt der An⸗ habe ihrer Conſtitution beigeſetzt wird. Wahrſcheinlich iſt es⸗ lug, wie in der oben angefuͤhrten Beobachtung von Morel de Vin dé vom Jahre 1813, bei den Hausthieren, nament⸗ ahr ich den Grasfreſſenden, die Zahl der männlichen und weib⸗ rilbt ſchen Geburten gleich ſeyn werde, wenn naͤmlich die Be⸗ je! ıhnung, bei größeren Heerden angeſtellt wird. Bei kleinen en N Herden kommen nur einige Altersſtufen zur Paarung, und > 30h nach Verſchiedenheit dieſer Stufen ſchlaͤgt dann bald die⸗ DER, bald jenes Geſchlecht vor, waͤhrend bei einer groͤßeren gend Heerde, bei welcher die verſchiedenſten Altersſtufen zur Zeu⸗ mi zung kommen, ſich das Gleichgewicht herſtellt. In Bezie⸗ i hung auf die Pferdezucht hat ſchon Hartmann die Be⸗ merkung gemacht, daß bei großen Geſtuͤten die Zahl der Stu⸗ in und Hengſtfohlen gemeiniglich gleich ſey ), und in 1 ) Brugnoue a. a. O. S. 164. ®) Hartmann Anleitung zu Verbeſſerung der Pferdezucht. zte Aufl. Tuͤbingen 1786. S. 141. 62 = Betreff des Rindviehes wird en‘ von * haer und 0 ber verſichert. * Auf gleiche Weiſe laſſen ſich die eee Anſichſ über die Wirkung der Polygynie beim Menſchen erklaͤh lig Die meiſten Schriftſteller behaupten namlich, in denjeni I; Gegenden, in welchen Vielweiberey herrſche, habe das wel liche Geſchlecht das Uebergewicht. Andere dagegen, und zu ſolche von bedeutendem Gewichte, find der enfgegengefeßl! Meinung. So verſichert namentlich Porter, welcher ft An! im Jahr 1754 als engliſcher Gefandter zu Conſtantinoß ig aufhielt, es ſehe eine blos von den Reiſenden ausgeſagte J Ih bel, als faͤnden ſich im Oriente mehr Weiber als Miärnll eh, indem die Harems der Reichen nicht mit eingeborenen, ſol bon dern mit ausländiſchen, aus Georgien, und zu Kriegszeil ri auch aus Rußland und Ungarn eingeführten Frauen geful hen ſeyen ). Ohne Zweifel wird der reiche, mehrere Frauen Öflge, ſitzende Orientale nicht den aͤlteſten unter denſelben, ſondel U, den jüngsten und ſchoͤnſten den Vorzug geben und mit ihn duc Kinder zeugen. Da es ſich nun unter dieſen Umſtaͤnden Is den meiften Fällen erwarten läßt, daß die Vater älter finden als die Mütter, fo iſt nach unſerem, aus dem Alter abel der leiteten Geſetze zu vermuthen, daß im Orient ſogar meh Knaben als Mädchen gezeugt werden, ja daß das Ueberg big wicht der Knaben noch größer, als im Occident ſeſſ e in welchem mehr ältere Frauen noch befruchtet werden, In, — ein Uebergewicht, welches ſich uͤbrigens vielleicht dadurlf wieder aufheben mag, daß die Orientalen in der W 3) Philosoph, transact, T. 49, P. I. p. 49, gend durch den bei vielen Frauen zweifelsohne haͤuftg eren Bei⸗ nf mehr geschwächt werden, als die Oceldentalen, und deß⸗ dbegen wiederum weniger Knaben erzeugen, als dieſe. 1 In einigen Gegenden Wuͤrtembergs ſchlagen die maͤnn⸗ 7 lichen, in andern dagegen die weiblichen Geburten ungewoͤhn⸗ j lch vor; ſo kommen zum Beiſpiel in Ergenzingen, einem Dorfe zwiſchen Rottenburg und Horb, 118, und zu Schwen⸗ d zus ungen 113, 5, in Horb dagegen nur 98 und in Sulz nur Knaben auf 100 Mädchen ). Das Uebergewicht von | Raben in den erſteren Orten wird bei einer näheren Unter: chung der Sache wohl darauf beruhen, daß in denſelben u Männer, der bürgerlichen Verhältniffe wegen, erſt in ng vorgeruͤcktem Alter heurathen; und das Uebergewicht on Mädchen in den zuletzt angeführten Doͤrfern darauf, daß i urin Heurathen jüngerer Männer mit älteren Weibsperſo⸗ eff in haufger vorkommen. Vielleicht rührt namentlich das en Mer Mißberhältniß davon her, daß in den Jahren 1812. onde 5 14. 15; die männliche Jugend, einem bedeutenden Theile ihm uch, durch die franzoͤſiſchen Kriege aufgerieben wurde, und ; 0 der jüngere männliche Nachwuchs ſich eine Zeitlang mit n aus jenen Jahren übrig‘ gebliebenen älteren Frauenzim⸗ 0 wum begnügen mußte. | Hoͤchſt auffallend und unerklaͤrlich war uns fruͤher eine Bur dach ) vorkommende Thatſache, daß naͤmlich in gen, Judengemeinden, namentlich zu Berlin, die maͤnn⸗ chen Geburten weit mehr, als es ſonſt irgendwo beobachtet WSchüb ler fesp. Kraus de Ik ibus populat. Tub. 1623, 9 Bur dach g. a. O. S. 353. | GH — | worden iſt, vorſchlagen, nämlich wie 2, 08: 1; und zu Su * vorno wie 1, 20: 1, während bei den Chriſten derſelbel Stadt das Verhältniß iſt wie 1, O04: 1. Wenn man aul ſonſt geneigt ſeyn möchte, ein ſolches Uebergewicht der mam lichen Geburten von uͤberwiegender Staͤrke der männlich! Conſtitutionen abzuleiten, fo kann dieſes doch bei den ſchwaͤch f lichen Juden nicht gelten. Wahrſcheinlich heurathen in I g nen Judengemeinden die Maͤnner, wegen ihrer hauslich Verhaͤltniſſe, erſt ſpaͤt und zwar junge Weiber. a Wenn ſich dieſes, wie wir nicht zweifeln, wirklich fo v ö hält, ſo werden Männer; welche männliche Nachkommel . ſchaft zu haben wuͤnſchen, ſehr junge Frauen heurathen mil f fer, und ſolche, welche früher immer nur Mädchen erzeil a ten, werden noch an der Graͤnze, wo die Zeugungskroff ganz erliſcht, einen oder den andern Stammhalter zu M halten hoffen duͤrfen. Eine gewiß fuͤr Manche, namen N lich für fuͤrſtliche Familien wichtige Ruͤckſicht! | F. 19. Stärke der Zeugenden. Es iſt eine ziemlich allgemein angenommene Meinung 8 daß auch die vorwaltende Staͤrke des einen oder des and ren der beiden Zeugenden einen Einfluß auf Beſtimmung d Geſchlechtes habe. Gewoͤhnlich wird es als ein Bent groͤßerer Maͤnnlichkeit angeſehen, einen Knaben erzeugt haben, als ein Mädchen, beſonders in Betreff des erſth borenen Kindes. Der Verfaſſer kennt mehrere, ſehr kraͤfth Maͤnner, welche mit Frauen von mittelmaͤßiger Staͤrke pr Conſtitution entweder ausſchließlich, oder wenigſtens vor! ! tend, Knaben erzeugt haben, Unter kraͤftigen Männern el — 63 — ſtehen wir aber ſolche, welche einen kraͤftigen Knochen⸗ und Muskelbau und ein nicht zu reizbares Nervenſyſtem beſitzen. Auch Burdach!) iſt der en, zugethan, 25 robuſte Maͤnner mehr Knaben erzeugen. Auf gleiche Weiſe wird nicht ſelten 1 w ro⸗ buſte Frauen mit etwas ſchwaͤchlicheren Männern uͤberwie⸗ gend Maͤdchen erzeugen. 5 Bemerkenswerth ſcheint es in dieſer Hach zu ſeyn, was uns in Beziehung auf Schaafe berichtet wurde, daß namlich im Jahr 1817, welches auf den aͤuſſerſt naſſen und einer Menge von Schaafen verderblichen Sommer von 1816 ſolgte, 186 männliche und 161 weibliche Laͤmmer in der oben angefuͤhrten Heerde des Herrn Kaufmanns Schmid t fie⸗ len, in welcher ſonſt die weiblichen Lammer vorſchlugen. Die Erklaͤrung dieſer Erſcheinung ſcheint die zu ſeyn, daß die überhaupt robuſteren Schaafboͤcke durch die ungünſtige Wit: terung des Jahres 1816 weniger geſchwächt wurden, als die Schaafmuͤtter, folglich bei der Zeugung ae einfließen konnten. | Nach Girou 2) Ban diejenigen Schaafmuͤtter am meiſten weibliche Laͤmmer zur Welt, welche zuerſt hitzig wer⸗ en; dieſes find aber gerade die kraͤftigſten und geſuͤndeſten; und ebenſo ſollen, nach demſelben, gut gefuͤtterte Mutter ſchaafe mehr männliche; ſchlecht gefütterte mehr weibliche Laͤmmer bringen: Lebhafte Schaafboͤcke ſollen „ nach dem Zeugniſſe mehrerer Schaafzuͤchter, auffallend mehr maͤnnli⸗ che Thiere en Nach Dfiander . ein ſchwind⸗ i 10 Burda d. u. O. S. 330. 2) Girou g. g. O. — 6 ſuͤchtiger, alſo ſchwachlicher Mann, Fuͤnflinge, hmm | weiblichen Geſchlechtes, erzeugt haben ). N In Betreff der polygyniſchen Ehen, wie rn im Orient und auch in Afrika gewöhnlich find, giebt es ein! Menge Zeugniſſe, nach welchen darin mehr weibliche, als maͤnnliche Kinder geboren werden. Sehr vieles hat hieruͤber Schnurrer ) geſammelt. So fand Bruce in Syrien und Armenien das Verhaͤltniß der Maͤdchen zu den Knaben wie 2: 1; und auf Patmos und den uͤbrigen griechiſchen Inſeln ſollen ſogar 4 bis 5 Maͤdchen auf einen Jüngling kom⸗ men. Der Im an von Sana hatte unter 88 Kindern nu 14 Soͤhne. In noch heißeren Gegenden ſoll die Zahl der Weiber noch groͤßer ſeyn, und in Aethiopien ein gemeiner Ne⸗ ger 2 — 10 Weiber haben, ein vornehmer 300 — 1000, und ein Fuͤrſt bis auf 3000. — Wir haben oben ſchon mehrere N Gründe gegen die Richtigkeit dieſer Annahme angeführt, nad) welchen wenigſtens ein fo auffallend großes Mißverhaͤltniß 2 unwahrſcheinlich wird; wie dem aber auch ſey, ſo iſt we⸗ nigſtens fo viel ausgemacht, daß in den monogamiſchen Laͤn⸗ dern die männlichen Geburten uͤberwiegen. Dieſelbe Wirkung hat, und zwar noch viel auffallender, die Polyandrie (Vielmaͤnnerey). Bei den Newaren, einem tatariſchen Stam⸗ me im Koͤnigreich Nepaul in Hochaſien, hat eine Frau meh⸗ rere Maͤnner, und in den ſogenannten blauen Gebirgen Oſt⸗ indiens iſt bei den Todevis, einem Schaͤfervolke, die Sitte eingeführt, daß alle Bruͤder zuſammen, ſo viele ihrer auch 1) Oſiander Handbuch der Entbindungskunſt. I. Bd. S. 318. 2) Schnurrer g. a. O. S. 91. — 67 — ſeyn mögen, nur Eine Frau nehmen. Bei dieſen wird die ahl der Männer allmaͤhlig fo ſehr vermehrt, daß am Ende nur Eine Frau auf zwei Maͤnner kommt. Den Nairen, ei⸗ ner Kriegerkaſte auf der malabariſchen Kuͤſte, iſt es nicht er⸗ laubt, mehr als eine Frau zu nehmen; dagegen darf daſelbſt eine Frau mehrere Männer heurathen !). Ohne Zweifel iſt dieſe Einrichtung ſehr paſſend für eine Kriegerkaſte, indem ſie wahrſcheinlich die vorwaltende Erzeugung von Knaben beguͤnſtigt. Wenn vielleicht doch am Ende! in den ob Ehen mehr Mädchen als Knaben geboren werden ſollten, in wel⸗ chen wahrſcheinlich die Kräfte: des Mannes mehr erfchöpft werden, als in den anderen; wenn dagegen auf der anderen Seite in den monogamiſchen und polyandriſchen mehr Kna⸗ ben hervorgebracht werden, ſo laͤßt ſich nach allem dieſem nicht ohne Grund ſchließen, daß ſich das Geſchlecht des Kin⸗ des auch nach der Kraft des einen oder des anderen Seu gen⸗ den richten werde. > Dieſer Anſicht ſtellt ſich jedoch mehreres entgegen Ein⸗ mal zeigt naͤmlich die Erfahrung, daß auch ſchwaͤchliche Maͤn⸗ ner nicht ſelten Knaben zeugen, und dann glauben wir oben dargethan zu haben, daß das Geſchlecht des Kindes großen: theils von dem hoͤheren Lebensalter des einen Zeugenden ab hängig iſt. Wenn nach dem Obigen die Zahl der geborenen Knaben in beinahe gleichem Verhaͤltniſſe mit dem vorgeruͤck⸗ l ten Lebensalter der Väter zunimmt „und wenn im Gegen⸗ theil Frauen, welche aͤlter ſind, als ihre Maͤnner, mehr Maͤd⸗ — | 1) Burdach a. a. O. S. 363 und 365. i 5 * — 8 — chen zur Welt bringen, fo laͤßt ſich ſchwerlich allgemein be haupten, das Geſchlecht des Kindes werde durch die größer? Stärke des Vaters oder der Mutter beſtimmt. Die Hauptſache in Beziehung auf die Beantwortung der vorliegenden Frage liegt offenbar darin, daß zuerſt genau be ſtimmt werde, worin bei Maͤnnern und Frauen Staͤrke oder Schwaͤche in Betreff der Zeugung liege. Ein weſentlchet Unterſchied iſt hier offenbar zu machen zwiſchen der Poten zu zeugen, und der Potenz zum Beiſchlafe. Ohne Zweifel zeichnet ſich in Abſicht auf die letztere das jugendliche Alten vor dem vorgeruͤckten aus, in welchem der verlorene Saa⸗ men weniger ſchnell durch neue Secretion wieder erſetzt wird, als in der Jugend. Sehr zu bezweifeln iſt dagegen, daß die Jugend die Faͤhigkeit zu befruchten, in gleichem Grade be- ſitze, wie das mittlere Alter. Bei einer großen Salacitaͤl der Zeugenden iſt wahrſcheinlich die Empfaͤngniß viel fehl tener, als bei mäßigem Geſchlechtstriebe derſelben. Bel Schaafen geſchieht, nach dem Zeugniſſe von Pabſt 5), die Empfaͤngniß beſſer bei bereits wieder abnehmender Hitze, und ebenſo ' verſichern ſchon Brugnone 2) und Buffon, zu ſtarker Geſchlechtstrieb bei den Stuten ſchwäche das Em pfaͤngnißvermoͤgen. Die Huͤndin laͤßt nicht eher zu, als bis die zu große Turgescenz ihrer Zeugungstheile durch einigen Blutverluſt aus denſelben geſchwaͤcht iſt, und ebenſo gefchiehfr nach dem Zeugniſſe von Haller, die Befruchtung am leich teſten unmittelbar nach der monatlichen Reinigung. Schon ö Fernelius machte die Catharina v. Medicis bier) 10 Pabſt a. a. O. S. 126. 2) Brugnone a. a. O. S. 117. : auf aufmerkſam, und ſie machte mit Erfolg von dieſer Bene | bachtung Gebrauch 1). Schon zum voraus iſt zu erwarten, daß in dem ſehr jugendlichen Koͤrper, der ſelbſt noch in ſei⸗ nem Inneren mit Bilden und Bauen beſchaͤftigt iſt, und gleichſam noch allein für ſich ſelbſt zu ſorgen hat, die Faͤhig⸗ keit, fuͤr die Erhaltung der Gattung zu wirken, ihren hoͤch⸗ ſten Punkt noch nicht erreicht habe. Aeltere Stuten ſind, nach ö Fugger, fruchtbarer als jüngere, und Drillings⸗, Vier⸗ | lingsgeburten find immer nur bei ſolchen Frauen beobachtet worden, die über 50 Jahre alt waren. i | | Die geſuͤndeſten Kinder kommen nicht von f olchen Eltern, welche gerade in der Bluͤthe des Lebens ſtehen, ſondern be⸗ reits etwas daruͤber hinaus ſind: namentlich gilt dieſes in Betreff der 3 Muͤtter. Die beſten Ammen ſind nicht die bluͤ⸗ 1 bewfen und juͤngſten Weibsperſonen, ſondern nicht mehr ganz jugendliche und bereits etwas verbluͤhte, die mehr und i beſſere Milch geben, während die juͤngeren, wenn fie gut genaͤhrt werden, die ihnen gereichten Nahrungsſtoffe gleich⸗ ſam mehr zur eigenen Ueppigkeit und zum Fettwerden ver⸗ 5 brauchen, bei welchem zuletzt, wenn es einen gewiſſe en Grad erreicht hat, die Milchausſcheidung ganz ins S Stocken geraͤth. Das erſte Kind noch ſehr junger Eltern iſt häufig ſchwaͤchlich, und der erſte Wurf junger Huͤndinnen wird von den Jaͤgern aus eben dieſem Grunde gewöhnlich vertilgt, weil dieſe J Jun⸗ gen in der Regel ſchwach und klein ſind. Hirſche, die von jungen Vaͤtern erzeugt find, bekom men ihr Geweih ſpaͤter und auch ein ſchwaͤcheres, als von aͤlteren Hirſchen 2) her⸗ 1) Burdach a. 4. O. S. 414. N 3) Wildungen Neuf. Geſch. 1796. S. 17. 4 8 f — 70 km vorgebrachte. Erſt wenn der Körper feine völlige Ausbildung | erreicht und von feiner Fähigkeit, dem Individuum als Wol⸗ luſtorgan zu dienen, bereits wieder etwas verloren hat, ſchein er die groͤßte d Faͤhigkeit zu erhalten, die Fortpflanzung DW Gattung zu bewirken. Nach allem dieſem ſcheint alſo wohl FE RR TARR werden zu duͤrfen, daß nicht das jugendliche, ſondern eher das mitt lere Alter die größte Potenz zu zeugen beſitze. So wie del geiſtige Character des Menſchen ſich erſt im maͤnnlichen und mittleren Alter mit voͤlliger Kraft ausſpricht, wie er jetzt erſt zum Handeln, und namentlich zur Erziehung von Kin dern, oder zur geiftigen Zeugung tauglich wird, fo erhält el jetzt auch erſt die Faͤhigkeit, ſein eigenes Bild in ſeinen Kin Ben re zu vervielfttigen, Mit ber weiblichen geugungskraft hat es jedoch fein! eigene Bewandniß. Sie iſt offenbar mehr paſſiv, waͤhrend die maͤnnliche mehr activ iſt, und die weibliche Fruchtbar⸗ 5 keit kann daher gewiſſermaßen als eine negative Eigenſchaf angeſehen werden. Ein junges Weib wird wahrſcheinlich leichter befruchtet, als ein aͤlteres; das aͤltere dagegen hf vielleicht einen ſtaͤrkeren Einfluß auf die Natur des Kindes aus. Die Fruchtbarkeit ſteht ſo zu ſagen im Gegenſatz mit der Faͤhigkeit, die Eigenſchaften des Kindes zu beſtimmen⸗ Die fruchtbarſten Frauen, von welchen wir wiſſen, haben nicht vorſchlagend Mädchen geboren, ſondern gerade auffa! lend viele Knaben. Unter 32 Kindern, welche eine ſolche ge bar, waren 26 Knaben; eine andere brachte in der erſten Ehe 27 Knaben und nur 3 Mädchen zur Welt, in der zwe — 7¹ kei x . ten Ehe 14 Knaben und gar kein Mädchen ). Bei ſchwaͤch⸗ lichen oder ſolchen Frauen, deren Geſchlechtsſyſtem durch pa⸗ thiſche Stoffe, z. B. eine zurückgetriebene Kraͤze, afficirt ft, hat der Verf. öfters beobachtet, daß ſie hoͤchſtens Ein Kind gebaͤren, aber einen Knaben, worauf ſie dann unfrucht⸗ bar werden. i Beachtungswerth ſcheint es zu ſeyn, daß die ruſſiſchen, in Wirtemberg eingeführten Zuchtſtuten, die wohl ſaͤmmt⸗ lich in wilden Geſtuͤten aufgewachſen ſeyn mochten, ihre Ei⸗ genſchaften den Fuͤllen viel auffallender mittheilten, als un: ſere Stuten. In Abſicht auf die Br Zeugungs⸗Potenz muß noch das bemerkt werden, daß ſie nicht bei jedem Manne der anſcheinenden Stärke feiner uͤbrigen Conſtitution entſpricht, indem nicht gar felten rieſenmaͤßige und blühende Männer wenig kraͤftige Zeugungsorgane haben, während oft kleinere, und ſelbſt etwas ſchwaͤchliche, ein bedeutendes Me hierin beweiſen. Aus allem bisherigen ſcheint hervorzugehen „daß allge⸗ meine Staͤrke der Conſtitution, wie die beſondere der Ge⸗ ſchlechtswerkzeuge, allerdings einigen Einfluß auf die Be⸗ ſtimmung des Geſchlechtes des Kindes hat, jedoch mit der Beſchraͤnkung, daß die Potenz zu zeugen, einem großen Theile nach vom Lebensalter abhängig iſt. Damit es jedoch nicht ſcheinen moͤge, als ſchrieben wir der individuellen Beſchaffenheit zu wenig Einfluß auf die Be⸗ ſtimmung des Geſchlechtes zu, fo fügen wir eine kleine Ta⸗ 1) Bur dach a. a. O. S. 531. —— — —¾ —¾i: — — 2 2 7 belle bei, aus welcher hervorgeht, daß einige maͤnnliche Thies re mehr männliche, andere dagegen mehr weibliche Nach⸗ kommen, und noch andere in gleichem Verhaͤltniß beider Ge⸗ ſchlechter zeugen. | Auf dem koͤniglich preuſſiſchen Wilhelms⸗Geſtuͤte fielen, nach dem Zeugniſſe Ammons ), bis zum Jahre 1802 von 6 Beſchaͤlern folgende Füllen : | Hengſt⸗ Stutenfuͤllen Von Shen 32 62 — Bambo — Armidor — Macraby — Mainatti — Faxis N — 235. Vom Marbacher Geſtuͤte zogen wir in dieſer Hinſicht folgende Notizen: Ein ſehr edler Beſchaͤler, Sanspareil, wenn wir nicht irren, von einem preuſſiſchen Geſtuͤte abſtam⸗ | | mend, hatte unter 70 Nachkommen 29 Hengſt- und 41 Stu⸗ | tenfuͤlen; Tiflis, ein Pferd truchmaniſcher Rage, hatte unter 25 Nachkommen 12 Hengſt⸗, 13 Stutenfuͤllen; M on⸗ tedoro, ruſſiſcher Rage, unter 19 Nachkommen 8 Hengſt⸗ 11 Stutenfuͤllen; endlich Ach wer do w, von Carabachiſcher Rage, unter 47 Nachkommen 28 Hengſt⸗ und 19 Stuten füllen. | §. 20. Einfluß der Jahreszeiten. | Daß die Geſchlechtsorgane von den verſchiedenen Jah? ) Ammon a. 4. O. S. 95, =. I reszeiten eine nicht e Einwirkung erfahren, wird durch mehrere Thatſachen beftätigt, So iſt bei vielen Thie⸗ ren die Brunſt periodiſch und fällt in beſtimmte Jahreszei- ten, bei den Hirſchen z. B. in den Herbſt, bei den Katzen | in den Februar, bei Pferden und Kuͤhen in den April und Mai; — Beiſpiele, die ſich noch auſſerordentlich vermehren ließen. Die groͤßere oder geringere Anzahl von Geburten, welche in gewiſſen Monaten vorkommen, beweist gleichfalls, daß die Geſchlechtswerkzeuge zu einer Zeit kraͤftiger und thaͤ⸗ tiger, zu einer anderen dagegen unthaͤtiger ſind. Ohne Zwei⸗ fel beruht dieſe Periodizitaͤt der Thaͤtigkeit, die ſich nicht al⸗ lein in den Geſchlechtswerkzeugen, ſondern auch in anderen Organen ausſpricht, auf einer Reihe von Entwickelungen, welche der thieriſche Koͤrper gleichzeitig mit dem jaͤhrlichen — Umſchwunge der Erde um die Sonne durchlaͤuft, ſo daß | auf gleiche Weiſe, wie die Sonne zu verſchiedenen Zeiten in verſchiedenen Sternbildern ſteht, das Leben oder die Lebens⸗ 2 kraft zu gewiſſen Zeiten in gewiſſen Organen gleichſam con⸗ A ‚entrirt erſcheint, welche Organe jetzt in die Periode ihrer größeren Thaͤtigkeit treten, um dieſe ſpaͤter einem anderen zu uͤberlaſſen. Beim Menſchen find die Geſchlechtswerkzeu⸗ ge ohne Zweifel am thaͤtigſten im Fruͤhling, und namentlich weit thaͤtiger, als im Herbſt; ſo iſt die Gallenausſcheidung Während der Sommerhitze am ſtaͤrkſten u. ſ. w. Da nun die Jahreszeiten offenbar einen Einfluß Bor die ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere Erregung der Geſchlechtsorga⸗ ne ausüben, ſo laͤßt ſich vermuthen, ſie werden wohl auch auf die haͤufigere oder ſeltenere Erzeugung von Knaben ein⸗ wirken. — 74 — Nach Dr. Bailly ) ſollen hieruͤber folgende Geſetze gelten: g 8 2 | 1) Die groͤßte Anzahl männlicher Geburten ſoll mit des groͤßten Zahl von Geburten uͤberhaupt, die größte Anzahl Se der weiblichen Geburten dagegen mit der geringſten Menge von Geburten zuſammentreffen. 