EE CI Lever eei: = ERS Eee s RR, ee |FOR THE PEOPLE | FOR EDVCATION | FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ny deeem N : vu s Lr ONERE. ec cer D ERU 4 3 4 Y 0) HAAS » I 2 i 7 j ui t / | |259 (04 lA ao M ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH - PHYSIKALISCHEN KLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE over WISSENSCHAFTEN. VIERUNDZWANZIGSTER BAND IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER LXXXI. BAND. MÜNCHEN 1910 VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION DES G. FRANZ'SCHEN VERLAGS (J. ROTH). EIN AKKU RETURN EHE VOY RAQEE FERT E VELAT Fr Y "i Erle RH Wee FU Zr If AL My; 4 rer 4 TI Yo paeng 1-3 rv Ww r | / ne a ne ] ] AE a "a "i "s "c 3 14 n i i } idi t1 , - "s | A I BEE a ee I n * Y* j ^ . m T mÁ . HER CES AEU I n 1 | JàKADEMISCHE BUCHDRUCKEREI VON F. STRAUB IN MÜNCHEN. ——_ ATO V, MUS Y AOHOESSEARU TO SHE AS ^ D Inhalt des XXIV. Bandes. I. Abteilung (1906—1907). Anthropologische Beobachtungen aus Zentralbrasilien. Von Karl Ernst Ranke (mit 13 Tafeln) Beiträge zur Ornithologie Sumatras und der Insel Banka mit besonderer Zugrunde- legung der von Dr. Hagen auf Banka gesammelten Vögel. Von Dr. C. Parrot II. Abteilung (1909). Zur Petrographie der Samoa-Inseln. Von JM. Weber Ueber die Einbettung der Ammoniten in die Solnhofener Schichten. Von August Rothpletz (mit 2 Tafeln) Aus den wissenschaftlichen Ergebnissen der Merzbacherschen Tian-Schan-Expedition. Carbon und Carbonfossilien des nördlichen und zentralen Tian-Schan. Von Paul Gróber (mit 3 Tafeln) Die Bären- oder Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein. Von Max Schlosser unter Mitwirkung von F. Birkner und H. Obermaier (mit 5 Tafeln) III. Abteilung (1910). Beiträge zur Geologie der Samoainseln. Von Immanuel Friedländer (mit 2 Karten und 7 Tafeln) : Beiträge zur Herpetologie Kameruns. Von Lorenz Müller (mit 1 Tafel) Seite 149 339 985 507 543 DE Anthropologische Beobachtungen aus Zentralbrasilien. Von Karl Ernst Ranke. (Mit 13 Tafeln.) Abh. d. IT. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 1 r j sorlleradls Tino | oxuüsH Jet A di DB BET NE ce VERA BER Ion EY Vorwort. Es sind nun 10 Jahre, seit ich mich als Arzt und Anthropologe der 3. Schingu-Expedition nach Südamerika einschiffte, und schon mehr als 8 Jahre, seit ich "wieder vom Schingu heimgekehrt bin. Zuerst hatte Krankheit, später haben äußere Schwierigkeiten aller Art die Ausarbeitung meiner anthropologischen Beobachtungen auf dieser Expedition in den nächsten ‚Jahren nach der Rückkehr unmöglich gemacht, und als mir schließlich hinreichend freie Zeit zur Verfügung stand, wollte ich das Material auch nicht aus der Hand geben, ohne es vollständig durchgearbeitet zu haben. Das erwies sich aber bei der großen Zahl unentschiedener Streitfragen auf dem rein theoretisch-methodischen Gebiet der Anthropologie als ein sehr verwickeltes Unternehmen und es mußten mühselige und langwierige Literatur- studien unternommen werden, ehe an die definitive Entscheidung dieser Fragen heran- getreten werden konnte. Gerade diese Studien sind die Gründe gewesen, die die Publikation meiner Resultate auch in den letzten Jahren immer wieder hinausgezögert haben. Ein Teil der theoretischen Ausbeute dieser Studien ist von mir schon veröffentlicht worden: Eine kritische Besprechung der Theorie der Variationspolygone in Gemeinschaft mit Dr. R. Greiner in „Das Fehlergesetz und seine Verallgemeinerungen durch Fechner und Pearson in ihrer Tragweite für die Anthropologie“ (Archiv für Anthropologie, N. F., Bd. II) und ein Referat über die in Deutschland leider noch nicht in weiteren Kreisen bekannte Theorie der Korrelation in „Die Theorie der Korrelation nach den grundlegenden Arbeiten von F. Galton, K. Pearson und U. Yule referiert“ (Archiv f. Anthropol., N. F., Bd. III). In dem hier Vorgelegten, in dem die Resultate meiner anthropologischen Messungen | aus dem Schinguquellgebiet mitgeteilt werden, mußte der Inhalt dieser beiden Veröffent- lichungen vielfach berücksichtigt werden. Doch glaubte ich nicht, ihn im allgemeinen als bekannt voraussetzen zu dürfen und habe mich daher bemüht, das praktisch Wesentliche aus ihnen hier an der Hand von Beispielen zu verdeutlichen und damit die unumgüng- liche Notwendigkeit theoretisch-statistischer Kenntnisse für den messenden Anthropologen nachzuweisen. Allgemeine Erörterungen ließen sich dabei nicht ganz vermeiden, doch habe ich die rein mathematische Seite der Probleme überall in den Hintergrund gestellt und das Hauptgewicht auf die Herausarbeitung der praktischen Gesichtspunkte und die Schilderung gerade der Phünomene gelegt, die zu den erwühnten theoretischen Unter- suchungen Veranlassung gegeben haben. Ich hoffe damit eine Arbeit geleistet zu haben, die sich in mancher Hinsicht als fruchtbar erweisen werde. Ihr Zweck ist — abgesehen von der Schilderung der tatsüch- lichen Verhältnisse meines Materials — erreicht, wenn es gelungen sein sollte, die Berück- sichtigung der Laplaceschen Forderung einer Präzisierung des Sicherheitsgrades statistischer Ergebnisse auch für die Anthropologie anzubahnen. Arosa, Oktober 1905. Dr. Karl E. Ranke. 1* I. Kapitel. Anthropologische Ausrüstung. Die anthropologische Ausrüstung der 3. Schingu-Expedition bestand in erster Linie aus dem Virchowschen Reiseinstrumentarium, das noch durch zwei Instrumente ergänzt worden war. Außer dem Virchowschen Tasterzirkel war noch ein großer Tasterzirkel nach Baudelocque mitgenommen worden und neben dem großen Virchowschen Schiebezirkel noch der kleine Schiebezirkel nach Joh. Ranke. Diese Instrumente sind allgemein bekannt, und bedürfen keiner näheren Beschreibung. Das Aufnahmeschema, nach dem ich meine Messungen und Beobachtungen vorgenommen habe, ist von Joh. Ranke zusammengestellt worden (Corr.-Blatt der Deutschen Anthro- pologischen Gesellschaft XXVII, 1896, p. 145—147). Da es für die Beurteilung der hier vorgelegten Messungs- und Beobachtungsresultate unerläßlich ist, über die Art und Weise der Messung und Beobachtung genau orientiert zu sein, so sei dasselbe hier wiedergegeben. en. Tag und Ort der anthropologischen Aufnahme: .... Name: a DE Sprache: . te WON CnHL BI (ge P NEN Geschlecht: & Q9 'ATtor: p P 6% Geburtsort io e e sedit ee Luc s EET Stamm: .,.... eene ters Stamm, der Eltern... e DR ME Beschäftigung I mun EE Ernährungszustand: mager, mittel, fett. Statur: kurzbeinig, untersetzt, schlank, langbeinig; schwächlich, kráftig, athletisch; Zwerg, Riese. Haut: Farbe naeh Radde. Stirn: .............. Mange: ee Brust: ..... = Oberarme eee Hand: o c ee C28 FIRE TEE "Fufsohle: Y umet T inackte: tee s . bekleidete Stellen: ........ Lip ..... Warzenhof: . ; Conjunctiva: ............ Nagel: Farbe der Narben: D REIS heller als die Haut. “ Krankhafte a er "T'ütowaerüung.i- sb cette ie MERE Bemalungzk-——— eee EE EEEEE Auge: hellblau, dunkelblau, grau, graubraun, hellbraun, braun, dunkelbraun, schwarz. Lidspalte: horizontal aufwärts, abwärts; weit offen, offen, eng. Glotzauge, Hohlauge. Mongolenfalte: stark, schwach, fehlend. Ausdruck . A Kopfhaar: blond, hellbraun, braun, dunkelbraun, schwarz, rot, meliert, grau, weiß, "albinotisch; straff, schlicht, wellig, lockig, kraus, spiral-gerollt; stark, schwach, fehlend. Ne ER LE ER e Augenbrauen: vereinigt, buschig, reichlich, spärlich, fehlend. Farbe: .................................- Bart: reichlich, spärlich, fehlend; Schnurr-, Kinn-, Backenbart; heller, dunkler als Kopfhaare; straff, schlicht, wellig-lockig, kraus, spiral-gerollt. Körperhaut: glatt, schwach, "stark behaart. Achsel-, Schamhaare: reichlich, spärlich, fehlend. Kopf: lang, kurz; schmal, breit; hoch, niedrig; künstlich mißstaltet: sess Gesicht: hoch, niedrig; schmal, breit; oval, rund; flach, profiliert. Wangen: rund, flach, hohl. Stirn: niedrig, hoch; gerade, schräg; voll; Wülste. — Wangenbeine: vortretend, angelegt. Nase: groß, mittel, klein, schlecht entwickelt. Wurzel: breit, schmal; hoch, niedrig; eingedrückt. Rücken: breit, schmal; hoch, niedrig; gerade, konvex, aquilin, konkav, abgeflacht. Spitze: schmal, breit, flach, überhängend; Elevation: groß, mäßig, gering, sehr gering. Löcher: senkrecht, schief, horizontal; spaltfórmig, rundlich; von vorne unsichtbar, "sichtbar. Scheidewand: durchbohrt: Pflöcke, Ringe iade Kay er ieseöraerek : Flügel: angelegt, ausgewólbt; durchbohrt: Pfócke, Ringe . MINE EET asi Lippen: vortretend, voll, mäßig, zart; geschwungen; durehbohrt : Pflöcke, Ringe|-2455— Kinn: aufgebogen; stark, mäßig, schwach, nicht "vorspringend ; spitz, eckig, rund; Grübchen. Zähne: Stellung der Schneidezähne: senkrecht, schwach, stark prognath ; progenäisch. Aussehen: opak, durchscheinend; massig, fein. Gebiß: sehr gut, mittel, schlecht. Feilung , Färbung ... ....., Lücken " (künstliche) Ohr: groß, mittel, klein; abstehend, angelegt; rund, lang; stark, schwach gewölbt, flach. Läppchen: groß, klein; frei, sitzend, fehlend; gespalten, durehbohrt: Pflöcke, IRin nep Leiste: normal umgeschlagen:: teilweise, ganz aufgerollt (Spitzohr); Darwins Knötchen. Brust: flach, gewölbt; breit, schmal ; ohne, mit Taille. Hals: lang, kurz, Blähhals. Brüste: groß, “mäßig, klein; stehend, hängend; halbkugelig, flach, Zitzenförmig, birnförmig. Warze: grob, klein, eingedrückt. "Waurzenhof: vorstehend, flach ; groß, klein. Bauch: stark, mäßig vorgewölbt, flach, eingezogen. Nacken: stark, gewölbt, mittel, flach. Gesäss: Steatopygie; stark, mäßig gewölbt. Waden: stark, mäßig, schwach; kurz, lang. h Hände: lang, kurz; schmal, breit; fein, grob. Schwimmhäute: stark, mäßig. Länger 2.4. Finger. Nägel: lang, kurz; schmal, breit; gewölbt, flach. Füsse: lang, kurz; schmal, breit; Sohle: gewölbt, flach; Rist: hoch, mittel, niedrig. Ferse: lang, kurz. Längste Zehe 1. 2. Künstliche Mißstaltung M N BER SEN MEET Körpergewicht: ....... A6 ois Ep au Kilogr. Zugkraft: eM de NA XE .... Kilogr. iBnlsnWderBMimmute t Atmung in "der iMinule: ee ae Temperatur der Achselhöhle: ....... .............- Sehschärfe.. eem Farbensinn:..... pe I. Kopf. Alle Maße in Millimeter. Grósste Lànge (horizontal): ; . Grösste Breite: ....... s (Qihushiohie M ER Gesichtshóhe A) (Haarrand): ............. B) (Nasenwurzel): T Stirnbreite (kleinste): |... Mittelgesicht (Nasenwurzel, iMund) e Entfernung des Ohrlochs von der Nasenwurzel: |... Gesichtsbreite a) (Jochbogen): RED) (Wagenbeinhócker): ER e ... €) (Kieferwinkel: Distanz der inneren Augenwinkel: . ee der äußeren Augenwinkel: ........................... Nase, Höhe: ............. Breite: ce Lànge:... .. Elevation: Mund, Lànge: : Ohr, Hóhe: iced Horizontalumfang: lI. Körper. Alle Maße in Millimeter. Ganze Höhe (horizontal): DE ener, a TEN Klafterweite: TH ae Höhe im Stehen: 7. Halswirbel: à Lendenwirbel: ............... .. Schulter: ...... SUUS LAR DUROS ek ics Mittelfinger: .... pli E Nabel: : (ristanüum: rc e Symphysis pubis (oberer " Rand): . Perinaeum: ... [Lrochantens 1 Patella: ... Knöchel: ...... Höhe im Sitzen (horizontal): Scheitel (über dem Sitz): ..... Crista ilium: BANNER. Schulterbreite: .................. .. Conjugata externa (V. Lendenwirbel- Symphyse): e ANNI. Beckenbreite A) (Crista ilium): DN UNIT bes B) (Spinae ilium ant. sup.): MA Brustumfang: Bauchumfang: casa .. Beckenumfang: Größter Umfang des Oberschenkels: .......................- der Wade: t Ä Hand: Länge (Mittelfinger): ........................- Breite (Ansatz der 4 Ian eN er d Mittelfingerlänge, äußere: .................... innere: erstes Glied: ..... Fuß: Länge: Breite: Risthöhe: ......... Sonstige Besonderheiten: Kleidung, Genitalien. Umrißzeichnungen von Hand und Fuß etc. In dem beschreibenden Teil wurde dasjenige Adjektivum, das jeweilen für das zur Untersuchung stehende Individuum am passendsten erschien, durchstrichen. Über die Art und Weise der Messung gibt die folgende ausführliche Maßanweisung von Joh. Ranke Auskunft. Messinstrumente. Rekrutenmaß resp. R. Virchows Reise-Anthropometer, oder senkrecht gestellter Doppel- meterstab mit Dreieck oder Doppelmeterband u. à. = R; Virchows großer Schiebezirkel = $; mein kleiner Schiebezirkel = kS; Tasterzirkel = T; der große Tasterzirkel von Baudelocque = Bd; gewöhnlicher Zirkel = Z (an den Spitzen abgestumpft); mein Holzmaß — H; Bandmaß = B. Die Stellung des Kopfes beim Zeichnen und Photographieren sowie bei den unten namhaft gemachten Messungen muß in der deutschen Horizontale sein = horizontal = horizont., d. h. mit etwas gegen die Brust gedrücktem Kinn, so daß der obere Rand der Ohr- óffnung und der untere Rand der Augenhöhle gleich hoch stehen. I. Kopf. Grösste Länge: horizont. vom Stirnnasenwulst, dicht über der Nasenwurzel, bis zum äußersten Vorsprung des Hinterhaupts (S). — Grösste Breite: über dem Ohr (8). Ohrhóhe: horizont. aufrechte Höhe des Kopfes vom oberen Rande des äußeren Gehörganges senkrecht bis zum Scheitel (S) (event. bei den Körpermaßen zu nehmen). Stirnbreite, kleinste: geringster Abstand der Schläfenlinien am Stirnbein, dicht über der Wurzel des Jochbeinfortsatzes des Stirnbeins, etwa 2 Cent. über den äußeren Augenwinkeln (S oder T). Gesichtshóhe: B von der Nasenwurzel bis zum unteren Kinnrad (T). A vom Haarrand bis zum unteren Kinnrand. Mittelgesichtshóhe: von der Nasenwurzel bis zur Mundspalte (T). ges 6 Gesichtsbreite: a) Jochbreite, von der am meisten vorspringenden Stelle des einen Jochbogens, vor dem Ohre bis zur entgegengesetzten (S oder T). b) obere Gesichtsbreite, von dem unteren vorderen Rand (Höcker) des einen Wangen- beines (Wangenbeinhöcker) bis zu demselben Punkte des anderen (T). c) untere Gesichtsbreite, von einem Unterkieferwinkel zum anderen (T). Distanz der inneren Augenwinkel (obere Nasenbreite): von einem inneren Augenwinkel zum anderen (T, kS). Distanz der äußeren Augenwinkel: analog (T, kS oder Z, welcher vielfach für kS verwendbar). Nase, Hóhe: von der Nasenwurzel bis zum Ansatze der Nasenscheidewand an der Oberlippe (T, kS). Länge des Nasenrückens von der Wurzel bis zur Spitze (T, kS). Breite (untere Nasenbreite): größte Breite der Nasenspitze auf der Wölbung der Nasenflügel (T, kS). Elevation der Nasenspitze: von dem Ansatz der Nasenscheidewand an der Oberlippe horizontal bis zur Nasenspitze (T oder Nasenschieber). Mund: Länge der Mundspalte (T, kS). Ohr: Höhe (Länge), größter Làngendurchmesser der Ohrmuschel von der Mitte des Oberrandes bis zum Unterrand des Läppchens (T, kS). Horizontalumfang des Kopfes, gemessen über die am meisten hervorragende Stelle am Hinterhaupte und den tiefliegenden Teil der Stirn (Glabella) (B). II. Kórper. Ganze Höhe: aufrechte Höhe vom Scheitel bis zur Sohle. Der Zumessende steht in militärischer Haltung; Kopf in der deutschen Horizontale; Arme am Körper angelegt; Füße beisammen, parallel nach vorwärts, Fersen hinten an den Maßstab angelest (R. u. ä.). Klafterweite: bei gerade möglichst weit ausgestreckten Armen von der Spitze der Mittelfinger der einen Hand bis zu der der anderen (mit Doppelmeterstab). Armlänge: ganze Länge des rechten Arms, gemessen von der Schulterhöhe bis zur Spitze des Mittel- fingers an dem gerade ausgestreckten Arm (Meterstab). Höhe im Stehen (die folgenden 14 Maße mit R). Kinn. — 7. Halswirbel. Der Dornfortsatz springt bei etwas vorgeneigtem Köpfe vor. (R oder H = Holzmaß, bei letzterem setzt man die Spitze des kürzeren Arms auf den 7. Halswirbel und mißt mit dem längeren Arm die Entfernung senkrecht bis zum Scheitel). — 5. Lendenwirbel. Der Dornfortsatz springt bei vorgeneigtem Rumpfe vor. — Schulter: am äußeren Rand der Schulterhóhe. — Am hängenden Arm: Ellenbogen: Mitte. — Handgelenk: an der Mitte der Handknöchel. — Mittelfinger: Spitze desselben. — Nabel. — Crista ihum, höchster seitlicher Rand des Beckens. — Symphysis pubis, oberer Rand. — Perinaeum, Schritthöhe. — Trochanter. — Patella, Mitte. — Malleolus externus, Mitte. Sitzhöhe: Höhe des Scheitels über dem Sitz, Kreuz an dem Meßstab ohne Drücken angelegt, Rücken senkrecht, Kopf in deutscher Horizontale (R oder Meterstab mit Dreieck u. ä.). Höhe der Greta, ilum über dem Sitz (R oder Meterstab mit Dreieck u. à.). Schulterbreite: Akromialbreite, von einem Rande der Schulterhöhe zur andern (H, Bd). Abstand der Brustwarzen von einander (B oder Bd). Beckenbreite: A) größte Breite, weiteste Entfernung der äußeren Lefzen der Darmbeinkämme von einander (Bd). B) Entfernung der Spinae ilei anter. super. an deren Außenseite zu messen (Bd). C) Conjugata externa, vom Processus spinosus des V. Lendenwirbels bis zum oberen Rand der Symphysis pubis (Bd). Trochanterbreite: Trochanter bei gehobenem Bein leicht zu fühlen (Bd). Brustumfang: dicht oberhalb der Brustwarzen, die Arme gerade ausgestreckt oder die Hände auf dem Kopf gefaltet. Tiefste Inspiration und Exspiration (B). Bauchumfang: in der Hóhe des Nabels gemessen (B). Beckenumfang: Über den Dornfortsatz des V. Lendenwirbels, über die Cristen der Darmbeine, über die vorderen oberen Darmbeinstacheln und den Bauch geschlossen (B). Hand: Lünge: gemessen bei gestreckter Stellung derselben über den Handrücken vom Handgelenk, Mitte der Handknóchel, bis zur Spitze des Mittelfingers (S, H). Breite: Ansatz der 4 Finger mit Ausschluß des Daumens (S, H). Mittelfinger: a) äußere Länge: der Finger wird gestreckt, im Mittelhandgelenk annähernd senkrecht abgebogen, gemessen von der Höhe der Wolbung dieses Gelenkes bis zur Spitze (S, kS). b) innere Länge: von der proximalen Gelenkfalte des Mittelhandgelenkes bis zur Spitze (S, kg). c) Länge des ersten Gliedes, die Hand zur Faust geschlossen, von der Wölbung des Mittelhandgelenks bis zur Wölbung des ersten Fingergelenks (S, kS). Fuß: Länge: größte vom hinteren Fersenrand bis zur Spitze der längsten Zehe, 1. oder 2. (H). Breite, über den Ansatz der 5 Zehen (H). — Risthöhe, größte (H). Größter Umfang des Oberschenkels horizontal und der Wade (B) Indices: 1. Aus der größten Länge (L) und größten Breite (B) des Kopfes resp. Schädels wird der Schädel- index (x) (Längen-Breitenindex) berechnet nach der Formel: L:B=100:x. Index-Stufen: Dolichocephalie, Langkópfe, unter und bis 74,9; Mesocephalie, Mittelköpfe von 75,0— 79,9; Brachycephalie, Kurzköpfe von 80,0 und darüber. 2. Ebenso bereehnet man den Höhenindex (x!) (Längen-Höhenindex) aus Länge (L) und Ohr- höhe (HD): L:H =100:xl. Index-Stufen: Chamaecephalie, Flachköpfe, unter und bis 70,0; Mittelform, Orthocephalie von 70,1—75,0; Hypsicephalie, Hochköpfe von 75,1 und darüber. 8. Gesichtsindex (y) berechnet aus Jochbreite (J) und Gesichtshöhe (N = Nasen wurzel-Kinn- rand), Formel: J:N=100:y. Stufen: Indices 90 und darüber Leptoprosopie, Schmalgesichter, unter 90—75 Mesoprosopie, Mittelform, unter 75 Chamaeprosopie, Breitgesichter. 4. Nasen-Index (z) berechnet aus Nasenhöhe (NH) und (untere) Nasenbreite (NB), Formel: NH:NB= 100:z. Stufen: Leptorrhinie, Schmalnasen, unter und bis 70,0, Mesorrhinie, Mittelform von 70,1—85,0; Platyrrhinie, Breitnasen 85,1 und darüber. Biologische Untersuchungen: Puls in der Minute. — Respiration in der Minute — Temperatur in der Achselhöhle. Körpergewicht. Bei Beginn der Expedition wird mit einer guten Dezimalwage, wie sie in jedem größeren Waren-Kaufhause sich findet, das Kórpergewicht jedes Mitgliedes der Expedition genau bestimmt. Während der Expedition dient zu den Wägungen die geprüfte Rationen-Federwage, deren Angaben bei einem Gewicht von 10—150 Kilogramm (auf der großen Skala) auf 1 Kilogramm genau sind: bei der kleineren Skala ist die Genauigkeit ca. 100 Gramm bei einem Gewicht von 1--20 Kilogr. Für Körpergewichtsbestimmungen wird der große Eisendoppelhaken event. über einen entsprechenden Ast gehängt, wenn sich nicht ein starker Eisenhaken irgendwo einschrauben läßt, dann wird die Wage mit ihrem großen Ring eingehüngt. An ihrem großen Haken wird ein festgeknoteter Doppelstrick befestigt, genügend lang, daß sich der Zuwiegende gut in seine Schleife setzen kann. Die Punkte zwischen den Zehnern an der Skala entsprechen 2 Kilogramm, danach kann man 1 Kilogramm noch schützen. Die Wage muß in Augenhöhe des Wägenden befestigt sein. — Für kleinere Gewichte kann man die Wage am kleinen Ring frei halten (oder einhängen), das zu Wiegende hängt dann am kleinen Haken. Zugkraft an Mathieus Dynamometer (Lendenkraft): Ein starker Haken wird passend im „Fußboden“ befestigt, das Dynamometer an dem einen Schmalende eingehängt, an dem anderen ist ein starker festgeknoteter doppelter Strick von etwa 40 Zentimeter Länge befestigt, durch dessen Schlinge wird ein fester etwa 30 Zentimeter langer Stock quer gesteckt, dessen beide Enden der zu Messende mit den Händen ergreift, er hat das Dynamometer dabei zwischen den etwas gespreizten Füßen, steht etwas im Kreuz gebückt und sucht sich nun, unter starkem Zug mit den Händen, gleich- zeitig aufzurichten. Der Zeiger des Dynamometers bleibt von selbst stehen. Die äußere Skala gibt den ausgeübten Zug in Kilogramm an. Sehschärfe. Prüfung nach M. Burchardt, Internationale Sehproben. Methode auf den Tabellen angegeben. Kann ein Individuum weder lesen noch zählen, so gelingt vielleicht die Probe mit: Wolffbergs diagnostischem Farbenapparat (Berlin bei Sydow). Man bringt eines der farbigen Probescheibehen in die Normal-Entfernung und läßt dann auf die entsprechende Farbe von Woll- oder Tuchproben, die man zum Vergleich in der Hand hält, deuten. Farbensinn, Farbenblindheit-Prüfung nach Holmgren. Dazu notwendig: ein gemischtes Sortiment verschieden gefárbter Wollbündel und 3 Wahlbündel = W.B. 1. Hellgrün W.B.: Wer .dazu, außer grün, helle Nuancen von gelb, grün, orange, grau, chamois legt, ist unbestimmt farbenblind. 2. Hell-purpur W.B.: wer dazu außer purpur, lilla und violett legt, ist rotblind; wer auch grau und grün, ist grünblind. 3. Scharlach W.B.: wer dazu, außer rot, dunkle Nuancen von braun und grün legt, ist exquisit rotblind; wer helle Nuancen von rot und grün, ist exquisit grünblind. Je 25 der Schemablätter, auf deren erster Seite die Beschreibung, und auf deren zweiter Seite die Messung vorgedruckt war, waren in ein Heft mit gutem biegsamem Aktendeckeleinband gebunden. Auf den Innenseiten des Einbandes war die oben wieder- gegebene Maßanweisung eingeklebt. Diese Anordnung hat sich beim praktischen Gebrauch als sehr angenehm erwiesen und ich möchte sie hiemit aufs Wärmste für ähnliche Zwecke empfehlen. Die Schemata in kleine Hefte zu binden, ist sicher für derartige Expeditionen viel besser, als sie in einzelnen Exemplaren mit sich zu führen, deren Verwahrung und Transport wesentlich unbequemer und auch unsicherer sein muß. Für Notfälle, also z. B. für das zu Verlustgehen des Virchowschen Instrumentariums, was vor allem bei der Bootfahrt durchaus nicht von vornherein ausgeschlossen war, hatte ich in der Jagdtasche, die ich stets bei mir trug, noch einen zusammenlegbaren Doppel- meterstab (Schreinermaß), ein eisernes Bandmaß und einen kleinen Schiebezirkel, um auch in diesem Fall nicht ganz ohne Instrumente zu sein. Glücklicherweise ist mir nie ein Instrument verloren gegangen, so daß ich auf diese Reserve niemals angewiesen war. Wie man sieht, sind in dem benutzten Schema einige Maße durch fetteren Druck von den übrigen unterschieden. Es sind das diejenigen, deren Messung vor allem als wünschenswert oder notwendig bezeichnet werden sollte. Trotzdem das Joh. Rankesche Schema im Vergleich mit vielen anderen nur wenig Maße enthält, so erwies sich doch in praxi die Anzahl der vorgesehenen Maße als viel zu groß. Ich habe mich deshalb von vorneherein im wesentlichen auf die Messung der durch fetten Druck bezeichneten Maße beschrünkt. Es sind das für den Kopf: Größte Länge und größte Breite, Höhe des Gesichts von Kinn bis Haarrand und von Kinn bis Nasenwurzel, Gesichtsbreite, Höhe, Breite und Elevation der Nase; für den Körper: Ganze Höhe, Armlänge, Klafterweite, Höhe des siebenten Halswirbels im Stehen, Höhe des Scheitels über dem Sitz und Schulterbreite. Abbildung 1. Länge und Breite des Kopfes, die beiden Gesichtshöhen und die Gesichtsbreite habe ich stets mit dem Virchowschen großen Schiebezirkel gemessen. Derselbe ist ein in der vom Mechaniker bezogenen Form allerdings ziemlich unhandliches Instrument, doch ist es so stark konstruiert, daß die Meßfehler, die sich aus seiner Konstruktion ergeben, ver- schwindend klein werden. Auf den Rat meines Freundes Prof. Dr. F. v. Luschan hatte ich die scharfen Kanten an dem Verbindungsstück des beweglichen Armes, die bei zahl- reichen Messungen seinen Gebrauch sehr erschweren, mit einer. Feile abgerundet. Nasenhöhe und Nasenbreite wurden ausnahmslos mit dem Joh. Rankeschen kleinen Schiebezirkel, einem sehr handlichen, ebenfalls ganz zuverlässigen Instrument genommen. Die Nasenelevation, ein so viel mir bekannt außer im benützten damals nur noch im Virchowschen Messungsschema enthaltendes Maß, wurde dagegen nach den Anweisungen von Joh. Ranke mit einem kleinen, zu diesem Zweck von Dr. F. Birkner angegebenen Instrument (siehe obenstehende Abbildung 1) gemessen. Dasselbe besteht aus zwei Teilen, einem etwa vier Millimeter breiten, 10—12 Centi- meter langen und etwa einem Millimeter dicken Metallstab mit genauer Millimeterteilung, und einem darauf nach Analogie des Stangenzirkels verschieblichen Winkelstück. Die Messung geschieht damit in der Weise, daß die kleine Maßstange ohne Druck an der tiefsten Stelle der Oberlippe direkt unter der Nasenspitze angesetzt und nun die Entfernung 9 der Nasenspitze von dem dadurch gegebenen Punkt der Oberlıppe durch Anschieben des auf dem Maßstab verschiebbaren Winkels gemessen und abgelesen wird. Dabei wird der Maßstab nach dem Augenmaß der deutschen Horizontalen, in der der Kopf des zu messenden Individuums orientiert ist, parallel gehalten. Dieses Instrument verdient aus zwei Gründen den übrigen gebrüuchlichen Instrumenten für die Messung der Elevation vorgezogen zu werden, da erstens sein Metallstab so dünn ist, da& er exakt am tiefsten Punkt unterhalb der Nasenscheidewand angelegt werden kann, und zweitens, weil der Schieber eine exakte Projektionsmessung gestattet, die mit den übrigen Instrumenten teils unmöglich, teils viel schwieriger ist. Ganze Höhe und Sitzhöhe, sowie die Höhe des 7. Halswirbels im Stehen, wurden mit dem Virchowschen Reise-Anthropometer bestimmt; die Armlänge mit einem hölzernen Meterstab als Abstand der Mittelfingerspitze des wagrecht ausgestreckten Armes vom Acromion gemessen und zwar in der Weise, daß am hängenden Arm, also bei erschlafftem Deltoideus, das Acromion abgetastet und seine Lage mit der Fingerspitze fixiert wurde. Dann erst wurde der zu Messende aufgefordert, den Arm bis zur Wagrechten zu erheben. Auf diese Weise kann die Lage des Acromion, das am wagerecht ausgestreckten Arm wegen der Kontraktion des Deltoideus schwer abzutasten ist, ohne größeren Fehler bestimmt werden. Die Klafterweite wurde mit einem zusammenlegbaren Zweimeterstab (Schreinermaß) und zwar vor der Brust gemessen, als größtmögliche Distanz der beiden Mittelfingerspitzen bei wagerecht ausgestreckten Armen. Die Schulterbreite wurde als Distanz der Acromia mit dem großen Baudelocque bestimmt, und zwar vom Nacken des zu messenden Individuums aus, so daß also der Beobachter hinter dem Messungsobjekt stand. Von den klein gedruckten Maßen des Schemas nahm ich nur die vorgesehenen Hand- und Fingermaße, also Länge und Breite der Hand, äußere und innere Mittelfinger- linge und Länge des ersten Mittelfingergliedes. Ihre Meßweise ist in der oben abge- druckten Maßanweisung mitgeteilt. Diese Maße wurden an 161 Individuen und zwar an 103 Meinen und 58 Frauen bestimmt, die sich unter die einzelnen Stämme in folgender Weise verteilen: Je 14 Männer und Frauen aus dem Stamm der Trumai, 24 Männer und 9 Frauen aus dem einen von uns besuchten Dorf der Auetö, und 65 Männer und 35 Frauen aus den verschiedenen Dörfern der Nahuqua. Von diesen Stämmen ist der erste bis jetzt noch nicht mit Sicherheit an eine der großen Völker- und Sprachfamilien Südamerikas angegliedert worden, der zweite ist ein Tupistamm, während die Nahuqua zur Familie der Caraiben zu zählen sind. Sie gehören also wohl drei verschiedenen Sprachfamilien an. Leider ist es mir infolge einer schweren Verletzung, die ich noch im Gebiet der Indianerdörfer erlitt, unmöglich gewesen, die Zahl meiner Messungen weiter auszudehnen, wie es sonst die Verhältnisse wohl erlaubt hätten. Die sehr interessanten Dörfer der Mehinaku und Bakairi haben sich dadurch meiner Messung entzogen. Doch hoffe ich, daß das beigebrachte, wenn auch sehr wenig ausgedehnte Material immerhin einiges zu unserer Kenntnis von der Urbevölkerung Südamerikas beitragen wird. Bei der Armut der heutigen anthropologischen Literatur an derartigen, von fachmännisch geschulten Beobachtern gewonnenen Beobachtungsreihen scheint mir auch ein so geringer Beitrag nicht zu verachten. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 2 10 Außer für Messung und Beschreibung der sogenannten somatischen Merkmale war die Expedition auch noch für die Bestimmung einer Reihe physiologisch wichtiger Größen ausgerüstet. Der Bestimmung des Körpergewichts dienten zwei starke Federwagen (soge- nannte Kälberwagen), die vor und nach der Expedition geaicht worden sind. Sie erwiesen sich auch im Indianerdorf und im Urwald als ohne Schwierigkeiten anwendbar und es war nur Zeitmangel, der mich daran hinderte, eine größere Anzahl von Wägungen vorzunehmen. Zur Bestimmung der Körpertemperatur waren eine Anzahl guter Maximalthermometer zur Hand. Die beiden Hautthermometer, die der Ausrüstung beigegeben waren, haben leider den schwierigen Transport nicht ertragen. Sie erwiesen sich schon in Cuyaba als unbrauchbar. Zur Bestimmung der Hautausdünstung war ein sogenanntes Polymeter mitgenommen worden. Dasselbe hat sich gut transportieren lassen und wäre, da sein Haarhygrometer jederzeit durch das Schleuderpsychrometer der meteorologischen Ausrüstung der Expedition kontrolliert werden konnte, gewiß auch im Indianerdorf ebenso brauchbar wie in der Heimat gewesen. Doch hat mich wieder der Zeitmangel daran verhindert, es mehr als ganz sporadisch zu benutzen. Das Matthieusche Dynamometer, die Snellenschen Tafeln zur Bestimmung der Seh- schärfe, der Wolfbergsche diagnostische Farbenapparat, sowie eine von Herrn Generalarzt Seggel in liebenswürdigster Weise zusammengestellte Reihe verschieden getärbter Woll- bündel zur Prüfung des Farbensinnes vervollständigten die Ausrüstung, die somit auch hochgespannten Anforderungen vollauf genügen konnte. Für mich persönlich hatte ich noch eine Reihe von Maßgläsern, sowie eine gute Schalenwage mitgenommen, die mir bei Versuchen über die in den Tropen aufgenommene Nahrungsmenge gute Dienste geleistet haben. Leider gelang es trotz mehrfacher Versuche nicht, solche Ernährungsversuche auch an Indianern und Negern vorzunehmen, wie es ursprünglich mein Plan gewesen war. Da meine Ernährungsversuche an der eigenen Person infolge davon im wesentlichen physiologisches, nicht speziell anthropologisches Interesse besaßen, sind sie von den übrigen Beobachtungsresultaten der 3. Schingu-Expedition gesondert publiziert worden.!) II. Kapitel. Beschreibung. Einleitung. Die Methoden der anthropologischen Forschung gliedern sich in zwei von einander wesentlich verschiedene Hälften, die Messung und die Beschreibung. Beide arbeiten am gleichen Objekt und suchen sich gegenseitig zu ergänzen. Es entspricht einer allgemeinen Tendenz der Gegenwart, die messenden Methoden für exakter und infolgedessen wissen- schaftlich verwertbarer zu halten als die beschreibenden, und es hat sich aus dieser 1) Über die Einwirkung des Tropenklimas auf die Ernährung des Menschen auf Grund von Ver- suchen im tropischen und subtropischen Südamerika, dargestellt von Dr. Karl Ranke. Berlin 1900. August Hirschwald, 95 Seiten. 11 Anschauung der Usus entwickelt, nur da auf die Beschreibung zu rekurrieren, wo die Messung durchaus untunlich ist. Das Objekt der Anthropologie ist die Kenntnis der heute lebenden Bevölkerungen in ihrer Stellung gegeneinander und gegen das übrige Tierreich. Sie ist in dieser Beziehung ein Kind der Zoologie und muß sich notwendig vor allem der Methoden ihrer Mutterwissenschaft bedienen. Es mag nun auffällig scheinen, daß der Satz, wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen, für diese beiden Wissenschaften nicht zu gelten scheint. In der Zoologie führen die beschreibenden Methoden fast ausschließlich die Herr- schaft, während die Messung ihnen gegenüber geradezu verschwindet. In der Anthropologie ist es dagegen heute fast umgekehrt, die messenden Methoden haben das erste Wort, während sich auf Grund des eben angeführten Gedankengangs stillschweigend eine ziemlich hochgradige Vernachlässigung der allgemeinen Beschreibung eingebürgert hat. Der. erste, der gegen diese einseitige Überschätzung der messenden Methoden auftrat, war, soviel mir bekannt ist, Rudolf Martin. Er sagt in seinem großen Werk über die Inlandstämme der malayischen Halbinsel (Jena, Gustav Fischer, 1905, pag. 323): „Die einseitige Über- schätzung der Messungen hat die physische Anthropologie auf eine schiefe Ebene gebracht und es ist Zeit, daß die Formbeschreibung, die ja die fast ausschließliche Methode der verwandten anatomischen und zoologischen Wissenschaften darstellt, wieder in ihre Rechte trete“, und spricht dann der „kombinierten Methode einer gleichberechtigten, ausge- dehnteren Beschreibung neben der gebräuchlichen Messung“ das Wort. Ich möchte diesen Ausführungen von R. Martin voll beitreten, denn die Anthropologie wird nie der Beschreibung entraten, aber auch nie die Messungen entbehren können. Der eben angeführte Unterschied in Zoologie und Anthropologie hat ja seine gute Begründung in der Verschiedenheit der Objekte. Wo große und durchgreifende Form- verschiedenheiten vorhanden sind, wie sie in Zoologie und Botanik zwischen den einzelnen Genera und Species die Regel bilden, kann man ohne Zweifel die Messung völlig entbehren. Beide Wissenschaften müssen aber zu Messungen greifen und tun das auch heute schon sehr vielfach, wenn es sich um die Beschreibung der Formen innerhalb einer und der- selben Spezies handelt. Gerade das ist aber das ausschließliche Objekt der Anthropologie. Beide Methoden haben einen verschiedenen — wenn auch nicht durchgreifend ver- schiedenen — Wirkungskreis. Die Messung gibt uns im erster Linie Aufschluß über Größenunterschiede von Organen oder Eigenschaften, die Beschreibung über die Unter- schiede der Form und Farbe. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß, wo es sich um den Nachweis geringer Größenunterschiede handelt, die Messung das einzig brauchbare Verfahren ist. Sie liefert uns, wie wir später des Genaueren noch ausführen werden, einen fixen Vergleichswert, der an die Stelle der ohne die Zahl sehr schwer faßbaren allgemeinen Größenvorstellungen tritt. Ebenso wie die Größenvorstellungen sind aber auch die instinktiven Abstraktionen von Formvorstellungen ohne ein fixes Vergleichsobjekt kaum mitzuteilen und besitzen aus- nahmslos eine gewisse individuelle Färbung, die ihre Vergleichung, sowie es sich nicht mehr um einen einzigen Beobachter handelt, sehr erschwert. Es wäre also theoretisch zweifelsohne vorzuziehen, auch die Form zu messen. Nun ist aber schon die Größe allein, der Variation wegen, ein recht kompliziertes Erscheinungsgebiet, in dem wir uns nur mit Hülfe sorgfältiger mathematischer Analysen zurecht finden können. Diesem noch relativ einfachen Phänomen gegenüber erscheint das Problem der Form so kompliziert, daß wir kaum hoffen können, ihm mit Zahlen nahe zu kommen. Immerhin bietet die Form neben unendlich kompliziertem auch einfaches, was der Messung gut zugänglich ist, Vorstellungen wie z. B. dick und dünn, breit und schmal, hoch und niedrig etc. Diese in ihrer individuellen Färbung recht variablen Begriffe können ohne weiteres durch einfache Ver- hältniszahlen ersetzt werden, die dem Anthropologen geläufigen Proportionen und Indices, mit denen die Messung auch in den Bereich der Formbeschreibung übergreift. Zwar sind es gerade wegen der Einfachheit dieser Beziehungen meist fundamentale Formeigenschaften, die sich uns dabei enthüllen, doch kann sich die Beschreibung unmöglich mit diesen einfachsten Aussagen begnügen. Dazu kommt noch, daß sich wirklich durch- greifende Formeigenschaften fast stets ohne besondere Mühe ziemlich vollständig beschreiben lassen, während sie durch Messungen immer nur mühselig und stets nur einseitig charak- terisiert werden können. Messung und Beschreibung müssen sich also notwendig gegenseitig ergänzen. Die eine kann der anderen nicht entraten. Wie so viele andere Beobachter bin ich mir damals, als ich zum ersten Mal auf der- artige Beobachtungen ausging, der großen Wichtigkeit der beschreibenden Merkmale nicht voll bewußt gewesen. Ich habe also größeren Wert darauf gelegt, möglichst viel Maße zu erhalten, als die Rubriken der äußeren Besichtigung vollständig auszufüllen. Ich habe mich damit einer, wie schon gesagt, nicht ganz seltenen Unterlassungssünde schuldig gemacht, die mich aber darum heute, wo die Gelegenheit, sie zu verbessern, unwider- bringlich verloren ist, nicht minder schmerzt. Gerade deswegen aber, weil ich mir dieses Fehlers vollbewußt bin, möchte ich meine Notizen trotz ihrer kleinen Zahl möglichst vollständig durcharbeiten, um damit auf die wissenschaftliche Verwertbarkeit derartiger Beobachtungen so nachdrücklich als möglich hinzuweisen. Wir werden dabei auch in methodologischer Hinsicht wohl auf einen und den anderen Gesichtspunkt stoßen, der mir von prinzipieller Bedeutung scheint. In den Rahmen der nun folgenden Besprechung werde ich auch die von Ehrenreich aus dem gleichen Gebiet veröffentlichten descriptiven Notizen mit hereinbeziehen, die von ihm in seinem zusammenfassenden Werk!) mitgeteilt, aber nicht weiter verwertet sind. Ich tue das einerseits schon der geringen Zahl der eigenen Notizen wegen und anderer- seits hoffe ich gerade aus der Vergleichung der beiden vollkommen unabhängigen Beob- achtungsreihen einen Rückschluß auf ihre wissenschaftliche Brauchbarkeit ziehen zu können. Leider sind die Beobachtungen Ehrenreichs und die meinigen nicht an der Hand des gleichen Beobachtungsschemas aufgezeichnet, ein Umstand, der bei der Verschiedenheit der gebrauchten beschreibenden Adjektiva die Vergleichung erschweren muß. Ehrenreich hat mit einem Schema gearbeitet, über dessen Herkunft ich keine Notiz aufzufinden vermochte, das aber von dem mitgeteilten J. Rankeschen an mehreren Punkten recht störend abweicht. Ehe ich auf das Detail näher eingehe, möchte ich noch einige Vorbemerkungen machen. Ich kann das wohl am leichtesten an der Hand eines Beispiels tun. Die Notizen, die nun besprochen werden sollen, sind angesichts des zu untersuchenden Individuums in der Weise !) Anthropologische Studien über die Urbewohner Brasiliens, vornehmlich der Staaten Matto Grosso, Goyaz und Amazonas (Purusgebiet) Nach eigenen Aufnahmen und Beobachtungen in den Jahren 1887 bis 1889 von Dr. Paul Ehrenreich. Braunschweig, Vieweg, 1897. 13 gemacht, daß die im Beobachtungsschema für die betreffende Körperregion notierten beschreibenden Adjektiven mit dem Untersuchungsobjekt verglichen wurden. Nehmen wir als Beispiel den Nasenrücken. Die erste Frage ist: breit? schmal? Der Beobachter sieht sich also das betreffende Individuum darauf an, ob der Nasenrücken ihm breit oder schmal erscheint, und beantwortet nach diesem subjektiven Gefühl die Frage. Ganz ebenso ist es dann mit der zweiten Frage: Hoch oder niedrig? und mit der Mehrzahl der folgenden und vorausgehenden. Wir haben uns also zu überlegen, was für ein allgemeines. Ver- gleichsobjekt liegt derartigem subjektiven Ermessen des betreffenden Beobachters bewußt oder unbewuBt zu Grunde? Ein Europüer wird nun die Indianernase in den meisten Füllen breit finden, ein Neger dürfte sie aber so gut wie in allen Füllen für schmal erklüren. Das ist allerdings ein grobes Beispiel, aber es zeigt doch deutlich, daß man sich, ehe man an die Ver- arbeitung derartiger Beobachtungen gehen kann, über den instinktiven Maßstab, der ihnen zu Grunde liegt, soviel Klarheit als möglich verschaffen muß. Nur wenige Fragen sind von dem eben angedeuteten instinktiven Rassenmaßstab unberührt. Als Beispiel diene die Erörterung der Farbe. Wenigstens für die Grundfarben dürfte, wenn man sich einmal über die betreffenden Worte verständigt hat, die Beurteilung sehr gleichmäßig ausfallen. Es wird, wie wir sicher wissen, ein Neger und ein WeiBer, wenn sie beide nicht farben- blind sind, eine rote Feder stets für rot und nicht etwa für blau oder grün erklüren. In ähnlicher Weise werden Krümmungen und andere rein geometrische Merkmale wieder sehr übereinstimmend beurteilt werden. Keine Rasse wird etwas rundes für eckig erklüren. Trotzdem stellen sich schon in der Beurteilung der am Kórper vorkommenden krummen Linien nicht unbetrüchtliche Schwierigkeiten für die Beschreibung ein, die uns das Vorhandensein eines zweiten störenden Faktors nur zu deutlich in Erinnerung bringen. Auf ihn stoßen wir unter anderem bei der Vergleichung der Aufzeichnungen von Ehrenreich und mir über die Krümmung des indianischen Kopfhaares. Schlicht, wellig und lockig sind bei uns beiden am gleichen Objekt verschieden verteilt, diese Begriffe zeigen also eine recht verschiedene individuelle Fürbung der koordinierten Vorstellung. Wir werden also bei der wissenschaftlichen Benutzung derartiger des- criptiver Notizen zwei Dinge zu berücksichtigen haben, erstens den Rassen- standpunkt des Beobachters und zweitens den verschiedenen Grad individueller Variation der Vorstellung, die sich unter ein und demselben beschreibenden Adjektivum verbirgt. |. Haut und Haar. Die Hautfarbe. Über meine Beobachtungen über die Hautfarbe der Schingu-Indianer habe ich in der Berliner Anthropologischen Gesellschaft im Februar 1898 schon ausführlich berichtet.) Obwohl ich an der dort wiedergegebenen Auffassung für mein spezielles Untersuchungs- objekt im wesentlichen festhalte, gibt mir doch eine Abhandlung von Professor G. Schwalbe 1| K, E. Ranke, Über die Hautfarbe der südamerikanischen Indianer, Zeitschrift für Ethnologie, 1898, Bd. XXX. 14 in Bd. XXXIV der Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien Veranlassung, auf dieses Thema noch einmal eingehend zurückzukommen, da die von mir gegebene Auf- fassung dort abgewiesen wird. Ich glaube es bei der Wichtigkeit der Hautfarbe in anthropologischer Hinsicht nieht verantworten zu können, zu der neuen Auffassung völlig zu schweigen, um so weniger, als mir erst aus einer Vereinigung der beiden entgegen- stehenden Auffasssungen ein ganz umfassendes Bild von dem Verhalten dieses wichtigen Merkmals hervorzugehen scheint. Um das zur Beurteilung der schwebenden Fragen unumgänglich notwendige Tat- sachenmaterial beizubringen, sei in erster Linie eine Darstellung der Beobachtungsresultate aus den Schingudörfern gebracht, die uns den festen Grund geben wird, auf dem wir bei der endgültigen Entscheidung Stellung nehmen wollen. Bei der Einzigartigkeit des Materiales und der Schwierigkeit, ähnliche oder gleiche Beobachtungen wieder zu beschaffen, soll dazu an erster Stelle eine genaue Wiedergabe der tatsächlichen, an Ort und Stelle gemachten Notizen gegeben werden, um so mehr, als diese in der zitierten Abhandlung nicht zum Abdruck gekommen sind. Es sind im ganzen 54 Notizen, die ich, nach den einzelnen Körperregionen, sowie nach Alter und Geschlecht geordnet, hier folgen lassen will. Il. Erwachsene Männer. Rücken, Beob. Nr. 1, Zinnober, Kardinalton f, etwas heller. à = PESO: : Re „ 15, die dunkelsten Stellen Zinnober, Kardinalton e—f, näher e. Schulter, , „ 36, Zinnober, Kardinalton g. Unterarm, , . 41, Broca zwischen 43 und 47. s : . 19a, Zinnober, Kardinalton f—g, brauner. Bauch, . 37, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange, h—i, etwas brauner. Hals und Gesicht, Beob. Nr. 2, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange h, etwas heller. » : 5 7 . l4, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange h. 1 : - „ 40, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange t, etwas dunkler. Palma und Planta, |. „ 4, Zinnober, erster Übergang nach Orange t—u.!) A » " 3 . 18, Zinnober, erster Übergang nach Orange s—t.!) Grundton (aus einiger Entfernung gesehen), Beob. Nr. 3, Zinnober, Kardinalton zwischen f u. h. H i d : a : „17, Zinnober, Kardinalton nahe e. II. Erwachsene Frauen. Rücken, Beob. Nr. 12, Zinnober, erster Übergang nach Orange g, etwas heller. E EI „ 28, * * E] E E] d, E) 2 5 2 . 32, Zinnober, Kardinalton f — erster Übergang nach Orange f. » , . 93, Broca 29, etwas brauner. k " . 45, Broca 29—50, etwas heller als beide. Warzenhof, . . 11, Zinnober, Kardinalton d. : 3 sn27; > . d, etwas heller. !) Die eigentliche Hautfarbe wegen Beschmutzung nicht sicher zu erkennen, heller. 15 Unterarm, . . 8, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange f. E] ? * 24, ? ” E) L) D) f Brust, Beob. Nr. 42, gelber als Broca 30, wärmer als Broca 44. Hals und Gesicht, Beob. Nr. 9, Orange, Grundton s. = E N : „43, heller als Broca 33, dunkler als 23. Palma und Planta, , . 10, Orange, Kardinalton t—u. x 3 : r eos 5 M tu. Kopfhaut, Beob. Nr. 44, Zinnober, erster Übergang nach Orange v, zu gelb und zu rot, also weißer. IIl. Kranke Individuen. Kranker (anaemischer) Knabe, Bauch, Beob. Nr. 34, zwischen Broca 24 und 26. Kranke Frau (Mastitis), Rücken, Beob. Nr. 38, zwischen Zinnober, zweiter Übergang nach Orange h, und Zinnober, erster Übergang nach Orange g, etwas brauner. Kranke Frau (Mastitis), Gesicht, Beob. Nr. 39, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange u. IV. Ausnahmsweise helle Frau. Wade vor dem Waschen, Beob. Nr. 46, Broca 23, etwas dunkler und graubrauner. ue mnachs- : T „ 47, Orange, Kardinalton u, etwas brauner. Wange vor dem Waschen, Beob. Nr. 48, Karmin, erster Übergang nach Zinnober u, etwas röter. Wange nach dem Waschen, Beob. Nr. 49, Karmin, erster Übergang nach Zinnober t—u. $ - x x T „ 50, Broca 25, aber etwas mehr Karmin. Brust, gewaschen und Blut weggedrückt, Beob. Nr. 51, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange u, etwas brauner. Brust, gewaschen, aber nicht gespannt, Beob. Nr. 52, Broca 25. Oberarm, gewaschen, Beob. Nr. 53, hellbräunlich, zwischen Broca 30 und 32. Ellenbogen, innen, Beob. Nr. 54, Broca 23, aber röter und weißer. 55, Karmin, zweiter Übergang nach Zinnober u. E) ? ^ ” V. ca. 1 Jahr alte Kinder. Rücken, Beob. Nr. 6, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange t.!) Brust, a „22, Karmin, = " ; rn 1923) Bauch, 3 . 29, Orange, Kardinalton s, etwas brauner.!) 2 : n5 5 A s. VI. ca. ![3 Jahr alte Kinder. Brust, Beob. Nr. 5, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange s. Oberschenkel, Beob. Nr. 20, Orange, zweiter Übergang nach Zinnober s, dunkler. Bauch, Beob. Nr. 21, do. 1) Die eigentliche Hautfarbe, durch Schmutz verdeckt, ist etwas heller. 16 VII. Neugeborne. Brust, Beob. Nr. 30, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange t. » » „ 91, Karmin, zweiter Übergang nach Zinnober u. Bauch, , . 35, Broca zwischen 26 und 33, etwas brauner. VIU. Bedeckt getragene Hautstelle. Unterarm, Beob. Nr. 19, Zinnober, zweiter Übergang nach Orange u, etwas dunkler, aber lange nicht so farbig wie t, der Haut meines eigenen gebrüunten Handrückens aufs genaueste gleichwertig. Damit diese Notizen für den Leser, dem die beiden Farbentafeln nicht zu Gebote stehen, nicht bloß leere Worte bleiben, war der zitierten Abhandlung eine Tafel beigegeben, die die wichtigsten dieser Töne in möglichst genauer Nachbildung und unter Berücksichtigung der notierten Differenzen der Indianerhautfarben von den Tönen der zur Bestimmung benutzten Skalen enthielt. Sie gab also die Reihenfolge der Farbentóne wieder, die sich exakt bestimmen ließen, vom dunkelsten bis zum hellsten beobachteten Farbenton. Die scharfe Scheidung zwischen dunkelbraunen und hell gelbbraunen Tönen, die sie enthält, besteht aber nicht auch in gleicher Weise für die Hautfarben der Schingu-Indianer. Zwischen den Tónen 6 und 7 der Tafel liegt eine lange Reihe feinst abgestufter gelbbrauner Tóne, welche die beiden verbinden und die sämtlich bei den Indianern zur Beobachtung kommen. Daß sie in meiner Tafel und auch in meinen Notizen fehlen, hat seinen Grund allein in der Mangelhaftigkeit der zur Verfügung stehenden Vergleichstafeln. Sowohl die Brocasche als die Raddesche Farben- tafel enthalten diese am Indianerkörper weitaus häufigsten Farbenstufen überhaupt nicht, so daß sich die Durchschnittsfarbe der Indianer der exakten Feststellung entzog. Wenn wir davon absehen, gibt uns aber die Tafel ein sehr gutes Bild von den dunkleren und den hellen Hautstellen und zeigt so, worauf ich das Hauptgewicht legen möchte, den überraschend großen Umfang der Variation. „Am dunkelsten ist, wie zu erwarten war, der Wärzenhof der weiblichen Brust. Ihr fast vollständig gleich war die dunkelste Hautstelle, die ich sonst an einem Indianer gesehen habe, auf dem Rücken einer schwangeren Frau. Im allgemeinen war der Rücken zwar stets das dunkelste am Körper der Indianer, aber doch etwas heller, kein d-Ton der Raddeschen Farbentafeln mehr, sondern e und f. Ihm reiht sich die Streckseite der oberen Extremität und die Schulterwölbung an, die so ziemlich dem allgemeinen Eindruck der Hautfarbe, wenn man sie aus einiger Entfernung zu beurteilen sucht, entsprechen. Nun folgen schnell heller werdend, Unterleib und Brust, Schenkel, Hals und Gesicht, Palma und Planta und als letztes die Farbe der behaarten Kopfhaut. Mit dieser sind wir bei den untersten Tönen der Raddeschen Farbenskala, bei u und v angelangt“.!) Die einzeln neben einander gestellten beiden Töne der der zitierten Abhandlung beigegebenen Tafel dienen dazu, den beobachteten Einfluß der Bräunung durch Licht und Luft festzulegen. Im allgemeinen wird es sehr schwer sein, bei einem Naturvolk irgendwie lichtdicht bedeckte Stellen aufzufinden. Beim Indianer ! K. E. Ranke loc. zit. p. 63. 17 war das aber durch einen glücklichen Zufall möglich. Die Schingu-Indianer tragen von ziemlich früher Jugend auf — wie wir noch sehen werden, aus ästhetischen Gründen — um bestimmte Stellen von Arm und Bein festangelegte, einander mehrfach überdeckende Bast- binden, oder ganz dicht gewobene Baumwollbinden, die jedenfalls monatelang, die letzteren aber wahrscheinlich jahrelang nicht abgenommen werden. Bei einem der Indianer habe ich eine solche Baumwollbinde losgeschnitten. Der Unterschied, welcher sich nun zwischen der vorher unbedeckt getragenen Streckseite des Vorderarms, die stets mit zu den dunkelsten Hautstellen des Körpers zählt, und der Hautfarbe direkt nebenan unter der losgeschnittenen Binde zeigte, war ein höchst überraschender. Während die unbedeckte Streckseite des Oberarms den Buchstaben f und & der Raddeschen Tafeln angehörte (Ton 12 der Tafel I), war die Streckseite des Oberarms unter der Binde kaum dunkler als mein eigener Hand- rücken und wohl nur des Schmutzes wegen um ein kleines dunkler als dem Buchstaben u der Raddeschen Tafeln entspricht (Ton 13 der Tafel I). Durch Zurückschieben der entsprechenden Binden anderer Individuen habe ich mich davon überzeugt, daß dieser große Unterschied überall zu finden war. An, wie mir scheinen will, völlig unbestreitbaren Tatsachen läßt sich aus diesen Beobachtungen folgendes entnehmen: : 1. Die Hautfarbe der Schingu-Indianer variierte von sehr hellen, gelben bis zu sehr dunklen, braunroten Tönen. 2. Bedeckte Stellen sind, wenn die Bedeckung wirklich nahezu lichtdicht ist, in ganz erstaunlichem Grade heller als unbedeckte und namentlich der Sonne ausgesetzte. 3. Die Farbe der Haut variiert am erwachsenen Individuum in der Weise, daß. am dunkelsten, wenn wir vom Warzenhof der weiblichen Brust absehen, die Haut der Schulter, des Rückens und der Streckseite der Arme ist, dann folgen Unterleib, Brust und Schenkel, dann, schon wesentlich heller, Hals und Gesicht, und schließlich in weitem Abstand von ihnen Palma und Planta und die behaarte Kopfhaut. 4. Neugeborne und Kinder in den ersten Lebensjahren sind wesentlich heller als Erwachsene. (Vgl. die unter V, VI und VII verzeichneten Beobachtungen.) 5. Die Hautfarbe zeigt sehr erhebliche, individuelle Schwankungen. (Vgl. die unter IV verzeichneten Beobachtungen.) Diese Resultate sind nun auf Grund sorgfültiger Beobachtungen an Ort und Stelle in manchen Beziehungen noch vervollständigt worden. Dabei ergab sich 6. Nur teilweise vor Licht geschützte Hautstellen, vor allem die im Schatten der lang getragenen Haupthaare der Frauen (siehe die Abbildungen des Anhangs) befindlichen Stellen des Rückens und des Nackens, zeigen eime dem Grade der Beschattung parallel gehende Aufhellung der Farbe, so daß die helle Hautfarbe der behaarten Kopfhaut bei den Frauen ganz allmáhlich an Nacken und Rücken in die dunkelbraune Hautfarbe, die diesen Regionen an unbeschatteten Stellen eigen ist, übergeht. Bei den Münnern fehlt dieser allmähliche Übergang. Beiihnen geht, dem scharf abgeschnittenen Rand der Haupthaare entsprechend (siehe die Abbildungen des Anhangs), die dunkle Haut des unbedeckten Rückens und Nackens unvermittelt in die helle Fürbung der beschatteten Nackenhaut und dann in die noch hellere der behaarten Kopf- haut über. 7. Personen, die durch Krankheit (vgl. die Beob. unter III) oder Alter an das Haus Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 3 EN 18 gefesselt sind, sind deutlich heller als die sich dem Licht täglich aussetzenden gesunden und krüftigen Erwachsenen. Dabei verwischen sich bei den Greisen die Unterschiede zwischen den einzelnen Körperregionen wieder teilweise, und die Gesamtfarbe nähert sich mehr der- jenigen der helleren Stellen. Das ist im wesentlichen das durch meine Beobachtungen einwandfrei niedergelegte Tatsachenmaterial, wenn wir von der Fixierung der speziellen Farbentóne, z. B. der verschiedenen Mischung aus Gelb, Rot und Braun ete. absehen. Daraus läßt sich dann wieder an allgemeineren Resultaten ableiten: 1. Die Haut des Indianers bräunt in sehr hohem Grade unter dem Einfluß der Sonne. 2. Die Variationen in der Hautfarbe der verschiedenen Körperstellen des erwachsenen Indianers sind von dem Grade der Belichtung der einzelnen Körperstellen deutlich abhängig. Das zeigt ganz einwandfrei das in den Tatsachen zwei und acht niedergelegte Ver- halten der beschatteten Körperstellen. Da nun gerade die dunkelsten Hautpartien, Rücken, Schulterwölbung und Streckseite der Arme auch den Sonnenstrahlen am meisten ausgesetzt sind, glaube ich ihr dunkles Braun eben dem Einfluß der Sonnenstrahlen zuschreiben zu dürfen. Dieser Schluß schien mir des weiteren dadurch bekräftigt, daß „wir von gesetz- mäßigen Unterschieden in der Pigmentierung dieser Körperstellen leider nur sehr wenig wissen“ und daß „diese Unterschiede bei uns Europäern so gering sind, daß sie bei ihnen ebenso wie nach den Untersuchungen von Bälz auch bei den Japanern, also einem der sogenannten gelben Völker Asiens, vor dem Einfluß der Bräunung durch Licht und Luft verschwinden“.!) . Soll die Hautfarbe zu Vergleichen benutzt werden, so muß also dieser durch die Be- lichtung erworbene Farbenton ausgeschaltet werden und wir dürfen die dunkelbraunen Farben, die zweifelsohne unter dem Einfluß der Belichtung zustande gekommen sind, ebensowenig zur anthropologischen Kennzeichnung verwerten, als wir dies etwa bei den heller braunen Tönen zu tun gewohnt sind, die bei den so- genannten weißen Rassen infolge der Besonnung entstehen. Wir müssen also nach der rassenhaften Färbung des Indianers suchen. Zur Beurteilung dieser rein rassenhaften Färbung eines nackt gehenden Volkes schien mir nun, abgesehen von sicher lichtdicht bedeckten anderen Stellen, die bei einem Natur- volk doch nur sehr selten gefunden werden können, die behaarte Kopfhaut am geeignetsten, da wir es in ihr nicht mit einer stets fast völlig oder völlig pigmentlosen Hautstelle, wie etwa Palma oder Planta, zu tun haben, sondern die Kopfhaut gerade die größten rassen- haften Unterschiede in der Färbung aufweist, wovon ich mich in Brasilien ebenfalls durch Beobachtungen an Negern, Mulatten, Indianern und Weißen überzeugt hatte. Besonders ins Gewicht fällt dabei, dab bei der behaarten Kopfhaut die Liehtwirkung tatsächlich meist so gut wie ausgeschlossen ist. Da nun bei den Indianern die Kopfhaut eine hellgelbliche Färbung besitzt, schloß ich die besprochene Abhandlung mit dem somatisch-anthropologisch wichtigsten der Resultate, das ich aus den vorgelegten Beobachtungen zu schließen imstande war. 3. „Die Hautfarbe der Indianer steht, soweit ihre Entstehung den Einflüssen der Erb- lichkeit zugeschrieben werden muß, der der gelben Völker Asiens sehr nahe.“ !) K. E. Ranke, loeo cit. 19 Diese Resultate sind nun von Professor G. Schwalbe, wie schon angegeben, bestritten worden und wir wollen nun im folgenden zusehen, wie weit Schwalbes Einwendungen berechtigt sind und inwiefern sie uns daher zu einer Modifikation derselben zwingen. An erster Stelle entwickelt Schwalbe eine Theorie des Inhalts — falls ich richtig verstanden habe — daß eine Hautstelle, die viel dunkles Haar produziert, notwendig heller sein müsse, als eine Hautstelle, die wenig oder kein Haar mit dunklem Pigment trägt, da er Grund zu der Annahme zu haben glaubt, daß gleiche Flächen der behaarten und der unbehaarten oder spärlich behaarten Körperteile in der Zeiteinheit gleich viel Pigment erzeugen. Daher sei die Kopfhaut bei mäßig pigmentierten Rassen so hell, während es bei Negern und Melanesiern, entsprechend der sehr reichlichen Pigmentbildung überhaupt, auch in der Epidermis der Kopfhaut zur Ausscheidung von Pigment kommen müsse, „wie es ja tatsächlich der Fall ist“. Dann aber versucht Schwalbe einiges zu dem nachzutragen, was ich bei Abfassung der zitierten Abhandlung schmerzlich vermißt hatte, durch Mitteilung einiger Untersuchungen über die Verschiedenheiten der Pigmentierung verschiedener Körperstellen beim Europäer. Er stützt sich dabei im wesentlichen auf unter seiner Leitung angestellte Unter- suchungen von Breul!) und Adachi, deren Resultate Schwalbe selbst, wie folgt, zusammenfaßt. Breul unterscheidet an seinen mikroskopischen Schnitten, an denen er die Unter- suchungen vorgenommen, 8 Pigmentierungsgrade, von denen Nr. 1 pigmentfrei, Nr. 8 sehr stark pigmentiert bedeutet. „Die größere Zahl entspricht also einer reichlicheren Pigmen- terung.* Sehen wir nun von der Haut der Geschlechtsteile, der Brustwarzen und des Anus ab, die sämtlich für die vorliegende Untersuchung ohne Bedeutung sind, so ergab sich: „für die übrigen Hautstellen durchaus nicht das Gesetz, daß dieselben um so stärker pig- mentiert erscheinen, je freier sie den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind. Allerdings kann man die starke Pigmentierung der dorsalen Seite des Unterarms wenigstens zum Teil auf der- artige Exposition zurückführen, auch allenfalls die bis 6 heraufgehende Pigmentierung der Brust, da sie ja häufig bei Arbeitern frei der Luft ausgesetzt wird. Bauch und Rücken gehören aber bei der weißen europäischen Bevölkerung durchaus nicht zu den unbedeckten Körperteilen. In den Fällen von Breul ist die Pigmentierung des Epigastriums und Hypo- gastriums durchschnittlich 5, des Rückens im Nackengebiet bis 6, im übrigen Teile bis 5. Auch aus Adachi erfahren wir, daß der Nacken am stärksten gefärbt ist, besonders stark pigmentiert ist die Kreuzgegend, etwas weniger die Lenden und Glutealgegend. Im allge- meinen scheint doch in geringem Maße die Rückenfärbung die des Bauches zu übertreffen. Die Färbung der Brust dagegen ist eine sehr schwankende, sie stand in drei Fällen bedeutend der des Bauches und Rückens nach, war sogar in einem Falle gar nicht vorhanden. Für die oberen Extremitäten gilt die Tatsache, daß die Dorsalseite an Hand und Unterarm bedeutend stärker gefärbt ist als die Volarseite. Die Zahlen sind für die Dorsalseite der Hand (allerdings nur ein Fall) 5, für die der Volarseite 1—3, im Durchschnitt aus 5 Fällen 1,8; für die Dorsalseite des Unterarms erhalten wir 5,2, für die Volarseite nur 2,8. Weniger ausgesprochen sind die Differenzen zwischen der Beuge und Streckseite des Oberarms. Im Durchschnitt aller 5 Individuen ergibt sich eine etwas 1 Über die Verteilung des Hauptpigments bei verschiedenen Menschenrassen. Morphologische Arbeiten 1896, Bd. VI. 3* en 20 stärkere Färbung der Streckseite (3) als der Beugeseite (2,6); doch ist es wohl sehr schwer, auf Grund der mikroskopischen Bilder die Unterschiede in der Pigmentierung überall scharf zum Ausdruck zu bringen. Für den Oberschenkel und Unterschenkel ergaben Breuls Untersuchungen keine wesentlichen Unterschiede an den verschiedenen untersuchten Stellen. ... Wie bei der Hand, ist aber am Fuß der Unterschied zwischen Dorsal- und Plantarseite sehr bedeutend. Die Fußsohle hat den Färbungsgrad 1,8, ist also so gut wie gar nicht pigmentiert, der Fußrücken dagegen mit 4 deutlich pigmentiert*. Im weiteren sagt dann Schwalbe: ,Mir will es scheinen, als wenn die Untersuchungen über die Verschiedenheiten der Hautfarbe an den verschiedenen Stellen desselben Indivi- duums allzusehr von der Vorstellung beherrscht werden, daß die unbedeckten Körperteile dunkler sein müßten als die bedeckten^ und gibt im Anschluß daran als Beispiel, wie sehr diese Vorstellung die heutige anthropologische Forschung beherrsche, an, daß Luschans Instruktion für anthropologische Forschungsreisen ausdrücklich die Frage stellt: ,sind die bedeckt getragenen Hautstellen merklich dunkler oder wesentlich heller als die gewöhnlich der Sonne ausgesetzten?“ Sowie später: „Auch eine speziell der Hautfarbe der südameri- kanischen Indianer gewidmete Arbeit von K. E. Ranke steht vollständig unter dem Banne der Einwirkung der Sonnenbelichtung. Er sagt: Dunkle Stellen sind gerade die, welche am meisten der Sonne ausgesetzt werden (Rücken, Streckseite der Arme, Schulterwölbung). Stirn und Kopfhaut sollen deshalb so hell sein, weil sie durch das Haupthaar beschattet werden; bedeckte Stellen seien!) heller als unbedeckte*. Und unmittelbar im Anschluß hieran: „Nur eine Arbeit weicht, soweit mir die außer- ordentlich zersplitterte Literatur bekannt ist, von der gewöhnlichen Schablone?) ab. Es ist dies die Arbeit von Widenmann über die Kilimandscharo-Bevölkerung.“ Dieser hat für den Pigmentierungsgrad der Kilimandscharo-Neger folgende Reihenfolge aufgestellt: „Geschlechtsteile, Nacken, Rücken (Schultern, Lenden), Seitenteile des Bauches, Streckseiten der Arme und Beine (besonders Ellbogen, Knie), Lippen, äußerer Augenhöhlen- rand, seitliche Stirngegend, Bauchmitte, Brustmitte, Kniekehle, Schenkelbeuge, Achselhöhle, Oberschlüsselbeingrube, Kehlkopfgegend, konkave Seite der Ohrmuschel, Gesicht, Kopfhaut, Handteller, Fußsohle. Abgesehen von geringen Verschiebungen erhalten wir also dieselbe Regel für den Pigmentierungsgrad wie bei den von mir untersuchten Rassen, und auch die wenigen von Ranke untersuchten Hautstellen der südamerikanischen Indianer stimmen damit überein.“ „Ich bemerke im voraus, dal ich selbstverständlich nieht die direkte Wirkung der Belichtung auf die Färbung der Haut der verschiedensten Menschenrassen leugne. Ich stehe dabei ganz auf dem Standpunkt von Widenmann?) und hebe nur noch besonders !) Im Original nicht gesperrt. ?) Im Original nieht gesperrt. 3) Widenmann, Die Kilimandscharo-Bevölkerung. Anthropologisches und Ethnographisches aus dem Dschaggalande. Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsheft zu Nr. 129. „Die oben angegebene, nach Streck- und Beugeseite verschiedene Verteilung des Farbstoffes hat mit einer unmittelbaren Einwirkung des Sonnenlichtes offenbar nichts zu tun. Es handelt sich hier um eine Pigmentverteilung, die in gleicher Weise auch bei Weißen vorkommt, und im ganzen Tierreich ver- breitet ist. Es wäre sonst schwer, zu verstehen, weshalb Neger, welche von früher Jugend an bekleidet gehen, dieselbe Pigmentverteilung aufweisen und weshalb freilebende, teilweise bekleidete Neger an den bedeckten Teilen (Rumpf, besonders Rücken und Geschlechtsteilen) dunkler sind als an den unbedeckten. 21 hervor, daß durch diese direkte Wirkung möglichenfalls die überaus starke Pigmentierung des Nackens, der Schulter, der Streckseite des Unterarms und des Handrückens erklärt wird.“ „Diesen immer wieder erfolgenden Versuchen der äußeren klimatischen Faktoren, an der Hautfärbung zu modeln, steht zäh gegenüber die Vererbung einer von Urzeiten her überkommenen Färbung des Menschengeschlechtes. Dieselbe läßt sich kurz in den Worten zusammenfassen: 1. Für den Rumpf dorsal dunkel, ventral hell. 2. Für die Extremitäten Streckseite dunkel, Beugeseite hell.“ Schwalbe hat nun die infolge der kleinen Anzahl seiner Beobachtungen (5 Individuen) noch restierende Unsicherheit seines Schlusses in sehr geschickter Weise durch einen Analogieschluß zu beseitigen versucht, indem er nach dem Vorgang Widenmanns darauf hinweist, daß sein Gesetz bei den Säugetieren in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle gilt. Bei den Säugetieren sind also in der Mehrzahl der Fälle die dorsalen Fellpartien dunkler als die ventralen; schon wesentlich seltener werden die dorsalen und die ventralen Fell- partien gleich hell befunden, und noch viel seltener ist das Umgekehrte der Fall. Der Analogieschluß, daß demnach auch beim Menschen dieses fast allgemeine Gesetz giltig sein könnte, hat gewiß viel bestechendes, und ich möchte mich gerade mit Rücksicht auf ihn, — mit allem wissenschaftlichen Vorbehalt — dahin erklären, daß auch mir ein solches Verhalten für den Menschen nicht ganz unwahrscheinlich ist.!) Im übrigen unterliezen die ostafrikanischen Neger ebensowohl der dunkelnden Einwirkung der Sonne an den unbedeckten Körperteilen wie die Europäer, wenn auch der Effekt naturgemäß bei ihnen nicht so auffallend ist. Wer aber ein Auge für solche Dinge hat, kann in Ostafrika sehr wohl bemerken, daß Träger, Soldaten und farbige Diener, die er persönlich kennt, von einer längeren Expedition stets dunkler zurückkommen, als sie ausgezogen sind, am meisten, wenn es sich dabei um eine größere Steppenwanderung in der trockenen Jahreszeit gehandelt hat. Damit stimmt die Beobachtung überein, daß Neger in Europa heller werden. Man muß annehmen, daß die Pigmentierung der farbigen Rassen überhaupt eine An- passung an die stärkere Belichtung und Wärme, der sie ausgesetzt sind, darstellt und eine Schutzmaß- regel bildet. Trockne Wärme erzeugt, entsprechend der dabei statthabenden stärkeren Belichtung, mehr Pigment als feuchte Wärme, daher sind die Bewohner der wolkenarmen Steppen dunkler als die Küsten- und Gebirgsbewohner gleicher Breiten. Außer der ererbten Rassendisposition und den klimatischen Be- dingungen sind auch Lebensweise und Beschäftigung von Einfluß auf den Grad der Pigmentierung. Nomaden sind dunkler als Ackerbauer. Es scheint, daß da, wo die größten Hitzegrade auf der Erde sich finden, im Sudan, auch die dunkelsten Menschen wohnen. Das Pigment absorbiert ganz besonders die kurzwelligen, ultravioletten, chemisch wirksamen Strahlen, welche die Bräunung der Haut hervorrufen und die Entstehung des Erythema solare auf der Haut begünstigen. Es ist bekannt, daß brünette Europäer die Tropensonne besser vertragen und sich ungestrafter der Besonnung aussetzen dürfen als blonde, welche zum Verbrennen der Haut mehr geneigt sind. Brünette Europäer dunkeln in den Tropen auch relativ mehr als blonde, deren Haut sich mehr rötet, entzündet und zu Blasenbildung neigt als bräunt. Ich selbst war bei der Rückkehr von Kilimandscharo nach einem 2ltägigen Marsche, größtenteils durch Steppe, im Gesichte und an den Händen dunkler geworden als die an der Küste lebenden Inder etc." 1) Der Analogieschluß wird allerdings dadurch unsicher, daß die Verhältnisse bei Mensch und Säugetier nicht völlig analog sind. Eine beständig dem Erdboden zugekehrte oder sonst wie beständig oder fast beständig bedeckte Körperfläche pflegt allerdings, wie Widenmann richtig hervorgehoben, so ziemlich „im ganzen Tierreich“ heller oder weniger intensiv gefärbt zu sein als die übrigen, die meist mit irgend einer Schutz- oder Trutzfärbung versehen sind. Die Helligkeit der Bauchfläche der Säugetiere gehört ohne Zweifel in diesen Kreis von Erscheinungen. Die Ventralseite des menschlichen Rumpfes zeigt aber diese durchgreifende biologische Verschiedenheit gegen die Dorsalseite nicht mehr. Sie ist mit dem aufrechten Gang verloren gegangen. Eine wesentliche Einwirkung auf die Formulierung meiner Resultate am Indianer kann dieses Prinzip aber nicht wohl gewinnen. Denn selbst wenn wir das Schwalbesche Gesetz als auch für den Indianer giltig annehmen, so bleibt doch die Tatsache der ganz ungeheueren Bräunung des nackt gehenden Indianers unter dem Einfluß der Sonne daneben bestehen und produziert Farbenunterschiede, neben denen die rein erblichen Unterschiede zwischen ventral und dorsal (vgl. die Farbe für die dorsale Fläche des Unterarms bei Ausschluß der Sonnenbräunung, Tafel I Nr. 15) verschwinden. Die definitive Hautfarbe des erwachsenen Indianers ist darum doch nach den mitgeteilten Beobachtungen in ihren tiefbraunen Tönen sehr deutlich von dem Grade der Belichtung abhängig, wie das bei einer hellhäutigen und unter dem Einfluß der Sonne stark bräunenden, völlig nackt gehenden Bevölkerung auch gar nicht anders sein kann. Es handelt sich ja nicht, wie Schwalbe nach dem Wortlaut seines Citates angenommen zu haben scheint (,bedeckte Stellen seien heller als unbedeckte^), um eine Meinung, sondern um sicher gestellte Beobachtungen, mit denen also jede Theorie rechnen muß. Da sowohl Ehrenreich als in neuerer Zeit auch Schmidt gleiche Beobachtung für südamerikanische Indianer gemacht haben, vermag ich mich mit einer Vernachlässigung dieses durch Beobachtung unabweislich sicher gestellten und auch in seinem Grade bekannten Faktors nicht einverstanden zu erklären und möchte für meine Person für die Beibehaltung solcher Fragen wie die zitierte Luschansche in anthropologischen Fragebogen eintreten. Wo sie noch nicht vorhanden sind, müssen sie nach dem Gesagten notwendig und baldigst ein- geschaltet werden. Daß aber für dunkelhäutige Rassen die erbliche Färbung den Ausschlag geben kann, scheint mir wohl denkbar und bei der Bestimmtheit der darauf gerichteten Angaben auch nicht unwahrscheinlich, weshalb auch die Verhältnisse beim Neger, wie ich in meiner ersten Abhandlung schon betont habe, durchaus nicht so ohne weiteres mit denen bei hellhäutigen Rassen vergleichbar sind. Bleibt also, was ja von vornherein selbstverständlich, das Tatsachenmaterial, das meine Beob- achtungen beigebracht haben, durch die Schwalbeschen Darlegungen unberührt, so kann ich bis auf weiteres auch keine Ursache finden, die daraus abgeleiteten Resultate 1 und 2 zu modifizieren. Gegen mein Resultat 3, die Wichtigkeit der Farbe der behaarten Kopfhaut für die Beurteilung der rein rassenhaften Hautfärbung, ist nun noch die eingangs erwähnte Schwalbesche Theorie über die negative Korrelation zwischen Haut- und Haarfarbe gerichtet.') Dieselbe scheint mir aber den Tatsachen in weit geringerem Grade zu entsprechen, als das eben abgehandelte Gesetz. Es gilt z. B. nicht auch für die übrigen Säugetiere.) 1) Schwalbe, loco cit. „Betrachten wir mäßig pigmentierte Rassen mit leicht gebrüunter Haut, so erscheint von allen Stellen die behaarte Kopfhaut zwischen den Haaren am hellsten. K. Ranke, der dies auch bei südamerikanischen Indianern bemerkte, ist geneigt, dies von dem weitverbreiteten, populären, auch von ihm angenommenen Prinzip abzuleiten, daß bedeckte Hautstellen heller erscheinen als unbe- deckte, die Kopfhaut sei aber als bedeckte Körperstelle zu betrachten, da sie von dichtem Haarwuchs beschattet sei. Ich werde mich in der Folge über diese Erklürung der verschiedenen Fürbung verschiedener Hautstellen zu äußern haben. Ich glaube, zeigen zu können, daß eine solche Erklärung nicht das Richtige trifft.“ Dann folgt die Entwicklung der besprochenen Theorie der Pigmentbildung. 2) Ein Blick auf unsere Haupthaustiere zeigt uns das ohne weiteres. Ein geschecktes Schwein oder Pferd etc. zeigt stets an den dunkelbehaarten Stellen eine dunkle, an den hellbehaarten Stellen eine helle Hautfarbe. Stehen die beiden Haarfarben in scharfen Konturen unmittelbar nebeneinander, so ent- spricht diesem Unterschied auch ein gleichsinniger, ebenso scharf begrenzter Unterschied in der Hautfarbe. 23 Auch für den Menschen könnte es ja allein für die Kopfhaare Geltung haben, da schon die Scham-, Achsel- und Barthaare sich von diesem Gesetz unabhängig zeigen. Ich halte demnach bis auf weiteres meine auf Grund der Besichtigung einer ganzen Reihe von Varietüten des Menschengeschlechts und ihrer Mischungsprodukte gewonnene Über- zeugung aufrecht, daß die Kopfhaut die rein rassenhaften Unterschiede der Hautfürbung besser zur Anschauung bringt, als dies bei den bisher meist berücksichtigten Kórperstellen der Fall ist, und zwar gerade deshalb, weil hier einer der hauptsüchlichsten störenden Faktoren, die Belichtung, meist besser ausgeschlossen ist, als an den übrigen Kórperstellen. Damit bleibt für mich dann auch das letzte und wichtigste meiner Resultate bestehen, daß der Indianer seiner rassenhaften Hautfirbung nach den gelben Völkern Asiens und — fügen wir gleich bei — der Südsee sehr nahe steht. Sehließlich möchte ich auch hier noch einmal betonen, daß wir Europäer unter unserer leichten Tropenkleidung am Rücken, Nacken und an den Armen nahezu eben so stark bräunten als an den frei getragenen Körperstellen. Glaubt man also einmal eine bedeckte Körperstelle vor sich zu haben, so wird es gut sein, sich an diese Verhältnisse zu erinnern, da beim Farbigen nur sehr selten die Bekleidung eine lichtdichtere sein dürfte, als sie bei uns gewesen war. Handelt es sich zum Beispiel für den Oberkörper nur um ein Hemd, so ist der Lichtschutz nur ein sehr geringer und die Bräunung der der Sonne exponierten Partien, speziell des Nackens, des Rückens und der Arme, auch unter dem Hemd noch sehr stark. Diese Tatsache ist von größter Wichtig- keit für die spätere Lösung der ganzen Frage für den Neger und sollte nicht mehr aus den Erörterungen fortbleiben. Wenn meine Schlüsse für mein spezielles Beobachtungsobjekt somit auch bestehen bleiben, so möchte ich damit aber keineswegs die Folgerung suggeriert haben, daß das von Schwalbe formulierte Gesetz der Pigmentierung für die Indianer keine Giltigkeit haben könne. Es ist nur unter den obwaltenden Umständen unmöglich, — wenn wir von der Kopfhaut absehen — rein erbliche Färbungen am Indianerkörper überhaupt festzuhalten. Doch läßt sich ein Bestehen des Schwalbeschen Gesetzes auch für die Indianer wenigstens wahrscheinlich machen. Brünette Individuen bräunen stärker als blonde, dunkle Völker- schaften, wie etwa unsere Indianer, stärker als hellhäutige, wovon ich mich auf der Expedition mehrfach überzeugen konnte. Auch die erblich stärker pigmentierten Haut- stellen, bräunen, wie jeden Tag an Dorsal- und Volarfläche der Hand, sowie an Streck- und Beugeseite des Unterarms nachgewiesen werden kann, wesentlich stärker als die erblich pigmentfreien oder pigmentarmen. Auf diesem Umweg kann also das Schwalbesche Gesetz wieder dazu beigetragen haben, daß die dorsalen und stark belichteten Hautstellen des Indianers so tief dunkelbraune Töne angenommen haben. Wie viel die stärkere Besonnung und wie viel die erbliche Veranlagung zu stärkerer Pigmentierung zu dem beobachteten Endresultat beigetragen haben, wage ich aber ohne weitere Untersuchungen nicht zu unterscheiden. Wir können demnach das oben gegebene Resultat 2 wohl noch ergänzen. 2. Die Variationen in der Hautfarbe der verschiedenen Körperstellen des erwachsenen Indianers sind von dem Grade der Belichtung der einzelnen Körperstellen deutlich abhängig. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der tiefbraune Ton der dorsalen und stark belichteten u 24 Hautstellen zum Teil auch von einer größeren erblichen Anlage dieser Hautstellen zur Pigmentbildung abhängt (Schwalbesches Gesetz). Doch kann diese Frage aus dem vor- liegenden Beobachtungsmaterial nicht beantwortet werden. Haarfarbe. Die Notizen über die Farbe des Kopfhaares sind sehr einfürmig. Wie überall auf dem amerikanischen Kontinent ist die Farbe des Kopfhaares auch im untersuchten Gebiet eine ungeheuer gleichmäßige und man muß sie, trotzdem es sich ja der Natur der Sache nach nur um ein Dunkelbraun handeln kann, doch direkt als Schwarz bezeichnen, wenn man den allgemeinen Eindruck wiedergeben will Ich habe unter 74 Männern 73 mal schwarzes Kopfhaar notiert und nur ein einziges Mal bei einem blauäugigen Albino hell- braun bis rot. Unter 29 Frauen ist wieder 28 mal schwarz und nur einmal schwarz mit braunem Schimmer notiert. Die Aufzeichnungeu Ehrenreichs sind sehr ähnlich: unter . 76 Männern notierte er 71 mal schwarz, 2 mal schwarzbraun bis dunkelbraun und 1 mal dunkelbraun. Unter 34 Frauen 34 mal schwarz. Ehrenreich fügt seinen Zahlen bei, „die Haarfarbe hat trotz ihrer anscheinenden Schwärze bei schräg auffallendem Licht einen entschieden bräunlichen Schimmer. | Kinder zeigen diese Färbung fast durchweg, wenn auch nicht in so heller Nuance, wie ich sie bei Botocuden gesehen habe. Nur sehr alte Leute haben graues Haar, weißes wurde nirgends beobachtet“.!) Ich möchte der Bemerkung über die hellere Färbung des Kinderhaares vollauf bei- stimmen. Obwohl das erste Haar des Neugebornen einen sehr dunklen, tiefschwarzen Ton besitzt, zeigt das Haar gegen Ende des ersten und bis etwa zum 10.—12. Lebensjahre eine etwas hellere Färbung als beim voll Erwachsenen. Das erste sehr bald ausfallende Haar ist also tiefschwarz, während das bleibende Haar zuerst heller ist, um später wieder nachzudunkeln, dieses Nachdunkeln des Kopfhaares ist also eine nicht nur den blonden Rassen, sondern auch den ausgesprochen brünetten Rassen eigen- tümliche Alterserscheinung. In den volkreichen Nahuquadörfern habe ich Gelegenheit gehabt, auch mehrfach graues und in zwei Fällen ganz rein weißes Haar zu beobachten. Die in Rede stehenden Individuen waren allerdings sehr alt, soviel ich erfragen konnte, Großeltern schon erwachsener Leute mit einer ganzen Anzahl von Urenkeln. Irgend welche genaue Angabe über ihr Alter ist mir aber leider unmöglich. Die Farbe der übrigen Körperhaare verhält sich ganz ebenso, und bedarf infolge- dessen keiner eigenen Besprechung. Irisfarbe. In sehr engem Zusammenhange mit der Farbe der Haare steht auch diejenige der Iris, und so finden wir denn in unserem Forschungsgebiet, das für die Haarfarbe einen so einheitlichen Charakter aufweist, auch eine sehr gleichmäßige Verteilung der Irisfarbe. Die notierten Farben sind unter 66 Männern bei Ehrenreich 60 mal dunkelbraun, 1 mal kaffeebraun, 2 mal braun, 2 mal hellbraun und 1 mal blau. Bei 31 Frauen 31 mal dunkel- braun. Unter meinen Aufzeichnungen finden sich für 73 Männer 49 mal dunkelbraun, NPloecit., p: 81 " wj 25 17 mal braun, 5 mal hellbraun, Imal blaugrau mit braunem Strahlenkranz und 1 mal hellblau, das letztere wieder bei dem Albino, den ich schon bei den rotblonden Haaren erwähnt habe. Unter 28 Frauen 21 mal dunkelbraun und 7 mal braun. Die Zahlen lassen keinen Zweifel zu, daß man es mit einer durchaus brünetten Rasse zu tun hat. Unter 198 Beobachtungen ist nur 7 mal hellbraun zu verzeichnen gewesen, 1 mal eine mit blau gemischte Irisfarbe und 2 mal blau, die übrigen 189 haben eine braune und zwar meistens dunkelbraune Iris. Aus den Zahlen geht ferner hervor, daß ich etwas häufiger als Ehren- reich hellbraune Farben verzeichnet habe, ein Umstand, dem ich keinerlei Gewicht bei- legen móchte, da die Abgrenzung zwischen Braun und Hellbraun der Natur der Sache nach individuell ungeheuer verschieden ausfallen muß. Zwei Bestimmungen an mir typisch erscheinenden Augen ergaben einmal, Beob. Nr. 16: „Zinnober, erster Übergang nach Orange aber leuchtender*, und das zweite Mal, Beob. Nr. 29: „Zinnober Kard. d, etwas dunkler.“ In der Hautfarbentafel wäre das der allertiefste Ton, doch ist der Ausdruck der Farbe viel feuchter, leuchtender. Krümmung des Kopfhaares. Nicht ganz so übereinstimmend wie die Angaben über die Farbe des Amerikaner- Kopfhaares sind diejenigen über seine Krümmung. Im allgemeinen, in Bausch und Bogen, ist dasselbe stets als grob und straff bezeichnet worden. Von verschiedenen Seiten ist aber dann darauf hingewiesen worden, daß die individuelle Variation doch recht erhebliche Verschiedenheiten von diesem Typus zustande bringt, und in letzter Zeit ist von Ehrenreich gerade aus dem Gebiet, aus dem ich hier berichte, über ein gar nicht so seltenes Vorkommen von “krausem’ Haar berichtet worden. Er sagt darüber (loc. cit, p. 81): „Bei Gelegen- heit des VII. Amerikanisten-Kongresses zu Berlin 1888 wies Fritsch darauf hin (VII. Amer.-K., S. 271—281), daß die Haarbeschaffenheit der Amerikaner durchaus nicht so gleichförmig ist als man gemeinighin annimmt, daß sie namentlich auch nicht unbeträchtliche Ver- schiedenheiten von der mongolischen Rasse erkennen läßt. Unsere Erfahrungen bestätigen nun durchaus, daß das grobe, straffe, schwarze Haar keineswegs allgemein ist. Nur die Bororo und Karaya entsprechen im allgemeinen diesem Typus. Bei den übrigen waren Individuen mit dichtem, welligem, eher fein als grobsträhnigem Haar vorwiegend. Am über- raschendsten war die verhältnismäßige Häufigkeit von gekräuseltem Haar und Locken- bildung. Dieses Kraushaar war am meisten bei den Bakairi nicht nur bei denen des Kulisehu, sondern noch mehr den Leuten vom Paranatinga, denen wir auf der Ausreise begegneten, verbreitet und zwar zeichneten sich gerade die hellsten Individuen dadurch aus, wie z. B. Pauhaga. Bei den übrigen Stämmen kam es sporadisch bei einzelnen Individuen vor, am seltensten bei den Karaya.* Unsere diesbezüglichen Aufzeichnungen sind: Ehrenreich unter 53 Männern 7 mal straff, 27 mal straff bis schlicht, 3 mal schlicht, 13 mal wellig (darunter ein Individuum als „etwas lockig^ bezeichnet) und 3 mal lockig, während ich unter 73 Männern 12 mal straff, 5 mal straff-schlicht, 43 mal schlicht, 12 mal wellig (darunter drei Individuen als „wellig- lockig^ bezeichnet) und 1 mal lockig notiert habe. Wie man sieht, ist eine wesentliche Meinungsverschiedenheit über die Verteilung der Haarformen nicht vorhanden, da der Unter- schied, der sich zwischen straff-schlich und schlicht und ähnlich zwischen wellig-lockig und Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 4 26 lockig in den beiden Beobachtungsreihen zeigt, wie schon Eingangs erwähnt, auf Rechnung der individuellen Variabilität dieser Begriffe gesetzt werden darf. Immerhin ist nach unseren kombinierten Beobachtungen eigentlich lockiges Haar doch recht selten, unter 126 Aufzeichnungen nur 4 mal zu notieren gewesen (3,2°/o). Berechnet man die Notizen über das lockige Haar, das bei seiner Seltenheit in seinem theoretischen Interesse auffallen mußte, in °/o aller Fälle, in denen Notizen über das Haar gemacht wurden, so erhalten wir vier Fälle auf 140 Notizen, also 2,9°/o.. Bei den Frauen fehlt sowohl nach Ehrenreich als nach meinen Beobachtungen lockiges Haar vollständig. Welliges Haar ist dagegen schon ziemlich häufig, in der weitaus überwiegenden Mehrzahl aber ist das Haar von uns beiden an Ort und Stelle vor dem Beobachtungsobjekte als straff und schlicht bezeichnet worden, in 97 von 126 Fällen (77 Jo). Ich glaube, angesichts dieser Zahlen wird auch Ehrenreich selbst geneigt sein, die oben zitierten, auf Grund des allgemeinen Eindruckes, für den die Ausnahmen stets eine ihnen zahlenmäßig nicht zukommende Wirkung ausüben, niedergeschriebenen Sätze etwas anderes zu formulieren. Als vorherrschend sind nicht die welligen, sondern zweifelsohne die schlichten oder straffen Haare zu bezeichnen und der Satz: „Am überraschendsten war die verhältnismäßige Häufigkeit von gekräuseltem Haar und Lockenbildung* ist besser dahin umzuändern: in seltenen Fällen (bei ca. 3%) kommt auch eine Art Lockenbildung vor. Ich möchte noch beifügen, daß diese Indianerlocken mir nicht mit den Locken der blonden Europäer, sondern nur mit den sich davon deutlich unter- scheidenden Locken unserer brünetten Leute vergleichbar zu sein scheinen.) Körperbehaarung. Die Körperbehaarung der Amerikaner ist im Vergleich wenigstens mit uns Europäern als eine spärliche zu bezeichnen. Ich habe unter 18 Notierungen über den Bartwuchs 18 mal denselben als spärlich bezeichnet und wenn auch zu diesem allgemeinen Eindruck der Spärlichkeit die Sitte des Ausrupfens und Rasierens der Haare viel beigetragen haben mag, so kann es doch auch gar nicht zweifelhaft sein, daß wirklich reichlicher Bartwuchs unter den Indianern zu den allergrößten Seltenheiten zu rechnen ist. Beim Indianer kommt der Bart spät und sehr ungleichmäßig, so daß das allgemein geübte Ausrupfen der Bart- haare mit gutem Erfolg sich als Sitte einbürgern konnte, was bei einem Geschlecht mit wirklich reichlichem Bartwuchs gewiß nicht möglich gewesen wäre. Unter den Indianern sieht man aber nur selten einen, der mit dem Ausrupfen allein der Mode nicht genügen kann und sich gezwungen sieht, sich zu rasieren, wie ich das unter den 18 Fällen nur einmal notiert habe. Ehrenreich ist der gleichen Meinung. Er sagt darüber (loc. cit., p. 87): „Die Bartentwicklung bei den Amerikanern ist im allgemeinen stärker als gewöhnlich an- genommen wird, sie steht jedoch immerhin der der anderen Rassen nach, ist namentlich erheblich geringer als bei den mongolischen, deren scheinbarer Bartmangel ebenfalls auf 1| Es ist vielleicht nicht ganz ohne Bedeutung, daß Ehrenreich die Lockenbildung am häufigsten bei den Indianern am Paranatinga vorfand, mit denen zur Zeit seines Besuches ein Mulatte lebte, der sich nach von den Steinen seiner Beziehungen zu einer Reihe der Indianerfrauen rühmte. War zirka 30 Jahre vordem ein ähnlicher Schlafgänger im Indianerdorf gewesen (kein reiner Neger, sondern ein Mulatte oder Portugiese), was man a priori kaum von der Hand weisen darf, so hätte die reichliche ockenbildung in diesem Dorfe nicht viel Auffallendes. 27 künstlichem Wege erzielt wird.“ Und wenn er weiter unten sagt: „von den Bakairi hatte es allein unser Führer Antonio durch sorgfältige kosmetische Pflege zu einem ansehnlichen Sehnurrbart gebracht (Fig. 6),* so zeigt doch ein Blick auf seine Figur 6, daß auch Antonios Sehnurrbart höchstens unter Indianern als ansehnlich gelten kann und unter uns sicherlich als kurz und unscheinbar bezeichnet worden wäre. Ich erwähne dieses Beispiel nicht, um dem gewissenhaften und von mir hochverehrten Forscher in einer doch sichtlich objektiv belanglosen Tatsache entgegenzutreten, sondern deshalb, weil sie mir für die ganze Methode der Vergleichung von prinzipieller Wichtig- keit zu sein scheint. In der Einleitung habe ich davon gesprochen, daß bei allen derartigen Vergleichen der Rassenstandpunkt des Beobachters notwendig eine große Rolle spielt. Hier sehen wir aber, daß der instinktiv gewählte Vergleichswert im Laufe der Expedition eine Verschiebung erfahren hat. Mir selbst ist das für meine Beobachtungen ebenfalls mehrfach aufgefallen. Das krasseste Beispiel war folgendes: Ich notierte während des Messens von einem Indianer „nahezu europäische Form der Nasenlöcher“. Als ich einige Minuten später den Fußumriß dieser Person abzeichnete, sah ich durch Zufall von unten nach dem Gesicht des Assistierenden, eines Brasilianers von rein deutscher Abstammung. Ich erschrak förmlich über die schmalen schlitzförmigen Nasenlöcher desselben, denen mein Blick dabei begegnete und die mir direkt häßlich und abnorm erschienen, und mußte mir den ganzen Mann erst genauer ansehen, ehe ich mich wieder davon überzeugt hatte, daß er gut typische europäische Nasenlöcher besaß. Durch das fast ausschließliche Betrachten indianischer Formen hatte sich die instinktive Abstraktion des typischen Nasenloches deutlich der Indianerform angenähert. Solche Verschiebungen des instinktiven Vergleichswertes finden also zweifelsohne statt. Man muß also auch versuchen, sie auszuschalten. Der Beobachter muß zu diesem Zwecke mit Tafeln ausgerüstet sein. Er notiert dann nicht mehr die Abweichung von dem schwankenden subjektiven Vergleichswert, sondern bezeichnet direkt die Nummer seiner Tafel, der sich das Untersuchungsobjekt am meisten annähert. Solche Tafeln können heute schon ohne Schwierigkeit hergestellt werden. Für die Nasenlöcher z. B. hat es keinerlei Schwierigkeit, die für leptorhine, mesorhine und platyrhine Rassen charakteristischen Formen in beliebig vielen Abstufungen darzustellen. Von der allgemeinen Körperbehaarung gilt dasselbe, was wir eben für den Bartwuchs besprochen haben. Unter 20 Beobachtungen habe ich 10 mal schwach behaart und nur l mal stark behaart notiert. Etwas reichlicher sind Achsel- und Schamhaare. Unter 13 Notierungen habe ich 8 mal spärlich 5 mal mittelstark aufgezeichnet. Daß dieselben im allgemeinen stärker entwickelt sind als das Barthaar ergibt sich schon daraus, daß die meisten Individuen sich genötigt sehen, diese Körperstellen zu rasieren. Il. Gesichtszüge und Körperbeschaffenheit. Auge. Das Auge zeigt, abgesehen von der lrisfarbe, noch mehrere, für die Rassen- beschreibungen wichtige Verhältnisse in Form und Stellung. Über die Stellung des größten Durehmessers der Lidspalte in aufrechter Körperhaltung haben sowohl Ehrenreich als ich eine ganze Anzahl von Aufzeichnungen gemacht, sind aber zu etwas verschiedenen Resul- 4* 28 taten gelangt. Ehrenreich fand ihn unter 63 Männern 39 mal horizontal, 14 mal leicht schräg und 10 mal schräg. Und ähnlich unter 20 Frauen 10 mal horizontal, 7 mal leicht schräg und 3 mal schräg, während ich unter 53 Männern nur 6 mal horizontal und 47 mal schräg und ebenso unter 20 Frauen nur einmal horizontal und 19 mal schräg aufge- zeichnet habe. Eine derartige Verschiedenheit kann im Material nicht begründet sein. Es muß sich vielmehr hiebei um Verschiedenheiten unserer Ausdrucksweise handeln. Ich habe den Ausdruck rein geometrisch aufgefaßt und jede Abweichung von der Horizontalen notiert. Ehrenreich scheint ausgegangen zu sein von den beiden der Hauptsache nach als Ver- gleichstypen in Betracht kommenden Rassen, von dem Europäer- und dem Mongolenauge. Während ich auch unter Europäeraugen eine ansehnliche Zahl als schräggestellt be- zeichnen würde, scheint Ehrenreich diese Europüergrade der Schrügheit noch unter den Begriff “horizontal? subsumiert zu haben und als schräg nur stark gegen die Horizontale geneigte, tmongoloid' ins Gesicht eingefügte Augen bezeichnet zu haben. Und darin möchte ich ihm auch durchaus beistimmen, daß derartig mongoloide Augenstellung, wie wir sie bei Japanern und Chinesen zu sehen gewohnt sind, bei den Indianern nicht sehr häufig ist. Er selbst notiert sie unter 83 Beobachtungen 13 mal, sie sind also immerhin wesentlich häufiger als vergleichsweise das Lockenhaar und es muß betont werden, daß sich in dieser Beziehung der Amerikaner doch nicht unbedeutend vom europäischen Typus entfernt. Ein ganz ähnliches Verhältnis zeigt sich in unseren Aufzeichnungen über das Vor- kommen der Mongolenfalte. Ehrenreich hat nur einmal eine deutliche Mongolenfalte ver- zeichnet und auferdem noch einmal ein Auge als mongoloid beschrieben. Ich selbst habe auf dieses Verhältnis sehr genau geachtet und habe mich vor allem bemüht, wenn ich überhaupt etwas über die Form des Auges notierte, auch den negativen Befund zu ver- zeichnen. Ich fand unter 81 Männern und Frauen 48 mal die Mongolenfalte vollständig fehlend, 6 mal angedeutet, 21 mal schwach und 6 mal stark ausgebildet, sie ist also in rund 419/, vorhanden gewesen. Auch hierin zeigt sich also wieder ein deutlicher Unterschied des Amerikaners vom Europäer, bei welchen das Vorkommen einer Mongolenfalte auch in schwachen Graden zu den großen Seltenheiten gehört. Weniger Gewicht möchte ich auf die Verschiedenheit unserer Aufzeichnungen in Anbetracht des Vorkommens des sogenannten Mandelauges legen. Ehrenreich hat unter 79 Beobachtungen das Auge 78 mal als mandelfórmig bezeichnet, ich selbst unter 81 nur 9 mal. Ich glaube, man darf aber aus dieser Verschiedenheit nichts weiter ableiten, als daß der Begriff Mandelauge ein viel zu vager ist, als daß er sich bei einer derartigen Beschreibung verwenden ließe, daß also der große individuelle Spielraum in seiner Be- urteilung ihn für wissenschaftlichen Gebrauch als ungeeignet erscheinen läßt. Das um- gekehrte Verhältnis findet sich in unseren Aufzeichnungen über die Öffnung der Lidspalte. Während ich dieselbe unter 19 Beobachtungen 8 mal als offen, 8 mal als mittelweit und nur 3 mal als eng bezeichnen zu müssen geglaubt habe, notiert Ehrenreich unter 42 Be- obachtungen nur 6 mal groß, ziemlich groß und hoch, 23 mal klein und niedrig, 3 mal eng und 11 mal sehr eng und geschlitzt. Ein Blick auf die Photographien zeigt allerdings sehr viel sehr enge Lidspalten, aber auch den Grund davon. Der Indianer, der sich die Cilien auszuziehen pflegt, ist in der hellen Sonne sehr geblendet und hält durch seine Gesichtsmuskulatur die Lidspalte krampfhaft enge, ähnlich wie man es z. B. bei Schiffs- 29 kapitänen und anderen, viel geblendeten Menschen findet. Im anatomischen Sinne, den ich bei meinen Notierungen allein im Auge gehabt, darf aber meiner Ansicht nach die Lid- spalte nicht als eng bezeichnet werden. Nase. Abgesehen von den Maßen der Nase, die uns später noch ausgiebig beschäftigen werden, sind bei der großen Wichtigkeit dieses Sinnesorganes für die Rassenbeurteilung auch eine ganze Anzahl von Formverhältnissen von großer Wichtigkeit. Sie hängen aufs innigste zusammen mit den Wachstumsverhältnissen des Oberkiefers, der bei der Unter- scheidung zwischen mongolischer und sagen wir einmal kaukasischer Rassenangehörigkeit eine so große Wichtigkeit besitzt, daß Bältz in seinem Werke über die Japaner nicht an- stand, denselben direkt als Rasseknochen zu bezeichnen. Wir können eine eingehende Behandlung gerade dieser Verhältnisse um so weniger vermeiden als für die anthropologische Stellung des Indianers ja nur die ost- und westasiatischen (europäischen) Rassen in Be- tracht kommen können. Nasenwurzel. Einer der Hauptunterschiede zwischen den eigentlich mongolischen Rassen und uns Europäern besteht in der relativen Breite und Flachheit der Nasenwurzel und des Nasen- rückens der ersteren, wie überhaupt die Mongolennase derjenigen des Europüers gegenüber als Bach, breit und klein, als kindlich bezeichnet werden muß. Abgesehen von den sehr augenfälligen Formverhältnissen ist für die kindliche Form der Mongolennase die merk- würdige Tatsache sehr beweisend, daß der Mongole zwar den erwachsenen Europäer für sehr häßlich, das europäische Kind dagegen direkt für schön hält. Er beweist damit, daß die europäische Kindernase seinem Rassenideal einer Nase sehr nahe kommt. In den Beobachtungsschematen ist an erster Stelle nach der Breite derselben gefragt und zwar sind in dem Ehrenreichs drei Grade sehr breit, breit und schmal unterschieden, während in meinem nur nach breit und schmal gefragt ist. Ehrenreich beantwortet diese Frage unter 88 Fällen 2 mal als sehr breit, 55 mal als breit und 21 mal als schmal, während ich meine beiden Fragen unter 75 Fällen 52 mal für breit und 23 mal für schmal beantwortete. Man sieht also, daß wir hier gut übereinstimmen; daß unter den Amerikanern ein immerhin recht beträchtlicher Prozentsatz von Schmalheit der Nasen- wurzel, unter 163 Fällen 54 mal, das heißt also genau ein Drittel, gefunden wird, daß sehr breite Nasenwurzeln in unserem Beobachtungsgebiete so gut wie gar nicht vorkommen und daß das Gros der Nasen für europäische Begriffe als breit zu bezeichnen ist. Über die Profilierung des Nasenwurzelgebietes sind unsere Aufzeichnungen nicht ganz so einheitlich. Ehrenreich fand unter 32 Notizen 3 mal die Nase tief eingesenkt, 15 mal eingesenkt, 4 mal wenig eingesenkt und 10 mal vortretend, während ich unter 63 Notizen 20 mal die Nasenwurzel als niedrig und 43 mal als vortretend verzeichnet habe. Hier hat also Ehrenreich allem Anscheine nach eine größere Entfernung von dem euro- päischen Typus gesehen als ich. Nasenrücken. Die Aufzeichnungen über die Breite des Nasenrückens sind aber wieder sehr ein- heitlich. Unter 78 Notizen hat Ehrenreich den Rücken nur 1 mal als sehr breit, 64 mal als breit und 13 mal als schmal bezeichnet. Ich finde unter meinen 95 Notizen 72 mal 30 breit und 23 mal schmal. Das Verhältnis ist also etwa das gleiche wie für die Nasenwurzel. Die Frage nach der Hóhe des Nasenrückens ist von mir nur 9 mal beantwortet worden. Ich habe sie 7 mal als hoch, 2 mal als niedrig bezeichnet. Über die Krümmungslinie des Nasenrückens enthielt Ehrenreichs Fragebogen keine Angaben. In Anbetracht der Angabe über das sehr häufige Vorkommen von Adlernasen unter amerikanischen Vólkerschaften habe ich die einschlägigen Fragen meines Schemas ziemlich eingehend berücksichtigt. Wenn schon der allgemeine Eindruck sich für die untersuchten südamerikanischen Stämme diesem Urteile nicht anschließen konnte, so gibt die Auszühlung der Notierungen ein weit überwiegendes Vorherrschen des geraden Nasen- rückens. Unter 114 Füllen finde ich 9 mal den Nasenrücken konkav, 71 mal gerade, 7 mal leicht konvex und 19 mal aquilin. Nasenspitze. Entsprechend dem Befunde an Nasenwurzel und Nasenrücken ist auch die Nasenspitze unter 75 Beobachtungen 61 mal breit und nur 14 mal schmal befunden worden. Eine bei uns sehr seltene, aber auch den mongolischen Rassen fremde Eigentümlichkeit, die in allgemeiner Verbreitung nur den semitischen Völkern zukommt, die überhängende Nasenspitze, ist bei den Indianern, allerdings in anderer Ausbildung, also als spezifisch indianische Eigentümlichkeit, nicht ganz selten. Wir beide haben das Überhüngen der Nasenspitze je 9 mal verzeichnet. Angelegte Nasenflügel, eine Eigenheit der leptorhinen Europäer, sind bei Indianern selten. Ich fand unter 24 Notizen die Nasenflügel 23 mal ausgewölbt und nur 1 mal angelegt. Sehr wichtig für die Beurteilung der Nase als Ganzes ist die Form und Stellung der Nasenlócher. Das Nasenloch ist nach meinen Beobachtungen viel häufiger als rundlich als als länglich bezeichnet worden, unter 33 Beobachtungen nur 4 mal als länglich, 29 mal als rundlich. Häufig ist es von vorne sichtbar, unter 25 meiner Notierungen 17 mal von vorne sichtbar, 8 mal von vorne unsichtbar, und die Stellung seines größten Durchmessers in liegender Körperhaltung ist unter 32 Notierungen niemals senkrecht, wie das beim leptorhinen Europäer nicht so selten ist, 14 mal als schief und 18 mal als horizontal be- zeichnet worden. Wangenbeine. Sehr auffällig war es mir, daß der gleiche Unterschied, der sich für Ehrenreich und meine Notierungen für die Beurteilung der Profilierung der Nasenwurzel ergeben hat, in derjenigen der Profilierung der Wangenbeine wiederkehrt, ein sicherer Beweis dafür, daß in dieser ganzen Frage der Profilierung wieder das Tertium comparationis den Stóren- fried gespielt hat. Ehrenreich nennt die Wangenbeine unter 80 Beobachtungen 76 mal vortretend, 4 mal wenig vortretend, niemals angelegt. Ich notierte unter 27 Beobachtungen 16 mal vortretend und 11 mal angelegt. Ehrenreich hat also hier wieder einen größeren Unterschied von uns Europäern gesehen als ich. Diese Diskrepanz scheint sich mür-nicht anders erklüren zu lassen, als durch die Verschiedenheit der beiden europüischen Grund- rassen, die für einen Mitteleuropüer, wie Ehrenreich und mich, allein als Vergleichsobjekte in Betracht kommen kónnen. Geht man aus, wie das für den selbst mesocephalen, schmal- 31 gesichtigen und blauäugigen Ehrenreich!) vielleicht näher gelegen hat, von unseren lepto- rhinen sogenannten Dolichocephalen, so muß ich Ehrenreich sofort beipflichten, daß der- artige Grade von angelegten und zurückfliehenden Jochbeinen bei den Amerikanern nicht vorkommen. Benützt man aber unsere Brachycephalen als Vergleichsobjekt, die sonder- barerweise mir, der ich selbst brachycephal bin, wiederum näher gelegen sind, so wird man einen recht betrüchtlichen Prozentsatz, eben denjenigen meiner Notierungen, eines ent- sprechenden Verhaltens unter den Indianern finden. Das Endurteil in unserer Frage móchte ich also dahin formulieren: Wangenbeine von der Form des typischen Kymri, wie die Franzosen sagen würden, finden sich unter den Indianern nicht, dagegen ist der Prozentsatz derer nicht unbetrüchtlich, die in der Form ihrer Wangen- beine an unsere sogenannte alpine Rasse erinnern. Über die Wange selbst hat nur mein Schema Fragen enthalten, und ich habe unter 27 Beobachtungen 17 mal die Wange als flach, 6 mal als rund und 4 mal als hohl bezeichnet. Lippen. Ehrenreichs Schema enthielt in Anbetracht der Lippenform die drei Rubriken: vor- tretend, voll und zart, während in meinem zwischen voll und zart noch die Rubrik mäßig eingeschaltet war. Ehrenreich fand unter 110 Beobachtungen 20 mal die Lippen vortretend, 69 mal voll, 21 mal zart. Unter meinen 101 Beobachtungen habe ich 17 mal vortretend, 4l mal voll, 36 mal mäßig und 7 mal zart verzeichnet. Es dürfte also keinem Zweifel unterliegen, daß die Lippen im großen und ganzen dem Europäer gegenüber als verhältnis- mäßig voluminós und zum Teil auch als vortretend bezeichnet werden müssen. Dagegen ist festzuhalten, daß das Vortreten der Indianerlippen weder im Mittel noch in den extremen Graden die entsprechenden Verhältnisse beim Neger erreicht. Kinn. Die Fragen nach der Form des Kinns habe ich wieder ziemlich eingehend beantwortet. Leider enthielt Ehrenreichs Schema aber keine Fragen darüber, so daß wir hier allein auf meine Beobachtungen angewiesen sind. Unter 115 Notizen finde ich 31 mal schwach, 63 mal mäßig entwickelt und 21 mal starkes Kinn. Diese Zahlen stimmen wieder recht gut zu der schon mehrfach aus unseren Beobachtungen sich ergebenden, ziemlich betrücht- lichen Profilierung des Gesichtes, der die Entwicklung des Kinnes direkt proportional zu sein pflegt. Unter 32 Beobachtungen finde ich ferner das Kinn 21 mal eckig, 11 mal rund. Ohr. Das Ohr finde ich unter 31 Notierungen 21 mal groß, 9 mal mittel, 1 mal klein, unter 18 Notierungen 15 mal lang, 3 mal rund, unter 26 Notierungen 6 mal flach, 14 mal schwach gewölbt, 6 mal stark gewölbt. Unter 12 Notierungen 6 mal abstehend, 6 mal angelegt. Unter 18 Notierungen die Leiste 15 mal normal umgeschlagen, 9 mal teilweise, niemals ganz aufgerollt. : Das Ohrlàppchen fand Ehrenreich unter 41 Notierungen 1 mal groß, 36 mal klein, 1) Ehrenreichs Kopfindex ist 79,5, der meinige 85,5! 32 4 mal sehr klein, während ich dasselbe 7 mal als groß und 26 mal als klein bezeichnete unter 33 Notierungen. Ferner fand ich es unter 36 Fällen 12 mal frei, 24 mal sitzend. Ein Darwischsknötchen fand sich unter 46 Fällen 1 mal angedeutet, S mal deutlich ausgebildet. Stirne. Die Stirne fand Ehrenreich unter 106 Fällen 75 mal niedrig, 3l mal hoch. Ich notierte unter 36 Fällen 18 mal niedrig, 18 mal hoch. Der Unterschied ist vielleicht auf die Frisur des Indianers zurückzuführen, die die Stirne niedriger erscheinen läßt, als sie tatsächlich ist. Unter 82 Fällen fand Ehrenreich die Stirne 46 mal gerade, 36 mal schräg. Ich notierte unter 39 Beobachtungen 29 mal gerade, 10 mal schräg. Man wird demnach die Stirne unserer indianischen Stämme als mäßig hoch und ziemlich gerade bezeichnen dürfen. Zähne. Über die Zähne waren mehrere Fragegruppen zu beantworten. Diejenigen über ihr Aussehen haben beide Beobachter ziemlich gleichmäßig beantwortet, und wir werden sie demnach im großen und ganzen als opak bezeichnen müssen. Über die Massigkeit geraten wir aber in Differenzen, denn Ehrenreich bezeichnet die Zähne unter 47 Beobachtungen 39 mal als massig, 8 mal als fein, während ich unter 22 Beobachtungen sie bloß 2 mal als massig und 20 mal als fein bezeichnet habe. Bei der Unwichtigkeit der ganzen Frage möchte ich sie unentschieden lassen, und nur darauf hinweisen, wie unsicher solche Angaben sind. Von größerer Bedeutung ist sicherlich die Frage meines Beobachtungsschemas nach der Stellung der Zähne, nach der ich unter 24 Beobachtungen die Stellung der Zähne 21 mal als senkrecht, 3 mal als schwach prognath, niemals aber als stark prognath und progenäisch befunden habe. Da sich beide Vergleichsrassen, sowohl Europäer als mongoloide, in dieser Beziehung ebenso verhalten wie der Indianer, beweist der Befund weiter nichts, als daß der Amerikaner sich in dieser Beziehung ebensoweit vom Neger entfernt als seine Verwandten in Asien und Europa. Gesicht. Über den Eindruck der Größenverhältnisse des Gesichtes im allgemeinen notiert Ehrenreich unter 65 Beobachtungen 19 mal schmal, 46 mal breit und in damit gut über- einstimmender Weise finde ich in meinen 22 Notizen darüber nur 4 mal schmal und 18 mal breit. Ehrenreich beschreibt ferner unter 72 Fällen das Gesicht 64 mal als hoch, S mal als niedrig, worin ich ihm auf Grund meiner Notizen, welche unter 25 Fällen 23 mal hoch und 2 mal niedrig aufweisen, wieder vollkommen beipflichte. Das Gesicht ist uns also im ganzen als groß erschienen. Ehrenreich verzeichnet außerdem 47 Notizen über die Umrißlinien des Gesichtes en face und bezeichnet dieselben 43 mal als oval und nur 4 mal als rund. Kopf. Unsere beiden Schemata enthielten auch noch Fragen nach der Form des Kopfes, die wir jedoch beide nicht beantwortet haben, doch wohl aus der Erwägung, daß hier die Messung die Lücke sehr viel zuverlässiger ausfüllen werde, namentlich wenn, wie beim Indianer, sehr reichliches und abstehendes Kopfhaar die Kopfform in hohem Grade verdeckt. 33 Hals und Nacken. Dem allgemeinen Eindrucke von vorherrschender Kürze des Halses entsprechen auch meine Notizen. Ich habe ihn unter 20 Fällen nur 1 mal als lang, 19 mal als kurz notiert. Mit der Kürze des Halses geht Hand in Hand der kräftige Bau des Nackens, den ich unter 19 Beobachtungen 10 mal als gewölbt, 5 mal als stark, 3 mal als mittel und 1 mal als flach bezeichnet habe. Bauch. Der Ernährungszustand der Indianer muß im großen und ganzen als ein ziemlich guter bezeichnet werden. Sehr selten kamen auch fettleibige Personen vor; so entfaltete einer unserer Begleiter unter dem Einflusse einer überreichlichen Ernährung schon in der kurzen Zeit unseres Zusammenseins eine erhebliche Neigung, dick zu werden, so daß man ihn gegen Ende der Expedition schon fast wie Hamlet, fett und kurz von Atem nennen konnte. Aber immerhin ist das eine Ausnahme gewesen. In den Indianerdörfern selbst habe ich kein ‘fettes’ Individuum gesehen. Der Indianer ist also im Durchschnitte als muskel- kräftig und ziemlich gut genährt, aber nur in sehr seltenen Fällen als korpulent zu be- zeichnen. Damit stehen auch meine Notizen über die Form des Unterleibes in guter Übereinstimmung. Unter 30 Beobachtungen notierte ich nur 4 mal, und darunter, was wenig beweisen dürfte, 3 mal bei Frauen, den Bauch als stark vorgewölbt, 20 mal als mäßig vorgewölbt und nur 6 mal als flach. Hände und Füsse. Die Hand ist von mir häufiger kurz und breit als lang und schmal bezeichnet worden. Ehrenreich notiert häufig Hand klein, was damit gut übereinstimmt. Unsere Notierungen sind aber hier wieder ziemlich lückenhaft, da wohl beide annahmen, diese Frage könne ja doch mit größerer Genauigkeit aus den Messungen beantwortet werden. Die Form der Nägel bezeichnete ich 33 mal als schmal, lang und gewölbt, nur 11 mal als kurz und flach, auch Ehrenreich notiert häufig Nägel schmal. Über den Fuß haben wir beide nur eine Frage in ausgedehnterem Maße berück- sichtigt, diejenige nach der längsten Zehe. Ehrenreich fand unter 100 Individuen 31 mal die erste Zehe und 69 mal die zweite als die längste. Meine Beobachtungen sind etwas abweichend insofern, als nach ihnen erste und zweite Zehe sich ungefähr zu gleichen Teilen in die Rolle der längsten Zehe teilen. Ich habe 31 mal die erste und 30 mal die zweite als längste befunden. Selbst auf eine anscheinend so eindeutige Frage können also verschiedene Beobachter recht verschieden antworten. Ich muß gestehen, daß ich mir den Unterschied unserer Notizen nicht zu erklären vermag. Ili. Zusammenfassung. Der Indianer unseres Untersuchungsgebietes ist demnach von hellgelber Hautfarbe mit starker Bräunung der der Sonne ausgesetzten Teile, die dadurch eine hellgelbbraune bis dunkelrotbraune Farbe annehmen. Sein Haar ist dunkelbraun, fast schwarz, und zwar fast rein schwarz beim Neugebornen, vom ersten bis zehnten Lebensjahre dunkelbraun, um von da ab wieder dunkler und dem allgemeinen Eindrucke nach schwarz zu werden. Seine Iris hat, seltene albinotische Formen ausgenommen, einen tief dunkelbraunen Ton. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 5 34 Sein Gesicht ist hoch, breit und oval, die Stirne mäßig hoch und ziemlich gerade. Er ist fast ausnahmslos orthognath, nur in seltenen Fällen ganz schwach prognath (Zahn- prognathie). Sein Kopfhaar ist meist straff bis schlicht (im 77°/o), öfters leicht, seltener ausgesprochen wellig (zusammen 19,8°/o), nur in seltenen Fällen wirklich gelockt (3,2°/o), niemals kraus. Die Lidspalte ist meist leicht schräg gestellt, nicht ganz selten aber auch ausgesprochen ,mongoloid*. Sie ist von mittlerer Weite, aber sehr vielfach der Blendung und des künstlichen Cilienmangels wegen zugekniffen. In etwas weniger als der Hülfte der Fälle (419/59) findet sich eine Mongolenfalte, doch ist diese häufiger schwach als stark ausgebildet. Die Nase ist weit überwiegend gerade, in etwa ein Fünftel der Fülle konvex oder aquilin, nur sehr selten konkav. Wurzel, Rücken und Spitze sind im allgemeinen dem Europüer gegenüber als breit zu bezeichnen, doch finden sich zu etwa einem Drittel Formen, die auch der Europäer als vergleichsweise schmal, das heißt also etwa in den Bereich der europäischen Variation fallend, bezeichnen muß. Negroide Formen fehlen vollständig. Die Nasenflügel sind ausgewölbt, die Nasenlöcher im allgemeinen rundlich, ihr größter Durchmesser ist schräg oder noch häufiger horizontal gestellt, und sie sind häufig von vorne sichtbar. Die Wangenbeine sind in der Mehrzahl der Fälle vortretend, doch findet sich ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz von Formen, die an unsere mehr mesorhinen und kurz- köpfigen Europäer erinnern, niemals aber solche, wie sie dem leptorhinen langkópfigen Europäer eigen sind. Die Lippen sind mäßig voll, zum Teil vortretend. Das Kinn ist zwar nicht klein, aber doch nur mäßig stark entwickelt, etwas häufiger eckig als rund. Das Ohr ist groß, lang, schwach gewölbt, die Leiste fast stets „normal“ umgeschlagen. Die Hände sind klein, kurz und breit. Der Körper ist spärlich behaart, der Bart ist schwach, die Achsel- und Schamhaare ziemlich gut entwickelt. Man hat sehr häufig, bis in die neueste Zeit, die amerikanische Urbevölkerung als zugehörig zur „mongolischen Rasse“ bezeichnet. Die damit aufgeworfene Frage zu erörtern, ist ungeheuer schwierig, sie definitiv zu entscheiden, heute meiner Meinung nach noch unmöglich. Vor allem müßte ein fest fixierter anthropologischer Begriff gegeben sein, was als Stammbild des Mongolen zu bezeichnen ist. Betrachten wir als Urbild des Mongolen den Chinesen oder Japaner, so ist ohne weiteres zuzugeben, daß unsere Südamerikaner eine Reihe von Zügen aufweisen, die sie von diesen beiden Völkern unterscheiden, und sie mehr oder weniger den Europäern an- nähern. So ist die Gegend der Nasenwurzel mehr profiliert und wir finden die Mongolen- falte, die bei Chinesen nach Hagen in 80°/o der Fälle zu verzeichnen ist, nur mehr in 41°/o. Vergleichen wir aber den Amerikaner nach dem Vorgange Topinards mit der Gesamt- heit der gelben Asiaten, so ändert sich das Bild, denn wir finden ihn diesen ebenso un- zweifelhaft wesentlich näher stehend als den Europäern. Die Farbe von Haut, Haar und Augen, das heißt also die Pigmentierung im allgemeinen, die Krümmung des Kopfhaares, die relative Armut der Körperbehaarung, die Augenstellung, das relativ häufige Vorkommen der Mongolenfalte, die bei Amerikanern fast so häufig ist wie bei Malaien, bei denen sie nach Hagen in etwa der Hälfte der Fälle aufzufinden ist (bei Delimalanen in 52, bei Baweanesen in 50, und bei Penangmalaien in 45°/0), und die bei den Amerikanern häufiger ist als bei Javanen und Sumatranern (nach Hagen 30—37°/,), dann die relative Breite von 35 Nasenwurzel, Nasenrücken und Nasenspitze, vor allem die Form und Stellung der Nasen- löcher, schließlich wohl auch die Dicke der Lippen, lassen diesen Schluß als unausweichlich erscheinen. An beschreibenden Merkmalen, die unsere Südamerikaner direkt den Europäern näher stellten als den gelben Asiaten, ist dagegen kein einziges zu verzeichnen. Wenn sich die Amerikaner also auch in manchen Beziehungen von den Mongolen im eigentlichen Sinne, das heißt also den Chinesen und Japanern entfernen, so reichen diese Unterschiede nicht hin, sie den Europäern näher zu stellen als den übrigen gelben Völkern Asiens. Dabei ist noch zu beachten, daß es sowohl in Süd- als in Nordamerika Stämme gibt, die sich deutlich den Mongolen etwas weiter annähern, als die untersuchten Schingu-Stämme. Ich nenne für Nordamerika die Pawnees und für Südamerika die Bororo und Karaya. Des weiteren bestehen ähnliche Unterschiede, wie wir sie eben für den Amerikaner und die typischen Mongolen besprochen haben, auch zwischen Mongolen und Polynesiern, deren asiatische Herkunft historisch festgestellt ist. Haut, Haar, Nase und Auge stellen also den Amerikaner zu den gelben Asiaten. Wir wollen, um einen kurzen Ausdruck zur Hand zu haben, diese gelben Völker Asiens zusammen mit den ihnen nahestehenden Insulindern und den gelben Südsee-Insulanern in der Folge als óstliche gelbe Rassen bezeichnen. Wir gelangen damit im wesentlichen zur Auffassung Topinards, der diese Asiaten und die Amerikaner in seinen Races jaunes zusammenfaßte. Bei der Variabilität aller dieser Eigenschaften darf es uns nicht wundernehmen, wenn wir unter den Südamerikanern auf einzelne Individuen treffen, die uns mehr oder weniger europäisch anmuten. Wir dürfen diese Tatsache nach den sicheren dahinlautenden Angaben einer großen Reihe von Beobachtern, denen ich mich auch beizähle, für bewiesen halten, trotzdem ich glaube, nicht unwahrscheinlich gemacht zu haben, daß ein Teil dieser Angaben aus einer langsamen, im Laufe des Aufenthaltes in den Indianerdörfern eintretenden unbewußten Verschiebung des individuellen Maßstabes, einer unterbewußten Änderung des Tertium comparationis hervorgeht. Ich möchte also Ehrenreich durchaus beistimmen, wenn er sagt, daß sich eine Reihe von Individuen „in ihrer Gesichtsbildung kaum von Siideuropäern unterschieden‘, oder wie er an zwei Stellen seines zitierten Werkes schreibt, „der edlere Typus sich bei manchen Individuen sehr dem kaukasisch-europäischen annähert*. (Bakairi, p. 84, und Ipurina, p. 98.) In diesem Verhalten drückt sich aber nur aus, daß die untere Grenze der amerikanischen Variationsbreite noch in die europäische Variations- breite hereinragt. Die Differenzen in den Mittelwerten, die für unsere Klassifikation allein maßgebend sind, werden dadurch nicht tangiert. Das Endresultat dieser Besprechung wäre also folgendes. Der Amerikaner steht im großen und ganzen in der Profilierung seines Gesichtes so ziemlich in der Mitte zwischen den beiden extremen Formen des asiatisch-europäischen Kontinentes, dem leptorhinen Europäer und dem flachgesichtigen Chinesen. In der Hautfarbe, und was noch wichtiger erscheint, in der Beschaffenheit des Kopfhaares und des Auges, in der Nasenbreite, der Form der Nasenlöcher, nähert ersich dagegen der Gesamtheit der Ostasiaten in hohem Grade. Irgend- welche Spur, die auf Beimischuug eines negroiden Elementes deuten könnte, fehlt vollständig. Es ist vielleicht ganz interessant, die von Linn und Blumenbach gegebenen Be- 5* 36 schreibungen des Homo americanus mit der eben gefundenen zu vergleichen. Ich gebe diese Definitionen nach der Übersetzung von Joh. Ranke.!) Die Linnéische ist noch ziemlich summarisch: „A. Homo americanus, rötlich, cholerisch, gerade aufgerichtet, mit schwarzen, geraden, dicken Haaren, weiten Nasenlöchern, das Gesicht voll Sommersprossen, das Kinn fast bart- los.“ Wie wir gesehen haben, ist das rötlich nur für die sekundäre Hautfarbe richtig, die schwarzen, geraden und dichten Haare muß man aber im großen und ganzen stehen lassen. Der Ausdruck, weite Nasenlöcher, wird sich wohl auf die ziemlich ausgewölbten Nasenflügel und das rundliche, recht häufig von vorne sichtbare Nasenloch zurückführen lassen. Sehr gut ist die Bemerkung, das Gesicht voll Sommersprossen, sie gilt nicht nur für das Gesicht, sondern für alle der Luft ausgesetzten Hautstellen. Auch die relative Bartlosigkeit ist in richtiger Weise hervorgehoben. Blumenbach beschreibt unter seinen fünf Menschenrassen unter ,D* die amerikanische Varietät als: , kupferfarbig, mit schwarzem, ziemlich starrem, straffem und spärlichem Haupt- haar, kurzer Stirn, tiefgelagerten Augen mit etwas aufgeworfener, aber doch hervorragender Nase, das Gesicht im allgemeinen breit, aber der hervorragenden Kiefer wegen nicht flach und eingedrückt, sondern in seinen einzelnen Teilen in der Seitenansicht mehr ausgearbeitet und gleichsam tiefer ausgegraben*. Wie man sieht, ist die Blumenbachsche Beschreibung nicht nur ziemlich detailhert, sondern auch gerade in den wesentlichen Sachen Haar, Nasenform und Profilierung des Gesichtes richtig. Nicht recht verstündlich ist mir die Bezeichnung des Haupthaares als „spärlich“. Das Haupthaar ist im Gegenteil zweifelsohne als reichlich zu bezeichnen, wenn auch die Dicke des einzelnen Haares bei diesem Eindrucke der Reichlichkeit eine nicht unbedeutende Rolle spielen mag. Vortrefflich ist die Bezeichnung der Amerikaner-Nase als etwas aufgeworfen, aber doch hervorragend. Ich hoffe mit dieser Besprechung meiner Resultate der äußeren Besichtigung gezeigt zu haben, daß die deskriptiven Merkmale einer genauen Berücksichtigung wert sind. Je mehr ausgeprägte Varietäten des Menschengeschlechtes dem beschreibenden Beobachter geläufig sind, desto wertvoller wird aber das Resultat sein. Es sollte daher dafür gesorgt werden, daß jeder Beobachter für die schwierigeren Gebiete der Rassenbeschreibung Ver- gleichsbilder an die Hand bekommt, die ihm gestatten, ein mehr oder minder exaktes Urteil abzugeben. Besonders notwendig scheint mir das für Auge und Nase und für die Krümmung des Kopfhaares. Wenigstens die Begriffe straff, wellig und lockig müßten schärfer umgrenzt werden, doch lassen sich solche Tafeln mit Vorteil für sämtliche Ge- biete der Formbeschreibung verwenden. An der Hand derartiger Vergleichstafeln wäre aber jeder mit dem Durchschnittsmaß europäischer Intelligenz begabte Beobachter im- stande, auch ohne Messungen sehr wertvolles Material zu sammeln. 1) Der Mensch, II. Bd., II. Aufl., p. 266 und 267. III. Kapitel. Messungen. Ehe wir auf die Besprechung der Resultate meiner Messungen eingehen können, müssen wieder einige methodische Fragen erledigt werden. Es ist ja immerhin keine kleine Mühe, genaue anthropologische Messungen vorzu- nehmen und die gewonnenen Zahlen dann zu ordnen, aber die Schwierigkeiten, die sich der Beobachtung entgegenstellen, sind verschwindend klein gegenüber den Schwierigkeiten der theoretischen Verarbeitung der so gewonnenen Resultate. Im vorliegenden Falle handelt es sich trotz der kleinen Anzahl der gemessenen Individuen schon um über 3000 Einzel- maße, in denen nun nach leitenden Gesetzen gesucht und die auf einen möglichst einfachen durchsichtigen Ausdruck zusammengefaßt werden sollen. Derartigen Versuchen gegenüber besitzt das Beobachtungsmaterial für den heutigen Anthropologen eine ganz ungeheure Sprödigkeit und wenn man die einzelnen anthropologisch-statistischen Werke durchblättert, so begegnet man überall einer gewissen Ratlosigkeit den eigenen Zahlen gegenüber, ein sicherer Beweis dafür, daß wir den Schlüssel zur Lösung, den Ariadnefaden in dem Labyrinth der Zahlen, das heißt die leitenden Gesetze der Formbildung, noch nicht erkannt baben. Zum großen Teile allerdings beruht die Sprödigkeit des anthropologischen Materiales noch auf einer anderen Ursache, die nicht in der Natur der beobachteten Erscheinungen liegt. Es ist das der empfindliche Mangel an Vergleichsmaterial. Einerseits sind die heute vorhandenen Beobachtungsreihen noch klein und umfassen nur einen sehr geringen Bruch- teil der vorhandenen Varietäten des Menschengeschlechtes, andererseits sind aber selbst diese kleinen Beobachtungsreihen nicht in einheitlicher Weise beobachtet und durchgearbeitet, so daß vor allem die Maße an Rumpf und Extremitäten meist überhaupt nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Sicher ist diese Verschiedenheit ein Zeichen selbständigen Denkens und wenn ich im folgenden einer Nivellierung dieser Unterschiede das Wort rede, so möchte ich damit nicht dieser Art selbständigen Lebens in der Anthropologie nahetreten. Bei unseren, in jeder Hinsicht unvollständigen Kenntnissen, ist es notwendig, daß jeder noch auf eigene Faust Streifzüge in das unbekannte Gebiet unternimmt, daß immer wieder neue Maße und Methoden ausgedacht, untersucht und auf ihren Wert geprüft werden. Aber die großen Hauptstraßen müssen jetzt bald endgültig festgelegt werden, das heißt eine Anzahl obligatorischer Rumpf- und Extremitäten-Maße und die Methode ihrer Messung muß und kann jetzt schon durch Vereinbarung festgelegt werden, wie es ja für den Kopf schon geschehen ist. Der Streit um die besten dieser Maße soll mit einer derartigen inter- nationalen Vereinbarung nicht in einem Sinne durch Richterspruch geschlichtet werden, sondern man soll sich nur dahin einigen, daß ein bestimmtes Maß bis auf weitere Verein- barung stets und in gleicher Weise genommen werde. Hat nun ein Forscher die Über- zeugung, daß dieses Maß nicht das zweckmäßigste sei, so ist es ihm unbenommen, noch ein zweites zu nehmen oder nehmen zu lassen und er wird auf diese Weise das beste Material zur Entscheidung der ihn beschäftigenden Frage erhalten. Heute steht aber die Beobachtungsmethode der Anthropologie zum großen Teile noch in der Periode des Faust- rechtes. Einer Wissenschaft, die den sozialen Problemen so nahe steht wie die Anthropologie, 38 sollte es besonders nahe legen, aus derartigen niedrigen Entwicklungszuständen sobald als möglich herauszutreten oder will sie auf den starken Mann warten, der die einzelnen mit der Wucht seiner Persönlichkeit bezwingt und die Unbotmäßigen durch die Kraft seiner Argumente in einer Monarchie vereinigt. Nehmen wir nun einen Augenblick an, wir besäßen ein hinreichend großes und nach einheitlichen Prinzipien gesammeltes Material, wenigstens für je eine Gruppe der am meisten differenzierten Varietäten des Menschengeschlechtes, so daß wir den Versuch machen könnten, die vorliegende kleine Reihe mit denselben zu vergleichen und hier oder da einzuordnen, so erhebt sich sofort die schwierige Frage: Welches sind diejenigen unter den Tausenden von Zahlen, die zum Vergleiche benutzt werden dürfen? Dasjenige, woran unsere heutige Anthropologie geradezu krankt, ist der Mangel eines allgemein gebrauchten, wissenschaftlich gut begründeten Ver- gleichungsmodus. Was kann man für Resultate erwarten, wenn noch nicht einmal festgelegt ist, was denn eigentlich verglichen werden soll, und wie man bei der Vergleichung vorzugehen hat? Der heutige unhaltbare Zustand hat sich allerdings erst in den letzten Jahrzehnten eingestellt. Früher verglich man — ohne weitere Gewissensbeschwerden oder irgendwelche Vorsichtsmaßregeln — einfach die Mittelwerte der erhaltenen Reihen untereinander. Das langsame Durchsikern theoretisch-statistischer Kenntnisse aus den rein mathematisch- statistischen Sphüren in die Praxis hat uns aber die alte Naivität genommen. Man hat so oft von der Unsicherheit der Mittelwerte und den schrecklichen Folgen einer Überschätzung derselben gehört, daß man sich nicht mehr recht traut, den alten Usus anzuwenden. Man hat uns gesagt, daß „Mathematiker und Physiker über die anthropologischen Mittelwerte lächeln, und ihnen jegliche Bedeutung absprechen“. Der Mittelwert ist also gründlichst diskreditiert, denn niemand will gerne lücherlich gefunden werden. Es ist ohne weiteres klar, daß hier nur eines der Antropologie helfen kann, der Stier muß eben bei den Hörnern gepackt werden, das heißt der Anthropologe muß sich darüber orientieren, was denn die theoretische Statistik an seinen Mittelwerten auszusetzen hat und seinen Usus nach den neuen oder alten Erkenntnissen umformen, die sich dabei ergeben. Ehe ich meine Maße verarbeitete, habe ich daher den Versuch gemacht, mich mit Hilfe mathematischer Freunde in die theoretische Statistik einzuarbeiten. Die Resultate, die sich dabei ergeben haben, sind, wie im Vorwort schon erwähnt, mit der ausführlichen Begründung in zwei kritischen Referaten niedergelegt worden,!) auf die ich für die Be- gründung des nun Folgenden verweisen muß. Hier sei nur das praktisch Wichtigste an Tatsachen gegeben, soweit es zum Verstündnis der spüter dargestellten Resultate ganz un- erläßlich ist. Auch zur Darstellung dieses praktisch Wichtigsten muß aber, der Leser ver- zeihe das, ziemlich weit ausgeholt, gewissermaßen ab ovo begonnen werden. Die Resultate anthropologischer Messungen stellen sich stets dar als eine — zunächst noch regellose — Reihe voneinander mehr oder weniger abweichender Zahlen. Die 1) Das Fehlergesetz und seine Verallgemeinerungen durch Fechner und Pearson in ihrer Tragweite für die Anthropologie. Dr. K. E. Ranke und Dr. R. Greiner, Archiv für Anthropologie, N. F., Bd. II und Die Theorie der Korrelation. Nach den grundlegenden Arbeiten von Francis Galton, Karl Pearson, und Udnuy Yule referiert von Dr. K. E. Ranke. Archiv für Anthropologie, N. F., Bd. III. - CT 39 empirisch gegebene Tatsache dieses voneinander Abweichens der Einzelwerte für eine be- liebige Eigenschaft, auch innerhalb einer gut einheitlichen Bevölkerung, pflegen wir als die Variation des betreffenden Organes oder Eigenschaft zu bezeichnen. Ordnen wir die er- haltenen Einzelwerte der Größe nach, so erhalten wir eine Reihe von Größenstufen, die in wechselnder Häufigkeit in dem untersuchten Stamme vertreten sind. Tragen wir diese wechselnden Häufigkeiten in graphischer Darstellung als Ordinaten über einer Abszisse auf, die uns die zugehörigen Größen angibt, so erhalten wir ein Variationspolygon. Ein Beispiel schließe jedes Mißverständnis aus. Tabelle I gibt uns die Häufigkeiten der verschiedenen Kopflängen der männlichen Schingu-Indianer meines Materiales. Trägt man nun auf einer Linie, die ebenso wie der erste Stab dieser Tabelle in, den einzelnen Millimeterstufen entsprechende, gleich große Teile eingeteilt ist, über den einzelnen Millimeterstufen Längen ab, die den beobachteten Häufigkeiten proportional sind, so entsteht das Variationspolygon Tabelle I. Männliche Schingu-Indianer. Kopflänge. Ma& | Anzahl | Maß Anzahl | Maß Anzahl | | | 171 mm — | 180mm 4 189 mm 5 a 1 IS alsalı o 8 190 , 3 In) e | 182 , 10 NE > = 747 MT 1 missa 10 | 192 , 5 MOT 2 184 , 7 198 , 2 176/95. 2 185 , 10 194 , 2 Ju osi 1 [T UST) ce 8 195 , 9 Mana 2 [2 187.0. 9 | 196. , — 179% — 1 |" 188.75 7 VER 1 Mittel | 1848 mm | Sa. 103 der Kopflänge unserer Indianer. Über 171 mm ist dann in unserem Falle nichts aufzu- tragen, da diese Stufe auch in der Tabelle nicht vertreten ist, über 172 ist die Länge 1 abzutragen, über 173 wieder gar nichts, über 174 1, über 175 2, über 176 wieder 2 etc. Abbildung 2 gibt das der Tabelle I entsprechende Variationspolygon. Ausihm erkennt man nun noch deutlicher, was auch die Tabelle schon zeigte, daß die beobachteten Einzelwerte von einem Minimum an zunächstimmer häufiger werden, in der Nähe des Mittelwertes (in Abbildung 2 die punktierte senkrechte Linie bei 184,8) am häufigsten sind, um gegen das obere Extrem zu wieder langsam und ziemlich gleichmäßig abzunehmen. Diese Eigenschaften zeigen alle Variationsreihen kontinuierlich variierender Organe innerhalb einer geschlossenen Spezies, sowohl bei Tieren wie bei Pflanzen. Unter kontinuierlicher Variation ist dabei zu verstehen, daß alle — auch die unend- lich wenig voneinander abweichenden — Zwischenstufen zwischen dem beobachteten oberen und unteren Extrem möglich sind. Es gilt das zum Beispiel für alle unsere anthropologischen Maße. Zwischen 170,0 und 171,0 mm liegt nicht eine leere Strecke von Werten für die 40 sich niemals eine Kopflänge auffinden lassen wird, die Kopflänge springt also nicht von ganzem Millimeter zu ganzem Millimeter, und vermeidet die 10 tel oder 100 stel oder 1000 stel Millimeter. Anders ist das bei denjenigen Objekten, für die die Anzahl mehr oder weniger gleichartiger Organe oder Teile gezählt, nicht irgend eine Längenausdehnung gemessen wird. In solchen Fällen, also etwa bei der Untersuchung der Variation in der Anzahl der Blütenblätter der Anemone silvestris, sind stets nur ganze Zahlen, nie aber gebrochene möglich. Die Anemone silvestris kann zwar 7 oder 8 oder 9 u.s. w. Blütenblätter auf- weisen, nie aber 7,0125 oder 7,2364 etc. Diese Art der Variation sei im folgenden von der kontinuierlichen Variation unserer Längenmaße etc. als diskontinuierliche Variation unterschieden. Dieser Unterschied ist sehr wichtig und immer im Auge zu behalten, denn die theoretischen Voraussetzungen für das Zustandekommen dieser beiden Variationsarten sind in sehr wesentlichen Punkten von einander abweichend, worauf ich - no Co 4 OQ! O» -4 OO «oO O Abbildung 2. meines Wissens zum erstenmal aufmerksam gemacht habe. Wird aber dieser fundamentale Unterschied im Auge behalten, so kann viel Verwirrung, die heute noch in der theoretischen Statistik herrscht, vermieden werden. Die einzelnen Gruppen der aufgefundenen Werte gehen also für unsere anthropo- logischen Objekte kontinuierlich ineinander über. Auf der Abszissenlinie unserer graphischen Darstellung gibt és keine von vornherein unmöglichen Werte. Es ist nur die Unge- nauigkeit unserer Meßmethoden, die solche Stufen, wie die in TabelleI an- gegebenen, hervorbringt. Die unter 182 mm verzeichneten 10 Maße sind also nicht sämtlich genau gleich 182,0 mm, sondern sie liegen nur näher an 182,0 als an 181,0 oder 183,0 mm. Die Stufen der Tabelle I sind also durch eine mehr oder minder bewußte oder unbewußte Aufrundung entstanden. Aus dieser Entstehungsart unserer sogenannten primären Tabellen, das heißt also der Tabellen, die die Häufigkeiten der einzelnen direkt beobachteten Werte nach deren absoluter Größe geordnet enthalten, ergibt sich ohne weiteres, was wir als Mittelpunkte und Grenzen dieser Stufen anzusehen haben. Die Werte liegen, wenn sie 41 gut beobachtet sind, um den angegebenen Wert als Mittelpunkt herum, wenn nur die- jenigen Werte darunter verzeichnet worden sind, die tatsächlich, wie oben angegeben, dem betreffenden Stufenwert näher liegen als den beiden benachbarten. Es ist das meiner Meinung nach der gewöhnliche Entstehungsmodus solcher primärer Reihen. Eine Störung in diesem Verhalten kann nur für die Werte eintreten, die genau in der Mitte zwischen zwei Größenstufen liegen und hiemit mit dem gleichen Recht den beiden benachbarten Stufen zugerechnet werden können. Die Wahrscheinlichkeit aber, daß ein solcher genau die Mitte zwischen zwei Stufen einhaltender Wert gemessen wird, ist sehr klein; noch kleiner die Wahrscheinlichkeit, daß man ihn dann nur mit dem Augenmaße als solchen erkennt. So weit meine Erfahrung im Messen reicht, kann man so gut wie ausnahmslos entscheiden — oder glaubt wenigstens entscheiden zu können —, welcher der beiden Stufen der gemessene Wert näher liegt. Kommt also ein tatsächlich genau in der Mitte zwischen zwei Stufen gelegener Wert vor, so wird man ihn so gut wie immer der einen oder der anderen der beiden Stufen zuordnen. In diesem Falle enthält z. B. eine Millimeterstufe die vier Zehntelmillimeter darunter und darüber ganz und von den in der Mitte zwischen zwei Stufen gelegenen Zehntelmillimetern ungefähr je die Hälfte der in ihnen gelegenen Fälle. Als Mittelpunkt muß dann genau der Stufenwert betrachtet werden, den die Tabelle enthält. Anders ist es, wenn die Aufrundung in der für Dezimalbrüche üblichen Weise aus ge- schätzten und bei der Messung verzeichneten Zehnteln der Maßeinheit vorgenommen wurde. Dann enthält ein Intervall, sagen wir von 180 mm, die Zehntelstufen 179,5 —180,4 und der Mittelpunkt des Intervalles wird dann 179,95 und nicht 180,0 wie in dem ersten Falle. Diese Betrachtungen scheinen sehr minutiös und daher überflüssig, können aber bei manchen Ge- legenheiten, wie z. B. bei der von U. Yule angegebenen Art der Berechnung der Mittelwerte (vgl. K. E. Ranke, Die Theorie der Korrelation etc.), oft praktisch recht wichtig werden.!) Diesen Stufenmittelpunkten kann man nun die beobachteten Häufigkeiten als zuge- ordnet betrachten. In strengem Sinne gehören sie aber nur der ganzen Ausdehnung der Tabelle II. Kopflänge der männlichen Schingu-Indianer. Reduzierte Tabelle (í = 3). Intervall Anzahl | Intervall | Anzahl | 169,5 —172,5 | 184,5—187,5 27 172,5—175,5 3 | 187,5 —190,5 15 175,5——178,5 | 190,5—193,5 7 1785—18,5 | 13 | 1935—1965 4 181,5—184,5 27 | 196,5—199,5 1 1 Bei der gewöhnlichen Art der Berechnung des Mittelwertes werden die Häufigkeiten direkt den beobachteten Werten zugeordnet, diese also, wie oben auseinandergesetzt, als Mittelpunkte der pri- máren Intervalle angesehen. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 6 42 Stufe an. Unsere Tabelle I, für die ich den ersten der angeführten Entstehungsmodi an- nehme, gibt also unter der Rubrik 183 mm an, wie viel Individuen größer als 182,5 und kleiner als 183,5 waren. Aus solchen primären Tafeln kann nun durch verschiedenartige Zusammenfassung der eben besprochenen primären Stufen eine sehr große Anzahl ver- schiedener reduzierter Tabellen abgeleitet werden. Fassen wir je zwei Millimeter zusammen, so gibt es zwei verschiedene Reduktionslagen dieser Reduktionsstufe, je nachdem wir bei 171 oder 172 mm beginnen. Fassen wir je 3 mm zusammen, so erhalten wir je nach der Wahl des ersten Intervalles drei verschiedene solcher reduzierter Tabellen u. s. w. Jeder dieser reduzierten Tabellen entspricht ein reduziertes Variationspolygon, während wir das der primären Tabelle entsprechende als primäres Variationspolygon bezeichnen wollen. Die reduzierten Variationspolygone zeigen den oben beschriebenen Gang der Häufig- keiten, die regelmäßige Zunahme vom unteren Extrem bis zum Mittelwert und die regelmäßige Abnahme von da bis zum oberen Extrem, meist deutlicher als die primären Variationspolygone. Abbildung 3 zeigt das für die Reduktionsstufe 3 mm. Für die Größe irgend eines Organes oder seiner Durchmesser erhalten wir also nie einen einzelnen Wert, sondern stets eine Reihe von Werten. Wollen wir also zwei Rassen miteinander vergleichen in Bezug auf die Größe der betreffenden Eigenschaften, so haben wir es mit dem Problem einer Reihenvergleichung zu tun. Dieses Problem wäre gänzlich unlösbar, wenn unsere Reihen nicht in den meisten Fällen einander geometrisch ähnlich wären. Sie lassen sich mit wenigen Ausnahmen, auf die wir noch zurückkommen werden, durch eine und dieselbe Kurve, das sogenannte Gaußsche Fehlergesetz, beschreiben. Dieses Gesetz sagt aus, daß der Mittel- wert der häufigste Wert der Reihe ist, und daß die Häufigkeiten vom Mittelwert nach beiden Seiten stetig und gleich schnell abnehmen, es ist also der mathematische Aus- druck für gerade die allgemeine Tatsache, die wir oben von unseren Variationspolygonen besprochen haben. Die vielen theoretischen Einwände gegen dieses Gesetz können uns hier nicht weiter beschäftigen. Ich habe sie in dem ersten der beiden zitierten Referate genau dargelegt, wobei sich ergab, daß für kontinuierliche Variation zwar nicht das Gaußsche Gesetz in seiner ursprünglichen Form, wohl aber in seiner logarithmischen Verallge- meinerung durch Fechner als gültig angenommen werden darf. Diese Fechnersche logarith- mische Verallgemeinerung weicht aber für unsere anthropologischen Objekte von dem ursprünglichen Gaußschen Gesetz so wenig ab, daß es für die meisten praktischen Zwecke durch das letztere ersetzt werden kann. Zwei Gaußsche Kurven können sich nun nur in zweierlei Hinsicht voneinander unter- scheiden. Einmal kann die Kurve über verschiedenen Werten der Abszissenachse liegen, also z. B. von 1510—1720 mm, wie die Variation der Körpergröße, oder von 35—47 mm reichen, wie die Variation der Nasenbreite meiner Schingu-Indianer. Zweitens kann die Abnahme vom Mittelwert nach den beiden Extremen schneller oder langsamer vor sich gehen, oder wie man für das Fehlergesetz zu sagen pflegt, die Streuung kann ver- schieden groß sein. Diesem Begriffe der Streuung entspricht auf das genaueste unser biologischer Begriff der Variationsbreite, während mit der oben geschilderten Lage der Gaußschen Kurve unsere Vorstellung der absoluten Größe eines Organes kor- respondiert. Für beide Begriffe, für Lage und Streuung, also in unserem Falle für absolute Größe und Variationsbreite, gibt uns das Gaußsche Gesetz sichere und unschwer zu be- 43 rechnende Vergleichswerte an die Hand. Für die absolute Größe den verachteten Mittel- wert, für die Variationsbreite eines der drei üblichen Streuungsmaße, die mittlere quadratische Abweichung (den Gaußschen mittleren Fehler), das Abweichungsmittel und die wahr- scheinliche Abweichung. 0 A p, DAT ARD: 1 HR 8 IN, 7 VII 1. mm ER 6 ll 0, 5 - , [0 11 : s - DER 3 pm HE 7 T 2 E SUE pu nn EZ on THEE 4 00000117000 co Es 1875 1905 1935 $9, 5 = 175 184 Abbildung 3. Für Reihen, die dem Gaußschen Gesetz gehorchen kann also die Ver- gleichung in sehr einfacher Weise bewerkstelligt werden. Um die absolute Größe zweier variierender Organe zu vergleichen, stellt man, genau dem alten Usus entprechend, die Mittelwerte nebeneinander. Um die Variationsbreite zweier Reihen zu vergleichen, benützt man in gleicher Weise eines der drei theoretischen Streuungsmaße, von denen sich 6* 44 die beiden übrigen sehr einfach berechnen lassen, wenn eines derselben bekannt ist. Das erste, was wir vor jeder Vergleichung zu erledigen haben, ist daher der Nach- weis, ob die vorliegenden Reihen dem Fehlergesetze gehorchen oder nicht. Der Vergleichung unserer Variationspolygone mit einer Wahrscheinlichkeitskurve liegt folgende Betrachtungsweise zu Grunde. Unter einer numerischen Wahrscheinlichkeit verstehen wir einen Quotienten, in dem „der Nenner eine Gesamtheit von Fällen bedeutet, deren jeder einen bestimmten Verlauf hätte nehmen können, während der Zähler diejenigen unter ihnen zählt, welche diesen Verlauf tatsächlich genommen haben“. (Czuber, Wahr- scheinlichkeitsrechnung. Leipzig, B. G. Teubner, 1903, p. 303.) Dividieren wir die Häufig- keiten unserer Tabellen I oder II jeweilen mit der Gesamtzahl der untersuchten Fälle, so erhalten wir also Zahlen, die formell als Wahrscheinlichkeiten aufgefaßt werden dürfen. Stab 2 der Tabelle I enthält dann Zahlen wie 1/103 bei 172 mm, 1/103 bei 174, 2/103 bei 175 und 176 mm ete. Diese Zahlen bedeuten dann, daß von der Gesamtzahl der 103 möglichen Fälle, von denen jeder eine beliebige Kopflänge aufweisen kann, aber auch irgend ein Kopflängenmaß aufweisen muß, je ein Fall die Längen 172 und 174 mm, je zwei die Längen 175 und 176 mm etc. aufweisen. Ist die Reihe ohne irgendwelche Rück- sicht auf die Kopflänge zustande gekommen, sind also nicht irgendwelche Kopflängen aus- gewählt worden, so dürfen diese Quotienten als empirische Bestimmungen des Prozentsatzes angesehen werden, in dem die Gesamtheit unserer Schingu-Indianer, also die Gemessenen und die nicht Gemessenen, die betreffende Größenstufe enthalten. Nach der Definition einer numerischen Wahrscheinlichkeit sind diese verschiedenen Prozentsätze für sämtliche vorhandenen Individuen ja ohne weiteres die Wahrscheinlichkeiten, mit denen man gerade diese Stufen treffen wird, wenn man ein beliebiges Exemplar durch Zufall aus der Ge- samtmasse herausgreift. Setzen wir die Gesamtzahl der vorhandenen Individuen gleich 1, das heißt rechnen wir die sämtlichen Brüche von der Gestalt =, worin a die Anzahl der für eine bestimmte Stufe beobachteten Individuen, » die Gesamtzahl der untersuchten Individuen darstellt, in Dezimalbrüche um, so erhalten wir eine Reihenfolge von Dezimal- brüchen, die uns diese Wahrscheinlichkeiten in unmittelbar vergleichbarer Form angeben. Greifen wir nun aus einer Gesamtheit von etwa 100000 Individuen 100 einzelne Individuen ohne jedes, auf die zu messende Eigenschaft bezügliche Wahlprinzip, also rein zufällig, heraus, so wird eine Größenstufe, die etwa 10° der Gesamtheit ausmacht, auch in den 100 herausgegriffenen wieder zu ca. 10° enthalten sein. Dabei müssen nun aber nicht etwa genau 10 Individuen auf diese Größenstufe fallen, sondern es liegt in dem Begriff der zufälligen Auslese begründet, daß auch etwas mehr oder etwas weniger, also z. B. 9 oder 11 Individuen, in den 100 herausgegriffenen enthalten sein können. Alle Anzahlen, die die Häufigkeit bestimmter Größenstufen innerhalb einer auf diese Weise aus einer größeren Gesamtheit herausgegritfenen Masse angeben, sind also zwar empirische Bestimmungen der Wahrscheinlichkeit des Vorkommens der betreffenden Größenstufen innerhalb der Gesamt- masse, doch sind diese empirischen Bestimmungen mit zufälligen Fehlern behaftet. Das gleiche gilt nun nicht nur für die Häufigkeit der einzelnen Stufen, sondern, da diese Häufigkeiten in die Berechnung des Mittelwertes eingehen, auch für den Mittel- wert. Sind also 100 Individuen aus einer Gesamtheit rein zufällig herausgegriffen worden, so entspricht das Mittel dieser 100 nicht genau dem Mittel der Gesamtzahl, sondern es 45 weicht von diesem wieder mehr oder weniger ab, der Mittelwert ist also auch mit zufälligen Fehlern behaftet. Die gleiche Überlegung zeigt, daß auch das empirische Streuungsmaß einer solchen herausgegriffenen Reihe zufällige Abweichungen aufweisen muß. Die Erkenntnis gerade dieser Tatsachen ist es gewesen, die den Mittel- wert diskreditiert hat. Die theoretische Statistik setzt uns aber in den Stand gerade diese zufälligen Abweichungen voll zu berücksichtigen. Sie tut das durch die Berechnung des wahrscheinlichen Fehlers. Es ist das eine Größe, von der es ebenso wahrscheinlich ist, daß eine einzelne zufällige Abweichung größer oder kleiner als dieselbe sein wird, von der es also ebenso wahrscheinlich ist, daß eine der zufälligen Einzelabweichungen sie übertreffe, als daß sie unter ihr zurückbleibe. Hat man also eine größere Reihe von Einzelabweichungen vor sich, so muß die eine Hälfte derselben größer, die andere Hälfte kleiner als die wahrscheinliche Abweichung sein. Für die Anthropologie sind drei solcher wahrscheinlicher Abweichungen von Wichtigkeit. Erstens die wahr- scheinliche Abweichung der Einzelbeobachtung vom Mittelwert, eines der drei oben angegebenen Streuungsmaße, also ein Maß der Variationsbreite, für das wir das seit Stieda geläufige Symbol r benützen wollen. Dieselbe berechnet sich aus den beobachteten Abweichungen der Einzelmaße vom Mittelwert als fü au 1 2 0,6745 V AD) De: 0,6745 u oder 0,8453 on JM 0,8453 9. CREE M) Yn (n — 1) Zweitens der wahrscheinliche Fehler des Mittelwertes. Derselbe berechnet sich als — V Haben wir ihn berechnet, so können wir aussagen, daß bei einem beliebig ^n oft wiederholten Herausgreifen weiterer Reihen die Hälfte der so erhaltenen neuen Mittelwerte voraussichtlich innerhalb der Grenzen M — R und M+R liegen wird, während die andere Hälfte dieser neu gewonnenen Mittelwerte noch stärkere Abweichungen aufweisen wird.) Drittens der wahrscheinliche Fehler des Streuungsmaßes. Ist die wahr- 2 (6?) (n —1) daraus ihr wahrscheinlicher Fehler als en ıst sie aber als 0,8453 V2n so wird ihr wahrscheinlicher Fehler gleich r - scheinliche Abweichung des Einzelwertes als 0,6745 V berechnet, so ergibt sich OT Bas Vn (n — 1) (—3) DOE (Ozuber, Theorie der Beob- berechnet, achtungsfehler.) Für sämtliche Reihen meines Materiales habe ich den Mittelwert und die wahr- scheinliche Abweichung des Einzelmaßes vom Mittelwert als Streuungsmaf) also als Maf der Variationsbreite, berechnet und beiden ihre wahrscheinlichen Fehler beigefügt. !) Czuber, loco eit., p. 239 (6 — die beobachteten Abweichungen der Einzelmaße vom Mittelwerte » — Anzahl der Beobachtungen). ?) Czuber, loco cit., p. 239. 3) M als Symbol für den ersten Mittelwert gebraucht. 46 Sind diese vier Größen bekannt und ist außerdem noch nachgewiesen, daß die ein- zelnen Reihen sich nahe genug dem Fehlergesetze anschließen, wovon wir gleich noch zu sprechen haben werden, so können die Reihen mit allen übrigen verglichen werden, für die die gleichen Bedingungen erfüllt sind. Die gefürchtete Unsicherheit des Mittel- wertes ist dann vollständig paralysiert, da sie genau in Rechnung gesetzt werden kann. Die Vergleichung zweier Reihen in Bezug auf ihre Lage über der Ab- szissenachse, das heißt also die Vergleichung der absoluten Größe variierender Organe erledigt sich dann in folgender Weise. Der eine Mittelwert sei gleich 100, der andere gleich 105 mm. Die wahrscheinliche Abweichung der Einzelwerte vom Mittelwerte sei für die erste Reihe gleich 3 mm, für die zweite gleich 3,5 mm. In beiden Reihen seien je 10 000 Einzelbeob- achtungen zusammengefaßt. Der wahrscheinliche Fehler des Mittels der ersten Reihe wird demnach gleich R, = PAS mm — 0,03 mm, der des Mittels der zweiten Reihe gleich V 10000 Bon — 0,035 mm. Der wahrscheinliche Fehler der Differenz der beiden Mittel- werte (105 — 100 — 5 mm) wird dann nach einer bekannten Formel der Fehlertheorie!) gleich VR?+ Ri = V0,0009 + 0,001225 — V0,0021 = 0,045 mm. Die beobachtete Dif- ferenz ist also mehr als 100 mal so groß als ihr wahrscheinlicher Fehler, oder die Wahr- scheinlichkeit, daß die beobachtete Differenz nicht rein zufällig, sondern durch eine tat- sächliche Verschiedenheit der beiden zu vergleichenden Objekte zustande gekommen sei, nähert sich der Gewißheit so sehr, daß die Annahme eines zufälligen Zustandekommens ausgeschlossen werden muß. Die Verhältnisse werden für anthropologische Vergleiche selten so klar liegen, da wir meist nur sehr kleine Reihen, die für ihre Mittelwerte relativ große wahrscheinliche Fehler ergeben, miteinander vergleichen müssen. Wir werden also häufig nicht in der Lage sein, die rein zufälligen Differenzen völlig auszuschließen, wie in dem vorliegenden Falle. Doch gibt uns eine analoge Rechnung stets den Sicherheitsgrad unseres Schlusses. Als praktische Regel hat sich dabei ergeben, daß eine Differenz, die das Vierfache ihres wahrscheinlichen Fehlers beträgt oder noch größer ist, praktisch als durch eine Verschiedenheit der Beobachtungsobjekte verursacht, angesehen werden darf. Eine Differenz, die nur das Ein- bis Zweifache ihres wahrscheinlichen Fehlers beträgt oder noch weniger, darf dagegen — bis zum bekanntwerden weiteren Materiales — als rein zufällig zustande gekommen angesehen werden. Beträgt aber die Differenz das Zwei- bis Vierfache ihres wahrscheinlichen Fehlers, so müssen wir uns mit eimem non liquet begnügen, das heißt das Beobachtungsmaterial reicht dann nicht aus, sich irgend ein auch nur vorläufiges Urteil über die Gleichheit oder Ungleichheit der in Frage stehenden Objekte zu bilden. In vóllig analoger Weise erledigt sich die Vergleichung der Variations- breiten zweier Reihen. Damit ist der einzige Vergleichsmodus, der für anthropologische Reihen überhaupt in Frage kommen kann, gegeben. Denn stimmt eine anthropologische Reihe nicht so nahe mit dem Fehlergesetze überein, daß dieses als seine theoretische Ver- teilung angenommen werden könnte, so darf sie überhaupt nicht ohne weiteres 1) Czuber, loco cit, p. 254. 47 zur Vergleichung benutzt werden. Das Material ist dann nicht hinreichend einheit- lich oder seine Variation sonst irgendwie schwer gestört. Für die Anthropologie dürfte es sich in solehen Fällen meist um eine unausgeglichene Mischung verschiedener Bevölkerungs- elemente handeln. Damit ist aber der alte Vergleichsusus wieder in sein Recht eingesetzt worden, nur mit dem Unterschied, daß die La Placesche Forderung nach einer numerischen Präzisierung des Zuverlässigkeitsgrades statistischer Ergebnisse auch in die Anthropologie eingeführt worden ist. Kein Physiker oder Mathematiker hat dann noch Ursache „über unsere anthropologischen Mittelwerte zu lächeln und ihnen jegliche Bedeutung abzusprechen*. Viel eher dürfen sie als treffliche Illustration für die Brauchbarkeit der „instinktiven Überlegung“ in der richtigen Hand oder besser im berufenen Kopf gelten, da sich die theoretische Begründung ihres Wertes nachträglich noch so vollständig eingestellt hat. Wenn wir von der Einführung eines exakten Maßes für die Variationsbreite absehen, die uns übrigens auch nur den alten Usus der Beurteilung derselben aus den beobachteten Maxima und Minima prüziser formuliert, nicht aber etwa ein ganz neues Prinzip einführt, so sind durch die Wahrscheinlichkeits- rechnung den anthropologischen Mittelwerten nur kleine Kautelen in Gestalt ihrer wahr- scheinlichen Fehler beigegeben worden. Ich möchte aber bezweifeln, daß die praktischen Ergebnisse der Anthropologie hievon wesentlich beeinflußt werden, da es auch früher schon allgemein bekannt war, daß ein Mittelwert aus einer kleinen Reihe von Representativ- messungen nicht so sicher und zuverlässig sei, als ein solcher aus einer vergleichsweise großen Reihe. Auch hier wird die instinktive Wahrscheinlichkeitsrechnung, nach der sich unsere unbewußten Schlußfolgerungen alle abspielen, im großen und ganzen den richtigen Weg gegangen sein. Der durch die Bestimmung des Zuverlässigkeitsgrades für die Anthropologie sich ergebende Vorteil wird vor allem darin bestehen, daß man heute nicht mehr alles auf kleinen Beobachtungsreihen beruhende Material einfach von der Hand zu weisen hat. Es entpuppt sich in vielen Fällen noch als völlig ausreichend, die gerade vorliegenden Fragen zu entscheiden, wovon im folgenden eine Reihe von Beispielen gegeben werden soll. Es ist also auch völlig unnötig, daß die Anthropologen sich nach einem neuen Ver- gleichsmodus umsehen, wie man das heute mehrfach finden kann. Der Mittelwert kommt eben deshalb allein als Parameter der Lage unserer Kurven, das heißt als Vergleichswert der absoluten Größe variierender Organe in Betracht, da er den Abszissenwert mit kleinstem wahrscheinlichen Fehler repräsentiert. Jeder andere Vergleichsmodus muß also unsicherer sein, als die Vergleichung der Mittelwerte. Zum Schlusse muß noch besprochen werden, in welcher Weise die Übereinstimmung eines gegebenen Variationspolygones mit dem GauBschen Fehlergesetz geprüft wird. Schon oben haben wir gesehen, daß die für die einzelnen Größenstufen beobachteten Häufigkeiten die ihnen entsprechenden Wahrscheinlichkeiten nur mit zufälligen Abweichungen wieder- geben. Es ist also nicht zu erwarten, daß irgend ein gegebenes Variationspolygon für seine einzelnen Stufen genau die Größen angebe, die ihnen dem Fehlergesetze nach zu- kommen. Ebenso wie wir es oben für die Differenzen zweier Mittelwerte besprochen haben, kann es sich auch in diesem Falle also nicht um den Nachweis einer genauen Überein- stimmung, sondern nur um die Berechnung der Wahrscheinlichkeit handeln, daß die Abweichungen vom Fehlergesetze, die ein gegebenes Variationspolygon 48 aufweist, rein zufällig zustande gekommen seien. Eine theoretisch im allgemeinen einwandfreie Art dieser Berechnung ist von,K. Pearson in Phil. Mag., Bd. L., 1900!) ange- geben worden. Allerdings restieren bei derselben noch einige Willkürlichkeiten, an deren Beseitigung augenblicklich noch gearbeitet wird. Doch ist das Verfahren auch in der vorliegenden Form schon brauchbar, eine erste Übersicht über die Größe der in Frage stehenden Wahrscheinlichkeiten zu geben. Es soll daher im folgenden Benutzung finden. Eine kurze Besprechung des Verfahrens, sowie eine Anweisung zu seiner Ausführung soll aber erst im folgenden Kapitel gegeben werden, in dem auch noch eine anderweitige, gra- phische Methode des Vergleiches empirischer Variationspolygone mit dem Fehlergesetze nach Dr. Richard Greimer mitgeteilt werden soll. IV. Kapitel. Statistische Verarbeitung. I. Grad der Einheitlichkeit des vorgelegten Materiales. Nach den Ausführungen des vorhergehenden Kapitels ist die erste Frage, die wir bei der statistischen Verarbeitung anthropologischer Messungen zu beantworten haben, diejenige nach dem Grade der Übereinstimmung der Variationspolygone mit ihrem hypothetischen Verteilungsgesetze. Zur Beantwortung dieser Frage gibt uns das vorliegende Material nicht weniger als 144 Variationsreihen an die Hand. Einer solchen Fülle von Material gegenüber mußte ich mich auf eine Auswahl einzelner Reihen beschränken. Ich habe daher in erster Linie nur die Kurven aller gemessenen Männer berücksichtigt, diese aber erschöpfend auf ihre Über- einstimmung mit dem Fehlergesetze geprüft, indem ich für die 18 direkt gemessenen Kopf- und Körpermaße sowie für die zwei wichtigsten Indizes (Kopf- und Gesichtsindex) die Wahrscheinlichkeiten berechnete, daß allein durch den Zufall aus einer nach dem Fehler- gesetze variierenden Gesamtheit ebenso stark vom Fehlergesetze abweichende Reihen wie die vorliegenden herausgegriffen werden.?) Die in Tabelle III gegebenen Zahlen haben nun — als Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten der beobachteten Abweichungen vom Fehlergesetze — den Sinn, daß die beiden Dezimalen jeweilen angeben, wie viele ebenso stark oder stärker als das vorliegende vom Fehlergesetze abweichende Reihen bei rein zufälliger Auswahl der Individuen unter je 100 gleich großen Reihen zu erwarten wären. Es bedeutet also z. B. die Zahl P= 0,95, daß !) On the criterion ete., vgl. die Anmerkung 2. ?) Die Berechnung erfolgt in recht handlicher Weise nach dem im vorangehenden Kapitel erwähnten, von Pearson in Philosophical Magazine, Vol. L, 1900, p. 157—175 (On the Criterion that a given System of deviations from the probable in the case of a correlated system of variables is such that it can be reasonably supposed to have arisen from random sampling) angegebenen Verfahren an Hand einer wohl für alle anthropologischen Zwecke hinreichenden Tabelle von Palin Elderton in Biometrica, Vol. I, p. 155 ff. Tables for testing the Goodness of Fit of Theory to Observation. In diesem leicht erhältlichen Artikel ist ein Beispiel völlig durchgerechnet, so daß man ohne weiteres nach ihm die Berechnung der in Frage stehenden Wahrscheinlichkeiten ausführen kann. 49 unter 100 rein zufällig herausgegriffenen Reihen je 95, und die Zahl P= 0,13, daß unter 100 derartigen Reihen je 13 eine größere Abweichung vom Fehlergesetze aufweisen würden, als die Reihe, die durch die betreffende Zahl charakterisiert ist. Wären die in Tabelle III aufgeführten 20 Variationsreihen gänzlich voneinander unab- hängig, so dürfte man erwarten, daß beiläufig die eine Hälfte eine solche Wahrscheinlich- keit P größer als 0,5 und die andere Hälfte eine solche kleiner als 0,5 aufweisen würde — falls die Reihen überhaupt dem Fehlergesetze gehorchen —, sowie, daß keine zu kleinen Zahlen sich in der Reihe auffinden lassen. Die letzte Forderung ist von der Reihe der Indianermaße gut erfüllt, da die Wahrscheinlichkeiten nicht unter 0,09 absinken. Die erste Forderung ist sogar mehr als erfüllt, da von den 20 Reihen 15 ein P über 0,5 und und nur 5 ein solehes unter 0,5 aufweisen. Dieses deutliche Überwiegen der guten Überein- stimmungen wird uns noch zu beschäftigen haben. Zum Teil ist es meines Erachtens eine Folge der Korrelation der einzelnen Maße, infolge deren eine Bevölkerung, die in einer Anzahl von Reihen eine gute Übereinstimmung mit dem Fehlergesetze aufweist, auch für die anderen Maße mit größerer Wahrscheinlichkeit gute Übereinstimmungen aufweisen wird, als umgekehrt. Wir dürfen also aus der Tabelle III folgern, die durch die Nahuqua, Auetö und Trumai vertretene indianische Bevölkerung des Schingu-Quell- gebietes stellt eine somatisch einheitliche Gruppe dar; über den Grad dieser Tabelle III. P gibt die Wahrscheinlichkeit an, eine ebenso große Abweichungssumme bei der gleichen Anzahl von Individuen ‚rein zufällig“ anzutreffen. Gesichtshöhe P= 0,95 Körpergröße P-070 Kopflänge , 70,94 Handbreite ll Mittelfinger b 3210,86 Mittelfinger c 10156 Sitzhöhe 2 —10/85 Klafterweite 0154 Handlänge „= 0,81 Armlänge „=0,51 Nasenhöhe »— 0580 VII. Halswirbel „= 0,39 Nasen-Eleyation „= 0,79 Gesichtsindex PIRA Kopfindex ls Mittelfinger a e em (0.27 Gesichtsbreite E019 Schulterbreite URS Nasenbreite 21—310 71 Kopfbreite 0209 Einheitlichkeit werden wir bei der Besprechung der Unterschiede der drei Stämme aller- dings noch einiges nachzutragen haben. Jedenfallsist aber die Einheitlichkeit des Gesamtmateriales so groß, daß wir es ohne Scheu zu Vergleichszwecken benutzen dürfen. Um den Zahlen der Tabelle III, die, so anschaulich sie auch für den statistisch Ge- bildeten sein mögen, doch nicht ohne weiteres jedem eine klare Anschauung von dem Grade der Übereinstimmung der einzelnen Reihen mit dem Fehlergesetze zu geben vermögen, auch eine deutliche Formvorstellung beizugesellen, habe ich für eine Anzahl derselben den Grad der Übereinstimmung noch durch ein graphisches Verfahren anschaulich zu machen gesucht, das mir von meinem Freunde Dr. Richard Greiner an die Hand gegeben, und das, so viel mir bekannt, in dieser Form noch nicht verwandt worden ist. Die Figuren 1—22 Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 7 50 auf Tafel II—VIII geben außer der vielfach verwandten, einfachen Kurve der Fehlerfunktion noch als darüber und darunter liegenden Streifen die Grenzen des wahrscheinlichen Fehlers der Ordinaten für die Individuenzahl und die spezielle Reduktionslage der einzelnen Reihe an.!) Die mittlere gestrichelte, ausgeglichene Kurve der Figuren bedeutet also die Ordi- naten der Fehlerfunktion, wührend die ausgezogenen Kurven über und unter ihr die Größe des wahrscheinlichen Fehlers dieser Ordinaten angeben, das heißt also die Grenze, für welche die Wahrscheinlichkeiten, daß die einzelne beobachtete Ordinate des empirischen Häufigkeitspolygones sich innerhalb derselben hält oder aus diesen Grenzen herausfällt, gleich groß sind. Fallen also etwa die Hälfte der Ordinaten des Variationspolygones in diesen Fehlerstreifen herein, so ıst die Übereinstimmung eine mittlere, fallen mehr in den Fehlerstreifen, so ist sie eine gute, fallen mehr aus ihm heraus, eine weniger gute. Be- trägt aber auch nur eine einzige Abweichung einer Ordinate etwa das dreifache des wahrscheinlichen Fehlers, so ist die Übereinstimmung eine schlechte und kommen einzelne noch größere Abweichungen vor oder weichen mehrere Ordinaten um das drei- oder mehr- fache des wahrscheinlichen von ihrer theoretischen Größe ab, so ist die Übereinstimmung schlechter als bei rein zufälliger Auswahl der Individuen zu erwarten ist und es muß nach der Ursache dieser Störung der Variation gesucht werden. Man gewinnt so mit einem Blick eine Anschauung von dem Grade der Übereinstimmung eines gegebenen Variationspolygones mit der Fehlerfunktion und das beigesetze P gibt für das geometrisch Anschauliche der Kurve den zahlenmäßigen Ausdruck. Eine genaue Be- trachtung der Abbildungen wird daher auch dem bisher in solchen Dingen Ungeübten ohne große Mühe eine gewisse Erfahrung für den zu erwartenden Grad der Übereinstimmung von Variationspolygonen mit ihrem theoretischen Verteilungsgesetze verschaffen. Sämtliche Maßreihen aller gemessenen Männer stehen also in durchaus befriedigender Übereinstimmung mit dem Fehlergesetze (vgl. die Figuren 1—11, Tafel II— V). Die weiteren Figuren (12— 22, Tafel V—VIII) zeigen das gleiche für eine Anzahl zufällig herausgegriffener Variationspolygone der Nahuqua-Männer und da die Variationspolygone der Auetó und Trumai, sowie die der weiblichen Mitglieder der drei Tabelle IV. Kopflänge Kopfbreite Alle Männer 0,94 Alle Männer 0,09 Nahuqua ó 0.91 Nahuqua ó 0,06 Auetö Ó 0,54 Auetó ö 0,74 Trumai ó 0,98 Trumai 6 0,89 Nahuqua © 0,55 Nahuqua o 0,66 Auetó Q 0,54 Auetö ) 0,88 Trumai Oo 0,84 Trumai Oo 0,86 Alle Frauen 0,72 Alle Frauen 0,74 : : R ; h A sim: 1) Die Ordinate der Fehlerfunktion berechnet sich als y — E £—?z? und der wahrscheinliche Fehler EA y(1—9y42a) Acn lage und * die Anzahl der Beobachtungen. worin 4x das Intervall der gewählten Reduktions- dieser Ordinaten als w, = + 0,6745 V 51 Stämme sieh für die Inspection ebenso verhalten, dürfen wir annehmen, daß die drei einzelnen Stämme meines Materiales ebenso wie ihre Gesamtheit vergleichs- weise einheitliche Bevólkerungen darstellen. Um das noch an ein paar Beispielen zu erhärten, habe ich für eim sehr gut und für das am schlechtesten übereinstimmende Maß der gemessenen Männer, für Kopflinge und Kopfbreite, sämtliche Variationspolygone auf ihre Übereinstimmung mit dem Fehlergesetze geprüft. Das Resultat ist in Tabelle IV enthalten. Wir ersehen aus ihr, daß auch die zum Teil sehr kleinen Reihen der ein- zelnen Stämme ganz auffallend gute Übereinstimmungen ergaben. Unter den 16 Variationspolygonen erzielen nur zwei, die Kopfbreite der sämtlichen Männer und der Nahuqua-Männer, ein P unter 0,5; die sämtlichen übrigen liegen darüber. Diesmal kann die Korrelation nicht mehr die Ursache sein. Die weitere Verfolgung der hiedurch ange- schnittenen Fragen ergab, daß Pearsons Methode in ihrer praktischen Verwertbarkeit noch nicht allen Anforderungen entspricht. Die Remedur dieser Mängel sei einer späteren Arbeit vorbehalten, da sie wieder über den Rahmen der vorliegenden weit hinausgreift. Hier brauchen sie uns weiter nicht zu beschäftigen, da die Übereinstimmung nicht etwa zu schlecht, sondern zu gut ist und alle unsere Folgerungen also einstweilen a fortiori bewiesen sind. Die Betrachtung der Tabelle IV zeigt des weiteren, daß sich die Variationspolygone sämtlicher untersuchten Männer in dem Grade der Übereinstimmung mit dem Fehlergesetze im wesentlichen von der größten Gruppe, den Nahuqua-Männern, abhängig zeigt. Damit ist der Grund gelegt für die weitere statistische Verarbeitung meines Mate- riales, da die Parameter seiner Variationspolygone nun ohne weiteres zur Vergleichung mit anderen einheitlichen Bevölkerungen herangezogen werden dürfen. In Tabelle V seien deshalb die Mittelwerte nnd die wahrscheinliche Abweichung der Einzelmessung nebst ihren wahrscheinlichen Fehlern für sämtliche gemessenen Eigenschaften der beiden Ge- schlechter mit geteilt und zwar sowohl für die drei einzelnen Stämme als für die sämt- lichen gemessenen Individuen zusammen. Der Nachweis der Übereinstimmung so vieler Variationspolygone mit dem Fehlergesetze ist auch theoretisch nicht unwichtig, denn damit ist eine immerhin recht beträchtliche Anzahl weiterer empirischer Beweise für die Richtigkeit meiner Hypothesen über die Form der kontinuierlichen Varia- tionsreihen erbracht. Der Beweis einer Übereinstimmung mit dem Gaußschen Gesetze enthált ja implizite auch den Beweis, da& unsere Variationspolygone sich innerhalb der Grenzen des Zufalles auch der allein streng giltigen Fechnerschen logarithmischen Verall- gemeinerung desselben anschließen, da die beiden Kurven für die vorliegenden Verhält- nisse praktisch identisch sind. 52 Tabelle V. Parameter -Tabelle. Mittelwert und wahrscheinlicher Fehler des Mittels Variationsbreite und wahrscheinlicher Fehler derselben Variationsindex | und wahrscheinlicher Fehler desselben a) Kopflànge Trumai Ó (14) n Q (14) Auetó Ó (24) " 9 (9) Nahuqua & (65) ^ 9 (85) Mittel der Männer (103) = „ Frauen (58) b) Kopfbreite Trumai Ó (14) : [o (14) Auetö ö (24) : 9 (9) Nahuqua & (65 9 (35 ) E ) Mittel der Männer (103) Frauen (58) n n c) Kopfindex Trumai ö (14) a 9 (14) Auetó Ó (24) & 9 (9) Nahuqua Ó (65) à e (35) Mittel der Männer (103) " „ Frauen (58) d) Gesichtshöhe Kinn — Nasenwurzel Trumai ö (14) n Q (14) ' Auetö Ó (24) e (9) Nahuqua Ó (65) ” Q (35) Mittel der Männer (103) " „ Frauen (58) e) Gesichtsbreite Trumai Ó (14) n 9 (14) Auetö Ó (24) & 9 (9) Nahuqua & (65) 2 9 (35) Mittel der Männer (103) a „ Frauen (58) f) Gesichtsindex Trumai ö (14) n 9 (14) Auetö Ó (9) : 9 (24) mm 182,0 + 0,957 172,7 , 0,915 185,6 , 0,604 176,7 „ 1,22 185,2 „ 0,390 178,1 „ 0,537 184,8 „ 0,326 176,8 „ 0,491 mm 149,0 + 0,545 143,1 „ 0,492 148,8 „ 0,549 144,6 „ 0,880 147,8 , 0,339 140,6 , 0,431 147,8 , 0,254 141,8 , 0,341 0/9 81,9 + 0,342 82,9 „ 0,347 80,2 „ 0,306 81,8 „ 0,407 19,5 „ 0,234 78,8 „ 0,540 80,0 „ 0,179 80,2 „ 0,268 mm 134,6 + 0,863 197,4 , 0,764 137,0 , 0,757 129,9 „ 0,837 136,4 „ 0,342 129,1 , 0,447 136,3 , 0,303 128,8 „ 0,369 9/9 mm 3,58 + 0,677 2,72 „ 0,647 2,96 „ 0,427 3,65 „ 0,860 3,14 „ 0,275 3,04 „ 0,427 3,31 „ 0,281 3,74 „ 0,347 mm 2,04 + 0,386 1,84 , 0,348 2,69 , 0,388 2,64 „ 0,622 2,73 „ 0,240 2,55 „ 0,305 2,52 . 0,180 2,60 „ 0,241 /o 1,28 + 0,242 1,30 „ 0,246 1,50 „ 0.217 1.22 „ 0,288 1,89 „ 0,167 2,01 , 0,240 1,82 „ 0,127 2,04 . 0,189 SO sus mm 4,44 + 0,839 2,81 „ 0,437 2,60 „ 0,375 3,09 „ 0,728 4,41 „ 0,387 3,76 „ 0,449 4,09 „ 0,285 3,33 „ 0,309 mm 3,23 + 0,610 2,86 „ 0,540 3,715.0,535 2,51 „ 0,592 2,76 „ 0,242 2,82 „ 0,337 3,07 , 0,214 2,81 , 0,261 MI 3,99 T- 0,754 2,32 . 0,438 2,93 „ 0,423 2,85 „ 0,672 NI 1,97 1,57 1,58 2,07 1,69 . 9,00 1,79 4- 0,118 2,11 + 0,198 9 [o 1,37 1,29 1,81 1,83 1,85 1,81 1,71 t- 0,12 1,88 +0,21 0/0 1,56 1,57 1,87 1,50 2,98 2,01 2,28 +0,16 2,55 + 0,98 0/o 3,62 2,04 2,14 2,74 3,68 3,36 3,38 2,96 0/0 2,40 2,94 2,71 | 1,93 2,02 2,18 2,25 +0,26 2,18 & 0,30 0/9 4,97 2.61 3,31 3,27 und wahrscheinlicher Fehler des Mittels Mittelwert Variationsbreite und wahrscheinlicher Fehler derselben Variationsindex und wahrscheinlicher Fehler desselben Nahuqua & ( 9 ( 65 M O 35 Mittel der Männer (103 Frauen (58 E] E] g) Nasenhóhe Trumai ö (14) a 9 (14) Auetö ö (24) 2 9 (9) Nahuqua 6 (65) E io) (35) Mittel der Männer (103) B . Frauen (58) h) Nasenbreite Trumai Ó (14) a 9 (14) Auetö 9 (24) s o ' (9) Nahuqua ó (65) = 9 (35) Mittel der Männer (103) - . Frauen (58) 1 Nasen-Elevation Trumai Ó (14) - o (14) Auetó ó (24) > 9 (9) Nahuqua 5 (65) : 9 (35) Mittel der Männer (103) = . Frauen (58) k) Nasen-Index Trumai Ó (14) - 9 (14) Auetó Ó (24) i lo) (9) Nahuqua ó (65) = 9 (35) Mittel der Männer (103) 3 . Frauen (53) ] Elevations-Index Trumai Ó (14) = 9 (14) Auetó ö (24) : 9 (9) Nahuqua 5 (65) = 9 (35) Mittel der Männer (103) > „ Frauen (58) m) Körperlänge Trumai ö (14) = i) (14) Auetó ó (24) 3 o (9) 0/0 88,0 + 0,392 86,7 „ 0,451 88,6 „ 0,328 87,2 „ 0,348 Q' O' O' OQ' o! O'oOtr co r4 f O 9» I 9» Io c DO O1 -—-—0) 40,4 = 0,540 37,1 „ 0,612 39,0 „ 0,292 35,2 „ 0,603 40,5 „ 0,207 36,5 „ 0,250 40,1 „ 0,168 36,5 . 0,225 mm 14,5 + 0,385 12,2 „ 0,257 13,9... 0,189 12,9 „ 0,327 15,5 „ 0,149 13,3 „ 0,152 15,0 „ 0,126 13,0 „ 0,135 0/9 73,1+ 1,208 712 , 1,005 69,5 „ 0,557 67,7 , 1.254 175,4 „ 0,507 71,7 „ 0,634 73,6 , 0,420 71,3 0,500 0/0 35,9 + 0,978 32,9 . 0,826 35,6 . 0,427 36,6 . 1.040 38,3 „ 0,254 36,4 „ 0,336 37,4 . 0.292 35,6 . 0,361 mm 1595,0 + 6,802 1487,7 , 5,117 1580,6 , 4,979 1521,22 , 11,49 9o 3,16 + 0,277 2,67 , 0,319 3,36 „ 0,234 2,65 „ 0,246 mm 1,97 + 0,372 2,31 „ 0,437 2,31 „ 0,333 2,88 „ 0,561 2,84 „ 0,205 1,97 „ 0,236 2,37 „ 0,165 2,10 „ 0,195 mm 2,02 + 0,382 2.29 . 0,433 1,43 , 0,206 1,81 , 0,427 1,67 , 0,146 1,48 , 0,177 1,70 , 0,119 1,71 , 0,159 mm 1,44 + 0,272 0,96 , 0,181 0,97 , 0,133 0,98 , 0,231 1,20 , 0,105 0,90 „ 0,108 1,28 , 0,089 1,03 , 0,096 0/0 4,52 + 0,854 3,76 „ 0,711 2,73 „ 0,394 3,76 „ 0,886 4,09 „ 0,359 3,75 „ 0,448 4,96 „ 0,297 3,81 „ 0,354 0/0 3,66 + 0,691 3,09 „ 0,584 2,31 „ 0,333 3,12 „ 0,735 2,05 , 0,180 2,50 , 0,237 2,96 „ 0,206 2,75 „0,255 mm 25,45 + 4,810 19,11 „ 3,612 24,34 , 8,519 3446 , 8,12 4/08 + 0,29 0/o 5,00 6,17 3,67 5,14 4,12 4,06 4,24 +0,30 4,69 # 0,44 0/0 9:93 TS 6,98 7,56 7,74 6,80 8,50 + 0,6 7,92 80,7 I 6,18 5.28 3.93 5,56 5.42 5,23 5,79 + 0,40 5,35 + 0,50 0/0 53 Mittelwert | Variationsbreite und wahrscheinlicher | und wahrscheinlicher | und wahrscheinlicher Variationsindex E] er Fehler des Mittels Fehler derselben Fehler desselben | mm - mm za Nahuqua x (65) 1618,3-- 3,696 29,80 + 2,614 1,84 E 9 (35) 15083 „ 4,295 25,41 „ 3,037 1,68 Mittel der Männer (103) | 1606,1 ,. 2,961 30,05 „ 2,094 1,87 3- 0,18 a „ Frauen (58) 1503,34 3,339 25,43 „ 2,361 1,69 3- 0,16 n) Klafterweite mm mm Ojo Trumai Ó (14) j 1679,0 £ 10,610 39,70 3- 7.504 2,36 x (o (14 | 1556, 8,774 32,83 „ 6,204 2,11 Auetó [o] (94) | 1677,5., 9/20 - 45,07 „ 6,51 2,68 : ° (9) 1598,8 „ 10,93 32,78 . 7,13 2,05 Nahuqua © (65) 1699,93, 4,59 37,00 . 3,25 2,18 i ° (85) 1578,4 „ 5,99 35,45 . 4,24 2,25 " Mittel der Männer (103) 1691722 3:99 40.45 „ 2,82 2,39 t 0.17 2 „ Frauen (58) 15762, 4,61 35,08 „ 3,26 2,23 +0,21 o) VII. Halswirbel : (Höhe im Stehen) | mm | mm . Ojo Trumai Ó (14) , 136%,1+ 3,68 13,75 + 2,60 1,01 z 9 (14) | 1267,4 . 4,96 181572 -49,D1 1.47 Auetó Ó (24) | 1856,11, 6,24 30,56 „ 4,41 2:25 - [o] (9) | 1297,4 „ 10,69 | 32,07 „ 7,56 2,47 Nahuqua 6 (65) 1382,8 , 3,51 | 28,30 „ 2,48 2.05 - je) (35) 1290,7 . 381 | 22,55 „ 2,70 1,75 Mittel der Männer (103) 1373,6 „ 2,69 | 27,25 . 1,90 1,98 3- 0,14 E , Frauen (58) 1986,11 . 3,16 24,09 „ 2,94 187.210,17 p) Sitzhóhe | (Höhe des Scheitels über | dem Sitz) | mm mm 0 Jo 'Trumai Ó (14) | 806,6 3- 4,03 | 15,09 3- 2,85 1,87 A o9 (14) | 1759,8.. 4,63 17,32.5 3,27 2,28 Auetö ö (24 | 813,0, 8,37 16,53 „ 2,39 2,03 * Oo (9) | 780,4 . 7,67 22,194 5,97 2,92 Nahuqua GO (65) 837,97. 1:92 151507271536 1.85 » oO (35) 78191029329 13,91 „ 1,66 1,77 Mittel der Männer (103) SE Alk) 18,01 , 1,26 2,18 3- 0,15 5 „ Frauen (58) 7796... 2,39 18,20 „ 1,69 2,33 + 0,22 q) Armlänge | mm mm mm Trumai Ó (44) | 705,0+ 3,742 14.26 + 2,695 2,02 : [o] (14) | 651,21, 3,603 13,48 , 2,548 2,07 Auetö Ó (25) 689,0 „ 3.701 | 18,18 , 2,618 2,63 z SE (9) 665,9 . 4,603 | 18,81 , 3,255 2,07 Nahuqua © (65) 03:152 31:955 15:76 „ 1,382 2,11 " 9 (35) 656,9 . 2,464 1458 , 1.744 2,22 Mittel der Männer (104) 699,9 . 1,642 16,66 . 1,161 2,88 + 0,17 » 0» Frauen (58) | 656,9. 1,985 14,73 . 1,368 2,94 +0,17 r) Schulterbreite | mm mm UJ Trumai fe] (14) | 355,9-I- 2,528 | 9,46 + 1,788 2.66 - o (14) 320,6 . 3,490 13,06 . 2,468 4,08 Auetö ö (25) 369.9 . 2,274 11,14 . 1,608 3,01 5 i) (9) 337,4 . 2.480 7,44 . 1,754 2,21 Nahuqua © (65) 371,112 1,418 11,57 „ 1,015 3,12 2: o (35) | 325,6 . 2,208 13,06 . 1,561 4,08 Mittel der Männer (104) | 368,7. 1,150 11.67 . 0,813 3,17 3- 0,22 . Frauen (58) 326,11. 1,276 9.71 . 0,902 2,98 3- 0,28 xn Mittelwert und wahrscheinlicher Fehler des Mittels Variationsbreite und wahrscheinlicher Fehler derselben Variationsindex s) Handlänge Trumai ö (11) > 9 (13) Auetö (6) (25) » 9 (9) Nahuqua © (35) 9 (65) Mittel der Männer (101) Frauen (57) 2 3 t) Handbreite Trumai Ó (14) = o (14) Auetó Ó (24) - 9 (9) Nahuqua © (65) i9) (35) Mittel der Münner (103) Frauen (58) - - u) Mittelfinger (äußere Länge) Trumai Ó (14) = o (14) Auetó Oo (24) Á o (9) Nahuqua Ö (65) 9 (35) Mittel der Männer (103) Frauen (58) E] 3 v) Mittelfinger (innere Länge) Trumai Ó (14) = 9 (14) Auetó Ó (24) ; 9 (9) Nahuqua © (65) o (35) Mittel der Männer (103) Frauen (58) E] 2 w) Mittelfinger (Grundphalanx) Trumai Ó (14) = 9 (14) Auetó Ó (21) io, (9) Nahuqua © (65) 9 (35) Mittel der Männer (103) Frauen (58) x) Beinlänge (Ganze Höhe. Sitzhöhe. Trumai Ó (14) o (14) Auetó Ó (24) 2 io) (9) mm 176,5 + 1,75 171,6-, 0,947 185,2 „ 1,89 175,3 „ 1,62 190.0 „ 0,779 181,9 „ 0,851 187,4 „ 0,702 178,5 „ 0,910 mm 78,0 + 0,693 70,2 „ 0,537 6.8 . 0,584 . 0,483 „ 0,306 „ 0,409 O0 €» -100 -1 00 0,246 0,285 £o -1d -1d c CQ»-10»-10C0»-1 mm 102,4+ 1,18 95,2 . 0,920 98,7 , 0,906 94.8 . 0,790 100,4 „ 0,451 95.9 . 0,449 100,2 , 0,377 95,6 „ 0,371 mm 70,0 + 0,660 71,0 , 0,537 73,4 „ 0,626 71,1 , 0,480 72.9 , 0,323 71,9 , 0,385 72,7 „ 0,282 71,6 „ 0,285 mm 61,1 + 0,575 57,6 „ 0,363 0,482 788,4 3- 6,72 727,9 . 4,05 767,6 „ 4,00 740,8 „ 5,16 mm 5,80 + 1,32 3,42 , 0,716 6,96 „ 1,05 4,87 , 1,22 6,29 . 0,589 5,04 „ 0,648 7,02 „ 0,531 6,87 „ 0,688 mum 2,30 + 0.524 1,94 „ 0,406 2,92 „ 0,442 1,30 , 0,328 2,47 , 0,231 2,42 „ 0,309 2,46 „ 0,186 2,15 , 0,215 mm 3,93 + 0,892 3,32 „ 0,696 4,53 „ 0,685 2,37 „ 0,597 3,64 , 0,341 2,66 „ 0,339 3,77 „ 0,285 2.80 „ 0,980 mm 2,19 - 0,499 1,94 „ 0,406 3,13 „ 0,473 1,44 „ 0,363 2,61 , 0,244 2,98 . 0,291 2,82 „ 0,213 2,15 „ 0,215 mm 1,91 + 0,435 1,31 , 0,274 2,41 , 0,64 0,71 „ 0,179 1,84 „ 0,172 1,47 „ 0,187 2,11 , 0,160 1,29 „ 0,129 mm 22,32 + 5,08 14,62 „ 3,06 19,98 „ 3,02 15,47 „ 3,90 0/0 3,30 1.99 3.76 Er) 3,81 2,75 3,76 3,95 Ojo 2,96 2,76 3,80 3,47 3.18 3,47 3,17 3,03 9/0 3,85 3.49 4,00 3,50 3,64 2,77 3.77 2.93 55 E 56 pam—————ÁÁAACnouo A EÓÉ————— — — —— Mittelwert Variationsbreite und wahrscheinlicher | und wahrscheinlicher | Variationsindex Fehler des Mittels Fehler derselben | mm mm B Ur) Nahuqua © (65) 780,4 3- 2,89 23,29 = 2.18 2109 E o (35) | 720,9 . 3,23 19.18 „ 2,44 2,65 Mittel der Männer (103) | 778,4 „ 2,46 24,57 „ 1,86 3.16 3 „. Frauen (58) | 725715. 2:40 TS ESI 2,49 y) Hals und Kopf | (Ganze Höhe — VII. Hals- weite) | mm mm 0/0 Trumai ö (14) 232. 922 3,77 | 12,50 + 2,85 5 er 9 (14) 220,8 „ 1,11 | 4.00 „0,839 | ale Auetö Ó (24) 2245, 1,58 | Re) 3,52 B [o] (9) 213,9, 2,55 71,66., 1493 3,58 Nahuqua © (65) | 235,51291:08 83325 0,749 3,53 - io) (85) | 2175291529 1,65... 0,975 3,51 Mittel der Männer (103) | 222152501102 | 10,20 . 0,771 4.39 E . Frauen (88) | 219,22 . 0,978 | 6,63 . 0,664 | 3.08 z Rumpflänge i (Sitzhóhe — Hals und Kopf) mm mm | 9/o Trumai ö (14) | 573,7 +4,02 | 13,35 + 3,04 2,35 E Q (14) | 539,5 , 4,31 l 15,56 „ 3,26 2.90 Auetó ö (24) | 588,5 . 3,30 16,49 „ 2,49 | 2,81 5 ° () , 566.615 | 18,45. 4,65 | 3,31 Nahuqua © (65) 602,4 . 1,89 | 15,227 201743 | 2/59 2 9 (35) 569,8 „ 1,33 | 7,89 . 1,01 | 2,88 Mittel der Münner (103) 595,2 . 1,73 7 1796,° dra | 2.90 a . Frauen (68) | 560,4 „ 2,27 | [75175221512 3,07 Nach dem eben Ausgeführten scheint es, als ob, da das gesamte Material als ein relativ einheitliches angesprochen werden mußte, wesentliche Unterschiede zwischen den einzelnen Komponenten desselben überhaupt nicht bestehen könnten. Ein solcher Schluß ist aber allein aus der Übereinstimmung des Gesamtmateriales mit dem Fehlergesetze nicht zulässig, was wir im folgenden nachweisen wollen. Um diese zweite Frage nach der Gleichheit oder Verschiedenheit der somatischen Eigenschaften unserer drei Indianerstämme zu beantworten, müssen wir die Differenzen der Mittelwerte der einzelnen Maße für die drei Stämme, und zwar je für Männer und Frauen, einer näheren Untersuchung unterziehen. Tabelle VI zeigt diese Differenzen der Mittelwerte mit ihrem jeweiligen Vorzeichen. Wir sehen sie von 0,0 für die Handbreite von Auetö- und Nahuquafrauen bis 42,7 mm für die Klafterweite von Trumai- und Auetöfrauen varriieren, aber doch mit einer recht beträchtlichen Anzahl keiner. Unterschiede unter ihnen. Ein Urteil darüber, ob diese Differenzen hinreichen, um die drei Stämme als somatisch identisch oder als somatisch voneinander verschieden nachzuweisen, kann aber aus ihrer absolutn Größe allein nicht abgeleitet werden. Dazu bedürfen wir, wie im vorigen Kapitel auseinandergesetzt, einer Kenntnis des wahrscheinlichen Fehlers jeder einzelnen derselben. Unser Urteil über die Wesentlichkeit oder Unwesentlichkeit der gefundenen Differenzen wird ja davon abhängen, ein wie großes Vielfaches ihres wahrscheinlichen Fehlers die einzelne Differenz darstellt. Tabelle VII gibt daher die Differenzen in der Einheit ihrer wahrscheinlichen Fehler, geordnet nach der Größe der männnlichen Differenzen. Wären nun die Unter- schiede zwischen den einzelnen Stämmen rein zufällige, so müßten sich in dieser Einheit: Tabelle VI. |. Trumai Mittel Trumai Mittel Auetó Mittel Charakter — Auetö Mittel — Nahuqua Mittel | — Nahuqua Mittel $ | 9 $ $ 9 ; Kopflänge I — $6. 4,0 — 3,2 — 258 tr. 0,49 ..—. 1,8 Kopfbreite + 02 — 15 + 17 + 25 + 15 | + 40 Kopfindex SE ES iG LESS I et || ap re) Gesichtshöhe SEA ee | ee | ee || En no) Gesichtsbreite — 24 — 25 — 18 — 17 0/6 -- 0,8 Gesichtsindex + 2,7 + 17 + 32 + 21 + 05 + 04 Nasenhöhe — 0,8 + 041 E26 + 12 + 24 Sr hl Nasenbreite + 14 eed d) — 01. + 06 — 15 — 13 Nasenindex -r 3,6 Sc BB) 23 |^ —05 — St) — 40 Nasenelevation ap GI — 107 10) eres — 16 — 0,4 Nasen-Elevationsindex +03 | — 847 | —. 2,4 — 8,5 — 327 + 02 Körperlänge —+ 14,4 2551921000 | 123,3 — 20,5 akt] + 13,0 Armlänge —+ 16,0 — 14,8 2:159 — 5,8 + 141 + 90 Sehulterbreite — 14,7 — 16,38 | — 15,9") — 5,0 zs d -r118 Handlünge — 8,7 — 37 — en | I3 — 30:3 Eee 6 6 Handbreite epa 350,5. zim0208 1810175 — 3,0 ae A940) Mittelfinger a + 3,7 + 04 + 234 — 0,7 — M — 11 i b — 34 — 0, 2:0 = 08) 20:5 — 0,8 = [o + 23 70,2 |, 212240151. | 13: 0:6 —8 — 0,8 Beinlänge —+ 20,8 — 12,9 |" 78,0 70 — 12,8 + 19,9 Hals und Kopf + 34 26,4 — | + 23,8 — 11,0 — 2316 Rumpflänge — 14,8 — 17,1 u —.30,3 — 13,9 — 13,2 Klafterweite ea ana | pe ea | oreet VII. Halswirbel 6,0 — 30:08 808—205 — 23,3 — 26,7 emm SET Sitzhöhe — 6,4 — 20,6 | — 31,3 — 27,5 -— 24,9 — 6,9 Tabelle VII. Differenzen der Mittelwerte in der Einheit ihres wahrscheinlichen Fehlers. | I III Trumai — Auetö Trumai — Nahuqua Auetó — Nahuqua Charakter Diff. 5 | Diff. O C DEED. Dift. 6 if. Charakter Diff. à Schulterbreite 48 | 39 | Sitzhöhe 7,0 53 | Sitzhöhe | 65 Handlänge 3,9 1,9 Handlänge 7,0 81 Handlänge | 65 Mittelfinger b 3,7 0,1 Rumpflänge 6,5 6.7 Nasenelevation | 64 0,1 Kopfindex 3,6 2,0 Kopfindex 5,9 8,4 Nasenindex | 6 1,3 Kopflänge 3,3 3,5 Schulterbreite 5,5 149 Körperlänge 6,1 101 Mittelfinger e 3,1 0,5 VII. Halswirbel 4,1 3,7 Hals und Kopf 5,8 1,2 Armlänge 3,0 | 2,5 Mittelfinger b 3,8 1,4 Elevationsindex 5,4 0,2 Rumpflänge 29,419 19;9 Kopflänge 3,2 5,3 Nasenhöhe 4,7 1,3 Nasenindex 28 | 28 | Körperlänge 3,0 3,2 | Nasenbreite | 43 2,0 Beinlänge 2,7 2,0 Gesichtsindex 27 pr VII. Halswirbel an 0,5 Mittelfinger a 2,5 0,3 Nasenhöhe 2,7 1571 Rumpflünge 3,7 97] Nasenbreite 2:O 18210. Kopfbreite 2,6 3,9 Armlänge 3,5 1,7 Gesichtsindex 2L ue ne Nasenelevation 2,4 3,6 Mittelfinger c 3,4 2,3 Hals und Kopf 210011932:3 Elevationsindex | 2,4 3,9 Beinlänge 2,6 QUO Gesichtsbreite 2:008] 282:2. Gesichtshóhe 2,0 1,4 Kopfbreite 2:8 4,1 Körperlänge 1 27 Mittelfinger a 1,9 0,6 Klafterweite 2,2 1,6 Nasenelevation 1,4 1 Gesichtsbreite 1,9 1,9 Kopflänge 1,8 1,3 Handbreite 153 DT, Klafterweite 1,8 2l Kopfindex Ina, 8 5,6 Sitzhöhe 1,2 | 23 | Nasenindex 1,5 0,8 | Gesichtshöhe | 1,7 1,0 Nasenhöhe 1.25 01 Beinlänge 151 1,4 Mittelfinger a | 17 179 Gesichtshóhe 1,1 | 40:0 Mittelfinger c 0,8 1,4 Handbreite |. 1,6 0,0 VII. Halswirbel Oo, 276 Hals und Kopf 0,7 1,6 Gesichtsindex 0,9 0,4 Kopfbreite 0,3417 55 Armlänge 0,5 1.3 Gesichtsbreite 0,7 0,8 Elevationsindex 0,3 2,8 Handbreite 0,3 2,4 Mittelfinger b ı 0,7 163 Klafterweite 0,1 3,3 Nasenbreite 0,2 0,9 Schulterbreite |) 0,4 3,6 Abh. d. II. Kl. d. m > = . d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 58 1. Annähernd gleichviel Differenzen über 1,0 wie unter 1,0 befinden; 2. dürften nur ganz vereinzelte Differenzen über 3,0 vorhanden sein und co müßte die Differenz eines einzelnen Maßes annähernd gleich oft bei Mann und Frau das gleiche Vorzeichen haben wie umgekehrt. Alle drei Bedingungen sind nun nicht erfüllt. Erstens sind von den 150 Differenzen nur 28 unter, dagegen 122 über 1,0. Dabei zeigt sich für die einzelnen Stämme, und zwar sowohl bei Münnern wie bei Frauen, eine auffallende Konstanz im Prozentsatz der großen und kleinen Differenzen. So zeigen sich für I. Trumai-Auetö, Männer: Differenzen unter 1,0 $ über 1,0 21 Frauen: i unter 1.0, 5 3 über 120. 2) IL Trumai-Nahuqua, Männer: ; unter 1,0 5 4 über 1,0 20 Frauen: : unter 1,0 3 . z über 1,0 \ 22 III. Auetö-Nahuqua, Männer: L unter 1,0 4 r über 1,0 21 Frauen: z unter 1,0 7 3 über 1,0 18. Zweitens betragen nieht weniger als 46 der Differenzen über 3,0, und drittens sind in den 75 männlich-weiblichen Differenzen-Paaren nur 22 mal ungleichsinnige Differenzen, dagegen 53mal gleichsinnige Abweichungen miteinander verbunden. Wir sind demnach zu der Annahme gezwungen, daß die somatischen Unterschiede der drei Stämme der Nahuqua, Auetó und Trumai so große sind, daß selbst ein so geringes Material an Messungen diese Unterschiede mit aller Sicherheit zu demonstrieren erlaubt, und damit ist der Beweis erbracht, da& die Nahuqua, Auetó und Trumai somatisch voneinander getrennte selbständige Varietäten innerhalb des südamerikanischen Formenkreises dar- stellen. Dieser Beweis läßt sich noch stringenter und augenfälliger gestalten. Der Natur der Sache nach ist auf den sub 3 erwähnten Punkt besonders viel Nachdruck zu legen, da es noch viel unmittelbarer einleuchtet, daß eine derartige Gleichsinnigkeit der Abweichungen für Mann und Frau rein zufällig nicht zustande kommen kann, als für die sub 1 und 2 angeführten Verhültnisse. Allerdings würden gerade in unserem Fall die gefundenen Ver- hältnisse für 1 und 2 bei der ungeheueren Abweichung von dem rein zufällig zu Erwartenden den obigen Schluß schon allein sicher stellen. Doch ist die Betrachtung der einzelnen ungleichsinnigen Abweichungen sehr lehrreich und soll noch nachgeholt werden, da sie sehr deutlich die Ursache ihres Entstehens trotz tatsüchlich gleich gerichteter Abweichungen zu erkennen gibt. Bei den sub 1 angeführten Differenzen (Trumai-Auetó) finden sich neun solcher Fülle (Kopfbreite, Nasenhóhe, Elevation, Elevationsindex, Körperlänge, Armlänge, Beinlänge, Klafterweite und VII. Halswirbel); unter den sub II angeführten Differenzen fünf (Nasenbreite, Armlänge, Mittelfinger a und c und Hals und Kopf); unter den sub III angeführten Differenzen acht solcher Ungleichsinnigkeiten der Abweichungen (Kopflänge, 59 Elevationsindex, Körperlänge, Schulterbreite, Mittelfinger b, Beinlänge, Klafterweite und VII. Halswirbel). Schon diese Ungleichheit in der Verteilung auf die drei Gruppen weist darauf hin, daß die Anzahl der zur Beurteilung der Differenzen vorliegenden Beobachtungen eine Rolle in dem Entstehen dieser Ungleichheiten spielt. In I sind die beiden kleinsten Gruppen miteinander verglichen (je 25 und 13 Männer und je 9 und 13 Frauen), in II die beiden größten (Frauen-) Gruppen (je 65 und 13 Männer und je 35 und 13 Frauen), in III die kleinste mit der größten (Frauen-) Gruppe (je 65 und 25 Männer und je 35 und 9 Frauen). Es muß also auffallen, daß die unsicheren Differenzen (l und III) den Zeichenwechsel häufiger zeigen als die sicherer beobachteten (Il). Wir haben schon oben gesehen, dal auch eine einzelne Differenz, die mehr als das Vierfache ihres eigenen wahrscheinlichen Fehlers beträgt, mit grosser Wahrscheinlichkeit als wesentlich gelten kann. Demnach dürfte — falls die beobachteten Zeichenwechsel rein zufällig entstanden sein sollen, — sich eine solche Dif- ferenz im Vorzeichen nur dann finden, wenn wenigstens die eine der Differenzen unter 4,0 beträgt. Das ist nun auch der Fall. Unter den 22 Ungleichsinnigkeiten findet sich sogar kein einziges Paar, in dem beide Differenzen über 3,0 ihres wahrscheinlichen Fehlers betragen, nur zwei Paare, in denen beide Differenzen über 2 betragen, während in den 20 restierenden Paaren nur 6mal die eine der beiden Differenzen zwischen 1,0 und 2,0, und l4mal unter 1,0 beträgt. Daraus folgt, daß, wo das Material eine definitive Entscheidung erlaubt, ausnahmslos die Differenzen zwischen Männern und Frauen zweier Stämme gleichgerichtet sind und daß die beobachteten Abweichungen von diesem Verhalten sich auf im Verhältnis zu dem wahrscheinlichen Fehler der vor- liegenden Beobachtungen nur kleine Differenzen beziehen, so dab die Annahme berechtigt ist, diese Abweichungen von dem Verhalten der weit überwiegenden Mehrzahl der Differenzen seien rein zufällig zustande gekommen. Damit ist dann ein- wandfrei bewiesen, daß die drei Stämme somatisch voneinander so verschieden sind, daß sie als selbständige Varietäten angesehen werden müssen. Auch für diese zunächst wieder rein algebraisch nachgewiesenen systematischen Abweichungen der einzelnen Stämme untereinander kann man ein anschauliches geo- metrisches Bild erhalten, das ich gleich hier im Zusammenhang mit der zugehörigen Rechnung besprechen möchte, obwohl die ganze Angelegenheit eigentlich in das Gebiet der Korrelation gehört. Anläßlich früherer Versuche, der Korrelation näher zu treten, die mir damals in der Form des sogenannten Bertillonschen Gesetzes aufgestoßen war, habe ich nach einer graphischen Darstellung der Wechselbeziehungen der einzelnen Mittel- werte einer Bevölkerung wie auch der Einzelmaße eines Individuums gesucht und an Hand dessen, was sich mir dabei dargeboten hatte, schon vor Kenntnisnahme der Galtonschen Arbeiten über das Maß und die graphische Darstellung der Korrelation, eine allgemeine Orientierung über die einschlägigen Fragen erreicht. Das einfachste Verfahren, das sich mir dabei an die Hand bot, war das Auftragen der einzelnen in der Rasse oder im Individuum zusammengehörigen absoluten Maße in gleichen Abständen als Ordinaten auf einer Horizon- talen. Man erhält so ein Polygon, das für die jeweils benutzte Rasse oder das Individuum charakteristisch ist. Verschiedenheiten in den Wechselbeziehungen der einzelnen Maße lassen sich daher mit einem Blick aus der Form dieser Polygone entnehmen. Tafel IX, Figur 23 zeigt die sechs Polygone der drei Stämme für die Körpermaße und Tafel X, Figur 24 für die Kopfmaße. Man ist schon nach dem ersten Blick überrascht g* 60 von der Ähnlichkeit der zusammengehörigen männlichen und weiblichen Polygone. In den beiden Figuren sind schwarz die Polygone der Nahuqua, rot diejenigen der Auetö und blau diejenigen der Trumai. Ein einziger Blick lehrt uns so, was wir nach den Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung eben rechnerisch abgeleitet haben, nämlich daß die Frauen und Männer der einzelnen Stämme im großen und ganzen im gleichen Sinne von den Frauen und Männern der anderen Stämme abweichen, da die Polygone der Frauen im wesentlichen ein getreues, nur etwas verkleinertes Abbild des zugehörigen männlichen Polygons darstellen. Man wird sich also in Zukunft wohl dieser graphischen Methode für ähnliche Probleme bedienen dürfen, die neben dem Vorteil der klaren Anschaulichkeit noch den Vorteil der unvergleichlich viel geringeren Mühe hat, da jede Rechnung vollständig in Wegfall kommt. Die algebraische Methode, die ich als Beispiel der Verwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung für solche Probleme durchführen wollte, erfordert für das gleiche Resultat die Berechnung von 150 wahrscheinlichen Fehlern der Differenzen — wenn wir von diesen Differenzen selbst absehen wollen, — das heißt also von 150 Aus- drücken von der Form V Ri-r Ri, wenn R, und R, die wahrscheinlichen Fehler der in die einzelne Differenz eingehenden Mittelwerte, — eine Berechnung, die selbst mit Hilfe einer Rechenmaschine oder von Rechentafeln Stunden erfordert und nicht gerade zu den größten Annehmlichkeiten gehört. Die Tatsache, daß das Fehlergesetz sich auch für sicher nicht einheitliches Material gültig zeigte, das heißt also, daß die aus der Mischung heterogener Elemente resultierenden Abweichungen der Verteilungsfigur in dem speziellen Fall so klein sind, daß sie in den zufälligen Abweichungen verschwinden, scheint mir theoretisch nicht unwichtig. In dem vorliegenden Fall verrät sich also eine Zusammensetzung aus drei Stämmen von der eben nachgewiesenen somatischen Differenz zu je 12, 24 und 64° nicht mehr in der resultierenden Verteilungsfigur, wobei allerdings die geringe Anzahl, 103—104 Individuen, eine gewisse Rolle spielen muß. Jedenfalls erhält man hiedurch eine erste Orientierung über die Leistungsfähigkeit der Methode, die Einheitlichkeit einer Bevölkerung nach dem Grade der Übereinstimmung ihrer Variationspolygone mit dem Fehlergesetz zu beurteilen, und wir werden schon nach dem einen Beispiel zu schließen berechtigt sein, dafi diese Methode nur „unausgeglichene* Mischungen aus vergleichsweise recht erheblich von- einander abweichenden Varietäten zu entlarven vermag. So erhalten wir auch die Erklärung dafür, daß wir so häufig bei sicher nicht homogenem Material, als welches z. B. sämtliche europäische Nationen anzusprechen sind, relativ gute Übereinstimmungen mit dem Fehlergesetz finden. Ich erinnere dabei nur an die 900 Schädel aus Altbayern (Johannes Ranke, Die Schädel der altbaierischen Landbevölkerung, Beiträge z. Anthr. und Urg. Bayerns, Bd. HII, München 1880), die so häufig als Paradestück einer einheitlichen Bevölke- rung aufgeführt werden und für die ein P — 0,74 (Elderton, loco cit.) berechnet worden ist, so daß also unter je vier zufällig aus einer nach dem Fehlergesetz variierenden Bevölkerung herausgegriffenen Reihen je drei stärker vom Fehlergesetz abweichen müßten als die Reihe der Altbayern-Schüdel. Und doch wissen wir genau, daß auch sie nach- weislich die beiden Hauptkomponenten unserer europäischen Bevölkerungen, den Reihen- gräber-Schädel und den der alpinen Rasse, enthalten, wenn auch den letzteren in weit überwiegender Mehrzahl. Es erweist sich hier wie auch bei den ungarischen Schädeln 61 (vgl. Töröks Messungen in ihrer Wiedergabe durch Pearson, Biometrica II, p. 339 ff.})) die daraus resultierende Abweichung vom Fehlergesetz als zu klein, um sich aus den zufüligen Abweichungen auch nur mit einiger Sicherheit abzuheben. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß es sich sowohl bei den europäischen Bevólkerungen wie bei meinem Material nicht um völlig „ausgeglichene“ Mischrassen handeln kann. Für mein Material ist das zweifellos, da die Stämme getrennt voneinander leben und Zwischenformen gar nicht vorhanden sind. Für die europäischen Nationen muß zwar das Vorhandensein einer großen Anzahl von Kreuzungsprodukten ohne weiteres zugegeben werden, aber man darf dabei nicht vergessen, daß weite Bezirke doch noch von relaliv reinen Varietäten bewohnt werden. Wir müssen demnach zwei Grade der Einheitlichkeit unterscheiden: einen der statistischen Einheitlichkeit, der sich aus dem Grade der Übereinstimmung der Varia- tonspolygone mit dem Fehlergesetz ergibt und der uns erlaubt, die Mittelwerte und die Variationsbreiten solcher Bevölkerungen als einwandfreie Parameter der Variationspolygone zu Vergleichszwecken zu benutzen, und einen zweiten, viel subtileren, der eigentlich anthropologischen oder somatischen Einheitlichkeit, der mit dem Nachweis der Übereinstimmung der Variationspolygone mit dem Fehlergesetz noch lange nicht erwiesen ist. Zusammenfassung der Resultate: 1. Sämtliche Variationspolygone der drei untersuchten Stämme gehorchen innerhalb der Grenzen rein zufülliger Abweichungen dem Fehlergesetz. Das gleiche gilt für die aus diesen drei Stämmen zusammengesetzten Kurven der „Indianer des Schingu-Quellgebietes.* Die aus diesen Polygonen abgeleiteten Mittelwerte und Präzisionsmaße dürfen daher ohne weiteres zum Vergleich mit anderen Maßreihen, die die gleiche Eigenschaft aufweisen, benutzt werden. Sämtliche Reihen des vorliegenden Materiales sind demnach als statistisch homogen zu betrachten. 2. Zwischen den drei einzelnen Stämmen unseres Materiales bestehen trotzdem wesent- liche, das heißt nicht dureh rein zufällige Abweichungen erklärbare somatische Unterschiede. Die Trumai, Auetö und Nahuqua müssen daher als voneinander unterschiedene, selbständige „Lokalrassen“ innerhalb des südamerikanischen Formenkreises angesehen werden. 3. Die Resultate 1 und 2 stehen miteinander in direktem Widerspruch. Wir schließen daraus: Statistisch einheitliches, dem Fehlergesetz gehorchendes Material darf deshalb allein noch nicht als anthropologisch einheitlich betrachtet werden. Es kann dann noch, wie eben an dem Gesamtmaterial der Schingu-Indianer nachgewiesen, aus relativ wenig voneinander verschiedenen Varietäten bestehen, ohne daß diese Varietäten sich durch Vermischung, oder besser gesagt Kreuzung der Komponenten zu einer ausgeglichenen Mischrasse vereinigt haben müßten. 1j Professor A. v. Töröks attack on the arithmetical mean. -— Pr 62 V. Kapitel. Statistische Verarbeitung (Fortsetzung). Il. Variabilität. Wenn die Anthropologie also auch den Nachweis, daß eine gegebene Be- völkerung-in Übereinstimmung mit dem Fehlergesetz variiert, nicht missen kann, so wäre es doch ein grober Fehler zu glauben, daß solche Bevölke- rungen nicht noch aus einer ganzen Anzahl selbständiger Lokal-Varietäten zusammengesetzt sein, und daß diese kleinsten ,anthropologischen Elemente‘ in ihr nicht auch ganz unvermischt nebeneinander bestehen könnten. Die Anthropologie muß also noch nach einem weiteren Kriterium suchen, das ihr einen Schluß auf die Verschiedenheit der anthropologischen Elemente erlaubt, die in jeder größeren Bevölkerung vorhanden sein müssen. Nach meinen Ausführungen im II. Bd. N. F. des Archivs für Anthropologie (p. 295 ff.) ist es wahrscheinlich, daß hiezu das Präzisionsmaß der Fehler- funktion brauchbar sem kónnte, da dasselbe mit der GróBe des Unterschiedes zwischen den einzelnen Komponenten notwendig wachsen muß. Die englische Schule hat dasselbe auch schon mehrfach in diesem Sinne benutzt. wenn auch wegen des Mangels einheitlichen Vergleichsmateriales noch nicht mit dem vollen gewünschten Erfolg. Die Grundbedingung, die dieser Betrachtungsweise zu Grunde liegt, habe ich in ,Das Fehlergesetz und seine Verallgemeinerungen* loco cit. p. 328 und 329 näher präzisiert. Ehe aus der Größe der Variationsbreite auf die relative Reinheit der in Frage stehenden Rassen geschlossen werden darf, müssen anderweitige Störungen der Variation ausgeschlossen sein. Das ist heute bei der sehr unvollstindigen Kenntnis der Variationsursachen auch nur mit einiger Sicherheit noch nicht móglich. Doch sei der Versuch gemacht, sich wenigstens vorlüufig über die Größe der Variationsbreite bei unserem Indianer-Material und bei dem bisher erhältlichen Vereleichsmateriale zu orientieren. Mein Material scheint mir nun gerade als Vergleichsmaterial zur Beurteilung der relativen Reinheit von Rassen besonderen Wert zu besitzen, da dasselbe nach allem was wir annehmen dürfen, als ein vergleichsweise reines bezeichnet werden darf. Jedenfalls sind die Komponenten innerhalb der einzelnen Stämme, falls solche überhaupt vor- handen sind, nur wenig voneinander verschieden, und auch das gesamte Material scheint mir schon a priori gegen die häufig als einheitlich behandelten europäischen Bevölkerungen noch als ein vergleichsweise reines anzusprechen zu sein. Da meine Parameter-Tabelle (V) ein Streuungsmaß (die wahrscheinliche Abweichung des Einzelmabes vom Mittelwert) enthält, ist also mein eigenes Material hinreichend statistisch durchgearbeitet, um zu Vergleichen auch für die Variationsbreite dienen zu können. Leider besteht aber ein empfindlicher Mangel an in gleicher Weise durchgearbeitetem Vergleichsmaterial. Immerhin ist wenigstens einiges daran heute schon vorhanden, so daß wir wenigstens eine vorläufige Übersicht über die Unterschiede in der Variationsbreite bei meinen Indianermaßen und bei einigen größeren Bevölkerungen erhalten können. Tabelle VIII enthält die Angaben, die ich in der Literatur auffinden konnte, soweit die Variationsbreite von Maßen am Lebenden in Betracht kommt. Für Schädel und Knochen- 63 Tabelle VIII. Variationsbreiten (wahrscheinliche Abweichung des Individuums) und Variationsindices (wahrsch. Abw. in ?/o des Mittelwertes) verschiedener Völkerschaften. I. Kopflànge. mm 0/0 mm 9/0 3000 englische Gefangene (1 407 PA New Yersey and Pennsyl- 1000 5 Studierende (1)- 415 2,14 vania Soldaten ö (8) 41,58 2,4 Oraon Tribe ofChota Nagpur (2) 5,99 2,16 Michigan, Wisconsin and : Nahuqua Ó 3,14 1,69 Illinois Soldaten ó (8) 39,17 9,3 Schingu-Indianer ö 3,31 1,79 Ohio and Indiana Soldaten 6 (3) 39,77 9.8 Ireland 5 ö (3) 37,90 2,2 : Nahuqua Ó 29,80 1,84 II. Kopfbreite. s Ó 25.41 168 3000 englische Gefangene (10513197 225 Schingu-Indianer Ó 30,05 1,87 1000 > Studierende (1) 341 2,23 z Q 25,43 1,69 Oraon Tribe of Chota Nagpur (2) 3,72 2,68 Irokesen ö (8) 99,81 1,3 Nahuqua Ó PETS 1,85 Schingu-Indianer [o 2,52 I7 VII. Beinlänge. N mm III. Kopfindex. NewEnglandStatesSoldaten & (8) 27,31 3,46 0/9 New York : ö (8) 27,31 3,46 3000 englische Gefangene (1) 2,00 2:55 N. Y., New Yersey and Penn- 1000 E Studierende (1) 1,88 2.97 sylvania Soldaten ö (3) 26,80 3,40 Oraon Tribe of Chota Nagpur (2) 2,26 3,00 Ohio and Indiana Soldaten 5 (3) 26,04 3,26 Murmi Tribe, Chittagong Hills (2) 2,24 2,30 Ireland E ö (8) 25,95 . 3,38 Nahuqua Ó 1,89 2.38 Irokesen E óÓ (3) 23,65 2,93 Sehingu-Indianer Ó 1,82 2.98 Nahuqua Ó 23,29 2,99 Schingu-Indianer fo) 24,57 3,16 IV. Gesichtsbreite. inn VIII. Armlänge. 3000 englische Gefangene (1) 3,41 2,51 van Nahuqua Ó 2.76 2.02 NewEngland StatesSoldaten CÓ (3) 24,61 2,76 Schingu-Indianer Ó 3,07 2,25 N. Y., New Yersey and Penn- : sylvania Soldaten ö (8) 24,6 2,75 : Ohio and Indiana Soldaten 6 24.08 2,67 Von SCIES 2 Irokesen $ © (3) 20,30 2,60 0 Nahuqua Ó 15,76 2.11 Oraon Tribe of Chota Nagpur (2) 5,94 6,08 Schingu-Indianer Ó 16,66 2,38 Murmi Tribe, Chittagong Hills (2) 4,06 5,42 Nahuqua [o 4,09 5,42 "ET Schingn-Indianer B 426. 5,9 a ehren, mm 2 - New England Soldaten ö (8) 16,41 5,05 VARRLGENERERSEEN Nahuqua Ó THE5 3,12 Hun Schingu-Indianer Ó 11,67 8,17 Engländer. obere Klassen (4) 42,93 2,4 - r 3 O (4) 41,45 2,6 ; - ; ; ? tdi sa au 2,6 X. VII. Halswirbel (Höhe im Stehen). 5 - = O (4) 43,68 2,5 zu New South Wales Verbrecher 5 (4) 44,35 2,6 NewEnglandStatesSoldaten ö (3) 38,86 2.68 - » O (4) 41,45 2,6 New York 5 Ó (3) 41,75 2,88 3000 englische Verbrecher c (1) 43,47 2,6 New Yersey and Pennsyl- 1000 E Studierende 5 (1) 43,54 2,5 vania Soldaten Ó. (8)...88,01 2,67 English sons (1) 46,78 27, Ohio and Indiana Soldaten cC (3) 36,32 2,47 - fathers (1) 46,30 2,7 Michigan, Wisconsin and U. S. A. Recruits ö (1) 44,28 2.6 Illinois Soldaten 13)2:88/35 2,63 Frenchmen ó (1) 43,61 2 Ireland M O2)5582,50 2,47 Germans ö (1) 45,02 9 Nahuqua Ó 28,90 2,05 New England Soldaten 6 (3) 41,27 24 Schingu-Indianer fo) 27,25 1,98 New York * 6 (3) 42,91 2,5 Irokesen ö (8) 22,64 1,49 64 maße sind noch eine Anzahl verwendbarer Zahlen, hauptsächlich in den bisher erschienenen Bänden der Biometrica, die in keiner anthropologischen Bibliothek fehlen sollten, vor- handen, doch sollen sie, wegen der Unsicherheit der Reduktion der Maße am Lebenden auf solche am Knochengerüst, hier nicht zum Vergleich benutzt werden. Die mit (1) bezeichneten Angaben der Tabelle entstammen einem Artikel von Macdonell, On criminal anthropometry and the identification of criminals, Biometrica I, p. 177 ff., die mit (2) bezeichneten einem Artikel von S. Jakob, A. Lee und K. Pearson, Prälimmary Note on Interracial Characters and their Correlation in Man. Biometrica II, p. 347 ff, die mit (3) bezeichneten aus den Investigations in the military and anthropological Statistics of american Soldiers von Benj. A. Gould, und die mit (4) bezeichneten aus Powys, Anthropometrie data from Australia, Biometrica I, p. 30 ff. Schon ein flüchtiger Blick auf die Tabelle VIII lehrt uns, daß die Nahuqua-Männer und das Gesamtmaterial an gemessenen münnlichen Indianern mit wenigen Ausnahmen an der unteren Grenze der bisher beobachteten Variationsbreiten stehen. Um zu exakten Resultaten zu gelangen, empfiehlt es sich aber, die einzelnen Gruppen getrennt zu betrachten. Wir wollen zu diesem Zweck das Gesamtmaterial in drei Gruppen vereinigen, erstens die europüischen Nationen, zweitens die beiden indischen Tribus und drittens unsere Schingu- Indianer. Es scheint mir diese Zusammenfassung sowohl in ethnologischer Hinsicht als auch Hinsicht auf die allgemeinen Lebensbedingungen, als auch besonders im Hinblick auf das uns beschüftigende Problem der Variationsbreite gerechtfertigt zu sein, da unter allen drei Gesichtspunkten damit móglichst einheitliche Gruppen gebildet worden sind. Eine Sonder- stellung nehmen dann noch die Irokesen des Gouldschen Materiales ei. Sie sind die einzige Gruppe, die in einigen Maßen kleinere Variationsbreiten aufweist als unsere Schingu- Indianer. Allerdings ist bei ihnen die Variationsbreite auffallend unregelmäßig, sie ist extrem klein für die Körpergröße und die damit in sehr enger Korrelation stehende Höhe des VII. Halswirbels im Stehen, sie ist von der gleichen Ordnung wie die der Nahuqua für die Beinlinge und sie ist beträchtlich größer für die Armlünge. Dieses Verhalten muß um so mehr auffallen, als die Reihenfolge der Variationsbreiten sonst keine so auffallenden Störungen mehr darbietet. Ich denke, man muß deshalb nach einer Ursache dieser Störung suchen und dieselbe scheint sich mir ungezwungen durch eine unbewußte Auslese der hochgewachsenen Männer der Irokesen-Reservation darzubieten. Schon die eben angeführte Reihenfolge der Variationsbreiten der Irokesen innerhalb der Reihenfolge der übrigen An- gaben mul diesen Gedanken geradezu aufdrängen, ja sie kann gar keine andere Erklärung zulassen, wenn wir von schweren Messungsfehlern absehen. Dann liegt aber auch in der Art der Gewinnung des Materiales diese Gefahr schon angedeutet. In die Untersuchung wurden nach dem Wortlaut der Gouldschen p. 308 „all full grown males of unmixed blood, who were accessible there“ einbezogen‘. Wer in einem Indianerdorf gemessen hat, weiß nur zu genau, daß es unmöglich ist, über das Alter eines Indianers Angaben zu erhalten, und so liegt der Gedanke nahe, die Auslese der „full grown males* sei im wesentlichen nach der Körpergröße erfolgt. Dasjenige Organ unter den gemessenen, das mit der Körpergröße in geringster Kor- relation steht, die Armlänge, weist nun allerdings, wie schon bemerkt, eine deutlich größere Variationsbreite auf als die Gruppe der Schingu-Indianer. Doch möchte ich darauf nicht allzuviel Wert legen, da gerade dieses Maß zu den unsichersten der ganzen Reihe gehört, 65 so daß hier Messungsfehler bei dem anthropologisch und anatomisch nicht besonders ein- gehend vorgebildeten Beobachterstamm des Gouldschen Materiales störend wirken können. Die Beinlänge, die in relativ geringer negativer Korrelation zur Körpergröße steht, zeigt, wie schon angegeben, nur geringe Unterschiede gegen unser Material. Das plausibelste scheint mir demnach die Annahme zu sein, daß die Variationsbreite der Irokesen etwa von der gleichen Größe sei wie die in unserem Materiale. Betrachten wir nun in erster Linie, als für uns am wichtigsten, die Unterschiede in der Variationsbreite bei unseren europäischen Nationen und bei den Bevölkerungen der Indianer des Schingu-Quellgebietes. Tabelle IX gibt uns die hiefür in Betracht kommenden Mittelwerte der Variationsindices an die Hand. In ihr sind die Mittelwerte der jeweils für Tabelle IX. Variationsindices europäischer Bevölkerungen (Mittel der jeweils erhältlichen europäischen Masse) und der Schingu-Indianer (Mittel der Werte für die Nahuqua Ó und die „Schingu-Indianer“ ó). 2. Sehineu- Bewoikeningen PE 2 in "jo von 1 Kopflänge 2,13 1,74 81,700 Kopfbreite 2,24 1,78 191997 Kopfindex 2.46 2,32 94,3, Gesichtsbreite 2,51 2,14 SB Körpergröße 2.52 1,78 70,6 „ Beinlänge 3,38 3,08 Bub Armlünge 2,78 2,25 82,4 , Schulterbreite 5,05 3,15 62,4 , VII. Halswirbel 2,63 2,02 76,8 , Summe (ohne Kopfindex) 23,19 17,94 — Mittel : ; 2.89 2,24 1 A9 [o Vertreter der europäischen Nationen erhältlichen Maße den Mittelwerten aus den beiden größten Gruppen unseres Materiales (Nahuqua-Männer und sämtliche gemessenen Männer ohne Rücksicht auf die Stammesangehörigkeit) gegenübergestellt. Aus ihr ergibt sich ohne weiteres, daß unsere Schingu-Indianer ausnahmslos kleinere Variations- indiees haben als die europäischen Nationen. Am geringsten ist der Unterschied für den Kopfindex, wobei auffallen muß, daß die beiden Maße, die in ihn eingehen, die Kopflänge und die Kopfbreite, erheblich größere Unterschiede in der Variabilität aufweisen. Das darf uns aber nicht weiter wundernehmen, da die Präzision der Indices außer von der Variabilität ihrer Stammmaße noch in hohem Grade von der Korrelation dieser Maße abhängig ist, von der wir schon wissen, daß sie von Lokalrasse zu Lokalrasse und noch mehr von Varietät zu Varietät ganz erheblichen Schwankungen unterliegen kann. Wir werden also aus diesem Verhalten nur schließen dürfen, daß die Korrelation von Kopfbreite und Kopflänge bei den europäischen Nationen größer ist als bei den Schingu-Indianern. Aus dem genannten Grunde werden wir aber gut tun, die Indices überhaupt aus dem Kreise dieser Betrachtungen auszuschließen. Lassen wir also den Kopfindex beiseite, so erhalten wir für die Schingu-Indianer eine durehschnittliche Verminderung der Varia- Abh. d. IT. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 9 66 bilität gegenüber den europäischen Nationen um circa 23°/o, eine Tatsache von größter Wichtigkeit. Für die beiden zur Verfügung stehenden indischen Tribus ist ebenfalls ein sehr deut- licher Unterschied in der Variabilität zu Gunsten der Schingu-Indianer nachweisbar. Wenn wir aus den genannten Gründen von den beiden Indices absehen, so steht für Kopflänge und Kopfbreite eine Variabilität von 1,76°/o bei den Schingu-Indianern, einer solchen von 2,42°/0 bei den beiden indischen Tribus gegenüber. Hier ist also eine Verminderung auf etwa 72,8?|y eingetreten. Die gleichen Maße ergeben aber für unsere Indianer den euro- päischen Nationen gegenüber eine Verminderung auf nur etwa 84°/o, so daß die Vermin- derung den indischen Tribus gegenüber noch wesentlich weiter zu gehen scheint. Nicht so einfach wie der Nachweis gestaltet sich die Erklärung dieser Tatsachen. Sie kann verursacht sein einmal durch die größere relative Reinheit des indiansichen Ma- teriales, sie könnte aber auch hindeuten auf irgendwelche Unterschiede in der Variabilität an sich, also z. B. etwa auf eine schärfere natürliche Auslese. Eine solche muß nun auch für die Indianer des Schingu-Quellgebietes, wenigstens den europäischen Nationen gegen- über, angenommen werden. An Hand der Resultate eines Versuches in den Schingu- Dörfern Volkszählungen anzustellen, deren Resultate im Correspondenzblatt der deutschen anthropologischen Gesellschaft 1898 niedergelegt sind,!) habe ich das Verhältnis zu bestimmen versucht, in dem die mittlere Sterblichkeit unserer Schingu-Indianer zu der mittleren Sterb- lichkeit der europäischen Nationen steht. Aus dem Altersaufbau, der bei der Unkenntnis des Indianers über sein Lebensalter allerdings nur aus den geschätzten Lebensaltern erschlossen werden konnte, und aus dem mittleren Alter der Lebenden glaube ich sehr wahrscheinlich gemacht zu haben, daß das Leben des Indianers im Durchschnitt ein wesentlich kürzeres ist als das unserer heutigen europäischen Nationen, und zwar im Mittel nur etwa ?[, der Lebensdauer der letzteren beträgt. Mit diesem Faktor müssen wir also zweifelsohne rechnen, wenn wir die Variationsbreite sozial so heterogener Bevölkerungen miteinander vergleichen wollen. Die gesamte Verringerung der Variationsbreite wird aber gewiß nicht auf ihn allein zurückgeführt werden können. Aus den Untersuchungen von Pearson über Homotyposis wissen wir ja, daß die Verminderung der Variabilität, die sich durch strenge Selektion innerhalb der Spezies erreichen läßt, nur eine relativ geringe ist. Eine Verminderung auf etwa 75?|o des Ausgangswertes würde demnach für die Wirksamkeit der Selektion allein schon einen extremen Wert bedeuten und für die meisten Spezies die Verminderung der Variabilität der Nachkommenschaft eines einzigen Paares gleichartiger Individuen der sich frei vermischenden Gesamtheit der Spezies gegenüber schon wesentlich überschreiten. Den europäischen Nationen gegenüber kann also nur ein Teil der Verminderung der Variabilität aus der Verschürfung der natürlichen Auslese zu erklüren sein, da ja die natürliche Auslese bei einer vorhandenen Bevölkerung niemals einen so hohen Grad erreicht haben kann wie in dem angeführten Pearsonschen Beispiel Ja es scheint mir fraglich zu sein, ob sie für den Menschen unter den gewöhnlichen Umständen überhaupt eine nennenswerte Vermin- derung der Variabilität herbeiführen wird, wovon später noch einmal die Rede sein soll. !) Dr. K. E. Ranke, „Bevölkerungsstand und Bevölkerungsbewegung aus zwei Indianerdórfern des Schingu-Quellgebietes“, Corr.