Een dad ACHRRE PT. .. 9.1310.€. 24. » Samen 7, g fr ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CGLASSE DER KONIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. DRITTER BAND. DIE ABHANDLUNGEN VON DEN JAHREN 1837 BIS 43 ENTHALTEND. MUNCHEN. AUF KOSTEN DER AKADEMIE. 1543 GEDRUCKT IN DER I. GEORG WEISS’SCHEN BUCHDRUCHEREI | je 30a 4 VAHOFLE ar i De re! E ara KATH TREE 1, 7 san Aa IE ee AHORN R RER yaa Mara on ER ES 7 See as Nutezunanoan ww were UAnao 7 ME 1) Darstellung der Temperaturverhältnisse an der Oberfläche der 2) 5) 4) 5) 6) D 8) Erde. Von Akademiker und Conseryator Dr. J. Lamont. Mit 8 h- thographirten Tafeln - - s i Ueber die Anwendung der imaginären Zählformen in der Geo- metrie. Von Franz Moth, k. k. Professor. Mit einer lithogra- phirten Tafel 2 . » - Ueber fossile Ueberreste von einem Affen und andern Säugpihieren aus Griechenland. Von Prof. Dr. Andr. Wagner. Mit ı litho- graphirten Tafel . s { . 2 : n Beschreibung einiger neuer Nager‘, welche auf! der Reise des Herrn Hofraths von Schubert gesammelt wurden. we Prof. Dr. Andreas Wagner. Mit 4-lithographirten. “Tafelk | yet £ Plantarum novarum vel minus cognitarum, quae' in ei bota- nico herbarioque regio servantur, fasciculus quartus. - Descripsit Dr. Jos. Ger. Zuccarini. Cum tabulis Japidi ineisis IX. Beobachtungen über den bei der Elektrolyse ‘des Wassers und dem Ausströmen der gewöhnlichen Elektricität sich entwickeln- den Geruch. Von C. F. Schönbein . 5 - B = . Beiträge zur Kenntniss der Gättung Erythroxylon. Von Aka- demiker C. Fr. Ph. von Martius. Mit 10 lithographirten Tafeln Vergleichende Darstellung des inneren Baues der Haare. Von Dr. M. Erdi. Mit 3 Stahlstichen Seite 85 151 173 10 255 281 413 >| e 4 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) Ueber die Absorption der Salze durch gesunde, mit unyerletz- ten Wurzeln versehene Pflanzen. Von Akademiker und Con- servator A. Vogel S x - - Untersuchungen über den Bau 2 Zähne bei ER Wirbelthie- ren, insbesondere bei den Nagern. Von Dr. M. Erdl. ' Mit 2 Stahlstichen 5 E b . Ueber die Darstellung a5 Bee FeZL Ehe Eigen- schaften und elementare Zusammensetzung. Von Dr, A. Vogel jun. Beschreibung des für die Feuerwacht auf dem St. Petersthurme in München ausgeführten Pyroskops, von Dr. C. Steinheil. Mit 9 lithographirten Tafeln Ueber die Natur des eigenthümlichen Gerne ar ee so- _ wohl am positiven Pole einer Säule während der Wasserelek- trolyse, wie auch beim Ausströmen der gewöhnlichen Elektri- cität aus Spitzen entwickelt. Von Prof. Schöndein in Basel Auseinandersetzung der specifischen Differenzen, durch welche sich die Hyaena brunnea von der Hyaena striata und crocuta in der Beschaffenheit des Schädels und Gehigges unterscheidet. Von Prof. Dr. A. Wagner ‚| { Ber? PER Bestimmung der Horizontal. Intensität des "Erdmagnetismus nach absolutem Maasse. Von dem Akademiker und Conseryator Zamoni Resultate der magnetischen Beobachtungen in München während. der dreijährigen Periode 1840, 1841, 1842. Von J. Lamont Ueber quantitative Aunlyer durch chemische Beobachtungen. : Von Dr. ©. Steinheil um I Tax, Plantarum, quas in Japonia collegit Dr. Ph. Fr. de Siebold ge- nera nova, notis characteristicis delineationibusque illustrata pro- ponunt Dr. Ph. Fr. de Siebold et Dr. J. @.. Zuccarini. Fasci- eulus primus. Cum tab. lapidi incisis V. 3 R ” D B Beiträge zur Morphologie der Coniferen, Von Dr. J. @. Zucca- rini. Mit 5 lithographirten Tafeln’ - ’ Seite 455 587 007 619° 6071 689 'TUr 751 ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. DRITTER BAND. MÜNCHEN. AUF KOSTEN DER AKADEMIE. 1840. GEDNUCKT IN DER MICH, LINDAUERSCHEN HOFBUCHDRUCKEREI. KRERH u aaayahler au ” “ir .- X BERUHT Ne1T SO TOHRR TBRR j ah a au Ei äl: in-11Dan D Rs DE En ik 2 a „ o u; Ir Kine. HOLOIOR Be ir Be nA eh and 47 - Br = ' vn SHE: ° N ' ir z y Yr “ D 115 7.7 Er BETZ reset 19 15r* ? ' Be ABHANDLUNGEN DER ‚MATHEMATISCH - PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BANEINSOBEN ACADEMIE vER WISSENSCHAFTEN. DRITTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG DIE ABHANDLUNGEN VON DEN JAHREN 1837 »ıs 1840 ENTHALTEND, } 1; marine = r ‘ nat me seat ak J BESFEnE aörapE Darstellung der Temperaturverhältnisse an der Oberfläche der Erde von dem Akademiker und Conseryator Dr. J. Lamont. Abhandlungen der IT.CI. d. Ak. d. Wiss. II. Th. Abth. I. 1 Art) 4 N (op) Au - Ey [9] Sy de & 11% 2j- 3 oma! Darstellung der Temperaturverhältnisse an der Oberfläche der Erde; von J. Lamont. $s % Einleitung. Die Temperatur der freien Luft an der Oberfläche der Erde hat eine ausgedehnte und mannigfaltige Wirksamkeit. Jeder Fort- schritt im Wachsthume der Pflunzen erfordert eine gewisse Quan- tität Wärme und nur bis an gewisse Grenzen verträgt das Pflanzenleben die Veränderungen der Temperatur. Das Leben der Tiere ist theils durch ihre Nahrung, welche vom Pflanzen- reiche mittelbar oder unmittelbar äbhängt, theils durch ihren Körperbau ebenfalls an Temperaturverhältnisse geknüpft, und wo die nöthige Wärme fehlt, da ist auch der möglichen Ausbreitung der Thiergattungen eine Grenze gezogen. Am Männigfachsten of- 1* 4 fenbart sich beim Menschen der Einfluss der Temperatur. Seine Lebensweise, Gewohnheiten und Sitten, Lebensbedürfnisse und Mittel zu ihrer Herbeischaffung hängen mehr oder minder genau mit den Temperaturverhältnissen zusammen. In wie ferne man hoffen dürfe, einen Zusammenhang der Tem- peratur mit diesen Wirkungen so genau von sonstigen Einflüssen getrennt nachzuweisen, dass zwischen ihnen ein bestimmtes Ver- hältniss der Abhängigkeit hergestellt werden könne, darüber lässt die Unvollkommenheit der wenigen bisher angestellten Versuche keine vorläufige Entscheidung geben: jedenfalls ist die Wichtig- keit und Zweckmässigkeit der Untersuchung nicht in Abrede zu stellen. Eine Bedingung, von welcher vorzugsweise der Erfolg der Untersuchung abhängen wird, ist die richtige Darstellung der Tem- peratur selbst durch einen mathematischen Ausdruck. Man hat bisher als Ausdruck der Luftwärme überhaupt, oder der climatischen Temperatur eines Ortes die mittlere Temperatur des Jahres angenommen, obwohl man nicht verkennen konnte, wie ungeeignet das arithmetische Mittel der nach so verschiedenem Gesetze eintretenden Thermometergrade überhaupt sey, um den Wärmestand auszudrücken. Orte von sehr verschiedenen Temperaturverhältnissen: geben dasselbe arithmetische Mittel, indem die Grösse und die Folge der Veränderungen gänzlich verschwindet. Ein besonders nachtheiliger Umstand ist, dass hohe und tiefe Temperaturgrade im arithmeti- schen Mittel zu einer gemässigten Wärme sich ‘verschmelzen, ‚wäh- rend in den wenigsten Fällen die Wirkungen ‘in gleicher Weise zu einer mittlern. Wirkung sich vereinigen: Ist, das’ Leben einer, Pflanze durch Kälte zerstört, so vermag die, darauf folgende Hitze 3 nicht, die Vegetation herzustellen, welche ..zu Stande gekommen wäre, hätte ununterbrochen eine mittlere Temperatur statt gefunden. Somit: bleibt es unmöglich, zwischen dem jährlichen arithmeti- schen Mittel der Luftwärme und ihren Wirkungen ein Verhältniss herzustellen. Diese Betrachtungen veranlassten mich, für die Temperatur der freien Luft andere Ausdrücke -zu suchen, welche von solchen Mängeln frei, und insbesondere geeignet seyn möchten, mit den Wirkungen der Temperatur als Zahlengrössen in Verbindung ge- bracht zu werden. Das Resultat dieses Versuches bildeı den In- halt folgender Abhandlung. Indem ich mir zur Aufgabe machte, die Temperatur so aus- zudrücken, wie sie den Wirkungen gegenüber gestellt werden sollte, musste ich -eine bestimmte Wirkungsweise voraussetzen. Zur Erläuterung der Ansicht, wornach ich bier verfahren bin, hebe ich beispielsweise voraus eine einzelne Wirkung der Wärme, die Expansion der Körper, hervor. Ein’ Körper dehnt sich aus bei zunehmender ‘und zieht sich zusammen bei abnehmender Temperatur, und zwar geht diese Wir- kung so vor sich, dass gleichen Aenderungen der Wärme auch gleiche Aenderungen des Volumens entsprechen. Indessen hat diese Progression ihre Grenzen und man gelangt bei immer wach- sender, wie bei immer fallender Temperatur auf einen Grad, bei welchem eine Aenderung in der Zusammensetzung des Körpers statt findet. Unmittelbar vor dieser Aenderung tritt auch ein ande- res Verhältuiss ‘der Ausdehnung ein, und die gleichmässige Aus- dehitung, die bis dahin sich zeigte, hört auf.“ So geht das Queck- silber bei gehöriger Hitze in Dampf über, bei hinreichend tiefer Temperatur erstarrt es zu einer festen Masse; das Volumen aber 6 dehnt sich unmittelbar vor diesen Uebergängen nach einem eigen- thümlichen Gesetze aus. Um die Wirkung der Wärme auf das Volumen des Quecksilbers zu bestimmen, haben wir also zu un- tersuchen: 1) welche Zunahme des Volumens einer bestimmten Wärmezu- nahme (etwa der Zunahme von 1°) entspricht; 2) bei welchen Grenzen eine veränderte Form eintritt; 3) nach welchen Gesetzen die Ausdehnung sich richtet, wenn die Temperatur diesen Grenzen nahe kommt. Die letztere Untersuchung ist nicht nur höchst schwierig, son- dern findet auch weniger Anwendung als die beiden zuerst. er- wähnten Bestimmungen. Was hier von der Ausdehnung gesagt wird, welche die Wärme hervorbringt, kann als allgemeiner Typus für die meisten zur ma- thematischen Behandlung geeigneten Wirkungen der Temperatur gel- ten. Eine Pflanze gedeiht schneller, wenn sie einer höhern, als wenn sie einer niedern Temperatur ausgesetzt wird, und zwar kann man, so weit die bisherige Erfahrung reicht, unbedenklich annehmen, dass die Temperaturerhöhung mit der Beschleunigung des Wachs- thums in geradem. Verhältnisse stehe. Indessen findet diess nur zwischen gewissen Grenzen statt, denn immer lässt sich ein Wärme- und ein Kältegrad angeben, die beide den Pflanzenorganismus zerstören. Beim animalischen Leben möchte die Förderung durch wachsende Temperatur wohl nur in seltenen Fällen sicher verfolgt werden können, immer aber sind. die Grenzen bestimmbar, welche die Temperatur nicht überschreiten darf, ohne dem animalischen Leben schädlich zu werden. 7 Ich führe diese Betrachtungen, die auf viele Wirkungen der Wärme ausgedehnt werden könnten, nur beispielsweise an, um nachzuweisen, welche. Form die Lehre der Lufttemperatur im Freien erhalten müsse, wenn sie mit ihren Wirkungen in ein ma- thematisches Verhältniss gestellt werden soll. Da alle Wirkungen der Temperatur nur zwischen gewissen Grenzen einem und demselben Gesetze folgen, so wird es noth- wendig seyn, die Grenzen der Lufiwärme an jedem Orte und zwar nicht blos für die Periode eines Jahres, sondern für jeden beliebigen Zeitraum zu kennen. Findet eine veränderliche Luftwärme während eines gegebe- nen Zeitraumes statt, und sind die Veränderungen nicht so gross, dass die Temperatur den Grenzen nahe käme, wo eine zerstörende Wirkung oder ein neues Gesetz einträte, so wird der Erfolg der- selbe seyn, als wenn eine constante Wärme, welche dem arithme- tischen Mittel der veränderlichen Wärme gleich wäre, denselben Zeitraum hindurch gedauert hätte, d. h. für diesen Fall steht die mittlere Temperatur des Zeitraumes mit der hervorgebrachten Wir- kung in einfachem Verhältnisse. Es wird demnach von der Theo- rie gefordert werden können, dass sie die mittlere Temperatur eines gegebenen Zieitraumes finden lehre. Es ist aber auch möglich, dass die Temperatur gegeben sey und die Zeit gesucht werde, wie lange diese "Temperatur statt finde. Auch für diesen Fall muss die Theorie die entsprechenden Angaben liefern. Man sieht, dass bei jeder Bestimmung zwei Elemente vorkom- men, Zeit und T’hermometerhöhe, indessen wird man in sehr vielen Fällen, und namentlich wo es um eine Classification des Clima oder der Wirkungen der Temperatur sich handelt, ein Element beseiti- 8 gen können, indem man demselben nach Umständen einen unverän- derlichen oder einen unbestimmten Werth beilegt. Dem bisherigen Verfahren zufolge würde man geneigt seyn, die Classification nach der Thermometerhöhe vorzunehmen, ich werde aber bei einer künf- tigen Gelegenheit zeigen, dass hier die Zeit noch bequemer ein- geführt werden könne. $.. 