5 a | 2) Die meiften Befruchtungen fallen in füblichen Ge⸗ genden in den Winter und Fruͤhling, in nördlichen in den Frühling. Zu große Wärme ſoll daher, wie übermäßige Kab te, die Zahl der Befruchtungen, wie der männlichen Gebur⸗ ten vermindern, und durch ein ganzes Jahrhundert hindurch, naͤmlich von 1691 bis 1791, haben die Monate März und Juli die größte Anzahl von weiblichen Geburten, aber dil geringſte von Geburten überhaupt gezeigt. Die männlich! Zeugungskraft ſoll nämlich ebenfo ſehr durch die Hitze del Sommers, als durch das oͤſterliche Faſten im März ge ſchwaͤcht werden. . Es waͤre leicht und nicht ohne Intereſſe, hierüber wei tere Unterſuchungen, namentlich in Wuͤrtemberg anzuſtellen, wo, nach Schuͤbler , die groͤßte Anzahl von Befruch tungen in den April, die kleinſte in den September fällt. | Ein ganz anderes Reſultat als Bailly hat jedoch Foy rier ') in Paris erhalten, woſelbſt, nach einer Berechnuml] von 100 Jahren, die Zahl der maͤnnlichen und weiblichen G. burten niemals durch die Jahreszeiten einen conſtanten Ei fluß erfahren haben ſoll. = 1) Annal. des scienc, nat. 1825. T. V. p. 47: 20 g. ds D. a 5 3) Annal. des sc. nat, 1825. — 75 2 | . Vorangegangene Keuſchheit. In den oben angefuͤhrten Beobachtungen von Morel de Binde, vom Jahr 1813, finden wir, daß 22 jaͤhrige Schaafe, die mit 14 Jahren nicht befruchtet und alſo ein ganzes Jahr keuſch geblieben waren, eine weit groͤßere An⸗ zahl weiblicher, als maͤnnlicher Lämmer geboren haben, im Verhaͤltniß = 100: 56. Es ließe ſich hieraus vielleicht ſchlie⸗ % ben, daß die Erſtgeburt häufiger weiblich, als männlich ſey, um ſo mehr, als auch nach den Beobachtungen von 1812 bei 11 jährigen Schaafen, die zum erſtenmal gebaren, die Zahl der weiblichen Geburten die der männlichen. bei weitem überwog. Bei denjenigen Schaafen von 21 Jahren, welche I zum zweitenmal gebaren, iſt die Zahl der ichen Laͤm⸗ mer die vorherrſchende geweſen. i Im Jahre 1825 wurden uͤber dieſen Gegenftand in Frankreich neue Verſuche angeſtellt ). Es wurden zwei kleine Schaafheerden aufgeſtellt, jede zum Theil aus ſpaniſchen, zum Theil aus Meſtiz⸗Schaafen beſtehend; hievon war die eine das Jahr zuvor befruchtet worden, die andere dagegen unbefruchtet geblieben, und es wurde nun beobachtet, wie viel eine jede männliche und weib⸗ che Lämmer werfe. I. Die erſte Heerde, die im a 1824 nicht geboren hatte, brachte hervor: ſpaniſche Schaafe: Bocklaͤmmer 9g. Kilberlaͤmmer 24. Meſtiz⸗ Schaaf: — 27. — 29. 8 Bocklaͤmmer 36. Kilberlaͤmmer 55. 1) Annal. des sc, nat, 1826, u E IT, Die zweite Heerde, die im Jahr 1824 geboren hat⸗ te, brachte hervor: ſpaniſche Schaafe: Bocklämmer 28. Kibenammer 3% Meftiz = Schaafe: — Be > 50 | | Bocklaͤmmer 90. Kilberlaͤmmer 86: Das Verhaͤltniß der männlichen zu den weiblichen GW burten in der erſten Heerde war alſo = 67, 9: 100. Bei der zweiten wie 104, 6: 100. Es läßt ſich alſt wohl hieraus der Schluß ziehen, daß vorausgegangene weib liche Keuſchheit die weiblichen Geburten beguͤnſtige. Da in den polygyniſchen Ehen des Orients das weib liche Geſchlecht der Enthaltſamkeit mehr unterworfen iſt, al? in den monogamiſchen, fo ließe ſich vielleicht hieraus ver muthen, daß im Orient wirklich mehr Maͤdchen — werden. Was die Erſtgeburten beim Menſchen Anbelängt ‚M ſcheinen auch fie etwas häufiger weiblich zu ſeyn, als maͤnn w lich, wenigſtens haben wir dieſes Verhaͤltniß in Tübingen fl be gefunden, indem hier unter den Erſtgeburten 100 Mädch 4 auf 96, 3 Knaben kommen. | §. 22. Ob das Geſchlecht bei den auf einander folgenden Geburten abwechſele? Es it, nach Morel de Vindé n), eine verbreite Meinung der Schaͤfer, daß ein Schaaf mit dem Geſchlechl, feines Lammes jedes Jahr abwechſele. Er fand bei eine näheren Unter ſuchung Folgendes: von 174 Schaafen brach ten 53, alſo beinahe der 3fe Theil, in 3 auf einander fob ) Morel de Vinde a. a. O. en - genden Jahren, Laͤmmer von demſelben Geſchlechte zur Welt, naͤmlich 26 Kilberlaͤmmer, 27 Bocklaͤmmer; 74 gebaren zwei Jahre nach einander daſſelbe Geſchlecht, namlich 35 Kilber⸗ läͤmmer und 39 Bocklaͤmmer; nur bei 47 Schaafen war das Geſchlecht des Lammes jedes Jahr ein anderes. Hieraus schließt nun Morel de Binde, die Annahme, als wech⸗ | ſele das Geſchlecht des Lammes jebes Jahr, ſey eine rein willkuͤhrliche. Unter 360 menſchlichen Ehen, on Tubingen, N wir verzeichnet haben, in denen 2 oder mehrere Kinder vorkamen, finden ſich nur 39, alſo ungefähr der neunte Theil, in welchen das Geſchlecht des nachfolgenden Kindes jedes⸗ mal ein anderes war. Unter dieſen 39 Ehen waren wiederum 23 ſolche, in welchen nur 2 Kinder geboren wurden; 8 mit 3 Kindern, 5 mit 4, und 3 mit 5 Kindern. In Ehen von 6 und mehr Kindern kam eine durch alle durchgehende Ab⸗ wechſelung des Geſchlechtes niemals vor. In ſehr frucht⸗ baren Ehen, von 8, 10, 15 Kindern, pflegen, nach den hie⸗ ſigen Beobachtungen, immer mehrere Kinder deſſelben Ge⸗ ſchlechtes der Reihe nach geboren zu werden, auf welche dann eine entgegengesetzte folgt. Anders verhaͤlt es ſich dagegen in den Ehen von nur 2 Kindern, in welchen Abwechſelung des Geſchlechtes wirklich der gewohnliche Fall iſt. Von 36 Ehen * Art fand ſich in 23 eine Abwechſelung, wie auch in den fruchtbareren Ehen ein ſolcher Wechſel noch am haͤu⸗ figften zwiſchen dem erſten und zweiten Kinde vorkommt 8. 25. einfivs der Geſchlechtswerkzeuge⸗ In alten Zeiten nahm man, an und der Poͤbel glaubt = 23 bie und da noch daſſelbe, das Geſchlecht des Kindes werde durch den Mann, und zwar durch die Hoden deſſelben be⸗ a ſtimmt. „Man muß ſehen, ſagt Hippocrates ), web cher Hoden mehr hervorragt; iſt es der rechte, fo bedeute es einen Knaben, iſt es der linke ein Maͤdchen. = | An einer anderen Stelle 2) behauptet er Folgendes! „Wer einen Knaben erzeugen will, der liege dann bei, ment die weibliche Reinigung gerade aufgehoͤrt hat; wer aber ein Maͤdchen verlangt, alsdann, wenn die Regeln ſtark geflof] fen find, aber noch nicht ganz aufgehoͤrt haben. In letzte, rem Falle muß dann der kechte Hoden fo ſtark unterbunden werden, als es nur zu ertragen iſt, im erſteren Falle dag gen der linke Hoden.“ Der gleichen Anſicht iſt duch Galen?) zugethan, der noch dazu den Grund, daß der linke Hoden nur zu Erzen gung von Mädchen tauge, darin ſucht, daß die linke Saw menſchlagader aus der Nieren ſchlagader und nicht aus des Aorta entſpringe, und ſomit ihrem Hoden nur ein waſert ges und unreines Blut liefere. N Lange vor Galen verwarf dieſe Anſicht ers ber ſcharf \ finnigere Ariſtoteles ), indem er behauptet, ſie beruhe aue auf keiner Erfahrung, ja im Gegentheile zeugen Maͤnner / die nur einen Hoden en ; era und Mädchen; Auch] f 1 Rip pon Opp. ömn; Francs. 1555. Gust. vulg. Sect: IV.)], p. 274. 2) ibid. de superfoet, Sect. III. pi 46. 3) Galenus de us, part. Lib, XIV. oe. 7. = Kühn. T. 00 P. 169. 4) Aristot. Opp. Edit. Casaub. Aurel. Atebe, 1605: 45 benerat, animal, L. IV. o. 1. 2 Haller 19 fuhrt mehrere Beiſpiele von Monorchyden an, welche ſowohl Knaben als Maͤdchen hervorbrachten. Der Verf. kannte ſelbſt einen Hengſt, der mit Einem Hoden viele Stuten⸗ und Hengſtfohlen erzeugte. Graaf ) erwähnt eines Mannes, der, nachdem ihm cer linke Hoden aus ge⸗ N ſchnitten war, noch Maͤdchen zeugte. 555 Eine andere Anſicht iſt die: es werden Knaben geboren, wenn der maͤnnliche Saamen in die rechte Seite der Gebaͤr⸗ N mutter gelangt ſey, und Madchen, wofern in die linke. f Wir enthalten uns, eine ſo alberne Meinung zu widerlegen. Henke und Millot behaupten, der rechte Eyerſtock ethalte die Knaben, der linke die Maͤdchen, ſo daß, je nach⸗ | dem der männliche Saame nach dieſer oder j jener Seite fließe, was von der Lage des Weibes abhaͤnge ; ein Knabe oder ein Madchen erzeugt werde. Dieſe Meinung wird aber dadurch N änzlich widerlegt, daß ſchon bei Einem gänzlich ausgearte⸗ N ten Eyerſtock Kinder von beiden Geſchlechtern, ſelbſt i in 90 ben Schwangerſchaft, ausgebildet wurden. Ge: 24. Te Mehrere andere Urfachen. Noch eine Menge anderer Urſachen find hin und wieder ö ufgeführt worden, welche das Geſchlecht des Kindes beſtim⸗ den ſollen. So ſoll namentlich ein längerer oder kürzerer; lle der letzten Reinigung verfloſſener Zeitraum, es ſollen die Mondsphaſen, eine üppige oder ſchmale Ernährung, Wein⸗ 4 das oder Enthaltung davon, haͤufiger oder ſeltener Bei⸗ 15 ſhlaf, einen Einfluß hierauf haben. Daszegige, was eini⸗ I) Haller Element, physiol. T. VIII. p. 75. 2) Bei 3 g. a. O. S. 529. 5 1 N & 1. 7 0 0 1 | u e 13 i . B . 11 1 1 I vu, BEN . \ j 7 10 } | £ 222 ET Geſchlecht des keimenden Saamens durch die aͤuſſeren Um — ge, namentlich Henke n) und Millot ), uber die will Führliche Erzeugung von Knaben oder Mädchen geſagt ha⸗ ben, uͤbergehen wir, als etwas >. Abe ne und Unwüͤr diges, gaͤnzlich. Bei den Pflanzen mit getrennten Geſchlechtern, namen? lich beim Hanfe (Cannabis sativa) ; wird nach den ſehr in tereſſanten Unterſuchungen von Mauz ), das zukünftig ſtaͤnde beſtimmt. Die Entwickelung einer männlichen Pflan ze aus dem Saamen wird durch ſandigen, trockenen, wenig ö geduͤngten Boden und eine ſonnigte Lage, die Entwickeluns einer weiblichen Pflanze durch einen feuchten, ſtark geduͤng ten Boden und ſchwachen Lichtgenuß begunſtigt. Jedes Saß menkorn enthält ſonach den Keim zu beiden Geſchlechter i xe in feinem Embryonenzuſtande kein Geſchlecht erkennbar il und obgleich wenn eg auch zu erſcheinen 2 Di bei den Thieren das Sin des Jungen nicht ni 1 n bei der Zeugung, ſondern erſt ſpaͤter dur 0 die sul 9 Henke völlig entdecktes Geheimniß der Natur, in Eri gung des Menſchen. Braunſchweig 1786. den 2) Millot Erzeugungskunſt, oder wie beim Beiſchlaf das 0 ſchlecht der Kinder zu beſtimmen, aus — Franzöſ. air Beker. Leipzig 1816. g 3) Sprengel neue Entdeckungen im ganzen Umfange N Dilangenkunde, Leipzig 1822. S. 341. flat weni kelun N edün a ren Umſtaͤnde beſtimmt, vornehmlich deßwegen für viel zu gewagt, weil ſich dann das, was wir über das Alter als N ein Beſtimmungsmoment des Geſchlechtes geſagt haben, gar nicht erklaͤren ließe. Viertes Kapitel. Beantwortung der Frage: ob ſich mehr die Eigen⸗ ſchaften des Vaters oder der Mutter vererben? §. 25. Belege aus der Baſtardzeugung. Schon aus dem Begriffe von Zeugung, welche nichts anderes iſt, als eine Hervordringung von Seinesgleichen, laßt ſich eine Vererbung der Eigenſchaften beider Eltern erwarten. (Bereits Lucrez !) erkannte dieſes, wenn er fagt : Semper enim partus duplici de semine constat, Atque utri simile est magisid quodeunque ereatur. Die Erfahrung weiſet dieſes auch in der That nach, und alle * erkennet Wit eine . von Vater und Mutter nd welche Eigenſchaften mehr vom Vater, welche mehr von der Mutter uͤbergehen, iſt keinesweges ausgemacht. Gewiß kann fuͤr dieſe Frage aus der Geſchichte der Ba⸗ ſardzeugungen viel Licht geſchoͤpft werden, uͤber welche übri- 1) Lueret de rerum nat. L. IV. (am Ende). 2) Haller elem, Physiol. VIII. S. 100, 6 Zwar | find jene Beiſpiele nicht völlig rein und deßwegen auch nicht ganz beweiſend, weil bei den Baſtarden die Ver] bung nicht allein von der Wirkſamkeit der Geſchlechter, for | dern auch zum Theil vom Gattungscharacter abhängen mag doch bleiben ſie immerhin wichtig, beſonders weil bei del groͤßeren Verſchiedenheit der Eltern, als ſie bei gewoͤhnlichel Zeugungen vorkommt, der Uebergang gewiſſ er Eigenſchaftel vom Vater oder von der Mutter, fo ſehr in die Augen fpringt Beinahe in allen Thierclaſſen kommen Beiſpiele von Bf ſtardzeugung vor. | | Unter den Inſekten vorzüglich bei den Kaͤfern, von wel chen mehrere Arten Fruchtkaͤfer (Chrysomela aenea und alni), der Schwarzſchwanzkafer (Cantharis melanura) un der ſchwarze Springkaͤfer (Elather niger), der Feldlaubk⸗ fer (Melolontha agricola) und der behaarte Metallkaͤfe (Cetonia hirta), der kupfergruͤne, der eyfoͤrmige und del nakenfoͤrmige Pillenkaͤfer (Scarabaeus vacca, ovatus und" nuchicornis), und mehrere Sonnenkaͤfer (Coceinellae) miff einander zeugen. Daſſelbe thun unter den Schmetterlinge! das gelbe und braune Sandauge (Papilio jurtina und 9 \ nira), mehrere Fliegen (Muscae) und Spinnen, namentlic | die Hornſchnauzſpinne und der gemeine Weberknecht (Pha langium cornutum und opulio). Doch werden durch DI fe Vermiſchung keine neue Arten hervorgebracht .) Unter den Fiſchen iſt daſſelbe beobachtet worden 1 aich der großen und kleinen Karauſche (Cyprinus carassio um | gibelio), auch der großen Karauſche und dem gemeine“ 1) Diction, d’hist, nat, Art. Metis, Bur dach a. a. O. S. 320% — 85 — eee (C. u zwiſchen Er Guͤſter und Brachſen erer (C. Iatus und brama). Die erzeugten Baſtarde hat Bloch *) for beſchrieben. Auch das breite Rothaug ge (C. erythrophthal- naß e und der Brachſen zeugen miteinander, wie der Verf. i i del irgendwo geleſen zu haben ſich erinnert. ichn Unter den Voͤgeln iſt vorzuͤglich die Gattung Fringilla reich an ſolchen Baſtardzeugungen; fo zeugt bekanntlich der Canarienvogel (Fringilla canaria) mit dem Diſtelfinken (F. carduelis) „mit dem Haͤnfling (F. cannabina), mit dem aftel ing Bo Zeldſperling (F. montana), dem Girlitz (F. serinus), dem Eitronenfink (F. eitrinella), dem Flachsfink (F. hinaria) ) dem Zeiſig (F. spinus), dem Grünfink (Loxia chloris) und dem Dompfaffen (L. pyrrhula). Mehrere ſolcher Baſtard⸗ | jungen ſind ſelbſt wieder fruchtbar: ſo legen namentlich die Jungen vom Canarienvogel und Haͤnfling, Canarienvogel und Diſtelfink fruchtbare Eyer, nach dem Zeugniſſe Bech⸗ [af Hein s ). Nach Spre nger haben ſich ein Canarienweib⸗ mi chen und ein Haͤnflingmaͤnnchen ſchon bis ins vierte Geſchlecht ing fortgepflanzt ). 5 in | Auch mehrere Entenarten zeugen unter einander: die ntlicl bg aſtrakaniſche Gans, auch tuͤrkiſche Ente genannt (Anas Ph moschata), zeugt ſehr gewoͤhnlich mit der gemeinen Gans Ba⸗ | gi ſtarde, die heut zu Tage auf unſern Dörfern ziemlich gemei ſind; dieſelbige zeugt auch mit der krummſchnabeligen Ente wel und ) und ubl⸗⸗ kaͤftl d del isch] 1) Bloch Naturgeſch. der Fiſche Deutſchlands. 1. S. 98. * 2) Bechſtein Naturgeſchichte Deutſchlands. Leipz. 1791. Bd. g. S. 469. und Naturgeſch. der Stubenthiere. Gotha 1812. S. 389. 3) S. Bonnet Betrachtungen uͤber die Natur, herausgegeben von Titius. Leipz. 1774. S. 306. in der Anm. 6 * 9 und ' (A. adunca), und dieſe mit der gemeinen Gans; die Spa⸗ telente A. elangula) mit der Halbente (A. querquedula) 1). Die weibliche Turteltaube (Columba turtur) bringt Junge hervor mit der Haustaube (C. domestica); der Haus hahn (Phasianus gallus) mit dem Faſanen (Ph. colchicus) der Faſan mit dem Gold = und Silberfaſan (Ph. pietus un) nyethimerus) 2). Der Schwan (Anas eygnus) mit des gemeinen Gans 3). | Nach Einigen zeugt auch ber Birkhahn (Tetrao tetris)| mit dem Auerhuhn (T. uro gallus); das Produkt davon hal den Namen Tetrao hibridus erhalten, iſt aber vielleicht ei Ei ne eigene Art 1). Ebenſo zeugt die Rabenkraͤhe (Corvus co- rone) mit der Nebelkraͤhe (C. cornix). Auſſer den bisher angefuͤhrten Verbindungen giebt es aber auch noch andere auffallendere, zwiſchen weniger untereinan⸗ der verwandten Vögeln. Nach Bech ſtein s) brachte eine gemeine weibliche Ente (A. boschas domestica) Junge mit einem Faſanen hervor, ebenſo ein Perlhahn (Numida me- leagris mas) mit der gemeinen Haushenne; die weiblichen Jungen der letzteren legen jedoch keine fruchtbare Eyer 6)» Nach Virey hat ein Perlhahn mit der gemeinen Ente gezeugt). 1) Bechſtein Naturgeſchichte Deutſchlands an verſciedenen Stellen. 2) O kem Naturgeſch. Bd. III. Abthl. II. S. 626. 3) Annal. du Mus, d’hist, nat. T. XII. p. 119. 4) Wildungen Taſchenbuch 1809 — 12. S. 142. 9 eue Zeitſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen. Bd. I. Heft 1. Bamb. und Wuͤrzb. 1823. 5) Bech ſt. Naturgeſch. II. S 719. 6) Bech ſt. a. g. O. III. S. 467. 7) Diet. d’hist, nat. Vol. XX. S. 491. = 85 Zn In der Claſſe der Saͤugthiere iſt die Baſtardzeugung bei den Grasfreſſern am gewoͤhnlichſten. Ein Gemsbock (An- üope rupicapra) zeugte mit der gemeinen Ziege (Capra ; hireus) 2 Junge 1); ein Steinbock (Capra ibex) mit der⸗ ſelben 2); ein gewoͤhnlicher Bock mit dem weiblichen Schaa⸗ fe 3). Ein Rehbock (Cervus capreolus mas), der mit Zie⸗ gen zahm aufgezogen worden war, von welchen die eine ihm als Amme gedient hatte, brachte mit mehreren derſelben Jun⸗ ge hervor “). Eine zahme Rehgeis ließ einen Ziegenbock nicht ˖ zu, wohl aber einen Schaafbock, und brachte ein Junges ). „ Ein Edelhirſch (Cervus elaphus) ſoll mit einer Kuh ein Junges erzeugt haben, was jedoch nur auf den Ausſagen ei⸗ nes Hirten beruht, welcher die Begattung gefehen haben will. Uebrigens ſoll das Junge viele Spuren ſeines Urſprunges von einem Hirſche an ſich getragen haben 0). Daß der Buf⸗ fel (Bos bubalus) mit der gemeinen Kuh, der Bullen mit der Buͤffelkuh, der Biſon und der Geisochs (Bos bison und -| 8runniens) mit der Kuh zeugen, haben wir mehrmals gele⸗ | fen, Doch bezweifelt Oken ) die fruchtbare Vermiſchung von Buͤffel und Ochs. Am bekannteſten von allen Baſtard⸗ thieren iſt das Maulthier (Equus mulus), vom Eſelhengſt und der Pferdeſtute, und der Mauleſel (E. hinnus), vom Pferdehengſt und Eſelin engl Das Produkt von einem 1) Wildungen Taſchenbuch 1803. S. 26. 2) Derſelbe a. a O. S. 37. 3) Buffon Vierfuͤßige Thiere. Bd. 21. Wien 1799. S. 9. 4) Wildungen Weidmanns Feyerabende. 1819 S. 23. 5) Wildungen a. a. O. S. 39. 6) Laurop und Fiſcher Sylvan für 182021. S. 124. 