TH D. H. HILL LIBR,RY | } NOBTH CROLINA STATE COLLEGE Ar % %ey 34 N ENTOMOLOG@ICAL COLLECTION J ch sur — —i — — ERPER 3a 098 n RER 48 J 1 J — — * — nn ee 2 a En a ee * er - De en Abbandlungen. | über en verſchiedene Gegenftände der Raturgeſchichte von Johann Samuel Schroͤter Erſten Diaconus an der Stadt: und Hauptpfarrkirche zu St. Perri und Pauli in Weimar, der Churfürftlih Sächfifchen phyſikaliſch oͤconomiſchen Bienengefellfchaft in der Oberfaufis, der Churfuͤrſtlich Mayntziſchen Akademie nuͤtzlicher Wiffenichaften im Erfurth, und der Geſellſchaft naturforfchender Freunde in Derlin, Mitglied. FOFITITFATIIFITIEITISILITILITTITTTTE Erſter Sheil Mit ausgemahlten Kupfern. HALLE, bey J. Juſt. Gebauers Witwe, und J. Jac. Gebauer. ——76. RE Ba ir 3 9 ——— EN all rl — u LER, r — een * N — Be ® * rt *6 RR " 4 Durchlauchtigſte Herzogin Gnaͤdigſte Fuͤrſtin und Frau! fich mir darbietet, zu er- greifen,vor Ihro Soch⸗ fuͤrſtlichen Durchlaucht ein Zeugniß mei⸗ ner Unterthaͤnigkeit vor den Augen der Welt niederzulegen; ſo wuͤrde doch die Freude der Einwohner unſers Landes uͤber den Beſitz einer ſo theuren und gnaͤdigen Landes⸗ mutter mich mächtig auffordern, in die Tone ihrer Luft zu ſimmen. Wie muß nicht der Herr unfer Land lieben, der ung an unferm 03 Serzog Zerzog und an Ihnen feiner wuͤrdigſten | Gemahlin ein fo groſſes Pfand feiner Vor. Jorge gegeben hat! Das waren ja die getreu⸗ en Wuͤnſche aller einzelnen Unterthanen, das war der Inhalt ihres Flehens zu GOtt, und das iſt jetzo der Inhalt ihrer Loblieder, die ſie zu dem Allmaͤchtigen ſingen, der ihre Wuͤnſche und ihre freudigen Erwartungen erfuͤllt hat. Ich bin zu ſchwach, ein Lobredner fuͤr Ihro Bochfuͤrſtlichen Durchlaucht zu werden, und ich weiche einem ſo ſchweren Geſchaͤfte deſto williger ans, da das lebhaf⸗ teſte Gemaͤhlde von den erhabenen und ſel⸗ tenen Vorzuͤgen Ihro Sochfuͤrſtlichen Durchlaucht nur ein kleiner Entwurf und ein unvollkommener Abriß ſeyn wuͤrde. Aber das muß ich doch laut ſagen, daß die Herzen | meiner Brüder, fo wie das meinige, freudig und gerührt werden; und daß die groffe Verſammlung der Weimarifchen Einwoh— ner in dem Haufe GHOttes erwedt wird, menn fie das Wort des HErrn hört, daß Ihro Sochfuͤrſtliche Durchlaucht in der: ſelben zugegen (md, dem Vortrage des gott⸗ lichen lichen Wortes ihre ganze Aufmerkſamkeit fehenfen, und Dadurch ein aroffes Mufter für Ihre Unterthanen werden. Alſo ift der Herr für Ihro Hochfürftliche Durch: laucht im Neiche der Gnaden gros, und verehrungswürdig. Daß er es ım Reiche der Natur ebenfalls fey, das willen nur die⸗ jenigen nicht, welche den aroffen Werfen GOttes in der Natur Feine Aufmerffamfeit aonnen. Ich darf es alfo auch wagen, Ihro Sochfürfkiichen Durchlaucht die gegen⸗ mwärtigen Abhandlungen aus der Naturge— fehichte in Linterthänigfeit zu überreichen, weil fie durchgängig von der Gröffe GOttes unverterflihe Zeugniſſe darſtellen. Ich uͤberreiche ſie Ihnen, gnaͤdigſte Serzo- gin! mit der groͤſten Zuverſicht meines Her: zens, und gruͤnde diefe auf die vielen Be: meife der huldreichiten Gnade, mit welcher Ihro Sochfürftliche Durchlaucht Dero - Namen in den Herzen aller Threr getreuen Unterthanen verehrungswürdig gemacht ha⸗ ben. Werden alfo die Wünfche erfüllt ‚die mit mir ein jeder Diener und ein jeder Lim - terthan bis in die niedrigfte Hütte hinunter a 4 heget, u ' Kir \ — — o miffen hrs Sochfürftiche R Durchlaucht mit Ihrem Durchlauchtig⸗ ſtten Seren Gemahl unſerm Durchlauch⸗ tiigſten Berzoge die gluͤcklichſten Tage durch⸗ leben, und dieſes Gluͤck wird bis indie ph teſten Jahre eines menfchlichen Alters dau⸗ | ren. Der Herr erfülle fie. | Ich erfterbe in der tiefften Unterthaͤ⸗ u niateje Rn Durchlauchtigſte —— Gunoͤdigſte Fuͤrſtin und Frau Ihro Hochfuͤrſtlichen Durucchlaucht Weimar den 28. Februar 1776. unterthaͤnigſter Diener Johann Samuel Schröter, Steh ich jetzo den erften Theil =” derjenigen Abhandlungen aus = der Naturgefchichte hervortre⸗ ten laſſe, welche ich ehedem in verſchiedenen Journalen und Monarfchriften ein- zeln habe drucken laſſen, fo halte ich es für Pflicht, tiber diefelben einige allgemeine Anmer— Fungen zur machen, welche meine Cefer in den Stand fegen werden, dasjenige zu überfehen, 1098 ich ihnen hier liefre. Die erfte Abhandlıma über den Einfluß der Naturgefchichte in die Kenntniß dee Schöpfers ift in den Mannigfaltigkeiten, ei: ner gemeinnügigen Wochenfchrift, 1. Band, - - Seite 426. zuerft abgedruckt worden. Wenn fie auch nicht gerade nach dem Geſchmack man- #5 her D. H. HILL LIBRARY ee, Ye cher Leſer feyn follte, fo glaube ich Doch, daß fie für unfre Tage von einigem Nutzen ſeyn Eönnte, 100 die Religion fo viele Feinde Hat. Ich habe verſchiedene Zufüge aus der Naturgeſchichte hin⸗ zugethan, und wich bemuͤhet, diefe Abhandlung unterhaltender zu machen. Möchte fie doch et- was Dazu bentragen, alle Freunde der Naturge: fehichte zu einer wahren Verehrung des Gottes, der in der Natur fo laut redet, anzuhalten. Die zwote Abhandlung, von dem Nu—⸗ ‚Ken der Raturgeſchichte für die Geiftlichen auf dem Lande, wurde in die Berlinifchen - Sammlungen eingerückt, wo fie im II. Ban- de, Seite 33. zu finden if. Sie hat verfchie- "dene Zufäge erhalten. Der Wunfch, daß doch jeder Ort einen fleißigen Naturforfcher haben möchte, der feine Gegend durchſucht, und das Neue, das er entdeckt, bekannt macht, ent- fchuldiget das Dafeyn diefer Abhandlung in die⸗ fer Sammlung. Sch habe den zweyten Abdruck diefer Abhandlung mit diefem Wunſche begleitet, und der Mugen würde zuverläßig fehr gros ſeyn, wenn diefe Gedanken Eindruck machten, und dieſer Wunfch erfüllt wuͤrde. ! Diie dritte Abhandlung hat, wie mich duͤnkt, eine wichtige Frage zum Gegenftande, Die Frage: haben wir noch ein vollftändis ges Syſtem der Natur zu hoffen? und wenn es ift, Durch welche Wege gelangen wir da- zu ? Sie ift in den Berlinifchen Sammlungen, 2. Band, Seite 249, 11. Band, Seite 353. BRAUN zu ur — * Y er Tore n DAS: ” { APR EN PR EI * 4 Te SE HN en ——Wgrrede. | zu finden. Wenn es auch gleich in unfern Ta gen Feinde der Syfteme über die Naturgeſchich⸗ te giebt, fo erkennen doch die mehreſten Kenner und Freunde der Naturgeichichte ihren entſchie⸗ denen Nutzen, den meine Abhandlung beſtaͤtiget. Ich habe auch hier viele neue Anmerkungen hin⸗ zugethan. Ich hatte, da ich die Frage abhan- delte, wie man die famtlichen Schaͤtze der Na⸗ tur, die wir nemlich kennen, am kuͤrzeſten und bequemſten beſchreiben koͤnnte? unter andern von meinen Beſchaͤftigungen geredet, die ich mir fuͤr das Steinreich unternommen habe, und da hatte ich in den Berliniſchen Sammlungen ill. Band, Seite 365: f. eine Menge von Oer⸗ tern angegeben, wo fich Verfieinerungen finden. Diefe Anzeige von Dertern habe ich hier wegge— laſſen, weil fie zu unvollſtaͤndig war. Zugleich habe ich Seite 79. diefer Abhandlungen, da ich von dem Orthoceras und den Dertern, wo er ges funden wird, redete, in einer Anmerkung der Drthoceratiten gedacht, ‚die fich auf der Dür- ren Weide in der wüften Gegend bey He⸗ roldsgrün in einem ſchwarzen Marmor finden. Ich Fonnte mich damals auf Feinen Schriftfteller beziehen, der diefes beftätigte. Nachher habe ich aber in Hrn. Wirlinas Abhandlungen der Marmerarten, die zu Nürnberg 1775. mit ausgemahlten Kupfertafeln herausgefommen find, Taf. 1. Fig. 3. einen folchen Orthoceras ( ab: gezeichnet gefunden, und die Beſchreibung S Sei⸗ ft 5. ſagt, Daß dieſer Marmor, in welchem ee Vorrede. | ſer den Orthoceratiten auch Ammoniten gefun- den werden, zu Bernſtein fünf Schuh lang gebrochen werde. | Bon der vierten Abhandlung, in melcher ich gefammlete eigne und fremde Beobady tungen aus den Reichen der Natur vorge: tragen habe, und die aus den Mannigfaltig— Feiten, einer gemeinnüßigen Wochenfihrift, 1. Band, Seite 161. f. 185. f. genommen iſt, Ean ich ficher behaupten, daß fie unter allen meinen Abhandlungen die mehreften Zufäße er- halten hat. Es ift befonders eine ganz neue Ab— handlung von der Neproductiongfraft anima- liſcher Korper hinzugefommen, mo ich die hie: her gehörigen Benfpiele gefammlet, die angeges benen Ieproductionsgründe unterfncht, und vie- fe, nicht ganz gemeine Anmerfungen hinzuge- than habe. | | Die fünfte Abhandlung, von den Wir- fungen eines Blied auf einen Baum im Fahr 1771. aus den Mlanniafaltigfeiten II. Band, Seite 775. ift ebenfalls mit manche Anmerkungen vermehrt erfchienen. In der fechften Abhandlung habe ich von den Mitteln, die Inſekten, die man aufbe- wahren will, zu todten, und fie für der Zer- ftohrung zu fehügen, geredet. Diefe Abhand- lung trat zuerft in den Berlinifchen Samm- lungen 111. Band, Geite 297. an das Licht, Die ganze Hälfte diefer Abhandlung, nemlich wie man die gefammleten Inſekten Da er⸗ — * Vorrede. Zerſtoͤhrung ſchuͤtzen ſoll, it neu hinzugekom⸗ men. Hier muß ich eine Beobachtung aus dem erſten Bande des Stralſundiſchen Maga— zins Seite 257. auf welche ich mich, da ich die— ſe Abhandlung ausarbeitete, nicht beſonnen ha— be, und die es werth iſt wiederholt zu werden, nachholen. „Alle Oele, und ſtark riechende Sa⸗ „chen, heiſt es daſelbſt, welche man zur Ber: „wahrung einer Inſektenſammlung, wider „Motten, Fleiſchwuͤrmer und Staublaͤuſe em— „pfohlen hat, ſind nicht hinlaͤnglich, um alle die— „ſe ſchaͤdliche Gaͤſte abzuhalten, wenn nicht die „Schiebkaͤſten, worinnen man die Inſekten un— „ter einer Glasſcheibe bewahrt, recht dicht ſind, „und uͤberdem fleißige Aufſicht dazu koͤmmt, und „man ein jedes Inſektchen, das ſich in die „Sammlung eingeſchlichen haben wird, ſogleich „durch Traͤnkung des beſchaͤdigten Stuͤcks der „Sammlung mit Alcohol zu toͤdten ſucht. Um „ſo viel moͤglich die feindſeligen Inſekten von den „Sammlungen zu entfernen, und gleichſam alle „Witterung, wodurch ſolche angelockt werden „koͤnnten, zu zerſtoͤhren, iſt nichts fo wuͤrkſam, „als der Campher, wovon man Stuͤcken, mit „Nadeln durchbohrt, in die Schiebkaͤſten befe— „ſtigt, und ſo oft ſie ſich verzehren, mit friſchen „Stuͤcken verwechſelt. Um naͤchſtdem zu ver— „hindern, daß ſich die kleinen ſchaͤdlichen Holz „börfe, (Cerambyx. Fur) oder deren Würmer „wicht Durch das Holz der Schiebfäjtchen hinein - „zu den Inſekten nagen, ift Feine beffere Bor: „licht ln Vorrede. „ficht möglich, als wenn man die Kiſtchen von Eichenholz verfertigen, und recht ſtark mit Eein- oͤl traͤnken laͤſſet, welches auch ein fehr gutes „Anſehen gebt. Um die Nadein befeftigen zu „eönnen, müffen die Kiftchen innenher entweder „mit dünnen Korkplatten, oder mit einem Wache — verſehen werden, Die ſiebente Abhandlung, welche eini⸗ ge Bemerkungen für die Sammler der Pa- pilionen vortraͤgt, und welche zuerft in den Mar migfaltigkeiten IV. Band, Seite 490. erſchien, iſt vollſtaͤndiger, beſtimmter und deut: licher geworden. Ich habe Seite 163. dieſer Abhandlungen meine Methode bekannt gemacht, wie ich meine geſammleten Puppen im Winter zu verwahren pflege. Ob ich nun gleich hiebey allemal glücklich gemeien Din, und felten eine Puppe verlohren habe, fo will ich doch die An— leitung wiederholen, die ich im Stralfundifchen Magazin am angeführten Orte Seite 252. f. mitgetheilt finde. Es heißt dafelbft: „Bon den⸗ „ienigen Puppen, die fich unter der Erde ver: „wandelt haben, gehet ven Eiebhabern ein grofz: „ſer Theil ans Mangel gehöriger Borforge vers lohren. Hält man fie zu trocken, fo kommen „viele gar nicht oder als Krüpvel zum Vorſchein; „den gehörigen Grad der Feuchtigkeit aber zu ge: „ben gelingt noch weit ſeltner. Aus eigner Er- „rahrung weiß ich, daß nichts zutraͤglicher iſt, „als wenn man ven Raupen in die Glaͤſer oder— „andere Sefäl, worinnen man fie will \ Pi 1 Dorrede, - „deln laſſen, nicht mehr als einen Daumen hoch „friſche Gartenerde mit Send vermifcht legt, „und darüber frisches, aber yon Inſekten wohl: „gereinigtes Moos, etwan drey Finger hoch, „ziemlich locker wirft. Bis in den Herdft kan „man uniermeilen das Moos ein wenig mit Waſ⸗ „ger beſprengen, weiterhin aber lapt man e8 „ganz unberührt und unbefeuchtet in einem Kel- „ter ftehen. In einem folchen Winterbett wer: „den wenige Puppen verlohreri gehen, auch Die „zartlichften ;. €. die von der. Dleanderraupe „nicht. Man muß nur im Frühling die Glaͤſer „bey der eriten fehönen Witterung wieder. aus „den. Kellern nehmen, und an einem bedeeften „Ort, blos mit dünnen Flor verbunden, oder „mit einem Siebe bedeckt an die Eurt ftellen. „Daß man einige rauhe Zweige von Bäumen „gerade in die Glaͤſer ftelle, an welchen die aus: „geſchlafenen Zweyfalter in die Höhe kriechen koͤn⸗ „nen, verſteht ſich von ſelbſt,, Ich befürchte bey dieſer Methode nur, daß ein warmer Keller den Puppen mehr Waͤrme gebe, als ſie brau— chen, und daß die Maͤuſe denenſelben gefaͤhrlich ſind. Wer ſie in einer nicht allzukalten Kam— mer nach meiner beſchriebenen Methode aufbe— wahret, und ſie zu der Zeit, wenn Thauwetter einfällt, ein wenig mit Waſſer benetzt, und fie alſo gerade in einen folshen Zuftand, wie fie in dem freyen Erdboden haben würden, zu verfegen * der wird Feine Puppe im Winter ver ieren. | j | jo, In | Vorrede. In der achten Abhandlung habe ich eini⸗ ge Bemerfungen über verfchiedene Inſekten mitgetheilet: fie find zuerft im deutſchen Mer— eur VIL Band, Seite 202. mitgetheilet wor: den. Ich Habe am Ende diefer Abhandlung ver: fehiedene neue Bemerkungen hinzugethan. Die neunte Abhandlung, von den Wuͤr—⸗ mern eines groffen Nachtvogels, daraus Flie- gen wurden, ft zuerſt in den Berlinifchen Sammlungen IU. Band, Geite 59. erſchie— nen. Auſſer einigen eingeftreueten Anmerkun— gen, die neu hinzugekommen find, Habe ich am - Schlufje der Abhandlung die Frage beantwortet, warum manche liegen ihre Eyer in Rau: pen legen. | Bey der zehnten Abhandlung, von dem Kohlſchmetterling, und feinen Gattungen in Thüringen, welche zuerft in den Berlini- fchen Sammlungen 1. Band, Seite 505. ab⸗ gedruckt wurde, habe ich verfchiedene Anmer: "Zungen beygebracht. Sonderlich Habe ich am Ende die Surinamifchen Koblfchmetterlinge befchrieben, das ift, Diejenigen Papilionen aus Surinam, welche die Geſchlechts- und Sat: tungskennzeichen unfrer gemeinen Schmet: terlinge an fich haben. Won ıhrer Naturger fehichte und von ihrer Nahrung habe ich Feine Nachricht geben Eönnen, weil die Schriftfteller, welche von den furinamifchen Inſekten reden, ihrer nicht gedenken. Allem Anſchein nach find fie dort auch häufig genug zu finden, fie haben freylich Vorrede. freylich auch diejenigen Schönheiten nicht, wel⸗ che man an andern furinamifchen Inſekten zu ſehen und zu bewundern gewohnt ift, und das mag auch wohl die Urfache feyn, warum ihrer die Schriftfteller nicht gedenfen.. Inzwiſchen ift doch die Gattung, die ich auf meiner erften Kupfertafel fig. 4. a. b. auf beyden Seiten ha- ‚ be abgeichnen laffen, fhön genug. Freplich hat es noch niemand gewagt, von den furinamifchen Inſekten ausführlich und. vollftändig zu hans deln, fonft würden diefe und viele andere Inſek⸗ ten jener Gegend nicht ganz ſeyn übergangen worden. Wir haben auch in diefem Fache nicht leicht einige Bollftändigkeit zu erwarten, es waͤ— ve denn, daß fie ein Naturforfcher unternahme, der fich in Surinam lange genug aufgehalten hat, und bey feinem Aufenthalte auf die Natur: gefchichte der Inſekten aufmerkfam geweſen ift. Hier hätte fih Herr D. Fermin zu Maftricht um die Naturgefchichte ein unfterbliches Ber- dient machen Fönnen, aber wenn wir in feiner DBeichreibung von Surinam das Kapitel von den Inſekten nachichlagen, fo werden wir doch am Ende eingeftehen, daß er einen bloffen, und wuͤrklich allzufurzen Entwurf geliefert habe, An der eilften Abhandlung Habe ich von dem Argus unter den Papilionen, und def fen Abanderungen in Thuͤringen geredet. Sie ift von mir in die Berlinifche Sammlun: gen geliefert worden, wo fie im zweyten Ban: Schroͤt. Abh. it, 5 de, i Vorrede. de, Seite 341. anzutreffen iſt. Ich habe auch hier verſchiedene neue Anmerkungen hinzugethan, meine Abhandlung auf einen gewiſſern Fuß ge- fegt, und von einigen feltenen deutfchen Arguf. fen Nachricht ertheilet. Auſſer denen von Herrn Roͤſel abgebildeten und befchriebenen Arguffen habe ich einer neuen thüringifchen Gattung, nem⸗ lich des ſchwarzen oder vielmehr des rußfärbi: gen Argus gedacht, den ich hier bey Weimar gefunden habe. Am Ende find die furinami- Me ſchen Arauffe Hefehrieben, und der merfwürdig- ſte unter ihnen ift auf meiner erften Kupfer: tafel fig. 5. auf der linken Seite abgebildet worden. | MN Die zwoͤlfte Abhandlung, vonden Korn⸗ wuͤrmern, und den Mitteln ſie zu vertrei⸗ ben, iſt aus dem vierten Bande der Berli— niſchen Sammlungen Seite 341. f. genom⸗ ‚men. Da überhaupt der groͤſte Theil dieſer Ab— handlung für die Deconomie gehöret, fo habe ich derfelben fehr wenig neue Anmerkungen bey: ‚sefest. Sch habe aber einen Furzen Epilog hin zugethan, und in demfelben ſowohl die Beran- loffung zu diefer Abhandlung, ald auch die Ur— ſachen erzehlet, warum fie in diefen gefammleten Abhandlungen erfchienen iſt. Die dreyzehente Abhandlung, von der Kiugheit der Ameifen, wenn fie genöthiget find, ihre Wohnung zu verandern, * 9 —* zuer Vorrede. zuerſt in dem dritten Bande der Mannigfal tigkeiten, Seite 188. Sie war eigentlich kei⸗ ner grofjen Zufäge fähig, doch find hie und da einige neue Anmerkungen hinuge konmen. Die vierzehente Abhandlung redet von den Heuſchrecken, ihrer Raturgeſchichte, und den Gattungen, welche ſich in Thuͤringen aufhalten, fie iſt in dem IV. Bande der Ber⸗ liniſchen Sammlungen Seite 496. f. abge— druckt worden. Sie hat ſehr viele Zufäße er: halten. ch habe mich beſonders bemühet, die angegebenen Gattungen nach dem Naturſyſtem des Heren Ritter von Linne und anderer neuer Naturforſcher mehr zu berichtigen, und fie voll ſtaͤndiger zu erzehlen. Am Schluffe der Ab- handlung habe ich einige furinamifche, Heuſchre⸗ cken beſchrieben. Dieſe vierzehen Abhandlungen ſind 7— ſchon abgedruckt geweſen, aber ſie erſcheinen jetzt in einer ganz andern Geſtalt, und unter groſſen Vermehrungen. Man vergleiche dieſe Abhand⸗ lungen, wie ſie ehedem erſchienen ſind, und wie ich ſie jetzt hervortreten laſſe, und ich darf den Vorwurf Biger erläßig nicht befürchten, daß ich einen blofien Nachdruck beforgt hatte. Sch ha- be fie vielmehr auf das forgfältigfte durchgegan⸗ gen, und was ich Neues entweder ſelbſt er— tagen , oder in andern Schriftftellern In b 2 Sorrete.. fen Habe, das habe ih am serien Orte ein: > gefchaltet, Sch habe #0 auch einige neue Abhand⸗ une hinzugethan. | Die erſte , oder die funfzehente Ab⸗ e redet von der Biſſelmuͤcke der Thuͤringer, einer beſondern Gattung von liegen. Ich habe diefes Infekt merkwürdig genug befunden, daß es einer genauern Befchrei- bung würdig ift, Ueberhaupt merke ich bey die⸗ fer Gelegenheit an, daß Thüringen für die In⸗ ſektenliebhaber eine der reichften und ſchoͤnſten Gegenden ſey. Die Natur hat hier fuͤr Waͤlder von allerley Holzarten, fuͤr Wieſen und Gaͤr⸗ ten, Berge und Thaͤler, und folglich auch fuͤr allerley Arten der Nahrung und der Bequemlich- keit fuͤr dieſe Thierchens geſorgt. Und ſelbſt die uͤberaus gemaͤßigte Witterung, wo wir im Winter nicht die ſtrengſte Kaͤte, und im Som⸗ mer nicht die unertraͤglichſte Hitze haben, koͤmmt dieſen Thierchens und ihren Liebhabern zu Huͤl⸗ ‚fe Es wird lediglich von meinem langern £e- R ben und von meiner Muffe abhangen, ob ich ein Verzeichniß der thüringifchen Inſekten auflegen und befannt machen koͤnne, wo ich doch Feine Zeichnung wiederholen werde, Die bereits im Mae! befindlich wäre. a Vorrede. “Die ſechszehente Abhandlung befchrei- bet einige ſeltene Inſekten aus Surinam. Mein gnaͤdigſter Herzog brachten eine überaus ſchoͤne Sammlung furinamifcher Inſekten von Ihren Reifen mit fich, die Sie in Paris bekom⸗ men haben, ch habe nur einige von denfelben befchrieben, und auf meinen drey Rupfertafeln abgebildet, und vorzüglich folche ausgefucht, die entweder noch gar nicht abgebildet, oder wenig: ftens noch nicht ausgemaplt vorhanden find. Ich habe fie fo deutlich, als mir möglich war, befchrie- ben, und bey diefer Befchreibung mich vorzuͤg⸗ lich an das Linnaͤiſche Naturſyſtem gehalten. Neue Namen habe ich diefen Inſekten nicht ges geben, aber ich habe doch allemal angezeigt, im welche Klafje und in welches Gefchlecht der Ins ſekten e8 nach dem Linne gehöret. Die unge: heure Menge von Namen, die wir fehon in der Entomologie haben, hat mich davon abgefchreckt. Wenn diejenigen Inſekten, ven denen ich glau- be, daß fie noch gar nicht bekannt und befchrie- ben find, denn die Werke des Seba und des Clerk habe ich nicht vergleichen Eönnen, wuͤrk— lich neu find, fo gehöret ihnen ein Name, den ich aber lieber andern Naturforfchern uͤber— laſſe. Noch bemerfe ich, daß alle diejenigen Anmerkungen, mie Seite 331. 336. und der: gleichen, wo ich in den Befchreibungen die Zeich- nungen verbeffert habe, nun alle überflüßig find, nachdem Herr Gapieur dieſer geſchickte Kuͤnſt— | b 3 ler, Worrede 32 ler, alle Originale in feinen Handen gehabt, und . diejenigen nicht allzugut gerathenen Zeichnuns gen, die ich dem Heren Verleger überfendet hat: te, bey Seite gelegt, und andere verfertiget hatte. ch Ean daher verfichern, daß alle Zeich- nungen ihren Originalen völlig getreu find. Ich habe noch einen guten Vorrath von folchen In⸗ ſekten in dem hiefigen Herzoalichen Kabinet vor mir, die ich aber nicht befchreiben wollte, weil ich nicht gefonnen war, durch mehrere Ru: pfertafeln ven Kaufpreis diefes Buchs zu erhoͤ⸗ hen. Im Naturforfcher werde ich Gelegenheit haben, diefelben bekannt zu machen. | Endlich Habe ich in der letzten Abhand⸗ lung von den Bemühungen und den Ver: dienften älterer und neuerer Schriftfteller. um die Inſektenlehre Europens geredet. Ich bitte meine Eefer, diefe Arbeit nur für einen Ent: wurf anzunehmen, und ich verfpreche mir hier deſto zuverläßiger die Nachficht billiger Leſer, da es bekannt ift, wie koſtbar die Schriften in die fem Fache ver Naturgefchichte find. Ich Fan Aber verfichern, daß ich die mehreften Schriften, ‚von denen ich geredet habe, felbft gefehen und ge⸗ lefen habe. Mein Manufeript war aber ber reitd in den Handen meines Herrn Verlegers, als mir noch eine Arbeit zu Gefichte Fam, die. ich nicht übergehen fan. Es führet die Auf: ſchrift Ankündigung eines Ioftumatikben | erks, Mr < ’ | Vorrede. Werks von den Schmetterlingen der Wie ner Gegend, herausgegeben von einigen Xeh: rern am K. 8. Therefiano, Wien 1775. 322. Geiten in gros Quart, nebit 8. Kur pfertafeln. Zwey geſchickte Eehrer zu Wien, Hr. Profeffor Schiefermüller, und Herr Pro: feſſor Denis find es, die fich mit diefem Werf vorzüglich befchäftigen, und ſich um die Liebha⸗ ber der Inſekten, jonderlich der Papilionen ver: dient machen, und wenn das Werk fo ausfallt, ‚wie es diefe vorlaufige Ankündigung wahrfchein lich macht, zuverläßig verdient machen werden. - Man wird bey einem jeden Schmetterling die Raupe, das Ey, die Pflanze, Die es nahrt, die . Puppe, die Zeit der Entiwickelung , Eurz die - ganze Naturgefchichte veffelben vortragen : mar - wird den Schmetterling felbft genau beſchreiben, alle feine Raritäten, die Art fich zu verandern, befannt machen, und auch die geringften Um— ftände nicht verfchmweigen, daher zugleich bemer⸗ ket werden foll, ob er in der Gegend um Wien haufig oder felten gefunden werde, ob er fehap: lich fey, und in welcher Gegend er fich befon: ders aufhalte. Bey einer jeden Familie wer: den die Charaktere angegeben werden, welche der⸗ felben eigen find, und welche alle zu diefer Fa: milie gehörige Körper gemeinfchaftlich haben. Die Herren Berfafler werden bey der allgemei: nen Elaßification der Schmetterlinge die Linnaͤi⸗ ſche EintHeilung zum Grunde legen, in Anfehung - b4 der Vorrede. | der Gefchlechter und Gattungen aber von ihm abgehen. Sie werden bey ihrer Eintheilung die Raupe mit zu Hülfe nehmen, und ihre deutfchen und lateinischen Benennungen werden von der Art feyn, daß fie das Eharacteriftifche der Papi- fionen deutlich ausdrücken follen. Die illumi- nirten Zeichnungen werden unter der Auflicht des Heren Profefior Schiefermüller auf das forgfältigfte und genauefte verfertiget werden. Diefe Ankindigung von 322. Seiten in gros Quart möchte manchen für eine bloſſe Ankuͤndi⸗ gung zu mweitlauftig fcheinen. Aber wenn man ‚ bedenkt, daß die Herren Verfaſſer nicht nur ‚ihren Plan mweitläuftig entwickelt, dabey aber auch eine allgemeine Naturgefchichte ver Schmet: terlinge vom Ey an, bis zu ſeiner voͤlligen Aus⸗ bildung, eine Erklaͤrung der Terminologie des Herrn Ritter von Linne, und eine Anleitung, die Papilionen zu fammlen und aufzubewahren, \” hinzugethan haben, fo wird jeder billiger Leſer ein ander Urtheil von diefer Ankündigung fäl- fen. Einen Wunſch, den ich laut zu fagen wage, möchten doch die Herren Verfaffer er: füllen: daß fie die Liebhaber der Inſekten, bey Papilionen, die in andern Schriftftellern ſchon Namen haben, mit neuen Namen ver- fehonen, oder wenigfiens die Namen ihrer Bor- Sänger auch mit anführen möchten; daß fie überhaupt bey einem jeden Schmetterling, den fie vorlegen, zugleich die Schriften * | ma Vorrede. machten, wo ihn ihre Vorgaͤnger bereits be fihrieben und abgebildet haben, und daß fie vor: zuͤglich alle diejenigen Schmetterlinge, die No- fel, der doch in allen Handen der Inſektenlieb⸗ haber ift, fchon abgezeichnet hat, nicht noch ein- mal abzeichnen möchten. — * Da ich an ven Herrn Roͤſel gedenke, fo merke ich bey dieſer Gelegenheit an, daß Herr Kleemann in Nuͤrnberg eine neue Ausgabe von den Roͤſeliſchen Inſektenbeluſtigungen be: forgt. Es find davon bereits zwey Theile her: aus. Die ausgemahlten Zeichnungen find eben fo fhön, als im Roͤſel felbft, in den Beſchreibun⸗ gen ift mehr Berichtigung anzutreffen, und bey jedem Infekt find die Einnäifchen Namen hinzu: gethan worden. Wenn Herr Kleemann die in dem II. und IV. Theil gelieferten Inſekten in ihre gehörige Klaffen gebracht hätte, fo wir de Died das vollfommenfte foftematifche Werk ſeyn, das man nur wuͤnſchen oder erwarten Eönnte. Was ich alfo in diefen Abhandlungen ge: feiftet habe, das habe ich meinen Eefern kuͤrz⸗ lich eröfnet, und ich wuͤnſche nur, daß diefe Schrift das Schichfal meiner übrigen Schriften haben möchte, melche die Liebhaber der Natur: gefchichte mit gutigem Beyfall aufgenommen haben, und leſen. Wenn der Inhalt auch b5 gleich — Vorrede. | | gleich nicht für alle’ einzelne Abhandlungen: von gleicher Wichtigkeit waͤre ſo ſchmeichle ich mir doch, ſolche Gegenſtaͤnde gewaͤhit zu haben, die nicht unter die alltaͤglichen gehoͤren, und wenn auch nicht alle einzelne Anmerkungen neu find, jo glaube ich doch, daß mwenigftens verſchiedene derfelben das Gepräge der Neuigkeit an fich tragen, und Kenner befriedigen werden. So gern ich alfo den: Wunſch meiner Gönner und meiner ‚Freunde erfüllt habe, die mich um die Ausgabe meiner ehedem zerftreut gedruckten Ab: handlungen baten, fo vielen Dank will ich ihr nen fagen, wenn das Publikum das Gefchenfe, das ich meinen Freunden gemacht habe, zugleich für ein Geſchenk für ſich felbft annehmen wird. Beſonders danke ich dem Heren Pauli und der Frau Boßin zu Berlin hierdurch öffentlich, - daß fie es geftatteten,. daß die in den Berlini- (hen Sammlungen und den Manniafaltig- Feiten befindlichen Abhandlungen von mir, im einem andern Verlage in einer veränderten Ge⸗ ftalt erfeheinen durften. Und dem Freunde, der’ mir ihre Einwilligung überfchrieb, ich darf mei- _ nen geliebten Martini nennen! bleibet mein Herz, und meine Hochachtung, und mein Dant ee heilig. | So wie ich mich bemühet * dieſe Ab⸗ Rs Durch viele neue Anmerkungen und: sa Fr ſogar durch neue Abhandlun⸗ gen Vorrede. gen zu erweitern, fo hat auch mein Herr Verle— ger nichts mangeln laffen, dieſe Arbeiten durch den auffern Schmuck den Eiebhabern gefällig zu machen. Druck und Papier, wer erklärt bey- - des nicht für fehön ? und die Kupfertafeln, wer: . den allemal vor den Augen des ſtrengſten Kunſt⸗ richters beftehen, fo fein, fo natürlich zeichnet, ſticht und mahlt Herr Capieux. Auch für eine genaue Eorrectur hat mein Herr Verleger ge: forgt, dergeftelt, daß nur wenige Druckfehler vorhanden find. Ich würde diefe nicht einmal anführen, wenn fie nicht den Leſer in die Verle— genheit festen, einen falfchen Sinn zu finden. sch bitte daher fie folgendergeftalt zu verbeſſern. Seite 102. Zeile 17. leſe man für municata, mu- ricata, Seite 172. Zeile 9. fir Eindenvogel, Molfsmilchvogel, Seite 18 1. Zeile 2. muß nad) dem Worte und gefegt werden Roͤſel, Seite 202. Zeile ı 1. lefe man fir Erde, Erle, Seite 274. Zeile 26. für Fritfch, Friſch, Seite 301. Zeile 13. für Hoppe, Happe. Seite 303. muß da, wo Nofel angeführt ift, allemal der zweyte - Band, md zwar derjenige Abfchnitt verftanden werden, der von den Heuſchrecken handelt, Sei⸗ te 310. Zeile 3. muß für überhaupt, übeefegt ge: lefen werden. Die erfte Muffe die mir von meinen übri: gen Arbeiten übrig bleibet, werde ich auf die Ausarbeitung des zweyten Bandes wenden. = i Vorrede. ich hier nur wenig vorgearbeitet habe, ſo wird der groͤſte Theil jener Abhandlungen ganz neu ſeyn, und ich brauche daher ungleich mehr Zeit, als mir bey der Durchſicht dieſes Theils noͤthig war. Inzwiſchen gedenke — doch ihn auf die — Mrichaelis Meſſe g. ©. zu liefern. Mein Wunſch übrigens iſt, PR mei: ne Lefer meine Bemuͤhungen guͤtig aufnehmen, und daß meine Arbeit etwas dazu beytragen möchte, den Namen des GOttes zu verherrli- chen, der fich in dem Reiche der Natur in ei- ner erſtaunenswuͤrdigen Groͤſſe zeigt. "Sohann Samuel Schröter. % | Die Die erfte Abhandlung. Leber den Einfluß der Naturgefchichte in die Kenntniß des Schöpfers. — ! ) 2. an Bat zween Wege, ein ewiges und allers EI) hoͤchſtes Weſen zu erfennen, welches. wir Gott nennen, die Offenbarung und die Natur. So gewiß die gott, fiche Offenbarung einen Gott prediget, der ein unums ſchraͤnkter Geift ift, fo gewiß ift es auch, daß wir Die: fen Gott finden, wenn wir nur den Spuren der Natur— nachgehen, Ein Heiliger Apoſtel behaupter ſchon a), daß Gottes unfichtbares Wefen an den Werfen, naͤm⸗ lich an der Schöpfung der Welt, erfannt werde, | "N Es a) Nm. 1, 19, 20, Seine Meynung Eann überhaupt la: xherlicher feyn, als wenn man behaupter, dag die Nele von fich ſelbſt entflanden fey, oder nur von ſich ſelbſt habe. ‘ entftehen können. Schroͤt. Abh. 1.Th. Y « Ri hr ——— — 2 Ueber pen Einfluß der Retunelhiche Es if jego mein Vorſatz nicht, einen jtrengen Bes weis von dem Daſeyn Gottes aus der Natur zu führen; - ic) würde auch hier nichts neues fagen Fonnen, da ſchon alle Weltweifen und viele Gottesgelehrten dieſe nuͤtzliche und fromme Bemühung unternommen haben. Einige Gedanken davon werde ich inzwifchen in der. folgenden Abhandlung nicht übergehen Fonnen. Sch fchränfe mich auf etivas ganz anderes ein. Einen Gott glauben, und den Gott, den man glaubt, Fennen, find, wie mid) duͤnkt, zween Säße, Die zweyerley ſagen; ob ich es gleich eingeftehe, daß man eigentlich zu reden nicht an Gore glauben fonne, ohne Gott zu Fennen. Die Kenntniß der Natur träge unbefchreiblid) viel zur Kenntniß Gottes bey. Sie kan ein Weg werden, in die Eigenſchaften Gottes ſo tief hinein zu dringen, als es erſchaffnen Geiſtern, die allemal eingeſchraͤnkt bleiben, moͤglich iſt; und daraus entſtehet eine wahre Verehrung Gottes, die ſich in der Ausuͤbung tugendhafter Hand⸗ lungen zeigt, eine Verehrung, die man von dem Thoren, der in feinem Herzen fpricht, es iſt Fein Gott, nicht er= warten Fan. Die Betrachtung der Natur verwahret uns für einer folchen Abweichung, denn fie giebt uns einen angenehmen Unterricht nicht nur von dem Dafeyn eines höchften Wefens, fondern fie erläutert uns auch deſſen Eigenfchaften, Man überzeugt fich hier von Got es Macht, von Gottes Weisheit, und von Gottes Güte. Von der uneingeſchraͤnkten Macht Gottes zeuget die ganze Natur, die Menge, die Mannigfaltigkeit und die Beſchaffenheit der geſchaffenen Körper. Man nehme fich die Mühe, die Aal min)‘ Körper des Erdbos dens 1 in die Kennt des Schöpfers. 5 en zu berechnen, man ns nach einer gefundenen unglaublichen Zahl endlich doch befennen müffen, daß noch eine eben fo große Anzahl vorhanden fey, die wie nicht werden berechnen Fonnen.d) Wie viel fehen wir an dem Himmel Sterne, wo wir fragen koͤnnen: koͤnnt ihr fie zahlen? Und wie unzaͤhlbar iſt nicht die Menge der Gefchöpfe des Meeres, wo wir vielleicht nie die Hoffnung haben, fie ſaͤmtlich zaͤhlen zu Fonnen. Selbft die Gefchöpfe des Erobodens, der uns fo nah ift, und den wir durchwandern koͤnnen, find uns noch einer groſ⸗ fen Anzahl nach unbekannt. Ber mir, hier widerſpre⸗ chen wolte, dem müften die Bemühungen der Naturfors feyer und ihr glücklicher Fortgang gar nicht bekannt ſeyn. Wir Fennen aus allen drey Neichen der Natur viele Körs per, die unfern Vorfahren gänzlich unbefannt waren, wir lernen ihrer täglich mehrere fennen, und wir bauen darauf den gegründeten Schluß, daß wir die Anzahl der gefchaffenen Dinge nie mit einer wahren Zuverlaͤßigkeit werden berechnen koͤnnen. Ich habe nicht den Zweck, alle die Beyſpiele aufzuſu⸗ chen, die hieher gehoͤren, Aber eins muß ich doch bemer⸗ fen. Man werfe auf die unterfchiedene Groffe der Ges ſchoͤpfe einen aufmerkſamen Blick. Wir haben unter U 2 den 5) Man hat berechnen wollen, daß fih auf dem Erdboden 40000 Arten lebendiger Geſchoͤpfe befanden. Naͤmlich 20000 Arten Pflanzen, 3000 Arten Eriechender Thiere, 12000 Arten Inſekten, 200 Arten von Amphibien, 2400 Arten Fiſche 2000 von Voͤgeln, und 200 von vierfuͤßigen Thieren. So wenig wir für dieſe Rechnung 3 Buͤrge ſeyn koͤnnen, ſo gewiß iſt es, daß man noch immer neue Arten der Geſchoͤrfe entdeckt, und die Groͤſſe des Schoͤ— pfers in dieſer groſſen Mannigfaltigkeit zu bewundern Urſach hat. 2 4 1 Ueber den n inf der Natugefhichte N den Inſekten einige, die das bloffe Auge * erkennen kan, und unter den Thieren iſt der Elephant von mie— heurer Groͤße. Doch das findet man ıfogar unfer den Thieren einer Art. Wir haben unter den Schmetterlingen eine Motte, die gar Flein ft, und in Surinam fängt man einen Schmetterling, den man den Atlas nennt, der eine ſehr beträchtliche Gröffe hat. In dem bononienfifchen ‘ Sande, und in dem Mufchelfande zu Rimini fin det man Ammonshörnchen, die, um erkannt zu wers den, ein bewaffnetes Auge erfordern, und gleichtwol hat die Geſellſchaft zu London ein verſteintes, das vier Centner wiegt, und Herr Valiſnieri erwaͤhnet eines folchen, das 13. Palmen im Umfange hat: Herr Bers trand bauet in feinen Memoires fur la firudture interieure de la terre auf bis Benfpiel von den Am⸗ monshörnchen Schlüffe, die man einem fo groffen Kerns | ner der Natur faft nicht zutrauen ſollte; Schlüffe, die man nur von Spottern und Berächtern der Natur ers warten fan; Schlüffe, die fogleich wegfallen würden, wenn er den Begriff der Allmacht Gottes vor Augen gehabt hätte, wenn es ihm auch nicht gefallen hätte aus einem Neiche in das andre überzugehen. Wenn er die Ammonshoͤrner von fo einer anfehnlichen Groͤſſe bis zu der Gröffe eines Sandforns herabfteigen fiehet, fo leugnet er Die Wahrheit der Berfteinerungen. Was foll nun das Fleinfte Infekt, das das bloffe Auge nicht fiehet, gegen den Achilles feyn, der mehr als eine Spanne im Durchs ſchnitt hat? Die Elephantenzaͤhne, die man hie und da ausgraͤbt, was ſind ſie gegen manchen Fiſchzahn, den das Auge kaum erkennen Fann ? Was I der Fleine Schmerl gegen in die Kenntuiß des Schoöpfers. | 5 gegen den Wallfiſch, der kuͤhn genug iſt, Schiffe uͤber den Haufen zu werfen? Iſt nicht der Bau des Crocodills eben dieſer, den die kleinſte Eidechſe hat? und die Rie— fenfchlange, was ift fiegegen die Blindjchleiche? Sch gevenfe nicht einmal der Anfeften, die fich von Inſekten naͤhren, und die man nurdurch ein gutes Bergröfferungss glas erkennen fan, Das Eleinfte Geſchoͤpf verherrlichee die Macht Gottes eben fo fehr, als das größte, und ic) getrane mir faft zu behaupten, dag man, um einen Gott zu glauben, und um den Sort, den man glaubf, zu verz - ehren, nur die Stufenfolge betrachten dürfe, die fich uns ter den Gefchöpfen fo fichtbar finder. | Das muß ein allmächtiger Schöpfer feyn, der dies alles fo weislich hat bereiten Fonnen, zumal wenn wir den eigentlichen Begriff der Schöpfung daben zum Grunde _ legen, wo alles diefes aus Nichts ift gemacht, nur durch ein Wort des Schöpfers ift bereitet worden. Man darf hier auch die Fortpflanzung der Gefchöpfe nicht aus den Augen fegen. Wir fehen es täglich, daß ein jedes Gefchöpf durch einen feftgefegten Weg ſeines gleichen zeugt. Aber wer Fan das erklären, wie es zugehet? Wenn das Crocodill fein Ey an don Ufern der See in den Sand gräbt, fo brütet e3 die Sonne aus, das Fe⸗ dervieh würfer diefes durch feine eigne Wärme. Diele Thiere gebaͤhren Iebendige Junge, und die mehreften folgen nach wenig Tagen ihrer Mutter nach, und fuchen ihre Nahrung felbft an den angewiefenen Dertern. Wels he Sorgfalt braucht der Menfch, ehe er Diefes bewerks ftelligee! Und welches Werk der Macht iſt der Schmet⸗ terling, der vorher ein ganz ander Thier war, alser jeßo iſt, und der feines gleichen nicht eher zeugen Fan, bis zuvor W3 aus 6 1 Ueber den Einſluß der Naturgeſchichte | aus. aan eine Haupe wurde, eben eine folche Raupe, wie ler, der fo fihone Schmetterling, ehedem felbft war. - Mir Fonnen behaupten, daß Diele Betrachtung einen = "mächtigen Einfluß in die fictlichen Handlungen der Mens ſſchen habe. Wir wollen unter einer Menge Folgeruns gen, die wir darauf bauen Fonnen, nur drey auslefen, die. mir die merfwürdigften vor je her gewefen find. 1. Die Schönheiten der Natur find reizend, der Menſch aber bleibet doch das fihönfte unter allen fichtbaren Gejchöpfen. Man lefe, was der Herr von Fenelon vor ihm fagt, in feiner Abhandlung von dem Daſeyn Gottes aus den Werfen der Natur HG. XXX. f. f. ©.104. f. f. nach der Folgerifchen Ucbers ſetzung, Jena 1760. Ich will die ſcharfen Gedanken dieſes Schriftſtellers nicht wiederholen, aber das muß ich ſagen, daß ſich der Menſch an ſeinem Schoͤpfer un⸗ verantwortlich verſuͤndigen wuͤrde, wenn er ihn nicht nach allen ſeinen Vorſchriften ehrte, da er ſeine Allmacht an ſich ſelbſt ſo deutlich und uͤberzeugend erkennen kann. 1. Die Schönheiten der Natur find groß, aber für dem Menfchen ift die Welt noch nicht ſchoͤn genug. Das Auge beluftiger fich bey der Betrachtung der Natur, was wird aber wol der Verſtand bey dem: ſtrengſten Nachdenken endlich gewahr werden? Eine vergängliche Schönheit, . Die Welt ift es daher nicht werth, das fich ein unfterblicher Geift, wie unfere Seele, gaͤnzlich darein verliebe, ft die vergängliche Natur ſo ſchoͤn, wie ſchoͤn muß nicht der Himmel feyn, den Gott bereitet. hat, daß er uns eine unvergängliche Gluͤckſelig⸗ Feit gewähren möge? 1. Fir in die Kenntniß des Schoͤpfers. pi 7 m. Findet der Menfih inder Natur fo wich. tige Spuren der Allmacht Gottes, fo follte er eine ftete Zufriedenkeit ‚gegen feinen Schöpfer auf fern, und ſich bey ſeinen oft ſo bedenklichen als traurigen Zufaͤllen damit aufrichten, daß der All- macht Gottes Fein Unfall zu heben zu ſchwer ſeyn koͤnne. Wir gedenfen in den Stunden der Angft nicht allemal an diefe große Wahrheit, ob wir gleich an der ganzen Einrichtung der Natur die fichtbarften Spuren - ber Dorforge Gottes erblicken Fonnen. Wenigftens müßten wir die Augen muthwillig verfchlieffen, wenn wir fie nicht fehen wollten. Nicht etwa blos die Vorſorge gegen die edelſten feiner Gefchöpfe, die Menfihen, fons dern auch gegen die geringften Gewuͤrme. Einem jeden Geſchoͤpf hat er feine Nahrung angewiefen und für feine Sicherheit geſorgt. Ein jedes Gefchopf hat feine Waf⸗ fen, fich gegen Anfälle in Sicherheit zu fegen, und oft die unerwartetften Waffen. Unter unzählbaren Ben fielen fol ung der Dintenfiſch, Calmar, eine Er läuterung geben, von dem ic) meinen fefern überhaupt des Heren Needhams Bemerkungen in, dem VIL Bande der Berlinifchen Sammlungen, ©. 341. f. 453. zum Nachlefen empfehle, Diefer Calmar fan eine ſchwarze Feuchtigkeit von fich Taffen, womit er nicht allein bey dem £rübe gemachten Waſſer feine Beute, der er nachgehet, defto zuverläßiger erhafchen Fan, fondern dadurch er auch manchen Nachftellungen feiner Seinde ausweichen Fan. ch werde in einer der folgenden Abhandlungen mehrere Benfpiele, die hieher gehören, fammlen. Was wird aber aus alle dem folgen. Ein gebffnetes Auge ſchlieſſet: Der Gott, der die Vögel ers A4 nährer, 8 1, Ueber den Einfluß der Naturgeſchichte Ri naͤhret, und die Blumen Fleidet,, Y der fan die Menſchen nicht verlaſſen. Die Weisheit Gottes iftinden Werfen der Natur eben fo ſichtbar. Zwecke und Mittel find Die eigentlis chen Gefchäfte der Weisheit. So gewiß es ift, daß der Herr bey der Schöpfung der Welt die Verherrlichung feines Namens als einen Zweck der Schöpfung veftges fest hatte, fo gewiß ift,es auch, daß er dabey zugleic) auf die Gfückfeligfeie feiner vernünftigen Geſchoͤpfe ſehe I. Wie ſehr die Natur den groffen Namen Gots tes verherrliche, das will ich jeßo nicht wiederholen, weil es meine vorige Betrachtung , welche die Allmache Gottes zum Vorwurf hatte, fihon darthut. Aber das muß ich umftändlicher betrachten, welch ein bequemes Mittel die Natur fey, die ——— der Menſchen zu befoͤrdern. Man betrachte den gar zu genauen Zuſammenhang N aller natürlichen — ‚und das Baptaik, in wel⸗ 4 chem c) Herr James Richie iſt mit denen ganz und gar nicht zufrieden, welche die Gluͤckſeligkeit der Geſchöpfe zum letz⸗ ten Zweck der Schöpfung und Regierung Gottes machen. Er glaubt, daß Gott diefen Zweck nicht wollen könnte, wo ihm nicht die Ordnung und die Glücjeligfeit der Gefchös pfe angenehmer ware, als die Zerrüttung und Ungluͤckſe⸗ ligkeit derielben. Es würde auch die Mittheilung des Gluͤcks an die Gefchöpfe gar kein Beweis feiner Güte, ſo + wie die Erhaltung der Ordnung fein Beweis feiner Mei: heit feyn; wenn nicht beydes aus einem innern Wohlge⸗ fallen daran entſtuͤnde. Dieſes innre Wohlgefallen und Vergnügen halt er für den legten Endzweck aller göttlichen ‚Handlungen. & The peculiar Doctrines of Revelarion relating ro piacular Sacrifices, Redemption by Chrift, etc. by Fames Richie M. D. Warrington 1766. ©. ven Beytrag zu den Erlangiſchen gelehrren Anmerkungen 1769: XXX — ©. 466. f. indie Kenntniß des Schoͤpfers. 9 dr fi e infonderheit mic den Menfchen ſtehen. Es ift wahr, bey vielen Körpern wiſſen wir den eigentlichen Mußen noch nicht, den fie für uns haben. Wir wirs den aber viel zu uͤbereilt fehlieffen, wenn wir ihnen dars um allen Nugen abfprechen wollten. Unſere Voreltern kannten den wahren Nußen von vielen Dingen noch nicht, den wir nun zuverfichtlich kennen, und follte uns fere Erdkugel noch fo fange beftehen, dag wir aud) Vor⸗ eltern werden fonnten, fo würde fic) der Mugen von vielen Dingen noch offenbaren, der uns bis jego fremd geblieben. :Ssch habe aber doc) buſt, auch Hiervon auf die Weisheit Gottes zu fihlieffen. Er Hat * die of⸗ fenbaren Vortheile vieler Koͤrper verſchwiegen, damit er uns theils an unſere groſſe Einſe hraͤnkung erinnere und uns demuͤthige, theils auch unſern Geiſt zum Fleiß und Nachdenken aufmuntere, darzu er uns den Verſtand gegeben hat. Der Nutzen vieler Dinge der Natur iſt nur in einem entferntern Verſtande ein Nutzen fuͤr die Menſchen. Diele Thiere gehoͤren zur Nahrung der Menfchen. Als les dasjenige, was dieſen Thieren zu ihrer Nahrung dienet, gehoͤret zugleich zu den Vortheilen ver Menfchen. Hier muß ich eine Anmerkung machen, von ver ich wuͤnſchte, daß fie von allen. meinen Leſern mit derjenigen Aufmerffamfeit betrachtet werden möchte, die fie werth iſt. Mir finden viele Benfpiele, wo immer ein’ Ges ſchoͤpf dem andern zur Nahrung dienet. Die Eleinern Fiſche find eine Speiſe der gröffern. Viele Seine Bor gel nähren fich von Würmern und Infeften, und unter den groffern haben wir ſolche, die nur auf Beute lauren, und ſich blos vom Raube naͤhren muͤſſen. Das iſt eine A5 * 4 10. I. Ueber den Einfluß der Naurheſhichte glroſſe Weisheit Gottes! Sollte PR Acer alle Thiere des Erobodens nähren, und müfte ein jedes Thier feine eigne Nahrung auffer dem Thierreiche nehmen, und von den Früchten der Erde erhalten, fo dürfte dem Mens ſchen wenig zu feiner Nahrung und zum fohn für feine Arvbeit übrig bleiben. Wie wunderbar ift hier nicht das Gleichgewicht, das Gott zu freffen wufte, das Gleich—⸗ „gereicht, welches fo einleuchtende Beweife der Güte und der — Gottes in ſich haͤlt! | Unter den Thieren des Erdbodens finden fich viele, von denen man glauben follte, daß fie dem Menfchen zum Machtheil wären gefchaffen worden. Ach will meine Gedanken nur auf die giftigen Thiere einfchram Een. Das Gift ift dem menfchlichen teibe fo nachtheilig, daß es gemeiniglich einen fehmerzhaften Tod nad) ſich ‚zieht. Manchmal wirkt es fo ſchnell daß es einem Menſchen nicht ſo viel Zeit uͤbrig laͤßt, als er braucht, ein EN zunehmend). Es ift wahr, hier zeigen ſich 9 Sn Bi Eduard Bancrofts Naturgeſchichte von Guia⸗ na, von welcher im Jahr 1769. eine Ueberſetzung in unſe⸗ ‚zer Sprache erfchienen ift, wird gemeldet, das Gift der fleinen Kaberra, einer Schlange, fey fo tödtlich, daß ein Sklave, denfie verwundet hatte, in einer Zeit won fünf Minuten daran geftorben fey, und daß das Blut aus feiz ner Nafe, Augen, Ohren und andern Theilen des Koͤr⸗ pers heräusgeichoffen wäre. Ueberhaupt wünfchten mir ° bier, daß unite Lefer bey biefer Gelegenheit eine fehöne Ab⸗ handlung im IL Bande der neuen Mannichfaltigkeiten ©. 433. 449. uͤber das ſchreckliche Gift in den Ger waͤchſen, von dem Herrn Präpofitus Hagen, nachlefen moͤchten. Wenn wir uns billig daruͤber wundern, daß manche Gifte fo auſſerordentlich ſchnell wuͤrken, fo iſt es nicht wer niger ſonderbar, daß die menſchliche Kunſt Gifte erfunden at, r * in die Kenntniß des Schoͤpfers. 11 ſich manche Geſchoͤpfe auf einer uͤberaus nachtheiligen Seite. Wenn wir fie aber auf einer andern Seite bes trachten, werden wir in ihnen Spuren der göttlichen Güte finden, und Urfache haben, die Weisheit Gottes zu bewundern. Die Aerzte bereiten unterfchiedene dem Körper gar heilfame Arzeneyen, unter deren Beftands theilen auch Gift if. Und glaube man wol, daß die Menfchen glücklich) wären, wenn man Feine giftige Thiere auf dem Erdboden Fennete? Das Gift, das fie in fich tragen, machte vorher einen Theis derjenigen ſchaͤdlichen Dünfte aus, die der Menfch aufferdem in ſich faugen müfte, und welche ihm den gröften Nach theil zuziehen würden. Man Fan daher fagen, daß auf dem ganzen Erdboden gar. nichts ift, das dem Menfchen ſchaͤdlich wäre, er müfte es denn felbft zu feinem Nach⸗ theil anwenden. Von manchen gefchaffenen Dingen Fan man fogar behaupten, daß, fo ſchaͤdlich fie auch an und vor fich feloft find, fo unfchädlich werden fie unter einer gewiſſen Zubereitung. Man Fan daher niche einmal überhaupt, und im allgemeinen Berftande fagen, daß eine Sache darum ſchaͤdlich fey, weil wir fie für fchädfich Halten, und auch wohl gar das durch Exfahs rungen unterffügen Fonnen. Ein Beyſpiel davon Fan die Caflawaftaude oder Manihot in Indien feyn, - daraus die Indianer das Caſſawabrod baden. Diefe J Pflanze hat, o moͤchte doch eine ſolche Kunſt ewig verborgen geblie⸗ ben ſeyn, die ſo langſam wuͤrken, daß man ihr Daſeyn kaum im Koͤrper merkt, und nur erſt im Tode der Men⸗ ſchen gewahr wird: ſolche Gifte, wobey man den Monat berechnen kan, wenn ſie den Menſchen uͤber den Haufen werfen werden. Das bewundern wir billig, noch mehr aber die Dreiftigkeit eines Menfchen, der fiezum großen Nachtheil andrer anwendet. er Js 12 I. Ueber den Einfluß der Naturgefchichte Pflanze ift in allen ihren Theilen, der Wurzel, des Sten⸗ gels, der Blätter und des Saftes, ein wahrer Gift. So bald aber aus den getrockneten Wurzeln diefer Pflanze ein Mehl bereitet, und aus dieſem Brod gebacfen wird, ſo Fan jeder Menſch dieſes Brod ohne Gefahr effen. Der ‘ Saft diefer Wurzel ift allen lebendigen Gefchöpfen an und vor fich feloft ein Gift; wenn ihn aber die India⸗ ner mie Wiloprer und weiffen Pfeffer Fochen, fo wird daraus eine fchmackhafte und gefunde Brühe Das Feuer benimmt alfo diefer Pflanze ihre giftige Natur. Siehe die Mannichfaltigkeiten, IV Jahrgang ©. 257. fe Wenn wir daher von einer jeden Gas che ihre eigentliche Zubereitung und ihren wahren Ge— brauch wuͤſten, jo würde manches Naturproduct aufs hören für ung ſchaͤdlich zu ſeyn, welches wir um ſeiner ſchaͤdlichen Wirkung willen fürchten. Es iſt Gluͤck für uns, daß wir alle diejenigen Korper kennen, die durch. einen unvichtigen Gebrauch fehädlich werden fonnen. Ich will auch hieraus einige Solgerungen ziehen: , I. Damit wir einer wahren Weisheit ung befleißigen moͤgen, ſo laſſet uns der Natur gehoͤ⸗ rig aachfpüren. Die groffe Weisheit Gottes, die wir hier erblicken, follte uns an die Frenheit erinnern, ‚die wir haben und fo oft mißbrauchen. Zeigt fich in ‚allen Werken Gottes ein fo erhabner Zweck Gottes für ans, fo würden wir Thoren werden,‘ wenn wir uns bey unfern Handlungen Zwecke vorfegten, die nicht edel genug für uns wären, Zwecke, dadurch wir den Gott läftern, den wir allenthalben verehren ſollten. Wenn der FED immer daran gedächte, Daß er ein Menſch iſt, das \ * die ne des Schönfes 43% | das ——7 — unter allen Geſchoͤpfen, ſo wuͤrde er ſich beeifern, der Menſchheit Ehre zu bringen; und würde das nicht gefehehen, wenn er weislich handelte? | Il: Finden wir, daß der Zweck Gottes bey. ‚der Schöpfung unfre Gluͤckſeligkeit war, jo wür- den wir unverantiwortlich fündigen, wenn wir das Glück ſelbſt hinderten, das wir nach allen - Kräften befördern follten. Eigentlich iſt Feine Glückfeligfeit möglich, ohne Religion. Wir finden bey vielen Thieren eine wahre Neigung zur Unterwürs figfeit; und bey manchen graufamen Thieren eine Art der Berfeugnung ihrer Graufamfeit gegen Die Wohlthaͤ⸗ ter. Thiere, von denen wir behaupten, daß ſie nicht zu baͤndigen ſind, koͤnnen gleichwohl durch menſchlichen Fleiß wenigſtens dahin gebracht werden, daß fie aufs hören graufam zu ſeyn. Wenn auch diefes nicht allges mein wahr wäre, fo gilt es doch von fehr vielen Benfpies - fen. Und wenn wie auch ihre Naturtriebe nicht gar ausrotten fonnen, fo koͤnnen wir fie doc) gewiß dams pfen. Siehe den Heren Reimarus von. den Trieben der Thiere $. 102. Seite 184. f, Was ift der Menfch ohne Religion? Der Menſch, der feinen Leidenſchaften ohne Einfchränfung nachfolget, und fich blos dem Will⸗ führ feines an die Laſter gewohnten Herzens überläßt ? Mas ift der Menfch, der der Tugend Hohn fpricht, und ‚die tafter ausbreitet? Ich weiß nicht, was für einen ab⸗ ſcheulichen Namen ich ihm beylegen follte, da er felbft unter den graufamften Thieren nicht feines gleichen hat. III. So erhaben der Zweck Gottes bey der. Natur ift, fo herrlich find die Mittel, Die er un: ter u! 14 1.Meber den Einfluß der Naturgeſchichte ter tauſenden, die er ergreifen konnte, wirklich erwaͤhlet hat. Wir gehören eigentlich ſelbſt unter die Mittel, wodurch Gott feinen Zweck, unſere Gluͤckſe— ligkeit, ausführen will. Darum hat er unſer teben zu einem geſellſchaftlichen gemacht, und ſeine Einrichtung gehet dahin, daß immer ein Menſch dem andern zu Hülfe fommen muß. Darum hat er manchen Mens ſchen Fähigfeiten und irdiſche Güter gegeben, die er andern entzogen hat, damit wir Denen an die Hand ges hen follen, die unfer beduͤrfen. Eigentlich zu reden ift nicht ein einziger unter den Sterblichen,, der nicht an— dern gefällig feyn Fonnte, und wir fonnen uns Umftände gedenken, wo der geringfte Unterchan feinem Fürjten Helfen Fan. Kam nicht der Sklave feinen Herrn aus, ber Gefahr des tebens erretten? Man muß hier über die Abweichungen der Menfchen erſtaunen! ie oft fucht ein Menſch das Gluͤck des andern zu hindern, oder ‘er befördert es wenigftens nicht fp, wie er nach feinen Kräften Fonnte, und nach feiner Pflicht follte. Hier koͤnnen uns fogar Thiere Benfpiele geben, denn es giebt Ä unter ihnen manche, welche folche Thiere unter fich dul⸗ den, welche nicht zu ihnen gehören, und ihnen vielleicht gar nachtheilig find. Ich will nur ein Benfpiel anfuͤh⸗ ron. Ein gewiffer Brachwurm, aus welchem der fogenannte Goldfäfer Scarabaeus chlorochryfeus entſtehet, mifchee fich oft mit in die Ameifenhaufen ein, und füche bey ihnen eine fichere Wohnung, fo wie im Winter eine warme Behaufung. Siehe die phyſika— liſchen Beluſtigungen I. Band Seite 1082. und Martin allgemeine Geſchichte der Natur 1. Band Seite 219. Man Fan zwar noch nicht fagen, od er fich | von Re in n die Kenmuniß des Schöpfer, 15 von ben Ehen der Ameifen naͤhre, und alfo ihr Feind ſey. Mir ift es aber nicht wahrfcheinfich , weil ihn diefe Thierchens fonft, deren Sorge für ihre Eyer befannt genug iſt, nicht unter ſich leiden, und weil fie dem MWurme, wegen ihrer großen Anzahl, weit überlegen find, gar bald tödten, oder wenigftens nöthigen würden, ihre Behauſung zu verlaſſen. Das thut ein kleines Thier durch einen bloſſen Naturtrieb: was ſolte man nicht von dem Menſchen erwarten koͤnnen? Wir werden folglich dann weislich handeln, wenn wir die Verbindung vor Augen haben, die uns untereinander obliegt, da wir, zuſammen genommen, eigentlich nur Eine Geſellſchaft ausmachen. Ich habe auch die Guͤte Gottes zu betrachten, die aus der Betrachtung der Natur ſo deutlich erhellet. Hin und wieder habe ich ſchon in dieſer Abhandlung Beyſpiele der Guͤte Gottes angefuͤhret, jetzo ſollen noch einige be⸗ ſonders folgen, mit welchen ich dieſe Gedanken befehliefe fen werde. So ſehr ſich das Auge bey der Betrachtung der Na⸗ tur beluſtiget, fo ſehr ergögt ſich der Verſtand. Diele Menſchen ſehen die Natur mit kaltem Blute an, ſie koͤnnen wol gar auf diejenigen ſpotten, die ſich mit der Natur beſchaͤftigen, und um ſie kennen zu lernen, ſich einer groſſen Mühe freywillig unterziehen. Aber was will man daraus folgern? Mitleid foll man mit Mens fihen haben, die eine Sache haſſen, die fie nicht verſte⸗ hen, und auf die Natur fpotten, die fie wirklich nicht kennen. Wir wollen uns auch) von folchen nicht irre machen faffen, welche die Sammlungen der Freunde der Natur für bloffe Naritätenfaften, und ihre Bemuͤ⸗ ; Hungen i ⸗ 16 I. ueber den Einfuf der BR Hungen für 5 Taͤndeleyen halten. Wir, OR von Kennen und Freunden der Natur. Dieſe ſehen nicht blos mit ihrem Auge, ſondern ihr Verſtand unter⸗ nimmt zugleich die angenehmſten Beſchaͤftigungen. Und "wenn manche darum die Natur überfehen, weil ihnen ihre Schönheiten unbekannt find, fo bitten wir fie, fich ‚zu folchen zu begeben, welche nicht etwa blos die Namen ihrer geſammleten Schäße herzufagen wiffen, nein! ſondern welche die geoffe Kette der Naturüberfehen, und ‘ eine Furge Geſchichte eines jeden Geſchlechtes erzehlen koͤnnen. Wie gern kaͤme ich ſolchen hier zu Huͤlfe, wenn ic) Diesmal mehr thun, als nur allgemeine Betrachtuns gen anftellen koͤnnte. Wir wollen nur ei | bemerken: 1. Die Natur fuͤhrt zum Schoͤpfer. Der Gottesverleugner ſchreibet alles, was er ſiehet, den Kraͤften der Natur zu, und ſchlieſſet den Schoͤpfer vaͤnzlich aus. Wenn wir vernünftig ſchlieſſen, fo wer: den wir alfo folgern: Ein jedes Gefchöpf verkuͤndiget einen Schöpfer, da nichts von fich felbft entftehen Fan. Wenn wir ein Buch fehen, deffen Inhalt uns interefirt, ſo preiſen wir zugleich den Verfaſſer deſſelben gluͤcklich, und verehren ihn, ohne ihn zu kennen. Und wir ſolten, wenn wir das groſſe Buch der Natur aufſchlagen, nicht den Gott erkennen, der es verfertiget hat, und welches das einzige in ſeiner Art und ſo ſehr vortreflich iſt? Indem alſo Gott die Natur bereitet hat, daß ſie uns zum Schoͤpfer fuͤhre, ſo preiſen wir zugleich ſeine Güte, die ung auf diefem Wege für dem unglücklichen Abwege DREHEN einen Gott zu leugnen. I. Die of: die gennnniß des Schoͤpfers. 17 de I Die Natur prediget die groſſe Vorſorge * Gottes gegen und. Man betrachte einmal die er—⸗ ſtaunende Menge der Tebendigen Gefchöpfe, und die Einrichtung, die Gott zu treffen wußte, damit fie alle „erhalten würden. Die Erde, die fchon viele tauſend Jahr geſtanden hat, iſt nicht unfruchtbarer worden. Wir koͤnnen auch nicht ſagen, daß ſich die lebendigen Geſchoͤpfe verringert haͤtten, man kan vielmehr ſagen, daß fie ſich täglich vermehren, daß wenigſtens ihre Ans zahl gleich bleibe. Diefe erhält Gott alle, zum Bes weife, daß feine Güte groß fey. III. Das gilt infonderheit von den Menſchen. Ä Sort ſorgt für ihre Nahrung auf eine wunderbare Weiſe. Wenn er feine Hand nur einen Augenblick von uns abziehen würde, fo würden wir fogleich dahin finfen, und ein Raub des Todes feyn. Gott thut dies nicht. Er hat eine ganze Welt erfchaffen, zum Nutzen des Menſchen, und alles was der Menſch anſieht, das predigt ihm die Wahrheit, daß unſer Gott das erhalte, was er gefchaffen Hat. Unfer Leben iſt gar zu vielen Uns glücksfällen unterworfen. Auch hier offenbaret fich die Vorſorge Gottes in ſeinem maͤchtigen Schutze, wo er einer zaͤrtlichen Mutter gleicht, die ihr Kind hebt und traͤgt, um die Frucht ihres Leibes fuͤr Unfaͤllen zu behuͤ⸗ ten. Ich berufe mich hierbey auf die Erfahrung, die keinem meiner efer unbekannt ſeyn kan. Wir haben alle Fälle erlebe, wo unſer Leben in der augenſcheinlich—⸗ fien Gefahr war, aber durch Gottes Güte find wir ers rettet worden. Diefe Betrachtungen tragen zur Verber rlichung des Schöpfers ungemein viel bey. Undankbare Menfchen Schroͤt. Abh. —— B ſind — 18 4 ueber den Einuß der ——— ſind in den Augen aller Vernuͤnftigen verhaßt. Die Suͤnde muß daher unverantwortlich ſeyn, wenn Men⸗ ſchen gegen Gott undankbar ſind, der ihnen ſo groſſe Wohlthaten erzeiget hat, und deſſen Huͤlfe ſie nicht ei⸗ nen Augenblick in ihrem teben entbehren koͤnnen. X Mich duͤnkt, ich habe hier wichtige Gruͤnde vorgetra⸗ gen, die uns überzeugen, daß die Kenntniß der Natur zur Kenntniß des Schopfers gar viel beytrage. Ich will diefe Abhandlung für nichts anders als für einen Fleis nen Entwurf angefehen haben, daben ich aber doch glaube, daß es beynahe leichter fen, über dieſe tehre einen weit⸗ fäuftigen Traktat als eine Fleine Abhandlung zu fehrei- ben. Man befchuldige mich nicht, daß ich aus Liebe zu der Naturgefchichte für diejenigen eine Apologie hatte fehreiben wollen, welche die Nafurgefchichte lieben und Naturalien ſammlen. Das würde eine Beleidigung für unfre erleuchteten Tage feyn. Im vorigen Jahr⸗ Hundert Fonnte man noch viele zehlen, welche einen ver; ächtlichen Blick auf die Naturalienfammlungen warfen, abber unfre Tage, wo das Studium der Naturgefchichte fo allgemein, und darum fo allgemein ift, weil der Nur Gen davon Feines Erweiſes bedarf, unſre Tage haben das gar nicht zu befürchten. Ich habe alfo gar nicht Urfache, eine Sache zu vertheidigen, die Fein Menfch mehr anklagt. Ich wünfche ‚mir vielmehr einen ge doppelten Zweck durch diefe Abhandlung zu! erreichen. Der eine: daßalle Freunde der Naturgefchich- te dies zum erften Zweck bey ihren Sammlun⸗ gen machen möchten, ihren Einfluß in die Kennt- niß des Heren der Natur zu erkennen und zu nügen. Die Sammler der Naruralien Eonnen bey ihrer indie Kenntniß des Schöpferd. 19 ihrer fo angenehmen und nüßlichen Bemuͤhung aufmehe als eine Art diefen geoffen Zweck verfehlen. Sehr oft wird die luſt zu ſammlen eine Leidenſchaft, und das ift zuverläßig Entehrung der Natur und Verbrechen, wenn der Menſch Feinen Ueberfchlag macht, wie weit er es wagen darf, im Sammlen zu gehen. Man fagt von dem Aldrovand, dag in feinem Kabinet fein ganzes Ders mögen gefteckt habe. Ein Fluger Mann weiß auch feis nen Vergnügungen gewiſſe Schranfen zu fegen, und er - fege fich bey feinen Sammlungen einen gewiffen Zweck vor, den zu erreichen fanmlet er, Wenn der Schrifts fteller für andere fhreibt, fo Fann man auch fagen, daß er für andre fanmle; weiter dürfen alfo feine Samms lungen nicht gehen, als es feine Schriften nothwendig machen. Man wird es felten finden, daß ein Gelehrter alle drey Neiche der Natur in ihrem ganzen Umfange ‚ folte überfehen Fonnen, es müfte denn ein Lehrer der Nas turgefchichte auf Academien ſeyn, deſſen Beruf es fors dere, ſich mit der ganzen Naturgefchichte bekannt zu machen. Auſſer diefem Falle iſt es mehr anzurathen, ſich nur auf einzelne Fächer in der Naturgefihichte zur legen, und hier ſammle man mit angeftrengten Kräften, dann werden wir das Vergnuͤgen haben, etwas vollftäns diges nach und nach zu erhalten, ohne bag wir unſre häuslichen Umftände in fichtbaren Verfall ſtuͤrzen wuͤr⸗ den. Männer, die in weitläuftige Gefchäfte vers wickelt find, follten gar nicht fammlen, und Männer, welche ein groffes Vermoͤgen befigen, follten den Ges lehrten unterftügen, wenn er für andre arbeitet. — Wir haben einige Benfpiele folcher Männer, die zwar blos zu Ihrem Vergnuͤgen ſammlen, aber ihre Samms DB 2 lungen ‚20 1. Ueber ven Einfluß der Naturgefchichte Jungen ftehen alle'denen offen, die. andre durch Schriften . belehren. Sch gedenfe hier mit Vergnuͤgen an einen ‚Feldmann zu Neuruppin, der alle Schönheiten ſei⸗ ‚nes. Conchyliencabiners einem Martini nach Berlin uͤberſendet, und dadurch feine Bemuͤhungen unterſtuͤtzt. Das macht dem Herzen eines ſolchen Mannes Ehre, ‚die Naturgefchichte gewinnt, und es muß wahre Derus higung für das Herz feyn, wenn man die Kenntniß des Schöpfers aus den Werfen der Natur auf eine fo edle Art ausbreitet und unterftüßt, Weie viele andre Benfpiele koͤnnte ich Gier nicht noch anführen, wenn ich mic) nicht mit Ueberlegung eins fehränfte! Ich wünfchte aber doch, daß auch foldye, wel— che eben für fich Feine Luſt und feinen Beruf fühlen zu ſammlen, die groffen Werfe der Natur mit Aufmerfs famfeic betrachteten, und ihren Einfluß in die Kennt; niß des Schoͤpfers erlernen möchten. Unglaube und Aberglaube würden dadurch von ihrem Throne geftürze werben. Es feheinet zwar, als wenn bey unfern Bors fahren die Luſt zur Maturgefehichte der Aberglauben ges nähret hätte, und noch ift die Welt nicht ganz vom Aberglauben in der Naturgefehichte frey.e) Aber follte - man diefes auf die Nechnung der Naturgefchichte felbft ſchreiben duͤrfen? Unſern guten Vorfahren fehlten noch —— Kenntniſſe, und wir bedauren ſie, wenn ſie die⸗ ſem m) Man leſe hier. die Khöne Abßanbtung von dem Aber⸗ glauben in der Naturgeſchichte, in des Herrn D. Marz tini allgemeinen Geſchichte der Natur nach Bomari- ‚fiher Einrichtung I. Band Seite 86. f. und des Herrn Paſtor Böse zu Quedlinburg Abhandlung über eben die: fen Segenftand in den neuen Mannichfaltigkeiten T. Jahrgang Seite 303. ff» 319. ff. l indie e Reini des Schönes. ar fem N jenem Steine die Kraft, Gift und Heren zu vers treiben, Diebe zu offenbaren und die Keufchheit zu ber ſchuͤtzen, und was vergleichen mehr tft zufchreiben. Und wenn in unfern Tagen nod) der Aberglaube in der Naturgeſchichte herrſcht, ſo darf man es Menſchen frey vorwerfen, daß fie die Natur nicht Eennen. Man bes teachte fie, Die ſchoͤne und wohlthätige Natur, und fie wird uns für den Aberglauben bewahren, und wir wers den endlich eingeftehen, daß die Naturgefchichte in die Kenntniß des Schöpfers einen fichtbar geoffen Einfluß habe. Dies wird mich zugleich ben aller meinen Leſern entſchuldigen, daß ich in meiner Sammlung dieſer Ab⸗ handlung den erſten Platz eingeraͤumet habe. 3» Die andere Abhandlung, Bon dem Nutzen der Naturwiſſenſchaft für - die Geiltlichen auf dem Lande. x : Ss Di die Kenntnig der Natur eine der angenehmſten Wiffenfchaften, und eine der nüglichften Ber fehaftigungen fey, das leugnen nur diejenigen, welche entweder Fremdlinge in der Maturgefchichte oder Feinde ‚ derfelben find. Die Auffchrife meiner Abhandlung jeigt, daß es hier meine Pflicht gar niche fey, zu bes weiſen, welche Neiße und Bortheile die Naturgefchichte gebe, Uber das wird meinen tefern vielleicht nicht uns angenehm fenn, wenn ich ihnen einige Schriften anzeige, die mich der Mähe eines ſolchen Beweifes vollkommen überh:ren. Bon dem Nutzen der Naturgefchichte überhaupt handeln vorzüglich: der Herr Nitter von K 83 Linne Pe: 22 11. Bor dem Augen der Naturwiſſenſchaft % Linne in den VII: Theil ver Amoenitatum acade- micarum, und überfeßt in Herrn Boͤrners Samm- | Jungen aus der Naturgeſchichte u. f. w. I. Theil, Dress den 1774 Seite 76. f. Und die Beyträge zur Bes förderung der Naturkunde 1. Band, Halle 1774. 21. Stüd Seite 321. f. | Was die Naturgeſchichte dem Arztenüge? Das ift zu bekannt, als daß ic) ein Wort, davon fagen ſollte. Doch Fonnen meine tefer, davon des Heren Nibe Nede von dem groffen Nutzen, welchen die Kundſchaft in der Phyſic bey Kenntniß und Heilung der Krankheiten hat, nachlefen, Sie findet ſich überfege in der neuen. Sammlung verfchiedener Schriften der gröften Gelehrten in Schweden. Exfter Band. Coppenhagen 1774. Seite 363. f. Ich will von den andern Wiſ—⸗ fenfchaften nur etwas gedenken. Sccheuchzers Schriften, fonderlich fine Natur: wifienfchaft Hiobs, gehören hieher, als ein buͤndiger Deweis, wie nöthig die Maturwiffenfchaft einem Got- tesgelehrten fey. In dem angezogenen Buche befins det fich ein Brief eines Geiftlichen, darin er beweiſet, daß die Natur und Meßkunſt einem Gottesge— lehrten zur Erklärung der heiligen Schrift eben fo nöthig fey, als die Philologie. Hieher gehoͤret auch Herm. Wolfs Specimen phyficae ad theol. natur. applicatae f). Man follte glauben, die Naturwiffenfchaft habe in die Kechtögelahrtheit den allerwenigſten Einfluß ; aber Birnbaum hat in feinem Tractat de infigni phyfices | ın f) Sie if in Thuͤmmings Meletematibus befindlich. fuͤr die Geiftlichen auf dem Sande. 23 in iurisprudentia vtilitate 9), das Gegentheil deut, lich gezeigt. Man wird auch die Abhandlung mit Bers gnuͤgen lefen, die der Herr Hofrath Kaäftner dem Hams burgifchen Magazin einverleibet hat, und welche von dem Einfluffe ver Naturlehre in die ——— handelt h). Die Weltweisheit hat mit der Naturlehre eine genauere Verbindung, und unter den beſondern Theilen der Philoſophie hat hier die Naturlehre in die Mathe⸗ marif einen ganz befondern Einfluß. Fontenelle ber hauptete, daß die Verbindung der Meßkunſt mit der Maturlehre beide wechfelsweife angenehm und gründlich mache: !) und das find auch die Gedanfen des Herrn von Baillou, eines Florentiners, in feinen Gedanken von den Edelgefteinen, weil ihm die Mathematif zu zwey Mafchinen behüfflich gewefen ift, die bey ven Edel⸗ gefteinen von groſſem Nutzen find.) Die eine diefer Mafchinen ift fo eingerichtet und abgetheilet, daß fie von fich felbft den Grad der Härte von den Steinen, die man darauf unterfücht, anzeigt. Die andere Mafchine . aber ift dazu behuͤlflich, daß man die eigne Schwere der Steine unterfuchen fan. Für diejenigen, welche den Werth der Edelfteine nicht nach der Farbe, fondern nach der Härte beftimmen, find ſolche Mafchinen zuverläßig von dem gröften Mugen. Man fehe meine vollitän dige Einleitung in die un und Gefchichte der 9) Leipz. 1721. h) Hamb. Mag. 4.8. 1. St. 2. Num. ©. 77. ff. i) Hamb. Mag. 4. B. 4 St. 4. Num. ©. 392. ) Memorie di varia erudizione della Societa colotnbaria Florentina. 1. B. 7. Num. Florenz ah und in dem Hamb. Mag. 4. B. 4. St. 4. Num. ©. 382: ff. 24 1 Bon dem — der Ratunifenfgaf der Steine und der Verſteinerungen, 1. Band, Seite 59. f. nad. Die Mathematik hat alfo in der Maturgefchichte ihren entfchiedenen Nußen. Dieſen Nutzen haben einige Gelehrte in beſondern Schriften ges jeigt. Johann Polenus hat eine Nede de phyfices in rebus mathematicis vtilitate gehalten; (! und der Herr Hofr. Kaͤſtner hat zu Göttingen in einer- An⸗ zeige feiner Borlefungen über die Mathematif und Phy⸗ fif, die er auf 12 Quartfeiten drucken laffen, fein Dors haben, die Phnfit mit der Mathematik verbunden zu lehren, befannt gemacht, gerechtfertiget, und dabey gezeigt, voie wichtig die Mathematik in verfchiedenen . Theilen der Naturfunde zu ihrer Vollkommenheit fey. m) £ * Bet Sonderlich hat der Herr Prof. Kaͤſtner wichtige Bes trachtungen über den Einfluß der Naturlehre in die Mes taphyſik aufgefezt, und drucken laſſen. n) Wollte ich nun von dem Nußen der Paturgefehichte und der Naturfenntniß in andern Theilen der Gelehrs ſamkeit reden, fo würde es mir fehr fehwer fallen, etwas zu fagen, das nicht bereits meine angeführten Borgans ger gefagt hätten. Indem ich aber nur von dem Nus Ken der Naturwiffenfchafe für einen Geiftlichen, der ‚auf dem Sande wohnt, rede, fo hoffe id) im Stande zu feyn, meine tefer mic allerley nüßlichen und angenehmen 4 achtungen unterhalten zu. Eonnen. Y Man glaubt gemeiniglich, daß der Geiftliche auf “dem Lande unter allen Geiftlichen die bequem: ſten Re und die — Ei habe; A \ pflege 19) ©. Kappens Orat. clariffimor. viror. P.I.orat. XXI. m) Göttingen 1768. bey Roſenbuſch. n) Hamb. Mag. 4: B. 3. St, 6. Num. ©. 306 ff. fuͤr die Geiſtlichen auf dem Lande. 25 pflegt darauf den Schluß zu bauen: die Naturforſchung gehoͤre fuͤrs Land; man habe in einer groſſen Stadt we⸗ der Zeit noch Gelegenheit genug, ſich auf eine ſo muͤh⸗ ſame Wiſſenſchaft zu legen, als die Naturforſchung iſt. Allein dieſe Folge fan nicht anders als unter groſſen Eins - fehränfungen für wahr angenommen werden. Don der Gelegenheit, die Natur zu durchforfehen, die den Landgeiftlichen bequemer feyn foll, als den Stadts geiftlichen, will ich bald befonders reden. Jetzo fage ich nur, wenn der Geiftliche auf dem Lande feinem Amte ein Gnuͤge thun, und nicht nach dem falfchen Grundſatze, für die Bauren ift alles gut genug, handeln will, jo hat er faft für einen jeden Tag feine gemeffene Arbeit. Diejenige Arbeit, Die firh in der Stadt unter mehrere Geiftliche theilet, Tiege hier auf feinen Schultern ganz allein. Hier Fan ihn die Maturgefchichte ein Weg werden, fich zu vergnügen, und diejenigen Kräfte, wel⸗ che die Seele über feinen ernfthaftern Befchäftigungen‘ zugeſezt hat, wieder zu fanmlen. Im Winter ift die Arbeit für den Geiftlichen auf dem Lande am häufigften, da hat er wenig Öelegenheit, ein unfchuldiges Vergnuͤ⸗ gen zu finden. Wind und Wetter verbieten es oft zu einem Freunde zu gehen, und gleichwol follte die Seele bey häufiger Arbeit oftere Gelegenheit haben, ihre Kräfte durch angenehme Gegenftände zu ſammlen, und fich zu einer Fünftigen Arbeit gleichfam vorzubereiten. Die Naturgeſchichte ift Hierzu überaus bequem. Er gehet in fein Kabinetchen, er betrachtet bey demjenigen, was er fich gefammlet hat, die fo wundervolle Abwechfelung der Natur in ihren Körpern, er ergößet fein Yuge und fein Gemüth zugleich, indem ex fie anfchauet und bes B5 trach⸗ P2 * I. Bon dem Nutzen * —R& trachtet. Hier denkt zwar ſeine Seele auch, aber mit einem ſo ſanften Vergnuͤgen, welches ſie nicht ermuͤdet. Er findet folglich bey muͤßigen Stunden den angenehm⸗ ſten Zeitvertreib, und bey uͤberhaͤufter Arbeit eine koſt⸗ bare Abwechſelung fuͤr ſeine Seele. Im Sommer wird dieſes Vergnuͤgen noch ſchoͤner. Denn indem er da mehr Muſſe hat in ſeinem Amte, ſo kan er auf den Bergen die Steine und Kraͤuter, auf dem Erdboden die Schnecken und Inſekten, in der buft die Sommers voͤgel, und in den Wäldern allerley Arten von Naturs produften fehen, betrachten, fammien, ‘Dadurch vers meidet er die fehädlichen Abwege, darein, deucht mir, viele fallen ; ich meine den Muͤſſiggang, dftere und nicht ſelten ausfchweifende Gefellfehaften, und allerley nieder⸗ trächtige Handlungen, als Dinge, welche die Zeit vers derben, die doch ein jeder Menfch forafältig ausfaufen ſollte. Iſt das nicht ein fehäzbarer Nutzen der Natur⸗ eſet für den Landgeiſtlichen? Ich habe vorher geſagt, daß man gemeiniglich glaubt: der Geiſtliche auf dem Lande habe weit mehr Ge- Jegenheit zu Naturbeobachtungen, ald man inden Städten habe. Ich Fan dies fo fehlechterbings nicht eingeftehn. Die Narurbeobachtungen gehören gewifs fermaaffen und eigentlich betrachtet nicht für Die Stube, man muß auf das Feld, an die Berge, an die Flüffe, in die Wälder gehen, wenn man fammlen will, Das Fan der Geiftliche in der Stadt eben fo wohl, als der | Geiftliche auf dent kande. Der geoffe Naturforfcher, der Here Kath) und Paftor Schäfer zu Regenſpurg, OR in einer sroffen Stadt, ‚gleichwohl fagt er | we für die Geiftlichen auf dem ande. 27 und, o) daß er ehedem taͤglich ausgegangen ſey, daß er jetzo noch oͤfters ausgehe, und ſelbſt ſammle, und daß er auf ſolche Art einen ganzen Diſtrikt um Regensburg herum betrachtet habe. Und wen find wohl die Bey⸗ ſpiele eines Leſſers, eines Liebknechts, eines Mellen, eines Baiers und in unfern Tagen eines Cramers, eines Gunnerus, eines Chemnitz, eines Wilkens, eines Goͤtzens, zu denen ich den Herrn Generalfupers intendent Michel in Dettingen, und den Herrn Su: perintendent Angererer in Marktharburg mit Ders. gnügen gefelle, und anderer groffer Gottesgelehrten uns - befannt , welche nicht nur Freunde und Kenner der Nas tur waren, fondern auch ſelbſt gingen und fammileten ? Dieſen Beyfpielen Fonnten auch andre in den Städten folgen. — Es bleibt aber doch ausgemacht, daß hier der Geiftliche oft gar zu viele Zerftreuungen Habe, und man hat folglich nicht unzecht, wenn man behauptet, ber Geiftliche auf dem Lande Habe mehr Gelegenheit zu Narurbeobachtungen, als der Stadtgeijtliche. Er ift oft weniger Zerftreuung unterworfen, Die Gröffe feines Amtes ift nicht von einem fo weiten Umfange, als des Stadtgeiſtlichen: die ſtaͤdtiſchen Stöhrungen find nur benen bekannt, die in den Städten leben; er hat gewifs ſermaaſſen mehr Freyheit in der Auswahl feiner Freunde, nach folchen zu fehen, die mit ihm zu gleichem Zweck ars beiten; er hat Gärten und Felder, die er befuchen muß, und wo ihn die Natur überall ihre reichen Schäge zei⸗ get. Hat er nun die fehönfte Gelegenheit, Naturbes obachtungen anzuftellen, fo hat er auch eine groſſe Vers bindlich⸗ o) In der vortreflichen Vorrede zum andern Tom der Ono- matologiae hiftor. natur, completae. 28 I. Bon dem Nutzen der MRenddiſenſtheſt bindlichteit auf ſich, eine Gelegenheit zu ergreifen, die ihm Mittel an die Hand giebt, den groſſen Schoͤpfer zu verherrlichen, und auf ſeiner Seite auch etwas zur Vollkommenheit der ſo ſchoͤnen Wiſſenſchaft der Natur beyzutragen. Kan er aber das auch? Ich ſage ja, und will, es mit einem einzigen Benfpiel beweifen. Es ift Feine Gegend fo Elein, die nicht wenigftens etwas has be, das in einer andern Gegend nicht ift. Iſt es nicht in 1 Anfehung der Steine, fo ift es in Anſehung der Ins ſekten oder Kräuter, oder der Schwämme, u. d. 9. Nun wünfchet man eine vollftändige Oryktographie von ‚ Deutfchland, man arbeiter an einem vollftändigen Sys fiem der Natur; beides aber ift unmöglich, wofern nicht ein jeder Ort einen beſondern Naturforſcher hat, der auf dasjenige ein ſorgfaͤltiges Auge wirft, was ſeine Gegend beſonders hat. Sind es feine neuen Geſchlech⸗ ter, fo find es doc) wenigftens Gefchlechtsgattungen, die er geroiß finden wird. Und wenn es ihm num glückte, nur Eine neue Entdeckung zu machen, fo hat er fehon _ feinen Namen verewigt, der aufferdem nach feinem Tode gar bald vergehet. Lohn genug für feine vergnügende Arbeit! ch Fan hier aus eigner Erfahrung reden, und niemand wird deshalb einen Beweis von mir fordern, der meine Schriften gelefen hat. Vielleicht Fan ich mehrere meiner werthen Amtsbruͤder auf dem lande ers muncern, meinem Benfpiele zu folgen, wenn ich ihnen fage, daß meine zuvor ſehr fehwanfende Gefundheit fichtbar dauerhafter wurde, da ich auf das fand Fam,” ‚and demjenigen Arzte folgte, der mir die Naturgeſchich⸗ te als ein Mittel anpries, durch eine tägliche teibesbes wegung meine Geſundheit dauerhafter zu machen. | Die 0 file die Geiftlichen auf dem Lande, 29 >. Die mehreften geiftlichen Bedienungen find mit einer weitläuftigen aͤuſſern Wirthſchaft, und mit einem bes ſchwerlichen Acerbau verbunden. - Es follte nicht feyn. Ohne einige Defonomie, und ohne etwas vom Ackerbau zu haben, Fan der Geiftliche auf dem tande nicht befte, hen. Was man in den Städten oft. um einen billigen Preis Faufen fan, das muß man auf dem Sande ſelbſt bauen, Uber weitläuftige Wirthſchaft verderbt ent weder den Geiftlichen, oder den Defonomen. Er wird ‚entweder fein Amt nachläßig treiben, und dem Acker⸗ bau blos obliegen, oder er wird die Defonomie vernachs laͤſſigen, und dadurch feiner Befoldung empfindlichen Schaden thun. Doc) biefe Ordnung, die einmal feftges fezt ift, werde ich nicht andern; wer aber feine haͤusli⸗ che Wirthſchaft auf eine vorteilhafte Art verpachten fan, der fan zugleich vielen Ausfchweifungen entgehen, - ohne feinen Befold zu ſchwaͤchen. Wer mir hier nicht folgen will, der muß ein Naturforfcher werden, um bey feiner Defonomie glücklich zu feyn. Sch will meine ale ducch zween Beweiſe beſtaͤtigen. Die Anlage des Ackerbaues geht allemal gluͤcklicher von ſtatten, wenn man die Natur kennet, und allemal gluͤcklicher, als ohne die Kenntniß der Natur. )) Man fan den Landmann in ſeiner Art einen glücklichen Na- £urforfcher nennen, Er giebt auf die Witterung genau Acht und auf den Einfluß derſelben auf ſeinen Acker⸗ bau. Er ziehet ſich daraus Regeln, welche das Ackern, die Siehe den erſten Band der Berliniſchen Sammlungen Seite 5. ſſ. Man mache zwar viele oeconomiſche Pro: jecte in feiner Studierftube, aber wenn man fie ſelbſt in Ausübung bringen will, fo wird es ——— daß es nur Projecte find. u « N 4 30 1. Bon dem Nutzen der Naturwiſſenſchaft die Beftellzeit, und die Erndte angehen. 9) Er unters fucht die Erde und deren Vermiſchung. Er madıt Proben, auf welche Art ihm diefer oder jener Acer den teichften Segen gebe? So macht ers bey feinem Vieh, und fein ganzer Haushalt ift auf Negeln gebaut, welche die Natur zum Grunde haben. ch) geftehe es, feine Regeln find oft falfch, oft unbeſtimmt, allemal aber auf eine confufe Kenntniß der Naturwiſſenſchaft ge⸗ bauet. Der Gelehrte Fan dieſen Mängeln abhelfen. Er Fan vermittelt der Beobachtungen gelehrter Naturs forſcher, wenn er fie mit den feinigen verbindet, das Falſche, das Unbeftimmte und das Unordentliche in den Megeln wegwerfen, und wo es nicht zur geometrifchen Gewißheit kommen Fan, es doc) zu groffer Wahrſchein⸗ lichkeit bringen. Wer die oͤconomiſchen Schriften des Herrn Rathmeifters Neichardt in Erfurt gelefen Hat, - wer es weiß, was für Nutzen derfelbe von feinem Acker ‚baue ziehet, der wird es mir zugeftehn, wenn ich bes haupte, daß die Naturwiffenfchaft in der Defonomie ganz unentbehrlich fen. - 0 &8 giebt mancherley Inſekten bie dem Gärtner und dem Sandmann Aufferft ſchaͤdlich find. Der tands geiftse M Man gebe mir hier nicht Schuld, daß ich dem Aberglau: ben des gemeinen Mannes das Wort tede, der bey feiner Oekonomie oft fichtbar ift. Es fehler nicht an folchen, die bey der Gewohnheit ihrer Voreltern bleiben, und den Acker gerade fo bearbeiten, wie ihn jene bearbeiteten, die alſo bey ihren alten Worurtheilen bleiben. Aber diefe Beyſpiele dürfen hier eigentlich nicht in Anfchlag gebracht werden. ch rede von vernünftigen Negeln die fich der Landmann aus der Betrachtung der Natur gezogen hat. Und wer Defonomie lernen will, der muß fie von dem Dauer lernen, deffen Brod und bequeme Lebensart ledigs lich von feiner Wirthſchaft abhaͤngt. fuͤr die Geiftlichen auf dem Lande, 31 geiftliche ift ben feinem Amte in gefundem DBerftande beides. Ihm liege es daher ob, fich von den fchälichen Inſekten zu befreyen; er muß fie alfo nothwendig ken⸗ nen. An diefem Mittel, fich von den fehädlichen In⸗ feften zu befreyen, hat fie fangen Jahren fehon alles gearbeitet. Der Bauer und der Gärtner lieben ihre Hausmittel, und erfinnen deren jährlich mehrere. Der Gelehrte fücht die Werke ver Kunft auf. Ich darf fagen, daß man auf diefe Art ſchon manches entdeckt hat. Man weis Mittel wider den Erdfloh, ven Feind junger Pflanzen, wider den Kornwurm, ven Feind einer ehrlichen Nahrung, und wider anderes fchädliches Ungeziefer. Man hat diefe Mittel dem Narurforfcher zu danfen. Aber unzählige Inſekten find noch ſchaͤdlich, ohne dag man ihrer Raubbegierde Einhalt thun, oder fie gar verhindern Fan. An wen liegt die Schuld? Der Naturforſcher, der von aller Defonomie frey ift, wird hier wenig ausrichten koͤnnen. Er macht ſich Schlüffe und demonſtriret ein Mittel nach dem andern her, mwels ches bey feinem Gebrauch entweder gar nichts hilft, oder wol gar noch mehr Schaden hervorbringt. Ich koͤnnte hier einige Benfpiele aus der Erfahrung anführen, wenn ich mich nicht fehamte, es zu befennen, daß ich mich von einigen folchen gelehrten Projektenmachern hätte bez trügen laffen. Der Sandgeiftliche fehicke fich demnach beffer zu folchen Beobachtungen, und ich glaube gewiß, man wuͤrde es zu einer groffen Bollfommenheit bringen koͤnnen, wenn ſich mehrere Freunde der Natur auf dem Sande vereinigten, und durch wiederholte Proben auf Mittel bedacht wären, erft die eigentliche Natur des Inſekts und feine Nahrung zu kennen, hernach auch das - zu 32 11.Bon dem Nugen der Naturwiffenfchaft au unferfuchen, was demfelben zuwider, ‚oder gar toͤdt⸗ Sich fey. Man würde die Sache zu einer weit groͤſſern Vollkommenheit bringen, als ſie jetzo iſt. Wir ken⸗ nen viele Inſekten noch nicht ſo gut, daß wir behaupten koͤnnten, wir kennten fie ganz volllommen. Gemei⸗ niglich hat ein Inſekt feinen Feind an einem andern Ans ſekt. Die gemeine Hausgrille finder ihren Feind an ‘+ der Feldgrille, die jene verfolge und umbringt. Die groffe Ameiſe leidet den Kornmwurm nicht. _ Die gemeine Haus: oder Bettiwanze iſt beynahe nicht zu vertreiben, wo wir. uns nicht der groffen laͤnglichen Kothwanze bedienen, und fie ins Haus bringen, Die Mücken und Fliegen finden an den £idellen ihren Feind. Die Raupen werden von den groffen Kafern, fonderfich von dem Carabus Sycophanta, wit gutem Appetit verzehret. Siehe die Beytraͤge zur Beför- derung der Naturkunde, Halleı774. 1. Band Seite 355. f. Wie würden wir aber alle diefe Erfahrungen haben machen Fonnen ohne der Naturgefchichte, und ohne der. Bemühung, der Defonomie der Inſekten nachzudens fen, und ihnen auf, dem freyen Felde gleichfam auf dem Fuße nachzugehen? Und wer Fan diefes füglicher als der tandgeiftliche ? Ich habe dadurch Hoffentlich bewiefen, was für Pur Gen bie Naturgeſchichte dem Geiftlichen auf dem Lande darreiche, wenn er fie mit feiner Defonomie. verbindet. AIch fan nun auch) behaupten, daß fein Beyſpiel gewiß viele ays feiner Gemeinde anhalten wird, demfelben zu folgen, und auf die Natur ein forgfältiges Auge zu richten. Man wird zwar aus dem gemeinen Mann fo | * keinen wahren Naturforſcher ziehen, aber das iſt auch * für die Geiftlichen auf dem £ande. 33 "auch nicht nörhig. Genug, wenn er aufhört, die Natur fo flüchtig zu betrachten, als er bisher gethan hat, und feine Dorurtheile abzulegen, welche von feinem Urgroßvater herruͤhren, und welche durd) eine forgfältige mündliche Tradition foregepflanzet find. Sch Fan hier. geweiffer: maaffen aus der Erfahrung reden. Daraus entfprins get ſonderlich ein dreyfacher Nusen. Erjtlich wird dadurch der fo fehädliche Aberglaube glücklich erftickt, und fobald ber mwegfallt, fobald hat der. wahre Gottes— bienft einen freyen Zugang zum Herzen. Wie viel. Segen fan ſich dann der fehrer in feinem Amte ver ſpre⸗ chen? Hernach faͤngt der Landmann auch an, feine Des konomie auf vernünftigere Grundfäge zu bauen, als ges meiniglich gefchieht. Was dies nüge, Das habe ich vors her durch ein gedoppeltes Beyſpiel deutlich genug gewie⸗ fen. Endlich wird es auch dem Gäiftlichen viel helfen, wenn mehrere in der Gemeinde diejenigen Dinge kennen, „bie aufbehalten zu. werden verdienen. Sch fan fagen, ‚daß ich auf dieſe Are manche Berfteinerung und inanchen Papilion erhalten, den ic) auſſerdem nicht wuͤrde erlangt und gefunden haben. Daß die ganze Natur ein Weg fey, den groffen ‚Schöpfer fennen zu lernen, und feinen groffen Namen ‚zu verherrlichen, das ift eine befannte Wahrheit. Ders niunft und Schrift lehren fie. Der gelehrte Franci- ſcus Salignac de la Mothe Fenelon hat das Das vn Gottes aus der Natur al r) Es wird kei⸗ nen UM ©) Davan durch Daniel Emanuel Solgern eine deutſche Ueberſetzung beſorgt, und 1760. 8vo zu Jena gedruckt worden iſt. Schroͤt. Abh. 1. € 34 11. Bon dem Nutzen der Naturwiſſenſchaft nen Freund fihöner Gedanken gereuen, von $.9. ©. 43. f in der Folgerifchen Ueberfegung feine Betrachtungen u leſen. Ich muß eine einzige Stelle von ihm anführen. Er gedenfet $.21.©. 79. f. an die Hleinften Körper, und fagt: „Nicht weniger Bewunderungswuͤrdiges findet ſich in kleinen Körpern, als vorhin in groffen. Die „Eleinen. Körper fegen mich eben fo wol in Erſtaunen, „wie jene. Ich finde an den Eleinften Mücken eben fo „vollfommen übereinftimmende Glieder wie an einem Elephanten oder Wallfifche ; ich nehme an ihnen einen „Kopf, einen Leib, Schenkel und Fuͤſſe, wie an den groͤſten Thieren wahr. Sin jedem Theile deffelben PL ind Muskeln, Nerven, Adern, Pulsadern, (Arter „rien) und Blut; in dieſem Blute finden fich Lebens „geifter; es finde fi ch Feuchtigkeit auch in den übrigen „Theilen; in dieſer Feuchtigfeit finden fic) Tropfen, „die aus ſo verſchiedenen Materien zuſammengeſetzt „iind, daß man diefelbe wegen ihrer unendlichen Zufarne „inenfegung niemals recht. unterſcheiden kan. Das „Vergroͤſſerungsglas entdecket uns in einem jeden Koͤr⸗ „per faft taufend Dinge, welche unferer Erkenntniß „enfgangen find. Wie viel finden ſich wol nicht in eis „nem jeden Körper noch) andere Dinge, die uns das Vergröfferungsolas. nicht zeigen Fan? Was würden „wir nicht feben, wenn wit täglich mehr Anftrumente „erfinden fonnten, die unferm ſchwachen und blöden Geſicht zu Hülfe Fommen? Allein Taffet uns durch die „Einbifdungsfraft das erfegen, was uns am Gefichte „abgehet, und laſſet ung unſere Einbildungskraft ſelbſt „zu einer Art von Bergrofferungsgläfern machen, wels „ches uns | in einem jeden Eleinen Körper tauſend neue „und — fuͤr die Geiftlichen auf dem Lande. 35 „und unfichtbare Welten vorftellet: fie wird doch nicht - „im Stande fern, uns ohne Aufhoren neue Endes „ungen in ven Fleinen Körpern zu machen; fie würde * „darüber müde werden, “aufhören und unterliegen. - „Kurz in den Fleinften Gliedern eines Körpers werden „uns noch tauſend Wunder. unbefanne bleiben. ,, Leſſer gab feinen Anmerfungen , die er über die Steine gemacht hat, den Namen einer Lithotheologie, und denen über die Eonchylien den Namen einer Teſta⸗ ceotheologie, fo wie er feine Betrachtungen über die . Inſekten, welche es übrigens darthun, daß er in diefem Fache der Naturgefchichte die wenigften Kenntniſſe Hatte, den Namen einer Inſektotheologie gab, und Tehrete dadurch, daß ein Stein, eine Mufchel, eine Schnede, und ein Inſekt von der Macht Gottes zeuge und den Schöpfer verherrlihe. Scheuchzer, Büttner und die mehreften Altern Narurforfcher 9) fehloffen von allen - einzelnen Verſteinerungen auf eine allgemeine Sind» fluth, und zierten mic diefen Ausdrücken die — ten ihrer Buͤcher, die von Verſteinerungen handeln. € z Sie 8) Vom Scheuchzer gehören hieher folgende Schriften: Herbarium diluuianum, Tigur. 1709. Mufeuın an- tediluuianum, Tigur. 1716. Homo diluuii teftis, Tigur. 1726. Büttner hat feinem Buche die Auf ſchrift gegeben: rudera diluuii teftes, d. i. Zeichen und Zeugender allgemeinen Suͤndfluth, Leipz. 1710. Hieher gehören ferner oh. Wilh Beyers folfilia diluuii uni- uerfalis monumenta, Altdorf 1712. Joſeph Monti de monumento diluuiano nuper in agro Bononienfi detecto, Bononien 1719. Job. Geora Liebknecht \} Hafliae fubterraneae fpecimen, clarifima exempla “ et teftimonia diluuii vniuerfalis exhibens, Franffurt 1759. Delii rudera diluuii teites, 1748. Lang⸗ bans 36 1. Bon dem Nutzen der Naturwiſſenſchaft Sie irrten zwar in dieſer Meynung t); aber der Schluß lag doch allemal darinne, daß die Steine und die Ver: fleinerungen ein untruͤglicher Beweis der groffen Macht des Schöpfers find. So ift die Sache mit allen ans dern Dingen in der Natur befchaffen. Das geringfte Gras, das Fleinfte Kraut, das zartefte Infekt bewei⸗ fen es, daß ein Gott fen, der das alles gemacht hat. Ich ſchlieſſe daraus, daß die Naturgefchichte zut Verherrlichung des Schöpfers gereichen koͤnne u), Der tandgeiftliche kann daher, wenn er ein Naturfor⸗ ſcher iſt, die Verherrlichung des goͤttlichen Namens vor ſich und vor ſeine Gemeinde befoͤrdern. Wenn er die⸗ ſen Gott, dem er in feinem Amte dienet, lebendig Fens net, und aus ſeinen groſſen Wundern in dem Reiche der Natur kennet, fo wird er fich auch alle Mühe ges ‚ben, auch feine. Gemeinde zur Ehrfurcht gegen Gott : anzuhalten. Er wird folglich auch mit. vielem Segen arbeiten; and wenn dies der einzige Vortheil wäre, den er hat, ‚wenn er ein Naturforfiher ift, fo wäre der en, | Mutzen hans von einem verſteinten Baum, als einem Zeichen der allgemeinen Suͤndfluth, Landehut 1736. Joh. Wolfg. Rnorr lapides diluuii vniuerſalis teſtes, Nuͤrnb. 1750. Deren nicht zu gedenken, die ſonſt nur in ihren Schriften die Meinung behauptet haben, daß alle Verſteinerungen von der allgemeinen Suͤndfluth hetrühren. ar 1) ©. des Herrn Prof. Walchs ſyſtematiſches Steinreich, ht. J. Eap. II. Abſchn. 1. $. 8. ©. 51. f. und feine Na⸗ turgefihichte der — Th. J. Seite 79. ff. we dieſer groffe Naturforſcher deutlich zeigt, daß das Dafeyn der Verfteinerungen nicht allein von der Sündfluth her; kommen fünne. Be | u) Man vergleiche damit die vorige Abhandlung in diefer Sammlung: Ueber ven Einfluß der Naturgeſchichte in Die Kenntniß des Schoͤpfers. — ffuͤr die Geiſtlichen auf dem Lande. 37 Nutzen für ihn groß genug. Ich Fonnte noch als einen bejondern Nutzen der Naturgefchichte für den Landgeifts lichen auch diefes in Anfchlag ‚bringen, daß, wenn er feine Beobachtungen durch Schriften befannter machen wollte, er feinen Namen verewigen, feine haͤuslichen Umftände verbeffern, den Grund zu einer wichtigern Befoͤrderung legen, wenigftens feinem Herzen die groffe Ruhe fchaffen Fonnte, daß er der Naturgefchichte und dem Publifum weſentliche Dienfte geleifter habe. Ich koͤnnte überhaupt von diefer Materie noch mancherlen fagen, wenn ich mic) einer gröffern Weitlaͤuftigkeit be⸗ fleißigen wollte. Allein dies mag genug von einer Sa⸗ che ſeyn, die eigentlich gar keiner Empfehlung bedarf. Wenn meine leſer dieſe Betrachtungen uͤberdenken, ſo werden ſie ſich mit mir wundern, warum ſich doch ſo wenige unter den Landgeiſtlichen auf die Betrachtung der“ Natur legen? Sie werden begierig feyn zu wiſſen, was ſie doch davon abſchrecke? Ich will mich bemuͤhen, dieſe Fragen zu beantworten. Daß beny vielen der Mangel der gehörigen Kenntniß die wahre Urfache fey, darf ich nicht beweifen. Andre fürchten die Koftbar- feit der Schriften, Die von der Naturgefchichte handeln, und die man braucht, daß fie ein Leitfaden zu dergleichen Befchäftigungen find. Es ift wahr, dergleichen Buͤ⸗ cher find mehrentheils überaus Eoftbar. Es ift auch wahr, der fandgeiftliche hat fehr oft ein ganz mittelmaͤſ⸗ figes Einfommen, davon ihm nicht viel übrig bleibt, das er auf die Anfchaffung theurer Bücher menden koͤnnte. Allein man muß auch bedenfen: | 1. Daß ſich nicht allemal die buſt zur Naturgefchichte auf alle drey Reiche ver Natur ausbreiter. Ach | € 3 glaube 38 I Bon dem Nutzen der Naturtoiffenfchaft glaube fogar, daß es vortheilhaft fen, wenn fich ein Freund der Natur nur mit demjenigen Fach der Naturgeſchichte beſchaͤftiget, in welcher ſeine Gegend vorzuͤgliche Reichthuͤmer hat; fuͤr ein oder zwey Faͤcher der Natur aber gehoͤren zu * einer bloſſen Anleitung nicht eben ſo gar viele Buͤcher. 2. Daß man allenthalben in den groͤſten Städten eines Landes öffentliche Bücherfammlungen hat, + Die man bey feinen Bemühungen fo lange nügen Fan, bis man nach und nad) in den eignen Ber _ fig einiger vorzüglichen Schriften fommt. | 3. Daß auch ein unterhaltender Briefwechſel mie einem Kenner der Natur den Mangel einer Bbliothek erfegt, und in vielem Betrachte Pr groſſen Bücherfammlung vorzuziehen fey. ſchreibe Hier aus eignen Erfahrungen. Ich will mic) dabey aber nicht länger aufhalten. Die meiften ſchreckt wol die Mühe ab , die Damit ver- bunden ift, wenn man fammlet. Sie glauben, das Dergnügen koͤnne fo groß nicht feyn, daß e& die groffe ‚Arbeit bezahle, die damit verbunden ift. — Ich leugne es nicht, wer die Schäße der Natur auffuchen und ſammlen will, der darf Feine Arbeit ſcheuen. Aber ich Far an meinem eigenen Beyſpiele zeigen, wie fehr man fich hier die Arbeit erleichtern Fonne. Da ich zu ſamm⸗ len anfing und mich noch auf dem Sande aufhielt, uͤber⸗ ſtieg ich die Berge nicht ohne. große Mühe. Ich war damals ein Wunder in den Augen meiner ganzen Ge: meinde. Man fiel erdlich darauf, ich würde die Steine fanmfen, um Silber oder andere Koftbarfeiten daraus. y zu ve für die Geiſtlichen auf dem Lande. | 39 zu ziehen. Ich ſuchte aus meiner Gemeinde ſo viele als möglich von der wahren Abficht meiner Befchäftis gungen zu unterrichten,’ ich wies ihnen auch meine Sammlungen, und erklärte ihnen von der Sache felbft fo viel, als ich vermuthen Fonnte, daß fie begreifen würden, Ich zeigte auch meiner, Magd alle die Steine, die vor andern werth waren, daß fie aufbehalten wuͤr⸗ den. Das that ich darum, weil ich glaubte, daß tete, die auf dem Felde ſind, manches entvecfen fonnen, das ich mit gröfter Mühe füchen, und wol oft vergeblich ſuchen wuͤrde. Ich unterrichtete ferner meine eigenen Söhne, welche die Kenntniße, die fie erlangten, andern von ihren Gefpielen und Freunden beybrachten. Ich hatte davon den Nußen, daß mir alles zu meinen Sammlungen beförderlich war, und icy hatte dabey nur die halbe Arbeit. ich ging zwar ehedein, da ich noch auf dem Sande wohnete, bey ſchoͤnen Tagen taͤglich einige Stunden, und ſammlete ſelbſt. Allein das Ders gnuͤgen, das mir die Betrachtung der Natur darreichte, erleichterte mir die Mühe, und meine Arbeit wurde - mir reichlich genug belohnet, indem-die Bewegung des ° Körpers meiner fonft ſchwaͤchlichen Gefundheit unges mein zutraͤglich war, auch das edle Vergnügen die durch andre Arbeiten entfräftete Seele wiederum aufs heiterte, und zu andern Befchäftigungen gefchickt machte. Freylich muß man mancherley Hinderniße heben, und fich über die Urtheile verfchiedener Menfchen hinausſe⸗ Gen Fonnen. Da Ternftröm mit der Flotte nad) Oſtindien ging, mufte er fich wegen feiner Neuber gierbe in natürlichen Dingen, täglich dem Geſpoͤtte eins ger unhöflichen Seeleute anögefeßt fehen. Als Bartſch j C4 nach 7 nad) Surinam fan, um daſelbſt Beobachtungen in der Naturgeſchichte anzuſtellen, gereichte es ihm zur aͤuſſerſten Verachtung, daß er Pflanzen und Inſekten ſammlete und unterfüchte. Kalm , als er fich unter ven wilden Canadiern aufhielt, durfte ohne tebensgefahr nicht öffentlich befannt werden laſſen, daß er eine Pflans je oder jonft einen Vorwurf der Natur befehrieb, ſondern alle feine Beobachtungen und Unterfuchungen mußte er ‚heimlich anftellen. Der Ritter Linne, da er auf den Lappländifchen Alpen unter den Nennthieren die Rennthier⸗Bremſen aufſuchte, und auf das forgfäls tigfte befchrieb, wurde von ven Lappen bewundert, und . 8 Fan ihnen lächerlich vor, daß ein Menſch fich mit Fliegenfangen befchäftigen Fonnte. Auf ver Oelaͤn⸗ diſchen Reife wurde er gar für einen Spion angefehen, weil er mit feinen Gefährten alles fo genau beobachtete. Haffelquift mußte, als er ſich zu Cairo aufhielt, mit einer Bedeckung von Soldaten aus der Stadt gehen, wenn er die in der Gegend herum befindlichen Natura, lien ſammlen und befchreiden wollte; und doch machte . ihm der Pobel wegen feiner Neugierde groffen Verdruß. Siehe die mehr angeführten Beytraͤge zur Befoͤrde⸗ rung der Naturkunde, 1. Band Seite326.f. Wer weiß nicht die traurigen Benfpiele eines Gmelins und. Lowitz, welche ihre Begierde, die Naturgefthichte zu bereichern und zu erweltern, mit ihrem $eben bezahlen mußten! Doc) wir wohnen nicht unter fo ungefitteten Voͤlkern, und dergleichen angreifende Begebenheiten haben wir nicht zu befürchten. Kleine Spöttereyen, ' wer follte dieſe achten? zumal da der gröffere Theil uns ſrer Mitbruͤder billiger denkt, und wir allenthalben bohn ' und fuͤr die Geiftlichen auf dem Lande. 41 und Ehre einerndten, wenn wir der Naturgefchichte unfte ‚müßigen Stunden wehhen. Wenn wir das Urtheil unbilligdenfender Menfchen ſcheuen, fo müßten wir fehr viel gute Handlungen unterlaffen, deren Nußen eben fo entfchieden ift, als der Nusen der Naturgeſchichte. Moͤchte alfo doch ein jeder Ort einen fleiffigen Naturforfcher Haben! Wir würden dadurd) in der Nas turgefchichte ungemein viel gewinnen, es wuͤrden auch Dadurch die ſchoͤnſten Materialien zu einer Naturges ſchichte von Deurfchland, die ung noch) immer mangelt, mit der Zeit gefammlet werden. Und wer freue fich nicht mit mir, daß man in unfern Tagen eine groffe Anzahl von tandgeiftlichen zehlen Fan, welche die Nas turgejehichte lieben, und welche ihre Beobachtungen in öffentlichen Schriften befannter machen? Je mehr folche würdige Männer durch ihr lobenswuͤrdiges Bey⸗ fiel viele ihrer Amtsbruͤder befchämen, ‚defto mehr Bin wir ihnen recht viele wuͤrdige — Die dritte Abhandlung. Haben wir noch ein vollſtaͤndiges Syſtem der Natur zu hoffen? und wenn es iſt, durch welchen Weg gelangen wir dazu? N darf doch wol ficher behaupten, daß wir noch x Fein vollftändiges Syftem der Natur, Fein fol ches Syſtem haben, welches die Körper aus allen drey Maturreichen fo vollftändig befanntmacht, dafs Feiner mangelt, Noch nicht einmal ein Naturſyſtem, &s in 42 1. Bom Wege zu einem vollftändigen in welchem alle befarinte Naturproducte angezeigt wären. Be . Der Wunfch nad) einem vollftändigen Naturſyſtem ift daher weder überflüßig, noch eitel. Wenn es auch unter den Naturforſchern noch einige giebt ‚ welche eben feine Freunde von Syſtemen find, fo find fie es darum nicht, weil fie glauben, es fen noch viel zu früh, ein folches Unternehmen durchzufegen, da wir jegt noch immer Materialien dazu fammlen müßten. Ich darf alſo die Ru Sehnfucht nach einem vollftändigen Naturſyſtem ein alle gemeines Verlangen der Gelehrten nennen. | Der Königlich Schwediſche teibarzt und Nitter Her Earl von Linne hat fich, wie um die Naturges ſchichte überhaupt, alfo infonderheit um die Freunde der Natur, welche fnftematifch denfen, unſterblich verdient gemacht. Seine Schriften find den Gelehrten mehr als zu bekannt, unter diefen aber ftehet fein Na: turſyſtem oben an. MWenigftens hat es auffer ihm noch Fein Gelehrter gewagt, ein Syſtem über alle drey Reiche der Natur zu liefern. Da es zum. erftenmahl gedruckt wurde, betrug e8 nur wenige Bogen, und jego iſt es bey der zwoͤlften Auflage, wenn wir darunter auch die an a —— v), bis auf z Baͤnde angewachſen. Wir NW) Dieſe 12 find, folgende: 1) Leyden 1735. 12 Seiten Fol. Der Herr Ritter nennet diefe Ausgabe Confpettum operis et mappam geographicam. 2) Stodbolm 1740. 80 ©. gv0. 3) “alle 1740. 70 ©, länglich 4to. 4) Paris 1740. 108 ©, 8vo. 5) Balle 1747. 88 ©. svo. 6) Stockholm 1748. 232 ©. gv0. 7) Keipzig 1748. 232 ©. 800. 8) Stodbolm 1753. 136 ©. 9) Keyden 1756. 226 ©. _ 10) Stodbolm 1758. 11) Keipsig 1762. von der der Ritter. fagt: furtim prodiit vitiofa. 12) Stock⸗ holm 1768. 3 Bande in gr. 8. von welcher Ausgabe ein BIER — . ——— Syſtem der Natur. 