2. Was die Bestimmung der Temperatur so schwierig macht, ist der beständige Wechsel, dem sie unterliegt: jeder Tag des Jahres und jede Stunde des Tages führt eine Aenderung herbei. Ueber- diess zeigt jeder Ort seine entschiedenen Bigenthümlichkeiten, so dass es kaum zwei Orte giebt, welche dieselbe 'Temperatur- folge hätten. Wäre für einen einzelnen ‚Ort die Temperatur auszudrücken, so würde es am Geeignetsten seyn, aus der Beobachtung eine In- terpellationsformel zu berechnen, welche, da es sich um eine perio- dische Grösse handelt, aus Sinussen und Cosinussen der veränder- lichen Grösse (der Zeit) zusammengesetzt seyn müsste. Soll da- gegen eine allgemeine Bestimmung erlangt werden, so muss man von den wirkenden Ursachen ausgehend auf theoretischem Wege einen Ausdruck gewinnen, der als allgemeiner Typus der Tempe- ratur gelten kann. Alsdann sind diejenigen Modificationen anzu- geben, welche den allgemeinen Typus zum Ausdrucke der Tem- peratur jedes einzelnen Ortes machen. Die wirkende Ursache bei der Temperatur der Luft ist die Somne: sie bedingt die tägliche und jährliche Periode des Ther- momelerganges. Ohne die veränderte Stellung der Sonne würde die Temperatur immerwährend constant bleiben: hierin liegt der Grund, dass für alle Orte, bei denen die Veränderungen der Son- a 9 nensiellung gleich sind, auch die Aenderungen der Temperatur nach demselben Gesetze auf einunder folgen: nur die Grösse der Aenderungen wird nach der Localität verschieden seyn. Auf das Letztere beziehen sich demnach die Modificationen, wodurch der allgemeine Typus für einzelne Orte anwendbar gemacht wird. Bei Bestimmung dieses allgemeinen Typus ist man in die Nothwendigkeit versetzt, die Constanten aus der Erfahrung abzu- leiten, während vermöge des bedeutenden Einflusses der Localität die unmittelbare Beobachtung niemals den allgemeinen Typus dar- stellen kaun. ‘Ich habe hier die Betrachtung eingeführt, dass die Localität namentlich die Höhe über die Meeresfläche, die Abdachung, die Nähe grosser Gebirge oder Gewässer u. s. w. der Kugelgestalt der Erde gegenüber als Zufälliges zu rechnen sind, mithin, gleich den Beobachtungsfehlern astronomischer Messungen, aus dem arith- metischen Mittel einer langen Reihe von Bestimmungen nothwendig verschwinden werden. Diesem Grundsatze zufolge wird der all- gemeine Typus der Temperatur für irgend einen Breitenkreis der Erde hervorgehen, wenn man eine hinreichende Zahl von Beob- achtungen, die unter demselben an verschiedenen Orten gemacht sind, zusammensetzt. $. 3. Täglicher Gang der Wärme. So wie die Sonne sich über den Horizont erhebt, so dringen ihre erwärmenden Strahlen durch die Atmosphäre der Erde und gelangen bis zur Oberfläche des Bodens. Die Wärme, die an der Oberfläche erregt wird, geht theils in die Luft über, theils dringt sie in das Innere vor: dieser letztere Theil erhöht nach und nach die Temperatur der Erdkruste, der Abhandlungen derII. Cl. d. Ak.d. Wiss II. Th. Abth. I. 2 10 erstere Theil dagegen pflanzt sich in der Atmosphäre nach Oben fort und geht zuletzt in den Weltraum über. Betrachten wir nun vorerst die Luftwärme, so erkennen wir zweierlei Art, in welcher sie von den Sonnenstrahlen erhöht wird: erstens theilen die Strahlen, während sie durch die Luft gehen, derselben unmittelbar Wärme mit, und erhöhen die Temperatur in der Zeiteinheit (als welche die Stunde uns gelten soll) um eine Grösse, die ich .. a.. nennen werde: zweitens kommt der Luft von der an der Erdoberfläche erregten Wärme ein Theil zu: und zwar lässt sich dieser Theil den bekannten Gesetzen der Wärme -Mit- theiluug gemäss durch h(w'—v) für die Zeiteinheit ausdrücken, wenn man mit ..v’.. die Wärme der Oberfläche und mit ..v.. die Luftwärme bezeichnet. Andererseits verliert die Luft einen Theil ihrer Wärme durch den Strom, der unaufhörlich nach Oben geht; diesen Verlust be- zeichne ich mit ...f. Hiernach wird für die Bewegung der Luftwärme folgende Differentialgleichung gelten: dv Er u En oe ur I. Die Wärme, welche durch die Sonnenstrahlen an der Erd- oberfläche erregt wird, steht mit ihrer Menge, folglich dem Cosinus der Zenithdistanz .. z... der Sonne in geradem Verhältnisse und kann durch b.cosz ausgedrückt werden. Nennen wir die Wärmequantität, welche in das Innere strömt ..g.., so haben wir für v’ die Gleichung dv’ u Frwesz— het ng en ze 11 Streng genommen hängen auch die Grössen f und g von v und v, ab: indessen habe ich hierauf nicht Rücksicht genommen, weil die Beobachtung zeigt, dass diese Abhängigkeit in dem täglichen Gange der Wärme keinen erheblichen Einfluss ausübt, Die Gleichungen I. und I. geben dv + dv’ za+be —f— Tr cos zZ g Ersetzen wir ..cosz.. durch ..sin 9 sinö + cos cosö cosmt.., wo 9 die geographische Breite, ö die Declination der Sonne und mt der Stundenwinkel ist, folglich die Zeit t vom wahren Mittage an gerechnet werden muss, so erhalten wir durch Integration v+v=C+@-f—-g-+bsinpsinö)tr bcospcosd .., nt m Vermöge dieser Gleichung wird das Integral von IT: v=l’e”" „eesiezhengen Dun Ch +3 (a—f—gt+b sing sind) t FE * (hsinmt— m cosmt).... II. Hiernach hat man: v=C-Ce*- ala—f+g—b sinpsind)—Ch, x (a—f—g+bsinpsinö)t 2h LEEDS PEBETE LE sin mt+ ea cosmt) . .. IV. nm 4h?+m? 4h?-+m? Man möchte vielleicht Anfangs geneigt seyn zu glauben, dass durch Beibehaltung der Coefficienten der Zeit in der vorhergehen- den Form die Abhängigkeit derselben von @ und ö, d. h. von der geographischen Breite und von der Jahreszeit ermittelt werden könnte. Es ist jedoch auf diesem Wege kein Vortheil zu erzie- 2% 12 len, weil auch die übrigen Grössen a, b, f, g, h, ebenfalls von 9 und ö, und zwar nach einem theoretisch nicht zu ermittelnden Ge- setze abhängen. Desshalb wird es am Geeignetsten seyn, sämnt- lichen Coefficienten die einfachste Gestalt zu geben und aus den durch Beobachtung bestimmten Werthen derselben ihre Abhängigkeit von der geographischen Breite und der Jahreszeit zu untersuchen. Als einfachste Gestalt der obigen Gleichungen kann man fol- gende annehmen: v=l+pt+ges(@m+re ...WV v=!/+pt+rges(m+re) ... VI wobei vorausgesetzt wird, dass die Exponentialgrössen in Reihen aufgelöst worden, mit Vernachlässigung der höhern Potenzen von h. Die erstere Gleichung stellt den Gang der Luftwärme vor, so lange die Sonne über dem Horizont sich befindet. Ist die Sonne untergegangen, so tritt ein neues Verhältniss ein: die vorhandene Wärme vertheilt sich und die Temperatur kehrt während der Nacht (wenn man ausschliesslich die 24 stündige Periode betrachtet) zu demjenigen Stande zurück, vom welchem sie am Morgen des vor- hergehenden Tages ausgegangen war. Das nächtliche Sinken des Thermometers theoretisch zu untersuchen würde überflüssig seyn, da es dem bekannten Gesetze des Erkaltens zufolge durch eine einfache Exponentialfunction der Zeit ausgedrückt wird. Und selbst anstatt dieser Form darf, wie die genauere Prüfung der Umstände und der beobachtete Erfolg nachweisen, das Verhält- niss eines gleichförmigen Sinkens (die erste Stunde nach Sonnen- untergang ausgenommen) eingeführt werden. Wir hätten nun die Coefficienten der täglichen Periode zu un- tersuchen und wollen desshalb zuerst die Ergebnisse der Beob- achtung zusammenstellen. 13 $. 4. Täglicher Gang der Wärme nach der Beobachtung. Mit dem Aufgang der Sonne fängt das Thermometer zu stei- gen an: in den ersten Nachmittagsstunden erreicht es seinen höch- sten Stand und sinkt wieder bis zum folgenden Morgen. Demnach muss nothwendiger Weise der niedrigste Stand zur Zeit des Son- nenaufgangs eintreten, und wenn bisweilen Abweichungen von die- sem Gesetze sind beobachtet worden, so kann der Grund davon nur in zufälligen Veranlassungen oder in örtlichen Verhältnissen gesucht werden. Die Grösse, um welche das Thermometer sieigt von Sonnen- aufgang bis zur Zeit des Maximums ist für alle Orte und alle Jah- reszeiten verschieden. Folgende Grössen sind an der hiesigen Sternwarte beobachtet worden. 14 Unterschied zwischen dem Maximum und Minimum der Tages- Temperatur, beobachtet un der k. Sternwarte bei München. Jahrgang 1833 1834 1855 1336 1837 Ich habe gefunden, dass diese Unterschiede nahezu der Ta- geslänge proportional angenommen werden dürfen; denn wenn man die Mittel für die einzelnen Monate durch die Tageslänge (in Stun- den) dividirt, so ergeben sich folgende Quotienten: 15 ‚ Unterschied des täglichen grössten und kleinsten T’hermometer- standes durch die Tageslänge dividirt. Jan. 0,31 Fehr. 0,41 März 0,45 Apr. 0,43 Mai 0,47 Juni 0,48 Juli 0,49 Aug. 0,44 Sept. 0,51 Oct. 0,51 Nov. 0,34 Dec. 0,22 Ich habe oben die einzelnen Jahrgänge angeführt, um die be- deutenden Abweichungen hervorzuheben, welche an verschiedenen Jahren sind beobachtet worden: in der That geht der Kinfluss zu- fälliger Störungen bisweilen über die Hälfte des gesuchten Betrages. Berücksichtigt man diesen Umstand, so wird die Uebereinstim- mung der obigen Quotienten genügend zum Beweise dienen, dass die Hypothese, die ich angenommen habe, sich wenig von der Wahrheit entfernt. Folgende analoge Angaben, die in Centesimalgraden ausge- drückt sind, werden das Gesagte bestätigen: 16 Monate | Palermo | Padua i Brüssel | London |Jemteland Vergleicht man mit einander die Quotienten, welche für Orte von verschiedener Breite gefunden werden, so lässt sich kein Zu- sammenhang mit der Breite nachweisen: die Differenzen scheinen ausschliessend örtlich zu seyn, und ich werde desshalb den früher entwickelten Grundsätzen zufolge das Oertliche dadurch zu elimi- niren suchen, dass ich das arithmetische Mittel aus den Bestimmun- gen vieler Orte berechne. Dabei lege ich den Bestimmungen der einzelnen Monate nicht gleichen Werth bei, sondern nehme an, dass die Sicherheit der Bestimmung in demselben Verhältnisse, wie die Tageslänge zunehmen. Dieses Verfahren ist für die Be- rechnung sehr bequem, weil man nur die zwölf Extrem -Unter- schiede, welche den zwölf Monaten entsprechen, zusammen zu ad- diren und durch die Summe der Tageslängen zu dividiren hat, um den Mittelwerth für das ganze Jahr zu finden. Folgende Zusam- menstellung enthält solche Summen, wie sie aus den Beobachtungen verschiedener Orte abgeleitet worden sind. Sämmtliche Angaben sind nach Centresimalgraden ausgedrückt. 17 Colombo . . 225 Trincomalee . 39,4 Caleutta ... 44,5 Peissenberg . 51,5 Moscau . .:55,7 Rom .-. . 57,1 Enontekis . 58,9 St. Bernhard 68,7 Jemteland . 69,1 Padua . . . 714 München . . 79,9 Palermo . . 82,2 Avignon . . 823,8 Paris ... 89,8 Gef ....901 London . . 94,1 Cohbe Rn | TE = | Couca ... 