7) Oken a. a. O. S. 717. et Mn Eſelhengſte und einem weiblichen Zebra beſchreibt Geof froy de St. Hilaire ), und das von einem Pferde⸗ e. hengſte und einem Zebra F. Cuvier ). Ein gefleckte⸗ afrikaniſcher Eſel (E. quagga) zeugte, nach Homes), mil einer Pferdeſtute; Hunde zeugen mit Woͤlfinnen, was ſchon Buffon!) bekannt war, und ein Ruͤde begattete ſich frucht bar mit einer Füchfin ?). Daß ſich unſer gemeines Schwein mit dem chineſiſchen, die angorifche oder tibetaniſche Ziege mit der unſrigen mit Erfolg begattet, darf uns nicht wur’ dern, da dieſe Thiere keine verſchiedene Arten, ſondern nul Varietaͤten darſtellen; viel auffallender aber iſt, daß, nach Bechſtein ©), ein maͤnnlicher Bär mit einer Huͤndin ge⸗ zeugt haben ſoll. f SITE Auſſer den angeführten Baſtardzeugungen wird, vor⸗ zuͤglich von früheren Schriftſtellern, noch eine Menge ande? rer, jedoch in neuerer Zeit als fabelhaft erwieſener, aufge fuͤhrt. Nach Haller begattete ſich ein welſcher Hahn mit einer Ente; eine Stute wurde von einem Bullen und mehrere Kuͤhe von einem Hengſte beſprungen (was auſſer Zweifel iſt / hingegen niemals befruchtet 7). u Die ſogenannten Jumaren (Jumars) der Franzoſen fol len einen ſehr verſchiedenen Urſprung haben; einige naͤmlich 1) Annal. du Mus, d'hist. nat. T. IX, ©, 223. 2) a. a. O. T. XI. S. 237. 3) Home Lectures on compar, Anat. London 1823. T. III. S. 307. 4) Buffon a. a. O. S. 18. und Annal, du Mus, d’hist, nat. T. IV. S. 102 5 . 828 5) Wildungen Neuj. Geſch. 1795. S. 108. 6) Bechſtein Naturgeſchichte. zte Aufl. I. S. 702. 7) Brugnone a. a. O. S. 221. a == von Bullen mit einer Stute oder Eſelin, oder von einem Cſel mit einer Kuh, oder von einem Pferde mit einer Kuh f erzeugt werden, und noch heut zu Tage wird das Skelett eines ſolchen Thieres auf der Thierarzneiſchule zu Alfort bei Paris aufbewahrt. Jene Angaben ſind aber ſaͤmmtlich fa: belhaft, und die Jumaren ſind anerkanntermaßen, beſonders nach dem Zeugniß von Brugnone, welcher mehrere der⸗ 10 gleichen zergliederte, nichts anderes, als haͤßliche Mauleſel mit auffallend dicken Koͤpfen. Ein nicht minder fabell haftes Thier, naͤmlich ein Junges von einem Hirſche und einer Stu⸗ te, will Winter von Adlersflügel in England geſehen haben. 7 Einer, wenn ſie bewieſen wäre, ſehr auffallenden Ver⸗ miſchung erwaͤhnt Humphreys ). Im Jahre 1781 be⸗ merkte naͤmlich ein amerikaniſcher Pachter in Maſſachuſets ein Schaaf von ganz ungewoͤhnlicher Geſtalt in ſeiner Heer⸗ de, mit langgeſtrecktem Rüden und ſo kurzen Fuͤßen, daß es kaum gehen konnte. Dieſe Mißgeſtalt erhielt ſich durch meh⸗ rere Generationen hindurch. Da in jenen Gegenden Fiſch⸗ ottern (Lutra vulgaris) nicht ſelten vorkommen, ſo glaubte man, jenes mißgeftaltete Schaaf ſey aus einer Vermiſchung feiner Mutter mit einer Fiſchotter entſtanden und nannte jene haͤßliche Rage von Schaafen Otternbrut (Otterbreed), auch Ancons. Es iſt bekannt, daß Ruͤden ſich zuweilen mit Kazen, und wohl auch mit Schweinen, jedoch ohne Erfolg, begat⸗ ten. Haller glaubt zwar, die erſt tere Vermiſchung ſey ſchon — — 1) W. v. Adlersflügel a. . S. 126. 20 Philos. transact. 1913. S. 88. 1 - ee — — — 4 fruchtbar geweſen, wir aber bezweifeln es um ſo mehr, als maͤnnlicher Saamen eines Hundes, einer Kaze eingeſpruͤnzt, nach Spallanzani, keine Befruchtung bewirkte 1). In mehreren Schriften hatte der Verfaſſer ſchon fruͤher angefuͤhrt gefunden, der beruͤhmte Philoſoph Locke habe einſt ein von einem Siebenſchlaͤfer und einer Kaze ent ſprun⸗ genes Thier geſehen, und er ſtellte deßwegen uͤber die Sache eine naͤhere Unterſuchung in den Schriften Locke's an, wobei Folgendes gefunden wurde. Jener Schriftſteller ſagt nämlich 2): „Vidi semel animantem, quae felis et so- ricis proles an eujus in corpore utriusque parentis indicia plane se ostendebant. Daß der Philoſoph ein mißgeſtaltetes Thier, eine haͤß⸗ liche Kaze oder dergl., geſehen haben mag, bezweifeln wir keinesweges, wohl aber, daß es den erwaͤhnten Urſprung ge⸗ habt habe, und wir ſtehen um fo weniger an, die Erzählung im weſentlichen als fabelhaft anzuſehen, als Locke an der⸗ ſelben Stelle ganz ernſthaft von der Exiſtenz der Jumaren ſpricht. Daß der Iltis (Mustela putloria) und das Frettchen (M. viverra), wie fruͤher angenommen wurde, miteinan⸗ der zeugen, wird von Oken 3) bezweifelt. N Nach dem Zeugniſſe von Plinius *) fanden ſich ehe⸗ mals in Spanien und Corſica Baſtarde von dem Muffelthiere (Oris musimon) und dem gemeinen Schaaf, welche man 1) Spallanzani Verſuche über die Erzeugung. Leipz. 1736. S. 230. 343. 345. 29 Locke de intellectu humano. L. III. C. VI. 5. 23: 3) Oken a. a. O. S. 1028, 4) Plinius hist, nat. Edit. Bipont. L. VIII. c. 73. — Umbri nannte; nach Haller giebt es heut z Tage keine mehr dergleichen. Nach den Beſchreibüngen der angefuhrten Wurde er⸗ geben ſich folgende Regeln der Vererbung von vaͤterlicher oder muͤtterlicher Seite. ve Dem Vater ſchlugen nach in Abſicht auf Große: | Die Zungen von der Spatel: und Halbente, dem maͤnn⸗ (chen Schwan und der Gans. Der Mutter arteten hierin nach: Das Maulthier, der Mauleſel „das Junge vom el bengſt und Zebra, und das vom Hunde und der Fuͤchſin. In Abſicht auf Farbe arteten dem Vater nach: | Die Jungen vom Rehbock und der Ziege; der Mutter die Jungen des Canarienvogels und Häͤnflings, des Fa⸗ „ans und der gemeinen Henne, des Rehbocks und der Ziege, des Eſels und der Stute, des maͤnnlichen Schwans und der Gans. Eine gemiſchte Färbung zeigte ſich bei dem Jungen . Pferd und Zebra, und bei den Canarienbaſtarden. Von Jungen der Raben = und Nebelkraͤhe hatten einige die Far⸗ n des Vaters, einige die der Mutter und noch Andere eine bermiſchte. In Betreff der Feinheit der Haare folgten dem Vater le Baſtarde von Schaafbock und Reh, Schaafbock und an⸗ hriſcher Ziege, Angorabock und Ziege, Bock und Schaaf, Hund und Woͤlfin. Bei einigen dergleichen Jungen zeigten ch an einzelnen Stellen die feinen oder groben Haare des daters, an anderen diejenigen der Mutter, wie e bi dem vom Bock und Schaafe, Daß die Feinheit der dare ſich vornehmlich vom Vater auf die J Jungen berpflanzt, a iſt eine alte, ſchon von Linn e bemerkte, Thatſache; doch geſchieht in dieſer Hinſicht immer auch einige Vererbung von der Mutter. Se | Die Form des Kopfes vom Vater erſchien wieder bei den Produkten von Hengſt und Zebra, Eſel und Stute, Hund und Woͤlfin, Hund und Füchſin, Bock und Schaaf, Perl hahn und Ente, männlicher Spatelente mit Halbente, und im Allgemeinen bei allen Fiſchbaſtarden. Den Schnabel vom Vater hatten die Jungen von Perlhahn und Ente, von Hahn und Ente, doch war bei den letzteren der Unterſchnabel dem! jenigen der Mutter gleich. Den Schnabel der Mutter zeig ten die Jungen vom Haͤnfling und Girlizweibchen. Die Ohren vom Vater zeigen das Maulthier, das Hengſt⸗ und Zebra⸗Fuͤllen, und die Jungen vom Hund und Füchfiri wie bei der Mutter waren die Ohren beſchaffen beim Schaaf bock⸗ und Rehgeis-Jungen. Beim Mauleſel zeigen die Ohren eine mittlere Beſchaffenheit. Der Schweif war dem väterlichen aͤhnlich bei folgenden Baſtarden; denjenigen von Fiſchen, von Canarienvogel und Haͤnfling, Faſan und Huhn, Spatelente und Halbente, Hund und Woͤlfin, Hirſch und Kuh, Baͤr und Huͤndin, Eſel un) Stute. | 3 Der Schweif war dem der Mutter aͤhnlich bei dem Ju“ gen von Schaafbock und Reh, Schaafbock und Ziege. 8 Die Fuͤße waren wie beim Vater geſtaltet bei den Surdl fingen von Rehbock und Ziege, Hirſch und Kuh, Spatl f und Halbente; wie bei der Mutter bei den Jungen vol Schaafbock und Rehgeis, Hahn und Ente, jedoch fehlt! hier die Schwimmhaͤute. = 0 = Faſſen wir nun das Bisherige zuſammen, ſo ſcheint Fol⸗ gendes als Reſultat gelten zu Finnen: Vom Vater vererbt ſich mehr die Feinheit der Haare und die Form des Kopfes und Schweifes; von der Mutter vielleicht mehr die koͤrper⸗ liche Größe und Farbe. 8 Bemerkenswerth ſcheint es noch in Beziehung auf die \ Baſtarde zu ſeyn, daß, ſchon nach der Beobachtung von Buff on 55 die Zahl der eee Thiere unter ihnen bei weitem die der weiblichen uͤberwiegt, und zwar viel auffal⸗ lender, als bei den legitimen Geburten derſelben Thierarten, naͤmlich bei den Baſtarden von Bock und Schaaf wie 7:2, von Hund und Wolf wie 3:1, Ganariensogehneibchen und Diſtelfink wie 16: 3. e TOR Erlöfchen der Zeugungskraft bei den Baſtarden. Warum bei den Baſtarden ſich die Zeugungsfaͤhigkeit, wie ſie doch ihre Eltern hatten, entweder gar nicht, oder wenigſtens ſehr beſchraͤnkt vererbe, iſt noch keinesweges aus⸗ gemittelt. Daß Maulthiere wirklich geboren haben, davon giebt es in der alten wie in der neueren Zeit ſehr viele Bei⸗ ſpiele, welche von Ariſtoteles, Plinius, Livius, S ueton, Buffon und Anderen erwähnt werden. Letz⸗ terer aͤuſſert ſogar, in heißen Landern kommen ſolche Gebur⸗ ten gar nicht felten vor. Ariſtoteles 2) ſagt daruber Folgendes: „Der Maulthierhengſt faͤngt an ſich zu begat⸗ en, wenn er abgezahnt hat, mit 7 Jahren aber kann er \ 1) Buffon Naturgeſchichte der vierfüßigen Thiere. 21. Thl. Wien 1799. S. 29. 2) Aristot, Hist. anim. L. VI. c. 24. — ee — — = 3 — —— Ar —— 7——— a On man L 5 = - — * 5 — — a wirklich zeugen, und ſogar mit Stuten hat er Junge hervor⸗ gebracht. Auch weiß ich, daß Maulthierſtuten traͤchtig ge worden ſind, jedoch nicht ſo, daß ſie ein reifes Ange zur Welt gebracht haͤtten “. Auch heut zu Tage ſind meines Wiſſens a alle ſolche Maul thierfuͤllen kurze Zeit nach der Geburt geſtorben. „In um fern Geſchichtbuͤchern, ſagt Plinius 1), finden wir viele Beiſpiele davon verzeichnet, daß Maulthiere geboren haben, immer wurde dieſes jedoch für eine wundervolle Vorbedeu⸗ tung gehalten.“ Als einſt ein Augur dem Großvater des nachmaligen Kaiſers Galba prophezeite, einer von ſeiner Familie werde einſt den Thron beſteigen, antwortete derſel⸗ be: „Ja! wenn ein Maulthier gebaͤren wird“. Nichts ſoll ſpaͤter, nach dem Berichte von Sueton ), den Galba ö in ſeinen auf Erlangung des Throns berechneten Unterneh⸗ mungen ſo ſehr beſtaͤrkt haben, als der eee, daß gera⸗ de ein Maulthier gebar. Auch oben ſchon wurden in, Beiſpiele von Baſtar⸗ den angefuͤhrt, welche ſich fortpflanzen, namentlich der Car narien⸗ und Haͤnfling⸗, der Canarien⸗ und Diſtelfink⸗Ba⸗ ſtard, und die Jungen von Huud und Fuchs, Hund und Wolf. Es iſt jedoch nicht ausgemacht, ob dieſe Thiere ſich wirklich fortpflanzen, wenn ſie immer nur mit Baſtarden und nicht mit der Stammart gepaart werden. Auf der anderen Seite ſcheint jedoch bei manchen Bar ſtarden durchaus Feine Zeugungsfaͤhigkeit vorzukommen. Daß dieſe Unfruchtbarkeit nicht auf anatomiſchen Urfachen va 1) N Hist, nat. L. VIII. 69. 2) Sueton. Galba. c. 4. , — 93 — wird vornehmlich durch die Section ſolcher Baſtardthiere be: wieſen, indem die Geſchlechtswerkzeuge derſelben vollig nor⸗ mal gebaut find. Ja Brugnone!) hat in jedem Eyer⸗ ſtocke der Maulthiere 10 — 15 Graafiſche Eyer gefunden. Von Democrit und Ariſtoteles an haben ſich Viele mit der Auffindung anderer Urſachen jener Unfruchtbarkeit, allein völlig ohne Erfolg befchäftigt. Wollte man fagen, wie es Einige gethan haben, die Natur habe einen Abſcheu vor den Baſtardzeugungen uͤberhaupt und ſie ſorge dadurch, daß ſie den Baſtarden die Fruchtbarkeit verweigert habe, fuͤr die Erhaltung der reinen Arten, ſo haben wir hiemit eine Anga⸗ be der Thatſache, allein keine Erklärung derſelben. S. N. Belege, von Thieren abgeleitet, die keine Baſtarde ſind. Girdu ?), dem eine vorzügliche Gelegenheit zu Gebote ſteht, über dieſe Dinge Beobachtungen anzuftellen, indem all: jährlich 500600 Thiere, ſowohl aus der Claſſe der Saͤug⸗ thiere als der Voͤgel, unter ſeinen Augen geboren . will hieruͤber folgende Geſetze aufſtellen. ö Die Jungen der Hausthiere ſollen dem Vater mehr nach⸗ ſchlagen an Geſtalt des Kopfes, Gliedern, Farbe, Gemüths⸗ ich art, kurz in allem, was ſich auf das aͤuſſerliche Leben bezieht; der Mutter hingegen mehr in 2 Abſicht auf die Statur des Koͤr⸗ pers, Laͤnge d der Haare, Beckendurchmeſſer, und in allem, was das innerliche Leben oder die Ernaͤhrung betrifft. Er beruft ſich hierin auf das zeugniß Vicg d'Azyrs und Be 1) Brugnone 4. 4. O. S 213. 3) Annal. des ». hat, T. V. S. 40, 3 Buffons, welche annehmen, bei den Maulthieren werde der aͤuſſere Habitus und die Gliedmaßen vom Vater, die inneren Organe von der Mutter beſtimmt. Hiegegen muß jedoch bemerkt werden, daß dasjenige, was Girou aͤuſſer liches und innerliches Leben nennt, nicht in der Art von ein ander getrennt ſey, daß jedes beſonders vererbt werden Fon | te, ſondern daß beide gleichſam in einem unauflöslichen Zw ſammenhange mit einander ſtehen; jo haͤngt z. B. die Far be und die Geſtalt der Gliedmaßen, welche zum aͤuſſerlichen Leben gerechnet werden, nicht weniger von der Ernaͤhrung ab, als die Statur des Körpers und die Länge der Haare. Auf ſerdem iſt es allgemein bekannt, daß ſehr viele Kinder, in Abſicht auf Körperbau und Groͤße, nicht gerade der Mut⸗ ter, ſondern dem Vater auffallend nacharten. Einige ſind der Meinung geweſen, die Vererbung ge⸗ ſchehe uͤberhaupt ſtaͤrker vom Vater, als der Mutter aus, und in der That ſcheint ſich dieſes einigermaßen bei den Pferden, beſonders in Abſicht auf die Geſtuͤtshengſte, ſo zu verhalten, welche offenbar ihre Eigenſchafteu auf ihre Jun⸗ gen mit einer größeren Intenſitaͤt fortpflanzen, als die ge⸗ meinen Landſtuten. Dieſe Erſcheinung beruht aber nicht ſo⸗ wohl auf einer größeren Kraft des männlichen Geſchlechtes , als vielmehr auf er ‚größeren Energie einer reinen, in. ſich geſchloſſenen Rage, welcher häufig der Geſtuͤtshengſt ange hoͤrt, waͤhrend die Stuten der Landleute von baſtardirter Ab⸗ | kunft ſind. Die oft entgegengeſetzten Eigenſchaften der ba⸗ i | ſtardirten Thiere bewirken aber auch, daß ſich in ihren Jun, gen mehr unreines und widerſprechendes darſtellt, waͤhrend der Hengſt von reiner Abkunft mehr harmonirende und zu⸗ — 95 — | Rmmenpaffende, und ſomit mehr in die Augen fallende Ei genſchaften fortpflanzt. N Auffallend iſt auch die Erſcheinung, daß abgelebte, ſpa⸗ thigte und blinde Stuten 1), wie fie gewohnlich zu Erzeu⸗ gung von Maulthieren auf Geſtuͤten gebraucht werden, doch Maulthiere von der kraͤftigſten Conſtitution hervorbringen, die bis ins hoͤchſte Alter ihre Dienſte zu leiſten im Stande ſind; vielleicht 2 dieſes von der groͤßeren Energie des Eſelhengſtes her. Ei u ee. lendes Beiſpiel des Ueber⸗ ganges der Eigenſchaften von beiden Eltern fuͤhrt Spal⸗ I lanzan t?) an, bei we = naͤmlich gar kein Coitus vor⸗ ausgieng. Er ſpruͤtzte 29 Gran Saamen von einem maͤnn⸗ lichen Pudel in die Scheide einer laͤufigen, vorher ſorgfaͤltig eingeſchloſſen geweſenen Huͤndin ein. Dieſe wurde wirklich befruchtet und gebar 3 Junge, 2 männlichen und 1 weibli⸗ chen Geſchlechtes, welche die Figur und Faͤrbung der Mut⸗ ter mit derjenigen des Vaters verbanden. Durch einen aͤhne lichen 1 erhielt Roſſi ) 4 Junge, in welchen gleich? ie Farbe von Vater und Mutter vermiſcht vorkam. oh Ob die Farbe mehr vom Vater dder der Mutter auf das Junge übergehe? Die Viehzuͤchter find über die Frage: ob die Farbe der Haare mehr vom Vater oder der Mutter ſich vererbe? ges theilter Meinung: wir ſtellten hierüber, nach Anleitung der 1) Hartmann 4. a. O. S. set. 2) Spallan zani 4. a. O. S. 251. > Moffi in der angef. Schrift von Spallanzani. S. 342. = 8 Marbacher Beſchaͤlregiſter, Unterſuchungen an, von welchen Folgendes das Reſultat iſt. Wir verzeichneten naͤmlich 44 Paarungen, in welchen die Farbe des Fuͤllens der Farbe von Einem der Eltern nachſchlug. Farbung des Fuͤllens nach dem Hengſte: S tute i. Kuhfalb 2. Goldfalb 3. Rapp 4. Dunkelfuchs 5. Hellfuchs 6. Hellfuchs 7. Dunkelfuchs 8. Rothfuchs 9. Rehfalb 10. Grauſchimmel 11. Goldfuchs 12. Stichelfuchs 13. Hellfuchs 14. Falb 15. Dunkelfuchs 16. Goldfalb 17. Hellbraun 18. Hellfuchs 19. Hellfuchs 20. Rothfuchs 21. Goldfuchs 22. Hellbraun Hengſt Goldfuchs Goldfuchs Braun Braun Caſtanienbraun Caſtanienbraun Caſtanienbraun Caſtanienbraun Goldfuchs Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldfuchs Goldfuchs Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldbraun Goldfuchs Fuͤllen Hellfuchs Hellfuchs Dunkelbraun Goldbraun Hellbraun Hellbraun Hellbraun Hellbraun Hellfuchs Goldbraun Goldbram Goldbraun Fahlbraun Hellbraun Hellbraun Goldfuchs Goldfuchs Hellbraun Goldbraun Goldbraun Hellbraun Kohlfuchs. * * Färbung des Fuͤllens nach der Stute: Stute 1. Semmelfalb Fuchs 3. Kirſchbraun Falb N Dunkelfuchs Goldfalb Falb Rothfuchs Zobelfuchs Semmelfalb Schwarzbraun 2. Honigſchimmel 3. Honigſchimmel Schwarzſchim. 15: Rothfuchs 16. Hellbraun 17. Hellbraun 18. Hellbraun 19. Hellbraun 20. Kirſchbraun 21. Rehfalb 22. Rothfuchs Hengſt N Hellbraun Schimmel Goldfuchs Goldbraun Goldbraun Goldfuchs Goldbraun Caſtanienbraun Caſtanienbraun Caſtanienbraun euskatſchimmel Rapp l Rapp Rapp Goldbraun Goldfuchs Goldfuchs Goldfuchs Goldfuchs Goldfuchs Goldfuchs Goldbraun Sullen Semmelfalb Hellfuchs Hellbraun Semmelfalb Dunkelfuchs Goldfalb. Semmelfalb Hellfuchs Hellfuchs Semmelfalb Schwarzbraun Schwarzfi chimmel Honigſchimmel Schwarzſchimmel Hellfuchs Hellbraun Hellbraun 5 Hellbraun Hellbraun Fahlbraun Semmelfalb Hellfuchs Das Reſultat war demnach ſo, daß gerade 22 Fuͤllen der Mutter und eben ſo viele dem Vater nachſchlugen, wor⸗ aus hervorgeht, daß bei dem Pferdegeſchlecht der Einfluß ! beider Geſchlechter auf die Farbe des Jungen wohl ziemlich gleich iſt. 98 — §. 29. Ob die männlichen Jungen der Mutter, die weiblichen dem Bi ter an Farbe und anderen Eigenſchaften nachſchlagen? Mehrere hieher gehörige Beobachtungen finden ſich bei Girou ', namentlich folgende: „Eine haarloſe Stute brachte 4 Fullen zur Welt; 3 Stutenfuͤllen davon waren an Haar und Farbe dem Vater, und ein Hengſtfuͤllen der Mutter a hnlich. Eine weiß⸗ und rothgefleckte Kuh von Schwierig brachte ein Kuhkalb zur Welt, wel em dem Vater, und 4 Stierkaͤlber, welche ihr ſelbſt ganz aͤhnlich und gefleckt wie fie waren.“ „In einer großen‘ Schaafheerde, deren Boͤcke weiß und an der Naſe etwas ſchwarz gefleckt, die Schaafe weiß und einige ſchwarz waren, fielen lauter weiße, an der Naſe ſchwar⸗ ze Kilberlaͤmmer, und dagegen mehrere ſchwarze, nur wenige weiße an der Naſe ſchwarz gefleckte Bocklauͤmmer.“ „Von 3 Füllen einer arabiſchen Stute waren 2 Hengſt⸗ füllen der Mutter und ein Stutenfuͤllen dem Vater aͤhnlich.“ „Von ſchwarzen Bullen und rothen Kuͤhen fallen nicht ſelten Stierkaͤlber, welche bei der Geburt roth find und ſpaͤ⸗ ter ſchwarz werden; und unter den Kaͤlbern von ſchwarzen Kuͤhen und rothen Bullen giebt es nicht ſelten weibliche, die bei der Geburt eine rothe Farbe zeigen und nachher ins ſchwar⸗ ze uͤbergehen.