43 Wir' ſchlieſſen daraus, daß es ſchwer ſey, alle Koͤrper der drey Reiche der Natur ſo aufzuſuchen, daß man ſa⸗ gen konne, man habe ſie alle gefunden, und fo zu ber ſchreiben, daß man behaupten koͤnne, unſere Beſchrei⸗ bung ſey hinlaͤnglich, alle Dinge in der Natur zu ken⸗ nen. Man muß aber auch den Fleiß bewundern, mit welchem der Ritter auf die Vollſtaͤndigkeit ſeines Werks bedacht geweſen iſt. Bey ſeinen groſſen Vorzuͤgen aber hat das Buch noch immer ſeine groſſen Fehler; es hat daher Anhänger, die es anpre'ſen, und ihm folgen, es hat aber auch Feinde, die es verwerfen. Man giebt jwar zu, daß es unter allen Syſtemen das befte jey, aber für vollkommen Fann es die Welt doch noch nicht annehinen. Wir wollen ung nicht näher entdecken, zu welcher Klaffe man uns zahlen dürfe. Ich glaube im⸗ mer, daß diejenigen, Die Diefes Syſtem fehlechthin ver- werfen, eben fo unrecht thun, als diejenigen, die es als blinde Verehrer anbeten. Man fagt, es fey ein bloſſes Regiſter über die Naturgefchichte. Faffet es ſeyn, e8 bleibt doch allemal ein brauchbares Negifter. Da der Herr Nitter in der neueften Ausgabe bey einem jeden Körper auf Schriftfteller verweiſet, die denfelben entweder befchrieben oder abgebildet haben, fo ift diefe Schrift dadurch) zu einer groffen Brauchbarkeit erhoben worden. Diefe Zufäge waren auch nöthig, weil der Ritter in einer gedrängten Kürze, und alfo dunkel ges fihrieben hat, und daher nicht von einem jeden. Sejer Eonnte verftanden werden. Mar hat alfo nicht nöthig, diefem Buche feinen groffen Werth abzufprechen. Aber man darf auch den Ausfprüchen eines Mannes nicht ohne Prüfung folgen, der bey aller feiner groffen Ge— “ lehr⸗ us 44 11. Bom Wege zu einem vollftändigen lehrſamkeit doch ein Menſch ift, und fehlen fan. Da man alſo diefes Buch weder für unfehlbar, noch für | vollſtaͤndig ausgeben Fan, ſo wollen wir die gedoppelte Frage erörtern: Haben wir noch ein vollſtaͤndiges Spftem der Natur zu hoffen? - Und wenn dies iſt, Durch welche Wege werden mir es erlangen? Ehe ich beyde Fragen beantworte, muß ich ums terſuchen: mas ein Syſtem der Natur fey? und was zu einem vollftändigen Spitem der Natur gehöre? Die Natur theilet fich in drey Reiche ‚ein: im das Thierreich, in das Pflanzenreic) und in bas Mineralreih. Zum Thierreiche rechnen wir diejenigen Gefchöpfe, die ein wirfliches teben haben, d. i. die fich von einem Ort zum andern bewegen fönnen, welche finnliche Empfindungen zeigen, und folglich, auffer ihrem organifchen Körper, eine Seele haben, welche bey den Menjchen mit Vernunft begabet, bey den eigentlich fo genannten Thieren aber der Vernunft beraubet it. Zum Pflanzenreiche rechnen wir diejes nigen Körper, die zwar auch ein teben haben, aber weder Die Kraft, fich von einem Ort zum andern zu bes wegen, noch auch die Kraft, wirflich zu empfinden. Wir rechneri hieher die Bäume, die Kräuter, bie ‚ Blumen, und alle diejenigen Dinge, deren Mahrung ‚Säfte find, die fie vermöge ihrer innern Saftröhren aus der Erde oder aus dem Waſſer an fich ziehen. Alle die Dinge nun, welche unter Feine der vorigen Klaffen gehören, machen das Minerälveich aus. Wir vechs nen dahin die verfchieonen Erden, die Metalle, vie Steine, u. d. gl. tauter Dinge, von denen man in gewiß “ * — — | ESdyſtem der Natur, 45 gewiſſem Verſtande ſagen kan, ſie leben nicht. Wir haben zwar in der Natur gewiſſe Geſchoͤpfe, als Mit: teldinge, oder als folche, von weichen die Natur von dem einen ihrer Neiche zu dem andern übergehet, von. . welchen man zweifelhaft fenn koͤnnte, ob man fie zu dem einen oder zu dem andern Neiche-zehlen Fonne; allein es wird fich doch bey genauer Unterſuchung zeigen, wohin fie gehören. Man nehme 5. B. die Zoophpten, Die jenigen, welche eine weichere Subftanz haben, dahin die Seepalme, und die Thierpflanzen des Hrn. Mylius, Ellis und Bolten gehören, find zwar in der See auf einem Örunde befeftiget, den fie nicht über; fehreiten Dürfen, aber fie haben doch einen Mund, mit dem fie die erhafchte Beute verfchlucfen fonnen, fe has ben Arme, die fie hin und her bewegen koͤnnen, und fie gehören alſo zuverläßig zum Thierreiche. Die Coral: len gehören hieher gewiſſermaaſſen als eine groffe Aus nahme. Wenn es richtig iſt, Daß der Polyp feine Wohnung felbft gebauet hat, fo ift die Coralle ein Thier, ob fich gleich ben verfelben nichts als der Polype bewe- gen fan. Wir dürfen alſo unſre — ur drey Naturreiche fuͤr zuverlaͤßig ausgeben. Ein Syſtem der Natur beſchaͤftiget ſich nun mit allen drey Reichen der Natur, und wenn man in dem⸗ ſelben alle Thiere, alle Pflanzen, und alle Mineralien antrift, ſo kan man es ein vollſtaͤndiges Naturſyſtem nennen. So deutlich biſer Begrif iſt, ſo iſt er doch noch nicht hinlaͤnglich. Wenn wir die Natur genau kennen, ſo ſehen wir theils, daß ſie ſich bey ihren Produkten an eine gewiſſe Brain binder, theilg, Daß fie einem jeden E 46 IM. | Vom Wege zu einem vollftändigen —2* jeden belondren Dinge einen beſtaͤndigen und unterſchei⸗ denden Charakter eingeprägt habe, dadurch man nem⸗ lich ein Ding von dem andern untericheiden Fan. Man findet andere Dinge, die bald was ähnliches, bald gar nichts Ähnliches unter fich haben, und das hat den Nas turforichern Gelegenheit gegeben, bie Körper in der Matur in gewiffe Geſchlechter, Geſchlechtsgattungen und Untergattungen einzutheilen. Dies Unternehmen kan man nicht tadeln; man muß vielmehr ſagen, daß die Natur ſelbſt dieſen Weg erwaͤhlt habe, ſich deutlich zu machen, und daß der Naturforſcher gewiſſermaaſſen verbunden fen, der Natur hierin zu folgen. Der Herr Doctor und Paſtor Schäfer ſcheinet hier andere Gedanken zu hegen. Er fpricht in der ſchoͤnen Vorrede - zum andern Bande der Onamatologiae biftor. natur. - ‚ompletae: „Der von einigen angegebene und gehabte „Zweck, die Natur durch tehrgebäude in eine nothwen⸗ „dige, gewiffe und vegelmäfjige Ordnung zu bringen, iſt I fpon von lange her ven beften Naturfennern vergeblich „und lächerlich vorgefommen. Und die Erfahrung „lehrt es felbft täglich, daß fich die Natur von ung „nicht bemeiftern, noch in eine von uns willkuͤhrlich ‚angenommene Ordnung und Einfchränfung, daran h „oft eine lebhafte Vorftellung mehr, als die Natur, Antheil hat’, bringen laͤßt. Ein einziges in unferm „ober seinem andern Welttheile neuentdecktes Tebendis „ges oder leblofes Gefchöpfe, eine einzige neuerlich beob⸗ „achtete Bildung oder Eigenfchaft deflelben, ift oft „allein zureichend, das fehon als das fehönfte, natuͤr⸗ „fichfteunb untadolhafteſie überall angegebene und ange „nommene tehrgebäude eben fo, als * andere von „uns 5 Syſtem der Natur. ale richtig ausgegebene Lehrſaͤtze der Naturge⸗ ſcchichte uͤber den Haufen zu werfen. , Ich ftelle mir die Sache auf einer ganz andern Seite vor. Ich leugne es nicht, daß man denn feinen Zweck, ein Lehrgebaͤude feſtzuſetzen, ſchwerlich erreichen werde, wenn man ſich in ſeinem Kopfe und auf ſeiner Studierſtube eine nothwendige, gewiſſe und regelmaͤſſige Ordnung beſtimmt, und dahinein die Natur mit ihren Prodw eten zwingen will. Ich leugne auch nicht, daß. wir Syſteme haben, die diefen Fehler wirklich befien. Aber wie? wenn man die Natur in ihrer Ordnung ſelbſt jum Grunde feget? Es ift möglich, daß uns tauſend Dinge begegnen, die wir noch nicht haben, und die ſich auch vielleicht nicht in unfre Ordnung bringen laffen. Aber dadurch wird unfer Unternehmen noch nicht Tächers fih. Kan man eine gefundene Sache in fein Syſtem bringen, fo haben wir noch nichts verlohren: Fan man fie nicht hinein bringen, fo würde man dann lächerlich werden, wenn man fie hinein zririgen wollte. Man mache alfo ein neu Gefchlecht, fo wird man doch zu unferm Ruhme fagen, daß wir bie Naturgefchichte ber reichert hätten. Man fege aber den Fall, daß mir alle einzelne Stüde aus allen Reichen der Natur gefamms let haͤtten und kenneten, ſo wuͤrde es gar leicht ſeyn, die Natur in das ſtrengſte Syſtem zu bringen. Ich glaube Daher mit Grund behaupten zu koͤnnen, daß es zum vollſtaͤndigen Naturſyſtem gehöre, die Dinge der Natur in eine ſtrenge Ordnung zu bringen. Dadurch wird dem Gedächtniß ſehr vortheilhaft geholfen, und die fo weitläufige Naturgeſchichte ungemein erfeichtert. Denn wenn wir nun einen neuen Körper finden, der entweder wuͤrk⸗ * 438 1. Vom Nege zur einem vollftandigen + wuͤrklich neu tft, oder uns doch neu feheiner, fo macht uns ein wohlgeordnetes Syſtem einmal die Bequem: "lichfeit, daß wir fogleich wißen, wohin wir einen ge fundenen Körper fegen koͤnnen; hernach auch diefe Er- leichterung, daß wir erfahren, ob wir, dieſen Korper ſchon Haben, oder nicht? ob die Kenneichen, die wir ‚angenommen haben, untrüglich find, oder. nicht? Ob unſere Befchreibung deffelben richtig fen oder nicht? kegen wir aber fein Syftem zum Grunde, fo iſt es bey» - nahe. unmöglich, der Berwirrung zu entgehen. Der Mus Gen der Syſteme iſt daher viel zu entſchieden, als daß ich ihre Vorzüge erſt erweiſen folte. Dies vorausgefegt, komme ich nun meinem Zwecke näher. Ich frage: Haben wir ein ſolch Syſtem der Natur zu hoffen, wie e8 nach meinen vorigen Gedanken feyn muß? Und was für Wege wer: der erfordert, wenn wir daſſelbe erlangen wollen ? Meine tefer fehen, daß fich meine Frage in zwo andere zergliedere. Ob wir Hoffnung haben, ein vollftän- diges Naturſyſtem zu erhalten? Ich will, hier zeis gen, was wir fuͤr Gruͤnde vor uns haben, die dieſe Hoffnung unterſtuͤtzen, aber auch welche Schwierigkeiten zugleich vorhanden ſind, welche dieſe Hofnung zu vereiteln ſcheinen. Das Stw dium der Natur iſt in unſern Tagen das Favoritſtudium der, Gelehrten und der Ungelehrten. Man kan beys nahe feinen Dre zählen, wo nicht. wenigftens einige Freunde der Natur ſammlen. „Unſer Seculum, „, fagt der Herr Hofrath Walch in der Vorrede zum weyten Theile feines foftematifchen Steinreichs ©. 14, „ift gewiſſermaaſſen ein Kabinerferulum. Jeder⸗ „mann Syſtem der Natur. 49 k „mann will ein Naturalienfabinet, es fen von diefer „oder jener Art, bejigen, und man macht eine gelehrte Galanterie daraus, eines dergleichen zu haben oder anzus „tegen,,, Man ſieht den Nugen, den Diefes hat, gat leicht ein.” Man ſammlet, und da ein jeder Ort etwas eigenes hat, jo jammlet man Materialien zu einer allgemeinen Narurgefchichte, und zu einem allgemeinen Syſtem der Natur. Man thue die Schriften hinzu, in welchen entweder ganze Kubinstte, oder wenigſtens die vornehmſten Stücke eines Kabinets befchrieben find, Welch ein Schatz öffnet fich hier für din Kenner und liebhaber der Natur! Es kommen hierzu noch zween ganz beſondere Umſtaͤnde, die der Vollſtaͤndigkeit der Naturgeſchichte ungemein günftig find. Das eine find die Unterftügungen großer Potentaten, das zweyte find die öffentlichen und geheimen Gefeltfchaften der Gelehrten. Die Kaiferin von Rußland, welche durch ihre Weisheit, durch ihre Gerechtigkeit und durch ihre tiebe zu den Wiſſenſchaften ein Wunder unfrer Tage ift, kan allein durch ihr Benfpiel den erften Fall beitätigen, Sie hat unterfchiedene Gelehrte in entfernte Oerter ihres Neichs geſendet, und wer Fennet nicht den um. die Natur fo verdienten Hetrn Pror, Pallas, det fich unter der Anzahl dieier Gelehrten befindet? Die Nach: tichten werden e8 in der Folge bejtäfigen , und haben es fehon beitätiger, welche Vortheile die Naturgeſchichte von diefer vortreflichen Anftalt ver groffen Kaiferin has ben werde. Wer kennet nicht die groffen Kabinette des Königs in Frankreich, und des König: von Schwe⸗ den, davon die Schriften eines Linnaͤi, eines Buf— Schroͤt. Abh. 1. Th. D fon — 50 Ul. Vom Wege zu einem olfändigen fon und eines Daubenton am 1. Tage fiegen ? Sie ſind „darum gefanmler worden, damit der allgemeine Nu⸗ Ken in der Naturgefihichte möchte befordert werden. Unter ven öffentlichen Gefelljchaften ift die koͤnig⸗ | fiche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu London billig an die Spitze zu ſtellen, denn die philoſophiſchen Transactionen, welche die Geſellſchaft bekannt macht, \ ° find ein wahrer Schag fiir die Naturforfcher, Wir ſetzen diefer die Fonigliche Geſellſchaft der Wiffenfchaften | zu Paris und Berlin an die Seite, deren Verdienſte Um die Natur vorzüglich groß find. Die Faiferliche GSefellfchaft zu Petersburg, und die Foniglich ſchwe— diſche zu Upſal verdienen nun den vorzüglichften Rang. Die Eniferliche Gefellfehaft der Naturforfcher hat ihre Bemühungen eine Zeitlang verborgen gehalten, da e3 doch der angenommene Name verlangt hätte, die Liebhaber der Natur oft zu befriedigen. Doch wir has ben wieder neue Beweiſe von dem Fleiffe vieler ihrer Mitglieder in den Händen, von denen zwar die mehres fen der Medicin im eigentlichen Berftande und nicht der Nalurgeſchichte gehoͤren; allein es fehlet doch i in ihren Schriften auch nicht an artigen Bemerkungen, die dem Naturforſcher willkommen ſind. Die Churfuͤrſtliche Akademie zu Muͤnchen arbeitet auch an der Naturwiſ⸗ ſenſchaft, und ſucht ſie durch neue Schaͤtze zu bereichern. ‚Diejenigen Geſellſchaften, welche blos von Privatge⸗ lehrten errichtet worden ſind, unter welchen ich die Ge⸗ ſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin als ein Muſter in Anſchlag bringen Fan, ſchaffen der Natur⸗ geſchichte weſentliche Vortheile. Und eben dieſes haben wir von RK OD zu erwarten, welche ihre Bemuͤ⸗ hungen 9* Syſtem der Natur. 51 hungen nur einem einzigen Gegenſtande der Natur wid, men, dergleichen die Bienengefellfchaften in ver Ober: laufiß und in der Pfalz find. Ich übergehe noch viele andere gelehrte Gefellfchaften. Wir haben aber auch Privatgefellfchaften, die fich zu dieſem Zweck vereiniger haben. Ich verſtehe das durch diejenigen Gelehrten, welche an periodiſchen Schriften arbeiten, und fonderlich an folchen, in wels chen die Natur alleınal ein Hauptvorwurf it. Sch, nenne hier nur die Sammlungen einer Naturforſchen— den Geſellſchaft zu Danzig, die Fraͤnkiſchen Samın lungen, das Hamburgiiche Magazin, das Berlinis ſche Magazin und Sammlungen, das Bremifche Magazin, das neue Bremifche, und das Stralfun diſche Magazin, u. fe w. ©) Die Anzeige diefer Schriften führet mich zu den Schriften felbft, die wir als groffe Erleichterungsmirtel bey einem Syſtem der Natur in den Händen haben. Wir haben zwar von. - jeher Feiner Mangel an Schriften gehabt, die der Nas turgefehichte gewidmet find, aber man vergleiche unfere . Zage mit den Tagen unfrer Vorfahren; follten wir _ nicht beynahe gar Urfache haben, über einen ausfchmweifens den Ueberfluß zu Elagen? Aber man ftelle fich nur die, Sache auf der rechten Seite vor: man fehe über alle diejenigen Schriften hinweg, die man nur mit der gus ten Meynung, die ihre Verfaffer hatten, oder mit ihrer Begierde um der Mode willen zu fihreiben, entſchuldi⸗ gen muß. Man überfehe diefe Art von Schriften, und DIENEN denfe w) Diefe und andere nüßliche periodifche Schriften ſind in den Berlinifchen Sammlungen angezeigt. ı Band, 2 St. ©&.209. 3St. ©, 315,49. ©. 428. 5 ©. ©. s4ır “ * —2 Li f es 52 III. Vom Wege zu einem vollſtaͤndigen je benfe an andere, damit man guͤnſtiger urtheile. Faſt alle Gegenſtaͤnde der Natur werden jetzo in eignen Schriften abgehandelt. Ein jeder Schriftſteller bemuͤ⸗ het ſich, neue Entdeckungen zu machen, oder die bereits gemachten zu beftätigen und zu erweitern. Man ift fo glücklich, die Fehler der Alten nad) und nach zu entdecken, das Fabelhafte von dem Wahren gehörig zu unterfcheis den, und die Naturgefchichte auf einen ganz andern - Fuß zu fegen, als fie ehedem ftund. Wir müffen auch dieſes noch hinzudenken, daß man fich in den neuern Schriften guter und richtiger Abbildungen der Körper bedienet, daß man viel fehöne Schriften hat, wo die Korper mit lebendigen Farben ausgemahlet find; und wir werden von den Bemühungen unfrer Naturforfcher ein günftigeres Urtheil fällen, fo viele Summen auch immer dazu gehören mögen, von allen Schriften nur die vorzüglichften für jedes Fach der ———— zu beſitzen. Mach dieſen Vorſtellungen ſolte man meynen, ber Zeitpunct ſey ſehr nahe, der uns zu einer vollſtaͤn⸗ digen Naturgeſchichte alle Hoffnung macht. Allein wir wollen auch auf der andern Seite die Schwierigkeiten betrachten, die mit dieſer Sache vers bunden find, und dann fragen: ob. diefe nicht die ganze Hoffnung zu vereiteln feheinen ? Ach rechne hieher zuförderft den Unglauben der Naturforfcher bey den neuen Entdeckungen andrer Naturforjcher, welcher vielmahl nur von einer Begierde zu noiderfprechen herruͤhret. Beyſpiele find hier leicht zu finden. Da Herr Ellis die groffe Entdeckung durch ſein Vergroͤſſerungsglas machte, daß fi / Syhſtem der Natur. 53 ſich in den Corallen unzaͤhlige Polypen aufhielten, und darauf den Schluß bauete, daß die Corallen ein Ger baude und eine Wohnung der Polypen wären F), fo war Herr Bafter Hierinnen fein Gegner 9). Der Graf Marſigli 3), der fie für bloſſe Pflanzen anfahe, nahm auch jein gewaffnetes Auge, und entdeckte fogar Blus men,auf ihnen. Der Ritter Boillou hingegen 9) fahe durch fein Bergröfferungsglas weder Blumen noch Pos lypen. So herrfcht der Unglaube und der Geift des Widerſpruchs in taufend andern Fällen unter den Nas turforfchern, und man denfe ja nicht, daß diefer Unglaus be einen geringen Einfluß auf die Naturwiſſenſchaft Habe! Man Fonnte fagen, daß dadurch Gelegenheit gegeben, werde, die Natur und die Befchaffenheit der Körper ges nauer zu unterfuchen. Allein, da ein jeder Gelehrter gemeiniglich bey feiner Meynung hartnäcig beharret, fo wird nicht nur gar nichts entfchieden, fondern man verliehret auch die Zeit, die man andern Beobachtungen widmen fünnte, und hält wenigftens die Hoffnung, der Vollkommenheit näher zu kommen, auf. Id) glaube a nicht, x) An Effay towards a Natural Hiftory of the Coral. ‘ lines. Lond. 1755. Der Herr D. Krünig zu Ber⸗ lin hat 1767 zu Nürnberg eine deutiche Ucberfeßung von diefem Buche mit Anmerf. und nutzbaren Zufagen beſorgt. 9) Verſuch zu erweilen, daß die Korallinen feine Thiere, fondern Gewächfe feyn. Er ſteht im 50 Band der phil: foph. Transact. Th. 1. Art. XXX. und in der vorher: angeführten Ueberfeßung des Ellis. Einen kurzen Aus; zug der Baſteriſchen Gründe mit Herrn Ellis Beant—⸗ mwortung liefert das Bremiſche Magazin, 4 Band, ıet. ©. 179:183. _ 3) Hiftoire phyfique de la mer, Amfterd. 1725. a) Hamburgifches Magazin, 4Band, 4 St. Num, IV, ©. 393. — 54 IL Vom Rene zu einem m volfänbigen | nicht, / doß dieſe Gedanken jemand zu hart vorkommen - werden; zumabf wenn er ſich dieſelben unter derjenigen Einſchraͤnkung gedenket, die ich jetzo hinzuthue. Wenn bey einer vermeintlichen neuen Entdeckung derjenige Gelehrte, der ſie entdeckt, dieſelbe den Augen des Pu⸗ blikums nicht ehe vorlegte, bis er ſie zu wiederholten⸗ malen geſehen, und auf das genauſte geprüft hat, und . wenn ein andrer Öelehrter feine Zweifel nicht ehe befannt machte, bis er, nach wiederholten Prüfungen, von der Gewinheit ſeiner Zweifel wenigſtens wahrſcheinlich uͤber⸗ zeugt waͤre, ſo wuͤrde die Sache fuͤr die Naturgeſchich⸗ te allerdings vortheilhaft ſeyn. Wer weiß aber nicht Behſpiele, wie oft die unnoͤthigſten Streitigkeiten, dabey man ſo gar oft den dem Gelehrten fo noͤthigen Anſtand und die Hoͤflichkeit aus den Augen ſetzet, uͤber wichtige Ge⸗ genſtaͤnde gefuͤhrt worden ſind, die am Ende gar nichts entſchieden haben? Wer weiß es nicht, daß es noch immer Maͤnner giebt, die aus Begierde zu widerſprechen ſich allen neuen Entdeckungen und Meynungen entgegen ſetzen; -und daß hernach unter den Gelehrten Factionen errichtet werden, die einander alles zu Gefallen glauben oder leugnen, es mag nun-wahr feyn oder nicht? An diefem DBetrachte will ich meine obigen Gedanken auss gelegt wiflen, und ich befürchte dann feinen Wider⸗ foruch. Ich Habe oben das Benfpiel von den Corallen angeführt, glaubt man wohl, daß die Sache in unfern Tagen entſchieden ſey? Man leſe des Herrn Profeſſor Muͤller zu Erlangen Dubia coralliorum origini animali oppoſita, oder den Auszug in den Berlini⸗ ſchen Sammlungen IV. Band ©. 21. f. So haben wir noch unzählige Beyſpiele, welche es darthun, daß mon Spftem der Natur. 5 man * Naturgeſchichte wichtige ——— in den Weg leget. 5 Dieher gehört ein andrer Fall, der mit Ya vor⸗ hergehenden in genauer Verwandtſchaft ſtehet; ich meyne die groſſe Uneinigkeit der Naturforſcher unter einander. Man hoͤre den Herrn Rath Schaͤfer b): „Die Anzahl der verſchiedenen Lehrgebaͤude iſt ſchon „jetzo ziemlich angewachſen, und ſie ſcheinet dadurch „immer groͤſſer zu werden, weil, ich weiß nicht aus „welch einer bezaubernden Verliebung in diefelben, viele „Gelehrte alle ihre Gejchicklichfeit dermalen darin ſetzen „und darauf verwenden, ein Neues Sehrgebäude des „Naturreichs, im Ganzen genommen, oder nach eints „gen Theilen deffelben, zu erfinden und aufzuführen. „Iſt e8 nicht fehon jego faft zu einer eigenen und bes „fondern Wiffenfchaft geworden, alle Arten diefer Lehr⸗ „gebäude zu Fennen und inne zu haben? Wie viel Zeit „nimmt diefes weg; wie Foftbar ift zum Theil die Uns „ſchaffung der darzu nöthigen Schriften; wie oft iſt „das eine diefer ehrgebaude dem andern gerade entgegen, „und widerfpricht ihm; wie manches wird, wie aus „mehrern Urſachen, fo fonderlic) wegen der aus andern „und fremden Sprachen entlehnten Redensarten und „Denennungen mehr verdunfelt, verwirrt und unvers „ſtaͤndlich gemacht, als daß es dadurch aufgefläret und „erläutert werden folte; wie laͤſtig und beſchwerlich wird. „das meifte dem Gedächtniß; und wie fehr viele befoms „men blos um diefer angeführten Eigenfchaften der ges „genwärtigen tehrgebäude willen an der Erfernung und H D 4 VUebung b) In der Vorrede zum zten Theil der Onomatologiae hiftoriae naturalis completae. . —— 4 N IM, Vom Wege zu einem veiftändigen „Uebung der Naturwiſſenſchaft a im Anfang Ei „und — a Die Wahrhrit diefer SBefthroerbint Tegean am Tage, aher der Schaden, der Daraus für die Naturwiſſenſchaft erwaͤchſet, muß noch deutlicher gemacht werden. Es iſt wahr, es wäre zuviel gefordert, wenn man den einen ° Gelehrten an die Gedanken des andern knechtiſch binden, und ihm zumuthen wollte, nach einem vorgefchriebenen PDian zu arbeiten. Die Republik ver Gelhrten ift eine freye Republik, aber fie ift doch an gewiffe Gefege ges bunden, welche Dernunft und Billigfeit lehren. Aenn der Gelehrte ein neu Syß em verfertiget, und es wäre wuͤrklich neu, es wäre bequemer als alle die vorherges henden, man hätte fich daben die neueſten Entdeckun—⸗ gen ver Maturforfcher zu Nutze gemacht, fo würde der ©rlehrie, der es verfertigte, Lob verdienen. Das neufte, Syſtem würde das vollfommenfte, unter denen vor⸗ handenen ſeyn, und wir würden der Vollkommenheit, im allgemeinen Berftande immer naher fommen. Allein das sejchieher nur ſehr felten. Man thut gemeiniglich i nicht mehr, als daß man die längit befannten Sachenin _ eine neue Form umgieflet, die Erfahrungen der Neuern „weder ſammlet noch müßt, und nun mache man fich auf Koften des Publikums einen Namen. Ich will. diejes zwar nicht von allen neuen Syſtemen behaupten, denn icch verehre Berdienfte, aber viele unfrer Sehriftfteller trift dieſer Vorwurf doch zuverläßig, Man thue noch diefes hinzu, Ein jeder Naturforfcher, der fich ein Syſtem bildet, ziehet daffelbe zugleich allen andern vor, er tadelt, verwirft, verbeflert. Hier⸗ | — aus = Spftem der Natur. 57 aus entſtehen Uneinigkeiten, welche nicht allemahl ‚nach den Grundſaͤtzen der Liebe gefuͤhret werden, und die Naturwiffenfchaft verlieret gemeiniglich‘ da, wo fie. gewinnen follte. Wenn ich meinen Leſern ein Bey⸗ fpiel geben dürfte, fo wuͤrde ich ihnen einen unſrer groͤß⸗ ten Naturforfcher den Herrn von Buͤffon vorftellen. / 4 Er tadelt in feiner allgemeinen Narurgerchichte das Syſtem des Heren Nitter von Einne fo, Daß man es Deuts lich ſiehet, daß er mit Vorſatz eine fehtefe Seite fucht, um e3 tadeln zu koͤnnen, dergeftalt, daß auch fein ges fehrter Meberfeger Herr D. Martini genothiger ift, ihr zurechte zu weifen. Siehe Heren von Büffon allge: meine Hefchichte der Natur, I. Band, Berlin ı7zr. &.61.f. Herr von Juſti hat in der Vorrede zu ſei⸗ nem Grundriß des geſammten Mineralreiches dem verdienten Herrn Wallerius groffe Verbrechen vorge⸗ worfen, von welchen er felbft die wenigften verbeflert, und noch mehr eigene hinzugethan hat. Herr teibarzt Vogel hat fich in diefem Falle an dem Herrn von Juſti gerächet, den er bey allen Gelegenheiten tadelt; und jo / Konnte man mit dergleichen Beyſpielen ganze Bogens füllen. Sollte dabey die Naturgefchichte gewinnen ? Geſetzt nun, man behaupte alle Schäge der Natur auf: ‚gegraben zu haben, wird wol hier der Benfall von der ganzen Sefellfchaft derer, welche die Natur lieben, zu erwarten fenn? Wird man wol an ein vollfommenes tcehrgebäude der Natur gedenfen Fünnen, wo noch taus fende an deffen Bollfommenheit zweifeln ? | Der dritte Fall, der die Hoffnung eines vollfoms menen Naturſyſtems ‚zu vereiteln ſcheinet, iſt dieſer: man bearbeitet viele und gemeiniglich Die Fleinern D 5 Ge: nu J * u ;8 IM. Bom Wege zu einem vollftändigen Gegenden gar nicht, viele aber nicht mit gehört: ger Sorgfalt. Ich darf behaupten, daß eine unzäh: (ige Menge von gröffern und kleinern Gegenden noch lange nicht aljo bearbeitet worden find, als fie müften behandelt werden, wenn fie eine &ücke in unferer bisher rigen Erfenntniß ausfüllen follten. Es ift wahr, wir haben beynahe Fein Fürftentyum und Feine tandfchaft mehr, von welchen. nicht wenigftens in einem der drey Naturreiche etwas gefammlet wäre. Aber reicht dies ſchon zu? Mylius fehrieb eine Lithographie von Sach» fen, aber wird man wol glauben, daß er die Schäße des aanzen Sachſenlandes gefunden habe? "Was er von dem einigen Querfurth fagt, beträgt wenige Bogen, ‚Davon doch Büttner einen ganzen Quartband fehreiben fonnfe. Und glaubt man wol, dag Mylii und Buͤtt⸗ ners Gedanken ohne Derbefferung in die Rubricken eis - nes Naturſyſtems follten Fonnen gefeßt werden? So ift die Sache mit den Schriften der Altern Zeiten übers haupt befchaffen. Man fucht zwar in unfern Tagen \ weiter zu fleigen, aber alles dasjenige, was wir jetzt gefammlet haben, ift doch nur ein Anfang zu einem volls ſtaͤndigen Syſtem, wenn wir es gegen den groffen Um⸗ fang halten, den ein vollftändiges Syftein der Natur hat. Und wer weiß es, ob nicht einft Die Gedanken. unfrer heutigen Naturforfcher in vielen Fallen unfern Nachkommen eben fo verwerflic) fcheinen, als uns Die Gedanken unferer Borfahren find? Was folgt daraus? „ Unfere Vorfahren haben den Anfang zu einem vollkom⸗ menen Naturſyſtem gemacht, wir thun dergleichen, und wer weiß, wie weit es unſere Nachkommen bringen RER Wir behalten daher nur immer einen Anfang. | © DNS KW. N wi Sduſtem der Natur. lg So ift die Sache in Anſehung der Gegenden befchafs fen, von denen man glaubt, fie wären. bearbeitet; : aber wie viele Gegenden find noch vorhanden, die man gar nicht durchſucht hat! Kleinere Gegenden werden oft verachtet, und wenn nicht ein jeder Ort einen oder mehrere Naturforſcher Hat, fo ift an eine allgemeine unterirdijche Geographie, welche vor« hergehen muß, ehe wir ein vollfommen Syſtem der Natur erwarten fonnen, gar nicht zu gedenfen. Pi Anzahl der Naturforfcher ift zwar ſehr beträchtlich, aber zu dieſem Endzwecke noch fange nicht hinlänglich. Eigents lich muß ein Maturforfcher, auffer feinen Einfichten, drey Eigenfchaften haben: Fleiß, Muffe, Geld. Das leßtere hält taufend Freunde der Natur ab, Nas furforfcher zu werden. Denn es gehoret unbefchreibs liche Mühe dazu, wenn man nicht von dem gehoͤrigen zeitlichen Vermögen unterftüget wird. Diele werben - auch abgefchreeft, Hand an das Werk zu legen, weil maan die Fleinern Bemühungen oft Tieblos behandelt. Wenn wir in den Zeitungen und Zournalen fefen, wie man bisweilen Männern begeaner, welche doch Gelehrs famfeit und entſchiedene Berdienfte befißen; wird das nicht Männer abſchrecken, welche geringere Kenntniffe und weniger Erfahrungen haben, und die erft nach Vers dienften trachten? Mancher wagt e3 aljo nicht einmal, unter die Augen der Gelehrten zu treten, der. vielleicht durch einen Fleinen Beytrag eine groffe Luͤcke in der Nas turgefchichte füllen fonnte. Es folgt daraus die Wahr fiheinlichfeit, daß viele Gegenden nie fo werden bears beitet werden, daß wir Hoffnung hätten, ein allgemeis nes Syſtem der Natur zu erwarten. End: ara * u. > N 6o I. Tom eye u einem vofftändigen Endlich olaube ich nicht einmal, daß wir Hoff⸗ ‚nung haben, jemals alle befondere Körper der ratur zu entdecken. Ich will nichts davon fagen, daß Manche Inſel in der Welt feyn Fan, die noch unbekannt ift, und auch unbekannt bleiben Fan. Ach will nur von zween Fällen reden, die gar einleuchtend find. Man nehme die ſaͤmtlichen Geſchoͤpfe des Thier⸗ und des Pflanzenreichs in dem Meere, deren einige ſich entweder gar in dem Abgrunde des Meeres befinden, andere aber nur dann und wann zum Vorſchein kommen. Je unwahrſcheinlicher die Muthmaſſung iſt, daß es uns oder vielleicht unſern Nachkommen noch gluͤcken werde, die ſaͤmmtlichen Schaͤtze des Meeres zu entde⸗ cken deſto unwahrſcheinlicher iſt die Hoffnung zu einem vollfommenen Syſtem der Natur. Wir haben ferner viel Gegenden, wo die Gelehrfamfeit nicht blühet, wo man entweder nur auf die Anpflanzung der Früchte und des Obſtes, oder nur auf die Handlung fiehet, und auch bier wird es ſchwer werden ‚ alle Naturprodufte zu erlangen. Ja ich habe am Ende der zweyten Abhands fung durch einige Benfpiele dargerhan, daß man es in manchen Gegenden nicht einmal duldet, daß ſich F Fremde unter ihnen nach ihren Naturfchägen umfehen, und ſie fanmlen, oder wenigftens nur befchreiben wollen, Diefe Schwierigkeiten find es, welche mit der ‚Hoffnung eines allgemeinen Naturſyſtems verbunden find, und welche ven Zweifel, hier jemahls zur Voll— kommenheit zu gelangen, gegründet machen. Inzwiſchen follte man doch glauben, dieſe Schwierigfeiten wären J We R, —* N v 1X — noch zu heben und dieſe Sachen wenigftens_zu einer _ | menſchlichen Vollkommenheit zu bringen. Denn ein Werk * —* — der Natur. 61 Werk von der Art, ohne alle Fehler, iſt für Menfehen beynahe unmöglich). Die ſchoͤnen Borfchläge, die der Herr Hofrath Walch) in der Vorrede zum zweyten Theile feines Steinveiche, und der Herr Nach Schäfer in der Vorrede zum zwenten Theile dee Onomatolo- giae hiftoriae naturalis completae gegeben haben, will ich nicht wiederholen. Ich bleibe bey den vorhin angeführten Schwierigfeiten ſtehen, und bemühe a fie zu entfräften, oder gar aufzuheben. Der Unglaube und die Uneinigkeit der Nas turforfcher unter einander, ift eine Arc eines bürs gerlichen Kriegs: Fonnte man hier einen Frieden ftiften, welch ein herrliches Werk würde daher erwachſen? Ich glaube, man Fünnte einen allgemeinen a Di wirfen, wenn man fich zuförderft 1) mehrerer liebe in den Streitfchriften bediente, wenn man daben allemal die Perfon ganz aus den Augen feßte, und blos bey der Wahrheit, die man vor ſich hat, ftehen bliebe. Wenn es Gefellfchaften ihren Mitgliedern nie erlaubten, in ihren Schriften irgendwo feindfelig zu handeln: wenn der beleidigte unfchuldige Theil nicht Boͤſes mit Bofem zu vergelten, fondern nach der Moral des Chriftenthums und der gefunden Vernunft zu handeln fuchte:; wenn Männer von groffem Anfehen die Feinde zu verſoͤhnen fuchten, fo würde man, wie ich glaube, bald eine all gemeine Ruhe in der gelehrten Welc erlangen. Und ‚ wenn diefes gefihehen wäre, fo fielen alle vorhergehende Schwierigfeiten nach dem Grundfaße ; ceflante caufa, ceflat effedtus, von feloft weg. Wenn man dann 2) diejenigen, die in diefem Kriege unſchuldig gelitten haͤt⸗ ten, zu entſchaͤdigen ſuchte. Eigentlich arbeitet ein Ge⸗ lehrter —J 00 > Br, 62 I. Dom Wege zu einem’vollftändigen lehrter nicht fo fehr fürs Geld, als zur mehrern Aufnahme der Wiffenfchaften, Maft ermuntere daher diejenigen, die es werth find! Und wer Eönnte dies mehr thun, als gekroͤnte Häupter, und nach ihnen öffentliche gelehrte Ges felljchaften? Wenn man ferner 3) denen ihr richterliches Amt einfchränfte, die es ohne gehörigen Ruf verwalten, die fich aus eigner Macht zu Richtern aufgeworfen has ben. Es gehoret zu den glücklichen Erfcheinungen uns ſerer Tage, daß fo viel Gelehrte die groffe Mühe nicht ſcheuen, welche mit Bearbeitung gelehrter Tagebücher verbunden if. Man hat bier die bequemfte Gelegen- heit, das groffe Neich der Wiffenfchaften in feinem . Umfange zu überfehen, und denen, welche Geld auf Buͤcher wenden fonnen, dienen fie zugleich zu einer Anleitung, was fie Faufen follen. Uber wenn manche der Herren DBerfaffer ehe unbarmherzige Richter als Recenſenten vorftellen, wenn fie die Perfon angreifen, die Sache aber mit Stillſchweigen übergehen, wenn fie bey der Sache felöft nur das anfehen, was getadelt werden Fan, und das Gute verfchweigen: ſollte man dann nicht wünfchen, im Reiche ber Gelehrſamtei eine billigere Policey zu ſehen? Das ſind die drey Faͤlle, welche nach meiner Meynung vorhergehen muͤſſen, ehe ein allgemeiner Frie⸗ densſchluß unter den kaͤmpfenden Gelehrten kan gewir⸗ ket werden. Daß ſie alle drey moͤglich ſind wird wol niemand leugnen. Wuͤrden ſie wuͤrklich, ſo waͤren wir dem Zeitpuncte, den wir wuͤnſchen, ſehr nahe. Nun vereinigten ſich alle Freunde der Natur. Ein jeder ſammlete in dem Felde, dem er gewachſen if. Ein ‚ Freund machte dem andern feine Entdeckungen befannt. / Meh⸗ Mehrere Kenner unterfuchten die gemachten Entdeckun⸗ gen, verbefferten fie, wo fie Zehler erblickten, ergaͤnz . ten fie, wo noch Mängel wären, und daraus Fünnte am Ende nichts anders, als ein vollfommenes Werk erwoachfen, Würden ſich mehrere öffentliche Geſelb ſchaften verbinden, dieſe Sache zu unternehmen, wuͤr⸗ den fie daben eine Arc eines öffentlichen Journals alten, wo es einem jeden erlaubt wäre, feine gemach— Entdeckungen mitzutheifen, fo würde die Sache viels leicht noch) leichter zu ihrer Vollkommenheit gelangen. Wie Fünnte man es aber dahin bringen, daß auch die Eleinften und unbefannteften Gegenden bearbeitet würden? Ohne zu wiederholen, was aus dem vorhergehenden hieher gehoͤret, ſage ich, daß ge⸗ kroͤnte Haͤupter, und nach ihnen oͤffentliche gelehrte Geſellſchaften, bier das beſte thun koͤnnten. Eigent⸗ lich gehoͤrt es zu den Vorrechten eines Fuͤrſten, die Wiſſenſchaften zu erheben und zu unterſtuͤtzen; denn wo dieſe bluͤhn, da bluͤhet der Staat. Wenn nun ein Fuͤrſt die Freunde und Kenner der Natur, die ſeine tandesfinder find, hinlaͤnglich unterſtuͤtzte und aufs munterte, fo würden fich gar bald mehrere zu diefem Zweck vereinigen, und ein fand, wenn es auch noch fo weitläuftig wäre, würde bald unterfücht ſeyn. Hier ſollte ein jeder Fuͤrſt in ſeinem Lande eine Geſellſchaft der Naturforſcher aufrichten, und diejenigen, die ſich um die Natur in ihrer Gegend verdient machen, zu Mitgliedern aufnehmen. Wenn nun im Jahr nur einige Zuſammenkuͤnfte wären, wo ein jeder feine Ent⸗ deckungen zur Prüfung vorlegte, wenn diefe geprüften Entdeckungen andern Sefellfchaften in andern Laͤndern | mit⸗ Syſtem der Natur. 65. 64 1. Vom Wege zu einem vollſtaͤndigen mitgetheilet wuͤrden, welch eine Vollkommenheit wuͤrde daher fuͤr die Naturgeſchichte erwachſen? Selbſt die Gelehrten koͤnnen hiezu durch mancherley Wege vieles thun, davon ich nur ein Beyſpiel anführen will, Ein gelehrter Freund von mir, ein Geiftlicher, hat die unter feiner Aufficht ſtehenden Geiftlichen gebeten, alles Merfwürdige ihrer Gegend, es gehöre im welches Maturreich es nur wolle, zu fanmlen und aufzuheben; ‚So oft et nun feine Kirchen bejuchte, welches alle Jahr geſchiehet, ſo fand er in jeder Pfarrwohnung ein klei⸗ nes Magazin für die Naturgeſchichte Er fi teibt mir, daß er hier die Hoffnung habe, in wenigen Jahren feine Gegend durchfuche zu ſehen; er habe dabey zugleich den Vortheil, daß er feine Freunde in der Naturgeſchichte unterrichten, und fie aufmerkſam Machen koͤnnte auf das was ein jeder Ort Vorzägliches hat. Man feße den Fall, daß diefen Benjpiel mehrere folgten, welche Bors theile würde dies für. die Maturgefchichte haben! Diefe Gecchichte, die ich jegt ergehlet habe, zeiget noch diefen Vortheil, daß man Männer nügen Fan, welche eigents I lich Eeine Naturgefchichte gelernt Haben, fie ſammlen niur, und von ihren geſammleten Schägen Fan man . beybehalten oder auswerfen, nachdem es bie Körper verdienen. Was aber die Gegenden data wo die Wiſſen⸗ ſchaften entweder gar nicht blühen, oder wo man wenig⸗ ſtens die Naturgefitichte vernachläßiger, da follten Fürs ften dem Benfpiele der groffen KRutferin von- Rußland folgen, und auf ihre Koften dahin Männer abfenden, welche das Zeugniß von Kennern haben, daß fie hins laͤngliche Faͤhigkeiten beſitzen. Wie viel würde nicht hiebey — * Spftem der Natur. 65 hiebey die Naturgefchichte gewinnen? c) Deffentliche getehrte Gefellichaften koͤnnen hierzu das ihrige auch beytragen. Auffer dem, was ich vorher gefagt habe, daß die Gefellfchaften ihre Mitglieder zu Bearbeitung Fleiner Gegenden anhalten koͤnnten, feße ich noch einen möglichen Fall Hinzu. Es pflegen heut zu Tage. die mehreſten Gefelljchaften einen jährlichen Preis auf eine gewiffe Aufgabe zu fegen, und die beſte darüber einge⸗ Taufene Schrife damit zu Frönen. Wie, wenn man Fünftig die Preisaufgaben der Natur widmete? Wenn > man die Narurfchäge einer kleinen Gegend aufzuſuchen verlangte? Wenn es-einem jeden, der nach dem Preife eifert, frey ftünde, feine eigene Gegend zu wählen? Wenn man denjenigen wirflich belohnte, der feine Ges ‚gend am beften ae bar? Würde nicht * ein⸗ ge 5) ok der Zeit, — die Natorgefiche das Lieblingege⸗ ſchaͤfte der Gelehrten worden iſt, hat man in Bolland eine Art eines gewiſſen Naturalienhandels angefangen. Man hat z. E. ganze Niederlagen von Conchylien. Dig Schiffe bringen aus Oſtindien und’ aus andern entlege⸗ nen Welttheilen allerley Naturalien mit, und verfaufen ‚fie an die Liebhaber, ; Sollte man nicht wünfchen , daß ein. folcher Aaubet ausgebreitet würde? Daß niche nur Bolland, England, Daͤnnemark, und andere an der See gelegene Lander, mit den Narurfhägen der See und ö der entlegenen Welctheile handelten; fondern, dag man auch in Deutſchland Handlungen innländifher Natu⸗ ralien, wenigſtens in den gröften Städten Deurfchlands aufrichtete? Auf diefe Arc koͤnnten die Ausländer unfere innländifhen Naturalien, und. wit die auslandifchen ichter und vielleicht mit weniger Koften, als jetzo aufs zuwenden ſind, bekommen; ja auf dieſe Art wuͤrden wir zu mehreren Naturprodrukten gelangen, als wir auſſer⸗ dem gwaeten koͤnnen. Fe 3 Schroͤt. Abh. Th . DENE 66 I. Bom Wege zu einem vollftändigen % | zige Preisaufgabe Gelegenheit- geben, zur Kenntniß meh ⸗ ver Gegenden auf einmahl zu gelangen ? Man fege nun den Fall, daß ſich z. E die f aͤmmtlichen gelehrten Geſellſchaften in Deutſchland vereinigten, zum Zweck ihrer Preisaufgaben die Naturgeſchichte Deutſchlands zu waͤhlen, ſo wuͤrde dadurch ein gluͤcklicher Grund zu einer vollſtaͤndigen Naturgeſchichte Deutſchlands geleget. Folgten nun die Geſellſchaften anderer Laͤnder nach, fo wuͤrden wir in wenig Jahren zu einer allgemeinen Na⸗ turgeſchichte des Erdbodens gelangen, und der Grund wuͤrde dadurch zu einem vollfommenen Naturſyſtem geleget ſeyn. Zweyter Abfchnitt: Beſondere Anwendung der vorigen Gedanken auf die naͤhere Beſtimmung eines vollſtaͤn⸗ gen Naturſyſtems. N, ſehnlicher der Wunſch der Naturforſcher nach ei⸗ x nem vollftändigen Naturſyſtem ift; je einleuchtender die Bemühungen der Gelehrten find, die alle auf diefen Zweck gehen; und je reitzender das Vergnuͤgen ift, in wichtigen Entdeckungen einen taͤglichen Zuwachs zu ſe⸗ hen, der die Naturgeſchichte wirklich bereichert, und der uns Hoffnung macht, der Vollkommenheit bald naͤher zu treten; deſto ruͤhmlicher iſt es, wenn es Maͤn⸗ ner von Einſicht uͤbernehmen, die Bemuͤhungen der Gelehrten durch allerley Vorſchlaͤge zu erleichtern. Ich ſetze mich nicht ſelbſt unter ſolche verdienſtvolle Maͤnner: aber das getraue ich mir zu behaupten, und bie Zukunft I mir das Zeugniß geben, daß ich nicht prahle, EN Syfem der Natur. — ————— € hl; wenn RR am Eifer, die Naturgeſchichte zu bereichern, dem gröften Naturforſcher nicht weichen zu dürfen Aus diefem Geſichtspuncte muß man es betrachten, daß ich in dem vorhergehenden erften Abs. ſchnitt meiner Abhandlung verfchiedene Borfchläge eines. Syſtems der Natur gegeben habe. Sch betrachte dies fen Aufjaß als eine Fortſetzung jener Gedanken, ob ich gleich nur einen einzigen derſelben jetzo weiter auszufuͤh⸗ ren gedenke. Ich Habe angemerket, daß unter die Schwierig⸗ feiten, denen ein allgemeines Syſtem der Natur noch immer unterworfen iſt, beſonders diefe gehöre: Man bearbeitet viele, gemeiniglich die Fleinern Gegen: den, garnicht, viele aber nicht mir der gehoͤri— gen Sorgfalt. Darin liegen zwo Fragen verbors gen, deren Beantwortung der Inhalt meiner jetzigen Abhandlung iſt. Wie Fan ich wiſſen, welche Ge⸗ genden gar nicht welche weniger, und welche gut bearbeitet worden ſind? Wie kan ich wiſſen, wie viel Koͤrper der Natur man kennet, und wel⸗ che uns noch mangeln? | - Der Here Baron von Hbf 5 zu Köln am: Nhein, ein Mann, von deffen unermüderem Fleiſſe ſich die Naturforfcher noch viel verfprechen koͤnnen, hat: zu feinen neuen in der Naturgefchichte des nie— dern Deutfchlands gemachten Entdeckungen S. 157. f. eine Anmerkung angehänger, wo er einen Ent⸗ wurf macht, wie man mineralogifche, und orykto⸗ graphifche, zoologiſche und phytologiſche Land⸗ entwerfen, und dadurch der Naturgeſchichte E 2 auffers 68 11. Vom Wege zu einem vollftändigen auſſerordentliche Vortheile ertheilen koͤnne? „Man ſoll „in denſelbigen die Namen det Derter, wo fih Natu⸗ „alien befinden, anführen, und dabey die Naturalien „namentlich fagen, die an einem jeden Orte aus den „drey Neichen der Natur gefunden werden, Der Borfchlag ift vorfreflich ; allein, ob er moch zur Zeit, im Ganzen betrachtet, bewerfftelliget werden Fonne, daran zweifle ich ſehr. Die Ausführung dieſes Vor⸗ ſchlags ſetzt nach meiner geringen Einſicht zweyerley voraus. Das eine: Daß ein jeder Ort einen Natur⸗ forſcher habe, der ſeine Gegend kennt, und genau durch⸗ ſucht hat. Das andere: Daß man ſchon alle Oer⸗ ter der verſchiedenen Weltgegenden und ihre Natur⸗ ſchaͤtze kennen muͤſſe. Daß beydes noch gar nicht zu ſolcher Vollkommenheit gelanget ſey, daß man ſich auf das Allgemeine in der Natur Hoffnung machen koͤn⸗ ne, wiſſen meine keſer ſo gut, als ich es ihnen ſagen kan. Wir haben zwar eine Menge oryktographiſcher Beſchreibungen einzelner gänder und Gegenden, bie mehreften aber find, wie meine- efer wol wiſſen, nicht vollftändig genug. Inzwiſchen koͤnnen fie doch eine Anleitung für denjenigen ſeyn, der eine ſchon durchſuchte Gegend noch einmal durchſucht, und gleichſam eine Nachleſe daruͤber halt. Ein Muſter, wie man einen Furzen Entwurf über die Maturalien einer ganzen Ge⸗ gend verferfigen Fan, hat uns Here Bertrand in feis nem Berfuch einer Mineralogie und Waſſerbe⸗ ſchreibung des Canton Bern gegeben. Sie iſt feinem Effai für les Ufages des Montagnes und überfegt dem 2. Theil der Mineralogifchen Beluftiguns gen © ‚218. ' einverleibet. Herr Bertrand gehet bier *— nn. Spften der Natur. 69 Hier alle Derter des fandes Bern durch, und zeiget bey ‚einem- jeden die Merfwürdigfeiten an, die er hat. Es iſt freylich nur eine bloffe Anzeige der Mineralien, ohne daß fie näher beftimme wären, allein Here Bertrand hat doch nichts übergangen, was ein jeder feiner Derter liefert. Aber folcher vollftändigen Anzeigen haben wir gleichwol nicht viele. Ich glaube daher, man dürfe an eine allgemeine tandcharte des Erdbodens nicht eher gedenfen, bis wir erft wiffen, wie weit wir find, und welche tücfen uns noch bevorſtehen. Mich dünft, dies fen das erfte, was wir zum voraus feßen müffen, ehe wir in der Arbeit eines allgemeinen Naturſyſtems weiter ‚fortgehen Fonnen, Wir müffen wiffen, was uns allents halben noch mangelt, damit wir uns endlich um die Wege befümmern, die tücken zu ergangen, und die Uns vollfommenpeiten zum Vortheil für die Naturgeſchichte aus dem Wege zu räumen. - Daß daran gar viel, ja ich möchte beynahe fagen, alles gelegen fen, will ich nur mit Einem Benfpiel erläus - tern. Wenn ein Schriftfteller eine Koͤrperart befchreis ben will, die er vielleicht mit neuen Entdeckungen bes reichern fan, fo gehoret es zur Bollftändigfeit feiner Schrift, und zur Erleichterung feiner Arbeit, dasjenige zugleich mit zu bemerfen, was feine Vorgänger von. eben diefer Sache gedacht und befannt gemacht haben. ° Hier wird auch die Wahrheit am beften erfannt, wenn man die verfchiedenen Meynungen der Gelehrten unter fich vergleicht. Allein daher Fommt es, daß wir in zehen Schriften oft einerley leſen müffen, da man das eigene von allen zehen vielleicht in wenigen Bogen faſ⸗ E 3 fen Rn a a Bi aa hd RL yo M. Vom Wege BON vollſtaͤndigen ſen koͤnnte. d) So bald es aber allgemein REN: "wäre, wie weit unfete Vorgänger gefommen find, fo duͤrften wir nur da fortfahren, wo jene ftehen blieben, und unfere Nachfolger folgten uns fo, wie wir mit uns fern DBorfahren umgegangen find. Es deucht mir, unſere Nachkommen werden von uns weit mehr Erleich⸗ terungen finden, als wir von unfern Vorfahren gefuns “den haben. Sie haben uns zwar vorgefammlet, aber Kenner wiffen es, unter welchen Finfterniffen ihre Wahrheiten verhüller lagen, und wie viel dazu gehörte, ‚ehe man das Nutzbare von dem Unnügen unterfcheiven, ‚und die in fo viele Spielereyen verwicelte Realitäten »herausfuchen konnte. Wem ift es wol unbefannt, aa Arbeit dazu gehörte, — erg d) Hier erinnere ich mid) billig an die gerechten Klagen vie: ler Naturforſcher über die Menge der Bücher, Die im⸗ mer nur einerley enthalten. Weil dadurch Die Roll: kommenheit immer länger aufgehalten, der Werth) der Buͤcher aber zum Schaden für viele zu fehr erhoͤhet wird, fo find die Klagen allerdings gegründet. Man höre den - durch viele Beytraͤge zur Konchyliologie den Naturforz ſchern verehrungẽwuͤrdigen Herrn Paſtor Chemnitz, in ſeinen Beytraͤgen zur Teſtaceotheologie, Frankfurt und Leipzig, 1760. ©. 99. „Die mehreſten laſſen im⸗ „mer eben dieſelben Schnecken wieder abzeichnen in „Kupfer ſtechen, welche fehun bey hundert und andern „gefunden werden, auf deren Kupferftiche fie fih nur „berufen dürften. Sollte es nicht weit rühmlicher und „nüßlicher fenn, wenn fich nun jemand aufinachte, und „nur diejenigen abbilden lieffe, welche in den befannteften vuͤchern diefer Art nicht gefunden werden? Dargenz „ville hat darzu mit drey Kupferplatten einen nachah— „mungswerthen Anfang gemacht. Janus Plancus, „ein Weltweiſer zu Rimini, hat vor vielen Jahren ein „Vuͤchlein i in Quarto, de conchis rarioribus minus „notis herausgegeben. Aber beyde befriedigen noch we; „nig einen neubegierigen Naturforicher. „ Sdhyſtem der Natu. 71 ger, welche ich, dermalen nur zum Benfpiele anführe, für dasjenige zu erfennen, was fie find? Die lächerliche Meynung von einer aur@ [eminali, von einer gene- ratione aequivoca,, von der buſt der Natur mit Stei⸗ nen zu fpielen, welche gleichwol mit vieler Hartnäcfigfeit bertheidiget wurde, erhielt fich eine lange Zeit unter den tichologen , und man darf nur einen Büttner leſen, ‚wenn man es einfehen will, welche Arbeit es dieſem Manne Eoftere, die Wahrheit ver Verfteinerungen wir der feine Gegner darzuchun. In unfern Tagen ftehen dieſe und viele andere Wahrheiten auf einem weit gewif: fern Fuße, und wir haben unfern Nachfolgern welt mehr gefammlet, als wir gefunden haben. Nun folten wir aber uns und ihnen die — Arbeit erleichtern, und dazu will ich jetzo einen Vor— ſchlag thun. Es gehören nicht eben gar zu viele Maͤn⸗ ner dazu, diefe Sache auszuführen. Micht mehr Mans ner, als verfchiedene Fächer der Natur find; und dieſe wuͤrden ein folches Werk feicht vollenden Fünnen. Der eine nimt die tithologie, Der andere die Korchnliolos gie, der dritte die vierfüßigen Thiere, ver vierte Die Voͤgel, der fünfte die Fifche, der fechfte die Juſekten, der fiebente die Pflanzen, der achfe die Erze, u. f. w. Eines Menfchen Arbeit ift es nicht, weil man nicht leicht einen Gelehrten finden wird, der in der. Kennt» niß aller drey Naturreiche gleiche Stärfe hat. Aa wer weiß, ob Die Jahre eines einzigen Mannes dazu bins reichten, zumahl da die mehreften Naturforfcher zugleich andere Beftimmungen haben, denen fie einen groſſen Theil ihrer Stunden widmen müffen. Mehrere Mans ner in einem Felde der Natur, würden auc mehr Schas J Ar N den = 3 72 1. Vom Wege zu einem vollſtaͤndigen ben als Nutzen ſtiften; es wäre dann, daß fie in denen Meinungen über die Naturkoͤrper ganz einig wären. » Be TE Sonft wird der eine verwerfen, was der andere behaw , ° ptet, und dadurch wird ein Werk wichtige, Hinvderniffe finden, denen es ausweichen fonnte. Ein Mann zu jedem Sache wird es ehe bewerfftelligen Fonnen. Ein jeder nimt die ſaͤmmtlichen Schriften, die in fein Fach gehoͤren, er bemerfet aus denfelben die Derter, wo man gewiffe Naturalien gefunden hat, und die Naturs produce, welche gefunden worden find. Er bemerfet Fürzlich die angegebenen Gefchlechts s und Gattungs⸗ Eharactere feines Maturproduets, und die Webereins Stimmung und Abweichung derfelben unter einander. Er vergleicht bier zugleich die verſchiedenen Schriftfteller, hälr ihre Meynungen zufammen, prüft fie, und wählee ſich diejenige, welche die wahrfiheinlichfte iſt. Er macht fich folglich ein Realregifter über feine Schriftfteller. Sollte das nicht von dem größten Nußen ſeyn? Ic) will nur Einen Beweis anführen, Man vergleiche eins mahl die verjteinten Koncyylien mit den natürlichen. - Man wird in der See Korper finden, deren Verſtei⸗ nerungen fehlen; man wird aber auch Berfteinerungen finden, dazu wir in der See noch Fein Driginal wiffen. Nehmen wir aber beyde Fächer zufammen, fo werden Wir eine ziemlich volliftandige Neihe der Schalthiere ers zaͤhlen Fonnen. Trennen wir hingegen eins von dem andern, fo werden wir allemal $ücken genug finden, bie wir Alleicht nie ausfüllen dürften, ©) | In e) Kerr Bertrand fragt in ſeinen Memoires ſur cture interieure de la terre, was die Berfteinerungen für einen Nugen haben? Das Beyfpiel, das ich 7 \ J Sofem der e Natur. E * Fan diefer Ruͤckſicht fcheint die Sache gar leicht: Ir fie hat einige groffe Schwierigfeicen, die ich niche verſchweigen Fan. Oft find in den Schriften unferer Vorgaͤnger die Naturalien mit ganz unrechten Namen ‚beleaet worden. Ich will ‚einige Benfpiele anführen. Mylius hat in feiner Saxonia fubterranea P. II. Ret. VII. ©. 73. eine ganze Neihe folcher Steine, von denen er. fagt ‚ daß fie incertae originis wären, Un: ter diefen iſt auch ein Stück abgeftochen, welches er für eine Vorſtellung einer verfteinten Zunge hält, da es doch ein überaus deutlicher Fiſchzahn von der Art ift, die man Sloffopeters nennet. - Das Wort. Muffulit und Mytulit wird in den Altern und vielen der neuern Schriftfteller für einerley gehalten, da es doch zwo ders fihiedene Mufchelarten find. Wer weiß nicht, mit welchen ungeheuren Nas men man die Konchylien der See anfänglich verunſtal⸗ tet hat? Solcher Beyſpiele wird man in den aͤltern Schriften noch tauſend finden, und gleichwohl muͤſten alle Unrichtigkeiten wegfallen, wenn wir es von unſern Nachfolgern ſchlechterdings verlangen wollen, daß ſie da, wo wir aufgehoͤret haben, fortbauen ſollten. Es kommen hierzu noch zwey andere Schwierig⸗ keiten. Dep vielen lithologiſchen Schriftitellern RR inuften — habe, wird die Frage hoffentlich beantworten, und wenn ich Luſt haͤtte hier auszuſchweifen, ſo wuͤrde ich von dem Nutzen der Verſteinerung noch manches anfuͤh⸗ ren koͤnnen. Ich habe uͤberhaupt in der erſten meiner Abhandlungen Gelegenheit gehabt, über dieſen Gedanken des Herrn Bertrand einige Anmerkungen zu machen. Vielleicht aber hat ſich Herr Bertrand die Frage ſchon felbit beantwortet , der fih in jenem Diftionaire des foflils als einen Freund der Lithologie gezeiget har, J 18 Re Na — a 74 1. Vom Wege zu einem vollſtaͤndigen muſten alles Verſteinerungen ſeyn was nur einem na⸗ tuͤrlichen Koͤrper einigermaaſſen aͤhnlich war, und da liefen viele Dinge mit unter, die nichts als Natur und Steinſpiele vorſtellten. Man fand da verſteinert Brod, Kaͤſe und andere Dinge; ja wenn man nicht geglaubt haͤtte, daß ſich ſogar der Urin verſteinern Foune, wuͤrde man wol den Belemnit Lapidem Lyncis, Luchsſtein genennet haben? Ob nicht noch in unſern Tagen dergleichen Dinge bisweilen vorgehen, welche weder in der Unwiſſenheit, noch in der Bosheit, ſon⸗ dern in der Begierde, ſeltene Kabinetsſtuͤcke zu beſitzen, ihren naͤchſten Grund haben; das will ich jetzo nicht unterſuchen. Es ſolte mir aber nicht ſchwer werden, aus. allen Fächern der Naturgeſchichte Beyſpiele zu finden. Hiezu aber gehöret würflich mehr, als man ‚glaubt, wenn man die wahren Verfteinerungen von den erdichteten trennen will. Kir Hingegen fanden andere, Körper, die fie nicht Fannten. Sie machten daher entweder neue Namen, . oder gaben ihnen folche, mit deren eigentlichen Körper fie oft gar Feine, oft eine geringe Aehnlichkeit hatten. Aus dem erften Falle ift eben die fo zahlreiche Menge der Namen entftanden, die wir in den drey Neichen der Natur haben. , Aus dem andern Falle aber hat die. groffe Verwirrung ihren Urfprung genommen, die in der Naturgeſchichte fo fichtbar iſt. in jeder muß alfo aus feinem Fache, das er bearbeitet, alle die Unords nungen vertilgen, und dazu gehöre viel Fleiß, und viele Zeit. Zumal, da in diefem Stücke noch eben kai — viel De ni worden ift. Es Dim r 4 Soften der Natur. 7 1 Es iſt wahr, in dem Fache der Verſteinerung hat uns der Herr Hofrath Walch zu Jena ein vor— trefliches Geſchenke durch ſeine Naturgeſchichte der Verſteinerungen gemacht. Er hat bey einer jeden Verſteinerung eine Geſchichte derſelben angehaͤnget, wo man alles finden wird, was ich vorher angemerket habe. Ich wollte wuͤnſchen, daß es dieſem großen Naturfor— ſcher gefallen möchte, die Geſchichte aller Verfteineruns gen aus feinem groͤſſern Werke befunders herauszuges ben, dasjenige, was er nur oft berühren, oft nur Fury ausführen Fonnte, weitläuftiger abzuhandeln, und dies jenigen Berfteinerungen, zu deren Abhandlung er ben den Kupfertafeln Feine Gelegenheit fand, hinzuzuthun, und denen, die das gröffere Werf nicht fchaffen koͤnnen, eine wichtige Erleichterung zu ſchaffen. In dem Reis che der Berfteinerung haben wir in diefem Falle vortref: liche Hülfe, aber wo bleiben die andern Neiche? Ges fiele es mehrern Gelehrten, über alle Körper des Natur⸗ reichs folche Abhandlungen zu liefern, jo würden wir bald den Zweck erreichen, von dem ich rede; wir würs den nemlich wiſſen wie weit wir in der Naturgeſchichte ſind, wir wuͤrden davon den Schluß auf dasjenige ma⸗ chen koͤnnen, was uns noch fehlt. Air würden wer nigftens den Nutzen haben, daß wir einjehen lernten, auf welche Körper oder Gegenden wir für andern Fleiß anwenden muͤſſen. Ich habe ſeit verſchiedenen Jahren in dem Fache der Verſteinerungen eine aͤhnliche Arbeit unternommen. Nach meinem Zwecke gehoͤrte ſie zwar nur zu meiner eigenen Nachricht, und zur vortheilhaften Erleichterung meiner der Naturgeſchichte gewidmeten Beſchaͤftigun⸗ —— gen. 76 1. Vom Wege einen J an. Allein, ſo bald ich verſi chert waͤre, daß —* Benuͤhung einen allgemeinen Nutzen haben konnte, fo bald fühle ich einen ftarfen Beruf, dasjenige allgemein befannt zu machen, was einen aus gebreiteten Nutzen haben kan. Meine zeitlichen Umſtaͤnde haben es mir bis daher noch nicht erlaubt, viel Summen auf Bücher, bie das Steinreich angehen, verwenden zu fonnen. Ach ſeehe auch die Unmöglichkeit ein, je eine vollſtaͤndige Sammlung aller hiehergehörigen Schriften zu erhalten; die unter Privatperfonen überhaupt die allerwenigiten - erhalten werden, Gleichwohl wußte ich, daß alle meis ne Bemühungen fruchtlos ſeyn würden, wo ic) nicht mehrere Schriftfteller auf einmahl zuſammen halten, und ihre Gedanfen mif den meinigen vergleichen Fönnte. Sch machte mie daher Sammlungen. Aus gröffern Schriften machte ich Fornichte Auszüge, Eleine in den verſchiedenen Magazinen zerftreute Abhandlungen ſchrieb ich wörtlich ab, Recenſionen der gelehrten Zeitungen, die ic) wiirdig fand, aufbehalten zu werden, erhielten darin auch Pag, und was mir einigen Bortheil für die Zufunft verfprach, das fuchte ich hier aufzubewah⸗ ren. An jedes Bändchen hing ich dann ein gedoppel⸗ tes Megifter ; wovon das eine die Derter in fich begreift, wo man DBerfteinerungen findet, das andere aber Die Verſteinerungen erzaͤhlet, und die Derter wiederholet, wo fie gefunden werben. Ich habe durch diefen Weg einen Schaß, der den Kern einer groffen Bibliothek in fich begreift. Ich Hatte Hier in den Berlinifchen Sammlungen IN. Band ©. 365. f. eine Anzeige der Derter gegeben ‚ wo man DBerfteinerungen findet, die ich hier weggelaffen habe, weil fie viel zu unvollftändig ift. Dier FR y er h — A y 9 Sole Fr Spyuſtem der Natur. 7 | Dieſes fey nur vorausgefeßt. Nun ift die wich tigfte Frage diefe: Wie wird eine folche Arbeit am leichteften und bequemften eingerichtet, daß fie nicht zu mweitläuftig, und gleichwohl hinlaͤnglich wird? Meiner Einſicht nach muͤſte ein ſolches Werk in zween Theile zerleget werden. Der erſte wuͤrde die Verſteinerungen in ſich enthalten. Dieſer koͤnnte am kuͤrzeſten ſo eingerichtet werden, daß man eine kurze Klaßification eines jeden Geſchlechts vorausſetzte, und bey jedem Geſchlecht, Gattung u. dgl. den Ort bemerkte, wo ſie liegt, und dabey den Schriftſteller anfuͤhrte, der es bezeugte. Der andre Theil wuͤrde die Oerter in ſich faſſen, wo Verſteinerungen liegen, und dieſer wuͤrde ganz kurz werden, wenn man nur die Stelle aus dem erſtern Theile anfuͤhrte, wo des Ortes gedacht wurde. Von dem letzten Falle wird man hier keine Probe von mir erwarten konnen, aber vom erſten Falle will ich eine beyfügen, und damit ich mich. dem Schluffe bald nähere, p will ich einen kurzen Fa, den Orthoee⸗ ras, erwählen. Orthoeerss iſt eine ungewundene Schnecke, mit Zwiſchenkammern, die ſich von dem Belemnit dadurch unterſcheidet, daß fie in eine ſcharfe Spitze allmaͤhlig ausgehet, und bis jn die Endſpitze lauter Zwifchenfammern hat. | Man hat ziween Wege, die verfchiedenen- Gattun⸗ gen dieſes Orthoceras zu unterſcheiden: Die verſchie⸗ dene tage der Nervenroͤhre, und die verſchiedene Be: fehaffenheit der Zwiſchenkammern. Wir wollen Hier den letzten Eintheilungsgrund dem erſtern vorziehen; da N Du 9 > u 78 11. Bom Wege zu einem volltändigen 0 da der Sypho auch nicht einmal durchs Schleifen alles < mal fichtbar wird. Mach der Befchaffenheit der Zwir fhenfammern giebt es zweyerley Orthoceratiten 1. Solche, welche geſchlaͤngelte Zwiſchenkam— mern haben. Dieſe werden an verſchiedenen Orten, nemlich in nachfolgenden gefunden. 1. In Frankreich. ©. Davila Catalogue fyfte- matique et raifonne T.U. ©.66.288. coll. Tab. il: Iit.D. 2. Bey Aachen, S. Hüpfch neue in der Natur⸗ geſchichte des niedern Deutſchlands gemachte et; ©. 110, f f- coll. Tab. IV. | 3. In der Scheiß. Seheuciyer Lithogra- phia Helvetica, it. Orydtographia helve- tica. Er nennte diefen Körper, den er nicht . Eannte, Ceratoides articulatus. 4. Ber Danzig. Klein Orydtographia Geda- nenfis Tab. ill. Fig. 2.3. Walch Naturges fehichte der Berfteinerungen, Th. I. ©. 235. und die XIlte der Supplementen: Tafeln. 5. Zu Maftricht, Der Naturforfcher VI. Stüd ©. 170. und mein Xournal für die en des Steinreichs und der Conchyliologie, ©. 378: f. | “2. Solche, welche Hemifphärifche Zreifchenfammern haben. Diefes find die gewoͤhnlichſten, da jene überaus felten find; und werden gefunden: | IR 5. Iu England. ©. die philofoph. Transactionen, "Band XLIX. Art. 104. 2. Zu Gent. ©. die philofoph. Transaction, 1. c. 3. In ESyſtem der Natur. 79 3. In Schweden. ©. Linne Reifen nach Der laand und Gorhland. ©. 47. 4. In Deland. Walchs Naturgefchichte der Ders - fteinerungen, Th. II. Abfchn. I. ©. 89. 5. Sn der Churmark. ©. Berlinifches Magazin II. Band J. St. ©. 17. 2 f. f. -6. Zu Berlin. &. Berlinifches Magazin 1. c. ©. 27. | | 7 Zu Sranffurtan der Oder. S. Cartheufers rudimenta Oryctographiae Viadrino-Fran- cofurthanae, ©. 46. DBerlinifches Magazin 1. c. ©. 30. 8. Zu Sukow in der Uckermark. ©. phyſikali⸗ ſche Beluffigungen, 2 Band ©. 56. 9. Zu Halle, S. Schreber Lichographia Ha- lenfis, ©. 36. 10. Zußlanfenburg. ©. Zückert Nacurgefchichte des Unterharzes, ©. 83. 2, Indem Mecklenburgifchen. S. Reinhard de Orthoceratitis Megapolitanis, in den Adis Academ. Scientiar. Moguntin. T. I. ©. 18. Walchs Naturgefih. der Derfteines zungen Th. 1. Abſchn. 1. ©. 60. 12. An der Schweiß. ©. Gesner de petrifica- tis, ©. 43. conf. Baumers Naturgefihichte des Mineralreichs, T. 1. p. 308. 13. In Siberien. S. Gmelin in ven Commen- tariis academ. fcientiar. Petropolitan. T. III. ©. 246. f) 14. Zu f) Ich merke bey dieſer Gelegenheit an, daß ſich anf der duͤrren Weide in der, wüften Gegend bey »teoldss gruͤn ee go I. Bom Wege zu einem vollftändigen 14. Zu Avignon in dem Piemonteſiſchen, wo ſie ganz klein ſind. S. Andreaͤ ſchweitzeriſche Briefe in den Hannoͤveriſchen Union v. J. 1764. ©. 508. | "35. Bey Busweiler. Walchs Naturgeſch. der Vers _ fteinerungen Th. IH. Kap. IV. ©. 173. - 16. In Gothland. Walch 1. c. ©. 160. ‚77. Bey unteröhofen. Wald) 1. c. Sm. coll. - Suppl. Tab. V. d. Fig. ı. 18. Auf dem Haarz. ©. Zticherts Maturgeſchihte | des Unterhaarzes, ©. 3. ı9. Zu Neuſtrelitz. S. Walche Naturgeſchichte der Verſteiner Th. II. Kap. IV. S. 162. Suppl. Tab.IV. e. Fig. 2. "20. In Pommern bey Stargard. Wald l.c. Sxba. Suppl. Tab.iV.d,Fig.4.5. ‘22. In der Uckermarck. Wald |. e. ©. 160, - Das Hriginäf der Orthoceratiten. hat: man zu Rimini indem Muſchelſande entdeckt. S Janus Plankus de conchis minus notis. ©. 14. coll. Tab. I, Nov. conf. Gualtieri index: teltarum etc. Tab, XIX. 4, (u grin zwiſchen Anfpach und Bareuth ein ſchwarzer Mar maor findet, der eine fürtrefliche ‘Politur annimmt. In diefem Marmor liegen ebenfals Orthoceratiten, deralei: \ hen ich nicht nur nefehen habe, fondern ſelbſt ein Exem⸗ plar beſitze. Ich kan daher für die Richtigkeit dieſer Nachricht Buͤrge ſeyn. Gemeiniglich ſind dieſe Orthoce⸗ xatiten, wenn man fie ganz auf der Marmortafel finder, - fang und ſchmal, find in einen feinen’ weiffen Spath vers mandelt, und haben enge Zwilchenfammern. Sie neh: ‚men fid) unter ſolchen Umſtaͤnden betrachtet fehe ſchoͤn aus. In dem. hiefigen berzoglichen Naturalienkabinet - findet fich davon ein fehr fehönes Eremplar. % —n 2 DAT ö R Th { N N Rs; Syſtem der Natur, | 81 lie. L. M. N. no die vom Herrn Plankus entdeckte ſehr Fleine Stücke vergroͤſſert vorgeftelle werden. It. Martini Syſtem. Konchyl. Kabinet, 1. B. 1 vign, p-r.u.34.etc. Vielleicht gehgret auch der Körper hieher als ein wahres Original der Drthoceratiten, welchen Here: Targonius Tozgetti an einer Eoralle fand, den Herr Allion in feiner Orydtographia Pedemonta- na Seite 5, und. aus diefer Herr Hofrath Walch in der Naturgeſchichte der DBerfteinerungen Th. 1. Abſchn. 1. ©. 246. befchreist. Man hielt diefen Körper für das Original des Belemniten, aber groffe Naturfor ſcher z. B. Herr Walch und Here Tourette halten diefen Korper mit groſſer Wahrfcheinlichfeit für einen Orthoceras. Siehe mein Journal für die Liebhaber des Steinreihs Th. U. ©. 288. 9) Die vierte Abhandlung. - Geſammlete eisne und fremde — — gen aus den Reichen der Natur. 22 F Nie Natur, wenn fie uns auch ‚gleich eine groffe Menge ihrer Schönheiten deurlich genug entwis ckelt, hat doch noch eine eben fo groffe Menge Wunder gleichfam für fich allein aufbehalten.- Tauſend Erfcheis nungen, die wir bald mit eigenen Augen fehen, bald | * von M Wenn nad) dieſer Probe, die ich angegeben habe, alle Koͤr— per aus allen drey Reichen der Natur bearbeitet würden, fo glaube ich nad) meiner Einſicht, daß ein: solches Werk das nutzbarſte waͤre, das man ſich nur gedenken Fan. Schroͤt. Abh. ı Th. 3 «et Y - 1 — 82 IV. Geſammlete eigne u. fremde —— von glaubwuͤrdigen Schriftſtellern überliefert befoms men, find uns die größten Geheimniffe, und vielleicht bleiben fie es beſtaͤndig. - Diele groffe Naturforfcher find zwar fo glücklich gemefen, manches zu entwickeln, was unfern Voreltern noch ein unbegreifliches Wunder \ war, aber wir werden unfern Nachfommen noch mans , ches überlaffen müffen, ob fie es vielleicht entwickeln, und den eigentlichen Grund errathen möchten! Hierher gehören folgende Beyſpiele, die ich gefammlet habe. 1. IRRE WERT: Man hat in feften Steinen lebendige Ges fchöpfe angetroffen. Ich zähle hierher erſtlich bie in Steinen gefundne lebendige Kröten. Die Sache ift ganz aufferordentlich), und wenn fie nicht durch ſo wichtige Zeugen erhärtet werden Fonnte, fo würde fie ganz unglaublich feyn. Das Brem. Magazin füh tet im erften Bande ©. 390. f. f. einige Beyfpiele aus dem Gentlemans-Magazin an, die hieher gehören. - Eben diefe und noch mehrere Venfpiele von andern Ges fehopfen hat das Hamburgifche Magazin XV. Band ©, 552. und XVII. Band ©. 264. erjehlet. Herr Whiſton fahe zu Wisbech in der Inſel Ely, daß in einem Marmor, den Herr Charlton ein Steins ſchneider zerfägt hat, eine lebendige Kröte von mehr als ordentlicher Gröffe lag. Herr Johann Malpas nahm zu Großparmouth eine Iebende Kröte aus einem dichten gehauenen Steine, der von Rutlandshire war gebracht worden, Here Prime, Bildhauer der Academie zu Rouen, fahe zu Ecretteville eine Fleine Kröte mitten in einem * Steine. In den Schrif—⸗ ten — TE Fe er u 24 ae Te nr 008 den Keichen ber Natun 83 ‚ten der Fönigl. Schwed. Acad. der Wiffenfchaf: ten leſen wir Band II. S. 285. f. des Schloficondus ctoͤr Graͤbergs Bericht von einer lebendigen Kröte, die man in Gothland bey Burswick, im feften und dich⸗ ten Sefteine, gegen acht Ellen tief in einem Steinbruche gefunden. In einem Briefe, den Luid feinem Litho- phylacio Britannico angehänget hat, meldet. der P. Richardſon, daß er eine lebendige Kröte in einem feften Felſen angetroffen habe. Drey andere Beyfpiele, welche Earl Hall, Martin Weinrich und Ulyſſes Al: drovand erzehlen, führer der fleißige Leſſer in feiner Eithotheologie ©. 102. der Ausgabe Hamburg 1751 an. Mir diefen Beyſpielen ift ein anderes verwandt, welches, wenn e8 bewiefen werden Fonnte, noch wuns | dervoller wäre, Das oben angeführte Bremiſche Magasın erzehlet im dritten Bande ©. 291. aus einem englifchen Journal, daß fich in einem Enteney eine lebendige Krote gefunden habe, Hier aber Fonnen wir nichts thun, als den Wunſch des Heren Ueberſetzers ©. 292. anhängen: Wir wünfchen mie dem Sammler des englifchen Magazins, daß die Wahrheit des fo - fremd feheinenden Vorfalls durch gültige Zeugniffe möchte dargerhan werden. Mit den Kroͤten find die Fröfche fehr nahe verwandt. Dürfen wir den Zeugen glauben, die Leſſer in feiner tirhorheologie S. 103. an⸗ führer, fo hat man auch Tebendige Fröfche in Stets nen angetroffen. Leſſer fagt folgendes; „Graf Her mann von Haßfeld erzehlte D. Sachfen, wie er mitten in einem Steine, auf feinem Schloffe Schel: lenberg, bey Coͤlln gelegen, einen Iebendigen Frofch ſtark quäsfen gehöret habe. Endlich, wie der Stein | 52 von \ — * 84 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. von ſich ſelbſt entzwey geplatzt, ſprang er aus demſel⸗ ben heraus Bey Toloſa wachſen mitten in den groß } fon Muͤhlſteinen roche Froͤſche; die Muͤhlſteine, wenn fie durch oftmaligen Umlauf erhigt werden, berften oft: mitten von einander, und die Fröfche hüpfen heraus. Eben fo erzehlet Franfe in feiner Hiftorie der Graf: fchaft Mannsfeld S. 104. daß man in einem Mannsfelischen Schiefer, da man ihn aufgeflaus bet, einen Fleinen lebendigen Frofch in einem hohlen Loche, darinne etwas Waffer geftanden, gefunden habe, Franke beruft fich auf einen vornehmen Bergbeamten, ‚der es ſelbſt gefehen und es ihm erzehlet Habe. Siehe des Heren von Rohr Merfmürdigfeiten des Unter: haarzes ©. 698. Das Hamburgifche Magazin erzehlet Band XVII. ©. 265, daß Herr Pryfonnel, Foniglicher Arzt zu Guadeloupe, da er einen Bruns graben ließ, lebendige Frofche in verfteinerten Schichten gefunden habe. Er ftieg felbft in den Bruns nen, und bohrte in den Felfen, da er denn grüne leben: dige Fröfche heraufbrachte, die andern Fröfchen in aller Ruͤckſicht ähnlic) waren. Auch im Bernftein find bies weilen Froͤſche, obgleich fehr felten, eingehüllt, aber folche Benfpiele gehören nicht Hieher, weil die Rede von Tebendigen Fröfehen if. Man Fan ſich überhaupt, wels ches ich hier beylaͤufig anmerke, das Dafeyn fremder Körper im Bernftein nicht anders als eine Art von In⸗ cruftation vorftellen, da fie mit diefem Haarz gleichfam überzogen: find. uch febendige Krebje will man in Steinen gefunden haben. Leſſer fagt ©. 124. feines angeführten Buches: „Es giebt Krebfe, welche leben⸗ dig in den Spaltungen und a einiger Felfen, wie wol 2m Mans den Reichen der Natur. 85 wol ſehr ſelten, angetroffen werden. „,. Er beruft ſich hiebey auf Sachſen, Voigten und Eibavius, als ‘feine Zeugen. Ein Benfpiel führen unterjchiedene Schriftſteller an. Einck bringe in feinem Buche von den Seefternen aus dem Mißonius ein Benfpiel bey, daß man in den italiänifchen Steinbrüchen, in der Mitte seines groffen Steins, einen lebendigen Meerfrebs von dier Pfund gefunden habe, ©, Die Onomatolog. hiſtor. natural. T.L..p.409. Eben diefes bezeuget Rajus aus Mißons Reife, wie Herr Lieberoth in ‚feiner Abhandlung von dem Wachſen der Steine, im Hamb. Magaz. V. Band ©. 437. angemerket har. Auch diefes Beyfpiel, das vom Herrn Don Antonio de Ulloa im Hamb. Mag. XVII. Band S. 264. angeführet wird, ift merfwürdig genug. Er fahe zu Madrit zweene Wuͤrmer, die des Königes von Spar nien Bildhauer mitten in einem Stüf Marmor gefuns den hatte. Von Mufcheln und Schnecken. haben wir beynahe noch) die meiften Beyſpiele, Die hieher ges hoͤren. Herr Lieberoth fage uns am angezogenen Orte, daß Brand berichte: In Engeland habe ein gewiſſer Herr Mufiheln gegeffen, welche vermittelſt ‚eines Pfluges aus der Erde geackert worden; ja bey der " Stadt Mold in Flinckshire wuͤrden unterſchiedene Muſcheln, ungefehr drey Fuß tief im Sande ange⸗ troffen, in welchen he Fifche wären. ° Linck er» jehlee am angezogenen Orte der Onomatologie, daß man, bey Gelegenheit eines Gebaͤudes, drey Schuh tief eine fandigte Erde durchgraben, und endlich etliche wahrhaftige Miesmufcheln gefunden Habe, welche nicht nur dem Seemytuln vollfommen gleic) geweſen wär 53 ven, — I 7 Ku . —J TA ; INTER! —— — * — 86 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. ven, fonbern auch in ſich Iebendige Thiere eingefchloffen gehabt hätten. Die Dnomatologie fest bald darauf hinzu: So ift es auch feine unbefannte Sache, daß man zumeilen in den mittelländifchen Gegenden ſowol Auftern als Einfhörner und neritifche Meerſchnecken, auch anderes Muichelwerf ausgräbt, worinnen man auch) manchmal febendige Thiere findet. Seyfried er zähle in feiner Medulla mirabilium lib. II. part. I. "Gap. V daß bey dem Eaftell Duyno, am venetiani: fchen Meere, von dem Felfen am Meere groffe Stüde abgeſchlagen würden, darinnen man Schnecken in ihren Gehaufen finde, die man zur Speife genieffen Fan. Das find ohne Zweifel Diejenigen Schnecken, welche Brück mann Dactylos marinos nennet, und in welchen er ſogar das Original der Belemniten zu finden glaubte. Seine Worte in Thefauro fubterraneo Ducatus Brunfuicenf. p 73 find folgende: „Schließlich muß "noch mit wenigen anführen, daß der Herr P. Krüger, mein hochgefchägter Collega, in feiner hiftoria cu- riofä ealculorum, p. 33. einer See⸗, over beffer einer Steinmufchel gedenfet, fo Dadylus marinus genen net wuͤrde, und häufig zu Tarento in ven Steinen an den Seefüften lebendig angetroffen, und von den Eins wohnern jelbiger Stadt quotidie aus den Steinen hers ausgeſchlagen und gegeffen würden; wodurch wir denn faſt auf die Gedanfen gerathen ſolten, ob vielleicht der Lapis lyncis oder Belemnites eine folche Art Mufcheln, fo petrifieivet worden, wäre ?,, Herr Hofrath Walch muthmaſſet in feiner Naturgeſchichte der Berfteine- rungen Th. Hl. Abſchn. 11. Cap. XV. ©. 245. daß Beuckmann unter dieſen Dactylis marinis die fo genann⸗ EEE, EEE cc u ee aus den Neichen der Natur 87 ‚genannten Balaros, eine Art Eleiner phofphorefeirens ‚den Fifche verftehe, die man aus den Steinen, welche ‚man aus der See zieher, zu fehlagen pflege, und die man unter andern bey Ancona finde. Das find die den Naturforſchern fo bekannten Pholaden, von welchen ich hernach noch einiges bemerken werde, Befonders diefes, daß man fie hieher eigentlich gar nicht vechnen ‚folte. Denn hier ift der Stein im. Waſſer, darinne dieſe Pholadenart, die man eigentlich unter die My⸗ tule jegen folte, fißt, eben das für die Pholade, was 3. DB. der Schlupfivespe die Heine Höhle in. einer Wand ift, darinne fie wohnt; die Pholade mag ſich nun hier einbohren, oder der Stein mag erhaͤrten, wenn ſie ſchon darinne liegt. Dieſe Fiſche aus den Steinen waren ſogar den Alten nicht unbekannt, ob ich mir gleich nicht zu behau⸗ pten getraue, daß fie eben dieſe Dactylos des Bruͤck⸗ manns oder dieſe Balaros meyneten. Plinius erzeh⸗ let in ſeiner Naturgeſchichte Lib. IX. Cap. LVII. in der Muͤlleriſchen Ausgabe Tom. Lib. IX. Cap. 83. S. 285, Theophraſtus fage, daß in Paphlagonien Fiſche ausgegraben wuͤrden, wo kein Waſſer waͤre, und die doch gleichwol einen hoͤchſt angenehmen Geſchmack haͤtten. Vielleicht zielet auch Seneka darauf: Quaeft. natural. Lib. X. Cap. XVII. Multa hoc loco tibi in mentem venient, quae urbane in reincredibili fabulam dicas. Non cum retibus aliquem, aut cum hamis, fed cum dolabra ire pilcatum. Man würde folglich allen hiſtoriſchen Glauben aufheben muͤſſen, wenn man eine Sache unter die Fa⸗ 54 bein 88 IV. Geſammlete eigne u, fremde Beobacht. beln zählen wollte, welche von‘ ſo vielen Zeugen beſtaͤti· get wird, Wenigſtens werden doch einige der angefühts - ‚ten Benfpiele wahr und ihre Zeugen geltend feyn. Denn 7 ich bin nicht für alle, ich fage fogar, ich bin für alle wies jenigen nicht Bürge, welche von alten Schriftftelleen | } 1 | erzehlet werden. Bey allem ihrem Zleiffe, ven fie der. Naturgeſchichte widmeten, Fonnten fie doch noch nicht ‚alle Borurtheile ablegen. Man glaubte fogar, ‘daß ‘man des Benfalls der tefer dann gewiß fen, wenn man abentheuerliche Geſchichte erzehlte. Dabey prüften fie . die Quellen nicht genau genug, aus welchen ſie ſchoͤpften, ſie hatten aber auch viele Huͤlfsmittel und viele Erfah⸗ rungen noch nicht, die wir in unſern Tagen, welche wir mit Recht erleuchtet nennen Fönnen, in den Händen Haben. Inzwiſchen find doc) einige von diefen Beyfpie ⸗ len gewiß, wenigftens muß man das von einer Gattung von Pholaden fagen, welche ihre Wohnung in einem compacten Steine haben; und von folchen Benfpielen, die nicht etwa von. bioffen Erzehlungen anderer nachge⸗ ſchrieben werden, ſondern welche uns Augenzeugen berichtet haben. Man wird folglich auch nicht darauf fallen, die Moͤglichkeit einer Sache zu leugnen, welche doch wirklich iſt, da man von der Wirflichfeit einer Sache auf ihre Möglichfeit ficher zu ſchlieſſen pfleget. Allein weit ſchwerer iſt es, die Art zu erklaͤren, wie Dies möglich fen? Die Verfaſſer der Ökormerol. hiftor. natural. ziehen ihr Urtheil völlig zurück. * Sie fagen nur am angezogenen Orte, daß ſich die Gelehrten darüber den Kopf bisher fehr zerbrochen hätten. Es ſey gleichwol nicht wahrfcheinlich, wenn man auch zugeben kahl J es habe die allgemeine Suͤndfluth dieſe Muſcheln dahin - ’ nd I rd u Car Ben * aus den Reichen der Natur. 89 dahin gefuͤhret, daß die darinne eingeſchloſſenen Thiere ſo lange haͤtten koͤnnen am teben erhalten werden. Leſſer haͤlt im angezogenen Buche S. 104. die Sache, was die Froͤſche und Kroͤten anbetrift, gar nicht für unmöglich, Er fegt voraus, daß beyde als Amphibien langer als ein halbes Fahr zwifchen Tod und teben in einem mitt: fern Zuftande liegen Fonnten. Er folgert daraus, daß fie auch wohl auf eine folche Art in Steinen fönnten ers "haften werden. Büttner philofophiret in feinen rude- ribus diluvii teftibus p. 139. faft eben alfo, doch hält er es auch ©. 140. nicht für unmöglich, daß ein Ovulum vom faich),, oder auch) eine annoch zarte Brut zwiſchen die unmerfbaren Klüfte eingedrungen und das ſelbſt vergröffere worden. Allein die Folge ift Gen dem, was Leſſer ſagt, nicht richtig. Wenn fic) Kröten und Froͤſche in einem mittlern Zuftande befinden , fo liegen fie in einem ihrer Elemente ‚ gemeiniglich aber an einem fumpfigten Orte. Aber in einen Stein eingefehloffen, und wer weiß, wie viele Fahre dazu gehörten, ehe eine feuchte und weiche Maffe zu einem harten Selfen wurde ? wer weiß, wie viele Jahre ver Fels ihr Wohnhaus - war, ehe fie daraus befreyet wurden? ich fage, in einem Stein unter ſolchen Umſtaͤnden eingeſchloſſen, will was ganz anders fagen. Andere find gar auf den Einfall ge rathen, zu glauben, die Ener diefer Thiere wären An: fangs von Gott erfchaffen worden, und häften in den fluͤßigen Weſen der Welt Herumgefchwommen, da fie von der Schöpfung an in diefe Steine wären einge: fehloffen worden. Herr le Cat macht darüber allerley Anmerkungen, die meine Leſer im XVII. Bande des Hamb. Magazins ©. 206, f. nachlefen mögen. _ Den 85 Um⸗ 1, RE 314 ; 0 w. Geſammlete ds u. — Be. | Umſtand mit den Muſcheln, die man ausgeackert hat, und die bey der Stadt Moll drey Schuh tief in dem Sande lagen, will Herr Lieberoth mit den Katzen⸗ Fopfen erklaͤren. Dieſes, ſagt er am angezogenen Orte des Hamburgiſchen Magazins, ſind Muſcheln, deren Schaalen nach und nach von dem Seewaſſer groͤſſer ge⸗ macht, darinn aber ein kleiner Canal des Thiers, wo⸗ durch es ſeine Nahrung durch das Seewaſſer erlangen kbͤnnen, gelaſſen worden. Dieſe kommen oft zu einer bewunderungswuͤrdigen Groͤſſe, und zeigen ihre Jahr⸗ wachſe ordentlich. Eine gleiche Beſchaffenheit kan es mit dem im Marmor eingeſchloſſenen gefundenen See⸗ krebs gehabt haben. ,, So viel geſtehe ich gern zu, daß man fich das Leben eines Thiers in einem Steine ohne guft nicht gedenken Fan; aber glaubt auch wohl noch jes mand in unfern Tagen, daß das Seewaffer eine Mus fehelichaale vergröffere, die das Thier aus feinen eignen Säften baut? und woher wollen Mufcheln und Schnes den ihren Zugang aus der See befommen,, welche viele Meilen von dem Strande der See entfernet find? Die Sache bleibet uns demnach noch immer ein Geheimniß. Mit ven Steindatteln oder Pholaden, die man bey ‚Ancona findet, hat es eine ganz andre Befchaffenheit. Sie wohnen in einem Steine, der dem Bimftein, Kreide oder Mergel gleicht, der aber nicht gleich fo hart war, wie er ift, wenn diefe Mufcheln erhafcht werden. Sie graben fich vielmehr in eine weiche Erde ein, in der See, die nur nach und nach verhärter. Sie fünnen alfo in diefem noch lockern Steine immer noch teben haben. - Und wenn es auch nicht in der See wäre, fo giebt doch die Feuchtigkeit des Steins ihnen nod) immer Nahrung, bis . 7 WE un RE FD ——— aus den Reichen der Natut. gt. bis er gaͤnzlich erhaͤrtet, und gaͤnzlich trocken wird. Das wird auch daher klar, weil oben, wo das Thier ſich einen Zugang aus dem Waſſer macht, an dem Steine von dem Thier ein paar Roͤhren oder Pfeiffen angebracht ſind, gleichſam als Candle zur Nahrung. Die Pho— lade lebt alfo nicht ohne Nahrung, fie ftirbt aber zuvers läßig, wenn fie nicht mehr am Ufer des Meeres, und alfo von aller Nahrung entferne if. Man fehe des Heren von Argenville Eonchyliologie ©. 276. der deutjchen Ausgabe, und die 26 Kupfertafel Lit. K. wo diefe Pholaden abgeftochen find. Man vergleiche damit des Heren Hofrath Walchs Gefchichte der Pholavden im Steinreiche im dritten Stück des Naturforfchers ©. 184 f. wo noch manche Anmerfungen vorkommen, welche hieher gehoͤren. | I. Am neun und vierzigften Bande der philoſophi⸗ ſchen Transactionen wird Art. LXXX. erzehlet, daß man in eine Phiole geduͤrrete Kellereſel und fpanifche Fliegen gethan habe, fo daß diefelbe halb davon erfüls let worden fey. Man habe dann fiedendes Waſſer on "die Phiole gegoffen, und fie ganz feft verftopft, da man denn, nad) einigen Stunden, eine groffe Menge Eleiner laͤnglichter, platter und durchfichtiger Thiere ges wahr roorden wäre, welche ungemein rege und lebhaft geworden find. Wir wiffen aus Venfpielen, daß manche Thiere in dem einen Elemente beftehen Fonnen, und in dem andern verderben. Der Fifch lebt im Waffer, ohne in die Gefahr zu fommen, zu erfaufen, auf dem trock⸗ nen 7 2 Keen TUE ee ulan u Da. — Me DT ÜRERRERSE 1 — 43 M 9 8 N re 92 IV. Gefammlete eigne u. fremde Beobacht. nen lande ftirbt er bald. Wuͤrde es der Menſch wagen, mit dem Fiſch in den Abgrund der See zu ſteigen, fo ‚würde er mit feinem teben bezahlen müffen. Wir haben unter den Erdſchwaͤmmen folche, die für den Mens ſchen das ftärffte Gift in fich haben, und die beiffender als der ftärffte Pfeffer find; gleichwol verzehret Die Erdſchnecke, die unendlich Fleiner als der Menfch ift, dieſe Schwaͤmme mir gutem Appetit, und ohne zu bes ſorgen, daß ſie ſterbe. Iſt es wahr, was uns vers ſchiedene alte Schriftfteller von dem Salamander bes richten, fo kann dies Thier in brennenden Feuer leben, ‚ ‚welches fonft alle thierifche Körper verzehret. Allein dieſe Gefchichte ift zuberläßig erdichter. So viel haben die Naturforfcher angemerfet, daß der Salamander, der fich auf der Erde aufhält , ein Eleines Feuer eine Zeitlang vermittelſt feiner Falten und fchleimigten Feuch⸗ tigfeit unterdrücken Fan, aber das Feuer verzehret ihn endlich doch. In den philofophifchen Transactio: nen wird berichtet, dag Corvini einen Salamander aus Indien gebracht und zu Nom ins Feuer gewor⸗ fen habe. Diefer habe fich anfangs aufgeblafen, und eine groffe Menge dicker und fchleimigter Materie von ſich gefpien, welches die Kohlen ausgelöfchet habe. Er habe das Feuer auch nad) vwiederhoften Proben zwey- Stunden ausgehalten, oder fich durch feine Feuchtig⸗ keit zwey Stunden lang befchüst, und nachher Doch noch neun Monate gelebt. Herr Geofroy aber mers ket gleichwohl bey diefer Gefchichte an,. daß entweder die Indianiſchen Salamanders von den unfrigen unterſchieden ſeyn müffen, oder daß die Kohlen nicht elautr angezundee gewejen find, und ſagt endlich), daß | die 7 — 8 aus den Reichen der Natur 93 die Salamander, wenn ihre Feuchtigkeit verzehret iſt, im Feuer nothwendig ſterben muͤſſen. Man ſehe die Naturgeſchichte aus den beſten Schriftſtellern mit Merianiſchen Kupfern VI. Abſchnitt, Heilbronn 1774. ©.37. und vergleiche damit des Herrn Ritters von Linne Naturſyſtem, nach der deutjchen Ausgabe des Heren Profeffoe Müllers zu Erlangen III. Theil ©. 117. 119, welcher die Sache alfo erflärt, daß unter feiner Haut eine feharf ägende und übelriechende Feuch⸗ tigfeit liege, die er aus den Warzen und Fleinen buftloͤ⸗ chen herausfprißen Fan. Mit diefer Feuchtigkeit übers jiehet er fich im Feuer, wie mit einem Fuͤrniß, wodurch)‘ er die Kohlen um fich herum auslöfchet, in denen ee gewiß untergehet, wenn das Feuer zu groß ift. Man fehe auch das Leipziger Liniverfallericon XXXIII. Band S. 651. Alſo fan der Salamander im Feuer: nicht feben. Here Spalanzani hat fo gar durch Ders fuche gefunden, daß der Salamander einen weit ges tingern Grad der Wärme austtehen fan, als andre Amphibien. Siehe deſſen phyſikaliſche und mathe: matijche Abhandlungen keipzig 1769. &.48. Wenn die Bemerfung vieler Aerzte richtig ift, daf die gewoͤhn⸗ lichen Würmer der Menfihen nichts anders als Re— genwuͤrmer find, deren Eyer oder Brut der Menſch durch das Waſſer einfchlurft, in feinem Magen ausbris tet, und nachher bis zu einem groffen Wachsthum ers naͤhret, fo Fan der Negenwurm eine unglaublich groffe Hitze, dergleichen die Hige des Magens ift, ausftehen. Die Niffe eines befannten Inſekts, wenn es diefelben in den Falten der Wäfche verbergen Fan, werden Durch die heiffen Bruͤhen nicht getödter, welche die Waͤſche aus« “ v8 N ! N 94 IV. Gefammlete eigne u. fremde Beobacht. > —* * er nr ausftehen muß, wenn man fie waͤſchet. Es fan alſo auch wohl Gewuͤrme geben, die ein ſiedendes Waſſer nicht verderbet, ſondern wohl eben ſo erfriſcht, wie das kalte Waſſer einen erhitzten Menſchen. Alles in der Natur, von dem man ſagt, es ſey nuͤtzlich oder ſchaͤdlich, iſt wohl unter lauter Einſchraͤnkungen anzunehmen. Daß ich aber zu den Würmern zuruͤck⸗ kehre, welche durch fiedendes Waffer ihr Leben erlangt haben, fo müßten wir freyfich, um hier etwas entfcheis den zu koͤnnen, Die Frage beantworten: Ob es gewiſſe und beftimmte Grade ver Warme giebt, welche die Menfchen und Thiere ertragen, und worüber fie nicht hinausgehen fönnen ohne umzufommen? Man hat behauptet, ver höchfte erträgliche Grad vürfe, Die Wärme des Blutes nicht überfchreiten. Allein vers fihiedene Menfihen und Thiere koͤnnen = einem groß fern Grad der Wärme wenigftens eine Zeitlang beftes hen. Man gedente fich hier die Badftuben. ‘Der vers ftorbene Profeffor Nichmann konnte in einer: Stube auf den 125 Grad Fahrenheitiſch aushalten, in ven Huͤt⸗ fen der Lieflaͤndiſchen Bauern aber nicht aufrecht ſte⸗ hen bleiben. Die Thiere fonnen auc) in einem hoͤhern Grad der Wärme eben, als ihr Blut hat. Hunde, die: man in ein Dunftbad feßte, find bey verfchiedenen Gras den als 115. 120. 146. erſtickt. Die Karpen leben in: warmen Waffer zu 90 bis 94 Grad, andere Fifche find erſt ben dem ıı Grad des Fahrenheitifchen Thermomzs ters geftorben, die Fröfche aber haben alsdann noch. gelebt. Ein Sperling ift bey dem 146 Grad in fieben Minuten geftorben, und diefe nemliche Hiße hat bald darauf einen Hund und eine Katze getoͤdtet. Siehe. ’ den aus den Neichen der Natur. 95 den Altonaifchen gelehrten Merkur rrzı. 23 St. ©. 3177. f. wo ein Aufjaß des Hern Braun in dem 13 Bande der neuen Abhandlungen der Kaiferlichen Akade⸗ mie zu Petersburg genuͤtzt ift. Es find freylich hier. noch viele Dinge nicht genau genug beftimmt, und es gehören noch groffe Erfahrungen dazu, ehe wir zu einer Gewißheit gelangen koͤnnen. Dabey aber muf ich noch erinnern, daß man bey der Beobachtung Fleiner Thiere im Waſſer viele Behutfamfeit anwenden muß, weil auch leblofe Dinge eine feheinbare Bewegung hervorbringen fonnen. Herr Paftor Goͤtze hat hiervon im erften Stück des Maturforfcherd ©. 16. Anm, c. einige merfwürdige DBenfpiele gefammler. Waren das viel, leicht folche ſcheinbare Thierchen, davon die philofophts ſchen Transactionen reden ? ul, 2 Herr von Reaumur, ein Dann, der der Natur⸗ gefchichte wefentliche Dienfte geleifter, und beynahe in allen Fächern der Natur mit einem gleich glücklichen ‘ Erfolge gearbeitet hat, behauptet nach dem Zeugniffe des Hambitrgischen Magazins X. B. IV. ©t. ©. 443. daß die Farbe der Vogelfedern nicht beſtaͤn⸗ dig einerley bleibe, und daß die Haͤhne und Huͤh— ner diefelben, fo oft fie mauffen, wie man von ihnen zu reden pflegt, verändern. Was den letzten Fall anberrift, fo iſt er nicht allgemein wahr. Aufr merkſame Defonomen werden mir Feinen Beweis abfors dern, wenn ich fage, daß man fich vom Gegenteil alle Jahr überzeugen Fonne. Aber das ift wahr, Daß fie ihre Farbe oft ändern, Dem erften Falle darf man die . Bet r J Wut va 7 -_ —2 —324 — J * ver a 4 RE > d N UN . Ken 2 ; 1 ? J N J N 95, w. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. | die Wahrheit nicht. Juan machen. Sch. habe davon: zwo Erfahrungen. Die erſte iſt ganz ſonderbar, ich bin aber fuͤr ihre —— it Buͤrge. Auf einem adeli⸗ chen. Hofe, nicht weit von meinem ehemaligen Aufent⸗ halcı „ war eine Henne im erſten Jahre ganz ſchwarz, und wurde {m andern Fahre, nachdem fie fich gemaus * ſtert hate, ganz weiß. So wenig man in dem einen: Jahre an der ſchwarzen Henne eine weiſſe Feder fand, | ‚fo wenig konnte man an ihr, da fie fich weiß gefärbet hatte ; eine fchwarze Feder entdecfen. An meinen eiges nen Hühnern, die alle ganz fehwarz ‘waren, habe ich. beobachtet, daß einige nach und nach weiffe Federn ber famen. Die Hühner waren höchitens vier Jahr alt. Dan Fan es nicht gewiß ertfcheiden, wie alt eine Henne, werden Fonne, wenn fie ihr hoͤchſtes Alter erreiche. Da aber eine Henne von vier Jahren fehen unter die alten Hühner gehörer, fo möchte nieine Erfahrung doch wol ein Benfpiel wider den Herrn von Reaumur ſeyn, der am angezogenen Orte des Hamb. Magaz. vorgiebt: Daß das Alter und die Hinfälligkeit, wovon fich unfere "Haare weiß färben, bey den Federn der Hühner. und Voͤgel ebendieſelbe Wirkung hervorbringe, Ueberhaupt iſt ein graues Haar nicht allemal ein Beweis des Alters und der Hinfaͤlligkeit. Wir finden Menſchen, die in ihren ſchoͤnſten Jahren grau werden, und wer. weiß nicht, was überhaufte Sorgen, anhaltender Gram, und nagender Kummer, für einen Einfluß auf unſre Haare haben? Ich habe hier noch zweyerley zu be⸗ merfen.. Das eine betrift die Veraͤnderung der Farbı an den Thieren überhaupt, davon die Nas turgeſchichte aus den beften Schriftſtellern mit Meri⸗ ’ A 1 aus den Reichen der Natur. 97 Merianifchen Rupfern, die zu Heilbronn erfcheinet, im IV. Abfchnitt ©. 28. von einem Hermelin ein merk, wuͤrdiges Beyſpiel erzehlet. Herr Daubenton bekam einft ein folches Thierchen, welches bis auf die fchwarze Spitze des Schwarzes weiß war; Er fperrte es in einen eifernen Käfig, und entdeckte bald einige braune Streifen in der weiſſen Farbe, und an dem neunten Tage, da er ed eingefperret hatte, war bereits die ganze ‚Oberfläche um die Seiten der Schnauge und des Kos pfes braunroͤthlich. Diefe Farbe erftrecfee fich laͤngſt dem Halfe und Rücken bis an das Creuß in Form eines Streifes, der einen halben Zoll breit war, und auf der auffern Fläche der vier Pfoten erfchienen etliche Striche von dergleichen Farbe. Zu gleicher Zeit fah er Flocken von weiffen Haaren, welche fich an die von Eis fendrath gemachte Scheidewand gehängt hatten, unter der das Thier hindurch ging, fo oft es aus einem Bes haͤltniß in das andre wollte. Am fiebenzehnten Tage " blieben nur etliche weiffe Haare auf der Schnauße, auf dem Kopfe, auf den Schenfeln und am Schwanze, und zu Ende des ganzen Monates war nichts. weiffes mehr übrig, als auf denjenigen Theilen, welche an dem gemeinen Wieſel mit dem ſchwarzen Schwanʒe weiß ſind. Das andere ſind diejenigen Thiere, welche ſich anomaliſch veraͤndern, oder deren Farbe von ihrem Geſchlechte ganz abgehet. “Bon ſolchen Bös geln Haben die Herren Hofraͤthe Günther und Wald) im Naturfsrfcher I. Stuͤck S. 54. II. Stuͤck ©. 1. und IV. Stüf ©. 128. gelehrt gehandelt, wo man zus gleich eine gute Anzahl folcher Vögel angefuͤhrt findet. - Schröt. Abh. 1. Th. G Ich cc 4 ’ 1 u *— J — — N y —38 Ba NA), Nils ⸗ J * * * ALS J 98 m ERROR: diäne u. fremde Veobocht. Ich Führe davon dies einzige Beyſpiel an. Herr Hof⸗ rath Guͤnther beſaß einen Gympel, der zwey Jahr ſeine ſchoͤne rothe Farbe behielt. Im dritten Jahre wurde er nach der Mauſterzeit ſchwaͤrzlich, jedoch hatten die meiſten Federn noch,rothe und graue Spigen, Im gten Jahre aber wurde er durchaus ſchwarz. Es feheinet alfo, daß die mehreften Faͤlle um die Maufterzeit wuͤrk⸗ lich werden, aber nicht alle. Zu feipzig fand man ein ganzes Neſt weiffer Maͤuſe von 5 bis 7 Mäufen, wie die phyſikaliſchen Beluſtigungen IL. Theil S. 438. erzehlen; aber daß ſie von weiſſen Eltern erzeugt wor⸗ den ſind, das mag ich doch nicht ſo geradezu nachſchwa⸗ gen. Wenn aber die Geſchichte, welche ©. 445. erzeh⸗ fet wird, daß in Berlin jemand eine ganze Hecke von weiffen Ratten habe, damit er wie mit Canarienvogeln ‘Handelt, wahr ift, fo ijtes wenigftens wahrſcheinlich, daß ſich anomaliſch gefärbte Thiere ſogar anomaliſch fortpflans zen koͤnnen. Wenn das aber richtig iſt, fo find die über diefe Gejchichte angenommene Hypotheſen ya nicht zuverläßig. | IV. A: An eben dem Orte des Hamburgifchen Maga zins thut Herr von Reaumur den Vorſchlag: Man folle Hühner und Hähne von verſchiedener Stru⸗ ctur ausſuchen, um auf die Veraͤnderungen Acht zu haben, die diefer Umſtand hervorbringen ‚ möchte. Sch will zweyerley bemerfen, was ich bes obachtet habe. ch hatte ehedem zu meinen kleinen Hühnern einen groffen welfchen Hahn, der fie befruchs tete, Ben den jungen Hühnern bemerkte ich, Daß ihre - Größe 18 aus den Reichen der Natur. 9 Größe den gemeinen Huͤhnern, ihr Bau aber den ſoge⸗ nannten welſchen Huͤhnern am naͤchſten kam. Sie hat⸗ ten alle die groſſen Buͤrſten auf ihren Koͤpfen, und die den welſchen Huͤhnern eigenen langen Beine. Bey einem Hahn, der von einem groſſen Hahn und einer kleinen Henne erzeuget worden iſt, habe ich das Gegentheil ge⸗ ſehen. Es fehlte ihm nicht viel an der Groͤße, die ſein Vater hatte , "fein Bau war ihm vollig gleich, nur ſeine Federn waren ein emifche von Vater und Mutter zus gleich. Bey einer Ente habe ic) in zwey Jahren zwey ganz widrige Beyfpiele gejehen. Das Weibchen hatte auf ihrem Kopfe eine ſehr groffe Bürfte, der Kopf des Männchens aber war ganz glaft. Unter einer Anzahl junger Enten von zwanzig hatten die allermehreſten glatte Köpfe; diejenigen, an denen man das Gegentheil fahe, hatten nur ganz Fleine Bürften. Eine einzige war in diefem Stücke ihrer Mutter ganz gleich. Am andern Jahre hatte ich ein Männchen mit einer ziemlich groffen Buͤrſte zu dieſen Weibchen gefellee. Aber alle meine jungen Enten, zwölfe an der Zahl, befamen ganz glatte Köpfe, eine einzige ausgenommen, die eine ganz Fleine Dürfte hat. Ich zweifle demnach, ob es ſchon Zeit - fey , aus folchen Beobachtungen etwas zu fehlieffen, das unfehlbar gewiß fen. In den nüßlichen Beytraͤgen zu den neuen Streliger Anzeigen, wird im erften Quartal des erften Jahrgangs im 13 Stüf ©. 102. f. ein bewährtes Mittel, ſchoͤnes Vieh aller Art zu ziehen, vorgefchlagen, und daben darauf zu fehn verlangt, daß man gutes fremdes Vieh mit einheimiſchem vermifche, das fremde Vieh aber muͤſſe männlichen Gefchlechts ſeyn. Dann führe der Verfaſſer fort: Man hat dess G 2 wegen na Ka WERTEN: 4 A. \ - 1a — & \ 100. IV. Geſammlete eignen. fremde Beobacht. wegen befunden, daß die ſchlechteſten Schaafarten, wenn ſie von auslaͤndiſchen Widdern befruchtet werden, von was fuͤr guter Art auch die letzten ſeyn moͤgen, in der zwoten oder dritten Zeugung zu der Guͤte des erſten Widders veredelt werden. Wo man aber eine auslaͤn⸗ diſche Schafmutter von guter Art von einem fehlechten innländifchen Widder fruchtbar machen laffen, fo ift die Art in der zwoten oder dritten Zeugung gänzlich fehlecht, und zuletzt dem erſten elenden Widder gleich geworden. Ueber diefen Vorſchlag hat man fehon laͤngſt Erfahrungen zu machen gefucht, und man fähret an manchen Orten damit noch immer fort, mehrentheils mit einem guten Erfolge. Das hat man aber doc) immer erfahren, daß dasjenige einheimifche Dich, welches von fremden Vieh männlicher Art veredelt wor⸗ den ift, in den folgenden Zeugungen immer zu feiner vorherigen ländlichen Art zurücke kehret. Man müfte alfo beftandig fremdes Vieh unter dem einheimifchen ; unterhalten. Man hat inzwifchen hiebey zugleich anges merket, daß das fremde Dieh diejenige Dauer bey uns nicht hat, die man ihm in feinem Vaterlande beylegt. Das ift aber auch) Fein Wunder. Denn wenn auch fremdes Vieh, da wo es lebt, die nemliche Nahrung hätte, deren es in feinem Vaterlande gewohnt ift, fo ift es doch in einem andern Elima, daher man auch Beyſpiele hat, daß die Vermiſchung des fremden Vie: hes mit dem einheimifchen nicht bat beftehen wollen. Aber ‚dorthin wollte nun wol eigentlich Herr von Pe: aumuͤr nicht, der diefe Sache nicht fo wohl als Decos nom, fondern vielmehr als Naturforfiher betrachtete, und da gehören ohne Zweifel viele und oft wiederholte Ber, füche aus den Reichen der Natur. 101 ſuche dazu, ehe wir zu einer zuverläßigen Gewißheit ger fangen, denn das, was uns einmal, vielleicht durch einen bloffen Zufall, erfolgt, ift darum noch Feine Erfah— rung. Inzwiſchen wünfchte ich doch hierüber Herrn Thyms Nutzbarkeit, fremde Thiere, Bäume — einzufuͤhren, nachzuleſen. V. Man findet nicht nur unter den Menſchen, daß ſich viele, oft ohne Urſache, anfeinden und verfolgen; ſondern man erblickt auch an den unvernuͤnftigen Thies ven dergleichen Feindfeligfeit gar zu oft. Hieher geho: ven nicht nur alle Raubthiere, fondern auch alle dies jenigen, die fich wieder von andern Thieren nähren müß fen. Der Habicht verfolge die Taube, wo er fie nur anfichtig werden Fan. Der Maulwurf thuf dies unter der Erde mit dem Negenwurm. Der Mar: der und die Nase ftöhren die Hühner oft genug in = Nude, und verfegen ven Landmann dadurch in groſſen Schaden. Bon der Art werden meinen tefern . noch taufend Benfpiele befannt feyn, die ich nicht ars führen will. Aber bey manchen Thieren findet man eine gewiſſe Antipathie, bey welcher man nicht allemal behaupten Fann, daß fie um der Nahrung willen ſich äuffere. Denn es ſucht fich fo gar oft ein Thier des andern zu bemächtigen, welches ohne &ift feinen Vorſatz nicht bewerfftelligen Fonnte. Einige Benfpiele werden die Sache erläutern. In den Berichten der Mißio- narien in Oſtindien, welche der felige D. Gotthilf Auguft Franke zu Halle Herausgegeben hat, werden in der 104 Eontinuation gewiffe feltene und ſchwer zu toͤd⸗ G 3 tende | REN 5% 102 w. Gefammlete eignen. a Beobacht. tende Thiere beſchrieben / welche Elephanten umbringen Fonnen. Sie fchlingen fi ch um den Ruͤſſel der Elephans ten, und drücken ihn feſt zufammen, fo lange bis derſelbe getoͤdtet if. . Die Pinna Marina, over die Holftermufchel, Hat zu ihrem Feinde den Dielfuß, daher diefe Mufchel einen Fleinen Krebs gleichfam als einen Wächter in ihrer ‚Schale beherberget, ver fie für den Nachftellungen Ähres Feindes ficher ftellet. Rumph erzählt. in feiner amboiniſchen Raritätenfommer Kap. XXX VI. * ©. 149. der deutichen Ausgabe: daß das Amt diefer Hüter darinne beftehe, daß fie die Steckmuſchel knei⸗ pen müffen, wenn etwan einige Speife in der Schale borhanden, oder irgend eine Gefahr zu befürchten ift. Rumph verſichert ausdruͤcklich, daß eine jede Steck⸗ muſchel einen ſolchen Wächter habe.h) Der Ritter Linne aber ſagt dies nur von der Pinna Municata, ©. Chemnitz Zuſaͤtze zun Rumph, S. CXVI. Von dem Crocodill berichten einige Schriftſteller, daß ein kleiner Ichnevmon fein Feind ſey, nemlich die ſogenannte Pharaoratze „(Viverra Ichnevmon, ſiehe Muͤl⸗ lers Linnaͤiſches Naturſyſtem J. Band S. 244.) Dies ſe krieche dem ſchlafenden Erocodill in den Hals, freſſe ſich durch den Magen und Koͤrper deſſelben durch, und toͤdte es auf dieſe Art. Allein die neuern Naturforſcher wollen dieſe Erzehlung nicht beſtaͤtigen, das aber iſt zu verlaͤßig, daß dieſer Ichnevmon, der ſich in Egypten an dem Ufer des Nilſtroms aufhaͤlt, ſich vorzuͤglich von Croeodilleyern naͤhret, und ſolcher Geſtalt ein ges faͤhr⸗ 9 Er wird daher Pinnenwaͤchter oder pinnophylax genannt. DR EUEN 01 734, 0 — IRRE aus den Neichen der Natur. 103 fährlicher Feind des Crocodills ift, weil er feine Nach, Fommenjchaft zerftöhre. Aus diefer wahren Gefchichte mag wohl jenes Märchen entftanden ſeyn, daß diefe Ratze den Crocodill felbft tödte. Das Elendthier, welches doch fieben bis acht hundert Pfund wiegen Fan, wird von dem Hermelinchen getödter. Am 5. Stuͤck des Stralfundifäyen Magazins trägt die 4 Abhand⸗ fung Beyträge zur Naturgefchichte des Elend thiers vor. Der Verfaffer bezeugt dafelbft, daß das Hermelinchen dem Elendthier in das Ohr Frieche, und daſſelbe dadurch in folche Wurh bringe, day es ſich den Kopf einftoffe. In den Jenaiſchen gelehrten Zei: tungen v. 3. 1770. St. VII. ©. 