-Bl. d. d. anthr. G., 1898, Nr. 11. Bir» — 67 Es scheint nach dem Gesagten erlaubt, zur Erklärung der relativ kleinen Variations- breite des vorliegenden Materiales auch die an erster Stelle genannte mögliche Ursache zuzuziehen. Es ist das eine relative Reinheit unseres Materiales. Wir werden also bis auf weiteres eine solche sowohl den europäischen Nationen gegenüber als auch besonders gegenüber den indischen Tribus annehmen dürfen, für welch letztere die Verminderung der natürlichen Auslese und die daraus resultierende Vermehrung der Variabilität im Vergleich mit unseren Indianern noch wesentlich geringer sein muf. Das scheint mir wieder em nicht unwichtiges Resultat zu sein, denn die europäischen Nationen, die, wie historisch feststeht und wie exakte anthropologische Untersuchungen auch schon vielfach ergeben haben, sicher aus recht verschiedenen anthropologischen Elementen zusammengesetzt sind, erweisen sich damit auch für unsere statistischen Methoden nachweislich als Mischrassen. Das muß unser Vertrauen zu diesen Methoden wesentlich stärken und anderseits gibt das nachgewiesene Verhültnis auch dem vorliegenden Material emen besonderen Wert als Para- digma der Variabilitit vergleichsweise reiner Rassen, das jedenfalls viel eher zu Vergleichs- zwecken benutzt werden darf als unsere europäischen Nationen. Die anthropologischen Elemente, aus denen sich die indianische Bevölkerung des Schingu-Quellgebietes zusammen- setzt, werden wir demnach als weniger voneinander verschieden annehmen dürfen als die- jenigen, aus denen sich die heutigen europäischen Bevölkerungen herausgebildet haben. Tabelle X. Variationsindices von Mann und Frau. ö 9 Ó ou 1. Kopflänge 1,79 2,11 14. VII. Halswirbel 1,98 1,87 2. Kopfbreite Tol 1,83 15. Sitzhóhe 2,18 2,99 3. Kopfindex 2,28 2,55 16. Armlänge 2,38 2,24 4. Gesichtshöhe 3,38 2,96 17. Schulterbreite ella 2,98 5. Gesichtsbreite 2,25 2,18 18. Handlänge 3,76 3,85 6. Gesichtsindex 3,19 3,04 19. Handbreite SR 3,03 7. Nasenhöhe 4,34 4,08 20. Mittelfinger a 3,77 2,93 8. Nasenbreite 4,24 4,69 21. x b 9,88 3,01 9. Nasenelevation 8,50 1,92 22. " (9 3,50 2,23 10. Nasenindex 5,79 5,95 23. Beinlänge 3,16 2,49 11. Elevationsindex 1.92 7,71 24. Hals und Kopf 4,39 3,03 12. Körperlänge 1,87 1,69 25. Rumpflänge 2,90 3,07 13. Klafterweite 2,39 2,23 Eine weitere Frage, die gleich hier erörtert werden soll, ist die nach der Variabilität der beiden Geschlechter. Da die absoluten Maße der beiden Geschlechter konstante Unter- schiede aufweisen, sind hiezu nur die Variationsindices brauchbar. Tabelle X stellt dieselben für Frauen und Männer nebeneinander. Sind die Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Variabilität rein zufällige, so müssen wir wieder gleich viel positive wie negative Differenzen auffinden. Unter den 25 Paaren finden wir aber nur sieben (die Nummern 1, 2, 3, 8, 15, 18 und 25 der Tabelle X), bei denen der Variationsindex der Frau denjenigen des Mannes übertrifft und 18, in denen die Frau weniger variabel ist als der Mann. Schon 9* 68 diese einfache Zusammenstellung macht es also recht wahrscheinlich, daß für unser Material tatsächlich die Frau weniger variabel ist als der Mann. Eine Berechnung des Mittelwertes des männlich-weiblichen Quotienten der Variations- indices der einzelnen Merkmale unter Berücksichtigung des Gewichtes der einzelnen Be- stimmungen ergibt das gleiche Resultat unter Angabe seiner Sicherheit. Tabelle XI gibt die zu einer derartigen Berechnung nötigen Werte an die Hand. In ihr ist unter q der Wert des männlich-weiblichen Quotienten der Variationsindices zu verstehen, unter w,!) "Tabelle XI. T | 1 2 3 FR 7 5 | q wg w?-—p| q-p | à Vp ıVp Kopflänge | 0,849 0,099 102 | 86,5 0,192 10,10 1,93 Kopf breite 0,943 0,109 84 79,2 0,098 9,17 0,90 Kopfindex 0,894 0,105 91153. 0281537 710,.0,147, 95: 1,40 Gesichtshöhe 1,14 0,133 | 56 63,8 | 0,099 7,84 0,74 Gesichtsbreite 103 | 0,121 68 70,0 0011 | 83 0,09 Gesichtsindex 195 | 0146 | 47 58,8 0,209 6,86 1,43 Nasenhöhe 1,06 0,124 65 | 689 | 0,019 8,06 0,15 Nasenbreite 0,91 0,107 | DOMINIO IIONDSTI 9,49 1,24 Nasenelevation 1,07 0,125.11 64 68,5 0,029 | 8,00 0,23 Nasenindex 1,08 0,121 | 68 70,0 0,0010 | 825 0,09 Elevationsindex 1,08 0,126 | 63 | 680 | 0,039 7,94 0,81 Kórperlünge 1,11 0,30 | 59 65,5 | 0,069 7,68 0,53 Klafterweite 1,07 0,125 | 64 68,5 0,029 8,00 0,23 VII. Halswirbel 1,06 | 0,24 | 65 68,9 0,019 8,06 0,15 Sitzhöhe 094 | 0,110 83 78,0 0,101 9,11 0,92 Armlänge 106 | 0,124 | 65 | 689 | 0,019 8,06 0,15 Schulterbreite In. Kore P995 64 | 68,5 0,029 8,00 0,23 Handlänge 0977 | 0,114 | 76 | 748 0,064 8,72 0,56 Handbreite 1,05 0,123 | 66 | 693 0,009 8,12 0,07 Mittelfinger à 1,28 0,150 | 44 | 56,3 0,239 6,63 1,58 : b 1599 081120:151 44 | 56,8 0,249 | 6,68 1,65 S e 157 | 0184 29 | 45,5 0,599 | 5,39 | 2,85 Summe | | 1457 1517,4 | 17,43 q,, — 1,041 wg, — 0,018 1) Der wahrscheinliche Fehler eines Variationskoeffizienten v = er worin r die wahrscheinliche m Abweichung des Individuums und m. der Mittelwert des betreffenden Maßes, berechnet sich aus r und m und ihren wahrscheinlichen Fehlern w, und w,, nach der bekannten Formel (vgl. Czuber, Wahrschein- lichkeitsreehnung p. 254) EFI, FF! aD Pla a ee) — V (22) QUSE (=) 10-3 ees für fr, m) = EDO HI =» zu m ^ /100\2 > 100r\2 » Ww, -V (=) w.+ (- = ) Won: T T Da nun w, = ——— und w, — —-, so wird daraus y2n Yan VIII - as V oe Gg 69 der wahrscheinliche Fehler einer Einzelbestimmung von g, aus dem sich p, das Gewicht der Einzelbestimmung, als 1/w, berechnet. Die Summe der Produkte gp, dividiert durch die Summe der Gewichte p allein, ergibt dann den gesuchten Mittelwert. Für die in die Rechnung einbezogenen Maße ist derselbe gleich 1,041. Zur Berechnung des wahrschein- lichen Fehlers dieser Bestimmung dienen dann die noch folgenden Spalten der Tabelle XI. À gibt die Abweichung der einzelnen Bestimmungen unseres Quotienten von diesem Mittel- zx Vp Vn-(n—1)-Zp zu berechnen, worin x» die Anzahl der Bestimmungen des Quotienten, in unserem Falle also gleich 22 ist. So erhalten wir als definitives Resultat für den männlich-weiblichen Quo- tienten der Variationsindices 1,041 £ 0,018, das heißt, es besteht die Wahrscheinlichkeit 0,938 dafür, daß die Variabilität der Frau bei den Schingu-Indianern kleiner ist als die der Männer, und nur die Wahrscheinlichkeit 0,062 dafür, daß das Umgekehrte der Fall ist. Wir mógen demnach immerhin annehmen, wenn die Sicherheit des Schlusses infolge der Kleinheit des Materiales auch noch nicht allzugroß ist, daß die Variabilität der Frau in unserem Fall tatsüchlieh kleiner ist als die des Mannes. Der Sinn dieser Tatsache kann dann aber ein vielfacher sein. Einmal kónnte er einen angebornen Unterschied der Geschlechter in diesem Sinne bedeuten. Dann könnte er aber auch darauf hinweisen, daß die Frau in unserer Bevölkerung einer schürferen natürlichen Auslese unterliegt als der Mann, da ja die Auslese die Variationsbreite eines Maßes, wie angenommen wird, verringern wird. Leider müssen wir auch diese Frage, so interessant sie auch ist, wie so viele, einst- weilen unbeantwortet lassen, denn wir kennen die Ursachen, die die Variationsbreite eines MaBes vermindern, noch lüngst nicht alle und von den beiden angedeuteten wissen wir auch nur, daß sie existieren können, aber nicht viel mehr. Ein paar Worte seien mir aber trotzdem noch erlaubt. Für die Schinguindianer móchte ich — mit allem wissenschaft- lichen Vorbehalt — die Auslese nicht für die Ursache des aufgefundenen Unterschiedes halten. Aus meinen Versuchen einer Bevólkerungsstatistik des Indianerdorfes scheint mir nümlich mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit hervorzugehen, daß die männliche Sterblichkeit die weibliche im Indianerdorf des Schinguquellgebietes um ein wesentliches übertrifft. Die Auslese müsste also, nach den herrschenden Ansichten, die Variationsbreiten der beiden Geschlechter gerade im umgekehrten Sinne beeinflußen, als wir sie tatsächlich beeinflußt fanden, so daß wir annehmen müßten, daß die Variabilität des männlichen Indianers bei wert. Der wahrscheinliche Fehler des Mittelwertes ist dann als 0,8453 eine Formel die Pearson in „On the relative variation and correlation in civilised and uncivilised races.“ By Miss Alice Lee and Karl Pearson. Proceed. Roy. Soc. London LXI, 1897 schon angegeben hat. Auch für unser Problem gilt seine dort angegebene Bemerkung, daß, da au etwa von der Ordnung 0,05 ist, " D wr praktisch gleich Von gesetzt werden darf. — Nach der gleichen Formel berechnet sich der wahr- Zn scheinliche Fehler des Quotienten aq (worin v, den männlichen, v9, den weiblichen Variations- 2 koeffizienten bedeuten) zu CONNU — ni Fs PRU AP D 1 1 2 2 2-— E 2 10 f (v1, v9) = wg V " -(3) DE Ta wy —q anıny ' 2 5 wenn wir 45, — Van Jz substituieren. 70 gleicher Intensität der Auslese diejenige der Indianerin noch mehr übertreffen würde. Dieses Resultat scheint mir unausweichlich, so lange wir an der Auffassung festhalten, die natür- liche Auslese verringere die Variationsbreite. Soweit ich bislang die Verhältnisse zu über- schauen vermag, wenn man bei so verwickelten Problemen überhaupt von Überschauen reden darf, möchte ich dies aber nicht für unumgänglich notwendig halten. Die künst- liche Auslese wird allerdings in den meisten Fällen die Variabilität verringern, wenn es eben nicht gerade eine Auslese ist, die künstlich eine größere Variabilität erzielen möchte, was nebenbei gesagt durchaus nicht unmöglich wäre. Die natürliche Auslese scheint mir aber, namentlich beim Menschen, ein zu complexes Gebiet zu sein, als daß dieser Schluß so ohne weiteres auch auf sie übertragen werden dürfte. Warum soll die Sterblichkeit im Indianerdorf gerade die größten oder kleinsten Armlängen, die größten oder kleinsten Gesichtsbreiten ete. treffen? Die Sterblichkeit im Indianderdorf, die zum großen Teil der Malaria und zum anderen der allgemeinen sozialen und hygienischen Minderwertigkeit des Milieu eines Indianerlebens gegenüber dem des Europäers ihre Entstehung verdankt, kann sehr wohl zu einem großen Teil gerade die Mittelwerte betreffen, wenigstens ist mir kein Beweis bekannt, der das Gegenteil festgestellt hätte. Zur Frage nach dem Verhältnis der Variabilität von Mann und Frau ist auch schon einiges Vergleichsmaterial erhältlich, allerdings ohne dab es uns wesentlich fördern könnte. Pearson!) hat aus einer Zusammenstellung verschiedener Variationsbreiten für Mann und Frau geschlossen: a) daß die zivilisierten Völkerschaften variabler seien als die unzivilisierten, und b) daß in unzivilisierten Völkerschaften die Variabilität der beiden Geschlechter ein- ander näher gleich sei als in zivilisierten, sowie daß das zivilisierte Weib im ganzen etwas variabler zu sein scheine als der zivilisierte Mann. Er fand ferner?) den eben besprochenen münnlich-weiblichen Quotienten der Variations- indices für Ainoskelette zu 1,023 und für lybische Skelette nach Dr. Warren zu 1,0284, für französische Skelette dagegen zu 0,939. Die beiden ersten sind also in leidlicher Über- einstimmung mit unserem Resultat, während das letzte eine wesentlich geringere Variabilität für die Frau nachweist als für den Mann. Der unter a angeführte Pearsonsche Schluss scheint mir etwas unglücklich gefaßt zu sein, denn die größere Variabilität der Franzosen den Aino gegenüber scheint damit auf die Unterschiede in der „Zivilisation“ zwischen den beiden Völkern zurückgeführt, was doch ohne nähere Untersuchung noch unstatthaft ist. Jedenfalls darf die sehr nahe liegende Möglichkeit einer größeren relativen „Reinheit“ der als Paradigmata unzivilisierter Völker verwandten Stämme den heutigen europäischen Nationen gegenüber nicht so vollständig außer acht gelassen werden. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß die Unterschiede in der Variabilität zwischen Mann und Weib in unserem Material vielleicht nicht rein zufällig verteilt sind. Es ist mir aufgefallen, daß unter den sieben Maßen, für die die weibliche Variabilität größer ist als die männliche, sich die drei eigentlichen Hirnschädelmaße vollzählig befinden, Kopflänge, Kopfbreite und Kopfindex. 1) Pearson, Chances of Death, Vol. I. pag. 256— 377). 2) Alice Lee und K. Pearson, On the relative Variation and Correlation in civilised and uncivilised races. Proceedings. Roy. Soc. LXI. 1897. 71 Für die Anthropologie von großem Interesse ist noch eine weitere Verschiedenheit der Variationsindices, die sich ebenfalls aus der Parametertabelle (Tab.V) entnehmen läßt: Die Verschiedenheit der Variationsindices für die einzelnen Maße. Um einen besser vergleichbaren Maßstab zu erhalten, habe ich jeweilen aus den acht Variationsindices jedes einzelnen Maßes das Mittel berechnet. Tabelle XII zeigt die Resultate dieser Berechnung Tabelle XII. Kopfbreite 1,69 Beinlänge 2,73 Mittelfinger a 3,97 Körperlänge 1,72 Mittelfünger c 2,76 Hals und Kopf 3,59 Kopflänge 1,84 Rumpflänge 2,78 Nasenhöhe 4,14 VII. Halswirbel 1,86 Gesichtshöhe 2,99 Nasenbreite _ 4,64 Kopfindex 1,97 Schulterbreite 3,16 Nasenindex 5,34 Sitzhöhe 2,15 Handlänge 3,19 Elevationsindex 7,81 Armlänge 2,22 Mittelfinger b 3,22 Nasenelevation 7:91 Gesichtsbreite 2,24 Handbreite 328 Klafterweite 2,28 Gesichtsindex 3,38 der bequemen Übersicht wegen gleich der Größe nach geordnet. Die Variabilität ist also selbst sehr variabel und für die verschiedenen körperlichen Characteristica sehr verschieden. Für die Anthropologie muß die Kenntnis dieser Unterschiede von großem Wert sein, da das variablere Maß als das weniger fest fixierte auch voraussichtlich von größerer seriärer Bedeutung ist. Prüfen wir das hier vorgelegte Material unter diesem Gesichtspunkt, so finden wir auch eine sehr gute Übereinstimmung der aufgefundenen Variationsbreiten mit diesem Prinzip. Wir wissen leider alle nur zu gut, wie wenig brauchbar sich zum Beispiel die Kopfmaße und die Körpergröße sowie die Körperproportionen für die anthropologische Seriation, wenigstens für die Einordnung einzelner Gruppen in die großen Hauptvarietäten des Genus homo, erwiesen haben, so daß manch einer schon geneigt war, diesen Mißerfolg der Methode, durch Messungen Varietäten unterscheiden zu wollen, zur Last zu legen. Unsere Tabelle scheint mir den Grund dieses Mißerfolges aufzudecken. Gerade die eben angeführten Maße (Kopflänge, Kopfbreite, Kopfindex, Körpergröße etc.) gehören zu den wenigst variablen Eigenschaften des menschlichen Körpers. Unsere Tabelle zeigt uns dafür die überraschende Überlegenheit sämtlicher Nasenmaße über die übrigen landläufigen anthropologischen Messungen. Sie weist so auf das nachdrücklichste darauf hin, daß die Nase eines eingehenden anthropologischen Studiums bedarf und macht uns hoffen, wenn überhaupt durchgreifende mefbare Unterschiede zwischen den einzelnen Hauptvarietäten des Genus homo existieren, solche Unterschiede dann mit größerer Sicherheit aufzudecken, als das bisher möglich war." Damit steht in vorzüglichem Einklang das Urteil des anatomischen Blickes, dessen Hauptresultate ja doch durch die statistischen Methoden nur bestätigt, genauer präzisiert und gesichert werden können, und für den es schon lange als ausgemacht galt, daß die , Menschenrassen* sich am wesentlichsten durch Hautfarbe, Haar- !) Ich denke dabei an Maße, die für die Hauptklassen, also etwa die Blumenbachschen oder Linnéschen Varietäten, charakteristisch wären. ,MeÉbare Unterschiede“ überhaupt lassen sich natürlich leicht nach- weisen, die einzelnen Unterschiede mit Sicherheit zur Seriation zu verwenden, ist uns heute aber noch nicht gelungen. 72 beschaffenheit und Nasenform unterscheiden, während die übrigen Eigenschaften diesen dreien gegenüber stark in den Hintergrund treten. Auch die recht ansehnlich variablen Hand- maße scheinen nach Tab. XII mehr Beachtung zu verdienen, als sie bisher gefunden haben. Wir werden allerdings später sehen, daß hier Messungsfehler mit hereinspielen, die diese Maße relativ unsicher machen. Die heutigen Nasenformen des Genus homo sapiens sind somit, soweit unsere Tabelle reicht, mit einiger Wahrscheinlichkeit als die jüngsten Formeigenschaften dieses Genus anzusprechen, während seine Hirnschädelformen und seine Körperproportionen, die doch beide von der Erwerbung des aufrechten Ganges aufs deutlichste abhängen, sich als wesentlich stabiler herausstellen und somit vielleicht als ältere Errungenschaften, jeden- falls aber als durch irgend ein Moment fixierte Errungenschaften Bun werden müssen, worauf wir noch einmal zurückkommen werden. Von der absoluten Größe der gemessenen Eigenschaft zeigt sich dagegen die relative Variationsbreite deutlich unabhängig. Den Eindruck, den ein zu flüchtiger Blick auf die Tabelle XII vielleicht erwecken könnte, als ob das absolut kleinere Maß auch relativ variabler sei als das größere, wird bei genauem Zusehen durch viele Beispiele aufs deut- lichste widerlegt. Schon die Gleichheit der relativen Variabilität von Koflänge, Kopfbreite und Körpergröße, mit deren Nachweis unsere Tabelle beginnt, zeigt das völlig unzwei- deutig, und das gleiche ergibt sich z. B. aus einer Vergleichung der Variationsindices der drei Mittelfingermaße. Die erste Phalanx des Mittelfingers ist wesentlich weniger variabel als die beiden totalen Längen des Mittelfingers. Auch die Stellung der Grundphalanx des Mittelfingers in unserer Tabelle zwischen Beinlänge und Rumpflänge zeigt die Unabhängig- keit der relativen Variabilität von der absoluten Größe eines Maßes etc.!) Unsere Aufmerksamkeit wird bei genauer Betrachtung der Tabelle XII noch durch eine weitere Eigentümlichkeit der Körpermaße gefesselt. Es zeigt sich nämlich, daß unter Umständen die Summe mehrerer Maße, wie sie z. B. für Rumpflänge, Beinlänge und Länge von Hals und Kopf in der Körpergröße gegeben ist, weniger variabel sein kann als die einzelnen Komponenten. Während der mittlere Variationsindex der Beinlänge 2, 73, der Rumpflänge 2,78 und der der Länge von Hals und Kopf gar 3,59% beträgt, ist der Variationsindex der Körpergrösse nur 1,729/,. Hier liegen also noch Gesetzmässigkeiten verborgen, die eine derartige organische Summe nach anderen Gesetzen variieren machen, als zum Beispiel die Summe mehrerer unabhängiger Einzelbeobachtungen. Die Erklärung liegt wieder im Gebiet der organischen Korrelation und kann daher erst nach der Erörterung der letzteren erschöpfend besprochen werden. Zusammenfassung der Resultate: 1. Die einzelnen Stämme des Schinguquellgebietes, sowie die Schinguindianer en bloc, sind weniger variabel als unsere heutigen europäischen Nationen. Dieser Unterschied in der Variabilität kann nur zum Teil durch schärfere natürliche Auslese bedingt sein, ist aber zum andern Teil sehr wahrscheinlich als ein Zeichen relativer „Reinheit“ dieser kleinen Bevölkerungen anzusprechen. Der gleichsinnige Unterschied zwischen den Schinguindianern 1| Daß damit die Tatsache der Abhängigkeit der absoluten Variabilität von der absoluten Größe eines Maßes unberührt bleibt, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. (Vgl. Ranke und Greiner loco eit. pag. 306 ff. und 330.) 73 und zwei kleinen indischen Tribus beruht in noch ausschließlicherer Weise auf dieser relativen Reinheit des vorliegenden Materiales. 2. [m Indianerdorf ist das Weib, das nach meinen früheren Veröffentlichungen eine geringere Sterblichkeit aufweist, weniger variabel als der Mann. Der erhaltene Mittelwert des Quotienten der männlichen. und weiblichen Variationsindices steht in ziemlich guter Übereinstimmung mit dem entsprechenden Mittelwert, der von Pearson für Ainoskelette und für alte lybische Skelette berechnet worden ist, aber im Gegensatz zu dem Resultat, das er für moderne französische Skelette erhielt. Dieses Resultat mit einigem Anspruch auf Sicherheit zu erklüren ist einstweilen nicht móglich. 3. Die Variabitität der genommenen Maße (gemessen durch den Variationsindex) ist sehr verschieden groß. Am wenigsten variabel sind die Kopfmaße und die gebräuchlichen Körpermaße, am meisten die genommenen Nasenmaße. Damit charakterisieren sich die letzteren als weniger fest fixiert und damit wieder als wahrscheinlich jüngere Formeigen- schaft. Voraussichtlich sind daher die genommenen Nasenmaße von größerem seriärem Wert als die übrigen genommenen Maße. VI. Kapitel. Statistische Verarbeitung (Fortsetzung). Ill. Korrelation der Einzelmasse. Wir haben schon im vorhergehenden Kapitel vorweg genommen, daß auch die Propor- tionen und Indices dem Fehlergesetz nahe entsprechend um ihren Mittelwert variieren. Man könnte glauben, daß diese Tatsache allein schon zu dem Schluß berechtige, daß in ähn- licher Weise, wie das für die Einzelmaße des öfteren angenommen wurde, auch für ihr Verhältnis eine Tendenz vorhanden sei, einen gewissen fixen Wert festzuhalten. Dem ist aber nieht so. Daraus, daß ein Verhältnis nach dem Fehlergesetz um seinen Mittelwert variiert, kann ohne weitere Untersuchung kein Schluß gezogen werden als der, daß das Verhältnis selbst variabel ist, daß also das Zusammentreffen der beiden Maße, die in das Verhältnis eingehen, in den einzelnen Individuen nicht durch strenge, allgemein zwingende Gesetze beherrscht wird, sondern mehr oder minder dem Zufall überlassen ist. Die beiden Größen können dabei doch in ihrer Vereinigung vollkommen voneinander unabhängig, oder auch in gewisser Weise miteinander verbunden sein, Verhältnisse deren Studium die Theorie der Korrelation sich zur Aufgabe stellt. Es kann hier nieht der Ort sein, die Theorie der Korrelation auch nur einigermaßen vollständig wiederzugeben, ebensowenig als es sich in den Rahmen dieser Arbeit fügen konnte, die Bedeutung des Fehlergesetzes erschöpfend darzustellen. Der Leser sei deshalb auf die grundlegenden Originalarbeiten von Galton!), Pearson?) und Yule?) oder auf mein Sammelreferat im A. f. A. (N. F. Bd. IV, Heft 2 und 3) verwiesen, und die darin enthaltenen !) Correlations and their measurement ete. Proceed. Roy. Soc. Lond. XLV. ?) Mathematical Contributions to the Theory of Evolution III. Phil. Trans. Roy. Soc. A 187. 3) Theory of Correlation, Journal of the Statist. Soc. Vol. 60. Abh. d. IL Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 10 74 Theorien seien im allgemeinen als bekannt vorausgesetzt. Damit aber die nun folgenden Erörterungen demjenigen, dem diese Theorien noch unbekannt sind, nicht völlig unver- ständlich bleiben, sei hier eine Beschreibung derjenigen Phaenomene gegeben, die man unter dem Begriff der Korrelation zusammenfaßt, wobei sich die sehr einfache geometrische Bedeutung des sogenannten Korrelationskoeffizienten von selbst ergeben wird. Allgemein bekannt ist das sog. Bertillonsche Gesetz, das dieser selbst in les proportions du corps humain, Revue scientifique Paris 1899 pag. 524, folgendermaßen formuliert hat: Quand dans un méme groupe ethnique on compare entre elles les mesurations des diverses parties du corps, on observe qu'a mesure que l'une entre elles s'accroit, les valeurs moyennes de tous les autres croissent en valeurs absolues; mais decroissent en valeurs relatives par rapport à la premiere, prise comme métre.* Daß diese Ab- und Zunahme in den meisten Füllen eine sehr regelmäßige ist, mußte sofort auffallen, doch fand erst Galton den richtigen Ausdruck für die dieser Regelmäßigkeit zugrunde liegende Proportionalität. Er hatte sich, nachdem er die gleiche Entdeckung gemacht hatte wie Bertillon, die Reihen der z.B. den einzelnen Gruppen der Körpergröße zugeordneten absoluten Mittel- werte anderweitiger Organe in graphischer Darstellung angesehen und fand dabei, daß diese Mittelwerte in der von ihm gewählten Form der graphischen Darstellung im großen und ganzen auf geraden Linien liegen, deren Neigung gegen die Horizontale von der raschen oder weniger raschen Zunahme der Mittelzahlen des an zweiter Stelle genannten Organs abhängt. Da er diese Tatsache an vielen Beispielen ausnahmslos bestätigt fand, konnte er also eine zunächst rein empirische Erweiterung des Bertillonschen Gesetzes formulieren, die von der im Bertillonschen Gesetz postulierten Zunahme der absoluten Größe der zugeordneten Mittelwerte aussagt, daß sie sich in graphischer Darstellung — die wir gleich des näheren beschreiben werden — stets auf einer geraden Linie — zufällige Abweichungen natürlich ausgenommen — anordnen. Galton konnte das obengeschilderte Phänomen auch noch ein gutes Stück weiter analysieren. Er hatte, um eine kurze und nicht mißverständliche Bezeichnung zur Hand zu haben, das im Bertillonschen Gesetz sogenannte erste Organ, das unabhängig von dem zweiten seiner absoluten Größe nach in Gruppen eingeteilt worden war, als Subjekt, und das Bertillonsche zweite Organ, dessen Mittelwerte für die Gruppen des Subjektes gebildet werden sollen, als Relativ bezeichnet. Waren nun das Subjekt und das Relativ in ihrer absoluten Größe deutlich verschieden, so ergaben sich bei Beibehaltung der absoluten Maßstäbe, je nachdem man das große oder das kleine der beiden Organe als Subjekt benützte, zwei verschiedene Linien. Reduziert man jedoch die absoluten Maßstäbe auf einen anderen, in dem die Abweichung des einzelnen Organes von seinem Mittelwert, — nicht mehr die absolute Größe — benützt, und diese wieder in der Einheit ihrer wahrscheinlichen Abweichung ausgedrückt wurden, so erhielt man für die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Organe stets die gleiche Linie der Mittelwerte, gleichviel ob das eine oder das andere als Subjekt benutzt worden war. Ein Beispiel möge das bisher Gesagte veranschaulichen. Tabelle XIII gibt die von Galton beobachteten Beziehungen zwischen Körpergröße und linkem Vorderarm wieder. In der oberen Hälfte derselben ist die Körperlänge das Subjekt, der linke Vorderarm das Relativ. Umgekehrt in der unteren Hälfte derselben: Stab 1 enthält die Anzahl der in Tabelle XIII. Mittel der Körpergrösse = 67.2 Zoll. Ihre wahrsch. Abweichung = 1,75 Zoll; Mittel des linken Vorderarmes — 18,05 Zoll.; seine wahrsch. Abweichung — 0,56 Zoll. (Nach Galton loco cit.). Abweichung vom Mittel der Körpergröße gerechnet in Mittel der kor- Abweichung vom Mittel des Vorderarmes gerechnet | Zahl der | Körper- 5 Fälle größe | Zoll [Einheit der wahrschein- zespotllieendgn Zoll ‚Einheit der wahrschein- | | liehen Abweichung lichen Abweichung 1 re 4 5 6 7 30 70,0 tr 2,8 —+ 1,60 18,8. -F 0,8 + 1,43 50 69,0 -F L8 -+ 1,03 18,3 31:108. + 0,53 38 68,0 + 0,8 + 0,46 18,2 + 0,2 + 0,36 61 67,0 30,2 — 0,7 18.1 21000 + 0,18 45 66,0 u 12 — 0,69 17,8 P^ — 0,86 36 65,0 — 2,2 — 1,25 17,7 E3019 — 0,58 21 64.0 — 3,2 — 1,53 17,2 —10,8 — 1,46 Abweichung vom Mittel des Abweichung vom Mittel der Zahl. der nie linken Vorderarms gerechnet in Mittel der Körpergröße = order- SER IDEE —— : Fälle arm Zoll |Einheit der wahrschein- Körpergröße Zoll Einheit der wahrschein- S lichen Abweichung lichen Abweichung | 38 19:950 11,208 | —+ 2,14 70,3 + 3,1 ex bel 55 18,75 -+ 0,70 | 1,25 68,7 +15 +09 102 18,25 +0,20 -r 0,36 67,4 10,2 50,1 6l 17,75 — 0,30 | —- 0,58 66,3 N 0,9 —3055 49 17,25 — 0,80 | — 1,42 65,0 | — 2,2 edo) 25 16,75 1530 — 2,31 63,7 — 8,5 AV | die einzelnen Gruppen eingehenden Individuen, Stab 2 enthült die Gruppen des Subjektes und zwar jeweilen die Angabe des Mittelpunktes dieser Gruppen. Stab 3 enthält die Differenz zwischen diesen Gruppenmittelpunkten und dem Mittelwert des Subjekts. In der oberen Hälfte der Tabelle XIII enthält z. B. die erste Reihe in Stab 2 die Angabe 70,0 Zoll; in Stab 3 die Angabe + 2,8 Zoll; d. h., die Gruppe 70,0 Zoll weicht vom Mittelwert der Körperlänge, das heißt von 67,2 Zoll, um + 2,8 Zoll ab. Stab 4 enthält nun die Umrechnung der in Stab 3 in Zoll angegebenen Abweichungen in Vielfache der wahr- scheinlichen Abweichungen des Subjekts, das heißt also in der oberen Hälfte der Tafel die Werte von Stab 2 jeweilen mit 1,75 Zoll, der wahrscheinlichen Abweichung der Körper- größe, dividiert. Damit ist die Körperlänge erledigt. Stab 5 (obere Hälfte) enthält nun die den ein- zelnen Körpergrößengruppen zugehörigen Mittelwerte des linken Vorderarms. Wir sehen in ihm die Bestätigung des Bertillonschen Gesetzes tür unseren speziellen Fall, indem die Mittelwerte des Vorderarms mit abnehmender Körpergröße ebenfalls abnehmen, wenn auch in geringerem Grade als diese. Stab 6 und 7 enthalten wieder die Differenzen zwischen diesen Gruppenmittelwerten und dem allgemeinen Mittel des linken Vorderarms (M; = 18,05 Zoll). 10* 76 Die durch die Werte von Stab 2 und 5 (obere Hälfte) gegebenen Punkte sind in nebenstehender Abbildung (4), in der als Abszissen die Körpergröße, als Ordinaten die Vorder- armlängen, beide in Zoll, aufgetragen sind, als kleine Kreuze (*) eingetragen. Die untere Hälfte der Tabelle XIII enthält in den korrespondierenden Stäben das genau entsprechende für den Vorderarm als Subjekt und die Körpergröße als Relativ, und in Abbildung 4 sind die durch die Werte des Stab 2 und 5 der unteren Hälfte dieser Tabelle gegebenen Punkte als Kreise (o) eingetragen. Man sieht, daß auf diese Weise zwei in ihrer Neigung deutlich verschiedene Linien entstehen, wenn man den allgemeinen Gang der Kreise und der Kreuze, die in Abbildung 4 durch zwei ausgezogene Linien mit einander verbunden sind, ins i Auge fat. Diese Linien, bei deren Zeichnung also die ein- zelnenAbweichungeninihrem absoluten Maßstab aufgetra- sen worden sind, nennt Galton die ,hegressionslinien des Vorderarms nach der Kórper- größe* (durch die Kreuze bezeich- net) und der „Körpergröße nach dem Vorderarme* (durch die Kreise bezeichnet). Benützt man zur graphischen Darstellung die — in Stab 4 und 7 der Ta- Abbildung 4. belle XIII angegebenen — Werte der Abweichungen in der Ein- heit der zugehörigen wahrscheinlichen Abweichung, so erhält man aber nur eine Linie, um die sich sowohl die Kreise als die Kreuze in zufälligen Ab- weichungen anordnen. Dieselbe wird von Galton als die ,Korrelationslinie* bezeichnet. Zeigt sich nun das Relativ vollständig durch das Subjekt bestimmt, so entspricht einer Abweichung des Subjekts stets eine ebenso große des Relativs und die Korrelationslinie wird gegen die Horizontale um 45° geneigt sein. Zeigt sich aber das Relativ völlig unab- hängig vom Subjekt, so gehört zu jeder Gruppe des Subjekts das gleiche Mittel des Relativs und die Korrelationslinie verläuft dann horizontal, bildet also einen Winkel von 0° gegen die Horizontale. Das Bertillonsche Gesetz sagt nun aus, daß die Korrelationslinien sämtlich zwischen diesen beiden Linien liegen, daß sie also sämtlich einen Winkel größer als 0° und kleiner als 45° mit der Horizontalen bilden. Führt man statt des Winkelmaßes die trigono- metrische Tangente dieses Neigungswinkels als Maß der Korrelation ein, d. h. also das Ver- hältnis der Abweichung des Relativs zu derjenigen des Subjekts, so erhalten wir für den ersten Fall, das heißt für die vollständige direkte Abhängigkeit des Relativs vom Subjekt die Zahl + 1 und für den zweiten, den Fall völliger Unabhängigkeit des Relativs vom Subjekt die Zahl 0°. In diese Termini übersetzt lautet nun das Bertillonsche Gesetz: die Korrelationskoeffizienten, das heißt eben die Werte der trigonometrischen Tangenten der Neigungswinkel der Korrelationslinien, schwanken zwischen 0 und +1. Diese letztere Formulierung ist sicher allgemeiner als die erste. Denn das 17 Bertillonsche Gesetz ist in der von Bertillon selbst gegebenen Form sicher nicht allgemein gültig, was sich sowohl theoretisch als praktisch leicht erweisen läßt. Die Körperlänge setzt sich zusammen aus zwei Maßen, der Stammlänge und der Beinlänge. Nimmt mit wachsender Körpergröße das eine derselben ab, so muß notwendig das andere zunehmen; das heißt, wenn bei einer bestimmten Körperlänge die Stammlänge 53°). und bei einem größeren Wert derselben die Stammlänge 51?/; betragen soll, muß notwendig die „freie Beinlinge* in diesem zweiten Fall das Defizit ausgleichen. Wenn also das Bertillonsche Gesetz für die eine der beiden Komponenten der Körpergröße gültig ist, kann es unmöglich gleichzeitig für die andere gültig sein. Die Erfahrung zeigt nun, daß mit wachsen- der Körperlänge zwar die Rumpflänge abnimmt, die Beinlänge aber zunimmt. Collignons selbständige und der Bertillonschen Formulierung auch zeitlich vorausgehende Beschreibung der in Frage stehenden Erscheinung trägt dieser Notwendigkeit Rechnung. Sie lautet: Collignon, Recherches sur les proportions du tronc chez les Francais, L'Anthro- pologie Tome IV, 1895, p. 237 f: „On peut poser cette loi générale, qui du reste peut s'appliquer a toutes les longeurs du corps, sauf a celles du membre inférieure et jusqu' à un certain point aux divers diamétres craniens et faciaux, dans une race donnée toutes les mesures du corps augmentent en longeur absolue et diminuent en longueur relative, lorsque la taille s'eléve, et vice versa. L’accroissement definitive et réel de la taille est presque entierement lié a celui des membres inférieurs.* Es ist klar, daß diese Ausnahme von dem Bertillonschen Wortlaut seines Gesetzes keine Ausnahme von der von mir eben gegebenen Verallgemeinerung desselben darstellt, denn es ergibt sich ja aus dem geschil- derten Verhalten allein, daß die Beinlünge in stärkerer positiver Korrelation mit der Körpergröße stehe als die Stammlänge (Sitzhöhe).!) 1) Die Tabelle XIV zeigt das auch für die Männer meines Materiales deutlich. Daß diese Erscheinung bei meinem Material für Frauen feblt oder wenigstens zu fehlen scheint, ist eine Eigentümlichkeit des- selben, auf die ich bei der geringen Anzahl der weiblichen Messungen keinen allzu großen Wert legen möchte, da sie sich in dem großen Pfitznerschen Material nicht wieder finden läßt. Für die Elsässer zeigt sich das Wachsen der relativen Beinlänge mit wachsender Körpergröße sowohl bei Männern wie : | Beinlänge in 9/o der Körperlänge | Fas | Körperlänge Männer | Weiber | Männer | Weiber 141—45 — 56 — 46,9 116 50. kam 166 et 46,9 151—585 | 59 322 46,9 47,1 156-600 | 203 286 47,3 47,2 161—65 356 153 47,4 47,4 166— 70 386 34 47,6 47,4 171—75 207 = 47,9 — 176—80 86 — 47,9 -— bei Frauen, bei letzteren allerdings in etwas geringerem Grade, wie die obenstehende kleine Tabelle zeigt. (Nach Pfitzner, loco cit. Übrigens ist theoretisch auch für das umgekehrte Verhalten, das heißt für die größere positive Korrelation der Stammlänge mit der Körpergröße, weder für Männer noch für Weiber irgend ein Gegengrund aufzufinden. Die Frage ist lediglich empirisch zu entscheiden. Auch scheint es mir sehr wohl möglich, daß hier konstante sexuelle Unterschiede in der Intensität der Kor- relation vorhanden seien. E. 78 An zahlreichen Beispielen zeigt nun Galton, daß eine solche lineare und positive Korrelation wirklich die Regel bildet, und hat damit ein einfaches und ohne weiteres über- sichtliches Maß der Enge der Wechselbeziehungen zwischen zwei Organen in die Anthropo- logie eingeführt. Theoretisch-mathematische Erwägungen (vgl. Dickson !)-Pearson (loco cit.)) haben gezeigt, daß diese lineare Korrelation als eine Folge der normalen Variation der Organe und ihrer Variationsursachen aufgefaßt werden darf, sowie daß neben der zu- nächst allein gefundenen positiven Korrelation eine mathematisch gleichberechtigte negative Korrelation mit Werten des Korrelationskoeffizienten zwischen 0 und — 1 existiert. Die- selbe ist inzwischen auch schon bei anthropologischen Objekten beobachtet worden und wird uns späterhin noch zu beschäftigen haben. Das Zustandekommen der Korrelation ist dabei folgendermaßen zu denken: Wird die Größe des Subjekts und des Relativs ausschließlich durch die gleichen Ursachen bedingt, das heißt wirken auf die Größen des Relativs genau dieselben Ursachen ein wie auf die Größen des Subjekts, und zwar im gleichen Sinne, so entsteht eine vollständige positive Korrelation. Sind Subjekt und Relativ keinerlei Ursachen gemeinsam, das heißt, ist die Größe des Relativs lediglich von Ursachen bedingt, die für die Größe des Subjekts völlig belanglos sind und umgekehrt, so zeigen die beiden Organe sich völlig unabhängig oder ihre Kor- relation ist gleich Null. Sind sämtliche Ursachen, die die Größe des Subjekts bedingen, zwar auch im Relativ wirksam, aber im entgegengesetzten Sinne, das heißt also, bedingt eine Ursache, die das Subjekt vergrößert, eine Verringerung der Größe des Relativs um den gleichen Faktor und ist diese Annahme für sämtliche Größenursachen von Subjekt und Objekt gültig,?) so entsteht eine vollständige negative Korrelation von dem Werte des Korrelationskoeffizienten — — 1. Dann ist das Relativ dem Subjekt vollständig aber umgekehrt proportional. Man versteht leicht, wie durch verschiedenartige Kombination dieser drei Ursachen- arten die unvollständige positive und negative Korrelation entstehen muß. Da bisher in der Mehrzahl der Fälle eine positive Korrelation gefunden worden ist, dürfen wir annehmen, daß dem Subjekt und Relativ meist eine Anzahl von Ursachen gemeinsam sind, die beide Größen im gleichen Sinne beeinflussen und daß neben diesen noch eine Anzahl von Ursachen vorhanden ist, welche nur auf die Größe des einen oder des anderen allein einwirken. Das erscheint uns nach dem, was wir über die Wachstumsursachen einzelner Organe wissen, auch als der weitaus wahrscheinlichste Fall, während uns das Zustandekommen einer negativen Korrelation weniger leicht verständlich erscheint, wenn sie auch — unter der Form einer Art Kompensation — nicht als durchaus unwahrscheinlich bezeichnet werden kann. Doch versteht man, daß zum Zustandekommen einer negativen Korrelation ganz besondere, von den allgemeinen Wachstumserschenungen abweichende Bedingungen ge- geben sein müssen, so daß jeder empirisch beobachtete Fall derselben zur Analyse dieser Bedingungen auffordern muß. Unser verallgemeinertes Bertillonsches Gesetz sagt !) Appendix zu Francis Galton Family likeness in Stature. Proceed. of the Royal Soc. London XLV (1886). ?) Allgemeiner ist vielleicht foleende Fassung: Ist jeder der auf das Subjekt wirkenden positiven Ursachen einé andere beigeordnet, die auf das Relativ in gleichem Grad, aber im umgekehrten Sinne einwirkt und umgekehrt etc. Doch gibt die obige Fassung im wesentlichen eine richtige Vorstellung. 79 also aus, daß sämtlichen Organen des menschlichen Körpers eine beträcht- liche Anzahl der Ursachen des Größenwachstums gemeinsam sind. Betrachten wir uns nun das Verhalten der Variationsbreiten unserer Indices und Proportionen unter dem Einflusse der Korrelation. Sind die zusammengehörenden Maße einander ausnahmslos vollständig proportional, so ist ihr Verhältnis, das heißt also der Index, völlig konstant; ein Verhalten, das bisher nie gefunden worden ist. Man beachte dabei, daß diese Bedingung nur einen speziellen Fall der Bedingungen darstellt, die den Korrelationskoeffizienten gleich 1 werden lassen, denn für letzteres genügt, daß die im Individuum verbundenen Abweichungen einander streng proportional seien, während für die’ Konstanz des Index ein konstantes Verhältnis der verbundenen absoluten Maße notwendig ist.) Es muß also das Verhältnis von Variationsbreiten und Mittelwerten in beiden Maßen gleich sein, damit der Index konstant werden kann. Da das nie der Fall ist, müssen sich Schwankungen im Werte des Index überall einstellen, ohne daß man des- halb schon schließen dürfte, daß eine vollkommene Korrelation durch die Erscheinung der Variation jedes bisher beobachteten Index ausgeschlossen sei. Außer von dem Unterschied der Variationsindices der in einen Index eingehenden Maße ist die Variabilität des Index noch von der Korrelation dieser beiden Maße abhängig. Die genauere Form der Abhängigkeit des Variationsindex einer Verhältniszahl von den Variationsindices und der Korrelation der Stammmaße ergibt sich aus der Gleichung, die Pearson auf S. 279 seiner Abhandlung Contributions to the mathematical theory of evolution III (Phil. Trans. Vol. 187, 1896 (A) angibt. Man ersieht aus ihr nach folgender Umformung: v* —4j—2w0v2-- 5, worin v der Variationsindex des Index, v, und v, die Variationsindices der beiden in ihn eingehenden Maße und z ihr Korrelationskoeffizient,?) daß der Variationsindex des Index für z — -- 1 immer noch den Wert der Differenz der beiden Variationsindices der Stamm- maße behält (v — v, — v,), und nur für den Fall der Gleichheit dieser beiden den Wert 0 annehmen kann, wenn nicht v, und v, beide — 0 sein sollen. Behält der Korrelations- koeffizient einen Wert über 0, während die Variationsindices der beiden Stammmaße ein- ander gleich sind, so wird aus obiger Gleichung y —O9vu-—9wve oder y —7,V2(1— 2), das heißt also, sind in zwei Varietäten die Variationsindices der in einen Index eingehenden Stammaße einander gleich, so hängt die Variationsbreite dieses Index nur mehr von der Korrelation der in ihn eingehenden Maße ab. 1| Sind die Mittelwerte der beiden Maße M und M', die Abweichungen von denselben im Indi- viduum 2 gleich ö, und ö/, so gilt bei vollständiger Korrelation die Gleichung: 0; — a oj. Der Index für das gleiche Individuum ist aber AM -4- à, M'+ö; Für die Konstanz des Index ist es also erforderlich, daß auch M — a M' sei. 2) In den englischen Arbeiten ist als Symbol des Korrelationskoeffizienten stets der Buchstahe r benützt. Da derselbe in Deutschland als Symbol der wahrscheinlichen Abweichung eines Einzelmafes gebräuchlich, habe ich hier für den Korrelationskoeffizienten das Symbol 2 gesetzt. 80 Es ist ferner zu beachten, daf organische Summen, wie z. B. die Kórperlünge, in ihrer Variationsbreite nicht ohne weiteres den Beziehungen folgen, die in der Wahr- scheinliehkeitsrechnung für die Fehler der Summen variierender Größen bekannt sind. Auch hier verursacht die wechselnde Korrelation unserer Maße, daß der Variationsindex derartiger organischer Summen auch bei Gleichheit der Variationsindices der in sie eingehenden Maße noch ganz verschieden ausfallen kann. Aus den auf pag. 278 und 279 der cit. Pearsonschen Abhandlung gegebenen Formeln läßt sich auch die Abhängigkeit der Variationsbreite einer organischen Summe vom Korrelationskoeffizienten der in sie eingehenden Maße ableiten. Aus der auf S. 279 angegebenen Gleichung wird, da die partiellen Differentialquotienten für den Fall einer einfachen Summe aus 2 Gliedern beide gleich 1 werden, unmittelbar 2 lg E zn ERE 91 0; worin .Y das mittlere Fehlerquadrat der Summe, o, und o, die mittleren Fehlerquadrate der in sie eingehenden Maße und 2 ihr Korrelationskoeffiizent, oder 2 2 2*-—90--290,0,2-4- 6; Für z gleich 0 erhalten wir, wie notwendig, die bekannte Formel S?— Lo also X— Voi-F- oj; für e — 4-1 aber 7/722 3 2X -—Voi-4-20,0, 4-0? — o, 4- o; Zwischen diesen beiden Werten liegen die Werte für die positive Korrelation, das heißt, die Variationsbreite einer organischen Summe wird bei positiver Korre- lation der Summanden stets größer als sie bei fehlender Korrelation wäre, und sie kann nicht kleiner werden als der kleinere der Variationsbreiten der beiden in die Summe eingehenden Maße.!) Ist also in einer gegebenen organischen Summe die mittlere quadratische Abweichung der Summe kleiner als jede der beiden m. q. Abweichungen der Maße, die in sie eingehen, so muß die Korrelation dieser beiden Maße notwendig negativ sein.) Wir haben einen solchen Fall in der Körpergröße schon aufgefunden und sehen die eben daraus abgeleitete Folgerung auch tatsächlich durch die negative Korrelation ihrer Komponenten, die aus der nebenstehenden Tab. XIV zu entnehmen ist, bestätigt. Leider war es mir unmöglich, sämtliche Korrelationskoeffizienten, die anthropologisch interessant sind, und das sind sie bei der heutigen Unkenntnis der Korrelation zweifellos ohne Ausnahme, zu berechnen oder berechnen zu lassen. Immerhin sind 22 Korrelations- 1) Es ergibt sich das aus aus folgender Überlegung: Für z = 0 ist Z3 5-6, und für z>0 gilt die Ungleichung 22>0,+-0,; ist nun 9 <, so ist auch 22 >20, oder 2>V2. 2) Sind mehr als zwei Summanden vorhanden, so muß wenigstens ein Paar derselben unterein. ander negative Korrelation aufweisen. 81 Tabelle XIV a. Korrelationskoeffizienten. | Männer Frauen Bein und Arm Ä a : 1 + 0,557 -- 0,638 Bein und Rumpf . E : — 0,305 — 0,104 Bein und Hals und Kopf E i + 0,975 + 0,078 Arm und Rumpf . f 3 + 0,127 | -F 0,267 Arm und Hals und Kopf s 3 + 0,185 + 0,012 Rumpf und Hals und Kopf . ; —:0;316 — 0,073 Kopfbreite und Kopflänge . 5 + 0,169 + 0,071 Gesichtsbreite und Gesichtshöhe . —+ 0,206 + 0,338 Nasenhöhe und Nasenbreite . ; | +0,150 + 0,234 Nasenhöhe und Naseneleyation . | | —+ 0,262 205195 Nasenbreite und Nasenelevation | -L 0,26 + 0,194 Tabelle XIV b. Korrelation der Hauptproportionen. MU BART | Korrelationskoeffizient männlich weiblich Körpergröße-Klafterweite | + 0,765 + 0,713 4 Sitzhöhe . . | + 0,418 + 0,690 n Beinlänge | 0,729 + 0,610 t Armlinge . . | -+0,816 + 0,553 ^ Schulterbreite . | ^ 4-0,408 ++ 0,381 " Hals und Kopf . | 4-0,104 + 0,118 , Kopflänge . N + 0,217 + 0,244 - Kopfbreite . os — 0,435 -F 0,103 ^ Gesichtshóhe | + 0,151 — 0,273 2 Gesichtsbreite . | +0,51 + 0,264 koeffizienten direkt berechnet worden!) und zwar je 11 für die Mittel aller von mir gemessenen Männer und die Mittel aller der Frauen, die in der Tab. XIX zusammengestellt worden sind. Ein einigermaßen ausreichendes Vergleichsmaterial liegt aber heute nur für eine dieser 11 Korrelationen, und zwar für die zwischen Schädelbreite und Schädellänge vor. Die Korrelation schwankt danach zwischen 0,49 und 0,04. Irgend eine deutliche Rassen-Ab- hängigkeit kann ich in den bisher bekannten Schwankungen des Korrelationskoeffizienten nicht auffinden. Boas, dem die Kenntnis der Korrelationskoeffizienten zwischen Kopflänge und Kopfbreite bei nordamerikanischen Indianern zu verdanken ist, hat die Vermutung aus- gesprochen, daß die von ihm beobachteten niedrigen Korrelationskoeffizienten der Indianer aus britisch Kolumbien und der Shuswap eine Folge der Vermischung verschiedener Typen unter denselben sei. Unser Material ergibt für die Korrelation zwischen Kopfbreite und 1) Nach der bei Yule (loc. cit. gegebenen Anleitung. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 11 82 Kopflänge für die Männer den Wert 0,169 und für die Frauen 0,071. Es scheint auf- fallend, daß so niedrige Korrelationskoeffizienten bei einem, wie wir gesehen haben, relativ sehr unvermischten Volke angetroffen wurden, immerhin bleibt zu beachten, daß die Kor- relationskoeffizienten nicht für die einzelnen Stämme des Schingu-Quellgebietes, sondern, da die Anzahl der Messungen mir sonst zu klein erschien, für sämtliche Männer und sämt- liche Frauen des Schingu-Quellgebietes berechnet worden sind, eine Tatache, die gleich noch ausführlicher berücksichtigt werden soll. Die Korrelation ist mit zwei Ausnahmen positiv. Die beiden Ausnahmen sind die Korrelation zwischen Bein- und Rumpflänge mit den Werten — 0,305 für die Männer und — 0,140 für die Frauen, und die Korrelation von Rumpf und Hals und Kopf mit den Werten — 0,316 für die Männer und — 0,073 für die Frauen. Da die Korrelationskoeffizienten wenigstens für die Männer von recht beträchtlicher Größe und für beide Geschlechter gleich. gerichtet sind, ist die Tatsache, daß zwischen diesen Maßen meines Materiales eine negative Korrelation besteht, sicher gestellt. Ich glaube aber nicht, daß diese negative Korrelation ohne weiteres als organische Korrelation angesprochen werden muß, sondern möchte sie nach der Art der Messung und Berechnung dieser Größen wenigstens teilweise für eine artifizielle halten. Meine Bein-, Rumpf-, und Hals- und Kopfmaße sind nicht unabhängig voneinander gemessene, sondern auseinahder berechnete Größen. Unter Beinlänge ist die Differenz zwischen der ganzen Höhe im Stehen und der Sitzhöhe und unter Rumpflänge ist die Differenz zwischen Sitzhöhe und dem Abstand des Scheitels vom VII. Halswirbel, der direkt gemessen worden, zu verstehen. Es ist klar, daß die so berechnete Beinlänge mit der Sitzhöhe und damit auch mit der Rumpflänge und die Rumpflänge mit der Länge von Hals und Kopf, soweit die Meßfehler in Betracht kommen, notwendig in negativer Korrelation stehen müssen. Eine Möglichkeit, hier die Meßfehler zu eliminieren, konnte ich nicht auffinden. Auch in dem Pfitznerschen Material zeigen Stammlänge und Beinlänge eine auffallend unregelmäßige Gestalt der Regressionslinien. Auch bei ihm ist aber nur die eine der beiden Größen, die Beinlänge, direkt gemessen; die andere aus der Differenz zwischen Körperlänge und Beinlänge berechnet. Es muß also wieder die negative Kor- relation der Meßfehler vorhanden sein. Das eine mir aus anderweitigem Material bekannt gewordene Beispiel negativer menschlicher Korrelation, zwischen Schädelkapazität und Kopfindex bei den Aino (— 0,91 +0,07 für die Männer und — 0,25 € 0,09 für die Frauen), scheint mir auch nicht als organische Korrelation angesprochen werden zu müssen. Einerseits ist der Längenbreiten- Index als unbenannte Verhältniszahl nicht mit einem absoluten Maß direkt vergleichbar, worauf wir noch zurückkommen werden, und andererseits braucht man nur anzunehmen, daß die Aino aus einer Mischung einer großhirnigen dolichocephalen und einer relativ kleinhirnigen brachycephalen Rasse zusammengesetzt oder wenigstens entstanden seien, um diese Korrelation zu verstehen. Bis hieher war ich in der Beurteilung der Korrelation meines Materiales gelangt, als sich mir eine unerwartete Bereicherung des dazu vorliegenden Materiales aus der sich später notwendig zeigenden Berechnung der Variationsbreite verschiedener Proportionen ergab. Nach der schon auf S. 79 zitierten Pearsonschen Formel berechnet sich der Korrelations- koeffizient zweier Maße, für die Variationsbreite und Mittelwert, sowie Mittelwert und Variationsbreite ihres gegenseitigen Verhältnisses bekannt sind, aus folgender Gleichung 83 v+%— V? OO e worin 2 der Korrelationskoeffizient, v, der Variationskoeffizient des einen, v, der des anderen Maßes und F der Variationskoeffizient ihres Verhältnisses ist. Diese Formel läßt sich ohne weiteres auch auf die von mir gegebenen Variationsindices anwenden, die statt der Pearsonschen Variationskoeffizienten, das heißt statt des Verhältnisses des mittleren Gaußschen Fehlers zum Mittelwert, multipliziert mit 100, das Verhältnis der wahrschein- lichen Abweichung zum Mittelwert, multipliziert mit 100, angeben. Nenner und Zähler des Bruches auf der rechten Seite sind dann je mit (0,67449..)* multipliziert, der Wert des Verhältnisses, das uns den Korrelationskoeffizienten angeben soll, ändert sich also dadurch nicht. Nach dieser Formel sind noch 20 Korrelationskoeffizienten berechnet worden. Ta- belle XIV b (S. 81) gibt die damit erhaltenen Zahlen. Das erste, was uns bei einem Blick auf diese Tabelle auffällt, ist, daß 19 von diesen 20 Korrelationskoeffizienten positiv und nur einer negativ sind. Dabei erweist sich die eine negative Korrelation als sehr hoch. Für die Kopfbreite und Körperlänge der Männer meines Materiales ergibt sich also eine zweifellose negative Korrelation. Ursachen, die den Körper groß machen, müssen also gleichzeitig den Kopf schmal werden lassen! Diese Tatsache erschien mir so auffällig, daß ich sie des näheren untersucht habe. Zunächst muß auffallen, daß die negative Korrelation sich allein für die Männer findet. Für die Frauen besteht eine geringe positive Korrelation. Wir erinnern uns dabei, daß auch für die negativen Korrelationen der Tabelle XIVa die Werte für die Männer ‚wesentlich höher waren als für die Frauen. Des weiteren wollen wir zunächst wieder das Pfitznersche Material befragen. Leider hat Pfitzner die Proportion zwischen Kopfbreite und Körperlänge nicht in den Kreis seiner Untersuchungen einbezogen. Nur seine Tabelle L auf p. 392 der vierten seiner sozial-anthropologischen Studien scheint einen indirekten Schluss zuzulassen. Sie gibt die Beziehungen zwischen Körperlänge und Kopfindex wieder. In unserem Material ist, soweit die Männer in Frage kommen, die Kopflänge mit der Körper- länge in positiver, die Kopfbreite aber in negativer Korrelation. Eine notwendige Folge dieses Verhaltens ist, daß der Kopfindex (Kopfbreite in ?|o der Kopflänge) mit wachsender Körpergröße abnimmt. Auch das Pfitznersche Material zeigt in einem Falle eine solche Abnahme des Kopfindex mit wachsender Körpergröße, aber nur in geringem Grade, noch dazu deutlich gestört, und nur für die Frauen. Für die Männer ist die m Frage stehende Korrelation. allem Anschein nach gleich Null. Des weiteren erinnern wir uns der oben gegebenen Fassung des Bertillonschen Gesetzes durch Colignon, der davon spricht, daß die verschiedenen Diameter des Kopfes ,jusqu'à un certain point“ Ausnahmen von diesem Gesetz zeigen können. Vielleicht hat er also ähnliche Erscheinungen unter den Händen gehabt? Beide Argumente taugen aber nicht viel, solange wir nichts weiteres ins Feld führen können. Die Collignonsche Fassung ist zu allgemein und eine geringe Abnahme des Kopf- index mit wachsender Körpergröße läßt sich leicht dadurch erklären, daß die Kopfbreite in geringerer positiver Korrelation mit der Körpergröße steht als die Kopflänge. Ehe wir weiter gehen, wird es gut sein, sich über die Größe der Unterschiede zu orientieren, die zwischen den auf die beiden abweichenden Methoden berechneten Werten des Tte AI f e— 84 Korrelationskoeffizienten bestehen, da die hier eingeschlagene Methode von der gewöhnlich üblichen, theoretisch besten, doch recht erheblich abweicht. Zu diesem Behufe habe ich die Korrelationskoeffizienten für Kopflänge und Kopfbreite, Gesichtshöhe und Gesichtsbreite, Nasenhöhe und Nasenbreite, und Nasenbreite und Nasenelevation, die schon in der ersten Tabelle XIVa enthalten waren, auch noch nach der zweiten Methode, also aus der oben gegebenen Pearsonschen Formel für die Beziehung zwischen Korrelationskoeffizient und Variationsindices, berechnet. Die Resultate waren: Kopflänge und Kopfbreite Männer I. + 0,169 & 0,064 II. + 0,152 Frauen I. + 0,071 — 0,066 -I. + 0,168 Gesichtshóhe und Gesichtsbreite Männer I. + 0,206 & 0,063 IL + 0,140 Frauen I. + 0,938 x: 0,056 Il. 4- 0,331 I I I Nasenhóhe und Nasenbreite Männer I. + 0,150 = 0,065 - IL + 0,089 Frauen I. + 0,234 cx 0,063 II. + 0,261 Nasenbreite und -elevation Männer I. + 0,326 X 0,059 I. + 0,380 Frauen I. + 0,194 — 0,064 IL + 0,340 Man sieht ohne weiteres, daß in sämtlichen acht Beispielen, obwohl auch recht kleine Korrelationskoeffizienten darunter sind, ausnahmslos bei den beiden verschiedenen Rech- nungsweisen sich das gleiche Vorzeichen des Korrelationskoeffizienten ergeben hat. Durch Rechnung habe ich mich davon überzeugt, daß der Fehler der zweiten Bestimmung — aus den Variationsindices — ausnahmslos größer ist als der der ersten direkten Bestim- mungsart. Es muß das auch so sein, da ja Pearson schon nachgewiesen hat, daß die von ihm vorgeschlagene direkte Bestimmung die sichersten Werte ergibt. Die Berechnung des Fehlers der zweiten Bestimmungsweise ist theoretisch nicht schwierig, aber wegen der Korrelation der Abweichungen ergibt sich eine unhandliche Formel, die ich nicht weiter benutzt habe. Es handelt sich ja hier nur um den Nachweis, daß die beobachteten Dif- ferenzen im Vergleich zu ihrem wahrscheinlichen Fehler klein sind. Das läßt sich aber auch schon schließen, wenn wir nachweisen, daß die beobachteten Differenzen im Vergleich zu einem Fehler klein sind, der sich ergibt, wenn man den Fehler der zweiten Bestim- mungsart gleich dem der ersten setzt. Läßt sich das nachweisen, so gilt das oben verlangte Verhalten a fortiori. Es sind deshalb die wahrscheinlichen Fehler der beobachteten Dif- ferenzen in der folgenden Zusammenstellung zu e; V2 bestimmt worden, worin e, der wahr- 3: : , ; 0,6725 (1— z? scheinliche Fehler der ersten Bestimmungsweise, nach Pearson und Filon — Belle) /n gesetzt wurde (2 = Korrelationskoeffizient, a — Anzahl der Beobachtungen). 1) II—I 2) Kopflänge — Kopfbreite ö — 0,017 & 0,091 — 0,19 9 + 0,094 — 0,094 —+ 1,06 Gesichtshóhe — Gesichtsbreite 6 — 0,066 x 0,089 — 0,74 9 — 0,007 — 0,079 — 0,009 Nasenhóhe — Nasenbreite ö — 0,061 = 0,092 — 0,71 © 4- 0,027 £ 0,089 + 0,30 Nasenbreite — Nasenelevation 6 + 0,054 — 0,084 -d- 0,64 O.-1-:0. 146. :5.0:091. +1,61 85 Die Differenzen zwischen der zweiten und der ersten Bestimmungsart sind also viermal positiv und viermal negativ und sie sind schon im Vergleich gegen diese zu kleinen wahr- scheinlichen Fehler auffallend klein. Wir entnehmen das aus Stab 2 der obigen Zusammen- stellung, der die Differenzen in der Einheit ihres wahrscheinlichen Fehlers enthält. Sechs der Differenzen sind kleiner, nur zwei größer als ihr wahrscheinlicher Fehler. Die negative Korrelation zwischen Kopfbreite und Körpergröße kann damit als sicher festgestellt gelten. Wir müssen also noch weiter nach der Er- klärung dieser Erscheinung suchen. Was mögen das für Ursachen sein, die gleichzeitig die Körpergröße groß und die Kopfbreite klein machen? Für unser Material liegt nun eine bestimmte Art derselben sehr nahe. Die Erklärung kann ja einfach in der verschiedenen Zusammensetzung der gemessenen Männer aus den drei schon oben als selbständig nachgewiesenen Unterrassen liegen! Sie enthalten ja neben einer relativ großen, ınehr dolichocephalen, zwei kleine, stärker brachycephale Unter- rassen. Damit sich die Korrelation völlig erklärt, müssen allerdings auch Unterschiede in der absoluten Kopfbreite bestehen und zwar in der Weise, daß die kleinen Unterrassen der Trumai und Auetö eine absolut größere Kopfbreite als die größeren Nahuqua aufweisen. Ein Blick in die Parameter-Tabelle zeigt uns das auch sofort. Die Trumai mit einer Körperlänge von 1595 und die Auetö mit einer solchen von 1581 cm zeigen eine Kopf- breite von 149,0 und 148,8 mm, während die Nahuqua mit einer Körperlänge von 1618,3 em nur eine Kopfbreite von 147,3 aufweisen. Für die Frauen, für die sich eine negative Korrelation von Kopfbreite und Körperlänge nicht nachweisen ließ, muß diese Erscheinung fehlen. Dem ist auch so. Die Trumaifrauen haben ein Mittel der Kopfbreite von 127,4 bei einer Körperlänge von 1487,7, die Nahuquafrauen eine Kopfbreite von 129,9 bei einer Körperlänge von 1521,2 und die Auetöfrauen eine Kopfbreite von 129,1 bei einer Körper- länge von 1508,2 cm. Die so sehr auffällige Erscheinung scheint für die Kopfbreite damit völlig aufgeklärt. Man sieht aus diesem Beispiel, wie vorsichtig man mit der Verwertung der Korrelationskoeffizienten sein muß. Auch die negativen Korrelationen der Tab. XIX a bedürfen unter diesem Gesichtspunkt noch einer nachtrüglichen Revision. Sie bestand vor allem zwischen Rumpf- und Beinlänge. Auch hier zeigen sich die verlangten Unterschiede: Beinlänge Rumpflänge Auetö ö . 767,6 588,5 Nahuqua © 780,6 602,4 Trumaı 6 788,4 573,7 Die absolut kleinste Rumpflänge findet sich also mit der absolut größten Beinlänge vergesellschaftet. Ganz ähnliche Verhältnisse finden sich bei den Frauen. Beinlänge Rumpflänge Nahuqua o 720,9 569,8 Trumaü O9 727,9 539,5 Auetó 9o 740,8 556,6 Hier findet sich die absolut größte Rumpflünge zusammen mit der absolut kleinsten Beinlánge. Auch die Werte für Rumpf und Hals und Kopf kónnen eine negative Korrelation dieser Größen erklären. 86 Rumpflänge Hals und Kopf Trumai ó 519,1 232.9 Auetö ö 588,5 224,5 Nahuqua ó 602,4 235,5 Trumai 9 539,5 220,3 Auetó 9 556,6 213,9 Nahuqua 9 569.8 217,5 Ehe wir die Untersuchung der aufgefundenen negativen Korrelationen weiterführen, seien hier noch die Resultate gegeben, die sich mir bei einer schon vor einigen Jahren angestellten Prüfung der Korrelation meines Materiales durch ein graphisches Verfahren ergeben hatten. Schon ehe ich die oben wiedergegebene Art der Behandlung des Problems der Kor- relation kennen gelernt hatte, war ich bemüht gewesen, das mir damals allein bekannte Bertillonsche Gesetz an der Hand des Schingu-Materiales nachzuprüfen. Ich hatte zu diesem Zweck das in Kapitel IV (p. 59) erwühnte graphische Verfahren angewandt, das die Mittelwerte der verchiedenen sich in einer Varietüt oder auch in bestimmten Untergruppen derselben vereinigt vorfindenden Eigenschaften in gleichen Abstünden nebeneinander stellt. Die verschiedene Neigung der Verbindungslinien der so gewonnenen Punkte bei ver- schiedenen Gruppen zeigt ohne weiteres eine Verschiedenheit der Proportionen und Indices innerhalb dieser Gruppen am. Die Figuren 25—30 zeigen dieses Verfahren angewandt auf je eine Gesamtheit von Gruppen, wie sie sich bei der Behandlung der Maße nach Bertillon ergibt. Das als Kopf der Figuren angegebene Maß ist dabei das Galtonsche Subjekt, das heißt das seiner absoluten Größe nach in Gruppen geordnete Maß, während die auf den den übrigen Maßen ent- sprechenden Ordinaten verzeichneten Punkte die Mittelwerte der diesen Gruppen des Subjektes zugeordneten übrigen Organgrößen angeben. Für jede dieser Gruppen existiert also eine gebrochene Linie, die uns die Mittelwerte der in je einer Gruppe des Subjektes zusammen- gefaßten Individuen kennzeichnet. Figur 25, Tafel XT enthält die Korrelation der sämtlichen gemessenen Männer zwischen Bein als Subjekt, und Arm, Rumpf und Hals und Kopf als Relativ. Wir sehen ohne weiteres, dal zwischen Arm und Bein eine auffallend regelmäßige, hochgradige, positive Kor- relation besteht — wir haben sie in Tabelle XIV als = + 0,557 kennen gelernt, — während zwischen Bein (und ebenso Arm) und Rumpf eine wieder — wenigstens in der Mehrzahl der Gruppen — sehr regelmäßige negative Korrelation besteht — aus Tabelle XIV gleich — 0,305 zu entnehmen. Zwischen Bein und Hals und Kopf besteht dagegen eine weit- gehende Unabhängigkeit insofern, als die Hals- und Kopfmittel sich fast ohne Ausnahme auf einen einzigen Punkt versammeln. Figur 26, Tafel XI gibt die gleichen Verhältnisse für die Indianerfrauen. Zwischen Arm und Bein sehen wir wieder die regelmäßige, hochgradige und positive Korrelation (+ 0,638), während diese beiden Größen gegen die Rumpfmaße die negative Korrelation nicht mehr so regelmäßig und in viel geringerem Grade zeigen (— 0,104). Dabei muß auffallen, daß die negative Korrelation für die mittelsten, also die sichersten Gruppen ganz fehlt. 87 Auffällig ist ferner das abweichende Verhalten der größten Klasse der Beinlängen, die allerdings nur ein einziges Individuum umschließt. Es gibt im wesentlichen die mittleren Verhältnisse der Indianerfrau so genau im vergrößerten Mafistab wieder, daß wir dieses Individuum sofort als schönes Spezimen allgemeinen Riesenwuchses bezeichnen dürfen. Das Bestehen einer geringgradigen negativen Korrelation schließt also das Vorkommen solcher Fülle nicht aus. Figur 27 und 28, Tafel XII geben die graphische Darstellung der Korrelation zwischen Rumpf als Subjekt einerseits und Bein, Arm und Hals und Kopf als Relativ andererseits. Wir können aus der Figur 27 (Männer) wieder ohne weiteres recht interessante Verhältnisse entnehmen. Lassen wir zunächst wieder die oberste Gruppe der Rumpflängen außer Be- tracht, so sehen wir, daß der Arm von der Rumpflänge im wesentlichen unabhängig ist (+ 0,127), da sich die Mittelwerte der Rumpfgruppen für den Arm wieder nahezu auf einem einzigen Punkt versammeln. Zwischen Rumpf und Bein finden wir wieder für die unteren Gruppen die nahezu ungestörte negative Korrelation, die wir zwischen Bein und Rumpf eben gefunden hatten. Hals und Kopf erweist sich auch als von der Rumpflänge im wesentlichen unabhängig. Abweichend von.diesem Verhalten der Mehrzahl ist wieder nur, wie früher bei den Frauen (Fig. 26), die oberste Gruppe, die diesmal aber drei Individuen enthált. Wir sehen wieder eine über die gewöhnlichen Korrelationslinien liegende Gruppe allgemeinen Riesenwuchses, der einfach die mittleren Verhältnisse in ver- größertem MaBstabe wiederholt und für die, was mir sehr wichtig erscheint, die negative Korrelation zwischen Bein- und Rumpflänge fehlt. Figur 28, Tafel XII gibt die gleichen Verhültnisse für das weibliche Geschlecht. Hier finden wir zwischen Rumpf und Arm etwas unregelmäßige Verhältnisse, insofern als vier der mittleren Gruppen eine deutliche positive Korrelation zwischen Arm und Rumpf aufweisen, während die äußersten Gruppen (die unterste und die beiden obersten, ihre exzessiven Rumpflängen mit nur mittleren Werten der Armlünge vergesellschaftet zeigen. Es liegen also hier in den extremen Rumpferuppen, soweit der Arm in Betracht kommt, partielle Riesenwuchsformen des Rumpfes ohne Veränderung aller übrigen Proportionen vor. Auffallend ist nun, daß die vier mittleren Gruppen, die mit der Armlänge in guter positiver Korrelation stehen, auch mit der Beinlünge nicht die deut- liche negative Korrelation zeigen, die die drei extremen Gruppen aufweisen. Daß diese drei extremen Gruppen sich für den Arm indifferent verhalten, während sie für das Bein eine umgekehrte Korrelation aufweisen, die für die sichereren mittleren Gruppen nur höchst undeutlich ist, beweist ganz unzweideutig, daß diese negative Korrelation zwischen Rumpf und Bein wenigstens beim weiblichen ‚Geschlecht durch irgend eine Stö- rung, die der Hauptsache nach nur die äußersten Gruppen trifft, verursacht ist. Die Ursache dieser Störung kennen wir schon. Sie liegt in der Zusammensetzung des Gesamtmateriales aus den drei verschiedenen Stämmen. Das graphische Verfahren bringt also hier ein Verhalten deutlich zur Anschauung, das uns der Kor- relationskoeffizient allein niemals verraten hätte. Figur 29, Tafel XIII zeigt für die Männer meines Materiales die Korrelationen zwischen Hals und Kopf einerseits und Bein, Arm und Rumpf andererseits. Aus der starken Ver- einigung der Rumpfmaße auf einer ganz kurzen Strecke ihrer Ordinate läßt sich ohne weiteres entnehmen, daß zwischen Hals und Kopf und Rumpf nur eine sehr geringe und 88 für die kleine Zahl der Beobachtungen auch noch unregelmäßige Korrelation besteht. Das Gleiche gilt im wesentlichen für die übrigen Maße. Man beachte in Figur 32 wieder die beiden Individuen von wahrem Riesenwuchs, die der größten Klasse (260— 275 mm) des Subjektes (Hals und Kopf) entsprechen. Sehr interessant scheint mir zum Schlusse Figur 30, Tafel XIII, die die Korrelation für den Arm als Subjekt und Bein, Rumpf und Hals und Kopf als Relativen für meine männlichen Messungen wiedergibt. In ganz exquisiter Weise sehen wir hier das Ab- weichen der beiden obersten Gruppen, die hier elf und zwei Individuen enthalten, von der übrigen Masse. Die fünf untersten Maße zeigen eine hochgradige, ungestörte, positive Korrelation zwischen Bein und Arm, dagegen eine vorbildlich schöne Unabhhängigkeit zwischen Arm und Rumpf und Arm und Hals und Kopf. Die beiden obersten Gruppen zeigen zwar die gleiche Art der Beziehungen zwischen Arm und Bein, das heißt also eine hochgradige positive Korrelation und ebenso eine Unabhängigkeit zwischen Hals und Kopf und Armlänge, dagegen weisen sie auch eine sehr deutliche positive Korrelation zwischen Arm und Rumpf auf. Die ganz großen Arme gehören also wieder Individuen an, die auch in den übrigen Maßen, Hals und Kopf allerdings ausgenommen (Differenzmaß!) Riesen- wuchs zeigen. Ich wäre nicht so lange bei diesen Beispielen, die, der geringen Anzahl der Beobach- tungen entsprechend, noch nicht allzuviel Beweiskraft besitzen, verweilt, wenn .es mir nicht um eine prinzipielle Frage zu tun gewesen wäre. Ich möchte an der Hand dieser Beispiele nur darauf hingewiesen haben, daß man doch wohl besser daran tun wird, das Problem des Korrelation nicht allein an Hand der rechnerisch ermittelten Korrelationskoeffizienten zu studieren. Diese stellen nach der Art ihrer Berechnung einen Mittelwert dar und verhüllen daher die einzelnen Schwankungen. Solange die allgemeine Berechtigung der Anwendung gerade der heute üblichen Rechnungs- methoden nicht viel eingehender geprüft und nachgewiesen ist, sollte man deshalb nicht versäumen, sich in Fällen, in denen das Beobachtungsmaterial hinreichend groß ist, auch stets das Verhalten der einzelnen Gruppen noch genau anzusehen. Ich glaube, daß das oben geschilderte graphische Verfahren als einfach und übersichtlich hiezu einige Emp- » fehlung verdient. In unserem Falle sind die mit dem graphischen Verfahren erhaltenen Schlüsse von besonderer Wichtigkeit. Sie zeigen, daß auch bei Unkenntnis der Zusammen- setzung eines Materiales die Untersuchung der Korrelation noch das Bestehen von Ungleichförmigkeiten enthüllt, die uns die Methode, die Gleichartigkeit eines gegebenen Materiales allein nach der Übereinstimmung seiner Varia- tionspolygone mit dem Fehlergesetz zu prüfen, nicht mehr verraten hatte. Das scheint mir ein Resultat von großer praktischer Bedeutung, denn für den Anthro- pologen ist der Nachweis der Einheitlichkeit seines Materiales eine der wichtigsten Grund- lagen aller seiner Untersuchungen. Inwieweit ein Versuch durch die Prüfung der Linearität der Korrelationen an Hand der für die einzelnen Gruppenmittelwerte leicht zu berechnenden wahrscheinlichen Fehler zu dem gleichen Resultat führt, was theoretisch nicht unwahr- scheinlich, vermag ich heute noch nicht anzugeben. Die Untersuchungen sind noch im Gange. Nach den mitgeteilten Tatsachen und Überlegungen scheint es mir zum mindesten recht wahrscheinlich, daß das Bestehen einer negativen Korrelation zwischen absoluten 89 Größen — nicht etwa für die Beziehungen von Größen (Indices) oder von Formen unter- einander — eine Mischung des betreffenden Materiales aus ungleichartigen Komponenten andeute. Immerhin ist die Lösung keine einwandfreie, solange wir nicht die Gegenprobe gemacht haben, das heißt, solange wir nicht nachgewiesen haben, daß die negative Korrelation in reinem Material fehlt. Als einen Versuch, diese Gegenprobe anzustellen, habe ich für die drei Stimme meines Materiales noch die Variationsindices der Proportion Kopfbreite — Körperlänge berechnet und dann daraus den Korrelationskoeffizienten zwischen Kopfbreite und Körperlänge: Korrelation zwischen Kopfbreite und Körperlänge 65 Nahuqua ó — 0,103 24 Auetó Ó —+ 0,207 14 Trumai ó — 0,509 103 Männer insgesamt — 0,425 Die damit gefundenen Zahlen sind nicht eindeutig. Die Auetó haben allerdings eine deutliche positive Korrelation, und die Nahuqua wenigstens eine deutlich geringere als die sämtlichen gemessenen Männer, doch die Trumai zeigen wieder eine sehr hohe negative Korrelation. Allerdings ist die Anzahl der letzteren so gering, daß man auf diesen Kor- relationskoeffzienten kaum viel Wert legen dürfte. Aber auch die anderen Zahlen sind noch sehr klein, ein Grund, weshalb ich die ganze Frage nach dem Bestehen einer orga- nischen negativen Korrelation noch ohne definitive Antwort lassen móchte. Immerhin soll nicht verschwiegen werden, daß ich auch diese letzten Tatsachen einstweilen noch nicht für zwingende Beweise für das Bestehen einer negativen Korrelation halten kann. Wir schließen: In der weit überwiegenden Mehrheit der Fälle ist die Kor- relation in unserem Material eine positiye. Wo sich eie negative Korrelation überhaupt nachweisen ließ, ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie durch die Mischung verschiedener Unterrassen zustande kommt. Es liegt daher nahe, das empirisch wie theo- retisch schon recht gut begründete Gesetz aufzustellen: in reinen Rassen, das heißt in völlig homogenem Material ist die Korrelation unserer gebräuchlichen Messungen stets positiv. Dieses Gesetz hat an Stelle des weniger allgemeinen Ber- tillonschen Gesetzes zu treten. Es mit Sicherheit nachzuweisen, genügt das mir vorliegende Material nicht. Es bedarf daher noch einer weitgehenden Nachprüfung, die allerdings in der großen Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit, große Reihen völlig homogenen Materiales zu erhalten, auf nicht leicht zu überwindende Hindernisse stoßen wird. Sollte sich indes dieses Gesetz bewahrheiten, so haben wir in ihm eine Handhabe zur Prüfung der Einheitlichkeitirgend eines gegebenen empirischen Materiales aufgefunden, die alle übrigen bisher aufgefundenen Kriteria bei weitem an Sicherheit und Schärfe übertrifft. Es wäre zum Beispiel für das vor- liegende Gesamtmaterial das einzige, das die völlig feststehende Ungleichartigkeit desselben noch nachzuweisen vermöchte. Für künftige Forschungen ist noch zu beachten, daß dieses Gesetz nur für kon- tinuierlich variierende Maße Geltung haben kann, nicht aber für diskontinuierlich varıierende Anzahlen oder Eigenschaften. Des weiteren kann es der Natur der Sache nach Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 12 90 nur für absolute Größen, nicht aber für unbenannte Zahlen, wie sie unsere Indices dar- stellen, Gültigkeit besitzen. Über das Verhalten eines Index, — also einer Form-, nicht Größeneigenschaft —, mit wachsender Körpergröße läßt sich aus den allgemeinen Wuchs- verhältnissen keine voraussehbare Gesetzmäßigkeit ableiten. Je nachdem die Korrelation des einen oder des anderen seiner beiden Maße mit der Körpergröße überwiegt, wird der Index mit wachsender Körpergröße wachsen oder abnehmen. Mein Zutrauen zu dem eben formulierten Gesetz wird in nicht geringem Grade noch dadurch gestärkt, daß es ja nur etwas schon a'priori sehr Wahrscheinliches aussagt und auch schon stets eine gewisse Rolle in unseren instinktiven Überlegungen gespielt hat. Es ist ja gleichbedeutend mit der Behauptung, daß große Menschen im großen und ganzen alle Körperteile in einer den Mittelwert überragenden Größe aufweisen, während kleine im allge- meinen lauter Körperteile unter dem allgemeinen Mittel ihrer Rasse besitzen. Alle mensch- lichen Maße zeigen sich also im Mittel von einer allgemeinen Wuchskonstante abhängig. Pfitzner hat in der IV. seiner sozial-anthropologischen Studien für Körperlänge, Rumpf und Extremitäten untersucht, für welche dieser vier Größen das Maximum an positiver Korrelation mit den anderen zu finden ist, von der sehr richtigen Überlegung ausgehend, daß dieses Maß den übrigen als Modulus vorzuziehen sei, um die allgemeine Wuchskonstante auszuschalten. Bisher hatte man, einer der oft erwähnten und schon mehrfach als sehr sicher befundenen instinktiven Überlegungen folgend, meist die Körpergröße als dieses Maß ausgewählt und deshalb die übrigen Maße in Prozenten der Körpergröße ausgedrückt, wenn man Rassen von verschiedenem Wuchs miteinander vergleichen wollte. Dieser Über- legung liegt also unser oben formuliertes Gesetz zu Grunde, nachdem in hochgewachsenen Völkerschaften für alle Körperteile größere Maße erwartet werden dürfen als bei kleinen Rassen. Aus der Pfitznerschen Untersuchung geht denn auch hervor, daß die Körpergröße allen Ansprüchen, die an einen solchen Modulus zu stellen sind, besser genügt als die Rumpflänge — die schon mehrfach, meist der Embryologie entlehnten Analogieschlüssen zufolge, in Vorschlag gebracht worden ist, — und als die beiden Extremitäten. Zusammenfassung der Resultate: l. Von den 42 berechneten Korrelationskoeffizienten des gesamten Materiales an ge- messenen Männern und Frauen erwiesen sich 37 als positiv, 5 als negativ. 2. Von den 5 negativen Korrelationen ist es zum mindesten sehr wahrscheinlich, daß sie allein dadurch zustande gekommen sind, daß unser Gesamtmaterial sich aus drei ver- schiedenen Stämmen zusammensetzt, deren Unterschiede für die betreffenden Maße so ' gelagert sind, daß sie eine negative Korrelation des Gesamtmateriales ergeben müssen. 3. Es ist demnach, sowie aus schwerwiegenden theoretischen Gründen sehr wahrscheinlich, daß das folgende Gesetz gilt: „In reinen Rassen ist die Korrelation der absoluten Grófien der einzelnen Kórperteile — aber nicht auch der Indices und Proportionen — stets positiv.^ Das vorliegende Material reicht nicht aus, dieses Gesetz sicher zu stellen. Immerhin müssen heute schon negative Korrelationen, ebenso wie sehr niedrige positive bei Merk- malen, die sonst hohe Werte ergeben, den Verdacht der Ungleichartigkeit des Materiales erwecken. 4. Auch abgesehen von dem Vorzeichen der Korrelationskoeffizienten, lassen Unregelmäßigkeiten in der Korrelation unter Umständen die Ungleich- 91 artigkeit eines gegebenen Materiales noch erkennen, wenn der Grad der Über- einstimmung der Variationspolygone ‚mit dem Fehlergesetz dieselbe nicht mehr erschließen läßt. VII. Kapitel. Vergleiehung mit anderweitigen Messungen. |. Vergleichung mit den Ehrenreichschen Messungen an den gleichen Stämmen. Ehe wir an die Verwendung der gewonnenen Zahlen für rein anthropologische Zwecke herantreten, sei ein Versuch gemacht, durch Vergleichung mit Ehrenreichs Zahlen für die gleichen Stämme aus dem gleichen Gebiet einen Maßstab für die Größe und Art der Unter- schiede derartiger Messungen in der Hand verschiedener Beobachter, in unserem speziellen Falle auch von Beobachtern aus verschiedenen Schulen, zu erhalten. Leider kann dieser höchst wichtige Vergleich nur an der Hand sehr kleiner Messungsreihen angestellt werden, so daß sich uns dabei nur ganz große Unterschiede bemerkbar machen werden. Doch scheint mir die ganze Frage nach den konstanten Abweichungen zwischen verschiedenen Beobachtern eine zu wichtige, als daß ich sie ganz übergehen möchte. Schon hier, beim ersten Versuch einer Verwertung der gewonnenen Zahlen begegnen wir der ganzen Reihe von Schwierigkeiten, die wir in Kapitel V besprochen haben. Da sie in gleichem, vielleicht in noch höherem Grade als sie den beabsichtigten Vergleich zwischen den Messungen zweier Beobachter am gleichen Volksstamm erschweren, überhaupt jeden Vergleich zwischen anthropologischen Messungen verschiedener Herkunft unsicher machen müssen, seien sie hier noch einmal beispielsweise durchgesprochen. In erster Linie begegnen wir wieder dem Mangel eines einheitlichen Messungsschemas. Besonders unangenehm macht sich dieser Mangel für die Körperproportionen geltend. Von sämtlichen Längenmaßen von Körperabschnitten, die sowohl von Ehrenreich als mir ge- nommen worden sind, bleibt nur das Maß für die Gesamthöhe von Hals und Kopf, als auf gleiche Weise von den gleichen Meßpunkten aus gewonnen und daher direkt ver- gleichbar, zurück. Unsere Rumpf-, Bein- und Armlängenmaße sind auf verschiedene Weise gewonnen, eine genaue Kenntnis dieser verschiedenen Maße und ihrer mittleren Differenzen ist heute noch nieht gegeben, selbst noch nicht für einen einzelnen Volksstamm bestimmt, unsere Resultate über die Hauptproportionen des Indianerkörpers sind also überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Von den 18 Körpermaßen Ehrenreichs und den 13 Körpermaßen, die ich selbst genommen, bleiben uns nur 6 für den vorliegenden Zweck zur Verfügung: Körperlänge, Länge von Hals und Kopf, Schulterbreite, Klafterweite, Handlänge und Handbreite. Wesentlich besser ist es mit den Kopfmaßen bestellt. Sämtliche den beiden Schematen gemeinsame Kopfmaße (7) sind im allgemeinen nach der gleichen Instruktion gewonnen, eine glänzende Illustration der glücklichen Wirkung der Frankfurter Verständigung. Die zweite Schwierigkeit ist in der Verschiedenheit der statistischen Verarbeitung des beiderseitigen Materiales gegeben. Reihen sind ja allein deshalb, weil ihre Maße im wesentlichen auf gleiche Weise gewonnen wurden, noch nicht ohne weiteres vergleichbar. 197 92 Die Vergleichbarkeit ist, wie wir oben auseinandergesetzt haben, erst dann gewährleistet, wenn für sämtliche Reihen der Mittelwert, ‚die wahrscheinliche Abweichung des Einzel- maßes, oder ein anderes gleichwertiges Präzisionsmaß, und die wahrscheinlichen Fehler dieser beiden Größen berechnet sind sowie der Nachweis erbracht ist, daß die Reihen sich innerhalb der Grenzen des Zufalls dem Fehlergesetz anschließen. Von allem dem ist wieder keine Rede. Diejenigen unter Ehrenreichs Reihen, die für uns in Betracht kommen, sind ja allerdings zum Teil sehr klein, aber einige derselben wären bei der Unmöglichkeit anderes Material zu beschaffen, doch für eine Vergleichung wertvoll und auch brauchbar, wenn nur die Bedingungen dafür gegeben wären. Wie wir oben angenommen haben, ist ja gerade das der Vorteil, der durch die Benützung exakter statistischer Methoden gewonnen wird, daß man auch kleineres Material „mit den sich aus der Kleinheit der Zahl ergebenden Kautelen“ zur Vergleichung heranziehen kann. Bei Kenntnis der wahrscheinlichen Fehler der Differenzen schließt sich die Überschätzung einer gefundenen Differenz ganz von selbst aus. Mit ganz besonderer Deutlichkeit möchte ich übrigens noch hervorheben, daß mir nichts ferner liegt, als etwa Ehrenreich aus seiner abweichenden Art der Verarbeitung seiner Maße: irgend einen Vorwurf machen zu wollen. Die Wichtigkeit dieser rein statisti- schen Fragen ist heute leider in ganz Europa, England vielleicht allein ausgenommen, noch ganz allgemein unbekannt. Um so mehr muß mir allerdings daran liegen, ihre Unentbehrlichkeit an konkreten Beispielen zu erläutern. Ehrenreich hat mit viel Fleiß und Mühe den Modus der Verarbeitung seines Materiales völlig durchgeführt, der ihm als der richtige erschien, die Beziehung sämtlicher Maße auf die Körperlänge und der uns gleich noch eingehend beschäftigen soll. Ehrenreich gibt damit ein leuchtendes Beispiel inmitten so vieler, die ihre Maße überhaupt nicht durch- arbeiten, sondern alles Derartige nachkommenden Geschlechtern überlassen. Bei der Un- sicherheit, die bis gestern noch in allen diesen Fragen herrschte, mag dieses Nichtdurch- arbeiten allerdings nicht nur entschuldbar sondern sogar ein kluger Ausweg gewesen sein, um Mühe zu sparen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit umsonst gewesen sein könnte. Heute aber muß von jedem derartigen Material zum mindesten die Angabe des absoluten Mittelwertes und eines Präzisionsmaßes verlangt werden, wenn die Reihe wenigstens 20 bis 30 Individuen umfaßt, und es ist für Reihen von circa 10 Individuen immer noch keine verlorene, sicher aber nur eine kleine Mühe, diese beiden Angaben beizufügen. Sind diese Größen bekannt, so kann das nachkommende Geschlecht mit geringer Mühe sich das übrige berechnen. Für Ehrenreichs Material liegt eine Anzahl von Mittelwerten der absoluten Maße in der Veröffentlichung von von den Steinen vor. Die dort fehlenden habe ich selbst berechnet. Meine Zeit ist aber leider eine sehr beschränkte, und ich habe mich daher mit dieser Berechnung der Mittelwerte begnügen müssen. Um zu einem Maß der Variations- breite zu gelangen, mache ich deshalb die Annahme, daß bei den gleichen Stämmen die Variationsbreite der von Ehrenreich gemessenen Individuen nicht wesentlich von der von mir gefundenen Variationsbreite abweiche, und habe demnach den wahrscheinlichen Fehler der Ehrenreichschen Mittelzahlen aus der von mir beobachteten Variationsbreite unter zu Grundelegen der Anzahl der Ehrenreichschen Messungen berechnet. In der schon mehrfach angegebenen Weise wurde dann noch der wahrscheinliche Fehler der beobachteten Differenz ermittelt. Da meine Maße sich dem Fehlergesetz hinreichend genau anschließen, dürfen 95 wir das Gleiche auch für Ehrenreichs Maße der gleichen Stämme annehmen, ohne zu grobe Störungen befürchten zu müssen. Damit erhielt ich die in Tabelle XV niedergelesten Resultate, die zunächst keines- wegs als für die Genauigkeit und direkte Vergleichbarkeit solcher Maße günstige bezeichnet werden können. Für 30 Differenzen, deren wahrscheinliche Fehler approximativ bekannt sind, betragen 21 mehr als das doppelte dieses Fehlers und 16 mehr als das dreifache des- selben, ein für rein zufällige Verschiedenheiten unmögliches Verhältnis. Tabelle XV. An-| Mittel — |A Mittel een x An-| Titte | Àn- itte en 2 Maße | Stamm || (Ehrenreich) |zahll (Ranke) En Sh | l | ü Fehler Körpergröße Trumai © 8 | 1592 -t9,00 | 14 | 1595,0-- 6,802 , — 3,0. -- 11,269 — 0,82 , Auetó — 6 | 14 | 1599 3: 6,5. | 24 | 1580,6 2- 4,979 | +18,4+ 82 +2,3 ; Nahuqua 5 | 18 | 1621 -- 7,7 | 65 | 16183 43,696 | + 23,74 8,5 +03 z í O | 12 | 1524 +7,38 | 35 | 15082 4295 | +15,8+ 85 --19 Schulterbreite || Auetó Ó 5.390: 274,95 11:24 |,369,9 12/274 || 120,0 605,5 + 3,6 : Nahuqua 6 | 4| 392 +5,79 | 65 | 871123: 1418 | 4-210 4 5,8 -- 3,6 Handlänge Nahuqua Ó | 5 | 165 +2,80 | 65 190% =E:017.795 7 — 250 227,339 — 6,4 r Auetó | 4| 17:0 ::848]| 25 | 1850 #1,39) .—15 #39 — 5,9 Handbreite Auetó ö 4 | $8 ::1,46 | 65 77 ...:50,584 ‘+11 &#.:16 + 6,9 3 Nahuqua 6 | 58 | 81 #110 | 3 18° 20506 | 7 8 E11 + 3,0 Kopflänge Trumai 5 | 8| 1790:- 127 | 14 | 182,0 #097 | — 30%+ 1,6 —1,9 3 Auetö .o | 14| 187,1::0,80 | 24 | .185,6 # 0,604 |+ 15% 1,0 +15 & Nahuqua 6 | 15 | 188,0 #0,85 | 65 | 184,8-- 0,326 | + 8,2:t 0,95 +3,2 3 | ; O |.12 | 178,8: 1,007 | 85 | 176,8:: 0,491 | + 15# 132 +13 Kopfbreite Trumai © 8 | 145,4 3- 0,71 | 14 | 149,0 + 0,545 | — 8,6-- 0,89 — 40 A Auetó 6 |14| 1484-0,73/|924| 1488 # 0,549 | — 04+ 0,91 — 0,4 4 Nahuqua 5 | 15 | 151.1:: 0,70 | 65 | 147,3 40,39 | + 3,8 + 0,78 +4,8 E 3 9 || 12 | 1443 +0,74 | 85 | 140,6 3- 0,431 | + 3,7+ 0,85 +41 Gesichtsbreite | Trumai o | 8 181,4 & 1,14 || 14 13436/:1:701803/ 7 39 Ed — 2,3 B Auetó © | 14 | 1342+099 | 24 | 1370 0,757 | — 2,8: 12 — 933 z Nahuqua 6 | 10 | 130,5 #0,85 | 65 | 136,4 #0,342 | — 59 + 0,9 — 6,6 1 | 2 O | 12 | 132,4 +0,81 | 35 | 129,1 3: 0,447 | + 31# 09 +3,4 Gesiehtshöhe | Trumaài 5 | 8| 1111--1,566| 14 | 192, +1,19 | —-11,6+ 2,0 einig » Auetó 6 || 1& |..115,6 # 0,69 || 24.| 121,3. + 0,531; —1.5,7.:5 ,.0,87 — 633 B Nahuqua 5 |15 | 115,7 #1.06 |65 | 120,0 #0,547 | — 43+ 1,28 — 3,6 i 2 O |12]| 106,0# 1,10 | 35 | 111,9 # 0,636 | — 5,9 + 13 2-45 Nasenhóhe Auetó ©, 4|. 513% 1,66 | 24 |' 56,1 :E 0,427. | —:4,8:t. 1,78 — 9,8 ä Nahuqua 5 | 5| 454 +1,03 | 65 53,7 #0,290 | — 83+ 1,10 — 7,6 Nasenbreite Auto ó | 4| 390+0,72 | 24 39,0 + 0,292 + 00 = 0,0 5 Nahuqua 6 | 5 39,2 — 0,76 | 65 40,5 --0,207 | — 1,8: 0,78 — 16 ; An- Mittel An- Mittel 5 Stamm | zahl Be] zahl | (Ranke) Differenz l Klafterweite in °/o der Kórpergrósse Trumai ó 7. | 102,7%0 | 14 105,8 0/o 2/6 Auetó © 14 |. 1052 „ | 106,1 , — 0,9 Nahuqua 6 14 103,5 , ^ 65 105,0 , zul, 5 ie) 12 39103185 p 35 1047, | —=09 Armlänge in °/o der Kórpergrósse 3 Um 59 Oo piros 43,09 | +23 5 45,8 , 65 43,4 , | +19 : +3,0 46,5 , 35 43,5 , Ze m E E H rej [= m 1OOIOt 94 Betrachten wir die einzelnen Maße genauer, so finden wir ferner bei einer ganzen Reihe große, konstant gerichtete Unterschiede, und zwar bei der Gesichtshöhe, der Nasenhöhe, der Klafterweite und Schulterbreite,. der Handlänge und Handbreite. Von den untersuchten Maßen zeigen nur die Kopfbreite, Kopflänge, Gesichtsbreite, Nasenbreite und die Körperhöhe Differenzen von wechselndem Vorzeichen, die sich bei ihnen auch, die Gesichtsbreite vielleicht allein ausgenommen, im Durchschnitt zu einer relativ kleinen Dif- ferenz vereinigen. Nur diese fünf Maße sind also von konstanten Abweichungen so ziemlich frei, während die sechs anderen deutliche konstante Abweichungen aufweisen. Damit erhebt sich die Frage, wie sind diese konstanten Abweichungen zustande gekommen? Zwei Möglichkeiten sind dafür ins Auge zu fassen. Erstens kann die Definition des Maßes, auch wenn sie noch so genau in Worten festgelegt zu sein scheint, an und für sich schon einen Spielraum für individuelle Unterschiede in der Meßweise offen lassen. Es ist das die in den einschlägigen englischen Arbeiten als „persönliche Gleichung“ (per- sonal equation) bezeichnete Ursache konstanter Abweichungen, die auch für die exaktesten pbysikalischen Methoden sich nicht völlig beseitigen läßt und die sich natürlich auch, wie in alle Messungen, in unsere anthropologischen Maße einschleicht. Sie ist gegeben durch gewisse Unsicherheiten in dem Objekt selbst. Für die anthropologischen Messungen z. B. darin, daß der eine Forscher die MefSinstrumente etwas fester an die nachgiebigen Meßpunkte andrückt als der andere oder daß der Endpunkt eines Ma&ßes sich überhaupt nicht in unzweideutiger Weise festlegen läßt ete. Zweitens können .aber die Meßweisen zweier Beobachter in definierbarer Weise voneinander abweichen, das hei, es können verschiedene Meßpunkte zur Bestimmung einer gleich benannten Länge benutzt worden sein. Die letztere dieser beiden häufigsten Ursachen konstanter Abweichungen wird sich im allgemeinen durch eine genau übereinstimmende Messungsanweisung vermeiden lassen und daher zwischen den Beobachtungen gut geschulter Beobachter aus ein und derselben Schule nicht vorhanden sein. Da diese Voraussetzung aber für Ehrenreichs und meine Messungen nicht gilt, müssen wir in erster Linie diese Ursache berücksichtigen. Erst was nach Ausschluß dieser Ursache an konstanten Abweichungen noch übrig bleibt, muß als durch die Unsicherheit des Objekts verursacht betrachtet werden. In diesem letzteren Falle bedürfen die Maße dann einer gegenseitigen Ausgleichung, das heißt, es wird am besten sein, zu späteren Vergleichen den Mittelwert aus den beiden voneinander abweichenden Beobachtungsreihen zu benutzen. Sind aber definierbare Unterschiede in den Meßweisen nachweisbar, so sind eben zwei verschiedene Maße genommen worden, die beide nur je mit auf gleiche Weise gewonnenen Reihen anderer Beobachter verglichen werden dürfen. Ein Beispiel der letzteren Möglichkeit gibt uns die in den Tabellen auch aufgeführte Armlänge, die von Ehrenreich am hängenden, von mir am wagerecht ausgestreckten Arm gemessen worden ist. Die Differenz zwischen diesen beiden Maßen ist nach den münd- lichen Mitteilungen von Johannes Ranke bei Männern circa 3 cm zu Gunsten des ersteren Maßes. Nach einer brieflichen Mitteilung von Luschans betrug sie bei Beobachtungen an zwei Leichen, an einer weiblichen circa 3 cm, an einer männlichen circa 4 cm. Zwischen Ehrenreich und mir besteht ein Unterschied von circa 4 cm im gleichen Sinne, eine hin- reichende Übereinstimmung, um die Differenz allein auf Rechnung des abweichenden Mefi- verfahrens zu setzen. 95 Eine direkte Anfrage bei Dr. Ehrenreich ergab für die noch restierenden Maße mit konstanten Abweichungen folgende Meßpunkte und Meßweisen seiner Reihen: 1. Als oberer Meßpunkt der Nasenhóhe wurde der Punkt der tiefsten Einsatt- lung des Nasenrückens benutzt (Methode Topinards). Das gleiche Meßverfahren gilt für Ehrenreichs Gesichtshöhe. 2. Der untere, zentrale Meßpunkt der Handlänge war für Ehrenreichs Messungen die Projektion des distalen Endes des Processus styloideus auf die Handachse. Der distale Me£&punkt war die Mittelfingerspitze. 3. Die Handbreite wurde bei extendierten geschlossenen Fingern bestimmt. 4. Über das Detail der Schulterbreitenmessung war nichts Bestimmtes mehr erinnerlich. Sie dürfte also in der üblichen Weise von vorneher gemessen worden sein und zwar als Distanz der Akromia. Die Differenzen in den Werten der Nasenhöhe und der Gesichtshöhe zweier für die anthropologische Charakterisierung so eminent wichtiger Maße sind demnach auf Rechnung abweichender Meßmethoden zu setzen. Da Ehrenreich von der tiefsten Einsattlung des Nasenrückens, die stets unter der Naht zwischen Nasen- beinen und Stirnbeinen gelegen ist, gemessen hat, mußte sein Maß notwendig kleiner aus- fallen als das meinige. Die Differenz beträgt im Mittel für die Nasenhöhe 6,6 und für die Gesichtshöhe 6,9 mm. Die Konstanz dieser beiden Differenzen ist ein Zeichen, daß die oberen Meßspunkte leidlich exakt durch alle Reihen hindurch festgehalten worden sind. Das einzige, was sich also aus der beobachteten Differenz entnehmen läßt, ist die Annahme, daß die tiefste Einsattlung des Nasenrückens bei den Schingu-Indianern um circa 6 mm unter dem oberen Ende der Nasenbeine liegt. Ehe unsere Nasenmaße und vor allem unsere noch mehr abweichenden Indices zur Vergleichung benutzt werden, muß man sich also dessen vergewissern, daß man sie wirklich nur mit Maßen, die auf gleiche Weise gewonnen sind, zusammenstellt. Auch für die Handlänge ist das Meßverfahren abweichend. Ehrenreich nahm als zentralen Mefipunkt die Höhe des Processus styloideus radi, während ich mich durch Beugung und Streckung im Hangelenke und dabei vorgenommenes genaues Abtasten des- selben in jedem Falle über die Lage der Gelenkspalte zu orientieren suchte und dann von dieser aus bis zur Mittelfingerspitze maß. Mein Maß muß daher wieder größer sein als das Ehrenreichs. Die beiden zur Verfügung stehenden Mittelwerte sind denn auch bei Ehrenreich kleiner und zwar um je 15 und 25 mm. Es scheint mir besonders wichtig anläßlich gerade dieses Beispiels darauf hinzuweisen, wie wertvoll die Berechnung des wahr- scheinlichen Fehlers einer derartigen Differenz ist. Ehrenreichs Mittelwerte setzen sich ja für die Handlänge nur aus vier und fünf Individuen zusammen und es könnte daher auf den ersten Blick scheinen — und ich zweifle keinen Augenblick, daß die Mehrzahl der heute lebenden Anthropologen auf Grund instinktiver Überlegungen das auch folgern würde, — daf} der beobachteten Differenz überhaupt keine Bedeutung zuzumessen sei. Dem ist aber keineswegs so, denn der wahrscheinliche Fehler der ersten Differenz betrügt nur 2.9 mm, die Differenz selbst also das 5,2fache ihres wahrscheinlichen Fehlers und die zweite Differenz gar das 6,4fache ihres wahrscheinlichen Fehlers. Da beide gleich gerichtet sind, ist ein zufälliges Entstehen von einer verschwindend kleinen Wahrscheinlichkeit gegen- 96 über der Wahrscheinlichkeit einer verborgenen störenden Ursache. Wie wir eben sahen, ließ sich ja auch eine sehr beträchtliche Verschiedenheit der Meßweisen konstatieren. Drei von den sechs konstanten Differenzen haben so eine befriedigende Erklärung gefunden. Es bleiben noch die konstanten Unterschiede in der Klafterweite, der Hand- breite und der Schulterbreite zu untersuchen. Für die Klafterweite geben meine Messungen durchgehend höhere Werte als die Ehrenreichs. Ich glaube, das nicht als Störungen durch die Unsicherheit des Objekts, das heißt also auch bei möglichst genauer Definition der Meß- methode noch auftretende Differenzen, ansehen zu müssen, da ich eine von dem Verfahren anderer Forscher vielleicht etwas abweichende Meßmethode anwandte. Ich habe stets die äußerste Spannweite, die überhaupt eben noch erreichbar war, zu bestimmen gesucht, und dementsprechend aus der Messung der Klafterweite jedesmal einen vergnüglichen Sport gemacht, in dem jeder sein Äußerstes zu leisten versuchte. Ich möchte daher aus der Differenz gegen die Maße Ehrenreichs nur folgern, daß man mit dieser Methode um etwa 1,5°/o höhere Werte zu erlangen vermag als bei einfacher Messung ohne besondere An- strengung. Welcher der beiden Werte als der richtigere angesprochen werden soll, scheint mir zunüchst nur als Geschmackssache anzusprechen zu sein. Auch die Schulterbreite ist wahrscheinlich etwas abweichend gemessen worden. Aller- dings konnte Ehrenreich keine genauen Angaben über seine Mefiweise mehr machen, doch ist es mir wahrscheinlich, daß er dem allgemeinen Usus entsprechend, vor dem Indianer stehend gemessen hat. Ich habe, der Anweisung von Johannes Ranke folgend, die Schulter- breite stets hinter dem Indianer stehend, also von dem Rücken des Indianers her, gemessen, und habe wührend der Messung mehrfach spontan den Eindruck gehabt, es resultiere aus dieser Mefiweise eine gewisse Neigung, die Schulterbreite zu klein zu bestimmen, indem man nicht auf die von da her etwas schwerer zugüngliche eigentliche Schulterhóhe, sondern etwas unterhalb derselben auf einen mehr zentral gelegenen Punkt abtaste. Ich möchte also für dieses Maß Ehrenreichs Resultate bis auf weiteres für die verlüssigeren und, weil auf eine dem allgemeimen Usus mehr entsprechende Weise gewonnen, für die Vergleichung brauchbareren Werte halten. Übrigens ist die so gewonnene Schulterbreite ein infolge der wechselnden Weichteil- dicke recht unsicheres Maß. Ein Versuch, sich über die Dicke der in der Schulterbreite mitgemessenen Weichteile zu orientieren, kann aus meinem Material auf folgende Weise abgeleitet werden: Ich bestimmte die Armlänge, wie schon erwähnt, nicht am hängenden, sondern am wagerecht ausgestreckten Arm. Dabei maß ich von der Projektion der Spitze des Akromion senkrecht nach oben auf die Körperoberfäche bis zur Mittelfingerspitze. Mein Armmaß enthält also die bei der Schulterbreite notwendig mitgemessenen Schulter- weichteile nicht. Ziehen wir von der Klafterweite die Schulterbreite ab und dividieren dureh 2, so erhalten wir also ein Armmaß, das um die Dicke der in der Schulterbreite mitgemessenen Weichteile kürzer sein muß als das am -wagerecht ausgestreckten Arm gewonnene Längenmaß. Tabelle XVI stellt die beiden so gewonnenen Armlängenmaße einander gegenüber. Wir sehen, daß die Differenzen nicht nur konstant die verlangte Richtung aufweisen sondern auch unter sich sehr nahe gleich groß sind. Wir müßten also, wenn meine Maße völlig verlässig wären, annehmen, daß die Weichteile die Schulter- breite um circa 7 cm, also um 3,5 cm auf jeder Seite vergrößern. Das ist offenbar ein viel zu hoher Wert. Selbst wenn der linke Arm gegen den allein gemessenen rechten 97 deutlich kürzer wäre, so kann dieser Unterschied doch nicht 3—4 cm betragen, wie das notwendig wäre, um diese Differenz auf ein wahrscheinliches Maß herabzudrücken. Daß meine Klafterweite nicht zu klein und meine Schulterbreite sicher nicht zu groß ist, habe ich soeben auseinandergesetzt. Es scheint demnach nur die Annahme übrig zu bleiben, daß mein Armmaß zu lang ist. Und doch scheint auch diese Annahme ausgeschlossen durch die sehr gute Übereinstimmung mit den von Ehrenreich gefundenen Armwerten. Daß wir beide bei ganz abweichendem Meßverfahren die Armlünge um den gleichen Prozentsatz zu hoch bestimmt haben sollten, móchte ich nicht annehmen. Ich vermag diese Unstim- migkeit also nicht zu erklären, möchte aber nicht versäumen, auf sie hinzuweisen. Das Armmaß, die Schulterbreite und die Klafterweite zeigen also Verhältnisse, die es ausschließen, daß alle drei gleichzeitig als zutreffend angesehen werden. Tabelle XVI. Armlänge aus Klafterweite und Schulterbreite. Stamm gemessen berechnet Differenz ———— I — Trumai Ó 705,0 mm 662 mm 43 mm 5 io) 65191 EIE GIBE | 33 , Auetó Ó 689,0 . 654 , QoS = 9 660 , 621217 SA, Nahuqua 6 7031,75 665 . 38 , = o9 (d 626 , BUS Mittel exilnzooed tot Er 68266 mios LUST 2 9 650 1^ 625. . 325, Allein für die beobachteten Differenzen der Handbreite ist keinerlei Abweichung im MeBverfahren nachweisbar. Es ist trotzdem zweifellos, daß solche Abweichungen statt- gefunden haben, denn die Differenzen sind gleichgerichtet und betragen das sieben- und dreifache ihrer wahrscheinlichen Fehler. Da also die von uns beiden gegebene Beschreibung der Messung dieser Größe nicht ausreicht, um solche Differenzen im Resultat zu verhüten, muß die Handbreite in dieser Definition — Handbreite bei extendierten Fingern über die Linie der Metacarpo-phalangealgelenke gemessen — als ein unsicheres Maß angesprochen werden, das nur für einen und denselben Beobachter, vielleicht noch für gut geschulte Beobachter aus gleicher Schule, vergleichbare Werte ergibt. Nur für dieses letzte Maß findet sich also die erste der angeführten Ur- sachen für konstante Abweichungen," die Unsicherheit des Objektes. Wo sie aber in größerem Maße vorhanden ist, stellen sich vermutlich auch für einen und denselben Beobachter störende Meßfehler ein. Die relativ hohe Variation der Handbreite, die sich aus meinem Material ergeben hat, darf also nicht ohne weiteres als Maß einer großen !) Da die verglichenen Reihen klein sind, können kleine Abweichungen nicht nachgewiesen werden. Für große Reihen, die auch kleine Differenzen sicher nachzuweisen gestatten, würde die Unsicherheit des Objektes wohl viel öfter nachweisbar werden. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 18 98 organischen Variabilität dieser Eigenschaft angesehen werden. Da die Handbreite sich außerdem noch sehr deutlich als abhängig von der Funktion erweist — mit den Händen schwer arbeitende Individuen zeigen stets wesentlich breitere Hände als Individuen, die ihre Hände nur zu feinen Arbeiten benutzen, — scheint mir die Handbreite überhaupt kein gutes somatisches Charakteristikum. Wer für unsere Indianer ein Maß der Handbreite zu Vergleichen benutzen will nehme dazu den Mittelwert aus den Messungen Ehrenreichs und den meinigen. Resultate: Kopflinge, Kopfbreite, Gesichtsbreite, Nasenbreite und Kórperhóhe weisen zwischen Ehrenreich und mir keine deutlichen konstanten Abweichungen auf; Nasenhóhe, Gesichts- höhe, Klafterweite, Schulterbreite, Handlünge und Handbreite zeigen dagegen sichere kon- stante Differenzen. Diese Differenzen sind mit Ausnahme der Handbreite durch definierbare Unterschiede in den Meßweisen verursacht, lassen sich daher durch genaue Meßanweisung vermeiden. Die Handbreite ist dagegen in der bisher üblichen Definition zu unsicher, um zu Vergleichen verwendbar zu sein. Il. Vergleichung der Masse von Gruppen mit abweichender Körpergrösse. a) Allgemeines. Auch in der jetzt vorliegenden Verarbeitung ist unser Material noch nicht zu Ver- gleichen mit den Maßen anderer Völkerschaften brauchbar, oder mindestens nicht allgemein brauchbar. Wir haben im Kapitel über die Korrelation gesehen, daß sich sämtliche Körper- maße deutlich von der Körpergröße abhängig erweisen. Wollen wir Maße verschieden großer Völkerschaften miteinander vergleichen, so muß also diese Wirkung der Körpergröße ausgeschaltet werden. Das einfachste Verfahren sie auszuschalten, zugleich dasjenige, das bisher so gut wie ausnahmslos zu diesem Zweck verwendet wurde, ist die Umrechnung der verschiedenen Maße in Prozent der Körpergröße. Diesem Ver- fahren liegt der Gedankengang zu Grunde, daß zwei Völkerschaften, die für alle Körper- abschnitte genau das gleiche Verhältnis zur Körperlänge aufweisen, die also nur eine exakte, sich auf alle Teile erstreckende Vergrößerung oder Verkleinerung voneinander darstellen, als einander gleich oder wenigstens nahe verwandt angesehen werden sollen. So einleuchtend dieser Gedankengang auch erscheinen mag, so lassen sich doch dagegen Einwände erheben. Im Kapitel über die Korrelation haben wir gesehen, daß inner- halb einer und derselben einheitlichen Bevölkerung mit wachsender Körpergröße die übrigen Körperteile nicht gleich stark zunehmen, sondern das eine Maß stärker, das andere schwächer. Als Ursache dieser Erscheinung ergab sich der sehr wechselnde Grad der Korrelation der einzelnen Körperabschnitte mit der Körpergröße. Die Tatsache, daß die sämtlichen Körper- maße in wechselnder Korrelation miteinander und mit der Körpergröße stehen, scheint es auf den ersten Blick notwendig zu machen, diese Korrelation bei der Umrechnung auf die Körpergröße zu berücksichtigen. Tatsächlich hat auch Pfitzner dies schon in seinen sozial-anthropologischen Studien getan und zwar beim Vergleich der Proportionen zwischen Mann und Weib. Das dort ein- geschlagene Verfahren, die Proportionen des Weibes mit den Proportionen eines Mannes von gleicher Körpergröße zu vergleichen, muß also noch des näheren 99 untersueht und die theoretische Berechtigung der beiden Methoden gegeneinander abge- wogen werden, ehe wir uns für die eine oder die andere — oder vielleicht für beide — entscheiden kónnen. Der Gedankengang, der dem Verfahren Pfitzners zu Grunde liegt, ist etwas kom- pliziert. Er greift, wenn anders ich ihn richtig verstanden haben sollte, über das Gebiet der reinen Vergleichung des tatsächlich Gegebenen hinaus in das Gebiet der Ursachen der sich bei der ersten naiven Vergleichung ergebenden Unterschiede. Um ihn klar darzu- stellen sowie um das zu seiner Verwertung notwendige Material an Tatsachen beizubringen, muß ich einiges vorausschicken. Die im vorangehenden Kapitel gegebene Behandlung der Korrelation beschüftigt sich allein mit der Korrelation der Einzelmaße. Schon ihr Entdecker Galton hat aufs deut- lichste ausgesprochen, daß der wechselnde Grad der Korrelation der Einzelmaße „mit den mittleren Proportionen der einzelnen Gliedmaßen der verschiedenen Rassen, welche schon seit langem von Anatomen und Künstlern betrachtet werden, nichts zu tun habe“. Wir haben also vor allem zu unterscheiden zwischen der Konstellation der Mittelwerte, das heißt also der Vereinigung von Mittelwerten der verschie- denen Organe, die für eine bestimmte Rasse charakteristisch ist, und der Korrelation der Einzelmaße, die sich beide als voneinander unabhängig er- weisen. Das Zusammentreffen der beiden Mittelwerte zweier Maße gab uns ja für unsere Formeln nur den Nullpunkt des ganzen Systems und es sind ohne Einschränkung auf jedem beliebigen Nullpunkt theoretisch alle Korrelationskoeffizienten zwischen — 1 und +1 denkbar. So ist z. B. die Korrelation zwischen Körperlänge und Klafterweite bei den Frauen meines Materiales gleich 0,713 und die Korrelation zwischen Beinlänge und Körper- größe bei den Männern meines Materiales gleich 0,729, zwei im wesentlichen miteinander übereinstimmende Zahlen. Und doch ist das Verhältnis im ersten Fall ca. 100/104 und im zweiten Fall eirca 100/49 ete. Bezeichnen wir das Zusammentreffen der Mittelwerte in einer bestimmten Bevölkerung als Konstellation der Mittelwerte, so ist sie also von der Korrelation der Einzelmaße völlig unabhängig. Fassen wir unser Problem nur soweit ins Auge, so scheint es zunächst ganz unab- weislich, daß die Konstellation der Mittelwerte, also auch die mittleren Proportionen, und die Korrelation der Einzelmaße als ganz unabhängige Erscheinungen auch ganz getrennt voneinander behandelt werden müßten. Die Pfitznersche Art der Vergleichung von Pro- portionen vermengt aber die beiden Erscheinungen. Sie wäre demnach abzuweisen. Damit wird man aber meiner Meinung nach dem Gedankengang Pfitzners nicht gerecht und zwar aus folgenden Gründen: ; Allerdings genügt es zweifellos, die mittleren Proportionen, also die Konstellation der Mittelwerte, allein zu berücksichtigen, solange wir nicht mehr beabsichtigen als die Aus- schaltung der Ursachen, die sich ganz ausschließlich auf die Intensität des Körperwachstums beziehen. Wir haben ja gesehen, daß die wechselnden Proportionen der einzelnen Körper- längenstufen sich mit Notwendigkeit allein aus der Tatsache einer teilweisen Abhängigkeit der einzelnen Maße von der Körpergröße, das heißt einer teilweisen aber nicht völligen 13* 100 Bedingtheit der Einzelmaße und der Körpergröße durch die gleichen Ursachen, verbunden mit einer teilweisen Unabhängigkeit dieser beiden Komponenten einer Proportion ergeben muß. Wenn also ein bestimmter Faktor, wie etwa exzessive Unterernährung, allein die Körpergröße einer großen Anzahl von Individuen veränderte, das heißt, wenn mit dieser fingierten Unterernährung nicht noch andere formändernde Faktoren, also nicht etwa auch ein Stehenbleiben der Entwicklung auf jugendlichen Formen gegeben sein sollen, so wird die daraus resultierende verhältnismäßig niedriger gewordene Bevölkerung gegen- über der normal ernührten Gesamtheit genau die gleichen Proportionen und auch genau die gleiche Art der Korrelation der Einzelmaße aufweisen und nicht etwa die Proportionen gleich kleiner Individuen der normal ernührten Gesamtheit. In diesem fingierten Beispiel haben wir es lediglich mit Unterschieden zu tun, die sich allein auf das Größenwachstum bezogen haben, also auf diejenige Größe, die wir oben (Kap. VI, p. 90) als allgemeine Wuchskonstante bezeichneten. Man ersieht schon aus ihm, daß es genügt, Proportionen zu berechnen, wenn man allein in der Körpergröße liegende Unterschiede ausschalten. will. Ganz anders liegen die Verhältnisse, wenn die Entwicklung nicht ganz gleichmäßig abgeschwücht, sondern an einem bestimmten Zeitpunkt abgebrochen wird. Ließe sich ein solcher Fall nachweisen, so müßte eine spätere Vergleichung der Endresultate, also der Teilbevölkerung mit unterbrochenem Bildungsgang und der voll entwickelten Gesamt- heit, notwendig die erstere mit den Proportionen zusammenhalten, die die Gesamtheit zu dem Zeitpunkt der Unterbrechung besaß, und die Gleichheit dieser Proportionen würde zu dem Schluß berechtigen, daß außer der beobachteten Unterbrechung des Wachstums keine weiteren Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bestehen. Eine solche Unterbrechung der Entwicklung muß, da sich die Körperproportionen im Verlauf der Entwicklung sehr wesentlich verändern, stets einen Unterschied in den Proportionen der beiden Massen nach sich ziehen. Das war aber der Zusammenhang, der Pfitzner bei seinem Vergleichsmodus vorschwebte. Er hatte gesehen, daß die Proportionen der aufeinander folgenden Altersklassen mit den Proportionen gleich großer Erwachsener eine ganz in die Augen fallende Ähnlichkeit besitzen. Er schloß daraus, die Kleinen unter den Erwachsenen seiner Bevölkerung kommen dadurch zustande, daß sie auf einer Stufe der Entwicklung stehen bleiben, die bei den anderen nur als Durchgangsstadium auftritt. Dieser Gedankengang hat etwas ungemein Bestechendes. Er könnte auch zur Erklärung der Untermittelgroßen vielleicht ausreichen. Für die Über- mittelgroßen müßte angenommen werden, daß sie einen wesentlich längeren Entwicklungs- gang hinter sich hätten als das Mittel. Derartige Unterschiede mögen zum Teil bestehen, sie reichen aber sicher allein nicht aus, die Gesamtheit der Erscheinung zu erklären, denn wir treffen gleichsinnige Unterschiede in den Proportionen und der absoluten Körpergröße, die einer positiven Korrelation der Einzelmaße mit der Körper- größe entsprechen, ohne Ausnahme auf allen Entwicklungsstufen wieder an. Die Unterschiede in den Proportionen der Kleinen und der Großen entwickeln sich also nicht erst allmählich im Laufe des Entwicklungsganges dadurch, daß einzelne Individuen sich nicht mehr weiter entwickeln. Neben dem beobachteten Stillstand kommen unzweifel- haft auch schon von Geburt — oder besser von der Zeugung — auf große und kleine Individuen sowie eine ganze Reihe von anderweitigen Wachstumserscheinungen vor, die es unmöglich machen, das Endresultat bei dem Kleinen stets als permanent gewordenes 101 Durehgangsstadium der Großen aufzufassen. Immerhin liegt hier ein tiefer Zusammenhang angedeutet, der sicher der sorgfältigen Beachtung wert ist. Es sei hier noch darauf hingewiesen, was vielleicht nicht ganz überflüssig ist, daß dieses Stehenbleiben auf einem bestimmten Entwicklungsstadium, selbst wo es vorkommt, nicht gegen die von Galton und Pearson gegebene Darlegung des Zustandekommens der Korrelation ins Feld geführt werden kann. Die verschiedenen Proportionen der verschiedenen Lebensalter kommen ja allein dadurch zustande, daß die einzelnen Körperabschnitte zu ver- schiedenen Zeiten verschieden stark wachsen. Zuerst Kopf und Rumpf, später die Extremitäten und das Gesieht. Die geforderte partielle Unabhängigkeit des Wachstums der einzelnen Körperteile ist damit nur auch zeitlich definiert worden. Die Kurven der Proportionen der verschiedenen Lebensalter sind ja lediglich historische Kurven, die voneinander Ver- schiedenes nebeneinander stellen. Sie können ganz beliebige Verhältnisse zeigen. So nimmt die Armlänge z. B. im Verhältnis zur Körpergröße zuerst ab, um dann wieder zuzunehmen. Derartige graphische Darstellungen eines zeitlichen Verlaufs sind aber nach der Art ihres Zustandekommens toto coelo verschieden von unseren Korrelationstafeln, die es mit einer einheitlichen Masse zu gleicher Zeit der Entwicklung zu tun haben. Auch hier kann — in Analogie mit den äußerlichen Ähnlichkeiten der Verteilung diskontinuierlich variierender Organe mit dem Fehlergesetz oder anderen theoretischen Kurven — eine äußerliche Ähnlichkeit mit einer Korrelationstabelle auftreten, ohne daß die beiden Dinge notwendig auf gleiche Weise entstehen müßten. Wir haben demnach zwei Stufen des Vergleichs voneinander zu unterscheiden: 1. Die Vergleichung der Proportionsreihen an und für sich, die uns über die Unter- schiede der empirisch gegebenen Reihen Auskunft geben soll; 2. die Vergleichung der so gefundenen Unterschiede mit den im Entwicklungsgang des einen oder des anderen sich ergebenden Proportionen. Die Korrelation der Einzelmaße muß aber, trotz der von Pfitzner aufgedeckten Ähn- lichkeit der Korrelationstafel mit der historischen Kurve des Entwicklungsganges, die es gewissermaßen nahe legt, die eine als die Fortsetzung der anderen anzusehen, zunächst ganz aus dem Spiel gelassen werden, und zwar deshalb, weil wir für diesen Vergleichs- modus nicht mit Sicherheit gleichwertige Stufen einander gegenüberstellen kónnen, wie das für eine logisch zulässige Vergleichung unerläßlich ist. Wir dürfen also nicht Stufen miteinander vergleichen, die zufällig einander ähnliche Werte aufweisen, wie es bei einem Vergleich der Mittelgrófe der Frau mit einem relativ kleinen Mann oder einer relativ großen Frau mit dem Mittel der Männer der Fall wäre. Bei der zwischen beiden Ge- schlechtern niemals vóllig gleichen Korrelation der einzelnen Kórperabschnitte würden diese beiden einander logisch doch offensichtlich gleichwertigen Vergleiche auch noch Unter- schiede in den Resultaten ergeben. Wenn überhaupt verglichen werden soll, müssen zu- nächst die ganzen Reihen und nicht willkürlich herausgegriffene Stufen miteinander ver- glichen werden. Das erste, was wir bei jedem Versuch, Maße verschieden großer Völkerschaften zu vergleichen, zu tun haben, ist und bleibt also die gewohnte Vergleichung der empirisch gegebenen Proportionsreihen. Sie erledigt sich in einer der Vergleichung der Reihen ab- soluter Maße im wesentlichen völlig analogen Weise. Zu der Vergleichung der Mittelwerte und der Variabilität gesellt sich nur noch die Berücksichtigung der Korrelation der in eine 102 Proportion eingehenden Masse, von der sich die Variabilität der Proportion in bekannter Weise (vergleiche Kapitel VI, p. 79 und 83) abhängig zeigt. | So ist es natürlich völlig unzweifelhaft und sicher nachgewiesen, daß in dem Pfitzner- schen Material das Weib den kindlichen Proportionen näher steht als der Mann, wie das von Johannes Ranke als allgemeines Gesetz formuliert worden ist. Ob diese Tatsache aber allein dadurch zustande konımt, daß das Wachstum bei dem Weibe dem Manne gegenüber auf einer früheren Stufe Halt macht oder ob es nur den Anschein hat, als ob es so sei, kann aus der Konstellation der Mittelwerte allein noch nicht erschlossen werden und bedarf noch einer näheren Untersuchung. Um diese Frage zu entscheiden, bedarf es des Nachweises, daß das Mädchen, solange es gleich groß oder sogar größer ist als der gleichaltrige Knabe, auch die gleichen oder im entsprechenden Sinne abweichenden . Proportionen besitzt. Ich halte das einstweilen im großen und ganzen nicht für unmög- lich, doch kenne ich kein entscheidendes empirisches Material darüber. Wollen wir also Maße verschieden großer Gruppen miteinander vergleichen, so hat dieser Vergleich mit der Nebeneinanderstellung der Mittelwerte der Proportionen zu beginnen. Ergeben sich dabei deutliche Unterschiede, so kann man noch den Versuch machen, diese in Parallele mit denjenigen Unterschieden der Proportionen zu bringen, die sich im Verlaufe der Entwicklung des einen der beiden ergeben. Unter Umständen wird sich dabei noch ein Einblick in die Vorgänge gewinnen lassen, die zu diesen Verschieden- heiten führen. Die Proportionen der Mittelwerte der einen Rasse dürfen aber nicht allgemein — spezielle Zwecke sind natürlich ausgenommen — mit den sehr wechselnden Proportionen anderer Größenstufen als allein der Mittelwerte der anderen Rasse verglichen werden. Des weiteren ist noch die Variabilität und die Korrelation der in die Proportionen eingehenden Maße auf eventuelle Differenzen zu untersuchen. Die Vergleichung der Mittelwerte der Proportionen — und ebenso der Indices — erledigt sich sonst in genau der gleichen Weise wie die Verglei- chung der Mittelwerte der absoluten Maße. Sie ist also nur möglich, wenn die wahrscheinlichen Fehler auch dieser Mittelwerte bekannt sind. Sie ist ferner nur berechtigt, wenn auch die Proportionen sich nach dem Fehlergesetz um ihren Mittelwert gruppieren. Ist das aber der Fall, dann bestehen keinerlei Hinder- nisse mehr für die Verwertung unserer Zahlen. Tabelle XVII gibt die reduzierten Variationspolygone der Proportionen meines Ma- teriales. Aus ihr sind die wahrscheinlichen Abweichungen sowie die mittleren Fehler- quadrate dieser Proportionen berechnet worden. Als Mittelwert der Proportionen wurde das Verhältnis der schon in Tabelle X mitgeteilten Mittelwerte der in die Proportion eingehenden absoluten Maße benutzt, die sich von den aus der Tabelle XXIII berechneten Mittelwerten in keinem Falle wesentlich unterschieden.) Das ist ein Beweis, daß sich unsere Proportionen ebenso wie die Einzelmaße in genügender Übereinstimmung mit dem Fehlergesetz um ihren Mittelwert anordnen. Sie verhalten sich also ebenso wie die Indices, für die dieser Nachweis schon im Kapitel IV erbracht ist. !) Sind in den folgenden Tabellen ganze Zahlen als Abzissen angegeben, so umfaßt das Intervall diese Zahl nebst allen ihren Dezimalen. Es sind also z. B. unter 99 die Dezimalen 99,0— 99,9 zusammen- gefaßt, so daß das Intervall von 89,95—99,95 reicht. Stamm Tabelle XVII. Reduzierte Verteilungstafeln der Proportionen. 1. Klafterweite in ?/» der Kórpergrósse. 103 Nahuqua l Auetó Männer Trumai | Alle Männer Nahuqua l Auetö Trumai J Alle Frauen Frauen Stamm |a le Nahuqua l Auetó Trumai J Alle Männer Nahuqua | Auetó ‘ Frauen Trumai J Alle Frauen Stamm ^ Männer Ho [^]! = e Trumai Auetó Männer Nahuqua J Alle Männer | Trumai Auetó Frauen Nahuqua J Alle Frauen . Sitzhöhe in °/o der Körpergrösse. - u ESS tb | el „ | m. Anzahl der 109/110 MUT gemessenen Nene Individuen t 105,0 64 2159 106,1 25 2 105,3 12 4) 2 105,3 101 Gian. els! = 104,7 35 la = 105,1 9 Lehel 104,6 14 96 2 — 104,7 58 | Ei! : Anzahl der 8 iun cemessenen ^. | Individuen 4 37,2 65 7| 37,2 25 T 36,0 14 2 37,1 104 12028 37,8 35 2003 36,6 9 2 2 36,3 14 | 15 | 18 37,2 58 ' Anzahl der 53 udis gemessenen LBS Individuen — 50,6 14 4 51,4 25 11 51.8 65 15 51,52 104 2 51,1 14 — 51,2 9 8 51:9;z \ Bin 10 51,81 58 104 4. Hals und Kopf in °/o der Kórpergrósse. | : Anzahl der Stamm Fe ERE cetero | s enel iste | RE es i | wert | Tndividuen | Nahuqua \ | 16 29 17 1 — — 1 14,5 65 Auetö Männer | jl 6 13 4 1 — — — 14,2 95 Test" ees 5 5 Su Tag | ga ge 146 14 Alle Mimer | 2 | 297 | 47 | 24 9 1 — 1 14,5 104 Nahuqua in 18] 9 17 8 — — — lI 14,4 85 Auetó ' Frauen | — 4 5 — -— — — — 14,2 9 na) Bee 9 Bra tecti nt 148 YET Alle, Erauen WP 10 150 RS DESIRES OR LEES UEEEERREE re 58 5. Beinlànge in °/o der Kórpergrósse | | Mittel. | Anzahl der Stamm 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 51 |. 52 | 53 | 54 h gemessenen il | Be Individuen Es I T I Nahuqua | 3 9| 21| 16 | 9713431 22314 — 7 — 48,2 65 Auetö Männer | - emo Am 9 LOSE MOS E 1 48,6 35 Trumai | ale 1| — 3 53/92 2er 49,4 14 a Männer 1| 232] 34172421223. | 38. | 32: c en ag 22285 104 | | | | Nahuqua | | ıl «| 4|13| 7| 6|—,4—|— —|— 47,8 35 Auetó Frauen | — Joss 23210220623 1|—|—|—!-— 48,7 o meu Emu et eO y eio end Paesi Pies Ie TS Meses een e io a Alle Frauen TA E ES esse pes HE I I elio 58 6. Armlänge in ?/o der Kórpergrósse. | | | | Mittel- Anzahl der Stamm 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 48 .| 44 | 45 | 46 : gemessenen Cc AB ds IN ER DALE) | | | Neri Individuen Nahuqua | a reelle 43,4 65 Auetö Miner | —| —| —|—| 8| 6| 6| 6| 4|— | 436 25 Trumai ) | le ues] Ses be aen n ES 13 Alle Männer | 9 | 20 | Aura | 43,6 103 Nahuqua l I passe 1| 5 |39|'8 2|— 43,5 35 Auetö Frauen | | (el 3 STA IUD 49,8 | 9 Trumai | iom Eee um Sulresaleen 1 43,8 14 E Alle Frauen pepe se eso esce esp emed ov? a nbn e-den d 298 58 7. Schulterbreite in °/o 19,0 | 19,2 | 19,4 | 19,6 | 19,8] 20,0] 20,2, 20,4, 20,6| 20,8| 21,0) 21,2| 21,4 21,6] 21,8| 22,0 Stamm LES Or ae em e ea mre ems rep eerie eme: eur Seil ar. SE ri — 119,1119,3 |19,5 | 19,7 | 19,9| 20,1) 20,3| 20,5. 20,7| 20.9! 21,1/ 21.3 21,5 21,71 21,91 22,1 Trumai -|- — as — | ul 28 1 Auetö Mäne |— |— |— |—|—|— | Pa — cle Nahuqua | —| ERST Alle Männer deeds XE 3 n 2| 5 4 | | | Trumai l — er ee 1|—| 1| 1| 1| — — | = 2 2 2 Auetö Frauen —_—ı — | | | 1 1|— 120 1 Nahuqua J ee la Fee peu X AS an | N N el 3. 2 94 NES SE 8. Kopflänge in ?/, der Körpergrösse. 105 110,3 10,5110,7]10,9]11,1111,5]11,5]11,7111,912,1112,3]12,5112,7] qr p | Anzabl der Stamm + !+1+1+14+1+ 14 |+ tse Seal de En gemessenen 110,4 10,6,10,8 11.0/11,2/11,4/11,6/11,8,12,0 12,2/12.412,6/12,8 Individuen Trumai zx eei ces Rum] Aare 14 Auetö Männer | — | — | —|—| 1/|—| S|10| 1 3| 1| —| — 11,7 24 Nahuqua J ien EROS EO e i leere 65 Alle Männer | —| dl 3| 4|18|22121|92/.9 | 8| 34 —| —| 11,51 103 Trumai | | — — HS le] ea ae 14 Auetö Frauen I — EFT 3 1 — 11,6 9 Nahuqua J Ii I br 89 35; [£10] 510 |: Bits dsl 18 eb 001] Ales Erauenss | Set: aso agris p: e er 5 58 9. Kopfbreite in ?/o der Körpergrösse. 81|83|85|87|89 19,1] 9,3 19,5. | 9,7 | 99 |101|103| wr | Anzahl der Stamm HE FI EI EI cb ce pe [E IE I | ert | Eemessenen $2|84|86/88|9,0|9,2 | 9,4 | 9,6 | 9,8 |10,0/102 | 10,4 Individuen Trumai - Re | oe nv ed Tt ok an 30,5 14 Auetö - Männer — BIER BEE INT E mJ 5 4 2|—|-— 9,4 24 Nahuqua J- T SCA Pd SU UR een 65 Alle Mànner. |: 1| 1l 5| 131.36 |,17 | 24 | ı2.\ 8| 41, 21 — 9,20 103 Trumai —|, = | —- | — 2 6 4| — 2E E 9,6 14 Auetó Frauen — —|—|—| 3 2 1 1 9|—|— 9.5 9 Nahuqua J ee 35 Alle Krauene le 1 KO 9,42 58 10. Gesichtshöhe in °/o der Körpergrösse. 6,5. 6,7 16,9 7,1] 7,3 17,51 7,7]7,9 |&1|83|85|87|89 | wu | Anzahl der Stamm El ts ei si in [etse dene.) [gemessenen 66/68|7,0/7,2|7,4|7,6|7,8|80182|8,418,6|8,8|9,0 Individuen Trumai | —i—|—|2|8|2| 2| 2| 1| 1, — u 7.7 14 Auetö » Männer |—|—|—; 1| 6, 6|,6| 2| 1 2,—|—|— UPC 94 Nahuqua / UR ISP NH P CON GEAR s c ELE 65 Alle Männer TETIET2) ras ioo For ro 7 s) Sco] S e T 7,52 103 Trumai —|—|-—| 1| 2| 3) 7) 1—,—,—|—|— 7,6 14 Auetö Frauen € a. ee a al 7,4 9 Nahuqua [ ı1t —| 5| 4110| 5| 6| 8| 1|] -!— | —| — 7,4 35 Alle Frauen TS aA RETO ES [EE T 7,16 58 der Kórpergrósse. 22,2 224/22,6 22,8 25,0 23,2 23,4 22,6 22,8 24,0 24,2 24,£ 24,0 24,8/25,0 25,2 25,4 wt, | Anzahl der SE cene] et ecu Cd sts eese eic Pee Lese ens eso osi 22,3 | 22,5| 22,7| 22,9. 23,1| 23,3| 23,51 23,7] 23,9| 24,1| 24,3| 24,5. 24,7 24,9] 25,1| 25,8| 25,5 Individuen iu | ae S- less] "m a STU CT AD 14 1215 2218 1. | AED | a E Pn. | een |n aat 25 4X bep 4: leerer Doll) 65 Senes | seen deae [5 ert d 4 le 2288 104 | | | Zi 1 |(2|—|—|—|—|— ide 21,5 14 P | ree EAE UU E | | 22,1 9 ale 35 E m ale SEIL 9 Tee = — dq». 58 Abh. d. IL. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bà. I. Abt. 14 106 11. Gesichtsbreite in °/o der Körpergrösse. 175177 79811853185 8718991193195 aru, | Anzahl der Stamm | +1 +1 | +1 + +41 late wert | gemessenen |176|/78|/80|82/84/|86/|88|9,0/|92|9.41| 9.6 | Individuen Trumai |] IE | e rg sn m — Ress | ecu 14 As RM SCR] RE le Pes Loc er ULIS m 9| 4 EE 24 Nahuqua l-— 7.10. eo Contr see iru 8,4 65 Alle Männer | — 10 | i2 | 26 | 20 | 19 | 9 1|—| 849 103 | l I Trumai | — | —:ı| — 1 3 t c 2 Too | — 8,6 14 Auetó |^ Frauen —— ed omm 2 2 2| 2|— = -— 8,5 9 Nahuqua lees 1! — A d s6RIEIO edt 4|—|— 8,6 35 Alle Frauen | — | ı | — | 72131 0519 | JiSESS SOR SEES 58 übergehen. In Tabelle XVIII sind dann die Parameter der Proportionen können daher unmittelbar zur Vergleichung mit den Resultaten an anderen Völkerschaften Leider fehlt dazu wieder jedes wirklich vollständige Material. der Literatur findet, sind höchstens die nackten Mittelwerte, ohne Angabe ihrer Sicherheit. Um nun aber doch wenigstens einen Vergleich auch für die Proportionen in einigermaßen strenger Weise durchzuführen, sei daher an erster Stelle ein Vergleich der Proportionen von Mann und Frau meines Materiales gegeben. Tabelle XVIII. Parameter der männlichen und weiblichen Proportionen. zusammengestellt. Wir Was sich in Mittelwerte, mittlere quadratische Abweichung (c der englischen Schule). Variationsbreiten (wahr- scheinliche Abweichung der Einzelproportion). Variationsindices (Variationsbreite in °/o des Mittelwertes). » Mittlere Variationsbreite, we Proportion EUM | Mittelwerte | duadkatisphe nei | er Abweichung | n: S © | Einzelproportion Sitzhöhe Ó 51,5 = 0,099 1.50 1,011 & 0,071 1,96 = e, 51,8 0,220 1,29 0,870 Z 0,157 | 1,68 Beinlänge ö 48,5 + 0,105 1.59 10723-0075 | 221 5 2 48,2 70,126 1.43 0,964 = 0,089 | 1,98 Armlänge ö 43,58 3 0,073 1,10 0,741 = 0,052 | 1,70 : 2 43,64 — 0,110 1,24 0,836 Z 0,078 | 1,92 Klafterweite ö 105,3 = 0,161 2,40 1,618 — 0,114 - | 1,54 = o 104,7 0,217 2,45 1,651 = 0,154 | 1,57 Schulterbreite ö 23,0 + 0,067 1.01 0,681 & 0,047 2,96 5 9 21,7 i- 0,079 0.89 0,601 = 0,056 | 2,81 Hals und Kopf Ó 14,5 0,065 0,98 0,661 + 0.046 4,59 E 2 14,6 = 0,064 0,72 0,485 I 0,045 3,90 Kopflänge Ó 11,51 — 0,026 0,39 0,268 2- 0,018 | 2,99 - 2 11,75 & 0,033 0.38 0,253 3- 0,028. | 2.16 Kopf breite ö 9,20 & 0,027 0,40 0,271 #0,019 | 2,95 "tx 9 9,42 Z 0,081 0,33 0,222 7 0,022 | 2,96 Gesichtshöhe Ó 7,52 3- 0,027 0,40 0,271 — 0,019 | 3,61 = ® 7,46 0,029 0,33 0,222 & 0,021 2,98 Gesichtsbreite Ó 8,49 I 0,022 0,34 0,229 = 0,016 2,70 9 8,56 & 0,027 0,30 0,204 = 0,019 2.98 107 b) Vergleich der Proportionen von Mann und Frau. Tabelle XVIII gibt uns zunächst die Mittelwerte der wichtigsten Körperabschnitte der beiden Geschlechter in Prozent der Körpergröße sowie den wahrscheinlichen Fehler der vorliegenden Bestimmungen. Zur Beurteilung der in dieser Tabelle nachgewiesenen Unterschiede der männlichen und weiblichen Proportionen ist es wieder notwendig, die Differenzen in Beziehung auf ihren wahrscheinlichen Fehler zu betrachten. Tabelle XIX gibt uns auch die dazu nötigen Zahlen an die Hand. Stab 1 derselben enthält die aus Tabelle XVIII entnommenen Diffe- renzen, Stab 2 ihren wahrscheinlichen Fehler, und Stab 3 die Differenzen in der Einheit der zugehörigen wahrscheinlichen Fehler. Aus Tabelle XIX ersehen wir, daß das Weib einen etwas längeren Rumpf, etwas kürzeres Bein, einen um ein sehr geringes längeren Arm, deutlich geringere Klafterweite und Schulterbreite, eine größere Gesamtlänge von Hals und Kopf (Distanz des VII. Halswirbels vom Scheitel), einen längeren und breiteren Kopf, und ein breiteres, aber niedrigeres Gesicht hat als der Mann. Aus Stab 3 der gleichen Tabelle geht aber hervor, daß, solange nicht weitere Beweise beigebracht werden können, diese Differenzen nur für die Länge und Breite des Kopfes und allenfalls noch für die Schulterbreite schon als sicher gestellt gelten dürfen. Tabelle XIX. - Mánnlich- weibliche Differenzen der Mittelwerte der Proportionen. 1 9 3 Proportion "feas Wahrscheinlieher , ER Differenz | pehler der Differenz 1d Sitzhóhe —In8 0,247 1,21 Beinlänge 2203 0,164 1,83 Armlänge — 0,06 | 0,132 0,46 Klafterweite —+ 0,6 0,270 2,22 Schulterbreite Er 0,327 3,98 Hals und Kopf — 0,1 0,289 0,35 Kopflänge — 0,24 0,042 5,41 Kopfbreite — 0,22 0,042 5,24 Gesichtshöhe +0,06 0,040 1,50 Gesichtsbreite — 0,07 0,035 2,00 Tabelle XX. Proportionen. A + | Bein- E NI .| Hals y 4| Ge- | Ge- TEILE GEXUETESIESESES BA MEE TEENS (berechnet) ^ ^ « | Kopf 5 hóhe | breite ae : er Trumai Ó 14 | 50,6 49,4 | 442 105,3 21,0 14,6 | 11,4 | 9,3 Tipi 8,4 z io) 14 | 511 48,9 | 43,8 104,6 21,5 148 |1L6 | 9,6 7,6 8,6 Auetó Ó 25 | 51,4 48,6 | 43,6 106,1 23,4 14,2 | 11,7 9,4 bd 8,7 H Ó 9 | 513 | 487 43, | 1051 | 9221 | 142 |lL6 | 95 | 74 | 85 Nahuqua Ó 65 51,8 | 48,2 | 43,4 105,0 22,9 145 | 11,4 9,1 7,4 8,4 2 9 (88 |522 | 458 |495 | 1047 | 216 | 144 118 | 98 | 74 | 86 Mittel der Männer | 104 | 515 | 48,5 |43,58| 1053 | 23,0 | 145 | 1151| 9,20 | 7,52 | 8,49 - . Frauen 58 51,8 48,2 | 43,04 | 104,7 21,7 14,6 | 11,75 | 9,42 | 7,46 | 8,56 14* 108 Von den noch restierenden kleineren Differenzen dürfen wir nur noch diejenigen als sicher gestellt annehmen, die in den sämtlichen drei Stämmen meines Materiales gleich- gerichtete Differenzen zeigen. Um diese Frage zu untersuchen, ist Tabelle XX berechnet worden, die die Proportionen der beiden Geschlechter der drei Stämme enthält. Aus ihr ergibt sich leider nur in einem weiteren Fall eine sicher gestellte Differenz und zwar für die Klafterweite. Am ehesten könnte sonst noch die Gesichtshöhendifferenz als einiger- maßen zuverlässig gelten, da die Differenzen zweimal ein kleineres Maß für die Frau und das dritte Mal gleiche Maße (auch noch in der zweiten Dezimale) bei beiden Geschlechtern zeigen. Alle übrigen Differenzen zeigen wechselnde Vorzeichen. Unser Material reicht also nicht hin, für diese Maße etwa bestehende kleine Unterschiede nachzuweisen. Einen Versuch, die gewonnenen Resultate noch weiter zu sichern und vielleicht auch : die eine oder die andere der kleinen Differenzen wenigstens in ihrem Vorzeichen zu be- stimmen, können wir aus dem Vergleich mit den von Ehrenreich gefundenen Zahlen ableiten. Ich werde hiezu nicht bloß die von ihm für diejenigen Stämme gefundenen Zahlen benützen, die von uns beiden untersucht worden sind, sondern seine sämtlichen Messungen, da sich unsere Fragestellung doch im wesentlichen um das Verhalten der Geschlechter bei den südamerikanischen Naturvölkern dreht. 1. Klafterweite. Unter den neun Stämmen Ehrenreichs (Bakairi, Nahuqua, Auetö, Kamayura, Mehinaku, Paressi, Bororo, Karaya und Kayapo) findet sie sich achtmal für das Weib relativ kleiner als für den Mann und nur einmal größer. Die eine Ausnahme bilden die Mehinaku, bei denen für die beiden Geschlechter nur je sechs Individuen ge- messen sind. Unser Resultat, daß die Klafterweite des südamerikanischen Weibes relativ kleiner ist als die des Mannes, bleibt also bestehen. 2. Schulterbreite. Bei den neun Stämmen Ehrenreichs ist sie beim Weihe aus- nahmslos relativ kleiner als beim Manne. Also auch hier bei Ehrenreich das gleiche Resultat wie aus unserem Material. 3. Kopflänge. Unter den neun Ehrenreichschen Stämmen ist sie in guter Überein- stimmung mit unserem Resultat, beim Weibe achtmal größer und nur einmal kleiner als beim Manne. 4. Kopfbreite. Bei Ehrenreich sechsmal beim Weibe größer, zweimal bei beiden Geschlechtern gleich und einmal (Bororo) kleiner als beim Manne, also im wesentlichen wieder in Übereinstimmung mit unserem Resultat. 5. Gesichtshöhe (Nasenwurzel—Kinn). Dieselbe ist bei Ehrenreich ausnahmslos beim Weibe kleiner als beim Manne, so daß dieses aus unserem Material nur als sehr wahrscheinlich bezeichnete Resultat.nun als sicher gestellt angesehen werden darf. So sind also diejenigen unserer Resultate, die wir als sicher oder wenigstens als sehr wahrscheinlich bezeichnen konnten, durch diesen Vergleich mit den Ehrenreichschen Zahlen nur weiter bestätigt worden. Von den restierenden fünf Proportionen erwies sich bei meinem Material die Stamm- länge beim Weibe im Mittel um ein geringes größer als beim Manne. Ehrenreich hat sie nicht direkt gemessen, wir sind daher auf die Beinlänge allein angewiesen, um diese Frage zu entscheiden. Ehrenreich hat für dieselbe zwei Maße genommen, ein sehr empfehlens- wertes Verfahren, und zwar die Symphysenhöhe und die Trochanterhöhe. Die erstere ist bei den sieben Stämmen, für die sie gemessen worden, ausnahmslos beim .Weibe kleiner 109 als beim Manne, und zwar ziemlich beträchtlich kleiner. Die Trochanterhöhe ist nur sechsmal kleiner, einmal gleich und zweimal größer als beim Manne. Namentlich mit Rücksicht auf das Verhalten der Symphysenhöhe, die ein reineres Rumpfmaß liefern muß als die Trochanterhöhe, da bei dieser letzteren noch Variationen in der Art der Befestigung der unteren Extremität am Rumpfe zu Verschleierungen der wahren Rumpflänge führen können, dürfen wir auch das sehr wichtige Resultat als sicher gestellt betrachten, daß die Rumpflänge bei den südamerikanischen Indianern beim Weibe um ein geringes größer ist als beim Manne. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit dieses Re- sultates setze ich auch die bei Ehrenreich nicht ermittelten Mittelzahlen der Symphysen- höhe für sämtliche Männer und Frauen hieher. Sie betragen, das Gewicht der einzelnen Mittelzahlen unberücksichtigt lassend, 50,94 beim Manne und 49,86 beim Weibe. Die Armlänge ist bei Ebrenreich siebenmal beim Weibe kleiner und nur zweimal (Nahuqua, Mehinaku) größer als beim Manne. Dabei muß auffallen, daß für die Nahuqua sich sowohl aus den Ehrenreichschen Zahlen wie aus den meinigen für das Weib ein längerer Arm ergibt als für den Mann. Es ist das also möglicherweise eine Eigenheit dieses Stammes. Im allgemeinen dürfen wir aber doch sagen, daß bei den südameri- kanischen Indianern der Arm des Weibes durchschnittlich um ein. geringes kürzer ist als beim Manne. Für die neun Ehrenreichschen Stämme ergeben sich — wie oben ohne Berücksichtigung des Gewichtes, das einzelnen Stämmen, von denen mehr Individuen gemessen sind, ein ungebührliches Übergewicht in der Mittelzahl verleihen würde, — als Mittel für den Mann 46,03, für das Weib 45,91. Die Gesichtsbreite ist bei Ehrenreich beim Weibe fünfmal kleiner, einmal gleich und dreimal größer als beim Manne. Da Ehrenreichs und meine Maße auf die gleiche Weise gewonnen sind, dürfen wir hier unsere Maße zu einer Mittelzahl vereinigen. Für zwölf südamerikanische Stämme ist dann das Mittel der Gesichtsbreite für Männer und Frauen gleich groß (8,4). Dabei ist wieder auffällig, daß die Nahuqua sowohl bei Ehrenreich als in meinen Messungen für das weibliche Geschlecht eine größere Gesichts- breite aufweisen als für das männliche. Die beiden für die Nahuqua angeführten Über- einstimmungen sind um so auffallender, als Ehrenreich in einem Dorfe gemessen hat, an dem ich zwar auch vorbeigekommen bin, in dem ich aber meiner Verletzung wegen keine Messungen mehr vornehmen konnte. Es handelt sich also in unseren Messungen um ver- schiedene Individuen. Aus unserem vereinigten Material ergibt sich also für die südamerikanischen Indianer: Das Weib hat einen längeren Rumpf und einen längeren und breiteren Kopf, dagegen ein kürzeres Bein, einen etwas kürzeren Arm, kleinere Schulter- breite und Klafterweite, und ein niedrigeres, aber ebenso breites Gesicht wie der Mann. Das vollstindigste Vergleichsmaterial für das Verhalten der männlichen und weib- liehen Proportionen stammt, wie schon erwähnt, von Pfitzner. Derselbe fand aus seinen bewundernswert exakten und großen Messungsreihen, daß unter den Elsässern die Frau einen làngeren Rumpf und einen lüngeren und breiteren Kopf, dagegen ein kürzeres Bein, kürzeren Arm und ein wesentlich niedrigeres, aber fast völlig gleich breites, nur um ein ganz geringes schmáleres Gesicht hat als der Mann. 110 Unsere Indianer zeigen also genau die gleichen Unterschiede der Ge- schlechter wie die Elsässer Pfitzners.!) Wenn aber auch die sexuellen Differenzen das gleiche Vorzeichen aufweisen, so bestehen doch Unterschiede in ihrem Grade. Dieselben lassen sich ohne Schwierigkeit aus Tabelle XXI entnehmen, in der jeweilen für Elsässer und Indianer das weibliche Maß in Prozenten des männlichen angegeben ist. Aus ihr ersehen wir, daß das indianische Weib um ein geringes größer ist im Verhältnis zum Mann als die Elsässerin, daß ihr Rumpf um etwas weniger länger und ihr Bein weniger kürzer ist als bei ihrer deutschen Schwester. Ebenso ist in den übrigen berücksichtigten Maßen die sexuelle Differenz bei den Elsässern größer als bei den Indianern, mit Ausnahme der Kopfbreite, für die die sexuelle Differenz bei den Indianern noch um ein geringes größer zu sein scheint als bei dem Material Pfitzners. Wir folgern daher: Die sexuellen Differenzen sind beim Elsässer und beim Indianer gleich- gerichtet, aber fast ausnahmslos beim Indianer kleiner als beim Elsässer. Tabelle XXI. Weibliche Mittelwerte in Prozenten der männlichen. Schingu-Indianer NATR Elsässer | " — (Pfitzner) (Ranke) | (Ehrenreich | | und Ranke) | Körpergrösse 92/0 re Le Sitzhóhe 94,3 9419 | E Armlünge 91,5 93,86 | -— Beinlünge 92.5 93,23 | — Kopflänge 96,1 95,67 | = Kopfbreite 95,6 95,94 | = Gesichtsbreite 93,5 (95,38) | 93,7 Gesichtshöhe 89,6 93,04 | — Material, das uns für die Indianer die zweite von Pfitzner angeschnittene Frage nach dem Ursprung dieser Differenzen zu erörtern oder wenigstens ihr Verhalten zu den Diffe- renzen der Proportionen in der Wachstumszeit zu untersuchen gestattet, liegt mir nicht vor. Wir legen sie also unbeantwortet bis auf spüter zurück. Die Frage nach den eventuellen Unterschieden in der Variabilität bei Mann und Frau ist schon in Kapitel V besprochen worden. Es ergab sich dort, daß das Weib um ein geringes weniger variabel zu sein scheint als der Mann, daß aber der Unterschied zu klein ist, um durch die geringe Anzahl der vorliegenden Messungen schon sicher gestellt zu werden. Es bleibt uns also nur noch die sexuelle Differenz der Korrelation zu erledigen. Wir benutzen zu diesem Zweck sämtliche’ berechneten Korrelationskoeffizienten, mit alleiniger Ausnahme derjenigen, die einen negativen Wert ergeben hatten. Ich tue das deshalb, weil 1) Pfitzner hat bei seinem Vergleich außer den obengenannten, auch von mir gemessenen Größen noch den Kopfumfang und die Kopfhöhe berücksichtigt. Beide sind, ebenso wie Kopflänge und Kopf- breite, beim Weibe größer. 1512] ich diese Korrelationen nicht mit Sicherheit als organische ansprechen konnte. Allerdings ist auch bei den übrigen Korrelationskoeffizienten zu bedenken, daß wir es mit einem nicht völlig homogenen Material zu tun hatten, wenn auch festzuhalten ist, daß der Grad der Ungleichartigkeit für beide Geschlechter gleich groß ist, sowie daß es für den Anthropo- logen sehr schwer halten muß, ganz einheitliches Material überhaupt aufzufinden. Von den restierenden 18 Korrelationskoeffizienten für die beiden Geschlechter ist neunmal der männliche und neunmal der weibliche Korrelationskoeffizient größer. Wir können uns also alles Weitere ersparen und schließen, daß aus meinem Material eine deutliche sexuelle Differenz in der Intensität der Korrelation nicht abgeleitet werden kann. Zusammenfassung der Resultate: 1. Der alte Usus, Maße verschieden hochgewachsener Völkerschaften durch die Um- rechnung in Prozent der Körpergröße vergleichbar zu machen, erweist sich nach dem heutigen Stand unserer Kenntnis auch theoretisch gut begründbar. 2. Die sexuellen Differenzen der Proportionen sind bei den südamerikanischen Indianern und dem Material Pfitzners gleichgerichtet, aber fast ausnahmslos beim Indianer geringer als beim Elsässer. i 3. Eine deutliche sexuelle Differenz in der mittleren Intensität der Korrelation läßt sich aus dem vorliegenden Material nicht ableiten. Ill. Stellung der südamerikanischen Indianer innerhalb der bekannten Varitäten des genus homo sapiens. Im folgenden soll schließlich der Versuch gemacht werden, das hier vorgelegte Material mit einer Reihe der bisher bekannten Formen des genus homo zusammenzustellen. Wir wollen dabei drei Fragen vor allem im Auge behalten. l. Liegt irgend ein Grund vor, die Schingu-Stümme von den übrigen bekannten Ver- tretern der „amerikanischen Rasse“ abzutrennen, oder dürfen- sie mit diesen zu einer in sich einheitlichen Gruppe zusammengestellt werden? 2. Stehen die Amerikaner den europäischen oder den sogenannten mongolischen Völkern näher? Daß sie nicht mit den wollhaarigen, dunkelhäutigen, breitnasigen Völkern zusammen- gestellt werden dürfen, hatte sich ja schon aus den Resultaten der Beschreibung ergeben. 3. Welches der genommenen Maße besitzt den größten rassenseriären Wert? Diesen Vergleich schon an der Hand des gesamten, heute vorliegenden Materiales durchzuführen, würde den Rahmen der vorliegenden Besprechung weit überschreiten. Die Messungen sind dazu zu zerstreut und außerdem müßte die Umrechnung in Prozent der Körpergröße bei der weit überwiegenden Mehrzahl dieser Messungen erst noch vorgenommen werden. Eine solche Zusammenstellung des gesamten Materiales an Messungen wäre daher eher Sache eines Handbuches der Anthropologie als einer Spezialarbeit. Allerdings sollte sie baldmóglichst — am besten in Form eines fortlaufenden Messungskataloges — aus- geführt werden, eben um die Verwertungen neuer Beobachtungen zu erleichtern. Hier ist aus diesen Gründen ein vorläufiges Verfahren eingeschlagen worden, in dem die Indianermessungen mit den mir zugänglichen Messungen zusammengestellt wurden, soweit dieselben schon in der nötigen Umrechnung vorhanden sind. Nur für die Afrikaner 12 habe ich aus den Luschanschen Messungen anläßlich der Berliner Kolonialausstellung im Jahre 1896 Mittelzahlen der Proportionen berechnet, um wenigstens einiges Material an der Hand zu haben. 1. Körpergrösse. Zwei der drei.untersuchten Stämme sind klein (Trumai und Auetö), einer, die Nahuqua, mittelgroß. Gleichkleine Stämme gibt es sowohl in Süd- als in Nordamerika, obwohl im ganzen in Nordamerika die mittelgroßen und großen Stämme stärker überwiegen als in Südamerika. Gleichkleine Stämme gibt es in recht beträchtlicher Anzahl bei den asiatischen Völkern. Sie sind dagegen unter den sogenannten kaukasischen Stämmen nicht vorhanden. Die erste unserer drei Fragen werden wir also dahin beantworten, daß auf Grund der Körpergröße die Schingu-Stämme sich den übrigen bekannten Vertretern der amerikanischen Rasse ohne Schwierigkeit einreihen. Die zweite Frage, ob die Amerikaner den europäischen oder den mongolischen Bevölkerungen näher stehen, müßte für unsere Südamerikaner auf Grund der Körpergröße in dem letzteren Sinne beantwortet werden. Für die Amerikaner im ganzen ist aber die Beantwortung nicht so-einfach, denn obwohl unter ihnen sehr viele kleine und damit den mongolischen Völkern näher stehende Stämme vorkommen, so ent- halten sie andererseits auch eine große Anzahl von Stämmen hoher Statur (170 cm und darüber) für die unter den Mongolen und Malaien keine Beispiele bekannt sind, wenn sie auch unter den Polynesiern die Regel bilden. Unter den Europäern findet sich dagegen wieder eine große Anzahl von Völkerschaften von hoher Statur. Die amerikanische Rasse umfaßt also den Variationsbereich der beiden Vergleichsgruppen. Wir sind also nicht berechtigt, sie auf Grund der Körpergröße der einen oder der anderen derselben zuzu- stellen. Anders liegt die Sache freilich, wenn wir die Polynesier mit den Mongolen und Malaien zu einer Gesamtheit der „östlichen gelben Rasse“ etwa im Sinne Topnards ver- einigen. In diesem Falle deckt sich der Variationsbereich der Amerikaner ganz auffallend mit dem der mesorhinen, schlichthaarigen, gelbhäutigen Stämme aus Asien, Insulinde und Ozeanien, während er zweifellos eine ganze Reihe von Gliedern enthält, die unter den europäischen Bevölkerungen, so- weit sie ,Kaukasier^ sind, fehlen. Die Beantwortung der dritten Frage, nach dem rassenseriären Wert der Körper- größe, wird sehr wesentlich davon abhängen, was wir in diesem Zusammenhange unter „Rasse“ verstehen wollen. Ich werde hier und im folgenden darunter die großen Haupt- varietäten des genus homo zusammenfassen, die sich bei der Gliederung nach dem allgemeinen Eindruck ergeben haben. Als Beispiel denke man sich etwa die Linneschen oder Blumen- bachschen Varietäten. Zur Beantwortung unserer dritten Frage muß also jeweilen unter- sucht werden, ob das betreffende Merkmal für sichere Vertreter der Hauptrassen durch- greifende Unterschiede aufweist oder nicht. Die Frage lautet demmach so: Gestattet uns das betreffende Merkmal ohne weiteres einen Schluß auf die Zugehörigkeit einer bestimmten Bevölkerung zu einer der drei oder vier Hauptvarietäten? Die Körpergröße leistet diesen Dienst zweifelsohne nicht. Die schwarzhäutigen und wollhaarigen Stämme, die Amerikaner und die „östlichen gelben Rassen“ zeigen nieht nur einzelne Körpergrößen, die bei sämtlichen dieser drei Gruppen vorkommen, sondern sie 113 decken sich in ihrem gesamten Variationsumfange vollständig und auch die Europäer auf der einen und die Mongolen und Malaien auf der anderen Seite zeigen keinerlei Größen- stufen, die nicht auch bei Negern und Amerikanern vorkämen, wenn ihr Variationsumfang auch ein etwas beschränkterer ist als bei den drei obengenannten Einheiten. Ein durch- greifender rassenseriürer Wert kommt demnach der Körpergröße zweifelsohne nicht zu. Sie dient nur dazu, Unterrassen zu charakterisieren. 2. Stammlänge. Tabelle XXII gibt in ihren drei Abteilungen die Sitzhöhen amerikanischer, europäischer und afrikanischer (wollhaariger) Stämme. Unter den Amerikanern finden sich die Schingu- Stämme zwar deutlich an der unteren Grenze, doch nicht weit genug entfernt, um eine irgendwie sichere Unterscheidung zu ermöglichen, um so mehr, als uns die verschiedene Provenienz der Maße einige Vorsicht aufnötigt. Die Variation der männlichen Sitzhöhen reicht bei den Amerikanern, wenn wir die Eskimo mit ihrem auffallend langen Rumpf ausschließen, von 50,6 bei den Trumai bis 52,9 bei den Loucheux und den Lilloet vom Fraser river; bei den wenigen Vertretern europäischer Stämme, die hier angeführt sind, von 51,6 (Juden aus Osteuropa) bis 52,5 bei den Liven und Esthen; und bei den Afrikanern von 49,2 bis 52,0 (Massai einerseits und Dualla andererseits). Irgend eine deutliche rassen- seriäre Bedeutung kann daher auch für die Stammlänge schon a limine abgewiesen werden. Das gleiche Resultat ergibt sich, soviel ich aus der Literatur entnehmen konnte, auch bei Benutzung anderer Maße für den Stamm oder den Rumpf. Tabelle XXII. Sitzhöhe in °/o der Körperlänge. Amerikaner Ö. Europäer Ö. Ranke 14 Trumai : : . .. 50,6 Blechmann 100 osteuropüische Juden 51,6 c 25 Auetó 5 d A Hr Waeber 60 Letten . : 295051594 z 65 Nahuqua . 1 B Z9 5158 " 60 Litauer . 1 915210 Boas 12 Lilloet (Anderson lake) . 52,0 Grube 200 Liven und Esthen . 52,5 - 170 Shoshoni-Stämme : 75272 = 33 Stlemqolequmq . ; . B24 a d sis TC RT AfL S Our (E - 11 Nunatagmiut . : . 52,6 v. Luschan 8 Massai . 5 490 5 17 Tahltan É ; 2 eis = 9 Wasswahili i 29085 185 E 12 Lilloet (Fraser river). 228905210 5 14 Togo ; : 5 US) : 7 Loucheux. . 3 : ee) 5 11 Dualla - A 520 E 12 Koukpagmiut (Eskimo) 2 BH» Unsere zweite Frage kann nach dem hier vorgelegten Material, da mir Messungen der Sitzhöhe für Vertreter der östlichen gelben Rassen nicht zu Gesicht gekommen sind, auch heute noch nicht entschieden werden. 3. Beinlänge. Die Beinlänge kann streng genommen am Lebenden überhaupt nicht gemessen werden. In meinen Maßen figuriert an ihrer Stelle, wie schon mehrfach erwähnt, die Differenz zwischen ganzer Höhe im Stehen und Höhe des Scheitels über dem Sitz. Da wir dieses letztere Ma& schon unter der Stammlänge eben besprochen haben, ist über sie nichts Neues beizubringen. Abh.d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 15 114 Infolge der sehr verschiedenen Meßweisen, die sich sowohl durch die Meßpunkte als auch durch die benutzten Instrumente sehr wesentlich voneinander unterscheiden, ist auch an anderen Maßen der unteren Extremität kein hinreichend einheitliches Material in der mir zugänglichen Literatur vorhanden gewesen, das mir erlaubte, auch nur eine ähnliche vorläufige Reihe zusammenzustellen, wie ich sie oben für die Sitzhöhe gegeben habe. 4. Armlänge. Die Länge der oberen Extremität schwankt nach den Messungen von Boas, Gould und Ehrenreich für die Amerikaner von 44,0 bis 46,2; bei den Europäern bei verschiedenen Autoren von 42,6 (Letten) bis 47,1 (Elsässer); bei den Afrikanern nach Gould und Luschan von 45,2 bis 46,7 (amerikanische Neger Goulds und Dualla-Männer Luschans). Bei Indiern, Mongolen und Malaien nach Baelz und Hagen von 42,6 bei japanischen Studenten bis 46,7 bei den Sikhs, und, wenn wir nur malaische Stämme berücksichtigen, bis 46,5 bei den - Penang-Malaien. Tabelle XXIII. Armlänge in °/o der Körpergrösse. A. Amerikaner. Boas 12 Koukpagmiut . 2 . 440 Grube 200 Liven und Esthen . 24515, 5 38 Stlemqolequmq : . 444 Pfitzner 245 Elsässer A 5 5 . 406,7 ^ 33 Chileotin : ; . 44,4 " 129 C : a :31: 46:9 12 Lilloet (Fraser river) : 44,4 Waeber 60 Litauer . 6 ; 20284610) 7 Loucheux : ; . 44,4 Pfitzner 588 Elsässer B : : SATA 3 170 Shoshoni . : : . 44,6 2 - 12 Lilloet (Anderson lake) . 44,7 C. Afrikaner. ? 17 Tahltan . . : 0449 Gould 2020 amerikanische Neger . 45, Gould . 517 Irokesen . : : . 452 Luschan 9 Wasswahili-Männer . . 45,6 Ehrenreich 14 Nahuqua . : : 453 e 8 Massai- x n . 459 14 Auetó : 3 : 3318450 * 14 Togo- P ; . 45,9 : 12 Karaya . . .. . 459 s 11 Dualla- { AT, x 14 Kamayura : ; or] : 2 20 Bororo " : : 22 246.2 D. Inder, Malaien und Mongolen. 2 10 Bakairi . ; 2 2 Baelz 53 japanische Studenten A216 B. Europäer ^ 18 - Arbeiter . 444 j X Hagen 3 Maduresen : . . 44,74 Gould 291 weiße amerik. Studenten 42,6 = 46 Südchinesen : x 544,95 a 1061 2 - Matrosen. 43,2 : 9 Sundanesen : 3 AH 10876 » 5 Soldaten . 43,2 - 50 Javanen . A j . 45,94 = 100 Franzosen : . 48,4 - 8 Baveanesen : 4 2145155 5 827 Irländer : 4 149,5 * 9 Menangkaban-Malaien . 45,6 562 Deutsche . 5 s 2c eEHS E 97 Battas 5 ; : 221 5 45*8 5 34 Skandinavier . . Lo 44,1 S 6 Alas . : : ; 5 45:9 Collignon 50 Lothringer : : . 44,7 a 21 Deh-Malaien . ; - 46,07 Waeber 60 Letten . : : . 448 . 7 Klings > : 4 . 46,22 Colignon 100 Franzosen,Mittelmeerrasse 44,8 t 5 Bengalis . : ; . 46,25 » 100 * Kelten . .. 454 E 5 Penang-Malaien À . . 46,50 5 Sikhs : É : . " 406,72 5 100 ^ Kymris . 14575 - Die Tabelle XXIII scheint mir allerdings aus mehrfachen Gründen noch reichlich unzuverlüssig. Es muß auffallen, daß so häufig die Zahlen der einzelnen Autoren in geschlossener Reihe auftreten. Das kann in Füllen wie bei den Gouldschen Messungen für Angehörige europäischer Nationen nur durch Abweichungen in der Meßmethode verursacht sein. Auch sonst sind die Werte im einzelnen noch nicht genügend gesichert. Immerhin genügt das hier vorgelegte Material, um zu zeigen, daß die Mittelwerte für die 115 einzelnen Hauptvarietäten — wenigstens für die Genauigkeit der heutigen anthropologischen Methoden — wesentliche und durehgreifende Unterschiede nicht aufweisen. Aus den bis heute vorliegenden Messungen ergibt sich also auch für die Armlänge keinerlei durchgreifende rassenseriäre Bedeutung. Die zweite Frage erledigt sich damit für Stamm und Extremitäten von selbst, denn es ergibt sich keinerlei Grund, die Amerikaner einer der beiden genannten Hauptvarietäten näher zu stellen als der anderen. Tabelle XXIII zeigt zwar unter den Amerikanern die Nord- und Südamerikaner voll- ständig voneinander getrennt, da aber die Messungen fast nur von zwei Autoren stammen und der einzige von einem dritten Autor genommene Wert gerade zwischen den Werten der beiden anderen liegt, scheint es mir nicht angängig, diesen Unterschied schon als sicher gestellt anzusehen. In Bezug auf die Länge der oberen Extremität bestehen also zwischen den einzelnen Vertretern der amerikanischen Rasse zwar Differenzen, sie sind jedoch zu klein und die Werte nieht sicher genug in Gruppen angeordnet, um dieses Merkmal zur Aufstellung von Untergruppen benutzen zu können. 5. Klafterweite. Dieselbe schwankt nach Tabelle XXIV bei den Amerikanern von 102,5 bis 108,9, bei den Europäern von 104,3 bis 107,4; bei den Afrikanern von 105,0 bis 108,1. Daß der Variationsumfang für die Amerikaner am größten ist, darf uns dabei nicht wunder- nehmen, denn sie enthalten in unserer Tabelle auch die größte Anzahl verschiedener Stämme. Nord- und Südamerikaner sind bunt gemischt, die Schingu-Stämme reihen sich den übrigen ohne sichtbaren Unterschied gut ein. Die erste Frage muß also dahin beantwortet werden, daß die Amerikaner auch in Bezug auf die Klafterweite keine deutlich gesonderten Gruppen aufweisen. Die zweite Frage kann infolge des Mangels an Messungen unter den östlichen gelben Rassen wieder gegenwärtig nicht entschieden werden. In Bezug auf die dritte Frage fällt es auf, daß bei Amerikanern und Europäern weitaus die Mehzahl der beob- achteten Fälle unter 105,0, dagegen sämtliche Afrikaner 105,0 oder darüber aufweisen. Besteht also auch kein durchgreifender rassenseriärer Wert der Klafterweite, so werden wir doch dazu gedrängt, bis auf weiteres anzunehmen, daß die Afrikaner, wenn auch nicht durchgreifend, so doch durchschnittlich, das heißt also in ihrer Gesamtheit, eine etwas größere Klafterweite besitzen als die Amerikaner und Europäer. Eine durchgreifende Klassi- fikation auf Grund dieses Merkmales ist aber natürlich völlig ausgeschlossen. 6. Schulterbreite. Tabelle XXV zeigt die eben für die Klafterweite besprochenen Verhältnisse noch etwas deutlicher. Die Afrikaner zeigen wieder eine auffallende Anzahl großer und sehr großer Werte. Allerdings ist die Tabelle, wie auch die vorige, noch sehr klein und gestattet kein sicheres Urteil mit Ausnahme des Nachweises, daß auch der Schulterbreite ein durch- greifender rassenseriärer Wert nicht zukommt. Dazu genügt das Material aber, denn wirklich durchgreifende, wesentliche Unterschiede muß ja auch schon das kleinste Material ergeben. Frage 2 ist infolge des Mangels mongolischen Materiales nicht zu beantworten. Dagegen zeigt sich in Sachen der ersten Frage wieder eine gute Übereinstimmung der Schingu- Stimme mit den übrigen Amerikanern, die auch in dieser Hinsicht als einheitlich betrachtet werden dürfen. 15* Boas ” ^ Ehrenreich Boas E) Ehrenreich n Ranke Boas Ranke Gould Gould Bertillon Collignon Waldbauer Waeber Grube v. Luschan " n Gould” Ranke Boas ^ Ehrenreich Boas Ranke Boas Ranke Ehrenreich n Blechmann Féré Waeber Bertillon Waeber v. Luschan FIER] Tabelle XXIV. Klafterweite in °/o der Körpergrösse. Amerikaner. 12 Koukpagmiut 11 Nunatagmiut 17 Tahltan 38 Stlemqolequmq 12 Karaya E : 170 Shoshoni . 2 " 12 Lilloet (Fraser river) 33 Chileotin : 14 Kamayura 20 Bororo 10 Bakairi 65 Nahuqua 14 Trumài . f d 12 Lilloet (Anderson lake) 25 Auetó ; z 5 517 lrokesen Europäer. 10876 amerikanische weiße Soldaten 197 Pariser P 1 E 5 280 Franzosen. 100 Liven 60 Litauer 100 Esthen Afrikaner. 8 Massai 9 Wasswahili 14 Togo 11 Dualla . = 2020 amerikanische Neger Tabelle XXV. UE e 102,5 103,1 103,5 104,1 104,2 1043 104,8 104,4 104,4 104,7 104,8 105,0 105,8 105,6 106,1 108,9 104,3 104,3 104,4 104,5 106,6 107,4 105,0 105,2 105,9 108,0 108,1 (103,8 Ehrenr. 14 Ind.) (1029 , 93520 (105,2 Ehrenr. 14 Ind.) Schulterbreite in °/o der Körperlänge. Amerikaner. 14 Trumai 17 Tahltan 7 Loucheux 12 Karaya 11 Nunatagmiut 12 Koukpagmiut 65 Nahuqua 170 Shoshoni 25 Auetó 20 Bororo 10 Bakairi Europäer. 100 osteuropäische Juden 129 Pariser 3 60 Litauer 100 Pariser E [ 60 Letten B 5 3 Afrikaner. S Massai 2 9 Wasswahili 11 Dualla 14 Togo . 21,0 22,1 22,1 22,2 22,6 22,8 22.9 . 23,2 23,4 (Ehrenr. 24,5 an 5 Ind.) - 24.5 an. 5 Ind.) Tob 7. Hals und Kopf. Aus dem amerikanischen Material Goulds ergibt sich für die weißen Soldaten (later series) 14,8, für die Full Blacks 14,5, für seine Irokesen allerdings 14,0. Da aber die Werte meiner Messungen zwischen 14,2 und 14,8 schwanken, ist auch für dieses Maß kein Grund vorhanden, eine rassenseriire Bedeutung anzunehmen. Überblicken wir die Reihe der Körperproportionen, wie sie hier gegeben worden ist, so kann unser Urteil über den rassenseriären Wert derselben keinen Augenblick zweifelhaft bleiben. Irgend ein durchgreifender Unterschied hat sich nicht finden lassen. Ich möchte dabei noch darauf hinweisen, daß dieser Schluß unausweichlich ist und auch durch weitere Beobachtungen nicht mehr umgestoßen werden kann, es sei denn daß die hier vorgelegten Messungen so gut wie ausnahmslos falsch seien, was ich nicht annehmen möchte. Zwar lassen sich gegen die hier gegebene Darstellung, wie mir sehr wohl bewußt ist, noch eine Reihe von Einwendungen erheben. Vor allem die, daß wir „die Menschenrassen* gar nicht kennen, daß also die gewählten Blumenbachschen Rassen möglicherweise keine Einheiten darstellen, und es somit nicht zu verwundern ist, wenn wir für sie keine durchgreifenden Unterschiede in den Proportionen auffinden konnten ete. Dem möchte ich aber entgegenhalten, daß erste Formulierungen, wenn sie nur auf Kenntnis eines die Hauptunterschiede darbietenden Materiales erfolgt sind, und wenn sie in berufenen Köpfen, zu denen wir doch Blumenbach und Linné rechnen müssen, sich abstrahiert haben, stets sehr nahe das Richtige zu treffen und nur mehr im Detail, hierin allerdings meist recht ausgiebig, korrigiert zu werden pflegen. Mit der eben gegebenen Darstellung ist also jedenfalls soviel gewonnen, daß ein von Johannes Ranke schon vor längeren Jahren erhaltenes, auch von Topinard schon angedeutetes Resultat noch weiter gesichert wurde: Die gro&en, sich aus dem allgemeinen Eindruck ergebenden Klassen des Menschengeschlechtes zeigen keine mit diesen allgemeinen Unterschieden ein- hergehenden, durchgreifenden Verschiedenheiten in den Proportionen der Hauptkórperabschnitte. Für die Systematik der Menschenrassen sind also die Kórperproportionen erst an zweiter oder dritter Stelle brauchbar. Die naheliegende Frage, ob wir überhaupt heute bei der weitgehenden Mischung aller Bestandteile des genus homo noch durchgreifende Unterschiede erwarten dürfen, selbst wenn solche einmal vorhanden gewesen waren, sowie die vielen und sehr interessanten weiteren Fragen, die sich an die Gliederung in Rassen überhaupt anschlie&en, müssen wenigstens hier noch, da sie im wesentlichen nur eine spekulative Behandlung zulassen, abgewiesen werden. Es sei mir aber gestattet, zu diesem Resultat noch eine kurze Bemerkung zu machen, die unserem Kausalitätsbedürfnis, das bei auffallenden Übereinstimmungen auch nach den gemeinsamen Ursachen sucht, entgegenkommen móchte. Die Hauptkórperabschnitte dienen bei allen Menschenrassen einer so gut wie völlig gleichen Funktion. Wir wissen, daß alle Menschenrassen von ihren Beinen und Armen einen durchaus gleichartigen Gebrauch machen. Es kann also sehr wohl die Funktion sein, die bei allen Rassen ein funktionelles Optimum der Hauptkörperabschnitte herzustellen sucht, die Funktion dabei sowohl als Bildner des heranwachsenden Organismus als auch als Wächter über etwaige Gelüste der vererbenden 118 Potenzen gedacht, der über den Kampf ums Dasein, die Auslese als mächtige Handhabe seiner Polizeigewalt verfügt. Jedenfalls geht die große Ähnlichkeit der Propor- tionen parallel mit einer sehr großen Übereinstimmung in der Funktion.!) Es scheint also durchaus verstündlich, wenn sich nach der Erwerbung des aufrechten Ganges und des selbstsändigen Gebrauches der oberen Extremität, nach einer vollständigen Anpassung an die Bedürfnisse derselben, eme weitere Differenzierung fürs erste nicht mehr einstellte. Des weiteren dürfen wir aus dem vorgelegten Material folgern: Die Amerikaner bilden in Hinsicht auf die Proportionen der Hauptkörperabschnitte eine gut einheitliche Gruppe. Sie stehen in ihrer Körpergröße den östlichen gelben Rassen (Malaien, Mongolen, Polynesier) etwas näher als den sogenannten .kaukasischen* Europäern. Für die Proportionen läßt sich diese Frage auf Grund des hier vorgelegten Materiales nicht entscheiden, da der einzige Kórperabschnitt, für den ich ein einigermaßen hinreichendes Material zusammentragen konnte, die Armlünge, in dieser Hinsicht zwischen Amerikanern, Malaien und Mongolen und Europäern keinen Unterschied aufweist. 8. Kopfindex (Längenbreitenindex). Boas und seine Mitarbeiter fanden bei 43 Stämmen ein Schwanken in den Mittel- werten des Längenbreitenindex am Lebenden von 78,6 bis 88,8, wobei die höchsten Werte als Folge einer Deformation anzusehen sind. Die Nordamerikaner. sind also in Bezug auf den Längenbreitenindex teils mesocephal teils und zwar überwiegend brachycephal. Ihnen reihen sich die Schingu-Indianer, deren Variation für die Mittelwerte beider Geschlechter von 78,8 bis 82,9 reicht, als völlig gleichartig an. Ehrenreichs Resultate sind, soweit Schingu-Indianer in Betracht kommen, völlig damit in Übereinstimmung. Doch enthält seine Messungsreihe auch eine Ausnahme, die 12 Karaya-Männer mit einem mittleren Längenbreitenindex von 73,0. Dieser Mittelwert war mir so auffallend, daß ich ihn aus den Einzeldaten nachrechnete. Dabei ergab sich, daß derselbe irgend einem Versehen seine Entstehung verdanken muß. Der Mittelwert der auf S. 125 der Ehrenreichschen Abhand- lung gegebenen Einzelindices berechnet sich zu 74,8. Betrachtet man 74,9 als Grenze der Dolichocephalie, so stehen die Karaya also noch eben unter der äußersten Grenze derselben. Ich glaube aber nicht, daß die geringe Anzahl der Karaya-Messungen schon das durch- gehende Gesetz umzustoßen vermöge, daß bei reinen amerikanischen Stämmen dolichocephale Bevölkerungen — wohlgemerkt Bevölkerungen, also Mittelwerte, nicht etwa Individuen — nicht vorkommen. In Bezug auf den Längenbreitenindex des Kopfes am Lebenden sind also die Amerikaner ganz auffallend einheitlich. Zur Beantwortung der zweiten Frage, ob die Amerikaner im Kopfindex den kauka- sischen Europäern oder den „östlichen gelben Rassen“ näher stehen, liegt schon ein sehr großes Vergleichsmaterial vor, das es völlig außer Zweifel stellt, daß die drei großen in Frage stehenden Gruppen sich im Kopfindex nicht merkbar voneinander unterscheiden. Nach der großen Denikerschen Tabelle des Kopfindex am Lebenden reicht seine Variations- breite für die Europäer von 76,6 (Korsen) bis 87,4 (Franzosen, Haute Loire, Lozere, Cantal), und bei den „östlichen gelben Rassen“ von 77,0 (Nordchinesen) bis 87,2 (Kirgisen). Die 1) Vergleiche auch Johannes Ranke, Die Proportionen des bayerischen Volkes. Beiträge zur Anthropo- logie und Urgeschichte Bayerns IV. JUS) Variationsumfünge unserer drei Gruppen sind also praktisch identisch. Der Kopfindex vermag damit zur Entscheidung unserer zweiten Frage nichts beizutragen. Damit ist auch schon die letzte Frage, ob der Kopfindex eine rassenseriäre Bedeutung besitzt oder nicht, entschieden. Von ihm ist es unzweifelhaft, daß er keinerlei rassenseriäre Bedeutung, dagegen infolge der relativen Sicherheit seiner Messung eine sehr ausgesprochene Bedeutung für die Unterscheidung von Unterrassen besitzt. 9. Gesichtsmasse und Gesichtsindex. Es ist eine ziemlich geläufige Vorstellung, daß Größe und Form des Gesichtes für die Unterscheidung zwischen Mongolen, Amerikanern und Europäern besonders brauchbar seien. Es seien hier also nicht allein der Gesichtsindex, sondern auch seine Stammaße, diese natürlich wieder in °/o der Körpergröße, durchgesprochen. Als Grundlage dieser Besprechung diene Tabelle XXVI. 1. Betrachten wir zuerst die Gesichtshöhe. Dieselbe schwankt nach den Messungen von Boas bei nordamerikanischen Stämmen von 6,9 (Shoshoni) bis 7,9 (Kwakiutl). Zur Beurteilung der südamerikanischen Indianer liegen mir nur meine eigenen Beobachtungen vor, da Ehrenreichs nach der Topinardschen Anweisung genommenen Maße nicht unmittelbar vergleichbar sind. Die Gesichtshöhe meiner drei Stämme schwankt, wenn wir ebenso wie bei den Nordamerikanern nur das männliche Geschlecht berücksichtigen, zwischen 7,4 und 7,7. Sie reihen sich also den Nordamerikanern sehr gut ein. In Bezug auf die Ge- sichtshöhe können wir die Amerikaner als sehr einheitlich ansprechen. Bei Mongolen und Malaien nach Hagen schwankt die Gesichtshöhe zwischen 7,1 (Sundanesen) und 7,4 (Süd- chinesen). Wir haben also keinen Grund, in Beziehung auf die Gesichtshöhe die Amerikaner von diesen Völkern abzutrennen. Die wenigen mir für Europäer zur Vergleichung ver- fügbaren Daten, die sich auf ein sehr einheitliches und zwar brachycephales Material beziehen, weisen eine Gesichtshöhe von 7,5 und 7,6 auf. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß bei kaukasischen Europäern auch niedrigere Werte vorkommen. Wir werden also folgern: Die Gesichtshöhe gibt zwischen unseren drei Vergleichsgruppen keinerlei Unterschiede. Es ist daher unmöglich, auf Grund der Gesichshöhe die Amerikaner den Mongolen und Malaien näher zu stellen als den Europäern oder umgekehrt. Die wenigen Vergleichsmaße von Afrikanern, die mir vorliegen, zeigen Werte von 6,7 und 6,9. Sie stehen also deutlich an der unteren Grenze der Variation der drei bisher betrachteten Größengruppen. Die Zahlen sind zu klein, um diese Tatsache weiter ver- wertbar erscheinen zu lassen. Immerhin können wir heute schon soviel sagen, daß auch bei afrikanischen Stämmen mittlere Gesichtshöhen vorkommen, die bei Vertretern der anderen Hauptvarietäten beobachtet werden. Ein durchgreifender rassenseriärer Wert kommt auch der Gesichtshöhe nieht zu. 2. Jochbreite. Nach den Messungen von Boas variiert die Jochbreite bei den nordamerikanischen Indianern zwischen 8,8 und 9,6. Nach den Messungen von Ehrenreich und mir bei den südamerikanischen Indianern zwischen 8,1 und 8,7. Beide Male ist wieder allein das männliche Geschlecht berücksichtigt worden, wie immer der innerhalb der Ver- gleichsrassen deutlich wechselnden sexuellen Differenz wegen. Wir stoßen hier also auf einen durchgreifenden Unterschied zwischen Nord- und Südamerikanern. Die Nord- amerikaner haben ein relativ wesentlich breiteres Gesicht als unsere Süd- 120 Tabelle XXVI. 1. Gesichtsmasse nordamerikanischer Indianer in °/o der Körpergrösse. ö Gesichtshóhe Gesichtsbreite Index Boas 1) 22 Nassriver Indians . : : : . : 7,22 9,33 77,3 RE 45 Kwakiutl : & , : ! ; : 7,88 9,16 86.0 E ris 12 Utamk. t. : j : : : : 8 7,58 9,94 81,5 MCA 16 Nkamtceinemuq : : : : ö ; 7,28 8,86 82,2 ze 11 Harrison lake . , : . E : : 7,28 9,59 76,0 as 12 Lilloet (Anderson lake) . E 3 : : 1.39 9,09 80,8 Tis 12075 (Fraser river) 5 . à , : 7,44 9,05 82,7 ir dies 39 Stlemqolequmq : i UEM : d 7.80 9,02 81,3 A AE . 86 Chileotin . 5 : ; , : : , 758 8,98 83,9 2-19) 49 Shoshoni . ; ; 4 ; 3 ! : 6,91 8,88 79,1 TNI 43 Uintah . : : ; : C : 1 7,24 9,02 79,4 ee 16 Moache . : ; : : s : : 7,16 8,69 82,5 m) 17 Tahltan . à : : : : : 7,56 8,82 85,6 p d 12 Koukpagmiut . : 3 t ; i s 7,88 $,80 89,0 IPS 11 Nunatagmiut . 5 : : : ; 5 7,64 9,27 82,5 2. Gesichtsmasse südamerikanischer Indianer in "/o der Kórpergrósse. Gesichtshóhe Gesichtsbreite Index Ranke 14 Trumai . s : : 6 . : : 7,0 8,4 91,2 : 25 Auetö : , : c - ; : | 8,7 88,5 Ehrenreich 14M» : : : : & ; : : = 8,4 -—- Ranke - 65 Nahuqua . . : E : : ; : 7,4 8,4 88,0 Ehrenreich 10 5 : : E . : : : : — 8,2 — 5 10 Bakair . 3 : & E : : : Ll 8,8 — E 14 Kamayura : : : i : : : = 81 — E 20 Bororo . : : ó - : : : = 8,5 — > 12 Karaya . 1 Kerl Det 1 : : M — 8,3 — 3. Gesichtsmasse von Afrikanern in °/o der Körpergrösse. Ó Gesichtshóhe ^ Gesichtsbreite Index 14 Togo (v. Luschan) T : : : 6,9 8,2 88,7 11 Dualla T 5 - 3 . , 6,9 8,3 82,9 9 Wasswahili 5 : ; ; : : 6,9 8,8 83,1 8 Massai 5 3 2 : : : 6,7 7,8 84,8 4. Gesichtsmasse von Indiern, Malaien und Mongolen in °/o der Körpergrösse. ö Gesichtshóhe Gesichtsbreite Index Hagen 27 Klings s ; s : " 2 R & 6,68 8,0 83,7 T 91 Deli-Malaien 3 A : 7,8 8,51 85,5 - 37 Battas 7,20 8,8 82,0 a 9 Sundanesen 7,1 8,7 82,0 E 50 Javanen 7,2 8,8 82,1 s 46 Südchinesen 7,4 8,7 85,8 Koganei (nach Martin) Nordchinesen = = 87,0 Hagen Vorderindier . : ; 6.94 81 85,6 | Malaien der Malakkastraße 7625 8,62 84,1 5 Javanische Völker 7.1 8,64 82,3 - Zentralsumatraner 7,12 8,90 80,0 Bälz 53 japanische Studenten : : - : — 8,4 -- i 18 N Arbeiter : : : : : — 8,7 = 5. Gesichtsmasse von Europärern in °/o der Kórpergrósse. ö Gesichtshóhe Gesichtsbreite Index Pfitzner Elsässer A - E £ : " N ; 1) 8,3 90,3 a * B : t 3 ; : . : 7,6 8,4 90,4 5 E C - 5 : 7,5 8,4 89,0 Boas 1) The northwestern tribes of Canada. Twelfth and final report I. Physical characteristics of the tribes of British Columbia by Franz Boas and Livingstone Farrand. Report of the British association f. ad. of science 1898. — 2) Anthropometry of Shoshonean tribes by Fr. Boas. American anthropologist (N. S.), Vol. I, 1899. — 3) A. J. Stones measurements of natives of the northwest territories by Fr. Boas. Authors edition extracted from Bulletin of the Amer. Museum of Natural History, Vol. XIV, Artiele IV, p. 55 —68, 1901. Ehrenreich, Pfitzner und Hagen loco cit Bei Boas und Ehrenreich sind nur die Reihen aufgeführt, die zehn Individuen oder mehr zählen. Die Gesichtshöhe ist wegen der Verschiedenheit des oberen Meßpunktes bei Ehrenreich nicht angegeben. 121 amerikaner. Boas, dem die absolut und relativ sehr große Gesichtsbreite seines nord- amerikanischen Materiales den umwohnenden Varietäten des genus homo gegenüber auf- gefallen war, hatte für seine Nordamerikaner geschlossen, daß Gesichtsbreiten unter 143 mm für eine Vermischung mit Europäern sprechen. Man sieht, daß dieser Schluß nicht für die gesamte amerikanische Rasse gilt, da von unseren Südamerikanern kein einziger eine Jochbreite über 143 mm aufweist. Für heute sei es genug darauf hinzuweisen, daß Nord- und Südamerikaner in der Gesichtsbreite so auffallend große Unterschiede aufweisen, daß wir — bis auf weiteres — gezwungen sind, sie als zwei Unter- gruppen der „amerikanischen Rasse“ einander gegenüberzustellen. Der Unter- schied gilt, wie wir schon gesehen haben, nicht nur für die absolute sondern auch für die relative Gesichtsbreite und vermag vielleicht einmal, bei genauerer Kenntnis der anderen Rassen, noch wichtige genetische Unterschiede aufzudecken. Die Hagenschen und Baelzschen Messungen ergeben eine Variation der Jochbreite bei Mongolen und Malaien von 8,4 bis 8,9, also in sehr guter Übereinstimmung mit den südamerikanischen Maßen. Dagegen finden sich die hohen nordamerikanischen Jochbreiten hier nicht wieder, was zwar durch die geringe Anzahl der vorliegenden Messungen noch nicht als sicher gestellt gelten kann, aber jedenfalls unsere Aufmerksamkeit in hohem Grade verdient. Die wenigen Vergleichsmessungen von Buropäern und Afrikanern ergeben Werte, die fast ausnahmslos innerhalb der Variationsbreite der bisher betrachteten Gruppen liegen. Wir schließen also wieder: Auch die Jochbreite besitzt keinen durch- greifenden rassenseriären Wert. 3. Gesichtsindex. Auch im Verhalten des Gesichtsindex kommt die große relative Breite des nordamerikanischen Gesichtes noch ziemlich gut zum Ausdruck. Auch stehen die Nordamerikaner in Bezug auf den Gesichtsindex den „östlichen gelben Rassen“ deutlich näher als den Europäern. Allerdings ist dabei die geringe Anzahl der Vergleichsobjekte immer im Auge zu behalten. Umgekehrt ist das Verhältnis für die wenigen südamerika- nischen Stämme meiner Messungen. Sie zeigen einen zum Teil sehr beträchtlichen Grad der Leptoprosopie, der sie in dieser Beziehung direkt neben die Elsässer stellt. Mit Aus- nahme der zwölf Koukpagmiut, eines Eskimostammes, enthält die Reihe der Boasschen Messungen, soweit sie oben wiedergegeben ist, keinen Gesichtsindex, der so groß wäre. Ein Blick auf die Tabelle lehrt uns übrigens, daß Gesichtsindices zwischen 80 und 85 sowohl bei Afrikanern wie bei Amerikanern und Mongolen vorkommen. Eine durchgreifende rassenseriäre Bedeutung kommt also auch dem Gesichtsindex nicht zu. 10. Nasenindices. l. Längenbreitenindex. Als Nasenindex ist hier das prozentische Verhältnis der Nasenbreite — gemessen an den am weitesten ausladenden Stellen der Nasenflügel, — zur Nasenhöhe, — also dem in Projektion gemessenen Abstand der Naht der Nasenbeine und des Stirnbeines von der unteren Fläche des Nasenstachels. Beide Maße sind in ihrer Genauigkeit leider recht ungleich. Das Sicherere der beiden ist die Nasenbreite. Für sie ist diese relative Genauigkeit schon bei dem Vergleich meiner Messungen mit den Messungen Ehrenreiehs nachgewiesen worden. Die Nasenbreite zeigt von allen von uns beiden genommenen Maßen die geringste Differenz, und zwar nicht etwa bloß absolut, was bei der Kleinheit dieses Maßes nicht zu verwundern wäre, sondern relativ zur Größe ihres Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 16 122 eigenen wahrscheinlichen Fehlers. Ich glaube nun, daß dieses Verhalten verallge- meinert werden darf, obwohl ich vielfach auf die gegenteilige Meinung gestoßen bin. Die Nasenbreite scheint mir tatsächlich eines der sichersten Maße in der ganzen von mir benutzten Maßreihe zu sein. Man kann ihre beiden Meßpunkte mit einem Blick umfassen, und man wird nie im Zweifel sein, was man als Meßpunkte auszuwählen habe. Damit sind aber weitaus die meisten und schwerwiegendsten Fehlerquellen anthropologischer Maße von vornherein vermieden. Leider ist das zweite Maß, das in den Index eingeht, die Nasenhöhe, lange nicht so sicher. Das Nasion ist am Lebenden durchaus nicht immer mit. Sicherheit abzutasten, der obere Meßpunkt der Nasenlänge ist dadurch in hohem Grade unsicher. Doch ist auch der untere Meßpunkt nicht gut definierbar, da die untere Fläche des Nasenstachels stets eine gegen den Oberkiefer zu ganz verschieden stark geneigte Fläche darstellt. Bei Topinards Messungsmethode, die als oberen Meßpunkt den tiefsten Punkt der Nasenwurzel benutzt, ist die Unsicherheit des oberen Meßpunktes meiner Ansicht nach nur vermehrt anstatt vermindert. Außerdem ist durch die Verschiedenheit der Messungs- werte eine große Unsicherheit in die Vergleichung dieses Index hineingetragen worden, der ohne genaue Angabe der Me&punkte der Nasenlünge dadurch überhaupt nicht mehr wissenschaftlich verwertbar ist. Eine gute Übersicht über den Unterschied der so erhaltenen Nasenhóhen gibt schon Tabelle XX, die für Auetó und Nahuqua die von Ehrenreich nach der Topinardschen den von mir nach der eben definierten Methode erhaltenen Werte neben- einanderstellt. Die mittlere Differenz der beiden Nasenhöhen beträgt 6,6 mm und die Nasenindices sind für die Auetö bei mir 69,5, bei Ehrenreich 76,0, für die Nahuqua bei mir 75,4, bei Ehrenreich 86,3. Unter diesen Umständen scheint es schwierig, die Nasen- messungen am Lebenden überhaupt zu verwerten und doch berauben wir uns damit. der Benutzung des einzigen Merkmales, das einen rassenseriären Wert: in unserem Sinne besitzt. Daß dieser rassenseriäre Wert ein sehr hoher ist, geht ohne weiteres aus den beiden schönen Tabellen Denikers hervor, dem schon erwähnten Appendix III, und der Tabelle der Nasenindices von Schädeln (S. 64 der englischen Ausgabe, London 1900). Das Verdienst, auf diese rassenseriäre Bedeutung des Nasenindex hingewiesen zu haben, gebührt Topinard, der schon 1885 in „Elements d'Anthropologie generale“ auf p. 303 eine Tabelle des Nasenindex am Lebenden gegeben hat, in der er nachweist, daß seine drei Gruppen der Leptorhinen, Mesorhinen und Platyrhinen sich ganz auffallend genau mit seinen drei Hauptgruppen „Races blanches, Races jaunes und Races noires* decken. Für meine Nasenmaße habe ich in meinem abgelegenen Arbeitsort ein ausreichendes Vergleichsmaterial nicht zusammentragen können. Leider fehlt auch in den mir zugäng- lichen Boasschen Veröffentlichungen eine Angabe über das bei der Messung der Nase eingeschlagene Verfahren. Seine Werte sind im Tabelle XXVII zusammengestellt. Sie zeigt, daß die Nordamerikaner mit einer einzigen, sehr auffallenden Ausnahme, die zu den am stärksten leptorhinen Formen gehört, die überhaupt beobachtet worden sind, den Tahltan, das Gebiet der Mesorhinie erfüllen. Bei der Wichtigkeit der Frage habe ich auch einige der bei Ehrenreich fehlenden Nasenindices seines Materiales berechnet, allerdings nur für die drei Reihen, die über zehn Individuen betrugen. Ich finde für zehn männliche- Bakairi 83,4, für 20 männliche Baroro 82,8, für zwölf Karaya 85,9. Die Zahlen sind auf- fallend hoch, doch halten sie sich ebenfalls leidlich innerhalb der Grenzen der Mesorhinie. Die Messungen sind noch viel zu unsicher — aus den oben besprochenen Gründen, — um. die sich aus ihnen ergebende annähernde Gleichheit der Nord- und Südamerikaner schon irgendwie sicher zu stellen. Wir können also auch noch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob tatsächlich der auffallende Unterschied, den wir für die Gesichtsbreite zwischen Nord- und Südamerikanern gefunden haben, ohne jeden Einfluß auf die Nasenform bleibt. Vor allem wäre dazu notwendig zu wissen, nach welcher Methode Boas die Nasenhöhe ge- messen hat. Tabelle XXVII. -Nasenindices nordamerikanischer Indianer. Männer Frauen | Mittel | Anzahl| Mittel | Anzahl | B IuTahltank AUT P s f 62,6 17 62,2 3 owe | | Loucheux f Northwest Territories Canada \ 71.7 7 == ini $ | Lilloet (Fraser river, British Columbia) . 722 12 TI 14 Chileotin (British Columbia) : ; 1 .74,2 36 75,9 16 Deniker Laloy Sioux (Süddakota) : : : : 75,9 23 — = Shuswap (British Columbia) 3 : 77,4 39 72,9 28 | Lilloet (Anderson lake, British Columbia) 2 78,4 12 78,1 19 Boas Moache (Colorado) ^ ; 80,6 14 = = | Shoshoni (Grenze von Idaho und Nevada) 5 81,6 49 = — Uintah (Utah) E : , N : à 82,6 33 — Ten Kate | Zunis (Neu-Mexiko) . : ? 5 : 84,9 28 == — Jedenfalls aber ist schon nach dem Material Topinards und Denikers soviel klar, daß die Amerikaner nach dem weitaus wichtigsten somatischen Merkmal den ,óst- lichen gelben Rassen“ wesentlich näher stehen als den Europäern. Ein Re- sultat von größter Wichtigkeit. 2. Elevationsindex. Topinard hatte ursprünglich neben dem eben besprochenen Längenbreitenindex der Nase noch einen zweiten Nasenindex angegeben, das prozentische Verhältnis der Nasenelevation zur Nasenbreite. Was wir unter Elevation der Nase zu verstehen haben und wie dieselbe zu messen sei, ist schon anläßlich des Messungsschemas (Kapitel I, S. 4 ff.) ausgeführt worden. Topinard hat diesen zweiten Nasenindex später wieder falen làssen, da beide Indices die gleiche Art der Klassifikation ergaben: ,Les résultats généraux aux quels on arrive avec les deux, sont si semblables, que j'ai renoncé au second comme superflu.* Ich móchte aber den Topinardschen Indice nasal antero-posterieure für uns Deutsche unter dem Namen Elevationsindex wieder zu neuem Leben erwecken und zwar aus folgenden, wie mir scheinen will, sehr schwerwiegenden Gründen. Der Hóhenbreitenindex der Nase enthält neben einem sehr sicheren Maß, der Nasenbreite, ein unsicheres und außerdem noch nach ganz verschiedenen Methoden gemessenes, die Nasenhóhe. Wenn nun die Nasenelevation auch nicht so absolut sicher wie die Nasenbreite gemessen werden kann, so scheint sie mir immerhin nach der Nasenbreite eines der sichersten Maße zu sein, die überhaupt am Lebenden genommen werden können. Sie erlaubt wieder die beiden Meß- punkte mit einem einzigen Blick zu umfassen und bei der starken Krümmung des Über- ganges der Nasenscheidewand in die Oberlippe ist es auch nicht schwer, zu dem einen sicheren Me&punkt, dem am weitesten vorragenden Punkt der Nasenspitze, auch den zweiten, 16 * 124 den tiefsten Punkt unterhalb der Nasenscheidewand, aufzufinden. Allerdings muß zur Messung der Nasenelevation der Kopf in der deutschen Horizontalen gehalten oder wenigstens das Meßinstrument in seiner Hauptachse der deutschen Horizontalen parallel gehalten werden. Diese Berücksichtigung der Kopfhaltung allein ist es, was die Messung der Nasen- elevation unsicherer gestaltet als die Messung der Nasenbreite. Der eine Vorzug des Elevationsindex vor dem Längenbreitenindex der Nase liegt also in der relativ sehr großen: Sicherheit der beiden Stammaße. Der zweite Vorteil desselben liegt Elevatlons=Jndex darın, daß der Elevationsindex die all- Bl - von 58 brasilisnischen Jndianerinnen fälligen Unterschiede noch deutlicher BiSenisBRsgerseheai.bamenzehuleriien zur Erscheinung bringt als der Höhen- breitenindex. Die großen Unterschiede, die sich für den Elevationsindex zwischen einem europäischen Vergleichsobjekt (58 bayerische Hebammen) und meinen 58 Maßen an Frauen aus dem Schingu- Quellgebiet ergeben, zeigt ein einziger Blick auf die Abbildung 5. Wir sehen nicht nur einen sicheren Unterschied in den Mittelwerten, sondern die empi- rischen Variationspolygone kommen so- gar nirgends zur Deckung. Wenn das auch zum Teil eine Folge der geringen Anzahl der Messungen ist, so denke ich doch, Figur 34 rede eine so deutliche Sprache, daß es nicht notwendig sei, zur Empfehlung der Messung der Elevation und der Berechnung des Elevationsindex noch viele Worte zu verlieren. Ein Merkmal, das größere Unterschiede zeigt als irgend ein anderes der bisher S LIA 1777. N B: 17 1 Abbildung 5. üblichen und dessen Unterschiede einen so ausgesprochenen rassenseriären Wert besitzen, trügt den Lohn der zu seiner Messung aufgewandten Mühe in sich selbst. Die Formeigenschaften der Nase sind also rassenseriär von großer Bedeutung. Neben Haut und Haar sind sie meiner Meinung nach die wichtigsten somatischen Merkmale, soweit der Versuch einer Einteilung des Menschengeschlechtes in große, innerlich zusammen- hüngende Gruppen in Betracht kommt. An der Hand dieser drei Wegweiser und einer- noch sorgfältig zu ermittelnden Kenntnis ihrer Bastardierungsgesetze werden wir uns wohl schließlich auch noch in dem unentwirrbar scheinenden Völkerknäuel des südlichen Asien, Insulinde und der Inseln der Südsee zurecht finden. Ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, daß sich die überwiegende Bedeutung der Nasenform auch schon bei der rein statistischen Verarbeitung der Maße hatte voraussehen lassen, als sich die Näse als die weitaus variabelste Körpergegend herausstellte, eine Erscheinung, auf die schon Topinard im gleichen Zusammenhang hingewiesen hat. Um zu einer vollen Würdigung dieser Be-- deutung der Nase für die Klassifikation der Menschenvarietüten zu gelangen und zugleich ihre rassenseriären Eigenschaften möglichst vollständig auszunützen, muß allerdings die- genaue Erforschung der sicher unvermischten oder wenigstens relativ reinen Bevölkerungen vorangehen. Daß wir aber mit einer solchen wirklich einen brauchbaren Schlüssel in der: 125 Hand halten, scheint mir aus dem oben Mitgeteilten ganz unwiderleglich hervorzugehen. Selbstverständlich will ich mit dem eben Gesagten nicht einer ausschließlichen Berück- sichtigung der Nasenform das Wort reden, aber doch mit allem Nachdruck darauf hinweisen, daß Nasenmessungen in allererster Linie berücksichtigt werden müssen. Besäßen wir heute so viele exakte Nasenmessungen, als wir Messungen der Körpergröße oder des Kopfes besitzen, so stünde es um unsere Klassifizierungsversuche gewiß wesentlich besser. Damit scheinen mir die wichtigsten Proportionen und Indices, die sich aus meinem Material ableiten lassen, besprochen zu sein. Die Verhältnisse zwischen Ober- und Unterarm und Ober- und Unterschenkel, die mir an seriärem Werte etwa demjenigen der Haupt- proportionen nahe zu Stehen scheinen, konnten leider mangels der zu Grunde liegenden Messungen hier keine Berücksichtigung finden. Der Handindex, der sonst noch mehrfach berechnet worden ist, wurde hier nicht weiter berücksichtigt, da sich aus der Betrachtung der konstanten Fehler unserer Messungen ergeben hatte, daß die Handbreite in der heutigen Definition ein zu ungenaues Maß ist, um ohne Nachprüfung zu Vergleichen verwendet zu werden. Die Besprechung der genommenen Fingermaße sei ihres mehr speziellen Interesses wegen bis zur Herbeischaffung größeren Vergleichsmateriales verschoben. Die Maße und die Mittelwerte findet der Interessent in den mitgeteilten Tabellen. Anhang. Sporadische Messungen. Es erübrigt noch anhangsweise ein paar Messungen zu besprechen, die nur bei einer geringen Anzahl von Individuen vorgenommen worden sind. Es sind das: 1. Messungen des Brustumfanges. Derselbe betrug bei 20 Auetö im Mittel 919,6 und bei 36 Nahuqua 907,8 mm. Die Werte sind bei wagerecht ausgestreckten Armen und in einem mittleren Zustand zwischen In- und Exspiration gewonnen. Auf die Körpergröße bezogen erhalten wir also für die Auetö 58,2 und für die Nahuqua 56,0. Ehrenreich gibt für 14 Auetö 58,1 und für 14 Nahuqua 54.5, für 10 Bakairi 56,5, für 14 Kamayura 55,0 und für 19 Bororo und 12 Karaya je 55,1 an. Unsere Werte stehen also hier in sehr guter Übereinstimmung. Gould gibt für seine Irokesen bei 1733 mm Körpergröße 965,2 mm Brustumfang, also 55,1°/o. Der größte Brustumfang, den seine Serien sonst noch enthalten, ist der der weißen Soldaten mit 909,75 mm Brustumfang bei 1705,6 mm Körpergröße. Das ergibt 53.3°/o. - Die Studenten seines Materiales ergeben einen relativen Brustumfang von 51,8. Das Mittel der Deutschen beträgt nach Topinard 53,8, dasjenigen der Schotten 56,7. Die Neger des Gouldschen Materiales weisen einen relativen Brustumfang von 53,1 auf. Ein rassenseriärer Wert kommt diesem Maß also nicht zu. Wohl aber zeigt es sich sehr deutlich von der Beschäftigung abhängig (siehe oben amerikanische Soldaten und Studenten). Ich möchte deshalb Ehrenreich voll beipflichten, wenn er den großen Brust- umfang unserer Schingu-Indianer mit „der Arbeit im Kanu“ in Zusammenhang bringt. Für die Irokesen Goulds kann dieses Moment allerdings nicht zur Erklärung herangezogen werden. Doch bleiben meiner Meinung nach auch für sie noch genug die Atmung stark 126 in Anspruch nehmende Momente den Kulturnationen gegenüber bestehen, die mit dem beobachteten Unterschied des Brustumfanges parallel gehen. Bei den Schotten dürfen wir vielleicht anführen, daß sie ein sehr bewegliches Bergvolk sind. Das Gesagte bitte ich aber mit allem wissenschaftlichen Vorbehalt aufzunehmen. Die Zahlen sind klein und stellen unsere angedeuteten Schlüsse keineswegs sicher. 2. Eine kurze Reihe von Messungen bezieht sich auf Fu&lünge und Fußbreite. Die Fußlänge betrug bei acht Männern 234,9 und die Fußbreite bei denselben Individuen 97,5 mm. Da die Körpergröße dieser acht Männer im Mittel 1614,8 mm betrug, so ergibt sich als relative Fußlänge für dieselben 15,1 und als Mittel für die Fußbreite 6,04°/o. Das Gesamtmittel der Ehrenreichschen Serien ist 15,2 und 6,0. Vergleichsmaterial steht mir für diese Zahlen nicht zur Verfügung. 3. Schließlich bleiben noch einige Wägungen zu besprechen. Dieselben ergaben für 11 Trumaimänner 58,2 kg und für 12 Trumaifrauen 49,5 kg. Es ergibt das 0,368 kg pro Zentimeter Körperlänge für Männer und 0,332 kg pro Zentimeter Körperlänge für die Frauen. Gould fand für seine weißen Soldaten 0,377, für seine Matrosen 0,367; für die Studenten 0,357 kg; für Neger und Mulatten je 0,390 und für seine Irokesen 0,419. Wir finden also unsere Schingu-Indianer in guter Übereinstimmung mit den Zahlen, die Gould für seine weißen Soldaten, Matrosen und Studenten angibt, wenn sie auch hinter den anscheinend sehr gut genährten Irokesen seines Materiales zurückbleiben. Zusammenfassung der Resultate: 1. Soweit das vorgelegte Material einen Schluß zuläßt, unterscheiden sich die Nord- und Südamerikaner nur in der Gesichtsbreite (Jochbogenbreite) deutlich und durchgreifend voneinander. In allen übrigen untersuchten Eigenschaften erweisen sie sich als gleichartig. 2. Ein einigermaßen durchgreifender rassenseriärer Wert kommt von den untersuchten Maßen allein den Nasenmaßen, vor allem den Nasenindices, zu. Ju . Der Breitenelevationsindex der Nase verdient den Vorzug vor dem bisher meist allein benutzten Längenbreitenindex der Nase. 4. Das somatisch weitaus wichtigste Kennzeichen — der Nasenindex — stellt die Amerikaner zweifellos den östlichen gelben Rassen näher als den Europäern, womit das gleiche, aus der Betrachtung der beschreibenden Merkmale erhaltene Resultat eine sehr wichtige Stütze erhält. VIII. Kapitel. Sehlussbetrachtungen. Da wir den einzelnen Kapiteln schon die Hauptresultate in möglichst gedrüngter und prüziser Form beigegeben habes, kónnen wir auf eine nochmalige Zusammenfassung der einzelnen Resultate verzichten. Nur eine Frage scheint mir noch einige Worte notwendig zu machen, die Frage nach der Verwandtschaft der Amerikaner mit Mongolen oder Europäern. Solange man nur den allgmeinen Eindruck berücksichtigte, für den Haut- und Haarfarbe, die Krümmung des Haares, die Farbe der Augen und die Form der Nase maßgebend zu 127 sein pflegen, hatte man die Amerikanner ausnahmslos in eine nahe Verbindung mit den sogenannten mongolischen Bevölkerungen gebracht. Der erste Versuch, Messungen an Amerikanern zur Klassifikation zu verwenden, hat dagegen eim abweichendes Resultat ergeben. Ehrenreich, der als erster diesen Versuch gemacht hat, schreibt: „Bezüglich der Rassenmerkmale ergibt sich, daß unsere Indianer trotz gewisser mongolischer Züge in der Gesichtsbildung sich in ihren Körperverhältnissen weit mehr der kaukasischen Rasse nähern als der mongolischen. Klafterweite, Länge des Oberarmes und der ganzen oberen Extremität, Nabel- und Symphysenhöhe zeigen durchaus europäische Verhältnisse. Die größere Unter- armlänge wird für die Gesamtlänge der oberen Extremität ausgeglichen durch die Kürze der Hand, die sie von Europäern wie von Mongolen unterscheidet. Namentlich letztere übertreffen unsere Südamerikaner bedeutend an Länge der Hand, während ihr Ober- und Unterarm erheblich kürzer ist. Dasselbe gilt für die untere Extremität. Dagegen besitzen die Indianer längere Füße. Die wichtigste Übereinstimmung mit der mongolischen Rasse ist die bedeutende Vertikallinge des Kopfes. In der Gesichtsbildung beruht der wichtigste Unterschied beider Rassen in der geringeren Augendistanz beziehungsweise größeren Breite der Nasenwurzel, überhaupt dem kräftigeren Vorspringen der Nase bei den Amerikanern.“ Meine Resultate ergaben ein davon etwas abweichendes Resultat. Man beachte aber, daß mein Vergleichsobjekt für die asiatische Verwandtschaft von dem Ehrenreichs ver- schieden ist. Ich wählte als Gegensatz zu den Europäern nicht den schwer faßbaren Begriff des Mongolen, für deren Hauptmasse, die Chinesen, so gut wie keine — für die Japaner noch viel zu wenig — Messungen vorliegen, sondern nach dem Vorgange Topinards die Gesamtheit der gelben Rassen Asiens und der benachbarten Inselgebiete, soweit sie mit diesen nahe verwandt sind oder ein historischer Zusammenhang mit Asien (Polynesier) sich nachweisen läßt. Auf diese Weise war es mir schon in der relativ wenig umfassenden Literatur, die mir in Arosa zu Gebote stand, möglich, wenigstens für einige Merkmale eine ziemlich große Reihe von Varietäten aus den drei zu vergleichenden Hauptgruppen neben- einander zu stellen. Auf diese Weise kann man wenigstens zum Teil die irreführenden Wirkungen lokaler Eigentümlichkeiten des gerade zur Vergleichung vorliegenden Materiales und auch der Differenzen vermeiden, die sich aus den heute noch sehr betrüchtlichen Ab- weichungen der Messungsmethoden der einzelnen Forscher ergeben. Benutzt man als Vergleichsobjekt im wesentlichen die Japaner, von denen uns, wie gesagt, heute noch viel zu wenig Messungen vorliegen, so scheint in den Hauptproportionen der Amerikaner dem Europäer näher zu stehen als dem Asiaten. Darin möchte ich Ehrenreich durchaus zustimmen. Benutzt man aber die Gesamtheit der „östlichen gelben Rassen“, so ändert sich das Bild. Der lange gekannten Gleichheit von Haut und Haar und dem häufigen Auftreten der Mongolenfalte gesellt sich dann noch eine sehr große Ähnlichkeit in der Nasenform bei. Allerdings möchte ich auch für die Nase wieder Ehrenreich bei- stimmen, daß die Gegend der Nasenwurzel bei den Amerikanern deutlich kräftiger hervor- tritt, besser profiliert ist, als bei den uns geläufigen typischen Vertretern der Mongolen. Dieses Merkmal unterscheidet aber diese typischen Mongolen auch von den umwohnenden gelben Asiaten ebenso wie von den Polynesiern. Außerdem dürfte gerade in dieser Hinsicht unser Typusbegriff die mittleren Unterschiede deutlich übertreiben. Auch dem Satze Ehrenreichs, der für die Amerikaner durchaus europäische Pro- portionen in Anspruch nimmt, möchte ich voll beipflichten. Doch glaube ich nicht, daß 128 dieser Umstand für unsere Klassifikation verwendet werden darf. Für die Armlänge glaube ich nachgewiesen zu haben, daß sie im wesentlichen bei Amerikanern, Europäern, gelben Asiaten und Afrikanern die gleiche Variation aufweist. Für die übrigen Proportionen fehlte mir allerdings das Vergleichsmaterial, speziell für die „östlichen gelben Rassen“. Da aber die Armlänge mit der Beinlinge in hoher positiver Korrelation steht, scheint mir der Schluß, daß auch die Beinlänge keine derartigen Rassendifferenzen aufweise, unabweislich. Bei der großen Abhängigkeit der Rumpflänge von der Beinlänge ist der gleiche Schluß auch für diese zum mindesten wahrschemlicher als das Gegenteil. Halten wir dagegen, daß auch in der Körpergröße Ähnlichkeiten zwischen den Amerikanern und den östlichen gelben Rassen bestehen, die zwischen Amerikanern und kaukasischen Europäern fehlen, sowie die Tatsache, daß die einzigen somatischen Merkmale, die überhaupt einen deutlichen rassen- seriiren Wert besitzen, die Breite und Elevation der Nase, die Amerikaner ebenfalls ganz unzweifelhaft den „östlichen gelben Rassen“ näher stellen als den Europäern, so werden wir uns bis auf weitere genauere Untersuchungen wohl am besten wieder mit der alten Annahme einer nahen Verwandtschaft zwischen den gelben Völkern Asiens und Amerikas begnügen. Zum Schlusse sei es mir gestattet, die wichtigsten der allgemeinen methodologischen Resultate noch einmal hervorzuheben. Die Anthropologie bedarf notwendig 1. einer Vereinheitlichung ihrer Messungsmethoden und 2. einer Vereinheitlichung der statistischen Durcharbeitung ihrer Re- sultate. Des weiteren muß die Beschreibung neben der Messung wieder mehr in den Vorder- grund treten. Damit sie streng wissenschaftlich verwertbar sei, muß aber das jeder Beschreibung zu Grunde liegende tertium comparationis eine sorg- fältigere Berücksichtigung finden als bisher. Zu diesem Zwecke müssen die heute schon vorhandenen Vergleichstafeln für die wichtigen Charakteristika noch sorgfältiger ausgearbeitet und durch genaue Nachbildung sämtlicher bisher beobachteter Varietäten erweitert werden. Als spezielle Vorschläge möchte ich nur auf eine möglichst eingehende Berück- sichtigung der Nasenmaße hinweisen, sowie auf die Notwendigkeit, die Bestimmung der Hautfarben durch die Berücksichtigung der Farbe der behaarten Kopfhaut von den vielen störenden Zufälligkeiten zu befreien, die ihre Vergleichung sonst so sehr erschweren. Ich wiederhole noch einmal, daß es mir außer Zweifel steht, daß es um unsere klassifikatori- schen Versuche weit besser stünde, wenn die Aufmerksamkeit der reisenden Anthropologen von vornherein auf die Nasenmaße gelenkt worden wäre. Sie übertreffen jede andere Messung am Lebenden weit an anthropologischem Wert. Unter ihnen empfiehlt sich besonders die Messung der Elevation neben der der Breite und der Gebrauch des Elevationsindex. Wenn der Anthropologe das vorliegende Werk durchblättert, wird er mit Schaudern die große Rolle bemerken, die rechnerische Überlegungen in demselben spielen. Der Raum, den dieselben einnehmen, entspricht aber nicht ganz ihrer Wichtigkeit. Da ein Teil der- selben für deutsche Leser hier zum erstenmal Verwendung fand, war es notwendig, Dinge in extenso mitzuteilen und zu begründen, die, was das Resultat allein angeht, in wenig kurzen Sätzen zusammengefaßt werden können. Haben sich die vorgetragenen Methoden einmal eingebürgert, so kann ein großer Teil der hier gegebenen Auseinandersetzungen als von vornherein feststehend wieder aus derartigen Arbeiten wegbleiben, und nur das 129 knappe Resultat mitgeteilt werden. Die Rechnungsarbeit hat sich allerdings für den Anthropologen, der sein Material ausnützen möchte, beträchtlich vermehrt; so sehr, daß ich es für unmöglich halte, diese Arbeit dem Anthropologen überhaupt zuzumuten. Die Berechnung der Parameter und ihrer wahrscheinlichen Fehler sowie der zu einer exakten Vergleichung notwendigen Daten sollte meiner Meinung nach statistischen Hilfsarbeitern zugewiesen werden. Dieselben müssen allerdings heute erst geschult werden. Doch bietet das kein prinzipielles Hindernis. Statistische Hilfsarbeiter und die Benützung mechanischer Rechnungsmethoden können aber den Anthropologen leicht soweit entlasten, daß er nicht, wie es nach dieser Arbeit scheinen muß, so gut wie ausschließlich in statistischer Klein- arbeit unterzugehen braucht. Die Kenntnis der statistischen Theorien ist aber bei dem heutigen Stande unseres allgemeinen Wissens völlig unerläßlich, wenn überhaupt Messungsreihen wissenschaftlich verwertet werden sollen. Beobachtungsprotokolle der absoluten Masse und einiger Indices (Kopf-, Gesichts- und zwei Nasenindices). (Tabellen XXVIII—XXXI) Tabelle XXVITI. Kopi-, Gesichts- und Nasen-Stammasse. Ez Kopf- | Gesichts- | Nasen- Besiahte Nr Name coc Alter || Brei ö ? hóhe Ics Länge | Breite | Bes el Höhe | Breite Eleva- (Haarrand) BE ppc dni mme dnos FN, C | breite) | wurzel) | tion Trumai 7 Aunukua . i : 2 Ó 30 187-| 150 | 136 130 || ‚60 37,5 17 161 Sal Matauai c hie III 30 181 | 152:| 184 | 195 | 61 46 16 171 9 Karape . . AMI x 20/30 181 | 147 129 1261.1.25615/]| 839 aa MN 162 10 Jauapuru (Häuptling) a 40 185 | 147 129 118 || 54 41 17 164 11 Ajupou : - : D 20/30 175 | 148 | 138 121 | 58 39 14 169 128 Mutua rose. || Kell 20/301 111807 | 11534 | ana) 71967 |. 57 39 Tao 18787 13 Auaturi . J . ; V 22 192 158 142 124 | 52 43 ib 164 14 Karapura t z 20 176 | 147 130 112 | 54 40 13 163 157| Yakuma . 0. 00.) | « | 80/40 | 172 | 142 | 182 | 114 | 55 | 87 | 34 168 16 Yate . : 2 2 : : 20 182 | 149 | 142 117 | 55 41 12 168 17 Tatapul . 5 2 5 E 30/40 182-| 144 | 129 126 | 57 49 Ti OSTIA 18 Mutuana . 2 3 5 » 20 188 150 139 129 | 51 388b. 1,1125, 177, 27 Kamikıa 0. WEHR » | 20/80, 183 | 149 | 134 121: | 56 27 18 |. 169 284 Arapiran. U -- 0 |j 20/25;| 184; 51541 | 189,| 119 | 52 | 46 16, | 177 19 | Kudada . . . | Ol 30/40 | 176/| 144 | 128 | 114 | 49 89 11 157 20 Gizki 3 : ; - 30/40 172 143 | 182 12021 :58 36 15 168 21 | Kuyeruma . . . | , | 40/45 | 168 | 143 | 196 | 118 | 53 38 18 156 22 Yanaru . : 3 ar 30/40 373% | 1454 | 19998 7119 | 48 36 10 160 23 | Yabotsin . . . | „| 18/20| 178. . 149/| 184'| 115 | 49 | 83. n 164 24 Olokuez . :; ; : E 14/16 169 |71392 2171207 108 | 45 34 12: 151 25 Apakairu 2 de 2 " 30 171 | 144 | 126 108 | 52 35 12/03 155 26 Aputó 2 , 5 aul] ke 30 165 | 142 | 126 Tipo o5 29 13 162 29 Uene. 2 : 7: ln 18/20 172; | 142 128 112 52 40. | 14" | 169 30 Kaminiru j t 5 30/40 174 | 146 | 198 | 115 52 40% ao 164 31 Kuyamutan . : / c 30/40 1/22 13142 T2997 EXSISA4 1 553. 41 14 167 32 | Kuyetenami . . . | , | 30/40 | 174 | 144 | 184 | 108 | 55 |.39 12°.) 162 33 Kaisoko . . ler — 181 1424 || 193% 338; | 57 36 12° || 167 34 Atauaka. B ; | 20/30 172 | 138 | 121 | 114 | 52 eB) 11 | 165 Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 17 3 | i | md ob Kopf- ee | Nasen- Gesichts- p5 res i ö öhe 75 Lànge Breite dye SERE | Höhe Breite Ds M (Haarrand) = || ll || breite! | wurzel) | ion Auetó Tamakawi là | 40 ! 186 | 155 | 147 | 124 || ^58 42 15/9 T T8 36 | Majakua . prs 30 || 189 | 158 | 184 | 196 | 55 43 1235| 177 37 | Kanuja ! . | 20/80 | 179 ' 149 | 139 | 119 | 56 40 14,5| 176 38 | Yancam . . | . || 20/25 | 188 | 152 | 144 | 194 || "56 | 39 14 | 184 39 | Nauiri-Autotap It | 20/25 | 182. | 148 | 141 | 117 | 54 | 39 15 | 172 40 | Kalukuma | ».| 20/80 | 189.| 148 | 185 | 120 | 54 38 19. | jet 4l | Makalea . | „ | 20/30 | 190 | 150.| 134 | 195 | 58 43 16 | 188 43 | Kamariwe lo | 40/50 | 184 | 154 | 187 | 114 | 52 39 18 | #162 44 | Marika I AO 188.41. 147) 1370| 193: | 8169 41 15 169 45 | Manjama. | » | 30/0 | 183 | 144 | 186 | 115 | 56 39 12 | 173 46 | Tarukui . | „ | 20/30 | 180 | 148 |. 189 | 120 | 56 37 15 | 174 47 | Tendepai-uop. IN) 185 | 149 132 121 || 57 39 155| 174 48 | Kainuma. | T | 30/40 | 195 | 146 | 188 | 1291 | 565| 38 | 15 | 182 49 | Alindi „| »20.. || 92:1: 0250, 1.1138; ||, 19311 058 38 14 174 50 | Morokono le 18601 reram STAREM E T0 LESE 38 11 178 51 | Kanakainamo » | 90 | 184 | 141 | 126 118 | 54 35 JUlds) 179 52 | Kauruma. . | 25/30 || 184 | 150 137 129: | 57 39 13 189 53 | Maukati . | . | 40/50 | 185 | 150 | 126 | 127 | 55 35 14 | 182 54 | Mawizalaja | - | 40/50 | 185 | 155 | 146 | 124 | 60 4l 15 176 55 | Mazirapa. |-.-1-40/80.|| -186.| 149. | 183. |.120. | 56 40 18 174 56 | Malepu |» | 50/60 ! 177 | 144 | 151 | 116 | 57 40 16.5| 174 57 | Tutuekuma | „ || 20/25 | 195 | 158 | 141 | 125 | 54 35 18,5| 174 58 | Ualama |; |920/50 | 182 | 146 | 188 | 118 | 51 38 14 160 59 | Kawalakatö „|. 40/50 | 186 | 152 | 141 | 122 | 57 40 14 | 175 | ll 1 | | | ll 60 | Yakuiru . O |/30/40 | 170 | 141 | 124 | 112 | 52 36 19,5| 157 61 | Yanakumalu . ns 40 178 | -144 | 128 | 105 | 45 34 14 | 167 62 | Guakani (Kamayura) || "s 30 180 | 144 | 134 | 118 | 52 32 11,,| 168 63 | Kunjaetai nd — 178 | 147 | 181 111 | 52 34 145, 155 64 | Majaizu 2.41-90/801 1722). 1434| 0132,01 107 || 51 34 11 165 65 | Wairatawali . : 30 186 | 148 | 182 | 116 | 56 33 14 169 E 66 | Hakuku . | 20/25 | 180 | 148 | 183 | 120 | 49 36 14 162 67 — . | 380/40 | 180 | 149 | 131 118 | 56 41 14 160 68 | Yakairu . . | 20/30. || 171 | 137.| 194.| 116 | 55 37 11. j| 161 | li | Nahuqua. 69 | Yalowiku (Etagl), ö | 20/30. || 199 | 148 | 140 | 126 || 58 42 18 178 70 | Araika 4 . | 40/50 || 192 | 149 | 187 | 130 | -61 42 19,| 194 71 | Matiwuta „ . | 380/40 | 185 | 146 | 188 | 190 | 57 42 17 178 72 | Majauari " . | 20/80 | 182 | 145 | 134 | 108 | 46 Al 14 160 73 | Iwura : Um 1891:] 14831 142 4| 118: |, 48 37 15 166 74 | Tuwareana (Oti) . | 20/30 | 190 | 148 | 135 | 118 | 56 42 16 175 75 | Namua (Etagl) . | 40/50 | 187 | 145 | 136 | 138 | 63 39 18 192 76 | Uluti : . | 25/30.|- 187 | 146 | 186 | 122 | 57 35 17 172 Ti | Awinaku , : 20 181.| 156.| 135 | 116 | 51 36 19 I| ST) 78 | Sariko (Oti) . . | 20/30.| 185.| 146 | 188.| 119 | 52 37 19,5| 176 79;|; Awokä ., .. E 50 175.| 149.|| 188.|. 122 | 57 40 16 189 80 | Jsalu (Etagl). 3 30 185 | 158 | 145.| 118 | 53 4l 18 184 $1 | Ganapaju (Guikuru) . . || 20/30 188 153 1989 131 53 43 18 178 82 | Aunukua 3 Ego 40 194 | 154 | 189.| 192 |. 52 43 17 178 87 | Tarukare 2 . | 90/80.| 197.| 145 |.137 | 121 | 58 40 17 182 88 | Ajurua > | 20/30: | 183,| 137.) 134.) 117 | 54 44 16 167 90 | Kanaurija 2 .3.40/50.| 394 | 147 | 1427| 114 || 58 42 15 177 91.) Mikotava = , || 90/80 | 181 | 147 | 140 | 121 | 54 40 15 177 | | | 131 | 3 c ran | | Name | E Alter | ru an Be IN 2 lcs | Breite öhe | 1 | Ie is i | Länge | Breite | breite) | wurzel) | Hóhe | Breite Eleva |(Haarrand) 2 | || (Joeh- | /Nasen- | tion | Nahuqua 992 Onotake (Guikuru) ö | 30/40 | 180 148 188 128 | 59 44 19 192 91 Maizalawa 2 Ims 1773052102195 143 | 140 121 || 54 40 16 179 96 Manewa ar | 30 154 149 | 135 112 | 50 38 15 164 97 Rakua (Kalapalu) » || 90 188 149. | 134 123 | 56 39 16 179 107 Kahukaru : >| 60/70 185 149 | 189 1254/1955 44 18 |" 190 109 Tuwulä t : s 70/80 189 141 | 143 130 56 47 15,5 178 110 Amu (Guikuru) . | 20/30 186 147 135 120 | 55 40 165| 170 112 Anaru 1 E | 40 182 147 | 136 118 | 58 42 JOorwi 165 113 Kumari - i 30 182 145. | 133 112 | 52 41 17 177 114 Guatawu : 20/30 187 144 | 186 li6 | 53 40 13 | 171 115 Maglianu - z 30/40 188 147 138 116 | 49 36 13 | 177 116 Muryara * : 40/50 178 146 151 113 53 40 15 168 119 | Tajova (Karaiba) . | 50/60 188 150 | 188 124 56 40 15 184 122 | Airwana (Kalapalu) „ | 20/30 | 183 142 | 127 114 53 41 va) 177, 123 Marika (Avauetö) - || 30/40 189 145 | 184 119 52 40 14 177 124 Maini ee E 130 176 145 | 131 115 50 42 16 163 125 Atujeru 5 23 1730 188 149 138 198 | 58 41 14 179 126 Jahila (Kalapalu) . | 20/30 159 155 137 121 51 40 16 188 127 Engihua e " 40 178 146 136 113 52 38 14,5| 170 128 Karawiri " 2 5 30/40 183 146 | 136 116 49 39 15 167 129 Akuaka (Panaküri) . J 50 183 154 | 139 114 | 48 36 14,5 180 130 | Kasowagl (Kalapalu). 3 50 187 154 | 142 190 | 55 42 15 177 131 Tawaja = : 5 20/30 193 152 |.- 141 120 || 56 39 15,5 180 132 | Airamina . Salz 188 | 148 | 144 | 199 | 54 | 40 16 | 176 133 | Küjapi à : 20/30 | 187 | 150 | 134 | 124 | 58 | 48 | 19 176 134 Arawuta (Panakün) . „1 20/30 183 150214139 110 || 49 41 16 157 135 Kumazi (Kalapulu) . . || 20/25 184 | 146 | 138 117 53 38 14 174 136 Käre ; : = 70 182 1572 |9..138 128 55 47 17 179 137 Awikakuma . . | 20/30 182 147 137 113 | 50 43 15 166 138 Uäzua . || 20/30 174 144 125 105 || 49 39 14,5 165 139 Kakanamu @riEnanako) d 30 182 139 || 127 122 | 52 44 15,5| 176 140 Ajatua (Kalapalu) a | 40 181 148 | 140 124 || 56 40 16 174 141 Maijuri z . || 40/50 | 181 143 | 138 JU) 47 44 13 186 142 Guakutu . .. - 420/30 184 153. | 138 129.56 89 15,5.||. 180 145 Zeranowa (Kalapalu) . : 30. || 192 146 139 196 | 51 39 13 186 155 Tewopizi (Arikuanako) 3 | 60..| 188 145 137 125 | 56 40 19 195 156 Osoti (Waikaieto) 4] 40 || 190 145 128 107 57 97 14 176 159 Namua (Yamarikuma) = 40 185 143 131 116 51 41 15,5 175 160 Ito = 20 186 147 136 19109850) 97 15 |- 187 161 Kuasa - 20 186 | 143 188 126 | 54 42 14 189 162 Manduare (Waikaieto) . || 20/30 186 | 148 145 118 | 54 39 12 178 163 Kuvija (Yamarikuma) 2 30 187 146 | 181 116 | 54 39 15 170 164 Avuratu (Apanaküri). E 50 187 | 145 || 185 184 | 62 38 15 188 165 Kahuru (Yamarikuma) T 30/40 185 142 | 188 194 | 37 43 16 170 166 Yalito i E 40 || 180 144 ||. 133 1915553 41 15 169 167 Uikutowa 6 40 187 143 136 119 | 57 40 12 178 168 Akurisa E | 50 | 181 148 136 121 54 49 7 | 177 | | | 83 | Maiza (Etagl). O.| 50. .|.180 | 144 | 197 | 19 | 56 | 38. 16 168 81 Ehuranzu . h - 40/50 | 178 136 | 124 T3 3% 95 13: lr 165 85 Ainakaru , l-5-| 20 179 143 131 109 | 49 37 11,5 165 86 Kumatiakalu (Guikura) ||... || 50/70 | 173 137 128 115 | 54 39 11 |. 174 89 Nikumalu (Etagl) Ie 30/40 179 144 138 120 | 55 29/71 15 | 175 93 Kanusi ZONE UE 30 184 138 129 118 | 54 36 12 .| 165 95 Kuzamalu (Guikuru) . | , | — 176 | 140 | 197 | 106 | 50 | 34 | 18 |. 168 98 Ausa - | „ || 30/40 178 142 135 114 | 48 ER) 135 | 167 99 Arawiku B 22:19:90 178 | 138 | 130 112 | 51 41 147° 170 i | l "EN 132 | | [WE ES | |. i| | Kopf- | Gesicht- | Nasen- \Gesichts- Nr, Name &2| Alter: | Breite | Höhe höhe WE | |Länge Breite | (Joch- | Nasen- | Höhe | Breite Pu (Haarrand) 9 | breite) | wurzel) ion 4 Nahuqua. 100 | Kuazi (Panaküri). . | O | 40/50 | 1735 21382 7122 DIOS MEI 37 l2 .169) 101 | Ijaua (Guikuru). l|» | 50/60 184 139 130 109 53 38 16 170 102: Kamisu | » | 40/50 | 178 142 | 131 109 || 53 39 13 160 103 | Kaui „| 50/60 | 172 144 || 137 113 52 34 12 164 104 | Kanua 3 Bd | 20/30 | 176 140 | 130 | 118 49 34 11,5 ||" 158 105 | Sarızu " : eds d ds 42207 p] 87, 141 | 184 118 48 39 13. || 165 106 | Awikaku . - mis desi 40 188 156 | 130 130 56 38 13... * 163 108 | Särai UE e epi 340 181 144 | 184 111 | 50 38 | 18 167 111 | Maulu 28. 300 40/50 || 181r. | 11827 | T3430 21372 0559 237er 117 Kamalu " 6 » | 40 176 186 | 126 111 ||. 53 34 132 16 118 | Kumaka , 25g 960/70. 179 142 125 109 52 35 18 167 120 | Anaku (Kalapalu) » | 20/30 178 140 | 126 107 47 36.311 12 161 121 | Gaiza (Aruwóte) . | || 20/30 169 139 121 100 50 36 | 15,5| 150 143 | Ariwua (Kalapalu) . | , 30 179 153 136 109 48 36 T9558 8 2170 144 | Yamunua , 3059:91/8281930/40 182 140 131 | 117 | 48 34 12,5 179 146 | Auto (Kamayura) IN: ul = 181 145 125 113 || .53 37 157110 165 147 | Ajurata (Kalapalu) . | „ | 16/18 178 146 131 104 | 51 33 14 || 151 148 | Kajulu spes * N 177 141 127 108 | 48 33 14 | 157 149 | Isesuaka SES SER N 40 177 142 132 116 | 54 33 13 | 168 150 | Ariwuka A xm» RS 20 176 138 123 | 107 47 37 13 ||. 164 151 | ZungakuGaiza(Guikuru) | , | 40 189 139 1312 ETT | 50 41 15 | 166 152 | Ahwiro (Arikuanako). | , | 60 173 148 138 120 | 51 39 14 | 164 158 | Tahweri s ICA 178 140 128. | 111 49 38 12 | 170 154 Aruta - - 20/25 174 140 130 | 101 46 36 18 || 159 157 Warari (Guikuru) » || 20/30 176 | 144 195 | 104 | 50 37 18 | 164 158 | Peko (Arikuanako) » || 20/80 177 136 122 | 108 | 45 34 12 || 162 | Tabelle XXIX. Kopf-, Gesichts-, Nasen- und Elevations-Index. Nr. Nasa $ E Alter Kopf- | Gesichts- | Nasen- | Elevations- a index | index index index Trumai. 7 Aunukua : P 4 : 0.148307 1248021 95,59 | 62,5 45,3 8 Matauai^, Qe. zer COEM SN Bb30 | BEB3:97ENIn193:28 75.4 | v 847 9 | Karape t Cn ee 120/207 8 68122190 297.67 69,00 | 435 10 Jauapuru (Häuptling) . s 40 79,6 | 9147 15,90 41,5 11 Aqupou d b rer, 220 21820/30 84,57 | 87,08 | 73,0%, | 35,9 12 Mutua 7190/3080 E50 684 | 33,3 13 Anal LS a istos 22 | 7968 | 87,32 | 82,7. |, 25,6 14 | Karapura . ^20 |'8852"| 8615 | 741 | ' 825 15 Yakuma . . | 80/40 83,72 8636 | 673 37,8 10" vatet. DE 60 ER TI EROO 8186 | 82:39 | 745 | 99.3 17 Eatta pu pre EE - 30/40 19:123 7 19767 73,7 40,5 18 Au ana MS E TE 20 79,78 | 92,80 7458 | 329 37 Kama. ru MU l2 . | 20/30 81.42 90,29 661 | 3854 | 9 | 28 Arapiran um 2 | 35/80 83,69 85,61 | 88,4 34,7 | NM Name à El Alter Kopf- | Gesichts- Nasen- Elevations- | S| | index | index index index | * | Trumai 19 Kudsadsa O | 30/40 81,82 89,06 79,6 28,2 20 | Gizki | » | 30/40 | 83,14 90,40 65,4 41,7 21 Kuyeruma | « | 40/45 85,12 89,68 71,7 34,2 22 Yanaru | E 30/40 88,81 86,82 75,0 27,7 23 Yabotsin | 18/20 | 83,71 85,82 67,8 33,3 24 Olokuez . Tes 14/16 82,25 90,00 75,5 55,8 95 | Apakairu Ins 30 84,291 85,71 67,3 34,3 26 Aputö [sd 30 86,06 92,85 68,4 33,3 29 | Uene |. | 18/20 | 82,56 87,50 76,9 35,0 30 | Kaminiru | 30/40 | 83,91 89,84 76,9 30,0 31 Kuyamutan . « 30/40 82,08 89,06 71,8 34,1 32 Kuyetenami . x 30/40 82,76 80,59 70,9 28,2 d Kaisoko . Ig — 18,45 91,87 63,1 33,8 34 | Atauaka . | 90/80 |. 