“ 5 „Niemals hat dagegen Girou beobachtet, daß ein maͤnnliches Kalb, welches bei der Geburt die Farbe des Va⸗ ters hatte, ſpaͤter die Farbe der Mutter, oder ein weibliches 1) Annal. des scienc, nat. T. v. p. 42. -9= mit der Farbe dieſer gefallenes Kalb nachher noch die Farbe des Vaters angenommen hätte, u ; Bei einem Würfe von jungen Hunden, vorzüglich von Huͤhnerhunden, ſehen die maͤnnlichen gar nicht ſelten der Mutter, die weiblichen dem Vater gleich; obgleich man durchaus nicht ſagen kann, daß dieſes ein allgemeines und auf ſehr ſtrengen Beobachtungen beruhendes Geſetz fen: Da der Verf. ſehr begierig war, auszumitteln, wie es ſich hierin bei den Pferden verhalte, fo benutzte er hiezu, ſo viel es moͤglich war, die Geſchlechtsregiſter von Marbach. Von 30 Stutenfüllen waren daſelbſt 17 dem Vater und nur 13 der Mutter aͤhnlich, und von 13 Hengftfüllen 8 der Mut: ter und 5 dem Vater. Der Mehrheit der Fälle nach ſcheinen aifo wirklich die ‚männlichen Thiere der Mutter, die weiblichen dem Vater an Farbe nachzuarten. Auch in Abſicht auf andere Eigenfchaften glaubt Gi ru ; finde daſſelbe ſtatt: in Betreff derjenigen, welche zum | Aufferlichen Leben gehören, der Farbe, der Gliedmaßen, des Kopfes, der Gemuͤthseigenſchaften folgen die weiblichen Nach⸗ kommen mehr dem Vater, die maͤnnlichen mehr der Wut: ter nach; die zur Ernährung gehörigen Eigenſchaften gehen dagegen vom Vater mehr auf die mannlichen, von der Mut⸗ ter mehr auf die weiblichen Jungen uͤber. Es werden von jenem Schriftſtller verſchiedene Belege hieſuͤr angeführt; Unter den Jungen eines fogenannten Burz⸗ hahnes mit einem gewöhnlichen Huhne zeigten ſich vornehn⸗ lich die weiblichen ungeſchwaͤnzt. Ein Jagdhund weiblichen Geſchlechtes, mit einer geſpaltenen Naſe und von einem der⸗ EN. gleichen Vater erzeugt, brachte von einem Rüden mit ge⸗ woͤhnlicher Naſe 8 Junge, von welchen 4 maͤnnliche eine ge⸗ ſpaltene, 4 weibliche eine gewöhnliche Naſe hatten. Bei den Baſtardvoͤgeln ſtammen ihre Eigenſchaften ſowohl vom Va⸗ ter als der Mutter her; bei den uͤbrigen legitimen jedoch zeigt das Männchen regelmäßig die Geſtalt und Größe fer nes Vaters, das Weibchen diejenige der Mutter. In Betreff der geiſtigen Eigenſchaften ſind Einige der Meinung, ſie vererben ſich mehr von der Mutter, als dem Vater. Burdach ſieht die Maulthiere als Beleg für dieſe Anſicht an, welche von der Stute ihre groͤßere Lebhaftigkeit geerbt haben, auch deute ſchon das gemeine Wort „Mutter⸗ wiz“ hierauf hin. So fuͤhrt auch S Sinclair mehrere Frauen von ausgezeichneten Geiſtesgaben an, durch welche den Fa⸗ milien, in welche ſie ſich verheuratheten, ein auffallend hoͤ⸗ herer geiſtiger Schwung mitgetheilt worden ſey; was na⸗ mentlich bei der Stammmutter der Familie Pitt der Fall geweſen, als einer reichen Quelle der vorzuͤglichſten geiſtigen Eigenſchaften. a Ob wir gleich jene Thatſachen * nicht (iugnen | = fo find wir doch der? Meinung, die geiſtige Erbſchaft geſchehe gleichmaͤßig von beiden Seiten, weil wir nament⸗ lich ſehr oft in den Söhnen die Fähigkeiten ihrer Vaͤter wies der gefunden haben. Manche Pferdezuͤchter haben die Meinung, bei Pferden pflanze ſich eine boshafte Gemuͤthsart und allerhand Unar⸗ ten vornehmlich von der Stute auf das Fuͤllen fort; wit glauben jedoch, daß dieſe ſcheinbare Fortpflanzung mehr auf — 101 — dem Beiſpiele, und, wenn man fo ſagen darf, auf der von der Mutter dem Fuͤllen gegebenen Erziehung beruht. % 30. Ob durch die erſte Befruchtung den weiblichen Geſglechtswertzeu⸗ = gen ein gewiſſer Topus mitgetheilt werde? Schon M. Fugger machte die Bemerkung, der Eſel ertheile den Genitalien der Stute, mit welcher er fich bez gatte, einen ſolehen Typus, daß dann ſpaͤter auch mit ei⸗ nem Pferdehengſte erzeugte Fuͤllen eine auffallende Aehnlich⸗ keit mit einem Eſel verrathen, — eine Anſicht, welche von Brugnone !), Hartmann 2) und Ammon?) beſpro⸗ chen wird. Nach Hartma un fallen jedoch nicht ſelten von Stuten, welche fruͤher Maulthiere geworfen hatten, wieder ſchoͤne Pferdefuͤllen. Ammon laͤugnet einen ſol⸗ chen Einfluß des Eſels voͤllig. Dagegen behauptet Win⸗ ter v. Adlersfluͤgel ), Stuten, welche auch nur ein⸗ mal von einem Eſel traͤchtig geworden ſeyen, werden nachher entweder vollig unfruchtbar, oder erzeugen fe felten mehr ertraͤgliche Pferdefuͤllen. Unter den mancherley Beiſpielen, 9 die Anſicht von F u gger zu beftätigen ſcheinen, iſt keines auffallender, als das von H ome 5) angeführte. Eine dem Grafen Morton in Schottland gehörige engliſche Stute wurde naͤmlich im Jahre 1815 von einem Quaggahengſte traͤchtig und gebar — — —— z . 8 1) Brugnone 4. 4. O. S. 207. 2) Hartmann a. a. O S. 393, 3) Ammon a. a. O. S. 98. 4) W. v rn a. a. O. S. 128. 5) Home a. 4. O. S. 307. — 102 — ein fleckiges Füllen, was fie nur im Jahre 1816 und fpäter nie mehr ſah; im Jahre 1817, 18 und 23 wurde fie wieder und zwar jedesmal von einem verſchiedenen arabiſchen Heng⸗ ſte belegt, und brachte 5 Junge zur Welt, die noch groͤßere Flecken hatten, als das erſte Baſtardiunge, und längere Strei⸗ fen auf dem Ruͤcken und Querſtreifen an dem bi The ile der Beine. f Ein zahmes Schwein zeugte mit einem wilden Eber Junge, von welchen mehrere an Farbe dem Vager aͤhnlich waren; und daſſelbe brachte ſpaͤter von einem zahmen Eber mehrere Junge, welche Flecken hatten wie der wilde Eber *). Von den Jaͤgern wird ziemlich allgemein angenommen, eine Huͤndin, vorzuͤglich eine von der Rage der Huͤhnerhunde, werfe, wenn fie einmal von einem Ruͤden einer anderen Ra; ge belegt worden ſey, ſpaͤter, auch nach Begattung mit ben reinſten Huͤhnerhunden, ein oder das andere Junge, welcheg dem erſten Gatten ähnlich ſey. f Neil ), der dieſe Anſicht in Betreff der Hunde beſtaͤ⸗ tigt, kannte auch eine Frau, die in ihrer erften Schwanger ſchaft eine Maulſchelle bekommen hatte, und ſpaͤter noch meh⸗ ö rere Kinder gebar, welche alle ein Mahl an der Wange hat⸗ ten. Nicht fehr felten haben die Kinder einer Frau, welche in der zweiten Ehe lebt, in der Geſtalt und den Anlagen Aehn⸗ lichkeit wit dem laͤngſt geſtorbenen erſten Gatten N 05 1) Mecels. Archiv VIII. S. 478. 2) Reil Entwurf einer allgemeinen Pathol. Halle 1815. III. G. 31. 30 O iander Handbuch der Entbindungskunſt. I. Bd. S. 257. ae A iſt, daß die Kinder der erſten Ehe einer Frau dem Nane der ſpaͤteren zweiten Ehe gleichen. a §. 31. Trunkenheit des Vaters. Daß Kinder, von einem Vater in der Trunkenheit er⸗ zeugt, ſtumpf⸗ oder wirklich bloͤdſinnig werden, iſt im Alter⸗ thume wie heut zu Tage angenommen worden. Nach Plu⸗ tarch!) verbot den Spartanern ein eigenes Geſetz, ihrer Frau im Zuſtande der Trunkenheit den Gürtel zu loͤſen. Bei den Perſern wurde, nach dem Zeugniſſe Strabo's ), der Braͤutigam nur nach einer ſehr ſparſamen Mahlzeit, die in einem Apfel und etwas Cameelmark beſtand, ins Hochz eit⸗ gemach gefuͤhrt; und nach eb sen demſelben gereichte es einer derjenigen Frauen, welche um den König ſeyn mußten, fo ſehr zur Ehre, denſelben, wenn er betrunken war, zu er⸗ morden, daß ſie ſeinen Nachfolger zur Ehe bekam. Bei den Griechen pflegte man, nach Diogenes Laöͤrtius, ſpruͤchwoͤrtlich zu ſagen: o arne ue vο 08 Eyevunaer, 3) In einer gewiſſen Jam lie von C.. finden ſich 2 bloͤ⸗ ſinnige Kinder, während die anderen ganz gute | Geiſteseigen⸗ ſchaften haben; der Vater geſtand ſelbſt, die erſteren im Rauſche erzeugt zu haben. In Deckenpfrond, einem wuͤr⸗ tembergiſchen 2 Dorfe, hat ein Landmann L... zwei blöd: ſinnige Kinder, welche er, wie er ſeinem Arzte eröffnete, im Rauſche erzeugt hat, 10 Plut. Lycurg. C. XV. p. 116. Edit. 3 = Strabo Geogr. XV. d. 1. . 55° 3) „Dein Vater hat dich im Rauſche erzeugt.“ Diog. La ert. - L. VII. $. 18. in vit. Zenon, edit. Longol, p. 684. — 104 So wie der vorübergehende Zuſtand der Betrunkenheit des Vaters, wenn ſie im Augenblicke der Zeugung ſtatt fand, ſich im Kinde zuweilen abſpiegeln mag, fo ſoll etwas aͤhnli⸗ ches auch von der Mutter, ſelbſt noch waͤhrend der Schwan⸗ gerſchaft gelten, daß nämlich ein Schrecken, eine lebhafte Vorſtellung derſelben, eine Einwirkung auf die Bildung des Kindes haben, und bei dieſem Flecken, Maͤhler und verſchie⸗ dene Verunſtaltugen hervorbringen ſoll, was man das Ver⸗ ſehen der Frauen nennt, und was auch vielleicht ſchon bei den Griechen angenommen wurde, indem ſie glaubten, von Phantasmen (Pavraonara) aus koͤnnen Mißbildungen der Kinder entſtehen ). Das Wort Phantasmen bezeichnet aber ungefaͤhr eben fo viel als Verfſehen. Wir koͤnnten eine Men⸗ ge Beiſpiele von dem ſogenannten Verſehen auffuͤhren, wel⸗ che wir von Menſchen und ſelbſt von Thieren geſammelt ha⸗ ben: von einer Frau, die einen Verbrecher raͤdern ſah und dann, nach Malebra nche, ein Kind mit zerbrochenen Knochen gebar; von einer anderen, welche in der Schwan⸗ gerſchaft den H.. „ verbrannte und deren Kind dann 5 ein Brandmahl an derſelben Stelle hatte; von einer Dachs⸗ huͤndin, welche Junge mit Elephantenruͤſſeln gebar, weil fie | als traͤchtig an einem Elephanten erſchrocken war ꝛc.; allein, erſtlich gehoͤret dieſe ganze Materie nicht gerade hieher, wo wir nur von den eigentlich erblichen Eigenſchaften der Kin⸗ der und nicht von der Wirkung der Phantaſie der Mutter auf den Foetus handeln, und zweitens halten wir alle jene | Beiſpiele des Verſehens für hiſtoriſch unerwieſen, d. h. fuͤr 3) Digest. L.. I. T. V. c. 12. — 105 — f fabelhaft, ob wir gleich die Moͤglichkeit des Verſehens aus | phyſiologiſchen Gründen nicht gerade zu laͤugnen koͤnnen. Warum ſollten fich jene Beifpiele von angeborenen Mißbil⸗ dungen nicht aus einer, von ganz anderen Urſachen abhaͤn⸗ i gigen Fehlerhaftigkeit in der Ernährung des Foetus erklaͤren aſſen? Wuͤrde, wenn jenes Verſehen wirklich ftatt fände, bei der bekannten Schreckhaftigkeit und den zahlreichen Ein⸗ N bildungen ſchwangerer Frauen, wohl noch ein Menſch ohne i ene ſolche angeborene Mißbildung, eine Kupfernaſe, Ratten⸗ ſhwanz im Geſichte, Schweineruͤſſel u. dgl., herumgehen Annen? Fuͤnftes Kapitel. 73 | Ueber erbliche Mißbildungen und Krankheiten, 3% ' Zufaͤllige Verſtuͤmmelungen. Zufuͤllig geſchehene Verſtuͤmmelungen werden in der Re⸗ gel weder vom Vater noch von der Mutter aus weiter ver⸗ | cbt. Ein Mann, oder eine Frau, welche einen Fuß, einen 5 Arm durch Amputation, oder die Naſe durch die veneriſche rankheit verloren haben, zeugen Kinder, welche dieſe Theile leſttzen. Die Sohne von Männern mit Einem Hoden ha⸗ len deren 2. Hunde, welchen durch mehrere Generationen indurch der Schweif oder die Ohren abgeſchnitten worden ’ Ing, zeugen völlig unverſtuͤmmelte Junge. Deſſen ungeachtet giebt es einige Beiſpiele von erblicher Lerſtümmelung. Es werden naͤmlich zuweilen Fleiſcher⸗ der Huͤhnerhunde mit ungewöhnlich kurzem Schweife gebo⸗ ren, ſo daß Bechftein und Walther den kurzgeſchwaͤnz⸗ ten Hühnerhund, als eine Varietät des gewöhnlichen, mit dem Namen C. famil. subeaudatus bezeichnen wollten Ja! dieſen Hunden ſoll ſogar der Schweif, wenn ſie mit einem ſolchen geboren werden, kurz nach der Geburt ſo weit hinauf abſterben, daß kaum noch die Wurzel davon ſtehen bleibt. Engliſirte Pferde, bei welchen das Abſchlagen des u Schweifes fo gewöhnlich iſt, bringen jedoch, unſeres Wiß ſens, niemals Junge mit kurzem Schweife zur Welt. Nach Hippocrates ) ſoll eine am Maeotiſchen Ses z. wohnende ſcythiſche Nation die Gewohnheit gehabt haben . den neugeborenen Kindern den noch weichen Kopf mit den , Haͤnden und angelegten Binden in die Laͤnge zu druͤcken; nach und nach ſoll nun dieſe kuͤnſtliche Mißgeſtaltung zu eine natürlichen geworden ſeyn, und alle Kinder, auch ohne ange Er wandten Druck, ſpitzige Köpfe erhalten haben. Von der Zeit, wo es in Deutſchland anfing Mode z N werden, enge Schuhe mit hohen Abfaͤtzen zu tragen, erzähl! Thaer ): die Kinder aus den hoͤheren Ständen jene 5 ſchon mit einwaͤrts gedrehten Zehen und mit einer widerng⸗ tuͤrlich nach auſſen gedrehten Fußwurzel geboren worden und nach demſelben verlor einſt eine jährige Kuh ihr linke e. Horn durch einen Eiterungsproceß, und 3 nachher von del ſelben geborene Kälber bekamen auf der linken Seite kei Hoͤrner, ſondern nur kleine, ſtumpfe, an der Haut und nich 0 am Knochen befeſtigte Knoten. Thaer ſtellt nun die Fr Ste 1) Hippocr. Opp. Hlit, Kühn, T. I. Lips, 1825, de 4, locis es aquis. ©. 551. 2) Thaer in Moͤglinſch. Annalen, X Bd. 1322, S. 134. n De — ... EEE Fa nn — — 107 — ge auf: ob nicht das kurzgehoͤrnte Rindvieh, was in man⸗ chen Ländern, namentlich in Schottland, gefunden wird, einen Urſprung einem ſolchen Zufalle verdanke. Nur ſehr ſelten kommen bei den Juden Kinder vor, welche ohne Vor⸗ hut geboren werden: b ö 33. Ah Angeborene Miß bildungen. Eine Reihe von Beiſpielen ſolcher erblichen Mißbildun⸗ 1 hin hat Burdach geſammelt; von einem Vater und Soh⸗ E Me, welche beide 12 Finger hatten; von einer Familie mit ſaben, erblichem Nabelbruch; von einer anderen ſpaniſchen Fami⸗ b den in welcher 40 Perſonen mehr Finger hatten als nativ: nach lich. Ein wohlgebildeter Mann, von welchem zwei nahe | ein Verwandte eine Haſenſcharte hatten, zeugte in ſeiner erſten 2. ne unter 11 Kindern 2, die mit jener Mißbildung behaf⸗ ſeet waren, und in der zweiten Ehe wieder 2 dergleichen 1). de Aſgach Azara wurde im Jahre 1770 in Paraguay ein Bul⸗ u ohne Hörner geboren, von welchem nun die ganze dort eins jene heimiſche Rage abſtammt. Alle von dieſem erzeugte Kälber dern waren hoͤrnerlos, obgleich die Muͤtter gehoͤrnt waren ar orden! Im Jahre 1781 wurde in den Forſten des Grafen von linke Erba ch ein Hirſch geſehen, der ſtatt des Geweihes nur ei⸗ n del einfache Stange trug, und im Jahre 1788 wurden da⸗ all le starke Hirſche bemerkt, welche zu dieſer Zeit gar kein nicht daweil sun und erſt im fegen Jahre eine einfache Fun et le abt. N. 1) Burdach a. a. O. 6. AIR. | | 15% | 2) F. Azara Reiſe nach Südamerika. Berlin 1810, S. 161, — 108 — von Jahr zu Jahr, von welcher jeder männliche Hirſch eine f einzige Stange auf der rechten Seite trug ). Bemerkt muß jedoch werden, daß dergleichen Mißbil⸗ dungen ſelten auf alle Glieder einer Familie übergehen, ſolh n dern meiſtens nur bei einzelnen erſcheinen. Ein Beiſpiel, daf viele in einer Familie mit derſelben Verunſtaltung behafth . waren, liefert die Familie Colburn. Eine Frau C Gres | geborene Kendall, aus einer amerikaniſchen Familie, wel | che an beiden Händen und Füßen 6 Finger und Zehen battle zeugte mit ihrem natuͤrlich beſchaffenen Gatten 11 Kinder von dieſen hatten 10 dieſelbe Mißbildung; nur eine Tochter Abigail, zeigte nur an Einer Hand 6 Finger, und 6 % hen an beiden Fuͤßen. Dieſe erzeugte mit David Cob burn 4 Kinder, wovon drei 6 Finger und Zehen an Hall f den und Fuͤßen hatten, eines nur an Einer Hand 6 Finget dagegen an jedem Fuße 6 Zehen zeigte. Ein es von dieſel Kindern, ein Sohn, Abiah Colburn, welcher dieſelbe } Beſchaffenheit wie feine Mutter hatte, brachte 8 Kinder hel vor, von welchen 4 nichts Ungewoͤhnliches an ſich trugen f 4 aber an Händen und Füßen 6 Finger und Zehen hatten Einer der letzteren, Zerah Colburn, war zu feiner gell als ausgezeichneter Rechner zu London beruͤhmt ?). Bur dach iſt der Meinung, ſolche Mißbildungen ve. ſchwinden am Ende in fortgehenden Generationen durch 4b maͤhliches Wiederaufleben des urſpruͤnglichen Bildungstypu⸗ der Gattung ); da jedoch Mißbildungen und Fehler, wen 1) Wildungen Taſchenbuch. 1302. S. 73. 2) Philes. transact, 1814. S. 101. 3) Burdach g. a. O. S. 313. fe ſich bei beiden Eltern finden, ſich beinahe mit Zuverlaͤſ⸗ i ſgkeit vererben, ſo glauben wir an ein ſolches Verſchwinden a nicht, und dieſes mag nur in dem Falle eintreten, wenn ſich it dem mißbildeten Stamme in wiederholten Zeugungen f in normal Beſchaffener paart. Zuweilen uͤberſpringen ſol⸗ he Mißbildungen und Fehler, gerade wie es bei den Krank⸗ [ hten der Fall it, die Söhne und Töchter, und kommen ast bei den Enkeln wieder zum Vorſchein — eine Thatſache, e in Betreff der Pferde von Ammon e wird 1), §. 34. ü Erbliche Krankheiten Es giebt bei Menſchen und Thieren viele Krankheiten, „reiche in gewiſſen Familien einheimiſch ſind und ſich in den⸗ „üben fortpflanzen, zuweilen, indem fie von den Eltern un Ihittelbar auf die Kinder, in anderen Fallen, mit Ueberſprin⸗ hung dieſer, auf die Enkel und Urenkel uͤbergehen. Man ‚ennt dieſe Krankheiten erbliche (Morbi hereditarii), web che von den angeborenen (oongeniti) eben ſo wohl, als von g den anſteckenden Krankheiten (contagiosi), mit welchen fie in gemeinen Sprachgebrauche nicht ſelten verwechfelt werz den „ wohl zu unterſcheiden find: Angeborene Krankheit iſt bümlich eine ſolche, mit welcher das neugeborene Kind be⸗ kits bei der Geburt behaftet iſt, ohne daß bei feinen Eltern der Voreltern etwas von der Art ſichtbar geworden iſt; ‚|Meiftend werden Fehler in der Form darunter verſtanden, wie ſie wohl auch öfters erblich vorkommen, ein angeborener i Mabelbruch, eine Haſenſcharte u. dgl. Von Einigen werden — — 1) Ammon 4. a. O. S. 22. | se | auch noch ſolche Krankheiten unter den angeborenen verſtan⸗ den, mit welchen die Neugeborenen zwar behaftet zur Well i kommen, wie mit der deneriſchen Krankheit, den Poken , allein durch Anſteckung bon der Mutter aus. Anſteckend!“ Krankheit iſt aber eine ſolche, durch welche in dem Koͤrpen welchen ſie befallen hat, ein eigenthüͤmlicher Stoff entwiß \ kelt wird, der auf andere Thiere, derſelben, zuweilen auch a1 ſolche einer andern Art verpflanzt, in dieſen dieſelbe Kran N heit veranlaßt, und die neue Erzeugung des gleichen Stoffe / bewirkt. >= Beim Menfchen werden folgende Krankheiten als erste] che angeſehen: die verſchiedenen Abarten des Ausſatzes und zwar des orientaliſchen wie des occidentaliſchen (Lepra), di \ 3 veneriſche Krankheit (Syphilis), Flechten (Herpes), in de ſchlimmeren ? Form, wahrſcheinlich mit dem Ausſatz ver wandt, Fiſchſ ſchuppen auf der Haut (ichthyosis), die u I ſchaffenheit der Haut, wie fie die ſogenannte Stachelſchwein d menſchen zeigten (Leontiasis histris) 1), Druͤſenverhaͤ⸗ tung (Seirrhus), Krebs (Cancer), Scropheln (Scrophu- i iae), Schwindsucht (Phrhisis), Stein? und Grieskrankhelfl (Lithiasis); Flüſſe, Gliederweh und Podaͤgra (Rheume- tismus, Arthritis 3 Podagra), Haͤmorrhoiden (Haemo⸗ ö krhoides), Blutſpeyen (Haemoptysis), andere Blutfläſſ, ' zuweilen auch die Neigung, bei der geringſten Verletzung f gefährliche Blutungen zu verfallen; wie dieſes neuerlich hr einer amerikaniſchen ſogenannten Bluterfamilie der Fall war; I die meiften Entzündungen, wie Lungenentzündung Bräu der U i) Sauvage Nosel. Meth. Cl. X; 23. erſtan⸗ Welt oken / eckend! oͤrpen ntwis ch auf Kran toffe erbli es un ) di in de ; ver⸗ ie Be heit ſerhaͤr b Phu⸗ inkhel ums demo- ff ing f 0 b war rin — 111 — (Angina): Epilepfi ſe, Hypochondrie und Hyſterie, Melan, cholie, Manie, Schlagfluß (Apoplekia); Schwindel (ver- go), Herzkrankheiten 3 Bei den nutzbarſten Hausthieren pflegt man als erbl lich dolgendes anzuſehen: bei den Pferden den ſtillen und raſen⸗ buen Koller (Fatuitas et Mania), den Wurm (Serophula larcimen)/ Roz (Ozaena contagiosa), Dampf (Asthma kronicum), Augenentzuͤndungen, namentlich die periodi⸗ Ihe, welche Mondblindheit genannt wird, Spath (Exosto- is superficiei internae tarsi), und verſchiedene andere kroſtoſen. Beim Rindvieh Gehört hieher: vielleicht die ſo⸗ denannte Franzoſenkränkheit (Cachexia tuberculosa) und fer Wehtag (Epilepsie). Bei den Schaafen wahrſcheinlich de Traberkrankheit, auch Kreuzdrehe, Schruckigſeyn ge⸗ munnt (Tabes dotsalis); die Gnupperkrankheit (vielleicht daffel (be, nur mit hectiſchem Fieber) und die Drehkrankheit N y drocephalus hydatideus): Beim Schweine die Fin⸗ den (Cachexia cellulosae hydatigena); Bei einer genaueren Betrachtung finden wir jedoch, daß Ic nicht ſowohl die Krankheiten, als vielmehr die Anlagen ſazu vererben. So wie naͤmlich kraͤftige Men ſchen kraͤftige, h erzeugen ſchwaͤchliche Eltern ſchwwächliche Kinder. Von hr alten⸗Vaͤtern ſtammende Kinder find oft zur engliſchen ſrankheit (Rhachitis) geneigt, und ſolche von zu jungen kitern find ſehr oft ſchiwaͤchlich. Die Jungen von ſehr alten 5 ethaafboͤcken ſollen wenig taugen. Der Menſch, der mit iner erblichen Anlage zu einer Krankheit geboren wird, iſt heit entfernt, dieſe ſchon wirklich zu haben, aber er hat bie ligung, unter gewiſſen Umſtaͤnden darein zu verfallen. — 112 — Wenn bei dem Sohne der Bruſtkaſten denſelben fehlerhaften Bau, wie bei dem ſchwindſuͤchtigen Vater hat, namentlich wenn die Bruſt zu eng iſt, ſo wird jener leicht im Juͤng ſti lingsalter bei der geringſten Veranlaſſung ſchwindſuͤchtig wel den. Daſſelbe iſt der Fall mit der Verruͤcktheit. Wenn dil Sohn dieſelbe Körperliche Beſchaffenheit hat, wie diejenige] v welche beim Vater die Grundlage von Manie war, fo wi ö auch jener leicht in Wahnſinn verfallen. 