98,6 Seringapatam 185,2 Aus diesen Angaben, welche den grossen Einfluss der Loca- lität auffallend nachweisen, habe ich als Mittelwerth berechnet, dass man den Unterschied der höchsten und niedrigsten Temperatur er- halte, wenn man die Tageslänge (in Stunden ausgedrückt) mit 0°,41 (Reaumur) multiplieirt. So verschieden die tägliche Erhebung des Thermometers ist, so verschieden würde höchst wahrscheinlich auch die Zeit seyn, wo es seine grösste Höhe erreicht: indessen besitzen wir über diesen Punkt sehr wenige Bestimmungen. Im Allgemeinen scheint es, dass etwa zwei Stunden nach der Culmination der Sonne das Abhandlungen d. Cl. d. Ak. d. Wiss, II. Th. Abth.I. 3 18 ” Maximum der Wärme eintritt. Ich werde auf diese Bestimmung indessen wenig Gewicht legen, weil die Zwecke der Temperatur- Berechnung, die ich. jetzt vornehme, nicht so fast auf die Zeit des Eintrittes als auf die Dauer eines -Wärmegrades sich beziehen: auf die letztere Bestimmung hat aber eine geringe Verrückung des Culminationspunctes wenig Einfluss. Nach der Culmination fängt das Thermometer zu sinken an und erreicht im Augenblicke des Sonnenunterganges einen Stand, welcher, der gewöhnlichen Annahme zufolge, das arithmetische Mit- tel seyn sollte zwischen der grössten und kleinsten Wärme des Tages. In der That weicht die Hypothese nicht weit von der Wahrheit ab: die Abweichungen zeigen aber einen zu regelmässi- gen Gang, als dass sie für zufällig gehalten werden dürften. Grösse, welche zur Temperatur bei Sonnenuntergang hinzuzufügen wäre, um diese dem Mittel aus der grössten und kleinsten Temperatur des Tages gleich zu machen. Padua Leith München 1836 1837 o 0 0 o Jan. — 0,9- — 0,6 — 0,5 — 0,4 Fehr. — 0,9 | — 0,4 — 0,5 März — 12 — 0,9 = 05 — 0,8 April — 12 — 12 — 0,5 — 1,0 Mai 052 — 0,6 — 0,9 — 0,2 Juni + 0,3 + 1,0 + 0,2 — 01 Juli + 0,5 — 0,3 — 0,4 — Aug. — 0,2 — 0,5 — 0,4 — 0,7 Sept. — 0,6 — 0,7 — 0,6 — 0,8 Oct. — 0,6 Dart 8 Nov. — 0,4 — 04 — 06 — 0,2 Dee. . — 0,7 — 0,2 — 0,1 — 0,6 19 Nach Sonnenuntergang sinkt das Thermometer ununterbrochen bis zum folgenden Morgen: der Betrag des nächtlichen Sinkens würde also, wenn die eben vorhin erwähnte Hypothese für die Abendtemperatur gültig wäre, der Hälfte des Unterschiedes zwi- “schen den täglichen -Extremen gleich seyn. Das nächtliche Sinken des Thermometers hat seinen Grund darin, dass die während des Tages’ angesammelte Wärme sich wieder vertheilt, und zwar, wie die Beobachtung ergeben hat, ziemlich gleichförmig.: Die nächtliche Bewegung des Thermometers folgt demnach einem ganz andern Gesetze als die tägliche Bewe- gung: der Uebergang von dem einen Gesetze zum andern würde bei Sonnenuntergang plötzlich geschehen, wenn Ursache und Wir-. kung gleichzeitig einträten: Die Erfahrung zeigt indessen, dass die volle Wirkung immer etwas später erfolgt, und demnach etwa eine Stunde nachden die erwärmende Kraft der Sonne aufgehört hat, das gleichförmige Sinken des Thermometers sich einstellt. $. 9. Bestimmung der Constanten der täglichen Periode aus der Beobachtung. Was nun hier als Resultat der Erfahrung dargestellt ist, werde ich zur Bestimmung der Constanten in der Gleichung V. anwenden. Es sey a das Mittel zwischen der grössten und kleinsten Tem- peratur des Tages, so kann man die grösste Temperatur durch a+3kr die kleinste Temperatur durch m“— 3 kr vorstellen, wo 7 die halbe Tageslänge und 5 k eine Constante be- 3* 20 deutet, für welche wir in dem vorhergehenden $.4 den Werth 0%,41 gefunden haben. Die Temperatur bei Sonnenuntergang kann man mit u+e bezeichnen, wo & immer eine kleine Grösse ist. Unsere Formel giebt für die hier bemerkten Zeiten die ent- sprechende Temperatur, wenn man für t die Werthe $ (Zeit des Maximums) — 7 (für Sonnenaufgang) und + 7 (für Sonnenunter- gang) substituirt. Hieraus entstehen die Gleichungen: I+p93+goswI+J)=urzkr... WM Il—pr+gcs(m —)=u—zKkr... (2) I+pr+gcesm+tg)=ure A Ueberdiess gilt für die Zeit des Maximums die Gleichung p— gusun(mI+g9)=o ... Die Gleichungen (2) und (3) geben I+gesmreose=u+3&—4ikr pr — qsnmsme=g&eH+4kr Die Gleichungen (1) und (4) geben mit Vernachlässigung der höhern Potenzen von $ und & I+g+3 PK _pe=ur+kkr qm Hieraus liessen sich sämmtliche Constanten unserer Gleichung V. ableiten mit Ausnahme der Grösse e, und diese werde ich in der Folge = o annehmen. Dadurch wird allerdings die Zeit des Maximums früher gestellt, als sie die Beobachtung wenigstens in unsern Gegenden giebt: übrigens rechtfertigt sich die Annahme 21 nicht blos durch die Betrachtung, die S. 17 berührt worden, sondern stimmt auch mit der Gleichung III. überein, wenn man be- denkt, dass die Wärme, welche an der Erdoberfläche erregt wird, nur langsam in die Luft übergeht, mithin h als eine kleine Grösse anzusehen ist, deren höhere Potenzen vernachlässiget werden dürfen. Unsern Formeln zufolge hängt die Zeit des Maximums von ‘der Länge des Tages ab, und zwar ergeben sich folgende Werthe: a Halbe Tagslänge. Zeit des Maximums. 1. Stunde 124 10° Mittags. 2. 12 22 3. 12 30 4. 12 38 9. 12 45 6. 12 50 7; 12 54 8. 12 97 9. 12 38 10. 12 39 11. 1 0 Wir haben oben gesehen, dass sich die Grösse & bisweilen auf 1° erhebt, und eine unverkennbare Abhängigkeit von der Jah- reszeit kund giebt: da mir indessen nicht Data genug bekannt wa- ren, um in dieser Beziehung eine feste Norm aufzustellen und das Oertliche vom Allgemeinen zu trennen, so hielt ich für geeigneter, die ganze Grösse zu den Localgleichungen zu rechnen, mithin bei dem allgemeinen Typus der täglichen Oscillationen zu übergehen. Demnach erhält man 22 I a | >|“ 'r ı k cos mr — 4 ——— m sin m$ und folglich vanriklimı+® u) m sin m =u+tklt +7 — 3] cos rg) cos m$ — cos mr =Zu+zkF Den bisherigen Annahmen zufolge sinkt das Thermometer wäh- rend der Nacht um $ kr und zwar so, dass gleichen Zeiten glei- che Temperaturabnahme entspricht. Demnach wird für die Nacht wu zkr . 24 — 7 wo t von Sonnenuntergang zu rechnen ist. Auch dieser Ausdruck lässt sich unter die oben gebrauchte Form vzu+r:ikF bringen. Der Factor F hängt von der Tageslänge und der Zeit des Tages ab: mit diesen zwei Argumenten findet man in der Ta- fel, welche am Ende dieses. $. steht, die entsprechenden Werthe desselben. Wir haben in unserer Gleichung die Grösse « noch zu be- stimmen, welche der mittlern Temperatur des Tages sehr nahe kommt. Wird nämlich als mittlere Temperatur das arithmetische Mittel aus den 'T’hermometerständen der 24 Stunden genommen, und dieses mit M bezeichnet, so ergeben sich für # folgende Werthe: 23 Halbe Tageslänge Werthe von 1. Stunde M+rxk 0,9 mag M+4k. 14 5 M+3:k. 1,6 RER M+3%k1,5 EIER, M+-zkL1,1 6:77% M + + k.0,4 Mr M—+ k. 0,5 Br M—+k. 1,5 Be M — 4 k. 2,5 10. ,„ M— *k. 3,9 11.152 M— + k. 5,0 Die Ausdrücke, die ich bisher entwickelt habe, bezogen sich auf diejenige Luftschichte, welche der Erdoberfläche am nächsten steht: soll für eine entferntere Luftschichte der Gang der Tempe- ratur gefunden werden, so muss man berücksichtigen erstens, dass die Wärme eine gewisse Zeit braucht, um in die entfernteren Luft- schichten zu gelangen, zweitens dass sie auf ihrem Wege an Inten- sität verliert. Betrachtet man auf eine geringe Ausdehnung von der Ober- fläche der Erde an die Bewegung der Wärme als gleichförmig mit der Geschwindigkeit c fortschreitend und ist die Entfernung, in welcher die Temperatur gemessen wird = x, so muss in dem pe- riodischen Gliede cos mt, welches von der an der Erdoberfläche erregten Wärme herrührt, die Zeit t um X vermindert werden. In c dem Gliede pt bleibt dagegen t unverändert. Die Coefficienten p und q müssten der letztere wegen der Entfernung von der Erdoberfläche, der erstere wegen der Beschaf- 24 fenheit der höheren Luftschichten eine Verminderung erhalten: für geringe Höhen ist jedoch der Betrag nicht bedeutend und man kann immerhin bei gehöriger Bestimmung von k und t' den Gang der Wärme durch den Ausdruck Bu bi (cosmdt — t') — cosm #—1t'))] c0s m$ — cosm7 darstellen. Unsere Tafel für den Factor F wird auch hier die Be- rechnung erleichtern, denn sucht man F mit dem Argument t — # auf, so ist v=u+ik[ti—r+ vzwa+3kt+z;kE. 25 Tafel für den, Factor F. Halbe Tageslänge, in Stunden -3,0|-4,0)— 5,01 6,01 — 7,01 8,01 - 9,0|-10,0| 41,0 11—1,1[—2,2]—3,3|-4,5|— 5,71— 7,0] — 8,4] - 10,0| -12,0)- 15,01 _22,0 2,6—4,0)-5,5|— 7,1] 9,01 —11,2|-14,0| —- 18,0] - 16,5] 45,7 4|—1,41-2,81—4,3] 6,01 _ 7,8] 10,0 4,6|-6,51— 8,5] 11,0 9—0,7)—1,41—2,0|—2,5|— 2,8|— 3,0 10—0,8[—1,6| 2,3] 3,0|— 3,51 4, 4,21 4,0— 3,0) 0,0|4-.0,6 11—0,9| 1,8] 2,6|-3,5[— 4,2[— 3,01 — 5,6]. 6,0|— 6,0|—- 5.0| o, 01—4,01— 5,01— 6,01 — 7,0|— 8,0|— 9,0|-10,0|—11,0 Abhandlungen d.11.C1. d. Ak. d. Wiss. II. Th. Abth.1. 4 26 S. 6. Berücksichtigung der Localität. Es ist in 8. 2 bemerkt worden, dass der Gang der Wärme (die Folge des Steigens und Fallens) durch örtliche Verhältnisse keine Unterbrechung oder Aenderung erleide, und dass der Ein- fluss der Localität darin bestehe, die Grösse des Steigens und Fal- lens zu modificiren. Allerdings giebt es auch Umgebungen, welche auf-den Gang der Wärme Einfluss haben, namentlich dürfte hieher die Nähe grosser Gewässer zu rechnen seyn, welche regelmässig mit der Tageszeit eintreffende Windströmungen hervorbringen und so einen eigenthümlichen Wärmestand bedingen. Es wäre möglich, wenn der Zweck der Untersuchung solches erforderte, auch für diese Störung Localgleichungen zu finden: ich werde dieses je- doch gegenwärtig unterlassen, und nur den Localeinfluss, welcher ' die Constanten modificirt, berücksichtigen. Der Unterschied der täglichen Temperaturextreme ändert sich, wie wir in $. 4 gesehen haben, nach der Lage des Ortes so be- trächtlich, dass er bei gleicher Tageslänge an einem Orte wohl zehenmal grösser seyn kann als an einem andern. Desshalb muss bei Anwendung der vorhergehenden Formeln die Grösse ...k.. für jeden Ort eigens bestimmt werden. Bekanntlich verbreitet sich in der Luft die Wärme hauptsäch- lich durch die Bewegung, welche eine Mischung der wärmeren und kälteren Theile hervorbringt. So wie nun die Luftbewegung in hohem Maasse von der Oertlichkeit, vorzugsweise von umge- benden Gebirgen oder Gewässern abhängt, so muss auch das Ther- momeier eine entsprechende Modification nachweisen. Wahrschein- lich wird hierin zum grossen Theile die Verschiedenheit der Wer- the von ..k.. bedingt seyn: ein unmittelbar damit zusammenhängender # 27 Einfluss ist das frühere oder spätere Eintreten: des Maximums der täglichen Wärme. Diesen Umstand können wir, wie am Ende des vorhergehenden $. gezeigt worden, dadurch berücksichtigen, dass wir zu der Zeit..t..in dem periodischen Gliede eine Constante hin- zufügen. Uebrigens werde ich in den spätern Untersuchungen auf die Zeit des Maximums, in so ferne sie von der Localität abhängt, keine weitere Rücksicht nehmen,. weil sie mit ‘der Dauer eines Temperaturgrades keinen Zusammenhang hat. Zur Beurtheilung der Uebereinstimmung unserer Formeln mit der Beobachtung füge ich hier ein Paar Vergleichungen bei. Täglicher Gang der Temperatur im Monat Julius nach den Beob- achtungen von Chiminello mit der Theorie verglichen. Stunde Fehler der Formel Stunde Fehler der Formel 125 Mitternacht 0.0 12: Mitag — 0,7 1 r + 0,2 1 a — 0,4 2 fe + 0,5 2 M — 01 3 Br + 0,7 3 FA + 0,2 4 Morgens ul 4 = +01 5 u + 0,4 3 y. + 0,5 6 A +01 6 ä + 0,2 7 h + 0,3 7 f + 0,1 8 . + 0,2 8 Abend — 1,0 I, 0,0 Drang — 0,9 10:0. — 0,6 10 r — 0,4 11 „ — 0,8 11 1 — 13 12 Mittag — 0,7 12 Mitternacht 0,0 4* 28 Hiebei ist kr = 9%,4 und 2 = 26%0 (Centesimalgrade) an- genommeh, (die Zeit des Maximums aber ungeändert gelassen worden. ı Als Fehler ‚der Formel sind hier diejenigen Grössen bezeich- net, welche zu den berechneten Werthen hinzugefügt die Beobach- tung, darstellen. Täglicher Gang der Wärme im Monat Junius beobachtet in Apen- rade von Neuber ‘und verglichen mit der Theorie. Tageszeit Fehler der Formel I. u. o Q 7 Morgens + 0,1 +25 9 a — 0,4 + 1,3 11 ”, — 10 —01 12 ah — 12 .,— 0,7 1 = —11 —10 3 6 +01 — 0,6 b) ” 4,8: 540,6 7 n + 2,0 +0,77 9 „> —02 —190 11 e- — 0,5 —'1,3 Hier ist in der mit I. bezeichneten Columne z = 15°,6 und k = 19,64 angenommen: unter der Columme II. stehen die Diffe- renzen, welche sich ergeben, wenn man die Zeit des Maximums um eine Stunde später annimmt, als sie nach der Tafel I. treffen würde, dann k = 1%,60 und «x + 4 kt. = 15°,6 setzt. Uebri- gens sind die Constanten nicht nach der Methode der kleinsten Quadrate gesucht worden: zum Theile dieser Umstand, zum Theile Localität und die Unsicherheit der beobachteten Werthe selbst machen die Uebereinstimmung wenig befriedigend. 29 'Es muss überhaupt nicht ausser Acht gelassen werden, dass die besten Beobachtungsreihen, die wir über den täglichen Gang der Wärme besitzen und namentlich jene von Padua, Leith und Apenrade weit entfernt sind, eine Norm darzubieten, an welche man die Theorie möglichst genau anzuschliessen sich bemühen sollte. Berücksichtigt man die mächtige Einwirkung zufälliger Ur- sachen, welche im Stande ist, in den monatlichen Mitteln verschie- dener Jahre Differenzen von zwei bis drei Graden (s. $. 