50. wird behauptet, - daß dieſe Gefchichte noch Beftärigung beoürfe. Allein der fel. D. Pontoppidan hat gleichwot diefe Sache auch alfo Berichte. Er fagt in feiner Naturhiſtorie von Norwegen Th. il. S. 49. der deutſchen Ausgabe : Wenn jene, nemlich der Baͤr und das Elendthier, fehlafen, fo fpringt das Hermelinchen ihnen ins Ohr, und beiffet ſie darinnen mic feinen feharfen Zähnen fo feft, daß es nicht wieder abfälle, wenn gleich das groſſe Thier anfängt zu laufen und zu fehreyen, und endlich ganz abgematter über einen Felſen herabftürzer und ums teben fommt. Die Seelen ver Thiere, ihr Syſtem, ihr Inſtinkt, oder wie man die Sache nennen will, find den größten Weltweifen von je her groffe Geheimniffe gewefen. Dis auf unfre Tage hat man davon nur Muthmaſſungen hervorbringen koͤnnen, vielleicht daß fie e auch fters bleiben. Ich werde daher die obigen Gefchichte ebenfalls mit einigen Muthmaſſungen begleis ten Fonnen. Aber vielleicht werden fic die abweichen 4 den Im And N 7. RER Di ER ‘ 104 w. ee ee | - = den Gedanken von Gelehrten, , die ich über diefe Sache ? nachher anführen werde, beffer entwickeln laſſen, wenn ich aus Heren Reimarus Buche von den Trieben der Thiere, Hamb. 1762. ©. 91. 132. f. 289. einige Benjpiele anfuͤhre, wie. manche Thiere ihren Raub fo Eünftlic) erbafchen Fonnen, und wie die Natur diefe dem Naube ausgeftellten Thiere gegen ihre Feinde gewaffnet hat. Der Ameijenlömwe, von welchem ich. des Herrn D. Martini allgemeine Gejchichte der Natur 1. Band ©, 280. f. nachjulefen bitte, welcher ſich kaum felbft in duͤrren Sande fortfchieben Fan, minire in demfelben rüclings einen hohlen Trichter, um die etwa dahin foms menden und hinunterfinfenden Ameiſen, und anderes dergleichen Gewürme, darinnen zu erwarten. Der Ameisbär Fraser mit feinen Borderpfoten die Ameis⸗ haufen auf, und leget darauf feine lange ausgeſtreckte Zunge, daß die Ameifen von felbft da hinauf friechen, und er fie nur verfchlucken darf. Diejenigen Voͤgel, welche fich von Fifchen nähren, und doch nicht ſchwim⸗ men fonnen, ſchweben in der fuft über dem Wcffer, bis fie aus einem Heer Fifche durch einen Stoß cinen Fiſch erhafchen fonnen. Ein gewiffer Adler pflegt dies fen Vogel feinen Raub wieder abzujagen, der ihn fängt, wenn ihn jener fallen läßt. Er zerknirſcht dem Fiſche feinen Kopf, wirft ihn dann in die Höhe in die Luft, damit er ihn mit feinem Kopfe voran in den Rachen fange, daß er nicht von den ſcharfen Fittigen des Fifches verletzt werde, wenn er ihn verfchluckt. So muͤhſam ‚ muß, fo Fünftlich Fan manches Thier feinen Raub er- haſchen. Andre Thiere aber hat die Natur gegen ihre Feinde hinlanglich bewaffnet, davon ich nur einige Bey: fpiele warn, NT LI Er ver Seide der Natur. '. 205 foiele anführen will. Der Ruͤckenſchild des Armadills iſt mit Gelenken verfehen, welche es machen, daß diefes Thier feinen Ruͤckenſchild ausdehnen , fich wie eine Kus gel bilden, und nun alle fleifchigte Theile unter fein Schild verbergen fan. Das Stachelſchwein Fan fich eben fo wie unfer Igel in eine runde Form bilden, und weil num beyve allenchalben mit aufrechtftehenden har⸗ ten Stacheln verfehen find, fo darf es fein Feind wagen, fich ihnen zu nähern. Hat die Natur andern Thieren vergleichen Wohlthat entzogen, fo hat es ihm andere Mittel an die Hand gegeben, davon ich in der erften Abhandlung an dem Dintenfifch ein überzeugendes Beyſpiel gegeben habe. Wie follen wir aber alle viefe Dinge, die wir aus unleugbaren Erfahrungen vwiffen, und nicht leuanen koͤnnen, ecflären? Wenn wir die Schriftſteller nachfchlagen, fo weichen fie nur gar zu fehr von einander ab. Ariſtoteles legte den Thieren eine finnliche Seele bey, welche Empfindungen und Ges daͤchtniß hätte. Beydes Fan man den Thieren nicht abs fprechen, aber es laſſen fich doch noch nicht alle obige Fälle daraus erklären: Empfindung und Gedächtnig find wohl die nächften Urfachen, warum ein Thier feis nen Feind fliehet; aber woher weiß es, daß juft diefes Thier und fein anders fein Feind ſey? Es ift wahr, die Alten fuchen ihren Zungen ihren Feind Fenntbar zu mas chen, aber wie Fonnen fie es dem Gedaͤchtniß ihrer jungen Schüler beybringen ? und durch. welches Kunfts ſtuͤck bemeifteen fie fic) ihrer Empfindungen? Ariſto⸗ teles fprach doch den Thieren das Vermögen, über ihre Handlungen nachzudenken, wirflich ab, welches La— etantius bey ihnen zu finden glaubte. Hätte Diefer 65 Rede, EL —8 — NUR SEN RR UNE * —* RE 106 w. —— Ups eu feemde Beobari, Recht, fo würden wir caufend Erfeheinungen erflären koͤnnen, die uns jeßo eine groffe Finfternig find. Allein werden wir e3 wol wagen dürfen, den Thieren eine Vernunft benzulegen? Oder werden wir uns ein Nach» denten ohne Vernunft denfen konnen? Carteſius ers ‚wählte daher feinen Gedanken nad) einen ſichern Weg, allen Schwierigkeiten auszuweichen, indem er alles, was er an den Thieren fand, durch einen bloffen Mes chaniſmus erflärte. Hätte er es einen Naturtrieb ges nennet, und die Sache für ein Geſchenk Gottes gehals ten, welches ihnen beym Mangel der Vernunft nue gar zu unentbehrlich war, fo hätte feine Erflärung viels leicht mehrern Beyfall verdienet. Here von Buͤffon ſcheinet bey der Erflärung der Fähigfeiten der Thiere zu einem bloffen Mechaniimus geneigt zu feyn. Die Verfaſſer der Onomatologiae hiftor. natural. T. I. P. 491. nehmen einen folchen Naturtried ar. Man bes merft es, fagen fie, als eine Sache der Erfahrung, daß auch ein gewiffer eingepflanzter Naturtrieb ein Ger ſchlecht mit dem andern näher verbindet, und daß hin, gegen aus eben diefem Trieb, deſſen erſte Quelle wir bis⸗ > het noch nicht ganz erfchöpfen Fonnen, eines dem ars dern ganz zuwider ift, es ohne Anftand toͤdten und aufs reiben Fan, da es andere, die ihm eben fo wenigen Wie derſtand thun Fonnten, nicht nur beym feben läßt, fon dern auch recht Freunpfehpaftlich ſich mit ihnen beträger. Sie fuchen aber ven legten Grund in dem eingepflanztert Triebe, fich zu erhalten, und eine bequeme Nahrung aufzufuchen. Mer überhaupt die verfchiedenen Meys nungen der Gelehrten über den Inſtinet der Thiere leſen will, den verweiſe ich auf des D. Martini gelehrte Ab⸗ | Fe den EN der Sat. 107 % Abhandlung von dem Inſtinct der Thiere, welche er dem ſiebenten Theile von des Herrn von Buͤffon allgemei⸗ ner Geſchichte der Natur &. 130 f. beygefuͤget hat. Sch mache meine tefer nur mit folgenden Gedanken bes kannt. Der DVerfaffer der Gedanken vom Inſtinct der Thiere hingegen redet in dem Dichionaire Ency- elopedique ‘) von ihrem Inſtinet alfo, daß nicht viel fehlet, er lege ihnen gar Verſtand und Vernunft bey. Er ſagt: k) Wir fehen, daß die Thiere empfinden, vers gleichen, urtheilen, nachdenken, wählen, und daß fie in allem, was fie unternehmen, durch ein Gefühl von - Selbftliebe getheitet werden, welches die Erfahrung mehr oder weniger auffläret. Beſſer machte es der DBerfaffer ver Theorie du Syfleme animal. Er bes weiſet im erjten Abſchnitt des zweyten Theil, daß die Abneigung und Feindfrligfeit der Thiere gegen einander ein vortreflicher Beweis für die befte Welt ſey. Denn, fagt er, daß fich Thiere zerftohren, das gefchiehet zu ihrem groffen Bortheil. Auf der einen Seite werden dadurch viel neue Gattungen hervorgebracht, die auf ferdem nicht entftchen würden: auf der andern Seite aber ift die Entftehung neuer Gefchlechter andern Ges ſchlechtern gar nicht nachtheilig, fondern vielmehr muͤhz⸗ lich. Die Inſekten und viele kriechende Thiere naͤhren ſich von dem Aaſe geſtorbener Thiere. Andere ſetzen ſich auf den Koͤrper lebendiger Thiere, und finden ihre vn in dem Fleiſche und Blute derſelben. Hinges F gen i) Davon die Mannigfaltigkeiten im erſten Jahrgange 16 Woche ©. 237. f. 18 Woche ©. 279. f. 19 Woche ©. 296. f. einen förnigten Auszug liefern. © In den Mannigfaltigkeiten 19 Woche ©, 299. ‘ a ] < .\ © \) . BRBRRDE t ) = sr 108 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. gen find eben diefe Anfekten wieder die Nahrung von andern Thieren. Die Naubthiere und Naubvögel brin ‚gen andre Thiere um, weil ihr Fleifch ihre Nahrung ift. Selbft der Menfch lebt vom Sleifche. Würden nicht die Tpiere in ihrer Vermehrung geſchwaͤcht, fo würden fie der Erde endlich zur faft werden. I) N ! 1 - +. Des Herrn Reimarus Gedanken tiber Die Triebe der Thiere verdienen hier um fo viel mehr eine Anzeige, da er in feiner gelehrten Abhandlung weiter gegangen ift, als alle feine Borgänger und Nachfolger. Es ift mir nicht möglich, fein Syſtem hier zu wieder, holen, denn der Fürzefte. Auszug wuͤrde für mich zu . weitläuftig feyn. Welcher tefer ſolte auch eine fo ſchoͤne und gründliche Schrift nicht ſelbſt befigen und leſen wollen? Ich bemerfe alfo nur, daß er die Triebe der Tiere, welche andre den Inftinet nennen, in mecha⸗ nifche, Vorſtellungstriebe, mwillführliche Triebe und Kunſttriebe eintheilee. Eine einzige Stelle aber aus feiner Vorrede wird uns ein ticht über feine Meys nung verbreiten. „Ich zeige, fagt er, aus der Ders ſchiedenheit der Arten des febens und ihrer Beduͤrfniſſe, daß alle Kunfttriebe auf die Erhaltung und Wohlfarth jedes Thieres und feines Gefchlechtes zielen, und die ges ſchickteſten Mittel für die Beduͤrfniſſe jeder Lebensart zu diefem Zwecke in fich halten, Ich zeige aus den thierifchen Kräften und aus den Eigenfchaften der Kunſt⸗ triebe, daß fie nicht in einer Geſchicklichkeit beftehen, welche _ h Einen Auszug der Theorie des tbierifeben Spftems liefert der erfte Band der Berl. Samml. St. V. ©. 443. die Gedanken felbft aber, die ich hier ausgezeichnet habe, find daſelbſt ©.452. f. zu finden, PR den 1 Reichen: der Natur, 1 09 RN fich die Tiere felbft durch Erfahrung und Vers nunft, oder auch durd) einen Grad der Bernunft, er⸗ worben hätten; fondern daß fie angebohrne Fertigfeiten find, welche aus den determinirten Naturfräften dee Thiere entftehen. Dahin rechne ich eines Theils ihren determinirten Mechanifmum befonderer und gefchlanfer MWerfzeuge zu befondern Verrichtungen; zweytens ihre determinirte und fehärfere finnfiche Empfindung und Borftellung, daß ihnen z. DB. diefes gewiffe Ding gut tiechen und ſchmecken muß; wohin auch beyder Webers einftimmung in ihrem finnlichen Mechanifmo zu rechnen ift, da die angenehme oder widrige Empfindung, durch einen uns verborgenen Einfluß, gewiffe Gliedmaſſen rege machet; drittens ihre determinirte innre Empfin⸗ dung, theils der Forperlichen Beſchaffenheit, Kräfte und Werfzeuge, theils auch des beftünmten natürlichen Bemühens der Seele; und viertens die deferminirten blinden Neigungen der Seele felbft.,, Man vergleiche mit diefer Schrift. des Herrn Reimarus veffen ange fangene Betrachtungen über die befondern Arten der thierifchen Kunfttriebe, nebft einem Anhange von’ D. Sohann Albert Heinrich Neimarus, Hamburg 1773. Indem Berliniſchen Magazin hat ein ungenann⸗ ter Verfaſſer einige Briefe uͤber die Thiere abdrucken laſſen, aus welchen wit denen zu Gefallen, die vielleicht das Magazin nicht Haben, einige Stellen auszeichnen wollen. Der eigentliche fogenannte Snftinct beftehet in den natürlichen Trieben, die den Thieren uͤberhaupt zukommen, und alle Sefchlechter derfelben empfinden diefe Triebe auf einerley Art. Ers —— \ . 110 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. Erſcheinen diefe Triebe nicht allemal unter einerley Geſtalt, fo ift es begreiflich, daß diefe Verſchiedenheit blos den verſchiedenen Mitteln zuzuſchreiben iſt, welche die Organiſation den Thieren darbietet. Dielleicht wer⸗ den wir niemals die Natur der Thierſeelen recht kennen lernen, und in der That kan uns daran nur wenig ge⸗ legen ſeyn. Am dritten Briefe harte ver Verfaſſer Ger legenheit, über die Hirſche allerley Betrachtungen ans zuſtellen. Hier fagt er ©. 396: Wer einigermaaffen über die Mothwendigkeit eines Bewegungsgrundes zu Hervorbringung einer- Handlung nachdenken will, wird bald einsehen, daß diefe unmöglich von dem ſogenann⸗ ten Inſtinct Ean hervorgebracht fenn, denn was blos durch diefen natürlichen Trieb gefchtehet, fegt bey einem Thiere weiter nichts voraus, als nur eine wirffame Empfindung. Sp gefchiehet es nemlich vermictelft einer bloffen Empfindung, daß der Hirſch das Gras iffet, dag das Raubthier feine Beute anfälle, und daß das Kind fich der Bruſt feiner Amme bemächtiget ; allein es ift unmöglich, daß ein blos und unmittelbar finnliches Gefuͤhl nach einigen vorhergegangenen Beuns ‚zuhigungen, die ein Thier zu dulden gehabt, oder nach der Art, wie es folche erfahren müffen, demſelben zur Erfindung einiger Lift behuͤlflich ſeyn fünne. Am bes flimmteften aber redet ver Verfaſſer in eben diefem Bries fe S. 405. davon, Er fagt: Oft iſt das, was man an ihnen für einen natürlichen fehlauen Inſtinet halt, ‚nichts.anders, als eine Entwickelung derjenigen Eigens liebe, welche nothwendig aus der Empfindlichfeit ents ſtehet. Jedes Weſen, das empfindet, lernt eben das "durch das Vergnügen und den Schmerz kennen. Jenes erregt a a J aus den Reichen der Natur. 111 erregt in ihm ein Verlangen, dieſer einen Abſcheu. Dieſe Empfindungen geben ihm das Bewußtſeyn ſeines Daſeyns, und das iſt der Character der Eigenſchaft, die es an ſich verſpuͤret, wodurch es zum Genuß und zum keiden faͤhig gemacht wird, wodurch ſeine Begierde das Daſeyn erhalten, nach welcher es feine Handlun⸗ gen beſtimmt. Was eigentlich zum Inſtinet gehöret, hängt lediglich von der Einrichtung des Förperlichen Daues ab. Sich überlaffe meinen tefern die Freyheit, aus diefen Gedanfen diejenigen auszuwählen, welche ihnen am beften gefallen; allein ich muß fie doch erfüs chen, fic) in ihren Schläffen überhaupt nicht zu übers eilen. Schlüffe, die auf unfeugbare Erfahrungen ges bauet find, feheinen zwar ficher genug zu feyn, aber find denn auch unfre Erfahrungen allemal unleugbar ? Ich will noch ein einziges Beyſpiel anführen. Man hat noch vor einigen Fahren von der Siebbiene ges glaubt, daß fie an dem Vorderbeine eine durchloͤ⸗ cherte Scheibe wie ein Sieb habe, wodurch ſie das feinſte vom Blumenſtaube ſichtet, um es vielleicht nach— her zu ſeiner Speiſe zu gebrauchen. Siehe Reimarus von den Trieben der Thiere S. 292. Gleichwol hat der Herr Paſtor Goͤtze in ſeinen Beobachtungen und Gedanken uͤber die vermeinte Siebbiene im Il. St. des Naturforſchers S. 21. f. bewieſen, daß die ganze Sache eine Erdichtung ſey, die immer der eine Schrift⸗ ſteller dem andern auf Treu und Glauben nachgefihries ben hat. Eben das hat vor Herrn Goͤtze ſchon der Herr von Geer erwiefen. Wir find alfo noch lange ‚nicht dahin, daß wir vermögend wären, ein fichres Sys ſtem über die Triebe der Thiere zu bilden, ob wir gleich aus * * N r. N 1, 112 W. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. aus alle dem, was wir zuberläßig wiſſen, die fi ichtbarſten — der N: Un Schopfers IR VI. Mar es unfrer ganzen Bewunderung würdig, daß Thiere in Steinen gefunden werden und dafelbft leben koͤnnen, fahen wir in den vorigen Benfpielen fo mans ‚che Sache, deren eigentlichen Grund wir nicht erflären - Eonnen, und vie wir nicht leugnen dürfen, weil wir fie mit unfern Augen ſehen; fo if es eben fo merkwürdig, dag man andere Thiere an verfchiedenen Theilen ihres Körpers verlegen Fan, ohne daß man fie dadurch toͤdtet. Wir haben über diefe Wahrnehmung Zeugen, die wir ‚aufftellen Fonnen, gegen welche man mit Grunde nichts einwenden Fan. Wir hoffen aber auch unfern Leſern ‚eine Gefälligkeit zu erzeigen, wenn wir die Gefchichte einer Sache, die unfre Vorfahren nicht wuſten, nems . lich die Gefchichte der Neproducrionskraft ver- fehiedener Thiere fammlen und mit Anmerkungen begleiten. Bon dem Bandtvurme, der zu einer erflaunens den fänge m) erwwachfen Fan, behaupten viele Naturfor- ſcher, daß er wieder wachfe, wenn er auch eines groffen Theils feines Körpers beraubt worden wäre. Andry ſagt in der, in der Anmerfung angeführten Schrift ©. 86. ausdrüclih: „Der Bandwurm zerreißt fehr leicht, wenn er aus dem Leibe weggeht. Gehet nun nachher das Aufferfte Ende ‚ woran der * ſitzt, in den m) Hr. Paſtor Goͤtze zu Quedlinburg ſagt in Earl Bon: nets von ihm üherfeßten auserlefenen Abhandlungen”; «us der Infectologie, Halle 1774. ©. 51. Anm. da - man ihn von 300 Ellen gefunden babe, I n aus den Neichen der Natur, 113 den Leib zurück; fo mächft und treibt das abgeriffene Ende wieder, wie eine Pflanze. Inzwiſchen haben wir noch Feine zuverläßige Erfahrungen hierüber, und Here Bonnet geftehet es ſelbſt ein, daß noch viele Ers fahrungen dazu gehören, ehe man davon Übengenge ſeyn koͤnne. Von den Polypen wiſſen wir die Sad mie mehrerer Zuverläßigfeit zu erzeblen. Diejenigen Ges lehren, die fich befonders um die Gefchichte der Polys pen verdient gemacht haben, unter denen ich nur die Herren Trempley, Baker, Ledermüller, Bonnet, Höfel, Schäfer, Müller und Göge nenne, fagen es einftimmig, daß der Polype wieder wachfe, wenn man ihn zerfchneidet, und daß fogar das abgefchnittene Stüd ein ganzer Polype werde. Sich führe eine einzige Stelle aus Heren Bonnets Betrachtungen über die organifirten Körper, nemlich den 189 Artikel an, der in der vorher angeführten Ueberfeßung des Heren Pas fior Göße ©. 458. und in Heren Bonnet Betrach⸗ tungen über die organifirten Körper, I. Theil, temgo 1775. . ©. 204. folgender ift. „Auſſer der Eigenfchaft,. fich durch Sprößlinge zu vermehren, haben die Polypen noch eine andere: daß fie fich, wie die Pflanzen, durch Ableger vermehren laffen. Schneidet man einen Poly⸗ pen, imder Queer oder $änge, in zwey oder mehrere Stüden; fo ſtirbt er deshalb. nicht; fondern jedes Stüd wird im Kurzen wieder ein ganzer Polyp. Eine Sruchtbarfeit, die bey diefen Inſekten fo groß ift, daß ſchon aus einem ganz Fleinen Stuͤckchen Polypenhaut ein vollftändiges Thier werden Fan. Gleicherweiſe fins det diefe fo merkwürdige Erneuerung felbft bey den jun⸗ Schröt. 15. 1.25. 5 gen \ — 114 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. gen Polnpen ftatt, wenn fie, da fie noch an der Mut⸗ fer hängen, zerfehnitten werden ; und ſchneidet man diefer ſelbſt zu der Zeit, da fie noch junge treibt, einige Stücke mit ab; fo werden ihr diefe verlohrnen Theile in Furs zem wieder wachfen. Ein bloffes Stammſtuͤck bringe “junge hervor, und befommt nachgehends Kopf, « Schwanz und Arme wieder. Zuweilen treibt es junge, ohne fich ſelbſt zu ergangen. Ein andermal wächft da ein junger Polypenkopf, wo vor am Stamme des Alten der Kopf harte anwachfen follen. » "Das gilt von allen Polypen infonderheit, fie mögen zu einer Gattung gehos ten zu welcher fie wollen. Unleugbare Erfahrungen und wiederholte Derfuche haben diefes dargethan. Was ich eben jegt von den Polypen gefagt habe, das gilt auch von verfchiedenen Würmern der füflen Waſſer. Verſchiedene Naturforfcher haben darüber glückliche Verfuche gemacht. Herr Möfel befchreibt in feinen Inſekten⸗Beluſtigungen II. Th. ©. 567. drey Schlängelcyen oder Würmer, welche gleich den Armpolypen fich vermehren, wenn fie zerfchnitten wers den. Here D. Schäfer hat feiner Abhandlung von >. den grünen Armpolypen die DBefchreibung einer befondern Art Fleinev Waſſeraale beygefüger, an wels ‚chen er eben diefes beobachtet. Here Spalanzani hi hat in feinen phyſicaliſch mathematifchen Abhand⸗ Jungen feipzig 1769. ©. 15. die Reproduction des Fahn- ‚artigen Waſſerregenwurms beobachtet und befchrie: ben. Herr Etatsrath Müller zu Koppenhagen hat in feiner Abhandlung von den Würmern der füffen und ſalzigen Waſſer hin und wieder aͤhnliche Erfahrungen beſchrleben, und Herrn — Gedanken von den In⸗ ſeeten, aus den Neichen der Natun 1ıs feften, die fich aus fich ſelbſt wieder erzeugen, find meis nem $efern zuverläßig befannt.: Am ausführlichften hat hievon der berühmte Herr Bonnet geredet, in den Beobachtungen über einige Arten Würme des ſuͤſſen Waſſers, aus welchen, wenn man fie im Stücken jöhneidet) eben ſo viel ganze Wuͤrme wer⸗ den. n) Es wiirde zu weitlaͤuftig feyu ; dieſe Beobach⸗ tungen des Herrn Bonnets in ihrem ausführlichen Zus ſammenhange zu liefern, und welcher Naturforfiher wird nicht Bonnets Schriften befigen und leſen? ich zeichne vielmehr nur folgendes aus, ı Wenn Herr Bonner feine Wuͤrmer des füflen Aaffers in zwey Theile zerſchnitt, fo befam er nach wenig Tagen allemal zwey Würmer, Er verfitchte aber hexnach die Zertheis lung weiter zu freiben, und diefe Inſekten in drey, vier, acht, zehn, und vierzehn Stücke zu fehneiden, und faft alle befamen Kopf und Schwairz wieder. Endlich: ging Herr Bonnet fo weit, einen ſolchen Wurm im fechs und zwanzig Stücke zu theilen, ‚davon die meiften: wieder gewachjen, deren viele aber. vollftandige Thiere geworden ſind. Herr Eyonnet ging noch weiter. : Er: bat einen Wurm von einer gröffern Ark, deſſen Laͤuge ohngefehr viertehalb Zofl gewefen, in zo, ja in go Stüs cke zerfchnitten, und eben fo viel neue Würmer wieder, befommen. „Eben folche Erfahrungen hat: der gelehr⸗ te Herr Paftor Göße in. feiner Abhandlung von zer⸗ fihnittenen Waſſerwuͤrmern deren Stuͤcke nach H 2 eini⸗ n) Sie machen in Hrn. Carl Bonnets Ashandlungen and der Inſectologie, überfegt vom Herrn Paſtor Goͤtze, Halle 1773. den ‚ganzen zweyten Theil ©. 165 — 320. aus, 116 IV. Gefammiete eigne u. fremde Beobacht. einigen Tagen wieder wachſen, und vollfommene Thiere werden, in dem dritten Stücke des Natur- forſchers S. 28. wiederholet. Und Herr D. Martini hat in feiner allgemeinen Gefchichte der Natur * Bomariſcher Einrichtung 1..Band, ı Abrheilung, S 112, f. alles gefannnlet, was von den Naturforfchern über diefen Fall, den man noch vor hundert Jahren unter die groͤſten Wunder würde gegehlet, oder vielleicht gar nicht geglaubet Haben, aufgezeichnet ift. Wir dürfen alfo diefe Geſchichte | in keiner Ruͤckſicht verwerfen. Was wir von den Polypen und einigen Waſ⸗ ferwirmern gefage haben, das gilt auch, von unfern Regenwuͤrmern, doch mit einem Eleinen Unterfchiede. Ich will den Herrn Bonnet in feinen Betrachtungen über die Natur, wie fie uns der verdiente Here Pros feffor Titius geliefere hat, ©. 154. der dritten Auflage, reden laſſen, Diejenigen aber, die noch einen Zeugen fordern, auf des Heren Spalanzani phyſicaliſch / ma⸗ thematiſche Abhandlungen ©. 5. verweifen. Er ſagt: Die Negenmürmer gehöten zu diefen Inſekten, die aus ihren Trümmern wieder neu werden; und da ſie ziemlich groß find, fo fallen auch die Erfcheinungen 0 ührer Wiedergeburt fehr merklich in die Augen. Das abgefchnittene Stück wächft an fich niemals wieder; es bleibt jederzeit fo, wie es abgefchnitten worden, und wird nir mehr oder weniger magerer. Aber nach Berlauf einiger Zeit fieht man am Ende deffelben ein fehr Fleines weißliches Knoͤpfchen zum Vorſcheine kommen, welches groͤſſer und nach und nach laͤnger wird. Bald darauf wird man Ninge daran gewahr, die Anfangs ſehr dicht und enge beyfammen figen. Sie * ſich unmerk⸗ | lich aus den Neichen der Natur. 117 lich nad) allen Seiten aus. Man erblickt Aufferlich an ihnen einige Wärzchen, und die Durchfichtigfeit ihrer Haͤute verftattet, daß man ins Innre dringen, und dafelbft den Kreislauf des Blutes beobachten Fan. Neue fungen, ein neues Herz, ein neuer Magen haben ſich entwickelt, und mit ihnen viele andere Organa. Diefer neuerdings hervorgebrachte Theil ift aufferordentlich groß, und dem Stücke, worauf er gewachfen, gänzlich unähnlich. Man glaubt einen Wurm in der Geburt zu fehen, der auf das Ende diefes Stückes gepfropft ift, und der es zu verlängern ftrebet. Diefer Fleine wurms formige Anhang entwickelt fic) langſam, und wird end⸗ lich fo dick, und noch länger ala das abgefchnittene Stif. Man Fan ihn auch von.demfelben nicht anders als durch) die Farbe unterfcheiden, welche ein wenig ſchwaͤcher, als des letztern feine bleibt. Bon den Fröfchen, die geſchwaͤnzt und noch uns vollkommen find, den Eydechſen und Salamandern ift es befannt, daß ihnen verfchiedene Naturforfcher die Schwänze abgefchnitten haben, und es find ihnen neue gewachfen. Herr Spalanzani fagt fogar in feinen phnficalifchen Abhandlungen ©. 46. ff. 54. daß man dem Waſſerſalamander Füffe und Schwanz abſchnei⸗ den Fan, und daß ihm diefe Theile mit einigen neunzig verfchiedenen Wirbeln und Kochen wiederwachfen, und noch einmal wieder wachien, wenn fie ihm aufs neue abgefchnitten werden, Eben fo handelt Herr Spalan⸗ zani ©. 20. vonder Reproduction der Fleinen Thierchen, woraus die Fröfche werden. Man fehe aud) ©. 64. nach, wo er von der Neproducrion des Kinnbackens bey den Salamandern, desgleichen der Weine der 23 jun⸗ 118 V. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. jungen Froͤſche und Kroͤten redet. Iſt vielleicht auch auf dieſe Art die zweykoͤpfigte Schlange entſtanden, die vorn und hinten einen Kopf hat? ft ſie vielleicht ſo entſtanden, daß man derſelben einen Theil des Schwan⸗ zes abgeſchnitten hat, daraus nachher durch einen wis drigen Zufall, oder durd) einen Irrthum der Natur ein neuer Kopf erwachfen iſt? Sch muß erft von diefer Schlange überhaupt etwas ſagen. Die alten biviben beynahe einftimmig dabey, daß eine folche zweykoͤpfigte ‚Schlange vorhanden ſey. Plinius fagt in feiner Hi- ſtoria naturali Lib. VIN. Cap.35. (23.) ©. 244. im ’ erſten Tom der Muͤlleriſchen Ausgabe: „Die Am— phisbaͤna hat zwey Koͤpſe, auch am Schwanze einen, gleich als wenn es nicht genug waͤre, daß ſie mit einem Maul Gift ausſpeiet. Etliche haben Schuppen, ans dre find gefprengt, alle aber haben ein tödtliches Gift. ‚Ein Schriftfteller der mittleren Zeit, in den feltnen "Buche: Caji Plinii Secundi, des weitberühmten hochoelehrten alten Philoſophi und Naturkuͤndi⸗ gers, Buͤcher und Schriften, von Natur, Art und Eigenſchaft aller Creaturen oder Geſchoͤpfe Gottes u, ſ. w. Frankf. am Mayn 1618. ſchwatzt dies ſes wicht nur S. 204. getreulich nach, ſondern er hat auch daſelbſt und S. 159. dieſe zweykoͤpfigte Schlange abgebildet. Er erzehlet von derſelben allerley Wunder—⸗ curen, bemerket aber auch zugleich, daß Albertus Solinum ſtrafe, daß er dieſer Schlange zwey Koͤpfe zueignet; ein Beweis, daß man dieſes ſchon in den aͤltern . Zeiten nicht fo geradezu geglauber hat. Bartholinus Ambrofius in den Paralipomenis accuratiffimis Fiklorim omnium animalium, quae in Volumi- E | nibus ‘ + 2.9 Vans. den Reichen der Natur. 119 nibus Aldrovandi deſiderantur, nimmt S. 33. gar eine zweykoͤpfigte Meerſchlange (Amphisbaena marina) an, die er abgezeichnet hat, und von der er fagt, beyde Köpfe hätten zwey Augen, die Köpfe aber koͤnnte man fat gar nicht von einander untericheiden, auffer dadurch, daß der eine gröffer als der andre ſey. Arch Bankroft hat in feiner Naturgeſchichte von Gui⸗ ana ©. 132. von diefen zweykoͤpfigten Schlangen gehans delt, ihr Dafeyn angenommen, und eine davon auf dem Titelfupfer abftechen laffen. Unter den neuern Schriftſtellern will Fein einziger eine Schlange mit. zwey Köpfen gefehen haben. Man hat zwar in den Syſte⸗ men das Gefchlecht der Amphisbane noch, ) man nennet auch einige unter ihnen zweykoͤpfigte Schlan: gen, aber blos darum, weil ihr Schwanz beynahe eben fo dicke ift.wie der Kopf» Man folte alfo dem erften Anfcheine nach vermuthen, fie. habe zwey Köpfe, da fie doch nur einen einzigen Kopf hat. Die eigentliche zwens koͤpfigte Schlange der Alten ift wol zuverlägig eine Er⸗ Dichtung. Und wenn ja einmal eine mit zwey Köpfen zum DBorfchein gefommen wäre, fo unterfchreibe ich das Urtheil des Heren Hofrath Walch im 4 Stuͤck des Nas turforfchers S. 66. daß eine folche Schlange eine wah⸗ ve Mißgeburt ſey. Iſt fie aber diefes, fo iſt der zweyte Kopf nicht durch eine Neproduction entftanden, Auch die Seeſterne follen eine ſolche Neprodus ctionskraft haben, Herr Bonnet in der Betrachtung 4 2 uͤber 0) Siehe des Herrn Kitter von Linne Naturſyſtein vom Herrn Profeſſor Müller in Erlangen herausgegeben, UI. Band ©. 221. f. und Herrn von Bomare Diéction- naire IV. Theil ©. 112, wo fie Double Marcheur ge; nennet wird, * . — — J m ua & 120 W. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. * uͤber die Natur S. 489. der Ausgabe 1774. beſtaͤtiget dieſes in folgenden Worten: „Unter unſern Seeſternen findet ihr einige nur mit zwey oder drey Strahlen, und wenn ihr ſie naͤher betrachtet, ſo werdet ihr an ihnen andere ganz kleine Straͤhlchen entdecken, die erſt anfan⸗ gen zu treiben. Solten ſich daher die —ñ— nicht auch durch Ausſchoͤßlinge vermehren? Solten Thiere, in welchen ſo viele innerliche und aͤuſſerliche Theile nur wiederholt zu ſeyn ſcheinen, ſich nicht wie die Polypen erneuern, deren Structur ſo einfach war? Allerdings. Die Sterne, ſo ihr vor euch habt, geben euch davon einen Beweis. Dieſe Thiere verlieren ſehr oͤfters einen oder zween Strahlen, und dieſer Verluſt iſt fuͤr ſie eben ſo gering, als wenn der Polype einige Arme verlieret. Man mag die Seeſterne zerreiſſen, oder in Stuͤcken ſchneiden, man bringe fie dadurch nicht ums Leben. Sie leben immer wieder aus ihren Trümmern auf, und jegliches Stücf wird ein neuer vollftändiger Seeftern. ,, Mic duͤnkt, Herr Bonnet folgre hier aus feiner Ers ſcheinung mehr, als er folgern Fan. Wenn fih an . einem verlegten Seefterne Anfäge zu einem neuen Arme ‚ zeigen, fo folgern wir ficher: der Seeftern hat das Vermoͤgen, durch) eine Reproductionsfraft feinen verlohr⸗ nen oder verlegten Arm wieder herzuftellen. Aber vb aus dem Arme, der heruntergeriffen und dadurch von feis > nem Körper getrennet ift, ein neuer Seeftern werde ? das fan man doc) fo geradezu nicht beweifen. Analo⸗ giſche Schlüffe trügen gar oft. Wenn der Krebs durch irgend einen Zufall einer feiner Scheeren oder eines Fuſſes beraubet wird, fo wächfer ihm das verlohr⸗ ne Glied wieder. Uber aus dem — Fuſſe, ger - adden Reichen der Natur. 121 oder Schere, wird in Ewigkeit Fein Krebs. Es ger hören aljo noc) viele und ganz andre Erfahrungen das zu, ehe man behaupten darf, daß ein jegliches Stuͤck eines Seeſterns durch die Reproductionskraft ein voll⸗ kommener Seeſtern werde. Ueber dieſe Sache verdie⸗ net des Herrn Hofrath Walch Abhandlung von der Reproduction der Seeſterne, im vierten Stuͤck des Naturforſchers S. 57. f. nachgeleſen zu werden. Die Erfahrung, welche der Herr Abt Spalart- zani zuerft gemacht und Here D. und Paftor Schäfer r) nebft mehrern Naturforfchern wiederholet und beftatis get hat, feheinet unwiderfprechlich gewiß zu ſeyn, wenn auch gleich einigen, unter die ich mich felbft rechnen muß N), die Nachahmung diefer Berfuche nicht hat glüs en wollen. Man hat nemlich unfern nackenden und befleideten Erdſchnecken die Köpfe abgefchnicten, und gefehen, daß ihnen nach einigen Wochen neue Köpfe ges wachfen find. Keiner diefer Naturforfcher har behaus ptet, daß aus dem abgefihnittenen Kopfe eine neue Schnee geworden fen, fondern alle fagen, daß derje⸗ nigen Schnee, welcher man den Kopf durch einen Schnitt genommen hatte, ein neuer Kopf gewachfen wäre. Man hat mit dem Schwarze der Schnecken ähnliche Verſuche angeftellet, und aueh diefe wuchjen wieder. Hs* ae Dee p) Siehe des Herrn Spalanzani phyficalifche und mathe: matiſche Abhandlungen, Leipzig 1769. ©. 39. f. uud Herrn Schäfers erftere und fernere Verſuche mit Schnes den, nebft einem Nachtrage, Regensburg 1770. M Siehe meine fpftematifche Abhandlung über die Erd: conchylien, Berlin 1771. ©.42. f. wo ich zugleich die- ganze Sefchichte diefer Erfcheinung und meine eigne mißs lungenen Berfuche ausfuͤhrlich befchrieben habe. / 122 IV. Gefanmlete eigne u. fremde Beobacht. Dieſe fo fonderbare Keproductionsfraft, von - welcher ich bisher nur hiſtoriſch gehandelt habe, iſt es werth, daß ich ſie mit einigen Anmerkungen begleite. Ehe ich auf die beſondern Beyſpiele komme, die ich vorher erzehlet habe, halte ich fuͤr noͤthig, erſt die Frage aufzuwerfen: Laͤſſet ſich wol eine Urſache entdecken, die es uns wahrſcheinlich macht, daß abgeſchnittene Glieder wieder wachſen koͤnnen? Die Gelehrten haben dieſe Reproduction nicht auf einer— ley Art erklaͤret. Herr Spalanzani glaubt, daß der abgefchnirtene Theil durch Das Wachsthum der zurück, ‚gebliebenen Theile wieder erfeget werde. Ex erklaͤret ſich aber darüber etwas dunfel. Herr Bonner nimt ‚einen Keim an, und glaubt, daß derfelbe an dem Orte, wo der Schnitt gefchehen, gelegen habe, daß er Durch die Ablöfung eines Theils vom ganzen Körper das Berr -· mögen, fich zu entwickeln, erhalten, daß aus ihm ein ganz neues Thier mit allen feinen Gliedern und Theilen . werde, und daß demfelben der Ueberreſt des alten nur ‚zur Nahrung diene, Diefe Erflarung paffet wol auf die Polypen, wo jeder abgefchnittene Theil wieder einen ‚ganzen Polypen macht; aber nicht auf die Schnecken, - wo der abgejchnittene Theil nie wieder ein Ganzes macht. Ich ziehe alfo die Erklärung des Herrn Spalanzani noch immer der Bonnetiſchen vor, zumal wenn man ſich diefelde nach den Principien des Herrn Hofrath Walch !) gedenket. Ich theile feine. Gedanken ganz ‚mit, „Wenn einem Thier, deffen Neproductionsfraft "bereits durch Verſuche beftätiger ift, ein Glied z. €. OR Schwanz. oder der Fuß abgelöfet wird, fo werden dadurch) » Im Naturforfher IV. St. ©.60.f, aus den Neichen der Natur. 123 ‚dadurch nicht allein die Hauptkanaͤle der fluͤßigen Theile, fondern aud) eine Menge von Zafern , die als befondere Sagftgefaͤſſe aus ihnen entfpringen, zerſchnitten, und alle insgeſammt geoͤffnet. Die erſte Wuͤrkung der Natur beſtehet darinnen, daß ſich alle die durch den Schnitt gemachten Oeffnungen der Gefaͤſſe, nemlich der Puls— ader, der Schlagader, und der übrigen kleinern Saft ‚röhrchens fihlieffen. Da der Körper ſelbſt den Kreis: ‚lauf des Blutes und feiner übrigen Säfte behält, fo muß diefer Kreislauf durch feine Bewegung und den damit verfnüpften impetum eine Ausdehnung derjenigen Häuschen verurfachen, in welchem die flüßigen Theile eingefchloffen gehalten werden. Die eingefchloffenen und in Bewegung bleibenden Säfte conferviren Durch das Anlegen fefter Theile, die aus den flüßigen jich abs fondern, ihre Ertenfionsfraft, und da diefe durch den Kreislauf der Säfte in beftändiger Activitaͤt bleibt, fo. Fan aus allen diefen Wuͤrkungen nichts anders, als ein Wachsthum erfolgen, und diefes dauret fo lange, bis der Rhrper feine von der Natur beſtimmte Groͤſſe er: reicht. Denn hat er diefe, fo ij der impetus der fluͤßigen eireulivenden Theile nicht mehr fo ftarf, daß er eine mehrere Ertenfion verurfachen folte. Das - Wachsthum felbft wird dabey theils durch den gebt iebe⸗ nen Ueberreſt der kleinen aus den Hauptkanaͤlen entſprin⸗ genden Saftroͤhrchens, theils auch vielleicht durch die Ramificationskraft der Puls⸗ und Blutader in feinem gehoͤrigen Organismus und regelmäßigen Direction er: halten, die nur alsdann unterbrochen werden Fan, wenn ein zu groffer Theil vom Körper abgefchnitten wird, als - auch die bisherigen Verſuche ſattſam boſtaͤtiget haben. 1 - - 124 W. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. haben. Wird aber die groſſe Blutader, die in der Mitte liegt, durch einen Zufall da, wo der Schnitt ‚oder die Verletzung geſchehen, der Laͤnge nach etwas ger fpalten, fo theilt fie fich nunmehro in zwey Aeſte, jeder behaͤlt einen Theil von der aus ihm gehenden Namifica= tion der Fleinern Gefäffe, und da entfteht durch das Wachsthum ein zwenfpaltiger oder. gabelformiger - Schwanz. Konnte man an dem Drt, wo der Schnitt gefchehen, die Blutader dreys oder auch vierfac) fpalten, fo würde auch alsdann ein drey⸗ und vierfpaltiger Schwanz entftehen. ,, Eine, einzige Schwierigfeit feheinet uns hier im Wege zu ftehen; diefe nemlich: Warum erfchei- net diefe Reproductionskraft nicht bey allen Thie- ren, und nicht auf einerley Art? Warum Fan ich den Polyp in fo viele Theile zerfchneiden, und aus jedem Theile wird ein ganzes Thier? Warum kan ein in zwanzig Stuͤcke zerſchnittener Wurm zwanzig neue Würmer bilden ? Warum wird aber der der Schnecke abgefchnittene Kopf nicht eine neue Schnecke? und "warum wachfen dem Menfchen die abgeloften Gliedmaſ⸗ fen niemals wieder ? Sch gefraue mir es nicht, alle Diefe ‚ Schwierigfeiten aufzulöfen, aber Das darf ich doch be- haupten, daß es eine eigne Dispofition des Körpers vorausſetze, mern er eine Reproductionskraft aͤuſſern ſoll. Wenn der Körper eines Thiers alfo gebauet ift, daß bey einem vorgenommenen Schnitte den Abgang feiner Säfte nichts hemmen Fan, fo verliert er diefelben, die tebensfräfte werden geſchwaͤcht, der Kreisfauf des Blutes wird gehemmt, und da Fan ſich Feine Nepros duetionskraft aͤuſſern, wo die Natur alle Huͤlfe verſagt. Wenn aus den Reichen der Natur, 125 Wenn wir ſehen daß einem Menſchen eine Hand oder ein Fuß abgelöfet wird, fo miüffen die Aerzte alle Mühe anwenden, das Blut zu ftillen, fie müffen die Wunde - zubeilen, und die Natur thut weiter gar nichts dabey, als daß fie diefe Mühe der Aerzte unterſtuͤtzt. Hier Fan fich Feine Reproduction Auffern, wenn auch die Kraft dazu in dem Körper vorhanden wäre, denn fie wird gehindert. Aber man fehneide nun einer Schnecke ihren Kopf ab, fie wird von ihrem weiffen Blute nicht mehr als einen einzigen Tropfen verlieren. Nun ziehet, fie denjenigen Theil ihres Körpers, wo der Schnitt ge: fehehen ift, zufammen, und da ihre tebensfäfte bey eins ander bleiben, fo Fan nach) den Gefegen, die vorher bes merfet worden find, der Körper feine Reproductions⸗ Fraft aͤuſſern, und der durch den Schnitt verlohren ger. gangene Theil Fan wieder erganzet werden. Diejenigen Benfpiele, die ich vorher angeführee habe, betreffen theils die Polypen, theils die Waſ⸗ ferwürmer, theils die Regenwuͤrmer, theils die Seeſterne ‚ theils die Erdſchnecken. Sch muß von einem jeden diefer Gegenſtaͤnde etwas inſonderheit ſagen. Was die — * anlange, fo kehret Herr Bonnet zu feinem angenommenen Keim zuriick, der im Körper des Polnpen verborgen liegen ſoll, und damit erklaͤret er fich eben den Fall, daß ein Polyp in viele Theile zerfchnitten werden Fan, davon ein jeder einzelner Theil ein ganzer Polyp wird. Sin des Herrn Bonnet, . wie auch einiger andern berühmten Naturforfcher, auserlefenen Abhandlungen aus der Inſektolo— gie, Halle 1774. erklärt ſich dieſer groſſe Naturforſcher dar⸗ 126 IV. Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. darüber alfo: „Es iſt der Polyp ein organiſches Gans zes, darinne ſich jeder Theil, jedes Partifelchen, jeder Atom beftändig beftrebt, hervor zu Feimen. Es ift folglich darin gleichſam alles Eyerſtock, alles Keime. Schneidet man ihn in Stücen; fo wird man dadurch den Nahrungsfaft, der fonft zum Wachsthum des - Ganzen, oder zu andern Beduͤrfniſſen verwendet wäre, auf die in jedem Stückchen verborgenen Keime ableiten.,, Andere haben fich die Sache dadurch begreiflicher zu machen geſucht, daß fie den Polypen nicht für ein eins ziges fuͤr ſich beſtehendes Thier, ſondern für ein gemein, ſchaftliches Gehaͤuſe vieler Polypen anſehen. Siehe das neue Hamburgiſche Magazin III. Band ©. 428. ff. Nach, diefer Hypotheſe würde freylich die Gefchichte von der Neproductionskraft der Polypen viel leichter zu er⸗ Flären, wenigftens unferm forfchenden Geifte begreifli cher feyn. Auf diefe Are würde nicht der Polype, fon: bern fein Haus zerfchnitten, und fo viele Schnitte man wagte, fo viele einzelne Polypen würden von: ihrer ges meinſchaftlichen Wohnung getvennet, und das, was man einen neugewachfenen Polypen nennet, wuͤrde im. Grunde nichts anders feyn, als ein Polype, der fich ein. ander Häuschen zubereitet hatte. Allein’ diefer Hypo⸗ theſe ſtehet die ſo groſſe Mannichfaltigkeit der Polypen entgegem Man hat Straußpolypen, die man auch Knollenpolypen nennet, Trichterpolypen, viel: koͤpfigte Polppen (Hyderm), Roͤhrenpolypen, Armpolypen und dergleichen. Woher will man nun beweiſen, daß eine jede Polypenart ein gemeinfchaftliches Haus mehrerer einzelner Polppen fey? Ueberhaupt darf man nun die —————— leſen, welche die groͤſten Natur⸗ aus den Neichen der Natur. De >. Raturforfher unfrer Zeiten über die Pohyin durch das 7 Bergröfferungsglas angeftellee haben, und wir werden mit ihnen glauben, daß ein jeder Polyp ein für ſich ber ſtehendes Thier , und fein Gehänfe vieler Polypen fey. Wenn aljo die abgefihnittenen Theile deffelben wieder zu einem Ganzen erwachjen, fo gefchiehet diefes durch eine gewiffe Neproductionsfraft, wern wir auch gleich dieſelbe zu erklären nicht vermögend find. Bon den Würmern hat der Etatsrath Müller in Koppenhagen in feiner Abhandlung von den Wuͤr⸗ mern der füffen und falzigen Waſſer &:16. 5) faſt eben die Gedanfen, die ic) vorher aus dem Hamburgifchen Magazin von den Polypen angeführet Habe, Er fpricht: „Das Wunderbare feheinet nicht ſowol darinne zu bes ſtehen, daß aus den Stücfen ganze Würmer geworden, jondern daß die Stücken ganze Würmer enthielten, welche durch die fehneidende Hand des Beobachters in Freyheit kamen. Denn ich fehe, daß aus einem Wurm, ohne Zerfchneiven, durch natürliches Zertheilen mehrere werden, ,„, Here Bonnet nimmt zu feinen Keimen feine Zuflucht, allein mich duͤnkt immer, die Sache laffe fich nach der obigen Walchiſchen Hypotheſe am leichte⸗ ſten erklaͤren. Iſt eine Erſcheinung bey den Regenwuͤrmern merkwuͤrdig, fo iſt es zuverlaͤßig die Beobachrung vers ſchiedener Naturforſcher, daß fie ſich gern ſelbſt zu zer⸗ ſtuͤmmeln pflegen, um durch ihre Reproductionskraft ſich neue Glieder zu bauen. Wenn dieſe Beobachtung ‚richtig iſt, ſo iſt ihre Reproductionskraft deſto zuver⸗ läßiger, 8) Siehe Martini. allgemeine Gefchichte der Natur nach ———— Einrichtung J. Band S. 154. Y Pal 128 IV. Gefammlete eigne u. fremde Beobacht. laͤßiger. Ich beftätige fie mit dem Zeugniffe des Herrn . Müller, in feiner Abhandlung von den Würs mern ıc ©. 41. „Wenn man die langen Würmer des Heren Bonnet, fagt er, die zum Gefchlecht der Regenwuͤrmer (Lumbrici) gehören, in Gläfern aufs bewahret, wird man bald an ihnen den Schwanz vers miffen ; ſelbſt in ihrem natürlichen Aufenthalte erift man wenige unbefchädiget an; die meiften find im Begriff, einen neuen Schwanz, andere einen neuen Kopf, noc) andere beydes zu entwickeln. Herr Bonnet ift geneigt zu glauben, daß diefes Zertheilen von einer Auffern Urs fahe, von dem Widerſtande der Erde, in welche fie hineinfriechen, herruͤhre. In meinen Gläfern war Feine Erde; und unter meinen Augen zerfprang ein Wurm, den ich auf den Tifch legte, gleich darauf in drey Stuͤcke. Demnach ſcheinet diefes Zertheilen ihnen natürlich zu ſeyn, und vielleicht das Mittel der Erhals sung ihrer Urk.,, , Die Urfache, warum der Regen⸗ mwurm in feinem natürlichen Zuftande mit zerſtuͤmmel⸗ sen Theilen oft gefunden wird, Fan eine vielfältige Urs fache haben, und ift nicht allemal blos in der Erde zu fuchen. Der Ackerpflug des Acfermanns, das Grab: feheid des Arbeiter, felbft fein Feind, der Maufwurf, wenn. er ihn fo erhafcht, daß der Wurm wenigſtens einen Theil feines Körpers vetten Ean, alles diefes und noch mehreres Fan die Urfache feyn, warum der. Re⸗ genwurm mit einem Verluſte eines Theils feines Koͤr⸗ pers erfcheinen Fan. Wenn er nun diefen Theil wieder erfegt, den er verlohren hatte, und daß er diefes Fonne, das beweifen die Zeugniffe folcher Männer, deren Aufs ‚zichtigfeit man nicht tg Fan; fo muß man ihm die — auus den Reichen der Natur. 129 die Reproductionskraft eingeſtehen. Gleichwol iſt ſeine Reproductionskraft eingeſchraͤnkter, als die Reprodu— ctionskraft der Polypen, wo aus jedem abgelöften Stuͤ⸗ cke ein ganzer Polype wird. Wenn das Zeugniß des Heren Bonnet ) richtig iſt, fo wächfer das abgeſchnit⸗ tene Stück am Negenwurme an fich niemals wieder 5 es bleibt jederzeit fo, wie es abgeſchnitten worden, und wird nur mehr oder weniger magerer. Allein ob niche ein in zwey Theile zerfchnittener Regenwurm wieder zus ſammen wachfen koͤnne? das gehoret nun zwar eigents lich nicht hieher, aber ich glaube es Doch darum mit einiger NBahrfcheinlichfeit, weil man unter den Regen⸗ würmern ſolche findet, die an ihrem Körper einen ſicht⸗ baren Knoten haben, der ohne Zweifel durch den Anfag beyder getrennten Theile entſtanden iſt. Wenn num aber, wie Herr Bonnet vorgiebt, der abgefchnittene Theil des Regenwurms nicht wieder wächft, wie aͤuſſert fid) denn num feine Reproductionskraft ? Sch habe die Morte des Herrn Bonnet fehon vorher angeführr, wo er vorgiebt, Daß aus diefem Körper heraus ein andrer wachfe. Er feget dann hinzu: Merfet dabey insbefons dere, denn dieſes iſt wefentlich, daß Das Fleifch und die Haute des abgefchnittenen Stückes zur Bildung des neugebohrnen Theiles nichts beyrragen: dieſes Stück nährer blos das Auge, und iſt nur das Erdreich, worinn felbiges wächft und fort fommt. Der Theil, welcher zum Vorſchein koͤmmt, geht folglich durch alle Zuftände, und durch alle Stufen des Wachsthums, wodurch das ganze Thier vormals felbft gegangen iſt. Es hat daher wahrs t) Betrachtung über die Natur 1774. ©, 154: Schrör.Mh.r.Th 3 —* 130 IV. - wahrfcheinlicher Weife einerfen Urfprung mit ihm: es iſt ein wirkliches Thier, welches in dem groſſen Thiere, als in feiner Baͤrmutter, ganz im kleinen praͤexiſtirte., Ich will hier die Zweifel nicht vortragen, die mir bey dieſen Worten beyfielen, aber das geſtehe ich frey, daß ich in der obigen Walchiſchen Erklaͤrung über die Re— production viel mehr Wahrſcheinlichkeit und natürliche Einkleidung als in dem Bonnetiſchen Spftem finde. Aber von der Reproduction der Seefterne muß ich frey befennen, daß ich von ihrer Wahrheit noch niche uͤberzeuget bin. Es ift wahr, die Erfahrung des Herrn Bonnet ift neulich durch eine gedoppelte neue Erfah—⸗ rung des Herrn Paftor Hemmer zu Hittfeld u) vers ftärft worden. Ein Seeftern von fünf Strahlen hat einen die Lange herab gefpaltenen Strahl, der andere aber hat anftatt des fünften Strahls einen groffen offnen Raum, in welchem’ fich eine Fleine Anlage des Strahls zeige. Hieruͤber Auffert Here Paftor Hem— mer folgende Gedanfen: „Ich ftelle mir vor, daß Diefe Seefterne zufälliger Weife, etwa von einem andern Seethiere verleget worden. , Dem leßterwähnten Fan “ein ganzer Stugpl abgeriffen feyn, den die Natur zu ers fegen angefangen hatte, da er aus der See gejogen wir: Geſammlete eigne u. fremde Beobacht. worden. Dem vorhererwaͤhnten aber iſt meiner Ver⸗ muthung nach ein Strahl bis auf die Mitte geſpalten, der hernach auf folche Her wieder geheilee ift, daß aus den zwen getrennten Theilen zwey Aefte geworden, die eine gabelformige Geftalt haben, ,, Ich würde wider ein folches dreyfaches Zeugniß nicht ein einziges Wort einwenden, wenn nur die Bes trach⸗ u) Siehe den Naturforfcher 4 St. S. 59. f. \ % ae * 9. ir * [} ” ‘ x f i —— j aus den Reichen der Natur. 131 trachtung verſchiedener Seeſterne aus dem Geſchlecht der Scolopendern, wie ſie Rumph in der hollaͤndi— ſchen Ausgabe feiner Amboiniſchen Raritaͤtenkam— mer Tab. XV. Fig. B. C. abbildet, mich nicht ſtutzig gemacht haͤtte. Der eine hat auſſer ſeinen gewoͤhnlichen 5 Strahlen noch vier Locher an verſchiedenen Seiten ſei⸗ nes Körpers, als wenn noch vier Strahlen hieher ges hörten, und der Augenfchein lehret doch, daß diefe %0s cher durch ein bloffes Ohngefehr entftanden find, und murhmaßlich erft nach dem Tode des Thieres. Bey zwey andern befinden fich die fünf Strahlen in einer ſolchen Sage, daß man einen ſechſten Strahl hoͤchſt wahrfcheinlich vermurhen koͤnnte, und der Korper ſelbſt giebt doch nicht Die geringfte Spur davon, fondern man fieher deutlich, daß das Thier nur im Tode eine foiche Stellung angenommen habe, zum Beweife, daß es in feinem Leben feine Strahlen wie Arme auf eine vers ſchiedene Art gebrauchen koͤnne. Wenn alſo ein geſpal⸗ tener Strahl wieder verharrfcht, fo folget daraus noch feine Keproductlähsfraft , und wenn ein ganz abgeriffes ner Arm neue Anfäße zeigt, fo koͤnnen es auch Webers bfeibfel von dem adgeriffenen Arme ſelbſt feyn. Sich will darum die Reproductionsfraft der Seeſterne nicht ableugnen, denn was ic) jeßo gefagt Habe, das find nur Wahrfcheinlichkeiten, die aber doch immer moͤg⸗ lich find. ch bitte aber alle Narurforicher, die an der See wohnen, und daher Gelegenheit haben, dieſe Thiere bey ihrem Leben zu beobachten, daß fie diefer ſo merkwürdigen Sache ihre ganze Aufmerkſamkeit wid⸗ men, genau beobachten, die Beobachtungen unter fich $ 2 ſorg⸗ I .' * \ u ,d ar rn F St BA —5 — s Pi * i 32 w Sefamiete eigne u ei Beobant. forafättig vergleichen, und uns nun mit Me Erfahrums gen befannter machen wollen. Nun noch ein paar Worte von der Reproductions⸗ kraft der Erdſchnecken, und von ihren Urſachen. Herr D. Schäfer, in feinen erſtern und fernern Vers v — AL ſuchen mit Schnecken, v) will hierüber gar nichts ber» ftimmen, „Noch immer, fagt er, feheinet es ein uns durchdringliches Geheimniß zu feyn, daß Schnecken nicht nur ohne Köpfe fortleben, und ihnen neue Köpfe anwachſen; fondern, daß aud) diefe ihre Ergänzung ‚und diefer neue Anwachs fo wol der Zeit, als der Ges ſtalt nach, ſo gar verfchieden und abweichend erfolger. Ich bin bis jeßo fo glücklich nicht gewefen, hievon etwas gründliches zu bemerfen, und beftimmen zu Fünnen. ,, Da Herr Spalanzani feine Gedanken noch ehe hat drucken laffen, ehe dieſe ziwente Auflage von -des Herrn D. Schafers Verſuchen erfehien, fü glaube ic) nicht, daß die Spalanʒaniſchen Gedanken Herrn Schaͤfern unbekannt ſeyn koͤnnten; ich glaube alſo, daß ſie dieſem Naturforſcher Feine Gnuͤge gethan haben. Sich habe vorhin bemerkt, daß Herr Spalanzani behauptet, daß der abgefchnittene Theil durch das Wachsthum der zuruͤckgebliebenen Theile wieder etfeßer werte. Wenn ich vorher gefagt habe, daß diefe Erflärung dunfel ſey, fo muß ich) in Nückficht auf die Schnecken fagen, fie ift hoͤchſt zweydeutig. Wenn einer. Schnecke der abge fehnittene Schwanz wieder, wächfet , fo Fan ic) zugeben, Daß die zurücfgebliebenen Theile diefes Wachsthum bes fördert Haben. - Denn diefe Wunde gedenfe ich) mir wie eine Bunde i im menfchlichen Körper, welche nac) und nach v) Zweyte Auflage, Negensburg 1770. ©, 60. P 9 va * | aus den Reichen der Natur. 133 nad) wieder zuwaͤchſet, und oft ſo verwaͤchſet, daß man mehrmalen den Ort nicht gewahr wird, wo ehedem eine Wunde geweſen war. Aber wenn ich nun eine Schnecke ihres ganzen Kopfes beraubet habe, wo ſind nun die zuruͤckgebliebenen Theile von den vier Fuͤhlhoͤrnern, von den Augen, von dem Maule, und deſſen innern, zum Genuß der Speiſen noͤthigen Theilen? Es iſt wahr, man ſiehet z. B. in dem Halſe der Schnecken einen Ca⸗ nal, wohinein die Schnecke ihr Fuͤhlhorn ziehet, und dieſer Canal wird niemals ganz weggeſchnitten, wenn man der Schnecke den Kopf abſchneidet. Wenn wir alſo auch zuruͤckgebliebene Theile von den Fuͤhlhoͤr⸗ nern annehmen, und ſie in dem Canal ſelbſt ſuchen wollten, wo ſind denn die zuruͤckgebliebenen Theile von den Augen? Man ſiehet hieraus, wie vielen Schwierig: Feiten dieſe Hypotheſe unterworfen ift. Alfo wol Herrn Bonnets Keim? Man hat noch feine Erfahrungen gemacht, ob einer Schnecke der Kopf zum zweyten, Drits Rn piertenmal wieder waͤchſt, wenn er erft herge⸗ et, und dann wieder abgeſchnitten war. Alſo haͤtte die Schnecke wenigſtens Keime zu zwey Köpfen, zwey Maͤulern, acht Fuͤhlhoͤrnern und eben ſo viel Augen in ſich. Warum koͤnnen dieſe Keime nie wuͤrken, als dann erſt, wenn man Theile abgefchnitten hat? und wo fißen diefe Keime? fie mögen aber fißen, wo fie wollen; wie wuͤrken fie? Das find Fragen, die wir müften beant⸗ sorgen fonnen, wenn wir in Diefer Sache zu einiger Gewißheit gelangen wolten. Herrn D. Scha- fers Gedanfen laſſen fi) alfo entfchuldigen, wenn er dies fe Begebenheit ein undurchdringliches Geheimniß nennet. Heberhaupt aber uͤberzeuget uns diefe ganze Abhandlung J 3 davon, 134 V. Von den Wirkungen eines Blitzes davon, wie wenig wir in der Naturgeſchichte wiſſen, wenn wir von allen Begebenheiten die Urſachen angeben — warum die — ſo und nicht anders ſind. Die fünfte. Abhandlum. Von den Wirkungen eines Blitzes auf einen. Saum im Jahr 1771. | 7 Jer Blitz, der am ıgten May ızzr, welcher ber Pfingft Heilige Abend war, ein, fürchterliches Gewitter begleitete, hatte eine befondere Wirfung auf eine Aſche w), die allerdings werth ift, befchrieben, und mit einigen Anmerkungen begleitet zu werden. . Die Afche war eine pon den höchften diefer Banme, und . hatte wenigftens 30 Schuhe bis zu ihrem Gipfel. Dies ſer endigte fich in zween Hauptaͤſten, deren jeder ohn⸗ defeht die Staͤrke eines mittlern Marines + Armes hatte. An dem einen diefer Aefte hatte ver Schlag feinen Ans fang genommen, und ihn mit einer folchen Gewalt her⸗ unter geriffen, daß er einen Splitter von den folgenden ‚heilen des Baumes, wol von zz Elle lang, und einer guten Fauſt dicke, in feiner groͤſten Staͤrke betrachtet, mit fich genommen, und in einen nahe dabey gelegenen kleinen Bad) gefchleudert hatte. Man fahe aber an dem Aſte Fein verlegtes Blatt, noch weniger war irgend eine Spur zu finden, daß deffen gewaltfame Trennung von einem Feuer herrühre, welches Häufer anzuͤnden kan. Es war fein Blatt verfengt, oder etwa ein fchwars jer I zu finden, den der Schwefel oder der Sal „ peter m) Eiche, Co, Zitterpappel, — tremula. auf einen Baum im Jahr 1771. 135° peter gern hinter fich läßt, wenn er irgendwo gebrannt hat. Es war nicht einmal ein Nebenaft oder ein Zweig verlohren · gegangen oder zerknickt, ſondern der Aſt war dergeſtalt erhalten worden, als wenn er mit dem. Vorſatz, wohl erhalten zu werden, und gleichwol mit einer mächtigen Gewalt wäre abgeriffen worden. Wo der Aſt abgeriffen war, da war der Gipfel des Baumes, wenigftens ſechs Schuhe nach feiner Wurzel zu betrad)s tet, rundherum abgefchälet, die Schale aber in gröffern und Fleinern Stücken bis auf 20 und mehr Schritte auf den nahe gelegenen Wiefen herumgefchleudert. Nun hatte ver Baum einen groffen Knoten, der feine Rich— tung gegen Abend hatte, und mit vielen Fleinen Sproſ⸗ fen umgeben war. Diefer Knoten machte ohngefehr die Hälfte von der Stärke des Baumes an diefem Theile aus, und war ganz abgefchält, vdergeftale, daß auch. zwifchen den jungen Sproffen, die an demfelben hervors gewachfen waren, die Schale mangelte, und gleichwot war feine Sproffe verlegt, fo wenig als der übrige Theif des Baumes an dieſem Orte etwas von- feiner Schale verfopren Hatte. Don dieſem Knoten an war dee Baum bis auf den Erdboden auf der Abendfeite gefchas fat; der Theil aber, dem die Schale: mangelte, war hoͤchſtens 7 bis 8 Zoll breit. Durch und durch hatte der Baum Knoten mit Fleinen Sproffen. Wenn diefe auf derjenigen Seite ſtunden, welche der Blitz ‚vonder Schale entblöffete,. fo waren fie, wie der oben bes fehriebene Kuoten, ganz ohne Schale, und doch war Feine Sproffe verlegt. Aber eben diefe Knoten gaben dem Schlage ſtets eine andere Richtung, dergeftalt, daß er nicht gerade herabfuhr, fondern allerley Krim J4 mun⸗ = A x 1 Nrı.. V N RR * — er —J J bi ur. x 136 V. Bon den Wirfungen eines Blitzes mungen machte, und daher gefchlängelt war. Gleich⸗ wol war das Ende des Schlages mit feinem Anfange oben am Gipfel, in einer geraden finie. Die abgeriſ⸗ | ſene Schale beftund in groffen und Fleinen Stücen, wovon die gröften 4 bis 6 Schue, die Fleinften aber - - Faum einer Hand breit in die fänge harten, und überall 1 herum zerſtreuet lagen. Weder an der Schale, noch an dem gefchälten Baume fand man die mindefte Spur, daß eim ſchwefel⸗ oder falpeterartiges Feuer alle dieſe MWirfungen hervorgebracht habe. Die Schale, die noch an dem Baume fefte faß, war auf beyden Seiten locker, und hätte, wenigftens Fann ich diefes von einem groſſen. Theil derjelben behaupten, mit weniger Mühe koͤnnen abgelofet werden, Noch ift ein Umſtand übers “aus merfwürdig. Mitten in dem abgefchälten Theile des beichädigten Baumes hatte der Blig vom Ende des abgefchlagenen Aftes an, bis auf die Erde herunter eine Surche gegraben, die ohngefehr 2 Zoll breit und einen Boll tief war. Die Splitter, die daher entftanden find, hat der Blitz zum Theil Hin und her geſchleudert, zum Theil find fie noch am Baume beveftiger, Wir haben aus Mengierde, oder vielmehr damit wir die Hand des - HEren in der Stille bewundern koͤnnten einen dieſer Splitter mit ung genommen, der zween Dresdner Schuhe und vier Zoll lang ift, in feinem Umfang aber - - die Dicke eines ftarfen Federkiels ein wenig uͤberſteigt. . Er ift in taufend Fleine Splitter zertheilt, Die moch alle zuſammenhaͤngen, und die deutlichften Spuren einee wundervollen Gewalt verrathen. Sch muthmaffe, daß verfchiedenen unſrer Leſer die Gefege der Natur noch sicht befannt find, und wenigſtens dieſen werde ich mich vers auf einen Baum im Jahr 1771. 137 verpflichten, wenn ich meine Erzehlung mit einigen An» merfungen begleite. Es ift freylic) die fehre von den Gemittern noch) lange niche fo weit unterfucht, daß wit behaupten dürften, wir hätten fehon alles erſchoͤpft, und koͤnnten alſo auch alle Erſcheinungen erlaͤutern. So viel haben Verſuche und Erfahrung dargethan, daß die Wirkungen des Blitzes mit der Electricitaͤt viel Aehnliches Haben, Wir koͤnnen auch aus den Verſu⸗ chen, die wir beym Electrifiren machen und taufendmal wiederholen Fünnen, manches bey den Wirfungen des Dliges erläutern, aber es ift noch) feinem Naturforfcher beygefallen zu behaupten, daß fich alles erklären laſſe. Alein wenn man alle Beobachtungen fammlet und fie mie vernünftigen Muthmaffungen begleitet, fo ift der Nusen wenigftens für unfre Nachfommen fichtbar, die immer mehr Schlüffe darauf bauen, und endlich zu einer wahren Gewißheit gelangen koͤnnen. Ich habe alfo Entfchuldigung, wenn ich diefe Erzehlung mit einiz gen Anmerfungen begleite, Daß alle diefe Erfcheinungen Feine Wirfungen eines fogenannten Donnerfeild find, bedarf in unfern erleuchteten Tagen Feiner Beſtaͤtigung. Wir Fennen die Donnerfeile beffer, als fie die abergläubifchen Vorfahren kannten, und fie ein groffer Theil des Pos bels noch kennt. Wir wiffen, daß fie bloffe Werke der Kunft find, die von den Alten zu allerley Häuslichen, militarifchen oder andern fo gar gottesdienſtlichen Geſchaͤften bearbeitet wurden F), Ich merke nur einige J5 Um⸗ x) Siehe den erſten Band meines lithologiſchen Reallexi⸗ cons unter dem Namen Donnerkeil, und vergleiche da; ‚mit die Mannigfaltigkeiten II. Jahrg. I. Vierteljahr 55 Woche ©. 36. u N nn“ 4 5 “re R 138 V. Bon den Wirkungen: eines Blitzes Umſtaͤnde an. Wäre ein Donnerfeil die Urſache diefer ganzen Erfcheinung, fo würde oben am Gipfel des Baumes, den ich befihrieben habe, nicht die ganze Schale veffelben fehlen, fondern nur derjenige Theil, den der Keil berührte; fo würden ferner die oben ange führten Knoten und ihre zarte Sproffen nicht unbefcha- diget geblieben, fondern gewiß gefpalten und auf mans cherley Art zerfchmettert worden feyn. Uber die tiefe Furche, die durch) den ganzen Baum hindurch gehet? Wäre diefe von einem Donnerfeile ausgehauen worden, fo hatte fie auf der einen Seite viel gröffer ſeyn müffen, ‚Das werden mir alle diejenigen eingeftehn, welche Donnerkeile gefeher haben. Eine Furche von 2 Zoll breit und ı Zoll tief Fan nicht die Wirfung eines folchen Steines feyn, der mehrentheils unten abgeftumpft und gemeiniglich-fehr dick ift. Auf der andern Seite würde man eine gröffere Negelimäßigfeit, und weniger Splits ter in der Ninne ſelbſt antreffen. in, mit folcher Ges walt aus der Luft geworfener Stein, der von einer fd aufferordentlichen Glaͤtte ift, tie die fogenannten Don: nerfeile, würde alle Splitter mit fich hinweggeriſſen haben. Man würde auch auf dem Erdboden ein toch "Haben erblicfen müffen, wohin der Donnerfeil gefahren wäre: denn die gemachte Furche endigte fich gerade am Fuſſe ves Baumes. Auſſerdem haben Augenzeugen ausgefagt, der Blitz habe bereits den Aft des Baumes heruntergefchlagen , ehe der Knall des Donners ent ſtund; ‚einige aber waren kaum hundert Schritte davon . entfernt, und hörten alfo den Knall des Donners, fo bald er fich erzeuget harte. Einige andere Sattunaen von Donnerfeilen haben nicht ſowol, wie die vorher beſchrie⸗ I 2 auf einen Baum im Jahr 1771. 139 befchriebenen Die Geftalt eines Hammers, fondern eines wahren Keils. Für diefe Gattung der Keile, welche unten fcharf find, war die Rinne im Baume zu groß; es würde auch, wenn auch ein folcher Keil die angeführs ten Knoten nicht ganz zerjchmetrert hätte, Doch wenigs ſtens Niffe verurfacht haben. Kurz, wenn auch die Sage mit den Donnerfeilen fo gegründet wäre, fo zus verläßig fie erdichtee ift, fo würde Doch diefe Erſcheinung, die ich jegt erzehlet habe, nicht auf die Rechnung eines Donnerfeils fonnen geſetzt werden. Wir müffen demnach eine vernünftigere Urfac) diefer Erfcheinung aufjuchen. Daß der Knall des Donners ohne den Blitz gar nicht gedacht werden kann, iſt denen begreiflich, welche die Entſtehung des Doms ners wiffen. Daß aber ein Blitz ohne den Donner feyn kann, das fehen wir alle Sommer, wenn wir auf das fogenannte Ietterleuchten, von dem wir fagen, daß ſich das Werter fühle, Acht haben. Ich merfe bey diefer Gelegenheit au, daß Mufchendröck und andere das NWerterleuchten aus andern Urſachen herleiten, als den Blitz. Die Materie des Wetterleuchtens, fagt Mufchenbröcf, die. das Feuer zuwege bringe, iſt ein vegetabilifches Del, das von der Hitze des Tages verduͤnnet und erhoben worden, und was fonft fehwes felichtes und olichtes aus dem Erdboden ausduftet, fich in der Dunftfugel zerſtreuet, nicht aneinander hängt, und einzeln entzündet. Die meifte verbrennliche Materie des Blitzes aber ift der Schwefel, weil die vom Wet⸗ terſtrahl entzuͤndete Sachen nach) Schwefel riechen. Siehe Muſchenbroͤck Grundfehren der Narurwiffens ſchaft $. 1338. 1341, ©, 772, f. ee dem Bericht des Ham- 14° V. Von den Wirkungen eines Blieed — Hamburgifchen Magazins 9) und der Mannigfal: tigfeiten 5) entftehet der Donner folgendergeftale: Die Entzündung der Dünfte, welche eben der Blitz ift, zer⸗ theilet die nahegelegene Luft, und dehnet fie dermaſſen aus, daß die Zuruͤckprallung der rings um den Ort der Entzündung verdrängten Luft, wegen der entfeglichen Gewalt und Gefchwindigfeit, womit fie bewerfftelliget wird, nicht anders, als mit der heftigften Erfchüttes rung, und mit einem gewaltfamen Knall, der daher entfteht, gefchehen Fan. In fofern koͤnnte freylich die Ausdehnung und Zurückprallung der tuft, an Menfihen, an Gebäuden oder Bäumen manche Erfeheinungen hers vorbringen, und manche Beränderungen erzeugen, die wir beym Einfchlagen gewahr werden. Allein ich erin⸗ nere mich nicht, von einem neuen Schriftfteller gelefen zu haben, daß man die Wirfungen des Einfchlagens vom Donner berleite : man fchreibt fie durchgängig dem Die zu. Mir ift es wahrfcheinlich, daß der Donner weifer oben in der Luft erzeuger werde, als der Blitz, und daß er Daher weder einen Baum, noch ein Haus, noch einen Menfchen erreichen koͤnne. Wenigſtens er: zeuget fich der Donner da, wo der Blitz aufhoͤret man kan aber freylich wegen der groffen Geſchwindigkeit des Blitzes nichts zuverläßiges fagen. Das aber iſt gewiß, daß man den Donner nie unter dem Blitze, fondern alles mal nach demfelben höre. Diefe WahrfcheinlichFeit wird gröffer, wenn Maffei %) Necht hat, daß die Blitze ® \ nies y) XI. Band ©. 495. XVII. Band ©. 143. 3) IL Sahrg. I. Biertelj. 54 Woche ©. 22. a) Mannigfaltigkeiten 1. C. S. 22. Wenigſtens hat der Abr Chappe durch wiederholte Erfahrungen angemerkt, daß der auf einen Baum im Jahr 1771. 141 wen . Ä . niemalen aus den Wolfen zu uns Eommen ‚ fondern fich nahe bey uns erzeugen, und als Naqueten in die Hohe fahren. Eine Erfahrung, die auch der Abt Lion ges macht hat, und die auch den Alten nicht ganz unbefanne war, wie Mufchenbröck in feinen Grundlehren der MNaturwiſſenſchaft ©. 778. darthut. Denn alsdann muß der Knall des Donners da entftehn, wo die Auss dehnung und Zuräcfrollung der tuft am ftärfften if. Das ift aber nicht da, wo fid) der Blitz entzündet, fons dern wo er fich endiget, und wo folglic) jein Feuer noch» wendig am heftigften feyn muß. Allein die. Meynung des Maffei ift nicht durchgängig wahr. Sch fan zwar nicht fagen, ob bey dem Bliße, den ich jeßo befchries ben Habe, die Richtung deſſelben von unten hinaufges gangen fey, nach) des Herrn Maffei Hnpothefe aber kan es nicht einmal ſeyn, da der Blig nicht in der Auft, fondern auf ver Erde Härte müffen erzeugt worden. ſeyn. Denn bis auf die Exde reichte die durch den Blitz einges hauene Rinne des Baumes. Wir haben aber audere Deyfpiele, die es darthun, daß die Nichtung des Bli⸗ tzes nicht von unten hinauf, fondern von oben herun⸗ ter gefchehe. Ein Benfpiel davon liefern die Hallifchen Beyhtraͤge zur Beförderung der Naturkunde, IL. Band ©. 145. 158. Auf fehe hohen Bergen, wo man über dem Gewitter ftehet, Fan man hier wol die zus verläßigften Erfahrungen machen, und da hat man ans gemerfet, daß man einige Blige nicht fiehet, wo mar doch den Knall des Donners hörte, andere Blige aber gewahr der Blitz oft an der Erdflaͤche entſtehe, und in die Hoͤhe — fahre. ©. des Hrn. Prof. Beckmanns phyſikaliſche Eonomifche Bibliothek 1. Band I.©t. ©, 13. * 142 V. Bon den Wirkungen eines Bliges gewahr wird. Die legtern find ohne Zweifel von ums ten herauf in die Hohe gefahren und haben die Gewitter, wolcken zertheilet, die erftern aber müßen von oben hin⸗ unfer gefahren ſeyn. Allein, ob man auch allezeit feinen Augen trauen dürfe, wenn man den Blitz beobachtet? das ift auch eine Frage, die man nicht übergehen darf. Der Blig folget in feiner Richtung der eleetrifchen Mas terie, die er findet, und da Fan er mancherlen Nichtuns gen annehmen. » Beobachten wir aber einen Blitz in einiger Entfernung, fo Fan uns unfer Auge leicht Hinters gehen, und inder Nähe, da ift es nun einefchwere Sache, eine tufterfcheinung, die in der fchnellften Geſchwindig⸗ Feit vor fich gehet, deren Anfunfe wir nicht-beftimmen koͤnnen, die durch ihr blendendes Feuer dem Auge uners teäglich ift, eine folche tufterfcheinung fage ich, jo zu bes obachten, daß wir für ihre Zuverläßigfeit Bürge feyn fonnten. Doch dies habe ich nur im Vorbeygehen gefagt. begreiflic) find, für Wirfungen des Blitzes, und fol cher Umftände, die mit den Blitze verbunden find, Man fet Hier 6) drey Urfachen fefte: entweder wirkt dieſes die Zerplaßung der Feuermaterie, oder die erhigs te, in ihrer Federfraft außerordentlich angeftrengte uUuft, oder Die zehrende Kraft der Slammen des Re die hier auf das fehnellfte bewege werden. Sich habe an dem ganzen Daume, wo der Eins fehlag geſchahe, nicht die geringfte Spur von einem wircflichen Feuer gefunden. Man fahe weder an der — abge⸗ 6) Mannigfaltigk. 1. c. 55 Woche ©. 35. Man Hält die Wirkungen des Einfchlagens, ‚die oft fo außerordentlich, und. in vielen Fällen ganz un⸗ X * auf einen Baum im Jahr 1771. 143 abgeloͤſeten Schale, oder an den abgeriſſenen Splittern, noch an dem Baume, die mindefte Spur einer Verſen⸗ gung. Nicht ein einziges Blatt des abgeſchlagenen Aſtes, wo doch das Feuer nothwendig am erſten und am heftigſten wirkte, war verbrannt, oder nur von einer Hitze zuſammengezogen. Ich muthmaſſe daher, daß es die buft war, welche durch den Blitz fo ſchnell ‚bewegt wurde, welcher man die Wirfung in dem Falle, don dem ic) rede, zufchreiben muß , wenn ich auch) die Wirkung des Dliges nicht gar ausſchlieſſe. Man hat daher fo verfchiedene Erfcheinungen bey einfchlagens den Gewittern, daß man freylich oft hintergangen wird, wenn man von einem Falle auf alle fehlieffen will. Den einem Einfchlage in Wettin war das Glas der Fenfterfcheiben angefehmolgen, und das Senfterblen war nicht verlegt. Die überzinnten Befchläge der Fenfter waren angefchmolgen, und die wollenen Vorhaͤnge waren nicht verfengt. Hie und da waren fehwarze Flecken wie vom angebranten Pulver, und an vielen andern Drten, felbft an den zerfplitterten Balfen, fahe man feine Spur davon., Sch will daher die Mit: wirfung des Blitzes nicht gänzlich ausfchlieffen, aber ich glaube doch, daß man hier eigentlich der in ih: ver Feverfraft aufferordentlich angeftrengten Luft das mehrefte zufchreiben muͤſſe. Man fehe über den von mir angeführten befondern Fall in Wettin, die angeführten Beyträge zur Beförderung der Naturkunde nach. Es iſt mir daher auch wahr ſcheinlich, wenn diefer Schlag ein Haus berührt hätte, daß er nicht wuͤrde gezundet haben. Inzwiſchen hans delt auch hier die Natur mach gewiffen Geſetzen der Mes 144 V. Bon den Wirfungen eines Blitzes | i Mechanif. Da, wo fie gar feinen Widerſt and findet, wirket ſie ſenkrecht; und das geſchahe oben, wo der Baum ganz abgeſchaͤlet war, denn hier war der Stamm ganz glatt und ohne Aeſte. Ein einziger Aſt war bier der Luft im Wege, und den fehlug fie herun⸗ ter. Nun aber famen Knoten, deren Härte befannt iſt. Die in einem folchen Salle auſſerordentlich maͤch⸗ tige luft wuͤrde ſie alle in unzaͤhlige Splitter zertheilet ha⸗ ben, wenn ſie dieſelben in ihrem Mittelpunkte beruͤhrt haͤtte, um da ihre ganze Staͤrke anwenden zu koͤnnen. Allein fo berührte fie nur die Seite derfelben, und lo⸗ fete zwar durch die mögliche Ausdehnung der Schale. diefelbe ab, die fie leicht auflofen Eonnte, weil fie nicht nur an folchen Bäumen ziemlich ftarf und faftig, und Daher nicht alzu genau mit dem Stamme felbft verbun⸗ den ift, fondern weil fie auch durdy die vorhergehende Gewalt ſchon erfchürtert war; allein den Knoten: felbft - konte fie nicht fo tief faſſen, Daß fie denfelben Hätte zer⸗ nagen fonnen. Die tuft mußte hier gleichfam abprals len, und es war möglich, daß gleich beym oberften Knoten ver Schlag fih auf die Seite wenden , und, ohne am Baum einen weitern Schaden. zu thun, fich wieder in ihre vorige Richtung ſammlen fonnte. Dies würde gefchehen ſeyn, wenn der Wi⸗ derftand des Baumes gröffer gemefen wäre. Da dies fes aber nicht war, ſo ging der Schlag immer weiter - herunter, und mendete fi) allemal da, wo ein groſſer Knoten war, aus den ſchon angeführten Urfachen. Darum ging der Schlag nicht gerade herunter, ſon⸗ dern gebogen und fehlangenformig. Hier, wo die tiefe Rinne mit, den unzähligen Splittern im Baum einges —R auf einen Baum im Jahr 1771. 145 PER war, "befand fich der Mittelpunft , und daher die ftärffte Bewegung der Luft. Nothwendig mußte diefe in einer geraden Linie fortwirfen, weil Feis ne ftärfere Urfache , als diefe Bewegung , vorhanden. war, welche den geraden Fortgang hätte hindern koͤn⸗ nen. Wäre daher z. E. die ftärffte Bewegung. der tufe oben im Gipfel des Paumes dergeitalt wirffam ger weſen, daß fie juft ven Mittelpunft des Stammes bes rührt härte, fo wuͤrde fie den Baum in der Mitte ger ſpalten, ber andern Richtungen aber noch andere Ers feheinungen hervorgebracht haben. Mac) diefen Grund» fügen der Phyſik und Mechanif laffen fich- viele Phanos mena erflären, vie bey Gewittern — —— und die uns oft unbegreiflich ſcheinen. Inzwiſchen erhellet doch aus allen dieſen Vetrach⸗ * die Groͤſſe des Schoͤpfers. Denn was die Nas fur auch Wunvderbares thut, dazu hat fie doc) die Kräfte von ihm, und in allen ihren Wirfungen rictet fie fich nach dem Winf ihres — Urhebers. Die ſechſte Abhandlung. Von den Mitteln, die Inſekten, die man auf: bewahren will, zu tödten, und fie für der Zerftöhrung zu ſchuͤtzen. St ſchoͤn die fuft iſt, die man fich durch eine voll ftändige Sammlung der Anfeften macht, fo rührend iſt die Worftellung, die uns diefe Thierchens ers wecken, wenn wir ihren fo langſamen und ſchmerzhaf⸗ ten Tob betrachten. : Man Fann fie einige Tage an Schröt. Abh. ıXh. K Na⸗ 146 VI. Bon den Mitteln die Inſekten, Nadeln gefpiefst haben, ehe man fie flerben.ficher y und % daher war der Wunfch nicht ungerecht, der Wunſch nach einem bequemen Mittel, Inſekten zu toͤdten, die man zu einer Sammlung auf behalten will, Ein Nas turforſcher darf nicht graufam feyn, fo ſehr es ſich für fein Fach fehicfet, alles zu beobachten. "x Der Herr Hofrath Kaͤſtner ‚hat denen Natur⸗ forſchern keinen geringen Dienſt erzeigt, da er im VIIL. Bande des Hamburgiſchen Magazins im I. St. Num. 5. ©. 201. f. ein bequemes Mittel bekannt mach» te, die Anfeften, die man zu einer Sammlung auf behalten will, zu toͤdten. Eben dieſes Mittel hat Herr Hoppe in den phyſikaliſchen Beluſtigungen 1I: Band 19. Stuͤck ©. 652. wiederholet. Es koͤmmt daranf an, „daß man das Inſekt, das man an eine „Nadel gefteckt hat, auf ‘Pappe, oder nur flarfes „Papier ſteckt, die Spige der Nadel, an der das Inſekt angefpieflet ift, ans Licht hält, und fie durch) „bie Gewalt des Feuers toͤdtet,, Dieſes Mittel Hat feine groffen UnbequemlichFeiten. Ich will nichts das von gedenfen , daß man bey einem jeden einzelnen In⸗ ſekt ein Licht verlangen muß, fondern ich. will vielmehr einiger andern Unbequemlichkeiten Erwaͤhnung thun. Herr Hofrath Kaͤſtner hat ſelbſt S. 203. anges merket, das Mittel, Inſekten durchs Gluͤen zu toͤdten, habe bey einigen groſſen Heuſchrecken nicht gut ges than, und er leitet die Urfache, auſſer der Groͤſſe ihres ‚Körpers, von ihrem Ueberfluß an. euchtigfeiten ber. Ich habe eine noch merkwuͤrdigere Erfahrung. Ich hatte einen groſſen Hornſchroͤter (ceruum volan- tem) an eine rofl Havel geftecft, und gluͤete fie. Nach die man auf bewahren toill, zu tödten ec. 147 Nach einer langen Marter fand ich, daß nur fein teib abgeftorben war ; fein Hals und Kopf lebten noch lan ge fort, und nöthigeen mich endlich, eine andere Na del unter den Hals zu flecfen, um der Quaal: diefes Thierchens ein Ende zu machen. Eben eine ſolche Erfahrung habe ich noch in dieſem Jahre geinacht, da i ich einen Lindenvogel ghüete, und · zwar aus dieſer Abſicht gluͤete, Damit ich erfahren möchte, ob vie Käftnerifche und meine vorige Beobachtung gegründet wäre. Es war alfo. Der obere Theil diefes Vogels ſtarb bald, aber- fein Hinterleib lebte noch etliche Tage, „und lebte noch, da die Flügel, die ich ausgebreitet hats te; fehon erftarrt waren, und ihre Sage behielten. Bald nachher hatte ich eine andere Erfahrung, Die für einen Sinfeftenfammler noch fataler iſt. Ich glüete eine ‚ . bimmelbfaue Eibelle , die ich auf. ein drenfach zufams mengelegtes Papier gefteckt hatte, um fie nicht zu vers brennen. Uber fobald die kibelle geftorben war, ſo⸗ bald war aud) die Farbe verfchwunden, ‚und hatte ſich in eine braunſchwarze verwandelt. Da man diefe tr bellenart bey mie ungemein felten finder, fo fehmerzte mich der Verluſt, und erregte bey mir den Wunfch nad) einem bequemern Mictel, Inſekten zu tödten. Die Schäferifche Methode Inſekten zu toͤdten ift mir befanne, und war mir ſchon damals befannt, als ich diefe Abhandlung ehedem in den Berlinifchen Sammlungen abdrucden ließ. Ich mache ie jego befannt. Sie ift in feinen Principiis entomologi- cis bey Erkfärung der 135. Kupfertafel folgende. „Dies jeitame Inſekten, fo Feine Zügel, oder unbeftaubte Fluͤ⸗ gel, Eer Fluͤgeldecken haben toͤdtet man in ſtarkem 82 n eins * 148 VI: Von den Mitteln, die Inſekten, ö u ak J 18 J N ‘ Weingeiſte. Die Feuerfalter aber, und auch diejeni⸗ gen von erſtgedachten Inſekten, welche ſehr haarig find, machet man mit einer Stecknadel auf ein Bretchen feſt, leget es indie Sonne, und ſtuͤrzet ein Glas dars über, wo in wenig Minuten das Inſekt hin ift.,, Weil aber diefes Mictel einen hellen Sonnenfchein vorausfeßt, den wir.nicht alle Tage haben, auf Seiten deffen aber, ‚der e8 ausüben will, eine folche tage feines Haufes erfor: dert, wo er die Sonne horizontal fan auf das Glas, darunter das Inſekt liegt, fallen laffen, welches: auch in groſſen Städten nicht allenthalben gefchehen * ſo iſt dieſes Mittel nicht allgemein genug. Einige pflegen auch die Inſekten, beſonders die Papilionen, mit einem behutſamen Drucke auf die Bruſt zu toͤdten; aber fo behutfam er auch immer ſeyn mag, fo fan man dabey doch nicht gänzlich vermeiden, daß nicht das Thier dabey Schaden leidet.” Wir brauchen alfo allerdings zu dieſem Endzweck ein bequemeres Mit: tel ; ein Mittel, bey welchen man feine von den anges führten Gefahren zu beforgen hat. Ich habe von ohngefehr eins gefunden, von dm ich Doch nicht behaupten will, daß ich der erfte Erfinder davon ſey. Allein, es iſt niche fo allgemein befannt, als. es verdient, ich glaube daher manchem Inſekten⸗ ſammler einen Dienft zu erweifen, wenn ich es bekann⸗ ter mache. Als ich einſt die in den Kaͤſten BR N | Inſekten und Papilionen mit Terpentindl beftrich, fand ic) ‚ein Fleines Käferchen, das ich, ohne es zu gluͤen, hineingefteckt hatte, noch am leben. Ach bes ſtrich es, und fand, daß es den Augenblick eı “..rrete | ‚und die man auf bewahren will, zu toͤdten sc. 149 umd ftarb. Ich Eonnte mir nicht einbilden, daß das Beſtreichen der Flügel einen fo unerwarteten Erfolg bes fördert habe ; ich muthmaffete vielmehr, daß der Kaͤ— fer etwas von dieſem Oele in den Mund bekommen, und hineingeſchluckt haͤtte, und daß er davon geſtorben ſey. Dieſe Bemerkung war richtig. Wenn ich. ein Inſekt blos auf dem Obertheile ſeines Ruͤckens beſtrich, ſo blieb es dennoch am feben ; fo oft ich ihm aber nur einen Eleinen Tropfen von diefem Dele einflöffete, fo oft ftarb es den Augenblick. Nun war mein Mictel ficher; ob es aber allgemein wäre , wufte ich noch nicht. Ich ftellete mehrere Berfuche an. Ich nahm einen groffen Papilion, den Schwalbenſchwanz, und fahe, daß er gleich ftarb. Ich nahm von den groffen Heufchre: cken, die unfer Deutfchland hat, und fie ftarben nach wenig Minuten. Sch befam eine fehr groffe Spinne, die unfer Landvolk Kreuzkanker nennt‘, weil fie auf ihrem Mücken ein weiffes Kreuz hat, und fie ftarb, ehe ich es vermuthete. Endlich nahm ich‘ auch einen Baumfchröter, doch nur das Weibchen von ihm. Diefes lebte zwar länger; aber noch bey weitem nicht fo lange ,, als er beym glüen lebt. Mach der Zeit has be ich auf diefe Art alle meine Inſekten getoͤdtet, und da ich noch feinen widrigen Zufall daben erfahren has be, fo Fan ich diefes Mittel allgemein nennen. Um diefes Terpentinol dem Inſekt bequem eins fioffen zu fonnen, bediente ich mich eines fehr zarten Pinfels, von der Art, wie die Maler zum malen brauchen. Wenn ich das Inſekt an die Nadel ange⸗ ftochen habe, ergreife ich die Nadel alfo, daß das In⸗ ſekt feine Sage auf dem Rücken hat, und feinen Mund 83 nicht 150 vr. Bon den Nittel, die Zolemn nicht verbergen fan. Nun fan ich im einflöffen, wie ich will, ohne daß ich berürchten dürfe, das Del moͤch⸗ te fich über den ganzen Körper ausbreiten. Denn man ‚hat fonderlich ben den Papilionen groffe Vorſicht nöthig, weil ſo vieles Del die Farben ihrer Fluͤgel verderbt, und die Haare ihres leibes zuſammen leimt. Da ein jeder Inſektenſammler ſolches Oel vor⸗ raͤthig hat, weil man ſchon laͤngſt die Inſekten damit zu beſtreichen pflegt, um fie dad rch für Faͤulniß und für Wuͤrmern zu bewahren, da man dieſes Del wenig⸗ ſtens in allen Apothefen haben Fan, fo fan mein Mit tel um fo viel mehr ein bequemes genennet werden. Ich will es jeßo nicht unterſuchen, woher der ſchnelle Tod diefer Inſekten, durchs Terpentindl, komme. weiß, welch eine angreifende Sache das Del vom Terpentin ſey, und es iſt daher glaublich, daß die Anfeften von demſelben erfticken müffen. Der Herr von Reaumur glaubt in feiner Bienengefchichte, daß alles Del denen Bienen fchads Sich fen, weil es ihnen die Schweißlöcher verftopfe. Wir wollen die Wahrheit Diefes Gedankens nicht weis ter unterfüchen ; denn jedermann fiehet, daß meine ‚angegebene. Art, Inſekten zu toͤdten, auf diefen, Fall gar nicht paffe. Auf der einen Seite deswegen, weil » mit dem Terpentindl nur der Mund berühret wird, die Schweißloͤcher aber unberühret bleiben. Auf der ans dern aber darum, weil die Erfahrung lehrt, daß ein . Rnfeft darum nicht gleich ſtirbt, wenn man es gleich - mit Terpentinöl Überftreicht, wenn man nur den Mund des a nie nn. Wir halten alfo ven Erfolg weit die man auf bewahren toill, zu toͤdten ꝛc. 1 st weit natürlicher für ‚eine Erftifung, ‘die in der brem nenden Schärfe diefes Dels ihren Grund hat. - | ch merfe noch an, daß ich mit den Erdſchne— cken gleiche Verſuche angeftellet Hate. Ben einigen that ich es, da fie fich im ihr Gehaͤuſe zurückgezogen hatten. Ich goß einige Tropfen Terpentinol auf fie, und fahe, daß fie fich erft fo weit hineinzogen, als es ihnen nur möglich war. Dann gab die Schnecke eis nen unglaublichen Schaum von fich, der faft dem Schaume eines erhigten Pferdes gleich war, nur Die einzelnen Wafferblafen waren geöffer. Sie ftarben aber gar bald. Bey andern machte ichs juft, wie bey den Inſekten. Nachdem fie ausgefrochen waren, hielt ich den Pinfel mit dem Dele vor den Mund ; die Schnecke, mit der ich alfo verfuhr, zog fich fehnell zus rück, ſtarb aber nicht. Ohne Zweifel machte ihr ſo fehneller Zuruͤckzug, den fie gewohnt find, fo bald ihs nen was widriges begegnet, daß das Yel nicht in ihren Mund fam. Vielleicht fonnte auch) die Erdſchnecke, durch die vielen Feuchtigkeiten, die fie bey fich hat, die Wirkung des Terpentinnls dämpfen. Ich Fonnte fie nicht tödten, bis ich es mit ihnen eben fo, wie mit den vorhergehenden machte. Noch einer Erdſchnecke öffnete ich einen Fleinen Theil des zweyten Gewindes, daß ich zu dem Sipho gelangen Fonnte. Hierein goß ic) einige Tropfen von dem angeführten Dele, und fahe zu meiner Bewunderung, daß fich das Thier fehnell und angfts fich aus feinem Haufe heraus begab, und wieder hin⸗ einzog. Dies that fie in wenig Augenblicken ſechs bis acht mal; endlich blieb die Schnecke in ihrem Gehaͤuſe, 84 ſchaͤu⸗ 152 v1 Bon den 1 Mitten, die ——— | ſchaͤumete eben ſo ſtark wie die vorhergehenden, und ftarb ſchnell. Ich will aus diefer Beobachtung, die ich jetzo gemacht habe, weiter nichts folgern, als dieſes: daß das Terpentinoͤl alle Gattungen von kleinen Thieren todtet, die ein Sammler nur aufbe- wahren Fan, und nun fan ich mein Mittel auch ein allgemeines nennen. Wenn wir nun die Inſekten, die wir fuͤr unſre Sammluug beſtimmt haben, getoͤdtet haben, und zwar mit fo wenig Marter fuͤr das Thier, als nur ims mer möglich iſt; wodurch verwahren wir nun un: fre zufammengebrachten Reichthuͤmer für ihrer kuͤnftigen Zerftöhrung? Eine Frage, bey welcher ich die Zufriedenheit meiner mehreften Leſer vorausſetzen Fan, wenn ich fie.mit einiger Ausfuͤhrlichkeit abhandle. Man fiehet es gar oft, welche DBerheerungen in den Spiegeln vorgehen, worinne die Inſekten aufbehalten werden. Man ſchlieſſet hier auf gewiſſe Feinde, die fie Haben müffen, und die man ſo gar oft in den Kaͤſtens u wird. Von den Feinden der Inſekten machet uns Herr Hoppe in den angeführten phyſikaliſchen Beluſti⸗ gungen ©. 654. folgende 4. befannt: 1) Ein ganz Fleiner Curculio, welcher feine Eyer an die Sinjeften legt, woraus eine Eleine weiffe Made wird, welche fo fange frißt, bis fie ſich verwandelt. Der Käfer füget den Infeften weis ter feinen Schaden zu. Bir Die Schabe, woraus der Speckfäfer wird. — freſſen der Wurm und der Käfer einerlen, ‚und bie man aufbewohren will, zu —— ꝛc. 15 * und fie koͤnnen eine groffe Verheerung anrichten, wenn es ihnen gelingt, ſich in einen Spiegel eins zuſchleichen 3) Ein kleines Wuͤrmchen, welches den Wand⸗ laufen ähnlich iſt ©) Diefes zermalmet die Inſekten nach und nach; allein die Berheerung, die es anrichtet, ift eben fo gar fürchterlich nicht, zumal da man es leicht hafchen und toͤdten kan. Ich thue zu dieſen Feinden —9— noch einen kleinen braunen haarigten und Raupen aͤhnlichen Wurm, der ſich ſonder⸗ lich in den Kabinetten der Thüringer ſehr haͤufig findet, und den gröften Schaden thut. ch habe zwar die Verwandlung dieſes Wurms nie beobach⸗ tet; da ich aber doch in ſolchen Kaͤſtens, wo die ab⸗ geftreifte Haut diefes Wurms lag, nie etwas anderes als den Fadenfäfer, Luperus (Schae - fers Principia Entomologica Tab.LXXX.) gefunden habe, fo vermuche ich faft, daß er aus dieſem Wurme erzeugt, werde. Der Käfer thut zwar den Inſekten nichts mehr, aber man muß doch Sorge tragen, ihn bald zu vertilgen, weil er bald Ener, und dadurch den Grund zu - einer neuen Zerſtoͤhrung legt. So fehlet es dieſen guten Thierchens auch in ihrem Tode nicht an Feinden. Man har von jeher dahin Ruͤckſicht genommen, fich dagegen auf mancherlen Ar zu ſchuͤtzen. Ich will die Borfchläge in den Berlini- ſchen Sammlungen IV. Band Seite 459. in den Mannichfaltigkeiten IV. Band Seite 256: in des K5 | Herrn c) Die Thuͤringer nennen es die Papierlaus. 4 u I - J 154 VI. Von den Mitteln die Infeften, ‚Herrn Schäfers Principiis Entomologicis auf der legten Seite, und in den phyſikaliſchen Beluftiguns gen I. Band 19. St. Seite 653. f. und andere, die ich gelefen habe, nicht wiederholen, fondern nur dieje⸗ nige Methode bekannt machen, deren ich mich von jeher mit einem glücklichen Erfolge bedienet Habe. d) Man muß freylic) das feine erſte Sorge ſeyn laſſen, die Inſekten, die man in ſeine Kaͤſtens thun will, zuvor genau zu unterſuchen, ob ſie nicht vielleicht | ſchon einen Feind, der fie mic der Zeit zerſtoͤhret, i in ſich ‚tragen. Zu dem Ende pflege ich meine Inſekten mit Zerpentinol zu überftreichen, und zwar diejenigen, die keinen Staub und Feine Haare haben, wie zum Beweis fe die Käfer, auf ihrem ganzen Körper, diejenigen aber, die Haare oder Staub haben, ;. E. die Sommervds gel, auf der untern Seite, und an den Winfeln der Flügel. Sollte ich Hier in dem Körper eines Inſektes ein kleines Loch entdecken, und hierinne eine Made oder nur ein Ey vermuthen, fo ſchuͤtte ich in diefes koch eis nen einzigen Tropfen Scheidewaffer, wovon Made und Ey augenblicklich ſterben. Bey den Inſekten , welche bereits in den Räftens aufgeftellet ftehen, koͤmmt freylich fehr viel darauf an, daß der Kaften allenthalben dergeftalt verwahret fey, daß aller Zugang der Luft und folglich auch der Fleis nern Inſekten verhindert werde. Herr Hoppe thut am — Bu, der pboſ kaliſchen Beluſtigungen den » Diefe Methode bat fogar 4 bey aucgeſtopften Voͤgeln ihren. Nugen, wenn man fie nur in gehöriger Quanti⸗ race gebraucht. Man braucht es bey Vögeln jährlich ein: mal anzumenden. — auf bewahren will, zu tödten ıc. 155 den Borfchlag, man folle den Kaſten da, wo er einen Falz hat, oder mo beyde Theile des Kaſtens auf eins ander paſſen, mit dunkelrothen oder ſcharlachenen Sammt fuͤttern; alsdann wuͤrde nicht nur die Faltze beſſer zuſammen paſſen, und den kleinen Inſekten warde der Zugang zu den Kaſten unterſagt, ſondern es mache auch uͤberhaupt die Seide in der Scharlachfarbe, daß ſich die Inſekten nicht durchfreſſen wuͤrden. Wem dieſes zu weitlaͤuftig oder zu koſtbar ſeyn ſollte, der kan ſich nur des Wachſes bedienen, und wer daben eigenſinnig iſt, der nehme ſchwarzes Wachs, weil doch die mehres ften Käften hwarz find. Mic dieſem Wachſe übers decke man alle Fugen des Kaftens, und verwahre fie gegen die Luft. Was nun aber den innern Teil des Kaſtens anlangt, jo bediene ich! mich da eines gedoppelten Vers wahrungsmictels, des Kampfers und des Terpens tinoͤls. An einer groffen Nadel ſteckt ein Stückchen Schwamm, von den befannten Badeſchwaͤmmen, die man in, den täden und Apotheken Fauft. Diefen " Schwamm befeftige ich an der einen.Seite des Kaftens, befonders aber an der untern Seite, weil man ihn da am menigften fiehet ; und gieffe auf diefen Schwamm fo viel Terpentinoͤl, als er in fich faffen fan. In beys de Winfel des Kaftens aber lege ich Kampfer. Sch habe bemerft, daß der Kampfer und das Terpentinof in dem Kaften einen folchen erſtickenden Geruch machen, dergleichen man nicht leicht von einer andern ftinfenden Sache erwarten Fan. Auch dies habe ich beobachtet, daß der Schwamm mit dem Terpentinol nach einigen Tas gen ſchon abgetrocknet ift, aber der Kampfer verzehret ſich die man — 441 7 hir « ü ER EN r Fi " { Y j J— 156 VI Von den Mitteln, die Inſekten, fich nicht fo bald, als er fonft zu thun pflegt. Ob vielleicht der fluͤchtige Geiſt des Terpentindͤls ſich mit dem Kampfer vereiniget und ihn erhält? Inzwiſchen verzehrt fich doch der Kampfer nach und nach ‚der Geift des Terpentindls verfliege, und der Geruch, der bie fchädlichen Inſekten abhalten und toͤdten muß, wird ſchwaͤcher. Man muß alfo dieſes Verwahrungsmittel einigemal wiederholen. Daß man es im Winter nicht noͤthig habe, das brauche ich wol nicht zu erinnern, weil da alle Inſekten ſchlafen. Aber den Sommer hin⸗ durch muß man dieſe Beſchaͤftigung einigemal wieder⸗ holen. Ich thue es dreymal. Das erfiemal zu En⸗ de des Aprills, oder Anfang des May. Das zwey— temal beym Anfange des Julius, und das drittemal am Ende oder in der Mitte des Auguſtus. So oft ich dieſe Beſchaͤftigung unternehme, beſehe ich meine Inſekten genau, und wenn ſich ja eine Made ſollte eins - gefchlichen haben, fo ſuche ich ihre Wohnung zu ergrüns den. Denn fo ftarf auch immer die Verwahrunsmit—⸗ tel feyn koͤnnen, fo ift es doc) .zuverläßig, daß man x Benfpiele erlebt, wo auch die ftarfften Mittel wenige fiens auf gewiſſe Thierchens feine Würfung haben: . Der Herr D. Kühn Hat in einer Büchfe mit Fleinge: ftoffenem Schwefel und afa foetida ein grünes Raͤup⸗ hen gefunden, welches fich, ohmerachtet er die Büchfe zugebunden, und von aller tuft entfernee hatte, in ein Nuͤppchen und nachher in eine Motte verwandelt hatte, Siehe den Naturforfiher II. Stuͤck Seiterz. Es ift alfo möglich, „daß fich bey aller angewandten Behuts famfeit Inſekten in unſre Käftens fchleichen koͤnnen, des ven eigentlichen Aufenthalt man genau unterfuchen muß. Es die man auf bewahren will, zu tödten ec. 157 Es ift niche ſchwer, dieſen Ort zu ergruͤnden, da das zeh⸗ rende Inſekt einen Staub aus dem Koͤrper deſſen wirft, wo es wohnt. Iſt derjenige Körper, welcher anges freſſen ift, gemein, fo thut man am beften, wenn man ihn gar aus feiner Sammlung heraus thut, und feine Stelle mit einem neuen Exemplar befegt. Iſt er aber felten, fo nehme man ihn heraus, unterſuche den Ein, gang deffelben mit einer Nadel , bringe hier Scheides waſſer hinein, und überftreiche dann den Körper mit Terpentinoͤl, unter der vorher angerathenen Behutſam⸗ keit, und man wird auf dieſe Art ſeine Samnuns eine „lange Zeit erhalten koͤnnen. Beylaͤufig merfe ich hier an, daß man feine ga⸗ ſtens mit Inſekten und Papilionen fo aufſtellen müffe, daß fie die Sonne nicht unmittelbar berühren Fan. Auſ⸗ ferdem verlieren die Papilionen die Schönheit ihrer Far⸗ ben, einem Freunde der Natur ift aber daran gelegen auch) diefe zu erhalten, ‚Wer Sinfeften an fremde Derter fenden will, der erlangt eine Anleitung dazu in den Berliniſchen Sammlungen IV. Band Seite 459. f. in den Man: nigfaltigfeiten IV. Band ©. 256. und in dem Natur: forfcher III. Stüf ©. 12. f. Die leichtefte Methode äft : man leimet in eine Schachtel Gurfe, vergleichen man braucht die Bouteillen zu verftopfen, und ſteckt in ein jedes diefer Gurke ein Infekt. Diefe Schachtel wird dann feft verbunden, und in ein geraumliches Kifts chen gelegt, und allenthalben mit Heu, oder Flachs u. d. g. dergeftalt eingefüttert, daß fie gar Feiner Bewegung faͤ⸗ big ift. Man Fan auf diefe Art Inſekten in vie — * * Gegenden ohne Gefahr verſenden. 2 ie won me | oyın. einige Vemerlungen — Die ſiebente Abhandlung. * — Bemerkungen fuͤr die Sammler | ber Papilionen. 7 4 €: jedes Fach) der Marurgeſthiche⸗ * ſeine ſi —* ren Reize, und die Schoͤnheiten eines wohlgeord⸗ nieten Naturalienkabinets find in der That fo groß, daß fie auch Menfchen beluftigen fonnen, welche nicht die geringften Kenntniffe von den Neichthümern der " Matur haben. Manche Fächer der Natur haben fehr wenige Reitze für das Auge, aber defto mehr Nahrung für den Verftand ; andere aber beluftisen zugleich das Auge mit ihrer groffen und fehönen, Mannigfaltigkeit. Ich rechne Hieher die Papilionen, deren Farbenmi⸗ ſchung fo groß iſt, daß man darüber erftaunet , wenn = man auch nur eine mittelmäßige Sammlung fiehet. - Das ift auch wol diellefach, warum man hier Samm⸗ fer findet, die weiter garnichts fanmlen, und welche ihre gefammleten Sommervögel , gleich den Bildern, unter Glas feßen, und. damit ein Zimmer aufpugen. Fuͤr ſolche ſchreibe ich eigentlich jetzo, da ich kaum glau⸗ be, daß unter meinen Bemer kungen eine einzige Ir welche wahren Kennern völlig neu wäre, 2. | Man hat eigenclich einen doppelten Weg, zu “einer Saminlung von Papiltonen zu fommen. Man, fängt fie entweder mit einet Mafchine, oder man siehet fie aus Raupen. Ich rede von dem festen Falle zuerſt, welcher in der That fehr viele Borzüge vor dem erften hat. Wenn man nur die Fleine Mühe, die uns | er eine groſſe Anzahl artiger Bemerkungen verguͤtet wird, fuͤr die Sammler der Papilionen. 159 wird, niche ſcheuet, den Naupen täglich ihr Futter zu reichen, ſo wird es ganz leichte werden, in einem ein⸗ zigen Jahre eine wichtige Anzahl fogenannter Puppen, und daraus im fünftigen Jahre eine eben fo groffe An⸗ zahl von Papilionen zu ziehen. Diefe Bemühung wird durch: berfchiedene Nachrichten ver Gelehrten erleichtert, die ung hierinne vorgearbeitet haben. Wer die wieders holten Hautungen der Raupen, die fie unternehmen, ehe fie zu ihrer eigentlichen Wachsthumsgröffe gelangen, gern beobachten will, der muß freylich vom Frühjahe an Raupen fammlen, und fie den ganzen Sommer hins durch füttern. Das angenehme Schaufpiel der Nas tur bey den wiederholten Haͤutungen, wird aber Diefe Bemuͤhung hinlänglich belohnen. Wer die Zeit Dazu nicht hat, der ſammlet die Raupen in ven Monaten, in welchen fie fic) zu verwandeln pflegen. Hier haben wir Anleitungen genug in den Schriften der Naturforfcher, um welche Zahreszeit fich eine jede Raupe zu verwans deln pflegt, und da haben wir nur einige Wochen zu ihrer Verpflegung noͤthig. Manche Raupe ift fo ger mein, Daß fie uns täglich vorfommt, deren Bögel man felten genug findet. Ueberhaupt fan man aus Schmets terlingen Raupen, und aus Raupen Schmetterlinge ziehen. Wenn man ein Weibchen unter den Schmets terlingen findet, die man in den mehreften Fällen aus untrüglichen Merkmalen Fennet , und man es befons ders zu der Zeit findet, wenn es fehon befruchtet ift, fo ftecfe man daffelbe nur mit einer Nadel auf ein Brets chen, und es wird feine Eyer bald genug legen. Die Wärme der Sonne bruͤtet fie bald aus, und es entſte⸗ ; ek, Fleine Räupchen, die man freylich einen ganzen Som ° \ 160 VI. Einige Bemerkungen „ Sommer hindurch futtern muß. Wer das nicht will, der ſucht fid) Raupen, und Fan hier die Zeit wählen, wenn fie ſich zu verwanden pflegen, damit er eine kuͤrzere Arbeit mit ihnen vornehmen duͤrfe. So weit iſt der Wachs⸗ thum dieſes Theils der Naturgeſchichte gekommen , daß man dieſe Zeit bey den mehreſten Raupen zuverlaͤßig weiß, wie ich bereits vorher bemerket habe. Friſch und Roͤſel haben hierauf ein genaues Auge gerichtet, und Hr. Hufnagel verdienet in der That den groͤßten Dank fuͤr ſeine Tabellen, die er dem Berliniſchen Magazin einverleibet hat. Er hat die Zeit und das Futter der Raupe und der Phalaͤne genau beobachtet, und dadurch iſt dem Sammler zugleich die Schwierig⸗ keit gehoben: wie finde ich das eigentliche Futter der Raupe ? Und wenn wir von allen Raupen und ihren Papilionen folche Nach; ichten hätten, wie uns der Hr. Prediger Hufnagel von den Schmetterlingen um Bers fin geliefert hat, fo hätten wir in diefem Fache das volls kommenſte Werf , und fürdie Sammler die gröfte »Erleichterung. Wer aber diefe Nachrichten nicht häts te, der darf nur auf den Dre genau Acht haben, wo er die Raupe findet, denn dafelbft wird er auch gemei⸗ niglich ihr Futter finden. Gefchiehet es ja zuweilen, daß uns eine Naupe in einem Wege begegnet, wo kei⸗ ‚ne Kräuter. und Feine Gräfer wachfen, fo darf man ihr nur eine kurze Zeit nachgehen, weil jie nicht gerne fange ohne Sutter ift, und vielmehr ihrer Nahrung mie wiederholten Schritten entgegen eilet. Sollte aber auch hier die Hoffnung bisweilen truͤgend feyn, fo muß man in ihr Behältniß, wo fie auf den Tod fißet, vers MON Gattungen von Futter legen, um das zu erra⸗ ' then, \ fir die Sammler der Papilionen. 161 then, was die Raupe liebt. Freylich gefchicht es bis, weilen, daß die Raupe über folchen Verſuchen fterben muß, allein es glücft uns doch würflich mehrmaten, daß wir ihre Nahrung entdecken Fonnen. Uber wo füttert man die Raupe ? Man Fan hiezu Gläfer, Kaften, und Schachteln brauchen, wenn mar fic) nur der Borficht bedient, und ihnen einige Luft laßt. Die Glaͤſer behalten billig ven Vorzug. Denn wir haben verjchiedene Raupen, unter welchen ich diesmal nur den Weidenbohrer 9 nennen will, welcher mic ſei⸗ nem fcharfen Gebiß ein ziemlic) ftarfes Holz zernagen kan. Es läßt fich auch bey einem durchfichtigen Glaſe manche Bemerfung machen, welche die nähere Oekono⸗ mie diefes Thierchens angehet. In dieſer Abficht ges fälle mir die Merhode des Hrn. D. und Paftor She fers zu Negenfpurg, die er in feiner Einleitung in die Inſektenkenntniß bey Erflärung der CXXXIV. Kupfertafel bekannt gemacht hat, "vorzüglich. - Sch mache fie freudig befannt, weil ich dies Buch, welches zwölf Thaler Eoftet , nicht in den Händen aller Leſer vermuche. Man nimmt ein Zucferglas, und füllet es zuforderft mit. etwas Erde. Sodann nimmt man ein anderes Fleineres Glas, und füllet es mie Waffer. In e) Phalaena Coffus Linn. Syft. Nat. ed. VI. p. 63. faun. fuee. n. 812. Der Weidenbobrer, Yufnagel Berl, Magaz. II. Band S. 391. ff. num. XXIV. Die ‚geoffe wurmförmige Erdraupe, Friſch von den In— ſekten in Deutſchland, VII. Th. ©. 1. ic. verglichen mit der erſten Kupfercafel. Man lefe auch die Naturge⸗ f&hichte des Weidenbobrers in Krtt. Boͤrners Samn⸗ lungen aus der Maturgefchichte I. Band Seite 157. fr nad). Schroͤt. Abh. 1. Th. * J 162 vl. Einige Bemerkungen | * In dieſes letztere ſetzet man diejenige Pflanze, oder Zweig mit Blättern, davon die Raupe oder Wurm ſich naͤh⸗ ret; und bringet auf diefe Pflanze oder Zweig die Raus pe, oder den Wurm, der fich verwandeln fol: Man erhält auf diefe Weiſe einen vielfachen Endzweck: ‚ die Raupen und Wuͤrmer haben immer frifches Futter, ob ne daß man täglich neues-geben darf. Gehet die Ders wandlung in der Erde vor, fo Friechet die Larve von felöften in die Erde, oder Hänge fich im Glaſe an. Es verſtehet fich, daß man das Zuckerglas oben feft binden muͤſſe, damit die Raupe nicht herausfrieche; man muß aber den Verband, dazu Pergament oder Schweinblas fe am beften ift, mit einer Nadel durchftechen, damit man der Naupe nicht die tuft nehme. So oft die Raupe frifches Futter erhält, fo oft muß man auch ihs re von fich geworfene Unreinigfeiten hinwegthun. Wenn die Raupe aufhört zu freffen, wenn fie anfaͤngt maft zu werden, und fich in dem Glaſe hin und ber zu bewegen, fo ift die Zeit ihrer Verwandlung nah. MWenigftens gilt diefes von den mehreften Raus pen. Denn einige z. E. die Gabelfchtwanzraupe, Phalaena Vinula (Frifch von Inſekten Th. VI. Seite 18.) die fonft einen langfamen Schritt zu gehen gewohnt iſt, laͤuft in dem letztern Tage vor ihrer Verwandlung mit den ſchnellſten Schritten, zumal wenn ſie nicht gleich die Materialien erblickt, die ſie zu ihrer Verwand—⸗ ung braucht. Hier pflegen einige die Raupen mit Waſſer zu beſpruͤtzen, und wiederholen dieſes wohl mehr⸗ malen, weil ſie glauben, dieſe erborgten Feuchtigkei⸗ ten wuͤrden den Raupen die Verwandlung erleichtern. Allein wer beſpruͤtzt ſie auf dem freyen Felde, und in | den- ’ Li für die Sammler der Papilionen. a 63 den Wäldern ? fonderlich diejenigen Raupen ‚ die ſich unter Moos und in der Erde verwandeln ? Ich habe es daher niemals gethan, und dadurch die Verwand—⸗ lung gleichwol nicht verhindert. he ich von den Res geln der Fürfiche in Nückjicht auf die Berwandlungss hülfen oder Puppen rede, merfe ich an, daß man fid) auch Puppen ſammlen, und dadurch die Samm⸗ lung der Papilionen erleichtern Fonne. Oft, und in der That in den mehreften Fällen, gerathen fie uns von ohngefehr in die Hände. Gleichwol wird. uns die Muͤ— he meiftenchetls belohnet, wenn wir mit dem Dorfaß ausgehen, Puppen zu fuchen. Einige pflegen ſich frey anzuhangen an Die Zweige von Paumen, oder fonft ar frene Derter ; andere pflegen jich unter das Moos im Walde, oder in die Erde zu verbergen. Die legten, frift man fonderlich an denjenigen Dertern an, wo ihre - Nahrung ehedem häufig war. So verbirgt fich der Eindenvogel am Fuffe der Lindenbaͤume in vie Eve. g | | Wenn ed und nun geglüct hat, eine Anzahl Puppen zu befisen, fo müffen wir jonderlich auf ihre Erhaltung im Winter bedacht feyn, damit fie weder Kälte noch Wärme verderben. Herr D. Schäfer fagt am angeführten Orte, daß er fie in Fleine Schach» teldeckel, und diefe in eine Schublade, mit Scheide wänden, welche mit Gfäfern bedeckt ift, lege. Wenn ſich dann der Zwenfalter entwickele,fo Frieche er von felbft an die Wände der Schublade, und wachfe daſelbſt aus, Man hat frenlich dabey den Vortheil, daß man jogleich wiffen fan, aus welcher VBerwandfungshülfe ein jeder Papilion entftanden ift, und das ift in folchen Fällen ,.2 i gut, 164 VI Einige Bemerkungen gut, wo man entweder die Raupe, ober bie Puppe, oder den Papilion noch nicht genau genug Fennet. Wen das zu weitläuftig feheint, der bediene fich derjenigen Methode ‚ der ich allezeit gefolger bin. Am Winter lege ich. meine Puppen in eine Schachtel, welche un ten mit Flachs gefüttert iſt, decke fie mit Flachs zu, und feße die verfchloffene Schachte in eine Kam mer, welche nie geheißet wird. Man fan auch in einen folchen Kaften ohngefehr zwey Zoll Hoch ausges trocknete Erde, und in diefe die gefammleten Puppen, doch alfo legen, daß fie nicht aller Luft beraubee find. - Die alfo eingelegten Puppen Fan man mit Baumwolle oder Flachs zudecken, darunter fie warın liegen, und doch hinlängliche tuft Haben. So verwahre ich fie in einer Kammer, welche an einer Stube liegt, die im Winter nur mäßig geheigt wird. Ich glaube, daß fie auf diefe Art gerade fo viel Wärme haben, als fie braus chen, und vielleicht eben fo viel, als ihnen die Natur: in ihrem frenen Zuftande ertheiler, und welcher andere, nemlich alle diejenigen, welche frey hangen, gänzlich entbehren müffen. Am Frühjahr lege ich fie ſaͤmtlich in einen groffern Kaften, auf dem eine Ölastafel liegt. Ich Taffe in dieſem Kaften Erde und Baumwolle fo lan⸗ ge, als noch ftarfe Nachtfröfte zu fürchten find, und niehme beydes dann erſt weg, wenn die waͤrmern Naͤch⸗ -te und angenehmen Tage kommen. Die Glastafel aber ift über den Käftens alfo angebracht, daß fie nicht: alle. $uft wegnehmen Fan. Dieſe Gewohnheit, meine Puppen unter Glastafeln zu bringen, Kat den Nußen, daß der ausfriechende Papilion Raum genug hat, ſich zu entwickeln, für mich aber es den Vortheil, daß fie mir. J 3 N 1 d ya 9 \ H w 2 - für die Sammler der Papilionen. 