0 Einige Noſologen nehmen jedoch an, mehrere erblich Krankheiten pflanzen ſich durch den wirklichen Uebergang . nes Krankheits- oder Anſteckungsſtoffes von den Eltern a1 | die Kinder fort. So geſchieht es zum Beiſpiel oft, daß Bü ter, welche in ihrer Jugend haͤufig an Trippern litten, Kinder mit eigenthuͤmlichen Krankheiten, mit Beinfraß ll den Haͤnden, Fuͤßen, ſelbſt der Naſe, bekommen, woran man nun ſchloß, die Trippermaterie ſey wirklich vom Va auf den Sohn uͤbergegangen. Auf gleiche Weiſe ſoll es fid mit den erblichen Flechten verhalten, deren fie veranlaffen] Schaͤrfe materiell auf die Kinder uͤbergehe. Auch bei del erblichen Scropheln ſind Einige geneigt, den wirflichen Uebel gang eines Scrophelſtoffes anzunehmen. Es iſt jedoch ſehr zu bezweifeln, daß ein materiell. Uebergang von Krankheitsſtoffen von den Eltern auf die Kü der uͤberhaupt nur moͤglich ſey, wenigſtens iſt er durchal li nicht erwieſen. Die ſogenannte erbliche Tripper oder b. ga neriſche Krankheit iſt nämlich durchaus weder wahrer Zeil ‚der per noch Schanker. Jauche aus den Geſchwuͤren ſolchl] Kinder wurde noch niemals anderen Menſchen inoculirt, un) hat noch nie bei dieſen Tripper⸗ oder Schankergeſchwuͤre hel — ſchl len koͤrz haften entlich Jung⸗ ig wel un dil jenige o wid erblich. ang el ern as aß Vi litten woran Vati es fi laffend! bei Dell Uebel tere! ie Ki rchal ö der . r Tri ſolch⸗ rt, u ure hel 5 — 113 — vorgebracht. Die Erklaͤrung jenes ſogenannten Uebergan⸗ ges geſchieht am leichteſten ſo, daß man annimmt, die Con⸗ ſtitution des Vaters ſey durch die vielen früheren Krankheiten der erwaͤhnten Art geſchwaͤcht worden, und er habe ſomit auch ſchwaͤchliche Kinder, mit einer Anlage in Beinfraß zu verfallen, erzeugt. Daß den Kindern von Vater oder Mut⸗ ter aus die Faͤhigkeit, ſyphilitiſches Gift hervorzubringen, mitgetheilt werde, laͤßt ſich durchaus nicht annehmen, da dieſer Anſteckungsſtoff heut zu Tage und unter unferem Him⸗ melsſtriche durchaus niemals neu entſteht, ſondern immer nur durch Anſteckung fortgepflanzt wird, ſeitdem er zu En⸗ de des fuͤnfzehnten Jahrhunderts, unter uns voͤllig unbekann⸗ ten Umſtaͤnden, entſtanden iſt. raß all | Wollte man in Abficht auf die anderen erblichen Krank⸗ heiten, welche ihrer Natur und der Erfahrung nach heut zu Tage neu entſtehen Können, behaupten: fie werden durch den Uebergaug einer wirklichen Materie von den Eltern auf die Kinder hervorgebracht, fo wäre dieſes deßwegen eine vollig unnoͤthige Hypotheſe „ weil, nach dem Obigen, eine erb⸗ liche Anlage zu gewiſſen Krankheiten wohl nicht bezweifelt werden kann. 3 Im uͤbrigen muß bemerkt werden, daß manche als erb⸗ lich angeſehene Krankheit nicht ſowohl von einem Ueber⸗ gange von den Eltern, ſondern von einer ſchlechten Milch der Mutter oder Amme, und von einer daher ruͤhrenden ſchlechten Ernaͤhrung des Kindes herruͤhren mag. Von Vie⸗ len wird ſogar ein Einfluß der Milch nicht allein auf die koͤrperliche Beſchaffenheit, ſondern auch auf die geiſtige der 5 Kinder angenommen. Schon Virgil) deutet darauf hin, wenn er ſagt: „Tibi — Hyreanae — admorunt ubera tigres ““; und nicht ohne Bedeutung ſagt die Fabel, eine Woͤlfin ar die Begründer Roms geſaͤugt. Daß Kinder zuweilen ſchwaͤchlich werden, wenn die Mut⸗ ter waͤhrend ihrer Schwangerſchaft ſchlecht genaͤhrt worden, oder wenn ſie krank war, laͤßt ſich nicht laͤugnen. | Ueber die intereffante Frage, ob die erblichen Krank heiten häufiger vom Vater oder von der Mutter ausgehen, iſt nur weniges bekannt. Wahrſcheinlich iſt, daß auch hier, wie in anderen Dingen, die Erbſchaft der Kinder von vaͤter⸗ licher und muͤtterlicher Seite ziemlich gleich ausfallen wer⸗ de, obgleich manche Krankheiten mehr vom Vater, andere mehr von der Mutter auf die Kinder übergehen mögen. Ein auffallendes Beifpiel einer erblichen, nur vom Vater und von dieſem in mehreren Generationen ſich nur auf die maͤnnlichen Nachkommen fortpflanzenden, fehlerhaften Beſchaffenheit lie⸗ fern die Stachelſchweinmenſchen der Familie Lambert 2). 19 Virgil Aen. L. 8 2) Bur dach a. a. O. S. 323. .... —.—— nn nie . 8 we i ital Bemerkungen über die Pferdezucht. F. 35. | Verſchlechterung der Pferdezucht. Da wir in dem Bisherigen geſehen haben, daß ſich die verſchiedenſten Eigenſchaften von den Eltern auf ihre Nach: kommenſchaft vererben, ſo ließe ſich wohl erwarten, daß i in Beziehung auf die Zucht der verſchiedenen Hausthiere durch eine immer fortgeſetzte gehoͤrige Auswahl der tauglichſten Thiere zur Zucht, und durch Ausſchließung der weniger taug⸗ lichen, allmaͤhlich ein Geſchlecht lauter brauchbarer, vor⸗ zuglicher, den Zwecken, welche der Menſch bei ihrer Erzie⸗ hung hat, vollig en Thiere werde dhe worden ſeyn. Bei einigen Arten und Familien der Eber iſt dieses ; auch in der That der Fall geweſen. So haben z. B. die Englaͤnder, bei welchen durch die Sitte der Pferderennen die Schnelligkeit als die vorzuͤglichſte Eigenſchaft des Pfer⸗ | des betrachtet wird, in ihren ſogenannten Vollblutpferden (bloodhorses) ein Geſchlecht hervorgebracht, welches an⸗ erkanntermaßen alle uͤbrige Pferde der Welt an Schnellig⸗ keit uͤbertrifft. Die ſpaniſchen Schaafe haben durch die Sorgfalt der Schaafzuͤchter in Sachſen eine ſolche Vollkom⸗ 8 8 3 menheit der Wolle erlangt, daß ſie hierin ſogar die noch in | Spanien lebenden übertreffen, und ebenfo gibt es ganz auf gezeichnete Familien von Huͤhnerhunden, welche durch eine geſchickte Auswahl zur Zucht hervorgebracht worden ſind. 4 Da in den verſchiedenſten Ländern und ſeit langer Zeit von den Regierungen keine Koſten geſpart wurden, um die Pferdezucht emporzubringen, welche fir jedes Land von fü. großer Wichtigkeit iſt, fo koͤnnte man wohl hoffen, daß auch! das Pferdegeſchlecht uͤberall eine ſolche Veredlung erfahren habe, in Deutſchland um fo mehr, als daſelbſt ausgezeich⸗ nete Schriftſteller über die Zucht der Hausthiere gefchrieben haben, wie ein Thaer, Juſtinus, Ammon. Bei allem dem iſt es gewiß, daß die Pferdezucht in mehreren eu⸗ ropaͤiſchen Ländern, gegen die früheren Zeiten gehalten, Ruͤck⸗ ſchritte gethan hat. Die ſpaniſchen Pferde waren ſchon in alten Zeiten ſehr 0 beruͤhlnt, und Vegetius ) ſagt von ihnen: „Hispano- ram par (Cappadocum) vel proxima in eirco credi- tur palma, nec inferiores prope Sicilia exhibet cireo⸗ quam vis Africa Hispari sangninis velocissimos “. Als Spanien in ſpaͤteren Zeiten unter die Herrſchaft der Araber kam, erreichte auch die Pferdezucht daſelbſt ihren hoͤchſten Punkt, und man ſah von jener Zeit an Spanien als ein an trefflichen Pferden reiches Land an. Noch heut zu Tage giebt es zu Cordova in Spanien ein Geftüte, welches 1) Vegetius Ars veter. L. IV. o. 6. „Die ſpaniſchen Pfer⸗ de kommen auf der Rennbahn den cappadociſchen beinahe gleich; eben ſo treffliche hat Sicilien, obgleich Africa dis ſchnellſten beſitzt, welche aus Spanien abſtammen.“ * N n von dem Chalifen Abdorahman J. errichtet wurde. Wer wuͤrde es nun glauben, daß in ein Land, welches ſeit der aͤlteſten Zeiten die edelſten Pferdeſtaͤmme beſaß, aus wel⸗ chem deßwegen ſehr haͤufig in andere Laͤnder Pferde zur Zucht erkauft wurden, zu Anfange der Regierung Carls III., in den ſechsziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts, zu Wiederherſtellung der geſunkenen Pferdezucht, aus Daͤne⸗ mark, der Normandie und Neapel Zuchtpferde wirklich ein⸗ gefuhrt worden ſind, was doch von Mouſſy ) ernſtlich bezeugt wird. Ohne Zweifel iſt durch dieſe Maßregel die | Pferdezucht nur noch verſchlimmert worden, und wohl mag | fie im fpanifch = franzoͤſiſchen Kriege noch mehr herabgekom⸗ men und ſeitdem unter Ferdinand VII. nicht wieder herge⸗ ſtellt worden ſeyn. N g In dem reichen, fruchtbaren an Gwen Frank⸗ reich bluͤht die Viehzucht ub berhaupt, und insbeſondere die Pferdezucht weit weniger, als es zu erwarten waͤre, weß⸗ wegen aus Deutſchland eine Menge Rind- und Schaafvieh, und zur Remonte der Cavallerie eine Menge Pferde nach Frankreich gefuhrt werden. Dieſes iſt um ſo auffallender, als ſchon ſeit den Zeiten Colberts bis auf die neueſte Epoche ſehr viel auf die Verbeſſerung der Pferdezucht ver⸗ wendet, und beinahe aus allen Laͤndern Europa's, aus Neapel, England, Deutſchland, Daͤnemark, Zuchtpferde daſelbſt eingefuhrt wurden, durch welche aber der beabſich⸗ 1) Aus Moussy Mem sur les chevaux espagnols, Paris 1811. Bei Veltheim über die engliſche Pferdezucht. Braun⸗ ſchweig 1820. S. 127. i — 118 — tigte Zweck, nach dem Zeugniſſe Vel tes ar burch aus nicht erreicht worden iſt. In Deutſchland haben ſich beinahe allein die mecklen⸗ burgiſchen Pferde in ihrem alten Rufe erhalten, obgleich auch dieſe, wie verlauten will, in der neueſten Zeit durch den Gebrauch engliſcher Zuchthengſte an Soliditaͤt etwas ver⸗ loren, und ein zu hohes, leichtes Geſtelle erhalten 2 ſollen. In Wuͤrtemberg bluͤhte die Pferdezucht ſchon fit meh⸗ reren Jahrhunderten. Im Jahre 1602 ſchickte namentlich Herzog Friederich l. dem Könige von England Jacob I. zwei wuͤrtembergiſche Pferde zum Geſchenk, von welchen ſo⸗ N wohl der Koͤnig als deſſen Hofleute geſtehen mußten, es ge⸗ be keine trefflicheren Pferde in England 2). | In demſelben Jahrhundert ließ Friederich III., der im Jahre 1648 den Thron von Daͤnemark beſtieg, um die Pferdezucht ſeines Reiches emporzubringen, wie iborg?) 9 bezeugt, weißgeborene Pferde aus Würtemberg nach Daͤne⸗ mark kommen. Da nun weiß geborene Pferde zu den edel⸗ ſten von allen gehoͤren, ſo geht hervor, daß dazumal die wuͤrtembergiſche Pferdezucht in einem ſehr bluͤhenden Zu⸗ ſtande geweſen ſeyn muß. ; Daß gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts hin 8 und im Anfange des neunzehnten die Pferdezucht in dieſem Lande etwas herabgekommen iſt, wird von den Meiſten da⸗ von abgeleitet, daß Herzog Car! gegen das Ende en ı) Veltheim a. a. O. S. 143. 2) Wuͤrt. Jahrb. Bd. I. S. 283. 9) Viborg a. a. O. IV. Bd. S. 15, ner Regierung hin viele Beſchaͤlhengſte aus Holſtein kommen ließ ), — eine Anſicht, mit welcher ſich der Verf. durch⸗ aus nicht vereinigen kann, indem er mehrere vorzügliche, von jener Rage ſtammende Pferde gekannt hat, welche bis in ihr hohes Alter fehlerfrei und brauchbar blieben. Die naͤmliche Erfahrung ſoll auch unter der oͤſtreichiſchen Reite⸗ rei gemacht worden ſeyn, unter welcher ſich noch in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Menge hol⸗ ſteiniſcher Pferde befand. N Daß in Wuͤrtemberg in den neueſten Zeiten keine Koſten zu Emporbringung der Pferdezucht geſpart wurden, zeigen am deutlichſten die landſtaͤndiſchen Budgets, nach welchen ſeit dem Jahre 1818 — 26 einſchließlich 822,804 Gulden zu jenem Behufe verwilligt wurden 2). Stallmeiſter und Thier⸗ | ärzte holten aus den entfernteſten und verſchiedenſten Laͤndern, aus dem ſuͤdlichen Rußland, Siebenbuͤrgen, Ungarn, Eng⸗ land, Frankreich Zuchtpferde. Deſſen ungeachtet hoͤrt man hin und wieder Stimmen, welche trotz aller dieſer Anſtalten behaupten, die Pferdezucht befinde ſich gegenwaͤrtig in kei⸗ nem blühenden, wenigſtens keinem ſolchen Zuſtande, welcher dem fuͤr dieſelbe gemachten Aufwande entſpraͤche. Zu ſtreng ohne Zweifel, ja in Beziehung auf die allerneueſte Zeit auch unrichtig, druͤckt ſich ein ſolcher Beurtheiler in einem wuͤr⸗ tembergiſchen Blatte aus, wenn er ſagt, man koͤnne zuwei⸗ 1) Correſpondenzblatt des wuͤrtemberg. Landw Vereins. Te bruar 1323, 5 a 5 2) v. Moltke Erlaͤuterungen über 2 Beſchraͤnkungen und Er⸗ ſparniſſe bei dem Landgeſtüts⸗ . in Würtemberg. Stuttg. 1827. S. 16. — 10 — len ganze Oberaͤmter durchreiſen, ohne ein Dutzend guter ’ und fehlerfreier Pferde anzutreffen, und die zu Emporbrin⸗ gung der Pferdezucht angeordneten landwirthſchaftlichen Fe⸗ | fte feyen in dieſer Beziehung wahre Trauerfeſte ). | Gewiß machen von dieſem zu allgemeinen urtheile die⸗ jenigen Pferde eine höͤchſt rühmliche Ausnahme, welche von den Hengſten des Privatgeſtuͤtes Sr. Maj. des Koͤniges | Wilhelm in verſchiedenen Theilen des Landes erzeugt wor⸗ den ſind, und welche, obgleich von muͤtterlicher Seite von der unedleren Landesrage abſtammend, eine zuweilen der orientaliſchen ſich naͤhernde Trefflichkeit beweiſen. Se. Ma⸗ jeſtaͤt haben naͤmlich auf dem Privatgeſtuͤte zu Weil eine Reinzucht aͤcht arabiſcher Pferde angefangen, welcher auf dem europaͤiſchen Continente ſicherlich nichts gleich kommt, von welcher, je länger fie befteht, die Fruͤchte dem ganzen Lande immer mehr zu Gute kommen muͤſſen. E Wenn nun aber in verſchiedenen Ländern die Pferdezucht | gegen die früheren Zeiten herabgekommen ift, fo lohnt es ſich der Mühe, dem Urſprunge jener Verderbniß nachzuſpuͤ⸗ ren, um wo moͤglich die erſten Quellen derſelben zu ver⸗ ſtopfen, indem, wofern dieſes nicht geſchieht, zu fürchten iſt, daß der alte Irrthum, obgleich von Manchen eingeſe⸗ hen und ſogar aufgegeben, wieder aufs Neue erwache und herrſchend werde. 8. 36. N Urſprung jener Perſchlechterung. Buffo n, der unſterbliche Buffon, nachdem er lan⸗ 1 Correſpondenzblatt des wuͤrtemb. Landw. Vereins. Ju- ni 1830, — 121 — ö ge uͤber das Urbild geſprochen hat, nach welchem die Thier⸗ wie die Pflanzen⸗Individuen gebildet worden ſeyen, von welchem aber in jedem Organismus nur ein kleiner Theil vorkomme, indem die Natur im Einzelnen nie etwas ganz Vollkommenes liefere, aͤuſſert endlich folgende eben ſo merk wuͤrdige, als fuͤr die Pferdezucht verderbliche Worte: „Et ce gwil-y.a de singulier, c’est qu'il see ble, que le modele du bon et du beau 3517 disper- se par toute la terre, et que dans chayue elimat il n’en reside qu'une portion, qui degenere tou- jours, a moins qu'on ne la reunisse avec une au- tre portion prise de loin, en sorte que pour avoir de bon grain, de belles fioeurs etc., il faut en echanger les. graines, et ne jamais les semer dans le meme terrain, qui les a produites; et de meöme, Pour avoir de beaux chevaux, de bons chiens, il aut donner auæ femelles du pays des males &tran- gers, et reciproguement aux mäles du pays des femelles etrangeres; sans cela les grains, les feurs, les animaux degenèrent, ou plutöt Prennent une si forte teinture du climat, que la matitre domine sur la forme et semble Vabätardir; Vempreinte reste, mais defiguree par tous les traits, qui ne lui sont pas essentiels: en melant au contraire les rages, et surtout en les renouvellant toujours Bar des rages: eirangeres, la forme semble se per- fectionner et la nature se relever et donner tout te qu’elle peut produire de meilleur. 4). 1) Buffon hist, nat, Paris an, 8. Vol, 22. 6. 152, „Und TE 2 2 BER 4. Nach einer langen Reihe von Folgerungen zieht er en a lich folgenden Schluß: In gemäßigten Himmelsſtrichen al muͤſſe man, um gute Pferde zu erhalten, die Beſchaͤlhengſte entweder aus den heißeſten Laͤndern, wie aus Arabien und der Barbarey, oder aus den kaͤlteſten, wie Holſtein, Fries! land, Deutſchland, England, holen, und zugleich die Paa⸗ rung unter ſich verwandter Thiere moͤglichſt vermeiden, durch welche ſie, wie auch der Menſch unter dieſen Umſtaͤnden, zuverlaͤſſig ausarten würden, n | Somit beſtaͤnde das ganze Geheimniß der Zucht darin, daß man aus den verſchiedenſten Himmelsſtrichen ſtammen⸗ de Thiere mit einander paart. heit in fü zuch kon „lief „ung „als „mit „gen „duc etwas ganz beſonderes iſt hiebei das, daß, wie es ſcheint, das Urbild des Schoͤnen auf der ganzen Erde zerſtreut, „lend und daß davon in jedem Clima nur ein Theil zu treffen „wiſſ iſt, welcher immer ausartet, wenn man ihn nicht mit ei⸗ nem anderen aus der Ferne genommenen Theile verbindet, dergeſtalt, daß man, um gutes Korn, ſchoͤne Blumen u. e „geſt! fe w. zu haben, mit dem Saamen abwechſeln und nie wels „ſicht chen in den naͤmlichen Boden ſaͤen muß, welcher ihn ber’ t 8 vorgebracht hat. Auf gleiche Weiſe muß man, um ſchöne Pferde, gute Hunde zu erhalten, die weiblichen Thiere des „Die Landes mit ausländifhen maͤnnlichen, und die männlicher „ten mit ausländiihen weiblichen paaren. Ohne dieſe Vorſicht . arten die Blumen, das Korn, die Thiere aus, oder neh’ . er men einen fo ſtarken Eindruck vom Clima an, daß die Ma⸗ „Fehl terie über die Form herrſchend wird und fie verdirbt. EP fo 9 was bleibt zwar immer noch vom Urbilde, aber dieſes iſt „S : durch eine Menge ihm nicht weſentlicher Züge verunftaltet- | tu Wenn man aber im Gegentheile die Ra en vermiſcht, und hund beſonders wenn man fie von Zeit zu Zeit durch fremd Ra en erfriſcht, fo ſcheint die Form ſich zu vervolkomm 1) nen, die Natur ſich zu erheben, und das Beßte ker v bringen, deſſen fie nur. fabig . 