4) her- vorzubringen, so wird man Beobachtungsreihen, die kaum mehr als ein Jahr umfassen, nur einen geringen Grad von Sicherheit zu- schreiben. Uebrigens sind die täglichen Oscillationen des Thermometers, so wie sie gewöhnlich keinen grossen Betrag erreichen, auch da, wo die Wirkung der Wärme auf Wachsthum und ökonomische Einrichtungen betrachtet wird, von minderer Bedeutung, und man wird selten ein irriges Resultat erhalten, wenn man einen Mittel- werth des täglichen Ganges annimmt: nur in südlichen Himmels- strichen, wo bei grosser Höhe über dem Meere die tägliche Be- wegung des Thermometers sehr beträchtlich wird, zeigt sich ein entsprechender Einfluss auf die Natur. SIR Jährlicher Gang der Wärme. Theoretischer Ausdruck des jährlichen Ganges der Wärme. Die Wärme, welche durch die auffallenden Sonnenstrahlen er- regt wird, theilt sich an der Erdoberfläche: ein Theil geht in die Luft über, ein Theil dringt in das Innere der Erde vor. Auf sol- che Weise gewinnt der Erdkörper selbst nach und nach eine 30 Wärmemenge, welche später an die Luft nach einem bestimmten Gesetze wieder abgegeben wird. In so ferne kann denn auch die Erde als eine Wärmequelle für die Atmosphäre betrachtet werden; in ihrer Wirkung unter- scheidet sie sich von der Sonne dadurch, dass ihre erwärmende Kraft nach den Jahreszeiten ungleich intensiv ihre Stellung gegen die Atmosphäre aber immer gleich ist, während bei der Sonne im Gegentheile die erwärmende Kraft sich gleich bleibt, die Lage aber sich ändert. Dass die mittlere Temperatur der Tage im Sommer grösser ist als im Winter, hat seinen Grund in der Wärme, welche die Erde der Atmosphäre mittheilt: denn die Luft selbst ist nicht im Stande, die Wärme anzuhäufen oder dauernd zu behalten: was sie bei Tage gewinnt, verliert sie schnell wieder, ‘wenn die Sonne verschwindet: würde demnach an der Oberfläche der Erde alle Wärme zurückgesendet, so gäbe es keine jährliche Periode in der mittlern Temperatur des Tages. Dieser Ansicht gemäss haben wir also die Gesetze zu bestim- men, nach welchen im Laufe des Jahres die Erde ihre Wärme von der Sonne erhält und wieder abgiebt. Der Ausdruck für v’ S. 11 von t=— rbist=+ 7 integrirt, giebt die Wärme, welche während eines Tages in das Innere der Erde eindringt: ich werde jedoch anstatt der Rechnung so durchzuführen und durch spätere Vernach- lässigung den erhaltenen Ausdruck zu vereinfachen, so wie er vereinfacht werden müsste, um mit der Beobachtung verglichen zu werden, gleich Anfangs von einer Hypothese ausgehen, die zu einem einfachen Resultate führt. Sie besteht in Folgendem: 1) Das Verhältniss der an der Erdoberfläche erregten Wärme zu dem Theile, der in die Erde eindringt, ist constant; 31 oder ‘vonder erregten Wärme wird ein bestimmter aliquoter Theil in die Erde aufgenommen; 2) Von der in der Erde enthaltenen Wärme dringt unausgesetzt ein Strom durch die Oberfläche heraus, der in einem con- stanten Verhältnisse zu der inneren Wärme steht; oder von der in der Erde ‘befindlichen Wärme geht ein bestimmter aliquoter Theil in die Luft über. Man sieht, dass beide Sätze nur eine naturgemässe Modifica- tion der Leitungsfähigkeit des Bodens aussprechen. Nach dem ersten Satze haben wir: dv’ Fi =ybeosz wo y eine Constante ist, die übrigen Bezeichnungen aber von $. 3 entlehnt sind. Das Integral auf die ganze Tageslänge ausge- dehnt, wäre 2 yb(sinpsinör-+ cos @ cos ö sin m *) m Dieses Resultat mit der Gleichung IV. $. 3 zusammengehalten stimmt vollkommen mit dem überein, was früher in Beziehung auf h bemerkt worden ist. Während der Boden in diesem Maasse Wärme erhält, strömt ein aliquoter Theil ...p W... der inneren Wärme W in die Luft über. Hiernach ergiebt sich für W folgende Gleichung: Au = yb (sin 9 sin ör + cos cos Ö sr) — pW m Um die Integration auszuführen, ist es nothwendig, 7 und Ö 32 durch Funetionen der Zeit t auszudrücken. Führen wir vorerst die gerade Aufsteigung der :Sonne @ ein, so ist >» © | csn=—tgpatgdö=—tgptgesina wo o die Schiefe der Ecliptik bedeutet. Daraus hat man nr=zir +ttigpigesinatztg D keriw-Bin un ferner sinm=V1-—- co®m=1 — zig? pig?osinda+ Fig’ ptgtosinte . .; daher wird ' sinpsindö.mr-+ cospcosösnmr = =cospcos?3o(1- 1g?30c082a) (Aot Aısina+A2cos2a+A,cosde+...) wobei der Kürze wegen gesetzt worden Ao=1 + 41g? pigto+2 = 19 2 ige ea rear... A,=zrtgptigo A=—- Hp po 32.80 tg ptgo—.... 6. A=7, tg! ptg!w — 06 32. me ptg'o. Zur leichteren Uebersicht habe ich folgende Tabelle berechnet 33 9 Av A, 1. bug As 0 + 0,000 -+0,000 0,000 ++ 0,000 10 +1001. +0120 — 0,001 = 20 -+1006 + 0,248 + 0,006 _ 30 +1016 °+03933°.—0014 , — 40 +14,036 + 0,571 —0,037 + 0,001 50 .+1,080 . +0801 _— 0,082 + 0,003 60 +1191 +1080 —0198 + 0,011 65. +1316 , +1461 — 0,322 + 0,014 Setzt man die Länge der Sonne = A = nt + &, so ist a=ıA— sin?'Z © sin 2X, und nach der Substitution dieses Wer- thes erhält man das Integral der Gleichung W=Const. +22 c0s9 cos?}0 ı |; (Ao+ 3Aasin?3o)+ jr or ——— (1 318?30) (psinA—ncosA) — — zZ A,si?to 1 „(peosA+nsinA) + pt + 7: — — (2nsin2A+pcos2A) + in?= +4 Bein. as (sin (BA+459—ncos BAH159).. | Nachdem wir angenommen haben, dass während der Nacht die in der Luft selbst enthaltene Wärme schnell vergehe, so darf man voraussetzen, dass bis zum Aufgange der Sonne nichts weiter als der aus dem Boden hervorgehende Wärmestrom ..pW.. vorhanden ist. Das Mittel aus der grössten und kleinsten Temperatur des Tages #, wovon wir das Verhältniss zur mittlern Temperatur M oben festgesetzt haben, wird demnach seyn pW-+zkr Abhandlungen d. 11. Cl. d. Ak, d. Wiss. II. Th, Abth. T. b) 34 und substituirt man für W und 7 ihre Werthe durch A ausgedrückt, so erhält man eine Gleichung von der Form a=Bo+B;sinA+B’,cosA+B,sin2A-+B’2cos2A-+..., wo folgende Abkürzungen eingeführt worden Br cos p co? 3@(A, +3 A: si? 30)+r + Const. m Bı= by Aıp -a—zntg? Zot3psin?3o)cospcos’?Io+4ktgptgo m pr Bu 2by Aıp —LI (n—zntg?zo+zpsiz®)eospcos?zw m p-+n? B;=_2Pr"P._ A, c0osp cos?Z © m (p?+-n?) 1 mu 2b Mi 2byp I B,= nen nt) A2C0Sp co? @ Setzt man den grössten und kleinsten Werth der mittlern Tem- peratur = m‘ und m’, und die entsprechenden Werthe der Son- nenlänge = A’ und X‘, so/.ist o=B, cosA’ —B’,sinX'+2Bzcos2 X’ — 2 B’sin2X... o=B; c0sA” — B’, sind" 2 B2c0os2A’ — 2B’zsin2 X"... m’=B,+ BısinA’+B, cosA’+ Bzsin2A’+B’r,c0s2X‘.. n’=Bo+BısinA”+B’ı cosA”’+Bzsin2A’”’+B’z cos2 au. Diese Gleichungen werden zur Bestimmung der Coefficienten dienen. Die Grösse, die wir mit Bo bezeichnet haben, ist die: mittlere Temperatur des Jahres: man kann sie unter die Form atcfcosp 35 bringen, wo a und c Constanten sind, und f von der geographischen Breite abhängig ist. Die Werthe von f giebt folgende Tabelle. {n} f 0° 1,000 10 0,986 20 0,945 30 0,380 40 0,793 50 0,693 60 0,593 65 0,555 E 2 Ehe wir weiter in dieser Untersuchung gehen, wollen wir dasjenige zusammenstellen, was die Beobachtung über den jährli- chen Gang der Wärme und deren Abhängigkeit von der geogra- phischen Breite gelehrt hat. S. 8. Jährlicher Gang der Wärme nach der Beobachtung. In dem trefflichen Lehrbuche der Meteorologie von Kämtz ist durch eine ausgedehnte Induction nachgewiesen, dass man die mo- natlichen Mittel der Temperatur ausdrücken könne durch die Formel: Ta = T’+%(m” — m‘) sin (n+3) 30 +248°.54%) +75 (m’’— m‘) sin (n+3) 60+353°.46') wo Ta die mitilere Temperatur des Monats, dessen Ordnungszahl n ist, und T’ die mitilere Temperatur des Jahres bedeuten. Man sieht leicht ein, dass dieselbe Formel auch die mittlere Temperatur irgend eines Monatstages ausdrücken könne, wenn man anstatt n - 9* 36 deu gehörigen Werth in Brüchen des Monats ausgedrückt sub- stituirt. Eigentlich erstreckt sich diese Formel nur auf denjenigen Theil der Erde, welcher ausserhalb der Wendekreise liegt: inner- halb der Wendekreise und insbesondere in der Nähe des Aequa- tors zeigt fast jeder Ort einen abweichenden Temperaturgang. Der Hauptgrund dieser Verschiedenheit ist in dem Einflusse der Winde und des Regens zu suchen, die periodisch eintreffend eine bleibende Störung in dem Gange, der sonst nur durch die Stellung der Sonne bedingt wäre, hervorbringen. Ich werde nun, um die Abhängigkeit des Temperaturganges von der geographischen Breite zu untersuchen, den früher erwähn- ten Grundsätzen zufolge den Einfluss der Localität aus den Beob- achtungen dadurch zu eliminiren suchen, dass ich aus den Tempe- raturen vieler Orte von nahe gleicher Breite ein mittleres Resultat herstelle. Ich nehme zu diesem Behufe die in dem eben erwähn- ten Werke von Kämtz (I. Bd. pag. 89 sqq.) gegebene Zusam- menstellung, ordne die Ortschaften nach ihrer geographischen Breite und bilde folgende Gruppen: 37 Zahl der Orte ‚Grenzen der Breite mittlere Breite 5 5.38 _ 12 ı1 80 5 -123°25°— 19 12 15,5 5 19 30 — 27 57 23,2 3 28 15 — 30 24 29,4 5 3130 — 34 0 33,0 5 34 6 — 36 48 35,8 20 37- 5 — 42 56 40,8 20 43 2 — 47 23 45,6 40 47 30. — 54 12 50,7 10 54 17 —:57 30 55,8 10 59 0 — 60 42 59,9 6 62 30 — 66 12 64,0 3 66 30 — 74 45 0,1 Indessen zeigt sich auch nach solcher Zusammenstellung keine hinreichend regelmässige Zunahme der Temperatur mit der Breite ohne Zweifel, weil die einzelnen Gruppen zu wenige Beobachtun- gen, oder Ortschaften von wenig verschiedener Localität enthalten. Gleicht man. aber die Unregelmässigkeiten noch einigermassen da- durch aus, dass man das arithmetische Mittel von je zwei zunächst aufeinander folgenden Positionen nimmt, und interpolirt eine regel- mässige Reihe der Declinationen, so ergiebt sich folgende Zusam- menstellung , die in Centesimalgraden ausgedrückt ist: 38 S u m _ Pe = Di R3 2 5 FE ee 5 E.8 © e Et Ca h a a DE o o o o o o o o' o o o o o 10 -+24,5 +25,3 427,5 -+28,8 -+28,9 -+28,0 +28,8 427,0 427,2 427,0 -+26,2 -424,9 16 422,2 423,8 425,7 427,4 428,3 428,0 428,4 427,4 427,3 426,7 -+25,1 -+22,8 20 -20,0 21,7 +23,9 +26,1 427,9 +28,1 428,1 427,8 427,4 -+26,5 -+23,9 --20,7 25 --17,6 419,0 +21,6 423,8 +26,4 427,7 428,4 423,8 427,2 425,1 -+21,6 +17,9 30 414,9 -H15,0 -F15,5 420,9 424,3 426,4 427,8 427,8 425,8 422,5 -+18,3 +15,1 35 410,7 411,9 #148 417,1. 420,7 423,9 425,7 425,7 422,8 4191 14,6 12,3 40 +96 +45 + 7,9 +193,0 417,2 421,8 423,1 423,6 4190 414,3 + 87 45 — 13 +06 +40 + 88 14,6 18,4 420,2 419,7 416,0 +10,5 + 47 + 0,8 50— 2,8 — 12 +20 + 7,4 412,6 +16,2 418,0 417,4 413,8 + 83 498 — 1,0 35 — 48 — 38 — 08 + 48 +10,2 +14,6 416,3 +15,5 +11,6 + 61 40,5 — 32 —- 70-698 — 41 +18 +77 413,5 +15,4 4139 +97 +40 — 21 — 57 65 12,8 —11,6 — 998 — 33 + 3,8 +10,1 412,8 +10,8 + 67 + 01 — 7,6 —10,8 Jährliches Mittel 39 Betrachten wir nun zuerst die Reihenfolge der monatlichen o 10° Jan. — 0,3 * Febr. + 0,3 März + 1,7 Apr. + 20 Mai + 1,0 Juni — 0,8 Juli — 0,4 Aug. — 20 Sep. — 1,0 Oct. — 0,2 Nov. +01 Dee. — 0,3 Fehler der Formel 15° — 0,8 + 0,2 +14 + 1,6 + 1,0 0,7 20° — 1,2 + 0,2 250 — 07 + 0,2 +11 + 0,6 + 0,5 — 0,4 — 0,7 — 0,3 +03 + 0,9 +01 — A Mittel, so bestätiget sich bei höheren Breiten das Gesetz, welches von Kämtz angegeben wird, vollkommen; gegen den Aequator hin - stimmt es, wie der Verfasser selbst nachgewiesen hat, minder mit der Beobachtung überein. Es folgen hier die Grössen, welche zu den Resultaten der Formel (jedoch mit Weglassung des letzten Gliedes) hinzugefügt werden müssten, um die Beobachtung mit dem Kämtz’schen Ausdrucke übereinstimmend zu machen. 30° 2,00 — 0,5 + 0,9 +01 + 0,3 — 0,2 — 0,1 +05 + 0,6 + 0,5 — 0,5 — 11 Nimmt man die Summen der positiven und negativen Correc- tionen; so ergieht sich 40 Breite posit. Corr. 