80,23 94,91 63,5 33,3 Auetö 35 | Tamakawi Sn 0 83,33 84,35 72,4 35,7 36 Majakua ae „30 82,01 94,02 76,4 29,7 37 Kanuja = 20/30 83,24 85,61 71,4 36,2 33 Yangam . 3 20/25 80,85 86,11 69,6 35,9 39 Nauiri-Autotap s 20/25 78,75 82,98 12,2 38,5 40 Kalukuma Ä 20/30 78,30 88,88 10,4 51,6 4l | Makalea. . | 20/30 | 78,94 93,98 74,1 37,9 43 Kamariwe Is 40/50 83,69 83,21 76,9 33,3 44 | Marika . 40 80,32 89,78 59,4 37,0 45 Manjama N 30/40 78,69 84,56 69,6 30,8 46 | Tarukui . . | 20/30 | 79,44 86,33 66,1 40,5 47 Tendepai-uop. E 40 80,54 91,66 68,4 39,7 48 Kainuma 5 30/40 74,37 87,68 68,7 39,5 49 | Alindi d 20 78,12 89,13 71,7 36,8 50 Morokano A — 79,30 83,33 70,4 28,9 5l Kauakainamo E 30 76,63 | 983,65 64,8 32,9 52 | Kauruma „| 25/80 | 8152 | 9416 68,4 33,3 53 Maukati . A 40/50 81,08 | 00,79 63,6 40,0 54 Mawizalaja ' » 40/50 83,78 184,93 68,8 37,0 55 Mazirapa T 40/50 80,10 90,22 71,4 32,5 56 | Malepu . | 50/60 | 81,35 88,55 70,9. 41,2 57 Tutuekuma . . | 20/25 78,46 88,65 64,8 38,5 58 | Ualama . . | 20/30 | 80,22 88,72 74,5 36,8 59 Kawalakató . A 40/50 81,72 86,52 70,2 35,0 60 | Yakuiru. O | 80/40 | 82,94 90,32 69,9 34,7 61 Yauakumalu : " 40 80,90 82,03 75,5 41,2 62 Guakani (Kamayura) 5 30 80,00 84,96 61,5 35,9 63 | Kunjaetai Lec SR 84,97 84,73 65,4 42,6 64 | Majaizu . , | 20/30 | 83,14 81,06 66,7 32,4 65 Wairatawali . ^ 30 19,57 87,87 58,9 42,4 66 | Hakuku . . | 20/25 | 82,22 90,22 73,5 38,9 67 — ». | 90/40 82,77 90,07 78,2 34,1 68 | Yakairu. . | 20/0 | 80,11 92,54 67,3 29,7 133 134 = | Nr. Name $ E Alter Kopf- Gesichts- Nasen- Elevations- | index index index index Nahugua 69 | Yalowiku (Etagl) ee 20/30 77,08 89,99 79,2 42,9 70 | Araika a MES ec] - AER 40/50 78,60 94.89 68,8 46,4 71 | Matiwuta 5 PUE m 30/40 18,92 86,95 195 40,4 72 | Majauari 3 . | 20/30 79,67 80,59 89,1 84,1 à 73 | Iwura el) T 81,76 83,09 Ya 40,5 ! 74 | 'Tuwareana (Oti) dress E: 20/30 11,89 87,40 75,0 38,1 75 | Namua (Etagl) . . . | . | 40/50 77,54 | 101,47 61,9 46,2 76 | Uluti- J ye ci TE 90/95 78,07 89,70 61,4 48,5 77 | Awinaku „ nl N) 85,63 85,92 70,6 33,3 78 | Sariko (Oti). . | 20/80 | 78,92 86,23 71,1 33,8 79 | Awokä , . SN 50 85,14 89,40 70,2 40,0 80 | Isalu (Etagl) : „au 30 85,40 81,37 Urs) 48,9 81 | Ganapaju (Guikuru). . | „ | 20/30 81,38 98,49 81,1 41.9 82 | Anu (kua) R Kir a ME | 40 79,38 87,77 82,7 39,5 87 | Turukare 1 COLE 105820730 13,60 88,82. 75,5 42,5 88 | Ajurua | . | 90/80 | 74,86 87,31 81,5 36,4 90 Kanaurija 5 » | 30,50 75,77 19,12 792 | 35,7 91 Mikotava E | „ | 20/30 81,21 86,42 74,1 37,5 1 92 | Onfotake 5 | „ | 80/40 82,22 92,75 | "746 43,2 - Ü 94 | Maizalawa $ I estene 130 14,09 86,42 74,1 40,0 2 96 ' Manewa A anc pongo 390 80,97 82,96 76,0 39,4 97 Rakua Dan) el 130 81,42 91,79 69,6 41,0 107 | Kahukaru ce DS » | 60/70 80,54 89,92 80,0 29,5 109 Iuwulime ue 2 „ | 70/80 76,19 90,91 83,9 32,9 ; 110 | Amu (Guikuru) . | 90/30 .79,03 88,88 72,7 41,2 E 112 | Anaru : à 40 80,77 8676 | 72,4 45,2 113 | Kumari FUNIEES0 79,67 84,21 78,8 41,4 114 | Guatawu x ATE : 4 20/30 77,00 85,99 | 75,5 32,5 115 Maglianu . Add. ^ 30/40 78,19 84.05 i OTDIME: 36,1 116 Muryara E . | 40/50 82,02 86,26 15:5 97,5 ] 119 Tajova (Karaiba) , 2 50/60 81,96 89,85 71,4 37,5 122 | Airwana (Kalapalu) . : 20/30 77,59 89,76 | 778 31,7 123 Marika (Avauetö) . | 80/40 76,72 88,80 78,8 35,0 3 124 | Maini ^ 5 | 30 82,38 87,78 84,0 88.1 125 | Atujeru ^. .: tes. 180 79,25 92,75 70,7 34,1 | 126 | Jahila (Kalapalu) 5 20/30 82,44 88,32 78,4] 40,0 I 127 Engihua 5 4 E 40 82.02 83,09 23,104] 38,2 1 198 | Karawii . : . | 80/40 79,78.| 85,29 79,6 38.5 129 Akuaka (Panaküri) . : 5 50 84.15 | 82,01 15,0 40,3 a 130 Kasowagl (Kalapalu) a = 50 82,35 84,50 76,4 25, 181 Tawaja s ur os „=. 20/30 78,75 85,10° | 69,6 39,7 132 | Airamina . * 60 78,72 89,58 74,1 40,0 133 | Küjapi Dh . | 90/80 | 80,21 99,55 | 741 44,2 134 | Arawuta (Panaküri) . . | 20/30 | 81,96 | 79,13 | 69,5 39,0 135 Kumazi (Kalapalu) a 90/25 | 79,34 8478 | 717 36,8 136 Käre > 2| 70 86,26 92,75 ! 854 36,2 137 Awikakuma , » | 20/30 80,77 82,48 86,0 34,9 138 | Uäzua . | 20/30 82,76 8400 | 79,6 91,27 [i 139 | Kakanamu (Arikuanako). » 30 76,37 96,06 | 84,6 35,2 j 140 Ajatua (Kalapalu) z 40 81,76 8857 | 714 40,0 141 Maijuri E n 40/50 7900 | 8188 | 9,6 295 142 | Guakutu „| 20/30 83,60 | 9347 | 69,6 39,7 145 | Zeranowa (Kalapalu) T 30 | 76,04 90,64 | 76,5 99,2 155 | Tewopizi (Arikuanako) . | . 60. 17 77412 91,24 71,4 72 156 | Osoti (Waikaieto) 5 40 76,31 83,59 64,9 37.8 159 | Namua (Yamarikuma) 2 40 | 77,9 88,55 80,4 37,8 160 | Ito m 2 20 19,08 88,97 74,0 40,5 135 4| Na e Es Alter | Kopf- Gesichts- | Nasen- Elevations- IT | index index index index Nahuqua. Kuasa (Yamarikuma) ONIE20 76,88 94,73 77,8 33,3 Manduare (Waikaieto) a 20/30 79,57 81,37 72,2 30,7 Kuvija (Yamarikuma) IF 2.2030 78,07 88,55 72,2 38,5 Awuratu (Apanaküri) ers 50 77,54 99,25 61,5 39,4 Kahuru (Yamarikuma) " 30/40 76,75 93,23 75,4 37,2 Yalito 3 ^ 40 80,00 84,21 TIERS 37,0 Uikutowa - o 40 19x93 87,50 10,2 30,0 Akurisa : 231550 81,76 88,97 77,8 40,4 3 Maiza (Etag]) io) 50 80,00 93,70 675,8 . 42,1 4 Ehuranzu EST. : . | 40/50 76,40 91,12 64,8 37,1 5 Ainakaru Des MES] Bub 20 79,88 83,20 | 315T 6 Kumatiakalu (Guikuru) . a 50/70 | 79,19) | 89,84 12,9 98,9 Nikumalu (Etagl) . . „ | 30/40 — 90,22 67,3 40,5 Kanusi (Guikuru) 2 30 75,00 | 91,7 66,7 33,3 Kuzamalu „. " — 19,54 | 83,46 68,0 38,2 Ausa : ; cen. r 30/40 79 84,44 81,2 34,6 Arawiku = A em t: ll 30 UT) 86,15 80,4 84,1 Kuaz (Panakür) . . : 30/40 79,77 91,80 72,5 32,4 Jjaua (Guikur) . . . 50/60 75,54 83,84 T RTI 49,1 Kamisu 5 Aber " 10/50 79,77 83,20 73,6 99,9 Kaui = 2 omms » 50/60 83,72 82,48 65,4 35,3 Kanua aer 100/50, 4179,01 90,77 69,4 33,8 Sarizu 3 Le Mte E Rea | 20 75,40 88,05 81,2 33,8 Pec eg eru reae ebd. UTE 74,81 92,30 67,8 34,9 Sarai = | RO) 19,55 82,88 16,0 984,2 Maulu un ner desde 40/00 12,92 87,31 67,3 43,2 Kamine) er. | brat! nl £0: 198727: 7 88,09 64,1 38,2 Kumaka » : » 60/70 19,83 87.202010. 26763 37,1 Anaku (Kalapalu) » | 20/30 80,92 84,92 16,6 33,3 Gaiza (Aruwöte) " 20/30 82,95 82,64 12,0 41,9 Ariwua (Kalapalu) a 30 85,47 80,14 75,0 36,1 Yamunua , A ^ 30/40 | 76,92 | 89,81 70,8 36,7 Auto (Kamayurà . . |, — 80,11 90,40 69,8 40,5 Ajurata (Kalapalu) . . | „ | 16/18| 82,02 79,89 64,7 42,4 Kajulu E Be 20 | 79,66 85,04 68,7 42,4 Isesuaka - scat || BOULE 80,29 87,87 61,1 39,3 Ariwuka a dens | EURO 78,41 86,99 78,7 35,1 Zangaku Gaiza (Guikuru) | . 40 73,54 89,31 82,0 37,0 Ahwiro (Arikuanako) | E60 82,66 90,22 76,5 35,9 Tahweri 1 : | ABl L— 78,65 86,71 771,5 31,6 Aruta % lor 1 9020/25 80,46 11,69 78,8 36,1 Warari (Guikur) . . . | 20/30 81,82 83,20 74,0 35,1 Peko (Arikuanako) | „ .ı 20/30 | 76,83 88,52. T5) 35,3 Name Ge schlecht Tabelle XXX. Kórpermasse. Aunukua Matauai Karape Be: Jauapuru (Häuptling) | Ajupou NES | Mutua | Auaturi . | Karapura Yakuma . ) | Yate Tatapui . Mutuana Kamikia Arapiran Kudsadsa Gizki Kuyeruma | Yanaru Yabotsin Olokuez Apakairu Aputó Uene Kaminiru Kuyamutan . Kuyetenami . Kaisoko . Atauaka Tamakawi Majakua Kanuja Yangam. Nauiri-Autotap Kalukuma Makalea . Yaurikari Kamariwe Marika Manjama Tarukui . Tendepai-uop. Kainuma Alindi Morokano Kauakainamo Kauruma Maukati . Mawizalaya . Kórper-| Ganze |Klafter- VII.Hals-| Sitz- | Arm- |Schulter- gewicht wirbel | hóhe breite Trumai. — 1368 823 358 55 1323 840 346 63 1406 818 358 60 1366 814 | 374 60 1379 825 364 54 1298 786 352 64 1345 755 356 — 1343 794 346 61 1376 806 330 58 1377 , 818 362 — 1400 832 380 55 1337 797 364 53 1397 786 332 60 1355 799 351 54 1264 780 | 344 52 1320 795 354 53 1267 755 328 54 1278 769 332 47 1243 763 320 49 1964 | 776 302 42 1204 712 312 47 1276 760 340 55 1287 775 | 326 50 1282 | 781 | 302 48 1266 769 306 50 1297 720 326 -— 1252 751 284 — 1244 731 304 Auetó. — 1355 798 .| 388 -— 1357 827 | 360 E 1847 770 372 = 1401 | 808 362 — 1348 811 368 — 1414 808 386 -- 1325 | 763 348 = 1363 | 818 356 — 1334 827 375 = 1333 809 984 — 1338 803 355 == 1356 817 316 = 1365 849 368 = 1463 857 389 = 1346 | 818 | 370 = 1337 815 | 395 — 1342 |. 810 | 330 — 1342 837 378 — 1997 | 783 361 = 1361 795 399 137 ll SI Tus Nee | & EJ Alter Ganze Klafter- VIL.Hals- Blu Arm Schulter- | 3 | Höhe | weite | wirbel | höhe | länge | breite Auetö. 55 Mazirapa | ö | 40/50 | 1587 1639 1359 816 667 370 56 Malepu | „. | 50/60 1583 1676 1360 788 697 354 57 Tutuekuma . IE | 20/25 1603 1656 1363 529 693 347 58 Ualama . E ll a | 20/80 1516 1660 1301 789 676 om 59 Kawalakatö . | | 40/50 | 1617 1672 1395 852 675 356 | | 60 Yakuiru . | O | 80/40 1504 529 1294 785 654 339 61 Yauakumalu : liim 40 1503 1553 1295 739 648 333 62 Guakani (Kamayura) a 30 1548 1604 1232 812 670 331 63 Kunjaetai | ^ wn 1560 1660 1343 820 673 356 64 Majaizu . les 20/30 | 1435 1549 1242 128 N 657 325 65 Wairatawali Is 30 | 1514 1595 1290 778 657 354 66 Hakuku . | | 20/25 1618 1671 1390 823 705 340 67 — Ies 30/40 | 1498 | 1598 1297 7713 667 331 68 Yakairu . ||.» | 20/30 | 1506 | 1620 1294 166 682 328 Nahuqua. 69 Yalowiku (Etagl) o | 20/30 1639 1736 1388 855 712 391 70 Araika (Etagl) (Hàuptling) 4. | 40/50 1614 1712 1362 837 699 381 71 Matiwuta (Etagl) » | 90/40 1556 1633 1324 812 |- 676 346 72 Majauari - . | 20/30 1548 | 1666 1354 844 682 377 73 Iwura 5 — 1594 1737 1977 808 122 372 74 Tuwareana (0t) = 20/30 1583 1668 1348 866 668 376 75 Namua (Etagl) . | 40/50 | 1595 | 1679 | 1355 | 830 | 705 978 76 Uluti - - 20/25 1579 — 1357 825 683 379 17 Awinaku , 3 20 1551 1600 1334 791 674 363 78 Sarıko (Obi) = 30/30 1645 1682 1400 850 705 354 79 Awokä . » 50 1603 1670 1388 881 720 366 80 Isalu (Etagl) : 5 30 1548 1661 1314 807 674 363 81 Ganapaju (Guikuru) . 3 20/30 1643 1753 1402 880 713 9/19. 82 Aunukua : - 40 1627 1700 1385 858 713 370 87 Tarukare : E 20/30 1717 1833 1481 849 752 412 88 Ajurua 5 | 20/30 1675 1805 1444 851 745 377 90 | Kanaurija ö . | 40/50 | 1651 | 1685 | 1395 | 848 | 712 | 383 91 Mikotawa 4 z 20/30 1601 1691 1384 813 706 377 92 Onotake : n 30/40 15//59* 21671 1353 819 707 397 94 Maizalawa - | » 30 1634 1751 1392 853 716 396 96 Manewa I 30 1621 | 1698 1358 831 706 385 9% Rakua (Kalapalu) I 30 1597 | 1689 1362 826 701 358 107 Kahukaru , | 60/70 | 1609 | 1671 1887 | 896 | 719 385 109 Tuwulà . 2 | hse | 70/80 | 1677 | 1799 1447 816 741 403 110 Amu (Guikuru) I». | 20/30 | 1670 | 1782 1460 857 748 387 112 Arnaru * | es 40 1574 1589 1351 810 656 363 113 Kumari 3 | zl SU 1609 1729 1364 832 707 383 114 Guatawu e IB 20/30 1521 1605 1273 793 665 341 115 Maglanu . Ili 20/40 1688 1771 1455 832 1735 380 116 | Muryaa , l7 | 40/50: 1579 | 1619 | 1361 ' 791 | 683 | 386 119 Tajova (Karaiba) : T 50/60 1647 1741 1420 819 720 359 122 Airwana (Kalapalu) . „ | 20/30 1611 1698 1360 842 691 382 123 Marika (Avauetö) » | 30/40 1623 1654 1378 858 702 345 124 Maini - . IRRE E:30) 1591 1626 1349 832 683 354 125 Atujeru * | 30 1671 1746 1426 873 712 394 126 Jahila (Kalapalu) | » | 20/30 1661 1741 1401 869 | 731 382 127 Engihua B 2 | > | 40 1616 1719 1374 861 715 381 128 Karawiri 3 | 2| 30/40 1544 1588 1302 833 647 370 Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt 18 | 5 NS Na | $ "S| Alter Ganze Klafter- VIL.Hals- Sitz. Ar: Schulter- | ee Hóhe | weite | wirbel | hóhe |lànge| breite I 2 | Nahuqua. 129 Akuaka (Guaküri) ló 50 1599 1686 1373 822 | 695 371 130 Kasowagl Kalapalu) 5 50 1592 1674 1341 850 | 689 379 131 Tawaja a 5 20/30 1591 1709 1363 843 , 704 398 132 Airamina : lis 60 1720 1806 1454 876 | 748 380 188 Küjapi d NS 20/30 1560 1686 1334 818 | 699 Bleu 134 Arawuta (Guaküri | „ | 20/30 | 1583 1694 1351 796 | 697 377 135 Kumazi (Kalapalu) | » | 20/25 1619 1680 1385 859 | 701 378 136 Käre 5 | » 70 1598 1728 1371 840 | 714 377 137 Awikakuma , z 20/30 | 1629 1739 1887. | 834 | 705 377 188 Uäzua 2 i! . | 20/30 | 1573 1621 1335 847 , 659 354 139 Kakanamu (Arikuanako) . " 30 1615 1678 1390 861 | 674 349 140 Ajatua (Kalapalu) » | 40 | 1696 1780 1445 799 -| 728 385 141 Majuri 5 : » | 40/50 1614 1659 1874 841 687 356 142 Guakutu tovs Ub z 20/30 | 1716 1750 1486 862 724 361 145 Zeranowa (Kalapalu) 5 30 | 1652 | 1668 1401 830 703 362 155 Tewopizi (Arikuanako 5 60 | 1650 1770 1409 | 856 | 740 384 156 Osoti (Waikaieto) [7 40 | 1640 1701 1412 | 827 709 364 159 Namua (Yamarikuma) | lites 40 | 15997171670 1371 850 685 368 160 Ito 4 I s 20 | 1669 | 1709 | 1418 | 883 | 697 | 392 161 Kuasa ^ : - 20 1611 1741 1374 852 132 384 162 Manduare (Waikaieto) . | 20/30 | 1591 1636 1359 834 | 674 356 163 Kuvija (Yamarikuma) E 30 | 1589 1681 1341 | 848 695 329 164 Awuratu (Apanaküri) e do 1649 1741 T4100 1979521 P 7718) 346 165 Kahuru (Yamarikuma) 2 30/40 1662 1740 1438 871 702 386 166 Yalıto E d 40 | 1614 1664 1378 874 | 682 338 167 Uikutowa 4 Ice 40 | 1666 1751 1423 875 | 724 370 168 Akurisa . |» 50 . 1604 1648 1374 843 , 681 348 83 Maiza (Etagl) 9 50 | 1499 | 1598 1269 | 802 650 340 84 Ehuranzu , „ | 40/50 | 1539 1559 1333 834 | 662 339 85 Ainakaru , Fe. „| 20 | 1530 1609 1321 776 685 327 86 Kumatiakalu (Guikuru) . 224]. 50/70; | 1463 1464 1259 767 645 325 89 Nikumalu (Etagl) s 30/40 1542 | 1591 1301 809 653 939 93 Kanusi SH Ps - 30 1515 1612 1283 798 669 347 95 Kuzamalu (Guikuru) llus — | 1829 | 1586 1312 | 798 662 323 95 Ausa s Is 30/40 1537 ı 1620 1315 802 676 327 99 Arawiku * P 3 | 1483 | 1557 1281 741 633 316 100 Kuari (Panaküri) (ee 30/40 1439 | 1457 1215 748 599 312 101 Ijaua (Guikuru) . : 50/60 1555 | 1660 1335 798 685 345 102 Kamisu = Fi 40/50 1539 | 1614 1323 793 673 314 103 Kaui 5 50/60 1506 1556 1294 788 658 322 104 Kanua ^ 3 20/30 1495 1566 1285 180 652 329 105 Sarizu A = 20 1528 1581 1306 770 659 328 106 Awikaku „ u AD. 1152531 1637. 1313 807 686 332 108 Särai 5 : 40.-| 1479 | 1551 1262 791 642 314 111 Maulu = s 40/50 | 1564 | 1689 1336 796 | 707 336 117 Kamalu = ? 2:40 1563 1639 1352 789 681 306 118 Kumaka , o - 60/70 | 1499 | 1572 1383 766 | 656 385 120 Anaku (Kalapalu) ENS 20/30 | 1431 | 1497 1236 743 | 603 312 121 |, Gaiza (Aruwöte) . | . | 20780. | 1547 | 1618 | 1323 | 784 | 667 | 317 143 Ariwua (Kalapalu) . | 2 30°, 1480 | 1572 1278 781 | 648 325 144 Yamunua " E 30/40 | 1541 | 1585 1311 198 654 326 146 | Auto (Kamayula) zj9| ; — 1536 | 1629 | 1312 | 805 | 676 | 321 147 Ajurata (Kalapalu) 2 16/18 1477 1520 1256 752 638 298 148 | Kajulu j * | 90 | 1465 ; 1512 | 1977. 795.| 637 | 325 149 Isesuaka - = 40 | 1576 | 1634 1340 851 684 326 150 Ariwuka = 3 20 1501, | 1539 1289 770 635 325 139 er nn sn | | mes NES Nas | PE Alter Ganze Klafter- VI.Hals- Sitz- | Arm- Schulter IS Höhe | weite | wirbel | höhe | länge | breite s) | | Nahuqua. 151 Zangaku Gaiza (Guikuru) 9 40 | 1508 1630 1276 788 676. | 71835 152 Ahwiro (Arikuanako) c 60 | 1468 1570 1243 784 658 338 153 Tahweri - : llt — | 1497 1526 1280 782 646 306 154 Aruta T In 20/25 1474 1550 1271 787 640 329 157 Warari (Guikuru) » | 20/30 | 1502 1601 1279 787 666 336 158 Peko (Arikuanako) » | 20/30 | 1466 1534 | 1236 796 635 327 Tabelle XXXT. Hand- und Fingermasse. l3 | Hand- Mittelfingerlänge Nr: Name ces Alter | la: | | Länge | Breite | äußere | innere es Trumai. 7 Aunukua ISO 2730003 10176 79 108 70 63 8 Matauai I 30 178 80 109 69,5 63 9 Karape RIAL E | 20/8010 8.175 78 102 65 61 10 | Jauapuru (Häuptling) . es 40093 Tra 81 109 71 64 11 | Ajupou |.» |,20/00 | 192-| '72- | 109 "76 63 12 Mutua | ren 20/30 165 77 92 69 56 14 | Karapura . len 20198 1165 74 97 64 55 16 | Yate zo Ger se ne MINOS 61 18 Mutuana S 202 81 76 101 69 60 27 | Kamikia = 20/30 178 77 99 73 62 28 Arapiran . ^ 20/25 193 81 99 74 64 19 | Kudsadsa.. O | 30/40 | 107 70 94 69 58 20 | Gizki . " | 30/40 173 73 102 78 61 21 || Kuyeruma d 40/45 172 72 99 69 58 22 Yanaru = 30/40 | 168 73 97 70 59 23 Yabotsin 818/208 1172 68 90 70 56 24 Olokuez E | 14/16 163 66 92 71 57 25 Apakairu . 2:31 40830, 169 68 90 70 57 26 Aputó . s. #80 174 71 09 75 59 29. | Uene . | 18/20 168 74 95 75 58 30 | Kaminim . 3 30/40 | 177 71 98 73 59 31 | Kuyamutan » 30/40 164 67 892215167 54 32 || Kuyetenami . | 80/40 | 188 72 102 69 59 33 | Kaisoko DIET 171 67 91 69 54 Auetoó. 35 Tamakawi Ó 40 194 82 106 81 64 36 Majakua c 30 192 82 101 uk 62 37 | Kanuja . | 20/80 | 191 81 103 78 59 38 i Yaneamo E 20/25 201 81 109 82 64 39 Nauiri-Autotop 2 20/25 172 81 92 66 58 40 Kalukuma a 20/30 197 83 108 81 66 4l Makalea " 20/30 173 74 92 73 59 42 Yaurikari . 741820725 173 73 92 67 56 18* 140 | E Hand- Mittelfingerlänge Nr. Name &&| Alter " n 2 Länge | Breite | äußere | innere en Auetö 43 Kamariwe . ö | 40/50 | 175 74 O95 nr 56 ' 44 Marika » 40 188 75 96 70 57 45 Manjama . 2 30/40 187 74 92 72 57 46 Tarukui pM PE 2 20/30 172 77 99 68 57 47 Tendepai-uop . . 1... | m... 40 184 al 73 55 48 Kaınumasal nen: 6: H 30/40 205 837.1 045 78 65 49 Alindi 3 20 198 79 98 7 61 50 Morokono 5 = 188 76 97 74 59 5l Kauakainamo . Zellen 30 170 70 93 64 53 52 iKaurumas 9 ser 25/30 187 78 96 72 56 53 Maukati » |. 40/50 176 73 97 74 58 54 Mawizalaja » | 40/50 | 195 81 I0 77 63 55 Mazirapa . „ | 40/50 183 Sr 2696 71 53 56 Malepu . | 50/60 175 79: 297 76 56 57 Tutuekuma 2 11::20/25 € 319927 71 76: 21.4102 75 60 58 Ualama 3 | 20/30 |- 189 | 72. | 100 74 58 59 Kawakalató B 40/50 | 184 | 76 108 71 57 60 Yakuru . . . . . |9| 3040 | 168 | 71 89 69 57 61 Yauakumaluyze er: e ny tr 66 90 | 70 56 62 Guakani 4 : y: d 30 i 2168.07 67 94 68 57 63 Kunjaetai . det: ó es I | —173 TTE M Os U) 58 64 Majaizu . : . : s . | 20/30 | 182 ara 96 74 58 65 Wairatawal . - ESO TEE 300 174727 77182185100 74 58 66 Hakuku . E n . 5 | > 20/25 182270 98 71 56 67 = b 30/40 | 188 | 70 98 71 59 68 Yakairu | S 20/30 | 172 69 | 95 70 58 il | | Nahuqua 69 Yalowiku (Etag . . - | ö 20/30 188 | 82 | 102 74 61 70 Araika . Aor NIDS 40/50 190 | 79 99 72 60 71 Matiwuta „ Su elle ES0/40 1787.10 78 99 72 62 12 Majauri - : : 2A 20/30 1840 07702102106 JJ 61 73 Iwura n "EVE BI INE — 187. | -77 |. 108 78 58 74 Tuwareana (Oti) . . . |, 20/30 180 | 81 98 67 58 75 Namua (Etag) . .. . - 40/50 194 83 101 74 61 76 Uluti un. . : ; Uc 20/25 184 78 90 74 56 77 Awinakum t v " 20 184 75 100 71 61 78 Sariko (Oti) : " 20/30 180 81 96 66 58 79 Awokö , 5 E : 3 » 50 | 181 80 108 73 60 80 [salus (Etagl) s: oo a 30 | 178 18 771 395 68 57 81 Ganapaju (Guikuru) 5 20/30 | 204 84 .-| .103 80 63 82 Aumu (kua) „ 505 * 40 197 7 | 101 77 59 87 Tarukare 120/304 207 82 | 101 80 65 88 Ajurua » | 20/30 | 194 82 103 75 61 90 Kanauijura 1 z 40/50 | 188 71 106 71 62 91 Mikotava : E 20/30 | 185 72 | .100 70 60 99 Onotake : : 30/40 | 190 76 | 107 75 61 94 Maizalawa dE REC 16 B 3072172199 83 | 107 76 64 96 Manewa EN RE SR m 30 188-2 277222122296 72 59 97 Rakua (Kalapalu) EDS 3 30298196196 80. | 101 Ad) 60 107 iKahukaruc dee M x 60/70 | 185 /9: 1 02 67 59 109 muwulij db Ie ura 70/80 | 902 | 84 | 108 75 63 110 Amu (Guikur). '. .. - 20/30 208679241108 75291 265 112 Anaru H S s 40 179 (52531 0OS 68 56 | | a Hand- Mittelfingerlänge Nr. Name |$9.S| Alter s Länge | Breite | äußere | innere | stes | ® Glied Nahuqua. 113 | Kumari (Guikuru) | ö 30 191 77 101 72 64 114 Guatawu 3 ion 20/30 184 75 95 1/6) 60 115 Maglianu | à 30/40 206 88 112 75 64 116 Muryara z jdn 40/50 168 68 998 64 56 119 Tajova (Karaiba) | „ | 50/60 189 79 101 72 61 122 Airwana (Kalapalu) N 20/30 157 79 96 68 59 123 Marika (Avauetó) . | s 30/40 192 74 100 74 61 124 | Maini d i II 30 189 72 97 72 58 125 Atujeru I, 30 199 78 107 80 | 62 126 Jahila (Kalapalu) . 11210220/30 203 78 109 JST P LGT 127 Engihua , n 40 194 Ti 102 76 62 198 Karawiri N | „ | 90/40 169 74 90 67 56 129 Akuaka (Guikuru) IE 50 187 78 102 76 60 130 Kasowagl (Kalapalu) UP 40/50 193 75 99 74 60 131 Tawaja : | „ | 20/30 187 18 95 68 58 132 Airamina a d 60 201 83 105 74 64 133 Küjapi » | 20/80 | 185 79 99 78 . 58 134 Arawuta (Panaküri) „1220130. 190 78 104 75 60 135 Kumazi (Kalapalu) N 20/25 195 79 100 73 63 136 Käre 4 6 = 70 206 81 109 80 68 137 Awikakuma , a 20/30 195 77 109 76 64 138 Uäzua » | 20/30 178 13 95 67 56 139 Kakanamu (Arikuanako) E 30 184 81 96 72 58 140 Ajutua (Kalapalu). a 40 195 76 105 76 63 141 Maijuri - T 40/50 190 74 99 75 61 142 Guakutu N 20/30 204 72 103 78 64 145 Zeranowa (Kalapalu) " 50 188 79 97 69 61 155 Tewopiz (Arikuanako) » 60 196 83 104 74 62 156 Osoti (Waikaieto) . E 40 188 77 99 68 62 159 Namua (Yamarikuma) = 40 180 75 93 70 56 160 Ito x "E 207212189 77 88 71 62 161 Kuasa ll) 207 81 111 81 67 162 Manduare (Waikaieto) » 20/30 180 78 91 64 58 163 Kuvija (Yamarikuma) . TE 75 98 70 59 164 Awuratu (Apanakuri) . „0 050 201 77 106 72 65 165 Kahuru (Yamarikuma) „>| 30/40 194 79 102 75 61 166 Yalito * lis 30/40 154 72 93 75 59 167 Uikutoma fes ep eee) en 77 101 76 64 168 Akurisa Ilias 50 | 174 76 98 71 60 | 83 Maiza (Etagl) oO 50 156 71 96 74 57 84 Ehuranzu , » | 40/80 182 69 97 71 60 85 Ainakaru „ Ic 10990) 194 71 101 74 60 86 Kumatiakalu (Guikuru) » | 50/70 172 72 92 67 59 89 Nikumalu (Etagl). | m 30/40 181 68 96 71 57 93 Kanusi (Guikuru) iren 30 188 7ı 101 76 60 95 Kuzamalu , E 180 73 95 68 56 98 Ausa z B 30/40 | 188 75 99 74 59 99 Arawiku - . - 30 179 62 94 64 56 100 Kuazi (Panaküri) . » | 30/40 177 64 92 65 56 101 ljaua (Guikuru) » | 50/60 | 191 75 103 72 60 102 Kamisu 5 40/50 191 69 99 74 58 103 Kaui " 50/60 179 73 97 74 61 104 Kanua 3 = 20/30 179 70 91 71 56 105 Sarizu " 724i 20 133 7/1 94 71 58 106 Awıkaku x ED 40 | 180 75 104 75 60 141 142 | | = | Hand- | Mittelfingerlänge Neq Name 152) Alter | | x | | EI | Länge | Breite | äußere | innere Glied Nahuqua 108 | Sarai (Guikuru). ST dd 6) A0 | 2179 69 ]| 94 72 57 111 Maulu 2 EN SE ER IT uem 40/50 | 205 78 | 105 77T 65 117 | Kamalu h tr 40 1817517261 || 95 68 57 118 Kumaka - : | „|| 60/70 184 69M 96 71 57 120 | Anaku (Kalapalu) . |. | 20/80 | 171 65 |. 86 64 53 121 | Gaiza (Aruwöte) 5 20/30 187 | 73 | 100 77 62 143 | Ariwua (Kalapalu) * 30 174 | 69 ]. 98 70 59 144 | Jamunua 5 i » 30/40 | -187 | 73, | 95 74 59 146 | Aulo (Kamayura) . ^ nl 21827027322 70:98 DA. 60 147 | Ajurata (Kalapalu) » | 16/18 178 70 1.88 70 56 148 | Kajulu : : e 20 a! 92 68 56 149 | Isesuaka SET. * 40 190 72 | 100 77T 60 150 | Ariwuka A AT ME E 20 | 176 | 64 1.91 71 57 151 Zangaku Gaiza (Guikuru) . 2 40 189 69 | 396 | 74 58 152 | Ahwiro (Arikuanako) . . : 60 180 | 67 | le 57 155 | Tahweri A d E — arf 68, 36 lmınzzuıdl 1098; 154 | Aruta » " 20/25 179198609 91 74 55 157 Waran (Guikuru). ; N 20/30 193 70 98 "dde | 259 158 | Peko (Arikuanako) Per - 20/30 170 | 68 94 70 58 Tabelle XXXII. Verteilungstafeln dieser Masse und indices. 1. Kopflànge. TES RT FETTRRRRTTET RN | RES ER TERT En s weorlaoa > ans non onen answer ala o|= al e| Mitter-| Anzahl der Stamm see 2 ein zei FI SS RISSE 290199009 DB. | gemessenen Eum | |i] | e! im ip d nd ea Lr ede rama Pert ro Pat d ra Individuen m —————— T —— — TET = LÁ ——À ———— T em - — T = T : Nahuqua ó | I—-| | I—| 11 1| 1—| 2/.—| 2) 6| 6| 7, 8| 6. 4| 8 5| | al! 31 2| gi—.— 1/185,2 65 Auetö Ó I—-|—| |—| 1| 1| 11—| 2] 2/ 3) 8| 4|.—| 1| 2| 1|—| 1|—|—| 2|—|—1185,6 24 Trumai [e iiie dd ds 117 1i—t—i—1 1.21 2] 11 1 1| All 1 |—|—|—1 182,0 14 Alle Münner | | =] =! 1| | 1| 2 9| 1l 2| 114 Seit 7|10! 8| 9l 7| 5 S 5| 21.2 2i— 1! 184,8 108 | | | | | | | || | | poer d der | | | es | Nabugua 9711 | 11541111551 ai ct 13 1827 een | 178,1 35 Auetö 9 —L----1111---- 1-13 1) -|- | PET PH RE 176,7 9 Tumi — Q | 1|—i|—| 1| 1i 1l 3| 2| 2|—| 1|.—] la -|- l-I-]w2,4| 34 Alle Frauen || 1|—|—| 1| 2] 1| 2| 5| 7| 3|—| 6 3| 8| 4 4 / 1| 1| 3—| 1| 1) 1|—|—|—|—]— |—|—|—1176,8| 58 2. Kopfbreite. — - al o5 a Hl ol fer) Ac | | | i Anzahl d Stamm $E Gm cB cn SS S SI SIUSLSI SI SIS 25133 9 [39:9 | x5 | v5 MIT ron - - | n1 | A o o m c rm rm | Hmm = Mi Mm m| m) wer Individuen — - —— - — —————L——À— - = a Nahuga 5 ||| 1- —|— al 4l 4j 9l 9 7| 8 6| 3|—| 11 9| a ılıl 1| 13478! 6 Auetó ó |—| NS 1-2 2-| a2 13 4—| 2 1 1| 3|—|—|—]|1488| — 24 Trumàü 6 |—| | | — | 9, —| 3| 1| 2| 2| ı u 1| U —]—4 —1— 149,0] 14 Alle Mànner P —|—|—l 11-1 11 —| 1 3 6 8 ? 11| 12| 10| 11 ; 1| 4| 4| 5| 4| 1| 1j 1|147,8| 108 | | | | | | | | | | | Nahuqua Ö u | 4 1 4 3 6 2 4 2 5| 1| 11 —| —| —| [1 —|- ap] i een CS EA 0:6 35 Auetö 5 |—|—|-|-l-| 1—|-|— 1-| 1| 2—|—| 1| 2 11-|— ==] 211446 9 Trumài 5 |—1—i!—1!—|— —L M 1-—l-1| 4:21 3/31 13 —1—4 0 —14 51 een 14 Alle Frauen 1|—|—|-la4 2 5 4 6| 3| 8| 5/10] 2 2| l 217212 z5l 1 ES = —| —E 141,8] 58 | | | I I I I 3. Gesichtshóhe. 143 I 1 ! | p a ixl | I | * IE IHE | | TA SEES [ud | | | | | EB Isi az] | N | Tus] | BERE Nahuqua ó '— —-|1—|1 1—|1—/3 43 1/6 23 5 3| 4 6 4 1| 4, 2/ 3.—| 3| 2 2/ 1— —| 1|—|— —, 1/120,0|. 65 Aut O6 |-|-|-|-|——|-.———|--|-|-| 3 1) 1 1, 2 31 4 2 1| 2/ 8| 2| 1| 1— 1 3 — 1121,31 24 a: as EE ERE Eom RSS e Te e n se ro Dos sem p e a es e eru na Alle Männer |—|—|-]——| 1i—| 1 I|-| 3]—] 4| 4| 5| 1 7| 4| 8| 5j PIE 5| 8, 8 5| 6 1, 8| 4| 3| 1|-|—| 1|—| 1|—| 1120,7| 108 | | | 13] | I | l | 1 i Nahuqua © | 1| 1—/.—| 2.—| 1| a 2/ 5—| 8, 2. 3| ıl 1| ıl 3) al 1| 8—|—1— esee EM RS uh AM ES TTIFOINSSS Auetó O2 —|-i-|-] 1-4 1/1 1| 1| 1— —- 2)-| 1 1 | |- 1-1 — - 131 9 Trumu 9 |—|-|-|—-|—-|—|—l- 8l—|—1-4 2| 3| 81 2|—1 11 — i4. I ee Sees =—-l113,1l 14 Alle Frauen | 1| 1|—j—| 2] 1| 1| 3] 5] 5|—] 4] 5| 6| 4i 3| 3| 4| 4| 1| 8|—|—|—| —|—1—1 —|-I-|—--|-HI-I-H13,3| 58 4. Gesichtsbreite. uec Eg M ePhoTheper notus acer quieicizurc eedem EE. DE STE E Es 8nd ESI lies] Il . Anzahl der Stamm |&|a|8|SI3|SISIRISISISS S S2 See 88 88838385) Mittel] gemessenen E edes: V em md vs es es eee pn er Pez er sem m lee Individuen Nahuqua ó ——.— 1—| 2] 31- |—] al 5] sl 5| 9| s[ix| 5| ad ıl 8| ıl 1] a] — | 1964 |. 68 Auetó © — en er un e eei ees 1j 3| 2| 2-| 8.—|—| 2|—| 1| 1| 187,0 24 Trumai | ipee eap ei essa s eae UT Falsa een 14 Alle Männer Tore ] 212] 1] 3 ] 62179 eu 814! 9| 4| 4| 5 1| 8| 2| 1| 1|1363| 103 | | | | | | | Io Imm | lom Nahuqua O |—/ 1| 2 1 1,8, 2/ 3| 2. 1| 5/ 5| 1, 2| 3 N 1 1 — — —|— 199.1 35 Auto — 9 |—| L2 - 1-1 2:2 3 ap m - 129,9 9 Trumai © | 1| U 1-3 4 14 lea — EE p 14 Alle Frauen || 1| 2| 2) 2| 3| 3] 5| 3] 7| 21 5| 7| 4| 3|. 6| 1| 1| 1.—|—1—]|—|—|—1—1|—|-—1-— 128,8 58 5. Nasenhóhe. EEE € Ó—— : j | E | | . | E | | E | E ; 2 | Mitte]-| Anzahl der tamm 45/46 47 48 49/50 51/52 5354| 55 56 57 58 59/60 61 62163 64 65/66/67 68 69 vi gemessenen 13%] lal | | all | E i j ndividuen | | | | | | RT n Nahuqua ó |—| 1| 1| 2| 4| 4| 4| 6e|10| 8| 4. 8| 6| 3| 1|—| 1| 1| 11—|-|—|—|—|—| 53,7 65 Auetó 6 |—|—|—|—|—|—| 1| H 1d 8| 9| 6| 4| 2| —| 1| | 1| 56,1 24 Trumai 5 |— Ec n em 2/59 900€2]1:2/1:9] 9 1| 1ji—1— 1:55:8 14 Alle Männer | — | 1| 2] 4| 4| e| 9|19|15| 8|16|19| 5| i 2TH TT ese zes 103 I TOM | Nahuqua © | 1| 1| 2 5 35 a 2| 4 4| 2| 2 =] —|—| 50,9 35 Autó 2 | 1|-|—|—| 1- 1| 8/|—|—| 1| 2. —|— | —|—|— —-—-—-|—|—-)-| 52,0 9 Trumai O ies 1 23|—|—] 4| 2|—|! 2)—-| 2|—|—l—-L—--—---^-«--4v-| 52, 14 Alle Frauen | 3| 1| 2| 6| 6| 5| 5| 9| 6| 4| 5| 4| 2|— - —| | | | 151,3 58 6. Nasenbreite. : je | | Mitter.| Anzahl der Stamm 32 | 33 | 34|35 | 36 |37 |38|39 | 40 | 41 | 42 | 48 | 44 | 45 | 46 | 47 Mittel] gemessenen | | Individuen Namqu 5 |—|—|—| 1| 81 4| 4| 2|14| 8|[10| 5| 8|— | —| 2 | 4055 65 Auetó ö 3 taz el le 24 Trumai Ó Name SARI SEE UON 20 ER a2 0 14 Alle Männer |—|—|—]| 4| 31 81101811918 |13| 7| 51 —] 2] 2] 40,1 103 | I | | II | | | | Nahuquaa © |—| 3| 6|.2| 5| 7| 5| 51 —| 2 | 36,5 35 Auetö el M2 | 1 | 35,2 9 Tramai Nele ale E | 37,1 14 Alle Frauen | 1| 6|10| 3|10| 8| 6] 8| 2| 4 | 36,5 58 144 7. Nasenelevation. | | | | 3 . | | Mittel- | Anzahl der Stamm! * 107 E | a2, |..18 » Pts |^ 15.2] 216: | 07 — | 18 e 192 Sue, romessenen | | | Individuen Namqu ó | — | — "E: 9 nen 7. ae | erst 65 Auetö o | — 2 3 4 6 7 9 — — | — | 189 24 Trumai Se 1 Dre 2 — 9 4| — — 14,5 14 Alle Männer | — 3. 9 | 18 17 25 | 16 11 4 5 | 15,0 103 || | Nahuqua 9 | — 3 7 14 4 4 3 — — — 113,3 35 Auetö OO | — 3 1 — |.5 — — — — HE b IE TOI 9 Trmai 9 | 1| 4 4 2 MO. 1 = — — | — | 129 14 Alle Frauen | 1 10 12 16 11 5 3 — — | — | 130 58 8. Kopfindex. | " Ri act RE ER] Ln | wi £ | Mirte]. | Anzahl der Stamm | 72 | 73 | 74 | 75 | 76 | 77 | 78 | 79 | 80 81 | 82 |83 | 84 | 85 | 86 wert | gemessenen | | | Individuen Nahuqua 5 |—| 1| 2], 2|. 7] s| 8l1o| el sl z|. 1| 1| a|sx| 75) "es Auetö ó |-|I-! 1|-ı1|—-16| 21.5 s| lee 24 leeres 14 Ale Männer | — | 1| 8| 2| 8| 8,14 |16 |12[| 15| 8|10| 2| 3| 1| 800 103 | | | | | Nahuqua O Sue Eo d 0592 E103 0: ale S E all) vo 35 Auetó (on | | | | | 1 | | 3 T Mara 9 'Trumai i9) | | | — | im 1 1 Are 1| 82,9 14 Alle Frauen | 1|] 1| 1| 8| 8| 2| 8|11|10| 2[30| 6] 2| 2] 1| 802 58 9. Gesichtsindex. ) id | | | a | | | | | |l | | | | | | | Mittel- Anzahl der Stamm 7778/7918081 82 83,84 85 86/57 88/59/90,91/9293/9495,96/97/98,99 100/101/102/103| 5| gemessenen | | | | | | | Brei onda SR | Wer* | Individuen — —— T— — = — — = n — — — — M m = m Nahuqua ó |—|—| 2| 1| 3l 3] 8| e| 4! e| 5lıo) 6| al 2| al al a —| ı | ıl ı] 1| 880 | 65 Auetö 6 133 1 3| 1 4| 2 1| 1-2 dj —| | 1|—|—4—1|885 | 24 Trumi © |— 1 1| 2| 2l=/—I 1| a] aPıl=]) al] 2| | |—1- 1] 91,2 14 Alle Männer |—|—| 2| 1| 3| 5| 5| 9| 6j11| 814) 8| 4| 4| 5| 5| 4| 1| 1| 2j 1 1| 1| 1|—| 1| 886 103 | el Wes | | | | | Nahuqua 9 | 1|—| 1" 1|-| 3j 5| 2| 1| 8| 3) 38] 4| 3| 1j 1|—1—|— | | ai | =.186,7 35 Auetö Q |l-|-|-| 1 ı 21118 je] = | | 87,1 9 Trumai | 9 TIME 2. AA 1.—|— —i—i-2|— |< | |< | 88,8 14 Alle Frauen | 1|—| 1| 2| 1| 4| 5| 4| 3| 4| 5| 3| 7] 9| 4| 2| 2| 1|—|—|—I-]|- | - ] — | — | —1 87:2. |: * 198 10. Nasenindex. x LLLI cni mederi iE MEM UM RPM EMPME DM M ME ee e pee e — e eee etae 0 APP EN Se | | NM JC E EAT ecu alm [EA [n Mitte). | Anzahl der Stamm TS EO BI pa eo 64/65 66,67 68/6970 71 72/73 7475176 77 78 UE Bp pee le err | gemessenen BE in |lsa nr | ice] | | | | | ndivi Ten T i aj 9 zu "E Ez] T TET HESS PEE EIE 1301 p" | | ES | r Nahwquajó |-|——| 8|—.—| 1. |—|-| 1, 4| 4| 5| 4| 316, 6/3, 6/3 4 2 2 1 aılı--ı---|174 65 Auetó © |—| 1l—-.—|— 1| 2,—| 1|—| 4| 2| 4| 8| 2,—| 2. —| 2:2|—1—0 — 1]. |||] || 69,5 24 Trumdü ó |—|—|—|—| 1| iae exse Eme E EE ESSE 14 Alle Männer |—| 11— 3} 1/ 1| 3|—| 2| 1| 6| 7| 8| 8] 6| 5/11| 8/ 5| 6] 3| 4, 2/ 2] 2/ 1| 2| 1| 1.—| 1| 3|-|—|—| 1| 73,6 | — 108 i IE | | | | a" | | | II | | | | i Nahuqua 9 | ||| 1|—i—| 3| 1| 1523/2 1/13 1| ; 33) 1.221 112) 1] — es s lr 35 As. ei nei ipe es S S ri o SE ur S em -| 2—| 1[-|I—-i—|-|-1— —|-| 2 |— |||) || 67,7 9 Truma 9 ix oS Ier ES s er e SEE S Ha E E TEELAEE S EIES Us —-- | EI 752 14 Alle Frauen | 1|—|—| 2|—]| 2| 3| 3| 2| 8| 3| 3] 2| 2| 3| 3j 1| 6] 5] 2| 2| 1| 1| 2| 4-77] 7192 58 11. Elevationsindex. 145 B 3 | E | | | Mitte]-| Anzahl der Stamm 25 26 27,28 29 30|31|32|33| 34 5| 86/37/9839 40 41,42 43 44/45 46|47 48 "tel | gemessenen | | | Individuen Nabugua & II] 21.2] al 2| a 3] a] | al sl elıol.al al 9] 1] 3| 2] ıl al ass 65 Auetó ö --- 1111 2 2—|3| 83/2 2| 2, 11-|—|—|—|—|—|—| 35,6 24 Trumi ó | l—5|—|-| 1|-|- 2| 1| 2| 2) — 1| —l—. 11 1)=| 11-4 1l—|—|—| 35,9 14 Alle Männer | 11—|—| 1| 4| 3| 2| 6; 7 8 9| 7|12| 7| S|13| 6| 2| 3| 1| 2| 2| i| 1| 37,4| . 108 Nahuqua © |—|—|—| 1|—|—| 2| 15 4/. 5| 8,8, 2/1 2| 11 4 11—(|—|—|—|- | 36,4 85 Auetö 9o |—|—|—|—-| 1-— 1-2 1—-| 1.—|—-| 1 23——-|-|—-/—-|—-| 36,6 9 ma Es EH e les] en — 32,9 14 Alle Frauen | —| — 1| 3| 1| 1| 2| 2| 9 9 sl 3] 3| 3| 1| 2] 3| 6| 1I1—|—|—|—|—| 35,6 58 12. Beinlànge. ] | ]peees pen] | Mittel) Anzahl der Stamm 6768,69 70 71 72 73 74 7576| 77| 78| 79| 80| 81| 82| 83 84,85 86 87,88 89 | "LUI" | gemessenen I | | | | | | | | Individuen Nahuqua 6 |] I 1| Ja I dseeizsılalsiunlga-l|ıro .. 65 Auetö 6 ----- 3- 4235211 2;, —| 2—|-|—|—.—|-| 768 25 Trmai ó |—|-—|-|—|-4 11-1 U 1| ya a da 1l -|— —]-|- | 788 14 Alle Männer |—|—|—| 1| 3| 6| — jynas 12| 9|18| 4| 4| 8| 8| 2| 8| 2|—|—| 1| 77,8| 104 | | | Nahuqua O | 2| 4| 4| 2j 7, 2. 6| 3| SLE a CS Ae I s E e 720 35 Auetö | 1 1 2| ee | 07447 9 en s o en Pete seeeerersrelake 14 Alle Frauen | 2| 4| 6| 4110) 5/12| 6| 3| 8| 3| I || —E--|- - H7] 73,6 58 13. VII. Halswirbel. Stamm RR xS Salas xs s ss e sls s s a s s |n rs Aot e - apr epe ea pert 4217412141214 AA Aa wert Mauren | j Nahuqua Ó |—|—|—|—|—|—|—| 1-1 1| 1| 1! 4| 4| 6| 6/10, 8| 3| 5/ 3. 3/ 1| 3. 2. 1'—-| 2 138,3 65 Auetó — 6 |-—|-,—|—|-|- 1 1—|1|4/5|4 5|—|—| 1 1| 1—|——]|-| 1— —|185| 25 Tramai . Ó hl 141—154. 11.2] 21 al 2] 3] 1) || 136,2 14 Alle Männer ins, 1—| 2] 2) 1| 3| gjıılıılızlız) S| 5| 8| 4| 3| 1| 3] 2| 2|—| 2]137,4| 104 Nahuqua 9 |—| 1| 1| 1| 14 2| 2| 5, 6, ] 25313 111 — | —|—| 129,0 35 Auetö Q EE! 1 isle dex 1-|-|-- i---— 129,7 9 Trumai. © | 1|—[—1—1-2] 1422 iS M 126,7 14 Alle Frauen | 1/1 1] 2] 4/3, 6| 7/ 8| 7| 2/ 5| 4/ 3/ 2| 1 1E —|—I—|-— 128,6 58 l I I 14. Sitzhöhe. £ Z | Mittel. | Anzahl der Stamm 70 71|72|73 | 74 | 75 | 76 | 77 | 8| 19|80 | 8182 8384 | 85 | B6 | 87 | BB L| gemessenen E | | | | | Individuen Nahuqua ó |—|—|— m = | 6) 2127| 5/12/10 12| 5| 5| 1/838 65 Auetö © il le EEE oa gt eaa ll | 0831,83 25 Trumaài 6 1|\-|-1=|-|- 452 3$ e 3e 22 ee [1807 14 Alle Männer | — |—|- |—|—| 1| 1| 5|11| 7|16|10|14|13|14| 5| 5| 1|82,8| 104 Nahuqua © |—|—|—|—| 3 al ee ae ee Auetö Jen ger) ae 9 Pfumar 29, | TS S e| 2 23 8 22 22 Ball le |elereio 14 Alle Frauen |—| 1| 2| 2| 8| 3| 7| 7|13|10| 5| 1| 2| 1|—| 1|—|—|—]| 780 58 Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 19 146 15. Armlänge. | n pug lieet | Mittei.| Anzahl der Stamm | 59 | 60 | 61 | 62 | 68 | 64 65 | 66 | 67 | 68 | 69 | 70 | 71 | 72| 73, 74| 75 | 76 | Gert | gemessenen | | | | | Individuen ——— Nahuqua óÓ | — | —— (Sl | 1717527 2220 5 2922 701 142 STORE 163) E33159657 REL E S7 TS 65 Auetó & || Hl TU RE 4 MIU Sar UE ST 110 1212 ISI ESI) 25 ee a | en s pe el Be 798] 39:439] 19: | 2| iss ese | ER SES o 8 Alle Männer ——|-|1-|-| 2] 3 | HNO 1 1| 70,0 103 | IRE | Nahuqua O9 fuertes ce ted ende TS TR Eo poe ze diee mpm GBSU 35 Auetö 2 |—|I|—- | —-|— | 1 1 2 qa — 11—-|-—| -—| —| —| — | 66,6 9 Trumai > TEE, 1 4 | - | —- | — 1|—|—|—|—|-—|-1!6541 14 Alle Frauen | 1| 1| 1| SEES NEEDS s 16. Kórpergrósse. E a ale «er deo les] e| ex ex leo Id ae oooama SEES Seal o|-la Mitte]-| Anzahl der Stamm x a EEE REN RSU EEE SE NEUERE RTURSSH KUREN KURSE LEHRTE RES EES t | gemessenen LN alvo hod d] enda! e vd] IIo mm IIR ii led edm esso wer! Individuen | PEERS m | Nahuqua ó |— Een aspe salo 5|310/5 8| 4 2 s 3| 4| 4 1 1s y 111618 | 65 aC EU 9 vem em edil irm rm d e d e n Ee ed EST m end |-|-|1583] 25 Trumi ó I-:i-i-| | 1——l— 3| 1-12 2| u 1| 1| d-----1--|-11595| 14 Alle Männer | —|—| — | 2| 2|—| 4110| 3 7| 8 LES 15] 6| 3| 8| 3| 4| 5| 1| 1|—| 2| 1] 160,6 104 | | | | al ! Nahbuqua 9 |— 2/——| 4| 8, 2| 4| 4| 1, 8| 5, 3| 1, 2 1— —EeERE rere esee ez es 1508| 35 Auetö === ZZ lese la] le —|—|—|—|—|—| 152,1 9 Trumai 9 | 1|l—|—|—| 3| 2/21 3| 8| 11—|—| 1) —|—|—i--i—i—i—i-i—i-—|i-—i—i|-|148,8| 14 Alle Frauen | 1| 3|—|—| 7] 8| 2| 810, 3] 3) 5] 5) 1 8| 1|- | —| 1|.-|.—|-|-|-]—.—|—|—|—|-. 180,5| * 58 17. Klafterweite. EIS | | STERT-Tsee .. 8823 " |: 0| |r-;0|o o -;a|«i-oudetrecoioeimimieimeelrielieiei-!|mie|us|e!irjeolejelaimalme|pe|'sg me3 Stamm || s | o [io |o ho ho ho [5 [xo S 3$ | 39 |: [59 |:2 |: j59 |: [29 | 5 | S | f |t | > SS ESS ERDE || 9 333 Ka De ee Er ee Alam mte mm mmm m mpm mm mim m m M [mim Imimim mimimimim mimm EAE SES | | | Ix Ir d A E03 Et. "1e ieesd en S ei io Ded e ls IL A t ies | | | stt 48 Nahuqua ó|—|— 1-11 | 21-4 al 11 2] al 1| al 5| v] 7| al al 2] al 3] e| 4 al al ıl 215] [|| [170,0] 64 Auetó — ó|-|—|—|—|—, | IS 1|-| 1|-| 3| 3| 4 2/ 2] 3) 11—|— 1|—| 1|—1 11 —| "xia 1—| 1167,8 25 Trumà ó|—|—|—|— I-i— —-1 1I-1 1.—. 11H] 1-11] | 1! 1! 1i 1-4 2|— —1-1—]—41—]|— 1 —1—:—1167,9|. 12 AlleMànner|—|—|—|—|— los 1,—|—]—| 3| 1] 3| 2| 3| 4| 5| 6| 7]10|11| 5] 5| 3| 4| 4 7 6| 1 2| 2| 1 2[—— 2|—| 1|169,2| 101 I | | | | Il | nul Nahuqua © 1} 1—|—| 11 1/ 2/2. 51/3: 3 2/2] 3 2] 4— — =) 1-1 ||| — 1 1 ee ee Auetà | Q|.—.—|—|—.—|—|— 1|—| 1| 11—,—|7, 2| 1ji—| 1-1) 1-1 J |) — Hess sala e E 9 Truamài 9|—|——| 1—|2| 11-|.— 3, 1-1 2| 1-2 112. — —|—| 1 —|- .—]I—|-| 2| 2| -------—[155,6| 14. Alle Frauen| 1| 1!1—]| 1] 1| 2] 2| 3] 9| 4| 7 1| 4| 5| 5| 3| 4| 3| 4| —|—| 3| 1| 1]1—]—]—]—]—]|—]|—]— xlesxles I lm uoa] LOBO 58 18. Schulterbreite. = | | | m" Anzahl der Stamm 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 89 | 40 | 41 | wert | gemessenen | | | | Individuen Nahuqua/ 5 — | | |. a |: E ed 8| 817 Le | 5] 12) Tzu MES Auetö ó|l—i—|—l—|-]|1]| 2| 3|'5 |? 7-:5.| 2 | — | 370) 825 Trumai ö 2959 n5 3 1| 1|—]|]—1|-— 1355| 14 Ale Mämer | — | — | — | —| 1 5 1710717167] 36, [1253] 22 | 7 | TOTTRIE36!0 104 Nühugus ol 1 3- |. 1975 63 10-] Blau Se ae pre — |326| 35 Auetö 9/|—|—i—|—|2|4,|1|23|—|—|—|—1|—4|-]|3837| 9 Trumai 9 — je pe] le 14 Alle Frauen 1 11 6 741 21.|| 13 6 8|]—|—1|1—1|—11-21326 58 147 19. Hals und Kopf. a Anzahl d Stamm |ıs|ı9 | 20 | aı a2 923 |24|25 26 27 |28 |29 | 30 | 31 | 32 | 33 |Mittel-| gemessenen | | Individnen iNahnquase oy Es I Sr CIE EIAS 2E — — — 1 | 23,6 65 Na om eed az ee | 25 Trumai | emm 1 4| 9| 2| &| <= [|— 11-1 = |- || | | 23,3 14 Alle Männer — | — | 3| 18 ]|24|]21]25] 9| 2 eu zemecqum em 104 Nahuquam cM Mene s res aou NS oe Be a ons 35 Auetó 9|—!|1/|2|8/|8|—j—|—|—|—|—i—!—'—i—'—|214 9 Trumai fT d s ero r1 UR UR s et es s — 22,0 14 ATlepExauent Ey Eon Te ae FE — — | 21,9 58 20. Rumpflànge. Feier |, Imitter.| Anzahl der Stamm 49 | 50 | 51 52 1535455 56 57|158|50|60 61|62|63 | 64 Nyon |zemessenen | | Individuon Eheu. see — al 2|—]| 2| 4l viae | 9| 12] al sl 2| eo2|. es Zu Ge een al ala mper ud ns 25 Trumi ó|-—| md al ea xb TL s es res e 14 Alle Männer | = | —|—]| 1| Y| 3] 4| 7j:1]17 a9 |12[34| 81 7| 9| 59,5 | 102 | Nahuqua 9 |-— | — |- 1| ı lol 1| gm ao rbrir|x|-—-—550| 3 Auetö | Se ker 2e 9 e eres es em ee el ) nn 9 sors 0| ODORE ISSUED ERIS C ccn ies LB e e n NI Alle Frauen | 1| 1| 2| 2| e| 2| ej14j10| e| 8| 3| r| 1]—|— [560 58 Die hier mitgeteilten Verteilungstafeln sind unter den Nr. 1 mit 6 und 12 mit 20 primäre Ver- teilungstafeln, d. h. sie enthalten die direkt beobachteten Werte ohne weitere Zusammenfassung der Stufen (vgl. oben p. 40 f£). Für die Nr. 7 mit 11 (die 5 Indices) gilt das auf Seite 102 Anm. für die Verteilungstafeln der Proportionen gesagte. Druckfehlerberichtigung. . 52 unter Gesichtsindex lies Auetó 5 24 88,5 statt & 9 88,5 ( 5 ng d O 24 88,5, Pag. 135 unter Nikumalu Nr. 89 lies Kopfindex 80,459/o statt der fehlenden Angabe. "d e [Us] 148 Inhalts- Übersicht. Vorwort : : : 3 : IE Kapitel. Anthropologische Ausrüstung Aufnahmsschema und Maßanweisung; Äusfähtung re enger Nasa der Messungen und Verteilung auf die einzelnen Stämme; Bestimmung von Körper- gewicht, und Kórpertemperatur; Dynamometer, Snellensche Sehproben, " Wolfbergscher diagnostischer Farbenapparat. IL Kapitel. Beschreibung Allgemeines und einleitende Bene 10 13. Pigmentierung und Be- haarung.- Hautfarbe, Haarfarbe, Irisfarbe, Krümmung des Kon Kórperbehaarung 13—97. |l. Gesichtszüge und Kórperbeschaffenheit. Auge, Nase, Wangenbeine, Lippen, Kinn; Ohr, Stirne, Zühne, Gesicht, Kopf, Hals und Nacken, Bauch, Hände und Füße 27—33. IN. Zusammenfassung 33—36. III. Kapitel. Messungen 1 5 : : : : 3 : : : : . Allgemeines; Präzisierung des Vergleichsmodus; Rehabilitierung des Mittelwertes. IV. Kapitel. Statistische Verarbeitung |. Grad der Einheitlichkeit des vorgeldgten) Materiales. Übereinstimmung mit der Fehlerfunktion, rechnerisch und graphisch; Parametertabelle (Tabelle V); Unter- schiede der drei Stämme; dieselben müssen als selbständige Untergruppen betrachtet werden. V. Kapitel. Statistische Verarbeitung (Fortsetzung) Il. Variabilität. Vergleich mit der Variabilität anderweiligen Materales: TUO Reinheit der Schingu- Indianer; Vergleich der Variabilität der beiden Geschlechter: Unabhängigkeit der Vanabilität von der absoluten Größe. VI. Kapitel. Statistische Verarbeitung (Fortsetzung) Ill. Korrelation der Einzelmasse. Allgemeines und Bertillonsches Gesetz; Abhängigkeit der Variabilität der Indices und Proportionen von der Korrelation; organische Summen; direkt berechnete Korrelationskoeffizienten; _Korrelations- koeffizienten aus der Variabilität der Proportionen und ihrer Stammaße berechnet; negative Korrelation; graphische Prüfung der Regelmäßigkeit der Korrelation; Kor- relation in reinen Rassen stets positiv. VII. Kapitel. E gleichung mit anderweitigeu Messungen |. Vergleichung mit den Ehrenreichschen Messungen an S gleichen Stämmen 91—98. Il. Vergleichung der Masse von Gruppen mit abweichender Körpergrösse. All- gemeines; Berechtigung. der Bildung von Proportionen; Vergleichsmodus der Propor- tionsreihen: reduzierte. V erteilungstafeln dieser Proportionen (Tabelle XVII); Para- meter der männlichen und weiblichen Proportionen (Tabelle XVII); Vergleichung der Proportionen von Mann und Frau 98—111. Ill. Stellung der südamerikanischen Indianer innerhalb der bekannten Varietäten des genus homo sapiens. Körpergröße, Stammlänge, Beinlänge, Armlänge, Klafterweite, Schulterbreite, Hals und Kopf, Kopf- index, Gesichtsmaße und -index, Nasenindices 111—125. Anhang. Sporadische Messungen VII. Kapitel. Schlussbetrachtungen Beobachtungsprotokolle der absoluten Masse und einiger Indiobs (Kopf-, Gesichts- und zwei Nasenindices) ; 3 a s a 1 Verteilungstafeln dieser Masse und Indices 10—36 37—48 48-61 62—73 73—91 91—125 125—126 126—129 129—142 142—147 Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lifh.Anst.v Hubert Köhler, München Blüthensm 13 Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf II. Fig.f. Kopflänge aller gemessenen Manner(103.) Mittel 185 9 mm. wahrscheinl. Fehler der Einzelbeobachlung -3 31mm. Ax-Jmm. P-094 Abscissen:-34652358-1551-05. 0362 10592176 30833990 Ordinaten: 032 05* 139 689 289 161 075 093 011. Kopfbreite aller gemessenen Männer (103.) Mitte] 1578 mm wahrscheini Fahlar der | Einzelbeobachtung 252 mm. Az-Smm. P-009. Aóscissen:- 428 -310-190-071*QV8* 167*206*4 05 Ora'ina/en: 0081 0162 1377 2592 2430 0729 0810 0162. | Kopfindex aller gemessenen Männer (103.) Mit] 900 2 wahrscheinl Fehler der Einzelbeobachtung 1,82 2 Ax-Z Er P-073. Aóscissen:-157 2,47-137-027*082*192*. 302 Ordinafen: 0352 9880 1936 2,464 2,024 1056 0352. Gesichtshöhe aller gemessenen Männer(103.) Mittel 1207 mm wahrscheinl Fehler der | Einzelbeobachtung #09 mm. Ax- mm P-0955. Abscissen:-396298-2,00-103-005+0,9377917289"386 Ordinaten: 0099 0297 1287 8,073 2,772. 2178 1089 0198 9198. Abh. d. IL. KI. d. K. Ak: d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lith.Anstv. Hubert Köhler, München Blüthenstr13, Karl E.Ranxe. Anthropol. Beobachtungen. Taf II. Gesichtsbreite ! aller gemessenen Männer (103) Mittel 136,3 mm. wahrscheini Fehler der Einzelbeobachtung 307mm. Iz-Imm. P-073. Abscissen: -336-238- 140-0, 424 055115392 514349 Ordinaten: (495 0495 1485 2574 3069 1287 05940198. Gesichtsindex aller gemessenen Männer (103) Abscissen:-286-196-107-018+0714161+250+339+429 Ordinaten: 033 143 2,86 330 143 110 0%# 022 0,11. Mite 88,62 wahrscheinl Fehler der Einzelbeo6schtung 336 £ 4x-33 P-023 Nasenhöhe Abscissen: -338-2.53-169-98420,00+084+169:2.531338 TET CS UI) | Ürdinalen. 02* 072 120 252 2,76 3,36 072 048 Q2* wahrscheinl fehler der Einzelbeobachtung 23mm. Ax-2Zmm. P-933. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lith.Anst v.Hubert Köhler, München Blülhenstr13. Karl E Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf. IV. 719.8. > Nasenbreite | aller gemessenen Manner(103.) I L7 £0 Tom. | wahrscheinl Fehler der | £inzelbeoßschtung 1,70 mm. dx-2mm. P-079 Aáscissen:-271- 153 - 035-082 *2,00*318- 935 Ordinaten: 0581 1494 3077 2075 0336 Q166 Q166 —— | 99.9. : Nasenelevation aller gemessenen Männer(103.) Mittel 15,0 mm. wahrscheinl Fehler der | Einzelbeobachtung 428 m m. | Ax- Tmm. P-2079. Abscissen: -313-03^ 156-0 702000*0 787156»2,39 4373 Ord'nafen. 036 408 1,56 20^ 300 7292 132 948 060. Nasen -Jndex aller gemessenen Männer/103,) Mittel 736 2 wahrscheinl Fehler der Einzelbeobachltung +26 4x-+0£ Abscissen: -3075-2136-1197-0258+06811620r25593498+4437 Ordinaten: 052 062 227 310 2,27 403 052 021 Ort. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. 1. Abt. Lith.Anst:.Hubert Köhler, München Elüheastr.3. Karl E Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Tat V | Fg. Tf. T ' 1 1 1 1 Elevations Index aller gemessenen Manner'103 ) Mitel 329 2- wahrscheini. Fehler der Einzelbeobachtung 2,96 £ 4x-32 Aóscissen:-3655-2839-1825-QUII^ Q2A3 12174223123 245 | Ordinaten: 0096 077 1^» 208 259 202 957 Q7 | Fig. 12. | Kopflange | Nahagua Männer/65) I Aóscissen: -3566-20671- 1656-0 7010255" 10102, 165* 312094075 Ordinaten: 032 048 127 25^ 285 159 079 QX2 016. Mittel 185 2 mm. wahrscheinl. Fehler der Einzelbeobachtung Z.Tk mm. Ax-Imm. P=091. Fig.13. Kopfbreite Nahaqua Männer (65) Mittel 1473 mm. | | Abscissen:—341-268-194-127-948+026+099+ 1727246319 | | wahrscheinl, Fehler der | Ordinaten: 02 02 06 16 36 28 78 02 10 0%. Einzelbeobachtung 2,73 mm. Az-Jmm P-006. Abh. d. II. Kl. d.-K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lith Anstv Haber Kohler, München Blülhenssr13. Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf VI. Fig. T6. | — VL ME Abscissen: -318-212-106* Q00 + 106-212 318 D " Mine 725.2 p € Ordinaten: 04+ 131 232 232 218 037 058 wahrscheinl. Fehler der Einzelbeobachlung 189 € Aax-2 2 | £75. : | z | SEETRIUS UNE 5 Abscissen: [3/97 2499-1804 189 -QU 0227 Regu ARDOR A E727 DEPTH PET Y) ane onim 045.045 158 226 226 3,17 wahrscheinl Fehler der Ordinaten.| 158 736 7 Da A02 " 25 Einzelbeobachtung 45 mm. 126 7 7 ^ ^ rs Ix-Imm. Fig. 16. j ] Gesichtsbreite Wahaqua Männer (65) Aóscissen: IB. 3386 -2 660-2,136- 1977 - 0688 Mittel 136, % mm. * 0036*Q760- 1405 -2 208-2932 wahrscheinl, Fehler der Ordinaten: { g21 043 027 0,85 106 270 Einzelbeobachtung 2, 76 mm. 297 340 106 085 06%. Ax-Zmm. Abh. d. IL. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I . Abt. Lith.Anstv.Hubert Köhler, München Blülheastr.3. Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf VII. | Zg.1z E Gesichts-Jndex | Nahegua Männer (65) | Müite! 88,02 wahrscheinl Fehler der Einzelbeobachtung 3,16 % 4x-3% Aóscissen: 2847 1444-0921 0000291924902 89773796 Ordinaten: Q9 146 259 340 162 065 032 032 ——-—---------------------b---p----20 | | 79.18. T 1 ! 1 Nasenhöhe Nahagua Hänner (65) Mit] 53,7 mm. | wehrschein Fehler der Einzelbeobachtung 2,3% mm. Ax-2mm. Aóáscissen:-301$-2 223-364-0513 0392" 1199205242 90773262 Ordinalen 036 108. 143 287 215 251 072 018 036. | 59.13. | Nasenbreite WaAagua Manger (63) Mifel 40 5mm. wahrscheinl Fehler der Einzelbeobachtung 1,677» m. Ax-2mm. Abscissen: 3594-2 396-11981000* 1109942, 396*3 594 Ordinalen: 013 0% 167 2,83 193 66^ 026. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lith Anstv-Hubent Köhler, München Blüthenstei2. Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf. VIIT. 59.20 Nasen-Elevation Aóscissen:-2915-2,082-,2 9-060 1591249208272 915 Nahagua Männer (65) Orcdinaten: Q7^ 477 166 332 222 129 U7^ 092. Mittel 15, 5 rn. Wahrseneinl, Fehler der Zinzelbeobachtung 1,20 mm. dx: fmm. Fig. 27. I Nasen-Jndex Nahagua Manner(65) | Mittel 75,42 | wahrscheinl.Fehlerder | Einzelbeobachtung 409 á Ax-42 Abscissen:-36432.665-71687-0709* QO5D HL OMPIQRDSHEADEAMTM Ordinaten: 047 076 142 283 283 192 079 016 016. ABSCISSen:— 4294-3 3182 392-1 266-0390 Q 185" 15602, 53782 5T a2 | /g.22. | Ordinaten:003 QW 110 126 205 252 0,95 QW 047 032. Elevations-Jndex Nahagua Mánmer 65) Mittel 38,3 2; wahrscheinl, Fehler der Einzelbeobachtung 2,05 2 Ax-27; Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I . Abt. Lith.Anstv. Hubert Köhler, München Blüthenstrl3. Karl E Ranke, Anthropol. Beobachtungen. HEIEID.C Körpermessung. Mittelwerte. —— Kürpergrósse Klafterweite Beinlange Armlänge Rumpflänge Hals u.Kopf 0" zu | Be E — rig. 23. S na E | \\ an. M EE E | Nahaqua Auetó AY Trumai 53 Fan Pr o ———H Il X N 10» Aon d. IL Kl. d K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Lith Anstv Hubert Köhler, München Blüthenstri3. Karl E. Ranke, Anthropol. Beobachtungen. Taf. X. Kopf. Mittel werte. K.Länge K.Breite Ges. Breite Ges.Höhe Nas.Höhe Nas.Breite Elevation 19077 9 Nah. óAu. STE N Fig 24. iso" QNah. QAu. EN pnmum 4 Y Nahaqua 1 N : Auetó E] NS Trumai i 15077 N 4 AN 20 - E BE Abh. d. IL Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I . Abt. LN N Lith.Anst.v. Hubert Köhler, München. Blütheasir13. Taft. XI. Karl E Ranke, Anthropol. Beobachtungen. ó YINVIANF Bein 0% | 0c : N Lm 0£ |— o£ se = \ Se — Oh — ] 0% gu S 05 08 EGG SS 0g [-———— ne sg [— = | sg m —— 01 S)1-069 S11-069 OhL-SM. MET ———— m ——————————- — -mrSL sgroyz ?* | B1- 082 061-591 (EE ——— — —M— JI zu une LS S18-06/.09 [ — — rn —— — — ——— Zu S18-061- 08 098-518 EN "9291 92% Sou e ve EN id — H 92 9H — à ie — ———— E org y SP 9 Wi ES RES x ulog OYINVIONT essey enjosqy Litt Anst.v. Hubert Köhler, München. Blüthensrr3. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Taf. XII. Karl E Ranke, Anthropol. Beobachtungen. 02 39i-28)- 29-091 09-854 gsh-hät ars xS ES XE MER IRSENS EE 08 WOO EMEND Eee à q — 929 ii : 2291 MER oe à 2 Fer Te Ch IH See ei. ES "oo $$ jduiny ó$M3NVIONf — ?55*werniesag ES jduuny OM3NVIONf — ?ssewernosgy 02 - S6 03 SE St 08 SL Lith.Anstv. Hubert Köhler, München. Blülhenstr.l3. Abh. d. IL. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. Taf. XII. Sh 08 SS ef 059 089 ‚019.089 5, |. 069 019 0H. 069 £1-0HL- 08 OS, 0£4 02 Sé 03 SE Sy 0° Ss 09 S9 0L SL 08 Lith.Anst:v. Hubert Köhler, München Blüthenstr.3. Karl E.Ranke, Anthropol. Beobachtungen. 0 t — LL 05: 0 way — 7 PYanvianr "ossewanpsay 3 XO SX OSEE d E nos n s|eH bos 9Wy3NVIONF esseyejnjisqu ^ Hats u. Kopf Hals u. T Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I . Abt. Beiträge zur Ornithologie Sumatras und der Insel Banka mit besonderer Zugrundelegung der von Dr. Hagen auf Banka gesammelten Vögel. Von Dr. C. Parrot. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 20 UN Bernie, sigolo:hirO. tus og pause Poani eb Dr E pese , Rt Er En sr A! tov sb vnırgaldbrurrei 4xotehtrtosad Hm o giunti pus mous? Az logo Y swollssmniseag HENSUESTSQU STR S Ein im Frühjahr 1905 von dem bekannten Sumatra-Forscher Hofrat Dr. Bernhard Hagen in Frankfurt a. M. unternommener Besuch der Insel Banka wurde von diesem besonders dazu benützt, die Vogelwelt des faunistisch noch wenig bekannten Gebietes zu studieren. Die zu diesem Zwecke angelegten Sammlungen, besonders wertvoll durch die genaue Datierung des zusammengebrachten Materials, gingen auf dem Schenkungswege in den Besitz der Münchener Staatssammlung über, welche schon vor einigen Jahren durch zahlreiche Stücke von der Hauptinsel, namentlich aus dem Gebiet von Deli, durch die Güte des gleichen Forschers namhafte Bereicherung erfahren hatte. Mit der wissen- schaftlichen Bearbeitung der letzten Ausbeute betraut, war es mir ein willkommener Anlaß, das ganze aus Sumatra stammende Material, zu dem schon früher ein Münchener Reisender, Hofrat Dr. Ludwig Martin, durch viele schätzbare Zuwendungen den Grund gelegt, das auch neuerdings in Gestalt einzelner Stücke von seite der Herren Dr. Maurer und Dr. Paster in München und des Herrn C. Widnmann in Batangwis einigen Zuwachs zu verzeichnen hatte, einer vergleichenden Untersuchung zu unterziehen. Denn eine zusammenhängende Bearbeitung dieser Objekte war bisher noch nicht erfolgt, ebenso wie auch die aus viel älterer Zeit stammenden Schätze des hiesigen Museums an javanischen Vögeln bis auf den heutigen Tag eine eingehendere Würdigung noch nicht gefunden haben. Bei dem vergleichendem Studium der sumatranischen Avifauna können nun natur- gemäß die Beziehungen zu der nördlicheren, kontinentalen, in specie ostindischen, und zu der benachbarten und sich unmittelbar im Osten anschließenden Tierwelt der Insel Java nicht unberücksichtigt bleiben, und da die Ornis vielfach da und dort eine gleichgeartete (im wahrsten Sinne) ist — auf die Differenzen wird im Rahmen dieser Arbeit oft zurück- zukommen sein —, so hielt ich es nicht nur für erlaubt, sondern geradezu für notwendig, der Veróffentlichung der Resultate eine detaillierte Bekanntgabe des ganzen zu Grunde gelegten indomalayischen Balgmaterials, wenigstens so weit es Formen betrifft, die Sumatra angehen und nebenher auch in gleichem Habitus anderwürts vorkommen, beizugesellen. Freilich, nicht eine bloße Aufzählung der zur Untersuchung vorgelegenen Stücke soll gegeben werden, wie sie wohl in den meisten Publikationen über Sammlungen aus diesen Gegenden bisher gebräuchlich war (ich nenne die Verzeichnisse von Salvadori, Bütti- kofer, Nicholson, Stone, Lord Tweedale u. a.),*) sondern es sollten die nach dem über- einstimmenden Urteil unserer kompetentesten Systematiker außerordentlich wichtigen Mes- sungen am Vogelkörper zu ihrem Rechte gelangen, indem jedem untersuchten Stücke 1) Eine rühmliche Ausnahme bildet die der neueren Zeit entstammende Arbeit von Ch. W. Richmond über Vögel von der Küste und den Inseln von Nordwestsumatra (Proc. U. St. Nat. Mus. Vol. XXVI, 1903). 20* 152 ohne Ausnahme die hauptsächlichsten Maße beigefügt wurden. Auf diese Weise ist es dem Leser möglich gemacht, sich ein Urteil über die Einzelexemplare zu bilden, auch wenn hinsichtlich ihrer spezielleren Eigenschaften nichts Weiteres gesagt sein sollte. Das, was die Vorderman’schen Arbeiten im Gegensatz zu den vorgenannten so überaus wertvoll macht, sind die zahlreichen, mit genauen Maßtabellen verbundenen Beschreibungen einzelner Stücke. Da diese Abmessungen in Zentimetern gegeben sind, so erübrigt sich für den kontinentalen Forscher die zeitraubende und nicht ganz unbe- denkliche Umrechnung aus der bei den Engländern leider immer noch bevorzugten Maf- einheit. Übrigens sind auch in der englischen Literatur, abgesehen vom „British Catalogue‘, der indessen ‘in dieser Hinsicht recht oft sich unzuverlässig erweist, genaue Angaben über die Dimensionen malayischer Formen nur in selteneren Füllen zu finden. Banka, ein kleines, den Kreis Oberbayern kaum an Größe übertreffendes Eiland, ist von dem südóstlichen Teile Sumatras, dem es im Nordosten vorgelagert ist, nur durch eine schmale Meerenge getrennt. In geographischer und geologischer Beziehung ganz verschieden von der Hauptinsel, da seine Erhebung aus dem Meere bis in das palaeozoische Zeitalter zurück- zudatieren ist, zeigt es um so größere Übereinstimmung mit der von Norden herabragenden Halbinsel Malaeca. Nach allem, was wir über die geologischen Verhältnisse des malayi- schen Archipels wissen, scheint ein ursprünglicher Zusammenhang unserer Insel mit- Malacca nicht von der Hand zu weisen zu sein, auch ein solcher mit Java, das sich aber zu allererst von dem alten Kontinent abgetrennt haben dürfte; denn es ist durch tieferes Meer von den Nachbarinseln geschieden. Auch die weiter östlich gelegene Insel Borneo, die jetzt durch ein weites Meer getrennt ist, wird man in den genannten Komplex mit einbeziehen dürfen; ziemlich genau in der Mitte zwischen Sumatra, wenigstens so wie es sich heute präsentiert — denn seine Ostküste erfährt durch alluviale Anlagerung eine beständige Vergrößerung, — und Borneo ragt noch eine kleine Insel aus dem Meere, die um die gleiche Zeit entstanden sein muß wie Banka, Billiton, gleichfalls ein Relikt aus uralter Zeit, das unser größtes Interesse beansprucht. So ist es denn naheliegend, zu erwarten daß auch die Tierwelt dieser Inseln in gewissem Sinne ein eigenartiges Gepräge tragen würde; aber gerade bei den leicht- beschwingten Vögeln machen sich so viele Einflüsse sekundärer Natur geltend, daß man sich wohl hüten muß, zu weit gehende oder voreilige Schlüsse auf bestimmte Erfahrungs- tatsachen aufzubauen. Daß die Verschiedenheit nahe verwandter Formen auf benachbarten Inseln jedenfalls nicht allein auf Rechnung der Separierung gesetzt werden darf, hat ganz richtig Vorderman, der den Wallace'schen Sätzen ziemlich reserviert gegenübersteht, bereits betont (man vergleiche seinen interessanten Aufsatz „Les oiseaux de Sumatra et leur présence dans les iles avoisinantes* [in Natuurkund. Tijdschr. voor Nederlandsch -Indie, D. XLIX, afl. 4]). Derselbe weist auch auf später erfolgte Einwanderungen hin, z. B. bei den Fasanen, und es mógen nach ihm Vulkaneruptionen viele Veründerungen verschuldet haben mit ihrem Aschenregen etc. wie er selbst aus Anlaß der Krakatau-Eruption konstatieren konnte. Veränderungen der Bodenoberfläche und der Vegetation sind auch von solchen des Klimas gefolgt. Auf Banka soll nun der ursprüngliche Urwald einem regelmäßig gepflanzten Kulturwald Platz gemacht haben und das ist gewiß nicht ohne Einfluß auf die Vogelwelt geblieben. Es kann diese zudem durch die Näherrückung der Hauptinsel einen lebhafteren Austausch mit der diesseitigen Avifauna eingegangen haben. 153 Trotz alledem ist nieht zu leugnen, daß, wenn auch eine Verschiebung der ursprüng- lichen Verhältnisse stattgefunden hat, in der Gegenwart die Ornis Banka's zwar weniger in ihrer Zusammensetzung, als bestimmt in der üu&eren Erscheinung ihrer Bewohner eine eigentümliehe Charakteranlage erkennen läßt. Die in der Hauptsache zur Verfügung stehenden Vergleichsobjekte sind allerdings insofern nicht allzu geignet, als sie selbst wieder, wie unten noch hervorzuheben sein wird, in gegensützlicher Richtung differieren, so daß die Kontraste um so verschürfter vor Augen treten müssen. Die Bankavógel zeichnen sich nämlieh in nieht wenigen Fällen durch eine auffallende Starkwüchsigkeit aus. Diese Tendenz, die auch wiederholt bei javanischen Arten, die auf Sumatra ihre Ver- treter sitzen haben, in die Erscheinung tritt, konnte ieh besonders bei verschiedenen Taubenformen, wie bei Treron nasica, Osmotreron fülvicollis, Chalcophaps indica dann bei Cymborrhynchus macrorhynchos, Sitta frontalis (hier gab mir die Differenz Anlaß zur Auf- stellung einer neuen Form), bei Megalaema dwvauceli und anderen, nachweisen. Die nahen Beziehungen der Insel Banka zu Malacca auch in tiergeographischem Sinne fand ich nun auch in mehreren Fällen bestätigt; ich erinnere nur an das Verhältnis von Pitta bangkana zu Pitta cucullata; die bankanische Megalaema duvauceli, deren Größe vorhin erwähnt wurde, zeigt starke Affinitäten zu der Burma etc. bewohnenden JM. cyamotis. Viel zahlreicher sind freilich die Beispiele einer absoluten Übereinstimmung der gleichmäßig auf Sumatra, Malacca und Borneo heimischen Vogelformen. Darauf hat schon Lord Tweedale (The Ibis, 1877, p. 286ff.) vielfach hingewiesen; auch Vorderman verdanken wir in dem oben zitierten Artikel eine diesbezügliche Zusammenstellung, wührend W. Blasius des öfteren namentlich die nahen Beziehungen der Malaccaformen zu der borneanischen Ornis betont. Tatsächlich haben sich nun auch einige unmittelbare Relationen der banka- nischen Avifauna zu der Borneos unzweifelhaft nachweisen lassen. Abgesehen von dem schon länger bekannten Vorkommen der typisch borneanischen Lophura ignita nobilis auf Banka, das auch ich bestütigen konnte, ist es mir gelungen, drei bisher lediglich für Borneo nachgewiesene Formen, nämlich Carcineutes melanops, Pyrotrogon diardii diardii und Trichophoropsis typus (die drei ersteren sind wohl ziemlich sedentäre Formen) neu für Banka zu konstatieren; ein Anklang an den borneanischen Osmotreron baramensis tritt uns wahrscheinlich in den auf Banka lebenden Exemplaren des O. fulvicollis vor Augen. An dieser Stelle sei auch der Auffindung eines an die Borneoform Calyptomena hosii erinnernden Stückes, allerdings von der Hauptinsel stammend, gedacht. Schließlich ist wohl erwähnenswert ein Stück der Kiffacincla macroura aus Deli, das stark an den Borneo- vertreter sich anlehnt. Die Erwartung, daß in noch höherem Grade die Avifauna von Billiton nach Borneo hinneigte, hat sich nach den Untersuchungen Vorderman’s nicht in hervorragendem Maße bestätigt, wenigstens sagt dieser Forscher, „die dortige Vogelwelt schiene größere Übereinstimmung zu haben mit der Sumatra’s, ferner mit der Malacca’s, eine geringere mit der borneanischen und die geringfügigste mit der javanischen.* Immerhin ist auch hier eine Art namhaft gemacht, die lediglich auf Borneo und Billiton vorzukommen scheint (Caprimulgus concretus Bp.) Das eigenartige Gepräge, das der bankanischen Vogelwelt, das sich ja weniger in der Auffindung einer größeren Anzahl von neuen Formen — dazu sind die vorliegenden Samm- lungen denn doch zu wenig umfangreich und die Entfernung von der Hauptinsel zu gering 154 — als in der glaublichen Feststellung einer bestimmten Entwicklungsrichtung dokumentiert, findet nun, wie schon oben angedeutet, gewissermaßen sein Gegenstück in der meines Wissens von keiner Seite richtig gewürdigten Tatsache, daß die im Bezirk Deli (also in der Ebene zwischen Kap Tamian an der nordöstlichen Küste der Hauptinsel und dem Flusse Atahan, vielleicht einschließlich der hügeligen Gegenden von Bangkat und Serdang) gesammelten Stücke vielfach durch ausnehmende Schwachwüchsigkeit, so zwar, daß man manchmal an förmlichen Zwergwuchs gemahnt wird, sich auszeichnen, und das scheinen nicht einmal Ausnahmen zu sein, sondern es scheint das Reguläre darzustellen. Wir werden von diesen Beispielen im Verlaufe der nachfolgenden Besprechung nieht wenige kennen lernen; hier hebe ich nur die Arten Rhamphococey& curvirostris, Megalaema haemacephala Megalaema duvauceli, Aethopyga siparaja, Hypothymis azurea, Treron nipalensis, Osmotreron. vernans, O. olax, Carpophaga aenea, Turtur tigrinus hervor. Bei einigen von diesen ließ es sich nicht umgehen, zur subspezifischen Abtrennung der betreffenden Individuen zu schreiten, womit denn auch mehrere neue Namengebungen verbunden waren. „Die Tierwelt der steinlosen, alluvialen Ebene von Ostsumatra*, sagt Hartert (Natur- geschichtliches aus Sumatra [Nov. Zool., 1902, p. 147]), „ist nicht die eigentliche sumatra- nische Tierwelt, sondern eine im großen und ganzen mit der Malacca-Halbinsel und (im minderen Grade) mit der Borneo's übereinstimmende. Die eigentliche, eigentümliche Fauna hat man auf der Westküste und den ausgedehnten vulkanischen Gebirgszügen zu suchen, dort ist alles weit mehr verschieden von der östlichen Ebene als letztere von denen der Halbinsel Malacca“. Auf diese merkwürdigen Verhältnisse, die auf Java!) z. B. ganz andere zu sein scheinen, ist auch Hagen in seinem Buche über „Die Pflanzen- und Tier- welt von Deli* schon früher ausführlich eingegangen. So ist es denn nicht verwunderlich, daß unter den bei Deli gesammelten Stücken — die Hagen'schen, auch der größere Teil der Martin'schen Vögel stammen fast aus- schließlich daher — west- oder zentralsumatranische Formen so gut wie ganz fehlen. Dafür verdanken wir Martin, der auch auf dem Zentralplateau (Kuro) westlich von Deli sammelte, verschiedene wertvollere Vertreter der eigentlichen sumatranischen Ornis; es scheinen in Zentralsumatra eine ganze Anzahl Formen vorzukommen, die sonst selten sind; in den Bergen finden sich wohl auch interessante „Standortsvarietäten“ (so bei manchen Spechten und Eisvögeln), die eines genaueren Studiums noch bedürfen. Die süd- lichere Ostküste ist übrigens ebenfalls von Formen bewohnt, welche im Vergleich zu solchen aus bekannteren Partien der Insel als „selten“ bezeichnet werden müssen. Es war deshalb auch sehr zu begrüßen, daß unter den von der letzten Reise Hagen’s mitge- brachten Objekten eine Anzahl in der Gegend von Sekajoe im Bezirk Palembang ge- sammelt sind. — Schließlich wäre noch der Nachweis einer typisch javanischen Art, des Pyenonotus aurigaster für die sumatranische Ornis (das Martin'sche Stück, leider, wie gewöhnlich, ohne genaueren Fundort und Datum, gehört einer anscheinend etwas ab- weichenden Form an), erwähnenswert. !) Finsch (Journ. f. Orn., 1906, p. 319) bemerkt: „Soweit sich nach dem bis jetzt aus dem Osten vorliegenden Material urteilen läßt, stimmt dasselbe artlich durchaus mit dem des Westens überein und gibt keinerlei Anlaß zu geographischen Lokalformen. Eine Ausnahme machen einige wenige, die höchsten Berge bewohnenden Arten“. BU 155 An Wintergästen aus dem Norden konnte ich nur zwei Formen, darunter allerdings eine besonders interessante (Tringa canutus L.) in unserer Sundakollektion entdecken. In neuerer Zeit hat man dem Studium der kleinen Inselgruppen, die um Sumatra, Malacea und Borneo gelagert sind, besondere Beachtung zugewandt. So ist die Insel Nias im Westen, die gewisse Affinitäten zur hinterindischen und nikobarischen Tierwelt nicht verkennen läßt, obschon gerade in ornithologischer Beziehung die Übereinstimmung mit Sumatra eine groBe ist (vgl. Blasius, Vógel von der Insel Nias [Journ. f. Ornith., 1901, p. 72 und 73]), schon ganz gut durchforscht; von den Linggainseln südlich von Singapore weiß man, daß sie tiergeographisch der Fauna Malacca’s angehören, während das im Norden von der Nordostspitze Sumatra's gelegene Salanga ungeführ an jenem Grenzgebiete liegt, welches die Wallace'sche indochinesische und indomalayische Subregion scheidet; diese Insel gehört aber immer noch mehr der letzteren an, indessen das noch nördlichere Tenasserim viele Übergangsformen aufweist. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, als machten sich solche gelegentlich schon im Norden von Sumatra (selbst auf den im Westen vorgelagerten Inseln Simalur, Banjak ete.), und vollends auf der malayischen Halbinsel bemerkbar. Man darf nun nach dem Gesagten nicht denken, als ob die Insel Java in allem gegenüber den bisher berührten Teilen des malayischen Archipels eine völlig exzeptionelle Stellung einnähme. Es fehlt auch auf ihr nicht ganz an Formen, die sie mit Sumatra gemeinsam hat. Ganz kleine Differenzen, meist in der Größe, sind aber an äußerlich gleichgeartet erscheinenden Stücken beiderseitiger Provenienz, wie sie in den Maßtabellen im weiteren nebeneinander verzeichnet sind, selten fehlend. Die etwas vage Bezeichnung „Java“, die einen großen Teil der alten Sammlung begleitet, bot kaum einmal einen Grund zu Zweifeln; manche mit der Angabe „Indien“ oder ,Ostindien^ versehenen Stücke gaben wenigstens insofern der alten Bezeichnung Recht, als ihre Provenienz aus Java bestimmt ausgeschlossen werden konnte. Im übrigen dürfte Hartert darin zuzustimmen sein (Kat. Vogelsammlung Senckenberg. Ges. p. 144), daß in allen alten Sammlungen oft die Angabe Indien sich finde, worunter nicht selten Java etc. mitinbegriffen sei. Unser neueres Material gab auch, so weit es datiert ist, wertvolle Anhaltspunkte zur Beurteilung der Mauserzeiten, welche die Sundavögel einzuhalten pflegen, ab. Außer- dem verdanken wir Hofrat Hagen eine größere Anzahl der auf Banka gebräuchlichen Trivialnamen. Die Zahl der „Arten“, die auf diese Weise von mir für die Hauptinsel Sumatra nachgewiesen werden konnte, betrügt 128, die der Bankavógel 60. Es ist dabei zu bemerken, daß hier „Spezies“ und ,Subspezies* gleichmäßig mitgerechnet sind; denn es ging ohnehin mein Bestreben dahin, diese Unterscheidung überhaupt zu eliminieren, da ich, der neuen Richtung der deskriptiven Ornithologie folgend, die Art lediglich als Formenkomplex aufgefaßt wissen möchte und demzufolge bestrebt sein mußte, für jede Form den Zusammenhang mit den nächsten, im gleichen Formenkreis zusammen- schließbaren Verwandten ausfindig zu machen. So ergab sich eine fast durchgängig trinäre Benennung wie von selbst (sie wurde natürlich streng nach den Vorschriften des Prioritätsgesetzes durchgeführt), und es blieben in der Tat nur wenige Fälle, wo dieser Modus nicht angewandt werden konnte, weil sich eine intimere Beziehung zu einer. 156 anderen Form nicht nachweisen ließ oder weil die Entscheidung in dem betreffenden Falle ohne detaillierteres Studium der ganzen Gruppe zu gewagt erschienen wäre; beim letzteren ist dann eben die binäre Bezeichnung lediglich als einstweiliger „Sammelbegriff* für den „Formenkreis‘ zu betrachten. Ich verhehle mir freilich nicht, daß sich die gewählte Nomenklatur dann und wann als anfechtbar erweisen wird, namentlich in Fällen, wo ich nur nach den vorliegenden Beschreibungen zu urteilen vermochte; aber es ist mit diesem Versuche doch ein Anfang gemacht, die neuen Gesichtspunkte entwicklungs- geschichtlicher Natur, methodisch durchgeführt, auch auf die Systematik der indo- malayischen Vögel anzuwenden. — In technischer Beziehung ist zu bemerken, daß die Messungen in der bisher von mir geübten Weise (vgl. „Ornith. Jahrb.“, 1905, p. 2 und „Zoolog. Jahrb.*, Abt. Syst., 1906, p. 258, auch „Journ. f. Orn.*, 1905, p. 529) ausgeführt wurden. Die Abkürzungen sind die gewöhnlichen: a. = Flügellänge, c. — Schwanzlänge, r. — Schnabellänge; seltener kommen vor: L.t. = Totallànge, t. — Tarsus, a. r. — Schnabelhóhe, c. t. = gesamte Schwanzlünge (bei stark verlängerten Zentralfedern) und Kr. = Daumenkralle. Maße, die an defekten Organen gewonnen sind, stehen in Klammern. Der Name des Sammlers oder der Sammlung. aus der das Stück stammt, ist stets in runde Klammer gesetzt; H. v. L. bedeutet: Herzog von Leuchtenberg. Geschlechtsangaben, die auf anatomischer Unter- suchung fufen, sind ohne Klammern wiedergegeben, solche, die lediglich auf Kombination des Bearbeiters beruhen, dagegen stets in eckigen Klammern. Ein Sternchen vor der Nummer besagt, daß das betreffende Stück in der „Schausammlung“ verblieben ist, zum Unterschied von der Mehrzahl der anderen alten Exemplare, die, erst vor kurzem von mir demontiert und mit den neueren Bälgen vereinigt, sämtlich in der „Balgsammlung“ ihren Platz gefunden haben. Das häufig genannte Simpang ist, wie auch Muntok, auf der Insel Banka zu suchen; die sonstigen vorkommenden Orte wurden schon im vorstehenden ihrer Lage nach erwähnt. Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht, sowohl Herrn Professor Reichenow, welcher so freundlich war, einige Vergleichungen für mich im Berliner Museum auszu- führen, wie den Herren Walter von Rothschild und Dr. Hartert, die mir in liebens- würdigster Weise verschiedenes Vergleichsmaterial aus dem Zoologischen Museum in Tring zur Verfügung stellten, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 157 Microhierax coerulescens fringillarius (Drapiez). Falco fringillarius Drap., Diet. Class. d'Hist. nat. VI, p. 412 (1824). a. C. 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 95 mm 59 mm 29. — , Sumatra : 1893 (Martin) 96,5 67 8. — , Sumatra 1894 3 97 69% 4. — „5 Java — — 96 62 5. — , Java — — 99 64 Gn o — A Java — (H. v. L.) 92 61 d. n „Südasien“ — (Hevzk,) 86 56 Das vorliegende Material setzt sich aus lauter alten, ausgefärbten Exemplaren zu- sammen, denen indessen Geschlechtsangaben fehlen, so daß sich die ziemlich beträchtliche Größendifferenz der Stücke, welche weniger in der Flügellänge als in der Gesamtgröße ihren Ausdruck findet — die malayischen Vögel präsentieren sich von Ansehen entschieden stärker, der bei weitem größte ist Nr. 2 —, leider nicht auf ihre Bedeutung prüfen läßt. Allem Anschein nach gehören aber sämtliche Stücke der Form fringillarius an, obschon das Unterseitenkolorit hinsichtlich des rostbraunen Tones etwas wechselnd ist; Nr. 6 weist z. B. hievon nur wenig auf, während bei Nr. 3 und Nr. 7 diese Farbe bis an den Kropf hinaufreicht und sogar auf Kinn und Oberkehle in Gestalt eines solchen Anflugs vorhanden ist. Ob die fünf bekannten Microhierax-Formen alle in eine Art zusammengenommen werden dürfen, vermag ich mit Sicherheit nicht zu entscheiden; es hätte das jedenfalls viel für sich; denn an dem Vorhandensein sehr „naher Beziehungen“, mindestens zwischen einem Teil der Angehörigen dieser Gruppe, kann nicht gezweifelt werden. Nach den Aus- führungen Schlegel’s (Mus. Pays Bas II, p. 33), dessen Beschreibung von M. coerulescens bengalensis Briss. — eutolmus Hodgs. = coerulescens L. freilich etwas abweicht, indem von dem charakteristischen Nuchalband nichts gesagt wird,!) stünde die sehr nahe Ver- wandtschaft zu der Sundaform außer allem Zweifel. Die schwarze Schenkelbefiederung erscheint auch bei unseren Exemplaren manchmal mit gelblichweißer gemischt; Schlegel sagt aber bei bengalensis: „Mit weniger schwarzen Flanken“. Es wären das also, wie auch die Kopfzeichnung, lediglich Unterschiede gradueller Natur. Wahrscheinlich läßt sich auch der etwas größere und unten rein weiße M. melanoleucus Blyth, dem wieder das weiße Nuchalband fehlt, nicht von dem Formenkreis, für den nur der Linné'sche Speziesname coerulescens in Frage kommen kann, ausschließen. Das scheinbare Nebeneinandervorkommen des echten fringillarius — Exemplare von Nordborneo stimmen nach Nicholson (Ibis, 1872, p. 362) mit solehen von Sumatra und 1) Ein 5 von Sidoh Bay (Nordwestsumatra) zeigte nach Richmond (l.c. Spuren eines weißen Halsbandes im Nacken. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 21 158 von der malayischen Halbinsel überein — und latifrons Sharpe auf Borneo (W. Blasius, Verh. Zool. Bot. Ges., 1883, p. 20), dürfte sich vielleicht als ein Bewohnen benachbarter, aber doch getrennter Gebiete der gleichen Insel herausstellen. Zu erwähnen wäre noch, daß A. Müller (Journ. f. Orn., 1882, p. 429) das Flügel- maß von adulten Exemplaren der Insel Salanga mit 102 mm angibt, worin sich also die Zugehörigkeit dieser Vögel zu den starkwüchsigen Sundaexemplaren zu erkennen gibt. Vorderman (Natuurk. Tijdschr. voor Nederlandsch-Indie, Deel LI, Afl. 2, p. 204) mißt ein Exemplar aus Südsumatra mit a. 96, c. 56; ob es vielleicht ein männlicher Vogel war, wird nicht gesagt. Spizaétus cirrhatus limnaétus (Horsf.) Falco limnaétus Horsf., Trans. Linn. Soc. XIIL, p. 138 (1821). Limnaötus horsfieldi Vigors, Mém. Raffi, p. 649 (1830). a. e. r. t. 1. [— ad.] Sumatra 1892 (Martin) 410 310 48 115 2. [Q9 ad.] Sumatra 1894 5 (388) 305 44 102 3. [— ad.] Java — (d. Landauer) 438 288 48 95 Alle drei Exemplare gehóren mit ihrem dunkel-schokoladebraunen Gesamtgefieder der sog. „melanistischen Varietüt^ an, die speziell für Sumatra originür zu sein scheint, jedoch auch in Niederbengalen, auf der malayischen Halbinsel, auf Borneo und Java gefunden worden ist. Was es mit dieser ,Varietüt^ — besonders dunkel prüsentieren sich die Stücke 1 und 3, während sich Nr. 2 durch seine gelblichwei&en Federbasen auf dem Kopfe auszeichnet, Nr. 3 ist auch von ganz kapitalem Wuchs — für eine Bewandtnis hat, ob sie wirklich nur eine Gefiederphase dieser Vögel darstellt, darüber konnte ich mit diesem geringen Material natürlich keine Klarheit gewinnen. Auch Büttikofer (Notes Leyden Mus. Vol. IX, 1887, p. 10) wie Salvadori (Annal. Mus. civ. d’historia natur. Genova, Vol. XIV, p. 172) bezeichnen die ihnen vorliegenden erwachsenen Exemplare übereinstimmend als völlig dunkelbraun oder braunschwarz gefärbt. Ob die Angabe (Ibis, 1889, p. 71), daß ein Weibchen in „gewöhnlichem Kleid“ mit einem „schwarzen“ Männchen gepaart angetroffen worden sei, richtig ist, ob nicht vielmehr eine Verwechslung oder Täuschung vorlag, ist vielleicht doch in Erwägung zu ziehen. Denn andere Forscher, wie Horsfield und Bernstein, haben von einer solchen Vermischung, die schließlich sogar bei verschiedenen Arten denkbar wäre, nichts bemerkt. Auch Gurney, der berühmte Raubvogelspezialist, der sich zu dieser Frage ausführlich äußert (Ibis, 1877, p. 425), ist eher geneigt, im Gegensatz zu Sharpe (British Cat. I, p. 272) die Existenz zweier Formen, von denen die eine, die helle, für die der Name caligatus zu gebrauchen wäre, dem indi- schen cirrhatus außerordentlich nahesteht, anzunehmen. Die große Seltenheit des braunen Vogels in Indien gegenüber seiner Häufigkeit auf Malakka und Java dient Gurney als Argument zu Gunsten seiner spezifischen Verschiedenheit gegenüber der „blaßen Varietät*. Es ist aber doch nachgewiesen, daß auch „weiße“ Schopfadler auf den Sundainseln nicht selten vorkommen, und zwar entschieden dort erbrütete, indem Nestvögel in weißlichem Kleid mehrfach gefunden wurden. Da aber Nestjunge auch braun gefärbt vorkamen, so kann bei der „braunen Varietät“ mindestens von einer Altersdifferenz — der dunkelbraune 159 Vogel gilt hier meistens als der völlig ausgewachsene!) — nicht wohl die Rede sein, wie auch Blanford (Fauna of British India ete., III, p. 351) betont, der im übrigen, obwohl er mehr einer artlichen Verschiedenheit zuneigt, sich reserviert in der Frage ausspricht. Es zweifelt übrigens auch Hume an einer Identität der dunklen und hellen Stücke. Die vorstehenden Erwägungen ließen es mir geratener erscheinen, unter Sp. limnaétus lediglich die obigen drei Exemplare aufzuführen, ein weiteres, gleichfalls aus Sumatra vor- liegendes Stück, das größtenteils weiß gefärbt ist, dagegen lieber als besondere Form und zwar unter dem ihr zukommenden Namen caligatus abzuhandeln. Um aber gleichzeitig die sehr nahe Verwandtschaft zu cirrhatus, der wohl als Typus der ganzen Formengruppe — denn daß es sich bei der Gattung Spizaötus um eine solche handelt, kann kaum bezweifelt werden — aufzufassen ist, zu dokumentieren, halte ich die direkte Angliederung des caligatus für zweckmäßig, möchte aber ausdrücklich betonen, daß ich diese Bestimmung als eine gleichsam provisorische betrachte, die mich selbst nicht völlig befriedigt und die ich nur anwenden zu müssen glaube, weil mir die artliche Zu- sammengehörigkeit der beiden fraglichen Phasen denn doch noch nicht strikte genug bewiesen zu sein scheint. Ich neige vielmehr der Anschauung zu, daß cirrhatus wie caligatus, vielleicht selbst horsfieldi, wie man die dunkelbraune Form zum Unterschied von dem „Sammelbegriff“ limnaéfus nennen müßte, im Grunde eine und dieselbe Art darstellen, die vielleicht nur territorial etwas abündern mag (so auf Flores, Ceylon, auf den Andamanen etc, aber oft auch in räumlich weit getrennten Gebieten völlig identisch gefunden werden kann. Die namhaft gemachten Unterscheidungsmerkmale zwischen dem hellen limnaetus und dem echten cirrhatus dürften nun auch kaum als stichhaltig zu betrachten sein. Denn wenn auch richtig zu sein scheint, daß der erstere meist keinen oder nur einen rudimentären Hinterhauptsschopf aufweist, so sind doch auch Ausnahmen bekannt geworden; ja selbst der braune l;mmnaéfus wurde schon mit sehr langem Schopfe angetroffen (s. Mus. Pays Bas). Es ist klar, daß koloristische Details bei der Bestimmung solcher Vögel wie auch bei allen nach Alter und Geschlecht stark differenzierten Raubvogelkleidern keine ausschlaggebende Rolle spielen kónnen, da& vielmehr das Schwergewicht lediglich auf plastische Merkmale gelegt werden muf. Solche fehlen aber in der Tat zwischen beiden genannten Arten. Es scheint mir wohl der Schnabel bei unsern dunkelbraunen Exemplaren etwas stürker und höher sich zu präsentieren, auch meist ein stürkeres ,Gewaff^ vorhanden zu sein; nun sind aber diese Tiere überhaupt etwas größer in ihren Dimensionen, und ich habe schon bei anderer Gelegenheit darauf hingewiesen (Journ. f. Orn., 1899, p. 24), daß auf solehe Differenzen in systematischer Beziehung nicht zu viel zu geben ist, weil sie sehr von dem Alter des Individuums abhängig sind, das bekanntlich bei den Adlern ein sehr 1| Es wäre das eine Analogie zu den einzelnen Gefiederphasen der Aquila rapax albicans Rüpp; ich muß aber gestehen, daß mir die diesbezügliche Darstellung v. Erlanger's (Journ. f. Orn., 1898, p- 423) nicht völlig einwandfrei zu sein scheint. Es ist mindestens die Abbildung auf Tafel VII viel zu hell ausgefallen, sowohl bei dem jungen Vogel im ersten Federkleid, das doch als gelbbraun bezeichnet wird, während es hier fast bräunlichweiß dargestellt ist, als auch beim Kopf des alten Weibchens, der fuchsbraun genannt wird, hier aber, abgesehen von einigen braunroten Flecken, die an das ,Alterskleid* gemahnen sollen, gelblichweiß gegeben ist. 21* 160 beträchtliches zu werden pflegt. Die Schnabelkonfiguration und Nasenlochbildung ist da wie dort die gleiche, und auch die Flügelform (4. und 5. Primäre die längsten) zeigt sich übereinstimmend. So werfen denn auch Schlegel wie Büttikofer, der eine unter Sp. eirrhatus, der andere unter limnaétus, alle Arten des östlichen Indien zusammen, und zwar auf Grund ihrer Untersuchungen im Leydener Museum, das, wie man zugeben muß, schon damals ein außerordentlich reichhaltiges Material aufwies. Auch Gurney (l c.) hat die gelegentliche Übereinstimmung beider Arten wahrscheinlich gemacht, obschon er den caligatus auch gewöhnlich als schopflos bezeichnet. Andererseits ist mit dem Spezies- schlüssel im British Catalogue, der das Vorhandensein oder Fehlen eines Schopfes mit Recht außer acht läßt, dafür großes Gewicht auf die Art der Schwanzbänderung legt, differentialdiagnostisch in diesem Falle herzlich wenig anzufangen. Denn darnach stellte unser helles Exemplar aus Sumatra ein Gemisch von „jungem limnaétus* und immaturem oder adultem cirrhatus dar. Zudem haben zwei aus Ceylon vorliegende Stücke solch große Ähnlichkeit damit, daß es sehr schwer halten würde, sie ohne Kenntnis der Provenienz davon wegzuhalten. Hier zunächst der Sundavogel: Spizaétus cirrhatus caligatus (Raff.)? Limnaötus caligatus Rafü, Trans. Linn. Soc. XIII, p. 278 (1822). Falco niveus Temm., Pl. Col. I, p. 127 (1823). a. e: T; US [9 juv.?] Sumatra 1894 (Martin) 395 295 42 96 Vorzüglich kónnte auf diesen Vogel die Abbildung von Levaillant's Griffard (Bd. I, Pl. 1) der als der afrikanische Spizaétus bellicosus (Daud.) erkannt worden ist, zutreffen. Hier seine Beschreibung: Unterseite völlig weiß, nur auf der Mittelbrust hier und da ein rostgelblicher Schaftfleck vor dem Federende; ganz gleichgeartete, aber völlig rudimentäre Flecke auf einigen Unterstoßdecken; Vorderkopf hell rostbrüunlich; Ober- und Hinterkopf gelbweiß mit hell rostbräunlich angeflogenen Federenden; Nacken fast weiß mit rudimen- tären schwarzen Schaftstrichen; letztere auf den rostgelblich überlaufenen Halsseiten etwas stärker hervortretend; Kopfseiten weiß mit gelbbräunlichem bis gelblichem Anflug; Hinter- kopffedern etwas verlängert, aber zerschlissen und teilweise defekt; ein Schopf fehlend (könnte aber sehr wohl ursprünglich vorhanden gewesen sein); Vorderrücken dunkelsepia- braun mit hellrostbraunen Federrändern; Hinterrücken hell rostbraun mit weißen Basen; ebenso, aber noch lichter, die Oberstoßdeckfedern, von denen die längsten direkt weiß sind (wie auch der Grund des Schwanzes); Sekundären und sämtliche Flügeldecken weit herab mit weißen Basen, sonst sepiabraun; ähnlich die mehr dunkelbraunen Primären; die weiße Tarsenbefiederung bis zum Ansatz der Mittelzehe reichend: der Schwanz zeigt auf braunem, leicht gewüssertem Grunde fünf schmale braunschwarze Binden und, hiervon durch einen ganz breiten Zwischenraum getrennt, eine ziemlich breite Terminalbinde, auf die schließlich noch ein schmaler gelblichwei&er Endsaum folgt. Während also hier ein Hinterhauptsschopf nicht vorhanden ist — es macht mir den Eindruck, als wenn er ausgerissen wäre,!) — findet sich ein solcher von ansehnlicher !) Man müßte darauf achten, ob die Eingeborenen auf den Sundainseln diese schönen Federn viel- leicht als Kopfschmuck zu tragen gewöhnt sind; dann würde vielleicht das auffallend häufige Fehlen des Schopfes bei dort gesammelten Adlern eine ganz natürliche Erklärung finden. 161 Länge, schwarz gefärbt und bräunlichweiß endigend, bei einem sehr starken Ceylonvogel, während er bei einem zweiten Stück von dort nur in Gestalt von zwei schwarzen weiß gespitzten Federn noch vorhanden ist. Ich lasse hier die Maße dieser beiden Adler folgen: a. e. Ir t. a. [—juv. ?] Ceylon (H. v. L.) 410 303 48 102 b. [o jun.?] Ceylon — 350 280 43 89 Wenn Vogel a. wirklich aus Ceylon stammt, so würe er wegen seiner Stürke wohl trotzdem nicht zu der Form ceylanensis (Gm.), die wesentlich kleiner sein soll wie der indische Festlandbewohner, zu rechnen. Sharpe wirft die Form mit cirrhatus zusammen, auch Blanford. Der Vogel kónnte übrigens auch als Wintergast nur auf Ceylon sich ein- gefunden haben. Exemplar b. ist dagegen ausnehmend schwach, was auch sofort an dem Gesamthabitus, kaum allerdings an den Tarsen, die eher stürker sind wie bei dem Suma- traner, auffällt. Sonst besteht zwischen beiden Ceylonern eine ziemlich große Ähnlichkeit. Den relativ kurzen Flügel und einen sehr langen Stoß teilen sie mit dem Sundavogel. Gegenüber dem letzteren ist der kleine Vogel aus Ceylon oberseits mehr rostbraun, be- sonders auf Hinterkopf und Nacken, dann auf den Oberschwanzdecken, die sich bei jenem großenteils weiß präsentieren. Die zerstreut stehenden Schaftflecke auf der Brustmitte_ wie auf sämtlichen Unterstoßdecken sind hier deutlicher rostbraun, machen allerdings auf dem Unterstoß einen etwas verblaßten Eindruck. Roströtlichbraun sind hier auch die ganzen Unterflügeldecken, während bei dem Sumatraner lediglich Reste von solcher Zeich- nung vorhanden sind; Hals und Körperseiten präsentieren sich hier in einem zarten Rost- braun; der Kropf ist auch hier rein weiß — alles in allem nur graduelle Verschieden- heiten, die sich auch in der Schwanzbänderung, welche bei diesem Vogel bei der in toto sehr dunklen Grundfärbung wenig deutlich hervorspringt (es sind vier ziemlich breite und dann, durch einen mäßig breiten Zwischenraum getrennt, eine sehr breite Terminalbinde vorhanden), dokumentiert. Dem eben besprochenen Vogel ähnelt in vieler Beziehung das starke Stück aus Ceylon, namentlich in der roströtlichbraunen Zeichnung der Unterseite, die im übrigen auch auf der Vorderbrust noch lange dunkelbraune, rostbraun geflammte Schaftstrichelung aufweist; die Oberseite ıst hier ebenfalls bedeutend dunkler koloriert, so zwar, daß auch der Kopf nicht weiß, sondern mehr sandgelb mit brauner Schaftung sich präsentiert. Der Stoß zeigt bei diesem Exemplar fünf Binden, von denen die terminale (breite) undeutlich ist, die übrigen vier aber größtenteils deutlich sich zu erkennen geben. Die Oberstoßdecken sind dunkelsepia- resp. hellbraun. Die Grundfarbe der vorderen Unterseite ist ein gelb- liches Weiß; ähnlich, aber etwas trüber, erscheint die da und dort geschaftete Tarsen- befiederung. Viel Rostrotbraun zeigt sich auf den Schenkeln und am Bauch; auf letzterem besteht aber eine entschieden dunklere Schaftung. Es scheint darnach wohl richtig zu sein, daß der echte cirrhatus im Alter nie so hell herauskommt, wie caligatus, der auch im Jugendkleid auf der Unterseite mehr Weiß zeigt; daß aber der braune Vogel oder, wie man vielfach annimmt, Sp. limnaétus im Alterskleid, immer noch Spuren von weißer Bänderung auf den braunen Schenkel- und Bauchfedern behalte, habe ich bei den mir vorliegenden Exemplaren nicht bestätigt ge- funden. Nicht unerwähnt soll bleiben, was bei der systematischen Betrachtung dieser 162 Gruppe von Wichtigkeit sein könnte, daß auch der auf Ceylon heimische Vogel gelegentlich im braunen Kleid gefunden worden zu sein scheint. (S. Gurney, l. c.) Polioaétus ichthyaétus ichthya&étus (Horsf.) Falco ichthyaötus Horsf., Tr. Linn. Soc. 13, p. 136 (1821). a. c. Toros] ad. Sekajoe IV. 02. (Hagen) 460 270 2: .lö:]; 7, Ceylon — — 420 210 3.03], „Indisch. Archipel* = (Reiss) 480 310 Da bei vorstehenden Exemplaren sichere Geschlechtsangaben fehlen, so läßt sich bezüglich der gefundenen Größendifferenzen lediglich vermuten, daß wir in dem Exemplar 2 ein altes Männchen vor uns haben. Im Kolorit sind sie vollständig übereinstimmend. Von Sumatra scheint diese Art wenig bekannt geworden zu sein, da sie in den meisten Ver- zeichnissen, so von Büttikofer, Salvadori, Nicholson nicht aufgeführt ist. Im Leydener Museum standen zur Zeit der Schlegel’schen Revue nur 6 Exemplare, aber keines aus Sumatra. Sehr wahrscheinlich ist die hier endemische Form nur P. ichthyaétus humilis (Mull. & Schleg.), die tatsächlich viel öfter für das Gebiet erwähnt wird und die größere Form hier vertreten dürfte. Nach Blanford (l. e. p. 370) wären Exemplare von Assam und Cachar hinsichtlich der Größe intermediär; die Himalaya-Rasse (P. plumbeus Jard.) aber dürfte mit dem echten P. ichthyaétus ziemlich zusammenfallen. Das Hauptcharak- teristikum des humilis — basale Dreiviertel der Stoßfedern weiß — kommt ihr wenigstens nicht zu (Ibis 1871 p. 336). Brooks sah sie aber doch für identisch mit dem malayischen humilis an. Der von Meyer und Wiglesworth aus dem Himalaya beschriebene P. humilis major (Birds of Celebes I. p. 44) scheint etwas Ähnliches darzustellen wie P. plumbeus. Für letzteren gibt Blanford das Flügelmaß mit 17—19 engl. Zoll an, für humilis mit 13,5—15,5 Zoll; unser Exemplar (s. nachfolg. Form) mißt aber genau 14 Zoll. Polioaétus ichthya&tus humilis (Müll. u. Schleg.) Falco humilis Müll. & Schleg., Verhandl. Zool. Aves, p. 47, pl. 6 (1839— 1844). Poliaétus humilis Wall, Ibis, 1868, p. 14. a. c. 1. — ad. Deli 1906 (Dr. Maurer) 354 210 Die Beschreibung im „British Catalogue“ (Ll, p. 454), die allerdings nur für das alte Weibchen und das jüngere Männchen gegeben ist, will auf den vorliegenden Vogel nicht vollständig zutreffen; trotzdem kann eine andere Form nicht in Frage kommen. Der Stoß ist hier vollständig dunkelbraun, nur die äußeren Federn zeigen teilweise auf dem Innenrand etwas hellere Wässerung. Der junge ichthyaötus ichthyaötus hat auch den Basalteil des Stoßes braun und weiß marmoriert. Das Fehlen der terminalen Schwanzbinde würde ja wohl gegen den typischen humilis stimmen, aber auch bei den Himalaya-Vögeln sind diese Verhältnisse, wie oben angedeutet, nicht konstante. Es scheint mir darnach berechtigt zu sein, P. humilis lediglich als Unterart des ichthyaötus zu betrachten; denn der Stoßfärbung allein kann doch wohl kaum eine spezi- 163 fische Bedeutung beigelegt werden. Die Flügelform finde ich bei öchthyaetus wie humilis identisch, wenigstens bei Nr. 1 des ersteren und bei dem humilis-Exemplar, wo die dritte und vierte Handschwinge am längsten sind; bei Nr. 2 sind es die vierte und fünfte. Wie auch in anderen Fällen, scheint hier hinsichtlich der Flügelform, vor deren Überschätzung übrigens schon von anderer Seite gewarnt wurde, keine absolute Konstanz zu bestehen. Spilornis cheela bacha (Daud.) Falco bacha Daud., Tr. II, 1800. Spilornis pallidus Wald., Ibis, 1872, p. 363. Spilornis pallidus Cat. Birds Brit. Mus., I., p. 290, pl. IX. a. (x 1. — ad. Sumatra 1892 (Martin) 3681) 260 2:5. Sumatra 1894 (Martin) 352 260 3 gy Java 1872 (Reiss) 380 280 4. — , Ostindien — (H. v. L.) 410 285 Bu Sikkim — (Schlagintweit) 450 295 Leider sind auch hier keine Geschlechtsangaben vorhanden, so daß es schwer fällt, an der Hand dieses Materials auf die Frage der subspezifischen Unterscheidbarkeit mehrerer Rassen, wie sie aus der Darstellung Blanford's hervorzugehen scheint, mit Bestimmtheit einzugehen. Es läßt sich lediglich sagen, daß die beiden Exemplare vom asiatischen Festland tatsächlich die stärksten Dimensionen aufweisen (äußerlich ist die Differenz nicht sehr in die Augen springend), und daher jedenfalls unter dem Namen Sp. cheela (Lath.), vielleicht auch als melanotis Jerd. oder rutherfordi Swinh. aufgetührt werden sollten. Der Vogel der indischen Halbinsel soll keine Bänderung auf der Brust aufweisen, die stärkste dagegen die vorderindische Rasse (cheela cheela Lath.) Letzteres trifft in mäßigem Grade auf den Vogel aus Sikkim zu, während bei dem Ostindier auch jede Andeutung einer Bänderung fehlt. Eine solche findet sich nun auch völlig rudimentär bei den Sundavögeln ; damit haben wir einen Übergang zu der auf Borneo heimischen, indessen wahrscheinlich auch auf der malayischen Halbinsel (Hartert, Nov. Zool., 1902, p. 541) und möglicher- weise auf Sumatra (Salvadori, 1. c., p. 273) nachgewiesenen Form Sp. pallidus, deren konstantestes Merkmal ihre Kleinwüchsigkeit zu sein scheint; denn die von den Forschern angegebenen Flügelmaße betragen nur 325 (ö) und 348 mm (9) (vgl. v. Berlepsch, Nov. Zool., 1895, p. 73) resp. 320 mm (ó jun.) nach W. Blasius (l c., p. 21). Die beiden Sumatraner übertreffen also, wie man sieht, die Borneoform wenig an Grófe. Was nun die wei&e Fleckung der Unterseite anlangt, so geht sie am meisten nach oben (bis auf die Vorderbrust) bei den Sundavögeln, weniger weit bei den ,Indiern*.?) Nr.4 ist aber unterseits eine Idee heller, gelber gefärbt wie Nr. l, was wohl nur von dem langen Museumsaufenthalt herrührt; denn die andern aufgestellt gewesenen Stücke ! Ein © immat. von Tapanuli-Bay maß a. 369, c. 253 mm (nach Richmond, l. e., p. 492). 2) Die weißen Terminalflecke auf den Flügeldecken sind bei dem Ostindier ganz verschwunden, während die gleichfarbigen Endbinden der Armschwingen ganz breit sich präsentieren; das dürfte davon herrühren, daß diese Federn frisch gewachsen zu sein scheinen; im übrigen erweist sich nämlich das Gefieder, besonders der Stoß, als ziemlich abgetragen. 164 zeigen die gleiche Nuance. Auf der Oberseite, wo die Einwirkung des Lichtes sich weniger bemerkbar macht, ist auch eine Fürbungsdifferenz nicht vorhanden. Zu erwähnen wäre noch, da& die Stücke von Sumatra auf der Schwanzbinde, besonders auf den seitlichen Federn, mehr Weiß zeigen wie die andern Exemplare. Am dunkelsten braun ist die Binde bei dem Ostindier, der auch eine zweite Binde weiter oben angedeutet zeigt, was übrigens auch bei Nr. 1 der Fall ist. Möglicherweise oder besser sehr wahrscheinlich hängt diese Differenz mit individuellen Verhältnissen zusammen, die vielleicht vom Alter oder Geschlecht abhängig sind, erwähnt doch auch Blanford vom Südindier, daß er oft zwei Schwanzbinden aufweise, also ein Merkmal, durch das der junge Vogel der Art allgemein gekennzeichnet sein soll. Schlegel vereinigte seinerzeit alle ihm vorliegenden Stücke — das Material im Leydener Museum war allerdings damals nicht groß — unter dem Namen Falco bacha; nach ihm sind Exemplare von Java, Sumatra, Borneo und selbst Ceylon absolut unter- einander übereinstimmend; er trennt dagegen bacha celebensis ab. Jedenfalls ist die Systematik dieses Formenkreises, zu dem auch der Afrikaner ohne Bedenken gestellt werden kann (Levaillant [Oiseaux d’Afrique, I, pl. 15] bildet die Art unter dem Namen „Le Bacha^ ganz gut ab), so wenig sichergestellt, daß der Versuch, einzelne Exemplare ohne Berücksichtigung ihrer Provenienz subspezifisch zu „bestimmen“, in vielen Fällen ein vergebliches Beginnen sein wird. Eine strenge Unterscheidung der- selben ist unmöglich, solange man die individuelle Variationsbreite der einzelnen, teilweise fraglichen Formen so ungenügend kennt. Auch Büttikofer (l c., p. 8) betrachtet alle die vielen Differenzen in der Farbe nur abhängig von der individuellen Variation (ähnlich wie bei unserm Mäusebussard) und nicht von Geschlecht, Alter oder Lokalität.?) Bubo orientalis sumatranus (Raffl.) Bubo sumatranus Raffl., Tr. Linn. Soc., XIII, p. 279 (1822). Bubo orientalis minor Schleg., Mus. P. Bas., II, Oti., p. 13 (1862). a. e. 1. [9?] ad. Sumatra 1894 (Martin) 335 230 2710320 > Deli 1904 (Hagen) 320 190 Das zweite Exemplar ist bedeutend schwächer wie das erste, daher vielleicht ein Männchen. Auf dem Kropf zeigt sich hier das Weiß stark mit Gelbbraun getrübt, dabei ist die Bünderung an dieser Stelle sehr dicht; auf der Oberseite finden sich um eine Nuance dunklere Töne und die Schwanzbinden, ebenfalls etwas düsterer, sind sehr schmal und nicht durchgehend, also wohl im Begriff, ganz obsolet zu werden. Dies alles deutet auf ein höher ausgebildetes Stadium, wie es in der Regel dem männlichen Tiere zu- 1) Nachträglich wurde von mir noch ein männliches Exemplar dieser Spezies, in Nord- ceylon im Januar erbeutet, untersucht. Es zeichnet sich durch bedeutend stärkeren Schnabel und kräftigeren Tarsus gegenüber den Sumatranern aus und seine Maße sind a. 392, c. 265, was in Anbetracht der größeren Jugend des Stückes beträchtlich genannt werden muß. Wenn einer, so verdient dieser Vogel den Namen „pallidus“, denn die Körperunterseite erscheint sehr blaß; die gelblichweiße Fleckung reicht wenig weit nach oben; auf dem Vorderrücken zeigen die Federn meist gelbbräunliche Federränder; an den Primärendecken, Bug- und Unterflügeldecken fällt das Vorherrschen der weißen Farbe auf; die breite Stoßbinde ist stark mit graubraun getrübt. 165 eigen ist, hin. Auf der Etikette findet sich bei diesem Exemplar noch folgende Bemerkung von seite des Sammlers: „Augapfel groß und stark gewölbt, Pupille sehr weit, Iris schmaler graugelber Ring“. Schnabel und Fußbekleidung erscheinen bei beiden Exemplaren horngelblich; die Krallen aber sind schwarz. Deutliche Federohren weist keines auf. Schlegel glaubte erst, sein Bubo orientalis minor sei nur auf Banka beschränkt; deshalb vereinigte er B. sumatranus mit orientalis Horsf.; später (Nachträge p. 5) über- zeugte er sich, daß die vorstehende Form auch auf Sumatra, Borneo und der Halbinsel Malakka vorkommt. Ninox scutulata borneensis Bp. Ninox borneensis Bp., Consp., I, p. 41 (1850). Noctua hirsuta minor Schleg., Rev. Mus. Pays Bas, p. 24 (1873). a. e. 12. ——2 sad: Sumatra 1892 (Martin) 192 — 2ujo2le, Sumatra 1902 (Hagen) 202 130 Die beiden Stücke unterscheiden sich insofern etwas, als Nr. 2 nicht nur stärker ist, sondern auch auf der Unterseite weniger Rotbraun aufweist, während gleichzeitig der Rücken ein tieferes, quasi kälteres Braun ohne Sepianuance erkennen läßt. Außerdem sind bei ihm fünf ausgesprochene dunkle Schwanzbinden vorhanden. Schon in der „Revue method. et critique^ der Sammlungen des Niederländischen Museums (II. Striges, p. 26), vermutet Schlegel, daß borneonensis wahrscheinlich auch auf Sumatra sich findet; 1873 erwühnt er sie von Malakka und — Banka, legt ihr aber jetzt einen eigenen Namen bei, obwohl schon die viel früher beschriebene Borneoform ebenfalls nur durch schwächere Gestalt gegenüber den Verwandten von Japan und Indien ausge- zeichnet war. W. Blasius (l. e.) führt zwei Exemplare aus Borneo unter scutulata Raffl. auf, mit der nach ihm borneonensis zusammenfiele. Die Maße gibt er an für das wahr- scheinlich jüngere Weibchen mit a. 173, für das Männchen mit a. 183; wie man sieht, sind unsere Vögel entschieden stärker. Marquis Tweeddale führt (Ibis, 1877, p. 287) zwei Exemplare aus Südost-Sumatra an, die er als absolut identisch mit Malakka-Indi- viduen bezeichnet. Pisorhina bakkamoena lempiji (Horsf.) Stric lempiji Horsf., Trans. Linn. Soc., XIII, p. 140 (1822). Otus bakkamoena Penn., Ind. Zool., p. 3. pl. II (1769).!) a. e. 1. [6] ad. Sumatra 1892 (Martin) 150 82 PN E Sumatra 1892 (Martin) 151 — S FO Simpang Anfg, VI. 1905 (Hagen) 150 86 Die vorliegenden drei Exemplare sind nicht völlig übereinstimmend miteinander, obschon Habitus, Größe und Allgemeinkolorit die Zusammengehörigkeit zu einer Form zu dokumentieren scheinen. Während Nr. 1 und 2 in der Färbung des Schnabels und der Füße, welche, Zehen und Krallen mitinbegriffen, lichthorngelblich resp. licht gelblichbraun 1) Vgl. Blanford, The Fauna of British India Birds III, p. 299. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 22 166 erscheinen, sich völlig gleichen, ist dies bezüglich des Gefiederkolorits nicht der Fall. Dies springt besonders an der Tarsenbefiederung in die Augen, die bei Nr. 1 leicht gebändert ist und einen rostfarbigen Anflug zeigt, während bei Nr. 2 die Binden fast ganz fehlen. Auch Nr. 3, das einen hornbraunen Schnabel aufweist, zeigt die Tarsenbefiederung in Bindenform kräftig geschaftet. Die sonstigen Abweichungen zwischen den einzelnen Stücken erstrecken sich ferner auf die schwarzbraune und schwarze Rückenzeichnung, die bei 3 viel kräftiger ist wie hei Exemplar 1, das ganz verschwommene kleine Wässerung in Schwarz zeigt und auch unterseits nur ganz wenig geschaftet erscheint, was übrigens typisch für lempiji sein soll. Ein deutliches breites Vorderrückenband von rostgelblicher Farbe ist allen eigen, dagegen ist bei Nr. 3 wieder auffallend das Auftreten von weißer Zeichnung auf der Unterseite und teilweise auf den Schulterfedern; die sonst hellrostgelblichen Federbasen sind nämlich hier weiß. In der Dunkelheit des Kolorits ähnelt Exemplar 2 bei aller sonstigen Ver- schiedenheit stark dem Vogel von Simpang, nur weist der letztere auch etwas kältere Töne auf, indem die rostbraunen und die rostgelben Partien, namentlich auf der Oberseite, sich heller, fahler präsentieren. Wenn also Nr. 2 sich durch eine schöne rostbraune Grund- farbe auszeichnet, so treten bei Nr. 1 fast rostrotbraune Töne auf, ohne daß man deshalb direkt von der roten Phase sprechen könnte, welche nach Sharpe bei dieser Art viel häufiger ist, wie die hier vorliegende braune. Die graue Phase soll hier gar nicht vor- kommen, wohl aber bei der kleineren, Südindien und Ceylon bewohnende Lokalrasse malabaricus Jerd. Der Zeichnung der Handdecken nach zu urteilen, scheint Nr. 2 übrigens dem Vogel von Hainan (JP. umbratilis Swinh. = lettia Hodgs.) nahezustehen. Noch wäre zu erwähnen, daß Exemplar 1 und 2 wieder im Gesicht heller gefärbt sind wie 3, der zudem einen kürzeren, weniger „roten“ und deutlicher gebänderten Stoß aufweist. Da nun Exemplar 2 in vieler Hinsicht als evident zu 1 gehörig sich erweist, trotzdem aber im Gesamtkolorit Nr. 3 viel näher steht, so muß man wohl oder übel den Schluß ziehen, daß alle drei Stücke nur einer und derselben Form angehören können, sind doch auch die plastischen Merkmale, wie die immer nackte Zehenverbindung, Ausdehnung der Tarsenbefiederung ete. als absolut identisch zu betrachten.) Wahrscheinlich handelt es sich hier um Geschlechtsdifferenzen. Vogel 1, der die deutlichsten Ohren zeigt, spreche ich als Männchen an. P. lempiji war schon zu Schlegel’s Zeit von Banka bekannt, sie ist auch im „Bri- tish Catalogue“ von dort erwähnt. Vorderman (Natuurkund. Tijdschr. Nederlandsch-Indie, D. L, afl. 3, p. 380) mißt ein Exemplar der vorstehenden Form aus Borneo mit a. 138, c. 69 mm, ein solches (männ- lichen Geschlechts) von Batavia (l. c. D. XLII, afl. 2, pag. 194) mit a. 143, c. 70, wogegen also unsere Stücke sehr starkwücbsig sich erweisen würden. Er sagt aber an anderer Stelle, Exemplare aus Sumatra seien etwas kleiner wie solche von Java! Es liegen mir außer den vorher besprochenen Stücken zwei Eulen-Pulli vor, die zwar als Nestjunge von Ketupa ketupa (Horsf.) bestimmt sind — sie wurden von Hagen 1904 bei Deli gesammelt —, die aber sicher nur einer anderen, weit kleineren Art an- 1) DasVorkommen der Pisorhina sunia Hodgs. auf Sumatra, die Hagen als dort bemerkt aufführt, muß erst noch sicher gestellt werden. Nach Sharpe reicht deren Verbreitung nur bis zur malayischen Halbinsel herab. 167 gehören können. Man dürfte nicht fehl gehen, wenn man die beiden Eulchen als junge P. lempiji anspricht; denn damit stimmen sie im Gefieder, soweit es überhaupt schon ausgebildet erscheint, am meisten überein. In der Größe freilich bleibt sogar das schon weiter entwickelte stärkere Stück mit einer Gesamtlänge von 170 mm (gegenüber 150,5 bei dem andern) — von der Schnabelspitze bis zum Fußende gemessen — immer noch so beträchtlich hinter den Dimensionen der erwachsenen lempiji zurück, daß man sogar an die Zugehörigkeit zu einer noch kleineren Eulenart denken möchte. Der stärkere Pullus zeigt nur am Vorderkopf, Rücken, Kropf und Bauch ganz spärliche Flaumreste von grauweißer Farbe, bei dem schwachen finden sich solche reichlicher namentlich auf Kopf, Bürzel, Bauch und Schenkelgegend; die Handschwingen zeigen sich bei diesem ganz wenig entwickelt; sie stehen übrigens auch bei dem größeren Stück noch weit hinter den ziemlich ausgebildeten Sekundären zurück. Die grauweiße Tarsenbefiederung reicht bei beiden bis zur Wurzel der Zehen; letztere sind horngelblich resp. etwas schwärzlich übertönt, die Schnäbel hornbräunlich. Das ausgebildete Gefieder erscheint lichtbraun und graulich ge- mischt, ein noch vielfach vorhandenes „Zwischengefieder“ von flaumartiger Beschaffenheit aber weißgrau mit feiner brauner Bänderung. Pisorhina rufescens (Horsf.). Scops rufescens Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII. p. 140 (1822). Diese reizende kleine Eule liegt in einem von Hagen am 13. Juni 1905 bei Simpang gesammelten weiblichen Exemplar vor, auf welches die Beschreibung Sharpe's im British Catalogue im ganzen zutrifft. Die Umgebung der Augen ist hier ziemlich dunkelrotbraun, der Vorderkopf gelbwei& oder schmutzig cremefarben; die Bünderung der Primärenaußen- fahnen möchte ich mit lichtrostbraun bezeichnen. Die rudimentären Schwanzbinden, fünf an der Zahl nebst einer etwas besser ausgebildeten terminalen sechsten, weisen die gleiche Farbennuance auf. Auffallend sind nur die geringen Abmessungen des Stückes; denn diese lauten: a. 120, c. 64, r. 20, t. 27, — Werte, die jedenfalls hinter den im ,Catalogue* an- gegebenen (die Angabe daß diese Form P. lempiji in der Totallänge übertrifft, ist natürlich irrtümlich) zurückbleiben. Auch Vorderman (Over eene Collectie Vogels afkomstig van de Lampongs [Zuid-Sumatra], l. c. D. II, afl. 2, pag. 207) gibt stärkere Maße, nämlich: a. 147, c. 73, t. 25 etc.; das von ihm geschilderte Exemplar scheint auch anders koloriert gewesen zu sein. Möglicherweise ist aber die Geschlechtsbezeichnung bei meinem Vogel, die freilich ausdrücklich auf Weibchen lautet, nicht richtig wiedergegeben.!) 1 Ich hatte nachträglich Gelegenheit, ein männliches Exemplar aus dem Tring-Museum, von Nordborneo stammend, zu vergleichen. Dasselbe ist auf der Oberseite entschieden viel dunkler und weniger rostbraun gefärbt; die Stirmgegend ist licht rostfarbig mit deutlich schwarzen Federspitzen die Binden auf dem Vorderkopf sind tiefer schwarz (nicht mattbraun wie bei jenem); die Kórperunter- seite erscheint etwas dunkler rostgelbbraun, der ockerrote Anflug weniger hervortretend, die braun- schwarze Fleckung weniger disseminiert. Die Flügellänge beträgt 115 mm. Die dunkle, ausgesprochen braune Grundfarbe der Oberseite wie das fast völlige Fehlen der ockerroten Töne im Gefieder sprechen vielleicht für eine subspezifische Verschiedenheit des sumatranischen Vogels oder man hat, was wahr- scheinlicher ist, darin nur eine „rote Phase“ der Artfärbung zu erblicken. Zu bemerken ist, daß das suma- tranische Exemplar in ziemlich abgetragenem Kleide sich befindet; das borneanische ist am 25. Sep- tember gesammelt. 22* 168 Loriculus galgulus (L.). Psittacus galgulus Linne, Syst. Nat. I. p. 150 (1766). a. c. 1. [9?] ad. Muntak (Banka) — (Hagen) 83 49 Vorderman mißt die Flügellänge eines Männchens aus Batavia mit 80 mm (Bata- viasche Vogels IV). Palaeornis longicauda (Bodd.). Psittacus longicauda Bodd., Tabl. P. Enl. p. 53 (1783). Psittacus erubescens Shaw., Raffl. Tr. Lin. Soc. XIIL, p. 28 (1820). Sumatra. a. e: 1oömad. Simpang Ende V. 1905 (Hagen) 153 258 2770 7 Simpang Ende V. 1905 5 152 (180) Bons Simpang ^ Anf. VI. 1905 , 150 270 4 ON Simpang TT VIO 05 5 151 245 255 [5]. Sumatra — (Sturm) 153 225 6. [6] — Bengalen -— (H. v. L.) 150 252 Die vier vorliegenden Exemplare aus Banka, wo der einheimische Name „Bajin“ ge- bräuchlich ist, zeigen sich ganz gleichförmig gefärbt. Gegenüber dem Vogel von Bengalen erscheinen sie zarter, lichter koloriert. (Die Interskapularregion weist über dem gelben Ton einen schilfgrünlichen bis blauen Anflug auf) Es mag das teilweise von der Frischheit des Gefieders gegenüber den lange im Museum aufbewahrten Exemplaren herrühren, denn auch 2 adulte Männchen von Palembang und ein adultes Stück von Nordborneo (im Museum Rotschild) stimmen vollständig mit den Bankanern überein. (Flügelmaße 154, 148,5 und 150 mm.) Das Exemplar von Bengalen (die Provenienzangabe ist wohl eine ziemlich willkürliche) weist auBerdem etwas dunkler grüne (nachgedunkelte?) Flügeldecken auf und ist unterseits ein wenig mehr gelb, wührend Nr. 5 in jeder Beziehung eine Art Mittelstellung einnimmt. Sollten die genannten Unterschiede sich als konstant erweisen, so könnten die Sumatraner vielleicht als P. (longicauda) erubescens Shaw, wie Raffles speziell den sumatranischen Vogel benennt, bezeichnet werden. Wahrscheinlich handelt es sich aber (abgesehen von den Einflüssen des langen Museumsaufenthalts) um Altersdifferenzen. — Es fällt mir noch auf, daß Exemplar 4, ausdrücklich als Weibchen festgestellt, ebenfalls die schwarzen Mandibularstreifen aufweist, die nach dem Katalog (XX. p. 477) nur dem männlichen Vogel zukommen sollen. Die Art ist auch von Billiton namhaft gemacht worden. Auffallend ist aber die geringe Flügellinge bei einem männlichen Exemplar von dort, die Vorderman mit nur 141 mm angibt. (De Vogels van Billiton [l. c. Deel L., Afl. £]). Megalaema mystacophanes (Temm.). Bucco mystacophanes Temm., Pl. Col. IIL, p. 315 (1824). 1. [9] ad. Sumatra — (H. v. L.) 90 56 169 Das vorstehende Stück dürfte, obwohl prächtig ausgefiedert, ein Weibchen sein, da die Flügellinge des Männchens im „British Catalogue“ (XIX) bedeutend größer ist. Ein Stück, das Vordermann aus Südsumatra vorlag, maß a. 104 mm. Megalaema haemacephala delica, subsp. nov. Bucco haemacephalus P. L. S. Müll, Natursyst., Suppl. p. 88 (1776). a. e. 1. [6?] ad. Deli 1904 (Hagen) 72 42 „Iris graugelb, Schnabel schwarz, Ständer karminrot, Krallen schwarz“. 2. — [juv.] Deli 1904 (Hagen) 74 42 9. — ad. Sumatra 1893 (Martin) al 40 4. US Sumatra 1893 5 77 42 Dash Indien — -— 83 43 6,2012» Maddavachi, (Nordceylon) 8.1. 05 (Doflein) 75 45 (EEG T Vavuniya 123 DP805 " 79 45 SEO. Anuradhapura 1:3: 1:005 8 81 45 gb. m „Ostindien“ —_ (Dr. Barth) 77 40 2107. — 3 5 — 2 81 42 T Ly io f Sikkim — (Schlagintweit) 83 46 Pss t „Indien“ — (Lam. Piequot) 82 (41)!) Bei den einzelnen Stücken vorstehender Reihe, die im ganzen übereinstimmend gefärbt sind, tritt uns eine auffallende Differenz in der Größe vor Augen, die nicht unbesprochen bleiben darf. Lassen sich die Fürbungsverschiedenheiten, wie die etwas lichter und saftiger grün kolorierte Oberseite (die Oberschwanzdecken sind direkt gelbgrün) bei den stark- wüchsigen, ein düsterer, stark mit Grau überwaschener Rücken (die Oberstoß- decken sind nur an den Federenden grüngelb, sonst aber mehr dunkelgrün) bei den schwachen Stücken, vielleicht auf einfache Saison- oder Geschlechtsdifferenzen zurückzuführen, so ist das bezüglich der Größenschwankungen doch nicht gut angängig. Denn, wenn auch die Weibchen nach Shelley ziemlich viel schwächer wie die Männchen sein sollen, so ist die gefundene Schwankung doch eine so beträchtliche, daß sie nicht unbeachtet bleiben kann. Die beiden Vögel aus Deli, der alte sowohl wie der junge Vogel, weleher, unscheinbarer gefürbt, nur links an der Seite der Kehle einige scharlachrote Federn, dabei aber einen düster grünlichen Vorderkopf aufweist, dann auch Nr. 3, der, wie mir der Sammler versichert, ebenfalls aus der Gegend von Deli stammt, geben sich in der Größe, die, wenn auch bei dem letzteren nicht stark in die Augen springend, doch stets in der minimalen Flügellänge ihren Ausdruck findet, als zusammengehórig zu erkennen, so daß es wohl angebracht erscheint, den Vogel des Bezirks Deli als geographische Abart aufzufassen und ihn mit einem eigenen Namen zu belegen. Ich schlage hierfür 1 Aus dem Museum Rothschild liegen mir außerdem vor: a. e. ad. Mindoro Jan. 96 81 47 ad. N.Luzon 20.XI.94 81 45,5 [CE +0 Ot 170 die Bezeichnung delica vor. Als Typus der Form hat das erwachsene Stück aus Deli (Nr. 1) zu gelten, das sich gegenüber den andern als förmlicher Zwerg präsentiert und auf das auch die oben hervorgehobene entschieden kälter gefärbte, weil etwas dunkler und grau überwaschene Oberseite besonders zutrifft. Wie sich hierzu die Vögel der übrigen Insel Sumatra verhalten — Nr. 4 zeigt etwas stärkere Maße, bleibt aber hierin doch hinter fast allen anderen aufgeführten Stücken, einschließlich der Philippinenvögel, die von allen am größten sich präsentieren, zurück —, muß der Vergleichung mit sonstigem Material aus Sumatra überlassen bleiben. So viel scheint festzustehen, daß der Philippinenbewohner allein als ,typische* JM. haemacephala angesehen werden kann, während die Vögel der Sundainseln resp. von Indien geographische Vertreter der- selben darstellen. !) Megalaema duvauceli duvauceli (Less.) et subsp. nov. Bucco duvauceli Less., Traité d'Ornithologie, p. 164 (1831). a. (6. 1. [ö] ad. Deli 1904 (Hagen) 71 46 2. io] , Deli 1902 (Hagen) 67 37 3. [0] , Simpang Mitte V. 05 (Hagen) (71,5) 47 Diese nahe mit JM. australis Horst. (= Xantholaema gularis Temm.) verwandte Art — die Kopfseiten sind bei ihr gelb statt rot — in ein besonderes Genus zu stellen, scheint mir unbegründet. Denn die plastischen Merkmale sind, abgesehen von vielfacher Über- einstimmung im Kolorit (das Museum besitzt 4 australis-Exemplare aus Java) ziemlich die gleichen. Bei Nr. 2 und 3 erscheint das Schwarz des Vorderkopfs der Männchen nur angedeutet, dagegen ist das Blau, besonders an der Stirn, bei diesen Exemplaren ausgedehnter. Das schwarze Unterkehlband ist reduziert oder fehlt ganz bei den vermutlichen Weibchen. Es ist nun auffallend, daß der Vogel von Banka, obschon anscheinend weib- lichen Geschlechts, schon äußerlich durch seine respektable Totalgröße?) von den andern unterschieden ist. In der Flügellänge kommt diese Differenz wohl nicht so sehr zum Ausdruck, wohl aber entschieden in dem stärkeren Schnabel. Der Vogel ist auch gegenüber den ,Sumatranern* lichter gefärbt, nament- lich auf dem Rücken, was vielleicht mit dem Geschlecht zusammenhängt, obschon auch in dieser Hinsicht die beiden Deli-Vögel besser harmonieren und besonders das alte Männchen hier eine deutliche blaue Farbenbeimengung zeigt. Eine sonstige prinzipielle Differenz ist nicht zu finden. Die konstatierte erscheint aber immerhin beachtenswert genug und spricht dafür, daß der auf Banka heimische Vogel, der nach Hagen den Namen „Tatut nanda* führt, eine Abänderung darstellt und mindestens nicht völlig mit dem der !) Von Megalaema rosea Dum., die ebenfalls auf Sumatra vorkommen soll, besitzen wir lediglich 6 Stücke aus Java; es scheint mir nicht zweifelhaft, daß die beiden Formen, die verschiedene Gebiete bewohnen, sich also geographisch ausschließen, offenbar einer und derselben Spezies angehören. ?) Der freilieh stark gestreckte Balg erweist sich um reichlich den vierten Teil länger als der kleine Deli-Vogel! TEE Hauptinsel zusammenfällt. Größer als der Sundavogel ist nun die sehr nahe verwandte indische Form JM. d»vauceli cyanotis Blyth, die durch vollständig türkisblaue Ohr- decken ausgezeichnet ist. So viel sich an dem Exemplar aus Banka erkennen läßt, sind die Ohrdecken bei ihm tatsüchlich grün mit blauen Enden, aber nicht, wie es sein sollte, schwarz (wie allerdings auch das Weibchen von Deli diese Gegend schwarz und grünblau gemischt zeigt) Die Mitte der Basishälfte des Unterschnabels ist horn- farbig bei Nr. 2 und 3, schwarz bei Nr. 1; cyanotis soll diese Schnabelpartie rötlich horn- farbig tingiert haben, wovon man sich allerdings an getrockneten älteren Bälgen schwer überzeugen kann. Ist also der Bankavogel auch durchaus nicht völlig identisch mit dem letzteren,!) der bis Tenasserim herab vorkommen soll (dafür spricht namentlich das Kolorit der Unter- seite, die ganz mit der Nuance des Borneaners zusammenfällt), so steht er diesem doch nahe und wäre tatsächlich ein Zusammenhang mit der dortigen Avifauna nach dem, was in der Einleitung vorausgeschickt ist, nicht ganz von der Hand zu weisen. Eine subspe- zifische Abtrennung des in Frage stehenden Vogels lediglich auf Grund seiner auffallenden Dimensionen (die Schwingenspitzen sind leider etwas verklebt) ist aber wohl, solange nicht reichlicheres Vergleichsmaterial vorliegt, als verfrüht anzusehen, das um so mehr, als ich jetzt in der Lage bin, nachzuweisen, daß die auf Borneo lebende Form der JM. duvauceli, obwohl mit der Originalbeschreibung der Art vollkommen übereinstimmend, noch größer wie der Bankaner ist. Zwei mir aus dem Museum v. Rothschild vorliegende Stücke von Lawas (Nordborneo, 28. II. 80) messen nämlich (ö ad.) a. 74, c. 79, resp. (Q ad.) a. 75, c. 47 mm. Sie sind auch oberseits nicht so dunkel koloriert wie die Exemplare aus Deli; die Unterseitenfürbung entspricht der des Bankaners, d. h. sie ist ebenfalls etwas ' weniger kräftig wie bei diesen. Die Ohrdecken sind schwarz, zeigen aber da und dort grünliche oder blaue Federspitzen. Nach allem bestehen zwischen Vógeln aus Borneo und Sumatra konstante Differenzen, die eine subspezifische Sonderung notwendig machen. Da nun JM. dwvauceli zweifellos zu- erst aus Sumatra beschrieben ist, für die Borneoform aber (wie ich der im Brit. Catalogue mitgeteilten Synonymie entnehme), eine etwa schon vorhandene ältere Bezeichnung nicht in Anwendung kommen kann, so muß die letztere einen neuen Namen erhalten. Ich schlage hiefür M. duvauceli borneonensis vor. Die neue Form charakterisiert sich also durch bedeutendere Größe und etwas helleres, weniger blaugrünes Oberseitenkolorit gegenüber dem Sumatraner, in specie dem Vogel von Deli. Megalaema chrysopogon (Temm.). Bucco chrysopogon Temm., Pl. Col., III, 1824 (p. 285). a. c. 1. [6 ] ad. Sumatra 1895 (Martin) 132 93 Zu KC T Sumatra 1895 (Martin) 131 88 Seller] Deli 1904 (Hagen) 127 90 dte ento Sumatra 1902 (Hagen) 126 87 1) Dieser ist doch auch wesentlich langflügliger, messe ich doch bei zwei Männchen (aus dem Museum v. Rothschild) a. 79 resp. 77,5, bei zwei Weibchen a. 77 resp. 73 mm. 172 Wegen ihrer bedeutenden Größe spreche ich die beiden ersten Vögel als alte Männchen an, die beiden anderen, die schon von Ansehen entschieden schwächer und oberseits etwas düsterer grün gefärbt sind, als weibliche Vögel. Vorderman (Natuurk. Tijdschr. v. Neder- landsch-Indie, D. XXIX (1890), p. 40) gibt das Flügelmaß eines Exemplares aus Südsumatra mit 130.mm an. Megalaema versicolor (Raf.). Bucco versicolor Raffl., Trans. Linn. Soc., XIII, p. 284 (1822). a. c. B 1. Ó ad. Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 120 82 39 2211091 Simpang Ende V. 05. (Hagen) 120 83 38 3. Ó sen. Simpang db Vio (Hagen) 121 82 39,5 4. © ad Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 115 72 40,5 520915 Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 116 78 42 6300 5» Simpang 1:5: VTSOVE (Hagen) 113 78 41 Us e. Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 115 1/5) 40,5 8. — , Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 119,5 86 38 9, — , Simpang Mitte V. 05. (Hagen) 115 78 38 T0349 Indien -— (Reiss) 115 73 38 21.1005 Indien — (Hv. 1) 119 77 38 Ich habe hier auch die Schnabelmaße angegeben, um die beträchtlichen individuellen Schwankungen in der Länge dieses Organs, auf welche W. Blasius schon bei seinen Borneovögeln hinweist (l. c., p. 25), darzutun. Die vorstehende Reihe, soweit sie aus Banka stammt, zeigt sich sehr übereinstimmend koloriert. Die rote Kopfplatte ist bei sämtlichen bis zum Nacken oder noch tiefer herab ausgedehnt, verbreitert sich aber hier nicht, sondern wird nach unten hin eher schmäler. Nur ausnahmsweise nähern sich die großen roten Flecke auf dem Kropf soweit, daß ein fast geschlossener Ring entsteht (so bei Nr. 4 und 7); in der Regel stehen sie weit aus- einander. Dies zusammengenommen, mit der Form der Platte, die übrigens bei Nr. 7 eben- falls nach unten relativ breiter wie sonst ist, wäre aber charakteristisch für die von Blasius als borneensis abgetrennte Borneoform. Wenn nun nach dem Vorstehenden der Bankavogel in der Regel mehr an die Borneoform als an die Malakka bewohnende sich anschließt, so scheinen mir doch die namhaft gemachten Merkmale nicht konstant genug aufzutreten, als daß sich eine darauf begründete Abtrennung rechtfertigen ließe. Wie sich die Bewohner der Hauptinsel Sumatra in dieser Hinsicht verhalten, ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt. Von den beiden im Museum vorhandenen Stücken aus Indien (diese Angabe ist jedenfalls eine willkürliche) differiert nur das eine, ein überhaupt sehr schwaches Exemplar, dadurch, daß es ein dunkleres Rot des Kopfes, das man statt hoch karminrot, vielleicht besser als leuchtend bordeauxrot bezeichnen möchte, aufweist, welches zudem lediglich bis an den grünen Hinterkopf heranreicht, also viel weniger ausgedehnt ist wie bei allen anderen Exemplaren. Dies kann nicht wohl allein auf eine Geschlechtsverschiedenheit zurückgeführt werden, und es wäre deshalb ein größeres Material aus den nördlicheren Regionen des Verbreitungsgebietes zur Nachprüfung heranzuziehen. Das zweite Stück, aus 173 „Indien“, anscheinend ein altes Männchen, mit tief karminroter Kopfplatte, die in fast gleichbleibender Breite hier bis in die Gegend des Nackens herabreicht, entspricht wieder in Zeichnung und Dimensionen den übrigen Vögeln. Da bei den Bankanern in den meisten Fällen die Geschlechtsbestimmung ausgeführt ist, so läßt sich erkennen, daß das alte Weibchen von dem Männchen kaum verschieden ist und diesem höchstens in der Größe etwas nachsteht. Ein Exemplar von JM. versicolor besitzt das British Museum aus Billiton. Vorderman gibt für ein Stück von da folgende MaBe an: a. 122, c. 76; nach dem Flügel zu urteilen, muß seine Größe sehr beträchtlich gewesen sein; denn dieser Wert wird bei unseren Vögeln in keinem Fall ganz erreicht. Calorhamphus fuliginosus hayi (Gray). Bucco hayi J. E. Gray, Zool. Misc. p. 33 (1832). Bucco lathami Raffü., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 284 (1822). a. & 1. [6] ad. Sumatra 1895 Martin 84 60 24 | ioo] bes Deli ' 1904 Hagen 838 59 REL S Ostindien 1842 Hove br: 84 60 Die Färbung des Schnabels finde ich bei Nr. 1 und 3 schwärzlich, bei Nr. 2 hell hornbrüunlich. Es liest darin wohl ein Geschlechtsunterschied, wie auch Büttikofer (l. e., p. 17) vermutet, der übrigens die bestehenden Differenzen zwischen Borneo-, Sumatra- und Malakka-Exemplaren auf Altersunterschiede zurückgeführt wissen will, so daß also die Trennung der beiden Formen fliginosus fuliginosus Temm. und fuliginosus hayi nicht auf- recht erhalten werden kónnte. Psilopogon pyrolophus S. Müller. Ps. pyrolophus S. Müller, Tijdschr. Nat. Gesch. en Phys. II, p. 339 (1835). a. c. 1. — ad. Sumatra 1894 (Martin) 119 145 Diese ebenfalls zu den Capitoniden gehörige, nach Hartert (Nov. Zool. 1902, p. 196) in den sumatranischen Hochgebirgen und der westlichen gebirgigen Hälfte der Insel vor- kommende, daher in seinem Verzeichnis der Vógel von Deli nicht aufgeführte Art wird wohl mit Recht in eim besonderes Genus gestellt. Die Trennung findet ihren Grund in der Länge des Schwanzes, in der eigentümlich kurzen Gestaltung des Schnabels (er ist grünlich horngelb an der Basis mit einem schwärzlichen Band um die Mitte, wovon aber m .Catalogue* (XIX, p. 99) nichts erwähnt ist, wohl aber bei Salvadori) und in den langen und dicht stehenden Nasalborsten. Die Form scheint auf die malayische Halbinsel und auf Sumatra beschränkt. An erwähnter Stelle ist auch nicht hervorgehoben, daß die dunkel- braunen, nach der grauen Basis zu grünlich schimmernden Federn des hinteren Oberkopfes am Ende die gleiche rote Farbe zeigen wie die Nasalborsten. Salvadori nennt (l. c., p. 179) den Hinterkopf bei ausgefärbten Exemplaren ,rosso — bruno*. Bei einem Exemplar aus Südsumatra eruierte Vorderman ganz das gleiche Flügelma& wie oben angegeben. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 23 174 Chrysophlegma miniatum malaccense Lath. Picus malaccensis Lath., Ind. Orn. I, p. 241 (1790). a. & 1. [ö] ad. ^ Muntok Anf. V. 05 (Hagen) 125 (82) 2. [ö] ad. Sumatra 1902 (Hagen) 125 89 „Iris braunrot, Schnabel oben grauschwarz, unten grau, Füße grüngrau.* 9. — ad. Sekajoe IV. 05 (Hagen) 119 91 Über die Zusammenziehung von Chr. miniatus und malaccensis in eine Art läßt sich wohl streiten. Ich erblicke mit Hartert in der vorliegenden Form nur den geographischen Vertreter des javanischen miniatum, von dem sie zwar hinsichtlich der Rückenfärbung stark differenziert ist, mit dem sie aber im ganzen doch große Ähnlichkeit aufweist. Zudem wäre das Verbreitungsgebiet der Species miniatum ganz das gleiche wie das der nachher zu besprechenden Art, die ebenfalls in Java resp. Sumatra zwei nahe verwandte Vertreter sitzen hat. Interessant ist, daß A. Müller (Journ. f. Ornith., 1882, p. 421) bei einem sumatranischen Stück eine Annährung an die Form miniatum beobachtet hat, umgekehrt bei einem Javaner gelbliche Spitzen an den hinteren roten Schopffedern konstatieren konnte, worin sich eine Affinität zu malaccense(Lath.) zu erkennen gibt.') Ein altes Männchen aus Salanga (also von der Form miniatum malaccense) wies nach ihm eine Flügellänge von 130 mm, ein erwachsenes Weibchen eine solche von 127 mm auf; diese Exemplare waren also etwas stärker wie die mir vorliegenden, was bei der großen Konstanz, welche die Flügelmaße im allgemeinen aufweisen, wohl zu beachten ist." ^ Unsere Stücke 1 und 2 erscheinen äußerlich stärker wie Nr. 3, haben auch eine größere Flügellänge, wohl weil sie männlichen Geschlechtes sein dürften. Nr. 1 präsentiert sich übrigens in stark ramponiertem Gefieder, steht also anfangs Mai noch vor der Mauser. Chr. malaccense ist nach Hargitt (Brit. Cat. XVIII, p. 123) schon länger aus Banka bekannt. Chrysophlegma mentale humii Harg. Chrysophlegma humü Hargitt, Ibis, 1889, p. 23. Callolophus mentalis Salv., Ucc. Borneo, p. 49 (1874). a e: 1. [9?] ad. Simpang Mitte V. 05 (Hagen) 130 96 20, Simpang Mitte V. 05 (Hagen) 126 95 Diese früher von allen Forschern mit Chr. mentalis (Temm.) zusammengeworfene, auf Banka ,Peladok* genannte Form kann nur als deren Konspezies angesehen werden, denn sie ist ihr nahe verwandt und vertritt sie auf Sumatra. Die allgemeine Beschreibung im „Brit. Catalogue“ von Chr. mentale typieum trifft gut auf vorstehende Stücke zu, wenn man „rufous“ mit sepia- oder rostbraun übersetzen darf. Rücken — sein Beginn ausge- !) In Chrysophlegma niasense Bütt. (Not. Leyd. Mns. XVIII. 1896. p- 195) wurde später eine in jeder Hinsicht zwischen den beiden genannten Formen stehende Form gefunden! (vgl. auch Hartert, Ornith Monatsber. 1899 p. 91). ?) Nach Vorderman hatte ein Exemplar aus Borneo nur eine Flügellänge von 114 mm! (Nat Tijdschr. v. Nederl.-Ind., D. L., Af.3, p. 382), ein anderes aus Billiton (l. c., p. 426) aber 122 mm. 175 nommen, welcher rötlichbraune, gelb gespitzte Federn zeigt —, Bürzel und Oberschwanz- decken erscheinen hier saftgrün, Malarregion und Kinnschneppe rostbraun (mit schwärz- lichen Federbasen), das übrige Kinn und die Kehlmitte schwarz, breit weiß gestreift, in- dem die einzelne Feder jederseits einen breiten linearen Rand von weißer Farbe aufweist. Darin soll das Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber Chr. mentale mentale (Temm.) liegen. Doch scheint mir die Sache nicht ganz geklärt zu sein. Schon den älteren Forschern war die eigentümliche Verschiedenheit des Kolorits in dieser Körperregion auf- gefallen. Wagler (Systema Av., Pieus sp. 89 [1827]) scheint sie für eine geschlechtliche Differenz gehalten zu haben, denn er sagt beim Männchen — und zwar läßt er die Art nur auf Java vorkommen —: „Mento gulaque nigris, albo variolosis“, und beim Weibchen .Macula gulae nigra albo striolata^. Man hat diese letztere Angabe als für Ahwmiü zu- treffend angenommen und daher geglaubt, Wagler habe hier zum ersten Male das Weibchen des Sumatraners beschrieben. Auch Reichenbach bildete beide Formen nebeneinander, und zwar Männchen und Weibchen anscheinend ziemlich gleich koloriert, ab. (DOXXVIII, Fig. 3180/81 und Fig. 4178/79.) Die hier dargestellte Chr. gularis Bp. wird neuerdings von Vorderman (l c. p.46), dem zwei Exemplare mit weißgefleckter Kehlgegend aus Südsumatra vorlagen, wieder hervorgeholt. Obschon sie der im gleichen Jahre erscheinende Band des „British Catalogue“ mit mentalis zusammenwirft, so scheinen mir die Angaben des zuletzt genannten Forschers, der eine genaue Beschreibung mit Differentialdiagnose gibt, doch einer weiteren Nachprüfung wert. Denn die merkwürdige Größe des von Vorderman untersuchten Exemplars (a. 155), dann das Nebeneinandervorkommen mit mentale in der gleichen Lokalität, ja im gleichen Gebirgsstock, lassen sich doch schwer zueinanderreimen. Ich bin nun selbst in der Lage gewesen, nicht nur an den beiden vorliegenden Stücken von Banka eine Färbungsdifferenz, wie sie auch den anderen Forschern aufgefallen war, festzustellen, sondern auch zwei in unserer Sammlung vorhandene Stücke aus Java zu unter- suchen, die sich hinsichtlich der an ihnen konstatierbaren Differenzen völlig identisch mit den Bankanern verhalten. Leider ist keinem der vier Exemplare eine Geschlechtsbestimmung beigegeben. so daß man darauf angewiesen ist, nach den diesbezüglichen Angaben Har- gitts die Geschlechtsbestimmung vorzunehmen. Nach der olivbraun gefärbten Malarregion wäre also Exemplar 1 ein Weibchen, Nr. 2, das diese Gegend, wie auch das Kinn rotbraun gefärbt zeigt, ein Männchen. Ob das wirklich richtig ist, darüber sind mir Bedenken auf- gestiegen; denn gerade die im höher ausgebildeten Kleid sich präsentierenden Vögel, wozu freilich auch gerade eine zufällig größere Frischheit des Gefieders kommt, möchte man eher für Männchen halten, und diese Stücke sind es jedesmal, welche die vermeintlichen Merkmale der Weibchen an sich tragen. Was nun zunächst die beiden Bankaner anlangt, so zeigt Nr. 1, das oben überhaupt ein etwas dunkleres Kolorit aufweist, entschieden besser erhaltenes Gefieder, was namentlich an den Schwingen bemerkbar ist. Kinnschneppe und Malarregion sind rostbraun, die Kehle aber schwarz mit deutlicher weißer Streifung. Die rotbraunen Teile sind überhaupt frischer und die Bänder auf den Handschwingen deutlicher. Ein ganz anderes Aussehen hat Nr. 2; bei ihm sind, abgesehen von der olivgrünen Malarregion und der schwärzlichen Kinnschneppe, die auf das männliche Geschlecht hin- deuten sollen, die Kehl- und unteren Kinnfedern lediglich weiß gefleckt, indem beiderseits 23* 176 am Ende der Federfahne ein weißer Fleck steht. Das Federende ist gespalten, und das Ganze macht entschieden den Eindruck, als ob die sonst weißen linearen Streifen durch Ab- nützung rudimentär geworden oder mindestens gegen das Ende der Außenränder vorge- schoben wären. Der Beginn der Mauserung ist an diesem Exemplar, das oberseits ein wenig frischer saft-, fast gelbgrün gefärbt ist und an den Schwingen ziemlich ramponiert erscheint, an zwei Stoßfedern erkennbar, die frisch gebildet sind und nicht ganz ausgewachsen, noch in den Scheiden stecken; auf der oberen Kropfgegend finden sich olivgrüne Federenden. Völlig analoge Verhältnisse weisen nun beide Stücke aus Java auf, von denen Nr. 1 ein vermeintliches Weibchen, a. 137, c. 102, das zweite Stück, ein mutmaßliches Männchen, a. 144, c. 128 mißt. Der einzige Unterschied besteht darin, daß das Größenverhältnis gerade umgekehrt ist; denn hier ist auch wirklich Nr. 2 das größere Stück, wie es dem Männchen zukommen würde. Wie man sieht, sind die Javaner überhaupt starkwüchsiger als die vor- liegenden Bankaner. Auffallenderweise hätte das Javamännchen das Schwefelgelb des Hinter- haupts weniger deutlich ausgeprügt, wührend bei den Sumatranern sich hier kein Unter- schied vorfindet. Auch die Schnabellängen geben in keinem der Fälle Anhaltspunkte für die Beurteilung des Geschlechts. Es ist nun die Frage aufzuwerfen: Hat lediglich dieses vermutlich männliche Stück aus Java, das, wie auch der korrespondierende Vogel von Banka, im Vergleich zu seinem Partner oben dunkler und überhaupt trüber gefärbt ist, und dabei unverkennbar die Zeichen einer vorgeschrittenen Gefiederabnützung aufweist, deshalb, weil hier die Kehle weiß ge- punktet, statt gestreift, sich präsentiert (es findet sich je ein weißes Fleckchen am Ende der Federfahnen) einen Anspruch darauf, als typische Chr. mentale bestimmt zu werden, während sein Genosse, der weiß gestreifte und freundlicher gefärbte Vogel, trotz seiner javanischen Provenienz, die Subspezies humii darstellen sollte, oder ist nicht vielmehr die zwingende Annahme gegeben, daß es sich hier unmöglich um spezifische Differenzen handeln könne? Ob nun die Geschlechtsmerkmale von Hargitt verwechselt sind oder nicht, in jedem Falle zeigt doch das frischer gefärbte, höher kolorierte und zugleich besser erhaltene Ge- fieder die schöne weiße Streifung auf der Kehle einhergehend mit einer Vermehrung der rostbraunen Farbe am Vorderkörper. Erwähnt sei noch, daß ein von Vorderman gemessenes männliches Exemplar der Form mentale a. 126 mm maß, also im Vergleich zu den enormen Dimensionen seines gularis- Exemplares aus der gleichen Gegend — auch unser Javaner mit gefleckter Kehle zeigt ja ziemlich beträchtliche Masse — recht schwach gewesen sein muß. Obwohl es nun bekannt ist, daß bei den meisten indomalayischen Spechtformen die überaus wechselnde Größe eine sehr gewöhnlich vorkommende Erscheinung ist (man vergleiche, was hierüber A. Müller, l. c., p. 413 f. unter Indopieus sultaneus (Hodgs.) sagt), so mag es sich doch bestätigen, daß auf Grund genannter Größendifferenzen, die freilich in einer und derselben Lokalıtät zur Beobachtung gelangten, eine Trennung zweier mentale-Rassen aufrecht erhalten werden muß. Vorläufig habe ich die bisher gebäuchliche Scheidung in zwei geographische Ver- treter beibehalten, ohne mich von ihrer Berechtigung ganz überzeugen zu können.!) I) In Ostsumatra hat Salvadori die Chrysophlegma flavinucha mystacalis entdeckt, die jedenfalls mit flavinucha flavinucha Gould (in zwei Exemplaren aus Kashmir vorliegend), fl. wrayi Sharpe und fl. pierii Oustalet einen gemeinsamen Formenkreis bildet. 177 Picus puniceus observandus Hartert. Pieus observandus Hart., Nov. Zool. III, p. 542 (1896). a. e 1. [6] ad. Sumatra 1902 (Hagen) 132 105 2x Tees Sumatra 1893 (Martin) (118) 100 amo Sumatra 1894 (Martin) 116 — Atos Simpang Mitte V. 05 (Hagen) 127,5 (97) Dicam Batangwis 24. VIII. 1900 (Widmann) 117,5 (95) Diese Form weist — oberflächlich betrachtet — einige Ähnlichkeit mit der vorher- gehenden,!) die doch einem anderen Genus angehört, auf. Wenigstens sind die Farben in ihrer Verteilung vielfach die gleichen. Sämtliche vorliegenden Stücke befinden sich in ziemlich stark abgetragenen Kleidern, besonders hinsichtlich der Stoßfedern, die manchmal so- gar sehr defekt sind. Meine Untersuchungen haben mich gelehrt, daß Ende Mai alle Spechte auf Sumatra, namentlich auf Banka, in der Mauserung (hauptsächlich des Großgefieders) sich befinden, eine Erscheinung, die mir auch an vielen Vögeln anderer Familien, z. B. bei Megalaema versicolor auffiel. Ein interessanter Nebenbefund ergab sich bei Exemplar 1 vorstehender Form, welches die Stoßfedern besonders gegen das Ende zu so dicht mit einer braunschwarzen Masse (Baumpech) beklebt zeigt, daß eine vollständige Verschmelzung und Inkrustierung des Schwanzendes erfolgt ist. Auch bei dieser Art zeigen sich die Flügelmaße sehr schwankend. Ein Stück aus Südsumatra maß nach Vorderman (l. c., D. LI, Afl. 2, p. 213) a. 122 mm. Der auf Java vorkommende typische puniceus, der mir in vier sehr gut erhaltenen und vollständig aus- gemauserten Exemplaren, zwei ad. Männchen, einem Weibchen und einem jüngeren Exemplar, vorliegt, zeigt ungefähr die gleiche Größe, wie aus folgenden Zahlen ersichtlich: a. 133, 120, 133, 122 resp. c. 105, 93, 100, 85. Die Nackengegend zeigen diese Vögel immer deutlich schwefelgelb. Chrysocolaptes validus (Temm.). Picus validus Temm., Pl. Col, 378 5, 402 9 (1825). a. e. 1. [6] ad. Sumatra 1893 (Martin) 157 100 2 [ch Java — (HA ve L.) 155 100 =3. ole, Java — — 151 93 4*alepm Java — — 152 99 Die vorstehenden Exemplare zeigen sich, abgesehen von den Geschlechtsdifferenzen, ziemlich übereinstimmend; etwas aus der Reihe fällt das ausnehmend schwache männliche Exemplar 3 aus Java. Eine undeutliche Rückenbänderung von grauer Farbe, die nach Hartert (Journ. f. Orn., 1889, p. 363) manchmal vorhanden sein soll, kann ich in keinem Falle entdecken. Diese Region zeigt sich bei den Männchen licht lachsrot bis ziegelrot (.feuerrot*) gefärbt, beim Weibchen weißlich mit starkem ockergelbem Anflug. Ein von 1) Sie wurde auch von Snelleman (Sum. Exp. Vogels, p. 38 [1884]) mit dieser zusammen- geworfen. 178 Vorderman gemessenes Männchen aus Südsumatra hatte eine Flügellänge von 158 mm; es scheinen also bei dieser Art, bei den alten Vögeln wenigstens, ziemlich konstante Größen- verhältnisse zu herrschen. Thriponax javensis javensis (Horsf.). Picus javensis Horsf., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 175 (1822). Picus leucogaster Valenc., Diet. Se. Nat. XI, p. 178 (1826) ©. a. & I. 207% ad. Simpang SIE 05 (Hagen) 229 192 2oOL 5 Simpang TEES E 229 (175) B. 9 Uus Simpang [VES 05 5 288 192 A NON Simpang 31: V.. 05 5 234 195 5lol Sumatra 1902 5 205 180 „Iris grüngelb, Schnabel schwarz, Füße graublau, Urwald.“ *6. [ö] ad. Java — (Landauer) 232 163 97/22 fre em Ostindien — (H. v. L) 228 — SOINS Ostindien 1848 (Dr. Barth) 217 173 Dieser stattliche, schon früher aus Banka erhaltene Specht, den ich wegen seiner großen Ähnlichkeit mit dem viel später beschriebenen Triponax pectoralis Tweed. in einer Spezies vereinige, scheint im Kolorit etwas zu variieren, so daß es fraglich bleibt, ob der ‘von Mindanao bekannt gewordene, erst 1829 durch Wagler im männlichen Kleid beschriebene leucogaster Valenc. nicht doch subspezifisch verschieden ist. Nach Hargitt (l. e., p. 499) wären Sundavogel und Ostindier identisch. Das möchte ich bezweifeln, fallen doch die Exemplare 7 und 8 dadurch auf, daß die Federbasen der Bürzel- und Hinterrückengegend, ja sogar die kurzen Oberstoßdecken nicht ausgesprochen grau wie bei den Sumatranern (nur Nr. 3 ist hier weißlichgrau) oder lichtgrau wie bei dem Javaner, sondern weit herab gelblichweiß erscheinen. Es wäre also hier eine Annäherung an T. javensis jerdoni Cab. und Heine (Indien) oder hodgsoni Jerd. (Oberpegu) zu konstatieren. Bei den ,Ostindiern* geht das Schwarz der Vorderseite auch etwas weiter auf der Brust herab; ob das letztere, wie auch die größere Ausdehnung der bräunlichweißen Spitzen- flecken an den Primären mehr als eine individuelle Verschiedenheit ist, muß dahin- gestellt bleiben. Die Sumatraner, im ganzen untereinander übereinstimmend (Nr. 5 nur fällt durch seine geringe Größe auf),!) tragen frischeres Gefieder, doch ist die Schwingen- und Schwanz- mauserung, bei den Bankavögeln wenigstens, noch nicht ganz beendet. Bei Nr. 2 zeigen die Schenkelfedern nicht eine, sondern zwei subterminale schwarze Binden. Ein rostgelber Anflug auf der Unterseite macht sich bei den Sumatranern sehr stark bemerkbar, an !) Ein von Vorderman gemessenes Stück aus Südsumatra hatte eine Flügellänge von 220 mm (l. e. p. 214). Von Simalur Island hat Riehmond (Proc. Biol. Soc. Washingt. XV. 1902, p. 169) eine Zwergform (Thr. parvus) beschrieben, bei der das Männchen nur a. 166 —169, das Weibchen 169 — 176mm mißt! Sie gehört natürlich auch zur Spezies javensis. Keines der Exemplare ließ etwas Weißes an den Primärenspitzen erkennen. Ein Männchen der typischen Form von der malayischen Halbinsel maß ziemlich übereinstimmend mit unseren Vögeln, a. 227 mm. 179 manchen Stücken (so bei Nr. 1) sogar mit einer rötlichen Beimischung am Rande der Unterkropffedern, auf der Vorderbrust und an den Säumen der Kinn- und Kehlfedern; mir scheint aber dieses „Kolorit“, das gegen Benzinwaschung nicht ganz beständig sich erweist, von außen mitgeteilt zu sein, vielleicht ähnlich wie an den ursprünglich weißen Schwanz- federn des Buceros rhinoceros, die manchmal eine Verfärbung in orangegelb, vielleicht dem veränderten Sekret der Bürzeldrüse entstammend, erfahren zu haben scheinen. Wagler meinte seinerzeit, daß nach der Verschiedenheit des Geschlechts die Seiten des Unterkörpers zwischen isabellfarben und weiß variierten. Tiga javanensis javanensis (Ljung). Picus javanensis Ljung, Mém. Acad. Roy. Stockh. 1797, p. 134. Picus tiga Horsf. Trans. Linn. Soc. XIII, p. 178 (1822). a. c. 1. [6] ad. Sumatra 1892 (Martin) 135 = 2B [IN Sumatra 1894 (Martin) 191 94 Die Oberseite dieser Art erinnert im Kolorit stark an die von Drachypternus aurantius (L.); dem letzteren fehlt nur das Rot am Hinterrücken. Die beiden vorliegenden Stücke bieten keine besonderen Verschiedenheiten dar; in der Größe stimmen sie fast mit den von A. Müller (l. c., p. 416) gemessenen Exemplaren (a. 133 und 134 [ö] resp. 127 bis 133 [o]) überein. Die Ausführung dieses Autors, der hier schon den Ausdruck ,For- mengruppe^ gebraucht, obschon er binür benennt, über die vier in Betracht kommenden „Arten“ erscheinen mir sehr beachtenswert und seine Schlüsse, die er auf Grund eines großen Materials aufbaut, durchaus überzeugend. Es gibt nach ihm nur eine Art, die je nach Terrain und Lokalitit — im Gebirge finden sich die stärksten Exemplare — lediglich an Grófie zu- und abnimmt. Gauropicoidus rafflesi (Vig.). Picus rafflesi Vigors, Raffl. Mém. App., p. 669 (1831). a. e. 1. Ó ad. Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 143 15147. 55 7 Simpang 15. VI. 05 - 140 (90) 32.007 Simpang Mitte Mai 05 9 140 115 Diese Art scheint nur wenig abzuündern, doch hat man immerhin einige geringfügige Differenzen gefunden; so sind nach Hargitt sumatranische Exemplare düsterer gefürbt, während sich die Borneaner durch ihren schwachen Wuchs auszeichnen sollen; ein Weib- chen aus Südsumatra maß Raffles mit a. 137, es war also kurzflügeliger als das oben angeführte Stück; dieses prüsentiert sich auch auf dem Rücken mehr olivsaftgrün und läßt wenig von goldgelb erkennen. Ob darin eine Saisondifferenz zu erblicken ist oder ein Geschlechtsmerkmal, vermag ich nicht zu sagen. Im ,British Catalogue" ist hiervon nichts bemerkt, ebensowenig bei Blanford, welcher richtiger die Art gleich auf Tiga, der sie in manchem nahesteht, folgen läßt. 180 Die drei vorliegenden Exemplare zeigen bräunlichweiße Primärenenden, wovon lediglich Blanford etwas erwähnt. Die Schwanzfedern sind bei Vogel 2 in ähnlicher Weise wie bei Picus observandus mit Pech bekleistert. Micropternus brachyurus brachyurus (Vieill.). Picus brachyurus Vieill., N. Dict. d'Ist. Nat., XXVI p. 103 (1818). Picus badius Raff., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 289 (1822). a. & 1. So Ppoljr ad. Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 106 65 2. [0] 5 Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 107 66 3. [0] 5 Sumatra 1892 (Martin) 111 66 4. [9] » Sumatra 1902 (Hagen) 112 67 Exemplar 1 gibt sich mir durch das Vorhandensein eines roten Flecks unter dem Auge wie durch das frischere und hellere Kolorit der Oberseite, dann durch die überall schmälere und spärlichere dunkelbraune Bänderung (eine Art Analogie zu Tinnunculus tinnunculus) als Männchen zu erkennen, obschon die Geschlechtsbestimmung ausdrücklich auf Weibchen lautet. Trotzdem ist der Vogel relativ schwach und paßt in dieser Hinsicht zu seinem Partner von Banka. Diese Stücke erweisen sich, verglichen mit solchen von der Insel Salanga, als kleinwüchsig, gibt A. Müller doch (l. c.. p. 424) die Flügelmaße wie folgt, an: Ó jun. a. 111, © ad. 114; die Vögel von Südtenasserim sollen sich durch noch auffallendere Größe auszeichnen. Im Berliner Zoologischen Museum findet sich aber nach Müller aus Sumatra ein männliches Stück mit 117 mm Flügellänge, während ein Männchen javanischer Provenienz nur 108 mm mißt! Die Form ist schon länger von Banka, wo sie ebenfalls ,Peladok* benannt wird, und Billiton !) (Britisch Museum), bekannt. Im äußersten Norden von Tenasserim geht brachyurus langsam in den westlichen, vornehmlich Indien bewohnenden phaioceps Blyth.,?) der mir ebenfalls in einem starken Exemplar männlichen Geschlechts aus Kashmir (Schlagintweit) vorliegt (a. 121, c. 77), über, d. h. die hüufig gefundenen Exemplare mit Zwischencharakteren kónnen zwar, wie es von Hargitt geschehen, für Bastardprodukte beider Formen angesehen werden, wahr- scheinlicher aber ist, daß in den Übergangsgebieten die beiderseitigen Charaktere überhaupt weniger ausgeprügt erscheinen, weil die eine Form aus der anderen hervorgegangen ist, das Bestehen von Zwischenstufen also ein regulürer Effekt ist. Hemicercus concretus sordidus (Eyton). Dendrocopus sordidus Eyton, Ann. & Mag. Nat. Hist., XVI, p. 229 (2) (1845). Nach den Bemerkungen Büttikofer's (l.c., p. 19), der ausführlich auf die Frage der Unterscheidbarkeit verschiedener „Arten“ eingeht, kann das einzige, mir aus Sumatra vor- liegende Exemplar, ein von Hagen 1904 bei Deli gesammeltes altes Münnchen?) mit grauem 1| Ein Stück von da hatte nach Vorderman (l c., p. 429) sogar eine Flügellänge von 119 mm! ?) Natürlich muß diese Form M. brachyurus phuioceps Blyth. heißen, nicht umgekehrt, wie aus der Anordnung Salvadori's im Brit. Catalogue hervorgehen würde. (Vgl. auch Stone, l.c., p. 680.) 3) .Iris braun, Sehnabel und Stünder grauschwarz.* 181 Postoeeipitalschopt und einer Flügellänge von 80 mm (der Schwanz fehlt), nur der Form sordidus, unter welcher alle nichtjavanischen Vögel vereinigt werden müssen, zugerechnet werden. Diese ist speziell auch schon als auf Banka vorkommend erwähnt. Auffällig ist nur, daß ein ad. ö aus Java, das sich im hiesigen Museum befindet, hinsichtlich der Kopffärbung vollkommen mit dem Sumatraner, der eine völlig rote Platte mit dunkelgrauem Schopf aufweist, übereinstimmt, während andererseits allerdings eine deutliche Verschiedenheit in der Körpergröße besteht, die sowohl in toto wie besonders im Flügelmaß die des Suma- traners übertrifft; das erwähnte Stück (aus Java) mißt nämlich a. 88, ein zweites als Weibchen bestimmtes, das aber nur ein junges Männchen sein kann, 85 und ein „typisch“ gefärbtes altes Männchen 87 mm. Danach ist also der Sumatraner entschieden schwach- wüchsiger, was übrigens auch aus dem von Vorderman gegebenen Maß eines männlichen Stückes (l. e., D. XLIX, Afl 1, p. 45) ersichtlich ist. A. Müller, der behauptet (l. c., p. 420), concretus gehöre Sumatra und Java an, läßt sordidus doch auch auf der Halbinsel Malakka, in Südtenasserim und auf Sumatra vorkommen. Er hatte also wohl Schwierigkeit, beide Formen auseinanderzuhalten; tat- sächlich mißt aber ein Männchen aus Malakka a. 87, schließt sich demnach mehr den Javanern, von denen übrigens unser jüngeres Männchen gelbbraunen Oberkopf mit rotem Schopf aufweist, an. Nach Tweedale würde der rote Postoceipitalschopf des immaturen Männchens von sordidus im Alter olivgrau, während er bei coneretus ganz rot wäre; das ausgefärbte Stadium des letzteren hat man früher für eine besondere Art gehalten (H. hartlaubi Malh.) Als typische Lokalität für H. coneretus Temm. hätte eigentlich auch Banka zu gelten. Pyrotrogon fasciatus kasumba Raffl. Trogon kasumba Raffl., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 282 (1822). a. c. 1. © [immat.] Sumatra — H. v. L. 147 187 Dieser als P. ardens Temm. bestimmte Vogel gleicht im Kolorit fast ganz den Weibchen indischer Provenienz (fasciatus fasciatus); hier wie dort entbehrt das mittlere Stoßfederpaar der schwarzen Terminalbinde; die folgenden sind einfarbig braunschwarz; Kinn, Kehle und Kropf präsentieren sich düstergrau mit olivgelblich gemischt. In der Größe gleicht diese Form der nächstfolgenden. Einer Zusammenziehung von kasumba und fasciatus in eie Art dürfte trotz vor- handener größerer Differenzen (kasumba ist stärker und hat roten Nacken) nicht ernstlich widersprochen werden können, schon aus dem Grunde, weil sich beide vollständig geogra- phisch ausschließen.) 1) Ein aus der Leuchtenberg'schen Sammlung stammendes Männchen (aus Sumatra angeb- lich) kann ich nur als fasciatus Penn. bestimmen, der doch in Indien heimisch ist. Die Indier präsen- tieren sich sehr kurzflügelig, wie ich an zwei mir vorliegenden Männchen und zwei Weibchen ersehe und was auch an dem eben erwähnten Ó, das 125 mm Flügellänge und 162 mm Stoßlänge aufweist, auffällt. Abh.d.II.Kl.d.K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 24 182 Pyrotrogon diardii diardii Temm. Trogon diardii Temm., Pl. Col. pl. 541 (1832). a. c. 1. Ó ad. Simpang Anfang Mai 05 (Hagen) 135 170 Bei dieser Form ist nicht nur der ganze Oberkopf .dunkelrot*, besser tief karmin- farbig mit schwärzlichen Federbasen, welche auf der Stirne so weit nach unten reichen, daß nur ein roter Schimmer an den Spitzen noch wahrnehmbar ist, sondern es finden sich auch auf dem Rücken hier und da rote Federspitzen und die Unterseite prüsentiert sich in einem besonders intensiven und tiefen Karmoisinrot. P. diardii wird in neuerer Zeit nur von Borneo angeführt (s. Sharpe, Handlist II, p. 150), während neglectus auf der malayischen Halbinsel und auf Sumatra (N. B. Ost- sumatra, wo auch Deli gelegen ist) vorkommen soll. Dazu sagt Hartert (Nov. Zool., 1902, p. 541) die Form von der malayischen Halbinsel und von Sumatra habe den Scheitel schwarz, die „typische“ von Borneo rot. Es scheint also nur eine Verstellung der Namen notwendig geworden zu sein, indem diardii diardii nicht als der Sumatraner angesehen werden darf, sondern als die Borneoform. Ganz konstant dürfte sich aber die letztere auch nicht verhalten, sagt doch Ogilvie-Grant (Brit. Cat. XVII, p. 482) nur: ,In some Bornean Specimens the dull crimson of the oceiput extends to the culmen." Darnach würe also unser Simpang-Exemplar viel eher den Borneanern zuzurechnen, was auf einen interessanten Zusammenhang mit der Avifauna dieser Insel hindeuten würde. Auf unsere Delistücke trifft dagegen die Cataloguebeschreibung des früher diardii genannten suma- tranischen Vogels zu. Es ist das: Pyrotrogon diardii neglectus Forbes und Robins. Pyrotrogon neglectus Forbes und Rob., Bull. Liverpool Mus. Il, p. 34 (1899). a. (05 1. ó [immat.] Deli 1904 (Hagen) 148 187 2..,0* ad. [6?] Deli 1904 (Hagen) 143 170 „Iris kastanienbraun, Schnabel kobaltblau, nackter Augenring gentianaviolett.“ Exemplar 1 zeigt den Beginn der Vorderbrust schwarz mit braun gemischt; ebenso ist der Außenrand der vorderen Sekundären rostbraun gewässert auf schwarzem Grunde, genau wie beim alten Weibchen, ferner sind die mittleren Flügeldecken nach innen braun und schwarz gebändert, während im übrigen bereits die zackige schmale Bänderung von weißer Farbe vorhanden ist. Interessant ist, daß die Hinterkopffedern dunkel karminrote Spitzen zeigen! Exemplar 2 zeichnet sich durch eine blaß karmoisinrote, besonders nach dem Bauch zu an Intensität abnehmende Unterseitenfärbung aus, ist im übrigen aber so vollkommen ausgefärbt, daß man doch annehmen muß, ein erwachsenes Männchen oder besser eim ganz altes Weibchen (denn schon das immature Männchen ist, obschon da und dort mit rost- braun gemischt, unterseits viel intensiver koloriert) vor sich zu haben. 183 Pyrotrogon duvaucelii duvaucelii (Temm.). Trogon duvaucelii Temm., Pl. Col. Nr. 291 (1824). a. c* 1. [6] ad. Sumatra — (Sturm) 102 (120) 2A Sumatra — (H. v. L.) 104 (120) *8. [6] — Sumatra — (H. v. L.) 102 130 4. Ö ad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 2172797 128 5499s Simpang sl. Mai 05 (Hagen) 100 128 6. [© jun.] Sekajoe April 02 (Hagen) 100 127 Diese bereits von Billiton bekannte, auf Banka „Telaga dara* (Blutbrunnen) genannte Form steht, obschon in etwas weiter gehendem Maße differenziert und daher wohl besser spezifisch zu trennen, der vorherbesprochenen sehr nahe, ja sie dürfte aus ihr hervor- gegangen sein, wie denn überhaupt die Angehörigen des ganzen Genus, also auch die hier nicht abgehandelten Formen erythrocephalus Gould, flagrans (Müll.) etc. evident gleichen Ursprung aufzuweisen scheinen. Manche Merkmale, wie das Vorhandensein einer weißen Grenzlinie auf der Brust, die wir vorläufig als Artcharaktere ansehen müssen, werden vielleicht noch auf die Stufe subspezivischer Merkmale herabsinken. Ob die Vermutung, da& wir in Exemplar 2, das auf der Brust lediglich rosarot angelaufen erscheint, dabei aber ein auBergewóhnliches, auch die Männchen übertreffendes Flügelmaß aufweist, ein Weibchen vor uns haben, ist schwer zu sagen; es fehlen ihm allerdings die übrigen Zeichen des weiblichen Geschlechts nicht. Ein gemischtes Kolorit beobachten wir auch an Exemplar 6, das wohl rostbrüunlich gebänderte Flügeldecken und Sekundären hat, desgleichen einen dunkel olivbraunen Kopf (ganz ohne Schwarz), daneben jedoch eine hell karmoisinrote, nur an den Seiten und auf dem Kropf mehr rostgelbbraune Kórperunterseite aufweist; ausgesprochen rot ist auch die Bürzelgegend. Die ebenfalls Sumatra bewohnende Gattung Haparlapactes ist im hiesigen Museum nur in 2 Exemplaren aus Java vorhanden (H. reinwardti Temm.) Auf Sumatra wird es durch H. mackloti S. Müller vertreten. Zanglostomus javanicus (Horst.). Phoenicophaes javanicus Horsf., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 1789 (1822). a. (& ik ads Deli 1904 (Hagen) 154 283 DM Java — (H. v. L.) 145 295 SE Java — — 141 275 4. — y Java — -— 135 -- *5,— , Java — (H. v. L) 140 (268) Da leider keines der vorstehenden Exemplare eine Geschlechtsbezeichnung aufweist, lassen sich die ziemlich hochgradigen Differenzen in den Dimensionen der Stücke gar nicht beurteilen; am stärksten präsentiert sich der Vogel aus Sumatra, wahrscheinlich ein Männchen. 24* 184 Es fällt mir auf, daß von der breiten weißen Endbinde sämtlicher Stoßfedern im *Catalogue* (XIX., p. 380) kein Wort gesagt ist. Auch Schlegel (l. c., Cuculi, p. 55) weiß nichts davon. Nur Blanford (l. c., III, p. 230) erwähnt: „The rectrices tipped white.“ Der Spitzenfleck ist aber bei meinen Exemplaren bis 17 mm breit! Als Jugendmerkmal darf derselbe hier wohl kaum angesehen werden. Aug. Müller (l e., p. 409) fand bei Salangavögeln folgende Maße: a. 136 und 147 mm, c. 276 und 282 mm, bei einem Stück von Malakka a. 146 und c. 255 mm —, also im ganzen mit den meinigen übereinstimmende . Werte. Rhopodytes tristis diardi Less. Melias diardi Less., Traité, d'Ornithologie, p. 132 (1831). a. c. 1. — ad. Sekajoe IV. 05 (Hagen) 126 220 Me Sumatra — (Martin) 132 260 *8. — , Singapoor — (H. v. L.) 132 229 as Indien — (H. v. L.) 120 220 5. — 1, Indien — -— 126 224 Gleichzeitig mit Rh. tristis beschrieben, den aber Lesson fülschlich in Sumatra vor- kommen läßt und dem er einen sehr langen Schwanz zuschreibt (so daß eher an Rh. elon- gatus S. Müller zu denken wäre), kann diese Form lediglich als eine Subspezies des tristis angesehen werden. Denn differentialdiagnostisch kommen doch nur sehr untergeordnete Merkmale in Frage. Gleichzeitig wäre in Erwägung zu ziehen, ob man nicht dieses Genus sowohl wie das vorangehende in das gemeinsame alte Phoenicophaes Vieill., das dann auch die Namen Rhamphococeyx, Rhinococey& und Urococcy& umfassen müßte, zusammen- fassen soll. Denn ein Teil der bisherigen Genera läßt sich entschieden auf Subspezies reduzieren, da die vorhandenen plastischen Verschiedenheiten am Schnabel und die Aus- dehnung der nackten Teile doch kaum ausreichen (man denke nur an Pica pica mauritanica, die von Hartert ebenfalls nur subspezifisch aufgefaßt wird), als generische Charaktere zu dienen. Doch wollte ich hier noch nicht so radikal vorgehen, da die Anwendung ver- schiedener Genusnamen doch sehr die Übersicht erleichtert. Die „Bestimmung“ der vorliegenden Stücke nach dem „Catalogue“ (l. c., p. 389) geht nun zum Teil, wenigstens was die Färbung der oberen Teile anlangt, mehr auf elongatus hinaus, als auf diardi; Schwanz und Flügel erscheinen nämlich weniger ,olivschwarz*, als metallisch dunkelgrün resp. -blau. Der schwarze Loralfleck fehlt nie. Im übrigen sprechen indessen die Dimensionen unserer Vögel doch mehr für eine Zugehörigkeit zu diardi und bei Betrachtung der Kinn- und Kehlfärbung wird man darin nur bestärkt. Das Bestehen von Übergängen zwischen beiden Formen, deren wirkliches Nebeneinander- vorkommen übrigens erst noch exakter nachzuweisen wäre (sie könnten sich immerhin je nach der Lokalität auf einer und derselben Insel ausschließen), ist natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Rh. elongatus vermittelt den Übergang zu der indischen frisfis, während die Zwergform borneensis (Bp.) einerseits diardi, andererseits elongatus näher ver- wandt erscheint. Es steht zu gewärtigen, daß bei besserer Kenntnis namentlich der einzelnen Altersphasen noch manche, vermeintlich spezifische Merkmale, denen man bisher unverdiente Bedeutung beimaß, mehr oder weniger verwischt werden dürften. 185 Wie nahe sich die Formen stehen, ersieht man auch daraus, daß Büttikofer, nach welchem ein Exemplar von diardi aus Banka im Leydener Museum vorhanden ist, auch eines Stücks von Borneo Erwähnung tut. Lesson selbst sagt von diardi: „Est peut-etre une variété de taille de l’espece précédente.* Unsere Indier (Nr. 4 und 5) fallen durch ihren schwücheren Wuchs auf. Nach dem „Catalogue“ wäre das alte Weibchen bei den einzelnen Formen bald stärker bald schwücher wie das Münnchen. Hartert (Nov. Zool, 1902, p. 432) faßt nur die Formen kangeanensis Vord., elongatus J. Müll, borneensis Bp. und fristis Less. in eine Art (fristis) zusammen.) Rhamphococcyx erythrognathus erythrognathus (Hartl.). Phoenicophaés erythrognathus Hartl., Verz. Samml. Mus. Bremen, 1844, p. 95. a. e. 1. © ad. Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 173 260 2* o[?] 5 Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 173 260 BETON Simpang 11. V. 05 (Hagen) 179 270 Drei vorliegende Stücke dieser auf Banka ,Dokot^ genannten Art bieten, abgesehen davon, daß das alte Weibchen etwas stärkere Maße aufweist als die Männchen, keine Besonderheiten dar. Ich habe es für richtig gehalten, den hier in Frage kommenden Formenkreis, dessen Angehörige, unbeschadet einer bei einfachen „geographischen Vertretern“ ziemlich unge- wöhnlichen, weil auf plastische Merkmale hinausgehenden Differenzierung, ihre Zusammen- gehörigkeit nicht verleugnen können, unter dem Gattungsnamen Rhamphococey& zusammen- zufassen. Man kann, wie oben angedeutet, noch weiter gehen und den Genusnamen Phoenicophaes für die ganze Gruppe gebrauchen (einschließlich Rhopodytes ete.), wie es Hartert tut und wie es auch Tweedale, der in den „Vögeln von Celebes“ die Systematik der Gruppe in sehr einleuchtender Weise (er spricht direkt von „repräsentativen Spezies“) behandelte (Trans. Zool., Soc. VII, p. 52), schon früher vorschlug. Am nächsten verwandt mit , Urococey&* erythrognathus zeigt sich wohl Rhamphococeyx curvirostris Shaw und Nodder, der auch als „Typus“ des Formenkreises anzusehen wäre. Daß beide Formen nicht gar so weit auseinanderstehen, wie es, der Farbe des Schnabels und der Konfiguration der Nasenlöcher nach zu urteilen, scheinen möchte, gibt sich mir aus der Auffindung einer interessanten ,Mittelform*, die ich im folgenden beschreiben und, weil es sich um eine noch nicht bekannte, fest unterschiedene Form zu handeln scheint, auch mit emem eigenen Namen belegen will, zu erkennen. 1 Der diesen Formenkreis sehr nahe verwandte Rhopodytes sumatranus Raffl. liegt mir lediglich in zwei Stücken aus Java vor, die aber erst von der Hinterbrust an rotbraun gefärbt sind, was nicht ganz typisch zu sein scheint. Die Art teilt das Habitat mit Eh. diardi, woraus hervorgeht, daß die große Ähnlichkeit der einzelnen Angehörigen dieser Gruppe (auch von viridirostris hat dies zu gelten) uns nicht verleiten darf, voreilig alles irgendwie Verwandte in einer Spezies zu vereinigen. 186 Rhamphococcyx curvirostris singularis nov. subspec. a. C. je ad Sumatra 1902 (Hagen) 168 270 Das vorliegende Stück, das zu keiner der bekannten ,Arten* völlig passen will, zeichnet sich dadurch aus, daß das zentrale Stoßfederpaar vollständig grün gefärbt erscheint; zum größten Teil ist dies auch an dem folgenden Paar der Fall, die grüne Farbe tritt außerdem da und dort angedeutet auf an den Enden und Rändern der übrigen, sonst leuchtend rotbraun kolorierten Schwanzfedern. Dies, wie auch der deutlich dunkelbräunlichgraue Loralstreif wie ferner die geringe Größe könnten den Gedanken nahelegen, in diesem Exemplar einen Über- gang zu dem vollständig grünschwünzigen Ürococcyz aeneicaudus J. und E. Verr. von Mentawei Island vor uns zu haben. Doch scheint es nach der Gestaltung und Lage des Nasenlochs, das groß und fast rund, in einer Perpendikulargrube liegend mehr auf Dryococcy& stimmen würde, zweifelhaft, ob hier überhaupt der frühere Genus- name Ürococcyr in Frage kommen könnte. Andererseits ist die Schnabelfärbung wieder sehr ähnlich der nur in Java heimischen und durch horizontale Nasengruben ausgezeich- neten „Ahinococeyz* curvirostris Shaw und Nodder, indem von Rot überhaupt nichts zu bemerken ist, sondern das Organ dunkel olivfarbig sich prüsentiert mit hellgrünlicher Spitze, solchen Kanten und vorn gelber Unterseite. Die nackte Haut um das Auge scheint karminrot gewesen zu sein. Die Größe des Stücks ist, wie gesagt, entschieden hinter der von Rh. erythrognathus und dem gleich starken Rh. curvirostris, von dem im hiesigen Museum 4 Exemplare vorhanden sind, zurückstehend. Sehr interessant ist nun, daß schon Aug. Müller (l. c., p. 409), nach dem der Vogel von Salanga eie Flügelläinge von 171 mm hat, ebenfalls eines auffallend schwachen, sogar nur a. 155, c. 254 mm messenden Exemplars von der Halbinsel Malakka Erwühnung tut, das in der Färbung der StoBfedern ganz mit dem obenstehenden übereinstimmt. Trotz einiger Bedenken ist er geneigt, den Vogel für ein Jugendstadium zu halten. Es kann aber davon bestimmt keine Rede sein; denn wenn es auch den Anschein hat, daß auf Differenzen in der Schwanzfärbung bei diesen Vögeln nicht allzu viel zu geben sein dürfte — nach W. Blasius ist die rotbraune Kolorierung der Schwanzenden nur im Alter vorhanden!) —, so läßt sich doch an meinem Exemplar ein sonstiges Zeichen der Jugend nicht auffinden; auch Müller erwähnt ausdrücklich, daß das Kolorit des übrigen Gefieders bei seinem Stück gegen die Annahme eines Jugendstadiums, an das ja auch bei den ganz auffallend geringen Massen nicht wohl gedacht werden könne, spreche. Die Annäherung an aeneicaudus wird auch von Müller hervorgehoben; besonderer Schnabel- merkmale geschieht aber leider keine Erwähnung (der Vogel ist unter Ah. erythrognathus abgehandelt). Stellten übrigens die beiden Stücke Jugendstadien dar, dann müßten solche sicher viel häufiger aufgefunden worden sein. Nach allem dürfte also wohl feststehen, daß auf der Halbinsel Malakka wie auf einem Teil Sumatras eine konstante „Zwischen- form“ lebt, die bei zwar großer Ähnlichkeit mit erythrognathus doch in spezieller Beziehung !) Richmond (l. c., p. 497) behauptet, die Geschlechter bei Ph. erythrognathus unterschieden sich durch differente lrisfürbung: 5 blaue, © gelbe Iris! 187 von diesem weiter entfernt sich hat und vielleicht eher als der eigentliche Vertreter der javanischen Form curvirostris angesehen werden darf. Nicht überflüssig scheint es mir, noch zu erwähnen, daß die von Graf Berlepsch (Nov. Zool, 1895, p. 70) beschriebene Borneoform des erythrognathus mit länglichen, oblongen und viel kleineren Nasen- löchern (mierorhinus) bei unserem Vogel sicher nicht in Frage kommen kann. Nebenbei bemerkt, faßt v. Berlepsch die einzelnen Angehörigen der ganzen Gruppe als Spezies auf, läßt also wenigstens die generische Teilung fallen. Möglicher Weise wäre aber selbst einer subspezifischen Aneinanderreihung von erythrognathus und curvirostris unter dem ge- meinsamen Artnamen curvirostris nicht jede Berechtigung abzusprechen, während freilich der stärker abweichende Celebes-Vertreter (Rh. calorhynchus [Temm.]) besser wohl als eigene Spezies geführt würde. — Die neue Form benenne ich ihrer vereinzelten Auffindung gemäß: Rh. curvirostris singularis. Ceniropus bengalensis javanicus Dum. Centropus javanicus Dumont, Sc. Nat. XI, p. 144 (1818). Centropus affinis Horsfield, Tr. Linn. Soc. XIIT, p. 180 (1822). a. (0 Kr. 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 165 193 29 2. — juv. Deli 1904 (Hagen) 140 193 26 *9. — ad Java — (dv) 157 192 (20) 4. — , Java — — 153 192 — 52 qun. Java — — 139 190 27 Bei dieser Art, die im British Museum auch von Billiton vertreten ist, hebt Shelley die starken Größendifferenzen hervor, welche hier vorkommen. Wenn wir von den beiden jüngeren Exemplaren 2 und 5 absehen, die etwas kurzflügelig sich präsentieren, dabei aber doch fast ,normale* Schwanzlänge aufweisen (was entschieden auffällig ist), finden wir hier ziemlich übereinstimmende Werte. Daß die Größenschwankung eine beträchtliche sein kann, ersehen wir aus der von A. Müller mitgeteilten schönen Reihe (l. c., p. 411). Nach dem „Catalogue“ zu urteilen, wäre C. bengalensis bengalensis (Gm.) langflügeliger, was indessen auch manchmal um- gekehrt zu sein scheint. Exemplar 5, das ziemlich gut mit der Beschreibung des „seasonal plumage“ von bengalensis übereinstimmt — die anderen alten Stücke befinden sich alle im Brutkleid —, spreche ich deshalb als jüngeren Vogel an, weil die Oberstoßdecken rotbraun und schwarz gebündert erscheinen, während die Unterschwanzdecken sandbrüunlich mit schmalen schwärz- lichen Binden und einer breiten schwarzen Präterminalbinde gefärbt sind. Das Kinn ist wei&lieh und zeigt nur geringen ockergelben Anflug; die Schwanzfedern, wenigstens die seitlichen, sind schwarzbraun und haben braunwei&e Endsäume; die zentralen Federn sind stark abgetragen. Das eigentliche Jugendkleid ist im Catalogue weder bei bengalensis noch bei javamicus beschrieben. Es liegt mir. wenn ich mich nicht täusche (es könnte eventuell nur die Form rectunguis in Frage kommen, die aber kleiner ist), in dem Exemplar 2, einem an die rote Varietát des Kuckucks erinnernden Stück vor. Auf der Oberseite völlig gebündert, und zwar braunschwarz auf ockergelbem bis — rótlichem Grunde, prüsentiert sich dieses ganz 188 anders wie die Alten. An diese erinnert lediglich die gelblichweiße Schaftstreifung von Kopf und Vorderrücken. Die Bänderung der überhaupt helleren Unterseite, schmäler und wenig deutlich, beschränkt sich auf Brust und Bauch, während Kinn, Kehle und Kropf einfarbig lichtockergelblich („buff“) erscheinen. Die Unterflügeldecken sind zimtrot, die Axillaren heller sandfarbig mit rudimentärer Bünderung. Ich habe auch dieses Exemplar unter javanicus angeführt, obschon Hagen (Die Pflanzen- und Tierwelt von Deli, p. 137) die von ihm bei Deli gesammelten Stücke als rectunguis Strickl. bestimmt hat. Hartert kennt nur javanicus von dort, wie auch Sal- vadori und Nicholson lediglich javanicus und eurycercus aus Sumatra erwähnen. Im Leydener Museum (Mus. Pays Bas I, p. 67) wurden drei Exemplare des rectungwis von Banka aufbewahrt, doch gilt bei Schlegel javanicus als Synonym von rectunguis ! Sind nun die oben stehenden Stücke sicher nichts anderes als echte javanicus, so scheint mir das bei zwei weiteren aus Java stammenden Vögeln mehr als zweifelhaft. Obschon entschieden erwachsen, zeichnet sich das eine namentlich durch auffallende Kleinheit, sodann durch eine relativ sehr lange, wenig gekrümmte Daumenkralle aus. Die Maße sind folgende: a. 132, c. 170, Kr. 28; Flügel und Schwanz stehen also in gutem Verhältnis zueinander. (Daß noch geringere Schwanzmaße auch bei javamicus vorkommen, scheint freilich aus den Angaben Müller’s hervorzugehen.) Die Unterflügeldecken sind bei diesem interessanten Stück, das sich im gewöhnlichen schwarzbraunen Brutkleid präsentiert, braunschwarz mit zimtroten Rändern. Nach allem glaube ich in ihm den ©. rectunguis Strickl., dessen Vorkommen auf Java allerdings meines Wissens nicht bekannt ist, vor mir zu haben. Was das andere Exemplar anlangt, das besser erhalten, oberseits noch etwas dunkler ist und überhaupt in reinerem Schwarz sich präsentiert, so gehört es viel- leicht ebenfalls der Form rectunguis an, wenn auch hier auffallenderweise die Unterflügel- decken einschließlich der Axillaren zimtbraun — mit sehr wenig schwarz — gefärbt erscheinen. Der Schnabel entspricht ganz dem des Partners; die Krallen sind leider nicht erhalten. Sehr beachtenswert sind aber jedenfalls seine geringen Dimensionen, die für ein völlig erwachsenes Exemplar der Form javanicus exzeptionell genannt werden müften.!) Es mißt nämlich der Flügel 138 mm, der Schwanz, wie bei dem vorigen, 170 mm. Centropus sinensis eurycercus Hay. Centropus eurycercus Hay, Journ. As. Soc. Beng. XIV (1845). a. c. 1. — ad Sumatra 1892 (Martin) 288 920 2t. in Java 1875 (Reiss) 220 391 ODE Java — (H. v. L.) 220 305 4. — , Java -— — 222 390 boue. Java — — 226 305 6. — , Java — — 210 245 Diese Form, die von manchen Forschern, wie Shelley, Sharpe, Stone und Bütti- kofer (Niasvögel) mit sinensis Steph. zusammengeworfen wird, trennt Schlegel unter dem !) Hartert (Kat. Vogelsammlung Mus. Senckenberg, p. 150) bezeichnete s. Z. den Javaner mit C. bengalensis lepidus (Horsf.). 189 Namen rufipennis Blyth; er schreibt ihr eine bedeutendere Größe, ein etwas reineres Rot- braun der Flügel und ins Blaue schimmerndes Grünschwarz des Kleingefieders zu. Diese Merkmale stimmen jedenfalls auf die vorliegenden Exemplare, die mit Ausnahme von Vogel 6, der auch sonst etwas abweichend sich präsentiert, von stattlicher Größe sind und meist sehr starken blauvioletten Glanz über das Kleingefieder, namentlich der Oberseite, ausgebreitet zeigen. Ob es Zufall ist, daß gerade der Sumatraner die größte Flügellänge aufweist, lasse ich dahingestellt. Nr. 2 ist schon dadurch etwas verschieden, daß es wenig violetten Glanz zeigt und fein düsterbraun gebändert erscheint, worin vielleicht ein Zeichen jüngeren Alters zu erblieken ist. Ein junger Vogel ist jedenfalls das kleinwüchsige Stück 6, das auf dem Rücken nur Spuren von schwarzer Zeichnung aufweist und überhaupt mehr schwarzbraun (auch auf den Unterflügeldecken) wie schwarz gefärbt ist und statt des violetten Schimmers einen schwachen grünen Glanz erkennen läßt; die Füße sind von heller brauner Farbe wie bei den anderen Exemplaren. Nach W. Blasius (Journ. f. Ornith., 1882, p. 247) unterschieden sich die Borneovögel, welche die gleichen Dimensionen aufwelsen wie die obigen alten Stücke, dureh dunkelgraue Sehwanzfederbasen (sonst simd diese schwarz- oder dunkelbraun) von den Sumatranern. Es fragt sich nur, ob Sumatra lediglich von dieser einen starken Form bewohnt wird, oder ob neben ihr noch eine andere ihr sehr ähnelnde vorkommt. Ich glaube nun, daß nur die verschiedenen Altersstadien des eurycercus Anlaß zur Aufstellung verschiedener Formen gegeben haben. Dies macht auch A. Müller mit seinen Angaben, denen ein sehr stattliches Material zu Grunde lag, wahr- scheinlich. Denn obwohl er zuerst geneigt ist, den schwächeren rufipennis von eurycercus zu sondern — 30 gemessene Salanganer ergaben eine Flügellänge von 185—211 mm, ein Malakkavogel aber eine solche von, 223 mm —, so spricht er. doch die Vermutung aus, es möchte ein und dieselbe Spezies sein und es könnte rufipennis, zumal ihm auch ,Zwischen- kolorite* vorkamen, die jüngeren Stadien, eurycercus aber nur.den ganz alten Vogel dar- stellen. Das scheint mir ebenfalls das Plausibelste, und mit dieser Reservatio wird man auch die Mehrzahl der hiesigen Stücke als C. eurycereus, das Exemplar. 6 aber als „rufi- pennis* bestimmen dürfen. Es kommt jedenfalls sehr auf die Jahreszeit an, in der ge- sammelt wird; denn anders läßt sich das Überwiegen der jugendlichen Stadien auf Salanga nicht erklàren. Hartert betrachtete seinerzeit (Katal. Vogelsammlung Mus. Senckenberg, Naturforsch. Gesellschaft, p. 150) rufipennis und. eurycercus als deutlich unterschiedene Formen. Daß bei alledem eine ziemlich große geographische Variabilität innerhalb dieser Gruppe vorhanden ist, soll nicht bestritten werden. So muß man wohl daran festhalten, daß C. sinensis, den Hume mit eurycercus vereinigte (der gleiche Forscher beschrieb von der Nordspitze Sumatras den nachher wieder fallengelassenen. C. acheensis (Stray Feathers VI, p- 171)), doch subspezifisch verschieden ist; dies bestätigt auch Blanford (l. c. IIL, p. 454). Ob in Indien noch weitere Unterscheidungen getroffen werden kónnen, ist zweifelhaft; es sei aber hervorgehoben, ‚daß ,C. mazimus, Hume*. mit einer, Flügellànge von 9—9,5 engl. Zoll immer noch hinter unserem. Sumatraner zurücksteht! Die meisten neueren Forscher führen aus Sumatra nur javanieus und eurycercus auf; den letzteren erwähnt Salvadori (Catal. Coll. ornith. fat. presso Siboga e mell Isola Nias (Genova 1887)) auch von Nias. Ein von Vorderman gemessenes Stück des ewrycercus von Südsumatra hatte nur eine Flügellänge von. 212, eine Stoßlänge' von 282 mm. Abh. d. 1I. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 25 190 Zwei Weibchen aus Nordceylon (C. sinensis sinensis (Steph.)) unterscheiden sich von den malayischen Vögeln durch ausgesprochen grün schimmernden Schwanz, ferner dadurch, daß der Kopf statt purpurviolett mehr ultramarinblau schillert und daneben, namentlich bei direkt auffallendem Lichte, noch einen grünen Glanz auf- weist. Die Maße der beiden Stücke sind: a. 190 resp. 207 und c. 272 resp. 280. Sie sind also entschieden schwächer, was besonders am Flügel auffällt. Hartert (Nov. Zool, 1902, p. 433) bezeichnet die Javaform von C. sinensis als bubutus Horsf.; er schreibt ihr kürzeren Schwanz gegenüber kontinentalen Exemplaren zu, was ich nicht bestütigt finde; C. bubutus wurde von dem gleichen Forscher übrigens auch für die Kangean-Islands nachgewiesen, die nach ihm direkt von Java aus erreicht worden sein sollen.?) Der.im ,British Catalogue* (XIX, p. 348) geschilderte und abgebildete (Pl. XIII) C. purpureus Sharpe dürfte eine individuelle Aberration, vielleicht melanistischer Natur, darstellen. ,Purpurviolettes* Kolorit an Kopf, Nacken und Bürzel weist z. B. auch Exemplar 1 aus Sumatra auf. An eine „very distinct species“ vermag ich nicht zu glauben. Rhinortha chlorophaea (Raffl.). Cuculus chlorophaeus Raffl Trans. Linn. Soc. XIII, p. 288 (1822). a. e. 1. [6] ad. Sumatra -— (Ho v; 033) 112 179 2s [o] Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 117 190 9: o] Deli 1904 (Hagen) 117 182 4» [o] 5 Sekajoe VI. 02 (Hagen) (110) 180 5. [Oo]. Sumatra 1902 (Hagen) 117 190 6. [OT] s Sumatra — (Hagen) 111 185 .lris grauschwarz, Ständer graublau.* ale, Singapore — — 117 176 Dieser auf Banka ,Ndopang^ genannte Vogel wurde eigentümlicher Weise von Hagen fast nur in weiblichen Exemplaren erbeutet; diese übertreffen die männlichen an Größe, was sich auch vielfach in der Schnabelstürke dokumentiert. Bezüglich des Geschlechts von Nr. 6, das Mischcharaktere an sich trägt, bin ich zweifelhaft, doch möchte ich es eher für ein Männchen halten. Vorderman ermittelte bei einem Exemplar aus Borneo (l. c., D. I, Afl. 3, p. 384) ein Flügelmaß von 119 mm! Coccystes coromandus (L.). Cuculus coromandus Linne, Syst. Nat. I, p. 171 (1766). a. $- 1. [6?] ad. Deli 1904 (Hagen) 170 260 „Iris gelbgraubraun, Schnabel schwarz, Füße blaugrau.“ 2. — ad. Nepal — (Schlagintweit) ^ 158 228 3. — , Sikkim — (Schlagintweit) 160 225 1 Vorderman (l. c, D. LIT, Afl. 4, p. 190) mißt ein adultes Exemplar von da a. 222, c. 278. 19 Die auffallende Konstanz in der äußeren Erscheinung, welche diese weit verbreitete schmucke Art darbietet, gibt sich auch an den drei vorliegenden Exemplaren zu erkennen. Abgesehen davon, daß Nr. 1 oberseits mehr schwarzgrün gefärbt ist, was vielleicht für eine geschlechtliche Differenz gegenüber den beiden anderen Stücken, die auch wesentlich schwächer in ihren Dimensionen sind, spricht, präsentieren sich alle völlig übereinstimmend. Die Art scheint nirgends häufig zu sein. An Massen stehen mir zum Vergleich nur das im „Catalogue“ angegebene Flügelmaß von 6,8 engl. Zoll — 172 mm, die Notiz Aug. M üller's, der bei einem Salangavogel a. 163 mm eruierte, und eine Angabe Vorderman's bei einem Javaexemplar mit 159 mm Flügellänge zur Verfügung. Danach wäre unser sumatra- nisches Stück als sehr starkwüchsig zu bezeichnen. Cacomantis merulinus merulinus (Scop.). Cuculus merulinus Scop., Del. Flor. et Fauna Insubr. II, p. 89 (1786). a. c. 1. [ © ad.] Sumatra 1893 (Martin) 100 107 2 oe] Java — (EIE IAS) 108 117 9-nli zm il Java — _ 98 110 *4. [| — immat.] | Java — — 105 106 5. [ — ad.] Java -— — 106 115 Während Exemplar 3 und 5 eine hell rostfarbige Unterseite aufweisen, ist diese Partie bei 1 und 2 ausgesprochen rostbraun; bei l ist das Grau des Kopfes und Nackens ziemlich abgesetzt, was für die Zugehörigkeit zum „echten merulimus^ sprechen würde. Anderer- seits soll die dunklere Färbung der Unterteile gerade der Form threnodes Cab. und Heine, wie Hartert auch den Sumatraner nennt (Journ. f. Ornith., 1889, p. 370), eigen sein. Ich möchte jedenfalls Vogel 2 als t/menodes ansprechen. kann mich hier aber natürlich auf eine präzise Stellungnahme nicht einlassen. Ob die von Shelley erwähnten „klimatischen Rassen“ (Brit. Cat. XIX, p. 269) wirklich nichts anderes darstellen, muß ich dahingestellt sein lassen. Auffallend sind bei meinem Material die bedeutenden Größenschwankungen, die allerdings ebenfalls für das Vorkommen konstanter Differenzen, die vielleicht je nach der Lage des Ortes, weniger nach geographischen Gesichtspunkten beurteilt werden dürfen, sprechen. Die javanischen Vögel scheinen aber auch hier großwüchsiger zu werden. Cacomantis sonnerati pravatus (Horsf.). Cuculus pravatus Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 179 (1822). a. (3; 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 105 100 „Iris gelbbraun, Schnabel schwarz, Fuß graugrün; Busch.“ Diese Form weist etwas stärkeren, gestreckteren Schnabel auf wie der verwandte merulinus, der, obwohl nach Hagen nicht selten bei Deli, in unserer Kollektion nicht ver- treten ist. Die Flügelunterseite erscheint bei vorliegendem Stück nicht gebändert, nur auf der Innenseite der inneren Sekundären finden sich Spuren davon. Der rostgelbliche 25* 192 Anflug auf der. Unterseite (die Oberseite. ist sehwarzbraun mit rotbrauner Bünderung) ist sehr gering. vorhanden. Die Farbe von Iris, Schnabel und Fuß gibt Büttikofer (l.c... p.28) richtig an. Shelley (Catal) und Sharpe (Handlist) kennen nur die Art sonnerati. Ich kann aber den Ausführungen Hartert's (l c., p. 198), soweit sie die Systematik betreffen, nur beipflichten. Die geringe Größe des malayischen Vogels finde ich bestätigt. Den kürzesten Flügel weist bei Hartert ein Exemplar von Palavan auf, während der Javaner wieder etwas langflügeliger wäre (eine nieht selten von. mir bestätigte Erscheinung). Welches Geschlecht die angeführten Stücke hatten, ist aber nicht gesagt. Nach Hume geht der indische sonnerati in den pravatus über, so daß eine scharfe Sonderung nicht möglich wäre. Eudynamis orientalis malayana Cab. und Heine. Eudynamis malayana Cab. und Heine, Mus. Hein. IV, p. 52 (1862). Tit a. (eS 1.-[ö] ad. Sumatra 1894 (Martin) 387 205 198 Schon in Anbetracht der großen Ähnlichkeit, welche die Männchen der einzelnen Formen bei dem Genus Eudynamis aufweisen (die Weibchen scheinen ja etwas mehr differenziert), kann auch hier nichts im Wege stehen, einen „Formenkreis“, der sich aus einer Anzahl einander geographisch vertretender Unterarten zusammensetzt, anzunehmen. Der älteste Artname der Gruppe ist orientalis Linne; da er eine Seite früher als die an gleichem Orte veröffentlichte Bezeichnung honorata steht, kann eigentlich nur er in An- wendung kommen, wenn es sich um die Hervorhebung des „Typus“ der Art handelt. Was nun die Bestimmung der Subspecies bei der auf Sumatra lebenden Form anlangt, so, habe ich mich dafür entschieden, die Bezeichnung malayana, die allerdings von Shelley im „Catalogue“ (XIX) mit Aonorata vereinigt wird, beizubehalten. Denn es scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, daß der malayische Vogel, also in specie der Sumatraner, durchgängig starkwüchsiger zu werden pflegt als der Indier. Diese Auffassung teilen auch die meisten neueren Forscher. Zwischen, den Suma- tranern und der östlichsten Form („orientalis“) scheint aber ein ganz allmählicher Über- gang zu bestehen, der durch die Java bewohnenden Vögel (in unserem Museum bald mit orientalis, bald mit ater (L.), ja selbst mit honorata bezeichnet) vermittelt wird, denn. die etzteren erweisen sich meist noch stürker (so besonders langschwünziger) als der nord- malayische Vogel. Die Schnabelstärke ist dabei sehr wechselnd und scheint mit der all- gemeinen Größe nicht regelmäßig zu korrespondieren. Auch im Kolorit (der Männchen) lassen sich keine prinzipiellen Verschiedenheiten nachweisen. Der vorliegende Sumatraner präsentiert sich gegenüber einem Vogel aus dem Himalaya entschieden „blauer“; auch der Javaner schimmert bei reflektiertem Licht ganz schieferblau, bei direktem allerdings grünlich. Der meist grünere Schimmer, den die Indier aufweisen, gibt sich übrigens auch im Kleide der alten Weibchen zu erkennen. Dieses ist oberseits schwarzbraun mit weißer Fleckung, die aber in ihrer Häufigkeit starkem Wechsel unterworfen ist; die Grundfarbe schimmert olivgrün, da und dort sogar etwas blau. Manchmal sind auch Seheitel und 193 Nacken einfarbig schwarz, was wohl für die fortschreitende Tendenz der Weibchen, das männliche Kleid anzunehmen, spricht. Nur die jüngeren Vögel scheinen 'es zu sein, die ein ziemlich verschiedenes Gefieder tragen und es macht den Eindruck, als ob die erwachsenen Weibchen der einzelnen Formen in der Tat viel weniger unter einander differierten, als man bisher annahm. Es besteht eben die Schwierigkeit, immer gleichalterige und gleichgeschlechtige Tiere mit einander zu vergleichen. Im Jugendkleid, bei der javanischen Rasse besonders, sind die Flecken der Oberseite statt weiß hell sandfarbig bis rotbraun auf dunkelolivbraunem Grunde, während die weißliche, ockergelblich angeflogene Unterseite schwärzliche Bogenflecke statt. der ‚Bänder ‚aufweist. Rotbraune Farbe findet sich aber auch manchmal gemischt ‚mit dem’ ausgefürbten Kleid des Weibchens bei indischen Exemplaren jugendlicheren Alters. Ein interessantes Über- gangskleid trägt ein anscheinend jüngeres Männchen aus Ternate; bei dem starken Vogel, der im allgemeinen das rotbraun gefleckte und gebänderte Jugendkleid ‚trägt, ‚sind das Kinn und die ganze Kehle schon völlig schwarz geworden, was ihm ein ganz merkwürdiges Aussehen verleiht. Eine kleine Maßtabelle, die ich unten folgen lasse,!) soll die. Größendifferenzen der in Frage kommenden Formen und die starke individuelle Schwankung vor Augen führen. Darin kann man indessen wohl A. Müller, der ebenfalls .E. malayanus sagt, Recht geben, daß alle Unterscheidungen auf ziemlich schwachen Füßen stehen und daß die lokale in- dividuelle Variation (was auch Shelley behauptet) eine riesige zu sein pflegt; Müller hebt speziell die Schnabelstärke hervor, ich möchte auch die Stoßlänge hinzufügen. Daß es da nicht schwer fiel, zahlreich vorhandene Übergänge zwischen honorata und malayana zu konstatieren, läßt sich denken. Die Flügellànge bei den Salanganern, die nach M. noch nicht einmal die stärksten waren, mißt im Mittel 205,5 mm, also über- einstimmend mit von mir bei malayischen Vögeln eruierten Maßen (wobei auch die Javaner noch inbegriffen sind)?); ein solch enorm langer Stoß, wie ihn aber das eine Exemplar aufweist, dürfte überhaupt ein ziemliches Unikum darstellen. Es ist nun klar, daß. es sich bei diesen Ermittelungen nur um die Festsetzung der normalen Variationsbreite hin- sichtlich der Dimensionen — die ja nebenher immer noch auf die etwaige Ausdehnung der lokalen klimatischen Schwankung untersucht werden können — handeln kann, und hier ist doch ein durchschnittliches Zurückbleiben in der Größe bei der kontinentalen, a. c. a. c. y) 1.[6 ad.]..Ceylon 187 194 Jo dfe En dese 192 280! 2.[O ,] "Ceylon 190 205 en estes T HERE 205 220 3-9] Ceylon 190. 200 pL eu t mE 2290, .915 4. [— jun] Ceylon 180 200 *4. [O juv.] .. Java 204 212 5.[9 „] Ceylon 187:9$2183 5.[— jun.] Java 188 204 6.[9 ad] Bengalen 189 — 194 ZG [Kus EU MEET GEI ate 21045 22:17 7.[6 ^ ,] .Sikkim (Himal.) 190 | 188 *8. [O „s) :»Ostindien 190 . 205 *#9.[ö .] Kamaon (Himal) 185 188 10. [22 juv.] Sikkim (Himal.) 183... 197 2) Vorderman (l. c., D. XLII, Afl. 2, p. 206) mißt ein & ad. von Batavia mit a. 214, c. 200 mm. Richmond (l. e., p. 497): ó a. 205, O a. 187 bei Vögeln von Nordwestsumatra. 194 besser indischen Rasse (denn malayana scheint bis nach Siam!) hinein vorzukommen) nicht zu verkennen. Buceros rhinoceros rhinoceros L. Buceros rhinoceros Linne, Syst. Nat. I, p. 153 (1766). ar oxad:] Sekajoe IV. 08 (Hagen) 480 430 Ple mn] Sekajoe IV... 05 (Hagen) 440 390 Auch das Weibchen weist an der Basis des Helms schwarze Flecke auf; beide Stücke ähneln sich, abgesehen von der Größendifferenz, sehr. Buceros rhinoceros silvestris Vieill. Buceros silvestris Vieill, Dict. d'Hist. Nat. IV, p. 592 (1816). a. C. *1. [Ó ad.] Sumatra — (HE ven) 535 500 Ziani ue Java — — 505 408 844p =] Java — — 465 415 = A OS ads] Java == (d. Landauer) 460 410 Ich habe auch diese Form, die jedenfalls nur als der javanische Vertreter der vorigen anzusehen ist, unter den sumatranischen Vögeln aufgeführt, weil im hiesigen Museum ein Exemplar, das von dieser Insel stammen soll, aufbewahrt wird. Gleichwohl möchte ich die Provenienzbezeichnung als eventuell irrtümlich angesehen wissen, wenn ja auch von anderer Seite das Vorkommen des D. silvestris auf Sumatra schon wiederholt behauptet wurde. Exemplar 1 weist einen kolossalen Schnabel auf; es ist überhaupt das stärkste Stück von den vieren. Der kleinste Vogel, Nr. 4 (jedenfalls ein Weibchen), zeichnet sich auch dadurch aus, daß er am Grunde des Oberschnabels rosarote Färbung trägt; außerdem weist er am vorderen Ende des an sich niedrigeren Helms jederseits eine eigentümliche, wie von einem großen Fingereindruck herrührende Grube auf. Rhinoplax vigil (Forst.). Buceros vigil Forst., Ind. Orn. Zool., p. 40 (1781). as e: 1. — ad. Sumatra 1893 (Martin) 445 (740) Das einzige, in unserem Besitz befindliche Exemplar dieser Art, ein stattlicher, mit sehr langen mittleren Schwanzfedern und einem nackten Rückenband ausgezeichneter Vogel, ziert die Schausammlung. Wegen ihrer großen Scheuheit scheint diese Form, die an sich nicht selten ist, aus Sumatra in den Sammlungen stets nur spärlich vertreten zu sein; aus Borneo gelangt sie indessen häufiger in die Hände der Sammler. ') v. Martens mifit ein Exemplar von da mit a. 208, c. 207 mm. Ein im Berliner Museum vorhan- denes Exemplar aus Ternate überzeugte A. Müller, daß auch die Molukkenform (E. orientalis) nicht von der malayischen zu trennen sei. 195 Rhytidoceros plicatus undulatus Shaw. Buceros undulatus Shaw, Gen. Zool. VIII, p. 26 (1811). a. & [!. ó ad.] Sumatra 1892 (Martin) 480 360 SCH. li Java — — 490 325 SSMO Java — (H. v. L.) 455 330 4.90 &. ] Java — (HS vu») 425 303 Vogel 1 trägt auf der Schnabelfirste sechs mäßig weit nach vorn reichende, seitlich etwas vorspringende Platten und ist demnach wohl ein sehr altes Exemplar; denn die mit zunehmendem Alter immer mehr nach vorn und in die Breite wachsenden, daher über- stehenden und gewölbten Schnabelplatten scheinen sich im einzelnen erst später in dieser Weise herauszudifferenzieren. Die Streifung, besser Plattenauflagerung am Schnabelgrund ist bei diesem Exemplar deutlich, so daß füglich nicht an der Richtigkeit der Bestimmung gezweifelt werden kann. Ob aber dieser ,Streifung^ überhaupt die Bedeutung zukommt, die ihr die meisten Forscher beilegen, nämlich ein differentialdiagnostisches Artmerkmal zu sein gegenüber der Form Rh. subruficollis Blyth, möchte ich nach den Untersuchungen einiger Forscher, namentlich von A. Müller, dann auch Blasius und Nehrkorn!) etwas bezweifeln. Subruficollis nämlich, der neben undulatus auf Sumatra vorkommen soll, ist durchaus nicht immer streng von diesem geschieden, indem gerade aus Java, wo der letztere ebenfalls heimisch ist, verschiedene hyfidoceros-Stücke bekannt geworden sind, bei denen die Streifung nur ganz schwach angedeutet ist oder sogar ganz fehlt. Letzteres ist auch bei einem im hiesigen Museum aufbewahrten männlichen Vogel aus Java mit 445 mm Flügellänge der Fall, den ich einstweilen als subruficollis „bestimmt“ habe, obwohl das Vorhandensein von nur vier flachen, kurzen Platten, von denen die vorderste mehr als Platte, die anderen als Wülste imponieren, zusammengenommen mit dem voll- ständigen Fehlen einer Auflagerung an den Seiten der Schnabelbasis, sehr dafür spricht, daß wir darin ein junges, noch nicht ausgewachsenes Exemplar zu erblicken haben. Man beachte auch die geringe Flügellänge, die übrigens nach manchen der Form subruficollis eigen sein soll, obschon A. Müller auch starke Exemplare mit ganz oder fast fehlender Streifung und umgekehrt ganz typische undulatus-Stücke von geringer Größe sah. Ein dunkles Band auf der nackten Kehlhaut kann fehlen oder vorhanden sein, scheint aber dem undulatus-Typus vornehmlich eigen zu sein, was jedenfalls nicht gegen die Auf- fassung einer bloßen Altersdifferenz sprechen würde. Was das angeblich starke Überragen der Handschwingen bei der Form subruficollis anlangt, so ist darauf wohl am wenigsten etwas zu geben, denn es wäre sehr leicht möglich, daß die Sekundären im Wachstum zuerst etwas hinter den Primären, die übrigens bei dem subruficollis-Typus vielleicht über- haupt noch nicht ausgewachsen sein kónnten, zurückblieben. Nicholson (l. c., p. 241) bestimmte ein Exemplar aus Sumatra als subruficollis, ist aber dabei nach der Meinung Büttikofer’s (l.c., p. 34) im Irrtum. Wie ist aber ein soleher móglich, wenn das Blyth'sche Arterkennungsmal (die fehlenden transversalen 1) Blyth wechselte wiederholt seine Meinung (vgl. die Darstellung von Lord T weedale im „Ibis“, 1877, p. 295). 196 Schnabelplatten) unter allen Umständen ‚ausschlaggebend sein soll? Die Kehlfärbung ist ja oft an ausgetrockneten Bälgen nicht mehr zu erkennen, daher schwer in ihrer Bedeutung zu würdigen. : Ich schildere hier noch kurz die aus Java vorliegenden Exemplare: Nr. 2. Starkes Exemplar; ,Streifung^ schwach, nur ganz ‚am Schnabelgrund vor- handen; auf der Firste eine breitere Platte und sechs schmälere Wülste; ein breites, trans- versales Band von schwarzer Farbe auf dem Kehlsack, diesen unten ganz bedeckend; Scheitel, Hinterkopf, Hinterhals dunkel kastanienbraun (wie bei Nr. 1), Vorderkopfseiten schmutzig bräunlichgelb. ; Nr. 3. Sehwücheres Exemplar; ,Streifung^ deutlich; auf der Firste vier ziemlich breite Plattenwülste; Oberkopf ete. sehr dunkel kastanienbraun, Vorderkopfseiten hell strohgelb; schwarzes Kehlband. Nr.4. Starke ,Streifung^ am Schnabelgrund; Kopffarbe wie bei Nr. 2. Da die Gattung Rythidoceros offenbar einen in sich geschlossenen Formenkreis dar- stellt, dürfte es wohl keinem Bedenken begegnen, wenn man diesen mit dem Artnamen Rythidoceros (oder Duceros) plicatus Latham belegt. Anthracoceros coronatus convexus (Temm.). Buceros convexus Temm., Pl. Col. II, p. 82, © (1832). a. e: 1. [ö jun.?] Sumatra 1892 (Martin) 285 290 2 OS] Sumatra 1892 (Martin) 272 260 3. [Ó ad.] Sekajoe IV. 05 (Hagen) 315 315 4. [9 jun.?] Sekajoe IV. 05 (Hagen) 275 272 *5. [ö ad.] Java — (Sturm) 300 300 Ben SN Java 1872 (Rei) 295 275 7. [p immat.?] Java — (Sturm) 288 2198 *8. [O ad.] , Ostindien* — (EIE virus) 266 270 eb dier cd Java 1872 (Rei) 292 310 Diese. interessante Form, die ich als geographische Vertreterin des südindischen D. coronatus ansehen möchte, zeigt in der Gestaltung, mehr aber noch in der Färbung des ‚Schnabels eine bemerkenswerte Variabilität, welche zwar zum "Teil unschwer ‚auf Geschlechts- und Altersdifferenzen zurückgeführt zu werden vermag, zum Teil aber auch eine Irregularität darbietet, deren Bedeutung nicht leicht zu erklären ist. Der erwachsene oder besser alte Vogel zeichnet sich, einerlei ob Männchen .oder Weibchen, dadurch aus, daß sein Schnabel verhältnismäßig weniger ‚schwarzes |. Kolorit aufweist als der des jungen; so sind die Schneiden in diesem Falle, auch wenn sie.noch nicht gezühnelt erscheinen, hornweif. Die Form des Helms ist bei dem Weibchen, abgesehen von seiner geringeren Entwicklung gegenüber dem Männchen, wohl nach, dem Alter des Stückes ziemlich verschieden; . der Helm zeigt sich bei Nr. 7 z. B. zu einer. stumpfen Schneide mit steil abfallenden Seiten erhoben, während Exemplar 2 einen oben abgeflachten, wie eingedrückten Helm aufweist. Vogel 1, anscheinend. ein Männchen, zeigt. einen etwas erhabenen Kiel in der Mitte des Helms. 197 Im übrigen ist zur Beurteilung von Alter und Geschlecht die Farbe der Schwanz- federn heranzuziehen. So sind die seitlichen Stoßfedern, die bei Exemplar 6 schneeweiß sich präsentieren, bei Nr. 7 nur zum Teil so gefärbt, indem auf der vierten äußeren links ein langer, keilfórmiger Fleck von schwarzer Farbe die Basis der Außenfahne einnimmt, während rechts alle äußeren Schwanzfedern an der Basis Schwarz aufweisen, am meisten allerdings wieder Feder 4, an der das Schwarz auch an der Innenfahne auf zwei Drittel ihrer Länge nach unten geht. Die seitlichen Stoßfedern sind bei Vogel 3 aber etwas bräunlich gewässert; dies und das starke Vorhandensein von schwarzer Farbe am Schnabel scheint mir auf ein jüngeres Stadium hinzudeuten. Schwarz sind nämlich die Hinterfläche des Helms (sogar noch darüber hinaus), dann der vordere Teil desselben wie der ganze Vorderschnabel und die Firste von Anfang bis zu Ende; an der Spitze vereinigt sich diese Farbe mit dem Schwarz der Schneiden und eines langen, entlang der Oberschnabelkrümmung ziehenden Flecks. Nach der im „British Catalogue* gegebenen Beschreibung wäre nun für das Männ- chen von convezus nur die an den vorliegenden Javanern konstatierbare Schnabelzeichnung zutreffend. Diese, obwohl entschieden alte oder doch ziemlich erwachsene Tiere, zeigen nämlich weniger Schwarz am Schnabel als die meisten der Sumatraner. Es sind das aber Differenzen, die ich lediglich auf Alters- und vielleicht Geschlechtsverschiedenheiten zu- rückführen möchte. Es ist dabei nicht zu verkennen, daß der Sumatravogel, namentlich in jugendlichen Stadien, einen Übergang zu den nördlicheren Formen coronatus resp. auch malabaricus Gm. (= albirostris Shaw & Nodder) darstellt. Es gilt das besonders im Hinbliek auf die Schwanzfederzeichnung, die bei Exemplar 2 z. B. am mittleren Federpaar nur im Enddrittel weiß, sonst aber tiefschwarz ist. Ob es richtig ist, was Blanford (l.c. III, p. 144) sagt, daß der Rücken des Helms nur beim Männchen von coronatus schwarz sei, nicht beim Weibchen, möchte ich dahingestellt sein lassen. Wenn das bei convexus ebenso wäre, — was doch wohl an- genommen werden müßte —, dann würden meine Bestimmungen, z. B. von Nr. 2 als Weibchen, irrig sein, was ich indessen nicht glaube. Zuerst soll der junge coronatus Bodd. überhaupt kein Schwarz am Helm tragen! Wie erklärt es sich dann, daß das malabaricus- Weibchen (unsere Sumatraner stehen dieser Form sehr nahe und dürften sich im Prinzip geradeso verhalten) wieder so viel Schwarz am Schnabel aufweist, wo doch bei coronatus gerade das Gegenteil behauptet ist? | Was die Größenverhältnisse anlangt, so geben auch sie, wenigstens bei den Männchen, gute Anhaltspunkte zur Beurteilung des Alters der einzelnen Stücke (vgl. obige Tabelle). Anthracoceros malabaricus (Gm.) aber, von dem mir ein adultes Männchen mit mächtigem Schnabel aus ,Ostindien* vorliegt, präsentiert sich bedeutend stärker als comvezws. Dieses Exemplar mißt a. 340, c. 335 mm. Es scheint mir übrigens nicht ausgeschlossen, daß statt A. coronatus A. malabaricus als Arttypus für die ganze Gruppe angesehen werden muß, da dessen weitergehende Differenzierung im weiblichen bzw. jugendlichen Kleide mehr oder weniger verwischt zu sein pflegt. Die nahen verwandtschaftlichen Be- ziehungen zwischen convezus und malabarieus erörtert auch Salvadori (Catal. delle Coll. ornith. f. presso Siboga e nell isola Nias., p. 22). Avh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 26 198 Anthracoceros malayanus Raffl. Buceros malayanus Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 292 (1822). a. c: 1. © juv. [9?] Sumatra 1894 (Martin 300 330 *2. [ö ad.] Malakka — (H. v. L.) 325 370 «SE IK c] Java — — 290 300 Die beiden ersten Exemplare zeichnen sich durch völlig hornweißen Schnabel aus, der Helm ist aber bei Nr. 1 rudimentär; die Schwanzfedern sind gefärbt, wie im „British Catalogue“ angegeben. Das offenbar alte Exemplar 2 hat dagegen sämtliche Schwanz- federn, die zwei zentralen ausgenommen, im letzten Drittel weiß koloriert. Der Superciliar- streif erscheint in jedem Fall dunkelgrau mit schwarz gemischt, was allerdings eher für das Kleid des Weibchens sprechen würde. !) Merops bicolor sumatranus Raff. Merops sumatranus Raffl., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 294 (1822). a & l.:— — Muntok Anfang Mai 05 (Hagen) 110 136 2a uad. Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 115! 101 Bb E Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 89 (70) 4. Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 84 (59) o eere Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 90 (65) 6. — ad. Sumatra 1892 (Martin) iul 150 1. — , Singapore _ — 110 126 =8 — m „Indien“ 2 — — 114 165 I2] Die vorstehenden Exemplare 3 bis 5 unterscheiden sich von den übrigen durch teilweise noch nicht fertig gebildete, weil in den Federscheiden steckende Handschwingen. Zum Teil aber sind die alten Schwingen noch erhalten. Vollkommen entwickelt zeigen sich die sehr langen Schulterfedern. Das Kleingefieder erscheint zum Teil frisch ver- mausert. Kinn und Kehle sind bei diesen Vógeln emeraldgrün mit leichtem blauen Anflug; bei einem Exemplar zeigen sie hier auch gelbliche Federspitzen. Das Grün der Oberseite, namentlich des Kopfes, erscheint sehr dunkel. Es sind das jedenfalls junge Vögel in der ersten Mauser, die aber nur zum Teil erst beendet ist. Man sieht das auch an den bedeutend kürzeren und auch weniger gebogenen Schnäbeln. Verlängerte, mittlere Stoß- federn fehlen hier; sie finden sich nur an den übrigen Exemplaren, mit Ausnahme von Nr. 2, wo sie wahrscheinlich noch im Wachstum begriffen sind. Nr. 1 und 7 halte ich für Weibchen. Der auf Banka gebräuchliche Name ist nach Hagen „Senukur“. Der zweite, noch auf Sumatra vorkommende echte Bienenfresser M. philippinus L. liegt mir von da nicht vor. 1) Der auch aus Sumatra bekannte Anorrhinus galeritus Temm. ist nur in zwei anscheinend erwachsenen, der Leuchtenberg'schen Sammlung entstammenden Männchen aus Malakka im Museum vertreten. Der Schnabel ist in oberen Teilen überwiegend horngelblichweiß, nicht schwarz, wie beim Jungen. Übrigens hat W. Blasius ein altes Exemplar aus Borneo mit fast vollständig schwarzem Schnabel vorgelegen. 199 Nyctiornis amictus (Temm.). Merops amictus Temm., Pl. Col. IV, pl. 310 (1824). ax e, 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 120 117 2. — jun.? Deli 1904 (Hagen) 120 119 3. — ad. Sumaira 19032 (Martin) 126 122 4. — „ Sumatra 1895 (Martin) 126 126 5. — , Sumatra 1893 (Martin) 119 122 6. — , Sekajoe IV. 02. (Hagen) (116) 114 ld Sumatra 1840 (Deyrolle) 124 125 Sogn, Simpang Ende Mai 05 (Hagen) (116) 125 B9. —— JM Sumatra — — 122 117 Es scheint mir zweifelhaft, ob das im ,British Catalogue* gegebene Unterscheidungs- merkmal zwischen altem Männchen und Weibchen zutrifft, nachdem die Ausdehnung des Seharlachrot nach dem Vorderkopf, wie ich mich überzeuge, eine sehr wechselnde ist. Lediglich Nr. 2, 5 und 9 zeigen die Stirn am Schnabelgrund violett, nicht rot; die Federn sind aber trotzdem in der Mitte rot und nur am Ende violett; dies scheint mir für ein Übergangsstadium zu sprechen. Wenn der ,Catalogue* recht hätte, müßten sämtliche anderen alten Stücke Weibchen sein, was aber wenig wahrscheinlich ist. Bei dem jüngeren Vogel ist die ganze Oberseite einschließlich der Kopfes grün; in der Wangengegend und auf dem Kropf endigen die Federn scharlachrot. Eine Andeutung hievon findet sich auch am Kinn. Am Grunde des Unterschnabels sind die grünen Federchen blau angeflogen. Das Gelb im Schwanz erscheint etwas blasser wie bei den Alten. Alcedo ispida bengalensis (Gm.). Alcedo bengalensis Gmelin, Syst. Nat. I, p. 450 (1788). Das einzige mir vorliegende Exemplar aus Sumatra, 1894 von Martin gesammelt, gleicht in der Färbung absolut Stücken aus Japan (von Aburatsubo, Tokio ete.), — da wie dort ein relativ mattes Blau mit viel grünen Tónen auf dem Rücken. In der Grófe (die Flügellinge beträgt 69 mm, ein Maß, das auch von A. Müller (l. c., p. 369) eruiert wird) stimmt das vorhandene Exemplar mehr noch zu den Vógeln aus China, die vielfach schwächer sich präsentieren wie die Japaner. Alcedo meninting meninting Horsf. Alcedo meninting Horsf., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 172 (1822). Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 58 Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 62 Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 62 Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 62 Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 62,2 u Ce | 10 01 or 0 Wenn man berücksichtigt, wie wechselnd das Kolorit bei unserem einheimischen Eisvogel je nach Alter und wohl auch Geschlecht und Saison ist, so darf man sich 26* 200 nicht wundern, wenn uns bei Gegenüberstellung der Exemplare vorliegender kleiner Serie einige Differenzen vor Augen treten, die ebenfalls auf nichts anderes als auf solche individuelle Verschiedenheiten zurückgeführt werden können. Diese bestehen hier in dem Hervortreten eines dunkelblauen Seitenkropffleckes (wie bei Nr. 1 und 2), der sonst schwürzlich erscheint, in dem Vorherrschen von Blau auf dem Kopf (die blauen Binden übertreffen die schwarzen, besonders im Nacken, an Breite, so bei Nr. 1), in der Intensität der rotbraunen Unterseitenfärbung, welche meist auf dem Kropf am tiefsten ist, in der Farbe der Wangen- und Ohrgegend, die entweder violettblau oder rotbraun oder beides gemischt sind, und endlich in der bald schwarzen bald roten (letzteres meist bei den Weibchen) Schnabelfärbung. Wie Alcedo ispida ispida, hat auch die Art meninting im Süden einen etwas schwächeren Vertreter sitzen, indem nämlich der Indien bewohnende Alcedo beavani Wald., nach zwei mir vorliegenden Stücken zu urteilen, die a. 64 und. 65 messen, etwas langflügeliger zu sein scheint.) Dazu käme nach dem „Katalog“ ein glänzenderes Kolorit und deutlichere Fleckung auf den Flügeldecken, auch eine weniger blaue Rückenmitte. Ich finde den Indier unterseits lediglich lebhafter orangebraungelb, also etwas heller, und die ultra- marinblaue Färbung des Kopfes mehr in Fleckenanordnung als in durchgehender Bünderung vertreten. Das Blau der Oberseite ist bei den Indiern höchstens um eine Nuance heller, aber nicht „brillanter“; auch sind Bänder und Flecke nicht breiter. Ich finde also die sonst angenommenen Unterschiede nicht bestätigt, wenn ich die vorstehenden Bankaner neben die Indier halte, und kann bei ersteren höchstens die gesättigtere, direkt rostrot- braun bis kastanienbraune Unterseitenfärbung anerkennen. Daß das Kolorit der unteren Körperteile auch bei A. ispida großem Wechsel unterworfen ist, ist bekannt. In der Sehnabel- und Kopfseitenfärbung sind jedenfalls bei beiden meninting-Formen die nämlichen Differenzen vorkommend. So sind die Wangen bei dem einen Indier rotbraun, bei dem anderen mehr blau. Die Ohrdecken des ersteren weisen aber violettblaue Zeichnung auf. Wie Ogilvie Grant wohl richtig beobachtet hat, werden eben die Gesichtsseiten bei diesen Vögeln erst im Alter nach und nach blau und zwar bei Männchen wie Weibchen. An dem vorstehenden Material erhebe ich im speziellen folgende Befunde: bei Nr. 1 und 5 sind die Wangen schwarz, blau gebündert, aber nach vorne zu rotbraun! Nr. 2 und 4 haben rotbraune Wangen; gegen die Halsseiten zu zeigen die Federn jedoch violett- blaue Spitzen. Die Ohrdecken aber erscheinen rotbraun, während sie sonst gewöhnlich schwarz und blau gemischt sind. Noch fällt mir auf, daß bei Nr. 2 und 4 Kinn und Oberkehle reiner gelblichweiß, also nicht direkt gelblich, sich präsentieren; der Loralfleck ist rostbraun, während er bei Nr. 1 ganz licht rostbräunlich gefärbt ist. Nr. 2 und 4 zeigen auch rote Schnäbel mit gelblicher Spitze, die nur auf der Firste schwärzlich gefärbt sind. Nach allem dürften diese beiden Stücke jüngere Vögel sein. Die Unterseite der Schwingen entpricht bei Indiern wie Sumatranern völlig dem Kolorit von Brust und Bauch. Der einheimische Name des Vogels auf Banka, von wo die Form übrigens schon von Schlegel (Mus. Pays Bas (Alced., p. 9)) erwähnt wird, ist ,lrit-irit^; er leitet sich jedenfalls vom Rufe des Vogels her. 1 Ein 9 von Batavia mißt Vorderman, l.c. D. XLI, Af. 4, p. 4) mit a. 62 mm. 201 Halcyon coromanda (Lath.). Aleedo coromanda Lath., Ind. Orn. I, p. 252 (1790). ie — ad: Deli 1904 (Hagen) 115 73 64 ' An vorstehendem Exemplar ergibt sich folgender Befund: Der Schnabel, hellrot mit noch lichterer Spitze, ist relativ groß. Die gelblichweiße Kinngegend zeigt sich mit ockergelb überwaschen, während die weiter nach unten folgenden Partien immer mehr in oekerrotgelb, besonders tief auf der Gurgel, übergehen. Die Oberseite ist sehr stark violett überwaschen, Bürzel und Oberschwanzdecken sind lichtblau; in der Mitte sind diese Federn teilweise violett gefärbt. Das in voller Ausfärbung sich präsentierende Federkleid — die Unterseite ist sonst freilich manchmal noch tiefer gefärbt, hier mangelt ihr auch der violette Anflug in der Kropfgegend — deutet darauf hin, daß wir ein altes, sicher ausgewachsenes, wohl sogar männliches Exemplar vor uns haben. Um so auffallender erscheint seine geringe Körper- größe.!) Es liegen mir indessen zwei Japaner vor, die fast völlig mit ihm überein- stimmen, während zwei weitere Stücke ebenfalls aus Japan und ausdrücklich als Männchen bezeichnet, allerdings stärkere Dimensionen (beide messen a. 125) aufweisen. Die letzteren werden jedoch von einem „indischen“ Stück, das noch dazu zweifellos jüngeren Alters ist, noch bedeutend übertroffen. Es erhellt also aus diesem, daß Schlegel wohl recht hat, wenn er die Exemplare von Borneo und Sumatra klein nennt (H. coromanda minor Schlegel = H. lilacina Swainson), daß aber der Japaner prinzipiell nicht sehr davon ver- schieden sein kann. Die Bezeichnung major für letzteren (= schlegeli Bp.) ist jedenfalls nicht sehr zutreffend und würde besser für den ostindischen Vogel gelten. Obwohl nun Sharpe alle Vögel dieser Art nach seinen Untersuchungen an einem ziemlich reichlichen Material — er gibt zwar zu, daß die Inselvögel, besonders von den Andamanen, dunkler und reicher gefärbt, die Borneaner etwas kleiner, die Celebesvögel (H. rufa Wallace) groß und dunkel seien — unter einem Namen vereinigt, so scheint mir doch die Existenz verschiedener Subspezies außer Frage zu stehen, vor allem die einer starken, aus dem nördlichen Indien, vielleicht auch von Celebes und Sanghir, und einer sehr schwachen von den Sundainseln. Es wird die Aufgabe weiterer, an einem größeren Material anzustellender Untersuchungen sein, die eigentümliche, gleichsam sprunghafte Variation dieser Art nach bestimmten Richtungen hin festzustellen. Es wird aber diese Aufgabe, wie man jetzt schon sagen kann, eine sehr schwierige werden, denn es macht den Eindruck, als ob hier ähnliche Verhältnisse obwalteten wie bei gewissen indomalayischen Spechten, die ebenfalls eine bestimmte Regularität und Abhängigkeit von der geographischen Lage des bewohnten Gebietes kaum erkennen lassen.?) Was die Nomenklatur anlangt, so sehe ich keinen Grund ein, den Namen coromanda deshalb zu verwerfen, wie das Blanford tut, weil die Art nicht auf der indischen Halb- !) Ein von Vorderman (Java-Vogels. I, l. c., D. LI, Afl. 4, p.384) untersuchtes Stück weist sogar noch geringere Maße auf, nämlich: a. 100, c. 60, (r. 56)! 2) Auffallend ist, daß Steineger (Pr. Un. St. N. Mus., 1887, p. 403) einen nicht besonders großen (a. 123. mm) und unterseits sehr dunkel gefärbten männlichen Vogel von Yayema Island mit H. rufa Wall. in Beziehung bringt. 