1 heint, reut, reffen hit ei indet, sen u. e wel⸗ her ſchoͤne e des lichen orſicht neh’ e Ma⸗ Et⸗ es iſt altet · „ und remde omm⸗ vorzu⸗ — 125 — Einem Manne von ſo großer Berühmtheit, wie e Buf⸗ fon, konnte es nicht an einer Menge von Nachfolgern und Nachbetern fehlen. Brugnone, Director der Thierarz⸗ neiſchule und Profeſſor der Chirurgie zu Turin, aͤuſſert fich in ſeinem uͤbrigens ſehr verdienten Werke uͤber die Pferde⸗ zucht) folgendermaaßen: 5 „Weder Savoyen, noch die übrigen Länder Italiens „koͤnnen uns Beſchaͤler und Stuten von den Eigenſchaften „liefern, die wir an Zuchtpferden verlangen: wenn wir bei „uns auch wirklich welche faͤnden, die ſowohl an Schönheit „als Guͤte untadelhaft wären, fo dürften wir uns dennoch „mit den einheimiſchen Pferden nicht allein begnuͤgen (we⸗ „gen der nothwendigen Ausartung). Wie aber die Pro⸗ „ducte eines jeden Landes gewiſſe Schönheiten und empfeh⸗ „lende Eigenſchaften an ſich haben, fo führen fie auch ges „wiſſe Fehler und Mängel mit ſich, die nach und nach der⸗ vgeſtalt zunehmen, daß fie mit der Zeit die guten Eigen⸗ J ſchaften verſchwinden — wenn man nicht die Vor⸗ ficht braucht, die Nationalfehler durch die entgegengeſetz⸗ ten guten Eigenſchaften auswaͤrtiger Thiere zu verbeſſern. „Dieſes ſind die Urſachen des von allen Voͤlkern anerkann⸗ „ten Kreuzens und Erfriſchens der Ragen. Der Beſchaͤ⸗ „ler aus einem warmen Lande erſetzt und verbeſſert die „Fehler einer Stute aus kalten Gegenden, und umgekehrt; An giebt man z. B. engliſchen, franzoͤſiſchen oder deutſchen Stuten Araber, Mohren oder Spanier zum Beſchaͤlen, bund läßt italieniſche, ſardiniſche, mohriſche oder ſpaniſche * ’ — — 10 Bew; gmone trattato delle razze de’ cavalli, Turin, 1781. uͤberſ, von Fechner. S. 28. „Zuchtſtuten durch deutſche, daͤniſche und andere noͤrdliche Hengſte belegen. Je entgegengeſetzter das Clima des Saa⸗ „mens iſt, um deſto beſſer gedeiht die Frucht.“ | Wer follte in dieſen Worten nicht die Lehre Waffe erkennen? In demſelben Sinne aͤuſſert + ſich unſer trefflicher RE mann ), welcher die folgenden Worte ſogar mit größerer Pi Schrift drucken ließ: „Je mehr die Himmelsſtriche entgegengeſetzt find, „woraus man den Hengſt und die Stute nimmt, RR voll⸗ „kommenere Pferde wird man erhalten. . „Man kann es nicht genug empfehlen, daß man ja „bedacht ſeyn muͤſſe, die Ragen der Pferde ſo viel mög? „lich zu durchkreuzen, und es iſt von der aͤuſſerſten Wich⸗ „tigkeit, daß in der öten, laͤngſtens in der Aten Zeugung „entweder Beſchäler oder Stuten aufgeſtellt werden, wel⸗ „che in demſelben Geſtuͤte und Clima noch nicht zur Fort⸗ „pflanzung gebraucht wurden.“ „Nie muß man einem Hengſte Stuten von ebendem?‘ „felben Geſchlecht geben, und eben ſo wenig die Begattung ö vzweier Pferde aus einerlei Geſtuͤte zulaſſen.“ Mit Ausnahme etwa des letzten Jahrzehendes war jene Lehre Buffons die einzige Philoſophie der Stallmeiſtet und Pferdezuͤchter. Noch im Jahre 1819 ſagt Virey ). | Profeſſor der Naturgeſchichte zu Paris, Folgendes: 5 1 1) Hartmann a. a. O. S. 10g u. 109. 2) In Diet. d’hist. nat. T. XXVIII. S. 499, „Es iſt alſ vornehmlich die Vermischung der Ragen, durch welche die ſchönſten Individuen hervorzebracht werden, indem man de — ‚195: — A „C'est donc principalement le Melange des ras ges, qui produit les plus beau individus, en or- rigeant leurs defauts par les defauts contraires; Ginsi temperant les qualites extrömes par des mé- 7 as N 2 * ’ D Pe langes, on obtient des produits intermediaires; d'une beauté RE aux autres. De la vient E des eroisances. « Auf gleiche Weiſe ift auch Husar d 1) der Meinung, nördliche Ragen koͤnnen nur durch ſuͤdliche verbeffert wer⸗ den, und dieſelbe Theorie wird von Rohlwes '') in Deutſch⸗ land noch im Jahre 1822 vertheidigt. Die Anſichten Buffons wurden aber nicht allein ge⸗ billigt, ſondern auch wirklich in Anwendung gebracht. Ohne Zweifel geſchah die früher ſchon erwaͤhnte Einfuͤh⸗ rung von daͤniſchen und normaͤnniſchen Pferden in Spanien auf die Autorität Buffons hin, weil es ſich kaum den⸗ ken läßt, daß auf eine dem geſunden Men ſchenverſtande ſo entgegengeſetzte Anſicht verſchiedene Menſchen zu gleicher Zeit verfallen ſeyen, und weil zu der Zeit, in welcher jene Ein⸗ führung ſtatt hatte, die betreffenden Schriften Buffons ren Fehler durch die entgegengeſetzten verbeſſert. Weil durch eine ſolche Vermiſchung die ſich völlig entgegenſtehenden Ber ſchaffenheiten gemildert werden, erhält man Producte, wel⸗ che ein Mittleres darſtellen, und an Schoͤnheir alle ane dere weit abertreſſen. Hierauf beruht die Binsieleit der Kreuzungen.“ 1) Hu zard Anweiſung zu Verbeſſerung der Werbejuit. Aus dem Franz. S. 73. 2) Rohlwes das Ganze der Thierheilkunde. I. Bd, Leipzig 1822. S. 37. N 1 ſchon erfchienen waren, naͤmlich in den 176 o ger Führen des 18ten Jahrhunderts ). Nur der zauberiſche Einfluß eines fo berühmten und beredten Naturforſchers konnte die Spa⸗ nier ſo weit bringen, daß ſie, indem ſie mittelmaͤßige Pfer⸗ de aus dem noͤrdlichen Europa holten, ganz treffliche Stu⸗ ten, welche zu derſelben Zeit der Dey von Algier dem Kr nige von Spanien zum Geſchenk machte, zur r Maulthier⸗ zucht benuͤtzten ). Daß nach Frankreich ſeit langer Zeit aus den verſchie⸗ denſten Laͤndern Pferde eingeführt wurden, haben wir ſchon ö erwähnt, und daß daſſelbe auch in Würtemberg der Fall geweſen, thun die verſchiedenen Pferderagen dar, deren viel leicht 6—10 in den letzten 20—50 Jahren zur Zucht ange⸗ wendet worden. Dieſes Verfahren iſt ſelbſt bis auf die neueſte Zeit daſſelbe geblieben, was aus den Aeuſſerungen des oberſten Vorgeſetzten ) des Landgeſtuͤtes hervorgeht, nach welchen er zugibt, der Vorwurf, der Landbeſchaͤler⸗ ſtall ſtelle eine Muſterkarte von ganz verſchiedenen Ragen dar, ſeye gerecht. N. 37. Hauptinhalt der Theorie Buffons. Als Hauptinhalt aller Aeuſſerungen Buf fons über | dieſen Gegenſtand haben ſich uns folgende Saͤtze ergeben 1) Das Urbild der Organismen druͤckt fig! niemals in einzelnen Individuen aus, 1) Die erſte Ausgabe von Buſſons Naturgeſchichte fing (oo | im Jahre 1749 zu erſcheinen an. b 2) Veltheim a. a. O. des eines Spa⸗ Pfer⸗ Stu — 127 — und jeder Himmelsſtrich, ein nördlicher wie ein ſudlicher, theilt den in ihm woh⸗ nenden Organismen gewiſſe Eigenthum⸗ lichkeiten und Bollfommenbeiten mit, 3 weßwegen durch die Verbindung von Kin pern, welche aus entgegengeſetzten Cli⸗ maten ſtammen, etwas dem Urbilde n& her ſtehendes hervorgebracht wird. ie 2) Pferde, wenn fie von einem Lande in ein entgegengeſetztes verſetzt werden, arten durch den Einfluß des Clima's, der Nah⸗ rung ꝛc. in kurzem aus, und deßwegen müſ—⸗ ſen von Zeit zu Zeit aus ſehr entfernten Ländern neue Pferde zur Zucht ee ſchafft werden. 3) Ebenfo entſteht durch die Paarung von Blutsverwandten eine Ausartung, wel⸗ che nur durch Verbindung von Thieren, welche aus ſehr entgegengeſetzten Laͤn⸗ dern ſtammen, vermieden wird — §. 38. Widerlegung des erſten Saß es. Daß ſich das Urbild der Organiſationen in einzelnen berſelben niemals völlig ausdruͤcke, ſondern als etwas Idea⸗ les uberhaupt niemals in die Sinne fallen koͤnne, laͤugnen wir keinesweges; aber als vollig irrig muͤſſen wir die Be⸗ auptung betrachten, durch die Verbindung von Körpern, welche aus entgegengeſetzten Climaten entſprungen find, wer⸗ de etwas dem Urbilde naͤher ſtehendes hervorgebracht. Wenn — 18 — auch jeder Pflanze, jedem Thiere ein Theilchen des Urbildes = inwohnet, fo läßt ſich doch letzteres durch Vermiſchung ver⸗ ſchiedener Körper deßwegen nicht herſtellen und gleichſam zu ſammenſetzen, weil in jedem Körper auch Fehler und mar nigfaltige Abweichungen vom Urbilde vorkommen, welche ſich | gleichfalls vererben, und alſo das neu hervorzubringende wi bild entſtellen würden. Jede Pflanzen- oder Thiergaftun] i hat irgend eine Stelle der Erde, irgend einen Wohnort, m) f fie den hoͤchſten Grad von Vollkommenheit erreicht, deren fie fähig iſt, fie mag nun von der Natur felbft oder durd) Menſchenhaͤnde an jenen Ort geſetzt worden ſeyn. Die Pol . men, die ſchoͤnſten Blumen, die Löwen, Tiger, Strauße wohnen nur in Einer Zone, und fie laſſen ſich aus dieſer ent weder gar nicht verpflanzen, oder fie arten, wenn die ſes gef kr ſchieht, immer mehr von dem Urbilde ab. Der ite Buf 5 for: ſche Satz würde ſich demnach wohl eher in folgenden um 9 wandeln laffen: das Urbild druͤckt ſich nicht ſowohl in del Geſammtheit der Individuen, als vielmehr vorzugsweiſe il den Individuen einzelner Gegenden aus, durch deren Ver bindung die dem Urbilde aͤhnlichſten Producte bewworgebracſ 5 werden; daher muͤſſen die Paarungen aus entgegengeſetzte - Gegenden ſtammender Individuen moͤglichſt vermieden wen den, weil durch ſie eine immer groͤßere Abweichung 1 Urbilde bewirkt wird; | Wie es fich nun auch mit jener Buffo schen Senten verhalte, wenn man ſie von dem erhabenſten und gleichfatl göttlichen Standpunkte der Naturbeſchauung, wie ihn ſonf 3 | nur die deuffchen Naturphiloſophen zu erreichen pflegen, DV N trachtet, ſo zeigt ſie ſich doch gewiß als falſch, wenn wi 2 uße / ent Buff um n der iſe il Der rach eta wel vol nten 3 far fon b. n wi 3 fi von denn Sb des gefunden Werſchenskſtündes b und nach dem beurtheilen, was nach dem Gefuͤhle der mei⸗ ſten Menschen unſeren Sinnen als ſchoͤn und Bu Aa | erfcheint: | Gewiß gibt es unter der eiiicafefhen. Menſchenrage die ſchöͤnſten Menſchen, und der Apollo von Belvedere und die mediceiſche Venus gehören dahin. Die arabiſche Pfer⸗ derage uͤbertrifft an Schönheit wohl alle übrige. Wem ſoll⸗ te es nun in den Sinn kommen, um einen ſchoͤnen Men: ſchenſtamm zu erhalten, eine ſchoͤne Georgierin, oder eine N Circa ſſierin mit einem Neger oder Esquimo zu verbinden, und ſollte das Product davon wohl unſerem Schänheitäger | fühle entſprechen? Wenn ſchon in So er den Menschen Saffons Anſicht offenbar irrig it, fo iſt dieſes in noch viel hoͤherem Grade bei den Thieren der Fall. Denn, wenn gleich auch bei ihnen eine gewiſſe Form unſer Wohlgefallen erregt — fo wie z; B. ein ſchoͤnes Pferd den verſchiedenſten Menſchen auf den erſten Blick ſchon gefällt — fo ſuchen wir doch durch die Zucht unſerer Hausthiere nicht allein ſolche zu erhalten, welche unſeren Sinnen gefallen, ſondern vornehmlich ſolche, welche den verſchiedenen Zwecken, die wir mit dieſen Thie⸗ ren erreichen wollen, entſprechen. Bei einigen Pferden wuͤn⸗ ſchen wir die größte und ausdauerndſte Schnelligkeit im Lau⸗ fen, bei anderen die größte Zugkraft zu erhalten; bei eini⸗ gen Schaafen ſucht man einen großen Koͤrper zu erzielen, f wie dieſes in Engländ meiſtens geſchieht, bei anderen dage⸗ gen die größte Feinheit und andere Eigenſchaften der Wolle. — 150 — 5 Nun iſt es ausgemacht, daß unter den verſchiedenen Ragen unſerer Hausthiere, vornehmlich der Pferde, einige dieſe, andere dagegen eine entgegengeſetzte Eig zenſchaft be⸗ ſitzen. So ſind z. B. die arabiſchen Pferde zum Reiten im hoͤchſten Grade tauglich; dagegen werden ſie von den frieſi⸗ ſchen Pferden im Ziehen ſchwerer Laſten bei weitem übertroffen. Wahrſcheinlich giebt es uͤberhaupt unter den Pferden nur 2 weſentlich verſchiedene Ragen, nämlich die Ara biſch⸗ morgenlaͤndiſche und die Frie ſiſch⸗ ⸗abendlaͤndi⸗ f che, die erſtere eine Reit; die letztere eine Zugrage, waͤ „ rend die übrigen fogenannten Ragen, die daͤniſche, meckle burgiſche, holſteiniſche ꝛc., keine eigentliche Ragen, ſondern nur Meſtizſtaͤmme darſtellen. Da nun ganz entgegengeſetzte Eigenſchaften, wie große Zugkraft und Schnelligkeit, ſich nicht in dem gleichen u per vereinigen laſſen, ſo ſieht man leicht ein, was von der Paarung entgegengeſetzter Rasen eigentlich zu halten iſt. Das geringfte Nachdenken über den Gebrauch, welcher 4 von den Pferden gemacht wird, haͤtte Buffon die Ueber⸗ zeugung gewaͤhren ſollen, daß durch eine Verbindung von Thieren mit entgegengeſetzten, Eigenſchaſten niemals etwas vorzuͤgliches und zweckmaͤßiges entſtehen koͤnne — eine Be⸗ ; trachtung, welche dem ſcharfſinnigen Noturforſcher im Ver⸗ folgen einer ‚glänzenden, Speculation entging. g. 39. Widerlegung des zweiten Satzes. Ueber den zweiten Satz: Thiere, und namentlich Pfer⸗ die de, welche in ein entgegengeſetztes Clima verſetzt werden, 1 arten aunablch aus, gilt Zolgendes: — 131 — Daß Pflanzen und Thiere durch Verſetzung in ein an⸗ deres Clima eine bedeutende Veraͤnderung erfahren und ſich von ihrem Urbilde entfernen, davon haben Buffon und ſeine Anhaͤnger eine Menge von Beiſpielen geſammelt. Ein noͤrdliches Clima, Kaͤlte, Gebirgslage wirkt verkleinernd auf Menſchen⸗ und Thierförper ein, wie dieſes die Samojeden, Lappen, Oſtiacken, und die kleinen ſchottiſchen und ſchwedi⸗ ſchen Pferde beweiſen. In Aethiopien wird die Wolle ſtraff „und rauh, dagegen haben die angoriſchen Ziegen ein weiches und ſeidenartiges Haar. In noͤrdlichen Gegenden werden manche Thiere weiß, die in ſuͤdlichen gefaͤrbt ſind, wie Ha⸗ ſen, Fuͤchſe. Wenn die Haut des Menſchen großer Son⸗ 8 nenhitze ausgeſetzt iſt, wird fie ſchwaͤrzlich, und vielleicht if daſſelbe auch mit den Haaren der Fall. In heißen Gegen⸗ den, wie in Egypten, werden die Hunde nackt und haarlos, | und im Norden die Gaͤnſe viel reicher an Flaumfedern, als die unſrigen, und ebendaſelbſt bekommen die Schaafe mehr als 2 Hörner: In Betreff der Pferde verſichert man, die arabiſchen arten in England, die ſpaniſchen in Mexico aus, und das gleiche geſchehe bei allen in fremde Laͤnder gebrach⸗ ten Pferden ſchon mit der Lten, Iten Generation, und zwar je nach dem Character des Landes auf verſchiedene Weiſe. Ebenſo wird ziemlich allgemein angenommen, die ſpaniſchen Schaafe verlieren in einem heißeren Himmelsſtriche, als Spa⸗ nien, ihre feine Wolle eben ſowohl, wie in einem kaͤlteren. Daß aber die angenommene Ausartung des Menſchen durch die Wirkung des Clima ein Irrthum ſey, iſt ſchon von meh⸗ reren, beſonders aber von Schnurrer!) dargethan wor⸗ 132 — den, und fie wird vornehmlich durch die Wohnorte der ver⸗ ſchiedenen Menſchenſtaͤmme widerlegt. Auf Nucahiwa, ei⸗ ner unter dem 7ten und gten Grad N. B. gelegenen In⸗ ſel, ſind die Kinder und Frauen heller gefaͤrbt, als die Maͤn⸗ ner, ſund auch in Amerika hat Hu mbold mitten unter ſchwarzen Stämmen viel hellere angetroffen. An manchen Orten des indiſchen Archipelagus leben ſeit mehreren Jahr⸗ hunderten Malayen, Neger und Europaͤer unter einander, ohne ihre Rasgencharactere im mindeſten zu veraͤndern. Die Zigeuner, ihrem Bau nach hoͤchſt wahrſcheinlich ein aſiati⸗ ſcher, namentlich ein indiſcher Stamm, bewohnen Europa ſeit 4 Jahrhunderten, und haben ſich ſeitdem nicht veraͤndert. Negerfamilien, ſeit der Entdeckung Americas dorthin ver⸗ pflanzt, ſind unveraͤndert Neger geblieben, und Europaͤer, in Africa lebend, haben wohl eine etwas ſchwaͤrzere Haut bekommen, ſind aber niemals Neger geworden. Die Mon⸗ golen, eine Menſchenrage, deren Wohnorte ſich vom Gan⸗ ges bis zum noͤrdlichen Polarkreis erſtrecken, find ihrem Ur⸗ bilde überall treu geblieben, und ebenſo bewohnen die Ins dianer Americas, wenn man dieſe anders als Eine Rage gelten laſſen will, eine Strecke vom noͤrdlichen Polarkreis | bis zum 35ſten Grad ſuͤdlicher Breite. ö Freilich wiſſen wir nicht, wodurch oder unter Wr 7 Umſtaͤnden jene verſchiedenen Menſchenragen entſtanden find, Bekanntlich gibt es hieruͤber zwei weſentlich verſchiedene An⸗ ſichten, wovon man die eine die bibliſche, die andere die na⸗ ; turgeſchichtliche nennen kann. Nach der erſteren ſtammen alle Menſchen von Einem Ehepaare ab, und die 3 Sohne f des Noah, Sem, Ham und e Japhet, 2 die Stammvater „ der Keſchtedenen Rasen: Sem der gelben oder mongoliſchen, Ham der ſchwarzen oder aethiopiſchen, und Japhet der wei⸗ ßen oder caucaſiſchen Race. Die rothen Menſchen oder die americaniſche Rage muͤßte nach dieſer Annahme von einer der 3 anderen, wahrſcheinlich, wenigſtens dem groͤßten Theile nach, von der gelben ent ſprungen ſeyn, was deßwegen glaub⸗ lich wird, weil ein Uebergang aftatifcher Stämme nach Ame⸗ rica, vom Norden Aſtens aus, beinahe auſſer Zweifel geſetzt Inſeln des ſtillen Meeres aus geſchehen ſeyn. Die andere Anſicht iſt die, jene ſogenannten Ragen ſeyen durchaus nicht auseinander hervorgegangen, ſondern ſtellen völlig eigene Ur- ten dar, welche die Natur oder Gott an den Orten, welche ihnen ſpaͤter zum Aufenthalt dienten, hervorgebracht habe. Erweiſen laßt ſich unſeres Dafuͤrhaltens weder die ei⸗ ne, noch die andere Anſicht: bei der erſteren bleibt es im⸗ mer unerklaͤrt, warum der eine Sohn Noahs ein Weißer, der zweite ein Gelber und der dritte ein Schwarzer geweſen; eine Menge Thatſachen aus der Eulturgefchichte des Men⸗ ſchen widerſprechen ihr geradezu. Mit den 3 ver: | hält es ſich beinahe ebenſo. Kant!) definirt die Rasen als ſolche erbliche Ver⸗ ſchiedenheiten von Thieren, die zu einem einzigen Stamme gehören, welche ſich ſowohl bei allen Verſetzungen in andere 8 1) Kant verm. en ate Ausg. zter Band. Halle 1799, S. 611. 2 i 3 iſt. Im ſüdlichen America moͤgen Einwanderungen von den die zweite Anſicht beginnt gleichfalls mit einem Poſtulat, und Landſtriche in langen Waere unter ſich beſtaͤndig er . 1 r ui ar * — 7 . 9 2 * r ® —— ) 2 * uk * RES ri 5 — TR 1 0 . rege: K 8 1 EB nn a KERN — ä f — 14 — ten, als auch in der Vermiſchung at: anderen en (Rasen) jederzeit halbſchlaͤchtige Junge erzeugen. Spielar⸗ ten nennt er diejenigen Verſchiedenheiten, welche bei allen Verpflanzungen das unterſchiedene ihrer Abartung zwar be⸗ ftändig erhalten, aber in der Vermiſchung mit anderen nicht nothwendig halbſchläͤchtig zeugen. 