'negat. Corr. 20°. SEI ne 15 + 48 — 5,2 P 20 + 4,8 — 51 23 + 3,7 — 3,5 30 Au un, — 2,4 Das Maximum und Minimum der Correction trifft mit Anfang der Monate April und August überein: die Zwischenzeit beträgt nur 4 Monate, ein Beweis, dass die Wirkung dem Sonnenlaufe nicht zuzuschreiben ist, und dass der Einfluss der nassen Jahres- zeit jene Abweichung hauptsächlich erzeuge. Dasselbe folgt aus der weitern Betrachtung, dass innerhalb der Wendekreise die Sum- men der Correctionen constant sind. Hiernach dürfen wir für den Erdstrich innerhalb der Wendekreise folgende Correctionen der monatlichen mittlern Temperatur festsetzen: Correction. Cent. Reaum. o 0 Jan. - — 0,8 — 0,6 Febr. + 0,2 +02 März +14 1 April + 1,6 218 Mai + 1,0 + 0,8 Juni — 0,6 — 0,5 Juli — 0,8 — 0,6 Aug. — 15 — 11 Sept. — 0,6 — 0,5 Oct. +03 + 0,2 Nov. + 0,2 + 0,2 Dec. — 0,8 — 0,6 41 Das letzte Glied der Kämtz’schen Formel | Sm’ — mY)sin(a+%) 60°+3530469 wird im Maximum, wenn man nicht über 65° Breite hinausgeht, kaum über $ Grad (Reaum.) betragen: überdiess bringt man durch Einführung dieses Gliedes die Rechnung nicht merklich der Beob- achtung näher, | wie aus folgender Vergleichung ersichtlich seyn wird. Correction der Formel. Breite .60°. ohne das letzte Glied mit dem letzten Gliede . o Jan. + 0,3 0,0 Febr. + 0,2 — 0,5 März — 13 — 17 Apr. 0,9 — 0,6 Mai — 0,7 — 0,0 Juni + 0,6 + 190 Juli + 035 + 0,2 Aug. — 0,1 — 0,8 Sept. — 0,7 — 11 Oct. — 1,9 26 Nov. + 2,9 . + 3,6 Dec. — 0,4 -- 0,0 Aus diesem Grunde habe ich auch geglaubt, das letzte Glied vernachlässigen und als Resultat der Erfahrung annehmen zu dür- fen, dass die Temperatur der Monate durch Ta =T’+3 (m’— m‘) sin ((n+3) 30°-+ 24854’) ausgedrückt werde. Uebrigens glaube ich, dass um die Beobach- tung genauer darzustellen, nicht mehrere periodische Glieder ein- Abhandlungen der II.Cl. d. Ak. d. Wiss. IJ. Th. Abth]. 6 42 geführt, sondern für einzelne Erdstriche Correctionstafeln, wie wir oben für die ‚heisse Zone dargestellt haben, bestimmt wer- den sollten. $. 9. Suchen wir nun auch die Abhängigkeit der Temperatur von der geographischen Breite festzusetzen. Aus unserer Tafel S. 38 ergeben sich folgende Werthe: p T z (m’— m‘) 0 0 [e} 10 + 27,0 2,2 15 + 26,1 3,1 20 + 25,2 4,0 25 + 23,7 5,4 30 + 21,4 6,5 35 + 18,3 7,5 40 + 13,2 10,2 45 + 9,8 10,7 50 + 7,9 10,4 55 + 55 10,6 60 + 38 11,2 65 — 09 12,5 Ehe ich die in $. 7 gegebene Entwickelung vorgenommen hatte, versuchte ich aus der Beobachtung ein Gesetz abzuleiten, welches die mittlere Temperatur und ihre jährliche Oscillation darstellen sollte. Dabei wurde ich durch folgende Betrachtung geleitet. So wie die Abweichung der Sonne nördlich und südlich vom Aequator die wechselnde Temperatur des Jahres erzeugt, so müsste 43 eine mittlere Stellung derselben auch einer mittlern Temperatur entsprechen. Stellt man sich aber 'vor, dass die Sonne in ihrer mittlern Stellung, d. h. am Aequator, unverändert stehen bliebe, so würde sie einen constanten Wärmestand erzeugen, und 'einem jeden Theile der Erde im Verhältnisse des Sinus ihrer Höhe Wärme mittheilen. Diese Wärme wäre mithin durch ..b cos @.. auszudrücken, Stünde nun ferner die Erde in einem Raume von der Temperatur ».A.., so hätte man die mittlere Tremperatur T=atb cos {") Nach derselben Betrachtungsweise würde, wenn die Sonne immerwährend in ihrer nördlichsten Lage verweilte, die Tempera- tur seyn a+b’ cs(p — ©) und bliebe sie unverändert in ihrer südlichsten Lage, so hätte man die Temperatur ; a2+b’cos(p +o) Der erstere Ausdruck entspricht dem Maximum, der letztere dem Minimum, und man hat daher die Differenz + (m — m‘) = b' sin © sin @. Sucht man aus der Beobachtung die Grössen a, b, b‘, so er- hält man T’=_ 240,5 + 52%,1 cos 9 Cent. =— 19,6 + 419,7 cosp Reaum. = (m _m/) = 12°,7 sing Cent. =10°,1 sin 9 Reaum. Diese Werthe sind nicht genau diejenigen, welche man aus der obigen Zahlenreihe durch die Methode der kleinsten Quadrate erhal- ten hätte: sie waren aus einer minder vollständigen Zusammenstel- 6* 44 lung. abgeleitet. ‚worden, unterscheiden sich jedoch: so ‚wenig von den wahrscheinlichsten Werthen, dass, ich. sie unverändert, beibe-; halten habe, um. so. mehr..als..die Grundlage selbst, worauf! die Be- stimmung, sich zu stützen, hat, bisher noch, ziemlich ‚unsicher ist. Nach den hier gefundenen Bestimmungen ist die folgende Ta- belle berechnet: _ a a a ’ 9 TV Emm) [} Le} ° 1) + 221 0,0 Ihn ee ie 10, Y ‚ri 21,4 ; 1,7 I ara 15 + 20,7 2,6 20 + 19,6 3,4 25 ° +182 4,2 PR: || PORN 176 EM TON 5,0 35 + 14,5 5,8 40: 14123 6,5 45 + 99 7,1 50 + 72 2,7 55 4 8,3 60 + 12 8,8 65 — 130 9,2 0 erg 9,5 75 _— 88 9,8 Diese Constanten, in der Formel für Ta (S. 41) substituirt, eben für die mittlere Temperatur der, Monate folgende, Werthe: 0er - ve— 6% = 8 0r + 8 It 86 + serH 8rr+ e9rr osr+ rs er 2oe+ "re+ ® 0 mi 19qua9aı es —- € — se — Ir — »— 18 + ‘er Fer mt os + Fat 90r+ 26 + okr+ sr viert err+ ,0%r+ 891 + st rsrt «ort Sr vre+ 6'084. s'ra+_ sIe+ 8es+ ect Eat o _ o JoqwaAaoN 194090 co — ve + „+ 6 + 2’1+ 0774 r9r+ 62rt+ “port 2'0°+ rıe+ 218-+ 618+ 617 + rat aaquaydas ve+ ı#m+ re + HI 9 — ‚+ v2 + 70 + z1+ 0er — + fr kt+ rt fort ent Kar ont -2a + FVEeH+ ent 64 Fert+ ort 79+ rort+ 027+ sit zart 86 + esrt sisrt eurt+ 6rr+ 9r+ siert 80a+ Bert sat 6ert+ Fre+ ser ost esrt 0914 0804 Feer 9ra+ 000&+ sr+ 9re+ Fact sre+ s're+ roe+ - vet 2er Bat seat srct+ gre+ Set Eiaat+ 6% + Fest eret+..780+ 0'88+ 08% + 0'ee+ ort Sat 9rs+ Get Eier ımf g = [=J = yendny omuoyy ap ungwaodwa] 21a 071— vor— sy — Sm .o+ re + va -+ 86 + 67 + 74 z'91+ esıt vo+ v10+ ct aunıqaq 2 04 r— 5 22-0 ‘e— ro — 0 ‘sr sct 28 t+ se rt 08 o7r+ 8% ct 08 szurt+ 91 rert+ 08 co+ 8 Alle A) 5 46 Folgende Abweichungen ergeben sich bei Vergleichung der Rechnung mit der Beobachtung : Breite Fehler der Formeln für T’ für 3 (m — m‘) o o 10° +0,2R. — O,1R. 15 + 0,2 — 0,3 20 + 0,6 — 05 25 + 0,8 — 0,2 30 #06 2 - — 0,2 35 +01 — 0,2 40 — 17. + 1,3 45 — 21 + 1,0 50 — 0,9 0,0 55 +01 — 0,3 60 59% — 0,3 65 + 1,3 + 0,2 Vergleicht man diese Ergebnisse mit dem Resultate unserer theoretischen Entwickelung ($. 7), so zeigt sich, dass der Boden unter allen Breiten nicht gleich geeignet ist, die Sonnenwärme auf- zunehmen, oder vielmehr, dass durch Wolken, Regen, Schnee, das Eindringen der Sonnenwärme sehr merklich modifieirt wird. Die: Wirkung : sämmtlicher atmosphärischer Zustände erfordert, dass die Factoren Aa $ p? + n? von der Breite unabhängig seyen. Vebhrigens wäre es unnütz, so lange wir keine nähere Kenntniss des Verhältnisses, nach welchem 47 die Sonnenwärme in den Boden dringt und denselben wieder ver- lässt, besitzen, Folgerungen auf die theoretisch gefundene Glei- chung zu bauen: die Gleichung selbst ist aber jedenfalls merkwür- “dig, weil sie den jährlichen Gang der Wärme und die Abhängig- keit derselben von der geographischen Breite im Allgemeinen rich- tig bezeichnet, also auch den Voraussetzungen, aus welchen sie gefunden worden, zur Stütze dient. $. 10. Mittlere Temperatur des Tages und der Nacht. Nach den Voraussetzungen, welche im $. 5 gemacht worden sind, haben wir für die Nachtzeit die Temperatur kr t 24 — Rr I vu az Die mittlere Temperatur der Nacht ist demnach Setzt man die mittlere Temperatur des Tages = T, so er- hält man 27T +(24— 2) N=24M, wo M dem Vorhergehenden gemäss die mittlere tägliche Tempera- tur, d. h. die mittlere Temperatur des Tages und der Nacht zu- sammengenommen, bedeutet. Führt man den Werth von # aus $.5 ein, und zwar so, dass a=M + ke gesetzt werde, so ergiebt sich: N=-M—;ik(t—-ec)=M— ıkf T=M+ik (RN A-Y=M+L 48 Die Werthe von f und f’ können‘'aus folgender Tabelle ge- nommen werden: Halbe Tageslänge f f' 1. Stunde ISETEENNOT 2 30 ...086 3 4,2 1,4 + 5,0 2,5 5 9,9 3,9 6° 6,0 5,6 2% 3,3 7,5 8 4,8 9,5 9 3,8 11,5 10 2,8-__13,9 11 15 160 $. 11. Täglicher und jährlicher Gang der Temperatur des Bodens. > Es wird nicht schwierig seyn, aus den vorhergehenden Ent- wickelungen zu dem Resultate zu gelangen, dass im Boden ein ähnlicher Gang der Temperatur eintritt wie in der freien Luft, und dass die Folge der Bewegungen dieselbe ist, die ‚Grösse aber ab- nimmt, und das Eintreffen sich verspätet in. dem Maasse als die Tiefe wächst. Dieses Resultat bestätiget auch die Beobachtung: sie weist zugleich analoge Einflüsse ‚der Localität nach, wie sie in der Lufttemperatur sich äussern. Fast alle Wirkungen, die an ein Klima sich knüpfen, erfor- dern die Berücksichtigung der Luft- und der Bodentemperatur zu- De ee mar 49 gleich, namentlich ist dieses beim Wachsthume der Pflanzen der Fall, welche nach ihrer Leitungsfähigkeit und der Beschaffenheit ihrer Oberfläche einen Theil ihrer Wärme vom Boden, einen Theil von der Luft erhalten. Handelt es sich aber darum, zwischen ähnlichen Wirkungen und der Temperatur ein Verhältniss herzustellen, so kann immerhin als Vergleichungsgrösse die Lufttemperatur genommen werden: denn vermöge der eben angegebenen Verbindung unterscheidet sich die Lufttemperatur von der Wärme der Pflanze nur durch Facto- ren, welche da, wo nur die Temperatur das Veränderliche ist, con- stant bleiben, mithin in einem geometrischen Verhältnisse wegfallen. $. 12. Variation der Temperatur. Bei jeder Untersuchung, wo die Lufttemperatur als wirkende Ursache vorkommt, ist es von höchster Wichtigkeit, die äussersten Grenzen, welche sie aufwärts und abwärts erreicht, zu kennen. Der mathematisch bezeichnete Gang der täglichen und jährlichen Wärme ist nur als Mittelwerth zu betrachten, um welchen die wirkliche Temperatur in Folge der immerwährenden athmosphäri- schen Wechsel unaufhörlich aufwärts und abwärts oscillirt. Die Grösse dieser zufälligen Osecillationen lässt sich ihrer Natur nach nicht angeben: wohl aber sind die Grenzen bestimmbar. Wind, Regen, Schnee und Wolken sind hier die bedingenden Ursachen, und so wie diese mit der Oertlichkeit in vielfacher Weise zusammenhängen, so lässt sich auch erwarten, dass die Oscillationen der Wärme an jedem Orte verschieden seyn werden. Folgende Zusammenstellung, welche die Differenzen des Maxi- mums und Minimums für jeden Monat angiebt, ist aus den Manhei- mer meteor. Ephemeriden berechnet: für jeden Ort sind jedoeh nur 5 Jahrgänge in Rechyung genommen. Abhandlungen .d. IL. CL d. Ak.d. Wiss. III. Bd, Abth.I. 7 50 Namen Rom Cambridge Marseille Padua Mailand La Rochelle Genf St. Gotthard Ofen Tegernsee Peissenberg Andex München Wien Manheim Würzburg Prag Brüssel Erfurt Göttingen Sagan Berlin Coppenhagen Stockholm Spydberg geographische u Breite = Ss ” ° 41° 54° 89 42 25 199 3418 135 o Mai 9,6 15,6 10,9 13,4 13,2 14,1 15,6 13,4 15,7 16,4 17,4 18,2 18,8 17,6 17,4 19,4 18,5 19,4 20,5 16,8 20,8 14,9 14,3 17,9 18,7 Juni o 10,5 15,2 10,6 12,4 12,6 12,3 14,1 13,0 14,6 14,4 14,4 15,5 16,2 16,7 14,6 - 165 14,4 17,8 17,4 16,1 17,5 12,3 141 15,1 17,0 o Juli 7,0 12,2 12,2 12,7 12,1 11,8 12,8 12,6 12,9 14,3 13,8 15,4 16,0 16,5 14,8 16,2 14,1 15,7 15,4 14,4 18,2 12,4 11,6 112,7 4,5 o August 8,9 15,1 11,4 14,1 11,9 13,1 14,5 13,9 14,5 15,5 15,2 16,6 18,5 14,8 13,9 16,7 15,5 12,8 13,9 16,0 16,9 12,2 9,6 12,5 14,5 N, September EN} ” November o 11,6 16,5 14,5 13,5 11,4 14,7 14,9 15,4 14,8 17,0 17,8 15,6 17,3 141 15,9 14,8 15,1 17,7 19,0 15,2 14,6 13,1 11,9 13,7 12,5 o December 9,5 18,2 12,7 13,6 10,1 12,9 14,2 13,4 16,3 15,5 16,0 13,8 15,8 14,2 18,2 16,5 15,6 16,9 18,3 16,7 15,5 14,4 12,8 16,7 21,5 7* 51 52 Ungeachtet es sich hier um zufällige Osecillationen handelt, so kehren doch die Ursachen, wodurch diese Oscillationen veranlasst werden, so regelmässig jedes Jahr wieder zurück, dass man mit grosser Sicherheit’ ihr Eintreten erwarten darf. Um dieses nach- zuweisen gebe ich hier eine Zusammenstellung der Regensburger, Mailänder und Wiener Beobachtungen in einzelne Perioden ge- theilt. Unterschied des Maximums und Minimums der einzelnen Monate, beobachtet in Regensburg. Januar Februar Mürz April Mai Juni Juli August September October November December 1774-1778 14,7 16.4 14,6 19.0 13,2 14,6 12,4 15,3 13,4 15,1 11.4 12,4 1779—1733 14,0 16,2 16,0 18,1 18,2 15,3 16,5 16,2 15,6 13,2 12,7 13,9 17841738 13,5 18,1 20,6 17,9 19,0 16,9 15,7 14,8 17,7 16,0 13,9 17,8 1789—1793 16,0 14,2 16,2 20,0 19,9 18,7 16,9 18,0 17,5 16,3 14,4 13,3 1794-1798 13,3 15,3 17,6 22,1 20,3 17,4 16,4 18,6 16,8 16,1 14,1 16,6 1799—1803 19,7 17,8 19,7 22,3 20,5 18,7 18,6 20,2 17,6 18,0 13,9 17,9 1804-1308 14,3 17,1 20,7 4,3 20,8 20,4 18,6 17,8 19,3 14,9 13,5 16,6 1809-1813 20,4 18,9 17,2 22,0 18,5 18,7 18,5 17,8 19,2 13,8 13,7 13,1 1813-1818 15,5 15,1 15,4 21,3 18,7 27,6 16,3 15,6 17,0 15,1 14,4 17,9 1819-1323 15,4 12,1 19,5 19,5 19,5 17,6 17,3 17,5 17,5 18,1 15,4 16,4 1824-1828 14,9 17,8 18,4 20,4 17,5 17,4 17,5 17,4 17,7 16,1 13,4 11,4 18991833 18,9 23,0 17,7 17,8 19,0 18,7 17,9 16,6 16,7 17,1 16,0 17,2 Unterschied des Maximums und Minimums der einzelnen Monate, beobachtet in Mailand. u = o o o o o o o o o o o o 1815—1819 10,0 12,1 14,0 15,5 13,5 13,0 12,7 11,8 11,3 12,4 12,0 9,5 1820—1324 10,6 11,2 13,4 14,2 13,2 12,0 11,4 11,6 12,2 11,2 10,5 10,3 1825—1829 11,7 12,3 13,1 14,1 12,9 12,7 12,1 12,3 10,6 13,0 11,3 10,4 Januar Februar Mürz April Juni Juli August September October November December Extrem- Unterschiede, aus den Wiener Beobachtungen abgeleitet. 