202 insel vorkomme. Es darf dies nach unseren nomenklatorischen Gepflogenheiten, die leider oft mit den tatsächlichen Verhältnissen im krassesten Widerspruch stehenden Bezeichnungen den Vorrang einräumen, nicht maßgebend erscheinen. Halcyon pileata (Bodd.). Alcedo pileata Bodd., Tabl. Pl. Enl., p. 41 (1783). Alcedo atricapilla Gm., Syst. Nat. I, p. 453 (1788). a. e. p 1. — ad. Sumatra 1892 (Martin) 125 — 66,5 DIN Sumatra 1894 (Martin) 127 84 54.5 Br Sumatra 1893 (Paster) 125 89 67 A China 1899 (Haberer) 119 88 62 5. — , China 1899 (Haberer) 127 85 67,5 Die große Konstanz dieser Art dokumentiert sich auch an den vorliegenden Exem- plaren, die völlig miteinander übereinstimmen; obschon Nr. 2 sich durch geringere Schnabel- dimensionen auszeichnet, so ist es doch ein ebenfalls alter Vogel; das Kolorit steht in nichts dem anderer an Pracht nach; auffallend erscheint auch die bedeutende Flügellünge, so daß also kaum an ein Weibchen zu denken sein wird. Halcyon concreta (Temm.). Dacelo concreta Temm., Pl. Col. IV, pl. 346 (1825). a. e. D. Iona: Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 108 57 48,5 39 Banka 15:55Vi805 (Hagen) 102 62 49 „Iris dunkelbraun.“ 3. Ö jun. Banka Mitte Mai 05 (Hagen) 96 43 31,5 4. — ad. Deli 1904 (Hagen) 108 64 51,5 Abgesehen von dem schon durch geringe Größe und namentlich durch sehr kurzen Schnabel ausgezeichneten, als junger Vogel erkennbaren Exemplar 3 fällt bei Nr. 2, einem angeblichen Männchen, auf, daß die Schulterfedern nicht blau, sondern mattschwarz mit grünen Bändern gefärbt sind, und daß ferner der Schnabel sehr wenig Gelb zeigt, welches eigentlich nur ganz an der Spitze und am Grunde des Unterschnabels auftritt und dabei trüber wie sonst aussieht. Wir haben also hier wahrscheinlich ein Übergangskleid, wohl das des jungen Männchens, vor uns; denn Vogel 3 weist damit viel Ähnlichkeit auf. Der bedeutend kürzere und schwarze Schnabel zeigt bei ihm nur eine horngelbe Spitze. Das stärkste und zugleich intensivst gefärbte Stück ist der Delivogel; unterseits am dunkelsten präsentiert sich aber Nr. 1. Der „British Catalogue* nennt die Gesamtfarbe der Oberseite beim alten Vogel dunkel ultramarinblau, die Wangen- und Seitenkehlgegend lebhaft blau; ich möchte diese Töne alle, abgesehen von dem Kobaltblau der Rückenmitte, mit „ziemlich dunkel preußisch- blau“, das auf den Flügeldecken, Halsseiten und Wangen einen Stich ins Violette darbietet, wiedergeben. Die olivbraungrünen Kopffedern zeigen nach hinten zu hellere blaugrüne 203 Enden, die im Nacken fast emeraldgrün bis -blau schimmern. Bei reflektiertem Lichte sind alle diese Teile düsterer, mehr bräunlich, bei direktem aber ausgesprochen dunkel saftgrün. Beim jungen Vogel, bei dem nur die vorderen Wangenfedern und die Enden der Flügeldecken dunkelblau sich präsentieren, herrschen schwärzliche Töne vor; er ist aber bereits völlig ausgefiedert, befindet sich also nicht im Nestkleid. Ob die Kennzeichnung des adulten Weibchens im „Catalogue“ richtig ist, lasse ich dahingestellt. Ein Exemplar aus Billiton maß nach Vorderman a. 109, c. 59 mm (l. c., D. L, Af. 4, p. 439). Diese von Hagen vordem nicht auf Sumatra beobachtete Art scheint nach seinen neueren Forschungen auf Banka nicht zu selten zu sein. Der dort gebräuchliche Name ist ,Mekaka*. Halcyon chloris (Bodd.). Alcedo chloris Bodd., Tabl. Pl. Enl., p. 49 (1783). Alcedo collaris Scop., Del. Flor. et Fauna Insubr. II, p. 90 (1786). a. c. Tr. 1. — ad. Ostindien —— 110 78 54 2. — , Ostindien — 107 84 48 3. — — Deli 1904 (Hagen) 103 72 49 4. — ad.[?] Batangwis 10. VIII. 00 (Widnmann) 94 70 45 Far, Java — (Sturm) 105 77 52 6: y Java — (dab ve. 19) 104 Tid 51 atu Java — — 106 77 48 8. — [jun.] Neuholland 1886 (J. A. Parrot) 104 Ji 50 er P5592] Ostindien — — 101 77 50 In gleicher Weise wie Hartert, so ist es auch mir ganz unmöglich, ein Urteil über die Unterscheidbarkeit mehrerer Formen bei dieser Spezies abzugeben, um so mehr, als das mir vorliegende Material vergleichsweise ein sehr geringes ist. Ich muß mich daher damit zufrieden geben, unter dem zusammenfassenden Speziesnamen mehrere zweifellos etwas abweichende Formen aufzuführen, und bemerke hier gleich, daß auch der Neuholländer trotz seiner etwas beträchtlicheren Gesamtgröße (das vorstehende Exemplar ist, nach der schmutzig bräunlichen Wellenzeichnung des Kopfes zu urteilen, jung und weist deshalb auch noch keine längeren Flügel und Schwanz auf, die Unterseite des Unterschnabels ist mehr trübbraun als grüngelb) sicher nichts anderes darstellt als einen geographischen Ver- treter der Spezies chloris (also chloris sordidus Gould.), der allerdings durch eine dunklere Oberseite (Rücken und Mantel und besonders der Kopf präsentieren sich dunkelgrün mit neutralbraunem Anflug) besonders ausgezeichnet ist. Über die anderen noch in Frage kommenden Formen ist aber sehr schwer eine Ent- scheidung zu treffen, weil ein großer Teil der vorgefundenen Differenzen sicher nur auf Altersmerkmale, vielleicht auch auf Saisonverschiedenheiten zurückzuführen sein dürfte. Weder auf Exemplare aus ,Ostindien^ noch auf solche von Sumatra wollen die für vidali Hume resp. H. armstrongi Sharpe angegebenen Kennzeichen recht stimmen. Das 204 schwarze Nuchalband ist bei ersteren wohl vorhanden, indes zeigt die Unterseite einen ockergelben Anflug, wie er für vidali charakteristisch sein soll. Andererseits ist das Nuchalband bei den Sumatranern zwar ziemlich schmal, aber doch nicht ganz obsolet und die (übrigens auch bei Javanern mit blaugrün gemischten) Ohrdecken sind durchaus nicht rein grün, sondern doch im Grunde schwarz und nur teilweise grün gespitzt (bei Nr. 3 sind sie blaugrün mit schwarzen Schaftstrichen). Nun soll allerdings der typische chloris auch auf Sumatra vorkommen — ein Stück aus Billiton befindet sich auch im British Museum — so daß man annehmen müßte, er würde da mit .H. armstrongi zusammen- stoßen. Aber wir haben hier doch entschieden Zwischenstufen vor uns, wie sie wohl auch zwischen Vögeln des westlichen Indien (vidali) und denen des östlichen (armstrongi)") vor- kommen. Auffallenderweise erwähnt Schlegel (p. 33), was nur nebenbei bemerkt sei, aus dem Niederländischen Museum unter 43 aufgeführten Exemplaren keinen einzigen von der Hauptinsel Sumatra, wohl aber vier aus Banka stammende Stücke vom Jahre 1862. Ob der von den Nikobaren beschriebene H. occipitalis Blyth etwas Konstantes darstellt, vermag ich nicht nachzuprüfen; ich erinnere nur daran, daß die Exemplare der Insel Salanga durchgüngig schwüchere. Dimensionen aufweisen wie die obenstehend gemessenen. Bezüglich der Ohrdeckenfürbung bestehen offenbar bei dieser Art ähnliche Alterdifferenzen wie wir sie bei A. meninting kennen gelernt haben, so daß jede hierauf begründete Formenunterscheidung fallen zu lassen würe. Nicht anders scheint es bei dem Kolorit der Oberseite zu sein, die bald mehr grünlich bald fast ausgesprochen ultramarinblau sich präsentiert, so zwar, daß immer die Schulterfedern mehr ins Grüne gehen, Schwingen, Flügeldecken und Stoß aber entschieden mehr blau sind. Danach wären am prächtigsten blau Exemplar 4 und 7, eine Mittelstufe mit stark blauem Einschlag nimmt Nr. 3 ein; Nr. 2, sehr dunkel oben und nahe an die Neuholländer heranreichend, ist ähnlich, aber auf den Flügeldecken noch mit ausgesprochen grünen Tönen. Nr. 1 und 6 endlich gehören dem blasser grünlichen Typ an; es mag ja sein, daß die letzteren Exemplare, welche lange in der Schausammlung standen, auch an Farbenintensität einbüßten und ein helleres, mehr grünliches Kolorit annahmen, wie ich es sehr ähnlich auch bei den Stücken der Pelagorpsis javana konstatieren konnte. Eine individuelle Variation der Rückenfärbung erwähnen aber auch andere Autoren. Wie ungemein schwer es ist, an der Hand von älterem Balgmaterial zu sicheren Schlüssen zu gelangen, ergibt sich aus der Tatsache, daß Schlegel H. sancta Vig..und Horsf. als absolut übereinstimmend mit H. chloris, den er übrigens als eine einzige, selbst den afrikanischen Vertreter in sich einschließende Art ansieht, bezeichnet. Wie Sharpe (British Catalogue Bd. XVII, p. 273) andeutet, existieren gewiß noch mehr Unterformen als die beiden von ihm erwähnten (H. sordidus behandelt er als Art), aber es gelingt ihm nicht, eine befriedigende Separierung durchzuführen. Wenn es nun auch zweifellos ist, daß wir in H. chloris einen in sich abgeschlossenen, von Abessinien bis nach Nordaustralien verbreiteten Formenkreis zu erblicken haben, der in seinen Gliedern eine weitgehende Übereinstimmung darbietet, so ist es doch mehr als wahr- 1) Drei von Richmond (l. e., p. 500) erwähnte, sehr starkwüchsige Männchen von ? Halcyon chloris erinnerten an H. armstrongi. 205 scheinlich, daß noch eine ganze Anzahl Formen, welche in höherem Maße differenziert erscheinen, ursprünglich ebenfalls damit zusammengehangen haben dürften. Sie sind aber alle noch viel zu wenig studiert, da sie ja zum Teil nur in einzelnen Kleidern bekannt wurden, als daß man sich über sie in phylogenetischer Hinsicht ein Urteil zu bilden ver- möchte. So viel scheint sicher zu sein, daß auch sie wieder sich geographisch ausschließen und vielleicht aus diesem Grunde die jetzigen Vertreter eines anderen Stammes bilden könnten. Es wäre also möglich, daß jene Arten, die neben typischen chloris-Formen vorkommen, und dabei doch bei aller Ähnlichkeit gewisse fremde Charaktere aufweisen, als die Komponenten einer besonderen Formengruppe aufgefaßt werden müßten. Man wird hier unwillkürlich an den von Kleinschmidt geprägten Ausdruck ,Affenformen* erinnert. In dieser Hinsicht möchte etwa Halcyon sanctus Vig. und Horsf. dem Formen- kreis des A. chloris weiter entrückt sein, als es auf den ersten Blick hin einleuchtend erscheinen würde. Auf Sumatra kommt aber neben H. chloris resp. chloris-armstrongi nicht nur diese kleinere und unterseits etwas anders kolorierte Art (sanctus) vor, sondern auch eine in gesteigerter Pracht, wenn auch vereinfachter Zeichnung sich präsentierende Form, H. humii Sharpe,') der ja starke Affinitäten zu H. chloris zeigt, aber dabei auch eine gewisse Verwandtschaft zu Formen wie sacer, macleayi, diops, lazuli etc. nicht verkennen läßt. Wie dem auch sei, alle die hier gestreiften „Arten“ weisen auf einen gleichen Ursprung hin in der Verteilung der beiden Hauptfarben, der weißen und der blauen resp. grünblauen, zu denen sich meist noch eine schwarze Zeichnung und hie und da Ockergelb als Anflug gesellen, ferner in dem aufwärts geschwungenen, stets auf der Unterseite horn-gelb bis -weißlich kolorierten Schnabel. Es ließe sich aber das Nebeneinandervorkommen so nahe verwandter, vielfach verknüpfter Arten, wie von H. chloris und sanctus, auch so erklüren, „daß sich die eine von ihnen ursprünglich geographisch getrennt als sog. Subspezies ent- wickelt hätte, aber später in die Gebiete der anderen wieder eingewandert wäre, um dann als scharfgetrennte Art neben ihr zu wohnen“ (vel. Hartert, Die Vögel der paläarktischen Fauna, p. 484), — eine Erklärung, die auch Kleinschmidt (Falco, 1907, p. 51) akzeptabel findet (es handelt sich hier natürlich um ganz andere Arten). Halcyon choris ist nach Hagen (l.c., p. 143) an die Meeresküste, wenigstens an die Brackwasserregion, gebunden. Es gilt, zu ermitteln, wie es in dieser Hinsicht mit den verwandten Formen bestellt ist und wie weit eventuell mit einer winterlichen Ver- schiebung der Aufenthaltsplätze zu rechnen ist. Ceyx rufidorsa rufidorsa (Strickl.). Ceyx rufidorsa Strickl., Pr. Zool. Soc. Lond. 1846, p. 99. Obschon die Form C. rufidorsa nach Sharpe lediglich als das intermediäre Produkt der C. tridactyla und seiner C. euerythra aufzufassen ist, so erscheint es mir doch weit richtiger, 1| Nach Blandford (p.163) finden sich auch Übergänge zwischen chloris und humü, der gewöhn- lich jeden grünen Schimmers auf der Oberseite ermangelt, wie übrigens aus der Abbildung auf Tafel VIIT des .Katalogs* an dem unteren Exemplar ersichtlich. Auch hwmi weist wieder sehr nahe verwandte Formen auf, wie z. B. davisoni Sharpe von den Andamanen; hier aber ist nur das Mánnchen ausgesprochen blau auf der Oberseite, das Weibchen steht chloris sehr nahe. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 27 206 den Speziesnamen rufidorsa für alle rotrückigen Formen des Genus Ceyx beizubehalten. Die überaus komplizierte Systematik dieser Gruppe lag bis noch vor wenigen Jahren so stark im argen, daß es als ein gewagtes Beginnen erscheinen müßte, sie im Rahmen dieser Arbeit anzuschneiden, wenn nicht Hartert neuerdings einige Klarheit in diese Verhält- nisse gebracht hätte (Nov. Zool., 1902, p. 429). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Formen dieser Gruppe sind deshalb so schwer zu präzisieren, weil der Art in ganz beson- derem Maße eine Alters- und vielleicht Geschlechtsvariation zu eigen zu sein scheint, über die wir bis jetzt noch ganz ungenügend unterrichtet sind. Zahllos sind wohl die Ver- wechslungen, die den Forschern aus Anlaß solcher individueller Differenzen passiert sein mögen. Man braucht nur die eigentümliche Verbreitung der C. dillwynni Sharpe, die an- fänglich lediglich von der Insel Nias und von Borneo bekannt sein sollte, die dann aber auch von der malayischen Halbinsel angeführt wurde (Hartert trennt sie auf Grund des blauschwarzen Fleckes auf dem Vorderkopf und eines tiefblauen an den Seiten des Halses als eigene Spezies!) in Betracht zu ziehen, um sich die Schwierigkeit zu vergegenwärtigen, die in einer befriedigenden Abgrenzung gegen verwandte Formen liegen mußte. Manchen Hypothesen, die vielleicht von paläontologischen Erwägungen ausgingen, konnte dadurch Vorschub geleistet werden, wenn nicht noch zur rechten Zeit die Lücken in der Kenntnis der Verbreitung dieser Form ausgefüllt wurden. Mir scheint es jetzt klar zu sein, daß C. dillwynni den Übergang zu C. tridactyla Pall, wie sie sich von Indien bis herab auf die malayische Halbinsel präsentiert, vermittelt, während die sumatranischen Vögel eher mit den . südlicheren Bewohnern, namentlich mit den Javanern, zusammenhängen. Das häufigere Vor- kommen von Verbastardierungen soll natürlich nicht bestritten werden. Denn anders lassen sich die vielen Zwischenstadien, die bekannt und beschrieben wurden, nicht erklären. Der Umstand freilich, daß die Jugendkleider bei allen diesen Formen kaum auseinander zu halten sind, mag die Aufstellung von neuen Formen noch mehr begünstigt haben. Die ziemlich gut charakterisierte Form rufidorsa rufidorsa finden wir bereits bei Reichenbach 1851 (T. COCXCVIII, Nr. 3070) sehr gut abgebildet unter eben diesem Namen, während die dort gegebene C. tridactyla (Nr. 3388—89) von Borneo eher dillwynni oder eine andere mehr nach rufidorsa hinneigende Zwischenform, wie sie von dort ja öfter bekannt wurden, darstellt. Die Verbreitung der C. rufidorsa wurde von Reichenbach, der den Süden der malayischen Halbinsel Malakka und Java anführt, teilweise richtig wiedergegeben. Nach unseren neueren Forschungen scheint es nun richtiger zu sein, auf Java eie etwas abweichende Form, die C. innominata Salvad. anzunehmen. Diese ist nach Hartert auf Java und die östlichen Inseln beschränkt und muß von der nórdlicheren, Malakka, Sumatra, Banka etc. bewohnenden Form, die etwas größer ist, aber ursprünglich von Salvadori mit innominata vereinigt wurde, getrennt gehalten werden.!) Unsere Sumatraner zeigen eine braunrote Oberseite, die stark violetten Anflug aufweist. Auch die großen Flügeldecken sind größtenteils braunrot und nur an dem Innenrande schwarz. Desgleichen ist die AuBenfahne der inneren Sekundären zum größten Teile schwarz. Wäre das letztere nicht der Fall so würde auf diese Vögel wohl die Charak- terisierung der Sharpe'schen Ceyx euerythra zutreffen, deren Verbreitung eine ähnliche !) Schlegel wie verschiedene andere Forscher zogen rufidorsa und innominata zusammen, was vom Standpunkte des „Speziesforschers“ natürlich vollständig berechtigt ist. 207 sein soll. Wie Hartert nachwies, wäre aber C. euerythra überhaupt keine konstante Form, sondern sie fiele mit der typischen rufidorsa zusammen. In nachstehendem führe ich nun ohne Rücksicht auf die einzelne Provenienz der Stücke die mir im hiesigen Museum vorliegenden Exemplare der Art C. rufidorsa, soweit sie, wenigstens in ihrer Größe, als einander sehr nahe stehend sich dokumentieren, in der Reihenfolge auf, wie das Auftreten von schwarzer Farbe auf den Flügeldecken in ab- nehmendem Grade bei den einzelnen Stücken sich bemerkbar macht bzw. fast ganz fehlt. Das letztere ist bei dem am Schlusse genannten drei Exemplaren der Fall, wo Schwarz lediglich auf den inneren Sekundären, nicht mehr auf den Schulterfedern sich zeigt, wohin- gegen bei dem obenstehenden Vogel nicht nur die Primärendecken und großen Flügel- decken, sondern auch die Vorderenden der mittleren Flügeldecken und die Schulterfedern braunschwarz gefärbt erscheinen. Es handelt sich also um Differenzen gradueller Natur, die, weil ganz wahllos bei Vögeln verschiedenster Provenienz auftretend, unmöglich von spezifischer Bedeutung sein können. Doch davon noch weiter unten. Zu erwähnen ist noch, daß die Herkunftsbezeichnung von Nr. 5 jedenfalls willkürlich ist und daß höchstens die Gegend von Singapoor, von wo Salvadori noch seine innominata erwähnte, in Frage kommen könnte. a. T omad- Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 55 "be GU Simpang 12. V. 05 (Hagen) 56 39. — — Java — (Hz v.) 56 4, — — Deli — (Hagen) 56 5. — — „Indien“ — = 56 6. Ó ad. Simpang 14. V. 05 (Hagen) 55,5 TOR — Simpang 14. V. 05 (Hagen) 55 *8. — — Java — (Sturm) 56 Der hochgradigen Übereinstimmung :der vorstehend eruierten Flügelmaße nach zu urteilen haben wir es mit lauter vollständig ausgewachsenen Stücken zu tun; die Geschlechts- verschiedenheit spielt in den Dimensionen offenbar keine besondere Rolle. Das Gefieder- kolorit finde ich, abgesehen von dem oben geschilderten Verhalten der schwarzen Farbe am Mantel, sehr übereinstimmend, doch sind einige Differenzen geringfügiger Art zu konstatieren, die doch nicht unerwähnt bleiben sollen. Die Stücke Nr. 1 und 7, gegeneinander gehalten, stimmen vóllig überein, wenn nicht Nr.1l, das Männchen, auf Rücken, Flügeln und Oberseite des Schwanzes ein leuchtenderes Violett, auf dem Kropf ein tiefer koloriertes Band, das fast rotbraun genannt werden kann, aufwiesen; es sind das wohl Merkmale, die überhaupt dem Männchen eigen sind, doch darf nicht übersehen werden, daß die Bankavögel überhaupt das erwähnte Band deutlicher und lebhafter (orangebraun) zeigen. Eine weitere Verschieden- heit scheint mir bei den letzteren in dem stürkeren Hervortreten der gelben Farbe zu liegen, welche hier in intensiver Weise Vorderbrust und Bauch, dann auch die ganze Kehle bedeckt, ja sogar als schwefelgelber Anflug noch auf dem Kinn erscheint. In dieser Hinsicht kontrastiert besonders Exemplar 8, das die ganze Kehle bis auf den Kropf herab weiß zeigt, während Brust und Bauch nur einen gelben Anflug aufweisen. Bei den Bankanern präsentiert sich der Kopf tief braunrot und der 27* 208 violette Ton ist meist fehlend an dieser Stelle; bei Exemplar 1 ist er allerdings stark vorhanden. Während demnach die Stücke von Banka entschieden einen anderen Charakter tragen, indem sie in jeder Hinsicht (auch wenn man berücksichtigt, daß sie im Vergleich zu den anderen Bälgen frisch gesammelt sind und noch nicht durch Licht- einwirkung gelitten haben können) intensiver und „wärmer“ gefärbt sind, zeigt sich die Differenz doch am meisten ausgesprochen gegenüber den aus Java stammenden Bälgen. Der Delivogel nimmt eine Mittelstellung ein, nähert sich aber doch mehr den Bankanern; ähnlich der ,Indier^. Von einem blauen Ohrfleck läßt sich an keinem der vorstehenden Vögel etwas entdecken. So nahe also der javanische Vogel auch dem Sumatraner steht, so dürfte sich doch seine Abtrennung unter dem Namen rufidorsa innominata rechtfertigen lassen; eine Differenz in der Größe scheint mir aber nicht vorzuliegen, wenigstens was die Flügellänge anlangt. Darin, daß die Gesamtgröße bei den Javanern etwas hinter der von typischen rufidorsa-Exemplaren zurückstehen soll, mag aber Hartert wohl recht haben. Erweist sich nun die Flügellinge bei vorliegenden Stücken als eine in sehr ge- ringem Maße schwankende (auch A. Müller mißt übrigens den Flügel eines Salanga- vogels nur mit 55 mm), so war es mir sehr interessant, in einem weiteren, noch nicht erwähnten Exemplare die Bestätigung dafür zu finden, daß tatsächlich auf Sumatra noch eine andere, viel starkwüchsigere Form lebt. Sie dürfte es sein, die Sharpe für seine C. euerythra als Typus gedient hat. Denn wenn auch dieser Forscher die Dimensionen bei allen Angehörigen der Gruppe ziemlich übereinstimmend wiedergibt, namentlich die Flügelmaße (die bezüglichen Angaben scheinen freilich nicht allzu verlässig), so fällt doch auf, daß gerade bei eweryfhra eine viel beträchtlichere Totallänge!) verzeichnet wird. Man wird danach nicht fehl gehen, wenn man also doch den Namen ewerythra als einen zu Recht bestehenden auffaßt und unter ihm auch den mir vorliegenden Vogel, auf den die Beschreibung Sharpe's freilich nur teilweise zutrifft, anführt. Sollte diese Annahme sich aber als irrig erweisen, mein Vogel vielmehr etwas anderes darstellen als der Sharpe'sche Vogel, dann müßte freilich ein neuer Name für ihn geschaffen werden. Als solchen würde ich vorschlagen die Bezeichnung C. rufidorsa robusta. Hier noch einige Details bezüglich des interessanten Stückes: Ceyx rufidorsa euerythra Sharpe an C. rufidorsa robusta subsp. nov. ?Ceyx euerythra Sharpe, Cat. Brit. Birds Mus. XXVII, p. 179. A . t. a. c. T. 1. — ad. Sumatra 1893 (Martin) 150 62 49 40 Der vorstehende Vogel stellt lediglich eine stark vergrößerte Ausgabe der vorigen Form, mit der sie vollständig übereinstimmt, dar. Er entspricht im Kolorit ganz dem Exemplar 7, ermangelt also fast ganz der schwärzlichen Zeichnung auf dem Flügel. Bedauerlich erscheint, daß die genauere Angabe der Gegend, in der das Stück erbeutet wurde, auf der Etikette fehlt. Vielleicht haben wir darin eine Gebirgs- form zu erblicken, die selten zu sein scheint; denn Hartert hat sie sicherlich bei seinen Untersuchungen nicht vorgelegen. 1) Abgesehen davon bleiben aber die übrigen Maße, namentlich die Flügellänge (59 mm), hinter den von mir eruierten stark zurück! 209 Erwähnen möchte ich noch, daß die auf Banka ebenfalls ,lrit-irit^ genannte C. rufi- dorsa von dort schon lünger bekannt ist. Ob neben den beiden abgehandelten Formen vielleicht auch noch die ganz kleine C. dillwynni Sharpe auf Sumatra nachzuweisen sein wird, wie Hartert vermutet, lasse ich dahingestellt. Mir liegt ein weiteres Exemplar aus „Indien“ vor, das eventuell zu dieser Form zu stellen sein möchte. Denn wenn seine schwärzlichen Schulterfedern auch von blauem Anflug nichts bemerken lassen und die stark schwarz gezeichneten Flügel- decken doch immer noch stark mit rotbraun gemischt erscheinen — die Flügellänge ist auch die gewöhnliche von 56 mm —, so sind doch die Hauptcharakteristika der dillwynni, der tiefblaue Hinterohrfleck und der schwärzliche Fleck auf der Stirn, vorhanden. Kinn und Kehle sind weiß wie auch ein Teil des Kropfes, die Vorderbrust aber lebhaft orange- braun. Das Stück ist außerdem auffallend schwach! Wahrscheinlich gehört auch der Vogel, den Vorderman von den Kangean-Inseln unter C. rufidorsa (Strickl.) anführt, zu dieser Form, da er nur eine Flügellänge von 53 mm gehabt haben soll. Carcineutes pulchellus melanops Bp. Halcyon melanops Bp., Consp. I, p. 154 (1851 ex Temm. M. S.). a. e. m 1. O ad. Simpang 12. V. 05 (Hagen) 79 65 41,5 Dieser auf Banka ,Mekaka^ genannte Vogel gehórt auffallenderweise nicht der typischen Art pulchellus, die auf Sumatra heimisch ist, an, sondern trägt die für den Borneo-Vertreter charakteristischen Merkmale an sich. Wie aus der nachstehenden Be- schreibung ersichtlich, neigt das vorliegende Stück allerdings etwas zu pulchellus typicus hinüber, wenigstens, was dessen Weibchen-Kleid anlangt, das ja ebenfalls hochbraune Töne auf dem Rücken aufweist und braune, allerdings gebünderte, Kopfseiten hat. Trotz- dem kann man den Vogel nicht als intermediür ansehen. Er ist auch ausdrücklich als Männchen bezeichnet und kann, nach den reinen Farben, namentlich auf dem Kopf, zu urteilen, nur einen alten Vogel darstellen. Hier die Beschreibung der wesentlichsten Teile: Stirn dunkel rotbraun, mit schwürzlichen Federenden; Vorder- und Oberkopf schwarz; die schwarzen Federn des Hinterkopfs kobaltblau endigend; Schnabel korallenrot; Basen und Bänder der Flügeldecken rostbraun, ebenso auf den Sekundären statt der sonst weißen Partien fast durchgüngig rostbraune Farbe; Wangen und Ohrdecken schwarz mit dunkel- braunen Basen und Scháften; Kinn und Kehle weiß; Kropf und Vorderbrust rostgelblich- braun; auf der Unterseite des Stoßes erscheint das Weiß auch mehrfach mit rostbraun gemischt. Diese Farbe verdrängt auf den großen Flügeldecken das Blau an den Feder- enden da und dort. Das Nackenband ist schwarz mit meist blauen Federenden, jedenfalls nicht rostbraun wie bei C. pulchellus. Das Vorkommen von melanops auf Banka gehört jedenfalls zu den wenigen, nach- weisbaren Fällen, die auf einen direkten Zusammenhang der Insel Banka mit der borne- anischen Vogelwelt hindeuten. Diese Form ist natürlich nur die geographische Vertreterin des Sumatraners und muß daher subspezifisch gefaßt werden. Carcineutes pulchellus pulchellus Horsf. Dacelo pulchella Horsf., Trans. Linn. Soc. XIII, p. 175 (1821). a. (3; i 1. [ö] ad. Deli 1904 (Hagen) 83,5 67 39 2 lo], Malakka _ (Ue xdg) 208050 70 38,5 2:35 [üt] | es Ostindien — -— 86 75 41 A. Müller gibt für Malakkavógel die Flügelmaße 83 (6) und 84 (o) an. Die „Stamm- form“ ist also jedenfalls etwas stärker. Da wie dort erscheint die Schnabelspitze wie ein Häkehen nach abwärts gekrümmt. Die Flügellänge eines Exemplars von C. melanops aus Borneo gibt Vorderman (l. c., p. 389) mit 80 mm an. Pelargopsis javana fraseri Sharpe. Pelargopsis fraseri Sharpe, Pr. Zool. Soc. Lond., 1870, p. 65. Die Versuche, mir an der Hand des vorliegenden Materiales ein Urteil über die an- scheinend stark verwirrte Systematik dieser Gruppe zu bilden — die Darstellung Sharpe's im „British Catalogue mußte ich von vornherein als unbefriedigend und gekünstelt ab- lehnen —, haben mich zu ganz dem gleichen Ergebnis geführt, wie ich sie nachher in der öfter zitierten Arbeit Hartert's (p. 202) in kurzer, aber völlig genügender Weise auseinandergesetzt fand. Dies möchte ich vorausschicken, da ich die hier angewandte Nomenklatur nicht als eine einfache Herübernahme aus der Hartert’schen Arbeit ange- sehen wissen möchte. Ich werde noch Gelegenheit finden, meine eigene Auffassung kurz zu entwickeln. Hier vorerst die Aufführung des benützten Materiales. a. e. 1. — ad. Sumatra 1893 (Martin) 157 84 2 p Sekajoe IV. 05 (Hagen) 142 79,5 3. — , Deli 1902 (Hagen) 147 80 „lris graubraun, Füße hochrot, Schnabel rot, Spitze in Schwarzrot verlaufend; Fischer 23. lV. 02.“ 4. — ad. Sumatra 1893 (Paster) 142 82 5. Ó jun. Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 136 11 6. — jun.? Java — (Hayy. Ti.) 151 77 Dr m Java = (Reiß) 150 84 8. [o] ad. Java — (Sturm) 152 78 Wollte man die ,Bestimmung^ der vorstehenden Exemplare nach dem ,British Catalogue“ vornehmen, so würden die sumatranischen Stücke wohl der dunkelkópfigen Art P. gurial Pears. zuzurechnen sein, im speziellen aber am meisten mit der Beschreibung der P. intermedia, einer Unterart der hellkópfigen leucocephala-Gruppe (die auf die Nikobaren beschränkt sein soll), übereinstimmen. Schon daraus ergibt sich die Unhaltbarkeit der von Sharpe gewählten Gruppierung. Ferner ist es evident, daß die indische gurial der P. javana Bodd. ( — leucocephala Gm.), die als ,Stammform* zu gelten hat, d. h. als zuerst 211 beschriebene Form der ganzen Gruppe, so nahe steht, daß eine Auseinanderziehung in verschiedene Spezies völlig unangängig erscheint. Hell- und dunkelköpfige Formen gehen aber vollständig ineinander über, und eine Bestimmung nach diesem Merkmal wäre nicht einmal bei den wenigen vorliegenden Bälgen, die doch aus einem Gebiet stammen — Java und Sumatra werden nach den Autoren von der gleichen Form bewohnt —, durchführbar gewesen. Bei allen Sumatranern präsentiert sich der Kopf rostbräunlich mit dunklerer brauner Längsschaftung, die aber manchmal ganz undeutlich ist und nur als eine Verdunkelung wirkt. Manchmal ist er auch fahlgraubraun und erscheint dann relativ hell. Rücken und Mantel zeigen ein schönes Ultramarinblau, das bei direktem Lichte einen leichten grün- lichen Schimmer nie völlig vermissen läßt. Hand in Hand mit der Intensität dieses blauen Kolorits geht die Farbe der gelbbraunen Gefiedertöne, wie sie auf der Unterseite und am Beginn des Vorderrückens sich darbietet. Zu einem tiefen Orangebraun ist bei den intensiv gefärbten Stücken, in denen wir wohl ganz alte Vögel in frischem Gefieder zu erblicken haben, die Färbung des Kropfes gesteigert, während Kinn und Kehle lichter, ockergelblich bis -rötlich erscheinen. Im etwas abgetrageneren Kleide, wie es Nr. 1 trägt, ziehen diese Töne alle mehr ins Gelbliche. Der Oberkopf präsentiert sich bei diesen hellgraubraun, da die Federspitzen abgenützt und die Schaftstreifen undeutlich geworden sind. Beim jüngeren Vogel, wie er mir in Nr. 5, einem ziemlich kleinen Exemplar, vorliegt, das aber vollständig frisch gefiedert erscheint, was schon an der dunkelbraunen Schaftung des rostbraunen Kopfes (Nacken etwas heller) und an dem ziemlich intensiven Blau des Mantels ersichtlich, zeigt das Oberkinn lichte Ockerfarbe, die dann in das Ockergelb des Unterkinns, der Kehle und des Kropfes, der am tiefsten gefürbt erscheint, jedoch des Feuers der alten ermangelt, übergeht. Hier tragen die Enden der Federn ganz feine schwürzliche Wellen; rostbraune Wellenzeichnung ist auch auf sämtlichen Flügeldeckfedern vorhanden. Das Vorderrückenband erscheint schmäler wie bei den Alten und stumpfer ockergelb. Der Schnabel, bei dem erwachsenen Vogel immer korallrot mit dunklerer Spitze versehen, dürfte hier dunkler, mehr krapprot gewesen sein. In der Länge ist er fast ausgewachsen. Einige Ähnlichkeit mit dem eben besprochenen Vogel, in dem Vorhandensein von ebenfalls ockerbraun gerandeten Flügeldecken, zeigt Exemplar 7, das aber größer ist und eine viel hellere Kopffärbung aufweist; möglicherweise ist es ein jüngerer einjähriger Vogel in sehr abgetragenem Gefieder; da aber der sehr starke Schnabel nicht recht mit dieser Annahme übereinstimmen will, so ist vielleicht der Javaner überhaupt etwas stärker wie der Sumatra-Bewohner. Auch Nr. 6 dürfte noch nicht ganz erwachsen sein, da sich hier wieder Spuren feiner Wellenzeichnung auf der Unterseite erkennen lassen. Als eine weitere Verschiedenheit, die aber wohl nur mit dem guten Erhaltungszustande der Hinterkopffedern im frischen Kleide zusammenhängt, fällt bei einigen Exemplaren auf das weitere Nachabwärtszeichnen der braunen Kopffärbung in Gestalt von dunkelbrauner Fleckung am Beginn des Vorderrückenbandes (die Enden der Hinterkopffedern sind nämlich sehr oft völlig abgestoßen.) Dies ist der Fall namentlich bei dem Exemplar Nr. 5, auch bei Nr. 3, welches überhaupt hinsichtlich der Körperlänge das weitaus schwächste Stück von allen darstellt. Trotzdem ist es sehr lebhaft koloriert und vollständig aus- gefiedert und steht in dieser Beziehung den alten großwüchsigen Stücken aus Sumatra, wie Nr. 1, 2 und 4, in keiner Weise nach. 9212 Womit mag diese eigentümliche Differenz in der Größe!) — Exemplar 1 präsentiert sich als der stärkste von allen malayischen Bälgen und gegenüber Nr. 3 als förm- licher Riese, was auch aus dem Flügelmaß, trotz ziemlich abgetragenen Gefieders, hervor- geht — zu erkliren sein? Sollten wirklich auf Sumatra zwei Formen, die sich allein durch ihre Gró&e unterscheiden (vielleicht auch durch die Nackenfleckung und das gleich- mäßigere Kolorit der Unterseite), vorkommen? In der geringen Flügellänge bei den Bankanern möchte fast eine Bestätigung zu erblicken sein. Es wäre ja denkbar, daß wir es hier, ähnlich wie bei gewissen Spechten, mit Standortsvarietüten zu tun hätten. Berück- sichtigen wir lediglich die Flügelma&e — mit der Schnabellänge, die individuell stark zu variieren scheint, ähnlich wie bei unserem Eisvogel, ist nichts anzufangen —, so verschiebt sich das Bild in der Weise, daß nur Exemplar 1 ganz aus der Reihe fallen würde; dann kämen die Javaner und die schwächsten Stücke wären die übrigen Sumatraner. Bevor man in dieser Sache ein definitives Urteil abgeben kann, müßte man aber erst größeres Material mit genauen Geschlechtsbestimmungen und detalliertesten Provenienzangaben vor sich haben, dann auch möglichst frische Bälge, denn die alten büßen augenscheinlich sehr durch Lichteinwirkung an Intensität der Farben ein. Letztere scheinen förmliche Veränderungen einzugehen, wie man an aus der Schausammlung genommenen Stücken javanischer und indischer Provenienz ersehen kann.) Zu bemerken wäre noch, daß die Beschreibung Sharpe’s von P. fraseri nicht ganz auf die mir vorliegenden Sumatraner, sondern eher auf unsere Javaner, welche zum Teil sehr helle, freilich stets gelbbräunlich getönte Köpfe aufweisen, zutrifft. Von einer brillanten Färbung (,blaugrün*) bei geringer Größe spricht Reichenbach bei der Schilderung der javana aus Malakka. Es ist hier wohl auch fraseri gemeint, eventuell auch malaccensis Sharpe. Wenn Büttikofer und Vorderman den sumatranischen Vogel mit javana bzw. leucocephala bezeichnen, so spricht das nun allerdings wieder für eine Zusammengehörigkeit der Vögel aller Inseln und es fragt sich doch sehr, ob diese Bezeichnung wirklich nur dem Borneovogel, dessen Beschreibung auf die großen Sumatraner ganz gut zutrifft, zukommt. Wenn ich also die Bezeichnung fraseri mit Salvadori, Hartert, Nicholson, Tweedale etc. für sämtliche mir vorliegenden Stücke wähle, so möchte ich doch nicht völlig für ihre Berechtigung einstehen. Ein Teil wenigstens der Sumatraner und vielleicht auch Javaner könnte gleichwohl den älteren Namen javana verdienen. Es sei noch erwähnt, daß Sharpe auch ein Exemplar der fraseri aus Billiton vorlag und daß nach ihm auf Borneo javana und fraseri nebeneinander vorkommen sollen, was doch ziemlich 1) Auch von Richmond (l. c., p. 498) wird hervorgehoben: 1 O ad. von Pulo Mansalar hatte eine Flügellinge von 147 mm, ein solches von Tapanuli Bay aber 160 mm, während 2 505 ad. von lelzterer Lokalität 146 resp. 141 mm maßen; ob die hier namentlich auf Grund von Größendifferenzen neu beschriebenen Formen P. simalurensis (5 ad. a. 141, O ad. a. 152) und sodalis (von den Banjak Islands, O O ad. a. 160 resp. 158) aufrecht erhalten werden können, möchte ich bezweifeln. Die Weibchen präsentieren sich bei diesen Vögeln gewöhnlich größer wie die Männchen. 2) Zwei Exemplare, durch Lam. Piequot aus Indien erhalten (*), weisen Flügellàngen von 169 resp. 160 mm und Schnabellängen von 92 resp. 91 mm auf; ein Weibchen aus Ceylon mifit a. 165, r. 89; das Ultramarinblau der Oberseite zeigt bei allen starken grünlichen Anflug, auch bei reflek- tiertem Licht. Die verlängerten Kopffedern sind braun und ragen in das rostgelbe Nackenband herein; die Unterseite erscheint lichter wie bei den Sumatranern, intensiv rostgelb. Wir haben in diesen Vögeln wohl die Form P. javana gurial Pearson vor uns. 213 zweifelhaft erscheint und mindestens auf gleiche Verhältnisse, wie sie in Sumatra vorliegen, schließen läßt. Hier tut also ein viel besseres Studium der Veränderungen not, die das Kleid dieser Vögel nach Alter, Geschlecht und Jahreszeit eingehen dürfte; wahrscheinlich aber spielen auch hier die Standortsvarietäten eine ungeahnt große Rolle. Nach Hagen (l e.. p. 143) kommt dieser Eisvogel auch an Flüssen, ja mitten im Walde vor. Eurystomus orientalis orientalis (L.). Coracias orientalis Linn., S. N. L, p. 159 (1766). a. c. 1. — ad. Sumatra 1892 (Martin) 178 105 PL Sumatra 1892 (Martin) 176 103 3. — , Sumatra 1893 (Martin) 179 ilii 4. — , Sumatra 1895 (Martin) 185 109 5. — , Sumatra 1895 (Martin) 185 110 6. — , Sumatra 1895 (Martin) 187 107 d. -— y Java — (Sturm) 187 109 8. — , Celebes 1895 (Riedel) 180 105 9. — , Celebes 1895 » 181 103 HE S 1 Java 1847 —— 183 106 Ahle — n Java — (H. v. L.) 183 114! +12. — , „Ostindien“ — (Ev EI» 183 110 Die vorstehenden Stücke gleichen sich so vollständig, daß darüber kaum etwas zu sagen ist. Auffallend erscheint nur, daß nach meiner Untersuchung auch der Vogel von Celebes zu dieser Form zu ziehen ist, wührend nach Sharpe dort der nahe Verwandte E. australis vorkommt. Der typische Neuhollünder ist aber entschieden heller gefärbt, ober- wie unterseits. Auch Brüggemann erwähnt ausdrücklich, daß die auf Celebes vorkommende Form noch der indischen Rasse angehöre, nicht dem E. pacificus (Lath.), einer Form, die übrigens mit australis völlig zusammenfällt. Es sei nicht unerwähnt, daß ein von A. Müller gemessenes Exemplar eine Flügel- länge von 199 mm aufweist, also noch stärker wie die größten von mir untersuchten ist.!) Ich finde bei letzteren die Schwanzfedern im ganzen schwarz; auf der Innenfahne nament- lich der Zentralfedern zeigt sich diese Farbe ultramarinblau überwaschen, und zwar teil- weise bis fast an das Federende; gegen die Basis zu erscheinen die Federn mehr grünblau. Es trifft dieses Merkmal aber ebensogut für orientalis wie für australis zu, soweit ich wenigstens nach dem mir vorliegenden Material zu urteilen vermag. Lyncornis temmincki J. Gould. Lyncornis temmincki J. Gould, Icon. Av., Bd. II (1838). Dieser weder von Hartert noch von Hagen (Die Pflanzen- und Tierwelt von Deli) für die Ostküste der Hauptinsel erwühnte Caprimulgide liegt nunmehr in einem von Hagen ‘) Das Flügelmaß eines Westjavaners gibt Vorderman (l.c. XLV, Afl.3, p. 88) mit 185 mm an. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 28 214 auf Simpang gesammelten weiblichen Exemplar vom 6. Juni 1905 vor. Ich eruiere fol- gende Maße: L.t. 273, a. 210, c. 150, t. 12,3. Das Kolorit des Vogels ist ein dunkles: Sammetschwarz erscheint mit rostbraungelb und rostrot gemischt; graue Töne fehlen. Die Hinterbrust präsentiert sich etwas heller wie die rostgelbbraune, schwarz gezeichnete und mit teilweise rostroten Federenden versehene Vorderbrust; die Halskragenflecke sind weiß, während am Hinterhals sich ein rostgelbbraunes Band zu erkennen gibt. Die Handschwingen weisen auf beiden Fahnen rotbraune Flecken auf, die indessen auf der Innenfahne rudi- mentär sind. Federohren sind bei diesem Stück nicht zu bemerken. Der Tarsus erscheint nicht länger wie die Außenzehe und trägt nur oben an der Vorderseite etwas Befiederung. Es ist diese Art die einzige Vertreterin der Gattung auf den großen Sundainseln. Der ebenfalls auf Sumatra lebende Caprimulgus affınis Horsf. liegt mir lediglich in drei lixemplaren aus Java vor. Caprimulgus macrourus macrourus Horst. Caprimulgus macrourus Horsf., Tr. Linn. Soc. Lond. XIII, p. 142 (1822). D a. e. T 1o]rad: Sumatra 1894 (Martin) 290 192 158 250 [JT Sumatra 1902 (Hagen) 275 187 153 Bi Key > Sumatra 1892 (Martin) 285 198 165 4 ipe» Singapore — — 267 188 2 le om Java — — 265 195 155 Abgesehen von Exemplar 2, das besonders auf Kopf und Nacken viel Rostrotbraun aufweist und insofern vielleicht einen Übergang zu C. macrourus ambigwus Hart. (oder albonotatus Tick.) darstellt, ähneln sich die vorstehenden Stücke sehr. Vogel 1 ist relativ am blassesten oberseits. Der bei dem Männchen weiße, bei dem Weibchen rostgelbe Fleck erscheint bei Nr. 2 auf der zweiten Handschwinge ganz wenig am Schafte unterbrochen.!) Diese Art weist einen relativ kürzeren Flügel wie C. indieus auf; bezüglich der Bänderung oder Fleckung der Unterseite (siehe Hartert, Tierreich, Aves, Lief. D jedoch kann ich keinen prinzipiellen Unterschied finden. A. Müller mißt ein Exemplar von C. macrourus von Salanga mit nur a. 178, Vorderman dagegen ein Stück aus Batavia mit 187 mm. Macropteryx comata comata Temm. Cypselus comatus Temm, Pl. Col. 268 (1824). a. e 1. [o] ad. — Deli 1904 (Hagen) 122,5 78 2AMOSNE Simpang Anf. VI. 05 (Bagen) 125 80 Da nach Hartert (l c., p. 65) die Flügellinge 127 mm beträgt, wäre aus vor- stehenden Maßen zu schließen, daß der weibliche Vogel geringere Größe aufweist als der männliche. !) Ein fast einfarbig schwarzer Oberkopf und geringe Größe charakterisieren einen von Nord-Ceylon stammenden männlichen Vogel (L.t. 250, a. 173, c. 133) als C. m. atripennis (Jerdon), während der Balg von Singapore nur als typischer macrourus angesprochen werden kann. 215 Macropteryx longipennis longipennis Raf. Hirundo longipennis Rafinesque, Bull. Soc. Philom. III, p. 153 (1802). a. e. 1. [9] ad. Deli 1904 (Hagen) 174 102 „Iris braun, Ständer gelbbraun, Schnabel schwarz.“ 2. [6] ad. Deli — (Hagen) 169 107 23.10], Java — (Sturm) 168 104 siis [I] [ns Java — (H. v. L.) 170 106 aloe Java — — 160 102 6-9 lroje Java — — 155 94 Primären und vordere Sekundüren finde ich bei beiden Sumatranern, die im übrigen mit den Vögeln aus Java übereinstimmen, am Außenrand nur gegen die Basis zu grün, sonst mehr schwarzblau; die Handdecken erscheinen gegen die Spitze blau, sonst dunkel- grün. Bei Vogel 6 sind die ganz hellbraunen Ohrdecken, die grauliche Feder- basen aufweisen, auffallend; dieses Stück ist zudem das schwüchste von allen und vielleicht deshalb einer anderen Form zugehörig. Die auch von Banka hekannte Form, welche auf Celebes durch eine etwas größere vertreten wird, scheint übrigens in den Maßen ziemlich stark zu differieren; denn wie man sieht, wird das von Hartert angegebene Flügelmab (165) von mehreren der vorliegenden Exemplare nicht unbeträchtlich übertroffen. Corydon sumatranus (haffl.). Coracias sumatranus Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 303 (1822). a. & I. ad: Batangwis 10. VII. 01 (Widnmann) 131 108 23[01 Sumatra 1895 (Martin) 140 109 Be Sumatra 1895 (Martin) 131 100 4. — ,„ Sumatra 1895 (Martin) 130,5 102 5. — , Deli 1904 (Hagen) 131 107 f6.1— 7 Malakka — — 134 101 Wie schon am Schnabel ersichtlich, haben wir hier jedenfalls lauter erwachsene Exemplare vor uns. Der Fleck auf dem Mittelrücken zeigt bei Nr. 4 und 5- deutliche Orangefarbe; von ,Carmoisinrot* ist hier kaum etwas zu bemerken, eine Spur (am Ende der Federn) bei Nr.1; am blassesten ist diese Region bei Exemplar 5; letzteres weist auch die lichteste Kinn-, Kehl- und Kropfpartie auf. An Vogel 3 fällt auf, daß er einen sehr schmalen weißen Handspiegel und dabei geringe Entwickelung der weißen Stoß- zeichnung hat. Vielleicht ist dies doch ein jüngerer Vogel. Das an zweiter Stelle stehende Stück präsentiert sich auch äußerlich betrachtet am stärksten und ist bestimmt männlichen Geschlechts. Rudimentäre weiße Stoßbänderung weist auch der kleine Malakkavogel auf. 28* Calyptomena viridis viridis Raffl. Calyptomena viridis Rafü., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 295 (1822). a. (05 1. [6] ad. Sumatra 1841 (Hv: I3) 98 58 2. [ö jun.] Sumatra - (Sturm) 102 58 3. [o] ad. Sumatra — (H. v. L.) 104 53 *4- [5] 95 Java 1847 — 99 50 533[9] 55 Java 1847 — 101 55 Dieser eigentümliche, prüchtig kolorierte Vogel liegt mir lediglich in aus früherer Zeit stammenden Exemplaren vor. Nach der Intensität der Gefiederfärbung zu urteilen, müßten die Stücke 1, 2 und 4 Männchen sein. Sie präsentieren sich in der Zeichnung übereinstimmend; Nr. 2 ist aber durch einen starken türkisblauen Anflug, besonders in der Kropf- und Schulterbuggegend, der auch an einzelnen Federenden der Brust zum Durchbruch kommt, ja eigentlich über dem ganzen Gefieder (Stirn, Kinn, Kehle, Bürzel) zart ausgebreitet liegt, ausgezeichnet; die anderen Männchen erscheinen dagegen gehalten in einem glänzenden Saftgrün, das jeder anderen Beimischung ermangelt. Nicht unerwähnt soll aber bleiben, daß das erwähnte Stück auch die Flügelbinden nicht ganz vollendet aufweist; d. h. die vordersten großen Flügeldecken erscheinen einfarbig trübgrün oder lediglich auf den Innenfahnen etwas schwarz gefärbt. Der Vogel ist sonst, nach den Handschwingen, die fast in sepiabraun verblaßt sind, zu urteilen, in ganz abgetragenem Kleide. Haben wir in diesem Stück vielleicht einen jungen einjährigen Vogel vor uns? Seine Körperdimensionen sprechen allerdings ganz und gar nicht dafür, daß ein noch nicht ganz ausgewachsener Vogel vorliegen könnte. Das starke Auftreten von ausgesprochen blauen Tönen — es weist eigentlich jede grüne Feder auf ihrer Unterseite am Ende blaue Farbe auf, ähnlich wie wir es noch bei verschiedenen Exemplaren der Gattung Chloropsis kennen lernen werden — vermag andererseits auch nicht gut mit dem Bestehen eines primitiveren Gefiederstadiums in Einklang gebracht zu werden. Es muß also damit eine ganz besondere Bewandtnis haben. Da ist nun daran zu erinnern, daß Sharpe!) aus Nordwestborneo eine Calyptomena beschrieben (C. hosei), die sich in vieler Hinsicht sehr ähnlich dem vorerwähnten Vogel präsentieren dürfte; denn wenn diesem auch die charak- teristischen schwarzen Flecke am Kopf, bis auf den einen hinter den Ohrdecken, der auch bei viridis im männlichen Kleide vorhanden ist, fehlen und die übrigen Merkmale der neuen „Art“, wie die glänzend kobaltblaue Brustmitte und der verborgene blaue Fleck auf den Oberschwanzdecken in etwas primitiverer Form vorhanden resp. lediglich angedeutet (einige Stoßdeeken zeigen türkisblaue Ränder) erscheinen, so ist die prinzipielle Übereinstimmung, namentlich in Berücksichtigung des entschieden nicht ganz ausgefiederten Stadiums — die Flügeldecken sind partiell in Mauserung begriffen, indem teilweise frisch gewachsene, grüne Federn mit schwarzem Fleck, teilweise abgetragene, trübgrüne mit in braun angedeutetem Fleck vorhanden sind —, auffallend genug und das Bestehen näherer Beziehungen zwischen beiden Formen kaum von der Hand zu weisen. So bleibt wohl nichts anderes übrig, als in dem interessanten Stück ein ,Mittelding* zwischen ihnen zu erblicken. Vielleicht ! Ann. & Mag. of Nat. Hist. 6. Ser., 1892, Vol. IX, p. 249. Abbildung im „Ibis“, 1892, Pl. X. 21m ließe sich das eigentümliche Gefieder auch als ein Zurückgreifen auf frühere Verhältnisse erklären, sofern man die Borneoform als das Primitivere zu betrachten geneigt ist, also als eine atavistische Erscheinung. Erwähnenswert erscheint noch, daß der Vogel, wenn er nicht überhaupt so prächtig gefärbt wäre und nicht den Fleck hinter dem Ohr auf- wiese, wohl ohne alles Bedenken als typisches Weibchen der Form hosei bestimmt zu werden vermöchte; denn diese wird auch als etwas stärker wie der Sumatraner geschildert. !) Eurylaemus javanicus Horst. Eurylaemus javanicus Horsf, Tr. Linn. Soc. XIII, p. 170 (1822). a. 6 1. [o?] Deli 1904 (Hagen) 100 68 2. [9] Java — — 100 70 *3. [6] Java — (Sturm) 99 69 4. [6] Ind. Archipel — (H. v. L.) 108 73 Das Pektoralband ist bei vorliegenden Bälgen in wechselnder Intensität vorhanden; sehr deutlich zeigt es sich bei Nr. 3 und 4, welche auch ein größeres Aussehen haben und deshalb wohl als Männchen anzusprechen sind, angedeutet nur in Gestalt einer starken schwarzgrauen Wölkung bei Exemplar 1, fehlend aber ist es bei Nr. 2, einem evident weiblichen Vogel. Der Vorderrückenbeginn erscheint bei dem Sumatraner schwarz mit trüb weinroten Federenden. Hier findet sich die Angabe „Schnabel dunkel kobaltblau* seitens des Sammlers. „Dunkel bleifarbig* ist der Schnabel, wie es im „Catalogue“ heißt, wohl nur im vertroekneten Zustand. Auffallend ist noch das sehr bedeutende Flügelmaß von Vogel 4. Ein von Vorderman gemessenes Männchen aus Westjava weist ein solches von 103 mm, ein Männchen aus Billiton von 104 mm auf. Eurylaimus ochromelas Raffl. Eurylainus ochromelas Raffü., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 297 (1822). a. c. r 1: [6] Deli 1904 (Hagen) 77 54 18,8 2. [6] Deli 1904 (Hagen) 80 53 18,5 3. [9] Malakka — — 71 52 19 *4. [6] Malakka — — 77 52 17 *5. [9] „China“ — — 76 50 19 Das unterbrochene Brustband charakterisiert die Exemplare 3 und 5 als Weibchen. Die Schnabelfárbung zeigt sich bei münnlichen und weiblichen Vógeln wechselnd. Bei Nr.1 erscheint sie völlig schwarz. A. Müller (l. c., p. 394) mifit bei einem Männchen aus Malakka nur a. 74, was im Vergleich zu vorstehenden Werten abnorm gering genannt werden muß, während die Flügelma&e eines von Vorderman untersuchten Männchens aus Borneo mit 82 mm, eines anderen von Billiton mit 81 mm sehr hoch erscheinen. ! Ein Exemplar aus Lampongs, das Vorderman vorgelegen, maß a. 93, zwei Männchen von der Insel Salanga nach A. Müller a. 95 resp. 99, ein altes Weibchen von der malayischen Halbinsel 101 mm! Tweedale fand Exemplare von letzterer Lokalität wie aus Borneo vollständig mit solchen aus Sumatra übereinstimmend. 218 Cymborhynchus macrorhynchos lemniscatus Rafll. Eurylaimus lemniscatus Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 175 (1822). Cymbirhynchus malaccensis Salvad., Atti R. Ac. Sc. Torino 1X, p. 425. 1 eatórad: Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 104! (95) | 24,5 2. — , Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 101 101 25,8 ab Q Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 102 101 26.5 dl. (S Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 102 101 25 5. — , Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 105! 99 25 0: — Sumatra 1893 (Martin) 96 99 25 7.— ,„ Sumatra 1902 (Hagen) 97 101 25,8 8. — , Sumatra 1895 (Martin) 97,5 101 23 9. — , Sekajoe IV. 05 (Hagen) 98 (93) 24,5 I Deli 1904 (Hagen) 97 100 24,5 11. — , Sumatra 1892 (Martin) 96 100 25 le rese Java 1847 — 99 95 -— la ME Java -— (Reiß) 102 93 25 14. — , Malakka 1840 (Deyrolle, H. v. L.) 100 103 24,5 Dieser auf Banka ,Kart/ Utjan^ (Regenpfeifer, seine starke Stimme soll den Regen herbeirufen) genannte Vogel präsentiert sich in den vorliegenden Exemplaren im Ganzen sehr übereinstimmend. Nicht ganz zutreffend ist es, Kehle und Brustband schwarz zu nennen („Brit. Kat.*); von dieser Farbe sind nur die Kinngegend und ein breites Band am Beginn der Vorderbrust; von orangegelben Streifen auf der Bürzelgegend ist nur aus- nahmsweise etwas zu finden (lediglich bei Nr. 4 und 10 vereinzelte, bei Nr. 1 ein einziger). Hie und da schwach angedeutet finden sich solche gelbe Streifen auf der Hinterbrust, bei Nr. 7 ziemlich gehäuft. Die Basis der Oberschwanzdecken ist stets schwarz, mindestens im untersten Drittel der Feder. Die Unterflügeldecken sind nicht, wie es im „Catalogue“ heißt, ganz weiß, sondern fast stets stark mit Gelb tingiert, namentlich gegen das Feder- ende. Auf zwei Etiketten findet sich folgender Vermerk des Sammlers (Hagen): „Iris malachitgrün resp. moosgrün, Ständer hellblau, Schnabel oben himmelblau resp. kobalt- blau, unten ockergelb resp. gelblichgrün, Schnabelrand hellblau.“ Die Banka-Vögel präsentieren sich nach den vorstehenden Messungen als etwas größer wie die übrigen Stücke,') und zwar nicht nur in den Flügel- und Schwanzmassen sondern auch in der Totallänge; die weißen Schwanzflecken entsprechen aber ganz denen bei Vögeln der Hauptinsel und von Java. Relativ schmal sind sie bei Nr. 12. Eine An- näherung an den Borneo-Vogel (macrorhynchos typ. Gm.) gibt sich demnach nicht zu er- kennen. Das Vorderbrustband ist wechselnd an Breite, am stärksten zeigt es sich ent- wickelt bei Nr. 2, wohl einem sehr alten Vogel, bei welchem auch der grüne Glanz über dem Schwarz des Gefieders am meisten ausgeprägt ist. Auf Grund der ziemlich auffallenden !) Auch die Messungsresultate an sieben weiteren, dem Tring-Museum entliehenen Stücken bleiben meist wesentlich hinter den angeführten MaximalmaBen zurück; nur eines, ein Ó von Deli mifit a. 102; sonst eruiere ich die Werte: 97,5 ö Deli, 98 O Deli, 96 O Deli, 100 6 Malakka, 96 5 Salanga, 94 6 Burma. Be 219 Größendifferenz könnte man sich für berechtigt halten, die Vögel der Insel Banka als einer konstant abweichenden Form angehörig zu betrachten. Bis nicht größeres Material vorliegt, sehe ich mich indessen zu einer Namengebung dieser Vögel, die allerdings schon äußerlich gegenüber den kleinen Stücken aus Java und namentlich Malacca ab- stechen (auch A. Müller mißt bei Männchen aus Salanga nie Flügellängen über 98 bis 100 mm), nicht veranlaßt. Dagegen ist es interessant, daß ein von Vorderman gemessenes Exemplar aus Borneo, desgleichen ein solches von der Insel Billiton (vgl. übrigens die Ausführungen des Autors an dieser Stelle p. 446) a. 106 mm aufwiesen, also sich in dieser Hinsicht an die Bankaner anlehnten. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Gattung Cymborhynchus nur von verschiedenen Unterarten ein und derselben Spezies repräsentiert wird. Blanford (l.c. IL, p. 7) wirft sämtliche Sundavögel zusammen und trennt lediglich den C. affinis Blyth ab. Auch Büttikofer (l c., p. 43) findet die Exemplare aus allen Lokalitäten (darunter 8 Stück mit viel Weiß an den äußeren Stoßfedern von Banka) völlig identisch. Die weiße Zeichnung der Schwanzfedern wechselt nach ihm in gleicher Weise wie bei den Borneanern. Bei einem ó ad. von Tapanuli sagt Richmond (l. c.): „White spots are almost obsolete on the tail, occuring on the two outermost feathers only.“ Ich finde dieses Merkmal bei allen mir vorliegenden Stücken ziemlich wechselnd. Hartert, der (l. e., p. 205) den alten Namen lemniscatus Raffü. wieder zu Ehren bringt, zog seinen C. macrorhynchos salvadorii selbst wieder ein (Journ. f. Ornith., 1889, p. 358). Pitta atricapilla bangkana Schleg. Pitta bangkana Schleg., Vog. Ned. Ind., p. 8, Pl. 2, Fig. 5 (1863). Pitta cucullata Hartl., Rev. Zool., 1813, p. 65. a. (0 quoad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 106 46 Pal Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 105 45 3: 01 Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 106 44 4. Q jun. Simpang 16. VI. 05 (Hagen) 99 35 Im allgemeinen Kolorit ähneln sich die drei alten Exemplare sehr; die Weibchen sind nur etwas fahler unterseits, mit einem gelblichen Ton, während das alte Männchen dunkler grün mit deutlichem blauen Anflug erscheint. Auch die Oberseite ist bei den Weibchen etwas lichter. Die Farbe des Kopfes anlangend ergeben sich folgende kleine Differenzen: ad 1): Ober- und Hinterkopffedern schwarz, mit breiten, kastanienbraunen Enden, nur die Mitte des Vorderkopfes mit schmalen, bräunlichen Federenden; Nacken schwarz (Schwanzfedern schwarz mit blauem Endsaum oder etwas breiterem Endband) ; ad 2): Hier zeigt sich der ganze Ober- und Hinterkopf lebhaft kastanienbraun; auf dem Scheitel scheinen aber die weit herab schwarzen Federbasen (sonst sind sie gelblichgrau) etwas durch; am Hinterkopf geht die Farbe langsam in Schwarz über, indem das Rot- braun am Ende der Feder immer schmäler wird; ad 3: Kopfmitte oben braunschwarz, Hinterkopf und die übrigen Partien kastanienbrauu, Federbasen breit schwarz ; Kopfseiten, Nacken, ganzer Hals und Kehle schwarz, nur auf der Mitte der letzteren eine Anzahl wei&licher Federchen (der blaue Endsaum am Schwanze ist nur an den beiden Zentral- federn zu bemerken). Der Schnabel ist, wie bei den vorhergehenden Stücken, schwärzlich. 220 Ganz anders sieht der junge Vogel (Nr. 4) aus: Ober- und Hinterkopffedern schwärzlich mit breiten rostbrüunlichen Enden, Nacken braunschwarz, darunter ein lichtschmutzig- brauner Ring, der wie die Halsseiten, Kropf und Brust gefärbt ist. Da und dort zeigen die Federn der Körperseiten schilfgrünliche Enden, auch einige rote Spitzen machen sich bemerkbar; Oberseite des Vogels olivgrün, bei direktem Licht grüner erscheinend, bei reflektiertem Licht mit einer braunen Tönung; die schwärzlichen Schwanzfedern gegen das Ende blau angelaufen; kleine Flügeldecken schieferschwärzlich mit grünblauen oder grünlichen Enden, die mittleren ebenso, aber mit großen weißen Tropfenflecken, die das Enddrittel der Feder einnehmen; Ende und Außenrand der mittleren Decken olivgrünlich, nach oben zu etwas blau schillernd; das Blau der Oberschwanzdecken weniger prächtig wie sonst, schwärzlich schattiert; die Unterschwanzdecken und Afterfedern mit roten Enden oder lediglich rot überlaufen am Ende; das weiße Primärenband beginnt erst auf der 2. Handschwinge in Gestalt eines kleinen Flecks auf der Innenfahne; Sekundären und große Flügeldecken düsterer, mehr dunkel blaugrün und zwar nur auf den Außenrand beschränkt, da die Feder sonst schwarz erscheint (bei den alten Vögeln nur die basalen zwei Drittel der Innenfahnen schwarz); das Kinn schwärzlich, die Oberkehle gelblichweiß. Zu sämtlichen Exemplaren ist noch zu bemerken: Die Unterschwingendecken erscheinen schwarz (bei dem jungen Exemplar stecken sie noch in den Federscheiden; es befindet sich also wohl in der ersten Mauser). „Abdomen green with a central patch of black, mixed with red“ läßt sich besser so ausdrücken: Auf der Hinterbrust ein medianes, nach der roten Bauchpartie zu ziehendes scharlachrotes Band. Diese Federn sind aber auf zwei Drittel ihrer Länge hin schwarz. Bei dem alten Männchen scheint die rote Brustpartie etwas weiter nach oben zu gehen. Dieses unterscheidet sich außerdem von dem Weibchen dadurch, daß die Armschwingen — schon von der ersten und zweiten angefangen — einen breiteren blauen Außenrand zeigen; weiter nach einwärts tritt immer mehr Grün auf. Bei dem Weibchen zeigt sich überhaupt das Blau mehr mit Grün gemischt. Das weiße Band über den Handschwingen ist bei dem Männchen zudem viel breiter, ein Geschlechts- kennzeichen, das sich übrigens auch bei sämtlichen Verwandten unserer Form wiederholt. Keines unserer Stücke weist auf dem Rücken etwas von der schwarzen oder braunen Schaftstreifung auf, wie man sie an Vögeln aus Malakka oder Burma (anscheinend hauptsächlich bei frischer gefiederten Stücken?) nicht selten findet. Im „Catalogue“ ist hiervon überhaupt nichts erwähnt. Die Alten zeigen alle grünschwarze Basen an den verlängerten kleinen Flügeldecken, an den mittleren aber rotbraun überlaufene. Bei dem Männchen ist zudem die mittlere Partie letzterer Federn oft blau. Das Grün der Körperunterseite läßt bei den Weibchen einen gelblichbraunen Ton durchscheinen. Interessant ist, das der junge Vogel die weiße Schwingenzeichnung bereits ausgebildet zeigt. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet, deutet die weiße Kehle vielleicht auf eine Verwandtschaft zu der philippinischen Pitta steerii Sharpe hin. Auf Banka wird der Vogel nach Hagen „k@ krah“ genannt. Obschon nun die meisten neueren Forscher die Form bangkana Schleg. mit cucullata Hartl., der sie in der Tat außerordentlich nahesteht, zusammenwerfen, ja selbst Schlegel später (Mus. Pays Bas, Pitta, p. 5) eine Einschränkung in der Weise eintreten läßt, daß er bei „P. cucullata et Bangkana“ die partiell schwarze Kolorierung der Kopffedern lediglich 221 als ein Zeichen der Jugend ansieht,!) so halte ich es doch nach der vergleichenden Unter- suchung einer dem Museum Rothschild entliehenen Serie von unzweideutigen cueullata- Exemplaren (darunter drei Stücken aus der terra typiea Malakka) für unbedingt richtiger, die Bezeichnung bangkana aufrecht zu erhalten, zeigt sich doch, daß wir in dem Bewohner von Banka, bei aller prinzipieller Übereinstimmung mit den Malakkavögeln, einen evidenten Ubergang zu der Borneo bewohnenden Form mit einfarbig schwarzem Kopfe vor uns haben. Die Tendenz nümlich, die braune Kopffarbe durch schwarze zu ersetzen oder die schwarze auf Kosten der braunen auszudehnen, ist bei den Bankanern, wenn auch eine bedeutende Variationsbreite zu bestehen scheint, so deutlich ausgeprägt, daß diese Abweichung nomenklatorisch hervorgehoben zu werden verdient. Das der Form zu Grunde liegende Material ist ja sehr klein, es läßt aber doch, zusammengehalten mit den Literaturangaben, die durchsehnittliche Richtung sehr wohl erkennen. Denn selbst in Füllen, wo, wie bei unserem Exemplar Nr.2, der ganze Oberkopf und Beginn des Hinterkopfes gleichmäßig braun gefärbt erscheinen, dokumentiert sich das Bestreben einer gesteigerten Produktion von schwarzer Farbe immer noch in dem weiteren Hinaufragen der schwarzen Federn auf dem Hinterkopf wie be- sonders in der Ausdehnung der schwarzen Nackenpartie bis auf den ganzen Hinterhals und selbst bis zum Anfang des Vorderrückens. Der Hinterhals- ring ist also bei P. bangkana stets wesentlich breiter als bei cucullata, das Braun des Kopfes erscheint vielleicht um eine Nuance dunkler. Schon die Tatsache, daß manche Forscher die P. cucullata neben P. miilleri auf Banka vorkommen lassen, was an sich sehr unwahrscheinlich ist, oder daß von da allein die letztere angeführt wird (s. Sharpe, Handlist), beweist, daß schwarzköpfige Vögel hier wiederholt erbeutet wurden; ob sie gerade der echten P. mülleri angehórten, kann füglich bezweifelt werden; es hatte übrigens auch das im „Ibis“ (1870, pl. XIII) abgebildete Exemplar der Pitta bangkana einen fast ganz schwarzen Kopf. Elliot, der die Trennung zwischen cucullata und bangkana allein aufrecht erhält, gibt nun freilich ganz ungenügende Diagnosen, denn die Differenz beruht, wie wir gesehen haben, einzig und allein auf graduellen Verschiedenheiten, die nicht einmal in jedem Falle deutlich ausgeprügt erscheinen. Wenn die meisten Forscher, wie Vorderman, Hartert etc. daher cucullata von Indien herab bis auf die malayische Halbinsel und Banka vorkommen lassen, so ist diese Annahme nach dem oben Ausgeführten wenigstens verständlich; cucullata wird freilich auch in einzelnen Fällen von anderen Lokalitäten, wie aus Billiton von Vorderman (ein von ihm gemessenes Exemplar hatte a. 100), dann von Nias durch Büttikofer angeführt. Das letztere Stück ist leider nicht näher geschildert; der Billitonvogel dagegen charakterisiert sich nach der Beschreibung (Kop, nek en hals pikzwart, de vederen van den bovenkop bezitten echter donkerbruine uiteinden) als typische P. bangkana! Wahr- scheinlich trifft dies auch bei zwei von Vorderman aus Südsumatra bzw. Batavia erwähnten Stücken (a. 109 mm und ö a. 103 mm), die er als P. mülleri bestimmte, zu. Hartert (Kat. Vogelsamml. Mus. Senckenberg, p. 107) erwähnt übrigens ebenfalls eines schwarzköpfigen Exemplars aus Sumatra (?). Desto merkwürdiger muß es erscheinen, daß !) „Le dessus de sa tete taint de brun rouge. Notez toutefois, que, dans les jeunes, cette teinte n'oeeupe que les bords des plumes, dont le reste offre un noir plus ou moins fonce." Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 29 222 im Museum Rothschild ein Vogel aus Java aufbewahrt wird, der sich als ausgesprochene P. cucullata (nicht bangkana!) zu erkennen gibt; der Kopf ist, wir bei allen mir vor- liegenden typischen cucullata-Exemplaren: ,Brun marron vif et cireonserit^, wie sich der Entdecker, Hartlaub, ausdrückt. Die Kórperdimensionen anlangend, ist die letzterwühnte Form entschieden die stárkere von beiden; sie ist scheinbar auch größer, wenigstens im Durchschnitt, als die völlig schwarzköpfigen Vögel. Obschon nun Selater (British Catalogue XIV) P. cucullata entfernt von atricapilla Less. anführt, gibt er doch zu, daß beide einer und derselben Unterabteilung angehören und daß euwcullata „obviousy allied^ sei zu africapilla. Für mich steht es fest, daß wir darin nur einen geographischen Vertreter der philippinischen atricapilla vor uns haben und daß sie, ebenso wie die angeblich etwas größere mülleri Bp. und die noch stärkere P. atricapilla sanghirana Schlegel (sehr wahrscheinlich sogar die Neuguineaformen),!) nur subspezifisch aufgefalst werden kann. Danach ist auch P. bangkana am besten unter dem Namen P. atricapilla bangkana zu führen; JP. cucullata bangkana, wie man auch sagen könnte, würde der wahren Sachlage nicht in gleichem Maße gerecht werden. Außerdem hat P. atricapilla, nomenklatorisch gesprochen, als ,Stammform* zu gelten. (Der Name P. sordida ist zweifelhaft.) Was die beiden schwarzköpfigen Formen anlangt, die ich ebenfalls dank des Entgegenkommens der Museumsleitung in Tring vergleichen konnte, so ist zu bemerken, daß die Borneoform, P. müilleri, im münnlichen Kleid viel Weif auf den Handschwingen aufweist, so zwar, daß der bezügliche Fleck sogar die ganze AuBenfahne der ersten Primüre einnimmt; das Weibchen entspricht aber in dieser Hinsicht ganz dem von cuecullata; es fällt mir noch auf, daß das Grün der Oberseite bei diesen Vögeln eine Idee leuchtender erscheint wie bei letzterer; das Männchen zeichnet sich auBerdem vor allen anderen Stücken durch tiefschwarze Federmitten auf dem Rücken aus. Die Philippinenform P. atricapilla typica. wiederum erweist sich unterseits ein klein wenig mehr blau angeflogen wie mülleri; das Blau der ÖOberstoßdecken ist auch bei dem Männchen, das zum Unterschied von dem zugehörigen Weibchen sehr viel Weiß auf 1) Die Tatsache, daß bei Pitta novae gwineae Müll. und Schleg. das Vorhandensein oder völlige Fehlen eines weißen Flecks auf den Schwingen ganz von individuellen Zufälligkeiten abhängig zu sein scheint (vgl. das Material im Mus. Pays Bas), sprieht undedingt dafür, daß das Verhältnis der weißen zu den schwarzen Partien, welches ja auch, wie wir gesehen haben, bis zu einem gewissen Grade bei den Sundaformen wechselnd bzw. von Alter und namentlich Geschlecht abhängig ist. jedenfalls nicht als artliches Unterscheidungsmerkmal gelten kann, ebensowenig wie ja die schwarze Farbe am Kopfe, die auch bei P. bangkana (unabhängig vom Alter des Vogels) in vermehrtem Maße auftritt, von solch taxonomischer Bedeutung ist, wie man gewöhnlich annimmt. Ob dem Hinzutreten eines weiteren Charakters bei den Neuguineaformen in Gestalt der ultramarinblauen Farbe auf der Unterseite ein spezifischer Wert zukommt, bleibe dahingestellt; sehr wahrscheinlich ist es nicht. Mir liegen drei Männchen dieser Form aus dem Rothschild’schen Museum (zwei von Milm Bay, eines von Andai), ferner ein Exemplar aus der hiesigen Sammlung (von Stefansort, Astrolabe Bay) vor, die sämtlich einfarbig schwarze Schwingen zeigen. Ihre Flügel messen 98, 98, 100 und 93 mm. Bei letztgenanntem Stück weisen einige Stirnfedern rotbraune Spitzen auf; die Körperoberseite ist hier am kältesten blaugrün gefärbt; das Schwarz des Kopfes geht bei ihm zudem etwas weiter auf den Nacken resp. Kropf herab als bei den anderen Exemplaren; es ist also kaum ein jüngerer Vogel, wie man etwa aus den geringeren Dimensionen von Flügel und Schnabel schließen könnte. u 223 den Schwingen zeigt, besonders gesättigt kobaltblau gefärbt; außerdem weisen diese Vögel einen entschieden größeren schwarzen Hinterbrustfleck auf. Völlig abweichend aber präsentiert sich ein anscheinend männliches Stück aus Marin- duque (Philippinen), dessen Unterseite derartig stark mit Blau übertönt erscheint, daß von der grünen Farbe kaum noch eine Spur sichtbar bleibt. Das Weiß des Flügels in den Schwingen erscheint bei diesem interessanten Vogel, der zudem stärker ist wie die beiden anderen Philippiner, in ganz exzessivem Maße entwickelt; der Brustfleck dagegen ist relativ klein. Das Kolorit des Steißgefieders ist ein prächtiges Karmoisinrot (nicht Zinnober- rot). Von einer kleinen, ziemlich zentral im Philippinenarchipel gelegenen Insel stammend, würde es nicht zu verwundern sein, wenn dieser Vogel der Repräsentant einer anscheinend, noch nicht benannten neuen Form wäre, die zwar der typischen atricapilla sehr nahe stünde, aber doch in verschiedener Richtung davon abwiche. Sollte sich diese Annahme bestätigen, so wäre dafür der Name Pitta atricapilla rothschildi in Vorschlag zu bringen. Ich gebe zum Schlusse noch eine Maßtabelle der mir aus dem Museum Rothschild zum Vergleich vorliegenden einzelnen Exemplare, indem ich gleichzeitig ihre vorstechendsten Merkmale beifüge: Pitta atricapilla cucullata Hartl. — Sikkim a. 114 (auf der Scheitelmitte ein schwarzer Fleck,!) Reste von schwarzen Federenden am Rücken, breites Schwingenband), — Sikkim „ 109 (breites Schwingenband), — Sikkim „ 106 (breite braune Rückenstreifung, breites Schwingenband), ö Burma . 108 (ziemlich viele Rückenstreifung, mäßig breites Schwingenband), .© Burma „ 107- (ziemlich breites Schwingenband), © Burma „ 112 (sehmales Schwingenband), © Oberassam „ 110 (ziemlich breites Schwingenband), 6] Malakka „ 115 (Andeutung eines schwarzen Scheitelflecks, Vorderrücken mit schwarzen Schafistreifen. Sehwingenband sehr breit, auch auf die Außenfahne der ersten Primäre übergreifend), : — Malakka „ 110,5 (breite schwarze Rückenstreifung, breites Schwingenband), — Malakka „ 110 (schmales Schwingenband), — Djampang (Java) „ 109 (schmales Schwingenband). Pitta atricapilla mütleri Bp. ö Labuan (Nordborneo) a. 107,5 9 Labuan (Nordborneo) , 101 © Labuan (Nordborneo) , 103. Pitta atricapilla atricapilla Less. ö Palawan (Philipp. a. 104 © Samar (Philipp.) 2. (97,5). Pitta atricapilla, nov. subsp.? [©] Marinduque (Philipp.) a. 107. 1j Auch bei rein braunköpfigen Stücken, wie es die meisten Indier sind, erweisen sich die Feder- mitten als schwarz. Es ist also das schwarze Federende schon präformiert. 29* 224 Pitta coerulea (Raffl.). Myiothera coerulea Raff., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 301 (1822). Das einzige mir vorliegende Exemplar dieser auffallenden Art, ein in der Schau- sammlung stehender Vogel aus Sumatra, mißt a. 148,5, c. 76, r. 36, t. 57. Es ist ein etwas trüb gefürbter, wahrscheinlich jüngerer Vogel männlichen Geschlechts. Ich finde die Kopf- und Gesichtsseiten bräunlichgrau mit lichteren Schaftstreifen, die Unterhalsseite ockerbräunlich; hinter dem Auge zieht ein breiter, schwarzer Streifen hinab an die Seite des Hinterkopfs bis zum schwarzen Nackenband, außerdem geht eine kurze Abzweigung vordem nach abwärts auf die hintere Halsseite. Dies ist im „British Catalogue“ (Bd. XIV, p. 417) nicht erwähnt. Oberhalb dieses schwarzen Streifens beginnt hinter dem Auge ein breiter, hell schieferbläulicher, etwas braun untermischter Streif, der hinab bis zum Hinter- kopf zieht. Die Körperseiten und die Partien unterhalb des Kropfes zeigen einen aus- gesprochen grünen Anflug auf trüb ockergelbem und graulich gemischtem Grunde, wovon ebenfalls der „Catalogue“ keine Erwähnung tut. Kinn und Kehle erscheinen bräunlichweiß, grau übertüncht. Vorderman gibt die Flügellänge eines Exemplars von Lampong mit 152 mm an (Lc, D. LI, Afl. 2, p. 232). Pitta cyanura irena Temm. Pitia irena Temm., Pl. Col, p. 2, Text zu Pl. 591.!) Pitta boschi Müll. & Sehleg. (err.). Pitta elegans Temm. (err.). a. c. n 1.210] Deli 1904 (Hagen) 100 61 24 2. [9] Sumatra = (H. v.L.) 100. 62 24 Diese Form steht in mancher Hinsicht der P. cyamwra typica (Bodd.) relativ nahe, so daß es nicht allzu schwer fällt, die eine Form aus der anderen abzuleiten. Das Auf- treten von Rot im Gefieder und die stärkere Ausbildung des Weißen auf Sekundären und großen Flügeldecken sind wohl die Hauptmerkmale, durch die sich vorstehende Form im weiblichen Kleide von der in Java heimischen unterscheidet; letztere vermittelt auch ihre Verwandtschaft zu P. schwaneri Bp.?) Sie bilden alle anscheinend einen gemein- samen Formenkreis und vertreten einander geographisch und nur die etwas weitgehende Differenzierung einzelner Merkmale könnte Zweifel an der Richtigkeit einer solchen An- nahme aufkommen lassen. Vielleicht trug die größere Seßhaftigkeit dieser Art Vögel bei zur Ausbildung von Charakteren, die sonst in solcher Gegensätzlichkeit selten im Bereich der Formenkreise gefunden werden. Ich halte es durchaus nicht für ausgeschlossen, daß meine Auffassung durch die Auffindung von Zwischengliedern noch weitere Stützen erhält. Die Färbung der Weibchen scheint das Gesagte jetzt schon zu bestätigen. 1) Im „British Catalogue“ (XIV, p. 447.) ist diese Form fälschlich unter dem Namen Pitta boschi Müll. & Schleg., P. coronata (Müll.) hingegen (p. 427) unter P. irena Temm. abgehandelt. 2) Der tiefblaue Hinterbrust-Vorderbauchfleck in der Mitte des Unterleibes bei schwameri weist evident auf die Verwandtschaft zur Form irena hin; in dem Auftreten von hochgelben Tönen ist aber nur eine Steigerung der bei cyanura vorkommenden Farben zu erblicken. Bei schwameri und cyanura ist das schwarze Kolorit auf der Unterseite in Gestalt von solchen Bändern bereits angedeutet. 225 Im „British Catalogue“ (p. 447) ist die Färbung der weiblichen P. irena ungenügend beschrieben. Nach dem vorliegenden Exemplar 2 zu urteilen, daß sicher ein altes Weibchen darstellt, würde sich folgende Färbung ergeben: Kropf bis Bauch braungelblich mit schwarzer Querbänderung, fast durchwegs etwas mit Rot überlaufen; an den Brustseiten ist die sonst ganz lichte Grundfarbe zu Rostrot gesteigert. Die Kopffärbung entspricht, abgesehen von der etwas geringeren Entwicklung des Orangerots, der des alten Männchens. Bei diesem finden sich die schwarzen Brustbinden gar nicht erwähnt, worauf auch Stone (l. c., p. 681) hinweist. Vorderman gibt die Flügellänge eines männlichen Exemplars aus Südsumatra mit 98 mm (unter dem Namen P. elegans (Less.)), eines weiblichen, gleichfalls daher, mit 101 mm an; ein Männchen der typischen cyanura aus der Gegend von Batavia maß a. 105 mm. ? Pitta brachyura megarhyncha Schleg. Pitta megarhyncha Schleg., Vog. Ned. Ind., p. 11, pl. 4, fig. 2 (1863). a. e. Te ar. t 1l. — ad. Deli 1904 (Hagen) 117 49 28 10,2 39 „Fuß rötlichgrau, Schnabel schwarz, Iris braun.“ Die Sumatra 1894 (Martin) 118 50 30 d 41 *3- [81 Sumatra 1892 (Martin) 127 51 30 11 44 4. —.x Sumatra 1847 — 124 55 28 10,2 39 Dieser nach Hagen im Wald lebende und meist auf der Erde seine Nahrung suchende Vogel liegt in vier im ganzen übereinstimmenden Exemplaren vor; die beiden letzteren zeichnen sich indessen durch bedeutendere Größe aus; namentlich Nr. 3 präsentiert sich gegenüber den anderen auffallend stattlich; im Kolorit lassen sich aber keine wesent- lichen Unterschiede finden; das gleiche ist bezüglich der plastischen Verhältnisse der Fall. Die Schnäbel vor allem sind völlig identisch; ihre kräftige Entwicklung rechtfertigt wohl die Annahme, daß wir es hier nicht mit der gewöhnlichen cyanoptera Temm.!), sondern mit der Form megarhyncha zu tun haben. An kleineren Koloritdifferenzen konstatiere ich folgende: Nr. 1 zeigt, abgesehen von den schneeweißen Federbasen, völlig rote Unterschwanzdecken; die Unterseite ist sonst schön rostbraungelb, das Rot der Mitte geht bis zur Vorderbrust hinauf. Die zwei stärkeren Exemplare haben das Steißgefieder nur am Ende rot, die Federmitte ist weiß, der Grund rostgelb; beide zeigen auch dunklere Brustfärbung; außerdem fällt auf, daß am Ende des schwarzen Schwanzes nur ganz wenig Blau zu bemerken ist (eigentlich nur an den Zentralfedern); bei Vogel1 und 2 ist die blaue Terminalbinde 5 mm breit; die Scheitelmitte ist ferner sehr breit schwarz bei Nr. 3 und 4, von mittlerer Breite bei Nr. 2, schmal bei 1. Ob in diesen kleinen Verschieden- heiten lediglich individuelle Abweichungen zu erblicken sind, ob sie also nur, wie es den Anschein hat, gradueller Natur sind, wage ich nicht zu entscheiden. Nicht ausgeschlossen !) Hartert schreibt in seinem Verzeichnis der Vögel von Deli P. moluccensis P. L. Müller (1776); die Form kommt aber gar nicht auf den Molukken vor. — Ein OQ von Pulo Tuangku bezeichnet Rich- mond (l c. als etwas klein (a. 116 mm!) im Vergleich zu malayischen Exemplaren; außerdem heißt es: „White patch in the primaries much restricted, black tips of the feathers occupying more space than in any of our specimens." 226 erschiene es ja, daß in vorstehenden Exemplaren zwei sich sehr nahestehende Rassen reprä- sentiert würden. Über die Verbreitung der einzelnen Formen dieser Gruppe — daß cyanoptera, mega- rhyncha und brachyura, vielleicht sogar nympha und die afrikanische angolensis (eventuell nymphae, bertae und vigorsi u. a.) subspezifisch zusammen gehören, ist wohl nicht zu be- zweifeln — scheint man sich noch nicht ganz klar zu sein. Mehrfach wurde cyanoptera mit brachyura verwechselt; dann dürfte auch megarhyncha oft mit ersterer zusammengeworfen worden sein. Lassen sich überhaupt beide immer gut und sicher voneinander unterscheiden ? Weder Selater noch Sharpe kennen diese Formen von Sumatra; es sollen dagegen nach ihnen beide auf der malayischen Halbinsel nebeneinander vorkommen. Büttikofer wie Salvadori dagegen führen die Art, welche nach Hagen die verhältnismäßigst häufigste ist, — er hat sie von Siak erhalten und damit zuerst für die Hauptinsel nachgewiesen — für Sumatra auf. Elliot (Ibis, 1870, p. 411, pl. XII) macht lediglich Banka namhaft. Wenn Oates (Fauna Brit. India II, p. 393) recht hat, daß bei megarhyncha außer dem längeren Schnabel auch leichte Koloritdifferenzen gegenüber cyanoptera verhanden seien — welche, sagt er nicht —, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß die vorstehend geschilderten Vögel doch zum Teil der letzteren zugerechnet werden müssen. Dies träfe also vielleicht für Exemplar 1, das mit der Beschreibung Oate's am besten übereinstimmt, zu, während Nr. 3 wenigstens den Maßen nach — megarhyncha sol auch in der Gesamt- größe stärker sein — zu der in der Überschrift genannten Form zu ziehen wäre. Vogel 1 weist an den Federn der im ganzen schwarzen Scheitelmitte!) teilweise rostbraune Ränder auf, was bei den anderen Stücken nicht der Fall ist. Klar scheint mir aber zu sein, daß die Breite des schwarzen Nackenbandes nur von dem Erhaltungszustande der braunen Hinterkopffedern abhängt. Beide Formen sollen nun nebeneinander auf Sumatra vorkommen, was nicht sehr wahrscheinlich ist und jedenfalls einer Nachprüfung bedarf. Wäre es doch der Fall, dann müßte man eher an Standortsvarietüten denken, die vielleicht. deshalb, weil sie sich gelegentlich vermischen, selten ganz rein sich präsentieren. Das scheinbare Nebeneinandervorkommen — wenn man überhaupt bei dem gewöhn- lichen Fehlen örtlich präziser Fundangaben davon sprechen darf — ließe sich übrigens: auch durch Vermischung von einheimischen Brutvögeln und Wintergästen (cyanoptera soll z. B. in nördlicheren Gegenden ziehen, in Südtenasserim aber schon Standvogel sein) er- klären. Es dreht sich also darum, noch weiteres, genau datiertes Material zu sammeln. Dabei wird sich auch die individuelle Variationsbreite, die vielleicht bei diesen Vögeln ähnlich wie bei gewissen Kuckucken hinsichtlich der Körperdimensionen ungeahnt groß ist, am besten feststellen lassen. Die Pittiden scheinen auf Sumatra überhaupt nicht häufig vorzukommen, da sie in den Lokalverzeichnissen meist nur in einzelnen Arten und dann gewöhnlich in nur wenigen Exemplaren erwähnt zu werden pflegen. Die Liste von Nicholson führt lediglich von dort P. venusta S. Müller, eine im Gebirgswald lebende und anscheinend nur selten erbeutete Art, auf. Selbst Salvadori scheint nur relativ wenige Vögel aus dieser Familie in der Hand gehabt zu haben. !) Elliot sagt (l. c.) von P. megarhyncha: Capite toto ochraceo; torque nuchali nigro angustiore etc. Pericrocotus igneus Blyth. Pericrocotus igneus Blyth., Journ. As. Soc. Beng. XV, p. 309 (1846). a. e: 1. [O ad.] Deli 1904 (Hagen) 78 73 2. [SW] Deli 1904 (Hagen) 74 70 Fast ganz dieselben Maße wie Exemplar 2 weist ein von A. Müller erwähntes adultes Weibchen von der Halbinsel Malakka auf. Das vorliegende weibliche Stück zeigt Rot nur auf Bürzel und Oberschwanzdecken; die mittleren Schwanzfedern sind orangerot, sonst erscheinen die roten Teile des Männchens durch gelb resp. braungelb ersetzt. Die beiden Stücke wurden in Flußnähe gesammelt; 1879 war die Art noch nicht aus Sumatra bekannt (S. „Brit. Cat.“ IV, p. 78). Pericrocotus xanthogaster (Raffl.). Lanius xzanthogaster Raffl., Tr. Linn. Soc. p. 309 (1822). a. c. i oNad- Simpang 112V2 05 (Hagen) 80 78 2^, (8) ^c. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 81 75 3. o [jun.] Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 79 81 Die auf Banka ,Burung mandi dara^ genannte Art scheint auf der Hauptinsel selten zu sein, denn sie wird in wenigen Verzeichnissen angeführt und war seinerzeit im British Museum nur in drei Stücken vertreten. Die beiden alten Männchen präsentieren sich übereinstimmend; Nr. 3 trägt teilweise noch das Kleid des Weibchens, indem die Federn der Unterseite zum Teil gelb, zum Teil rot sind. Die Armschwingen haben gelbe statt rote Bänder; auf der vierten Handschwinge ist an der Außenfahne nur ganz wenig Rot zu bemerken, während es an der dritten noch völlig fehlt. Die Unterflügeldecken erscheinen orangerot und feuerrot gemischt. Auf Sumatra sind außerdem noch nachgewiesen P. miniatus (Temm.), besser miniatus miniatus (da offenbar mit brevirostris (Vig.) eine Spezies bildend) und P. montanus Salv., der i Bd. IV des „British Catalogue“ noch nicht aufgeführt erscheint. Die erstere Form liest mir nur aus Java vor. Lalage terat (Bodd.). Turdus terat Bodd., Tabl. Pl. Enl., pl. 17. a. e. 1. [6] ad. Sumatra 1902 (Hagen) 86 78 2 Kelly Sumatra 1902 (Hagen) 85 76 34 Kell: Sumatra 1904 (Hagen) 87 78 Die zahlreichen Arten dieser Gattung dürften sich vielfach geographisch vertreten und insofern, weil sie sich auch zum Teil sehr nahe stehen, wohl nicht alle spezifischen Wert besitzen. Die neben ferat vorkommende L. fimbriata culminata A. Hay ist aber artlich verschieden von ihr. 228 Artamus leucogaster leucogaster (Valenc.). Ocypterus leucogaster Valenc., Mém. Mus. d’Hist. Nat. VI, p. 21, pl. VII, fig. 3 (1820). : a. e. iR, l. — — Sumatra 1892 (Martin) 136 — 23 2. — ad. Sumaira 1893 (Martin) (115) 70 23 8. — — Java — EISE 2) 129 65 19,5 4, — — Java — — 129 66 20,5 c. nb Java — — 132 63 — S Astrolabebai 25. V. 94 (Hagen) 136! 82! 21 1.— — Neuholland 1886 (J. A. Parrot) 124 56 19 Die beiden Stücke aus Sumatra unterscheiden sich in der Weise, daß Nr. 2 oberseits viel dunkler koloriert erscheint wie Nr. 1; der Vogel ist frisch vermausert, was auch daraus hervorgeht, daß der Flügel noch nicht ausgewachsen ist; in frischem Kleid präsentiert sich auch Vogel 5. Das vorliegende Exemplar 6 aus Stefansort zeichnet sich durch besondere Stoßlänge aus, während der Flügel nicht exzessiv lang erscheint. Es wäre auf diese Ab- weichung zu achten, da die anscheinend größere, weil die noch etwas langflügeligere Sub- spezies A. leucogaster muschenbroeki A. B. Meyer, die mir in einem weiblichen Exemplar (Typus) aus Timorlaut vorliegt, ebenfalls nur 77 mm Schwanzlänge (bei a. 138, r. 23,5) auf- weist. Nicht uninteressant ist, hier die von Vorderman mitgeteilten Maße zum Vergleich her- anzuziehen; dieser mißt zwei Exemplare vom Kangeanarchipel mit a. 137, c. 59, ein ó von Batavia mit a. 132, c. 57, und ein Jugendliches Stück aus Borneo mit a. 134, c. 60 mm. Graucalus sumatrensis sumatrensis (S. Müller). Ceplepyris sumatrensis S. Müll. Verh. Natuurl. Geschied. Land- en Volkenk., p. 190 (1839— 44). a. ® 1. [92] Sumatra 1892 (Martin) 155 115 2. [o?] Sumatra 1895 (Martin) 153 114 3. [9?] Deli 1904 (Hagen) 154 115 Der Beschreibung im „Brit. Cat.“ nach zu urteilen, welche ziemlich gut zutrifft, wären sämtliche vorliegenden Stücke weiblichen Geschlechts (?); auffallend erscheint nur die Größe der Exemplare, welche die von Hartert (Nov. Zool., 1895, p. 470) angegebene — er mißt die Flügellinge der Weibchen mit 144 und 149 mm — nicht unbedeutend über- steigt.) Weder nach der Färbung noch nach den Dimensionen kann aber Gr. sumatrensis vordermani Hart. in Betracht kommen. Auch Gr. sumatrensis crissalis Salv. von den Mentaveiinseln (Ann. Mus. Genova XIV, p. 588), Gr. babiensis Richm. von Pulo Babi, Gr. simalurensis Richm. (l. c., p. 513), Gr. bungurensis Hart. von Natuna und kannegieteri Bütt. von Nias, die alle größer sind, kommen nicht in Frage.?) Den Dimensionen 1 Büttikofer (Vögel von Nias) mißt allerdings bei Sumatranern: 3 Ó a. 150—153, 4 O 145—153, bei Borneanern: 2 6, 1 9 a. 143—150 mm. 2) Mir scheinen diese vielen Formen aus im ganzen gleichartigen Gebieten (es wären noch Gr. enganensis Salv. und die kleine Campephaga compta Richm. heranzuziehen) sehr der Nachprüfung zu bedürfen. 229 nach wäre höchstens an @r. sumatrensis diffieilis von Balabak zu denken; aber ich finde die Unterstoßdecken bei unseren Exemplaren durchaus nicht „kräftig und regelmäßig“ gebändert. Ein von Vorderman beschriebenes, erwachsenes Exemplar des Gr. sumatrensis aus Borneo mißt a. 147, c. 105 mm, ist also wieder schwächer wie vorstehende Stücke. Dissemurus paradiseus paradiseus (L.). Cuculus paradiseus Linné, Syst. Nat. Ed. XII, p. 172 (1766). Dissemurus platurus Vieill, Diet. d'Hist. Nat. IX, p. 588. a. c, tot. e. T: 1. — ad. Malabarküste = (HE. v..L.) 152 340 147 30 2 ei Sumatra 1892 (Martin) 148 370 157 38 3. — , Sumatra 1903 (Hagen) 150 340 140 36 *£—, Sumatra I (Dr. Barth) 154 320 147 33 5. — — Sumatra — — 142 355 152 30 6. — — Sumatra — — 144 300 139 27 7. O jun. Simpang 15. VI. 05 (Hagen) 142 220 140 33 8. O Simpang 14. VI. 05 (Hagen) 148 350 140 29 9. © jun. Simpang 13. VI. 05 (Hagen) 150 190 138 28 *10. [6] Java — (Sturm): 139 230 150 30 *11. — Java — (Sturm) 131 315 115 25 Der Ausspruch Sharpe’s (Brit. Cat. III, p. 264), daß, je größer die Serien sein werden, die uns von solchen Vögeln vorliegen, um so mehr die Schwierigkeiten wachsen, sichere spezifische Charaktere für die unter verschiedenen Namen geführten Formen herauszufinden, besteht auch heute noch zu Recht. Soviel geht aber doch aus den neueren Untersuchungen hervor, daß es zweifellos richtiger ist, eine ganze Anzahl bisher unterschiedener Formen in eine zusammenzuziehen, solange es nicht gelingt, für sie stichhaltigere Merkmale, als sie bisher bekannt waren, ausfindig zu machen; auch Hartert, der sich über diese Gruppe in den Noy. Zool., 1902, p. 579 etwas ausführlicher ausläßt, vereinigt die Vögel der malayischen Halbinsel, von Sumatra, Borneo und Java (Exemplare von letzterer Insel lagen ihm allerdings damals nicht vor) in einer Form. Vergleicht man das vorliegende Material, so gibt sich sowohl hinsichtlich der Körper- größe wie auch hinsichtlich der Gestalt der Schwanzfederfahnen und der Ausbildung des Frontalschopfes eine ziemlich hochgradige Verschiedenheit zu erkennen, so zwar, daß es danach ganz unmöglich erscheint, eine bestimmte oder auch nur approximative Einteilung zu treffen. Die Entwicklung des Schopfes scheint nun zum großen Teil mit dem Erhaltungs- zustande des Gefieders bzw. mit seiner Ausbildung in Zusammenhang zu stehen, und was die genannte Federfahne anlangt, so dürfte nicht zu verkennen sein, daß ihre Gestaltung in der Hauptsache von dem Alter des Vogels beeinflußt wird, vielleicht auch von geschlecht- liehen Differenzen; erst in sekundärer Richtung wäre dann die taxonomische Bedeutung solcher Verschiedenheiten zu beurteilen; das ist aber ganz unmöglich, solange wir nicht genauestens über die normale Variationsbreite gewisser Merkmale nach Alter, Geschlecht und Saison orientiert sind. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Ed. I. Abt. 30 230 Hier einige Details zu den einzelnen Stücken. Der im allgemeinen violettblaue Schiller, der über dem Gefieder ausgebreitet liegt, der aber gewöhnlich auf den Flügel- decken einer grünen Nuance Platz macht, zeigt sich bei Nr. 5 sehr wenig entwickelt; es dürfte das daher kommen, daß das Exemplar sich in ziemlich abgetragenem Kleide befindet. Bei Nr. 1 fällt auf, daß es, verglichen mit dem ziemlich gleich großen Nr. 4, eine etwas größere und stärker aufgerollte Fahne aufweist; sonst unterscheidet es sich, abgesehen davon, daß es zu den langflügeligen Stücken gehört, in nichts von der Mehrzahl der Sumatraner. Danach ließe sich der südindische Vogel D. malabaricus (Lath.) nicht immer von dem malayischen unterscheiden; denn die namhaft gemachten Differenzen erweisen sich beim Vergleich mit anderen Exemplaren als von doch recht untergeordneter Bedeutung. Daß die Rasse brachyphorus, unter welcher Sharpe die Vögel von Borneo, Sumatra und Malakka vereinigt, sehr kleine Fahnen hätte, kann ich durchaus nicht finden. Bei Nr. 5 sind sie allerdings sehr schmal, aber ungemein lang; dabei ist die Schopfentwicklung gering, wie auch oft bei Vögeln von Malakka. (Den „typischen“ brachyphorus (Bp.) von Borneo hielt man früher für ganz schopflos.) Dagegen würde bei unseren Vögeln, wenigstens bei der Mehrzahl, die Gestalt von Fahne und Haube auf JD. platurus Vieill. zutreffen, den Sharpe seinerzeit auf Java und Borneo vorkommen ließ. Man faßt aber jetzt platurus als Synonym von paradiseus auf. Die Identität von JD. brachyphorus mit platurus resp. paradiseus haben Büttikofer, 1. c., p. 51 und W. Blasius (Verh. Zool.-bot. Ges., 1888) wiederum erwiesen, wührend der D. formosus, den Cabanis und Heine von Java beschrieben (Mus. Heinean. I, p. 111), ebenfalls sich nicht als stichhaltig zu erweisen scheint. Gerade die bedeutendere Größe finde ich bei dem Vogel aus Java, der eine lange, mäßig gewundene Fahne aufweist, nicht bestätigt. In der Länge der Schwanzfedern stimmen namentlich Nr. 1, 2, 3 und 6 gut mit- einander überein. Bei Nr. 7 und 9 aber sind diese Federn bedeutend kürzer, darin weniger das Kleid des Weibchens, sondern eher die größere Jugend anzeigend. Auffallend ist nur, daß die Fahnen bei beiden Vögeln sehr in die Breite entwickelt und stark aufgerollt sind. Die Kinn- und Wangengegend erscheint fast nackt und zeigt nur einige Federstiften. Sonst ist das Gefieder, obwohl gut erhalten, sicher nicht frisch. Es könnten diese Stücke also nur einjährige Junge sein. Daß es keine alten sind, geht eben mit Evidenz aus der Gestalt der seitlichen Schwanzfedern hervor, welche noch nicht zu der feinen fadenförmigen Ausziehung gelangt sind und daher auch noch die breitere und plumpe Fahne tragen; vorausgesetzt wäre dabei, daß die Breitenentwicklung der Fahne hier kein Zeichen höheren Alters, sondern im Gegenteil ein solches der Jugend wäre. Daß diese Auffassung die richtigere ist, geht aus einem weiteren aus Banka stammenden Weibchen hervor, das, obwohl ebenfalls am Kinn fast federlos und auch sonst im gleichen Gefiederzustand wie die anderen befindlich, entschieden älter ist, weil es mehr in der Ausbildung der Schwanz- federn vorgeschritten ist und namentlich die fadenförmige Ausziehung der Zentralfedern, welche eine mäßig lange und breite Fahne zeigen, aufweist. Die Stücke 2 und 3 von der Hauptinsel haben diese Fadenfedern freilich noch bedeutend länger ausgezogen. Wie sich an den kurzschwänzigen Vögeln von Simpang — die Art wird dort „Karbitjong“ genannt —, welche jedenfalls in der Mauser begriffen waren (daher die kahlen Stellen am Kopf, die unausgewachsenen Stoßfedern und das Fehlen des Schopfes), ersehen läßt, beginnt das Schmälerwerden der Schwanzfedern in der Regel am Ende der seitlichen Federn. Diese 231 können aber auch zurückstehen, wenn das Wachstum der verlängerten Schwanzfedern dem der anderen vorauseilt (so bei Nr. 7); meistens scheint allerdings das Verhältnis ein um- gekehrtes zu sein, indem die fadenfórmige Ausziehung nachhinkt; die Verjüngungsstelle zeigt sich gewöhnlich weit vor die Spitze der mittleren noch nicht ausgewachsenen Schwanz- federn vorgeschoben. Der Beginn der Ausziehung der seitlichen Stoßfedern kann aber auch schon am Ende des obersten Drittels der Länge der übrigen Stoßfedern gelegen sein (so bei dem wohl ganz alten Exemplar 5). Auch Mittelstufen kommen vor. Bei den kurz- schwänzigen Bankanern liegt die Verjüngungsstelle 2 em hinter dem Ende der Normal- federn. Die Feder ist aber hier nur auf ganz kurze Distanz stark verschmälert, also noch nicht fadenförmig geworden. Es kommt nach allem also sehr auf die Jahreszeit an, in der die Untersuchungs- objekte erlangt werden. Das gilt wohl auch für die Entwicklung des Frontalschopfes. Ein Zufall ist es wohl nicht, daß gerade Nr. 2, das den längsten Schwanz aufweist (mit ziemlich langgestreckten Fahnen), auch diese Federn am stärksten entwickelt zeigt. Was die Verschiedenheit der Körperdimensionen überhaupt anlangt, so scheint auch sie über den Rahmen einer individuellen Variation nicht hinauszugehen. Eine respektable Größe, wie sie A. Müller bei Exemplaren von Salanga und Malakka eruiert (a. 150—153 mm), wird von unseren Exemplaren wiederholt erreicht.) Daß aber hier der individuellen Variation ein gewisser Spielraum zu lassen ist, ergibt sich sowohl aus den von diesem Forscher angeführten Werten (eines von den Männchen maß nur a. 147 mm), wie auch aus den allerdings nur spärlich vorhandenen Maßangaben anderer; so hatte nach W. Blasius ein Männchen von Borneo 148 mm, ein solches von Malakka 145 mm Flügellänge. D. mala- baroides Hodgs., eine stark gehäubte Form des östlichen Himalaya, soll ebenfalls nur 152 mm messen: dagegen wäre, nach Hartert's Angabe zu urteilen, D. affinis Beavan weit lang- Hügeliger wie unsere Sumatraner. Nur nebenbei sei bemerkt, daß ein von O. Kauffmann in Zentralindien gesammeltes Exemplar, das den letzteren gleicht und mur etwas lang- schwänziger sich präsentiert (auch die Fahnen sind breiter und länger), lediglich eine Flügellänge von 150 mm aufweist (c. tot. 375, c. 166). Es geht aus diesen Angaben hervor, daß auch die festländischen Dissemurus-Formen bezüglich der Variationsbreite ihrer plastischen Merkmale noch genauer studiert werden müßten, bevor man sich ein endgültiges Urteil über die sichere Unterscheidbarkeit verschiedener Formen zu bilden vermóchte. Zu bemerken wäre noch, daß T weedale, der seinerzeit den Borneovogel als distinkt bezeichnete, den Vogel von Rangoon für den typischen paradiseus hielt, während nach ihm die Form ceylonensis Sharpe nicht standhült. Die Hainanform (JD. johni Hart.) scheint aber (a. 165) dem affinis nahe zu stehen. Zu erwähnen wäre noch, daß das Vorhandensein einer völlig weißen Feder auf dem Scheitel bei Nr. 7, ferner von einigen weißgefärbten Spitzenflecken auf den Kropfseiten bei Nr. 2 auf Neigung zum Albinismus hinzudeuten scheint.?) 1) Richmond (l. c.) gibt bei zehn Exemplaren folgende Flügelmaße: 148, 136, 139, 138, 141, 145, 153, 152, 154, 152 mm. Die Vögel von Lasia haben nach ihm die längsten Flügel und Schwänze. 2) Die äußere Ähnlichkeit mit D. paradiseus aufweisende Bhringa remifer (Temm.) kommt eigen- tümlicherweise nicht in Sumatra vor, obwohl sie in Tenerassim und Java heimisch ist. Wahrscheinlich ist übrigens der Javaner etwas abweichend vom indischen Vogel. Ich finde die Nasenlöcher bei ihm meist der Borsten beraubt. 30* 232 Chaptia malayensis Blyth. Chaptia malayensis Blyth, J. A. S. Beng. XV, p. 294 (1846) (ex Hay M. S.). a. (95 1. — Sumatra 1892 (Martin) 103 100 2: 9[?] Sumatra 1902 (Hagen) 107 101 Die eigentümliche Differenz in der Flügellänge erklärt sich vielleicht daraus, daß die Geschlechtsbezeichnung bei Exemplar 2 irrtümlich ist; Nr. 1 hat auch einen etwas schmäleren und kürzeren Schnabel. Sehr bedeutend sind die von W. Blasius eruierten Maße eines Borneobalges, nämlich a. 112, c. 110. Ob dieser Differenz eine Bedeutung beizulegen ist, muß ich dahingestellt lassen. z Vorderman gibt ein Flügelmaß mit 107 mm an. Die Art scheint nicht selten auf Sumatra zu sein. Hartert sammelte sie allerdings selbst nicht, Salvadori erhielt sie nur in einzelnen Exemplaren. Lanius schach bentet Horsf. Lanius bentet Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 144 (1822). a. C 1. [O ad.] Sumatra 1894 (Martin) 90 —— 2 [res Java 1894 — 86 132 3. [ó —] Java ES (H. v. L.) 87 135 4. [Ó ad.] Java — — 90 138 5: OA Java — — 86 130 6. [— juv.] Java — — 90 128 Lanius schach und bentet stehen einander so nahe, daß ihre Zusammenziehung in eine Art berechtigt sein dürfte; anscheinend gehört derselben auch L. erythronotus (Vig.) an. Das Exemplar aus Sumatra ühnelt im Kolorit sehr einem Vogel von Ningpo (Ostchina) (L. schach schach L.); Kinn und Kehle sind weiß; sein Kleid ist allerdings ein sehr abge- tragenes. Nach Gadow (Brit. Cat. VIII, p. 267), wie Grant (Nov. Zool, 1902, p. 478) ist die vorstehende Form schwächer wie L. schach. Lanius tigrinus Drap. Lanius tigrinus Drap., Dict. Class. Hist. Nat. XIII, p. 523 (1828). a. c. ^ [6] Deli 1902 (Hagen) 81 Tm 19.5 [o?] Sumatra 1894 (Martin) 82 79 18,5 Der schwarze Zügelstreif zeigt bei Nr. 1 hell bráunlichgraue Federspitzen; von einem schwarzen Band auf der Stirne ist nichts zu bemerken. Bei Exemplar 2 sind die bráunlich- weißen Schaftstreife der Kopffedern fast ganz verdeckt durch die noch braunen oder bereits grauen Federenden. Dieser Vogel ähnelt, oberflächlich betrachtet, sehr dem jungen Weibchen von Lanius collurio; er trägt schwache Wellenzeichnung auf den Brustseiten. Die Art war seinerzeit schon in einem Exemplar aus Banka im Leydener Museum vertreten. 233 Die Aufführung von vier mit der willkürlichen Bezeichnung „Ostasien“ versehenen Exemplaren dieser Art unterlasse ich. Anscheinend unterscheiden sie sich nicht von den malayischen Vögeln; die Flügellänge schwankt bei ihnen zwischen 77 und 83 mm, bleibt also ebenfalls hinter den von Hartert (Die Vögel der palüarktischen Fauna, p. 442) eruierten Maßen (a. 84—88 mm!) zurück! Vielleicht ist L. tigrinus auf den Sundainseln doch nicht bloBer Wintervogel? Chalcostetha insignis (Jard.). Nectarinia insignis Jard., Naturalists Libr., Monogr. Sunbirds, p. 274 (1843). a. e. 1. [9] Sumatra 1904 (Hagen) 57 44 2. Deli 1904 (Hagen) 59 57! 3. — Deli 1904 (Hagen) 58 = Hagen hatte die Art früher nur von Siak, nicht bei Deli erhalten; nach den neuer- lichen Funden kommt dieselbe jedoch auch hier vor. Bei Nr. 1 ist der Schwanz auffallend kurz, sehr lang dagegen bei Nr. 2. Anthreptes malaccensis malaccensis (Scop.). Certhia malaccensis Scop., Del. Flor. et Fauna Insubr. II, p. 91 (1786). a. (05 1. [6] Deli 1904 (Hagen) 65 49 2. 6 [jun.] Sumatra 1902 (Hagen) 64,5 47 3. 6 ad. Simpang 31-2 V.205 (Hagen) 63 47 a Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 68 45 Bis ois Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 63 45 6. [6] Java — (Sturm) 64 46 7. [6] ad. Java -— — 67 47 8. [6] Java — — 62 48 Zu Exemplar 1 ist zu erwähnen, daß es sich im Übergang zum Alterskleid befindet; metallischgrün schillernde Stellen sind nur ganz vereinzelt vorhanden; Kinn und Kehle erscheinen grüngelb. Auf dem Etikett finden sich noch die Angaben: „Iris rotbraun, Schnabel grauschwarz, Ständer graublau, Krallen innen zitronengelb.* Die vorstehenden Stücke gehören zweifellos sämtlich der typischen Form malaccensis an. Die Unterseite hat zwar oft einen Stich ins Grünliche, aber bei den alten Museums- exemplaren ist dies wohl hauptsächlich auf eine Verschmutzung zurückzuführen. Das schein- bare Nebeneinandervorkommen von zwei so nahe verwandten, nur subspezifisch trennbaren Formen wie malaccensis und rhodolaema Shell. ist sehr eigentümlich. Ob die diversen auf- gestellten Formen (vgl. Hartert, Nov. Zool, 1902, p.209), alle Berechtigung haben, möchte ich vorläufig dahingestellt sein lassen. Als auffallend ist hervorzuheben, daß die Maße A. Müller’s, die sonst auffallend gut mit den meinigen übereinstimmen, fast durch- gängig etwas größere sind wie die hier von mir eruierten, wenigstens was die Flügellänge anlangt, die er bei sechs adulten Männchen mit 65—69 mm angibt, denn den Schwanz messe ich stets etwas größer. Auch Vorderman mißt bei einem Borneo- 234 Exemplar diese mit 67 mm, woraus sich ergibt, daß der sumatranische Vogel der schwüchste ist.!) — Chalcoparia singalensis (Gm.) (= Ch. phoenicotis Temm.) liegt mir lediglich in zwei Exemplaren aus Java vor. Aethopyga siparaja siparaja (Raffl.). Certhia siparaja Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 299 (1820). 5 a 1. [ö ad.] Deli 1904 (Hagen) 47,5 46 OM ON „Ostindien“ 1847 (Dr. Barth) 47,5 (46) Gegenüber der Javaform (Aethopyga siparaja mystacalis | Temm.]) präsentiert sich unser Sumatraner sehr zierlich, obschon der Schnabel relativ kräftig, d. h. durchaus nicht schwächer und kürzer wie bei den größten Stücken jener Form erscheint, insofern also wohl an die Form A. siparaja nicobarica Hume gemahnend, vielleicht auch an A. siparaja miasensis Hart., die durch relativ kurzen und breiten Schnabel ausgezeichnet sein soll. Das Rot auf der Brust geht weniger weit nach unten und die Federbasen dieser Region erscheinen nicht schwürzlich, sondern weißlich; die Federschäfte sind da wie dort gelb. Die Brustseiten, Flanken und Unterstoßdecken sind viel dunkler, uniformer grau, nicht seidenweißgrau wie dort. Die Stoßfedern erscheinen weniger stark getupft und sind, vielleicht zufällig, in der Mitte nicht so weit vorspringend. Das Uropygium ist leuchtend orangegelb statt schwefelgelb, die Kopfplatte nieht purpurviolett oder -blau, sondern mehr dunkel stahlblau, die Stirngegend schwärzlich ohne rote Federn um den Schnabelgrund. Die äußeren Schwingensäume und großen Flügeldecken ermangeln der olivgrünlichen Töne; doch rührt dies vielleicht von der stärkeren Abnützung her, da sie bei dem Ostindier, der sonst dem Sumatraner gleicht — die Kehlfedernbasen sind aber eben- falls schwärzlich und das Rot der Brust erscheint etwas ausgedehnter —, doch ganz schwach vorhanden sind. Es dürfte nicht uninteressant sein, die Maße der mir vorliegenden Stücke zum Vergleich kennen zu lernen: a. e. *1. O,ad. Java (H. v. L.) 52,5 65 PENIS Java (Hv) 49 44 DROHT, Java E 48 (44) ALQOR y Java (Sturm) 49 68! DAON Java (Sturm) 48 (45) Cinnyris hasseltii (Temm.). Nectarinia hasseltii Temm., Pl. Col. 376, fig. 3 (1825). a. e l. ö ad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 48 32,2 Dos, Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 46 95 307.5 Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 46,5 32,2 4. „o* [öjun.!] Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 47 92 5.[6] ad. Java — (H. v. L.) 47 33 1) Fünf adulte Stücke von Simalur fand Riehmond merklich länger als solche von der malayischen Halbinsel. 235 Obwohl die etwas kurz ausgefallene Beschreibung im „British Catalogue“ nicht völlig auf diese Stücke zutrifft, so kann doch keine andere Form in Frage kommen. Eher stimmt die Schilderung von Oates (l c. Il, p. 360). Doch purpurblau kann ich die Färbung von Unterrücken, Flügelbug etc. nicht finden. Sie erscheint mir ausgesprochen grünblau mit starkem violetten Schimmer, der jedoch nicht bei jeder Beleuchtung sichtbar ist. Kinn, Kehle und Kropfgegend sind brillant purpurviolett, Brust und Vorderbauch tief bordeauxrot. Der schwarze Schwanz, der violettblau schimmert, ist an den Federenden bisweilen blaugrün. Allem Anschein nach kann doch nur die vorstehende Art bei der Beschreibung gemeint sein, zumal auch die Schilderung des Weibchens absolut auf das vorliegende Stück 4, das allerdings auch Merkmale des Männchens an sich trägt und deshalb von mir besser als em junger Vogel männlichen Geschlechts brtrachtet wird, zutrifft; einige Oberschwanzdeckfedern sind nümlich schwarz, breit stahlblau gerandet; sie geben sich als frisch gewachsen zu erkennen. Auch die großen Flügeldecken, offenbar frisch vermausert, sind schwarz und an den kleinen Flügeldecken zeigen sich Spuren von grünblauer Farbe, also alles ein Anklingen an das männliche Kleid. Für diese Annahme sprechen auch unbe- dingt die Maße. Der auf Banka ,Mesuit^ genannte Vogel scheint dort häufig zu sein; er kommt auch auf Billiton vor (6 ad. nach Vorderman a. 50 mm). Arachnothera flavigastra (Eyton). Anthreptes flavigastra Eyton, Pr. Zool. Soc. 1839, p. 105. Tat: a. e. T. 1. 6 [?] ad. Sumatra 1902 (Hagen) 185 108 57 43 2.0 Z Sumatra 1902 (Hagen) 165 90 47 39 Die vorstehenden Exemplare sind etwas ungleich in der Größe, sonst aber, namentlich im Kolorit, übereinstimmend. Sie können beide nur der Form flavigastra zugehören, die möglicherweise doch nur subspezifisch von A. chrysogenys Raffl., einer freilich neben ihr vorkommenden und angeblich gut charakterisierten Form, verschieden ist. Vielleicht ist die Größendifferenz zwischen vorstehenden beiden Stücken auf das Geschlecht zurückzu- führen. Nach den Angaben im „Catalogue“ wäre diese Art eine der allergrößten Formen ;!) die Detailangaben scheinen hier allerdings wenig zuverlässig; im Speziesschlüssel (p. 101) sind übrigens die Characteristica der beiden nahe verwandten Formen verwechselt. Bei Exemplar 2 bemerkt der Sammler noch auf der Etikette: „Iris braun, Schnabel grauschwarz, Ständer gelb.“ Im „Catalogue“ ist der Name flavigastra, der allerdings bei der Gattung Cinnyris schon verwendet ist, durch flaviventris Gad. ersetzt.) !) Vorderman gibt die Flügellänge von A. chrysogenys bei einem Borneoexemplar mit nur 77 mm an, die einer A. flavigastra aus Südsumatra aber mit 108 mm; Richmond (l. c., p. 519) mifit. bei A. flavigastra: C ad. a. 97 mm, bei chrysogenys: 3 ö& ad. 87—88 mm. ?) Ar. robusta Müll. u. Schleg. liest mir nur in der Javaform vor; die kleinere robusta crassirostris Reichenb. scheint auf Malakka, Sumatra und Borneo vorzukommen, also neben der obenstehenden Form; wie so oft, weist auch hier Java seine eigene Form auf. 236 Arachnothera longirostra longirostra (Lath.) Certhia longirostra Lath., Ind. Orn. L, p. 299 (1790). a. c. n fa Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 64 47 38 Po (9 Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 58 41 35 3. — Sumatra 1895 (Martin) 65,2 47 42,7 *4, — Java — (H5 cp) 64 42,5 39,5 5. — Java — — 68! 50 A1 Vorliegende Stücke sind im ganzen übereinstimmend gefärbt, auch die Schnabelbildung ist, abgesehen von Nr. 5, bei dem der Schnabelwinkel, von unten gesehen, etwas größer erscheint (die Äste gehen weiter auseinander) die gleiche. Die Kropfgegend ist bei diesem Stück auch stärker grau gewölkt und die Füße sind hell hornfarbig. Sollte es einen Übergang zu A. robusta darstellen, vielleicht ein Bastardprodukt? Der Vogel weist auch, obwohl äußerlich eher schwächer aussehend wie die anderen, entschieden mit etwas grazileren Schnäbeln ausgestatteten Bälge, stärkere Flügel- und Schwanzmaße auf.!) Wie bei anderen Formen erweist sich der weibliche Vogel (s. Nr. 2) hier wesentlich kleiner als das Männchen; dieses Stück zeichnet sich auch, abgesehen von einer reineren Färbung der Unterseite (besonders bezüglich des Weiß von Kinn und Kehle), durch schwärz- liche Tarsen aus. Lord Tweedale (Ibis, 1877, p. 300) weist bereits darauf hin, daß javanische und sumatranische longirostra identisch seien, er hebt aber doch den kleineren Wuchs von Stücken nórdlicherer Provenienz (Malabar, Assam etc.) hervor. Für konstant hält er die Unterschiede nicht. Nach dem vorstehend Mitgeteilten scheinen sich aber schon zwischen Sumatranern und Javanern kleine Differenzen in der Größe zu finden. Daß übrigens bei Vögeln der gleichen Provenienz starke Größenschwankungen vorkommen, erwähnt A. Müller (l. c., p. 378), welcher a. 59—68 mm mit. Ein mir vorliegendes Stück von A. robusta Müll. u. Schleg. aus Java erweist sich stürker als die vorhandenen longirostris-Exemplare; es scheint mir aber doch der Gedanke nicht ganz von der Hand zu weisen, dali trotz der etwas verschiedenen Gestaltung des Schnabels bei robusta und crassirostris diese „Arten“ mit longirostra einem und demselben Formenkreise angehören, also eigentlich nur subspezifisch zu fassen wären. Gadow selbst gibt zu, daß der ,ridge^ auf der Schnabelfirste manchmal kaum entwickelt erscheint; so ist er auch bei Nr. 3 wenig deutlich ausgeprägt. Der auf Banka gebräuchliche Name für obenstehende Form ist ,Kelisap*. 1) Richmond (l. c.) gibt folgende Maße: longirostris 3 & ad. a. 67—69 mm, 1 O 62 mm, modesta 3 ö ad. a. 80—82 mm. Die nur in javanischen Exemplaren im Museum vorhandene Ar. affinis Horsf. wird auf Sumatra durch Ar. affinis modesta Eyton vertreten; im „British Catalogue“ wird die typische affinis noch für Sumatra angeführt. Das Männchen von modesta mißt nach Hartert a. 87 mm, das von affinis affinis 931—938 mm (Nov. Zool. 1902, p. 574). Nach Büttikofer (l.c. p. 58) bestünde zwischen beiden Formen in der Größe keine Differenz. Die mir vorliegenden Stücke von javanischen 4. affinis messen a, 87 (c. 63,5). 91 (c. 62), 71 (c. 56). 237 Dicaeum trigonostigma (Scop.). Certhia trigonostigma Scop., Del. Flora et Fauna Insubr. II, p. 91 (1786). a. c *1.— — Sumatra — (08157509 E99) 47 28 22 0 ad Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 47 28 Dieser nach Hagen ziemlich selten bei Deli vorkommende Vogel präsentiert sich in vorstehenden Stücken völlig übereinstimmend. Prionochilus percussus ignicapillus (Eyton). Dicaeum ignicapillum Eyton, Pr. Zool. Soc., 1839, p. 105. a c 1. O ad. Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 55 sl 2. ol); Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 52,5 38 Er Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 57 39,5 A e OS Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 49 26 SEU Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 51 3l 6. o [o juv.!] Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 52,5 31 1.0 — Deli 1904 (Hagen) 58 33 8. — — „Indien“ 1904 (H. v.L.) 52 33 Diese auf Banka ,Mesuit^ genannte Form ist in Hartert’s Liste der Vögel von Deli nicht erwähnt. Die schwarze Farbe des Schnabels kann kaum als differential- diagnostisches Merkmal aufgefaßt werden, da sie manchmal vorhanden ist, manchmal fehlt, letzteres z. B. bei Exemplar 6, jedenfalls einem jungen Männchen, da auf dem Kropf schon orangerote Federenden sich bemerkbar machen, welche die gelbe Grundfarbe da und dort verdecken. Die Exemplare aus Banka zeigen alle fast ganz schwärzlichen Schnabel, nur ist der Unterkiefer in der Basalhälfte horngelblich gefärbt; die Javaform soll völlig schwarzen Schnabel aufweisen. Exemplar 8, das wohl fälschlich die Provenienzbezeichnung Indien trägt, scheint mir ebenfalls zu dieser Form zu gehören oder es bildet eine Art Zwischen- stufe, da das Kinn im Schnabelwinkel weißlich, sonst gelb erscheint, ein kleiner Scheitel- fleck vorhanden ist und der Unterschnabel in toto horngelblich sich präsentiert. Die Weibchen sind wesentlich kleiner als die Männchen, die übrigens auch in der Größe ziemlich wechseln, wenigstens den Flügelmaßen nach zu urteilen. Vorderman (l. e., Del. XLV, Af. 3, p. 28) mißt ein männliches Exemplar aus Westjava mit nur a. 50, c. 27 mm! Die Borneoform Pr. percussus zanthopygius Salv. weist die gleichen Größen- verháltnisse auf (s. Journ. f. Ornith., 1882, p. 249). Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 31 238 Pycnonotus goiavier analis (Horsf.). Turdus analis Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 147 (1821). \ a. e 1. o» [adz] Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 87 95 (ad. Deli 1902 (Hagen) 88 91 „Iris graubraun, Schnabel und Ständer schwarz.“ 9. — — Sumatra 1894 (Martin) 85,5 92 *4. — ad. Java — — 85 91 5. — [jun.] Java — — 84 , 90 Der auf Banka ,Brba^ genannte und auch auf Billiton nachgewiesene Vogel liegt mir nur in zwei Exemplaren vor, obwohl er auf der Halbinsel außerordentlich häufig sein soll. Das Gelb des Bauches ist bei Nr. 1 blaß und wenig ausgebildet; etwas intensiver aber sind die Unterstoßdecken gefärbt; der gelbliche Unterflügeldeckenanflug ist minimal. Bei Nr. 2 zeigen sich die Bauchgegend und Unterschwanzdecken stark schwefelgelb. Trichophoropsis typus Bp. Trichophoropsis typus Bp., Compt. Rend. 1857, p. 59. a. e. 1 ouad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 97 90 Diese nach bisheriger Annahme auf Borneo beschränkte Art ist durch ihren eigen- tümlichen Schnabel und durch die dieken Nasalborsten ausgezeichnet. Gegenüber der im „Catalogue“ (Bd. VI, p. 89) gegebenen Beschreibung fallen mir folgende Abweichungen auf: Die Bürzelfedern erscheinen stärker olivbraun wie der mehr olivgrünliche Rücken. Sie sind jedenfalls nicht blasser wie dieser; das gleiche gilt für die Primärendecken, die nicht weniger dunkel olivbraun sind, und für die außen olivrótlichbraun gerandeten großen Flügeldecken. Die Schwanztedern erscheinen braunschwarz, an der Basis der Außenfahne aber gelbbraun. Die mittleren Federn sehen etwas heller, mehr dunkel olivbraun (besonders in ihrer Basishälfte) aus. Der große weiße Fleck am Ende der Stoßfedern (ausgenommen an den Zentralfedern) nimmt die ganze Breite der Innenfahne ein, ist bis 19 mm lang und schließt nach oben bogenförmig ab. Der weißliche Supraorbitalstreif ist vor und hinter dem Auge gut angedeutet, wie auch der breite Zügelstreif von gleicher Farbe und wie der dunkelbraune Fleck hinter dem Auge. Sonst ist alles wie dort angegeben; auf- fallend ist nur noch ein deutlicher gelber Anflug auf den Unterschwanzdecken. Die relativ schwachen Tarsen und Zehen erscheinen blaß hornbräunlich, der Schnabel schieferschwärzlich, an den Schneiden horngelb.!) 1 Zwei nachträglich verglichene Exemplare (6 und 9) von Nordborneo (Mus. Rothschild) stimmen im ganzen völlig mit unserem Vogel überein; ihre Maße sind etwas größer; wenigstens weist das Männchen eine Flügellänge von 101 mm, eine Schwanzlänge von 91 mm auf; das Weibchen entspricht in den Maßen unserem Männchen. Pyenonotus aurigaster (Vieill.) an subsp. nova. Turdus aurigaster Vieill., Nouv. Dict. d’Hist. Nat. I, p. 941 (1813). a. e. r. 1. [6] ad. Sumatra 1894 (Martin) 90 9f 19 22,5 Der vorstehende Vogel, welcher mit der im ,Catalogue* gegebenen Speziesbeschreibung im ganzen übereinstimmt — nur sind die Steuerfedern nicht „dunkelbraun“, sondern direkt braunschwarz, auch die Unterschwanzfedern tief orangegelb —, ist insofern interessant, als hiermit die Art, die bislang lediglich aus Java bekannt war, auch für Sumatra nach- gewiesen ist. Sie scheint hier freilich in etwas abweichender Form vorzukommen; denn abgesehen davon, daß bei unserem Exemplar, einem ziemlich frisch vermauserten Vogel, die Halsseiten und die Kropfgegend entschieden stärker braun schattiert erscheinen, was sich freilich an den zur Verfügung stehenden Vergleichsobjekten aus Java, die fast aus- nahmslos stärker abgetragene Federkleider aufweisen, schwer nachprüfen läßt, erweist er sich kurzflügeliger wie die Mehrzahl der von dort vorliegenden Stücke, einerlei, welchen Geschlechts sie sind. Nur zweimal (es liegen mir elf Stück aus dem Museum Rothschild vor, teilweise in stark abgenütztem Gefieder, wobei dann die unteren Körperpartien durch Abreibung der Federerden einfach trübweiß sich präsentieren) liegen die Flügelmaße etwas unter dem von mir eruierten; 93—94,5 mm ist vielmehr die Regel; in einem Falle wird sogar bei einem weiblichen Stück (wie gewöhnlich vom Mt. Gedeh, aus Höhen von 3000—5000 engl. Fuß, stammend) das Maximum von 97 mm erreicht. Wenn es nun freilich mißlich ist, auf Grund eines einzigen Exemplars, das noch dazu der Ge- schlechtsbestimmung ermangelt, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob der Sumatraner abgetrennt werden soll oder nicht, so liegt m. E. auch so keine Schwierigkeit vor, in ihm den Vertreter einer durch etwas geringere Größe, vielleicht auch koloristisch etwas abweichenden Form zu erkennen. Ich schlage für dieselbe, falls sie sich an reicherem Material bestätigen sollte, dem Reisenden zu Ehren, dem wir dieses Stück aus Sumatra verdanken, den Namen Pyenonotus aurigaster martini vor. ; Daß javanische Vögel gegenüber sumatranischen durch bedeutendere Größe sich aus- zeichnen, ist eine öfter wiederkehrende Erscheinung. Auch der Schnabel ist hier eine Idee niedriger und schlanker wie bei jenen. Pycnonotus plumosus Blyth. Pyenonotus plumosus Blyth, J. A. S. Beng. XIV, p. 567 (1845). a. ©: r. 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 85,5 — 17 „Iris dunkelbraun, Schnabel schwarz, Füße fleischfarbiggrau.* Der Schnabel des Vogels ist im Verhältnis zu der Körpergröße auffallend schwach. Kinn und Kehle sind bräunlichweiß. Vorderman (Batav. Vogels V, p. 187) gibt die Flügellánge eines Weibehens mit 82 mm an. 240 Jole olivacea Blyth. Jole olivacea Blyth, J. A. S. Beng. XIII, p. 386 (1844). a. (85 r 1. 9 ad. Simpang VI. 05 (Hagen) s0 80 19 Das Exemplar befindet sich in ziemlich stark abgetragenem Gefieder, wodurch seine Untersuchung erschwert ist. Die Flügelspitzen sind intakt. : Rubigula dispar dispar (Horsf.). Turdus dispar Horsf. Tr. Linn. Soc. XIII, p. 150 (1821). a. C. qotetee sunepetimlor9 o4 n OS Hagen) ss 2186 Das Schwarz des Kinnfleeks nimmt bei diesem Exemplar nur den haum zwischen den Schnabelästen ein, weiter nach unten ist es mit Rot gemischt, d. h. die Federspitzen sind rot. Leider liegt mir gerade bei dieser Form kein Vergleichsmaterial aus Java vor;!) nach Hartert werden sumatranische Stücke vielleicht ein wenig dunkler wie javanische. Es dürfte nicht zu bezweifeln sein, daß die Art dispar verschiedene sich geographisch vertretende Formen umfaßt und deshalb trinär benannt werden muß; namentlich die sehr nahestehende, aber kleinere R. dispar gularis Gould aus Südindien gehört hierher. Microtarsus melanocephalus melanocephalus (Gm.). Lanius melanocephalus Gm., Syst. Nat. I, p. 209 (1788). e. 1. [6] Deli 1904 (Hagen) 75 75 2. — Java — (Reiß) 75 73 *9. — Java — — 72 73 *4, — Java 1847 — 73 76! 5. — Java -— — 73,5 71 Exemplar 1 spreche ich für ein Männchen an, da es unterseits namentlich auf Kropf und Vorderbrust etwas leuchtender grüngelb sich präsentiert wie die anderen; die Ober- seite ist bei ihm ebenfalls entschieden etwas „gelber* wie bei Nr. 2; die Exemplare 3 — 5 sind stark verschmutzt und daher ausnehmend dunkel. Die gelbe Terminalbinde des Schwanzes ist auch bei Javanern von wechselnder Breite; sehr ansehnlich ist sie bei Nr. 1 und 4. Ein westjavanisches Männchen hatte nach Vorderman nur eine Flügellänge von 68 mm. Trotz ihrer charakteristischen Kopffärbung dürfte vorstehende Form mit anderen naheverwandten, namentlich JM. fusciflavescens Hume, in eine Art zusammenzu- nehmen sein. 1) Vorderman (l.c, D. XLVI, 1886, Af. 1, p. 80) gibt bei einem westjavanischen 5 folgende Maße an: a. 77, c. 72 mm. Chloropsis viridis zosterops Vig. Chloropsis zosterops Vigors, App. Mem. Life Raffl., p. 674 (1831). a. (9: n 1. o [ad.] Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 99 86 2:595 2.[ó jun.] Sumatra 1902 (Hagen) 94 77 23 3. — Sumatra 1893 . (Martin) 97 — 24 E. —— Sumatra — -— 102 81 28 Vorstehende Exemplare sind in verschiedener Hinsicht nicht vóllig übereinstimmend gefärbt, was aber teilweise auf Altersdifferenzen zurückgeführt werden kann. ,Typisch* ist eigentlich nur das alte Exemplar von Simpang; bei ihm endigen zwei Oberstoßdecken unterseits blau (übrigens auch die Kopffedern bei Nr. 3), wie überhaupt allenthalben die Tendenz zur Ausbildung von blauen Tónen besteht; wo letztere noch nicht sehr deutlich sind oder mehr ins Grüne ziehen, darf man wohl ein jugendlicheres Stadium annehmen. Die geringen Dimensionen bei Exemplar 2 sind wohl auch durch die Jugend bedingt, wofür auch der grünblaue Schulterfleck, die gelbe Farbe von Kinn und Kehle, die es vom alten Weibchen hat, und der nur angedeutete blaue Mustachalstreif sprechen. Ich muß indessen gestehen, dal) mir die Systematik der ganzen Gruppe nicht sonderlich festgelegt zu sein scheint und daß es mich nicht wundernehmen würde, wenn sich manche Artbeschreibungen lediglich als individuelle Saison- oder Alters-, vielleicht auch Geschlechts- differenzen herausstellten. Soviel ist wohl sicher, daß die Schulterfleckfarbe ein ziemlich wechselndes Ding ist und manchmal entschieden eine Mittelstufe zwischen Grün und Blau einnimmt, die kaum präzis wiederzugeben ist. Deshalb darf auch darauf nicht all- zuviel Gewicht gelegt werden. Den Schulterfleck, der durch die sichtbaren Teile der Schulterfedern gebildet wird, finde ich z. B. bei vorliegenden Vögeln smaragdgrün, wobei allerdings die Federmitten sich türkisblau präsentieren; es wäre dies ein Übergang zur Form viridis viridis Horsf.; ganz grün ist der Fleck rechts bei Nr. 3, links allerdings wieder etwas mit Blau gemischt. Hartert (Nov. Zool, 1902, p. 211) unterscheidet vier Unterarten von CH. viridis, erklärt aber ausdrücklich, daß, wer mit dieser Einteilung nicht einverstanden sei, alle unter einem Namen vereinigen müsse! Darin ist schon eine Konzession an die auf Verein- fachung hinarbeitende Richtung der deskriptiven Ornithologie zu erblicken. Die Auf- stellung einer neuen Form von Borneo,!) lediglich auf Grund des lebhaft smaragdgrünen Schulterflecks scheint mir danach etwas gewagt; denn auch bei Nr. 1 ist der Fleck aus- gesprochen grün, also das, was die Engländer „emeraldgrün“ nennen. Trotzdem wird man hier kaum an einen Zusammenhang mit der Borneoform denken dürfen. Auf Banka heißen die Angehörigen dieser Gruppe ,Bürüng daon*. 1) Chl. viridis viriditectus Hart., — nachher übrigens auch für die malayische Halbinsel nachge- wiesen! (Nov. Zool, 1902, p. 544.) 242 Chloropsis icterocephala icterocephala (Less.). Phyllornis icterocephala Less., Rev. Zool. 1840, p. 164. a. (& n lMorad: Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 82 71 18 2 SIE) Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 79 71 18 B5 (eX Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 81 71 11) AO. „| Deli 1904 (Hagen) 83,5 74 19 Sox] Deli 1904 (Hagen) 84 70 18.5 Die vorstehenden Exemplare bieten irgendwelche Besonderheiten nicht dar; den etwas stärkeren Maßen bei den Vögeln der Hauptinsel ist wohl keine Bedeutung beizulegen; drei von A. Müller gemessene Stücke von Salanga weisen Flügellängen von 82—87 mm auf, ein von Vorderman genauer untersuchtes Männchen aus Billiton dagegen nur 78 mm! Auf Borneo wird die Form dureh CAL. icterocephala viridinucha Sharpe vertreten. Chloropsis cyanopogon Temm. Phyllornis cyanopogon Temm., Planch. Col. 512, fig. 1 (1825). Das einzige von dieser Art vorliegende Exemplar, ein anscheinend alter Vogel, von Hagen 1904 bei Deli gesammelt, stimmt mit der im „British Catalogue“ (VI, p. 32) gegebenen Beschreibung überein, nur die Maße sind kaum zutreffend verzeichnet; denn diese Form gehört zu den kleineren Arten und ist selbst etwas schwächer wie icferocephala. Die von mir gefundenen Maße sind folgende: L.t. 158, a. 81, c. 72, r. 18,5, also ziemlich übereinstimmend mit einem © ad. aus Malakka, welches Müller a. 80 mm mißt. Was mir an unserem Stück noch auffällt, ist, daß die seitlichen Oberstoßdeceken und Hinter- rückenfedern unterseits teilweise mehr blau wie grün sind. Hierauf ist wohl der Name cyanopogon zurückzuführen; Anklänge an diese Färbung finden sich, wie bemerkt, auch bei zosterops, weswegen hierauf wohl kein Gewicht zu legen ist. Auf der Etikette findet sich folgender Vermerk: „Iris graubraun, Schnabel schwarz, Ständer grau; — Fruchtbäume.“ Chloropsis cochinchinensis cochinchinensis (Gm.). Turdus cochinchinensis Gm., S. N. L, p. 825 (ex Daubenton) (1788). e e T T [Grad] Sumatra — 82 (69) 19 Ps Me vl Java — 81 82 18,5 3 tu 290] Java (Sturm) 81 78 18,5 4. [0] Java (H. v. L.) 77 72 18 5. [0] Java — 75 76 18 26210] Java — 78 71 18 Diese bisher lediglich aus Java bekannte Form liegt mir auch in einem auffallender- weise mit Sumatra bezeichneten Exemplare vor; es entspricht völlig den anderen Stücken 243 und kann als in jeder Hinsicht „typisch“ angesehen werden. Eine Verwechslung der Provenienzbezeichnung wäre eventuell denkbar, es scheint mir das aber gerade im Hinblick darauf, daß alle übrigen Angaben zutreffend erscheinen, kaum anzunehmen. Das sporadische Vorkommen der Art auf Sumatra wäre übrigens nicht undenkbar. In den Maßen weicht dieses Stück wenig ab; auffallend gering ist dagegen die Flügellänge eines von Vorderman gemessenen Westjavaners (6), nämlich 79 mm. Zu Exemplar 1 ist zu bemerken, daß die hinteren Sekundären auf der Außenfahne blaugrün sind; die Außenfahnen der Handschwingen und vorderen Armschwingen sind am Grunde grün gesäumt, sonst aber blau, was im „Catalogue“ nicht hervorgehoben ist; es heißt dort lediglich: grün. CH. chlorocephala Walden, die mir in einem Balg aus Ostindien vorliegt, scheint mir eine Subspezies von cochinchinensis darzustellen. Aegithina viridissima (Bp.). Jora viridissima Bp., Consp. I, p. 307, (1851 ex Temm. M. S. in Mus. Lugd.). a. (3; 1. — ad. Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 58 48 Dieser Vogel bietet irgendwelche Besonderheiten nicht dar. Vorderman gibt bei Borneo- resp. Billiton-Männchen das Flügelmaß mit 61 und 59 mm an. Aegithina tiphia viridis Bp. Aegithina viridis Bp., Consp. I, p. 397, (1851 ex Temm. MS. in Mus. Ludg.). a. & 1. [oO ad.] Sumatra 1902 (Hagen) 59 48 „Iris braun, Schnabel oben schwarz, unten schwarzgrau, Ständer graublau.“ Ich finde bei vorstehendem Exemplar die medianen Flügeldecken nicht „dull white“, sondern nur auf der Außenfahne einen großen weißen Fleck, im übrigen aber schwarz mit grünlich endigender Innenfahne; auch die großen Decken erscheinen schwarz mit weiß- lichem Spitzenfleck auf der Außenfahne und außerdem gelb gerandet; die kleinen Flügel- decken sind grün und haben schwarze Basen. Die zentralen Steuerfedern sind saftgrün, nach außen hin mehr grüngelb, die lateralen in der Mitte grün, sonst schwärzlich, und gelb gesäumt. Kopf und Rücken präsentieren sich gelbgrün resp. gelb am Vorderkopf. Das vorstehende Stück stimmt demnach fast vollständig mit der Beschreibung des adulten Weibchens von A. fiphia tiphia (L.) überein. Zwei von Schlagintweit i Sikkim ge- sammelte Exemplare (als Jora scapularis Horsf. bestimmt), mit grünen Köpfen, sind sehr ähnlich koloriert; sie erscheinen aber entschieden stärker. Ein Männchen von A. scapu- laris (Horsf.) aus Borneo weist nach Vorderman ganz die gleiche Flügellänge auf wie obenstehendes Stück, während ein solches der typischen viridis (gleichfalls daher!) nur a. 56 mm mifit. Sitta frontalis hageni subsp. nov. Sitta frontalis Swains., Zool. Ill. v. I. t. 2 (1820/21). Jb (rs a. e. n t. 1 orad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 123 17,5 55 16 16 EIOS] Java C (Sturm) 113 75 44 16 15,3 Ss. Or Java — (Sturm) 123 76 48 16 16 d [y edi Java — — 20 NO 48 15,75 15,5 B exem] Java — — 114 71,5 44 15 16 602,0] Java — — 'TH5 SHIP MEA OD MENTOR, 16 Präsentieren sich sämtliche vorliegenden Vögel im ganzen sehr übereinstimmend und zwar verhältnismäßig sehr starkwüchsig, so fällt es auf, daß gerade das einzelne Stück aus Banka — der dortige Trivialname ist ,Klikip*^ — durch ganz besondere Flügel- und Schwanzmaße ausgezeichnet ist. Wenn man hiermit die im „Tierreich“ gegebenen Maße (Lief. 18, Paridae etc., p. 193) vergleicht, so ersieht man, daß von dem Bankaner nicht nur die dort verzeichneten Maximalmaße (es heißt L. T. 105 —115, a. 68—75, c. 397—490, t. 15, r. 15 mm) erreicht werden, sondern daß er dieselben sogar etwas hinter sich. läßt. Auch die javanischen Männchen stehen auf der Grenze der angegebenen Variationsbreite, so daß es nicht zweifelhaft erscheinen kann, daß wir in dem Sundavogel, speziell in dem Bewohner von Banka, eine starkwüchsigere Form vor uns haben. Schon Hellmayr, dem allerdings das Vorkommen der Art auf Sumatra noch unbekannt gewesen zu sein scheint, spricht die Vermutung aus, die Art frontalis möchte in zwei Unterarten zu teilen sein. Die gefundene Größendifferenz scheint mir nun diesem Autor darin recht zu geben, daß die Teilung tatsächlich stattfinden muß. Ob die Tatsache, daß der Bankavogel die allergrößten Dimensionen aufweist, von besonderer Bedeutung ist, oder ob dieses Maximum, wie es den Anschein hat, noch in die Variationsbreite der Maße einer allge- meinen Sundaform fällt, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Für’s erste fühle ich mich berechtigt, das genannte Exemplar als Typus für die abzutrennende Form, für die ich den Namen Sitta frontalis hageni vorschlage, zu betrachten. Was mir an der neuen Form noch auffällt, ist das Vorhandensein eines entschieden grazileren Schnabels, die ge- ringe Andeutung der schwarzen Stirnbinde, die eher derjenigen eines Weibchens entspricht, und das relativ etwas hellere Azurblau des Vorderkopfs. Die in toto helle Unterseite zeigt bei allen Exemplaren, die doch eine entschiedene Zusammengehörigkeit mit dem Bankaner verraten, den gewöhnlichen weinbräunlichen Anflug; am dezentesten ist er bei dem frischen Balg aus Banka; der Superciliarstreif ist hier breit vor-, handen. Die Farbe der Schnäbel präsentiert sich übereinstimmend hellgelblich. Hartert (Journ. f. Ornith., 1889, p. 416) konnte seinerzeit keinen Unterschied zwischen Vögeln von Assam etc. und von Sumatra finden; er sagt aber doch, daß ein’ Stück aus Assam von einem Sumatraner an Größe übertroffen werde. Über die Stärken- verhältnisse der inzwischen beschriebenen S. frontalis saturiator Hart. von der östlichen malayischen Halbinsel (Nov. Zool, 1902, p. 573), einer „reicher kolorierten Gebirgsform*, ist nichts gesagt; sie dürfte bei unserem Vogel jedenfalls nicht in Frage kommen. Ein weibliches Exemplar von D. frontalis aus der Gegend von Batavia (Batav. Vogels III, p. 225) wies nach Vorderman eine Flügellinge von 72 mm auf, was mit den von mir UNS 245 gefundenen Werten übereinstimmt. Über die Dimensionen der Sitta frontalis palawanensis Hartert, einer vielleicht etwas gewagten Form, ist in der Originalbeschreibung leider nichts gesagt. (Bull. Brit. Orn. Club, March 1906.) 4 Eupetes macrocercus Temm. Eupetes macrocercus Temm., Pl. Col. II, pl. 516 (1831). Dieser eigentümlich gestaltete, in Figur und Farbe bald an einen Miniaturfasanvogel bald an gewisse Rallen erinnernde Vogel liegt in einem älteren der Leuchtenberg’schen Kollektion entstammenden Exemplar der Schausammlung vor. Er trägt die Provenienz- angabe Sumatra und weist folgende Maße auf: a. 94, c. 121, r. 32,2, t. 47. Hartert führt die Art nicht für Deli an, wohl aber für Padang. Dieselbe ist noch auf der malay- ischen Halbinsel und auf Nordwestborneo heimisch, aber nur in dieser einen Spezies, die wie ein Relikt einer völlig anderen Fauna anmutet, da alle übrigen Arten dieses Genus auf Neuguinea beschränkt sind. Über die Dimensionen dieser Form finde ich nur einmal bei Vorderman (Lampong- Vogelsammlung II, p. 17) eine Angabe; diese lautet: a. 95, c. 100. Rhinocichla mitrata mitrata S. Müll. Timalia mitrata S. Müll, Nat. Tijdschr., 1825, p. 345. Das einzige vorliegende Stück, ein von Martin auf dem Zentralplateau bei Deli gesammelter Vogel, bietet keine Besonderheiten dar, wenigstens ist die Gefiederfürbung mit der im ,Catalogue* gegebenen Beschreibung übereinstimmend. Auf Borneo wird die Form offenbar durch Rh. (mitrata) treacheri Sharpe vertreten. Stachyris maculata (Temm.). Timalia maculata Temm., Pl. Col. 593, fig. 1 (1836). a. (06 l. — ad. Deli 1904 (Hagen) 87 81 Die Beschreibung der Abdominalfarbe im British Catalogue (VII, p. 532) trifft nicht völlig bei unserem Vogel zu: Sie erscheint hier einfach düster rostbrüunlich mit dunkelgrauem Schatten um den Schaft und hellgrauen Federenden. Vergleichsmaterial stand mir leider nicht zur Verfügung. Nach den vorstehenden Maßen zu urteilen, scheint es nicht aus- geschlossen. daß wir in dem vorliegenden Stück die Form Stachyris (maculata) banjakensis Richm. (Proc. Biol. Soc. Washingt. XV, p. 190), für die der Entdecker gleichfalls a. 87 (c. 71) angibt, vor uns haben. Nacken und Rücken finde ich allerdings durchaus nicht „grau“; von dieser Farbe sind nur die Federwurzeln. Neben dieser Art kommt noch eine Anzahl weiterer auf Sumatra vor, die leider in unserer Sammlung nicht vertreten sind. Àbh. d. IT. K1. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 32 ME e 246 Irena puella turcosa Walden. Irena turcosa Wald., Ann. Nat. Hist. (4) V, p. 417 (1870). Irena criniger Sharpe, Cat. Birds Brit. Mus. III, p. 267 (Sumatra) (1877). a. c. 1. [6] ad. Sumatra 1895 (Martin) 118 95 2210] » Java — (Sturm) 115 92 3% Ol 5 Java — — AL. catt d Ife] ues Java — (Sturm) 124 87 ono] Java — (H.: v. L.) 127 92 balol , Java — == 125 94 ale e Java — = 118 93 8. [og] — Java — — ol, 90 9 [o] — Java — (H. v. L.) 117 98 *10. [o] — Java — — 117 98 Nach eingehender Untersuchung vorstehenden Materials bin ich zu dem Resultat gelangt, daß an eine Aufrechterhaltung einer besonderen Form für Sumatra (J. crimiger Sharpe) nieht gedacht werden kann, sondern daß eine Vereinigung von Sumatranern und Javanern unter der älteren Bezeichnung /wrcosa, wie sie übrigens anfänglich auch von Sharpe für den Sumatraner angewandt wurde, am Platze ist. Von einer Ausnahme abgesehen — das ist Vogel 6, der ganz kurzen Unterstoß trägt und ein völlig anderes, dunkleres und weniger glänzendes Preußischblau zeigt, wie man es nur bei der typischen puella (Lath.) aus Ostindien findet, von wo das Stück schließlich auch herstammen könnte —, präsentieren sich nämlich sämtliche Männchen völlig übereinstimmend, und zwar vor allem in der Nuanee der blauen Farbe, in der bei dem Sumatravogel nicht die geringste Differenz gegenüber den Stücken aus Java zu entdecken ist. Der rötliche Schimmer über dem Blau ist überall äußerst gering und am ehesten noch bei seitlichem Licht bemerkbar; man bezeichnet den Ton am besten als intensiv Kobaltblau („tief Purpur- kobalt* wäre vielleicht eher der Ostindier zu nennen). Daß auch die javanischen Bälge nach jahrelangem Museumsaufenthalt ihre herrliche Farbe konserviert haben und in dieser Hinsicht kaum hinter dem frisch gesammelten Sumatraner zurückstehen, spricht doch bestimmt für die ursprüngliche Gleichheit der Farben. Was nun das Verhältnis der Länge von Stoß- und Schwanzfedern anlangt, so ist allerdings ein gewisser Wechsel vorhanden, aber nicht sowohl zwischen Sumatranern und Javanern, als zwischen den Vögeln gleicher Provenienz, ja sogar manchmal zwischen den einzelnen Federn an einem und dem- selben Vogel. Bei Nr. 2 z. B. ragt eine Unterstoßfeder über das Schwanzende hervor; bei Nr. 7 ist die längste Unterschwanzdeckfeder fast so lang wie der Stoß und auch die Oberschwanzdecken erreichen bei den Javanern nicht selten das Ende des letzteren; gerade die große Länge der Oberschwanzdecken soll aber ein Characteristicum für I. criniger sein. Bei Nr. 5 ferner sind die Unterschwanzdecken genau so lang wie der Schwanz selbst, des- gleichen bei dem Sumatraner; bei Nr. 3 und 4 sind sie etwas kürzer. Wollte man also hierauf eine Separierung begründen, so wäre das kaum zu rechtfertigen. Manche Stücke zeigen, das sei noch bemerkt, sehr breite Unterstoßfedern; es ist das wohl ein Zeichen höheren Alters, wie ja auch die Länge der Deckfedern vielleicht nur von dem relativen Alter der betreffenden Stücke abhängt. 247 Es scheint nicht bekannt zu sein, in welcher Weise jüngere Vögel, die doch, sollte man a priori denken, unvollkommener gefiedert und düsterer koloriert sein dürften, sich von den alten unterscheiden, und wäre es nicht undenkbar, dafs der erwähnte Vogel 6, der in seiner dunkleren, matteren Färbung, phylogenetisch gesprochen, wohl das Ursprüng- lichere darstellt, etwa doch nur ein Jugendstadium der I. turcosa reprüsentierte. Derselbe trägt übrigens, wie auch ein vorliegender Balg aus Ostindien, auf einzelnen großen Flügel- decken große blaue Endflecke, was aber auch bei einem Javaner angedeutet ist; bei beiden reicht zudem das Blau auf der Stirn etwas weiter nach vorn. | So bliebe nach allem höchstens eine Unterscheidungsmöglichkeit nach der Größe; aber auch diese hält nicht stand; nach Sharpe wäre I. puella puella die stärkste Form, eriniger (resp. cyanea Begb.) die schwächste; ein vorhandenes Männchen aus Ostindien (Dr. Barth) mi&t aber nur 125 mm, wie auch Nr. 5 aus Java; der einzige aus Sumatra vorliegende Vogel ist, vielleicht zufällig, etwas schwachwüchsig,!) er stimmt indessen wieder mit zwei anderen Javanern, die gewiß ganz alte Stücke sind, überein, ja Exemplar 2 ist sogar von allen das kurzflügeligste. Es kónnte also bei den javanischen Vógeln hóchstens die Variationsbreite der Maße überhaupt etwas nach aufwärts verschoben sein; um dies zu bestimmen, müßte man zahlreichere Messungen an sumatranischen Vögeln vornehmen. (Ein Weibchen aus Sumatra (im Mus. d. Naturwissensch. Ver. f. Schwaben) fand ich sehr langflügelig: 119 mm!) Nach Sharpe soll der fragliche eriniger auch auf Borneo vorkommen; W. Blasius (Journ. f. Ornith., 1882), p. 248) zieht ihn aber mit I. cyanea (Begbie) zusammen, die doch hinsichtlich der Unterstoßlänge mehr dem ,Ostindier^ zu entsprechen und in jeder Hinsicht eine Mittelstellung einzunehmen scheint, wie auch aus ihrem Habitat (malayische Halbinsel) hervorgeht. Die Urteile der Forscher lauten sehr widersprechend. So findet Büttikofer (l. e., p. 48), welcher die Identität von erinigera mit turcosa ernstlich in Erwägung zieht, 27 Männchen von crinigera leicht zu unterscheiden von der Malakkaform cyanea, während gerade W. Blasius (vgl. auch Verh. Zool. Bot. Ges., 1883, p. 50) die Trennung von cyanea und criniger durchaus unbegründet erscheint; das letztere behauptet auch Salvadori in verschiedenen seiner Arbeiten. Hartert wieder (Nov. Zool, 1902) führt den Vogel der östlichen malayischen Halbinsel als I. cyanea an, während er den von Salanga als I. puella (Kat. Vogelsammlung Mus. Senckenberg Ges., p. 93) bezeichnet. Das dunklere, mehr als Preußischblau imponierende Kolorit der Weibchen vor- stehender Reihe geht oft fast ins Schieferfarbige, hat auch einen grünlichen Timbre und erinnert etwas an die Farbe von Monticola cyanea. Die Unterstoßdeckfedern sind hier ca. 15 mm vom Ende des Schwanzes entfernt. A. Müller unterscheidet I. malayensis Moore (a. 122, c. 89 und 90), die Horsfield und Moore auch aus Sumatra und Java anführen; er unterscheidet daneben auch erimiger, die nach ihm aber die gleichen Merkmale wie Zurcosa aufweist! lj Die Flügellàuge eines Borneostückes gibt Vorderman mit 116 mm, die eines ad. Ó aus Billiton (unter I. cyanea!) mit 126 mm an. — Einen Teil seiner Exemplare von Nordwestsumatra fand Richmond (l. c.) übereinstimmend mit I. eriniger, ein anderer zeichnete sich durch längere und kräftigere Sehnábel und etwas größere Schwingen (a. 122—129 mm!) aus. Stone lagen 13 Stück aus den Padang- Hochländern und aus dem Distrikt von Lampong vor; er gibt aber leider keine näheren Details. 9f 32 248 Myiophoneus castaneus Wardl. Rams. Myiophoneus castaneus Wardl. Rams., Pr. Zool. Soc., 1880, p. 16, pl. I. Dieser anscheinend seltene, weil seinerzeit nur in einem Exemplar im British Museum vertretene Vogel liegt mir in einem Stück aus dem Zentralplateau von Sumatra (Kuro), von Martin 1894 gesammelt, vor. Seine Maße sind folgende: a. 146, e. 102, r. 26. Macronus ptilosus Jard. & Selby. Macronus ptilosus Jard. & Selby, Jll. Orn., pl. 150 (1835). a. & 1. — Deli 1904 (Hagen) 72 71 2. — Deli 1904 (Hagen) 68 67 Bb S Simpang 5. VI. 05 (Hagen) 67 63 4. Q Simpang 5: ViE205. (Hagen) 69 68 Die beiden Bankavógel befinden sich in ziemlich abgetragenem und daher eine Idee hellerem Kleide; vielleicht erklären sich daraus die relativ geringen Maße. Doch hält W. Blasius (Verh. Zool. Bot. Ges., 1883) diese Vögel in Färbung und namentlich Schnabel- gestalt und -lünge für sehr variabel.) Die lrisfürbung gibt Hagen mit Rotbraun an. Garrulax leucolophus bicolor Hartl. Garrulax bicolor Hartl. Rev. Zool. 1844, p. 402 (ex Müller M. S.). a. (95 1]. — — Sumatra (Kuro) 1894 (Martin) 124 126 2,— — Sumatra (Kuro) 1894 (Martin) 130 124 Diese beiden Stücke differieren insofern, als Nr. 2 gegenüber dem viel remer und typisch gefärbten Exemplar 1 einen stark ockergelb angehauchten Vorderkopf und auch solche Kopf- und Gesichtsseiten aufweist; die weißen Teile erscheinen überhaupt gelblich getrübt und sie bedecken auf der Unterseite nur die halbe Kropfgegend; dabei sind auch die dunklen Teile mehr schwarzbraun wie braunschwarz. Bei dem, wie gesagt, reiner und kontrastierender gefärbten Exemplar 1 reicht das Weiß der Unterseite bis an die Brust herab. Die Forscher scheinen nur den rein weißköpfigen Vogel zu kennen; von Ma&- angaben finde ich bei Vorderman (l c. D. XLIX, Af. 1, p. 60) a. 126, bei Salvadori (Ann. Mus. civ. stor. nat. Genova XIV, 1879, p. 229) a. 130, c. 120. Worauf die erwähnte Abweichung zurückzuführen ist, ob sie vielleicht ähnlichen Ursachen, wie die Verfärbung bei Duceros ihre Entstehung verdankt, muß ich dahingestellt sein lassen; eine spezifische Verschiedenheit ist aber wohl nicht in Frage kommend. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß die „Arten“ leucolophus (Hardw.), belangeri Less., diardi Less. und bicolor einem und demselben Formenkreis angehören und sich geo- graphisch ausschließen. !) Maße eines Exemplars aus Billiton: a. 68, c. 62 mm (nach Vorderman). Garrulax palliatus (Bp.). Janthoeincla palliata Bp., Consp. I, p. 371, 1850 (ex Temm. M. S.) Garrulax frenatus Salvad., Ann. Mus. civ. stor. nat. Genova XIV, p. 230 (1879). Diese von Hartert nicht erwähnte, im British Museum seinerzeit nur in 2 Exem- plaren vertretene Art liegt in einem wahrscheinlich männlichen Stück aus dem Zentral- plateau von Sumatra, gleichfalls 1894 von Martin gesammelt, vor. Die Maße sind a. 126, c. 130. Das im „Catalogue* angegebene Flügelmaß stimmt hiermit überein, während Salvadori (l. c., p. 230) merkwürdigerweise bei einem Weibchen nur a. 117, c. 113 mifit. Die Färbung von Bauch, Unterstoßdecken und Schenkeln möchte ich weniger „rötlich- braun“ (Catalogue VII, p. 447) nennen als dunkelbraun mit leichter olivfarbiger Beimischung. Den Vorderkopf finde ich dunkel olivgrau, Hinterkopf und Nacken dunkel aschgrau. Der schwarze Loralfleck breitet sich, wenn auch weniger tiefschwarz gefärbt wie am Zügel (mehr schieferschwärzlich), bis hinter das Ohr aus. Eine andere Form (frenatus) kommt wohl trotzdem nicht in Betracht. Kittacincla macroura macroura (Gm.) Turdus macrourus var. B Gm., Syst. Nat. I, p. 820 (1789). a. c. 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 97 228 20 m Simpang Mitte Mai05 (Hagen) 96 162 39. — , Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 96 150 4. — „ Java — — 96,5 175 5. — , Java — — 94 153 *6. —. , Java — — 97 145 7. — jun. Java — — 86 100 8. — juv Java — — 81 100 9. O ad N.-Ceylon 18717205 (Doflein) 83 123 TUE ec — — — 81 151 Indem ich in der Nomenklatur Hartert folge (Nov. Zool., 1902, p. 572), ist es mir klar geworden, daß sämtliche vorstehende Stücke nur einer Form angehören können, daß es also unhaltbar ist, die indischen Vögel unter dem Namen /ricolor Vieill. zu sondern; deren Differentialdiagnose (s. Hartert) ist eben völlig unbefriedigend; bei den Männchen existiert eine solche überhaupt nicht; daß aber die Differenzierung sich nur auf die Weibchen beschränken sollte, ist an sich unwahrscheinlich; das sehr viel blassere Kolorit der Weibchen, von dem gesprochen wird, dürfte eben von anderen als taxonomischen Gründen abhängig sein. So fragt es sich nur, wie Hartert dazu kommt, den Javaner vom indomalayischen Vogel abzutrennen, wo doch an dem vorstehenden Material sich eine vollständige Über- einstimmung auch zwischen Javanern und Sumatranern zu erkennen gibt; keiner von den letzteren läßt etwas Weißes an der Vorderbrust oder Gurgel bemerken; ebenso ist die Schenkelbefiederung nicht anders wie bei den Sumatranern. Hartert hat vielmehr meines Erachtens in seiner K. omissa eine anormale Färbung, wohl einen partiellen Albinismus, beschrieben. Was indessen die Grundfarbe der Unterseite anlangt, so finde ich sie allerdings 250 bei den Stücken aus Banka besonders dunkel, direkt rotbraun; aber ein Javaner präsentiert sich fast ebenso intensiv koloriert; bei diesem geht auch das Schwarz besonders weit auf der Brust nach unten, was vielleicht für höheres Alter spricht oder überhaupt individuell verschieden ist, weil z. B. ein noch nicht ganz alter Vogel aus Ceylon in dieser Hinsicht das Extrem aufweist. Ich möchte dem jedenfalls keine spezifische Bedeutung beilegen. Legt man die einzelnen Stücke nebeneinander, so zeigt sich also am allerdunkelsten hinsichtlich der Brustfärbung Nr. 2, dann folgt sofort 4, dann 3, dann 1 und 5; noch etwas heller ist 6, auf gleicher Stufe mit 7 und 9 stehend, und am hellsten ist Nr. 8, ein evident junger, besonders schwacher Vogel, der in der rostbrüunlichgelben Fleckung von Kinn, Kehle und Kropf sehr an Jugendstadien von Fliegenschnüppern oder Rotkehlchen erinnert, auf der Oberseite aber zum größeren Teil schon in Schwarz ausgefürbt ist; Nr. 7, nach der Kinnfleckung zu urteilen, ebenfalls ein jüngerer Vogel, der auf Kopf und Rücken schon das Alterskleid trügt, zeigt eine lebhaft orangebraune Brust. Wenn also so auf der Unterseite eine ziemlich ausgedehnte Farbenskala resultiert, so muß doch als das Maßgebende betrachtet werden, daß auch unter den Javanern (ungeachtet ihres langen Aufenthaltes in der Schausammlung!) recht dunkel gefärbte Stücke vor- handen sind und daß umgekehrt der Vogel von Deli, ein entschieden sehr alter, weil besonders großer und namentlich enorm langschwänziger, dabei mit sehr viel Weiß am Stoß ausgezeichneter Vogel (die kürzeren Stoßfedern sind zum allergrößten Teil weiß, die äußerste sogar nur an der Basis der Außenfahne etwas schwarz), durchaus nicht das Extrem der dunkleren Unterseitenfärbung erreicht! Der letztere Vogel bildet übrigens, um das gleich zu bemerken, einen Übergang zu der durch ganz weiße seitliche Rectrices charakterisierten Borneoform suavis (Scl), so daß Sharpe, welcher den Sumatraner überhaupt mit diesem vereinigt, nicht völlig unrecht haben mag. Es scheint mir aber wahrscheinlich, daß das Zurückweichen der schwarzen Farbe auf den Steuerfedern mit dem Alter in Zusammenhang stehen könnte, ebenso wie die Breiten- und Längenzunahme der Federn doch nur ein Symptom vorgeschritteneren Alters zu sein pflegt. Ein prinzipieller Unterschied zwischen javanischen und sumatranischen Vögeln besteht demnach nicht. Es läßt sich höchstens sagen, daß die Bankavögel (ob zufällig oder regelmäßig, bleibt dahingestellt) durch dunkle Unterseitenfärbung ausgezeichnet sind. Die beiden vorliegenden Stücke möchte ich übrigens, nach dem wenig weit nach unten reichenden Schwarz des Kropfes zu schließen (die extremsten Stücke sind in dieser Hinsicht, abgesehen von dem Ceyloner, Nr. l und 6) und nach ihrer Größe, nicht für besonders alt erachten. Zur Beurteilung der Alters- und Geschlechtsverhältnisse können auch die Körper- maße herangezogen werden; mißlich erscheint nur die Verwertung der Länge des Schwanzes, dessen Intaktheit doch von vielen Zufälligkeiten abhängt. Völlig ausgewachsen und unverletzt, mit Erhaltung der verlängerten Zentralfedern, ist dieser lediglich bei Exemplar 1, das auch besonders starken blauen Glanz auf der Oberseite aufweist. Trotzdem ist das Flügelmaß, welches immer am zuverlässigsten sich erweist, durchaus kein exzessives. Zwischen alten Männchen und Weibchen scheint tatsächlich kein wesentlicher Unter- schied im Kolorit zu bestehen; was aber der einen Form recht ist, ist sicher auch der anderen billig und es ist kaum anzunehmen, daß zwei sich sehr nahe stehende Formen nur in der differentiellen Färbung der Weibchen voneinander abweichen sollten. 251 Um dies zu entscheiden, müßte man möglichst gleich alte, sicher ausgefärbte Individuen vergleichen. Unser Vogel wird auf Banka „Burung blang* genannt. Nach Tweedale unterscheidet sich der sumatranische Vogel nicht von solchen aus Java, von der malayischen Halbinsel, aus Burma, Hainan, Indien und Ceylon. (Ibis, 1877, p. 309). Der auf Nias heimische Vogel zeichnet sich durch einen völlig schwarzen Stoß aus; in der Größe entspricht aber K. macroura melanura Salv. ganz der Stammform; Richmond fand bei seinen Vögeln von Simalur, wo ebenfalls melanura vorkommt (nur etwas kleiner a. 86—95 mm), aber doch eine leichte Andeutung von weißer Farbe an den Enden der äußersten Schwanzfedern! Dieser Autor weist übrigens an dieser Stelle (p. 512) nach, daß der Name Kitt. malabarica Scop. die Priorität vor fricolor und macroura hätte. Es lagen ihm ebenfalls zwei Stücke der letzteren Form (mit dem China-Vogel identisch) mit ungewöhnlich langen Schwänzen (c. 198 und 218 mm, a. 95—99 mm) vor! Copsychus saularis musicus (Raffl.). Lanius musicus Rafü., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 30 (1822). a. & D 1. [9] ad. Sumatra 1894 (Martin) 99 99 23 2. 6 [jun.] Simpang 13. VI. 05 (Hagen) 94 87 22 3. [0] — Sumatra 1902 (Hagen) ^. 94 83 24 Das als Männchen bezeichnete Exemplar 2 wird von 1 so merklich an Größe über- troffen, daß ich in die Richtigkeit der Geschlechtsbestimmung Zweifel setzen möchte; letzteres hat allerdings das Aussehen eines Weibchens und könnte danach nur ein jüngerer Vogel männlichen Geschlechtes sein, zumal die Kehlfärbung, die mit schwarz gemischt ist, doch etwas dunkler erscheint, wie gewöhnlich. Seine starken Dimensionen (schon äußerlich erscheint es weit stattlicher) sind allerdings damit nicht erklärt, zumal Nr. 3, ebenfalls ein Weibchen, wieder ganz dem Bankaner sich an die Seite stellt. Die beiden schwächeren haben übrigens auch grazilere Schnübel. Zu dem Bankaner ist noch zu bemerken, daß er zehn Stoßfedern aufweist; seine Sekundären sind auf zwei Drittel ihrer Länge am Auflenrand weiß; die oberen kleinen Flügeldecken sind weiß, schwarz gefleckt. Die Schenkelfedern sind schwarz mit weißen Enden; das weiße Flügelschild ist groß und geht weiter wie sonst nach hinten. Das Schiefergrau bedeckt nur den Kropf (bei Nr. 3 den Beginn der Vorderbrust). Die Unterflügeldecken sind grau mit weißen Rändern. Der ein- heimische Name des Vogels aus Banka ist „Murray“. Außer genannten Bälgen liegen mir noch fünf aus Ostindien, zwei aus Ceylon, drei aus Kashmir, zwei aus China, zwei aus Mindanao (Provenienzangabe bei letzteren aber jedenfalls unrichtig, da es echte C. saularis saularis (L.) sind) und eines aus Java vor. Der letztere gibt sich als ein adultes Männchen der Form C. saularis amoenus (Horsf.) zu erkennen, da die ganze Brust bis zum Schenkelansatz schwarz sich präsentiert. Es fällt an ihm noch der schwache Schnabel, verbunden mit ziemlich stattlicher Gesamtgröße (a. 104. c. 98), auf. Daß aber auch innerbalb der bekannten Formen eine gewisse Varia- 252 tionsbreite der Dimensionen besteht, läßt sich aus den unten angeführten Flügelmaßen!) von typischen saularis-Exemplaren schließen. Danach wäre der Kashmirvogel ent- schieden schwächer wie der Ostindier; die angeblichen Mindanaostücke sind dagegen stärker und erreichen in einem Exemplar sogar die Dimensionen von amoenus. Übergänge scheinen sich aber allenthalben zu finden; denn musicus wurde auch aus Java, Borneo und Siam, also aus Gebieten, die von Vertretern bewohnt werden sollen, erhalten. Die Färbung anlangend, soll nach A. Müller (l. c., p. 358) die Zeichnung der Stoßfedern nicht als diagnostisches Merkmal gelten können. Neben C. amoenus würde auf Java nach Lord Tweedale auch ein musicus mit sehr kurzem Schnabel (C. brevirostris Swains.) vorkommen. Die Farbe der Kehle ist bei den malayischen Vögeln (auch bei den weiblichen Stücken) dunkler als bei den westlicheren Vertretern. Orthotomus cineraceus Blyth. Orthotomus eineraceus Blyth, J. A. S. Beng. XIV, p. 489 (1845). a. e. 1. [9 ad.?) Simpang Mitte Mai 05 45 47 Dieser auf Banka ,Pritchak* genannte Vogel (die Bezeichnung scheint, wie so oft, ein Lautname zu sein) liegt nur in einem Exemplar vor, welches ich für ein Weibchen ansprechen möchte. Das Kinn erscheint nur im obersten Schnabelwinkel rostgelb über- laufen, sonst ist es grauweiß, Kehle und Kropf sind grau, die Mitte der übrigen Unterseite aber weiß. Das Federkleid ist ein ziemlich abgetragenes. Die Art wird jetzt von den meisten Forschern mit O. borneonensis Salv. zusammengeworfen. Salvadori allerdings, der auffallenderweise ein Exemplar des letzteren aus Ostsumatra anführt, will beide aus- einandergehalten wissen, nicht nur im Kolorit sondern auch in der Struktur. Auch Vorderman (Vogels von Billiton), der bei borneonensis a. 49, bei cineraceus a. 44 mm mißt, läßt beide nebeneinander als distinkte Spezies vorkommen. Hypothymis azurea azurea (Bodd.). Muscicapa azurea Bodd., Tabl. Pl. Enl., p. 41 (ex Daubent.) (1783). a" c. 1. [ö ad.] Deli 1904 (Hagen) 67,3 77 2.5.01 [2.0] Sumatra 13. VI. 05 (Hagen) 71 (72) *3. [ö] ad. Java — (H7 vB) 71 77 4. [ol — Java — (Hive) 70 78 #570] ad. Gilolo — (Frank) 68 70 a a a ad. Ostindien 89 „ Ostindien 94 a China 95,2 „ China 100 ad. Mindanao 105 , Ostindien 100 . Ostindien 91 . Ostindien 93 ad. Kashmir 93 , Kashmir 94,5 „ Kashmir 89 „ Mindanao 96 Ot OF 4O 10 Ot 40 Ot Ol 1O IO Ot Ot 253 Die bereits auch von Buffon und dann von Levaillant (Hist. nat. des Oiseaux d'Afrique) ganz gut beschriebene und abgebildete (IV, Pl. 153) Form muß nach Hartert nicht oceipitalis Vig., wie es im „Catalogue“ heißt, sondern azwrea genannt werden. Sie ist auch als Typus der ganzen Spezies zu betrachten. Levaillant gibt ganz richtig an: .Les petites couvertures du dessous des ailes sont bleues, et les grandes blanches.* Dies ist an dem Vogel aus Banka gut zu erkennen. Im „Catalogue“ heißt es dagegen „graulich purpur über dem Weiß“. Die Maße von sämtlichen Stücken stimmen gut miteinander überem. Ein von Schlagintweit gesammelter weiblicher Vogel aus dem Himalaya!) gehórt wohl der indischen Form H. azurea caeruleocephala Sykes an. Die konstante Verschiedenheit der beiden Formen scheint mir aber noch eines bestimmten Nachweises zu bedürfen. H. ceylonensis Sharpe wird von Oates (l. c. II, p. 49) nicht anerkannt. Ein ö ad. der typischen Form von Batavia maß nach Vorderman (Batav. Vogels IV, p. 102) a. 70 (c. 68 mm); 66 von der Tapanuli Bay (Nordwestsumatra) hatten nach Rich- mond (l. c.) a. 71—72 mm, solche von den Banjakinseln 72—73 mm. Tchitrea paradisi affinis Blyth. Tchitrea affinis Blyth, J. A. S. Beng XIV, p. 293 (1845). e: n 1. [6 ad.] Deli 1904 (Hagen) 92,5 34,3 21 Die schwarzblaue Kopffärbung reicht bei dieser Form bis zum Vorderrücken und bis auf den Kropf herab; bei der nahe verwandten und zweifellos nur subspezifisch trennbaren T. incei Gould bedeckt diese Farbe kaum ganz die Kehle. Sharpe hat im „British Cata- logue* irrtümlicherweise das alte Weibchen letzterer Form für das Männchen gehalten; die Männchen beider Formen stehen sich aber sehr nahe. Daß affinis und paradisi einer und derselben Art angehören, ist mir aus Vergleichen mit ceylonischen und chinesischen Vögeln klar geworden. T. affinis ist etwas schwächer wie paradisi (L.). Vorderman gibt die Flügellänge eines ad. Männchens von Billiton mit 90 mm an, die eines juvenilen Männ- chens von Lampong mit 92 mm. In der Liste der Vögel von Deli von Hartert ist die obenstehende Form nicht genannt." Merkwürdig erscheint, daß Witmer Stone (Proc. Ac. Nat. Science Philadelphia, 1902, Vol. 54, p. 681) T. affinis und incei (ein Paar alte Vögel von Lampong) aus der gleichen Gegend anführt. Büttikofer (Not. Leyd. Mus. XVIII, p.172) erwähnt unter incei eines Exemplars von Nias, das sich ebenso von insularis wie von affimis verschieden erwies. Eine kurzflügeligere und auch sonst etwas abweichende Form (Tehitrea procera) beschrieb Richmond von Nordwestsumatra. 1) a. 69, c. 70 mm. 2) Ein interessantes Exemplar der T. affinis, ein Männchen im Übergangskleid, beschreibt A. Müller (l. c., p. 364). Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 33 254 Ploceus passerinus infortunatus Hart. Ploceus inforbunatus Hart. Nov. Zool. 1902, pl. 578. a. & 1. [e] Sumatra 1902 (Hagen) 67 51 2. [o ?] Sumatra 1902 (Hagen) 67 52 3. [© ad.] Sumatra 1894 (Martin) 74 53 Von diesem nach Hart ert außerordentlich häufig auf Sumatra vorkommenden Vogel hat Hagen ein jetzt in der Schausammlung aufgestelltes Nest mit zugehörigen Alten von seiner ersten Reise mitgebracht. Bei Exemplar 1 erscheint das Kinn rauchschwürzlich, bei Exemplar 2 wie die Kehle gelbweiß, zum Teil bräunlich schattiert, d. h. die Ränder der sonst dunklen Federn sind weißlich. Ein etwas stürkeres Männchen aus Sikkim (Schlagintweit), das a. 72 mißt, gehört wohl zur Form passerinus Reich. Das Flügelmaß eines Männchens aus Batavia gibt Vorderman mit 67 mm an. Exemplar 3 zeigt Kehle und Vorderbrust schön ockerbraun. Auffallend sind seine starken Maße, welche eher für die typische Nepalform zutreffen würden. Munia maya maya (L.). Loxia maya L., Syst. Nat. I, p. 301 (1766). Ein von Martin 1894 auf Sumatra gesammeltes, anscheinend unausgefärbtes Stück muß ich als zu dieser Form gehörig betrachten, obwohl es ursprünglich als JM. jagori Cab. juv. bestimmt ist. Diese Art lebt aber auf den Philippinen. JM. maja wird auf Java durch JM. ferruginosa Sparrm., von der zwei Exemplare im Museum vorhanden sind, ver- treten. Es könnte eventuell bei dem Sumatraner das Jugendkleid von M. atricapilla Vieill., die allerdings auf Sumatra noch nicht nachgewiesen ist, aber eine nahe Verwandte von jagori ist, in Frage kommen. Munia acuticauda acuticauda Hodgs. Munia acuticauda Hodgs., Asiat. Research. XIX, p. 153 (1836). a- c. ilr ts Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 42 48 2.6 Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 48 48 3. 6 Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 49,5 46 4. O Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 49 50 Der auf Banka ,Prit^ genannte Vogel liegt mir in vier anscheinend ausgefärbten und daher wohl alten Exemplaren vor. Kinn und Oberkehle sind schwarz. Die Unter- seite inkl. Unterstoßdecken ist rebhuhnfarbig „längsgesperbert‘. Der weißliche Bürzel ist grau meliert bzw. undeutlich graubrüunlich gebändert. Die schwarzen Oberstoßdecken haben rostbraune Enden, wie auch teilweise die Kropffedern. Tabakgelbe Töne finden sich mehrfach, an den Bürzelseiten ete. Auffallend ist die abnorm geringe Flügellänge bei Exemplar 1, während die übrigen Maße mit den von A. Müller an 15 erwachsenen Exemplaren gewonnenen übereinstimmen. [G0] [o1 ex Calornis panayensis chalybaeus (Horst.). Turdus chalybaeus Horsf Tr. Linn. Soc. XIII, p. 148 (1822). a. c. 1. O ad. Simpang dERNITESO (Hagen) 94 70 27,00, Simpang 7. NI. 05 (Hagen) 98 68 3. [6] 5 Deli 1904 (Hagen) 96 70 4.[0] „ Sumatra 1894 (Martin) 97 70 3. — , Sumatra 1892 (Martin) 92 67 6. — juv. Sumatra 1902 (Hagen) 90 56 7. — jun. Deli 1904 (Hagen) 93 68 82 ad: Sumatra 1902 (Hagen) 95 74 gam Java(?) — — 96 78 *10. — , Java — (Sturm) 96 75 *11. — jun. Java E (H. v. L.) OM (So) 12. — ad. Java(?) — — 97 66 13. — , Java — (d dU) 94 68 14. — , Java — (ESyzHB>) 98 66 15. — juv. Java — — 89 58 16. — jun. Java — — 91 57 7, —; Java — — 102 68 Diese weitverbreitete, aus einer Anzahl von Unterarten sich zusammensetzende Spezies liegt mir hauptsächlich in der gewöhnlichsten Form, chalybaeus, wie sie für unser ganzes zen- trales Sundagebiet in Betracht kommt, vor. Als typische, erstbeschriebene Form hat indessen der philippinische C. panayensis Scop. zu gelten, der deshalb auch den Speziesnamen ab- geben muß; es sind denn auch die vorliegenden Stücke aus Java fast alle als panayensis bzw. cantor Blyth bestimmt. Um das gleich zu sagen, präsentieren sich die letztgenannten mehrfach insofern etwas abweichend, als sie einen stárkeren Schnabel aufweisen, wührend ihre Gesamtgröße gerne hinter der sumatranischer Exemplare zurückbleibt; am extremsten gibt sich in dieser Hinsicht Nr. 9, das bei einer, wie gewöhnlich, beträchtlichen Flügel- länge mit einem auffallend langen Schwanz ausgestattet ist. Ich vermute, daß dieser Vogel gar nicht aus Java stammt; man könnte hier vielleicht, den Angaben im „Catalogue“ nach zu urteilen, an die Form neglectus Walden denken; aber mir liegt ein junges Stück aus Celebes vor, das durchaus nicht auf die hier gegebene Kennzeichnung zutrifft. Der Stoß ist bei diesem ganz im Verhältnis zu der übrigen Körpergröße, die viel stattlicher erscheint als bei „gewöhnlichen chalybaeus-Exemplaren*, namentlich aus Java. Die im Cata- logue verzeichneten Maße sind in ihrem gegenseitigen Verhältnis unwahrscheinlich. Noch ein anderes Stück, ebenfalls mit der etwas vagen Provenienzbezeichnung Java, liegt mir vor, welches eigentlich nicht in die vorstehende Reihe gehört, das ist Nr. 12. Es zeichnet sich vor allen anderen erwachsenen Vögeln dadurch aus, daß Hinterkopf und Nacken, dann die Partie vom Kinn bis zur Vorderbrust einen (sonst stets fehlenden) purpurvioletten Glanz aufweisen; lediglich auf dem Kropf stehen einige „normal“ grüne Federn; ölgrün kann ich die übrigen Teile nicht gerade finden; trotzdem ist das Stück wohl der echte panayensis, man könnte aber auch an C. minor Bp. von Lombok denken, der nach 33* 256 Vorderman a. 100, c. 53 mm mißt. Ein bronzefarbiger Anflug macht sich bei Suma- tranern wie Javanern nur ausnahmsweise bemerkbar. Die vorliegenden Jugendstadien zeigen meist interessante Ubergangskleider. In der Regel beginnt die grüne Färbung auf Kopf und Rücken, auch Flügeldecken, bisweilen gleichzeitig auf einzelnen Kehl- und Kropffedern. Nicht selten findet sich am dunklen Schaftende an Federn, die noch braun sind und weißliche Ränder aufweisen, ein grüner Schimmer, der als Zeichen einer beginnenden ,Umfürbung^ aufgefaßt werden könnte, tatsächlich aber nur das Merkmal eines Zwischenkleides oder vorausgeeilter Entwicklung sein dürfte. Das weibliche Gefieder scheint durch geringeren Glanz des Rückengefieders — die Federn zeigen vielfach schwarze Endbinden ohne Glanz oder mit leichtem stahlblauen Schimmer — ausgezeichnet zu sein. Nach A. Müller (Ll c., p. 387) weisen die Salangavögel etwas stärkere Maße auf, cgehóren also wohl der stärkeren Form affinis Hay, oder den Tenasserim bewohnenden intermediüren Vógeln an, die allerdings im ,British Catalogue* mit chalybaeus ver- einigt sind. Vorderman mißt ein Männchen von Batavia mit a. 96, c. 63. Die Maße des Billitonvogels werden von ihm leider nicht mitgeteilt. Nachdem auf Nias eine größere, „gesättigter gefärbte“ und sehr hochschnabelige Form (C. altirostris Salv.) gefunden worden ist, dürfte ein detaillierteres Studium dieser Gruppe, zu der jedenfalls auch die stärker abweichenden Inselformen von Sula und Sanghir zu rechnen sind, vielleicht weitere inter- essante Aufschlüsse über das Variieren der Arten gewärtigen lassen. Zwei vorliegende Stücke von C. chalybaeus sanghirensis Salv. messen a. 116, c. 86, r. 25, 75, sind also auch ziemlich langschwänzig; den Schnabel finde ich der Größe dieser Form entsprechend nicht „enorm“; er zeigt den relativ gleichen Aspekt wie beim oben erwähnten Java-Vogel! Sturnopaster contra jalla (Horsf.). Pastor jalla Horst., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 155 (1822). a. c. 1. — Sumatra 1894 (Martin) 120 83 2. — Java -— (Sturm) 113 66 3. — Java -— -- 118 74 4. — Java — = 114 65 ei EE Java E — 118 — 6. — Java — (H. v. L.) 118 84 Der Vogel scheint auf Sumatra nieht hüufig zu sein; Hartert führt ihn gar nicht in seiner Deliliste auf. Das von da stammende Stück erweist sich von allen als das stärkste und dürfte ein ganz alter Vogel sein. Exemplar 5 präsentiert sich in sehr ab- getragenem Kleide; die Handschwingen sind dunkelbraun statt braunschwarz gefärbt. Der Linné'sche Name contra muß jedenfalls als Typus für die indomalayische Gruppe des Sturnopaster (vgl. Brit. Cat. XIII, pl. V) genommen werden und eine artliche Trennung der einzelnen Formen kann nicht aufrecht erhalten werden. Gracula javana javana (Cuv.). Eulabes javanus Cuv., Regne Anim. I, p. 377 (1829). a. e. fis — en Sumatra 1892 (Martin) 179 100 EL Sumatra 1895 (Martin) 179 89 3. — , Sumatra 1895 (Martin) 180 98 4. — „ Java 1872 (Reiss) 187 93 3. — \y Java — (H. v. L.) 178 95 Vorliegende Stücke sind sämtlich von stattlicher Größe und zeichnen sich durch kräftige (bei Nr. 2 und 5 horngelbe, bei 4 mehr rot gefärbte) Schnäbel aus. Der Schnabel eines Exemplars von Gr. andamanensis (Beaven) ist im Vergleich damit weit niedriger und schlanker (der Vogel mißt a. 173, c. 90), obschon auch diese Form entschieden dem gleichen Kreise angehört. Die Gruppe religiosa (Nr. 4 ist fälschlich so bestimmt) präsentiert sich, abgesehen von anderen Merkmalen, auf die indessen vielleicht zu viel Gewicht gelegt worden ist, bedeutend schwächer. Auffallend erscheint nun, daß ein typisches Exemplar der Gr. religiosa L. aus Java vorliegt, das mit zwei Bälgen aus Indien resp. Zentralindien übereinstimmt. Ob die Provenienzangabe vielleicht eine willkürliche ist, läßt sich nicht mehr bestimmen. Es scheint mir aber nicht ausgeschlossen, daß die Art, die auf Sumbawa und Flores vorkommt (als Gr. venerata Bp.), auch auf Java einen Vertreter — das vor- liegende Stück zeigt allerdings nur etwas kürzere Flügel wie die Indier — sitzen hätte. Religiosa wird von Raffles aus Sumatra angeführt. A. Müller (l. e., p. 389) hat auf die starke Variabilität in den Dimensionen (besonders auch hinsichtlich des Schnabels) bei einer und derselben Form aus der gleichen Lokalität, z. B. bei den Salanganern [Gr. intermedia (A. Hay)], hingewiesen. Die von ihm angegebenen Maße auch für die Form javana (a. 174 mm)!) bleiben aber ziemlich bedeutend hinter den von mir eruierten zurück, denn diese nühern sich schon sehr den von Salvadori für die Niasform Gr. robusta angegebenen Werten (Ó a. 210—190 mm). Die letztere Form kann aber, obschon ihr gelegentliches Vorkommen auf Sumatra durchaus nicht unmöglich wäre, nicht in Frage kommen. Schnabelstárke und Flügellänge stehen bei den vorliegenden Stücken nicht in gleichem Verhältnis zueinarmder; denn während z. B. Nr.2 den längsten Flügel aufweist, besitzt Nr. 1 entschieden den stärksten, besonders höchsten Schnabel. Bei Nr. 3 stoßen die Hinter- hauptslappen fast zusammen. Über die Nomenklatur vorstehender Gruppe vergleiche man Hartert's Ausführungen (Nov. Zool, 1902, p. 439), denen ich auch hier gefolgt bin. !) Flügellànge bei einem Weibchen aus Westjava nach Vorderman 178 mm (c. 85) bei einem Stück aus Borneo 180 mm (c. 82). 258 Oriolus. maculatus maculatus Vieill. Oriolus maculatus Vieil., Nouv. Dict. XVIII, p. 194 (1817). a & 1. [Ó ad.] Sumatra 1892 (Martin) 144 107 25 T 51 Sumatra 1892 (Martin) 136 103 Suo Sumatra 1893 (Martin) 140 100 4. [Ó juv.] Sumatra 1893 (Martin) 136 102 5. [Ó ad.] Sumatra 1894 (Martin) 140 101 (Se Sumatra 1902 (Hagen) 140 99 7. [D ad.?] Java — — 140 106 fei [Ey ese] „Ostindien* 1848 (Dr. Barth) 148 103 Ein ziemlich kleiner Spiegel, viel Gelb auf dem Kopf und diese Farbe an den hinteren Sekundären lediglich auf die Außenfahnen, oft nur auf die Spitzen beschränkt, — diese Merkmale charakterisieren die vorstehende, auch auf Banka nachgewiesene Form. Die Ausdehnung des Spiegels finde ich allerdings ziemlich wechselnd; sehr klein, nur als Saum hervorsehend, ist er bei Nr. 4, einem entschieden jüngeren Vogel, auch bei Nr.6; klein bei Exemplar 2 und 3; mittelgroß bei Nr. 1, 5, 7; sehr groß präsentiert er sich in keinem Falle. Es ist zu erwähnen, dal; Exemplar 4 ein äußerst abgetragenes Kleid trägt; ziemlich ramponiert sieht Exemplar 6 aus, ein übrigens schwaches Stück. Da der Name sinensis oder chinensis ganz in Wegfall kommen muß, würde der chinesische und indische Vertreter der Art als Oriolus maculatus diffusus Sharpe zu bezeichnen sein, wenn man nicht vorzöge, den allgemeiner von den Autoren gebrauchten Namen indieus Jerd. (Briss.) beizubehalten. Dieser käme dann aber als Arttypusname in Betracht; seiner bedienen sich auch A. Müller und Büttikofer; es liegt darin allerdings ein Verstoß gegen das Prioritätsgesetz. A. Müller, der ein (anscheinend partiell hahnenfedriges) sehr altes Weibchen von indieus schildert," mißt den Flügel bei zwei seiner Salangamünnchen mit 148—150, bei einem Weibchen mit 147 mm. Diese Form wäre also größer als die vorstehende. Wie es in dieser Hinsicht mit dem für den Norden des Verbreitungsgebiets ang. führten O. maculatus tenuirostris Blyth steht, vermag ich nicht zu entscheiden.?) O. melanocephalus L., den Hagen als häufig bei Deli vorkommend bezeichnet, ist im hiesigen Museum aus Sumatra nicht vertreten. !) Ein wahrscheinlich ebenfalls hahnenfedriges Stück beschreibt Büttikofer (l. e., p. 14) bei Pyrotrogon erythrocephalus Gould. ?) Oriolus maculatus insularis Vorderm. weist ebenfalls 146 mm Flügellänge auf, ein Männchen aus Batavia dagegen nur 141 mm (Batav. Vogels lI, p. 48); Oriolus mundus Richm. von Simalur (schwarz- nackig, ohne Speculum) mifit a. 151 mm. Qriolus xanthonotus Horst. Oriolus zanthonotus Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 153 (1822). a. c. eod Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 102 78 2 M ON Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 104 78 SH dons Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 102 70 A OW Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 98 70 53 OX Simpang 15:8 WIESS Q5 (Hagen) 101 72 so Deli 1904 (Hagen) 105 70 PS UT Java —_ — 107 71 Dieser auf Banka ,Kesumba^ genannte Vogel scheint daselbst durchaus nicht ver- einzelt und selten zu sein, wie Hagen für die Umgegend von Deli angibt. Nach Oates würen die medianen Flügeldecken bei den Münnchen breit mit Gelb gespitzt, was bei den Sumatranern nicht zutrifft. Ich finde hier (Sharpe, Brit. Cat. III, p. 213 sagt überhaupt nichts hierüber) meistens nur die Außenfahne gelb überlaufen und das nicht bis an das Ende der Feder. Bei Exemplar 2 nur ist ein gelber Spitzenfleck an der mittleren Deck- feder bemerkbar. Die Armschwingen zeigen einen feinen gelblichen Saum an der Spitze; die innersten sind manchmal auf der Außenfahne gelb übertónt. Der Javaner prä- sentiert sich etwas langflügeliger, was auch Vorderman an einem aus Westjava stammenden Männchen (a. 107) bestätigt. Daß nicht auch die Stoßlänge bedeutender gefunden wurde, erklärt sich daraus, daß aufgestellt gewesene, also sogenannte ausgestopfte Stücke stets ein geringeres Schwanzmaß ergeben als einfache Bälge, an denen sich das obere Ende der Federn besser durchtasten läßt, weil es nicht wie bei jenen künstlich hinaufgeschoben erscheint. Dendrocitta oceipitalis (Müll.). Glaucopis occipitalis Müll., Tijdschr., 1835, p. 343, pl. IX, fig. 1. 1.— — Deli 1904 (Hagen) 140 270 Das vorliegende Stück bietet keine Besonderheiten dar; über die ganze Gruppe habe ich mich in einer eben erschienenen Arbeit in den ,Zoologischen Jahrbüchern^ ausführ- licher verbreitet. Ein Exemplar Vordermans aus den Barisanbergen (Südsumatra) wies ebenfalls eine Flügellänge von 140 mm (c. 265) auf. Platysmurus leucopterus (Temm.). Glaucopis leucopterus 'Temm.. Pl. Col. 265 (1838). a. (0; 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 202 295 „his dunkelbraunrot.“ Obschon die Borneoform aferrimus Temm. die vorstehende entschieden geographisch vertritt, habe ich doch vorgezogen, ihr spezifischen Rang einzuräumen. Möglicherweise ist indessen das Fehlen oder Vorhandensein eines weißen Spiegelflecks bei dieser Gruppe wie 260 auch bei Dendroeitta (vgl. auch die interessante Studie von G. Schiebel über die Phylo- genese der Laniusarten) gar nicht von der taxonomischen Bedeutung, wie sie bisher angenommen wurde. Auffallend sind die geringen Maße eines in Südsumatra gesammelten Exemplars, das nach Vorderman (l.c., D. LI, Afl. 2, p. 240) nur a. 183, c. 178 mm maß. — Richmond (l.c.) gibt an ó a. 197—199, o 181 mm (Vögel von Nordwestsumatra). Treron nipalensis nasica Schleg. Treron nasica Schleg., Nederl. Tijdschr., D. II, p. 67 (1863). a. c. D 1. Ó ad. Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 135 98 21 DON, Simpang 1.021005 (Hagen) 136 96 22 800, Simpang 1.1205 (Hagen) 126,5 81 — Die Füße sind bei allen drei Stücken lebhaft korallrot, die Schnäbel am Grunde orangerot, sonst mehr oder weniger gelb bzw. bleigrün am Anfang der Schnabelbedeckung; Exemplar 2 zeigt die Innenfahne der linken mittleren Steuerfeder fast gänzlich grau, nicht olivgrün. Interessanterweise weist hier auch der weibliche Vogel auf den Unterschwanz- decken einen rostbrüunlichen Ton auf, der entschieden stärker ist wie bei typischen nipalensis- Exemplaren. Dementsprechend ist die gleiche Partie bei den Männchen etwas tiefer rost- braun (statt trüb gelbbraun) gefärbt. Die Körperunterseite haben unsere Vögel durchaus nicht so lebhaft gelbgrün wie jene, im Gegenteil ist sie kälter und weniger intensiv koloriert. Nach Hartert (Nov. Zool., 1902, p. 215) kann die Annahme zweier guten Arten, wie sie Salvadori (dem allerdings bei Abfassung von Band XXI des „Catalogue“ nur ein Exemplar der »asica vorlag) aufführt, nicht aufrechterhalten werden; er schlägt daher vor, entweder nipalensis Hodgs. und nasica zu vereinigen oder den wahrscheinlich richtigen Mittelweg einzuschlagen, der darin besteht, „auf den großen Sundainseln eine wenigstens im männlichen Geschlecht von der typischen nipalensis durch lebhafter gelbe Unterseite (?) und dunkler rotbraune Unterschwanzdecken unterscheidbare Subspezies*^ anzunehmen. Von der Größe wird hier nichts gesagt. Salvadori gibt aber an, daß Exemplare von der malayischen Halbinsel, Sumatra, Borneo und von den Philippinen kleiner seien als solche aus Nepal. Das scheint àuch im allgemeinen richtig zu sein und wird von Schlegel speziell hervorgehoben. Da nun nasica von Banjermassing und Sumatra zuerst beschrieben ist, müßte dieser Name, der nicht unterdrückt werden kann, für den Sundavogel beibehalten, die von Salvadori gegebene Differentialdiagnose aber einer Revision unterzogen werden. Denn die hier angegebenen Merkmale treffen nicht zu und scheinen lediglich imdividueller Natur zu sein. Von dem oben angeführten Kennzeichen und von dem anscheinend kon- stantesten Merkmal, der Schnabelgestalt, erwühnt Salvadori nichts. An den mir vorliegenden Vögeln ersehe ich nun, daß die auf Banka lebende, ziemlich stattliche Rasse der Form Tr. nipalensis zwar sehr nahesteht, aber doch von ihr, abgesehen davon, daß sie auch etwas kurzflügeliger ist, durch einen in allen Dimensionen stürkeren Schnabel unterschieden ist. Sie charakterisiert sich demnach als ,typische* Tr. nasica. Auch Vorderman (l. c., D. L, Afl. 4) bezeichnet ein Exemplar aus Billiton, 261 dessen Maße (a. 137, e. 85) ganz den von mir eruierten entsprechen, als nasica.!) Von Banka ist nasica schon länger bekannt; sie wird da ,Punei nonok^ genannt. So viel steht aber fest, dab wenn schon die bankanische nasica nicht genau die ursprünglich beschriebene Form vorstellen sollte, doch auf der Hauptinsel und anscheinend auch im westlich vorgelagerten Archipel eine weitere, hierher gehörige Form existiert, die zwar als echte nasica imponiert, jedoch durch ausgesprochen kleinen Wuchs deutlich differenziert erscheint. Sie liegt mir in einem leider nur vereinzelten Exemplar aus der Gegend von Deli vor. Dasselbe, von Hagen gesammelt, dem Gefieder nach ein altes Männchen, mißt nur a. 123, c. 85, r. 20. Bedeutend schwächer als die Stücke aus Banka weist dieser Vogel trotzdem einen relativ sehr starken und gestreckten Schnabel auf, der fast ebenso hoch und kaum kürzer wie bei diesen sich präsentiert, daher die Schnäbel weit größerer Exemplare der Form mipalensis deutlich an Länge übertrifft; von Farbe ist er lebhaft strohgelb bzw. grünlich am Beginn der Rhampotheka, an der Wurzel indessen orangerot, also hierin mit den Bankanern übereinstimmend. Im Gefiederkolorit findet sich kein anderer Unterschied, als daß die gelben Ränder der Flügeldecken und Armschwingen entsprechend der Kleinheit des Vogels ein wenig schmäler sind. Die Diagnose der neuen Form, die ich Dr. Hartert zu Ehren, der sich um die Förderung der malayischen Ornithologie vielfach verdient gemacht, Treron nipalensis harterti benenne, lautet demnach folgendermaßen: Sehr ähnlich Zr. nipalensis nasica, jedoch wesentlich kleiner und mit relativ stärkerem Schnabel ausgestattet. Als typische Lokalität hat Deli zu gelten; doch läßt sich an einem im Museum Rothschild befindlichen Stück, einem adulten Männchen von der Insel Nias, welches nur wenig größer ist — es mißt a. 127 mm — und einen zwar kürzeren, aber ebenfalls relativ hohen nasica-Schnabel auf-' weist, in der Breite der Sekundärenränder aber intermediär ist, erkennen, daß unsere Form auch nach Westen hin verbreitet ist. Zweifellos werden sich auch noch Bindeglieder auf- finden lassen, die in die große nasica-Form direkt überleiten. Osmotreron fulvicollis fulvicollis (Wagl.). Columba fulvicollis Wagl., Syst. av., Columba, sp. 8 (1827). , a. e. n 129 .ad. Simpang Anfang Mai 05 (Hagen) ca. 145 101 22 Do, Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 148 98 17 OUO, Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 152 101 18 Die beiden männlichen Stücke unterscheiden sich in der Weise, daß Nr. 1 auf der Vorderbrust einen viel stärkeren gelben Anflug zeigt wie Nr. 2, bei dem er eben nur 1) Hartert (Nov. Zool, 1895, p. 477) mißt die Flügel von nipalensis-Exemplaren von den Natuna- inseln mit 126—120 mm, solche von Stücken aus Tenasserim mit 138 mm und bei einem Palawan- weibchen mit 140 mm. Die von mir eruierten Maße sind folgende: 66 ad. von N. Cachar und Ihaun- gyin valley a. 146 resp. 140 mm, O O ad. von Lower Pegu und N. Cachar a. 141 resp. 139 mm. Bemerken möchte ich noch, daß die bei allen diesen Tauben gebrauchte Bezeichnung ,chestnut* treffender mit tief purpurrotbraun wiederzugeben würe. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV.Bd. I. Abt. 34 262 angedeutet ist; ferner weist Nr. 1 einen weit kräftigeren und längeren Schnabel auf, also auch hier wieder eine schwer erklärliche Differenz, die nur individuell aufgefaßt werden kann. Das Federkleid von Exemplar 1 ist abgetragener wie das von Nr. 2. Es ist m dieser Hinsicht konform mit dem von Nr. 3; vielleicht beruht die obige Verschiedenheit auf Mauserungsdifferenzen, da ja sehr viele Bankavögel sich um diese Zeit vor oder bereits in dem Federwechsel befinden; daß hiervon nichts zu bemerken ist, erklärt sich wohl dadurch, daß der Mauserungsvorgang ähnlich wie bei unseren Wildtauben sehr langsam und unmerklich vonstatten gehen dürfte. Ob freilich die auffallende Schnabeldifferenz mit der Mauserung in ursächlichen Zusammenhang gebracht werden kann, muß füglich bezweifelt werden. Es wäre auch noch eine andere Auffassung in Frage kommend, nämlich die, ob wir nicht in den Bankanern einen Übergang zu der von A. B. Meyer beschriebenen Borneoform O. fulvicollis baramensis (Journ. f. Ornith., 1891, p. 73) vor uns hätten; denn auf diese trifft der Befund an Exemplar 2 wenigstens, zu dem wohl das starke Weibchen gehört, fast genau zu. 0. baramensis scheint nach den Angaben im ,Catalogue* etwas stärker zu sein wie die Stammform (vgl. besonders das Schnabelmaß), was hier allerdings nur bezüglich der Flügellänge, nicht bezüglich des Schnabels, der umgekehrt gerade bei Nr. 1 besonders kräftig sich präsentiert, zutrifft. Tritt uns aber in dem Bankaner eine Über- gangsform entgegen, so erklären sich die gefundenen Differenzen zur Genüge. Die viel- leicht ursprünglich hier lebende Borneoform könnte sich durch Vermischung mit Vögeln der Hauptinsel nicht rein erhalten haben, oder das gelegentliche Vorkommen von beiden Formen auf der kleinen Insel ließe sich durch Zuzug von der Hauptinsel aus erklären. So plausibel diese Auffassung auch scheinen möchte, so ist doch die Möglichkeit nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die vermeintlich differente Borneoform ebenfalls nur eine Saisonverschiedenheit der fulvicollis darstellt und daher fallen gelassen werden muß. An dem Weibchen fällt mir auf, daß die Kinnfedern an der Basis hellgrau, sonst selbgrün sind und eines leichten rötlichen Anflugs (siehe ,Catal^.) ermangeln. Eine einzelne Feder aber trägt einen deutlichen, orangebraunen Fleck, worin vielleicht auch eine Tendenz zur Vertiefung der Unterseitenfärbung zu erblicken ist. Es ist nun sehr auffallend, dafs Meyer, der 140 mm als Flügellänge für das Männchen der baramensis angibt, ausdrücklich erwähnt, daß südborneanische Stücke der typischen Form glichen!!) Das spräche eigentlich dafür, daß auf Banka nicht gut die nordbornea- nische Form vorkommen kann. Meyer lag übrigens nur ein sehr geringes Vergleichs- material aus Sumatra vor. O. fulvicollis ist von Banka und Billiton schon lange bekannt. ! Ein Exemplar von Bandjermasin maß nach Vorderman nur a. 135, c. 82 mm; ein ad. Ó aus Billiton aber a. 150, c. 83 (O a. 143, e. S0) mm! [9] [9p [2] Osmotreron vernans vernans (L.). Columba vernans Linné, Mant., p. 526 (1771), ex Brisson. a. (S Ioas Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 139 102 Es. ug Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 142 105 3o Deli 1904 (Hagen) 135 103 „Iris zwei Ringe, azurblau und blaurot, Ständer rot, Schnabelspitze grau, Bürzel grün.“ 4. [c] ad. Java 1839 (eb Karo) 142,5 110 os loler, Java -- _- 140 102 *6. [9] Java 1847 -— 147 102 SEO Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 129 104 SON Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) — 92 9 [os] Deli 1904 (Hagen) 130 98 „Der innere schmale Ring der Iris azurblau, der breitere äußere gelb, in rotviolett übergehend, Ständer dunkelblutrot.* 10. [o ad.] Deli 1904 (Hagen) 135 100 SION SI Java 1847 — 196 100 Diese Form,!) die ebenfalls schon länger aus Banka bekannt ist, wo sie „Punei mekirei^ genannt wird, gehört nach Hagen (l. c. p. 157) neben Tr. olax Temm. und pulverulenta Wall. (= (aromatica) griseicauda G. R. Gray)?) zu den gemeinsten Arten der Umgegend von Deli. Sie liegt mir, ebenso wie olaw, auch von da vor, während die letzt- erwühnte, die bislang lediglich aus Java sicher bekannt war, in unserer Sammlung fehlt. Ich möchte daher eine Verwechslung für nicht völlig ausgeschlossen erachten, da diese Tauben nicht ganz leicht auseinander zu halten sind. Schlegel und Raffles erwähnen sie allerdings aus Sumatra. Ein Teil der vorstehenden männlichen Stücke zeigen Kinn und Kehle wie Vorderkopf und Kopfseiten nicht rein lichttaubenblaugrau, sondern deutlich mit Grün überwaschen, so Nr.2, 4 und 5. Es sind das gerade die stärksten Exemplare, also kaum jüngere Vögel, sonst könnte man darin vielleicht einen Übergang vom Jugend- zum Alterskleid erblicken. Da die Vögel im übrigen auch völlig ausgefiedert erscheinen, so wäre eventuell an einen Saisondimorphismus zu denken. Das „Frühjahrskleid“ (nach unseren Begriffen) kann aber nicht in Frage kommen, denn sonst müßte Exemplar 2 wenigstens mit 1 über- einstimmen, da beide aus dem Mai stammen. Der „British Catalogue“ erwähnt allerdings den grünlichen Ton auf Vorderkopf, Kopfseiten und Kehle; aber wie man sieht, kann dieser Anflug auch vollständig fehlen, so bei Nr. 9 und besonders bei Vogel 1, welcher sich mit seinem schön grauen Kopfe jedenfalls in den reinsten Farben präsentiert. Das scheinbar individuell wechselnde Vorkommen eines grünen Anflugs beobachtet man auch an der nachfolgenden Art. !) Ein nicht ganz typisches Exemplar der Osmotreron griseicauda mit ausgesprochener schwarzer Stoßbinde und ohne orangefarbenen Seitenhalsfleck liegt mir aus Java vor. Diese Form bietet einen fórmlichen koloristischen Parallelismus zu Tr. nipalensis dar. 2) Hartert (Nov. Zool, 1902, p. 422) sagt Treron vernans, da er Osmotreron nicht für ein gut definiertes Genus hält; Tr. griseicauda bildet einen Übergang. 34* 264 Auch die beiden Weibchen von Simpang sind insofern etwas verschieden, als Nr. 7 Mitte Mai die Kinn- und Kehlgegend mit lichtgrau gemischt zeigt, als wenn die Federn noch nicht ganz ausgewachsen wären, während Nr. 8 aus dem Anfang des Juni an dieser Stelle rein gelblichgrün erscheint; Spuren von Mauserung sind aber an keinem der Exemplare zu entdecken. Hartert machte seinerzeit (Nov. Zool., 1895, p. 476) auf bemerkenswerte Verschieden- heiten in den Dimensionen aufmerksam. Vögel von den Philippinen, von wo die Art zuerst beschrieben ist, sind nach ihm meist sehr klein. Die Flügellänge eines Männchens von den Kangeaninseln (l. c., p. 419) gibt er dagegen zu 162, die eines Weibchens zu 158 mm an; Vorderman mißt ein südsumatranisches resp. Kangean-Männchen sogar mit je 167 mm! Im Vergleich mit diesen Maßen erweisen sich die von mir eruierten, die im ganzen gut miteinander übereinstimmen, als auffallend gering; eine maximale Flügellinge von 147 mm findet sich lediglich bei einem Javanermännchen,!) während wieder die Delivögel sich als die allerschwächsten erweisen. Es liegt mir hier allerdings ein von Dr. Hartert bei Deli gesammeltes Männchen aus dem Zoologischen Museum in Tring zum Vergleich vor, das hinsichtlich seiner Größe intermediär genannt werden könnte, denn seine Flügellänge beträgt 144,5 mm. Verglichen mit den starkwüchsigen Exem- plaren, deren Richmond von Simalur (Nordwestsumatra) Erwähnung tut (O a. 153—156, O a. 152 mm), ist freilich die Kleinheit der Ostsumatraner?) immer noch so in die Augen fallend, da& die Differenz nicht gut unbeachtet bleiben kann. Es behauptete übrigens seinerzeit schon Schlegel (Nederl. Tijdschr. Dierk. I, p. 70), daß ein Unterschied zwischen typischen O. vernans und sumatranischen Vögeln, unter denen sicher keine Stücke aus dem Nordwesten verstanden waren, vorhanden sei, was Tweedale (Ibis, 1877, p. 321), der ja seine vergleichenden Untersuchungen etwas über Bausch und Bogen ausführte, bestritt. Obschon nun gewiß nicht daran zu zweifeln ist, daß auch hier wieder die in der Gegend von Deli heimische Rasse — das intermediüre Stück aus dem Museum Rothschild mag vielleicht nur dahin verflogen sein — etwas Besonderes darstellt, so soll vorerst, solange nicht Philippinenvögel damit verglichen sind, von einer Benennung Abstand genommen werden. Da ihr Hauptmerkmal, der zwerghafte Wuchs, eine bei fast allen im Gebiete lebenden Arten wiederkehrende Erscheinung ist, würde sich ja wohl eine Hervorhebung, die anderenfalls bei dem Vorhandensein so geringfügigen Vergleichs- materials mehr als gewagt erscheinen müßte, auch hier rechtfertigen lassen. 1| Bei einem 5 von Batavia mifit Vorderman 140 mm (Batavia Vogels II, p. 59). ?) Nach dem „British Catalogue* schwanken die Flügelmaße bei dieser Art zwischen 5,25 und 5,85 Zoll während die Variationsbreite nach meinen Ermittelungen sogar einen ganzen Zoll ausmacht. Das sind aber Unterschiede, die nicht mehr im Bereich individueller Variation gelegen sein dürften. Te M Osmotreron olax (Temm.). Columba olax Temm., Pl. Col. Livr. 41 (1823). a. c. 1. [Ó ad.] Deli 1904 (Hagen) 116 (039) „Innerer Ring der Iris gelbgrau, äußerer mattviolett, Schnabel gelbgrün, auf der Firste etwas heller.“ 2. [ö ad.] Sekajoe IV. 05 (Hagen) 126 85 Ss [IG e] Sekajoe IV. 05 (Hagen) 118 .85 Die Angabe im ,Catalogue* (p. 65): „Bauch blaß zimtfarbig, gemischt mit schiefer- grün“, halte ich für nicht ganz zutreffend; richtiger scheint mir zu sein: Tief zimtbraun mit spärlichen schiefergrauen und grünlichen Federspitzen; die Körperseiten und Flanken sind ausgesprochen schiefergrau, die Unterstoßdecken lichtbraunrötlich, um den schiefer- grauen Schaft am intensivsten, fast ziegelrot gefürbt; da und dort erscheint das ganze Kolorit mit Grau überwaschen. Was nun am meisten an vorstehenden drei Exemplaren auffüllt, ist die ungleiche Größe, in der sie sich präsentieren; Nr. 2 und 3 passen wenigstens gut zusammen und scheinen ein Paar darzustellen; Exemplar 1 dagegen ist ein auffallend schwaches Tüubchen. Erscheint die Größendifferenz in diesem Falle vielleicht nicht ganz so aus- gesprochen, wie bei Tr. nasica, so ist die Verschiedenheit der ermittelten Maße bei der Kleinheit der Vergleichsobjekte immerhin sehr ins Gewicht fallend. Ferner wäre hervor- zuheben, daß das Männchen aus Sekajoe auf Nacken, Kopf, Halsseiten und in der Inter- skapularregion, auch auf Bürzel und Schwanz entschieden dunkler schiefergrau gefärbt ist als der Delivogel. Da aber ein ebenfalls sehr schwaches Männchen aus West- borneo, das mir aus dem Museum Rothschild vorliegt (Maße in der Anmerkung), ober- seits fast ebenso dunkel koloriert erscheint wie der Südsumatraner — die Schwingen sind bei beiden stark abgetragen —, so ist besagte Differenz wohl schwer auf ihre Bedeutung hin zu beurteilen. Wahrscheinlich haben wir darın Altersdifferenzen zu erblicken; denn es macht den Eindruck, als ob der nicht selten bei malayischen Tauben anzutreffende grüne Anflug auf Kinn und Kehle nur im ersten Lebensjahre sich finde, dann aber bald abgestoßen wird; ein solcher sogar über das orangegelbe Kropfband ausgedehnte Anflug ist an dem kleinen Täubehen von Borneo bemerkbar, obschon es doch sicher nicht frisch vermausert ist; danach müßte das Deli-Exemplar, das sich im reinsten Grau und mit am tiefsten (orangebraun) kolorierten Kropfband präsentiert, einen ziemlich frisch ver- mauserten ganz alten Vogel, mindestens im zweiten Lebensjahr darstellen; um so auf- fallender ist, daß die beiden schwachen Täubchen wieder in der Färbung des Schnabels, der hier deutlich horngelb, bei den Vögeln aus Sekajoe aber bleifarbig erscheint, über- einstimmen. Man könnte geneigt sein, hierin wenigstens ein spezifisches Merkmal zu er- blicken. Richtiger ist wohl, auch diese Differenz mit der Saison oder dem Alter des Trägers in Verbindung zu bringen. Inwieweit hier vielleicht auch der individuellen Variation ein Spielraum zu lassen ist, läßt sich nicht sagen. Wie dem auch sei, die 1 5 ad. Banam Rie (Westborneo) 17. I. 91 (Whitchead): a. 115, c. 73. 266 konstatierte Größendifferenz zwischen den südsumatranischen Vögeln — die auch durch ein von Vorderman (Ll c., D. XLIX, Afi. 1) mitgeteiltes Flügelmaß (a. 125) trefflich illustriert wird — und den weiter nördlich heimischen Exemplaren ist jedenfalls der Aus- druck einer geographischen Variation, die sich taxonomisch festlegen läßt. Da nun aber die Originalbeschreibung der Art Osmotrenon olax auf einem sumatranischen Vogel basiert, eine Ausfindigmachung der genauen Lokalität, aus welcher der Typus stammte, indessen kaum sich wird bewerkstelligen lassen, so müßte man eigentlich, will man zu einer Namengebung schreiten, jede dieser beiden durch Größe unterschiedenen Formen eigens benennen. Für die größere Rasse sei vorerst davon abgesehen; wir wollen sie als die eigentliche, typisch sumatranische Form betrachten; der in der östlichen Alluvial- zone Sumatras und anscheinend in gleicher Weise auf Borneo lebende Vogel stellt dagegen jedenfalls eine besondere, hauptsächlich durch kleineren Wuchs — die übrigen Merkmale wie die Schnabelfärbung etc. sind zweifelhafter Natur — ausgezeichnete Form dar, die subspezifisch abgetrennt zu werden verdient. Ich benenne sie dem Reisenden zu Ehren, dem wir das dieser Untersuchung zu Grunde liegende Material verdanken, Osmotreron olax hageni. Die Diagnose ergibt sich aus dem vorher Gesagten. Sie kann sich, wenn man ganz sicher gehen will nur auf die auffallende Größendifferenz beziehen. Als „terra typica* hat die Umgegend von Deli zu gelten. Osmetreron capellei (Temm.). Columba capellei ''emm., Pl. Col. 143, Livr. 24, 1823 (Java). a. c. "NUT 2T 1. [6] Deli 1904 (Hagen) . 197 140 29,5 11,3 „Iris braun, Ring um die Augen zitronengelb, Ständer gelb, Schnabel mattgrün.“ 2. [6] Java — — 194 120 25 10 23.410] Java — (Ev) 203 147 27,5 157.5 supero Java — (H. v. L.) 202 141 30 11,75 Die drei ersten Exemplare, in welchen wir entschieden alte Männchen vor uns haben, präsentieren sich wenig übereinstimmend. An dem besonders starken und dabei sehr gut erhaltenen, weil ganz frisch vermauserten Vogel 3 fällt ein sehr kräftiger Schnabel auf, womit die Behauptung Schlegel's (Mus. Pays Bas. Col, p. 58), daß Vögel aus Borneo und Sumatra den Schnabel kräftiger aufwiesen wie solche aus Java, direkt widerlegt er- scheint. Wie aus den Maßen des vorstehenden Weibchens hervorgeht, können javanische Stücke sogar sehr großwüchsig sein. Wenn nun auch Exemplar 2 gegenüber 1 in der Ausdehnung des orangebraunen Brustbandes etwas abweichend sich zeigt und auch darin etwas abweicht, daß das Kinn hier trüb grünlichgrau erscheint und auf dem Scheitel am Hinterkopf und am unteren Kehlrande vereinzelte, ausgesprochen grüne Federn auf- treten, so entspricht wieder Nr. 3 völlig in der Farbe von Kopf (graulichgrün), Kinn und Kehle, wie in der Breite des hier allerdings entschieden gelberen Brustbandes, das nur wenig über den Kropf hinabragt, so völlig dem Exemplar 1, daß in diesen Differenzen lediglich Alters- und Geschlechtsmerkmale oder selbst zufällige Erscheinungen in Frage 267 kommen können. Als einen jüngeren Vogel wird man allerdings das ausnehmend schwache Stück Nr. 2 kaum betrachten dürfen und es behält vielleicht Schlegel doch darin recht, daß in gewissen Gegenden Javas wenigstens sehr schwachschnäbelige Exemplare dieser Art vorkommen. Vorderman (Bataviasche Vogels II, p. 62) gibt für ein männliches Exemplar aus Batavia folgende Maße an: a. 180, c. 115, r. 28, damit den Nachweis liefernd, daß unser javanisches Exemplar Nr. 2 noch nicht einmal die schwächsten vor- kommenden Maße aufweist. Ein ö ad. aus Lampong (Südsumatra) hatte eine Flügellänge von 195 mm. Carpophaga badia badia Raffl. Columba badia Rafü., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 317 (1822), Sumatra. a. c 1. © ad. Deli 1904 (Hagen) 232 200 2. —, Sumatra 1904 (Martin) 229 200 9. — 4 Java — (Ever TuS) 235 188 *4. — Java — (Sturm) 220 167 5. jun. Java -— — 213 160 Beim ausgefärbten, frisch vermauserten Vogel finde ich den Schwanz nicht braun, wie es im „British Catalogue^ (XXI, p. 219) heißt, sondern braunschwarz mit düster bräunlichgrauer Apicalbinde. Die inneren medianen und großen Flügeldecken zeigen bei reflektiertem Lichte einen tief erzgrünen Schimmer über dem Purpurbraun ausgebreitet. Kinn und Kehle erscheinen weiß. Die Farbe des Kopfes ist wechselnd, bald lichtgrau, bald dunkler grau, mit oder ohne weinrötlichen Anflug, der aber auf dem Nacken nie fehlt. Auf Java kommt also diese Form neben der nahe verwandten, nur auf Rücken und Mantel deutlich dunkelgrün überlaufenen und mit tief kastanienbraunen Unterstoßdecken versehenen C. lacernulata (Temm.) vor. An ihrer Existenz auf dieser Insel (in Sharpe's „Handlist“ ist der Name mit einem Fragezeichen versehen) ist jedenfalls nach dem vor- liegenden Material nicht mehr zu zweifeln. Es wäre aber nicht ausgeschlossen, daß der Sundavogel in zwei Formen zerlegt werden müßte; die Javaner sind nämlich entschieden dunkler grau resp. weinbraun auf Kopf und Nacken. Ton und genaue Nuance lassen sich freilich leider an den etwas verschmutzten Vögeln nicht mehr feststellen. Nr. 5 scheint ein Jugendstadium zu sein, da bei ihm die Flügeldecken an den Rändern leuchtender kastanienbraun bis rostrotbraun und da seine Maße schwächer sind. Auffallend ist im übrigen die starke Größendifferenz namentlich zwischen Vogel 3 und 4.!) Die auffallende Verschiedenheit in der Kopffärbung von lichtbläulichgrau bis rötlich- braungrau (in letzterer Hinsicht stehen sich Nr. 2 und 3 näher als 1 und 3, indem Nr. 2 auch auf dem Nacken stärker weinrötlich koloriert ist) kann wohl nur auf Geschlechts- und Altersdifferenzen zurückgeführt werden. Die Maße lassen allerdings einen Schluß hierauf nicht zu. !) Vorderman (l. c., D. LV, Afl. 2, p. 18) gibt die Flügellänge eines Exemplares aus Südsumatra mit 235 mm an, was gut mit den von mir eruierten Maßen übereinstimmt. Salvadori (Ann. Mus. civ. stor. nat. Genova XIV, 1879, p. 246) mißt a. 232 mm bei einem Stück von Ostsumatra. 268 Carpophaga aenea L. Columba aenea L., Syst. Nat. L, p. 283 (1766). a. 2 1 1 Sad: Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 248 193 DE ONNP Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 219 145 3a] Deli 1904 (Hagen) 225 165 A I Java — (H. v. L.) 235 152 y, ems Java -— (Sturm) 240 155 GR Er Java -— = 236 178 T. — Java — — 228 150 Die auch für Billiton nachgewiesene Art wird auf Banka ,Prgam* genannt; das ist aber der allgemein für C. aenea angewandte malayische Name. Nach Salvadori (l c., p. 193) existieren verschiedene Subspezies von ihr. Ihre Beziehungen sind aber noch nicht ganz klar gestellt. Soviel scheint mir einleuchtend zu sein, daß nicht nur die von ihm angeführten, sondern auch eine ganze Anzahl anderer als Arten verzeichneter Formen dem Kreise C. aenea angehören. Salvadori sagt nun nicht, zu welcher Form die Suma- traner und Javaner zu rechnen sind. Das ist wohl auch der Grund, daß Hagen (l. c., p. 158) eine Verwechslung mit der nur auf die Molukken beschränkten C. perspicillata (Temm.) unterlaufen ist. Sind die Angaben im „Catalogue“ zutreffend, so würden die vorliegenden Stücke aus Sumatra (die, weil am frischesten im Gefieder, sich am leichtesten untersuchen lassen), vielleicht auch ein Teil der Javaner, zur Form C. aenea palawanensis Blas. deren Maße der Entdecker (Ornis, 1888, p. 316) freilich noch um ein wenig größer angibt, wie die stärksten von mir eruierten, zu rechnen sein, die aber tatsächlich zwischen der typischen Borneoform und dem Philippinenvogel in der Mitte stünde. Die Oberseite des Schwanzes zeigt bei den Sumatranern jedenfalls, namentlich in der Umgebung des Schaftes, meist intensiver blaue Farbe wie bei den Javanern, wenigstens gilt das gegenüber Nr. 4, 6 und 7, während Nr. 5 in dieser Hinsicht sich wieder mehr den Sumatranern nähert. Der helle, lichtbläulichgraue, leicht weinrötlich getönte Kopf und Nacken geht allmählich in den zwar dunkleren, aber von der übrigen Oberseite ab- gesetzten Vorderrücken über; dies ist am deutlichsten bei Nr. 3. Nach dem Kolorit des Stoßes ergibt sich nun folgende Reihe vom reinsten dunklen Ultramarinblau (nur die Federränder sind grünblau) bis zum ausgesprochensten Grün ohne alles Blau: Nr. 3 — hellköpfigstes und schwächstes männliches Exemplar (Deli) —, 5, 1, 6, 4, 2, 7, folglich eine völlig irreguläre Reihe, die in keiner Weise koloristische Gesichtspunkte erkennen läßt, nach denen man sich richten könnte. Auch in dem Vorherrschen von bronzebraunem Glanz auf dem Mantel ist keine Regularität zu er- blicken. Am ausgesprochensten findet dieser sich freilich wieder bei den mehr grün- schwänzigen und ziemlich kleinen Exemplaren 2, 4 und 7, während er so gut wie ganz bei den mit dunkler Oberseite ausgestatteten Stücken 3 und 5 fehlt. Was hat es nun mit diesen Differenzen für eine Bewandtnis? Soviel scheint evident, daß die Verdunkelung des Oberseitengefieders, gegen welche dann der hellere Kopf um so mehr absticht (es ist das ein Verschwinden der bronzegelben und -braunen Glanztóne und dafür ein Hervortreten von tiefblauen Tónen) nur eine Eigenheit der individuellen Variation, L. AS 269 wie sie besonders Alter und Geschlecht, noch mehr aber die Jahreszeiten bedingen, dar- stellt und daß es daher durchaus am Platze erscheint, die auf Grund von koloristischen Differenzen statuierten Subspezies größtenteils fallen zu lassen. Um die Konstanz der Merkmale nachprüfen und die Variationsbreite des Gefiederkolorits im Rahmen der einzelnen Form bestimmen zu können, müßte uns allerdings ein weit größeres Material aus einer und derselben Lokalität zur Verfügung stehen, als es bisher der Fall war. Das alte Weibchen, von dem leider nur ein sicher bestimmtes Exemplar vorliegt, unterscheidet sich von dem Männchen durch weniger prüchtiges Rückengefieder und durch etwas stärkeres Hervortreten der bronzefarbenen und Fehlen der blauen Töne. Die übrigen Exemplare scheinen, vielleicht abgesehen von Nr. 7 und 4, meistens Münnchen zu sein. Noch zu erwähnen wäre, dafs der weinrötliche Ton bei sämtlichen Exemplaren auch auf der Brust gut bemerkbar ist (vgl. dagegen „Catal.*). Bei Nr. 7 erscheint die Umgebung des Auges und die Wangengegend sehr hellgrau bis weißlich; Exemplar 1 und 2 zeigen die Ohrdecken in großer Ausdehnung weinbraun, während sie bei den Javanern dunkel- grau oder graubräunlich und meist undeutlich sind, ja sogar fehlen (wie bei Nr. 5). Auf diese Differenz zwischen Sumatranern und Javanern ist jedenfalls zu achten. Im „Catalogue“ ist von der Farbe der Ohrdecken überhaupt nichts gesagt. Im übrigen sind Kopf und Nacken bei den Bankanern und Javanern deutlich weinrötlich angeflogen. Wie bei allen östlichen Tauben variiert auch C. aenea stark in ihren Körperdimen- sionen. So soll der südindische Vertreter (C. sylvatica Tick.) nach Salvadori und Bütti- kofer durch schwächeren Wuchs von C. aenea unterschieden sein. Es bieten aber schon die mir vorliegenden Vögel aus dem Sundagebiet hinsichtlich ihrer Totalgröße eine auf- fallende Verschiedenheit dar, die freilich bei Gegenüberstellung der Flügelmaße nicht allzu- sehr ins Gewicht fällt. Immerhin zeigt es sich auch hier, daß die über ein gewisses Maß hinausgehende Schwankung keine zufällige oder rein individuelle Erscheinung mehr ist. Gerade wieder das Stück aus dem Distrikt von Deli, das, dem sehr dunklen, grün- blauen Rückenkolorit und der damit kontrastierenden, besonders hellen Färbung des Kopfes nach zu schließen, sicher ein altes, völlig ausgewachsenes Männchen darstellt (das Gefieder ist etwas abgetragen), gibt sich, wenn man von den stets schwächeren weiblichen Stücken absieht, als das weitaus kleinste Exemplar zu erkennen. Es fällt der- gestalt aus der Reihe, daß es sofort klar wird, daß wir darin den Vertreter einer besonderen Rasse zu erblicken haben. Es wäre nun in Erwägung zu ziehen, ob nicht vielleicht hier die von Salvadori aus Nias beschriebene C. aenea consobrima, auf welche manche Merkmale zutreffen würden, in Betracht käme. Unser Vogel bleibt indessen, obschon ein. altes Männchen, mit seinen Maßen noch wesentlich hinter den in der Originalbe- schreibung gegebenen (a. 234—230 mm) zurück. Freilich scheint aus den Mitteilungen Richmond's, dem 18 Exemplare von den nordwestlichen Inseln vorlagen, hervorzugehen, daß auch bei consobrina wieder die Maße ziemlichen Schwankungen unterworfen sind; Vögel von Babi und Lasia maßen a. 241—245 mm (ö) resp. 232 — 234 mm (9), solche von Simalur und Tuangku 252—218 mm (ö) resp. 211— 232 mm (9). Unser Delivogel zeigt nun aber Kinnwinkel und Schnabelgrund weiß gefärbt, was nicht auf consobrina zu- trifft; die Unterschwanzdecken sind zwar sehr dunkel, stumpf kastanienbraun, aber etwas Besonderes vermag ich darin durchaus nicht zu erblicken, denn diese Nuance finde ich in gleicher Weise bei sämtlichen vorliegenden Stücken ausgeprägt. Es käme dann Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 35 DZ Zu 270 noch eine weitere, gleichfalls kleinwüchsige Form in Frage, mit der unser Vogel vielleicht in Beziehung gebracht werden könnte, die von Büttikofer (On Birds from Nias, p. 190) beschriebene Carpophaga vandepolli, welche in gleicher Weise aenea und consobrina nahe stehen und nur durch einen großen rötlichbraunen Hinterhauptsfleck und durch die deutlich weinrote Farbe der Brust unterschieden sein soll. Das ersterwähnte Merkmal fehlt nun allerdings dem Delivogel, aber es soll doch hervorgehoben werden, daß an ihm im Anschluß an den beiderseits sehr entwickelten weinbraunen Ohrstreif an der linken Seite des Hinter- halses ein kleiner Fleck von gleicher Farbe auffällt, der an dieser Stelle ganz ungewöhnlich ist. Hier handelt es sich natürlich um eine individuelle Aberration; aber wäre es nicht möglich, daß auch bei dem Büttikofer’schen Exemplar — die neue Form basiert lediglich auf diesem einen Stück, das noch dazu weiblichen Geschlechts war — etwas Ähnliches in Frage käme? Derartige „koloristische Freiheiten“ scheinen ja bei den Tauben dann und wann vorzukommen; ich erinnere an das Auftreten von grüner Zeichnung an anormaler Stelle bei einem Exemplar von O. capellei; weiter unten bei Turtur tigrinus werden wir einen weiteren Fall dieser Art kennen lernen. Abgesehen davon ist es auch mehr als unwahrscheinlich, daß auf der kleinen Insel Nias zwei so nahe verwandte Formen wie C. aenea consobrima und C. aenea vandepolli (die natürlich nur subspezifisch aufgefaßt werden können) nebeneinander leben sollten. Was ferner die weinrote Farbe der Brust anlangt, so kann sie meines Erachtens erst recht nicht als differentialdiagnostisches Merkmal in Betracht kommen; denn von fast rein graubrüstigen Exemplaren der C. aenea — das Extrem wird in dieser Hinsicht von C. rhodinolaema Selat., die natürlich ebenfalls dem Formenkreis als Subspezies angehört, erreicht — bis zu den stark weinrot angeflogenen Stücken finden sich alle Übergänge; außerdem ist unschwer zu erkennen, daß hier auch der Grad der Abnützung des Gefieders eine große Rolle spielt; so erscheinen unsere Banka- Exemplare auf Kropf und Brust entschieden weinröter als der Delivogel; bei diesem aber, der sich aus einiger Entfernung in dieser Gegend fast rein grau präsentiert, erweisen sich bei näherem Zusehen lediglich die Endteile der Federn grau tingiert, die mittleren Partien dagegen deutlich weinrötlich. Nach dem Gesagten und bei Berücksichtigung der mannigfachen individuellen Farben- abweichungen, die wir bei anderen Taubenarten kennen gelernt haben, muß es einleuchtend erscheinen, daß man sich sehr zu hüten hat, derartigen „Kennzeichen“ eine spezifische Bedeutung einzuräumen, bevor man nicht völlig über die durch Alter und Saison bedingten Veränderungen orientiert ist. Ich möchte deshalb auch der Vermutung Ausdruck geben, daß die Kennzeichnung der C. consobrina weniger auf koloristischen Ver- schiedenheiten — sie soll darin mit vandepolli übereinstimmen, daß bei ihr Kopf, Hinter- hals, Kehle und Bauch jeden rosafarbigen Anflugs ermangeln —, als lediglich auf der ausgesprochenen Größendifferenz basiert. Sie ist es, die mir allein auch bei dem Stück aus Deli eine besondere Hervorhebung zu verdienen scheint. Die Übereinstimmung in dieser Hinsicht mit den Vögeln der westlichen Inseln ist denn auch verblüffend, wie ja aus den oben angeführten wiedergegebenen Maßen — auch das Weibchen von vandepolli, das eine Flügelläinge von 223 mm aufweist, schließt sich hier nicht aus — zur Genüge hervorgeht. Ob nun unser Vogel mit C. consobrina, der er jedenfalls sehr nahe steht, was schon aus der Farbe des Kopfes, der nur an der Stirn und auf den Gesichtsseiten einen rosa Anflug erkennen läßt, im übrigen aber lichtgrau mit nur ganz geringer 271 weinbrauner Tönung erscheint), in eine Subspezies zusammengenommen werden darf, lasse ich dahingestellt. Zu einer eigenen Namengebung, lediglich auf Grund des schwachen Wuchses, der zudem, wie ich den Angaben Vorderman's entnehme, auch anderwärts in die Erscheinung tritt — so wiesen Exemplare aus Billiton resp. von Batavia Flügel- längen von nur 230 und 229 mm auf —, scheint mir vorerst jedenfalls keinerlei Anlaß gegeben.!) Chalcophaps indica indica (L.). Columba indica Linn., Syst. Nat. I, p. 284, n. 29 (1766). Columba javanica Gm., Syst. Nat. I, p. 781, n. 55 (1788). a. e 1. O ad. Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 146 Abit DI CT Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 148 112 9*5 0%. Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 143 104 A OM Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 146 107 ZA CUPS Simpang Anfang Juni 05 .