165 mir die tuft, tägliche Beobachtungen zu machen, übers aus erleichtert; dabey man fich aber hüten muß, daß man den Kaften nicht alfo richte, daß ihn die Sonne unmittelbar berühre, weil aufferdem die Puppen zuvers läßig gerodter werden. Ach ſage dies aus Erfahruns gen. Wenn fich nun die Zwenfalter ausgebildet haben, fo laſſe ich ihnen noch einige Tage zur völligen Entwickes fung, und zu ihrer nörhigen Reinigung, ehe ich fie zur Sammlung vorbereite ; wovon ich num gleich reden - werde. Wer gern eine Sammlung von Zwenfaltern, tenigftens in Abſicht auf feine Gegend, vollftändig haͤt⸗ fe, der würde viele Zeit gebrauchen, wenn er fie alle aus Raupen felbft ziehen wollte, zumal da man manche unter ihnen überaus felten findet, andere aber auch bey der forgfältigften Wartung im Winter oder Frühjahr zu flerben pflegen, wenigftens nur dann und warn zur Ausbildung erhalten werden fonnen. Man ift daher langft gewohnt, mit diefem Wege noch einen andern zu vereinigen , und die bereits ausgebildeten Zwenfalter zu fangen. Man bevienet fich hiezu einer Mafchiene, mit zwey: mit einem fubtilen Garn überzogenen Boͤ⸗ gens, (einige bedienen fic) ftatt des Garns einer zars ten $einewand ,). welche zu befannt ift, als daß ih nöthig hätte fie zu befchreiben. Man fängt mit diefer Mafchine, der man in Thüringen den Namen einer Klappe giebt, die Zwenfalter im Fluge, und hat das bey den Vortheil, daß man den erhafchten Vogel nicht berühren, und daher auch nicht befücchten darf, feinen hoͤchſt zarten Federſtaub, feine einzige Schönheit, zu verderben. Sch * mich anſtatt dieſer Klappe eines 63 einzelen 166 VI. Einige Bemerkungen einzelen Pogens bedienet ‚ den ich an einer fangen Stange befeftigre, um damit die Zwenfalter, wenn fie fid) auf das Gras feßten, zu überdecken. Der DBors £heil, den ich davon hatte, war diefer, daß ich die ſſchuͤchternen Zwenfulter in einiger Entfernung überdes Een fonnte. Freylich muß man hieben diefen Thiers chens nachgehen, bis fie fich fegen, allein man hat aufs fer dem Dortheil einer gefunden teibesbewegung, bie Beruhigung, daß uns der ſitzende Vogel nicht leicht ents wiſche. Man theilet vie Zweyfalter in Tag- Abend: und Nachtvoͤgel ein, weil einige am Tage, andere in der Dämmerung, und noch andere in der Nacht zu fliegen pflegen. Eine Eintheilung, die zwar noch vielen Zwey⸗ deutigfeiten unterworfen ift, die wir aber doch einftwets fen beybehalten müffen, weil uns eine beffere mangelt. ch habe daher nicht Urſach zu erinnern, daß man eine dreyfache Zeit beobachten müffe, wenn man fich eine folche Sammlung machen will. Aber das merfe ich aus Erfahrung an, daß die Tagevoͤgel nur bey hellen, freunds lichen und warmen Tagen, in den Stunden von früh zehn Uhr bis den Mittag um zwey Uhr an häufigften fliegen, und daß manche diefer Vögel fich mehrentheils an einem oder dem andern Orte vorzüglich gern aufhalten. Man macht fich bald genug Erfahrungen davon, wenn man mæehr als einmal ihnen nachgegangen ift. Die Abend» voͤgel, die fich vorzüglich in der Dämmerung am haus figften finden laffen, find um diefe Zeit aufzufuchen, eber immer ſchwer zu erhafchen. Denn fie fliegen ent weder zu hoch, daß wir fie erwijchen fönnten, oder ihr Flug iſt zu ſchnell. Don den Nachtvögeln fage man, ; daß TEN MP für die Sammler der Bapitlönen. 167. daß man ſie an einem freyen Orte am leichteſten fangen koͤnnte, wenn man eine helle katerne hinſetzte, weil fie dem tichte nachgehen follen. Daher wurde auch ein⸗ mal der Vorfchlag gethan, die Raupen dadurch zu vers mindern, daß man ein Feuer anzuͤnden und unterhals ‚ten follte, weil fich hier die Papilionen felbft verbrennen würden.“ Wenn es geregnet hat, fo hängen ſich die Abend- und Nachtvögel gern an den Je länger je lieber, und da Fan man fie ohne groſſe Mühe erhafchen. Wenn man den Schmetterling erhaſcht hat, ſo ſticht man eine Nadel durch feinen Ruͤcken, und ſteckt ihn auf ein Bretchen. Hiezu braucht man freylich nad) der Befchaffenheit der Gröffe des Vogels, Nadeln von verfchiedener Gröffe. Nun ift unfere erfte Sorge, den Gefangenen zu todten. Denn der Stich mit der Nas del toͤdtet ihn fo langfam, daß er mehrere Tage Tebt, und wer Fonnte das ohne Empfindung fehen ? Zwey Mittel, gefangene Inſekten bald zu tödten, nemlich daß man fie auf eine fehwache Pappe ftecft und die Spige der Nadel am kichte glüet, und daß man fie mit einem einzigen Tropfen Terpentinoͤl traͤnket, habe ich in der ‚ vorhergehenden Abhandlung befannt gemacht, und noch) von andern Methoden geredet, deren man fich zu Dies fem Endzweck zu bedienen pflege. Dieſe wiederhe- Te ich jeßo nicht, ſondern fahre in meiner Erzählung fort. Wenn der Vogel gejtorben ift, fo bemuͤhet man fich) denſelben fogleich in die gehörige Geftalt zu bringen, wie man diefe Thierchens in den Sammlungen aufzus ftellen pflege. Man hat zu dem Ende ein Bretchen noͤthig, in beffen Mitte eine Rinne oder Vertiefung s4 iſt, EU a yhR las ö Mr; \ 168 VII Einige Bemerkungen ift, und u beyde Seitenflächen bis an die Enden des Bretes ein wenig fehief find. - In dieſe Rinne koͤmmt der Koͤrper des Schmetterlings zu liegen, und er liegt am ſchoͤnſten, wenn er dieſe Rinne gerade ausfuͤllet. Man thut daher wohl, wenn man ſich mit verfchiedes nen Bretchens verſorgt, wo die Rinnen bald weiter, bald enger ſind. In dieſe Rinne wird der Vogel mit der Nadel feſt angeſteckt. Man nimt dann einen je⸗ den Fluͤgel, ſchiebet ihn mit einer Nadel, die man hin⸗ ten bey den ſtaͤrkſten Adern, oder da wo der Fluͤgel dem Koͤrper am naͤheſten liegt, einſticht, wie man ihn ha⸗ ben will, und nimt dann eine groſſe Nadel, an deren Kopfe ein wenig Wachs iſt, oder nur halbe Haarnas deln, oder ganz ſubtile Pflöcfchen von Holje, und breis tet diefelbe über den Fluͤgel aus, und befeftiget fie durch Hülfe des Wachfes an dem Brete. Eben fo macht man es mit den übrigen drey Flügeln, und läßt dann ‚den Vogel einige Tage ausgebreitet ftehen, damit er vollig erfalte. Nun bleiben die Flügel in derjenigen: Richtung ftehen ,. in welche man fie gefegt hat, und es iſt nichts mehr übrig, als die Vögel in die Käftens zu ſetzen, in welchen man jie aufbewahren ‚will. Wenn man einen Vogel nicht gut ausgebreiter haͤtte, oder man ergielte von einem andern Orte einen fchon erfaltes ten und unrichfig oder gar nicht ausgebreiteten Vogel; fo würde es uns nie gelingen ihn gut auszubreiten, Ent⸗ weder die Flügel würden abfpringen, oder diejenige Rich⸗ tung doch nicht behalten, die man ihnen gegeben hat. In diefem Falle fan man fich auf folgende Art helfen: Man ſteckt den Vogel auf Zuckerpapier, oder feines Pergament, hält diefes Papier ‚oder Pergament über einen für die Sammler der Popilionen. 169 | einen Topf mit fiedendem Waſſer eine Zeitlang , und erhaͤlt dadurch die vorige Diegfamfeit des Vogels wie; e ber, dergeftalt, daß er fich nicht nur ausfpannen läßt, fondern auch) die Richtung behält, die man den Flügeln gegeben hat, wenn man fie nur fo lange auf ihrem Brets chen ftehen läßt, biß fie völlig trocken find, Nun fan man fie ohne Gefahr in die Käftens fegen. Man bes dienet fich dazu gewiffer Käftens, welche mit Ölastafeln bedeckt find, weil man fie durch Hülfe des Glafes fehen fan, und fie machen eines der fehönften Schaufpiele für das Auge aus. Man pfleget zwar in diefe Kaͤſtens bald diefes bald etwas anders zu ftreichen, oder zu le⸗ gen ; allein man. Fan aller diefer Unfoften überhoben ſeyn, wenn man nur alle Fugen der Kaften, und felbft ‚die Enden des Glafes mit Wachs belegt, weil man dadurch zugleich ein Berwahrungsmittel wider die uft und andere Sinfeften, welche folchen Sammlungen oft groſſen Schaden zufügen, angewendet hat. Weil es aber doch gleichwol zu gefchehen pflegt, daß fich entwes der die Fleinften Infeften in unfte Käftens fehfeichen, wenn etwa irgendwo $uft, oder das Pachs abgefpruns gen ift, oder daß ein Papilion Eyer von Sinfeften bey ſich trägt, ohne daß wir fie wahrgenommen hätten: fü iſt es doch anzurathen, fie durch diejenigen Derwahs vungsmittel , die ich im der vorhergehenden Abhand⸗ ung befannt gemacht habe, für aller Zerftöhrung zu fen, Dieſe Methode, die Papilionen in Kaften, die man Spiegel nennet, zu legen, ift die gewöhnlichfte. Man hat aber noch andıre Methoden, die uns Herr Hoppe in den phyfifalifchen DBeluftigungen I. Band, N — XX 5 Gefomme. 170 VIR Einige Bemerkungen XIX. Stud Seite 632. erzaͤhlet. Einige machen vier⸗ eckigte Spiegelglaͤſer, legen einen einzelnen Papilion darunter und faſſen die Raͤnder, die nach der Beſchaf⸗ fenheit des Papilions mit Pappe gefuͤttert ſind, mit Gold oder anderm Papier ein. Andere nehmen in kleine Taͤ⸗ felchen zerſpaltenen Selenit oder Fraueneiß, und vers ‚fahren damit wie vorher bey dem Glaſe. Noch andere nehmen Haußblafe, Fochen fie zur gehörigen Conſiſtenz, fehaumen fie mit einem löcherichten töffel ab, und gieffen dann das zergangene auf ein glattes Blech, daraus, wenn es erkaltet ift, ein durchjichtiges Horn wird, und. dann verfahren fie damit, wie vorher vom Glas und Selenit gefagt wurde. Man glaube hierdurch ven Bors theil zu erreichen, daß man den Papilion auf beyden Seiten fehen fonne. Allein wenn man bier die groſſe Mühe, die alle drey Methoden, die auſſerdem ganz nahe an das Spielen graͤnzen, bey ſich haben, uͤberdenkt; ſo wird man den hölzernen mit Glas bedeckten Käftens als Temal,den Borzug eingeftehen, und wenn man hier den Bogel auf der obern und untern Seite, und alfo gedops pelt auffteckt, fo hat man aud) den Vortheil gewonnen, fie auf beyden Seiten zu betrachten. Herr Hoppe will zu ſolchen Behältniffen das tindenholz nicht anrathen, weil fich in demfelben die Nadeln wieder heben und ums fallen. Ich bediene mich, diefes zu verhüten, einer ſubtilen Pfrieme, mit welcher ic) der Nadel vorbohre, und nun mag das Holz von diefer oder jener Art feyn, pp fpringt ı mir feine Nadel heraus. Darauf aber muß man vorzüglich fehen, daß die Tifcher zu den Käftens ganz ausgetrocknetes Holz nehmen, damit es keine Riſſe Die h über berſchidene Juſetten 171 Die achte Abhandlung. einige Bemerkungen über ARIMIEDEUN,, Inſekten. hne Zweifel ſind unter allen Onfiften die Papi⸗ lionen die fchönften. Man darf nur eine volls ftandige und gut erhaltene Sammlung diefer artigen Geſchoͤpfe gefehen haben, und man wird die Schönheit ihrer Farben bewundern. Und doch ift es nur gefarbs ter Staub, der ihre Flügel überftreuet hat. Durch ein gutes Dergröfferungsglas ſiehet dieſer Staub wie Federn aus, die man nicht berühren Fan, ohne die ganze Schönheit zu zerftöhren, und das Thierchen felöft Far alle Arten von Bewegungen. hervorbringen, ohne ſich im geringften zu verlegen. Wer nun auf die Defonos mie diefer Thierchen Acht hat, der findet bey einer jes den Veränderung ihres lebens neuen Stoff zur Bes wunderung. Die merfwürdigfte ift ohne Zweifel die Verwandlung einer Naupe in eine Puppe, und der Puppe in einen fchönen Vogel. Es ift des kannt, mit welcher Behutfamfeit die Freunde der Pas pifionen verfahren, wenn fie gewohnt find, diefelben aus den Raupen felbft zu ziehen. Und das tft auch der bes queinfte Weg, wenn man die Papilionen in ihrer gaus zen Schoͤnheit befigen will. . Wenn man fie mit einem Garn fängt, fo ift doch immer zu befürchten, daß fie befchädiget werden, welches man nicht zu befürchten bat, wenn man fie felbft ziehet. Man läßt fie ihre Puppe felbft verfertigen, und wenn die Naupe fic) da⸗ zu geſchickt mache, jo pfleget man felbige nicht mw mie. Waſſer a 2 VII. Einige Bemerkungen Waſſer zu beſprengen, (und wer thut ihnen dieſes in den Waldungen, oder auf den Feldern, wenn ſie dieſe Arbeit ſelbſt beſorgen müffen 7) ſondern man huͤtet ſich auch, ſie im geringſten zu beunruhigen, weil man die Meynung hegt, ſie ſtuͤrben alsdann unfehlbar. Ich habe hier eine merkwuͤrdige Erfahrung vom Gegentheil. In einer ziemlich groſſen Schachtel fuͤtterte ich eine Ruͤckzappen⸗Raupe, von der Art, aus welcher der ſo bekannte ſchoͤne Lindenvogel wird, bis zum Eins ſpinnen. Da ſie ſich eingeſponnen hatte, war ich die⸗ ſer Schachtel benoͤthiget, in welcher ich einem Freun⸗ de einige Naturalien uͤberſchicken wollte. Erſt oͤfnete ich ihr Neſt mit einer kleinen Scheere, damit ich er⸗ fahren moͤchte, ob ſich die Raupe verwandelt habe. Es war noch nicht geſchehen, die Raupe aber, die in ei⸗ nem folchen Zuftande ganz ftille zu liegen pflegt, gab durch heftige Bewegungen zu erfennen, daß fie mit mei: nem Derfahren wenig zufrieden fey. Ich aber wieders holte mein Verfahren einige Tage nach einander, weil ich ihre Verwandlung fo fehr wünjchte, Endlich wurs de ich genöthiget, ihr Neſt aus der Schachtel zu reiſſen, ‚da ich, daſſelbe auf einen Tiſch, die Raupe aber, die noch ihre ganz natuͤrliche ger hatte, hineinlegte. Sie Fonnte inzwiſchen fein ruhiges Lager befommen, denn fo oft ich fie bejahe, fo oft war fie aus ihrem Mefte auf den bloffen Tifch gefallen, daß ich auch endlich genoͤthi⸗ get wurde, die Raupe auf den Tifch, über die Naupe das aufgefehnittene Neft, und auf daffelbe einen Eleinen Stein zu legen, der fie doch nicht quetichen Fonnte. So lag fie noch drey Tage, am vierten fand ich ihre Puppe und die Raupenhaut auffer demMefte. Dies gefchahe | zu ‚über verfchiedene Infekte. 173 zu Anfange des Monats Geptembris im Jahr 1771. Sm künftigen Sommer erhielt ich aus diefer Puppe den Sommervogel fo ſchoͤn, als er nur ſeyn konnte. Ich habe oft gehört, daß die tiebhaber dieſer fchönen Thiers hen über Verluſt ihrer mit Mühe gefammleten Puppen im Winter Flagen. Dielleicht ift diefes eine Urfache da⸗ von, daß man fie alzugut wartet, ihnen mehr Waͤrme und weniger $uft giebt, als ihnen gehoret, und fie auf diefe Art ſelbſt verderbt. Man wird diefen Zufall fpars famer zu befürchten haben, wenn man fic) derjenigen Dorficht bedienet, von der ich in der vorhergehenden Abhandlung geredet habe. Inʒwiſchen fonnen diefels ben auch ohne Derfchuldung des Befigers fterben, und ich habe es mehrmalen erfahren, daß eine Franke Raus pe die leßte ihrer Lebensfräfte zu ihrer Derwandlung gebrauchte; und hernach augenblicklich ftarb. | Wenn eine Schlupfwefpe, oder eine andre Flie⸗ genart, ihre Eyer in die legte Haut einer Raupe vers bergen Fan, fo werden diefe mit in die ‘Puppe einges fehloffen, verwandeln fic) in derfelben in Maden, und verzehren nun den Saft, daraus fich mit der Zeit. der Papilion gebildet Hätte. Solche Benfpiele find den tiebs habern gewöhnlich genug, und wir finden eine gute Uns zahl von Benyfpielen in meiner folgenden Abhandlung geſammlet. Uber der Fall, von dem ich jego vede, iſt ganz fonderbar, Sin der äuffern Hülle oder dem Ey eines Seidenſpinners, in welcher, wie befannt iſt, die Puppe liegt, entdeckte ich von auffen eine Bewe— gung, die mir die Bewegung einer Made zu feyn fehlen. Ich betrachtete diefe Auffere Hülle von allem Seiten, Fonnte aber nirgends eine Defnung entdecken, wodurch 3 dieſe 174 VI. Einige Bemerkungen | diefe Made in diefe Hülle hätte Fommen Fonnen ; ic) mußte daher die Hülle aufſchneiden, die darinn vers ſchloſſene Puppe herausnehmen, und mir dadurch den Weg bahnen, die Made zugleich mit herauszunehmen. Es ſchien mir eine Fliegenmade zu feyn. ‘Die von ihrem Nachbar befrente Puppe legte ich wieder in ihr Ey, und erwartete den Papilion , der in derfelben ausgebildet wurde. Im QJuniusmonate, und ohngefehr 14 Ta⸗ ge, nachdem ic) die Made herausgenommen hatte, Fam der Papilion zum Dorfchein, welcher Die gemeine Ringelmotte (pbalaena neuflria 1, Berliniſches Magazin I. Band ©. 402. Num. XI. und Friſch von den Inſekten Th.1. S. 13. und Tab. 2.) war. Ue— berhaupt merke ich an, daß man die Puppen der Sei⸗ denſpinner aus ihrer Huͤlle herausnehmen kan, ohne zu befürchten, daß der Sommervogel verderbe. Wie war aber dieſe Made in die Hülle gekommen, oh⸗ ne in der Puppe zu wohnen ? Ohne Zweifel war das Ey, daraus die Made wurde, nur auf die Auffere - Haut der Raupe vor ihrer legten Häutung und Vers wandlung zu liegen gefommen. Nachdem nun die Raupe diefe Haut ablegte, ſchuͤttelte fie dieſes En zugleich mit ab, welches, weil es in der Hülle, und vielleicht auch in der aa verwahrt war, ſich ausbilden Fonnte. In den möttöfien Fallen find die Maden in der Puppe des Papilions verſchloſſen, ob es gleich moͤglich iſt, daß die Raupe die in ihrer Haut von einem frem⸗ den Inſekt gelegten Eyer eine Zeitlang mit ſich herum tragen Fan, che fie fich zur Puppe verwandelt. Uber ich * es einmal erfahren, daß die Eyer noch beym teben uͤer verſchiedene Inſekten. 175 eben der Raupe, oder. vor ihrer legten Haͤutung, ſich in Maden verwandelten. Es war ein fehoner Anblick, ob er gleich für die Raupe fehr traurig ausfiel. Die Maden bohrten fich von innen durch die Raupenhaut hindurch, bey welcher Arbeit die Raupe fehr aͤngſtli⸗ che Bewegungen machte. Nachdem fie etliche und zwanzig Maden, auf einem Bohnenblarte, das ich in meiner Hand hielt , gleichfam gebohren hatte, farb ſie. RR — Da ich ſo vieler Maden in einer einzigen Raupe gedenke, fo fallt mir ein, daß ich einmal auf den Eins fall gerieth, eine Sammlung von Puppen zu ver- onftalten. Da die Bildung derſelben jo gar verfehies den ift, wenn gleich die Puppe eines jeden Papilionges fehlechtes ihre eigene Geftalt hat, fü follte man in einer Inſekten » Sammlung zu einem jeden Papilion feine Puppe legen. Sch habe einmal einen Anfang das zu gemacht, und ich wurde Dazu vorzüglich durch das Beyſpiel des Herrn Hofrath Günthers zu Cahla aufge⸗ muntert, deffen fihones Cabinet, welches nun zu vers Faufen ift, ich gefehen hatte. Aber weil in den Pup⸗ pen öfters Feinde der Papilionen verborgen find, fo ift diefe Befchäftigung uͤberaus gefährlich, es fey denn, daß man eine jede Puppe zuvor in ſiedendem Waſſer ges toͤdtet hätte. Ich hatte diefes bey einigen meiner Pup⸗ pen nicht beobachtet, und fand einmal in meinem Ka fen, unter dem Glaſe, bey nahe hundert Fleine Flie⸗ gen, die alle in einer einzigen Puppe gemohnet hatten. Der fonderbarfte Fall, deſſen fich nur ein eifriger Sammler natürlicher Seltenheiten, und ein aufmerk⸗ famer rn N, 4 8 DEE Pr I . 176 VIIE Einige Bemerfungen famer Beobachter erinnern Fan, ift ohne Zweifel diefer, den ic) jeßt erzählen werde. Da die Phalänen ver Ringelmotten häufig genug vorfommen, fo fönnen fie auch den Freunden der Natur vorzügliche Gelegenheit zu Beobachtungen und zu Erfahrungen geben. Sch ‚habe viele diefer Dhalänen zu verfchiedenen Zeiten gedfz net, ob ich vielleicht die Natur in ihren geheimen Werks ftätten überrafchen möchte. In einer diefer Huͤllen fand ‘ich eine Made, die bald fo groß als die Phaläne felbft war. Sich hatte gelefen, daß Here Hoppe in einer Schnecke Schlupfwefpen gefunden harte, (S. die phyſikaliſchen Beluftigungen III. Band, 219. Stüd, ©. 1461. f.) ic) vermuthete in meiner Phaläne ein aͤhn⸗ liches Infekt, und ich hatte mich in meiner Muthmafs fung nicht Hintergangen. Ich war auf meine Made fehr aufmerffam, die ſich, wie ich vermuthete, erft in eine Puppe verwandeln würde. Allein das gefchahe nicht. Mach einigen Tagen befam meine Made einen Kopf, Augen, Füffe, und welches mir merkwürdig . war, fie behielt noch immer die weiffe Farbe der Made. Noch merfwürdiger war diefes, daß alle Glieder in eben der age und Zufammenpreffung fich befanden, wie man fie fonft in den Puppen zu finden gewohnt iſt. Doch fahe ich Feine Flügel. Die Fuͤhlhoͤrner lagen an beyden Seiten des Leibes, die Schwanzſpitze war über den leib hergelegt, und bey der geringften Beruͤh⸗ zung ließ mein Infekt eine ftarfe Bewegung des Hins terleibes blicfen, fo wie etwa die Puppen in den erjten amd legten Tagen ihrer Verwandlung zu thun pflegen, und gleichtwol bewegte es noch feinen Fuß, noch feine, Fuͤhlſpitze, nicht einmal ven Schwanzſtachel. Ends | fich —* h ; | - über verfehiedene Inſekten. 177 lich kamen auch die Flügel zum Vorſchein, und nun hatte ich die Hoffnung, mein Inſekt in wenig Tagen ausgebildet und in feiner völligen Bewegung zu fehen. Aber da ich einmal meine Schachtel zu bedecken vergefs fen hatte, darinne mein Inſekt lag, fo fahe ich am fol- genden Morgen eine Spinne auf demfelben, welche es getodtet hatte. Inzwiſchen habe ich genug beobachtet, und mein Inſekt war der Ichnevmon, den Frifch im fünften Theil feiner Befchreibung von Inſekten ©. 34. f. bejchrieben , und auf der 13. Kupfertafel auss gebildet hat. Er nennet ihn den Ichnevmon, der in den grünen vunzlichen Weidenraupen ers wächft. Mein Benfpiel aber Ichret, daß er auch in andern Raupen erwachfe, vielleicht aber nur in folchen, die fich einzufpinnen pflegen, damit feine Made dadurch für ſich Schuß befomme. Das hat Frifch von dies - fer Schlupfweipe fehon angemerkt, daß fie fich nicht befonders einzufpinnen pflege, auch nicht einmal ein zartes weiffes Häuschen Hinterlaffen habe, tie die ans dern Gattungen dieſes Gefchlechtes zu thun pflegen. Aber daß er gleich aus der Made zur Schlupfivefpe werde, das hatte dieſer aufmerffame Naturforfcher Doch nicht gefegen. Bon der pbalaena vinula, dem Gabelſchwanz, (Siehe das Berlinifche Magazin II. Band ©. 400. Num. VII) welche Frifch in feiner Beſchreibung von den Inſekten im fechften Theile ©. 18. f. unter dem Nas men ber Gabelſchwanzraupe nebft ihrem Papilion befchveißt , merket gedachter Frifch einige Umſtaͤnde an, die ich mit einiger Veränderung wahrgenommen habe. "Schröt.Aß. 1.T- MO DB“ { | ‚ *24 178 _VHI Einige Bemerkungen Dh) Behauptet er, die Raupe werde wohl 2x Bol lang. ©. 19. Ich habe fie wenigſtens noch um eis a zoll länger gefehen und befeffen. 1) Bemerkt er, daß er in fein Behältniß, . 100 ſich diefe Raupe einfpinnen und verwandeln -follte, Erde, und auf dieſelbe Baumrinde ge: legt habe, an dieſe habe fich die Raupe gelegt, eine Vertiefung in derfelben ausgefucht, und fich - dann eingefponnen. ©.20. Ich habe in das Bes hoaͤltniß Feine Erde gelegt, fondern bloffe Baumrinde, ein plattes Stuͤck, und ein andres, welches hohl, wie eine Bucchfehnittene Rinne war.” Die Raupe hatte ſich auf das platte, und nicht auf das ausgehölte Stuͤck von der Baumrinde gefegt, doch hatte fie ihr Gefpinfte an die hole Ninde angefegt, aber nicht in die Hoͤlung ders felben. - Herr Hufnagel merfet am angeführten Orte des Berlinifchen Magazins S. 432. an: „daß bie Raupe im Stande fey, in das härtefte Holz ein Loc) zu freſſen, ‚welches fie darauf mit einem dichten Ges fpinfte übergiehet, oder vielmehr mit einem Gummi und den abgebiffenen Holzfpanen eine Bedeckung verfertiget, unter welcher fie fich verwandelt.,, Folglich,bedarf fie der Baumeinde, fich in diefelbe einzufpinnen, oder von derſelben die Materialien zu ihrem Bau herzunehmen, nicht einmal zur Aufferften Noth, ob es derfelben gleich allemal bequemer ift, als wenn fie erft mit vieler mn die Holzſpaͤne abarbeiten muß. AIIh Giebt er ©. 21. das. Kennzeichen ihres na⸗ ben Einfpinnens in dem fchnellen Lauf der Raupe an. Es hat dies feine zuverläßige Nichtigkeit, und es i N * Kl, ri 3 gr" er h r Aber verfchiedene Inſekten. 179. it fuft, Hier eine Raupe, die fonft einen Tangfamen Schritt gewohnt war, gleichfam wider ihre Natur lau⸗ fen zu fehen, ja fie lauft fogar viel angftlicher, wenn fie nichts gewahr wird, wohin fie fich retten Fan. Soonſt verfaͤrbt fich auch diefelbe zufehends ; ihre fchone gruͤne Farbe verliere fih, ihre Haut wird unfcheinbar, _ fie fehrumpft zufammen, und fie würde gewiß bald ſter⸗ ben, wenn ihr Feine Hülfe gereicht und ihr das Eins ſpinnen erleichtert würde. Es ift bey den Raupen etwas ganz gewoͤhnliches, daß fie, wenn fie ihrer Verwandlung ganz nahe find, ihre Farbe verändern, und ich glaube zuverläßig, daß e8 ben denfelben eine Art des Todes ift, die bey ihren nicht ohne ängftliche Empfindung zu geſchehen pflegt. Allein man wird diefen Umftand fogar an den Puppen, oder den Berwandlungshülfen gewahr. Wenn man es in den erften Stunden der Verwandlung trift, fie zu belaufchen, fo ift die Farbe verfelben ganz heile, vie Puppe aber fo weich, daß man fie leicht würde zer druͤcken koͤnnen, wenn man fie nur angreifen wollte, Zufehends wird diefelbe nach und nach dunkler, und es gehören nur einige Tage dazu, fo hat fie die Farbe, welcye ihr eigenchümlich ift, und in diefem Zuſtande bleibet fie faft bis zu ihrer Verwandlung. Je näher ver Zeitpunkt herbey nahet, daß fich der Papilion aus feis nem Gefaͤngniß befreyet, defto mehr verändert die Pup⸗ pe ihre Farbe. Wenn diefe zuweilen von Natur eine helle Farbe hat, fo Fan man ſo gar den Papilion in derſelben liegen ſehen. Ben einigen iſt dieſes ganz be⸗ ſonders deutlich. Der Papilio vrticac, der Neſſel⸗ vogel, welchen Frifch von den Inſekten Ih. VI. Ma Seite \ J 180 von, Einige Bemerkungen Seite: 4. f. befchreibet, und Tab. II diefes Teils abs “bilder, Fan hier zu einem befondern Beyſpiele dienen. Hier feheinet es, als wenn die Phalaͤne ihrer Huͤlſe das zu benöthiget ſey, daß fie fich daraus bilde, da doch eis gentlich alle Inſekten in ihren Hülfen gebildet werden. Befonders Fan man da die Flügel in ihrer tage und in ihrer Farbe. fo deutlich fehen, als wenn fie von auffen über die Puppe verbreiter wären. Diefe Neſſelraupe pflege fich in der freyen Luft an ein Aeftchen anzuhans gen, und der Faden, veffen fie ſich bedienet, ihren Zweck zu erreichen, ift fo feft, wie ein feiner Zwien. Es ift doch wunderbar, daß diefes Thierchen die ſtreng⸗ ſte Kälte des Winters aushält, ohne zu verderben, da ‚andre Raupen fich in die Erde oder unter das Moos verbergen, damit fie für ſtrenger Kälte gefchügt wers den. Ja in Thangelftedt habe ich in den Nadelmäls dern an Dergen, die gegen Abend oder, Mitternacht liegen, immer die wenigften Puppen gefunden, fie las gen mehrentheils gegen Morgen. Diefe Borficht hat ihnen die Natur ohne Zweifel darum gelehret, damit fie durch Die Sonne, welche die Oberfläche des Erdbo⸗ dens aufthauet, damit fie in der Macht der Froft nur immer tiefer befeftige, und der Winter für die Puppen immer gefährlicher werde, in ihrer Ruhe nicht geftößs et, oder vielleicht gar gerödfet werden. Der verftorbene Herr Roͤſel hat den Phinx ocellata Linn. Gen. 232. Spec. I. Müller vollftäns diges Naturfpftem 5. Th. 1. Band Seite 635. Sul⸗ Ber Kennzeichen der Anfeften Tab. 15. fig. 89. Schaͤ⸗ fer von den Inſekten um Regenſpurg Tab. 99. fig. 5. 6. TDPIRERNN im Berlinifchen Magazin II. Th. Seiterrs. Fueßlin EN über verſchiedene Inſekten. 181 Fueßlin Schweitzeriſche Inſekten Seite 32. Num. brr. im erſten Bande dritte Sammlung Seite 1. und Tom.I. Claſſ. 1. Papilion. nocturn. Tab. 1. feiner fehönen Inſekten⸗ Beluſtigungen ausführlich beſchrie⸗ ben. Ich aber habe dieſes Jahr einige abweichende Er⸗ fahrungen gemacht. Ich war ſo gluͤcklich, Maͤnnchen und Weibchen von einem Freunde zu erhalten, der ſie in ein Schaͤchtelchen aufgefangen hatte, da fie ſich bes gatteten. In dem Schächtelchen lag Gras, an welches das Weibchen eine gute Anzahl befruchtere Eyer anges leimt hatte. Sich that diefes Gras in ein Zuckerglas, wo die Fleinen Raͤupchen ſchon am 10. Tage ausfrochen. Ich fürterte fie mit Weidenblättern, und brachte fie in zwey Käften, die mit Glastafeln überdecft waren, denen ich aber Luft gelaffen hatte. Sie brauchten nicht gar zwey volle Monathe, ehe fie ihre völlige Groͤſſe erreich⸗ ten, und fich in Puppen verwandelten. Die Hälfte der Käften hatte ich mit Erde erfüllt, und die andre Hälfte zum Futter ohne Erde gelaffen. Da die Zeit ihrer Berwandelung herben Fam, arbeiteten fie wunders bar in diefer Erde, und wühlten in derfelben fo herum, daß jie den ganzen Boden ver Käftens mit Erde bedecks ten. Micht alle fpannen fich ein, und gleichwol wur⸗ den alle ohne Unterfchied in Puppen verwandelt. Einis ge legten fich auf die Erde, andere vergruben fich halb in die Erde, und noch andere vergruben fich ganz in Die Erde und machten über ihren Körper her ein leichtes Geſpinſt. Noch war mir diefes merfwärdig, daß Ich einige Morgen an der inneren Geite der Glastafel eine ftarfe ——— gleich einem Thau fand, und das 3 geſcha⸗ 182 van, Einige Benikfungen geſchahe wenige Tage vorher, ‚che ſich die Haupen sum Einſpinnen anfchieften. Die Gehäufe derjenigen Maferrifiinkr; die man = &abellen nennet, und die fich endlich in die Fruͤhlings⸗ fliege verwandeln, verdienen die ganze Aufmerkſamkeit der Naturforfcher. Man ift noch) nicht ganz einig, wie diefe Thierchen, fo lange fie noch Wafferwürmer find, ihre Häufer bauen. Daß fie auch ihre Häufer verlaſ⸗ fen, oder, eigentlicher zu reden, atıch ohne Häufer leben Fonnen, das ift daher Flar, weil man fie nicht felten im Waſſer ohne Gehäufe findet, und weil man fie aus ih⸗ zen Käufern ohne Gefahr ziehen, und dann im Waſ— fer eine fange Zeit lebendig erhalten Fan. Wenn fie aber ihre Gehäufe gänzlich entbehren Fonnten, fo würs den fie ihnen doch zu ihrer Verwandlung ganz unentbehs lich ſeyn. Wie bauen fie aber ihre Häufer ? Im drics ten Bande der phyfifalifchen Beluftigungen 29. St. Seite 1460. behauptet Here Mylius, daß es feheine, als wenn fie ihre Häufer nicht felbft bauen Fönnten, weil fie ein zerbrochenes Haus nicht wieder ergänzen koͤnnen; daß es alfo wahrfcheinlich fey, daß das Thiers hen, wenn es noch ganz Elein ift, fich anfangs ganz “ohne Gehäufe befinde, daß aber bey zunehmender Ge: ſtalt aus demfelben eine zahe Feuchtigkeit fehwige, wels che im Stande ift, die Sandforner und Fleinen Schnes ckenhaͤuſer zufammen zu leimen, in welche fic) das Thierchen herumwaͤlzt. Da die Waffermotten in ihs zen Häufern ganz frey wohnen, und diefelben verlaffen koͤnnen, wenn fie wollen, da fie auch diefelben wuͤrklich alsdann verlaffen, wenn.fie ihnen zu Flein find, fo duͤrf⸗ te man nur annehmen, daß fich die jungen Waſſermot⸗ 2 ten über verfchiedene Infekte 183 ten folcher Käufer bedienen , welche von groͤſſern Thie⸗ ren diefer Art verlaffen worden find. Allein, wenn wir hiebey weiter zuruͤckgehen, ſo muͤſſen wir doch endlich ſagen, daß dieſe Thiere ihr Haus ſelbſt bauen. Die von dem Herrn Mylius angegebene Methode, daß ſie ſich in dem Sand herum waͤlzen, und ihn mit einem bindenden Schleime, den ſie ausſchwitzen, befeſtigen, wuͤrde die natuͤrlichſte ſeyn, wenn alle Gehaͤuſe der Sabellen aus Sande beſtuͤnden. Allein andere bauen ihre Haͤuſer aus groͤſſern Steinen, andre aus kleinen Reiſerchen, andere aus den abgebrochenen Halmen der Waſſergraͤſer und Kraͤuter, andere aus kleinen Gier⸗ muſcheln, noch andere aus kleinen Waſſerſchnecken. Es iſt zuverlaͤßig, da die letztere ihre Materialien, daraus fie ihr Haus bauen, erſt zuſammen leſen muͤſſen, daß; ſie ſich nicht in dem Sande herumwaͤlzen koͤnnen, und hier die erſte Anlage zu ihrem Hauſe machen; es iſt aber auch eben fo zuverlaͤßig, daß das Thierchen nicht: nur fein Haus felbft. bauet, fondern daß es auch einer gewiſſen Saft in fich haben muß, mit welchem es fein - Häuschen bauet, und diejenigen Dinge an einander lei⸗ met, die es auf einander feßt. Diefer Saft muß eine groffe bindende Kraft haben, denn ich; habe ehedem fols ehe Wurmgehäufe gefunden, welche aus: lauier Kleinen Waſſertrompeten zufammen gefeßt. waren, und ohner⸗ achtet alle diefe Schnecken noch ihre Bewohner hatten, und mit vereinigten Kräften arbeiteten, fich von.ihrer Gefangenſchaft zu befreyen, es ihnen gleichwol ganz unmoͤglich war. Der Abt Spalanzani hat in ſeinen phyſikali⸗ ſchen und mathematiſchen Abhandlungen Seite 4. M 4 und * Kay " % Va 184 u vm. Einige Ben und 29, vor ihm Schwammerdan, und a ihm Roͤſel die wichtige Entdeckung gemacht, daß die Eyer der Froͤſche nie in dem Leibe der Mutter befruchtet wers ben, daß fic) aber in den Eyern Eleine Fröfche befinden, wenn fie auch) von den Männchen noch nicht befruchtee find. Ich Habe aus einer unleugbaren Erfahrung gefes ben, daß die Weibchen ver Papilionen Eyer in ihrem - leibe tragen, fobald fie aus ihrer Puppe herausgefros en find. Ein folches Weibchen legte bey mir auch ‚feine Eyer, da id) es mit einer Nadel auf ein Bret ſteckte, zu welchem Fein Männchen Eommen Fonnte, weil es ſtets verfchloffen war. Aber ich habe aus die fen Eyern gleichwol Feine Raupen ziehen Eonnen, ob ich mir gleich viel Mühe deswegen gab. Bey den Soms mervoͤgeln ſcheinet alfo die Befruchtung der Männs chens fehlechterdings nothwendig zu feyn, weil dadurch den Eyern ihr Leben ertheilet wird. Wenn aber das wahr iſt, was mir ohnlängft ein aufmerkſamer Inſektenfreund ſagte, daß er aus dergleichen Eyern, die nicht befruchtet waren, habe Schlupfweſpen hervorkommen ſehen, und das zwar] einige mal; fo wäre das was ganz eis genes. Wir haben viele Popillonen , welche im Herbfte Puppen waren, und erft in den ſchoͤnſten Tagen des. Frühlings zu Bögeln werden; man hat andere, wo fich die Raupe in einem einzigen Sommer zu einer Puppe und auch zu einem Papilion verwandelt. Ich führe Feine Beyfpiele an, weil fie aufmerffamen Inſekten⸗ ſammlern haͤufig vorkommen. Aber den Grund davon moͤchte ich doch wiſſen. In manchen Fällen gehoͤret nur ein Monat dazu, und man kan die Raupe, die Ver⸗ # ö über verſchiedene Inſekten. 185 Verwandlungshuͤlſe ‚ und die Verwandlung in einen der fehonften Papilionen fehen. Das gilt nicht nur von den Fleinern, fondern auch von den gröften Voͤ— geln. Ic) bin darauf gefallen, es für eine Wohlthat der Natur zu halten. Die Natur mancher Raupe fan die ſtrengſte Kälte aushalten, dieſer Gattung ift ſelbſt der ftrenge Winter Wohlthat. Sid würde ohne diejer Wohlthat der Natur nicht zu ihrer Vollkommenheit ges langen. Eine andere Naupe ift viel zu weich, als daß fie im Winter follte beftehen koͤnnen, fie verhüfle fich daher in eine Hülfe, und hänge jich entweder frey in die $uft, oder verbirge fich in die Erde, nachdem ihre Natur Härter oder weicher ift. Bey einer andern Raupe ift ihr Futter an eine gewiffe Jahreszeit gebuns den, fie würde alfo zu-einer andern Zeit des Jahres untergehen, wenn fie noch Raupe wäre, Die Natur bat fir ein jedes ihrer Gefchöpfe geforgt, fie har uns aber auch allenthalben Geheimniffe Hinterlaffen, die wir vielleicht nie ergeünden werden, Wenn wir frenlich die geheimen Wege wüften, welche die Natur bey der Bils dung der Inſekten gehet, fo würden wir. vieles Unbe⸗ greifliche erklären Eonnen. Die Raupe wirft bey ihrer Berwandlung alle diejenigen Theile weg, die fie nun entbehren Fan. In der Verwandlungshuͤlſe erzeugen fich neue Theile, und es entftehet num ein ganz anderes Gefchopf, ein Gefchöpf, deſſen Schönheit und Regel⸗ mäßigfeit wir bewundern. Wüften wir nun, wie diefes die Natur alles verrichtet, fo würden wir vielleicht auch die Frage zuverläßig entfcheiden Fonnen : warum fich manche Papilionen früher ausbilden ald andere ? Ms Die gelbdornichten blaulichen Raupe, wie fie Friſch im VI. T t —* EN. ya ‚186 IX. Bond. are eines eo Die neunte Abhandlung. m Don den Würmern eines aroffen Nachtvo⸗ | » gels, daraus Fliegen wurden. | : $ d% auch die Puppen Wuͤrmern zur Wohnung dies nen, Fan folgender Vorfall beweifen. Ich fand im April des Jahres 1769. zwo Puppen von der Art, welche Friſch im fiebenten Theil feiner Befchreibung von allerley Anfeften ©. 1. die groſſe wurmförmige Erdraupe nennt, und Tab.r. in Kupfer hat ftechen laſ⸗ fen, im Walde unter dem Moofe, und bewahrte fie in einem Schaͤchtelchen mit Baumwolle. Bey angeneh⸗ men Tagen ſetzte ich dieſe Schachtel geöffnet i in ein Fen⸗ ſter, damit ſie die Sonne beſcheinen, erwaͤrmen, und die Ausbildung des Papilions befoͤrdern moͤchte. Am 22. April ſahe ich, daß die eine Aurelie ganz durchſich⸗ tig. war, und da ich diefelbe angrif, fand ich fie niche, nur in der That leicht und durchficheig , fondern ic) - fand auch auf der lincken Seite ein Fleines Loch, und in ber Baumwolle eine lange dicke Made, welche ohnge⸗ fehr einen halben Zoll fang, und nicht gar einen viertel Zoll dicke war. Es mährete nicht lange, fo Frochen derer noc) vier aus der Puppe, und da ich endlich dies felde mit einem Meffer öffnete, fand ich darinnen noch drey Maden, welche aber nach der Zeit geftorben find. In der Puppe entdeckte ich eine gelbe zähe Feuchtigkeit, welche einer fluͤßigen Materie einer Wunde nicht uns ähnlich war. Acht Würmer waren daher in dieſer Puppe verfchloffen gewefen. Aus der Puppe von der h. ‚ * \ J daraus Fliegen wurden. 187 Th. ©. 7. nennet und Tab. III. abbildet, oder vom papilio polychloros des Herrn Hufnagels im II. Band des Berlinifchen Magazine. S. 60. No. V. Linn. Gen. 231. Spec. 166. . Müller vollftändiges Naturſyſtem 5. Th. 1.3. p. 609. die geoffe Aurelia, Frochen den 1. Auguft 1770. eine groffe Menge ganz Fleiner Fliegen aus, wovon die größten einer ganz Fleinen ſchwarzen Ameife ähnlich, die Fleinften aber Faum fürs Auge fichtbar was ten. Sie hatten ſich etwan 6. bis 8, cher in die Puppe gebohret, welche die Gröffe eines Nadelknopfs hatte. Ob diefe Fliegen in diefer Puppe zu Fleinen Wuͤr⸗ mern, nachher zu Puppen, und endlich zu Fliegen ges worden ? das weiß ich nich. Ich muthmaffe aber, daß aus den Eyern zuvoͤrderſt Maden, aus diefen Pups - pen, und daraus endlich Fliegen'wurden. Denn mei: ne Fleinen Fliegen waren im Grunde nichts anders ald Fleine Schlupfivefpen, von denen befannt ift, daß fie nicht als Fliegen aus ihren Eyern kommen, fondern zus vor aus Maden Puppen werden müffen. | Ich war nun fehr beforgt ein Futter für diefe Thierchens auszumachen, weiche aus meiner Puppe als Maden Frochen, aber fie überhoben mich diefer Mühe. Mac) wenigen Minuten wurden aus diefen Würmern wieder Puppen, welche ganz oval, braun und um ben dritten Theil Fürger als die Maden waren. Ihre Bers wandlung gefehahe fo fehnell, dag man fie mit Augen fehen konnte. Die Maden zogen ſich zufammen, ems pfingen eine gelbbraune Farbe, wurden bald darauf ganz braun und hart, und fo waren Die neuen Puppen fertig. Es ift dis ein ganz aufferordentlicher Zufall, der aber die Macht des Schöpfers eben fo verherrlichet, — ſo = S —9 One B / —* 188 IX. Von d Wuͤrm. eines groſſen Nachtvogels ..p ſchoͤn er ein Bild der Hinfälligfeit und der Aufmerk⸗ ſaamkeit des Menfchen feyn Fan. Des Menfchen, der erſt im Leibe der Mutter verfchloffen liegt, nach) wenig Jahren in das Grab gehet, und dereinft in einer weit fehönern Geſtalt auferftehen wird. Mit groſſer Ungeduld erwartete ich den Tag, an welchem es ſich offenbaren wuͤrde, was fuͤr ein Inſekt ‚in dieſen kleinen Puppen verſchloſſen waͤre. Dieſe Uns gewißheit klaͤrte mir der 25. Jul. dieſes Jahres auf. Aus meinen Puppen krochen Fliegen, welche zu den Schmeißfliegen gehören, die Friſch in der angeführten Abhandlung Theil VII. No. XIV. ©. 2. befehrieben, und auf den Kupfertafeln zu diefem Theile Tab. XIV. abgeftochen hat. Die Fliege des Frifch ift die größte diefer Art, Die meinige aber gehöre unter die kleinern diefer Öattung. Sie hat viel Uehnliches mit den Stus benfliegen, unterfcheivet fich aber von denfelben in fol- genden Stücen, dadurch es fich eben offenbaret, daß fie zu den Schmeißfliegen gehoͤret: 1) iff fie wol am die Hälfte geöffer als die Stubenfliegen ; .2) ihr Kopf ift mehr Eofbicht oder rund, als bey den Stubens fliegen ; 3) die Augen find dunfler an brauner Farbe, auch viel groffer, als bey den Stubenfliegen ; 4) ihr Rücken ift ganz fehwarz mit zarten Streifen , da der ‚Rücken der Stubenfliegen grau mit ſchwarzen Strichen iſt; 5) ihre Flügel find weit dunkler, auch in Verglei⸗ hung ihrer Länge zu ihrer Breite viel fehmäler als bey. den Stubenfliegen ; endlich 6) hat fie an dem Hintern Theile ihres teibes mehrere und gröffere Haare, ale die Stubenfliegen.. haben. | vu Meine daraus Fliegen wurden. 189 Meine keſer werden es mir erlauben, daß ich) die- ſe Erzählung mit einigen Anmerkungen begleite. Die erfte foll diefe feyn : Es ift nichts ungewöhnliches, daß aus Raupen Maden fommen, daraus nach⸗ her Weſpen und andere Fliegen entitehen. Beyſpiele hat Friſch geſammlet. Es gehoͤret hieher die kleine Weſpe in der Zapfenraupe Th. I, Num. IH. ©. 15. die Schlupfweſpe aus dem grünen Kohlmortenräuplein Th. IV. Num. II. ©. 5. die Schlupfwefpe von der grauen Kohlraupe der mittlern Gröffe Th. X. Num. ı2. S. 14. aim achten Theile S. 25. führe er ein aͤhn⸗ liches Beyſpiel an, daß er nämlich in dem kLeibe der Heufchrecken eine Anzahl von Schmeißfliegenmaden, deren ſich einige fehon in harte Schalen zur letzten Ders wandelung eingefchloffen, gefunden habe. Die zwote foll diefe fen: Man hat auch Beyſpiele genug von Maden, daraus Fliegen werden. Friſch hat davon Beyſpiele Th. I. ©. 30. und 34. Th. Ill. ©. 35. und 38. TH. IV. ©. 24, 26. 37. 38. Die dritte: Es feheinet aber ungewöhnlich zu feyn, daß die Maden, von denen wir hier handeln, erſt in einer Puppe zu ihrer Reife ge- langt find, Friſch Hat davon Fein Beyſpiel, doch glaube ich, die Sache Laffe fich feicht erflären: Die Flie⸗ ge, aus deren Ey unfre Maden geworden find, hat ihre Eyer auf die Raupe gelegt, ehe fie fich einfpann. In die Puppe konnte fie diefelben nicht gelegt Haben, weil fie allenthalben verfchloffen ift. Nachdem im Fruͤh⸗ jahre aus den Eyern Maden wurden, fanden fie zus gleich inder Puppe ihre Nahrung, a. diejenige Mas terie, + IR al wi > r 150M. Bons, Diem. eines BrfenSRachtonge : | terie, aus welcher ein Nachtſchmetterling werden ſollte. Sobald nun dieſe Materie aufgezehret war, die Ma— den aber zugleich ihr gehoͤriges Wachsthum erreicht hatten, durchbohrten ſie die Puppe, krochen heraus, und verwandelten ſich ſelbſt in Puppen. Am Natur⸗ forſcher Vl. Stuͤck Seite 84. hat der verdiente Herr D. Kuͤhn zu Eiſenach in einer Anmerkung von einer mit kleinen Fliegen angefuͤllten Puppe umſtaͤndlich gere⸗ det, und folglich durch einen dem meinigen uͤberaus aͤhnlichen Fall meine Erfahrung beſtaͤtiget. Eine ganze Familie kleiner Ichnevmonen wohnte ‚in dieſer Puppe. Sie lagen in derſelben eben ſo wol als in der meinigen ſo feſt eingeſchloſſen, daß man keinen Zugang bemerken konnte, durch welchen dieſe Thiere vor ihrer Verwand⸗ lung in die Puppe eindringen konnten. Die Erklaͤrung, die ich daher von ihrem Daſeyn gegeben habe, ſcheinet alſo richtig zu ſeyn. Man verwundert ſich übrigens gar nicht uͤber die Menge von Fliegen, die hier auf einmal zum Vorſchein kamen, denn man weiß, wie viel Eyer die mehreſten Inſekten auf einmal legen koͤnnen. Aber was das der Raupe fuͤr Ungemaͤchlichkeiten muͤſſe zuge⸗ zogen haben, ſolche fremde Gaͤſte in ihrer Haut mit ſich herum zu tragen, und fie fo gar zu ihrem eigenen Ders derben mit in ihre Verwandelungshülfe überzutragen, das Fan man fich leicht vorftellen. - Inzwifhen laßt fich alle das Vorhergehende leicht erflären, eine einzige ‚ Schwierigkeit bleibt übrig. Wer auf die Natur dies fer Schmeißfliegen genau Acht hat, dem wird vielleicht die Zeit der Berwandlung vom Herbfte 1768. bis zum 25. Zul. 1769. zu lang deuchten. Es ift wahr, ich babe felbft nen daß fich vergleichen Maden und Du daraus Stegen wutden ' 191 Puppen i in Schneden — * ich die Koͤpfe abgeſchnit⸗ ten, oder die ich ſonſt getoͤdtet hatte, befanden, und welche vom Ey an bis zur Verwandlung in eine Fliege Faum eine Zeit von drey Monaten brauchten. Allein dies Benfpiel wird meine vorige Erfahrung nicht über den Haufen werfen. ch Eonnte nur anmerken, daß ich noch im April dlefes Jahres eben die Raupe, von der hier die Rede ift, gefunden habe, und daß es das her fehr wahrfcheinlich fen, daß fich diefelbe viel fpater. in eine Puppe verwandle, als andere Raupen zu thun pflegen. Allein ich will mich darauf , als auf-eine Wahrſcheinlichkeit nicht berufen, zumal da Frifch von diefee Naupe anmerfet, daß fie fich fehon im Herbfte eingefponnen habe. Unſere Raupe war der fogenannte Weidenbohrer, Pbalaena Coffus Linn. Gen. 233. Spec. 63. der Holzdieb, Müllers vollftändiges Nas turſyſt. 5. Th. 1. Band Seite 673. der Holzbohrer, Fueßlins fchweigerifche Infekten, Seite 39. Num. 678. - Xöfel Tom. I. Papilion. nodturnor. Clafl. I. - Tab. XVII. Schäfers Icones Infedtorum Vol. I. Pars.I. Tab. LXI. fig.1.2. Don diefer Naupe aber wird in der Naturgefchichte des Weidenbohrers in des Herrn Börner Sammlung aus der Naturgefchichte - 2. Dand Seite 157. f. angemerfet, daß fie fich nicht als lemal im erften Jahre einfpinne, fondern mehrere Jah⸗ ve als Raupe leben koͤnne. Wenn diefes richtig iſt, fo Fonnte fich auch dieſe Raupe viel ſpaͤter eingefponnen haben, als fonft die Raupen zu thun pflegen, und ein groſſer Theil der Schwürigfeit fallt ſchon dadurch hin⸗ weg. Man Fan aber auch einen andern phyſikaliſchen Grund angeben, und der beftehet in der Wärme, die bey 192 IX. Bond. Würm.eines groſſen Nachtvogels ‚ben dieſen Thieren ihre Vollkommenheit beſchleunigen, aber auch aufhalten kan. Nun iſt es ausgemacht, daß eine Puppe, ob ſie ſich gleich im Winter unter das Waldmoos verbirgt, darinne doch nicht ſo warm liege, ‚als ein Körper, der in den ſchoͤnen Sommertagen die | erquicende Wärme der Sonne genieſſet. Folglich Ean im legten Falle ein Körper in drey Monaten, die warm find, ehe zu feiner Vollkommenheit gelangen, als ein anderer in fechs Fälteren Monaten. Auf diefe Art lafs fen ſich beyde Fälle Teicht vereinigen. Ich führe bey » diefer Gelegenheit einen ganz beſondern Fall an, ver bieher gehoret, und deſſen Bekanntmachung wir dem E Hrn. Prof. Wohlfarth in feinee Obferuatione de vermibus per nares excretis, "alle 1768. zu vers danfen haben. Er erzähle, daß ein Mann von 68. Jahren heftige Kopfichmerzen ausgeftanden habe. Nach einiger Zeit wären durch feine Nafe 19. Würmer her⸗ ausgefrochen, daraus den 29ſten Tag, nachdem fie in Puppen verwandelt waren, Schmeißfliegen entftanden find. Ein Vorfall, der es werch war, durch) eine oͤf⸗ fentliche Schrift aufbehalten zu werden. Endlich wollen wir auch nach den Urſachen fragen: warum manche Fliegen ihre Eyer in den Leib einer Naupe legen. Wir wiffen, daß die Natur nichts ohne Abfichten hut, und die Naturtriebe der Inſekten, wenn wir ihnen bie Aufmerkfamfeit ſchenken die fie verdienen, find uns die ſchoͤnſten Ges ‚genftände zu angenehmen Unterhaltungen. Wenn uns. ‚auch gleich die Natur ben vielen ihrer Handlungen ihren Endzweck ganz verborgen hat, wenn wir uns in andern er mic bloffen Muthmaffungen behelfen müffen, fo iſt daraus Fliegen werden. 193 iſt es bech auch lohn für uns, wenn unſre Muchmaf füngen das Gepräge der Wahrſcheinlichkeit an ſich has ben. _ Durch) wiederholte Beobachtungen entftehen Er; fahrungen, welche dasjenige, was erftlich nur wahr⸗ ſcheinlich war, in eine zuverlaͤßige Gewißheit verwan⸗ deln. Die mehreſten Fliegenarten, ſonderlich die aus dem Geſchlecht der Schmeißfliegen, find in der Auss wahl desjenigen Ortes, wohin fie ihre Eyer legen, dat nicht eigenfinnig. Wenn fie nur einen Körper haben, bey welchen ihren Nachfommen die Nahrung nicht ſo ſehr erſchweret wird, fo find fie zufrieden. Uber die Schlupfweſpe Hat gewiffermaffen nörhig, in der Wahl eines folchen Ortes behutfamer zu feyn. Ihr gewoͤhn⸗ licher Aufenthaft ift eine Eleine Hoͤle, die fie aus Erde bauet, uͤnd das ift für ihre Eyer gar Fein vortheilhaf⸗ fer Ort. Wenn auch das Ey hier vor der Strenge” der Witterung gefichert wäre; und wer weiß, ob fich dee Fall an einem fo frehen Orte gedenfen läßt, wie bie Wohnung ver Schlupfwefpen ift ? fo würde es doch der Made, die aus dem Ey friecht, an Nahrungsmit⸗ teln fehlen. Dieſe findet fie aber in einer Verwan⸗ delungshuͤlſe eines Papilions an derjenigen Feuchtigfeit, - ans welcher mit der Zeit ein Papilion entfteher, Die Natur hat alfo diefes Thier mit einem alfo gebauten fegeftachel verfehen, daß es den Ruͤcken einer Raupe durchbohren, und nun ihr En in die fhonfte Verwah⸗ rung bringen Fan, Die Natur hat dafiir geſorgt, daß aus ihrer groſſen Kette Fein einziges Glied verlohren ge⸗ be. Weil nun der Korper einer Raupe ein bequemer Ort für das Ey der Schlupfweſpe ift, weil die Made, Schroͤt. Abh. 1. Th, N wenn 194 IX; Vond Wurm eines Gofen Ruhige wenn fie ihr Ey verläßt, in der Puppe ſelbſt hinlaͤngliche Nahrung fuͤr ſich findet, ſo iſt auch dies die wahre Ur⸗ ſache warum die Schlupfweſpe ihre Eyer in die Haut einer Raupe zu legen pflegt. Die Natur hat aber auch dafiir geſorgt, daß die Anzahl der ſchaͤdlichen Inſekten fo viel moͤglich einge⸗ ſchraͤnkt werde, Wer auf die Natur ſelbſt Acht hat, der wird es einfehen , daß ein jedes Gefihlecht und. eis ne jede Gattung in einer gewiffen beftimmten Anzahl vorhanden fey. Daher forget fie, Durch die ihr von einem höhern Weſen eingeprägte Macht, für die Erhals tung aller ihrer Product. Man wird es gewahr, daß folche Gefchöpfe, deren Fortpflanzung nue nach und nach in einzelnen Gfiedern gefchiehet, unter ihrer ganz bejondern Aufficht ftehen. Sch will den Menfchen zum Benfpiel anführen. Finder diefer nicht in der Natur alle nur mögliche Bequemlichfeiten, die zu feiner Fort⸗ pflanzung und Erhaltung dienen? Solche Thiere, wels - che dem Menfchen entiveder ganz unentbehrlich find, oder die doch feine Nahrung oder feine Bequemlichfeit - ‚erleichtern, find immer weniger Gefahren unterworfen als andre. Der Menfch) hat fie gleichfam in feinen Schuß aufnehmen müffen. Schaͤdliche Thiere befin⸗ den fi) immer in einer Art von fichtbarer Einſchraͤn⸗ fung, und hier muß immer ein Thier das andre aufreiben, damit nicht allein immer ein Thier dem andern zur Nah⸗ rrung diene, fondern damit auch die Zahl fehädficher Ges fehopfe gemindert werde. Diefer all trift die Raupen vorzüglich, Man kennet ihre erftaunende Vermehrung, man Fennet aber auch den Schaden, den fie anrichten Fonnen. Wuͤrde ihre groſſe Anzahl nicht vermindert, | ae: ſe daraus ai werden. 195 ſo BE fie die Fruchtbarkeit des Erdbodens gar bald hindern, wir wuͤrden von Raupen ganz uͤberſchwemmt werden. Ein Fleines Thierchen, eine Schlupfweſpe ‚muß alfo das Werkzeug ſeyn, wodurch die fo zahlreiche Familie der Naupen vermindert wird. Das würde zwar in der Zahl der Raupen eine Kleinigfeit feyn, wenn man nur die einzige Raupe in Anfchlag bringen wollte, welche auf diefe Art ftirbe, daß ein ander Inſekt in ihs ve Haut ihre Eyer legt. Man fege aber ven Fall, daß der Papilion, der aus einer folhen Raupe eneftehen würde, ein Weibchen wäre; welche NachFfommenfchaft wird hier nicht auf einmal zerftört ? Und wenn man hier nur einige Zeugungen überrechnet, fo wird ihre Zahl viele tanfend feyn. Man darf nur auf die Natur aufmerffam * wenn man es einſehen will, daß fie ung täglich neue - Wunder vorlege, und daß die Befchäftigung zu den glücklichften gehöre, die man einer forgfältigen Betrach⸗ tung der Natur gewidmet hat, Die zehente Abhandlung. Bon dem Kohlfehmetterling, und feinen Gattungen in Thüringen. 6 man gleich im Anfange diefes Jahrhunderts, ben einem allgemeinen Triebe, die Natur zu bes trachten, und ihre Schäge aufzufuchen, die einheimis fhen und gemeinen Naturproducte Feiner fonderlichen DEN gewuͤrdiget hat; fo hat man doc) in der N 2 neuen 2 196 x. Bon dem Kohlſchmetterling, neuern Zeit dieſen Fehler eingeſehen, und dieſem Mans gel abzuhelfen geſucht. Die Natur ſteigt ſtufenwei ⸗ ſe und geht von dem Geringern zu dem Vollkommnern. Will man daher ein Naturforſcher ſeyn, ſo muß man der Natur auf ihren Schritten nachfolgen, zumal da die geringſten Dinge den Schoͤpfer eben ſo groß machen, als die ſeltenen, und die einheimiſchen ſeinen Namen eben ſo verherrlichen, als die fremden. Ich getraue mir ſogar zu behaupten, daß der Vorzug fremder Koͤrper oft nur darin beſtehe, daß fie fremd find, und daß un, ſere einheimiſchen Dinge in der Ferne eben fo bewun- dert werben, als wir die ausländifchen bewundern. Ich werde Daher billigen Leſern vielleicht nicht mißfallen, wenn ich von dem gemeinſten unter den Schmetterlin⸗ gen einige Anmerkungen, vie ich geſammlet habe, mit—⸗ theile. Der gemeine Schmetterling hat darum dieſen Namen, weil er in Deurfchland der gemeinfte ift, den man in allen Gegenden häufig finde. Er heißt auch) der Rohlfchmetterling, Braficaria, weil er feine Eyer unten an die Kraut und Kohlblätter anleget, dar⸗ aus hernach Naupen werden, vie dem fandmann ihr Dafeyn gar bald fichtbar machen, wenn er auf das ge freffene Kraut fein Auge wirft, Bey dem Herrn Rit⸗ ter von inne heißt er Gen. 231. Spec. 75. Papilio Braflicae 5 beym Herrn Müller, vollftändiges Natur- ſyſtem 5 Th. ı Band, Seite 588. der gemeine Kohl: weißling; beym Fueßlin von den fehmweigerifchen AInſekten Seite 28. Num. 547. der Kohlmweißling. Siehe Röfel Tom. 1. Papil. diurn. Cl. II. Tab. IV. ‚Schäfer Icones Infedtor. Tab. 140. fig. 4.5. von Geer Yopandl. zur Geſchichte der Inſelten vom Hrn. — und feinen Gattungen in Thüringen. 197 Paſt. Goͤtze uͤberſetzt, Bandes ı Quartal Tab. 14. fig.19.20. Es würde eine Wohlthat für die Welt - feyn, wenn man ein leichtes Mittel wüßte, diefe Gäfte gar zu vertilgen, und dem Schaden vorzubauen, den ſie anrichten. Allein unter allen befannfgemachten Ents decfungen iſt Feine von der Art, Daß man fie ficher und, allgemein nennen koͤnne; man muß fich daher das nit begnügen, daß man entweder ihre angelegten Eyer, oder die Raupen ſelbſt, ablieſet und toͤdtet. Mit wels cher Arbeit dieſes verbunden ſey, iſt denen bekannt, die auf dem Felde und in ihren Gaͤrten ihre Bere von diefem Ungeziefer. befreyen wollen. Diefer Kohlſchmetterling hat in allen ben Schriften, welche die ſaͤmtlichen Papilionen befchrieben haben, feinen Dfag gefunden. Der groffe Einnaus ſelbſt hat fich bis zu ihm herabgelaffen, und ihm in ſei⸗ nem Naturſyſtem den Platz angeiviefen, der ihm gehos ret. Uber daß Feiner unter den Naturforichern Mühe genug angewendet hat, genug folcher Vögel zu fangen, um die Luͤcke auszufüllen, die hier obwaltet, das wird meine Abhandlung deutlich darthun. Man hat mehres re Arten diefes Infeftes, als man in den Bejchreibuns gen ver Naturforſcher finder, Pur ein einziger Freund der Natur hat fich, ſo viel mir bewuſt ift, gefunden, der diefen Schmetters fing einer eigenen Betrachtung wuͤrdig gehalten hat. Es if der ungenannte Verfaſſer der Naturgefchichte der Kohlraupe, ſamt Fräftigen Mitteln, dieſelbe ‚aus den Gärten zu vertreiben : Mannheim 1768. gvo. Allein bey aller feiner De find ihm doch Die | N 3 mehres / 198 X. Son dem A — mehreften Arten dieſes Sommervogels unbekannt ge⸗ blieben. Ich beweiſe es durch folgende Schilderung, die ©. 17. f. befindlich ift, wenn fie meine fefer mit demjenigen vergleichen werden, was ich in dem folgen» den fagen werde. Dieſe Art Schmetterlinge, ſagt „der Verfaſſer, iſt die gemeinſte, die im Sommer am haͤuſigſten herumfliegen. Die Flügel find auf einer „Seite gelb, und mie Tüpflein beftreut, Die andere „Seite ift weiglicher. Die zwey kleinern Flügel haben „einen ſchwarzen Punkt, und die groffen zweene, und „in der Ecke einen groffen fehwarzen Flecken, der fich „am Nande bis an das Geweb, wo er am feibe hängt, „erftrecket. Der teib ift ſchwarz, hat lange Fuͤhlhoͤr⸗ „ner und 6. Fuͤſſe. Wenn der Schmetterling fißt, fo „traͤgt er Die Flügel zuſammengelegt, und mit der „Flaͤche, worauf er fißt, fenfrecht. Die gelben Sei „ten fallen mit dem fchwarzen Flecken beym erften Ans „ſehen in das Auge. Sie fliegen am häufigften hers „um, theils ihre Nahrung, theils ihre Gatten aufzus „füchen, mit welchen fie auch oft im Fluge gepaart „bleiben. ,, Der Nitter von Linné hat mehrere Arten in | ‚feinem Naturfyftem. Die erfte heißt bey ihm : Pa- pilio hexapus, alis rotundatis, albis venis di- lute virefcentibus : Die andere ; Papilio hexa- pus, alis rotundatis albis, primariis bimacula- tis, apice nigris, minor: und endlic) die dritte: Papilio hexapus, alis rotundatis albis, prin:ariis bimaculatis, apicibus nigris, maior. Andere Naturforfeher, als Rajus, Murret, und Muffon, haben eben dieſe Arten bekannt gemacht. Der groffe Schade, und feinen Gattungen in Thüringen. 199. Schade, den mit diefe ſchaͤdliche Inſekten im Garten und auf dem Felde zugezogen haben, machte, daß ich, bey meinem ehemaligen Aufenthalte auf dem fande, ders ſelben fo viel toͤdtete und einbrachte, als ich nur ers hafchen Fonnte. Alle getödteten aber wurden von mir forgfättiglich betrachtet, und das hatte den Nugen, das - ich meinen Leſern folgende Arten von Bu ah ea vorlegen, fan. Beym erften find nur die Winkel der beyden Oberfluͤgel ſchwarz gezeichnet, welche Zeichnung am Rande des Fluͤgels bis an die Raupe in einem dicken ſchwarzen Striche gehet. Die untern Fluͤgel haben an der Seite an jedem Fluͤgel einen kleinen ſchwarzen Punkt. Auf der linken Seite haben die Oberfluͤgel zwey groſſe runde ſchwarze Punkte, die Fluͤgel aber ſelbſt ſind von Farbe weiß. Die untere Fluͤgel find gruͤn⸗ gelb, aufferdem aber ohne Zeichnung. Dieſer ift uns ter allen Schmetterlingen diefer Are der gröjte, denn er hat beynahe, wenn er ausgebreitet iſt, den Umfang des fo befannten Schwalbenſchwanzes. Der andere ift dem vorigen vollfommert gleich. Nur dadurch unterfcheidet er fich von ihn, daß er auf den obern Flügeln zween ſchwarze Panfte hat, da man ben dem vorigen nur einen zähle. * Der dritte hat mit den beyden vorhergehenden das auf der Auffern Seite gemein, daß die Winfel der beyden obern Flügel fehwarz gezeichnet find. Uber er gehet dadurch von jenen ab, daß er auf jeden Flügel auſſerdem zwey groffe ſchwarze Punkte, nach der Naus pe zu aber einen ſchwarz beftäubten Kragen hat. Die untern Fluͤgel Haben ebenfalls, wie bey; den vorigen eis N 4 nen nen kleinen —— Punkt, der ganze Vogel aber iſt weiß. Ben, den obern Flügeln der linken Seite ift der Winkel, ‚der von auffen ſchwarz iſt, bier gelb, bie bey» den ſchwarzen Punfte aber find fo fehwarz, als auf der rechten Seite, und aljo nich blos durchſchimmernd. Die untern Flügel find gelb ohne fehwarze Puukte. Der vierte ift auf beyden Seiten weiß, Auf der rechten Seite find die Winfel, die bey den drey vorhergehenden ganz fehwarz find, hier überaus bleich ; fo auch die beyden Punfte, welche auf der linfen Seite blos durchſchimmern. So ift es bey dem einzelnen vuns den Punfte der untern Flügel, Der fünfte ift auf beyden Seiten gelblich, hat auffer dem fchwarzen Winkel, auf ven obern Flügeln nur einen Punkt, auf der linfen Seite aber, wo. bie Winkel geld find, zween fehwarze Punfte. Die untre Flügel, haben am Rande einen Punkt, find aber auf der andern Seite ganz gelb ohne weitere Zeichnung. | Der fechfte hat auf den obern Flügeln ſchwarze Adern, welche am äufferften Rande des Flügels am ftärfften find, dann zwen Punkte, deren einer ganz ſchwarz, der andere ganz blaß ift. Die urftern Flügel; bie mit ganz fubtilen, Doch Eenntlichen Adern bezeichnet - find, Haben auf dem Rande zween blaffe Punfte, Auf der linken Seite find die untern Flügel gelb, ohne weis tere Zeichnung, die obern Flügel aber haben gelbliche Winkel, und zween fehwarze Punkte, welche aber blos durchzuſchimmern feheinen. Don den fehwargen Adern ift auf der linfen Seite gar Feine Spur vorhanden. ’ Das ift eben der Schmetterling, ver beym Ritter Linné Papilio hexapus, alisrotundatis, albis venis dilur und feinen Gattungen in Thüringen. 201 dilute virefcentibus heißt. Die onomatologia hiſtoriae naturalis completa, nennet ihn Theil II. ©. 295. den breitaderichten Kohlſchmetterling, und ſagt von ihm, er habe „ſehr breite, von unten ſchwaͤrz⸗ „lichte, und oben hellgruͤnlichte Adern, ſeine Fluͤgel „wären übrigens weiß, und in die Rundung gezogen.,, Wie unvollftändig aber diefe Befchreibung fey, wird fogleich in die Augen fallen, wenn man fie mit der uns ſrigen vergleichet, Der fiebente endfich ift unter allen vorigen Gats tungen der Eleinfte, auf beyden Seiten weiß, und hat im Winfel eines jeden der obern Flügel einen groffen ſchwarzen runden Punfe von der Gröffe einer ziemlich groffen Erbfe, welcher auf der linken Seite ganz blaß ducchfchimmert, Er ift nicht groͤſſer als der gemeine braune Argus. ch Habe zwar diefe Gattung fehr jelten auf dem Felde, oft hingegen in dem Walde angetroffen. Allein da er dem Kohljchmetterlinge in allen Haupt Fennzeichen gleich ift, fo glaube ich nicht, daß ich ihn mit Unrecht Hiezu gezaͤhlet habe. Sich bin auf den Ein- fall gerathen, od nicht der in Thüringen fü gemeine ci» tronengelbe Vogel, der auf jedem Flügel ein zimmet⸗ farbenes Eleines Sleck hat, (Papilio Rhamni, Linn. Gen, 231, Spec. 106. der Eitronenpapilion, Miül- lee Th. 5. 1. Band, Seite 594. der Eitronenvogel, Fueßlin fehweiger. Anfeften, Seite 20. Num. 555. der ganz gelbe Tagvogel mit einem Fleinen zimmtfarbenen Flecken in der Mitre der Oberflügel, Hufnagel im Derl. Magazin II. Band, Seite 60. Num. 7. Seite 86. Conf. Xöfel Tom. III. tab. 46. fig. 1. 2. 3. Sultzer Kennzeichen der Inſekten Tab. 13. fig, 84. von Geer Rs 1. Band AN: wi Yan en | x * je h 1 J 202 X. Von dem Kohlſchmetterling 1. Band 1. Quartal "Tab. 15. fig. 8. 9.) eine Gattung: des Kohlſchmetterlings oder wenigſtens mit dieſem Ge⸗ ſchlechte verwandt ſey. Dem erſten Anſchein nach ſoll⸗ te man die Moͤglichkeit glauben. Allein wenn wir 1) die, Raupe betradjten, die Herr von Geer und Roͤſel abgebildet haben, und die von der Raupe des. Kohl⸗ ſcchmetterlings fo gar weit abgehet ; wenn wir 2) das fo gar verfchiedene Futter beyder Naupen erwegen, wo ſich die Braflicaria aller Arten von Kraut und Kopf, der Papilio Rhamni aber des Faulbaums (Rhamınus) ‚oder der fehwarzen Erde zum Futter bedienet ; wenn wir endlich 3) die Papilionen ſelbſt betrachten, wo der Eitronenvogel zugefpigte Flügel und ſtarke Fühls hörner hat, welches man an dem Kohlfchmetterling nicht findet ; wenn man das alles bedenkt, fo wird man niche in die Verſuchung fallen, den Eitronenbogel unter die Kohlſchmetterlinge zu feßen, obgleich der Citronen⸗ vogel bisweilen faft fo weiß an Farbe als der Kohle ſchmetterling vorkoͤmmt. Ich ſehe zwo Einwendungen von ferne, die ich beantworten muß. Man koͤnnte einmal ſagen, der Unterſchied ſey bey manchen der beſchriebenen Schmet⸗ terlinge zu gering, als daß man eine beſondre Art daraus machen ſollte. Man koͤnnte den zweyten, den ich vorher beſchrieben habe, zum Beweiſe anführen. Ich fage aber: minima circumſtantia variat rem. Man hat aͤuſſerliche Kennzeichen angenommen, dadurch man die Papilions von einander unterſcheidet. Derje⸗ nige alſo, der eine andere Zeichnung hat, macht auch eine andere Art aus. Geſetzt, einige derſelben waͤren nur Untergattungen, ſo habe ich doch Ehre genug, wenn ich und feinen Gattungen in Thüringen. 203 ich behaupten dürfte, die Untergattungen bemerfe zu haben, welche dem feharfen Auge groffer Naturforfcher entgangen find. Es ift einem wahren Naturforfcher tuft, einen jeden Körper aud) in feinen geringften U6s mweichungen zu kennen. Diele fehen dies freylich nur für Kleinigkeiten an, fie fonnen es vielleicht auch ſeyn, und haben doch wol in der Folge noch ihren entſchiede⸗ nen Nußen. Man lobe alfo ven Eifer derjenigen, die ſich mit Kleinigfeiten abgeben Fonnen; denn wenn wir in unfern Tagen auch die Korper noch) fo überhin bes frachten wollten, wie viele unfrer Vorgänger ben vielen Naturalien gethan haben, fo würden wir die groffen Schritte in der Naturgefihichte nicht erreicht Haben, die unferm Jahrhundert fo viele Ehre bringen. Es ift wahr, manche unfter Bemühungen wird unfern Nachs kommen ganz ohne Nutzen feyn, oder doch für fie nur einen geringen Nugen haben; follten wir aber, alle Klei⸗ nigfeiten überfehen, weil wir ihren Nugen noch nicht kennen ? Wer an dergleichen Sachen Feinen Wohlges fallen hat, der überlaffe fie denen, die ſich mit denſel— ben abgeben fünnen. Und von wen follte man das mit mehrerm Nechte fordern fonnen, als von foldyen, wel⸗ che sich nit einzelnen Gegenftänden der Naturgefchichte beichäftigen ? Man fonnte zum andern fagen : daß einige zu den Männchens, andere zu den Weibchens gehörten, daß daher meine fieben Arten nur 4. verfehiedene Gattungen wären. Ich gebe aber diefen Einwurf gerne zurück, es bleiben doch ficben Arten, deren vier zum mannlis chen und drey zum weiblichen Geſchlecht gehören, ober umgekehrt. Ob Übrigens dieſe ſieben Arten auch in Anſe⸗ * 204 &, Bon dem Rosirömrering, 9 Anſehung ihrer. Raupen und Verwandlungshulſen oder Puppen unterſchieden ſind; das kann ich aus Mangel hinlaͤnglicher Erfahrungen. nicht ſagen. So viel weiß ich aus des Herrn Roͤſels ſchoͤnen Inſektenbeluſtiguu⸗ ‚gen Tom.l. Papil. diurnor. Claſſ. I. Tab. IN. IV. . daß zu dem Volke der Kohlſchmetterlinge verſchiede⸗ ne Raupen gehoͤren. Vier derſelben, wenn ich meine ſiebente Gattung hinzuthue, ſind entdeckt, und dieſe werden, wenn wir die Weibchen und die Maͤnnchen in Anſchlag bringen, die von mir beſchriebenen Veraͤnde— rungen hervorbringen. Da wir aber bey den Tagevoͤ⸗ geln die Maͤnnchens von den Weibchens ſchwerer un⸗ terſcheiden koͤnnen, als bey den Abend⸗ und Nachtvb⸗ geln, ſo muͤſſen wir es erwarten, bis uns vielleicht die Zukunft einmal dieſes Geheimniß aufſchlieſſet. Jetzo bemerken wir ihre verſchiedenen Abweichungen, und mit ‚der, Zeit werden wir es auch erfahren, welches Die ‚Kennzeichen. des männlichen und reihen Geſchlechtes ſind, Unſere Kohlſchmetterlinge find auch in Surinam zu Haufe, ob fie gleich in einigen Abanderungen anges froffen werden. Ich will von denenjenigen, die fich in dem hiefigen herzoglichen Kabinet befinden, und die ich befiße, einige Nachricht ertheilen, weil ich glaube, daß ein. vollftändiges Naturſyſtem von uns auch. diefes fors dere, daß wir Die Abweichungen eines und eben veffels ben Körpers aus verfehiedenen Weltgegenden Fennen, Wenigftens erweitert diejes die Kenntuiffe des Natur | forfchers, und befriediget unſre edle Neugier. Die erfte von mir vorherbefihriebene Gattung ift | diejenige‘, welche nur in den — der beyden Obor⸗ fluͤgel und feinen Gattungen in Thuͤringen. 205 flͤgel ſchwars gezeichnet iſt. Dieſe Gattung wird auch in Surinam gefunden. * Abweichung von dem unſrigen iſt ſehr gering. Die Groͤſſe iſt bey beyden vollkommen gleich. Die Zeichnung des Winkels gehet in einem ſchwachen ſchwarzen Strich auf beyden Sei— ten bis zu dem Koͤrper des Thieres. Die Farbe iſt nicht weiß, ſondern ſchwach ſchwefelgelb, welche Far⸗ be aber nach dem Thlere zu lebhafter und hoͤher wird. Auf der untern Seite ſind die Unterfluͤgel viel lebhafter gelb, als die Oberflüge. Die ſchwarzen Punkte auf den Unterflügeln fehlen dem Surinamifchen gaͤnzlich. Eine Abanderung von diefer Gattung ift auf ihrer Auffern Seite ganz weiß, auffer nach) dem Thier zu, wo fie gelb ift. Die ſchwarzen Winkel haben kei⸗ nen Fortgang bis zum Koͤrper des Thiers, ſondern der ſchwarze Fleck endiget ſich im Winkel ſelbſt. Die uns tere Farbe iſt gruͤngelb, doch ſehr ſchwach, und auf den Unterfluͤgeln ſind zwey Augen, ein groͤſſeres und ein klei⸗ neres befindlich, die inwendig verſilbert und mit zwey rothen Ringeln eingefaſſet ſind. | Der innern Seite nach gleichet dem — den ein anderer Surinamiſcher Papilion, der aber auf der aͤuſſern Seite, dem fuͤnften meiner oben beſchriebenen thuͤringiſchen Kohlſchmetterlinge aͤhnlich iſt. Seine Farbe iſt von auſſen ſchmutzig gelb. Die ſchwarzbraunen Wins kel der Oberfluͤgel gehen nach dem Kopf des Thieres zu in einem ſchwachen Striche bis an das Thier, nach den Unterfluͤgeln zu aber bilden fie einen breiten braunen Saum. Jeder Oberflügel hat einen groffen ſchwarzen Punkt. Die untere Seite des Papilions iſt dunfel ſafrangelb. Die äuffere braune Einfaffung der * ge 206 x Bon dem Sostiönieterfin, F at ift hier rothbraun, und ſo iſt das Fleck auf den Oberfluͤgeln. Jeder der Unterfluͤgel hat zwey ſchwach verſilberte Augen, ein groͤſſeres und ein kleineres, welche 04 mit einem geboppelten braunen Ringe eingefaffet find, wovon der Auffere aus lauter Fleinen Punkten zu beftes hen frheinet. Noch eine Abänderung von der erften Art hat einen ziemlich ſtarken braunen Saum, der den ganzen Rand der Ober⸗ und Unterfluͤgel einfaſſet. Er iſt von auſſen nach dem Thiere zu gelb gefaͤrbt, der uͤbrige Theil der Fluͤgel aber iſt weiß. Die Farbe des innern oder untern Theils der Fluͤgel iſt ſchmutzig gelb, ohne alle uͤbrige Zeichnung. Mit der beſchriebenen zweyten Art der Thuͤrin⸗ giſchen Kohlſchmetterlinge koͤmmt ein Surinamiſcher Paoapilion von auſſen ganz überein, auſſer daß die Farbe der Oberflügel in das Gelbe fpielt, da die Farbe der Uns gerflügel ſchmutzig iſt, und mie Staub überftreue zu fenn feheinet. Die Oberfluͤgel aber haben vier Fleine fehwarze Punfte in einer fenfrechten Lage. Die untere Farbe fällt in die ſchmutzig gelbe, und die von auffen braunen Winfel der Dberflügel fehimmern roͤthlich hin⸗ durch. Der breit geaderte Kohlſchmetterling der Thuͤringer, oder die ſechſte ‚oben bon mir befchriebene-. Gattung, ift in Surinam einer der fehönften Vögel.» Er iſt etwas gröffer als der Thuͤringiſche, und feine. Farbe ift von auffen her ganz weiß. Die Adern der Oberfluͤgel find fehr ſchwarz, und machen am Ende der Flügel eine gedoppelte Einfaffung mit weiffen Feldern, Die Unterflägel haben Feine Adern, aber ebenfalls eine ger and feinen Gattungen in Thüringen. 207 gedoppelte Einfaffung, durch welche die rothe Farbe der Unerflügel fehwach hindurch ſchimmert. Die un terfte Seite ift bey Diefem Papilion die ſchoͤnſte. Die Adern der Hberflügel ruhen auf einem weiffen Grunde, und find viel ſchwaͤrzer und viel zahlreicher als auf der äuffern Seite. Die Unterflügel find bis auf die gedops gelte Einfaffung ſchoͤn gelb, und auf diefer gelben Fars be fiegen die Adern, die von auffen gar nicht fichtbar waren, ſehr ſchwarz und fehr deutlich. Die doppelte ſchwarze Einfaffung der Unterfluͤgel ift mit fechs ſchoͤn vothen groffen Flecken geſchmuͤckt. Sch lege auf der erſten Kupfertafel Fig. 4. eine Zeichnung davon vor, und merke nur noch an, daß das Thier felbft oder die Rau⸗ pe auch nicht im mindeften von den Thier des geaders ten Kohlſchmetterlings der Thuͤringer unterfchieden fen. Endlich findet fih auch in Surinam eine ganz weiſſe Gattung von dem Kohlſchmetterling, zwar in zwey verſchiedenen Abwechſelungen; es iſt aber moͤg⸗ lich, daß es Maͤnnchen und Weibchen ſey. Die eine Gattung hat eine ſchwarze Einfaſſung durch alle Fluͤgel, und hat auf den Oberfluͤgeln einen groſſen ſchwarzen Punkt. Die untere Farbe iſt ganz weiß, auſſer daß der ſchwarze Punkt der Oberfluͤgel auch von unten in eben der Groͤſſe und beynahe von eben der ſchwarzen Farbe ſichtbar iſt. Der Rand von der andern Gat—⸗ tung ift durchbrochen, und bildet theils laͤnglichte theils runde Selder in einer fehwarzen Einfaffung. - Die Wins kel der Oberflügel find fehr breit, und die weiſſen Feb der find länglich, oder vielmehr Feufenformig. Die Einfaflung der Unterflügel ift ſchmaͤhler, und die weiffen Felder find rund. Auf den Oberflügeln finder ſich noch anſtatt 208 zu. Bon dem Angus ter den 1 Papitione anftaft des größe Punktes ein breites halbmondf oͤrmi⸗ ges Fleck. Auf der untern Seite find die Oberfluͤgel weiß, die Feulenformigen Felder aber find ſchmutzig gelb, das vorherbenannte halbmondf oͤrmige Fleck aber breitee fich bis zu den Korper des Thiwes aus. Die Unterflügel find fafrangelb, und voller ſchwarzen Adern, beynahe in einer folchen tage, wie ben der Gatrung, die ich Taf. 1. fig. 4. abgebildet habe. Die runden Felder der untern Einfaffung aber find ebenfalls gelb. Uebris gens ift diefer Papilion nur von einer mittleren Groͤſſe, denn wenn er ausgebreitet ift, fo beträgt feine Breite von einem Winfel der Oberflügel bis zu dem andern swen und nicht ganz einen halben Zoll. Die eilfte Abhandlung. Von dem Argus unter den Papilionen und deſſen Abaͤnderungen in Thuͤringen. J Namen damit man natürliche Koͤrper belegt, / find gute Unterſcheidungscharactere, und fie find dann deſto müglicher, wenn man daben entweder die ins nere oder aͤuſſere Befchaffenheit des Körpers vor Augen gehabt. hat. Sin dem Falle erleichtert die Kenntniß des Namens die Kenntnig der Sache. Man ift inzwifchen ‚ bey diefer Sache nicht allemal glücklich gewefen. Man: | 7 Namen find zu — f), andere zu weit her⸗ geholt 9» 3.€. Orthoͤceras bedeutet ein gerades Horn; Fann dies nicht, auch der Belemnit jeyn ? wenigſtens hat man in den aͤltern Zeiten den Drthocerae immer unter die Belem⸗ niten geworfen. Ein jeder Dental, und überhaupt die geraden Wurmroͤhren, gleichen geraden Hörnern. 4 ’ | und defien Abanderungen in Thüringen. 209 geholt 9), andere aber entfernen fich gar zu weit von dem Begriffe, den ihr Name mit fich bringt 9); ben ſehr vielen aber find die Benennungen gut gewählt. Der Li⸗ tuit gleichet einem DBifchofsftabe, von dem er feinen Namen führe, vollfommen. Der Hahnenfamm unter den Auftern, Fan, feiner äuffern Bildung nach, diefen Namen mit völligem Rechte führen. Der Pfau- enſchwanz, oder das Pfauenauge, zwey Papilionen, haben den gröften Anfpruch auf diefe Benennung zu machen. Und fo hat man auch bey dem Argus unter den Schmetterlingen nicht nöthig lange nachzufragen , warum er alfo genennet werde. Der Wächter, den Juno mit hundert Augen an feiner Stirn verfahe, das mit er die von dem buhferifchen Jupiter in eine fehöne weiffe Kuh verwandelte Jo bewachen koͤnnte, ift ein gutes Bild unfers Dogels, den die Fünftliche Natur mit einer groffen Menge Augen auf der untern Seite feiner Flügel verfehen hat. » Sch habe mich anheifchig gemacht, von deffen Gattungen und Abanderungen einis ge Bemerfungen mitzutheilen, wobey ich mic) aber blos auf die Thüringifche Gegend einfchränfe. Der Argus gehört unter diejenigen Papilionen, deren Naturgefchichte den Inſektenliebhabern die mehr vefte 9) 3. €. Biermufcheln, Chamae, von zen ein Sähner, weil die natürliche Mufchel fi ih in der See von einan: der 'thut, wie einer der das Maul aufſperret, oder gähnet. h) Das Buccinum, die Trompetenfihnede, hat den Na: men von einem Horn, darauf die Nömer zu blafen pfleg: ten, mit welchem doc) diefe Schnecke eine geringe Achnz fichkeit hat. Schröt. Abh. ı Th. O 210 XI. Bon dem Argus unter den Papilionen reſte Arbeit gemacht hat. Der Vogel felbft, der fich an grasreichen Raͤndern auf den Wiefen, und an frenen Dertern der Wälder zahlreich aufhält, war Teiche zu entdecken‘; aber feine Raupe ift den Naturforſchern vols. lig unbefannt geblieben. Es war zu vermuthen, daß fich die Raupe an eben denjenigen Dertern,häufig aufhalten müffe, wo der Papilion haufig zum Vorſchein Fommt. Aber es ift auch möglich, daß fich eine folche Raupe an verborgenen Dertern aufhält, und vielleicht einfam lebt. So muß die Sache mit der Raupe des Argus befchafs fen feyn, die fich vielleicht in dem dicken Gebüfch der Waͤlder aufhält, vielleicht unter den Blättern wohnet, und dadurch) einem Sammler das Auffuchen fehwer macht. Sch entfinne mich irgendwo gelefen zu haben, dag man diefe Raupe Fenne, und ich wünfchte davon eine nähere Nachricht zu leſen. * In den Gegenden, wo man den Argus finder, findet er ſich gemeiniglich häufig, wenigſtens gilt das von der Thüringifchen Gegend, und von Berlin bezews get Herr Hufnagel eben diefes. Alle Papilionen, die ich. unter das Gefchlecht des Argus rechne, Fommen, einen einzigen ausgenommen, darinne überein, daß fie auf ihrer linken Seite viel Augen haben. Sie gehoͤ⸗ ren unter die Fleinften Papilionen, ob fie gleich uns ter fich felbft eine verfchiedene Gefchlechtsgroffe haben. Die verfehiedenen Farben ihrer Oberflünel, oder die äuffere Farbe der Flügel, koͤnnen die Gattungsarten derfelben beſtimmen, und nun koͤnnen wir drey Klaſ⸗ fen der zum Argusgeſchlechte gehörigen Papilionen feft- ſetzen: blaue, braune, grüne, | In und defien Abänderungen in Thüringen. 211 An den Sammlungen der Liebhaber trift man ſehr verfchiedene Papilionen an, welche mit Augen vers fehen find, die fich bald auf der Ober-, bald auf der Unterfläche der Flügel befinden, Es find auch unter denſelben folche, welche die Augen in einer mehrern An⸗ zahl befißen ; allein auf der einen Seite find ihre Aus gen viel gröffer, als fie beym Argus zu erfiheinen pfle⸗ gen, auf der andern Seite it die Anzahl der Augen nie fo groß, als beym Argus, wenn man diejenige Gattung zum Grunde legt, welche das Gefchlecht die— fes Papilions beftimme. Sch habe diefe Gattung in der Folge meiner Abhandlung den blauen Argus ges nennet. Diefer mache alfo billig den Anfang unter dem - Gefchlecht der Tagevögel, welchem man den Namen des Argus gegeben hat, einen Namen welchen er vers dient. Der blaue Argus macht eigentlich das Hauptgefchlecht derjenigen Papilionen aus, die man Ar— gus nennt. Sie werden nicht nur, wenigftens in Thür ringen, unter diefem ganzen Gefchlecht am häufigfterr gefunden, fondern fie haben auch die mehreften Augen auf ihren Flügeln. Diefer blaue Argus wird von eis nigen Argus ocularus, der augichte Argus, im Gegenſatz des blinden Argus genennet, von dem ich hernach befonders reden werde. Der Herr Ritter von Einne befchreiber ihn alſo: Papilio hexapus , alis rotundatis, integerrime coeruleis, fubtus ocel- lis numerofis. Raojus beſchreibet ihn weicläuftiger alfo : Papilio parua, alis fuperne purpureo-coe- ruleis, fubtus cinereis, maculis nigris circulo pupurafcente cindtis, pundisque nigris, pul- 9 2 chre \ WELTALL 4 17 N 1) 6 =) a xi. Bon Her Argus unter den Papitionen | chre. depietis, Die Onomatologie 1. Band Seite 770: „Der Augichte Argus; das Hauptmufter der Tagevogel, welche den Namen Argus führen; fie halten fich meiftens auf. Heideplägen auf, find ziemlich klein, und haben von oben ganz blaue Flügel, die von unten mitunzählig vielen fehwarzen Aeuglein befest find, die hinten Flügel haben hellroͤthliche Randflecken. Herr Hufnagel giebt im DBerlinifchen Magazin II. Band Seite 72: folgende Befchreibung ; „„Papilio Ar- gus. Himmelblau, unten mit einem roſtfarbigen Streif ‚am Rande und vielen Eleinen fehwarzen Stecken, auf der ganzen. Unterfläche, welche grau ift,, Davon unterfcheidet Herr Hufnagel den Papilio Argiolus, der himmelblau ift und einen fehwarzen Rand hat, uns ten ift er blaulich weiß mit einzelnen ſchwarzen Punks ten. Einige haben auf der Dperfläche der Fluͤgel dies fen breiten ſchwarzen Nand nicht, fondern find ganz . blau. Herr Hufnagel muthmaſſet, daß dieſes viels leicht den Unterfchied des Gejchlechtes beſtimme, wos ben es aber noch nicht entfchieden ift, welches das Männs chen und welches Das Weibchen ſey. Herrn Prof. Müller vollftändiges Naturfoftem Th. 5. 1. Band Seis te 625. befehreibet unter den Namen des Silberauge, Poadpilio Argus, einen blauflüglichen Papilion, ver unten einen roftfarbigen Rand und blaulich filberfarbige ‚Augen hat. Und obgleich diefe Befchreibung unfern Argus nicht zu bezeichnen feheinet, fo koͤmmt doch die Abbildung Tab. XIX. fig. 7. mit demfelben genauer überein. Man fehe auch Herrn Fueßlin von den. ſchweitzeriſchen Inſekten Seite 31. Num. 597. wo er der TE genennet wird, Röfel Tom.Ill. tab. 37: J— und defien Abanderungen in Thüringen. 213 fig.'5. von Geer 1. Band 1. Quattal Tab. IV. fig. 14. 15. und Schäfer Icones Infetorum Tab. 29. fig. 3.4. und Tab. 168. fig. 6.7. nad). Eigentlich find alle Gefchlechtegattungen des Ar: gus überhaupt, und des blauen Argus infonderheit Flein , gleichwol find einige unter ihnen gröffer als ans dere. Die gröffern, die fich in verfchiedenen Veraͤn— ‚derungen finden laſſen, find fo gar auch in der Farbe von den Fleinern unterfchieden. Ihre blaue Farbe ift dunfel, und koͤmmt der Farbe des befannten blauen rackmus bey, hingegen ift die Farbe des Fleinern blauen Argus heller, und gleicht der befannten blauen Stärke, oder der blauen Farbe des Himmels. Das giebt mir ein Recht, _ diefen blauen Argus auf eine zweyfache Art einzutheilen, in den gröflern und Fleinern, in den dunkelblauen und hellblauen Argus. Die blaue Sarbe ift bey beyven Gattungen, fo wie bey allen Pas pilionen eine jede Farbe, nur aufgetragen. , fie find nur blau beftaubt, daher fie fehr ſchwer alfo zu fangen find, daß ihr blauer Ueberzug unverlegt bleibe. Unter der dunfelblauen Decke des groffern Argus, ift der Bo; den ganz dunfelbraun, und noch dunkler als die reife Caſtanie; unter der hellblauen Decke des Fleinen Argus aber, ift aud) die braune Farbe heller. Bey dem groͤſ— fern Argus fchimmern die Augen der untern Seite durch die Flügel hindurch, und da fcheinet es, als wenn auf die dunfelbraunen Flügel auf die Auffere Seite ganz dunfelbraune oder vielmehr ſchwarze Punfte geftreuet wären. Man wird aber diefe Punkte nicht gewahr, wenn der blaue Federſtaub noch auf den Flügeln ſitzt. Der gröffere Argus hält Re gern entweder ganz und 2 3 gar Wu, Ta ‚214 XI. Bon dem Argus unfer den Papilionen gar im Holtze, aber doch auf leeren Plaͤtzen auf, oder er wird doch wenigſtens nahe am Holze gefunden. Ich rede aber hier von Nadelholze, als der Kien— baum, die Fichte und dergleichen ſind, wo dieſe Thierchens einen freyen Flug haben, und da ſind ſie am liebſten in ſolchen Gegenden, wo noch junges Ges ſtraͤuch, oder fo genannter Anflug iſt. Der Eleinere Argus hingegen ift gern an ven Rändern, und an freyen Orten. Alle zum Argusgefchlechte gehörige Schmets terlinge Haben ſchwarze mit lauter weiffen Ningeln ums gebene, und oben mit länglichen gelben Kolben verfehes ne Fühfhorner, und an ihren Flügeln eine ganz weiffe. Einfaffung, die fehr zarten Fränzchens gleicht. Diefes vorausgefegt, will ich nun von den befon- dern Gattungen diefes blauen Argus reden, und der obigen Eintheilung in dunkelblaue und hellblaue folgen. | Von dem dunkelblauen oder groͤſſern Argus, deſſen aͤuſſere Geſtalt ich vorher genau beſchrieben habe, habe ich zwo Untergattungen, die vielleicht, das Ges fehleche beftimmen, ob ich gleich nicht fagen Fan, wels ches das Männchen oder das Weibchen fen. - Die Flügel des erftern find durch zarte, doc) fehr kenntliche Adern, welche ganz dunfelbraun find, auf der innern Seite unterfchieden. Die Oberflügel haben acht, durch diefe Adern unterfehiedene Felder, an deren Endfpigen acht Augen fißen, Deren jedes in zwey fchwarzen, Eleinen, über einander ftehenden Punften, die auf einem weißlichten Grunde ruhen, beſtehet. Auf diefe folgen acht Augen, die, wenn wir das einzige im fechften Felde, welches ein wenig erhöhet ift, ausnehr und deſſen Abänderungen in Thüringen. 215 men, einen halben Eirfel bilden. Auf diefe folge ein . einzelnes gröfferes Auge, welches faft drey Adern eins nimmt und längfich ift, und endlich noch) ein kleineres. Die Unterflügel find durch 9. Adern in eben fo viel Felder eingetheilt, und haben am Nande neun Augen, wie die Augen am Nande der Dberflügel; auf diefe fols gen acht Augen, die, wenn wir ebenfalls das ſechſte auss nehmen, einen halben Eirfef bilden. Auf diefes folgt ein groͤſſeres, das laͤnglicht ift, und drey kleinere. Dies fer Argus hat daher auf allen vier Fluͤgeln zwey und achtzig Augen. Die Augen find fehwarz, mit weiffen Ringen eingefaßt, und liegen auf einem bunfelafchgraun Grunde. Der zweyte Argus diefer gröffern Art hat eben die Eintheilung der Flügel durch Adern in gewiffe Fels der, eben die Ordnung und Anzahl der Augen, auffer daß er oben am Ende der Unterflügel ein Auge wenis ger, und alfo in allen nur achtzig Augen hat. Die untere Farbe der Flügel, auf welchen die Augen befinds lich find, ift einer weiſſen Aſche völlig gleich, daher auch ſeine Augen ſehr kenntlich und deutlich ſind. Der hellblaue oder kleinere Argus bat fol gende Abaͤnderungen in den thuͤringiſchen Gegenden. Die erſte Gattung hat am Rande der Oberfluͤ⸗ gel, welche wie die Flügel des groͤſſern Argus durch As dern in gewiffe Gelder eingetheilet werden, fieben Aus gen, welche mic fehwarzen Cirkeln umgeben find, in deren Mitte auf einem weiflen Grunde eine ganz fehwache gelbe Farbe liege. Auf disfe folgen in gewifs fer Abtheilungen fechs Augen, darauf zwey, und ends lich eins. Die Unterflügel haben am Rande acht Aus 94 gen, 216 XI. Bon dem Argus unter den Papilionen — gen, mit einer glaͤnzenden Goldfarbe, darauf folgen ih ter fieben, auf dieſe ein groͤſſeres, und zwey beſchlieſſen die Fluͤgel. Er hat demnach überhaupt acht und fech- zig Augen, welc)e auf einem dunfel Bi Grun⸗ de liegen. Die andere Gattung gleicht der Kan an der Grundfarbe der Flügel, doch hat diefer Argus nicht fo viel Augen, fie befinden fich auch in Feiner res gufairen fage, fondern hin und her zerftreut. Die Augen an dem Rande der Flügel haben Feine gelbe Zeich⸗ , nung, fondern nur einen ganz ſchwach ſchimmernden Schein. Die Dritte Gattung hat auf ihren Oberflügeln vierzehen und auf den untern fechjehen, in allem alfo fechzig Augen. Sie unterſcheidet ſich dadurch von jes nen Gattungen, baß ihre Farbe wie eine weiſſe Afche und fehr glänzend if. Dadurch gefchiehet es, daß die Augen nicht fo Fenntlich find, als es bey den le ER henden beyden Gattungen war. Die vierte Gattung Kat eine etwas dunflere Farbe, als die Farbe der vorhergehenden war, fo duns kel aber ift fie nicht als bey den erften beyden Gattun⸗ gen des Fleinern Argus, von dem ich jeßo handle. Die Augen diefes Argus find fo Flein, daß man fie mit dem bloffen Auge kaum erkennen fan, und fo fein wie die Nadelfpigen.. So find diejenigen, die man ohne einem ‚bewaffneten Auge erkennen Fan, fie find aber dennoch) mit einem weiffen Ningelchen eingefaßt. So fubrile Arbeiten macht die Natur. Ach Fomme nun auf den braunen Argus, der, wie ich oben bemerkte, Die zweyte Elaffe diefes Si — Ge⸗ und deffen Abanderungen in Thüringen. 217 3 \ j ? Geſchlechtes ansmacht. Von auſſen iſt die Farbe die⸗ fer Claſſe hellbraun und glaͤnzend. Es iſt in unſern Tagen entſchieden, daß dieſer braune Argus das Weib— chen des vorher beſchriebenen kleinern blauen Argus iſt. Indeſſen haben ihn doch die Schriſtſteller einer befons dern Anzeige gewirdiget, und er verdienet daher einer befondern Anzeige. Der Hr. Ritter von Einne giebt ihm den Namen : Papilio hexapus, alis integer- rimis rotundatis, nigro-fulcis, fubtus ocellis numerofis. Die Onomatologia hiftor. natural. compl. Tom.I. pag. 769: Argus fufeus vulgo, und NajusPapilio parua, alis fupinis pullis cum linea, feu ordine macularum lutearum ad imum marginem. Bon diefem hat Einndus noch eine Untergattung :, Papilio hexapus, alis rotundatis fupra fufcis, fubtus punctis nigris quadraginta duobus. Die Berfaffer der Onomatologie nennen ihn am angeführten Orte Seite 770. Argus myops vulgo. Bon diefem braunen Argus habe ich vier Uns tergattungen oder Abweichungen gefunden, Die erfte Hat auf der Auffern Seite feiner Ober, - flügel gar Feine Zeichnung, vie Unterflügel aber haben fünf gelbe Punfte oder Augen. Auf ver finfen Seite haben die Oberflügel am Rande fechs gröffere Augen, welche oben gelb, doch ganz blaß eingefaffet find, und in der Mitte einen fchwarzen Punft haben. Auf diefe folgen fechs Augen, die Fleiner als die vorigen, und weiß eingefaffet find, auf welche ein einzelnes, und auf diefes noch zwey folgen, die alle eine weiffe Einfaflung haben. Die Unterflügel haben achtzehn Augen, fechs. - find am Rande, wie die fechfe auf den Oberflügeln, SE - ) doc) 4 Me: ’ ABTEI 5 PERS EN DAN" 218 Xl. Bon dem Argus unter den Papilionen doch iſt ihre gelbe Farbe viel lebhafter. Auf diefe fol— gen ſechs, darauf eins, hernach zwey, dann dren Aus gen, welche famtlich weiß eingefaßt find. Dieſer Ars gus hat demnach auf allen vier Flügeln 66. Augen. Die Farbe ver Flügel auf der untern Seite, wo die Augen-zu fehen find, gleichet einer ziemlich voeiffen Us fehe, und ift ſehr glänzend. | Der andere ift auf der Auffern Seite dem vor bergebenden vollfommen gleich, hat auch auf der ins nern Seite die nemliche Anzahl und tage der Augen. Er unterfcheidet fich aber von jenem durch drey Stuͤ⸗ ee. Einmal ift er viel Eleiner als jener, nachher ift die gelbe Farbe in den Augen, die am Rande der Fluͤ⸗ gel befindlich find, überaus blaß, und endlich iſt die aſchgraue Grundfarbe der Flügel viel dunfler, und bey weiten nicht ſo glänzend;als bey jenem. Wen diefe Umftände unzureichend feheinen, eine befondere Abs änderung unter dem weiblichen Gefihlecht des Argus anzunehmen, der Fan fie wenigſtens, ohne an mir eis nen Gegner zu finden, zur Spielart machen. | 0. Der dritte ift an Gröffe, und an der Farbe der Fluͤgel von Auffen fo wol, als von Sinnen, auch an der Anzahl der Augen dem vorhergehenden ziventen ‚gleich. "Sein Unterfehied ift der, daß er einmal auf der aͤuſſern Seite feiner Unterflägel gar Feine Augen hat, da die vorhergehenden derjelben fünfe haben. Auf Der innern Seite find die Augen überaus undeutlich, und die am Rande herum gewöhnliche gelbe Farbe faft gar nicht fichtbar. | "Der vierte hat auf feiner auffern Seite gar Feis - ne Yugen, auffer daß die auf der untern Seite befinds liche und defien Abanderungen in Thüringen. 219 fiche fünf Augen der Unterflügel durchfchimmern. Auf der unfern Seite find die Oberflügel ganz ohne Zeich⸗ nung und ohne Augen; die Unterfluͤgel aber haben, auſſer den bereits bemerkten fuͤnf Augen, die in einer gelbro— then Einfaſſung glaͤnzen, weiter keine Zeichnung, auſſer daß auf den beyden Unterfluͤgeln ein weiſſer Strich, der, wenn beyde Fluͤgel ausgebreitet ſind, die Geſtalt eines halben Cirkels hat, befindlich iſt. Eigentlich gehoͤret daher dieſem Schmetterling der Name Argus gar nicht. Er gehoͤret aber ganz zuverlaͤßig zu dieſem Ges fehlecht, weil er aufferdem alle die Kennzeichen an fich hat, die dem Argus zufommen. Ohne Zweifel ift dies fes der Argus coecus, der blinde Argus, welch ein feiner Wiverfpruch ! der Papilio argo fimilis, alis - immaculatis fupra cyaneis, oder wie ihn der Herr Ritter von Einne nennet, Papilio hexapus alis ro- tundatis integerrimis, fübtus viridibus imma- eulatis. ch Fan zwar nicht fagen, daß diefer Argus der Thüringer grün fen, denn an feinen Fluͤgeln iſt nur ein ganz Fleiner Slecf, nahe an dem Korper des — res, gruͤn. Ich komme zudem grünen Argus, — die dritte Claſſe der Papilionen dieſes Geſchlechts aus— mache. In verſchiedenen Schriftſtellern, die ich nach» gefchlagen Habe, habe ich dieſen Argus vergeblich ges ſucht, ich muthmaffe daher, daß man denfelben zu den blauen Argus gerechnet, oder vielleicht gar überfehen bat. Sollte er vielleicht nur den Thäringifchen Gegens den eigen feyn ? ch Habe daher auf der erften Kurs pfertafel eine Zeichnung von demfelben veranftaltet, wo er Fig.1. auf der obern Seite abgebildet iſt. Er ver⸗ 220 X. Bon dem Argus unter den Papilionen J — verdienet den Namen des grünen Argus , weil der Staub, welcher feine Fluͤgel deckt, mehr grün als blau iſt, und einen fehönen Goldglanz hat. Wiſcht man / diefen Staub hinweg, ſo iſt die Farbe des grünen Ar: gus nicht braun, vote Die Farbe aller vorhergehenden war, fordern aſchgrau und fehon glänzend. ch habe davon nicht mehr als zwey Abänderungen gefunden, die fich aber auf der Auffern und inneren Seite unters ſcheiden. Begy der erſten Ark ſchimmern die Augen am Rande der Flügel, ſonderlich der Unterflügel, ganz deuts lich durch, welches bey der zweyten Art nicht gefchies bet, und auch nicht gefchehen Fan, weil diefe auf der untern oder Iinfen Seite Feine Augen hat. Auf der untern Seite hat die eine Art wol dreymal mehr Aus gen als die andere, auch ift der grüne Argus mit den vielen Augen weit geöffer, als der grüne Argus mit den | wenigen Augen. Sich muß beyde ein wenig ausführlis cher befchreiben. Die eine Art hat eben fo viel Aus gen, als der erfte braune Argus, fie find auch in eben der fage und von eben diefer Zeichnung. Er hat folgs lich auf aller vier Flügeln 66. Augen, die Farbe der Flügel felbft auf der untern Seite ift mehr weiß als aſchgrau zu nennen, doch hat diefe Farbe zugleich einigen Stanz. Die andere Gattung hat am Rande gar feis ne Zeichnung, auf den Unterflügeln fechs Fleine, doch ganz fihwarze, weiß eingefafste Punfte, auf den Ober: fluͤgeln aber fieben etwas gröffere Augen, unter wel chen das oberfte einen langen ſchwarzen Strich vorftel: let, der mit einer weiffen Einfaffung umgeben ift, Er " folglich nur 26. Augen auf allen vier Flügeln. Die Far⸗ ‚und defjen Abanderungen in Thüringen. 221 Ri Farbe iſt einer weißgrauen Afche gleich und ungemein glänzend. Da ich mich nicht überreden Fan, dieſen grünen Argus für eine Hoffe Abänderung des blauen Argus zu halten, fo glaube ich auch nicht, daß diefe beyden Abanderungen für bloffe Spielarten des blauen Argus angefehen werden Eonnen, Sch darf es alſo auch wagen zu behaupten, daß der angegebene Unterjchied bey dem grünen Argus vielleicht das Gefchlecht anzeige, ob ich, gleich nicht entfcheiden Fan, welches unter ihr nen das Männchen und welches das Weibchen iſt. Es . hat mir nie geglückt, die Naupe des grünen Argus zu entdecfen, ‘ich würde fonft die obigen — — dadurch beſtaͤtigen koͤnnen. Das find die Gattungen vom Argus, die ſich in Thüringen aufhalten. Allein es giebt derſelben meh⸗ tere, von denen ich in Thüringen noch Feine Spur ent⸗ deckt habe. Dren derfelben hat ver berühmte Röfel in feinen Inſektenbeluſtigungen im II. Theile befchrieben, die ich, ben diefer Gelegenheit nicht unangezeigt laffen fan, An der II. Elaffe Tab. 37. fig. 5. 6. ift ein auf der Auffern Seite feiner Flügel —— Argus abge⸗ bildet, und Seite 231. beſchrieben. Auf der 45. Tafel eben dieſer Claſſe iſt eine Abaͤnderung deſſelben abgebils det, fig. 5. 6. und Seite 263. beſchrieben. Dieſer Ar⸗ gus hat rothe Oberfluͤgel mit ſchwarzen Punkten, und braune Unterfluͤgel mit einer rothen und ſchwarzen Ein: faſſung. Endlich iſt auf eben dieſer 45. Tafel fig.3. 4- ein groffer blauer Argus mit ſchwarzen Strichen und einer ſchwarzen Einfaffung der Flügel abgebilder und Seite 262. befihrieben ;_ und wer weiß, was nicht no) in den Kabinetten der liebhaber verborgen ſteckt ? Da ich J ENT T 222 XI. Bon dem Argus unter den Papilionen ich diefes bereitd gefihrieben hatte, entdeckte ich auc) in der Gegend von Weimar einen ſchwar⸗ zen Argus, der von dem braunen Argus fehlechter; dings unterfehieden werden muß. Seine linfe oder innere Seite ift den Übrigen Arguffen vollfommen gleich, aber feine aͤuſſere Farbe iſt ſchwarz, wie ein Auf. Er hat die mittlere von den Gröffen des Argus, und koͤmmt in meiner Gegend überaus fparfam vor. Sich habe von dieſem rußfärbigen Argus noch einen ganz Fleinen ges funden, der ohne Zweifel der Fleinfte unter allen Ars gguſſen, und vielleicht unter allen Tagevögeln ift. Viel— feicht ift der eine unter ihnen das Männchen und der ans dere das Weibchen. Vielleicht ift diefes der. Papilio . minimus des Herrn Fueßlin in feinem- Berzeichniß fehweigerifcher Infeften pag.31. Rum. 599. Wenn man die Surinamifchen Papilionen: mit den europäifchen vergleicht, fo zeiget fich eine mans nigfaltige Uebereinftimmung und Abweichung. Bey manchen findet man beynahe gar Feinen Unterfchied, er müfte denn die Groffe oder Lebhaftigkeit der Farbe ans gehen. Ben andern findet man nur eine geringe Aehn⸗ lichkeit. Wir haben frenlich noch Feine complete Sammlungen von Surinamifchen Papilionen. Denn fo viel wir auch in der Merian fürrreflichem Buche: Metamorphofis Infedtorum Surinamenfium: in des Herrn Elerf feltenem Buche Icones infedtorum variorum : in des Herrn Roͤſels Anfeftenbeluftiguns gen, und der Fortfegung des würdigen und gefchiche ten Heren Cleemanns: und in des ſel. Hrn. Knorr Deliciis naturae ſelectis von Surinamifchen Papis lionen ausgemahlt finden ; fo beweifen doch die Samms | lun⸗ — J FE — und deſſen Abaͤnderungen in Thüringen. 