1829 —1826 14,3 14,3 17,3 18,3 18,0 17,1 17,9 14,1 16,2 13,9 12,9 13,0 1837—1831 17,3 21,1 17,1 17,9 16,3 16,4 15,1 15,6 14,5 16,5 15,3 15,4 Eine nähere Betrachtung der gegebenen Zahlen wird zeigen, dass eine Abhängigkeit von der Jahreszeit von der geographischen Breite und von der Localität vorhanden ist. Die Abhängigkeit von der Jahreszeit weisen die Regensbur- ger, Mailänder und Wiener Beobachtungen entschieden nach: wenn man das Mittel der monatlichen Extrem-Differenzen von den ein- zelneu Monaten abzieht, so ergieht sich: 54 Regensburg Mailand Wien o o o Jan. — 0,9 — 13 — 0,3 Fehr. 0,0 — 0,2 + 1,6 März + 0,8 +14 +11 Apr. 3,4 + 2,3 + 20 Mi +18 +11 +15 Juni +07 ° +05 + 0,6 Juli — 0,3 0,0 + 0,4 Aug. + 0,2 — 0,2 — 1,3 Sept. + 0,2 — 0,7 — 0,8 Oct. — 11 + 0,1 — 0,9 Nov. — 3,1 — 0,7 — 20 De. — 1,7 — 2,0 — 1,9 Um das Verhältniss der Monate noch weiter nachzuweisen und zugleich den täglichen und den Theil des jährlichen Ganges, der in den obigen Zahlen enthalten ist, mit desto grösserer Sicher- heit auszuscheiden, vereinige ich die Beobachtungen mehrerer Orte zu einem gemeinsamen Resultate: Breite jährl. Mittel o o 43,7 12,6 46,8 14,5 48,3 16,4 50,6 16,6 56,0 15,2 55 Abweichung der einzelnen Monate vom jährlichen Mittel. Breite 43°7 46°,38 48°,3 50°%,6 56°,0 Mittel o ° o o o o Jan. —02 —01 —1? —09 +15 — 02 Fehr. +05 +12? +18 +05 +17 +11 März +05 +02 +23 +17 +17 +13 Apr. +09 +13 +13 +04 +13 +10 Mai +01 +05 +15 +23 +22? +13 ai ee 09 + 02 00 — 04 Juli 141 — ib - 11: 214 —13 —14 August — 03 — 02 — 06 — 16 — 27 — 10 Sept.) 48 43 05 18 as —ı O0 +05 — 08 15 — 17 30 — 15 Nv. +09 +09 —03 — 02 — 20 — 91 De. +02 —01 —08 +02 +10 +01 In den Monaten, in welchen die Wärme steigt, findet, dem regelmässigen Gange zufolge, der tiefste Thermometerstand bei Sonnenaufgang des ersten Monatstages, der höchste Stand am letz- ten Tage, Nachmittags statt; in den Monaten, in welchen die Wärme abnimmt, tritt der entgegengesetzte Fall ein. Zieht man diese mo- natlichen Grenzen des regelmässigen Ganges von den vorhin an- gegebenen beobachteten Grenzen ab, so erhält man die Abweichung aufwärts und abwärts: die Hälfte hievon kann als Grenze der Stö- rungen des normalen Ganges betrachtet werden. Sie finden sich in folgender Tabelle zusammengesetzt: 56 Grösste Störung des normalen Ganges der Temperatur. Breite 43°,7 46°,8 48%,3 50°,6 56°,0 o o o o o an. 38 48 53.56 62 For. 39 52 65 58 56 März 2,7 5,4 5,4 5,2 4,4 April 1,7 2,3 3,8 3,5 3,3 Mi 16 97 4 22 34 wi 20 26 34 39 28 A An 38 37 30 Aug. 23 33 40 36 236 Sp. 17 26 39 36 97 Oct. 7 Bee. 1 ul 2 Sa Nor. 31 4,1 4,4 4,6 3,0 De. 36 45 50 57 54 Es ist nicht zu übersehen, dass hier die Rechnung so geführt wurde, als wenn die Maxima und Minima auf den Anfang und das Ende der Monate fielen: hätten wir die Beobachtungstage selbst berücksichtiget, so wäre zwar ein etwas verändertes, aber doch nicht erhehlich verschiedenes Resultat zum Vorseheine ge- kommen. Fassen wir nun die Schlüsse kurz zusammen, welche aus dem Vorhergehenden sich ergeben, so folgt: 1) dass die zufälligen Störungen des regelmässigen Ganges der Temperatur um so grösser werden, je schwächer die Wirkung der Sonne ist; 2) dass man die Störung der Temperatur unter verschiedenen For- men berücksichtigen könne, dass es aber am Bequemsten sey, 37 die Differenz der monatlichen Maxima und Minima heraus- heben, welche als constant für das ganze Jahr angenommen werden kann. Die halbe Differenz des Maximums und Minimums oder die Variation der Temperatur wird eine derjenigen Bestimmungen bil- den, welche bei Untersuchung der Luftwärme und ihrer Wirkung jedesmal zu berücksichtigen sind. $. 13. Graphische Darstellung der climatischen Temperatur. Nachdem wir den Gang der Temperatur untersucht, und die Verhältnisse von Zeit und T’hermometerstand dargestellt haben, kommen wir nun darauf, dem Ausdrucke der Temperatur die ge- eignetsie Form zu geben, so zwar, dass den in der Einleitung an- gedeuteten Erfordernissen entsprochen werde. Ich wähle zu diesem Zwecke die graphische Darstellung, welche mit der Bequemlichkeit, des Gebrauches und dem Vortheile einer klaren Uebersicht alle Genauigkeit, die bei der Auwendung gefordert werden kann, verbindet. Tafel I. stellt die mittlere Temperatur dar nach dem Aus- drucke, welcher in $. 8 näher begründet worden ist. In horizon- taler Richtung wird die Zeit, in verticaler Richtung die Thermo- meterhöhe gezählt. Die Curven sind nur für jeden fünften Grad der geographischen Breite bis 75° gezeichnet, da es, wie später sich herausstellen wird, unnöthig gewesen wäre, kleinere Inter- valle zu wählen. Abhandlungen der II. CL.d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. L 8 58 Tafel II. stellt die Temperaturgrenzen, d. h. den höchsten und tiefsten Stand des Tages dar. Sie ist nach den Ausdrücken # + 3kr und « — kr (8. 5) construirt, und hat ührigens dieselbe Einrichtung wie die vorher- gehende Tafel. Tafel III. enthält die Summen der monatlichen Temperatu- ren, d. h. T’ + (m — m‘) sin 263° 54° T’ + 3 (m” — m‘) (sin 263° 54° + sin 293° 54°) u. Ss. W. Hiernach entspricht dem Ende des nten Monats die Ordinate ee sin n.15° sin (248° 54’ + n.15°) sin 15° Diese Tafel dient dazu, die mittlere Temperatur eines gege- benen Zeitraumes zu finden, denn zeichnet man auf der entspre- chenden Curve den Anfangs- und Endpunkt des gegebenen Zeit- raumes ein, zieht man dann die Höhe des erstern Punctes (die da- neben stehende Zahl von Thermometergraden) von der Höhe des letztern ab und dividirt durch die Anzahl der Monate, so erhält man die mittlere Temperatur des Zeitraumes. Man kann aber auch unmittelbar das arithmetische Mittel der Temperatur eines Zeitraumes durch die Tafel erhalten, wenn man sich der äussern links und rechts verzeichneten Scala bedient. Man ziehe zu diesem Behufe eine Linie durch den Anfangs- und Endpunct des Zeitraumes (oder lege blos das Lineal an): man 59 lese zuerst auf der rechts stehenden, dann auf der links stehenden Scala die Höhe ab, wo die Scala von der Linie geschnitten wird, ziehe endlich das letztere Resultat vom erstern ab, so erhält man die mittlere Temperatur des Zeitraumes. Die theoretische Begrün- dung dieses Verfahrens wird sich von selbst darbieten, Tafel IV. hat den Zweck, die Tages- und Nachtlänge, so wie die Tages- und Nachttemperatur von einander zu trennen. Nach den Entwickelungen von $. 7 ist die Zeit, welche die Sonne über dem Horizont zubringt ar p=- 17 + te pogosnca+ 2 Fıq +2 'p ig’ sin a + u Setzt man die Länge der Sonne am 1. Januar = A, die mitt lere Bewegung in der Ecliptik = n, so wird nach x Tagen vom 1. Januar angefangen die Sonne länger über als unter dem Hori- zont gewesen seyn, um 4159 sin @+3tg’9 rel tgptgw sin?zo (eosA-In)-cosA-In+xn)) mrsinzn _stg’ptg’o +21gptgosin?zo AHanen (eos(3I—Zn)—cos(3A—3n+3xn)) z Die Einheit hiebei ist die Tageslänge, d. h. ein Zeitraum von 24 Stunden. Nach diesem Ausdrucke sind die Curven der Ta- fel IV. construirt. Ganz in derselben Art, wie in Tafel III. mit der monatlichen Temperatur verfahren wurde, kann man den Unter- schied der Tag- und Nachttemperatur, welche nach $. 10 für einen Tag =T-N=3k(1-°) 8» 60 seyn wird, behandeln. Wo sich die Tageslänge im Laufe des Jahres nicht bedeutend ändert, kann der Unterschied der mittlern Tag- und Nachttemperatur constant angenonimen werden. Ich habe in Tafel IV. unter den Curven der Tag- und Nachtlänge die Curve angegeben, woraus der Unterschied der mittlern Tag- und Nacht- temperatur gerade so gefunden wird, wie man die mitilere Tempe- ratur aus Tafel IH. findet. Die bedeutendste Schwierigkeit bietet die Construction der Tafeln V. und VI. dar, wodurch angegeben wird, wie lange das Thermometer auf oder über einem gegebenen Temperaturgrade steht, was man die Dauer der Temperatur nennen könnte. Die Aufgabe hat gegen die vorhergehenden das Eigenthün- liche, dass nicht eine fortlaufende Zeitperiode in Betracht kommt, sondern aus der ganzen Jahresdauer diejenigen Theile hervorge- hoben und zu einer Summe vereiniget werden, wo die Temperatur zwischen gewissen Grenzen sich befindet. Zur Erläuterung der Aufgabe und der angewendeten Auflö- sungsmethode verzeichne ich die Temperaturcurye für die geogra- phische Breite von 25° (Tafel VIIL) und nehme an, es sey die Dauer der Temperatur von + 11° und darüber zu bestimmen, d. h. es sey die Zeit anzugeben, wie lange das Thermometer auf 11° oder darüber stehe. Die drei Curven a b ce, a’ b' ce, a” b" c" stellen die höchste Temperatur des Tages, die Temperatur bei Sonnenuntergang, und die Temperatur bei Sonnenaufgang vor. Würde die Thermoneter- röhre in senkrechter Stellung und in dem Zeitraume eines Jahres mit gleichförmiger Bewegung von A B nach EC D gelangen, so würde die Oberfläche der Quecksilbersäule sich immer zwischen 61 den Curven a b e und a“ b’’ c” aufhalten und in ihrer Bewegung die ganze zwischen diesen Curven enthaltene Fläche beschreiben. Zum ersten Male im Jahre würde das Quecksilber 11° errei- chen etwa am 13. März Nachmittags und würde nahe eine Stunde sich auf dieser Höhe erhalten: am folgenden Tage bliebe es länger auf gleicher Temperatur und bis zum 10. Mai würde der Stand von 11° und darüber die 24 Stunden andauern. Unsere Aufgabe ist, alle diese Stunden zu summiren bis zum 21. November, wo eine Wärme von 11° zum letzten Male im Jahre statt findet. Wir wollen indessen die Aufgabe so lösen, dass wir berechnen, wie lange das Quecksilber sich in jedem Raume ay a y',ö2 aufhalte, woraus die gesuchte Grösse ohne Mühe durch Addition abzuleiten ist. Der Raum @ ß a’ ß’ wird doppelt bei Tage beschrieben, und zwar einmal im Steigen Vormittags und einmal im Fallen Nachmit- tags: der Raum PB’ y y‘ wird einmal bei Tage beschrieben, Mor- gens nach Sonnenaufgang, und einmal Nachts. Wären die Ge- schwindigkeiten in den eben genannten Fällen e, ec’, c”, ce”, so hätten wir die Zeit, welche die Oberfläche des Quecksilbers im Raume aa’ y y' verweilt bei Tage acßß! |, aaßP' „BR'y c c c” BR’ yy' bei der Nacht Fe Zu der erstern Grösse käme noch eine Stunde für jeden Tag, wo das Quecksilber die Linie @ a’ berührt. Unsere Aufgabe wäre nun darauf zurückgeführt, die Räume aa'AR',BR'yy'und die Geschwindigkeiten c, c‘, c“, ec" zu berechnen. 