(Hagen) 149 110 6. o [jun.?] Simpang 30. V. 05 (Hagen) 136 94 720 ad: Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 141 104 Sao zul Deli 1904 (Hagen) 141 95 9. [— jun] Deli 1904 (Hagen) 127 74 10. [o ad.] Java — (EIE v TIS) 142 90 je dme Java — (Sturm) 145 105 B2 [ovS] Java — — 139 85 13. [6] Celebes 1875 (Riedel) 144 (93) 14. [c] Celebes 1875 (Riedel) 143,5 101 15. [o?] Celebes 1875 (Riedel) 181 100 16. [— jun.] Himalaya 1895 (Martin) 143 (92) Einige Exemplare der vorstehenden Reihe weichen in mehrfacher Beziehung etwas von der Mehrzahl der im ausgefärbten Kleide befindlichen Stücke ab. Es sind das die Exemplare 6, 7 und 9, anscheinend weibliche oder jugendliche Individuen. Hier die ge- nauere Schilderung namentlich der letzteren: ad. 6: Vorderkopf hell bräunlichgrau, Ober- und Hinterkopf düster braun; Hinterkopf- seiten, Nacken und Beginn des Vorderrückens desgleichen, aber mit rostbraunroten Bändern (auf jeder Feder zwei Querbänder und ein Terminalbündchen); Kinn bräunlichweiß, Kehle, Kropf, Vorderbrust düster zimmetfarben mit dunkelgraulichen Federbasen und solchem Querband im letzten Drittel der Feder (auf der Hinterbrust nimmt dieses Grau immer mehr an Ausbreitung zu); die langen Unterstoßdecken schwärzlich, die kürzeren schiefergrau; !) Eine direkte Zwergform der C. aenea liegt mir in einem auf Celebes von Riedel 1875 gesammelten Exemplar vor; dasselbe hat trüb weinrötliche Kopfseiten, ein breites, kupferbraunes Nackenband, grauen Oberkopf, stark mit Kupferbronzefarbe überlaufenes Sekundüren- und Rücken- gefieder, tief blaugrüne resp. blaue Stoßfedern; im übrigen kann es seine Zugehörigkeit zur Spezies C. aenea, der es sonst ganz gleicht, nicht verleugnen. Die Bestimmung lautet auf C. aenea paulina (Bp.), vielleicht auch pulchella (Wald.) (zweifelhafte Form). Die minimalen Maße sind: a. 132, c. 146. Bye 272 Kopfseiten dunkel rostbräunlich, fein roströtlichbraun gebändert; Flügel wie beim alten Männchen. Das übrige wie im „Catalogue“ angegeben; vielleicht ist indessen das hier beschriebene Weibchen ein jüngerer Vogel gewesen; es ist nämlich auffallend, daß die vorderen Sekundären dunkelbraunen Außenrand, die hinteren ein heller rotbraunes End- band aufweisen sollen. Nr. 7 halte ich nun für em altes Weibchen: die braunen Teile präsentieren sich ein wenig dunkler mit etwas Purpurglanz, die rostbraunen Bänder fehlen; Stirn bläulichgrau, hinterer Superciliarstreif schieferblau, Oberschwanzdecken dunkel kastanienbraun mit schwarzem Terminalband, Unterstoßdecken schwarzbraun und dunkel kastanienbraun gemischt. (Bei den alten óó sind die langen Stoßdecken mattschwarz, die kürzeren in zunehmendem Maße schiefergrau.) Einen in voller Mauser befindlichen jüngeren Vogel stellt Nr. 9 dar. Er präsentiert sich im ersten Federkleid, wie es oben beschrieben, zeigt aber die unteren kleinen Flügel- decken zum Teil bereits grün, ebenso macht sich diese Farbe schon an den Enden der Schulterfedern bemerkbar; die Unterseite ist trüb rotbraun, mattschwarz gebündert. Obschon die Maße auffallend geringe sind, halte ich den Vogel für einen einjährigen. Was nun die alten Männchen anlangt, so kann ich im Kolorit bei allen vorliegenden Stücken keine prinzipielle Verschiedenheit entdecken. Bei den Simpangvögeln — sie scheinen sämtlich eine Zeitlang im Käfig gehalten worden zu sein; der einheimische Name ist ,Limbog* — wie bei den Javanern reicht das Schieferblau des Kopfes in der Mittellinie (manchmal auf dem Nacken unterbrochen) meist bis zum Vorderrücken. Es besteht nun aber der Unterschied, daß sich die Bankaner in ihrem Habitus entschieden größer präsentieren als die anderen Stücke. Ob der Sundavogel überhaupt, wie Reichenbach (Columbidae, p. 46) ausführt, von dem nördlicheren different ist, vermag ich wegen Mangels an Vergleichsmaterial nicht zu entscheiden. Das einzige Stück aus Indien gleicht in der Farbe ganz den übrigen, es ist höchstens um einen Stich dunkler grün. Den Unterflügel finde ich durchgehend hell schokoladebraun, entfernt an tiefe Zimmetfarbe erinnernd, aber gesättigter, mehr rotbraun; der weißliche Augenbrauenstreif ist stets sehr gut entwickelt. Wenn nun auch die meisten neueren Forscher javanica und indica vereinigen, so darf doch nicht übersehen werden, daß selbst unter den Bewohnern der Sundainsel eine geringe Differenzierung Platz gegriffen zu haben scheint und zwar wohl weniger im Kolorit — die Javaner zeigen allerdings, vielleicht zufällig viel mehr bronzegelbe Beimischung auf den Sekundüren und hinteren Flügeldecken, worin wahr- scheinlich ein Merkmal des alten Weibchens zu erblicken ist — als in den Körperdimen- sionen. Denn wieder ergibt sieh die eigentümliche Erfahrung, daß die Delivögel relativ sehr geringe Maße aufweisen, während die Bankaner fast durchgängig ausnehmend stark- wüchsig sich erweisen; auch mit den Javanern verglichen ist die überragende Größe der letzteren evident, wenn auch ihre Variationsbreite nach unten hin noch in diejenige der kleineren Rasse überzugreifen scheint. Vordermann bestätigt mit zwei Messungen (an einem Vogel des Kangeanarchipels bzw. der Umgegend von Batavia), die ebenfalls hinter den von mir eruierten maximalen zurückstehen, die Richtigkeit des hier hervorgehobenen Befundes. Diese Verhältnisse ver- dienen jedenfalls genaueste Nachprüfung. Kleiner als der javanische Vogel scheint noch die Ch. indica sanghirensis Blas. zu sein, wührend die auch sonst abweichende neuhol- 273 ländische Ch. indica chrysochlora Wagler noch stärker als selbst der Bankavogel sich erweist. Die Celebesvógel reihen sich den Javanern an und sind jedenfalls nicht prinzipiell davon verschieden; der Philippinenvogel (ein Exemplar aus dem Museum v. Rothschild vor- liegend) schließt sich dagegen den stärksten Bankanern an. Ptilinopus jambu (Gm.). Columba jambu Gm., Syst. Nat. II, p. 784, n. 63 (1788). a. (T 1. [o ad.] Deli 1904 (Hagen) 138 — „Schnabel und Iris goldgelb.* 2. [o ad.] „Ind. Arehipel* — (H. v. L.) 142 99 Diese prächtige Taube ist schon länger von Banka bekannt, scheint aber von Hagen nur bei Deli angetroffen worden zu sein. Der sumatranische Vogel ist oberseits etwas freund- licher, mehr gelbgrün gefärbt, während der ,Indier^ ein kälteres Grün mit grünblauer Tönung aufweist; das Karmoisinrot geht bei diesem auch etwas weiter auf der Brust herab. Auffallend geringe Maße weist gegenüber den vorstehenden ein von Vorderman unter- suchtes Exemplar von Billiton auf, das nur a. 129, c. 83 gemessen haben soll; ein adultes Männchen von Malakka hatte nach A. Müller (l. c., p. 431) eine Flügellänge von 137 mm. Turtur tigrinus (Temm. & Knipp) et subsp. nov. Columba tigrina Temm. & Knipp, Pig. I, p. 43 (1808—11). a. [C 1. o [jun.] Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 137 (139) 2. [—ad.] Deli 1904 (Hagen) 135 141 S [Obl Sumatra 1893 (Martin) 137,5 140 A TON Sumatra 1893 (Martin) 138,5 141 B Ie Sumatra 1895 (Martin) 137 143 6. [o?] Sumatra 1895 (Martin) 136 137 7. [62 ad.] Java — 140 145 8, — [juv.] Java — — 137,5 135 *9. [6 ad.] Java — (Sturm) 142 143 10, [Key e Java - (Sturm) 144 145 Diese Taube wird auf Banka, von wo sie schon lange nachgewiesen ist, „Ketutu“ ge- nannt. Mir liegt von da nur ein einzelnes Exemplar vor, das zudem etwas abweichend gezeichnet ist; an den Seiten des Oberkopfes gegen den Hinterkopf zu wie auf der unteren Partie des letzteren selbst stehen nämlich einige mattschwarze Federn; die dadurch entstehenden schwürzlichen Flecke sind so umfangreich, namentlich die beiden länglichen am Oberkopf, daß sie nicht als belanglos erachtet werden können. Es bliebe also zu entscheiden, ob wir in diesem Vogel, welcher, der kastanienbraunen Säumung der Flügeldecken nach zu urteilen, noch das allerdings ziemlich abgetragene 274 Kleid des ersten Lebensjahres trägt, etwa eine individuelle Aberration, die auch in längerer Gefangenschaft entstanden sein könnte — die stark defekten Stoßfedern legen diesen Gedanken nahe —, darstellt, oder ob eine auf Banka beschränkte neue Form in Betracht kommt. Das erstere ist wohl das Wahrschemlichere; der Umstand zudem, daß es sich nur um ein, dazu nicht einmal ganz ausgefiedertes Exemplar handelt — der schwarze, weiß gefleckte Nackenfleck ist schon ziemlich entwickelt, reicht aber noch nicht auf die Halsseiten herab —, ließe es doppelt mißlich erscheinen, an die Aufstellung einer neuen Form und damit an eine Namengebung heranzutreten. Es sei aus diesen Gründen auch von einer solchen Abstand genommen. Was nun die übrigen Sumatraner anlangt, die uns vorliegen, so stellt sich wieder das ausdrücklich als Delivogel bezeichnete Exemplar — es zeichnet sich auch durch relativ gestreckten, längeren Schnabel aus — als das schwächste von allen dar; die anderen, bei welchen nach mündlicher Mitteilung des Sammlers die gleiche Provenienz anzunehmen ist, schließen sich in dieser Richtung unmittelbar an; von entschieden stärkeren Dimen- sionen aber sind die Javaner, was auch durch das Flügelmaß eines von Vorderman gemessenen Weibchens aus Batavia (a. 139 mm) bestätigt wird. Gegenüber einem durch den gleichen Autor untersuchten Exemplar vom Kangeanarchipel, das eine Flügellänge von 158 mm aufgewiesen haben soll, dürfen indessen auch sie noch nicht als die stärkste „Rasse“ angesehen werden. Denn um geographische Rassenbildungen, die sich in bestimmter Richtung entwickelt haben und mit einer rein zufälligen, individuellen Variation nichts zu tun haben, scheint es sich hier (die Neigung zu starker geographischer Variation besteht bei allen indomalayischen Taubenarten) tatsächlich zu handeln, ist doch auch an Stücken aus dem Gebiete der kleinen Sundainseln eine Tendenz zu noch weiter gesteigerter Größenentwicklung nicht zu verkennen. So ermittelte ich bei drei dem Museum Roth- schild gehörigen alten Männchen von Alor, Sumbawa und Timor Flügelmaße von 151, 151 und 148 mm, bei einem adulten Weibchen von Sumba ein solches von 144 mm. Wenn nun Salvadori im „British Catalogue“ sagt: „Specimens from the Sunda Islands, especially from Java, Lombock and Timor are larger“ (die Angabe von 5, 6 Zoll ist sogar noch zu niedrig gegriffen), so trifft das wohl für Java, vielleicht auch einen Teil Sumatras zu, nicht aber für die Bewohner des Distriktes von Deli, welche, wenn sie nicht überhaupt die allerkleinste Rasse der figrinus-Gruppe darstellen, doch sicher den nórdlicheren Ver- tretern (von Burma und der malayischen Halbinsel) näher stehen als den südöstlichen. Das im „Catalogue“ mitgeteilte Flügelmaß von 5, 6 Zoll läßt in dieser Hinsicht nicht klar sehen. Würde nun die Konstatierung einer so beträchtlichen, bei relativ kleinen Vögeln, wie es diese Tauben sind, um so mehr ins Gewicht fallenden Größendifferenz — wo- bei die Flügelmaße allein schon mehr als 20 mm auseinandergehen — gewiß die Berech- tigung in sich tragen, eine Sonderung der extrem gearteten Vertreter vorzunehmen, so liegt die Schwierigkeit nur darin, die richtige Gruppe für eine neue Namengebung heraus- zugreifen. / In solchem Falle ist es wohl vorzuziehen, die „terra typica^ für eine neue Form eng zu begrenzen, statt sie auf Lokalitäten auszudehnen, die hinsichtlich des Verhaltens ihrer Bewohner noch nicht genügend untersucht sind; so kann nach allem der Vogel von Deli wohl ohne Bedenken als typisch für die neue Form angesehen werden. Ihre genauere geographische Abgrenzung gegen die „Stammform“, als welche die von Java, Timor ete. zuerst beschriebene größere Rasse zu betrachten ist, wie eventuell gegen die 275 nördlicher lebenden Artverwandten muß weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Ich benenne die Form nach ihrer Gestalt Turtur tigrinus minor subsp. nov. Ihre Charakterisierung liegt einzig und allein in dem kleineren Wuchs. — Ich habe hier den Artnamen Turtur figrimus vorläufig beibehalten, obschon es nach der bisher geübten Gepflogenheit nur konsequent erscheinen müßte, Zigrimus lediglich als ,Subspezies? eines Formenkreises, welcher die Formen chinensis (Scopoli), tigrinus (Temm. und Knipp) und swrafensis (Gm.), die sich entschieden geographisch ausschließen, umfaßt, anzusehen. Turtur chinensis müßte dann den Artnamen für die ganze Gruppe abgeben. Hume sieht denn auch die Vögel von Oberpegu als Bindeglieder zwischen figrimus und suratensis an. Bei der letzteren haben die Rückenfedern und auch die hinteren kleinen und mittleren Flügeldecken beiderseits von dem schwarzen Schaftfleck einen hellbräunlichen Endfeck. Die Flügeldecken weisen diese seitlichen Terminalflecke etwas heller und mit leichtem violetten Anflug auf. 7. suratensis ist von gleicher Größe wie Zigrinus, eher etwas kleiner. Sie scheint aber in ihren Dimensionen ziemlich zu variieren und es ist entschieden richtig, daß der Ceylonvogel durchgängig „ein wenig kleiner“ (Salvadori) ist wie der Festlandsbewohner. Ich finde die Differenz sogar ziemlich auffallend (Maße siehe unten),‘) und da sie außerdem mit einer kleinen Verschiedenheit an den Stoßfedern vergesellschaftet ist — die seitlichen Schwanzfedern tragen nämlich eine vergleichsweise sehr breite (bis 50 mm), weiße Terminalbinde —, so scheint es mir angezeigt, den von Reichenbach bereits für den Ceylonvogel gebrauchten (er hielt ihn allerdings anfänglich mit der Form suratensis für identisch) Namen cey/onensis, den auch Schlegel (Mus. Pays Bas, Col, p. 129) anwendet — dieser führt die Form neben suratensis an und schreibt ihr kleinere Maße zu —, wieder zu Ehren zu bringen. Geopelia striata striata (L.). Columba striata Linne, Syst. Nat. I, p. 109 (1766). a. c. 1. — ad. Deli 1904 (Hagen) 95 103 2. — , Sumatra 1904 (Hagen) 98,5 109 8. — , Sumatra 1895 (Martin) 93,2 101 4. — , Sumatra 1895 (Martin) 99 107 5. — , Java 1839 (H. v. L.) 101 110 6.— , Java — (Sturm) 97 97! ER. u Java — (Sturm) 95 100 8. — , Java — _ 99 105 Der einzige Unterschied, der mir an den vorstehenden Stücken auffällt, ist der, daß Nr.1 und 2 oberseits entschieden etwas dunkler graubraun (kälter) gefärbt 2 e. l 1. 9 ad. Anuradhapura (Nordceylon) 15. I. 05 (Doflein) 121 130 DE ON Vavuniya (Nordeeylon) 12: 1. 05 (Doflein) 125 130 a C) M Vavuniya (Nordceylon) 14. I. 05 (Doflein) 127 130 Iris bei Nr. 1 und 3 mit schwarz, bei 2 mit hellrot angegeben. 276 sind wie die anderen, so zwar, daß die schwarze Bänderung des Mantels hier relativ wenig absticht. Es kann das aber nicht gut ein Saisonunterschied sein, da keines der Exemplare sich in ganz frischem Kleide präsentiert. Bei den in der Schausammlung aufbewahrten Stücken wäre eventuell an eine Lichteinwirkung zu denken, das ist aber bei Nr. 3 aus- geschlossen; am dunkelsten ist Exemplar 2, das wohl sicher ebenfalls aus der Gegend von Deli stammt, wo ja so viele Formen ein eigenartiges Gepräge tragen. Nr. 5 und 6 nehmen eine Mittelstufe ein, die Oberseite ist aber doch wärmer koloriert wie bei den Nordostsumatranern. Im allgemeinen läßt sich übrigens sagen, daß fast alle lange in der Schausammlung aufbewahrten Bälge viel eher eine Nachdunkelung (durch Verschmutzung) erfahren haben als eine Aufhellung. Desto auffallender ist danach die konstatierte Differenz. Die Dimensionen der einzelnen Stücke sind ziemlich starken Schwankungen unter- worfen. Der Javaner scheint durchschnittlich etwas stärker zu werden, wie auch aus der Angabe Vordermans (Batav. Vogels VI, p. 230), der bei einem Weibchen eine Flügel- länge von 96 mm mißt, hervorgeht. G. striata bildet jedenfalls mit der nahe verwandten @. maugei (Temm.) und anderen „Arten“ einen in sich abgeschlossenen Formenkreis. Rollulus roulroul (Scop.). Phasianus roulroul Scop., Del. Flor. et Fauna Insubr. II, p. 93 (1786). a. 1. Ó ad. Simpang 31. V. 05 (Hagen) 144 Pi (s Simpang 31. V. 05 (Hagen) 142 3205 Simpang Ende Mai 05 (Hagen) 143 4. ö [jun.] Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 135 5. [Ó ad.] Sumatra 1895 (Martin) 141 63 [OS Sel Deli 1904 (Hagen) . 144 [OA] Sumatra À — (H. v. L.) 145 lern.) „Indien“ 1847 — 143 90m Simpang Mitte Juni 05 (Hagen) 134 1 ON Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 134 11. [9] Deli 1904 (Hagen) 140 12.[o ,] „Indien“ = — 141 182 [os = — (Sturm) 141 Die Straußwachtel scheint in der Gegend von Simpang und auch auf der Hauptinsel häufig zu sein. Die alten Männchen präsentieren sich bei direktem Licht bald vorwiegend grün auf dem Rücken (bei reflektiertem ausgesprochen dunkel stahlblau übertönt), bald vorherrschend blau (so bei Nr. 5 und 6), wobei dann jede Feder fast schwarz mit blauem Endrand (statt grün mit blauem Ende) erscheint. Man hat in dieser Differenz, auf die ım „Catalogue“ (Bd. XXII, p. 225) nicht hingewiesen ist, eine Saisonverschiedenheit zu erblicken; denn die mehr schwarzen Federn, die meist leicht auszuziehen sind, erweisen sich in jedem Falle als frisch vermausert (sie stecken manchmal sogar noch in den Scheiden). So herrschen an den Seiten des Vorderrückens in der Regel die schwarzen Federn vor. In diesem Kleide weichen die Männchen gar sehr von den Weibchen ab, da ja an ihnen von grüner Farbe 277 fast gar nichts zu sehen ist. Es wäre auch denkbar, da& die neuen Federn erst schwarz zum Vorschein kommen und nachher erst in der Mitte vor dem blauen Endband den grünen Schimmer erhielten. Eine derartige nachträgliche ,Umfürbung* glaubte ich auch bei anderen Arten, die ich hinsichtlich ihrer Frühjahrsmauserung untersuchte, schon öfter als wahrscheinlich annehmen zu müssen (vgl. Verhandlg. Ornith. Ges. in Bayern, Bd. V p. 17); Exemplare, welche auf Rücken und Hinterbrust besonders reichlich Mauserfedern aufweisen, ermangeln also des grünen Tones fast gänzlich. Exemplar 4, ein entschieden immaturer Vogel, trägt ein Übergangskleid, das im ganzen dem Gefieder des alten Männchens ähnelt, aber auf dem Rücken durch braunschwärzliche, kastanienbraun endigende Federn, die leicht auszuziehen sind, ausgezeichnet ist. Der Hinter- hauptsschopf ist bereits vorhanden, hat aber seine normale Länge noch nicht erreicht. Die Schulterfedern sind rotbraun mit dunkler Wässerung, die Handschwingen etwas heller wie bei dem alten Männchen, mehr der Farbe des Weibchens entsprechend; diese Mischung des männlichen und weiblichen Kleides gibt sich auch im Kolorit von Kropf und Brust zu erkennen, die teilweise grün, teilweise rostbraun endigende Federn tragen. An Exemplar 8 fällt auf, daß die Flügeldecken rotbraun endigen; von violetter Farbe ist nichts zu bemerken; der Rücken erscheint grün. Ganz ähnlich ist Nr. 7 koloriert; bei ihm ist indessen der Schopf, der bei dem „indischen“ Männchen am dunkelsten von allen Exemplaren ist, nicht so gar dunkel. Es dürfte übrigens die Farbe des Schopfes — sie präsentiert sich am hellsten und leuchtendsten bei den Bankavögeln, obschon auch hier wieder Nr. 2 eine Ausnahme bildet — ebenfalls lediglich von der Jahreszeit oder eher noch vom Alter abhängen. In den Dimensionen zeigen die alten Stücke (das Weibchen ist deutlich schwächer) eine ziemlich große Übereinstimmung. Auffallend erscheint dagegen das abnorm geringe Flügelmaß eines von Vorderman geschilderten alten Männchens aus Billiton, das nur 130 mm maß, wogegen gerade W. Blasius (Verhandlg. Zool. Bot. Ges. XXXIII, 1883) ein adultes Weibchen aus Südborneo als großwüchsig (a. 140) gegenüber Malakka- vögeln bezeichnet. Excalfactoria chinensis (L.). Tetrao sinensis Linné, Syst. Nat. I, p. 277 (1766). Oriolus lineatus Scop., Del. Flor. et Fauna Insubr. II, p. 87 (1786). a. 1 Mad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 72 *2. [6] — Nordehina — (Hv TuS) 7l; Diese hübsche, auch auf Billiton nachgewiesene Wachtel wird in Banka ,Pujo* genannt. Ob die von Olgivie Grant (Brit. Cat. XXIL, p. 250) gegebene Differential- diagnose zwischen E. sinensis und lineatus (Scop.) zutrifft, vermag ich nicht zu entscheiden; der Unterschied ist jedenfalls nur ein sehr unwesentlicher. Hartert führt die sumatranische Form denn auch unter dem Namen sinensis auf. Das aus Banka vorliegende Stück scheint ein sehr alter Vogel zu sein, da die weißen Schaftstriche des Rückens fast ganz verschwunden sind. Der dunklere Ton entsteht hier anscheinend dadurch, daß über dem Braun ein schieferblauer Anflug sich findet. Das Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 36 i T 278 Exemplar aus ,Nordchima^ unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, daß es oberseits etwas lebhafter braune Grundfarbe aufweist, mit sehr geringem schieferfarbigen Anflug; unterseits aber ist die Differenz eme mehr in die Augen springende, indem fast die ganze Vorderbrust schieferfarbig mit leichtem siennafarbigen Anflug sich präsentiert, während beim Bankaner lediglich unterhalb des weißen, schwarzgerandeten Halsringes ein schmales, in der Mitte nur eiige Millimeter breites schiefergraues Band sich findet, die übrige Brust aber in den mittleren Teilen tief kastanienbraun erscheint, und zwar von tieferer Farbe als bei dem Chinesen. Wenn nun auch der letztere sicher kein ganz alter Vogel ist, so darf man vielleicht doch annehmen, daß die erwähnte Differenz von spezifischer Bedeutung sein könnte und als besseres Unterscheidungsmerkmal gelten könnte als das hellere oder dunklere Kolorit des Rückens allen. Es müßte dann die Bezeichnung sinensis lineatus (Scop.) für die sumatranische Form doch beibehalten werden. Beachtensvert erscheint mir dieser Befund, auch wenn er sich lediglich als gradueller Natur erweisen sollte, immerhin. Turnix pugnax (Temm.). Hemipodius pugnax Temm., Pig. et Gall. III, p. 612 (1815). a. l. — sen. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 91 2. — ad. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 85 3. — jun. Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 86 4. — y Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 80 *5. — ad. Java — — 84 6. — jux. Java -— — 76 Sämtlichen vorliegenden Stücken fehlen die weiße Scheitellinie und ein rötliches Nuchalband; die Exemplare sind jedenfalls keine typischen 7. pugnax und neigen eher der Form taigoor (Sykes),') zum Teil auch fasciatus Temm. zu. Da die meisten Forscher den sumatranischen Vogel als pugnax bezeichnen, lasse ich die Frage der subspezifischen Zugehörigkeit vorliegender Vögel offen und begnüge mich mit einer binären Benennung, damit lediglich die Spezies ohne Hervorhebung der Unterart kennzeichnend. Auch A. Müller erwähnt ein Exemplar aus Sumatra, welches sehr an faiyoor erinnert; nach ihm kommt auf der Halbinsel Malakka und auf Salanga der typische T. plumbipes Hodgs. vor, der aber im ,Katalog* mit Zaigoor zusammengeworfen wird; das alte Männchen mißt Müller mit a. 86, das alte Weibchen mit a. 74 mm; sollte das Verhältnis nicht umgekehrt sein? Es würde also die sumatranische Form besser als T. pugnaz taigoor Sykes anzusprechen sein. Die vorliegenden alten Stücke erweisen sich auf Rücken und Mantel sehr viel dunkler wie einige aus Indien vorhandene, d. h. die Grundfarbe ist ein kälteres Gelbgrau und die sehwarze Zeichnung erscheint vermehrt. Sümtliche (mit Ausnahme von Nr. 6) haben Kinn und Kehle schwarz; manchmal zeigen sich helle Federspitzen. Nr. 6 ist von zwerghaftem Wuchs und jedenfalls ein junger Vogel. !) In Sharpe's „Handlist“ ist dieser Name ganz fallen gelassen! Lophura ignita rufa (Haftl.). Phasianus rufus Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 321 (1822). Euplocamus sumatranus Dub., Bull. Ac. Belg. (2), XLVII, p. 825 (1879). Lophura vieilloti G. R. Gray, Büttik., Notes Leyden Mus. XVII, p. 181 (1896). 2. c TS perads] Sumatra 1893 (Martin) 320 290 2. [öjur.] Sumatra 1895 (Martin) 265 220 *3. [6 jun.] Sumatra -— — 290 (240) 4. [O ad.] Sumatra . — -— 267 (180) Ob O. Grant (Brit. Cat. XXII, p. 287) darin recht hat, wenn er die Form suma- franws Dub. unter rufus aufführt (bei dem die Originalbeschreibung auf einem Weibchen basiert! vermag ich nieht zu entscheiden. Bei Exemplar 2 sind die Schaftstreifen der Körperseiten weiß, zum Teil zu einem weißlichen, schwarzmarmorierten Band ausgebreitet. Da es ein Vogel in immaturem Gefieder ist, so muß die Frage, ob er eventuell eine andere Form repräsentiert, offen bleiben. Indessen betrachtet Grant bei den Tenasserimvögeln gerade die kastanienbraunen Schaftstriche als ein Zeichen des unfertigen Kleides und Sharpe, der in seiner „Handlist* die gleiche Nomenklatur anwendet, scheint sich ihm an- zuschließen. Das erwähnte Stück 2 trägt im übrigen ein partiell weibliches Kleid. Auf dem Hinterrücken zeigen sich breit kastanienbraun endigende Federn, die übrige Oberseite ist schwarz mit blauen glänzenden Federenden. Die hintersten Sekundären sind noch mehr hennenartig, die Zentralfedern bereits weiß, die Sporen von mittlerer Länge. Das Exemplar befindet sich teilweise in der Mauser. Ein ganz altes Tier ist dagegen Vogel 1, der vollständig ausgefiedert ist und besonders auf dem Bürzel ein dunkleres Kolorit trägt. Ziemlich erwachsen scheint auch Nr. 3 zu sein, der auffallenderweise die allerlängsten Sporen trägt; die beiden letzteren Exemplare haben sehr breite rahmweiße Schaftstreife, die manchmal auf der Seite dunkel gewässert sind. Kastanienrote Streifen auf den Brust- seiten sind also durchaus nicht ein Charakteristikum der sumatranischen Vögel; auch möchte ich die weiße Streifung gewiß nicht blos den jugendlichen Stadien zugeschrieben wissen.!) Der blaue Glanz des Rückens ist bei letzteren geringer und in der Bürzelgegend kommt die schwarze Basalpartie der Federn öfters zum Vorschein. Bei dem ganz alten Vogel sind die beiden Zentralstoßfedern völlig weiß, die vorher- gehenden erscheinen auf der Innenfahne fast ganz weiß, nur gegen den Grund etwas schwarz gewässert; die ganze Außenfahne ist dagegen schwarz. Vorderman (l c, D. XLIX, Afl. 2, p. 98) beschreibt ein Männchen von JE. suma- tramus Dub., das eine Flügellinge von 270, eine Schwanzlänge von 220 mm aufwies, also etwa so stark wie unsere jüngeren Exemplare war; der Flügel eines Weibchens maß nur 255 mm; L. vieilloti G. R. Gray (— C. ignitus Vieill. ist nach diesem Forscher größer; aber die Flügellänge eines Männchens mit 306 mm ist durchaus noch nicht als maximal zu betrachten. ! Büttikofer bezeichnet diese Vögel als L. vieilloti G. R. Gray; er ersetzt dann auch den damit zweifelhaft werdenden Namen L. rufa Raffü. durch sumatrana Dub. 36* 280 Lophura ignita nobilis Sclat. Phasianus ignitus Shaw & Nodder, Nat. Misc. IX, pl. 321 (ca. 1800). Euplacamus nobilis Sclat., Pr. Zool. Soc., 1863, p. 118, pl. XVI. a. e: ad. Simpang 30. V. 05 (Hagen) 274 (295) il; 2.9 , Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 238 205 40 Of Da das Vaterland der typischen Spezies ignitus nicht bekannt ist, scheint es mir richtig zu sein, den von Sclater vorgeschlagenen Namen für die Borneoform zu akzeptieren, weil dieser Forscher die richtige Charakterisierung gibt und auch das Habitat (Borneo und Banka) genau prüzisiert. So gebraucht denn auch Sharpe (Handlist I, p. 34) den Namen mobilis, sich dabei auf die Ausführungen Büttikofer's (Not. Leyd. Mus. XVII, p. 169 [1896]) stützend, der an dieser Stelle allerdings vier verschiedene Formen unterscheidet und ignita von nobilis separiert, wie er auf der anderen Seite (Tiere mit weißen Zentral- federn) auch sumatrana und vieilloti aufrecht erhält. Als Artname kann dagegen meines Erachtens ignita immerhin beibehalten werden. Die Verbreitung dieser Form ist gewiß merkwürdig: denn ihr Vorkommen auf Banka kann naheliegend auf einen ursprünglichen Zusammenhang mit der borneanischen Avifauna gedeutet werden. Das alte Männchen zeigt auf den Körperseiten zum Teil weißgelbe Schüfte an den rotbraunen, kupferrot glänzenden Federenden, sich in dieser Hinsicht also rufa nühernd. Der Ausdruck „feurig bronzegold^ für die Unterseite scheint mir nicht die richtige Bezeichnung, wie auch die Farbe von Hinterrücken und Bürzel besser mit feurig kupferrot (nach abwärts zu und besonders bei reflektiertem Lichte bis dunkel bordeauxrot) statt mit ,fiery bronzegold* wiedergegeben würde; es ist das die gleiche Farbe wie bei rufa, nur heller und leuchtender; bei Nr. 3 dieser Form ist die Überein- stimmung der Farben auf Ober- und Unterseite sogar noch hochgradiger: der Bürzel ist nämlich leuchtend kupferrot, die Oberstoßdecken präsentieren sich tief purpurbordeauxfarben. Die Weibchen der beiden Formen gleichen sich fast ganz (zentrale Stoßfedern braungelb), nur ist der Vogel der Hauptinsel etwas lichter koloriert, was besonders an den viel heller kastanienbraunen Handschwingen und an der Farbe von Hinterbrust und besonders Bauch, die bei dem Bankanerweibchen schwarzbraun mit sparsamen, wenig ausgeprägten weißen Federenden erscheinen, auffällt; auf Rücken und Flügeldecken ist aber das Weibchen von Banka wieder heller rotbraun; wahrscheinlich sind die namhaft gemachten Unterschiede aber nur auf Altersdifferenzen zurückzuführen. Die Bauchmitte ist bei dem nobilis-Weibehen ziemlich kahl, zeigt aber einige frische Federstiften. Diese Form ist entschieden schwächer wie die vorhergehende und zwar im männlichen wie im weiblichen Geschlechte. Ein ö ad. aus Borneo mi&t Vorderman mit a. 280, c. 240 mm. 281 Agusianus argus argus (L.). Phasianus argus Linné, Syst. Nat. I, p. 292 (1766). a.!) Se Sumatra — (Sturm) 845 "apos Hel Sumatra — (H. v. L.) 870 2376 , Ostindien* [?] — — 770 4. 9 Sumatra 1892 (Martin) (335) 530 Sumatra 1892 (Martin) (350) *6. o ,Ostindien* [?] — — 366 Die Männchen vorstehender Reihe stimmen im ganzen miteinander überein; bei Nr. 2 fällt nur auf, daß die braunen Flecken des Oberstoßdeck- und Hinterrückengefieders disse- minierter stehen und auf etwas hellerem, mehr ockergelblichem Grunde; es ist dieses Stück auch das stürkste von allen. Was die Hennen anlangt, so scheint Nr. 5 ein jüngeres Exemplar zu sein, da der Kopf einschließlich der Schopffedern bräunlichweiße Federspitzen zeigt, der Nacken aber rostgelb gebändert ist. Im übrigen sind die Exemplare überein- stimmend, namentlich in dem düster karminfarbigen Anflug, der über dem Kastanienbraun des Halses ausgebreitet liegt (am meisten bei Nr. 4 und 6), der aber, wie ich nicht zu bemerken unterlassen möchte, auch einem Weibchen der Form A. argus grayi Elliot aus Nordborneo, welches ich an unsere Sammlung schenkte, nicht ganz fehlt, wenn auch die Grundfarbe etwas heller und mehr leuchtend rotbraun (die Kropffedern da und dort mit rostgelben Terminalfieckchen am Schaft) erscheint; die schwarze Wässerung ist bei dem Borneaner feiner, desgleichen ist die Grundfarbe auch auf der Vorderbrust viel heller sepiabraun bis rotbraun. Die Größendifferenzen zwischen beiden Formen sind nicht sehr groß, aber doch vorhanden. Im ganzen präsentiert sich unser Borneoweibchen kleiner, es weist immerhin eine Flügellänge von 356 mm auf. Rallina fasciata (Raffl.). Rallus fasciatus Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 328 (1822). a. ji. ’orad! Simpang Mitte Mai 05 (Hagen) 124,5 Zoe Simpang Anfang Juni 05 (Hagen) 122 3. [6] Deli 1904 (Hagen) Tg „his rotbraun.“ Diese Art scheint auf Sumatra selten zu sein, da sie seinerzeit von da nur in einem Exemplar im British Museum vertreten war. Nr.3, ein stark defektes Exemplar, ist auf Kropf und Nacken etwas tiefer rotbraun koloriert wie 1 und 2. Die Bänderung auf den Sekundären zeigt über dem Weiß einen trüb rostgelben Anflug. 1| Die Flügellänge ist jedesmal vom Bug bis zum Ende der Sekundüren gemessen; die Länge der Stoßfedern, die oftmals etwas defekt sind, wurde nicht berücksichtigt. DD [9] too \ Amaurornis phoenicura phoenicura (Forst.). Rallus phoenieurus Forst., Zool. Ind., p. 19, pl. 9 (1781). Das einzige, mir aus Sumatra vorliegende Exemplar dieser Art, 1894 von Martin gesammelt, ist oberseits sehr dunkel gefärbt, mit deutlichem olivbraunem Anflug. Die Brust- seiten sind schieferschwarzgrau mit olivfarbenen Federenden; der Vogel nähert sich also in dieser Hinsicht dem A. phoenicura insularis Sharpe, obwohl die Stirngegend nicht be- sonders ausgedehnt weiß ist. Die Unterstoßdecken erscheinen hell kastanienfarbig; die Maße des Stückes sind: a. 163, c. 82, r. 38; es ist also etwas stärker als ein aus Chia (Wang pee) vorliegendes, ganz übereinstimmend gefärbtes (die Stirn zeigt allerdings etwas mehr Weiß), das a. 160, c. 67, r. 33 mißt: der Sumatraner weist einen schlankeren, gestreckteren Schnabel auf. Die von Vorderman ermittelten Maße stehen hinter den meinigen bedeutend zurück. Podica personata Gray. Podica personata Gray, Pr. Zool. Soc. Lond., 1848, p. 90, Aves pl. 4. a. c. 1. [O-ad.?] Sumatra 1895 (Martin) 242 149 Vorstehendes Exemplar befindet sich in stark abgetragenem Kleide, weswegen die Oberseite einfach olivenbraun fast ohne jeden grünen Ton sich präsentiert. Ich halte es für ein altes Weibchen, da Kinn, Kehle und Vorderhalsmitte mit Ausnahme einiger schwärz- licher Federenden weiß erscheinen. Hinter dem Auge, dessen unterer Rand ebenso wie die Zügelpartie weißlich ist, zieht ein erst breiter, dann schmäler werdender weißer Streif hinab auf die Seite des Halses. Schwarz ist im Gesicht nur die Befiederung der Unter- schnabelwurzel wie der untere Teil der Wangen. Im übrigen ist alles wie beim alten Männchen. Den Schnabel finde ich horngelb gefärbt, oberseits etwas dunkler, die Füße grüngelb, die Unter- resp. Hinterseite der Zehen und des Tarsus chromgelb, die Krallen hornbraun. Ardea purpurea manillensis Meyen. Ardea purpurea var. manillensis Meyen, Act. Ac. Leop. Carol XVI, Suppl. p. 102. a. (05 1. — juv. Sumatra — — 375 145 Diese schöne Form liegt lediglich in einem jungen Exemplar vor, das sich von einem gleichfalls jugendlichen Stück aus Ungarn nur durch stärkere Dimensionen und — was vielleicht Zufall ist — durch etwas intensiver zimtrot gefärbte Oberseite (Federn auch breiter gerandet), unterscheidet. Der ungarische Vogel, der eher etwas älter ist, mißt nur a. 335, c. 136 mm und zeichnet sich wiederum vor jenem durch stärkeres Her- vortreten der zimtroten Farbe auf den Unterflügeldecken aus, worin aber wohl keine spezifische Differenz zu erblicken ist. Was noch auffällt, ist der bei dem Sumatraner entschieden längere Hals, dementsprechend auch die schwarze Streifung nicht so weit nach oben gehen hat. Anscheinend hängt diese Verschiedenheit mit der überhaupt größeren 283 Gestalt des Vogels — nach Naumann bewegte sich die Flügellänge beim europäischen Purpurreiher, der übrigens in der Stärke sehr zu variieren scheint, zwischen 353 und 383 mm — zusammen. Die Übereinstimmung im Gefieder, Schnabel etc. zwischen beiden Exemplaren ist sonst eine so vollkommene, daß auch den namhaft gemachten Unterschieden möglicherweise kein Gewicht beizulegen ist. Vorderman, der denn auch einfach Ardea purpurea (L.) sagt (l. c., D. LII, Afl. 4, p. 206), mißt bei einem Stück vom Kangean- Archipel nur a. 363, c. 133 mm. Butorides javanica javanica (Horst.). Ardea javanica Horsf., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 190 (1821), Java. a. & 1. [o jun.?] Sumatra 1902 (Hagen) 185 70 „Iris schwefelgelb, Ständer grüngelb, Schnabel grünlichschwarz, unten heller.“ Das in stark abgetragenem Gefieder befindliche Exemplar ähnelt sehr einem Faus Ningpo (China) vorliegenden jüngeren Männchen, vom 17. Juni, namentlich auf der Oberseite, die allerdings hier schon mehr grün übertönte Federn aufweist und sich im übrigen ziemlich dunkel graubräunlich präsentiert. Der Wangenstreif ist trübweiß; auf dem Kinn finden sich braunschwärzliche Schaftflecken und die Kehle erscheint weißlich, aber an den Seiten grau gemischt; das breite Unterkehlband ist rauchbräunlich, die undeut- liche Vorderbrustschaftung graubraun; die übrige Unterseite zeigt solche Streifung auf trüb- grauem, rostbräunlich überlaufenem Grunde. Der Hinterhauptsschopf ist ziemlich kurz. Nach den hier aufgenommenen Befunden besteht eine etwaige Verschiedenheit zwischen sumatranischen und chinesischen (b. amurensis Sharpe, welche Form aber auch auf Japan, den Philippinen und auf Borneo vorkommen soll!) Vögeln aber weniger in den Dimensionen, wie aus der Angabe im „Catalogue“ folgen würde, — denn ein 9 ad. aus Ningpo mißt eben- falls nur a. 135 mm, während bei Männchen aus der gleichen Lokalität folgende Flügel- werte sich eruieren ließen: ó jun. 191,2, 6ó ad. 190 resp. 191, ö sen. 205 mm — als vielleicht in dem etwas würmeren, brüunlicheren Gesamtkolorit der ersteren, das sich auch in den intensiver rostfarbigen Rändern der Flügeldecken dokumentiert; an der Hand des vorstehenden Stückes ist freilich schwer eine Entscheidung zu treffen, denn die Weibchen zeigen bei dieser Art überhaupt den Hinterkórper weniger rein, mehr braungrau gefärbt, wührend das rostbraunere Oberseitenkolorit auch eine Saisonverschiedenheit darstellen kónnte. Immerhin dürfte die Reinheit und Helle der lichten Farben, wie sie an nórdlicheren Re- präsentanten gefunden werden — das ganz alte Männchen zeichnet sich durch reingrau und wei& gemischte Brustfirbung und schmales zartgraues Unterkehlband aus und die Oberseite ist grau resp. grün ohne alles Braun, die Flügeldeckenründer braunweiß — von sumatranischen Stücken kaum je erreicht werden. Unser Exemplar nähert sich in der geschilderten Tracht der etwas zweifelhaften Andamanenform JD. spodiogaster Sharpe, welche die geringsten Dimensionen aufweisen soll. Der „Catalogue* führt übrigens unter javanica auch Stücke an, die aus eigentlich von amurensis bewohnten Gebieten stammten! Der Australier stagnatilis (Gould) stünde danach in der Stärke zwischen beiden letztgenannten in der Mitte. 284 Ardeiralla flavicollis picta (haftl.). Ardea flavicollis Lath., Ind. Orn. II, p. 701 (1790). Ardea picta Raffl., Tr. Linn. Soc. XIII, p. 326 (1822), Sumatra. a. e. T. i- 1. — ad. Sumatra 1898 (Martin) 190 74 98 65 Obschon mir leider nur ein Exemplar zum Vergleich mit vorstehendem Vogel zur Verfügung steht, und zwar wieder ein Stück aus Ningpo (erl. 20. VI), so möchte ich doch der Vermutung Raum geben, daß die von Raffles benannte sumatranische Form pieta (nicht picata, wie es im „British Catalogue“, Bd. XXVI, p. 248 heißt) aufrecht zu erhalten sein dürfte. Unser Exemplar besitzt ein tief chokoladebraunes Gesamtgefieder ohne jede graue Beimischung und würde demnach jedenfalls nicht aus der Brutsaison stammen, wo die Vögel allein den schiefergrauen Anflug aufweisen sollen. Aber abgesehen hiervon, erscheinen die Farben bei dem Chinesen auch an Stellen, wo der genannte Anflug fehlt, wie auf den kleinen Flügeldecken, entschieden kälter und düsterer dunkelbraun. Außerdem ergibt die Messung, wenn man den Tarsus ausnimmt, der auffallenderweise hier abnorm kurz sich präsentiert — ob das regulär ist, läßt sich nicht sagen — bei dem Ningpovogel, einem adulten Weibchen, entschieden größere Werte, denn er mißt: a. 208, c. 84, r. 92, t. 44 mm, wie ja auch im „Catalogue“ die Totallänge der Art mit 20 Zoll ange- geben ist, während Raffles, dessen Beschreibung: „Of a dark brown colour approaching to black!) etc.^ gut zutrifft, hierfür nur 16 Zoll namhaft macht. Vorderman mißt ein Exemplar von Borneo mit a. 190 mm (l. c.. D. L, Afl. 3, p. 408). Das sumatranische Stück weist eine dunkelbraune, nach hinten zu heller rostbraun werdende Brust auf; das Kinn ist rotbraun geschaftet, die Wangen- und Ohrgegend ist lebhaft rotbraun gefürbt, erstere mit schwarzen Federspitzen. Die nackte Haut um das Auge erscheint rot bzw. orangegelb. A. flavicollis von Sumatra vermittelt wohl den Über- gang zu den Formen melas Sharpe, nesophilus Sharpe und gouldi Bp. Tringa canutus L. Tringa canutus Linné, Syst. Nat. I, p. 251 (1766). Von diesem arktischen Vogel liegt ein Mitte Mai 1905 von Hagen auf Banka ge- sammeltes Weibchen im vollkommendsten Hochzeitskleid vor, doppelt interessant durch die Zeit der Erlegung, denn der Vogel mußte, wenn er nicht überhaupt auf den Rückzug verzichtet hätte, was schwerlich anzunehmen ist, einen enormen Weg noch zurückgelegt haben, um rechtzeitig in der Brutzone anzugelangen. Die Art wurde schon in Australien, auf Borneo und Java überwinternd konstatiert, sie ist auch schon auf Japan vorgekommen, wie Seebohm (Birds Jap. Emp., p. 334) angibt, der sich im übrigen an dieser Stelle sehr undeutlich ausdrückt und, wie so oft in diesem Buche, etwas oberflächlich zu Werke ge- gangen ist. Die Maße des Stückes sind folgende: L.t. (vom Schnabel bis zur Schwanzspitze) 265, a. 137, e. 70, v. 41, t. 27. 1) Nach Sharpe hätten nur „manche Winterexemplare^ ein schwarzes Gefieder mit grünlichem Glanz auf der Oberseite; ob das auch für die nördlicheren Repräsentanten gilt, ist nieht gesagt. 285 Die ganze Unterseite ist herab bis zum Bauch, wenigstens in der Körpermitte, ein- farbig rotbraun; die Basalhälfte der Kehl- und Kropffedern ist schwarz mit weißlichem Schaft; an den Kropfseiteu stehen ganz schwarze Federn; auf der Brust findet sich da und dort ein schwarzes Fleckchen am Enddrittel der Federn, die in ihrem oberen Teile weiß sind. Die langen Oberschwanzdecken sind weiß mit schwarzer Bänderung, da und dort aber, statt weiß, rotbraun; ihre Basis ist schwarz; bei den kurzen Schwanzdecken geht dieses Schwarz weit nach vorn bis zu einer breiten weißen Subterminalbinde, auf die nachher noch eine schmälere Endbinde von gleicher Farbe folgt. Der Flügel zeigt noch Reste des Winterkleides; die Farbe der Oberseite ähnelt sehr der Abbildung des alten Sommerexemplars von Tr. crassirostris Temm. & Schleg. in der „Fauna japoniea*. Das Unterseitengefieder zeigt, wenn auch verborgen, ebenfalls starke Anlehnung an das Hoch- zeitskleid der genannten Art. Beide Formen stehen sich wohl näher, als man allgemein annimmt und scheinen sich geographisch auszuschließen. Tringoides hypoleucus (L.). Tringa hypoleucus Linné, Syst. Nat. Ed. X, p. 149 (1758). a (05 in 1. — ad. Sumatra 1902 (Hagen) 109 62 28 Die Oberseite des im Winterkleid befindlichen Exemplars ist sehr deutlich dunkel- braun gebändert. Die Flügellänge ist beträchtlich. Sie wird in 'einer Reihe von zehn ostasiatischen Bälgen nur von der eines Vogels (japanischer Provenienz) übertroffen. Nettapus coromandelianus coromandelianus (Gm.). Anas coromandeliana Gm., Syst. Nat. I, 2, p. 522, n. 90 (1780). a. e 1. [0] Sekajoe IV. 05 (Hagen) 159 90 2. [6] Panjab — (Sehlagintweit) 170 71 Zool ,China* 1847 (Sturm) 168 79 Exemplar 1 trägt im Flügel eine frische Mauserfeder (Armschwinge). Die von den Forschern namhaft gemachten Unterschiede zwischen dieser Form und dem neuholländischen N. coromandelianus albipennis Gould finde ich bei zwei australischen Exem- plaren (6 und 9) nicht ganz bestätigt; richtig scheint zu sein, daß der letztere etwas größer ist (von „viel größer“ kann wohl keine Rede sein), wenigstens mifit das Männchen a. 174 mm, während das Weibchen, obschon sehr klein aussehend, eine Flügellänge von 167 mm auf- weist. Der weiße Spiegel zeigt sich bei Exemplar 2 recht beträchtlich entwickelt. Es be- trachtet übrigens auch Salvadori (Brit. Cat. XXVII, p. 72) albipennis als eine zweifelhafte, nur durch größeren Wuchs unterschiedene Form.!) !) Ein javanisches Männchen mißt nach Vorderman (Batav. Vog. II, p. 91) a. 165 mm. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. I. Abt. 37 286 Erratum. Die Zahl der in dieser Arbeit für die Hauptinsel Sumatra nachgewiesenen Formen beträgt nicht 128, sondern 132. Ausgegeben am 6. November 1907. Zur Petrographie der Samoa-Inseln. Von M. Weber. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 38 In Folgendem sind die Resultate zusammengestellt, welche ich aus der Bearbeitung des von Herrn J. Friedländer 1907 auf den Samoa-Inseln gesammelten Gesteinsmateriales gewonnen habe. Als Literaturquellen kamen in erster Linie in Frage: Fritz Möhle, Beitrag zur Petrographie der Sandwich- und Samoa-Inseln, N. Jahrb. f. Min. Beil. Bd. XV, 1902. E. Kaiser, Beitrag zur Petrographie und Geologie der deutschen Südsee- Inseln. Jahrb. k. preuß. geol. Landesanst. 1903. H. J. Jensen, The Geology of Samoa and the Eruptions in Sawaii. Proceed. Linn. Soc. N. S. Wales. Sydney 1906. A. Klautsch, Der jüngste Vulkanausbruch auf Sawaii Jahrb. k. preuß. geol. Landesanst. 1907. Die übrige Literatur findet sich in den eben angegebenen Werken und in der neuen Auflage von Rosenbusch's Gesteinslehre. Mineralogisch-geolog. Laboratorium der K. Techn. Hochschule in München. 290 Sawali. 1. Lava von 1905—08. Von den sechs vorliegenden Proben stammen zwei aus der Nähe des Kraters; es sind das sandige Sublimationsprodukte und eine stalaktitische Lava, die durch Solfatarentätigkeit weißgelb verfärbt ist. Die Sublimationsprodukte sind weiß und fühlen sich sandig an; die optische Unter- suchung ergab ein Mineral, das schwache Lichtbrechung hat und bei schwacher Doppel- brechung zweiachsig ist; der Verdacht auf Gyps wurde bestätigt durch die chemische Untersuchung: in heisser Kalilauge löslich, fiel nach Ansäuern mit Salzsäure und Versetzen mit Bariumchlorid ein weißer Niederschlag. Die stalaktitische Lava ist in ihrer Struktur bimsteinartig-porös. U. d. M. erscheint das Gestein als poröser Glasbasalt mit größeren, vielfach tadel- los, manchmal auch gestreckt ausgebildeten Einsprenglingen von Olivin mit wenigen oktaedrischen Erzeinschlüssen; daneben rechteckige Plagioklase und selten kleine Titan- Augite mit c:c — 52". Diese Mineralien liegen in einer Grundmasse von Glas, das hell- gelb gefärbt und stellenweise ganz wasserklar durchsichtig ist, aber stärker lichtbrechend als der Canadabalsam. Anscheinend mit zunehmender Annäherung an die Stalaktiten- oberflüche treten im gelben Glase violettbraune Ausscheidungen zunüchst um die Plagio- klase herum auf, bis sie weiterhin auch isoliert in immer zahlreicherer Menge sich ein- stellen, so daß sie schließlich zwischen den Einsprenglingen von Olivin und Plagioklas und den wenigen Augiten das ganze gelbe Glas verdrüngen, das man dann fast nur mehr gelegentlich als Einschluß im Olivin wahrnimmt. Diese braunen Ausscheidungen, in der Mitte dicker, am Rande dünner werdend, haben im Inneren meist deutlich einen doppel- brechenden Kern mit schiefer Auslöschung; nach außen nimmt die Doppelbrechung ab bis zum Verschwinden. Gelegentlich ist geringer Pleochroismus nachweisbar, parallel der Hauptzone mehr dunkelgrau, senkrecht dazu mehr rótlichbraun. Diese Ausscheidungs- produkte sind aggregiert in teils rechtwinkligen, teils sechsseitigen Formen und an der Berührungsgrenze überdecken sich die einzelnen dunklen Individuen so, daß diese Stellen vollständig undurchsichtig erscheinen, obwohl kein Erz sich hier findet. An anderen unten zu beschreibenden Stücken von demselben Lavaherde werden diese braunen Aus- scheidungen größer und man kann sie sicher als das erkennen, was man hier nur ver- mutungsweise angeben kann, nämlich als Augite, welche ganz die Farbe der Titanaugite haben, ohne daß wenigstens optisch sich der Nachweis dafür führen ließe. Die Erzarmut ist wie bei allen glasigen Basalten auffallend; ein Teil des Erzes färbt jedenfalls im gelösten Zustande die Glasbasis, ein kleiner anderer Teil ist in kleinen scharfen Oktaedern im Olivin eingeschlossen; endlich scheint auch noch Erz sich in skeletartig ausgebildeten Federn manchmal an die Längsseite der dunklen Augitausscheidungen anzusetzen, und, 291 wie in den unten zu beschreibenden Schliffen, d. h. in größerer Entfernung von dem Krater, die Augite selbst an Größe zunehmen, so nimmt auch das Erz zu, ohne jedoch seine ausgezeichnet skeletförmige Ausbildungsform aufzugeben. Die Poren des Gesteines sind am Rande besetzt mit feinschuppigen, dunkelbraunen, ziemlich stark doppelbrechenden Blättchen, die sich nicht weiter deuten lassen. Vielfach ist entfernt vom Rande die gelbe Glassubstanz modifiziert, indem unter Entfürbung rissige und perlitähnliche Absonderung oder auch geschwungene fluidale Faserung mit schwacher Doppelbrechung sich einstellt. Die vier Proben vom unteren Ende der Lavaströme an der Küste sind ganz ähnlich: äußerlich dunkle, poröse Laven, von denen nur eine etwas dichter ist und größere Olivineinsprenglinge schon makroskopisch erkennen läßt, zeigen sie gelegentlich auch noch die Eindrücke von der Rinde eines Palmbaumes, der ihnen zum Opfer fiel. U.d. M. ist die größere Ausbildung der braunen Titanaugite kenntlich; diese können so groß werden, daß die ganze gelbe Glasbasis verschwindet, aber wie oben im Kleinen, so jetzt im Großen haben sie sich gegenseitig gestört und kein einziger zeigt Kristall- begrenzung; sie haben c : c — 54° und sind von Erzschnüren meist senkrecht zu ihrer Hauptzone durchwachsen. Der Plagioklas ließ sich hier als Bytownit bestimmen. Die Ergußmassen des Kraters von 1905 sind also mehr oder minder glasige olivinreiche Feldspatbasalte. 2. Ein dunkles, bombenartig aussehendes Gesteinstück von Olonono, Mauga Loa, einer Stelle, die dem Ausflufiorte von 1905 sehr nahe liegt oder sogar dazu gehórt, führt eine grobkristalline Ausscheidung, analog den bekannten Olivinbomben, die aus Olivin (gelb und grün) Augit und etwas Erz besteht. U. d. M. ist das Gestein ein sehr olivinreicher Feldspatbasalt; die Einsprenglinge sind ausschließlich idiomorphe oft auch langgestreckte Olivine; in der Grundmasse ist gleichfalls sehr viel Olivin, der am Rande ebenso gelb verfürbt ist, wie bei den Einspreng- lingen; dazu kommt Plagioklas und kleine bräunliche Augite mit c: c — 39°. 3. Ein Lavastück von Matautu gleichfalls an der Nordküste, das makroskopisch deutlich Olivine zeigt. Läßt u. d. M. größere Olivine erkennen, die randlich gelb gefärbt sind und manch- mal in die Länge gezogen erscheinen; sie liegen in ganz feinkörniger basaltischer Grund- masse, von wenig Olivin, bräunlichem Augit mit Sanduhrstruktur und leistenfórmigem Plagioklas neben manchmal skeletartig entwickeltem Magneteisen; zwischen den Gemeng- teilen vielfach auftretende farblose und isotrope Füllmasse ist Gesteinsglas. Es liegt also glasiger Feldspatbasalt vor. 4. Die Laven von 1902, die in poróser leichter schlackiger Form vor- liegen, sind gleichfalls glasige Feldspatbasalte, wie dies auch schon E. Kaiser und Móhle für diese Ausbruchsprodukte nachgewiesen haben. 292 U. d. M. besteht das Gestein aus braunem Glas, das durch Magnetit getrübt ist und in welchem größere Olivine, kleinere bräunliche Augite und scharfumgrenzte Plagio- klase als Einsprenglinge liegen. Ein gelb und weißes Sublimationsprodukt vom Krater von 1902 enthält Schwefel und etwas Opal. 5. Poröse dunkle Lava von Tapueleele. U. d. M. porphyrischer Basalt mit größeren, wieder randlich gelb verfärbten Olivinen; in der Grundmasse Titanaugit (c: c — 48?) mit manchmal deutlicher Dispersion, Plagio- klase, die in den Kontouren sehr gut kenntlich sind, wührend ihre Substanz bis auf geringe Reste in eine isotrope Masse, wahrscheinlich Opal umgewandelt ist; dazu kommt noch farbloses Glas als Ausfüllung. Das Erz tritt in ziemlich großen Oktaedern auf, ist aber auch oft fadenfórmig an den Rand der Olivine gebunden. Eine elliptische Partie im Schliffe, durch dünnen Erzrand scharf umgrenzt, enthält wesentlich schwachgefärbten Augit und Plagioklas, beide mit langgestreckten Formen und umsponnen von fiederartig ange- ordneten Erzteilchen. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Lapillus, der in den Lava- strom gefallen ist. Das ganze Gestein wird als Feldspatbasalt zu bezeichnen sein. 6. Vom Tafua-Vulkanberg an der Südost-Küste wurde außer einer wenig porósen olivinführenden Lava noch ein hellbrauner Tuff mit ganz kleinen Olivinen und Augiten aufgesammelt. Die Lava ist u. d. M. ein ganz feinkórniges, durch hohen Erzgehalt dunkles Gemenge von Plagioklas- und Augitleisten mit zwischengeschaltetem braunem Glase; darin große Einsprenglinge von Olivin. An einzelnen Stellen treten rundliche oder längliche Partien von höherem Erzgehalt und gabbroider, grobkörniger Struktur auf, die neben Erz Titan- augit und Plagioklas enthalten und wohl als primäre Ausscheidungen zu deuten sind, nicht aber als in den Schlot zurückgefallene Lapilli, weil sie des Glases fast ganz entbehren. Das Gestein ist wieder Feldspatbasalt. Der Tuff stellt sich u. d. M. als typischer Palagonit dar: größere und kleinere gelb durchsichtige Glaslapilli mit stellenweise konkaven Rändern und hellerem nicht doppel- brechendem Umwandlungsrande schließen in ihrem Inneren vielfach idiomorphe Olivin- kristalle ein, die allerdings manchmal randlich in das Glas verschwimmen. In den größeren Lapilli treten dazu meist noch eine Menge mikrolithischer Bildungen, die wesentlich dem Augit anzugehören scheinen. Poren mit hellerem Umwandlungsrande finden sich manch- mal leer, manchmal mit dunklem gelbem Glase erfüllt, besonders häufig in den größeren Lapilli; sie haben meist runde Begrenzung, sind aber oft auch deutlich längsgestreckt, woraus entweder auf eine gewisse Flußrichtung, oder auf die Entweichungsrichtung der Gase geschlossen werden kann. Erze fehlen vollständig; nur an einer einzigen Stelle ist ein Olivineinsprengling von einem kleinkörnigen opaken Rand umgeben. 7. Vom Silifluß: ein dichtes dunkelgrünes fettig sich anfühlendes Ge- stein, mit deutlichen Feldspateinsprenglingen, das makroskopisch phonolith- artig ist, zeigt bei der mikroskopischen Untersuchung auch wirklich diesen Charakter. 293 Große langleistenfórmige Sanidine, meist nach dem Manebacher Gesetz verzwillingt, liegen in einer feinen körnigen Grundmasse, die aus Sanidinleisten mit eingelagerten Häufchen von Ägirin besteht; vereinzelt sieht man sechsseitigen Hauyn mit punktförmigen Einschlüssen; einige Putzen eines dunkelbraunen schwachdoppelbrechenden Minerales mit sehr starker Absorption gehören vielleicht zum Anigmatit; bei der mangelhaften kristallo- graphischen Begrenzung und der geringen Größe ist das genauer nicht festzustellen. Nephelin, dessen Kontouren man oft zu ahnen glaubt, ist chemisch reichlich nachzuweisen. Erz in gerundeten Körnern ist sparsam über den ganzen Schliff zerstreut. Stammte dieser Phonolith von weiter landeinwärts, wohl von Berges- höhe, so liegt aus größerer Nähe der Küste ein anderes Gestein vor, das ganz feinkörnig schwarz und weiß gesprenkelt ist. U. d. M. erweist es sich als Nephelinbasanit. Größere Olivine liegen in beinahe intersertal-struierter Grundmasse von Plagioklas und violettem Titanaugit mit e:c = 51? und Sanduhrform; dazu treten Erzoktaeder mit Biotitfetzen und eine farblose Grundmasse, die sich mikrochemisch als Nephelin darstellt. — Möhle kennt von Sawaii nur Plagioklasprodukte; ebenso E. Kaiser und A. Klautsch; aber letzterer findet durch die chemischen Analysen seiner Proben eine gewiße Verwandtschaft mit nephelinführenden Typen vom Katzenbuckel und Hundskopf. Insel Apolima. l. Ein dichtes bräunliches Gestein hat mikroskopisch als größere Einsprenglinge nur Olivin in etwas abgerundeten Formen wegen der besonders am Rande stark einsetzen- den Serpentinisierung; die Grundmasse besteht aus braunen Titanaugiten mit starker Dispersion und e:c — 35—37°, etwas Biotit, Erz und viel Nephelin in knäuelartigen Verwachsungen, die als letzte Ausfüllung auftreten und massenhaft scharf begrenzte Nädelchen wahrscheinlich von Apatit einschließen. Das Gestein ist als Nephelinbasalt zu bezeichnen. 2. Eine zweite Probe ist gelb und enthält schwarze eckige Körner. U. d. M. stellt sie sich als Palagonit heraus, dessen gelbdurchsichtige Glaslapilli von Poren durchzogen sind, welche Zeolithe und Caleit führen, und diese beiden Sub- stanzen verkitten auch die Zwischenräume der einzelnen Sideromelane. Als Einschlüsse enthalten diese größere Olivine und leistenfórmige Augitmikrolithe. Erz scheint vollständig zu fehlen. Vereinzelte dunklere Lapilli sind basaltischer Natur. Insel Upolu. 1. Grauschwarze feinlöcherige Lava 6 km südlich Apia. U. d. M. olivinbasaltisches Gestein mit angenäherter Intersertalstruktur, in welchem wieder nur größere Olivine als Einsprenglinge fungieren; das Erz, anscheinend durch die 294 Kristallisation der Plagioklase beeinflußt, bildet nicht so sehr einzelne Oktaeder als lang- gestreckte leistenfórmige Haufen. Die Augite zeigen nur sehr schwache Dispersion; neben Plagioklas scheint in Spuren auch Sanidin nachweisbar zu sein. Das Gestein ist wahr- scheinlich Trachydolerit. 2. Am Tapatapaoweg wurde makroskopisch gleiches Gestein aufgelesen, das aber bräunlichen Titanaugit führt mit c:c = 48°, keinen Sanidin erkennen läßt und daher dem. Feldspatbasalt zuzuteilen ist. 3. Fale o le Fee. Eine basaltische , Gangmasse*, die plattig abgesondert ist, wobei die Dicke der Platten bis zu 40 cm betragen kann, besteht aus einem mittelkórnigem braun- und weißgesprenkeltem Gestein. Die dunklen Körner sind violettbrauner Titanaugit mit c: c — 40°, schwachem Pleo- chroismus und deutlicher Bisectricendispersion. Stets in ihm eingeschlossen liegt viel Olivin in schlecht begrenzten Kórnern, der am Rande und auf den Spalten in Serpentin umgewandelt ist und von Fetzen von Biotit und von Magneteisen begleitet wird. Die Augite sind teils prachtvoll idiomorph entwickelt, teils liegen sie eingeklemmt zwischen langgestreckten Feldspäten, die dem Labradorit-Bytownit, zum Teil auch dem Sanidin angehören. Nephelin bildet die letzte Ausscheidung; einzelne sechsseitige Kristallformen sind wohl dem Hauyn zuzuteilen. Apatit ist in ziemlicher Menge überall verstreut. — Das Gestein ist em Nephelinbasanit. Ein anderes grobkörniges Gestein von ebenda hat mikroskopisch die gleiche Zu- sammensetzung, nur sind die in den Augiten eingeschlossenen Olivine hier rotbraun ver- färbt und es tritt als neuer Gemengteil ziemlich viel Biotit hinzu, welcher teilweise an Erz, teilweise an den Augit gefunden ist. Auch dieses Gestein ist ein Nephelinbasanit. Einzelne Proben von kohlensaurem Kalk aus dieser Gegend ließen sich durch die Meigen’sche Reaktion als Aragonit bestimmen. 4. Siumu. Ein dichter Basalt von hier gibt schon makroskopisch das Bild eines Sonnenbrenners. Er schließt sich sehr enge auch bezüglich des Biotitgehaltes an den vorher beschriebenen Nephelinbasanit an, führt viel Nephelin und zeigt bei seinen Augiten starke Dispersions- erscheinungen. 5. Malata. Hier findet sich nun wieder normaler intersertaler Feldspatbasalt mit größeren korrodierten Einsprenglingen von Olivin, mit viel Magneteisen und Biotit in lappigen Fetzen; in der Grundmasse neben randlich gelbverfürbten Olivinen auch fast farblose Augite mit e:c = 42°; zwischen den Plagioklasen noch ziemlich viel schwach licht- brechende isotrope Substanz, die nach der mikrochemischen Untersuchung nicht Nephelin sein kann und stellenweise mit dunklen schlackigen Körnern erfüllt ist, also Glas. — Möhle führt außerdem von Upolu an: Limburgit vom Malifa-Bade- platz am Valsiganofluß und von Vailee, ferner Plagioklasbasalt, von den gleichen und von verschiedenen anderen Stellen; aber er hat keine Spur von Nephelingestein unter seinem Material gefunden. Insel Tutuila. 1. Von Malaeloa stammen von den gewöhnlichen basaltischen Typen stark abweichende Proben. Es sind hellere graue Gesteine mit großen, teil- weise glasigen Feldspäten. Auf Drusenräumen glaubt man Tridymit zu sehen. U. d. M. erweisen sich die sehr großen Einsprenglinge als Bytownit, aber sie sind nicht mehr intakt: es hat sowohl bei ihnen wie bei den leistenförmigen Feldspäten der Grundmasse vom Rande und von den Spaltrissen aus eine Umwandlung in Opal statt- gefunden, der auf Sprüngen feine Faserung senkrecht zur Kluftrichtung mit schwacher Doppelbrechung und wechselndem optischem Charakter zeigt. Von sonstigen Einspreng- lingen sind zu sehen einzelne kleinere Titanaugite mit starker Dispersion und Sanduhr- struktur, daneben sehr viele Olivine, vollständig gelbbraun verfärbt, und größere okta- edrische Magnetite, manchmal mit größeren Fetzen von Biotit. Die Grundmasse besteht vorwiegend aus trachytisch-fluidal angeordneten Feldspatleisten, die wegen der Umwandlung in Opal meist einfach brechend sind und nur selten noch eine Art Zwillingslamellierung hervortreten lassen; dazu sehr viele kleinere rotbraune Olivine, kleine gerundete Augit- körner und reichlich Erz. Stellenweise sich anreichernde gelbbraune Stäbchen ohne be- sonderen Pleochroismus, mit ziemlich starker Licht- und sehr schwacher Doppelbrechung, von anscheinend gerader Auslóschung und negativem Charakter der Hauptzone werden wohl dem Apatit zugesprochen werden müssen. Das Gestein würde in der Mitte stehen zwischen Andesit und Basalt; ob es der Alkalireihe angehört, ist nicht zu entscheiden, weil Sanidin nicht sicher nachweisbar ist und auch eine chemische Analyse infolge der starken postvulkanischen Umwandlung der Feldspäte in Opal kein brauchbares Resultat ergeben wird. Ein weiteres Gestein von ebendort, eine poröse leichte rote Lava, zeigt unter dem Mikroskop in einer rotbraunen ganz von Erz erfüllten Grundmasse nur Einsprenglinge von Plagioklas und Titanaugit und ist wohl zum Basalt zu stellen. Zehn. Palagonittuff; vorherrschend die palagonitischen Glaslapilli, gelbdurchsichtig, erz- frei, mit den bekannten faserigen schwachdoppelbrechenden Umbildungsprodukten am Rande und um die Poren herum. Mikrolithische Bildungen sind darin selten. Aber gemengt damit treten eine Anzahl von Lapilli auf, die sich aus Olivinkryställchen mit wenigen kleinen aber deutlich dispergierenden Augiten zusammensetzen und gleichfalls in gelbliches Glas eingebettet sind; dazu kommen sehr erzreiche kleine Lapilli von basal- tischer Zusammensetzung mit fast mikrolithischen Ausscheidungen von Titanaugit, Olivin und Plagioklas. 3. Tafuna. Dunkle Lava, porös wie ein Wespennest. Es ist ein vitrophyrischer Basalt mit größeren Einsprenglingen von Olivin; in der Grundmasse findet sich Olivin, und Titanaugit mit deutlicher Dispersion und c: c — 50° oft in Durehkreuzungszwillingen und -Viellingen. Dazu kommt reichlich gelbes Glas, erfüllt mit braunen Augitmikrolithen von ganz schwacher Doppelbrechung; wo sich dieselben häufen, tritt in den dunklen Begrenzungshöfen viel Erz auf. Es entsteht so ein Gemenge Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. = 296 von schneeflockenartigen Augiten, deren einzelne Krystallkomplexe von dunkler opaker Masse umgeben sind. Nur an einzelnen Stellen leuchtet aus Lücken noch das unver- änderte gelbe Glas der Basis, das sich aber auch in Form von Einschlüssen im Olivin findet. Da Feldspäte vollständig fehlen, muß das Gestein als Limburgit bezeichnet werden. 4. Faganeanea. Ein dichtes und dabei poróses Gestein von dort entpuppt sich u. d. M. als Feld- spatbasalt vom Londorfer Typus. Als Einsprenglinge nur große Olivine, in der Grund- masse Plagioklase, schwachfarbige Augite mit nicht sehr deutlicher Dispersion, okta- edrisches Erz und Spuren von Biotit. 5. Matafao. Weißes erdiges Gestein. U. d. M. sieht man ein trachytisches Gestein, fast nur aus Feldspat bestehend, mit Einsprenglingen von Sanidin. Darin verstreut unregelmäßig begrenzte kleine Erzkörner, meist in Roteisenglimmer umgewandelt. Plagioklas läßt sich nicht nachweisen, ebenso fehlen farbige Mineralien ganz, bis auf einen größeren rechteckigen Einsprengling von Biotit, welcher magmatischer Resorption anheimgefallen ist und randlich und im Innern viel Magneteisen führt. Nachdem schon mikrochemisch darin Natrium nachgewiesen war, wurde im che- mischen Laboratorium von Dr. Hobein eine quantitative Analyse durchgeführt, deren Resultate folgen. 810, 66,03 A1, 0, 20,52 Fe, O, 3,24 Ca O 1,32 MgO — Na,0 243 K,0 2,47 Glühverlust 4,24 100,25 %/o Danach wäre das Gestein wohl bei den phonolithischen Trachyten unterzu- bringen, obwohl der Gehalt an Alkalien dafür etwas gering ist. 6. Tafagagai. Grünlichgraues dichtes Gestein. U. d. M. ist es wieder ein Trachyt mit fluidalen Feldspatleisten der Grundmasse, in der einzelne größere Sanidine und Mikroperthite auftreten. Plagioklas ist nicht nachzu- weisen, ebenso fehlen farbige Gemengteile. Ein einzelner größerer Zirkon leuchtet lebhaft heraus, und Erz ist in kleinen Körnern überall verstreut und meist in Brauneisen um- gewandelt. Eine gleichfalls von Herrn Dr. Hobein ausgeführte Analyse ergab: 810, 66,19 "AE Qe m5 Fe; 0, 2,95 Ca O 1,16 MgO Spuren Na,O0 5,55 K,0 4,90 Glühverlust 1,61 99,81 ?[o Danach würe das Gestein auch nach der chemischen Untersuchung ein Alkalitrachyt. 7. Laulii und Amaua. Von ersterer Stelle stammt ein spilitisch-basaltisches Gestein, das auch unter dem Mikroskop etwas verschieden gefärbte fluidale Lagen erkennen läßt, die ohne scharfe Grenze ineinander übergehen. Die fluidale Anordnung äußert sich besonders in den Plagioklasen und zwar schóner in den helleren, weil erzürmeren, als in den dunkleren Partien. In den letzteren kommt es vor, daß die Plagioklase mikroskopisch die fluidale Anordnung aufgeben, um sich mehr radial zu stellen, ohne daß eigentliche Sphärolithe sich bildeten. Zwischen den Plagioklasen leuchten stets, wenn auch nicht reichlich, Körner von der Doppelbrechung des Olivins und des Augites auf; eine Bestimmung ist bei ihrer Kleinheit nicht mehr durchführbar. Glas ist anscheinend nicht vorhanden. Von ganz ähnlicher Zusammensetzung ist nun auch ein Gestein von Amaua, nur dab hier noch Biotit in ganz kleinen Fetzchen zutritt. Eine wieder von Herrn Dr. Hobein ausgeführte Analyse ergab folgende Resultate: 810, 55,78 ALO, 1842 Fe, O, 8,60 Ca O 5,78 MgO 1,91 Na, 0 5,50 RROm 2162 Glühverlust 1,28 99,59 9[n Danach wäre dieses und damit wahrscheinlich auch das vorige Gestein wegen des hohen Gehaltes an Alkalien nicht mehr dem Basalte, sondern dem Trachydolerite zu- zuzühlen. Nephelin ist mikrochemisch sicher nicht nachzuweisen, aber der Kaligehalt rührt zweifellos von Orthoklas her, der sich bei der Kleinheit mikroskopisch nicht mehr be- stimmen ließ. 8. Ukumea-Alao. Graues tuffiges Gestein mit kleinen dunklen Flecken. U. d. M. porös, die Poren stellenweise gestreckt und manchmal Zeolithe führend. Die Masse des Gesteins selbst besteht wesentlich aus kleinen Erzkörnern, die Alles ver- decken und zwischen denen man nur einzelne ganz kleine Blättehen mit schwacher 39* 298 Doppelbrechung erkennt. Erst nach Weglösung des Erzes mit Salzsäure wird das Bild etwas deutlicher: die bläulich-weiß interferierenden unregelmäßig, ja oft verzühnelt aus- sehenden Blüttchen lassen nirgends Zwillingslamellen erkennen; sie gehören wahrscheinlich dem Feldspat und zwar wegen der im Vergleich zu Canadabalsam höheren Lichtbrechung den Ca-Na-Feldspäten an und schließen nur wenige etwas größere gestreifte Plagioklase ein. Aus dem Haufwerk stechen manchmal mit Gelb oder Rot I. Ordnung andere Mineralblättchen hervor, die, wenn sie längsgestreckt sind, stets gerade auslöschen, vielleicht also dem Olivin angehören; wenige scheinen auch eine Spur von etwas bräunlicher Eigenfarbe zu besitzen und sind wahrscheinlich dem Augit zuzuweisen. Glas scheint nicht vorhanden zu sein. Das Gestein enthält gar keine intratellurischen Ausscheidungen, alles ist wohl erst nach der Eruption und zwar ziemlich rasch erstarkt; das spricht für die Bezeichnung als Spilit, wozu die Mandelsteinstruktur gut paßt. 9. Onenoa. Dunkles, feinkrystallines Gestein. U. d. M. diabasartiger Basalt mit prachtvoll ophitischer Anordnung der Feldspäte, vorherrschend Bytownit, aber sicher auch etwas Orthoklas. Dazwischen Titanaugite, schlecht begrenzt in poikilitischer Verwachsung mit den Feldspäten; Olivin, oft im Augit eingeschlossen, sehr reichlich, aber meist nur noch im Kerne frisch, sonst vollständig serpentinisiert. Auch die Zwickel zwischen den Feldspäten werden, ganz wie bei alten Diabasen, oft durch chloritische oder serpentinig-faserige Massen ausgefüllt. Erz in größeren Körnern von Oktaederform findet sich besonders in der Nähe des Olivins und ist fast stets vergesellschaftet mit gróBeren Fetzen rótlich-braunen Biotites mit nicht sehr starker Absorption. Apatitnadeln reichlich, sekundär manchmal Calcit. Nephelin kann in Spuren vorhanden sein, doch gelang der mikrochemische Nachweis niemals ganz einwand- frei. — Das Gestein wird man wohl als Trachydolerit bezeichnen müssen. 10. Von Sailele kommen zwei basaltische Gesteine, von denen das eine mehr dicht und etwas porös ist, das andere schon makroskopisch größere Augit- und Olivineinsprenglinge führt. Das letztere läßt auch u. d. M. die größeren Olivineinsprenglinge deutlich hervor- treten, die stets randlich in Brauneisen umgewandelt sind; auch die massenhaften Olivine in der Grundmasse sind fast alle durch gelbe Eisenflecke ersetzt. Der Augit, in einzelnen größeren Einsprenglingen, wie in den kleineren Formen der Grundmasse, ist wohl etwas violett-bräunlich verfärbt, zeigt aber nirgends Andeutung der stärkeren Dispersion der Titanaugite und hat e:c = 52°. In der Grundmasse außerdem viel Plagioklas, Erz, meist langgestreckt und gefiedert, oft quer die Augite der Grundmasse durchsetzend, als Zeichen rascher Erstarrung. Zuletzt schied sich noch farbloses Glas aus. Das dichtere Gestein hat die Olivineinsprenglinge im kleineren Maßstabe ausgebildet und fast gar nicht verfärbt. Das Erz ist in kleinen Oktaedern gut ausgebildet, also war die Erstarrung vermutlich langsamer. Kleine Biotite begleiten hier oft das Erz. Sonst ist alles wie beim vorherigen Gestein und beide Vorkommen gehören dem Feldspat- basalt an. 299 11. Papa. Weißes Gestein mit kleinen bräunlichen Flecken. U. d. M. orthophyrisch-trachytisches Gestein, anscheinend nur aus Sanidin bestehend. Plagioklas ist nicht sicher nachweisbar. Der Sanidin bildet auch isometrische, oft zer- brochene Einsprenglinge und in der Grundmasse oft gekórnelt aussehende Aggregate von dichtem Gefüge und kleinem Korne. Von farbigen Gemengteilen ist gar nichts zu sehen; nur ein rechteckig angeordneter Erzhaufen läßt die Vermutung auf resorbierten Biotit Platz greifen. Auch in der Grundmasse fehlen farbige Gemengteile vollständig, aber das ganze Gestein ist durchsetzt mit gelbbraunen Körnchen und Flecken von Brauneisen; spärlicher Epidot ist wohl sekundär, vielleicht nach Augit. — Das Gestein gehört zum Alkalitrach yt. 19. Afono. Von da liegen verschiedene Proben vor. Das eine ist ein feinkórniger Basalt, welcher Plagioklasleisten in einer trachytoiden Grundmasse von Plagioklas, serpentinisiertem Olivin, kleinen gewöhnlichen Augiten und Erz enthält; demnach ein Feldspatbasalt. Eine andere schwarze, etwas poróse Schlacke zeigt sich u. d. M. sehr erzreich, aber das Erz bildet niemals einzelne gutbegrenzte Körner, sondern stets größere Agglomerate, die das Bild des Schliffes beherrschen. Sie liegen in einer Masse, die wesentlich aus meist fuidal angeordneten dünnen Plagioklasleisten besteht, zwischen denen als Füllmasse und in poikilitischer Durchwachsung durchgehends ganz mangelhaft begrenzte gewöhnliche Augite ohne Dispersion auftreten; einzelne Olivine finden sich im Zentrum der Erz- anhüufungen. Gegen den Rand des Schliffes zu stellt sich braunes Glas ein, wohl auf Kosten des Augites. Man wird das Gestein am besten als Feldspatbasalt vom (mikro- skopischen) Meissnertypus bezeichnen. Ein weiteres Gestein von ebenda zeigt oberflàchlich eine ganz glasige Kruste, wie wenn es gefrittet wäre. U. d. M. stellt es sich als ein trachytisches Gestein heraus. Am Rande liegen die Sanidine ganz in farblosem Glase, das kugelige bräunliche isotrope Gebilde mit anscheinend schlackigen Einschlüssen führt; nach der Mitte zu verliert sich das Glas, das gelegentlich die gebogenen Absonderungslinien des Perlites zeigt, mehr und mehr, und es häuft sich dunkles Erz lagenartig an, das noch mehr im Zentrum zu Haematit wenigstens randlich umgewandelt ist. — Da kein Plagioklas sich nachweisen läßt, ist das Gestein ein Alkalitrachyt. Eine vierte Probe ist schwarz, dicht und krystallin. U. d. M. beherrschen die Plagioklase, welche einzelne etwas gróBere Einsprenglinge entwickelt haben, nach Art wie bei den Diabasen das Bild. Daneben ist zweifellos etwas Orthoklas vorhanden. Augit tritt nur in kleinen unregelmäßig begrenzten Individuen zwischen den Feldspäten auf, er ist nur leicht bräunlich gefärbt, hat keine besondere Dispersion und c: c = 48—50?. Viel Olivin, randlich serpentinisiert; dazu Erz in großen Oktaedern, manchmal mit etwas Biotit. Apatit findet sich reichlich in scharfen Krystallen. Alles ist wie bei Diabas von chloritischen Zersetzungsprodukten begleitet. 300 Eine Analyse des Gesteins durch Dr. Hobein ergab: S10, 59,15 A1,,0,7 20,76 Fe, O, 9.55 Ca O0 5,60 MgO 2,42 Na, O0 4.50 K,0 2:9 Glühverlust 1,71 99,90 ?[o Danach ist das Gestein ein Trachydolerit. Endlich wurde hier noch ein weiches plattiges Gestein aufgesammelt. U. d. M. sieht das Gestein aus wie ein orthophyrischer Trachyt; neben Sanidin treten auch einzelne Plagioklase als Einsprenglinge und in der Grundmasse auf, aber sehr vereinzelt. Ganz kleine stärker licht- und doppelbrechende Körner gehören wahrscheinlich dem Augit oder sekundären Epidot an. Apatit ist viel vorhanden, Erz wenig, aber stets in spitzrhombisch oder viereckig geformten Haufen, die auf Resorptionserscheinung hin- deuten. Tonige Zersetzungsprodukte trüben allenthalben die Durchsichtigkeit des Schliffes. Das Gestein ist Trachyt. 13. Vatia-Pans. Graues dichtes Gestein. U. d. M. kórniger Basalt mit etwas größeren Olivineinsprenglingen, welche vielfach in Limonit umgewandelt sind. Die Augite sind anscheinend gewóhnliche; kein Biotit kein Orthoklas, kein Nephelin. — Also Feldspatbasalt. 14. Insel Pola bei Vatia. Grünlich phonolithisch aussehendes Gestein mit glasigen Feldspáten. Die größeren Einsprenglinge zeigen schwache Zonarstruktur und gehören mit ihrer Auslöschungsschiefe (La — 58°) zum Labrador-Bytownit. Die Grundmasse, trachytoidisch struiert, besteht wesentlich aus Feldspat, davon viel Plagioklas, der auch hier wieder manche Andeutung von Zonarstruktur hat; aber Orthoklas herrscht vor. Als dunkler Gemengteil findet sich hellbrauner Biotit; weiterhin kommt Apatit vor, vereinzelnt Zirkon, mäßig viel Erz; sekundär Caleit, Epidot und Chlorit. Auch von diesem Gestein wurde von Herrn Dr. Hobein eine Analyse ausgeführt. 810, 64,71 Al, 0, 18,40 Fe, 0, 3,172 Ca O 1,83 MgO Spuren Na,0 5,01 K,0 4,20 Glühverlust 2,26 100,13 MI Das Gestein ist demnach Trachyt. 4 Amm 301 15. Fagasá. Ein grauschwarzes pulveriges Gestein ist dichter Tuff, bestehend aus einem Hauf- werk hell- und dunkelbrauner, meist abgerundet eckiger, aber nirgends die gebogenen Formen der eigentlichen Asche zeigender isotroper Körner, zwischen welchen selten doppel- brechende Krystalle von Plagioklas und anderen Mineralien, wahrscheinlich Augit und Olivin, eingelagert sind. Da die mikrochemische Untersuchung mit Salzsäure einen hohen Gehalt an Natrium ergab, ist der Tuff wahrscheinlich zu einem Nephelinbasanit gehörig. Eine weitere Probe von da hat das grobkörnige und gesprenkelte Aus- sehen wie die Nephelinite vom Schreckenstein bei Aussig in Böhmen. Die Zusammensetzung des gabbroid-ophitisch struierten Gesteines ist: vorherrschend ziemlich idiomorphe Feldspäte, die dem Labrador-Bytownit, teilweise aber auch dem Oligo- klas angehören; als letzte Ausfüllung nicht wenig Orthoklas und geringe Mengen von Nephelin. Die Augite sind seltener idiomorph, meist langgestreckt und haben die ziem- lich starke Dispersion der Titanaugite, wie auch deren braunviolette, ja manchmal dunkel- grau-violette Färbung. Daneben Olivin in nicht sehr gut kristallographisch begrenzten Körnern, die gelegentlich im Innern Roteisenglimmer führen und besonders seitlich gerne von meist langgestreckten Erzstängeln mit etwas Biotit begleitet werden. Apatit tritt massenhaft auf, in den Feldspäten eingeschlossen. Die chemische Analyse, gleichfalls von Herrn Dr. Hobein ausgeführt, ergab: SiO, 44,66 T10, 6,60 Fe,0, 14,40 AlO, 15,42 Ca O 9,21 MgO 5,20 Na, O 2,44 K,0 1,02 Glühverlust 1,56 100,51 Jo Die Analyse stimmt ziemlich gut mit Nephelinbasanit, was auch der mikro- skopische Befund ergab. Auffallend ist der hohe Titangehalt (aus dem Erz und dem Augit), der sich auch bei Wiederholung der Analyse bestätigte. Insel Aunuu. 1l. Dünnplattige bräunliche Lava mit kleinen braunglänzenden Kristallen auf der Schichtfläche. U. d. M. fällt die spilitisch feinkörnige Struktur auf. Die Feldspäte, vorherrschend Plagioklas, aber sicher auch etwas Orthoklas, sind fluidal angeordnet. Zwischen ihnen schlecht begrenzte gewöhnliche Augite, etwas Biotit, letzterer zwischen den einzelnen ver- löteten Platten auch in größeren Individuen und daher auch makroskopisch sichtbar. In 302 der Grundmasse ist der Biotit oft von Roteisenglimmer umrahmt. Olivin fehlt anscheinend ganz; dagegen ist viel Erz vorhanden und zwar Titaneisen und Magneteisen. Viel Apatit, die größeren Individuen gerundet, manchmal mit Querabsonderung und voll von linearen Interpositionen, welche eine Absorption e > o deutlich machen. Zirkon ist nicht selten nachweisbar, spürlich auch Epidot. Mikrochemisch ergab sich sicher ein geringer Nephelingehalt. Dr. Hobein führte auch hier wieder eine Analyse aus. 810, 53,90 AL,O, 21,10 Fe, 0, 8.90 Ca O0 5.45 MgO 244 Na,0 4,81 K,0 1,97 Glühverlust 2,25 100,22 9|, Der chemische wie der mikroskopische Befund sprechen für spilitischen Trachydolerit. 2. Gelber Palagonittuff. U. d. M. ein Haufwerk von größeren bis ganz kleinen braungelb durchsichtigen Partikeln, von welehen einige größere deutlich den blasigen Bau der Palagonit-Siderome- lane zeigen; aber die Entglasung und Zersetzung hat meist schon ganz durchgegriffen, so daß alles faserig und schwach doppelbrechend ist; darin viele Kristalle: schlecht begrenzte Olivine, diese meist lose, ferner wenigstens nach der Hauptzone gut begrenzte Augite, die stets in einer Palagonitkugel eingeschlossen liegen. Mikrochemisch ließ sich Nephelin nachweisen. 3. Braune poröse Lava. In einer dunkelbraunen bis schwarzen zunächst einfach brechenden und homogen erscheinenden Grundmasse liegen sehr reichlich größere Olivine, randlich stark limonitisch verfärbt, und massenhaft kleinere stark dispergierende Titanaugite mit c: c — 42° in viel- fachen Durchkreuzungszwillingen. Erst bei stärkerer Vergrößerung löst sich die dunkle Grundmasse auf in ein Gewirre von Erzskeleten, zwischen denen Feldspäte, anscheinend nur Plagioklase, sichtbar werden. — Das Gestein ist vielleicht doch Trachydolerit. Insel Ofu. Von hier stammen zwei Gesteinsproben. In beiden herrscht der Olivin als Einsprengling vor, am: Rande und auf Klüften stark rotbraun verfärbt; in einem größeren Olivinkristalle sieht man deutlich opake stäbchenförmige Interpositionen, die sich unter spitzen Winkeln schneiden, im ganzen Großen jedoch L zu a gestellt sind; sie nehmen nur das Zentrum ein und enden gegen den Rand des Olivines zu sehr scharf, ohne daß dieser freie Rand eine andere optische 303 Orientierung aufwiese. Neben Olivin finden sich noch kleinere Augite als Einsprenglinge. Die Grundmasse ist ein erzreicher Feldspatbasalt mit Augit, Olivin, Plagioklas und farb- losem Glas. Die Augite insgesamt haben die violettbraune Fürbung und auch manchmal die Sanduhrform der Titanaugite, aber die Dispersion ist durchgehends sehr schwach. — Also wohl Feldspatbasalt. Insel Olosega. Von hier kommt ein intersertaler Olivinbasalt, mit Titanaugiten, rotbraunen Oli- vinen, Plagioklasen, aber anscheinend ohne Orthoklas. Das reichliche Erz bildet pracht- volle langgestreckte und oft gestrickte Formen, die am Rande braun durchsichtig werden und daher wohl dem Titaneisen angehören. Als letzte Bildung tritt farbloses Glas auf, das an eiuzelnen Stellen durch bräunliche Schlacken getrübt ist. Insel Tau. Von Faga stammt eine knollige braune Lava mit Olivinen. U. d. M. gro&e Olivine und kleinere stark dispergierende Augite in blasiger dunkel- brauner, weil mit Erz imprügnierter Grundmasse, die noch massenhaft mikrolithische Feldspäte einschließt; wohl gewöhnlicher Feldspatbasalt. Zusammenfassung der Resultate und Vergleichendes. I. Es war besonders I. Jensen, welcher auf die geologische Lage der Samoa- inseln gerade auf dem Kreuzungspunkte zweier tektonischer Bruchlinien hin- gewiesen hat. Die eine verlàuft WNW — OSO. Sie ist deutlich gekennzeichnet durch die Reihe von Vulkankegeln, welche durchgehends in dieser Richtung angeordnet gewissermassen das Rückgrat der einzelnen Inseln bilden. Diese Bruchlinie steht nun beinahe rechtwinkelig auf der besser bekannten Ver- werfungslinie, welche von Neuseeland nach Norden über die Tonga-Inseln ver- läuft, die Samoa-Inseln fast mitten durchschneidet und nordöstlich in der Gegend der Sandwich-Inseln vielleicht ihr Ende findet. Diese Linie ist beson- ders auch dadurch charakterisiert, daß an ihrer Ostseite sich in der Gegend der Samoa- und Tonga-Inseln eine große unterseeische Grabenversenkung durch Lotungen nachweisen ließ, während an ihrer Westseite bis hin zu Australien und Neu-Guinea das Meer keine so großen Tiefen aufweist. Letzteres ist wahrscheinlich das Gebiet des hypothetischen alten Kontinentes von Fidschi. Da nun, wo sich die beiden Linien oder Liniensysteme trafen, mußte infolge weitgehender Zertrümmerung die Möglichkeit zum Aufdringen glut- Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 40 304 flüssiger Massen in höherem Grade gegeben sein; ähnlich sehen wir die Haupt- masse der vulkanischen Ergüsse des böhmischen Mittelgebirges auf dem Kreuzungspunkte der Erzgebirgs- und der Lausitzer-Verwerfung sich einstellen; und in gleicher Art liegt das Kaiserstuhlgebirge an dem Treffpunkte der Rheintalspalten mit der aus dem französischen Zentralplateau herüberstreichen- den Bruchlinie. — Die vulkanische Tätigkeit auf den Samoa-Inseln ist allerdings erst durch einen submarinen Ausbruch zwischen Olosega und Tau 1866 und durch die letzten zwei Ausbrüche von 1902 und dann von 1905 —08 genauer und sicherer bekannt geworden. Die westlichste der Inseln, nämlich Sawai, trägt die beiden Krater, aus denen die Eruptionen erfolgt sind. Von allen anderen vulkanischen Kegeln, die allenthalben auf den Inseln massenhaft und vielfach reihenweise angeordnet zerstreut liegen, und von denen einzelne, besonders der Tofua schon die Aufmerksamkeit Alexander v. Humboldts erweckt hatten, haben wir bezüglich ihrer Eruptionen keine sicheren historisch beglaubigten Daten, son- dern sind hier auf die Tradition der Eingeborenen angewiesen. Nach diesen sollen die zunächst vorhergehenden Eruptionen am Beginne des 19. Jahr- hunderts stattgefunden haben. Weiter-nach rückwärts verliert sich Alles in Dunkelheit. Auch geologische Anhalte versagen hier vollständig, weil man nirgends auf diesen Inseln reguläre fossilführende Sedimente kennt, noch auch ein kristallines Grundgebirge, wie es von einzelnen Inseln im Westen von Polynesien bekannt ist und als stehengebliebene Horste eines untergegangenen Fidschikontinentes gedeutet wird. II. Die genauere petrographische Untersuchung der von I. Friedländer auf den Samoa-Inseln gesammelten Steine hat ergeben, daß nicht bloß Plagio- klasbasalte dort die Laven zusammensetzen, wie dies früher ausschließlich bekannt war, und wie solche neben Limburgiten und Palagoniten von den- jenigen Autoren beschrieben wurden, die sich noch in jüngster Zeit mit weniger reichlichem Materiale wissenschaftlich beschäftigten. Das Vorkommen von Alkalitrachyt, Phonolith, Trachydolerit, Nephelinbasanit und Nephelinbasalt ist von den Samoa-Inseln etwas vollkommen Neues, und konnte erst dank den sorgfältigen Aufsammlungen I. Friedländers kon- statiert werden. Auf die Abtrennung der Alkali-Gesteine von den Alkalikalkgesteinen wurde bei der Bearbeitung großes Gewicht gelegt. Zunächst wurde von allen Proben pulverisiertes Material mit Salzsäure versetzt; es ergaben sich "x 305 fast überall reichlich Kochsalzwürfel, welche zunächst natürlich die Vermutung auf Nephelin nahelegten. Aber die gar zu große Häufigkeit dieser Würfel ließ doch daran denken, daß Kochsalz einfach bloß oberflächlich auf den Ge- steinen aufsitze, entweder als Fumarolen-Produkt, oder wahrscheinlicher als Residuum der mit Seewasser geschwängerten Winde, welche die relativ nie- drigen Inseln oft umstreichen. Es wurde also jedes Pulver mit destilliertem Wasser erst solange ausgewaschen, bis sich keine Spur einer Chlorreaktion mehr ergab, und dann erst die Behandlung mit Salzsäure vorgenommen; in- folge dieses Verfahrens verringerte sich die Menge der ,nephelinführenden* Vorkommen ganz beträchtlich. Obwohl fast alle Basaltanalysen einen gewissen Gehalt an Kalium er- kennen lassen, der auf Beimengung von Orthoklas- oder Leucitmolekülen im Plagioklas beruhen wird, hat man nach dem Vorgange von Rosen- busch nur die Vorkommen, welche den Orthoklas (oft auch Nephelin, Hauyn etc. in mikroskopisch nachweisbarer Form enthalten, als Trachydo- lerite abgegrenzt, wobei aber anscheinend der Gehalt an Kalium an sich noch nicht gesteigert zu sein braucht, manchmal vielleicht unter den Durch- schnitt herabgeht. Es ist das wieder ein Beispiel dafür, wie bei den all- mählichen Übergängen, die in der Natur stets sich finden, jede Artabgrenzung etwas Gewaltsames und Willkührliches hat. Bezüglich der Kriterien für den Trachydolerit geht aus dem be- arbeiteten Materiale Folgendes hervor: Während der normale Feldspatbasalt keinen Orthoklas und nur gewöhn- lichen Augit führt (Vatia-Paß, Afono, Sailele, Faganeanea) ist in allen nephelinführenden Typen stets Titanaugit vorhanden mit Sanduhr- form, starker Bisectricendispersion und violettbrauner Farbe (Aunuu, Fagasa, Onenoa) — Anders ist es aber mit den Orthoklas-führenden Arten, die man, auch nach den chemischen Analysen, sämtlich dem Trachydolerit zuteilen muß; dabei führen einzelne Vorkommen (Apia, Aunuu, Afono) nur gewöhnlichen Augit, so daß man wohl zu dem Schlusse kommen darf, daß die Führung von Titanaugit nicht unerläßlich sei, um ein basaltisches Gestein als Trachydolerit zu bestimmen. — Endlich haben wir noch Arten, in welchen Titanaugit vorhanden ist, der Sanidin aber fehlt (Tau, Olosega, Ofu, Malaeloa, Tapatapao, Tafuna); diese wird man wohl alle zum Feldspatbasalt stellen müssen, da ein höherer Titangehalt allein kaum etwas für größeren Alkalireichtum beweisen dürfte, wenn auch beide zusam- men häufig vorkommen. So konnte ja auch betont werden, daß in allen 40* 306 nephelinführendem basaltischem Gestein von Samoa der Pyroxen stets Titan- augit ist. Aber schon früher (Beitr. z. Kenntn. d. Monzonigebietes, Zentralbl. für Min. 1901, p. 673) konnte ich beweisen, daß die Titanreichen, sehr stark dispergierenden Augite, wie sie dort als Fassaite und auch am Kontakt gegen das Sediment ausgebildet sind, keine Spur von Natrium enthalten. Es liegt daher meiner Ansicht nach gar kein Grund vor, Basalte schon deswegen zu den Trachydoleriten zu stellen, weil sie Titanaugit führen. Rhönit wurde nirgends gefunden. III. Von anderen Inseln des pazifischen Ozeans kennt man allerdings schon lànger, wenn auch vereinzelt, Gesteinsformen aus der Alkalireihe. So ist durch A. Wichmann (1875) und Rosenbusch Nephelinbasalt von der Insel Oahu in der Sandwichgruppe bekannt geworden; Wichmann und Cohen fanden darin auch Melilith, der vielleicht wirklich nur eine Lokalfazies dar- stellt, bedingt durch Einschmelzen kalkhaltiger Sedimente, wie das Becker vermutet (Die Basalte des Wartenberges bei Geisingen i/Baden. Zeitschr. D. geol. Ges. 1907, p. 244). Neuerdings beschreibt auch F. Móhle einen Ne- phelinbasanitoid von Kalae und melilithfreien Nephelinbasalt von Hono- lulu, während sonst nur Plagioklasbasalt sich auf den Sandwichinseln findet. P. Marshall (Transact. Austral. Assoc. f. advanc. of sciences 1904) gibt Alkalitrachyt, Phonolith und Trachydolerit von Dunedin auf Neu- seeland an. M. Hartmann (Über Basalte der Aucklands-Inseln. N. J. B. 1878 p. 825) fand unter vorherrschenden Plagioklasbasalten doch auch zwei Nephe- lin-führende Vorkommen. Auf der Ostkarolinen-Insel Ponape kennt man durch E. Kaiser (siehe Lit.-Verz.) Nephelinbasalt. Dagegen führen die Palau-Inseln, die Philip- pinen und die Marianen ebenso wie die Fidschi-Inseln nur Andesite und Feldspatbasalte (Oebbeke, Beitr. zur Petrographie d. Philippinen. Stuttgart 1881, und ferner Art. Eakle, Petrograph. notes on some rocks from Fiji Islands (1889)). Fat man das zusammen, so ergibt sich, daß die Inseln des Stillen Ozeans nicht in ihrer Gesamtheit der pazifisch-andesitischen Gesteinsprovinz im Sinne Beckes und Priors zugezählt werden dürfen, sofern diese beiden Au- toren darunter nicht etwa bloß den umgrenzenden Festlandssaum, sondern auch das Areal des großen Ozeans selbst mit verstanden haben sollten. IV. Es ist wesentlich das große Verdienst des Altmeisters Rosenbusch, bei den Eruptivgesteinen die strenge Trennung der granito-dioritischen oder Alkalikalk-Gesteinsreihe von der foyaitisch-theralitischen oder Alkalireihe inauguriert und größtenteils auch durchgeführt zu haben, wenn- gleich die Forschung oft auch noch nicht weit genug gediehen ist, um die systematische Stellung und die geologischen Vorkommen der beiden Gesteins- reihen ganz strenge bis zum letzten Punkte zu bestimmen. Gerade in dieser Richtung arbeiten eine Anzahl jüngerer Forscher, und wie es diesen schon vielfach gelungen ist, durch Kontrolle der alten Beschreibungen auf Grund der modernen Untersuchungsmethoden die Grenze der Alkaligesteine gegen die Alkalikalkgesteine wesentlich zu erweitern und vorzuschieben, so wird das in Zukunft voraussichtlich noch viel mehr der Fall sein. In Vorwegnahme teilweise der künftigen Resultate wird in der modernen Petrographie bereits von streng getrennten petrographischen Provinzen gesprochen, die man Alkalikalk- und Alkali-Provinzen heißt, oder mit einem von F. Becke eingeführten Namen als pazifische und atlantische Sippe bezeichnet. Es wird mit Recht betont, daß jede von diesen Sippen ihre be- stimmte Ganggefolgschaft habe; es wird aber auch ausgesprochen, daß kein Gesteinstypus der einen Sippe in einer regionalen Provinz der anderen vorkomme. Das ist, trotz allem, was wir von zukünftigen Forschungen in dieser Be- ziehung erwarten dürfen, vielleicht doch zu weit gegangen. Schon Becke sah sich auf Grund seiner Hypothese über die regionäre Verbreitung seiner beiden Sippen a priori veranlaßt, eine Mischungszone anzunehmen. Weiterhin gibt Rosenbusch in der neuen Auflage seiner Gesteinskunde die wichtigsten Territorien an, wo gleichfalls bis jetzt nur derartige gemischte Verhältnisse nachgewiesen werden konnten. Es ist das zunächst das von Löwinson- Lessing beschriebene Zusammenvorkommen von Gabbro und Essexit aus dem nördlichen Ural; das granito-dioritische Ganggefolge dieses Gebietes ist ausschließlich auf den Gabbro und Norit beschränkt, und erscheint nirgends im Essexit. Das beweist einesteils doch wohl, daß beide Gesteinsreihen in gleichem Gebiete vorkommen können, andernteils aber auch, daß der Essexit jünger ist und zufällig vielleicht keine Gangsteine ausgebildet hat. Auch in Britisch-Kolumbien und Tasmanien sind beide Reihen vergesellschaftet, ohne daß man vorläufig Näheres über den Zusammen- hang weiß. 308 Ein näherliegendes Beispiel bietet der Hauzenberger Granitstock im südlichen Bóhmerwalde. Seine, durch die chemische Analyse gegebene Zu- gehörigkeit zur Alkalireihe wurde von Rosenbusch wegen seines vereinzelnten Vorkommens mitten im Alkalikalkgebiet und wegen des Fehlens der charak- teristischen Ganggefolgschaft mit Recht noch angezweifelt; nachdem aber neuerlich A. Frentzel (Monatsber. d. D. geol. Ges. 1908, H. 8/10 und in seiner demnächst erscheinenden Inauguraldissertation) mikroskopisch und chemisch in der Umgebung davon echten Essexit nachgewiesen hat, muß man auch in diesem Gebiete das Zusammenvorkommen beider Reihen wohl zugeben. Analog sind die Verhältnisse bei Predazzo in Südtirol. Auf die Er- gießung des permischen Quarzporphyrs, dessen Alkalikalknatur bis jetzt noch nicht angezweifelt worden ist, folgte in der Triaszeit das Aufdringen der Melaphyre, Monzonite und Granite, von welchen zunächst eigentlich nur der Monzonit zur Alkalireihe hinüberneigt. Die Ganggefolgschaft ist ausgesprochen alkalisch. Von den Melaphyren vermutet Rosenbusch, daß sie nichts anderes seien, als mesozoische Trachydolerite, was in der Tat nicht unwahrscheinlich ist, nachdem sie vielleicht (nach Sueß) in den Tiefen- Gesteinen der engeren Umgebung von Predazzo ihren Vulkanschlot haben. Für den Granit von Predazzo, das jüngste Glied der dortigen Tiefengesteine, vermutet Rosenbusch dasselbe. J. Romberg (Abhandl. pr. Akad. Wiss. 1904, p. 102) stellt aber, wenn ich ihn recht verstehe, diesen Granit zu Alkalikalkgranit! Das scheint nun auch wieder dafür zu sprechen, daß beide Gesteinstypen in einer Provinz zusammen vorkommen kónnen, aller- dings wohl nicht leicht zu gleicher Zeit emporgedrungen. Im Harze hat Erdmannsdórfer (Mon. Ber. D. geolog. Gesellschaft 1908) in Verbindung mit Keratophyren Essexit-Diabase nachgewiesen. Auch bei den jungen Ergußgesteinen der rezenten Vulkane kommt zweifel- los Ähnliches vor: so sind auf den Äolischen Inseln zwischen der Menge von Andesiten, Lipariten und Feldspatbasalten Leucit- und Anorthoklasführende Ergüsse zu Tage getreten (A. Bergeat, Mitt. geogr. Ges. München 1908). In den Ätnalaven finden sich unter den eigentlichen Feldspatbasalten auch Orthoklasführende Typen, und nach Rosenbusch würde vielleicht das ganze westliche Mittelmeer eine alkalische Provinz. — Gräff fand im Gebiete der Trachyte und Andesite der Euganàen echten Monzonit (bei Calzignano). Neuerdings hat Emil Lehmann (Petrograph. Untersuchung an Eruptivgesteinen von Neupommern, Inaugural-Dissertation, Berlin 1908) dort neben Daciten, Augit-Hypersthenandesiten, Augitporphyriten und Dioriten auch 309 Monzonit gefunden. Auf den Samoa-Inseln herrschen nach Obigem ähn- liche Verhältnisse. Wie schon früher betont, wird uns in dieser Beziehung die Zukunft noch manche Belehrung dahingehend bringen, daß einzelne Vorkommen, zumal solche, die lokal mit Typen der anderen Sippe vergesellschaftet auftreten, auch jetzt noch falsch gedeutet werden. Aber daß dies in allen Fällen ein- treten werde, erscheint doch mehr als zweifelhaft und man wird sich wohl mit der Tatsache der gelegentlichen Vergesellschaftung beider Sippen abfinden müssen. Und dieses Zusammenvorkommen ist auch theoretisch so leicht erklärbar, daß es selbstverständlich erscheint. Überall in derartigen Gebieten wird man finden, daß zeitliche Unterschiede im Auftreten des einen Typus gegenüber dem anderen sich finden. Das Magma hat sich eben im Laufe der lange Zeit währenden Eruptionen durch Differenzierung verändert. Muß man das schon anerkennen in Bezug auf die normalen Spaltungsprodukte, wie sie in der von Richthofen aus Nevada und Ungarn aufgestellten Reihe gegeben sind, so wird das allem Anscheine nach in gewissem Sinne auch gelten müssen für Übergänge von einer Reihe zur anderen, wenn man auch noch keine Gesetzmäßigkeit hierin kennt. Allerdings scheinen sich Anhaltspunkte zu ergeben, daß dieser Differen- zierungsvorgang weniger, wie bei der Richthofenschen Reihe, in vertikaler, als vielmehr in horizontaler Richtung vor sich geht. Schon Prior macht aufmerksam, daß in Nordamerika sich gegen Osten hin immer natron- reichere Gesteine einstellen, während in Europa und Asien das Umgekehrte der Fall sei. In ähnlichem Sinne ist wohl allein das plötzliche Auftreten von Leucit- und Orthoklas-führenden Gesteinen auf den Äolischen Inseln und auf dem Ätna zu erklären: es ist einfach ein horizontaler Vorstoß der alkalischen Provinz des Vesuv nach Süden, der vielleicht ver- einzelt bleiben, der aber auch zu einer dauernden Änderung des Gesteins- charakters der südlich gelegenen Gegend führen kann. Es wäre vielleicht von hohem Interesse, nach dieser Richtung hin die Auswurfmassen derjenigen Vulkanreihen zu prüfen, welche, wohl infolge ihrer Lage auf einer Bruchlinie, ihre Auswurfsöffnungen längs dieser Linie stets weiter vorschieben, wie dies in Mittelamerika der Fall ist. Leider fehlen mir die genaueren Kenntnisse der dortigen Verhältnisse, und auf den Samoa-Inseln, wo nach der fast geradlinigen Lage ein ähnliches lineares Fortschreiten der vulkanischen Eruptionen gegen NW zu vielleicht wohl anzunehmen ist, sind 310 in dieser Beziehung die Verhältnisse nicht übersichtlich genug, um ein klares Bild zu gewinnen. — Der Begriff der petrographischen Provinz ist demnach ein der Zeit nach wechselnder und veränderlicher. Führt eine Gegend, wie das ungarische Erzgebirge, nur Gesteine der einen Gruppe, so spricht das wohl dafür, daß die Eruption innerhalb relativ kurzer Zeit ihren Abschluß erreichte. Sind aber die Eruptionszeiten länger, oder erfolgt nach längerer Pause ein neuer Vorstoß, oder sind gar andere Vulkangebiete in der Nähe, welche der entgegengesetzten Gesteinsprovinz angehören, so kann das neue Magma der anderen Reihe angehören, wobei oft das foyaitisch-theralitische das jüngere ist. Solche Gebiete werden dann nach ihrer Verfestigung, zumal wenn sich seitdem ganze Formationsperioden abgespielt haben, den Eindruck gemisch- ter Provinzen machen in dem Sinne, daß gewiß jeder Typus in seinem Zusammenhange mit den zugehörigen Ganggesteinen getrennt dasteht, daß sie aber beide infolge zeitlich aufeinanderkommender Intrusionen und Eruptionen nachträglich lokal verknüpft sind. Ueber die Einbettung der Ammoniten in die Solnhofener Schichten. Von August Rothpletz. Mit 2 Tafeln. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Ed. IT. Abt. 41 ny fois TN und T: n i i M ann sb, a ta | 4 ; "Leit Hm d N rite QM isi etoriaod ib tht d : E TT TE I EEE Einleitung. Es wird allgemein angenommen, daß die Kalkschiefer, welche die Soln- hofener Lithographiesteine einschließen, unter ganz anderen äußeren Bedingungen zum Absatz kamen als die jurassischen Kalksteine, welche ihre Unterlage bilden. In diesem Sinne haben sich die zwei besten Kenner jener Gegend, Gümbel und Neumayr, schon vor längerer Zeit ausgesprochen. Gümbel sagt (Geologie von Bayern Il, S. 819): „in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse nehmen die lithographischen Schiefer eine Ausnahmestellung ein, indem sie nicht, wie es bei den Schichtgesteinen gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, regelmäßig über dem zunächst älteren Malmgliede, dem Frankendolomite, in höherem Niveau aufgelagert sind, sondern in mehr oder weniger muldenförmigen Vertiefungen desselben, d. h. an relativ tieferen Stellen abgesetzt erscheinen. Dies deutet auf zungenförmige Buchten hin, in welchen damals das Meer ausgezackt über dem Untergrunde sich ausbreitete und hier besonders günstige Verhältnisse bot, um sowohl eine besonders reiche Tierwelt zu beherbergen als auch ein ungemein feines Niederschlagsmaterial in zahlreichen, rasch aufeinander folgenden Absatzperioden, welche man den wechselnden Jahreszeiten vergleichen möchte, abzulagern.* !) Neumayr (Erdgeschichte IL, S. 318) teilt mit Gümbel die stratigraphische Auffassung, geht aber näher wie dieser auf den Bildungsprozeß ein. Er schreibt: „Schon in der Gesteinsbeschaffenheit verrät sich eine gewisse Ab- weichung vom normalen Typus, indem sehr reine marine Kalke in der Regel nicht geschiefert sind, und es wird dadurch die Vermutung nahe gelegt, daß das Material hier nicht, wie bei anderen Kalken, durch Organismen, durch die Schalen von Foraminiferen, Mollusken, Kalkalgen u.s. w., gebildet, sondern als feiner Klalkschlamm von einem benachbarten festen Lande herbeigebracht !) Siehe außerdem dessen Geognostische Beschreibung der fränkischen Alb, 1891, S. 101—156, 262—297 uud insbesondere 207—208. 41* 314 sei... In dem ganzen süddeutschen Juragebiete ist ein allerdings sehr sanftes und kaum merkliches Einfallen der Schichten gegen Süden und Südosten bemerkbar, welches sehr wahrscheinlich mit einer ursprünglichen Neigung des Meeresbodens in Zusammenhang steht. Bei einer Trockenlegung des ursprüng- lichen Meeresbodens mußten also die nördlichen Regionen zuerst emportauchen und das Meer allmählich nach Süden zurückweichen. Es lag also gegen Norden ein weites Land, aus damals sehr jungen, teilweise noch wenig erhärteten Kalkschichten bestehend, von welchem die Flüsse das Material für die Bildung der Solnhofener Schiefer herbeibrachten. Ob etwa Verhältnisse, wie wir sie heute in den Lagunen der Barriereriffe finden, dabei mitwirkten, das ist eine Frage, auf die wir nicht weiter eingehen wollen. In diesen Wassern lebten Fische, Reptilien, Krebse, wenige Mollusken, einige Seeigel, zahlreiche unge- stielte Krinoiden, Seesterne, Würmer, Quallen; strandbewohnende Landtiere wateten umher und fliegende Tiere, Vögel, Pterodaktylen, Insekten wurden vom Winde ins Wasser getrieben, ... das überaus seicht war, wie man aus ^ dem Umstande schließen kann, daß man Fußfährten von Landtieren auf der Oberfläche der Schieferplatten gefunden hat.“ Was Neumayr nur nebenbei angedeutet hat, nämlich die Möglichkeit, daß diese Absätze in Lagunen zwischen Barriereriffen stattgefunden haben könnten, ist dann von Joh. Walther 1904 (Die Fauna der Solnhofener Plattenkalke, bionomisch betrachtet. In der Festschrift zum siebzigsten Geburtstage Häckels) weiter ausgeführt worden. Er faßt die Plattenkalke nicht als einen Horizont auf, der durchaus jünger als der ihn sonst unterlagernde plumpe Felsenkalk und Frankendolomit ist, sondern er nimmt an. daß letztere aus Korallenriffen hervorgegangen sind, die zur Zeit des Plattenkalkes zwar noch immer weiter in die Höhe wuchsen, aber stellenweise ihr Wachstum eingestellt hatten, wo sich dann weite Lagunen ausbreiten konnten. In diese Lagunen mündeten keine Flüsse ein, aber von dem im Süden liegenden vindelicischen Festlande wehte der Wind feinen Staub in die Lagunen, der darin die tonigen „Fäulen“ bildete, welche mit den ,Zwicksteinen* und ,Flinzen* wechsellagern. Dazu kam von den Riffen ein feiner Korallenschlick und das Regenwasser brachte von ebenda gelösten Kalk in die Lagune, der sich bei einsetzender Verdunstung chemisch niederschlug und die mehr tonigen Lagen (Fäulen) wie mit „einem zarten Schnee feiner Kalkteilchen“ überschüttete. So entstanden dann die Lithographiesteine. Zur Ebbezeit lag der Boden dieser Lagunen höher als der Meeresspiegel und nur bei besonders hohen Fluten oder langandauernden Stürmen über- schritt das Meer den Gürtel der Saumriffe, überschwemmte den halbtrockenen 315 Kalkschlamm der Lagunen und brachte allerhand Getier mit herein in diese wasserarmen und darum lebensfeindlichen Lagunen. „Mit Ausnahme von Geocoma, die vorübergehend bei Zandt gelebt hat, hat kein marines Wassertier in den Gewässern gelebt, an deren Boden die Plattenkalke gebildet wurden. Alle Medusen, Echinodermen, Krebse und Fische waren schon tot, ehe sie eingebettet wurden, und sanken als Leichen auf den Boden nieder. Ganz vereinzelt sind die Spuren einer Agonie oder kräftiger Bewegungen. Von den Wassertieren hat mit Sicherheit nur Limulus gelebt, aber auch dieser ist gestorben, nachdem er eine Strecke über den Schlammboden gelaufen war“ ... „Die Gewässer der Plattenkalkregion waren auch für die Ansiedelung nicht mariner Wassertiere ungeeignet. Dagegen haben auf dem Gebiete der Plattenkalke vereinzelte Archaeopteryx Pterodactylus und einige größere, noch unbekannte luftatmende Tiere gelebt. Auch die große Mehrzahl der Insekten hat keine Bewegungen mehr ausgeführt. So erscheint uns die Fauna der Plattenkalke als ein großes Leichenfeld: die so wunderbar erhaltenen Fossilien waren dem Tode nah oder schon gestorben.“ So lehrreich und anregend diese Arbeit Walthers auch ist, dürfen wir doch nicht übersehen, daß sie einige Punkte enthält, für die der sichere Nachweis erst erbracht werden muß. Noch fehlt uns der paläontologische Beweis dafür, daß ein gewisser oberer Teil der Dolomite und plumpen Felsen- kalke wirkliches zeitliches Äquivalent des Plattenkalkes ist. Sodann 'wäre die ursprünglich beckenförmige Einlagerung dieser in jene auf Grund genauer geologischer Aufnahmen auf Höhenkurvenkarten zunächst festzulegen, denn aus den vorhandenen älteren Aufnahmen kann man dies nicht erkennen und profilmäßig darstellen. Ich erwähne dies jedoch nicht, um Zweifel an der Richtigkeit der Waltherschen Auffassung auszusprechen, sondern nur um die Folgerungen einzuschränken, die etwa aus den im allgemeinen zustimmenden Ergebnissen meiner Untersuchung zu Gunsten jener stratigraphischen Auffassung gezogen werden könnten. 1. Der Erhaltungszustand der Ammoniten. Obschon ungefähr 20 Arten von Ammoniten aus den Solnhofener Platten- kalken beschrieben worden sind, gehören gute Exemplare doch zu den Seltenheiten und selbst in der Münchener Staatssammlung sind so viele nicht aufbewahrt, als man vielleicht vermuten möchte. Meist liegen sie ganz ver- einzelt im Gestein und nur die kleinen Oppelien treten zuweilen zu mehreren in Gesellschaft auf. Sie liefern überhaupt die meiste Ausbeute und auf einer 32 cm langen und 17!/2 cm breiten Platte des hiesigen Museums kann man 316 sechs Gehäuse, von denen jedes noch seinen Aptychus in der Wohnkammer besitzt, liegen sehen. Das ist überhaupt eine Eigentümlichkeit der Solnhofener Ammoniten, daß sie häufiger als in irgend einem anderen Fundort den Aptychus entweder noch in der Wohnkammer oder doch unmittelbar neben dem Gehäuse liegend haben. Man wird daraus kaum einen anderen Schluß ziehen können, als daß das Gehäuse im Moment seiner Einbettung noch von dem Tiere bewohnt war. Die Substanz des Aptychus ist samt ihrer charakteristischen Struktur voll- kommen erhalten. Um so auffälliger ist es, daß von der Schale des Gehäuses in der Regel gar nichts vorhanden ist, selbst dann wenn der Aptychus in der Wohnkammer an der Schale anliegt. Ihre frühere Anwesenheit macht sich nur durch den scharfen und glatten Abdruck bemerkbar, den sie sowohl auf der Kammerausfüllung als auch auf der umgebenden Gesteinsmasse zurück- gelassen hat, und dadurch, daß sich die äußere Gesteinsmasse verhältnismäßig leicht vom Steinkern ablöst. Aber selbst die inneren Querböden sind ver- schwunden und das ist der Grund, weshalb auch der Steinkern so selten nur die Suturlinien erkennen läßt. Bloß die Siphonalröhren machen insbesondere bei den Oppelien eine Ausnahme, bei denen sie nicht nur erhalten, sondern oft auch etwas gegen das Innere der Kammern verschoben sind. Es liegt nahe, diese merkwürdige Tatsache, auf die Theodor Fuchs schon 1877 (Sitzungsber. der Akademie, Wien) aufmerksam gemacht hat, durch die Annahme zu erklären, daß die Schalen, welche besonders bei den Perisphincten sehr dünn waren, sich leichter als die Röhren und Aptychen unter der Ein- wirkung der im Meereswasser vorhandenen Kohlensäure, der Sulfate oder der Chloride auflösen ließen. Dieser Auflösungsprozeß muß jedoch längere Zeit in Anspruch genommen und kann erst begonnen haben, nachdem die Ge- häuse schon ganz im Schlamm eingebettet und von diesem zusammengedrückt worden waren. Fast alle Gehäuse zeigen Spuren von Verdrückung, die meisten sind völlig zusammengequetscht, mit Ausnahme etwa der Wohnkammer, in die schon bei der Einbettung häufig so viel Schlamm eingedrungen war, daß eine Zusammen- presssung gar nicht oder doch nur in geringem Maße eintreten konnte. Die Luftkammern waren also bei der Einbettung noch unversehrt und mit Luft gefüllt. Sobald diese jedoch austrat, konnte die Last des auflagernden Schlammes die Kammern zusammendrücken und das geschah sehr häufig so vollständig, daß die beiderseitigen Wände dicht aufeinander zu liegen kamen. In manchen Fällen scheint das Entweichen der Luft aber nicht eingetreten zu sein, das Gehäuse wurde nur wenig deformiert und in den Hohlräumen konnten sich 317 später, nachdem der Schlamm festes Gestein geworden war, Calcitkristalle ansetzen, die jene jetzt teilweise oder ganz ausfüllen. Gewöhnlich legten sich die Ammoniten mit einer der Breitseiten ihres Gehäuses in den Schlamm, wurden in dieser Lage begraben und später dann meist zu einer dünnen Scheibe zusammengedrückt. Doch gibt es auch solche, die sich mit der schmalen Ventralseite in den Schlamm einsenkten und in dieser mehr oder weniger aufrechten Stellung eingebettet wurden. Entweder ging in solchen Fällen die vollständige Verschüttung rasch genug vor sich und dann wurde später das ganze Gehäuse von oben nach unten zusammen- gequetscht, aus der kreisrunden zu einer elliptischen Scheibe; oder aber die Einbettung erfolgte so langsam, daß der obere freie Teil des Gehäuses abbrach und weggeführt wurde, was bei den Perisphincten mit ihrer dünnen, wahr- scheinlich glashellen und zerbrechlichen Schale besonders leicht eingetreten zu sein scheint. Denn gerade von solchen findet man öfters Fragmente, die mit der Ventralseite in einer Platte eingesenkt liegen und nach oben wie abge- schnitten von der nächsten Gesteinsschicht bedeckt sind, ohne in dieselbe heraufzureichen (Taf. II Fig. 1 und 2). Solche Stücke sind für den Systematiker wertlos und sie werden deshalb wohl auch meist nicht beachtet, aber in biologischer Beziehung sind sie sehr wichtig, wie aus dem nächsten Kapitel hervorgehen wird. 2. Ventralabdrücke neben Ammonitengehäusen. Nicht allzuselten findet man auf der Oberseite von Platten neben Ammo- nitengehäusen einen Eindruck der Ventralseite dieses Gehäuses. Daß sie von den nebenliegenden Gehäusen hervorgebracht sein müssen, läßt sich besonders bei Perisphincten leicht nachweisen, weil die Rippen des Gehäuses sehr genau den vertieften Rippeneindrücken auf der Platte entsprechen und diese un- mittelbar an jene anstossen. Sie können nur so entstanden sein, daß das Gehäuse zuerst in vertikaler Stellung mit seiner Ventralseite auf den Schlamm- boden niedersank, sich dann langsam umlegte, liegen blieb und von neuem Sediment bedeckt wurde, das auch den Ventraleindruck überdeckte und so konservierte (Taf. I Fig. 6, Taf. II Fig. 5 und 7). In der Münchener Sammlung zeigen neun Perisphincten solche Eindrücke. Bei jungen Individuen konnte ich keine entdecken, sie waren wohl zu leicht, um solche Eindrücke zu erzeugen, und viele der ganz großen Perisphincten lassen wohl nur deshalb solche Eindrücke nicht mehr erkennen, weil man die Gehäuse aus den Platten herausprápariert und dabei die etwa vorhandenen seitlichen Spuren achtlos entfernt hat (Taf. I Fig. 2). 318 Wo solche Eindrücke vorkommen, zeigt das danebenliegende Gehäuse noch die Wohnkammer mit den seitlichen Ohren und der Eindruck selbst liegt stets neben der Ventralseite der Wohnkammer. Das ist für die Deutung der Eindrücke von entscheidender Bedeutung. Der lebende Ammonit schwamm im Meer so, daß die Wohnkammer nach unten, die Spirale der Luftkammern nach oben gekehrt war. Wenn er an einer zu seichten Stelle oder bei sinkendem Meeresspiegel am Boden aufstieß, mußte dies jedesmal mit der Ventralseite der Wohnkammer geschehen. Der gestrandete Ammonit konnte sich aber nicht wieder flott machen, wenn der Meeresspiegel noch weiter sank, er legte sich langsam auf die Seite und starb. Natürlich läßt dieser Vorgang sehr viele Varianten zu. Bei einem Peri- sphincten sieht man ganz deutlich zwei solcher Abdrücke, die zwar neben- einander liegen, aber verschieden orientiert sind. Hier war es dem Ammo- niten nach der ersten Strandung offenbar gelungen sich nochmals zu heben, vielleicht infolge eines leichten Wellenganges, er drehte sich etwas, sank aber von neuem ein und diesesmal bedeutete es sein Ende. Anders verhielten sich die stacheligen und gedrungenen Aspidoceraten. Wenn sie auf den Grund kamen, mußten sich die ventralen Stacheln tief in den Schlamm einbohren, noch ehe die Externseite des Gehäuses den Boden berührte (s. Taf. I Fig. 8 und 9). Einerseits wurden sie dadurch verhindert, sich wieder flott zu machen, anderseits aber auch daran, sich wie die Perisphincten auf die Seite zu legen. Ich habe jedoch auch zwei Stücke, die den letzteren Vorgang illustrieren. Meist scheinen die Aspidoceras-Gehäuse, wenn sie einmal festsassen, die vertikale Stellung behalten zu haben. Da sie aber eine festere Schale wie die Perisphincten hatten, so konnte ihr über den Schlamm herausragender Teil lànger der Zerstórung widerstehen, oft sogar so lange, bis sie von den neuen Schlammabsätzen ganz umhüllt wurden. Perisphincten sind mir in dieser Erhaltung nicht bekannt. Einen außergewöhnlichen Eindruck gibt Fig.3 Taf. II wieder. Man sieht auf der Unterseite einer Platte zwei Spuren der Ventralseite eines Perisphincten, die durch 13 em lange Furchen mit einander in Verbindung stehen. Links liegt nur der Ausguß eines Eindruckes vor, rechts hingegen ein Stück der Schale selbst und zwar genau der Teil welcher den Eindruck erzeugt hat. Die Schale sank in diesem Falle zuerst auf den Schlammboden nieder, rutschte dann, vielleicht in Folge der Strömung, 13 cm weit auf den Boden hin, bis sie endlich liegen und fest an dem zàhen Schlamme hàngen blieb, worauf sie unter neuem Sediment begraben wurde. Auf der Oberseite der Platte ist von dem ganzen Vorgang keine Spur zu sehen. Erst nachdem die photo- graphische Aufnahme das Bild fixiert hatte, das Fig. 3 zeigt, habe ich den 319 erhalten gebliebenen Schalenteil so weit herauspräpariert, daß man jetzt sehr gut sich davon überzeugen kann, daß oben und unten die Schale abgebrochen ist und nicht tiefer in die Platte hereingeht, während rechts allerdings es gelang, die Schale noch bloßzulegen bis über die Stelle hinaus, wo je zwei Ventralrippen sich zu einer Seitenrippe vereinigen. Dann aber sieht man, daß auch da die Schale aufhört, also abgebrochen ist. 3. Die Beschaffenheit des Kalkschlammes. Gümbel hat es bereits ausgesprochen und 1891 (l. c. S. 282) eingehend begründet, daß die Solnhofener Plattenkalke zum großen Teil in Form von Kalkschlamm abgesetzt wurden. Neumayr und Walther stimmten ihm zu. In den weichen kreidigen Zwischenlagen sah Gümbel Coccolithen in Unzahl, in den festen dichten Gesteinen sei der Kalk „kristallinisch umgebildet* in ein Aggregat von Calcitkörnern, deren Durchmesser zwischen 1—9 Tausendstel Millimeter betrage, und zwischen denen, aber ganz zurücktretend, kleinste Quarzkórnchen, Tonpartikel und kohlige Pflanzenfáserchen liegen. Diese Bei- mengungen erklärt Walther durch Einwehungen terrestrischen Staubes, der sich mit dem organogenen Korallenschlick mischte und die sog. Fäulen bildete, während die festen und tonärmeren Flinze und Lithographiesteine ihren Kalk- gehalt hauptsächlich durch chemischen Kalkniederschlag erhielten, der bei Trockenlegung der Lagunen unter Mitwirkung des Regenwassers zu Stande gekommen sei Er lehnt also die kristallinische Umbildung, wie sie Gümbel annahm, ab. Zwingende Beweise wurden weder für die eine, noch für die andere An- nahme vorgebracht, und nur das eine läßt sich mit Sicherheit beweisen, daß zur Zeit der Einbettung der Tiere und Pflanzen ein feiner Kalkschlamm den Meeresboden bedeckte, der wenigstens zeitweilig eine ziemlich zähe Beschaffenheit besessen haben muß. Denn nur auf solchem konnten die Ammoniten beim Aufstoßen Eindrücke hervorrufen, die nicht sogleich wieder verschwanden, und auch nach Auflagerung neuen Schlammes erhalten blieben und somit fossil wurden. Das gilt natürlich in gleicher Weise für die verschiedenartigen Tierfährten, die auf den Kalkplatten zuweilen vorkommen und die Walther eingehend beschrieben hat. Einen weiteren Beweis dafür liefert ein Homaeo- saurus, dessen vollkommen erhaltenes Skelett auf einer festen Kalkplatte oben aufliegt (s. Fig. 5 Tafel I. Während seine rechtsseitigen Extremitäten flach auf der Platte ausgebreitet sind, stecken die linksseitigen tief darin und zugleich befindet sich neben Rumpf und Kopf des Tieres ein Eindruck auf der Platte, der ganz deutlich die äußeren Umrisse dieser Körperteile erkennen Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 42 320 läßt. Man glaubt beim Anblick dieser Platte den Todeskampf dieses Reptils vor sich zu sehen, das plötzlich auf trockengelegten weichen Schlammboden gerät und einsinkt. Um sich zu retten, wirft es sich auf seinen kräftigen Schwanz gestützt mit dem Kopf in die Höhe, aber dabei drückt sich der Schwanz selber nach rückwärts tiefer in den Schlamm ein. Kopf und Rumpf, gelingt es ihm zwar, aus der Furche herauszubringen, aber sie sinken daneben von neuem ein, ebenso wie die linksseitigen Extremitäten, die es nicht wieder herausziehen kann. So erstickte es endlich im Schlamm. Aber die Furche, die es beim ersten Einsinken erzeugt hatte, verschwand nicht, weil der Schlamm nicht mehr flüssig genug war und rasch immer fester wurde. Gegen diese Deutung unseres Fossils und seines Todeskampfes könnten aus den folgenden Erwägungen zwei Einwände erhoben werden. Erstens kann man fragen, wie soll es möglich sein, daß ein Landreptil lebend soweit in das Meer oder die Lagune vordringen konnte, ohne schon viel früher auf seiner Wanderung im Schlamm zu versinken und zweitens, warum soll es eine solche weite Wanderung überhaupt angetreten haben? Das Festland lag jedenfalls vom Fundorte unseres Homaeosaurus sehr weit entfernt und er müßte, wenn er nicht zu den Meeresreptilien gehörte, meilen- weit über ausgetrockneten Meeresboden hierher gewandert sein. Seine Füße und Beine lassen darauf schließen, daß er auf dem Lande leben konnte, aber sie lassen nicht erkennen, ob er zwischen den Zehen Schwimmhäute hatte, die ihm auch das Schwimmen ermöglichten. In letzterem Falle wären alle Schwierigkeiten beseitigt und man könnte annehmen, daß dieses Tier ins Meer hinausschwamm, um seine Nahrung zu finden, und dabei bei sinkendem Meeresspiegel aufs Trockne kam, aber in den weichen Schlamm einsank und darin erstickte. Will man ihm die Fähigkeit zum Schwimmen bestreiten, dann freilich bliebe nur die eine, aber äußerst unwahrscheinliche Annahme übrig, daß die Lagune austrocknete nnd der Schlammboden sich mit einer festen Trocken- kruste überzog, auf der das eidechsenartige Tier seiner Beute nachjagte, bis es an einer Stelle auf noch weichen Boden geriet. Es fehlen jedoch Anzeigen, daß eine solche Eintrocknung wirklich zeitweilig eintrat, bis jetzt vollständig und deshalb geht es wohl nicht an, diese Reptilart zum reinen Geobios zu rechnen. m. LE 4. Der Auftrieb während und die Zusammenpressung nach der Einbettung. Nicht nur für die Ammoniten, sondern auch für fast alle anderen Ver- steinerungen der Plattenkalke gilt der Satz, daß sie nicht regellos in den Platten verteilt sind, sondern auf deren Oberfläche liegen. Um sie aufzufinden, genügt es deshalb, die Platten vorsichtig voneinander abzulösen. Es liegt dann die Versteinerung entweder auf der Unterseite der oberen oder auf der Ober- seite der unteren Platte und hat auf der Gegenplatte jeweils nur ihren Abdruck zurückgelassen, oder aber ein Teil bleibt auf der unteren, ein anderer Teil an der oberen Platte haften und man muß dann, um das Fossil vollständig zu haben, beide Platten zu erhalten trachten. Es bedarf somit die, auf Grund von Aussagen des Inspektors Grimm und Ebersbergers, von Walther aufgestellte Behauptung, daß die meisten Fossilien auf der Unterseite der Kalkplatten beobachtet werden, umgeben von derselben tonigen Fäule, welche die Basis der Platte darstellt, eine Beschränkung ins- besondere auch deshalb, weil gar nicht selten die Versteinerungen zwischen zwei Flinzplatten also gar nicht auf Fäule und zuweilen auch zwischen zwei „Fäule“-Lagen liegen. Die Verhältnisse sind in dieser Beziehung viel mannig- faltiger, als sie Walther dargestellt hat. Dazu kommt noch eine andere höchst merkwürdige Tatsache: Die An- wesenheit eines Ammoniten kann man sehr häufig schon erkennen, noch ehe man die zwei Platten, zwischen denen er liegt, auseinandergenommen hat. Entweder ist es eine der Größe des Ammoniten entsprechende Anschwellung auf der Oberseite der oberen oder eine Vertiefung auf der Unterseite der unteren Platte, die das Fossil verrät, oder häufiger noch sind beide Anzeigen gleichzeitig vorhanden. Das gilt jedoch nicht nur für die Ammoniten, sondern auch für andere mit Luftkammern versehene Cephalopoden und für die Fische. Manchmal freilich fehlt die obere Anschwellung und ist statt deren eine Vertiefung vorhanden, und bei den Ammoniten ist es gewöhnlich so, daß die Anschwellung zwar da ist, aber durch eine nachfolgende Einsenkung so ver- ändert wurde, daß jetzt nur noch eine kleinere zentrale Erhebung inmitten eines starken Ringrabens aufsteigt. Die Entstehung dieser Dellen und Buckel hat zweierlei Ursachen, die zeitlich nicht zusammenfallen und deshalb auch getrennt besprochen werden müssen. Weitaus die meisten Tiere waren noch lebend als sie auf den weichen Kalkschlamm zu liegen kamen und wurden während ihres Absterbens oder 49* 322 wenigstens bald nachher, von neuem Schlamm überdeckt, so daß die Luft im Körper der Fische und in den Kammern der Cephalopoden mit begraben wurde. Vorher, als sie eben auf den Boden niedergesunken waren, waren diese Tiere schwerer als der Schlamm und sie sanken deshalb eine Strecke weit in denselben ein, aber nicht so weit, daß sie ganz untertauchten. Dazu war der Schlamm schon zu zäh, wie wir auf S. 319 gesehen haben. Das spezifische Gewicht der Tiere war jedoch kleiner als das des Kalkschlammes. Sobald nun neuer Schlamm diese Tiere bedeckte, sie ganz umhüllte und eine solche Dichtigkeit erlangte, daß auch er schwerer wie diese wurde, mußte der Auftrieb der Tierleiche beginnen. War der Schlamm aber sehr zähe, so konnte diese Bewegung nur eine sehr langsame sein und der über dem mit beschleunigter Bewegung auf- steigenden Tiere in die Höhe gedrängte Schlamm war nicht mehr dünnflüssig genug, um sofort seitwärts abzufließen. So mußte sich eine domförmige Auf- schwellung bilden, wie wir dieselbe auf der Oberseite der Deckplatte so häufig über den Versteinerungen antreffen. Ebenso mußte auch der Schlamm unter dem aufsteigenden Körper sich nach oben in Bewegung setzen, und durch seitlichen Zufluß den von jenem Körper verlassenen Raum völlig wieder ausfüllen. Das ist auch geschehen, aber in Folge der Zähflüssigkeit des Schlammes ist dieser Ausgleich in der zunächst beteiligten Schicht nicht vollständig genug eingetreten und so zeigt dieselbe heute, da sie ganz verfestigt ist, eine Aufwölbung nach oben, in die von unten her die Masse der tieferliegenden Schichten aufgedrungen ist. Der Massen- ausgleich ist somit hauptsächlich von unten her erfolgt und tieferen Lagen zuzuschreiben. Das führt zu der Vermutung, daß die einzelnen übereinander zur Ablagerung gelangten Schlammschichten sich lange Zeit hindurch mit Bezug auf ihren Flüssigkeitszustand eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt haben. Ver- schiedene Umstände sprechen dafür, daß die sog. ‚Fäulen‘ weniger zäh wie die Flinze waren und unter dem Einfluß des hydrostatischen Druckes auch in hori- zontaler Richtung noch Bewegungen ausführen konnten, an denen die darüber liegenden schon nicht mehr oder nur in viel geringerem Grade teilnahmen. Leider fehlen bei den Versteinerungen, welche auf der Unterplatte eine Aufbiegung verursacht haben, Beobachtungen über das Verhalten der tieferen Lagen, so daß wir nicht wissen, wie weit diese Wirkung des Auftriebes der Gehäuse nach unten gereicht hat. Doch besitze ich ein Stück, an dem man sich recht gut davon überzeugen kann, daß solche durch die Gehäuse in den zähen Schlammschichten hervorgerufene Verbiegungen in den Fäulen rasch ausgeglichen wurden. Da es sich hierbei aber zugleich noch um eine andere Art von Bewegungen handelt, 323 werde ich dieses Stück erst später beschreiben. Bei den Ammonitengehäusen hat nämlich, nachdem der Auftrieb sein Ende gefunden hatte, eine zweite Bewegung eingesetzt, als die Luftkammern den hydrostatischen Druck: nicht mehr aushalten konnten und zusammengepreßt wurden. Die Folge davon war, daß sowohl der darüber liegende Schlamm einsank, also auf der Oberseite der Oberplatte eine Delle oder Vertiefung nach unten, als auch der darunterliegende Schlamm aufstieg, mithin auf der Unterseite der Unterplatte eine Delle oder Vertiefung nach oben entstand. Während somit auf der Oberplatte durch den Auftrieb sich zuerst eine Aufwölbung und dann durch die Verquetschung des Ammonitengehäuses eine Einsenkung herausbildete, und diese beiden Vor- gänge sich leicht auseinander halten lassen, erzeugten diese selben Ursachen auf der Unterseite der Unterplatte durch Aufbiegung in gleicher Richtung eine Delle und es ist schwer, nachträglich festzustellen, wie viel von ihr der einen oder anderen Ursache zuzuschreiben ist. Ja man könnte vielleicht ge- neigt sein, für sie ausschließlich nur die zweite Ursache verantwortlich zu machen. Gegen eine solche Auffassung spricht jedoch der Umstand, daß wenigstens in sehr vielen Fällen der Betrag der Einbiegung von oben und unten größer ist als der Betrag der Zusammenquetschung des Ammoniten- gehäuses. Noch beweiskräftiger aber ist die Tatsache, daß in einigen Fällen eine Zusammenquetschung gar nicht eingetreten und dennoch eine Delle auf der Unterplatte vorhanden ist. Von einer Oppelia steraspis (Original zu palaeontolog. Mitteil. von Oppel Taf. 69 Fig. 1) liegen beide Platten vor. Die Luftkammern sind nicht zusammengepreßt, und obwohl die Schale aufgelöst ist, sind die Hohlräume doch vollkommen von Calcitkristallen erfüllt, und zeigen die ursprüngliche Wölbung des Gehäuses. Die Wohnkammer hingegen ist zusammengequetscht. Entsprechend den Luftkammern auf der Oberseite der Unterplatte zeigt die Unterseite eine wenn auch schwache so doch ganz deutliche Delle, deren Entstehung somit ausschließlich nur dem Auftrieb zu- geschrieben werden kann. Eine Folge des Auftriebes ist es, daß die meisten Ammonitengehäuse, auch wenn sie ganz zusammengepreßt sind, nicht einfach auf ebener Grenz- fläche zwischen der oberen und unteren Kalkplatte liegen, sondern daß die Oberfläche der unteren Platte, genau so weit als der Ammonit reicht, eine kleine sockelartige Erhöhung besitzt, die zapfenförmig in die obere Platte von unten her eingreift. Auf letzterer erscheint somit der Ammonit wie ein- gesenkt und das ist es wohl, was mit zu dem Ausspruche verführt hat, die meisten Versteinerungen lägen auf der Unterseite der Kalkplatten. Nicht nur bei den Ammoniten, sondern ebenso auch bei den Fischen erkennt man die 324 Unterplatte häufig schon daran, daß das Fossil etwas erhaben liegt, die Ober- platte, daß es etwas eingesenkt erscheint. Das ist durch den Auftrieb bedingt, es zeigt uns zugleich aber auch an, daß dieser Auftrieb kein sehr bedeutender war. Die Frage muß also beantwortet werden, warum derselbe nicht. be- deutender war, da doch über diesen Tieren sich neue Schlammmassen fort- gesetzt anhäuften und deren Körper somit immer weiter und in immer höhere Horizonte hätten aufsteigen können. Da ist zunächst zu berücksichtigen, daß der Auftrieb in einer zähflüssigen Masse große Widerstände zu überwinden hat. Um mich davon zu überzeugen, habe ich eine mit Luft gefüllte Blase in eine mit Wasser angesetzte Gipsmasse gelegt, in der sie ungefähr 2 Zoll tief eingetaucht war. Anfangs war von einem Auftrieb gar nichts zu bemerken und da der Gips verhältnismässig rasch erstarrt, so glaubte ich schon, daß die Blase gar nicht zum Aufstieg käme. Nach einigen Stunden war dies dennoch geschehen und es hatte sich der Gips ganz schön aufgewölbt. Er war jedoch schon zu zäh, um seitlich abzulaufen und so entstand ein Bild, das mit den Wülsten der Solnhofener Platten über Ammonitengehäusen mancherlei Ähnlichkeit hatte. Die Blase kam aber nicht zum Vorschein, weil inzwischen tatsächlich der Gips hart geworden war. Bei den Solnhofener Platten kann man eine so rasche Verfestigung des Schlammes, wie sie bei diesem Experimente eingetreten war, keinesfalls annehmen. Hier muß also eine andere Ursache dem Auftrieb ein Ende be- reitet haben und sie wird wohl kaum in etwas anderem gesucht werden können als darin, daß die Luft, die in den Luftkammern oder auch im Kórper der Fische eingeschlossen war und durch den hydrostatischen Druck mit der Zunahme der Schlammüberdeckung stark komprimiert wurde, entwich. Es brauchte bloß während des Auftriebes die dünne Schale Sprünge zu be- kommen. Die Luft kam dann mit dem feuchten Schlamm in direkte Be- rührung und konnte von ihm absorbiert werden oder auch sich gewaltsam durch denselben einen Ausweg nach oben verschaffen. Gewisse eigentümliche unregelmäßig sternförmige Hohlräume, die jetzt ganz mit Calcitkristallen ausgefüllt und meist auf das Gebiet des Fossils in ihrer Verbreitung be- schränkt sind, scheinen mir solche Spratzgänge zu sein, auf denen die Luft zu entweichen suchte. Zu dieser Zeit war der Schlamm noch nicht erhärtet und unterlag noch dem hydrostatischen Drucke, der in dem Maße als die Luft austrat, das Gehäuse zusammendrückte War dieser Austritt ein voll- ständiger, dann sank der Schlamm von oben so tief herab und stieg von unten so hoch herauf, daß die beiderseitigen Schalenwände vollkommen auf einander zu liegen kamen. Andernfalls blieb die Luft in einem Teil des Ge- 325 häuses erhalten, während der andere Teil zusammengepreßt wurde, oder sie blieb wie bei den Aspidoceraten und Oppelien nur in den hohlen Stacheln zurück und diese füllten sich dann später mit Caleit. Die Vertiefungen, welche durch dieses Einfallen der Gehäuse auf den Schichtflächen entstanden, mußten natürlich eine andere Form haben als diejenigen, welche durch den Auftrieb erzeugt worden waren. Sie mußten im Gebiet der äußeren Umgänge des Ammonitengehäuses bedeutender sein als in dessen Mitte und so nahmen die ursprünglich flach konischen Dellen auf der Unterseite der Unterplatte eine mehr tellerförmige Gestalt an und die Auf- wölbungen an der Oberseite der oberen Platte sanken randlich tief ein und blieben nur in der Mitte als solche noch erhalten. Fig. [507 Schematische Darstellung der Einbettung (Fig. 1), des Auftriebes (Fig. 2) und der Zusammen- pressung (Fig. 3) eines Perisphineten-Gehäuses zwischen zwei Schlammschichten. Die Oberplatte samt dem zusammengequetschten Gehäuse, das durch die dunkle breitere Linie angedeutet ist, ist jedoch nicht theoretisch konstruiert, sondern nach dem Querbruch einer wirklich in der Staatssammlung vor- handenen Platte gezeichnet. Man beachte auch die wechselnde Form der Dellen und Wülste, welche auf den Oberflächen der Schlammschichten entstehen. Inzwischen war auch der Schlamm selbst schon bedeutend zäher geworden und die Massenbewegungen hatten größere innere Reibungswiderstände zu überwinden. Dies führte zur Bildung von Gleitflächen zwischen tiefer und weniger tief einsinkenden oder aufsteigenden Schlammpartien und diese Flächen erhielten eine feine vertikale Riefung, ganz so, wie das auch bei dem oben 326 erwähnten Experiment der Fall war. Es hatten sich bei diesen zwar keine konzentrischen, sondern sich kreuzende Gleitflächen gebildet, auf denen einzelne Teile höher als andere aufstiegen, aber sie zeigten genau dieselbe Riefung wie die Gleitflächen in den Solnhofener Platten. Wenn man Ammoniten aus dem Gestein herauszupräparieren versucht, dann lösen sich dieselben häufig an diesen konzentrischen Gleitflächen ab; aber man erkennt dann auch, daß die- selben auf die Zone der Zusammenpressung beschränkt sind und sich nicht darüber hinaus, etwa nach Art tektonischer Gleitflächen, verlängern. In mancher Beziehung erinnern sie auch an die Drucksuturen und könnten damit ver- wechselt werden, aber der Unterschied besteht darin, daß auf ihnen keine Auflösung des Kalkes stattgefunden. Wirkliche Drucksuturen sind im Litho- graphenschiefer sehr selten, aber sie zeigen dann auf den verzahnten Flächen jenen für gelbe Kalke charakteristischen tiefbraunen Überzug — als das Residuum der chemischen Auflösung. Freilich haben manchmal auch die Gleitflächen eine braune Färbung (s. Fig. 1 Tafel I), aber sie ist äußerst fein und gleicht eher einem Anstrich als einem Überzug. Hier ist nun der Ort, auf das Seite 323 erwähnte Stück zurückzukommen. Es ist eine 11 mm dicke Platte, auf deren Unterseite eine Oppelia liegt, welche von Oppel als Original zu seinem Ammonites thoro (Pal. Beitr. Tafel 68 Fig. 6) abgebildet worden ist. Was aber dabei nicht zur Darstellung gelangte, ist die Tatsache, daß das ganz flach gedrückte Gehäuse nicht auf der Platte obenauf liegt, sondern um 2 mm in dieselbe eingesenkt ist. Es geht daraus hervor, daß wir es mit der Unterseite der Oberplatte zu tun haben. Die ent- gegengesetzte Seite ist also die Oberseite und sie besteht aus „Fäule“, während der untere Teil der Platte fester Flinz ist. Merkwürdigerweise ist jedoch auf der „Fäule“-Oberfläche keinerlei Spur von jener Aufwölbung und ringfórmigen Einsenkung zu sehen, die so gewöhnlich das darunterliegende eingedrückte Ammonitengehäuse erraten lassen. Erst nach Ablösung der obersten Lage kamen beide in vorzüglicher Ausbildung auf der Oberfläche der 5'/» mm dicken Flinzplatte zum Vorschein und auch auf der Unterseite der abgelösten Fäule- schicht machten sich die konzentrischen Gleitflächen noch deutlich bemerkbar. Sie setzen aber nicht bis zu der anderen, der oberen, Seite fort und beweisen somit, daß zur Zeit des Zusammensinkens des Gehäuses die obere Fäule noch viel leichtflüssiger war als die untere und als die Flinzmasse, deren Zähigkeit durch die Gleitflächen bewiesen wird. Bei den Aspidoceraten, die, wie früher schon erwähnt wurde, sehr häufig in vertikaler Stellung im Schlamm stecken blieben und die mithin viel lang- samer als die flach liegenden Gehäuse von diesem begraben wurden, war eine 327 so vollständige Zusammenquetschung natürlich nicht möglich, aber immerhin wurden sie gewöhnlich zu flach elliptischen Körpern umgeformt. Dabei zerbrach aber die Schale und man kann, obschon die Schale selbst längst aufgelöst und verschwunden ist, doch an den Abdrücken, die sie im Gestein zurückgelassen hat, die Sprünge und Risse noch sehr gut erkennen, die sich dabei bildeten. Damit war dem Schlamm sofort ein Weg gewiesen, in die Luftkammern ein- zudringen und er füllte dieselben rasch soweit aus, als es die darin ein- geschlossene, aber stark zusammengepreßte Luft erlaubte. Damit war das Gehäuse selbst vor völliger Zusammenpressung geschützt. Gewöhnlich fand die Füllung mit Schlamm so statt, daß zu unterst ein größerer mit Luft gefüllter Hohlraum frei davon blieb, aber auch mitten im eingelaufenen Schlamm findet man oft unregelmäßig begrenzte größere freie Räume oder kleinere Spratz- risse und Felder (s. Fig. 3, 4. 8—9 Tafel I). Alle diese Räume sind erst nach- träglich, als die eingesperrte Luft entwichen war, mit Calcitkristallen mehr oder weniger vollständig ausgekleidet worden. Daß dabei, ähnlich wie bei den flach liegenden Gehäusen, bei der Zusammenpressung der Schlamm schon recht zäh- flüssig geworden war, sieht man sehr deutlich an Fig. 4 Tafel II mit seinen schönen terrassenförmig übereinanderliegenden Gleitflächen. Daß die Auflösung der Ammonitenschalen ebenso wie die Auskleidung der lufterfüllten Räume mit Caleit erst nach dem Zusammenpressungsvorgang eingetreten sein kann, wird wohl von niemand bezweifelt werden und vielleicht haben sogar die aufge- lösten Aragonitschalen das Material für die Calcitkristalle geliefert. Auf diese chemischen Vorgänge will ich aber hier ebensowenig näher eingehen als auf die Frage, welche chemische Zusammensetzung jener Kalkschlamm anfänglich hatte und wie viel davon bis heute verloren gegangen ist oder seinen chemischen oder physikalischen Zustand geändert hat. 5. Zeitdauer der Schlammabsätze. Die senkrecht stehenden Aspidocerasgehäuse haben eine Höhe bis über 5 cm. Wenn unsere Auffassung richtig ist, erhielt sich das Gehäuse, nachdem es einmal mit seinen Stacheln im Boden festsaß, in dieser Stellung so lange, bis es vom Schlammsediment ganz umhüllt war. Sehr unwahrscheinlich ist es, daß dieser Zustand sehr lang gedauert habe, weil sonst sicherlich eine Beschädigung des Gehäuses durch Wind und Wetter oder das Meereswasser eingetreten wäre. Für die Perisphincten scheint diese Dauer allerdings bereits zu lang gewesen und stets verhängnisvoll geworden zu sein, denn sie sind alle abgebrochen, nachdem das Gehäuse nur erst einige Millimeter tief im Abh. d. II. El. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 43 328 Sediment eingebettet war. Nur die dickschaligeren Aspidoceraten, und auch von diesen nur ein Teil, überdauerten die Einbettung. Diesem verschieden- artigen Verhalten können natürlich vielerlei Ursachen zu Grunde liegen, die festzustellen jetzt im einzelnen Falle nicht mehr gelingt. Als solche Ursachen können gelten: Verletzungen der Schale, die schon vor der Einbettung durch bohrende Tiere oder Pflanzen, durch Anprall beim Schwimmen oder bei Kämpfen mit anderen Tieren entstanden sind; Anprall der Meereswogen, größerer schwimmender Tiere oder Hölzer an den aufrecht aus dem Schlamm hervorragenden Gehäusen, oder zu Zeiten, da das Meereswasser gesunken und das Gehäuse frei der Luft ausgesetzt war, Anprall starken Windes, großer Regengüsse oder Hagelkörner. Höchst wahrscheinlich ging der Sedimentabsatz aber auch nicht zu jeder Zeit und an allen Orten in gleich schneller Weise vor sich, so daß an die Gehäuse je nachdem sehr verschieden große Ansprüche mit Bezug auf ihre Widerstandsfähigkeit gemacht wurden. Fassen wir zunächst nur die aufrechtstehenden und oben nicht abge- brochenen Aspidocerasgehäuse ins Auge, so ist es klar, daß die Einbettung durch eine etwa 5 cm mächtige Schlammschicht unmöglich einen Zeitraum von vielen Jahren oder gar Jahrhunderten in Anspruch genommen haben kann, weil es ganz undenkbar ist, daß der noch nicht begrabene Teil des Gehäuses so lange hätte intakt erhalten bleiben können. Dafür spricht aber auch noch ein anderer wichtiger Grund. Wir haben gesehen, daß diese Gehäuse nach ihrer Einbettung einem hydrostatischen Drucke ausgesetzt waren, daß also der Schlamm noch die Beschaffenheit einer Flüssigkeit hatte, und zwar von der Oberfläche an bis mindestens 5 cm und bei den großen liegenden Perisphincten bis mindestens 10 cm in die Tiefe hinab. Daß sich ein solcher, wenn auch zähflüssiger Zustand durch Jahrhunderte hindurch erhalten haben könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Außerdem verlangt die vorzügliche Konservierung der Muskeln bei den Fischen, Tintenfischen und den Würmern, daß sich sofort nach dem Absterben dieser Tiere eine luftabschließende Schicht über denselben gebildet habe, die mindestens einige Millimeter dick sein mußte. Wenn dies aber in wenigen Tagen geschah, so konnte eine mehrere Zentimeter dicke Schicht unmöglich viele Jahre zu ihrer Bildung in Anspruch nehmen, es wäre denn, daß zwischen der Bildung der einzelnen nur millimeterdicken Fäule- schichten jahrelange Ruhepausen für die Sedimentation gelegen hätten. Gegen eine solche Annahme spricht aber das gänzliche Fehlen von Erosions- oder Verwitterungserscheinungen, die doch jene Ruhepausen hätten begleiten müssen. Aus allen diesen Gründen erscheint es mir als am wahrscheinlichsten, daß die Sedimentbildung im allgemeinen ziemlich rasch und regelmäßig erfolgte 3/28 und daß sie da, wo Ammoniten aufrechtstehend eingebettet wurden, sogar im Verlauf verhältnismäßig kurzer Zeit, jedenfalls schon innerhalb eines Jahres, eine Mächtigkeit von 5 cm und mehr erreichte. Da hingegen, wo dies nicht so rasch geschah, konnten selbst kleinere Ammoniten nicht ganz eingebettet werden und es blieben nur die unteren Teile des Gehäuses mit der Wohn- kammer erhalten. Von allen Gehäusen aber, deren Durchmesser 1 dm und mehr betrug, sind stets nur noch die Wohnkammern erhalten. Ein Beweis, daß nirgends die Schlammanhäufung so rasch vor sich ging, um so große Tiere vor Zerstörung zu schützen. Um eine ungefähre Vorstellung von den Möglichkeiten der Zeitdauer zu bekommen, kann man eine Rechnung aus- führen unter Zugrundlegung eines jährlichen Schlammabsatzes von 5 cm und der durchschnittlichen Mächtigkeit der Solnhofener Schiefer von 25 m, und man erhält dann einen Zeitraum von 500 Jahren. Da jedoch manche der Ammoniten, insbesondere aber viele der Fische sehr dicke Körper hatten, so wird ein jährliche Zuwachs von nur 5 cm Schlamm zur Einbettung und Konservierung dieser Tiere vielleicht nicht ausreichend erscheinen. In der Tat verlangt die vorzügliche Erhaltung der Muskulatur für viele Tiere einen sehr raschen Einschluß und Abschluß gegen Fäulnis. Deshalb wird die Zeitdauer für den Absatz der eigentlichen Litho- graphenschiefer eben kürzer angenommen werden müssen, vielleicht auf nur 250 Jahre. Von zoologischer Seite ließe sich dagegen kaum ein Bedenken erheben, da die Fauna eine durchaus einheitliche ist und keinerlei phylogenetische Umwandlung während dieser Periode erfahren zu haben scheint. Eher könnte eine Schwierigkeit darin gefunden werden, daß innerhalb 250 Jahren eine Schlammmasse von 25 m sich über einem Gebiet von mindestens 500 qkm, also eine Menge von 12500 Million cbm, abgesetzt haben soll. Joh. Walther meint, daß dieser Schlamm teils aus vom Festland her eingewehten Staub, teils aus Schlick, der von den die Lagunen umsäumenden Korallriffen einge- schwemmt wurde, teils aus chemischen Niederschlägen zusammengesetzt ist, der sich in dem Wasser der Lagune an Ort und Stelle bildete. Die jährliche Menge eines solchen chemischen Kalkniederschlages kann aber nur sehr gering gewesen sein, wenn die Annahme Walthers richtig ist, daß nur nach besonders hohen Fluten das Meereswasser über die Riffe hinweg in die Lagunen eindringen konnte und in kurzer Zeit wieder ablief, weil der Boden der Lagune im Niveau der Fluthöhe lag. Bei einer einmaligen Überschwemmung, deren Wasserhöhe wir mit einem Meter jedenfalls nicht zu gering angesetzt haben, würden somit der Lagune 500 Million cbm Meereswasser zugeführt worden sein und wenn aller Kalk, der darin in Lösung war, sich als Karbonat hätte 43* 330 abscheiden lassen, dann hätte dies einen Niederschlag von 1 mm Höhe gegeben. Ein solches Maximum konnte aber unter keinen Umständen eintreten, weil ja ein großer Teil dieses Wassers verhältnismäßig rasch wieder ablief und freie Kohlensäure nicht in genügender Menge vorhanden war, um in so kurzer Zeit allen Kalk zu fällen, auch den, welchen man gewöhnlich als an Schwefelsäure und Chlor gebunden sich vorstellt. In Wirklichkeit konnte also im besten Falle ein Kalkniederschlag von der Dicke eines kleinen Bruchteiles eines Milli- meters entstehen. Nehmen wir weiter für jedes Jahr mehrere solcher Über- schwemmungen an, so wäre eine Niederschlagsmenge von 1 mm wohl möglich, aber das gäbe in 500 Jahren doch erst eine Mächtigkeit von !/» m und die übrigen 24!» m wären dem Korallenschlick und Staub zuzuschreiben. Was den letzteren betrifft, so rechnet Walther zu diesem die kleinen Tonfleckchen, Quarzstückchen und pflanzlichen Gewebestückchen, die beim Auf- lósen des Gesteines in Salzsáure als unlóslich zurückbleiben. Leider fehlen aber Angaben über das quantitative Verhältnis dieser Teile und der Karbonate. Aus den neun Analysen, die A. Schwager seinerzeit gemacht und Gümbel (l. c.) 1891 mitgeteilt hat, ergibt sich, daß Kieselsäure, Tonerde und Alkalien, die man als Bestandteile dieses „Staubes“ ansprechen kann, in wechselnden Mengen in den Plattenkalken vorkommen, unter 0,8% nicht herabgehen und 3,3 9/o nicht überschreiten. Danach müßte man auch dem Staub eine recht geringe Beteiligung am Aufbau dieses Sediments zuschreiben, aber es darf nicht außer acht gelassen werden, daß von den eigentlichen „Fäulen“ eine chemische Analyse noch nicht vorliegt; und gerade diese sollen nach Walther die Haupt- träger des terrestrischen Staubes sein. Gleichwohl ist es sicher, daß er auch darin, wenn schon häufiger, doch gegenüber dem Karbonat noch immer stark zurücktretend ist. In der Hauptsache bleibt man somit auf den Kalkschlamm angewiesen und wenn dieser ausschließlich als Korallenschlick gedeutet werden soll, dann muß jedenfalls eine örtliche Beziehung zu den Riffen selbst hervortreten in der Weise, daß die Plattenkalke nahe den Riffen mächtiger sind als in größeren Entfernungen. Eine solche Beziehnng konnte jedoch bisher noch nicht aufge- deckt werden, weil wir nicht nur über Lage und Verbreitung der Riffe keine bestimmten Nachweise haben, sondern weil deren Existenz nicht einmal außer Zweifel steht. Ich habe das bereits in der Einleitung angedeutet. Wir kommen somit zu folgender Fragestellung: Konnten Korallriffe in 250 oder 500 Jahren so viel Schlick liefern, um eine Lagunenfläche von 500 qkm mit 25 m hohem Schlamm zu bedecken? Für diese Fragestellung al besteht natürlich die Voraussetzung, daß in dieser Zeit die Riffe um 25 m in die Höhe wuchsen, also auch der Meeresspiegel um diesen Betrag sich hob, während der Boden der Lagunen immer annähernd die Fluthöhe behielt. Damit diese Bedingungen erfüllbar waren, mußte die Schlammquelle stets eine reichliche sein, aber in ihrer Zuflußstärke durch die Höhenlage des Lagunen- bodens reguliert werden. Sobald letztere sank, vergrößerte sich das Gefälle und die Schlammzufuhr wuchs solange bis der Boden wieder die Fluthöhe erreicht hatte. Den Korallriffen lag es also ob, nicht nur für ein eigenes Hóhenwachstum von 25 m zu sorgen, sondern in Wirklichkeit für ein doppelt so hohes, wenn z.B. die Riffülüche ebenso groß war wie die Lagunenfläche. War sie aber kleiner, dann mußte die kalkausscheidende Tätigkeit des Riffes sogar noch größer sein, um das Material für den nötigen Schlamm liefern zu können. Damit allein war es jedoch noch nicht getan. Es mußte auf dem Riffe selbst die Zerkleinerung der Kalkgehàuse und Skelette sehr lebhaft vor sich gehen, damit das darüber hinwegbrandende und zu Sturmzeiten in die Lagunen einbrechende Meer genügend Schlick vorfand. Ob alle diese Bedingungen überhaupt je gleichzeitig irgendwo erfüllbar sind und ob, wenn sie es sind, sie sich hier zu Ende der Jurazeit wirklich erfüllt haben, weiß ich nicht und ich glaube, daß zur Entscheidung dieser Frage aus der Gegenwart genügendes Vergleichsmaterial nicht vorliegt. Auch ist nach meiner Meinung der Nachweis noch nicht erbracht, daß der Kalk- schlamm des Lithographenschiefers notwendigerweise Korallenschlick gewesen sein muf. Neumayr hat (l c) für ihn eine andere Erklàrung angedeutet, ausgehend von der Tatsache, daß zu Ende der Jurazeit das Jurameer Süddeutschlands sich in ein Festland umwandelte, wobei entsprechend einer ursprünglichen Neigung des Meeresbodens gegen Süden im Norden zuerst die Jurasedimente trocken gelegt wurden, während im Süden noch das Meer der Lithographen- schiefer bestand, in das die Flüsse von Norden her das Material der eben erst aufzetauchten und wenig erhárteten Kalkschichten als feinen Schlamm einführten. Für unser Thema, welches die Einbettung der Ammoniten in die Soln- hofener Schichten behandelt, war. die Feststellung, daß diese Einbettung in Kalkschlamm erfolgte, von größter Wichtigkeit. Die Kenntnis der Herkunft dieses Schlammes vermóchte sicherlich vieles zur Aufklärung der Vorgänge in damaliger Zeit beizutragen. Doch ist die Erlangung einer solchen Kenntnis gegenwärtig noch nicht möglich. Hypothesen sind dafür ein ungenügender, vielleicht sogar ein in die Irre führender Ersatz. Es wird notwendig sein, 332 zunächst eine eingehendere kartographisch-geologische Aufnahme dieses Gebietes anzustreben, durch die dann auch die stratigraphischen und petrographischen Unsicherheiten vermindert werden. Aber über eine Bedingung, welche der Schlammabsatz zu erfüllen hatte, haben wir Gewißheit: er mußte verhältnismäßig rasch erfolgen, und zwar so rasch, daß die vorher auf dem trockenen Boden liegengebliebenen Tierleichen nicht von dem wiederkehrenden Meereswasser in die Höhe gehoben und fort- geschwemmt werden konnten, was besonders leicht bei den Ammoniten hätte eintreten müssen, weil ihre lufterfüllten Gehäuse sofort in die Höhe gestiegen wären und nicht erst gewartet hätten, bis sie von Schlamm ganz bedeckt waren, der sich aus dem Meereswasser erst langsam niedersenkte oder niederschlug. Welcher Vorgang kann es aber gewesen sein, der die Tierleichen schon vor Wiederkehr des Meereswassers fixierte? Offenbar derselbe, der sie auch vor Verwesung während der Trockenzeit geschützt hat, und als solchen ist es mir nur möglich, das Staubtreiben zu erkennen, das sicherlich jedesmal auf dem Meeresboden eintrat, sobald derselbe trocken geworden war. Staub bedeckte somit alsbald die noch unverwesten Tierleichen und füllte die Eindrücke der Ammoniten und die sonstigen Kriech- und Fußspuren aus, wodurch dieselben vor Zerstörung geschützt waren. Und als dann das Meereswasser wiederkehrte, wurde diese lockere Staublage nicht ganz weggeschwemmt, sondern in Schlamm umgewandelt. Etwa vorhandene Windstruktur im Staub ging dabei verloren und ebenso die ursprünglich jedenfalls welligen Oberflächen der Staublagen, die nun vom Wasser eingeebnet und nivelhert wurden. Jetzt erst, nachdem der Staub in weichen Schlamm umgewandelt war, konnte der Auftrieb der luftführenden Fische und Cephalopodengehäuse beginnen, wie wir ihn kennengelernt haben. Aber er war natürlich nur ein langsamer, weil der Schlamm sehr dickflüssig war, und er hórte auf, sobald wieder Wasserniederstand eintrat und der Schlamm sich verfestigte. Zu einem vollständigen Austrocknen des Schlammbodens scheint es dabei allerdings niemals gekommen zu sein, denn bisher sind noch keine deutlichen Spuren von Trockenrissen gefunden worden; wo Staub abgesetzt wurde, war ja ein vollständiges Austrocknen des Untergrundes verhindert. Aber diese Erklärung verlangt natürlich ein Gebiet, dem der Staub entnommen wurde und wo sich infolgedessen keine Lithographenschiefer bildeten. Wo dieses Gebiet zu suchen ist, werden genaue geologische Aufnahmen später vielleicht feststellen können. Wenn es somit wahrscheinlich geworden ist, daß der Kalk der Litho- graphenschiefer nicht unmittelbar aus dem Meereswasser ausgeschieden worden 333 ist, dann ändern sich auch die Voraussetzungen, die unserer Berechnung für die Dauer der Sedimentbildung zu Grunde lagen. Der Wind kann ja ver- hältnismäßig rasch Staub zusammenwehen und wenn dieser Staub durch häufige Überschwemmungen, die ihm seine horizontale Schichtung gaben, angefeuchtet und damit festgehalten wurde, dann ist es gar nicht notwendig, daß diese 25 m mächtigen Staubmassen Jahrhunderte zu ihrer Anhàufung gebraucht haben. Die Schnelligkeit des Absatzes war unter diesen Umständen offenbar in erster Linie von der Massenhaftigkeit der Staubzuführung abhängig. Wie groß diese aber war, läßt sich zur Zeit auch nicht annähernd bestimmen. Erläuterungen zu den Tafel-Bildern. Tafel I. Fig.1. Oppelia Thoro in ?/, der natürlichen Größe, eines der sechs Stücken, die Oppel in seinen Paläontologischen Mitteilungen 1862 8. 251 als zu dieser neuen Art gehörig erwähnt, aber nicht abgebildet hat. Der größte Durchmesser beträgt 40 mm. Die Wohnkammer ist verdrückt und nur teilweise erhalten. Die Luftkammern sind, obwohl ihre normale Wölbung auf der Unterseite sehr gut erhalten ist, von oben her zum Teil eingedrückt. Ihr dadurch etwas deformierter Hohlraum ist, soweit sich dies auf einem künstlich erzeugten Querbruche erkennen läßt, mit Caleitkristallen fast ganz erfüllt. Es war also anfangs kein Schlamm ein- gedrungen und erst später setzten sich als Ausscheidung aus kalkhaltigen Siekerwássern die Caleitkristalle an den inneren Wandungen an. Daß das noch luftgefüllte und unverletzte Gehäuse in dem schon zähen Schlamm anfangs eine Strecke weit gerade in die Höhe stieg, erkennt man an der gerieften und durch einen dünnen, eisenhaltigen Überzug braungefärbten Gleitfläche, welche an der Externseite des Gehäuses beginnend nach oben die ganze über 10 mm dicke Gesteinsplatte durchsetzt und die das Herausschlagen der Ammoniten wesentlich erleichtert hat. Der Schlamm über dem Ammoniten ist längs dieser Fläche durch das aufsteigende Gehäuse gehoben und an dem nebenliegenden Schlamm heraufgeschoben worden, wobei jene schwache vertikale Streifung auf der Gleitfläche entstand, welche Fig. 1 deutlich wahrnehmen läßt. Fig. 2. Perisphinetes supremus Sutner (Manuskriptname) in 1/, natürlicher Größe. Diese Art ist in den Solnhofener Schichten nicht selten. Sie steht zwar dem suprajurensis nahe, unterscheidet sich aber anscheinend von dieser Art, so daß Herr von Sutner seinerzeit ihr einen besonderen Namen gegeben hat. Da die Suturlinien bei allen diesen Stücken fehlen und selbst die allein einigermaßen gut erhaltene und sichtbare Unterseite doch mancherlei Ver- drückungen zeigt, so ist man zur Beurteilung dieser Art fast nur auf die Weite der Umgänge und ihre Berippung angewiesen, was die Speziesbestimmung wesentlich erschwert. Was man von dem Ammoniten sehen kann, liegt auf der Unterseite der Platte, deren auf Fig. 2 aber natürlich nicht sichtbare Oberseite über dem Nabel des Gehäuses eine rundliche Aufwölbung zeigt, die von einer ringförmigen Depression umgeben ist, welche ihrer Lage nach dem äußeren Umgang des Gehäuses entspricht. Wie bei der kleinen Oppelia (Fig. 1) umsäumt eine geriefte Gleitfläche den ganzen Ammoniten und zeigt die Art des Auftriebes an. Geradeso wie dort wurden die Luft in den 334 Wohnkammern zusammengepreßt und die Kammern selbst von oben her mehr oder weniger stark eingedrückt, infolgedessen sich jene ringförmige Einsenkung auf der Oberseite der Platte gebildet hat. An mehreren Stellen gewahrt man, daß sich noch einzelne lufterfüllte Räume in den Kammern erhalten haben, deren Wandungen von Caleitkristallen ausgekleidet sind. Fig. 3. Aspidoceras hoplisum Oppel von Eichstätt, in ?/, natürlicher Größe, Original zu Oppel Tab. 73 Fig. 3. Bei Oppel, der die freigelegte Unterseite abgebildet hat, erkennt man die Ventralseite des in nicht ganz vertikaler Stellung im Schlamm steckenden Gehäuses und die seitlichen Stacheln. Da jene Zeichnung ohne Spiegel entworfen ist, so sind die rechte und linke Seite vertauscht. Die hohlen Stacheln waren mit Luft erfüllt und’ ebenso erhielt sich dieselbe zum Teil auf der Ventralseite des Gehäuses (auf Oppels Zeichnung unten!), sonst wurde alles von dem eindringenden Schlamm ausgefüllt. Diese lufterfüllten Räume sind jetzt aber alle mit Caleit- kristallen ausgefüllt. Bei Oppels Abbildung ist der Ammonit noch ringsum von der Kalkplatte umgeben. Es scheint aber, daß später ein Versuch gemacht wurde, den Ammonit herauszu- prüparieren und so ist es gekommen, daß gegenwärtig nur noch der der unteren Hälfte der Zeiehnung entsprechende Teil der Platte vorhanden ist. Unsere Abbildung zeigt dieses Stück von oben gesehen und man gewahrt, dab der Schlamm, der in die äußeren Kammern eindrang, in die inneren nicht gelangt ist. An den Wandungen dieser haben sich nachträglich Caleitrhomboéder angesiedelt, ohne indessen die Hohlräume ganz auszufüllen. Fig. 4. Ein Stück derselben Art in ?[; natürlicher Größe von oben gesehen. Auf der im Bilde nieht sichtbaren Unterseite liegt der Aptychus fest an die Außenwand angelegt zum Beweise, daß der Ammonit mit der Ventralseite seiner Wohnkammer in den Schlamm eingesunken und darin stecken geblieben war. Von oben her ist der Schlamm in das Gehäuse eingedrungen und hat dasselbe fast ganz erfüllt. Die netzförmig verzweigten und nachträglich mit Caleit- kristallen ausgefüllten Gänge betrachte ich nicht etwa als Trockenrisse sondern als „Spratz- gänge“, in denen sich die komprimierte Luft des Gehäuses zunächst erhalten hat, bis sie von dem Schlamm absorbiert wurde und dann kalkhaltigem Sickerwasser Eintritt gestattete, das die Kristalle ausschied. Fig.5. Homaeosaurus brevipes H. v. Meyer von Kelheim, in !|, natürlicher Größe, liegt auf der Oberfläche einer 37 mm dicken Kalkplatte. Die Vertiefung links neben dem Skelett gibt deutlich die Umrisse des in den Schlamm einsinkenden Tieres wieder, dem es aber beim Versuche sich zu retten gelang, auf den langen Schwanz gestützt, sich in die Höhe zu schnellen und auf die Seite zu werfen, wobei es freilich von neuem einsank und insbesondere seine linksseitigen Füße tief in den zähen Schlamm einbohrte, so daß ihm ein neuerliches Aufschnellen nieht mehr möglich wurde. Fig. 6. Perisphinetes Ruppelianus Quenst. von Solnhofen, in °/g natürlicher Größe, liegt als Abdruck auf einem reichlich ![» em hohen Sockel, zu welchem sich die Oberfläche der Platte aber nur im Bereieh des Ammonitengeháuses erhebt. Es ist eigentlich nur der Abdruck des Gehäuses sichtbar, denn die Schale selbst ist aufgelöst und jeder Rippe entspricht eine Furche auf der Platte. Im dritten Viertel des zweiten Umganges jedoch und an einigen Stellen der innersten Umgänge treten die Rippen als wirkliche Erhabenheiten hervor zum Beweis, daß hier die obere Schalenwand direkt auf der unteren lag, das Gehäuse also völlig zusammen- gedrückt worden ist. Die Ventralseite des Gehäuses ist somit gegenwärtig ganz verquetscht, aber gleichwohl erkennt man den Abdruck, den die ventralen Rippen auf der Schlammoberfläche zurückgelassen haben, dieht neben der Wohnkammer des Ammoniten und zwar “entsprechen die einzelnen Furchen genau den anstoßenden Rippen des horizontal liegenden Gehäuses. Sie müssen somit entstanden sein, ehe das Gehäuse zusammengedrückt war und als es noch in vertikaler Stellung im. Wasser stand oder sehwamm. Ebenso ist es gewiß, daß der über ![; em hohe Sockel, auf dem jetzt das Gehäuse liegt, sich erst nach Entstehung des Ventralabdruckes bildete. Man gewahrt deutlich, daß die konzentrischen Gleitflächen, auf denen er stufenweise sich hob, auch jene Rippeneindrücke durchschnitten und stufenweise in die Höhe gehoben haben. "Lo a 395 Fig. 7 zeigt dieselbe 17 mm dicke Platte von der Unterseite in ![» natürlicher Größe. Dem oberseitigen Sockel entspricht hier genau eine Vertiefung. Während aber die Oberfläche des Soekels ziemlich eben ist, zeigt der Boden der Vertiefung eine deutliche spiralförmige Rinne, die den Windungen des Ammonitengeháuses folgt. Auf der Abbildung liegt das Ende der spiralfórmigen Rinne nach unten gekehrt und wenn man Fig. 7 über ihre Oberkante umklappt, dann deekt sie sich genau mit Fig. 6. Zuerst erzeugte der Auftrieb des Gehäuses auf der Unterseite der Schlammschicht eine einfache Vertiefung und erst, als das Gehäuse zusammen- gepreßt wurde, entstand in der Vertiefung die spiralfórmige Rinne, weil die Zusammenpressung am distalen Ende des Gehäuses und in der Mitte der Umgänge natürlich größer war als am proximalen Ende des Gehäuses und auf der dorsalen und ventralen Seite der Umgänge. Auffällig ist die eigentümliche Rauheit der Oberfläche dieser Platte. Unregelmäßig umgrenzte kleine Erhöhungen sitzen dicht nebeneinander. Auf der Oberfläche, der leider nieht mehr vorhandenen Gegenplatte, werden ihnen wohl Vertiefungen entsprochen haben. Man könnte in ihnen Eindrücke niederfallender Regentropfen vermuten, doch ist es mir nicht gelungen, dafür sichere Anhaltspunkte zu gewinnen. Die Erscheinung ist nicht selten, doch fehlt sie häufig auch ganz und insbesondere immer auf den „Fäulen“. Jedenfalls aber war sie schon vor- banden, noch ehe die Vertiefungen durch den Auftrieb der Ammoniten entstanden, weil die konzentrischen Gleitflächen sie durchschnitten und mit disloziert haben (s. auch Fig. 7 Tafel I). Fig. S. Aspidoceras hoplisum Oppel von Eichstädt, in 5/, natürlicher Größe. Das Gehäuse ist in vertikaler Stellung in den Schlamm eingesunken. Wir sehen auf die Unterseite einer Kalkplatte, aus der die Ventralseite des Ammoniten noch hervorschaut und beiderseits zwei Stacheln in die Platte entsendet, durch welche es festgehalten und verhindert wurde, sich wieder frei zu machen oder auf die Seite zu legen. Nachträglich ist Schlamm in das Gehäuse ein- gedrungen und hat die Luft verdrängt oder absorbiert, die sich nur noch teilweise, wohl in stark komprimiertem Zustand, teils in den hohlen Stacheln teils am Boden der Schale, ähnlich wie in Fig. 3, erhalten hat. Später erst haben sich Caleitkristalle in diesen Lufträumen ange- siedelt und dieselben erfüllt. Man kann sie in den Stacheln und an der Wandung unten auf der Figur (bei der dunkler erscheinenden Stelle) erkennen. Fig. 4 auf Tafel II gibt eine Seitenansicht dieses Stückes. Fig. 9. Aspidoceras hoplisum von Eichstädt, in natürlicher Größe. Ein vollständiges Gehäuse, das in vertikaler Stellung begraben und dann von oben eingedrückt worden ist, so daß sein vertikaler Durchmesser nur mehr ![; so groß ist wie sein horizontaler. Von den Platten, in denen er lag, ist nur noch. die mittlere, 6 mm dieke erhalten, in der einer der eingesenkten Stacheln auf der Abbildung sichtbar ist. Tafel II. Fig. 1. In °/s natürlicher Größe. Man bliekt auf die Unterseite einer Platte, in der ein Perisphinct in vertikaler Stellung steckt. Links auf der Figur erkennt man deutlich die Rippen der Ventralseite in guter Erhaltung, rechts hingegen zeigen sie eine Deformation, die darin ihren Grund hat. daß der Druck des Schlammes von oben her die gekrümmte Wandung der Wohnkammer nachträglich etwas flach gedrückt hat. Fig. 2 gibt in !/, natürlicher Größe die Oberseite dieser 12 mm dicken Platte wieder. Rechts sieht man den Querschnitt der Wohnkammer, — es entspricht dies der rechten Seite auf Fig. 1 — die mit feingeschichtetem Schlamm („Fäule“) ausgefüllt ist. Links sind die abgebrochenen Wandungen der Luftkammern von dem Schlammsediment vollständig überdeckt. Fig. 92. Eine 2 em dicke Flinzplatte, in ?[g der natürlichen Größe abgebildet, zeigt auf ihrer Unterseite das Negativ eines Abdruckes, den auf der verlorengegangenen Gegenplatte ein ventrales Schalenstück eines Perisphineten zurückgelassen hat. Die den Eindruck verursachende gerippte Schale schob sich nachher 2 dm weit auf der Schlammoberfläche nach rechts und blieb dort liegen. Der zurückgelegte Weg ist deutlich durch Furchenlinien markiert, die genau den Rippen der Schale entsprechen (siehe S. 318). Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 44 TEEN 336 Nach der photographischen Aufnahme, die hier wiedergegeben ist, habe ich den rechts- seitigen Schalenrest noch weiter herauspräpariert, und es ergab sich dabei, daß er nur sieben Rippen breit ist, das andere fehlt, ist abgebrochen und nur nach der Tiefe, d. h. längs der sichtbaren Rippen hat die Schale eine Verlängerung. Es ist somit am wahrscheinliehsten, daß der Eindruck auf der Platte nicht von einem gestrandeten ganzen Gehäuse, sondern nur von einem Bruchstück herrührt, das nach der Strandung auf dem schlüpfrigen Boden eine Strecke weit geglitten ist, vom Wind oder sonst einem Agenz getrieben, und dann erst liegen blieb und verschüttet worden ist. Jedenfalls aber beweist es, daß der Schlamm damals bereits ziemlich zähflüssig war, so daß die Gleitfurchen sich so deutlich erhalten konnten. Fig. 4 gibt die Seitenansicht zu Fig. 8 auf Tafel I in natürlicher Größe. Man gewahrt, daß das Gehäuse senkrecht zu den Schichtflächen steht und durch mehrere Platten hindurchsetzt, von denen noch zwei mit je 6 mm Dicke erhalten sind. Als das Gehäuse durch den auf- lastenden Schlamm zusammengedrückt wurde, bildeten sich Gleitflächen heraus, von denen zwei mit ihren Riefen zu sehen sind. Die untere entspricht dem äußeren, die obere dem inneren Gehäuseumgang. Auf ihnen wurde das ursprünglich annähernd kreisrunde Gehäuse in ähnlicher Weise deformiert, wie das auf Fig. 9 der Tafel I zu sehen ist. Fig.5. Ein Perisphinetes Ruppelianus Quenst. ist in ®/, natürlicher Größe auf der Unterseite einer 15—17 mm dicken Platte sichtbar, die zu oberst aus Flinz, zu unterst aus 5 mm mächtiger Fäule besteht. Das Gehäuse ist ganz flach gepreßt, so daß es in einer Ebene liegt. Links unten und rechts oben liegen zwei Muschelschalen darauf, die zu Ostrea gigantea gestellt werden, obschon ihre Austernnatur nicht ganz außer Zweifel steht. Während die Ammonitenschale längst aufgelöst und verschwunden ist, besitzen diese Muscheln noch ihre Schale. Sie haben jedenfalls schon zu Lebzeiten des Ammoniten sieh an dessen Schale außen angeheftet gehabt und so sind sie mit diesem zu Grunde gegangen. Neben der Wohnkammer des Perisphineten gewahrt man das deutliche Negativ eines Eindruckes, den dieser Teil beim Stranden mit seinem Ventralteile auf der Unterplatte zurück- gelassen hat, so wie dies schon auf Fig. 6 der Tafel I abgebildet ist. Der Ammonit liegt bis 12 mm tief in die Platte eingesenkt. Diese Einsenkung, welche, da sie sich auf der Unterseite der Platte befindet, in Wirklichkeit durch ein Aufsteigen des Gehäuses hervorgerufen worden ist, erfolgte auf konzentrischen Gleitflàchen, die längs des Außenrandes des Gehäuses verlaufen und zugleich jenen seitlichen Eindruck der Wohnkammer- rippen durchsetzen und staffelfórmig in die Höhe gerückt haben. Sie sind also jedenfalls jünger als dieser. Links oben und rechts unten setzen zwei geradlinige feine Caleitgänge durch das Ge- häuse und die ganze Platte. Sie sind jünger als die Einsenkung, aber älter als die zierlichen Dendriten, die teilweise an ihren Rändern entspringen. Fig. 6 gibt uns eine Ansicht der Oberseite jener Platte in ?/ıo natürlicher Größe. Dreht man die Abbildung über ihre Oberkante um 180°, dann decken sich Fig. 5 und 6 genau. Auch auf der Oberseite sieht man die zwei Caleitgänge der Unterseite, sie setzen somit durch die gauze Platte hindurch, während ein dritter Gang, der demjenigen links unten in einem Abstand von S—12 mm folgt, nur in der Flinzschicht liegt, aber nicht in die „Fäule“ fortsetzt. Die Oberfläche der Platte ist domförmig gewölbt und zwar so, daß der Kulminationspunkt ziemlich genau über der Mitte des Ammonitengehäuses der Unterseite liegt. Die Wölbung erhebt sich bis 20 mm über das normale Niveau der Plattenoberfläche und nimmt eine runde Fläche ein, die etwa 23 cm im Durchmesser hat, während der des Ammoniten nur 17 mißt. Diese Aufwölbung ist die Folge des Auftriebes, welchen das leichte Perisphinetengehäuse in dem zühen Schlamm erlitt. Es gibt deshalb aueh die Aufwölbung im allgemeinen die Umrisse des Gehäuses wieder, so daß man die Lage der Mundöffoung an ihr ganz gut erraten kann, und der ohrförmige Vorsprung derselben ist sogar durch eine kleine Erhebung noch besonders markiert, obwohl zwischen ihr und dem Ohr eine 17 mm dicke Kalkschicht liegt. Nach dem Auftrieb erfolgte dann der Zusammenbruch des Gehäuses und damit sanken auch die Teile der A 337 Aufwölbung wieder ein, die sich über den Luftkammern befanden, und zwar war dieses Ein- sinken natürlich am bedeutendsten über dem letzten Umgang. So entstand in der Aufwölbung jene Einsenkung, die deren Kulminationspunkt ringförmig gibt. Fig. 7. Dieser Perisphinet kann weder mit dem Ruppelianus, noch dem supremus, noch dem suprajurensis d'Orb. identifiziert werden. Es ist wahrscheinlich eine neue Art, die aber schwer zu begrenzen ist, da ihre Suturlinien unbekannt sind. Die Abbildung zeigt die Unter- seite der Oberplatte in !/[, der natürlichen Größe. Das Negativ des Eindruckes de Ventralseite, der neben der Wohnkammer sichtbar ist, zeigt eine genaue Übereinstimmung der Rippen mit denen des Ammoniten selbst. Beide liegen vertieft in der Oberplatte. Die ebenfalls erhaltene Unterplatte hingegen zeigt den Abdruck der Rippen, der ganz scharf in die feste Flinzplatte eingegraben ist und den Ammoniten erhöht. Auf der Oberseite der 15 mm dieken Oberplatte ist in ähnlicher Weise wie bei Fig. 6 die dem Ammonitengehäuse entsprechende Aufwölbung mit einer ringförmigen Einsenkung SOSTEGEN. nur das Ohr pe Mundóffnung macht sieh nicht so wie dort | ouod. Ryo a ee didie sims Orgy: Miura ANS nus igi hop. olde. simus and li sig AE beatur ac mass Me DISOLH iub am dicas Dd ini pe js dior: Tisi dion ae ma sl Aal, as nda 215 lead er N man eu MM ala Sur u Ta, Py HIS Bi : PNEU NE. gubitd A TE Sirandidq E (A EA Yan sau 20008: TED aus san hu NOLO Yu hern M ot TUR a ani oy ma DE Anti, TUT EHE Lk Ban allminau: alt neinsrO quie fb Maier yas di j USERS Klone ve lee Na» wma vun xui quo tme s EA. Ted a BI gezssb dog rev mb disant i5190 3o x ETE BL up, Li! bosch al A ullo dumm Aw tra EM Ir HE u Au EA rod Br 3 ] [E Bias ibus huge inim Je us ar pb- Tut Dahn E EI * > - . T ns Tad ; i aed, we 1797 . un M bw; c M lim fe í EI N A. Rothpletz, Ammoniten Figur 1 Figur 2 Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. Tafel 1. gur 4 Fi gur 5 Fi Figur 9 A. Rothpletz, Ammoniten Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. Tafel Il. ES | Tafel I. A. Rothpletz, Ammoniten Figur 3 Figur 4 Ah. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. Aus den wissenschaftlichen Ergebnissen der Merzbacherschen Tian-Schan-Expedition. Carbon und Carbonfossilien des nórdlichen und zentralen Tian-Schan. Von Paul Grober. Mit 3 Tafeln. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 45 19b senden E se ‚note jeqxa- itedod-atT nodoeciotosdsioM. bey trodagecd 18doilbsom Bag - E Tid jme M M Diese Arbeit bildet einen Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse der in den Jahren 1902/03!) ausgeführten Merzbacherschen Tian-Schan-Expedition und hat zum Gegenstand die carbonischen Fossilien, die bei dieser Expedition von den Herren Prof. Merzbacher und Dr. Keidel im nördlichen und zentralen Tian-Schan gesammelt wurden. Eine Arbeit über eine kleinere Fauna des gleichen Gebietes (Sart-dschol-Paß)?)?) habe ich bereits veröffentlicht. Ich möchte an dieser Stelle nochmals Herrn Professor Merzbacher für die freundliche Überlassung des Materials meinen besten Dank aussprechen. Ferner bin ich HH. Prof. Frech in Breslau, Friedrichsen in Bern, Gottsche in Hamburg, Holzapfel in Straßburg, Kalkowsky in Dresden, Rothpletz in München, Tornquist in Königsberg für die liebenswürdige Überlassung von Vergleichs- material, ferner HH. Prof. Lohest in Lüttich und Pawlow in Moskau für ihr freundliches Entgegenkommen bei der Durchsicht der ihnen unterstellten Sammlungen zu Dank verpflichtet. Herr Dr. Keidel hat mir mit größter Bereitwilligkeit, wofür ich ihm hiermit meinen besten Dank ausspreche, seine Tagebücher zur Verfügung gestellt. Ferner hat mir Herr Dr. Leuchs, der im Jahre 1907 als geologischer Begleiter Prof. Merzbachers an dessen neuerlicher Expedition teilnahm, in zuvorkommender Weise ein Profil durch die im Chonochai-Tal entwickelten Schichten brieflich mitgeteilt, wodurch die Verwertbarkeit der reichen Fauna der Chonochai-Tal-Schichten zur Gewinnung allgemeinerer Gesichtspunkte erst ermöglicht wurde. Als topographische Unterlage diente die von Merzbacher seinem vor- läufigen Bericht beigegebene Übersichtskarte 1: 1000 000. Über die geologischen Verhältnisse hat Dr. Keidel eine Arbeit veröffentlicht und eine geologische Übersichtskarte angefügt. 1) Merzbacher, Vorläufiger Bericht über eine in den Jahren 1902 und 1903 ausgeführte Forschungs- reise in den zentralen Tian-Schan, Ergänzungsheft 149 zu Petermanns Mitteil. 1904 mit Karte. 2) Gröber, Über die Faunen des untercarbonischen Transgressionsmeeres etc. am Sart-dschol-Paß. Neues Jahrbuch, Beilage, Bd. 26, 1908, S. 213. 3) Keidel, Ein Profil durch den nördlichen zentralen Tian-Schan. Abhandl. der K. Bayer. Akad. der Wiss, II. KL, XXIII. Bd., I. Abt. München 1906. 45* 342 Über den stratigraphischen Wert der in Betracht kommenden Formen. Bevor ich auf die Darstellung der einzelnen Fundpunkte und auf die Altersstellung der an diesen Orten vorhandenen Carbonschichten eingehe, möchte ich kurz darlegen, welche Stellung ich bei der Beurteilung des strati- graphischen Wertes der gesammelten Fossilien einnehmen möchte. Große Vorsicht und möglichste Rigorosität waren geboten, da die Carbon- schichten unseres Gebietes gewissermaßen in der Luft schweben, da weder das Liegende — Granit, Porphyr, Phyllite — noch das Hangende — das zumeist fehlt und wo vorhanden, fossilleer ist — bestimmbaren Alters ist; ferner da die vertikale Verbreitung innerhalb des Carbons bei vielen Formen eine ganz außerordentliche ist. Ich konnte daher von einer Speziesauffassung, wie sie Waagen vertritt und die bereits durch Semper!) unter zoologischen Gesichtspunkten zurück- gewiesen worden ist, keinen Gebrauch machen, da sie mich nur von Fehler zu Fehler geführt hätte. Waagen sagt: Die einzelnen Arten müssen ganz eng gefaßt werden, denn ,if in every class of animals a similar extention were given to the species (wie der Terebratula sacculus im Sinne Davidsons mit ihrer ,monstrous extention^) we should soon have to renounce all the more exact stratigraphy and all our historical account of the developement of animal kingdom, resul- ting from an exact stratigraphy in connection with the minute distinction of the animal forms*. Waagen nimmt also theoretisch an, daß Formen einer Formenreihe in verschiedenen Horizonten verschieden sein müssen, dafj es nur Sache genauer Beobachtung sei diese Formen auseinander zu halten und daß wir nur so Exaktheit in der Stratigraphie und die Feststellung der Parallelitát minutióser Horizonte erreichen kónnen, die die Bedingung zur Erkennung der Entwicklungs- geschichte ist. Dem ist jedoch entgegen zu stellen, daß es zahlreiche Fälle gibt, in denen im Waagenschen Sinne vollkommen identische Formen sich in Horizonten ganz verschiedenen Alters finden kónnen.?) Es ist wohl theo- retisch möglich, daß es sich in der Tat um veränderte Formen handelt, Anhaltspunkte im Skelett sind aber nicht zu finden. Daraus geht hervor, daß sich die Natur eben nicht in das Schema Waagens einpressen läßt. Ferner kónnen sich aus dem Waagenschen Standpunkt schwerwiegende Fehler 1) N. Jahrb. f. Min. etc. 1899, I, S. 231 ff. über Konvergenzerscheinungen bei fossilen Brachiopoden. ?) Vgl. Davidson, Brit. carb. Brach., Taf. 54. x 343 ergeben; hätten wir einige idente Formen in zwei getrennten Faunen, so müßten wir sie als gleichaltrig ansehen, was jedoch nach dem oben Gesagten keines- wegs richtig zu sein braucht. Ich habe mich daher nicht an ein starres System halten zu dürfen geglaubt, sondern war darauf bedacht, auf Grund einer möglich genauen Kenntnis der bekannten Formen abzuwägen, welcher Gruppe wohl ein gewisser stratigraphischer Wert zuerkannt werden kann, und welche Gruppen solches Vertrauen nicht verdienen. Im folgenden sind die Gründe bei der Besprechung der einzelnen Gruppen angegeben. I. Goniatiten werden allgemein für zuverlässige Leitfossilien gehalten, auf Grund guter Erfahrungen, die man mit den mesozoischen Vertretern der Ammonoideen gemacht hat. Demgemäß schenke ich dem leider einzigen Goniatiten, der sich in unserer Fauna fand, volles Vertrauen und sehen in ihm mit den wichtigsten Fund zur Altersbestimmung unserer Schichten. II. DieZweischaler und Gastropoden lassen sich zunächst nicht zu Schlußfolgerungen stratigraphischer Natur verwenden, da die obercarbonischen Vertreter noch fast unbekannt sind. II. Brachiopoden. Die Brachiopoden machen den Hauptbestandteil unserer Fauna aus, sie sind daher am eingehendsten zu behandeln. Die weite vertikale Verbreitung der meisten Arten machte besondere Vorsicht notwendig. Dielasmen — halte ich deshalb für ganz unzuverlässig, weil sie infolge ihrer minimalen Zahl charakteristischer Merkmale (sie sind unberippt; die Tiefe ihres Sinus und seine Form sind eine höchst variable Eigenschaft) nicht ein- mal eine sichere Speziesbestimmung gestatten. Ferner hat Davidson gezeigt, daß Dielasma hastatum vom Untercarbon bis ins Perm geht. — Zuzugeben ist, daß die z. B. von Tschernyschew angegebenen Dielasmen mit kielförmiger Dorsalklappe im Untercarbon wohl nicht vorkommen. Spirifer. — Eine Einteilung der carbonischen Spiriferen in eine Gruppe der berippten und eine Gruppe der glatten Spiriferen hat sich seit längerer Zeit gehalten, obwohl sie nur auf zwar in die Augen fallende, aber nicht wesent- liche Eigenschaften gegründet war. Die glatten Spiriferen wurden in zwei Gruppen, die Reticularien und Martinien, eingeteilt, die sogar als eigene Sub- genera manchmal betrachtet werden. Für die Abtrennung der Reticularien von Spirifer war für Mc Coy maß- gebend die unberippte Schale und die netzartige Skulptur, die durch schräg aus der Schale tretende, in konzentrischen Ringen am Außenrand der Anwachs- streifen über die Schale sich erhebenden Röhrchen!) hervorgerufen wird. Als !) Vgl. Hall and Clarke, Palaeontology of New York VIII, II, S. 19 ff. (Fimbriatus Group). 344 irrelevante, sich auch sonst noch bei Spirifer häufig findende Eigenschaften sind noch kurzer Schloßrand, abgerundete Schloßecken, schwacher bis fehlender Sinus genannt. Seupin!) geht auf die Röhrchenskulptur ein und ist auf Grund der Beob- achtungen an Spir. concentricus und gerolsteinensis der Ansicht, daß durch Einschiebung des Subgenus Reticularia die Einheitlichkeit der Spiriferen- Gruppe gestört würde, auch bei allerengster Fassung. Hierzu ist hinzuzusetzen: Die Röhrchenskulptur findet sich auch bei typischen berippten Spiriferen. So bei Spirifer speciosus Bronn (Quenstedt),?) Spir. ostiolatus,?)*) Spir. aper- turatus,?)5) Spir. Roemeri.5) Außer bei diesen untersuchten Formen begegnen wir in der Literatur wiederholt Hinweisen auf diese Róhrchenskulptur: So bei Davidson, Brit. Carb. Brachiopoda, S. 222, Taf. 4, Fig. 15 und Taf. 50, Fig. 9a Spirifer bisulcatus; ferner bei Hall und bei Hall and Clarke, Palaeontology of New York, Bànde IV und VIII. Im zweiten Teil des letzteren Werkes sind S. 19 unter „crispus- type“ eine Reihe berippter, röhrchentragender Spiriferen aufgeführt (vgl. auch Spir. granulosus im gleichen Werk, Taf. 23, Fig. 1—15 und andere). Diese Befunde zeigen, daß von den beiden für die Abtrennung der Reti- cularien von Spirifer bestimmend gewesenen Merkmalen dasjenige der Róhrchen- skulptur nicht in Frage kommen kann. Ebensowenig kann das zweite Merkmal, das Fehlen der Berippung, bestehen bleiben, wie Scupin, l c. S. 6 (210) nachgewiesen. Bekräftigt wird seine Ansicht durch die Beobachtungen Buckmans,* der feststellt, daß im Untercarbon Englands sich zahlreiche Formen finden, die Reticularienskulptur und = deutliche Berippung zeigen, deren rudimentärer, dem Verlóschen 1) Spiriferen Deutschlands. Paläontologische Abhandlungen, Dames und Koken, Neue Folge, Bd. IV, Heft 3, S. 6 (210). ?) Quenstedt. Brachiopoden, S. 480, Taf.52, Fig.31, 31a. Ich verdanke der Liebenswürdigkeit Herrn Prof. Kokens, der mir die Originale Quenstedts sandte, die Móglichkeit der Untersuchung dieser Formen; es ließen sich auf der Schalenoberfläche die in konzentrischen Reihen geordneten Pusteln — die Endieungen der Röhrchen feststellen. Die Abbildung Quenstedts bezieht sich auf die Skulptur der Area und er glaubt, daß es sich um unter der Schalenoberfläche laufende Kanälchen handle. Scupin sagt 1. c., S. 61: Spir. speciosus besitze keinen Papillenbesatz, was hiermit berichtigt sein möge (immerhin ist sein Papillenbesatz ein anderer als bei Spir. aculeatus). 3) Nach Stücken im Straßburger Museum. 3) Quenstedt, l. c., S. 473, Taf. 52, Fig. 7, 7a. 5) Quenstedt, 1. c., S. 502, Taf. 53, Fig. 44, 43a, wonach die Oberhaut zierliche Knoten trägt, die nicht überall vorhanden seien (Erhaltungszustand! Verf.) 6) Straßburger und Münchener Sammlung. 7) Quart. Journal 1908, S. 27. Brachiopod Homoeomorphy: „Spirifer glaber*. 345 zuneigender Zustand auf eine Herleitung dieser Spiriferen (Reticularien) aus berippten Formen weisen. Trotz der erwiesenen Hinfälligkeit der von MeCoy zur Abtrennung der Reticularien benutzten Merkmale möchte Scupin !) doch das Subgenus Reticularia bestehen lassen, da nämlich „Tendenz zur vollständigen Rückbildung der Zahn- stützen in ausgesprochenem Maße vorhanden ist“. Meiner Ansicht nach würde aber durch Einführung besonderer Subgenus- namen für zahnstützenlose Spiriferen eine Zerreißung phylogenetisch zusammen- gehöriger Gruppen bewirkt werden etwa in der Weise, wie es bei der Eintei- lung der Goniatiten der Fall war, was Haug veranlaßt hat, eine andere Ein- teilung der Goniatiten?) vorzuschlagen. Es stehen sich nämlich zahnstützenlose und zahnstützentragende Formen nicht diametral gegenüber, sondern die älteren zahnstützentragenden Formen bilden sich, wie (s. o.) auch Scupin andeutet, zu zahnstützenlosen um. Hierher gehört der Nachweis von gänzlich verkümmerten, beim bloßen Wegschleifen des Wirbels nicht zum Vorschein kommenden Zahnstützen bei Visé-Formen durch Bittner.?) Ferner besitzen die breitgestreckten, nach Maßgabe der Pro- portionen flachen Reticularien des Untercarbons (und Devon, Spirif. curvatus), Spirifer imbricatus, reticulatus (lineatus) mesoloba („Martinia“), stringoce- phaloides, elliptica, glaberrimus, glaber auctt — ? latus, glaber Phill. non Martin, deren Zusammengehórigkeit jüngst von Buckman nachgewiesen wurde, Zahn- stützen, während die obercarbonischen Reticularien einen sehr kurzen Schloß- rand, schmale Gestalt und relativ weit bauchigere Gestalt besitzen (vgl. Reti- cularia rostrata Tschernyschew). Solche Formen tauchen bereits im Unter- carbon auf neben den breiten Reticularien. Es ist nun ohne weiteres einzusehen, daß die breitgestreckten Formen der Gefahr des Einbrechens der Schale durch den Zug der Schließmuskeln mehr ausgesetzt waren als schmale, mehr kuglige Formen. *) lc, Sı6: ?) Hier wurden in einseitiger Weise die Ausbildungen der Lobenlinie zur Systematik berücksichtigt und Formen auf gleicher Komplikationsstufe der Lobenlinie zu einer Gruppe zusammengefaßt; nicht in Betracht gezogen wurde, daß alle Phyla der Goniatiten eine solche Komplizierung anstreben und daß dabei Angehörige verschiedenen Stammes eine ähnliche Lobierung erhalten konnten, ohne untereinander die geringste Verwandtschaft zu besitzen. 3) Beiträge zur Paläontologie, insbesondere der triad. Ablagerungen zentralasiatischer Hochgebirge. Jahrbuch der K. K. Geolog. Reichsanstalt 1898, Bl. 48, S. 703 und 704, Taf. 14, Fig. 10—13. *) Diese Zeichnungen mögen die Sache näher erläutern. ua 346 Da nun, wie bereits angedeutet, die Reticularien des Carbons die Tendenz zeigen, im Laufe ihrer Entwicklung eine geringere Breite anzunehmen und da wir gesehen haben, daß das Fehlen oder Vorhandensein von Zahnstützen lediglich (bei Spirifer wenigstens) als eine Begleiterscheinung des Ausmaßes der Breitenerstreckung anzusehen ist, so ist zu schließen, daß eine Trennung der ,Reticularien* in zahnstützentragende Reticularien und zahnstützenlose „Squamularien“ (wie von Girty!) vorgeschlagen) undurchführbar ist.?) Hiernach halte ich eine Abtrennung der Reticularien und Squamularien als eigener Subgenera von Spirifer für unzulässig. Das gleiche gilt in vollem Umfange (bezüglich Rippenlosigkeit, Fehlen und Vorhandensein von Zahnstützen) von Martiniopsis und Martinia.?) (Über die Punktstruktur von Martinia s. unten.) Eine andere Frage ist nun die, ob man nicht besser tut, das Genus Spirifer in verschiedene Phyla zu teilen, die sich in zusammenhàngender Reihe vom Silur bis ins Perm ziehen. Für Spiriferina ist dies bereits geschehen und zwar u. a. wegen ihres Besitzes einer von den übrigen Spiriferen hierin abweichenden, von senkrechten Poren durchbohrten Schale. Ich móchte nun darauf hin- weisen, daß wir in der Struktur der Schale möglicherweise einen wichtigen Fingerzeig zur Erkennung der verschiedenen, die alte Gattung Spirifer zusammen- setzenden Phylen besitzen, und daß die Röhrchenstruktur, die eine Abtren- nung von Spirifer in alter Fassung nicht gestattete, uns die Erkennung solcher zusammenhängender Phylen ermöglicht (vgl. Anmerkung *). außen. Zi i innen. 2 Ansatzstelle der Schließmuskeln | SZ; Z;8 = Schloßrand; SZ, Z, S = Klappe. ss Stützpunkte der Schale. Die Pfeile geben die Zugrichtung an. Bei Fig.a, die eine breit gestreckte Form darstellt, liegen die Stützpunkte weit auseinander, infolge davon ist die Klappe (S Z, Z,) nahezu senkrecht zur Zugrichtung angeordnet und die Bruchgefahr weit gróBer als bei Fig. b dargestellter Form, bei der sich die Stützpunkte nahe beieinander befinden und die Flanken der Klappe sich nahezu parallel zum Zuge stellen und ihm entgegenwirken können. 1) Carboniferous Formations and Faunas of Colorado, U. S. Geol. Survey Paper 16 (1903), p. 387. ?) In dieser Beziehung, wenigstens betreffs Retieularia, gelange ich zur gleichen Anschauung wie Hall and Clarke, die Palaeont. of New York, VIII, Teil II, S. 20 und 21 ohne Umstände zahnstützen- iragende und zahnstützenlose Reticularien zu einem Phylum vereinigen. 3) Hall und Clarke sind etwas inkonsequent, da sie entsprechend ihres Verfahrens bei ,Reticularia* keinen Unterschied zwischen zahnstützentragenden und zahnstützenlosen ,Martinien" machen sollten, trotzdem aber die Waagensche Zerreißung akzeptieren. 3) Bei gut erhaltenen Stücken sehen wir, daß bis in die Nähe eines Anwachsstreifens, also bis in die Nähe des jeweiligen Stirnrandes unter der obersten Schalenschicht Röhrchen laufen, die sich dann gegen ihr Ende hin über die Schale erheben und als stachelfórmige Fortsätze über die Schale hinaus- 347 Ein besonderes Phylum stellen möglicherweise die vielleicht mit kom- pakter Schale versehenen Spiriferen der Gruppe des Sp. mucronatus dar. !) Bezüglich des stratigraphischen Wertes der , Martinien* und , Reticularien* ist zu sagen, daß die großen breiten Formen möglicherweise auf das Unter- carbon beschränkt sind, daß wir dagegen von den kleineren ,obercarbonischen*, die im allgemeinen zahnstützenlos sind, zu stratigraphischen Schlußfolgerungen keinen Gebrauch machen können, da ich z. B. „Martinia“ corculum, triquetra, orbieularis, uralica (ähnliche Form aus Kildare in Straßburg) und , Reticularia* rostrata, lineata (vgl. Tschernyschew, Obercarbonische Brachiopoden des Ural und Timan, S. 574), sowie Martinia bisinuata Gemm. auch aus dem Untercarbon kenne. Wieweit die genannten Martinien diesem Formenkreis zugehóren, muß nach der Arbeit Buckmans?) als hóchst fraglich angesehen werden. Die irre- gulären Martinien Gemmellaros?) dürften für Perm charakteristisch sein. streben (vgl. Hall and Clarke, Palaeont. of New York, VIII, Pt. II, Taf. XXXVI, Fig. 30). Die Róhrchen strahlen radial vom Wirbel aus; beim Größerwerden des Tieres schalten sich neue Radien zwischen die alten ein, was mir außer dem Verlassen der Schale und der freien Endigung dafür zu sprechen scheint, daß bei jedem neuen Vorstoß im Wachstum des Tieres von im Mantel befindlichen Gefäßen ein neuer Zweig in die neu abzusondernde Schale gesandt wird. Die von Hall and Clarke, 1. c., 8. 5 ange- gebenen Kanälchen in der Area laufen vom Wirbel aus radial wie die übrigen Kanälchen, treten dann über die Knickungslinie der Area auf diese über und ordnen sich, da der Rand der Schale im Bereich der Area geradlinig ist, parallel an und je größer das Tier wird, desto mehr Kanälchen treten von dem gewölbten Teil der Schale auf die Area über. Die von Hall erwähnten „denticle“-Fortsätze der Kanälchen am Schloßrand und die Granulierung der Area bei Spirifer speciosus Quenstedt (s. o.) sind gleichzusetzen mit den Strahlenendigungen der Kanälchen am Stirnrand bzw. mit ihren pustelartigen Rudimenten (vgl. oben). Wir können nun unter den Spiriferen Formen beobachten, deren Kanälchen nicht entlang den Anwachsstreifen über die Schale heraustreten (Spir. granulosus), was móglicherweise ein ülteres Stadium der Entwicklung der Spiriferen darstellt, die spüter in konzentrischen Ringen angeordnete Pustulierung erhalten. Ob solehe Formen wie Spirifer plicatellus mit ihrer feinen Riefenstruktur einen weiteren, besondern Fall einer vielleicht noch älteren Entwicklungsstufe darstellen, ist mir nicht bekannt, wie ich überhaupt noch nieht zu einem Urteil über den Trennungswert der Róhrchenskulptur für Phyla gekommen bin. Nur eins scheint mir wahrscheinlich, daß die Formen der deflexus-Gruppe mit ihren eigentümlich gebündelten Kanälchen zu gewissen Martinien hinüberführen, von denen schon seit langem bekannt ist, daß die Poren die Schale nicht durchsetzen, was nach obigem völlig für die Zugehörigkeit zu Spirifer und nicht, wie man früher wollte, für ihre gesonderte Stellung spricht. (In München liegt ein schwach gerippter Spirifer aus Tournay, der bezüglich Form und Kanälchen eine Mittelstellung zwischen dem Spir. deflexus des Oberdevon und der ,Martinia^ glabra Martin einnimmt. Bei Spirifer striatus sind die Anwachsstreifen kaum kenntlich und feine ,striae^, meiner Ansicht nach Kanälchen, ziehen radial vom Wirbel zum Stirnrand; ob die Kontinuität der Kanülchen für den atavistischen Charakter der Form sprieht oder nur durch schwache Ausbildung der Anwachsstreifen hervorgerufen ist, ist mir unbekannt. 1) Vel. Hall and Clarke, l. c., S. 15 ff. 2) A Brachiopod Homoeomorphy „Spirifer Glaber". Quart. Journal 1908, vol. 64, S. 27 ff. 2?) Caleari con Fusulina, Sosio III, Taf. 31. Semper, Über Konvergenzerscheinungen etc. N. Jahr- buch 1899, I. S. 231 ff. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 46 348 In der Einteilung der berippten Spiriferen folge ich Scupin,!) der fol- gende Gruppen unterschieden hat: 1. Gruppe des Spirifer striatus. D 3 5 " trigonalis. 3: H 2 à subrotundatus. 4. E » 2 triangularis. 1l. Gruppe des Spirifer striatus. a) Spirifer striatus Martin ist hauptsächlich im Untercarbon verbreitet. Waagen?) hat ihn im unteren Productuskalk der Salt-Range gefunden. Scupin?) hält ein so junges Vorkommen von Sp. striatus nicht für völlig sicher, da Waagen diese Zugehörigkeit seiner Exemplare nicht ganz außer Zweifel stellt. Nun hat jedoch inzwischen Tschernyschew *) in der Schwagerinenstufe des uralischen Obercarbons gleichfalls Sp. striatus entdeckt, der als Bindeglied zwischen den untercarbonischen und permischen Formen angesehen werden kann. Jedenfalls geht hieraus hervor, daß Sp. striatus zur Klarlegung der genaueren Alters- stellung carbonisch-permischer Schichten nicht verwendet werden kann. b) Spirifer fasciger Keyserling?) cameratus Morton) etc. gehören, wie allgemein angenommen wird, zur Gruppe des Sp. striatus. Sie sind bisher nie im Untercarbon gefunden worden. c) Spirifer attenuatus *) Sow., fastigatus Meek and Worthen, 5) Missouriensis Swallow?) stellen die Übergangsformen von Sp. striatus zu Sp. fasciger dar. Diese Formen scheinen auf das obere Untercarbon in Europa beschrànkt zu sein. In Amerika kommen sie bereits im unteren Untercarbon vor. Zu bemerken ist noch, daß Sp. poststriatus Nikitin!?) aus der Gsehlstufe so nahe Beziehungen zu Sp. attenuatus besitzt, daß ich es für geratener halte, an den Fund soleher Formen keine stratigraphischen Folgerungen zu knüpfen. 1) Die Spiriferen Deutschlands. Paläont. Abhandlungen, N. Folge, Bd. 4, 1900, S. 100 ff. ?) Salt Range Fossils, vol. I, Prod. limestone Fossils. SIS SS 3) Die obercarbonischen Brachiopoden des Ural und Timan. Mem. du Com. geol., vol. 16, No. 2 et dernier (1902), S. 137, Taf. 40, Fig. 5. 5) Die obercarbonischen Brachiopoden des Ural und Timan, 8. 141. 6) Beede, Variations of external appearence and internal caract. of Sp. cameratus Morton. The Cansas Univers. Quarterly 1898, vol. 7, No. 2. 7) Vgl. Davidson, Brit. carb. Brach., S. 19. 3) Vgl. Hall. Pal. of New York, vol. 8, 25, 26. 9) Ebenda S. 26. 10 Mem. du Com. geol., vol.5, No. 5 et dernier 1890. Depóts carb. d. la region d. Moscou, S. 164, Taf. 2, Fig. 16—19. 349 2. Die Gruppe der Spirifer trigonalis. Den stratigraphischen Wert der Angehörigen dieser Gruppe hat Schellwien!) in das richtige Licht gesetzt. Tschernyschew bemüht sich, eine Reihe von Unterschieden zwischen Sp. rec- tangulus und Sp. grandicostatus, trigonalis und convolutus — die er für lediglich untercarbonisch halten will — aufzustellen, um ihn zu zwingen, ein brauchbares Leitfossil für das Obercarbon abzugeben. Ob sich Tschernyschew bei der Aufstellung dieser Unterschiede auf Vergleichsmaterial oder lediglich auf Abbildungen stützt, gibt er leider nicht an. Nichtsdestoweniger halte ich es für wahrscheinlich, daß bei der Variabilität (auch in den von Tscherny- schew zur Unterscheidung verwerteten Merkmalen) der genannten „unter- carbonischen“ Formen und bei ihrer ungenügenden Bekanntheit zu erwarten steht, daß Sp. rectangulus auch noch im Untercarbon gefunden wird. Auf ale Fälle sind die Unterscheidungsmerkmale viel zu vage, als daß man Sp. rectangulus als wohlabgegrenzte und damit als Leitform ansehen dürfte. Von Seupin wird in diese Gruppe noch Sp. integricosta eingestellt, der mir jedoch eher zu der Gruppe des Sp. subrotundatus zu gehóren scheint,?) und dessen stratigraphischer Wert daher erst dort erórtert werden soll. 3. Die Gruppe des Spirifer subrotundatus.. Die in dieser Gruppe unterschiedenen Typen Sp. subrotundatus, pinguis, ovalis, integricosta scheinen leidlich charakteristisch für das Untercarbon zu sein; sie sind bis auf weiteres ziemlich deutlich von den obercarbonischen Vertretern der Gruppe zu unter- scheiden. 4. Die Gruppe des Spirifer triangularis kann nicht als für das Untercarbon charakteristisch angesehen werden, da nahe Verwandte im unteren Perm gefunden wurden. Productus. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Productiden sind nur ungenügend bekannt. (Ich hoffe hierüber später einiges hinzufügen zu können.) Bezüglich des stratigraphischen Wertes der mir vorliegenden Productiden finden sich Angaben bei der Beschreibung der einzelnen Formen. Wir sehen dort, daß stratigraphisch unbrauchbar folgende Formen sind (vgl. hiezu Schellwien, Fauna der Trogkofelschichten etc., Tabelle): a) Productus striatus (spitze Varietäten), weil auch im Obercarbon vor- kommend; 1) Fauna der Trogkofelschichten in den earn. Alpen und Karawanken. Abhandl. d. K. K. Reichs- anstalt, Bd. 16, Heft 1, 1900, S. 73, wo Spir. trigonalis var. bisulcatus, grandi-costatus in weiter vertikaler Verbreitung aufzeführt werden. 2) Vgl. hiezu die Angabe Davidsons, l. e., auf der Tafel-Erklärung zu Taf. 9, Fig. 18— 18. 46* b) Productus cora,!) da seine Spezieseigenschaften noch immer nicht ge- nügend geklärt sind und nahe stehende Formen im Unter- und Obercarbon sich finden; c) Productus undatus ist bisher nur aus dem Untercarbon genannt worden, da ich ihn jedoch zur Cora-Gruppe rechnen zu müssen glaube, halte ich seinen stratigraphischen Wert für äußerst fraglich; d) Gruppe des Productus semireticulatus. Bis auf Tschernyschew wurden die mannigfaltigen Abarten dieser Spezies unter einem Namen zusammen- gefaßt. Tschernyschew hat dann diese Formen zwei Gruppen zugeteilt, von welchen die eine in der Visceralpartie ebene, die andere eine eingesenkte Dor- salklappe besitzen soll. Er sagt, daß im Gegensatz zu den untercarbonischen Vertretern des Productus semireticulatus die obercarbonischen Vertreter eine größere Mannigfaltigkeit aufweisen. Ich möchte glauben, daß an diesem Miß- verhältnis nur unsere mangelhafte Kenntnis der untercarbonischen Formen und nicht ihre größere Einförmigkeit schuld ist. Was den stratigraphischen Wert der Angehörigen dieser Gruppe betrifft, so erscheint er mir äußerst zweifelhaft für sämtliche Vertreter. Auf Tafel III 9a—c, 10a—c habe ich einen Productus semireticulatus aus Welton (Staffordshire) und aus dem Obercarbon des Salt Creek (Nebraska) (beide aus der Königsberger Sammlung) abgebildet, die beide eingesenkte Dorsalklappe besitzen und in Form, Berippung etc. einander sehr nahe stehen. Ferner fand sich bei unserem Material Productus inflatus zusammen mit Productus giganteus var. edelburgensis, also in sicherem Untercarbon; er ist bisher nur aus dem Obercarbon genannt worden. Das gleiche gilt für Productus Grünewaldti und Productus spiralis. Nach diesen Befunden vermute ich, daß auch noch weitere gemeinsam in Unter- und Obercarbon vorkommende Angehörige dieser Gruppe aufgefunden werden. e) Productus spinulosus ist im Unter- und ÖObercarbon nachgewiesen. Productus longispinus ist wie bekannt weit vertikal verbreitet. f) Productus aculeatus. Für diese Form gilt das gleiche. g) Von den pustulosen, fimbriaten und punctaten Productiden sind Pro- ductus punctatus und Verwandte (Prod. elegans) aus Unter- und Obercarbon bekannt. Productus fimbriatus wird von Nikitin aus dem uralischen Ober- carbon angeführt, jedoch von Schellwien angezweifelt. Productus pustulosus wird von Kaiser aus Loping abgebildet. Dieses macht den Leitwert der 1 In der Moskauer Sammlung liegt Prod. lineatus von Sserpuchow (oberes Unterearbon), der auch im russischen Oberearbon und im Perm der Salt-Range sich findet. 351 genannten Formen nicht zweifellos. Es muß abgewartet werden, bis über die Angaben Nikitins Genaueres bekannt wird. Immerhin traue ich Productus pyxidiformis-pustulosus Vaughan einen ziemlichen Leitwert zu. Productus plieatiis wird von Kaiser aus dem Obercarbon von Loping aufgeführt und soll so gut mit Beschreibung und Abbildung de Konincks und Davidsons übereinstimmen, daß an seiner Identität nicht zu zweifeln sei; es ist dem- nach eine stratigraphische Folgerung aus dieser Form zu unterlassen. Für zuverlàssig halte ich: Productus giganteus und Varietáten, da nicht einmal auch nur entfernt ähnliche Formen bisher im Obercarbon gefunden worden sind. Productus giganteus Typus soll für das Viséen charakteristisch sein, steigt aber in Rußland in tiefere Horizonte hinab. Productus giganteus var. edelburgensis soll in England den obersten mountain limestone charak- terisieren und ist auch in Visé fast ausschließlich in hohen Horizonten zu finden, wo Productus giganteus Typus sehr zurücktritt. In Asien scheint dagegen diese Form eine etwas größere Ausdehnung im oberen Untercarbon zu besitzen. IV. Korallen. Nach den Erfahrungen, die Stuckenberg in Rußland und . Vaughan in England mit den carbonischen Korallen gemacht haben, scheinen diese zur Feststellung des Alters der sie enthaltenden Schichten ausgezeichnet brauchbar zu sein. Die Fundpunkte. Die Fundpunkte, an welchen die in folgendem besprochenen Fossilien gefunden wurden, sind folgende: Chonochai-Tal Santasch-Paß, Mukur-Mutu- Täler, Umgegend von Karkara, Sart-dschol-Paf und Umgebung, Tüß-aschu-Paß, Inyltschek-Tal. Ferner konnte ich noch dank der Liebenswürdigkeit Prof. Friedrichsens und Prof. Gottsches die von ersterem Herrn im Tian-Schan gesammelten Fossilien in die Untersuchung miteinbeziehen. Schellwien hat diese Funde bereits kurz in einem Anhang zu Friedrichsens Arbeit über den nórdlichen Tian-Schan besprochen, konnte jedoch ihrer Bedeutung nicht gerecht werden, da er es mit isolierten Fundpunkten und mit nicht gerade gut erhaltenen Versteinerungen zu tun hatte. 1. Chonochai-Tal. Der Chonochai-Paß führt über den Temurlyk-Tau, der die östliche Fort- setzung des nördlich vom Issyk-Kul sich erstreckenden Kungeu-Ala-Tau bildet, und verbindet Kuldscha (im N.) mit der Tekesebene und Narynkol (im $.)!) 1) Vgl. die Karte in Merzbacher, Vorlàufiger Bericht über eine in den Jahren 1902 und 1903 aus- geführte Forschungsreise in den zentralen Tian-Schan, Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsheft 149. eis u a Merzbacher hatte diesen Paß bereits im Jahre 1892 benutzt und bei dieser Gelegenheit aus Blöcken eines weißen, manchmal rötlich verwitternden Kalkes, die im Tale zerstreut lagen, Fossilien geschlagen; im Jahre 1903 über- schritt er den Paß ein zweites Mal und sammelte eine Fauna, konnte jedoch infolge der Ungunst der Witterung kein Profil aufnehmen.) Im Frühling des Jahres 1907 benutzte er abermals denselben Paß zum Übergang über den Temurlyk-Tau: Von dem Geologen seiner neuen Expedition, Herrn Dr. Leuchs, erhielt ich nun in liebenswürdiger Weise eine briefliche Notiz?) über die Schichten und Lagerungsverhältnisse am Chonochai-Paß. Rofil durch die larbonkalke al du Chonocwhaitales. die Min gung ) wi KL 22 Heuge IR , nach Lucchs. and dbGotive suu. Heil. Fig. c Dem obigen Profil waren folgende Erläuterungen beigegeben: „Über rotem, höher grünem Porphyr, dessen nähere Bestimmung hier nicht möglich ist, liegt konkordant dunkelgrauer Kalk und zwar beginnt er mit einer Bank Oolithkalk. Darüber dann der normale dunkelgraue Kalk mit sehr vielen Fossilien. Er liegt horizontal oder nahezu horizontal und hat eine Mächtig- 1) Merzbacher, ]. c., S. 95 ff. ?) Lamakloster Sumbe, Tekesebene, d. 26. VI. 1907. 2353 keit von etwa 450 m. Erst die Kammhóhe bildet als gezackter Grat, hell- grauer Kalk, der auch weißgraue Farbe annimmt; seine Mächtigkeit beträgt jetzt vielleicht 100 m, doch ist sie früher wohl größer gewesen. Hangendes fehlt. Der helle Kalk ist klotzig und massig entwickelt und zeigt erst aus größerer Entfernung Schichtung in dicken Bänken, ähnlich dem Wettersteinkalk. Es ist somit nach diesem Profil der helle Kalk jünger als der dunkle und liegt konkordant über ihm. Im Chonochai-Tal selbst ist der helle Kalk nicht anstehend zu finden, sondern nur in abgestürzten Blöcken, aus denen auch die Fossilien stammen. Außer diesen zwei Arten Kalken kommen keine anderen vor; Kalke anderer Beschaffenheit können nur belanglose, lokale Abweichungen darstellen.“ Daß die hier durch Leuchs geschilderte Schichtenfolge die normale für das fragliche Gebiet ist. findet ihre Stütze in einer mündlichen Mitteilung, die mir Dr. Prinz aus Budapest in liebenswürdiger Weise machte. Dr. Prinz hat im ganzen Temurlyk-Tau den Porphyr als unterstes Glied dieser Schichten- folge und darüber Kalk gefunden, den er jedoch nicht gegliedert hat. Trotz der Bemerkung von Dr. Leuchs, daß alle anders entwickelten Gesteine nur untergeordnete-Abarten des d’grauen oder h’grauen Kalkes bilden, möchte ich doch nicht unterlassen, auf drei in ihrem petrographischen Charakter abweichende Kalke aufmerksam zu machen. Dies ist 1. ein hellroter, in eckige Stücke zerfallener, ziemlich homogener Kalk, der Splitter von Feldspat enthält. Diese Einschlüsse weisen meiner Ansicht nach darauf hin, daß dieser Kalk nah über dem Porphyr zu Ablagerung gekommen ist und ein unteres Glied der Schichtenfolge (unter dem normalen d’grauen Kalk liegend) darstellt; 2. ein zäher, bituminöser, fast schwarzer Kalk mit fettglänzenden Schalen- resten, der als Abart des d’grauen Kalkes anzusehen ist; 3. ein zuckerkörniger Kalk, dessen Färbung es unentschieden läßt, ob er dem dunkel- oder hell- grauen Kalk zuzuweisen ist. Die Fossilien zeigen dunkle Färbung, scheinen also für die Zugehörigkeit zu ersterem zu sprechen. Die Fossilführung ist folgende: 1. Rote, vermutlich in der Nähe der Basis liegende Kalke: Spirifer trigonalis var. bisulcatus Sow., Rhynchonella cf. multirugata de Koninck, Productus longi-spinus. Von diesen Formen ist stratieraphisch nicht zu verwenden: =, Rh. multirugata, da die Bestimmung nicht als sicher angesehen werden kann, und Prod. longispinus und Spir. trigonalis var. bisulcatus, die eine große vertikale Verbreitung besitzen. 354 2. Normaler dunkelgrauer Kalk: Bellerophon sp., Euomphalus cf. elegans de Koninck, Aviculopecten clathratus Sow., Dielasma sp., Spirifer sp., »„ trigonalis var. bisulcatus Sow., Martinia triquetra Gemm. variatio pentagona Groeber, Productus striatus Fischer de Waldheim in verschiedenen Abarten, 2 cora d'Orbigny (?), » giganteus Mart. var. edelburgensis Phill., nov. var. rectestria, » 2 5 margaritaceus Phill., » longispinus Sow., 5 inflatus Mc Chesney, j spiralis Waagen, pyxidiformis-pustulosus Vaughan, aff. Leuchtenbergensis de Kon. elegans Mc Coy, Orthotetes crenistria (?), Dibunophyllum aff v Vaughan, Cyathophyllum Murchisoni sensu Vaughan. Nicht genügend erhalten, um eine Bestimmung zu ermöglichen, sind vier Spezies: Bellerophon sp., Dielasma sp., Spirifer sp. und Orthotetes crenistria (?). Sie sind zur Altersbestimmung der dunkelgrauen Kalke demnach nicht zu verwenden; die Gastropoden und Zweischaler sind aus obercarbonischen marinen Schichten noch nicht hinreichend bekannt geworden, so daß die vertikale Verbreitung der einzelnen Arten nicht feststeht. Ich möchte daher in dem Vorkommen des Euomphalus cf. elegans de Kon. und Aviculopecten clathratus keinen Beweis für das untercarbonische Alter der dunkelgrauen Kalke ent- nehmen, wenn sie auch mit bekannten untercarbonischen Formen Belgiens und Englands gleichzusetzen sind. Aus dem Unter- und Obercarbon bereits bekannt und daher strati- graphisch nicht zu verwerten sind: Mart. triquetra var. pentagona, die schloß- randlosen als Prod. ischmensis Tschern. und als Prod. anomalus beschriebenen Varietäten von Prod. striatus, Prod. cora (?) d’Orb., Prod. longispinus, Prod. elegans. NUT m 355 Bisher nur im Obercarbon gefunden ist Prod. inflatus und Prod. spiralis; sie gehören jedoch der stratigraphisch gänzlich indifferenten Gruppe des Prod. semireticulatus an. Für Untercarbon sprechen: vorbehaltlich Spir. bisulcatus,!) Prod. striatus (breite Varietät), dann mit Sicherheit Prod. giganteus Mart. mut. edelburgensis und var. rectestria, Prod. margaritaceus, Prod. pixidiformis-pustulosus Vaugh., Prod. aff. Leuchtenbergensis de Kon., Cyathophyllum Murchisoni sensu Vaugh. Ziemlich großes Vertrauen darf man auf Prod. pyxidiformis-pustulosus Vaugh. Prod. aff. Leuchtenbergensis de Kon. setzen. Meiner Ansicht nach be- weist mit vollkommener Sicherheit das untercarbonische Alter der dunkel- grauen Kalke Prod. giganteus Mart. mut. edelburgensis und nov. var. rectestria und Cyathophyllum Murchisoni sensu Vaugh, sowie Dibunophyllum cf. v Vaugh. Sie erlauben sogar den Schluß, daß unsere Kalke gleiches Alter wie die Dibunophyllumzone Vaughans (also oberstes Untercarbon) besitzen.?) 2a. Die bituminósen schwarzen Kalke: Phillipsia sp., Rhynchonella sp., Productus longispinus Sow., » plicatilis, Fenestella sp. Von diesen Fossilien ist nur Prod. plicatilis zur Altersbestimmung zu verwenden; er spricht möglicherweise für Untercarbon. 2b. Zuckerkörniger Kalk: Productus productoides, E cancriniformis Tschern. Diese beiden Fossilien sind in hóchst verwunderlicher Weise in dem Kalk vereinigt. 3. Hellgraue Kalke: Nomismoceras rotiforme Phill., Aviculopecten clathratus Sow., Spiriferina cristata v. Schloth., Spirifer ovalis Phill., 22 m spe 1) In diesem Faunenverbande. 2) Vgl. die Bemerkungen bei den Beschreibungen der einzelnen Spezies. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 47 356 Spirifer trigonalis var. grandicostatus Mc Coy, 5 duplicicosta Phill., » planatus (?) Phill., 2 („Reticularia“) lineata Martin, » (,Martinia^) conularis (?) Grünewaldt, Athyris expansa Phill., : Royssii L'Ev., N globularis Phill., Schizophoria resupinata Mart., Rhynchonella pleurodon (?), Productus giganteus Mart. var. latissimus (?), 5 striatus Fischer, P undatus Defr., 5 longispinus Sow., inflatus Mc Chesney, : margaritaceus (?), aculeatus Martin, , spinulosus de Kon., Chonetes hardrensis (?), » Fenestella sp. Von diesen Formen sind zur Altersbestimmung unbrauchbar: Spirifer planatus (?), Rhynchonella pleurodon (?), Productus giganteus var. latissimus (?), Prod. margaritaceus (?), Chonetes hardrensis (?), Fenestella sp. da ihr Erhal- tungszustand keine endgültige Bestimmung erlaubte; immerhin ist keine Form darunter, die gegen das untercarbonische Alter der grauen Kalke spräche. Der neue Spirifer ist gleichfalls nicht zu verwenden. Aus Unter- und Ober- carbon bekannt sind: Spiriferina cristata, Spir. duplicicosta, Reticularia lineata, Prod. longispinus, Prod. aculeatus, Prod. spinulosus. Stratigraphisch unsicheren Gruppen gehören an: Aviculopecten clathratus, Spir. grandicostatus, Athyris globularis, Royssii, Prod. undatus, striatus, Schizophoria resupinata als unter- carbonische, Prod. inflatus als obercarbonische Spezies. Höchst wahrscheinlich für Untercarbon sprechen: Spir. ovalis, Athyris expansa; mit völliger Sicherheit beweist das untercarbonische Alter der hellgrauen Kalke, wenigstens meiner Erfahrung nach Nomismoceras rotiforme und zwar spricht dieser für Viseen Etage VI. Beim Vergleich der bei Visé aufgeschlossenen Schichtenfolge und der- jenigen unseres Profils ergibt sich folgendes: Wie bei Visé unterlagert der Em 357 Kalk mit Prod. giganteus Mart. mut. edelburgensis die Schichten mit Nomis- moceras rotiforme; doch scheinen beim Chonochai-Tal die Ablagerungen dieser Periode eine weit größere Mächtigkeit zu besitzen, während wir für die Dicke der Ablagerungen bei Vise 30—40 m anzunehmen haben, besitzen unsere Schichten eine solche von 500—600 m. Wie schon gesagt, transgrediert vermutlich das obere Untercarbon über den Porphyr, wie aus dem Einschluß von Feldspat in einigen Handstücken zu entnehmen ist. Zwingend ist die Annahme einer Transgression darum nicht, da unter dem Porphyr möglicherweise wieder Untercarbon liegt und der Por- phyr in einem stationären Meer als submarine Decke zur Ablagerung ge- kommen sein kann. 9. Santasch-Paß. Die Lagerungsverhältnisse am Santasch-Paß sind nicht eingehender auf- genommen und nur wenige Fossilien geschlagen worden. In dem rotvioletten bis grauvioletten homogenen Kalk finden sich: Phillipsia sp., Spirifer integricosta Phill., " (Reticularia) lineata Mart. Nur Spirifer integricosta spricht mit einer gewissen Sicherheit für Unter- carbon, er gehórt móglicherweise einer zuverlàssigen Gruppe an. 3. Umgegend von Narynkol. Es ist hier zwar einiges Material höchstwahrscheinlich untercarbonischen Kalkes gesammelt worden; es ist jedoch kein Stück bestimmbar erhalten, daher habe ich von einer näheren Besprechung abzusehen. Mukur-mutu-Tàler. Die geologischen Verhältnisse dieser Täler sind von Merzbacher und Keidel bereits geschildert worden; wir finden im Tal- schluß der drei Mukur-mutu-Täler in den Wänden von Karen einen tieferen, dunkelgrauen, sehr festen und kieselsäurereichen, verkieselte Korallen führenden Kalk und einen höheren, etwas helleren, weicheren Crinoidenkalk, der vor- nehmlich Brachiopoden enthält. Aus ersterem liegen mir bestimmbar vor: Productus semireticulatus Mart., Chonetes comoides (?), Amplexus coralloides Sow., 47% E WT 29 NE 358 Cyathophyllum Murchisoni Edw. a. Haime, Lithostrotion irregulare Phill. Die genannten Korallen beweisen mit hinreichender Sicherheit das unter- carbonische Alter dieser Schichten. Aus den Crinoldenkalken nenne ich: Spirifer sp., Productus cora (?) d’Orbigny, giganteus Mart. mut. edelburgensis Phill., striatus Fisch. Prod. gig. mut. edelbg. beweist meiner Ansicht nach das untercarbonische Alter dieser Kalke; da sie ungefähr genau die gleiche petrographische Be- schaffenheit haben und die gleichen und gleich erhaltenen Produkte besitzen wie. die dunkelgrauen Kalke des Chonochai-Passes, möchte ich die Annahme vor- bringen, daß beide Schichtkomplexe parallel sind; unter Voraussetzung der Richtigkeit dieser Annahme würde dann der Schluß gerechtfertigt sein, daß die tieferen Korallenkalke tieferen Schichten der d’grauen Kalke der Chonochai- Schichten parallel sind, wofür auch das in beiden vorhandene Cyathophyllum Murchisoni zu sprechen scheint. 