223 fungen der Inſektenliebhaber, befonders die holländis fhen Sammlungen , deren. Befiger Feine Unkoſten fheuen, daß wir nur noch) eine Fleine Anzahl von Su⸗ tinamifchen Inſekten Fennen. Es wird alfo ein wich⸗ tiger Beytrag, den der Herr Hofrath Walch den Lieb⸗ habern Surinamifcher Infeften fehenkt, daß er im Na⸗ turforfcher folhe Papilionen aus Surinam abbildet und befchreibet, welche in den Büchern der Frau Me: vion, und derer Herrn Roͤſel, Cleemann und Knorr 5 nicht angetroffen werden. , Der Anfang dazu ift im 6... Stück des Naturforſchers Seite 123. gemacht. Wir haben alſo die Hoffnung, mit den Surinamifchen Papis lionen bald befannter zu werden. Es ift eigentlich mein Endzweck gar nicht, über diefe Schönheiten Suris nams ) ausführliche Anmerkungen mitzutheilen, ſon⸗ dern Es iſt wahr, wer ſchoͤne Papilionen ſehen will, der muß die Surinamiſchen betrachten. Die groͤſten deutſchen Voͤ— gel ſind nur Kleinigkeiten gegen die groͤſten Surinamiſchen Papilionen. Der Achilles (Martini allgemeine Ge⸗ ſchichte der Natur, 1. Band, Seite 208. Tab. VII. A.) hat, menn er ausgebreitet ift, von einem Winkel des eiz nen Oberflügels bis zu dem entgegengeiekten Winfel des andern Oberflügels völlige fieben Zolle, und von einen Winkel des Oberflügels bis zum äufferften Winkel des Unterflügels volle fünf Zul. Davon erreicht unfer grös fter Papilton, der groſſe Nachtpfau, noch lange nicht die Helfte. Mimt man zu diefer anfehnlichen Groͤſſe der Surinamijchen Papilionen ihre aufferordentliche Farben; zeichnung, fo weiß ic) nicht, ob man fich etwas ſchoͤners als diefe Seichöpfe gedenken fan, Es iſt alfo auch. der Muͤhe werth, mit diefen Geſchoͤpfen befannter zu werden. As eine Anleitung dazu fan man Herrn Fermin aus: führliche hiſtoriſch- phyſikaliſche Beſchreibung der Colonie Surinam, davon auf VBeranfaffung der Geſellſchaft Nas turforfihender Freunde zu Berlin 1775. zwey Theile bes kannt gemacht worden find, mit vielem Nutzen gebrauchen, [2 vr ’ - 224 X. Bon dem Argus unter den Papilionen dern ich will nur fortfahren, eine Bergleichung unter den Surinamifchen Papilionen mit den Thüringifchen anzus - ftellen. Inder vorigen Abhandlung habe ich mit dem Kohlſchmetterling den Anfang gemacht, jego will ich in Bu cht des Argus ein gleiches thun. Der auffere Bau des Thiers und der Flügel, ſelbſt die Farbe dieſer Surinamiſchen Papilionen, und ſo gar die Groͤſſe, koͤmmt mit unſerm Argus ziemlich genau überein. Vorzuͤglich mit derjenigen Gattung, die ich vorher den braunen Argus genennet, und von dem icch vorher behauptet habe, daß er das Weibchen vom Argus fey, Wenn ich mir bey dem Surinamifchen Argus die blaue Farbe hinwegdenfe, fo ift die Grund» farbe zwar auc) braun, aber doch alfo, daß fie zugleich ein wenig in die rothe Farbe ſpielt, faſt fo wie die Far— be eines Meffers wird, wenn ich es in fchwarze Dinte lege und wieder abwifche. Die Farbe ift aber überaus glänzend. Diefe von Natur braunvöthliche Farbe ift mit einem fchwachen Blau überzogen, welches aber nicht himmelblau ift, fondern der Farbe des Lackmus gleichet. Sch will eben nicht behaupten, daß die blaue Farbe urfprunglich fo ſchwach aufgetragen fen, als ich fie bey denen vor mir habenden vier Exemplaren finde. Es ift möglich, daß der weite Weg, oder die geringe Des hutſamkeit deffen, der dieſe Papilionen fieng , einen Theil dieſer Farbe hinweg genommen hat; es Fan auch ſeyn, daß diefe Papilionen in Surinam eine Zeitlang herum geflogen waren, che fie erhafcht wurden. Die Farbe aller Papilionen ift am lebhafteften, und auf die Flügel am reichten aufgetragen, wenn fie erſt aus ihr ven Puppen gekommen find, daher auch die tiebhaber Kai 2 a und defien Abänderungen i in ———— 225 | ihre Papilionen viel lieber felbft erziehen, als daß fie diefelben Hafchen follten. Unter der blauen Farbe felbft finde ich bey meis nen Fleinen Thierchens eben Feinen fo gar wichtigen Un—⸗ terfchied. Sie fällt bey einigen etwas ſchwaͤcher, bey andern aber lebhafter aus. Einer davon ift wie der braune Argus faft ganz ohne blaue Farbe. Alle vier Fluͤgel find mit einem weiffen Saum eingefaßt, ver aus den feinften Fränzchen zu beftehen fcheine. Die Unterflügel und ihre Beichaffenheie machen, daß man diefe Surinamifchen Vögel in zwey Claffen ordnen - Fan , welche aber vielleicht das Gefchlecht derfelben anzeigen. Die erfte Efaffe will ich den blauen Argus nennen. Die Papilionen diefer Art haben an dem En⸗ de beyder Unterflügel zwey ſchwarze Punfte, die man Augen nennen fonnte. Sie find ein durchfchimmerns der Mittelpunkt von dem zwey gröffern Augen, die fich auf der Unterfeite befinden, und ich Fan nicht einmal fagen, ob dieſe ſchwarzen Punkte, welche twie die Fleinften Nadelknoͤpfe find, noch fichtbar bleiben, wenn ich mir die blaue Farbe ftärfer aufgetragen gedenke, als fie an meinen Exemplaren vwirflich ift. Zwiſchen den bey⸗ den Augen befindet fich ein Fleiner hervorragender Stas chel, der ſchwarz ift, und ſich in einer weiffen Spige endiget. Er iſt, befonders an den Fleinften Gartun: gen, fo fein, daß man ihn leicht überfehen koͤnnte, wenn man das Thier nicht mit der ftärfften Aufmerkſamkeit betrachtet. Der braune Argus foll die andre Claſſe bes ſtimmen. Bielleiche ift er aud) das Weibchen von dem Schroͤt. Abh. 1. Th. P Suri⸗ 226 XI. Bon dem Argus unter den Papifionen — Surinamiſchen Argus. Er hat auf feinen Unterfluͤ⸗ goeln fechs Augen, auf jeden Flügel gerechnet. , Zwey derjelben, an det Seite des Thieres, find gröffer als Die übrigen, viel ſchwaͤrzer und ruhen bey einigen auf einem weiſſen, bey andern auf einem gelben Grunde, Die übrigen vier Augen eines jeden Fluͤgels haben eine weit ſchwaͤchere ſchwarze Farbe, und ruhen auf einem weiſſen Grunde. Die Schwanzſpitze, deren ich bey der 1 Bey Gattung gedacht habe, ift hier ebenfalls in eben der Sage und Befchaffenheit vorhanden, nur daß fie uns gleich gröffer ift, als bey den übrigen, und hier ſiehet man, fo gar auch ohne ein DVergröfferungsglas, daß die weiſſe Endſpitze dieſes Stachels ein kleines weiſſes Buͤſchelchen ey. Sao ſiehet unſer ſurinamiſcher Argus von der aͤuſſern Seite betrachtet aus, und man muß ſagen, daß er, wenn wir die Schwanzſpitze hinweg gedenken, die groͤſte Aehnlichkeit mit dem von mir beſchriebenen Thuͤ⸗ ringiſchen Argus habe. Betrachten wir aber dieſen ſurinamiſchen Papi⸗ lion auf feiner innern Seite, fo wird es noch deutlicher, daß er ein Necht habe, unter dem Öefchlecht des Argus au ftehen. Er hat zwar nicht fo viele Augen, als der. Argus aus Deutfchland, aber er hat doch Augen. Die Farbe aller vier Flügel gleichet einer gruͤnlichen Afche. Die Oberflügel Haben am Rande eine dreyfache Einfaſ⸗ fung, welche einer ein wenig ausgefchweifeten Unie gleicht, und eine dunflere Farbe hat, als die Grunds farbe der Flügel if. Da eine jede Ader ver Flügel eine weiffe Einfaffung hat, und dadurch die Ges ſtalt einer Kette annimt, fo konnte man diefe Linien auch als } x und defien Abänderungen in N — RN SE R 244 X. Bon den Kornmwürmern Ach fahe vor einigen Jahren ein fehr artiges Scham _ ſpiel auf meinem ehemaligen Filial Rettewiz, und vielleicht daß ich hier ein fehr feichtes Mittel zur Vertilgung der Kornwuͤrmer entdecket habe. Ich verlangte von einem der daſigen Einwohner einige Kornwuͤrmer, ſie naͤher zu unterſuchen. Er brachte eine hoͤlzerne Trinkkanne, in welcher wol hundert folcher Würmer in ihrem’ gewohns lichen Winterfihlafe Sagen, und verficherte mich, daß er fie nirgends häufiger finde, als in den Gefaͤſſen, in welchen er Gerftengraupen aufbewahre. Man fege alfo zum Anfange des Herbftes auf feinen Boden als lenthalben Gefäfle hin, und bedecke ihren Boden mit Graupen, man erwähle fonderlich alte gebrauchte Tds pfe, die vom Seuer auffen rauch geworden find, inwen⸗ dig aber ihre Glätte haben, Diefe werden ſich die Kornwuͤrmer zu ihrem Schlafzimmer erwählen, und gegen bie Weyhnachtjʒeit trage man ſie vom Boden herab, und toͤdte fie mit fiedendem Waſſer. Geſetzt, mian müßte dieſes einige Jahre wiederholen, es wäre sohn genug, wenn man nur einſt die Hoffnung ‚hätte, die Vertilgung diefes Inſekts zu fehen. Das wäre zus gleich ein bequemes Mittel für die Fruchthäufer. In dem erften Bande ver Berlinifchen Samm⸗ fungen wird ©. 471. aus dem Altonaifchen Merkur gerathen, unter 10. Säde Korn vier Saͤcke Hirfen zu mengen, und die Berficherung gegeben, es werde Fein Wurm ins Korn kommen. Wenn auch diefes Mittel den gefüchten Erfolg hätte, fo würde es doch für Vor⸗ rathshäufer viel zu beſchwerlich, und für ein fand, wo man wenig Hirfen bauet, viel zu Eoftbar feyn. Man Fan und den Mitteln fie zu vertreiben. ‚245 Fan abrigens den Hirſen durch ein Sieb — vom Korne abſondern. FEAR \ \ Andere thun den Borfchlag , man folle einen Haufen von denen groffen Feldameifen auf den Frucht boden tragen ; da fie ihre abgefagte Feinde find, fo jagen fie mit groffem Eifer auf fie, und fliehen auf die Balken, wo fie diefelben todten. In verfchiedenen oͤf⸗ fentlichen Zeitungen wurde diefes Mittel mit einiger Veraͤnderung folgender Geſtalt erzähle : Man folle eis nen Ameiſenhaufen fehr behutſam ausftechen, daß die Ameifen darinnen bleiben , und fie dann in eine Ecke des Bodens feßen ; fie würden in Furzer Zeit alle Korns würmer hervorholen. Blieben dennoch Würmer übrig, fo fönne man fie durch einen zwenten Ameifenhaufen voͤl⸗ lig austilgen. Wir wollen über den Werth oder Uns werth diejes Mittels Eeine weitlauftige Betrachtungen anftellen, ob es gleich ein Vergnuͤgen feyn foll, ver Jagd zuzuſehen, welche die Ameifen auf die Kornwuͤrmer machen, die fie aus den Kornhaufen hervorfüchen, und in die Hohe auf die Balfen fehleppen, wo fie diefelben toͤdten; aber die groffe Linbequemlichkeit darf ich nicht verfchmweigen, die man fich Durch die Ameifen felbft in feinem Haufe zuziehet, wo fie ſich in. allen Zimmern und - Kammern ausbreiten, und fich nur nach und nach vers liehren. Man will zwar ein neues Mittel wiffen, vie - Ameifen fogleich zu vertilgen, wenn man ihres Beyſtan⸗ des nicht mehr bedarf; allein, da ich noch immer glau⸗ be, daß man noch nähere Mittel hat, die wider den Kornwurm eben fo Fräftig find, als diefes, fo will ich meine $efer nicht einmal überreden, ein Mittel zu ges | Q3 brauchen, 4 MODERN. } A, 246 IX. Von den Rornoiemenn brauchen, oh in einem andern Beracht ſehr ber ſchwerlich iſt. Herr Hoppe raͤth den Salmet als ein zuver⸗ laͤßiges Mittel wider den Kornwurm an. In den phyſikaliſchen Beluſtigungen IL. Band XIX. St. Seite 658. fagt er : den freffenden Kornwurm zu vers treiben, Diener der Salmiaf. Man ſtoͤßt ihn Flein, und läßt ihn im heiffen Waſſer ſich folgends auflofen, '- and wirft ein Elein wenig ungeldichten Kalf darunter, Mic viefem Waſſer benetzet man die Kornjchaufel, und. ſticht das Korn damit um, davon die Wuͤrmer alle aus. In einer benachbarten Stadt ließ ein gewiſſer Herr ſeinen ganzen Fruchtboden mit Kalk tuͤnchen. Seine Hoffnung, dieſe ungebetene Gaͤſte los zu werden, betrog ihn nicht. Wir wollen nicht leugnen, daß der 4 Kalk, deſſen Schä fe befannt ift, eine groffe Anzahl diefer Würmer getoͤdtet habe, allein ob nicht der Mans gel der Nahrung auf einem abgeräumten Boden eben fo viel, als der Kalf gethan habe ? das werden meine tes fer dann entjcheiden, wenn fie das vorhergehende mei⸗ mer Abhandlung gelefen haben. Andere rechnen den Wermuth unter die einfachen Mittel wider den Kornwurm., Man foll diefes bitte, ‚te Kraut in Waffer kochen, und damit die Früchte, den ‚ganzen Fruchtboden, und die Wände des Haufes bes ſtreichen, damit man diefen Wurm nöthige, das ganze Haus auf einmal zu verfaffen. Es gehöret allerbings unter die Negefn der Vorſicht, daß ınan bey folchen Mitteln, welche den Kornwurm nicht tödten, fondern verjagen , dafür ſorgt, * man ſie zugleich aus dem ganzen | und den Mitteln fie zu vertreiben, 247 —* Hauſe vertreibe. Denn man muß ſonſt befuͤcch⸗ ten, daß ſie in Stuben und Kammern, in Kiſten und Schraͤnke fliehen, und dadurch der Bequemlichkeit, und dem Appetit eben fo laͤſtig werden, als fie vorher den Früchten fehädfich waren. Herr Risberg, Pfarrhere zu Aſum, Sn in den Abhandlungen der Königlich Schwediſchen Akademie der Wiffenfchaften XV. Band Seite 162. der Käftnerifchen Ueberjegung folgendes Mittel bekannt gemacht : Er nahm ein Pfund gemeinen Bitriol, und oͤſete ihn in Fochendem Waſſer auf. Nachdem ſolcher aufgelöfet, und in einem Keffel wohl umgerühret war, ließ er damit den ganzen Boden bis an das Dach’ durchs aus beftreichen, und fahe mit Vergnügen, daß feine ſchaͤdlichen Inſekten, die er mit nichts vertreiben konn⸗ te, nach) einigen Tagen alle aus dem — hinweg waren. In der 93. Woche der Weimariſchen wöchentlis chen Anzeigen auf das Jahr 1771. wird Seite 370. fol⸗ gender Rath aus der Erfahrung eines Dänifchen fands manns befannt gemacht: Man zerläßt in einem Ges faͤß Waffer fo viel Salz, daß es fiharf gefalzen wird, thut hierzu getrocknete und zu Pulver geftoffene Walk nußblätter, rührt es hierauf wohl um, und läßt es ei⸗ nen Tag ftehen. Wenn nun das Korn auf dem Boden gut auseinander geworfen ift, ſo nimt man einen Stroh⸗ wifch, und befprengt das Korn und dem Boden und die Wände überall mit dieſem Waſſer; alsdann ſteckt man dünne Bretter , etwa einer Ellen Höhe, aufrecht ind Korn, fo Friecht das Ungeziefer daran, welches man | davon in ein dazu hingefegtes Gefaͤß Waſſer abftreicht, 24 und — 248 X. Von den Kornwuͤrmern und wiederholet man dieſes nur zwey oder drey mal, ſo iſt man von dem Ungeziefer befreyet. Dieſes Beſpren⸗ gen Fan auch gefchehen, bevor das & Korn auf den Bor den fommt. Unter den Handfehriften nes‘ meiner verftorbes ‚nen Freunde, habe ich folgendes Mittel wider die Korn⸗ wuͤrmer gefunden. Man nehme für einen Grofehen tothen Knoblauch, ein gutes Theil Wermuth, Nuß— faub, oder grüne Nußfchalen, rothen Beyfuß, vier ‚bis fünf Kannen (Maas) ftarfen Brandtewein, vier bis fechs Kannen ftarfen Efig, eine Wafferfanne voll alt Regenmaffer ; will man, fo kan man auch ein wes sig Teufelsdreck dazu nehmen. Diefes wird in einen Keffel gethan, und mit einer Decke feft zugedect. Man läßt es dann fo lange Fochen, als etwa ein Karpe fies det. Hierauf laßt man es ein wenig abfühlen, und befprengt damit das Getraide auf dem Boden mit’ eis nem feft zuſammen gebundenen Strohwiſch. Dieſes Mickel ift ein wenig Foftbar, aber, wie mir verfchiedes ne Zeugen verfichert haben, untruͤglich. Alle dieſe Mittel, die ich jetzo erzaͤhlet habe, ſind gegen den eigentlichen Kornwurm, der, wie ich vorher bemerkt habe, unter die Ruͤſſelkaͤfer gehoͤret, gerichtet. Man hat der Made und dem ſchwarzen Kornwurm weniger Aufmerkſamkeit gewidmet, weil ſie weder ſo gemein, noch fo gefährlich find. Doch habe ich in dem ‚beliebten Berlinifchen Magazin, IV. Band, Seite ‚295. wider den fihwarjen Kornwurm folgendes Mittel gefunden: „Man nehme frifchen Theer, befchmiere "die Fugen der Dielen, beftreiche die Ecken des Bodens, ſehe hin und wieder ein offnes Gefaͤß mit Theer und ver⸗ und den Mitteln fie zu vertreiben. 249 verfahre eben alfo, wenn das Korn ſich in Kiften ber ‚findet, oder man befchmiere inwendig die Fugen u, f.w. Wird man dieſes etlichemal wiederholen; fo wird man ‚erfahren, daß die Würmer, ohne daß das Korn auch nur den mindeften Geſchmack annehmen füllte, nad) und nach, und endlich ganz, verfchwinden.,, Es würde mir fehr leicht ſeyn, noch verfchiedener ‚ Mittel wider den Kornwurm zu gedenfen. Ulein, wenn unter den meinigen nur ein einziges ift, welches untrüglich genennet werden darf, fo fan man die übris gen alle entbehren. Inzwiſchen würde es mir unges mein angenehm feyn, wenn leidende Oekonomen vers ſchiedene diefer Mittel prüfen, und ein aufmerffames Publikum mit ihren Beobachtungen befchenfen wollten. Glücklich, wer fich nach Feinen Mitteln fehnen darf ! Wenn aber diefe Abhandlung einige Vortheile für die Naturgefehichte, oder für die Defonomie hätte, fo würs de ich ſehr zufrieden feyn. Wenigftens war es eine Urt von Verbindlichkeit, die mich nöthigte diefe Abhandlung aufzufegen. Ein unbefannter Freund hatte mic) in den. Weimarifchen wöchentlichen Anzeigen vom Jahr 1770. Stücf 100. Seite 402. dazu aufgefordert. Sch fuchte meine Pflicht durch eine Furze Abhandlung zu ers füllen, die ich in die gedachten Weimariſchen Anzeigen vom Jahr 1771. Seite 18. 22. 30. einrückte, und hers nad) in den Berlinifchen Sammlungen IV. Band Seite 341. f. doch ohne meinen Namen zu nennen, mit vies len Bermehrungen wieder abdrucken ließ Wenn auch) gleich der. größte Inhalt derfelben für den Oefonomen gehöret, p Haben mich doch zwey Gründe beftimmt, N 5 fie * 250 XI. Bon den Kornwuͤrmern und den. ic. fie diefer Sammlung meiner lleinern Schriften nicht zu entziehen. Ich glaubte zuf oͤrderſt — — eine kleine Gefaͤlligkeit zu erweiſen, wenn ich ihnen eine Abhand⸗ lung durch mehr als einen Weg bekannt zu machen ſuch⸗ te. Der Schaden, den die Kornwuͤrmer anrichten, iſt erftaunend groß, füllte man nicht alle Verſuche ans wenden fie zu vertilgen ? und alfo mit demjenigen Schriftfteller zufrieden feyn, der uns hiezu eine Anleis tung giebt, gefegt daß auch nicht alle Mittel treffen follten. Ich wünfchte nachher, daß Naturforſcher, die ſelbſt Defonomie, oder wenigftens Früchte unter ihrer Aufficht Haben, der Naturgefchichte des Kornwurms nachſpuͤren möchten ; damit die Gedanken, die ic) im Anfange diefer Abhandlung aus andern Schriftftellern - angezeigt habe, geprüft, erweitert und entweder beſtaͤti⸗ get oder verworfen worden. Waͤre der letzte Fall, ſo würden wir gar bald die eigentliche Naturgeſchichte der Kornwuͤrmer erfahren. Und vielleicht würde es uns leichter werden, dann ein zuoerläßiges Mittel wider den⸗ felben zu finden. Denn noch immer möchte das wahr. ſeyn, was wir im Handbuch der NaturgefchichtelV. Band Seite 362. lefen. „Das möglichfte, was man von dem Kormwurm wiffen follte, wäre das Mittel ihn aus⸗ zurotten. Die verfchiedenen Erfahrungen des Heren Duhamel und einiger anderer Bürger, deren Eifer und Einfichten befannt find, haben die gewünfchte Wuͤrkung noch nicht gehabt. Wohl dem, der darin glücklich ſeyn koͤnnte. Man würde ihm den ehrwuͤrdigſten Titel beys legen, den eine fehone Seele verlangen Fan : Wohl thaͤter der Menfchen. ,, \ Die ı ! erg 20° A’ Die — Abhandlung. Von der Klugheit der Ameiſen, wenn ſie genöthiget find ihre Wohnung zu verändern. ro ift einer aufnerffamen Betrachtung wuͤr⸗ diger, und nichts belohnet eine folche Befchäftis gung mehr, als die Defonomte der Thiere. Wir fins den bey ihnen fo viel Ordnung, und fo viel Regelmaͤſ⸗ figfeit, fo wenig Widernatürliches, und einen jo ges ringen Zwang in der Beobachtung deffen,. was fie ſich ſchuldig find ; dag wir nur zu den Thieren gehen folls ten, wenn wie verfchiedene von den Saftern vermeiden fernen wollten, welche dem Verderben einer vernünftis gen Defonomie den Weg bahnen. Weder Geiz noch Verſchwendung herrſchen bey den Thieren; fie find vielmehr größtentheil3 auf eine ſolche Eluge Einrichtung ihrer Oekonomie bedacht, die ihnen auch zur Erhaltung ihres Lebens vollkommen nothig iſt. Ich darf aber wol nicht erinnern, daß ich von folchen Thieren vede, welche ihren eigenen Unterhalt ſuchen müffen, ob es wol nicht zu leugnen ift, daß man felbft bey den zahmen Thieren, welche an die Pflege der Menfchen gewohnt find, manche Handlung gewahr wird, welche uns lehrt, was fie thun würden, wenn fie ihrer Freyheit uͤberlaſ⸗ fon wären, Ben diefen aber füllte man nicht anfangen, wenn wir von den Thieren lernen wollen. ie müfs ‚ fen ſich an eine Ordnung gewöhnen, welche der Stand ihrer Gefangenfchaft nothwendig macht, und welche nicht fowol von ihnen, als von denen abhanget, denen fie 3852. RIM, Bon der Klugheit der Ameiſen, fie unterworfen ſind. Ich will dermalen ein Schau⸗ ſpiel erzählen, welches ich bey den Ameifen gefehen has be, IE ich vor einiger Zeit am Walde — — BT gieng. Es waren die groſſen Ameiſen, deren Ener den Nachtigallen eine fo angenehme’ Speife find m), die mir bey meinem Spaziergange ein fo unerwartetes Schaus fpiel vorfegten , welche fich gerne in den Nadelwäldern aufhalten, und von den Nadeln ihre Haufen und Wohs nungen zu bauen pflegen. Es war die Formica rufa des Herrn Ritter von Linne Gen. 249. Spec. 3. die rothe Ameife des Heren Prof. Muͤllers vollft. Naturſyſtem 5. Ih. 2. Band, Seite gı2. die Roth— bruft Herrn Fueßlin von den ſchweizeriſchen Inſekten Seite 52. Num. 1026. die Herr Schafer in feinen Elementis entomologicis Tab. 64. Fig. 4. abbil: det. Man ift es am den Ameifen ſchon gewohnt die ſtrengſte Ordnung und die genauefte Defonomie zu beos . bachten, darüber man die Naturgefchichte der Ameifen aus den Moral Mifcellanies in des Heren Boͤrners ‚Sammlungen aus der Naturgejchichte I. Band, Seite 179. f. nachlefen fan. Man wird die Beobachtungen dieſes Schriftftellers mit Vergnügen lefen, ob man gleich am Ende wird eingeftehen müffen, daß der Ders foffer die Sache ein wenig übertrieben hat. Zuverlaͤſ⸗ figer iſt dasjenige, was Herr D. Martini in feiner ‚allgemeinen Sefchichte der Natur HM. Band Seite 203. f Davon beobachtet und geſammlet hat. Die Geſchich⸗ te, m) Die Art, diefe Ever zu fammte, findet man in den phyſi — Beluſtigungen IH. Band XXV. St. Seite 1076. — wenn fie ihre Wohnung verändern. 253. te, die ich hier erzähfen werde, ift einneuer Berveis von ihrer Ordnung und forgfältigen Defonomie; die fie dar- innen auf das deutlichſte bewiefen, daß fie genöthiget waren ihre erſte Wohnung zu verlaffen. Ihre erfte Wohnung, die fie verlaffen hatten, Tag nur, einen eins zigen Schritt von der zwoten, die fie unter einem Fichs tenbaume aufgefchlagen hatten, ganz frey, und dem Regen allzufehr ausgefeßt. Das war aud) der Örund, warum fie diefen Haufen geflohen hatten. Der beftäns dige Regen machte ihren Aufenthalt eben fo befchwers fich, als gefährlich er ihren Eyern war. ) Man ift an den Ameifen überhaupt die größte Reinlichkeit ges wohne; fie verlaffen daher den Ort den Augenblick, wo die Mäffe oder die Hiße erft einen Schimmel, nach» her aber eine Faulniß zumege bringen Fan. Es ift’als - fo nicht gegründet , was Herr Prof. Müller am ange führten Orte fagt, daß die rothe Ameife in moderigen Haufen nifte. Man weiß vielmehr aus unleugbaren Erfahrungen, daß fie allen Moder fliehen, und das haben auch andere Maturforfcher als gewiß vorausges fest. Mein Benfpiel beftätiget diefes. Sie verlieffen den Ort ihres bisherigen Aufenthalts blos darum, weil he i zu n) Daß die Ameifen auch dann ihre Haufen verlaffen, wenn fich diefelben erhißen, hat ung Here Hoppe in den anz geführten pbyfikalifchen Beluftigungen Seite 1083. gelehrt. Diefer Fall aber war ben der Veränderung der meifen, die ich jeßt erzahle, nicht, weil die Nadeln noch fo wohl erhalten waren, daß fie famtlich zur neuen Wohnung fonnten angewendet werden. Ich habe alfo hier init Grunde die Urfache darinne geſucht, daß ihre erfte Wohnung dem Regen allzufehr ausgefegt geweſen. Daher war freylich endlich eine Faͤulniß des ganzen Ger bäudes zu beforgen, welche die Bewohner deffelben und ihre Nachkommenſchaft in groſſe Gefahr fete. 24 XI. Bon der Klugheit ber Ameifen, zu. befürchten war, die Naͤſſe oder die Sonnenhitze, 9 beyden war ihre erſte Wohnung ausgeſetzt, moͤch⸗ te einen Moder, oder wol gar eine Faͤulniß hervor⸗ bringen. Davon war an dem alten Haufen zwar noch keine Spur zu finden, aber zu beſorgen war es doch; daher die Ameiſen alle diejenigen Menſchen beſchaͤmen, die nicht eher an die Gefahr denken, die Ihnen drohet, - bis fie derfelben nicht mehr ausweichen Fonnen. Die Nadeln ihres erften Haufes waren, wie ich erinnere habe, weder vom Schimmel, noch vom der Faulniß angefreffen 5 fie hatten daher auch nicht noͤthig, aus den entlegenen Oertern Nadeln zu holen, da fie diejels ben in der Nähe fanden. Sie trugen folglich ihren ers ſten Haufen an den Ort, wo fie nun wohnen wolten. Da ich diefes Schaufpiel anfahe, war beynahe ein Haus fen: fo groß als der andere; fie hatten demnach die Haͤlf⸗ \ te ihrer Arbeit vollendet. Ich fahe fie fleißig tragen, obgleich nur der geringfte Theil diefer Ameiſen dazu bes ordere war. Ein Teil der Ameiſen nahm ihren Ges hülfen die Nadeln ab, und legte fie forgfältig Hin, wo fie es nöthig fanden, oder fie halfen ihnen fragen, wenn die taft eines Fleinen Reißchens für eine einzige zu groß war. ch) ergreife diefe Gelegenheit, von der Zuberei⸗ tung der Wohnung der Ameijen die Gedanfen zu wies derholen, die Herr D. Martini am angeführten Orte Seite 114. ergählet. „Man betrachte nur einmal, wie fie einmüthig die Erde ausholen und wegfchleppen ! Wie fie allerley Grasfäferchen, Stüdchen Stroh, Holz und andere Fleine Korper zufammen tragen, und Fünfts ‚lich verbauen ! Anfänglich feheinen fie foldye nur unors dentlich auf einen Haufen zu tragen. Hinter dieſer Unord⸗ wenn fie ihre Wohnung verändern. 255 Unordnung aber ftecft eine Kunft verborgen, die man erſt alsdann wahrnimt, wenn man ihnen recht aufmerk⸗ fam zuſiehet. Unter dem Hügel, worunter fie wohnen, trift man Gänge an, die mit einander Gemeinfchaft haben, und gleichfam die Strafen diefer Kleinen Stadt ausmachen. Nicht jedes Erdreich, noch jede tage ſchickt fich zu einer Ameifenwohnung. Das Erdreich muß ots was feucht feyn, damit fie es defio leichter ausholen koͤnnen. Die tage ift mehrentheils abfchüßig, am Fuß "eines Baums, deffen Wurzeln das Waſſer abhalten, daß es nicht in den Ameifenhaufen eindringet. Bey Anlegung einer Wohnung theilen fich die Ameifen ges meiniglich in zwey Colonnen, wovon die eine ſich uns auf hoͤrlich befchäftiget, Erde herauszutragen, bie andes te den Bau nach den Regeln ihres Sinftinfts und nad) ‚ihren Bedürfniffen zu beforgen. Vom Anfange des Mays oder Brachmonates arbeiten fie, bis die ſchlim⸗ me Jaherszeit wieder koͤmmt, ohn Unterlaß.,, ch Fehre nun zu meinem Haufen zurück, von dem ich vorher fagte, daß die Ameifen dabey mit einer gefellfchaftlichen Einigfeit gearbeitet hätten. Der größe te Theil diefes Volks befand fich indeffen in dem Innern des Haufes, und ich wurde gewahr, da ich mit mei⸗ nem Stock ihre Geheimniffe öffnete, daß er fich bey ih⸗ ren Eyern befand. Dieſes tager ihrer Eyer gab mir einen neuen Beweis ihrer Elugen Defonomie. Die Nar tur, und vielleicht manche andere Zufälle, oder auch) ihr eigener Fleiß hatte die eine Wurzel diefes Fichtens baumes dergeftalt entblöffet, daß der Boden des Erds reichs hier eine: ziemlich merfliche Grube machte. Diefe Grube war mit Steinen ausgelegt , über welche die Amei⸗ 256 XII. Bon der Klugheit der Ameifen, Ameiſen ſo viele Nadeln getragen hatten, daß der Bo⸗ den dieſes kleinen bochs eben erſchien. Auf dieſem Ge ruͤſte von Nadeln lagen die Eyer, mit ſolchem Geraͤthe faſt einen halben Schuh hoch bedecket. Wie ſehr iſt doch ein unvernuͤnftiges Thier fuͤr die Erhaltung ſeiner Nachkommenſchaft beſorgt, und wie geſchickt wiſſen ſie durch ihren Inſtinkt manchen Gefahren auszuwei— chen! o) Daß fie durch mich, indem ich ihren groͤß⸗ ten Schaß, ihre Ener entblößte, in ihrer ganzen Ord⸗ nung und zum Theil in ihrer Ruhe geſtoͤhret worden, das darf ich meinen fefern nicht fagen. Aber was ich ‚aun bemerfte ‚das Fan ich unmöglich verfehweigen. Da es mein Zweck gar nicht war, ihre ganze Machkommen ⸗ ſchaft zu vertilgen, fo fehonte ich ihrer Eyer, fo gut ich Fonnte. Es waren nur wenige aus ihrem Lager geworfen worden. Gleichwol war das ganze Volk auſſer dem Sige der Eyer, und lief ängftiglich hin und _ ber. Selbſt diejenigen verlieffen ihren erften Haufen, ‚welche dahin gegangen waren, um’ Genifte zu holen. Indem merften fie, daß ihre Eyer noch mehrentheils ungeftöhrt da Tagen, wohin fie Diefelben getragen hatten, Ein groffer Theil Ameiſen ftürgte ſich fogleich mir Ges walt auf fie, ohne Zweifel, dieſelben zu befchügen; ein anderer fammelte die wenigen zerftseuten Ener ; ein dritter trug Nadeln zu, um die Eyer bald zu bedecken, und ein vierter Theil that einen gewaltſamen Anariff auf mich, meine That zu rächen. Ich mußte wirklich den Ort, wo fie waren, verlaffen, Damit ich mich nicht ee ER 7 de o) Man leſe von der Sorgfalt der Ameifen für ihre Jun: gen Herrn D. Martini am angeführten Orte Seite sıı.fe nah | h wenn fie ihre Wohnung veraͤndern. 257 der Wuch ihrer ſcharfen Zungen ausſetzte. Ad) vers ließ ihren Ort, aber Neon * die angenehmſten Be⸗ trachtungen. Erſt ſahe ich mit einem demuͤthigen Blicke auf den groſſen Schoͤpfer, den ich hier in ſeiner Allmacht, Guͤte und Weisheit bewunderte. Alsdann ſahe ich mit Erſtaunen auf einen groſſen Haufen Menſchen, deren Oekonomie fuͤr ihr Haus und fuͤr ihr Herz aͤuſſerſt ſchlecht iſt. Endlich zog ich mir hieraus Die Regel: daß wir in der ganzen Natur nichts uͤberſehen duͤrfen, weil alle Kleinigkeiten p) ein aufmerkſames Herz mit den ſchoͤnſten Betrachtungen naͤhren koͤnnen. Gluͤcklich, wer die groſſen Zwecke erraͤth, und für ſich zum Beſten anwendet, welche der guͤtige Schoͤ⸗ pfer hatte, da er die Welt ſchuf, dabey er allemal das Gluͤck feiner vorzüglichften Gefchopfe, der Menfchen, füchte und gründete. | Die p) Es giebt in der Natur eigentlic, Eeine einzige Kleinigkeit. Die volllommenfte Uebereinftimmung, und der genauefte Zufammenhang herrſcht durch alle Neiche dev Natur. Die Schöpfung der Milbe erforderte nicht geringere Weisheit, und mit ihrer Hervorbringung war nicht we; niger Abficht verfnüpft, als mit der Schöpfung des Be hemoths. Im kleinſten Gründling ift die Allmacht ſo ſichtbar, als im groͤßten Wallfiſch; im Strauß iſt ſie nicht herrlicher, als im Zaunkoͤnig. Das feinſte Moos wurde nach eben dem Plane geſchaffen, als die Cedern vom Libanon; im Diamant ftrahle die Macht des Schoͤ⸗ -pfers nicht herrlicher, als im Sandkorn, und das Son: nenftaubchen hat feinen andern Urheber, als die unüber; fteigbaren Berge, die ihren Scheitel tief in die Wolfen einhuͤllen. Martini foftematifches Conchhlienfabinet, 1. Band, Einleitung Seite IV. Schröt. Abh. 1. Th. R \ 1 . ‚258. XIV. Von den Seufßreen, I Die pierzehente Abhandlung. Sale Heuſchrecken, ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen, welche fich in Thüringen aufhalten. | 6 der Name Heuſchreck, der. bey den Deutfchen > ein ganzes Geſchlecht bezeichnet, deſſen Gattuns gen ber tateiner durch befondere Namen unterſcheidet, von dem Worte Heu und ſchrecken, d. i. ſchreiten, fpringen, hüpfen, herkomme ? ob dieſes Inſekt dar⸗ um den Namen einer Heuſchrecke fuͤhre, weil es ſich im Graſe auf haͤlt, und ſich davon zu naͤhren pflegt, und weil es nicht ſowol gehet, als huͤpft? das will ich nicht unterſuchen. Friſch 9) hat es wenigſtens ſehr wahrſcheinlich zu machen geſucht. So viel iſt gewiß, daß das Geſchlecht der Heuſchrecken nicht ſowol das ab⸗ gemaͤhete Gras, welches wir Heu nennen, als viels mehr das grüne Gras zu feiner Nahrung erwählet, und daß die gröffere orientalifche Art, fo wie die Zugheus fehreefen der Tartarey, die junge Saat und die griis sen Blätter der Bäume dem Grafe allemal vorzieher, fo «wie unfere gewöhnlichen Heuſchrecken zur Zeit der Erndte das dürre Gras fliehen, und in die noch gruͤ— ‚nen Felderbfen weichen. Inzwiſchen haben unfere Borfahren diefen Namen aufgebracht, und wir fennen das Inſekt alle, das dadurch bezeichnet wird, gefeßt auch, ne deffen Benennung noch fo weit bergeholt ſeyn 9) Bon den Inſekten Deutſchlands, Th. IX. Seite 2. * R } . \ ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen sc. 259 ſeyn ſollte. Man hat dieſen Namen dem ganzen Ge⸗ ſchlecht gegeben, deſſen Gattungen man durch gewiſſe Beynamen unterſcheidet, die nach dem Syſtem des Herrn D. Schaͤfers, die Fangheuſchrecke, die ei⸗ gentliche Heuſchrecke, und die Schnarrheuſchrecke genennet werden. Der lateinische Name Locuſta iſt eingeſchraͤnkter, und doch zweydeutig. Unter den In— ſekten des Erdbodens belegen die Schriftſteller mit dies fem Namen nur die eigentliche Heuſchrecke, da fie die Fangheuichrecfe Mantes, die Schnarrheufchrecke aber Acridium nennen, Schon den Alten war der Name Locufka befannt, und wurde von ihnen fonders lich denjenigen Heuſchrecken beygeleget , welche fo groß fe Berheerungen in der Welt anrichten, dergleichen die orientalifche Heuſchrecke thut. Mlinius gedenfer ders felben Lib. IX. Cap. 31. (50.) Lib. XI. Cap. 29. (35.) Seite 275. 324. im erften Tom der Müllerifchen Ausgabe. Man lefe Wolfgang Franz Hiftoria ani- malium Part. V. Cap.IV. p. 794. Wittenberg 1633. 8vo. p. 406. Frankfurth und Leipzig 1712. 4to. und Sohann Cyprian Continuatio hiftoriae anima- lium Franzii p. 3503. Man vergleiche damit den Aldrovand de Infectis Lib. IV. und das Zedleris ſche Untverfal »tericon Tom. Xil. Seite 1957:1968. wo aus dem Moufertus und Charleton angemerfee wird, Locufla bedeute Loca vfta, weil diefe Inſekten diejenigen Derter, wo fie fich aufhalten, gleichfam zu vers fengen und zu verbrennen pflegen. Ein Vorwurf, der nicht alle Heufchrecken trift. Man hat aber auch ein gewiſſes Seeinfeft die Seeheuſchrecke, Locuflam marinam, genennet, ob es gleich mic den eigentlichen | N 2 Heus 260 XIV. on den Heufchrecken, Heuſt recken faſt gar nichts Aehnliches hat. i) Der griechiſche Name &xges ift gleichfalls der Geſchlechtsname der Heufchrecke, obgleich der Tateinifihe Name Acri- dium wenigftens beym Herrn Schäfer nur: einer einzigen Geſchlechtsgattung bengelegt wird, die wir die Schnarrheuſchrecke nennen. Ob diefer Name von &xg, extremitas herfomme, weil die Heuſchrecken die Soigen des Grafes und anderen, Früchte abmähen ? oder ob es von #8g@, ich beiffe ab, hergeleitet werden müffe ? das mag ich nicht unterſuchen. Sich werde dies Gefchäfte den tiebhabern der Kritik überlaffen, und mich nur bey der Naturgeſchichte dieſes Gefchlechtes ſelbſt aufhalten, | | Sch Fan vorausfegen, daß meine fefer das In⸗ ſekt alle kennen, wovon ich eine kurze Naturgeſchichte liefere, und dieſes uͤberhebet mich der ſchweren Muͤhe, daſſelbe ſo zu charakteriſiren, daß es denen, die es noch nicht kennen, auch ohne Abbildung bekannt wuͤrde. Beym Herrn Schaͤfer ſtehet dieſes Geſchlecht in der fuͤnften Claſſe von Inſekten, welche unbeſtaͤubte Fluͤgel haben, doch unter verſchiedenen Ordnungen, die wir bald naͤher bekannt machen wollen. | Ä Eben x) Zeichnungen von diefer Heuſchrecke Tiefen: Knorr in der Sammlungen von den Merkwürdigkeiten der Natur, Th. En XII. a fig. 2. Tab. XV. fig. 4. Baier in der Oryctographia Norica Tab. VIII fig. 6. Baier 20 in den monumentis rerum petrificat. Tab. 3. fig. 3.4. Walch im’ Steinreihe Tab. L:.n. 3. Leſſer in der Lithotheologie Num. XII. der Kupfertafeln, Die na: tuͤrliche Seeheuſchrecke haben abgebildet Rumph in der ambeinifchen Raritätenfammer Tab. I. der holländifchen Ausgabe, und Müller volftändiges Naturfpfiem Th. 5. 3, Band Tab. XXXV. Fig. l. ihrer Naturgefchichte, undden Gattungen ıc, 261 Eben fo ift es bey dem Hrn. Nitter von £inng, ob er gleich die Gattungen nicht fo fehr vertheilet hat, wie Herr Schäfer, vote fich in der Folge zeigen wird. 2 Jetzo merfe ich nur an, daß viele unfrer Borfahren, Franz, Eyprian, an den angeführten Dertern, Oper: ling Zoologia phyfica pag. 423. die Heufihrecfen für ein Mittelding unter den fliegenden und Eriechens den Thieren hielten. So befchreibet unter andern Sperling die Heuſchrecke: Locufta et inſectum vorax, — ‘medium tenens inter vola- tile et reptile. Ein Gedanke, den man unfern guten Vorfahren verzeihen muß, Ich will nichts davon ges denfen, daß, wenn diefes Kennzeichen auch bey den Heuſchrecken gegründet wäre, es mehrern Inſekten ges mein ſey, nemlich den mehreften, die der Ritter von £inne Infedta hemiptera nennt. ch führe zum Beyſpiel die Grillen an, welche unfre Vorfahren von „den Heufchreefen trennten. Aber daß unfte Inſekten wuͤrklich fliegen fonnen, das iſt aus ihren groffen Züs gen erweiglich, welche fie bisweilen zum Schaden vies fer Gegenden unternommen haben. Vermuthlich fahen unfre Borfahren bey diefem Kennzeichen daratıf, daß ich die gewohnlichften unter unfern Heufchrecfen der Macht zu fliegen begeben, und mehrentheils nur hüpfen , oder wenigftens mit ausgefpannten Slügeln nur einige Schrit⸗ te weit ſich begeben. Ueber die Eintheilung der ————— haben Friſch, Schäfer, Gleditſch und Einne, die wir alle bey ver Hand haben, fehr abweichende Gedanfen, die wir Fürzlich vortragen wollen. N. 3 Hert er 26 2 | XIV. Von den On, he Friſch 9— meynet, daß man die Heuſchre⸗ cken auf zweyerley Art abtheilen koͤnne, und von bey—⸗ den hat er einen Derfuch gemacht. Er theilet fie ein⸗ mal ein in folcye, wo die Weibchen tegeftacheln haben, und in folche, wo fie ihnen mangeln, Er erfläret fich darüber nicht weiter, vermuthlich darum, weil er die groffen Unbequemlichkeiten diefer Eintheilung voraus ſahe. Man muß jedesmal Männchen und Weibchen beyſammen haben, wenn man diefen Kennzeichen trau⸗ en fol. Diejenigen, die nie mit einem tegeftachel vers fehen find, ‚haben Feine äuffere Kennzeichen des Ge⸗ ſchlechts, man müfte fie folglich zur Zeit der Begattung auffuchen, um dann die Gattungen zu finden. Allein wie Ichwer ift das! Geſetzt, ich hätte ein Weibchen mit dem tegeftachel entdeckt , fo würde ich Dann wol aus der Aehnlichkeit auch das Männchen finden ; aber wie wollte ich denn bey den übrigen Gattungen zu rechte Fommen ? ch bemerfe hier beyläufig, daß feine Gat⸗ fung einen tegeftachel Hat, als die eigentliche Heufchres ce, die in unſerer Fünftigen Befchreibung die zwote Drdnung ausfüllen wird. Die andere Eintheilung hat Herr Friich am angezogenen Orte von Auffern LUmftänden hergenommen, und da bringt er feine Heufchrecken in acht Ordnungen: . D)die groffe orientalifche Heuſchrecke; 2) die Heufihres ce mit hellrothen Unterflügeln ; 3) die Heufihrecke mie blauen Unterfluͤgeln; 4) die gelbliche Heufchrecfe mit braunen Flecken auf ven Obetflügeln ; 5) die grasgrüne Heuſchrecke; 6) die weißliche Heufchrecke ; 7) die Deus ſchrecke der — RN ‚ und 8) die Strihhew führe 8) Bon den Inſekten Deutfchlande, Th. IX. Seite 4, ihrer Naturgefchichte, undden Gattungen ec. 263 ſchrecke. Mich duͤnkt, Herr Friſch habe hier die Gat⸗ tungen ohne Noth vervielfaͤltiget, und die Abarten von den eigentlichen Arten nicht hinlaͤnglich unterſchieden. Die Heuſchrecken mit rothen und blauen Unterfluͤgeln gehoͤren unſtreitig zu Einer Ordnung, die ich mit Hrn. Schaͤfer zum Unterſchied von andern die Schnarr— heufchrecke nennen will. Die gelbliche Heufchrede, die grasgrüne, und die weißliche gehören auch in Eine Ordnung; und ob man. die Strichheufchrecfen mit Grunde zu einer befondern Gattung mache, das mwers den aufmerffame Naturforſcher am beften entſcheiden Fonnen. ⸗ Herr Hofrath Gleditſch, deſſen Verdienſte um die Gelehrſamkeit laͤngſt entſchieden ſind, hat uns ohne Zweifel mit der vollſtaͤndigſten Eintheilung der Heu⸗ ſchrecken beſchenkt. t) Er ſchlieſſet von dieſem Ges ſchlechte alle Arten von Inſekten aus, die blos in Anſe⸗ hung des einen oder andern Merkmals den wahren Heuſchrecken beykommen und ahnlich find, als die Ci- cadas, Precicadas, Ranatras des Linné, und defs fen Laternarium oder taternenträger, fowol den ames tifanifchen als finefifchen. Er bringt die Heufchrecken in vier Abtheilungen und achtzehn Gattungen. Die erfte Abtheilung enthält Diejenigen Gattungen, deren Kopf mic fehr langen Antennen oder Fuͤhlhoͤrnern vers ſehen ift, und deren Weibchen zugleich eine aus dem Koͤrper herausgehende Geburtsfcheide haben. Dahin gehöret 1) der Fleine gemeine bunte Wiefenfprengfel 5 E- das ware ‚ oder bunte Heupferd ; 3) der aller⸗ R 4 groͤßte t) In den phyſtkaliſchen Beluſtigungen III. Band, XXVI. St. Seite 1198. ff. = — x \ a6‘ XIV. Bon den ea. * u großte — 4) die kapiſche Heuſchre⸗ cke, mit ſehr breiten blaͤtteraͤhnlichen Oberfluͤgeln, und einem Halsſchilde, welcher mit einem doppelten gekoͤrn⸗ ten Kamm verſehen iſt; 5) die Feld⸗ oder Heidegrille; 6) die Hausgrille, Heime. Die zwote Abtheilung enthält diejenigen Heuſchrecken, deren Koͤpfe mit ſehr . ‚fangen Fuͤhlhoͤrnern verfehen find, und ben deren Weib hen die Zeugungsroͤhre nicht aus dem Körper heraus geht. Dahin gehört 7) der Reitwurm Gerſtwurm, Mauldwurfsgrille; ; 8) die ſurinamiſche Heuſchrecke, mit dem allerbreiteſten gekoͤrnten Halsſchilde; 9) Locuſta gregaria peregrina des Roͤſels; 10) die kleine bra⸗ fillaniſche Federklelheuſchrecke des Petivers. Die dritte Abtheilung begreift die Heuſchrecken unter ſich, deren Köpfe mit kurzen Fuͤhlhoͤrnern gezieret find, des ren Weibchen aber eine aus dem Koͤrper herausgehen⸗ de Geburtsſcheide haben. Dahin gehoͤret 11) Locuſta orientalis aculeata. In der vierten Ordnung kom⸗ men diejenigen Gattungen vor, die mit kurzen Fuͤhlhoͤr⸗ nern verſehen ſind, und wovon die Weibchen Feine aus dem Korper herausgehende Geburtsfcheide haben. Das hin gehören 12) der allertleinfte gemeine Wiefenfprengs ſel von. allevhand Farben ; 13) der Fleine bunte Grass ſprengſek; 14) der fpätere geftreifte mittlere Feld und Wigfenfprengfel 5 15) der Schnarrfprengfel, die Klaps perheuſchrecke; 16) die allergroͤßte arabiſche oder india⸗ niſche Heuſchrecke ; 17) Locufta orientalis, pere- grinans, gregaria, fine Afıatica ; 18) Locufta cu- eulata maior, Africae litoralis, capitulo acute faitigiato, antennis tenuiflimis exiguis. Aus ale FIRE erpellet zugleich/ af Here Hofrach Öle: en ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen ec. 265 ditſch zugleich die Grillen, nemlich die Hausgrille, die Feldgrille und die Maulwurfsgrille, mit unter das Geſchlecht der Heuſchrecken zaͤhlet. : Har Schafer hat nur drey Ordnungen von Heuſchrecken. 1. Die Fangheufchrecfe, Mantes, welche bey ihm in der fünften Elaffe der Snfeften von unbeftäubten Flügeln, und in der erften Ordnung, wo nemlich die Fußblatter an allen Füffen fünf Glieder ha— ben, ihre Stelle gefunden. Sie ift auf der gıften Tas fel fehr genau abgebildet und befchrieben ; 2) die Heus fehreefe, Locufta, in eben der Efaffe im der dritten Ordnung, 100 die Fußblärter an allen Füffen vier Glie— der haben. Sie ift auf der 7often Tafel abgebildet und befchrieben ; 3) die Schnarrheufchrecfe, Acri- dium, in eben der Elaffe, in der vierten Ordnung, wo die Fußblaͤtter an allen Füffen dren Glieder haben. Sie ift auf der ısten Tafel abgebildet und befchrieben. u) j R 5 Diefe F u) Man darf aber beym Herrn Schäfer die Heuſchrecken nicht bey einem Gefchlecht zufammen fuchen. Sie fie hen zwar in feiner Kennzeichen: Tafel der Gefchlechter unter einer, nemlich der fünften Claffe, deren Keunzei: chen unbeftäubte Flügel find, aber in ganz verfchiedenen j Drdnungen, Die Fangheuſchrecke ſtehet in der erſten Ordnung mit dem Blattlausloͤwen, der Fruͤhlingsfliege, der Uferaasfliege, der Skorpionfliege, Schwanzfliege, Saͤgefliege, Schlupfweſpe, Ameiſe, Gallapfelfliege, Weſpe, Afterweſpe, Goldweſpe, Biene, Ameifen: löwen , Koldenfliege , und Afterjuͤngferchen in einer Sefellichaft. In der dritten Ordnung finden wir die Heuſchrecke bey der Kameetfliege, und in der gten Elaffe die Schnarrheufchrecke bey der Grille, den Süngferchen, Afterfrählingsfliege, Schaumfliege und Sägefliege, Ins feftenfreunde , die zugleich ihre Inſekten ſyſtematiſch ken⸗ nen wollen, werden freylich in einer folchen Eintheitung viel Schwierigkeiten finden, — van 4. * ——— — 91 * ar HR) — % T \ 4 —— 266 XIV. Von den Heuſchrecken, Dieſe Eintheilung empfiehlt Kuͤrze und Deutlichkeit, und wenn wir noch eine Ordnung, wo nemlich Die Fuß⸗ blaͤtter an den vordern und mittlern Fuͤſſen vier, an den Hinterfuͤſſen aber fuͤnf Glieder haben, hinzuthun, ſo wird fie auch vollſtaͤndig ſern. Wir machen dem⸗ wach vier Gattungen, oder wenn man fie Tieber alfo nennen mochte, vier Ordnungen von Heufchrecfen, die ich in der Folge meiner Abpandfung zum Grunde legen werde. Der Herr Nitter von Linne hat die Heufchre: cken in der 12. Ausgabe feines Naturfpftems unter dem Gefchlechtsnamen Grylius, (fiehe Müllers vollſtaͤn⸗ diges Naturſyſtem 5. Th. 1. Band, Seite 416. f.) wo freylich unſre eigentlichen Hrufäiteden nur eine Ges fehlechtsgattung find. Seine Geſchlechtskennzeichen ſind folgende: Der Kopf iſt niedergebogen, mit Kie⸗ fern verſehen und mit Fuͤhlerchen beſetzt. Die Fuͤhlhoͤrner find buͤrſtenartig, oder fadenf oͤrmig. Die vier Fluͤ— gel lauffen wie ein Dach abwaͤrts und ſind zuſammen gewickelt, beſonders die untern, welche ordentlich fes cherformig gefalten find. Die Hinterfüffe find Springs fuͤſſe, und alle endigen fich in zwey Nägeln oder Klauen. Hieher rechnet nun Herr von Einne 1. Grashüpfer mit fpißigem Kopfe, deren Kopf kegelf oͤrmig und lans ger als das Bruftftück ift, und folgende Gattungen : 1. Gryllus nafutus, die fananafe. 2. G. breuicor- nis, das Kurzhorn. II. Grashüpfer mit hohem Na; en, deren Bruftftück kielf oͤrmig erhoͤhet ift, die Fühls Hörner aber Fürzer als das Bruſtſtuͤck und fadenf oͤrmig find. 3. Gryllus vnicolor, ver Einfärbige. 4. G. variolofus, die Warzenjtirn. 5. G. ferratus, das Saͤ— geſchild. Br, ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen ec. 267 gefchifd. 6.G. carinatus, das Glattſchild. 7.G. bipun- &tatus, der Stußförper. 8. G. fubulatus, der Kahl flügel. 9.G.Lunus, der türfifche Mond. 11. Gryl⸗ Ion mit zwey Schwanzbürften. 10. Gryllotalpa, vie Maulwurfsgenlle. 11. G. minutus, die amerifanifche Ortylle. 12. G. domefticus, die Hausgrylle. 13. G. campeltris, die Feldgrille. 14. G. vmbraculatus, die Kappengrylle. 15. G. conuolutus, der Widels x flügel. IV. Säbelheufihrecfen, deren Weibchen am Schwanze einen fabelförmigen Fortfaß führt, die Fuͤhl⸗ hörner aber bürftenartig find. 16. G. citrifolius, das Citronenblatt. 17. G. laurifolius, das Lorbeerblatt. 18. G. Myrthifolius, das Myrthenblatt. 19.G. Co- nocephalus, der Kegelfopf. 20. G. elongatus, die Schleppe. 21. G.lamellolus, das Schenfelblatt. 22. G. ocellatus, das Slügelauge. 23. G. acuminatus, der Spigwirbel. 24. G. triops, das Dreyauge. 25. G.rugofus, der Rungelbalg. 26. G. coronatus, der Kayier. 27. G. aquilinus, der Breitflägel. 28.0. nelanopterus, der Schwarzflügel. 29. G. faltigia- tus, der tangftachel. 30. G. coriaceus, die Lederdecke. 31. G. viridiffimus, die Degenflinge. 32. G. cinea- rius, der Senfflügel. 33. G. verrucivorus, der Wars jenfreffer. 34. G. pupus, die Puppe. V. Gemeine Heuſchrecken, deren Schwanz eintach iſt, die Fuͤhlhor— ner aber fadenförmig find. 35. G. elephas, der Eles phant. 36. G. fuccindtus, der Gelbfaum. 37. G. eriftatus, die Kammheuſchrecke. 38. G.morbillofus, der Mafernflef. 39. G. miliaris, der Friefelflügel. 40. G. haematopus, der Haarfchenfel. 41. G. mi- gratorius, der Wanderer. 42. G. tartaricus, der Tartar. " EIERN \ ap Tan Ta a7 9 7 Dr ARE ’ — * MN Kain J 268 v. Son den Heuſchercken, Tartor. 43. G. variegatus, die Eparacterfic. 44. G. coerulefcens, das Schwarzband. 45. G. Suri- namus, det Suwinamier. 46. G. italieus, der Ita⸗ liener. 47. G. ftridulus, ver Knirſcher. 48.G. coe- ruleus, der Klippenfpringer. 49. G. Carolinus, dee Caroliner. 50. G. obfcurus, der Africaner, 51. G. - Sibirieus, der Sibirier. 52. G. flauus, der Gelbfleck. 53. G. apricarius, der Schwede. 54. G. viridulus, der Weißrand. 55. G. biguttulus, der tangpunft. 56. G. rufus, der Grauflügel. 57. G. Danicus, ver Daͤne. 58. G. groflus, der Blutfchenfel. 59. G. Ipi- ‚nulofus, der Dornhals. 60. G. pedeftris, der taus ' fer. 61. G. perfpicillatus, der Brillentrager. ch habe gefagt, daß ich das Gefihlecht der Heus ſchrecken in vier Ordnungen abtheife, nnd ic) vechne dahin : HR — ‚1. Die Fangheuſchrecke, Mantes. Der Ge— ſpenſtkaͤfer beym Miller. Das Inſekt mit dem Mantel, Handbuch) der Naturgefchichte. "Bey dem Herrn Nitter von Line macht das Volk der Fangheuſchrecke unter den Inſekten mit habs ben Deefchilden (Hemiptera) ein eigenes, nemltch das 220. Gefihlecht aus, wohin 14. Gaftungen gezählet “werden. Die Sefchlechtsfennzeichen davon find folgen» de: Der Kopf ift herunserhängend, mit Kiefern vers fehen, und mie Fuͤhlerchen beſetzt. Die Fühlhorner find bürftenartig. Die vier Flügel find alle pergaments artig zufammengewicelt, und die untern ziven liegen fecherförmig gefalten. Die Vorderfuͤſſe find gedruckt, untenher ſaͤgefoͤrmig gezägnelt, am Ende mit einer eins — Klaue bewaffnet, und zur Seite noch mit einem buͤrſten⸗ ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen ıc. 269 bürftenartigen gegliederten Finger befegt, Die Hins terfüffe aber find glatt, und dienen zum Schreiten. "Das Bruftftück iſt langgedruckt und gleichfeitig. Siehe Müllers vollftändiges Naturſyſtem 5. Th. 1. Band, Seite 408. Unfere Fangheufchrecke ift die ste Gats tung diefes Gefchlechts, und wird vom Herrn Linné Mantis religiofa, vom Herrn Miller aber das euro: päifche wanvdelnde Blatt genennet. Es wird dieſe Fangheuſchrecke in und auffer Deutfchland gefuns den. In der Schweiz hat fie Herr Fueßlin entveckt, "und er fagt in feinem Verzeichniß ſchweitzeriſcher Inſek⸗ ten Seite 22. Num.429. daß man diefe Mantis reli- . giofa im Herbft ausgewachfen bey Genf und tuggaris und in groffer Menge bey teuck in Wallis finde. , Die Afrikaner halten diefes Inſekt für heilig, weil, wie fie fagen , daffelbe mit den Händchen weifer, wo Mer ca liegt. Siehe Müller 1. c. Seite arꝛ. Die Eins wohner in der Provence nennen fie Pregue Dion, weil fie zuweilen gefaltene Hände zu haben ſcheine. Sies he das Handbuch der Naturgefchichtg IV. Th. Seite 4. Das ift die Urfache warum fie Cinnaus Mantis reli- 2ofa nennet. Im Handbuch) der Naturgefchichte wird fie das Inſekt mit dem Mantel, die gröfte Heu: fehrecfe und der Wahrfager genennet. Ich muß darüber die Gedanfen des Merfaffers Seite 269. f. wie; derholen. „Sie hat vielleicht daher den griechifchen Namen Mantis, Wahrſager, erhalten, weil fie durch ihre Wiederkunft den Frühling verfündiger, oder weil fie, wie die übrigen Heufchrecken, wenn fie fich in groffer Menge fehen faffen, eine Theurung prophezeyen, oder weil fie in ihrer gewöhnlichften Stellung mit ge faltenen — y — 270 XIV. Bon den Heuſchrecken, faltenen Händen Gott anzurufen ſcheinet, wie die Pros pheten des alten Bundes thaten. Das gemeine Volk in der Provence nennet fie auch Pregdion. Dafelbft erhält fie als ein andächtiges Inſekt eine gewiſſe Vereh⸗ rung. Wenigftens, fagt man, hat fie eine groffe Liebe gegen die Kinder ; wenn fie zuweilen von einigen um den Weg gefragt wird, fo zeigt fie ihnen denſelben mit ihren Fuͤſſen. Man verfichert, daß fie ihnen folchen ſelten, oder wol niemals, unrecht zeigt. Herr D. Schäfer hat in feinen Elementis en- tomologicis die Fangheufchrecfe auf der. gr. Kupfers N Mur unten nach dem Steiffe zu wird er breiter, und- tafel abgezeichner, nach feiner —— will ich dieſes Inſekt beſchreiben. Die Fangheuſchrecke hat an ihren Fußblaͤttern fuͤnf Glieder, borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner und hervorra⸗ gende Augen. Der Bruſtſchild iſt lang und ſchmal, der Hinterleib ebenfalls, und hat hinten vier Anhaͤnge. Die Oberfluͤgel ſind weniger durchſichtig, als die untern, und abhaͤngend; die untern aber find faͤcherartig gefals ten. Sie hat Springfüffe, und pfleget die vordern mefferartig zufammenzulegen. Das find die vorzüg- fichften Kennzeichen diefer Heuſchrecke, die der beruͤhm⸗ te Herr D. Schäfer zur Erklärung feiner 81. Kupfer: tafel angeführer hat. Wir wollen aber feine Abbil⸗ dung genauer zergliedern, Damit wir unfern kefern dies ſes Infekt Eennclicher machen. Der ganze Körper ift, nach ver Defchaffenheit feiner Laͤnge, überaus ſchmal, ‘denn er bat kaum die Breite eines halben Viertelzolls. da beträgt | feine Breite wirklich einen Viertelzoll. Dies fer breite Theil des leibes iſt mit fünf erhabenen Nins gen “. u Far IN ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen sc. 271 gen verfehen, und hier ift die Farbe des Thiers viel brauner, als der übrige Theil des keibes. In der Mitte hindurch gehet ein heller Strich , der fich in der Hälfte des feibes, nach dem Kopfe zu, verliere. Der Kopf ift, nach der Befchaffenheit eines fo fangen Koͤr⸗ pers, überaus Flein, die Augen aber, welche merklich hervorragen, find fehr groß. Die borftenähnlichen Fuͤhlhoͤrner Haben ihren Sig nahe an den Augen, und find, gegen die Fühlhorner der gemeinen Heufchrecfen gerechnet, fehr Elein. Die Hinterfüffe, und die mitt, lern, find durchgehends glatt, die vordern aber haben an ihrem mittlern Gliede borftenägnliche Haare, und da, wo die Fußbläcter angehen, einen langen Hafen. Die Iperflügel find ausgebreitet, und die Hälfte fehmas ler, als die untern, und länglich rund, da die Unters flügel am Ende fpigig und ausgefchweift find. Beym Herrn Schäfer hat die Fangheufchrecke, Körper, Kopf und Anhänge mit gercchnet, eine Laͤnge von 2x Zoll. I. Die gemeine Heuſchrecke, Locuſta, hat fols gende Arten: - D Die groffe orientalifche Heuſchrecke. Die allergroͤßte arabiſche oder indianiſche Heu— ſchrecke, Gleditſch. Locuſta orientalis pere- grinaus, gregaria ſiue Aſiatica, Locuſta Ara- bica ſiue Indica omnium maxima migrans. Gryllus criftatus Linn. Die Kammheuſchrecke Müllers, Die Befchreibung, die Frifch r) von biefem fo bee: und ſchaͤdlichen Thier giebt, iſt einer Wieder⸗ x) Friſch von den Inſekten, Th. IX. Seite 4. 272 Ar ‚XIV. Von den Heufchtecken, Wiederholung nicht unwuͤrdig. Hier iſt fie : „Ahre Sarbe ift an den Dberflägeln, Kopf und Halsfchild braun, die langen Nibben an den Oberflügeln, und Fleinen Queradern find geld. Der Halsfchild Hat vier Höhen am Kamm, und macht gegen die Flügel zu eis nen Winkel, und die erhabenen Winfel und tinien an dieſem Halsſchild find gleichfalls weißgelb , als ein Hirſchhorn, wo das herausftehende abgenußte weiß wird, das innere oder tiefere braun bleibt. Die Uns terflügel find dunfelfarminrorh, mit fehwarzen Flecken jwoifchen den Ribben, und liegen in drey Falten.,, Herr Prof. Müller giebt in feinem vollftändigen Nas turſyſtem noch einige Züge von dieſem Inſekt, die ich nicht übergehen darf. Im 5. Theile 1. Band, Seite 437. derfichert er uns, daß diefe Heuſchrecke vorzüglich fon, roth, grüm und gelb gezeichnet fey. Das Bruſtſtuͤck ift über den Kiel in vier bis fünf Kerben eingetheilt , und weil diefes gleichfam einen Kamm vorftellet, der fich gleich hinter dem Nacken zeiget, fo hat dis dem Nitter Linné Gelegenheit gegeben ,. fie. Grylius eriflatus zu nennen, Der Körper ift einen Singer lang und dief, und auf ausgebreiteten Flügeln nimt fie eine Breite von einer Spanne ein. Die Füpls hoͤrner find fadenformigund kurz. Die Schenkel der. Hinterfüffe find mit einer Neiher dornigter Stacheln bes waffnet, und das Steifch iſt eßbar. In den Morgen; laͤndern giebt es eine erftaunende Menge derſelben, und wo fie fich niederlaffen, da richten fie groſſe Verheerun—⸗ gen an. - Sie verlaffen bisweilen die Morgenländer, und wenn fie da ziehen, fü ziehen ſie in groffen Wolken. Man muß fie ehe mit der Sirichheuſchrecke — ihrer Naturgefchichte, und den Öattungen!c, 273 Gryllus migratorius Linn. Gen. 221. Spec. Ar. der Wanderer, Müllers, nicht verwechfeln. Diefe häfe ſich eigentlich in der Tartarey auf, läßt ſich aber biss weilen in ganz Europa fehen, wie Kerr Müller 1. c. Seite 440. f. durch Beyſpiele beweiſet. Hier hatte Frifch Gelegenheit fie zu beobachten, der fie Theil IX. von den Sinfeften Tab. VIII. abgebildet, und Seite 10. f. befchrieben hat. Sch glaube, ich dürfe Hier geles gentlich von dieſer Strichheuſchrecke etwas ſagen. Friſch beſchreibt ſie folgendergeſtalt. Die Fuͤhlhoͤrner haben 25. cylindriſche Gelenke, die unten am Kopfe groͤſſer ſind, und immer kleiner werden. Die Stirn hat in der Mitte einen hellglaͤn⸗ zenden Knopf, der die — eines Auges hat, und der auch vielleicht ein Auge ſeyn kan, denn Inſekten mit drey Augen ſind eben keine groſſe Seltenheit, die mehreſten Fliegenarten haben derfelben drey. 9) Die zween Augen befinden fich an der Seite der Stirn, am obern Theil derfelben und find länglic, Die Oberlips pen beftehen aus zween, einwärts auf das Gebiß zu, eingebogenen Abſaͤtzen. Die Unterlippe ift mitten ins Kreuz gefpalten, und daher in vier Theile getheilet, Das Zangengebiß ift groß, fehwarz, ſehr hart, und gezähnele. Der Halsfchild bedeckt ven Hals und die Schultern. Die Flügel ragen weit über den teib her⸗ vor, der feib aber hat acht Abſaͤtze. Das tegeglied bey den Weibchen iſt — vier etwas ſtark geboge⸗ nen 9 Schäfer Tab. LXXVIII. C. CXXVII. u. f.w. —* die Süngferchens oder Libellen haben drey agern Schroͤt. Abh. ı Th. S RN 4 u... ; NW \ 274 : XIV. Bon den Heuſchrecken, nen Spitzen befindlich, welche nahe auf einander liegen. Mit dieſen macht die Heuſchrecke eine Oeffnung in die Erde, und legt die laͤnglichen Eyer neben einander auf⸗ rechtſtehend zwiſchen den Spitzen heraus. Nach Hrn. Friſchens Abbildung hat die ganze Heuſchrecke in ihrer Naͤnge 53 Zoll, 2 linien. — > Sogar in Sachſen und bey Halle haben ſich dieſe Heuſchrecken blicken laſſen. Herr Gruͤndler, ein ſehr aufmerkſamer Naturforſcher, hat ſie bey dieſer Gelegenheit beobachtet, und ſeine Beobachtungen ſind ‚ im s. Stuͤck des Naturforſchers Seite 19. f. befchries ben. Sie laſſen ſich fehr ſchwer, und nur mic Lift fangen. Wenn fich ihnen ein Menfch naher, fo fteis gen fie wohl 15. Ellen und drüber in die Hohe, und ihr Flug gehet 100. bis 150. Schritte in einer geraden tinie fort. Zwey Perfonen werden norhwendig erfors dert, wenn man. diefe Thiere hafehen will. Da fie "Herr Gründler in groffen Zuckerglaͤſern aufbehielt, in welche er Gerfte gefäet hatte, fo fahe er, daß fie bie Gerftenhalmen in der Mitte abbiffen, das abgebiffene Theil aber liegen lieſſen. Sodann fraffen fie den ftehend gebliebenen Theil des Halms von oben nach unten zus auf. Dies gefchahe fo geſchwind, daß es fehien, als wenn der Untertheil der Halme in die freffenden Heus fehrecfen Hineinfroche. Wenn ich der Zeichnung des Herrn Fritfchens trauen darf, fo hat dieſer Gryllus- migratorsus eine groffe AehnlichFeit mit der folgenden - ‚dritten Gattung, nemlich. der grünen Heufchrecke mit braunen Flecken, die aber in Thüringen nicht felten ift. 2) Die grüne Heufchrecke. Der allergrößr te grüne Baumfprengjel, Gleditſch. Locuſta | arbores / | * Roturheſchichte und den regen .M7S i arborea maxima viridis s, antennis longifimis, ‚Gryllus viridiſſimus Die ? Degenflinge, Müller. Die Heuſchrecke, Handbuch der Nar turgeſchichte IV. Band Tab. IV. fig. ı. und Seite 270. | Diefe ift unter unfern Heuſchrecken die größte, ob ihr wol die gleich folgende bunte Heuſchrecke an Gröffe ziemlich nahe fomt. Ehe ich diefelbe näher bes fehreibe , fo bemerfe ich erft einige Umſtaͤnde, vie fie überhaupt angehen. Sie halten ſich in verjchiedenen Gegenden auf, wo fie ihre Nahrung finden, - Here Müller in dem voliftändigen Naturfyftem 5. Th L. "Band Seite 432. fagt , daß fie ſich auf ven Bäumen und in den Gerftenfeldern auf halten. Herr Fueßlin von den ſchweitzeriſchen Inſekten Seite 22, Mum. 436. fagt, daß fie in huſchigten Gegenden und in den Gaͤr⸗ ten fehr gemein wären, und ich habe ſie in Thüringen am haͤufigſten in den Felderbſen gefunden Man zähe et fie unter die wiederfauenden Thiere, und fie haben einen drenfachen Magen. Sie Fonnen Gras, Kraus ter und Baumblätter Fauen, und durch Huͤlfe einer röthlichen Zunge hinunter ſchlucken. Der Gefong, den diefe Heufchrecfen , doch nicht fo angenehm , wie die Schnarrheufchrecfen,, haben , koͤmt wie bey allen Heufchrecken nur dem Männchen zu. Beym fliegen machen fie mit ihren Flügeln ein deutliches Ges raufh. Wenn man eine von ihnen an den Hinterfüßs fen fange, fo reißt fie diefen Fuß an der Wurzel vom Leibe los, und Fan dann nicht mehr fliegen, weil fie ſich mit Huͤlfe der Füffe in die Höhe heben muß. Siehe das a har der Maturgefchichte IV. Band Seite © 2 | 270.f. 270: XIV. Bon den Heufchredken, By)... 270.f. Nun zur Beſchreibung dieſer Heuſchrecke ſelbſt. Ihr Kopf, der wie der Kopf aller Heuſchrecken mit | dem Kopfe eines Pferdes 3) viele AehnlichFelt hat, en⸗ diget fich mit Sreßftangen und Fuͤhlſpißen. Ihre Obers - flügel find grasgruͤn, und diefe geben eben den Grund zur Benennung diejer Heufchrecfe ad. Sie find, fage ‚ich, grasgrün, bisweilen dunffer, bisweilen heller. Auf dem Rüden find viefe Flügel braun, welcher brau⸗ ne Fleck oben am Bruftjchild die Breite des Bruſtſchil⸗ des hat, fich aber immer ſchmaͤler, bis in eine feharfe Spige, endiget.. Ich habe diefen braunen Fleck bey einigen Arten merflicher, als bey andern, gefunden, „ber bisweilen gar zu verſchwinden ſcheinet. Dieſe obern Flügel find weniger durchfichtig, hegartig und gefalten. Die Flügel vagen weit über den Leib hervor, und find fänger, als der Körper, felbft beym Weibchen ‚ mit ihrem fegeftachel betrachtet. Dieſer tegeftachel beträgt ohngefehr 3 von der ange des Körpers, und hat die Form einer Senſe mit dev man Gras oder Hafer maͤ bet. °). Das Thier fan ihn in zwey Theile ſpalten, das mit es, wenn es mit demfelben ein och in die Erde ges bohret, und es weitläufig genug gemacht hat, durch Huͤlfe diefes Spaltes das Ey unverlegt in die Erde les gen kan. - Eigentlich aber beſtehet diefer tegeftachel aus vier einzelnen Theilen‘ Die Füffe find: fogenannte - Springfüffe. Der nächfte Theil am Körper ift ganz glatt, der folgende Bea ift uneben, rauß, und mit | lauter - N Das‘ ift der a: warum fi fü e die Thüringer Graſe⸗ pferde nennen. a) Sin manchen Gegenden Thüringens heiffen fie Graſe⸗ baͤuer, welche Benennung vermuthlich von dieſem ſenſear⸗ tigen SEN der Welhchen hergenommen iſt. N, 10 ER { s ; ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen ic. 277 lauter kurzen Stacheln beſetzt. Die Fußblaͤtter aber haben an allen Fuͤſſen vier Glieder, welches eben der Charakter iſt, der ſie von der Fangheuſchrecke, von der Schnarrheuſchrecke, und von der ganz kleinen Heuſchrecke, die wir in der Folge die Afterheuſchrecke nennen werden, deutlich unterſcheidet. Die Fuͤhlhoͤr⸗ ner ſind borſtenaͤhnlich, doch von verſchiedener Groͤſſe. Sie ſind allemal laͤnger, als der Koͤrper, bisweilen ſo lang, als die Heuſchrecke mit ihren Fluͤgeln betrachtet, bisweilen etwas kuͤrzer. Die Augen ſitzen oben ganz nahe an den Fuͤhlhoͤrnern, und ks ſcheinet, als wenn die Fuͤhlhoͤrner aus dem Auge herausgiengen. Sie ra⸗ gen im Kopfe hervor, und ſind dunkelbraun und glaͤn⸗ zend. Sie' behalten ihren Glanz, und den größten Theil ihrer Farbe auc) im Tode. Ein Vorzug, den fie mic vielen Inſekten gemein haben, der aber, fo viel ich weiß, Feinem Thier zufomt, welches vielmehr mit gebrochenen Augen ſtirbt! Das Bruftfchild ift, in Bes tracht des ganzen Körpers, fehr Furz, und hat die Form einer Klappe, welche oben am Kopf weit ſchmaͤ⸗ ler ift, als unten an den Flügeln, wo es ein wenig auss geſchweift it. Diefes Bruſtſchild iſt bey einigen ganz grün ohne alle Farbe, auffer daß es in der Mitte einen Strich hat, der bald braun, bald röthlich, niemals aber in Thüringen ganz roth ift ; bey andern ift diefes Bruſt⸗ ſchild braun und grün melirt. Vielleicht ift diefes ein Kennzeichen, wodurch die Männchen von den Weib⸗ chen unterfhieden find. Der Hinterfeib ift nicht viel über die Hälfte fürzer, als die Flügel, doch in Ruͤck⸗ ficht auf feine Laͤnge ziemlich dicke. Die größte grüne Heuſchrecke, die ich befige, hat eine Länge von 2% Zoll. . S3 Herr 4 DDR a da PR ER — PER NR 9 * xXWV. Von den Heuſchrecken Herr Fueßlin hat bey Vallorbe im Gebuͤſch eine Heuſchrecke gefunden, in ſeinem Buche von den ſchweitzeriſchen Inſekten Seite 23 Num 439. beſchrie⸗ ben, und auf der Kupfertafel fig. 5. a. b. abgezeichnet, die er als eine befondere Guttung anfiehet, ob fie gleich mit unſerer grünen Heuſchrecke viel Aehnlichkeit Hat. Er nennet fie Gryllus cantans, den Sänger, und bemerfet den Unterfchied von unjrer grünen alio : Seine Oberfluͤgel find kuͤrzer, abgerundet, breiter. Die Unterflügel nicht länger als der Hinterleib, blaffer von Farbe; die Fuͤhlhoͤrner braunlicht. Des Männchens Oberfluͤgel haben an ihrer Baſis einen runden durchs fichtigen ‚ ‚mit braͤunlichten Barten Adern umgebenen Fleck, vermittelſt deſſen er, wenn er die Oberfluͤgel an dieſem Ort reibet, ein helles und laut toͤnenderes Ge⸗ ſchwirre als die Cicaden hervorbringen Fan.,, 3) Die grüne Heufchrecfe mit braunen Flecken. Das Grafepferd, oder bunte Heu⸗ pferd, Gleditſch. Locufta pratenlis' maxi- may varii coloris, antennis longiffimis. Gryl- lus verruciuorus Linn. Gen. 221. Spec.33. Der Warzenfreſſer, Muͤller und Fueßlin. Sie koͤmmt zwar mit der vorigen Gattung in den mehreſten Stuͤcken und in allen Geſchlechtskenneichen überein, allein fie hat doch auch ſolche entjcheidende Kennzeichen an fich, Die ihr ein Recht ertheilen unter der anfehnlichen Familie der Heuſchrecken eine eigene _ Gattung vorzuftellen. ch will alfo nur dasjenige ans - führen, was diefe von jenen unferjcheidet. Das find ſonderlich vier Stuͤcke. a) Die Farbẽe ihrer Fluͤgel. b) Die Gröffe ihrer dluͤgel. c) Die Groͤſſe ihrer Fuͤhl⸗ . hoͤrner. ihrer Naturgeſchichte, undden Gattungen. 279° hörner.. d) Die DBefchaffenheit ihrer Augen. Die ö Fluͤgel find in ihrer Farbe ebenfalls grasgrün, und auf den Mücken hinunter, oder wenn fie zuſammengelegt find, ohne Braune Flecken. Selbft ver groffe breite Schweif, den wir an der vorigen Art bemerften, ift hier bey manchen nur in den beyden Winfeln der Fluͤ⸗ gel fichtbar, bey manchen aber, wo er die ganze Ober⸗ fläche des Ruͤckens einnimt, nicht geöffer als das Brufts fehild. Die braunen Flecken ftehen auf den Seiten der Flügel ziemlich regelmäßig, haben zum Theil die Gröffe des Hirfenforns, und färben in ihrem Schatten die Fluͤgel dergeitalt, daß fie die grüne Grundfarbe derjels ben faft gar verdrängen. Ein merfwiürdiger Umſtand ift Die Gröffe der Flügel, in ihrer Länge betrachtet. Sie find viel Fürzer, als die Flügel der vorigen Art, derges ſtalt, daß bey den Weibchens der Legeftachel noch vor den Flügeln Hervorraget. ‚Die Augen haben einen ganz andern Siß und Beſchaffenheit, als die Augen der grüs nen Heuſchrecke. Sie fißen unter den Fuͤhlhoͤrnern, und es {ff zwiſchen den Augen und den Fuͤhlhoͤrnern ein wirklicher Unterfchied ſichtbar. Sie ragen nicht fo weit vor dem Kopf hervor, ob jie gleich auch eben fo groß, eben fo braun, und eben fo glänzend find, als die Augen der grünen Heuſchrecke waren. Die Fuͤhlhoͤrner find Faum fo lang, als die Fuͤhlhoͤrner der grünen Heuſchrecke. Sie find hier nicht viel länger, als der feib, ohne den Kopf betrachte. Das. ganze Infekt hat eine Länge kaum von zwen Zollen, Herr Müller beſchreibt fie Seite 433. feines ans geführten Buches nur einen Zoll fang ; es ift auch wol möglich, daß fie in einigen Gegenden Fleiner ausfallen © 4 ‚Fan, ku AR FR IE - a — 2,5% N rn Fr * iv. —— A R I 1 an NR ae Li —9 — 280 UXIV. Don den —— We 2 fan, ale i in Thuͤringen, oder daß man nicht eben bi Bee Eremplare in die Hände befümmt. Herr Mile ler erzaͤhlet, daß die Bauern in Schweden ſich dieſes Inſekts bedienen, um ihre Warzen wegzubringen, denn es beißt fie auf, und läffer eine Feuchtigkeit hinein, wo⸗ durch fie vergehen. Das ift die Urfache, warum der Herr Ritter. von Einne diefe Gattung Gryllus verru- einorus nennet. Im Handbuch der Naturge: ſchichte IV. Band Seite 274. wird dies der groſſen gruͤnen Heuſchrecke zugeſchrieben, welche eben ſo wol die Warzen anfaͤllt, und ſie mit einem Saft benetzet, der aber vielleicht bey der einen Heuſchreckenart ſo wenig als bey der andern hilft. 4) Die weißgelbliche Heuſchrecke. Dieſe bat mit der vorigen grünen (M. 2.) eine Gröffe, und einen Bau aller Glieder, daß ich fie folglich mit Grunde für eine bloffe 5 mit jener anſehen Fan. Sie Fommt gleichwol, mwenigftens in meiner Ge gend, überaus fparfam vor. Nicht nur ihre Fluͤgel, ſondern aud) Kopf und Ruͤckenſchild find weißlich gelb, doch haben fie eine fehr ſchmutzige Farbe. Das ift das einzige, was fie von jener unterfcheidet, und mehr Brauche ich auch nicht von ihr anzuführen. Aber ich ergreife doch diefe Gelegenheit, noch einer fünften Sat fung der gemeinen Heufchrecke zu gedenfen, ob fie gleich ‚bon mir in der Thüringifchen Gegend noch gar nicht entdeckt worden, und vielleicht auch hier nicht wohn: baft ift! Es ift ver Gryllus rufus des Heren Ritter ‚von Linnẽ Spec. 56. den Herr Müller 1. c. Seite 444. den Grauflügel nennt, Der Körper iſt roth, aber _ * ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen ec. 281 aber die Fluͤgeldecken ſind grau, das Bruſtſtuͤck iſt ereuz⸗ foͤrmig, und die Fuͤhlhoͤrner ſehen einer zugeſpitzten Keule gleich. In Europa ſoll dieſe Art bekannt ge— nug ſeyn. PET. —— III. Die Schnarrheuſchrecke. Der Schnarr⸗ ſprengel, Klapperheuſchrecke, Gleditſch. Locu- ſta ſylueſtris media, crepula, alis inferioribus eleganter eoloratis. Acridium Schaeferi. Man nennt fie in meiner Gegend Heimen ; ein Name, den man in Thüringenlden Haus und Felvgrils fen giebt, und verwechfelt fie offenbar mit den Feld: grillen, mit welchen fie, auffer dem fehnarrenden Ges toͤſe, wirklich nichts gemein haben. Eben dieier faut, den fie beftändig hören laffen, hat ihnen den Namen gegeben, den fie führen. Der Name Acrıda oder Acridium, von deffen Ableitung ich zu. Anfange biefer Abhandlung geredet habe, wurde bey den Alten dem. ganzen Geichlecht der Heufchrecken ohne Ausname beys geleget, vermuthlich darum, weil fie ven Gewaͤchſen die obern Spigen abnagen. Der Herr Ritter von Einne- legt diefen Namen nur der erften Claſſe der Örashüpfer, die er Grylius nennet, bey, wohin uns fere Schnarrheufchrecfe gar nicht gehoͤret, und Herr Schäfer verftehet darunter blog die Schnarrheufchres de. Diele Zweydeutigkeit der Worte in der Naturger ſchichte tft allerdings zu beflagen, denn fie macht ein eignes mühfames und verdrießliches Gefchäfte für denjenigen aus, der die Naturgefchichte erlernen will. Ich will den Namen Schnarrheufchrecke benbehalten , weil er vielleicht der wenigften Zivendeutigfeit unterworfen ift, wenigftens diefer Elaffe der Heuſchrecken am eigents =. 6 lichſten er J ar. .. 2 J 4— — FAR a NRERN Han ; 2 xıv. Von —E——— DEN Ha N 5 lichften — Die Schnatrheuſchrecke macht uns. ter dem Gefchlecht der Heufchrecken eine befondere Gats fung aus, welche ſich von allen Heuſchrecken * fol⸗ gende Kennzeichen unterſcheidet. a) Sie waͤchſet in ihrer moͤglichſten Gräfe, mes ber zur Gröffe der Fang= noch) der gemeinen Heus ſchrecke, ob fie gleich ungleich geöffer, als die Af⸗ terheuſchrecke iſt CN. a b) Ihre Zußblätter haben an allen Füffen nur drey Glieder. c) Ihre Fuͤhlhoͤrner find um bie Hälfte Eleiner, als die Fuͤhlhoͤrner der übrigen Heufchrecken, doch groͤſſer als bey der Afterheufchrecke. Friſch 9) Hat von diefer Heufchrecke ziemlich voll⸗ ſtaͤndig gehandelt, doch find einige Abarten feiner groſ⸗ fon Aufmerkſamkeit entwiſcht. Wir wollen unfere tes ‚fer durch) folgende Tabelle überzeugen, durch welche wir uns zugleich unfere Fünftige Defehreibung Er | —** Die Schharrheufehreife hat I. braune Oberflügel. Diefe find 1) mehr durchfichtig a) der Schenfel ift Farıninrofh ©) b) der Schenfel ift braun. | 2) Teniger durchfichtig x die nee find roth. Friſch Seite 4. "Die Unterflügel Mi nd blau. Friſch S 1 N. 3. | c) Die b) Bon den Snfekten, IX. Th. ©.4-5. a ‘) Ibid. ©, 5, D.4. t \ * * Natureſchichte, und den Gattungen ec. 283 je Die Unterflügel find weiß. Friſche een N. 546. II. Grüne —— Friſch Seite 6. N.7. IM. Melirte Oberfluͤgel, mit einem a aumten Ruͤckenſchilde. Einer ganz eignen Gattung der Schnarrheuſchre— cke gedenket Lepechin in ſeinem m der Reife durch verfchiedene Provinzen des Nußifchen Neichs 1. Th. Seite 256. der Ueberfegung, die ſich an Groͤſſe und Zeichnung von allen Schnarrheufchredfen unters ſcheidet. In der Steppe nach dem See Elton zu entdeckte er diefe, die er Tab. XVII. Fig. 4. abgebildet hat. Der Kopf ift rund und ahgefhürzt, die Bruft „gelblich, bey einigen ſchwaͤrzlich blau, bey noch andern gruͤnlich; die Vorderflägel rothbraun, mic dunfeln viereckigten gatterigten Flecken; die Hintern oder geäders ten Flügel waren, wo fie angewachfen find, gelb, und am übrigen Theil durchfichtig mit dunfeln Sleden am Ende. Der Bauch ft rothbraun; die Bruft unten von gleicher Farbe wie der Bauch, aber mie Milchhaar beſetzt. Der inwendige untere Theilrder Oberſchenkel blau, und der obere weißgelb, mit ſchwarzen Queer— baͤndern. Die Springfüffe der Hinterfüffe weißlich, mit zwey Neyhen zarter Fleiner Spigen. „ Die Kinnla⸗ den gelb, die Fuͤhlhoͤrner nicht länger als die Bruſt. Die känge des ganzen Inſekts von der Stine bis an das Ende der harten Flügel war x. Zoll ır. Linien, die fänge die Bruft aber vier tinien. Herr Lepechin hat Tab. 19.fig. ı. 2. und Tab. 20. fig. 5. noch einige Schnarrheufijiecten abgebildet , die den unfrigen naher fommen, % Br in Urn 7 NER 30 u A? 284. XIV. Bon den Heufchrecken, DB Mi Eommen a) Gabe aber Feine uni. © derfelben im Buche finden koͤnnen. Ich fomme nun auf die Thuͤringiſchen Schnarrheu⸗ — Indem ich aber die beſondern Arten der Schnarrheuſchrecke nach der vorigen Anleitung le ben werde, fo erfcheinet 1) Die Schnarrheufchrecfe, mit braunen, mehr durchſichtigen Oberflügeln. 9) Mit einem karminrothen Schenkel. Ich laſſe diefe billig das Heer der Schnarcheufchre- cken aufführen, weil fie unter diefem ganzen Geſchlech⸗ te die groͤßte iſt. Sie koͤmmt an der Groͤſſe faſt der grünen Heuſchrecke, mit braunen Flecken, (N. 2. 3.) bey. Sie hat gleichwol viel Sonderbares, und fo weitlaͤuftig fie auch Frifch befchrieben hat, fo ift doch « feine Befchreibung nicht ausführlich. Die Fluͤgel d) ſind netzartig, und beynahe durchſichtig, wir moͤgen die Ders oder Unterfluͤgel betrachten. Ein Beyſpiel, das wir noch bey keiner einzigen Gattung der Heuſchrecken gefunden haben. Nur am Ende der Oberfluͤgel iſt oben beym Ruͤckenſchilde ein Strich, von der Breite eines halben Viertelzolls, der einen halben Zoll lang, und ganz gruͤn und undurchſichtig iſt. Ueberhaupt ſind die Fluͤgel nicht viel laͤnger, als der Hinterleib, vor dem fie kaum einige linien hervorragen. Die Fußblaͤtter haben d) Friſch ſchreibt: „die Oberfluͤgel find gelblich mit braunen Flecken, welche von oben herab dick aneinander ſtoſſen, gegen das Unter: oder Hintertheil aber kleiner und ein⸗ eln find, Da id) dies an meinen Beyſpielen, ob ich gleich mehrere neben einander gehalten habe, nicht wahr, nehmen fan, jo folget, daß es von diefer Schnarrheuſchre⸗ cke zweyerley Abarten geben muͤſſe. J Ri ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen 0. 285 haben an allen Fuͤſſen nur drey Glieder. Die Fuͤhl⸗ hoͤrner ſind fadenaͤhnlich, und nicht den vierten Theil ſo groß, als die ganze Heuſchrecke. Sie ſtehen von den hervorſtehenden groſſen braunen Augen in einer merkli⸗ chen Entfernung. Das Bruſtſchild iſt am Ende ein wenig ausgeſchweift, und hat eine dunkelbraune Farbe. In der Mitte gehet ein erhoͤheter Streifen hindurch, der ganz ſchwarz iſt, und den Bruſtſchild ſelbſt in zwey gerade Theile theilet. Der Hinterleib iſt mehr breit, als dick, oben ganz dunkelgruͤn, und glaͤnzend, unten aber heller und melirt. Die Border und Mittelfuͤſſe ſind dunkelbraun, am zwoten Gliede aber mit vielen re⸗ gelmaͤßigen Stacheln beſetzt. Die Fußblaͤtter der Hin⸗ terfüffe find braun, und viel dunkler, als das folgende * zweete Glied. Dieſes iſt ganz hellbraun, und unten mit Fvanzig kohlſchwarzen Hafen verſehen. Es Hat biejes mittlere Glied drey ſchwarze Flecken, von wel⸗ chen eins unten an dem Fußblatte, das andere faft oben am Gelenfe des erften Gliedes, und das dritte wirflich im Gelenke des erften Gliedes befindlich iſt. Das obe⸗ ve Glied, oder der Schenfel, ift oben rothlich braun, unten aber Farminroth. Die ganze Heufchrecke, Kopf und Flügel mit gerechnet, hat eine Gröffe von 1+ Zoll. b) Die Schnarrheufchrecke, Mit braunen, mehr durchfichtigen Oberflügeln, und ei: em braunen Schenfel. Diefe Abart unterjcheidet fich von der vorhergehenden, wenn wir die Gröffe und die rothen Schenfel ausnehs men, nur in einigen zufälligen Umftänden, die ich kurz berüßren will. Sie wird in ihrer möglichften Groͤſſe kaum halb fo groß, als jene war, und oft noch merk nt | — 286 | XIV. Bon den —— lich kleiner. Ihre Oberfluͤgel ſind zwar ebenfalls nehar / tig, aber weil ſie eine dichtere braune Farbe haben, ſo werden fie weniger durchſichtig, als jene waren, und weniger durchfichtig, als ihre Unterflügel find. . Shre Fuͤhlhoͤrner find gleichwol beynahe fo fang, als die Fuͤhl⸗ hörner von jenen waren, die doch ungleich gröffer iſt. In Anſehung des Bruſtſchildes habe ich unter den Ex⸗ emplaren, die ich mir geſammlet, zwo Abweichungen gefunden, die ben ihnen vielleicht einen Unterfehied des; „ Gefchlechts anzeigen. Ben einigen gehet daffelbe gerade ‚fort, bis es fich am Ende ein. wenig ausfchweift, und das gefehiehet bey denenjenigen, die ich für die Weib⸗ chen halte, am denen ich fogar das Zeugungsglied ent+ deckt zu haben glaube. Ben andern findet man in der Mitte des ganzen Bruftfchildes, auf beyden Seiten, eine Einbeugung, nad) dem Ende aber eine Ausſthwei⸗ fung, und dieſe halte ich für die Männchen. Alle Fuͤſ— ‘fe find hellbraun, der Unterleib aber hat eine dunklere Farbe. Ich glaube uͤbrigens, daß dieſes eben diejenige Schnarrheuſchrecke fen, die uns Herr D. SE auf feiner 15ten KRupfertafel abgebildet * 2) Die Heufchrecfe, mit meniger durchfichti- gen Ober- und rothen Unterflügeln. Gryl- lus ftridulus Linn. Spec. 47. der Knirſcher, Müller p. 442. der Rothfluͤgel, Fueßlin p. 23, Num. 444. holländijch Klapperman und Ratelaar , wegen feines beftändigen Zwit, ſcherns, koocauf auch der Ritter Linns ben feiner Benennung gefehen hat. Aber dieſes koͤmmt eis ER allen Schnarrheuſchrecken zu. Sie OR i 17 Mohn ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungenec. 287 Sie iſt kleiner, als die Schnarrheuſchrecken mit rothen Schenkeln, (II, 1. a.) aber groͤſſer, als die ‚mit den braunen Schenfeln. (eben dafelbfhyb.) Ihr Kopf, Fuͤhlhoͤrner und Augen unterfcheiden diefe drey Arten nicht von einander, aber wol andere Umſtaͤnde, die ich Furz berühren will. Das einzige, was fie von allen Arten unterjcheiden Fan, ift der Halsſchild. Er endiget fich nicht, wie gewöhnlich, in einer bald mehr, bald weniger ausgefchweiften Rundung , fondern in eis ner feharfen Spige, und das Ende deffelben bildet ein vollfommenes Dreyeck. Das haben die mit den ros then, und die mit den blauen Unterflügeln, unter fich gemein. indem ich jeßo aber von der Schnarrheus ſchrecke mit vorhen Unterflägeln rede, fo bemenfe ich zuförderft, daß das VBorgebürge der guten Hoff: nung zwey Gaftungen diefer Art liefert, welche, die rothen Unterflügel ausgenommen, von dem europäifchen Rothfluͤgel gar merklich unterfchieden find. Linné uennet fie Spec. 38. Gryllus Morbillofus, Müller das Maſernfleck. Das Bruftftück iſt roth, und mit Wartzen befegt, die Unterflügel find roth, die Oberfluͤ⸗ gel aber braun mit weiffen Punften. Eine andere Cats tung, welche Herr Müller 1. c. Tab. X. fig: 5. abbil⸗ bet, ift an dem Körper ſchwarz, an den Füffen rothge— fireift, am Bruftftück aber mit rothen und gelben Fles fen oder Waͤrtzchen befeßt. Auch der Thuͤringiſche Nothflägel zeiget fich in verfchiedenen Abweichungen. Ich gedenfe derſelben zwey, von welchen ich glaube, daß fie den Gefchlechtsunterfchied angehen. a) Die Männchen haben an ihrem Steiffe zwey — faſt wie die Fangheuſchrecke. = 1,) ve u :ıf7 | 288 XIV, Don den Seufrecten, ' N | pre Dberflägel find ganz dunkelbraun, und mit vielen Adern durchwebt. Sie ſind zwar dabey auch netz⸗ artig, aber die dunkle Farbe macht, daß man dieſes nicht deutlich genug unterſcheiden kan. Sie ſind lang, unten rund und ſchmal. Die Unterfluͤgel ſind karme⸗ | fi inroth, und. haben im Winkel einer groffen ſchwarzen Fleck, der ohngefaͤhr den vierten Theil des ganzen Fluͤ⸗ gels einnimmt. Die Fluͤgel ſelbſt liegen in Falten, und ſi nd in ihrer groͤßten Breite wol viermal breiter, als die Dberflügel. Der Unterleib ift dunkelbraun und glars gend, und unten am Bauche ganz ſchwarz. Die Bors derfüffe find fchwarzbraun, und eben fo die mittlern Fuß fe Die Hinterfüfe find an ihrem Obergliede unten ſchwarz, oben ſchwarz und braun melirt. Das andere Glied, welches mit 22. fcharfen Hafen verfehen ift, ers feheinet ebenfalls — bis auf einen einzigen weiſſen Fleck oben am Knie. Die Fußblaͤtter ſind auch ſchwarz. Das iſt die Schnarrheuſchrecke, die Friſch am ange— zogenen Orte Seite 4. N. 2. ziemlich unvollſtaͤndig be⸗ ſchreibet. | b) Den Weibchen fehlen dieſe Anhaͤnge. Ihre Oberfluͤgel find viel heller, und nur mit eis nigen dunfeln Flecken durchwebt, die oben am Anfans ge am größten find. Die untern rothen Fluͤgel endigen ſich erft in einen weiffen durchfichtigen Fleck, der eben fo groß ift, als der ſchwarze Fleck beym Männchen war, Auf dieſes folgt ein breiter ſchwarzer Streif, der von der Groͤſſe eines Viertelzolls durch den ganzen Flügel quer hindurch gehet, und fich .an dem einen Enve-biß+ faft in Die tage der Oberflügel erſtrecket. Alle Fuͤſſe find —* als die * des Maͤnnchens waren, und ſonderlich ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen ꝛc. 289 fonderlich ift diefes von dem mittlern Öftede zu verſtehen, welches ganz weiß iſt, und nur hin und wieder einen ſchwaͤtzlichen Schatten hat. Die 22 feharfe Hafen find unten alle weiß, und haben ſchwarze ganz fcharfe Spitzen. Ihre Gröffe iſt eben, wie die Gröffe des Maͤnnchens, 14 Zoll. Herr Fueßlin hat diefen Roth» flägel auf Brachaͤckern, trockenen Vlehweiden und Wies ſen ziemlich haufig, ich aber auf Wiefen, die nahe an Hoͤltzern liegen, auf den Rändern und in dem jungen Gebuͤſch der Nadelhoͤlzer fparfamer gefunden. Der Rothflügel hat mit dem Blauflügel, der nun folgen wird, das Eigene, daß er nicht blos huͤpft y wenn er fi) von einem Orte zum andern begeben will, fondern daß er allemal fliegt, doch nicht leicht uͤber zwey Schrits te auf einmal, es müfte denn feyn, daß ee Nachftelluns gen fpürte, 3) Die Schnarrheufchrecke, mit weniger durch⸗ fichtigen Ober: und blauen Unterfluͤgeln. Grylius coerulefeens Linn. Spec. 44. der Hlauflügel, Fueßlin p. 23. Num. 441. Sul⸗ Ger Kennzeichen der Inſekten Tab. IX. fig. 60. Roͤſel Inſektenbel. Tom. II. Locuftar. Tab. ar fig.4. Schäfer Icones Infedtorum Tab, 27.fg.7.DeaMülerifche Name, das Schwarz⸗ band, gehoͤret fuͤr unſern Blaufluͤgel nicht, und iſt daher nicht zu billigen.) Ich habe ein einziges Beyſpiel vor mir, welches, wenn wir uns die rothen Unterfluͤgel, die wir an der vorigen bemerkten, nur blau gedenken, eben die Far⸗ benzeichnung des Koͤrpers, des Kopfes, des Ruͤcken chil⸗ Schroͤt. Abh. 1. Th. x des J — 290. XIV. Von den Heuſchrecken des, der Fuͤhlhoͤrner, der Ober⸗ und Unterfluͤgel, der ſaͤmtlichen Fuͤſſe hat, wie das Weibchen bey der vorigen Art. Ich muthmaffe daher, daß dieſes ebenfalls ein Weibchen von dem Blaubande fen, und daß die Männchen dunflere Operflügel, i in den Unterflügeln nur einen fehwargen, und feinen weiffen Flecken, und viel dunklere Füffe, als die Weibchen, haben. Wenigſtens verſichert Frifch am angeführten Orte Seite 4. f. der ebenfalls nur das Weibchen beſchreibt, daß er auch das - Männchen gefunden, und daß ihn diefes aus dem Arts thum herausgeriſſen habe, die blaßgefluͤgelte Schnarr⸗ heuſchrecke für das Weibchen, und die rothgefluͤgelten . für die Männchen zu halten. Eine Meynung, die meis ne vorhergehende Bemerkungen fattfam widerlegen ! Diefe Schnarrheuſchrecke hat übrigens ebenfalls die Groͤſſe der vorigen. | Wenn die Befchreibung , die Herr Müller vollſt. Naturfyftem 5. CH. 1. Band, Seite 441. von dem "Gryllus coerulefcens des Herrn von Linne giebt, richtig ift, fo ift e8 eine ganz andre Gattung als die uns frige. „In den Südländern, fagt Herr Müller, zer _ get fich auch eine Heuſchrecke, deren Flügel grünlich blau, die Deckfchilde aber mit einem ſchwarzen Bande gezieret find, wohin man auch einige europäijche mit eb _ nem und mehr Banden rechnen Fan, deren tänge inöge- mein etwas über einen Zoll gehe. An diefer Arc ift das Bruftftück nur wenig Kielförmig erhöhet.,, Der Name Grylius coerulefcens des £inne erlauber ang, den Thuringifchen Blauflügel hieher zu rechnen, wie Herr Fueßlin mit ſeinem Blaufluͤgel aus der Schweitz gethan hat. Man macht doch nicht gern neue Gattun⸗ | gen ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen se. a9r gen in der Maturgefchichte, aber den Namen des Herrn Müllers Fan man nun nicht brauchen. An der Schweitz ift nad) Herrn Fueßlins Anzeige diefer Blaufluͤgel auf duͤrren Viehweiden und in trockenen Wieſen fehr ges mein, der in Thüringen deſto ſeltner iſt. 4) Die Schnarrheufchrecke, mit weniger durch» fichtigen Ober: und weiſſen Unterflügeln. Sch habe dieſe in meiner Gegend noch gar nicht ent⸗ deckt, und bin daher nicht vermogend, fie zu befchreiben ; ich muthmaſſe aber, daß fie gleichwol zu Den beyden vorhergehenden Gattungen gehöre. Um hier Feine kuͤ⸗ cke zu laſſen, will ich die Befchreibung herfegen ‚ wie ich fie beym Friſch Seite 5. finde. „Die zte Art iſt laͤnger und ſchmaͤler vom teibe als N. 4. e), dabey grüne braun, und hat weiſſe Unter und Oberfluͤgel. Die Oberfluͤgel ſind an der aͤuſſern Falte, gegen die Fuͤſſe, grasgruͤn, oben herab dick und voll, gegen das Ende dieſer Falte aber nur mit gruͤnen Queradern. Die Schenkel find dunkelgruͤn, und auf ihren Schaͤrfen et was hellgruͤner. Die bte Arc ift ganz weißlich, und hat nichts von andern Farben. Die Stirn macht mit dem Maul und Hale einen ſpitzigern Winkel als die rn Ta s)Die €) Er meynet hier die Schnarrhenſchrecke mit den kar⸗ meſinrothen Fußſchenkeln, die ich oben Num. IIL ı.a. beichrieben habe. Wäre diefes, fo müßte man fie nicht - als eine Abänderung von 2. 3. fonderh von 1. a. b. änfe: ben. Gleichwol muthmaſſe ich, daß zu unferer roth nnd blau aeflügelten Schnarrheuſchrecke eine Art mit weiſſeu Unterflügeln vorhanden fey, die ſich vieleicht noch mis der Zeit entdecken tip. pe XIV. Bon den Heufchreden, — 9 Die Snanheuſhrene mit * Ober⸗ fluͤgeln. Dieſe Heuſchrecke iſt nur wenig von den vorigen Schnarrheuſchrecken unterſchieden. Der ganze Bau amd die Farbe des Körpers iſt den vorigen Arten gang gleich, da zumal eine mehrere oder wenigere Erhöhung der Farbe Feinen wefentlichen Unterfehied macht. Nur die grüne Farbe an einigen ihrer Theile giebt mir das Necht, fie als eine befondere Abartung zu betrachten. Don folcher Farbe ift der obere Theil des Kopfes, des Ruͤckenſchildes, und der obere Theil der Oberflügel. Der Ruͤckenſchild ift bey einigen Arten ganz dunfelgrün, und da findet fich in ver Mitte eine rorhgefärbte Erhöhung, welche den Ruͤckenſchild in zween gerade Theile theilet. Den andern ift die Farbe des Ruͤckenſchildes heller, und da ift auch die Er in der Mitte deflelben von eben der Farbe. Die grüne Farbe der Flügel geht bey manchen durchaus, bey andern aber ift etwa nur der dritte Theil grün gefärbet, da die uͤbrigen Theile des Fluͤgels hellbraun und durchſi chtig ſind. Wenn man ſich die Heuſchrecke ohngefaͤhr um den dritten Theil klei⸗ ner vorſtellet, als die Schnarrheuſchrecken mit rothen und blauen Unterflügeln waren, fo wird man fich ihre - eigentliche Groͤſſe vorſtellen koͤnnen. 6) Die Schnarrheuſchrecke mit melirten Ober⸗ fluͤgeln, und einem breitgeſaͤumten Ruͤcken⸗ ſchilde. Dieſe hat auſſer den BR BEN Kennzeichen von ber vorhergehenden gar Feinen Unterfchied. Die Slüs gel find braun, doch fo, daß die Kellere und dunflere Farbe ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen ıc, 293 Farbe ftets abwechſelt, und das ift der Grund, warum ich fie melirt genennet habe. Der Ruͤckenſchild allein verdienet von mir ausführlicher befchrieben zu werden. Er ift, fo weit er auf dem Nücken in die Augen fällt, gefäumt,; unten wo derfelbe unmerflich ausgefchweift ift, hat der Saum eine ziemliche Breite, und feine Far⸗ be ift ſchmutzig weiß, da der Schild felbft braun, und in zween Winkeln gar fehwarz iſt. Nach dem Kopfe zu wird diefer Saum viel fehmäler, und hat in der Mitte des Schildes eine merkliche Beugung. Das iſt alles, was diefe Schnarrheuſchrecke Eigenes hat, IV. Die Afterheufchrecke, Vielleicht ift diefes der allerkleinfte gemeine Wiefenfprengfel von al- lerhand Farben, des Herrn Hofrath Gleditſch: Locufta pratenfis exigua variorum colorum, Phyſikaliſche Beluftigungen 1. c. Seite 1201. Ich Habe dieſem Gefchlecht den Namen einer Af⸗ terheufchrecfe gegeben, meil ich fie für ein neues. Ge⸗ fehlecht der fo zahlreichen Familie der Heufchrecfen hal te, die fo. viel Eigenes hat, Daß: ich fie unter keins der vorigen. Gefthlechrer rechnen Fan. ch, habe von dies fem Inſekt auf der erften Rupfertafel Fig. 2.3. zwey Zeichnungen gegeben. In des Herrn Lepechins Tas gebuche 1. Bank Tab, IV. fig. 1.2. kommen zwey ähnliche Körper aus. Rußland vor, die Herr Cepe- hin p. 16. Grylius fubularus nennet. Das Fan ihr Name nicht ſeyn, wenn es richtig ift, daß der Gryllus fub- ulatus Linn.Gen.22 1. Spec.g. Müller Naturſyſtem 5 Th.1. Band Seite 421. gar feine Flügel hat. Denn die Afterheuſchrecke hat Fluͤgel. Here Müller nennet den © 3 Grylium u’ Ts * u ", are —* XIV. Von ben heuſchrecken, 3 | J ſubulatum daher ven Kahlfluͤgel. Inzwi⸗ ſchen fuͤhret Herr Fueßlin von den Schweitzeriſchen Inſekten p. 22. Num. 431. eine Heuſchrecke unter die⸗ ſem linnaͤiſchen Namen an, und nennet es den Lang⸗ kiel, von welchem ich vermuthe, daß es meine After: heuſchrecke fen. Ex beruft fich zugleich auf des Herrn Sultzers Kennzeichen der Infeften Tab.VIN. fig.7.a. wo Herr D. Sulger bewiefen hat, daß der Langkiel MN Fluͤgel habe. Nun koͤmmt es nur darauf an, ob bey dem Grylius ſuhulatus des Ritters ein Irthum vor⸗ gegangen fen, der vielleicht darum dem Inſekt Feine Fluͤgel beylegt, weil man Feine gewahr wird. - Wäre Diefes, fo gebe ic) den Gedanken gern zurück, meine Afterheuſchrecke für eine neue Gattung auszugeben. Waͤre es aber nicht, fo würde mein Ausfpruch feft ftes hen, und wie Herr D. Sulger diefes Inſekt zuerſt in der Schweitz beobachtet hat, fo Habe ich daſſelbe zus erft in Thuͤringen entdeckt. Vielleicht hilft uns die Zufunft aus diefer Verwirrung, und das wird nicht ſchwer ſeyn, da ich meine Afterheufchrecke vollftändig beſchreiben will. Der Kopf, die Fühlhörner, die tas ge und DBefchaffenheit der zween Flügel, die Springs füffe, und feloft das fehnarrende Geſchrey, ja der gan⸗ je Auffere Bau des Körpers, geben mir ein gegründetes Recht, diefes Fleine Gefchöpf, das Fleinfte unter alten Heufchrecfen, für eine wahre Heuſchrecke zu halten. Aber das Eigene, welches ſie zu einem beſondern Ge⸗ ſchlechte macht? — Eine ausführliche Beſchreibung der ſelben wird mich hier rechtfertigen. Zuf oͤrderſt ge⸗ ben die Kennzeichen ver Fußblaͤtter von allen Geſchlech⸗ tern Der ir ad. Die Dorders und Mittel fuͤſſe ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen:c. 295° füffe Haben vier , oder wenn man die vordere zwey Has fen für Fein befonder Glied Halten wollte, dren, die Hins terfüffe aber 4 oder 5 Glieder. Was fie am aflermeis fen von allen Heuſchrecken unterfcheider, if theils die Geſtalt und Befchaffenheit ihres Nücens, theils ihre Gröffe. Eigentlich haben diefe Heufchrecken nur zween ganz durchfichtige Fluͤgel, welche den Lnterflügeln der übrigen Heuſchrecken ganz gleich find. Dieſe Flügel ftecfen unter einen beweglichen Schilde, welcher beym Kopfe anfangt, und bey manchen länger als der Leib, bey andern Fürzer als der feib, umd bey noch andern juft fo lang als der keib it. Ob man daraus drey bes fondere Ordnungen machen dürfe ? will ich nicht ent fiheiden. Aber das merfe ich an, daß diefer Schild ganz hart und undurchfichtig ift, in der Mitte eine feharfe Erhoͤhung hat, und ſich unten in eine feharfe Spitze endiget. Er hat faft die Geftalt eines langen Dreyecks, ober er iſt in dem Infeftenreiche dasjenige im Kleinern, was im Neiche der Derfteinerungen die ges woͤhnlichen Trigonellen, wenn man fich diefelben umge, kehrt vorftellee, im Gröffern find. An den ganz jun: gen Heuſchrecken diefer Art habe ich bemerket, daß dies fee Schild aus verschiedenen Blättern beſtehet, die fich “bey veralteten Thieren nicht trennen laſſen, bey den juns gen aber gefchieden werden koͤnnen. Mir diefen zween Stügeln fliegen doc) dieſe Afterheufchrecken faft eben fo behende, als die übrigen. Sie heben ihr Schild in die Hoͤhe, welches ihnen dann zur Flagge dienet, wenn fie ihre beyden unter diefem Schilde verborgenen Flügel ausgedehnee haben. Auf diefe Urt fahe ich fie gerade in die Höhe, aber auch von einem Orte zu bem andern RW — — 1% 2. Da ZE i 296 XIV. Son den Beil 9 fliegen. Ihr Flug kai auf einmal hoͤchſtens ſo viel, als zwey Manngfchritte betragen, daher fie auch ganz feicht zu fangen find, Die größte unter den Afterheus ſchrecken ift beynahe Eleiner, als die Fleinfte Schnarr⸗ heuſchrecke. Sie find aber gleichwol, verhaͤltnißweiſe betrachtet, fehr Dick, zugleich fehr kurz, und im dies ſem Betrachte gleichen fie einem ftumpfen Kegel. Die Farbe des Kopfs, des Leibes und der Fuͤſſe, ift bey manchen heller als der Schild, und in dem Falle ift der Schild braun, bey manchen dunfler als der Schild, und in dem Berftande ift ihr Schild weißgelb. Ihre Fuͤhl⸗ hoͤrner ſind vorzuͤglich kurz, denn ſie haben kaum den vierten Theil von der fänge des ganzen Thieres. Sie - haben nie einen tegeftachel, doch pflanzen fie fich auch durch Eyer fort, und werden bey mir in allen Gegen⸗ den gefunden, wo Gras waͤchſet. Die gröften unter ihnen, bey denen der Schild länger als der Leib ift, Has ben niche viel über die fänge von 3 Zoll, die kleinern aber erreichen kaum die Hälfte eines Zolls. Ach füge dieſer Beſchreibung der Thüringifchen Heufhreen noch einige Anmerfungen ben, die theilg zur Geſchichte, theils zur Naturgeſchichte ver Heufchres cken gehoͤren. Zuf oͤrderſt will ich meinen Leſern aus einem ſeltenen Buche N) einige Nachrichten des Plinius Lib.H. Cap. XXIX. von den Heufihrecen wiederholen. Heuſchrecken brüten die Jungen in der Erde aus, führ ten “ f) Caji Plinii Secundt, des weitberuͤhmten hochgelehrten al: ‚ten Philoſooht un) Naturkündigers, Bücher und Schrif ‘ten von Natur, Act und Eigenfchaft aller Creaturen vder Geſchoͤpfe Gottes, Frf. am Mayn 1618.4. Seite 623+f. ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen 297 führen das Kraut yon den Dörnen zu Neſt, Tegen die Eyer über einander in dem Herbft, fie bleiben über Winter unter dem Erdreich, auf das folgende Jahr aber gegen ben Glentzen, fo fehlieffen zuerft ſchwarze Wuͤrmlein hers aus, ohne Bein, hüpfen mit den Flügeln auf der Erde um, derohalben wenn die Waſſer im Glengen gros find, verderben folche Jungen, iſt er aber Dürr, gerathen ih⸗ ver fehr viel, Wenn die Mutter gelegt, wächft ihr ein Feines Würmlein am Hals, daß fie erſticket. Eine jegliche der groffen Heuſchrecken, fo fie will, iſt fie einer Schlange mächtig. Sie wachfen nur an folchen Ders tern, da es eben und das Erdreich) aufgeriffen ift. In Mohrenland follen fie ben drey Schuh lang machfen, da man fich ihrer Fuͤſſe, fo fie ausgedörrer, ftatt der Sägen bedienet. Sie wiffen, wenn eine Theurung ein- fallen fol, derohalben fie dann eine fremde Weide fur chen, und man fichet fie auf diefelbe Zeit gröffer, als fie fonft find, fliegen mit einem folchen Getöfe der Flügel, daß man meynet, es wären andre Vögel, verdunfeln die Sonne, daß die feute in Angft kommen, fie werden das ganze Erdreich bedecken. Sie bedecken mit ihrem fehads lichen Schatten die Frucht in dem Felde, was fie anruͤh⸗ ren das verdorret, zerrens mit den Maul aus dem Erd: . reich, damit fie auch die Dachfenfter öffnen. Welſch⸗ (and zerplagten fie wohl, ala fie aus Africa hervorfas men. In dem fande Cyrene iſt eine gemeine Ordnung, daß man fie dreymal im Jahr angreiffe. Erſtlich daß man ihnen die Eyer zerbricht, darnach die Jungen vers derbt, zuletzt die Alten auch angreifft, und wer dabey nicht erfcheinet , wird als ein Faufenzer oder Flüchtiger geftraft. In der Inſel Lemno beftummt man einem 3 jeden 298 N XIV. Bon den Seufiteden, al J jeden Einwohner eine gewiſſe Anzahl der Heuſchrecken, die er todten und für die Obrigkeit bringen muß. Es has ben anch die Leute in derfelben Inſel die Häher fehr lieb, die den Heufchrecken zu ihrem Derderben frey unter die Augen fliegen dürfen. An Syria laßt man faft alle Jahr ein öffentliches Kriegsgebot ausgehen, wie man die Heuſchrecken vertilgen und toͤdten foll.,, Wie tves nig wahres ift hier unter der Naturgefchichte ber Heus ‚fehrecfen verborgen! Wie erleuchtet find unfre Tage ! Wie, glücklich unfre Nachfommen, welchen hierinne noch ein grofferes licht aufgehen wird! AIch will eben nicht behaupten, daß id) hier alle Heuſchrecken aus allen Weltgegenden befchrieben hätte, aber anzeigen will ich diejenigen Fürzlich, die ich in denen ° Schriftftellern gefunden habe, Den Linné befonders nach der deutichen vollftändigen Ausgabe des Hrn. Prof. Müllers übergehe ich gänzlich, weil. ich diefes Buch in den mehreften Händen meiner $efer vermuthe. Ich will auch derjenigen Heufchrecken nicht noch einmal gedens fen, welche ich in dem Vorhergehenden bey meinen » Gattungen gelegentlich mit beſchrieben habe. Noch eis _ ige andere follen es feyn, derer ich nun gedenken will. Kundmann 9) der in feinem überaus prächtigen Kabis ‚net D) ferfipiebeue ausländifche se befaß, hat» te 9) Rariora naturae et artis item in re medica. ©, 352 h) Der ſel. Ar. Kundmann hat nicht nur in feinem prom- ptuario rerum naturalium et artificialium Vratis- Jauienfi, Breslau, 1726. 354 ©. 4to. fondern aud) in feinen sarioribus naturae et artis, Dreslau und Leipz. aa 7 mar Seit, 17 Kupfertafeln, nebft vielen ein: geſchalteten Hol ſchnitten in Fol. fein Kabinet und die RER Seite deſſelden felbft beſchrieben; fondern ed a Fe N - “* — ihrer Natungefiicte, and den —— ꝛc. 29 fe unter denſelben auch eine mit Stacheln beſetzte ſchwar⸗ ze Heuſchrecke, welche Talpa Capenſis genennet wird. Man hat noch eine andere Art, die man das wandeln⸗ us de Blatt, Folium ambulans nennet, und von weh - eher Kundmann ) behauptet, daß fie in dem Buche der Merian von den Surinamijchen Anfekten, auf der LXVI Tafel am deutlichften abgebildet fey. k) Diele Schrift⸗ es gab auch der Herr Oberamtsrath Kundmann in Breslau nach dem Tode feines Herrn Vaters ein volls ſtaͤndiges Verzeichniß deffelben, unter der Aufichrift : Thefaurus naturae et artis Kundmanniorum hae- | redum, 1752. zu Breslau auf 1. Alphab. 6. Boy. Fol. heraus. Nach demjelben befiund die ganze Sammlung aus 7188, Stuͤcken. Sn den phyſikaliſchen Beluftigun: gen Il. Band, XVIII. St. Seite 577. f. ift ein Aus: zug diefes Verzeichniffes anzutreffen, der mager genug iſt. Sm Jahr 1731. both der König vor Polen dem fel. Kundmann 11000. Rthlr. für fein Kabinet, welche er aber ausſchlug. Ob es nad) feinem Tode im Ganzen verkauft, oder einzeln zerſtreuet worden, fan ich nicht fagen. i) Rariora naturae et artis, Seite A7o. H Obgleich die uͤberaus prachtige Bibliothek zu Weimar dieles feltene Merk beſitzt, es auch dem Herrn Hofr. Walch zu Sjena geglüct hat, eben diefes feltene Buch aus der Kaltſchmiediſchen Auction für 25. Thlr. zu erfiehen, fo hat doch Feines von beyden mehr als fechzig Kupfertafeln. Ob eben diefes Buch auf der Univerfis tarsbibliochef zu Jena befindlich ſey, wie der fel. Genz: mar im neuen Hamburgifhen Magazin II. Band, XL Stuͤck, Seite 411. vorgiebt 5; und ob es dort mehr als ſechzig Kupfertafeln habe, weiß ich nicht. < Ich fürs de indeflen aujjer dem Kundmann noch in manchen Schriften z. B. in Keffers Snfektothevlogie 1740. $. 43. Seite 79. Note h. feh3 und fechzig Kupfertafeln angefuͤhret. Ich Ean alfo für die eigentliche Anzahl der Kupfertafeln diefes fültenen Buchs nicht Bürge ſeyn. Aber das glaube ig daß bier vieleicht der rechte Ort ſey, von - dieſem · 309 ° XIV. Ton den — BR iR » Schriftfteller, die Kundmann anführet, haben bes AR lg un: fih diefe Heuſchrecke in ein Kraut ‚wel ⸗ ' ches diefem fo feltenen Werke einige Nachricht zu — — Es fuͤhret die Aufſchrift: Metamorphoſis Inſectorum Surinamenfium , in qua erucae ac vermes Surina- 9 menſes, cum omnibus ſuis transformationibus ad | viuum delineantur et defcribuntur, fingulis eorum in plantas, flores et fru&tus collocatis, in quibus reperta funt; tum etiam generatio ranarum, bu- fonum rariorum, lacertorum, ferpentum, aranea- _ rum et formicarum exhibetur ; omnia in America ad viuum naturali magnitudine pieta et deferipta per Mariam Sibyllam Merian, Amftelodami 1705, Sjmperialfolio. Das Wert befteher aus 60. Seiten | | lateiniſcher Befchreibung und 6o, Kupfertafeln. Was | die Kupfer anlangt, fo findet man fie nicht bey allen Eremplarien. ausgemahlt, unter den auggemahlten aber: haben verichiedene den Verdacht, dag fie. nachgemahlee r find. Man merket aber den Betrug leicht, wenn man, 1 ein verdächtiges Exemplar gegen ein; folhes hält, wel: \ ches die Merian felbft ausgemahle bat. Ihre Mahle: rey hat eine ſolche Pracht der Farben, und eine folche Feinheit des Pinfels, daß der Menfch bey der Betrach— N 23 tung ihrer Kunft erffaunen muß. Die Aehnlichkeir, die — 09° fie ihren Kopien zu geben, wußte, tft der. Natur aufler;, ordentlich, getreu, und, die ı ganze Arbeit ein, rechtes. Meiz ſterſtuͤck menſchlicher Kunſt. Im, Terte wird. die ganze Platte beſchrieben, die Frucht oder dag Kraut, auf wels chem die Merian das. Infekt: oder das Thier, das fie -bejchreibt, fand 5 das Inſekt mit feiner Raupe und Ver: wandlungsgehülfe, und. alle die Umftände, die diefe auf: merkſame Naturforfcherinn beobachtet hat. Sm Werfe ſelbſt herrſcht gar Feine Ordnung, fo wenig wir glauben, _ daß man es als eine vollftändige Sammlung aller furi namijchen Inſekten und anderer Thiere anzunehmen ha⸗ be: Ks wäre zu wuͤnſchen, daß wir eine vollſtaͤndige und fyftematifche Sammlung aller Inſekten mit ausger mahlten Abbildungen hätten. Denn weder dag Schi feriſche, noch das Körlifhe Werk find ſyſtematiſch und vollftandig, Der Naturalienmahler der Koͤnigli⸗ chen ihrer Naturgeſchichte, undden Gattungen sc. 301° ches bis zu zwo Spannen wachfen fonne, verwandeln, Wilhelm Pilo erzehfet in feiner Hiftoria naturali et medica Indiae orientalis Lib. V. Cap. XXI. Seite 317. die Sache folgendergeftalt. Erft würden vie Fuͤſ— fe an der Erde befeftiget, welche fich in Wurzeln ver: wandelten. DBisweilen nehmen nur det Unterleib vie Natur «und die Geftalt einer Pflanze an, da der obere Theil des teibes noch beweglich wäre, der fich nach und nad) ebenfalls verwandelte, daher die Natur nur nad) und Nach durch einen Zirfel handle Man habe, fährt er fort, an der Wahrheit diefer Erzählung um fo we— niger zu zweifeln, da fie durch unzählige Zeugen koͤnnen / darge. chen Akademie der Wiffenfchaften zu Berlin, Hr. Hoppe, befigt ohnſtreitig in Deutſchland vie ftärffte Sammlung von gemahlten in: und ausländichen Inſekten. Mögten ihn Doch mächtige Unterftäßungen bewegen, fie befannt zu machen ! Mögte es ihm doch dann glücken, zu feiner Arbeit einen Schriftfteller, der genug fuftematifche Kennt; niffe hat, zu finden! Die Tafeln der Merian ftellen, mit Ausfchlug der Vegetabilien, folgende Objekte aus dem Thierreiche vor. Auf Taf. 1. ein Ananas. 