62 Wie das erstere durch mechanische Quadratur geschehen könne, bedarf keiner weitern Erklärung. Was die Geschwindig- keiten betrifft, so sind sie für jeden Tag verschieden: man darf jedoch als eine genügende Approximation annehmen, dass das Re- sultat dasselbe seyn werde, als wenn der ganze Raum mit der mittleren Geschwindigkeit, womit das Quecksilber in den oben ge- nannten Abtheilungen des Tages steigt und fällt, beschrieben würde. Die Werthe der mittleren Geschwindigkeiten sind, nach der Tageslänge geordnet, folgende: 2 E 1 1 1 Halbe Tageslänge = + ai Sn 2 Stunden 2,61 1.00 3 3,20 0,83 4 3,24 0,83 5 3,33 0,83 6 3,62 0,83 7 3,70 0,96 8 3,62 1,00 N) 3,61 1,00 10 3,50 1,04 Es ist nicht nothwendig, die Multiplication der gemessenen Räume mit den obigen Zahlen selbst vorzunehmen; denn da es nur um Verhältnisszahlen zu thun ist, so steht es frei, irgend einen constanten Factor einzuführen: diesem gemäss dividire ich die ge- 1 > durch 3,6 und erhalte: fundenen Factorn 1,4 : Pe A © 1 1 1 Halbe Tageslänge Fr + 3 = 2 Stunden 1 + 0,30 - 3 + 0,03 3 1 — 0,16 2 — 0,02 q4 1 — 0,16 z — 0,02 5 1 — 0,07 3 — 0,02 6 1+ 0,01 Z _ 0,02 7 1+ 0,01 + 0,02 8 1+ 0,01 2 + 0,03 9 1 + 0,00 2 + 0,03 10 1 — 0,03 + 0,04 Rechnet man bei Bestimmung des Flächeninhaltes der einzel- nen Flächen a a’ ß ß’ u. s. w. in verticaler Richtung die Gradlänge und in horizontaler Richtung die Länge eines Monats als Einheit, so wird die Flächeneinheit = 108 Stunden = 4,5 Tage seyn. Um auch das Verweilen des Thermometerstandes auf der obern Linie @ a’ in derselben Maasseinheit auszudrücken, hat man die Länge ihrer horizontalen Projection mit 3; oder 0,277 zu mul- tipliciren. Es bleibt noch ührig, den Werth von c’” zu bestimmen. Nach kr dem Vorhergehenden ist c’’ = oder mit Auslassung des constanten F'actors = Atayı 12 — r Darauf erhält man folgende Werthe: 64 Halbe Tageslänge en ı“ 11,00 5,00 3,00 2,00 1,40 1,00 0,71 0,50 0,33 0,20 0,09 NAD m 1 ol u Br - Feb jan Mit Beibehaltung der obigen Längeneinheiten erhält hier” die Flächeneinheit den Werth von 6,25 Tagen. g. 13. Einfluss der Localität. Bei der bisherigen Untersuchung beschäftigten wir uns mit einem Systeme der Wärme, welches dann statt finden würde, wenn alle besondern Localeinflüsse wegfielen: an dieses System haben wir nun die örtlichen Temperaturverhältnisse zu knüpfen, so dass man durch einen leichten Uebergang von der allgemeinen Form zur Kenntniss der für einzelne Orte geltenden Bestimmungen ge- langen könne. Wie der Uebergang geschieht, erläutert kurz fol- gende Betrachtung. Die Bewegung der Temperatur wird ein- zig durch die Sonne hervorgebracht, welche nach ihrer Stel- 65 lung und nach der geographischen Breite des Ortes verschie- den einwirkt: die Localität kann keine Bewegung erzeugen, son- dern nur die Grösse der Bewegung nach einem bestimmten Ver- hältnisse vermindern oder vermehren, d. h. die Grösse der Con- stanten modificiren. Demnach wird das Thermometer mit der Ta- ges- und Jahreszeit überall nach dem allgemeinen Typus steigen und fallen, nur werden die Ordinaten nach der Localität einen be- sondern Werth erhalten. Die Constanten, welche von der Localität abhängen, sind drei: nämlich die Grösse k, dann die Grössen b’ und T (s. 9), welche wir durch zwei andere Constanten m” und m‘, das Maximum und Minimum, ersetzen wollen: für irgend einen bestimmten Ort führen wir die Bezeichnungen M”, M’/, K ein. In allen denjenigen Fällen, wo es sich nur um mittlere Tem- peratur handelt, fällt die Grösse k weg: und nur das jährliche Ma- ximum und Minimum bedingen das Resultat. Hieher gehören die Ansätze der Tafeln I. und U. Wollte man für irgend einen Ort dessen grösste und kleinste mittlere Tageswärme = M” und M/ sind, die Curven der mittleren Temperatur verzeichnen, so ist offenbar, dass wenn M” — M’ = a (m” — m‘) gesetzt wird, alle Ordinaten der neuen Curve in dem Verhältnisse 1 : « grösser ausfallen würden, als in der ent- sprechenden Curve der Tafel I., mithin wird die letztere Curve auch für den erstern Fall gültig seyn, wenn man die Scala im Verhälinisse 1: 1 verkleinert, und sie so stellt, dass der höchste @ und niedrigste Punct auf die Grade M” und M’ hintreffen. Das- selbe gilt von den” Tafeln II. und IV. In Tafel VII. habe ich für diejenigen Orte, deren Temperatur Abhandlungen d.1I.Cl. d. Ak. d, Wiss. III. Bd. Abth. I. 9 # 66 in ‘dem Lehrbuche der Meteorolögie von Kämtz angegeben ist, die Scalen verzeichnet. Die richtige Stellung des Nullpunctes der Scala erfordert, dass die starke horizontale Linie, welche unter den Namen der Orte steht, mit der starken Linie, welche in den Tafeln I., II, V., VI. auf — 12° fällt, coineidire. Unter der eben erwähnten Linie wird durch die geographische Breite die Curve angegeben, welche bei Anwendung der Scala zu gebrauchen ist. Das Verfahren, wornach hier statt die Curve zu ändern nur eine neue Scala eingeführt wird, lässt sich auf den Temperatur- gang der verschiedenen geographischen Breiten mit gleichem Rechte anwenden. Durch Herstellung der entsprechenden Scalen würde eine einzige Curve für alle geographischen Breiten gelten. Die Ausdrücke, wornach die Curven der Tafeln IV. und V. sind .construirt worden, enthalten ausser dem jährlichen Maximum und Minimum auch die Grösse k, welche die tägliche Oscillation des Thermometers bedingt. Ist wie im Vorhergehenden M” — M’ = a (m — m’), und zugleich K= ak, so werden die Scalen der Tafel VII. auch in dem gegenwärtigen Falle gültig seyn, und sich auf die Tafeln IV. und V. anwenden lassen. 2 Wenn dagegen die Dauer der verschiedenen Temperaturgrade bei einem Orte anzugeben wären, wo dieses Verhältniss nicht statt fände, so bliebe nichts anderes übrig, als eine eigene Curve dafür zu zeichnen. Untersucht man aber, welchen Einfluss die tägliche Bewegung des Thermometers überhaupt äussert, und bedenkt man insbesondere, dass eine Abweichung der Grösse k von dem ange- nommenen Normalwerthe bei der Tag- und Nachttemperatur Cor- rectionen der Dauer von entgegengesetzten Zeichen hervorbringt, _ 67 so wird man sich überzeugen, dass durch Anwendung der Scalen auf die Tafeln IV. und V. ohne weitere Rücksicht auf k ein ziemlich genäherter Werth für die Temperaturdauer erhalten werde, wenn man nur vermeidet, Bestimmungen nahe an den beiden Enden der Curve zu suchen. Um den möglichen Fehler in solchem Falle zu schätzen, bemerke ich, dass eine Curve der Temperaturdauer für 45° Breite mit einem doppelt so grossen Werthe von k berech- net, zwischen den Grenzen + 7° und + 17° nirgends um drei Tage von der in Tafel V. verzeichneten Curve abweichen würde. Erklärung und Gebrauch der Tafeln. In Allgemeinen ist zu bemerken, dass in sämmtlichen Tafeln die Zeit (Monate und Tage) in horizontaler Richtung von der Rechten zur Linken gezählt werden, die Thermometergrade aber in verti- caler Richtung von Unten nach Oben. Gewöhnlich geben die Tafeln unmittelbar nur Monate oder Zeiträume von 10 Tagen, dann ganze Thermometergrade an. Sol- len einzelne Tage und Zehntelgrade gefunden werden, so wird g%* 68 man am besten thun, diese Unterabtheilungen nach dem Augenmasse zu schätzen: man wird mit einiger Uebung auf solche Weise schnell und sicher zum Zwecke gelangen. Den Gebrauch der Tafeln werden folgende Aufgaben erläutern. Aufgabe I. Die mittlere Temperatur eines gegebenen Tages im Jahre zu finden. Diese Aufgabe wird durch die Tafel I. gelöst; so findet man bei 50° Breite für den 20. Nov. + 3°%5 bei 30° „, re Apr Va bei 659° „ »„ » 4. März — 9,0 Aufgabe II. Die höchste und tiefste Temperatur eines Tages oder eines gegebenen Zeitraumes zu finden. Hiezu dient Tafel II.; so findet man z. B. bei 45° für den 10. März höchste Temperatur + 7°,4, tiefste Temperatur + 2,7, bei 55° ist in dem Zeitraume zwischen dem 20. Juni und 21. September die höchste Temperatur + 15°,7, die tiefste Tempera- tur + 6°,0, der erstere Stand tritt etwa am 24. Juli ein, der letz- tere am 21. September. Die hier bezeichneten Temperatur-Extreme sind diejenigen, die vermöge des regelmässigen Ganges eintreten, und die also mit Sicherheit zu erwarten sind. Fragt es sich um die höchste und tiefste Temperatur, die wahrscheinlich eintreten können, oder die vermöge der Unregelmässigkeit des Klima zu befürchten sind, so muss man die Variation der Temperatur kennen. Man sucht als- daun den höchsten und tiefsten Stand der mittleren Temperatur aus Tafel I., setzt zu dem erstern die Variation hinzu und zieht sie 69 von dem letztern ab, so erhält man die zu befürchtenden Tempe- ratur-Extreme. Kennt man nicht aus der Beobachtung die Varia- tion für den Ort, dessen Extreme gesucht werden, so kann man sich näherungsweise folgender Werthe (nach $. 11) bedienen: Breite Variation y 0 40° 6,3 45 6,3 50 7,4 55 80 Hätte man z. B. wie vorhin für 55° Breite die zu befürchten- den Extreme zwischen dem 20. Juni und 21. September zu su- chen, so würde sich ergeben: höchster Stand der mittlern Temperatur nach Tafel I. + 12°,6 (24. Juli) dazu die Variation 8°,0 addirt, giebt höchste Tem- peratur 20°,6; tiefster Stand der mitilern Temperatur nach Tafel I. + 8,3 (21. September), davon die Variation abgezogen, giebt tiefste Temperatur + 09,3. Aufgabe III. Die Zeit des Anfangs und Endes einer Tem- peratur, dann Temperaturgrenzen für gegebene Zeiträume zu finden. Die hieher gehörenden Fragen beantworten die Tafeln I. und II., z. B. bei 50° Breite trifft eine mittlere Temperatur von 10° zum ersten Male im Jahre ein am 13. Mai und zum letzten Male am 1. October, die Zwischenzeit beträgt 141 Tage; bei 35° Breite ist der analoge Zwischenraum 285 Tage; 70 bei 45° Breite sinkt das Thermomeier zwischen dem 5. April - und 15. Nov. nicht unter 5° (Tafel II. tiefster Stand); bei 15° Breite steigt das Thermometer vom 22. Nov. bis zum folgenden 1. März nie über 22°; bei 45° Breite ist die Variation 6°,8, wenn also die mittlere Temperatur nicht über 6°,8 beträgt, so kann das Thermometer noch den Gefrierpunet erreichen: die mittlere Temperatur geht aber über 6°,8 zwischen dem 26. März und 18. November; in dieser Zeit ist also nicht zu befürchten, dass die Tempera- tur den Gefrierpunkt erreichen werde. Aufgabe IV. Die mittlere Temperatur eines gegebenen Zeit- raumes zu finden. Diese Aufgabe wird gelöst durch Tafel II. Man bezeichnet nämlich auf der entsprechenden Curve den Anfangs- und den End- punet des gegebenen Zeitraumes, zieht durch diese zwei Puncte eine Linie, welche links und rechts die Scala der arithmetischen Mittel schneiden wird. Man bemerke nun zuerst an der rechts stehenden Scala, dann an der links stehenden Scala die Höhe, bei welcher sie von der Linie geschnitten werden, ziehe die letztere Höhe von der erstern ab, so hat man die mittlere Temperatur des Zeitraumes. Z. B. bei 50° Breite die mitilere Temperatur der Monate Mai, Juni und Juli zu finden, lege man das Lineal so an (die Linie selbst braucht man nicht zu ziehen), dass es durch den 1. Mai und 31. Juli geht, so wird man finden Scala rechts 18°,3 links 53,3 Mittlere Temperatur + 13,0 71 Man suche die mittlere Temperatur des Zeitraumes vom 10. März bis 25. October bei 45°, so findet sich rechts 19°,7 links 6,7 + 13,0 mittlere Temperatur. Für den Zeitraum vom 20. August bis 15. December findet ‚sich bei 70° Breite rechts 4°,6 links 9,4 — 4,8 mittlere Temperatur. Aufgabe V. Das Verhältniss von Licht und Wärme zu be- stimmen. Tafel IV. zeigt, um wie viel Tage (d. h. Zeitabtheilungen von 24 Stunden) die Sonne länger über als unter dem Horizont sich befindet: und zwar ist die Summe der Nächte kürzer als die Summe der Tage, wenn das Ende des Zeitraumes höher steht, als der Anfangspunct, im entgegengesetzten Falle ist die Summe der Nächte länger, z. B. Bei 65° Breite ist der 1. März um eine Abitheilung höher als der letzte, d. h. die Summe der Nächte zwischen dem 1. und 31. März ist um 24 Stunden länger als die Summe der Tage. Bei 40° Breite steht der 1. August um 5,6 Tage höher als der 1. Januar, um so viel ist also die Summe der Nächte kürzer. Innerhalb der Wendekreise wird der Unterschied der Tag- und Nachilänge nie beträchtlich: es bleibt auch der Unterschied der täglichen und nächtlichen Temperatur ziemlich constaut = 2°,4. 72 Dieser letztere Unterschied ändert sich beträchtlich bei grösse- ren Breiten, in Tafel IV. ist die Linie dargestellt, welche nach 'Art der in Tafel III. verzeichneten Curven, zwischen 40 und 60° Breite den Unterschied der miıtlern Tag- und Nachttemperatur an- giebt. Z. B. für den Zeitraum vom 19. Mai bis 15. September hat man Scala rechts 29,8 links 0,1 2,7 Unterschied der mitilern Tag - und. Nachttemperatur. Für denselben Zeitraum hätte man Unterschied der Tag- und Nachtlänge 15,8 Tage die mittlere Temperatur überhaupt wäre nach Tafel II. + 13°%,8 Hiernach hätte man folgende Zusammenstellung: 10. Mai bis.15. Sept. = 128 Tage mit + 13°,8 Wärme, dabei beträgt die Summe der Tageslängen 71,9 Tage mit 15°,0 m. Temp. die Summe der Nachtlängen 56,1 Tage mit 12°,3 m. Temp *). »<) Die mittlere Temperatur der Tage ist = 13°,9 4- 7%3 2°,7; die mittlere Temperatur der Nächte —= 13°,8 — 395 2°,7 oder = der mittlern Tem- peratur der Tage — 2°,7. Wo keine besondere Genauigkeit erfordert wird, kann man sich damit begnügen, die mittlere Temperatur um die Hälfte des Unterschiedes der Tag- und Nachttemperatur einmal zu vermehren und einmal zu vermin- dern, um die mittlere Tag- und Nachttemperatur zu finden. 