2 a So ſehr wir dieſer Beſtimmung unſeren Beifall geben, fo wenig koͤnnen wir beiſtimmen, wenn er die Entſtehung der Ragen von der Verſchiedenheit des Climas ableitet. In Betreff der Hunde gibt Buffon eine weitlaͤufige Erklaͤrung, wie aus dem Urſtamme, als welchen er den Schäferhund (C. k. pastoralis) betrachtet, durch die Ein⸗ i wirkung des Climas die übrigen Rasen entſtanden ſeyen. In Lappland habe der Schaͤferhund ein haͤßliches Ausſehen bekommen, in England, Frankreich, Deutſchland ſein wildes Ausſehen, ſein dickes, ſtraffes und langes Haar, wie auch die ſteifen Ohren verloren „und ſey ein Bullenbeiſ⸗ ſer, ein Jagd⸗ oder Bauernhund (C. f. molossus, sagax, villaticus) geworden. Der Jagdhund ſey in Spanien und | 'g; | der Barbaren, wo alle Thiere längere und feinere Haare be⸗ kommen, in einen ſpaniſchen Wachtelhund oder einen Pudel wi aquaticus hispanicus, aquaticus) uͤbergegangen; Pe der Bauernhund aber gegen Norden in den daͤniſchen (C. f. danicus), und in füdlichen Rändern in den Windhund (C. f. gr ajus). RN 2 Obgleich alles dieſes ei einlbschtenb zu ſeyn fcheint, fo ift es doch eine völlig unbewieſene Hypotheſe, und es iſt ebenſo wohl moͤglich, daß jene verſchiedene Hunde⸗Ra⸗ gen nicht ſowohl durch die Einwirkung des Climas, als viel⸗ { be⸗ h ben, der fige den Ein⸗ hen. chen ſein aar, beiſ⸗ 5 Ax, und =. feyn | und Ra⸗ viel⸗ — IH — mehr durch eine eigenthuͤmliche Behandlung in der Zucht, namentlich durch Paarung gewiſſer beſonders beſchaffener Thiere hervorgebracht worden find. Wenn die Anſicht Buf⸗ f ons die richtige waͤre, ſollten nicht heut zu Tage noch in England alle Schaͤferhunde zu Bullenbeiſſern und in Spa⸗ nien zu Wachtel⸗ oder Pudelhunden werden? Man ſorgt beſſer für die Wiſſenſchaften, wenn man ſagt, man wiſſe etwas nicht, als wenn man durch das Vorgeben, es ſey al⸗ les ſchon entdeckt, den weiteren Forſchungen Graͤnzen ſetzt. Auf gleiche Weiſe, wie weder der Neger in einen Europaͤer, noch die ſer in jenen übergeht, ſo entſtehen auch die ſaͤmmt⸗ lichen Rasen der Hunde, ſoweit ſie nicht anerkannt Blend⸗ linge ſind, des Pudels, der Mopſe (C. k. frieator), der Hühnerhunde (C. f. avieularius) c. nicht aus einer anderen Rage, ſondern blos durch Erzeugung von ihres gleichen. Das glaͤnzendſte Beiſpiel, daß durch die Wirkung des Climas keine Ausartung geſchehe, liefern die Schaafe, wel⸗ 2 ſonſt bei der geringen Lebensenergie, die ihnen eigenthuͤm⸗ lich ft, äufferen Eindruͤcken wenig Widerſtandskraft entge⸗ gen zu ſetzen haben. In Laͤnder von beinahe jedem Breite⸗ grade und Clima wurden, nach Laſteyrie !), die ſpani⸗ a ſchen Schaafe eingefuͤhrt, ohne daß ſie ausgeartet waͤren. Nach Schweden kamen die erſten im Jahre 1745 und behiel⸗ ten die Feinheit, Länge und Elaflicität der Wolle, und, wenn fie nur reichlich genaͤhrt wurden, auch das Gewicht ihres Vlie ßes; 1 = eine neue, ſoster aus Spanien eingefuͤhrte in = f 5 Laſteprie Geſchichte der Einfuͤhrung der feinwolligten ſpa⸗ niſchen Schgafe. Aus dem Franz. von Herzog Fridr. zu Schleßwig⸗ Holſtein⸗ Beck. Leipzig 1804. * i 2 4 4 l A ud ' 2 ee a BEVPNAR I 2 Si aa ges ER AR 8 ER Re eee — 156 — Heerde die Ältere an Trefflichkeit der Wolle nicht übertraf: Nur ſchlecht gehaltene Schaafe arteten aus, was uͤbrigens in Spanien ebenſo unter dieſen Umſtaͤnden der Fall iſt. | In Sachſen, wo zuerft im Jahre 1765 die fpanifchen Schaa⸗ fe eingeführt wurden, erlangten die Abkoͤmmlinge berfelben, durch richtige Auswahl zur Zucht, eine weit größere Voll⸗ f kommenheit, als ihre ſpaniſchen Stammeltern, ſo daß die fächfifche Wolle viel höher im Werthe ſteht, als die ſpani⸗ ſche. Die gleichen Erfahrungen wurden nicht nur in den verſchiedenſten Ländern Europas, fondern auch am Cap der guten Hoffnung und in Neuholland mit nicht weniger gůnſti⸗ gem Erfolge angeſtellt. | „40 Widerlegung des dritten Satzes, in Beziehung auf das menſch⸗ liche Geſchlecht. | Die Behauptung, die Paarung unter blutsverwandten Thieren ſey nachtheilig, gruͤndet ſich großentheils auf das, was man von dergleichen Verbindungen unter den Menſchen zu halten pflegt. In der Natur ſelbſt, ſagt man, ſey ein ik Abſcheu gegen ſolche Paarungen gegründet, und fie ſeyen auch demgemaͤß durch die Geſetzgebungen der verſchiedenſten Zeiten und Volker, der Juden, Römer, Muhamedaner 4 von jeher verboten worden. — Hiezu mag noch der Umftand kommen, daß allerdings in manchen Familien, welche im⸗ mer nur unter ſich geheurathet haben, ſich zuweilen eine erb⸗ liche Schwäche der Conſtitution oder erbliche Fehler und Krankheiten gezeigt haben, woraus man nun ſchloß, dieſe ſeyen, nach einem natürlichen Geſetze, die Folge d 1 na⸗ hen Heurathen geweſen. Fe > Daß die Geſetzgeber die zu nahen Heurathen aus guten Gruͤnden verboten haben, laͤßt ſich nicht bezweifeln; ſie ver⸗ ſt. boten ſie, wie ſchon Michaelis!) bemerkt, um der Un⸗ zucht und der Sittenverderbniß entgegen zu wirken, und nach unſerem Dafuͤrhalten auch deßwegen, um durch Heurathen aus den Familien hinaus einen größeren Austauſch der Ideen, eine Verbindung verſchiedenartiger Menſchen, und ein freie⸗ res Fortſchreiten der Cultur zu bewirken. | Die Frage aber, welche wir hier zu beantworten haben, iſt . die: ob dergleichen Verbindungen wirklich von nachtheiligem 5 Einfluß auf die Nachkommenſchaft ſeyen, oder nicht? Bei vielen Voͤlkern war es erlaubt, die Schweſter oder wenigſtens die Halbſchweſter zu ehlichen. Schon die Goͤt⸗ terlehre der Alten zeugt hiefuͤr, nach welcher Jupiter ſeine Schweſter J Juno, Saturn ſeine Schweſter Rhea, Oſiris ſei⸗ ne Schweſter Iſis zur Gemahlin hatten; weiterer Beiſpiele nicht zu gedenken. — Vor Moſes war in der Familie Abra⸗ 1 hams die Ehe zwiſchen nahen Verwandten, Muhmen, Ge⸗ ſchwiſterkindern u. ſ. w., eine erlaubte, ganz gewoͤhnliche Sache: ſo heurathete Nahor, Abrahams Bruder, die Mil⸗ ka, welche eine Tochter ſeines Bruders Haran war 2). Ja, die Patriarchen hielten eine ſolche Ehe für etwas verdienſt⸗ volles, und munterten ihre Söhne dazu auf), was (Mof. I. 28, 3.) ſogar als ein wirklicher Befehl an Jakob vor⸗ = | kommt. Abrahams Frau war, nach ſeinen ausdruͤcklichen 1) Michaelis Abhandlung von den Ehegeſetzen Moſis. ꝛte Ausg. Frankf. und Leipz. 1786. ©. 235. 2) Mof. I. 11, 29. : 30 Mos. 5 247 f · a — 138 — Worten zu Abimelech, König von Gerar, zugleich ſeine Schweſter von vaͤterlicher, nicht von muͤtterlicher Seite ). Moſes ſelbſt war aus einer Ehe entſproſſen, die er als Ge⸗ ſetzgeber verbot, naͤmlich von Amram und der Jachebed, ei⸗ ner Schweſter Kahaths, welcher Amrams Vater war 5 und wenn Moſes die Ehe (vielleicht wohl gar nur den auf ſerehelichen Beiſchlaf) mit der Stiefmutter, Stieftochter, Schwiegermutter, Schwiegertochter, Tochter, Muhme, Schweſter und Halbſchweſter (oder, wie Moſes ſie nennt, mit des Vaters oder der Mutter Tochter) verbot 3), fo war er weit entfernt, die Ehe zwiſchen den uͤbrigen Blutsverwand⸗ ten, auch in noch ziemlich nahem Grade, zu verbieten; vielmehr wurde es fuͤr lobenswerth gehalten, die naͤchſte Bluts⸗ verwandte, welche das Geſetz geſtattete, zu heurathen ). Die Ehe zwiſchen Geſchwiſterkindern war beinahe geboten ). Judentoͤchter, auf welche das elterliche Vermoͤgen durch Erb⸗ ſchaft uͤberging, pflegten den nächften Verwandten, welchen das Geſetz erlaubte, zum Mann zu nehmen; ja, aus ih⸗ rem Stamme zu heurathen, war ihnen geradezu verboten f | wie dieſes Verbot auch die Atheniſchen Jungfrauen a wenn ſie ein Heurathgut erhalten hatten (di ErtinAmgoı) © Noch zu Davids Zeit, ſcheint es, wurde 8 Ehe mit nd 1) Mo ſ. I. 20, 12. 2) Moſ. II. 6, 20. 3) Moſ. III. 18. 3 ff. Michael. a. a. O. S. 297. 4) Michael. a. a. O. S. 175. 5) Michgel. ebendaſ. 6) Petit comment. in leg. Att. VI. tit. 1. c. 8. in jurisprud. Roman, et Attica. Lugd. Batav. 1741. Vol. III. p. 539 Vergl. auch Lerent. Adelph. Act, IV. Sc. 35. v. 1 16 844 — 139 — Salsfhweer für nicht in hohem Grade verboten gehalten, wie aus den Worten der Thamar zu ihrem Halbbruder Am⸗ non, als er ſich auſſerehelich mit ihr vermiſchen wollte, er⸗ hellt: „Rede aber mit dem Koͤnige, der wird mich dir nicht .I verſagen “ 1). Auſſer den Hebttern heuratheten ſehr viele andere Voͤl⸗ ker ihre naͤchſten Verwandtinnen; ſo die Egypter ihre Schwe⸗ ſtern, ſowohl von vaͤterlicher als mütterlicher Seite 2). Pto⸗ „lemaͤus Ppiladelphus heurathete feine Schweſter Arſinos ); Ptolemaͤus Physkon zwang ſeine Schweſter Cleopatra, die bereits an ihren gemeinſchaftlichen Bruder verheurathet war, ihn zu heurathen 4). Die Perſer und Aſſyrer hielten es nicht fuͤr unerlaubt, ihre Halbſchweſtern zu heurathen 5), ja Cambyſes verband ſich ſogar mit der Schweſter von beiden Eltern her, was jedoch vor ihm nicht geſtattet geweſen war ). Dabei war es bei den Perſern Volksglaube, daß durch die Vermiſchung eines Sohnes mit ſeiner Mutter die vorzuͤg⸗ i lichſten Kinder erzeugt und der ganze Stamm veredelt wer⸗ de, daher die Vornehmen, um für hohe Wuͤrden taugliche Kinder zu bekommen, ausdruͤcklich dergleichen Ehen eingin⸗ 7). Urſpruͤnglich ruͤhrte der Gebrauch von den Ma⸗ giern her 8), von welchen Catul! ſagt: | gen 1) Samuel IL, 13, 13 2) Hofacker hist, et rat, juris indestum prohibenis, Ey resp. Seyfried, Tubing. 1787. P. 12. | 3) Justin. Hist, XXIV. 3. 4) Valer. Mas, Memor, IX. I. p. 494. ed. Minell. 3) Michael. a. a. O. S. 169. 6) Herod, III 31. 7) Philo de leg. spec. L. II. ed. Mangeyan. p. 301. 8) Dios. Labrt, vit, philos in pro&ın, F. 7 „Nam Magus ex matre et gnato gignatur oportet) Si vera est Persarum impia religio.“ 1) Die Phoͤnicier heuratheten ihre Halbſchweſtern, jedoch nur die von vaͤterlicher Seite her 2). Moſes eifert gegen die Cananiter, weil inceftuofe Verbindungen bei ihnen üblich $ fenen. — Die Araber hielten die Ehe mit Mutter und Schwe⸗ ſter für erlaubt, wogegen fie die Vermiſchung von Indi⸗ viduen aus ſich gegenſeitig fremden Familien mit einan⸗ At! der für ehebrecheriſch anſahen und mit dem Tode beſtraf⸗ ten ); eine Sitte, die bis auf Maho med fortdauerte/ daher es im Koran (Sur. 4. V. 20.) heißt: „Heurathet die Weiber eurer Vaͤter nicht, ausgenommen jedoch, was hierin ſchon geſchehen iſt (d. h. behaltet die, mit welchen ihr bereits verheurathet ſeyd), denn dieß iſt ein Graͤuel und ein Fluch, und ein Weg der Suͤnde.“ Und weiter, V. 21: „Geſchieden von euch ſollen ſeyn eure Muͤtter, und eure Töchter, und eure Schweſtern.“ ) — Bei den Gariern war, nach dem Zeugniſſe Arrians, die Ehe zwiſchen Geſchwi⸗ ſtern erlaubt: und jene Artemiſia, die durch das Grabmal, welches fie ihrem Gatten Mauſolus errichtete, berühmt wur⸗ | ge \ 1) Herm. 90. Vs 3. ? 2) Hofacker I. e. p. 15. 3) Stra b. Geogr. L. XVI. C. 4. F. 25. 4) Refutatio Alcorani a L. Maraccio „ Patav. 1698. Sur. IV. v. 20. p. 346, „Ne nubatis mulieribus, quibus zam nupse- rint patres vestri: excepto quod circa hoc j jam praecessit (id est: conceditur vobis retinere eas, quibus jam nupsistis); nam hoc flagitium est et abominatio, et mala semita.“ v. 21. „ Prohibentur a vobis matres vestrae, et filiae vestrae, et so- reres vestrae.“ ſpiel 1 2 30 4) 5) 6) Die lich 1 de, war zugleich des letzteren Schweſter ). — Die Par⸗ ther heuratheten ihre Mütter; Luc an ſagt von ihnen: „Parthorum dominüs quoties sic sanguine mixto Nascitur Arsacides? cui fasimplere parentem.“?) 1 König von Pontus, ehlichte feine Schweſter Rapdice ). — Die Lacedaͤmonier nahmen die Schweſter von der Mutter, nicht aber die vom Vater her zur Ehe 4); die Athener dagegen die letztere, waͤhrend die erſtere ihnen ver⸗ boten war 5). Jedermann kennt die Worte des Corne⸗ i lius Nepos im erſten Kapitel feines Cimon: „Habe- bat autem in matrimonio sororem germanam suamz; 8 3 Elpinicem, non magis amore, quam more uctus. Nam Atheniensibus licet eodem patre natas ducere.“ 6) — Die alten Deutſchen enthielten ſich, wie Heineccius ziemlich wahrſcheinlich macht, keinesweges der ehelichen Verbindung mit ihren Schweſtern 7). Daß „ die Dänen dieß eben fo wenig gethan, erhellt aus einem Bei⸗ is ſpiel, das P. Suh m anfuͤhrt e). Attila, und die Hun N ET. 2 ER — 1) Strab. Geogr, XIV. C. 2. §. 17. 2) Luca n. Phars, IV. 408. 3) Justin. Hist. XXXVII. 3. 4) Crag ius de rep. Laced. Lugd. Batav, 1670. I IV. p. 234 5 ex Phil, Jud. I. e. 5) Petit 4. a. O. S. 537. 6) „Er hatte ſeine Schweſter, Namens Elpinice, zur Frau, ſo⸗ wohl aus Neigung, als nach Landesſitte; denn bei den Athenern iſt es erlaubt, die Schweſter von Vaters Seite her zu heurathen.“ 7) Heine cc. Elem. jar. Germ. C. 199. 8) P. Suhm Kritik Hiſtorie af Danmark udi den beben Aid. Kopenh. 1774. Bd. II. S. 186. — 12 — ken uͤberhaupt, heuratheten, nach dem Zeugniſſe des Pris⸗ kus, ihre Töchter ). Die mexikaniſchen Könige hatten ein beſonderes Privilegium, ihre Schweſtern zu heurathen ). Die Könige von Peru mußten, nach Garcilaſſo delle Vega, vermoͤge eines in ihrer Religion liegenden Geſetzes / ihre leibliche aͤlteſte Schweſter heurathen, weil auch die Son⸗ | ne ihre Schwerter, den Mond, geheurathet habe. Hatten fie keine rechtmaͤßige Schweſter, fo heuratheten fie die naͤch⸗ 5 fie Verwandte vom küniglichen Stamme, fie mochte nun V ihre Stiefſchweſter, Muhme, Nichte oder Tante ſeyn ö). Auf Teneriffa war es dem Koͤnige, vermoͤge eines beſonde⸗ ten Vorrechtes, geſtattet ſeine Schweſter zu heurathen NM Die Itaͤlmenen, ein kamtſchadaliſches Volk, heurathen not heut zu Tage ihre Schweſtern ?). Die Druſen finden in dei einz Tra b aus notl Verbindung eines Vaters mit feiner Tochter, einer Murten) ea mit ihrem Sohne etwas religidſes. Die Ismaeliten ſollen die Vermiſchung eines Vaters mit ſeiner Tochter fuͤr eben fe wenig unerlaubt halten, als wenn ein Gaͤrtner von dem ker Baum eſſe, den er ſelbſt gepflanzt habe . Die Mingre⸗ lier halten den Inceſt fuͤr eine Tugend 7). Die Indier neh⸗ men ihre Frau immer aus derſelben Familie, zu der fi 1 she a. a. O. S. 15. 2) Ebendaſ. S. 52. 3) Ebend. S. 33. 4) Ebendaſ. S. 38. 5) Stellers Beſchreibung von Kamtſchatta. gtenkfut u Leipzig ©. 347. 6) Niebuhr a. a. O. II. Bd. S. 444. 7) Chardin voyages eto. S. 77. — 143 — ſelbſt N 1); und die Farugen, ein indiſcher Stamm, verbinden ſich abwechſelnd und ohne Unterſchied mit Eltern und d Gsfhmiflern Ba 4. Folgerungen. Nachdem wir nun fo viele Beiſpiele von Ehen unter Blutsverwandten angefuͤhrt haben, bleibt zu unterſuchen x übrig, ob ſich unter denſelben keines einer durch eine ſolche Vermiſchung bewirkten Ausartung finde? unter allen angefuͤhrten Faͤllen konnten wir nicht einen Aeinzigen dieſer Art bemerken. Wenn ane der Moſ ai ſchen ausg. gegangen iſt 2 fo müßte, nach der Theorie Buff fons, nothwendig ſchon von Anfang an eine Ausartung deſſelben ſtatt gefunden haben, da die Söhne Adams niemand anders zum Heurathen vorfanden, als ihre S chweſtern. Jene Aus⸗ artung fand aber keines weges ſtatt.— — Die Patriarchen wa⸗ ren geſunde, kraͤftige Maͤnner, deren hohes Alter zum Sprich⸗ „wort geworden iſt, und nirgends findet man, daß Iſaak, b den Abraham mit ſeiner leiblichen Schweſter erzeugt hatte, aus der Art geſchlagen oder ein Schwaͤchling geweſen ſey. Die Juden, obwohl ſie ſeit Moſes Zeiten nur in ihrem Stamme, ja ſogar meiſtens jeder wieder aus ſeiner Fami⸗ lie heurathen, ſind nicht entartet, ſondern haben bis auf den heutigen Tag ihren Stammescharacter beibehalten. Wollte — — 1) Sonnerat Reiſebeſchreibung nach Oſtindien, in der Samm⸗ lung der beſten Reiſebeſchreibungen. Berlin 1785. 25ſter Band. S. 52. a 2) Ebendaſ. S. 48. 5 — 1. = man einwenden, die Juden unſerer Tage ſtehen denn doch an Koͤrperkraft ihren Vorfahren nach, ſo leiten wir dieß von ihrem Widerwillen gegen ſtaͤrkende Beſchäftigungen, wie die⸗ jenige des Landbaues, der Handwerke ab. Deſſen ungeach⸗ tet werden gewiſſe koͤrperliche Anſtrengungen, wie z. B. Fuß⸗ feifen, von den Juden gewöhnlich mit mehr Ausdauer und geringerem Bedarf an Nahrung ertragen, als von anderen Menſchen. Zudem find ſchöne Geſtalten und Geſichts⸗ zuͤge ſehr haͤufig bei ihnen, beſonders beim weiblichen Ge⸗ | ſchlechte, anzutreffen. — Die Ammoniter und Moabiter, die aus dem Inceſt eines Vaters mit feiner Tochter entſpran⸗ gen, werden nirgends als ſchwach oder ausgeartet geſchil⸗ 8 dert. Jene rieſenhaften Enaksſoͤhne kommen gerade bei den Cananitern vor, bei denen blutſchaͤnderiſche Ehen üblich wa⸗ ren. — Die Perſerkoͤnige werden haͤufig von den Alten als große, ſtattliche Maͤnner genannt, ſo daß jene Meinung der Magier wirklich nicht als vollig grundlos erſcheint. Die Parther, ein kriegeriſches Volk, wurden ſelbſt den Römern‘ furchtbar. Die Griechen endlich waren unſtreitig die ſchoͤn⸗ ſten Menſchen aller Zeiten, und es waͤre wirklich ſehr zu a verwundern, wenn dieſes Volk, voll Geiſtes und praktiſchen Sinnes, dem Schoͤnheit und Kraft des Körpers über alles ging, wenn dieſe tapferen Vertheidiger des Vaterlandes nicht bald entdeckt hätten, daß aus den Ehen mit Verwandten eine Verſchlechterung der Nachkommen entſtehe. Die Spar⸗ | taner gingen, um blos ſtarke Kinder zu haben, ſo weit, ſie nach der Geburt mit Wein zu waſchen, um die ſchwachen hiedurch aus dem Weg zu räumen 1), und nahmen dennoch ) Plutarch, Lycurg. XVI. pag. 119. ed. Hutten. — 145 — kein Bedenken, ihre Schweſtern zu heurathen. Unter dem heutigen Adel finden ſich viele ausgezeichnet ſchoͤne und kraͤf⸗ tige Menſchen, weil er ſeit Jahrhunderten ſich beſtrebte, ſeinen Stammbaum durch Heurathen unter ſeines gleichen rein zu erhalten. | Die mit Schönheit, koͤrperlicher und geiſtiger Kraft wie Wenige ausgeſtattete Kleopatra, die letzte ihres Na- mens, ſtammte aus einem Geſchlechte, in welchem ſeit Jahrhunderten Geſchwiſterehen üblich waren. Der Seeheld Don Juan d' Auſtria, von Carl V. mit einer Schwe⸗ ſter erzeugt, war ſeinem großen Vater aͤhnlicher, als der legitime Philipp II. Roluo, ein bekannter Anführer der Normannen, aus der Blutſchande ſeines Vaters mit der eigenen Tochter entſproſſen, war eben ſo ſehr durch unge⸗ meine Koͤrpergroͤße, als durch Tapferkeit beruͤhmt, durch die er, nach dem Ausdruck des Saxo Grammaticus 2), die Schmach ſeiner Abkunft wieder gut machte. 5 Wir glauben uns daher zu dem Schluſſe berechtiget, daß die Ehe zwiſchen nahen Verwandten ohne alle Furcht vor uͤbeln Folgen zugegeben werden koͤnnte, ſobald Maßre⸗ geln getroffen wuͤrden, welche einer zu fruͤhen oder ungehoͤ⸗ rigen Befriedigung des Geſchlechtstriebes unter den Fami⸗ 3 liengliedern ſteuerten; wogegen wir keinesweges laͤugnen, daß durch ungehinderte Ausſchweifungen dieſer Art die Kraͤf⸗ te früher oder ſpaͤter erſchoͤpft werden und die Familie ent⸗ arten muͤſſe. Es erhellt hieraus zugleich, daß die Alten, da ſie nicht aus der Art ſchlugen, Mittel gefunden haben = „Ortus sui infamiam conspicuis probitatis operibus redemit, & Sax, Gramm. g. a. O. S. 26. 10 — 7 — — U — muͤſſen, durch die ſie den Mißbrauch jenes Triebes unter den Verwandten moͤglichſt beſchraͤnkten. i Bemerkenswerth iſt es auch, daß Plato in ſeiner idea⸗ len Republik die Geſchwiſterehe billigt d). Dagegen laͤßt ſich durchaus nicht laͤugnen, daß Fami⸗ lienfehler durch Heurathen in der Familie um ſo gewiſſer erb⸗ lich werden. Iſt eine Familie durch eine erbliche Krankheit, durch Ausſchweifungen, ſitzende Lebensart oder einſeitig vor⸗ herrſchende Geiſtescultur ausgeartet, ſo wird ſie durch fort⸗ geſetztes Heurathen unter ſich am Ende zu einem Pygmaͤen⸗ geſchlechte herabſinken, und endlich ganz ausſterben, weil ihr zuletzt ſelbſt die Kraft zur Fortpflanzung gebricht. Allein daſſelbe findet überhaupt in allen Ehen ſchwaͤchlicher, aber 2 nicht miteinander verwandter Menſchen ſtatt, und es kann hieraus blos der Schluß gezogen werden, daß Ehen zwiſchen ſehr ſchwaͤchlichen Menſchen um ſo mehr zu vermeiden ſeyen, je größer ihre Gebrechen ſind, und je ſicherer die Erfahrung dafuͤr ſpricht, daß dieſe Gebrechen zu den erblichen gehoͤren. So pflanzt ſich zuweilen ausgezeichnete Haͤßlichkeit unter Voͤlkerzweigen fort, die blos unter ſich heurathen, wie z. B. unter den Perſern die Anhaͤnger der Lehre Zoroaſters aus | dieſem Grunde auffallend ungeſtaltet find, waͤhrend das übrige Volk, das ſich häufig mit cireaſſiſchen Weibern ver⸗ miſcht, ſehr edle Formen zeigt ). 1) Plato de republ. L. V. 461: dd e os xa! dd e Ag och ger ò vouog o νοναν,ẽjze, dv Añ gos tavrn ovu- ninty main Hul . Das Geſetz wird die Ehe zwiſchen Bruͤdern und Schweſtern zulaſſen, wenn es das Loos ſo beſtimmt und die Pythia es billigt. 