2. Ein rother Wurm und ein kleiner Papilion. 3. Ein Pa; pilion. 4. Ein Papilion, eine Eidexe.5. Ein Papilion, eine Schlange. 6:17. Sommervoͤgel Mit thren Rau⸗ pen und Verwandlungshuͤlſen. 18. Verſchiedene Spin; nen. 19:23. Sommervoͤgel und andere Inſekten. 24, / Sommervögel und Kafet. 25. 26.27. Sommervögel. 28. Eine Heufihrede, 29:45, Sommervoͤgel mit ih: ten Raupen und Verwandlungshuͤlſen. 46. Sominer: voͤgel und eine Schlange. 47. Summervögel. 48. Ein Hornſchroͤter, Rüfelkäfer, und zwey geflügelte Inſekten. 49. Sommervörel. 50. Kaͤfer. 5i:53. Sommervoͤ⸗ gel. 54. Ein Sommervogel und eine Welpe. 55. Ein Sommervogel. 5%. Käfer und ein Frofch, der eine Kafer halt den Froſch, der ihm ohne Zweifel zur Nahe kung dienet. 57.58. Sommervögel: 59 Eine ſon⸗ derbare Kröte, 60, Sonimervögel, 302 IV. Bon den Heufhredken, Dargethan werden. (Cum infinitos teftes habeat.). Selbſt Plinius bezeuge, daß dergleichen in Eghpten gefehehen fey. Aber weder Piſo noch Plinius wers den ung nöthigen, eine unglaubliche, oder noch a fer zu reden, eine unmögliche Sache zu glauben, zumal da hier die neuern Zeugniffe fehlen. Diefes wandeln⸗ de Blatt ift eine Gattung von der Fangheufchrecke, und ver Mantis ficcifohia des Nitters tinne Gen. 220, Spec.3. Herr Müller hat in feinem vollftändis | gen Naturfoftem 5. Th. I. Band, Tab. IX. fig. 2. eis ne Abbildung geliefert. Die Slügelvecken deffelben find einem torbeerblatte vollfommen ähnlich, und fo ähnlich, daß man bey ihrer Bewegung auf den Daumen glaus ben follte, es Tiefe ein Blatt davon. Das mag wol die erſte Gelegenheit zu der Fabel unſrer Vorfahren von dem wandeinden Blatte gegeben haben. Unſere redli⸗ chen Alten fehrieben oft, was fie nicht fahen, und was ‚einer gefchrieben hatte, fehrieben ihm tauſend getreulich nach, ohne zu unterfuchen, ob es wahr ſey. Kennern der Natur werben bier Benfpiele in gehäufter Zahl beyfallen. Here Hofrath Gleditſcheh fuͤhret ebenfalls vers fehiedene Heufihrecfen an, die weder Thüringen noch ganz Deutfchland aufweifen Fan. Es gehöret hieher 3) die Fapifche Heuſchrecke, mit fehr breiten blätters > ähnlichen Hberflügeln, und einem Halsſchilde, welcher mit‘ einem boppelfen gefürnten Kamm verſehen ift. Locufta capenfıis alis fuperio- ribus D Sn den phyfikalifchen Beluſtigungen, III Sand, 26. St, Seite 1199 fe am — TERRA a f ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen ꝛc. 303 ribus latiffimis foliorum aemulis, collari erifta granulofa duplici diftindto, welche Roͤ⸗ ſel Tab. 16. Fig. ı. abbildet. 2) Die Surinamifche Heufihrecfe, mit dem allerbreis n teften gefornten Halsſchilde. Locuſta Surina- menfis collari latiffimo granulofo ;: die wir im Roͤſel Tab. 18. Fig. 6. finden. | 3) Eine unbefannte fremde Zugheuſchrecke Locu- ſta gregaria peregrina, beym Roͤſel Tab. XVIII. Fig. 8. 4) Die mit Stacheln beſetzte orientaliſche —— cke, Locuſta orientalis aculeata, beym Roͤſel Tab. VI. Fig. 3. 5) Die Kleine Brafilianifche Federkielheuſchrecke des Petivers. Locuſta brafiliana, corpore lon- - giffimo, tereti articulato. Arumatia Brafi- liana, eruribus maculatis, beym Petiver in Gazophylaciö Oee. 6. Tab.LX. Fig. 2. und beym Möfel Tab. XIX. Fig. 9. 10. 6) Locufta cuculata, major, Africae litoralis, capitulo acute faftig giato, antennis tenuiſſi- mis exiguis, kann Möfel Tab. CXIX. Fig. 1:2 i Frueßlin gedenfet einiger hieher gehörigen Inſekten aus der Schweiß, die im Linné ganglich fehlen. Das eine nennet er Gryllus arboreus, den Baumhuͤpfer, weil er fich im Sommer in der Krone der Lilmen und tindenbaume aufhält. Er ift grünlicht, Kopf, Fuͤhl— borner und Beine fallen in das Gelblichte. Den. Gryllus cantans habe ich oben befchrieben, Den dritten nennet unfer Verfaſſer Grylus falcarus , die Sichel: £ J J ’ \ 4 — ⸗ u N) r | RR 304 XIV. Bon den Heuſthreten, — Sichel klinge. Diefer ift nicht allein von Heren Sco⸗ poli bey Caͤrnten gefunden, ſondern auch von Herrn Schaͤfer Icones inſectorum tab. 138. fig. 1. 2. abgezeichnet worden. Siehe Fueßlin von den Schwel⸗ tzeriſchen Inſekten Seite 23. Num. 438.439. 440. Im Handbuch der Naturgeſchichte IV. Band, Seite 365. wird einer Art Heuſchrecken von der groͤſten Gattung, wie der Mantis, gedacht, welche Greque genennet wird, Ihre Fleinen Horner und ihre Flügel find gelb ; die Augen Haben eine Hyacinthenfarbe, und der uͤbrige Körper iſt violetblau, ohngefeht wie det Amecthyſt. L) Dannemarf Fan eine gute Anzahl ver Heufchre ckenarten aufweifen, denn es findet fich daſelbſt der Grylius fubulatus, bipunctatus, tettigonia, Vi- ridiſſimus, verrucivofus, migratorius, ftridulus, viridulus, biguttulus, rufus And groffus ; ‘abet eis ne neue Gattung Fan diefes groffe Königreich gleichwol nicht aufweiſen. Siehe Pontoppidan Raamhigez von Daͤnnemark Seite 212, f. Von ‚einigen beſondern Surinamiſchen Heu⸗ ſchrecken werde ich am Ende dieſer Abhandlung reden. Ich thue noch einige Anmerkungen hinzu. Die Heuſchrecken haben das mit den mehreſten Inſekten ges mein, daß fie aus Eyern gezeuget werden, und fich einigemal häuten, ehe fie zu ihrer volligen Geftalt ger langen. Here Hofrath Gleditſch M) fahe, daß fich drey Männchen mit einem einzigen Weibchen begatte⸗ tem, ke taten aber orientalifche Heuſchrecken. Bon \ den wm) An 5 Orte, Seite 1204. ihrer Naturgefchichte, und den Gattungen. 305° ben unſern aber iſt mir dieſer Fall noch nicht vorgefoms men, der nun hier ohne Zweifel auch nicht zu erwarten iſt, weil ihre Vermehrung nicht ſo auſſerordentlich iſt, als die Vermehrung der orientaliſchen Heuſchrecken. Man kan vielleicht auch darinne den Grund ſehen, daß dieſe ung nicht zur Strafe im Lande find, wie jene zur Strafe ins fand Fommen. Das Weibchen legt fein Ey in die Erde, bald früher, bald fpäter, im Herbſte, nachdem es eine alte oder junge Heufchrecke ift. Weber das Männchen noch das Weibchen überleben aber ihre fegzeit lange. Don den grientalifchen Heufchrecfen hat Frifch am angeführten Orte feine Anmerfungen gefammlet, mit mehrerer Genauigfeit aber find die Bes obachtungen angeftellee worden, die der Herr Hofrath Gleditſch in den mehr angeführten phnfikalifchen Belu⸗ ftigungen aufgezeichnet hat. Unſere gemeinen Heus ſchrecken, und die Schnarrheufchrecfen, legen ihre Eys er in fchattigte Hölzer, wo fie nicht nur für der Stren⸗ ge des Winters gefichert find, ſondern auch wo die juns gen Heuſchrecken an dem Graſe und verfchiedenen Kräus tern, ihre bequeme Nahrung finden. Wenn das junge Thier im fünftigen Frühjahr aus dem Ey heraus Friechet, fo if es ein weiſſer Wurm von der Gröffe eines Flohes. Mach) zwey oder drey Tagen verändert fich ihre Farbe, welche endlich roch wird. Das ift nun ihr Puppens ftand, in welchen fie ohngefehr 25. Tage zubringen, und nicht mehr freffen. Wenn die Heufchrecke ihren Pup⸗ penftand verlaffen will, fo hänge fie fich an eine Diftel oder an einen Brombeerftrauch, fie hat nun eine weiße liche oder fehr Hellgrüne Farbe. Ulfo fälle fie aus der Puppe auf die Erde, wo fie eine halbe Stunde Schroͤt. Abh. 1. Th. u tobt abe Rd N, Er * \ x ‘ 70, Ye 306 ' XIV. Bon den Heuſchrecken, — todt liegt. m) Man muß fagen, daß eine junge Heu⸗ ſchrecke in den Perioden ihres ebens, wenn fie ihre hals be Wachsthumsgröffe erreicht hat, ein fehe unformlis ches Thier fen: Der Kopf, der Nückenfchifd, und die Fuͤſſe haben beynahe ihre gewöhnliche Groͤſſe, da hinge⸗ gen der Hinterleib ganz Flein ift. Am allerpoßirlichiten ſiehet hier die Heufchrecfe mit dem tegeftachel. Sie gleicher einem Fleinen Nenomiften, der feinen ungeheu⸗ ren Schläger kaum ertragen Fan. Wahrfcheinlicher weife geichiehet die erfte Haͤutung in den erften Tagen ihres Lebens, und mach. derfelben ift noch Fein Anfag "zu einem Flügel da. Mach der zwoten Haͤutung fiehet man ganz Fleine Flügel hervorfproffen, die nach der dritten Häutung gröffer tverden, nach der vierten aber. ihre verhaͤltnißmaͤßige Gröffe erlangt haben. Dies ges ſchiehet am gewöhnlichften um die Zeit dee Heuerndte, und das ift der Grund, warum man fie um dieje Zeit am häufigften findet. Man trift viele derfelben noch viel früher, die Afterheufchrecken und die Schnarr—⸗ heufchrecfen, aber gleich in den ſchoͤnen Fruͤhlingsta⸗ gen an. Man mmß nicht meynen, daß dieſe fchon in - den Srühlingstagen aus dem Ey gefrochen, und viers tal gehäutet find ; das wäre unmöglich. Das find. Folglich alte Heufchrecken, und es muß daraus folgen, daß fie fich ven Winter hindurch entweder in der Erde, oder vielleicht in tiefen Loͤchern, wo fie für der Strenge des Winters gefichert find, aufzuhalten pflegen. Ob Dies die gemeine Heufchrecfe ebenfalls thue? das Fan ich nicht fo eigentlich ſegen. ge koͤmmt ſie mir in N) Siehe das. Handbuch der J IV. Band, Seite 268. f. + x eV ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen. 307 ‚in meiner Gegend viel fpäter zu Geſicht, als die Schnarr- und Afterheufchreche. Allein daraus ſcheinet nur fo viel zu folgen, daß diefe Gattung vielleicht in einer andern und wärmern Gegend überwintere. Das ift mir dar⸗ um wahrfcheinlich, weil die gemeine Heuſchrecke oft in Schaaren, und fteichweife ziehet, und in diefem Falle ebenfalls Schaden anrichtet. Die Heuſchrecken wählen zu ihrem Futter alle Gräfer. Die groffe orientalifche Heuſchrecke, und die Strichheufchredfe, ſchonet auch das taub der Bäume, ja die junge Schale der Aeſte nicht. Eigentlich Haben die Strichheuſchrecken, wie Frifch-bemerft, ihren vorzüglichften und beftändigen Aufenthalt in der oſttar⸗ tarifchen Wüften, und groffen mit Gras bemwachfenen Ebenen. Allein es pflegt oft zu gefchehen, daß fie ihr ven gewöhnlichen Aufenthalt verlaffen, und ſich zum Schreden und Scyaden der Einwohner , in andere Gegenden wenden. Man hat Beyfpiele, daß fie fich bis an das weftliche Ende von Frankreich, ja bis in Italien, gewagt haben. In Pohlen werden fie oft gefunden, wohin fie entweder der Hunger, oder, wenn fie ſich in die Höhe gehoben, ein entftandener Oſtwind freibet. ©) Sie kamen fogar im Jahr 1730. und 1750. in die Mark Brandenburg, und das war eben die Gelegenheit, wo fie Herr Friſch, und Herr Hofrath Gleditſch Haben unterſuchen fonnen. Noch in neuern Zei⸗ ten lieſſen ſie ſich bey Halle ſehen, wo ſie Hert Gruͤndler beobachtet hat, wie ich vorher ſchon angefuͤhret habe. Was een P) und Teßterer 9) von den Mitteln, fie u 2 u 9 Friſch von den Inſekten, IX. Th. Seite 7. p) Am angezogenen Orte, Seite 8. f. 9) In den phyſikaliſchen Beluftigungen, Seite 1207. , FIN 308 " x. Bon den Senf, male zu vertilgen, "Anfühfen ,will ich nicht wiederholen, J dern nur wuͤnſchen, daß wir nicht in die traurige Vers legenheit kommen mögten, folche Mittel zu prüfen und anzuwenden. Aber das muß ich noch bemerfen, daß man in Afrifa die orientalifchen Heuſchrecken mit große ei Begierde fpeifet, und daß daher mit ihnen ein * Handel getrieben wird. N). Die Schriftfteller verfichern, baß ihr greife 6 weiß wie das Fleiſch der Krebſe fey, und daß es einen überaus angenehmen Gefchmack Haben fol. Ariftophas nes erzählet, daß es zu Athen gewoͤhnlich geweſen fen, die Heufchrecken zu Marfte zu bringen, Den Juden ‚var erlaubt Heuſchrecken zu effen, und von Sohannes- dem Täufer melden uns: die göttlichen Bücher, daß e8 . feine gewohnliche Speife war ' — zu ge⸗ Pu: Bon unfern Heuſchrecken, bie gröften nicht aus⸗ genommen, haben wir den Schaden nicht zu befuͤrch⸗ ten, den die orientaliſchen anrichten Fonnen. Sie naͤh⸗ ren ſich gleichſam von unſern Ueberfluſſe: wir haben daher weder ihr Daſeyn zu befuͤrchten, noch noͤthig auf Mittel zu ihrer Bertilgung bedacht zu ſeyn. | Ueber das Gerofe, welches unfere gemeine und die Schnarrheufchrecke von fich geben, hat Hr. Friſchs) folgende Gedanken. „Da nun alfo die Feld und Haus - grille ihren Laut mit Anreibung der Oberflügel aneinans _ der verurfacht, die Argob aber, oder oben befchriebene Art der Heuſchrecken, biefes durch hurtiges Reiben, mie den langen Fuͤſſen an den aͤuſſern Fluͤgeln thut, ſo ver⸗ richtet t) ———— rariora naturae et artis. Seite 1059. f. 8) Don den Inſekten, AI. Th. Seite 5. 7 # threr Naturgeſchichte, und den Gattungen ıc, 309 zichtet es dieſe Art, (nemlich die gemeine Heuſchrecke,) mie Reibung der Fluͤgelhaut an dem langen Rücenburg.,, Eben diefer Schriftteller meynet, daß es fehr fehwer fey, eine grüne Heuſchrecke in einer Inſektenſammlung für der Fäulnig zu bewahren. . Allein, ob fie gleich viel mehr wäfferichte Theile hat, als andere Heufchres cken, und daher gar leicht’ in die Faͤulniß übergehen Fan, fo Fan man fie doch dafür hinlänglich verwahren, wenn man ihren teib einigemal mit feifchen Zerpentinöl ſtark beftreicht. Diefe grüne Heuſchrecke iſt die einzige, welche oft in ihrem Leibe andere Inſekten naͤhren muß. Friſch behauptet dieſes von Spul / und Fliegenwuͤrmern, von welchen er artige Erfahrungen angeſtellet, und bekannt gemacht hat. Der Grund davon liegt ebenfalls in ih⸗ ren vielen fleiſchichten und waͤſſerichten Theilen, welche dem Inſekt die Muͤhe, das Ey in ſie zu legen, erleich⸗ tert, der Made aber, wenn ſie aus dem Ey gekrochen iſt, eine gute Nahrung darreicht. | ‚Alle Schriftfteller, welche die Sinfeften nur mit einiger. AusführlichFeit behandelt, haben zugleich unfes zer Heuſchrecken gedacht. Aufferdem haben auch einige Gelehrten in eigenen Abhandlungen von den Heufchrecken . geredet. Ich führe nur einige an. Richertz Difler- tatio exponens phaenomena Locuftarum, Jena 1693. in 4to. Prange Diflertatio de Locuftis, Je- na 1693. 40, beyde mit Abbildungen. Machrichten von landverderblichen Heuſchrecken, Frankf. am Mayn 1750. 800. Befchreibung der Heufchrecfen der Jahre 1748. neßft einer Rupfertaf. Dresd. Gleditſch von den morgenländifcpen Heuſchrecken, die in Heeren ziehen, uU 3 und 310 'xıv. Bon den Heuſchteten⸗ und im Jahr 1750. in der Marf Brandenburg groſſe | Berwüftungen angerichtet haben ; in den Memoires de PAcademie de Berlin, und überhaupt in den phy⸗ ſikaliſchen Beluſtigungen, IIlten Bend XXVI. Stuͤck, No. 2, Seite 1192.f.f Wer Zeichnungen von Heuſchrecken ſehen will / der findet 7) die Fangheuſchrecke beym Schäfer. Taf. LXXXI. Sulger von den Inſekten Tab. Vlil. fig. 4. Roͤſel Anfeftenbeluftigungen Th. I. Tab. 1.11. Th. IV. Tab. 12. Jonſton fig.63. 2) Die grüne Heufchrecke beym Schäfer Taf. LXXIX. und beym Frifch XI. TH. 1. Pfatte, Taf. Il. Fueßlin von den ſchweitzeriſchen Inſek⸗ ten Fig. 5. a. b. var. Handbuch der Natur—⸗ deſch IV. Band, Tab.VI, fig. 1. Roͤſel Tom. IN Loch. Tab .RRL 3) Die grüne Heufchrecfe mit braunen Flecken, beym Frifch IX. Theil, Fig. VII. Sultzer ‚Kennzeichen der Inſekten Tab. IX. fig.6r. N: fel Anfeftenbel, Tom. II. Locuftar. Tab. VII. und Schäfer Icones Inſectorum Tab 62. fig. 5. 4) Die Schnarrheufchrecke * Friſch — —— Fig. II- VI. IX, beym Schaͤfer Taf. XV. und beym Roͤſel Taf. XXL. fig. 1-4. Lepechin Reifen, I. Theil, Tab. XVII. fig. 4. Tab. 19. fig. 1.2. Tab. XX. fig.5. und Schäfer Ico- nes infedtorum Tab. 27. fig.7. ı1. Müller vollſt. Naturſyſt. Th. s. Tab. X. fig”. Sul Ger Keunzeichen der Inſekten Tab. IX. fig.60. 5) Die ihrer Maturgefchichte, und den Gattungen sc. 311 5) Die groffe orientalische Heufchrecke beym Friſch IX. Th. Fig. 1, und beym —— V. 12. 6) Allerley fremde Heuſchrecken beym Hofe Taf. VI. Fig. 3. Taf. XV. fig. 1. Taf. XVIII. fig.6. Taf. XIX. fig.9. 10, Taf. CXIX. Fig. 1.2. bey der Merian Taf. XIIX. Beym Heren Muller vollftändiges Nocurfäftem V.Th. Tab. ıX.X. Vielleicht habe ich durch dieſe kurze Waturgefihichte der Heufchrecfen einen Beweis gegeben, welche Herfus. liſche Arbeit eine vollftändige Entomologie fey ? wie. viel&ücken wir in diefem Fache haben ? und wie weit wir: noch von einem vollftändigen Naturſhſtem — ſind? Ich mache den Beſchluß dieſer Abhandlung mit der Beſchreibung einiger Surinamiſchen Heufchres cken, die fich in dem hiefigen Herzoglichen Kabinet be⸗ finden. Das erſte Beyſpiel gehoͤret unter das Ge— ſchlecht welches der Herr Ritter von Einne, Mantis nennet, und es iſt dem europaͤiſchen wandelnden Blatte, ſo wie es Herr Schaͤfer Princ. entomol. Tab. 81. abgebildet hat, vollkommen gleich. Der ein⸗ zige Unterfchied berrift den Kopf und den Halsfchilo. Der Kopf ift wohl viermal gröffer als in der Schaͤferi⸗ fehen Abbildung, und die groffen Augen nehmen geras de zwey Theile des ganzen Kopfes ein, welcher breit und kurz ift. Der Halsfchild iſt ebenfalls viel breiter als an dem Schaferifchen Ereinpfar, oben, wo er am Kos pfe feit ſitzt, ſchmal, er gehet dann in einer Yusbeugung U 4 bis 312 XIV. Von den Heufhredfen bis zur Helfte fort, und ift unten beym Ausgange ſo breit, als der Halsſchild beym Heren Schäfer. Die uͤbrigen Umſtaͤnde unterfcheiden dieſes Surinamiſche wandelnde Blatt von dem europaͤiſchen gar nicht. Wenn das Thier ſeine Fluͤgel uͤbereinander legt, ſo ragen fie weit über den Leib hinweg, und haben fat die Lage, wie bey dem Ameiſenloͤwen. Eine andere Gattung ſurinemiſcher Heuſchre⸗ den, kommt in ihrem Bau überhaupt betrachtet, der oben beſchriebenen Strichheuſchrecke, oder der Thuͤ⸗ ringiſchen grünen und braungefleckten Heuſchrecke, am näheften. Sie iſt vom Kopf bis zum Ausgange der Flügel gerade vier Zoll fang, der Kopf mit dem Körper, ohne Fluͤgel gerechnet, nur drey Zoll, mithin zagen die Flügel einen Zoll über den Körper hinweg. Der Kopf ift dem Kopfe der gewöhnlichen Heuſchrecken ‚gleich, es ift ein Pferdefopf. Die Augen find gros and eyförmig, fie find gelb und braun geftreift. , Die Fuͤhlhoͤrner find fadenformig und nur einen Zoll fang. Der Halsſchild beſteht aber nach dem Kopfe zu aus drey Gliedern, welche den Rippen des Oscabioͤrns gleichen, und allem Anfehen nach beweglich find. Auf diefe drey NRippen folget der eigentliche ſchildfoͤrmige Theil, wels cher auf dem Mücken ein Dreyeck bildet, auf beyden Seiten aber ſchmaͤler zulaͤuft, diefer ganze ſchildfoͤrmige Theil ift mit einem erhabenen Wulſt eingefaft. Die Flügel find fo wie das ganze Thier braun und weiß ges ſprengt, doch haben befonders die Fhigel braune Fle⸗ een. Die ganzen Flügel find wie ein geftricktes Netz befchaffen, welches aus den feinften Maafihen bereitee iſt. Die Borderfüffe haben an den Schienbeinen Fleiz * ne \ ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen ec. 313 ne faſt unmerkliche Dornen, welche an den hintern Fuͤſſen ſehr gros, gelb mit ſchwarzen Spitzen gezeichnet ſind, und in zwey Reihen ſtehen. In der einen Reihe ſtehen derſelben eilf, in der andern Reihe aber ſieben. Zwey Stuͤcke, die ich vor mir habe, haben unter ſich weiter keinen Unterſchied, als daß die eine eine ER Farboals die andere hat. Einige Aehnlichkeit, beſonders in Ruͤckſicht auf den Halsſchild, hat eine andere ſurinamiſche Heuſchre⸗ cke, welche eine weißgelbliche Farbe hat. Sie iſt aber nur halb ſo groß als die vorhergehende, und die Fluͤgel ragen nicht viel über den Leib hinweg. Der Kopf iſt im Verhaͤltniß betrachtet fänger, als der Kopf ver vorhergehenden. Die Fühlfpigen find kurz, gegliedert, und gelb und ſchwarz gefärbt. Der Halsfchitd beſtehet oben aus vier beweglichen Nippen, und der Ausgang derſelben iſt ſchmal, auf dem Ruͤcken wie ein Strohhalm breit, und nur ein wenig ausgeſchweift, an beyden Sets ten aber gehet er ganz fehmal zu. Die Schienbeine find ebenfalls dornig, an den Hinterfüffen ftehen fie auch in zwey Reihen, deren jede Neihe 10. enthält, fie find gelb mit ſchwarzen Spisen, aber fehr Flein. Die Fit gel find zwar auch netzfoͤrmig gebaut, aber fie haben nur eine, nemlich eine weißgelbe Farbe. | Am merfwürdigften ift mic eine Heufchrecke, die ein wahres Mittelding unter der eigentlichen Heu: fhrecfe, und dem wandelnden Blatte ift. Den Kopf und Halsſchild Hat fie von der Heuſchrecke. Der Kopf ift wie ein Pferde, Kopf, oder wie der gewoͤhnli⸗ che Kopf einer Heufchreche, nur daß er im Verhaͤltniß Us betrach⸗ 314 XIV. Von den Heufihredden, MN betrachtet, fehmal iſt. Die Augen ſind rund. Von den Fuͤhlſtangen kan ich keine Nachricht geben, denn fie feh⸗ Ien beyde. Der Halsfehild hat beynahe die Form eines Pferdekomtes, nur daß er auf beyden Seiten platt an dem Halfe anliegt. Auf dem Nücken ift es ebenfalls platt, und auf beyden Seiten mit zwey Wulſter einges ‚faßt, am Kopfe ift es ſchmaͤler als am Ruͤcken, wo es oval ausgefchweift if. Am merfwürdigften find die ‚ Flügel. Die Unterflägel find länger als die Oberflügel, und gehen unten fpißig zu. Die Oberflügel aber haben die vollkommene Geſtalt eines torbeer; oder Citronenblattes, und ihre Farbe gleicht einem gelb gewordenen oder vers welkten Blatte, und von der nemlichen Farbe ift die ganze Heuſchrecke. Die Schienbeine der Füffe Haben ganz unmerfliche Dornen. | Unter den grüngefärbten Heuſchrecken find bes fonders zwen einer nähern Anzeige würdig. x ‚Die eine hat viel. Aehnfichfeit mic unfrer grünen Heuſchrecke. Ahr Kopf iſt derfelben ganz gleich. Der Halsjchild gleicher einem Sattel, er ift aber auf dem Ruͤcken breit gedrücfet, oder platt. Die Farbe des Kopfes und des Schildes tft braun. Die Fluͤgel find grasgruͤn, und die Unte fluͤgel find länger als die Ober⸗ flügel. Blos die Schienbeine der Hintern Fuͤſſe find dor, nig. Ich habe ein Weibchen vor mir, deren begeſta⸗ chel breit und fichelförmig, im ganzen Bw. aber überaus klein ift. Die andere haf mit * gruͤnen Heuſchrecke nichts als die Farbe gemein. Ihr ganzer Bau iſt ſon⸗ derbar, Sie gehbret zu dem Gryllus nafurus des Hrn. von Einne Sylt. n nat. Gen. 221. Spec. I. zu der £ang- naſe e ihrer Naturgeſchichte, und den Gattungen 1.315 - nafe des Herrn Müllers , vollftändiges Naturſyſtem 5. Th. l. Band, Seite 417. Tab. X. fig. 1. unterſchei⸗ det ſich aber von beyden Gattungen, deren Herr Muͤller gedenkt. Der Kopf, der lang und ſpitzig iſt, gleichet einer Janitſcharenmuͤtze. Er iſt ſtrohgelb, die Naſe aber oder die ausgehende Soa⸗⸗ iſt gruͤn. Die Fuͤhlhoͤr⸗ ner ſind fadenfoͤrmig, einen Zoll lang, duͤnne wie ein Haar, und von Farbe gelb. Der Halsſchild gleichet einem Sattel, er ift oben platt und halbmondformig ausgeſchweift. Zwey folche halbmondf oͤrmige Ausſchwei⸗ fungen befinden ſich auch auf beyden Seiten. Dieſer Halsſchild iſt ebenfalls ſtrohgelb, rings herum aber ſchoͤn gruͤn eingefaßt. Die Flügel find blasgruͤn, und einen Zoll laͤnger als der Hinterleib. Sie ſind ſchmal, ſo wie dieſe ganze Heuſchrecke im Verhaͤltniß zu ihrer Laͤnge, welche, die Flügel mit gerechnet, beynahe drey Zoll beträgt, uͤberaus fehmal ift. Ihre Schiens „beine Haben ganz ſchwache beynahe ganz — ——* Von der Schnarrheuſchrecke aus Surinam merke ich noch an, daß ſie in den mehreſten Stuͤcken, der von mir oben beſchriebenen Schnarrheuſchrecke gleich iſt. In folgenden Stuͤcken aber * ſie von —— unterſchieden. ID) Daß fie nur von mittler Groͤſſe iſt. 2) Daß ihr Halsſchild voller kleiner Buckeln iſt, und wie an den mehreſten vorigen Gattungen eis nem Sattel gleicht, 3) Daß der Hinterleib länger ift, als bie „Stügel find, ‚Die 316 XV. Von der Biſſelmuͤcke der Thüringer, Die Farbe diefer ‘ganzen Schnarrheuſchrecke iſt ‚grau mit kleinen ſchwarzen Flecken. Der Unterleib iſt weiß mit ſchwarzen Duͤpfeln. Die erſten zwey paar Fuͤſſe ſind weiß und ſchwarz melirt. Die Hinterfuͤſſe ſind nur unten weiß und ſchwarz geduͤpfelt, und die Schienbeine haben Dornen. Die Bruſt iſt beſonders merkwuͤrdig. Sie gleichet einer runden Scheibe, iſt ſtrohgelb, und am Rande find fieben ſchwarze Punkte in ‚einem Cirkel. Die —— Abhandlung. Don der Biſſelmuͤcke der Thüringer, einer peInppern Gattung der, Fliegen. 140.1. n8.0, i | Hi Biſſelmuͤcke der Thüringer ift ein fo merk, wuͤrdiges Inſekt, daß ich es nicht für uͤberfluͤßig halte, davon einige Nachricht zu geben. Ich finde fie ‚ in feiner der Schriften bejchrieben, die ich von den In⸗ ſekten bey der Hand habe. Selbſt in des Nitter von Einne Naturſyſtem weiß ich Feinen Ort, wo. ich diefes Snfeft fuchen follte. Es hat zwar mit ber Waldflie- ge, Mufca nemorum des Herrn von Linné, ſo wie ſie indes Heren Prof. Müllers vollftändigen Naturs foftem Th. V. 2. Band, Seite 958. befehrieben, nd - Taf. 28. fig. 9. 10, abgebildet ift, einige Aehnlichkeit; allein fie iſt zu gering, als daß ich es dahin rech⸗ nen dürfte. Man vergleiche die Abbildung, die ich auf der erften Tafel Fig. 6. gegeben habe, mit jener, und es wird fich von ſelbſt zeigen. Des Herrn D. Schaͤ⸗ fers Viehfliege Oeſtrus i in feinen Principiis entomo- | logieis ——— Salungd der RI 31 2 logicis Tab. xci. wuͤrde ihrem aͤuſſern Bau näher kommen, wenn nicht Herrn Schäfer Viehfliege drey Augen hätte, da die Natur die Biffelmücke mit vier Augen verfehen hat. Die gröfte Aehnlichkeit hat mein Inſekt mit der Eleinften Hummelart, die in Thuͤrin⸗ gen fo Häufig vorfommer, und die faft eben fo gebauf und gemahlet ift, als die Bifjelmücke. Aber auch) das ift das Gefchlecht nicht, welches für mein Inſekt gehoͤret, weil alle Bienen und Hummelarten vier Flügel Haben, deren mein Inſekt nur zwey aufwei⸗ fen Fan. Ich Fan daher biefern Inſekt feinen andern Nas men geben, als der ift, den ihm in folchen Gegenden, wo es fich aufhält, der Sandmann giebt. Ex nennet es eine Biſſelmuͤcke, ein Name den die Gefehichte ers fäutern wird, die ich vor diefem Thiere voranfchicken muß, ehe ich es befchreibe. Diefes Inſekt ift dem Rindvieh und vorzüglich den gefchnictenen, und zum Ziehen abgeric)teten Och⸗ ſen uͤberaus fuͤrchterlich. Wenn es ſich dem Viehe naͤhert, ſo macht es ein ſtarkes Geſums, ſtaͤrker als die groͤſte Hummel, faͤllt mit einer gewaltigen Hitze auf das Vieh, und ſogleich auf das Gras. Wenn das Vieh dieſen Feind von Ferne hoͤrt, ſo geraͤth es in eine aͤngſtliche Wuth, laͤßt ſich durch keinen Menſchen baͤn⸗ digen, ſondern ſucht durch die Flucht zu entrinnen. Ei⸗ nen ſolchen Zuſtand des Rind⸗ und Zugviehes, da es wild wird und fliehet, nennen die Thuͤringer Biſſeln, und nun iſi es deutlich, warum unſer Inſekt eine Bir ſelmuͤcke genennet wird. Es 318 a der Biſſelmuͤcke der Thüringer, Es geſchiehet nicht gar zu Häufig, daß diefes Inſekt eig ‚ und es ift daher für den Inſektenſammler nicht leicht möglich, deſſelben Habhaft zu werden. Auch dieſes träge zu feiner Seltenheit viel bey, daß es, wenn ed erfcheint, einen fehnellen Flug beobachtet, nicht auf dem Dich figen bleibe, fondern ſich fogleich in das - Gras verbirgt. Ich habe bey meinem ehemaligen Aufs enthalte auf dem Lande daffelbe ein einzigesmal entdecken und befommen Fonnen. Mehrentheils läßt es fich in ſolchen Gegenden blicken, wo zwifchen Wiefen Wal dungen find. Ob es fich daher unter dem Gras der. Wiefen verborgen, oder in den Wäldern auf halt, das Fan ich nicht fagen. Eben fo wenig Fan ich den Grund errathen, warum dieſes Inſekt dem Hornvieh - fo.gar fürchterfich ift ? Wenn es nicht etwa ein, über: aus fehmerzhafter Stich wäre, den es dem Viehe zus ‘fügt, fo muͤſte man zu einer natürlichen Antipathie fer ne Zuflucht nehmen, die man nicht laugnen fan, und davon ich vorher in der vierten Abhandlung einige Bey⸗ ſpiele gegeben habe. Ach komme nun zu der naͤhern Beſchreibung mei⸗ nes Inſekts, welches ich auf der erſten Kupfertafel Fig. 6. in feiner natürlichen Groͤſſe habe abzeichnen laſſen. Ich betrachte an demſelben den Kopf, das Bruſtſtuͤck mit den Fluͤgeln, und den Hinterkoͤrper. Der Kopf des Thiers iſt oval, gerade wie der Kopf einer Hummel, und laufe alfo am Munde ſpitzig zu. Das Maul befteher aus zwey beweglichen Kinns backen, welche ven Freßzangen ver Käfer gleichen, wor⸗ aus folget, daß dieſes Thier für. feine Art ein feharfes Gebiß haben müffe. Der ganze Kopf ift haarigt, un⸗ ten / A ER ea AR | M M einer befondern Gattung der liegen. 319 ten nach dem Munde zu viel Haarreicher, als oben an der Stirn. Die Haare auf dem Obertheile des Kopfs ſtehen wie Borſten in die Hoͤhe, die Haare am Mun⸗ de aber ſind herabhangend, und liegen feſt ar ihre Farbe falle in das Weiſſe. Auf beyden Seiten des Kopfs ſtehen zwey groffe, und in dem Mittelpunfte der Stirn zwey Fleine Augen. Die groffern Augen gleichen, - durch das DVergröfferungsglas betrachtet, einem feinen Gitter, und es folget daraus, daß ein jeder einzelner Punfe gleichfam ein befonder Auge fey, und daß das Thier ein überaus feharfes Seficht Haben müffe. Die beyden Fleinern Augen fcheinen ganz einfach zu ſeyn, man wird durch das Vergröfferungsglas weiter nichts gewahr, als einen gelben Fleck, ver gleichjam als die ‚Sehe auf dem ſchwarzen Augapfel ruhet. Gerade af ‚der Sehe auf dem fehwarzen Augapfel ruhen die Fühle ſpitzen, die das bloffe Auge Faum erfennen Fan, durch das DBergröfferungsglas aber gleichen fie einem dünnen _ ſchwarzen Faden, mit einer weiffen Spiße. Ehe ich das Bruftftück mit den Fluͤgeln erwege, fo bemerfe ich, daß die Biſſelmuͤcke einen rauhen Hals: Fragen habe, der aus weiffen Haaren befteher, welche ‚wie die Borften in die Höhe ftchen. Diefer Halsfras gen-gehet um den ganzen Hals herum , und endiget fich am Ausgange des zweyten paar Füffe. Das Bruff- ſtuͤck ft rund, kohlſchwarz, und ganz ohne Haare, aufs fer. an dem Ende nad) dem Leibe zu, wo einzelne Haare befindfich find. Sie gleichen einem Kolben, und ihr Ausgang ift weiß. Die beyden Flügel iind weiß, ein wenig bräunlich, und find nicht viel länger, als der ganze Körper. Die Adern der Flügel ſiehet man: auf das — | " ui — J — * * —3 EN A 320 XV. Bon der Biſſelmuͤcke der Thüringer, das deutlichſte. Alle Inſekten mit zwey Fluͤgeln, ha⸗ ben unter jedem Fluͤgel etwas Hervorragendes welches man die Balancierſtange nennet. Vermuthlich er⸗ leichtert dieſe dem Inſekt das Fliegen, und vertritt die Stelle der zwey Unterfluͤgel, welche andre Inſekten ha⸗ ben, den Fliegen aber mangeln. Der Herr Ritter von Linné behauptet, dieſe Balancierſtange habe Die Form einer Keule, Herr Prof. Müller ©) aber ſagt mit Grunde, daß fie verfchievene Geftalten annehme, ‚und keul Hammer, loͤffel und Folbenförmig fey. Bey der Biſſelmuͤcke aber gleicht fie Feiner von diefen Geſtalten. Es find Einfenförmige Körper, welche die Gröffe ‘einer halben Linſe, und die Form einer Schüffel Haben. ‚Sie find pergamentartig und weiß, viel ftärfer als vie Flügel, und koͤnnten beynahe Fleine Flügel vorftellen. Ihr Bau muß dem Inſekt das Fliegen überaus Teiche machen, und es ift daher begreiflich, wie diefes Thiers ‚schen mit einer aufferordentlichen Gefchwindigfeit das Hornvieh anfallen, und fich den Nachftellungen der ſo hurtig und ſo gluͤcklich entziehen kann. Der Hinterkoͤrper der Bifeimuͤcke iſt durchaus haarigt, die obere Haͤlfte nach dem Bruſtſtuͤck ganz ſchwarz, mit eingeſtreuten einzelnen weiſſen Haaren, die untere Haͤlfte und der Steiß aber gelb. Der ganze Koͤrper aber gehet ſpitzig zu. Auf der Unterſeite iſt das Inſekt voͤllig — und haarig, auſſer an dem Steiſſe, wo die Haare eben⸗ falls, wie auf der aͤuſſern Seite, eine gelbe Farbe an ſich t) Su — vollſtaͤndigen Linnaͤiſchen Naturſyſtem/ 5. Th. 2. Band, Seite 948. fe — einer befondern Gattung der Fliegen. 321 fich genommen haben. Die fechs Füffe der Biſſel⸗ muͤcke ſind ſchwarz, und, wenn wir die Keulen der bey⸗ den Hinterfuͤſſe ausnehmen, ganz ohne Haare, die Fuß⸗ blaͤtter aber haben fünf Gelenfe. Wenn ich mit dem Herrn Nitter von Einne u) als ein Gefchlechtskennzeichen der Fliegen annehme, daß ihr Maul einen fleifchigten Ruͤſſel, und an den Seiten zwey kippen, aber Feine Fühlerchen, oder Fuͤhlhoͤrner hat, fo ift fein Zweifel, daß meine Biffelmücfe eine Fliegenart ift. Sie gehoret auch unter die erfte kinnäts fehe Ordnung der Fliegen, mit fadenfürmigen Fuͤhlhoͤr⸗ nern ohne Federn an den Seiten, die Herr Profeffor Müller Glatthörner nennet. Unter den angegebenen 24. tinnäifchen Gattungen ift Feine einzige, die mit der Biſſelmuͤcke nur die geringfte Aehnlichkeit harte. Ach habe alfo ein vollfommenes Recht, diefelbe als eine neue Gattung der Fliegen anzugeben. ie verdienet auch diefe Ehre, weil fie zwey mefentliche Kennzeichen an ſich trägt, die man Feiner einzigen Sa beyle⸗ gen kann. ) Daß ſie vier Augen hat, da man an andern Fliegen derſelben nur zwey oder drey findet. 2) Daß ihre Balancierſtaͤbe eine Unſenfoͤrmige Geſtalt haben, und ausgeſchweift wie Schuß fein find. Ich werfe bey diefer Gelegenheit die Stage auf: ob fich nicht das groſſe Gefchlecht ver Fliegen nach feinen Augen bequemer, als nach feinen Fuͤhlhoͤr⸗ nern in eine Unterabtheilung bringen lieſſe? 9— wei u) Müller am angeführten Orte, Seite 947» Schröt. Abh. 1. Th. * r EN “ a Wi we a 722 xu. ara eigen Ste Snfetih weiß. heis wie zart und unkenntlich bey manchen Flie⸗ ‚gen die Fuͤhlhorner ſind; theils welchen Gefahren die⸗ ſelben beſonders bey ſolchen Körpern ausgeſetzt find, die wir aus Surinam und andern entferntern Weltgegen⸗ den befommen. Sch darf auch behaupten, daß die Augen dem aufmerffamen Beobachter der Natur for gleich in die Augen fallen, und daß man auch bey den Eleinften Fliegen Feines Vergroͤſſerungsglaſes bedarf, fie zu entdecken. Es ift doch eine befchwerliche und vers druͤßliche Sache, wern man die angegebenen Gefchlechtss kennzeichen eines Körpers erft durch das Bergröfferungss ‚glas ſuchen muß. Wenn wir aber bey der Fliege die | Augen zum Oartungscharafter — ſo haben wir drey Gattungen derſelben. Fliegen mit zwey Augen 2) — mitdrey Augen. | 0) mit vier Augen. Hier ift die von mie Bichnlehene Biſſelmuͤcke die erfte und bis hieher die einzige entdecfte Gattung aus Der teilten Ord⸗ nung der Fliegen. Die ſechzehente RR, >... Don einigen feltenen Inſekten | aus Surinam, „- ) Dion Inſekten, welche ich in deſer Abhond⸗ lung beſchreibe, ſind ſaͤmtlich aus Surinam, und von der Art, daß ich ſie in den Schriften die ich beſitze, Ki die ich auf hiefiger Seit Bibtiorhef nachge⸗ ‚aus Surinam. 323° nachgeſchlagen habe, nicht abgezeichnet, und auch nicht beſchrieben, wenigftens nicht ausgemahft gefunden has be. Sich habe befonders die fürtrefliche Schrift der Fran Merian von den Surinamifchen Inſekten, und die Arbeiten des Herrn Roͤſels und Hrn. Eleemanns mic meinen Sinfeften genau verglichen, und Feine einzi⸗ ge meiner Gattungen, die ich hier befihreiben werde, gefunden. Nur die XXI. und XXIV. Tafchder Mes tian haben mit zwey Kaͤfern, welche ich befchreiben werde, einige Aehnlichfeit. ch will mich bey der Bes fehreibung diefer Inſekten eben an Feine Ordnung bins den, fondern fo, wie fie auf meinen drey KR upfertas feln abgebildet find, will ich fie auch befchreiben. Sich werde ihnen Feine Namen geben, weil einige vielleicht fehon in einer Schrift befchrieben, und mit einem Nas men verfehen feyn fonnen, die mir nicht befannt if. Man follte nun einmal aufhören Namen zu machen, da _ die Anzahl derfelben in der Naturgeſchichte ſchon ſo ſehr angewachſen iſt. J. Tab.1. 68.7.8. Wenn diejenigen Inſekten, welche harte Fluͤgeldecken haben, und deren Kopf unter dem Bruſtſchilde verborgen iſt, unter die Schildkaͤfer gehoͤren, ſo lehret es der Augen⸗ fehein, daß das Taf. I. fig.7. auf der obern, und Fia.g. auf der untern Seite abgebilvere Inſekt unter die Schildkaͤ⸗ „fer gehoͤret. Wenn es aber ein Gefchlechtsfennzeichen der Schildkaͤfer it, Daß die fadenähnlichen Fuͤhlhoͤr⸗ ner, born an der Endfpige etwas dicker find, als weis XRX 2 ter 324 XVI. Bon einigen feltenen Infekten ter unten x) fo ift mein Inſekt Fein Schilofäfer. Es bat aber auch feines Schildes wegen Fein Necht unter den Wangen. zu ftehen, obgleic) ein Theil der Fluͤgel pergamentartig und durchfichtig. ift. Enplich muß ic) auch bemerken, daß die Oberflügel, oder die Fluͤgelde⸗ cken meines Inſekts nicht vollkommen ſchaaligt ſind, ſon⸗ dern fie kommen mehr den Flügeln der Schabe, Kaf- wie Blatta y) bey. Sich hätte alfo in der That uſt, dieſes Inſekt unter das Gefchlecht der Schaben zu feßen, wenn auch fonft bey den Schaben der Kopf nicht fo unter dem Bruftfchilde verfteckt zu fen pfleger als hiet Hefchehen iſt. Der aͤuſſere Bau diefes Inſekts ift folgender. Der Kopf, den das Thier im Tode ganz unter das Bruſtſchild zu verbergen pflegt, iſt laͤnglich und das Maul hat zwey Kinbacken, welche aufgeſperrt gedacht, zwey Freßzangen gleichen. Die Augen ſind ſchwarz, und haben mit dem Kopfe eine verhaͤltnißmaͤßige Groͤſſe. Die Fuͤhlhoͤrner ſind lang und ſpitzig und beſtehen aus lauter einzelnen kleinen Gelenken. Sie ſtehen dem Aus ge fo nah, daß es ſcheinet, ale wenn fie in den Augen feloft ihren Siß hätten. Das Schild bilder ein unres gelmaͤßiges Dreyeck, es ift ſchwarz und gewolbt, und ohne einen merflichen Saum, die Oberflügel find laͤn⸗ Her als der Leib des Thiers, und der obere Theil derfels ben liegt unter dern Nückenfebilde verborgen. Die es gentliche Materie berjelben ift weder ſchaligt, noch pers gaments Moͤller vollftändiges Naturfi PR 5. Theils, 1. Band, Ceite 135. Schäfer Principia entomologica Tabs XXXV. Naturforſcher VI: St. Seite 90. f. y) Müller am angeführten Orte, Seite 401. aus Surinam. 325 gamentartig, adericht, und in dieſer Ruͤckſicht koͤnnte man dieſes Thier weder zu den Kaͤfern, noch zu den Wanzen, noch zu den Fliegenarten rechnen. Am näheften find die Flügel mit den Flügeln der Brach: und Mayenkaͤfer verwandt: hre Farbe ift kohlſchwarz. Der linfe Flügel Taf. l. fig. 7. a. hat vier groffe weiffe durchſichtige Flecken, welche pergamentartig, durchfichtig, und dem uns tern Theil der Flügel der Wanzen durchaus Ahnlic) find, Der rechte Flügel aber hat nur dren folche weiſſe durchs fichtige und pergamentartige Slecfen; aber auf der Sei⸗ te Sig. 7. b. ein groffes braunes Fleck, welches durdys fichtig, pergamentartig ift, und fo lang, als die Hälfs te der känge des Flügels. Wenn das Thier ſitzt, und feine Flügel übereinander gejchlagen hat, fo bedeckt es diefes Fleck allemal mit dem linken Flügel. Die Uns terflügel find kurz, ſchmal, wie die Unterflügel der Kaͤ⸗ fer adericht, und ihre Farbe ift braun, auffer die Spi⸗ &e , und die Seite derfelben, vwoelche ſchwarz find. Der teib des Thieres if länglich, und gehet in eine unmerk⸗ liche Spige aus, er beftehet aus lauter einzelnen Rin⸗ gen, fo wie der feib des Oscabiorn, und jeder Ring endiget fich in einem gelben Fleck, aufferdem ift der - ganze Leib ſchwarzbraun. Die zwey Hörnchen, die man am Schwanze, oder vielmehr an dem After aller Schaben oder Kackerlacken finder find auch hier ſicht⸗ bar, fie ftehen an beyden Seiten des Afters, find aber ſo fein, daß fie ein aufmerffames Auge fordern, wenn fie tollen bemerft werden. An den fechs Fuͤſſen, ift der mittlere Theil unten an den Fußblättern haarigt , wie bey der Schabe. Un der innern Seite Taf. 1. fig. 8. ift nichts befonders zu merken, auffer daß der $eib unten 3 am 326 xVI. Bon einigen ſeltenen Juſekten Bere am After zwen geöffere, an den Seiten der Ringe aber einige Fleinere weiffe Flecken hat. Diefe Befchreibung thut dar, daß das gegemwärs tige Inſekt beynahe alle Sefchlechtsfennzeichen der Kak⸗ Ä kerlacken oder Schaben hat. Es ift nur durch folgen de drey Stücke von denſelben unterfchieden : 2) Daß der Kopf unter dem Nücfenfchilo ganz vers borgen ift. Das hat mein Iuſel t mit dem Schild⸗ kaͤfer gemein. 2) Daß der Saum des Ruͤckenſchildes nicht ſo deut⸗ lich iſt, als er ſonſt bey den Schaben zu ſeyn pflegt. 3) Daß die Oberfluͤgel pergamentartige durchſichtige Flecken, wie die Fluͤgel der Wanʒen haben. Ohne Zweifel iſt alſo mein Inſekt eine Mittelgattung zwiſchen dem Schildkaͤfer, der Wanze und der Scha⸗ be, und ein ſolcher Koͤrper, den die Natur zwiſchen andre Koͤrper ſetzt, damit fie ſich den Uebergang des einen zu dem andern Geſchlecht erleichtere. II. | Tab. L fig. 9. Wenn mir uns von diefem Thier einen richkigen Begriff machen wollen, fo müffen wir uns auf eine kurze Zeit deſſen Flügel, hinweg denfen, und wir fon: nen es defto zuverläßiger, weil das Thier feloft feine Fluͤgel mehrentheils ganz verborgen hält. Diefes ovale Inſekt, welches auf der erſten Kupfertafel Fig. 9. in feiner. natürlichen Groͤſſe abgebilder iſt, hat durchaus einen ſchaligten Bau, gerade fo wie die Käfer haben, feine Sn ift auf der aͤuſſern oder obern Seite blau und We; and Surinam. | 327 und. gruͤn changirend u und mit dem prächtigften Gold⸗ glanze, den Faum der Goldkaͤfer ſo ſchoͤn hat, uͤberzo⸗ gen. Das Bruſtſtuͤck und der Hinterkoͤrper, haben noch einzelne ſchwarze Punkte aufgeſtreut, die man dan nur beobachtet, wenn man das Inſekt genau betrach— tet: Es ift dem Künfkler nicht möglich, die Schön: heiten diefes Inſekts genau abzubilden, defto forgfälti ger werde ich die Befchreibung eines noch ganz unbe⸗ Faunten Körpers abfaffen, Der Kopf des Thicrs, das Bruſtſtuͤck, und, feloft der Hinterkörper haben vers ſchiedene ganz eigene Erfcheinungen, Der Ropf dieſes Inſektes ift länglich, der ſpi⸗ tzige Mund aber iſt mit einem Saugruͤſſel verſehen, ſo wie ihn die Papilionen haben. Er iſt etwas mehr als halb ſo lang, als das ganze Thier iſt. Er liegt im Todte des Thiers auf der Bruſt, und gleichet einem ge⸗ raden Stachel. Vielleicht liegt er auch benm beben des Thiers in der memlichen Sage, wenn das Thier ruhet, oder Feine Nahrung zu fich nimmt. Diefer Saugrüf: fel beweiſet, daß ſich das Infekt eben fo wie Papilionen von Blumen nähre, und tolglich das Bermögen braus che, in das Innere der Blumen iu bohren, und nun den Blumenftaub, oder was es jonft zur Nahrung ‚braucht, herauszuholen. Nahe an dem Bruftftück lies gen auf beyden Seiten die Augen, und unter den Aus gen gehen die Fuͤhlhoͤrner En welche fadenähnlich und ziemlich lang find. as Bruſtſtuͤck ſcheinet aus zwen Abtheilungen zu Ba davon das obere am Kopfe einem Halsfragen gleicher. Es iſt ducch eine ſchwarze tinie von dem übrigen Theile des Bruſtſtuͤcks abgefondert, Alles dieſes ſcheinet aber nur aljo, denn. * X 4 | in \ St | 328 XVI.Bon einigen feltenen Infeften in der That beſtehet diefes Brufiftück nur aus einem einzigen Theile, Auf beyden Seiten hat diefes Brufts ſtuͤck zwen Erhabenheiten, wie Knoͤtchen. Der teib des Thieres iſt mit einer fehaligten Decke überlegt, welche aus einem einzigen Stück beftehet, und den ganzen Leib überdeckt, diefe Decke ift Daher auch gerade fo lang, als der ganze feib. Oben am Bruftftück lieget diefe Decke in einem Pfalze, und nun Fan das Thier Die Decke hes ben und niederlaffen, Unter diefer Decke num find die vier Flügel des Thiers verborgen, welche es ganz vers = bergen und hervorziehen Fan, nachdem es fliegen will oder nicht. Die Flugel find adericht und durchfichtig, wie die Flügel der Fliegen, doch find die Oberflügel wes tiger durchlichtig, als die Unterflügel. Ober und Uns terflügel haben ihren Anfang unter dem Bruftftück, wels ches ebenfalls beweglich zu fenn feheinet, Die Oberfluͤ⸗ gel find fo lang als das ganze Inſekt, wenn wir den Kopf hinweg rechnen, die Unterflügel aber find etwas ‚mehr als halb fo fang, Wenn wir die Decke von dem feibe des Thiers hinweg thun, fo ift der Nücfen des Thiers fleiſchigt und weich, wie der Ruͤcken der Kaͤfer. Er iſt dunkelbraun, mit untermiſchten gelben Strichen, welche den Koͤrper in gewiſſe Abtheilungen bringen. So ſiehet unſer Inſekt auf der obern Seite aus. Wenn wir es von der untern Seite betrachten, ſo fallen uns zuerſt die ſechs Beine in die Augen. Ihr oberes Gelenke iſt gelb, daß folgende aber und die Fußblaͤtter ſi nd ſchwarz, Die Füffe aber find durchaus haarigt, doch "find die Haare fo fein, daß fie ein gewafnetes Auge fors dern, wenn fie follen deutlich erfannt werden, Der $eib feloft iſt ſchaligt, wie ber geib der Faͤſer, aber die Ab⸗ —* aus Surinam. 329 wechſelung der Farben iſt überaus fehon. Auf beyden Seiten des Bauches fehen 5. ſchwarze Punfte, am dies ‚fen find fo viele breite Striche, welche fpißig zugehen, über ven Leib hingelegt, diefe find blau und grün chans gierend, der ganze übrige Theil des teibes aber iſt gelbs braun, derjenige Theil des Körpers, wo auf der obern Seite das Bruftftück befindlich iſt, ift gerade aljo ges färbt, und mit Zeichnungen untermifcht, wie der Baud). Noch ift zu bemerfen, daß der untere fchaligte Theil des Körpers mit einer braungelben Einfaffung verfehen iſt, in welcher das Bruſtſtuͤck, der ganze Nücfen des Thieres, und felbft die fehaligee Ruͤckendecke eingefugt liegen. Wenn diefes Thier mit feinem fchaligten Ueberzus ge, mit feinem Saugrüffel, mit feinen Fuͤhlhoͤrnern, und mit feinen Füffen, kurz wenn es ohne der Flügel gedacht wird, fo würde man es unter die Käfer fegen muͤſſen. Wenn wir aber bedenfen, daß die Ruͤckendecke nicht geipalten ift, und zwey Flügeldecfen bildet, fons dern dag unter dieſer Decke vier hautige Flügel verbors gen liegen, fo gehoret diefes Inſekt zu der fünften Ord⸗ nung der Einnaifchen Eintheilung der Inſekten, welche er Infefa bymenoptera nennet. Die Gefehlechter, die der Herr Nitter hieher rechnet, find: 1) der Gallapfels wurm, Cynips, 2) Die Schlupfiwefpe, Tenthredo. 3) Die Holjwefpe, Sirex. 4) Der Raupentoͤdter, Ichneumon. 5) Die Baftartweipe, Sphex. 6) Die Goldweſpe, Chryfis. 7) DieWefpe, Vefpa, 8) Die Diene, Apis. 9) Die Ameife, Formica. 10) Die ungeflügelte Biene, Mutilla. Aber unter Feines diefer - Gefchlechter Fan mein Infekt kommen. Es müfte das &5 ber 330 XV. Bon einigen feltenen Snfeften her nothiwendig ein neues Gefchlecht für dieſes Inſet gemacht werden, deſſen Geſchlechtscharakter dieſer waͤre, daß die vier haͤutigen Fluͤgel unter einer harten. ſchalig⸗ ten ‚Dede verborgen liegen. J JJ RN Tab.Il. Fig. r. Ä Diefen unter das Gefehlecht dee Springfafer gehörigen furinamifihen Käfer, halte ich für eine bloffe Abänderung von dem Elater ocularus des Herrn Rit⸗ fer von Linne, von welchem Herr Prof. Miller 5) zwey Abänderungen anführet, Die erfte, oder der eis gentliche Elarer ocularus hat auf dem Bruftftücke zwen ſchwarze Augenflecfen mit weiffen Ningen, die aber nicht die Augen feltft find, welche am natürlichen Orte, ‚nemlich am Kopfe ftehen, und viel Fleiner, als die auf das Bruftftück gemahlten Augen find. Der Körper ift ganz ſchwarz, und die Grdffe des ganzen Käfers ift 1% Zoll; und das Bruftftück allein ift wohl einen halben Zoll lang. Die zweyte Abänderung hat diefe Augen auf dem Bruſtſtuͤck nicht, ift aber-doch an den Deckſchilden weiß, mit grünfichen Strichen, oder grün mit einem weiffen Rande, und drey weiffen Strichen auf jedem Schilde, und Fammartig gezahnelten Fuͤhlhoͤrnern. Diefen hat Herr Prof. Müller, auf der unten anges führten Kupfertafel abgezeichnet. Der meinige, ven ich auf der 2ten Kupfertafel in ber erſten Er abgebildet babe , hat ebenfalls auf Dem 5) — Re SAN V. Theil J. Band, Seite z17. und Tab. VI. Fig. 13. — * aus Surinam. 331 dem. Bruſtſchilde Ka Kam und unterſcheidet fich von beyden 2) durd) feine Sıöfe, * er iſt kleiner als beyde vorhergehende Abaͤnderungen. 2) Durch feine Farbe, Denn ob er wohl ebenfalls, wie der eigentliche elater oculatus ſchwarz ift, fo fehlet ihm doch der Atlasglanz, welcher jenem nach Herrn Müllers Zeugnig zukommt. - 3) Durch den Bau feines Bruſtſtuͤcks, welches ſich in zwey fcharfen Eden enoiget. Don der Befchaffenheit des Bruftftücs alfo koͤnnte - man die Unterabtheilung von dem Elarer ocularus her⸗ nehmen. Aufferdem hat mein. fürinamifcher Springf& fer alle Kennzeichen an fich, die diefer Elater ocula- tus hat; und ich würde von ihm gar Feine nähere Des fehreibung geben dürfen, wenn ſich an demfelben nicht einige Merkwürdigkeiten zeigten, die ich nicht übergehen darf. 5 Don feiner Auffern Seite weiß ich nichts beſon⸗ bers anzuführen, als daß er ganz fehwarz ift, und daß fih das Bruftftück in zwey ſcharfen Spigen endiget. Das Bruftftück beftehet aus lauter hoͤchſtzarten Erhoͤ⸗ hungen, faft fo wie der Ehagrin. Die Fluͤgeldecken aber find fehr fein der fange herab geftreift. : Auf feiner inneren Seite hat er verfchiedene Merk— würdigfeiten. Seine Augen find dunfelgelb, und nach der Proportion eines fehmalen Kopfes überaus gros. Dben über den Augen gehen die Fammartigen gezahnels ten Fuͤhlhoͤrner, welche aber wenigſtens ein viertel Zoll Fürzer find, als fie der Kuͤnſtler in feiner Zeichnung ausgedrückt hat. « Wo auf der obern Seite das * ck 332 XVI. Bon einigen feltenen Infeften ſtuͤck liegt, da fi ehet man auf der. untern Seite eine Abs theilung des Ganzen. Denn in dem Mittelpunfte defs felben befindet fich ein eingefehoßener Theil, welcher die Form eines Schnürlages hat, wie ihn unfere Weibess perfonen tragen. Mir feheinet es, als wenn er mit dem Bruſtſtuͤcke gar Feine Verbindung haͤtte, und daß ihn folglich ver Käfer vor fich bewegen koͤnnte, und diefes ſcheinet mir um fo wahrfcheinficher zu feyn, weil der uns ‚tere Theil des Kopfs auf diefem Theile ruher. Wenn aber auch diefe Muthmaſſung nicht gegründet wäre, fo iſt doch dieſes defto zuberläßiger, daß diefer Springfäs fer, zwifchen diefen taß, und das Bruſtſtuͤck feine Fuͤhl⸗ hoͤrner fegen Fan, wenn er diefelben verbergen will. ‚Denn an dem Erempfar, das ich vor mir habe, ift das ‚eine Fühlhorn in die eine Fuge fo Fünftlic) * daß man es kaum gewahr wird. IV. Tab. II. Fig. 2. Dieſer ſchoͤne ſurinamiſche Holzkaͤfer iſt ebenfalls nur eine Abänderung von einem Oſtindianiſchen Käfer, welchen der Herr von Linne Cerambyx Rubus, Here Prof. Müller aber das Stachelhorn nenne, Ich babe ingwifchen doch denjelben einer Abbildung würdig geachtet, weil er in denen von mir oben angeführten Werfen nicht abgebildet, auch in des Hertn Müllers vollftändigen Naturſyſtem nicht einmal fehwarz vorge, ſtellet ift, Man finder zwar ähnliche Abbildungen in des Herrn Friſchens Buch von den Inſekten Deutſchlands Th. V. Tab.l. fig. 4. Th. XIII. Tab. VIIIXVII und aka in des Herrn Fueßlin von den Schweißeris “ fon t aus Surinam. 333 ſchen Inſekten Fig. z. a. b.; aber es find nicht Abbildun⸗ gen von dieſem Kaͤfer mit dornigten Bruſtſtuͤck, ſondern fie gehören zu andern Gattungen der Holzkaͤfer. Beſon⸗ ders nennet Hr. Fueßlin den feinigen Cerambyx ſca- bricornis das Rauchhorn, und behauptet, daß er im £inne gänzlich fehle, ob ihn gleich Scopoli und Ge: offroi befchrieben haben. Der Meinige, den ich auf der zweyten Tafel in der zweyten Figur nach feiner nas türlichen Gröffe abgebildet habe, ift, wie ich bereits ans geführet habe, eine bloffe Abänderung von den Ceram- byx RubusLinnaei, und ic) fan die Abweichungen nicht deutlicher befchreiben, ald wenn ich die Befchreis bung des Heren Müllers 9) und die Meinige bey ein, ander fege. | Rubus Linnaei. Diefer Käfer ift von brauner Farbe. Die Sei: ten find unten her, von den Augen an, bis in die Weir chen, weiß. Die Fuͤhlhoͤr⸗ ner find langer als der Körs per, und vorne her mit kan: gen Stacheln befegt, fo wie auch die Schienbeine yorn Ähnliche Stacheln führen. Die tippe oder der Rand des Mauls ift mit vier Borften befegt. Das Rubus noflras. Die Farbe des Käfers _ ift aſchgrau, und fällt nur ein wenig in das Bräunli: che. Die Seiten find uns tenher bis an die Weichen - weiß. Die Fühlhorner, die länger als der Körper find, haben überaus kurze Sta: chein, die fich aber erft beym jwenten Gelenk ans : fangen ; die Stacheln der Schienbeine find Faum zu bemerfen. Die vier Bor: Bruſtſtuͤck ift auf benden | ften des Mauls find mie Seiten Gelen⸗ a) Vollftändiges Naturſyſtem, 5 Th. J. Band, Seite 2595fe # Seiten dornig, und mitten auf dem Ruͤcken mit zweyen nach einander gebogenen krummen weiſſen Flecken gezeichnet. Die Fluͤgelde⸗ cken find glatt, doch an der Wurzel mit erhoͤheten * fen Punkten beſetzt. Der Winkel der Fluͤgeldecken ge⸗ het in eine Spitze aus, aber die Spitze iſt abgeſtutzt, und endiget ſich in zweyen von einander abgeſonderten Fortfägen. Ueberdiß ſte— hen auch noch zwey weiſſe Flecken auf den Deckſchil—⸗ den, davon der hinterſte kleine Schildlein, welches ſich aus dem Bruſtſtuͤck zwiſchen die Deckſchilder einſenkt, iſt ſchnee weiß. MY. | 4 x. Yon einigen — Znſun Gelenken verſehen, Seren die Sängern drey haben. Das Bruſtſtuͤck iſt auf beyden Seiten dornig, und mitten auf dem Rücken mit zwey halbmondfoͤrmigen ſchoͤnen gelben Flecken ge⸗ zeichnet. Die Fluͤgeldecken ſind glatt, doch oben bey dem Bruſtſtuͤck mit ſehr viel erhoͤhe ten ſcharfen Punkten beſetzt, welche eine dunkelbraune Farbe haben, | Der Winfel der Fluͤgelde⸗ cken gehet in eine Spitze aus, aber die Spige iſt abs | geſtutzt, und endiget ſich in der kleinſte iſt, und das | zweyen von einander abge⸗ ſonderten Fortſaͤtzen, die aber kaum zu unterſcheiden ſind. Jedes der Deckſchil⸗ de hat zwey paar und ein T einzelnes gelbes Fleck, und | affo fünfe derſelben, ımd in der Mitte und am Ende | der Fluͤgeldecken, ſind Er⸗ hoͤhungen, wie Puckeln, 1 melche mit den Fluͤgelde⸗ | fen” felöft einerlen Farbe haben. —DT fi ch qus dem *7 At Das Schilöchen, u Surinam 335" ra | ſtuͤck zwiſchen die Deckſchil⸗ | der einfenfe ‚ {ft gelb, doch 1 blaß, wie Stroh, und die . 1 Slügeldecken "haben gegen i dieſem Schildchen über | Ä Izwey feharfe Erhöhungen, wie Fleine Dornen. Diefe — Beſchreibungen thun es dar, daß ber Käfer des Hrn. Finne, und ver Meinige gar ſehr verfchieden find, ob ich gleich nicht behaupten will, daß e3 ein wefentlicher Unterfchied fen. Es koͤnnte Miänns - chen und Weibchen fen, wenn aber das nicht wäre, ſo find es gleichtwof Feine verſchiedenen Gattungen, fondern nur Abanderungen. Das Merkwuͤrdigſte an diefem Käfer find die Dornen und die Augen. Die Dornen find Fohlfehwarz und eben fo jteif, und eben fo fpißig als ein eigentlicher Dorn it. Sie ruhen auf einer merflichen Erhöhung, welche die Farbe des Käfers hat. Die Augen find uns befchreiblich gros, gerade fo gros als die Hälfte des Kopfs, und mitten in dem Auge find von der Natur die Fühlhörner angebracht. Mein Käfer ift auf der Rupfertafel in feiner natürlichen Gröffe abgezeichnet, ‚welche den Kopf mit gerechnet, zwey Zoll beträgt, die Hröfte Breite des Käfers ift dreyviertel Zoll. | —M Tabula II. Fig. 3. Dieſer Körper iſt einer der ſchoͤnſten die ich je ges feben habe, Er iſt ſo gros als der vorhergehende, aber etwas \ 336 XVI. Bon einigen ſeltenen Inſekten er etwas breiter, feine Farbe aber ift fürtreflich. Der Kopf des Käfers iſt Furz, Folbige und ftumpf, das Maul aber ohne Zangen und ohne Fuͤhlhoͤrner. Der Kopf hat die ſchoͤnſte mit Goldglanz geſchmuͤckte gruͤne Farbe, das Maul aber iſt braun. Die Schale des Kopfs iſt uneben und rauh, beſtehet aber nicht aus Erhoͤhungen, ſon⸗ dern aus Vertiefungen, welche kleinen Loͤchern gleichen, wie feine Nadelſpitzen. Die Augen ſind gros und braun, und unten nach dem Maul zu gehen die kamm⸗ aͤhnlichen Fuͤhlhorner heraus, welche hellbraun aber kleiner ſind, als ſie in der Zeichnung angegeben werden. Das Bruſtſtuͤck iſt ebenfalls gruͤn mit einem Goldglanz geſchmuͤckt, ebenfalls uneben wie der Kopf, doch ſind die eingedruͤckten Loͤcher viel groͤſſer, als fie am Kopfe waren, Das Bruftftück endiget fich da, wo beyde Flüs gel an einander paffen in einer Spige, und diefe Spitze vertritt die Stelle eines Eleinen Schildes, welches ans dere, und befonders die Holzfäfer haben. Die Flügels decken find braunroth, und haben einen ſchoͤnen Glanz, doch ift die Farbe, vielleicht nach dem Unterfchied der Männchen und Weibchen bald dunfler, bald heller, Die Flügel find länglich, und endigen ſich in eine ſchar⸗ fe Spige. Auf der untern Seite ift die Farbe des Käfers durchaus fo gefärbt, wie der Kopf und das Brufts ſtuͤck, nemlich grün mit einem fehonen Goldglanz, der Leib aber ift durchaus glatt. Zwiſchen den zwey erften paar Füffen ift eine groffe ſpitzige Hervorragung, eine » | andere ift unter dem dritten paar Füffe, die aber nicht: erhoͤhet iſt, fondern in den Korper. einpaflet, hier wird der Unterleib mit der Bruft vereihiger, Die fechs Fuͤſſe # ik Surinam. Ä 337 Ziff find braunroth, ein wenig dunffer als die Flügels decken. Die Fußblaͤtter haben fünf Gelenfe; und die Hinterfüffe zwey lange Borften, welche am Anfange der Fußblaͤtter ftehen, und noch) einmal fo lang find, als die Fußblärter ſelbſt. Ich habe fie nicht ben allen Käfer diefer Art gefunden, ich Fan aber auch nicht fas gen, ob fie vielleicht bey einigen abgebrochen find, denn fie find überaus fein, oder ob fie das Männchen von den Weibchen unterfcheiden. Mach dem Herrn Ritter von Linne gehoͤret dies fer Käfer unter die ungehörnten Käfer, die weber auf dem Kopfe noch auf dem Bruftftücf mit einem Horne verfehen find ; aber Feiner der angeführten Gattungen gehöret hieher. Es wird zwar Spec. 50, ®) eines füs tinamifchen Käfers unter dem Namen Scarabaeus Surrinamenfis gedacht; weil er aber ſchwarz ift, und gelbe Rände und einzelne Flecken hat, fo Fan er der meis nige nicht feyn. Der Scarabaeus aulicus,Spec.65.*) hat zwar einige Aehnlichfeit mit dieſem, aber fie ift zu gering, als daß man den meinigen zum Hofjunker erheben Fonnte. Here Müller fagt : „der Kopf ift fehwarz, nebft den Fuͤhlhoͤrnern, das Bruſtſtuͤck gelb, und fällt ins grüne, die Flügelvecken find hochgelb, ver _ untere Körper ift Gold» und Silberfarbig, und die Füfs fe find roͤthlich. Er ift fo gros, wie eine welſche Bobs ne, hat einen ſtumpfen Kopf, Furze Fluͤgeldecken, und lange Hinterbeine. Er koͤmmt aus Africa, Da nun weder Gröffe, noch Bau, noch Zeichnung mit meinem 6) Sn der Muͤlleriſchen Ausgabe 5 Th. 1. Band, Seite 75, co Muͤller am angeführten Drte, Seite 84% Schroͤt. Abh. ı TE. —— 338 x. Bon einigen feltenen Anfekten meinem Käfer übereinffimmt ſo darf ich denſeben ds eine neue Käfergattung anfehen. VL- Tabula II. Fig. 4. Diefe Surinamifche Wange finde ich) ebenfalls nirgends befchrieben und abgebildet, nach der Linnaͤi⸗ fehen Eintheilung aber möchte fie wolunter die Schild: trager gehören, nach Herrn Schäfer aber unter die⸗ jenige Familie, deren Fuͤhlhoͤrner vier Ölieder haben. d) Der Kopf diefer Wanze, welche die vierte Figur der zweyten Kupfertafel in ihrer natürlichen Groͤſſe darſtel⸗ let, ift überaus klein, ſchwarz, und hat einen umge⸗ bogenen fehwarzen Saugrüffel, der dem Nüffel der bekannten Ruͤſſelfliege gleicht. Ganz am Ruͤckenſchilde liegen die Augen, welche ebenfalls ſchwarz ſind, die Fuͤhlt drner aber ſtehen weit über den Augen. Sie ſind fadenähnlich, und. beftehen aus vier Gelenfen, davon das erfte das Fürzefte, das zwente aber das Fängfte iſt. Das Bruftfehild iſt roth, und hat einen eben alfo ges färbten Saum, oben am Kopfe aber ift ein Theil dies fes Bruftfchiloes kohlſchwarz. Das an diefem Brufts ſchilde befeſtigte Fleinere Schild , unter welchem die Wanze einen Theil ihrer Flügel verbirgt, ift oben fhwarz und unten roth, oben breit und unten fchmal, doch abgerundet, Es ift ungleich kuͤrzer als der Hintere | Körper, da bey den Schilöträgern daffelbe fo lang als der hintere Körper zu ſeyn pflege. Das war die Urs ſach, warum der Herr Ritter von £inne diefen Ums ftand ig Arsätle 1 €. P.478. SUCHEN Elementa itamelög, Tab. XLIV. aus Surinam, 339 ftand zu einem Öattungscharafter machte, und die gans ze hieher gehörige Familie Schilöträger nennete. Man muß aber diefe Familie nunmehro nothiwendig in zwey Unterabtheilungen bringen, und diejenigen, wo das Schild Fürzer ift als der Hinterleib, von denen trennen, wo er eben fo. lang ift als der Hinterleidb. Die Obers flügel find Halbfchaafig, nemlich oben bey dem Schilde fehaalig, und roth gefärbt, unten aber pergamentartig und ſchwarzbraun gefärbt. Diefer pergamentartige Theil der Oberflügel beftehet aus einer Menge der feinften Adern, und die Oberflügel find eben fo lang, als der ganze Leib des Thiers. Die Unterflügel find pergaments artig, oben blaßroth, unten aber ſchwarzbraun gefärbt. Sie find um einen Drittheil Fürzer als die Oberflügel. Der Nücken des Thiers unter den Flügeln ift dunfels braun, fpielet oben nach dem Rücken zu ein wenig. in das Gelbe, und ift fo weich wie Sammt, Der ganze , Leib ift oval, und rings herum mit einem rothen Saum eingefaßt, der oben und unten gleich ftarf ift. Es zeigen fi) am Rande diefes Saums aber Fleine Einferbungen, die aber Faum fichtbar find. - Der untere Theil diefer Wanze, Bruft und Bauch find ganz ſchwarz, der vorher angezeigte rothe Saum aber gehet um den ganzen Unters feib herum, und endiget fich erft oben am Kopfe. Die ſechs Fuͤſſe find durchaus ſchwarz, und die Fußblätter haben drey Glieder. Ob fich unter diefen Wanzen ein Unterfchied des Gefchlechtes zeige ? weiß ich nicht, aber daß die Farbe an ihnen merklich verfchieden ift, das fer he ich an zwey DBenfpielen, die ich vor mir habe. An der einen Wanze ift die Farbe ſchoͤn roth wie Mennig, ‚und die fehwarzgefärbten Theile find kohlſchwarz. An Y 2 dem A und das Weibchen gedenken, 340 XVI. Bon einigen feltenen Inſekten dem andern iſt die Farbe blaßroth, ſchmuhig, und die ſchwarze Farbe fället ſichtbar in die Hellbranne. Viel⸗ leicht darf man fich unter diefen beyden das Bil R VII. —J Tabula II. Fig, 5. F Dieſen kleinen Zangenkaͤfer habe ich darum abs jeichnen laſſen, damit ic) einen abermaligen Verfüch machen möchte, Inſekten aus Surinam anzugeben, die wir in Thüringen ebenfalls finden. Ich habe vorher mit dem Kohlichmetterling, dem Argus und den Heufchrecken gleiche Verſuche angeftellet, wie ich jego mit dem Zangenfafer machen werde. In den mehres ften Fällen find die furinamifchen Inſekten, wo nicht ſchoͤner, doch ungleich gröffer ; aber unfer Thüringis fcher Zangenfäfer ift noch etwas gröffer als der ſurina⸗ miſche, und in der Schönheit ver Zeichnung geben fie fich beyde zuverläßig nicht viel nach. Der Käfer, den ich hier meine, wird vom Hrn, Ritter von Linné Cicindela Silvatica, vom Herrn Schäfer Cieindela ver Zangenkäfer, und vom Hrn. Prof. Müller ver Waldjaͤger genenner. Herr Prof. Müller hat ihn im I. Bande des fünften Theils feines vollftändigen Naturſyſtems Seite 329. f. beſchrieben, und Tab. 6. fig. 16. abgebildet, beym Herrn Schaͤfer in. den Elementis entomologicis Tab. XLIN. ift eine ausgemahfte Abbildung zu finden. Er zeiget fich in verfchiedenen Abanderungen. Der, den Here Müller abgebildet hat, fällt nach der Ausfage Herrn | DUNRN in das Dunfelbraune , der Schäferifche binges = aus Surinam. —— 341 \ Bingen a grün — roth melirt, und zwar ſo, daß er changiret , und gerade fo ift der Zangenfäfer ver Thuͤ— ringer, der auf feinem Flügel drey ausgefchweifte li⸗ nien hat, vie eine verfchiedene Richtung. annehmen. Und noc) eine andere Art, deren Herr Müller ebens falls gedenfet, ift ſchwarz, und hat auf den Fluͤgeldecken eine weiffe Binde, und zwey weiffe Punfte. Bon allen diefen ift die furinamifche Cieindela Alyvatica unterfchieden, die ich) Taf. IL fig. s. habe nach ihrer natürlichen Groͤſſe und Farbe abzeichnen laffen. Unter allen befannten Abänderungen diefer Gattung ift der ſurinamiſche der Eleinfte, er hat aber eine überaus niedliche Zeichnung. Sein Kopf, Rückenfchild, Zar gen und Fuͤhlhoͤrner Fommen mit eben dieſen Theilen bey dem Thüringifchen Zangenfäfer auf das genauefte überein, nur daß der furinamifche ein wenig heller iſt, und einen mattern Goldglanz hat. Der Unterleib hat bey dem ſurinamer eine blaue, bey dem thuͤringiſchen eine grüne Goldfarbe. Der Goldglanz an den Fuͤſſen ift an dem furinamifchen viel lebhafter, als an dem Thuͤringiſchen, und die Füffe des erften find häufiger mit Haaren befegt, ald die Füffe des legtern. Den gröffen Unterfchied bemerfet man auf den Fluͤgeldecken. Die Fluͤgeldecken des thüringifchen Zangenkaͤfers ſind gruͤn und roth melirt, doch ſo, daß beyde Farben changiren, und auf jeder der Fluͤgeldecken find drey weiſſe ausgeſchweifte linien, die aber eine ganz verſchie⸗ dene Richtung angenommen haben. Die Fluͤgeldecken des ſurinamiſchen Zangenkaͤfers hingegen ſind braun⸗ gelb, faſt wie Stroh, und die ſchwarze Zeichnung ge⸗ het auf der ganzen Fluͤgeldecke fort, ſie gleichet gewiſ⸗ 93 ſermaſſen 342 XVI. Von einigen OR fetten fermaffen einem Geweyh mit abgeſtumpften Spigen. Beyde Fluͤgeldecken ſind da, wo ſie zuſammenpaſſen, ſchwarz eingefaßt. Wir kennen nun von dieſer Ci- cindela ſilvatica vier Abaͤnderungen, wenn wir —* die Fluͤgeldecken ſehen. 31) Schwarze Fluͤgeldecken mit einer Weiten Binde und zwey weiſſen Punften. ‘ 3) Dunfelbtaune Fluͤgeldecken. Bon ver Zeichnung auf den Fluͤgeldecken ſagt Herr Miller nur, daß die Zeichnung ein wenig abweiche. 3) Grün und roth melirte Fluͤgeldecken, mit drey ausgeſchweiften kinien. 9 Strohgelbe Fluͤgeldecken mit ſchwarzer einem Ge⸗ weyh gleichender Zeichnung. Es iſt doch ein Vergnuͤgen, den groſſen Unterſchied zu bemerfen, den einerley Gefchlecht und einerley Gats tung in verfchiedenen Weltgegenden haben. Trägt hiets zu das Klima, oder die Nahrung etwas bey? VIII. Tabula II. Fig. 6. Ich mache diefen Surinamifchen Oniscus ae Bife Gattung von dem Oskabioͤrn deſto freudiger bes Fannt, da man diefes Inſekt bis hieher nur aus Nor— wegen, beſonders aber aus Ißland erhalten hat, und * Surinamifche, fo viel ich weiß, noch gar nicht ken⸗ net. Ueberhaupt hat man diefes Inſekt noch nicht fo. Bolikändi gekannt, als daffelbe befannt zu ſeyn verdien⸗ —J und was auch die Schriftſteller davon nur immer moͤgen geſchrieben haben, das ſind zu unvollſtaͤndige ka ge, ala daß fie einen Kenner follten befriedi⸗ gen aus Surinam 348 J gen koͤnnen. Nur den Herrn Kunſtverwalter Speng⸗ ler in Koppenhagen muß ic) hievon ausnehmen, wel⸗ cher in ſeiner Beſchreibung des beſondern Meerin— ſekts, welches bey den Ißlaͤndern Oskabioͤrn — heiſſet, die ſich in dem erſten Bande der Befchäftia gungen der Gefellfchaft Naturforfchender Freunde Seis te 292. f. befindet, diefes Meerinfeft vollftändig befchries ben hat. Diefer Herr Spengler macht uns. vier Gat⸗ tungen befannt, welche zwar darinne alle übereinfom: men, daß fie auffer Kopf und Schwanz zwölf Ringe haben, aus welchen der ganze Leib des Thiers beftehet s allein eine jede derfelben hat doch Etwas an fich, wel— ches die eine Gattung von der andern wefentlich unter= fcheidet. Wenn ich diefe vier Gattungen werde Eürzlich befchrieben haben, fo werde ich dann defto deutlicher bes ftimmen fonnen, wodurch fich der fürtnamifche Oniscus von den uͤbrigen unterſcheidet, und ob er als eine fünfte Gattung dürfe angenommen werden. Die erſte Gattung, die Herr Spengler bes fchreibt, ift der Onifcus Pfora des Herten von einne Sie ift, nach) ihrem Umriß betrachtet, eyfürmig, der Nücken ift flach gewolbt, und beftehet ohne Kopf und Schwanz; aus zwölf hornartigen Schildern. Die ers ften fieben, die immer etwas weniges gleich den Dachs ätegeln ber den folgenden übertreten, damit. fich das - hier einbiegen und wieder gerade machen koͤnne, find geöffer , als die übrigen fünfe. Der Schwanz ift ab» gerundet, und endiget fich in eine Spige. An den breiten Enden des Schwanzes entfpringen zu beyden Seiten doppeltblätterichte Ruderfüffe, die rund: um ih⸗ ven Rand herum mit Franzen befegt find, und aus eis Y4 ner 344 XVI. Bon einigen feltenen Inſekten ner dazu eingerichteten Hülfe oder Futteral hervortreten, das wieder in ein Gelenk paffet, welches dem Thier zum Schwimmen dienen muß. Die Schilde, bejonders aber der Schwanz , find mit Fleinen Punkten befest, als ob fie mit einer Nadel eingeftochen wären, welches man aber nur mit dem Vergröfferungsglas fiehet. Die vielen zufammengefeßten Augen, die den groͤſten Theil, des Kopfes einnehmen, find das Sonderbarfte an dem ganzen Thier. Das Thier Hat zwey paar Fühlhörner von ungleicher Gröffe. Die längern machen ohngefehe - ben vierten Theil der fänge des ganzen Thiers aus. Das Thier hat fieben paar Füffe, ©) welche, den Schenkel mit gerechnet, fünf Glieder haben. Die andre Gattung, die Herr Spemakt bes ſchreibt, ift walzenförmig, und von dem Aeufferften des Kopfs bis an das Ende des Echwanzes von ungleis cher Breite. Der Nücken ift mehr gewolbt, der Kopf ift Breiter, und gehet nicht fchmal zu wie bey der vors ‚bergehenden Art. Die Augen nehmen das ganze Kopf fehild ein. Der Schwanz ift keilf oͤrmig, am aͤuſſer⸗ - ften Ende Halb fo breit, als an feiner Wurzel, und an dieſem fehmalen Ende: gleich einem halben Eirfel hohl ausgefehnitten. Mitten durch den Schwanz, der kaͤn⸗ ge nach, gehet eine vertiefte Ninne, und zu beden Seiten der Rinne eine Grube, die zwey — Ruͤ⸗ — cken — Man ift über: die Anzahl der Fuͤſſe am Oscabioͤrn nicht — einig. Herr Möller eignet dem Thier zwölf Fuͤſſe zu, Herr Solander vierzehen, Kerr Bouttuin fechzehen. N Siehe Herrn Prof: Muͤller volftändiges Naturſyſtem, 5Th. 2 Band, Seite 1148. Herr Spengler hat eben; file vierzehen Füffe, ind mein Eremplar, das ich hernad) beſchreiben werde, hat ebenfalls 14 Fuͤſſe. 9 \ Su aus Surinam, iX vl: 345 en bilden. Die Nuderfüffe, ſtehen Hier zur Seite in gerader linie, und liegen nicht wie bey der ref * Gattung unter dem Schwanz. | Bey der dristen Gattung ift der Körper “ lich oval, und von benden Seiten erhöhet, der Mücken gewolbt, und eben fo, wie beym vorigen, mit 7. Schil dern abgetheilt und bedecket, welche wunderbare und zierliche Umriſſe haben, die wieder durch einen erhabe⸗ nen Rand eingefaſſet ſind. Das vorderſte Schild hat den kleinen herzfoͤrmigen Kopf nach einem runden Abs ſchnitt über die Hälfte eingeſchloſſen. Auf feiner Ober⸗ fläche ift er etwas hoͤckericht, uneben und ausgehoͤhlt, in feinem Umfange aber mit einem Fleinen erhabenen Rand eingefaflet. Zu beyven Seiten macht er einen Eins fehnitt, wo ein paar Fleine Schnirfel zufammenftoffen. Die zwey paar gleich groffen Fühlhörner, deren jedes aus 7. Furzen und dicken Gelenken beftehet, nehmen am ſchmalen Ende des Kopfs ihren Urfprung , Tiegen zu beyden Seiten des Kopfs, ruhen auf dem Schild, und bedecken vermuthlich die Augen, die man hier niche wahrnehmen Fan. Die Schilder, wo immer eins das andre bedeckt, find auf ihren Seiten etwas uneben, wie Ehagrin, und das 2te bis 5. Schild haben in der Mits te eine Rinne. Das fiebente Schild ift hohl ausges fepnitten. Die folgenden 5. Ringe find Fleiner, und in einander geftecft. Das zugerundete Schwanzftück iſt beynahe fo breit, wie die legten fünf Ringe. Zu beyden Seiten des Schwanzes ftehen wie ben der voris gen Gattung ‚die Ruderfüffe, die aber fehr viel fchmäs ler find. Sie hat 14. Fuͤſſe. Die Materie aller Schil⸗ der des Thiers iſt nicht hornartig und ducchfichtig, wie Vz beym + Oberfläche des Ruͤckens ift flach gewolbt, der Kopf Fein und mehrentheils vierfantig, doch von vorn ein wenig, 346 x. Von einiger feltenen voſekten beym vorigen, fondern fpröder , etwas ftärker, zum Theil glaͤnzend und Citronenfarbig. Das iſt der Onifeus ceti des Herrn Ritter von Linne, den ans dre die Walfiſchlaus nennen. — Endlich die vierte Gattung des Spenge Kar Sie ift mehr walzenformig als Eyrund. Die ſchmaͤler als am Hintern Ende, und iſt gänzlich in des — — Linné. Ruͤckens erſte Abtheilung eingeſchloſſen. Unten am Kopfe ſitzen zwey paar Fuͤhlhoͤrner, ein paar uͤber dem andern. Sie beſtehen aus 7 kurzen und dicken Gelens ken, die in eine Spitze auslaufen. Das erſte der 7. Ruͤckenſchilder iſt das laͤngſte und ſchmaͤlſte, und ums faſſet den Kopf des Thiers, welcher nach ſeinem ganzen Umfange in ven Schild eingeſchnitten iſt. Die Augen ſind nicht ſichtbar. Die uͤbrigen 6. Schilder ſind nach ihrer herausſtehenden Kannte etwas weniges, Das fies bente aber mehr als die andern ausgehoͤhlt, um noch die 5. folgenden kurzen Ringe zwiſchen ſich und den ‚Schwanz einzufchlieffen, Dieſe nehmen in der Breite zu, ſo wie fie fich dem Schwanze nähern? Der Schwanz iſt halb Cirkelrund, und vor ein wenig einwaͤrts gebo⸗ gen. Dieſes Inſekt hat, wie das vorige, zu beyden ‚Seiten des Schwanzes eben. folche Nuderfüffe, deren doppelte Blätter gleichfalls ſehr fehmal erfcheinen. Dies fes Inſekt iſt der Omifeus eh des Sam Derjenige Oskabidrn, ben ich auf der 2ten Tafel Big. 6. habe abzeichnen laſſen, koͤmmt der zten Gat⸗ tung des Herrn Bam. amnäheften. Das Unters ſchei⸗ ⸗ aus Surinam. 347 ſcheidende laͤßt ſich daher am beſten entdecken, wenn ich der Beſchreibung des Herrn Spengler auf dem Saft nachfolge. Mein Körper iſt ebenfalls walzenfoͤrmig, und von ungleicher Breite; ſeine groͤſte Breite hat er in der Mitte, und der Kopf iſt ſchmaͤler als der Schwanz. Der Kopf iſt vorn abgerundet, da aber, wo er in das erſte Ruͤckenſchild einpaſſet, iſt er dreykanntig, und hier paſſen drey Erhöhungen des Kopfes in drey Bertiefuns gen des erften Ruͤckenſchildes, mithin ift der ganze Kopf fihtbar. Augen habe ich gar nicht entdecket, nicht als wenn das Thier feine harte, fondern ich glaube, daß die Fuͤhlhoͤrner diefelben überdeckt haben, und da fie folg⸗ lich fehr Flein find. Bon den Fuͤhlhoͤrnern Fan ich Feine beſtimmte Nachricht geben. Das Thier hat fie im Tode eingeichlagen, und mit dem erften paar Füffen überdeckt, Aller Wahrfcheinlichfeit nach find fie Flein. Von ven ſieben Ruͤckenſchilden ift das fiebente das gröfte, dann folget das erfte, und auf diefes das fechfte, die übrigen find von gleicher Groͤſſe. Dom fünften Nückenfchifve an befinden fich auf beyden Seiten fünf gröffere und Kleinere Floßfedern. Sch nenne diefe in der Zeichnung deutlich bemerften Hervorragungen Floßfedern, meil fie dem Thier, wenn es ſchwimmen ‚will, die Stelle der Sloßfedern vertreten; fie find aufferdem mit dem ganzen Körper von einer und eben derjelben Materie. Die Hintern 5. Ringe oder die Schwanzfchiloe find im Verhaͤltniß gegen die Nückenfchilde Flein, und das ers fte iſt beynahe ganz unter dem legten Nückenfchilde vers borgen. Der Schwanz ift auf mehr als auf eine Art merfwürdig. Er ift gar nicht Feilförmig, fondern er wuͤrde ‚348 xvi Von einigen —— re Be Fugelrund fon, , wenn er nicht oben am letzten Ringe eine gerade Linie bildete. In feinem Mittels punkte hat er keine vertiefte Hinne, fondern einen erhoͤ⸗ beten Wulft, der aber für das bloffe Auge faft unmerfs lich iſt. Unten hat der Schwanz zwey Fleine, auf bey⸗ den Seiten aber zwey laͤngere fpisige Herborragungen, welche am Körper in Scheiden figen, und folglich des — ſind, ich darf ſie daher fuͤr die Ruderfuͤſſe halten. Der ganze Koͤrper des Thiers iſt erhoͤhet und gewoͤlbt, der Schwanz aber ganz platt“ Die Materie des Koͤr⸗ pers iſt hornarfig, die Farbe deffelben von oben her wachsfaͤrbig, oder vielmehr jtrohgelb, in der Mitte _ geänlich, am Ende braun, der Schwanz aber ftroh: gelb. Die untere Seite meines Osfabiorns befchreibe ich nicht, weil die Befchreibungen des Hrn. Spengler ‘davon ausführlich, vollftändig und deutlich find. Ich merke nur an, daß mein Inſekt 14 Fuͤſſe habe. Dieſe Beſchreibung thut es ganz deutlich dar, daß meine Gattung von derjenigen, die Herr Spengler in dem erften Theil der Befchäftigungen Naturforfchender Freunde in Berlin Seite 306. f. befehrieben, und Tab. VII. fig. O. P. abgebildet hat, wefentlich unterſchieden ſey. Sie koͤmmt uͤberhaupt der angefuͤhrten Zeichnung naͤher, als der davon gegebenen Beſchreibung. Der Unter ſchied unter beyden, den ich weſentlich nenne, bes trifft Jefonders folgende Stücke, die ich nn deutlich Pape‘ eben habe 1) den Kopf und befonders die Augen, 2) die Floßfedern an den Seiten des Körpers, 3) den Schwanz und deffen ganze Bildung, Hu die Ruderfüffe, 5 IK aus Surinam. 349 2 By DR \ Tabula I. Fig.r. Ä Diefer Holzbock, den feine fehöne Farben für andern auszeichnen, Fommt dem Pappelnbocf, Ce- rambyx Populneus des Herrn Ritters von Linn Gen. 204. Sp. 57. am näheften, befonders derjenigen Gattung, welche Herr Müller in feinem vollftändigen Maturfpftem 5. Th. 1. Band, Seite 273. befchrieben, ‚und Tab.V. fig.7.8. abgezeichnet hat. Er behaups tet, daß er in Holland gefunden werde. Linné bes hauptet von feinem Cerambyx populneus , daß er ein gelbgeftreiftes Bruftftück, und auf ven Deckichildern vier gelbe Striche habe. Eine andere Art ift bräunlich afchgrau , und hat acht gelbe Punfte auf den Deckjchils dern, Einen dritten, den Herr Geofroy bey Paris fand, bejchreibet er einen halben Zoll lang, oval aſch⸗ farbig, mit Fuͤhlhoͤrnern halb fo lang als der Körper, und bald blaß, bald dunfel afchgrau geftreift. Wie aber nun der holländifche und der furinamifche Pappelbock, welche einerley Gröffe haben, von einander unterfchieden find, das werden die Befchreibungen von beyden, wenn ic) fie gegen einander feße, darthun. Cer.populneus Surinam. Die Fuͤhlhoͤrner find] Der Kopf, welcher uns weiß, und haben an dem ten Feilformig, oben aber Ende eines jeden Gelenfes | Folbig und breit ift, hat uns ſchwarze Fnotige Knopf | ten zwey Freßzangen, und chen. Die Grundfarbe iſt zwey Fleine Fuͤhlſpitzen. gelb, doch die unfägliche Die Augen ftehen auf beys Menge Eleiner ſchwarzer den Seiten, und find ſehr Gries» groß, Cer. populneus Holland. I Griespunfte macht, daß fih die Deckſchilde grau, oder. wie Corduan zeigen. Das Bruſtſtuͤck und ver untere Körper find bende mie einem molligen Weſen beſetzt. Die Füffe find alle gleich lang und bley» färbig. Eine blaffe Queer⸗ 350 XVI. Bon einigen feltenen Infeften groß, dergeſtalt, daß fie noch einen Theil der Stirn mit einnehmen. : Aus dem, Mittelpunfte der Augen ragen die Fühlhörner her vor. Diefe find beynahe fo lang , als das ganze Thier. Sie beftehen aus eilf Gelenken. Die erften Binde zeiget fich auf. der | fünf find von dunfelbraus ‚Mitte der Flügeldecdfen|ner Farbe, die beynahe öl. nach dem — Theileſchwarz iſt, Die folgenden vier ſind gelb, und das letz⸗ te wieder ſchwarzblau. Die knotigen Knoͤpfchen mans geln, alte Gele... aber find am Ende ftärfer als am Anfange, und es ift daher, als wenn immer. ein Selen; fe in das andere eingefchos ben wäre. Die Gtundfars be der Fluͤgeldecken ift ebens falls ſchwarzblau ohne al⸗ le Griespunkte, und daher glatt und glaͤnzend. Das Bruſtſtuͤck iſt ganz glatt, ohne Wolle, und zwey ganz kleine, faſt unmerkliche Dornen machen es, daß man dieſen Surinamiſchen Holzbock, nad) dem linnaͤi⸗ ſchen = aus Surinam. 351 — all Then Syſtem fo gar in ei- Bin 0. Peandere Claſſe fegen muß, J al obgleich auffer diefem Ums ftande der ganze äuffere Bau einer und eben derfels ur be ift. Die Füffe find, wie der ganze Körper ſchwarz⸗ blau, haben einerley Laͤnge, und die Fußblätter beftes I hen aus drey Gelenken. AR [Ueber die Fluͤgeldecken hin⸗ weg gehet ein breites gels bes Band, welches nicht ganz im Mittelpunfte ver Fluͤgeldecken befindlich ift. Der ganze untere Koͤrper iſt ſchwarzblau und glatt, nur am After ſiehet man ein Buͤſchel Haare. Ich habe geſagt, daß das Bruſtſchild auf beyden Seiten zwey kleine Dornen habe; und daß er aller Aehnlichkeit mit dem Cerambyx populneus ohnerach⸗ tet in eine andere Klaffe gehöret : nemlich unter die Bockkaͤfer mit runden Bruftfchifoe, welches an den . Seiten durch feftfigende Dornen zugefpigt ift. F) Hier habe ich, in dem Herrn von Linné zwey Gattungen ges funden, mit ivelchen man die meinige gewiſſermaſſen “vergleichen koͤnnte. Die eine ift der Cerambyx Am- — 9), den 1 Se Müller den Admiral nennet. Er f) Müller vollftändiges Naturſyſt. 5 Th. ı Band, Seit. 258. 3) Ebendafelbft, Seite 259. are IN 352 XV. Boneinigen feltenen Inſekten - Er hat einen ſchwarzen Körper, ſchwarze Fuͤhlhoͤrner, die ſo lang als der Koͤrper ſind, und wovon das zweyte Gelenke an der Spitze einen zuruͤckgebogenen Stachel, das vierte aber einen Bart von ſchwarzen und grauen Haaren hat. Die Seiten des Bruſtſtuͤcks ſind roth, und einigermaffen dornig. Die Fluͤgeldecken find an der _ Wurzel roth, und haben in der Mitte eine breite weiffe Brinde. Die andere Gattung ift der Cerambyx Suc- Ar eindkus ®), den Herr Müller das Gelbband nennet. Das Bruſtſtuͤck ift runglich, und hat zwen Stachel. Die | Deckſchilde find erhaben und mit einem gelben Bande befegt. Eine andere Abänderung, die hieher gehört, iſt diejenige, welche zwey hochgelbe Bänder auf den Flüs geldecken hat, die mit einen fchmalen braunen Bands . chen eingefaffer find. Der Cerambyx Ammiralis und der Cerambyx Succinctus find eben ſowol wie der meinige zu Surinam zu Hauſe. X. Tabula III. Fig. 2. Wenn wir freylich dieſe Aſſel, welche nach dem Herrn Ritter von Linné unter die Scolopendern ges hoͤret, und namentlich die Scolopendra forficara ift, mit der nemlichen Gattung vergleichen, die ſich in Deutjchland allenthalben findet, fo erftaunen wir billig _ über ihre abweichende Gröffe. In ihrer natürlichen Groͤſſe bilder fie Herr D. Schäfer in feinen Elemen- tis entomologicis Tab. CXI. ab, und nenner fie » Scolopendra, ven Vielfuß. Sie ift kaum um den vierten Theil fo groß, als die Surinamifche Aſſel. Herr h) Ebendaſelbſt, Seite 264. Ü aus Surinam. 353 Here Prof. Müller hat in feinem vollftändigen Natur⸗ foftem TH. 5. 2. Band, Tab. XXX VI. Fig. 7. diefelbe dreymal vergröffere vorgeſtellt, und fie Hat noch lange nicht die Gröffe der Meinigen. Wider meine Erwar⸗ tung habe ich dieſe Surinamiſche Scolopendra in des Herrn Friſchens Beſchreibung der Inſekten Deutſch⸗ lands gefunden, wo ſie im eilften Theil, Seite 19. be⸗ ſchricben, und II. Platte Tab. VII. abgebildet iſt. Friſch war bey der Beſchreibung der Inſekten ſehr ge⸗ nau, und man wird die Nachrichten, die er von der fremden groſſen Scolopendra, wie er fie nennet, oder der Scolopendra forficara, gegeben hat, mit vielem DBergnügen lefen. Da indeffen feine Abbildungen eben nicht die getreueften find, auch noch Fein Schriftfteller eine ausgemahlte Zeichnung von diefer Scolopender ges . geben hat, fo darf ich es ficher wagen, dieſelbe hier in einer vichtigen Zeichnung vorzulegen, und mit einer neuen Befchreibung zu begleiten. Meine Scolopender, die ich Tab. II. fig. 2. vorfege, ift in ihrer natürlichen Gröffe vorgeftellet. Ob⸗ gleich alle Zeichnungen unter meiner Auffiche verfertiget worden find, ſo habe ich es hier Doch überfehen zu bes merfen, daß der Künftler diefer Scolopender 21. paar Fuͤſſe gezeichnet hat, da fie derfelben nur 20. paar haben muß. Gerade fo viel hat auch die Scolopender des Hrn. Friſch. Folglich iſt es nicht richtig, wenn der Herr Nitter von Linnẽ der Scolopendra forfcata funfjehn paar Füffe beylegt, und Herr Prof. Miller merke gar wohl an, daß fie Derfelben mehr und auch weniger haben koͤnne. Schröt. Abh. 1. TH. 3 Der a a RNIT ‚Bon einigen feltenen Inſekten Der ganze Bau dieſer Surinamiſchen Seolopen⸗ der i überaus ınetfwirdig. Wenn wir den Kopf, das Halsſchild das letzte Schild am After und die Auss gange an dem After ausnehmen, ſo iſt die Farbe dieſes Inſekts durchgängig einerley, fie iſt ſchmutzig und faͤllt in das Braune, die Farbe der genannten Theile aber iſt hellbraun und fällt in das Gelbe. Der Kopf iſt rund, doch ein wenig zugefpißt, an dem Munde find zwey Feine Zangen, mit welchen dies Inſekt ohne Zweifel Die erhafchte Beute zum Munde bringe. Dorn am Ende des Kopfs ‚befinden fich zwey groffe gegliederte Fuͤhlhoͤrner, und am Ende derfelden am Kopfe fißen Die beyden Augen. Unten wo der Kopf an das erfte Schild anſchlieſſet, welches ich den Halsfchild nennen will, . find zwey ftarfe Scheren, deren jede hafenformig if, die Spitze derfelben aber ift braun, und gleichet- einem ſcharfen Nagel an den Klauen der Vögel. Damit erhaſcht Diefes Inſekt ohne Zweifel feine Nahrung , und die Befchaffenheit diefer Fänge hat ihr eben beym Nits ter von Linne den Namen einer Scolopendrae forf- ‚catae zumwege gebracht, den fie führe. Der gange Körper beftehet aus lauter einzelnen Schildern, davon’ die vier erften, den Halsſchild mit eingerechnet, Fleiner, die folgenden aber alle gröffer, und mehrentheilg von einerley Groffe find. Der ganze Körper iſt plate ges drückt, die Schilder aber find beynahe vierecfige, und nur auf beyden Seiten ein Flein wenig ausgefehweift. Der Halsſchild und der After find mehr rund, Bey jedem Schilde befinden fich ein paar Fuͤſſe, welche einerley Groͤſſe haben, immer ſpitziger zugehen, und aus vier Gelenken Pie: Nur die erften paar Fuͤſſe am Hals⸗ ſſchilde * 2% * aus Surinam. 35 ſchibeſ ſi nd Bi dünne, fie beftehen aber ebenfalls aus bier Gelenken. Das feste Schild hat Feine Fuͤſſe, aber zwey Herborragungen, die immer fpißiger zugehen, aus vier Gelenfen beftehen, und vermuthlich von dem Thier wie Füffe gebraucht werden. Beym Hrn. Friſch find diefe Hervorragungen vote die Geweihe eines Elends thieres gezeichnet, von der Art aber find fie an meinem Eremplar nicht, fondern gerade fo, wie fie auf meiner dritten Kupfertafel abgezeichnet find. Db diefer Unter⸗ ſchied blos zufällig ? ob er manchen Gegenden eigen fen ? oder ob er die Berfchiebenheit des Öefihlechts bes zeichne? das alles kan ich nicht ſagen. Von der untern Seite dieſes Inſekts habe ich nur das Einzige zu ſagen, daß der Koͤrper deſſelben ebenfalls aus lauter einzelnen Gelenken beſtehe, daß dieſe Gelen⸗ ke mehr rund, und ein wenig kleiner als die Gelenke des aͤuſſern Theils dieſes Thiers ſind, und daß die aͤuſſere Gelenke von unten betrachtet ein wenig hervorragen. Dadurch wird ein kleiner Wulſt gebildet, der auf bey⸗ den Seiten des Unterleibes herunter geher. Da die ganze Hauptbildung diefes Thiers, die Gröffe ausgenommen, der Europätfchen Scolopendra Forficata gleich iſt, fo macht dieſe Surinamiſche eis gentlich Feine neue und befondre Gattung aus. Sie fege nur einen neuen Beweis ab,'wie manches Thier, das dem Geſchlechte nach einerfen iſt, in verfchtes denen MWeltgegenden eine fo verſchiedene Groͤſſe (ar ben koͤnne. 32 | XL. 356 XVI. Bon einigen feltenen Snfekten RL. - Tabula III. Fig. 3. Der Herr Ritter von Linné hat unter dem 189; Geſchlecht unter dem Geſchlecht der Käfer, Spec. 8. einen Käfer, ven er Scarabaeus Moloffus nennet. Er ftehet unter der erften Abtheilung, dahin Käfer mit ges hoͤrntem Bruftftücke gerechnet werden. Herr Profeffor Müller, der ihn in feinem vollftändigen Naturſyſtem 5.Th.1. Band, Seite 54. f. den Doggenkaͤfer nennet, beſchreibet ihn folgender Geftalt : Er habe einen breis ten Kopf, und einen dicken und groffen Ruͤcken. Das Bruſtſtuͤck ſey vorne breit zuruͤckgebogen und abgeſtutzt, und habe vorn am Rande zwey zahnige Spitzen. Der Kopf ſey breit, vorneher halbmondfoͤrmig, und oben auf mit einem Horn verſehen. An den Seiten des Bruſtſtuͤckes zeige ſich ein eingedruckter Punkt, die Fluͤ⸗ geldecken waͤren ſchwarz und glatt, und die Schenkel hätten eine laͤnglich runde Geſtalt. Wenn nun Here Prof. Miller noch hinzuſetzt, daß das Weibchen von dieſem Käfer weder das Horn auf dem Kopfe, noch die Zähne an dem Bruftichilde Habe, fo muß ich fagen, daß der von mir Taf. III. Fig. 3. abgezeichnete Käfer ein Weibchen von dem Scarabaeus Moloflius ſeyn koͤn⸗ ne Wenn ich zumal Herrn Müllers Zeichnung "Tab.ll. fig. 2. mit meinem Käfer vergleiche, fo wird diefe Wahrfcheinlichfeit noch gröffer. Der äuffere Bau ' ift beynahe eben derſelbe. Auf die verfchtedene Gröffe will ich gar nicht rechnen, denn fo groß ift fie nicht, daß man fie darum für zwey ganz verfchiedene Käfer halten follte, zumal wenn man weiß, daß in einer und eben berfelben Gegend, ein und eben derfelbe Körper in vers ſchie⸗ aaus Surinam. 357 fehiedenen Gröffen vorkoͤmmt, welches oft nur Wachs⸗ thumsgröffen find. Aber zwey Stück find es, welche meinem Käfer eigenthünnlich find, und dem Scarabaeus Molojfus nicht zufommen : 1) Die Befchaffenheit des Kopfs. Diefer ift zwar breit, und im ganzen betrachtet halbmondfoͤr⸗ mig, allein die Zacken, die er hat, find ihm ganz eigens thümlich, das macht es, daß man ihm einen fägefors migen Kopf beylegen Fan. Es fcheinet, als wenn die Natur diefen Kopf aus drey Theilen zubereitet hatte. Die beyden Seitentheile find beynahe halbmondformig, fie endigen fich aber von vorn in zwey Zähnen. Das mittelfte Stück beftehet aus vier folchen Zähnen oder Zacken, welche aber fchärfer find, und tiefere Einfchnics te haben, als die beyden Seitentheile. Dieſe beyden Seitentheile find aufferdem mit Haaren befeßt. Da, wo fich diefe Seitentheile endigen, ftehen auf beyden Seiten die Augen. Sie find in der von mir gelieferten "Zeichnung genau angemerft. Was aber der Künftler nicht bezeichnen Eonnte, das hole ich hier nach, daß nems fich diefe Augen durch den ganzen Kopf hindurch gehen, und alfo Halb auf der Oberfläche und halb auf der Uns terfläche des Kopfs ftehen. Dies war darum nothwen⸗ dig, damit der Käfer nicht nur über, fondern auch uns ter fich fehen, feine Nahrung ſuchen, und die gefundes ne Nahrung für feine Erhaltung nüßen koͤnnte. Die Fuͤhlhoͤrner find von auffen gar nicht fichtbar, unten aber fan man fie defto deutlicher fehen. Die gröffern Fuͤhlhoͤrner ftehen gerade über die Augen. Cie find oben wie Kaͤmme, welche auf dünnen Faͤdens ftehen ; und gleichen faft den Fühlhornern des Weibchens von 33 dem ‚358 XVI. Bon einigen feltenen Inſekten dem Mayenkaͤfer. Am Munde aber ‚ über welchen. der ſaͤgefoͤrmige Kopf ein wenig herborragt , ftehen noch zwey Fleinere blos fadenformige Fuͤhlhoͤrner. * 2) Die Beſcho ffenheit der Fuͤſſe. Sie find in meiner Zeichnung genau abgebildet, und man darf nur die Muͤlleriſche Zeichnung mit der meinigen ver; ‚gleichen, um diefen Unterfchied zu ſehen. Die Bil, dung iſt ‚nach der Muüllerifchen Zeichnung, die-Fußr blaͤtter ausgenommen, an allen fechs Fuͤſſen beynahe eben dieſelbe. Bey meinem Käfer aber ift nur das erſte paar Fuͤſſe im zweyten Gelenfe fügeförmig ; das Sußblatt aber beftcher aus einem einzigen ſchwarzen Has Een. Die hindern zwey paar Füffe haben feine ſaͤgefoͤr⸗ mige Zeichnung, und das Fußblatt beftchet aus zwey Hafen. Alle ſechs Züffe find durchaus mit Haaren befegt. Ich überfaffe es nun den Kennern der Snfeften, ob ich meinen Käfer für das Weibchen von des Herrn Linné Scarabaeus Molofus halten darf. Da ich nicht gern eine neue Gattung in das Naturreich einführ ven möchte, fo bitte ich diejenigen Freunde der Natur, Ä welche Surinamifche Anfeften befigen, fie forgfältig zu vergleichen. Wenn man freylich von meinem Käfer "Männchen und Weibchen bey der Hand Härte, fo wuͤr⸗ de. ſich die Sache enrfcheiden. Hätte das Männchen feinen fägefürmigen Kopf, und auf dem Kopfe ein Horn, fo wäre der abgezeichneie und jet beſchriebene Käfer das Weibchen vom tinnäifchen Scarabaeus Mo- loſſus. Hätte das Männchen einen fägeformigen Kopf und fein Horn, fo wäre es eine ganz neue Gattung unter den Käfern., Hätte aber das Männchen einen fägeformi: gen HM und ein Horn nl dem Kopfe, fo müfte man dann \ u ’ - * Surinam. 359 dann vom Scarabaeus Molojius aeg Biränderungen feftjesen : | I) Mir einem halbmondformigen glatten Kopfe. 2) Mit einem halbmondfoͤrmigen ſaͤgefoͤrmigen Kopfe. | | X'M. Tabula III. Fig. 4. Wuar es bey dem vorigen Käfer nicht zuverlaͤßig entfchieden, ob er das Weibchen vom Scarabaeus Moloffus ſey; fo ift es ben diefem auf der dritten Kurs pfertafel Sig. 4. abgezetchneten Käfer defto zuverläßiger, daß er der Scarabaeus Lancifer des Herrn Ritters von Einne it. ) Herr D. Schäfer hat in feinen prineipüs entomologicis Tab. XLIX. Fig. 3. eis nen Ähnlichen Käfer, * er den Aftermaulwurfskaͤ⸗ fer, Copris nennet, der aber von dem Meinigen merfs lich unterfchieden ift. Er theilet auch die Aftermaul⸗ wurfsfäfer in zwey Familien ein, in folche nemfich, wo der Kopf gehornt ift, und in folche, wo er ungehornt ift. Here Prof. Muͤller nennet ihn am angeführten Orte feines vollftändigen Naturſyſtems den Spießtraͤ⸗ ger ; und giebt von ihm folgende Furze Beſchreibung. „Das Horn des "Kopfes iſt eckig ımd einem Spieffe ahnlich, das Bruſtſchild hoͤckerig ungleich, die Flügel decken find geftreift, und die Farbe iſt dunfelviolet. Er kommt aus Brafilien.,, Diefer Käfer aber ift einer ausführficheren Befchreibung würdig. 34 Der i) Gen. 189. Spec. 13. Siehe Muͤller vollftändiges Na; turſyſtem, Th. 5, erſter Band, Seite 57. N 360 xvı. Bon einigen fitenen Snfetn i \ x * Der meinige, den ich Taf. III. Fig. 4. habe abs zeichnen laſſen, paffet genau auf den Scarabaeus Lan- eifer, wie ihn Hr. Müller befchreibt, nur daß er nicht dunfelviofet, fondern kohlſchwarz und fehr glänzend ift. _ Ein Umftand, ver im Grunde nur einen zufälligen Uns ferfchted ausmacht. Er ift auf meinem Kupfer in feiner “natürlichen Gröffe abgebildet. Sein Kopf ift vollfom: men: halbmondfürmig , und ringsherum mit einem Saum eingefaffe. Ganz am Ende des Kopfes, nahe | am Nückenfchilde, befindet fich das Horn, welches eine groſſe Aehnlichkeit mit einer tanze hat. Es ift nemlic) unten breit, hat in der Mitte auf beyden Seiten zwey Hervorragungen, zwifchen welche die etwas gefrümmte Spitze des Hornes fteher. Uebrigens ift der Kopf, fo wie das Rückenfchilo, ungeftreift. Wenn diefes Ruͤ— ckenſchild am Kopfe nicht eine fo fichtbare Einbeugung, oder vielmehr einen Abſatz hätte, fo würde es gerade bald fo groß, als der ganze Hinterleib feyn. Allein es hebet ſich ein wenig gebogen um einen guten viertel Zoll in die Höhe, und hat auf dem Rande auf beyden Sei⸗ ten vier Erhöhungen, die Fleinen Dornen gleichen; am Ende aber näher nach den Flügeldecfen zu auf jeder Seite ein tiefes Grübchen. Die Fluͤgeldecken find nicht fo lang als der feib, und fie find die Länge herunter ges ftreift. Wo fich die Flügeldecfen endigen, da gehet der After hervor, der ein vollfommenes Dreyeck bildet, „und ebenfalls hartſchaalig iſt. Betrachten wir dieſen Kaͤfer von der untern Sei⸗ te, ſo iſt der Saum des Kopfes viel breiter, als er von oben her war. Gerade da, wo ſich der Saum endiget, iſt das Maul, die Augen aber ſind eben ſo beſchaffen, wie aus Surinam. 361 wie ich fie bey dem vorhergehenden Käfer angetroffen und befchrieben habe. Die Fühlhörner, die gerade über den Augen auf der untern Seite des Kopfes ftehen, find gerade, und endigen fich in einer gefpaltenen Kolbe, wie beym Mayenkäfer. Das Maul hat Freßzangen und Fuͤhlſpitzen. Die Keulen der Füffe find glatt, und im Verhaͤltniß zur Gröffe des Käfers überaus ftarf. Sie find an den Seiten mit Haaren befegt. Die Schien⸗ beine find fägeförmig, doch haben die erftern Füffe ties fere Zähne, als die folgenden. Diefe Schienbeine has ben fehr wenig Haare. Die Fußblätter haben fünf Glieder, und da, wo fich die Schienbeine endigen, und die Fußbläcter anfangen, haben die Hinterfüffe einen hervorragenden fpigigen Dorn, der die halbe änge ber Fußblätter Hat. Der ganze Unterleib ift hartſchaalig, ſchwarz und glänzend, nur da ift feine Farbe matt, wo die Keulen der Füffe liegen. Wenn wir diefe Befchreibung mit der Zeichnung des Herrn Schäfers zufammen halten, fo wird es deutlich, daß der Schäferifche Aftermaufwurfskäfer von dem meinigen fehr merflich abweichet. Das tans zenformige am Horne des Kopfs ift wenigftens in der Zeichnung nicht fihtbar. Der Nückenfchild hat nur zwey Dornen an beyden Enden, die gröffer find, als die Dornen meines Käfers, und der Schild felbft ift überhaupt mehr ausgefchweift, als bey dem Meinigen. Bey allen diefen Verſchiedenheiten aber koͤnnen nach der Schäferifchen Methode beyde Käfer zu den Afs termaulwurföfäfern gehören. Uber nach der kinnäis fhen Methode muß man beyde trennen, denn da vers dienet nur der Meinige, wegen der Befchaffenheit feis 35 nes 362 XVI. Bon einigen feltenen Inſekten nes Horns, ein Scarabaeus Lancifer genennet zu werden. XIII. Tabula II. Fig. 5. | Wenn des Herrn Schäfers Aftermaukiief: * Tab. XLIX. Fig. I. nicht ausdruͤcklich als ein folcher beſchrieben ** der auf dem Kopfe fein Horn trägt, und wenn nicht diefer groffe Naturforſcher auss druͤcklich eine eigne Familie ſolcher Maulwurfskaͤfer be⸗ ſtimmt haͤtte, welche ungehoͤrnt ſind; ſo wuͤrde ich den Käfer, den ich Taf. I. Fig. 5. abgebildet habe, hie— her zählen müffen. Sie haben beyde eine groffe Aehn⸗ fichfeit unter fih. Da aber der Meinige fogar zwey Hörner auf feinem Kopfe trägt, fo din ich genöthiget, ihn von diefer Familie zu frennen, oder. man muß fas ‚gen, daß das Weibchen des Aftermaulwurfkaͤfers kei— ne Hörner trage, und num müfte Herr Schafer feine ‘ gemachte Eintheilung zurücknehmen. Allein da der Kopf meines Käfers gerade fo wie bey den benden vor» hergehenden Käfern, und nicht wie bey dem Maul⸗ wurfsk aͤfer gezeichnet iſt, ſo gehoͤret er ſicher gar nicht unter das Geſchlecht der Maulwurfskaͤfer. Er gehoͤ⸗ ret vielmehr unter die zweyte Linnaͤiſche Abtheilung, nemlich unter die Kaͤfer mit gehoͤrntem Kopf, und glat⸗ tem oder unbewafneten Bruſtſchilde. Aber nun zu wels cher Gattung? Der Scarabaeus Vacca des Hrn.von inne H iſt derjenige Käfer, zu dem ich den Meini⸗ gen ficher ‚zählen darf. Man höre Herrn Müllers Dejchreis f) Gen. 189. Se 25. WMuͤller am angeführten Orte, Seite 65. — ö / > — BR Surinam. A Beſchreibung. „Dieſer Kaͤfer hat auf dem Kopfe im Nacken zwey kurze weit auseinander ſtehende Hoͤrner. Das Bruſtſtuͤck iſt vorneher zuruͤckgebogen, in der Mitte erhaben, und am Rande einigermaſſen gezaͤh⸗ nelt. Die Fluͤgeldecken ſind braun mit feinen Spren⸗ keln, das Bruſtſtuͤck aber hat einen feinen Kupferglanz. Man trifft dieſe Art in den ſuͤdlichen Theilen von Frank⸗ reich, wie auch in Preuſſen an.,, Der Scarabaeus Vacca, ven ich hier aus Su⸗ rinam vorlege, ift in fehr wenigen Stücken von dem ‚Käfer unterfehieden, deſſen Befchreibung. ich vorher mitgetheilet habe. Seine natuͤrliche Groͤſſe zeiget feine Abbildung. Sein Kopf ift gerade fo halbmondformig, wie der Kopf des vorigen Scarabaeus Lancifer , ev hat aber vorneher zwey erhabene Wulfte, und folglich eine gedoppelte Einfaffung. Diefer Theil hat eine duns. ⸗ klere Farbe , als die Farbe des Kopfes und des Bruft- jehildes if. Am Ende des Kopfes, nahe am Halfe, befinden fich Die beyden Horner, welche eine halbmonp- formige Gejtalt haben, und folglich oben weiter ausein- der. ſtehen, als unten. Sie find dünne und gehen fpis Kig zu, und haben eine groffe Aehnlichfeit mic den ges wöhnlichften Hörnern der Kühe. Zwiſchen dieſen bey: den Hörnern, doch ein wenig vorwärts, befindet ſich ein Fleines Rnöpfchen, welches die Groffe einer Nadels ſoitze hat. Das Bruſtſtuͤck iſt vorneher zuruͤck gebogen, oder wie eingedruͤckt, und man kan ſich daſſelbe, die tänge hinunter betrachtet, oval und erhoͤhet gedenken. Eben fo ift es in feiner Breite betrachtet, in der Mitte ift es erhaben, und am Nande mit einigen Einbeuguns gen verſehen, ober mie fich Herr Prof. Müller aus» druͤckt, N | 364 XVI. Sorlängen fetten Inſetten druͤckt, gezaͤhnelt. Vorn, wo das Bruſtſtuͤck am er⸗ hoͤheteſten iſt, ſiehet man wieder zwey kleine Knoͤpfchen, wie das Knoͤpfchen am Kopfe war, und zwiſchen den⸗ ſelben eine kleine Vertiefung oder Rinne, welche uͤber das ganze Bruſtſtuͤck hinweggehet. Die Farbe ift ku⸗ pfergruͤn, doch dunfel, und hat einen fehonen Gold⸗ glanz. Die Flügelvecfen find hellbraun, haben ganz fubtile Streiffen, auf-welchen eine dunklere Farbe fpielt, die ſich aber nach den verfchievenen Richtungen andert, ‚die man dem Käfer giebt. Gefprenfelt Fan ich diefe Mahlerey der Natur nicht nermen, ſie ift vielmehr changirend. Dieſe Fluͤgeldecken bedecken nicht den gans zen Koͤrper, denn der After iſt blos, er iſt dreyeckigt, eingebogen und hartſchaalig. Oben an den Hoͤrnern ſi⸗ tzen die Augen, welche aber unter dem Kopfe, oder wenn man den Kopf auf der untern Seite betrachtet, noch einmal ſo groß, als auf der aͤuſſern Seite ſind. Uebrigens ſind die Fuͤhlhoͤrner, die Fuͤſſe und der ganze Unterleib eben ſo gebauet, als bey dem vorhergehenden Scarabaeus Lancifer, nur r daß ſie eine braune Far⸗ be haben. XIV. Tabula III. Fig.6. | Diefer Käfer ift der Canrharis Sanguinolenta des Herrn von Einne. I Er ift eigentlich in Ruß⸗ land zu Haufe, wo ihm der verdienftvolle Here Prof. Beckmann bey feinem Aufenthalte in Rußland angetroffen und befannt gemacht hat. Ich habe das Ders D Gen. 208. Spec. ı. Müller am angeführten Orte, Seite 307. . * * J * Er aus Surinam. WR Ic Segnügen, einen — ——— Käfer aus Surinam be⸗ kannt zu machen, der ſich von dem Rußiſchen i in wes nig Stücken unterfiheidet. Ich werde, wie ic) fehon einigemal gethan habe, die Befchreibung des Herrn Prof. Müllers mic der meinigen in Vergleichung ſe⸗ Gen, weil dann der Unterfchied defto deutlicher in die Augen leuchten. Ehe ich es aber thue, fo bemerfe ich, daß bey diefem Käfer, wie bey allen denen, die der Nicter von Einne unter dem Geſchlechtsnamen Canrba- ris begreift, die Fluͤgeldecken zwar fehaaligt und un: durchfichtig, aber doch weich und biegfam find, Da | ber fich auch bey dem Exemplar, das ich vor mir habe, die beyden Flügelvecfen im Tode des Käfers — gerollt haben. Canth. Sanguinolenta | Canth. Sanguinolenta Rujl. Surinam. Er ift obenher aA Die Sarbe des ganzen die Fluͤgeldecken aber ſchei Kafers ift von obenher nen gleichfam einen gedop; | blutroth und glänzend. Der pelten Rand zu haben. Der | Rand der Flügeldecken hat Kopf ift niedergebrückt, | einen. doppelten fehmalen herzfoͤrmig, hinter den Yır | Saum. Der Kopf ift nie gen fehr eckig. Die Kies | dergedrückt und einigermafs fer find ſchwarz, und ragen | fen herzformig. Die Aus hervor. Die Fühlhörner ! gen find nach dem Der; find ſchwarz, einigermaffen | haͤltniß des Kopfes groß, haarig, und faft länger als | und hinter denfelben bildet das Bruftftüch, das legte | der Kopf zwey Ecken, wors Gelenke derſelben ift oval. | inne eben die Augen liegen. Das Bruſtſtuͤck ift roch, | Die Kiefer find fehwarz platt und z — 366 Xvl. Bon einigen ſeltenen Inſekten J—— N Im - E 3 platt niedergedruͤckt ;- am | und hervorragend, fie bil ‘ gleich, und am untern Rande fhwarz Der Bauch und die Füffe find fchwarz. Die Füffe haben keilfoͤrmige Hüften. / Gelenke iſt pisig. den eine kleine ſpitzige Zan⸗ ge, unter denſelben befin⸗ den ſich vier Fuͤhlſpitzen, zwey groͤſſere, die aus drey Gelenken beftehen, und zwey Fleinere, Die eigent- lichen Fuͤhlhoͤrner figen un⸗ ter den Yugen, fie find fchwarz ohne alle Haare, noch einmal fo fang, al3 das Bruſtſtuͤck, und beftehen aus eilf Gelenken, das legte Das Bruſtſtuͤck ift roch wie der ganze Käfer, platt nieders gedrückt, nur ein wenig uns gleich, und der untere eins gedrücte Rand iſt ebens falls roth. Der Bauch iſt roth , die obern Gelenfe der Fuͤſſe oder die Hüften find roch, Die Schtenbeine und die Fußblaͤtter, die aus fünf Gelenken beſte⸗ hen, find ſchwarz, und durchgängig ohne Spigen oder Haare. - Der Bauch ſelbſt ift bey dieſem Inſekt überaus merkwuͤrdig, und verdienet eine ausführliche Beſchrei— bung. RE RR —9 \ ) N — Be Surinam , BR. x bung. Die Bruſt ift fehr erhoͤhet und gewoͤlbt. Nicht gar. weit vom Kopfe an den Ruͤckenſchilde ruhet das ers fie paar Füffe, am Anfange der Bruft aber das zwens te Paar, und diefe haben unter fich eine verhältnißs maͤßige Abnahine der Glieder zu fich ſelbſt. Am Ende der Bruft aber iſt das dritte paar Fuͤſſe befefliget, an welchen befonders die überaus groffen Keufen, die in der Zeichnung fehr genau ausgedrückt find, unfre Auf merftamfeit und Bewundrung verdienen. So erhöhet num aber die Bruft war, fo fihmal, dünne und gepreßt iſt der Leib, der nicht viel länger als die Bruft ift. Die Farbe deffelben ift ebenfalls blutroth. Er beſtehet aus fünf Ringen oder Gelenfen, das legte derfelben bildet im Mitrelpunfte einen Triangel, in welchem ver After ruhet, welcher nicht viel geöffer als der Triangel ift, und der ich fpigig endiget. XV... Tabula Il. Fig. 7. Diefer Bielfuß, Iulus terreftris Linn. ") Taufendfuß, Iulus des Herrn Schäfers #) verdie⸗ net feiner Gröffe und feiner Schönheit wegen eine Ab= bildung und nähe ve Beichreibung. So gemein aud) der. Erdvielfuß in allen Gegenden ift, fo viel fonderbas res hat er an fich, das der Aufmerkſamkeit des Natur⸗ forfchers wuͤrdig iſt. Er iſt daher von Feinem Schrifts fteller, ‚der von den Inſekten nur mit einiger Ausführs lichkeit gehandelt hat, übergangen worden. Manche Schrift⸗ m) Gen. 274. Spee. 3. Müller 1.c..5 Th. 2.Band, Seite 1163. Tab; 36. fig. g. n) Princ. entomol. Tab. LXXIIL. 