4. Tüss-aschu-Pa f. Nach Keidel findet sich hier ein heller und ein dunkler Kalk. Zu diesem letzteren gehört ein Crinoidenkalk mit langgewalzten Crinoidenstielen und Steinkernen von Prod. cora(?) und ein massiger Korallenkalk mit Lithostrotion irregulare; der weiße Kalk enthielt eine bestimmbare Athyris expansa. Die Beziehungen zu den Kalken der Mukur-mutu-Täler sind demnach unverkennbar. Im Inyltschek-Tal sind sie in Geróllen gefunden worden; mir liegt ein unbestimmbarer Favosites aus den hellen (?) Kalken vor. Vom Ketmen-Paß stammt Lithostrotion irregulare aus stark umgewandelten Kalken. Die ersten Kalkketten im Süden von Karkara haben einen Prod. cora (?) geliefert, der den von Girty!) abgebildeten Formen gleich zu sein scheint. Die am Sart-dschol-Paß beobachteten Verhältnisse habe ich in einer früheren Arbeit geschildert. 1) Carb. Form. a. Faunas of Colorado. Geol. Surv. Prof. Pap., No. 16, S. 364, Taf. 4, Fig. 2. 359 Material von Professor Friedrichsen. Die Möglichkeit, diese Funde in meine Arbeit mit einbeziehen zu können, verdanke ich der großen Liebenswürdigkeit Prof. Friedrichsens in Bern. Das Material hat bereits eine Bearbeitung durch Schellwien !) erfahren; eine noch- malige Durchsicht und Erwähnung schien mir darum am Platze, da ich durch den Vergleich mit dem Merzbacherschen Material eine sichere Handhabe zur Feststellung des Alters dieser Funde besitze. 1. Dschity-ogus-Tal (S. 68—71). In den Geröllen des Dschity-ogus fand sich ein rotvioletter, harter, ziemlich stark kristalliner, äußerst fossilreicher Kalk. Er führt massenhaft: Spirifer bisulcatus Sow., Productus longispinus Sow. Der Spirifer bisuleatus ist vollkommen identisch mit dem in dem rot- violetten und schwarzen kieseligen Kalken bei Sart-dschol-Paß gefundenen Spir. bisulcatus (vgl. Taf. III, Fig. 2 und 4). Es ist auffallend, daß an beiden Fundpunkten die Schalen von Spir. bisulcatus verkieselt sind, während das umhüllende Gestein ein ziemlich reiner Kalk ist. Der Productus mit „Marginifera-Merkmalen“ (Schellwien) erweist sich als gleich dem Prod. longispinus, der sich am Sart-dschol-Paß weit verbreitet findet. Interessanterweise sind hier nur die Prod. longispinus der rotvioletten Kalke mit Marginifera-Merkmalen versehen, diejenigen der schwarzen und weißen Kalke nicht. Unter dem Mikroskop zeigt sich, daß der rotviolette Kalk des Dschity- ogus aus Bruchstücken von Schalen und Kalkbrocken zusammengesetzt ist und ' daß auch arg zerstoßene Endothyren darin enthalten sind — genau wie bei den rotvioletten Kalken des Sart-dschol-Passes. Ich halte demnach die beiden in Vergleich gesetzten Kalke für gleich- alterig und die rotvioletten Kalke des Dschity-ogus für zweifellos untercar- bonisch, da sich für diejenigen des Sart-dschol-Passes diese Altersstellung er- weisen liefj.?) Wir kommen somit zu einem anderen Resultat als Schellwien, der das untercarbonische Alter der fraglichen Schichten für nicht gerade wahr- scheinlich hielt. !) Friedrichsen, Forschungsreise in den zentralen Tian-Schan und Dsung-Alatau im Sommer 1902, S. 295. 2) Vgl. Keidel, Nördl. Zentral-Tian-Schan. K. Bayer. Akad. d. Wiss. 1906, II. Kl., Bd. XXIII, I. Abt., S. 115. 360 2. Aufstieg zum Ischigart-Paß (S. 177—183). Zu den Angaben Schell- wiens ist hier nur hinzuzusetzen, daß man den von ihm zu Spir. Anosoffi gerechneten Brachiopoden eher für eine Orthis zu halten hat; ferner ist zu bemerken, daß der Habitus des Gesteins und die darin sitzenden langen Crinoidenstiele stark an den Hochgebirgskalk des Tüss-aschu-Passes erinnert. 3. Itsch-keletasch III (S. 190 —193). Der Kalk, der den Lauf des Sary- dschass begleitet, ist ein (bei Verwitterung ?) bróckeliger Crinoidenkalk und hat außer den von Schellwien aufgeführten Fossilien noch den Steinkern eines Prod. cora (?) geliefert, der ganz genau in Erhaltung und Größe dem Prod. cora (?) des Chonochai-Tales und der dunkelgrauen Crinoidenkalke der Mukur- mutu-Täler gleicht. 4. Kapkak-Paß (S. 208—212). Abermals ein dunkelgrauer Crinoiden- | kalk ähnlich dem der Mukur-mutu-Täler; der Prod. giganteus Schellwiens ist wieder der Steinkern eines Prod. cora (?). Die Zusammensetzung der Faunen. Der auffälligtte Zug der besprochenen Faunen besteht darin, daß sie in ihren Elementen so ungeheuer enge Beziehungen zu dem Carbon Europas zeigen, daß wir nur in ganz wenigen Fällen veranlaßt waren, einzelne Formen als neue Varietäten von bereits bestehenden Spezies abzuscheiden. Die Beziehungen zum amerikanischen Unter- carbon sind nicht größer als zwischen dem europäischen Carbon und dem. amerikanischen. Wie bereits bei der Besprechung der einzelnen Fundpunkte gezeigt wurde, gehören die behandelten Schichten dem obersten Untercarbon an und zwar etwa der Dibunophyllumzone Vaughans, den obersten Visé-Kalken etc. was bereits in der Arbeit über die Faunen des Sart-dschol-Passes nachgewiesen wurde. I ce s a REN 361 3 "Mosq sndo- 44 -ung "98TH ood ox93un uoorqo (4 Mile x x x 8 ojspon X TRLOTIDBD Jung ee re | x | | (2X (X X X x x x SEE N x X x («X (X x x X : X X x X x x x x x x x x x x X x x X x | x P x oo XX NA NA. as 19.1940 |rorogum rojo ange [9.r0] um Typs jr Wl cM xuyduy "wejqorgog qc (z I qosujopo "qon uoqo uoyur niposu-ssun, "uejqorqog *?z (ri Sepropreroo snxop[dury Ah ge umnp£qdounqrq 1uosrqo:npy wnpp . — 846 , Vertiefung wührend der 80000 Jahre der Günzmindelinterglazialzeit (ohne Korrektur) 5 = 75, Niveau zu Beginn der Günzmindelinterglazialzeit 846 4 75 : - ; : : : — 920 . Niveau vor Günzeiszeit, also Niveau des práglazialen Talbodens . : : ; ; o — 920 , Nach den Untersuchungen von Penck, Die Alpen im Eiszeitalter, p. 259, Fig. 49, hatte jedoch der präglaziale Talboden bei Kufstein eine bedeutend geringere Seehöhe, nümlich nur 800 m, er lag also fast im Niveau der Teufelskanzel, welche nach der neuesten Karte des Kaisergebirges 807 m Meereshóhe besitzt. Der aus obigen Daten berechnete Betrag von 920 m ist demnach um mindestens 120 m zu groß. Wahrscheinlich liegt der Fehler bei der Berechnung des Niveaus zu 920 m darin, da& die Verbreiterung des Tales, die sich oberhalb der 640 m-Kote bemerkbar macht, hier nicht berücksichtigt wurde. Bei 700 m Seehöhe wird dann die Verbreiterung des Tales schon so beträchtlich, daß die beiden Talflanken bereits einen drei bis viermal größeren Abstand voneinander haben, als in der 409 Schlucht unterhalb unserer Höhle. Wir müssen daher annehmen, daß die Erosion durch den Bach früher, oberhalb der 640 m, sehr viel langsamer erfolgte. Wie schon erwähnt, repräsentiert das Niveau von 640 m möglicherweise das Niveau der Talsohle bei Beginn der Ri&würm- und am Ende der Mindelri&interglazialzeit. Wenn wir also ermitteln wollen, wie groß der alljährliche Betrag der Erosion zwischen dem Anfang der Günzmindel- und dem Ende der Mindelrißinterglazialzeit war, haben wir folgende Daten zu berücksichtigen: Niveau des prüglazialen Talbodens nach Penck . . . = 800m Niveau des Talbodens am Ende der Mindelri&interglazialzeit = 640 , Betrag der Vertiefung des Tales wührend der Günzmindel- —+ Mindelrißinterglazialzeit — 160% Dauer der Günzmindelinterglazialzeit 80000 ai Dader dei Mindelrißinterglazialzeit 190000 Jahre DENE —E27101000R Jahre: Es ergibt sich dann als Betrag der jährlichen Vertiefung des Tales nur mehr 0,6 mm. Allein selbst dieser Betrag dürfte zu hoch sein, denn in dem nach oben immer breiter werdenden Tale blieben doch gewiß die Gletscher der Mindel-, Riß- und Würm- eiszeit nicht so ganz ohne Einfluß auf die Erosion und somit auf die Vertiefung des Tales, wie in der engen Schlucht unterhalb der Höhle; es wäre demnach obiger Betrag von 0,6 mm noch ein wenig zu reduzieren. Es gibt jedoch keinen brauchbaren Maßstab für eine solche Berechnung, wir wären hier nur auf willkürliche Schätzungen angewiesen. Alle bisherigen Betrachtungen gingen von der Voraussetung aus, daß, wie Penck behauptet, vier Eiszeiten und drei Interglazialzeiten existiert haben. Sehr kompetente Forscher wie Geinitz und Boule haben sich jedoch entschieden gegen die Annahme so vieler Perioden ausgesprochen, und für unser Gebiet will Ampferer,!) der sich hier zu- letzt mit Glazialstudien befaßt hat, nur zwei Vergletscherungen und eine Interglazialzeit gelten lassen. Gleichwohl haben Ampferers Resultate für unsere Frage eine geringere Bedeutung, denn er läßt es unentschieden, ob nicht doch für das Alpenvorland eine Günz- bzw. eine Mindeleiszeit nebst den entsprechenden Interglazialzeiten angenommen werden muß, er behauptet nur, daß sie im Inntal nicht nachweisbar seien. Es besteht also immerhin noch die Möglichkeit, daß sich diese Perioden hier wenigstens durch Erosion und somit durch Vertiefung des Tales bemerkbar gemacht hätten. Anders liegt hingegen die Sache, wenn Geinitz?) und Boule?) im Recht sind, und somit überhaupt nur drei Eiszeiten und zwei Interglazialzeiten für uns in Betracht kommen ; denn es verbleibt dann von einer etwaigen Glazialwirkung während der beiden ersten Eis- zeiten abgesehen für die Vertiefung des Tales zwischen dem präglazialen, nach Penck 1) „Es ist eine auffallende Tatsache, daß man im Innern der Alpen mit Sicherheit nur zwei Eis- zeiten hat nachweisen können“. Über die Entstehung der Inntalterrassen. Verhandl. des K. K. geolog. Reichsamts 1907, p. 96. ?) In „Die Eiszeit“, 1906, p. 137 schreibt er: „Die Profile zeigen, daß die Trennung der einzelnen Schotter und ihre Zustellung zu den verschiedenen Eiszeiten schwer und zum Teil gekünstelt ist." 3) Observations sur un Silex taillé du Jura et sur la Chronologie de M. Penck. L’Anthropologie, Paris 1908, p. 8. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 54 410 800 m hoch gelegenen Talboden und dem Niveau bei Beginn der Rißwürminterglazialzeit, das wir auf etwa 640 m geschätzt haben, nur die Erosion während der Mindelrißinter- glazialzeit, welche nach Pilgrim 190000 Jahre gedauert hat. In dieser letzteren Periode müßte sich also die Talsohle um 160 m vertieft haben. Es ergibt sich in diesem Falle ein jährlicher Betrag von 0,85 mm. Es kann nicht meine Aufgabe sein, dieses Thema hier noch weiter zu behandeln. Meine Ausführungen sollten in erster Linie zeigen, wie gering die erodierende Wirkung des fließenden Wassers in festem Fels ist, welch gewaltiger Zeiträume es bedarf, um das Tal um einen nur einigermaßen nennenswerten Betrag zu vertiefen. Selbst bei der Annahme von vier Eiszeiten und drei Interglazialzeiten ist die Zeit zu kurz, als daß unser Tal ausschließlich durch Erosion entstanden sein könnte, wie denn auch Penck dem präglazialen Talboden bei Kufstein immer nur eine Seehöhe von 800 m zu- schreibt, so daß also auch dem präglazialen Kaisertal höchstens eine Seehöhe von 900 bis 1000 m zukommen dürfte. Nun beträgt aber der Vertikalabstand zwischen der Gipfelregion und dieser hypotheti- schen präglazialen Talsohle selbst nahe dem Talende, etwa bei der 1100 m hoch gelegenen Rogeralm schon 200 eventuell sogar 300 m, weiter hinten aber, z. B. bei der Naunspitze, welche eine Meereshöhe von 1632 m hat, wohl schon mindestens 600 m, wir sind daher genötigt, den größten Teil der Talbildung, soferne sie ausschließlich durch Erosion bewirkt sein sollte, bereits in das Tertiär zu verlegen. Wenn auch der Zeitraum, welcher alsdann zur Verfügung steht — es kommt die Zeit unmittelbar nach der letzten Faltung des Ge- birges, also etwa zwischen dem Anfang des Obermiozän und dem Ende des Oberpliozän in Betracht — wohl drei bis viermal länger war als das ganze Pleistozän, so dürfen wir uns hievon doch nicht allzuviel Erfolg bezüglich der Talerosion versprechen, denn die Faktoren, welche bei der Erosion wirksam sind, waren entweder viel schwächer als im Pleistozän, — die Bäche führten viel weniger Wasser und viel weniger Geschiebe, also viel weniger Schleifmaterial — oder sie fehlten überhaupt vollständig wie das Gletschereis. Zudem dürfen wir nicht vergessen, daß auch unmittelbar nach den letzten Vorgängen der Ge- birgsbildung die Gipfelregion selbst noch viel höher lag als heutzutage, so daß also die Erosion viel mächtigere Massen zu bewältigen hatte, als sich aus dem Vertikalabstande der heutigen Gipfel von jenem präglazialen Talboden ergeben. Wir müssen uns daher um andere Ursachen umsehen, welche die Bildung der Täler bewerkstelligt haben könnten. Als solche Ursache kann nun lediglich die Tektonik, die ursprüngliche Gestaltung der festen Felsmassivs in Betracht kommen, was in unserem Falle auch sehr leicht nach- gewiesen ist. Das Kaisertal bildet nämlich, wie die geologische Karte von Leuchs!) ersehen läßt, eine ungefähr von West nach Ost ansteigende Triasmulde — aus Wetter- steinkalk, Raibler Schichten und Hauptdolomit bestehend, — die aber selbst wieder ver- schiedene Bruchlinien aufweist. Sie ermöglichte den Abfluß des Wassers von Ost nach West und stellt somit die urprüngliche Anlage des Kaisertales dar. ) Kurt Leuchs, Die geologische Zusammensetzung und Geschichte des Kaisergebirges. Zeit- schrift des Ferdinandeums, Innsbruck, III. Folge, 51. Heft, 1907. Geologische Karte auf Grundlage der von der Sektion Kufstein des D.-Ö. Alpenvereins herausgegebenen, von H. Peters bearbeiteten Karte des Kaisergebirges. 411 Wenn auch die spätere Modellierung ausschließlich der Erosion zu verdanken ist, so kommt sie eben doch für die Entstehung des Tales erst in zweiter Linie in Betracht, denn die Richtung und Intensität ihrer Tätigkeit war ihr durch die Anwesenheit und die Neigung jener Mulde vorgezeichnet, und diese Mulde selbst ist ein Produkt der Tektonik. Mithin ist die Tektonik der erste Faktor für die Entstehung des Kaisertales. Ähnliche Beziehungen zwischen Tektonik und Erosion dürften sich auch bei genauerer Untersuchung in allen jenen Tülern ergeben, welche wie das Kaisertal in festem Fels ein- geschnitten sind. Nur wer auf den Unterschied zwischen festem und lockerem Material, auf die Ver- schiedenartigkeit der Gesteine, auf ihre Lagerung, Faltung und Stórungen keine Rücksicht nimmt, kann die Entstehung der Täler ausschließlich auf die Erosion zurückführen. Es ist das freilich bequemer, da man schon mit Hilfe guter topographischer Karten die .Übertiefungen* ete. konstruieren kann, während es langwieriger Detailuntersuchungen und vielfacher Begehungen eines Gebietes bedarf, um seine Tektonik kennen zu lernen, die allein die Richtung und Intensität der Erosion bestimmt. : Was nun für das Kaisertal gilt, trifft natürlich auch für alle anderen Täler der Nordalpen zu, welche wie dieses in festem Fels, in Hauptdolomit eingeschnitten sind und mit geringen Modifikationen auch für jene, deren Flanken aus anderen Kalken bestehen. Es wäre eine gewiß nicht uninteressante Aufgabe, alle Seitentüler des Inntales in ähnlicher Weise zu untersuchen, wie das hier für diesen allerdings nur winzigen Teil des Kaisertales geschehen ist, allein ein solcher Versuch würde doch allzuweit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgreifen. Nur einige wenige Beispiele aus nächster Nähe von Kufstein seien hier erwähnt, die Kienbergklamm, die Gaisbachschlucht und die „Klemm“. Die beiden ersteren sind wie die Schlucht des Kaisertales bei der Tischoferhöhle im Haupt- dolomit eingeschnitten. Während jedoch die Kienbergklamm viel geringere Länge hat als die Schlucht des Kaisertales und auch nur an ihrem Ausgang etwa ebenso tief ist wie dieses, ist die Schlucht des Gaisbaches entschieden länger und zugleich auch viel tiefer. Von der Kienbergklamm dürfte daher höchstens der vorderste Teil schon als Schlucht aus- gebildet gewesen sein, als der Bach des Kaisertales noch im Niveau der Tischoferhöhle fÜüob. In der tief eingesenkten Gaisbachschlucht hingegen hatte vielleicht schon gleich nach der Rißeiszeit, sicher aber schon zur Zeit des Rhinoceros Mercki, also in der ersten ' Phase der Rißwürminterglazialzeit, die Klammenbildung begonnen. Die Klemm endlich, die Fortsetzung des Gaisbaches, die in die Kufsteiner Ebene ausmündet, bietet so eigen- tümliche Verhältnisse, daß es wohl unmöglich sein dürfte, die Zeit ihrer Entstehung auch nur annähernd zu bestimmen. Es sind hier Faktoren gegeben, deren Wirkungen sich zum Teil gewiß kompensieren, zum Teil aber auch summieren. Vor allem ist diese Schlucht nicht in einem einheitlichen Gestein eingesenkt, sie verläuft vielmehr auf einer Verwer- fungslinie, an welcher horizontal gelagerter Hauptdolomit von westlich einfallendem Platten- kalk abstößt. Die Erosion dürfte wohl mehr den Hauptdolomit als den Plattenkalk be- troffen haben. Ferner ist die eigentliche Schlucht zwar nicht so tief, aber dafür breiter als im Kaisertal, und außerdem war die Klemm nicht wie die drei übrigen Schluchten in der Würmeiszeit mit einer bewegungslosen Eismasse ausgefüllt, sondern das Eis konnte sich hier von Süden nach Norden fortschieben, weil die Klemm die Richtung des würm- eiszeitlichen Inngletschers hat und einem Ast dieses Gletschers das ununterbrochene Vor- 54* 412 rücken über die flache Einsenkung von Schwoich her gestattete, der dann bei seinem Austritt in die Kufsteiner Ebene wieder mit dem Hauptgletscher verschmolz. Hier müßte also auch die Wirkung des in Fortbewegung begriffenen Eises in Betracht gezogen werden. Diese Beispiele dürften zur Genüge zeigen, daß die Ermittelung der Zeit, in welcher die Klammen unserer Alpen entstanden sind, ein ebenso lohnendes als schwieriges Problem darstellt, an dessen Lösung man aber gleichwohl früher oder später gehen sollte. Die Tierreste der Tischoferhöhle. A. Die wildlebenden Arten. Ursus spelaeus Rosenm. Höhlenbär. Unter allen in unserer Höhle vorkommenden Tierresten sind die des Höhlenbären bei weitem die zahlreichsten. Die Menge der hier begrabenen Individuen kann man am besten daraus beurteilen, daß von Penisknochen allein nicht weniger als 70 vorhanden sind, so daß man auf die Anwesenheit von ebenso vielen Männchen schließen dürfte. Freilich bleiben die Zahlen der Schädel, Kiefer und namentlich der Röhrenknochen erheblich hinter dieser Zahl zurück, denn bei der größeren Zerbrechlichkeit der Schädel konnte deren Zahl ohnehin nicht näher ermittelt werden, und von den Kiefern und Röhrenknochen wurden schon bei der Ausgrabung die unvollständigsten und daher wertlosen Exemplare beiseite gelassen. Ihre Zählung hätte ja doch nur ein ganz unbrauchbares Resultat ergeben. Ver- hältnismäßig gering war die Menge der ganzen Röhrenknochen, namentlich der Oberarm- knochen, aber gleichwohl ist sie überraschend groß im Vergleich zu dem Material, welches die Höhlen in Franken und in der Oberpfalz geliefert haben. Auch von gut erhaltenen Wirbeln wurde eine ansehnliche Masse zutage gefördert, z. B. nicht weniger als 48 Atlas, 45 Axis, 40 Exemplare des ersten Rückenwirbels und 20 des letzten Lendenwirbels von erwachsenen Individuen. Noch größer ist die Zahl der ver- schiedenen kleinen und daher dem Sammler viel leichter entgehenden Extremitätenknochen, nämlich der Hand- und Fußwurzelknochen, der Mittelhand- und Mittelfußknochen und der Zehenglieder. Von einer Zählung dieser letzteren habe ich Abstand genommen, dagegen kann ich es mir nicht versagen, die Zahlen der Hand- und Fußwurzel- und der Mittelhand- und Mittelfußknochen sowie der Kniescheiben anzugeben. Ich zählte: Pisiforme rechts 61, links 59 Calcaneum rechts 85, links 94 Pyramidale hr 89,200. 16538 Astragalus = 91, 1» 5:89 Scapholunatum = GIER Naviculare 5 66229360 Trapezium » IO 19 Cuboid = 43 1 Ab Trapezoid : TE, ESTO Cuneiforme I M Ms m Magnum A 041 SS x II s 8» 7 Unciforme E 3075 22 - IIT " 19. ^9 12 Metacarpale I - 04- 1741597, Metatarsale I 3 87:9 97 2 II 23: 1065 & 98 = II sc 1243 24109 * III “109 7227083 3 III 2; 1126:: 3.140 a IV nelOsEns 92 ^ IV 1419-8192 a V - 97.75. .108 ^ v T 29r eUT27. Patella is 63 4 50 413 Die Zahl der näher berücksichtigten jugendlichen Knochen ist: Caleaneum rechts 14, links 14 Patella rechts 12, links 10 Astragalus „, SO a1), Von den größeren Metapodien, Metacarpale V, IV, III und Metatarsale II—V wurden durchschnittlich je 12—20 rechte und ebensoviel linke gezählt. Diese Zahlen geben jedoch keine richtige Vorstellung von der Mindestzahl der hier vertretenen jugendlichen Individuen, viel besser eignen sich hiefür die langen Róhrenknochen,!) wobei für jugendlich alle jene selten, bei welchen noch Epiphysen von der Diaphyse getrennt sind. Ich zählte: Humerus juv. rechts 70, links 67; adult rechts 18, links 9; Radius „ a GS 89$ 3 3 SBb e (UP Ulna & be 850; T jg 2By a. 33: Femur ^ EDS RUTAS: " n20e2173 1281365 Tibia 5 al Ey BER = 20 d«20n 653240: Was die Zahl der an sich ziemlich widerstandsfähigen Unterkiefer betrifft, so sind deren je 96 rechte und linke von erwachsenen Individuen vorhanden, von denen jedoch nur acht Paare sicher zusammengehören, während die übrigen je ein Individuum des Höhlenbären repräsentieren dürften. Da außerdem die schlechteren Unterkieferfragmente überhaupt nicht berücksichtigt wurden, so ergibt sich die Anwesenheit von mindestens 150—180, wenn nicht über 200 erwachsenen Individuen. Diesen stehen 89 linke und 94 rechte Unterkiefer von jugendlichen Individuen gegenüber, von denen aber auch nur sehr wenige paarweise zusammenpassen, so daß also die Zahl der jungen Bären ebenfalls auf mindestens 150 geschätzt werden darf. Diese jugendlichen Kiefer zeigen alle Stadien der Gebißentwicklung und verdienen daher besonderes Interesse. Wir werden uns mit ihnen im folgenden noch eingehender zu befassen haben. Von vollständigen Schädeln wurden 15 Stück gefunden, 10 weitere Schädel waren weniger gut erhalten. Von diesen 25 Individuen erwiesen sich mindestens fünf als Weib- chen, kenntlich schon an dem schwächeren Gebiß und namentlich an den kleineren Eck- zähnen. Zwei von den ganzen Schädeln zeigen außerdem auch geringe Wölbung der Stirn, was ebenfalls für ein Merkmal der Weibchen angesehen werden darf. Von jugendlichen Individuen liegen vier gute Hirnschädel vor nebst mindestens je 40 linken und rechten isolierten Scheitelbeinen. Das reiche, mir zu Gebote stehende Material veranlaßte mich natürlich, mein Augen- merk auf etwa vorkommende Anomalien sowie auf die Größendifferenzen der gleichstelligen Knochen zu richten. Anomalien. Sie bestehen zum Teil in atavistischen Merkmalen und äußern sich besonders in Anwesenheit von überzähligen Zähnen, eines P; im Oberkiefer, der an einem weiblichen Schädel linksseitig, an einem Gaumenstück aber sogar beiderseitig vorhanden ist — und in der Anwesenheit eines Entepicondylarforamen — allerdings nur einmal an einem rechten jugendlichen Humerus. Die große Seltenheit dieses Foramens, das freilich bei den Ahnen der Bären existiert haben muß, kann uns nicht allzusehr in Erstaunen !) Die Fibula wurde nieht berücksichtigt, weil schon die Zahl der ausgewachsenen Stücke in keinem Verhältnis zu den Tibien steht und jugendliche überhaupt fast gänzlich fehlen. Ds A a nd EZ a "t a MU 2 ur 414 setzen, da seit dem Oberpliozün, wo es bei Ursus arvernensis wohl immer noch existierte, bis zur Zeit des Höhlenbären doch schon ein beträchtlicher Zeitraum verstrichen war. Umso wichtiger ist daher die Tatsache, dab dieses Foramen noch an dem linken Humerus eines in der Münchener osteologischen Sammlung aufbewahrten Skelettes eines braunen Bären und noch dazu in seiner vollen normalen Größe entwickelt ist. Etwas häufiger als dieses Entepicondylarforamen scheint ein Foramen am’Oberrand des Astragalus zu sein, im hinteren Teil der Tibialfacette. Es bildet die Fortsetzung der zwischen der Ektal- und der Entalfacette gelegenen Rinne für das Ligamentum inter- osseum. In vier von den sechs Fällen, in welchen dieses Foramen zu beobachten war, hat sogar Durchbohrung der Rinne stattgefunden, so daß die Flexorsehne wohl in diesem Aus- schnitt selbst eingesenkt war. Mit dem bei den ältesten Säugetieren stets vorhandenen Astragalusforamen!) darf diese augenscheinliche Neubildung natürlich nicht identifiziert werden, denn bei diesen liegt es stets noch innerhalb der Tibialfacette des Astragalus und dient außer als Durchgang für den Beuger der großen Zehe auch als Durchgang für einen Ast der Fibular-Arterie, was aber beim Höhlenbären schon wegen des weiten Abstandes der Fibula ohnehin ausgeschlossen ist. Gleichwohl ist das Auftreten dieses Foramens nicht ganz uninteressant, denn es kommt auch bei pleistozän südamerikanischen Raubtiergattungen vor — bei Arctotherium, einem Verwandten der Bären und bei Smilodon, einem Feliden. Bei diesen sowie beim Höhlenbären sind nämlich die gleichen Vorbe- dingungen — Plantigradie und Fünfzehigkeit — gegeben wie bei den ältesten Säugetieren. Im Carpus konnte ich an vier Exemplaren des Scapholunatum auf der distalen Seite einen Spalt beobachten, der noch die ursprüngliche Trennung des Scaphoid vom Lunatum andeutet, obwohl diese Knochen bei allen echten Raubtieren schon seit dem Obereozün miteinander verschmolzen sind. Als Gegenstück wäre die allerdings nur einmal vorkom- mende Verwachsung des Uneiforme mit dem Magnum anzuführen. Während aber die erstere Erscheinung noch als Atavismus angesprochen werden kann, hat die letztere keine morphogenetische Bedeutung. Größeres Interesse verdient die Anwesenheit des oberen P;. Vor allem erscheint es sehr bemerkenswert, daß er nur bei Weibchen auftritt. Auch Gaudry?) hat ihn nur bei kleinen Individuen des Höhlenbären, die er Ursus spelaeus race minor nennt, beobachtet. An dem mir vorliegenden Schädel steht dieser Zahn fast 10 mm von P; entfernt, an dem Gaumenstück, an welchem er beiderseits vorhanden ist, steht er dagegen dicht neben P.. Dieser Ps hat insoferne hervorragende Bedeutung, als er bei dem direkten Vorfahren des Höhlenbären — dem Ursus Deningeri von Reichenau?) aus dem Altpleistozün von Mosbach bei Wiesbaden, noch stets vorhanden ist, während der bei Deningeri ausnahms- weise noch vorkommende, dem C genäherte P; augenscheinlich schon im Verschwinden begriffen, aber doch kaum so selten ist wie P4 von Ursus spelaeus. Als Gegenstück zu dem überzühligen P; muB ich hier das Fehlen des unteren P, an einem rechten Unterkiefer eines nicht allzu alten weiblichen Individuums erwähnen. Be- !) Fl. Ameghino, La perforacion astragaliana en los mamíferos no es un cáracter originariamente primitivo. Anales del Museo Nacional de Buenos Aires, 1904, p. 448, 444. ?) Materiaux pour l'histoire de temps quaternaires. 4 fascicule. Paris 1892, p. 109. 3) Abhandlungen der großherz. hessischen geologischen Landesanstalt Darmstadt, Bd. IV, Heft 2, 1906, p. 208. 415 sondere Bedeutung kommt jedoch dieser Anomalie nicht zu. Recht groß ist die Verschie- denheit in den Dimensionen und im Bau des oberen und namentlich des unteren Prä- molaren, des Pi. Normal besitzt der letztere außer dem Hauptzacken einen Innenzacken und einen Talon, aber die Stärke dieser Bestandteile ist bedeutenden Schwankungen unter- worfen und die ursprünglich wie bei den Vorfahren des Höhlenbären getrennten Wurzeln können sehr oft vollständig miteinander verwachsen, ohne daß jedoch hiermit auch immer eine auffällige Kleinheit des Innenzacken und des Talon verbunden wäre. Am oberen P, äußert sich die Reduktion nur in der Verklemerung des zweiten Außenhöckers und des Innenhöckers sowie in dem Aneinanderrücken der beiden Wurzeln, was jedoch niemals zur Verwachsung beider Wurzeln führt. Im Vergleich zu Ursus arvernensis besitzt der Höhlenbär sehr komplizierte Ps, der Verlust der drei vorderen P wurde also durch die Verstärkung der bleibenden P kompensiert. Der zeitlich in der Mitte stehende Ursus Deningeri stellt auch morphologisch, durch Reduktion der vorderen P und Komplikation der Pi, das Verbindungsglied zwischen diesen beiden Arten dar. An einem kleinen rechten, von einem nicht sehr alten Weibchen stammenden Unterkiefer sind M» und M; ausgefallen und die Alveolen mit Ausnahme der vorderen des M; vollständig zugewachsen. Häufiger als im Gebiß und an den Extremitätenknochen finden sich Anomalien an den Wirbeln. Am Atlas kann die Knochenbrücke am Außenrande des Flügels, welche das Gefäßloch nach außen abschließt, auf einer Seite viel stärker entwickelt sein als auf der anderen und manchmal auf einer Seite, oder was freilich noch seltener ist, auf beiden Seiten gänzlich fehlen. An einem dritten Halswirbel steht der Dornfortsatz ganz schräg, nach der rechten Seite geneist. Der siebente Halswirbel besitzt zuweilen wie der sechste einen Vertebralarterienkanal, jedoch ist diese Bildung immer nur auf eine, bald auf die rechte, bald auf die linke Seite beschränkt, während am sechsten Halswirbel beide Quer- fortsätze durchlocht sind. Am zweiten Rückenwirbel, dessen Präzygapophysen entsprechend den Postzygapophysen des ersten Wirbels sanft geneigt nach unten stehen sollten, sehen wir öfters die eine, und zwar meistens die rechte steil aufgerichtet, die andere dagegen liegt fast vollkommen horizontal. Ein siebenter Rückenwirbel zeigt einen ganz auffallenden Grad von Asymmetrie, die rechte Seite ist vertikal ganz zusammengeschoben und verkürzt, die linke hingegen hat ganz normales Aussehen. Die die oberen Gelenkflächen für die Rippen tragenden Fortsätze des dritten Rückenwirbels können öfters so kräftig entwickelt sein, daß es schwer zu sagen ist, ob wir es schon mit dem dritten oder noch mit dem zweiten Wirbel zu tun haben. Überhaupt ist gerade die Form dieser Partien der Wirbel großen Schwankungen unterworfen, so daß die Nummer der Wirbel nicht selten nur schwer zu ermitteln ist. Am zehnten bis zwölften Rückenwirbel zeigt auch die Beschaffenheit der Zygapophysen große individuelle Variabilität und an einem 14. Rückenwirbel ist die Ge- lenkfläche für die linke Rippe auffallend klein, und die für die rechte fast ganz ver- schwunden. Umgekehrt trägt ein erster Lendenwirbel an der rechten Seite eine winzige Gelenkfläche für eine Rippe, während links ein wohl entwickelter Querfortsatz vorhanden ist. Nicht unerwähnt möchte ich endlich einen stark asymmetrisch gebauten Schädel lassen, dessen rechte Hälfte stark zusammengedrüekt erscheint, wohl infolge einer Ver- letzung, die dem Tier in der Jugend durch Steinfall zugefügt worden war. Alle diese Anomalien haben jedoch geringe Bedeutung im Vergleich zu den Schwan- kungen der Dimensionen der verschiedenen Knochen und der Zähne bei den einzelnen 416 Individuen, Schwankungen, die bei der Abgrenzung einer Spezies so ungemein wichtig sind und doch bei Aufstellung neuer, namentlich fossiler Arten so wenig berücksichtigt werden. Das Unglaublichste in der Vernachlässigung dieser Verhältnisse leistet besonders ein jüngerer englischer Paläontologe. Ich kann es mir daher, obwohl ich schon unzählige Male auf die Variationsgrenzen einer und derselben Art aufmerksam gemacht habe, nicht versagen, bei dieser Gelegenheit Beispiele anzuführen für die individuellen Variationen der nämlichen Knochen. Diese Gelegenheit ist ja noch dazu so günstig wie kaum eine zweite, da wohl doch schwerlich jemand bezweifeln dürfte, daß alle Individuen von Ursus spelaeus eine einzige Spezies repräsentieren. Was die Abweichungen bei den Unterkiefern betrifft, so möchte ich nur die beiden extremsten Exemplare erwähnen, die aber beide von ganz alten Individuen stammen, und zwar handelt es sich, wie die Form des Kiefers und die Stärke des Canin beweist, augen- scheinlich um Männchen. Bei dem kleineren mißt der Abstand der Alveole des C vom Hinterrande des Condylus 230 mm, bei dem zweiten freilich ungewöhnlich großen hingegen 300 mm, also um 70 mm mehr. Reduziert man das Maximum auf 100, so ergibt sich die Differenz von 23, also mehr als ein Viertel kann der Unterschied in ein und der- selben Dimension bei ein und derselben Spezies betragen. Von den Größen- unterschieden der langen Röhrenknochen glaube ich eigentlich absehen zu dürfen, da mir hievon wenigstens von den Humerusknochen doch nicht allzuviel Material vorliegt. Ich kann mich auf Beobachtungen an Radius und Femur beschränken, die Extreme sind hier folgende: Radius: Länge = 330 mm im Maximum, 270 mm im Minimum Breite = $82 , E. z 66 , 5 à Femur: Länge = 460 , , 2 3812 rus z Breite = 107 „ 2 E 91. 5 5 Für die Hand- und Fußwurzel- und die Mittelhand- und Mittelfußknochen fand ich folgende Differenzen: Scapholunatum: Breite 65 mm Maximum, 44 mm Minimum, vollkommen ausgewachsen Pisiforme: Lünge 56 , s 42! ^ z = Cuneiforme: Breite 41 „ > 30% z = E Unciforme: - 40 ., = 31 a - H Magnum: Hóhe 39 , 3 2008 - E " Caleaneum: Länge 110mm, Breite 75 mm Maximum; Länge 81mm, Breite 55 mm Minimum, erwachsen Astragalus: 68 . x 61,51% M E no, A 5227 6 r Naviculare: IR - 45 „ = 2 ALchlaiee 2 DDr 5 5 2 Cuboid: SB E 2 39er - : 1 MU29 . 5l s 327% z + Metacarpale 1: Länge 72 mm, Breite distal 21,5 mm Maximum; Länge 57 mm, Breite distal 17 mm Minimum E id - MSS. Mi, "ir Obi, à ian 68,51 PS UTI à E II 920 a d ES a T2 Dun E mo 39 a E ^ IV ei, 2 DI ZO Er 2 EL E gv E S E E Mae RESO E Euro ee, » bre JD bees n ; 235, E Metatarsale I: a d 3 18:5 7 A Zee MS - al z » II: 238 800, E a 20 m E ee E „ 165, E ^ II: eL SDE E cu EP eus E 33 scar es E 15 us - Phor cs Mash oa: is dB Soma Moor, a a Val Po 5978 - nn 3028, à US ya a E20 = 417 Ich bemerke ausdrücklich, daß ich nur wohl ausgebildete Stücke von erwachsenen Individuen berücksichtigt habe. Besonders dicke oder schlanke sowie verbogene Stücke und solche mit nicht ganz normalen Gelenkflächen blieben außer Betracht. Am auffälligsten sind die Unterschiede bei Scapholunatum, bei Metacarpale III und V, bei Caleaneum, Astragalus, Cuboid und bei Metatarsale I und IL Die Differenz kann ein Viertel bis sogar ein Drittel betragen. Wir dürfen uns also nicht scheuen, einen Knochen oder einen Kiefer, der um ein Viertel oder selbst etwa um ein Drittel kleiner ist als ein sonst vollkommen gleichartiger, trotzdem noch zu der nämlichen Spezies zu stellen. Pathologische Bildungen fehlen unter dem vorliegenden Material keineswegs, wenn sie auch relativ immerhin selten sind. Sie äußern sich hauptsächlich als Exostosen, und betreffen vorwiegend das Calcaneum, die Metacarpalia und Metatarsalia und die Pha- langen. Statt besonderer Schilderung solcher Mißbildungen gebe ich hier Zeichnungen von besonders auffälligen Exemplaren, von einem linken Metatarsale [IV und einem rechten Metatarsale II, von einer ersten Phalange des fünften Fingers und einer ersten Zehe, von einer zweiten Phalange und von einem Rückenwirbel. Erwähnen möchte ich auch, daß an einem 12. Rückenwirbel die Zygapophyse mit der des 13. durch Knochenwucherung fest verbunden ist. Auch an der Unterseite des Wirbelkörpers hat sich ein dicker Callus ge- bildet.*) Ein Schädel ist wohl infolge einer in der Jugend erlittenen Verletzung ganz asymmetrisch geworden, wie ich schon oben erwähnt habe. Die Entwicklung des Gebisses. Der jüngste der vorhandenen Oberkiefer zeigt die Alveole des sehr kleinen Milch- eckzahns — CD —, der nicht größer gewesen sein kann als der definitive Eckzahn eines Fuchses. Hinter dieser Alveole folgen die Alveole des einwurzeligen D, und in sehr geringem Abstand die beiden Alveolen des D;, während an Stelle des D4 zwei äußere und zwei innere — die eine sehr groß, die andere sehr klein — zu beobachten sind. Von Zahnkeimen sehen wir nur die oberste Spitze des C und die erste Anlage von P4. Das nächste Stadium zeigt ebenfalls die Alveole des CD, eine Spur der Alveole des D; und die durchbrechende Spitze des P,. Vom C ist zwar die obere Hälfte der Krone fertig, aber natürlich noch ganz im Kiefer eingeschlossen. Dagegen dürfte M; in diesem Stadium schon durchgebrochen sein, denn ein nicht viel ülterer Kiefer trügt bereits den funktionierenden Mı. Von den J treten bald darauf, wie ein der Größe nach fast noch zu diesem Oberkiefer passender Zwischenkiefer erkennen läßt, Jı und J, in Funktion, von dem noch im Keim- zustand befindlichen J4 ist aber bloß die Spitze sichtbar. Im nächsten Stadium funktionieren ale J sowie P, und M;. Ms; ist zwar schon durchgebrochen, aber noch schräg zur Zahn- reihe gestellt, anstatt in der nämlichen Ebene zu liegen wie Mı. Von C ist die Basis der Krone immer noch im Kiefer verborgen. Erst wenn er bis an die Wurzel aus.dem Kiefer herausragt und M; in der nämlichen Ebene liegt wie Mı, ist das definitive Gebif fertig. An dem jüngsten Unterkiefer sind eben erst die Spitzen des D, durchgebrochen, der Keim des M; ist erst im Entstehen begriffen und die Alveole des CD hat erst ganz 1 Mayer gibt in Nova Acta Leopoldina, Bd. XXIV, P. II, p. 673, Tab. 30 ausführliche Schilde- rungen von krankhaften Knochen des Hóhlenbáren. Abh. d. IT. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. Il. Abt. 55 418 geringen Abstand von Ds. Seitlich von ihr sehen wir in der Tiefe die Alveole des Eck- zahns — € —, und noch weiter vorne drei Alveolen, die aber sehr tief liegen und jeden- falls den J entsprechen. Der eigentliche Alveolarrand ist an dieser Stelle weggebrochen. Im nächsten Stadium tritt Dı in Funktion, Mı ist nur durch einen Spalt im Kiefer sichtbar und Ms, P, sowie C sind erst in der Anlage begriffen. Zwischen der Alveole des CD und des D4 bemerken wir zwei kleine Alveolen, die offenbar dem D; und D; angehören. Sie fehlen fast stets an den jungen Bärenkiefern aus den fränkischen Höhlen. Zwischen der Alveole des CD und der Symphyse kann man fünf Alveolen erkennen, von denen die dem CD zunächst befindliche kreisrund ist und dem JD; entspricht, während jede der beiden nächsten 8fórmig gestaltet ist und dem JD; resp. JDı angehört. Dicht an der Symphyse bemerkt man einen Alveolen ähnlichen Spalt, in dessen Tiefe der Keim des Ji sichtbar wird. Im nächsten Stadium erscheint M; und wohl auch Ji, auch beginnt bereits die Keimbildung des Ms und zwar im Innern des aufsteigenden Kieferastes. Dieser Zahn steht wie der obere M; lange Zeit schräg zur Zahnreihe, und noch dazu ist die spätere Kau- fläche dieses M; ganz nach der Zungenseite des Kiefers gedreht. Die weitere Gebißentwick- lung äußert sich im Erscheinen von Ja, P, und Ms, doch erhält sich noch eine Zeitlang der CD. Bald erscheint auch M;, indem er die Innenseite des Kiefers durchbricht und nicht viel später tritt P, in Funktion. Auch tritt die Spitze des J; zutage. Etwas später erscheint die Spitze des C, während CD verloren geht. Sobald C eine gewisse Höhe er- . reicht hat und Js in Funktion getreten ist, beteiligt sich auch M» an der Kautätigkeit und M; senkt sich in das Niveau der Zahnreihe unter gleichzeitiger Drehung seiner Krone um 90°. Erst wenn auch M; schon einige Zeit in Funktion getreten ist, erreicht auch die Krone des C ihre normale Hóhe. Die Alveolen von Di und D; erhalten sich meist bis zum Erscheinen des P; und M». Die von Di verschwindet bald früher bald später als die von Ds. Was die Gestalt der JD und des D; und D; betrifft, so bin ich allerdings nur auf Vermutungen angewiesen. Wahrscheinlich waren die Basalbildungen an den JD relativ schwächer als an den J. CD hatte eine dicke gebogene Krone. Die unteren Di und D, sowie der obere D; waren einwurzelig und ihre Kronen waren knopfartig. Sie hatten ovalen oder elliptischen Querschnitt. Der obere D; war zweiwurzelip und seine Krone bestand jedenfalls aus einer groBen Hauptspitze und einem Talon, der wahrscheinlich mit einer besonderen Innenspitze versehen war. Der untere D, hat wenig Ähnlichkeit mit Mi, denn sowohl sein Vorderzacken — Paraconid — als auch der Hauptzacken — Proto- conid — und Innenzacken — Metaconid — sind relativ höher und spitzer, der Talon ist hingegen verhältnismäßig viel kürzer als an Mı. Einen besonders fremdartigen Eindruck macht der steile Abfall der Vorderkante des Hauptzackens und die Anwesenheit einer tiefen Einkerbung auf der Außenseite zwischen Vorder- und Hauptzacken, so daß man bei iso- lierten Zähnen fast Innen- und Außenseite verwechseln könnte. An dem dreihöckerigen Talon ist auch im Gegensatz zu Mı der vordere Innenhöcker erheblich kräftiger als der hintere. Wesentlich geringer sind jedoch die Unterschiede zwischen dem oberen Ds und dem oberen Mı. Sie äußern sich eigentlich nur in dem Fehlen eines Basalbandes und in der relativen Kleinheit der Innenhöcker, von denen meist auch nur zwei statt der drei des M; vorhanden sind. : ; : ; JD, ,, CD, Di i.i Die Formel des Milchgebisses lautet nach unseren Beobachtungen TIDESNEEIDY 7s 419 Sie verdient desbalb besonderes Interesse, weil hier im Milchgebiß noch Zähne vertreten sind, welche bei dem Ahnen des Höhlenbären, bei Ursus Deningeri Reichenau, l. c., p. 2, zum größeren Teil auch noch im definitiven Gebiß repräsentiert sind, nämlich der bei diesem Büren stets vorkommende obere P; und der wenigstens individuell vorhandene obere P, und untere P;. Dagegen hat der untere D; vom Höhlenbären kein Analogon mehr im definitiven Gebi& von Deningeri, aber im Milchgebiß dieser Art werden wir ihn kaum vergebens erwarten. Wenn wir die Höhlenbärenreste aus der Tischoferhöhle mit jenen aus außeralpinen Höhlen vergleichen, wobei ich allerdings wegen Mangel an Material die Vorkommnisse in Württemberg, Norddeutschland, Belgien, England und Frankreich unberücksichtigt lassen muß, so zeigt sich, daß zwar die Bären aus den mährischen Höhlen und aus der Breiten- wiener Höhle bei Velburg in der Oberpfalz auch ähnliche gewaltige Dimensionen erreichen, aber niemals die aus den fränkischen Höhlen. Die fränkischen Höhlenbären verlieren anscheinend auch schon in der frühesten Jugend den unteren D; und D;. Während in Franken und in der Oberpfalz und wohl auch in Mähren stark abgekaute Bärenzähne zu den größten Seltenheiten gehören, zeigen in der Tischoferhöhle alle Schädel und Kiefer der großen Individuen Abkauung bis auf die Wurzeln, ja gar nicht so selten fehlen auch diese, und sind selbst die Alveolen eines Gebisses zum größeren Teil zugewachsen. Frische Zähne findet man nur in den Kiefern der jungen Exemplare und in den Schädeln und Kiefern der Weibchen. Ich kann dies nur durch die Annahme erklären, daß die Bären hier nicht ständig gehaust haben, ein solche ständige Bewohnung wäre auch schon wegen des schlechten Zugangs der Höhle recht unwahrscheinlich. Die Tiere haben sich vielmehr nur zeitweilig in diesen Schlupfwinkel zurückgezogen und zwar die ganz alten Männchen, um hier zu verenden, die Weibchen aber, um hier zu wölfen. Mit dieser Annahme steht auch die Häufigkeit der jungen, in allen Wachstumsstadien vertretenen Bären, von den neugeborenen bis zu den etwa zwei Jahre alten Individuen, vollkommen in Einklang. Daß solehe hier so häufig sind, ist darin begründet, daß die Jungen während der zwei ersten Jahre bei der Mutter bleiben, und von dieser zur Wartung der jüngeren Geschwister ver- wendet werden. Wenigstens ist dies beim braunen Bären der Fall, weshalb die russischen Bauern solche junge Bären ,Pestun* — Kinderwärterinnen — nennen. Aber auch Bärinnen mit Jungen haben wohl nur außer zum wölfen bei Krankheit die Höhle aufgesucht, denn der schlechte Zugang erschwerte das Einschleppen der Beute. Deshalb sind auch die Überreste der geschlagenen Tiere so selten. Von Rentier fanden sich in der Höhle nur Laufbeinknochen und Zehenglieder. Die Tiere wurden offenbar außerhalb der Höhle von den Bären zerrissen und bloß die Keulen zur Nahrung für die jungen Bären eingeschleppt. Auch von dem am häufigsten vorhandenen Wiederkäuer, dem Steinbock, finden sich nur Reste von schwachen und jugendlichen Individuen, offenbar von Gaisen und Kitzen. Bezüglich der Verteilung der Höhlenbärenreste muß ich bemerken, daß sie zwar da am häufigsten sind, wo der gelbe Höhlenlehm die größte Mächtigkeit besitzt, daß sie aber gerade an der Stelle, wo diese Ablagerung das Maximum ihrer Mächtigkeit erreicht, also ungefähr in Mitte der Höhle, nahe der rechten östlichen Wand, erst etwa in '!|; m Höhe über dem Boden beginnen. Es hatte also die Bildung des Höhlenlehms schon einige Zeit gedauert, bevor die Höhle von den Bären betreten wurde, sei es, daß sie damals 55* 420 noch nicht genügend zugänglich war oder daß die Höhlenbären zu jener Zeit überhaupt noch nicht existierten, wenigsten nicht im Alpenvorlande. Reste des Höhlenbären finden sich außer in der genannten, wirklich pleistozänen Ablagerung auch in den viel jüngeren Kulturschichten, hier aber natürlich nur auf sekundärer Lagerstätte. Sie gelangten in diese jüngeren Schichten teils beim Ausheben von Brandgruben teils waren es aber auch Knochen, die unmittelbar an der Oberfläche des Höhlenlehms gelegen hatten und sich daher leicht mit den Geschirrscherben, Haustierknochen und Kohlenbrocken vermischen konnten, welche die Kulturschichten zusammensetzen. Doch sind es fast immer nur kleinere Knochen, welche sich unversehrt in diesen Schichten erhalten haben, von größeren Knochen trifft man meist nur Bruchstücke. Daß die Höhlenbärenreste auch dem prähistorischen Menschen recht gut bekannt waren, sehen wir daraus, daß Schneidzähne dieses Bären ebenso wie Eckzähne von Wolf und Hund durchlocht und als Schmuck getragen wurden. Aber von einer Gleichzeitigkeit des Menschen und des Höhlenbären kann hier nicht die Rede sein, an anderen Orten haben sie freilich gleichzeitig gelebt. Im ganzen ist die Verteilung der Bärenreste eine ziemlich regellose. ' Immerhin konnte man bei der Ausgrabung wenigstens im mittleren Teil der Höhle fast immer sicher sein, eine Anzahl zusammengehöriger Knochen zu finden, sobald man auf einen Schädel oder auf ein Becken gestoßen war. Im ersteren Fall fand man dann auch eine Reihe von vorderen Wirbeln und Röhrenknochen der Vorderextremität, im letzteren Falle aber solche der Hinterextremität. Die meisten Knochen und Kiefer waren jedoch regellos verstreut, vermutlich auseinandergezerrt von den in der Höhle zeitweilig hausenden jungen Bären. Wie ich schon oben bemerkt habe, stammt der Höhlenbär von dem altpleistozänen Ursus Deningeri!) ab, welcher seinerseits wieder auf Ursus arvernensis im Oberpliozän von Val d’Arno und der Auvergne sowie im Mittelpliozän von Roussillon zurückgeht. Auch im Pliozän von Siebenbürgen hat sich eine fossile Bärenart — Ursus Böckhi — gefunden und ebenso in den süddeutschen Bohnerzen. Aus dem Pliozän der indischen Siwalikhügel und von China kennt man ebenfalls Reste von echten Bären. Der Vorläufer der Gattung Ursus ist die Gattung Ursavus im Obermiozün von Schlesien und Steiermark. Im älteren Miozün sind Überreste von wirklichen Vorfahren der Büren selten, um so hüufiger aber treffen wir solche im Oligozün, jedoch erreichen sie hier erst die Größe von Füchsen, während Ursavus doch schon die Dimensionen eines großen Hundes besessen hat. Die frühesten europäischen Vertreter des Bärenstammes erscheinen in Europa im Obereozän. Sie stammen von der Gattung Uintacyon ab, im Mitteleozän von Nordamerika, die ihrer- seits wieder den Ahnen der Wölfe nahe steht. Weiter zurück läßt sich der Bürenstamm bis jetzt nicht verfolgen. Für den Hóhlenbüren wurde von Geoffroy ein besonderes Genus, Spelaearctos errichtet auf Grund der reduzierten Prümolarenzahl und der Form der Prümolaren und Molaren sowie wegen der starken Wölbung der Stirn.) Auf dieses letztere Merkmal möchte 1 Außer in Mosbach und Mauer kommt diese Art auch in England vor, denn wie Freudenberg, Ref. im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. 1908, Bd. I, p. 438 sehr richtig bemerkt, müssen auch die von den englischen Autoren fälschlich als Ursus spelaeus bestimmten Bärenreste aus dem Forest bed zu Ursus Deningeri gezählt werden. ?) Sidney H. Reynolds, The Bears. A monograph of the British Pleistocene Mammalia, vol. IT, part II. Palaeontographical Society, London 1906, p. 26. 421 ich nun überhaupt kein Gewicht legen, was aber die Zahnzahl und Gestalt der einzelnen Zähne betrifft, so dürfte sie tatsächlich die Aufstellung eines besonderen Genus recht- fertigen, zumal wenn man auf Grund des Gebisses auch den Eisbüren als ein besonderes Genus Thalassaretus betrachtet. Für viel wichtiger halte ich jedoch die Abweichungen, welche die einzelnen Knochen des Höhlenbären gegenüber jenen der übrigen Bären erkennen lassen. Humerus, Radius, Ulna sowie Femur sind bei diesen letzteren bei gleicher Größe viel schlanker, Tibia und Fibula außerdem auch wesentlich länger. Auch die Metacarpalia und Metatarsalia sind dünner und länger, besonders gilt dies für Metacarpale I und Meta- tarsale Il. Die Phalangen der ersten Reihe haben zwar ungefähr die nämliche Länge wie beim Höhlenbären, jedoch erscheinen sie viel weniger breitgedrückt, hingegen sind jene der zweiten Reihe viel länger und schlanker. Die Wirbel werden selbst bei gleicher Größe niemals so plump wie beim Höhlenbären, namentlich bleiben die Dornfortsätze, die Zygapophysen und die Fortsätze mit den Rippengelenken viel zierlicher. Die Rippen endlich sind nicht nur dünner, sondern auch kürzer, was natürlich auch einen geringeren Raum des Brustkorbes bedingt. Auch hat es fast den Anschein, als ob beim Höhlen- bären der Schwanz etwas länger und daher auch noch äußerlich sichtbar gewesen wäre. Es wäre nun interessant, auch das Skelett des Ursus Deningeri kennen zu lernen, denn wir dürfen wohl annehmen, daß bereits bei diesem geologisch älteren Bären die Ännäherung an die plumpe Beschaffenheit des Höhlenbären begonnen hatte. Dieser Untersuchung stehen jedoch leider erhebliche Schwierigkeiten im Wege, insofern die Sande von Mosbach und Mauer bis jetzt fast nur Schädel und Kiefer dieses Bären geliefert haben. Lupus vulgaris Gray. Wolf. Die nicht allzu seltenen Überreste von Wolf sind, abgesehen von einem rechten Oberkiefer und einem Fragment des linken Unterkiefers und einem durchlochten Zahn aus den Kulturschichten, auf den Höhlenlehm beschränkt und verteilen sich auf mindestens sechs Individuen. Es fanden sich folgende Skeletteile: 1 rechter Oberkiefer mit M; und M» und den Alveolen der vier P, 1 linkes Schnauzenstück mit den drei J, dem C und den Alveolen des P; und P;, 1 rechtes Schnauzenstück mit Ja und J4 und der Alveole des C, 4 rechte Unterkiefer, der vollstündigste hievon zeigt noch den aufsteigenden Kieferast, und die nahezu bis auf die Wurzeln abgekauten Pa,—Mı nebst den Alveolen von C, Pi, M; und M;, der zweite besitzt das gut erhaltene Gelenk und die sehr frischen P&—Pj nebst den Alveolen von C, P; und der drei M, der dritte zeigt die sehr frischen P, und Ms und die Alveolen von P5, P; und Mi, der vierte endlich die mäßig abgekauten P,—Pı und Mi, 1 isolierter linker und 1 rechter C des Unterkiefers, dieser letztere Zahn ist durchlocht, 1 rechte Scapula, 1 rechter Humerus und 1 rechter Radius sowie 4 rechte und 1 linke Ulna, die distale Hälfte eines rechten Femur und ein juveniles linkes Femur, 2 rechte und 1 linkes Calcaneum, 1 Metacarpale I links, 1 Metatarsale II links, 3 rechts, 2 2 TTE I Erechts, 1 A 1, 2308: 2 E IE, 6 a IV rechts, 2 , IV. — 2 2 nesesuce 2 ; V links, WET 422 5 Phalangen der ersten und 1 Phalange der zweiten Reihe, 1 Atlas, 2 Epistropheus, 2 mittlere Halswirbel, ein unvollständiger Rücken- und ein Lendenwirbel. Die Variabilität in den Größenverhältnissen der einzelnen gleichstelligen Knochen und Zähne ist hier recht gering, zum mindesten nicht beträchtlicher als bei den Wolf- resten aus den fränkischen Höhlen, mit denen sie auch in den Dimensionen und in den osteologischen Details sehr gut übereinstimmen. Nur Oberkiefer und Atlas sind ein wenig kleiner als die meisten derartigen Stücke aus Franken. Wie schon oben erwähnt, wurde ein Fragment eines rechten Oberkiefers und ein linker Unterkiefer mit Mı nicht in der Höhlenbärenschicht, sondern ganz vorne in der Kulturschicht gefunden. Beide stammen jedoch ihrem Aussehen nach gleichwohl aus dem Höhlenlehm, sie sind nur zufällig in die Kulturschicht gelangt. Zweifelhaft ist hingegen das geologische Alter des durchlochten Eckzahns. Er fand sich in der lockeren Steinchen- schicht und hat ein ziemlich frisches Aussehen. Er allein könnte von einem Wolf her- rühren, der vom Menschen erlegt wurde, während die übrigen Wolfsreste Individuen angehören, die noch Zeitgenossen des Höhlenbären waren und wohl auch von solchen zerrissen und als Beute in die Höhle geschleppt worden sind. Die Wolfsreste aus den fränkischen Höhlen hat Woldrich!) auf zwei besondere Spezies, Lupus vulgaris fossilis und Lupus spelaeus, verteilt, von welchen die erstere die Dimensionen des lebenden europäischen Wolfs besitzen, während die letztere ein krüftigeres Gebiß und einen kräftigeren Skelettbau aufweisen soll. Ich kann in diesen Abweichungen freilich nur Variationen ein und derselben Spezies sowie Geschlechtsunterschiede erblicken. Die Existenz von zwei gleichzeitig nebeneinander in der nämlichen Gegend lebenden Wolfs- arten ist überaus unwahrscheinlich, weil es auch heutzutage kaum irgendwo zwei Wolfs- arten nebeneinander gibt. Die Untersuchung einer größeren Individuenzahl lebender Wölfe aus dem nämlichen Gebiet würde zweifellos ebenso beträchtliche Verschiedenheiten ergeben wie sie die beiden vermeintlichen Arten Lupus vulgaris fossilis und spelaeus auf- weisen. Die dritte von Woldrich aufgestellte Art, Lupus Suessi,?) die auf einem Skelett aus dem Löß von Nußdorf basiert, kommt für unser Material ohnehin nicht in Betracht, denn sie unterscheidet sich von den beiden vorher genannten Arten durch ihre auffallende Stärke und könnte eher noch auf Selbständigkeit Anspruch machen. Unsere Wolfsreste lassen sich in ihren Dimensionen, namentlich in der Form und Größe der Zähne, am besten mit Lupus vulgaris fossilis vergleichen. Die ültesten bekannten Überreste, welche noch auf Lwpus vulgaris oder auf eine der drei problematischen Woldrichschen Wolfsarten bezogen werden können, sind jene aus den Kalktuffen von Taubach bei Weimar und von Krapina in Kroatien. Dagegen werden die von Mosbach und Mauer von von Reichenau‘) bereits zu einer pliozänen Art Camis 1) Über Caniden aus dem Diluvium. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, XXXIX. Bd., IIl. Abt., 1878, p. 116—118. 2) Auch Gaudry, Matériaux pour l'histoire des temps quaternaires, 4 fasc. Paris 1892, p. 126, läßt für das Pleistozän nur eine einzige Spezies von Wolf gelten. SHlessp. 2119: 4) Beiträge zur Kenntnis der Karnivoren aus den Sanden von Mauer und Mosbach. Abhandl. der großherzogl. hessischen geologischen Landesanstalt Darmstadt, Bd. IV, Heft 2, 1906, p. 195, Taf. IX, Fig. 8, Taf. X, Fig. 2—4. 423 neschersensis gestellt. Als Stammvater des echten Wolfs hat diese Art jedoch wahrscheinlich geringere Bedeutung als der etwas ältere Camis etruscus aus Val d’Arno. Als Vorfahren dieses Caniden kommen nur asiatische Arten in Betracht, entweder Canis Cautleyi aus dem Unterpliozän der indischen Siwalikhügel oder eine nicht näher bezeichnete Art aus China. Beide gehen auf Caniden aus dem Miozän von Nordamerika zurück. Im Ober- eozän spielen die Caniden vorübergehend in Europa eine nicht unwichtige Rolle. Ihre eigentliche Heimat während der älteren Tertiärzeit war jedoch Nordamerika. Vulpes vulgaris Gray. Fuchs. Die Überreste von Fuchs sind etwas häufiger als die von Wolf. Sie stammen mit Ausnahme eines einzigen Unterkiefers aus dem Höhlenlehm und verteilen sich nach der Zahl der am reichlichsten vertretenen Knochen, des rechten Humerus auf mindestens 11 Individuen. Die vorliegenden Skeletteile sind: ] Schädel mit beiden Oberkiefern, 7 rechte und 8 linke Oberkiefer, Metacarpale III 1 rechts, 3 links, 1 : ae Scapula: " Meal VD IL ie uer Miklumerusy Metatarsale II 1 B — 5 Mts anon seb a 1103 n -— guise Radius: , IV 3 4 — 2 Pelvishälften, H NUI zn iyi 8 rechte und 5 linke Femur, (0m agua )b1ay DEIN, „12. u €alcaneum; 4 Atlas, 2 Epistropheus, 3 mittlere und hintere Halswirbel, 1 Rücken- und 1 Lendenwirbel und mehrere Schwanzwirbel. Der im Sinter gefundene Unterkiefer stammt möglicherweise aus neuerer Zeit als die Menschenreste, alle übrigen Reste haben zweifellos echt pleisto- zänes Alter, sie sind gleichaltrig mit jenen des Höhlenbären. Während in Franken die meisten echt pleistozänen Fuchsreste nicht dem gewöhnlichen Fuchs, sondern dem heut- zutage die Polargegenden bewohnenden Eisfuchs — Leucocyon lagopus — angehören, handelt es sich bei jenen aus der Tischoferhöhle zweifellos um Reste unseres einheimischen Fuchses, wie aus der relativen Größe der Zähne und Knochen mit Sicherheit hervorgeht. Aus dem nämlichen Grund ist auch die Bestimmung als Vulpes meridionales Nordmann und mora- vicus Woldrich!) ausgeschlossen, welche wahrschemlich Beziehungen zu asiatischen und afrıkanischen Füchsen haben. Im älteren Pleistozän sind Fuchsreste jedenfalls sehr selten. Weder aus Taubach und Krapina noch aus Mauer und Mosbach werden solche erwähnt, wohl aber aus dem geologisch noch älteren Red Crag in England und zwar werden sie von Lydekker auf den gewöhnlichen Fuchs — Vulpes vulgaris — bezogen. Als Stammvater dieser Art käme der Zeit nach am ehesten Vulpes Donnezani aus dem Mittelpliozän von Roussillon in Be- tracht, jedoch sind seine Molaren viel kräftiger und mehr nach dem Typus der südameri- kanischen Füchse gebaut, und der geologisch jüngere Camis megamastoides aus dem Ober- pliozän der Auvergne weicht im Kieferbau so bedeutend von Vulpes vulgaris ab, daß er 1) Über Caniden aus dem Diluvium, p. 143, 144. 424 unmöglich dessen Vorläufer sein kann. Dagegen scheint Vulpes sinensis aus dem Unter- pliozän von China der lebenden Spezies viel ähnlicher zu sein. Er geht seinerseits wohl eher auf einen Caniden des nordamerikanischen Miozän als auf den miozänen Galecynus = oeningensis von Oeningen zurück. In Miozän und Oligozän lebten die Vorfahren der Füchse, von dem ebengenannten Galecymus abgesehen, ausschließlich in Nordamerika, im Ober- eozän von Frankreich und Süddeutschland gibt es jedoch eine Anzahl Cynodictis, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach die Ahnen dieser nordamerikanischen Formen sind. Sie gehen aber selbst wieder auf die nordamerikanische Gattung Vulpavus zurück, der zugleich wohl auch den älteren Stammvater der Wölfe darstellt. Noch im Miozän hatten die Vorläufer der Füchse fünfzehige Extremitäten und die einzelnen Knochen waren jenen der Zibetkatzen ähnlicher als denen von Hunden. Hyaena spelaea Goldfu&. Höhlenhyäne. Von diesem für das jüngere Quartür so charakteristischen Tier liegen freilich nur zwei Kiefer und eine Tibia vor, allein die beiden Kiefer, ein rechter und ein linker, zeigen einen durchaus verschiedenen Grad von Abkauung, so daß sie unbedingt von zwei Individuen und nicht etwa bloß von einem einzigen herrühren müssen. Der eine lag in einer Ver- tiefung des Bodens an der rechten Hóhlenwand, der andere sowie die Tibia wurde im Höhlenlehm unter den großen Steinblócken im hinteren Teil der Höhle gefunden. Die Hyänen scheinen schon in die Höhle gekommen zu sein, als diese erst kurze Zeit von den Bären besucht wurde. Es wäre nicht undenkbar, daß sie sich in die Höhle verirrt hätten und daselbst von den Bären zerrissen worden wären. Überreste der Höhlenhyäne sind stets. viel seltener als solche der Höhlenbären und zwar sind sie da am zahlreichsten, wo der letztere entweder ganz fehlt oder doch nicht besonders reichlich vertreten ist. In Süddeutschland haben nur einige Höhlen in Württemberg eine größere Menge von Knochen und Schädeln der Höhlenhyäne geliefert. Spärlicher sind sie schon in Franken, wo eigentlich nur die Gailenreuther Höhle eine nennenswerte Anzahl solcher Reste enthalten hat. In den Höhlen der Oberpfalz sind sie noch viel seltener. Bloß in Dürrloch im Schwaighauser Forst bei Regensburg habe ich Knochen und Kiefer von einigen Individuen gefunden, hier fehlt jedoch der Höhlenbär.?) Die Höhlenhyäne ist auf die nämliche Zeitperiode beschränkt wie der Höhlenbär. Gleichzeitig mit ihr lebte auch schon Rhinoceros antiquitatis — tichorhinus —, allein diese Art scheint im Gegensatz zu jenen beiden Raubtieren auch noch die letzte Eiszeit über- dauert zu haben. In der vorausgehenden Periode des Rhinoceros Mercki war die Höhlen- hyüne vertreten durch Ayaena striata und fusca, die aber beide nicht näher mit ihr verwandt sind. Die erstere hat sich bis in die Gegenwart in Nordafrika und Südwest- asien erhalten, die letztere bewohnt heutzutage Ostafrika. Die Höhlenhyäne wollen manche Autoren nur als Varietät oder Rasse der südafrikanischen Hyaena crocuta gelten lassen. Ihr Vorläufer war vermutlich Hyaena Perrieri aus dem Oberpliozän der Auvergne und von Val d’Arno, die ihrerseits von einer Hyänenart aus dem älteren Pliozän der indischen Siwalikhügel abstammt. Während die Bären und Katzen bereits im Miozän in Europa Vertreter aufzuweisen haben, sind die Hyänen erst zu Beginn des Pliozän in !) Die wenigen Bärenreste aus dem Dürrloch gehören dem braunen Bären an. 425 die alte Welt eingewandert und zwar kamen sie offenbar zuerst nach Asien. Ihre Heimat war bis dahin Nordamerika. Mit ihnen sind auch die Hunde, die Hasen, die Pferde, Kamele und die Vorfahren der Schafe, Ziegen und der Gazellen in die alte Welt gekommen. Felis spelaea Goldfuß. Höhlenlöwe. Die Zahl der Löwenreste ist an sich etwas größer als die der Hyänen. Bei ge- nauerem Zusehen zeigt sich jedoch, daß sie wahrscheinlich nur von einem einzigen Indi- viduum herrühren. Es sind dies: 1 linke Ulna, 1 , Beckenhülfte, 1 linkes Metacarpale II, ds s Cuneiforme III, ] rechtes Caleaneum, je 1 linkes Metatarsale III und II, je 1 Rücken-, Lenden- und 1 Schwanzwirbel. Immerhin sind diese Knochen vollkommen ausreichend, um die Anwesenheit des Höhlenlöwen mit absoluter Sicherheit feststellen zu können, denn bei ihrer charakteri- stischen Gestalt, namentlich gilt dies von den Mittelhand- und Mittelfu&knochen und den beiden Fußwurzelknochen, ist eine Verwechslung mit den Knochen eines anderen. Tieres vollständig ausgeschlossen. Sie fanden sich nahe beisammen ungefähr in der Mitte der Höhle und zwar in den tieferen Lagen des Höhlenlehms. Ich möchte fast glauben, daß dieser Löwe wie die Hyänen sich in die Höhle verirrt hätte und hier von den zufällig in der Überzahl befindlichen Höhlenbären zerrissen worden wäre. Überreste des Löwen sind auch in den fränkischen Höhlen sehr selten. Von den Höhlen der Oberpfalz hat meines Wissens nur die Räuberhöhle bei Etterzhausen — in der Nähe von Regensburg — einige Knochen dieses Tieres geliefert. Daß der Höhlenlöwe wirklich ein Löwe und nicht etwa ein Tiger war, wie man allerdings wegen seiner weit nach Norden reichenden Verbreitung vermuten könnte, hat schon Nehring nachgewiesen. Noch ausführlicher hat dies jedoch M. Boule!) vor kurzem in überzeugendster Weise dargetan. Der Höhlenlöwe erscheint zuerst in den Sanden von Mosbach und Mauer,?) in England fand man ihn auch zusammen mit Rhinoceros Merckii. Seine Hauptverbreitung in Europa erreicht er indessen erst in der Zeit des Höhlenbären und des Rhinoceros ticho- rhimus. Nach Boule verschwindet er erst in der Rentierzeit — Magdalénien. Aus dieser Periode stammen nämlich die durchlochten Zähne des Höhlenlöwen in der Duruthy- höhle bei Sorde, Dep. Landes. Ich möchte freilich auf diesen Fund sehr wenig Gewicht legen, denn wie ich erwähnt habe, enthielt auch die Tischoferhöhle durchlochte Zähne des Höhlenbären, deren Bearbeitung aber augenscheinlich erst vom neolithischen Menschen erfolgt sein kann. Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, daß der Höhlenlöwe noch 1| Les grands chats des cavernes. Annales de Paléontologie. Fascicule I, II. Paris 1906. ?) von Reichenau, |. c., p. 301, Taf. IX—XIV. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 56 426 bis in die Postglazialzeit gelebt hat, denn man hat von ihm auch noch Reste im Keßlerloch bei Thaingen gefunden, dessen Inhalt wohl durchwegs der Postglazialzeit angehört. Als Vorfahre des Höhlenlöwen kommt in erster Linie Felis arvernensis aus dem Oberpliozän von der Auvergne und von Val d’Arno in Betracht. Weiter zurück läßt sich die Herkunft dieses Stammes nicht mit Sicherheit verfolgen. Es gibt zwar im Unterpliozän von Europa und Asien eine nicht ganz unbeträchtliche Anzahl Feliden — die ersten sicheren Vertreter dieser Familie erscheinen im europäischen Obermiozün, — allein die Ermittlung der Angehörigen der verschiedenen Formenreihen bietet erhebliche Schwierig- keiten teils wegen der relativen Seltenheit ihrer Überreste teils auch wegen ihrer sehr indifferenten Organisation. Insectivora. Erinaceus europaeus Linn. Igel. Von Igel liegen nur zwei zusammengehörige Unterkiefer und ein rechter Oberkiefer vor, die offenbar von ein und demselben Individuum stammen. Sie zeigen ein ganz frisches Aussehen und lagen unmittelbar beisammen ziemlich weit hinten und nahe der Oberflüche. Ihr Alter ist sehr gering. Überreste von Erinaceus europaeus sind im Pleistozän stets ziemlich selten und stammen wohl fast ausnahmslos aus der Zeit der postglazialen Steppen- fauna. Gleichwohl dürfen wir mit ziemlicher Berechtigung annehmen, daß diese Art schon während des ganzen Pleistozäns gelebt hat. Ihr direkter Vorfahre ist freilich bis jetzt noch nicht gefunden worden, wohl aber gibt es im europäischen Miozän bereits einige Arten der Gattung Erinaceus und die Vorlüufer dieser Gattung lassen sich dann bis in das Ober- eozün zurückverfolgen. Die Igel sind also schon seit langer Zeit ein europäischer Stamm. Artiodactyla. Paarhufer. Cervus elaphus Linn. Edelhirsch. Die spärlichen Überreste von Edelhirsch stammen teils aus dem Kalksinter teils fanden sie sich in den Kulturschichten. Die ersteren scheinen einem einzigen Individuum angehört zu haben. Es liegen hievon vor der rechte Unterkiefer mit stark abgekauten Zähnen, Humerus, Ulna und Radius einer rechten Vorderextremität, eine linke Becken- hülfte, die rechte und die linke Tibia, die beiden Astragali und einige Zehenglieder. In den Kulturschichten wurden zwei Humerusfragmente und ein Fußwurzelknochen gefunden sowie einige Geweihfragmente mit Spuren von Bearbeitung. Eine abgesügte Sprosse lag ganz am Vorderrand, ein Stangenstück, dicht am Rosenstock abgeschnitten, in der Mitte der Höhle neben Tonscherben und das dritte auf der Steinplatte an der linken Seite der Höhle. Es ist etwas angebrannt und zeigt deutliche Schnittspuren. Nicht allein der Um- stand, daß diese Geweihtrümmer Bearbeitung zeigen und zusammen mit Tongeschirren gefunden wurden, sondern auch schon ihr frisches Aussehen, das von dem der wirklich pleistozünen Tierreste erheblich abweicht, lassen keinen Zweifel darüber bestehen, daß ihnen nur ein sehr geringes Alter zukommt. Auch die Knochen aus dem Sinter stammen wohl aus sehr junger Zeit, denn sie unterscheiden sich in ihrem Erhaltungszustand wesent- lich von echt fossilen Knochen. Sie sind wohl der Überrest eines Hirsches, der vom Menschen erlegt und in der Hóhle verzehrt worden war. Wenn auch die Geweihfrag- mente zweifellos vom Menschen bearbeitet worden sind, so ist ihre Form doch keine ESSO 427 derartige, daß man angeben könnte, in welcher Weise sie als Geräte Verwendung gefunden haben könnten. Von Edelhirsch kennt man Überreste aus fast allen Stadien des Pleistozäns, doch sind diese in der Regel nirgend besonders häufig. Nur in der auf die Rentierzeit folgenden Periode des Cervidien Piettie's, die unmittelbar der neolithischen Zeit vorausgeht, und in den Pfahlbauten kommen Reste von Edelhirsch häufig vor, aber immer nur zusammen mit Spuren des Menschen. In größerer Menge trifft man Geweihe und Edelhirsch- knochen nur in den fluviatilen Hochterrassen-Schottern von Erding und Wasserburg am Inn. Auffallend viele Hirschreste fand ich im Dürrloch im Schwaighauser Forst bei Regensburg. Sie verdienen deshalb besonderes Interesse, weil sie fast sämtlich Spuren von Benagung durch das Stachelschwein aufweisen. Vor allem ist ein Schädel bemerkens- wert, an welchem das Stachelschwein die Geweihe bis auf ganz kurze Stummel abgenagt hatte. Dieses Tier gehörte der postglazialen Steppenfauna an, die Hirschreste dürften aber bereits aus älterer Zeit stammen, vielleicht sind sie sogar schon gleichalterig mit der Höhlenhyäne, von welcher uns an dieser Lokalität relativ viele Kiefer und Knochen überliefert worden sind. Die ältesten in Deutschland gefundenen Überreste von Edel- hirsch sind jene in den Quelltuffen von Taubach bei Weimar und in den noch älteren Sanden von Mosbach bei Wiesbaden und Mauer bei Heidelberg. Was die Abstammung dieses Tieres betrifft, so kommt als sein direkter Vorläufer am ehesten Cervus etueriarum Croiz. et Job. aus dem Oberpliozän der Auvergne in Betracht, der seinerseits vielleicht auf einen Hirsch aus dem chinesischen Unterpliozän zurückgeht. Weiter zurück läßt sich die Stammesreihe nicht mehr ermitteln, es ist nur so viel sicher, daß die Ahnen des Edelhirsches stets in der alten Welt und zwar in Europa zu Hause waren, denn nur hier gibt es echte Cerviden und zwar schon mindestens seit dem Oligozän. Diese alten Hirsche besaßen aber noch kein Geweih. Erst im Mittelmiozän beginnen Formen mit Gabelgeweihen und im Pliozän erscheinen auch solche mit größerer Sprossenzahl. Rangifer tarandus Smith. BRentier. Dieser Hirsch hat in der Tischoferhöhle freilich nur sehr wenige Überreste hinter- lassen, jedoch reichen sie vollkommen aus, um die Anwesenheit der Spezies mit absoluter Sicherheit feststellen zu können, da ihre meist sehr charakteristische Form jede Verwechslung mit den Knochen eines anderen Paarhufers ausschließt. Die Reste bestehen in einer linken Tibia, in drei Metatarsusknochen und in sieben Zehengliedern der ersten und drei Zehen- gliedern der zweiten Reihe und verteilen sich wohl nur auf zwei, höchstens drei Individuen. Sie lagen in der Mitte der Höhle, ziemlich nahe beisammen in ziemlicher Tiefe des Höhlen- lehms und erweisen sich auch hinsichtlich ihres Erhaltungszustandes als zweifellos pleistozän und zwar als interglazial — als präglazial in Bezug auf die letzte Eiszeit. Sie zeigen einen ganz ähnlichen Grad von Fossilisation wie die Rentierknochen aus den Höhlen von Franken und der Oberpfalz und unterscheiden sich hierdurch sofort von den überdies stets in viel größerer Menge vorkommenden Rentierresten aus dem geologisch viel jüngeren — weil postglazialen — Magdalenien, der echten Rentierzeit. Das wirklich pleistozüne Rentier lebte auch nicht wie das vielleicht schon halb domestizierte Ren des Magdalénien in Herden, sondern immer vereinzelt, wie aus der Seltenheit seiner Reste mit Sicherheit hervorgeht. Man darf hieraus vielleicht auch den Schluß ziehen, daß es ein Waldbewohner 56* 428 war. Es wurde auch, wenigstens in Süddeutschland, nicht die Beute des Menschen, sondern die Beute des Höhlenbären und des Höhlenlöwen. Das Rentier gilt allgemein als ein echter Repräsentant der nordischen Fauna. Aus seinem Vorkommen in fossilem Zustand zieht man daher ohne weiteres auch den Schluß, daß zu der Zeit, aus weleher Rentierreste stammen, ein kaltes Klima geherrscht hätte und der Vegetationscharakter dem der heutigen Tundren sehr ähnlich gewesen sein müßte. In der Gegenwart ist das Rentier freilich ein Bewohner der arktischen Gebiete, da aber in der Tertiärzeit sogar in den Polarländern das Klima ein gemäßigtes war, so muß also auch das Ren oder doch sein Ahne, soferne sie im arktischen Gebiete zu Hause waren, ursprünglich ein Bewohner eines nicht besonders kalten Landes gewesen sein. Es muß sich also unter allen Umständen einer Änderung des Klimas angepaßt haben, die Frage ist nur, wo und wann diese Anpassung stattgefunden hat. Während nun die meisten Forscher diesen Zeitpunkt sehr weit zurückverlegen oder vielmehr richtiger sich darüber überhaupt keinerlei Rechenschaft geben und die Anwesenheit des Rentiers ohne weiteres stets als Beweis für ein nordisches Klima ansehen, bin ich hierüber wesentlich anderer Meinung. Schon die Tatsache, daß die ältesten bekannten Rentierreste aus der Zeit des Höhlen- bären stammen, also aus einer Zeit, in welcher das Klima bei uns schwerlich von dem heutigen wesentlich verschieden war, sollte doch etwas zu denken geben. Aber noch viel wichtiger ist die Tatsache, daß im Oberpliozän von Piemont Geweihe eines Rentier ähn- lichen Hirsches, Cervus pliotaramdoides*) vorkommen, auch hat sich bereits in den unter- pliozänen schwäbischen Bohnerzen ein Hirschzahn?) gefunden, der nur mit dem von Ren- tier verglichen werden kann. Ich trage daher kein Bedenken, die Heimat des Rentiers in Mitteleuropa zu suchen und seine Anpassung an ein kaltes Klima in eie sehr späte Zeit zu verlegen. Als diese Zeit käme die Periode der letzten Vergletscherung, die Würm- eiszeit, in Betracht. Damals oder richtiger unmittelbar darnach hat das Rentier heerden- weise in Mitteleuropa gelebt und dem Menschen nicht blo& als Nahrung gedient sondern auch das Material zu seiner Kleidung und zu vielen seiner Werkzeuge geliefert. Erst vor dem Eintritt der neolithischen Zeit, während des Cervidiem Piettés, hat sich das Rentier wegen des wieder würmer und feuchter gewordenen Klimas nach Norden zurückgezogen und zwar in die Polarländer der alten Welt. Hingegen möchte ich das amerikanische Rentier fast lieber direkt auf das große Ren der Höhlenbärenzeit zurückführen, zumal da es teilweise auch noch Waldtier ist und weil die echt pleistozänen Rentiergeweihe, wenigstens jene, die ich aus Bayern kenne, zum Teil eher an die von gewissen nordameri- kanischen Rentieren — Caribou?) —, Rangifer arcticus Rich., groenlandicus Gmel., Stonei Allen — erinnern als an die Geweihe der rezenten altweltlichen Ren. Es könnte dieses Ren vielleicht zusammen mit dem Mammut in die Polarländer Nordamerikas ausgewandert sein. Gleich dem Edelhirsch hat auch das Ren seine ursprüngliche Heimat in Europa, jedoch läßt sich seine Stammesreihe nicht weiter zurück verfolgen als bis ins Pliozän. ! De Alessandrini, Sopra aleuni avanzi di Cervidi pliocenici del Piemonti. Atti dell’ Accademia Reale di Scienze di Torino, tomo XXXVIII, 1902/02, p. 858, fig. 4, 5. 2) M. Schlosser, Die Säugetierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Geologische und paläonto- logische Abhandlungen, Bd. V (IX). Jena 1902, p. 88, Taf. IX, Fig. 27. 3) Grant Madison, The Caribou. Seventh Annual Report of the New York Zoological Society, 1902. 429 Capella Rupicapra Keys. u. Blas. Gemse. Von diesem noch heutzutage im Kaisergebirg lebenden Wilde liegen freilich nur wenige Reste vor, nämlich ein rechter Unterkiefer, ein rechter Metatarsus und ein linker Astragalus, sie genügen jedoch vollständig, um die Anwesenheit der Gemse mit Sicherheit festzustellen. Besonders beweiskräftig ist in dieser Hinsicht der Unterkiefer, denn bei der guten Erhaltung der höchst charakteristischen Backenzähne muß jeder Zweifel an der Richtigkeit dieser Bestimmung schwinden. Der Kiefer und der Astragalus lagen in der Höhlenbärenschicht, in nächster Nähe der von der Decke herabgestürzten Steinblöcke und ziemlich nahe der Oberfläche des Höhlenlehms, der Metatarsus wurde nahe dabei, aber im Kalksinter gefunden. Er dürfte aber gleichwohl ursprünglich im Höhlenlehm einge- bettet gewesen sein. Der Erhaltungszustand, namentlich der des Unterkiefers, ist so wie er nur bei wirklich fossilen Knochen beobachtet wird, es kann daher keinem Zweifel unter- liegen, daß die Gemse schon gleichzeitig mit dem Höhlenbären gelebt hat und seine Beute geworden war, wie die Rentiere und Steinböcke, deren Knochen wir in unserer Höhle gefunden haben. Überreste der Gemse hat man schon seit längerer Zeit in verschiedenen Höhlen nachgewiesen!) und zwar nicht bloß in Höhlen des Alpengebietes wie im Wildkirchli bei Appenzell, und in der Stuhleckhöhle am Semmering, sondern auch in Frankreich, Belgien, Mähren und im Waldviertel in Niederösterreich, sowie in Polen und selbst bei Odessa. Wenn auch manche dieser Bestimmungen einer genauen Prüfung schwerlich standhalten dürften, so bleiben doch jedenfalls genug zuverlässige übrig, um den Nachweis zu erbringen, daß die Gemse nicht nur bereits gleichzeitig mit dem Höhlenbären gelebt, sondern auch früher eine viel größere Verbreitung besessen haben muß als heutzutage, wo sie auf die Alpen, die Karpathen und die Pyrenäen beschränkt ist. Nehring?) ist daher, wie mir scheint, mit Recht der Ansicht, daß sich die Gemse erst nach der Eiszeit auf die Gebirge zurückgezogen hat. Weiter als bis in die letzte Interglazialzeit können wir diese Art nicht zurückver- folgen. Auch kennen wir im Pliozän bis jetzt keinen Cavicornier, von welchem man allenfalls die Gattung Rupicapra ableiten dürfte. Wahrscheinlich hat ihr Vorfahre in Asien gelebt, denn dort findet sich auch ihr nächster Verwandter, Goral-Nemorhaedus. Die ur- sprüngliche Heimat des Gemsenstammes haben wir jedoch wohl in Nordamerika zu suchen. Ibez cfr. alpimus.?) Steinbock. Im Vergleich zu den Überresten von Edelhirsch, Rentier und Gemse muß das von Steinbock vorliegende Material aus der Tischoferhóhle als ein sehr reiches bezeichnet werden. Es stammt aus dem hinteren Teil der Höhle, vor und neben den großen Stein- blöcken und lag zum größeren Teil im Höhlenlehm. Einige Knochen waren aber auch im Kalksinter eingebettet, jedoch dürften auch sie aus den Bärenschichten stammen und !) Brandt und Woldfich, Diluviale europäisch-nordasiatische Säugetierfauna und ihre Beziehungen zum Menschen. Mémoires de l'Académie impériale des sciences de St. Petersbourg, VII. série, tome XXXV, 1877, p. 109. ?) Diluviale Reste von Cuon, Ovis, Saiga, Ibex und Rupicapra aus Mähren. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1891, Bd. II, p. 133. ?) Diese Bezeichnung gebraucht Woldfich leider ohne Angabe des Autors dieser Spezies. 430 nur infolge von Abschwemmung der obersten Lage des Höhlenlehms an !die Oberfläche gelangt und später vom Sinter eingehüllt worden sein. Wir haben es mit Resten von mindestens 9 Individuen zu tun, denn wenn wir die isolierten Zähne mit berücksichtigen, ergeben sich 9 Unterkiefer und nach der Zahl der linken Tibien und rechten Radien 8 Individuen. Das vorhandene Material besteht aus: 2 rechten und 1 linken Hornzapfen, 1 3 Saal: „ oberen Mı, 2 rechten und 4 linken oberen M; und 4 rechten und 2 linken oberen Mi, 1 5 Oberkiefer, 7 " 23H05 Pus y Unterkiefern; 2 linken unteren Mı, 2 rechten und 3 linken unteren Ms und 2 rechten und 1 linken unteren Ms, 6 rechten und 5 linken Seapulae, 6 5 » 7 , Humeri, davon 2 rechte von Kitzen, » , 5 , Radi, davon 3 rechte von Kitzen, an 3 linken und 2 rechten Radien haftet noch die Ulna, . Magnum, 1 rechten Cuneiforme-Pyramidale, 1 linker Scaphoid, oo 2 ; EE 5 2 , 6 „ Metacarpi, davon 4 von Kitzen, 1 a . 5 , Pelvishülften und 1 Sacrum, 4 linken Femora und 2 Fragmenten des rechten Femurs, 3 rechten und 8 linken Tibiae, davon 93 von Kitzen, 9 3 PEG , JCaleanea, 1 a 3 Astragali, 1 rechtes und 2 linke Cuboscaphoide, 3 : . 6 , Metatarsi, davon 3 von Kitzen, 18 Phalangen der ersten, 9 der zweiten Reihe und 6 Klauen, 1 Atlas, 2 Axis, 3 hintere Halswirbel, der erste und S mittlere hückenwirbel und 10 Lendenwirbel. Die Art der Knochen, vorwiegend Unterkiefer, Unterarm- und Unterschenkel-, Mittel- hand- und Mittelfu&- sowie Fußwurzelknochen und Zehenglieder, spricht dafür, daß die Tiere von den Höhlenbären und wohl am wahrscheinlichsten von Bärenmüttern in die Hóhle geschleppt und hier verzehrt worden sind, denn es sind dies meist jene Knochen, welche nur von einer dünnen Fleischhülle, oder gar nur von Haut und Sehnen umkleidet sind und daher von den Bären verschmäht wurden. Auch rühren diese Reste zum Teil von jungen Individuen, Kitzen her und selbst die von erwachsenen Tieren dürften fast ausschließlich, wie die Schwäche der Hornzapfen vermuten läßt, weiblichen Individuen, Gaisen, zuzuschreiben sein, die ja natürlich den Raubtieren leichter zur Beute fielen und auch leichter in die Höhle geschleppt werden konnten als die schweren, starkbehörnten Böcke. Daß die Steinbockreste wirklich pleistozänes Alter besitzen, ergibt sich nicht allein aus ihrer Einbettung im Höhlenlehm, sondern auch aus ihrer hochgradigen Fossilisation. Sie unterscheiden sich hierin sofort von den Knochen der Paarhufer, welche aus den Kultur- schichten, der Steinchenschicht und aus dem Sinter stammen, wohl aber gleichen sie in dieser Hinsicht vollkommen jenen von Gemse und Rentier, welche ebenfalls im Höhlen- lehm gefunden wurden. 431 Steinbockreste aus dem Pleistozän kennt man sowohl aus Frankreich und Italien, als auch aus Niederösterreich, Böhmen und Mähren. Für diese letzteren hat Woldrich!) eine besondere Spezies — Ibex priscus — errichtet, welche sich vom Alpensteinbock durch den steilen Abfall der flacheren Stirn, durch die am Scheitel flachere, fast überall gleich breite Lage der Schädelkapsel und durch die schiefe Lage der Hinterhauptfläche unter- scheidet. Die Stirnzapfen sind vorne viel flacher, hinten mehr eckig und divergieren stärker. Die Hornwurzel geht allmälich in den Hornzapfen über und ragt nicht viel stärker hervor. Da nun leider aus unserer Höhle kein Schädel, sondern nur Hornzapfen vorliegen, so können wir freilich nur die Merkmale der letzteren benützen, wenn wir entscheiden wollen, ob wir es hier mit Resten von Ibex priscus oder mit solchen des Alpensteinbocks zu tun haben. Die Hornzapfen aus der Tischoferhöhle haben plankonvexen Querschnitt, sie sind innen flach und an der Außenseite sowie vorne und hinten schwach, aber dabei sehr gleichmäßig gerundet. Auch können sie nur sehr wenig nach auswärts geneigt ge- wesen sein, und die Wurzel ist vom Hornzapfen scharf abgesetzt, Sie passen also sehr wenig zu der Schilderung, welche Woldrich von seinem Ibex priscus gegeben hat, viel eher lassen sie sich noch mit der Beschaffenheit der Hornzapfen des Alpensteinbocks in Einklang bringen, obschon auch bei diesem die Hornzapfen viel dieker sind und mehr dreieckigen Querschnitt besitzen. Etwas ähnlicher sind freilich die Hornzapfen von Capra jemlaica?) und aegagrus, allein dies sind Ziegen und keine Steinböcke und besitzen daher viel schlankere Extremitätenknochen. Da aber die Knochen aus unserer Höhle, namentlich die so charakteristischen Metapodien sowie die durch die auffallende Größe des M; charak- terisierten Kiefer nur von Steinbock, nicht aber von Ziege stammen können, so müßte man, soferne die Hornzapfen der Capra aegagrus zugeschrieben würden, annehmen, daß diese Ziege hier nur durch Hornzapfen, der Steinbock aber nur durch Kiefer und Knochen vertreten sei, eine Annahme, die um so weniger begründet erscheint, als die Zahl der Hornzapfen in sehr gutem Verhältnis steht zur Zahl der Knochen, namentlich zur Zahl der Metapodien von erwachsenen Individuen. Ich trage daher kein Bedenken, auch die Hornzapfen auf Steinbock zu beziehen und zwar eher auf den Alpensteinbock als auf lbez priscus. Nicht unerwähnt darf ich übrigens lassen, daß Hornzapfen von Steinbock- gaisen aus dem Tianschan mit denen aus der Tischoferhöhle noch mehr Ähnlichkeit haben als die des Alpensteinbocks. Was die Dimensionen der Zähne und die Länge der Zahnreihe sowie die Höhe des Unterkiefers betrifft, so bleiben die unseres Steinbocks ziemlich weit hinter denen von Ibez priscus zurück, sie überschreiten aber die des Alpensteinbocks um einen geringen Betrag. Dies gilt auch von den Unterarmknochen. Länge der Zahnreihe des Unterkiefers 76 mm Ibex alpinus, 77 mm Tischoferhöhle, 85 mm Ibex fossil. nach Woldfich, Höhe des Unterkiefers zwischen M? und M3 29 , E EN, n 4 o 5 ^ ? 5 Radiuslänge innen 167 , 2 TN T85 49 m 220. , d 2 B c 1) Reste diluvialer Faunen und des Menschen aus dem Waldviertel Niederósterreichs. Denkschrift der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien, Bd. IX, 1892, p. 592 (28), Taf. IV, Fig. 1—8, Taf. V, Fig. 8—11. 2) Herr Professor P. Matschie in Berlin hatte die Freundlichkeit, mir hievon Schädel und Extre mitäten zum Vergleich zu schicken. 432 Nur die Maße der beiden größten Metapodien, ein rechter Metacarpus und ein rechter Metatarsus, stimmen fast gauz genau mit den von Woldrich für Ibex priscus angegebenen Zahlen überein. Die Dimensionen sind folgende: Metacarpus: Länge 149mm Tischoferhöhle, 149,1 mm Vypustek, 149,5 mm Eichmaierhöhle, 120 mm Alpensteinbock, Breiteoben 40 , L 38,914 s 39,6 , E 26570 A , unten445, 4 49:5 3 45,5 , P 30,50% ? Metatarsus: Länge 156mm Tischoferhöhle, 155mm V ypustek, 154,5 mm Eichmaierhóhle, 126,3mm Alpensteinbock, Breiteoben 32 ^ 7 zz at T 33,6 LI LI 22 n n „ unten 38,2, 3 37,6 „ B 36:019 5 26:9, 3 Ich möchte jedoch auf diese beiden Knochen, denen auch mehrere besonders große Halswirbel und ein Rückenwirbel sowie mehrere Zehenglieder entsprechen, da sie eben doch nur einem einzigen sehr großen Individuum, offenbar einem Bock, angehört haben, kein allzu großes Gewicht legen. Ich stelle auch sie lieber zu Ibex alpinus als zu Ibex priscus. Freilich darf man, da immerhin manche Abweichungen vom echten Alpensteinbock zu beobachten sind, auch die Möglichkeit nicht außer acht lassen, daß wir es hier noch nicht mit diesem selbst, sondern erst mit seinem direkten Vorfahren zu tun haben und zugleich auch mit dem Vorfahren von Ibex priscus. Es hat nümlich fast den Anschein, als ob dieser etwas jünger würe als der Stein- bock der Tischoferhóhle, wenigstens ergibt die Zusammenstellung der in der Eichmaier- und Gudenushöhle sowie in der Schusterlucke — alle diese Lokalitüten liegen im Wald- viertel von Niederösterreich — gefundenen Tiere eine so auffallende Menge von Arten der postglazialen Mikrofauna, da& man wirklich auf die Vermutung kommen kónnte, dafi auch die dortigen Steinbockreste bereits der Postglazialzeit angehören dürften, was auch für jene aus der Certovadira in Máhren zu gelten scheint, wührend für den Steinbock aus der Tischoferhöhle das interglaziale Alter vollkommen sicher gestellt ist. Was später aus Ibex priscus geworden ist, der nach Woldrich auch in Italien (bei Brescia) und in Siebenbürgen (Szämos) gelebt hat, läßt sich nicht ermitteln, da auch der kaukasische und pyrenäische Steinbock dem Alpensteinbock näher stehen. Auch der sibirische Stein- bock wäre nach Woldrich mit Iber priscus nicht näher verwandt, obwohl die Form und Stellung seiner Hörner eine ähnliche ist. Die Unterschiede, bestehend in geringer Größe und in der abweichenden Gestalt des Hinterhaupts, würden mich freilich nicht abhalten, ihn für den direkten Nachkommen von Jbez priscus anzusprechen. Dagegen kann der Alpensteinbock nicht, wie Woldrich meint, von Ibex priscus abstammen, da er mög- licherweise sogar älter ist als dieser. Gemböck!) erwähnt nämlich einen Fund von Stein- böckhörnern aus einer Moräne, wohl aus dem Pustertal. Während Edelhirsch und Ren bereits im Pliozän Vorläufer in Europa hatten und wie überhaupt alle Hirsche europäischen Ursprungs sind, — denn Cerviden gibt es in Europa schon seit dem Oligozün —, ist die Herkunft des Steinbocks wie die aller Ziegen und Schafe sowie der Gemse vollkommen in Dunkel gehüllt. Es gibt zwar schon im Obermiozün in Europa mehrere Antilopen, allein dieselben haben viel eher Beziehungen 1) Steinbockfunde in Tirol. Die Jagdzeitung, Wien 1886, p. 566. 433 zu den Antilopen mit hirschähnlicher Bezahnung. Erst im Unterpliozän von China und Samos!) erscheinen Cavicornier mit hypselodonten, gazellenähnlichen Backenzähnen. Auf Samos existierte auch schon zur selben Zeit ein Vorläufer der Schafe, dessen Hörner auch schon früher aus dem Pliozän von Pikermi in Griechenland bekannt waren. Ob jedoch bereits mit diesen Gazellen und dem Vorläufer der Schafe auch der Ahne der Ziegen in Europa oder doch im westlichen Asien gelebt hat, ist keineswegs sicher, denn wirkliche Ziegen erscheinen in Europa erst im Pleistozän und zwar Capra aegagrus?) etwa in der vorletzten oder drittletzten Interglazialzeit zusammen mit einem altertümlichen* Rhinoceroes — hundsheimensis Toula — und mit Machairodus in Hundsheim in Nieder- österreich und Iber sogar erst in der letzten Interglazialzeit. Dagegen wurden mehrere Arten von Capra schon aus dem Pliozün der Siwalikhügel in Ostindien?) beschrieben, von denen es freilich nicht sicher ist, ob sie wirklich noch zur Hipparionenfauna gehóren oder ob sie nicht doch schon etwas jünger sind. Überdies sollen sie die Vorläufer von zwei lebenden indischen Capra-Arten sein, weshalb sie auch kaum als Ahnen der Gattung Iber in Betracht kommen können. Die miozünen und noch früheren Stammformen der Schafe und Ziegen haben wir im Gegensatz zu denen der Hirsche nicht in Europa, sondern eher in Nordamerika zu suchen und zwar in den Hypertraguliden, die auch zugleich für die Abstammung der Gazellen und anderer Antilopen von großer Wichtig- keit sind. Daß Nordamerika für die Entstehung der Caprovinen große Bedeutung hat, geht auch daraus hervor, da& dort im Pleistozün verschiedene ausgestorbene Cavicornier zum Vorschein gekommen sind, welche die Ziegen und Schafe mit den jetzt dort lebenden Ammotraginen — Schneeziege — und Ovibovinen — Moschusochse — verbinden. In der neolithischen Zeit hat der Steinbock noch im Alpenvorlande gelebt, wie die Funde in den Pfahlbauten der Schweiz und der Roseninsel im Starnbergersee beweisen. Ja sogar in der rómischen Niederlassung von Campodunum, Kempten, hat man Steinbock- hórner gefunden. In osteologischer Hinsicht habe ich noch zu bemerken, daß alle Metacarpi von Ibex aus der Tischoferhöhle noch eine sehr deutliche Facette für ein rudimentäres Metacarpale V besitzen, das ich auch bereits früher bei Ibex und Capra beobachtet und jetzt auch bei zwei Exemplaren Capra jemlaica gefunden habe. Es ist dieser dünne, splitterförmige Knochen immerhin noch ein Zeichen für die Abstammung der Ovicaprinen von Formen mit fünfzehigen Extremitäten. Arctomys marmotta Schreber. Alpenmurmeltier. Von diesem jetzt in vielen Teilen der Alpen so häufigen Nagetier liegt ein rechter unterer Schneidezahn und die untere Hälfte eines rechten Oberarmknochens vor, jedoch lagen sie nicht in der Höhle selbst, sondern auf dem steilen Abhang gegen den Bach. !) Schlosser, Die fossilen Säugetiere Chinas. Abhandlungen der K. Bayer. Akademie der Wissen- schaften, Il. Klasse, XXII. Bd., 1903 und: Die fossilen Cavicornier der Insel Samos. Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients. Wien 1905. ?) Freudenberg, Die Fauna von Hundsheim in Niederösterreich. Jahrb. der K. K. geologischen Reichsanstalt Wien, 1908, p. 218. ?) Richard Lydekker, Catalogue of fossil Mammalia in the British Museum, part IT, 1885, p. 45. Capra sivalensis ist nach diesem Autor der Ahne von jemlaica, punjabiensis der von megaceros. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 57 434 Mit ihnen zusammen fanden sich eine Menge Topfscherben. Nichtsdestoweniger möchte ich diesen beiden Stücken doch entschieden ein wirklich pleistozänes Alter zuschreiben, denn sie haben den nämlichen Erhaltungszustand wie die echt fossilen Tierreste und das anhaftende Gestein ist unzweifelhaft echter Höhlenlehm. Das Vorkommen des Murmeltiers in unserer Höhle verdient insofern einiges Interesse, als dieser Nager heutzutage im Kaisergebirge und in den angrenzenden Teilen der bayerisch- tirolischen Kalkalpen vollständig fehlt und erst wieder im Berchtesgadener Gebirge und *in den Lechtaler und Algüuer Alpen sowie in den Tauern angetroffen wird. Man ist gewöhnt, dieses Tier für einen echten Gebirgsbewohner zu halten, was ja auch bei seiner heutigen Verbreitung gerechtfertigt erscheint. Allein die Anpassung an das Leben in der Hochregion datiert nicht weiter zurück als in die Zeit nach der letzten Vergletscherung, denn man kennt Überreste des Murmeltiers aus echtem Pleistozän von Mähren, Thüringen, Rheinland, Frankreich und Italien. Wenn auch manche dieser Funde dem Steppenmurmel- tier Arctomys bobac angehören dürften, welches heutzutage das südliche Rußland und das westliche Asien bewohnt und sich vom Alpenmurmeltier durch die Anwesenheit von bloß zwei Wurzeln am unteren Prämolar und durch das breitere Foramen magnum und die schmäleren Nasenbeine unterscheidet,!) so bleiben doch genug Fälle übrig, in welchen es sich unzweifelhaft nur um Aretomys marmotta handeln kann, namentlich gilt dies für die Murmeltierreste aus dem Löß von Eppelsheim bei Worms. Die ältesten Reste von Arctomys sind jene von Krapina in Kroatien, wo er noch mit Rhinoceros Mercki zusammen- gelebt hat, und in einem Klima, welches entschieden wärmer war als das heutige. Wahr- scheinlich ist dieses Murmeltier der gemeinsame Stammvater von marmotta und von bobac. Im Tertiär sind bis jetzt noch keine Spuren der Gattung Arctomys bekannt. Sie geht jedenfalls auf einen Sciuriden zurück, die auch bereits im Eozün von Europa und Nordamerika auftreten, allein unter den bis jetzt gefundenen Arten gibt es keine, welche man mit einiger Berechtigung für den Vorläufer von Arctomys ansprechen könnte. JMyoxus glis Linn. Siebenschläfer. In einem Hohlraum der Höhlenbärenschichten, wohl die letzte Spur eines ver- fallenen Fuchsbaues, fast in der Mitte der Höhle, fand sich ein großer Teil des Skelettes eines Siebenschläfers, namlich der Schädel, der linke Unterkiefer, die Scapula,. alle großen Extremitätenknochen, die beiden Beckenhälften und einige Wirbel. Alle diese Reste haben ein sehr frisches Aussehen, die Schädelkapsel war vollkommen leer, während sie bei wirklich fossilen Resten fast immer mit Gesteinsmaterial ausgefüllt ist. Wir haben es augenscheinlich mit Überresten aus der jüngsten Vergangenheit zu tun. Fin Femur aus dem Kalksinter, welcher auch die vielen Menschenknochen einschließt, könnte dagegen etwas älter, vielleicht bronzezeitlich sein. Auch in den fränkischen Höhlen fehlt der Siebenschläfer stets in den eigentlichen Pleistozänschichten, aber in neolithischen und noch jüngeren Lagen kommen zuweilen wie in der Räuberhöhle bei Etterzhausen, in der Nähe von Regensburg, Überreste dieses Nagers massenhaft vor, als Spuren von Eulen- gewöllen. Sie bilden dann eine förmliche Nagerschicht, wie sie in den der neolithischen 1 E. Schäff, Beitrag zur genaueren Kenntnis der diluvialen Murmeltiere. Archiv für Natur- | geschichte, 1887, p. 118— 132. E 435 Schicht vorausgehenden Postglazialschichten aus der Rentierzeit in Höhlen und Fels- nischen häufig angetroffen wird und ebenfalls aus Eulengewóllen entstanden ist. Diese ältere Nagerschicht besteht aber immer aus Überresten von Halsbandlemming — Cuni- culus torquatus — und Wühlmäusen — Arvicoliden —, sowie aus Knochen von Schnee- hühnern, zuweilen auch mit Resten von Lagomys, Pfeifhase, vermengt, wührend die jüngere Nagerschicht außer Siebenschläfer nur Muriden und Arvicola glareolus enthält. In wirklich pleistozänen Schichten dürfte dieser Nager noch nicht gefunden worden sein, die betreffenden Zitate dürften auf ungenauen Aufsammlungen basieren. Gleichwohl kommt der Art als solcher vermutlich doch schon ein ziemlich hohes geologisches Alter zu, denn die Vorfahren dieses Nagers gehen in Europa bis in das Obereozän zurück. Mus sylvaticus Linn. Waldmaus. Dieser Nager ist nur durch einen rechten Oberkiefer vertreten, der fast an der Ober- flüche lag und einen ganz frischen Erhaltungszustand aufweist. Er stammt jedenfalls aus der jüngsten Vergangenheit. Arvicola amphibius Blas. Wasserratte. Von dieser Wühlmaus liegt ein linker Unterkiefer vor aus dem Hintergrunde der Höhle sowie ein Schädel und der dazu gehörige rechte Unterkiefer. Diese letzteren wurden in der Steinchenschicht an der rechten Seite der Hóhle gefunden und haben móglicherweise sogar ein geringeres Alter als die Reste des Siebenschläfers und der Waldmaus, denn die Knochen sind reinwei& wie die von lebenden Nagetieren. Der Schädel war nicht mit Erde oder Lehm ausgefüllt, sondern vollkommen hohl, dagegen kónnte der ersterwühnte Kiefer wirklich ein relativ hohes Alter besitzen. Überreste von Arvicola amphibius finden sich in den fränkischen Höhlen nicht selten, wenn auch stets in geringer Menge in der postglazialen Nagerschicht mit Halsbandlemming. Im Gegensatz zu den Muriden, welche sich wenigstens als Gattung Cricetodom sehr weit im europäischen Tertiär zurück- verfolgen lassen, treten die Arvicoliden erst im obersten Pliozän in Knochenbreccien auf Korsika und Sardinien auf. Ihre wirklichen Ahnen sind bis jetzt noch nicht mit Sicherheit ermittelt, wir dürfen sie aber doch wohl auch im COricetodon ähnlichen Nagern vermuten. Lepus europaeus Pall. Feldhase. Überreste des Feldhasen sind in unserer Höhle nicht besonders selten. Sie stammen teils aus dem Kalksinter, teils aus der lockeren Steinchenschicht mit den Menschen- knochen, teils lagen sie zwischen den Felsblöcken im Hintergrunde der Höhle. Auch der frische Erhaltungszustand spricht dafür, daß diesen Hasenresten kein besonders hohes Alter zukommt. Immerhin sind sie doch ein wenig älter als jene der ebenerwähnten kleinen Nager. Es handelt sich etwa um neolithisches oder bronzezeitliches Alter. Die vorliegenden tes tesind zwei Schädel, zwei linke Unterkiefer, ein unterer Nagezahn, ein oberer Prümolar, drei rechte und zwei linke Humeri, vier linke Radii, zwei linke Ulnae, vier rechte und ein linkes Femur, zwei rechte und eine linke Tibia, eine rechte und zwei linke Beckenhälften, drei Sacra, zehn Lendenwirbel, je ein Metacarpale II und III und je zwei linke Meta- tarsalia III und V. Sie repräsentieren mindestens vier Individuen, die wahrscheinlich von 57% 456 Füchsen eingeschleppt worden sind. Daß wir es hier nicht mit Resten des heutzutage in’ geringer Entfernung vorkommenden Schneehasen, Lepus fimidus variabilis, sondern mit solchen des Feldhasen zu tun haben, zeigt mit aller Bestimmtheit die Rundung der Innen- pfeiler an den Unterkiefermolaren. Auch ist, wie schon bemerkt, der Erhaltungszustand ein ganz frischer und wesentlich verschieden von dem der in Höhlen gefundenen Schnee- hasenknochen. Überdies finden sich die letzteren immer nur in der postglazialen, der Rentierzeit entsprechenden Nagerschicht zusammen mit Resten des Halsbandlemming, die aber in unserer Höhle höchstens durch Schneehuhnknochen angedeutet ist. Die ältesten Hasenreste in Europa sind jene aus dem Unterpliozin — Pikermi, schwäbische Bohnerze. Bis in das Miozän lebten die Ahnen dieses jetzt kosmopolitischen Stammes aus- schließlich in Nordamerika, doch sind auch dort die ältesten Leporiden jene aus dem Oligozän. Weiter zurück läßt sich dieser Stamm vorläufig nicht verfolgen. Vögel. Knochen von Vögeln kamen in ziemlicher Menge zum Vorschein. Sie lagen frei neben der Steinchenschicht mit den vielen Menschenresten an der rechten Seite der Höhle, der kleinere Teil war in dem Sinter in dem hintersten Abschnitt der Höhle eingebettet und vollständig mit einer Sinterhülle überzogen. Obwohl die Zahl dieser Vogelknochen nicht ganz unbeträchtlich ist, so verteilen sie sich dennoch nur auf wenige Arten, nämlich: Bubo maximus Linn., Uhu. Ein rechter Laufknochen — Tarsometatarsus — und ein linker Tibiotarsus. Beide stimmen bis ins kleinste Detail mit den mir zur Verfügung stehenden Knochen mehrerer Uhuskelette überein, nur sind sie relativ klein. Dieser Uhu hat wohl vorübergehend in der Höhle gelebt und die übrigen Vögel, welche hier durch Knochen vertreten sind, als Beute in die Höhle geschleppt und daselbst verzehrt. Pyrrhocoraz alpinus Vieill., Steindohle. Von diesem auch jetzt noch im Kaiser- gebirge sehr häufigen Vogel liegen vor zehn rechte und zehn linke Humeri, sieben linke und drei rechte Ulnae, ein Radius, ein rechter Metacarpus, drei rechte und zwei linke Femora, zwei rechte und drei linke Tibiotarsi nnd ein Sternum. Die Hälfte dieser Knochen war mit Kalksinter überzogen, ein Humerus scheint sogar im Höhlenlehm gelegen zu haben, er ist aber wohl nur zufällig und nachträglich in diese Schicht gelangt. Turdus sp., eine rechte Ulna, deren genaue Bestimmung, ob als Amsel oder als Drossel, kein weiteres Interesse bietet. Lagopus alpinus Nilsson, Alpenschneehuhn. Mindestens zwei Drittel aller Vogel- knochen gehört dem Schneehuhn an. Es liegen hievon vor: 1 Schädel, Cranıum, 2 Brustbeine, Sternum, 2 Wirbel und 2 Sacra, 3 rechte und 2 linke Coracoide, 7m v0 c Humert Du enge, ljlinae, 3 , Metacarpi, 5 , und 2 linke Femora, 5 linke , 2 rechte Tibiotarsi, 4 rechte , 1 linker Tarsometatarsus. 437 Auch von diesen stammen einige Knochen aus dem Kalksinter, die meisten fanden sich ganz oberflächlich an der rechten Seite der Höhle. Sie verteilen sich jedenfalls auf mindestens zehn Individuen. Daß die Schneehühner durch den Uhu und nicht durch Füchse eingeschleppt worden sind, geht aus der großen Zahl der Coracoide und Humeri hervor, welche niemals übrig bleiben, wenn Vögel von Carnivoren verzehrt werden, denn diese lassen höchsten die Laufknochen — Tarsometatarsi — übrig, während alle im Fleisch steckenden Knochen durch die Zähne zermalmt werden. Wie ieh schon früher erwähnt habe, kommt diesen Vogelresten möglicherweise doch ein relativ hohes Alter zu, denn sie repräsentieren vielleicht die postglaziale gelbe Nager- schicht vom Schweizerbild, die von mir auch bei Velburg und Neuhaus in der Oberpfalz nachgewiesen und sich auch stets durch den Reichtum an Schneehuhnknochen aus- zeichnet. Daß die Nager selbst in unserer Höhle fehlen, läßt sich durch die Annahme erklären, daß das Inntal damals nach der letzten Glazialzeit noch von einem See ausgefüllt war, welcher Säugetieren den Eintritt ins Gebirge verwehrte. Rückblick auf die in der Höhle vertretenen wildlebenden Tierarten. Die Säugetierreste verteilen sich, von den im folgenden behandelten Haustieren ab- gesehen, auf: Ursus spelaeus, Cervus elaphus, Arctomys marmotta, Lupus vulgaris, Rangifer tarandus, JMyoxus glis, Vulpes vulgaris, Capella. rupicapra, Mus sylvaticus, -Hyaena, spelaea, lbex alpinus, Arvicola amphibius, Felis spelaea, Erinaceus ewropaeus, Lepus timidus. Von diesen 15 Arten stammen die fünf Raubtierarten ausschließlich aus dem inter- glazialen Hóhlenlehm, auch die Reste der Wiederküuer gehóren mit Ausnahme jener des Edelhirsches der nämlichen Periode an, also jener Zeit, in welcher die Höhle noch nicht vom Menschen besucht war. Sehr geringes Alter besitzen außer den Hirschresten auch die Reste des Igels, des Siebenschläfers, der Waldmaus, der Wasserratte und des Feldhasen, während die freilich recht spärlichen Überbleibsel des Murmeltiers wahr- scheinlich aus der Zeit des Hóhlenbüren stammen. Die an sich so unscheinbaren Überreste der Vögel verdienen insofern ein größeres Interesse, als durch sie möglicherweise die postglaziale Steppenperiode angedeutet wird, deren Ablagerungen durch das massenhafte Vorkommen von Schneehuhnknochen ver- gesellschaftet mit Überresten von Halsbandlemming, Wühlmäusen und Pfeifhase charakterisiert sind. Was die Individuenzahl der in unserer Höhle beobachteten Arten betrifft, so ist sie meist äußerst gering, fast immer gehören die Überreste einem einzigen Individuum an, wie z. B. die des Löwen, die von Gemse, nur Hirsch, Hyäne und Wolf verteilen sich auf zwei resp. sechs Individuen und Steinbock, Fuchs dürften durch je etwa 12 Individuen vertreten sein. Einen gewaltigen Kontrast hierzu bildet nun der Höhlenbär, denn nach der Zahl der vorgefundenen Knochen haben wir es mit Überresten von etwa 200 erwachsenen und 180 jugendlichen Individuen zu tun. Die erwachsenen männlichen Bären zeichnen sich durch riesige Dimensionen und durch ganz ungewöhnliche Abkauung der Zähne aus, « 438 was darauf schließen läßt, daß es ganz alte Tiere waren, welche die Höhle wohl nur auf- suchten, um hier zu verenden. Die Weibchen hingegen dürften die Höhle aufgesucht haben, um hier zu wölfen. Sie waren von jungen Bären des vorausgehenden Jahres begleitet und lebten dann in der Höhle, bis die Jungen des letzten Wurfes herangewachsen waren. Aber stets dürfte die Höhle nur von je einem Weibehen mit seinen Jungen bewohnt ge- wesen sein. Die große Zahl der Individuen spricht für die lange Lebensdauer der Spezies. Die vorgefundenen jugendlichen Kiefer ermöglichten den Nachweis, daß im Michgebiß noch Zähne vertreten waren, Dı und D;, welehe im definitiven Gebiß keine oder wie der obere D; nur mehr ausnahmsweise einen Nachfolger, Ps, besaßen. Auffallenderweise sind hin- gegen bei den Höhlenbären aus Franken auch diese D meistens verschwunden. Der Nachweis der zahlreichen Milchzähne und der freilich seltenen Anwesenheit von oberen P; spricht sehr für die Annahme, daß Ursus spelaeus aus dem altpleistozänen Ursus Deningeri entstanden ist. Von den lebenden Bärenarten unterscheidet sich der Höhlenbär schon durch den plumperen Bau der einzelnen Knochen und durch die relative Kürze von Tibia, Fibula und der Metapodien sowie der mittleren Zehenglieder und wahrscheinlich auch durch die relative Länge des Schwanzes. Aufrechtstehend erreichten große Männchen die Höhe von nahezu 2!/ m, von der Fußsohle bis zum Hinterhauptskamm gemessen. Das reiche Material gestattete den Nachweis mancher Abnormitäten, darunter auch einiger atavistischer Merkmale — Anwesenheit von oberen P; und von Entepicondylarforamen — sowie von krankhaften Veränderungen — Asymmetrie des Schüdels, verheilter Knochen- brüche und von Knochenwucherungen —, vor allem aber die Feststellung der Grenzwerte, innerhalb welcher ein und dieselbe Dimension eines beliebigen Skeletteiles bei ein und derselben Spezies schwanken kann. Die Differenz zwischen Maximum und Minimum kann bis zu einem vollen Drittel betragen, eine Tatsache, die bei der Auf- stellung neuer Arten viel mehr berücksichtigt werden sollte, als dies leider bisher der Fall war. Die Höhlenbärenreste in unserer Höhle waren auch bereits dem prähistorischen Menschen gut bekannt, denn er hat Schneidezähne dieses Bären durch- locht und als Schmuck getragen. Die spärlichen Überreste von Hyäne, Löwe, Rentier und Gemse bieten nur inso- fern einiges Interesse, als hierdurch die Anwesenheit dieser Arten festgestellt wird. Daß auch der etwas reichlicher vertretene Wolf sowie Fuchs anzutreffen waren, kann uns nicht wundern. Die Wolfreste gehören der auch in den fränkischen Höhlen vorkommenden Abart Lupus vulgaris an. Der Fuchs der Tischoferhöhle ist der gewöhnliche Fuchs und sicher nicht etwa der Eisfuchs. Die Steinbockreste schließen sich enger an den Alpen- steinbock an als an Zbez priscus, nur sind die Hornzapfen stärker komprimiert. Es wäre nicht undenkbar, daß sich aus unserem zweifellos interglazialen Steinbock der Alpen- steinbock entwickelt hätte. Erwähnung verdient die Anwesenheit eines Rudimentes des fünften Fingers. Von den übrigen wildlebenden Arten verdient nur das Murmeltier besondere Er- wähnung, insofern es heutzutage nicht mehr im Kaisergebirge vorkommt. Die Funde von Murmeltier, Gemse und Steinbock in Pleistozänablagerungen der mitteleuropäischen Niederungen machen es sehr wahrscheinlich, daß diese Arten keineswegs von jeher Ge- birgsbewohner waren, sie haben sich vielmehr erst später, wohl erst nach der letzten Ver- gletscherung, in die Gebirge zurückgezogen. Ebenso erscheint es höchst fraglich, ob das 439 Rentier von jeher ein Bewohner der arktischen Gebiete war. Man vergißt offenbar, daß die heutige Verbreitung der Tiere nur die Folge von Anpassung an veränderte Lebens- bedingungen ist. Nicht die jetzige Verbreitung, sondern nur die Verbreitung im Pleistozän sowie die Verbreitung der fossilen Vorläufer im Tertiär gibt uns zuverlässige Daten für die Geschichte der Tierwelt. B. Die Überreste der Haustiere. Canis familiaris intermedius Woldrich. Von einem mittelgroßen Haushunde fand ich in der Sinterschicht ziemlich viele Knochen, so daß man versucht sein konnte, an das Vorhandensein einer größeren Anzahl von Individuen zu denken, bei genauerem Zusehen stellte sich jedoch heraus, daß wir es hier nur mit wenigen solchen zu tun haben, denn nach der Zahl der Epistropheus-Wirbel — zweiter Halswirbel — verteilen sich diese Reste nur auf drei, nach der Zahl der Atlas — erster Halswirbel und der gleichstelligen, paarigen Knochen —, Ulna, Metacarpale II und III und Metatarsale II und Ill, sogar nur auf zwei Individuen. Aus dem Kalksinter liegen folgende Stücke vor: 1 Fragment des Hinterhaupts, 1 Schädelbasis mit dem linken Schläfenbein und der Ohr- region der linken Schädelseite, 1 linker Unterkiefer mit den Alveolen der Schneidezähne, des Eckzahns und der Prämolaren nebst der vorderen Alveole des ersten Molaren. Der Unterrand ist weggebrochen, weshalb die Höhe des Kiefers nicht ermittelt werden kann, 1 linkes und 1 rechtes Schulterblatt, Scapula, : 2 linke Humeri und die proximale Partie eines oberen Humerus, Oberarmknochen, 1 unvollständiger linker Radius, Speiche, 2 linke und 2 rechte Ulnae, Elle, die Oberhälfte eines rechten Femur, Oberschenkel, 1 linke und 2 rechte Tibiae und 2 Fragmente von linken Tibien-Unterschenkeln, 1 rechte und 1 linke Fibula, Wadenbein, 1 linke und 1 rechte Pelvishälfte, Becken, ' 2 linke Metacarpale II. 2 linke und 1 rechtes Mc III, 1 rechtes Me IV, 2 rechte Mc V, Mittelhandknochen, 2 linke Metatarsale II, 2 rechte und 2 linke Mt III, 1 rechtes Mt IV, 1 rechtes und 1 linkes Mt V, Mittelfu&knochen, 1 Phalange der oberen Reihe, 1 linkes und 1 rechtes Calcaneum, 2 Atlas, 9 Epistropheus, 1 dritter Halswirbel, 5 mittlere Rücken- und 2 Lendenwirbel und 1 Sacrum. Mit Ausnahme etwa von einem Atlas, einer Tibia und einem Metatarsale III, welche etwas kleiner sind als die übrigen gleichstelligen Knochen, erweisen sich diese Reste ent- schieden als zu einer einzigen Rasse gehörig, welche der Größe nach, soweit die dürftigen Angaben über die Skeletteile der am besten bekannten prühistorisehen Hunde verwertbar sind, in der Mitte steht zwischen dem Torfhund — Camis familiaris palustris Rütimeyer!) 1) Die Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz. Neue Denkschrift der Schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften. Zürich 1862, p. 116. 440 — und dem Bronzehund — Camis matris optimae Jeitteles.!) Sie schließen sich aufs engste an die des Camis familiaris intermedius Woldrich?) an, aus der Kulturschicht von Weikers- dorf in Niederösterreich und dem Pfahlbau von Ripaé in Bosnien. Der wichtigste Überrest von Haushund ist jedoch ein linker Unterkiefer mit P,, M; und M» und den Alveolen von P4 und M;, der aber nicht aus dem Sinter, sondern aus der Kulturschicht von der linken Seite der Hóhle stammt. Auch er kommt in den Dimensionen dem Unterkiefer des Canis intermedius sehr nahe, abgesehen etwa von der Kleinheit seines M5,?) worauf jedoch kein besonderes Gewicht gelegt werden darf. Die wichtigsten Dimensionen sind: Länge von P4 — M2 — 43mm, bei den Kiefern von Ripaé = 44?*) mm; bei dem von Weikersdorf 43,5? mm „ allerPundM — 738 , E 2 : E ES TS ATE * * = 73 = „ von Mı — ME = 5 2u3—21589195 5 RENS * 2175 NES 2 , M2 —94, QNS 2 E "Melo amm; NE n ODE Hóhe des Kiefers unter Mi DD UH. 3 3 2055—:7245022275, 8 4905 = 3 i 24 5 Das Unterkieferfragment aus dem Sinter zeichnet sich durch die Kürze der Prämolaren aus und unterscheidet sich hiedurch wesentlich von den Originalen Woldrichs, allein die Gesamtlänge der Prämolarreihe ist doch viel zu groß, als daß man dieses Stück dem Torf- hund, Canis familiaris palustris, zuschreiben dürfte. Es stimmt vielmehr hierin sehr gut mit den Maßzahlen von Camis intermedius überein. Ich glaube daher kaum zu irren, wenn ich diesen Kiefer einem Weibchen von Canis intermedius zuschreibe. Seine Dimensionen sind: Abstand der Alveole des C von der des Mi = 47 mm; bei den Kiefern von Ripa@ = 51? mm; Länge der 4 P = 40 mm E" , , 2 Aa o „ der Alveolen des P = 10,6 mm SU NU z 5 m EPUM) og bei denen von Weikersdorf — 48? mm; LJ n n -* >= 42? n 2 2 E] n = 11? E] Zwei sehr ähnliche Unterkiefer befinden sich auch unter dem Material aus dem Pfahlbau der Roseninsel. E. Naumann hat dieselben noch zu Camis matris optimae ge- stellt, aber nieht näher erwähnt. Mit dem eben besprochenen Unterkiefer zusammen fand sich in der Tischoferhöhle auch der obere Teil einer linken Ulna, welche genau mit den gleichen Knochen aus dem Sinter übereinstimmt. Das einzige vorliegende Schädelfragment gestattet leider keine genauere Vergleichung mit den Schädeln von Torfhund, Bronzehund und Camis intermedius. So viele Maß- angaben über die Schädel dieser drei prähistorischen Hunderassen in der Literatur?) auch zu finden sind, so eignen sich davon.doch nur ganz wenige für unsere Zwecke, da sie sich 1) Die vorgeschichtlichen Altertümer der Stadt Olmütz und ihrer Umgebung. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, 1872, und Naumann, Die Fauna der Pfahlbauten im Starnberger See. Archiv für Anthropologie, Bd. VIII, 1875, p. 45. 2) Über einen neuen Haushund der Bronzezeit. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, VII. Bd., 1877, p. 61, und der Wirbeltierfauna des Pfahlbaus von Ripaé bei Bihac. Wissenschaft- liche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina, V. Bd., 1897. 3) Nach den Zeichnungen erscheint dieser Zahn bei den Originalen Woldfichs auffallend groß. 3) Die mit ? versehenen Maßzahlen mußten aus den Abbildungen abgenommen werden. 5) Außer den schon zitierten Arbeiten ist hier noch anzuführen: Th. Studer, Die prähistorischen Hunde in ihren Beziehungen zu den lebenden Hunderassen. Abhandlungen der Schweizerischen paläonto- logischen Gesellschaft, Bd. XXVIII, 1901. 441 eben doch zumeist auf ganze Schädel und in erster Linie auf die Beschaffenheit der Ge- sichtspartie, der Stirn und des Gebisses beziehen, während das Hinterhaupt weniger Berück- sichtigung gefunden hat. Aber selbst von den Angaben über diesen Teil des Schädels können wir wenige verwerten wegen der Unvollständigkeit der vorliegenden Schädelpartie. Auch macht sich der Übelstand sehr fühlbar, daß gerade die Dimensionen der einzelnen Partien der Hinterhauptsregion individuell sehr starken Schwankungen unterworfen sind, wie die mir vorliegenden Schädel aus den Pfahlbauten der Roseninsel zeigen, welche Nau- mann als Canis matris optimae bestimmt hat. Ich bin allerdings sehr geneigt, zwei davon auszuscheiden, darunter auch den Schädel III Naumanns, und sie gleich den obenerwühnten Unterkiefern zu Camis intermedius zu stellen. Von den bei Naumann und Woldrich angegebenen Dimensionen des Craniums kann ich nur folgende benützen: 1. „Breite des Schädels über den Gehöröffnungen oberhalb der Knochenlamelle, welche vom Jochbogen zum Hinterhaupt geht und die Gehöröffnung überdacht“, hier als Dimension A angeführt. . „Länge der Basis des Hinterhauptdreiecks, Entfernung der beiden äußersten Punkte der Lambdaleisten“, Dimension B. 3. „Abstand der Gehöröffnungen voneinander, jederseits von dem unteren vorderen Rande gemessen“, Dimension C. 4. „Größte Breite des Hinterhauptloches“, Dimension D. 5. „Höhe des Hinterhauptloches*, Dimension E. b2 Canis matris optimae Canis intermedius Tischofer- Camis palustris Bemerkungen Olmütz Roseninsel Rotha.See Weikersdorf höhle Lüscherz Nr T NrSIbO NrSDO NrO30NI A 63 645 62 56 68 60 63,5 68? 54 * In Wirklichkeit BNO2267:5 63 bres rae 62 63 70 56 68 mm. € 485 53 48 45,5: 51 47 50 50 42? * Von Naumann D- 20 215 18.090517 19 19 17 19 17 ohne ersichtlichen B 9 " 18.5°* 14 14 ? ? 13,5 ? Grund ignoriert. Ich muß hier vor allem bemerken, daß sich das Hinterhaupt des Hundes aus unserer Höhle durch seine Breite wesentlich von den meisten Schädeln des Bronzehundes von der Roseninsel unterscheidet. Auch weicht es wenigstens bezüglich der beiden ersten Di- mensionen von Camis intermedius stark ab. Allein diese Breite der Schädelbasis bedingt wohl keineswegs ein besonders großes Cranium und folglich auch keinen besonders großen und langen Schädel; ich glaube vielmehr aus dem ungewöhnlich sanften Ansteigen der Lambdoidaleristae und aus der auffallend geringen Aufwärtsdrehung der Condyli den Schluß ziehen zu dürfen, daß das Cranium selbst nur sehr mäßige Höhe besessen hat und daß folglich die Größe des Schädels überhaupt keine allzu beträchtliche gewesen sein dürfte. Für diese Annahme spricht der Umstand, daß er, neben die Schädel von der Roseninsel gehalten, dem ohnehin auch schon für matris optimae ziemlich kleinen Schädel Nr. 1 Nau- manns recht ähnlich sieht und wie dieser auch sehr kleine Condyli besitzt. Ich trage kein Bedenken, beide noch zu C. intermedius zu stellen, — wozu natürlich dann auch der Schädel Nr. 3 Naumanns gezählt werden muß, — denn hiemit stimmen sie viel besser überein als mit C. matris optimae und palustris. Der Schädel 1 von der Roseninsel erweist sich übrigens auch schon durch die Kleinheit seiner Zähne als zu intermedius gehörig. Zu Abh. d. IL. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 58 E A Ar eV En Ps qa EM rd cer Er i j 442 dem Schädelfragment aus der Tischoferhöhle paßt sehr gut der größere der beiden vor- handenen Atlaswirhel. Die vorhandenen Extremitätenknochen haben folgende Dimensionen: Scapula: Länge = 120mm; bei intermedius nach Woldrich 141 mm; bei matr?s optimae 154 mm größte Breite = 55 ,; , 5 = » 49s ces T A Moe: geringste Breite = 23 „; , | - 2 24 nn , SOSE Humerus: Länge = 156 mm; bei intermedius von Ripaé 156 mm; von Weikersdorf 153 mm; Ulna: E = 180 5,5 5 2 EJ 2 190 ? 23 n 5S HE] Radius: E rb Um nuu via E] n E] EP RULES D n E nM Femur: 5 zx oe e 3 - mea nir ascen an » Mey es Tibia: a) juv. a — SOSE 75-2» 5 " eH URS ME l " — ,3 , b) adult \ —Hl05M42. bei matris optimae!) 166 —182 mm; bei palustris?) 127—144 mm " : 2 250°) .:,; MO KON A 179 1 5 NEN a 192—198 , "Ad x 19300 h 127—144 , ioa d 188—190 ;, ; , VL Eine ganz ähnliche Tibia wie b aus der Tischoferhóhle liegt auch aus den Pfahl- bauten der Roseninsel vor. Die Extremitätenknochen stimmen, wie diese Maße zeigen, mit denen von C. intermedius sehr gut überein, jedoch ist die Ulna von Ripaé etwas größer und die Tibia b etwas kleiner als man eigentlich erwarten sollte, ohne daß jedoch diese Abweichungen wirklich die Zugehörigkeit zu intermedius ausschließen würden. Die Metapodien haben folgende Längenmaße: Metacarpale 11,53 mm; Metatarsale II 55 mm ; TOT E : TEST : Tod 5 EV 60,0, ATP E 5 VE Das Caleaneum hat eine Länge von 42 mm. Leider liegen über diese Knochen von intermedius, matris optimae und palustris bis jetzt überhaupt keinerlei Angaben vor, auch das mir zu Gebote stehende Vergleichsmaterial von rezenten Hunden gestattet keine nähere Vergleichung, da gerade die mittelgroßen, für uns in Betracht kommenden Rassen nur durch Windhunde vertreten sind, die aber wegen ihrer bekannten Hochbeinigkeit wenig zu Vergleichen geeignet erscheinen, zumal da sich ihre Hochbeinigkeit in erster Linie in der Länge der Metapodien äußert. Da jedoch diese Metapodien der Zahl nach in einem sehr guten Verhältnis zu den vorhandenen langen Röhrenknochen stehen, so ist wohl kaum daran zu zweifeln, daß sie auch wirklich zu dem nämlichen Individuum gehören wie diese und folglich wohl auch dem Canis familiaris inter- medius zugeschrieben werden dürfen. Für das Schädelfragment ist die Zugehörigkeit zu intermedius auch schon deshalb vollkommen sichergestellt, weil es ganz genau mit dem Hundeschädel aus der Räuberhöhle von Etterzhausen bei Regensburg — neolithische Periode — übereinstimmt, der seinerseits wieder fast bis ins kleinste Detail die Organisation des Intermedius-Schädels von Weikersdorf aufweist. n !) Nach Naumann, l. c., p. 49. ?) Nach Rütimeyer, p. 119. 3) Die größte Ulna von mir gemessen, ebenfalls von der Roseninsel. 445 Canis familiaris intermedius ist nach Woldrich!) mit dem Schäferhund verwandt und zwar vergleicht ihn dieser Autor mit böhmischen Schäferhunden. Ich bemerke dies aus- drücklich, weil Studer?) diese Angabe vollkommen ignoriert und als Verwandte des inter- medius lediglich die „Jagdhunde mit Hängeohren Camis sagax L.* anführt, welche er dann in folgendem näher bespricht als „Bracken, Laufhunde“. Dagegen nennt er den Schäfer- hund im Anschluß an Camis matris optimae. Es fassen also diese beiden Autoren den Begriff .Scháferhund* offenbar ganz verschieden auf, jedoch ist hier nicht der Ort, diesen Widerspruch zu lósen. Für unsere Betrachtung erscheint es vielmehr zweckmüfüger, mit Woldiich jene lebende Form als Schäferhund zu bezeichnen, welche dem intermedius und folglich auch der in der Tischoferhöhle vertretenen Hunderasse am nächsten steht. Als Camis familiaris intermedius wurde von Woldrich ursprünglich ein Hund aus Aschenschichten der Bronzezeit von Weikersdorf und Pulkau in Niederósterreich beschrieben. Später wurde diese Rasse auch in den Kjókkenmeddiger Dänemarks nachgewiesen. Strobel fand sie auch in der prähistorischen Station von Servirola und deutete sie als den Schäfer- hund — Mastino — der Euganeer und Etrusker. Nach Strobel existierte diese Hunderasse in Este auch noch in der Eisenzeit, wenigstens deutet der ebengenannte Autor die Zeich- nung eines Hundes auf einer bronzenen, in einem Grab gefundenen Situla als Bildnis eines Mastino. Zu intermedius stellte Woldrich später auch Unterkieferfragmente aus Ablage- rungen der Metallzeit in mährischen Höhlen — in der Sipka und Certova dira. Nach dem ebengenannten Autor existierte der Intermedius nicht bloß in der Bronze- und jüngeren Steinzeit, sondern als wilde Form auch bereits im Pleistozän. Reste hievon fand er in einer Spalte bei Zuzlawitz im Böhmerwald, im Löß von Predmost in Mähren und in der Zbojeckahóhle bei Ojeow in Polen. Als zweifelhaft bezeichnet er hingegen die Reste aus der Vypustekhöhle in Mähren und von Thiede in Braunschweig. Canis familiaris intermedius zeichnet sich aus?) durch die Kürze der Schnauze bei bedeutender Breite der Stirn und der Oberkiefer, durch ein breites Schnauzenende sowie durch die ziemlich hohe und oberhalb der Gehóróffnungen relativ breite Schädelkapsel. Im Verhältnis zur Schädellänge sind die Oberkiefer schmäler als bei palustris und breiter als bei matris optimae. Die Nasenbeine sind lünger als bei palustris, aber kürzer als bei matris optimae. Die Schädelhöhle über dem Keilbein ist etwas kleiner als bei palustris, aber größer als bei matris optimae. Studer findet im Bau und namentlich in der Höhe des Hirn- schädels große Ähnlichkeit mit Camis palustris. Dagegen ist die Stirn breiter, ebenso der Oberkiefer an der Ansatzstelle des Jochbogens, die Schnauze mehr breit gerundet und die Profillinie an der Wurzel der Nasenbeine weniger eingesenkt. Aber es bestehen Über- gänge zu palustris, weshalb Studer geneigt ist, den intermedius für einen Nachkommen von palustris zu halten, der sich in der jüngeren Steinzeit aus dem Torfhund herausgebildet hat. Diese Annahme hat wohl auch eine größere Wahrscheinlichkeit für sich als die Ansicht Woldrichs, welcher die Existenz eines wilden intermedius behauptet und den palustris von einem wilden Camis Micki; ableitet. Daß es im Pleistozän wirklich wilde kleine Caniden gegeben hat, soll natürlich keineswegs geleugnet werden, aber es ist mir doch hóchst wahrscheinlich, daß sie nichts anderes waren als Schakale und kleine Wolfsrassen, welche dann später vom Menschen domestiziert wurden. 1) Wirbeltierfauna des Pfahlbaus von Ripat, p. 86. 2) US EIS: 58* 444 bos taurus Linne. Rind. Unter den Haustierresten verdienen die von Rind stets besonderes Interesse, weil die Rinder im ganzen größere Unterschiede untereinander aufweisen als dies bei Schaf und Schwein der Fall ist. Sie sind daher geeigneter für die Feststellung der Rasse. Da nun die Verbreitung der einzelnen Rassen sehr innig mit der Verbreitung der verschiedenen Völker zusammenhängt, so darf man auch bis zu einem gewissen Grade aus der vorhandenen Rinderrasse auf die Natur des Volksstammes schließen, welcher diese Rasse züchtete. In unserem Falle verspricht eine Untersuchung der Rinderreste freilich nicht allzuviel Erfolg, denn die bisherigen Rassenstudien basieren in erster Linie auf der Beschaffenheit des Schädels und der Hörner, ganze Schädel und selbst größere Schädelpartien fehlen aber leider unter unserem Materiale vollständig und selbst von Hornzapfen liegen nur drei sehr unvollständige Stücke vor. Die wenigen vorhandenen Schädelteile sind Fragmente der Stirnbeine, der Oberkiefer und Jochbogen sowie mehrere Basioccipitalia. Nur Unterkiefer stehen uns für unsere Untersuchung in größerer Menge zu Gebote. Immerhin zeigt dieses Material doch das eine, daß wir es mit einer großen Rasse zu tun haben. Über die Zahl der vorhandenen Individuen geben die Unterkiefer einigen Aufschlu&. Es liegen von solchen vor 9 linke und 6 rechte, davon höchstens 2 Paar zusammen- gehörig, ferner sind zu erwähnen 4 rechte und 1 linke Scapula, 3 linke und 1 rechter Humerus, 2 linke und 5 rechte Radi, 6 rechte und 2 linke Metacarpi, 6 rechte und 2 linke Pelvishälften, 6 rechte und 1 linke Tibia, je 4 rechte und linke Astragali und ebenso viele Calcanea. Die Zahl der erwachsenen Individuen muß demnach mindestens 9 betragen haben. Die geringe Menge der Röhrenknochen erklärt sich daraus, daß nur die besser erhaltenen Stücke gesammelt wurden. Die Zahl der Kalbsreste ist scheinbar fast ebenso groß wie die der ausgewachsenen Rinder. Bei genauerer Prüfung zeigt sich jedoch, daß sich diese Knochen nur auf wenige Individuen verteilen, nämlich auf etwa 5—6, die Zahl der rechten und linken Radii beträgt je 4, die der rechten Humeri 2, die der linken 3. Die übrigen Röhrenknochen sind ebenfalls in mehreren rechten und linken Exemplaren vertreten. Die Zahl der Jungrinder, vertreten durch Unterkiefer und Unterkieferfragmente mit stark abgekautem Milchzahn, Di, und Knochen, die zwar beinahe die normale Länge erreicht haben, ohne daß jedoch die Epiphysen fest mit der Diaphyse verwachsen wären, ist etwa auf drei Individuen zu veranschlagen. Was die Verbreitung der Rinderreste in unserer Höhle betrifft, so sind sie immer am häufigsten an den stärksten Brandstellen, also im vorderen Teil der linken Hälfte der Höhle, besonders zahlreich aber vor der in archäologischer Hinsicht so wichtigen Stein- platte und ganz vorne am Rand. Relativ viele und zwar die besten Stücke, Kiefer und Beckenhälften, haben die beiden Brandstellen geliefert, welche in und neben dem Graben angetroffen wurden, der parallel zur Höhlenwand gezogen war, wobei auch eine Anzahl zusammengehöriger menschlicher Wirbel und ein Oberschenkel zum Vorschein kamen. Auch unter dem Steinblock am Hinterrande des Bronzepfeilers lagen einige gute Extremi- tätenknochen und ein Kiefer neben den drei zuletzt gefundenen Feuersteinsägen. Ziemlich spärlich war hingegen die Ausbeute an Überresten erwachsener Rinder in der rechten Hälfte der Höhle, in der lockeren Steinchenschicht mit den vielen Menschenknochen: wohl aber fanden sich hier viele Knochen und einige Kieferstücke von Jungrindern und 445 zwar anscheinend von drei Individuen, während die wenigen Knochen von erwachsenen Rindern, welche hier gesammelt wurden, wohl an benachbarten Stellen herausgewühlt und hier wieder nachträglich eingebettet worden sein dürften. Überreste von etwa zwei Kälbern lieferte auch die schon erwähnte Brandstelle neben dem Graben. Aus dem Sinter in der linken Höhlenkammer stammen ein Metatarsus von Kalb und die zusammengehörigen Knochen eines linken Rindertarsus nebst den dazu passenden Zehengliedern, ein Epi- stropheus und einige Zähne. Sie wurden möglicherweise durch einen Hund in diesen Teil der Höhle verschleppt. Aus dieser räumlichen Verteilung der Rinderreste — die der Kälber, zumeist zusammen mit Schaf- und vielen Menschenknochen in der lockeren Steinchenschicht und im Sinter, die der ausgewachsenen Rinder und der Jungrinder zusammen mit den Überresten von Schwein und mit Geschirren, dürfen wir den Schluß ziehen, daß die letzteren Rinderreste einer etwas älteren Zeit angehören als die meisten Überreste von Kalb, denn die Steinchenschicht greift noch etwas über die Brandstellen hinüber und ist entschieden etwas jünger als diese. Auch verteilen sich die Rinderreste zweifellos auf eine viel längere Periode als die von Schaf und Mensch an der rechten Seite der Höhle. Während die Schafe und wahrscheinlich auch die Kälber, deren Reste sich in der Steinchenschicht fanden, lebend in die Höhle gebracht, also getrieben wurden, müssen die Rinder schon außerhalb der Höhle geschlachtet und dann in Stücken hereingetragen worden sein, denn der Zugang zur Höhle wäre für lebende Rinder unpraktikabel gewesen. Die Kalbsreste sind insofern nicht uninteressant, als die Kiefer sämtlich sehr große Zähne, namentlich einen sehr großen unteren Milchzahn, Di, besitzen, denn hierdurch wird der Beweis geliefert, daß der damalige Mensch anscheinend nur eine einzige und zwar eine sehr große Rinderrasse gezüchtet hat, im Gegensatz zu den Pfahlbauleuten der Rosen- insel im Starnberger See, wo die Überreste der kleinen Torfkuh bei weitem vorherrschen gegenüber denen eines größeren Rindes, wobei es überdies sehr fraglich bleibt, ob letztere nicht doch zum größeren Teile auf den wilden Ur, Bos primigenius, bezogen werden müssen. Die Torfkuh hat sich in Oberbayern und Schwaben noch bis in die Römerzeit !) erhalten, ja in den Moorgegenden zwischen Isar und Lech lebt sie nach den Untersuchungen von Naumann?) sogar noch heutzutage in fast unveränderter Form. In der Schweiz ist die Torfkuh in den ältesten Pfahlbauten — Wangen, Moosseedorf und Schaffis — das einzige Rind, häufig ist sie auch noch in den Pfahlbauten von Wauwyl und Steinberg, dagegen wird sie in jenen der Bronzezeit, Concise, sehr selten und durch eine neue Rasse verdrängt, welche unsere größten heutigen Viehschläge an Größe übertraf. Auch in Weilen und Robenhausen wurde neben der kleinen Torfkuh sehr großes Vieh gehalten. Rütimeyer?) nannte dieses große Rind Trochoceros-Rasse, weil sie sich aufs engste an die von H. v. Meyer aufgestellte Spezies Dos trochoceros aus dem Diluvium von Arezzo und Siena anschließt. Da nun die Rinder aus unserer Höhle der Zeit nach etwa gleich- alterig sind mit jenen aus den Pfahlbauten, so liegt es nahe, unsere Reste vor allem mit jenen der ebengenannten T’rochoceros-Rasse zu vergleichen. ! Schlosser, Über Säugetier- und Vogelreste von Kempten. Correspondenzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft, 1888, p. 17. 2) Die Fauna der Pfahlbauten im Starnberger See, p. 39. 3) Die Fauna der Pfahlbauten der Schweiz, p. 137. "a dd Mil I eT NEN TN 446 Die Trochoceros-Rasse zeichnet sich aus durch die quadratische, flache, zwischen den Augenhöhlen etwas konkave Stirn, die mittlere Stirnbreite ist gleich der Stirnlänge vom Oceipitalrand bis zur Mitte der Augenhöhlen, bei primigenius reicht diese Distanz nur bis hinter die Augenhóhle. Der Hinterrand der Stirn verläuft geradlinig, bei primigenius wellig. Die Hinterhauptsflüche ist niedriger als bei diesem und in rechtem Winkel zur Stirn geneigt. Die dazwischen befindliche abgerundete Kante überdacht das Hinterhaupt nur wenig. Der hintere Rand der Schlüfengrube bleibt in der Ebene des Hinterhaupts, so daß der Warzenfortsatz direkt unter den Hornansatz zu stehen kommt, während er bei den anderen Viehrassen weit nach vorn rückt. Die Schlüfengrube ist auffallend kurz und niedrig. Sie erweitert sich auch nicht hinter dem Jochfortsatz des Schlüfenbeins nach unten, wie das bei den lebenden Viehrassen des Fall ist. Das Unterkiefergelenk rückt nahe an das Hinterhaupt. Der Hornansatz erfolgt zwar noch wie beim Ur, allem die Stirn geht glatt in den Hornstiel über, der Kranz von Knochenwarzen an der Hornbasis von primigenius fehlt. Die Hörner beschreiben statt der dreifachen Krümmung beim Ur einen einfachen, fast halbkreisfórmigen Bogen, der von der Basis bis zur Spitze in der nämlichen Ebene liegt. Die Spitze der Hornscheiden mußte mindestens bis vor die Augen ragen. Der Hornzapfendurchschnitt ist deprimiert. Die abgeplattete Unterfläche kommt nach hinten, die stärker gewölbte Oberfläche auf die Vorderseite und der große Durch- messer aus der horizontalen Lage in die vertikale Lage zu stehen. Der Hornzapfen setzt sich scharf von dem kurzen, glatten Hornstiel der Stirn ab, er hat viele rundliche Gefäß- öffnungen und breite, sehr tiefe Furchen. In der Größe stimmt der Schädel von Concise mit dem großen Simmentaler Ochsen ziemlich überein, doch ist bei diesem die Stirn breiter und kürzer. Die Tibia, der einzige Knochen, welchen Rütimeyer erwähnt, hat folgende Dimensionen: Länge 420 mm, bei Simmentaler Ochsen 410 mm, Durchmesser der oberen Gelenkflächen = 116 mm, bei Simmentaler Ochsen 102 mm geringste Dicke der Diaphyse — ee E E 307 Durchmesser des Unterendes — WW x. n À 67% Das ist nun leider alles, was uns Rütimeyer über die Trochoceros-Rasse zu sagen weiß, während er doch die übrigen Rinderrassen eingehend zu schildern vermag. Auch die übrigen Autoren,* welche diese Rasse unter dem von ihnen untersuchten Materiale gefunden haben, beschränken sich auf die Beschreibung der Hornzapfen und der Scheitel- region, so daß uns also ihre Angaben sehr wenig nützen, da die Hornzapfen aus unserer Höhle sehr mangelhaft erhalten sind und die Schädelfragmente von anderen Regionen des Schädels stammen. Der eine der beiden besseren Hornzapfen zeigt sehr starke Krüm- mung und eine fast glatte Oberfläche, der andere hat eine ungemein rauhe, stark verdickte Basis. Der Durchmesser von beiden ist oval. Von Tibien liegen zwei obere und mehrere untere Enden vor. Der Durchmesser der Oberenden ist 100 resp. 103 mm, jener der Unterenden 63—68 mm. Die Stücke kommen 1) Glur, Beiträge zur Fauna der schweizerischen Pfahlbauten. Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, 1894, p. 12; Woldfich, Wirbeltierfauna des Pfahlbaus Ripaó, p. 105, Taf. XI, VII, Fig. 7, 10. 447 daher in ihren Maßen den oben angegebenen Dimensionen des Simmentaler Ochsen sehr . nahe, sie bleiben aber ziemlich weit zurück hinter der Tibia von Concise. Es geht daher unmöglich an, unsere Rinderreste auf die Trochoceros-Rasse zu beziehen, wir müssen viel- mehr auch unter den übrigen von Rütimeyer näher charakterisierten Rassen Umschau halten. Jedoch darf ich nicht verschweigen, daß mir die Trochoceros-Rasse überhaupt höchst problematisch erscheint, denn sie beruht, wie schon bemerkt, eigentlich bloß auf Merkmalen der Hornzapfen und der Scheitelregion, während bei den übrigen Rassen auch die anderen Teile des Schädels, der Unterkiefer und das Gebiß, durch Rütimeyer eine sehr eingehende Schilderung erfahren haben. Auch wäre es doch sehr wunderbar, daß diese Rasse im Gegensatz zu den übrigen schon nach der Bronzezeit vollkommen erloschen sein sollte, denn sie wird in keiner Zusammenstellung der lebenden Rassen erwähnt, z. B, weder von Nehring noch von Adametz. Auch Schötensack,!) der sie zuletzt zitiert hat, spricht nur von einer „individuellen Variation innerhalb der Primigenius-Rasse*. Wir müssen also, um die Rinderreste aus unserer Höhle näher bestimmen zu können, noch weiter Umschau halten unter den von Rütimeyer?) beschriebenen Rassen. Sie werden von diesem Autor folgerdermaßen charakterisiert: Die Primigenius-Rasse hat dicht an die Stirn angesetzte und kontinuierlich und rasch über die Stirn sich erhebende Hörner, welche sich erst etwas nach hinten, dann nach außen, später nach vorne und oben und schließlich vertikal nach aufwärts krümmen. Der große, in der Stirnebene liegende Durchmesser verhält sich zum vertikalen wie 5:4. Der Hornzapfen ist sehr kompakt, die Oberfläche glatt mit feinen Gefäßlinien und an der Basis mit einem Kranz von Tuberkeln versehen. Der Gesichtsschädel ist lang gestreckt, die Backenzahnreihe in beiden Kiefern kurz, im Unterkiefer beträgt sie genau ein Drittel des Alveolarrandes. Sie liest auch ungefähr in der Mitte der Unterkieferlänge, doch ist der vordere zahnlose Teil ein wenig länger als der hintere. Der aufsteigende Ast erhebt sich schräg nach hinten zu, der horizontale ist kräftig, aber nicht sehr hoch und steigt von der Mitte der Zahnreihe ziemlich stark und geradlinig nach vorne an. Die Symphyse ist sehr lang. der Ineisivteil breit. Das Gebiß ist kräftig. Die P und M sind dick und kurz, die Zahnprismen treten stark vor, die Schneidezähne haben viereckige Kronen, die Zahnreihe ist wenig gebogen. Die unteren Backenzähne stehen nach Schötensack fast vertikal. Die Brachyceros-Rasse mit sehr unregelmäßiger, welliger Stirn hat kurze, dicke, dicht angesetzte, stiellose Hörner, welche sich von Anfang an direkt nach außen, später nach vorne und oben, und zuletzt um ihre Achse drehen, so daß die Spitze sogar nach hinten schauen kann. Basaltuberkel fehlen. Ihr Gefäßteil ist stark von der Stirn abgeschnitten und meist furchenlos. Die beiden Durchmesser verhalten sich wie 7:6 oder sogar wie 1:1. Der Gesichtsschüdel spitzt sich nach vorne rasch und kurz zu. Der Unterkiefer ist schlank, hirschähnlich, sein aufsteigender Ast ist vertikal, sein horizontaler Ast niedrig. Er steigt vom Winkel an sehr allmählich nach vorne an, der zahnlose Teil sowie die Symphyse sind kurz, der Íncisiventeil sowie die J selbst schlank und schmal. Die Unterkieferzahnreihe beträgt mehr als ein Drittel der Kieferlänge und somit auch mehr als der vor und hinter ihr liegende Teil des Kiefers. !) Beiträge zur Kenntnis der neolithischen Fauna. Heidelberg 1904, p. 75. ZuIep 20T: 448 Die Frontosus-Rasse hat langgestielte, lange, gerade oder etwas nach vorne gekrümmte Hörner, die sich nicht über die Stirnflüche erheben, sondern etwas abwärts gesenkt sind. Ober- und Unterfläche der Hörner sind abgeplattet, hinten befindet sich eine Kante. Die Oberfläche ist schwammig, mit weiten Gefäßöffnungen und ohne Längsfurchen. Die Durch- messer verhalten sich wie 1:1,2. Der hohe Unterkiefer hat einen steilen, breiten auf- steigenden und einen hohen, rasch nach vorne sich erhebenden horizontalen Ast. Der zahnlose vordere Kieferteil ist ungefähr ebenso lang wie die Zahnreihe, der hintere aber bedeutend kürzer. Der Incisivteil ist stark verbreitert. Die Backenzähne sind lang und schmal und die Schneidezähne nach außen erweitert. In den Schweizer Pfahlbauten ist die Rasse nicht vertreten, man kennt Reste hievon nur aus den Torfmooren Skandinaviens und aus England. Für unsere Betrachtung scheidet sie ohne weiteres aus, denn die Form der Unterkiefer aus der Tischoferhöhle verweist viel eher auf eine Primigenius-Rasse, für welche höchstens noch eine geringe Beimischung von Brachyceros-Merkmalen angenommen werden könnte, sofern wenigstens einer der Horn- zapfen trotz ziemlich geringer Länge eine starke Drehung aufweist und bei einem der vollständig erhaltenen Unterkiefer der aufsteigende Ast schon bald hinter M3 beginnt und fast vertikale Stellung zeigt. Da jedoch dieser Kiefer, wie seine Zierlichkeit vermuten läßt, aller Wahrscheinlichkeit nach von einer jungen Kuh stammt und trotz seiner relativen Kleinheit doch alle Kiefer von der Roseninsel mit Ausnahme eines einzigen an Größe weit übertrifft und das erwähnte Horn offenbar auch einem jugendlichen Individuum angehört, so möchte ich auf diese wirklichen und vermeintlichen Anklänge an Brachyceros doch nicht allzuviel Gewicht legen. Ich glaube daher kaum zu irren, wenn ich alle Rinderreste aus der Tischofer- höhle auf eine Primigenius-Rasse beziehe. Bei der Beschreibung der wichtigsten Knochen kann ich mich ziemlich kurz fassen. Ich werde mich hauptsächlich auf die Angabe der Maße beschränken und diese den von Glur,!) Schötensack?) und anderen Autoren erwähnten Dimensionen gegenüberstellen. Auch werde ich Maße der größten Rinderreste von der Roseninsel anführen, natürlich ohne Berücksichtigung jener Stücke, welche offenbar dem wilden Auerochsen angehören. Unterkiefer. Der große Abstand der Zahnreihe vom Vorderrand der Symphyse und vom Hinterrand des aufsteigenden Astes weist diesen Resten ihren Platz innerhalb der Primigenius-Rasse an, nicht minder auch die geringe Höhe und der geradlinige Ver- lauf des horizontalen Astes. Auch die Zähne sprechen infolge der geringen Entwicklung der Schmelzfalten für Primigenius.?) Die wichtigsten Dimensionen sind: 1) Beiträge zur Fauna der schweizerischen Pfahlbauten, 1894, p. 9—15. Font und Moosseedorf. 2) Beiträge zur Kenntnis der neolithischen Fauna Mitteleuropas, p. 83. Unter-Grombach und Neuenheim. 3) Ibidem, p. 76. 449 Tischofer- Unter- |Neuen-| Font |Moossee-| Rosen- Font?) hóhle grombach, heim dorf insel!) TORT ZN I II Länge des Unterkiefers Vig GEL m omm — | 470 |465—470/812 | —| 340—860 Abstand des Incisivenrandes von P? [124 1052: — 121 151 170 4106 104 118 Abstand des Incisivenrandes vom hinteren Ende des M3 260 — — = = 297 340 1230 210) 229—247 Länge der Symphyse 5.0. = = 66 92 110 58 58 5279 s „ Backenzahnreihe 142 127 135,169 wild| — 165 170 123 132| 181?— 144? = des Ms Bi BBX 8i) 3% — 44 49 367237 — 2 2 M2 99 26 | 27|35—25.29| — 31 31 25,22 — Höhe des Kiefers von Pa A gu — — 39 44 43 Be ee » - E hinter M2 I E612 602 = 62,5 — = 57 47 — eri £ . Ms IL a; ms = 81 09 aa lg Ein vierter Kiefer aus unserer Höhle, der dicht vor, hinter und unter den Zähnen abgebrochen ist, hat eine Zahnreihe von 138 mm. Für überaus wichtig halteich den Umstand, da& die Milchzáhne, namentlich der hinterste, D4, sehr bedeutende Dimensionen besitzen, was eben mit aller Bestimmtheit dafür spricht, daß wir es mit einer sehr großen Rasse zu tun haben. Während die Länge der D4 von der Roseninsel nur 28 mm beträgt und nur ein einziger eine Länge von 32 mm erreicht, messen die D; aus unserer Höhle 34—36 mm. | Tischofer- Unter- | Neuenheim | Roseninsel Font Scapula | hóhle grombach wilder Ur Durchmesser der Halses | 64 58,5 58 152 bei 5 Exempl. 58 80 ? Längsdurchmesser der Gelenkgrube | 64 65 BEIHN BA AIIE EON 61 75 Höhe der Scapula | 3552 | — —_ — | 330 490 Humerus. Nur zwei untere Hälften dieses Knochens gestatten das Ablesen von Maß- zahlen. Der eine stammt wohl von einer Kuh. Länge der Rolle bei I 76 mm, bei II 68 mm, bei Exemplaren von Neuenheim 74,5 und 76 mm, Höhe . 2 Sinnen Abu 0 BB, An - 3 5 42 rn 5 P re entiibont30ed c. P OCT x 1 à à 5,5... PR bei Taurus primigenius 83 mm : : : 46 , , : E 3l , Von Untergrombach mißt der vollständigste Knochen 72,43 und 28,5 mm, die Höhe der Rolle beträgt bei zwei größeren 51 resp. 49 mm. Radius. Ein großer Radius ist durch die obere, ein zweiter durch die untere Hälfte vertreten. Eine zweite untere Hälfte stammt von einer Kuh. Die distalen Facetten messen zusammen 61 mm. Breite der oberen Gelenkfläche 78 mm, bei Exemplaren von Neuenheim 91, 89, 87 und 76 mm, : „ unteren P T ENEOE Ä * = SB Th ler bei Taurus primigenius 80 mm LJ ? n 83 ? 1) Die beiden größten Kiefer. 2) Als Brachyceros bestimmt, aber augenscheinlich viel zu groß für Torfkuh! Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 59 SI TM TEN SES 450 Naumann, l c, p. 35 gibt für Brachyceros die Breite der oberen Gelenkfläche zu 62, für Primigenius zu 73 mm und die Breite der unteren Carpalgelenke zu 54 resp. 64 mm an, es würe demnach selbst der ersterwühnte Radius eher noch ein solcher von Primigenius als von Brachyceros. Metacarpus. Dieser Knochen ist zwar relativ häufig, jedoch eignen sich nur zwei vollständige und je eine obere und eine untere Hälfte zu Messungen, ein sehr großer, mindestens 200 mm langer Metacarpus ist der Länge nach gespalten. \Tischoferhöhle Neuenheim Untergrombach!) |Font?)| Primi- |Simmen-| Brachy-| Brachy- 1 may genius | taler | ceros | ceros3) Rosen- | Rüti- Schweiz.| Olmütz insel meyer Pfahlbau Länge 1190 190 — —| — — 187 182 200 |169—180| 225 179—182 178 Breite oben 62 5457 —| 60 — 55 55 57-5951 68 | 52-60 70 | 45-50 56 . unten 63 56 — 62/59—61 64—66 71 72| 585 55 55 66 | 51-60 70 | 46-53 60 | Die beiden gut erhaltenen Beckenhälften lassen sich nicht zu Messungen gebrauchen, weil in der Literatur bloß von Neuenheim, Untergrombach und Osthofen solehe Knochen zwar erwähnt, aber nicht weiter besprochen werden, jedoch gestattet die Weite der Gelenk- pfanne immerhin einen Schluß auf den Durchmesser des Femurcaput, weshalb ich sie nicht ganz mit Stillschweigen übergehen möchte. Die eine Pelvishälfte hat einen Gelenkpfannendurchmesser von 52 mm, die andere von 47 mm. Die entsprechenden Femurköpfe dürften daher einen Durchmesser von 47 mm resp. 43 mm besessen haben. An den beiden Oberschenkelknochen aus Font*) mißt der Gelenkknopf 41 mm resp. 43 mm, ein Femurkopf von Neuenheim 47 mm gegenüber 50 mm beim Hausrind großer Rasse nach Rütimeyer.*) Tibia. Von diesem Knochen liegen zwei obere Hälften und vier Stück mit der Ge- lenkfläche für den Astragalus vor: Tischoferhóhle Neuenheim | Unter- |Primigenius| Taurus |Brachyceros®) reeMdertepetenide: | grombach | Rütimeyer Rütimeyer Schaffis P lenkflächen 100 103 — = — | 130—132 = — Breite der Astragalus- | | | facette — — 88 44 42 48|43 45 41,5 40,5 4450 42,5 43 052—653 47 43 Volle Breite des Unter- | | | | endes [see 54 66 58 se 64 63,5 60 6480 62,5 60 76—82 67 62 Die Neuenheimer Tibien werden insgesamt, die Grombacher bis auf eine zu Primi- genius gehörige Tibia auf das Torfrind bezogen. Von den Tibien aus unserer Höhle !) Diese Lokalitäten nach Schötensack. p. 78, 86. Die Neuenheimer werden mit Ausnahme der beiden größten zu Brachyceros, die Grombacher zum Torfrind gestellt. Von Osthofen wird ein distales Ende mit 68,5 mm und ein anderes mit 60 mm erwühnt. ?) Glur, l. c, p. 13, als Torfkuh gedeutet! 3) Die vier letzten Listen nach Naumann, l. c, p. 36. Den Olmützer Metacarpus rechnet er schon zu Primigenius. Die echten Torfrind-Metacarpen der Roseninsel mit 160—168, 42—52 und 41—46 stehen weit hinter jenen der Sehweizer Torfkuh zurück. 4/Glur, COS O1 18 5) Sehótensack, l. c., p. 79. 8) Ibidem, p. 79, 86. 451 wären demnach mindestens zwei, wenn nicht alle vier Unterenden als Torfrind zu deuten, ich glaube aber eher, daß es sich nur um Tibien von Kühen handeln dürfte. Das Rind von Concise mißkt nach Rütimeyer, l. c., p. 137, 116 bzw. 70 mm. Tarsus. Von den Knochen, welche den Tarsus zusammensetzen, sind Calcaneum, Astragalus und Cuboscaphoid überaus konsistent und daher wegen ihrer leichten Erhaltungs- fühigkeit auch in der Regel gut vertreten und gern zu Messungen benützt. Jedoch eignet sich am Calcaneum eigentlich nur die Längendimension zu Vergleichen. Rütimeyer gibt als Unterschied zwischen Taurus und Ur an, daß bei dem letzteren der äußere Rand des Tibialgelenkes des Astragalus höher als der innere und infolge hievon die ganze Gelenk- Hläche etwas schief nach innen geneigt wäre, was jedoch Naumann mit Recht bestreitet. Auch darf man nicht vergessen, daß gerade dieser Knochen bei ein und derselben Art beträchtlichen Größenschwankungen unterworfen ist. | Tischoferhóhle Roseninsel Neuenheim Untergrombach Primi- | QE - Taurus | Brachy- | Primi- genwus Calcaneum !) | ceros genius Rütimeyer Lànge an AuBenseite | 136 140? 130 125 [103—117 124—156, 140,5 184 131,5 125,5 |173—195 166 Astragalus | Größte Höhe außen 65 67 63,5 65 | 52—58 | 63—74 | 68-71 76 78,5 | 55 63* 67* 73 | 88-89 74 - . innen | 61 62 60 62 | 48-51 58—70 | 62 70 51 56* 59* 64 | 72—78 66 Breite der oberen Rolle| 38 44 42 42 | 32—36 41-43 | 40 46 48 85 38* 40* 42 | 51—58 43 e . unteren , 41 45 43 43 | 32-36 42—40 | 41 42 47 45 35 38* 40* 41 | 52—56 45 * Von den vielen Astragali aus Untergrombach hat die Mehrzahl diese Dimensionen; Schótensack rechnet sie zu dem kleinen Primigenius Naumanns von der Roseninsel, l. c., p. 88. Die Neuenheimer Astragali schreibt er „Rindern großer Rasse“ zu, das eine Calcaneum von Neuenheim stellt er zu Na u- manns Primigenius, das andere zu Brachyceros, l. c., p. 80. Das Cuboscaphoid hat nur Naumann, l.c., p. 39 berücksichtigt. Er gibt für diese Knochen von der Roseninsel folgende Maße an, denen ich die Dimensionen der entsprechen- den Stücke aus unserer Hóhle an die Seite stelle. | Tischoferhohle | Brachyceros | Primigenius Größter Querdurchmesser | 58 56 55 55 46 —59 64 Breite des Astragalusgelenkes | 41 44 43 43 37—40 49 Breite der unteren Gelenkflächken | 46 47 48 47 43—48 51 Naumann hat, wie ich mich an seinem mir vorliegenden Material überzeugen konnte, Brachyceros und Primigenius falsch gegeneinander abgegrenzt. Ein domestizierter Primi- genius ist darunter überhaupt nicht vorhanden, wie die von der Roseninsel stammenden Röhrenknochen zeigen, die entweder riesig groß sind und daher dem wilden Ur angehören müssen oder sogar auffallend geringe Dimensionen besitzen und daher ausschließlich auf das Torfrind bezogen werden müssen. Die Tabelle für Metacarpus und Metatarsus von der Roseninsel wäre daher ebenfalls einer Korrektur bedürftig, doch kann ich hievon ab- sehen, weil die Metacarpi aus der Tischoferhöhle ohnehin mit Ausnahme von zweien die 1) Die übrigen von Naumann vorgenommenen Messungen kann ich nicht verwerten, da mir nicht ganz klar ist, was mit „Länge des Tuber am vorderen Rand“, „größte Höhe desselben an seiner Basis“, „volle Höhe des Prozessus lat. ext.“ und „Länge desselben am oberen Rand“ gemeint ist. 59* Md N 452 Maße des vermeintlichen Primigenius übertreffen und selbst von diesen beiden der eine wenigstens merklich länger ist als das von Naumann angegebene Maximum. Dagegen muß ich mich mit seinen Tarsusknochen des Primigenius etwas näher befassen und hier komme ich zu folgenden Resultaten: Von den Calcaneumknochen rückt der mit 124 mm Länge noch zu Brachyceros, Primi- genius beginnt erst mit 143 mm. Der Astragalus mit angeblich 63 mm mißt in Wirklich- keit 65 mm, ist aber überhaupt etwas mißgestaltet und daher nicht als Grenzwert für Primigenius zu gebrauchen, doch gehört er immerhin schon zu dieser Art. Das Cubo- scaphoid endlich darf zwar zu Primigenius gestellt werden, es stammt aber wohl von einer jungen Kuh. Da nun die Naumannschen MaBzahlen kein ganz zutreffendes Bild von den Größenverhältnissen des Primigenius geben, so ändern sich natürlich auch die darauf basierenden Bestimmungen des Materials von Untergrombach insofern, als die dortigen „Primigenius“ Astragali von 63 mm Länge noch zu Brachyceros gestellt werden müssen, dem auch sicher die von dieser Lokalität stammenden Calcanea zuzuschreiben wären. Metatarsus. Von diesem Knochen liegen nur wenige Exemplare vor und selbst diese sind so unvollständig, daß ich nur von einem die Dimensionen der oberen Gelenkfläche und der Facette für das Cuboscaphoid angeben kann. Die erstere hat eine Breite von 46 mm, die letztere von 23 mm. Die Dimensionen sind daher größer als bei dem vermeintlichen Primigenius von der Roseninsel, welche Nau- mann, l.c, p. 36 zu 37—42 bzw. 20—22 mm angibt. Die Neuenheimer Metatarsi, bei welchen die obere Gelenkfläche 47 resp. 51 mm mißt, scheinen allerdings noch etwas größer zu sein, von Untergrombach wird ein Metatarsus mit sogar 53,5 mm erwähnt. Für Torf- rind ist unser Metatarsus viel zu kräftig. Die zahlreichen Phalangen weisen sehr verschiedene Größenverhältnisse auf, allein die wirklich großen Stücke sind bei weitem in der Mehrzahl. Überblicken wir obige vergleichende Zusammenstellungen, so ergibt sich, daß die Kiefer mit Ausnahme eines einzigen, ferner die Scapula, mindestens einer der beiden Humeri, die Radii, alle Metacarpen und mindestens auch die eine der beiden Beckenhälften sich entschieden eher an die Primigenius-Rinder als an solche der Brachyceros-Rasse anschließen. Der eine Unterkiefer, ein Humerus, eine Pelvishälfte und die Tibien sowie die Tarsus- knochen bleiben allerdings hinter den Dimensionen typischer Primigenius-Rinder zurück, allein es ist mir viel wahrscheinlicher, daß wir es doch nur mit Kühen oder überhaupt schwachen Individuen der Primigenius-Rasse zu tun haben, als daß hier gleichzeitig zwei Rassen existiert haben sollten, von denen die kleinere als Drachyceros zu deuten wäre. Wenn wir bedenken, wie selbst in der Gegenwart bei unseren so hochentwickelten Verkehrsverhältnissen die Grenzen der verschiedenen Viehschläge sich so wenig ändern und nur wohlhabendere und intelligentere Ökonomen den einheimischen Schlag durch fremdes Vieh ersetzen oder doch durch Kreuzung zu verbessern suchen, so müssen wir es höchst unwahrscheinlich finden, daß in der prähistorischen Zeit bei so primitiven Verkehrswegen fast an jeder Station gleichzeitig nebeneinander verschiedene Rassen existiert haben sollten, wie uns Rütimeyer und seine Anhänger beweisen zu können glauben. Ich halte es viel- mehr entschieden für richtiger, bei dem Vorhandensein von relativ wenigen großen Indi- viduen an Ochsen zu denken, wenn die überwiegende Mehrzahl der Rinderreste einer kleinen Rasse angehört und umgekehrt, wenn die große Mehrzahl der Rinderreste statt- 453 liche Dimensionen aufweist, etwaige kleine Rinderreste eben als solche von Kühen oder überhaupt von schwächeren Individuen zu deuten. Ich will natürlich keineswegs leugnen, daB, wenn etwa ein neues Volk von einem Land Besitz ergriffen hat, eine Zeitlang zwei Rassen nebeneinander vorkommen können, nämlich die neue Rasse des eben eingewanderten Volkes neben der alten, schon lange von der bisherigen Bevölkerung gezüchteten Rasse. Ein solcher Fall scheint an der Grenze der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit eingetreten zu sein. Aber solche Fälle werden immer die Ausnahme bilden. Ich trage also kein Bedenken, alle Rinderreste aus unserer Höhle auf eine einheitliche Rasse und zwar eher auf eine Primigenius- als auf eine Brachy- ceros-Rasse zu beziehen und hiebei ist für mich besonders der Umstand ent- scheidend, daß gerade die Kälber und Jungrinder sehr große Zähne, nament- lich einen sehr großen letzten Milchzahn, D;, besessen haben, was eben nur bei einer großen Rasse vorkommt. Als Stammform aller europäischen Hausrinder betrachtet Nehring den wilden Ur, Bos primigenius, während Rütimeyer wenigstens für die Torfkuh eine anderweitige Her- kunft, vermutlich aus Afrika, annehmen möchte. Adametz will sogar eine wilde Form des Brachyceros, die er Bos brachyceros europaeus nennt, im Pleistozän von Polen gefunden haben. Eine Brachyceros ähnliche Form, Bos longifrons Owen, soll in England schon mit Elephas primigenius und Rhinoceros tichorhinus, in Irland mit Megaceros hibernicus und in Skandinavien mit Ur und Ren zusammengelebt haben. Von ihm soll die Torfkuh abstammen. Man kann sich jedoch diesen angeblichen Formen von Brachyceros gegenüber nicht mißtrauisch genug verhalten, weil dieses Material aus alten Aufsammlungen stammt und daher bezüglich seiner wirklichen Herkunft und seines wahren geologischen Alters ganz unkontrollierbar ist. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, daß die Brachyceros- Rinder aus Asien stammen. Primigenius findet sich nach Dürst!) außer in Europa auch im Löß von China zu- sammen mit Rhinoceros tichorhinus und in Nordafrika als Dos mauritanicus und opistho- nomus Pomel. Sein Stammvater ist Dos planifrons aus dem Pliozän von Indien. Weiter zurück läßt sich der Rinderstamm vorläufig nicht verfolgen. Es ist nur soviel sicher, daß er durch Formen wie Anoa mit den rind- und hirschzähnigen Antilopen verbunden wird und in der alten Welt beheimatet ist. Das bis jetzt bekannte Material aus den süd- deutschen Bohnerzen gestattet jedoch wegen seiner Dürftigkeit keine weitergehenden Schlüsse, und in der Fauna der indischen Siwalik wäre die Gattung Bos bereits getrennt von den primitiveren Gattungen Leptobos und Bubalus. Aus noch älteren Ablagerungen kennen wir bisher keine Überreste von Boviden. Capra, hircus Linne. Ziege. Da in den ältesten steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz die Überreste von Ziegen viel häufiger sind als solche von Schaf, so sollte man auch in der neolithischen Schicht unserer Höhle neben den Kiefern und Knochen von Schaf auch mindestens eine gewisse Anzahl von Überresten der Ziege erwarten. Allein selbst bei der wiederholten Durchsicht 1) Notes sur quelques Bovides préhistoriques. L'Anthropologie, Paris 1900, p. 129—158, 655—676. ' n d. MUN 454 des vorhandenen Materials fand ich weder einen Kiefer noch auch einen Knochen, welchen ich als Ziege hätte bestimmen können, alle erwiesen sich vielmehr als unzweifelhafte Überreste von Schaf. Selbst ein mit ziegenühnlichen Hórnern versehener Schüdel, welcher allerdings auch nicht aus der neolithischen Schicht, sondern aus der lockeren Steinchen- schicht stammt, mußte auf Schaf bezogen werden, weil er den für Schaf so charakteri- stischen Verlauf der Scheitelbeinnühte zeigt: vordere Sutur winklig, hintere geradlinig.!) Einzig und allein ein rechter Hornzapfen kónnte allenfalls der Ziege zugeschrieben werden, sofern nicht die übrigen Hornzapfen eben doch nur solche einer ziegenhórnigen Schaf- rasse würen. Wenn ich ihn trotzdem als fraglichen Überrest von Ziege anführe, so ge- schieht es nur deshalb, weil er an der Vorderkante eimen deutlichen Kiel besitzt und die mit dem Stirnsinus in Verbindung stehende Hóhlung fast 4 mm lang ist. Dagegen dürfte die Krümmung dieses Hornzapfens im Verhältnis zu seiner Länge für Ziege fast etwas zu stark sein. Ich halte es daher nicht für vollständig ausgeschlossen, daß wir es mit dem Hornzapfen eines Widders der ziegenhörnigen Schafrasse zu tun haben, mit welcher wir uns gleich näher beschäftigen müssen. Er stammt aus neolithischer Zeit, aus der vor- dersten der Brandgruben neben dem parallel zur linken Höhlenwand gezogenen Graben. Dimensionen: Längsdurchmesser an der Basis = 36 mm Breitendurchmesser , , 4 8m 9S a ungefähre Länge des Hornzapfens = 130 „, Ovis aries Linné. Schaf. Überreste von Schaf sind in der Tischoferhöhle entschieden häufiger als die von Rind und Schwein, jedoch ist eine genaue Zählung nicht möglich, da bei der Aufsamm- lung nur die besser erhaltenen und ansehnlicheren Stücke berücksichtigt wurden. Das vorhandene Material besteht aus: 5 Schädeln ohne Kiefer, aber sämtlich mit Hornzapfen, die aber freilich bei einem Schädel noch sehr klein, und bei einem anderen abgebrochen sind, aus mehreren Stirnbeinen mit Hornzapfen, einigen Hinterhauptsknochen und Jochbogen, 7 linken und 2 rechten Oberkiefern von erwachsenen, und 10 linken und 14 rechten von jungen Individuen, 6 linken und $8 rechten Unterkiefern, von erwachsenen, und 12 linken und 10 rechten von jungen Individuen, 10 linken und 10 rechten Scapulae, davon jedoch kein einziges Paar zusammengehörig, 69 ut ili 3 Humeri, 4 a il di» A Radıi, 12 . UST; avs Olecrana, 11 2 al ee Pelvishülften, davon höchstens ein Paar zusammengehórig, Sum 2 m ONES Metacarpi, 4 a 3) uS ary Metatarsi. !) Dieses von Dürst und Gaillard, Studien über die Geschichte des ägyptischen Hausschafes. Recueil des Travaux relatifs à la Philologie et Archéologie égyptiennes et assyriennes, vol. XXIV, Paris 1902, p. 10. — angegebene Merkmal leistet für Schädel sehr gute Dienste. 455 Die Femur-, Tibia- und Tarsusknochen können wegen ihrer geringen Menge voll- kommen vernächlässigt werden, desgleichen auch die Wirbel. Unter den Unterkiefern konnte ich nur wenige zusammengehörige Paare ermitteln, nämlich zwei von alten und vier von jungen Individuen; wir hätten also alle Kiefer mit Ausnahme der paarigen zu addieren, wenn wir die Zahl der Schafindividuen ermitteln wollen und bekämen folglich 30 Individuen. Auf keinen Fall werden wir also fehlgreifen, wenn wir die Zahl der in der Höhle vertretenen Schafe auf mindestens 30 veranschlagen, von denen mehr als die Hälfte aus der lockeren Steimehenschicht mit den vielen Menschenknochen stammt. Was die räumliche Verbreitung der Schafknochen betrifft, so ist sie wesentlich ver- schieden von jener der Rinder- und Schweinereste, denn der größte Teil, und vor allem die Schädel, stammt aus der lockeren Steinchenschicht an der rechten Seite der Höhle und aus dem Sinter im hinteren Teil der Höhle, also aus den nämlichen Schichten, welche auch die Mehrzahl der Menschenreste geliefert haben. Da der Sinter praktisch nur die Fortsetzung der Steinchenschicht ist und diese über den Brandstellen in der Mitte und an der linken Seite der Höhle liest, so sind die Schafreste aus der Steinchen- und Sinter- schieht wohl etwas jünger als jene aus den Brandstellen, doch lagen auch diese letzteren in der Regel etwas näher an der Oberfläche als die Rinder- und Schweinsknochen, nur im Probegraben befanden sich die beiden Kiefer und die Knochen der Vorderextremität von offenbar einem einzigen Individuum in etwas größerer Tiefe. Der weitaus größte Teil der Schafreste stammt jedoch aus einer etwas jüngeren Zeit als die große Mehrzahl der Rinder- und Schweinsreste, auch war der Zeitraum, in welchem der Mensch diese Schafe in der Höhle geschlachtet und verzehrt hat, augenscheinlich von viel geringerer Dauer als jener, in welchem die Schweins- und Rinderreste zur Ablagerung gelangten. In osteologischer, namentlich in kraniologischer Hinsicht erweisen sich die vorliegenden Überreste von Schaf schon bei flüchtiger Betrachtung als zu einer einzigen Rasse gehörig, besonders zeigt sich dies an den Hornzapfen, denn diese stimmen, abgesehen von der auf Altersunterschieden beruhenden Größendifferenzen, untereinander vollkommen überein. Aber auch die Extremitätenknochen, z. B. Metacarpus und Metatarsus, sowie die Unterkiefer, besonders die Länge der Zahnreihe und der einzelnen Zähne, lassen nur geringe Abwei- chungen erkennen, soferne man gleichalterige Exemplare miteinander vergleicht. Die für die Rassenbestimmung so wichtigen Hornzapfen zeichnen sich insgesamt da- durch aus, daß sie sehr stark von einander divergieren und stark nach auswärts und auf- wärts gerichtet sind. Nur die Spitzen krümmen sich schwach nach abwärts. Die Innen- seite der Hornzapfen ist fast vollkommen flach, die Außenseite aber schwach und gleich- mäßig gewölbt. An der Stelle, wo der Oberrand der Außenseite mit dem der Innenseite zusammentrifft, bildet sich eine ziemlich lange Strecke weit ein deutlicher Kiel, wodurch der Hornzapfen dem von Ziegen sehr ähnlich wird. Am Hinterrand ist dagegen die Kante viel schwächer. Der Querschnitt kann ungefähr als spitzeiförmig bezeichnet werden. Infolge dieser Beschaffenheit der Hörner gewinnt der Schädel eine außerordentlich große Ähnlichkeit mit dem des Graubündner Oberland-Schafes, wie ihn Rütimeyer!) ab- bildet, nur ist an unseren Hornzapfen die Innenseite vollkommen flach, wodurch die Ziegen- ähnlichkeit noch größer wird. Nach Rütimeyer leben ähnliche Schafe auch auf den !) Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz, p. 194. 456 Shetlandinseln, auf den Orkaden und in Wales. Sie wären nach Low norwegischen Ur- sprungs, was ja vielleicht für diese Schafe der Jetztzeit, aber sicher nicht für das Bündner Schaf und die Schafe aus unserer Höhle zutreffen wird. Auch die übrigen, von Rütimeyer angegebenen Merkmale des Graubündner Schafes lassen sich an den Schädeln aus der Tischoferhöhle feststellen. Auch bei diesen ist das Cranium hinter den Hörnern ziemlich lang und somit Ziegen ähnlich, ferner ist die Gesichtspartie anscheinend ebenfalls niedriger und gleichmäßiger zugespitzt als bei den krummhörnigen Schafen, und die Augenhóhlen springen nicht so stark nach außen vor. Dagegen läßt sich an unserem Materiale leider nicht mehr ermitteln, ob auch hier wie beim Graubündner Schaf die Nasenbeine flacher und die Zwischenkiefer länger waren als bei den gewöhnlichen Schafen. Bemerkenswert ist endlich auch die Schlank- heit der Unterkiefer. Ich glaube daher kaum zu irren, wenn ich das Schaf der Tischoferhöhle mindestens für einen nahen Verwandten des Bündner Schafes, also für eine ziegenhörnige Rasse anspreche und zwar hat es, da sämtliche Schädel und Stirnbeine, selbst die jüngsten, mit Hornzapfen versehen sind, fast den Anschein, als ob beide Geschlechter gehörnt gewesen wären. Der größte Hornzapfen hat eine Länge von etwa 90 mm wie bei dem Rüti- meyerschen Originale. Der Typus des Graubündner Schafes hat nach den Untersuchungen von Rüti- meyer und Glur ein sehr hohes Alter, denn er findet sich ziemlich scharf ausgeprägt bereits bei allen Schafen aus den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz, jedoch unter- scheiden sie sich nach Glur!) von dem lebenden Nalpser Schaf durch die flache Stirne. In diesem Merkmal schließt sich unser Schaf enge an das aus dem Pfahlbau von Font an, ja die Knickung scheint hier sogar fast geringer zu sein als bei dem Glurschen Ori- ginale, das selbst schon wieder stärker geknickt war als bei dem Nalpser Schaf, indem an jenem die vordere Stirnfläche mit dem Hinterhaupt einen Winkel von nur 98° bildet, während er bei diesem und dem Schaf der Tischoferhöhle entschieden größer ist. Leider läßt sich unser Material mit dem von Glur beschriebenen Schädel aus dem Pfahlbau von Font nicht näher vergleichen, da dieser Autor nicht die direkt abgelesenen Zahlen, sondern nur relative Maße angibt, welche auf die zu eins angenommene Länge der Schädelbasis berechnet sind. Gerade die Schädelbasis ist bei unseren Schädeln nirgends erhalten und da nur jugendliche Schädel vorliegen, auch nicht einmal annähernd meßbar. Ich glaube daher von einer Schilderung der vorliegenden Schädel vollkommen absehen zu dürfen, zumal da sie mit Ausnahme einiger isolierter Oberkiefer und eines Stirnbeinfragments mit dem Hornzapfen durchwegs von jugendlichen Individuen stammen, dagegen halte ich es für zweckmäßig, auf die von Glur gewonnenen Resultate näher einzugehen, weil die Arbeit dieses Autors fast die einzige ist, in welcher die Überreste von Schaf größere Beachtung erfahren haben, als ihnen sonst zuteil wird. Wie schon bemerkt, konnte Glur in dem Schädel aus den Pfahlbauten von Font den Typus eines ziegenähnlichen Schafes ermitteln, welches dem noch heutzutage in Grau- bünden lebenden Nalpser Schafe sehr nahe steht. Aber schon im Pfahlbau von Font sowie in denen von Greng, Lattringen und Lüscherz kam je ein Schädel zum Vorschein, 1) Beiträge zur Fauna der schweizerischen Pfahlbauten, p. 27. 457 welcher sich von diesem Typus durch große, im Querschnitt gerundete Hörner und durch starke Knickung der Schädelachse unterscheidet und einem Merino ähnlichen Schafe an- gehört hat. In Lüscherz fand sich außerdem noch eine dritte Form mit breitem Hinter- haupt und schräg nach aufwärts und rasch nach hinten gedrehten Hörnern von birn- förmigem Querschnitt. In der Bronzeniederlassung von Möringen endlich erscheint eine neue, nicht sehr große Rasse mit kurzem Cranium, aber ohne jegliche Spur von Horn- zapfen und kurzer Stirne. Nach Studer wäre dieses Schaf identisch mit den hornlosen Schafen der europäischen Niederungen. Für uns haben jedoch diese drei letzterwähnten Formen keine Bedeutung, denn die Schafreste der Tischoferhöhle lassen sich, wie wir gesehen haben, nur dem kleinen Torfschafe aus den ältesten Pfahlbauten der Schweiz an die Seite stellen, was um so auffallender ist, als gerade die große Mehrzahl dieser Reste nicht mehr aus der neolithischen Zeit, sondern, wie der Fund eines Bronzeröhrchens und überdies die Lagerungsverhältnisse zeigen, sicher bereits aus der Bronzezeit stammt. Es hat sich hier also die steinzeitliche ziegenhörnige Schafrasse unverändert und unver- mischt auch noch in der Bronzezeit erhalten. Von dem Auftreten einer neuen Rasse kann hier im Inntal schwerlich die Rede sein, wenigstens soweit das vorliegende Material von Schädeln und Schädelfragmenten ein Urteil gestattet. Auch in den Pfahlbauten der Roseninsel scheint nur eine einzige Rasse von Schaf . existiert zu haben, indessen weicht dieselbe von dem neolithischen Schaf der Schweizer Pfahlbauten insofern ab, als die oberen Augenhöhlenränder sehr weit vorspringen und nicht abwärts, sondern eher aufwärts gerichtet sind, und die Hornzapfen nicht auf dem höchsten Punkt der Stirne, sondern ganz an der Seite des Schädels entspringen und überdies birn- förmigen, anstatt linsenfórmigen Querschnitt besitzen. In der geringen Körpergröße schließt sich jedoch dieses Schaf sehr enge an das Schaf der Tischoferhöhle und der ältesten Schweizer Pfahlbauten an. Von einer Besprechung der zahlreichen Kiefer glaube ich absehen zu dürfen, da diese Knochen von den übrigen Autoren bisher nicht berücksichtigt wurden und daher doch nicht mit solehen von anderen Lokalitäten verglichen werden könnten. Das nämliche gilt auch von den vielen in der Tischoferhöhle gefundenen Wirbeln. Hingegen gestatten die allerdings meist nur von jugendlichen Individuen stammenden Extremitätenknochen eine nähere Untersuchung, weil Glur!) den entsprechenden Skeletteilen aus den Schweizer Pfahl- bauten größere Beachtung geschenkt und sie nach den einzelnen Lokalitäten getrennt genau gemessen hat. Ich halte es für zweckmäßig, seine Resultate in einer Tabelle zusammen- zustellen und die Zahlenreihen, welche ich an dem Materiale aus der Tischoferhöhle und aus den Pfahlbauten der Roseninsel ermitteln konnte, beizufügen. Wir ersehen hieraus, daß das Schaf unserer Höhle in den Dimensionen der einzelnen Knochen dem Schaf der älteren steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz ziemlich ähnlich war, denn nur ein Humerus überragt in seinen Maßen die von Glur gemessenen Oberarmknochen. Auch das Schaf der Roseninsel muß in seiner Statur und geringen Körpergröße dem Schaf der älteren Schweizer Pfahlbauten ziemlich ähnlich gewesen sein. Rassenmischung wie im Pfahlbau von Lüscherz dürfte weder im Inntal noch auf der Roseninsel stattgefunden haben, auch von dem Auftreten einer Mufflon ähnlichen Rasse wie in Lattringen und Sutz kann sicher I) 1 05 p-33: Abh. d. IT. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 60 458 Schaffis Lattringen Lüscherz. of REEL Q 2 Eumerus-Lanzee MN ENSEM = = = = 125 Radius- 5 DES doen Accipe nea | 1104 158 150 150 — 162 Breite der Diaphyse NN COM TS 16 16 15 = 16 Metacarpus:bänger len Ra 134 ? 127 120 140 141,5 156| 125 123. Breite der Diaphyse 9 rS de 12141212 11 15 14 14 20 22 » , oberen Epiphyse . .| 21 21 20-22. 20 25,5 98 | 28 92 23 = „ unteren - $13 45 ko 24 23 122 —24 22 25,5 25 210222030223 Vorderextremität: Lànge . . | 500 450 470 — — 'Remwrslnge aa tss — 167 = 175 = = Tubsa- 22 nass Meine 5295 201 218 150 — 218 Metatarsus-Länge . $2 loe | 14 140 147 133 157 132 Breite der Diaphyse 12 10 |11—18 10-11 1155 10 5 „ oberen Epiphyse 20 1971192171719 22,5 19 G , unteren - ETUA MATE, 94 22 298—235 21—23 24 22 Hinterextremität: Länge . . | 620 555 — 600 — | — mufflonartig| Rassen- mischung nicht die Rede sein, wohl aber ergibt sich bei flüchtiger Betrachtung eine gewisse Ähn-. lichkeit mit dem kleinen bronzezeitlichen Schaf von Möringen, der aber kaum größere- Bedeutung beigemessen werden darf. Außer in der Schweiz und im Inntal — das Schaf der Roseninsel könnte wegen seiner abweichenden Hornbildung doch als besondere Rasse betrachtet werden — hat sich das kleine ziegenfórmige Torfschaf Ovis aries palustris Rüt. auch im Neolithikum am Mittelrhein*) gefunden, aber hier zusammen mit dem großhörnigen Ovis aries Studers Dürst, wie die mufflonartigen Schafe aus den jüngeren Schweizer Pfahlbauten genannt werden. In den Pfahlbauten von Ripaé bei Biha& in Bosnien hat Woldrich?) ein kleines Schaf nachgewiesen, das sich jedoch von dem ziegenhórnigen Pfahlbauschaf durch den breitovalen Querschnitt der Hornzapfen unterscheidet und somit an das Schädelfragment von der Roseninsel erinnert, nur sind die Hörner viel steiler aufgerichtet und inserieren nicht am Rande, sondern mehr in der Mitte der Stirn. Während die wilde Stammform der Mufflon ähnlichen Schafe ohne weiteres im Mufflon selbst gesucht werden darf, der heutzutage noch auf Korsika und Sardinien lebt, früher aber in ganz Südeuropa verbreitet gewesen sein soll, bieten sich uns erhebliche. Schwierigkeiten, wenn wir angeben sollten, aus welcher Wildschafart sich unser kleines ziegenhórniges Torfschaf entwickelt hat. Nehring?) schreibt dem wilden Steppenschaf Ovis arkar Brandt in Transkaspien und Persien große Bedeutung zu als Stammvater ge- 1 Schötensack, Beiträge zur Kenntnis der neolithischen Fauna Mitteleuropas, p. 54. ?) Woldfich, Der prähistorische Pfahlbau von Ripaé, p. 26 (100). 3) Nehring, Diluviale Reste von Cuon, Ovis, Iber und Rupicapra aus Mähren. Neues Jahrbuch. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1891, Bd. II, p. 116. 459 Kupfer Bronze Vinetz Sutz Möringen Rosensinsel Tischoferhöhle SE d 9 (of 2 d 9 —. ler! — ls inm 118 135 130* 140 126 9 | 160 — |165 154 — 147 161—171 150 185* 143 1679 TOR — Imm 15—17 |15,5—16 om TOS ERIS 135 121 | 123—125 146 189 123—129 135 127 124—126 | 116* 130 115 I3 Sn ULTOR 140014013 12 13 11—12 19 14 13 929 21) 1-2 — 95 94 | 92—234 21 22.5 21—22,5| 929 92,5 90,5—92 94 24| 23—94 — 97 26**| 23—26 24 24 22,5— 28 23 24 23 24 —— == 480 = 440 450? 450? 9 cx —— pA — 156 176 —185 160 180 ? 193 | 221 203 189 175 915—220 190-205 190 180 132 | 147—152 125 —132 141 125—131, 144—148 156-138 137 139 12 EI 12 ll 12 10 10 11 -11,5 quus 1105) —9 0115) 17 20 21 13519 20 17—19 21—22 20—21 18 19,5 20 23. 24 21-23 22 21—22 24 24 22 22,5 = — — 545 545 620? 560? ** wohl Mufflon * von einem jungen Individuum. wisser primitiver Schafrassen Europas, z. B. der Haidschnucken und anderer kurzschwün- ziger Rassen. Da aber dieses im Pleistozän angeblich auch in Mähren vorkommende Wildschaf sogar noch größer ist als der Mufflon, so könnte ich mich nur ungern ent- schließen, direkte Beziehungen zwischen ihm und dem Torfschaf anzunehmen. Auch die wenigen von Woldrich!) gefundenen Knochen von Schaf aus einer Spalte bei Zuzlawitz im Bóhmerwald geben uns keine Auskunft über die Abstammung dieser alten Rasse des Hausschafes, denn sie wurden nicht näher beschrieben und selbst ihr geologisches Alter dürfte kaum mit Sicherheit festzustellen sein. Die spärlichen Reste von Schaf, welche der ebengenannte Autor?) bei Willendorf und in der Gudenushóhle im Waldviertel nach- gewiesen hat, geben uns gleichfalls keine näheren Aufschlüsse. Hingegen bietet uns eine kürzlich erschienene Arbeit Toula's?) insofern einige Fingerzeige, in welchem Wildschaf wir den Ahnen unseres Schafes zu suchen haben, als hier die Querschnitte der Hornzapfen verschiedener Wildschafe abgebildet sind, unter welchen das von- Ovis musimon, namentlich das Exemplar aus einer prühistorischen Station von Bodrogh Monostorszeg immerhin noch etwas ähnlicher ist als das Horn von Ovis orientalis Gml. aus Persien. Es wäre aber gleich- wohl verfrüht, deshalb Ovis musimon für den direkten Ahnen des Torfschafes anzusprechen. Die Herkunft dieser Rasse bleibt demnach noch ziemlich rätselhaft. Vielleicht wird sich 1) Diluviale Fauna von Zuzlawitz im Böhmerwald, 2. Teil. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, 1. Abteilung, Bd. 48, 1881, Wien, p. 255. ?) Reste diluvialer Faunen und des Menschen aus dem Waldviertel Niederósterreichs. Denkschrift der Kaiserliehen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, Wien 1893, p- 10 (514), p. 35 (599). ?) Über den Rest eines Schafschädels, Ovis Mannhardi. Jahrbuch der K. K. geologischen Reichs- anstalt Wien, 1903, p. 52. : 60* N LI 460 diese Frage lösen lassen, wenn einmal die Überreste von Ovis ammon L. beschrieben sein: werden, welche Toula zusammen mit Rhinoceros bei Hundsheim in der Nähe von. Deutsch-Altenburg in einer altpleistozänen Ablagerung gefunden hat. Als ältester Stammvater der Gattung Ovis kommt vorläufig die unterpliozäne Gattung: Oioceros in Betracht, die in Pikermi durch O. Rothi Wagner sp. und auf Samos durch O. proaries Schlosser vertreten ist. Weiter zurück läßt sich der Stammbaum der Schafe nicht verfolgen, die Anknüpfung an die scheinbar so nahe verwandten Ziegen wird vor- läufig noch nicht ermöglicht. Wie diese dürften aber die Schafe ursprünglich in Nord- amerika beheimatet gewesen sein. Sus scrofa domesticus. Hausschwein. Die Art- beziehungsweise die Rassenbestimmung der zahlreichen Sch weinsknochen. und Schweinskiefer aus der Tischoferhöhle ist schon durch die geographische Lage un- serer Lokalität; nämlich durch ihre Zugehörigkeit zum eigentlichen Alpengebiet wesentlich erleichtert, denn aus diesem Grund scheidet das Wildschwein, weil es Gebirge meidet,. für unsere Betrachtung schon von selbst aus. Wir haben es demnach a priori nur mit Überresten einer gezähmten Schweinsrasse zu tun. In der Tat befindet sich unter dem. gesamten Materiale mit Ausnahme von einigen großen Hauern auch nicht ein einziges Stück, welches man allenfalls dem Wildschwein zuschreiben könnte. Die Größe der Hauer ist aber noch lange kein Beweis dafür, daß solche Zähne auch wirklich vom Wild- schwein stammen müßten, sie erreichen vielmehr auch bei zahmen alten Ebern oft sehr beträchtliche Dimensionen. Überdies stehen auch die größten, aus unserer Höhle stam- menden Hauer hierin doch noch erheblich hinter echten Wildschweinhauern zurück, wie sie mir aus den Pfahlbauten der Roseninsel vorliegen. Selbst wenn das Wildschwein. früher das Inntal bewohnt hätte, so wäre ihm doch, weil Schweine überhaupt schlechte Bergsteiger sind, der Zugang zu unserer Höhle versperrt gewesen, da sie damals nur auf steilen schmalen Felspfaden zu erreichen war. Und wenn sich auch wirklich, was aber, wie bereits bemerkt, nicht der Fall ist, unter den vorhandenen Schweinsresten solche des Wildschweins befänden, so könnten sie doch nur vom Menschen in die Höhle ver- schleppt worden sein, denn die Schweinsreste sind vollständig auf die Kulturschichten beschränkt, von einer Einschleppung durch wilde Tiere kann daher keine Rede sein. Wir haben uns also nur mit der Frage zu beschäftigen, ob das Schwein der Tischoferhöhle mit dem in den neolithischen Pfahlbauten so verbreiteten Torfschwein. — Sus serofa palustris — identisch ist, oder ob es eine neue besondere Rasse darstellt. Die vorhandenen Schweinsreste bestehen aus zwei halben Schädeln, zwei Oceipital- partien, aus einem Jochbogen, aus zwei Stirnpartien, aus 14 rechten und 12 linken Ober- kiefern von alten und je 2 rechten und linken Oberkiefern von jungen Individuen, aus je- 2 rechten und linken isolierten oberen Hauern, aus 8 rechten und 10 linken Unterkiefern von alten und 3 rechten und 2 linken von jungen Individuen, ferner aus 5 isolierten Unterkiefersymphysen, aus 6 rechten und 5 linken Seapulae, aus 13 rechten und 12 linken. Humeri, aus 11 rechten und 13 linken Radii, aus 5 rechten und 11 linken Ulnae, aus 9 rechten und 2 linken Pelvishälften, aus Fragmenten von 5 Femora und aus je 7 rechten. und linken Tibiae. Da von den Kiefern hóchstens 3 Paare zusammenpassen, so dürfen wir die Zahl der hierdurch reprüsentierten Individuen wohl mit ziemlicher Berechtigung auf 461 etwa 20 schätzen. Die sonst für die Ermittelung der Individuenzahl so wichtigen Calcanea und Astragali geben uns in dieser Beziehung keinen Anhalt, weil sie nur in auffallend geringer Menge vertreten sind. Das gleiche gilt auch von den Metapodien und Phalangen, doch sind die ersteren nicht ganz unwichtig, weil sie insgesamt sehr beträchtliche Größe besitzen. Was die räumliche Verbreitung der Schweinsreste betrifft, so stammen sie haupt- sächlich aus den Feuerstellen und den anstoßenden Partien der Kulturschichten, also aus dem vordersten Drittel der Höhle, aus der Mitte und an der linken Seite der Höhle. In der Steinchenschicht an der rechten Seite der Höhle wurden nur wenige Röhrenknochen, einige Wirbel und Metapodien nebst Phalangen gefunden. Noch spärlicher waren die Überreste im Kalksinter an der linken Seite der Höhle, nämlich ein Oberkieferbruchstück, eine Radiusepiphyse, drei Metacarpalia und ein Metatarsale. Sie sind vielleicht vom Hund an diese Stelle verschleppt worden. Alle Kiefer und Zähne mit Ausnahme von ein paar sehr großen Hauern stimmen in den Dimensionen, die Zähne auch in ihren Details, sehr gut untereinander überein, die Differenz von Maximum und Minimum ist auffallend gering. Sie unterscheiden sich schon hierdurch wesentlich von den Resten des Torfschweins von der Roseninsel. Letzteres wird von Naumann!) für einen typischen Vertreter des Sus palustris angesprochen. Als Merkmale dieser Form bezeichnet Rütimeyer?) „das möglichste Hervortreten der vier Haupthügel und möglichste Reduktion der Zwischenwarzen der Molaren, Vereinfachung der komprimierten Kegelform und möglichste Reduktion der Randkerben der Prämolaren, und große Stärke und kompakte Bildung der Emailschicht. ...Der Talon des unteren und oberen M; schließt nach hinten auffallend rasch ab, der ganze Zahn ist daher relativ kürzer als beim rezenten Schwein, dessen Talon meist aus einer weit größeren Zahl von Lappen besteht.... Auffallend ist die geringe Größe der Prämolaren, namentlich ihre geringe Längenausdehnung, die für die ganze Prämolarreihe entschieden und ganz konstant geringer ausfällt als am Wildschwein. Der untere Pı fehlt häufiger und früher als beim Wildsehwein und Hausschwein und die Lücke zwischen Pı und P» ist um die Hälfte kürzer als beim Wildschwein.... Die Eckzähne bleiben, obschon in Form und Richtung im allgemeinen dem Typus des Wildschweins folgend, an Größe in höchst auffallendem Maße hinter dem letzteren zurück, die Oberkiefereckzähne bleiben bis ins Alter dreikantig, während sie beim Wildschwein und seiner zahmen Rasse schließlich fast zylindrisch werden. Die Unterkiefereckzähne behalten den jugendlichen ovalen Durchschnitt, der beim Wildschwein allmählich scharf dreieckig wird.... Die Alveolen des Torfschweins ent- behren gänzlich der Auftreibungen, die namentlich an den Eckzähnen des männlichen Wildschweins ins Kolossale gehen. Die Distanz der Eekzahn-Alveolen vom ersten Backenzahn und von dem hintersten Schneidezahn fällt bei dem Torfschwein um die Hälfte geringer aus als beim Wildschwein.... Im Bereich der Schneidezähne dauert 1) Die Fauna der Pfahlbauten im Starnberger See, p. 22. ?| Die Fauna der Pfahlbauten der Schweiz, p. 34—42. Ich bringe hier als Auszug die wichtigsten Momente, welche Rütimeyer in dieser Schilderung hervorhebt und zwar möglichst mit seinen eigenen Worten, weil auf diese Weise die entscheidenden Merkmale viel besser präzisiert sind als in der von ihm selbst gegebenen Zusammenstellung. 462 die Reduktion an Größe und Zusammendrängung fort. Am erwachsenen Torfsch wein sehen wir die hinteren Backenzähne kräftiger alter Wildschweine vereinigt mit der vor- deren Zahngruppe — Prümolaren, Caninen und Incisiven von der Stärke eines jungen Hausschweins‘“. „Der Oberkiefer ist vorne niedriger nnd wie der Zwischenkiefer merklich kürzer als beim Wildschwein, der enorme Knochenwulst, welcher beim Wildschwein auf der Canin- alveole aufgesetzt ist, fehlt beim Torfschwein fast gänzlich. Die Augenhöhle hat einen bedeutenderen Umfang als beim Wildschwein.... Ganz konstante und charakteristische Merkmale des Unterkiefers sind geringe Längenausdehnung, Niedrigkeit des horizontalen Astes, sehr kurze Kiefersymphyse, kleine Dimensionen des Incisiventeiles, schiefe Richtung, geringe Höhe und Breite des vertikalen Astes.“ Dieser Beschreibung liegen in erster Linie die Schweinsreste aus den älteren Pfahl- bauten von Wangen und Moosseedorf zu Grunde. Sie unterscheiden sich von jenen aus Wauwyl, Robenhausen ete. durch ihre Größe und kräftigere Entwicklung, weshalb Rüti- meyer?) sie auf eine wildlebende Schweinsart zurückführt, während er die letzteren selbst schon für eine domestizierte Form anspricht. In Coneise und Zihl wären nach diesem Autor nebeneinander domestizierte Formen des Torfschweins und des Wild- schweins vorhanden. Was nun die soeben aufgezählten Unterschiede des Torfschweins vom Wild- schwein betrifft, so bestehen sie kurz zusammengefaßt in der geringen Größe des Schädels, in der Kürze und Schwäche der Kiefer und dementsprechend auch der vorderen Partie des Gebisses. Nur die Molaren haben trotzdem nicht viel geringere Dimensionen als beim Wildschwein. Der Schädel?) ist in allen Teilen breiter als beim Wildschwein, der Gesichtsteil ist vom Hinterteil schärfer abgesetzt, die Augenhöhlen sind größer und von regelmäßig rundlichem Umfang, das Tränenbein hoch und kurz, — Höhe zur Länge wie 1:1,3, — der Gaumen ist im Ver- hältnis zur Schädellänge breiter als beim Wildschwein. Im ganzen erweisen sich diese Unterschiede nur als solche, wie sie überhaupt zwischen einer domestizierten und einer wilden Form bestehen und sind mithin keineswegs ein Beweis für die Rütimeyersche Ansicht, daß das Torfschwein ursprünglich neben dem Wildschwein als wilde Form gelebt hätte. Selbst die relativ bedeutende Größe der Molaren, welche man allenfalls als ein Merkmal einer wildlebenden Form ansehen könnte, trifft nur für das Torfschwein aus den Schweizer Pfahlbauten, namentlich für das von Wangen und Moosseedorf, keineswegs jedoch für das aus den Pfahlbauten im Starnberger See zu. Dagegen bemerke ich an den vollständigen Schädelstücken von dieser Lokalität eine Eigentümliehkeit gegenüber dem Wildschwein und den von ihm abstammenden Hausschweinen, die ich nirgends in der Literatur genauer erwähnt finde, der aber gleichwohl nicht geringe Bedeutung zukommen dürfte. Es ist dies der weite Abstand der Jochbogen voneinander, veranlaßt durch das weite Hervortreten der aus dem Tränenbein, dem hinteren Teil des Oberkiefers und dem vorderen Teil des Malarbeins DET GS p3 120: 2) Jeitteles, Die vorgeschichtlichen Altertümer der Stadt Olmütz und ihrer Umgebung. Mit- teilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, 1872, p. 22. 463 bestehenden Gesichtspartie. Während dieser Teil des Gesichts beim Wildschwein fast senkrecht nach unten abfällt und der Jochbogen daher dem Schädel fast ganz dicht angedrückt erscheint, bildet diese Partie beim Torfschwein mit der Flüche der Stirnbeine einen sehr stumpfen Winkel und drüngt so die An- satzstelle des Jochbogens weit nach außen. In dieser Partie macht sich also die obenerwühnte, relativ größere Breite des Schädels besonders geltend.!) Untersuchen wir nun die in der Tischoferhóhle gefundenen Schweinsreste auf diese Merkmale, so finden wir, daß die Prümolarreihe durchgehends länger ist und die Kiefer- symphyse stets eine merklich größere Ausdehnung besitzt, auch sind die einzelnen P kräftiger, Pı des Unterkiefers erhält sich viel länger, er ist noch an allen Kieferstücken vorhanden. Dagegen bestehen hinsichtlich der relativen Kürze und geringen Höhe des horizontalen und der schiefen Richtung des vertikalen Astes keine bemerkbaren Unterschiede gegenüber dem Torfschwein, was ja auch bei einer zahmen Rasse ohnehin kaum zu er- warten ist, da sich hierin eben auch der Einfluß der Domestikation äußern dürfte, wohl aber ist M» in beiden Kiefern immer auffallend groß, stets größer als bei gleich starken Kiefern des Torfschweins, M; hingegen fast immer kleiner und auch meistens sehr einfach gebaut; langer und komplizierter Bau des Talons kommt nur ausnahmsweise vor. Die Stirn ist schmäler als bei gleich großen Individuen des Torfschweins, das Tränenbein ist stark in die Länge gezogen und der Jochbogen liest dem Schädel dicht an. Diese Unterschiede zeigen also aufs bestimmteste, daß wir es hier nicht mit dem Torfschwein zu tun haben. Im Skelett schließt sich das Torfschwein, wie Naumann, l. c., p. 23 gezeigt hat, sehr enge an das Wildschwein an, abgesehen von der relativen Kleinheit der einzelnen Knochen und einigen Abweichungen im Bau der Scapula — schlanker, im oberen Teil schmäler und Gelenkgrube rundlicher mit etwas gedrehten Rändern, — welche Abwei- chungen jedoch lediglich auf die geringere Körpergröße zurückzuführen sein dürften. Wildschwein sowohl wie Torfschwein unterscheiden sich hingegen von den meisten modernen Kulturrassen durch die beträchtlichere Länge der Röhrenknochen. Dieses letztere Merkmal ist nun auch den Schweinsknochen aus der Tischoferhöhle eigen, ja die Meta- podien sind sogar stets bedeutend länger als beim Torfschwein, und die Scapula zeigt gerade jene Eigentümlichkeiten, durch welche sich das Wildschwein vom Torfschwein unterscheidet. Es ergibt sich also auch aus dem Skelett, daß unser Schwein dem euro- päischen Wildschwein noch näher steht als das Torfschwein. Die meisten Autoren?) sind geneigt, dem Torfschwein gewisse Beziehungen zu dem asiatischen Sus viffafus zuzuschreiben. Ich kann das freilich nicht finden, denn gerade das augenfälligste Merkmal, die Breite und vor allem die Aufwärtswölbung des Craniums in der Nähe der Sutur zwischen Parietale und Occipitale ist beim Torfschwein nicht vor- handen, und selbst die breitesten Schädel dieser Form sind vollkommen flach wie beim 1) Im Gegensatz zu dem von Rütimeyer geschilderten Torfschwein haben alle Oberkiefer vom Pfahlbau im Starnberger See krüftige Protuberanzen neben dem Eckzahn, nur wenig schwächer als bei großen Wildschweinen! 2) Eine sehr dankenswerte kritische Zusammenstellung der verschiedenen Meinungen über die Abstammung des Torfschweins und des Hausschweins verdanken wir O. Schótensack, Beiträg® zur Kenntnis der neolithishen Fauna Mitteleuropas. Heidelberg 1904. 464 Wildschwein, die meisten sind außerdem sogar fast ebenso schmal wie bei diesem. Ferner ist das Tränenbein bei viffafus nahezu quadratisch, also fast ebenso hoch wie lang, beim Torfschwein aber ganz ähnlich wie beim Wildsehwein beträchtlich länger als hoch. Vittatus hat außerdem sehr starke Runzelung des Schmelzes an den Molaren, an den Prümolaren ist Vorder- und Hinterrand nach außen förmlich umgeschlagen, und die Hauer haben im Vergleich zu denen unseres Wildschweins sehr unansehnliche Dimen- sionen. In allen diesen Punkten schlie&t sich aber das Torfschwein auf das innigste an unser Wildschwein an. Von näheren, wenn überhaupt irgendwelchen Beziehungen zwischen Torfschwein und viffafus kann daher nicht ernstlich die Rede sein. Im Gegensatz zu Rütimeyer und seinen Anhängern, welche Sus palustris als wildes Tier noch neben dem gezühmten Torfschwein und dem echten Wildschwein in der Zeit der neolithischen Pfahlbauten existieren lassen, stehe ich keinen Augenblick an, diese vermeintliche Wildform teils für schwache Individuen, zumeist also Weibchen, des echten Wildsehweins, teils aber als starke Individuen, zumeist also Männchen, des zahmen Torfschweins anzusprechen. Ich stehe somit im wesentlichen auf dem Standpunkte Nehrings, welcher im Torfschwein nichts anderes erblicken kann als eine alte Domesti- kationsform des europäischen Wildschweins. Wo die Zähmung stattgefunden hat, wird sich freilich kaum ermitteln lassen, auf keinen Fall dürfen wir uns denken, daß die Pfahlbaumenschen fort und fort wieder junge Wildschweine gefangen und gezähmt hätten, die allermeisten Reste des Torfschweins rühren vielmehr von einer bereits ziemlich konstant gewordenen zahmen Rasse her, welche das Pfahlbauvolk schon aus früheren Wohnsitzen mitgebracht haben dürfte. Die Anhänger der Hypothese, daß das Torf- schwein aus einer wilden Schweinsart, die bereits im Pleistozän gelebt hätte, entstanden sei, stützen sich auf die Tatsache, daß in unzweifelhaften Pleistozänablagerungen Überreste eines kleinen wilden Schweins gefunden worden sind, z. B. in der Gudenushöhle!) und in der Schusterlucke in Niederösterreich. Allein diese Reste sind an und für sich sehr dürftig, und beweisen schließlich doch nur das eine, daß es eben auch im Pleistozän schon große und kleine Wildschweine gegeben hat, wie ja auch heutzutage das Wildschwein an dem einen Orte durch eine sehr große und an einem anderen durch eine sehr kleine Form vertreten ist. So bedeutend werden aber die Unterschiede gegenüber dem echten, auch schon in Taubach vorkommenden Wildschwein schwerlich sein, daß sie die Auf- stellung einer besonderen Spezies rechtfertigen könnten. Die Differenzen zwischen dem Minimum dieser kleinen Form und dem Maximum des echten Wildschweins werden wohl kaum den Betrag von 33°/o überschreiten, in welchen Grenzen irgend eine beliebige Di- mension ein und desselben Knochens oder Zahnes bei ein und derselben Spezies schwanken kann. Solche Schwankungen hat es schon im Tertiär bei ein und derselben Art, in un- serem Fall bei ein und derselben Suiden-Spezies gegeben. Ich erinnere nur an die Kleinheit des obermiozünen Hyotherium Sömmeringi in Georgensgmünd und an die statt- lichen Dimensionen desselben in Góriach. Auch der untermiozäne Palaeochocerus Meisneri ist im Mainzer Becken sehr klein, während er im Ulmer Becken schon ganz ansehnliche 1) J. N. Woldrich, Reste diluvialer Faunen und des Menschen aus dem Waldviertel Niederöster- reiehs. Denkschriften der mathemathisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserliehen Akademie der Wissenschaften, Bd. IX, 1893, p. 591 (27) und p. 617 (53). 465 Größe besitzt. Ebenso wird sich also auch das Wildschwein des Pleistozäns verhalten haben. Forsyth Major!) ist geneigt, das Torfschwein von dem Wildschwein der Insel Sardinien abzuleiten. Er spricht von gewissen Anklängen an Sus vittatus, allein es ist mehr als zweifelhaft, ob diese Ähnlichkeit wirklich als Zeichen von näherer Verwandtschaft aufgefaßt werden darf. Es wird sich wahrscheinlich nur um Merkmale handeln, welche diese beiden Arten unabhängig voneinander von ihren pliozänen Vorfahren geerbt und wenig verändert bewahrt haben, während das europäische Wildschwein sich in viel höherem Grade spezialisiert hat. Sollte jedoch das sardinische Wildschwein wirklich ein naher Verwandter von viffafus sein, so müßte es unbedingt aus der Ahnenreihe des Torfschweins ausscheiden, denn viftatus hat mit letzterem sicher nichts zu schaffen. Hartmann?) leitet das Torfschwein von dem mittelafrikanischen Wildschwein ab, welches nach Europa gekommen sein soll, als dieser Kontinent noch mit Afrika zu- sammenhing. Es verlohnt sich nicht, auf diese Ansicht näher einzugehen. Otto?) endlich sucht neuerdings die Abstammung des Torfschweins von vittatus zu beweisen auf Grund des Materiales aus den Pfahlbauten des Bieler Sees. In den ältesten Pfahlbauten der Schweiz stellt es eine sehr scharf umgrenzte Form dar, in den Pfahlbauten des jüngeren Neolithikums wird es kleiner und variabler, in den Pfahlbauten der Bronze- zeit wird das echte Torfschwein sehr selten. An seine Stelle tritt eine noch kleinere, wahrscheinlich neu eingeführte Rasse, die aber selbst wieder aus dem Torfschwein hervor- gegangen ist und angeblich mit dem Sus vittatus noch näher verwandt sein soll als die Torfschweinrasse der ältesten Pfahlbauten. Neben dem Torfschwein existierte aber in den Pfahlbauten des jüngeren Neolithikums — Lattringen, Lüscherz etc. — eine gezähmte Form des Wildschweins, ja es sollen auch Kreuzungen zwischen Wildschwein und Torfschwein vorgekommen sein. Die Pfahlbauleute wären also nach diesen Darstellungen Tierzüchter gewesen, vor denen sich unsere besten Ökonomen verstecken müßten. Leider bin ich außerstande, diese feinen Unterschiede zu sehen, zu ihrer Wahrnehmung scheint eben doch ein gutes Stück Glauben erforderlich zu sein. Wenn man berücksichtigt, wie sehr ein und dieselbe wilde Spezies variieren kann, so müssen einem solche Abweichungen, wie sie sich hier finden, doch nur höchst geringfügig erscheinen, zumal bei einer Haus- tierrasse, denn erfahrungsgemäß ist doch die Variationsbreite bei Haustieren noch viel größer als bei wilden Arten. Ich stehe daher nicht an, das Torfschwein als ein Domestikationsprodukt des euro- päischen Wildschweins anzusprechen, das aber dann als Haustier während der langen Periode der Pfahlbauten natürlich mannigfache, im ganzen aber doch ziemlich geringfügige Wandlungen durchgemacht hat. Viel wichtiger als die Frage nach der Herkunft des Torfschweins ist für uns die Tatsache, daß selbst die eifrigsten Verfechter der Theorie, nach welcher diese zahme Form 1) Studien zur Geschichte der Wildschweine. Genus Sus. Zoologischer Anzeiger, 1883, p. 297. 2) Schötensack, l. c., p. 27. ®) Osteologische Studien zur Geschichte des Torfschweins Sus scrofa palustris und seine Stellung innerhalb des Genus Sus. Revue suisse de Zoologie, 1901. Liegt nicht vor. Auszug aus Schötensack, DX p: Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 61 466 nichts mit dem europäischen Wildschwein zu schaffen hätte, die meisten Haussch weine der jüngsten Neolithikum- und der Bronzezeit von dieser einheimischen Wildform abzu- leiten sich genötigt sehen, so daß auch wir ohne weiteres berechtigt sind, die Schweine der Tischoferhöhle als Abkömmlinge des Wildschweins zu betrachten, die aber natürlich schon durch manche Generationen hindurch als Haustiere gelebt haben müssen. Im allge- meinen wird sich freilich die Frage, ob die an den verschiedenen Ansiedelungen des jung- neolithischen und des bronzezeitlichen Menschen gefundenen Hausschweine in loco aus dem Wildschwein gezüchtet oder von weiterher importiert worden sind, wohl kaum in befriedigender Weise beantworten lassen. In manchen Fällen jedoch werden wir gleich- wohl Beziehungen zu den Rassen von anderen Lokalitäten sowie zu noch heutzutage lebenden primitiven Rassen ermitteln können. Nehring!) unterscheidet unter den lebenden europäischen Hausschweinen drei Gruppen: 1. das wildschweinähnliche Hausschwein inkl. der bayerischen Landrasse und des „Innsbrucker Schlags*, 2. das romanische Schwein inkl. des Graubündner Schweins, 3. die kraushaarigen Schweine des südöstlichen Europas. Diese letzteren zeichnen sich nach Naumann?), welcher sie eingehend mit dem Wild- schwein und Torfschwein verglichen hat, durch kurze, gedrungene Extremitäten aus und kommen daher für uns nicht weiter in Betracht. Nach Rütimeyer?) wäre auch das romanische Schwein mit dem Torfschwein und dem Bündner Schwein nicht näher verwandt, wohl aber diese beiden letzteren untereinander. „Das Bündner Schwein hält sich in den Dimensionen seines Gebisses durchweg innerhalb und so ziemlich in der Mitte der Grenzen für das Torfschwein. Nur die Prämolaren und M; sind selbst noch geringer als bei letzterem. Der Raum für den Eckzahn sowie dieser selbst und die Ausdehnung der Schneidezähne ist etwas größer als beim Torfschwein. Das Bündner Schwein steht mithin unverkennbar in seinem Gebiß auf der Seite des Torfschweins.“ Weiter spricht er — p. 189 — „von einem starken Molar- und schwächeren Prämolargebiß und von auffallender Reduktion des Canin- und Ineisivteils der Bezahnung. Am Schädel entsprechende Verkürzung der Prämaxilla und der Kinnsymphyse.* Wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Torfschwein dürfen wir auch von einer Be- trachtung des Bündner Schweins absehen und sofern letzteres, wie Nehring meint, doch mit dem romanischen Schwein verwandt wäre, hätte auch dieses für uns kein besonderes Interesse. Da jedoch unsere Station offenbar Beziehungen zu Italien hatte, wie der Fund einer Mittelmeerschnecke zeigt, so wäre ein Vergleich unserer Sch weinsreste mit dem romanischen Schwein immerhin wünschenswert, wegen Mangel an Material muß ich jedoch leider hievon Abstand nehmen und mich auf die Angabe der wichtigsten Maß-' zahlen beschränken. So zahlreich auch die Schweinsreste aus der Tischoferhöhle sind, so eignen sie 1) Zoologisehe Sammlung der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Katalog der Säugetiere. Berlin 1886, p. 57—59. Re, Pp2 2326: 3) ]. e., p. 189, p. 186. 467 sich doch nur zum kleineren Teil zu Messungen, denn es lassen sich nur ausnahmsweise an ein und demselben Stück mehrere Dimensionen ablesen. Auch wird das Resultat über- dies dadurch stark beeinflußt, daß die meisten Kiefer von ziemlich jungen Individuen stammen — in der Tabelle mit * vermerkt. Tischoferhöhle Bündner | Torf- Schädel und Oberkiefer. Schwein | schwein !) Schädelbreite zwischen dem Joch- bogen SUM psit 130? 130 150 144 | 120—126 Hohe der ip En 532189377 49 4e | 99—39 Breite der Schnauze an den C- | Alvedlen. . . | 76 72 60*54*62*| 73 80 — Länge der Zwischenktefen am NE veolenrand . | 60 63 62 50— 63 Länge der P und M poe the THETE ETT 118 110 | 116—120 - EXCASPI er 2 Henr 46 46 46 45 45 45 46 43 45 — 48 à ZMISIM M RCM OSA 66 67 72 69 65—77 S vonBBPs. M3] e: 60125 161 66 62 59 68 Durchmesser der Alveole des Gres | 16 24 22 21 17*17*14* 24 17 | 16—22 Unterkiefer. Länge der Backenzahnreihe . .| 127 118* 120* 132 132 122 | 128—128 s 3053: MI, SE & c Eur 68 72 04 04 175 rt 65-74 * von Ps—M? 3 2 ds 61 64 062 64 62 672259 55— 64 BE Ma qn. enlarge CST 32 32 32 | 33-37 c .„ P-P. : : : 5 269361 3/72 5895 090 38136376 35 40 537 35 —40 Abstand des P? von J3 . . 63* 64* 60 68 56 47 | 37—47 Abstand der Alveole des C von der | Symphysenspitze SS uu: 33 80 32 33 44 38 | 320—37 Höhe des Kiefers vor P2 . . .| 46 55 42 43 Haba 37—46 c z hinter M3 . . 52 48 49 49 38 -42 EC der Symphyse . . . . 63 60 54 67 21901 1562/19 Nach dieser Tabelle hätten wir unsere Schweinsreste als Torfschwein zu be- stimmen, denn in den einzelnen Dimensionen ergibt sich mehr oder weniger vollkommene Übereinstimmung und doch bestehen zwischen unserem Sch wein und dem Torfsch wein, wie ich oben auseinandergesetzt habe, nicht unerhebliche Unterschiede, die sich freilich nur sehen und durch Worte, aber nicht immer durch Zahlen ausdrücken lassen. Einige dieser Unterschiede kann man übrigens auch schon aus dieser Tabelle erkennen, so vor allem die im Verhältnis zum letzten Molar auffallende Größe des ersten und zweiten Mo- laren, ferner die Höhe des Unterkiefers hinter Ma. Wäre es möglich, die Schädel genauer zu messen, so würden wahrscheinlich die Unterschiede noch deutlicher hervortreten. Auch halte ich es keineswegs für ganz ausgeschlossen, daB die Maxima der von Rütimeyer angegebenen Dimensionen nicht mehr auf Individuen des Torfschweins, sondern bereits auf schwache Individuen von Wildschwein Bezug haben, und schließlich darf man auch nicht vergessen, daß kleinere primitive Rassen des Hausschweins sich ohnehin sehr ähnlich sehen müssen, weil die Hauptveründerungen des Schweinsschädels, nämlich Auf- 1) Rütimeyer, Die Fauna der Pfahlbauten, p. 183, 185. 61* 468 riehtung des Hinterhaupts und Verkürzung der Gesichtspartie hier noch nicht eingetreten sind. Zudem können die Unterschiede zwischen dem Torfschwein und einer beliebigen primitiven mitteleuropäischen Schweinsrasse auch schon deshalb nicht sehr bedeutend sein, weil alle zahmen Schweine in dem für uns in Betracht kommenden Gebiete aller Wahrscheinlichkeit nach eben doch nur domestizierte Formen des europäischen Wild- schweins sind. Ich möchte schließlich noch bemerken, daß die Schweinsschädel aus unserer Höhle die Wildschweinmerkmale — langgestreckter Schädel mit dicht anliegenden Jochbogen — sogar in noch höherem Grade zur Schau tragen als das schwarze, schmal- rückige Pinzgauer Schwein,!) der typischste, noch lebende Repräsentant des alten deutschen Hausschweins, welches doch allgemein für ei Zühmungsprodukt des euro- päischen Wildschweins angesehen wird. Unter den vorliegenden Extremitätenknochen befinden sich ziemlich viele, welche Messungen erlauben. Ich stelle diese Maßzahlen jenen gegenüber, welche Naumann?) für das Torfschwein aus den Pfahlbauten der Roseninsel angegeben hat. Die Länge dieser Knochen kann allerdings nur approximativ angegeben werden. Scapula. | Tischoferhóhle Roseninsel Größte Breite oben Se a MID 105 93—112 Geringste Breite unten 2 1 EN dd zer 248) Pa) DEN) 21—23 Hohe cmo SONIS» 162—185 Längsdurchmesser der Gelenkgrube . 32 30 32 97 Humerus. Danger ET NEUSS LS 82001924195 190—192 Breite der Trochlea . . . . .]| 35 32 30 30-31 Durchmesser des Caput I, ala 35 30 à der Diaphyse in der Mitte 21 19 19 Radius und Ulna. | Länge des Radius 4. 2. .... . | 160° 150 145—156 Jreite des oberen Gelenkes uu 9 0 31 27—30 „ des Carpalgelenkes . . . . | 28 — Länge der Ulna VNLT TTD 220 205 206—210 „ des Olecranon | 50 45 36—47 I Tibia. | Lange humane 200? ' 188—200 Breite der oberen Gelenkfläche np AT 40 —43 . des Astragalusgelenkes 22 23 29 Das Schwein der Tischoferhóhle ist also fast durchgehends etwas größer als das Torfschwein der Roseninsel, weshalb ich mich auch für berechtigt halte, es für eine besondere Domestikationsform des Wildschweins anzusprechen. Das europäische Wildschwein — Sus scrofa ferus — ist wahrscheinlich der Nach- komme von Sus Strozzi aus dem Pliozän von Val d'Arno, dessen Vorfahren sich durch !) Ich erhielt einen Schädel dieser alten Rasse durch Herrn Bezirkstierarzt Stehlik in Kufstein, dem ich hierfür meinen besten Dank ausdrücken móchte. : ?| Die Fauna der Pfahlbauten im Starnberger See, p. 24— 926. 