2) Virey hist, nat. du genre hum, Paris 1824. p. 192. — L. 4% Weitere Einwuͤrfe gegen den dritten Satz. Von Buͤffons Zeiten an haben eine Menge Schrift⸗ ſteller, mehr auf Theorie als Erfahrung geſtuͤtzt, den Satz verfochten, durch Paarung verwandter Pferde ſchlagen die Jungen aus der Art. Wie falſch dieſe von Mund zu Mund gehende Behauptung ſey, beweiſen die arabiſchen Pferde ſelbſt, die nun ſchon feit mehr als 2000 Jahren durch ſtreng bewahrte Reinzucht den hoͤchſten Adel erhalten haben. Man findet zwar haͤufig die Meinung aufgeſtellt, Arabien ſey das urſpruͤngliche Vaterland der Pferde, in welchem ſich durch eine Vereinigung der guͤnſtigſten Umſtaͤnde, wie des Climas, Futters u. ſ. w., die urſpruͤngliche Schoͤnheit dieſer Thiere völlig erhalte, Allein ſchon der gelehrte Michaelis!) hat mit unbeſtreitbaren Gruͤnden dargethan, daß die Pferde kei⸗ nesweges in Arabien zu Hauſe ſind, wofuͤr wir hier nur ſei⸗ nen Hauptbeweis anfuͤhren, daß unter der ungeheueren Men⸗ ge von Schaafen, Rindvieh und Eſeln, welche Moſes in den Kriegen mit den midianitiſchen (arabiſchen) Voͤlkerſchaften erbeutete, auch nicht Ein Pferd aufgezaͤhlt wird ). Dage⸗ gen verfchafften ſich die judiſchen „Könige nicht nur die Pfer⸗ de zu ihrem eigenen Bedarf aus Egypten, wo ſchon zu Jo⸗ ſephs Zeiten Reiter und Wagen in Menge vorkommen 5), ſondern Salomo gruͤndete auch einen eigenen Pferdehandel, durch welchen er die ſyriſchen Koͤnige mit egyptiſchen Pfer⸗ 1) Michaelis von der älteſten Geſchichte der Pferde, als Anhang zum sten Theile des moſaiſchen Rechts. 2) Mof. IV. 31. i 3) Moſ. I. 47, 17. a 10 * — U — den verſah 1). Nach der Behauptung der heutigen Araber ſtammen ihre Pferde auch wirklich von den Geſtuͤten Salo mos ab, was jedoch unwahrſcheinlich iſt, da noch Stra bo, der zur Zeit Chriſti lebte, ausdruͤcklich bemerkt, das gluͤckliche Arabien habe keine Pferde, Maulthiere und Schweine ). 6 Die arabiſchen Pferde verdanken ihre Vorzuͤge keines⸗ weges blos der Gunſt des Himmelsſtriches, ſondern, wie die heutigen engliſchen Pferde, weit mehr der geſchickten Be⸗ handlung und Zucht. Seit Jahrhunderten gilt blos die ſo⸗ genannte Kochlani-Rage, über welche die genaueſten Geſchlechtsregiſter geführt werden, fir die eigentlich edle ), deren Glieder blos unter einander gepaart werden. Ueber⸗ dieß finden ſich in Arabien ſo gut, als ſonſt wo, unedle, mißgeſtaltete Pferde, die trotz den vortheilhaften Bedingun⸗ gen, die in Clima und Boden liegen, die ſchöͤne arabiſche Form nicht erreichen. Ganz dieſelben Grundſaͤtze in der Pferdezucht befolgen die Englaͤnder, die, nachdem ſie einmal aus arabiſchen Thie⸗ ren den fuͤr ſie geeigneten Schlag erhalten haben, nun blos dieſen zur Nachzucht anwenden, weil ſie ihn viel höher ſchaͤtzen, als die Acht arabiſche Rage. Für die Bedeckung durch einen edlen engliſchen Beſchaͤler werden 10—25 Guineen bezahlt, waͤhrend fuͤr diejenige von einem arabiſchen Beſchaͤ⸗ ler nur 5 Guineen bezahlt werden ). Es gibt, nach Kn o⸗ 1) I, Buch der Könige 10, 29. 5 2) Strad XVI. o. 4 F. 3. 3) Niebuhr a. a. O. S. 161. 4) Knobelsdorf a. a., O. S. 57. — 149 — belsdorf ), nur drei edle Hauptfamilien unter den engli⸗ ſchen Pferden, die von Herod, Matschem und Eclipse, und nur durch die Paarung dieſer unter einander werdeu die beſten Renner erzielt. — Freilich verſichert eben dieſer Schriftſteller, es ſey eine vielfaͤltig angenommene Meinung, daß die Paarung in Einer jener Familien allein ſchaͤdlich fuͤr die Nachzucht wirke ); allein dieſe Behauptung moͤchte, wenn ſie nicht etwa blos auf Buffons Autoritaͤt hin aus⸗ geſprochen wurde, wohl darin ihren Grund haben, weil bei den engliſchen Pferden, deren Eigenſchaften nur auf die Rennbahn berechnet ſind, manche andere nicht unbedeutende, und ſelbſt erbliche Gebrechen uͤberſehen werden ), durch welche ohne Durchkreuzung mit einer fremden, dieſen Feh⸗ lern nicht unterworfenen Familie die Nachkommen allerdings nach und nach ihre urſpruͤngliche Vorzuͤge verlieren muͤſſen. Schon Fugger iſt ein Vertheidiger der Reinzucht, indem er ſagt 4): Man kann die Erzeugung eines edlen Pferdeſchlages erwarten, wenn die juͤngeren Stuten von demſelben Beſchaͤler belegt werden, von dem es die alten wurden. Die angeſehenſten Schriftſteller unſerer Zeit uͤber 5 die Pferdezucht, Ammon und Juſtinus 5), ſo wie meh⸗ rere andere, ſtimmen dieſer Anſicht bei. Beſonders intereſ⸗ ſant in dieſer Beziehung iſt eine Erfahrung, von wel⸗ ) Knobelsdorf a. a. O. S. 61. 2) Ebendaſ S. 62. 3) Ebendaſ. S. 53. 4) Fugger Geſtuͤtbuch. Ausg. von Wollſtein. S. 87. 5) Juſtinus allgem. Grundſaͤtze zu Vervollkommnung der Pferdezucht. Wien 1815. N — 150 — cher Chateauvieux ) berichtet: Die roͤmiſche Familie Borg heſe war ehemals im Beftk einer eigenen, nach ih⸗ rem Familiennamen bezeichneten Pferderage, die wegen ih⸗ rer vorzuͤglichen Schoͤnheit ſchon Guido Reni (geb. 1575) zu Muſterbildern diente, als er die Pferde an den Wagen ſeiner bekannten Aurora malte. Noch im Jahre 1791, alſo ungefähr 200 Jahre ſpaͤter, ſah Chateauv ieux, wie die Kuͤnſtler in Rom die Rage Borgheſe zum Modell nahmen; als er aber 1813 wieder dahin kam, war dieſes adeliche Pferdegeſchlecht durch Vermiſchun g verloren gegangen. Weitere Beiſpiele einer mit Gluck angewandten Rein⸗ zucht unter Pferden koͤnnen wir nicht anfuͤhren, weil ſeit Buffons Zeit Niemand eine Sache, der ein ſo gewichtiger Name entgegenſtand, verſuchen wollte. Dagegen findet ſich auch nirgends ein Beweis, daß durch die Anwendung der Reinzucht wirklich eine Entartung der Rage vorgekommen ſey. Warum ſollte auch allein dem Pferdegeſchlechte die Paarung unter Verwandten verderblich werden, die dem Menſchen und den uͤbrigen Thierarten durchaus keinen S Scha⸗ den bringt? Eine glaͤnzendere Beſtaͤtigung der Reinzucht liefern uns 5 beſonders das Schaaf⸗ und Rindvieh. Vor etwa vierzig Jahren ward ein reicher englifcher Pächter, Bakewell 2), aus der Grafſchaft Leiceſter, Begruͤnder einer der Buffon⸗ ſchen völlig entgegengeſetzten Theorie, die mit dem gluͤcklich⸗ \ J) Briefe über Italien von Fr. Lullin v. Chateauvieur, uͤberſetzt von Hirzel. Leipzig 1821. Bd. 1. S. 194. 29 Thaer Ke G. O. Bd. I * S. 524; ME — ſten Erfolge gekrönt wurde. Bereits hatte nämlich auch in England die Methode des Kreuzens um ſich gegriffen, und, beſonders beim Rindvieh, mannigfachen Schaden zur Folge gehabt, als Bakewell den Satz aufſtellte: jede Thierart konne nur durch die Paarung verwandter, zugleich geſunder und kraͤftiger Individuen veredelt werden, indem hiedurch die Vorzuͤge beider Eltern, zugleich aber einerlei Stammes⸗ character zuſammengebracht wurden. — So fand hier ein einfacher Landmann die Wahrheit, waͤhrend einer der geiſt⸗ reichſten Naturforſcher ſich von Irrthuͤmern blenden ließ. Bakewell brachte durch ſeine Methode eine eigene Schaaf⸗ und Rindviehrage hervor, auf deren Vorzuͤge ſich aus dem | Preiſe ſchließen laͤßt, welcher ihm fuͤr den Gebrauch ſeiner Thiere zur Zucht bezahlt wurde: fuͤr einen einzigen Zucht⸗ ſtier, den er im Fruͤhjahr 1792 auf vier Monate auslieh, 1 wurden ihm 152 Guineen bezahlt, und fuͤr den Gebrauch von drei Widdern aus feiner berühmten Diſſhleyrage waͤhrend der Belegzeit eines einzigen Jahres, erhielt er ſchon 1789 die Summe von 1200 Guineen 19. = Die Lehre Bakewells (er ſtarb im Jahre 1796) ver: breitete ſich zwar allerdings in England, und ſelbſt in Deutſch⸗ land, und kam fo wohl auch zur Kunde der Geſtuͤtsvor⸗ ſteher; allein, wie es ſcheint, ohne Erfolg, da, namentlich in Wuͤrtemberg, das Landgeſtuͤte die verſchiedenſten, ihrer Na⸗ tur und Beſtimmung nach ganz entgegengeſetzten Ragen, wie bereits erwaͤhnt wurde, enthaͤlt; Ragen, die uͤberdieß nicht einmal rein, ſondern oft nur halb veredelt find, durch wel: 0 Thaer 4. 4. O. Bd. I. S. 526 und 366. 11 en che die Pferdezucht wohl niemals zur Vollkommenheit ge⸗ bracht werden kann. §. 43. Einige Vorſchläge zu Verbeſſerung der Pferdezucht in e 1 Das Fortbeſtehen einer Landgeſtuͤtsan⸗ ſtalt, die auf Staatskoſten unterhalten wird, fieht der Verf äls das unerläßliche Mittel zu Erhaltung und Verbeſſerung der Pferde⸗ 4 zucht des Landes an. Von dem offentlichen Beſchaͤlerſtall werden alhährlch : edle Beſchaͤler in alle Theile des Reiches geſchickt, durch wel⸗ che allmaͤhlich die Randesrage veredelt werden muß. Zwar haben ſich hin und wieder Stimmen hören laſſen, nach wel⸗ chen eine Landgeſtuͤtsanſtalt zu koſtſpielig und uͤberfluͤſſig ſeyn ſolle, indem durch die Induſtrie von Privatleuten der Zweck der Pferdeveredlung eben ſo gut, wie durch das Eingreifen 5 der Staatsverwaltung erreicht werden koͤnne. Es wird in Beziehung auf das letztere England angefuͤhrt, in welchem ſich die trefflichſten Pferde und in der groͤßten Anzahl finden, oh⸗ ne daß es daſelbſt ein vom Staate unterhaltenes Geſtuͤte gaͤ⸗ be 1). Hiegegen muß jedoch bemerkt werden, daß gewiß das⸗ jenige, was eine uͤber das Nuͤtzliche im hoͤchſten Grade aufge⸗ klaͤrte Nation, voll reicher Capitaliſten und der größten und reichſten Gutsbeſitzer, gethan hat, keine Anwendung auf Wuͤr⸗ temberg erleiden kann, in welchem ſich die Pferdezucht groͤß⸗ tentheils in den Haͤnden wenig beguͤterter Landleute befindet. England verdankt die Erziehung ſeiner Vollblutpferde lediglich den Wettrennen und ſeinem Reichthume, in welchen beiden 3 1) Knobelsdorf a. a. O. S. 34. ee Punkten es unfere Privatleute unmoglich den Engländern gleich thun koͤnnen. Zudem find unter unſeren Landsleuten die wah⸗ ren Grundſaͤtze der Zucht noch viel zu wenig verbreitet, die Anfichten noch viel zu ſehr getheilt, und viel mehr auf den augenblicklichen Privatvortheil als den bleibenden Nutzen des Landes gerichtet, als daß ſich etwas Gutes erwarten ließe, wenn die Pferdezucht der Willkuͤhr der Einzelnen anheimge⸗ ſtellt wuͤrde. | Eine weſentliche Bedingung der ihren Wirkſamkeit des Landgeſtuͤtes iſt es jedoch, daß in demſelben nicht Befchäler von vielen und ganz verſchiedenen, ſondern nur von einigen Ra gen, etwa Einer zum Reiten und Einer zum Fahren tauglichen, aufgeſtellt ſeyen, Wait Ausſchließung aller uͤbrigen. Da nämlich jede Rage gewiffe Eigenthäntichfeiten beſtgt, vermoͤge welcher ſie vorzuͤglich zu gewiſſen Zwecken brauchbar iſt, ſo kann durch den Gebrauch von vielen und verſchiedenen Ragen, wie der arabiſchen, englifchen, ungariſchen, ſiebenbuͤr⸗ giſchen u. ſ. w., und durch die Vermiſchung derſelben mit der Landesrage niemals etwas edles und zweckmaͤßi iges, fi ondern nur etwas baſtardirtes, unbeſtimmtes, ſich ſelbſt widerſprechendes entstehen. Nur durch die Vermiſchung der Landpferde mit Einer Rage, jedoch der Zugpferde und Reitpferde mit einer verſchiedenen, kann eine Rage erzeugt werden, welche dem Ur⸗ bilde, welches man fich feinen Zwecken gemäß aufgeſtellt hat, möglichft entſpricht. Welche Ragen jedoch zum Ziehen und Reiten als tauglich ausgewaͤhlt werden ſollen, uͤberlaſſen wir der Beurtheilung derjenigen, welche die ei unſeres Landes genauer kennen, als wir, — — 154 — Der Zweck des Landgeſtütes muß nicht ak lein der ſeyn, in der jaͤhrlichen Beſchaͤlzeit Hengſte in alle Theile des Landes auszuſchi⸗ cken, ſondern vornehmlich auch der, von die⸗ ſen Hengſten mit dem Geſtuͤte angehoͤrigen Stuten derſelben Rage die für das Land ne thigen Beſchaͤler nachzuziehen. 5 Blos auf dieſe Weiſe, wie ſie die Schaafzuͤchter in Betreff der ſpaniſchen Schaafe befolgt haben, iſt man ſicher, immer die aͤchte und unvermiſchte Rage zu Beſchaͤlern zu erhalten, wovon man niemals verſtchert iſt, wenn die von Zeit zu Zeit ab⸗ 3 gehenden Beſchaͤler durch Ankauf von neuen erſetzt werden. Daß weder durch die Paarung unter verwandten Thieren, noch durch die Wirkung des Climas und der Nahrung, eine Ausar⸗ tung der Rage zu befuͤrchten ſey, * wir oben humechend i r zu haben. g Zugleich werden bei dieſer Verfahrungsart alle koſtſpieli⸗ gen Reiſen ins entfernte Ausland zum f von neuen Beſchaͤlern völlig uͤberflüͤſſig. Zur Zucht im Landgeſtuͤte ſind voͤllig reine und unvermiſchte, und keine halbveredelte, ſchon ſelbſt baſtardirte Pferde aus zuwaͤhlen. Die koͤnigl. wuͤrtembergiſche Landgeſtuͤts⸗Commiſſion hat ſich zwar in einem Gutachten an das k. Miniſterium des In⸗ nern im Jahre 1820 geaͤuſſert: „zu Bedeckung der im Lande be⸗ findlichen Stuten ſeyen keine Originalhengſte, ſondern nur ſol⸗ che von veredelter Rage noͤthig“ ); allein wir find völlig uͤber⸗ zeugt, daß auf dieſem Wege nie eine bedeutende Veredlung der #9 Moltke g. a. O. S. 7. | 1 | — Ab Landesrage erreicht werden kann, weil bei Anwendung nur halb⸗ veredelter Hengſte derjenige Antheil von unedlen Eigenfchaften, welchen fie noch in ſich haben, ebenſo gut als die edlen Eigen⸗ ſchaften vererbt wird. Wenn edle Thiere mit unedlen gepaart werden, fo foll nach der Annahme Vieler die Veredlung folgen⸗ dermaßen fortſchreiten, daß das Junge der erſten Generation um die ee das der ten um 4, das der Iten um 3, das der Aten um 33, das der Sten um 31 u. ſ. w. veredelt ſey, ſo daß etwa in der 6fen Generation der Bruch von unedlen Eigen⸗ ſchaften, welcher immer noch bleiben muß, am Ende fuͤr die Sinne ganz verſchwinde, und ſich jetzt in den Zeug zungen ſolcher Thiere auch nicht mehr ausſpreche, die jetzt gleichſam als eine geſchloſſene Rage betrachtet werden koͤnnen. Nach dieſem Schema ließe ſich erwarten, daß auch durch die Paarung der Landesrage mit einer halbveredelten in fort⸗ geſetzten Generationen die erſtere zu einer halbveredelten empor⸗ gebracht, oder ihr wenigſtens fo genaͤhert werden koͤnne, daß die Differenz für die Sinne und fuͤr die Zwecke der Zucht völlig verſchwaͤnde. Allein dieſe Erwartung wird nothwendig immer getaͤuſcht werden muͤſſen, erſtens, weil uͤberhaupt das Fort⸗ ſchreiten in der Veredlung weit nicht ſo ſchnell geſchieht, als oben angenommen wird, wie dieſes auch ſchon Thaer ) feſt⸗ ſetzt, und zweitens, weil ein baſtardirtes, nur halbedles Thier ſeine edlen Eigenſchaften mit geringerer Energie vererbt, als ein ganz edles, indem dieſe durch die unedlen Eigenſchaften gleichſam beſtaͤndig gebunden und feſtgehalten werden. Auch angenommen, was wir jedoch nicht zugeben, es finde durch Ver⸗ i) Thaer Handbuch für feinwollige Schaafkucht. Berlin 1311. S. 17. 156 — 4 miſchung von unedlen Thieren mit halbveredelten allmählich eis ne Erhebung der erſteren zu dem mittelmaͤßigen Adel der letzte⸗ zen ſtatt, ſo wird der Bruch von unedlen Eigenſchaften, naͤm⸗ lich 2, der fich immer in beiden Eltern findet, leicht ein Ueber⸗ wiegen des Unedlen und einen Ruͤckfall zu der fruͤheren Gemein⸗ heit veranlaſſen, um ſo mehr, als Ruͤckſchlaͤge zu den Beſchaf⸗ | fenheiten der Voreltern ein [D allgemeines Geſetz in der Zeugung | find, daß fie ſogar bei fortgefeister Paarung von ganz edlen Thieren mit halbveredelten zuweilen vorkommen. Daß die Anwendung halb veredelter Thiere zu Veredlung | eines gemeinen Stammes wenig tauge, haben am deutlichſten diejenigen Schaafzuͤchter gezeigt, welche, um ihre Landſchaafe allmahlich in ſpaniſche umzuwandeln, ſtatt ſich ächt ſpaniſche Mutterſchaafe und dergleichen Boͤcke zu verſchaffen, und dann gleichſam unter ihren Augen die zur weiteren Veredlung noͤthi⸗ gen Böͤcke erzeugen zu laſſen, nur einzelne, zwar edel ſcheinende, feinwollige, aber doch noch baſtardirte Boͤcke ankauften, und dieſe zur Veredlung gebrauchten. Die Folge trat ein, wie ſie zu erwarten war, naͤmlich die Landſchaafe zeigten in den erſten Ge⸗ nerationen eine nicht unbedeutende Veredlung, nach und nach | aber ſchlugen in den weiteren Abkoͤmmlingen die fehlerhaften | Eigenſchaften der Landesrage wieder vor, und die halbveredelte Heerde ging allmaͤhlich wieder in eine ganz unedle zuruͤck, fo daß ſolche Schaafzuͤchter, welche das Unzweckmaͤßige ihrer Verfah⸗ rungsweiſe auch jetzt noch nicht einſahen, der voͤllig irrigen Meinung wurden, die ſpaniſche Schafzucht tauge überhaupt nicht für unſer Clima, weil die ſpaniſchen Schafe in demſel⸗ ben in kurzem ausarten. Es gibt in der Pferdezucht nur Ein Mittel, nn allezeit r drohenden Sinken Einhalt zu thun, naͤmlich das, dem Beifpiele aufgeklaͤrter Schaafzuͤchter zu folgen, und eine Originalrage aͤchter Mutterthiere zu halten, und von dieſen durch Paarung mit ächten männlichen der gleichen Rage, die zur Befruchtung der Landes rage noͤthigen maͤnnlichen Thiere zu erzielen. Bei einem conſequenten Verfahren dieſer Art n und wird der Er⸗ folg nicht fehlen. An hang. In Betreff des Einfluſſes, welchen nach Ba il ly (. 20.) die Jahreszeiten auf die Zahl der Geburten im allgemeinen, und der maͤnnlichen und weiblichen insbeſondere ausuͤben ſollen, hält es der Verf. für zweckmaͤßig/ einiges aus der fo eben erſchiene⸗ nen Inauguralſchrift von Herrn V. A. Riecke aus Stuttgart, „Beitraͤge zur geburtshuͤlflichen Topographie von Wuͤrtem⸗ berg“, noch beizuſetzen. | | Nach den Hebammentabellen vom 1. Jul. 1821 bis 1. Jul. 13825 ergab ſich für ganz Wuͤrtemberg folgendes Verhaͤltniß der Monate zu einander, in Abſicht auf die Haͤufigkeit deri in 29 je unter 1000, vorfallenden Geburten. Januar 904 Februar 832 Maͤrz 87% April 79. October 864 Auguſt 282 November 865 Juli 78: December 86. Juni 7 September 852 . Mat 85. | Nach dieſem folgen in Abſicht auf die Häufigkeit der Zeu⸗ gungen die Monate ſo auf einander: April, Juni, Januar, Fe⸗ — 158 — bruar, März, December, Auguſt, Mai, Juli, November, De: tober, September. N Hierin finden wir demnach die Angabe von Bailly fo ziemlich beftätiget, daß, wenn wir Deut ſchland zu den nicht ſuͤd⸗ lichen Laͤndern rechnen, auch in Wuͤrtemberg die groͤßte Anzahl der Zeugungen auf den Fruͤhling und Winter fällt. Die gering⸗ fie Anzahl fällt um die Zeit des Herbſtaequinoctiums. a Das Verhaͤltniß der Monate in Abſicht auf die Zahl der männlichen und weiblichen Geburten ft nach Herrn Riecke in Wuͤrtemberg Folgendes: Knaben kommen auf 100 Maͤd⸗ chen im Juli 110. Auguſt 106,1. September 106,1. Februar 106,1. Juni 105,4. Maͤrz 105,1. April 104. October 103. November 103. December 102. Januar 102. Mai 100. Demnach folgten die Monate in Betreff der Zahl der Zeu⸗ gungen von Knaben in folgender Ordnung: October, November, December, Mai, September, Junius, Julius, Januar, Februar, Maͤrz, April, Auguſt. ö Die groͤßte Zahl von Erzeugung von Knaben fiele demnach in den October, November und December, alſo zwar nicht ge⸗ rade in diejenigen Monate, in welchen auch die meiſten Gebur⸗ ten vorkommen, jedoch ſo ziemlich in die zunaͤchſt folgenden. Die geringſte Anzahl von Erzeugungen von Knaben traͤfe auf den Auguſt, in welchem zwar nicht die wenigſten Geburten, je⸗ doch verhaͤltnißweiſe ziemlich wenige vorkommen. Intereſſant ſcheint von dem Voranſtehenden das Ergebniß zu ſeyn, was mehrere unſerer, im §. 19. gemachten Aeuſſerun⸗ gen beſtaͤtiget, daß die Monate, in welchen die Zeugungsfaͤhig⸗ keit ſich durch Erzeugung von den meiſten Kindern ausſpricht, ganz andere ſind, als diejenigen, in welchen die meiſten Knaben erzeugt werden; jenes ſind naͤmlich die Winter und Fruͤhlings⸗ monate, April, Juni, Januar, Februar, Maͤrz, dieſes der Oe⸗ tober, Noyember, December. N * Druckfehler. S. 83. Lin. II. v. o. ſtatt Citronenfink l. Citronenfinken ꝛc. — 33. — 6. v. u. ſtatt putloria l. putoria. En x 8 DD