4 x 7.0 DEE 4 KATI F nr ww. RER; . ‚7 ven a, * 4 . v v * J * * J h \ 4 { f wo x J An 368 xvi. Von einigen ſeltenen Inſekten Schriftſteller haben ihn eigner Abhandlungen gewuͤr⸗ diget. Herr von Geer hat einen ſchwediſchen Viel⸗ fuß genau beſchrieben o), der mit dem meinigen eine groſſe Aehnlichkeit hat. „Dieſer Tauſendfuß, ſagt Herr von Geer, iſt ziemlich groß, er iſt ſechzehn is. nien lang, und zween dicfe, An Geſtalt gleicht er eis ner Eleinen Schlange, weil fein Korper vollfommen walzenformig ift. Seine Grundfarbe ift ſchwarzbraͤun⸗ lich. Laͤngs dem Nücken gehen zwey dunfelgelbe, oder vielmehr halbe rorhgelbliche Streifen herunter. Die Fuͤſſe find weißlich und durchſichtig. Der Kopf hat eis ‚nen rundlichen Umriß. Das DBordertheil ift erhaben. Unterwärts fißen zwey Zähne oder Kinnladen zwiſchen zwey fefgen. Am Kopfe ftehen ferner zwey Fuͤhlhoͤr⸗ ner, die etwas länger als eine tinie find, davon jedes in ſechs Gelenfe abgerheilt ift, ihre Farbe if braun, Der Korper beftehet aus vielen Ringen, deren ich 54. gezählet habe. Der erfte ift unter allen der längfte, der— geftalt, daß man ihn als ein Bruſtſtuͤck anfehen Fan. Der legte Ning üt beynahe fo lang als der erfte, und gehet in eine Spiße zu, die am Ende zugerundet ift. Er hat 200. Füffe an ſich, die unter dem Leibe in zwey Reihen liegen, deren jede hundert enthaͤlt. Recht in der Mitte des Leibes gehet eine kinie durch, an welcher die Füffe auf beyden Seiten befeftiget find; fo daß man zwifchen fofchen, ‚wo ihre Wurzel figt, faft gar Feinen Raum fehen Fan. Die Füffe ſtehen paarweife, an jedem Ringe 9) Bonnets, wie auch anderer Naturforſcher Abhandlune gen aus der Inſektologie, von Hrn. Paſt. Goͤtze, Halle 1774. Seite 337. fi ’ 00 Surinam. 369 | Ringe zween, auf jeder Seite einer, der erfte Ring aber, und die dren legten haben Feine Füffe. Sie find nur eine tinie fang, aber gegen die Wurzel zu find fie am dickſten. Bon da an wird der Fuß allnählig ims “mer dünner, bis er endlich fpiß zugehet. Die Füffe beſtehen aus fechs Gelenfen, und haben vorn an der Spitze ein feharfes Häkchen. Sie find auch mit vier fen kurzen Härchen bewachfen. ,, Beynahe alle Umftände, die dieſer Schrififteller von feinem Taufendfuß anführet, find auch an dem met» nigen zu finden, ich werde mich daher in der Beſchrei⸗ bung deſſelben Furz faffen koͤnnen. Dieter Taf. IH. Fig. 7. abgezeichnete Tauſendfuß iff gerade drey Zoll lang, und alſo etwas fürzer, als er in der Zeichnung angegeben if. Er hat, wenn ich das erfte Gelenfe, unter welchem der Kopf verborgen liegt, und das Ießtere, welches den After einjchlieffet, gerade 50. Gelenfe, und alle diefe funfzig Gelenfe has ben Fuͤſſe, daß fich aljo die ganze Anzahl der Fuffe auf 200. beläuft. Der Kopf ift in das erfte Gelenfe eins gefenft, man fiehet aber, daß es denfelben auch) hervors firecfen Fan, und aljo denſelben nur im Tode eingezo— gen hat. Die Farbe des Kopfes ift roh, und fälle auf der Stirn in das Braune, Die Augen find neßr formig, und kohlſchwarz. Der erfte Ning iſt roth, fo der letzte. Alle die übrigen Ringe find bleyfärbig , auf dem Rücken hinunter aber gehet ein heller weiffer Streif, und auf jedem Ninge fißet ein rother Flecken, und diefes erhöhet die Schönheit diefes Tauſendfuſſes. Un— ten auf dem beibe ift dieſer Taufendfuß auch blenfärbig, aber dunfler als auf dem Mücken. Auf den Seiten hat Schröt. Abh. 1. Th. Ya > ein — * Yin abi I x A \ 370° XI. Von einigen elenen — ri ein jeder Ring einen fehwarzen Punkt, der am Anfange des Ringes ſtehet. Das Merkwuͤrdigſte an dieſem Thier iſt die groſſe Anzahl der Fuͤſſe, ihre Farbe iſt roͤth⸗ lich, faſt zimmtfarben. So groß aber die Anzahl der Fuͤſſe beym Taufendfuß iſt, fo viel man Urfache Hat, - über die groffe Menge von Organen zu erftaunen, wel⸗ d — che dieſes Thier hat, denn jeder Fuß muß doch feine eigne Musfel Haben, fo Haben doch die Naturforfcher angemerkt, daß der Tauſendfuß fehr lanafam gehe. Ich muß hier eine Unmerfung wiederholen, die ein ungenannter Schriftfteller über unfer Inſekt, und beſonders über deflen Fuffe und deren Gebrauch gemacht hat. ?) Man muß nicht, fagt er, wie Plinius ges than hat, den Aſſelwurm mic den Taufendfüßlern (Scolopendre und Jule ) verwechjeln ; den Namen ZTaufendfüßler haben fie mic Recht, denn alle Gat- tungen von Scolopendres und Iules haben eine groffe Anzahl Fuͤſſe. Unter den erften findet man fie von dreißig bis hundert und vier und vierzig Füffen, unter den andern von zweyhundert bis zweyhundert und biers zig. Ihr Gang ift fehr wunderbar. Auf einer jeden Seite des Körpers fiehet man eine Reihe Füffe, welche h von einem Ende zum andern erſtrecket. Ein jeder diefer Füffe hat feine befondere Bewegung, und der eine folgt allezeit ordentlid) dem andern, auf eine wunderbäs re Weife, die man nicht wohl befchreiben fan. Wenn fie gehen, fo machen ihre Fuͤſſe eine wellenformige Bes wegung, und fragen den Korper fehneller ‚fort, als man ſich vorftellen fan, wenn man die Menge Fleiner Schritte » Me der Naturgeſchichte EV. Band j Seite 238. f- J | aus Surinam, 371 Schritte bedenfet, welche fo viele Fleine Fuͤſſe machen müffen. J * * Ich habe bey dieſer Beſchreibung ſurinamiſcher Inſekten nur einen kleinen Verſuch machen wollen, da ich mehrere Beyſpiele bey der Hand habe, die einer Anzeis ge und Befchreibung eben fo würdig find, als diejenigen, die in diefer Abhandlung vorfommen. , Es ift wahr, wenn ein jeder Schriftjteller zur mehrern Anbauung des weitlauftigen Snfeftenreichs nur etwas, und nur fo viel als ich gerhan habe, beyträgt, fo kommen wir einer voll ftändigen Inſektenkenntniß immer näher, und wir wers den infonderheit mit den ausländifchen Inſekten immer bekannter. Aber man überrechne aud) den Aufwand, den die Sammlung folcher Schriften, wo die Inſekten zerffreuet vorfommen, erfordert, Wer die Schriften der Merianin, dis Möfels, des Eleemann, des . Schäfer, des Knorr, und des Clerk befigen möchte, der muß einen Aufwand von mehr als 100. Thalern darauf verwenden Fonnen. ) Wäre es nicht billig, daß es endlic) einmal ein Kenner wagte, alle die Inſek⸗ ten, die wir nun kennen, zu liefern, und fie in ausge mahlten Zeichnungen vorzulegen? Wenn ein folches Werk nur die Namen der befannteften Schriftfteller und nicht weitläuftige Bejihreibungen lieferte, und den Käufern in einzelnen Ablieferungen überlaffen würde, fo Fonnte der Kaufpreiß auch denen nicht beſchwerlich wers | Ya z den, q) Ich führe nur folche Schriften an, wo die Inſekten mit ausgemahlten Abbildungen erfcheinen ; denn ſchwarze Ku: pfer hintergehen oft, und find nur für Kenner, BY uf # er — m‘ 99 ORAL N VRR al, * SR 372. XVI. Bon einigen feltenen Inſekten den, welche fuͤr ihre Einnahme mehrere Beſtimmungen als ihre Bibliothek haben. In Ruͤckſicht auf die aus— laͤndiſchen Papilionen macht ung ein franzoͤſiſches Aver- tiffement Hoffnung, von welchem ich zum Schluß mei. ner Abhandlung von fremden Inſekten einige Nachricht geben will. Die Anfündigung auf diefes Werk iſt in den mehreften groffen Buchhandlungen zu haben, die einen halben Bogen in gr.4. beträgt. Sie führt die Aufſchrift: Profpelus er Conditions d'un fuperbe onvrage intitule Papilions exotiques qui fe trou- went dans les trois parties du Monde, ! Afıe, P Afrique et ! Amerique,rajlembles er decrits par Mr. Pierre Cramer , Diredfeur de la Societe Ze- landoife des Scienecs a Vleffimgue er Membre de la ‚Societe Concordia et Libertate a Amfleldam, Def: Vines fur les Originaux, graves et enlumines fous 2 u fa direölion. A Amfleldam Chez S. J. Baalde, A Vrrecht, Chez F. van Schoonboven , et Comp. ‚Das Werf wird in groß Quart auf gut holländifches Dapier abgedruckt, und auf Subfeription geliefert. Zwoͤlf Platten mit ihren holländifchen und franzofifchen Defchreibungen werden zu einer Ablieferung gerechnet, und diefe Foften acht hollaͤndiſche Gulden. Es werden nicht mehr als hundert Eremplare aufgelegt, und diefe werden den erften hundert tiebhabern überlaffen. Wenn ſich wieder hundert finden, fo werden wieder hundert Exemplare beforgt. Man wird fich zu den Abbilduns - gen diefes Werkes der geöften helländifchen Kabinette bedienen, und man Fan ſchon daraus ſchlieſſen, daß dieſe Sammlung fremder Bnpilionen eine der vollftändigften feyn werde. Wenn aus Surinam. 373 Wenn diefes Borhaben Benfall findet, und wer follte daran zweifeln? fo wäre es zu wünfchen, daß fich auch jemand finden möchte, der uns mit den Europäis fihen Papilionen in einer vollftändigen Sammlung bes Fannter machte , und noch jemand , der den übrigen Inſekten in und auffer Deutfchland eine gleiche Ehre ers weifen möchte. Dann würden wir in dem Sache bald zu m volljtändigen Kenntniß gelangen. Dub Herr D. Sultzer in Winterthur ung mie einer vollftandigen Einleitung in die Anfeftenlehre mic ausgemahlten Kupfertafeln befchenfen wird, das Fon: nen Liebhaber aus des Heren Fueßlins Berzeichniß der ihm bekannten fchweigerifchen Inſekten, Zuͤ⸗ rich 1775. fehen. . An der Vorrede zu diefem Verzeich⸗ niß wird der ganze Plan diefes neuen Inſektenwerkes vorgelegt. Die ſiebenzehente Abhandlung. Ueber die Bemuͤhungen und die Verdienſte älterer und neuerer Schriftſteller um die Inſektenlehre Europens. cn ch liefere hier einen bloffen Entwurf tiber die Be: 2 mühungen und die Verdienſte ver Gelehr- ten um die Inſektenlehre, und befchlieffe damit den eriten Theil meiner Abhandlungen. Schon lange bin ich damit umgegangen, eine DBergleichung der Schrift: fteller aus der Naturgefchichte anzuftellen, fo wie fie 3. DB. Herr Cramer in feiner Einleitung zum Negen: fuß über Die — Schriftſteller unternoms Ya 3 men N! 374 XVn. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten men hat. Aber eine fole Befchäftigung fordert frenlich mehr Arbeit, ald mir meine Mebenftunden bicher haben geftatten 5 Inzwiſchen liefre ich hier denjenigen Theil meiner Sammlungen, die ich uͤber diejenigen Schriftſteller nach und nach entworfen habe, die von den Inſekten entweder ausfuͤhrlich und mit Vorſatz, oder kuͤrzer und nur beylaͤufig gehandelt haben. Man wird es daher von mir nicht erwarten, aller Schrift⸗ ſteller von den Inſekten zu gedenken, ſondern ich nenne meine Abhandlung nur einen Entwurf, von dem ich mir aber ſchmeichle, daß er wenigſtens ſolchen Leſern gefäls lig ſeyn werde, welche nicht blos Inſekten ſammlen, ſondern die Entomologie ſtudieren. Ich habe mich aber blos auf diejenigen Schriften eingeſchraͤnkt, welche von europaͤiſchen Inſekten reden, und mir einen etwas abgekuͤrzten Plan erwehlet, weil ich für eine bloſſe Abs handlung Materie genug habe. ch habe auch bey meis nem Plane Feine meiner Vorgänger nachgelefen, weder die erfte Abhandlung in dem Reaumuͤrſchen Inſekten⸗ werfe, noch) die Borrede zu Sulzers Kennzeichen der Inſekten. Man lefe meine Abhandlung und vergleiche fie mit jenen Arbeiten, und man wird mir die Gerech- tigfeit voiederfahren laffen, daß ich meinen Plan ſelbſt entworfen und ſelbſt auntgearbetet habe. Wenn wir freylich die Bemůhungen und die Ver⸗ dienſte der Schriftſteller um die Inſektenlehre unpars theyiſch überfehen wollen, fo müffen wir nur auf die Zeiten fehen, in welchen fie fehrieben, denn nun werden wir auch von ihren Kenntniffen ein richtiges Urtheil faͤl⸗ fen konnen. — Sch 1,2 a ! ! } } — J ⸗ um die Inſektenlehre Europens. 375 Ich fange von den aͤltern Schriftſtellern an. Wenn gleich die Naturgeſchichte der Thiere ein fruͤh⸗ zeitiger Gegenſtand der Altern Schriftſteller war, fo müffen wir doch fagen, daß fie den Inſekten gerade die geringfte Aufmerkſamkeit widmeten, ob wir gleich nicht fagen Fonnen, daß fie diefelben ganz übergangen hätten. ' Unfere lieben Alten fahen immer auf diejenigen Gegen» ftande der Natur vorzüglich, welche mehr den Nutzen des menfchlichen tebens beforderten, als die menfchliche Meugierde befriedigten, oder ihre Kenntniffe mehrten. - Don vielen Inſekten ift uns ihr wahrer Nutzen erjt in den neuern Zeiten bekannter geworden, man farres als fo unter folchen Umftänden den Alten faft nicht übel nehmen, daß fie die Sinfeften beynahe ganz überfahen, weil fie nicht wohl in den Plan paffeten, den fie fich bey - ihren Schriften entworfen hatten. Was id) jest gejagt habe, paſſet auf die Schrif⸗ ten des Ariſtoteles vollkommen, die er von den Thies ren hinterlaſſen hat.) Man muß das in feinen Schrifs ten zerſtreut fuchen, was er über die Anfeften überhaupt, und über manche Inſekten infonderheit gefagt hat, und ‚wenn wir num die Mühe über uns genommen haben, alles aufzuſuchen und zu lefen, fo müffen wir am Ende doch befennen, daß er unfre Kenntniffe von den Inſek⸗ ten wenig erweitert habe. Wer den Ariftoteled nicht felöft leſen will, der findet reiche Auszüge feiner Gedan⸗ Een in Jonſtons Buche von den Infeften. Man leſe diefe, und num wird man fagen, daß ich mich in meis nem Einahelle nicht übereile habe. »Uag Dios⸗ x) Hiftoria animalium, it. de generatione animaliuun, und de partibus animalium. 7% & J — xVI Ueber die e ———— . Getehrten Dioscorides war viel zu ſehr Act, als daß er m $ in feine Schriften 6) etwas aufgenommen haben follte, “was nicht in die Mediein einen offenbaren Einfluß nad) den Kenntniffen feiner Zeit hatte. . Infofern muß man auch bey ihm Inſekten auffuchen, deren er fehr wenige ans führet ‚ und unfre Kenntniffe ebenfalls ſehr we bereis. chert. So ift die Sache bey allen übrigen griechſſchen Schriftfellern beichaffen, welche man noch unter die _ Naturforſcher Griechenlandes zu zahlen pflege. Viel⸗ leicht übertrafen fie bierinne die Roͤmer ? Wenn wir bedenfen, daß die Wiffenfchaften und die Künfte eis gentlich aus Griechenland nach Nom kamen, fo macht diefes überhaupt Fein gutes Vorurtheil von ihrer Inſek⸗ tenfenneniß. Sie haben es nicht weiter gebracht, als die Griechen, und das will ich mie dem Benfpiel zweyer Schriftſteller, des Aelians und des Plinius, mic eints ger Ausführlichfeit erweiſen. Meltan 9), ein gebohrner Roͤmer, ſchrieb in grie⸗ chiſcher Sprache, weil er dieſe Sprache vorzuͤglich liebte. Sein Buch von der Natur der Thiere ſcheinet ohne allen Plan entworfen zu ſeyn, ſonſt wuͤrde er nicht alles durch einander geworfen haben. Was er von den In⸗ ſekten hat, muß man durch alle ſiebenzehn Buͤcher hins durch füchen. Im erſten Buche find es die Kapitel 9. 10, 11. 21. 26. 28. 30, 32. 37. 38.58.59. 60, im zweyten 29. 53. im vierten 1. 18. 22. 46. ‚im fünften 3. 10, 11. 12. 13. 15. 16. 17. 44: 49. 57. im —— 19, 22.26.28. 36.46. 57 * im 8) Sn feiner Materia medica oder wege vAns iurems. 2) Ilsei way idsornros. — —J —* um die Inſektenlehre Europens. 377 im ſiebenten 8. 19. 24- 26. 30. 31. 35. im ade ten 6. 9. 23. im neunten 5. 13. 15. 25. 33. 39% 45. im zehnten 13. 15. 38. 42. im eilften 8. im zwoͤlften 37. im dreyzehenten 3. 23. im vierzehen⸗ ten 13. 26. im funfzehenten 1. 26. im ſechzehen⸗ ten 13. und im ſiebenzehenten 1. 35. Die Inſek⸗ ten, die er beſchreibt, find: Apes, Aranea, Aſtacus, Blattae, Braſſica, Cancer, Canthari, Eruca, Locufta, Lumbricus, Mufca, Polypus, Pulex, Scarabaeus,-Scolopendra, Squilla, Vermiculi, Vefpae.. Man glaube aber ja nicht, als wenn er uns von feinen befchriebenen Inſekten viel , und viel wahres gefagt habe. in paar Beyfpiele mögen es beftätigen. Bon vem Scarabaeus fagt er Buch IV. Kap. 18. daß er fterbe, wenn man ihn mit Nofen beftreut, B. VI. 8.46. und B. J. 8.38. daß er in einer wohlriechenden Salbe fterbe, und B. X. K. 15. daß er Fein Weibchen habe, und daher von den Aegyptiern hochgehalten wers de. Bon den Bienen, den Fliegen und den We⸗ fpen hat er zwar mehr angemerft, aber man muß es aus verfchiedenen Büchern zufammenfefen, und gleich» wol leſen wir zugleich verfchiedene falſche Nachrichten zufammen. Von den Bienen fagt er B.I. K. I1. daß fie bey ftarfen Winden init ihren Füffen einen Fleinen Stein hielten, und fich dadurch wider feine Gewalt zu ſchuͤtzen ſuchten. Bon den Weſpen giebt er vor B. V. 8.16. daß fie von todten Vipern ihren Stachel mit Gift füllten. Solche Unrichtigkeiten kommen mehrere vor, daher uns der Aelian in der Anfeftologie wenig Nutzen fchaffen wird... Aufferdem har Aelian den Pli- nius, der ein Jahrhundert vor ihm Iebte, jo ſichtbar Has genutzt, u “ ie ya Re TEL, 9 A i —— —J er * a | 378 XVII. Ueber die Bemuͤhungen d. Gelehrten genutzt, daß die wenigſten Nachrichten auf ſeine Rech⸗ nung zu ſchreiben ſind. Der Papilionen, der ſchoͤn⸗ ſten unter allen Iſtiten gedenket er mit keiner Sil⸗ be, und hat daher den Plinius nicht einmal getreü ausgeſchrieben. Vom Plinius und feiner fo oft gedruckten Na⸗ turgefchichte konnte wol niemand eim richtiger Urtheil fällen, als Herr Canzler Cramer in feiner Einleitung zum Regenfuß %), daß wir ihm mehr würden zu dans fen haben, wenn der Entwurf feiner natürlichen Ges fehichte nicht zu groß gewefen wäre, denn er zeigt dem Auge zu viel, und nun Fan er demfelben die Gegenftäns de nicht deutlich genug zeigen. Won der Inſektenlehre ift diefes zuverläßig, inzwiſchen hat er doch) immer mehr gethan, als Hundert Fahr nad) ihm Aelianus. Er hat alle Gelegenheiten ergriffen, wo er von Anfeften reden Fonnte, von ihnen wirflich zu reden, und was er von ihnen wufte, das fagte er, freylich in der gedrums genen und dunflen Kürze, die er in feiner Schreibart gewohnt ift. Er wagte es fogar, zu Anfange feines eilften Buches, eine Fleine Entomologie zu fehreiben, und ſich denen entgegen zu feßen, welche den Inſekten das Athemholen aus dem Grunde abfprachen, weil der Bau und die tage ihrer Eingeweide nicht dazu gefchickt wäre. Er gehet auch in diefem Buche die vorzüglichften Inſek⸗ ten durch, und macht das von ihnen befannt, was er gehort und-felbft geſammlet hatte, und widerfpricht nicht felten der Meinung feiner Vorgaͤnger, wenn fie ihm’ abgeſchmackt und verwerflich ſchien. Inzwiſchen zeigt | doch u) der peutfehen Ausgabe vom Rumph Seite V. der vorläufigen Einleitung. um die 16 Anfentße Europend. 379 doch biefe ganze Abhandlung, und alle die Gedanken, die er hie und da ſeiner Naturoeſchichte eingewebt hat, daß man ſich zu ſeiner Zeit mehr mit ſophiſtiſchen Grillen ab⸗ gab, als daß man die eigentliche Natur und die Defonomie der Inſekten follte unterucht haben. Der Papilisnen gedenfet er einigemal, Lib. XI. Cap. XXI. p. 320. Cap. XXVII. p. 321. Cap. XXXVII. p. 326. im er» fen Tom der Mülleriichen Ausgabe, ferner Lib. XVII. Cap. LVII. p. 134. Cap. XLVII. p. 212. im zwenten Tom der Müllerifchen Ausgabe, Inzwiſchen wollte ich es doch beynahe nicht rarhen, den Plinius über die Papilionen nachzufihlagen, fo wenig und fo uns bedeutend ift es, was er von diefen fo ſchoͤnen Gejchds pfen fagt. Man darf ficher behaupten, daß ich durch den Eharafter, den ich von den Schriften des Plinius und des Aelians entworfen habe, zugleich die Bejchaffens heit aller vorhergehenden und nachfolgenden Schriftftels fer angegeben habe. Plinius war immer der berühms tefte unter ihnen, ich würde alfo unrecht thun, wenn ich mehrere Zeugen aufftellen, und mic) länger bey ihr nen aufhalten wollte. Nun müffen wir freplich einen groffen Sprung thun, che wir wieder einen Gelehrten finden, der fich um die Anfeften befiimmert hat. _ Wir finden zwar in den Schriften der Kirchenvater einige Spuren, daß fie auf die Defonomie der Inſekten nicht ganz unachtfam waren, aber fo viel feifteten fie gleichwol nicht, daß wir ifnen Berdienfte um die Anfeftenlehre beylegen koͤnn⸗ ten. Einige ihrer Ausſpruͤche hat der fleißige und bes leſene Leſſer in feiner Snfeftotheologie in der Einlei⸗ tung * SAN ES VERSESRAN NN) DIN in \ FERNEN N TE ra a \ Ba Ü \ ; ratus 1695. und alfo bis zu Ende des vorigen Jahr⸗ hunderts ausdehnen. Hier merde ich befonders des Agricola, des Franz, des Hufnagel, des Aldro- vand, des Moufet, des Jonſton, des Goedard, des Sperling, des Cifter, des Majus, des Im perati und einiger anderer gedenfen. "+ Georg Agricola, ein Mann, der fih um die ganze Naturgefchichte befümmerte, und der befonders in der Metallurgie und kichologie die entichtedenften Verdienſte Hatte, gab ein Fleines Buch de animanti- bus Subterraneis F) heraus. In einer angehängten Nomenclatur derjenigen Thiere, "deren er gedacht hat, | MR 380 XVII Ueber die Bemühungen d. Gelehrten tung Seite 6. f.f. angeführt. Die Gefchichte ‘von den, Bemuͤhungen und den Derdienften der Gelehrten um die Inſektenlehre, was die mittlere Zeit anbetrifft, wol len wir von dem Agricola 15.49. bis zu dem Impe⸗ kommen auch verjchiedene Inſekten vor. Syitem - ft Jremete: rn Animantia gradientia, Ihiere, welche auf Füffen gehen. Hieher rechnet +er Afellum, Schefflein, den Keller; oder Mauerefel, Blattae, MWibel, Brotworme, Springwibel, die Schabe, Formiea, Eims, Ameiſe, Lacerta, Grunader, Eydechſe, Pulices terreni, Erdfloh, Scara- baeus, Sewkefer, Stinkkaͤfer, Stellio Taran- tula, Tarantel, Vermis inMaio natus, Meis worm, Maywurm. U. Volantia, Apis, Pien, Biene, Gryllus dome- ſticus, Hauſt heim, Hausheime/ Gryllus agre- ſtis, Bafel 1549. klein Octav. yar —* die Juſektenlehre Europens. 381 * Feldheim/ Locuſta, mia Vefpa, ne I. Natantia, Cancer Aue, Krebs. iv. Serpentes. V. Vermes, Alcarides, Erdworme, Erdwurm, Lumbricus, Reinworm, Spondylis, Engerfe, Teredo , Kupferworm. VI. Daemones. Wenn gleic) diefe Eintheilung manchen nicht gefel, fie auch auf unfre Tage gar nicht paßte, jo behält doc) Agricola den Ruhm, dag er ſyſtematiſch vachte,und gleiche fan das erfte Syſtem über die Infeften gemacht hat. Aber wie befchreibe er die Anfeften ? Ein Mann, der in diefem Fache fo wenig Vorgänger hatte, der fic) in fo viele Fächer der Naturgefchichte wagte, deffen Haupt, fach die Mineralogie war, ein folcher Dann verdtenet unfere ganze Machficht, und für feine: Bemühungen unſern ganzen Danf, Inzwiſchen will ich einige Pro ben von feinen Arbeiten mittheiten. Quaedam etiam, blattae et alelli rimis parietum et domorum la- tebris occultantur. Formicae quoque condun- tur in aceruis, ın quibus congerendis vere et aeſtate multum operae etlaboris confumpferunt. Apes item hyeme ingrediuntur i in alueos: cra- brones fylueftres in cauernas et quofdam qua- fi nidulos arborum : vefpae in’ earundem do- morumue nidulos, quos aeftate conftruxerunt. » pag. 15. So unbedeutend find alle feine Bemer— kungen. | Wolf⸗ Rn An hi N oO x 382 XVIIUeber die Bemühungen d. Gelehrten Wolfgang Franz v), der zu Anfang des vori⸗ gen Jahrhunderts lebte, widmete in feiner Thierge- fehichte den Anfeften den ganzen fünften Theil feines Buchs, ‚welches in der von mir angezeigten Ausgabe _ beynahe neun Bogen füllt. Er beſchrieb hier alle In⸗ feften, die er Fannte, und weil eg eine Hiftoria Sacra feyn follte, fo arbeitete er feine Materie alio aus, daß . man fie mit dem Namen einer Infeftorheologie belegen Fonnte. Er bringt die Inſekten in drey Claffen : ı) Adrea feu volatilia, die in der buft fliegen, flies gende Inſekten: 2) aquatica, die fich in den Waſſern aufhalten ; 3) terrea et reptantia, Friechende Inſek⸗ ten, die fich auf der Erde aufhalten. Dieſe Eintheis Jung, fo richtig fie auch ift, fo viele Unbequemlichfeiten hat fie, wenigftens hätte Franz die Kennzeichen anges ben follen, wodurch man feine Klaffen von einander uns terfcheiden Fan. Nachdem er eine kurze allgemeine Eins leitung in die fehre der Inſekten vorausgefegt hat, fo beſchreibt er folgende Anfeften, die ich mit feinen eis genen Namen wiederhole. Er redet de Apibus, Ve- {pa , Crabrone , Mufca, Ephemero, Qulice, Scarabaeo, Locufta, Cicadis, Gryllo, Papilio- nibus, Erucis, Bombycibus, Vermibus, Lum- bricis, Curculionibus, Tinea, Teredinibus, ‘Scorpio, Limace, Millepeda, Pediculo, Pu- lice, Cimice, Aranea, Formica, und de Aqua- tilibus infectis. Seine Inſekten befchreibet er fo, daß man fihet, ex habe die mehreften felbft gefehen, und. man muß fagen, daß er bey feiner Befchreibung alle | feine y) Hiftoria animalium facra, davon die dritte Ausyabe, die ich ın den Handen habe, zu Wittenberg 1633. in gvo herausgekommen ift. SE x sr" 4 {N f 1} ‚ u um die Inſektenlehre Europens. 383 feine Vorgänger weit hinter fich ließ. Hätte er feinen Befchreibungen Abbildungen hinzugethan, fo würde bie Brauchbarfeie feines Buches noch erhöheter geworden feyn. Man fieher hieraus, und das Nachfolgende wird es beftätigen, daß das vorige Jahrhundert eigentlich - dasjenige gewefen fey, wo man anfieng die Infeftenlehs re zu einer Wiffenfchaft zu machen, ob man gleich von jenen Gelehrten dasjenige noc) niche fordern Eonnte , was wir heut zu Tage wiffen. Um eben diefe Zeit lebte Johann Hufnagel, den wir für den erſten deutfchen Mahler anzunehmen haben, der uns ausgemahlte Inſekten geliefert hat. 5) Diefes ganze Werk beftehet aus 14. Tafeln Kupfer, auf welchen 336. Figuren von Papilionen, Käfern, Spinnen, Stiegen und Wafferjungfern vorfommen. Befchreibungen find gar nicht vorhanden, nicht einmal die Namen der Inſekten. Die Figuren von den Fleinften Inſekten find undeutlich; die gröffeen, wenn fie auch deutlicher find, fo fehlet ihnen doch die Genauigkeit. Inzwiſchen muß man doch fagen, daß den Deutfchen die Ehre gehöret,zuerft auss gemahlte Inſekten geliefert zu haben ; ob man gleich das mals das Gefchenfe des Herrn Hufnagel nicht fo aufs nahm, wie es hätte feyn follen. Das ift ohne Zweifel der Grund, warum diefer Mahler mit der 14. Tafel feine Arbeit ganzlich ſchloß. Auch Diuerſae inſectorum volatilium icones ad viuum accuratiflime depi@tae per celeberrimum pictorem D. 1. Hufnagel typisque mandatae per Nicolaum Ioannem Vifcher, Anno 1630. Langlich Quart. [4 RE, } Ba + u 384 zVIL. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten Auch ein Engellaͤnder ſuchte ſich um dieſe Zeit be⸗ ruͤhmt zu machen, Thomas Moufet *), den ich um fo weniger übergehen Fan, weil er und das erſte voll ftändige Werf diefer Arc geliefert, den fogar Jonſton * genuͤtzt und im Auszuge mitgetheilet hat. Was die auf dem Titel angefuͤhrten drey Gelehrten geſammlet haben, das brachte Moufet zu Stande. Sein Buch beſtehet aus zwey Theilen. Was er ber die Inſekten gefuns den, gelefen, gehört und erfahren hatte, das lieferte er in feiner Befchreibung. Da er aber die Abbildungen in Holzſchnitten lieferte, fo Fonnten Die mehreften we— der deutlich noch genau ausfallen. Inzwiſchen lieferte er eine groffe Anzahl von Inſekten, und mehr als alle feine Vorgänger. Da Herr Frijch in der Vorrede zum XI. Theil feiner Infeftenbefchreibung von diefem Bu—⸗ che ausführlich vedet, fo will ich davon nichts mehr für gen, auffer das einzige, daß feine Eintheilung gerade nicht die bequemfte war, Er theilee zum Beyſpiel die Papilionen in Phalaenas magnas, mediocres, und minimas, ferner in Papiliones diurnas magnas,. - mediocres et paruas, und Papiliones bombycum ‚ein. Inzwiſchen muß man doch fagen, daß dieſer Ges lehrte für jene Zeit ſehr viel geleifter habe. Man kan die Werke des Ulyſſes Aldrovandus nicht betrachten, ‚ohne feine ausgebreitete Beleſenheit, ſel⸗ k a) Infe&torum fine minimorum animalium Theatrum, olim. ab Edoardo Wottono, Conrado Geinero, Tho- maque Pennio inchoatum tandem Thom. Moufeti Londinatis opera ſuratibusque maximis coneinna- tum, auctum, perfettum et ad viuum exprellis ico- nibus fupra quingentis illuftratum, Londini rk Fol. — * EN ER Era 5 pr 9 J N ⸗ ! Ku” 8 & ; . . — x ! } um bie Inſektenlehre Europens. 3 85 ſeinen Fleiß und ſeine Geduld zu bewundern. Wenn wir aber ſeine Schriften leſen, ſo koͤnnen wir nicht un⸗ terlaſſen zu bekennen, daß er mit ſeinen Schriften die Welt mehr belaͤſtiget als belehret hätte. Was nur ir— aend eine Beziehung auf feine Körper hatte, Gefchichs te, Fabeln, Sinnbilder, Sprüchworter u. d. 9. alles mußte bier herhalten, und fo weitlaͤuftig ausgedehnet feyn, als es nur möglich war. Auf diefe Arc Fonnte es ihm gar nicht fchwer fallen, über die Naturgefchichte 13. Foltanten zu fehreiben, die man in zwey zuſammen⸗ ſchmelzen Fonnte, wenn man alle das Unnoͤthige und das Ueberflüßige wegthun wollte, welches die Schrif— ten des Aldrovand verunftalte. Dieſes allgemeine Urtheil über Aldrovands Schriften gilt nun auch von feinem Buche von den Inſekten. 8) Allein wir dürfen auch die gute Seite dieſes Buchs nicht überfehen.- Al— drovand war in der That der erfte Schriftiteller, der von den Inſekten vollftändig handelte, der ihnen ein eigenes Buch widmete, der feinen Beſchreibungen bins längliche Abbildungen hinzuthat, und der alfo alles chat, was man von einem Manne jener Zeit erwarten Eonnte, Seine Abbildurigen find bloffe Holzfehnitte, wo freylich diejenige Deutlichfeit und Genauigkeit nicht zu erwars ten war, die ein KRupferftich liefert, aber fo viel feiften doch feine Abbildungen ,- daß man die Körper fiehet, die er befchreibt. Daß dabey Aldrovand fnftematifch den⸗ Een Eonnte, wenn er gewollt hätte, Das beweiſet die i 0 Zabelle 6) De animalibus Inſectis Libri feptem cum fingulo- rum iconibus ad yiuum exprefüs, Bononiae 1638. 767. Seiten in Folio, Schröt. Abh. 1.25. Bb N J N N 6 \ } . a N 336 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten Tabelle über das ganze Werk, oder vielmehr über alle In⸗ feften, die er beſchrieb. Da ſich die ſ ämtlichen Schriften ‚des Aldrovands überaus felten gemacht haben, und befonders fein Inſektenwerk in den wenigften Händen der Inſektenliebhaber ift, fo will ich ice Tabelle ganz | Bee. Infedta ſunt animalia parua habentia inci- füras, feu annulos, vnde annulofa dicuntur Fe berto. Horum alia vel ſunt yR Perrefkria, quorum alia 1. Pedes habent, quorum rurfus alia ſunt vel A. Alata, alas — a. detectas, anelitta dicta. aa. quatuor &. Membranaceas. Quorum alia funt x Fauifica. Apis domeſtica et * ſtris, Fucus, Fur, Crabro. =.Non fauifica. Cicada, Orfodacna, Perla, Cimex fylueftris. ß. Farinaceas, vt Papilio Vulgaris, Lucer- narius, aliique. ‘bb. Binas, Mufcarum genera, Tabanus, Culex, Ephemerum. b. Opertas, quae Colcoptera, feu Vagini- pennia vocantur, vt Locufta, Gryl- lus, Scarabaeus, Cantharis, Ips, Bu- preftis, Coccoius, Cicindela, Blatta. B. Aptera ſiue alis carentia, quorum alia di- cuntur a. ——— Babe En pedes vel aa. Sex, um die Infeftenlehre Europend. 387 . aa. Sex, vtFormica, Cimex, Pediculus, Ri- cinus, LensCoflus, Febicina, Talpa. bb. Odto, Scorpio, Araneus., cc. Duodecim, Geometra. dd. Quatuordecim, Eruca. b. Multipeda, Millepeda, fine Centipeda, Onifcus fine Atellus, Scolopendra terreftris, lulus. 2. Pedibus carent, vt Vermes nafcentes vel in Hominibus, Animalibus aliis, Plan- tis, Lapidibus, Metallis; vt Teredo, f Lumbricus terreftris, Tinea, Orips, Limax. II. Aquatica. Atque haec quoque funt vel I. Pedata, nempe | a. Paucipeda, vt Mufca fluuiatilis, Cantharis aquatica, Viola aquatica, Tipula ala- ta et aptera, Ligniperda, fiue Phry- ganium. b. Multipeda, vt Scrophula, fiue Tinea, Pu- lex marinus, Pediculus marinus, Oe- ftrus, fiue Afılus marinus, Scolo- pendra marina, Vermes in tubulis delitefcentes. 2. Apoda, vt Vermis Indicus, Vermis Martii menlis, Seta aquatica, Hirundo pa- ludofa et marina, Lumbricus mari- nus, Inteftinum aquaticum, Vermis macrorinchoteros, Hippocampus, Vua marina, Stellae marinae. Bb2 Wer \ \ | 388 XVII. — * die Menge v. Gelehrten Man konnte freylich wider dieſes Syſtem vieles einwenden, denn nach demſelben muͤſſen die Waſſerkaͤfer von den Erdkaͤfern, die Waſſerfliegen von den Erdflie⸗ gen getrennet werden, und fo werden efchlechter zer⸗ riſſen, die doch zufammengehören. Die Seefterne haben ſchon Aldrovands Vorgänger unter die Inſekten gezählt. Die unzähligen und bis zum Efel übersriebetten Ausfchweifungen des Aldrovand machten bey den bieb⸗ habern den Wunfch vege, die Entomologie davon gereis niget zu jehen, und das bey einander zu haben, was zus ſammen gehöree. Zonfton ©) war der Mann, der diefe Fehler des Aldrovand und die Wünfche der Inſekten⸗ Tiebhaber feiner Zeit Fannte, und er war auch gerade der Mann, ‚der jenen abhelfen, und diefe erfüllen Fonnte. Mer die ausgebreitete und gründliche Kenntniß des _ Jaonſton in allen Theilen der Naturgeſchichte Fennet, der Fan fehon überhaupt auf das Werk deffelben von den Inſekten einen voriheilhaften Schluß machen. Es war dem Jonſton nicht hinreichend, aus dem Aldrovand einen koͤrnigten Auszug zu liefern, denn auch diefer wuͤr⸗ de ein unvollfommenes Werk geblieben feyn, da dem Aldrovand eine groffe Anzahl von Inſekten unbekannt geblieben war. Er vereinigte vielmehr mit der Arbeit des Aldrovand die Arbeiten des Moufet, beſchrieb alle ihre Inſekten, und legte fie in deutlichen Abbildun⸗ | gen 2) Hiftoria naturalis de Inſectis Libri III. De Serpen- tibus et Draconibus Lib. II. cum aeneis Figuris, Ioh. lonftonus Med. Doctor concinnauit. Amiftelo- dami 16:7. 147. Öeiten, 28. Kupferrafeln in Folio, ohne die Abhandlung won den Schlangen und Drachen, welche befonders 37, Seiten Text und 10. Tafeln Kupfer hat. um die ie Jnſektenlehre Europens. 389 gen vor. Er verwandelte die fehlechten Holsfchnitte des Aldrovand und des Moufet in fehone und deutliche Kupferftiche, und gefellte diefen die Inſekten bey, wel⸗ che jene nicht harten, und fo lieferte er für jene Zeiten "das vollftändigfte Werk, das man nur haben Fonnte, und machte durch feine Arbeit die Arbeiten des Aldro⸗ vand, des Moufet, und aller vorhergehenden Schrifts - fteller entbehrlich. Ich will zwar nicht behaupten, daß feine Abbildungen und feine Befchreibungen alle Wuͤn⸗ ſche ver Kenner befriedigen follten. Seine Abbilduns gen find mehrentheils nur Eopien aus dem Aldrovand und Moufet, wo alfo jene undeuclich waren und irr⸗ ten, da war Jonſton auch undeuclic) und irrete. Ins zwiſchen find doch feine Abbildungen von der Ark, daß man das Inſekt Fennen Fan, das er meynet, und da er - in feinen Befchreibungen zugleich die Alten genügt, und feine abgebildeten Körper deutlich beſchrieb, jo muß man diefem Gelehrten die Gerechtigfeit wiederfahren laſſen, und geftehen, daß er für jene Zeit das vollftän- digfte und nutzbarſte Syſtem über die Inſekten geliefert babe, Sein Syſtem ift zwar im Grunde ganz das Sy ftem des Aldrovand, ich will es aber doch wiederhos fen, weil ich hier zugleich der Gefchlechter Erwehnung ehun Fan, die Jonſton befihreibet. Er Handelt I. de infedtis terreftribus pedatis et alatis 1. Anelytris feu detedtipennibus. A. Anelytris quadripennibus a. membranaceis. Apis, Fuci, Vefpae, Cra- brones, Cicada, Orfodacna et Cimices fylueftres, Libellae. Dh 5 b.Fa- “ IR Ba I Bei, wir * 390 UI Ueber die Benhungen ). Gerhrien b. Fatinäceis, Papilio. NR WB: — bipennibus, Muſca, Tabanıs, Afılus, Culex, Enhemerum. | 2, Colcopteri ſ. vaginipennibus. Locufta ‚Gryle lus et Gryllotalpa, Scarabaeus, Profca- rabaeus et Scarabaeus aquaticus, Tau- rus volans Brafilienfis, Cantharides, Bu- preftis, Ips, Oncujo, Cicindela, Blat- tae, Forficula, Scorpio, Formica, Pedi- culus alatus. N. De infedtis pedeftribus non alatis ‚1. Paucipedibus a) ſex pedum, Formica, Ci- . mex, Pediculi,, Syrones, Ricinus et Re- duuius, — 5 Lendes, Forbicinae et Ta!pa Imperati, Sphondytes, Staphyli- nus, Anthrenus et Afellus Arvenfis. b) ' odto pedum, Scorpio, Aranea. c) duo- decim etquatuordecim pedum, Erucae. 2. multipedibus, Afellus, Scolopendra, Iulus. iII. De Infediis terreftribus apodis. Vermes, Te- redo, Lumbricus terreftris, Limax. IV. De inſectis aquaticis. 1. pedatis. a. paucipedibus , Squilla, — — Notonecta, Cicada, Anthrenus, For- ficula, Lacerta, Corculus, Muſca aqua- tica, Cantharides, Scarabaeus, Tipula, Attelabus, Arachnoides, Ligniperda. b. multipedibus, Tinea, Pulex marinus, Pe- diculus marinus, Afılus aquaticus. Sco- - lopen- . u —— Mk DO ME Ze * um die Inſektenlehre Europens. 391 lopendra marina, Vermes in tubulis deliteſcentes. 2. apodibus, Hirundo, Stellae, En pus, Vua marina, Orips, Lumbricus marinus, Seta, Vermis indicus. Mas man für jene Zeit noch wünfchen Fonnte, das war ein Inſektenwerk mit gemahlten Abbildungen. Johann Goedart d) übernahm ein Werk dieſer Art, und weil er ein ſehr geſchickter Mahler war, ſo konnte es nicht fehlen, daß die Arbeit unter ſeinen Haͤnden vor⸗ theilhaft ausfallen muſte. Da er die Verwandlung und die natuͤrliche Geſchichte der Inſekten zugleich be⸗ ſchreiben wollte, ſo konnte man von ihm kein Syſtem erwarten, ſondern er muſte die Erfahrungen nur nach und nach ſammlen, und ſo wie er ſie geſammlet hatte, gab er ſie in hollaͤndiſcher Sprache in dreyen Theilen heraus. Man kan feinen Beſchreibungen das lob der Genauigkeit nicht abſprechen, und ſeine ausgemahlten Zeichnungen ſind groͤſtentheils der Natur getreu, und die Farben haben ſo ziemlich gehalten, ob ſie gleich weit über Hundert Jahr geſtanden haben. Was feine Vor⸗ gaͤnger am fluͤchtigſten betrachtet hatten, nemlich die Papilionen, dem widmete Goedart ſeine groͤſte Aufmerk⸗ ſamkeit. Er hat zwar die Käfer, die Fliegen, die Würs mer u. d. g. nicht ganz übergangen, allein der größte Theil feiner Zeichnungen und Befchreibungen ift Doch Bb 4 den d) Metamorphofis et hiftoria naturalis Inſectorum au- cttore Ioanne Goedartio, cum commentariis D. Io. annis de Mey, Medioburgi 1662. fl. Octav P. 1. 236; Eeiten, 80. Kupfertafeln. P. II. 259 Seiten, 51. Rus pfertafeln P. III. 159. Seiten, 24. Kupfertafeln, ausge - nommen drey ausgemablte Zitelfupfer. \ ray E 392 xvn. ueber die Serge v Geiehrun den Phpitisnen gewidmet, von denen er nicht fetten: die Raupen und die Puppen zugleich befannt gemacht hat. Ein folches mit allen Hülfgmitteln und Vorzuͤgen verfer henes Compentium verdiente die Ehre, die ihm begeg- nete, durch Ueberfegungen befannter zu werden. Dies fe a und beforgte ein Prediger Johann von Mey, und das ift feine Arbeit, die ich unten in der Anmerfung angeführet habe. Seine Sorge gieng auf zwey Stüde. Einmal das Werk des Goedart ges tveu zu liefern, und das hat er bey feiner Ueberfegung und bey feinen Zeichnungen geleiftet. Hernach wollte et diejes Werk auch ven Gelehrten nugbar machen, und das ſuchte er durch eingeſtreute Abhandlungen zu bes werfftelligen. Es find folgende. Im 1. Theil, Seite 10, de Infedtis in genere. &.28.de Apibus eorum- que ortu. ©. 42. de Vermibus in genere. ©. 52. obferuationes per microfcopium circa Infe- ctorum naturam. ©. 65. de Erucis in genere. S. 76. de Papilionibus in genere. ©. 84. de | muſcis. ©. ı14. de Bombyce. ©. 124. de Pedi- culis plantarum et brütorum. ©. 144. de longa Inſectorum ab alimentis abftinentia.. ©. 150. ‚de mutuis brutorum inimicitiis. ©. ızı. de Gryllotalpa et Gryllis. ©. 182. de Scarabaeis et obliquo infedtorum volatu. ©. 188. de Infe- '&is Americanis. ©. 193. Appendix, admirabi- lem hiftoriam Ephemeri fine Hemerobii expli- cans. . Einen andern Anhang von den Cometen hätte Der Herr von Mey weglaffen follen. An den andern Theil ift ©. zır. eine Abhandlung Paul Veezaerdt de infetorum vtilitate et vfü angehängt. Der dritte ” um die Inſektenlehre Europens. 393 dritte Theil hat Seite 47:159. ebenfalls einen Anhang, ver folgendes enthält: 1) Obferuationes in Meta- morpholin naturalem loannis Goedarti. 2) Annotata quaedam ex Doct. Bocharto aliisque, ad hiftoriam inſectorum porro illuftrandam, ex- cerpta. Diefer Auszug beweifet, daß diefes Werk zu jener Zeit das erfte brauchbare Buch für die Anfeften- fammler war. Ein Regifter über alle drey Theile würs de diefes Buch noch) brauchbarer gemacht haben. Was diefem Werke am meiften fehlte, war eine foffematifche Ordnung. Dieſe füchte der berühmte Martin Eifter in England herzuftellen. Das Buch, auf welches ich ziele, hat folgende Auffchrift : Iohan- nes Goedartius de Infectis in methodum reda- Chus cum notularum additione opera M. Lifter € Regia Societate Londinenfi. Item appendi- cis ad Hiftoriam animalium Angliae eiusdem M. Lifteri, altera editio, vna cum Scarabaeo- rum Änglicanorum quibusdam tabulis mutis. Londinigvo. Da Herr Friſch in der Vorrede zum 6. Theil feiner Befchreibung von allerfey Inſekten, von diefer ‚Ausgabe des Goedart eine ausführliche Nach— richt giebt, fo bemerfe ich nur, daß alle Anmerfunge des Heren von Mey ben diefer Eifterifchen Ausgabe weggefallen find, und daß die Eifterifchen nicht alle eis nen gleichen Werth haben. Das Werk hat 14. Rus pfertafeln, die theils in Folio, theils in Quart, theils in Octav find. Da aber, tie Herr Frifch bemerket, Liſter die Ausgabe diefes Werks nicht felbft beforgt, fondern fie einem feiner Freunde überlaffen hat, fo er: reichte fie die Stufe der Bollfommenheit freylich nicht, B bs die 394 XVI. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten die fie unter Liſters eigner Auffiche würde erlangt Has ben. Bon dem Buche des Goedart ift auch eine franz zöfifche Weberfegung vorhanden, unter der Auffchrift : Metamorphofes naturales, ou Hiftoire des Infe- ctes, Amfterdam 1700. in 8. | Man wirft unfern Vorfahren in Deutfehland eis ne gewiſſe Trägheit in den Wiffenfchaften vor, in der Naturgefchiche trift fie diefer Bormurf. So groffe Vorgaͤnger, als ſie in der Entomologie hatten, haͤtten ſie zur Nachfolge antreiben ſollen. Wie wenig es aber ‚damals gefchehen fen, roill ich mit dem Beyſpiel des Johann Sperling ©) beweifen. Seine phyſikaliſche Thiergefchichte ift überhaupt betrachtet ein fchlechtes Pros- dukt der menfchlichen Gelehrfamfeit, infonderheit aber. iſt das bey fo vielen Hülfsmitteln , als doch damals ſchon vorhanden waren, gar nicht zu entſchuldigen, daß Die Inſekten nur in einem Anhange, und nod) dazu kurz, unvollſtaͤndig und ſchlecht beſchrieben waren. Fol⸗ gende Inſekten find von Seite 409 432. beſchrieben. Apis, Formica, Aranea, Mufca, Papilio, Locu- fta, Vermis, Cimex, Pediculus. Was er von dies - fen wenigen Inſekten hat, das ift- in Fragen und Ant⸗ worten eingekleidet, und feine Begriffe find unertraͤg⸗ lich. Einige Beyſpiele follen das letzte erweifen. "©. 421. Papilio et infedtum fragiliſſimum, tem- pus vernum indicans, et flores amans. ©. 423. Locuſta eft nie vorax, inquietum, me- dium tenens inter volatile et reptile. ©. 427. Cimex r Zoologia phyfica, recenfuit Georg'Cafpar Kirch- maier. Editio Wittenb. 1669, 432, Öeiten in ... Ditav. PER unm die Infektenlehre Europend. 395 Cimex eft infetum, foetore ſuo horrendo et morlibus omnibus odiofum, ©.429.Pediculuseft infedtum ignobilifimum acvilifimum, taedium . et odium pofleflori pariens. So ſchlecht auch dies fe Begriffe find, fo muß man diefen Gelehrten doc) fos ben, daß er denen Inſekten noch einige Aufmerkfamfeit widmete, welches andere nicht thaten, ob fie gleich in ihren Schriften dazu Ruf hatten. Ich beweije diefes mit dem Beyſpiel des Johann Heinrich Majus N), der in feiner Gefchichte der Thiere, die Doch einen maͤßi⸗ ‚gen Dctavband füllee, der Inſekten mit Eeinem Worte gedenfer. Hier follte id) der Bemühungen und der Berdiens fie des Herrn Johann Swammerdam gedenken, deffen Hiftoria Infedtorum generalis 1669. in hol ländifcher und 1685. zulitrecht in franzofifcher Spras che in Quark herausgefommen iſt Ich geftehe es aber, daß ich diefes Buch eben fo wenig, als feine Bıbel der Natur gefehen habe. Inzwifchen redet Herr Frifch in feiner Befihreibung allerfen Inſekten, Th. VIII. und folgenden, viel von diefem Buche, und giebt uns einige Nachricht von feinem Syſtem. Er gründet daffelbe auf die Berwandelung der Inſekten in vier Claſſen: 1) Die Feine Flügel befommen, und gleich vom Ey an ihre beftändige Geftalt haben. Z,E. Spinnen, » Käufe, Regenwuͤrmer, Schneden. 2) Die zulegt Flügel befommen, aber theils als Würmer aus dem Ey Friechen, theils ihre rechte Geftalt f) Breuis et accurata animalium in facro eumprimis Codice memoratorum Hiftoria, Francofurti et Spi- rae 1685. 960, Ögiten in Octav. 396 xvn PR die Senügunden d. ———— Geſtalt bis auf die Stage! haben, z. B. die Heu⸗ ſchrecken. 9 Die zwar zuleht Fluͤgel BERNER aber ohne Spuren der Fluͤgel unter einer fremden Geſtalt erwachſen, bis ſie in einer Verwandelungshulſe ſich in gefluͤgelte Inſekten verwandeln, als Dies nen, Weſpen, Mücken, Papilionen, Motten. 4) Die als eine Made aus ihrem Ey Friechen, ohne Häutung fortwachfen, fich aber endlich in einem harten Tönnchen oder in einem Fadengefpinft in ein geflügeltes Infekt verwandeln, al die Zleifch, fliegen, Schlüpfwefpen uf. f. Sinnreich genug ift diefe Eintheilung , aber ein auf fie gebauetes Syſtem behält immer viele Schwierigfeis ten, und weicht von der edlen Einfalt der Natur zu weit ab. Man fehe auch von diefem Syſtem das . Handbuch der Naturgefchichte IV. San. Seite 12, f. nad). Martin Eifter, diefer groſſe Naturforſcher und Arzt zu London, deſſen ganze Luſt die Conchylien was ren, konnte doch nicht umhin, der Inſektenlehre einige Bemuͤhungen zu widmen. Das beweiſet ſein Tractat von den Spinnen. 9) Seine Abſicht, ſich um ſei⸗ ne vaterlandifche Naturgefchichte verdient zu machen, war die Urfache, warum er die englandifchen Spinnen beſchrieb, und auf einer Kupfertafel abbildete. Gleich» tool wendete er das ganze erſte Buch diefer Abhandlung | Dazu 9) Hiftoriae animalium Angliae tres traftatus, vnus de Araneis, alter de Cochleis tum terreftribus tum flüuiatilibus, tertius de Cochleis marinis, Londini 1678. 250. Seiten, 9. Tafeln Kupfer in gro. Der Tractat von den Spinnen füllet Seite 1. bis 100. E y L \ h, E J „ 1 — 9* um die Inſektenlehre Europens. 397 dazu an, von den Spinnen überhaupt zu reden, und über ihre Auffern und innern Theile, über ihre Zeugung, über ihr Gewebe, über ihre Nahrung und die Kunft ihren Raub zu erhafchen, über ihren Gift, über die zweifelhaften oder falfchen Ausfprüche ver Schriftfteller von den Spinnen, und über die Arzeneyen, dabey man fich der Spinnen bevienet, in acht Kapiteln feine Be: trachtungen anzuftellen. Eine Tabelle, die er Seite 19. feiner Schrift mitgetheilt hat, läßt ung einen Blick in fein Syſtem thun. Hier ift fie: \ i ee Aranei 1. Odoculi 1. Aucupes a me didi ; qui fcilicet Mulcas capiendi cauffa tendunt. a.reticula aa. (cutulata antiquis dicta; feil. vniuerfis ‚maculis in eodem plano difpofitis in modum Scuti fiue Orbitae. bb. Conglobata ; fcil. maculis crebris- in omnes in eircuitu dimenfiones proce- dentibus. b. telas linteoformes, feil. reticulorum fi- lis denfe inter fe contextis in modum Veli fine Panniculi Ber 2. Venatorii, qui aperto marte mufcas infe- ctantur; cum tamen alias texere poſ- funt; nimirum telas ad nidificationem et ad hyberna. a.Lupi proprie fic didti. b. Cancriformes. — c. Pha- — 398 XVII Ueber die Bemuͤhungen de Gelehrten c. Phalangia, fine Aranei pulices. afuleim- ingredientes. — I. Binoculi, fere longipedes, —— qui- busdam dicti, telis digitatis fiue forci- patis, cancrorum marinorum more 'armatl. | Man kan diefe Schrift nicht leſen, oe den Wunſch zu Auffern, daß Eifter eine vollſtaͤndige Entos ‚molögie möchte ausgearbeitet haben. Denn wenn gleich derfelbe, note ich vorher bemerft habe, den Goedart - in ein Syſtem gebracht, und die englandifihen Käfer beſchrieben hatte, fo Fonnte er doch in diefem Fache vielmehr leiften, als er woirflich geleifter hat, und er “vielleicht auch würde geleiftet Haben, wenn er nicht alle feine Zeit auf feine Hiftoriam conchyliorum gewens det hätte, ein Buch, welches, weil es ohne Befchreis bungen ift, doch nur dem Kenner nüßlich werden Fan. Bis zum Jahr 1679. war Fein Deutfcher aufges freten, der uns etwas vollftändiges von den Inſekten geliefert häfte, und nur ein einziger Niederländer hatte uns mit einem ausgemahlten Werfe diefer Art befchenfe. Aber nun folle ſich Deutfchland rächen, und ein Srauenzimmer Frau Maria Sibylla Merian 9) mu⸗ fe das Werkzeug feyn. Wie groß ihre Geſchicklichkeit in der Mahlerey, „und wie gebt ihr Beobachtungsgeift war, das beweifet ihr vortrefliches Werk von den Su⸗ ‚ringmifchen Inſekten. So prächtig iſt nun zwar das 4 Di NT Na An ER h) She Werk trat zu Nürnberg 1679. 1693, in ziweyen Theilen in Duart an das Licht, und führte die Auf ſchrift: Dee Raupen wunderbare Verwandlung und ſonderbare Blumennahrung. IR ge > am die Inſektenlehre Eurovens. 399 Dad von mir angezeigte‘ Werf nicht, allein die Zeich- nungen find doch) der Natur getreu, und die Befchreis bungen deutlich, daß ich mit Grunde der Wahrheit füs gen Fan, daß die Merian in Deutfchland mehr geleis fiet Habe, als Goedart in Holland. Den berühmten Samuel VBochart ') darf ich wenigſtens nicht ganz übergehen. Er hat fich in feiner Gefihichte der Thiere befonders auf Diejenigen einge, fehränft, welche die göttlichen Schriften anführen, und man Fonnte aljo von ihm Eeine vollftändige Naturges fhichte der Thiere erwarten. Was er von den Inſek⸗ ten hat, das find Compilationen aus feinen Vorfahren. Am Grunde hat er aljo nicht mehr geleifter, als was feine Vorgänger bereits geleiftet hatten. Es würde für den Ferrandus Imperatus, ©) deffen Maturgefchichte faft zu Ende des vorigen Jahr⸗ hunderts erfchien, ein unverzeihlicher Fehler geweſen ſeyn, wenn er der Inſekten gar nicht gedacht hätte ; aber eben darum, teil er in einem einzigen Bande die ganze Natur überfehen wollte, fo war es nicht möglich fie vollftändig zu befchreiben. In der That hat er in der Entomologie das wenigfte geleiftee. Was er Seite 920:925. abbildet und kurz befchreidet, find eine groffe Spinne,. einige Käferarten, und die Maulwurfgrylle. Für die Inſektenlehre wurde alfo das vorige Jahrhuns dert fehlecht genug befchloffen. | as i) Hierozoicon feu de animalibus Scripturae, 1692. 1707. £) Hiftoriae naturalis Libri XXIIX. Coloniae 1695. —* Italiaͤniſche Ausgabe wurde zu Neapel 1680. ger ruckt. \ * Kr i Pit . —J GN ET? h DR W k x . . 400 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten Was ich jetzo ven den Bemuͤhungen der Schrift⸗ ſteller des vorigen Jahrhunderts geſagt habe, das thut zur Gnuͤge dar, daß es zwar nicht an Maͤnnern gefeh⸗ let habe die ſich um die Inſekten bekuͤmmerten ‚daß aber diefe Wiffenfchaft nicht zu einer, folchen Vollkom⸗ menheit gelangt fey, als fie es würdig war. J Es war unſerm jetzigen Jahrhundert vorbe⸗ halten, die Entomologie zu ihrem wahren Glanze zu ers heben, denn alle Naturfcrfiher beeiferten fich gleichfam um Die Werte das Ahrige dazu benzutragen. Die groffe Anzahl der Schriften, die hieher geboren, beweiſen diefes. Von folhen Schriften, welche auswärtige Anfeften angehen, dahin die Werfe der Merian Me- tamorphofis infedtorum Surinamenfium , des Knorr in den Deliciis naturae feledtis, des Elerf icones infedtorum variorum, des Kleemann in der Fortfegung des Röfelifchen Anfeftenwerfs, des Eramers, von welchem ich am Schluffe der vorigen Abhandlung geredet habe, gehören, werde ich gar nichts fagen, weil ich nur von der Snfeftenlehre Europens handle. Sch werde auch der Fürzern Einleitungen in die Maturgefchichte, damit uns drey gelehrte Männer, Herr Prof. Beckmann zu Göttingen, Herr Prof. Errleben eben dafelbft, und Here Director Richter zu Zittau zu einer wahren Erleichterung für Kenner und für tiebhaber befchenft Haben, eben fo wie verfchtedener Sournale und Memoires, als der Hamburger Magas zine, des Stralfundifchen und Berlinifchen Magazins, !) der | J In dieſem Serfinifchen Magazin find Die Infektentabels len des Herrn Hufnagels ein ſehr ſchaͤtzbarer Beytrag zur Inſektenlehre. Wh) — 236 ri ’ E \ - - am die nfktenlßre —— 401 Berlinſſchen Sammlungen und Mannigfaltigfeiten u.d.9. nicht gedenfen, weil ich fonft die Grenzen einer -. Abhandlung überfchreiten müfte. Diejenigen Schrifs ten, welche ich bald ausführlicher bald Fürzer anzeigen werde, will ich in zwey Claſſen oronen. In die er: fte Elaffe will ich diejenigen ftellen, welche uns ent weder Syſteme, oder doch ausführliche Abhandlungen von den Inſekten geliefert haben : in der andern aber, follen diejenigen ftehen, welche entweder nur einzelne Gecſchlechter von Inſekten beichrieben, oder nur beys läufig, doch mit. einiger RBaljkäunigens von ihnen ges handelt haben. Der erite Schriftfteller, der mir in dieſem Jahr⸗ hundert vorgekommen iſt, iſt der beruͤhmte Engellaͤnder Johann Rajus, m) deſſen Geſchichte der Inſekten vielen Beyfall gefunden hat. Mir iſt fie noch nicht zu Gefichte gefommen , aber Leffer fagt von derfelben, daß er als ein geſchickter Maturfündiger gar wohl alges handelt habe, was zur DBefihreibung der unterfchiedes ‚nen Arten folcher Ungeziefer, ihres Geburtsorts, und Entdeckung ihrer Eigenfihaften gehöre. Wenn er dies ſes geleiftet hat, fo Hat er genug gethan, und der Ans fang der Bemühungen um die Aufeftenlehre verfpriche uns fehr viele Vortheile für die Zukunft. Man giebt übrigens dem Rajus Schuld, daß er ohne Syſtem ges arbeitet habe; wenn er alfo die Anfeften auch noch fd beutlich befchrieb, fo fehlte dem Buche doch die Ordnung und folglich die vorzäglichfte Eigenfchaft, die einen Schriftſteller beliebt und nüglich macht. IH m) Hiftoria Infe&torum, London 1710. in 4 Schroͤt. Abh. ı Th, A 23 N a ” er) 402 XVII. Lieber die Bemühungen d. Gelehrten ch wollte mwünfchen, daß ich behaupten fönnte, f daß der > erfte Deutſche in dieſem Jahrhundert, Johann | yprian ®) ein gleic)es 05 verdiente. Allein im Grun⸗ e hat er weiter gar nichts gethan, als daß er dem — dem Fuſſe nachfolgt, und litteraliſche und philologiſche Anmerkungen, Gleichniſſe, Fabeln, Mos ralien und dergleichen hinzuthut, und in der Hauptfas che nicht mehr keiftet, als was Franz geleifter hat. Eben die Infeften, die jener befchrieben hat, befchreibet auch) diefer, und wenn ich auch gleich feinen Anmerfuns gen nicht allen Nutzen abfprechen will, wenn ich auch gleich behaupten muß, daß er feine Vorgänger genuͤtzet habe, fo hat er doch dasjenige allerdings nicht geleiſtet, was er bey fo vielen Hulfsmitteln, die ſchon vorhanden -waren, hätte feiften Fonnen. Sch will zum Beweife meines Urtheils feine Bejchreibung der Seefterne Sei: te 3621. wiederholen. Ad infecta hae referuntur a Rondeletio ac Voflio l.c. Cap. 73. quod et ex- fangues fint, et incifuras habeant in quinque radiis, a quibus oismges Graecis et dstgie, Ger- manis Meerfterne appellantur. Feruidum ea-- rum ventriculum omnia confeflim concoquen- tem, praeter Plinium IX, 60. etiam Ariftoteles Hift. n) Wolfgangi Franzii Hiftoria animalium , in qua plerorumque animalium praecipuae proprietates ad vfum simwoAoyıxiv breuiter accomınodantur ,. ‘cum commentariis et füpplementis obferuatio- num ex recentiori hiftoriä naturali , Similitudi- num, Emblematum, Hieroglyphicorum, ad vfum ‘ Oratoriae tum ciuilis tum ecclefiafticae, opera lo- hannis Cypriani, Francofurti et Lipfiae 1713. ‚3624 Seiten ın 4. Die Abhandlung von den n Sfteen, “aber von S. 3417, Did 3624. a © M ve J — NER 4 * am die Inſektenlehre Eurobens. 4o03 Hift.- Anim. V, 15. memorauit. Viſus etiam oculorumque eſſe expertes, anatomen oſten- dere ait Voſſius l. c. Cap. XU. An Stellae eius- modi fuerint inſecta illa, quae vermium mari- norum nomine ex Noruegia ad fe delata fcri- bit Wormius in Mufeo p. 245. radios Stellarum figura referentia, noſtrum non eft definire. Die Schrift des Herrn Joblot 9) von den Ders sröfferungsgläfern, wurde dadurch ein fehr angenehmes Geſchenke für die Infeftenliebhaber, daß er in veriels ben feine microſcopiſchen Beobachtungen mittheilte, wels che er durch Hulfe der Bergröfferungsgläfer über ſehr viele Inſekten angeftellet. nat. Was hieher gehöret, iſt auf ı2. Tafeln Kupfer befindlich, und in 13 Bogen bes fehrieben. Es iſt Schade, daß fich diefer Gelehrte fo enge Schranfen gefegt, und nur von den Würmern im Efig, oder den fogenannten Eigalichen, und von einigen Eleinen Wafferwürmern gehandelt hat. Seine Arbeit würde eine groffe Brauchbarfeit erlangt haben, wenn er durch fein Bergröfferungsglas auch gröffere In⸗ feften betrachtet, und feine Beobachtungen bekannt ger macht hätte. Blis zum Jahr 1720. hatte man in diefem Jahr⸗ hundert mod) Fein ausgemahltes Werk, in diefem Jahe Ec 2 übers o) Deferiptions et ufages de plufieurs nouveaux Mi- crofcopes tant fimples que compofez. Avec de ‚nouvelles obfervations, faites fur une multitude in- nombrable d’infe&tes et d autres animaux de diverfes efpeces qui naiffent dans des liqueurs prepardes et dans celles qui ne le font point. Par L. Joblot, aParis 1718. in 4 ö UL Y \ j \ . ER re ARE a A ' - N NN J 4 * —X —8 9* F 404 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten uͤbernahm Eleaſar Albin p) dieſes Geſchaͤfte, er ſchraͤnk⸗ te ſich aber nur auf die englaͤndiſchen Inſekten ein. Das Werk wurde fuͤr die Liebhaber mit und ohne Farben ausgegeben, wie ſie es verlangten. Auf 100. Kupfer⸗ tafeln ſtellte er groͤſtentheils Papilionen, und wenige . „andere Inſekten vor, feine Beſchreibungen aber waren zu kurz. Bey dem allen war der Kaufpreis von 16. Reichsthalern für diefes Werk zu groß, dem man übrigens die Schönheit und Genauigkeit nicht abfpres chen Fan. Mehrere Nachricht von dieſem Buche giebt Frifch in der Vorrede zum vierten Theile feiner Beſchreibung allerley Anfeften. Noch immer waren duͤcken genugin der Inſekten⸗ lehre uͤbrig: noch immer waren richtige Beobachtungen mit mehreren unrichtigen vermiſcht, welche einen Kopf verlangten, wie ihn der groſſe Reaumur in Frank⸗ reich hatte. Einen Kopf, der nachdenken konnte, und der Beobachtungsgeiſt mit Geduld verbinden konnte. In der That iſt auch das Inſektenwerk des Herrn von Reaumur ) an Vollſtaͤndigkeit das einzige in feiner, re, wenn wir die Arbeit des Herrn von Geer auss - nehmen, von dem ich hernach aud) reden werde. Me: AN, aumur p) A natural Hiftory of englifh Inſects, illuftrated with'a Hundred Copper Plates, curiously engraven ' from the Live, and (for thofe, who defire it: ex- adly coloured by the Author Eleazar Albin. Lon- . don 1720. in 4to g) Memoires pour fervir a !’hiftoire des Infe&ts, par M. de Reaumur, Tom. J. a Paris 1734. gr. 4to 654. ©eiten, 50. Taf. Kupfer Tom. II. 1736. 514. Seiten 40. Taf. Kupf Tom. IH. 1737. 532. Seiten, 47. Ku⸗ pfertafefn. Tom. IV. 1738. 636. S. 44. Kupfertafeln. Tom. V. 1740. 728. ©. 38. Küpfertafeln. Tom. VI. Es iſt auch eine Ausgabe diefes Werfs in zwölf Banden in 12mo vorhanden, N um die Inſektenlehre — 405 aumur hat zwar die richtigen ee feinee Vorgänger auch genügt, aber er hat alle iyre Erfahz rungen wiederholt, feine eignen damit verbunden, und auf diefe Arc das erfte vollftändige Syſtem über die Ins feften geliefert, welches zugleich mit den deutlichften Ab⸗ bildungen verbunden ift. Es war daher auch der Pracht würdig, mit weicher es gedruckt iſt. Sch has be die prächtige Ausgabe in Quark vor mir, und - gern ich von einem Buche, das in Deutſchland in ſehr wenigen Händen ift, die ausführlichfte Nachricht er: _ theilen würde, fo Fan ich doc) nichts thun, als nur die Auffchriften der einzelnen Abhandlungen mittheilen, woraus diefes Buch beitehet. ch denfe aber, man fan nachher felbft über das Syſtem und über die Ausfühs rung der Abhandlungen ein richtiges Urtheil fällen. - Da ic) aber nur der fuͤnf erften Bande habe habhaft werden fonnen, fo theile ich nur von diefen die Nach - richt mic, die meine Blätter faffen koͤnnen. Vielleicht ift Herr Paftor Goͤtze zu Quedlinburg fo gürtig, und macht den Innhalt des fechften Bandes im Naturfor: fcher befannt, und erfüllet damit den Wunfch, den mit mir mehrere tiebhaber haben, dieſes fürtrefliche Werk ganz zu Fennen, Der erfte Band Handelt von den Raupen und den Papilionen, in folgenden Abhandlungen. I. ©eite 1. del'hiftoire des infedtes en general 5 et. des vüies felon lefquelles on fe propofe de la traiter dans cet ouvrage. II. ©. 59. des Che- nilles en general, et de leurs divifions en claf- fes et en genres. IIL ©. 109. des differentes parties des chenilles. IV. ©. 177. fur les chan- gements de peau des chenilles. V. ©. 197. des | RER parties "406 XV. uUeber die Bemühungen d. Gelehrten . ‚Parties exterieurs des Papillous, et principale- ment des alles, des yeux, des antennes et des ı trompes. VI. S. 259. des caradteres qui peu- vent-etre employes pour diftribuer les Papillons en clafles, en genres et en elpeces, etı. des differentes clafles et des differentes genres de Papillons diurnes. VII. ©. 285. des caradteres des claffes et des genres des Phalenes ou papil- lons nodturnes. VII. S. 343. des Crifalides en general; et a quoi de reel fe reduifent les trans- formations apparentes des chenilles en crifäli- des, et des crifälides en papillons. IX. ©. 383. idce „generale des precautions et des ' induftries employees par diverfes efpeces de Chenilles pour fe metamorphofer en crifälides. Comment les Crifalides fe tirent du fourreau de Chenille; et de la refpiration des Crifalides. X. ©. 413. de linduftrie des chenilles qui fe pendent verticalement par le derriere la tete en bas pour fe metamorphofer. Comment la crifalide fe trouve pendue par la queu& dans la place ou £toit laChenille. Et de quoi d&pend la belle couleur d’or de plufieurs efpeces de Crifilides. XI. ©. 447. de Pinduftrie des che- nilles, qui, pour fe metamorphofer, fe fu- fpendent par un lien qui leur embrafle le deſſus du corps ; et des crifalides qui font fufpendues par le mömelien. XII. ©. 487. de la conftru- dtion des coques, de formes arrondies, foit de pure foye, foit de foye et poils, ou differen- tes efpeces de chenilles fe metamorphoflent en erifalides. XI. ©&.535. de la conftruction des Coques > um die Infektenlehre Europens. or | Conie de Soye de formes fingulieres, et de la conſtruction de celles dans la compofition deiquelles il entre d’autres matieres que la foye. XIV. ©. 603. de la transformation des crifali- ‚des en papillons. Der, zweyte Tom, der die vos tigen Gegenftände fortfegt, har folgende Abhandlungen. l. Seite ı. de la durée de la vie des crifalides ; des moyens de la prolonger, et des moyens de Vabreger ; et comment on peut prolonger et abreger la durde qui femble prefcrite a la vie complette de quantit& d’Infedtes de differents genres. Il. ©. 57. de l’accouplement des diffe- rentes efpeces de Papillons ; de leurs parties deitinees ala generation ; des figures de leurs oeufs; des endroits ou ils les depofent, et avec quelles precautions. II. ©. 121. des Chenilles qui vivent en ſocietéᷣ, mais feulement pendant une partie de vie. IV. ©. 179. de Chenilles qui vivent enSociete pendant toute leur vie; a l’oc- cafıons defquelles on examine la caufe des de- mangeailons, et des cuiffons de peau qui font produites par quelques chenilles. V. S. 200. de la me&chanique, avec laquelle diverfes efpe- ces de chenilles plient, roulent et lient des feu- illes de plantes et d’arbres, et fur-tout celles du chene. VI. S. 253. de quelques efpeces de Chenilles remarquables, foit par leurs attitu- des, foit par leurs formes, foit par la figure de quelqu’ une de leurs parties. VII. S. 283. de quelques Papillons finguliers, fcavoir, du papil- ion paquet de feuilles föches, du papilion à tete Ec4 de 408 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten *8 JF de mort, et des petits papillons de l’eclair et . du chou. VIII. S. 323. des arpenteufes a dou- ze jambes, ou des chenilles qui ont fait de grands defordres en 1735. dans les legumes du Royaume. IX. ©. 349. des arpenteufes a dix jambes ; et de quelle maniére les chenilles fca- vent fe defcendre et fe remonter par le moyen dun fl. X. ©. 391. de chenilles aquatiques. XI. ©. 407. des differentes efpeces d’ennemis des chenilles. XII. ©. 467. des chenilles qui vivent dans les tiges, les branches, et les raci- nes des plantes et des arbres ; et des chenilles, et de quelques vers qui vivent dans l’interieur - ‚des fruits.. Im dritten Bande find folgende Abs Handlungen. I. Seite 1. des infetes nommes mineurs des feuilles, ou des Infedtes qui fe lo-. gent dans l’Epaifleur des feuilles. I. ©. ar. des teignes qui rongent les laines et les pelleteries. I. ©. 67. Suite de P’hiftoire des teignes des laines et des pelleteries, où Fon cherche prin- cipalement les moyens de defendre les Etof- fes et les poils des Peaux contre leurs attaques. IV, ©. 97. des teignes dont les fourreaux font faits de membranes de feuilles, et des teignes . qui fe font leur fourreau d’une eſpece de co- ton. V.©&.143. des teignes qui fe font des fourreaux dont l’exterieur n’eft pas liffe, foit avec des fragmens de feuilles, foit avec des fragmens de tiges, de plantes ; et de plufieurs autres elpeces de Teignes qui fe font des four- reaux qui ne [ont pas pris des plantes, ni des matıc- — Bu um di nfetenehre Gntopehd. 409 matieres done ell& fe nourriffent. VI. ©. 205. des teignes qui fe font des fourreaux de pure Soye. VII. S 219. des vers ou teignes qui fe couvrent de leurs excremens. VIII. ©. 245. des fauffes teignes. IX. ©. 281. hiftoire des pucerons. X. ©. 351. des faux pucerons du figuier, et de ceux du buis. XI. ©. .363. Hi- - ftoire des vers mangeurs de pucerons. XI. S. 413. des Galles des plantes et des arbres, et des productions qui leur font analogues; des infe- ctes qui habitent ces galles, et qui en occa- fionnent la formation et l’accroiffement. Der vierte Band enthält folgende Abhandlungen. J. S. 1. hiftoire des gallinfedtes. I. ©. 81. des pro- gallinfedtes, de la cochenille, et de la graine d’Ecarlate de Pologne. I. ©. 123. de la diftri- bution generale des Mouches en clafles,en gen- res et en efpeces. IV. ©. 161. des clafles et des genres des vers qui fe metamorphofent en mouches foit a deux aifles foit a quatre aifles. V. ©. 199. des trompes a levres grofles et char- nues des mouches a deux aifles. VI. ©. 239. des parties exterieures et des parties interieu- res des mouches, et principalement de celles des Mouches à deux äiles et a corps court. VII. ' &. 285. de la premiere et de la feconde meta- morphofe des Vers-qui fe font une coque de leur propre peau. VIII. S. 331. de la derniere me- tamorphoſe des inſectes, qui ſortent des co- ques faites de la peau du ver, ſous la forme de mouches a deux aiſles. IX. S. 355. Hiſtoire Ces abre- RN u TUE u B TERN f 410 XVI. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten abregee de divers genres et de diverfes efpeces de mouches a deux aifles de la | premiere claffe, etquiviennent deversde premicre claffe.Des ma- tieres dont elles fe font nourries fous la forme de Ver. De leur accouplement,de leur ponte, et ‘de la figure de leurs oeufs. X. ©. 403. des mou- ches vivipares a deux ailles : comment les pe- tits vers vivans font places et arranges daus le corps de lamere. XI. ©. 439. des mouches a, deux aifles qui ont l’air d’abeilles; et de celles qui ont l'air de guefpes et de freflons. XI. S. 497. des mouches a deux aifles qui ont l’air de bourdons ; et dela Mouche du ver du nex des moutons. XI. ©. 573. hiftoire des cou- fins. Der fünfte Band enthält folgende Abhand⸗ Jungen. 1. ©. ı. hiftoire des tipules. 1. ©. 55. hiftoire des mouches de St. Marc ; et quelques N fupplements au neuvieme et au douzieme me- moire du quatrieme Volume. III. ©. 87. le premier für les mouches a quatre aifles, des “ fauffes chenilles, et des mouches afcie, dans les- quelles elles fe transforment. IV. &. 145. fur les eigales; et fur quelques mouches de genres ap-. prochants du leur. V. S. 207. le premier de l'hi- ftoire des abeilles: ou l’on traite de la forme des Ruches les plus propres a faire des obfer- LEN « vations fur les Abeilles; ou !on examine ce qu’on doit penfer dela conftitution de leur gou- vernement ; et ou l’onexplique lesmoyens dont : on s’eft fervi pour voir les faits qu’on rapporte. VI. S. zgı. des parties exterieures, des abeilles ordi- Ber. N Akte: Ay E | um die Infektenlehre Europend. 411 ‚ordinaires. Comment elles vont faire dans les campagnes la r&coltede la cireet celle du miel. VII. ©. 339. des aiguillons des abeilles, de leurs combats, et des differences remarquables en- tre les parties exterieurs des abeilles ordinai- res, et les parties ext@rieures des mäles et des meres. VIII. S. 379. des gafteaux de cire; comment les Abeilles parviennent a les con- ftruire ; comment elles changent en v£ritable cire les pouflicres d’etamines. De la recolte et de lemploi de la Propolis. Comment elles rempliffent les alveoles de miel, et comment elles Py confervent. IX. ©. 461. de la fecon- dation, et de la ponte de lamere abeille. X. ©. 521. des moyens de faire paffer les abeilles d’une ruche dans une autre; et comment on peut examiner une a une toutes celles d’une ruche. XI. ©. 569. de ce qui fe pafle dans chaque alveole d’une ruche depuis qu’ un oeuf y.aete depof£, jufques a ce que le ver forti de cet oeuf parvienne à Etre une abeille. XI. ©. 607. des eflaims. XIII. ©. 659. des foins qu’ on doit prendre desabeilles, pour lesconferver, les faire multiplier, et pour profiter de leurs travaux. ; Da ich, wie ich fehon oben bemerkt habe, von dem fechiten Bande diefes prächtigen Werks Feine Nachricht geben Ean, fo will ich, diefe Lücke zu erfüllen, eine Nachricht von den Inſektenwerk des Heren An— * son k \ 8 —*94 412 Kin, Ueber die Bemisungen » Geteren ton Balisnieri' 9 —** den ich in der Zeitfolge ‚oben nach dem’ Cyprian hätte-fegen follen. Er hat von den Juſekten vier Claſſen feſtgeſetzt. 1) In die erfte Claffe fegt er diejenigen, weiche fich von den Blättern, Bluͤthen und Früchten nape ren, auf welchen fie entftehen. 2) In die zweyte feget er die Wafferinfeften. 3) In die dritte diejenigen, welche unter der Erde, im Kothe, im Sande u.d. 9. zu leben pflegen. 4) Und in die vierte Claſſe diejenigen Inſekten, wels che, entweder auf andern oder in.andern Thieren '»"* Jeben. Man follte glauben, dieſes Spftem- habe für allen andern den Vorzug, daß e3 natürlich und leicht ſey, ‚aber man wird bey der Anwendung deffelben auf eine eigne Inſektenſammlung in der That mehr Schwierig⸗ keiten finden, als man dem erften Anblick nach vermus then ſollte. Einmal muß man bey den Infeften der erſten Claffe ein jedes Infekt von feiner Erzeugung an, bis zu feiner Bollfommenheit Fennen, und wie viele unter den Anfeftenliebhabern Haben dazu Gelegenheit und Muffe genug. Hernach muß man auf diefe Art viele Elaffen und Gefchlechter der Infeften von einander reiffen, die Doch die Natur vereiniget hat. Man nehme zum Benfpiel die Erdkaͤfer und die Wafferfäfer. Man muß alfo fü, gen, daß das Syſtem des Heren Valisnieri eins der unbe⸗ v) Efperienze et Obfervazioni intorno agli Infetti im Padua. 1713. Man fehe des Herrn Reaumur Me. moires pour fervir a ’hiftoire des Infeetes, Tom. I, Seite 36.f. und das Handbuch Der Aaturgeſchichte IV. Band, Seite 13. . ER — wi um die oynfetenfehre — 413 / ——— ſey, welche jemals ein Menſchenverſtand hat ausſinnen und der Welt bekannt machen koͤnnen. Wenn gleich Herr Johann Leonhard Friſch das in Deutſchland nicht geleiſtet hat, was Herr Re— aumur in Frankreich leiſtete, ſo muß man doch ſagen, daß feine Beſchreibung der Inſekten Deutſchlands 6) dem Anfänger mehr Vortheile verſchafft, als das groſſe Werk eines Reaumur. Was Frifch-von einem jes den Inſekt fagt, das fügt er aus eigner Erfahrung, und er Fonnte alſo viele Fehler entdecken, welche andere nicht fahen, weil fie fich an fremde Augen gewohnt hatten. Man hat an diefem Buche, welches nad) und nach in dreyzehn Fleinen Fafcifuln berausfam, in der That nichts auszufeßen, als daß es nicht alle Inſekten in fich enthält, daß er den Thieren Feine Namen giebt, und daß es fehlechte Kupfertafeln aufzuweifen hat. Es find dreyhundert Inſekten, die Herr Frifch befchreibt, und auf 37. Kupfertafeln abbildet. Syſtematiſche Ordnung wird man in einem Buche nicht fuchen, welches der Berfaffer darum Stuͤckweiſe herausgab, weil er jebess mal das befihreiben wollte, was er erfahren. Er hat inzroifchen allemal dem fünften Theile ein Negifter ans gehängt, und dadurd) dem Werfe einigermaffen eine foftematifche Geftalt gegeben, Es ift aber doch unbes quem aus drey Negiftern dasjenige zufammen zu leſen, was in dem Buche felbft zerftreue anzutreffen iff. Man wird übrigens nicht leicht eine Claſſe und ein Geſchlecht Der 8) Johann Keonbard Friſch Beſchreibung von alleriey Inſekten in Deutichland , nebft nüglichen Anmerkungen und nöthiaen Abbildungen von dielem friechenden und fliez genden inntändifchen Gewuͤrme. 1-XII. Theil, Berlin 1720;1738, mit 37. Kupfertafeln in 410. N 414 XVI. neber die Bemühungen d: Gelehrten der Inſekten aufweifen Fonnen, wovon Herr Friſch nicht wenigſtens einige Gattungen ſollte bekannt gemacht haben, daher wird ſein Buch allemal ein brauchbares Handbuch fuͤr die Inſektenliebhaber bleiben. Wenigſtens darf ich ſicher behaupten, daß es | immer brauchbarer ſeyn wird, als die Inſektotheolo⸗ gie des Herrn Friedrich Chriſtian Leſſer t) zu Nord⸗ hauſen. Seine Einleitung in die Inſektotheologie, da⸗ mit er fein Buch anfaͤngt, zeugt von groſſer Beleſen⸗ heit, die Befehreibungen aber, was Inſekten find, leis ſtet weniger als was ein Mann leiften follte, ver in feinen Anmerfungen die ältern und neuern Werke der Naturforfcher anführer, Seine Eintheilung der Inſekten ift von den Füffen hergenommen. Er theis let fie ein in folche, welche Feine Füffe haben, und in fofche, welche Füffe haben. Die leßtern werden in ungeflügelte und geflügelte eingetheilet. Die geflügels ten haben entweder unbedeckte Flügel, welche entweder glatt, oder beftäubt find ; oder fie haben bedeckte Flüs gel, deren Decken entweder nicht ganz, oder ganz ber den Leib gehen. Mach diefer Ordnung gehet Leffer alle Inſekten durch, die ihm bekannt find, er thut aber wei⸗ ter nichts, al3 daß er einen Damen des Inſekts angiebt, und fich hie und da auf Schriftftellee beruft, Die das Inſekt benennen, oder abgezeichnet haben. In den folgens ) Stiedrich Ebriftian Keffers Infeltotheologia , oder Bernunft: und Schriftmäßiger Verſuch, wie ein Menſch durch aufmerffame Betrachtung derer fonft wenig geach— ‚ teten Inſekten zu lebendiger Erfennenig und Bewunde—⸗ rung der Allmacht, Weisheit, Güte und Gerechtig— feit des groffen GOttes gelangen koͤnne, Frandf. und Leipzig, 1738, 1749. 528. Seiten in gvo. folgenden Abhandlungen gehet er noch alle befondere Umſtaͤnde der Inſekten durch, und führe manche Fabel mit ein; er hat auch-allenthalben feine frommen oft aber fehr weit hergeholten Berrachtungen mit eingewebt. Wenn er feinem Buche wenigftens einige Tafeln Ku— pfer bengefüge hätte, fo härte feine Arbeit brauchbar fenn Fonnen, und wenn feine Schreibart nicht fo uns erträglich wäre, fo wiirde man ihn mit Vergnügen feten. Inzwiſchen hat er doch in diefem Buche dasjes nige in einem Auszuge geliefert, was die Altern und neuern Schriftjtellee davon gefagt haben, und da er allenthalben feine Quellen anführe, fo Fan man auc) feinen Nachrichten glauben. Eine franzöfifche Ue— berfegung, die von diefem dreymal aufgelegten Buche herausgefommen ift, muſte freylich viele Vorzüge für der Urfchrift erhalten, theils weil fie Herr Lyonnet beforgee und mit Anmerfungen vermehrte, theilß weil fie mit Abbildungen bereichert wurde. Sie kam "in zwey Octavbaͤuden heraus, und führte folgende Aufs ſchrift: Theologie des Infedtes, ou Demon- ftration des Perfedtions de Dieu dans tout ce qui concerne les Infedtes. Traduit de P’Alle- mand de Mr.Lefler avec des Remarques deMr. P. Lyonnet a la Haye 1752. ing. Die Anmerfuns gen des Herrn Lyonnet har in unfre Sprache der Hr. Paftor Goͤtze zu Quedlinburg überfegt, und mit neuen Unmerfungen vermehrt. Sie find in dem zwey⸗ ten Band der neuen Mannigfaltigkeiten Seite 263. 277. 289. 305. 321, 354. 369. 386. 497. 513. 530, 609, ju finden. Nicht 1 um die Inſektenlehre Curopend. 415 — — XVII. Leber die Bemihungen». Gelehrten Nicht ohne eh gedenfe ich aber an einen Roͤſel, der wohl immer eine Zierde der Deutfchen bleis ben wird, und deſſen Mahlereyen noch unfere Nachkom⸗ men bewundern werden. So fehon für das Auge has ben nur wenige Mahler die prächtigen Eleinen Gefchöpfe der Natur die Anfeften abgemahlt, als Roͤſel *) ges than hat, und feine Abbildungen muͤſſen auch denen will kommen feyn, die nicht blos die Schönheiten der Farben bewundern, fondern denen mehr daran gelegen tft, fols che Abbildungen zu fehen, die der Natur vollfommen getreu find. Das muß man von den Inſektenbeluſti⸗ gungen fagen, die fein wuͤrdiger Schwiegerfohn Herr Eleemann fortzufegen angefangen hat. Roͤſel arbei- tete nicht ohne Plan. Daher trägt er im eriten Bans de die Tag- und Nachtpapilionen in gewiffen Claſſen ‚vor, wobey er fein Syſtem auf die Beſchaffenheit der Raupen u) Der wonatlich herausgegebenen Inſektenbeluſtigung er⸗ ſter Theil, in welchem die in ſechs Claſſen eingetheilte Papilionen, mit ihrem Urſprung, Verwandlung und allen wunderbaren Eigenſchaften, aus eigner Erfahrung beſchrieben, und in ſaubern illuminirten Kupfern nach dem Leben abgebildet, vorgeſtellet werden von Auguſt Johann Roͤſel, Miniaturmahlern. I. Band, Nürnberg 1744:1746. 596. Öeiten in Quart, 78. Quartblaͤtter Kupfer, auf welchen ſich 12 1. Tafeln befinden. LI. Band, 510.©. 73. Blätter Kupfer; auf welchen 93. Kupferra; feln fich befinden. Dritter Theil, 624. Seitenu. 92. Blaͤt⸗ ter Kupfer ; auf welchen 101. Tafeln abgebildet find. Vierter Theil, 264. Seiten und go Blätter Kupfer. Herr Cleemann, Heren Röfels Schwiegerſohn ſetzt das Werk fort, aber uͤberaus langſam. Er hat mehrentheite “ auslandifche Inſekten zu feinem Segenftande erwehlet. Kerr Eleemann wird aus dem Werk des Herrn Nöfels einen Auszug liefern, wenn ſich Liebhaber genug finden, welche ſubſeribiren. ) ie um die nfktenehe Europend. 417 Rupet ER Im andern Bande machte er den ' Anfang mit den Käfern, die er in drey Claffen brachte, befchrieb danu die Waſſerinſekten, die Käfer, die tibels Ten, gieng zu den indianifchen und deutſchen Heufchres cken über, befchrieb die Wefpen, Fliegen und Wanzen, und legte dadurch einen vortreflichen Grund zu einem entomologifchen Syftem. Er fieng es freylich an, che er alles überfehen und geſammlet hatte, daher find der ganze dritte und vierte Theil Suppfementen über die beyden erjten, wenn wir die Polypengeſchichte aus: nehmen, mit welcher der Dritte Band dieſer Arbeit bejchloffen wird, Dies benimr diefem Buche feinen Werth gar nicht, aber das ift Doch zuverläßig, daß; wenn eine zweyte Auflage diefes fehonen Werks beforge wuͤrde, und alle Abbildungen und Befchreibungen Fonns ten in ihre gehörige Claffe gebracht, und mit den neues ſten Entdeckungen bereichert werden, fo würde dieſes Buch noch immer feines gleichen vergeblich ſuchen. Die + Befchreidungen des Herrn Roͤſels find ausführlich und genau, und er gehet allenthalben feinen eignen Erfahs rungen nach. Daß diefen bejchriebenen Anfeften die Elaßifchen Namen fehlen, die fie in den Schriftſtellern haben, dem Fünnte Teicht abgeholfen werden. Denn da Herr Paftor Goͤtze im ſiebenten Stücke des belieb⸗ ten Naturforſchers die Linnaͤiſchen Namen ver Roͤſelſchen Abbildungen, doch nur in Ruͤckſicht auf die Papilionen, befannt gemacht hat, fo würde es nım gar nicht ſchwer ſeyn, andere Schriftftefler damit zu verbinden, und dadurch das vollfommenite Werf, das nur Menfchen erwarten oder liefern konnen, bervor zubringen. “ Schroͤt. Abh. 1. vw Dd In 418 xvu. ueber die Donlhunen d. Geieheten In Schweden trat im Jahr r752.ein andrer Re⸗ aumur auf, der Herr Carl von Geer, welcher Ab handlungen zur Anfeftengefehichte F) drucken ließ, bey welcher er eben ven Endzweck hatte, nach welchem Ne aumur arbeitere, nemlich ein vollfommnes Werk über die Anfeften zu liefern. Da damals das Reaumuri⸗ ſche Werk ſchon heraus war, ſo hatte Herr von Geer den wuͤrdigſten Anfuͤhrer, den er auch genutzt hat, wie die Kupfertafeln beyder Werke auf das deutlichſte ver⸗ rathen, aber Herr von Geer gieng noch weiter. Er arbeitete nach einem andern Plane y der ſich in der « Hauptfache nicht fo gar weit von dem Plane des Herrn Reaumur entfernet, aber er hat fehr viele neue Beo⸗ bachfungen und Individua hinzugethan, und da aller MWahrfcheinlichfeit nad) das Geerfifche Werf noch nicht vollendet ift, fo ift die gegründerfte Hofnung vors handen, daß diefes Buch eins der vollftändigften wers den dürfte. Da die Berlinijchen. Sammlungen im VI. Bande, Seite 427. f. den an des ganzen Werfs vorlegen, ſo wiederhole ich hier das Vorzuͤglichſte da— von. Der erite Band enthält 17. Abhandlungen über , die verfchiedenen Naupengefchlechter, und dazu gehören 37. Rupfertafeln. Der zweyte Band befteher aus zwey befondern Theilen, worinnen zuforderft fechs Ab⸗ handlungen von den Inſekten überhaupt reden. Denn fol⸗ x) Memoires pour fervir à l’hiftoire des Inſectes par Charles de Geer, a Stockholm, Tom. I. 1752. Tom. . BP. Tieryrt. P.uI. ı77ı. Tom. Ill. 1773. Tom. | IV. 1774. Des Hrn. Earl von Beer Abhandlungen zur Geſchichte der Inſekten, mit Anmerkungen überfeßt von Johann Auguſt Goͤtze. Erfien Bandes ı. Quartal . Seipzig 1775. 152. Seiten, 15. Tafeln Kupfer, ge. 410’ — um die Inſektenlehre Europens. 419 folgen 18. Abhandlungen, dazu 43. Kupfertafeln gehͤ⸗ | ren, und da find vier Claſſen der Inſekten befchrieben. I) Die Anfeften mit vier pergamentnen beftäubten Fluͤ⸗ geln, und fpiralformigen Saugräffel, nemlich die Tag: Abend⸗ und Nachtvoͤgel. 2) Inſekten mit. vier pergamentnen glatten und unbeftäubten Flügeln, deren Maul weder Zahne noch Ruͤſſel Hat, nemlich die Fruͤh⸗ lingsmotten und Ephemern, 3) Inſekten mit vier gleich groſſen pergamentnen Flügeln, worauf die Adern ereuzweife wie ein Netz gehen, deren Maul mic Zaͤh⸗ nen bewafnet ift, als Waflernymphen, Blattlaug- löwen, Ameijenlöwen, Afterphrygander, Scor⸗ pionfliegen, Cameelhaͤlſe u.f.w. 4) Inſekten mit vier pergamentnen Flügeln, deren Unterflügel Fürzer find, mit Adern, die gröftentheils gerade in der fänge herunter gehen, das Maul hat Zähne, und das Weib: chen hinten einen tegeftachel, als Bienen, Ichnev⸗ monsbienen, Welpen, Sphechſe, Chryſis, ei— gentliche Ichneymons, Gallenfliegen, Sägeflie: gen, Ameiſen u.f w. Der dritte Band hat 13. Abhandlungen und 43. Kupfertafeln, und befchreibe folgende Elaffen : 5) Inſekten mit bier pergamentnen Flügeln und einem auf der Bruft fiegenden Saugrüffel, Tripſe, Blattlaͤuſe, Eicalen. 6) Inſekten mit Hals ben lederartigen, und halben pergamentnen Fluͤgeldecken, zwey pergamentnen Fluͤgeln, und einem auf der Bruſt liegenden Saugruͤſſel, als Wanzen u. d. g. 7) Ans ſekten mit lederartigen, oder mit halbharten flügelfür, migen Decken, zwey pergamentnen Flügeln, ſamt eis nem gezähnten Maule, al? die wandelnden Blätter, Heuſchrecken, — Schaben und Ohrwuͤr⸗ mer. 420 XVII, Ueber die Bemuͤhungen d. Gelehrten mer. Der vierte Band enthält acht Abhandlungen mit 19. Kupfertafeln, und die Ste Claſſe der Inſekten, worinmen bie Kaͤfer beſchrieben find, Herr Paſtor Goͤtze in Duedlinbfrg beforgt jegt eine deutſche Ue—⸗ berfeßung diefes wichtigen Werkes, die er mit vielen neuen Anmerfungen bereichern wird. Das erfte Quartal, welches ev bereits geliefert Hat, it fo auss gefallen, daß ein jeder Liebhaber die ununterbrochene Fortſetzung diefer Arbeit wünfchen wird. Es ift Ehre fruͤr die Deutfchen, daß ein folches Werk in einem deut⸗ ſchen Kleide erfcheinet, und die Urfchrift weit übers teift, n Das Naturfyftem des Heren Ritter von Lin⸗ nie y) hätte ich gleich Hinter das Werk des Herrn von Reaumur fegen follen, da die erfte Ausgabe für das Jahr 1735. gehöret. Allein da der Herr Nitter die ers fie Ausgabe ſelbſt confpedtum tantum operis et mappam geographicam nennet, da auch einige der folgenden Ausgaben, feldft die von 1748. noch immer bloffe Entwürfe zu nennen find, und die Ausgabe von 1753. den Anfang machte, ein vollftandiges Naturſy⸗ ſtem vorzuftellen, fo glaube ich den Herrn Ritter hier an den rechten Ort gefegt zu haben. Freylich ift die zwoͤlfte Ausgabe die vollſtaͤndigſte, aber es konnte auch nicht anders jenn ‚ ein Werk über die Naturges ſchichte y) Caroli Linnaei Syftema naturae ſiſtens regna tria naturae, in claffes et ordines, Genera et Species re- dacta, Leydae 1735. Holmiae 1740 Halae 1740, Parifüs 1740. Halae 1747. Holmiae 1748. Lipfiae 1748. Holmiae 1753. Leydae 1756. Holmiae 1758. Lipſiae 1762, Holmiae 1768. um die Ziſekienlehre Europens. a21 * ſchichte muſte wachſen, wie die menſchlichen Kenntniſſe wachſen. Damit ich aber einerley Sache nicht zweymal ſage, ſo verweiſe ich meine tefer auf dasjenige, was ich vorher Seite 42.f. geſagt habe. Jetzo rede ich beſon⸗ ders von feinen Bemühungen und von feinen Verdien⸗ ſten um die Inſektenlehre, und hier wird mit mir jeder unpartheyiſcher Kenner behaupten, daß das, was er ges leiftet Hat, noch fein Naturforfcher vor ihm geleiftee hatte, Er fehreiber zwar in einer gedrangten Kürze, Die ihn oft unverftändfich macht; allein, wenn er ein bloffes Handbuch liefern wollte, fo mufte er würflich alfo verfahren, wie er verfuhr. Genug, daß er und allenthalben auf Schriftfteller und auf Zeichnungen vers weiſet, wo fich feine Gedanken aufflären. Seine - Bemuͤhung erſtrecket fich nicht blos auf die innlaͤndi⸗ ſchen und. europäifchen Inſekten, fondern er hat auch der auslandifchen gedacht, obgleich noch immer eine groffe Nachleſe übrig bleibt, die erft unfre Nach» Eommen in ihrer wahren Bollfommenheit erwarten dürz fon. Ehe ich aber zum Syſtem des Heren Nitters felbft Fomme, fo bemerfe ich, daß er von den Inſekten die Würmer getrennet hat, ein Einfall, ben welchem ihm viele widerfprochen haben. Inzwiſchen hat Doch ein jeder Schriftſteller die Freyheit, ſein Syſtem zu ordnen wie er will, und derjenige der es braucht, behaͤlt die Freyheit ſich deſſelben ſo zu bedienen, wie er will. Ich bleibe alſo blos bey der Anzeige der Inſekten ftes ben, infofern fie der Herr von Linné von den Wür: mern getrennt hat. Bey feinem Spftem ‚hat er be; fonders auf Die Fluͤgel der Inſekten geſehen; es iſt folgendes: Dd 3 Die 422 XVII. Ueber die je Bemigungen ». . Gelten Die Inſekten haben 1. Vier Fluͤgel. | 1) Die Oberfluͤgel beftehen aus ganzen und RER : Schilden, Coleoptera. Scarabaeus, Lu- canus, Dermeftes, Prinus, Hifter, Gy- rinus, Byrrhus, Silpha, Caflıda, Coc- | cinella, Chryfomela, Hifpa, Bruchus, ' Curculio, Attelabus, Cerambyx, Le- ptura, Necydalis, Lampyris, Cantharis, Elater, Cicindela, Bupreftis, Dytifcus, Carabus, Tenebrio, Melo&, Mordella, Staphylinus, Forficulae. 2) Die Oberflügel beftehen nur aus halben Schils den, Hemiptera. Blatta, Mantis;Gryl- lus, Fulgora, Cicadae, Notonedta, Ne- pa, Cimex, Aphis, Chermes, Coccus, Thrips. 3) Alle Flügel find mit Mehlſtaub befest, Lepi- - doptera. Das find die Schmetterlinge, Pa- pilio, Sphinx, Phalaena. 4) Die Stügel find mit Adern verfehen, Neu- roptera. Libellula, Ephemera, Phry- ganea, Hemerobius, Myrmeleon, Pa- norpa, Raphidia. | 5) Die Ztügel find blos hautig, Hymenopte- ra. Cinips, Tenthredo, Sirex, Ich- neumon, Sphex, Chryfis, Velpa, Apis, Formica, Mutilla. II. Zwey Flügel. —— Tipula, Muſca, Ta- banus, Culex, Empis, Conops, Alılus, Bombylus, Hippobofca. — III. um die Jnfektenlehre Europend. 423 II. Keine Flügel. Aptera. | 1) Sechs Füffe. Lepifma, ea Perines Pediculus, Pulex. 2) Acht bis vierzehen Füffe. Acarus, Phalan- gia, Aranea. Scorpio, est, Mo- noculus, Oniſcus. 3) Viele Füffe. Scolopendra, lulus. Da ich Hier nur die Linnaͤiſchen Gefchlechter ans gegeben habe, fo bemerfe ich noch, daß der Herr Rit⸗ ter 2904. Geſchlechtsgattungen befchrieben hat. \ In diefer Arbeit befam der Herr Nirter gar bald viele Anhänger, und einige legten fogar diefes Syſtem bey ihrem Arbeiten zum Grunde. Sch zahle für vielen andern hieher den Herrn D Johann Heinrih Sul: zer 5) zu Winterthur, deffen Kennzeichen ver Jufef= ten die Achtung allerdings - verdienen, die fie erhalten haben. Kein Geſchenk Fonnte den liebhabern der In⸗ feften und des kinnäifchen Syſtems angenehmer ſeyn, als diefes. Sie fahen nun auf vier und zwanzig ausgemaplten Kupfertafeln eine Menge Inſekten nad) dem teben gezeichnet und fürtreflich ausgemaplet, fie waren mit Einndifchen Namen benenner, fie was ren kurz aber deutlich befihrieben, und das ganze Werk konnte dazu dienen, daß man die Inſekten und das Sy⸗ ſtem des Heren von Linne zu gleicher Zeit erlernen Konnte. Wenn man die ſchoͤnen Abbildungen des Heren Sulzer betrachtet, fo muß man geftehen, daß Dd 4 er > nice der Inſekten nach Anleitung Earl Cinnaͤus durch 24. Kupfertafeln erlaͤutert und mit derſelben na— tuͤr ichen Geſchichte begleitet, von Johann sseincich Sulzer, Zuͤrch 1761. in 4to. — * a 424 XVIR. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten er das i in der Schweiz leiſtete, was Roͤſel in Nuͤrn⸗ berg war. Jeder tiebhaber, dem das Sulzeriſche Infektenwerk mangelt, wuͤrde es mit mir bedauren, daß es in den Buchlaͤden umſonſt gefücht wird, wenn ſich nicht D. Sulzer entſchloſſen haͤtte, ein neues Inſektenwerk, an dem er ſchon arbeitet, und wovon ſchon verſchiedene Tafeln fertig ſind, auf kuͤnftige Oſtern herauszugeben, welches zwar auch nach dem Einnẽ verfertiget, aber an Vollſtaͤndigkeit ſeine Kenn⸗ zeichen der Inſekten weit uͤbertreffen wird. In des Herrn Fueßlin Nachricht von den Schweizeri⸗ ſchen Inſekten, von welcher ich hernach reden werde, iſt in der Vorrede der ganze Plan dieſes neuen In⸗ ſektenwerks des Herrn D. Sulzer bekannt ac worden. Wenn der beruͤhmte Arzt und Maturforſcher Hr. Geofroy in feinem Inſektenwerke 9) gleich nur von denen Inſekten redet, die fich bey Paris aufhalten, fo hat er doch eine fo groffe Anzahl derfelben mit einer füls chen Genanigfeit befchrieben, daß man feine Arbeit af- fen Kennen und Liebhabern der Inſekten anpreifen Fan. Seine Methode ift ebenfalls von den Ffügeln hergenoms men, die Ordnungen aber geben die Gelenfe der Füffe, wie nach ihm Herr Schäfer gethän hat. Er hat fols gende Claſſen: er? J. In⸗ a) Hiftoire abregée des Inſectes, qui fe trouvent aux environs de Paris ; dans laquelle ces animaux font ranges fuivant un ordre methodique, par M. Ge* ‚ofiroy, » Paris, II. Vol. 1762. 4to. mit 22. Kupfer tafeln. v } si um die Inſektenlehre Europens. 425 L Anfeften mit Schaalenflügeln, Coleopteres. 2) Snfeften mit harten Schaalen, ehr den gan⸗ zen teib bedecken. + A. Die an jedem Suffe Fünf Gelenke haben, Cerf-volant, Panache, Scarab&e, Bou- ſier, —— Dermelte, Vrilette, An- threne, Ciftele, Bouclier, Richard, Tau- pin, Buprefte, Bruche, Ver-luifant, Ci- cindele, Omalife, Hydrophile, Ditique, Tourniquet. B. Die an jedem Fuß vier Gelenfe haben, Me- lonte, Prione, Capricorne, Lepture, Stencore, Lupére, Gribouri, Criocere, Altife, Galeruque, Cryfomele, Milabre, Becmare, Charenfon, Boftriche, Clai- ‚ron, Antribe, Scolite, Caflide, Anafpe, C. Die an jedem Fuß drey Gelenfe haben, Coc- cinelle, Tritome. D. Die an den Worderfüffen fünf und an ben Hinterfüffen vier Gelenfe haben, Diapere, ‘ Cardinale, Cantharide, Tenebrione, Mordelle, Cucule, Cerocome. 2) Inſekten mit harten Schaalen, die nur einen Theil des Bauchs bedecken. A. Die fünf Öelenfe an einem jeden Fuſſe haben, Staphylin. B. Die vier Gelenke an jedem Fuffe haben. Ne- cidale. C. Die drey Gelenfe an jedem Sue haben. Per= ceoreille. Dd 5 J — 3 wur | * A N a 426 XVII. Ueber die Bemuͤhungen d. Gelehrten. * D. Die anden vier Vorderfüffen fünf, und an den Hinterfuͤſſen nur ein — haben. * ſcarabée. 3) Inſekten mit weichen und — Schaalen. A. Die an ven vier Vorderfuͤſſen fünf, und an den Hinterfüffen vier Gelenfe haben, Blatte. B. Die zwey Gelenfe an jedem Fuffe haben. Trips. C. Die dren Gelenke an jedem Fuffe haben. Gril- lan) Briquet: -". D. Die vier Gelenke an jedem Zuffe haben. Sau- terelle. E. Welche fünf Gelenke an jebem Fuſſe haben. Mante II. Inſekten mit halben Schyaalenflägeln, Hemipte- res. Cigale, Punaife, Naucore, Punaife a avirons, Corife, Scorpion aquatique, x Piyle, Puceron, Hermes, Cochenille. II. Inſekten mit vier beſtaͤubten Flügeln, Tetrapte- res. Papillon, Sphinx, Pterophore, Pha- lene, Teigne. IV. Inſekten mit vier glatten Flügeln. D) Deren Fuß drey Gelenke hat. Demoifelle, Perle. 2) Deren Fuß vier Gelenfe hat. Raphildie. 3) Deren Fuß fünf Gelenfe hat. Ephem£re, Fri- gane, Hemerobe, Fourmi-lion, Mou- chs-Scorpion, Frelon, Vrocere, Mou- che à fcie, Cinips, Diplolepe, Eulophe, "Ichneumon, Gu£pe, Abeiile, Fourmi. | Y. %“ BL; um die Infeftenlehre Europend. 427 V. Inſekten mic zwey Fluͤgeln, Dipteres. Oeſtre, *.. Tadn, Afıle,Mouche armee, Stomoxe, NMouche, Volucelle, Nemotele, Scato- kiplez Hippobofque, Tipule , Bibion, Coufin. VI. Anfeften ohne Flügel, Apteres. Pou, Podure, Forbicine, Puce, Pince, Tique, Fau- cheur, Araignee, Monocle, Binocle, Crabe, Cloporte, Afelle, Scolopendre, Yule. | Da ich des Heren Johann Anton Scopoli Befchreibung der Inſekten in Crain nicht bey der Hand habe, fo muß ich mich nur damit begnügen, die Auf— fehrife feiner mit verdientem Beyfall aufgenommenen Schrift anzugeben. ®) Die vielen Schriften des Herrn D. Schaͤfer zu Regenſpurg, ©) mit welchen er die Naturgeſchich— te und fonderlich auch die. Entomologte bereichert hat, haben ihm unter den Nakurforfchern einen vorzüglichen Nang angewiefen. Man rühnt bey feinen Schriften die Genauigkeit in den Befchreibungen, und wenn jie Inn noch fo kurz ſeyn ſollten; ſeine ausgemahlten Ku⸗ pfer⸗ b) Iohann. Anton. Scopoli Entomologia Carniolica,' |Vin- dobonae 1763. ı Alphab. 6 og. in gr.2. c) Die zur Inſektenlehre gehörigen Schriften des Herrn D. und Nach Schäfer find in Aambergers gelebrten Deutfchland, Lemgo 1772. ©eite 647. f. angeführet, für mein gegenmwärtiges Vorhaben gehöre folgendes Buch: Jacobi Chriftiani Schaeffler elementa ento- mologica. Einleitung in die Inſektenkenntniß mit 135» Kupfertafeln, Regensburg 1766. 21. Bogen Tert, auf jedem Quartblat befinden fich, wenige ausgenommen, zwey Kupfertafeln. . 3 A \ 428 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten pfertafeln aber verdienen den Beyfall der Kenner. Wenn gleich feine Befchreibung der Inſekten um Re— gensburg eine ausführliche Anzeige verdienet, fo will ich fie doch lieber feiner Einleitung in die Inſektenkenntniß widmen. Dieſes Buch beſtehet aus 135. ausgemahlten Kupfertafeln, der Text aber liefert blos eine Beſchrei⸗ bung der Kupfertafeln, oder des abgezeichneten Inſekts nach ſeinen Theilen. Der erſte Abſchnitt redet von dem aͤuſſe lichen Bau und der Geſtalt der Inſekten, nem⸗ lich von den Inſekten uͤberhaupt, von dem Koͤrper der Inſekten, von ihrem Kopfe, Fuͤhlhornern, Augen, ſie moͤgen einfach oder zuſammengeſetzt ſeyn, vom Maule, Bruſtſtuͤck oder Rumpfe, Hinterleibe, Fluͤgeldecken, Fluͤgeln, Fuͤſſen, Schwanze, Wagſtangen und Kaͤm⸗ men. Hierzu gehoͤren 12. Kupfertafeln. Der ans dre Abſchnitt handelt von den Claſſen der Inſekten. Die Claſſen hat Herr Schaͤfer von den Fluͤgeln herge⸗ nommen, und der langſchaaligten, kurzſchaaligten, halb⸗ ſchaaligten Fluͤgeldecken, ohne Fluͤgeldecken, beſtaͤubten Fluͤgel, unbeſtaͤubten, zweyfluͤgeligen und ungefluͤgelten, gedacht. Die Ordnungen beſtimmen die Anzahl der Glieder an den Fußblaͤttern. Hiezu gehoͤret eine Ku— pfertafel. Der dritte Abſchnitt handelt von den Ge: fehlechtern der Inſekten, wovon ich hernach reden will. Darauf folgen die Befchreibungen der Inſekten felbft, wobey der Herr Verfaſſer die alphabetifihe Ordnung, nd Die (ateinifehen Benennungen der Inſekten erwehlee hat. Das hat num frenfich die groſſe Unbequemlichfeie ben ſich, daß die Elaffen, Ordnungen und efchlechter auseinander geriffen werben, dadurch Diefes ſchoͤne Werk einen SR Theil feiner Brauchbarfeit verlohren f rs —* N = am die Inſektenlehre Europens. 429 bat. Der Kenner braucht Feine Einfeitung, und dern Anfanger wird es fehwer, wenn er die Inſekten zews ſtreut zuſammen fefen, und fich dadurch eine gruͤndliche Kenntniß erwerben ſoll. Zu dieſem Abſchnitte gehören 218. Kupfertafeln. Der vierte Abſchnitt handelt endlich von den Werkzeugen der Behandlung und Sammlung der Inſekten, dazu gehoͤren drey Kupfertafeln. Das Syſtem des Herrn Verfaſſers iſt folgendes: I, Inſekten mit langſchaaligen Fluͤgeldecken. Coleo- ptero-Macroptera. 