469 alle Stufen des europäischen Tertiärs bis zum Eozän zurückverfolgen lassen, im Obermiozän als Ayotherium, im Untermiozän als Palaeochoerus, im Oligozän als Propalaeochoerus und im Mitteleozän als Choeromorus. Die Schweine sind also ein echt altweltlicher Stamm, der aber im Oligozün auch Palaeochoerus ähnliche Formen nach Nordamerika gesandt hat, aus welchen sich die neuweltlichen Dicotylinen entwickelt haben. Rückblick auf die Überreste der Haustiere und deren Beziehungen zum neolithischen und bronzezeitlichen Menschen. Die Haustiere verteilen sich auf: Canis fümiliaris intermedius W oldrich, Bos taurus Linn. Primigenius-Rasse, Capra. hircus Linn., Ovis aries Linn., Sus scrofa domesticus Linn. Der Schäferhund ähnliche Camis familiaris intermedius hat sowohl zeitlich als räumlich eine weite Verbreitung, jedoch stammt die Mehrzahl seiner Üerrreste aus der Bronzezeit und zwar aus dem östlichen Europa. Er findet sich außerdem auch in prä- historischen Ablagerungen von Oberitalien und Dänemark, dagegen scheint er in West- europa zu fehlen, wenigstens kommt er in den Schweizer Pfahlbauten sicher nicht in typischen Exemplaren vor. Woldrich leitet ihn von einem wilden, pleistozänen Caniden ab, nach Studer wäre er aus dem Torfhund hervorgegangen. Für diese letztere An- nahme spricht der Umstand, daß auch in den Pfahlbauten der Roseninsel im Starnberger See ein Intermedius ähnlicher Hund existiert hat. Für unseren Intermedius aus der Tischoferhöhle sind nun zwei Wege der Einwan- derung denkbar. Entweder ist er von Nordwesten von jenem Pfahlbauvolk eingeführt worden oder er kam über den Brenner aus Oberitalien. Auf keinen Fall kann er hingegen aus der Schweiz gekommen sein. Die Rinderreste gehóren, wie aus unserer Untersuchung hervorgeht, unzweifelhaft durchwegs einer sehr gro&en Rasse an und sprechen daher viel eher für die Abstammung von einem Primigenius- als von einem Brachyceros-Rind, zumal da gerade in der neolithi- schen Zeit das Brachyceros-Rind in den unserer Lokalilät zunächst gelegenen Gebieten, also in Oberbayern und in der Schweiz, nur durch die kleine Torfkuh vertreten war. Es ist nun jedenfalls höchst merkwürdig, daß in der Schweiz erst in der Bronzezeit eine große Rinderrasse erscheint, während im Inntal bereits vom neolithischen Menschen eine sehr große Rinderrasse gezüchtet wurde. Das Rind der Tischoferhöhle kann daher unmöglich aus der Schweiz oder aus Oberbayern eingeführt worden sein, höchstens könnte man denken, daß im Inntal eine Zähmung des in Oberbayern damals wildlebenden Auer- ochsen, des Ur, stattgefunden hätte, was aber doch wenig wahrscheinlich ist. Ich möchte daher eher glauben, daß unser Rind aus dem Süden stammt und über den Brenner ge- kommen ist. Freilich steht die Tatsache, daß Primigenius-Rassen aus prähistorischer Zeit bisher nur in Norddeutschland mit Sicherheit ermittelt worden sind, hiermit einigermaßen in Widerspruch. In südlichen und östlichen Ländern — bei den Chaldäern und Ägyptern — wurde nach Dürst allerdings schon frühzeitig eine Primigenius-Rasse gezüchtet und 470 die Hauptverbreitung der Primigenius-Rinder fällt auch heutzutage noch auf Ost- und Südeuropa, während sie in Nordeuropa auf die Küstenländer der Nord- und Ostsee be- schränkt sind. Es bleibt aber immerhin etwas fraglich, ob wir aus der heutigen Verbrei- tung und der Verbreitung in frühhistorischer Zeit den Schluß ziehen dürfen, daß solche Rinder auch schon in der neolithischen Zeit in Italien gezüchtet wurden. Die Überreste der Ziege sind zu spärlich und zu indifferent, um überhaupt hieraus Schlüsse ziehen zu können, ja es ist sogar fraglich, ob die wenigen dürftigen vorhandenen Stücke nicht doch bloß solche einer ziegenhörnigen Schafrasse sind. Immerhin verdient die auffallende Seltenheit von Ziegenresten insofern einiges Interesse, als in den älteren Pfahlbauten der Schweiz die Ziege häufiger war als das Schaf und daher zwischen dem Neolithikum der Schweiz und dem des Inntales ein gewaltiger Unterschied besteht. Um so zahlreicher sind die Knochen und Schädelreste von Schaf. Wir haben es hier mit einer ziegenhörnigen Rasse zu tun, wie sie noch in der Gegenwart im Oberland von Graubünden als Nalpser Schaf gezüchtet wird und in der Schweiz auch schon in : steinzeitlichen Pfahlbauten vorkommt, wo aber außerdem auch eine andere Rasse mit im Querschnitt gerundeten Hórnern beobachtet wurde. Während jedoch in der Schweiz die erstere Rasse schon in der Bronzezeit seltener wird oder ganz verschwindet und durch eine andere Rasse ersetzt wird, und in den Pfahlbauten der Roseninsel im Starnberger See überhaupt keine ziegenhörnige Rasse gefunden wurde, geht diese Rasse hier im Inntal unverändert aus dem Neolithikum in die Bronzezeit über. was sich nur dadurch erklären läßt, daß die Bevölkerung dieses Tales zu jener des Alpenvorlandes keine und zu jener der Schweiz höchstens am Anfang der neolithischen Zeit Beziehungen hatte. Da eine Schafrasse mit ziegenähnlichen Hörnern, die allerdings etwas dicker sind, nach Dürst noch heutzutage in Syrien lebt, — Ovis platyura, — so bin ich sehr ge- neigt, für die Schafrasse aus der Tischoferhöhle orientalischen Ursprung anzunehmen. Das Vorkommen in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz ließe sich dann vielleicht dadurch erklären, daß diese Rasse von Süden über den Brenner eingeführt worden wäre und sich dann Inn aufwärts und Inn abwärts ausgebreitet hätte, während die krumm- hörnige Schafrasse der Pfahlbauten der Roseninsel von Osteuropa her importiert wurde und dann am Nordrand der Alpen entlang in der spätneolithischen Zeit auch die Schweiz erreicht hat. Im Graubündner Oberland hingegen konnte sich infolge ihrer Isolierung die ziegenhörnige Rasse bis in die Gegenwart erhalten. Das Hausschwein des Neolithikums und der Bronzezeit, welches wir in der Tischofer- höhle gefunden haben, erweist sich mit aller Bestimmtheit als ein Zähmungsprodukt des Wildschweins. Mit dem für die Schweizer Pfahlbauten so charakteristischen Torf- schwein hat es nur das eine gemein, daß es ebenfalls vom europäischen Wildschwein abstammt. Während aber das Torfschwein gewisse Merkmale aufweist, die ihm eine entfernte Ähnlichkeit mit den asiatischen Schweinen der Vittatus-Gruppe verleihen, wes- halb man es auch irrigerweise für einen Nachkommen dieser Spezies angesprochen hat, — obwohl gerade die Hauptmerkmale von Vittatus fehlen und die Anklänge an diese Art nur auf Reduktionserscheinungen infolge der Domestikation beruhen —, schließt sich unser Schwein noch viel enger an das europäische Wildschwein an. Die Zähmung des Wild- schweins, aus welcher das Hausschwein des Neolithikums im Inntal hervorging, erfolgte jedenfalls unabhängig von jener, welche das Torfschwein lieferte und vermutlich auch 471 in einem anderen Teile von Europa, möglicherweise in Südeuropa. Die Größe und Ursprüng- lichkeit unseres Schweins spricht dafür, daß diese Domestikation noch nicht allzu weit zurücklag, und daß die Tiere gut gehalten wurden. Das Torfschwein hingegen dürfte aus einem Wildschwein nördlich der Alpen hervorgegangen sein und infolge mangel- hafter Ernährung sein kümmerliches Aussehen erlangt haben. Fassen wir nun zusammen, was wir über die sonstige Verbreitung der nachgewiesenen Haustierformen wissen und suchen wir zu erfahren, auf welchem Wege und woher sie im Neolithikum und in der Bronzezeit ins Unterinntal gelangt sind, so kommen wir zu fol- senden Ergebnissen: Der Schäferhund ähnliche Canis familiaris intermedius kann entweder von Nord- westen her, wo er schon in den Pfahlbauten der Roseninsel existiert hat, oder auch von Süden aus Italien gekommen sein. Viel wahrscheinlicher ist die letztere Richtung der Einwanderung für das große Rind der Tischoferhöhle, denn in den zunächst gelegenen Gebieten am Alpenrande wurde im Neolithikum nur die kleine Torfkuh gezüchtet. Hingegen hatten im Süden und Süd- osten die Kulturvölker schon frühzeitig große Rinder. Die Ziege bietet lediglich insofern Interesse, als sie hier überaus selten ist, während sie zur nämlichen Zeit in der Schweiz viel häufiger war als das Schaf. Das ziegenhörnige Schaf scheint südlicher Herkunft und nach der Schweiz Inn aufwärts vorgedrungen zu sein. Es geht im Unterinntal unverändert aus dem Neolithikum in die Bronzezeit über. Das Schwein endlich erweist sich als eine noch wenig durch Kultur und ungünstige Lebensverhältnisse beeinflußte Züchtungsform des europäischen Wildschweins. Mit dem im Neolithikum am Alpenrande so verbreiteten Torfschwein hat es nichts zu schaffen. Der Annahme, daß es von Süden her eingeführt worden sei, steht kein triftiger Einwand im Wege. Es ergibt sich also, daß die Neolithiker im Unterinntal keine oder doch nur sehr geringe Beziehungen zu den Bewohnern der älteren Pfahlbauten am Alpenrande hatten, denn höchstens der Hund könnte von Norden gekommen sein, während das Schaf eher vom Inntal aus seinen Weg in die Schweiz genommen hat, und Rind und Schwein den in den Pfahlbauten gezüchteten Rassen überhaupt ganz fremdartig gegenüberstehen. Wir sind demnach bis zu einem gewissen Grad berechtigt, für unsere Neolithiker eine Einwanderung von Süden her über den Brenner anzunehmen. Freilich darf der Umstand, daß wir über die neolithischen Haustierrassen Italiens noch ziemlich mangelhaft unterrichtet sind,') nicht außer acht gelassen werden, auch ist 1) Soweit ich mich in der italienischen Literatur unterrichten konnte, hat sich bisher nur P. Strobel mit der Untersuchung der in Italien gesammelten prähistorischen Haustierreste befaßt. Allein auch dieser Autor hat nur über die Hunde der Pfahlbauten und über Schweinsschädel ausführlichere Arbeiten veróffentlicht und sich im übrigen mit der Zusammenstellung von Spezieslisten und von Ver- zeichnissen der gefundenen Knochen und Zähne begnügt. Strobel hat nun freilich außer einer neuen Hunderasse, Canis Spaletti, und Pferd und Esel, die wir, weil in unserer Höhle überhaupt nicht vorkommend, ganz außer acht lassen können, eigentlich doch die nämlichen Haustierrassen gefunden wie in den Schweizer Pfahlbauten, allein es ist gleichwohl nicht ausgeschlossen, daß er sich eben doch zu sehr an Rütimeyer angelehnt hat, dessen Arbeiten 472 es immerhin mißlich, aus der heutigen Verbreitung der Tiere Schlüsse zu ziehen auf die Herkunft von früheren Arten und Rassen. Ich selbst habe ja vor nicht langer Zeit wieder- holt und laut genug Protest erhoben, als in der Paläontologie der Süugetiere allgemein der Unfug eingerissen war, daß man aus der Ähnlichkeit und Verwandtschaft gewisser fossiler Arten, namentlich im Unterpliozän mit solchen, welche noch heutzutage in Afrika leben, den Schluß zog, diese fossilen Formen müßten notwendigerweise aus Afrika stammen. Allein zwischen diesem nicht genug zu verdammenden Verfahren, durch welches geradezu die Kinder zu Erzeugern ihrer Eltern und die Urenkel zu Ahnen ihrer Urgroßeltern ge- macht wurden und der Annahme, daß Haustiere des Neolithikums von Formen stammen, welche noch heutzutage im Süden oder Osten in wildem Zustande leben, besteht denn doch ein gewaltiger Unterschied, denn fürs erste ist schon der zeitliche Abstand zwischen dem Neolithikum und der Gegenwart unvergleichlich geringer als etwa zwischen dem Unterpliozän und der Jetztzeit, für zweite ist zu bedenken, daß Wanderungen von Haus- tieren vom Menschen veranlaßt werden, während Wanderungen wildlebender Tiere nur durch natürliche Vorgänge, wie Änderung der Existenzbedingungen verursacht werden, und fürs dritte ist es ziemlich wahrscheinlich, daß das Neolithikum im Süden und Südosten dem in Mitteleuropa doch zeitlich ein wenig vorausgeeilt sein dürfte. Es ist also recht gut möglich, daß Formen, welche im Süden noch heutzutage wild leben, an ihren ursprüng- lichen Wohnsitzen vom Menschen gezähmt und dann von ihm als Haustiere bei seinen Wanderungen nach Europa mitgenommen worden sind. Die Menschenknochen und Artefakte und ihre Verteilung in der Höhle. Wenn ich auch die genauere Untersuchung der Menschenreste und der vom Menschen gefertigten Gebrauchsgegenstünde aus Knochen, Stein, Ton und Bronze gern einem berufenerem Forscher überlasse, so kann ich gleichwohl dieses Gebiet nicht ganz mit Stillschweigen übergehen, weil nur ich und mein getreuer Helfer Herr Weinberger den Verlauf der Grabung verfolgt haben und daher auch nur wir beide über die Verteilung der verschiedenen Objekte nähere Auskunft geben können. Sowohl aus der Beschaffenheit der Gebrauchsgegenstände und aus dem Material, welches zur Herstellung der Geräte diente, als auch aus der Verteilung der Stein- und Knochenwerkzeuge einerseits und der Bronzen anderseits lassen sich deutlich zwei Perioden unterscheiden, in welchen sich Menschen kürzere oder längere Zeit in der Höhle auf- gehalten haben. Als wirkliche Wohnstätte scheint sie freilich nie benutzt worden zu sein. Die älteren archäologischen Objekte sind auf die linke, die jüngeren auf die rechte Hälfte der Höhle auf die hier am mächtigsten entwickelte Steinchenschicht beschränkt, auch die Menschen- und Tierknochen im Sinter dürften aus der späteren Periode stammen. damals grundlegend waren und daher in übertriebener Weise zur Geltung kamen. Immerhin wird aber doch von den meisten Fundorten außer Bos brachyceros auch Bos primigenius angegeben, und von der neolithisehen Station von Stentinello bei Syrakus, Bulletino di Paletnologia Italiana, t. VI, 1890, p. 208 wird bemerkt, daß die Überreste der großen Rinderrasse — primigenius zahlreicher seien als die der kleineren — brachyceros. Schaf und Ziege werden nur ausnahmsweise näher beschrieben, nur aus den Pfahlbauten von Mantua und Brescia, ibidem, 1883, p. 5 wird das ziegenhórnige Schaf ausdrücklich angeführt und zwar soll es daselbst viel häufiger als das krummhörnige vorkommen. Das Schwein wird stets, sofern vollstündigere Überreste vorliegen, als Torfsch wein bestimmt. 475 Die ältere Kulturschicht besteht fast nur aus Tonscherben, aus Knochen von Haustieren, nämlich Rind, Schwein und Schaf, aus verkohltem Getreide und Brocken von Holzkohle. Die Knochen sind zum Teil kalziniert. Das beigemengte anorganische Material, bestehend in lockeren Steinchen, tritt der Menge nach sehr zurück, denn es bildet kaum die Hälfte der gesamten Masse. Außer Haustierresten fanden sich auch ein Knochen und mehrere Geweihfragmente von Edelhirsch mit deutlichen Sägespuren. Ab- gesehen von diesen Gegenständen verdienen noch Erwähnung das angebrannte Gehäuse einer Mittelmeerschnecke, Cerithium vulgatum, ein kleines, schön poliertes, aber etwas be- schädigtes und ein größeres, unfertiges Steinbeil, an dem nur die Schneide poliert ist, ferner ein an der Unterseite geglütteter Reibstein und ein in der Mitte durchlochter, polierter, kreisrunder Stein von etwa 5 cm Durchmesser, der offenbar als Keule diente, außerdem ein kurzes, abgesägtes, kalziniertes Stück Hirschhorn, fünf kleine Feuerstein- sägen und zwei Wetzsteine. Unter dem verbrannten Getreide, einer Weizenart, Triticum vulgare compactum,‘) fanden sich auch einige aufgeschnittene und verkohlte Holzäpfel. Die Tongeschirre haben zum Teil sehr beträchtliche Größe und sind alsdann auch meist mit je drei Griffen versehen, die aber nur selten durchlocht sind. Die Verzierungen be- stehen in einer Reihe von Fingereindrücken nahe am Oberrand, der nur selten umge- schlagen, aber oft mit feinen Einkerbungen versehen ist. Als Material diente wahrschein- lich der in der Hóhle vorhandene Letten, dem in der Regel viele Quarzbrocken beigemischt wurden. Wenn auch die meisten Geschirre nur rohe Bearbeitung aufweisen, so fehlen doch keineswegs solche, welche eine sorgfältigere Herstellung erforderten, allein es sind dies fast immer nur kleinere Krüglein. Außer der Verzierung durch Fingereindrücke kommen auch Ornamente vor, wie sie Schótensack?) vom Schweizersbild Fig. 4 und 5 abbildet. Die Knochenwerkzeuge sind grobe. breite, aber ganz spitz zulaufende Pfriemen aus Rinderknochen, ein Schaber aus einer Rinderscapula gefertigt, ein Pfriemen wohl aus einem Penisknochen von Höhlenbär hergestellt und eine Beinnadel, deren stumpfes Ende durch einen dicken, zylindrischen, undurehbohrten Griff gebildet wird. Im Schutt vor der Höhle fanden sich zwei dünne, in der Mitte mit einem Loch versehene Kmnochenscheibchen, die wahrscheinlich als Zierat dienten, ähnlich wie einige durchlochte Zähne von Schwein, Wolf und Hóhlenbir. Ich darf nicht unerwähnt lassen, daß bei den Feuerstellen öfters größere Gerölle von Urgebirgsgestein, meist Chloritschiefer mit Granaten, lagen, welche teils als Sitzsteine teils als Herdsteine dienten und vermutlich vom Menschen in die Höhle geschleppt worden waren. Die Menschenknochen sind zwar an sich sehr zahlreich, jedoch verteilen sie sich !) Herr Dr. Julius Schuster, welcher die Güte hatte, dieses Getreide zu untersuchen, schreibt mir: Die Körner sind 5,5—6 mm lang, einige kleinere nur 4,5 mm, und 3,5—4,5 mm breit, also im Durchschnitt größer als der kleine Pfahlbauweizen (Triticum vulgare antiquorum Heer). Sie stimmen am besten mit dem Binkelweizen (Triticum vulgare compactum) überein. Der Binkelweizen (Heer, Die Pflanzen der Pfahlbauten, 1866, Taf.I, Fig. 19) ist in den Pfahlbauten der Steinzeit viel seltener als der kleine Pfahlbauweizen; er ist in Wangen, Robenhausen, Moosseedorf und Wauwyl gefunden worden, tritt aber erst in der späteren Pfahlbauzeit häufiger auf. ?)-Die Tongefäßscherben aus der neolithischen Schicht vom Schweizersbild. Neue Denkschriften der Allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften, 1902, p. 360. Als Beispiele für die Scherben unserer groben Geschirre können Fig. 8 und 11 dienen. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 62 474 schwerlich auf mehr als 3—5 Erwachsene und etwa 3—4 Kinder. In einem Loch, jeden- falls einem früheren Fuchsbau, lag eine Anzahl zusammengehöriger Wirbel nebst dem Sacrum und der linken Beckenhälfte — hier fand sich auch der schon erwähnte polierte - Keulenstein; an einer anderen Stelle lagen nicht weniger als drei linke Oberschenkel- knochen dicht beiemander, alle von sehr großen Individuen. Die meisten Knochen stammen aus dem zur linken Höhlenwand parallel gezogenen Graben hinter der zusammenhängenden Brandstelle aus neolithischer Zeit. Es sind dies das Schädeldach eines Erwachsenen, ein kindlicher Unterkiefer, drei Schulterblätter von Erwachsenen, zwei von Kindern, zwei kind- liche Humeri und ein Humerus eines erwachsenen Individuums, ein Sacrum, eine linke Beckenhälfte und ein linker Femur eines Erwachsenen und eine Anzahl Wirbel, zur Hälfte etwa von Kindern stammend. Im Schutt vor der Höhle kamen zwei ungleich alte Fibulae, ein Humerus, ein Femur und eine Tibia-Epiphyse eines kindlichen Individuums zum Vor- schein. Der nämlichen Periode wie diese Reste gehören ferner zwei Unterkiefer von erwachsenen und je ein Unter- und ein Oberkiefer von jugendlichen Individuen an, ferner Humerus, Radius und Ulna von einem kleinen Kind, zwei Radii und Ulnae von etwas älteren Kindern, ein etwas älterer Humerus, ein kindlicher und ein juveniler Femur, zwei rechte und linke Femora, eine rechte Beckenhälfte, mehrere Schädelfragmente und ver- schiedene Wirbel, welche mehr gegen den Vorderrand der Höhle gefunden wurden. Gegen die Annahme, daß der neolithische Mensch die Höhle dauernd bewohnt hätte, spricht die Seltenheit von Geräten sowie die relativ geringe Zahl der Tierknochen. Wir haben es wohl eher mit einer Art von Leichenbestattung zu tun, bei welcher die Leichen, deren es auch kaum mehr als höchstens acht gewesen sein dürften, einfach auf den Boden gelest und der Verwesung überlassen wurden. Doch fand bei diesem jeweiligen Akt wahr- scheinlich ein Leichenschmaus in der Höhle selbst statt, auch fehlte es anscheinend nicht ganz an Beigaben, die zwar weniger in Schmuckgegenständen und Werkzeugen als viel- mehr in Geschirren, die mit Getreide gefüllt waren, bestanden. Während die Brandstellen im vorderen Teil der Höhle unmittelbar zusammenstoßen und so eine zusammenhängende Fläche bilden, sind sie weiter hinten ganz vereinzelt, gehen aber hier als Gruben durch den grauen Letten bis in die obersten Lagen des Höhlen- lehms, was vorne nicht so deutlich zu beobachten war, denn die neolithische Schicht lag dort größtenteils auf dem entblößten Felsboden. Im Anfang der Grabung hatte es den Anschein, als ob drei Brandschichten übereinander vorhanden wären. Es beruhte dies - jedoch auf einer Täuschung, weil die schräg geneigte Brandschicht durch die horizontal angelegten Abbauterrassen mehrmals angeschnitten worden war. Nur vor der Steinplatte, an der linken Seite der Höhle gegen den später noch eingehender zu besprechenden „Bronzepfeiler* zu, dürften wirklich zwei Feuerstellen übereinander gewesen sein, deren Inhalt jedoch keinerlei Verschiedenheit aufwies. Die in archäologischer Beziehung interessantesten Plätze waren die große, den Höhlen- boden darstellende Steinplatte nahe der linken Höhlenwand, der am Hinterrande der neo- lithischen Schicht befindliche, von der Decke herabgefallene Steinblock, der ehemalige Fuchsbau in dem parallel zur Höhlenwand gezogenen Versuchsgraben, sowie die oberste Feuerstelle rechts vom Hinterende dieses Grabens und die Schutthalde unmittelbar am Stellaang vor der Höhle. Zwischen zwei von den vielen Blöcken im Hintergrund der Höhle fand Herr Dr. Eichenberg die prächtigen, ineinander steckenden Bronzespiralen. 475 Von der Steinplatte stammt etwa der dritte Teil aller Geschirrtrümmer, das kleine be- schüdigte und das unfertige Steinbeil, der Reibstein, zwei Feuersteinsügen, das abgesägte kalzinierte Stück Hirschhorn, einige durchlochte Zähne, ferner mehrere Knochenpfriemen und die Knochennadel, das angebrannte Cerithium und eine Menge verkohltes Getreide, das letztere fanden wir namentlich unmittelbar neben der linken Höhlenwand. Unter dem herabgestürzten Steinblock lagen drei Feuersteine, große, freilich durch den Stein zer- brochene Geschirre mit Getreide und der ausgefurchte Schleifstein. In dem alten Fuchsbau fanden sich, wie oben erwähnt, Teile eines menschlichen Skelettes, der runde, durchlochte und polierte Keulenstein und zerbrochene Geschirre mit Getreide. Die Feuerstelle rechts vom Probegraben enthielt zwar nur wenig Scherben, aber dafür sehr gut erhaltene Knochen von Rind, Becken und Unterkiefer, einen Schweinsschädel und mehrere Kiefer von Schwein, ein Ziegenhorn und einen flachen Schleifstein. Diese Stelle hatte einen Durchmesser von nahezu zwei Metern. Der Abfallhaufen vor der Höhle endlich lieferte außer vielen Tonscherben eine als Schaber benutzte Scapula von Rind, zwei in der Mitte durchlochte runde Scheibchen aus Bein und ein Stück Lapis lazuli. Knochen des Hóhlen- bären kamen an allen diesen Plätzen vor, sie befanden sich aber hier selbstverständlich auf sekundärer Lagerstätte. Die Menschenknochen lassen, soweit sie erwachsenen Individuen angehören, auf eine mäßig große Rasse schließen. Das Rind war durch eine große Rasse vertreten, die wir wohl von Primigenius ableiten dürfen. Schafreste waren in den neolithischen Schichten zwar keineswegs selten, doch gestatteten sie keine nähere Rassenbestimmung, hingegen gehören die Knochen von Schwein einer großen, offenbar noch nicht lange Zeit domesti- zierten Rasse an, die jedenfalls aus dem Wildschwein hervorgegangen ist und ebenso- wenig mit dem Torfschwein zu tun hat, wie das hier vertretene Rind mit der Torfkuh der bayerischen Pfahlbauten. Die Schleifsteine dürften entweder Flyschsandstein sein, der ja auch am Ausgang des Inntales vorkommt oder was fast noch wahrscheinlicher ist, Molassesandstein vom nahe gelegenen Angerberg, durch das Liegen im Feuer hat sich aber leider ihr ursprüngliches Aussehen so stark verändert, daß ihre Herkunft nicht mehr sicher zu bestimmen ist. Noch schwieriger ist die Frage zu beantworten, wo die damaligen Bewohner des Inntales das Material zu den Feuersteinsägen gewonnen haben. Im Jura des Niederndorfer Berges sowie in der Nähe von Oberaudorf gibt es zwar Hornstein in Hülle und Fülle, der am Niederndorfer Berg manchmal auch in echten Feuerstein übergeht, allein diese Stücke sind kaum groß genug und überdies von zu vielen Sprüngen durchsetzt, als daß sie sich zu so feinen Werkzeugen verarbeiten ließen. Ich vermute daher, daß die Sägen schon im fertigen Zustand auf dem Handelsweg in die Kufsteiner Gegend gelangt sind, vielleicht aus der Gegend nördlich von Verona, wo die obere Kreide, die Scaglia, große Mengen von Feuerstein enthält. Ein sicheres Urteil über die Herkunft dieser Silex läßt sich aber leider nicht mehr erzielen, weil auch sie durch das Feuer stark gelitten und ihr ursprüng- liches Aussehen verloren haben. Der Reibstein und das unfertige Steinbeil dürften aus amphibolitischen Gesteinen der Zentralalpen, also aus erratischen Geschieben hergesellt worden sein, das Material des kleinen Steinbeils und des Keulensteins ist Serpentin. Wegen des Vorkommens einer Mittelmeerschnecke, ferner wegen der vielleicht aus Norditalien stammenden Feuersteinsägen und wegen der Größe der Rinderrasse möchte ich 62* 476 fast glauben, daß diese Neolithiker nicht von Norden, im Inntal aufwärts, sondern über den Brenner, das Inntal abwärts, in unsere Gegend gekommen sind. Bevor wir uns mit den Menschenresten von der rechten Seite der Höhle und jenen aus dem Kalksinter beschäftigen, möchte ich die archäologischen Verhältnisse jener Stelle der Höhle besprechen, welche ich wegen des massenhaften Vorkommens von Bronze den Bronzepfeiler genannt habe. Er befand sich fast unmittelbar am Vorderrande der Höhle ungefähr in gleichem Abstand von beiden Wänden. Seine wirkliche Höhe betrug etwa 60 cm, denn die über der Steinchenschicht liegenden 10 cm gelber Lehm und 20 em Steinchen- schicht sind wahrscheinlich nur die Aufschüttung von Material, welches bei der von Pro- fessor von Pichler unternommenen Grabung ausgehoben wurde, wenigstens spricht für diese Annahme die Häufigkeit von ganz frischen Pflanzenwurzeln und von dürrem Buchen- laub in der gelben Lehmschicht. Die Breite des Bronzepfeilers betrug ungefähr 1!/; m und seine Länge etwa 2m. Unmittelbar auf dem Felsboden bzw. auf dem in Taschen noch erhalten gebliebenen Höhlenlehm lag hier erhärteter heller und auf diesem rot ge- brannter Letten und darüber die lockere Steinchenschicht von etwa 40 cm Mächtigkeit. Die Tierreste waren größtenteils zerbrochen und stammten teils von Höhlenbär teils von Rind, Sehaf und Schwein. Die Haustierknochen zeichnen sich háufig durch ihre grüne Färbung aus infolge von infiltrierten Kupferlósungen aus oxydierter Bronze. Geschirr- trümmer waren nicht besonders häufig. Bezüglich des Materials und ihrer Ornamentierung unterscheiden sie sich in keiner Weise von jenen aus den neolithischen Fundstellen. Be- sondere Erwühnung verdienen konische, an der Spitze durchlochte Róhren von 5—8 cm Länge und 3 cm Weite, welche jedenfalls beim Gießen von Bronze Verwendung fanden. Außer zahlreichen Schlackenstücken, von denen die größten über 5 cm Durchmesser besitzen, und sehr vielen Bronzeklümpchen, den Überresten von zerbrochenen und verwitterten Bronzegegenständen, kam auch ein großes, viereckiges, metallisches Bronzestück von 5 cm Länge, 3 cm Breite und 1 cm Dicke zum Vorschein, auch fanden sich rundliche, schüssel- förmige Bronzeblättchen, an den Rändern mit Löchern versehen, wohl Glieder von Schmuck- segenständen, dünne Spiralen und Ringe sowie einige Ahlen aus Bronze von 15 cm Länge. Die aus Ton gefertigten Trichter sowie die Erzbrocken, Malachit und Kupferlasur, sind ein Beweis dafür, daß die Bronzen hier an Ort und Stelle gegossen wurden, jedoch wurde nur eine einzige wirkliche Gußform beobachtet. Die Mächtigkeit des Bronzepfeilers und die Anwesenheit der vielen Fragmente von Haustierknochen, jedenfalls die Überbleibsel von Mahlzeiten, lassen darauf schließen, daß die Bronzearbeiter hier längere Zeit hindurch tätig waren. Es ist nun höchst merkwürdig, daß nur das relativ kupferarme Erz, Mala- chit, wie es in der Gegend von Rattenberg und Schwaz vorkommt, verarbeitet wurde, ob- wohl doch schon zu dieser Zeit der viel ergiebigere Kupferkies auf der kaum einen Tag- marsch entfernten Kelchalpe bei Kitzbühel einen lebhaften Bergbaubetrieb veranlaßt hatte. Es gewinnt hierdurch fast den Anschein, als ob damals zwischen den Bewohnern des Inn- tales und jenen des Großachentales kein näherer Verkehr bestanden hätte und daß die Bewohner dieser beiden Täler vielleicht ganz verschiedenen Stämmen angehört hätten. Ganz menschenleer dürfte das zwischen beiden Tälern gelegene Gebiet gleichwohl nicht gewesen sein, denn auf der Schöntalalpe bei Kirchberg im Spertental wurde vor etlichen Jahren eine bronzene Lanzenspitze gefunden. Immerhin spricht außer der Verwendung von im Inntal selbst vorkommenden Kupfererzen auch die Ähnlichkeit des Schafes mit 477 der noch jetzt im Engadin lebenden ziegenhörnigen Rasse dafür, daß in der Bronzezeit die Stämme im Inntal untereinander einen viel innigeren Verkehr pflegten als mit ihren östlichen Nachbarn, ja es ist sogar nicht unmöglich, dab die damaligen Bewohner der Kufsteiner Gegend dem Inn folgend von Westen her eingewandert sind, während die Berg- leute von der Kelchalpe nähere Beziehungen zu jenen von Mitterberg bei Bischofshofen und zu jenen von Hallstatt sowie zu den Bewohnern des Reichenhaller Becken hatten und also das Salzach- resp. Saalach- und Leogangertal aufwärts gewandert und ursprünglich im östlichen Teil des Alpenvorlandes zu Hause gewesen wären. Was endlich die Menschenreste an der rechten Seite der Höhle und jene im Kalk- sinter der beiden Höhlenkammern betrifft, so glaubt man es bei oberflächlicher Betrachtung mit einer riesigen Individuenzahl zu tun zu haben, allein bei näherer Untersuchung stellt sich bald heraus, daß sich diese Knochen doch nur auf eine sehr mäßige Zahl von Indi- viduen verteilen. Es handelt sich etwa um Überreste von 7 Erwachsenen, von 12 jugendlichen Individuen und 15 Kindern. Die Erwachsenen sind durchwegs von mäßigen Dimensionen, so daß man am ehesten an Frauen denken könnte. Die jugendlichen Individuen und die Kinder repräsentieren zusammen alle Altersstadien vom Neugeborenen bis zum 14. oder 16. Lebensjahre. Alle diese Knochen waren auseinandergestreut, höchstens daß vielleicht die eine oder andere Ulna noch in der Nähe des dazu gehörigen Radius lag und ebenso vereinzelt waren auch die zahlreichen Knochen von Schaf und die wesentlich selteneren von Kalb. Schwein und Hund. Tier- und Menschenknochen waren bunt durcheinander gemischt. Die ersteren verteilen sich auf mindestens 15 Individuen von Schaf, auf drei Kälber und auf drei Hunde, während die Schweinsreste keine genauere Zählung ge- statten. Von den Menschenresten verdienen die beiden fast vollständigen Schädel beson- deres Interesse, doch muß ich mir versagen, nähere Mitteilungen hierüber zu machen, um nicht einem berufenerem Forscher vorzugreifen. Die Schafschädel sind insofern überaus wichtig, als die Beschaffenheit der Hornzapfen mit aller Entschiedenheit dafür spricht, daß wir es mit einer ziegenhörnigen Rasse zu tun haben, wie sie nach Rütimeyer noch heutzutage in Graubünden gehalten wird. Der Hund erwies sich als die Rasse des für bronzezeitliche Niederlassungen so charakteristischen Bronzehundes. Das Rind scheint seiner Größe nach eher eine Primigenius- als eine Brachyceros-Rasse gewesen zu sein, auf keinen Fall haben wir es mit dem Torfrind zu tun. Feuerstätten konnten weder in oder unter der Steinchenschicht noch auch im Kalksinter nachgewiesen werden. Abgesehen von einer sehr mäßigen Anzahl höchst mangelhafter Geschirrtrümmer fanden sich von Gebrauchs- gegenständen nur zwei kleine, dünne, mit Öhr versehene Beinnadeln, davon die eine im Sinter, ein durchlochter Eckzahn von Wolf und ein 18 cm langes, bleistiftdickes Röhrchen aus Bronze. Dieses letztere Objekt sowie der Umstand, daß die Steinchenschicht mit diesen Menschenresten noch etwas über die neolithische Schicht übergreift, machen es überaus wahrscheinlich, da& diese Menschen in der Bronzezeit gelebt haben, dagegen bleibt es durchaus rätselhaft, wie diese sonderbare Verstreuung der Knochen der einzelnen Individuen und diese Vermischung mit den Tierknochen und den Steinbrocken zustande gekommen war. Von einer Bestattung kann gewiß nicht die Rede sein. Man könnte allenfalls annehmen, daß sich Frauen und Kinder mit ihrem Kleinvieh vor Feinden in die Höhle geflüchtet hätten, dann aber doch entdeckt und niedergemetzelt worden wären. Hierfür würde auch das Fehlen von Gebrauchsgegenstünden sprechen, weil eben diese Dinge den AVR RR 478 Leichen abgenommen worden wären. Allein in diesem Falle hätte der Feind doch die Schafe und Kälber weggeführt, sie müßten denn schon vor dem Einfall des Feindes von den Flüchtlingen geschlachtet und verzehrt worden sein. Dies ist aber auch wieder nicht gut anzunehmen, weil an den Knochen keine Spuren von Feuerbrand zu beobachten sind. Die sonderbare Vermengung und Verstreuung der vielen Menschen- und Tierknochen läßt sich also auf keine befriedigende Weise erklären. Viel zuverlässigere Resultate bietet dagegen, wie wir gesehen haben, die Unter- suchung der Haustierreste. Die Haustiere aus den neolithischen Schichten gehören bereits den nämlichen Rassen an, wie jene aus den bronzezeitlichen Ablagerungen, so daß also hier Neolithikum und Bronzezeit ohne Unterbrechung aufeinander gefolgt sein dürften. Sie stehen jedoch in ziemlich scharfem Kontrast zu jenen aus den Pfahlbauten der Schweiz und des bayerischen Alpenvorlandes und hieraus dürfen wir wohl auch unbedenklich schließen, daß die Neolithiker des Inntales nur wenig oder gar nicht in Beziehungen standen zu dem Pfahlbauvolk des nördlichen Alpenrandes. Hingegen spricht sowohl die Ähnlichkeit der Haustierrassen mit südlichen und östlichen Formen als auch der Fund einer Mittelmeer- schnecke sehr zu Gunsten der Annahme, daß unsere Neolithiker über den Brenner von Süden her eingewandert sind oder doch zum mindesten in dieser Richtung mit den da- maligen Bewohnern Italiens einen lebhaften Verkehr gepflogen haben. Ich darf freilich nicht unerwähnt lassen, daß ich in der italienischen Literatur nur ganz vereinzelt die in Fingereindrücken bestehende Ornamentik der Tongeschirre wieder gefunden habe, welche an den Gefäßen aus der Tischoferhöhle bei weitem die häufigste ist. Fast immer sind die Erzeugnisse der italienischen prühistorischen Keramik nur mit Linien- und Punktornamenten verziert, welche an den Geschirren aus unserer Hóhle nur ausnahmsweise vorkommen. Unter den Funden aus dem bayerischen Alpenvorlande, welche die anthropologisch- prühistorische Sammlung des K. Bayer. Staates besitzt, haben, wie ich mich unter Beihilfe von Herrn Dr. F. Birkner überzeugte, jene aus den Pfahlbauten der Roseninsel ziemlich große Ähnlichkeit, weniger deutlich sind die Anklänge an die neolithische Station von Hammerau bei Reichenhall. Jedoch gilt dies nur für die Keramik der Roseninsel, aber nicht für die dortigen Stein- und Knochenwerkzeuge. Dagegen weist Hammerau einige ähnliche Keulensteine auf. Einige wenige verzierte Gefäßscherben erinnern nach Herrn Dr. Birkner an den Mondseetypus. Die vor kurzem von Herrn Dr. H. Eichenberg vorgenommene Sprengung und Be- seitigung der großen Felsblöcke im Hintergrund der Höhle lieferte noch eine Anzahl sehr hübscher Bein- und Bronzegeräte, nämlich ein Glättbein, zwei Beinnadeln, eine Bronzeröhre und zwei Paar als Brustschmuck dienende Spiralen, aus dünnen Bronzeröhren gefertigt. Diese Objekte gehören augenscheinlich der nämlichen Zeit an wie die Menschenreste aus dem Sinter und aus der Steinchenschicht. Sie lagen ursprünglich auf den Felsblöcken, sind aber später in die Klüfte und Spalten zwischen diesen Steinen geraten. Die menschlichen Skelettreste aus der Kufsteiner Bärenhöhle von Privatdozenten Dr. F. Birkner. Nach der Zählung des Herrn Professor Dr. M. Schlosser wurden folgende mensch- liehe Knochenreste gefunden: Steinchenschicht | Sinter Summa| Summa kindlich adult kindlich paarig| adult kindlich paarig| adult sicher | Indi- | | | paarig viduen Schädelreste |2 2 | — unbestimmbar 4 — — Unterkiefer |2 (Paare) | 8 8 |5(3Paare) 8 8 7188 IDG 16 16 Clavieda ^ |3r21 l10r 71 5 |lr 3r31 — |4r21|l1àr101 5. | 18 Scapula |2r 31 2 Paare) Or Il 3 |Ir EE DII guisa SIL reas SE: Ur 26 Humerus Ar 13r 141 5 | — 6r3l — |4r 1927: 171 5 30 Radius 2r21 lilorill 8| — Be DAN Fo oon em erE Med 29 Ulna 2r11 Do a RE Ze Tl, 92, Scala ne lea 4029 Deum er T9536 9 — 5r4l Jis ibat 18:710)]0 83 25 Femur Pra So Cn Lomas c d AR an ets TU Eb) Fe TIGRE RM Hurt Tibia — IBS Bl ib — Lye BM e — ras qd 3 16 Atlas 1 10 [2 4 — |8 14 14 Axis 2 11 11 6 3 117 17 (Epistropheus) - | m | | — xi - - Sternum 1 |11 1 |2 2 17 17 Die Zahl der Erwachsenen — wobei als erwachsen jene Reste zählen, bei denen die Epiphysen angewachsen und wenigstens der 1. und 2. M und alle P in Funktion sind — beträgt nach den vorhandenen Unterkiefern sieben und zwar handelt es sich offenbar um weibliche Individuen von geringem Alter. Die Zahl der jugendlichen Individuen beträgt nach der Zahl der Kiefer 16, nach der Zahl der Axes 17 und nach der Zahl der Sterna 17. Aus den Extremitätenknochen ergibt sich freilich eine weit betrüchtlichere Menge, allein es ist nicht ausgeschlossen, daß unter diesen Extremitätenknochen doch etwas mehr Paare vorhanden sind als ich hier angegeben habe, denn als Paare wurden nur jene Knochen aufgefaßt, die aufs genaueste zusammenpassen. Auch wurden ganz fragmentarische Stücke beiseite gelassen, unter welchen aber gleichwohl manches mit einem besser erhaltenen ein Paar abgegeben hätte. Schließlich wäre noch zu berücksichtigen, daß auch mancher Knochen in den unpräparierten Sinterplatten steckt, 480 der isoliert mit einem der freien Knochen ein Paar bilden würde. Die scheinbar in keinem richtigen Verhültnis zu den Kiefern, zu Atlas und Axis stehende Zahl der Extremitüten- knochen dürfte also wenigstens bezüglich der Paarigkeit immerhin einige Korrektur er- fahren, so daß also auch die Zahl der Individuen, welche sich aus der Zahl der Extremi- tütenknochen ergibt, der Zahl der Kiefer, Atlas und Axis ziemlich nahe kommen und im Maximum kaum 20 überschreiten wird. Es werden also auf etwa 7 Erwachsene kaum mehr als 20 kindliche Individuen treffen. Die kindlichen Reste verteilen sich auf alle Stadien vom Neugeborenen bis zu Individuen mit fast vollendetem Zahnwechsel. Aus dem Talus am Vorderrand der Höhle stammen eine Anzahl Knochen, welche wahrscheinlich auch zu jenen Individuen gehóren, welche teils im Sinter teils in der lockeren Steinchenschicht eingebettet waren. Sie dürften wohl nur zufällig in diese Schuttmasse gelangt sein, vielleicht zum Teil sogar erst bei den früheren Grabungen. Ihre Zahl ist jedoch ziemlich gering und hat wohl auf die Gesamtmenge der Individuen keinen Einfluß, weshalb ich sie bei obiger Zählung vernachlässigt habe. Es sind: 1 Humerus r, juv. und 2 linke Humeri von 2 nahezu erwachsenen Individuen, 2 Ulna r alt, 2 Ulna r kindlich, 1 Radius r juv., 2 Femur 1 kindlich, 3 Femur links erwachsen, 2 Fibula alt, 1 Tibia alt, 1 Scapula r, einige Schüdelfragmente, 1 Unterkiefer im Zahnwechsel, so da& die Zahl der jugendlichen Individuen auf 17 steigt, ] Unterkiefer alt. In dem Grab im Graben fanden sich: 1 Schüdeldach, 1 Unterkiefer alt, je 1 Humerus r und |, kindlich, 1 Femur kindlich, 2 Femur erwachsen, Pelvis, Sacrum, eine Anzahl zusammengehöriger Rücken- und Lendenwirbel, 2 Paar Scapula (1 jug.). Diese Knochen fanden sich in einem großen Hohlraum, wahrscheinlich einem früheren Fuchsbau. Durch die Füchse wurden vermutlich einerseits die fehlenden Teile des ursprüng- lichen Skelettes verschleppt und andrerseits die in dem Hohlraum gefundenen juvenilen Knochen nachträglich eingeschleppt. Die meisten Knochenreste sind sehr fragmentarisch, so daß eine wissenschaftliche Verwertung nicht möglich ist. Ich werde mich deshalb auf die Bestimmung der Schädel- form beschränken und bei den langen Knochen im wesentlichen nur auf die Frage nach der Körpergröße eingehen. Von den Schädelresten kommt vor allem ein fast vollständig erhaltener weiblicher Schädel ohne Unterkiefer aus der Steinchenschicht in Betracht. Er ist schmal oval, dolicho- cephal (Index 74,30) mäßig, orthocephal (Index 73,18). Das schön gewölbte Hinterhaupt erscheint leicht vorgebuchtet. Die Sagittalkurve steigt vom ganz schwachen Stirnnasen- wulst senkrecht nach aufwärts und wendet sich von den Stirnhöckern an in einem gleich- mäßigen Bogen nach hinten; in der hinteren Hälfte der Sagittalnaht ist die Sagittalkurve 481 wenig gekrümmt, dagegen ihr Hinterhauptsabschnitt wieder gut gewölbt. Die Scheitel- höcker sind deutlich, wodurch in der Norma occipitalis sich ein hausförmiger Umriß ergibt. Die sehr zackigen Nähte sind alle offen, auch die Sphenobasilarfuge, obwohl die dritten Molaren bereits im Erscheinen begriffen waren. In der Lambdanaht und in der linken Schläfengegend einige Schaltknöchelchen. Die sagittale Ausdehnung der Scheitelbeine von der Koronarnaht zur Lambdanaht beträgt links 133 mm, die frontale Ausdehnung von der Sagittalnaht zum Schläfenrand 120 mm, der Scheitelbein-Index 90,22. Das Obergesicht relativ schmal, leptoprosop (Index 52,89). Nasenwurzel nicht tief, Nasendach mäßig hoch, gewólbt, Nasenrücken konkav, unten konvex mit nach innen ge- krümmter Spitze. Nase relativ breit, platyrhin (Index 52,08). Augenhöhlen viereckig, etwas schief gestellt, chamüconch (Index 75,00), Wangenbeine und Jochbogen angelegt. Oberkiefer nicht profiliert, mit seichten Fossae caninae, eigentümlich nach vorne dach- förmig vortretend, orthognath (Gesichtswinkel 84?). Gaumen wenig breit, leptostaphylin (Index 73,47), wenig tief. Zühne im Leben alle vorhanden, Abkauung gering, die dritten Molaren wenigstens im Erscheinen begriffen. Obwohl die Sphenobasilarfuge noch offen ist, dürfte das Lebens- alter doch etwa 20 Jahre betragen haben. In der nachfolgenden Tabelle sind die absoluten Maße, die wichtigen Indices und die allgemeine Analyse der Form zusammengestellt. Übersicht der Maasse. Größte horizontale Lànge . . . . 179mm Sagittale Ausdehnung des linken Scheitel- Iu Breitene eh ee nat la, Dems "UL -ETI3 3m mm Gerade*Hohe d ce Er Hl EUN CRM ICH T Frontale hi osdennudg des linken Scheitel- OhrhoHe 31 „ar. er 4. Mii s bems . . duos DES Popes TQ Horizontale Länge des Bent . 90 , Ganze Gesichtshöhe ee ose —_, Basilare Länge des Has o sé 0318 Obergesichtshöheu. mo emu et 64 5 Horizontalumfang . . "058505199 Jochbreite Vues UE e S RUDI e NES Ende zn On Sagittalumfang des StirhDins. al 0 PR EIER Gesichtsbreite (Virchow). . . 2. 99 s der Scheitelbeine 250 125 , IAusenhohlen-Hóhe gm PEE 302% = „ Hinterhauptsschuppe 119 , 5 =Breitege er te AU Ganzer Sagittalbogen SOT EM 369 , iNasen-Hóhe 219 20, c ME DRRVI PUO ga 48 , Minimale Stirnbreite . . . . : 94 , Breiter een m Er PERS 258 Länge der Sehádelbasis . . . . 96 , (aaumen-hánged wl dE 49 , Breite , : Tope u 1102, „ -Breite a FOIUMETIRONTURIAM 73 Dow Gesichtswiniel Me 840 Berechnete Indices. Lüngenbreiten-Index . . 74,90 Obergesichts-Index . . . 592,89 Längenhöhen-Index ZU 2/2718 Augenhóhlen-Index . . . 75,00 Ohrhóhen-Index a 0x04:0 4 Nasen-Index SI a 59508 Hinterhaupts-Index u 196 Gaumen-Index rm. 7347 Scheitelbein-Index . . . 90,22 Allgemeine Analyse. Dolichocephal, orthocephal, leptoprosop, chamáconch, platyrhin, leptostaphylin. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 63 482 Von einem zweiten Schädeldach der Steinchenschicht sind die beiden Scheitelbeine, das Stirnbein und der obere Teil des Hinterhauptsbeins vorhanden. Es stammt von einem etwa 18 Jahre alten weiblichen Individuum und zeigt die gleiche ovale Form wie der eben beschriebene Schädel, obwohl er brachycephal ist. Die Nähte sind alle offen und stark gezackt. Größte Länge des Schädeldaches 164 mm „ Breite „ 5 196 , . 82,9. Das linke Scheitelbein hat eine sagittale Ausdehnung von 143 mm, eine frontale von 125 mm, der Scheitelbein-Index beträgt 87,41. Das im sogenannten Grab des Grabens gefundene linke Scheitelbein hat eine sagittale Ausdehnung von 134 mm, eine frontale von 131 mm, einen Scheitelbein-Index von 97,03. Die Reste dieser drei Schädel weisen auf eine Form hin, welche den dolichocephalen männlichen Schüdeln aus den steinzeitlichen Gräbern in der Wolfratshauser Straße in München entsprechen. Die Unterkiefer von erwachsenen Individuen, von denen nur zwei auf männliches Geschlecht hinweisen, zeigen ein gut entwickeltes Kinn. Die Maße der vorliegenden Unter- kiefer mit wenigstens zwei Molaren sind folgende: Längenbreiten-Index Unterkiefer aus der Höhle bei Kufstein. | | | gd? OM KM ER | I|I|IHL|1V| V | VI|VIL|VII|X| X | XI XII|XIH|XIV. | Ad. Juv.| Ad. | Ad. | Juv. | Juv. | Juv. | Juv. | Ó 2 Wee TE a TET ERR Ere | Gerade Länge . . . 106 86 [110596 |945 |99,5102 | 940) Pi105 1189) E'|106 | Pi Vordere Hóbhe . . . .|35 |25()| 35 | 29 | 23,5() 28 | 30 |95 |2$|29 36 |&,|30 | Höhe am 1.Molar rechts .|— |18 |2s |32 | 19 205/25 |22 |;|22|29 | & |245| ; Mu S links, 9 | 297/182. 0985 N25, 28570 230 5 MERE |i 24 cs seeds sd Gerade Hóhed.Proc.cor.rechts| — |48 | 57 | 53 | 55 531 | — |82 || 58|.655|e.|53: |, 200» nen» links.| 62())47 | — | 57,5| 55 531,51 52 | — EB 58 — |8.50 | $ Gerade Höhe des Gelenkfort- | | | a = E satzen rechts . . . . | — 4k |46 39 |86 se | —-o 885 e; aolıse | es Mass Gerade Hóhe des Gelenkfort- | | | ES -- | 8 satzes inkse . . . .|5ı 42 |425|45 |s5 Isle |— | a|— 8| 45. 8 Breite p n 1210)60()117 |117 120 115 |110(2)1000)| E107 1060) & 116 | 7 Winkel des Unterkieferastes .| 449 |609 | 480| 569 | 40? 490| 529 | 46° - 500 509 É: 490 = IA i^ : * Am 3. Molar rechts gemessen. Von den Oberschenkelresten sind die meisten weiblich, nur zwei linke Oberschenkel scheinen nach den krüftigen Muskelansützen, der relativ bedeutenden Lünge des Schaftes männlichen Individuen angehört zu haben. Aus der schätzungsweise bestimmten Länge der vorhandenen Oberschenkelreste, Länge der weiblichen 389—410 mm, der männlichen 460—470 mm, ergibt sich nach Manouvrier eine Körpergröße der weiblichen Individuen von 149—155 cm, der männlichen von 168 —170 cm. 483 Auffallend ist an den Oberschenkelresten die relativ häufige, starke, sagittale Platymerie, wobei unter dem kleinen Rollhügel (Trochanter minor) der sagittale Durchmesser viel geringer ist als der quere Durchmesser und weniger als 79,9°/o des letzteren beträgt. Es konnte bei vier Oberschenkeln eine sagittale Platymerie konstatiert werden. Sagittaler Durchmesser Querdurchmesser Index 23 mm j 97 mm 62,17 103 SU CE 63,93 Il s 2). 65,50 pA DE SON 68,75 Bei drei Oberschenkeln geht die Tuberositas glutaea in einen deutlichen Trochanter tertius über, das eine Mal ist dieser mit einer ausgesprochenen Crista, ein anderes Mal mit einer deutlichen Fossa hypotrochanteria verbunden. Das Studium der menschlichen Knochenreste läßt erkennen, daß in der Höhle vor allem Reste von Frauen und Kindern sich fanden. Die Schädel sind relativ schmal mit langen Gesichtern. Die Körpergröße der Frauen war gering, die der eventuellen männ- lichen Individuen entsprach etwa der mittleren Körpergröße der modernen oberbayerischen Bevólkerung. 63* IEEE EU 2 ae a EBENE EU EEE RE a URN 484 Das archäologische Fundinventar : aus der Tischoferhóhle bei Kufstein von Hugo Obermaier (Wien). Das archüologische Fundmaterial aus der Tischoferhóhle setzt sich zusammen aus Steingerüten, Knochenartefakten, Schmuckgegenständen, Bronzen und keramischen Er- zeugnissen. Obwohl es sich weder durch besonderen Reichtum noch hervorragende Einzel- heiten auszeichnet, so bietet es doch in seiner Gesamtheit einen interessanten Fundkomplex, der ein nüheres Eingehen verdient. A. Geschlagene Steinwerkzeuge. Von solehen liegen elf Artefakte vor, von denen allerdings sechs nur mehr oder minder flüchtig bearbeitete oder zugerichtete Fragmente aus Dolomit und Hornstein dar- stellen. Bessere Typen sind nur fünf Sügen oder sügeartige Werkzeuge, welche sich zu- gleich zum größeren Teile beisammengelagert fanden und welche wir im Bilde in natür- licher Größe wiedergeben.!) : a) Doppelseitig retuschierte Säge, intakt, aber mit teilweise zerstórter Rückseite, b) desgleichen, intakt, : c) Fragment einer Säge oder Spitze mit altem Bruch, d) sehr defekte, doppelseitige Säge (?), e) doppelseitiges, sägeartiges Werkzeug. Die Rand- und teilweisen Oberflächenretuschen sind sorgfältig hergestellt, die Stücke zumeist patiniert. B. Geschliffene Steinwerkzeuge. An vollendeten Typen fand sich nur ein Fachbeil (a) und ein außerordentlich sorg- fültig hergestellter, feinpolierter Keulenknauf aus Serpentin (b). Der letztere lag bei dem einzelnen Skelett, das mit Ausnahme des Schädels ziemlich vollständig erhalten war und dem auch zwei Töpfe mit Getreide beigegeben waren. Ähnliche, aber viel rohere Keulen- steine besitzt die Münchener prähistorische Sammlung von Hammerau bei Reichenhall. ! Die sämtlichen Abbildungen sind von Herrn akademischen Maler Robert Lischka, Wien, her- gestellt, dem wir auch an dieser Stelle unseren Dank und unsere Anerkennung aussprechen möchten. 485 ANNA 1 X Fig. 1. Neun Geschiebe oder Geschiebetrümmer waren teilweise leicht angeschliffen, teils dienten sie als Reibsteine. Ein Schleifstein hat eine tiefe Rille. Erwähnenswert sind$ferner eine dünne, flache Steinpalette von fast rechteckiger Gestalt (18 cm lang und 13 em breit), ferner drei langschmale, dünne Platten. Die größte derselben mißt in der Länge 16 cm, in der Breite 3.8 cm und in der Dicke 0,7 cm (c) und ist augenscheinlich zugeschliffen, die zweite von 10 cm Länge, 4,2 cm Breite und 1,2 cm Dicke weist an beiden Längsrändern Schnittspuren auf (d), desgleichen auch ein drittes Exemplar von 6 cm Länge, 5 em Breite und 3 cm Dicke. C. Geráte aus Horn und Knochen. An Horn wurde ausschließlich Hirschgeweih verarbeitet, doch liegen leider keine fertigen Geräte vor, sondern nur Bruchstücke aus den Anfangsstadien der Bearbeitung bzw. Abfälle. So tragen zwei große Hirschgeweihtrümmer Schnittspuren, vier weitere kleine Fragmente erscheinen desgleichen etwas bearbeitet. | IS // Fig. a und b in natürlicher, c und d in !/2natürlicher Größe. Die Beinartefakte stammen durchweg von Rinder- knochen und lagen ausschließlich im sogenannten ,neo- lithischen Winkel^, — die wenigen Ausnahmen hiervon werden wir eigens zur Sprache bringen. Am häufigsten sind große Pfriemen und Ahlen (3a, b, c, d, e), be- merkenswert ist ein Pfriemen aus dem Penisknochen eines Höhlenbären (3 f), der fossil in der Höhle aufgelesen wurde und eine eigene Politur erfuhr. Das beste Stück ist eine Art Lanzenspitze (3 g), die sich nach unten zu- nehmend verbreitert und dann abermals in eine stumpfe Spitze auslief; sie trägt eine Querspalte, welche ihre ehemalige Schäftung wesentlich erleichtern mußte. Sehr 487 Bo N ers == rare PER emm 3 ne N, M) UJ Fig. 3. a—h in 1/2 natürlicher Größe. vollendet ist auch ein Glättbein aus einer Rippe, dessen Ende einen frischen Bruch aufweist. Dieses letztere Stück (h) fand Herr Dr. Eichenberg beim Sprengen und Wegrüumen der großen Felsblócke im Hintergrund der Höhle. Recht interessant ist ein großes Knochenmesser, gefertigt aus einer Rinderscapula und im Abraum gefunden. Die Spina der Oberseite ist stark abgeschliffen, so daß die spongióse Masse freiliegt. Die Innenseite ist durch eine Anzahl Schnitte zu einer dünn- zackigen Schneide zugerichtet. Das Stück fiel mit seinem unteren Ende gut in die Hand und zeigt intensive Gebrauchsspuren (i). Die feinere Knochenmanufaktur ist durch fünf Stück vertreten und zwar durch eine Art Haarnadel (?) (j), intakt, aber allem Anschein nach mit unfertigem Kopf, eine krumme Nadel mit doppelter Bohrung am Kopf (k) und eine ebensolche mit ringförmigem Kopf (1). Die letztere lag zusammen mit einem langen Bronzeróhrchen und den Menschenknochen bi 488 . Sun. La nn eh MAS, LL LL GU (f LILE — —n in natürlicher Größe. Größe, j i in 1/2 natürlicher Fig. 3A. 489 in der lockeren Steinchenschicht, wobei jedoch über ihre Zugehörigkeit zu diesen Menschen- knochen nichts Sicheres ausgesagt werden kann. Später kamen beim Wegräumen der Fels- blócke im Hintergrund der Hóhle noch zwei weitere Exemplare zum Vorschein, nümlich ein Fragment einer Beinnadel mit verdicktem Kopf und weitem Loch (n) und eine Bein- nadel (m) mit viereckigem Scheibenkopf, in dem ein kleines Loch gebohrt ist. Der Bruch an der Spitze ist frisch. D. Schmuck und Tand. Fig. 4. Hierzu gehören sechs angeóhrte Zähne von Schwein (a), Höhlenbär (b, c, e, h) und Wolf (d) und zwei Knochen- scheibchen (f, g), alles in natürlicher Größe dargestellt. Besondere Erwähnung verdient das Gehäuse einer Mittel- meerschnecke, Cerithium vulgatum (1), das keine Spuren von Bearbeitung zeigt und aus der Brandschicht stammt, in welcher auch das obenerwühnte Steinbeil lag. Ob seiner lichtblauen Farbe wurde jedenfalls ein Stück Lapis lazuli (Lasurstein) geschätzt, welches kratzerühnlich zubehauen Fig. 4 A. ist (k). Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 64 490 E. Bronzen. Die gesamten Bronzereste der Tischoferhöhle lagen (mit alleiniger Ausnahme der großen Hohlröhrehen) beisammen, unter dem sogenannten „Bronzepfeiler“, allwo auch ziemlich viel Schweinsknochen zutage kamen. Sie bestanden aus Kupfererzen, Schlacken und Gußresten (5e), teilweise auch aus fertigem Material. Das letztere ist allerdings ziemlich spärlich und armselig. Dünne Bronzeróhrchen, ohne jede Verzierung (52, f, 1, j, k). Dünne Drahtringe (5 b, g). Tutuli (5 c, h). Riemenbeschläg (5 d). Massive Bronzepfriemen (Ahlen?), in der oberen Hälfte rund, gegen unten vierkantig, von Punzenform (5 1, m). Fig. 5. a—i in natürlicher Größe, j—m in !/? natürlicher Größe. Einen Nachtragsfund stellen die Zierspiralen dar, welche wir im Fig. 6 wiedergeben. Sie wurden von Dr. Eichenberg, welcher nach der Hauptgrabung die Felsblócke im Hintergrunde der Höhle umwälzen ließ, zwischen zwei Blöcken gefunden, etwa 2 m nördlich von dem Buchstaben L und 1 m nordwestlich von der Zahl 11,20 der Höhlenskizze. Ur- sprünglich waren es je zwei Paare solcher Spiralen, die mit den hohlen Spiralhütchen ineinandersteckten, doch ist das äußere Exemplar immer weniger gut erhalten als das innere. Diese schönen Schmuckstücke aus dickem, sorgsam gerollten Bronzedraht waren 491 EM eie a, b, c in natürlicher Größe. Fig. 6. y Do o LEE SE ee Cu AM Schilden oder noch wahrschein- licher auf Lederkollern in Brust- höhe aufgenäht. Eine ganz ühn- liche Spirale wurde im Jahre 1905 bei Plattling in Nieder- bayern gefunden. Es steht außer Zweifel, daß Bronze in unserer Höhle selbst bereitet wurde. Dies beweisen neben dem erwähnten Roh- und Gußmaterial eine Gußform für Bronzeflachbeile aus Sandstein (a in !/a nat. Gr.) und mehrere Gußtrichter (b, c, d in nat. Gr.) aus gewöhnlichem graubraunen Ton, dickwandig, stark gebrannt und mit kleinem Ausgußloch versehen. Eine ähnliche Guß- form besitzt die Münchener prä- historische Sammlung aus den Pfahlbauten der Roseninsel. £777 [/] (I ERAETH LEID UL 0: ssi IT ^5 a 7 7//7 271771 FH [t 1 — rapa Aa. PTT EREEEEEZ IT cz ! ZINN TR [t Fig. 7. Das Rohmaterial muß unseren Bronzegießern, die ihre Werkstätte an der von uns Bronzepfeiler genannten Stelle eingerichtet hatten, eine der beiden ziemlich nahen Lokalitäten 4953 im Inntal, Brixlegg oder Jenbach, geliefert haben, denn nur hier stehen die von unseren Bronzegießern verwendeten Erze, Kupferlasur und Malachit an. Eine am Wiener K. K. Technologischen Gewerbemusenm vorgenommene Bronze- analyse ergab folgende Zusammensetzung: S0,15°/o Kupfer, 0,085 °/o Eisen, 19,56 °/o Zinn, außerdem Spuren von Blei, Zink, Kiesel- und Phosphorsäure. Der hohe Zinngehalt unserer Bronze, deren Erzeugung, wie wir hier vorwegnehmen wollen, augenscheinlich in die ältere Bronzezeit fällt, muß auf den ersten Anblick über- raschen. Wir sind nach der Schulmeinung gewohnt, in der ersten Hälfte dieser Periode eine zinnarme Bronze zu erwarten, würden aber arger Einseitigkeit verfallen, dies als ständige Regel zu betrachten. Die großen Analysenserien, welche man in der Letztzeit vorgenommen hat, zeigen deutlich, daß die Mischungen von Kupfer und Zinn in der prä- historischen Bronze weniger von sicheren Schätzungen als vom Gutdünken und zufälligen äußeren Umständen abhängig waren; wir begegnen ebensowohl in der jüngeren Bronzezeit noch zinnarmen wie in der älteren Phase bereits sehr zinnreichen Legierungen, und möchten speziell für die letztere Tatsache einige Belege namhaft machen. Kupfer Zinn a) Flachleistenbeil von Biarge (Frankreich) . 83,12 15,90 E „ ebenda 3 1:195,40 13,26 E „ Saint-Androny , .( 84,21 12,64 $ „ Giverny = . 85,00 193,80 = „ Gasny " . 84,60 13,60 b) 2 . Lillebonne (Sardinien) . 87,00 12,00 2 „ Selvena (Toskana) . . 90,00 10,00%) c) Altes Lappenbeil „ Rauschen (Ostpreußen) . 85,4 13,3 Alter Axthammer „ ebenda A . 86,6 13,1 : 3 . Nortycken 5 33:0 118.77 - ; . Marscheiten , . 82,0 12,1?) Auch bei den jüngeren Absatzbeilen sind Zinnzusütze bis zu 15,9°/o mehrfach nach- gewlesen. Wir führen demgemäß den hohen Zinngehalt der Tischoferhóhlenbronze darauf zurück, daß unseren Bronzegießern ausnahmsweise viel Zinn zur Verfügung gestanden sein muß, und erachten es als wohl bemerkenswert, da& unsere Bronze den hóchsten Zinngehalt aufweist, der bislang je bei @ußerzeugnissen der älteren Bronzezeit kon- statiert wurde. 1) L. Chassaigne et G. Chauvet, Analyses de bronzes anciens du département de la Charente. Ruffec 1903. ?) A. Bezzenberger, Analysen vorgeschichtlicher Bronzen Ostpreußens. Königsberg 1904. p" wm » et 494 F. Keramik. Das Scherbenmaterial der Tischoferhóhle war ungemein zahlreich, lieferte aber wenig rekonstituierbare Fragmente. Sämtliche Gefäße sind Handarbeit ohne jede Spur von Ver- wendung der Drehscheibe. Sie zerfallen ihrer Form nach in die nachstehenden Gruppen: 1. Fragmente von großen, bauchigen Vorratsgefäßen. Mit Tupfenleisten, Griffwarzen an der Schulter und wenig ausladendem Mundsaum (Scherbenprobe $8 a). Die Zahl dieser großen Töpfe mag, nach den vorhandenen größeren Scherben zu schlieben, über 20 betragen haben (mittlerer Durchmesser 28 cm; Randumfang 90 cm; Bauchumfang 110 em). 2. Mittelgroße Gefäße. Sie umfassen mehrere (vielleicht 10) unverzierte, fast zylindrische oder doch sehr wenig ausgebauchte, weitmündige Gefäße, — ohne Henkel (Proben 8 b, c). Fig. 8. d und e in Y/2 natürlicher Größe. 495 An sie schließen sich weitere, roher gearbeitete, bauchige Töpfe oder Krüge mit massiven, stets unterhalb des Randes angebrachten Henkeln (Sd, e, f, g), teilweise mit stark ausladendem Mundsaum (8 h), dann und wann aber auch mit eingezogener Rand- partie (8 1). Die mittelgroßen Flachgefäße sind vertreten durch das Randbruchstück eines gelb- braunen, feingeglütteten Tellers mit mäßig ausgebogenem Rand (8 k). ELLE T. rH Pd ES NR RE > T Fig. 8 A. In !/2natürlicher Grófe. 496 3. Kleinere Formen. Bruchstücke von bauchigen Töpfen mit eingezogenem Halsteil, etwas feinerer Oberfläche und ausladendem Mundsaum (81, m, n). S S HA Fig. SB. In \/2 natürlicher Größe. 4. Ganz kleine Formen. Zylindrischer Tonbecher, mit ziemlich starkem, in der Mitte der Seitenwandung angebrachten, ösenartigen Henkel und wenig ausladendem Rand (8 o). | Fragment eines Bechers aus schlecht geschlemmmtem, gelbgrauen Ton, mit rauher Oberflüche (8 p). 497 Fig. 8C. In 1/2 natürlicher Größe. Kleines rötlichgelbes Schälchen mit Buckelchen unter dem Mundsaum (8 q). Fragment eines sehr dünnwandigen Schälchens aus feingeschlemmtem, rotgelben Ton, mit sorgfältig geglätteter, unverzierter Oberfläche (8r). [Innen sind im feinen Ton Hautleistenabdrücke der Finger des Verfertigers bemerkbar. ] Henkelkrügelchen (8s, t), in einem Falle an der Schulter mit horizontal um- laufenden Linien verziert und von sehr sorgsamer Herstellung. Fast die meisten der eben beschriebenen Gefäßtypen besitzt die Münchener prä- historische Sammlung aus den Pfahlbauten der Roseninsel. Abh. d. IL Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 65 u WENN IT WER S c cu ER 498 5. Die keramische Ornamentik. Fig. 9. In !/2natürlicher Größe. Die Ornamentik unseres Fundplatzes ist sehr arm; die meisten Gefäße sind unverziert, und wo Verzierung Platz griff, fanden nur die primitivsten Muster Anwendung. Diese bestehen entweder aus Tupfenleisten, die mit den Fingerspitzen in einen um die Schulter der Töpfe laufenden Tonwulst eingedrückt wurden und auch zweireihig auftreten können, oder aus eng aneinander gereihten Kerben, die vertikal stehen und wahrscheinlich mit dem Fingernagel oder einer Spatel erzeugt wurden (9a, b, c, d, e, f). Dieselben Tupfen- und Kerbenreihen kehren auch als Verzierung des Mundsaums wieder (9 g, h, i). 499 PXT772227 2205 Fig. 9 A. 1—l in !/2, n—p in !/1 natürlicher Größe. 500 Außer den Tupfenleisten finden sich auch zwei- und dreilinige, horizontal um die Schulter laufende Furchen (9 k, l, m; vgl. 8s), die in einem Falle (9 I), durch eine Warze mit einem Eindruck in der Mitte unterbrochen sind. Spuren von Einlagerung einer Paste in diesen Furchen sind nicht vorhanden. An besseren, freien Flächenornamenten findet sich eine feinere, geometrische Hals- verzierung (9n). Der Hals wird durch eine Zickzackfurche in zwei Teile gegliedert, dessen untere Partien Punktfüllung tragen; das Ganze wird durch eine untere Schulterfurche ab- geschlossen. Wir vermuten, daß die Vertiefungen in Weiß eingelegt waren. Daneben erscheimen auf einer kleinen Scherbe umlaufende, doppelfurchige Guirlanden, die untere von Punkten begleitet, mit Spuren weißer Einlage (9 p). Recht zierlich ist ein Scherben- fragment (9 0), darstellend ein mit Punkten gefülltes Dreieck, das in den zwei sichtbaren Seiten durch ein Furchenband bekränzt wird. Die meisten der hier beschriebenen Verzierungen kehren auch wieder bei dem kerami- schen Material aus den Pfahlbauten der Roseninsel im Starnberger See, ohne daß man jedoch von einer vollkommenen Identität sprechen könnte. Bedeutend geringer ist die Ahnlichkeit mit der Keramik aus der neolithischen Station von Hammerau bei Reichenhall. Die in Eindrücken bestehenden Verzierungen sind dort nicht am Rande selbst oder in einem gewissen Abstand hiervon angebracht, sondern dicht neben dem vollkommen glatten Rand. 6. Henkelformen. : Fig. 10. In 1/2 natürlicher Größe. 501 An Henkelformen finden sich, wie wir schon teilweise bei der Betrachtung der Gefäß- formen sahen, massive, seitlich unter dem Rande angebrachte Henkel mit verhältnismäßig kleiner Lichte (10a, b, c); eine Abart hiervon bildet Fig. 10 d, mit einem feingeglätteten, scharfgekniekten, oben horizontal an der Wandung ansetzenden Henkel. Daneben kommen einfache Zapfen vor, die entweder massivbreit oder langschmal sind (10e, f, g), endlich auch noch Aufhängeösen (10h). Fast alle diese Formen sind auch unter dem Material der Roseninsel vertreten. Ein zusammenfassender Überblick über das archäologische Fundmaterial der Tischofer- hóhle zeigt uns dasselbe als einen ziemlich einheitliehen und deshalb wohl wesentlich gleichalterigen Fundkomplex. - An sich neolithischen Charakters sind die geschlagenen und geschliffenen Stein- werkzeuge (Fig. 1 und 2). Auch die Knochenwerkzeuge (Fig. 3) kónnen sehr wohl gleichen Alters sein, ebensogut aber auch wie die Schmuckgeräte (Fig. 4) einer jüngeren Stufe an- gehören. Daß auch eine solche vertreten war, zeigen die Bronzereste (Fig. 5) und die mit ihrer Fabrikation zusammenhüngenden Gerütschaften (Fig. 7); sie reihen sich typisch in die ältere Bronzezeit ein, was besonders durch die Tutuli und die Gußform für alte Randleistenbeile erhärtet wird. Für kaum jünger halten wir die Zierscheiben (Fig. 6). Die Keramik trägt durchweg desgleichen einen älteren Altersstempel, es findet sich nichts, was für die Hallstattzeit oder eine noch jüngere Stufe spräche. Für die ältere Bronzezeit fallen besonders die Kerbenverzierungen des Mundsaums der Gefäße und der flache Teller (Fig. SA, k) ins Gewicht, wie überhaupt der Gesamteindruck der Keramik (Fig. 8—10) auf diese Stufe hinweist. Feinere Unterscheidungen lassen sich bei der Gleichförmigkeit der jüngeren neolithischen und unserer altbronzezeitlichen Stufe mit Sicherheit nicht durch- führen; doch scheint in der Tat aus den stratigraphischen Beobachtungen der Erforscher der Höhle hervorzugehen, daß trotzdem von einer neolithischen Schicht und einer späteren Bronzegießer-Werkstätte gesprochen werden darf. Die hohe Bedeutung unseres Fund- platzes liegt in der letzteren: wir wissen durch ihn, daß schon zu Beginn der Bronzezeit, also etwa um 2000 vor Christus, in Nordtirol einheimisches Rohmaterial technisch ver- arbeitet wurde. Auch die jüngere Bronzezeit ist in der Kufsteiner Gegend abermals vertreten; sie ist belegt durch eine Speerspitze mit feingeriefter Schaftdülle und leichtgeschweiftem Blatt aus Kienbichl (Vorort von Kufstein), ferner durch Funde aus dem Kufsteiner Urnen- friedhof (Eichingergarten), der ein junges Messer mit Griffblatt und Schlußring, eine einfache Bronzeklinge mit kurzem Griffdorn und einen gerieften Bronzearmreif lieferte, !) welche sämtlich im Kufsteiner Museum aufbewahrt werden. 1) Vgl. F. v. Wieser, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, 1905, S. 451. Zusammenfassung der Resultate. Die Tischofer- oder Bärenhöhle, nahe dem Eingang des Kaisertales, liest etwa 80 m über der Sohle des Kaiserbaches. Sie bildet eine geräumige, lichte Halle, deren Boden von vorne nach hinten etwas ansteigt, während die Decke nahezu horizontal verläuft. Die Wände stoßen hinten unter einem spitzen Winkel zusammen und verlaufen selbst parallel zu mehreren Spalten, welche die aus Hauptdolomit bestehende Felsmasse durchsetzen, so daß die erste Entstehung der Höhle durch tektonische Ursachen bedingt erscheint. Sie wurde freigelegt und durch Wegführung des lockeren Materials vergrößert, als der Kaiser- bach noch das nämliche Niveau besaß wie die jetzige Höhle. Die weitere Vergrößerung erfolgte durch Verwitterung ihrer Wände und ihrer Decke. In der Höhle waren folgende Ablagerungen zu unterscheiden: 1. Die lockere Steinchenschicht, in der vorderen Hälfte der Höhle, bestehend aus meist nußgroßen Stücken von Hauptdolomit, enthält Tier- und Menschenreste und Gebrauchsgegenstände des Menschen aus der neolithischen und aus der Bronzezeit. 2. Die Kalksinterschicht im Hintergrund der Höhle hat ein lockeres, zum Teil mehliges Gefüge und schließt Reste von Menschen und Haustieren aus der Bronzezeit ein. 3. Der graue Letten, eine gleichmäßige Decke in allen Teilen der Höhle bildend, ist am Anfang und gegen Ende der letzten Vergletscherung entstanden als Absatz aus den Schmelzwassern, welche der Gletscher in der Höhle anstaute. 4. Der Hóhlenlehm, im Durchschnitt 1!/a m mächtig, ist, wie die lockere Steinchen- schicht, ein Verwitterungsprodukt der Wände und der Decke der Höhle. An seiner Basis befindet sich eine Lage Bachgerölle, welche der Kaiserbach hier etwa in Mittz der letzten Interglazialzeit abgesetzt hat, während die Bildung des Höhlen- lehms selbst in der letzten Hälfte dieser Periode erfolste. Die Mächtigkeit der lockeren Steinchenschicht und des Höhlenlehms bietet ein Mittel zur Berechnung der Erosion in festem Fels. Die Bildung der ersteren Schicht erforderte 24000 — 29000, die des Höhlenlehms 50000— 80000 Jahre, zusammen also standen im Minimum 74000, im Maximum aber 109000 Jahre zu Gebote für die Vertiefung des Tales bis zu seinem jetzigen Niveau, 80 m unter der Höhle — bei Beginn der Bildung des Höhlen- lehms floß der Bach noch in der Höhe der Höhle. Die Erosion in festem Fels und in enger Schlucht beträgt daher pro Jahr ungefähr 1 mm. Die Überreste von wildlebenden Tieren sind fast ganz auf den Höhlenlehm beschränkt, Sie verteilen sich, abgesehen von Nagern, Insektivoren und Musteliden, auf Höhlenbär, Höhlenlöwe, Hyäne, diese beiden sehr spärlich vertreten, Wolf, Fuchs, Steinbock, Gemse, Rentier und Edelhirsch; letzterer stammt wohl schon aus der neolithischen Zeit, die übrigen aus der zweiten Hälfte der letzten Interglazialzeit. Die Zahl der er- wachsenen Bären, welche hier durch Knochen vertreten sind, beträgt mindestens 200, und ebenso hoch ist die Zahl der jungen Bären. Unter den Grasfressern ist der Steinbock am häufigsten. Die zahlreichen Knochen von Schneehuhn und Steindohle stammen vielleicht aus dem Beginn der Postglazialzeit, also aus der Periode des Magdalénien. 503 Von Haustieren fanden sich Hund, von der Größe des Bronzehundes, Schwein, Rind und Schaf. Die Reste des Schafes stammen zum größten Teil aus der lockeren Steinchenschicht und aus der Bronzezeit, Rind und Schwein hingegen aus der neolithi- schen Periode. Das Schaf gehörte einer ziegenhörnigen Rasse an. Die beträchtliche Größe aller Rinderreste läßt eher auf eine Primigenius- als auf eine Brachyceros-Rasse schließen. Das Schwein war ein domestiziertes, europäisches Wildschwein. Gleicher Herkunft ist übrigens auch das „Torfschwein“ der Pfahlbauten. Aus der neolithischen Zeit stammte zwar nur der kleinere Teil der Menschenknochen, aber sie waren teilweise noch in natürlichem Zusammenhang und gehören zum Teil männ- lichen Individuen an. Hingegen waren die viel zahlreicheren Überreste aus der Bronzezeit fast in der Hälfte der Höhle verstreut und stammen nur von Weibern und Kindern. Der besterhaltene Schädel ist dolicho-, ein minder guter brachycephal. Die Körpergröße der Frauen war gering, die der Männer entsprach dem Mittel der heutigen oberbayerischen Bevölkerung. Die archäologischen Objekte repräsentieren die jüngere Steinzeit und ältere Bronzezeit, die geschlagenen und geschliffenen Steinwerkzeuge sowie die Knochengeräte passen gut in die erstere Periode. Freilich kommen ähnliche Knochengeräte auch noch später vor. Die Bronzezeit ist nieht nur durch fertige Gegenstände, sondern auch durch Rohmaterial und zur Fabrikation dienliche Werkzeuge vertreten. Die Keramik trägt durchwegs einen älteren Altersstempel. Von der Hallstattzeit war nicht das geringste zu finden, dagegen bestehen Anklänge an die Pfahlbauten der Roseninsel im Starnberger See. Durch die Funde wurde der Beweis erbracht, daß in Nordtirol etwa 2000 Jahre vor Christus einheimisches Erz auf Bronze verarbeitet wurde. | d2»idasiterta 1 ^ vt Inhaltsverzeichnis. | Einleitung . i d 5 PE Die geologischen Verhältnisse . 5 b E x : EIERN: : o Die Entstehung der Tischoferhóhle und die in ihr erfoleten geologischen E biologischen Ereignisse Das absolute Alter der Schiehten und die für die Moses des Baches erforderliche Zeit N a Die Tierreste der Tischoferhöhle: A. Die wildlebenden Arten B. Die Haustiere im LS. MERO NET a ER EN Die Verteilung der Menschenknochen und Artefakte in der Hóhle a Die menschlichen Skelettreste aus der Kufsteiner Bärenhöhle von Dr. F. Birkner Das archäologische Fundinventar von Dr. H. Obermaier : 505 Tafel 1. Fig. 1. Längsschnitt AB linke Kammer und Mittellinie der Höhle. CD rechte Kammer. Wegen Raummangel konnte hier die Mächtigkeit des Höhlenlehms — mehr als 2m — nicht im richtigen Ver- hältnis gezeichnet werden. Fig. 2. Grundriß Bj oberste Brandstelle, Bj; große Brandgrube und Hóhlung im Höhlenlehm mit Teilen eines Menschenskelettes und mit durchlochtem Steinwerkzeug. BK Lage der Bachgerölle „Bachkugeln“. BP Lage der Bronzefunde. Gr von früheren Arbeitern gezogener Graben. KS Kalk- sinter. L Lage der Schneehuhnknochen. Sp Lage der Bronzespiralen. N neolithische Feuerstätte, direkt auf dem Felsboden. PG Pichlers Grabung. St Steinchenschicht mit Menschenknochen. VG Versuchs- graben, bei Beginn der Untersuchung gezogen. — An den nicht näher bezeichneten Stellen war nur die normale Schichtenfolge — Steinchenschicht, fast ohne Knochen, grauer Letten und Höhlenlehm. Längs- schnitt und Grundriß von Herrn Architekt Ring in Kufstein aufgenommen im Maßstab 1:450. Fig. 3. Profil ab, cd von vorne gesehen, bei Beginn der Grabung. I. Erste Terrasse mit daraufliegendem Schichtenkomplex. Vor demselben freigelegter Felsboden, auf welchem noch die Fortsetzung der von links herabziehenden Brandstellen angeschnitten wurde. An der Basis zwei Felsblöcke, ein Bärenschädel, ein Hirschhorn, Schweins- und Rinderknochen nebst Ge- schirren. Über dem Höhlenlehm links grauer Letten, rotgebrannt, Asche und Kohlen und darüber die Steinchenschicht mit Knochen von Mensch und Schaf — MSK. i II. Zweite Terrasse mit darüberliegendem Schichtenkomplex — Höhlenlehm, darüber links grauer Letten und Brandstellen —, Knochen von Mensch, Rind, Schwein und Tongeschirre enthaltend, bedeckt von der Steinchenschicht. St Fundplätze von Steinwerkzeugen. BP der ,Bronzepfeiler", Fundplatz der Bronzen, schräg nach hinten zu ansteigend, die seitliche Ausdehnung ist durch unterbrochene Linien markiert. III. Dritte Terrasse von der Mitte bis zur rechten Höhlenwand, schon bei Beginn der Grabung vorhanden. Dahinter der große Haufen von lockeren Steinchen mit Knochen von Mensch und Schaf, an seiner Basis etwas grauer Letten und Brandspuren. Fig. 4. Profil «f gegen Ende der Grabung. BP Rest des „Bronzepfeilers“. St Fundplätze von Steinwerkzeugen. Der in der Mitte lieferte die unter einem Felsblock liegenden Feuersteinsägen. Fig. 5. Profil ef. Höhlenlehm, rechts nahe seiner Basis die Bachgerölle „Bachkugeln‘. Darüber grauer Letten und Steinchenschicht. Die punktierten Linien geben den schon vor längerer Zeit aus- gehobenen Graben an. Im Hintergrunde die von der Decke herabgestürzten Blöcke, rechts von diesen der Fundpunkt der Schneehuhnknochen, L. Erklärung der Schichten. . Steinchenschicht mit Mensch und Schaf. . Brandstellen mit Geschirren. Kalksinter an der Höhlenwand. 5 auf dem Hóhlenboden. Lose von der Decke herabgestürzte Felsblöcke. . Grauer Letten. . Höhlenlehm. . Bachgerölle „Bachkugeln“.- Poco 2 n na or [95] Abh.d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. 66 - Tafel II. Ibex priscus Woldf.? Hornzapfen von der Außenseite. Fig. la von vorne. Idem Fig. 13. Fig. 1. Fig. 2. Ursus spelaeus Blmb. Kranke Phalange der zweiten Reihe. Fig. 3. = E Mißgebildete Phalange der ersten Zehe. Fig. 4. E E Linker unterer CD von außen. Fig. 4a von innen. Fig. 5. s a * : Ds von innen und von außen. Fig. 5a von oben. ug on - . oberer Ds von unten. Fig. 6a von außen. Biesa7% a 5 Rechter Oberkiefer mit den Alveolen von CD, Dı, D3 und Da. - iio S ums à Linker oberer D: von außen mit sekundárer Wurzel. Fig. 9. = = Krankes Metacarpale IV von hinten. : : Fig. 10. T 5 Wirbelkörper eines Halswirbels mit Exostosen. /?natürliche Größe. hos e 3 Kleinster unterer M3. E Fig. 12. Krankes Metacarpale II von hinten. Fig. 13. Ibex priscus Woldi.? Querschnitt des Hornzapfens. !/2 natürliche Größe. Idem Fig. 1. Die Stelle des Durchschnitts ist hier mit einem Pfeil bezeichnet. Fig. 14. Ursus spelaeus Blmb. Linker Unterkiefer juv. mit den Alveolen von JDi-s, CD, Dı und D3 und mit D« von oben. Fig. 15. er - Mißgebildete Phalange der ersten Reihe. !/2 natürliche Größe. Tafel III. Fig. 1. Ansicht der Höhle von der gegenüberliegenden Seite des Tales. | Fig. 2. Anschnitt des Höhlenlehms in Mitte der Höhle; zeigt die dunkle Bänderung, bedingt durch dünne Lagen von verwesten, von der Decke abgefallenen Algenrasen. Im Hintergrund die großen | Felsblöcke zwischen den beiden mit Kalksinter ausgekleideten Kammern. Seitlich, rechts neben den Blöcken der Fundplatz der postglazialen Vogelreste, hinter den Blöcken der Fundplatz der Bronze- spiralen, unter den Blöcken der glaziale, graue Letten. Tafel IV. Ansicht der linken Seite der Hóhle. An der Wand und vorne bei n die neolithische Schicht. Fundplatz des Steinbeiles, verkohltes Getreide, zahlreiche Tongefäße etc. Zwischen den Steinblócken unten links Fundplatz des Hirschgeweihes mit Schnittspuren. H Höhlenlehm. F anstehender Fels. -. L grauer Letten, hier rotgebrannt. BP Bronzepfeiler, Werkstatt des Bronzegießers, St Steinchenschicht, beide ültere Bronzezeit. : Tafel V. Blick gegen die rechte Seite der Höhle. Verfasser und Weinberger in dem Graben, an dessen rechter Seite Teile eines Menschenskelettes und der polierte Keulenknauf gefunden wurden. H Höhlen- lehm. F Felsboden. n neolithische Schicht. St Steinchenschicht. II zweite Terrasse. BP Oberende des Bronzepfeilers, dicht daneben Fundplatz großer Gefäße mit verkohltem Getreide und der meisten Feuersteinsägen. aG alte Grabung (von Professor Pichler). DL, RE IH IR ER, L Pts 7, Le CO X SIOIVOS TIS ATIXOGSSSPANSDEDVASMGDASTSSTDGDISUOVI "097 :T q'ejssevpy | € E ge = "peg ed Passen ee U IEBL ESS I A T NN ss augcg--- --- S. ODER BD | E Es uiogich- === == i | ; ! = D J Y Poids ipee n DUI C S EE CI TE D "wey Pec I E | 2 1» j/ ap AA £ K () SCIT, LLL. FH X X X YNS « Bj XXxX*xxxX IE N h X cx. , H XX V H BEN Hh] : j 2 Bi \ Ww ] vi MC. ZI. - Y» X Tafel II. Abh. d. II. KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. IT. Abt. Tafel II. Abh. d. IL KI. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. Tafel IV. Abh. d. IL Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. II. Abt. " M DECEM Tafel V. Beiträge zur Geologie der Samoainseln. Von Immanuel Friedländer. Mit 2 Karten und 5 Tafeln. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 67 Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1907 habe ich die Hawaiischen Inseln, zwei Inseln der Fijigruppe und die Samoainseln besucht. Hawaii und Samoa waren mir bereits bekannt, da ich 1893 sieben Monate auf den Hawai- ischen Inseln und nahezu einen Monat auf Samoa zugebracht hatte. Die Fijigruppe dürfte, trotz der verdienstvollen Arbeiten von Woolnough geologisch noch für recht unbekannt gelten. Bei einer dreiwöchentlichen Tour durch Viti Levu, die größte der Fijiinseln, habe ich im allgemeinen die Beob- achtungen von Dr. Woolnough nur bestätigen können. Der Unterbau der Insel besteht aus alten Schiefern, die durch Granite und Diorite durchbrochen wurden. In weder von mir noch von Dr. Woolnough besuchten Teilen des Westens der Insel, am mittleren Lauf des Sigaboka gibt es möglicherweise mesozoische Kalksteine. Die alten Schiefer sind vielfach gefaltet und verworfen. Stark gefaltet und verworfen sind auch die fossilienreichen älteren Tertiärschichten von Nasogo. In diesem Tertiär kommen große Kalkgerólle mit sehr schlecht erhaltenen Korallen vor, die einen mesozoischen Eindruck machen. Die tertiären Ablagerungen selbst bestehen aus marinen Sandsteinen und Strandkonglomeraten mit reichlichen Muschelresten. Nach diesem älteren Tertiär kam die Haupt- eruptionsperiode der Andesitvulkane, und das jüngere nahezu horizontal oder nur wenig geneigt liegende Tertiär, die sogenannte Soapstoneformation, besteht aus teils marinen, teils fluviatilen Umlagerungen der Verwitterungsprodukte dieser Andesitlaven und Tuffe. Die höchsten Erhebungen der Insel bestehen aus mächtigen Bänken von Andesitkonglomeraten. In den jüngeren Tertiär findet sich auch gehobener Korallenkalksandstein. Im Norden der Insel befinden sich bedeutende anscheinend stark basische Basalte — Laven und Tuffe — von hunderten von Metern Mächtigkeit. Diese sind anscheinend noch jünger als die Andesite. Würde die Insel um nur 300—400 Meter sinken, so würden nur die jungvulkanischen Andesit- und Basaltformationen über Wasser bleiben, und die Insel Viti Levu würde denselben Eindruck machen, wie viele der andern Fiji- 67* 510 inseln — beispielweise Ovalau —, und niemand würde in ihr etwas anderes sehen, als eine jungvulkanische Insel. So aber müssen wir die Fijigruppe für den Rest eines Kontinentes halten, selbst wenn die Schiefer, wie Woolnough in seiner zweiten Arbeit glaubt, auch vulkanischen Ursprungs wären; denn die Faltungen und Verwerfungen lassen sich nur verstehen, wenn Viti Levu früher einem großen Landkomplex angehörte und konnten auf einem kleinen Inselgebiet unmöglich vorkommen. Bei den Samoa- und Hawaii-Inseln liegt die Sache anders. Kontinentale Gesteine, größere Faltungen, diskordante Überlagerungen, wie ich sie auf Fiji sah, kommen nicht vor. Ich bemerke, daß ich eifrig nach heterogenen, durch die vulkanischen Gesteine etwa heraufgebrachten älteren Materialien gesucht habe und obwohl ich vom Vesuv, Etna und anderen Vulkanen her das Auf- treten solcher Einschlüsse gut kenne, habe ich außer Olivingesteinen nichts derartiges finden können. Auch unter dem Material der alten Steinwerkzeuge der Eingeborenen habe ich vergeblich danach gesucht — vergeblich mit drei Ausnahmen, — die aber nichts für das Vorkommen älterer Gesteine auf den beiden Inselgruppen beweisen. Die eine Ausnahme ist ein Steinbeil, das anscheinend aus einem Dioritschiefer besteht, und an der Ost-Küste der Insel Sawali von dem Sohn eines dortigen Händlers gefunden wurde. Ich trage keinerlei Bedenken, dieses Stück für eine Importation aus Fiji zu halten, wo ich ähnliches Material gesehen habe. Der Verkehr zwischen Fiji und Sawaii ist seit alten Zeiten bis auf den heutigen Tag sehr rege. Die zweite Aus- nahme ist ein kleines Jadeitbeil von der Westküste Hawaiis: ich halte es auch für importiert — wahrscheinlich von Mexiko. Die dritte Ausnahme hat ein besonderes Interesse. Herr Dr. Angenheister, Leiter des Observatoriums in Apia, machte mich auf einen hellfarbigen Netzbeschwerer eines samoanischen Fischers aufmerksam. Das Material war Granit, und ich erklärte sofort, daß es sich um vermutlich aus Neuseeland importierten Schiffsballast handeln müßte. Ich konnte nun durch Nachfragen tatsächlich herausbringen, daß der Netz- beschwerer erst kürzlich hergestellt war und zwar aus einem Stein, den der betreffende Samoaner am Strande bei der Niederlassung der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft, gerade gegenüber dem Hause des deutschen Arztes Dr. Funck gefunden hatte. Dort liegt eine große Menge alten Schiffsballastes aus der alten Segelschiffszeit; Steine aus dem Westen der Vereinigten Staaten, aus Alaska, aus Neuseeland u. s. w. Im übrigen habe ich bei der großen Menge alter Steinwerkzeuge, die mir von Eingeborenen oder Weißen vorgelegt wurden, nur einheimisches Material konstatieren können und zwar Basalt, Korallenkalk und Kalksinter. 511 Nach alledem besteht für die beiden Inselketten kein Anhalt dafür, daß sie als vulkanische Gipfel einem Gebirgszuge kontinentalen Ursprunges auf- gelagert seien, wie es bei den Hauptinseln der Fijigruppe der Fall ist. Wir müssen also wohl bei der üblichen Annahme bleiben, daß die ge- samten Inselketten mit ihrem unterseeischen Sockel aus vulkanischem Material und zwar — wenn wir weiter aus dem uns bekannten Aufbam des über- seeischen Teiles schließen — nahezu ausschließlich aus Basaltlava bestehen. Um einen Begriff zu haben, um welche Massen es sich dabei handelt, tut man gut, sich die folgenden Tatsachen zu vergegenwärtigen. Die Hawaiischen Inseln, von Hawaii im Südost bis nach Kauai im Nordwest sind etwa 620 Kilo- meter lang; berücksichtigt man die kleinen vulkanischen Felsen und Korallen- riffe im Nordwesten, so ergibt sich die Gesamtlänge zu über 2500 Kilometer. Die höchsten Erhebungen über dem Meer betragen über 4000 Meter und die Höhe des unterseeischen Sockels kann man auf über 6000 Meter annehmen- Die Samoainseln, von Sawaii im Nordwesten bis zu Rose-Island im Südosten sind etwa 520 Kilometer lang und die größte Höhe der Hauptinsel beträgt über 1800 Meter. Die durchschnittliche Gehängeneigung dieser beiden Ketten ist äußerst sanft und ist mit 5° noch zu hoch angenommen, wenn auch die Gipfel viel- fach steiler sind. Die Breite dieser vulkanischen Ketten, an ihrer Basis auf dem Meeresgrunde gemessen, wird man zu etwa 200 Kilometer oder auch mehr berechnen und die Màchtigkeit der Basaltablagerung würde 6000 bis 10000 Meter betragen. Diese Dimensionen übertreffen alles, was von Basaltablagerungen auf dem Festland bekannt ist, dermaßen, daß es wohl berechtigt erscheint, trotz des oben erwähnten Fehlens aller positiven Anhaltspunkte an die Möglichkeit zu denken, daß die Vulkane der pazifischen Inseln — ähnlich wie etwa im Westen des amerikanischen Kontinentes — einem Gebirgszuge aufgesetzt sein könnten. Das Beispiel von Fiji, wo der Sockel gerade noch der Beobachtung zugänglich ist, sowie die Seltenheit von Funden heterogenen, durch die Vulkane herauf- geschafften Materials auch bei zweifellos aufgesetzten Vulkanen mahnen jeden- falls zur Vorsicht. Ob nun aber ein solcher nicht vulkanischer Gebirgszug als Sockel dieser Inselgruppen existiert oder nicht, das Eine dürfte nicht zu bezweifeln sein, daß die Vulkane auf einer tektonischen Linie angeordnet sind, die dem Durch- brechen des Basaltes einen geringeren Widerstand geboten hat. Trotz aller Polemik über die Abhängigkeit oder Unabhängigkeit der Vulkane von Spalten wollen wir eine solche Linie ruhig eine Spalte nennen; eine offene klaffende 512 Spalte kann natürlich unter erheblichem Druck nicht existieren, da sie sich schließen würde. Wohl aber kann an der Verwerfungs- oder Überschiebungs- grenze zweier großer Schollen der festen Erdrinde das vulkanische Magma Gelegenheit zum Ausfließen bekommen. Die Hawaiischen Inseln sind durch die Werke von J. Dana, Lowthian Green, Dutton und vielen anderen ziemlich gut bekannt; zu bedauern ist aller- dings, daß eine regelmäßige Beobachtung der zur Zeit tätigen Vulkane dort nicht stattfindet. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika hätten wohl die Ehrenpflicht, für ein Observatorium mit guten instrumentellen Hilfsmitteln in Hawaii zu sorgen, doch ist in dieser Richtung leider bisher nichts geschehen. Die tätigen Vulkane liegen auf der südöstlichsten Insel Hawaii; die nächste Insel in der Kette, Maui, besteht aus einem bis vor kurzem noch tätigen Vulkan, dem Haleakala, und einem älteren, schon stark erodierten Vulkan- berge im Nordwesten. Noch stärker erodiert und verwittert ist Oahu, und am stärksten seit seiner Tätigkeit verändert ist Kauai. Man hat daraus ge- schlossen, daß die vulkanische Tätigkeit im Laufe der Zeit von Nordwesten ‘nach Südosten gewandert sei. Dies ist insofern sicher richtig, als das Er- löschen der vulkanischen Tätigkeit im Nordwesten früher als im Südosten stattgefunden hat; zweifelhaft bleibt aber, ob der Beginn der Eruptionen in der gleichen Reihenfolge stattfand. Überlegt man sich die Frage, wo an einer Spalte die größte Menge Magma ausfließen wird — ob an der zuerst eröffneten Stelle der Spalte, oder der zuletzt eröffneten — so wird man unbe- denklich es für wahrscheinlicher halten, daß die herausbeförderte Menge an dem ersten Eruptionspunkt am größten sein wird. Nun ist die jetzt noch tätige südöstliche Insel Hawaii bei weitem die größte der Gruppe. Es wäre sehr gut möglich, daß der Beginn ihrer Tätigkeit früher oder gleichzeitig mit dem Beginn der Tätigkeit von Maui, Oahu und Kauai stattfand; da nun die zuerst entstandenen Schlote der Insel Hawaii sich durch Einschmelzen der Wände weiter öffnen konnten als die später entstandenen Schlote der übrigen Inseln, so blieben die Hawaiischen Vulkane länger in Tätigkeit. Durch Verwitterung und Erosion entstandene Täler wurden durch frische Laven stets ausgefüllt, und die Oberfläche der Insel zeigt heute noch ein sehr junges Aussehen. Die kleineren Schlote der andern Inseln stellten ihre Tätigkeit früher ein, und je weiter wir nach Nordwesten kommen, um 50 stärker haben Verwitterung und Erosion gearbeitet. Diese Auffassung dürfte ebensoviel Berechtigung haben wie die Theorie des Wanderns der vulkanischen Tätigkeit von Nordwesten nach Südosten. Es läßt sich eben nichts Bestimmtes sagen über die Reihenfolge der Entstehung der einzelnen Vulkane derselben E) Mc 513 Spalte, wenn wir wie hier den Vulkan mit der jüngsten Oberfläche wegen seiner Größe für den ältesten halten müßten. Bei der Samoanischen Vulkangruppe, die ich im folgenden etwas genauer beschreiben will, liegen die Verhältnisse insofern ähnlich, als man auch hier an einem Ende der Inselkette die größte Insel Sawaii und auf ihr die jetzt noch tätigen Vulkane haben. Trotz des sehr verschiedenen Alters der zutage tretenden Gesteine wäre es auch hier wohl nicht möglich, die Reihenfolge des Eruptionsbeginnes der einzelnen Inseln festzustellen. Wenn wir im fol- genden daher von dem relativen Alter der Inseln sprechen, so soll sich das lediglich auf die zutage tretenden Gesteine und die Oberflächen- erscheinungen beziehen. Die nächste Insel, Upolu, ist die zweite an Größe. Sie liegt östlich von Sawaii und zeigt namentlich in ihrem westlichen Teil noch eine ziemlich frische Oberfläche. Eine Reihe von Vulkankegeln, unter denen der Tofua am meisten hervorragt, zeigen noch die typische Form. Im Osten hat die Erosion schon tiefer eingeschnitten und die ursprünglichen Formen stark verändert. Die tiefen Buchten von Saluafata, Falifa, Fangaloa, Tiavea sowie die zackigen und zerklüfteten Berge lassen auf ein höheres Alter schließen. Immerhin muß man bei dieser Betrachtung aber berücksichtigen, daß bei allen diesen Inseln die dem Passatwinde ausgesetzte Ostseite auch mehr Regenfall hat und schneller verwittert und daher auch bei gleichem Alter leicht einen älteren Eindruck machen könnte. Die Insel Tutuila, etwa 75 Kilometer weiter südöstlich gelegen, hat ein noch älteres Aussehen als Ost-Upolu und ist vielleicht wirklich die älteste Insel der Gruppe, wenigstens in ihrem östlichen Teil. Der westliche Teil auch dieser Insel zeigt noch frische Laven und Schlackenhügel. Etwa 100 Kilometer weiter östlich liegen die drei als Manua zusammen- gefaßten Inseln Ofu, Olosega und Tau (letztere ist die größte und wird auch allein manchmal Manua genannt). Diese Inseln haben wieder ein jüngeres Aussehen, und namentlich Tau erinnert darin an Sawaii Zwischen Olosega und Tau fand im Jahr 1866 ein submariner Ausbruch statt, aber auf den Inseln selbst wurde ebensowenig, wie auf Upolu und Tutuila in historischer Zeit ein Ausbruch beobachtet. Die wirklich historische Zeit reicht allerdings für diese Inseln nicht weit zurück und umfaßt, selbst wenn man die halb- wegs zuverlässigen Traditionen der Eingeborenen einschließt, wohl kaum drei Jahrhunderte. Die östlichste Insel der Gruppe ist Rose-Island, ein niedriges unbewohntes Atoll. Da sie nach Berichten des Kapitäns Stefany in Pago-Pago nur aus 514 Korallen und Korallensand bestehen soll, habe ich sie nicht aufgesucht. Sie liegt etwa 150 Kilometer óstlich von der Manuagruppe und markiert wohl den Gipfel eines unterseeischen Vulkans derselben Spalte. Nach dieser kurzen Beschreibung der Gruppe wollen wir uns den ein- zelnen Inseln zuwenden. Sawaii. Aus der beigegebenen Kartenskizze ist zu ersehen, daß die Insel Sawaii eine nahezu rhombische Gestalt hat. Die größte Transversale dieses Rhombus, von Falealupo nach Tafua fällt ungefähr mit dem zentralen Höhenrücken der Insel zusammen, und verläuft in der Richtung nach den kleinen Inseln Apolima, Manono und weiter nach der Westspitze der Insel Upolu. Der zentrale Höhenrücken selbst, von den Eingeborenen Toasivi (Rück- grat) genannt, beginnt im Westen bei Falealupo und endet im Osten etwas nördlich von dem Vorgebirge Tafua etwa bei Iva. Ein Dorf, das noch um ein geringes weiter nördlich liegt, hat den Namen Toasivi; wohl weil es den Eingeborenen als Ende des Toasivi genannten Höhenrückens gilt. Das west- liche Drittel des Toasivi ist mit gut erhaltenen Vulkankegelchen besetzt und steigt von etwa 200 Meter bei Falealupo, 600 Meter südlich von Asau bis nahezu 1600 Meter Meereshöhe allmählich auf. Die Schlacken und Aschen- kegel in der Höhe sowie die schwarzen Basaltlaven an der Küste sind bereits mit Vegetation bedeckt; aber die Ärmlichkeit dieser Vegetation sowie die gut erhaltenen Formen rühren nicht nur von der relativen Trockenheit dieses Teiles der Insel, sondern sicher auch von der Jugendlichkeit der Bildungen her. Der östlichste Kegel dieses Abschnittes des Toasivi wird von den Eingeborenen Mua oder auch Maugaafi genannt. Die Überlieferung der Eingeborenen sagt, daß von ihm die zum großen Teil noch völlig frischen Laven, die Aopo umschließen, ausgingen, und daß bei dieser Gelegenheit mehrere Dörfer der Nordküste verwüstet wurden. Von einem der besten Kenner der Sprache und der Überlieferungen der Eingeborenen, von Herrn W. v. Bülow, der seit nahezu vier Jahrzehnten in Matapoo auf Sawaii lebt, wird die Eruptionszeit etwa auf das Jahr 1500 geschätzt. Von Safune, wo eine große Quelle mit einem breiten Ästuar in die schöne von Korallenriffen geschützte Bucht mündet, führt ein schmaler Pfad über das Küstendorf Sasina, dann sanft ansteigend nach dem Inland-Dorf Letui. Bald hinter Letui verläßt der Pfad das üppige Kulturland und überschreitet den östlichen Arm der Maugaafilava. Die Ober- fläche trägt zwar schon mancherlei Farnkräuter und auch kleinere Waldbäume, ist aber stellenweise auch noch kahl und zeigt überall die typischen Formen 515 der Fladenlava, die man in Hawaii Pahoehoe nennt. Dann folgt eine Strecke wohlerhaltenen Waldes und Kulturland und das höchstgelegene Inland-Dorf Sawaiis, das sagenreiche Aopo. Aopo selbst und das Land unterhalb Aopo ist wasserarm; die Einge- borenen pflegten in früheren Zeiten aus einem Wasserloch, Talilagi genannt, sich nach Regenfällen Wasser zu verschaffen. In neuerer Zeit helfen sie sich mit Wellblechdächern und eisernen Wasserkästen. Oberhalb Aopos steigt das Terrain steiler an; mit größerer Meereshóhe werden auch die Niederschlag- mengen bedeutender und man findet einige Bachbetten, die auch in der Trockenheit stets noch etwas Wasser führen. Die Bachbetten — von den Ein- geborenen „Alia“ genannt, haben einen ganz eigentümlichen Charakter, der von allem, was wir aus Europa kennen, recht sehr abweicht — vielleicht mit Ausnahme einiger Bachläufe am Gehänge des Etna, die stellenweise einige Ähnlichkeit mit den Alia haben. Die Alia verdanken ihre Eigentümlichkeit dem jungvulkanischen Ursprung des Landes und dem tropischen Klima. Während an beiden Ufern der Alia eine nur geringe Schicht Verwitterungs- boden einem hohen Wald genügende Nahrung gibt, ist im Talbett selbst die frische Oberfläche der Basaltlava freigelegt, und man kann meist auch noch die Fladenformen deutlich erkennen. Da die Lava viele Löcher und Spalten hat, ist mit Ausnahme einiger Wasserlöcher, die jedoch spärlich genug sind, oft auf weite Strecken nur wenig Wasser zu sehen. Aber unmittelbar nach starken Regengüssen schwellen manche Alia zu Wildbächen an. Dafür sprechen die Geröllmassen, die man an flacheren Stellen findet. Häufig sind solche Alia auch als Betten von neueren Lavaströmen benützt worden und man kann manchmal an etwas tiefer eingeschnittenen Stellen unter frischer Lava altes Bachgeröll sehen. Die Alia bilden relativ bequeme Straßen im Urwald, da man auf ihnen vordringen kann, ohne fortwährend Bäume fällen zu müssen. Leider ist aber ihr Lauf oft stark gewunden, manche nehmen plötzlich an irgend einer Spalte ein Ende, von wo der Wasserlauf unter- irdisch seinen Fortgang nimmt, und häufig finden sich auch senkrechte Ab- brüche, an denen man die Säulenstruktur der alten Basaltlaven schön sehen kann, die aber nicht immer ganz leicht zu überklettern sind. Auf dem Wege von Aopo nach Salailua befinden sich in 850 Meter und in 1247 Meter Höhe Schutzhütten, die die Eingeborenen am Rande solcher Alia errichtet haben, um von dort aus Schweine zu jagen. Etwas höher wird der Wald westlich des Weges spärlicher und Aschen und Schlacken treten auf. Westlich der Paßhöhe befindet sich der bereits erwähnte Maugaafi. Ein regelmäßiger, steiler Schlackenkegel, ca. 100 Meter hoch, umschließt einen stellenweise senk- Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV.Bd. III. Abt. 68 516 recht, durchschnittlich etwa mit 60° abfallenden Krater von siebzig Meter Tiefe. Die Form ist elliptisch, nach Westen gerichtet. Im Westen ist der Kraterrand eingestürtzt, nach Westen ist die Lava am Fuß des Berges aus- getreten und eine Strecke weit geflossen, bis sie sich nördlich nach Aopo umwandte, und ebenso ist auch der Lavatunnel gerichtet, der vom Boden des Kraters aus zugänglich ist. Vom Gipfel des Maugaafi sieht man nach Westen auf eine lange Reihe von kleinen Schlackenkegeln herab, die mehr oder minder hoch aber meistens dünn bewaldet sind. Nach Osten steigt die Insel noch höher auf; der Wald ist dichter und höher, aber auch hier haben wir un- zählige kleine Eruptionshügel. Es ist durchaus nicht bequem, dem Rücken des Gebirges hier im zentralen Teil der Insel zu folgen. Am Fuß der ein- zelnen Kegel finden sich hier meistenteils alte Blocklavafelder, deren Ober- fläche trotz des dichten Urwaldes außerordentlich uneben ist. Einen Begriff davon mag die Tatsache geben, daß ich bei einer Marschzeit von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags (mit nicht ganz zwei Stunden Ruhepausen) durch- schnittlich nicht mehr als 6!/» Kilometer Weglänge im Tage bewältigen konnte. Wenig östlich vom Maugaafi, aber vom Gipfel desselben nicht sichtbar, weil durch andere Kegel verdeckt, liegt das Eruptionsgebiet des Jahres 1902. Auf eine Entfernung von 1—2 Kilometer im Westen und Süden ist der Wald infolge der sauren Dämpfe abgestorben. Schwarz metallisch glänzende, glasige Basaltasche, äußerst leicht und porös, bedeckt den Boden auch in noch etwas weiterer Entfernung in der Richtung nach Westen. Von einem auf meiner Skizze mit der Hóhenquote 1769 bezeichneten Hügel hat man einen guten Überblick über die Ausbruchsstellen. Unmittelbar nórdlich sieht man den von Osten nach Westen langgestreckten größeren Eruptionshügel und weiter west- lich den kleineren der beiden Kegel. Der größere ist 15 Meter höher und hat drei wohlausgebildete, längliche Krater, der kleinere zeigt zwei Hufeisen- krater. Eine westlich gerichtete Spalte, die von dem größeren Kegel ausging, zeiote am Abhang desselben bei meinem Besuch am 1. August 1907 eine tätige Fumarole mit Schwefelsublimationen. Beide Kegel haben nach Norden Lavastróme entsandt, deren Länge ich auf 1—2 Kilometer schätze. Außer der erwähnten Ostwestspalte finden sich mehrere parallele und einige dazu senkrechte Spalten. Unmittelbar südlich von dem kleineren Kegel befindet sich ein Einsturzkrater, dessen Wände den regelmäßigen Aufbau durch über- einander geschichtete Laven zeigen. Der Durchmesser dieses Kraters beträgt etwa 300 Meter und seine Tiefe schátzte ich auf 150 Meter. Sein Boden liegt beträchtlich tiefer als die Ausflußstelle der 1902-Lava aus den beiden Hufeisenkratern, und ist dünn bewaldet. Die Lava ist hier unmittelbar 517 neben dem älteren tieferen Krater in einem höheren Niveau aus einer Spalte ausgebrochen. Dieselbe Erscheinung wurde übrigens mehrfach am Kilauea auf Hawaii beobachtet, wo man die Lava aus der Wand des Kraters aus- brechen und in diesen hineinstürzen sah, sowie an der schmalen Scheidewand zwischen dem alten Kilaueakrater und dem Kilaueaikikrater, wo 1868 die Lava ausbrach und von der Scheidewand aus in beide Krater hinabfloß. Östlich von dem eben beschriebenen Ausbruchsgebiet des Jahres 1902 be- ginnt der, meines Wissens früher noch nicht betretene, höchste Teil der Insel. Wie schon Reinecke (Peterm. Mitt. 1903, I, p. 8) bemerkt, haben selbst die als Jäger bekannten Einwohner des Dorfes Aopo eine große Scheu vor dem Be- treten des unbekannten höchsten Teiles des Toasivi. Maßgebend scheint mir allerdings nicht die Furcht vor der vulkanischen Tätigkeit, sondern die Angst vor Wassermangel und Ausgehen des Proviantes bei ihnen zu sein. Sowohl die kleinen Schlackenkegel wie auch die Blocklava sind für Wasser sehr durchlässig, und trotz des erheblichen Regenfalles macht es wirklich etwas Schwierigkeit, Wasser zu finden. Dazu gestattet der äußerst üppige Urwald und die großen bewachsenen Blöcke der Lava nur ein sehr langsames Vor- wärtskommen, wenn man den Weg erst suchen und durch Fällen von Bäumen freimachen muß. Das Terrain steigt nur langsam an und der Wald erlaubt selbst auf den kleinen Schlackenkegeln keine Fernsicht, ohne daß man erst eine Lichtung schlägt. Mehrfach glaubte ich bereits den höchsten Gipfel erreicht zu haben, bemerkte dann aber, daß andere benachbarte Hügel doch noch höher waren. Auf einem westöstlich gerichteten kleinen Hügel, der wohl den Rest eines alten Hufeisenkraters darstellt, zeigte sich endlich, daß alle benachbarten Hügel unter dem mittels Libelle kontrollierten Horizont blieben. Die Höhenmessung ergab, unter Berücksichtigung der Küstenbeobachtungen, 1858 Meter. Da der Berg bisher von Weißen nicht bestiegen war und auch sicher keinen samoanischen Namen hatte, — er ist von keinem Orte der Küste sichtbar, weil er auf dem plateauartigen Zentralteil der Insel zwischen vielen nahezu gleichhohen Hügeln liegt — gab ich ihm einen Namen und nannte ihn Hertha-Berg oder Mauga Hertha und ließ diesen Namen auch in einen größeren Baum einschneiden. Etwas südöstlich von dieser höchsten Erhebung befindet sich ein nach Südwesten offener Hufeisenkrater, von dessen 1819 Meter hohem Kraterrand man eine ziemlich umfassende Aussicht genießt. Man sieht, wie sowohl der Rücken der Insel wie auch die Abhänge mit einer Unzahl kleiner Kegelchen besetzt sind; die Ausbrüche haben eben stets einen neuen Ausweg gefunden und an ein und derselben Stelle nur kurze Zeit Aschen und Schlacken zutage gefördert; dann ist wohl die Lava am Fuß noch längere 68* 518 Zeit ausgeflossen und schließlich ist solch kleiner Vulkan erloschen. Bei vielen Hügeln ist der Kraterrand auf der Seite des Lavaausflusses etwas niedriger, oder auch völlig eingestürzt und von der Lava fortgerissen, so daß ein Huf- eisenkrater entstanden ist. Bemerkenswert ist die ziemlich gleichmäßige Größe dieser Bildungen; die Hügel messen durchschnittlich 50 Meter Höhe (30— 100). Östlich von dem erwähnten kleinen Hufeisenkrater nehmen die Höhen allmählich ab. Die Bachbetten werden breiter und tiefer und der Wasser- reichtum nimmt zusehends zu. Der von dem Amtmann in Matautu, Herrn Williams, 1907 freigelegte alte Samoanerweg von Matautu nach Tufu, , Ala sopo* genannt, wurde von mir auf dem Südabhang des Toasivi in etwa 1463 Meter Höhe gekreuzt. Dieser Querweg führt von Matapoo durch fruchtbares Land nach der Plantage Olonono, dann durch Urwald, der 1905 infolge der Eruption des sogenannten Matavanukraters unter sauren Dämpfen gelitten hat und großenteils abgestorben ist, an dem Maugaloa (circa 1000 Meter hoch) vorbei nach dem Mataaga (so nennen die Samoaner jeden Aussichtspunkt), der einen guten Ausblick nach dem Matavanukrater (Ausbruch 1905) und der Nordost- küste gewährt, dann in einer Meereshóhe von etwa 1500 Meter über den breiten Rücken des Toasivi hinüber und auf der Südseite an den tiefen im Oberlauf stellenweise 100—150 Meter eingeschnittenen Bachbetten von Tufu und Sili hinab nach einem kleinen Lagerplatz am Tufufluß, von wo ein Zweig des Weges nach Tufu und ein anderer nach Sili abgeht. Das Querprofil der Insel entspricht, wie aus den beigegebenen Zeichnungen ersichtlich ist, in seinen Neigungswinkeln durchaus einem flachen Basaltdom; dünnflüssige Laven haben die Insel aufgebaut, und Schlacken und Aschen haben nur einen sehr geringen Teil dazu beigetragen. Verfolgen wir den Toasivi noch weiter, so kommen wir in ein Gebiet, das reich an Wasserlàufen und stark zerklüftet ist. Der auch von Herrn Williams zugànglich gemachte Mauga Pule (1225 Meter) mit seiner schónen Aussicht nach Norden und Osten liegt im Quellgebiet der Alia Maliolio, die mit ihren Paralleltálern nach Nordosten sich bis Samalaiulu am hand der 1905 Lava erstreckt. Allmáhlich senkt sich der flache Hóhenrücken bis auf 8—900 Meter herab, und unter den zahlreichen kleinen parasitischen Hügeln ragt kaum einer so hoch hervor, daß man ihn im Walde auf einige Entfernung bemerken könnte, bevor man an seinem Fuß steht. Eine Ausnahme davon macht der Toiavea, der von etwas größeren Dimensionen ist. Sein etwa 40° steiler Kegel ist aus Schlacken und Lava, wesentlich aus letzterer aufgebaut und ragt etwa 200 Meter über seine westliche und óstliche Umgebung, aber über 300 Meter über das nórdliche Vorland hinaus. Der Kraterrand ist im Norden tiefer, 519 aber auch im Westen und im Osten etwas eingestürzt, so daß der Berg eine eigentümlich abgebrochene und von Nordwesten und Südosten gesehen zwei- gipflige Form hat. Mit seiner nur geringen Meereshöhe von 1065 Metern ist er von der Küste meist sichtbar — auch wenn die höheren Teile des Toasivi, wie oft, im Nebel stecken — und er bildet ein Merkzeichen für die samoani- schen Schiffer. Es ist dies der Berg, den Dr. Reinecke auch vom Mataulanu-See gesehen hat und nach dem er, einer alten Karte folgend, irrtümlicherweise den höchsten Berg der Insel nennen wollte — den er übrigens nicht erreicht und nicht gemessen hat. Dem höchsten Berg einen Namen zu geben, hatten die Eingeborenen keinerlei Interesse, — läßt sich doch, wie wir gesehen haben, der höchste Punkt nur durch Messung finden. Am Westabhang des Toiavea befinden sich einige tiefe klaffende Spalten in der Lava des Berges sowie auch zwei Lavatunnel. Nicht ganz zwei Kilo- meter südlich vom Toiavea befindet sich ein kleiner wohlerhaltener Krater mit einem runden See, dem Mataulanu-See, im Kraterboden. Der Kraterwall besteht aus stark verwitterten Aschen und Schlacken, die infolge der Verwitterung wasserundurchlässig wurden, und ragt etwa 40 Meter über den Seeboden und etwas mehr über das umliegende Waldland empor. Weiter nach Osten folgen noch viele größere und kleinere Kegel. Bemerkenswert sind darunter der Matofà und der Olomanu. Von dem Mataulanu-See führt ein ziemlich gang- barer Weg nach Tapueleele, einem Inlanddorf, das etwa 6 Kilometer von der Küste entfernt in 160 Meter Höhe liegt. Tapueleele ist bekannt durch seine Hóhlen, die alle einem und demselben alten Lavastrom angehóren und einen Lavatunnel bilden. Der Tunnel ist an vielen Stellen eingestürzt und man kann ihn einige Kilometer weit verfolgen. Stellenweise findet man dabei zwei über- einandergelegene Hóhlen. Solche Lavatunnel sind in Sawaii und Upolu ebenso wie auf den Hawaiischen Inseln, wo sie oft beschrieben wurden, eine überaus häufige Erscheinung. Sie entstehen dadurch, daß die Decke eines Lavastroms erkaltet, während unter der Oberfläche die Lava noch fließt; wird der Abfluß dann stärker wie der Zufluß, so bildet sich ein Hohlraum zwischen der fließen- den Lava und dem Gewólbe der erstarrten Decke. An der Innenseite dieses Gewólbes tritt infolge der strahlenden Hitze von unten oft eine zweite Anschmel- zung der bereits erstarrten Lava ein, und manchmal bilden sich dabei die bereits von Dana beschriebenen Stalactiten. Als charakteristisch für solche Stalactiten wie überhaupt für sekundäre Schmelzkrusten des Basaltes habe ich verschie- dentlich die bekannte federförmige Skelettbildung des Magnetites gefunden. Wesentlich bei der Entstehung der Lavatunnel sind oftmals die Eruptions- spalten, wenn sie den unterirdischen Abfluß der Lava ermöglichen. So hat 520 sich im Januar 1907 an der Westseite des Maunaloa auf Hawaii eine lange Spalte gebildet. aus der die Lava an verschiedenen Stellen ausfloß; die Lava hat die Spalte als ihr Bett benützt, ist übergetreten, dann wieder zurückge- sunken und hat zum Teil der Spalte folgende Tunnelbildungen zurückgelassen. Unter den Eruptionskegeln südlich des eigentlichen Toasivi verdient noch der Mafana besondere Beachtung. Er liegt zwischen dem Mataulanu-See und der Bucht von Palauli und steigt aus einem etwa 600 Meter hohen Vorland bis zu 971 Meter Höhe auf. Der runde, sehr ebene und schwach sumpfige Kraterboden hat etwa 350 Meter Durchmesser und liegt 80—90 Meter unter dem Kraterrand. Der Berg ist dicht bewaldet, ebenso die nach Nordost aus- geflossene Blocklava. Große ziemlich frische Lavafelder an der Küste bei Taga und zwischen Nuu und Tufu verdanken anscheinend ihre Entstehung einigen kleineren Kegelchen, die man von der Küste aus sehen kann. Die südöstliche Halbinsel Tafua trägt eine kleine gleichnamige Vulkangruppe von etwa 200 Meter Höhe, die mehrere schlecht erhaltene Krater und einen sehr wohl konservierten trägt. Die Außenabhänge bestehen hier aus einer Art Palagonittuff, der anscheinend submarin gebildet wurde. In dem Krater selbst sieht man aber, daß der Berg nicht nur aus diesem schön geschichteten Tuff besteht. Die Wände des Kraters fallen nämlich senkrecht ab und zeigen ein mauerartiges Aussehen, da dünne Lavaschichten von 10—30 Zentimeter Dicke übereinander- gelagert sind. Am Fufj der etwa 40 Meter hohen senkrechten Wand, an der nur an einer Stelle ein Kamin einen bequemen Abstieg erlaubt, befindet sich dann ein etwa 30? geneigter Schutt und Geróllabhang. Auf dem Boden sieht man wieder anstehende Lava und kann in einen Lavatunnel einsteigen; dort befindet man sich nur wenige Meter über Meeresniveau. Vom Tafua aus hat anscheinend ein Lavaerguß nach Nordosten statt- gefunden; wenigstens befindet sich auf dieser Seite ein stark bewaldetes, aber noch nicht kulturfähiges Lavafeld, das sich mit einem anderen von Nordwesten herkommenden — vielleicht dem Omaó entstammenden — Lavafeld vereinigt. Auf der Nordseite des Toasivi haben wir von Westen nach Osten das große Lavafeld ,O le Mu“, das, wie bereits erwähnt, dem Maugaafi entstammt und etwas über 100 Jahre alt ist, dann — wenn wir die kleinen Strómchen von 1902 außer acht lassen — das neue Lavafeld von Saleaula, das seit 1905 durch den Ausbruch des Matavanukraters entstanden ist und anscheinend noch wächst, und südöstlich davon das große Lavafeld von Lealatele. Das Lealatele Lavafeld muß ziemlich jungen Datums sein, denn trotz der für Regenfall günstigen Lage und der für Abschwemmung des Erdreiches ungünstigen 521 geringen Neigung ist es nur mit wenig Verwitterungserde bedeckt. Allerdings trägt es bereits Hochwald. Samoanische Überlieferungen über diesen Ausbruch sind mir nicht bekannt geworden. Die Reihenfolge der jüngeren Eruptionen auf der Insel Sawaii dürfte, soweit sich aus der Beschaffenheit der Lava und ihrer Verwitterung und aus Überlieferungen schließen läßt, folgende sein: 1. Lealatele Lava (keinerlei Überlieferung); 2. Tufu Lava | (einige alte samoanische Gesänge sollen sich auf diese 3. Taga Lava | beiden Eruptionen beziehen); 4. Aopo Lava (v. Bülow schätzt das Alter nach den Überlieferungen auf etwas über 100 Jahre); . Lava von 1902; . Lava von 1905— 1909 (fließt noch). Vollständig dürfte diese Aufzählung wohl nicht sein, insofern als wohl manche kleinere Eruption im Innern der Insel seit Entstehung der Lealatele Lava stattgefunden haben mag; Laven und Schlacken von ebenso frischem Aussehen finden sich in kleinerer Ausdehnung mehrfach. Doch genügt das wenigstens die wesentlichen jüngeren Ausbrüche bringende Verzeichnis, um zu zeigen, daß das Wandern des Eruptionszentrums anscheinend keiner erkennbaren Regel folgte. Rn DU Die Ereignisse der jüngsten Eruption von 1905 sind verschiedentlich beschrieben worden und die Beschreibungen sind zum Teil von Dr. Sapper in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde 1906 zusammengefaßt worden. Ich selbst habe den kleinen Vulkan zweimal am 12. Juli und am 21. bis 23. August 1907 besucht und seine Lavafelder der Länge und Breite nach noch öfter gekreuzt. Über die Topographie des Terrains vor dem Ausbruch im Jahre 1905 ist leider nicht viel Genaues bekannt. Südlich der Plantage Olonono und südlich des Vulkanes streicht eine kleine Hügelkette etwa parallel mit der Hauptrichtung des Toasivi von Westen nach Osten. Wo sich der Nord- abhang dieser Kette mit der Fortsetzung des etwa 20 Meter hohen Abhanges schneidet, der das breite Safunetal östlich begrenzt, befindet sich jetzt der kleine Eruptionskegel. Etwa ?/, Kilometer südlich von ihm verschwindet ein altes Tal unter der neuen Lava, die von dem Krater aus nach Süden geflossen ist. Das Niveau ist an dieser Stelle etwa 660 Meter. Der Krater liegt in der Richtung des Talbettes und man kann schätzen, daß das Niveau der Ausbruch- stelle früher etwa 600 Meter oder etwas weniger war. Es soll das Tal dort eine Stelle stärkeren Gefälles gehabt haben — wofür auch der Ortsname Mata- 522 vanu spricht, der aus mata — Auge und vanu — Schlucht zusammengesetzt ist und das Ende einer Schlucht bezeichnet. Der Rand des Kraters war etwas über 700 Meter hoch; es sind also durch Aschen, Schlacken und Laven über hundert Meter aufgeschüttet worden. Die Höhe des Kegels beträgt jetzt, vom Südabhang gemessen, nur 40 Meter, am Nordabhang etwa doppelt so viel. Am Westabhang befindet sich der Rest eines alten Kraterrandes, aus dem man schließen muß, daß sich im Laufe der Eruption der Krater um etwa 200 Meter nach Osten verschoben hat oder daß, wie ich eher anzunehmen geneigt bin, zwei nahegelegene Eruptionspunkte miteinander verschmolzen sind. Der Krater war bei meinem Besuch — schätzungsweise — 300 Meter lang und 250 breit. Nach Innen fiel er 50—60° steil ein, und in einer Tiefe von 35—40 Meter unter dem Südrand des Kraters befand sich ein See von geschmolzener Lava. Die Lava war in heftiger Bewegung, nahe der Mitte schien sie aus der Tiefe aufzusteigen; wenigstens befand sich dort ein deut- licher Strudel. Rotglühende, aber noch weiche zähe Schollen schwammen auf der hellgelb glühenden Masse. Nach der Leuchtkraft der Schmelzmasse schätze ich die Temperatur des dünnflüssigen Teils auf 1700—1800?. (Ich habe öfter Schmelzversuche im Laboratorium gemacht.) Eine nicht unerhebliche Menge stark saurer Dämpfe — sie rochen wesentlich nach Salzsäure — stieg aus der Lava selbst auf und bildete in geringer Höhe über dem Berge zusammen mit der noch größeren Menge der aus den am Nordhang gelegenen Fumarolen aufsteigenden Dämpfe eine Wolke, die bei gutem Wetter Nachts auch von der Nachbarinsel Upolu aus 80—100 Kilometer Entfernung zu sehen war, und die durch Reflektion des vom Lavasee ausgehenden Lichtes mir Nachts das Lesen in ?/, Kilometer Entfernung gestattete. Die Lava floß aus dem See gleichzeitig nach zwei Richtungen aus durch tunnelartige Hóhlungen am Rande des Walles. Zwei solche Öffnungen befanden sich im Nordosten und eine größere im Süden. Etwa ein Dutzend in unregelmäßigen Abständen aufsteigende Fumarolen bezeichneten deutlich den Lauf der nach Nordosten unterirdisch abfließenden Lava, und eine große Rauchwolke an der Küste markierte ihre Mündung ins Meer. Über den Verbleib der nach Süden — also nach dem gebirgigen Inselinneren zu — abflieBenden Lava ist nichts bekannt; denkbar wäre, daß sich ihr Lauf unter der Oberfläche irgendwo umbiegt und mit der nach der Küste fließenden Lava vereinigt, doch habe ich dafür keine Anhaltspunkte finden kónnen, und es scheint, als ob die Lava der Eruptionsspalte folgend ihre südliche Richtung unterirdisch beibehàlt, aber in so großer Tiefe, daß keine Fumarolen ihren Lauf verraten können. Wenn dies der Fall ist, so müssen wohl die Hohlräume, in die sie sich ergießt, 523 einmal ausgefüllt werden!) und dann der Abfluß nach Norden wachsen, sofern der Zufluß der aufsteigenden Lava nicht stark abnimmt. Bemerkenswert ist die große Geschwindigkeit des Lavaabflusses durch diese Tunnel. Sie schien 10—15 Meter pro Sekunde zu betragen. Eine Messung war mir leider nicht möglich; in den Abfluß hineinge- rissene Schollen tauchten nahezu sofort unter. Aber auch eine ungenaue Schätzung ist besser als gar keine Angabe. Das Auftreten von Flammen, wie ich sie unter ähnlichen Umständen am Kilauea in Hawaii beobachten konnte, habe ich, trotzdem ich in zwei Nächten am Kraterrand stand, nicht feststellen können; möglich wäre es, daß verhältnismäßig schwach leuchtende Flammen wegen der großen Helligkeit der Lava unsichtbar blieben und daß man bei stärkerer Überkrustung des Sees Gelegenheit hätte, Flammen zu beobachten. Auch die Beobachtung mit einem Handspektroskop, wie es in Bessemerwerken benützt wird, ergab nur ein kontinuierliches sehr helles Spektrum ohne helle oder dunkle Linien. Die von manchen Besuchern beschriebenen hellen Flammen sind sicher nur die durch Gase aus dem See heraufgeworfenen Fon- tänen von ganz heißer dünnflüssiger Lava. Das Verspritzen der Lava durch die Gase gibt übrigens auch hier zur Bildung von feinen strohgelben Glas- haaren Anlaß, die, soweit sie über den Kraterrand emporgeweht werden und dann zwischen Steinen hängen bleiben, an den oberen Teilen des Kegels gesammelt werden können. Vom Kilauea auf Hawaii sind diese Glasfäden als Peles Haar bekannt. Außer diesen Haaren und minimalen Mengen feiner schwarzglänzender Asche — auch durch Verspritzen der Lava gebildet — gab der Vulkan zur Zeit meines Besuches keinerlei loses Material von sich. Zu Beginn der Eruption muß das anders gewesen sein; das beweisen die Beschrei- bungen verschiedener Augenzeugen, die Zusammensetzung des Kegels aus Lava, Schlacken und Asche, die sich etwa 7 Kilometer nach Westen erstreckende Schicht frischer glasiger Asche, die man in dem durch Säuredämpfe getöteten Walde findet, sowie verhältnismäßig spärliche größere Blöcke und Bomben in der Umgebung des Kegels. Die ausfließende Lava scheint bei Beginn der Eruption wesentlich Block- lava gewesen zu sein; die nach Nordwesten übergeflossene Blocklava wurde aber wieder durch Fladenlava zum Teil überdeckt. Später hat es bald Block- lava bald Fladenlava gegeben, aber die Fladenlava überwiegt, besonders im unteren Teile des Lavafeldes nahe der Küste. Dort führt ein ganz gut gang- barer Weg über den etwa 10 Kilometer breiten Lavastrom vom Samalaiulu 1) Vielleicht ist dies inzwischen geschehen. Der Abfluß nach dem Meer soll 1908 zugenommen haben. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 69 524 nach Matautu. Obwohl die Lava dauernd im Fließen war, besteht dieser Weg schon seit 1906 — genau habe ich leider nicht in Erfahrung gebracht seit wann. Die Lava hat im Laufe der Zeit den Punkt ihrer Mündung ins Meer öfters verlegt und fließt dabei immer unterhalb der dicken bereits erstarrten Kruste. Hin und wieder hat sie diese Decke offenbar gehoben; manchmal eine glatte Fladenlavadecke nachträglich zerbrochen und in ein wirres Blockgewirr verwandelt; sie ist auch in Form kleiner Strömchen übergeflossen, manchmal als Fladenlava und manchmal als Blocklava. An verschiedenen Stellen sind auch Lavatunnel zugänglich, die die Lava als unterirdischen Lauf benützt, aber wieder verlassen hat. Während der Zeit meiner Anwesenheit hat die Lava aber ihren unterirdischen Lauf nicht gewechselt, und nach mir gemachten Mitteilungen bestand dieser Lauf bereits seit über einem halben Jahr. Man konnte den Lauf gut verfolgen; am Nordostabhange des Eruptionskegels befand sich ein ziemlich tiefer Einbruch der Lavadecke, an dem man das Geräusch der fließenden Lava hören konnte und aus dem eine ungemein starke Dampf- menge aufstieg. Keine zweihundert Meter entfernt war ein zweiter kleinerer Einbruch mit Fumarole und so fort, in unregelmäßigen Zwischenräumen, aber in nahezu gradliniger Anordnung. Bei einigen dieser Einbrüche war es auch möglich, glühendes Gestein zu sehen und bei einem habe ich die hellgelbleuch- tende Oberfläche der Lava selbst in der Tiefe — 20 Meter? — sehen können. Die Mündung des Lavastroms ins Meer gab zu sehr interessanten Erschei- nungen Anlaß. Die Lava hatte auf eine Erstreckung von etwa 10 Kilometer eine neue ungefähr 5 Meter hohe Steilküste gebildet; an dieser Steilküste war ein ziemlich regelmäßig geschichteter Aufbau der neuen Gesteinsmasse sichtbar, der sich durch das Über- und Untereinanderfließen der Laven und die Bildung mehrfacher Abkühlungskrusten erklärt. Auch kleinere Hohlräume zwischen den Lavaschichten kommen vor. An dem Mündungspunkt zur Zeit meines Besuches flofi nun die Lava anscheinend größtenteils bereits unter Meeresniveau aus dieser Steilküste aus. Dafür sprach ein langer heißer Streifen Meerwasser, der sich nach Osten umbiegend vielleicht 3 Kilometer hinaus erstreckte. Beim Befahren der Küste mit dem Boot mußte ich diesen Streifen heißen Wassers, in dem das Meerwasser zum Teil anscheinend wirklich kochte, natürlich vermeiden. Immerhin kam ich so nahe heran, daß man die Hand aus dem heißen Wasser schnell zurückziehen mußte (50—60°) und daß es im Interesse der Erhaltung des Bootes nötig war, wieder ins kühlere Wasser zu fahren. | Trotzdem war es mir möglich, von Westen her bis dicht an die Mündungs- stelle heranzufahren, da dort das Wasser kühler war. Man konnte dort sehen, 525 daß eine geringe Menge Lava auch von einigen Metern Höhe aus der Steil- wand hervorquellend sich ins Meer stürzte. Aus dem Meere selbst aber stiegen mit unregelmäßigen kleinen Eruptionen eine Menge Dampf und größere und kleinere Schlacken auf, die durchschnittlich etwa 10, ausnahmsweise aber auch bis über 150 Meter hoch in die Luft geworfen wurden und einen kleinen hufeisenförmigen Aschenkrater auf den Rand der Lava aufgeschüttet hatten. Bei Nacht gewährten die fließende Lava, die Fontänen glühender Schlacken und der hell erleuchtete Dampf einen prächtigen Anblick. Die weithin sichtbare Dampfwolke wurde von mir an verschiedenen Tagen zu 1500 —4000 Meter Höhe geschätzt. Sie bildete bei gutem Wetter die bekannten blumenkohl- artigen Formen vulkanischer Dampfwolken und war stets bedeutend größer und höher als die Wolke des Hauptkraters. Die Schlacken waren glasig, schwarzglänzend und sehr porös und leicht. Ganz ähnliche Aschen und Schlacken fand man wenig weiter östlich, an der Stelle, wo die Lava zuletzt vor Schaffung ihrer neuen Mündungsstelle ins Meer geflossen war. Der Schlackenhügel war dort etwa 15 Meter hoch. Ein wenig landeinwärts von dieser Stelle zwischen dem erwähnten Fußweg und der Küste befand sich auf dem Lavafeld eine andere kraterartige Bildung; in einem Kreis von 50 Meter Durchmesser war die dort ?/s--1 Meter starke Kruste der Fladenlava anscheinend durch eine Explosion aufgebrochen und zu einem 4— 5 Meter hohen Wall von großen Blöcken aufgetürmt worden. Östlich des neugebildeten Lavafeldes am Fuß der Steilküste von Lealatele findet man an verschiedenen Stellen Ablagerungen von durch Meeresstrómungen dorthin verfrachteten frischen Schlacken, die derselben Art sind wie die, welche sich jetzt an der Mündungsstelle der Lava bilden. Auch auf dem Riff im Nordwesten hat sich eine schwarze Schlacken- und Sandbank aus demselben Material gebildet und war im Wachsen nach Westen zu begriffen. Unter Berücksichtigung der großen Lavamenge, die ich oben am Krater nach Nord- osten ausfließen sah, war es aber evident, daß die sichtbaren Neubildungen an der Küste nur einen ganz verschwindend kleinen Prozentsatz der Lava verbrauchten und daß die große Masse ihren Weg ins Meer fand — ohne jede andere Spur als den etwa 3 Kilometer langen heifjen Wasserstreifen, der wohl dem Lauf des unterseeischen Lavastroms entsprach. Vielleicht sind auch kleine lokale Seebeben mit großen, aber ganz lokalen Flutwellen an diesem Teil der Küste auf diesen unterseeischen Lavastrom zurückzuführen. Im Juni und Juli 1907 hatten einige Boote dadurch Schaden gelitten und meine Leute waren deswegen sehr in Angst; ich selbst konnte aber keines dieser Pháno- mene beobachten. Vielleicht hat es sich um Einschließen von Wasserdampf 69* 526 unter der Lavadecke und plötzliche Explosion desselben unter dem Meeres- spiegel gehandelt. Da die Lava im unteren Teil ihres Laufes altes Kulturland verheert hat, so sind ihr namentlich viele Kokospalmen zum Opfer gefallen. An Stellen, wo sich die Lava in einem Sack von bereits festen Schlacken versteckt vor- schob, sind die Palmen einfach umgerissen worden; war sie dünnflüssig genug, so umfloß sie aber die Bäume, und es blieben an manchen Stellen die Bäume sogar dabei am Leben. Öfter wurde ihr Stamm aber durchgebrannt und stellenweise verkohlte er, einen tiefen Hohlzylinder in der Lava hinterlassend, an dessen Innenwänden man saubere Abdrücke der Holzkohlenstruktur in der Lava erhalten sehen kann. Mehrfach ist die Lava beim Überfließen eines Tales in dieses buchtartig stromaufwärts hineingeflossen, so besonders auch bei Samalaiulu. Derartige, durch präexistierende Talbildungen verursachte Zungen und Buchten am Rande eines Lavastroms hat man übrigens auch sehr schön am oberen Teil des Tercigno-Lavastroms beim Vesuv 1906 beobachten können. Über die Menge der Lava kann man sich schwer einen Begriff machen; das neue Lavafeld ist etwa 14 Kilometer lang und zwischen zwei und zehn Kilometer breit; welche Mächtigkeit aber die neue Lava hat, ist mangels genauer Kenntnis des früheren Niveaus nicht zu sagen; sie schwankt sicher zwischen über hundert und einem halben Meter. Außerdem ist aber in Betracht zu ziehen, daß die Masse der im Meer versunkenen Lava ein Vielfaches der uns sichtbar gebliebenen ist. Ehe wir uns den anderen Inseln zuwenden, wäre zu erörtern, wieweit sich aus den Beobachtungen Schlüsse über den tektonischen Bau der Insel machen lassen. Als wesentliches ergibt sich dabei folgendes: Ein Zentralvulkan, wie auf vielen anderen ozeanischen Vulkaninseln, existiert nicht; ebensowenig eine Gruppe von einigen unabhängigen Zentral- vulkanen, wie z. B. auf Hawaii mit seinen vier Haupteruptionszentren, Maui und Oahu mit seinen zwei Bergen. Dagegen existiert anstatt eines Haupt- schlotes eine Hauptspalte, die von Falealupo über den Toasivi bis zum Toiavea reicht, sich dort gabelt und einerseits, wenig nach Norden abweichend, südlich von Tapueleele an die Küste reicht, anderseits stárker nach Süden abweichend über Mafana und Tafua sich nach den übrigen Inseln der Gruppe fortsetzt. Außer diesen Linien von unzweifelhafter tektonischer Bedeutung scheint aber auch eine Linie, die wir von einem Punkt zwischen Safune und Matapoo an dem neuen Vulkan vorbei zum Maugaloa und von dort zu der Lava von Taga ziehen können, eine Bedeutung zu haben. Wie oben erwähnt, befindet sich am Ostrand des Safunetals an dieser Linie anscheinend eine Verwerfung mit 527 Absinkung des westlichen Teiles. Auch entsprechen die Halbinseln von Matautu und Taga ungefähr dieser Linie. An dem Krater von 1902 waren außer der neuen Ostwestspalte auch kleinere Nordsüdspalten zu sehen; ebenso befinden sich westlich des Toiavea einige àltere Nordsüdspalten. Hiernach gewinnt man den Eindruck, daß auf Sawaii eine Tendenz zur Bildung von Spalten in der Richtung des Toiasivi und senkrecht dazu vorliegt. Wie wir später sehen werden, findet das Gleiche auch auf Tutuila statt. Apolima. Etwa halbwegs zwischen Sawaii und Upolu liegt die kleine Insel Apolima, die mit ihrem steilen Profil an das Vorgebirge Tafua erinnert. Bei näherer Besichtigung besteht sie auch tatsächlich aus einem ähnlichen braunen Tuff. Sie bildet, wie die kleine Kartenskizze zeigt, einen einzigen, nach Norden offenen Kraterwall; der Kraterboden ist nur wenige Meter (6— 14) hóher als das Meeresniveau und senkt sich sanft nach Norden, wo das Meer in einer kleinen nach außen durch ein Korallenriff abgeschlossenen Bucht in das Innere des Walles etwas eintritt. Die Innenhänge des Walles sind 30—40° steil, die Außenabhänge aber erheblich steiler (etwa 60°). Lavastróme habe ich nirgends hervortreten sehen; vermutlich befindet sich unter dem Meeresspiegel ein Lavaerguß auf der Nord- seite der Insel, da auf dieser Seite der Wall eingestürzt ist. Bei der Bildung des braunen kompakten Tuffes hat das Meereswasser sicher eine Rolle gespielt; an der Nordostecke des Außenwalles fand ich Korallen und Muschelreste im Tuff Ich vermute, daß die Insel, ebenso wie der Tafuaberg, ursprünglich submarin gebildet wurden. In dem Tuff finden sich ziemlich hàufig Ein- sprenglinge meist recht massiver, seltener poróser, Lavablócke. Die Insel besitzt trotz ihrer Kleinheit infolge der dichten Beschaffenheit des Tuffes ständige Quellen und sogar einen kleinen Bach, der den Krater- boden von Süd nach Nord durchfließt. Manono. Die Insel Manono ist gánzlich anderer Art; sie besteht nicht aus Tuff, sondern nur aus Lava. Die hóchste Erhebung von etwa 70 Metern liegt nahezu in der Mitte; dort befinden sich aber, ebenso wie auch sonst auf der Insel, keine deutlichen Spuren eines wirklichen Kraters. Im Westen der Insel — einige hundert Meter westlich des Weges von Salua nach Apai — findet man zahlreiche Schlacken. Überall an der Küste sieht man, soweit nicht rezente Korallenbildungen und Meeressand vorkommen, die durch die Wellen von der Verwitterungskruste befreite schwarze Basaltlava. 928 Auf dem westlich vorgelagerten Felsen Nulopa kann man in einem kleinen Basalttunnel, der sich im Meeresniveau befindet, einige Meter hineingehen. Die kleine Höhle ist aber durch den Wellenschlag stark verändert und zeigt nur undeutlich ihren Ursprung aus einem Lavatunnel. Die ganze Insel Manono kann man als einen flachen Basaltdom bezeichnen, der sich durch Lavaerguß unter nur unwesentlicher Beteiligung explosiver Erscheinungen gebildet hat. Im Charakter des Gesteins entspricht sie anscheinend genau der Ostspitze der Insel Upolu, von der sie nur wenige Kilometer entfernt und durch nur flaches Meer getrennt ist. Upolu. Die Insel Upolu besteht ebenso wie Sawaii wesentlich aus einem einzigen langgestreckten Höhenrücken. Das wird hier um so deutlicher, als bei gleicher Länge die Insel nur halb so breit ist wie Sawaii Diese geringere Breite hängt mit der geringeren Höhe zusammen — der Rücken dürfte 700 bis beinahe 1000 Meter hoch sein —, und da die Neigungswinkel beinahe gleich sind, so resultiert bei halber Höhe auch die halbe Breite. Die vulkanische Tätigkeit ist auf Upolu seit geraumer Zeit erloschen; man sieht zwar besonders in dem etwas jüngeren westlichen Teil der Insel noch eine Reihe mehr oder minder gut erhaltener Eruptionskegel, und die Laven machen an den Küsten oft noch einen recht frischen Eindruck, aber es fehlt jegliche Überlieferung über vulkanische Ausbrüche, und überall, wo nicht die Brandung der See oder die Erosion der Bäche das Gestein blofgelegt haben, findet man eine dichte Vegetation. Immerhin sind die Laven auch unter der Walddecke. oft noch frisch genug, um die Fladenstruktur oder die kantigen Blöcke der Oberfläche erkennen zu lassen, je nachdem sie als Fladen- lava oder als Blocklava einst ausflossen. Auch finden sich östlich von Siumu und angeblich auch an anderen Stellen noch wohlerhaltene Lavatunnel. In den flacheren Teilen finden sich ausgedehnte Flächen, wo die Laven nicht nur mit einer Verwitterungsdecke sondern auch mit von den höheren Teilen der Inseln heruntergebrachtem Schwemmland überdeckt sind. An diesem oft tief- gründigen fruchtbaren Boden haben anscheinend auch die Aschenfälle der Vulkanausbrüche einen wesentlichen Anteil, so namentlich im Westen bei Muli- fanua, bei Magia und an anderen Orten. Trotzdem treten alle diese sedi- mentären Bildungen, wenn sie auch hier mehr Bedeutung haben als auf Sawaii, gegen die Laven, aus denen die Insel aufgebaut ist, zurück. Zu den sedimen- tären Bildungen gehören auch die Korallenriffe der Küsten, die auf Upolu eine größere Bedeutung haben als auf Sawaii Frische Laven, die bis ins 529 Meer hinausgeflossen sind, verhindern eben die Ansiedlung der Korallen und haben außerdem infolge der vertikalen Kontraktionsspalten der basaltischen Lava die Neigung, senkrecht abzubrechen und eine Steilküste zu bilden. Eine solche Steilküste hat sich z. B. schon an der neuen Lava von 1905 auf Sawaii gebildet. Sawail, die junge Vulkaninsel, hat daher wesentlich eine Steilküste und verhältnismäßig wenig Korallenriffe vorgelagert, Upolu aber ist nahezu von Korallenriffen umgeben und besitzt nahe der Küste ein ausgedehntes flaches Vorland. Auch Korallen und Muschelsand am Strand, die sich auch auf Sawaii finden, haben auf Upolu eine größere Ausdehnung und Mächtigkeit. Der Wind hat solchen weißen Sand oft weit ins Land hineingeweht, und man darf aus solchen Sanden nicht etwa auf eine Hebung der Insel schließen; ebensowenig darf man das tun auf Grund von im Inland gefundenen Korallen und Muscheln. Die Eingeborenen gebrauchen nämlich gebrannten Kalk zum Färben ihrer Haare und belegen auch gerne das Innere ihrer Häuser und hin und wieder Dorfwege mit weißem Korallengeröll, das sie am Strande in Körben sammeln. Aber selbst im dichtesten Urwald, an Stellen, die die Ein- geborenen nicht besuchen, findet man oft genug Muscheln und namentlich Schneckengehäuse, die von den Einsiedlerkrabben verschleppt sind. Mir ist auf der Insel Upolu überhaupt kein Zeichen von einer bedeu- tenderen Hebung bekannt geworden; im Gegenteil scheinen mir die von Sand- barren abgeschlossenen, aber doch ziemlich tiefen Aestuare der Bäche im Osten der Insel eher für eine unbedeutende Senkung zu sprechen. Mit dem älteren Charakter der Insel hängt auch die stärkere Erosion und der größere Waserreichtum zusammen. Die anfangs porösen Laven sind durch die Verwitterung allmählich wasserundurchlässig geworden; in einem lateritähnlichen oder auch tonigen Boden liegen die Reste der alten Lava oft nur als rundliche Blöcke, deren Oberfläche sich zwiebelschalenförmig ablöst. Es versickert deshalb bei weitem nicht so viel Regenwasser wie in den jungen Vulkangebieten; die Bäche haben großenteils dauernd Wasser und sind oft tief eingeschnitten. Diese tiefen Schluchten zeigen gelegentlich das Auftreten von Eruptivgängen. Das Gestein derselben ist meist unverkennbar gewöhn- licher Feldspatbasalt mit mehr oder minder reichlichem Olivin — geradeso wie die Laven, von denen sich die Gänge nur durch das Zurücktreten der Gasporen unterscheiden. Ein etwas abweichendes Gang-Gestein (Nephelinbasanit) fand ich südöstlich von Apia, bei der prähistorischen Ruine eines Steinhauses, das fale o le fee genannt wird. An dem gleichen Punkt finden sich große Blöcke von Kalksinter sowie auch kieselige Sinterbildungen. Der Kalksinter hat zu dem Namen fale o le fee, auf Deutsch Polypenhaus, Anlaß gegeben. 530 Ein großer Octopus soll in alten Zeiten dort gehaust haben und sich die ihm lieben hellen Korallenkalkblócke — von drei und fünf Meter Durchmesser — - vom Meer heraufgeschleppt haben. Diese Kalkblócke sind aber kein Korallen- kalk, sondern Sinterbildungen, die vermutlich einer Mineralquelle ihr Dasein verdanken. Ich habe diese Quelle, die móglicherweise noch existiert, nicht gefunden, halte es aber für wünschenswert, daß danach gesucht wird. Die Blöcke, die ich gesehen habe, sind in einem Bachtale herabgekommen. Wenn ich nicht irre, so hat man schon einmal diesen „Korallenkalk“, der sich einige hundert Meter hoch hier findet, als Zeichen einer rezenten Hebung angesehen. Was den tektonischen Aufbau der Insel betrifft, so scheinen außer der Hauptspalte auch in geringerem Grade kleine senkrecht dazu stehende Quer- spalten daran beteiligt gewesen zu sein; wenigstens lassen die Vorberge, wie der Apiaberg, der Fao, der Malata sowie die ziemlich tief eingeschnittenen Buchten von Falifà, Fagaloa und Tiavea, eine solche Deutung zu. 'Tutuila. Tutuila, die größte der Amerika gehörigen östlichen Gruppe des Samoa- nischen Archipels, besteht ebenso wie Sawaii und Upolu aus einem älteren östlichen und einem jüngeren westlichen Teil. Eine Linie, die wir von der Bucht zwischen Tafuna und Nuuuli nach Fagasà ziehen, bildet ungefähr die Grenze dieser beiden Gebiete. Bei Tafuna selbst finden wir nahe der Küste vollkommen frische Basaltlaven mit schlackiger Oberfläche. Auf dem Wege von Tafuna nach llili überschreitet man dann sanft geneigte, aber bereits tief verwitterte und mit fruchtbarem Boden bedeckte Laven, wie wir sie von Upolu her kennen. Zwischen Iliili und Faleniu findet sich ein brauner, anscheinend durch Süßwasser geschichteter Tuff mit kleinen Basaltgeróllen. Beim Abstieg nach der Leonebucht trifft man in dem frucht- baren Flachland ziemlich mächtige Schichten von Tuff, Lapili und Sanden. Südlieh des eben beschriebenen Weges befindet sich ein Hügelland von schätzungsweise 3—400 Meter Höhe, das anscheinend ziemlich jungen Charakter hat; wenigstens habe ich beim Umfahren der Küste dort frische schwarze Laven gesehen. Etwas älter erscheint das nördlich gelegene Hügelland zu sein, zwischen dem Inland-Dorf Malaeola und der Nordküste. Südlich der von mir auf 363 Meter bestimmten Paßhöhe des Weges nach Asu befindet sich ein ziemlich ausgedehntes Hochland von etwas über 300 Meter Höhe. Beim Abstieg nach Malaeola kann man einen kleinen basaltischen Schlacken- kegel von etwa 196 Meter Meereshöhe nahe dem Dorfe beobachten. Die Bäche 531 haben von diesem Bergland nach Malaeola zu eine Menge Geröll herabge- schleppt. Neben gewóhnlichem Olivin-Feldspatbasalt fiel mir dabei ein Gestein mit großen weißen Feldspäten auf (Andesit-Basalt?) Folgen wir von Leone aus der Küste weiter nach Westen, so sehen wir nahezu horizontalgelagerte über- einandergeschichtete Basaltlaven; hin und wieder werden diese Schichten von vertikalen Gängen durchbrochen, und die mächtigeren dieser Gänge treten auch gern als kleine Landzungen hervor, so z. B. südlich der Bucht von Amanave. Ein paar kleine Felsen setzen diesen anscheinend nahezu Nordsüd streichenden Gang bis ins Meer hinein fort. Die nórdlich dieser Bucht gelegene Westspitze der Insel verdankt vielleicht ihre Form einem Ostwest gerichteten Gang; sie läuft auch in vorgelagerte Felsinselchen aus. Von hier aus wenden wir uns nun zur Nordküste, die wesentlich steiler ist, und abgesehen von den Buchten, in denen meist ein schmales, enges Flachland bis ans Meer reicht, die Felsen oft nahezu senkrecht 10— 50 Meter hoch ins Meer abfallen. Auf diesen Abbrüchen sieht man den gleichen Aufbau aus flachgelagerten, übereinander- geschichteten Laven. Oft hat eine Lava die Verwitterungsdecke der unter- liegenden rot gebrannt. Auch Tuff, Geróll und Aschenlager kommen vor, aber nur sehr untergeordnet. Eine große Anzahl mehr oder minder vertikaler Gänge durchbrechen diese Laven. Diese Gänge streichen fast alle von Nord nach Süd. Je weiter wir nach Osten gehen, desto älter wird jetzt der Charakter der Insel; die Täler sind tiefer eingeschnitten und die Gesteine sind vielfach zu einer roten oder gelben lehmigen Masse verwittert. Nur die Gänge haben meist ein frischeres Aussehen. In der Gegend von Fagasà sind die lehmig verwitterten Schichten kurz vor meinem Besuch die Ursache zu einem nicht unerheblichen Bergsturze gewesen. Eine Periode starken Regenwetters war dem Ereignis vorausgegangen. Von Fagasà zieht sich die Hauptkette des älteren östlichen Tutuila nach Osten bis zur Ostspitze der Insel. Die Gesteine sind hier, namentlich in den Gängen, nicht mehr ausschließlich Feldspatbasalt und machen zum Teil einen trachytartigen Eindruck. Doch sind echte Basalte vorherrschend, und zwar noch mehr, als aus den von mir mitgebrachten Handstücken hervorgeht, da ich gerade die vom Basalttypus abweichenden Gesteine vorzugsweise gesammelt habe. Besonders auffallend unter den Gang- gesteinen ist ein körniges schwarzweißes Gestein von fast syenitähnlichem Aussehen (Nephelinbasanit) aus dem Tal von Fagasà sowie der mächtige Gang, der die Westseite der Vatiabucht bildet und sich in der Insel Pola fortsetzt (Trachyt). Die älteren Laven sind in der Regel derart verwittert, daß man nicht leicht frische Handstücke erhalten kann; doch mögen sie, wenigstens Abk. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 70 532 zum Teil, auch wie die Gänge vom Basalt abweichende Gesteine sein. Die jungen frischen Laven bestehen, soweit ich sehen konnte, ausnahmslos aus meist recht olivinreichem Feldspatbasalt. Östlich von Afono befindet sich an der Küste eine berühmte Höhle, die sich ziemlich weit in einen aus plattig abgesondertem, grauen Gestein bestehenden Berg hineinerstreckt. Die Höhle dürfte wohl der Brandung in Verbindung mit einem unterirdischen Wasserlauf ihren Ursprung verdanken. Bei Afono selbst finden sich noch verschiedene andere Ganggesteine (neben Basalten auch Trachyte) sowie im Boden des Schwemmlandes der Bucht Blöcke eines anschei- nend sekundär angeschmolzenen Gesteines. Diese Anschmelzung schien mir künstlich zu sein. Weiter östlich herrschen an der Küste junge Basaltlaven vor, so bei Masausi nnd Sailelee An der Ostküste zwischen Tula und Alao findet man Lager gehobenen Korallengesteines — nur circa 20 Meter über dem Meer. Bei Alao kommen auch graue, anscheinend submarine vulkanische Tuffe vor. Die vorgelagerte kleine Insel Aunuu besteht aus einem braunen Tuff und bildet einen ziemlich wohlerhaltenen Krater. In diesem Krater befinden sich ein paar kleine Seen, die einen nach Osten fließenden Bach speisen. Am Ausgang dieses Baches sieht man die schön regelmäßige Schich- tung des Tuffes und südlich davon auch etwas anstehende Lava. Die Südseite der Insel Tutuila, von Alao bis zum Hafen von Pagopago, ist etwas weniger steil als die Nordseite und zeigt nicht ganz so tief eingeschnittene Täler und Buchten. Die Gesteine sind aber wohl mehr oder minder dieselben. Die Bucht von Pagopago ist durch ihre rechtwinklig umgebogene Gestalt auffallend. Der längere Schenkel des rechten Winkels entspricht einem Tal, das sich südlich der Hauptkette der Insel noch weiter nach Westen in der Richtung nach Fagasä fortsetzt, und der kürzere Schenkel setzt sich über den Paß von Aoa nach der Bucht von Afono fort. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Form dieser Bucht auf die beiden Hauptrichtungen des tektonischen Skeletts der Insel zurückzuführen ist, nämlich auf die Ostwest streichende Hauptspalte und die dazu senkrechten Nordsüdspalten und Gänge, Ob sie aber ein altes Erosionstal ist, das durch Ganggesteine, die in den beiden Richtungen sich hinziehen, in seiner Ausbildung bestimmt wurde und durch Senkung der ganzen Insel nachträglich unter Wasser kam, oder ob wir es hier mit den Folgen von Verwerfungen längs der Spalten zu tun haben, wage ich nicht zu entscheiden. Ich neige aber eher zu der letzteren Auffassung. Die Gesteine an der Bucht sind tief verwittert und geben zu größeren und kleineren Bergrutschen Anlaß. Der höchste Berg der Insel, der Matafao, befindet sich westlich der Bucht; ich maß seine Höhe zu 640 Meter. Ein 533 Kamm, der sich von seinem Gipfel nach Westen zieht, besteht aus einem dickbankig brechenden weißen Ganggestein,. das hochgradig verwittert ist. Am Südabhang treten rote Lehme auf, die steil nach dem Tal von Fagaalu abfallen. Auch dort sind Bergstürze häufig. Etwas niedriger wie der Matafao ist der östlich der Bucht gelegene Pioa, der von Pagopago das Aussehen eines massiven Blockes hat, aber nach Nordosten sich in einem langen Kamm hinzieht und zu der Hauptkette der Insel gehórt. Die Insel Tutuila bietet, wie wir gesehen haben, von allen Inseln des Archipels das abwechslungsreichste Bild. Die Erosion und anscheinend auch Verwerfungen haben tiefe Täler geschaffen; an den steilen Küsten und Tal- wänden sind die alten verwitterten Laven und die zahlreichen Gänge gut aufgeschlossen, und wir sehen hier, daß das Eruptionsmaterial nicht immer ganz gleichartig geblieben ist. Die jüngeren Gesteine sind aber auch hier echte Basalte.e. Wir dürfen wohl daraufhin schließen, daß auch die Insel Sawaii in ihrem nicht zugänglichen Innern unter der Decke der Basalte ver- mutlich andere Gesteine aufweist; doch ist dort wegen des Fortbestehens der Basalteruptionen, die alle Täler ausfüllen, bisher eine tiefe Erosion nicht möglich gewesen.!) Das Bestehen eines rechtwinkligen Spaltensystems tritt hier auf Tutuila noch deulicher zutage wie auf den beiden westlichen Inseln. Die Richtungen der Bergketten von Ost nach West und die Richtungen der Gänge von Nord nach Süd sind überall deutlich bemerkbar. Alle drei Inseln stimmen darin überein, daß ihnen ein Haupt- oder Zentralkrater fehlt, daß der west- liche Teil der jüngere ist und daß ihnen im Osten anscheinend submarin gebildete Tuffkrater vorgelagert sind, die auch jünger als die Hauptinseln sind. Manua. Hundert Kilometer östlich von Tutuila liegt die „Manua“ genannte Gruppe, bestehend aus den Inseln Ofu, Olosega und Tau. Letztere allein wird auch Manua genannt. Die Inseln Ofu und Olosega bilden zusammen einen steilen Höhenrücken, der sich an einer Stelle bis ans Meer heruntersenkt und dort eine Durchfahrt für Boote zwischen den beiden Inseln gestattet. Beide Inseln sind auf über- einandergeschichteten Laven aufgebaut, und man könnte beinahe glauben, daß sie den zwischen zwei Einbruchskratern stehengebliebenen Rest eines alten ') In dem verhältnismäßig tief eingeschnittenen Silital fand ich ein Gestein, das von M. Weber als Phonolith bestimmt wurde. 70* 534 Kraterwalles bilden. Möglicherweise gibt darüber einmal eine genaue Ver- messung der Meerestiefen in der Nachbarschaft Aufschluß. Möglicherweise aber bilden sie auch den Rest eines ähnlichen sanft geneigten Rückens, wie wir ihn in den beiden westlichen Inseln Samoas sehen, und die steilen Abhänge im Norden und Süden sind der Erosion durch das Meer mit oder ohne Mitwir- kung von Verwerfungen zuzuschreiben. Der Zustand der Verwitterung erinnert an Upolu; vielleicht sind diese Inseln eher noch etwas jünger als Upolu. Am Westende von Ofu befindet sich eine kleine Insel von Schlacken und Tuff, Foisina. Gänge sind reichlich vorhanden, besonders im Osten von Olosega. Zwischen Olosega und Tau fand nach Nachrichten in der Litteratur 1866 ein Ausbruch statt. Ein älterer Einwohner von Olosega erzählte mir, daß hohe Wasser- und dichte Rauchsäulen herausgeschleudert wurden, daß nachts ein deutlicher Feuerschein zu sehen war, und daß Schlacken und Bimssteine herausbefördert wurden. Nach seinen Angaben hätte das Ereignis 1870 statt- gefunden. Ich vermute aber, daß seine Zeitrechnung, wie bei den Polynesiern üblich, etwas im argen lag. Die Deutsche Seekarte nennt dort einen unter- seeischen Vulkan in 46 Meter Tiefe und setzt hinzu „Anwachsen wahr- scheinlich*. Zunächst dürfte wohl der Schlackenhügel abgetragen werden durch die Meeresströmungen. Die Insel Tau ist in mancher Beziehung recht abweichend von den bisher beschriebenen Inseln. Während die Inseln Upolu, Tutuila, Ofu und Olosega und in geringerem Grade auch Sawaii sich als Gebirgsketten präsentieren, weicht Tau von dem gewohnten Bild einer Vulkaninsel weniger ab: sie besteht aus einem einheitlichen, nur ganz wenig von Nordwest nach Südost gestreckten flachen Kegel mit geringem Böschungswinkel im unteren Drittel, etwas steilerer Neigung in mittlerer Höhe und wiederum flacher ansteigender Böschung in dem höchsten Teil. Oben befindet sich eine Art Plateau mit aufgesetzten kleinen Kegelchen; das Plateau ist etwa 800—850 Meter hoch und der höchste Kegel erreicht nahezu 880 Meter. Soweit ich bei meiner Durchquerung der Insel sehen konnte, besteht sie ausschließlich aus olivinreichen Feldspatbasalt- laven, mit nur sehr untergeordnet auftretenden Schlacken und Tuffen. Der Anstieg vom Dorfe Tau aus ist ziemlich sanft und gleichmäßig; man über- schreitet dabei eine Reihe von Tälern, die ganz und gar den Typus der ,Alia* wie in Sawaii haben. Das Hochplateau fállt aber nicht nach allen Seiten so sanft ab; nach Norden und nach Osten befinden sich etwa 30— 40? steile Abhànge von mehreren hundert Metern Hóhe, die erst tiefer wieder in die sanfte Neigung übergehen, und im Südosten befindet sich ein jàher Abbruch von 70—80° Neigung. 535 Am Boden dieses Abbruches befindet sich eine nahezu horizontale Terrasse von Sichelform, die durch einen zweiten ähnlichen Abbruch im Südosten begrenzt wird. Die Höhe dieser beiden Abbrüche habe ich nicht messen können — da ich leider nur kurze Zeit auf dieser vom regelmäßigen Verkehr ausgeschlossenen Insel bleiben konnte —, ich schätze sie aber auf je 200 Meter. Vom Fuß des zweiten Abbruches fällt das Terrain sanft nach der Küste hin ab; die Küste selbst aber ist eine hohe Steilküste. Die beiden Abbrüche erinnern in ihrem Aussehen an die Wände von Einsturzkratern, wie wir sie aus basaltischen Gegenden, namentlich von den Hawaiischen Inseln her kennen, und sind zweifellos ebenso zu erklären. Nur ist nach der ganzen Topographie nicht wohl anzunehmen, daß hier auf Tau sich durch den Einsturz allseitig umschlossene Krater, wie der Kilauea oder der Mokuaweoweo, gebildet haben; der Einsturz ist eben nicht zentral gewesen, sondern liegt südöstlich des Gipfel- plateaus. Dies dürfte ein Beweis dafür sein, daß sich auch hier eine Tendenz zur Verlegung des Ausbruchzentrums in der Richtung des Streichens der ganzen Inselgruppe zeigt. Nächst Sawaii ist Tau die jüngste Insel; die Verwitterung ist zwar weit genug vorgeschritten, um einem dichten Urwald Boden zu schaffen, aber die kleinen Täler legen überall die wohlbekannten frischen Oberfláchenformen der Fladenlava frei, und die Felswände zeigen einen regelmäßigen Aufbau aus frischen Laven. Rose Island. Die östlichste Insel der Gruppe soll nach den Berichten des Herrn Cap. Stefany nur aus Sand und Korallen bestehen. Von den vulkanischen Gesteinen, die wohl zweifellos den Sockel der Korallenbauten bilden, soll nichts zu sehen sein. 536 Von den durch mich gesammelten Handstücken aus Samoa habe ich eine Auswahl der typischsten Stücke Herrn Professor Max Weber übergeben, der die große Liebenswürdigkeit hatte, die petrographische Untersuchung zu über- nehmen. Hierzu möchte ich noch einmal hervorheben, daß die gesammelten Handstücke insofern ein unrichtiges Bild der Zusammensetzung der Inseln liefern, als ich vorzugsweise von dem gewöhnlichen Typus der Feldspat- basalte abweichende Gesteine mitgenommen habe; in Wirklichkeit herrscht in dem ganzen Gebiet eine noch viel größere Einförmigkeit, als aus dem Ver- zeichnis der untersuchten Gesteine hervorgeht. Außer Herrn Professor Weber, der die mikroskopische Untersuchung dieser Gesteine übernommen hat, fühle ich mich verpflichtet, hier noch allen denen zu danken, die mir an Ort und Stelle bei der häufig ziemlich umständlichen und schwierigen Bereisung der Inseln behilflich waren. Ich kann hier füglich nicht alle diese Herren namentlich aufführen — es sind ihrer viele. Der Gouverneur von Deutsch Samoa, Exzellenz Dr. Solf, und der Gouverneur von Amerikanisch Samoa, Captain Moore, die Leiter der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft und der Deutschen Samoagesellschaft sowie deren ver- schiedene Vertreter und Agenten auf Sawaii, die Väter der französischen katho- lischen Mission, von der protestantischen Mission Rev. Neil, der Amtmann von Sawaii Mr. Williams, die Landmesser Haidlen, Lammert, Macdonald, die Kapitäne Allan und Stefany, Herr Nelson in Safune, Herr David in Salaelua, und nicht zuletzt die Herren Dr. Angenheister, W. von Bülow und Dr. Funck sind mir in liebenswürdiger Weise entgegengekommen und haben mir mein Unternehmen in jeder Weise erleichtert. Ihnen allen sage ich meinen herzlichsten Dank. Herr Max Weber hat inzwischen die Resultate seiner petrographischen Untersuchung in dieser Zeitschrift, Bd. XXIV p. 289 ff, mitgeteilt. Da mein Manuskript bereits im Jahre 1908 vollendet war, habe ich leider nicht überall auf seine wichtigen Ergebnisse Bezug nehmen können. Dies gilt auch von den Karten, deren verspätete Herstellung durch den Kartographen Herrn Chr. Peip wesentlich schuld an der Verzögerung des Erscheinens meiner Arbeit ist. id Bemerkung zu den Kartenbeilagen. Die Deutsche Seekarte Nr. 257 ist bisher, soweit mir bekannt, die beste Karte der Samoainseln; nur für Upolu ist die Langhanssche bei Justus Perthes 1900 erschienene Karte vorzuziehen. In den beiliegenden Kartenskizzen habe ich eine Reihe von Ver- besserungen festgelegt; ich bemerke, daß ich nicht topographische Aufnahmen machen wollte und dafs mein Handwerkszeug nur in einem guten Kompaß, einem Taschen-Aneroid und in einem zweiten allerdings ungewöhnlich zuverlässigen Aneroid bestand. Die auf der Seekarte leider nur so klein gedruckte Anmerkung: „Die meist nur auf flüchtigen Aufnahmen beruhende Karte ist mit großer Vorsicht zu gebrauchen‘, gilt also auch für meine Karten. Immerhin ist das topographische Bild von Sawaii wesentlich richtiger zum Ausdruck gebracht als auf der Seekarte, die sich auf die Aufnahmen des Dr. Fr. Reinecke stützt, und auch auf den anderen Inseln ist außer den neuen Höhenzahlen noch manche Verbesserung gegen die alten Karten gebracht worden. Die Zeiehnung ist nach meinen Skizzen und Angaben von Herrn Christian Peip in Eisenach angefertigt worden. Über die einzelnen Höhenmessungen gebe ich noch im folgenden eine kleine Tabelle. Höhentafel. Die Höhen wurden mit einem kleinen Aneroid, System Goldschmidt, von Th. Usteri- Reinacher, Zürich, bestimmt. Das Aneroid wurde vorher und nachher in Zürich geprüft. Die Herren Dr. Angenheister und Dr. Funck stellten mir gleichzeitige Beobachtungen an der Küste zur Verfügung. Die durchschnittliche Entfernung der von mir gemessenen Punkte von Apia, wo die Vergleichsbeobachtungen stattfanden, beträgt für Sawaii 75 Kilometer. Es ist anzunehmen, daß der Gang des Luftdruckes in Sawaii ungefähr parallel mit dem ın Apia ist. Für Tutuila und Manono sowie auch für die Taugruppe habe ich die Vergleichs- beobachtungen nicht benützt, da ich stets oft und schnell genug selbst am Meeresstrand beobachten konnte. Der Fehler der Höhenbestimmungen dürfte unter Berücksichtigung früher mit dem- selben Instrument gemachter Erfahrungen nur ausnahmsweise 10 Meter übersteigen. Sawaii. Meter Safune, Terrasse des Kaufhauses Nelson . : à i : ; ! 5 Letui, Pulinuuhaus (Pulinuu = Dorfschulze) . : : : 1 : 95 Aopo, 3 : ; : : , ; : ; 5 : : 216 Schutzhütte I à é , 4 : d 2 : ; : : 1247 Maugaafi, hóchster Punkt , : ; B : ; : ; : 1597 Kraterrand Ostseite . ; : t ^ : " : : 1 5 1564 Fuß des Aschenkegels, circa . : : : : : : 5 1464 Kraterboden . : ? i ; : : ; 5 ; 1529 , tiefste Stelle E , : E : , , ; 2 1524 Sawall. Aussichtspunkt auf einem Schlackenhügel südlich des 1902 Ausbruchs, vermutlich Lagerplatz des Herrn Neil Östlicher Kegel des 1902 Ausbruchs Westlicher Kegel des 1902 Ausbruchs Runder Schlackenkegel ,Kapasu* Höchste Erhebung der Insel HePerg" Schutzhütte II ! 3 3 j III : : Hufeisenberg mit Aussicht NW 5 SO Kegel i Missi Schutzhütte IV am Südfuß desselben Kleiner Hufeisenkrater Mündung meines neuen Weges auf den Williensweg Schutzhütte V ; VI ! TER, : Bananenpflanzung Williams mit Hütte Sil . Palauli Schutzhütte am Mans Kraterrand des Mafana Kraterboden .Mataaga^ am Mafana Tafua "Tafuabergeipfel Kraterboden Sosogo Matapoo Olonono Kegel nördlich des Mapgalea Paß östlich des Maugaloa Maugaloa, eirca i ; Schutzhütte nördlich des BT "Williams „Mataaga® Williams Schutzhütte südlich des -Mutaagat Faga Tapueleele Olomanu Kegel, circa Matofà " . Mataulanu Kraterrand 5 Boden 1769 1757 Meter. 1664 — 1649 1795098 1858 — 176 NS T9102 Try Q2 1762 1640 1463 14972909 906 331 29 5 684 971 885 899 ge I 188-2950 0 0I 17,6 E 11559 25,9 102 23 383... 883 960 - 1000 997 P n 1484 E 1621 E 160 600 750 895 859 Sawall. Toiavea : : 3 2 Schutzhütte NW des Toiavea . 5 5 an großer Alia (Maliolio) Hufeisenberg mit Durchhau von Williams z höchster Punkt „Mauga Pule* Schutzhütte N davon : à : : Williams 3 I 1 Olocamp (Schutzhütte Williams), circa Übergang über Alia N von Olonono, circa Schutzhütte in Alia S vom Matavanu-Krater Matavanu-Krater, Westgipfel und Ostgipfel NO Rand des Kraters : : Samalaiulu Apolima. Pulinuuhaus ; : Kraterboden, mittlere Hóhe SW Kraterrand : ? : 2 S ^ hóchster Punkt der Insel Manono. Faleü Pulinuuhaus Gipfel der Insel Salua Apai Paß Tutuila. Matafao, höchster Punkt der Insel Amouli Pa& . : Tula Onenoa Pa& Asu Malaeloa Paß : Schlackenkegel bei Malaeloa Plateau südlich von Asu, circa Pioaberg, circa Manuagruppe. Tau Insel Faleulu, circa Alia Vaita, circa . Rand des Absturzes Gipfel der Insel Olosega Insel, Gipfel Ofu Insel, » Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 71 146 640 124 111 363 196 310 550 700 800 844 879 604. 490 j 1 | DD 12. 18. Abbildungen. . Tafel I. Eruptionshügel des Matavanu-Ausbruches auf Sawaii von Südwest gesehen. Im Vordergrunde rechts toter Wald. In halber Höhe links am Hügel sieht man als kleine Stufe den Rest eines älteren Kraterrandes. Aufnahme von I. Friedlaender. . Tafel I. Matavanukrater vom Südrand des Kegels aus gesehen. I. Friedlaender. Aufnahme vom 22. August 1907. . Tafel V. Matavanukrater von Norden aus gesehen. Aufnahme vermutlich vom August 1905. Zeigt noch explosive Eruption. . Tafel VIL Aussicht vom Matavanukegel nach Norden. Fladenlava, einige große Bomben, toter Wald, Hügelkette südlich des Vulkans und ein Stückchen des Toasivi im Hintergrund. Aufnahme I. Friedlaender. . Tafel I. Abfluß der Lava nach Nordost durch die kleinen Rauchwolken sichtbar gemacht. Aufnahme von Capitain Allen vom 30. März 1906. . Tafel IV. Blick vom Ostabhang des Matavanukegels, zeigt kleine Hügel im Vorder- grund und den Doppelgipfel des Toiavea im Hintergund. . Tafel III. Rand der Lava östlich des Kraters und toter Wald. Aufnahme von Capitain Allen vom 13. Juli 1907. . Tafel IV. Langgestreckter östlicher Hauptkegel der Eruption von 1902 auf Sawaii. Aufnahme von I. Friedlaender. . Tafel VI. Silhouette von Apolima, Manono und Upolu von der Apolimastraße aus. Aufnahme von I. Friedlaender. . Tafel VI. Silhouette von Upolu von Westen gesehen. Im Vordergrund der Vulkan Tofua. Aufnahme von I. Friedlaender. . Tafel VII. Einfahrt in den Hafen Apia. Im Vordergrund der Apiaberg, im Hinter- grund der Rücken der Insel. Tafel V. Bucht von Pagopago mit Blick auf den Pioa. Tafel VIL. Blick auf die Südküste von Ofu und Olosega. In der Mitte die schmale Meerenge. 541 Samoalitteratur. Das reichhaltigste Verzeichnis der Samoalitteratur findet sich bei Dr. Augustin Krämer, Die Samoainseln. Stuttgart 1903. Für die Geologie und Petrographie der Inseln kommen in Betracht: Charles Wilkes, United States Exploring Expedition. Philadelphia 1845, Bd. II, p. 61—154. Dr. E. Grüffe, Journal des Museum Godefroi. Hamburg 1873/74, Heft VI. Dr. Franz Reinecke, verschiedene Aufsätze über Sawai in Petermanns Mitteilungen, Bd. 49, 1, 1903; Bd. 52, 4, 1906, und im Prometheus 1903. Dr. Karl Sapper, Der Matavanu-Ausbruch 1905—1906. In der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde 1906, p. 686 u. f. W. von Bülow, Über den Ausbruch auf Sawaii. Globus, Juli 1906. Dr. A. Wichmann, Tschermaks Min. Petr. Mitteilungen 1882. Fritz Móhle, Beitrag zur Petrographie der Sandwich- und Samoa-Inseln. N. Jahrb. für Min., Beil. Bd. XV, 1902. E. Kaiser, Beitrag zur Geologie und Petrographie der deutschen Südseeinseln. Jahrb. der Preu&. Geol. Landesanstalt 1903. H. J. Jensen, The Geology of Samoa and the Eruptions in Sawaii. Proc. of the Linnean Soc. of New South Wales. Sydney 1906. Dr. Klautsch, Der jüngste Vulkanausbruch auf Sawaii. Jahrb. der Preuß. Geolog. Landes- anstalt 1907. Für die meisten Karten bildet die Wilkessche Vermessung noch die Grundlage; doch sind in der Deutschen Seekarte Nr. 257 die Aufnahmen von Dr. Reinecke verwertet sowie in der Spezialkarte der Samoa-Inseln von Paul Langhans, Gotha 1900, viele neuere gute Beobachtungen berücksichtigt. Zu den in der Einleitung erwähnten Bemerkungen über Fiji vergleiche: Dr. W. G. Woolnough, The Continental Origin of Fiji. Proc. of the Linnean Soc. of New South Wales. Sydney 1903, 3. Dr. W. G. Woolnough, A Contribution to the Geology of Viti Levu. Ebenda 1907, 3. 2 i 4 5 3% 1 ^ EU X240 | y 1 nd 9 3: uif org sol H ded 2 gh 4 2 a *al rab ft B afta Latet vd +4 V TIL PA AIXX "SSLM "P OOV "P IM II'P UqY 'ueqounjy *ro3jeuroqQ 'q '( uoa YonıpyyorT 7 4 Jofo] 'ulasuj-poung 4op aibojoog 4nz abp.ıyıag — "opup]pou 'l JV TIL'PH'AIXX 'SSIM P AV "M P TM CITP "Way "ueoungy *107j9u1eqo 'q '(' uoA xonipjqorT i ;9194*1»23 94 — 4I Jofn] 'ulasu]-poumg 4op oiDo]oog Anz obp4qog — 4opup]paug | "+4V III PA AIXX 'SSIM "P OOV OM "P TM IP 'UAV "ueqoun]y *163jeu1eqQ 'g "f uoa xonipjqorTg L "1 10/91 "ujosuj-vowmg 4op aıbojoay Anz abpıyıag —"opup]peu '| nn Ap [afo[-jeddog — "ujasuj-vown»g 4ap 39160/039 4nz ahnıyıag "epup]peud '[ OOV TII PO AIXX 'SSIM P OV MP IM II P 'YaYy "uoqoun]gy '19330u1eqQ 'q 'f uoa NOnıpyyory BE li a BER ei NS |. Friedländer, Beiträge zur Geologie der Samoa-Inseln. Tafel V. 12 Lichtdruck von J. B. Obernetter, München. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 39V III PH 'ATXX 881A "P ya "P IM CIT P 'UAV 'ueqounpy *193j9u1eqQ 'g f uoa »xonipjqorT OI IA Jofpı 'ulasuj-poung 4op erDojoog 4nz oDp4jiog — "opupjpan4. | n i E E d E: E ul I. FRIEDLAENDER, BEITRÄGE zur GEOLOGIEDER SAMOA INSELN 32730 — Lucus Malsstab 1: 500000 5 10 15 1 mn mn m In 1 ee, ——— ÀÀ2 20 Kilometer Ho. I. Friedlaenders Reiserouten. h in:den-Tahren 1334uN1907: 9 "N. 2 ST T. 0n mot ENTUM DCN rose Lava äscher . a e vr M N UU acc EN E cn wx Korallenriff 1858 Höhen in Metern 13] 30 Fagavao)* h If V ı S A Ww Jt | Peg ; Mafsstab 1: 10000 100 300 Marsstab 1:100000 Ä | IER ; UPOLU | AUSBRUCH pESJAHRES 1902 | südlich von Aopo. x Mafsstab RE 50000 . Kilometer Karte 1. 112° Ber Uu Bu EN ur 30' PROFILE DURCH SAWAIT Maussan Mauga Hertha 1597 1858 Toiavea N x Maugaafi oder-Mua Mauga Hertha Mauga Hertha 1858 | "e ZZ Raimuatapu. u M Nuutele DI: Nr S Nuda "d u 4 v " h EE vil y Die Profile I-IV beruhen auf eigenen Messungen. Lángenmafsstab 1:500000, Höhenmafsstab 1: 200000. | ProfiLV beruht auf einer photographischen Aufnahme und zeigt daher den nur198 Meter hohen Tafuaberqg, der in der Nühe liegt,relativ höher. Der äussere Umriss entspricht aber ungefähr- ohne Überhöhung - dem Frofil N? IV. T Profil N? VI u.VII sind der Arbeit des Herrn D* Franz Reinecke (l'elermanns Geogr.Mitteilungen 1903, Heft 1) entnommen. , und entsprechen den Profilen IV u. Hl. — EXT ÉL E — — me —— I—— EI EL ——l — = =T. 172° Westliche Länge von Greenwich mii 30' f Í KARTOGRAPHIE CHR. PEIP iN EISENACH. ' 171130' [ Mafsstab 1: 500000 5 1 a D 20 Wieneter — JI.Friedlaenders Reiserouten. in den.Jahren 1894 u.1907 23 Lava «mAsdie Korallenrr A 1858 Höhen in Metern Fagatiev- SAWAII Malsstab 1: 100000 Xiometer ^. PROFILE DURCH SAWAIT Mauga Hertha 1858 Toiavea 1065 Nr atapoo AUSBRUCHDES JAHRES 1902 südlich von Aopo. Malsstab l 50000 Kilometer Li 2». Y. Maugaafi od 1597 lerMua Mausa Hertha Toiavea 1065 yatıutu Tolavea 1065 Matautu Mauga Asau a Die Profile I-IV beruhen. auf’ eigenen Messungen. Profil V beruht auf einer photographischen Aufnahme und Nähe liegt, relativ höher. Der äussere Umriss entspn Profil. N? VI u.VII sind der Arbeit des Herrn D^ Franz und entsprechei n den Profilen Nu. Il. u — er ———— 171] 30' Längenmaßsstab 1:500000, Höhenmafßsstab 1: 200000. zeigt daher den nur198 Meter hohen Tafuabery, der. in der ungefähr- ohne Überhóhung - dem Profil N? IV. richt aber Reinecke (Pelermanns Geogr.Mi itteilungen 1803, Ileft 1 ) entnommen. a m 172° Westliche Länge von Greenwich KARTOGRAPHIE CHR; PEIP IN EISENACH. "HOYN3SI3 NI dl3d' HHO IIHAVHIOLUVH rA 9944) U0A 9duT eqpimsow ‚op, 691 8 L RE S t e 000002 :T q9]SSJe| NIMSNI VANVW t o IN IIETUOA N Apuasprugsnp Apstwas2ruN Tavursıoz 3yo (mumsvqun | abun) POLIT u napmausupwmuorz 8 obum9 syasnmowyi2up1g$ w sPunadsa4g ueutmpuqns Jn. J punsuoppAgy u uio]soPuo]n4oy souaqowa y uaADT 24951 Zuns 9 war any e vounaunbng) FrRDUgG A MOTANUOO£) UOA 09UQT à — nenne meii e = — abupgownpüupnsapuy | — sPumadsun uopmpany gm], 9 I (9 Akymapyanorsobbung 4 sBunads4g uowsuapqns Jn p || quaugposqpn() | nndor pun uapmmps 9 2067 enun uapnodoszoM. suopuerppoMq T E J910U0]|N o —ÀÀÀMÀ - D 9 S [i CJ: v 000003:1 QUISSTUN VIIILEINL NTASNI VORVS 3d 419 0'T 9 SZ GL OY SLLTSEEI. ESECENITEOEIIT T Beiträge zur Herpetologie Kameruns. Von Lorenz Müller. Mit 1 Tafel. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. In den letzten Jahren gelangte die zoologische Sammlung des Staates in den Besitz einiger Kriechtierkollektionen aus Kamerun, deren Bearbeitung ich übernahm. Es war ursprünglich meine Absicht, über das in diesen Kollektionen enthaltene Material nur in Form einer Liste zu berichten, die außer den Diagnosen der neuen Arten nur die genauen Fundortsangaben enthalten sollte. Bei der Bestimmung des Materials und der Durch- arbeitung der einschlägigen Literatur fand ich jedoch gar manches, was :ich einer eingehenden Besprechung für wert hielt. Während der Arbeit veranlaßten mich einige Zweifel, mir von verschiedenen Museen Vergleichsmaterial zu erbitten, dessen Studium mich wiederum auf Spuren führte, welchen ich glaubte nachgehen zu müssen. So entstand statt der erst geplanten kurzen Liste die vorliegende Arbeit, von der igh hoffe, daß sie manche brauchbaren Angaben enthält, und einiges zur Kenntnis der Kriechtierfauna Kameruns beitragen wird. Unter unserem Kameruner Echsenmaterial befanden sich drei neue Arten, deren kurze Diagnosen ich teilweise an anderer Stelle schon veröffentlicht habe, ebenso eine neue Sub- spezies; unter den Schlangen eine neue Varietät. Als neu erwies sich ferner ein Gecko, der sich unter dem Material des Wiesbadener Museums befand, das mir von Herrn Kustos Lampe zur Untersuchung überlassen wurde. Von den Fröschen dürfte nur eine Rappia noch unbeschrieben sein. Ferner konnten eine kleine Anzahl, in Kamerun bisher noch nicht bekannter Arten, wie: Diplodactylus (Hemidactylus) palmatus (Mocqu.), Varanus exan- thematicus (Bose.), Sternothaerus adansoni (Schweiz.), Cyclanorbis senegalensis (Dum. u. Bibr.), Rappia tubereulata Mocqu., Rappia steindachneri (Boc.) und Rappia phantastica Blgr. als Bewohner unseres Schutzgebietes festgestellt werden. Von manchen sonst seltenen Arten waren größere Serien vertreten, so von Hemi- dactylus riehardsoni Gray, Mabuia polytropis Blgr. und Leptodira duchesnii Blgr., so da& eingehendere, auf ein reiches Material basierende Angaben über diese Arten gemacht werden konnten. Bei Diplodactylus palmatus wurde ein an der Schwanzspitze befindlicher Haftapparat nachgewiesen, ähnlich dem, welchen Tornier für die Gattung Lygodactylus beschrieben hat. Bei einigen bisher als selbständige Arten betrachteten Formen gewann ich die Über- zeugung, dab sie als solche nicht aufrecht erhalten werden können. So erwiesen sich Mabuia batesi Blgr. und Lygosoma buchneri — Lygosoma breviceps (Ptrs.), Dipsadomorphus brevi- rostris Sternfeld — Leptodira duchesnii Blgr. und Cynodontophis aemulans Werner — Miodon notatus (Ptrs.). Ferner ging aus unserem Material hervor, daß Bothrolycus ater Gthr. und BE. albopunctatus (Andersson) tatsächlich artlich nicht getrennt werden können. Das gleiche gilt für Lygodactylus conradti, der mit L. fischeri Blgr. identisch ist. 72* 546 Hingegen aber glaube ich für die Artberechtigung von Mabuia raddoni (Gray), Lygo- soma vigentiserierum Sjöstedt, Lygosoma gemmiventris Sjöstedt und Polemon bocourti Mocqu. eintreten zu müssen. Endlich wurde der Versuch gemacht, für die drei oft recht schwer mit absoluter Sicherheit zu bestimmenden Mabuien Kameruns gute Unterscheidungsmerkmale zu finden. Bei sümtlichen in dieser Arbeit besprochenen Arten ist neben der Originalbeschrei- bung die gesamte Literatur zitiert, die sich auf Kameruner Material bezieht. Weggelassen sind nur diejenigen Arbeiten, welche lediglich aus anderen Publikationen kompilierte Listen enthalten. Um die Benutzung des gegebenen Literaturverzeichnisses zu erleichtern, habe ich überall da, wo nicht ausschließlich Fundortsangaben, sondern auch morphologische oder biologische Daten über die betreffende Art zu finden sind, dem Literaturzitat einen * vorgesetzt. Allgemeinere tiergeographische Ergebnisse lie&en sich, wie ja vorauszusehen war, keine gewinnen. Kamerun ist eben nur ein politisch-geographischer Begriff, nicht aber ein auf natürliche Weise durch breite Ströme oder hohe Gebirge wohl begrenztes und in sich abgeschlossenes Gebiet. Es hat in Bezug auf seine Fauna mit den angrenzenden Gebieten vieles, vielleicht alles gemeinsam. Und doch möchte ich ein eingehendes Studium der Verbreitung der Tierwelt innerhalb der Grenzen Kameruns für eine dankbare Aufgabe halten, besonders für diejenigen, die dem „Wie und Warum“ der Verbreitung der Tiere nachgehen und die Ursachen derselben sowohl in der geologischen Vergangenheit als auch in den physikalischen Bedingungen der betreffenden Wohngebiete suchen. In seiner verdienstvollen Arbeit über die Schlangenfauna Kameruns hebt Sternfeld hervor, da& dieses Land zwei ziemlich scharf geschiedene Faunen besitzt, die des haupt- süchlieh den Küsten entlang ziehenden Urwaldgürtels und die des dahinter liegenden Gras- landes. Auf eine dritte Fauna; die zwar mit der des Graslandes vieles Gemeinsame, aber auch vieles Eigentümliche und Interessante haben dürfte, möchte ich hier noch hinweisen — auf die Fauna der trockenen Steppen Bornus. Leider ist uns von diesem Gebiet noch recht wenig bekannt. Immerhin konnten in dieser Arbeit gerade aus der Umgebung des Tsade drei Arten erstmalig für Kamerun nachgewiesen werden, nümlich Varanus exan- thematieus, Sternothaerus adansoni und Cyclanorbis senegalensis, Formen, die sámtlich auch am Senegal vorkommen. Im Steppengebiet von Bornu werden wir voraussichtlich eine Sudanfauna finden, in der sich ost- und westafrikanische Elemente mischen. Längs des Südrandes der großen Wüste findet nämlich ein weit größeres Ineinandergehen der östlichen und westlichen Fauna statt, als man gewöhnlich annimmt. Ich will hier die Gelegenheit benützen, um über ein ganz auffallendes Beispiel hierfür zu berichten. Unter einer kleinen Kollektion von Rep- tilien und Amphibien, die Herr Scherer im Jahre 1904 vom Senegal heimbrachte, befand sich ein Exemplar von Latastia longicaudata (Reuß), das von ostafrikanischen Stücken sich in nichts unterschied, und ferner eine Agame, die von der ebenfalls ostafrikanischen Agama rueppeli Vaill so wenig abweicht, daß sie kaum subspezifisch von ihr getrennt werden kann. Das Auffinden einer Latastia, eines Genus, das man bisher nur aus Ostafrika und Arabien kannte, in den Steppen Senegambiens dürfte wohl mehr als einen meiner Fachgenossen erstaunen. Aber derartige Überraschungen werden uns sicher noch mehr 547 zuteil werden, wenn erst einmal der trockene Steppengürtel, der den Südrand der Sahara begrenzt, mehr durchforscht sein wird. Neben den Steppen Bornus wäre noch die Fauna der höheren Bergregionen Kame- runs von großem Interesse. Hier werden sich am ehesten wirklich indigene Formen und ferner auch Anklänge an die Fauna der höheren Bergregionen Ostafrikas finden, wie dies für die Avifauna ja bereits nachgewiesen wurde. Es sind dies alles Fragen, für die erst die nötigen Unterlagen gesammelt werden müssen. Und hier beginnt die Detailarbeit, das Sammeln eines möglichst reichen Tatsachenmaterials. Man sollte bei dieser Detailarbeit auch stets sein Augenmerk auf das „Warum“ und nicht nur auf die Tatsache allein richten. Wenn wir gelernt haben, darauf zu achten, in welcher Weise die Tiere eines kleinen Gebietes auf geringfügigere Veränderungen in ihren Lebensbedingungen reagieren, werden wir bei der Betrachtung größerer Gebiete viel besser beurteilen können, welche Faktoren hier für die Verteilung der Tierwelt ausschlag- gebend waren. Oft genügt schon ein ganz geringer Unterschied in der Vegetation, eine Differenz in der Luftfeuchtigkeit zweier Örtlichkeiten innerhalb eines an sich abgeschlos- senen Faunengebietes, z. B. des Urwaldgürtels, um eine Differenz der Spezialfaunen dieser beiden Orte zu veranlassen. Sind die Unterschiede dieser äußeren Lebensbedingungen, welche beide Örtlichkeiten bieten, geringe, so äußert sie sich vielleicht nur in einer Ver- schiebung der relativen Zahlenverhältnisse der einzelnen Arten. An dem einen Ort werden Arten häufig sein, die an dem anderen selten sind, und umgekehrt. Bei größeren Diffe- renzen zwischen den einzelnen Lokalitäten werden sich dann aber immer größere Unter- schiede in der sie bewohnenden Fauna herausstellen. Ferner werden wir aber auch erkennen lernen, welche Arten an ganz bestimmte äußere Bedingungen gebunden sind und welche sich allenthalben anzupassen vermögen, eine Erkenntnis, ohne welche wir keine richtigen Schlüsse aus der geographischen Ver- breitung der einzelnen Tierarten ziehen können. Die beiden Kollektionen, die Herr Rohde für das Münchener Museum zusammen- brachte, sind umfangreich genug, um, wenigstens was das Echsen- und Schlangenmaterial anbelangt (auf Batrachier wurde bei der Kollektion von Mukonjefarm leider kein Gewicht gelegt), gewissermaßen als Stichproben der Fauna der betreffenden Örtlichkeiten zu gelten. Ich erbat mir daher von Herrn Rohde genauere Angaben über Vegetation, Temperatur, Jährliche Regenmasse etc. der beiden Stätten seiner Sammeltätigkeit. Die brieflichen Mitteilungen unseres Sammlers lasse ich hier nahezu wortgetreu folgen: .Mukonje am Mungo ist ein mit dichtem Urwald bedecktes Hügelland von 100 m Höhe. Der Boden besteht aus verwittertem Basalt, ist daher vulkanischer Natur und sehr fruchtbar. Der sehr üppige Urwald besteht aus riesigen Baumwollbäumen, Ficusarten, Ebenholz und vielen anderen Arten. Auch wächst Kickxia elastica dorten wild. Die Bäume sind mit Hunderten von Schmarotzerpflanzen bedeckt, und von Lianen in allen Stärken durchwoben. Auch hat der Urwald sehr dichtes Unterholz. Es fallen jährlich + 5500 mm Regen. Die Temperatur schwankt zwischen 26—40° Celsius. Das Dibongo-Plateau ist 100m hoch und besteht aus Eisenerz, der Boden ist sehr sandig und trocken. Das Plateau besitzt keinen Bach oder Teich, da das Regenwasser in dem sehr porösen 548 Grund sehr schnell verschwindet, und aus den Abhängen des Plateaus eine größere Anzahl Quellen bildet. Der Urwald besteht vorwiegend aus hochstämmigen Mahagonihölzern und Nuß- bäumen und hat sehr wenig Unterholz. Die Bäume sind auch nur spärlich mit Schma- - rotzerpflanzen bedeckt. hegenfall + 3500 mm per Jahr. Temperatur 30—40° Celsius. Das Plateau liegt zwischen Ossasee und Sanagafluß.* Es ist mir eine angenehme Pflicht, allen Herren, die mir bei der Abfassung dieser Arbeit behilflich waren, zu danken, vor allem dem Herrn Direktor Prof. Dr. Brauer und Herrn Prof. Dr. Tornier in Berlin, Herrn Direktor Prof. Kraepelin und Herrn Dr. Stein- haus in Hamburg, Herrn Prof. Lónnberg in Stockholm, Herrn Oberstudienrat Prof. Dr. Lampert und Herrn Dr. Lehrs in Stuttgart und Herrn Kustos Lampe in Wiesbaden für Überlassung von Vergleichsmaterial Vor allem aber gilt mein Dank Herrn G. A. Boulenger in London, der mir stets mit seinem wissenschaftlichen Rat zur Seite stand, sowie Herrn Prof. Fleischmann in Erlangen, der in liberalster Weise die kleine Samm- lung von Esosung der Münchener zoologischen Sammlung überlassen hat. Endlich móchte ich noch dem Sammler der beiden gro&en Kollektionen, Herrn Rohde, der in mustergültüger Weise den ihm seitens unseres Museums gegebenen Instruktionen nachkam, meine Anerkennung und meinen Dank aussprechen. | Reptilia. Ordnung Lacertilia. Familie Geckon:dae. Ancylodactylus spinicollis L. Müll. 1907 Ancylodactylus spinicollis Lorenz Müller. Zool. Anzeiger, Bd. XXXI, Nr. 25, p. 825. ] Exemplar (Typus) von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. So viel mir bekannt, sind bis jetzt nur ganz wenige Exemplare dieser Art in die Museen gelangt. Wie mir Herr Boulenger freundlichst mitteilte, wurde dieselbe von Herrn Bates bei Efulin gefunden und das Hamburger Museum besitzt ein Exemplar von Bibundi. Letzteres konnte ich dank des freundlichen Entgegenkommens des Herrn Dr. Stein- haus untersuchen. Es stimmt im großen und ganzen vollkommen mit dem Typus überein, nur liegen bei ihm sümtliche Klauen zwischen vier Schuppen; einer oberen, einer unteren und zwei seitlichen, welch letztere die größten sind. Der Typus zeigt, wie ich jetzt bei einer genauen Nachprüfung finde, an einigen Fingern und Zehen ebenfalls die Basis der Klauen von vier statt zwei Schuppen umgeben. Was die Norm ist, läßt sich bei dem dürftigen Material naturgemäß noch nicht sagen. Die Beschuppung der Finger und Zehen ist sonst genau die gleiche wie beim Typus; 549 es ist also auf der Unterseite der basalen Phalangen keine Spur von Querlamellen oder einer Mittelreihe vergrößerter Schuppen zu sehen. Das Hamburger Exemplar ist ein ö. Die Schwanzwurzel ist bei ihm sehr stark kugelig aufgetrieben und seitlich mit einigen spitzen Tuberkelschuppen besetzt. Ein besonders großer Tuberkel sitzt dicht hinter dem Hinterfuß. Die Präanalporen sind in Form eines rechten Winkels angeordnet. Es sind im ganzen zwölf vergrößerte Schuppen, von denen aber nur acht durchbohrt sind und als eigentliche Präanalporen betrachtet werden können. Die vier mittleren, am Winkelknie gelegenen Schuppen sind nicht durch- bohrt, die eigentlichen Präanalporen stoßen mithin in der Mitte nicht aneinander. In der Färbung ähnelt das Hamburger Exemplar dem Typus sehr. Vor allem ist die Färbung der Kehle genau die gleiche, nur sind die braunen Streifen dichter gestellt und dunkler. Ihre Zahl ist wieder nicht genau festzustellen, da die Kehlhaut stark ab- geschürft ist. Auf dem Rücken sind verwaschene, winklige Querbinden sichtbar, der Schwanz trägt auf dunkel graubraunem Grunde drei große, rautenfórmige Flecken von hell- grauer Farbe. Maße des Typus: Totallànge 92 mm; von der Schnauzenspitze bis zur Analspalte 47 mm; Schwanzlünge (Spitze regeneriert) 45 mm; von der Schnauze bis zum Ohr 11 mm; Kopfbreite 8mm; Vorderbein 21mm; Hinterbein 28 mm. Diplodactylus palmatus (Mocqu.). 1902 Phyllodactylus palmatus Mocquard. Bull. Mus. Hist. Nat. Paris, Tom. 8, p. 411 (Gabun). 10 Exemplare von Dibongofarm bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Diese hóchst interessante Art wurde von Mocquard mit einem gewissen Vorbehalt zur Gattung Phyllodactylus gestellt, denn am Schlusse seiner Beschreibung hebt er die auffallenden Merkmale derselben nochmals hervor und spricht die Vermutung aus, daß sie eventuell zur Aufstellung eines neuen Genus berechtigen könnten. Die Oberseite der Phalangen ist bei der neuen Art ganz gleichmäßig beschuppt, wührend bei Phyllodactylus die Haftscheiben der Finger und Zehen auch oben anders beschuppt sind, als die übrigen Phalangen. Es liegen also ähnliche Verhältnisse vor, wie bei Diplodactylus, von welcher Gattung ja bereits zwei Arten aus Ostafrika bekannt ge- worden sind. Allerdings erschienen mir anfänglich die Haftscheiben viel zu groß für einen Diplodactylus, deren Finger und Zehen nach Boulenger (Cat. Liz., Vol. I) „not dilated at the base, slightly at the apex“ sein sollen, doch gibt Tornier für den ostafrikanischen Diplodaetylus wolterstorffi (Zool. Jahrb., Syst. XIIL, p. 585) an „Zehenplatte breit, oval- herzförmig, beträchtlich breiter als die Zehe, so daß ich annehmen konnte, daß die afrikanischen Vertreter der Gattung Diplodactylus breitere Haftscheiben haben, als die übrigen. Ein mir von Herrn Prof. Tornier freundlichst zum Vergleich übersandtes Exemplar von Diplodactylus wolterstorffi stimmt in Bezug auf Bau und Beschuppung der Zehen so sehr mit Phyllodactylus palmatus überein, daß die wenigen vorhandenen Unter- schiede kaum mehr in Betracht kommen. Die Zehen sind bei Dipl. wolterstorffi an der Spitze nahezu ebensosehr erweitert, wie bei Phyllodaetylus palmatus. Ein weiteres Merkmal, das Mocquard bei Ph. palmatus hervorhebt, ist der ausge- sprochene Greifschwanz dieser Art. Derselbe trägt, wie ich bei meinen Exemplaren fest- HS a 550 stellen konnte, an seiner Spitze einen Haftapparat, ähnlich wie ihn Tornier (Biol. Zentral- blatt XIX, p. 549) für die Gattung Lygodactylus nachgewiesen hat. Dieses hóchst auf- fallende Merkmal war Mocquard entgangen. Ein Greifschwanz kommt aber auch bei anderen Arten der Gattung Diplodactylus vor, so auch bei D. wolterstorffü. Allerdings fehlt hier der Haftapparat; der Greifschwanz bei Ph. palmatus ist also noch besser diffe- renziert. Immerhin kann dies aber nicht als generisches Merkmal angesehen werden, denn die Unterschiede sind nur graduelle. Die Form der Pupille, auf welche Mocquard besonders aufmerksam macht, ist dieselbe wie bei D. wolterstorffü. Mocquard schreibt: „Pupille verticale, étranglée en son milieu.* Dies ist aber, wie ich an meiner Serie sehe, nur ein Zustand besonders starker Kontraktion. Die Pupille von Ph. palmatus hat, wie die vieler Geckonen, einen mehrfach ausgebuchteten Rand. Im Zustand starker Kontraktion ist nur der mittlere Teil der Pupille sichtbar, da der obere und untere bis auf einen haarfeinen Spalt kontrahiert ist. Man sieht mithin auch nur die Ausbuchtung dieses mittleren Teiles und die Pupille erscheint: ,ótranglée en son milieu‘“. : Die Art, wie die Kralle zwischen den Haftscheiben befestigt ist, ist nahezu die gleiche wie bei anderen Diplodactylusarten. Es läßt sich also auch dieses von Mocquard angegebene Merkmal nieht gut verwerten. Die häutigen Süume am Hinterrand der Füße und die Spannhäute zwischen den Fingern und Zehen können ebensowenig als Gattungsmerkmale aufgefaßt werden. Ich glaube daher, dem Rate Boulengers folgend, Ph. palmatus zur Gattung Diplo- dactylus Gray stellen zu müssen. Der ausgezeichneten Beschreibung Mocquards habe ich, abgesehen von der Feststel- lung des Haftapparat am Schwanzende, worauf ich weiter unten noch ausführlicher zu- rückkommen will, nur wenig mehr zuzufügen. So ließe sich noch die Anwesenheit einer Tuberkelgruppe auf jeder Seite der Schwanzbasis hervorheben. Sie kann sehr verschieden stark entwickelt sein. Bei manchen Exemplaren ist sie nur wenig sichtbar und besteht aus 3—4 flachgewölbten, vergrößerten Schuppen; bei anderen ist diese Tuberkelgruppe jedoch sehr ausgeprägt. Die Tuberkel selbst sind dann konisch und stehen jederseits in einer Gruppe von der Form eines kleinen, hügelartigen Polsters. Die Basis dieses Polsters befindet sich dicht hinter den Hinterbeinen; die einzelnen Tuberkel sind nicht nach der Seite, sondern leicht nach aufwärts gerichtet. Wenn das Tuberkelpolster sehr stark ent- wickelt ist, lassen sich 5— 8 große Einzeltuberkel nachweisen; es kann bei Tieren von gleicher Größe und gleichen Geschlechts verschieden stark entwickelt sein. Im allgemeinen kann man ja sagen, daß es bei jungen Tieren schwächer als bei alten und bei erwachsenen ó wiederum stürker als bei alten O entwickelt ist, aber mir liegt auch ein junges Tier mit sehr starkem Tuberkelpolster vor und ebenso ein altes ©, das bezüglich der Entwicklung der Tuberkel dem stärksten ö kaum nachsteht. Auf der anderen Seite hat ein großes Ó derart schwache Tuberkel, da& man sie nur wenig bemerkt. Fürbung und Zeichnungsmuster sind bei unseren Exemplaren sehr variabel. Die Tiere haben aber durchgängig eine Färbung, die diejenige einer mit Flechten bewachsenen Rinde ganz vorzüglich nachahınt. Bald ist die Grundfärbung mehr bräunlich, bald mehr grau, bald heller, bald dunkler. Die Seiten sind oft, jedoch nicht immer dunkler als der Rücken. Fast immer treten hellere Marmorierungen auf Rücken und Schwanzoberseite, bisweilen 551 auch auf den Kórperseiten auf. Diese Marmorierungen nehmen manchmal auf dem Rücken die Form winkliger oder rhombischer Querflecken an. Die Seitenzeichnung, von welcher Mocquard spricht, ist nur bei zwei Exemplaren entwickelt, bei den anderen fehlen die dunklen Längslinien, zwischen welche die Sprossenzeichnung sich einfügt, teilweise oder gänzlich; die Sprossenzeichnung ist dagegen stets vorhanden. Sie besteht aus vier feinen schwarzen Querlinien, die meist mehrfach gebogen sind und sich seitlich verüsteln oder eine Art Schleife bilden. Manchmal endigen sie auclfsseitlich in einem dunklen Fleck. An den Flanken befindet sieh bei manchen Exemplaren noch ein dunkles Netzwerk. Der Schwanz ist quergebündert; die Bünderung geht meist um den ganzen Schwanz herum. Die Unterseite des Körpers und der Extremitäten ist so ziemlich die der Grundfarbe der Oberseite, also grau oder bräunlichgrau, doch bleibt eine Mittelzone von der Brust bis zum After weiß. Bei älteren Stücken ist dieselbe öfters unterbrochen, d. h. nur in Gestalt von zwei Lüngsflecken erhalten, von denen der eine an der Brust, der andere am Bauch sich befindet. Die Fersengegend ist bei sümtlichen Stücken weif. Maße: Gesamtlänge Ó 91mm O 98 mm Kopfrumpflänge 45 , BER Schwanzlänge 46 „ Ann Kopflänge 1 TONES 12550 Kopfbreite 105, 30155 ^8 Länge vom Ohr bis zum Vorderbein es Tio e: Länge von der Achsel bis zu den Weichen 23 , 200 3 Vorderbein 4 „ SD: Hiuterbein 165% Saar, Haftapparat. Bei dem Studium unserer Serie von Diplodactylus palmatus fiel wir auf, daß bei sämtlichen Stücken mit unverletztem Schwanz die Schwanzspitze abgerundet und schwach löffelförmig verbreitert war. Bei näherem Zusehen entdeckte ich, daß die Beschuppung der Unterseite des Schwanzendes stark differenziert war und einen ähnlichen Haftapparat darstellte, wie er bei den Lygodactylusarten sich findet. Dieser Haftapparat ist bei D. palmatus nicht ganz so regelmäßig gebaut, wie bei Lygodactylus; auch ist die Zahl der Haftlamellen, die ihn zusammensetzen, geringer. Dafür sind aber die einzelnen Lamellen verhältnismäßig größer und der gesamte Haftapparat ist breiter als bei den Lygo- dactylusarten. Bei Lygodactylus zählen wir zwei Reihen von je 8—11 Lamellen, die durch eine Furche voneinander getrennt sind; bei Diplodactylus palmatus stehen die Lamellen zwar ebenfalls in zwei Reihen, doch setzt sich jede derselben nur aus 4—6 Lamellen zu- sammen und von diesen treten meist nur die beiden obersten und größten so nahe anein- ander, daß sie nur durch eine Furche getrennt sind. Zwischen die anderen schiebt sich in der Mehrzahl der Fälle die reguläre Beschuppung der Schwanzunterseite keilförmig ein. Doch können auch 4—6 Lamellen so aneinandertreten, wie dies bei Lygodactylus der Fall ist. Das an der Schwanzspitze gelesene Lamellenpaar ist am größten, nach der Schwanz- wurzel zu nehmen die übrigen an Größe dann allmählich ab. Trotz der anscheinend etwas geringeren Differenzierung dürfte der Haftapparat von D. palmatus indessen ebenso wirksam sein, als der der Lygodactylusarten, da die einzelnen Haftlamellen größer sind Abh. d. IT. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 73 eo 2 *: 552 und die lóffelfórmige Gestalt des gesamten Haftorgans mir geeigneter erscheint, wie die pfriemenförmige bei den Lygodactylusarten. Die einzelnen Haftlamellen sind mit einer papillenreichen Epidermis bekleidet, die sich wie die der Langscheiben der Finger und Zehen leicht abschält. Wie Mocquard schon hervorhebt, sind die Schuppen der Schwanzunterseite in Quer- reihen angeordnet. Kurz vor dem Haftorgan ist der Schwanz leicht eingeschnürt und die Anordnung der Schuppen eine unregelmäßigere. Es soll hierdurch offenbar eine seitliche Beweglichkeit des Schwanzendes erleichtert werden. In der Tat zeigen auch einige Stücke den Schwanz an seinem Ende seitlich stark umgebogen. Bei fast allen Exemplaren ist der Schwanz außerdem noch nach unten eingerollt — „recourbee inferieurement en trom- pette^ wie Mocquard sagt. Der regenerierte Schwanz ist breit — meist breiter als der unverletzte Teil —, nach hinten zu wenig verschmälert und sich plötzlich in eine kurze Spitze verjüngend. Auch er ist abgeplattet und mit einem scharfen, gezähnten Saum versehen; doch ist dieser Saum nicht lobenförmig nach den einzelnen Segmenten abgeteilt, wie dies bei dem unverletzten Schwanz der Fall ist. Die Beschuppung besteht oben und unten aus imbricaten, unregel- mäßig — also nicht in Querreihen — stehenden Schuppen. Die Schuppen des Schwanz- endes sind auf der Unterseite leicht vergrößert, doch kann von einem Haftorgan hier nicht gesprochen werden. Das Tier ist also nicht imstande, das ihm doch unzweifelhaft nütz- liche Haftorgan zu regenerieren. Diplodactylus palmatus scheint ein typischer Baumgecko zu sein, der hauptsächlich an der Rinde der Bäume lebt und eventuell auch im dürren Gezweig klettert. Seine ausgesprochene Rindenfärbung spricht hierfür. Es ist daher auch bezeichnend, daß er in der relativ trockenen Waldzone von Dibongo in zahlreichen Exemplaren gesammelt wurde, während der gleiche Sammler im feuchten Urwald von Mundame kein Stück fand. Die Hautsäume der Extremitäten, die Spannhäute zwischen Fingern und Zehen und der stachelige Saum des abgeplatteten Schwanzes dürften sicher ebenfalls auf das Baum- leben Bezug haben. Eventuell können sie schon beim Springen wie eine Art von Fall- schirm wirken, ähnlich — wenn auch in weit geringerem Maße — wie bei Ptychozoon hauptsächlich aber werden sie den Zweck haben, das Anhaften zu erleichtern. Dasselbe gilt für die seitliche Bestachelung des Schwanzes. Unter dem Material des Wiesbadener Museums fand ich noch eine zweite Diplo- dactylusart, welche ich als Diplodactylus weileri beschrieben habe. Diplodactylus weileri L. Müll. 1909 Diplodactylus weileri Lorenz Müller. Jahrb. Nassauisch. Ver. f. Naturk., 62. Jahrg., p. 113. Kopf breit, Schnauze kurz, nur um eine Spur länger als der Abstand vom Hinter- rand der Orbita bis zum Ohr, wenig länger wie die Hälfte der größten Kopfbreite. Rostrale doppelt so breit als hoch, sein Oberrand mit einer medianen Einkerbung, jedoch ohne Medianfurche. Nasenloch oberhalb der Sutur zwischen Rostrale und erstem Supra- labiale, zwischen diesen 2 Schildern und 3 Nasalen gelegen; 3 Schuppen längs des oberen Randes des Rostrale zwischen den vorderen Superonasalen. 9 (bzw. 10) Supralabialıa, die hintersten sehr klein, das vorderste am größten. 9 Sublabialia. Das Symphysiale in 553 der Größe von den Sublabialen nicht unterschieden, unregelmäßig fünfeckig, nach hinten verschmälert. Keine eigentlichen Postmentalia, aber die hinter dem Symphysiale und den vorderen Sublabialen gelegenen Schuppen bedeutend vergrößert und nur ganz allmählich in die kleinen Kehlschuppen übergehend. Oberseite des Kopfes mit kleinen Körnerschuppen, die der Schnauze größer als die des Hinterkopfes. Rückenschuppen klein, rundlich, flach; die des Bauches breit zungenförmig, dachziegelig gelagert. Extremitäten kräftig; Finger und Zehen ziemlich lang, dabei aber breit und stark abgeplattet. Die herzförmige, distale Verbreiterung beträchtlich breiter als der übrige Teil der Finger und Zehen (die Breite der Haftscheibenregion der vierten Zehe beträgt zwei Drittel des Augendurchmessers), die Klaue ist tief zwischen die beiden Haftplatten eingezogen. Die übrige Unterseite der Finger und Zehen ist von breiten Querlamellen bedeckt. Zehn Lamellen unter der vierten Zehe. Die vorderste Lamelle ist sowohl bei den Fingern als auch bei den Zehen an ihrem Vorderrand eingekerbt und mit einer kurzen Medianfurche versehen. Vor der distalen Verbreiterung sind die Finger und Zehen etwas eingeschnürt, der basale, vor der Ein- schnürung gelegene Teil ist seitlich mit kleineren Schuppen bedeckt, während die Mitte dieser Einschnürungszone unbeschuppt bleibt. Bei den Fingern fehlt die Spannhaut völlig, zwischen den Zehen ist sie an der Basis in geringem Maße entwickelt. An der Hinterscite der Extremitäten ist eine schwache Falte; an der Schwanzwurzel befinden sich zwei kleine, dicht beieinander stehende Tuberkel. Der Schwanz ist bei dem einzigen, bisher bekannten Exemplar leider von der Wurzel ab regeneriert. Er ist platt- gedrückt, oben und unten mit unregelmäßigen, imbricaten Schuppen bedeckt, mit scharfen, jedoch nicht stacheligen Seitenrändern. Er ist bei dem Typ-Exemplar eingerollt und scheint ein Greifschwanz gewesen zu sein. Färbung rötlich braungrau, die Rückenmitte bedeutend heller als die Seiten. Ein dunkler Streifen zwischen den Augen, ein zweiter vom hinteren Augenrand zum Mund- winkel und ein dritter vom Augenrand zum Ohr. Seiten dunkler gewölkt und mit zwei öfters unterbrochenen, wellenförmigen Längslinien geziert. Auf dem Rücken fünf Paare dunkelbrauner Flecken; ein heller, dunkel gesäumter Winkelfleck mit nach hinten ge- richteter Spitze und dunklem Kern auf der Schwanzwurzel. Schwanz dunkler gewölkt. Extremitäten mit dunkelbraunen Vermikulationen. Unterseite gelblich, dunkler gewölkt. Diese Wölkung ist an der Kehle und an der Brust ziemlich dicht, am Bauch spärlich. Wie ich jetzt bei genauem Vergleich mit meinem Material sehe, steht Diplodaetylus weileri dem Diplodactylus palmatus Mocqu. sehr nahe, während er sich von den beiden anderen afrikanischen Diplodactylusarten ziemlich stark unterscheidet. Dies gilt aller- dings weniger für die Pholidose als für die habituellen Merkmale. Die ostafrikanischen Arten sind vor allem viel lang- und spitzschnauziger, ferner ist der Schwanz bei ihnen nicht flachgedrückt. Diplodactylus palmatus und D. weileri unterscheiden sich durch folgende Merkmale: 4 Granulae zwischen den Superonasalen bei D. palmatus, 3 bei D. weileri. Die Bauch- schuppen sind bei der letzteren Art größer (bei einem Exemplar von D. palmatus von der gleichen Kopfrumpflänge wie der Typus von D. weileri kommen auf eine Entfernung von 2mm 10—11 Schuppen in einer Querreihe; bei D. weileri aber nur 7). Der Kopf von Diplodactylus palmatus ist breiter und im Verhältnis größer als der von D. weileri. Die Augenlider sind bei D. palmatus verbreitert und an ihrem Rande ab und zu mit einer 78* 554 Tuberkelschuppe versehen (,Quelques petits tubercles coniques sur le bord de la paupiere‘“), bei D. weileri sind sie ganz schmal und an ihrem Rande mit ganz gleichmäßigen Schuppen bedeckt. Die Extremitüten haben bei der letzteren Art hinten keinen Hautsaum, zwischen den Fingern finden sich keine und zwischen den Zehen nur ganz gering entwickelte Spann- hüute. Wie der tadellose Schwanz bei D. weileri aussieht, kann ich leider nicht sagen. Der regenerierte Schwanz des Typus hat weniger scharfe Seitenránder wie der regene- rierte von D. palmatus, auch sind seine Ränder nicht gezühnt, sondern ganz glatt. Ob der Schwanz von D. weileri an seiner Spitze einen Haftapparat besitzt, ist nicht zu konstatieren, Wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, ist D. palmatus hauptsächlich dadurch von D. weileri unterschieden, daß er einen noch höheren Grad der Anpassung an das Baum- leben darstellt. Die Spannhäute zwischen Fingern und Zehen, die Hautsäume an der Hinterseite der Extremitäten und die scharfen, gezähnten Seitenränder des Schwanzes sind ja’ alles Dinge, die ihm das Haften an der Rinde und den Blättern der Bäume erleichtern. Physiologisch merkwürdig ist es nun, daß mit der zweifelsohne zweckmäßigen Ausbildung der Hautsäume an den Extremitäten eine häutige Verbreiterung des Augenlids vor sich ging, die für das Tier wohl kaum von Nutzen ist, und ich möchte hier gleich darauf hinweisen, daß bei Uroplates, bei welcher Gattung ja ebenfalls das Anhaften erleich- ternde Hautsäume entwickelt sind, auch eine häutige Verbreiterung des Augenlids sich konstatieren läßt. Maße des Typus von D. weileri: Kopfrumpflànge 45 mm Kopfhóhe 6mm Schwanzlänge BE E Vorderbein 1255 Kopflänge ul Hinterbein Ida Kopfbreite 0E Der Typus, den ich als Phyllodactylus porphyreus (Daud) bestimmt in der Reptilien- sammlung des Wiesbadener Museums aufgestellt fand, stammt von Bibundi am Kamerun- berg. Er ist nach dem Schenker der Sammlung, der er angehórte, Herrn Weiler, benannt. Eventuell ist Phyllodactylus porphyreus aus der Fauna von Kamerun zu streichen, denn es ist nicht ausgeschlossen, daß Sjöstedt, der erste und einzige, der diese Art für Kamerun aufführte (Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl. Bd.23, Afd. IV, Nr. 2, p. 9) ebenfalls einen Diplodactylus weileri vor sich hatte. Hemidactylus muriceus Ptrs. 1870 Hemidactylus muriceus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1870, p. 641 (Keta, Guinea). *1897 Hemidactylus intestinalis Werner. Zool. Anzeiger XX, p. 263. *1902 Hemidaetylus muriceus Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 666. 6 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Unsere Exemplare stimmen mit Torniers trefflicher Neubeschreibung dieser Art vóllig überein. Hinzuzufügen hätte ich noch, daß bei sehr alten © Präanalporen entwickelt sein können, wenn auch weit schwächer als bei den 6. 555 Hemidactylus steindachneri Tornier. 1902 Hemidactylus steindachneri Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 668, Taf. 35, Fig. 2 (Kamerun). 1 Exemplar von Lolodorf. Das Exemplar weicht nur insofern von Torniers sorgfältiger Beschreibung ab, als bei ihm das zweite Paar Kinnschilder in kleinere aufgespalten ist. In allen anderen Punkten gleicht es vollständig dem einen der Typen, den mir Prof. Tornier zum Vergleich freundlichst zugesandt hatte. Unser Exemplar ist ein 6. Die Schwanzwurzel ist bei ihm sehr stark verdickt, doch ist auch bei diesem Exemplar genau wie bei den Typen der Schwanz dicht hinter der Wurzel abgebrochen, so daß sich über die Art seiner Pholidose nichts Genaueres sagen läßt. Die Annahme Torniers, daß an jeder Schwanzseite eine Längsreihe dorniger Tuberkel sich befinde, scheint dem kurzen Stummel nach zu urteilen, richtig zu sein. 8 Präanalporen. Oberseite grau mit dunklerer und hellerer Marmorierung. Ein heller Canthalstreifen vom Nasenloch zum Auge. Maße: Kopfrumpflänge 52 mm Kopfbreite 10 mm Von der Schnauze zum Ohr 14. , Vorderbein 18, Von der Schnauze zum Vorderbein 22 , Hinterbein 26, Hemidactylus fasciatus Gray. 1845 Hemidactylus fasciatus Gray. Cat. Lizards, p. 154 (?). 1875 Hemidactylus fasciatus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. 1885 Hemidactylus fasciatus Boulenger.- Cat. Lizards I, p. 124. *1897 Hemidactylus fasciatus Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd.IV, Nr.2, p.13. *1899 Hemidactylus fasciatus Werner. Verh. Zool. bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 139. 1901 Hemidactylus fasciatus Tornier. Zool. Anz., Bd. XXIV, Nr. 635, p. 61. 1902 Hemidactylus fasciatus Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 669. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 5 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Hemidactylus echinus O'Shaughn. 75 Hemidactylus echinus O'Shaughnessy. Ann. & Mag. Nat. Hist.(4), XVI, p. 264 (Gabun). ;85 (Abbildung des Typus, Boulenger, Cat. Lizards I, pl. XI, fig. 3). *1897 Hemidactylus echinus Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 28, Afd. IV, Nr. 2, p. 10. 1902 Hemidactylus echinus Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 670. 10 Exemplare von Dibongofarm bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bei allen Exemplaren mit Ausnahme des größten Stückes (Q von 63 mm Kopfrumpf- länge) läuft über die Rückenmitte eine Reihe von rhombischen, dunkelbraunen Flecken. Ein dunkler Triangelfleck über der Schwanzwurzel ist ebenfalls stets vorhanden. Bei dem jungen Tier (45mm Gesamtlänge, 27 mm Kopfrumpflänge) ist das letzte Schwanzviertel, sowie ein Ring kurz hinter der Schwanzmitte weiß. Ein weißgrauer Fleck auf jedem Hinterbacken ist bei allen Exemplaren vorhanden. Auch dieser Gecko hat ausgesprochene Rindenfärbung. Das konstante Auftreten des weißgrauen Fleckens auf den Hinterbacken 556 bildet ein interessantes Analogon zu der konstanten Weißfärbung der Ferse bei dem bereits besprochenen, ebenfalls ausgesprochene Rindenfärbung zeigenden Diplodactylus palmatus. Bei den ö von H. echinus zählte ich bis zu 10 Femoralporen. Hemidactylus richardsonii (Gray). 1845 Velernesia richardsonii Gray. Cat. Lizards, p. 156 (? —). 1885 (Abbildung des Typus, Boulenger, Cat. Lizards I, pl. XII, fig. 3). *1902 Hemidactylus richardsonii Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 670. ] Exemplar von Jaunde. 9 Exemplare verschiedenen Alters. Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bis auf die Fürbung weichen unsere Exemplare fast in keiner Weise von dem Typus der Art ab. Die von Fischer (Jahrb. Hamb. wissensch. Anst. V, p.49, 1888) und von Tornier (l. c.) erwühnten, hinter den zwei groben zusammenstoBenden Submentalen liegenden kleineren Schilder finden sich nur bei zwei Exemplaren in ausgesprochenerem Maße. Die zwischen die sehr feine Beschuppung des Rückens eingestreuten Kórnerschuppen sind sehr variabel in ihrer Anzahl. Bei dem jüngsten Stück ist nur die Reihe spitzer Tuberkel, die jederseits auf der Grenze zwischen Rücken und Seitenzone sich hinzieht, entwickelt, die Beschuppung des Rückens dagegen eine ganz gleichmäßige; bei anderen sind die ein- gestreuten Tuberkel spürlich, bei dem Exemplar aus Jaunde dagegen zahlreich. Die seit- liche Tuberkelreihe ist stets gut ausgebildet; bei einzelnen Individuen stehen die Tuberkel hier sogar ziemlich dicht und sind sehr spitz, auch verläuft die Tuberkelreihe bei ihnen auf einer zwar schwachen, aber deutlich erkennbaren Hautfalte. Diese ebenerwühnte dorsolaterale Tuberkelreihe läuft etwa in einem Abstand, der dem Durchmesser des Auges gleichkommt, über der bei allen Exemplaren stark entwickelten Falte hin, die die Grenze zwischen Seiten- und Bauchzone bildet. Die Tuberkel der Schwanzoberseite fehlen bei keinem Exemplar. Bei einigen sind sie im ersten Schwanzwirbel relativ schwach entwickelt, bei einem nicht ganz regelmäßig; die meisten Stücke haben jedoch vier wohlausgebildete spitze Tuberkel am Hinterrande eines jeden Schwanzsegments. An der starken Bauch- seitenfalte sitzen bei einigen Individuen in regelmäßigen Abständen stehende, spitze Tuberkel. Die Femoralporen bilden von einem Knie zum anderen eine ununterbrochene Reihe. 23 Poren stehen auf jeder Seite (im ganzen also 46). Das O zeigt statt der Poren eine deutlich vergrößerte Schuppenreihe. Bei drei offenbar brünstigen ö, bei welchen auch der Schwanz hinter dem After wulstförmig aufgetrieben ist, hängen an den Femoralporen lange, wachsartige Zäpfchen, wie wir sie bei der Gattung Lacerta des öfteren finden. In der Analregion sind bei den ö sowohl vor als auch hinter den Femoral- poren vergrößerte Schuppen zu bemerken. Die Haut von Hemidactylus richardsonii scheint sehr zart zu sein. Die größeren Stücke weisen alle starke Hautschrunden auf und teilweise ist von kleineren oder größeren Partien des Körpers die Epidermis ganz heruntergeschürft. Es fällt dies um so mehr auf, als die übrigen Geckonen der Kollektion sämtlich sehr gut erhalten sind. Keines unserer Stücke zeigt eine so verwaschene Zeichnung, wie der Typus (Ab- bildung 1. e.), die jüngeren und auch einige der ganz alten Tiere sind sogar sehr charakte- ristisch gezeichnet. 557 Die Abbildung Fischers (Jahrb. Hamb. wissensch. Anst. V, 1888, Taf. IV, Fig. 10) darf noch nicht als die Darstellung einer gut ausgeprägten Jugendzeichnung angesehen werden, denn unsere jungen Tiere zeigen ein noch weit ausgeprägteres Zeichnungsmuster. Die Grundfärbung unserer Exemplare von Hemidactylus richardsonii variiert von hell taubengrau bis grünlich gelbgrau und bräunlichgrau. Bei den jüngeren Individuen ist das kurz hinter dem Nasenloch am Unterrand der Oberlippe entspringende, durch das Auge und Ohr und von da über die Achsel weg längs der Körperseiten bis zu den Weichen verlaufende, dunkelbraune Band sehr gut ausgeprägt. Das Rostrale trägt unten einen braunen Fleck. Ein dreieckiger Fleck von gleicher Farbe bedeckt die Schnauzen- region, ein breites Querband verbindet die vorderen Augenränder. Ein zweites Querband überbrückt den Zwischenraum zwischen den beiden Augen. Auf: dem Hinterkopf befindet sich ein brauner, dunkel gerandeter Fleck; auf Hals und Rücken stehen in regelmäßigen Abständen dunkelbraune, breite Querbarren, die nicht auf die Körperseiten. übergreifen und von der Lateralbinde stets getrennt bleiben. Innerhalb dieser dunklen Querbarren lassen sich drei tief schwarzbraune Längslinien — eine mediane und je eine dem rechten bzw. linken Rand des Querbarrens anliegende — mehr oder weniger deutlich erkennen. Die vorderen und hinteren Ränder der Querbarren sind ausgezackt und dunkel gesäumt. Die Zwischenriume zwischen denselben sind meist etwas heller als die Grundfarbe des Körpers und mehr oder minder dicht mit dunklen Fleckchen geziert. Im Nacken schließt sich der erste Querbarren direkt an den dunklen Flecken des Hinterkopfes an. Die drei ersten Querbarren sind bedeutend länger als breit, die zwei letzten breiter als lang. Zwischen dem Querbarren und dem Lateralband liegt meistens eine zeichnungslose Zone; bei einzelnen Exemplaren ist dieselbe jedoch dunkler gewólkt. Auf dem Schwanz befinden sich 6—7 dunkle, mehr oder weniger regelmäßige Querbänder. Die Oberseite der Ex- tremitüten ist unregelmäßig gebändert. Diese Bänder sind ebenso, wie die des Schwanzes dunkel eingefaßt. Die Unterseite ist bei allen Stücken zeichnungslos. Bei älteren Stücken kann die Zeichnung unregelmäßiger werden und mehr oder weniger stark verblassen. Manchmal hellt sich der Grundton der Querbarren stark auf und die drei Längslinien werden dann sehr deutlich sichtbar. Andererseits können aber die Querbarren selbst sich durch eine intensiv gewölkte Zone mit dem Lateralband ver- binden. Das Lateralband kann bei Exemplaren mit schwacher und undeutlicher Zeich- nung von der Achse ab gänzlich verschwinden oder nur in Form von einigen isolierten dunklen Fleckchen erhalten bleiben; bis zur Achsel jedoch bleibt es stets deutlich sichtbar. Maße: kleinstes Exemplar größtes Exemplar Totallänge 67 mm 137 mm Kopfrumpflänge 8B) e 69 Schwanzlänge 84 , 68 , Von der Schnauze bis zum Ohr T1537 Ou Kopfbreite OE T0107 Vorderextremität 13 208 Hinterextremität Is 30 „ 558 Lygodactylus fischeri Blgr. (= Lygodactylus conradti Matschie). 1890 Lygodactylus fischeri Boulenger. Proc. Zool. Soc. 1890, p.80, pl. VII, fig.1 (Sierra Leone). *1892 Lygodactylus conradti Matschie. Ges. naturf. Freunde Berlin, Jahrg. 1892, p. 189. *1902 Lygodactylus conradti Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 670. 6 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. X Tornier gibt bereits der Überzeugung Ausdruck, da& der von Matschie beschriebene Lygodactylus conradti mit L. fischeri Blgr. identisch sei. Ich schließe mich der Ansicht Torniers voll und ganz an. Matschie nennt als Unterscheidungsmerkmale seines L. conradti von L. fischeri folgende: 8 obere, 7 untere Labialen (9 obere und 6 untere bei L. fischeri), sowie das Fehlen des Schulterstreifens und der Seitenbarren des Körpers, die für L. fischeri charakte- ristisch sind. Wie Tornier l. c. angibt, hat eines der im Berliner Museum befindlichen Exemplare von L. conradti den für L. fischeri charakteristischen Schulterstreifen. Dieses Exemplar, das mir von Herrn Prof. Tornier freundlichst zum Vergleich übersandt wurde, ist unbedingt artlich mit unseren Exemplaren identisch. Diese letzteren variieren nun in der Zahl der Labialen wie folgt: Nr.1 6 obere und 6 untere Labialen, Nr. 2 8 (7) obere und 8 untere Labialen, Nr. 8 und Nr. 4 8 obere und 7 untere Labialen, Nr. 5 '6 (7) obere und 8 untere Labialen, Nr. 6 6 obere und 6 untere Labialen. Es ist also klar ersichtlich, daß die Zahl der Labialen sehr variiert und daß die der oberen bald größer bald kleiner sein kann als die der unteren. Das Farbenkleid variiert ebenfalls. Der Schulterstrich fehlt nur bei einem Stück. Die Seitenfleckung fehlt bei zwei Exemplaren völlig, bei dreien ist sie mehr oder weniger spurweise angedeutet und bei einem Exemplar endlich ist sie an Hals und Seiten in Form von ausgeprägten, großen senkrechten Barren entwickelt. Und gerade dieses Tier, das die ausgeprägteste Seitenzeichnung zeigt, ist das einzige, dem der Schulterstrich fehlt. Es dürfte aus diesen Variationskombinationen wohl deutlich hervorgehen, daß Lygo- daetylus conradti Matschie endgültig in die Synonymie von L. fischeri zu versetzen ist. Bei allen mir vorliegenden Exemplaren geht ein Strich von dem Nasenloch durch das Auge und an den Wangen entlang bis zum Hinterkopf, wo er sich meist noch etwas winklig nach oben aufbiegt und dann endet. Der Rücken ist stets mehr oder weniger dicht dunkel- bis schwarzbraun gefleckt und marmoriert, Zu dieser dunklen Rücken- zeichnung gesellen sich bei einzelnen Exemplaren noch lichte Flecke. Bei einigen Stücken trägt der Schwanz breite Querflecken, die etwas lichter und mehr rötlich im Ton sind, als die graubraune Grundfürbung. Über die Seitenzeichnung ist weiter oben schon be- richtet. Die Beine sind ebenso gezeichnet wie der Rücken und zwar stärker bei den Exemplaren mit deutlicher Seitenfleckung, fast zeichnungslos bei denen mit nahezu un- gezeichneten Flanken. Bei den ö 7—9 Schenkelporen. Lygodactylus conrani Tornier. 1902 Lygodactylus conrani Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 670 (Bipindi, Kamerun). 1 Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. 559 Familie Varanidae. Varanus nilotieus (L.). Lacerta nilotica Linne. Syst. nat., p. 361. 1875 Monitor saurus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. *1897 Varanus nilotieus Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 28, Afd.1V, Nr. 2, p. 14. 1899 Varanus niloticus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 133. 1901 Varanus niloticus Tornier. Zool. Anz., Bd. XXIV, Nr. 635, p. 61. 1902 Varanus nilotieus Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 674. 2 Häute mit Schädel und 2 Schädel von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. 6 junge Tiere in Spiritus von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Varanus exanthematicus (Bosc.). 1792 Lacerta exanthematica Bosc. Act. Soc. Hist. Nat. Paris 1792, p. 25, pl. V, fig. 3. *1905 Varanus exanthematicus Lorenz Müller. Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde. 1 Exemplar aus den Steppen unweit des Tsade. Leutnant Schulze-Koll. 1904. Unser Exemplar, das eine Länge von 75cm hat, ist gelbgrau mit kaum vom Grundton sich abhebenden, helleren, dunkel gerandeten Ocellen, die in Querreihen angeordnet sind; ein dunkler Schläfen-Nackenstreifen fehlt. Die Art war bisher von Kamerun nicht be- kannt. Sie scheint auf das trockene Steppengebiet des Innern beschrünkt zu sein und überall zu fehlen, wo feuchtes Klima herrscht. Am Tsade ist das Tier, wie Herr Leutnant Schulze mir mitteilte, ziemlich häufig. Lacerta echinata Cope. 1862 Lacerta (Zootoca) echinata Cope. Proc. Acad. Philadelphia 1862, p. 189 (Westafrika). 1887 Lacerta echinata Boulenger. Cat. Lizards III, p. 11. *1902 Lacerta echinata Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 674. 2 Erwachsene (C 2) und ein junges Ö von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bei dem 9 befinden sich 5, bei dem jungen Tier rechtsseitig 5, linksseitig 4 Supra- labialen vor dem Subokulare; das ö zeigt die normale Anzahl von 4 Supralabialen vor diesem Schild. Bei dem © und dem jungen Stück befinden sich zwischen Supraciliaren und Supraokularen einige wenige Kórnerschuppen (1—3). Bei dem jüngeren Exemplar setzt sich das Collare nur aus 6 Schildern zusammen. Die Färbung ist bei allen drei Exemplaren die gleiche. Die Oberseite ist einfarbig grün, die Halsseiten sind gelblich. Die Schläfengegend, die Halsseiten und die Seiten der Brust sind mit schwarzen Vermikulationen geziert; die Oberarme tragen schwarze Flecken. Die Schwanzwurzel ist braungrau, der Schwanz braun. In der Sakralgegend und auf der Schwanzwurzel zwei Reihen großer, weißgelber, schwarz gerandeter Ocellen, 4—6 Ocellen in jeder Längsreihe. Bauch beim ö gelb, jede Schuppe mit grünlichem, opalisierendem Rand; beim © und dem jüngeren ö ist die Unterseite mehr grüngelb. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 74 560 Holaspis guentheri Gray. 1863 Holaspis guentheri (Smith) Gray. Proc. Zool. Soc. 1863, p. 153, pl. XX, fig. 1 (? —). *1902 Holaspis guentheri Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 674. 6 6, 4 9 von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Werner (Verh. Zool.