1. Fußblätter, an allen Fuͤſſen fünf Glieder. Dyti- cus, Schwimmfafer, Carabus, tauffäfer, Ci- cindela, Zangenfäfer, Tihelephorus, Warzen⸗ Fäfer, Lampyris, teuchtfäfer, Bruchus, Bus ckelkaͤfer, Gyrinus, Taumelfäfer, Anthrenus, Blumenftaubfäfer, Dermeftes, Spedfäfer, Peltis, Geiferfäfer, Silpha, Yasfäfer, Ciftela, Kegelfäfer, Hydrophilus, Wafferfäfer, Scara- baeus, Maulwurfsfäfer, Copris, Aftermaule wurfskaͤfer, Attelabus, Scilofrötenfäfer, Ela- ter, Springfäfer, Bupreftis, Stücfäfer, Pla- tycerus, Kammfäfer. x 2. Fußblärter, an den vordern und mittlern Füffen fünf Glieder, an den Hinterfüffen vier Glieder. Cantharis, ‘Pfafterfäfer, Tenebrio, Mehlfäs fer, Cerocoma, Kronenfäfer, Diaperis, Herz kaͤfer, Mordella, $lohfäfer, Pyrochora, Feu— erfäfer. 3. Fußblaͤtter, an allen Fuͤſſen vier Glieder. Ste- nocorus, Stustäfer, Cerambyx, Holzkaͤfer, Le- I: 9J BR 430 XV. neber die Benin d. Geiehrten Leptura, Afterholzkaͤfer, Luperus, Fadenkaͤ⸗ fer, Cryptocephalus, Fallkaͤfer, Crioceris, Silienfäfer, Altica, Hüpffäfer, Caflıda, Schild» fäfer; Chrylomela, Blattfäfer, Mylabris, Fuͤhlſpitzenkaͤfer, Scolytus, Kolbenfäfer, Rhino- macer, Afterrüffelfäfer, Boftrichus, Capuzkaͤ—⸗ ‘fer, Anthribus, Bürftenfäfer, Clerus, Bienen⸗ Fäfer, Curculio, Rüffelfäfer, Prionus, Sägen» holzkaͤfer, Melolontha, Sägenblattfäfer. 4 Fußblaͤtter, drey Glieder. Coccinella, Blatt⸗ lauskaͤfer. a. Inſekten mit Fursfchaaligen Flügeln. Coleoptero- Microptera. 1, Fußblaͤtter, fünf Glieder. Staphylinus, Raubs BR 2. 7A 2. Fußblaͤtter, an ven Vorder und Mittelfuͤſſen fünf Glieder, an den Hinterfüffen vier Glieder, Me= loe, Meyenwurmfäfer. 3. Zußblätter, vier Glieder. Necydalis, Fliegen⸗ kaͤfer. 4. Fußblaͤtter, drey Glieder. Forficula, Ohrkaͤfer. III. Inſekten mit halbſchaaligen Fluͤgeldecken. Coleo- ptero-Hymenoptera ſeu Hemiptera. pp Fußblaͤtter, an allen Füffen drey Glieder. Cimex, Wanze. 2. Fußblaͤtter, an allen Fuͤſſen zwey Glieder, Noto- necta, Wafferwanze, Naucoris, Afterwaſſer⸗ wanze. 3. Fußblaͤtter, an allen Fuͤſſen ein Glied, Hepa, Wafferfcorpion, Corixa, Ruͤckenſchwimmer. ‘IV. hr N — | ; ‘ & | | unm bie Inſektenlehre Europens. 431 Di Opfeten mit beftäußten Flügeln, Hymeno-Lepi- doptera. Pterophorus, Faͤcherfalter, Phalae- na, Nachtfalter, Papilio, Tagfalter, dphinx, A Enmeiungsfoead V. Inſekten mit unbeſtaͤubten Flageln Hymeno- Gymyoptera. 1. Fußblaͤtter, an allen Fuͤſſen fuͤnf Glieder. Man- tes, Fangheuſchrecke, Hemerobius, Blattlauss loͤwe, Phryganea, Fruͤhlingsfliege, Ephemera, Uferaasfliege, Panorpa, Scorpionfliege, Uroce- rus, Schwanzfliege, Tenthredo, Saͤgenfliege, Ichneumon, Schlupfweſpe, Formica, Ameiſe, Cynips, Gallapfelfliege, Veſpa, Weſpe, Sphex, Afterweſpe, Chrylis, Goldweſpe, Apis, Biene, Formicaleo, Ameifenlowe, Crabro, Kolben fliege, Libelloides, Afterjüngferchen. 2, Fußblätter, an den Vorder: und Mittelfüffen fünf Glieder, an den Hinterfüffen vier Glieder. Blatta. Schabe, 3. Fußblaͤtter, an allen Füffen vier Gfieder. Locu- fta, Heufchrecfe, Raphidia, Cameelfliege. 4. Fußblaͤtter, an allen Fuͤſſen drey Glieder. Gryl- lus, Srille, Acridium, Schnarrheufchrede, Li- bellula, Jungferchen, Perla, Afterfrühfingsfiies ge, Cicada, ROISURNIEAN Tetigonia, Sing fliege. 5. Fußblaͤtter, an allen Füffen zwey Glieder. Thrips, Blaſenfliege. 6. Fußblaͤtter, ein einziges Glied. Aphis, Blatt— lausfliege. VI. f - BE EN 9 A: Ei 432 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten VI. Inſekten mit zwey Fluͤgeln, Diptera. Hippo- . bofca, Pferöfliege, Oeftrus, Viehfliege, Alılus, Raubfliege, Stratiomys, Waffenfliege, Memo- telus, Stilerfliege, Empis, Scnepfenfliege, Bombylius,"Nüffelftiege, Tabanus, Bremſen⸗ fliege, Scatopfe, Fadenfliege, Culex, Schnaa⸗ kenfliege, Tipula, Erdfliege, Bibio, Marcusflie— ge, Muſca, Hausfliege, Stomoxis, Stechfliege; 'Stomoxoides, Tafchenmefferfliege, Volucella, Federbuſchfliege, Toccus , Schildlausfliege, Chermes, Blattfaugerfliege. VII. Ungefluͤgelte Inſekten, Aptera. Branchipus, Kiefenfuß, Termes, Todtenuhr, Podura, Waſ⸗ ſerfloh, Lepilma, Zueergaft, Pediculus, taus, Pulex, Floh, Chelifer, Scorpionfpinne, — rus, Milbe, Scorpio, Scorpion, Phalangium, Afterfpinne, Aranea, Spinne, Cancer, Krebs, Onifcus, Affe, Afellus, Wafferaffel, Scolo- pendra, Bielfuß, Iulus, Tauſendfuß. In dieſer Schrift find hundert und neunzehen Ge⸗ ſchlechter beſchrieben. Die Beſchreibungen find deutſch und lateiniſch, eine Probe mag die Beſchreibung des Krebſes ſeyn, der wider alle Erwartung wie im Roͤ⸗ ſel roth gemahlt iſt. Krebs ungefluͤgelt Fig. 1. Fuͤſſe: anf beyden Seiten zehen Fig. J. a.a; die erſtern mit Scheeren Fig. I. b. b. Fuͤhlhoͤrner; borſtenaͤhnlich, lang. Fig. J. c. c. Kopf, mit dem Bruſtſchilde ein Stuͤck Fig.1.f. Augen: zwey, von einander abſtehend, auf einem Stiele, beweglich. Fig. II. Maul: Freß—⸗ zangen und zwo Scheeren aͤhnliche Fuͤhlſpitzen. Fig. J. g. Ri * x \ um die Inſektenlehre Europens. 433 Abt: mit einer Schale bedecfet Fig. 1. e. Schwanz: geblättert, gegliedert, waffenlos. Fig.1.d. Das Syſtem des Herrn Nitter von Linno hatte (a durch. die Bemühungen des Herrn D. Sulzer einige Erläuterungen erhalten, es hatte aud) ein Hol- länder Herrn Houttuyn eine weitlaͤuftige Erlaͤuterung daruͤber verfertiget, in Deutſchland aber hatte bis zum Jahr 1773. noch niemand daran gedacht; obgleich Here Einne faft allgemein angenommen und gebraucht wurde. Herr Profeffor Philipp Ludwig Statius Miller zu Erlangen d) übernahm ein folches muͤhſa⸗ mes und nuͤtzliches Werk. Er legte die neuefte nem⸗ lich die. 12. Ausgabe des Einndifchen Naturſyſtems zum Grunde, feßte die Geſchlechts⸗ und Gattungscha⸗ ractere der Inſekten gehoͤrig auseinander, machte in ei⸗ ner Einleitung feine Leſer mic den vorzuͤglichſten Eis genfchaften der Inſekten befannter, befchrieb ein jedes vom Finne angegebenes Inſekt deutlich), machte viele derjelben auf den Kupfertafeln befannt, und erwarb fich dadurch um die deutjchen Inſektenliebhaber, und um das Linnaͤiſche Naturſyſtem gleich groſſe Verdienſte. Woaͤre es ihm gefaͤllig geweſen, uns mit fo vielen neuen deutſchen Namen zu verſchonen, und lieber die Namen, die Baal , Hufnagel und andere angenommen hats ten, d) Für mein Vorhaben nehöret blos der fünfte Theil füäner Arbeit. Er bat die Aufichrift : des Ritters Carl von Linné vollitändiges Naturſyſtem, wach der zwölften, lateiniihen-Ausgabe und nad) der Anleitung des hollan: diſchen Houttuyniſchen Werks, mit einer ausführlichen Erklärung ausgefertigee von P. &. St. Müller, V. Theil, von den Inſekten 1166 ©. in 8. 36 Taf. Fee: Schroͤt. Abh. 1. Th. Ee 434 XVIL Ueber die Bemuhungen d. Gelehrten ten, Genzubehalten und uns dafür mit den Zeichmm⸗ gen ſeiner Vorgaͤnger in dieſem Fache, die ich vorher angefuͤhret habe, bekannt zu machen, ſo wuͤrde der ſtrengſte Kunſtrichter an dieſem Buche nichts auszuſe⸗ Sen finden. Das muß unterdeſſen ein jeder liebhaber und Kenner der Inſekten fagen, daß ihm Herr Profeſ⸗ for Müller mit feiner Arbeit ein geoffes — ge⸗ macht — | ch wünfchte, daß ich von dem neuen Schau äh der Natur ©) ein gleiches Urtheil fallen koͤnnte. Da freylich der Herausgeber dieſes Buchs das ganze Pluͤſchiſche Werk, welches, wie bekannt, acht Baͤnde fuͤllet, in zwey kleinen Octavbaͤnden liefern, und zus gleich die neuen Entdeckungen hinzuthun wollte, ſo konn⸗ ten freylich die Inſekten nur einen kleinen Theil des Ganzen einnehmen. Was daher im erſten Bande Seite 5,90. von den Inſekten überhaupt, von den Raupen, den Seidenwürmern, den Spinnen, den Weſpen, den Bienen, von den Fliegen und andern Inſekten gefagt wird, das find eigentlich nur allgemeis ne Betrachtungen, die fich zwar angenehm Iefen, aber _ diejenigen nicht befriedigen, die nicht nur die Decongmie der Inſekten, fondern auch ihre ee 10 nen wollen. Zur eigentlichen Kenntniß der Inſekten Beägt diefe Schrift ſehr wenig bey, Mit e) Neuer Schauplatz der Natur, oder Beytraͤge zur Ver⸗ herrlichung GOttes und zur Ausbreitung gemeinnügiger Kenntniſſe in einem freyen Auszuge des Pluͤſchiſchen Werks mit neuen Erfahrungen vermehrt und een L Band, Frankf. und Leipzig 3772, in 8, "am die Infeftenlehre Europend. 435 Mit dem Handbuch der Naturgefchichte f) hat es eine gleiche Bewandniß. Wenn auch hier gleich ein ganzer Band der Inſekten gewidmet ift, fo find doch die Geſchlechter ſelbſt nicht mit derjenigen Sorg⸗ falt bearbeitet, wie es haͤtte ſeyn ſollen. Ich will den Inhalt dieſes Buchs wiederholen, und meine Leſer moͤgen urtheilen, ob ich richtig denke. Man kan dieſes Buch in einen allgemeinen und in einen beſondern Theil abtheilen. In dem allgemeinen Theil redet der Verfaſſer von der Eintheilung, Vermehrung, Athmen, Zeugung, Verwandlung, Geſchlechte, Aufenthalte, Bewegung, Nahrung, Waffen und Klugheit der Ans feften. In dem befondern Theile befchreibt er, vie Raupen, die Puppen, den Schmetterling, die Motte, die Spinne, die Tarantel, die Wefpe, die Horniße, die Biene, die Fliege, die Breme, die Kothfliege, die Käsfliege, die Schnafe, den Waflerfloh, das Tagthiers chen, die Wafferjungfer, den Ameifenfreffer, die Maul— wurfsgrille, die Blattlaus, die Ameife, die taus, die Filjlaus, den Floh, die Wange, ‚den Käfer, den Hirichfäfer, den Mayfäfer, die fpanifche Fliege, die Baumheuſchrecke, die gemeine Heufchrecfe, die Grille, die Beckergrille, den Sohannisfäfer, den Ohrwurm, den Kellerwurm , die Taufendfüßler , den Scorpion, die Schnee, die Weinſchnecke, die Kraͤuſelſchnecke, die Gartenſchnecke, die Hausſchnecke, die Wiefenfchnes 9 die Waſſerſchnecke, die eryſtallene Waſſerſchnecke, Ee 2 die N — der Naturgeſchichte, oder Vorſtellung der All⸗ macht, Weisheit und Güte GOttes in den Werken der Natur, vierter Band, welcher die Inſekten enthält, mit- fieben Kupferplatten. Aus dem Franzöfifchen uͤberſetzt. Nürnberg 1774, 408 Seiten in qr.$. i - ‚436 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten die hollaͤndiſche Meerfchnecke, der Soldat, die Purpurs ſchnecke, der Blutegel, der Froſch, der Froſchwurm, der Negenwurm, der VPolyp, der Spulwurm, der Wurm aus Guinea, der Meerftern, und die Miero⸗ ‚feopthierchen. Der Berfaffer hat alfo nicht, wie der Ritter von Linné, die Würmer von den Inſekten ges ° trennet. Sieben Kupfertafeln, die diefem Theile anges hänge find, bilden verfchiedene Inſekten und Würm:r ab. Wenn gleich Herr Johann Eafpar Fueßlin 9) nur von den. Anfeften in der Schweiz redet, fo muß man fein Verzeichniß der Schmweigerifchen Inſek⸗ ten gleichwol für-einen ſchaͤtzbaren Beytrag zur Inſek⸗ tengefchichte haften. , Nicht nur darum, weil auf dies fen wenigen Blättern würflich 1203, Arten angeigt find, fondern auch wegen der vortheilfaften Einrichtung dies . fer Arbeit. Here Fueßlin hat bey feiner Arbeic das Linnaͤiſche Naturfyftem zum Grunde gelegt, und er ‚folge dem Ritter auf dem Fuſſe nach. Er hat die lateini- ſchen Namen des Linné und die gewoͤhnlichen deutſchen Namen, nach ihnen die beſten Schriftſteller, ſonder⸗ fich folche, die das Infekt in Zeichnungen geliefert has ben, den Ort, wo es fich aufhält, angeführet, und _ endlich Bemerft, ob es in der Schtveiz haufig oder fels ‚ten angetroffen werde. Dies liefert in der ſtrengſten Kürze eine lehrreiche Naturgefchichte des. Inſekts felbft. So befchreibet zum Benfpiel Herr Fueplin den Trau⸗ ermantel, einen fehr befannten Tagevogel Seite 36. um. 572. Papilio Antiopa , der Trauermantel, | Lin. 9) ob, Caſpar Sueßlins Verzeichniß der ihm. befannten Schweißerifchen Inſekten, mit einer ausgemahlten Ku: pfertafel, nebft der Ankündigung eines neuen Inſekten⸗ werks, Zuͤrich and Winterthur, 1775. 62 ©, in gr.4. unm die Infeftenlehre Europend. 437 ‚Lin. 165. Schaeff. elem. t.94. f.8. Schaeff. Ratisb. t.70.f. 1.2. Roͤſel, 1.pap.1. t.ı. Sulz. Kennz. t. 14. £85. Die Raupe hält ſich bey uns auf den Weiden auf. „Nicht felten hat Herr Fueßlin neue Gattungen entdeckt, und diefen widmet er freplich eine weitlauftis gere Defchreibung. Ein Benfpiel fen Seite zr. Num. 604. Papilio Melampus, das Roftband, wel ches auf der ausgemahlten Kupfertafel Fig. 6. abgebils det iſt. Don ihm fage Herr Fueplin: „Dieſer Tages vogel ift von der dritten Gröffe ; der Leib ganz ſchwarz, haarigt, die Flügel oben und unten braun, mit einem Bande roftfarbiger Flecken, im jedem der Flecken ein ' ſchwarzer Punft. Auf den Buͤndtner und Glarner ‚Alpen nicht felten. Ich habe von Herrn D. Am: ftein aus Bindten einen Tagvogel erhalten, der dies ſem faft gleich kommt, deſſen Unterflügel oben auf der untern Seite afchgran find. — Bielleicht find diefebeyde nur durch das Gefchlecht von einander unterfchieden.,, Indem ich unter den fpftematifchen Scriftftel- fern nun an den Heren Koh, Chriſt. Fabricius 9) fomme, welcher ein ganz neues Anfeftenfyften bes Fanne gemacht hat, welches weit bequemer als alle vors hergehende und fonderlich das Cinndifche ſeyn foll, fo muß ich meine Leſer auf Die Bemühungen der vorhers gehenden Schriftfteller zurückführen, und eine Nach: " richt von ihren Eintheilungen wiederholen. Man fan alle Syſteme über die Inſekten in z Claffen bringen. Die Schriftftelter nehmen ipre Eintheilungen her e3 J. h) Ioh. Chrift. Fabricii Syftema entomologiae fiftens Infe&torum clafles, ordines, genera, fpecies, adie- ctis Synonymis, Locis, Defcriptionibus, Gbferua- tionibus, Flensb. et Lipfiae, 1775. 832 ©eiten, gr. 3. 438 xvit Ueber die Bemthurgent d. Beiehrten 1. Bon der Art ihres Aufenthalts und ihrer Nahrung,” | . Einige fahen vorzüglid) auf die Art und Weife, wie fich die Inſekten von einem Ort zum an ‚dern bewegen. Agricola theilte fie daher in gradientia, volansia, und natantia ein, in der Hautfache folgte Wolfgang Scan eben diefer Eintheilung, 2. Andere fahen blos auf die Nahrung der Snfeften, und das thar Anton Valisnieri. — II. Von ihren aͤuſſern Theilen: 1, Einige ſahen dabey auf die Flügel, Fuͤſſe, Fuͤhl⸗ ſpitzen und deraleichen, und diefe Fan man ‚ wieder in drey Ordnungen bringen. a. Einige fahen blos auf das Dafeyn oder Weg⸗ ſeyn der Fluͤgel und der Füffe, ohne fi) um, die Befchaffenheit der Füff: zu befümmern. Das thaten Aldrovand, Zonfton, Leſſer und andre. b. Andre ſahen dabey auf die Beſchaffenheit, auf die Fußglieder und auf die Fuͤhlſpitzen das war die Methode des Herrn von Linne. c, Und noch andere fahen auf die Flügel und Sußglieder, ohne ſich um die Fühlipigen zu befümmern, das thaten die Herren SMENM und Schäfer. 2. Andere fahen auf die Fluͤgel allein, wie R* | Swammerdam. 3, Und noch andere behielten zwar die Fluͤgel ben, ſahen aber bey ihren Abtheilungen befonders auf die Befchaffeuheit des Mundes, und das all 4 iſ — Du e v am die Snfektenlehre Eurspens. 439 iſt die Methode des Herrn Carl von Seer. - Nun komme noch 7% des Herrn Fabricius Soſtem der blos auf hie Freßmwerfzeuge und den Mund der Arfeks ten befondets auf die Kinnladen und Fuͤhl⸗ ſpitzen ſiehet. | Herr Fabricius redet in feiner Vorrede von einigen Mängeln in der Infeftenlehre, und fpricht den Altern Schriftftellern bis auf den Rajus alle Brauche barfeit ab, vom Rajus aber fagt er, daß er Fein Sys ftem gehabt habe. Bon dem Syftem des Herrn von. £inne fagt er, daß es auf einem fchlüpfrigen Grunde ruhe. Er fucht daher ein neues Syſtem ber Inſekten aufzurichten, welches dem Linnaͤiſchen ganz entgegen ſtehet, die Erfahrung aber muß lehren, ob das Seinis ge das Einnaifche verdrängen werde ? Ich zweifle aus zwey Gründen daran. Einmal iſt es ausgemacht, daß fich die mehreften Inſektenliebhaber an das Linnaͤi⸗ ſche Syſtem gewoͤhnet haben; man weiß aber, was das für Arbeit erfordere, ein angenommenes weitläuftiges Syſtem zu verlaffen, und fich an ein anderes, welches im Grunde nicht Fürzer iſt, zu gewöhnen. - Hernach ift das Fabriciußiſche Syſtem eben fo Fünftlich, als das Einnaifche, man muß bey Beyden oft zu dem Ders groͤſſerungsglaſe fliehen, und folglich ift auch das eine fo muͤhſam, -als das andere... Meine $efer werden das von felbft ein gegruͤndetes Urtheil fällen Fonnen, wenn ich) ihnen das ganze Syſtem des Herrn Profeffor Fa— bricius vorlege. Herr Fabrieius bringe das ganze Heer der Anfekten in acht Elaffen. Er hat dabey euf die Freßwerkzeuge und den Mund, befonders auf die Ee 4 Kinn⸗ . Bf! 8 ie nd J Bene 4 * — 446 xvn Ueber die Bemühungen d. Geteten. Kinnladen und Fuͤhlſpitzen der Inſekten geſehen. Einige haben 46. Fuͤhlſpitzen und freye Kinnladen, dieſe nennet Herr Fabricius Eleuterata ; > andere has ben bedecfte Kinnladen, Vlonata; bey andern find Die Fuͤhlſpitzen mit der. Lippe vereiniget, Synijlata 5 u noch) bey andern fehlt die untere Kinnlade, Agona- Andere Anfeften haben zwey Kinnladen und nur. en Fuͤhlſpitzen, und hier ift ben einigen die untere Kinnlade Flauenformig, Vnogara 5 bey andern ift der Mund mit einer Spiralzunge verſehen ‚ Gloflata ; bey ‚noch andern ift der Mund mit einem Schnabel verfes "ben, Ryngota ; und noch bey andern hat der Mund einen Sauger, Antliara. Ben der Befchreibung der Gefihlechter und der Gefchlechtsgattungen hat der Hr. Profiffor Fabricius die Linnaͤiſchen Benennungen, verſteht ſich, wo folche vorhanden waren, beybehalten, und das ift ein wahres Berbienft um die tiebhaber ver Inſekten; denn hier hat der Verfaſſer in der Vorrede den richtigſten Gedanken, veraͤnderte Namen haben niemals einen Nutzen, fie bringen aber oft Berwirruns gen hervor. Wäre diefem Werke ein Namenregifter angehängt, fo würde man die Cinnaifchen Inſekten gleich) finden kͤnnen. Das ganze Syſtem, in fofern es uns mit allen aujefsengefplecpeeeN befannt macht, ift folgendes. ‚1. Eleuterata, dieſes Geſchlecht hat ra9s Sat tungen I. Antennis clava lamellata. Lucanus, Sca- ‚rabaeus, Trox, Melolontha, Trichius, Cetonia. | 2. An- x am die Inſektenlehre Europend. 441 4 . f 2. Antennis clava perfoliata. Apate, Me- lyris, Dermeftes, Sphaeridium, Trito- ‚ma, Nicrophorus, Silpha, Hydrophilus. . Antennis clava folida. Hifter, Boftri- chus, Anthrenus, Elophorus, Nitidula, Coccinella. ‚Antennis moniliformibus. Curculio , Attelabus,Erodius,Cerocoma,Byrrhus, Cucvius, Spondylus, Crioceris, Staphy- linus, Altica, Scaurus, Zygia, Mylabris, Meloe, Lymexylon, Tenebrio, Noto- xus, Blaps, Helops, Paederus, Caffida, ‚Opatrum, Mordella, Clerus, Oxypo- rus, Chryfomela, Scarites. . Antennis filiformibus. Apalus, Pimelia, Gyrinus, Cryptocephalus, Bruchus, Pti- nus, Hifpa, Prionus, Malachius, Bupre- ftis, Ciftela, Sepidium, Necydalis, Py- rochroa, Anobium, Lampyris, Cantha- ris, Elater, Calopus,Lytta, Lagria, Ero- tylus, Alurnus, Carabus. . Antennis fetaceis. Donacia, Ceram- byx, Saperda, Lamia, Leptura, Zonitis, Callidium, Rhagium, Stenocorus, Ci- cindela, Elaphrus, Dytifcus. U. Vlonata, diefes Gefchlecht hat 113. Gattungen. 1. Antennis filiformibus,Acrydium,Gryllus. * 3- Antennis enfiformibus, Truxalis. Antennis fetaceis, Forficula, Blatta, Mantis, Acheta, Löcufta. & 5 I. 44 442 xvn. ueder die ne d. „Gelehrten III. —— dieſe Claſſe hat 534. Gattungen, Die Geſchlechter find : Ephemera, Phry- ganea, Semblis, Monoculus, Onifcus, Lepiſma, Podura, Hemerobius, Panor- pa, Raphidia, Cynips, Tenthredo, Sirex, ichneumon, Evania, Tiphia, Cryfis, Leucopfis, Vefpa, Crabro, Formica, 'Mutilla, Termes, Myrmeleon, Alcala- phus, Sphex, Scolia, Thynnus, An- . ‘drena, Nomada, Apis, Bembix. IV. Agonata. Hiezu gehören 96. Gattungen. Die Mi? Gefchlechter find: Scorpio, Cancer, Pa- gurus, Scyllarus, Aftacus, Gammarus. V. Vnogata. Hieher gehören 100. Gattungen. Die Gefehlechter find : Libellula, Aeshna, Agrion, lulus, Scolopendra, Trombi- dium, Aranea, Phalangium. VI. Gloflata. Hieher gehdrem 1000. Öattungen. Die Gefehfechter find: Papilio, Sphinx, Sefia, Zygaena, Bombyx, Noctua, Pha- laena, Pyralis, Hepialus, Pterophorus, Alucita, Tinea. VI. Ryngota. Hieher gehören 368. Gattungen. “1. Roftro inflexo, Fulgora, Membracis, 'Tettigonia, Cicada, Cercopis, Acan- thia, Cimex, Pulex, Aphis, Naucoris, Sigara, Thrips. 2. Roftro arcuato, Notoneda. Nepa, Re- duvvius. 3. Vagina pectorali, Cherme, Coccus. VII. — J— um die Inſektenlehre Europens. 443 VII. Antliata. Hieher gehoͤren 294. Gattungen. 1. Os probofeide atque hauſtello, Tipula, Bibio, Stratiomys, Rhagio, Syrphus, Mufca, Tabanus, Rhingia, Conops, Empis. | 2. Os hauflello absque probofcide, Oe- ftrus, Afılus, Stomoxys, Myopa, Culex, Bombylius, Hippobofca, Pediculus, Acarus. Herr Fabricins hat 3803. Gattungen, und noch in einem Anhange 69. Gattungen befchrieben. Da nun Herr von Einnd 2904. Gattungen in feinem Syſtem geliefert hat, fo hat durch die Bemühung des Herrn Fabricius die Inſektenkenntniß einen Zuwachs von 968. Gattungen erhalten. Nehmen wir hierzu die ſehr genauen Befchreibungen diefes Schriftftellers, wobey er zugleich alle Zeichnungen feiner Vorgänger anführr, fo müffen wir fagen, daß fich der Herr Fabricius bie gröften Verdienfte um die Infeftenlehre, und um die | Inſektenliebhaber gemacht habe. Was ich bisher uͤber die Schriftſeller die⸗ ſes Jahrhundertes geſagt habe, das betrift ſon— derlich ſolche Schriftſteller, die ſich vorzuͤglich den Inſekten gewidmet, und brſonders Syſteme zu liefern bemuͤhet haben. Man wird unſerm Jahr—⸗ hundert die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß in dieſem Fache der Naturgeſchichte die Gelehrten alles ge— leiſtet haben, was nur Menſchen leiſten koͤnnen. Die— jenigen, welche eine a Kenntniß der Inſek⸗ ten 444 XVII Ueber die Bemühungen d. Gelehrten ten verlangen, „dürfen nur die Herren Reaumur und von Geer Iefen. Diejenigen, welchen vorzüglih um — das Spftem zu thun a ‚ erhalten von den Herten Sulger, Geofroy, Linne, Schäfer, Fueßlin und Fabricius Anleitungen genug; und wer die In⸗ ſekten in Abbildungen zu fehen wünfche, den werden die Herren Albin und Frifch, ſonderlich aber Roͤſel vollkommen befriedigen. Ich wuͤrde gleichwol den Vorzug unſers Jahrhun⸗ derts um die Inſekten viel zu unvollkommen ſchildern, wenn ich nicht auch ſolcher Schriftſteller gedenken woll⸗ “te, welche, wenn fie auch gleich nicht mit Vorſatz von den Inſekten gefchriebert und entomologifche Syſteme geliefert haben, fich gleichwol um die Inſekten verdient gemacht, und unfte Kenntniffe von denfelben bereichert Haben, Ich werde mich daben der möglichften Kürze beflißigen, und nur das Vorzüglichfte berühren. Aus dem Grunde werde ich die neuern Reiſebeſchreibun⸗ gen, die für dieſes Jahrhundert gehören, ganz übers fchlagen, ob ich gleich weiß, daß fie Hin und wieder ſchoͤne Benträge zur Inſektenlehre gefeiftet haben ; ich werde fogar die Heifebefchreibungen derer Herren Gmelin, Pallas und Lepechin bey Seite legen, weil: man ben ihnen die Nachrichten von den Inſekten der Rußiſchen Laͤnder jerftreuet finder. Was ich jeßo nod) bemerken werde, betrift vielmehr einige Gelehrte diefes Jahrhunderts, die ihre Beyträge zur Anfektenlehre in zufammenhangenden Abhandlungen geliefert haben, wenn man fie.auch gleich aus verſchiedenen Schriften zuſam⸗ menlefen —* Da um die Snfektenlehre Europens. 445 Das prächtige Werf des Herrn Grafen Mar- ſili von der Donau, ) welches ein Schmuck der hiefir gen herzoglichen Bibliothek ift, enthaͤlt überhaupt alle Merkwürdigkeiten des Donaufluffes, ſollten die Inſek— ten ſeyn übergangen worden ? Zwar hat fie der Herr Graf nur zum Schluß feines Werks betrachtet, denn ‚im VI. Bande wird von Seite 115. big 125. davon ge redet, allein er hat ſie doch nicht übergangen. Ihre Abbildungen befinden fich auf einzelnen Fleinen ‘Platten, und ihnen ſind kurze Beſchreibungen beygefuͤgt. Sie enthalten Weſpen, Hummeln, Motten, Papilionen, Heuſchrecken, Kaͤfer, Wanzen, Spinnen, Raupen, Libellen, Fliegen, Muͤcken und vergleichen. Nas hiet der Herr Graf geleiftet habe, das hat er in der Anzeige feines Werks k) Seite 42. in folgenden Worten gefagt. X. Epimetron de Infedtis. Figuris ex- preflfa habentur Apum feu Veiparum III. gene- ra. Fucorum II. 'genera. Perlarum V. genera. Papilionum X. genera. Mufcarum VI, genera. Culicum IV. genera. Locuſtarum (alatae quae fint et non alatae) II. genera. Scarabaeorum fine Cantharidum XX. genera. Cimicum I. ge- nera. Aranearum XII. genera. Blattarum II. ge- | nera. i) Danubius Pannonico-Myficus, obferuationibus geo- ‘ graphicis, aftronomicis, hydrographicis, hiftori- eis, phyficis illuftratus, et in Vi. Tomos digeftus ab Aloyfio Ferdin. Comite Marfili, Hagae comitum et Amitelodami 1726. 6 Bände in Imperialfolio mit häufigen KRupfern und Vignetten. £) Prodromus operis Danubialis ab Aloifio Ferdinan- do Comite Marfili — editi et fubferiptionis via orbi litterario propofiti, Amftelodami et Hagae co- mitum, ohne Drucjahr, 42 Seiten, gr. 8+ 446 XVII. Weber die Bemuͤhungen d. Gelehrten Be Erucarum V. genera. Agnaticorum ani- malıum All. genera. RR, Wenn ſich gleich der Herr Trembleh in ſeiner Geſchicht der Polypen nicht ſowol in die Inſekten⸗ lehre eingelaſſen hat, ſondern blos bey den Polypen, die er unrichtig Inſekten nennet, ſtehen geblieben iſt, ſo konnte es doch nicht anders ſeyn „ als daß er in feine Gefchichte manche Bemerfungen flechten muſte, welche. die Inſekten befonders angehen. Und wenn auch die Urſchrift I) deren wenige hat, fo findet man in der mit TR, fo vielen Bereicherungen vermehrten Ueberfegung des Herrn Paftor Göse m) derſelben deſto mehrere. Man wird das mit Vergnügen leſen, was Seite 21. 175. 177. 232. von den Blattlaufen, ©. 95. von den Eicaden, ©. 189, von dem Dytifcus cara- boides einem ſchwarzen AWafferfäfer mittler Gröffe, ©. 129. von den Waſſerfloͤhen, ©.80.118.183, 184. 187. von den Caufen ver Polypen, ©. ı 10: 112. 119. 125. 306, von den Taufendfüflen, S TRY Tr 133 149. KO 10N, aa bon den MWafferflöhen, ©. 189. von den Waſſer⸗ £afern, und ©. .167. von den Wafferfpinnen ges fagt wird. Es find zwar nur einzelne und Fleine Bes merkungen / aber ſie ſind neu, und wer wollte h Davon zwey Ausgaben, eine zu Leyden 1744. in 4. und eine zu Paris 1744. in 8. bekannt ſind. m) Des Herrn Trembley Abhandlungen zur Geſchichte ei⸗ ner Polypenart des ſuͤſſen Waſſers, mit hoͤrnerfoͤrmigen Armen, aus dem Franzöfifchen uͤberſetzt, und mit einigen Zufäßen herausgegeben von Johann Auguſt Ephraim Böse, Quedlinburg ‚1775. en gr.8. und 14: Kupfertafeln. ’ — ‚um bie Juſttenlchr Europens. 447 wollte dieſe nicht als einen ſchaͤtzbaren Beytrag zur ns ſektenkennthiß annehmen ? N Ungleich mehr hat freylich Herr Carl Bonnetn) geliefert , was eigentlich zu den Anfeften gehöret, als vor ihm Here Trembley gethan hatte. Seine Schrif: ten find voll von den wichtigften Bemerfungen, zumal da er groftentheils folche Gegenftände erwehlet hat, Die von feinen Borgängern noch nicht hinfänglich bearbeitet worden find, und die man noch nicht genau genug kann⸗ te. In feinen Betrachtungen über die Natur hat er über die Benennung, Unterfchied, Eintheilung, Yeufferes, über die Augen, Geruchsorganen, Inner⸗ liche derſelben, uͤber ihre Thieriſche Einrichtung, ihre Nerven, Othenholen, Kreißlauf, Blut, Zeugungs⸗ werkzeuge, Mannigfaltigkeit ihrer Eyer und Erzeu⸗ ‚gung, über ihre Erneuerung, Verwandlung, Häus ten u. f. w. die ausgefuchteften Bemerfungen. Man wird ihn Au, über dasjenige, was er von befondern Inſek⸗ n) Sch Habe gegenwaͤrtig folgende Schriften des Hrn. Bon net vor mir: Confiderations für les corps organifes etc. à Amfterdam 1762. Herrn Earl Bonner Betrad): ‚tungen über die organifirten Körper, worinne von ihrem Urfprunge, von ihrer Entwickelung, von ihrer Reprodu: ction u. ſ. w. gehandelt wird ic. ꝛc. aus dem Franzöflfcher überfeßt von J. A. E. Böse, Lemgo 1775. 2 Theile in 8. Betrachtung üher die Natur won Hrn. Earl Bonnet — herausgegeben von Johann Daniel Tilius, Lripzig 1774. 568 Seiten, gr.8. und 3. Taf. Kupfer. Herrn Earl Bonnet Abhandlungen aus der Inſektologie — bers ‚ausgegeben von J. A. E. Böse, Kalle 1773. 414 Sei: ten, gu.8. 6. Taf. Kupfer: Herrn Earl Bonnet, wie auch einiger andern berühmten Naturforfeber, Abhand⸗ lungen aus der Inſektologie — herausgegeben von J. F E. Böse, Halle 1774. 596 Seiten, gras. 7. Tafeln upfer. x 448 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten Inſekten, den Raupen, den Motten und dergleichen vortraͤgt, nicht, ohne Vergnügen lefen. Wenn feine - Detrachtung über die organifirten Körper gleich alle thierifche Korper angehen, ‚welche Organen has ben, fo hat doch eine folche Kenntniß auf die Kennt niß der Inſekten den fichtbarften Einfluß. Wer wird - dasjenige, was Bonnet von dem Keim, dem Ey und der Auswicfelung derfelben faget, betrachten, und feine oft tiefen Betrachtungen wiederhofen fonnen, ohne den Verfaſſer zu lieben, gefegt auch, daß wir in manchen Fallen anders: dächten,' und vielleicht aud) wohl mit Grunde anders dächten ? Seine Abhandlungen aus der Inſektologie, die zu Halle 1773. herausgefommen find, betreffen zwar nur die Blattläufe, allein ift auch. wol ein Inſekt mehrern Dunfelheiten, Schwierigfets ten und‘ Zweifeln unterworfen, als die Blattlaus ? Bonnet hat über fie ganz eigene Beobachtungen anges ftelle, und Here Paftor Goͤtze hat diefen Theif ver Bonnetifchen Arbeiten fo vortheilhaft zu bereichern ges - wuſt, daß man diefe Schrift nicht ohne Vergnügen les ſen wird. Seine Beobachtungen. über einen Waf - ſerfloh, der feinen Eyerſack an einem Bogen unter dem Leibe trägt, über den Fleinen Wafferbär, von den Kugelquadraten, von dem Sichelthiere, von den zerplatzenden Thieren, ‚find alle von der Art, daß fie die Schriften eines Bonnet nicht verunehren. Die Abhandlungen vom Jahr 1774. find eben fo merks wuͤrdig und intereſſant. Was Herr Bonnet von dem Bandwurme, von einem neuen oder neuentdeckten Theile, den verfchiedene Raupen gemein haben, von der groffen Raupe Der Sgalweide mit dem gegabels gen — um die Inſektenlehre Eurobens. 449 ten Schwanze, vom Othenhofen der Raupen, von den wandernden Raupen, Ameifenlöwen, Blatt: läufen, und von ven Bienen z was Here Bourges ‚fat von den Pferdewuͤrmern; Herr von Geer von der vorher angezeigten Raupe, von einem Taufends fuß, und von einem Leuchtwurmweibchen, was er von den Ephemeronsfliegen, und den Blattläufen ; was Herr Paſtor Goͤtze felbft von den Infuſions⸗ thiermüttern, von dem langgeſchwaͤnzten Raͤder⸗ thiere, von dem Fuͤhlhorn des Maykaͤfers, von dem Flügel eines Ohrwurms, von dem Blattlaus⸗ loͤwen der erften Reaumuͤrſchen Gattung, und von den NRöhrenpolypen im Aufterwaffer ; was Herr Bonnet und alle diefe Gelehrten fagen, das beweifer zur Gnuͤge, wie man feine ganze Aufmerkſamkeit auf einzelne Gegenftände der Entomologie gerichtet habe. Das prächtige Werk des Albert Seba o) ents halt aus allen Reichen der Natur die wichtigſten Ges genftände in den fanberften Abbildungen. Wem cs zumal glück ein ausgemahltes Exemplar zu fehen, oder felbft zu befißen, der wird über die Schönheit dieſes Werks allerdings erftaunen. Der Anfang des vierten Bandes ift den Anfeften gewidmet, melche auf einer zahlreichen Suite von Kupfertafeln vorgeſtellt werden. Es o) Locupletiſſimi rerum naturalium theſauri accurata deſcriptio et Iconibus artificiofiffimis expreflis, per vniuerfam phyfices hiftoriam. Opus cui in hoc re- rum genere nullum par exiftit. Ex toto terrarum orbe collegit, digeſſit, deferipfit et depingendum curauit Alb. Seba, Pars IV. NE 1755. in Sjmperialfolio, Schröt, Abh. 1 Th. Sf ı & 450. XVII: Heber die Bemühungen d. Gelehrten Es find freylich groͤſtentheils auslaͤndiſche Inſekten, and vorzuͤglich Papilionen, die Beſchreibung derſelben aber iſt fo ſchlecht und fo mager, als nur etwas gedacht werden Fan. Das ift der Grund, warum ich diejes Buch nur ganz kurz anzeige. Der Herr Erich Pontoppidan konnte freylich feine Nachrichten von der daͤniſchen Naturgefhich- fe P) nicht vollkommen nennen, wenn er nicht darinne auch der daͤniſchen Anfeften Meldung gethan hätte. Die Abhandlung von den dänifchen Inſekten nimt 18. Quarts blätter ein, und auf 2. Kupfertafeln find verfchiedene derfelben abgebildet. Der Herr Pontoppivan hat ben feiner Arbeit das Syſtem des Heren von Linné beybehalten, in folchen Fällen aber, wo er das Anfeft nicht in dem Einndifchen Syſtem fand, feine Zuflucht zu deffen Fauna Suecica genommen. Es find hier 698. Gattungen dänifcher Inſekten angeführee. Bey den mehreften findet man zwar nur den bloffen Namen des Herrn inne, aber es gefchiehet doch auch niche felten, daß ganz artige Befchreibungen hinzugefommen find, welche, wenn fie- auch) gleich nicht den Kenner befriedigen follten, doch für aufmerffame Sinfeftenliebs haber nicht ohne Nußen find. Ben den Kupfertafeln fiehet man eine Art von Nachläßigkeit, Die aber groͤ— ftentheils auf die Nechnung des fehlechten ‘Papiers zu fchreiben ift. — Inſekten wird man ſchwerlich nach p) Erich Pontoppidans kurzgefaßte Nachrichten die Na⸗ turhiſtorie in Daͤnnemark betreffend. Aus dem Daͤni⸗ ſchen uͤberſetzt, Koppenhagen und Hamburg 1765. 232, Seiten in gr.4. 17. Taf. Kupfer. Von den Inſekten wird Seite 197232. gehandelt, am die Inſektenlehre Europens. 451 nach dieſen Abbildungen kennen lernen, wenn man fie nicht vorher kennet. Die Verdienſte des Herrn Etatsrath Otto Friedrich Muͤller in Coppenhagen um die Wuͤr⸗ mer 9) find fo entſchieden, daß fie Feiner lobrede beduͤr⸗ fen. Was befonders feine Gefchichte der Würmer der fülen und falzigen Waller, und feine Zifforia Vermium betrift, fo muß man zwar fagen, daß fie der eigentlichen Snfektenlehre nur beziehungsweiſe Vor⸗ theile fehaffen, allein wenn auch das nur wäre, fo wuͤr⸗ de Herr Müller immer genug geleifter haben. Wenn wir die Würmer genau Fennen, fo wird uns die Inſek—⸗ tenfenntniß leichter. Herr Müller hat aber auch eine Danifche Thiergefhichte unter ver Fever, von welcher er folgende vorläufige Nachricht in verfchiedenen Sournalen und Zeitungen bekannt gemacht hat. Er wird generifche und fpeeififche Beſchreibungen der in’ Daͤnnemark und Norwegen gefundenen Thierarten ausgeben. Diefen follen die Abbildungen der feltenen, überall wenig oder nicht bekannten Thiere, heftweife unmittelbar folgen. Jedes Heft foll aus vierzig ſchwar⸗ zen oder mit natürlichen Farben ausgemahlten Rupfern und dazu gehörender Nomenclatur in Folio beftehen, Die Gefhichte und ausführliche Befchreibung der auf Sfa Platten 9) Von den Wuͤrmern des ſuͤſſen und ſalzigen Waſſers, von Otto Friedrich Muͤller, Koppenhagen 1771. 200 Sei: ten, gr.4. 16, Taf. Kupfer. Vermium terreſtrium et fluuſatilium feu animalium infüforiorum, heimin- thicorum et teftaceorum non marinorum fuccineta hiftoria, auctore Orzone Frid. Müller, Vol. I. P. L Havniae et Lipf. 1773: 135 Seiten, P. II. ib. 1774 73 Seiten, Vol. Il, ib. eod, 214 Seiten, gr,ato, 452 XVII Ueber die Bemühungen d. Gelehrten Platten vorgeftellten Thiere wird für fich in gros Octav Daͤniſch, Deutfeh, und kateinifch gedruckt, fo daß man auch ohne Kupfer, und in welcher der. dreyen Sprachen man will, diefelben erhalten Fan. - Sollte hier die Ss feftologie vergeſſen werden 7 ? Da fehon der erfte Heft ‘einige befondere Einaugen und Krebsarten vorlegen wird, fo Dürfen wir mit der wahreften Zuverficht hoffen, daß Herr Muller bey feinen Fünftigen Arbeiten die tieb- haber der Inſekten nicht vergeffen, fondern vielmehr mit den wichtigften neuen Beobachtungen befchenfen werde. sch habe fehon oben Gelegenheit gehabt, der Bes mühungen und der Derdienfte des Herrn Paftors zu Quedlinburg, Johann Auguft Ephraim Göße, zu gedenfen. Seine Bemühungen aber, uns mit des Heren Trempley, Bonnet und von Geer Scrif ten befannter zu machen, find nicht die einzigen, mit welcher ex fich um die Nakurgefchichte der Inſekten vers dient gemacht hat; nein, es find mehrere Arbeiten dies fes Gelehrten vorhanden, mit welchen ich meine keſer bes Fannt machen muß. . Folgende Abhandlungen verdies nen bemerft zu werden. Microfeopifche Erfahrungen- über die ERigaale. Naturforfcher I. St. Seite 1. Beobachtungen und Gedanken über die vermeinte Sieb: biene. Naturf. II.St. Seite 21. Bon zerfehnittenen Waſſerwuͤrmern, deren Stücen nach einigen Tagen wieder wachfen und vollfommene Thiere werden. Nas turf. II. St. ©. 28. Des Heren von Geer erfter Dis feours, von den Inſekten überhaupt. Naturf. III.St. ©. 266. Gefbichte der Minierwuͤrmer in den Bläts tern. Naturf. IV. St. S. x. Microfcopifche Beobach⸗ tungen einer vierzebenfuͤigen Minierraupe in den Apfel⸗ sh um die Inſektenlehre Europens. 453 Apfelblaͤttern. Naturf. V. St. Seite 1. von Geer zweyter Diſcours uͤber die Erzeugung der Inſekten. Ebendaſ. Seite 207. Beſchreibung einer hoͤchſt ſeltenen Cicade, nebſt einigen Anmerkungen über das Cica: dengefchlecht überhaupt. * Naturf. VI.St. Seite 41. Müller Beobachtungen über einige chaotifche Thiere, Gewürme und Inſekten. Naturf. VII. St. Seite 97. Namenregifter aller in dem Nöfelifchen und Geeri: ſchen Anfeftenwerfe befindficher Schmetterlinge nach Einneifcher Benennung. Ebendaſ. Seite ıız. Mis erofeopifche Beobachtungen über einen merfwürdigen Waſſerfloh mit dem Eulenſchnabel. Mannigfaltig⸗ keiten IV. Jahrgang, Seite 555. Der wunderbare Bau der Knieſcheibe des Waſſerkaͤfers. Neue Mans nigfaltigfeiten I. Jahrgang, Seite 81. Mafferflöhe . mitten im Winter. Ebendaf. Seite 627. Ueberſetzte Anmerfungen des Herrn Lyonet zur Leſſeriſchen Theologie der Inſekten. Neue Mannigfaltigfeiten, I. Jahrgang, Seite 263. deren ich vorher bey der Eefferi- fchen Inſektotheologie gedacht Habe. Bon zwey⸗ flüglichten lebendig gebahrenden Fliegen, und von der befondern Art, wie die jungen Wuͤrmchen in Mut terleibe liegen , aus dem Herrn Neaumur überfegt, Ebendaſ. Seite 627. 641. 658. 674. 719. 804. Beſchreibung eines hochftfeltenen, wo nicht gar noch ‚ganz unbefannten Waſſerthierchens. Befchäftiguns gen der Berliniſchen Gefellichaft Naturforfchender Freunde, I. Band, Seite 359. Das find die Abhand⸗ lungen eines Mannes, der uns in der Snfeftenlehre noch groffe Bortheile em laͤßt, und der Deutſchland . Ehre bringt. 3 Her 8 454 XVII ueber die Bemühungen d. Gelehrten Herr Auguft Ehriftian Kühn, ein gefchickter Arzt zu Eifenach, gehöret ebenfalls unter diejenigen neuern Naturforſcher, welche die Inſektenlehre bereichern, und von deren Bemühungen diefer Zweig der Naturgefchichte viele neue Beobachtungen und Bereicherungen zu erwars ten hat. Die erfte Arbeit,. dadurch ſich diefer Ger lehrte in der gröffern Welt befannt machte, war eine Anweiſung für diejenigen, welche Inſekten ſamm⸗ .. Jen, ') ein Fleines Buch, in welchem aber fogar der ges übte Kenner manche Beobachtung finden wird. Was bier der Hr. Verfaſſer von den Inſekten überhaupt und befonders von denen, die ſich am beften für ein Kabinet fehicfen: von der beften Art, die Sommervögel zu fans gen: vom Suchen und Eintragen der Raupen : von der Fütterung und Verwandlung der Raupen in Pup⸗ pen : von der glücklichen Erhaltung der Puppen : von der Zubereitung der Schmetterlinge, um fie in einem Kabinette zu erhalten : von dem Zange und der Ers haltung einiger andern Inſekten; und von einigen bes ſondern Schmetterlingen und Raupen, geſagt hat, das iſt mit einer Menge der artigſten Bemerkungen durch- webt. Ich darf dieſe Schrift als ein kleines Handbuch für diejenigen anpreiſen, welche Inſekten ſammlen, und noch nicht Erfahrungen genug gemacht Haben, wie man damit zu verfahren habe. Herr D. Kühn hat aber noch mehr als diefes geleiftet.. Im Naturforfcher bes findet fich von ihm eine Menge der —— gen, die er unter dem Namen der Anecdoten zur In— | ſekten⸗ 9» Rune Anleitung, Inſekten zu fammlen, entworfen von Auguſt Chriſtian Kühn, Eiſenach 1773. 112 Sei⸗ ten in 8. um die Inſektenlehre Europens. as 5 ſektengeſchichte bekannt gemacht hat. Im erften Stuͤcke hat er Seite 79. den’ fogenannten Heerwurm, und Seite 85. die Raupe des Fleinen Blauſchillers be⸗ ſchrieben. Am IL. Stuͤck hat ee S. 10. eine Methode befannt gemacht, Inſekten zu fangen, ©. ur. von der Geburtsarbeit der Blattlausmütter geredet , ©. 13. den geringen Vortheil ſtinkender — wider die Inſek⸗ ten an einem Beyſpiel geſchildert, ©. 14. die Fiſch— ſchwanzmotte und einen ann Schmetterling befchrieben, ©. 17. einige Anmerkungen über die Hufz nageliſchen Inſektentabellen befannt gemacht, und S. 20. die Nachricht mitgetheilet , daß Hr. D. Gladbach am Mayn alle bekannte Bögek verfauf.. Der Tods tenvogel und der DIeander Eoften jeder 10. Tha— kr. Sm III. Stück befchreibt er ©. r. einige feltene Raupen und Machtvögel, ©.8. einen befondern Blatt: lauslöwen, ©. 12. die ficherfte Methode, getrocknete Schmetterlinge zu verfchicken, und ©, 15. redet er von den Schwierigfeiten bey Beſtimmung würflicher Nas turfpiele unter den Schmetterlingen. Im VI. Stud redet er ©. 69. von den Erdflöhen, ©. 72. von einis gen Schmetterlingen und Raupen, ©. 75. von einer unbefannten groſſen filzpaarigen Raupe und ihrem Nachtvogel, ©. 79. von der Naupe des Meßingvo— gels, S.80. von einer mit den Bettwanzen anzuſtel⸗ lenden Kagd, und ©. 83. von einer mit Fleinen Flies gen angefüllten Puppe... Endlich hat er im VI. St. ©. 169, von befondern Naupen gehandelt, die an die Schaalthiere grenzen. Das hat Herr D. Kühn be: reits geleiftee, was werden wir nicht noch in der Zus kunft von dieſem aufmerkſamen Naturforſcher erwarten f4 duͤr⸗ + > * * — F 9— 456 XVII. Ueber die Bemuͤhungen d Gelehrten duͤrfen ? und welche Ausſichten reiche ung nicht übers r haupt die Zufunft? Wenn ich des Naturforfchers 9) fehon einiges mal gedacht habe, fo würde ich es bey meinem eigenen Herzen nicht verantworten Fonnen, wenn ich nicht dieſes Journals als eines folchen Buches gedenfen wollte, von ‚welchem die Sinfeftologie mehr Bortheile ziehet,'als von andern weitläuftigen Werfen, die gröftentheils oft ges fagte Sachen wiederholen. Ein Journal, in welchem einzelne Gegenftände bearbeitet werden, die entweder noch gar nicht ,. oder nicht hinlänglich genug unterfucht find: ein Buch, welches fich nicht mit allgemeinen Betrachtungen über die Inſekten abgiebt, fondern wels ches Individua bifchreibt , unrichtige Befchreibungen verbeffert, neue Geichlechter oder Gattungen befanne macht, und aljo kuͤcken ausfuͤllet: ein folches Buch ſtif⸗ tet ſo viel Gutes, als man nur von einer Schrift er» warten fan. So it der Naturforſcher, 202 defs fen Ausgabe der Herr Hofrach Walch zu Jena fich die gröften Verdienſte um die Infeften, und um ihre Liebhaber erworben hat. Was Herr Paftor Goͤtze, und Herr D. Kühn in dem Naturforfiher geleiftet has ben, das habe ich bereits angeführee, und ich wieders hole es a Aber koͤnnte ich wol die Namen fo mars cher 8) Erſtes Stuͤck, Halle 1774. 294 ce gt. 8. 4. Taf. Kupfer : zweytes Stück, Halle 1774. 246 Seiten, 6. af. K. Drittes Stud, 290 Skiten, 5. Taf, K. vier: tes Städ, 1774. 274 "Seiten, 4. Taf. Kupf. fünftes Stüd, 1775. 255 Seiten, 3. Taf. 8. ſechſtes Stüd, 275 Seiten, 8. Taf. 8. fiebentes Stüd, 1775. 277 ©. 7. Taf. K. Die — Kupfertafeln ſind ſehr ſchoͤn illuminirt. um die Infektenlehre Europens. 457 | de, verdienter Männer verſchweigen, -die fich. der Inſektenlehre in diefer Schrift angenonmen haben, und unſre Kenntniffe von diefen Thieren bereichern ? Derfehiedene derfelben Eennen wir bereits aus andern Schriften zu ihrem Vorteil. Here Hofrath Walch befchreibt uns im IV. Stuͤck, Seite 141. eine feltene Phalane, und liefert im IV.St. ©. 123. und im VII, St. ©. 113. fehr intereffante Benträge zur Inſektenge⸗ fichte, in welchen er befonders felcne indianijche Pa- pilionen befannt macht, und befchreist. Herr Pros feffoe Beckmann liefert im VI.St. S. 35. einen Bey frag zur Maturgefchichte des Kiefenfuſſes. Vom Herrn Etatsrath Müller find in Vil. St. Beobachs tungen über einige chaorifche Thiere, Oewürme und Inſekten mitgetheilet worden. Herr Doctorand Schul: ze liefert im VI. Bande ©. 87. das erfte Stück feiner Deyträge zur Kenntniß ſeltener Inſekten, und die Fort _ feßung diefer Arbeit verfpricht uns in der Folge viel Gw tes. Herr von Murr hat uns im II. St. ©. 194. 197. von einer Weſpe und von einem Graspferd in Ya: maica- die Nachrichten aus den philofophifchen Transactionen geliefert, und eben daher Nachrichten von den Graspferden in Nordamerica mitgetheifet, und Herr Kleemann theilet im IV. St. ©. ızı. Ans merfungen über verfchiedene Naupen und Papilionen mit. Auch des Herren Profeffor J. F. Gmelin Ber trachtung der pflanzenartigen Fliegen wird man mit vielem Bergnügen lefen, Andere Gelehrte treten zwar hier ald neue Schriftfteller auf, aber man fiehet es an ihren Arbeiten, daß fie die Entomologie völlig in ihrer Gewalt haben, Herrn Eonrector Meinekens Anleis Sf5 tung _ J 458 XVII. Ueber die Bemuͤhungen d. Gelehrten tung fuͤr junge Juſektenſammler/ mit Abſicht und Ge⸗ ſchmack zu ſammlen, leſen wir im II. St. Seite 229. Im III.St. ©. 55. liefert er entomologifche Beobach⸗ £ungen, welche er im IV. St. S. ı ri. und im VI, St . S. 99. fortfeßet. Herr Gruͤndler redet im V. St. S. 19. von einigen Heuſchreckenarten, und giebt ‚ ebendafelbft S. 73. von einem aus einer todten Raupe ‚aufgewachfenen Kaͤulenſchwamm Nadricht. Herr Sander hat im V. St. ©. 195. des Heren Gadd Abs handfung von den Inſekten, welche der Fifcheren ſcha⸗ ben, aus dem fateinifihen überfegt ; und Herr von Rottenburg hat im VI. St. ©. 1. und im VII. St. S. 105. Anmerfungen zu den Hufnagelifchen Tabellen der Schmetterlinge geliefert. Habe ich wol nöthig, dieſe Schrift den Inſektenliebhabern weitläuftig zu ems pfehlen? oder darf ich nicht diefe Schrift als eine folche ‚empfohlen, die der Entomologie die —2* Verthei⸗ le reicht? Was fuͤr groſſe Verdienſte der Herr ®. Fries drich Heinrich Wilhelm Martini um die Naturges ſchichte Habe, das ift zu entfchieden, als daß ich davon etwas fagen follte. Jetzo rede ich nur von feiner allge meinen Gefchichte,der Natur, t) als von einem Bus che, dabey die ganze Maturgefchichte zum Vorwurf ers wehlet ift, darinne alfo alle einzelne Körper der Natur, ſo wie alle Geſchlechter eines jeden Naturreichs, beſchrie⸗ ben werden. Das gilt auch von den Inſekten. Das, was ) Alhenein Geſchichte der Natur in alphahetieher Ord⸗ “nung, mit vielen Kupfern. Erſter Theil, Berlin und _ Etettin 1774. 764 Seiten, 9r.8. 24 Taf. Kupfer. An⸗ drer Theil, 1775. 690 Seiten, so Taf. Kupfer. . um die Inſektenlehre Europens. 459 was Herr Martini von einem jeden einzelnen Inſekt ſagt, gruͤndet ſich auf die richtigſten Beobachtungen der Naturforſcher, und man Fan von dieſem Buche behaup⸗ ten, daß es uns mit alle dem auf einmal bekannt macht, was die Naturforfcher Wahres von den Anfekten geſagt haben. Zn diefen zwey Bänden find folgende Inſekten beſchrieben. Im erften Bande Seite 77. Abend: pfauenauge, Sphinx ocellata Linn. ©. 80, Abendvögel. S. 84. der carolinifche Abendvo⸗ gel. S. 208. Achilles, Papilio Achilles Linn. ©. 380. Admiral, Papilio Alalanta Linn. ©. 412. Efig-Aelchen, Chaos rediuiuum Linn. ©. 613. Afterheufchrecke. ©. 632. Aftermotten. ©. 639. Afterraupen. Im zweyten Bande Ceite 50. Alerisfchmetterling, PapilioLigeaLinn. S. 203. Ameifen, Formica Linn. ©. 280, Ameifenlöwe, Myrmeleon .Formicarium Linn. ©. 475. Ams phitrite. ©. 489. Anafardienmweißling, Papilio ‚ Anacardii Linn. ©. 571. Angelikbock. Jeder $iebhaber der Naturgefehichte wuͤnſcht mit mie die Volle endung eines Buches, welches Deutfchland Ehre bringe, wuͤnſcht daher dem würdigen Herrn Verfaſſer eine dauerhafte Geſundheit, und eine ſolche Verlaͤngerung ſeiner Jahre, welche hinreichen eine Arbeit zu vollen⸗ den, von welcher jedermann eingeſtehet, daß ſie alles leiſte, was man nur von Menſchen erwarten kan. Da die Geſellſchaft Naturforſchender Freun⸗ de zu Berlin unter ihren. Mitgliedern viele Männer aufftellen Fan, welche eine vorzügliche Kenntniß in der Entomofogie haben, fo Fan man auf die Ausfichten fir der und Bar fhlieffen, die fie der Naturges Bi * X N \ ‚ 460 XVII. Weber die Bemühungen d. Gelehrten fehichte überhaupt, und der Entomologie inſonderheit leiſten. Der erſte Band ihrer herausgegebenen Schrif⸗ ten u) enthaͤlt zwar nur wenig Abhandlungen fuͤr die Inſektenlehre, aber fie find von der Art, daß fie uns nach mehren füftern machen. Herr Profeſſor Fa⸗ bricius in Koppenhagen liefert Seite 177. eine nähere Beſtimmung des Gefhlechtes der weiſſen Ameiſe. Herr Kunftverwalter Spengler dafelbit befchreibt ©. 292. das befondere Meerinfeft, welches ben den Ißlaͤn⸗ dern Of Fabiörn, Onſkebioͤrn, Wunfchbar oder Wunſchkaͤfer Heißt; und Herr Etatsrath Muͤller in Koppenhagen beſchreibt ein unbekanntes Schleim⸗ thier. Wer dieſe drey Abhandlungen lieſet, der wird die Herren Verfaſſer zuverlaͤßig in ſeinem Herzen bitten, mehrere aufzuſetzen, und ſie den — zu fe: nken. Dies mag genug ſeyn fuͤr einen Entwurf uͤber die Bemühungen und die Berdienfte der Gelehr- fen diefes Jahrhunderts, die Inſektenlehre zu bereichern. Es würde mir leicht geweſen feyn noch mehrere Schriftftellee , befonders von der andern Claſſe, auftreten zu laffen, allein da es mein Vorſatz nicht war, eine vollftändige critifche Geſchichte der En⸗ tomologie zu entwerfen, ſo denke ich, daß ich zu mei⸗ nem Endzwecke genug geſagt habe. Man wird aus dem, was ich geſagt habe, leicht den Schluß ſelbſt machen fdnnen, wie groß der Unterſchied dieſes Seculums für dem — ſey, und wie viel die Inſektenlehre gewon⸗ u) Veſhafigungen der Berliniſchen Geſellſchaft naturfor⸗ ſchender Freunde. Erſter Band, Berlin 1775. 476 ©. 9. Taf. Kupfer. um die Inſektenlehre Europens. 46 I gewonnen habe. Borzüglich bemerfen wir, daß ſich Gelehrte aus allen Welttheilen bemuͤhet haben, uns mit den Inſekten bekannt zu machen, und das muſte ſeyn, wenn wir uns Hoffnung machen wol⸗ len, nach und nach alle Inſekten kennen zu lernen, denn eine jede Gegend hat hier ſeine eignen Schaͤtze. In England war es ein Rajus und Albin, in Schwe— den ein Einne und von Geer, in Frankreich) ein Neaumur und Geoftop ‚ in Holland ein Huttuyn und ein Cramer, in Daͤnnemark ein Pontoppi- dan, Müller und Fabricius, in der Schweiz ein Sulzer und Fueßlin, in Deutfchland ein Frifch , ein Leſſer, ein Nofel, ein Schäfer, ein Müller, ein Walch, ein Martini, ein Göge, ein Küln und mehrere, die ich alle als folche Männer aufftel en Fonnte, welche um die Inſektenlehre die entfchiedenfien Derdienfte haben. Uber wer fiehet nicht aus mein m Entwurfe, daß die mehreften Bemühungen, wenn tie das Syftem ausnehmen, auf Rechnung der Deutſchen zu fehreiben ift ? So träg ihre Vorfahren in dem vo» tigen Jahrhundert waren, fo fehr haben fie ihre Nachs folger in dem jegigen übertroffen. Daß fie aber fein Syſtem gemacht haben, das gereicht mehr zu ihrem tobe, da man fich an dem Einnaifchen begnügen konn te. Es war ein wahrer Zuwachs für die Naturgefchid)te der Anfekten, daß man das Syſtem derfelben af einen befondern Fuß zu feßen ſuchte. Aldrovand und Fonfton hatten es zwar ſchon in dem vorigen Jahr⸗ Hundert gewagt, ein Syftem zu machen, aber man darf nur ihre Bemühungen mit den Bemühungen derer Hein. von £inne, von Geer, Reaumur, Geofron, dein | 462 XV. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten dem Herr Schäfer gefolgt it, und Fabricius halten, fo wird man den Vorzug ber neuern Syſteme für den ältern einräumen. Maͤn bemuͤhete fich, ausgemahlte Abbildungen von den Inſekten bekannt zu machen, und man Fam dadurch der Wiffenfchaft felbft zu Hülfe. Denn die befte Befchreibung bleibet hier ohne einer genauen Abs bildung dunfel, und die befte ſchwarze Zeichnung läßt ung ‚in vielen Sällen in Ungewißheit und in Zweifel. Aber eine getreue Abbildung, wenn fie ausgemahle tft, ftels fetl uns den Körper gerade fo vor, wieerift, und lehret uns ihn von den verwandten Gattungen unterfcheis ben. Das erfannte man fihon in dem vorigen Jahrhun⸗ dert, und Goedart und die Merianin machten hierins ne die erften ausführlichern Verſuche. Aber man vergleis che mit ihren Arbeiten die Bemühungen eines Albin, beſonders eines Nöfel, eines Sulzer, eines Schäfer, und bey auslaͤndiſchen Inſekten eines Clerk, eines Se: ba, eines Kleemann, eines Cramer und dergleichen, amd der Unterfchied wird fic) gar bald zeigen. Nicht niur in der Schönheit, fondern vorzüglich) in der Genaus igfeie ihrer Gemählde, wenn man fie mit der Natur vergleicht. Hier waren die Alten nicht allemal genau genug. ESEs ift bey der Inſektenlehre noch nicht hinrei⸗ chend, daß ich das Inſekt kenne, und deffen Gefchlecht aus Kennzeichen anzugeben weiß. Mein! die Naturges ſchichte der Inſekten fordert weit mehr. Ihre Erzeus gung, ihre Vermwandelung, ihre Nahrung, ihre Deconomie, und dergleichen, das find Gegenftän: de, die eigentlich die Naturgefchichte der Inſekten ausmachen. Hievon wuſte man freylich bis auf die | AR | Zeiten z um die Snfeftenlehre Europend, 463 Zeiten des Rajus, und folglich bis auf unfer Jahrhun⸗ dert fehr wenig. Wenn es auch dasjenige, was ich von den Bemühungen und den DBerdienften der Schriftftel, fer des vorigen Seculums gefagt habe, noch nicht ers weifen follte, fo wird es ein Zeugniß eines Mannes bes ftätigen, der ‚die Entomologie lange ftudirt, und die alten Schriftfteller fleißig gelefen hat. Ich meine ven Herrn Prof. Fabrieius zu Koppenhagen, Er fagt in der Vorrede zu feinem Syftema entomologiae. Veterum fcripta de Infedtis ante Rajum perperam legun- tur, fabulis miraculisque referta. Praeterea de- Tcriptiones fpecierum vix vllae et figurae partim fidtitiae, partim inextricabiles, ita vt Specierum cognitio omnino defit. Rajus primus defcriptio- nes infectorum compofuit diftindtiores, at, nullo fuffultus fyftemate, faepius errores euidentifli- mos admilit, Unſer Zeitalter hat hierüber die vortheil⸗ bafteften Zeugniffe aufzuweiſen. Man hat ſich bemuͤhet die Gejchlechts- und Gattungsnamen auf einen gewiffern Fuß zu ſetzen, und fie mit deutlichen und hinlaͤnglichen Defchreibungen zu begleiten, und hier haben ver Herr Ritter von Einne, der Herr D. und Paft. Schäfer, Herr D. Sulzer, und Here Prof, Fabriciug die ent fehiedenften Verdienſte. Eben fo groß ift das Verdienſt des Hrn. Prof. Müller zu Erlangen, der ung die duns Fein Einnäifchen Befchreibungen erläutert hat. Man hat aber auch in die Naturgeſchichte der Inſekten ſelbſt tiefer. einzubringen gefucht, und daher auf ihre Erzeus gung, ihre Berwandlung, ihre Nahrung, ihre Deconomie und fo fort, ein forgfältiges Auge gerichtet. In diefem ” alle haben Reaumur, Frifch, Roͤſel und von Geer ſehr - \ 454 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten | Ä ſehr viel geleiſtet. Man hat ſich aber auch endlich an eins zelne Gegenſtaͤnde gewagt, weil wir keine vollſtaͤndige In ſektologie erwarten koͤnnen, wenn nicht einzelne Gat⸗ tungen der Geſchlechter genau unterſucht ſind. Was hier Bonnet, Trempley, Muͤller in Koppenhagen, Walch, Goͤtze, Kühn und andere geleiftet haben, das wird aus demjenigen deutlich, was ich in dem Vorher⸗ gehenden _von ihren Bemuͤhungen und Verdienften ger fagt habe. Wollte inzwifchen jemand die Inſekten beſon⸗ derer Gegenden kennen, der wird im Frifch und Roͤſel von den Deutfchen, im Geofroy von den Franzöft: fehen, in dem Pontoppidan von den Dänifchen, in dem Gmelin, Pallas und Lepechin von den Kußi- fehen, in dem Fueßlin und Sulzer von den Schwei⸗ zerifchen, und Schäfer von den Infeften um Regen⸗ fpurg Anleitungen genug finden , fo wie Herr Cramer den Anfang gemacht hat, uns mit den Papilionen aus Africa und America befannt zu machen, von welchen freylich Clerk, Seba, Kleemann, Knorr, und felbft die Merianin nur einen Fleinen Theil bekannt gemacht haben, So vorcheilgaft ift die Lage der Entomologie in Ruͤckſicht auf unfre Zeiten. ch darf‘ ficher behaupten, daß wir wenigftens zweytauſend Inſekten vollfommen kennen, da wie freylich von den übrigen nur ihr Ges ſchlecht und hoͤchſtens ihre Auffere Befchaffenheit Fennen. Inzwiſchen hat die Inſektenkenntniß noch immer ihre groſſen Maͤngel. Hr. Fabricius jagt am angeführs ten Orte, daß die Entomologie noch immer in den Jahren ihrer Kindheit ftehe, und kaum jeßt fo weit reiche, als die Krauterkunde zur Zeit des Caͤſalpi⸗ nus. Dies iſt wol zuverlaͤßig. Denn wenn wir auch 2000. " > um bie Snfeftenlehre Europend. 465 2000, Inſekten vollftändig Fenneten, was ift das gegen das geofle Heer derfelben gerechnet ? Da es den Nas turforfchern gluͤckt, jährlich neue Geſchlechter und Gat⸗ tungen zu finden, da viele der Inſekten mit bloſſen Augen nicht einmal koͤnnen geſehen werden, die doch in die groſ⸗ ſe Kette der Natur gehoͤren, da wir uns noch nicht ruͤh⸗ men koͤnnen, alle Gegenden der Welt, nicht einmal in Europa, durchſucht zu haben, da die Inſekten der Waſ⸗ ſer und beſonders des Meeres wol nie gaͤnzlich werden entdeckt werden, wenigſtens ſo bald noch nicht; ſo iſt es zuverlaͤßig, daß die Inſektologie in unſern Tagen noch viele und groſſe Mängel hat. Es kommen gewiſſe Schwie⸗ eigfeiten hinzu, die fich die Gelehrten felbft in den Weg legen, und welche das Studium der Entomologie den tiebhabern und. den Kennern ſchwer machen, und den glücklichen Fortgang der Inſektenkenntniß aufhalten. Diefe Schwierigfeiten will ich Fürzlich erzehlen, und fie mit einem Vorſchlage begleiten, wie ihnen Fonnte abgeholfen werden, und wie aljo die Inſektenkenntniß Fönnte ausgebreitet werden. - Ich habe ſchon einigemal gefagt, daß. Befchreibun gen der Inſekten ohne Abbildungen undeutlich und uns vollfommen find. Aber wenn nun verfchiedene Schrifs ten ein fehon zehnmal abgebildetes Inſekt noch zum eilf⸗ tenmal abbilden, wie beſchwerlich wird diefes nicht für alle Liebhaber. Man Fauft für einige hundert Thaler nur eine mittelmäßige Sammlung entomologifcher Scriftfteller; und ſchreckt das nicht viele ab fich einer. ſolchen Kenntniß, oder nur einer folchen Liebhaberey zu widmen ? Se mehrere Hände an diefes Werk greiffen, befto leichter wird es, und defto glücklicher gehet es fort. Schroͤt. Ah. 1. — Gsg Man * en N 466 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten "Man follce ein mehrmals abgebildetes Infekt nicht noch ‚einmal abbilden, fondern ſich nur auf alle die vorigen. Schriftſteller berufen, die es abgebildet haben. Wenn es gleich in unſern Tagen einige Feinde der ſyſtematiſchen Kenntniß der Naturgeſchichte uͤberhaupt, und der Entomologie inſonderheit giebt, fo iſt doch der Werth der Syſteme als eine Sache entfchieden, die uns ſerm Gedaͤchtniß ungemein zu Hülfe fommt, und uns beny einem jeden Object den Ort lehret, wohin wir es zu orbnen haben. Aber wenn num ein jeder Schriftfteller fein eignes Syſtem entwirft, fo woird die Erlernung der Wiſſenſchaft nur defto: fehwerer , und wir müffen die Zeit auf die Erlernung der verfehiedenen Syſteme wen⸗ den, die wir zum Vortheil der Entomolögie auf Untes ſuchungen wenden fünnten. Sch verlange feinen blinden - Gehorfam gegen ein Syſtem. Aber wäre es nicht vors theilhafter,, wenn wir bey der Unterfuchung der Körper ' ſelbſt die Mängel unfers angenommenen Syſtems ent, deckten und verbefferten, in der Hauptfache aber nur ims | wer ein einziges Syſtem beybehielten ? —— gehoͤret unter die Vortheile in der Naturge⸗ ſſchichte, daß man Geſchlechts⸗ und Gattungsnamen er⸗ funden hat, die Koͤrper die man damit beleget hat, ſogleich kenntlich zu machen. Friſch und Roͤſel wuͤrden noch brauchbarer ſeyn, wenn ſie die zu ihrer Zeit bekannten Namen der Inſekten, die ſie ſo genau beſchrieben haben, hin zugeſetzt hätten, und für den Herrn Ritter von Ein: ne ift das Verdienſt eben fo groß, daß er einem jeden Inſekt einen Namen gegeben hat, davon die mehreften paffend find; fo groß das Verdienſt des Hrn. Prof. Fa: bricius ift, daß er ben feinem neuen entomologifchen Syſtem mt bie Inſektenlehre Europens. 467 Einten keinen einzigen lnndiſchen Namen umgefchafs | fen, oder weggeworfen hat. Es wäre fehr zu wuͤnſchen, daß dies. auch feine Borgänger möchten aethan haben, und fie hätten es doch thun follen, da das Einnäifche Naturſyſtem fo viele Anhänger befam. Allein man ers ftaunet über die Menge von Namen, die die Inſekten haben : man erftaunet noch mehr, wenn ein und eben derfelbe Name in verfchiedenen Schriftftellern verfchies dene Inſekten anzeige; und wenn man einem Inſekt eis . nen neuen Damen giebt, welches ſchon einen, oft mehrer re Namen in den Schrifeftellern Hat. Gleich als wenn das eine groffe Kunſt wäre, Namen zu fehaffen. Zu diefen Schwierigkeiten, die fich die Gelehrten ſelbſt gemacht haben, koͤmmt nun freglich noch der groffe Mangel, daß wir verfchiedene Inſekten noch gar nicht, wenigſtens nicht juverläßig Fennen ; und wir müften fie alle, wir muͤſten wenigſtens diejenigen, die wir kennen, zuverlaͤßig kennen, wenn wir behaupten wollten, daß die Entomologie ihr maͤnnliches Alter erreicht haͤtte. Wie es mit mir zuverlaͤßig ein jeder Liebhaber der Inſekten⸗ lehre beklagen wird, daß in vielen Schriften ſo oft ge⸗ ſagte Sachen wiederholt, und oft aus Schriften wieder⸗ holet werden, die wir fuͤr wenige Groſchen kaufen koͤn⸗ nen; fo muß ich es doch auch zur Ehre unferer Zeit ſa⸗ gen, daß viele wichtige Männer auftreten, die fich blos damit befchäftigen, die fücken in unfver Inſektenkenntniß auszufüllen, ſolche Gegenſtaͤnde wählen, die entweder noch gar nicht, oder doch nicht hinlaͤnglich bearbeitet ſind, und welche die Irrthuͤmer ihrer Vorfahren entdecken und verbeſſern. Inzwiſchen gehoͤret eine groſſe Beleſen⸗ heit dazu, die man nicht von einem jeden Inſektenllebha⸗ ©g 2 ber, * Sir * 468 XVII. Ueber die Bemühungen d. Gelehrten ber, nicht einmal von einem jeden Schriftſteller fordern fan, das zu wiſſen, was audre Schrififteller über eine: jede einzelne Gattung gefagt haben. Und Hier follte man eine Erleichterung fehaffen. Ich wage es, meine Abhands fung mit einem Borfchlage über diefe Sache zu befchliefs fen, von dem ich wünfchte, daß er Benfall erhielte, und daß fich ein Gelehrter finden möchte, der denfelben aus⸗ * zufuͤhren ſuchte. Und wenn ein ſolcher Mann nichts wei⸗ ter als ein ſolches Buch verfertigte, ſo wuͤrde er ſeinen Namen verewiget, und der Nachwelt das PR ſte Buch Hinterlaffen haben. "Man lege ben diefer Arbeit ein vollftändiges Sy ftem über die Anfekten zum Grunde, wie z. B. das Lin: naͤiſche ift. Man behalte die Claſſen und Gefchlechter feines Syſtems fo lange bey, bis uns ein gefundener Körper eines Schriftftellers nöthiget, eine Erweiterung vorzunehmen. Ben einem jeden Gefchlechte unterfuche man genau, ob ein Schriftfteller dasjenige ausführlicher oder kuͤrzer abgehandelt habe, was zum Gefchlecht ohne - Ruͤckſicht auf feine Gattungen überhaupt gehoͤret, wie z. E. die allgemeinen Bemerkungen des Hrn. Reaumur und von Geer uͤber die Raupen ſind. Dies bemerke man ſich alles genau, was weitlaͤuftiger, was kuͤrzer, und was noch gar nicht oder unvollſtaͤndig bearbeitet iſt. Man ſammle ſich auch alle Geſchlechtsnamen aus den Schrift⸗ ſtellern. Nun gehe man zu einer jeden Geſchlechtsgat⸗ ‚tung fort. Bey einer jeden Gattung bemerke man 7) die Namen derfelben aus verfehiedenen Sprachen und Schriftftellern, 2) Die gelieferten Zeichnungen, wos bey man furz anmerfen Fan, ob fie ausgemahft find oder nicht, ob * der Natur getreu ſind oder nicht, und wer unter um die Inſektenlehre Europend. 469 unter den verſchiedenen Schriftſtellern die beſte Zeich⸗ nung geliefert hat. 3) Unterſuche man die Spielarten einer jeden Gattung aus ſeinen Schriftſtellern. 4) Rich⸗ te man fein Augenmerk auf die gelieferten Beſchreibun⸗ gen der Gattungen, welche Schriftftellee von ihnen Fürzer, und welche von ihnen ausführlicher gehandelt, welche blos die Auffere Geftalt befchrieben, und welche eine vollftändige Naturgefchichte von ihnen geliefert ha | ben. Sin der Folge unfrer Arbeit wird es fich zeigen, ob wir eine neue Elaffe, oder ein neues Gefchlecht mas chen, oder eine neue in unferm Syſtem nicht bemerfte Gattung einſchalten muͤſſen. Wenn einer oder mehrere dieſer Faͤlle vorkommen ſollten, die zuverlaͤßig vorkom⸗ men werden, ſo berufen wir uns auf unſere Schrift⸗ ſteller, bey dem wir das Inſekt fanden, als auf unſere Zeugen. Ein ſolches Werk, welchem man den Namen eines Realregiſters über alle entomologiſche Schriftſtel⸗ ler geben koͤnnte, wuͤrde —— ausgebreiteten und entſchiedenen Nutzen haben: Diejenigen, welche tuft, Gelegenheit und Ge: ſchicklichkeit Haben, Unterfuchungen über Inſekten anzuftellen, und welche in ſich einen Beruf fin; den, ihre Beobachtungen befannt zu machen, fins den in einem folchen Buche alle die Gegenftände, die entweder noch gar nicht, oder noch na hins > Jänglich unterſucht fi find, 2) Wenn wie von ohngefehr eine Entvecfung mas chen, von welcher wir glauben, daß fie neu iſt, fo wird uns ein folches Buch fegleich zeigen, ob wir würffich eine neue Entdeckung gemacht har ben. Das wird uns für den Spott ſchuͤtzen, ver Ög 3 auf 470 Kir. Ueber die Vemuhungend Gel, x. 9 | auf ung fällt , wenn wir neue Beobachtungen vorgeben, wo Feine find, N mologie bearbeiten wollen, finden in biefem Buche alle diejenigen Schriftfteller angeführt , welche über eben dieſe Materie gefchrieben haben, und das erleichtert das Nachlefen und das Nachſchla⸗ gen ungemein ; eine Befchäftigung, die dem Ger lehrten immer viel Zeit raubt, und gleichwol uns entbehrlich it. Derjenige Gelehrte aber, der eine folche Arbeit uͤbernimt, die in wenigen Jah: — rere Sprachen in ſeiner Gewalt haben, ſelbſt ein 00 fibenem, Weûvcknn bie Fünftigen Scriftfteller fich blos an Ger — genſtaͤnde wagten, die entweder noch gar nicht, oder nicht Hinfänglich bearbeitet find, fo würde unſre Inſek⸗ tenkenntniß fichtbar wachfen, und wir würden vielleiche noch in diefem Jahrhundert alle die Vollkommenheit für 9 Schriftfteller, welche eine Materie aus ber Entos ren vollender werden Fan, muß nothwendig meh: RKenner der Infeften ſeyn, und Feine u die Inſeltenlehr⸗ kw „ die ſich von menfchlichen - ‚Kräften Hoffen läßt. Keine Wiffenfchaft ift freylich noch ſo weit zurück, als die Entomologie, aber bey folchen Ausjichten, als diejenigen find, die ich in den vorhers gehenden gefchildert habe, fehmeichelt uns eine angeneh⸗ me Hoffnung, fie bald zu ihrem ganzen . erhoben zu ken. 9— W # Kesifter. + Megiſter. » — D) Ce ein furinamifcher Papilion ift ſehr gros. Seite 223 Aderbau, fehet die Kenntniß der Natur voraus 29 Acridium, Ürfprung diefes Namens 260. 281 . Acridium Schaefferi ' 281. Admiral, ein Käfer, wird befchrieben 351f Aelian, deſſen Bemühungen und Verdienfte um die Inſekten⸗ lebte ! »7 Aeugigter Argus, befchrieben —— Aeugler, ſiehe Argus. Afterheuſchrecke, Nachricht von derſelben 2983 Aftermaulwurfskaͤfer aus Surinam, beſchrieben 359 Agricola, Georg, deſſen Bemuͤhungen und Verdienſte um die Inſekten ——— Albin, Eleaſar, von ſeinem ausgemahlten Inſektenwerke 404 Aldrovand, Ulyſſes, von ſeinen Schriften, Bemuͤhungen und Verdienſten um die Inſektenlehre 34 Allmacht Gottes wird aus der Natur erkannt 2 f. ihr Ein⸗ fluß in die ſittlichen Handlungen der Menſchen 6f. Ameifen, ihre Ktugheit bey der Veränderung ihrer Wohnung - 251f. verlaffen in manchen Fällen ihre Wohnung 253. wohnen nie in moderichten oder feuchten Gegenden, ebend. von der Zubereitung ihrer Wohnung 254. legen ihre Ever. T fehr behurfam 255.. dulden unter ſich einen gewiſſen Brach⸗ wurm 14. find Feinde der Kornwuͤrmer 245 Ameiſenbaͤr, wie er ſeine Nahrung ſucht 104 Ameiſenloͤwe, wie er ſeine Nahrung ſucht 104 94 Ameife, wa — Ameife, tothe, wird en —— 252 Ammonshoͤrner ſind von verſchiedener Sri voanen 4 Ampbisbäng, ob fie zwey Köpfe hat ; a, Anomaliſche Ber nderung der Farben der Thiere —— Antipathie der Thiere, ſiehe Feindſeligkeit der Bee: DRAN, Arabifche Heuſchrecke, befchrieben 2271 Argus, Nachricht von deſſen Abaͤnderungen in Thuͤringen 208 f. Urſprung dieſes Namens 209. dieſer Papilion hat den Naturforſchern viel Mühe gemacht 209 f. von dem blauen Argus 211. und feinen Öattungen 213. von dem braunen Argus und ‚einen: Gattungen 216 f. der blinde Argus 219. der grüne Argus und jeine Öattungen, ebend. von einigen Gefondern Arauffen Herrn Röfels 221. Nach >. richt von dem ſchwarzen Argus 222. von dem Argufien in Surinam . 222 f. — ‚Argus coecus 219 Argus myops * DAL. 217 Argus oculatus 211f. Ariftoteles, deſſen Gebanken über den Inſtinct der Thiere 105 hat wenig Verdienſte um die Inſektenlehre 375 Armadill, ift gegen feine Feinde bewafnet 9.105 - Arzeneygelabrtbeit, Nutzen der Naturgefchichte für ſie 22 Affeln, find von den Taufendfüffen zu unterſcheiden 370, fiehe Erplopendra. —* Br groſſe, A — | br / Bär, er er von dem — getötet wird 603 Baillou, deſſen Mafchinen, die Härte und Schivere der Edelftei: ne ju prüfen 23 | Balari, fiehe. Dactyli marini. x | Banwınm, defien Reproductionskraft 112 Baͤrtſch, deflen Schickſal, da er Naturafien famtlete 396 Darm, Würkung eines Blitzes auf einen Baum 134 f - Baumfprengfel, der allergröfte grüne, befchrieben N 274 f 1% \ Bebältniffe für gejammiete Papilionen, wie ‚fie beſchafſen ſeyn muͤſſen 169 Bernftein mit ——— oder Thieren, wie ſie zu betrach⸗ Aen 34 Bertrand, lengnete bie Wahrheit der Verfteinerunen 4 Biſſelmuͤcke, ein Thuͤringiſches Inſekt aus dem Geſchlecht der Fliegen, wird genau beſchrieben A 316 fs Blatt, wandelndes, fiehe Wandelndes Blatt. -- ER — ——— » ae 66 Blatta, ſiehe Schabe. Blauer Argus, beſchrieben VIER > 5 Blauflügel, eine Heuſchreckengattung, beſchrieben N 9 Slinder Argus, befchrieben Narr) Blitz, ob er von oben herunterfahre oder nicht 140 f. ber kung eines Blißes auf einen Baum 34 f. Bochaͤrt, Samuel, hat um die Inſektenlehre "uw Se dienfte Bonner, Gedanken über die Neproductionskraft 122, —* Schriften, wodurch er die Inſektenkenntniß erläutert 447 f. Brachwurm, wohnet bey den Ameifen 14 Brafficarıa, fiehe Kohlſchmetterling. Buͤffon, tadele das Linnaͤiſche Naturſyſtem 57. nimt bey den Thieren einen bloſſen Mechanismus an 106 €. Colmar, fiehe Dintenfiſch. RR Cantharis fanguinolenta Linn. aus Ruhland und aus Suri ⸗ nam, beſchrieben 364 f. Cartheſius, erklaͤrte den Inſtinet der Thiere maſchinen⸗ maͤßig 106 — ———— iſt giftig und, giebt doc) Brodt - 11 Cerambyx Ammiralis Linn. beſchrieben Cerambyx populneus Linn. aus Holland und dan, bee ſchrieben 349 fe "Cerambyx rubus aus Surinam, befchrieben 332 Cerambyx ſuccinctus Linn. befihrieben 5 Chamae, ſiehe Gienmuſcheln. ah Charangons, fiehe Kornmwürmer. Cicindela filvatica Linn. befchrieben 340 Citronenpapiiion, Nachricht von demfelben 201, Pak nicht unter die Kohlſchmetterlinge A 201 f. Eitronenvogel, fiehe Citronenpapilion. Copris, ſiehe Aftermaulwurfskäfer, Ä Eorallen, ob fie Mitteldinge in der Natur find 45. anne ley Gedanken der Gelehrten über ihren Urfprung Eramer, Nachricht von defien Werk von ausländifchen pa lionen 378 Erocodill, deffen Feind foll die Pharaoratze feyn 102 Eurculio, zerſtoͤhrt die Inſekten 152. fiehe Kornwurm. Eyprian, Johann, deſſen Verdienfte um die Snfektenlehre 402 gs D. | =D. | ‚Dattyli marini, — in Steinen 36 — ob fe das —9 dinal der Belemniten ſind? ebend. | Degenklinge, eine Heuſchreckengattung, beſchrieben ir“ Dintenfifcb, Nachricht von feiner Schwarzen Feuchtigkeit Dioscorides hatte wenig Verdienſte um die Inſektenlehre * a Dirren des Getraides, nb es anzurachen? ag Dörrbäufer, ob fie allgemein einzuführen 236 Doggenkäfer aus Surinam, befihrieben ” Donner, wie er bey dem Gewitter entfiehet Donnerkeil iſt es der die Wuͤrkungen — Einſhlacn — — Beoelfteine, Baillou Maſchine, ihre Haͤrte und PER. zu ‚prüfen 23 Eidechſen koͤnnen Theile verlieren, die ihnen wieder wachſen 117 fe Einſchlagen beym Gewitter rahlet nicht vom Donner, ſondern vom Blitze ber 140. 142. ſonderbare Erſcheinung — Einſchlagen zu Wettin ‚28% Elater oculatus Linn. ang Surinam, Befchrieben 330 * Elendthier, ob es vom Hermelin getoͤdtet wird 103. Elephanten werden von Thieren umgebrach dorf. - j Enideckungen in der Naturgefhichte find für einen jeden Ort — 28. wie man mit neuen Entdeckungen verfahren 54 Blenden, deren abgefchnittene Köpfe wachen: wieder 121, Gedanken über diefe —— ſterben vom * tinöt Ey von einer, Ente, in demſelben fett eine lebendige Sri gefunden worden feyn $Eyer- der Fröfche werden nicht in dem Leibe der Mutter “4 fruchtet 184 5. Fabricius chiſ ane von ine ganz neuen Inſektenſyſtem 437 f. Fangheuſchrecke, Nachricht von derſelen 268. 302. ge nungen gedeen der Voͤgel, ändern fid) oſt 95 ob dies bios das — wuͤrkt ? 96 SR 4 Regiſter. 475 Seinpfeligkeiten der Thiere gegen einander 101. werden mit - einigen Bevfpielen beftätiget 102 f. haben ihren Grund in dem. Inſtinkt der Thiere 103f. jegen, ganz Eleine in der Puppe des Papilio polychloros 137. in andern Puppen 190. warum legen einige Flie⸗ gen ihre Eyer in Raupen? 192 f. eine befondere Fliege, die Biſſelmuͤcke der Thüringer, wird befchrieben 316. ob man das Geſchlecht der Fliegen nad) der Anzahl ihrer Augen ein; theifen fönne ? pr 321 Folium ambulans, fiche Wandelndes Blatt. - Formica rufa, beichrieben Sortpflanzung der Gefchöpfe, gefchiehet auf verfchiedene Art ; Stanz, Wolfgang, deffen Bemühungen und Berdienfte um die Inſektenlehre 382 Frauenglas, ſiehe Selenit. Se Johann Leonhard, von feinem Inſektenwerk und ‚Der: dienſten um die Sinjeftenlehre 413 Sroͤſche koͤnnen Theile verlieren, die ihnen wieder wachſen 117 f. ihre Eyer werden nicht in dem Leibe der Mutter befruchtet 184. lebendige Fröjche in Steinen 83. wie * moͤglich itt Fruͤhlingsfliegen entſtehen aus Waſſermotten 132. f Ki ' - Sabellen. Sueplin, Joh. Eafp., Nachricht von feinem Verzeichniß der Schweitzeriſchen Snfetten 436 G. Sabelſchwanʒ einige Bemerkungen uͤber dieſen — 177 Geer, Carl von, Nachricht von ſeinen Abhandlungen zur In⸗ ſektengeſchichte 413 Geiſtlicher auf dem Lande, ſiehe Landgeiſtlicher. Gelbband, ein Kaͤfer, beſchrieben 352 Geoffroy, Nachricht von feinem Inſektenwerke 424 Geſchoͤpfe, ihre Anzahl und verſchiedene Groͤſſe 3 f. ihre Fortpflanzung geſchiehet auf verfchiedene Art 5. ihr Nus. tzen iſt ung nicht durehgangig befannt 9. dienen einander felbit zur Nahrung, ebend. vun folchen Geſchoͤpfen, von de: nen man glauben follte, daß fie dem Menſchen nachtheitig find 10 Geſellſchaft, naturforfchender Freunde zu Berlin, giebt für die Beförderung. der Inſektenkenntniß vortheilhafte > ten ©efellfhaften, gelehrte, erweitern die Naturgefchichte se R wie fie die Naturgefchichte erweitern koͤnnten Bi es ; u. Regiſter. 9 Geſpenſtkaͤfer ſiehe Fangheuſchrecke. —J N 1/ “N F PR bu * — 5 * Getraide, hat verſchiedene Feinde, die — Schaden thun 228. das Getraide muß gehörig getrocknet werden 93 Gewitter, die Theorie von. demſelben iſt noch nicht. erfi ch 137 Sien maſchein Urſprung ihres Namens ; 269 Gift, Nachricht von verſchiedenen giftigen Thieren 10f. ‚Glüdfeligkeit der Menſchen befördert die Narır 8 Goedart, Johann, von feinem Inſektenwerke und en | “um die Inſektenlehre ‚Bosse, Joh. Aug. Ephr. ſeine Re. um die Infekte kenntniß 452 Solerafer wohnet als Wurm bey den Ameiſen —1 — deſſen Daſeyn und einige Eigenſchaften werden aus der ie erkannt ıf die Verherrlichung ſeines Namens —* —9 — — der Schoͤpfung 9 "lag weiche Naturalien gefammlet haben 26 GSottesgelahrtheit Nutzen der Naturgeſchichte fuͤr ſie 22. SGraſehauer, ein Thäringijcher Name der Heuſchrecken 276 ‚Grafepferd, eine Heuſchreckengattung, wird beichrieben 278. \ die Thüringer nennen alle Heufchrecfen Srafepferde, ebend. Grauflügel, eine Heufchreefengattung, befchrieben 280 Gregue, eine Heuſchreckenart, befehrieben 304 ' Briechen, hatten wenig Berdienfte um die Zuſeltenlehre ‚a Grylus coerulefcens, befchrieben ' Gryllus eriftatus, befcjtieben 2971, Urſprung Biefes a: mens az. | ' Grylius migratorius, beichtieben 272 f. Grylius morbillofüs, befchtiben A Grylius nafutus aus Surinam, beſchrieben 314 G⸗yllus rufus, beſchrieben 2 230 -Grylius fubulatus, befchrieben 293 | Grylius Beiaulus, beſchrieben 286. Urſprung Sees Namens, ebend. Gryllut verrucivorus, beſchrieben 278. ie. diefes Na: - mens br 0 Grylius viridiffimus, beſchrieben Guͤte Gottes wird aus der Natur erkannt 15. ihr eds > auf die fittlichen Handlungen der Menfchen 16 ae der, feine ERS Farbe verändert har "pro 7 —W— a \« RER u] 9. * I ” u r 1,8 Fr 5. Zihne und Hühner von n verfihledener — ob Bin einen Einfluß auf ihre Fortpflanzung hat \ 98 f. Handbuch der Naturgeſchichte traͤgt wenig zur eiserne Inſektenkenntniß bey 435 Haſelquiſt, ſein Schickſal, da er Naturalien. ſammlete 40 Hauſenblaſe, dazwiſchen pflegen einige die Papilionen zu legen 170 Hermelin, änderte einmal feine Farbe auf eine merkwürdige Art 97. ob es das Elendthier und den Bar tödtet ? 2 Heupferd, das bunte, befchricben 278 Zeuſchrecken, ihre Naturgefchichte und Gattungen in Tern gen 258f. Urſprung des Namens 258. fie fehen einige für ein Mittelding unter fliegenden und Eriechenden TIhieren an 261. Kintheilung Heren Friſch 262. Herrn Hofrath Gleditſch 263. Herrn Schafers 265. des Herrn von Linne 266. ihre Gattungen : 1) die Fangheufchredfe 268. 2) die gemeine Heufchreife 271. 3) die Schnarrheufchrecfe 281. 4) die Afterheufchredfe 293. die Nachrichten , des Plinius von den Heuſchrecken 296, Anzeige einiger frem: den Heuſchrecken aus verfchiedenen Schriftftellern 298 f. fie werden aus Eyern erzeugt 304. und häuten fid) 304 bis 306, manche Heuſchrecken überwintern 306. ihr Futter - 307, Urfprung des Getoͤſes das fie machen 308. einige nähren in ihrem Leibe Inſekten 309. : Sehriftftellee und Zeichnungen von ihnen 309 f. "Beufchrede, gemeine, ihre Gattungen - 271 Heuſchrecke, gruͤne, Nachricht von derſelben 274 f. naͤhret oft Inſekten in ihrem Leibe 309. Zeichnungen von derſel⸗ ben 320. furinamifche grüne Heuſchrecken, beichrieben 314 grüne Heuſchrecke mit braunen Flecken 278. Zeichnun: en von derfelben Fra furinamifche Heuſchrecken dieſer 312 —* Eh Nachricht von derfelben 271. wird in Africa gegeflen und verfauft 308. Zeichnungen von der; ‚felben 311 Beuſchrecken, Schnarr⸗, ſiehe Schnarrheuſchrecken. Heuſchrecken, Strich⸗, ſiehe Strichheuſchrecken. Feufchreden, Surinamifche, befohrieben 311 Heuſchrecken, weißgelbliche, beſchrieben we 288 Holftermuſchel, fiehe Steckmuſchel Holland, daſelbſt iſt ein Naturalienhandel 65 Holz bock aus Holland und aus Surinam, beſchrieben ey Bufnagel, AU a Regifier EN m “ We: enten Hufnagel, Saba, deffen — ‚ und Verdlenſte um die Inſektenlehre 383. eines neuen Naturforſchers gleiches Namens Verdienſte um die Entomologie 160 ‚Hübner ändern oft ihre-Federn, ob es blos vom Alter herruͤh⸗ ‚se 96. ob Hühner oder Haͤhne von verfchiedener Stru⸗ iR —2 ctur einen Einfluß auf ihre Fortpflanzung haben 98f. Suͤpſch, deſſen Vorſchlag Landcharten zum Nutzen der Natur⸗ geſchichte zu verfertigen, wird geprüft Ri / 67 3. — ſiehe Schlupfweſpe. Imperatus, Ferrandus, hat um die Inſektenlehre wenig Ver⸗ dienſte 399 Indianiſche Heuſchrecke, beſchrieben 27* Inſekt mit dem Mantel, ſiehe Fangheuſchrecke. Inſekten ſind zum Theil fhadlih 31. das eine hat ims mer feinen Feind an dem andern 32, wie ſie zu tödten, und gegen die Zerftöhrung zu fchliren find 145. ſterben ſehr langlam, ebend. verſchiedene Mittel fie zu tödten 146. am beften gejchiehet es durch das Terpentinöt 148 f. Urſachen ‚ davon 150. ihre Feinde, die fie zerftöhren 152f. wie jie dagegen zu ſchuͤtzen 153 f. auch die ftarkften Mittel. haften nicht alle Feinde ab 156. über die Bernühungen und die Verdienſte älterer und neuerer Schriftfteller um die Inſek- tenlehre Europens 373 f. Gelehrte aus allen Welttheilen haben ſich bemuͤht, uns mit ihnen bekannt zu machen 461. ein wahrer Zuwachs fuͤr ihre Geſchichte iſt die Feſtſetzung eines Sdyſtems derſelben, ebend. ausgemahlte Abbildungen derſelben befoͤrdern ihre Kenntniß ſehr 462. ihre Geſchichte erfordert ee eine Kenntnis ihrer Erzeugung, Nahrung, Verwandelung und Deconomie 462. ihre Kenntnis har bis jebt noch ihre groſſe Mängel bey ſich 464. 465. Schwierigkeiten, die dei glücklichen Fortgang ihrer Kenntnis aufhalten 465. —J ſchlag, wie denſelben kan abgeholfen werden Infüne der Tiere geſammlete Gedanten uͤber ER 103 f» Yoblot, Lucas, von deflen Berdienften um Eleine Inſekten 403 . Jonſton Sohatn, deffen Inſektenwerk und DBerdienfte um J Inſektenlehre 388 ‚War terreftris sat aus Een befchtieben 367 x. - Regiſter. 45 Br: | R, RKeackerlacken, fiche Schabe. Me Kahlfluͤgel, beichrieben 293 Kalm, fein Schickſal, da er Statertalien —8 40 Bammbeufehrede, befchrieben 271, Urſprung diefes Nas ‚mens 272 Rampfer, fehüßt dte Inſekten für die Zerftörung us Kirchenvaͤter haben wenig von den Inſekten 379 Klapperman, eine Heuſchreckengattung 286 Alspperbeufchrede, befchrieben 281 Kleinigkeiten giebt es in der Natur nicht 257. das, was man aber Kleinigkeiten nennet, darf man nicht überfehen 203 Knirrſcher, eine Heufi hreckengattung, befchrieben 286 Kohlſchmetterling, deflen Gattungen in Thüringen 195 f. der breitgeaderte 200. ift in Surinam fehr ſchoͤn 206. ſurinamiſche Kohlſchmetterlinge, befchrieben 204 f. Kohlweißling, ſiehe Kohlſchmetterlinge. Kornbock, Nachricht von demſelben 9 Kornwürmer, verfchiedene Gattungen derfelben 228. vor; zuͤglich ift es ein Ruͤſſelkaͤfer, deſſen Naturgefchichte erzchlee wird 229. vermehrt ſich ſehr ftarf 231. Herrn Lehmanns Erfahrungen über die Erzeugung deſſelben 232. Mittel, ihr Eindringen in das Korn zu verhindern und fie zu ver treiben 235. -Der eigentliche Kornwurm ift ein Holzfäfer 242. die Ameifen find feine Feinde 245. Salmiak und Wermuth dienen wider denfelben 246 Krebs, lebendige Krebfe in Steinen 34 f. ein kleiner Krebs wohnt in der Steckmuſchel 102 Kroͤten, lebendige in Steinen 82. wie das moͤglich iſt 89 Kuͤhn, Aug. Chriſtian, ſeine Bemuͤhungen die Inſektenkennt⸗ niß zu befoͤrdern 454 &. CLaberra, eine Schlange, hat ſehr ſtarken Gift ſ. Lactantius, legte den Thieren ein Nachdenken bey 105 S-andcharten zum Nußen der Naturgefchichte 67 Sandgeiftliche, Nugen der Naturgefchichte für fie zı f. war: um ſich nicht mehrere der Naturgefchichte widmen 37 Langkiel, eine Heuſchreckengattung, beſchrieben 293 S.angnafe, eine Heuſchreckenart aus Surinam, * 314 Leſſer, von deſſen Inſektologie und ſeinen Verdienſten um die Inſektenlehre A. Sinne, 2 -480 N Recgiſter. inne, fein Schickſal da er Naturalien ſammlete 40. Nach⸗ richt von ſeinem Naturfi yſtem 42f. fein Naturſoſtem ta⸗ delt Herr von Buͤffon 57. feine Bemühungen und Ver: dienſte um die Inſektenlehre 420 f. Lifter, Martin, Nachricht von feiner Ausgabe des Goedart 393. und von jeinem Buch von den Spinnen 396 Locufta; Zwendeutigkeit diefes Worts, und Urſprung deffelben 259. ſiehe Heuichrecke, gemeine Locujte arabica five indica omnium maxima, befchrieben RER — arborea maxima viridis antennis longifimis , ber _ fhrieben. 274 f. Locufta afiatica, beichrieben 271 Locuſta ind ca omnium maxima, beſchrieben 278 Locuſta marina, fiehe Seeheufchr ecke. . Locufta orientalis peregrinans gregaria, hefhrieben 271 eh pratenfis maxima, varü geloris, antennis — —— ſylveſtris media, eepul, alis inferioribus — ter coloratis 1 M. Maden in Raupen und Puppen, ſi iche Würmer, Maͤuſe, Nachricht von weiſſen Mäufen { 98 Maffei Gedanken vom Blitze 240. Manihat, fiehe Caffawaftaude, s Mantes, fiehe Fangheuſchrecke. . Mantis.religiofa, Urfprung diefer Benennung 269 Mantis fiecifolia, fiehe wandelndes Blatt. Km Marmor, eine lebendige Kröte in Marmor 82 Marfili, Graf, Nachricht von feinem Danubius Pannonico- Myficus in Rüdfiht auf die Inſektenkenntniß 445 Martini, Heine. Wilh., Nachricht von feiner allgemeinen Ges ſchichte der Natur in Beziehung auf die —— 58f. Maſchine die Papilionen zu fangen, wird beſchrieben Maſernfleck, eine Heuſchreckengattung, beſchrieben 287 ‚Mathematik, Nutzen der Naturgejchichte für fie Menſch, gehörer unter die Mittel, wodurch Gore feine Zwen ausfuͤhrt 14. ob manche Geſchopfe dem Menſchen zum Nachtheil geſchaffen find 10 f. wie viel Grade von Waͤrme det Menſch aushalten kan? 94 Merian, } este. =. | 481 Merian, M. S., Nachricht von ihrem ſeltenen Buche Meta- maorphoſis inſectorum Surinamenſium 299 f. und von ihren Bemuͤhungen um Europaͤiſche Inſekten Sr Mineralreich, welche Körper dazu gehören Mitteldinge in der Natur 45. Zoophyten und Corallen, ns fie dergleichen find 45 Moufer, Ihomas, deffen Beinühungen und Berdienfte um die Inſektenlehre 384 Muͤller, O. F., feine Verdienſte un die Naturhiſtorie 451 Müller, PD. 8. ©t., mache fih um das Linnaͤiſche Naturſyſtem und um die deutfchen Ssnfektenliebhaber verdient 433 Muſcheln, auffer dem Waſſer lebendig gefundene 85. derglei: chen waren fihon den Alten befannt 87 Yacıtpfau, groffer, ift der aröfte deutfche Papilion 223 VNachtpfauenauge, ſiehe Sphinx ocellata. Nachtvoͤgel, von den Wuͤrmern eines Nachtvogels, daraus Fliegen wurden 186f. Namen in der Naturgeſchichte find nicht allemal bequem 208 f. ratur, befördert die Gtückfeligkeit der Menfchen 8. er is Natur giebt es Feine Kleinigkeit Naturalienhandel in Holland, ift für die Naturgefehichte ah aus vortheilhaft 65 Naturalienſammler folten darum fammien, daß fie den Ein; flug der Kenntniß der Natur in die Kenntnig Gottes erler: neten 18. und fish überhaupt bey ihren Sammlungen ei: ‚nen gewiffen Zweck feftjegen 19 KTaturslienfammlungen, find mit einiger Mühe verknüpft, die aber die Luft zu ſammlen nicht unterbrechen follte 38. häufige Naturalienfammlungen haben ihren Nutzen 49 Naturforſcher, ein Sournal, Nachricht davon in er auf die Inſektologie 45 6f. Naturforſcher, ihe Unglaube und Uneinigfeit 52:55 ne beyden koͤnnte abgeholfen werden Naturgeſchichte, ihr Einfluß in die Kenntniß des ns 1.36, ſchuͤtzt für dem Aberglauben 20f. ihr Nußen für die Geiftlichen auf dem Lande 21. fie hat ihren Nuzen über; haupt, und infonderheit in allen Theilen der Gelehrſamkeit ebend. u.f. fie wird durch öffentliche und privat Geſellſchaften erweitert 5of. eben jo durch mancherley Schriften 53. der Unglaube der Naturforfiher aber halt fie auf 52. eben fo von der Uneinigfeit derfelben 55. mie man mit weuen Ents deckungen in der Narurgejchichte —— muͤſſe 55. die Schroͤt. Abb, 1. Th. Hh Natur⸗ ö A 482 Regiſter. Bar u x Naturgeſchichte einzelner Gegenden wird nicht genug bearbei⸗ “tet 58. ob wir Hofnung haben, die Naturalien aller Gegens den zu erfahren. 60. 63. wie man wiffen Fan, welche Gegen: ‘den bearbeitet find, und welche nicht 67. die Naturgefchichte bejchaftiget fih aud) mit geringen Körpern 195 f. die Nas men in derfelben find nicht allemal bequem 208f. Naturkoͤrper, auch die geringern darf man nicht verachten 195 f- Naturſyſtem, es ift noch) kein volljtandiges vorhanden 41. von den Syftem des Herren von Linné 42f. welches Herr von Buͤffon tadelt 537. was zu einem Naturfpftem’gehöret 44 f- haben ihren Nußen 48. ob wit ein vollftandiges Naturſy⸗ fiem zu hoffen haben, und durch welche Mittel wir dazu ger - langen? 48 f. wird durd) den Unglauben und die Uneinig- feit der Naturforſcher aufgehalten ‚52 Naturtriebe der Thiere, gefammlete Gedanken über diefelben 103 f. 105. Naturwiſſenſchaft, ihre Nußen 21 f. fiehe Naturgefchichte, Neſſelraupe, ihre Puppe und Faden, daran fie ſich hangt'179 f. Nutzen der Geſchoͤpfe, ift ung noch nicht hinlaͤnglich befannt 9 Nutzen der Naturgeſchichte * 21f. Oekonomie kan ohne Naturwiſſenſchaft nicht beſtehen 30 Oniſcus, Nachricht von dieſem Inſekt 342 f. um deſſen Kennt⸗ niß hat Here Spengler groſſe Verdienſte 343. Gattungen deſſelben, ebend. Anzahl der Fuͤſſe, 344. Oniſcus aus Suri⸗ nam, beſchrieben 346 fr Onifcus ceti, befchrieben 345 fr Onifcus Oeftrum, beſchrieben 346 Orifcus pfora, bejchrieben 343 Orientaliſche Heuſchrecke, befchrieben 271f. Orthoceras, ein unbeftimmter Name 208 Ortbocerstiten, Nachricht von ihnen 77f. Oscabioͤrn, ſiehe Oniſcus. + . ha Papierlaus, zerftöhrt die Inſekten W153 Papilionen, kan man durch einen gedoppelten Weg erlangen 158. wenn man fie aus Raupen ziehet, was dabey zu be obachten 159. wie man fie duch Mafchinen fängt 165 fr ihre Eintheilung in Tag: Abend: und Nachtvögel 166. ihre Zubereitung für. das Kabinet, wenn man fie gefangen hat 167. ihr Staub gleicht durch das Vergröfferungsnlas den Federn 17t. warum einige früher ans Puppen entftehen als andere | 0 184 fe Papilio N — Regiſter. 483 J Papilio argiolus, beſchrieben 212 Papilio argus, bejchriebeen ANZTEf Papilio braflicae, fiehe Kohlfchmetterling. Papilio,coluteae, befchrieben 227 Papilio minimus, befchrieben 222 Papilio polychlorus, in der Puppe derſelben waren einmal viel kleine Fliegen 18% Papilio rhamni, ſiehe Citronenpapilion. Papilio urticae, fiehe Neffelvogel. Pappelnbod, fiche Holzbock. Periodiſche Schriften zum Vortheil der Naturgefchichte 5x Pflanzenreich, welche Körper dazu gehören 44 Pbalaena Coflus, ſiehe Weidenbohrer. Phalaena vinula, fiehe Gabelſchwanz. \ Pbarsorase, (Viuerra ichneumon,,) foll der Feind des Ero: codill feyn, die es umbringt 102 Pholaden, wohnen in Steinen 87f. yof. Phryganeen, fiehe Sabellen, Pinna marina, fielye Stecfmufchel REN, Pinnenwächter, ein Eleiner Krebs 102 Pinnophylax, ein kleiner Krebs 102 Plinius, deſſen Nachrichten von den Heufchreden 296. von feir nen Bemühungen und Verdienften um die Juſektenlehre 378 Polypen, deren Productionskraft 113f. wie fie zu erklären 122. 125 Pontoppiden, Erich, Nachricht von feiner dänifihen Natur: hiftorie 450 Pregdion, eine Heuſchrecke ( 1.270 Pregue Dion, eine Heuſchrecke 269 ° Puppen, darinnen wohnen oft Würmer 186, wo fie zu fuchen und im Winter zu behandeln find 163. wer fie für ein Ka— „ binet fammlen will, was dabey zu beobachten 175. verwanz dein ihre Farbe, wenn ſich der Papilion befreyen will 179. einige werden dann ganz durchfichtig, ebend. u. f. wo fie den Winter am liehften liegen 130. in dentelben entwickeln fich einige Papilionen früher ald andere 134 f. in Puppen wer: den bisweilen Fliegen ausgebildet 187. 190 R. Rajus, J., von feinen Verdienften um die Inſektenlehre 401 Ratelaar, eine Heufchreekengattung 286 Ratten, weiffe Ratten von weilfen Eltern 9 8 Raupen, was man in Nüdfiche auf fie zu beobachten hat, wenn man daraus Papflionen zichen will 159. wie fie zu Ah 2 fürtern i fr w PEN \ Regiſter. a J * 6 2 Kia PR J N y t —9 N ‚füttern 161. woran man ihre nahe Verwandlung merken kan 162. tragen oft E ‚yer, von Fliegen und Schlupfweſpen in ſich 189. warum einige Stiegen ihre Eyer in Raupen legen 192f. Reaumur, Nachricht von feinem groffen Sjnfeftenwerfe 404 Rechtsgelahrtheit, Nutzen der Naturgeſchichte für fie, 22f. Regenwuͤrmer, von der Art find manche Würmer in den Men⸗ schen 93. fie Eönnen alfo in dem Magen eine groſſe Hitze er⸗ dulden, ebend. ihre Reproductionskraft 116. wie ſie zu er⸗ klaͤren iſt 127 | J—— Nachricht von ſeinem Buche uͤber die Triebe der Thiere 8 Keproductionskraft Geſchichte derſelben ihre Urſa⸗ chen 122f. warum fie nicht bey allen Thieren auf einerley Art geſchiehet 124 Ric, Sames, will den legten Zweck der Schöpfung nicht die Verherrlichung des göttlichen Mamens.feyn laffen 8 Römer, haben wenig Verdienfte um die Inſektenlehre 376 Röfel, J., Nachricht von feinen prachtigen Snfektenbeluftigun: gen und von feinen Verdienften um die Inſektenlehre 416 Rotbflügel, eine Heufchreckenart, befchrieben | 2286 Rubus cerambyx, aus Surinam, befchriedben ' . 332f. Rüffelköfer, einer seiben thut dem Getraide Schaden 229 Rußfarbiger Ara, befchrieben 223 Rußiſche Kaiferin unterflüßt 1a Naturgeſchichte 49 Sabellen, ı wie fie ihre Haͤuſer bauen 182 Salamander, Ean nicht im Feuer leben 92. fan Theile feines Körpers verlieren, die ihm wieder wachen 117 Salmiak, ein Mittel wider den Kornwurm 246 Scarabaeus aulicus, befchrieben e 337 Scarabaeus chlorochryfeus, fiehe Goldkaͤfer. Scarabaeus Jancifer, aus Surinam, befchrieben * Scarabaeus Moloſſus Linn. beſchrieben 56 Scarabaeus vacca, beſchrieben 362. aus Surinam — ebend. Schabe, zetftöhre die Inſekten 153. Nachricht von einer bes fondern Schabengattung aus Surinam - 323. Saifer, iſt kein Freund von Syftemen 46. 55. Nachricht von feinen Bemühungen und Verdienften um die — — lehre 27 Schauplatzʒ, neuer der Natur, aus dem Pluͤſchiſchen Werk ge⸗ Bon, trägt wenig aut a Inſeltenkenntniß bey 434 Schild⸗ gediſter. 485 Schildtraͤger, gehören unter die Wangen 38f. Schlange, zweykoͤpfigte, eb fie wuͤrklich zwey Köpfe vu 115% Schlupfwefpe, aus einer Made ausgebildet ohne weitere Vers wandlung 176. ganz Eleine Schlupfmwefpen in einer Puppe 187. warum einige ihre Eyer in Naupen legen 192 f. Schoͤpfung, ein Zweck derfelben war die Berferetichung des * göttlichen Namens 8 Schmeißfliegen, deren Wuͤrmer wohnten in einer Puppe 189 fie entwickeln ſich in Puppen bald früher bald fpäter . 191 Schmetterlinge, fiehe Papilionen. Schnarrbeufchrece, Nachricht von derfelben 281. Urfprung ihres Namens, ebend. ihre Eintheilung 282. ihre Gattunz gen find: 1) die Schnarrheufchrecfe mit braunen mehr durdy fichtigen Oberflügeln 284. 2) mit mehr durchfichtigen Ober⸗ und rorhen Unterflügeln 268. 3) mit blauen Unterflügeln 299% 4) mit weiffen Unterflügeln 291. 5) mit grünen Unterflügelm 292. 6) mit melirten Oberflügeln und einem breitgefäumten Ruͤckenſchilde 292. Urſprung des Getöfes, das fie machen 308. Zeichnungen von denfelben 3 10, Surinamifche Schnarr⸗ heuſchrecken, beſchrieben 318% Schnarrſprengſel, eine Heuſchreckengattung | 281 Schnecken, auffer dem Waſſer lebendig geſundene 85. waren ſchon den Alten bekannt 87 Schriftfteller, fagt oft das gefagte wieder 70. warum die * ten Schriftſteller ſo viele Fabeln erzehlen Schriften fuͤr die Natur geſchichte, ob man hier einen Neberflug zu beflagen habe 51. ſie erweitern die Nasurgefchichte, ebend. ‘ Schwarzer Argus, befchrieben 222 Schwarzband, eine Heuſchreckengattung 289 Scolopendrs, Nachricht von diefem Inſekt, und einer Gattung aus Surinam 352 f. die Erdfevlopender aus Surinam 367 Affeln und Taufendfüffe find zu unterfcheiden 370 Scolopendra forficata Linn. befchrieben 352. aus Surinam, befchrieben, ebend. Urfprung ihres Namens 354 Scopoli, macht ſich durch feine Entomologiam — um die Inſektenlehre verdient | 427 Sebs, U., feine Verdienfte um die Inſektenkentniß 449 Seebeufchrede, Nachricht von derfelben 259 f. Seefterne, ihre Reproductionskraft 119. iſt zweifelhaft 130 Seidenfpinner, koͤnnen als Puppen aus ihren- Eyern genom: men werden, ohne zu verderben 174 H 93 Selenit, _ * * * 4868.. Neoiſter. Selenit, dazwiſchen pflegen einige ihre —— zu legen 170 Siebbiene, Nachricht von derſelben 111 Silberauge, ſiehe Argus. Spalanzani, deſſen Gedanken über die Reproduetionskr aft ver⸗ ſchiedener Körper 122 Sperling, J., hat um die Inſekten wenig Verdienſte 394 Sphinx ocellata, Nachricht von demfelben 18of. Spiesträger aus Surinam, befchrieben Ned Springkäfer- aus Surinam, beichrieben - Stachelborn, (cerambyx ruber) aus Surinam, befchrieben 332f. Stachelſchwein, iſt gegen feine Feinde bewafnet 105 Steine, in Steinen hat man lebendige Kroͤten gefunden 82. Froͤſche 83. Krebſe 84. Wuͤrmer 85. Verſchiedene Urtheile der Gelehrten über die Urſachen dieſer Erſcheinung 88f. Steckmuſchel, hat einen kleinen Krebs zum Wächter bey ſich 102 Strichbeufihrede, Nachricht von derfelben’ 27a. twohnet in der Tartarey, ebend, doch koͤmmt fie bisweilen in andre Ge; genden 307. furinamijche Strichheuſchrecken, befchrieben 312 Suͤndfluth, Schriftfteller, die alle — von rihr — ten, werden angefuͤhrt Sulzer, Verdienſte um die Inſektenlehre 423. mus Spnfek, tenwerk angekuͤndiget 73.424 J————— Papilionen, Schriftſteller von denfelben 222, - find überaus ſchoͤn und zum Theil fehr gros 222f. Su rinamiſche Kohlfchmetterlinge, befchrieben 204. Argufle 224. Heuſchrecken zıı. Schnarrheuſchrecken 315. und andere Inſekten 322f. Swammerdam, Johann, von deſſen Verdienften um die Sin: ‚ feftenlehre rs. SR Syfiem der Natur, fiehe acun hſtem. Tauſendfuß aus Surinam, — 367 f. die Aſſeln und Tauſendfuͤſſe find zu unterfcheiden * 24370 Ternſtroͤm, fein Schickſal, da er Naturalien ſammlete 39 Terpentinöl toͤdtet die Inſekten 148 f. und Erdſchnecken ısı. woher dag koͤmmt 150. es fehüket auch die Inſekten gegen die Zerftöhrung 155 Tiere, manche haben Gift bey fih 10f. die £leinften find un: ſerer Betrachtung eben jo wohl würdig als die groffen 34. . von Eleinen Ihieren, welche durch fiedend Waſſer lebendig wurden gr. was von diefer Erſcheinung zu halten, ebend.u.f. wie N Neoier | 487 wie viel Grad der Warme verſchiedene Thiere aushalten Einen 94. fie verändern bisweilen ihre natürliche Farbe 96f. manche verändern ihre Farbe anomalifh. 97. ihre Feindfeligfeit gegen einander 101. ſiehe Feindfeligfeiten der Thiere. Einige Thiere können ihren Raub Eünftlich erha; fehen 104: gegen durch ihr Verhalten dem Menfchen man: che Lehre 251. fiche auch Vieh. * Thierpflanzen, ſiehe Zoophyten. _ Thierreich, welche Koͤrper dahin gehoͤren J Trembley, die Goeziſche Ueberſetzung ſeiner Polopengeſchiche enthaͤlt mancherley AIR, für die — —— 446 U. Uneinigkeit der Naturforſcher ſchadet der Naturgeſchichte 55 wie fie Eönnte gehoben werden Unglaube der Naturforſcher bey neuen Entdeckungen — haͤlt den guten Fortgang der ER auf 52. „wie er koͤnnte gehoben werden 61 N, Yalisnieri, Anton, von feinen Berdienften um bie Snfekten: lehre 412 Verherrlichung des goͤttlichen Namens, war ein Zweck Gottes bey der Schöpfung 8 Verſteinerungen, ihre Wahrheit leugnete Bertrand: 4» Schriftſteller, die alle Verfteinerungen zu Zeugen der Suͤnd⸗ fluth machen 35 f. groſſe Verdienſte des Herrn Hoft, Wald) um die Berfteinerungen ‚75 Victriol, ein Mittel wider den Kornwurm 247 Vieh, man full fremdes Viehe mis einheimifchemn vermöfchen, -. am dadurd) eine gute Öeneration zu würfen 99 f. Vielfuß, fiehe Scolopendra. Viverra ichneumon, foll der Feind vom Crocodill ſeyn 102 — ſiehe Federn. * m. warne, wie viel Grade Menſchen und chere —— koͤn⸗ nen 94 Wahrſager, eine Heuſchreckenart, —— 269 Walch, Joh. Ernſt Immanuel, deſſen Verdienſte um die Vers ſteinerungen 75. und um die Inſektenlehre. deſſen Se ‚ danken, über die Neproductiongkraft 122f. Maldjäger, fiehe Zangenkaͤfer. x Wallfiſchlaus, Onifcus Ceti; beſchrieben 345f. Man: As. Kegifter. Wandelndes Blatt, befchrieben 269. 301 f. Nachricht von diefer Heuſchreckengattung und den Fabeln der Alten von dem⸗ felben 2 2) f. furinamifches wandelndes Blatt >. — Wanderer, eine Heufchrecke, befchrieben 272f. Wanze aus Surinam, befchrieben 338 Wartzenfreſſer, eine Heuſchrecke, befehrieben 278. — dieſes Namens Waſſer, ſiedendes, ſoll lebendige Thiere hervorgebracht Gaben 92. was von diefer Geſchichte zu halten ? ebend. u. f. | se fiehe Sabelten. Meidenbohrer, eine Raupe, frißt fi durch hölzerne Behaͤlt⸗ niſſe 161 Weisheit Gottes wird aus der Natur erkannt 8. ihr Einfluß auf die ſittlichen Handlungen der Menſchen 12f. Weltweisheit, Nutzen der Naturgeſchichte fuͤr ſie 23 Wermuth, ein Mittel wider den Kornwurm 246 f. Wetterleuchten, deſſen Urfachen 139 Wolfsmilchvogel, Erfahrung Bey feinem Einfpinnen 172 Woͤrmer der Menfchen, find zum Theil Negenwürmer 93. - Würmer der füflen Waſſer, ihre Neproductionsfraft 114, wie fie zu erklären 127, Würmer in den Puppen, eine Made lag aufler der Puppe im Ey eines Seidenfpinners 173 f. bisweilen werden Würmer aus den Eyern gebildet, wenn nod) die Raupe lebt 174 f. oft wohnen Würmer in Puppen 186f. und gelangen fogar in den Puppen zu ih; ver völligen Entwicelung 189. Würmer in der Nafe eines - Menfchen 192. Man will lebendige Würmer in Steine eingefchloffen gefunden haben 85 um, ein haarigter, z — die Inſekten 153 Zangenkaͤfer, Cicindela aus Surinam, beſchrieben 340 f. das € Geflecht derielben hat verfchiedene Abanderungen 340. 342 Zoophyten, ob ſie Mitteldinge in der Natur ſind? 45 Zweykoͤpfigte Schlange, was von ihr zu halten 2». näsf INSERT FOLDOUT HERE an —S— — —— u - ri ———— er Te a ne f 5 a a ee rc Kr — —— —— un gen > — ——— * INSERT FOLDOUT HERE HH —— — pen w ie * x . s — ET — — —— — El VORNE en ET Zi —— Be a EN WERE RT Ze ee Vi Tr nn a urn mn nn Dr di —— INSERT FOLDOUT HERE . — 6% FE E = ’ ; . Fam * * * erh 2 ne 7 — kl . ir e zer. et — — — — —— — ——