-bot. Ges. Wien 1895, Bd. 45) trennt eine ostafrikanische Form Holaspis guentheri als subsp. laevis ab, die sich durch ungekielte Dorsolateralschuppen und eine größere Zahl von Halsbandschuppen und Femoralporen von der typischen Form unterscheiden soll. Mein Material spricht indes gegen diese Trennung. Vor allem sind bei allen meinen Exemplaren die Dorsolateralschuppen glatt und ich möchte hier die Ver- mutung aussprechen, daß bei Holaspis guentheri die Dorsolateralschuppen überhaupt immer glatt sind. Die stark gewölbten Schuppen erscheinen nämlich in einem gewissen Lichte gekielt, ohne es in Wirklichkeit zu sein. Sie liegen nämlich nicht flach der Ober- Näche des Körpers an, sondern sind gekantet und schindelförmig ineinander geschoben, indem jede Schuppe mit ihrem unteren Rand unter den Oberrand der unterhalb gelegenen Schuppe geschoben ist. Wenn nun das Licht senkrecht zur Längsachse der Schuppen auffällt, hat man den Eindruck, als seien die Schuppen gekielt; sobald man aber das Tier bei parallel zur Längsachse auffallendem Lichte betrachtet, sieht man sofort, daß die Schuppen glatt sind und nur infolge ihrer eigenartigen Lagerung in gewissem Lichte ge- kielt erscheinen. Über die Zahl der Halsbandschuppen und Femoralporen gibt folgende Zusammenstellung Aufschluß: Nr.1, ö|Nr.2, ö| Nr.3, 6| Nr.4 5 | Nr.5, 9| Nr.6, 9| Nr. 7, 6| Nr.8, 6| Nr.9, 2|Nr.10,2 Halsbandschuppen ) 9 12 10 | 8 11 11 10 6 | 10 Femoralporen 20 | 310 | 21 20 | 92 30 | 19 21 20 | 21 | | Bei eiuigen Exemplaren (9) sind die Streifen schön gelbgrün und der Bauch grün- gelb, bei allen übrigen — darunter sämtliche ö — sind die Streifen weißblau, auf dem hinteren Teil des Rückens und dem Schwanz öfters sogar prächtig azurblau. Bei diesen Stücken ist der Bauch hell grünweiß. Familie Seincidae. Ganz besondere Schwierigkeiten bereitete mir die Bearbeitung des Mabuienmaterials. Es schien mir vor allem ganz außerordentlich schwer, Mabuia maculilabris (Gray) von Mabuia raddoni (Gray) zu trennen. Die Originalbeschreibung Grays (Cat. Lizards 1844, p. 112 und 114) sind, was die Beschreibung der Pholidose anbelangt, zu dürftig, um allein benutzbar sein zu können; in Bezug auf Färbungscharaktere geben sie allerdings mancherlei Anhaltspunkte. Nimmt man aber auch die Beschreibungen Boulengers (Cat. Lizards III, 1887, p. 164 und 165) zu Hilfe, so kann man nur feststellen, daß die Unterschiede zwischen beiden Arten geringe sind. Ein Unterschied in der Zahl der Schuppenlängsreihen ist praktisch nicht vorhanden. Bei M. raddoni bewegt sich die Zahl der Schuppenreihen zwar in etwas weiteren Grenzen 561 (23-32) als bei M. maculilabris (30—32 nach Boulenger), aber in weitaus den meisten Fällen deckt sie sich bei beiden Arten. Der Beschilderung des Kopfes ist nach Boulenger ebenfalls die gleiche, die relative Größe der Extremitäten ebenso; es bleibt also nur noch die Zahl der Supraciliaren (5 bei M. maculilabris, 6—7 bei M. raddoni) und die der Schuppenkiele (5 bei M. maculilabris und 3 bei M. raddoni). Bei meinem Kameruner Material finden sich nun eine Anzahl Mabuien, die in der Zahl der Supraciliaren mit M. raddoni, in der der Schuppenkiele mit M. maeulilabris über- einstimmen. Eine derartige Form hat Boulenger (Ann. & Mag. Nat. Hist. (7), VIII, p. 15) als M. benitensis vom Benitofluß, Französischer Kongo, beschrieben, später aber (Ann. & Mag. Nat. Hist. (7), XII, p. 433) mit M. raddoni identisch erklärt. M. benitensis wurde von Boulenger (l. c.) ursprünglich für nahe verwandt mit M. maculi- : labris gehalten. Es war also für mich der Gedanke naheliegend, nachzuprüfen, ob nicht M. benitensis die beiden Formen M. maculilabris und raddoni verbinde und beide also unter dem Namen M. raddoni als eine Art zu betrachten wären. Es war ferner noch nachzuprüfen, wie es sich mit der Artberechtigung der von Bou- lenger neu beschriebenen Mabuia polytropis verhält und endlich ob Tornier mit seiner Behauptung. Mabuia raddoni sei nur das junge Tier von M. perroteti, recht hat. Nach Vergleichung unseres Materials von M. perroteti mit M. raddoni kam ich zur Ansicht, da& die Frage der Zugehórigkeit von M. raddoni zu M. perroteti getrennt zu be- handeln sei, während über die Artberechtigung der Formen raddoni, maeulilabris und polytropis in toto abgehandelt werden kann. Nach Merkmalen der Pholidose konnte ich mein Kameruner Material in vier Gruppen einteilen. Dabei erwies sich vorerst nur die Zahl der Kiele und der Supraciliaren brauchbar. Die Zahl der Schuppenreihen fällt, wie schon erwähnt, zu sehr zusammen, als daß sie systematisch verwertet werden kónnte. Die vier Gruppen charakterisieren sich wie folgt: . Exemplare mit 3 Schuppenkielen und 6—7 Supraciliaren (M. raddoni), . Exemplare mit 5 Schuppenkielen und 6 —7 Supraciliaren (M. benitensis), . Exemplare mit 5—7 Schuppenkielen und 5 Supraciliaren (M. maculilabris), . Exemplare mit 7—11 Schuppenkielen und 6—9 Supraeiliaren (M. polytropis). INE t H> Q3 Die Exemplare der Gruppe 1 stimmen genau mit der Diagnose von M. raddoni, die von Gruppe 3 mit der von M. maculilabris, die von 4 mit M. polytropis überein, während die von Gruppe 2 sich so ziemlich mit der Diagnose der von Boulenger selbst wieder ein- gezogenen M. benitensis decken. Die Stücke von M. benitensis zeigen alle Stufen der Entwicklung der beiden äußeren Kiele, so daß die Art wohl mit Recht eingezogen und mit M. raddoni vereinigt wurde. Die Gruppen 1 u. 2 lassen sich der Pholidose nach nun zwar gut von 3 u. 4 trennen, doch sind die Merkmale relativ geringfügig. Nun versuchte ich zur Kontrolle meine Mabuien ohne Rücksicht auf die Pholidose nach reinen Fürbungscharakteren zu gruppieren. Dies ist zwar nicht ganz leicht, da hier berücksichtigt werden muß, daß die Mabuien in der Färbung variieren und daß vor allem die in der Jugend deutlichen Zeichnungs- charaktere mit dem Alter des öfteren sehr undeutlich werden. Indes läßt sich bei einiger Übung auch in schwierigeren Fällen fast stets noch konstatieren, welchem Zeichnungstyp 74* das betreffende Exemplar angehört, da sowohl die Altersabblassung als auch die Variation sich in bestimmten Bahnen bewegt und fast stets noch Reste des ursprünglichen Zeich- 562 nungsmusters zu erkennen sind. Ein Sortieren des Mabuienmaterials nach deren Zeichnungsmuster ergab nur drei Gruppen und zwar stellte es sich heraus, daß diese drei Gruppen insofern mit den aus der Pholidose gewonnenen vier Gruppen zusammenfallen, als die erste der auf Fürbungs- und Zeichnungscharakteren basierenden Gruppen — Gruppe 1 + 2, die zweite = Gruppe 3, die dritte — Gruppe 4 der auf die Pholidose aufgebauten entspricht. Es ergab sich also ein Zusammenfallen von M.raddoni und benitensis, die ja von = vornherein nicht sehr scharf geschieden waren. Um gleich endgültig mit M. benitensis aufzuräumen, will ich hier sofort auf die Entwicklung der Schuppenkiele eingehen. Eine genaue mit der Lupe vorgenommene Untersuchung der typischen (also drei- kieligen) Stücke von Mabuia raddoni zeigte mir, daß hier unter den rein dreikieligen Schuppen eingestreut auch solche vorkommen, bei welchen sich neben den Hauptkielen noch jederseits die Spur eines weiteren Kieles findet. Bei einzelnen Exemplaren treffen wir nun nur ganz wenige solcher mehrkieligen Schuppen zwischen die normalen einge- streut, bei anderen wiederum relativ viele. Aber auch die überzähligen Schuppenkiele können verschieden stark entwickelt sein. Bei einzelnen Schuppen sind sie nur spurweise angedeutet, bei anderen so stark ausgeprägt, daß die Schuppe direkt fünfkielig erscheint; und zwar lassen sich oft bei einem und dem- selben Tier alle möglichen Abstufungen in der Ausprägung der Seitenkiele beobachten. Auch das Zahlenverhältnis zwischen den normalen Schuppen und denen mit Nebenkielen ist ein sehr variables. Wir finden Stücke, die fast ausschließlich dreikielige Schuppen be- sitzen, solche bei welchen die Schuppen mit Nebenkielen nur in mäßiger Anzahl auftreten, solche bei welchen beide Schuppenformen nahezu gleich in der Zahl sind, solche bei welchen die fünfkieligen Schuppen bereits überwiegen und endlich Exemplare, bei welchen die Schuppen durchweg ausgeprägt fünfkielig sind. Die jungen Exemplare, die ich bis jetzt untersuchen konnte, waren alle dreikielig. Es ist eventuell möglich, daß eine Vermehrung der Kiele erst in höherem Alter erfolgt feststehend ist aber, daß auch völlig erwachsene Stücke noch rein dreikrelig sein können, eine Vermehrung der Kiele im Alter also nicht unbedingt stattfinden muß. Feststehend ist aber andererseits auch die Tatsache, daß die Schuppenkiele nicht als Unterscheidungs- merkmal zwischen M. raddoni und M. benitensis betrachtet werden können. Nach rein habituellen Merkmalen lassen sich unsere Kameruner Mabuien noch schwerer gruppieren als nach Färbungscharakteren. Indes machte ich der Kontrolle halber auch hier den Versuch und es ließen sich drei Gruppen unterscheiden: 1. gedrungene, feist aussehende Stücke mit kurzer Schnauze und breitem Pileus (M. raddoni + M. benitensis); . gedrungene, derb gebaute Tiere mit mittellanger Schnauze und schmälerem Pileus (M. polytropis); . schlankere, mehr lacertaartig gebaute Tiere mit spitzer Schnauze und schmalem Pileus (M. maculilabris). n2 © 563 Die durch Merkmale der Pholidose und der Fürbung gekennzeichneten natürlichen Gruppen lassen sich also auch im Habitus erkennen. Die Meinungen über den Wert der „habituellen“ Merkmale waren von jeher sehr geteilt und es sei mir gestattet, hier mit einigen Worten. meine persönliche Ansicht zu prüzisieren. Ich gebe gerne zu, daß diese Merkmale, wenn sie subtilerer Natur sind, nur von denen benutzt werden kónnen, die über reichere Erfahrung und ein ausreichendes Vergleichsmaterial verfügen und die vor allem ab- und zuzugeben wissen. So liegt es auf der Hand, um gleich auf die Arten, um welche es sich hier im speziellen Fall handelt, zu sprechen zu kommen, daß ein © — und besonders ein trüchtiges © — von M. maculi- labris feister ausschauen wird als ein ó von M. raddoni und polytropis und daß auch der Ernührungszustand der einzelnen Tiere hier eine Rolle spielt. Es wird naturgemäß ein O von M. raddoni, das kurz nach dem Eierlegen getötet wurde, schlanker sein als ein wohl- genährtes © von M. maculilabris und ein wohlgenährtes ö letzterer Art dicker als ein schlecht genährtes von M. raddoni. Sichere, auch von weniger erfahrenen Leuten in jedem Fall verwertbare Angaben lassen sich also hier nicht machen. Indes glaube ich aber den Wert habitueller Merkmale nicht von der Hand weisen zu dürfen; auch dann nicht, wenn sie sich nicht durch Maßtabellen bzw. relative Körpermaße gut ausdrücken lassen. Die Forderung, daß ein Merkmal nur dann als wirklich brauchbar bezeichnet werden könne, wenn es sich in der Bestimmungstabelle genau präzisieren läßt, ist entschieden zu weit- gehend. Manche habituelle Merkmale, z. B. die Kopfform, lassen sich in Maßen kaum ausdrücken, da hier die geringfügigsten Differenzen oft starke Formunterschiede bedingen. Schon bei mittelgroßen Tieren ist es oft sehr schwer, deutlich erkennbare habituelle Unter- schiede durch Maße zu charakterisieren, bei kleinen und kleinsten Formen meist ganz unmöglich. Es wird ja relativ selten vorkommen, daß das Hauptgewicht auf habituelle Merkmale gelegt werden muß. Vorkommen kann es aber immerhin und in solchen Fällen müssen eben auch diese, schwerer zu definierenden Charakteristika benutzt werden. Es werden sich allerdings nur diejenigen ihrer bedienen können, welche über ein halbwegs ausreichendes Vergleichsmaterial verfügen. Das läßt sich nun einfach nicht ändern. Es wird immer Arten geben, die unter alleiniger Benutzung der Literatur nie mit Sicherheit besimmt werden können. Erfahrung und Vergleichsmaterial sind für viele Bestimmungen unumgänglich nötig. Es wird mir nun vielleicht eingewendet werden, daß eine ungeschickte Benutzung subtilerer habitueller Merkmale manche Verwirrung anrichten kann. Dies ist natürlich nicht zu leugnen, indes möchte ich bemerken, daß bei einem zu einseitigen Betonen der Merkmale der Pholidose genau das gleiche der Fall sein kann. Jeder einseitig betonte Standpunkt schließt eben seine Fehlerquellen in sich ein und nur durch ein gewissen- haftes Abwägen der Merkmale verschiedenster Art können Irrtümer ausgeschaltet werden. Es soll sich daher niemand mit der Konstatierung einer habituellen Verschiedenheit bei zwei in der Pholidose anscheinend gleichen Formen begnügen, sondern sich bemühen, weitere, präziser definierbare Merkmale zu finden. Und in der Tat findet man dann oft ganz gute Unterscheidungsmerkmale, deren Brauchbarkeit bisher nur noch nicht erkannt worden war. Auf schwerwiegendere habituelle Merkmale muß natürlich schon von vornherein der Wert gelest werden, der ihnen — meiner Meinung wenigstens nach — unbedingt zukommt. 564 Es ist ein Unding, wenn man zwei habituell gänzlich voneinander verschiedene, in der Pholidose aber sehr ähnliche Tiere als miteinander „nächst verwandt“ bezeichnet. Ich werde bei der Besprechung von L. reichenowii hierauf zurückkommen. Auf eine weitere, meiner Meinung nach zu weit gehende Forderung móchte ich hier ebenfalls kurz eingehen: die Forderung der absoluten Konstanz der Merkmale. Es besteht manchmal die Tendenz, zwei Formen zu vereinigen, sobald man nur einige wenige Exem- plare gefunden hat, die bald mit mehr, bald mit weniger Recht als „intermediär“ be- zeichnet werden kónnten. Aber auch hier móchte ich sagen: So lange diese ,intermedi- ären“ Formen nur seltenere Ausnahmen sind, die Masse der Individuen sich aber in ihren Charakteren als konstant erweist, sollte man nicht von Übergangsformen sprechen. Die individuelle Variation ist in der belebten Natur nun einmal eine Tatsache, die nicht weggeleugnet werden kann, und warum sollte es nicht ab und zu einmal vorkommen, daß sich diese Variation in einer Weise äußert, die einen Übergang vortüuscht? Im Spezial- fall wird nun freilich der Beweis, daß es sich um eine zufällige Variation handelt, schwer sein; der Gegenbeweis aber ebenso und darum kann nicht das Einzeltier, sondern nur die Serie entscheiden. So lange also die ,Übergangsformen* noch in verschwindender Minorität sind, ist die Annahme einer individuellen Variation immer noch die wahr- scheinlichere. Nach dieser Abschweifung auf ein rein theoretisches Gebiet wieder zurück zu unseren Mabuien! Ich glaube ein Merkmal gefunden zu haben, das bis jetzt noch nicht beachtet wurde und das Mabuia raddoni von den beiden anderen Arten (M. maculilabris und M. polytropis) mit ziemlicher Sicherheit unterscheidet. Es ist dies die relative Länge des Frontale. Bei Mabuia raddoni beträgt die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Frontale !/a — */; der Länge dieses Schildes, während sie bei M. polytropis der Länge des Frontale gleich ist. Bei M. maculilabris ist die Entfernung des Frontale von der Schnauzenspitze größer als das Frontale. Untersucht habe ich gegen 20 Mabuia raddoni, 8 M. polytropis und 5 M. maculilabris. Eine unbedeutende Ausnahme fand ich bei einem Exemplar von M. poly- tropis, wo sich das Frontale mehr wie bei M. raddoni verhielt. Sümtliche Exemplare von M. raddoni waren dagegen von einer bemerkenswerten Konstanz. - Leider verfüge ich nur über ein geringes Material von M. maculilabris, so daß ich nicht sagen kann, ob sich das Merkmal, das nur für M. raddoni recht brauchbar erscheint, in gleichem Maße für M. maculilabris verwenden läßt. Immerhin glaube ich, daß bei M. maculilabris das Frontale nur sehr selten größer sein wird, als sein Abstand von der Schnauzenspitze. Es ergäbe sich dann folgende Einteilung für die Kameruner Mabuien: Die Entfernung von der Schnauzenspitze zum Frontale ist: a) = !Ja — ?|; der Länge dieses Schildes; Supraciliaren 6-8; Schuppen 8—5 kielig . . . . . . «. . Mabuia raddoni. b) — der Lünge des Frontale dies aod gioger. 1. 6—8 Supraciliaren; Schuppen 7—1llkielig; . . . . Mabuia polytropis; 2. 5 Supraciliaren; Schuppen 5—7kielig; . . . . . . Mabuia maculilabris. Es bleiben nun noch die Unterschiede in der Färbung und Zeichnung zu erörtern übrig. Bei sämtlichen drei Arten wird die Zeichnung im Alter undeutlicher; bei Mabuia 565 raddoni muß außerdem noch mit einer Varietät gerechnet werden, die zur teilweisen oder völligen Zeichnungslosigkeit neigt. Immerhin lassen sich aber selbst bei solchen Exem- plaren bei genauerer Prüfung noch Spuren der für die Art charakteristischen Zeichnung entdecken. Alle noch nicht sehr alten Stücke lassen jedoch noch meist sehr gut die charakteristische Zeichnung erkennen. Und hier finden wir für M. raddoni und maculi- labris in der Originalbeschreibung Grays die wichtigeren Merkmale schon betont. Gray schreibt bei M. raddoni (Cat. Lizards 1845, p. 112): „Sides dark, with a pale streak above and below, the lowest broadest, lips, chin and beneath white“ und bei M. maculilabris (Cat. Lizards, p. 114): ,. . . with a series of very distant small yellow spots on each side, cheeks and sides black, with a few small spots beneath, with a yellow streak. from under the eye extending to the base of the fore-legs; lip-shields dark, with a central yellow spot . . .“ Es sind also hier schon die charakteristischen Unterschiede betont. Bei M. raddoni ist die Lippengegend hell und ohne Flecken, bei M. maculilabris dunkel und weiß gefleckt ; bei M. raddoni zieht sich ein weißer Streifen vom Auge bis zu den Weichen, bei M. maculi- labris reicht er nur bis zu den Achseln. Ich habe hier nur das Wesentlichste hervorgehoben. Charakteristisch für M. raddoni ist das Vorhandensein einer dunklen, zum mindesten unten weiß gesäumten Lateralbinde, die vom Auge über das Ohr nach der Achselgegend und meist noch bis zu den Weichen sich hinzieht. Bei allen von mir untersuchten Exem- plaren von M. raddoni, deren Zeichnung überhaupt ausgesprochen war, fand ich die dunkle Lateralbinde unten von einem sehr deutlichen weißen Streifen begrenzt. Oben war sie jedoch gar nicht hell gesäumt oder die von Gray angeführte obere, helle Grenzlinie war in eine Fleckenreihe aufgelöst. Der untere weiße Streifen ist bei fast allen Exemplaren mehr oder weniger dunkel eingefaßt. Diese dunkle Einsäumung ist an den Halsseiten am schwächsten und fast immer in längliche Flecken aufgelöst; zwischen der Achsel und den Weichen ist sie jedoch meist sehr wohl entwickelt. Merkwürdig ist das Verhalten der weißen Streifen bei verblassender Zeichnung. Bei einer Anzahl von Stücken, bei welchen die dunkle Seitenbinde nur mehr eine Nuance dunkler war als der übrige Körper, fand ich die von ihr eingenommene Zone oben durch eine Reihe heller Flecken und unten durch einen wohlentwickelten, dunkel eingefaßten weißen Streifen gekennzeichnet. Mir liegt ein halbwüchsiges Tier vor mit bereits gänzlich verblaßter dunkler Lateralbinde, aber völlig erhaltenen unteren weißen Streifen, ebenso ein noch jüngeres Exemplar aus Liberia, bei welchem eine dem oberen weißen Streifen entsprechende Längsreihe weißer Flecken die einzige Zeichnung des sonst einfarbig olivenbraunen Tieres ist. Andererseits besitzt unser Museum wieder völlig erwachsene Stücke von M. raddoni mit noch sehr dunkler, oben durch eine Reihe weißer Flecken, unten durch einen weißen Streifen scharf begrenzter Lateralbinde. Das Zurücktreten der Zeichnung ist also kein reiner Alterscharakter, wie Tornier (Arch. f. Naturgesch. 1901, Beiheft p. 82) annimmt, sondern beruht teilweise wenigstens auch auf Variation. Die Oberlippe ist bei allen Stücken hellgelblich oder weißlich, die Unterlippe und die Halsseiten unterhalb des weißen, die dunkle Lateralbinde unten begrenzenden Streifens helloliv, vielfach fast weiß, so daß genannter Streifen nur durch seine dunkle Einfassung nach unten hin sich abgrenzt. Bei Mabuia maculilabris dagegen hat die dunkle Lateralbinde keine obere und etwa T! N " " nur bis zur Achsel eine untere weiße Grenzlinie, die aber nie so scharf dunkel konturiert und meist in Flecken aufgelöst ist. Das dunkle Lateralband geht bei meinen Kameruner Exemplaren nicht bis zu den Weichen und ist auch bei den jüngeren Stücken blaß, da- gegen sind Ober- und Unterlippe, sowie die Backen und Halsseiten unterhalb des weißen Streifens olivbraun. Die meisten Labialen tragen einen weißen Fleck, das obere Augenlid ist weiß gerandet und Backen und Halsseiten sind weiß gefleckt. (Auf die Details der Färbung gehe ich bei Besprechung der einzelnen Arten näher ein.) 566 Für charakteristisch gezeichnete Exemplare von M. polytropis ist die dunkle, von der Schnauzenspitze über Auge, Ohr und Achsel sich hinziehende und von da ab immer undeutlicher werdende Lateralbinde, die unten durch ein unterhalb des Auges beginnendes, bis hinter die Achselgegend reichendes, dann aber in unregelmäßige Flecken sich auf- lösendes breites, weißes Band begrenzt wird, und die in Querreihen angeordneten, dunklen Rückenflecke bezeichnend. Bei sämtlichen mir vorliegenden Exemplaren von M. raddoni ist es charakteristisch, daß der weiße Streifen, der die dunkle Lateralbinde unten begrenzt, falls er einmal zwischen Auge und Achsel deutlich ausgeprägt ist, es auch bis in die Weichengegend bleibt, wäh- rend er bei M. polytropis sich nur bis zur Achsel oder etwas darüber hinaus erstreckt. 2 Es ließe sich also für das mir vorliegende Material unter alleiniger Benutzung der Zeichnungscharaktere folgende Tabelle aufstellen: Der unterhalb des Auges beginnende weiße Streifen zieht sich a) bis in die Weichengegend . . N re Vracdonis b) höchstens bis kurz hinter die Nahost: 1. Lippen hell, ungefleckt, Rückenflecken in Querreihen . . M. polytropis, 2. Lippen olivenbraun, weißgefleckt, Rückenflecken in Längs- reihen. v e TIN ee MEME a Cui a DISSE Mabuia maculilabris (Gray). 1845 Euprepes maculilabris Gray. Cat. Lizards, p. 114 (Westafrika). *1897 Mabuia maculilabris Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd.IV, Nr.2, p.14. 1902 Mabuia maculilabris Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 675. 1l halbwüchsiges Stück von Mukonjefarm bei Mundame. 1 halbwüchsiges Stück von Dibongo bei Edea. l erwachsenes Ó von Jaunde. Bei dem Exemplar von Mukonjefarm ist das Frontale nur unbedeutend kürzer als seine Entfernung von der Schnauzenspitze und etwas kürzer als sein Abstand vom Hinter- rand der Parietaha. Sowohl Supranasalia als auch Praefrontalia breit in Kontakt mit- einander. Die Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. 34 Reihen ausge- sprochen fünfkieliger Schuppen, deren mittlerer Kiel erst im zweiten Schuppendrittel beginnt. Ein nicht besonders dunkles braunes Band von den Augen bis in die Gegend der Weichen. Dieses Lateralband ist nur bis zu den Achseln deutlich und verblaßt nach hinten zu immer m mehr. Oben ist es durch eine Reihe winziger weißer Fleckchen begrenzt. Der vom Ohr zur Achsel gehende weiße Streifen ist in Flecken aufgelöst. Lippen, Kehle und Halsseiten, sowie Bauchseiten unterhalb der Lateralbinde mit größeren oder kleineren weißen Flecken. 567 Die Kopfschilder sind dunkel gerandet; zwei Längsreihen kleiner schwarzer Flecken auf der Rückenmitte. Der Pileus ist an seiner breitesten Stelle genau halb so breit wie lang. Bei dem Exemplar von Dibongo sind die Supranasalia gerade noch durch die das Rostrale berührende Spitze des Internasale knapp getrennt. Die Praefrontalia stoßen mit breiter Sutur zusammen. Das Frontale ist kürzer als sein Abstand von der Schnauzen- spitze und beträchtlich kürzer als seine Entfernung vom Hinterrand der Parietalia, die hinter dem Interparietale eine Sutur bilden. 34 Längsreihen fünfkieliger Schuppen. Auch hier ist die geringere Entwicklung des mittelsten Schuppenteiles zu bemerken. Färbung wie bei Nr. 1, nur ist das Lateralband etwas dunkler und oben nicht von weißen Pünkt- chen begrenzt. Die Kopfschilder sind dunkel gerandet. Der Pileus ist halb so breit als lang. Unter den früheren Beständen des Museums findet sich noch ein erwachsenes Ó von M. maculilabris aus Jaunde, bei welchem eine größere Anzahl von Rückenschuppen neben den fünf Hauptkielen noch zwei Seitenkiele zeigt. Die Internasalia stoßen knapp, die Praefrontalia mit breiter Sutur zusammen; das Frontale ist etwas kürzer als sein Abstand von der Schnauzenspitze und bedeutend kürzer als sein Abstand vom Hinterrand der Parie- talia, die hinter dem Interparietale zusammenstoßen. 34 Schuppenreihen, Schuppen zum Teil siebenkielig. Mittelkiel ebenfalls schwächer entwickelt. Färbung tief bronzebraun, die dunkle Lateralbinde fehlt gänzlich. Vom Hinterkopf zur Achsel zieht sich eine dorso- laterale Reihe weißer Fleckchen; der weiße Ohr-Achselstreifen ist durch weit voneinander abstehende Gruppen weißer Fleckchen angedeutet. Über den Rücken ziehen sich zwei Reihen dunkler Flecken; die Kopfschilder sind dunkel gerandet. Der Pileus ist etwas breiter als die Hälfte seiner Länge. Da das Material von Kameruner Stücken von M. maculilabris ein sehr geringes ist, seien hier noch zwei jüngere Exemplare aus Liberia besprochen. Beide Exemplare (jüngere Tiere) sind unter sich identisch, weichen aber in Bezug auf ihr Farbenkleid von den Kameruner Stücken etwas ab. Die Färbung ist ein Olive- braun mit Bronzeschimmer. Ein tief schwarzbraunes Lateralband beginnt etwas vor dem Auge, zieht sich in unvermindeter Deutlichkeit bis zu den Weichen und erstreckt sich auch noch auf die Seiten der Schwanzwurzel, wo es sich in Streifenflecken auflóst und noch bis fast zur Schwanzmitte sich erstreckt. Die weiße Ohr-Achsellinie ist sehr deutlich und kontinuierlich. Die weißen Flecken an der oberen Grenze des dunklen Lateralbandes sind sehr klein und wenig zahlreich. Die Bauchseiten unterhalb der dunklen Lateralbinde tragen eine Reihe weißer Fleckchen. Rückenzone bei einem Exemplar ganz ungezeichnet, bei dem anderen befinden sich auf dem hinteren Teil des Rückens zwei Reihen dunkler Flecken. Lippen und Halsseiten auf dunklem Grund mit weißen Flecken. Pileusschilder schwarz gerandet. Bei dem einen Stück sind die Supranasalen knapp voneinander getrennt, die Prae- frontalen aber breit in Kontakt. Das Frontale ist etwas kürzer als sein Abstand von der Schnauzenspitze und dem Hinterrand der Parietalen, die hinter dem Interparietale eine kurze Sutur bilden. Schuppen in 33 Reihen, 5—7kielig. Die mittleren Kiele sind meist etwas stärker entwickelt als bei den Kameruner Exemplaren, aber auch nicht ganz durchgehend. Breite des Pileus größer als die Hälfte seiner Länge, Schnauze lang und spitz. Beim kleineren Exemplar stoßen die Supranasalia und Praefrontalia — diese mit breiter Sutur — Abh.d.II.Kl.d.K. Ak. d.Wiss. XXIV. Ed. IIT. Abt. 75 568 aneinander. Das Frontale ist knapp so lang wie sein Abstand von der Schnauzenspitze und etwas kürzer als der von dem Hinterrand der Parietalia, die hinter dem Interparietale zusammenstoBen. Vier Supraeiliaren. Schuppen fünfkielig in 32 Reihen. Bei allen mir vorliegenden Exemplaren von M. maculilabris erweist sich also als konstant: 1. das Zusammenstoßen der Praefrontalia, 2. die Tatsache, daß die Länge des Frontale seine Entfernung von der Schnauzen- spitze und dem Hinterrand der Parietalia nicht übersteigt, 3. die geringe Zahl der Supraciliaren, 4. die Färbung und Zeichnung von Lippen und Halsseiten. Die Zahl der Schuppenreihen übersteigt in den meisten Fällen die von Boulenger angegebene Normalzahl. Ich gebe hier die Maße des größten Exemplars (Jaunde): Totallänge 235 mm Pileuslänge 17 mm Kopfrumpflänge Zi Pileusbreite QE Schwanzlünge (letztes Drittel regeneriert) 158 , Kopfhöhe Sen Länge von der Schnauze bis zum Ohr 1 Länge des Vorderbeins 261 Größte Backenbreite 152 Länge des Hinterbeins 30m: Mabuia raddoni (Gray). 1845 Euprepis raddoni Gray. Cat. Lizards 1845, p. 112 (Westafrika). 1875 Euprepes blandingii Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. *1897 Mabuia raddoni Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 14. *1899 Mabuia raddoni Werner. Verh. Zool. bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 133. *1902 Mabuia perroteti Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 675. 1 Exemplar (9) von Esosung (Bakossiberge) Zool. Institut Erlangen 1909. 6 Exemplare (6, © und halbwüchsige Tiere) von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 11 Exemplare (Ó 9 und juv) von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. _ Tornier (Archiv für Naturgesch. 1901, Beiheft p. 82) hält Mabuia raddoni für das junge Tier von M. perroteti und führt sie in seiner Arbeit: Die Krokodile, Schildkróten und Eidechsen in Kamerun (l. c.) demgemäß unter letzterem Namen auf. Boulenger (Mem. R. Soc. Esp. Hist. nat. 1905, p. 185) und Werner (Sitzungsber. Akad. Wien, Bd. OXVI, math.-naturw. Klasse, Abt. 1, p. 28) haben sich schon in Kürze gegen diese Ansicht aus- gesprochen; da ich mich jedoch hier eingehender mit den Mabuien Kameruns befassen muß, ist eine ausführlichere Behandlung der von Tornier angeschnittenen Frage vielleicht nicht unvorteilhaft. Bezüglich der Artberechtigung beider Mabuien bin ich der gleichen Ansicht, wie Werner und Boulenger. Mabuia raddoni muß als gute Art unter den Kameruner Eidechsen aufgeführt, Mabuia perroteti dagegen vorerst wenigstens gestrichen werden, da in der Literatur kein sicherer Anhaltspunkt zu finden ist, daß sie in Kamerun vorkommt. Tornier (l. c.) begründet seine Ansicht durch eine Gegenüberstellung der bei Gray (l e.) und Boulenger (Cat. Lizards, III 1887, p. 165) für beide Arten aufgeführten Merk- male, wobei er nachzuweisen sucht, daf sie zu einer artlichen Trennung beider Formen nicht ausreichen. Dabei ist ihm aber ein Irrtum unterlaufen, denn er zitiert einige Stellen 569 nicht richtig. Er schreibt nämlich (l. c., p. 82): „In der ziemlich flüchtigen Original- beschreibung der M. raddoni werden das Aneinanderstoßen des Frontale und Rostrofrontale und die Farbkleider als Hauptunterschiede der „Art“ raddoni und perroteti angegeben. Boulenger läßt im Katalog das Aneinanderstoßen des Frontale und Rostrofrontale als Artunterschied fallen (indem er es bei M. raddoni gar nicht erwähnt, bei perroteti als „ge- wöhnlich vorkommend* bezeichnet) etc. ete.*“ Nun schreibt aber Boulenger bei M. raddoni ausdrücklich: „Frontonasal broader than long, usually in contact with the frontal‘ und bei M. perroteti: „praefrontals forming a median suture^, wodurch natürlich ein Berühren von Frontale und Rostrofrontale ausgeschlossen wird. Es wird also allerdings das Graysche Unterscheidungsmerkmal in Bezug auf M. raddoni etwas abgeschwächt, „gewöhnlich“ aber — also wohl in der größeren Mehrzahl der Fälle — trifft es zu. Ferner sagt Tornier: „Endlich soll nach der Bestimmungstabelle M. raddoni einen weißen Streifen haben, der über die Oberlippe bis zur Achsel zieht“, bei Boulenger aber steht zu lesen: „usually with a white streak from upper lip to groin* (aber nicht axilla). Es ist mithin der für M. raddoni charakteristische Streifen von Boulenger genau gekenn- zeichnet. Der von Tornier hervorgehobene Widerspruch zwischen Bestimmungstabelle und Hauptbeschreibung bezüglich des Postnasale beider Arten besteht dagegen zu Recht. Ich bin wie Tornier der Meinung, daß das Berühren oder Nichtberühren von Postnasale und Labiale II nicht als Bestimmungsmerkmal verwandt werden kann. Dagegen scheint, wenigstens so weit ich nach dem mir vorliegenden Material urteilen kann, eine stärkere oder schwächere Kielung der Nuchalia immerhin, wenn auch in untergeordneterem Maße, mit zur Auseinanderhaltung beider Arten benutzt werden zu können. Bei unseren Stücken von M. perroteti sind die Nuchalia sehr schwach gekielt, bei allen Exemplaren von M. raddoni aber sehr deutlich. Ein Jugendcharakter ist die scharfe Kielung der Nuchalia im vorliegenden Falle deshalb nicht, weil bei allen geschlechtsreifen Stücken von M. raddoni die Nuchalia noch sehr stark gekielt, während die Kielung bei einem jungen Tier von M. perroteti ebenso schwach ist, wie bei alten Stücken. Es sind also auch in der Bou- lengerschen Beschreibung der Pholidose Unterschiede genannt, die in der Mehrzahl der Fälle verwertet werden können. Auf die bei Boulenger allerdings kaum hervorgehobenen habituellen Merkmale (rela- tive Länge der Extremitäten) geht Tornier nicht weiter ein, kommt aber ausführlich auf die Färbungscharaktere zu sprechen. Hier führt er aus, daß bei M. raddoni das Farben- kleid nur in der Jugend scharf ausgesprochen ist, im Alter dagegen immer mehr ver- wischt wird, bis die ganz alten Stücke schließlich ganz einfarbig würden. Hieraus folgert Tornier, daß auch bezüglich des Farbenkleides kein Unterschied zwischen M. raddoni und perroteti bestehe. Aber auch bezüglich des Farbenkleides weichen beide Formen beträcht- lich voneinander ab und die ganz einfarbigen Stücke von M. raddoni — es handelt sich hier um keine Altersabblassung des Farbenkleides, die nie so radikal ist, sondern um eine Varietät (aenofusca Ptrs.) — sind ganz anders gefärbt als alte M. perroteti. Ich will in folgendem ausführlicher auf die Unterschiede zwischen beiden Arten eingehen. 7 Er dr Ha ner 570 Zum Vergleich konnten herangezogen werden: 3 Exemplare von M. perroteti aus Senegambien (Dakar), der Terra typica, 1 Exemplar von M. perroteti von Accra (Goldküste), 18 Exemplare von M. raddoni von Kamerun, 6 Exemplare von M. raddoni aus Liberia. Unterschiede im Habitus. Die habituelle Verschiedenheit der beiden Arten ist so groß, daß sie wohl kaum miteinander verwechselt werden können. Die Original- beschreibung in der Erpetologie generale (Bd. II, p. 669) charakterisiert den Habitus be- reits sehr gut mit folgenden Worten: „Cette éspéce, comme la précédente (es handelt sich hier um Macroscincus coctaei) a des formes lourdes, trapues, ses membres offrent aussi le méme degré de developpement.* Diese Charakteristik ist eine ganz vorzügliche und paßt auch schon auf das junge, kaum mehr als 1!/.jährige Tier, das mir vorliegt. Mabuia perroteti ähnelt im Habitus mehr einer der plumperen Formen von Chal- cides ocellatus. Ihr kleiner, kegelförmiger Kopf setzt sich von dem sehr dicken und plumpen Hals nur schwach ab; der Hals wiederum hat vor den Vorderbeinen kaum eine Einschnürung, der Rumpf ist sehr gedrungen, gerundet vierseitig, kaum abgeplattet, der Schwanz eben- falls rund und nicht viel länger als der Körper. Die Beine sind relativ kurz und dabei sehr dick. Diese relative Kürze der Beine wird schon von Boulenger hervorgehoben, da er angibt: „The adpressed limbs meet, or the extremity of the fourth toe reaches the wrist.“ Bei unseren Exemplaren berühren sich die an den Körper angelegten Beine knapp. Charakteristisch für die Gliedmassen von M. perroteti ist der Umstand, daß sie seitlich etwas komprimiert sind. Besonders stark tritt dies bei dem Oberarm zutage. Ihr robuster Bau erhellt aus dem Umstand, daß der vertikale Durchmesser des Oberarmes fast ein Viertel der Gesamtlänge des Vorderfußes und zwei Drittel des Oberarmes selbst, der des Oberschenkels etwa ein Fünftel der Gesamtlänge des Hinterfußes und zwei Drittel des Oberschenkels beträgt. Mabuia raddoni dagegen ist, wenn schon gedrungener im Bau als M. maculilahris, doch mit M. perroteti verglichen von schlankem und eidechsenartigem Wuchs. Mabuia perroteti macht eben mehr den Eindruck einer teilweise im Sande wühlenden Eidechse, während man bei M.raddoni doch mehr die Überzeugung gewinnt, daß sie eine gute Läuferin ist. Sjöstedt (l. c.) sagt von ihr: ,Gewandt und behende eilt sie über die Fuß- pfade“ und ferner: „Es war ein Vergnügen wahrzunehmen, wie geschmeidig sich die behenden Eidechsen in das krabbelnde Gewimmel stürzten ete. etc.^ Der Kopf von M. raddoni ist im Vergleich zur Gesamtkörpermasse verhältnismäßig größer als bei M. perroteti und gut vom Halse abgesetzt; dieser letztere ist weniger massig und vor der Ansatzstelle der Vorderbeine deutlich verjüngt. Der Rumpf ist nicht walzen- fürmig, sondern deutlich abgeplattet und hinter den Achseln und vor den Weichen deutlich eingezogen; die Extremitäten sind länger und schlanker, der Schwanz doppelt so lang als der Kórper. Bei den mir vorliegenden Exemplaren erreichen die angepreßten Hintergliedmassen den Ellbogen der Vorderbeine oder ragen sogar noch darüber hinaus; der Durchmesser des Oberarmes betrügt ein Sechstel der Lünge der Vorderextremitüt und ein halb des 571 Oberarmes selbst, der des Oberschenkels etwas mehr als ein Siebentel der Hinterfüße und etwas weniger als ein halb seiner eigenen Länge. Die Extremitäten erscheinen im Ganzen weniger formlos und die Gelenke treten besser hervor als dies bei M. perroteti der Fall ist. Auch fehlt die starke seitliche Kompression. Die Finger und Zehen sind bei M. raddoni ebenfalls länger und schlanker und bei der vierten Zehe läßt sich vielfach eine winklige Knickung beobachten, ähnlich wie dies bei Gymnodactylusarten der Fall ist. Diese habituellen Unterschiede sind allerdings sehr schwer in Zahlen auszudrücken, da bei diesen in ihrer Gesamtheit relativ kleinen Ausmaßen sehr geringe Differenzen ge- nügen, um sehr merkbare Verschiedenheiten im Habitus hervorzubringen. Immerhin aber glaube ich, daß sich aus beifolgender Maßtabelle manches entnehmen läßt. Sie ist so ein- gerichtet, daß die Maße unseres kleinsten Exemplars von M. perroteti- neben die einer Mabuia raddoni von annähernd gleicher Kopfrumpflänge gestellt sind. Masstabelle für Mabuia perroteti und Mabuia raddoni. Mabuia perrotetti Mabuia raddoni RE | Exemplare S 8 oes Es 9s x oven Daker o [uo ee mam usd Pd 8 o 8|0oS8|08|org|4085 408 Pere eae scs rs esq ursa pte uei ee uus = Een] mm mm mni mm mm mni mm mm mm mm mm Totallänge . 274 | 281 | *152 *117 | 170 | 172 |*907 | 991 | 284 |*189 994 Entfernung von den SUbmduze zur Analspalte 99 | 116 98 60 58 57 72 78 77 79 74 Schwanzlänge LE as = 1752281658 192542 67572 121128 151157051559 149 20 TES Ze 21500000 150) Entfernung von der Schnatze DE | zumnOhrer,. - 21| 23 18 12,5] 13 13 16 16 16 18 17 Kopfbreite 1n der Bac cuyos Tun 17 14 10 10 9 12 | 13 12 1 Bileuslangen des 9-404 Eis. ı8 | 20 16 | 11 1290212 140° 152 °275:000%16 15 Bileusbreiter 5-153 205 9 T PEOR CEDE 9 65] 7,| 7 Gy EOS 9 | 10 9 Kopfhóhe . . . 19 RA LC SHT 8 7 7 9,059 9 | 10 9 Entfernung vom Ohr. bis zu den | i Vorderbeinen vs an. 19 19 16 | 10 9,5| 10 11 13 12 12 12 Halsbreite . . . . 16 20 Tone Tl 9 8 115, 12 11 11 12 Entfernung von der Renesi zu | den Weichen! . .... . .|?49 59 61 | 32 29. 11180 89 | 48 40 42 38 Eunmpfbreiten. es an 22 27 22 15 12 11 15 18 15 16 16,5 RumpíHohe pu Bla | 04 le nal ol, ga LUIS T5. 19591518: | 10:5 Länge der aba RO Eh) 32 26.017 22 21 26 28 25 97 97 Länge des vierten Fingers . .| 8 8 7 5 6 6 7 7 j pieni Sed Lànge der Hinterbeine [142 44 88 | 22 30 30 35 36 35 38 36 Länge der vierten Zehe eem Tou T 8 9 vestit 2129 Kal! 11 11 !) Das Exemplar von Acera ist so stark gekrümmt und hart, daß sich die Kopfrumpflänge nicht absolut sicher angeben läßt. 572 Unterschiede in der Pholidose. Ich will in folgendem kurz diejenigen Unter- scheidungsmerkmale hervorheben, die ich auf Grund genauer Prüfung der Literaturangaben und gewissenhafter Untersuchung meines Vergleichsmaterials für brauchbar halte. 1. Supranasalia. Nach Boulenger berühren sich die Supranasalia bei M. perroteti stets, während sie bei M. raddoni bald sich berühren, bald getrennt sind. Bei unseren Stücken von M. perroteti berühren sich diese Schilder konstant mit breiter Fläche, bei sämtlichen 18 M. raddoni aus Kamerun aber nur einmal und auch hier nur ganz knapp. Ebenso ist bei den zum Vergleich herangezogenen sechs M. raddoni aus Liberia nur einmal eine minutiöse Berührung der Supranasalia zu konstatieren. Es scheint mir daher, daß man das Berühren der Supranasalia bei Mabuia perroteti als die Regel, bei M. raddoni dagegen als die Ausnahme bezeichnen kann. 2. Praefrontalia. Bei M. perroteti sollen die Praefrontalia immer aneinanderstoßen, während sie bei M. raddoni gewöhnlich getrennt sind, da das Frontonasale „usually“ das Frontale berührt. Bei unseren Exemplaren von M. perroteti läßt sich immer eine breite Sutur zwischen den Praefrontalen konstatieren, bei sämtlichen 24 Exemplaren von M. raddoni fand ich nur in einem einzigen Fall eine ganz knappe Berührung der Praefrontalia. Also dürften auch diese Merkmale in der Regel gut verwertbar sein. 3. Frontale. Bei M. perroteti ist das Verhältnis der Länge des Frontale zur Ge- samtlänge des Pileus ein anderes als bei M. raddoni. Bei ersterer beträgt die Länge des Frontale nicht mehr als ein Drittel der Gesamtlünge des Pileus, bei letzteren ist sie erheblich größer. Bei M. perroteti ist die Länge des Frontale gleich seiner Entfernung von der Schnauzenspitze und meist etwas kleiner als sein Abstand vom Hinterrand der Parietalia. Bei Mabuia raddoni ist das Frontale um ein Drittel bis nahezu um die Hälfte länger als sein Abstand von der Schnauzenspitze und etwas länger als sein Abstand vom Hinterrand der Parietalia. 4. Kielung der Schuppen etc. Boulenger sagt in der Diagnose von M. perroteti: „Dorsal scales strongly tricarinate, laterals feebly keeled or nearly smooth* und bei M. raddoni: „Dorsal and lateral scales strongly tricarinate." Dies trifft bei meinem Material genau zu. Bei M. perroteti sind nur die oberen Schuppen kräftig gekielt, nach unten zu nimmt die Kielung rapid ab und die alleruntersten Schuppen sind ganz glatt, was bei M. raddoni nie der Fall ist. Bei M. perroteti zühlte ich im Maximum 16 Reihen ungekielter Schuppen auf Bauch und Seiten, bei M. raddoni dagegen nur elf. Bei den mir vorliegenden Stücken von M. perroteti macht auch die Kielung einen anderen Eindruck als bei M. raddoni. Die beiden Seitenkiele erscheinen etwas stürker entwickelt als der Mittelkiel, der vielfach auch nieht die ganze Schuppe einnimmt, sondern vom hintersten Rande bis etwa zum vordersten Viertel der Schuppe sich hinzieht. Auch scheint bei M. perroteti keine Tendenz zur Ver- mehrung der Kiele zu bestehen. Ich fand nur bei dem größten Exemplar neben den Hauptkielen bei einzelnen Schuppen einen Nebenkiel und zwar fast stets nur einseitig, während bei M. raddoni die Nebenkiele stets beiderseitig auftreten. Daß die Kielung auch bei jungen Stücken von M. perroteti schwach ist, wurde bereits hervorgehoben. Unterschiede in der Färbung. Die Färbung beider Mabuiaarten ist eine gänzlich verschiedene. Um die Unterschiede feststellen zu können, müssen wir natürlich Exemplare mit ausgesprochener Zeichnung zum Vergleich heranziehen und solche finden sich sowohl bei M. raddoni als auch bei M. perroteti in allen Altersstufen. Die Annahme Torniers, 918 daß die Variationen in der Färbung, die Sjóstedt (l. c.) bei M. raddoni beobachtet hat, zum Teil als Altersfarbkleider anzusehen sind, ist nicht ganz zutreffend. Die von Sjöstedt beschriebenen Farbenvarietüten lassen sich bei Tieren in den verschiedensten Altern nach- . weisen. So liest mir z. B. die Form, bei welcher nur der weiße Streifen an der Bauch- grenze, nicht aber die dunkle Lateralbinde entwickelt ist, in einem nur halbwüchsigen Stück vor und Exemplare, die in der Färbung etwa dem Euprepes aeneofuscus Ptrs. (Monatsber. Akad. Berlin 1864, p. 52) entsprechen, finde ich unter meinen Kamerunern sowohl in erwachsenen als auch in halbwüchsigen Stücken. Der obere weiße Streifen, den Gray und Tornier — nicht aber Boulenger — bei M. raddoni erwähnen, fehlt selbst bei den jüngsten, kaum einjährigen Stücken unserer Kollektion, während nach Tornier die ganz junge M. raddoni durch das dunkle Lateralband, das oben und unten durch einen weißen Streifen eingefabt ist, sich auszeichnen soll. Ein von hinten beginnendes Undeut- licherwerden des unteren hellen Streifens konnte ich bei keinem einzigen Exemplar kon- statieren. Der untere weiße Streifen bleibt, wenn er überhaupt sichtbar ist, bis zu den Weichen deutlich, dagegen wird die dunkle Lateralbinde bei älteren Stücken hinten meist etwas undeutlicher und bei nahezu zeichnungslosen Tieren ist sie vielfach nur bis zur Achselgegend erkennbar. Von Mabuia perroteti besitzen wir leider kein sehr altes und großes Exemplar. Es dürfen zwar unsere beiden größten Stücke ganz sicher als geschlechtsreif bezeichnet werden, aber es fehlt noch weit bis zu dem von Boulenger angegebenen Maximalmaß. Alle unsere Stücke von M. perroteti haben eine gut ausgesprochene Zeichnung und zwar ist sie gerade bei dem größten unserer Exemplare viel kräftiger ausgeprägt als bei dem jüngsten; ein Beweis, daß auch hier die geringere oder stärkere Entwicklung der Zeichnung nicht unbe- dingt auf das Alter des Tieres zurückgeführt werden kann. Von einer Altersabblassung kann wohl auch bei den in Rede stehenden Mabuien kaum mehr die Rede sein, als bei vielen anderen Kriechtieren, bei welchen die in der Jugend kräftig hervortretende Zeich- nung in höherem Alter undeutlicher wird. Ich stelle, um die Unterschiede in den Farbenkleidern beider Mabuien möglichst anschaulich zu machen, zuerst einmal unsere junge M. perroteti einem Exemplar von M. raddoni von gleicher Kopfrumpflänge und kräftig entwickelter Zeichnung gegenüber. M. raddoni (Kopfrumpflänge 58 mm). Die Oberseite des Kopfes, des Rückens und des Schwanzes metallisch bronzebraun; Kopf und Hals sind etwas heller, nach hinten zu wird dann die Färbung allmählich dunkler. Der hintere Teil des Halses, der Rücken und der vordere Teil des Schwanzes ist mit dunklen Flecken geziert, die sich ab und zu zu Querreihen anordnen. Die Kopfseiten sind rötlichbraun, die Lippen bis zum Sub- okulare gelbbraun. Kurz vor dem Auge beginnt eine breite, dunkle Binde, die sich längs der Körperseiten bis zu den Weichen zieht. Oben ist diese Binde schwarzbraun gesäumt, ferner sind die innerhalb dieser Binde gelegenen Schuppen schwarz gesäumt und ihre Kiele sind von schwarzer Farbe, so daß hierdurch die Binde selbst noch dunkler erscheint. Vom Subokulare ab ist sie unten von einem hellen (fast weißen) Streifen begrenzt, der selbst wieder vom Ohr ab tief dunkelbraun eingefaßt ist. Oberseite der Extremitäten etwas heller als der Rücken und mit schwarzen Schuppenrändern. Auf den Hinterextremi- täten treten winzige gelbliche Flecken zerstreut auf. Etwas regelmäßiger verteilte helle Fleckchen finden sich auf Hinterrücken und Schwanz. Sie entstehen dadurch, daß bei 574 einzelnen Schuppen die Kiele weißgelb gefärbt sind. Der Bauch ist gelbweiß mit grün- lichen: Metallglanz. Mabuia perroteti (Kopfrumpflänge 60 mm). Kopf hell olivenbraun, Rücken heller gelbbraun mit lichtem Bronzeschimmer. Rücken fast ungefleckt, nur ab und zu findet. sich ein kleines Fleckchen. Kopfseiten olivenbraun, die Supralabialen hell olivengelb. Hinter dem Auge beginnt eine braune Binde, die sich bis in die Gegend der Weichen zieht, kurz vor denselben aber etwas undeutlicher wird. An den Rändern’ dieser Binde — aber innerhalb derselben — verläuft oben und unten eine Reihe dunkler Fleckchen. Oben ist die Binde außerdem noch durch einen hellgelben Streifen von der Rückenzone ab- gegrenzt. Dieser Streifen hat gegen die Färbung der Rückenzone keine ganz scharfe Grenze, sondern geht allmählich in dieselbe über; auch beginnt er erst hinter dem Ohr und wird vom Anfang des letzten Rumpfdrittels ab undeutlicher. Innerhalb der dunklen Seitenbinde stehen noch vereinzelte schwarze Fleckehen. Ein heller Streifen, der sich von dem Auge bis zum Ohr und von da mehr in Flecken aufgelöst bis zur Achsel zieht, begrenzt die dunkle Lateralbinde unten. Hinter der Achsel verschwindet er; nur ab und zu findet man an den unterhalb der Lateralbinde hell olivebraunen Seiten weiße Fleckchen, die sich jedoch nicht zu einer regelrechten Längsreihe anordnen. Oberseite der Extremitäten und des Schwanzes von gleicher Farbe wie der Rücken. Der Schwanz ist gänzlich zeichnungslos, die Extremitäten tragen spärliche, kleine Fleckchen von schwarzer Farbe. Unterseite elfenbeinweiß. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Farbkleidern liegt meinem Gefühl nach darin, daß bei M. raddoni ein unterer, bei M. perroteti ein oberer heller Grenzstreifen der dunklen Lateralbinde zur Entwicklung gelangt. Dieser Streifen bleibt bei M. raddoni fast immer, bei M. perroteti wird er aber im. Alter meist undeutlich. Bei unserem einen größeren Exemplar (Accra) ist er erhalten, geht aber nach innen zu völlig in die Zeich- nung des Rückens über, bei den beiden anderen größeren Stücken ist er nur insofern spurweise ausgedeutet, als der Rücken an seinem an die Lateralbinde anstoßenden Rand etwas heller ist. Das dunkle Lateralband kann mehr oder weniger erhalten bleiben. Sichtbar ist es bei allen unseren. großen Stücken und stets mit weißen Flecken geziert. Bei unserem größten Exemplar stehen kleine, weiße Flecken in ziemlicher Anzahl auf dem Rücken. Sie haben die Tendenz, sich in Längsreihen anzuordnen, wennschon sie nicht ganz regelmäßig stehen. Die Ränder der Rückenschuppen sind bei den zwei größeren Exemplaren von Dakkar dunkel eingefaßt. Bei dem Exemplar von Accra sind die Seiten- ecken vieler Schuppen dunkelbraun gefärbt, so daß sieben nicht ganz regelmäßige Flecken- reihen über den Rücken laufen. Bei Mabua raddoni kann man verschiedene Farbkleider beobachten. Sie lassen sich aber alle auf das für das oben beschriebene jüngere Stück charakteristische Färbungs- schema zurückführen, denn man findet alle Übergänge von der normal gezeichneten Form mit kräftig ausgeprägter dunkler Lateralbinde und scharf sich abhebendem, oben und unten schwarzbraun eingefaßtem, unteren weißen Streifen bis zu einer grünlich-olive- farbenen, nahezu zeichnungslosen Form. Es lassen sich Fälle beobachten, wo die dunkle Lateralbinde praktisch nicht mehr besteht, sondern die sonst von ihr bedeckte Seitenzone nur durch einen leicht rötlichen Anflug sich von dem mehr grünlichen Braun des Rückens unterscheidet, unten aber von dem noch in voller Schärfe bis zu den Weichen sich er- 575 streckenden und teilweise noch dunkelbraun umränderten Streifen und oben durch eine Reihe schwarzer, mehr oder weniger dicht stehender Fleckchen, zu welchen sich noch vereinzelte gelbweiße Pünktchen gesellen, begrenzt ist. Diese Farbenvarietät scheint in Kamerun die häufigste zu sein. Von ihr besitzen wir nicht nur erwachsene Tiere sondern auch ein halbwüchsiges Stück (56 mm Kopfrumpflänge), das sich in nichts von den alten Tieren (größtes Exemplar 79mm Kopfrumpflänge) unterscheidet. Unser größtes Exemplar mit genug scharf ausgeprägter Zeichnung mißt 77 mm Kopfrumpflünge. Beide Färbungs- varietiten kónnen dunkle Flecken auf der Rückenzone aufweisen, bei der scharf gezeich- neten sind die Rückenflecke allerdings häufiger zu finden und die Flecken selbst sind dann zahlreicher und auch größer. Man findet sie meist ziemlich systemlos zerstreut, manchmal auch zu unregelmäßigen Querreihen angeordnet. Bei der scharf gezeichneten Form finden sich ab und zu auch kleine weiße Strichflecken auf der Rückenzone. Diese sind stets ganz irregulär zerstreut und nur auf dem hinteren Teil des Rückens zahlreicher. Hellere Flecken innerhalb der dunklen Lateralbinde, wie sie bei M. perroteti vorkommen, konnte ich bei meinem Material von M. raddoni nicht konstatieren. O aus Esosung: 7 Supraciliaren, Supranasalia und Praefrontalia schwach getrennt. Parietalia eine Sutur hinter dem Interparietale bildend. Schuppen dreikielig mit schwachen Nebenkielen m 30 Reihen. Zeichnung gut ausgeprägt. 6 von Mukonjefarm. 6 Supraciliaren. Die Supranasalen stoßen zusammen, Frontale und Frontonasale bilden eine breite Sutur. Die Parietalen bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen dreikielig in 32 Reihen. Nuchalia schwach gekielt. Zeichnungs- loses Exemplar. O von Mukonjefarm. 6 Supraciliaren. Supranasalia schwach getrennt. Fronto- nasale mit Frontale breite Sutur bildend. Parietalia knapp in Kontakt hinter dem Inter- parietale. Schuppen dreikielig in 30 Reihen. Nuchalia mäßig stark gekielt. Zeichnungs- loses Exemplar. O von Mukonjefarm. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale mit dem Frontale eine breite Sutur bildend. Parietalia durch das Interparietale getrennt. Schuppen dreikielig in 31 Reihen, die der Nackenregion vierkielig. Nuchalia schwach gekielt. Schwach gezeichnete Form. ö von Mukonjefarm. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontale in Kon- takt mit dem Frontonasale. Parietalgegend infolge Verletzung nicht kontrollierbar. Schuppen dreikielig, einige mit zwei Nebenkielen in 31 Reihen. Schwach gezeichnetes Tier. Halbwüchsiges Exemplar von Mukonjefarm. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia durch das Interparietale getrennt. Schuppen dreikielig in 29 Reihen. Nuchalia ungekielt. Zeichnung schwach. ö von Dibongo. 7 Supracilaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kon- takt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen fünfkielig in 31 Reihen. Nuchalia scharf gekielt. Zeichnung mäßig stark. ö von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen fünf- kielig in 30 Reihen. Nuchalia scharf gekielt. Zeichnung ziemlich schwach entwickelt. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 76 Wer ww 576 o von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen fünf- (selten) siebenkielig in 30 Reihen. Nuchalia deutlich gekielt. Zeichnung sehr deutlich. o von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen fünfkielig in 30 Reihen. Nuchalia deutlich gekielt. Zeichnung sehr deutlich. Halbwüchsiges Exemplar von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia ge- trennt. Frontonasale berührt das Frontale. Parietalia bilden hinter dem Interparietale eine Sutur. Schuppen dreikielig in 30 Reihen. Nuchalia gekielt. Zeichnung scharf. ö von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia durch ein kleines Interkalarschild getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia durch das Interparietale völlig getrennt. Schuppen 3—5 kielig in 30 Reihen. Nuchalia gekielt. Zeichnung schwach. Halbwüchsiges Exemplar von Dibongo., 7 Supraciliaren. Supranasalia ge- trennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen dreikielig in 29 Reihen. Nuchalia gekielt. Zeichnung scharf. ö von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen drei- kielig mit zwei schwächeren Nebenkielen. Nuchalia deutlich gekielt. Zeichnung mäßig stark ausgeprügt. Junges Tier von Dibongo. 7 Supracilharen. Supranasalia getrennt. Fronto- nasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen dreikielig in 31 Reihen. Nuchalia gekielt. Zeichnung sehr deutlich entwickelt. Junges Tier von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale. Schuppen dreikielig in 30 Reihen. Nuchalia schwach gekielt. Zeichnung sehr scharf. Junges Tier von Dibongo. 7 Supraciliaren. Supranasalia getrennt. Frontonasale in Kontakt mit dem Frontale. Parietalia bilden eine Sutur hinter dem Interparietale, welches bei diesem Stück auffallend groß und breit ist. Schuppen dreikielig in 31 Reihen. Nuchalia gekielt. \ NB. Bei sämtlichen Exemplaren mit mäßig entwickelter Zeichnung ist die untere weiße Linie sehr deutlich sichtbar. Alle Exemplare, bei welchen nicht ausdrücklich ,halb- wüchsig“* oder „junges Tier“ angegeben ist, sind zum mindesten geschlechtsreif, die meisten voll erwachsen. Aus obiger Zusammenstellung geht klar hervor, daß die schwach entwickelte Zeich- nung, sowie die gänzliche Zeichnungslosigkeit kein Altersmerkmal ist und daß das gleiche auch in Bezug auf die schwache Kielung der Nuchalia gesagt werden kann. Mabuia polytropis Bler. 1903 Mabuia polytropis Boulenger. Ann. & Mag. Nat. Hist. (7), XII, p.433 (Benitofluß, Gabun). *1908 Mabuia raddoni part. Andersson. Jahrb. Nassauisch. Ver. f. Naturk., Jahrg. 61, p. 304. 1 Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 6 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. Diese Form, die eine sehr stattliche Größe erreichen kann, ähnelt im Habitus mehr der M. raddoni, als der schlankeren M. maculilabris. Das Exemplar von Mukonjefarm er- 577 scheint allerdings auch schlank, aber an dem scharf hervortretenden Rückgrat ist sofort zu sehen, daß es sich bei seiner Gefangennahme in schlechtem Ernührungszustand befand. Die Zahl der Schuppenreihen wechselt bei unseren Stücken von 32—34, die der Schuppen- kiele von 7—11. Manchmal finden sich zwischen den Kielen noch kurze, weniger scharf ausgeprägte Nebenkiele, die dann die Gesamtzahl der Kiele bis auf 13 vermehren können. Bei unseren Stücken und einem groBen Exemplar des Museums Wiesbaden, welches mir von Herrn Kustos Lampe freundlichst zum Vergleich zugesandt wurde, berührt das Frenale konstant das erste Supralabiale und zwar meist mit ziemlich breiter Fläche, ferner sind die Parietalia immer durch das Interparietale getrennt. Das Rostrale stößt bei fünf von unseren Exemplaren, sowie bei dem Wiesbadener Stück an das Frontonasale, bei zweien berühren sich die Supranasalia. Die Praefrontalia stoßen bei sämtlichen Exemplaren zusammen und zwar bei sechs mit breiter Sutur, bei zweien — darunter das Wiesbadener Exemplar — berühren sie sich knapper. Die Zahl der Supraciliaren beträgt bei allen Individuen zum mindesten einseitig sieben; bei einem Exemplar (Museum Wiesbaden) fand ich einseitig sechs, bei zwei anderen einseitig acht. Die Länge des Frontale ist meist gleich einem Drittel der Pileuslänge und gleich der Entfernung des Frontale von der Schnauzenspitze. Nur eines unserer Exemplare sowie das Exemplar des Wiesbadener Museums macht hier eine Ausnahme, doch ist die Differenz nicht erheblich. Mabuia poly- tropis erscheint etwas langschnauziger als M. raddoni, doch ist die Schnauze nicht so schlank als bei M. maculilabris. In Bezug auf die Fürbung stimmten die vier jüngsten Exemplare ziemlich genau mit der Beschreibung Boulengers (l. c.) überein. Die Farbe von Kopf und Rücken ist ein schónes hotbraun; Kopf und Hals sind fast zeichnungslos, nur sind bei drei Exem- plaren die Pileusschilder dunkler gesüumt. Auf dem Rücken stehen dunkle Flecken, die in mehr oder weniger zusammenhängende Querreihen angeordnet sind. Diese Querreihen sind bei zwei Exemplaren tief schwarzbraun, bei einem dunkel kastanienbraun und bei dem letzten Stück nicht betrüchtlich dunkler als die Grundfarbe des Rückens. Die Kopf- seiten sind olivebraun, die Supralabialen etwas heller, hinten und manchmal auch oben schmal dunkler gesäumt, kurz hinter dem Nasenloch beginnt eine dunkle Binde, die über das Ohr und die Achsel weg sich an den Hals und Kórperseiten hinzieht, von der Achsel ab aber nach hinten zu immer undeutlicher und blasser wird; die dunklen Fleckenquer- binden des Rückens greifen auch auf die Seiten über, werden dort sogar breiter und dunkler und heben sich als breite Vertikalbarren von dem etwas helleren Grund der ver- blassenden Lateralbinde ab. An der oberen Grenze der Lateralbinde finden sich vereinzelte kleine helle Fleckchen, besonders an dem vorderen Teil des Körpers. Unten wird die Lateralbinde durch einen hellen Streifen begrenzt, der sich von unter dem Auge bis zur Achsel zieht und von da ab in Flecken von weißer, gelblichweißer oder hellbraungelber Farbe auflöst. Außer diesen hellgelben Flecken finden sich auf dem unterhalb der dunklen Lateralbinde gelegenen, in der Grundfarbe lehmgelben Teil der Seitenzone noch schwarz- braune bis dunkelbraune Flecken (Ausläufer der dunklen Vertikalbarren). Bei dem Exemplar mit heller Rückenzeichnung sind die Flecken der Seitenzone ebenfalls blaß. Der oben er- wähnte, von unterhalb des Auges bis zur Achsel sich hinziehende helle Streifen wird unten durch zwei bis drei Längsreihen dicht stehender, dunkler Flecken begrenzt. Die Oberseite der Extremitäten ist von gleicher Grundfarbe wie der Körper und dunkel gebändert; 76* 578 der Schwanz mehr oder weniger dunkel quergebändert mit eingestreuten hellen Fleckchen, die bei dem Exemplar mit schwach ausgeprägter Zeichnung auch auf dem hinteren Teil des Rückens sich finden. Dieses Exemplar zeigt auch einen schönen Goldglanz auf Nacken und Halsoberseite. Der Bauch ist bei sämtlichen vier Stücken grünlich gelbweiß. Bei den größeren Exemplaren finden wir in der Hauptsache denselben Typus des Farbenkleides, doch ist die Zeichnung mehr verblaßt. Am deutlichsten ist die Zeichnung noch bei dem großen © aus Bibundi (Museum Wies- baden), wo die dunkle Lateralbinde noch bis über die Achseln hinaus gut ausgeprägt ist. Ebenso sind die Fleckenquerreihen des Rückens deutlich sichtbar, wenn auch nicht sehr dunkel in der Farbe. Diese Fleckenbinden setzen sich genau so wie bei den jüngeren Tieren auf die Seiten fort. Die weiße, vom Auge zur Achsel ziehende Linie ist dagegen nicht mehr sichtbar und von den Fleckenreihen, die sie bei den jüngeren Tieren unten begrenzen, sind nur mehr Reste vorhanden. Die Pileusschilder sind dunkel gerandet und die Extremitäten tragen anstatt der dunklen Querbinden nur mehr spärliche, kleine dunkle Fleckchen. Der Bauch ist hell gelbgrau. Bei dem Exemplar von Mukonjefarm, das auf der Oberseite einen starken Bronze- schimmer zeigt, sind die Fleckenbinden des Rückens nur wenig dunkler als die Grund- färbung, wenig zahlreich und verwaschen. Die dunkle Lateralbinde ist bis zu den Achseln ziemlich deutlich, an den Seiten aber sehr blab; die Bänderung der Extremitäten ist un- deutlich. Dagegen befindet sich am oberen Rande der Lateralbinde, vom Hinterhaupt beginnend und bis in die Beckengegend sich erstreckend, eine Reihe ziemlich großer, grün- weißer Flecken, die auch auf den Schwanz übergreifen und an der Grenze zwischen der dorsalen und lateralen Zone desselben bis zu seinem letzten Drittel sich hinziehen. Der weiße Streifen ist nur bis zur Achsel sichtbar, seine untere dunkle Begrenzung dagegen nur schwach; hinter der Achsel löst er sich sofort in Flecken auf. Die Seiten unterhalb der Lateralbinde sind gelbbraun und weiß gefleckt. Am stärksten ist die Zeichnung bei den beiden großen Stücken von Dibongo ver- blaßt. Die Grundfarbe dieser beiden Exemplare ist olivebraun. Bei dem ó ist die dunkle Querbünderung des Rückens fast günzlich geschwunden, das dunkle Lateralband nur bis knapp zur Achsel sichtbar. Der helle Streifen, der es unten begrenzt, ist nur bis zum Ohr deutlich ausgeprügt, dann verschwimmt er mit der Kehlfárbung, da ihm die untere dunkle Begrenzung fehlt. An den Flanken sind noch Spuren der ursprünglichen Zeich- nung zu erkennen, ebenso noch Spuren der weißen Flecken, die wir bei scharf gezeich- neten Stücken an der unteren Seitenzone wahrnehmen. Auf dem Hinterrücken, besonders aber auf dem Schwanz, stehen weißliche Spritzflecken, die auf der Schwanzwurzel am größten sind. Außerdem finden sich auf dem Schwanz noch vereinzelte schwarze Fleckchen, die sich dicht an die weißen anschließen. Die Extremitäten tragen neben Spuren der dunklen Zeichnung einzelne weiße Fleckchen. Der Bauch und die Unterseite der Ex- tremitäten sind gelbgrün. Bei dem © ist die Querbänderung des Rückens noch relativ deutlich zu sehen, die Lateralbinde und der sie begrenzende Aug-Achselstreifen verhält sich genau so wie beim ö, hinter der Achsel jedoch ist keine Spur von Zeichnung mehr zu sehen. An der Grenze von Rücken- und Seitenzone dagegen ist die Grundfarbe etwas aufgehellt und zwar am Hals etwa in einer Breite von zwei, am Rumpf in einer solchen von drei Schuppen. Die seitlichen Ränder der Schuppen sind innerhalb dieser helleren 579 dorsolateralen Zone etwas dunkler, so daß eine feine Längsstreifung entsteht. Die Extremi- täten und der Schwanz bleiben fast völlig zeichnungslos. Der Bauch und die Unterseiten von Schwanz und Gliedmassen sind hell ockergelb. Mabuia polytropis scheint in Bezug auf die Schwanzlänge nicht unbeträchtlich zu Leider stehen mir nur drei völlig tadellose Stücke zu Gebote. Bei dem mittel- großen Tier von Dibongo ist, wie aus untenstehender Tabelle hervorgeht, der Schwanz relativ kurz, bei dem Exemplar von Mukonjefarm nicht gerade sehr lang, bei dem alten © von Dibongo dagegen sehr lang. Von ähnlicher Länge war er wohl auch bei dem Exemplar von Bibundi, bei dem das letzte Ende des Schwanzes fehlt. variieren. Masstabelle von sechs Exemplaren von M. polytropis. Ein * vor der Totallänge und Schwanzlänge bedeutet, daß der Schwanz regeneriert oder defekt ist, ein ? daß wegen leichter Beschädigung des Exemplars das betreffende Maß nicht ganz absolut zu- verlässig ist. Wenn ein Maß ganz ausgefallen ist, konnte es wegen stärkerer Beschädigung des Exemplars nicht mehr festgestellt werden. | Jüngeres 6 |Jüngeres O | Altes ó Altes 2 usage: : Altes 9 | großes O(?) von von von von von Dibongo Dibongo Dibongo Dibongo Ms Ms; Bibundi konjefarm mm mm mm mm mm mm Totallänge . *181 213 *285 351 229 *314 Entfernung von der Sofnuze bis zur Analspalte . 76 | 78 110 111 87 111 Schwanzlänge *105 | 135 *175 240 142 *9203 Entfernung von der re | bis zum Ohr . : 18 17 26 28 19 23,5 Kopfbreite in der Backen- gegend . 14 13 21 17 — 17 Pileuslänge 15 15 22 21 16 21 Pileusbreite 9,5 i 14 12 — 12 Kopfhöhe 10 10 15 15 = 14 Entfernung vom Ohr bis zu den Vorderbeinen 13 14 20 19 15 18 Halsbreite . 13 12 19 16 12 15 Entfernung von der Achse] J bis zu den Weichen 40 39 58 59 45 59 Rumpfbreite 18 20 28 27 16 22 Rumpfhóhe 14 15 16 24 12 15 Länge der Wordseberue 26 26 35 30, 29 34 (2) Länge des vierten Fingers 8 7 9 10 9 9 (2) Länge der Hinterbeine 35 37 48 47 38 47 Länge der vierten Zehe . 12 12 16 15 12 16 580 Lygosoma reichenowii Ptrs. 1874 Lygosoma (Mocoa) reichenowii Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1874, p. 160 (Kamerungebirge). *1874 Euprepes reichenowii Reichenow. Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 40, Bd. I, p. 294. *1902 Lygosoma reichenowii Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 675. 10 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908.' Die mir vorliegenden Stücke stimmen in den wichtigsten Merkmalen genau mit einem mir vom Berliner Museum zum Vergleich übersandten Exemplar aus Bibundi (Zenker-Koll.) überein; in der Schuppenzahl, sowie in der Färbung dagegen variieren sie etwas. Von unseren zehn Exemplaren besitzt eimes 20, sechs 22 und die drei übrigen 24 Schuppen- längsreihen. Es variiert also die Zahl der Schuppenreihen von 20— 24. Von sonstigen Abweichungen der Pholidose konnte ich nur wenig bemerken. Bei einem Individuum ist das Frontonasale durch die Praefrontalia vom Frontale getrennt, bei einem anderen geradlinig abgestutzt und mit breiter Sutur mit dem Frontale zusammen- stoßend; beides individuelle Aberrationen von untergeordneterer Bedeutung. Die Grundfärbung ist bei allen Stücken ein bald helleres bald dunkleres Goldbraun; die Parietalflecken fehlen bei keinem unserer Exemplare. Die Zeichnungsvariationen, die ich beobachten konnte, sind in Kürze folgende: Bei zwei Exemplaren fehlen die über die zwei mittleren Rückenschuppenreihen ver- laufenden Fleckenbinden, ein Exemplar verhält sich wie der Typus, bei anderen Stücken stehen die Flecken in mehr als zwei Lüngsreihen und sind etwas unregelmäßiger in der An- ordnung. Ein Individuum wiederum besitzt sechs ganz regelmäßige Lüngsreihen von Punkt- flecken, deren jede mitten über eine Rückenschuppenreihe läuft. Die beiden äußersten dieser sechs Reihen begrenzen oben die Lateralbinde, die bei diesem Exemplar nicht wesentlich dunkler ist als die Grundfarbe. Die Zahl der den Rücken zierenden Fleckenreihen schwankt also zwischen zwei und sechs. Bei einem Individuum sind die Schuppen der beiden mittleren Reihen des Rückens außen dunkel gesäumt, so daß drei feine Zickzacklinien der Rückenmitte entlang laufen. Dieses Exemplar besitzt außerdem noch vier etwas unregelmäßige Längsreihen schwarzer Fleckchen auf den vier mittleren Rückenschuppenreihen. Die dunkle Lateralbinde kann ebenfalls verschieden ausgeprägt sein. Bei einigen Stücken ist sie tief dunkelbraun und zieht sich vom Hinterrand des Auges bis zum letzten Schwanzdrittel, ohne erheblich heller zu werden, bei anderen wird sie nach hinten zu stetig blasser, bei einer kleinen Anzahl von Individuen ist sie von vornherein nicht erheblich dunkler als der Rücken, aber trotzdem bis zum letzten Schwanzdrittel sichtbar. Bemerkt sei hier noch, daß die Färbung des Rückens in der Mitte stets etwas, manchmal sogar erheblich dunkler ist als die an die dunkle Lateralbinde angrenzende Randzone. Ferner stehen bei allen Exemplaren wenigstens am Hals und Vorderrücken weißgelbe Punkte. Bei einzelnen Individuen setzt sich diese Punktreihe bis zur Schwanz- wurzel fort. Die dunkle Lateralbinde ist bei allen mir vorliegenden Stücken mehr oder weniger dicht schwarz gepunktet und gefleckt; bei einigen Exemplaren sind die Schuppen dieser Zone schwarz gerandet. Die Oberseite der Extremitäten ist bei allen Individuen dicht schwarz und weißgelb gefleckt. Der weißgelbe, graugelbe oder schön goldgelbe Bauch kann ganz fleckenlos 581 oder mehr oder weniger gefleckt sein. Die Flecken sind klein und stehen meist nur an den Bauchseiten, manchmal sind sie aber auch über den ganzen Bauch verstreut. Maße unseres größten Exemplars: Totallänge 113 mm (Schwanz regeneriert) Von der Schnauze bis zum After AN Schwanzlänge 66000 Von der Sehnauze bis zum Ohr BE Kopfbreite ON Vorderfuß Jo Hinterfuß N Tornier (l. c.) hält Lygosoma vigintiserierum Sjöstedt (Zool. Anz., Nr. 524, p. 56 und Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 18, Taf. I, Fig. 2a, 2b, 2c und Taf. II, Fig. 2) für identisch mit Lygosoma reichenowii Ptrs. Diese Annahme wird dadurch erklürlich, daß Sjóstedt seine neue Art, sowohl in der kurzen Erstbeschreibung im Zool. Anzeiger als auch in der ausführlicheren im Bihang nicht recht glücklich charak- terisiert hat. Die Beschreibung im Zool. Anzeiger ist eigentlich nur eine Beschreibung des Farbenkleides und daher ganz ungenügend, aber auch die genauere im Bihang leidet sehr an ihrer Unübersichtlichkeit. So finden sich die wichtigsten Angaben über den Habitus (relative Länge der Extremitäten etc.) in dem Abschnitt „Farbe“. Auch ist die Differential- diagnose ganz irreführend. Als Hauptunterschiede von L. reichenowii werden hier nämlich angegeben: „20, nicht 22 glatte Schuppenreihen und abweichende Färbung“. Dies sind aber, wie Tornier ganz mit Recht sagt, Merkmale, welchen keine allzu große Bedeutung zukommt. Ferner leitet die Bemerkung: „Die Art steht L. reichenowii Ptrs. nahe“ eben- falls auf falsche Fährte. Eine Form, die sich im Habitus so grundverschieden von L. reichenowii erweist, kann ihm unmöglich nahestehen, selbst wenn die Pholidose ähnlich ist, denn von einem Nahestehen kann doch nur in phyletischem Sinne gesprochen werden, während eine bloße Ähnlichkeit in der Pholidose allen möglichen Faktoren ihren Ursprung verdanken kann. Die große habituelle Verschiedenheit läßt sich nun allerdings nicht aus der Beschrei- bung Sjöstedts so ohne weiteres ersehen und es hätte nicht viel gefehlt, so hätte ich mich der Ansicht Torniers angeschlossen, zumal unsere Exemplare von L. reichenowii in der Zahl der Schuppenreihen ziemlich beträchtlich variieren, das von Sjöstedt besonders hervor- gehobene Merkmal der Pholidose, die geringere Zahl der Schuppenreihen, sich also als unbrauchbar erweist. Auf die Abbildungen legte ich im ersten Moment auch weniger Wert, denn sie sind ziemlich unbeholfen gezeichnet und ich habe schon mehr wie einmal die Erfahrung gemacht, daß ungenügende Abbildungen oft schlechter sind als gar keine. Nach mehrmaligem Durchlesen der ausführlichen Beschreibung Sjöstedts fand ich jedoch die wirklichen Unterscheidungsmerkmale respektive einen Teil derselben heraus und es stiegen mir berechtigte Zweifel an der Richtigkeit der Ansicht Torniers auf. Eine Unter- 582 suchung des Typus, den mir Herr Professor Lönnberg auf meine Bitte hin freundlichst zusandte, zeigte mir dann auch schon auf den ersten Blick, daß wir es bei L. viginti- serierum mit einer von L. reichenowii gänzlich verschiedenen Form zu tun haben und daß die Abbildungen Sjöstedts das Tier, wenn auch nicht mustergültig, so doch im großen und ganzen ziemlich charakteristisch wiedergeben. Auf Lygosoma reichenowii paßt die Bezeichnung Boulengers: „Habit lacertiform* sehr gut. Es ähnelt im Habitus etwa einer der kleinen Eremiasarten, z. B. E. guttulata, während L. vigintiserierum die ausdruckslose Walzenform eines Ablepharus pannonicus hat. Bei L. reichenowii verschmälert sich die Schnauze vor den Augen ziemlich :unver- mittelt, die Rostralgegend ist zugespitzt, die Canthalkontur ist, von oben gesehen, konkav, die Lorealregion fällt vom Canthus, der nicht scharf, sondern abgerundet ist, schräg nach außen und unten ab. Der Augenbulbus ist aufgewölbt und das Hinterhaupt sehr deutlich vom Halse abgesetzt. Hierdurch wird auch der Kopf von L. reichenowii sehr eidechsen- ähnlich. Lygosoma vigintiserierum dagegen hat einen plumpen, wenig markanten Kopf mit kurzer Schnauze und flachem, nur ganz schwach aufgewólbtem Augenbulbus und einem kaum vom Halse abgesetzten Hinterhaupt. Die Kopfform beider Arten wird, wenn nicht erschópfend, so doch ziemlich deutlich durch folgende relative Kopfmaße charakterisiert. Der Abstand der Schnauze vom vorderen Augenwinkel ist bei L. reichenowii etwa 1!|» mal so lang als der Längsdurchmesser des Auges und nahezu gleich der Entfernung der Ohr- öffnung vom hinteren Augenwinkel. Bei Lygosoma vigintiserierum ist der Abstand der Schnauzenspitze vom vorderen Augenwinkel gleich dem Längsdurchmesser des Auges und ^|, des Abstandes des Ohres vom hinteren Augenwinkel. Die Entfernung des Ohres vom Zentrum des Auges ist bei L. reichenowii gleich der Entfernung dieses Punktes von der Schnauzenspitze; bei L. vigintiserierum ist die erste Entfernung etwa 1!/» mal so groß als die letztere. Die Entfernung der Schnauzenspitze von dem vorderen Augenwinkel beträgt bei L. reichenowii ?/5 der größten Kopfbreite (in der Wangengegend), bei L. viginti- serierum knapp !/[; der Kopfbreite. Diese Maße dürften genügen, um die gänzlich ver- schiedene Form der beiden Köpfe zur Anschauung zu bringen. Auch in dem Verhältnis von Kopfgröße zur gesamten Kopfrumpflünge (Schnauze bis Analspalte) zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen beiden Formen. Die Kopfgröße (Entfernung von der Schnauze bis zum Ohr) ist bei L. vigintiserierum 5!/2 mal, die Pileus- länge 6?/,mal in der Entfernung von der Schnauze zur Analspalte enthalten, bei Lygo- soma reichenowii jedoch ist sowohl die Kopf- als auch die Pileuslänge nur 4!|; mal in der Kopfrumpflünge enthalten. Es ergibt sich hier auch gleichzeitig, daß bei L. vigintiserierum das Verhältnis von Kopf- und Pileuslinge ein ganz anderes ist als bei L. reichenowii. Der Hals von L. reichenowii ist schlank und nicht nur vom Kopf, sondern auch von der Schulterpartie gut abgesetzt, der von L. vigintiserierum viel weniger. Er ist bei letz- terer Art, wie der ganze Körper, walzenfórmig. Die Extremitäten sind bei L. reichenowii ziemlich lang und schlank, die Finger und Zehen desgleichen, die an dem Körper an- gepreßten Extremitäten greifen übereinander; bei L. vigintiserierum dagegen sind die angepreßten Beine durch einen Zwischenraum getrennt, der der Länge des Vorderbeins gleichkommt, die Extremitäten. sind plumper, relativ dicker, die Finger kurz. Leider ist bei dem einzigen Exemplar von L. vigintiserierum, das bis jetzt bekannt ist, der Schwanz abgebrochen, so daß sich über dessen relative Größenverhältnisse nichts aussagen läßt. 583 Aber nicht nur in den Proportionen sondern auch in der Pholidose zeigen sich Ver- schiedenheiten zwischen L. reichenowii und L. vigintiserierum. Bei ersterem ist das Fronto- nasale linger als breit, bei letzterem dagegen nahezu doppelt so breit als lang. Das Fron- tale stößt bei L. vigintiserierum mit ganz auffallend breiter Sutur mit dem Frontonasale zusammen, bei L. reichenowii aber meist nur mit einer schmalen. Die Parietalen erscheinen mir ferner bei L. vigintiserierum mehr in die Länge gezogen als bei L. reichenowii. Betreffs der Fürbung habe ich den Angaben Sjóstedts nichts hinzuzufügen. Aus obigen Angaben dürfte wohl zweifellos hervorgehen, daß L. vigintiserierum auf keinen Fall mit L. reichenowii identifiziert werden kann; es wäre nun nur noch zu er- örtern, ob es nicht in die Synonymie von L. africanum (Ptrs.) gesetzt werden.muß, mit dem es eine größere habituelle Ähnlichkeit hat. Ich glaube aber auch dieses verneinen zu können. Schon im Habitus ist insofern ein Unterschied, als die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Vorderbein bei L. afrieanum 1!/ mal, bei L. vigintiserierum aber zweimal in der Entfernung von der Achsel zu den Weichen enthalten ist; die Entfernung der an den Körper angepreßten Extremi- täten beträgt bei L. vigintiserierum die volle Länge, bei L. africanum aber nur die Hälfte der Länge des Vorderbeins. Auch ist die Schnauze bei L. africanum, wenn auch nicht viel, so doch immerhin noch etwas länger als der Längsdurchmesser des Auges (bei L. vigintiserierum, wie schon bemerkt, gleich dem Längsdurchmesser desselben) und auch mehr zugespitzt. Als wichtigste Unterschiede der Pholidose möchte ich folgende hervorheben: Acht Supraciliaren bei L. vigintiserierum, sechs bei L. africanum ; zwei Frenalia vor den Prüokularen bei L. africanum, bei L. vigintiserierum nur eines. Ferner ist bei L. viginti- serierum das vierte, bei L. africanum das fünfte Supralabiale das Subokulare. Es ist also L. vigintiserierum Sjóstedt als gute Art in der Fauna von Kamerun aufzuführen. Lygosoma gemmiventris Sjóstedt. 1897 Lygosoma gemmiventris Sjóstedt. Zool. Anz., Nr.524, p. 566 (Mapanja, Kamerun). *1899 Lygosoma gemmiventris Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd.23, Afd. IV, Nr.2, p.16, Taf.I, Fig. 3a, 3b, 3c und Taf. II, Fig. 1. 1902 Lygosoma gemmiventris Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. Tornier spricht die Vermutung aus, daß L. gemmiventris = L. africanum sein könne. Teils um diese Frage zu entscheiden teils weil ich unter unserem Material drei Lygosomen vorfand, die ich als eventuell zu L. gemmiventris zugehörig hielt, erbat ich mir den Typus dieser Art. Wie ich mit Sicherheit erwartet hatte, erwies sich dieser als gänzlich ver- schieden von L. africanum, von welchem mir ein Exemplar des Berliner Museums vorliegt. Schon die habituellen Unterschiede beider Arten sind sehr deutlich. Die Abbildung Sjöstedts gibt den Habitus von L. gemmiventris ziemlich gut wieder, während L. africanum eine viel zierlichere und auch bedeutend kleinere Form ist. Der Habitus eines tadellosen Stückes von L. africanum gleicht sehr dem von L. mustelinum, wie er auf Pl. XIX, Fig. 2 von Boulenger, Cat. Lizards III dargestellt ist. Die Abbildung von L. africanum selbst (Fig. 1 der gleichen Tafel) erscheint mir etwas zu plump geraten. Lygosoma gemmiventris ist plumper gebaut als L. africanum. Die Körperbreite ist bei ıhm fünfmal, bei L. africanum sechsmal in der Kopfrumpflänge enthalten. Ferner Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 77 584 sind seine Extremitäten im Verhältnis etwas länger als bei letzterer Art, besonders aber hat es längere Finger und Zehen. Der vierte Finger ist bei L. africanum kaum länger als die Hälfte des Oberarmes, die Länge der vierten Zehe erreicht nur die Hälfte der Länge des Oberschenkels; bei L. gemmiventris aber sind der vierte Finger und die vierte Zehe so lang wie der Oberarm beziehungsweise der Oberschenkel. Bei Lygosoma africanum zähle ich 14, bei L. gemmiventris 19 Lamellen unter der vierten Zehe, bei ersterem 10, bei letzterem 14 Lamellen unter dem vierten Finger. Der vierte Finger ist bei L. gemmi- ventris länger, bei L. africanum aber kürzer als der dritte. Dieses Merkmal, das auch bei der Abbildung Boulengers (l. c. zum Ausdruck kommt, halte ich für sehr wichtig. (Ergänzend will ich hier noch bemerken, daß bei L. vigintiserierum der dritte und vierte Finger gleich lang sind.) Von den Merkmalen der Pholidose sei hervorgehoben, daß bei L. gemmiventris das vierte, nicht das fünfte Supralabiale unter dem Auge liest und daß die Zahl der Supraciliaren größer ist. Ganz auffallend ist bei diesem Lygosoma der ganz ungewöhnlich starke Goldglanz, der auch jetzt noch bei dem bereits 18 Jahre im Alkohol liegenden Tiere ein ganz außerordentlich großer ist. Auf dem Bauch gesellen sich zu dem Goldglanz noch leuchtend gelbgrüne, opalisierende Flecken, so daß der Name „gemmi- ventris ein sehr zutreffender ist. In der Kollektion von Dibongo bei Edea befanden sich, wie bereits erwähnt, drei Lygosomen, die ich anfänglich mit L. gemmiventris für identisch erachtete, da die Unter- schiede in der Pholidose mir zu gering erschienen, um die Aufstellung einer neuen Art zu rechtfertigen und ich aus der Beschreibung Sjöstedts nicht ersehen konnte, wieweit habituelle Unterschiede vorhanden seien. Vor allem schien mir ein Widerspruch zwischen den Angaben Sjöstedts über die relative Länge der Extremitäten und seiner Maßtabelle zu bestehen. Sjöstedt sagt: „Die an den Körper angedrückten vorderen und hinteren Extremitäten reichen nicht aneinander“; in der Maßtabelle sind folgende Maße angegeben: „Vordere Extremitäten 1,9 em; hintere Extremitäten 2,6 em; zwischen den vorderen und hinteren Extremitäten 3,7 cm.“ Addiert man nun die Länge der vorderen zu der der hinteren Extremität, so erhält man eine solche von 4,5cm, also eine Länge, die die Ent- fernung vom Vorderfuß zum Hinterfu& um 8 mm übertrifft. Es erschien mir daher nicht wahrscheinlich, daß — die Richtigkeit der Maßangaben vorausgesetzt — die an den Körper angepreßten Extremitäten sich nicht berühren würden. Es fand sich denn auch beim Nachmessen des Typ-Exemplars, daß Sjöstedt bei dem Abmessen der Entfernung von Vorder- zu Hinterfuß das etwas gekrümmte Typ-Exemplar offenbar nicht genügend gestreckt hatte; denn wenn man das Tier richtig streckt, den Zirkel an dem Gelenkansatz der Hinterbeine ansetzt und mit dem anderen Schenkel unter die Achsel fährt, ergibt sich eine Distanz von 4,2cm. Ferner ist das Hinterbein nur 2,4 cm, nicht 2,6 cm lang, so daß sich das Nichtberühren der angepreßten Extremitäten nun auch aus der Maßtabelle ersichtlich ist. Es verhält sich also die relative Länge der Extremitäten genau so, wie es Sjöstedt im Text der Beschreibung angibt und die Maßtabelle muß abgeändert werden. Eine Vergleichung der vermeintlichen Exemplare von L. gemmiventris aus Dibongo mit dem Typus der Art ergab nun aber eine so große habituelle Verschiedenheit, daß ich 585 mich trotz der Ähnlichkeit der Beschuppung nicht entschließen kann, die Tiere als L. gemmiventris anzusprechen. Sie scheinen mir vielmehr einer bis jetzt noch unbeschrie- benen Art anzugehören, die ich nach dem Sammler Lygosoma rohdei benennen möchte. Lygosoma rohdei nov. spec. Diese neue Art unterscheidet sich von L. gemmiventris hauptsächlich durch habituelle Merkmale. Die Merkmale der Pholidose, 26 statt 24 Schuppenreihen und S—9 statt 7—8 Supraeiliaren, scheinen mir nicht allzu belangreich zu sein. Es ist ja möglich, daß L. gemmiventris überhaupt nie mehr als 24 Schuppenreihen und 8 Supraciliaren hat, aber solange wir erst ein einziges Exemplar kennen, ist es nicht ausgeschlossen, daß auch noch Stücke mit einer hóheren Anzahl von Schuppenreihen und Supraciliaren gefunden werden kónnen. Die habituellen Unterschiede sind jedoch groß und ich will es versuchen, sie in fol- gendem in Kürze darzulegen. Bei Lygosoma rohdei ist die Kopflänge (Entfernung von der Schnauze bis zum Ohr) 41/,—4!/, mal, bei L. gemmiventris 5!/s mal, die Pileuslänge bei ersterem 4!/», bei letzterem 5°/s mal in der Kopfrumpflänge (Entfernung von der Schnauze zur Analspalte) enthalten. Am Kopf selbst zeigen sich folgende Unterschiede. Das Auge ist bei der neuen Art größer als bei L. gemmiventris; sein Längsdurehmesser ist bei ihr etwas mehr wie dreimal, bei L. gemmiventris etwas mehr als viermal in der Entfernung von der Schnauze bis zum Ohr enthalten. Die Schnauze selbst ist bei L. rohdei kürzer. Die Entfernung vom vor- dersten Supraciliare zur Schnauzenspitze ist gleich der Hälfte, bei L. gemmiventris ?|; der Länge des Diseus palpebralis. Die Form des Kopfes ist insofern anders als die größte Kopfbreite (an den Wangen) nur minimal (!/s—!/+) größer ist als die Entfernung von einem Supraciliarrand zum anderen (in der Mitte des Discus palpebralis gemessen). Bei L. gemmiventris ist die gleiche Entfernung um !/; kleiner als die. Breite der Backen- gegend. Das Frontale ist bei L. gemmiventris ebenso breit, bei L. rohdei schmäler als das größte (zweite) Supraokulare. Die Augenbulbi sind bei letzterem stark emporgewölbt, bei L. gemmiventris flach. Es ergibt sich also für L. rohdei aus den verschiedensten Merk- malen eine bedeutendere Größe des Auges. Auch das Verhältnis der Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Vorderfuß zu der Entfernung von der Achsel zu den Weichen ist bei beiden Arten ein anderes. Bei L. gemmiventris verhält es sich wie 25 zu 42, bei unserem größten Exemplar von L. rohdei wie 22 zu 29. Ein großer Unterschied besteht ferner noch in der relativen Lünge der Extremitüten, der relativen Lünge von Fingern und Zehen und in der relativen Rumpfbreite. Die Rumpfbreite übertrifft bei L. gemmi- . ventris die größte Kopfbreite ganz erheblich (größte Kopfbreite 9 mm, größte Rumpf- breite 13,5 mm), bei L. rohdei ist sie aber kaum größer als letztere (Kopfbreite 8 mm, Rumpfbreite 8,5 mm). Die Rumpfbreite ist bei L. gemmiventris gleich der Entfernung von der Schnauze bis zum Ohr, bei L. rohdei gleich der Entfernung von der Schnauze zum Hinterrand des Auges. Die an den Körper gepreßten Extremitäten sind bei L. gemmi- ventris durch eine Entfernung getrennt, die etwa der Länge des vierten Fingers gleich ist, bei L. rohdei erreicht die Spitze der vierten Zehe nahezu den Ellbogen der an den Kórper angelegten Vorderextremität. Die Extremitäten sind bei ihm schlanker und länger, die dtes "M mn 586 Finger aber kürzer als bei M. gemmiventris. Bei diesem sind der vierte Finger und die vierte Zehe gleichlang, bei L. rohdei aber nur ?[, so lang wie der Oberarm beziehungs- weise der Oberschenkel. Hierdurch, sowie durch die größere Schlankheit wird der Habitus der Extremitüten bei L.rohdei ein ganz anderer als bei L. gemmiventris. Da das Typ- exemplar von L. gemmiventris ein © ist, habe ich zum Vergleich hauptsächlich unser größtes Exemplar, das ich ebenfalls für ein © halte (die Schwanzwurzel ist bei ihm be- trächtlich schwächer als die unseres 21 größten Stückes, das ein sicheres Ó ist), heran- gezogen. Endlich will ich noch die Färbung als unterscheidendes Merkmal anführen. Im allgemeinen ist ja nicht allzuviel Gewicht auf diese zu legen, aber hier will ich auf etwas in der Färbung hinweisen, das mir weniger auf einen Unterschied in der Pigmentierung als in der Struktur der Epidermis zu beruhen scheint. L. gemmiventris hat, wie erwähnt, den auffallenden Goldglanz und stark glänzende Schuppen, L. rohdei fehlt dieser Metall- glanz gänzlich und die Schuppen sind mehr matt, samtartig. Diese Unterschiede sind, wenn man beide Formen nebeneinander sieht, ganz auffallend. Ich lasse hier eine eingehendere Beschreibung von L. rohdei folgen. Sektion Liolepisma. Lacertaähnlich mit relativ großem Kopf, schlankem Rumpf und sehr wohlentwickelten, schlanken Beinen. Der Kopf ist im Verhältnis zu seiner Länge breit (nur 1'!/a mal länger als breit), seine größte Höhe ist um ein weniges kleiner als die Hälfte der Entfernung vom Ohr bis zur Schnauzenspitze, die Schnauze ist kurz und breit abgerundet, die Augen sind groß, die Augenbulbi stark aufgewölbt. Der Längsdurchmesser des Auges ist etwa einem Drittel der Kopflänge gleich, die Entfernung der Schnauzen- spitze vom vorderen Augenwinkel ist gleich dem Längsdurchmesser des Auges und der Entfernung des Ohres vom hinteren Augenwinkel. Die Entfernung vom Ohr bis zum Achselgelenk ist gleich der Entfernung von der Schnauzenspitze zum Ohr. Die Entfernung von der Schnauzenspitze zur Achsel beträgt ungefähr */s der Entfernung von der Achsel zu den Weichen. Die Länge der vorderen Extremität ist größer als die Entfernung vom vorderen Augenrand zur Achsel, die der hinteren ist nahezu gleich der Entfernung von der Schnauzenspitze zum Achselgelenk. Die Kopflänge ist 4![,— 4!/;mal in der Ent- fernung von der Schnauze zur Analspalte enthalten. Der Schwanz ist etwa doppelt so lang wie die Kopfrumpflänge. Die Spitze der vierten Zehe erreicht beinahe den Ellbogen der nach hinten angepreßten Vorderextremität. Das Rostrale ist doppelt so breit als hoch und bildet mit dem Frontonasale eine lange, gerade Sutur. Das Frontonasale ist doppelt so breit als lang. Das Nasenloch ist in das Nasale eingebohrt und liegt hinter der Sutur zwischen Rostrale und dem ersten Supralabiale. Die Präfrontalen stoßen bei zwei Exemplaren in der Mitte zusammen, bei einem berührt das Frontonasale das Frontale. Das Frontale ist rhombisch, schmäler als das größte (zweite) Supraokulare, nach vorn kurz, stumpfwinklig vorspringend, nach hinten lang, spitzwinklig ausgezogen; so lang wie Frontoparietalia und Interparietale zusammen, um ![, länger als sein Abstand von der Schnauzenspitze. Vier Supraocularia, das erste und zweite (einmal einseitig auch das dritte) das Frontale berührend, das zweite am größten. 7—9 Supraciliaren. Frontoparietalen 1!/» mal so lang als das Interparietale, letzteres fast von der gleichen Form wie das Frontale. Parietalia breiter als lang, hinter dem Interparietale zusammenstoßend, von einem Paar Temporalia und einem Paar Nuchalia begrenzt. Zwei Frenalia zwischen Nasale und Präokularen. Sechs Supralabialen, das 587 vierte am größten und unter dem Auge. Sechs Sublabialia. Hinter dem Symphysiale ein unpaares Mentale, hierauf folgend drei Paare von Kinnschildern, von welchen das erste Paar in der Mitte zusammenstößt, die hinteren aber durch Schuppen getrennt sind. Die Ohröffnung ist mäßig groß, unbedeutend kleiner als der transparente Augendiscus, ohne vorspringende Loben am Vorderrand. Körperschuppen glatt in 26 Längsreihen, die Schuppen der beiden vertebralen Reihen deutlich vergrößert. Die übrigen Rückenschuppen sind zum mindesten ebenso groß, wie die des Bauches, die Seitenschuppen sind am kleinsten. Die Schuppen des Halses und Nackens sind größer als die des übrigen Körpers. Die Prä- analschuppen sind deutlich vergrößert. Oberseite der hinteren Schwanzhälfte mit einer Reihe querverbreiterter, sechseckiger Schuppen, die Unterseite des Schwanzes mit einer Mittelreihe großer Schuppen von gleicher Form. 20 Lamellen unter dem vierten Finger; 24 Lamellen unter der vierten Zehe. Kopf rotbraun mit ungezeichnetem Pileus; Kopfseiten gelbbraun, die hinteren drei Supralabialen hellgelb, die vorderen vier wie die Kopfseiten. Die Färbung der Oberseite des Rumpfes ist ein Rotbraun, das von den Flanken ab allmählich in das Gelb der Unter- seite übergeht. Die einzelnen Schuppen des Rückens und der Seiten sind dunkler ge- randet. Jede Schuppe zeigt drei bis fünf dunkle Striche, die bei oberflächlicher Betrach- tung den Eindruck von Kielen erwecken. Diese Striche sind noch deutlicher ausgeprägt wie bei L. gemmiventris. Auf der ganzen Rücken- und Schwanzoberseite finden sich zer- streute gelbliche und dunkelbraune Fleckchen von der Größe einer halben bis ganzen Schuppe. Bei einem Exemplar befindet sich an der Grenze zwischen Rücken- und Seiten- zone eine Anzahl von dunklen Längsstrichelchen, die in zwei öfters unterbrochenen Längs- reihen angeordnet sind. Oberseite der Extremitäten mit gelblichen und dunkelbraunen Punktflecken. Unterseite des Körpers gelb bis grünlichwei&. Auf der Unterseite des Schwanzes dunkle Punktflecken, die bei dem großen © sehr spärlich und verwaschen, bei dem kleinsten Tier unregelmäßig und nicht eben deutlich, bei dem ö aber deutlich und in zwei Längsreihen angeordnet sind. . 3 Exemplare (6, © und jüngeres Tier) von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Masstabelle von Lygosoma rohdei. 9 Ó 80) | mm | mm mm Totallànge . . utis 165 A135 131 Entfernung von der Schnauze zur Aualspalte EN. 5807 0058 53 Schwanzlänge . . ae; 107 UT 78 ionis von der Schnauze bis) zum Ohr | 13 13 11 Kopfbreite in der Backengegend . . . .... 8 | 9 755 iPxleuslinges Ea depre ee hmi TI El 12 11 Pilenspreite 29x. Ian 39d 2er ES d uw een | i [ 6 Kopfhóhe 6,5 6,5 6 Entfernung vom Ohr bis 2 zur are, 9 9 8,2 Halsbreite- 4 1,59) 7 6 Entfernung von der Achsel bis. zu | den Weichen 29 Ip 30 27 Rumpfbreite 2 Seile 85 8 7,8 Rumpfhöhe . 8 1,8 158 Länge der Vorderbeine ENDE. Dt 18 18 17 Länge deroHinterbeine M bu As Re 24 23 22 Länge des vierten Fingers | 5 5 4 Länge der vierten Zehe 6 5,5 5 ER U N TET zn TTE MEN M Bora: ade Ud x 588 Lygosoma breviceps (Ptrs.) 1873 Euprepes (Mabuia) breviceps Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1873, p. 604 (Gabun). *1874 Euprepes breviceps Reichenow. Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 40, Bd.l. p. 294. 1875 Euprepes (Mabuia) breviceps Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. *1900 Mabuia batesi Boulenger. Proc. Zool. Soc. 1900, p.449, pl. XXXI, fig. 2. 1902 Lygosoma breviceps Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. *1909 Lygosoma buchneri Werner. Jahresh. Verein vaterl Naturk., Jahrg. 1909, Nr. 65, p. 62. 1 Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Bei der Bestimmung dieses Exemplars war ich mir geraume Zeit darüber im un- klaren, ob ich ein Lygosoma oder eine Mabuia vor mir habe. Die Gaumenkerbe (palatal notch bei Boulenger) erstreckt sich nämlich spaltförmig so weit nach vorn, daß man tat- süchlich darüber in Zweifel sein konnte, ob sie das für ein Lygosoma gerade noch an- gängige Höchstmaß erreicht oder bereits überschritten habe, das Tier also nicht mehr als ein Lygosoma, sondern als eine Mabuia zu betrachten sei. Ich versuchte nun mit der Präpariernadel die Konfiguration der Palatin- und Pterygoidbeine zu ergründen, erlangte aber auch auf diesem Wege keine absolute Klarheit. Ich entschlo& mich daher zum Pro- bieren und versuchte das Tier das eine Mal als Lygosoma, das andere Mal als Mabuia zu bestimmen. Auch hier war der Erfolg kein absoluter. Als Mabuia paßte mein Exemplar am besten auf die Beschreibung von M. batesi Blgr., mit deren Abbildung es auch recht gut übereinstimmte, als Lygosoma am ehesten noch auf L. breviceps. Von beiden unter- schied es sich aber. Von M. batesi durch 36 statt 32 Schuppenreihen und den Besitz von zwei kleineren, aber deutlich entwickelten Nuchalen, von L. breviceps durch 36 statt 56 Schuppenreihen. Da nun eine Variationsgrenze von 32 auf 36 Schuppenreihen sehr wohl denkbar ist — bei Arten mit weit wenigeren Schuppenreihen, wie z. B. L. reiche- nowii variiert ja die Schuppenreihenzahl ebenfalls um vier —, ebenso die. Nuchalia auch bei Exemplaren von Arten, die in der Regel Nuchalia besitzen, fehlen beziehungsweise in Schuppen aufgeteilt sein können, hätte ich ohne weiteres das Tier als M. batesi an- gesprochen, wenn nicht Boulenger in einer Arbeit über die herpetologische Ausbeute des verstorbenen Fea in Westafrika (Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. Il (XLIT), p. 206) die Ansicht ausgesprochen hätte, daß in der Peterschen Originalbeschreibung die Angabe „56—57 Schuppenreihen* wohl eine irrtümliche sei und es heißen müsse „36—37°. Ich wandte mich daher nach Berlin mit der Bitte um Vergleichsmaterial und erhielt von Prof. Tornier zwei von Buchholz gesammelte Exemplare, ein großes © und ein junges Tier, zugesandt. Ich sah nun sofort, daß mein Exemplar identisch mit L. breviceps war und ferner, daß Boulenger mit seiner Annahme recht hatte, denn eine Zählung der Schuppen- reihen der beiden Berliner Exemplare ergab für beide die Zahl 37. Die Gaumenkerbe der beiden Berliner Exemplare war sehr gut entwickelt, aber nicht zu groß für ein Lygo- soma. Nun sind bei dem größeren der Berliner Exemplare die Nuchalia in kleinere Schilder aufgeteilt und ferner laufen bei beiden nicht zwei Reihen schwarzer Ocellen mit weißen Zentren über den Rücken, sondern zwei Reihen weißer Flecken, vor welchen je ein dunkler steht. Genau das gleiche ist bei unserem Exemplar und bei M. batesi der Fall. Es wird auch wohl bei allen Exemplaren von M. breviceps sich so verhalten, denn Peters war nie sehr genau in seinen Angaben und dürfte auch hier bei der Be- schreibung der Färbung von L. breviceps nicht sehr skrupulös vorgegangen sein. 589 Es besteht nun für mich kein Zweifel, daß mein Lygosoma mit L. breviceps (Ptrs.) identisch ist und ferner, da mein Exemplar sowohl als auch die Berliner Stücke von L. breviceps bis auf die etwas höhere Schuppenreihenzahl mit der Beschreibung von M. batesi übereinstimmen, daß M. batesi in die Synonymie von Lygosoma breviceps zu setzen ist. Ich kann auf eine Neubeschreibung von Lygosoma breviceps verzichten, da an Stelle der mangelhaften Peterschen Beschreibung sehr gut die eingehende Diagnose von Mabuia batesi(l. c.) verwandt werden kann. Es wäre nur zu ergänzen, daß Nuchalia vor- handen sein können und daß die Zahl der Schuppenreihen zwischen 32 und 37 schwankt. Zu erwähnen ist ferner, daß die Palatalkerbe bei manchen Stücken so entwickelt sein kann, daß eine Mabuia vorgetäuscht wird. Boulenger ist offenbar durch ein solches Stück irregeführt worden. Charakteristisch ist ferner für Lygosoma breviceps der besonders in seinem letzten Drittel immer deutlich komprimierte Schwanz. Bei dem großen Berliner Exemplar ist diese seitliche Abplattung des letzten Schwanzdrittels sogar eine sehr starke. In den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Jahrgang 1909, Nr. 65, p. 62 hat Werner unter dem Namen L. buchneri ein neues Lygo- soma aus Kamerun beschrieben. Die Beschreibung Werners ließ mich vermuten, daß es sich um ein L. breviceps sehr nahestehendes Tier handle, wennschon das Fehlen der Supra- nasalen auffallend war. Um mir Klarheit zu verschaffen, erbat ich mir durch Vermittlung meines Freundes Dr. Lehrs von Herrn Oberstudienrat Prof. Lampert den Typus, der mir auch umgehend zugestellt wurde. Noch bevor ich das Glas öffnete, sah ich, daß es sich hier um ein Lygosoma handelte, das habituell sich nicht von L. breviceps unterscheidet. Besonders fiel mir sofort die für L. breviceps so charakteristische seitliche Abplattung des Schwanzes auf. Bei einer genauen Prüfung des Tieres fand ich nun, daß es sowohl in sämtlichen Beschuppungsmerkmalen — bis auf das Fehlen der Supranasalia — als auch in der Zeichnung und Färbung mit L. breviceps übereinstimmte; sogar die Zahl der La- mellen unter der vierten Zehe stimmt genau. Es bliebe also nur das Fehlen der Supra- nasalia als Unterschied übrig. Nun sind sie aber, wie schon Boulenger (Cat. Lizards IIT) angibt, sehr klein und, wie ich mich an den drei mir vorliegenden Exemplaren überzeugen konnte, nur durch einen sehr feinen Spalt vom Nasale abgetrennt. Bei unserem Exemplar ist diese Abtrennung einseitig nur unvollkommen und bei dem Typus von M. buchneri ist das rechte Nasale oben durch eine schrüge Spalte geteilt. Ich bin daher der Überzeugung, daß Lygosoma buchneri nur ein etwas anormales L. breviceps ist, bei dem die Supra- nasalia mit dem Nasale verschmolzen respektive nicht von ihm abgetrennt sind, denn die Abtrennung der Supranasalia scheint mir sekundürer Natur zu sein. Das Stuttgarter Exemplar ist ein ö, daher im Habitus etwas schlanker. In der Fär- bung weicht es insofern von den übrigen Stücken ab, als es düsterer gefärbt ist. Inwieweit dies aber Natur ist, ist schwer zu beurteilen, denn das Tier scheint in zu starkem Alkohol oder in Formol gelegen zu haben, da es sehr hart und etwas verschrumpft ist. Es ist also móglich. da& die dunkle Farbe nicht ganz natürlich ist. Immerhin stimmt es im der Zeichnung gut mit den übrigen mir vorliegenden Stücken von L. breviceps überein. Man erkennt deutlich die Reihen dunkler Flecken und auch der helle Fleck hinter jedem der dunklen Flecken läßt sich deutlich erkennen, wenn man das Tier unter Alkohol hält. Seitlich von den beiden mittleren Fleckenreihen hat das Exemplar noch einige unregel- mäßige, überzählige Flecken; das dunkle Lateralband ist von der Nase bis zum Ohr sichtbar I 590 und löst sich dann in Punktflecken auf. Die dunkle Strichelung an Hals- und Brustseiten ist bei ihm dichter als bei den beiden großen, mir vorliegenden Exemplaren, die beide O sind. Die Oberlippe ist weiß. Ich gebe hier die Maße der vier mir vorliegenden Exemplare: Museum | Museum Museum Museum München | Stuttgart Berlin | Berlin | 2 | -ö 2 juv. | mm mm mm mm Totallänge . . . ark capo 191 193 147 *49 Länge von der Schnauze 1b zum After gio el 50 .53 63 90 Schwanzlänge . . . TUEITIER 71 70 84 *90 Entfernung von der Bahnauze Be zum Ohr 8 t | 11 | 11, 13 7 Kopfbreite Qe 0 OR A Ne 8 | 9- 9,5 5 Kopfhóhe 5 7] 7 | 8 S8 4,5 Entfernung von def SE Eon pan zum Syd | 19 | 20 9] 19 Entfernung von der Achsel bis zu den Weichen | 24,5 95 32,5 14,5 Länge des Vorderfußes | 145 15 17 ^83 Iàngegdessyvierben (Eingers- An: Waren eo ERES | 4 4 4,9 9 Längexdes’ Hinterbeinse ey SN Me "| 18 19 91 19 Lünge der vierten Zehe 5 5 (2 3,5 I Es ergibt sich aus obenstehender Tabelle, daß die Maße des Stuttgarter Exemplars annähernd die gleichen sind, wie die des nahezu ebenso großen Münchener Stückes. Die geringen Differenzen lassen sich durch die Verschiedenheit des Geschlechts leicht erklären. Nachträglich möchte ich noch folgendes bemerken. In der Peterschen Beschreibung von L. breviceps ist von 5 Supraokularen die Rede. In Wirklichkeit indes aber, wie an den Berliner Exemplaren ersichtlich ist, nur vier. Peters hat offenbar das kleine, hinter den Supraokularen gelesene Schild als fünftes Supraokulare mitgezählt. Lygosoma fernandi (Burt.). 1836 Tiliqua fernandi Burton. Proc. Zool. Soc. 1836, p.62 (Fernando Po). 1875 Euprepes (Tiliqua) fernandi Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. 1887 Lygosoma fernandi Boulenger. Cat. Lizards III, p. 304. *1897 Lygosoma fernandi Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd.923, Afd.IV, Nr.2, p. 15. 1897 Lygosoma fernandi Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 401. *1899 Lygosoma fernandi Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 134. 1902 Lygosoma fernandi Tornier. Zool. Jahrb. Syst. XV. p. 676. 1905 Lygosoma fernandi Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 206. 6 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 1 juv. von Dibongo bei Edea, Koll. Rohde, 1908. 2 Exemplare von Esosung (Bakossiberge) Zool. Institut Erlangen 1909. Bei dem jüngeren Exemplar von 95 cm Gesamt- und 50 cm Kopfrumpflänge ist die Oberseite des Kopfes, Rückens und des Schwanzes tief dunkelbraun. Auf dem Rücken stehen vereinzelte, gelbe Flecken, der Schwanz trägt weißgraue Querbänder, die nahezu 591 um den ganzen Schwanz herumgehen. Die Seiten von Hals und Körper sind auf orange- gelbem Grunde braunschwarz quergebändert. Die Kehle ist schwarz gestreift, der Bauch eckergelb und zeichnungslos. Melanoseps occidentalis (Ptrs.). 1877 Herpetosaura occidentalis Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1877, p. 416 (Kamerun). 1898 Scelotes occidentalis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 48, p. 529. *1899 Scelotes occidentalis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 134. *1901 Melanoseps occidentalis Tornier. Zool. Anz. Bd. XXIV, Nr. 655, p. 61. 1902 Melanoseps occidentalis Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. 1 Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Wie bei dem Typ-Exemplar, sto&en auch bei vorliegendem Stück Rostrale und erstes Labiale über dem Nasenloch zusammen und bilden eine kurze Sutur; nur sendet hier das Rostrale einen kurzen Fortsatz nach hinten, der mit dem ersten Labiale zusammenstößt. Unter dem Auge sind zwei Schilder zwischen die Supralabialen eingekeilt, doch berührt das dritte Supralabiale noch mit einer schmalen Spitze das Auge. Das Rostrale ist hinten abgerundet. Die Supranasalia bilden eine mäßig lange Sutur und berühren das Loreale, nicht das erste Supraokulare. Es stimmt also unser Exemplar hierin mehr mit den Angaben Torniers im Zool. Anzeiger überein. In allem übrigen aber deckt es sich mit Werners Beschreibung (Zool.-bot. Ges. Wien, 1899). Nur möchte ich das hinter dem Frontale ge- legene größte Kopfschild als eine Verschmelzung von Postfrontalen, Interparietale und Parietalen auffassen, denn es wird von vier Schildern, nümlich zwei Temporalen und zwei Schildern, die ich für Nuchalia ansprechen möchte, begrenzt. Wären die von mir als „Nuchalia* bezeichneten Schilder ,Parietalia^, so müßten sie die Supraocularia berühren, von welchen sie jedoch durch die von mir als Temporalia bezeichneten Schilder getrennt sind. Ein Parietalauge ist bei unserem Exemplar deutlich sichtbar. Es schimmert als heller Punkt durch das große Hinterhauptschild durch. Totallànge 116 mm, Schwanzlänge 25 mm. Der Schwanz unseres Exemplars ist, obwohl anscheinend unverletzt, verhältnismäßig viel kürzer als der der Wernerschen Exemplare. Familie Anelytropidae. Feylinia currori subspec. grandisquamis (nov. subspec.). 1845 Feylinia currori Gray. Cat. Lizards, p. 129 (Angola). 1875 Feylinia currori Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. *1899 Feylinia currori Werner. Verb. Zool.-bot. Ges. Wien 1899, Bd. 49, p. 134. 1902 Feylinia eurrori Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. *1905 Feylinia currori Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 206. 5 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Sämtliche Exemplare haben nicht mehr wie 19 beziehungsweise 20 Schuppenreihen (statt 25). AuBerdem erscheint mir die Form von gedrungenerem, dickerem Kórperbau als Àbh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 78 w iius CN 592 die typische F. currori. Da sie aber in sonstigen Merkmalen nicht abweicht, glaube ich sie nicht als eigene Art, sondern nur als eine Lokalform betrachten zu. müssen. Auch bei diesen Exemplaren sieht man sehr deutlich ein Parietalauge, das durch das hintere große Kopfschild, das heller gefärbt ist als die übrigen, als kreisrunder, schwarzer, mit einem hellen Kern versehener Punkt durchschimmert. Totallänge 208 mm, Schwanz 65 mm, Durchmesser 8 mm. Ordnung Rhiptoglossa. Familie Chamaeleontidae. Chamaeleon dilepis Leach. 1819 Chamaeleo dilepis Leach, in Bowditch, Miss. Ashantee, p. 493 (Gabun). 1287 Chamaeleon parvilobus Boulenger. Cat. Lizards III, p. 449. *1897 Chamaeleon parvilobus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 402. 1902 Chamaeleon dilepis Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. 2 ganz junge Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Chamaeleon owenii Gray. 1845 Chamaeleo owenii Gray. Cat. Lizards, p. 269. *1874 Chamaeleo owenii Buchholz. Monatsber. Akad. Berlin, p. $5. *1874 Chamaeleo owenii Reichenow. Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 40, Bd. I, p. 297. 1875 Chamaeleo owenii Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 196. 1887 Chamaeleon owenii Boulenger. Cat. Lizards III, p. 470). 1899 Chamaeleon owenii Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 133, 1902 Chamaeleon owenii Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 676. 506,29 von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. + Chamaeleon camerunensis L. Müll. 1909 Chamaeleon camerunensis Lorenz Müller. Jahrb. Nassauisch. Ver. f. Naturk., Jahrg. 62, p. 111. Ich gebe hier die l. c. veróffentlichte Diagnose nochmals wieder: „Dem Chamaeleon montium nahe verwandt, von ihm jedoch unterschieden durch die Form und die geringere Höhe des Helmes, die schwächere Ausbildung der Lateralcristen, die abweichende Beschuppung der Körperseiten, die geringere Größe und das Fehlen der Schnauzenhörner und des Flossensaumes auf Rücken und Schwanzwurzel beim ö. Helm hinter der Orbita mäßig erhöht, hinter seiner scharfen Spitze senkrecht zum Nacken abfallend, oben flach und ohne Parietalleiste. Der Abstand der Helmspitze zum Mundwinkel ist knapp so groß, wie die Mundspalte, ihr Abstand vom Nacken etwa ein Drittel des Orbitaldurchmessers. Die Lateralerista ist bedeutend schwächer entwickelt als bei Ch. montium, aus gekielten bis. schwach höckerigen Schuppen bestehend. Eine Tem- poralerista geht vom Hinterrand der Orbita schräg nach aufwärts in den nach aufwärts gerichteten Teil der Lateralerista über. Manchmal ist der vordere Teil der Lateralerista so schwach entwickelt, daß die Temporalerista und der hintere Teil der Lateralcrista als 593 ein Ganzes erscheinen, eine Temporalerista also scheinbar fehlt. Bei genauerem Zusehen sind indes immer noch Spuren des vorderen Teils der Lateralerista zu entdecken. Das zwischen Lateral- und Temporalerista gelegene Dreieck ist sehr schmal und von einer Reihe leicht gewólbter Schuppen bedeckt. Der canthale Teil der Lateralerista ist mäßig ausgeprägt, aus länglichen, gekielten Schuppen bestehend. Schnauzenhörner fehlen gänzlich und sind selbst nicht durch Tuberkelschuppen angedeutet. Die Orbitalregion ist hoch aufgewülbt mit scharfem, aus kleinen kegelfórmigen Schuppen bestehendem Rand. Kopf- oberseite und Temporalregion mit mäßig großen, polygonen Schuppen bekleidet. Keine Spur von Occipitallappen. Körper von kleinen, flachen Schuppen bedeckt, zwischen welche zahlreiche, mäßig große, kreisfórmige, flache Schuppen eingestreut sind. Diese Schuppen zeigen mehr oder minder die Tendenz, sich in Längsreihen anzuordnen; bei einigen Exemplaren sind sogar vier bis fünf ganz regelmäßige Längsreihen in der oberen Seitenhülfte zu konstatieren. Beine und Schwanz ohne eingestreute, vergrößerte Schuppen. Kehlschuppen etwas größer als die Körperschuppen, leicht gewölbt. Keine Spur eines Kehl- oder Bauchkammes. Rücken und vorderer Teil der Schwanzkante beim ö leicht gewellt; beim erwach- senen Ó über jedem Processus spinosus eine eckige, kleine Aufbiegung. die mit etwas vergrößerten flachen Schuppen bedeckt ist. Jedoch ist keine Spur eines Flossensaumes vorhanden. Der Habitus der neuen Art ist schlanker als der von Ch. montium, der Schwanz im Verhältnis zum Körper bedeutend länger. Auch die Beine sind dünner und schlanker. Die Färbung ist im Spiritus blauschwarz oder blaugrau, mit oder ohne unregelmäßig geformte, teils tiefdunkle teils hellere Bezirke. Die dunklen Partien sind gewöhnlich scharf abgegrenzt, mit zackigen Rändern; die hellen von unbestimmterer Form und mehr verwaschen. 4 Exemplare ( ( O) von Dibongo bei Edea (Typen). Koll. Rohde, 1908. 2 Exemplare (6 9) 5 von Bibundi. Mus. Wiesbaden, 1909 (Tausch). Zum Vergleich hatte ich ferner noch fünf Exemplare des Wiesbadener Museums (66 99 und jur.). ) Am nächsten steht das neue Chamaeleon wohl dem Chaemaeleon feae Blgr. (Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 207, fig. 4), unterscheidet sich von ihm aber durch die weniger scharfen und höckerigen Lateralcristen, den Mangel des Kehlkammes und die geringere Größe und größere Zahl der zwischen die Körnerschuppen der Seiten eingestreuten flachen Tuberkelschuppen. Ferner ist bei dem ö von Ch. feae ein hoher, flossenartiger, scharf gezackter Saum auf Rücken und Schwanzbasis entwickelt, der bei dem 6 von Ch. camerunensis gerade nur angedeutet ist. Endlich ist der Schwanz des männlichen Ch. camerunensis bedeutend länger als bei dem ö von Ch.feae. Bei dem Q fällt dieser Unterschied weniger auf. 78* Masstabelle von 3 Exemplaren von Chamaeleon camerunensis. | ö | 9 juv. | mm mm mm Motallänger gen ee ee 197 164 80 IKopfrumpflange ne 82 76 39 Entfernung von der Schnauze zum Mundwinkel . 14 13 7 Entfernung von der Schnauze zur Helmspitze . .| 25 24,5 13 Entfernung von dem Mundwinkel zur Helmspitze . 15 15,5 8 Kopfbreile. vu sek haste Bea ae Ze LODS 6:5 Länge, des Vorderbeins . . 4 41 se ees 322 E23 15 Länge des Hinterbeins . . . 4. . . 2.0. 30 | 30 14,5 Sehwanzlangeutd Mr rM cn Nr 1153/9 00388 41 Bei dem ganz jungen Exemplar des Museums Wiesbaden sind die Augen relativ- größer, der Helm flacher und die Lateraleristen weniger scharf als bei den alten Exem- plaren, sonst ist aber kein Unterschied zwischen ihm und einem erwachsenen Weibchen. zu erkennen. 1837 *1874 *1874 1875 1877 *1897 1899 1902 1874 *1874 *1874 1875 1887 *1897 *1899 1902 Chamaeleon cristatus Stutchb. Chamaeleon ceristatus Stutchbury. Transact. Linn. Soc. XVII, p. 361, pl. X. Chamaeleo cristatus Reichenow. Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 40, Bd. I, p. 297. Chamaeleo eristatus Buchholz. Monatsber. Akad. Berlin 1874, p. 83. Chamaeleo cristatus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 196. Chamaeleon ceristatus Boulenger. Cat. Lizards III, p. 471. Chamaeleon eristatus Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 21:. Chamaeleon eristatus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 132. Chamaeleon cristatus Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 677. 36,3 von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 2 ganz junge Tiere von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Rhampholeon spectrum (Buchh.). Chamaeleo spectrum Buchholz. Monatsber. Akad. Berlin 1874, p. 298, 301, Taf. Fig. 5 und 6. (Kamerun). Chamaeleo superciliaris Buchholz. Monatsber. Akad. Berlin 1874, p. 81. Rhampholeon spectrum Günther. Proc. Zool. Soc. 1874, p. 443. Chamaeleo spectrum Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 197. Rhampholeon spectrum Boulenger. Cat. Lizards III, p. 476. Rhampholeon spectrum Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p.22.. Rhampholeon spectrum Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 133. Rhampholeon spectrum Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 677. ló von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 36,49, ein juv. von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Ordnung Ophidia. Familie Typhlopidae. Typhlops punctatus (Leach). 1819 Acontias punetatus Leach, in Bowditch, Miss. Ashantee, p. 493 (Fantee, Aschanti) 1893 Typhlops punctatus Boulenger. Cat. Snakes, p. 42. *1897 Typhlops punctatus Sjóstedt. Bihang Till..K. Sv. Vet.-Akad. Handl, Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 23. 1898 Typhlops punctatus Boettger. Kat. Rept.-Samml. Mus. Senkenberg, Ges. II (Schlangen), p. 4. *1899 Typhlops punctatus Werner. Verh. Zool-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 434. 1905 Typhlops punetatus Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 209). 1908 Typhlops punctatus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd.3, Heft IV, p. 403. 1909 Typhlops punctatus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 8. 5 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. Von den vorliegenden Stücken gehórt das Exemplar von Esosung und eines von Mukonjefarm zur Var. nigrolineatus Hallow, zwei von Mukonjefarm zur Var. intermedia Jan und die beiden übrigen bilden einen Übergang von der Var. intermedia zur Var. con- gestus Dum und Bibr. da hier einzelne gelbe Flecken, diese aber von geringer Größe auf der Rückenzone auftreten. t Familie Boidae. Calabaria reinhardtii (Schleg.). 1848 Eryx reinhardtii Schlegel. Bijdr. tos de Dierk I, p. 2 (Goldküste). 1875 Rhoptrura reinhardtii Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 198. 1893 Calabaria reinhardti Boulenger. Cat. Snakes I, p. 92. *1899 Calabaria reinhardti Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 134. *1901 Calabaria reinhardti Tornier. Zool. Anz, Bd. XXIV, Nr. 635, p. 63. 1905 Calabaria reinhardti Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 211. *1908 Calabaria reinhardti Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 403. 1909 Calabaria reinhardti Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 9. 4 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1909. Bei einem Exemplar tritt die gelbe Fleckung sehr stark zurück. Familie Colubridae. Tropidonotus fuliginoides (Gthr.). 1858 Coronella fuliginoides Günther. Cat. Colubr. Snakes, p. 39 (Westafrika). *1897 Tropidonotus fuliginoides Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 24. *1897 Tropidonotus fuliginoides Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 402. 1899 Tropidonotus fuliginoides Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49. p. 135. "Mu Led M aL 596 1905 Tropidonotus fuliginoides Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 211. 1908 Tropidonotus fuliginoides Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 408. 1909 Tropidonotus fuliginoides Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 10. 2 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Gonionotophis vossii (Bttgr.). 1892 Gonionotus vossii Boettger. Zool. Anz., Bd.15, Nr. 405, p. 418 (Kamerun). *1908 Gonionotophis vossii Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 408. 1909 Gonionotophis vossii Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 10. 3 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 4 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Nach Boulenger besitzen die Vertreter der Gattung Gonionotophis Apicalgruben an den Schuppen. Ich konnte bei unseren Stücken von Gonionotophis vossii, die ganz typisch sind, keine solchen entdecken. Auch im Exemplar von Gonionotophis granti, das ich vom Museum Berlin zum Vergleich erhielt, fehlen die Apicalgruben. Ich werde hierauf noch bei der Besprechung von Simocephalus stenophthalmus Mocqu. zurückkommen. Bothrophthalmus lineatus Pirs. 1863 Elaphis (Bothrophthalmus) lineatus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1863, p. 287 (Guinea). *1875 Bothrophthalmus lineatus v. infuscatus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 198. *1886 Bothrophthalmus modestus Fischer. Abh. naturw. Verein Hamburg IX, p. 13. *1899 Bothrophthalmus lineatus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 135. *1901 Bothrophthalmus lineatus Tornier. Zool. Anz., Bd. XXIV, Nr. 635, p. 64. 1908 Botrophthalmus lineatus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, y. 405. 1909 Bothrophthalmus lineatus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 11. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen. 4 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Das Exemplar von Esosung gehört der Varietit brunneus Gthr. (Ann. & Mag. Nat. Hist. (3), XII, p. 356) an, zwei von den Exemplaren von Mukonjefarm einer bisher noch nicht beschriebenen Varietüt und die anderen zwei der Var. infuscatus Buchh. und Ptrs. an. Die Varietäten brunneus und infuscatus sind wohl nichts anderes als Altersstufen einer und derselben Form, insofern als die Var. brunneus offenbar das ganz alte Tier der Var. infuscatus ist. Bei noch nicht voll erwachsenen Tieren ist der Kopf hellbraun mit der Zeichnung der (gestreiften) Stammform und scharf von der tiefbraunen Färbung des übrigen Körpers abgegrenzt. Die Unterseite des Kopfes ist ebenfalls heller als Hals und Bauch und gleichfalls scharf abgegrenzt. Erst bei ziemlich erwachsenen Stücken dunkelt der Kopf nach (vgl. Werner, l.c.) Als ein Melanismus der Var. lineatus darf daher die Var. brunneus Gthr. (= infuscatus Ptrs.) nicht angesehen werden, da bei ihr einerseits auch in der Jugend keine Streifung sichtbar ist, andererseits der helle Kopf erst in späterem Alter nachdunkelt. Leider ist Werner der einzige, der Angaben über die Färbung von Kameruner Stücken von B.lineatus macht. Die von ihm (l.c.) beschriebenen Exemplare gehören der Var. brunneus an. Sternfeld (l. c.) gibt nicht an, zu welcher Varietät die Berliner Stücke gehören. Es ist dies bedauerlich, denn bei einer Schlange, die in so charakte- 597 ristischen Farbenvarietäten auftritt, wäre es von Wichtigkeit, nachzuforschen, ob alle Farbenvarietäten an einem und demselben Ort nebeneinander vorkommen können, oder ob sie getrennte Gebiete bewohnen. Wie schon erwähnt, gehören zwei unserer Exemplare von B. lineatus einer bisher noch unbeschriebenen Varietät an, für welche ich den Namen Var. olivaceus in Vorschlag bringen möchte. Bei dieser Form ist die Färbung der Oberseite einschließlich des Kopfes ein schönes, lichtes Olivegrau. Die Kiele der Schuppen sind noch heller als die Grund- farbe, so daß auf diese Weise eine feine, lichte Streifung entsteht. Der Kopf ist bei dem einen Exemplar gänzlich zeichnungslos, bei dem anderen trägt er noch Spuren der typischen Zeichnung. Die Unterseite ist hell ockergelb. In der Pholidose unterscheidet sich diese Varietät nicht von der typischen Form. Sie scheint zur Var. brunneus etwa in dem Verhältnis zu stehen, wie Tropidonotus tessellatus var. flavescens Werner zu der Stammform, also eine Form mit schwach ent- wickeltem Pigment zu sein. Es wäre nun interessant, zu wissen, ob dieser Pigmentmangel sich beim lebenden Tier auch in der Färbung der Zunge ausdrückt, wie dies bei Trop. tessellatus var. flavescens ja tatsächlich der Fall ist. Maße des größten petu der Var. brunneus (Esosung) ó: Totallänge 828 m Schwanzlänge 171 mm Maße des größten Exemplars der Var. olivaceus (Mukonjefarm) ö: Totallänge 720 mm Schwanzlänge 153 mm Bothrolyeus ater. 1874 Bothro ycus ater Günther. Proc. Zool. Soc. 1874, p. 444, pl. LVII, fig. B (Kamerungebirge). 1875 Bothrolyeus ater Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. 1893 Bothrolyeus ater Boulenger. Cat. Snakes, p. 326. 1901 Pseudoboodon albopunctatus | Andersson, Bihang Till K. Sv- Vet.-Akad. Handl, Bd. 27, Afd.IV, Pseudoboodon brevicaudatus Nr. 5, p. 6—8. 1905 Bothrolycus ater Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLID), p. 212 *1908 Bothrolycus ater | Bothrolycus albopunctatus 1909 Bothrolycus ater Bothrolycus albopunctatus | Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. III, Heft IV, p. 405. Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 11. 2 Exemplare von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. 1 Exemplar von Kamerun (?). Prof. Morin, 1909. Bothrolycus ater Gthr. (— Pseudoboodon brevicaudatus Andersson) und Bothrolycus (Pseudoboodon) albopunctatus Andersson unterscheiden sich laut Andersson und Sternfeld dadurch, daß ersterer bei einer Zahl von 19 Schuppenreihen nur 18—22 Subcaudalia, letzterer bei nur 17 Schuppenreihen 31—34 Subcaudalia besitzt. Es fiele also bei der ersteren Art die größere Zahl der Schuppenreihen mit der geringeren der Subkaudalen zusammen, während es sich bei der anderen umgekehrt verhalten würde. In der Färbung sollen, wie Sternfeld (Fauna deutsch. Kolon.) feststellt, beide Arten sich nicht wesentlich unterscheiden. Zwei von unseren Exemplaren gehóren nun zu Bothrolycus albopunctatus (Andersson); das eine Stück, ein junges Tier aus Esosung, hat 38 Subkaudalen — also noch 598 - mehr als von Andersson für die Art angegeben wird —, das andere, ein mehr als halb- wüchsiges ó (Kamerun?) besitzt 31 Subeaudalia. Unser drittes Stück, ein erwachsenes 9 aus Esosung, gehört der Zahl der Schuppenreihen nach zu B. ater, hat aber 28 Subcaudalia, also weit mehr als für B. ater in Maximo und kaum weniger als für B. albopunctatus in Minimo angegeben wird. Zu beachten ist ferner, daß dieses Stück ein © ist und die Weibchen der Schlangen an und für sich meist eine geringere Anzahl von Subkaudalen — entsprechend der relativ geringeren Schwanzlänge — besitzen. Anderssons Exemplare von B. albopunctatus sind nun aber sämtlich ö, die von B. brevicaudatus zwei © und ein junges Stück, dessen Geschlecht fraglich ist. Sternfeld gibt leider nicht an, welchem Geschlecht die Exemplare des Berliner Museums angehören. Bei den Anderssonschen Exemplaren von B. albopunctatus wäre also die größere Zahl der Subcaudalia eventuell schon allein durch das Geschlecht zu erklüren. Der Unterschied in der Zahl der Schuppen- reihen zwischen den beiden Formen könnte aber alsdann nicht mehr für ausschlaggebend betrachtet werden. Ich glaube daher, daß B. albopunctatus (Andersson) in die Synonymie von B. ater Gthr. versetzt werden muß, wie dies von seiten Boulengers bereits geschehen ist. Maße und Schuppenformeln unserer Exemplare: O aus Esosung: Totallänge 645 mm, Schwanzlünge 57 mm (Squ.-19, V 164-11, Se. 28). . juv. aus Esosung: Totallànge 245 mm, Schwanzlänge 32 mm (Squ. 17, V.152 4- 1, Sc. 38). 3. ó (Kamerun?): Totallänge 461 mm, Schwanz 65mm (Squ. 17, V. 141 -- 1, Sc. 31). Dar Unsere drei Exemplare variieren ziemlich in der Färbung. Das junge Exemplar zeigt die für die Jugendfärbung typische Fleckenzeichnung, die indes auch von unserem größten Exemplar, wenigstens teilweise, noch beibehalten wird. Das mittelgroße Tier hat fast dieselbe Zeichnung, wie das von Andersson (l. c., pl. I, Fig. 2) abgebildete Individuum. Ich lasse eine kurze Farbenbeschreibung unserer Exemplare hier folgen: 1. Junges Tier aus Esosung. Oberseite des Kopfes elfenbeingelb, die Kopfseiten dunkelbraun. Eine braune Binde zieht sich über die Mitte der Parietalia, gabelt sich dann und erstreckt sich bis zur Halsmitte. Die Grundfarbe des Halses ist etwas dunkler und mehr rötlichbraun als die der Kopfoberseite. Auf dem übrigen Körper herrscht ein röt- liches Braun als Grundfarbe vor. Die Zeichnung besteht aus elfenbeingelben, tief dunkel gerandeten Flecken, die im vorderen Körperdrittel zu einer mehrmals unterbrochenen Zickzacklinie zusammenfließen, in der Körpermitte aber alternierend angeordnet sind. Auf dem hinteren Körperdrittel, sowie auf dem Schwanze bilden sie schrägstehende Querbinden; auf den Seiten bilden sich senkrechte, weißliche Linien und Fleckchen. Kehle schwarz- braun mit weißen, dunkel gerandeten Ocellen. Bauch mit unregelmäßiger, teilweise zu- sammenfließender, grauschwarz und hellgelber Schachbrettzeichnung. An jeder Halsseite eine unregelmässige, weißgelbe Längsbinde, die mit den senkrechten Seitenbarren in Ver- bindung steht und nach hinten zu sich nach und nach auflöst. 2. © aus Esosung. Dieses Exemplar schließt sich in der Färbung dem jungen Tier am nächsten an. Oberseite tief dunkelbraun mit starkem Hornglanz. Kopf oben mit einigen helleren Marmorierungen. Auf jedem Supralabiale ein weißer, dunkel gerandeter Augenfleck; auf den Schläfen eine verwaschene, heller braune Längsbinde. Die Oberseite des Halses und des ersten Körperdrittels zieren schmale, schräge, an den Seiten öfters 599 festonartig miteinander verbundene, hellbraune Querbinden; hierauf folgen schräge Quer- flecken, die nach hinten zu kleiner werden und auf dem Schwanze gänzlich verschwinden. An den Seiten ab und zu weißliche und bräunliche, größere oder kleinere Flecken. Unter- seite des Kopfes braungrau. Auf jedem Sublabiale und jedem Kinnschild ein weißlicher, dunkel gerandeter Augenfleck. Halsunterseite hellgelbweiß und braun marmoriert. Nach unten zu wird die braune Marmorierung immer dichter und dunkler, so daß die Bauch- unterseite im letzten Körperdrittel einfarbig dunkelbraun wird. Schwanzunterseite ein- farbig dunkelbraun. 3. 6 aus Kamerun(?). Dieses Exemplar zeigt eine ganz abweichende Färbung, Seine Oberseite ist dunkelbraun. Die Kopfoberseite und die Mittelzone der meisten Schuppen ist dicht gelbgrau gepunktet, wie bestäubt. Auf den Sublabialen und der Kehle helle, dunkel gerandete Augenflecke. Ähnliche, jedoch nicht dunkel gerandete und mehr länglich geformte, weibliche Flecken auf der Bauchunterseite. Schwanz fast zeichnungslos. Boodon olivaceus (A. Dum.). 1856 Holuropholis olivaceus A. Dumeril. Rev. & Mag. Zool. 1856, p. 466 (Gabun). 1893 Boodon olivaceus Boulenger. (Cat. Snakes I, p. 335. *1897 Boodon olivaceus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. 1897 Boodon olivaceus Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd.IV, Nr.2, p. 24. *1899 Boodon olivaceus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 136. 1908 Boodon olivaceus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 405. 1909 Boodon olivaceus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 12. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Lycophidium laterale Hallow. 1857 Lycophidium laterale Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1857, p. 58 (Gabun). 1893 Lycophidium laterale Boulenger. Cat. Snakes I, p. 338. *1899 Lycophidium laterale Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 136. *1908 Lycophidium laterale Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 406. 1909 Lycophidium laterale Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Reihe I, Heft 1, p. 13, 5 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Eines der Exemplare mit einfarbig braunem Körper, ohne gelbe Rückenfleckung (wie der Typus der Art) die übrigen mit mehr oder weniger stark gelb geflecktem Rücken. Die Rückenflecken stehen teils alternierend teils fließen sie zu Querbinden zusammen. Kopfzeichnung bei sämtlichen Exemplaren scharf ausgeprägt. Lycophidium fasciatum (Gthr.). 1858 Alopecion fasciatum Günther. Cat. Snakes, p. 196 (Westafrika). *1897 Lycophidium fasciatum Werner. Sitzungsber. Akad. München, Bd. 27, Heft 2, p. 20. *1899 Lycophidium fasciatum. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 136. 1908 Lycophidium fasciatum Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 83, Heft IV, p. 406. 1909 I.ycophidium fasciatum Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Seriel, Heft 1, p. 13. 4 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Hormonotus modestus (D. u. B.). 1854 Lamprophis modestus Dumeril u. Bibron. Erpetologie générale VII, p. 429 (Guinea). :1875 Boodon (Lamprophis) modestus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. Abh. d. II. K1. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 79 RE 600 *1888 Boodon (Alopecion) vossii Fischer. Jahrb. Hamb. wissensch. Anst. V, p. 3. 1893 Hormonotus modestus Boulenger. Cat. Snakes I, p. 343. i *1899 Hormonotus modestus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. 1908 Hormonotus modestus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 406. 1909 Hormonotus modestus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 13. 3 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 7 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rode, 1909. Simocephalus poensis (Smith). 1847 Heterolepis poensis Smith. Ill. Zool. S. Africa, Rept. (Fernando Po). *1874 Heterolepis poensis Reichenow. Arch. f. Naturgesch. 1874, I, p. 292. 1875 Heterolepis poensis Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. 1893 Simocephalus poensis Boulenger. Cat. Snakes I, p. 346. 1897 Simocephalus poensis Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd.23, Afd.IV, Nr. 2, p. 24._ *1899 Simocephalus poensis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. 1908 Simocephalus poensis Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 406. 1909 Simocephalus poensis Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 14. 1 Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Simocephalus stenophthalmus Mocqu. 1887 Simocephalus stenophthalmus Mocquard. Bull. Soe. Philomath. (7), XI, p. 16, pl. I, fig. 1 (Guinea). 1908 Simocephalus stenophthalmus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 407. 1909 Simocephalus stenophthalmus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Ser. I, Heft 1, p. 14. 1 Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Boulenger (Cat. Snakes I, p. 345) gibt an, da& bei der Gattung Simocephalus die- Bauchschuppen einen scharfen Seitenkiel besäßen. Bei unserem Exemplar ist der scharfe Seitenkiel jederseits der Bauchschuppen kaum bemerkbar, ferner finden sich bei verein- zelten Schuppen an der Spitze jederseits des sehr schwachen Kieles kurze, schmale, leisten- artige Erhöhungen, so daß ich hier erhöhte Apicalporen vor mir zu haben glaubte. Die Maxillen waren endlich vorn nur sehr schwach eingebogen. Ich .schwankte daher einen Moment und glaubte eventuell Gonionotophis granti vor mir zu haben. Ein Vergleich mit einem Stück letzterer Art, das ich vom Berliner Museum zum Vergleich erhielt, be- lehrte mich indes, daß es sich nur um eine — allerdings sehr starke — äußere Ähn- lichkeit handle. Der Kiefer bei Gonionothophis granti ist zwar vorn auch etwas eingebogen, doch ist die Zahnreihe absolut kontinuierlich. Auch ist G. grantii an den weißen Supra- labialen sofort von S. stenophthalmus wegzukennen, der dunkel gefärbte Supralabialen besitzt. Das Kinn bei G. granti ist ganz fleckenlos, die Schwanzunterseite gelb wie der Bauch, während bei S. stenophthalmus auf dem Kinn sich stets Flecken befinden und die Schwanzunterseite bald heller bald dunkler grauschwarz erscheint. Was mir jedoch auf- fiel, ist der Umstand, daß sich bei Gonionotophis grantii auch keine eigentlichen Apical-. gruben befinden, sondern, daß bei ihm genau wie bei Simocephalus stenophthalmus an der Spitze einer Anzahl von Schuppen beiderseits des auch hier schwachen Kieles je eine kurze, schmale Leiste entwickelt ist, die, da sie erhöht ist, eigentlich nicht als Apical- grube bezeichnet werden kann. Diese erhöhten Leisten sind bei Gonionotophis granti weit stärker entwickelt und bei einer größeren Anzahl von Schuppen anzutreffen als bei unserem Exemplar von S. stenophthalmus, doch liegen mir zwei vom Museum Wies- 601 baden zum Vergleich gesandte Exemplare dieser Art vor, bei welchen sie auch etwas stärker entwickelt und zahlreicher zu finden sind als bei unserem erst halbwüchsigen Stück. Bei den Wiesbadener Exemplaren sind die Lateralkiele der Ventralschuppen ziemlich gut entwickelt. : Da die äußere Ähnlichkeit von S. stenophthalmus und Gonionotophis granti eine sehr große, die auf der seitlichen Kielung der Ventralia und den Apicalgruben beruhenden Unterscheidungsmerkmale aber nicht ganz zuverlässig sind, ist die Bezahnung und die Zahl der Ventralen das einzige, sichere Charakteristikum der beiden Arten. Totallänge unseres Exemplars 430 mm, Ventralia 206 - 1, Schwanzlünge 56 mm, Subcaudalia 13/48. Chlorophis heterodermus Hallow. 1857 Chlorophis heterodermus Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1857, p. 54. 1875 Philothamnus heterodermus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 199. *1897 Chlorophis heterodermus Werner. Verh. Zool-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. *]899 Chlorophis heterodermus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. 1905 Chlorophis heterodermus Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 213. 1908 Chlorophis heterodermus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 407. 1909 Chlorophis heterodermus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 15. 7 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1908. Chlorophis carinatus Andersson. 1901 Chlorophis carinatus Andersson. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 27, Afd. IV, Nr. 5, p. 6 (Mapanja, Kamerun). *1908 Chlorophis carinatus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 407. 1909 Chlorophis carinatus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 15. 1 junges Tier von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. l erwachsenes Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bei beiden Exemplaren sind die Ventralkiele sehr deutlich ausgeprügt. Das Exemplar von Mukonjefarm ist olivebraun mit dunklen Querbündern, die besonders stark auf der ersten Körperhälfte hervortreten und nach Andersson für das junge Tier charakteristisch sind. Das erwachsene Stück zeigt keine Spur von Zeichnung und ist düster bronzegrün. Die Angabe Sternfelds, daß sich Chl. carinatas fast immer durch die mit Schwarz ge- mischte Färbung von Chl. heterodermus unterscheiden lasse, wird hierdurch bestätigt. Philothamnus nitidus (Gthr.). 1863 Ahaetulla nitida Günther. Ann. & Mag. Nat. Hist. (3), XI, 1863, p. 286., *1897 Philothamnus nitidus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. *1899 Philothamnus nitidus Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. *1908 Philothamnus nitidus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 408. 1909 Philothamnus nitidus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 15. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Gastropyxis smaragdina (Schleg.). 1837 Dendrophis smaragdina Schlegel. Essay Phys. serp. Il, p. 237 (Goldküste). *1874 Hapsidophrys smaragdina Reichenow. Arch. f. Naturgesch. 1874, p. 292. 192 602 1875 Hapsidophrys smaragdina Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 198. *1897 Gastropyxis smaragdina Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 24.. 1897 Gastropyxis smaragdina Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. 1899 Gastropyxis smaragdina Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. *1901 Gastropyxis smaragdina Tornier. :Zool. Anz., Bd. XXIV, Nr. 635, p. 64. 1905 Gastropyxis smaragdina Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. lI (XLIT), p. 213. 1908 Gastropyxis smaragdina Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 408. 1909 Gastropyxis smaragdina Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 16. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 2 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. Hapsidophrys lineata Fischer. 1856 Hapsidophrys lineatus Fischer. Abh. naturw. Verein. Hamburg 1856, p. 111, Taf. II, Fig. 5. 1875 Hapsidophrys lineata Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 199. *1897 Hapsidophrys lineata Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd.IV, Nr.2, p. 24. *1899 Hapsidophrys lineata Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 137. 1901 Hapsidophrys lineata Tornier. Zool. Anz., Bd. XXIV, Nr. 635, p. 64. 1905 Hapsidophrys lineata Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLIT), p. 213. 1908 Hapsidophrys lineata Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 408. 1909 Hapsidophrys lineata Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 16. 1 junges Tier von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906.. 6 Exemplare verschiedenen Alters von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. Thrasops aethiops Gthr. 1862 Rhamnophis aethiopissa Günther. Ann. & Mag. Nat. Hist. (3), IX, p. 129 (Westafrika). 1875 Rhamnophis aethiops Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 199. *1899 Rhamnophis aethiops Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 138. *1901 Thrasops splendens Andersson. Bibang Till K. Vet.-Akad. Handl, Bd. 27, Afd.IV, Nr.5, p. ll, Taf. I. Fig. 8. 1905 Rhamnophis aethiops. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 213. *1908 Thrasops aethiops Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd.3, Heft IV, p. 409. 1909 Thrasops aethiops Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 16. 2 Exemplare (9) von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Unsere beiden Exemplare weichen von Günthers Beschreibung in einigen Punkten ab. Bei beiden ist die Zahl der Schuppenlüngsreihen eine Kórperstrecke lang hóher als bei Günthers Exemplaren, nämlich 19 statt 17, und zwar bei Nr.1 auf einer Körperstrecke,. die zwischen dem 47. und 82. Ventralschild liegt und bei Nr.2 auf der zwischen dem 48. und 97. Ventralschild gelegenen Abschnitt. Am Hals und Vorderkörper haben beide Exemplare 17 Schuppenreihen; hinter dem 82. beziehungsweise 97. Ventralschild sinkt die Zahl der Schuppenreihen rasch auf 11, welche Zahl dann bis zur Schwanzwurzel bei-- behalten wird. In der Maximalzahl der Schuppenreihen ähneln unsere beiden Exemplare also Thrasops jacksoni Gthr. (Ann. & Mag. Nat. Hist. (6), XV, p. 528), dem das Exemplar Nr.1 noch dadurch näher kommt, daß es drei statt zwei Postocularia besitzt und sein Rostrale nur unbedeutend breiter als hoch ist. Die Schuppen zeigen jedoch keine Spur von Kielung. Nr.l. Ventralia 169 + Yı, Sube. 139/139. Nr. 2. Ventralia 179 + !/1, Sube. 148/148. | 603 Bei Nr. l, dem jüngeren Exemplar, ist die grüne Mittelzone der Schuppen so breit, da& diese nur schwarz gerandet erscheinen; nur am Hinterrand der Schuppen des Halses und des ersten Kórperdrittels ist der schwarze Saum an beiden Schuppenenden verstärkt, so daß dadurch am Vorderkörper deutliche schwarze Querbänder entstehen. Nach hinten zu werden diese Querbänder immer schmäler und verschwinden zuletzt ganz. Auch bei dem größeren Exemplar Nr.2 sind diese Querbänder am Halse sichtbar, aber nicht so stark ausgeprägt wie bei Nr.1. Dagegen tritt‘ hier die schwarze Schuppenumrandung stärker hervor, besonders auf dem Rücken. Die schwarzen Ränder der Ventralen sind nur ober- halb der Ventralkiele sichtbar. Auch der mittlere Streifen der Schwanzunterseite ist bei beiden Stücken nicht sehr ausgeprägt. Dagegen werden die beiden Ventralkiele, die heller gefärbt sind als die übrige Bauchzone, oben von einer Längsreihe schwarzgrauer Strich- flecken begleitet. Diese Längsreihe ist nicht kontinuierlich, sondern auf jedes Ventral- schild, das einen Längsstrich trägt, folgen zwei bis drei Ventralia ohne Längsstriche. Bei Nr. 1, wo die Strichflecken dichter aufeinander folgen, lassen sich auch unterhalb des Ventralkieles ähnliche Flecken bemerken. Außerdem finden sich bei diesem Exemplar auf dem Bauch noch verwaschene graue Zeichnungen. Dasypeltis macrops Bler. 1907 Dasypeltis macrops Boulenger. Ann. & Mag. Nat. Hist. (7), XIX, p. 324 (Efulen, Südkamerun). *1908 Dasypeltis macrops Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 410. 1909 Dasypeltis macrops Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 18. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Sternfeld zweifelt die Artberechtigung dieser Form an. Mangels eines reicheren Materials ist es mir unmöglich, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Ich kann nur kon- statieren, daß unsere Exemplare sich mit der Boulengerschen Beschreibung von D. macrops decken. Zum Vergleich wurde ferner noch ein Exemplar von Dasypeltis aus Jaunde herangezogen, das von Ihrer K. Hoheit Prinzessin Therese von Bayern behufs Bestimmung an das Zoologische Museum gesandt worden war und das sich ebenfalls mit der Beschrei- bung von D. macrops deckt. Anbei einige kurze Angaben über die bei mir vorliegenden Exemplare: Nr. 1. (Esosung) 2. Totallänge 785mm, Schwanz 125mm, Kopflänge 22 mm, Auge 4 mm, Squ. 21, Ventr. 249--1, Sc. "ju. Färbung braun, mit sehr verwaschenen, helleren Querbinden. Bauch bleigrau, fast ungefleckt. Kopf mit schwarzen Vermikulationen, doch ist ein Uförmiger Flecken auf den Parietalen noch von regelmäßiger Gestalt. Nr. 2. (Jaunde) ©. Totallänge 710mm, Schwanz 138mm, Kopflänge 22 mm, Auge 4mm, Squ. 20, Ventr. 222-1, Se. 71/1. Färbung wie vorige, doch ist der Bauch dicht schwarzgrau gefleckt. Nr. 3. (Mukonjefarm). Junges 5. Totallänge 600mm, Schwanz 108 mm, Kopflänge 16 mm, Auge 35mm, Squ. 22, Ventr. 241-+1, Se. 31jsı. Bei diesem Exemplar sind sämtliche Schuppenkiele sägeförmig gezackt. Die Färbung ist bei ihm, wie auch bei dem folgenden Stück eine sehr helle. Die Grundfarbe des 604 Rückens ist ein leichtes Gelbbraun, wovon sich dunkelbraune, dicht stehende Querbinden abheben. Die Zeichnung des Kopfes ist eine sehr regelmäßige. Man kann einen auf dem Frontale und den Parietalen stehenden Uförmigen Fleck, sowie je eine den Innen- rand der Supraokularen entlang laufende, dunkle Binde deutlich unterscheiden. Die Unter- seite ist hell grünlich gelbbraun und ganz zeichnungslos. Nr. 4. (Mukonjefarm). Erwachsenes O. Totallänge 785 mm, Schwanzlänge 123mm, Kopf- länge 24mm, Auge 4mm, Squ. 22, Ventr. 244+1, Se. "ifm. s Färbung wie bei Nr. 3. Nur sind die dunklen Querbinden fast verschwunden, so daß die Oberseite fast einfarbig hellbraun erscheint. Bauch mit spärlichen, kleinen. grauen Flecken. Kopfzeichnung wie bei Nr. 3. Geodipsas depressiceps (Werner). 1897 Tropidonotus depressiceps Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 402 (Borombi-Station, Kamerun). *1899 Tropidonotus depressiceps Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 135. : *1901 Geodipsas mapanjensis Andersson. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 27, Afd. IV, Nr. 5, p. 19, Taf. II, Fig. 15. 1905 Tropidonotus depressiceps Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, Serie 3a, vol. II (XLII), p. 211. *1908 Geodipsas depressiceps Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 410. 1909 Geodipsas depressiceps Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 18. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. Das mir vorliegende Exemplar (O) erscheint nahezu einfarbig braunschwarz, die hellen Nackenflecke lassen sich nur noch spurweise erkennen und die dunklen Längsstreifen am hinteren Körperdrittel sind gerade noch erkennbar. Ebenso läßt sich eine jederseits unterhalb des Randes der Ventralen verlaufende, schwarze Längslinie deutlich bemerken. Oberlippen, Kinn und Kehle sind wei&lith, dann beginnt ziemlich unvermittelt die grau- braune Färbung des Halses, die rasch in ein tiefes Dunkelbraun übergeht. Ein ähnliches, melanotisches Exemplar beschreibt Andersson (l.c.) Ich trage aber dennoch Bedenken, unser Exemplar ebenfalls für melanotisch zu erklären, da das Tier in einer starken Formol- lösung präpariert war und diese Flüssigkeit erfahrungsgemäß Reptilien und Amphibien sehr oft völlig schwürzt. Eine Atteris squamifer und eine Mabuia raddoni, die der gleichen Kollektion wie der eben besprochene Geodipsas angehören, sind vollständig schwarz ge- worden, eine Bitis gabonica dunkel bleigrau. Es ergibt sich nun die Frage, ob nicht auch bei dem melanotischen Exemplar Anderssons Formolmelanismus vorliegt. Das andere Anderssonsche Exemplar, das der gleichen Kollektion entstammt, zeigt allerdings keinen Melanismus, doch haben Versuche, die ich selbst mit Formolpräparation anstellte, mir gezeigt, daß von Exemplaren der gleichen Art und der gleichen Färbung, die zu gleicher Zeit in die gleiche Formollösung eingelegt wurden, sich die einen früher, die anderen später schwärzten und daß der Grad der Schwärzung bei verschiedenen Exemplaren ein verschiedener war. Es liegt mir natürlich ferne, behaupten zu wollen, das Anderssonsche Exemplar sei nur ein Formolmelanismus; ich möchte jedoch hier die Gelegenheit benutzen, darauf hinzuweisen, daß durch Formol Schwärzungen hervorgerufen werden können, die einem natürlichen Melanismus täuschend 605 ähnlich sehen und daß bei der Verwendung von Formol für Konservierungszwecke Vor- sicht am Platze ist. In der Pholidose ist unser Exemplar typisch. Squ. 19, Ventr. 138 +1, Se. 39/30, Totallänge 275 mm, Schwanzlänge 33 mm. Dipsadomorphus pulverulentus (Fisch.). 1856 Dipsas pulverulenta Fischer. Abh. Naturw. Verein. Hamburg III, 1856, p. 81, Taf. III, Fig.1 (Edina, Grand Bassa County, Liberia). 1875 Dipsas pulverulenta Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. 897 Dipsadomorphus pulverulentus Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV Nr. 2, p. 25. 1897 Dipsadomorphus pulverulentus Werner. Abh. Zool-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. *1899 Dipsadomorphus pulverulentus Werner. Abh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 139. 1905 Dipsadomorphus pulverulentus Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 214. 1908 Dipsadomorphus pulverulentus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Abt. IV, p. 410. 1909 Dipsadomorphus pulverulentus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Bd. 1, p. 19. 2 mittelgroße und 1 junges Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 2 mittelgroße Stücke von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. Das junge Exemplar zeigt an den Seiten die typische Rhombenzeichnung, bei den größeren Stücken ist die Zeichnung teils stark verblaßt, teils fast ganz verschwunden. Dipsadomorphus blandingii (Hallow.). 1844 Dipsas blandingii Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1844, p. 170 (Liberia). 1875 Dipsas blandingii Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. *1897 Dipsadomorphus blandingii Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 403. *1899 Dipsadomorphus blandingii Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 139. 1908 Dipsadomorphus blandingii Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 411. 1909 Dipsadomorphus blandingii Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 20. l junges Tier von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Leptodira duchesnii Blgr. 1901 Leptodira duchesnii Boulenger. Ann. Mus. Congo, ser. 1, tome II, fasc. l, p. 10, pl.1V, fig. 1, (Mandungu, Haut-Congo). > *1908 Dipsadomorphus brevirostris Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 411: 1909 Dipsadomorphus brevirostris Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 19. 10 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bei der oberflächlichen Sichtung unseres Kamerunmaterials hatte ich die Schlangen als Dipsadomorphus brevirostris Sternfeld bestimmt. Beim Durcharbeiten der Literatur über westafrikanische Reptilien fiel mir jedoch die große Ähnlichkeit meiner Tiere mit Leptodira duchesnii Blgr. auf, so da& ich sie nochmals genau mit der Beschreibung dieser Schlange verglich. Es war mir schon von vornherein wenig einleuchtend, daß es sich hier um einen Dipsadomorphus handeln solle, denn die Schuppen der vertebralen Reihe sind bei den meisten Exemplaren kaum als vergrößert zu bezeichnen, nur bei einem Stück konnte ich in der vertebralen Reihe stellenweise einige vergrößerte Schuppen konstatieren. Aber auch bei den Sternfeldschen Typ-Exemplaren scheint die Vergrößerung der vertebralen 606 Schuppenreihen eine recht geringe zu sein, denn er schreibt: „mittlere Reihe etwas vergrößert“. Vergleicht man nun die Beschreibung von Dipsadomorphus brevirostris Stern- feld mit der von Leptodira duchesnii Blgr., so findet man als einzigen Unterschied den, daß bei L. duchesnii das Anale geteilt, bei D. brevirostris aber ungeteilt ist. Der Unter- schied in der Zahl der Präokularen ist nur ein scheinbarer, denn Sternfeld gibt an: „Loreale fehlt, zwei Prüokularen*, während Boulenger schreibt: „la frenale est courte et borde l'oeil; au dessus d'elle une seule préoculaire^. Es ist also hier dasselbe lediglich in anderen Worten ausgedrückt. Nun findet man aber nicht allzu selten bei Schlangen mit ungeteiltem Anale auch Ausnahmen, bei welchen es gespalten ist. Es war mir daher nicht unwahrscheinlich, daß Dipsadomorphus brevirostris und Leptodira duchesnii ein und dasselbe Tier seien. Um sicher zu gehen, sandte ich ein Stück an Herrn Boulenger mit der Bitte, es mit dem Typus beziehungsweise Cotypus zu vergleichen. Wie mir Herr Boulenger nun mitteilt, hält auch er D. brevirostris für identisch mit seiner Leptodira duchesnii. Bis auf das ungeteilte Anale stimmt das eingesandte Exemplar vollständig mit Boulengers Stücken überein. Boulenger hält auch Dipsadomorphus viridis nur für ein erwachsenes Exemplar von Leptodira duchesnii — Dipsadomorphus brevirostris. Sternfeld gibt für Dipsadomorphus brevirostris zwei Praeocularia an, von welchen das untere an das Postnasale grenzt und das obere manchmal das Frontale berührt. Bei unseren Exemplaren kann man von einem Postnasale insofern nicht sprechen, als eine Teilung des Nasale entweder gar nicht oder nur unten nachzuweisen ist. Die Abbildung Sternfelds stellt ebenfalls ein Exemplar mit nur unten geteillem Nasale dar. Das untere Prüokulare ist auf dieser Abbildung nahezu doppelt so lang als das obere. Ich halte daher die Auffassung Boulengers, der es als ein das Auge berührendes Frenale bezeichnet, für die richtigere. Unsere Exemplare variieren gerade in der Beschilderung der Prüokular- und Frenal- gegend ganz erheblich, da hier alle möglichen Arten von Verwachsungen der einzelnen Schilder sich konstatieren lassen. Die normale Beschuppung findet sich nur bei einem Exemplar und auch hier nur einseitig. Bei der Mehrzahl (6) der Stücke verwáchst das Prüokulare mit dem Frenale und bildet mit ihm ein einziges Schild. Nur eine schmale Nahtfurche, die sich vom Vorderrand bis in das balbe Schild herein erstreckt, ist Zeuge der einstigen Trennung. Bei dem einzigen Stück, das einseitig eine normale Beschilde- rung aufweist, ist auf der anderen Seite das Frenale in zwei Schilder geteilt, so daß man nun von einem Frenale und zwei Präokularen reden kann. Bei diesem Exemplare be- rühren die oberen Präokularen das Frontale. Noch merkwürdiger ist die Beschilderung bei den drei restierenden Stücken gestaltet. Hier hat sich ein einziges schmales und hohes Präokulare mit einem davorstehenden Frenale ausgebildet. Es hat sich also das Frenale geteilt und sein hinterer Abschnitt ist mit dem darüber liegenden Präokulare verwachsen. Die Zahl der Temporalia ist nieistens — 1 -- 1, nur in zwei Fälln — 1 4- 2. Das größte Exemplar (6) mi&t 930 mm, wovon 235 auf den Schwanz kommen. Die Zahlen der Ventralia und Subcaudalia unserer Stücke sind folgende: OP) V. 2104-1, Se. 105/105 ö V. 202+1, Sc. 103/108 O (3) V. 209 4- 1, Se. 102/102 ö V. 212-4F 1, Se. 110/110 Ó (3) V. 206 4r 1, Se. 112/112 2.V:2209 1-15 (Schwanz sehr defekt) Ó IV 209 Tai Se. 112/12 Ó V. 208 4-1, Sc. 112/112 o V. 9204 4-1, Se. 939/oo o V. 205 4-1, Sc. 199/109 607 Es war leider nicht möglich, bei allen Exemplaren das Geschlecht mit Sicherheit zu konstatieren, da die Schwanzwurzel bei manchen stark zusammengeschrumpft war und wenig Anhaltspunkte für die Geschlechtsbestimmung bot. Nur ein einziges unserer Stücke ist rötlichbraun, die übrigen zeigen folgende Fär- bungsvariationen: Spangrün mit grüngelbem Bauch; olivegrün mit goldgelbem Bauch; graugrün mit grüngelbem Bauch. Dipsadoboa unicolor Gthr. 1858 Dipsadoboa unicolor Günther. Cat. Snakes, p. 185 (Westafrika). *1899 Dipsadoboa unieolor Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 140. *1905 Dipsadophidium weileri Lindholm. Jahrb. Nassauisch. Ver. f. Naturk., Jahrg. 58, p. 185. 1905 Dipsadoboa unicolor Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, ser. 3a, vol. II (XLII), p. 214. *1908 Dipsadoboa unicolor Sternfeld. Mitteil. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 412. 1909 Dipsadoboa unieolor Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 20. 6 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 2 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Thelotornis kirtlandii (Hallow.). 1844 Leptophis kirtlandii Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1844, p. 64 (Liberia). 1875 Thelotornis kirtlandii Peters. Monatsber. Akad. Berlin, p.199. *1899 Thelotornis kirtlandii Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 140. 1901 Thelotornis kirtlandii Tornier. Zool. Anz, Bd. XXIV, Nr. 635, p. 64. 1908 Thelotornis kirtlandii Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 23, Heft IV, p. 413. 1909 Thelotornis kirtlandii Sternfeld.. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 21. 3 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. [v^] -1 Die Färbung dieser Exemplare ist ein schwer zu beschreibendes Gemisch von grau- blauen, grünlichen, gelblichen, rótlichen und braunen Tónen. Der Kopf ist blaugrün, die Oberlippe weiß, die Kehle gelbwei&. Der Hals ist blaugrau mit schwarzgrauen und rötlichweißen Binden oder rótlichgelb und schwarzgrau gebündert, die Grundfarbe des Körpers grüngrau mit dichtstehenden, kleinen und kleinsten braunen und rotfarbenen Fleckehen und Strichelehen. Über den Rücken verlaufen rein blaugraue, mehr oder weniger deutlich dunkel eingefaßte Querbinden. Der Bauch ist gelblichbraun, dicht mit braunen und rótlichen Längsstrichelchen bedeckt, so daß er einer Rinde täuschend ähnlich sieht. Thelotornis kirtlandii variiert sehr stark in der Färbung. Die Exemplare mit der schwarzen Kopfzeichnung scheinen auf Zentral- und Ostafrika beschränkt zu sein. In Westafrika kommen auch noch olivegrüne oder gelbbraune Exemplare vor, die bis auf die dunkle Bänderung des Halses ganz einfarbig sind. Die Färbung und Zeichnung von Thelotornis kirtlandii ist insofern interessant, als sie offenbar eine ausgesprochene Schutz- färbung ist, die sich mit einer Schreckfärbung kombiniert. Beobachtungen an einem gefangenen Exemplar, das Herr K. Lankes, ein Münchener Reptilienpfleger, längere Zeit im Terrarium hielt, machen dies sehr anschaulich. Wenn das Tier ruht, hängt es einfach wie ein lose hingeworfenes Seil über dem Geäst der Pflanzen, mit welchen sein Behälter bestanden ist. Von einer Schlingenbildung ist keine Rede, noch viel weniger rollt es sich zum Teller zusammen, wie z. B. die Baumvipern Abh.d.II.Kl.d.K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 80 a 608 gewöhnlich tun. Der Kopf und vordere Teil des Körpers wird im dichten Blattwerk ver- borgen. Mehrmals sah ich sogar, daß die Schlange, die lose wie eine Liane über die Zweige hing, Kopf und Hals unter eine am Boden ihres Behälters liegende Korkrinde versteckt hatte. In dieser Stellung verharrte sie stundenlang ganz regungslos. Es war ein Exemplar von graugrüner Farbe, bei welchem nur am Hals eine dunkle Bänderung vorhanden war. Das Tier war in der Ruhelage von den Blattstielen und Luftwurzeln des Philodendrons, den es als Aufenthaltsort bevorzugte, kaum zu unterscheiden. Reizte man nun die Schlange, so geschah etwas sehr Merkwürdiges. Sie richtete sich auf, erhob drohend ihren Vorderkórper und blühte den Hals weit auf. Durch dieses Blähen breitete sich der Hals jedoch nur nach unten aus, so daß er seitlich komprimiert erschien. Infolge dieser Drohstellung wurde die Querbünderung des Halses ganz bedeutend markanter als vorher. Die Haut zwischen den Schuppen ist innerhalb der Zone der dunklen Querbünder tief schwarz, an den hellen Partien des Halses jedoch nahezu rein weiß. Der Hals der Schlange erscheint daher im Zustand der Aufblähung grell hell und dunkel gebündert und ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß ein tierischer Feind durch dieses plótzliche Erscheinen des grell gebünderten Vorderkórpers nicht unerheblich erschreckt wird. Es scheint mir daher, daß die Schlange einerseits genau weiß, daß die dunkle Quer- bänderung des Halses sie in der Ruhelage verraten könne, andererseits sich aber des Wertes der grellen Halsbänderung als Schreckmittel sehr wohl bewußt ist. Es darf dieses „Bewußtsein“ natürlich nicht in menschlichem Sinne als Reflexion, sondern mehr als In- stinkt aufgefaßt werden. Es ist in der Tat ein ganz überraschender Anblick, wenn die Schlange, die vorher kaum von einer Liane zu unterscheiden war, mit ihrem Vorderkörper emporfährt und ihr geblühter und grell gefärbter Hals zwischen dem Blattwerk erscheint. Erhöht wird das Fremdartige des Anblicks noch durch die Färbung und die eigenartigen Bewegungen der Zunge. Die Zunge ist leuchtend ziunoberrot mit glänzend schwarzen Spitzen, die Zungen- spitzen haben die Fähigkeit sich so weit auseinanderzuspreizen, daß sie fast einen Winkel von 180 Grad bilden und dann sich wieder glatt aneinanderzulegen. In der Erregung wird nun die Zunge mit dicht aneinanderliegenden Spitzen weit vorgestreckt. In dieser Stellung verharrt sie eine geraume Zeit regungslos; dann biegt die Schlange die Zunge langsam nach oben und hinten, wobei sich die Zungenspitzen weit nach außen auseinanderspreizen. Oft ist diese Umbiegung der Zunge so stark, daß die Schlange mit der Innenflüche der weit gespreizten Zungenspitzen ihr eigenes Frontalschild berührt. Dann schwingt die Zunge wieder langsam nach abwärts, wobei sich die Spitzen wieder langsam aneinanderlegen. Dies wiederholt sich etwa 10—12 mal. Aber immer in langsamem Tempo — gleichsam wie grüßend — also auch nicht annähernd mit der Geschwindigkeit, mit welcher sonst erregte Schlangen ihre Zungen bewegen. Plötzlich fährt dann das erregte Tier vor, um den Störenfried zu beißen. Solange die Störung anhält, bleibt auch die Schlange in ihrer Drohstellung. Da an dem gefangenen Exemplar beobachtet werden konnte, daß es nur den durch seine Färbung geschützten Teil seines Körpers exponiert, den auffallend gefärbten in der Ruhelage aber verbirgt, liegt die Vermutung nahe, daß die verschiedenen Farbenvarietäten sich auch die Umgebung zum Aufenthaltsort auswählen, die in der Farbe am besten zu: ihnen paßt und es wäre sehr interessant etwas über das Freileben dieser im ganzen tropi- 609 schen Afrika gemeinen Baumschlange zu erfahren. Doflein (Biol. Zentralblatt, Bd. XXVIII, Nr. 7, p. 245) berichtet, daß er auf Martinique sah, wie verschieden gefärbte Anolisarten, die, solange sie sich unbelüstigt wühnten, bunt durcheinanderliefen, sobald sie sich aber gefährdet glaubten, jede einem Versteck zueilte, das ihrer speziellen Färbung entsprach. Er schließt daraus, daß man oft weniger von einer sekundären Anpassung an einen be- stimmten Aufenthaltsort sprechen könne, sondern daß die Färbung die primäre sei und die Tiere sich selbständig, je nach ihrer Farbe, den Aufenthaltsort resp. den Versteckplatz wählen würden. Es liebe sich also unter Umständen auch bei den Farbenvarietäten von Thelotornis eine Auswahl des Aufenthaltsortes nachweisen. Miodon gabonensis (A. Dum.). 1356 Elapomorphus gabonensis A. Dumeril. Rev. & Mag. Zool. (2), VIII, p. 468 (Gabun). *1888 Elapomorphus caecutiens Günther. Ann. & Mag. Nat. Hist. (6), I, p. 323. 1896 Miodon gabonensis Boulenger. Cat. Snakes III, p. 252. *1899 Miodon gabonensis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien 1899, p. 140. 1901 Miodon gabonensis Andersson. Bihang Till. K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 27, Afd. IV, Nr. 5, p. 23. *1908 Miodon gabonensis. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 413. 1909 Miodon gabonensis Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon, Serie I, Heft 1, p. 21. 5 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. Die Ansicht Anderssons, daß Miodon gabonensis und Miodon collaris identisch seien, scheint mir auch die richtige zu sein. Meine Exemplare lassen sich selbst nach der Augen- größe nicht unterscheiden, da sie bei ihnen von etwas über die Hälfte bis zur vollen Entfernung von der Maulspalte differiert. Dabei verhalten sich bei Exemplaren, die der relativen Größe der Augen nach zu M. collaris gerechnet werden müßten, die Internasalia wie bei M. gabonensis und umgekehrt. Der Bauch ist bei den Exemplaren von Dibongo gelbrot bis ziegelrot. Unser größtes Exemplar mißt 575 mm Totallänge und 38 mm Schwanzlänge. Miodon notatus (Ptrs.). 1882 Microsoma notatum Peters. Sitzber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1882, p. 127 (?). *1902 Cynodontophis aemulans Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 52, p. 346. *1908 Miodon notatus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 414. 1909 Miodon notatus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 22. 1 Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Unter dem Namen Cynodontophis aemulans beschrieb Werner (l. c.) eine neue Schlange, die gleichzeitig auch die Vertreterin eines neuen Genus ist. Gattung und Artdiagnose lauten folgendermaßen: Cynodontophis nov. gen. .Oberkiefer sehr kurz mit nur zwei Zühnen, von denen einer ganz vorne, der andere, viel längere und gefurchte, etwas vor dem Hinterrande steht. Unterkiefer mit einem ziemlich langen Fangzahn vorne,edahinter etwa acht viel kleinere, untereinander gleiche Zähne. Kopf klein, nicht vom Hals abgesetzt; Auge mäßig groß mit runder Pupille; 80* Lui 610 Nasenloch in einem geteilten Nasale, das an das Rostrale grenzt; kein Frenale. Körper sehr langgestreckt, zylindriseh. Schuppen glatt, ohne Gruben in 15 Reihen. Ventralia ohne Kante, Schwanz sehr kurz. Subcaudalia in zwei Reihen. — Kongo.* Cynodontophis aemulans nov. spec. „Internasalia kürzer als die Praefrontalia; Frontale hexagonal, viel kürzer als die Parietalia, breiter als die Supraokularen. Sieben Oberlippenschilder, das dritte und vierte das Auge berührend; ein Prä-, ein Postokulare. Temporalia 141. Symphysiale vom ersten Paar der Kinnschilder (welches größer ist als das zweite) durch ein Paar Sublabialia getrennt; drei Sublabialia in Kontakt mit den vorderen Kinnschildern. 228 Bauchschilder, Anale geteilt, 19 Schwanzschilderpaare.* .Fürbung der Oberseite lebhaft an die gewisser Apostolepisarten Südamerikas er- innernd. Oberseite rotbraun mit vereinzelten schwarzen Punkten. Kopf und Nacken schwarz, ein schmales, gelbes Querband hinter den Parietalen. Schwanz oben schwarz. Unterseite hellgelb, Kinn und ein Fleck jederseits auf dem letzten Sublabiale schwarz.“ Totallänge 275 mm; Schwanzlänge 15 mm; Kórperdurchmesser 5 mm. Unter der Reptilienkollektion von Dibongo fand ich nur.eine Schlange, die bis auf einige unwesentliche Punkte mit obenstehender Beschreibung übereinstimmt. Namentlich war die Bezahnung die gleiche; abweichend dagegen die Zahl der Ventralia und Sub- caudalia, sowie der Umstand, daß das Nasenloch nicht an das Rostrale grenzt, wie bei dem Typus. Letztere Abweichung hielt ich für individuell, während ich bezüglich der niedrigeren Ventralen- und hóheren Subkaudalenzahl annahm, da& hier neben individueller Variation eventuell auch das Geschlecht des Tieres — unser Exemplar ist ein ö — eine Rolle gespielt haben kónnte. Leider gibt Werner das Geschlecht des Typ-Exemplars nicht an. Bei der Nachprüfung der von Andersson (Bihang Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 27, Afd. IV, Nr. 5, p. 23) aufgeworfenen Frage, ob Miodon gabonensis, collaris und notatus nicht ein und dieselbe Art seien, fiel mir die außerordentlich große Ähnlichkeit der Be- schreibung von Cynodontophis aemulans Werner mit der Diagnose von Miodon notatus (Ptrs). auf und bei näherer Nachprüfung kam ich zu der Überzeugung, daß Cynodontophis aemu- lans = Miodon notatus sein müsse. Auffallend blieb mir allerdings die Differenz in der Bezahnung, die bei unserem Exemplar, das sonst sehr gut mit der Diagnose von M. notatus übereinstimmt, genau die gleiche, wie bei Cynodontophis. aemulans Werner ist. Noch vermehrt wurde mein Er- staunen durch die Tatsache, daß ich in der kleinen Sammlung westafrikanischer Reptilien (Kamerun?), der auch das eine Exemplar von Bothrolycus ater entstammt, eine kleine Schlange fand, die ich, wenn auch mit einigen Zweifeln, zu Miodon gabonensis gestellt hätte, wenn sie nicht in der Bezahnung genau mit der Wernerschen Gattung Cynodon- tophis übereinstimmen würde. Wie bereits oben bemerkt, scheint mir kaum mehr zweifelhaft zu sein, daß Cyno- dontophis aemulans — Miodon notatus ist, nur fragt es sich, ob nicht die Wernersche Gattung aufrecht erhalten werden kann. Da mir kein weiteres Material von M. notatus zur, Untersuchung zur Verfügung steht und ich auch vor Abschluß der Arbeit keines mehr erhalten kann, muß ich die Frage vor- 611 läufig unentschieden lassen. Bei der geringen Größe der Schlangen wäre es ja immerhin möglich, daß bei der Untersuchung der Kiefer sowohl Werner als auch ich die Bezahnung verletzt und dadurch die eigentümliche Konfiguration der Zähne erzielt hätten, wiewohl ° wir dann beide genau dieselben Zähne ausgebrochen haben müßten, was doch etwas gar zu auffällig wäre. Zu erwägen wäre ferner noch, ob nicht bei einer und derselben Gattung beziehungsweise Art eine Variation in der Bezahnung beziehungsweise eine Änderung der Bezahnung im Verlauf des Wachstums erfolgen könne. Hierüber stehen aber genaue Untersuchungen noch aus. Ich beschränke mich daher auf eine genaue Beschreibung unseres Exemplars von Miodon notatus, sowie der zweiten kleinen Schlange, die die Bezahnung der Gattung Cynodontophis aufweist. Miodon notatus von Dibongo. Kopf mäßig abgeplattet; Schnauze breit gerundet und schwach über den Unterkiefer vorspringend. Entfernung des Auges von der Schnauzen- spitze weit geringer als der Abstand von einem Auge zum anderen. Auge mäßig groß, sein Längsdurchmesser etwas größer als sein Abstand von.der Maulspalte und so groß als sein Abstand vom Nasenloch. Rostrale doppelt so breit als hoch, von oben kaum sichtbar. Internasalia etwas länger als breit, etwas länger als die Praefrontalia, die breiter als lang sind. Frontale sechseckig, so breit wie lang, etwas kürzer wie sein Abstand von der Schnauzenspitze und wie die Parietalia. Diese sind nach hinten ziemlich verschmälert und kürzer als ihr Abstand von der Schnauzenspitze. Supraocularia mäßig groß, halb so breit wie das Frontale. Internasale und erstes Supralabiale berühren sich und trennen das ziemlich große Nasale von dem Rostrale. Das Nasale ist geteilt; das Nasenloch liegt etwas mehr nach vorn, der hinter dem Nasenloch gelegene Teil des Nasale ist konkav. Das Präokulare ist bedeutend höher als lang, fünfeckig, vorn ziemlich breit das Nasale be- rührend. Kein Frenale. Sieben Supralabialia, das erste am kleinsten, das fünfte und sechste am größten. Das zweite, dritte, vierte und fünfte Supralabiale höher als lang, das sechste etwas länger als hoch, das dritte und vierte berühren das Auge. Ein hohes schmales Postokulare. Temporalia 1 + 1, groß. Vordere Kinnschilder länger als die hinteren, vorn Symphysiale durch die ersten Sublabialen getrennt, in Kontakt mit drei Sublabialen. Körper schlank, Schwanz kurz, Schwanzspitze in eine stumpfe Schuppe endigend. Die ersten fünf Subkaudalen sind nicht geteilt. Ventralia 181 + !/1, Subcaudalia 5 + ?*/»». Die Färbung unseres Exemplars ist nahezu die gleiche, wie die von Werners Typus von Cynodontophis aemulans und des Typus von Microsoma notatum Ptrs. Die von Werner erwähnte helle Binde hinter den Parietalen ist in Flecken aufgelóst. Kleinere helle Fleckchen finden sich auf den Internasalen, den Präfrontalen und den Supraokularen. Unter jedem Auge ein dreieckiger, gelbweißer Fleck mit nach oben gerichteter Spitze. Kinn dunkel gefleckt, der von Werner erwühnte dunkle Fleck auf dem letzten Sublabiale greift auch noch etwas auf das vorletzte über. Die schwarzen Flecken auf dem Rücken stehen in zwei Längsreihen und zeigen eine etwas hellere Umrandung. Das Gelb der Unterseite erstreckt sich auf die unterste Reihe der Bauchschuppen. Totallánge 240 mm; Schwanzlänge 21 mm. Die mir noch fragliche kleine Schlange scheint mir, abgesehen von ihrer abweichen- den, mit Cynodontophis übereinstimmenden Bezahnung, auch durch geringere Größe von M. gabonensis unterschieden zu sein. Miodon gabonensis erreicht nach Sternfeld eine 612 Länge von 86 cm. Unser größtes Exemplar von M. gabonensis mifit allerdings nur 575 mm. Immerhin müßten aber bei der vorliegenden kleinen Schlange, die nur 276 mm mißt, doch wohl noch Spuren der Nabelnarbe vorhanden sein, wenn sie zu M. gabonensis ge- hören würde. Genaue Beschreibung. Bezahnung wie von Werner für die Gattung Cynodon- tophis angegeben. Der gefurchte Zahn ist sehr groß. Kopf stark abgeplattet mit gerun- deter, über den Oberkiefer deutlich vorspringender Schnauze. Rostrale um !/s breiter als hoch, von oben sichtbar. Internasalia so lang als breit, etwas kürzer als die Praefrontalia. Frontale sechseckig, um !/s länger als breit, so lang als sein Abstand von der Schnauzen- spitze, etwa ?|; so lang als die Parietalia. Die letzteren sind etwas länger als ihr Abstand von der Schnauzenspitze und nach hinten zu stark verschmülert. Die Supraokularen sind mäßig groß, halb so breit als das Frontale. Auge klein mit runder Pupille. Sein Làngs- durchmesser beträgt etwa ?/s seines Abstandes von der Maulspalte. Das Nasale ist sehr grob, länglich viereckig. ungeteilt, von Rostrale durch die sich berührenden Internasalia und das erste Supralabiale getrennt. Das Nasenloch ist in die vordere Hälfte des Nasale eingebohrt, die hintere Hälfte zeigt keine Aushóhlung. Das Präokulare ist etwas länger als hoch, fünfseitig, nach vorn zu stark verschmälert und mit dem Nasale eine kurze Sutur bildend. Kein Frenale. Sieben Supralabialen; drittes und viertes das Auge berührend; das erste am kleinsten, das dritte bis fünfte höher als lang, das sechste bedeutend länger als hoch. Temporalia 1-- 1, sehr groß. Das erste Paar Kinnschilder, das länger und breiter als das zweite Paar ist und vom Symphysiale durch die zusammenstoßenden ersten Sublabialen getrennt wird, in Kontakt mit drei Paar Sublabialen. Schuppen glatt, glän- zend, ohne Apicalgruben in 15 Reihen. Ventralia 238 + !/ı, Subcaudalia [is + 1. Schwanz mit spitzem Endnagel. Färbung der Oberseite kaffeebraun, die der Unterseite strohgelb. Schnauzengegend etwas heller braun. Unter dem Auge ein dreieckiger gelber Fleck. Quer über dem Nacken verläuft ein breites gelbes Band, das in das Gelb der Bauchseiten übergeht. Die hintere Hälfte der Parietalen liegt bereits in der Zone dieses gelben Bandes. Alle Schuppen dunkler gerandet. Das helle Nackenband ist hinten schwarzbraun gesäumt. Über den Rücken verlaufen drei dunkelbraune Längsstreifen, — ein vertebraler und ein dorsolateraler — die auf der Oberseite des Schwanzes undeutlich werden. Die Unterseite ist gänzlich zeichnungslos. Totallänge 276 mm; Schwanz 12 mm. Sollte auf Grund einer Nachprüfung reichlicheren Materials es sich herausstellen, daß die Wernersche Gattung Cynodontophis mit der Art C. notatus (Ptrs.) (= aemulans Werner) von Miodon abgetrennt werden kann und daß ferner die eben beschriebene Form sich zu dieser Gattung gehörig und von Miodon gabonensis verschieden erweist, schlage ich für sie den Namen Cynodontophis werneri vor. Polemon bocourti Mocqu. 1897 Polemon bocourti Mocquard. Bull. Soc. Philom. (8), IX, p. 13. *1899 Polemon barthi Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 140. *1908 Polemon barthi Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Abt. IV, p. 414. 1909 Polemon barthi Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 22. 1 9 von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906 613 Polemon bocourti Mocqu. unterscheidet sich von Polemon barthi Jan. durch zwei Merkmale, nämlich die geringere Zahl der Ventralen (178—202 bei Polemon bocourti und 221—226 bei Polemon barthi) und durch den Besitz von zwei Postokularen. Sternfeld vereinigt beide Formen. Der einzige Grund, der hierfür angegeben wird, ist der, daß die „Färbung mit den Angaben Boulengers genau übereinstimmt“. Dies ist nun streng ge- nommen gar nicht so sehr der Fall, denn Boulenger (Cat. Snakes III, p. 254) gibt aus- drücklieh an, da& bei dem Exemplar von Polemon bocourti, welches das British Museum besitzt und das entschieden als erwachsen zu betrachten ist (es mißt 810 mm), ein weißes Halsband, genau wie bei dem Typ-Exemplar vorhanden ist. Boulenger schreibt: ,back of head and lower parts yellowish white‘, während Sternfeld lediglich bei dem jüngsten Exemplar, dessen Größe leider nicht angegeben ist, von einem „hellen Halsband, ähnlich wie bei Miodon gabonensis“, spricht. Bei den älteren Stücken des Berliner Museums scheint dieses Halsband zu fehlen, wenigstens bemerkt dies Werner (l. c.) ausdrücklich für das eine derselben (Haut aus Jaunde, Mus. Nr. 14722) und Sternfeld schreibt in der Fauna der deutschen Kolonien, Serie I, Heft 1, p. 22: Oberseite olivegrau, die einzelnen Schuppen dunkel gerandet, manchmal, in der Jugend, ein helles Halsband. Während also bei Polemon barthi ein gelbweißes Halsband auch bei dem erwachsenen Tier zu konstatieren ist, ist bei Polemon bocourti nur in der Jugend von einem hellen Halsband ,wie bei M. gabonensis^, also wohl nicht so hell und scharf abgegrenzt wie bei P. barthi, sondern mehr braungelb und verwaschen, die Rede. Nach dem, was ich den Arbeiten Sternfelds entnehmen kann, kann ich daher nicht finden, daß die Färbung von P. bocourti mit den Angaben Boulengers „genau“ übereinstimmt. Wohl aber läßt sich aus ihnen ersehen, daß alle drei Berliner Polemon beide Merkmale von P. bocourti (zwei Postokularen und die geringere Zahl der Ventralen) besitzen, also keines von ihnen einen Übergang zu Polemon barthi zeigt. Das mir vorliegende Exemplar von Polemon hat ebenfalls die Merkmale von Polemon bocourti. Es weisen also sämtliche bisher von Kamerun und vom Kongo bekannten Exem- plare von Polemon die Merkmale von Polemon bocourti auf, wührend die beiden Stücke aus Guinea (Typ-Exemplar und Exemplar des British Museum) den Typus von Polemon barthi repräsentieren. Ich glaube daher, daß, solange keine Übergänge gefunden werden, Polemon boeourti als Art aufrecht erhalten werden muß. Da der Typus von Polemon barthi sich in der Münchener Sammlung befindet, konnte ich beide Arten genau miteinander vergleichen. Es stellten sich dabei noch weitere Unter- schiede heraus. Besonders scheint mir die Form und relative Gró&e des Kopfes von Polemon bocourti eine ganz andere zu sein als die von P. barthi. Ich gebe nachstehend eine eingehende Beschreibung des Typus von Polemon barthi und unseres Exemplars von Polemon bocourti. Typus von Polemon barthi. Kopf abgeplattet, im Verhältnis zum Körper klein; Schnauze zugerundet. Die Kopfbreite ist ?*| mal in der Entfernung von dem Hinterrand der Parietalia bis zur Schnauzenspitze enthalten. Die Entfernung vom Auge zur Schnauzen- spitze ist gleich dem Abstand der beiden äußeren Vorderecken der Parietalia voneinander. Rostrale doppelt so breit als hoch, ziemlich stark auf die Oberseite des Kopfes über- greifend. Internasalia länger als breit; so lang als die Praefrontalia, in Kontakt mit dem ersten Supralabiale. Praefrontalia fünfeckig, so lang als breit. Frontale fünfeckig, nur Bl o ' 614 um !/; länger als breit, kürzer als sein Abstand vom Rostrale, etwas mehr als halb so lang als die Parietalia. Letztere so lang als ihr Abstand vom Rostrale. Supraocularia mäßig groß, *|; so breit als das Frontale. Nasale nur oben geteilt, in Kontakt mit einem dreieckigen Prüokulare, das so lang als hoch ist. Auge klein; sein grófiter Durch- messer 2!|, mal in seiner Entfernung vom Mundrand enthalten. Ein Postokulare. 7 Supra- labialia; das erste am kleinsten, das fünfte und sechste am größten, zweites bis viertes höher als lang, drittes und viertes das Auge berührend. Temporalia 1+ 1, groß. Vordere Kinnschilder länger und breiter als die hinteren, vom Symphysiale durch das erste Sub- labialenpaar getrennt, in Kontakt mit vier Sublabialen. Schuppen glatt, ohne Apical- gruben in 15 Reihen. Ventralia 226 + !h, Subcaudalia 16. Das Tier ist ein 9. Farbe der Oberseite bleigrau, die einzelnen Schuppen dunkler gerandet und außerdem mit einem feinen, hellen Randsaum versehen. Hinterkopf und Nacken oben und an den Seiten hell elfenbeinweiß. Der Vorderrand dieser weißen Querbinde entsendet nach vorn einen kurzen, zungenartigen Ausläufer nach dem Hinterrand des Frontale, der gerade noch von ihm erreicht wird. Es ist hier also das Gegenteil zu konstatieren wie bei dem Halsband von Miodon gabonensis, in welches meist ein dunkler, medianer Kopffleck hinein- ragt. Die Unterseite ist schmutzig ockergelb, das Symphysiale und die drei vordersten Sublabialen grauschwarz, das vierte und fünfte Sublabiale. graugefleckt. Totallànge 510mm; Schwanzlänge 23 mm. ; Polemon bocourti. Die Kopfform ist von der von P. barthi ganz verschieden. Kopf im Verhältnis zum Körper relativ groß. Schnauze breit abgestutzt. Der ganze Kopf erscheint im Verhältnis länger und flacher als bei Polemon barthi; seine seitlichen Kon- turen laufen nahezu parallel zueinander, so daß hierdurch und infolge der fast geradlinig abgestutzten Schnauze der Kopf nahezu rechteckig erscheint. Das Frontale und die Parie- talia sind verhältnismäßig länger als bei Polemon barthi. Das Rostrale ist um ein Drittel breiter als hoch; von oben gut sichtbar, aber nicht so stark auf die Oberseite des Kopfes übergreifend wie bei P. barthi. Die Internasalen sind so lang als breit, kürzer als die Präfrontalen, die länger als breit sind. Das fünf- eckige Frontale ist über l!»mal so lang als breit, so lang als sein Abstand von der Schnauzenspitze, etwas mehr als halb so lang als die Parietalia. Die Länge der letzteren übertrifft ihre Breite um mehr als das Doppelte und kommt der Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrand des Frontale gleich. Die Supraokularen sind mäßig grob, mehr als halb so breit als das Frontale. Das Auge ist sehr klein, sein größter Durchmesser ist knapp 3!/»mal in der Entfernung vom Auge zur Maulspalte enthalten. Das Nasale ist mäßig groß, oberhalb des Nasenloches deutlich geteilt. Präokulare be- deutend lànger als hoch. Zweisehr gut entwickelte Postokularen. Sieben Supralabialia, das sechste weitaus am größten, bedeutend länger als hoch, während die übrigen mehr oder weniger höher als lang sind; das dritte und vierte berühren das Auge. Temporalia 1+1, sehr groß. Vordere Kinnschilder größer als die hinteren, in Kontakt mit vier Sublabialen, von dem Symphysiale durch das erste Paar Sublabialen getrennt. Schuppen stark horn- glänzend, ohne Apicalgruben in 15 Reihen. Ventralia 197 + Yı; Subcaudalia 22. Kopf dunkelbleigrau. Grundfarbe des Körpers grünlich gelbgrau, die Schuppen schwarz gerandet und wie bei Polemon barthi noch mit einem feinen, hellen Randsaum versehen. Im letzten Körperdrittel und besonders an der Schwanzwurzel sind die dunklen 615 Schuppenränder breiter als am Vorderkörper und die Grundfärbung wird düsterer, so daß Hinterkörper und Schwanz fast schwarzgrau erscheinen. Die Unterseite ist bräunlich gelb, dicht licht gelbgrau punktiert. Die Hinterränder der Bauch- und Schwanzschuppen sind leicht dunkler gesäumt. Auf der Schwanzunterseite ist eine dunkle Mittellinie angedeutet. Totallinge 980 mm; Schwanzlänge 52 mm. Elapops modestus Gthr. 1859 Elapops modestus Günther. Ann. & Mag. Nat. Hist. (3), IV, p. 161, pl. IV, fig. c (Westafrika). 1878 Elapops modestus Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 198. *]1896 Aparallactus boulengeri Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 46, p. 368, Taf. VI, Fig. 1. *1897 Aparallactus peraffinis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 404. { *1599 Aparallaetus boulengeri (= A. peraffinis = Elapops modestus) Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 141. 1905 Elapops modestus Boulenger. Ann. Mus. Civ. Genova, serie 3a, vol. II (XLII), p. 214. 1908 Elapops modestus Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Abt. IV, p. 414. 1909 Elapops modestus Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 22. 2 Exemplare von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 4 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1909. Naja melanoleuca Hallow. 1857 Naja haje var. melanoleuca Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1857, p. 61 u. 72 (Gabun). *1874 Naja haje Reichenow. Arch. f. Naturgesch. XL, Bd. 1, p. 293. *1897 Naja melanoleuea Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p. 25. *1897 Naja melanoleuca Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 404. *1899 Naja melanoleuca Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 141. *1908 Naja melanoleuca Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 415. 1909 Naja melanoleuca Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 23. l junges und ein halbwüchsiges Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Beide Exemplare gehören der Var. A (Boulenger, Cat. Snakes III, p. 377) an. Familie Viperidae. Causus lichtensteini (Jan). 1859 Aspidelaps lichtensteini Jan. Rev. & Mag. Zool. 1859, p. 511 (Goldküste). * 1899 Causus lichtensteini Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 142. *1905 Causus lichtensteini Boulenger Ann. Mus. Civ. Genova, serie 3a, vol. II (XLII), p. 216. 1908 Causus lichtensteini Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 416. 1909 Causus lichtensteini Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 25. 4 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Bei den drei erwachsenen Exemplaren ist die Fürbung olivegrau bis schiefergrau. Bei sämtlichen Stücken finden sich die charakteristischen winkligen Querbänder am Körper und eine winklige, mit ihrer Spitze den Hinterrand der Parietalia erreichende Binde am Naken. Die Nackenbinde ist stets nach vorn gerichtet, dagegen die Winkelbinden des Körpers bei allen Exemplaren nach hinten. Der Passus bei Boulenger, Cat. Snakes III: „with rather indistinet darker chevron-shaped cross-bands pointing forwards* dürfte auf Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 81 616 einem Irrtum beruhen. Die Petersche Abbildung (Sitzber. Akad. Berlin 1882, Taf. XV) zeigt ebenfalls die Winkelbinden deutlich nach hinten gerichtet. Bei zweien der drei erwachsenen Exemplare sind diese Winkelbänder mehr undeutlich, bei einem jedoch sehr deutlich und tief schwarz; bei dem jungen Tier sind sie sehr deut- lich. Bei einem der drei erwachsenen Exemplare ist der Kopf bis auf den Winkelfleck im Nacken völlig zeichnungslos; das Olivebraun des Kopfes geht in der Zügelgegend ganz allmählich in das Weiß der Oberlippe über, bei den beiden anderen Stücken ist die weiße Färbung der Supralabialen ziemlich scharf von der übrigen Färbung des Kopfes geschieden. Bei einem dieser beiden Exemplare zieht sich ein schmaler, dunkler Streifen längs des oberen Randes der Supralabialen vom Nasenloch bis zum Auge, bei dem anderen fehlt er. Dagegen findet sich bei beiden ein tiefschwarzer Streifen, der sich vom Hinterrand des Auges zum Mundwinkel zieht. Die Färbung des jungen Tieres ist eine weit lebhaftere als die des Alten. Der Kopf ist kastanienbraun; sämtliche Schilder und Schuppen seiner Oberseite sind fein weißgelb geründert. Dem Canthus rostrali entlang zieht sich eme weißgelbe Binde, die dann über den Außenrand der Supraokularen geht und sich schräg nach hinten bis zum Gelenk des Unterkiefers fortsetzt. Den Mundsaum begrenzt eine über die untere Hälfte der Supra- labialen verlaufende zweite weißgelbe Binde, die am Unterkiefergelenk mit der oberen zusammenstößt. Zwischen diesen Binden ist die Färbung des Kopfes dunkelbraun. Unter- kiefer und Kehle sind schmutzig hellgelb. Der obere Saum des Mentale und der Sub- labialen ist gelbweiß und wird unten von einem, sich um den ganzen Unterkiefer herum- ziehenden, schwarzbraunen Band begrenzt. Der Winkelflecken im Nacken ist schwarz- braun und hinten gelbweiß gesäumt. An diesen Saum schließt sich unvermittelt die hell rötlich-gelbbraune Färbung des Oberkórpers an. Der Hals und vorderste Teil des Körpers ist mit schwärzlichen Strichflecken, die ganz unregelmäßige Querbänder bilden, geziert. Etwa von dem zweiten Körperdrittel ab werden diese Flecken regelmäßiger und schließen sich zu winkligen Querbändern zusammen, die bis kurz vor der Schwanzwurzel, wo sie schwächer und weniger tief dunkel sind, sehr scharf ausgeprägt bleiben. Zwischen diesen Querbändern stehen an den Seiten kurz über dem Bauchrand je ein bis zwei längere oder kürzere, schiefe Querstriche. Schwanzoberseite ohne dunkle Zeichnung. Die Unterseite von Kehle und Hals ist gelblich grau mit dunklen Querbündern. Jedes Querband ist zwei Schilder breit und durch einen zwei Schilder breiten Zwischenraum von dem folgenden getrennt. Nach hinten zu werden diese dunklen Bänder sehr rasch blasser und breiter, während die hellen Zwischenräume noch schmaler werden. Der Bauch erscheint infolge- dessen in der hinteren Hälfte hell brüunlichgrau mit spärlichen, schmutzig hellgelben Binden, die in der hinteren Körperhälfte noch etwas auf die Seiten übergreifen und dort am deutlichsten sichtbar sind. Zwei weißgelbe Ringe um den Schwanz, der eine nahe am After, der andere zu Beginn des letzten Schwanzdrittels. Es handelt sich bei dem ganzen Tier offenbar um keine Farbenvarietüt, sondern um eine ausgesprochene Jugendzeichnung, die meines Wissens bis jetzt in der Literatur noch nicht erwühnt wurde. 617 Bitis gabonica (Dum. u. Bibron). 1854 Echidna gabonica Dumeril u. Bibron. Erpetologie generale VII, p. 1428, pl. XXXb (Gabun). 1875 Vipera (Bitis) rhinoceros Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. *1899 Bitis gabonica Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 142. *1908 Bitis gabonica Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 416. 1909 Bitis gabonica Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 25. l junges Tier von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. Bitis nasicornis (Shaw). 1802 Coluber nasieornis Shaw. Nat. Miscell. III, pl. XCIV. 1875 Vipera (Bitis) nasicornis Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 200. 1897 Bitis nasieornis Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd.923, Afd: IV, Nr.2, p. 27. *1899 Bitis nasicornis Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49. 1901 Bitis nasicornis Tornier. Zool. Anz. Bd. XXIV, Nr. 635, p. 64. *1908 Bitis nasicornis Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 416. 1909 Bitis nasicornis Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 25. l halbwüchsiges Exemplar von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Atheris squamiger (Hallow). 1854 Echis squamigera Hallowell. Proc. Acad. Philadelphia 1854, p.193 (Gabun). 1876 Atteris squamiger Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1876, p. 120. *1899 Atheris squamiger Werner. Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 49, p. 142. *1908 Atheris squamiger Sternfeld. Mitteil. Zool. Mus. Berlin, Bd. 3, Heft IV, p. 417. 1909 Atheris squamiger Sternfeld. Fauna deutsch. Kolon., Serie I, Heft 1, p. 26. 1 Exemplar von Esosung (Bakossiberge). Zool. Institut Erlangen, 1909. 4 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. 10 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Die drei ganz jungen Tiere (165—170 mm Totallänge) sind braun mit helleren Querbinden. Bei allen dreien zieht sich ein dunkler Streifen vom Auge zum Mundwinkel. Die Fürbung geht im Laufe des Wachstums allmühlich in Olivegrün mit mehr oder weniger deutlichen gelblichen Querbinden über. Zwei Stücke von Dibongo sind mehr dunkel gelb- grün, ein etwas mehr als halbwüchsiges Exemplar vom gleichen Fundort ist einfarbig schmutzig ockergelb, mit geringem grünlichem Anflug und ein voll erwachsenes Stück von Mukonjefarm endlich ist hell kanariengelb mit vereinzelten ölgrünen Flecken, die auf dem Körper blaß und spärlich, auf dem Schwanz dichter stehend und dunkler sind. In Bezug auf die Beschuppung variieren alle 15 Exemplare nur in sehr mäßigen Grenzen. Ss 618 Ordnung Emydosauria. Familie Crocodilidae. Crocodilus niloticus Laur. 1768 Crocodilus niloticus Laurenti. Synopsis Reptilium, p. 53 (Ägypten). 1875 Crocodilus vulgaris Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 196. 1902 Crocodilus niloticus Tornier. Zool. Jahrb. Syst. XV, p. 664. Schädel eines erwachsenen Exemplars sowie Schädel und Haut eines jungen Tieres aus dem Ossasee. Koll. Rohde, 1908. Der leider etwas defekte Schädel (es fehlt der Condylus occipitalis und die Gelenk- flächen der Quadrata sind verletzt) ist von ganz beträchtlicher Größe und von kurzem und plumpem Bau. Die beiden charakteristischen Einschnürungen der Schnauze, die mit einer starken Ausbuchtung des Oberkiefers in der Profilansicht Hand in Hand gehen, sind auf- fallend stark ausgeprägt. Von verschiedenen Autoren werden für Croc. niloticus mehrere, hauptsächlich auf die Form der Schnauze basierte Varietäten aufgestellt. Auch Strauch, der letzte, welcher die rezenten Krokodile monographisch bearbeitete, nimmt drei Varietäten des Nilkrokodils an. Beobachtungen, die ich an der reichen Serie von Exemplaren von Tomistoma schlegeli (L. Müll.) unseres Museums zu machen Gelegenheit hatte, veranlaßten mich, die Frage, ob die Form der Schnauze bei den Krokodilen zur Aufstellung von Varietäten berechtigt, nachzuprüfen. Verwandt wurden in der Hauptsache neben der erwähnten Serie von Tomi- stoma, die alle Altersstufen vom etwa einjährigen Exemplar bis zu wahren Riesenstücken enthält, eine etwas kleinere Kollektion von Croe. niloticus und eine große Serie von Croc. porosus Schmid. Ferner werden die leider recht dürftigen Maßangaben, die sich in der Litteratur finden, zum Vergleich mit herangezogen. Als Resultat meiner Untersuchungen, über die ich später auf Grund eines hoffentlich noch weit reicheren Materials zu berichten gedenke, ergab sich .die Tatsache, daß die Schnauzenform — soweit sie sich wenigstens durch das Verhältnis von Länge zur Breite ausdrückt — nicht zur Aufstellung von Varietäten berechtigt. Soviel ich bis jetzt kon- statieren konnte, verschiebt sich das Verhältnis von Schnauzenlänge zur Schnauzenbreite während des Wachstums wohl bei allen Krokodilen zweimal. Und zwar ist die Schnauze in der Jugend relativ kurz, streckt sich dann im Verlauf der Wachstumsperiode immer mehr und wächst endlich bei ganz alten Stücken wiederum nur mehr in die Breite. Es ist möglich, daß bei der Ausbildung der Schnauzenform auch individuelle Variation und Geschlecht mitsprechen, indes scheint dies nur in untergeordneterem Maße der Fall zu sein. Leider ist die Nachprüfung der Frage, ob die Verschiedenheit des Geschlechts von irgendwelchem Einfluß auf die Formgestaltung der Schnauze ist, insofern eine ganz außer- ordentlich schwierige, als bei nur sehr wenigen der großen — als gestopfte Exemplare, Skelette oder nur partiell als Schädel aufbewahrten — Stücke unserer Sammlungen das Geschlecht vermerkt und infolgedessen das wirklich verwertbare Material ein sehr geringes ist. Es mag ferner auch noch möglich sein, daß in getrennten Flußgebieten Krokodile einer und derselben Art in ihrer Gesamtheit etwas abweichende Schnauzenformen haben können, doch kann dies nur durch Vergleichung von großen Serien von Individuen aller 619 Altersstufen mit Sicherheit konstatiert werden. Denn es muß unter allen Umständen damit gerechnet werden, daß innerhalb einer jeden dieser eventuell existierenden Rassen die Schnauzenform der einzelnen Exemplare während des Wachstums die bereits erwähnten Veränderungen erleidet. Leider sind aber ausreichende Serien von Stücken gleichen Fundorts respektive aus dem gleichen Flußgebiet in unseren Museen noch äußerst selten. Wenn nun auch noch manche Detailfragen vorerst unbeantwortet bleiben müssen, kann ich immerhin doch sagen, daß alle von mir untersuchten sehr alten Stücke auch - breitschnauzig waren und ich eine gestreckte Schnauzenform nie bei ganz großen Exem- plaren beobachten konnte. Der große Schädel (Ossasee) ist ganz auffallend plump und besonders sehr hoch gebaut. Das eigentliche Kranialsegment ist bei ihm sehr klein und sein Hinterrand stark konkav. Diese Biegung wird durch das Parietale unterbrochen, das etwas über den Hinterrand des Kranialsegments vorspringt. Das Interorbitalspatium ist verhältnismäßig sehr breit und auffallend ist die ganz ausnahmsweise starke transversale Wölbung der Schnauze, deren Seitenwände — besonders an der Schnauzenbasis — stark abfallen. Charakteristisch ist auch noch, daß die Oberfläche des Kranialsegments stark konkav ist mit aufgeworfenen Seitenrändern. Die Ausbuchtungen des Oberkiefers sind bei dem vorliegenden Schädel sehr stark. In Bezug auf Schädelhöhe und Schnauzenwölbung übertrifft dieser Schädel zwei ähnlich große unseres Museums (einer ohne Fundort, einer aus dem Tanganyikasee) ganz erheblich. Der Schädel des jungen Exemplars hat eine normale Form. Er unterscheidet sich in den Dimensionen nicht wesentlich von anderen Stücken aus anderen Gegenden. Dagegen befinden sich unter den früheren Beständen des Museums zwei ganz junge Croc. niloticus aus dem Kamerunfluß, die ganz außerordentlich kurz- und breitschnauzig sind und sich recht auffällig von gleichgroßen Individuen aus Ostafrika und Madagaskar unterscheiden. Der Vollständigkeit halber sei hier noch der Schädel eines Kamerunkrokodils be- sprochen, das ebenfalls den alten Beständen der Sammlung angehört. Dieser leider stark zerschossene Schädel gehört einem noch nicht voll erwachsenen Tier an und ist noch relativ schmalschnauzig. Er stimmt mit dem großen Schädel (Ossasee) darin überein, daß das Kranialsegment und die Interorbitalregion konkav sind und daß letztere auch sehr breit ist. Ferner zeigt er trotz des Umstandes, daß er schmal- und langschnauzig ist, insofern mit dem großen Schädel eine Übereinstimmung, als bei ihm die Schnauze sich nicht von der Basis an kontinuierlich verschmälert, sondern daß die Hauptverschmälerung in der kurzen Entfernung vom fünften bis zum ersten Zahn der Maxilla vor sich geht. Von der Schnauzenbasis bis zum fünften Zahn der Maxilla konvergieren die seitlichen Schnauzen- konturen nur wenig. In der nachstehenden Maßtabelle gebe ich die Maße von verschie- denen Krokodilschädeln unserer Sammlung, die die Veränderungen der Schnauzenform während des Wachstums wenigstens einigermaßen illustrieren sollen. Auch läßt sich durch einen Vergleich des großen Schädels aus dem Ossasee mit dem von dem Tanganyika, sowie des zweitgrößten Schädels aus Kamerun mit dem von Gondokoro die Verschiedenheit der westafrikanischen Individuen von Croc. niloticus von ihren ostafrikanischen Vettern ersehen. Genauere Angaben behalte ich mir für später vor, da unser Material an Schädeln und Rohskeletten im Moment noch nicht vollständig präpariert und auch noch nicht reich- haltig genug ist, um ein sicheres Ergebnis zu garantieren. 620 Masstabelle. | Crocodilus nilotieus | rs E ill $ $|B8 $e 35 3«|. 8 EE EA | Von der Schnauzenspitze bis zum Hinterende des | le e | Ss Artikulare |75 |18, 56 | — |69 | 315 | 21 Von der Sohnauzenspitze Ds zum unl es | | Quadratum 66 | 11,8 | 49 49 60 2155; 18,5 Von der Schnauzenspitze bis um Wordöftänd dies A 39 677^ 0301914229194 P36 17 IT Von der Schnauzenspitze bis zur äußeren Hinterecke des Kranialsegments . 60 11,5. |45 |44 54 95 | 17,3 Von der SEP EDDIE bis zum PH RES | Parietale 56 11,5 | 44 42 51,5 | 255911677: tuneUs eoo eis na |16 | 32|115|13 |185| 7 | 85 Größte Breite der Praemaxilla . [14 19| 98| 88|185| 45]| 839 Breite der Schnauze an der Einschnürung zwischen | ; | Maxilla und Praemaxilla * TOTEN 76 SFO ST 316211553315 Breite der Schnauze am fünften Zahn der Mazilla 3419 2,6 | 13 10,8 |183| 63 | 6,3 Breite der Schnauze hinter dem siebenten Zahn der | | Maxilla zs 115,6 99:6; 11.70 10,1. 16770 26,4 || 601 Breite des Oherkiefers am ud S. . | 28 3:97 15,5315» (04291 8,7 | TU! Breite des Schädels am Quadratgelenk | 34 5,3 [23 22,5 | 30 12,6 | 10 Breite des Kranialsegments an seinen Vordkrecken | (Praefrontalia) on || 14 2 9,5197. 1355.0 45,7, 1 5,8 Breite des Kranialsegments an seinen Hinteröcken | (Postfrontalia) 17 3.161012 11 15 6,3 6,3 Längsdurchmesser der Nasenofaung: 6 159: (0425-215 6,5/| 258.7 1156 Lüngsdurchmesser der Orbita . 4 | 8 24| 6 6 7 3.9 | 3,9 Längsdurchmesser der en NS | 5 170,421 aS 4 |, all Längsdurchmesser der Postorbitalgrube 4 1 257.83 01053:9 1,8 || 5172 Breite des Interorbitalspatiums 10 .0,6.|126,52| 4,31|176,0410. 2,2) ROI Gesamthöhe des Schädels inkl. Mandel am Oreipat 24,5 | 9:52 I0 | 19,5 | 8,5 7,7 Gesamtschädelhöhe an der Schnauzenbasis (Vorder- | | | | rand der Orbita) 2155.17.2,6.4152112 185| 751 64 Länge des Foramen palatinum 14;5 | 2,9 | »— 9,8 | 13 6 4.8 Lünge des Foramen incisivum 2 0,43 81,52 1,8003 155 0,5 Totallänge des Unterkiefers 74 |138,22|55 | — |67,5| 30,3 | 20,7 Länge der Symphyse . 10710 1544 ee 10 4 2,9 Lünge des Unterkiefers von der Spitz ms zur Ge- | | lenkpfanne 59 11,8 | 45 — 1515) 25 || 17,3 Länge von der Gelenkpfanne 5b zum dicio | des Artikulare SIM Foe PRAESUL hl 963 T ss 1255 5 2 Länge des Foramen yosdibulirel | 7 118, 45| — | 7 | 3m EN 22 Höhe des Unterkiefers am vierten Zahn . n» 5 | 0,6 | 315815315 | Diss 18 N 1,5 Höhe des Unterkiefers am elften Zahn 7 | 08| 5 44.7 | 26| 19 Größte Höhe des Unterkiefers 11,5) 15] 7:5: — 1110 | 25 3,4 Abstand der Hinterecken der Articularia SoLeisihidér 16,5 [em — | -— 480) | 8,5 6,9 Abstand der Kieferüste vor der Gelenkpfanne . 17 — Sd IE TIER | 8,6 | 8,8 i Die ausgefallenen Maße konnten wegen Beschädigung der Schädel nicht genommen werden. 621 Zu dem mittelgroßen Schädel aus Kamerun gehört ein leider nicht ganz vollständiges Skelett. Ich will hier gleich die Gelegenheit benutzen, um eine sehr auffällige abnorme Bildung an dem Atlas desselben zu besprechen. Bei diesem Atlas befindet sich am Vorder- rand der Oberseite eines jeden Atlasbogens eine scheibenartig aufsitzende Gelenkfläche, auf welcher offenbar der Proatlas aufsa&. Bedauerlicherweise ist gerade letzterer Knochen verloren, so daß es unmöglich ist nachzuprüfen, ob er an seiner Unterseite ebenfalls Gelenkflächen entwickelt hatte. Soviel mir bekannt ist, ist über ein Vorkommen derartiger Gelenkflächen — die ich mit den Präzygapophysen der übrigen Wirbel identifizieren möchte . — noch nicht berichtet worden. Durch den Nachweis des ausnahmsweisen Vorkommens solcher Gelenkflächen am Atlas dürfte die Ansicht, daß der Proatlas als ein früher ‚selbst- ständiger Wirbel zu betrachten sei, eine weitere Stütze erhalten. Die beigegebenen Photographien geben die Gestalt und Lage dieser Gelenkflächen so genau wieder, daß ich mir eme Beschreibung ersparen kann. Bezüglich der Haut des jungen Tieres aus dem Ossasee wäre zu bemerken, daß Holen. seits der vier im Viereck stehenden Nuchalschilder zwei (statt einem) kleinere Schilder stehen, von denen die beiden vordersten sich vorn an die Nuchalia der ersten Querreihe anlegen, die beiden hintersten aber sich sowohl an die Schilder der vorderen, wie auch an die der hinteren Querreihe anlegen. 622 Osteolaemus tetraspis Cope. 1861 Osteolaemus tetraspis Cope. Proc. Acad. Philadelphia 1860, p. 549 (Ogowe, Westafrika). 1902 Osteolaemus tetraspis Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 664. 1 Schädel eines jüngeren Exemplars aus dem Ossasee. Koll. Rohde, 1908. Die Maße dieses Schädels finden sich auf vorstehender Maßtabelle. Ordnung Chelonia. E Familie Testudinidae. Cinixys homeana Bell. 1827 Kinixys homeana Bell. Transact. Linn. Soc., XV, p. 400, pl. XVII, fig. 2. 1875 Cinixys homeana Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 196. 1897 Cinixys homeana Sjöstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd. IV, Nr. 2, p.6. 1901 Cinixys homeana Tornier. Zool. Anz, Bd. XXIV, Nr. 635, p. 61. 1902 Cinixys homeana Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 665. 1 junges Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Cinixys belliana Gray. 1831 Kinixys belliana Gray. Synopsis Rept., p. 69 (Westafrika?). 1902 Cinixys belliana Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 665. 1 Panzer vom Mandana-Hochland. Koll. Schulze. Bei diesem Panzer ist das Gelenk der Rückenschale nur äußerlich schwach angedeutet, die Knochen jedoch sind an den Gelenkstellen noch völlig verwachsen, obwohl das Tier als ausgewachsen zu betrachten ist. Familie Pelomedusidae. Sternothaerus niger Dum u. Bibron. 1835 Sternothaerus niger Dumeril u. Bibron. Erpétologie generale III, p. 397, pl. XX, fig. l. (Fundort fälschlich Madagaskar.) *1875 Sternothaerus niger Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1875, p. 196. 1902 Sternothaerus niger Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 665. 4 Panzer mit den dazugehörigen Schädeln aus dem Sanaga bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Die Schädel zeigen keinerlei Variation, dagegen variieren die Panzer in Form und Farbe. Der Panzer des kleinsten Stückes ist weit weniger oblong, als dies sonst bei gleich- großen Stücken von St. niger der Fall ist. Sein marginaler Rand ist vorn nur mäßig, hinten ziemlich stark verbreitert, der Hinterrand ist ausgebuchtet, aber nicht gesägt. Farbe von Carapax und Plastron braunschwarz mit rostrotem, durch Lateritüberzug hervorge- rufenem Schimmer. Die drei anderen Schalen haben die für Sternothaerus niger normale Form. Bei allen dreien ist der Carapax grünlich schwarz. Das Plastron ist bei dem kleinsten dieser Exemplare fast ganz schwarz, nur eine schmale, unregelmäßig gestaltete 623 Zone längs der Naht der Pektoralen, Abdominalen und Femoralen ist ockergelb. Bei dem zweiten Stück ist diese gelbe Zone bedeutend breiter und erstreckt sich vom Hinterrand des Intergularschildes bis zum Vorderrand der Analia. Die Brücke ist links gelb gewólbt, rechts oben mit einem breiten gelben Band geziert. Bei dem größten Exemplar ist die gelbe Mittelzone noch mehr verbreitert, so daß die gelbe Farbe nahezu das Übergewicht über die sehwarze Farbe erhült. Auch ist die schwarze Zone nicht mehr kontinuierlich, sondern das Gelb durchbricht sie am Vorder- und Hinterrand der Abdominalen und tritt mit dem breiten gelben Band, das sich über die Brücke zieht, in Verbindung. Es scheint also bei Sternothaerus niger im Laufe des Wachstums eine Umfärbung des Plastrons vor sich zu gehen. Masstabelle. X halb- o e ? wüchsig = Hi P un a sm | mn mm Kopflängesfieet nm mms s 63 be al 5I 48 Kopfibrerte e eye 56 48 | 46 41 Carapazlangen se Wesen: 910280 155155 210 190 Carapaxbreie on na... ie | S 133 (arapaxhoheB- 20 ee 88 79 79 73 Sternothaerus adansonii (Schweigg.). 1814 Emys adansonii Schweigger. Prodr.. p. 39. 2 Panzer, 1 Panzer mit Schädel und 1 Exemplar in Alkohol von Tora am Tsade. Leutnant Schulze-Koll, 1904. Die Panzer der drei jüngeren Tiere stimmen genau mit der Beschreibung Boulengers und der Abbildung Grays (Proc. Zool. Soc. 1864, pl. XXIII) überein. Der Panzer des größten Exemplars (6) ist sehr flach und vorn sehr stark verschmälert; die Kiele sind nicht besonders stark, wenn auch deutlich sichtbar. Panzermaße des größten und des kleinsten Exemplars: Größtes Exemplar: Panzerlànge 148mm, Breite am Hinterrand des dritten Marginale 75 mm, Breite am Hinterrand des achten Marginale 109 mm, Hóhe 44 mm. Kleinstes Exemplar: Panzerlinge 107 mm, Breite am Hinterrand des dritten Marginale 62 mm, Breite am Hinterrand des achten Marginale 86 mm, Hóhe 37 mm. Die Art war bisher von Kamerun noch nicht bekannt. Familie Trionychidae. Trionyx triunguis (Forsk.). 1775 Tsetudo triunguis Forskäl. Descript. Anim., p. 9. 1874 Trionyx aegyptiacus Reichenow. Arch. f. Naturg., Jahrg. 40, Bd. I, p. 298. *1897 Trionyx triunguis Sjóstedt. Bihang Till K. Sv. Vet.-Akad. Handl., Bd. 23, Afd.IV, Nr.2, p. 7. 1902 Trionyx triunguis Tornier. Zool. Jahrb., Syst. XV, p. 665. 2 Skelette und 2 getrocknete Exemplare aus dem Ossasee. Koll. Rohde, 1906. Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. 82 624 Sämtliche Exemplare sind durchaus typisch. Der Carapax des größten Exemplars mißt 550 mm Totallänge, der Schädel ist 153 mm lang und 82 mm breit, die Panzerlängen der übrigen Stücke betragen 270, 240 und 140 mm. Cyclanorbis senegalensis (Dum. u. Bibr.). 1885 Cryptopus senegalensis Dumeril u. Bibron. Erpétologie générale II, p. 504 (Senegal). 1 Panzer mit Schädel und 1 Pauzer vom Tsade. Leutnant Schulze-Koll., 1904. Bezüglich der Batrachier muß ich mich darauf beschränken, eine vorläufige Liste der Arten zu geben, da mir infolge einer bevorstehenden größeren Reise die Zeit und vor allem noch das nötige Vergleichsmaterial fehlt, ohne welches die Bearbeitung des zum Teil recht schwierigen Materials unmöglich ist. Von den Fröschen erwies sich ein Teil als für Kamerun neu. Für die Bestimmung der mir zweifelhaften Arten bin ich Herrn G. A. Boulenger in London zu großem Dank verpflichtet. Ordnung Anura. Rana mascareniensis D. u. B. 5 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rhode, 1908. Rana albolabris Hallow. Zahlreiche Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Chiromantis rufescens (Gthr.). an Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Phrynobatrachus plicatus (Gthr.). Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. [5]! Petropedetes newtoni Boc. Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. [27] Arthroleptis poecilonotus Ptrs. e Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Arthroleptis variabilis Mtschie. 4 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Rappia pusilla (Cope). 5 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Rappia tuberculata Mocq. 5 Exemplare von Jaunde. Rappia phantastica Bler. Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. [51] 625 Rappia platyceps Blgr. ID Exepmlare von Jaunde. Rappia steindachneri (Boc.). 1 Exemplar von Lolodorf. Rappia spec. Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. =» Megalixalus fornasini (Bianc.). Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. n. Hylambates rufus (Rehnw.). Zahlreiche Exemplare in mehreren Varietäten. Koll. Rohde, 1908. Hylambates brevirostris Werner. Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. e Nectophryne afra Buchh. u. Ptrs. 2 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bufo latifrons Blgr. Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. ImÓ Bufo funereus Blgr. 1 Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Bufo tuberosus Gthr. 2 Exemplare von Mukonjefarm bei Mundame. Koll. Rohde, 1906. Bufo superciliaris Blgr. l sehr großes Exemplar von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. Xenopus tropicalis (Gray).? Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. w Ordnung Apoda. Uraeotyphlus seraphini Dum. 2 Exemplare von Dibongo bei Edea. Koll. Rohde, 1908. 1) Gray hat 1864 (Ann. & Mag. Nat. Hist. XIV, p.915) die Larve des spüter von Buchholz und Peters Xenopus calearatus benannten Frosches unter dem Namen Silurana tropicalis beschrieben, aller- dings in der Meinung, einen zu den Siluriden gehörigen Fisch vor sich zu haben. Trotzdem verbleibt Gray die Priorität und Xenopus calearatus muß Xenopus tropicalis (Gray) genannt werden. 626 Poser c Tafelerklärung. Ancylodactylus spinicollis O Typ-Exemplar (Museum München). Diplodactylus weileri i) Typ-Exemplar (Museum Wiesbaden). Lygosoma rohdei 10 Typ-Exemplar (Museum München). Haftapparat der Schwanzspitze von Diplodaetylus palmatus. Chamaeleon camerunensis Ö (Museum Wiesbaden). L. Müller, Reptilien aus Kamerun. m 3 Y * ee ETTRTETEN EN Abh. d. II. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIV. Bd. III. Abt. oh "ad IN DER REIHE, DER DEENKBCHRUMEN D i usa Ban. 7 pU , MÜNCHEN 1907 Beer, i VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSOHAPTEN | N: KOMMISSION. DES G, FRANZ! SCHEN VERLAGS 0. ROTH). ABHANDLUNGEN 2 er Ka Aon DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN RON wu | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, | VIERUNDZWAN ZIGSTEN BANDES. ZWEITE ABTEILUNG. (0.75 0). f ee |. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER pue BAND, A d MÜNCHEN 1909. REO VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. » IN KOMMISSION DES G. FRANZ'SCHEN VERLAGS (J. ROTH). - di DIY MU i 1 : | AS ilk r ns. e der Samoa-Inschn. E 2 EMI v qs y (QUAM As ug VM MAN YN AN SE MIR