73 ‚ Aufgabe VI. Die Dauer einer gegebenen Temperatur zu fin- den, d. h. anzugeben, wie lange das Thermometer auf oder über einem gegebenen Stande sich hält. Man findet in Tafel V. und VI. die hiezu erforderlichen Cur- ven dargestellt, und zwar wird in Tafel V. die Temperatur der Tage und Nächte getrennt, in Tafel VI. erscheinen sie zusammen- gesetzt. Bei einer Breite von 55° dauert eine Temperatur von 8° und darüber 88 Tage mit Sonnenlicht, 36 Tage ohne Sonnenlicht. Die ganze Dauer ist 124 Tage; und so lange wird auch nach Ta- fel VI. die Temperatur von 8° und darüber im ganzen Jahre dauern. Will man noch: überdiess: die Zeit des Jahres wissen, in wel- ehe diese 124 Tage hineinfallen, so ersieht man aus Tafel IL, dass das Thermometer zum ersten Male am 26. April und zum letzten Male am 13. October eine Höhe von 8° erreicht: zwischen diesen Grenzen ist also der obige Zeitraum enthalten. Aufgabe VH. Die in den vorhergehenden Aufgaben für die Erde überhaupt gesuchten Grössen auch mit Berücksichtigung der Localität einzelner Orte zu finden. Handelt es sich um die mittlere Temperatur der Tage, Monate u. s. w. (Tafel IL, II., III), so gilt die bereits gefundene Auflö- sung mit dem einzigen Unterschiede, dass sämntliche Thermometer- grade nach der Scala des fraglichen Ortes ausgedrückt‘ werden müssen. ' Die Scalen der Orte, deren Temperatur in Kümtz (Lehr- buch der Meteorologie S. 89 sgqg.) angegeben wird, finden sich in Tafel VII. zusammengestellt, und zwar ist die Siellung des Abhandlungen d. ]I. Cl. d.Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.I. 10 74 Nullpunetes- so genommen, dass der starke: Strich, der iunter. den Namen der. Orte: steht, mit — 12°:der allgemeinen Scala (in Ta- fel 1., IL, V., VI. ebenfalls durch einen starken Strich bezeichnet) zusammenfallen muss. Desshalb wird immer beim Uebertragen der allgemeinen Scala auf die örtlichen Scalen, so wie bei dem umge- kehrten Verfahren (wobei man sich des Zirkels am bequemsten bedienen wird) die eine Zirkelspitze in den genannten starken Strich anzusetzen seyn. ie; Wir haben bei der ersten Aufgabe gefunden, dass bei 50° Breite die Temperatur vom 20. November + 3°,5 ist. Wäre die Bestimmung auf London zu beziehen, welches zu 50° gehört, so müsste man aus Tafel I. die Höhe des Punctes + 3°,5 der Scala über der Grundlinie (— 12°) mit dem Zirkel nehmen und auf die Scala von London übertragen. Auf solche Weise findet man, dass + 3°,5 der allgemeinen Scala auf + 4°,9 der Londoner Scala fällt. ‘Die mittlere’ Temperatur vom 20. November ist also in Lon- don + 4°,9. Bei 65° Breite war die mittlere Temperatur vom 4. März — 9°,0: für. Uleo findet man — 0°,8 und für Umeo — 5°%,2, Die Variation für Würzburg .ist 8°,5; am 20. April und 20. October ist die mittlere Temperatur in Würzburg + 8°,5: an die- sen zwei Tagen kann also das Thermometer auf 0° fallen: in der Zwischenzeit ist aber eine Temperatur von 0° mit Wahrschein- lichkeit nicht zu erwarten. ia Die Tafeln V. und VI. hängen nicht allein von dem jährlichen Gange: der Temperatur, sondern auch von der täglichen Bewegung ab: indessen ist der: Einfluss ‘der letztern wenig bedeutend und man darf die vorhergehende Regel auch auf diese Tafeln, wenn die Abweichung der täglichen ‘Oscillation von der angenommenen 75 Norm nicht‘ sehr gross ist, ohne Bedenken anwenden, So dauert eine Temperatur von 10° und darüber in Berlin . : 129 Tage, in London . 137 Tage, in Regensburg . 123 Tage, am Peissenberg . 82 Tage, in Petersburg . 90 Tage u. Ss. w. ; Die Anwendung der Tafel IV. auf besondere Localitäten er- fordert eine genaue Kenntniss des täglichen Ganges der Wärme, worüber wir sehr wenige ‚Bestimmungen bisher besitzen. Ist aber für einen bestimmten Ort die Grösse des täglichen Steigens und Sinkens der Temperatur bekannt, so kann man nach -$. 10 und 12 die Tafel für einen solchen Fall anwendbar machen. Zusatz. Täglicher Gang der Temperatur, abgeleitet aus den an der König- lichen Sternwarte bei München mit einem registrirenden Thermometer angestellten Beobachtungen. Es ist oben bei der Darstellung des täglichen Ganges der Temperatur bemerkt ‘worden, dass die vorhandenen stündlichen Beobachtungen von Padua, Leith und Apenrade zu wenig zahlreich 10* 76 sind, um ein zuverlässiges Erfahrungsresultat' zu 'begründen;ıan welches die Theorie möglichst genau:angeschlossen werden sollte; In der Absicht, neue Data in dieser Beziehung zu gewinnen, liess ich im Jahre 1838 an der Königlichen Sternwarte ‚ein registriren- des Thermometer von eigenthümlicher Construction ‚einrichten, wo- durch für jede Stunde der Thermometerstand ‚aufgezeichnet wird. Als eine wesentliche Bestimmung bemerke ich, dass die Tempera- tur der freien Luft auf einen geraden Messingdrath von etwa 14 Pariser Linien Durchmesser und 34 Fuss Länge einwirkt, wovon das eine Ende in einer Mauer befestiget ist, das andere,Ende aber mit einer Art Zeigerwerk in Verbindung steht. Die ‚Regulirung d. h. die Bestimmung, des Fispunetes und. der Länge. der ‚Grade gesc. .ı durch Vergleichung mit dem bei den hiesigen meteorolo- gischen Beobachtungen. gebrauchten Quecksilberthermometer: | dass dessen ungeachtet der Gang beider Instrumente, nicht, vollkommen derselbe seyn würde, liess sich, leicht :voraussehen,, da der! Mes- singdrath mit einer ausgedehntern Luftmasse in Berührung steht, auch in einem andern Verhältnisse die Wärme leitet und von der Feuchtigkeit afficirt wird, als die 'Thermometerkugel. Häufige Beobachtungen, welche angestellt wurden, um den Unterschied des Ganges zu bestimmen, gewährten das Resultat, dass bei schnellem Steigen und Fallen der Temperatur das Metallthermometer im Durchschnitte etwa 5 Grad gegen das Quecksilberthermometer zu- rückblieb: stationär oder langsam zu- und abnehmende Temperatu- ren zeigten beide gleich, wenigstens’ohne constanten Unterschied. ,. » Es würde. nicht schwer gewesen seyn, die:Angaben des re- gistrirenden Thermometers nach den gemachten Vergleichungen auf das Quecksilberthermometer zu reduciren: ich gebe indessen vor- läufig. die Resultate -des erstern Instrumentes unverändert, wie sie gewonnen wurden, um so mehr als es unzweckmässig., wäre, eme Reduction in dem eben angedeuteten Sinne vorzunebmen, ehe die 77. Frage entschieden ist, ob die Angaben eines in gewöhnlicher Weise ausgehängten Quecksilberthermometers als normal angenommen und an dieselben » sämmtliche Temperaturbeobachtungen angeschlossen werden sollen. : re I; ‘ Die ‚stündlichen Beobachtungen, worauf folgende Tabelle sich gründet, fingen mit dem 4. Mai 1838 an, und: umfassen ein volles Jahr, jedoch «nicht "ohne .zufällige Unterbrechungen. Die erste Lücke findet sich in «der zweiten‘Hälfte des September, wo meh- rere "Tage nicht beobachtet wurde: nur die erste Hälfte des Mo- nats ist in Rechnung, genommen worden. Im December würde die Beobachtung ‚auf einige Zeit unterbrochen, während das registrirende Barometer (welches mit dem Thermometer verbunden ist) eine ver- änderte Einrichtung erhielt: und im Januar legte: sich unter dem Zieigerwerke Eis- an, was’ die Angaben des Instrumentes auf meh- rere Tage unsicher ‘machte. Ich habe beide Monate-bei der ‘Be- rechnung weggelassen, um so mehr als es keine ‘Schwierigkeit haben wird, das was im ersten Jahre mangelhaft gelassen wurde, in den folgenden Jahren mit Sicherheit zu ersetzen, ... Bei Herstellung ‚der folgenden Tabelle nam ich. das arithmetic sche Mitiel der 24 stündlichen Beobachtungen als mittlere Tempe- ratur des Tages an," und indem ich diese Grösse von den Ther- ‚mometerständen der einzelnen Stunden’abzog, ergab sich, um wie viel das Thermometer in jeder Stunde über oder unter dem Mit- telstande war. Diese letzteren Grössen sind in der Tabelle ange- geben. Täglicher ns der onen in München, ste vom 4. Mai 1838 bis 4. Mai 1839... Stunden - P ‘ unarg Yi I 8, I 8 nal ag J Fe: = ri E 8 = 2% - in & $, S RQ © — =) = = 3 3 © 53] Ss Eu = < — > ” A. ° 27 e 0 o o 010190 o ® shi ö 418 —0,63 —0,82 —0,63 2,39 —2,37 — 337 —429 —1,65 —1,41. —0,84 4 —0,36 —0,95 —0,85 —2,92.— 2,80 —2,87 —2,17 —2,28 —1,23 —0,60 2 0,52 —1,18 —1,10 —3,29 —2,97 —2,81 —2,09 —2,17 —1,65 —0,67 3 _0,66 —1,41 —1,13 —3,66 —3,22 —3,30 —2,74 —2,37 1,91 —0,79 a 0,75 1,50 —1,37 —,82 28,39 — 8,49 —2,92 —2,50 —2,14 —0,99 5 0,84 151 —1,30 —3,85 =3,451- 3,55 48,51 — 2,91 — 2,13 —0,88 6 0,92. 1,52 1,26 —3,20 4,4 9,14: 3,38 — 2,55) 2,11 4,00 7 0,88. 1,44 0,85 —1,66: 1,071 —1,47 1,80. 2,03. — 2,05, —1,04 8 —0,90 —0,92 —0,18 —0,34 +0,23. 40,17 —0,61 —0,73 —1,35 —0,92 9 —0,99 —0,31 —0,81 -H1,39 +0,88 +1,16 -40,60 —0,37 —0,33 —0,68 10 —0,47 +0,05 +1,20 41,72 +1,81.-41,93 41,48 41,10 —0,31 —0,09 41 +0,27 +0,85 H,s8 42,77 +2,48 +2,27 +2,97 1,86 +0,95 40,40 42 40,75 +1,58 +2,52 42,78 +2,50 +2,70 +2,75 +2,62 1,97 -H1,28 4 +1,34 41,94 +2,92 43,25 +2,90 +2,52 +3,10 +3,16 +2,68 +1,64 2 11,60 42,02 +2,64 43,26 +3,04 +3,01 43,70 +3,12 42,81 41,91 3'-141,88 +2,01 +2,68 +3,63 43,09 +3,29 -43,41°+3,88 48,77 1,60 4 1,55 +1,59. 4+2,60.-43,65: 43,18 +3,21 43,07 +3,56 +2,46 -4,43 5 41,10. 44,49. 42,50 +2,90, 4286 -+2;71.4-2,70 ‚43,06 41,99, -0,90 6.409,50 -+0,94 44,95, 42,16, 4229.41,87 +1,82. 41,31. 41,17,,40,31 7 +0,18 +0,46 1,17 +1,04 -H,03 +1,48 40,71 +0,29 +0,83 +0,17 8 0,04 +0,04 +0,83 +0,03 —0,04 40,44 —0,18 —0,66 -10,39 +0,04 9 —0,86 —0,25 +0,14 —1,03 —1,16 —0,49 —0,80 —0,91 —0,04 +0,04 10 —0,46 —0,60 —0,26 —1,00 —1,76 —1,33 —1,27 —1,23 —0,24 — 0,33 41 —0,55 —0,64 —0,43 —2,19 —1,94 —2,02 —1,74 —1,50 —1,22 —0,79 42 —0,63 —0,82 —0,63 —2,39 —2,37 —2,37 —2,29 —1,65 —1,41 —0,84 Vormittag © Nachmittäg 79 Sucht man die Zeit des Minimums aus diesen Angaben abzu- » leiten, so gelangt man zu folgenden approximativen Bestimmungen: Zeit des aglichen ‚Minimums. Februar 1, 4 nach Spigensufenng März 0,3.nach - . April , « 1,0. vor gi b5 Mai O,1.nach - . „ Juni 0,5. nach M Juli 0,4 nach * August 0,5,nach „u „ September O,Avor 0%» October 1,8. vor ARE November 0,4 vor u Im Mittel trifft also die,niedrigste Temperatur genan mit dem Aufgange der Sonne zusammen. Die Zeit des Maximums fällt im Mittel auf 3 Uhr en die Bestimmungen der einzelnen Monate finden sich in folgender Uebersicht mit den analogen Angaben, die aus den Beobachtungen von Padua und Leith abgeleitet worden, zusammengestellt. Zeit des täglichen Maximums. München Padua Leith h h h Fehr. 2,9 1,8 1,9 Mirz " 2,5 "234 26° April 32 35 36° Mai 3,5 2,3 38° Juni 3,6 2,3 3,7 Juli 3,3 2,2 4,1 Aug. 2,2 2,3 3,7 Sept. ie Ed 2,5 Oct. 2,5 2,1 1,4 Nov. BOY 6 Die Zeiten des Maximums und Minimums lassen sich mit den oben entwickelten Grundsätzen nur unvollkommen vereinigen und die weitere Vergleichung der einzelnen Stunden mit den Bestim- mungen der Theorie führt nahe auf ähnliche Differenzen, wie wir oben 8.27 u.28 gefunden haben: dass indessen die Differenzen in grossem Maasse der Unsicherheit der Beobachtungsresultate zur Last fallen, wird sich genügend herausstellen, wenn man die Monate Mai und Juni des Jahres 1839 mit denselben Monaten von 1838 zusammenhält. Jahrgang 1839. Mai 0 — 1,66 — — 1,49 _ — 2,23 — — 2,34 == — 3,02 = : 2,98 = — 2,59 — — 1,79 = — 0,44 Er + 0,44 -+ + 0,98 Er +1,57 + 12 + 2,55 T + 2,94 Er + 3,18 - - + — - -m + nl vu SEO NH MD F | eh u 1 2 3 + 2,81 4 + 2,52 3 + 2,25 6 + 1,58 7 + 0,63 8 + 0,06 ER — 0,51 10 — 1,16 — 11 — 1,39 _ 12 — 1,66 — Abhandlungen der II. Ci. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. I. 11 81 82 Wäre die Bewegung der Temperatur an ganz heitern Tagen zu untersuchen, so würde man mit einer weniger ausgedehnten Beobachtungsreihe sichere Resultate erlaugen: bedenkt man dage- gen, dass diese regelmässige Bewegung durch Winde, Nebel und Wolken, Regen und Schnee fast unaufhörlich gestört wird, so kann man leicht ermessen, dass erst durch Vereinigung mehrerer Jahrgänge die Unregelmässigkeiten ausgeglichen werden können. Um auch für den Gang der Wärme, welcher bei vollkommen heiterm Himmel statt findet, aus der Beobachtung vorläufig eine genäherte Bestimmung *) zu erlangen und zugleich auf eine wesentliche Rücksicht, welche bei der Theorie nicht ausser Acht zu lassen ist, aufmerksam zu machen, hebe ich die ganz heitern Tage, welche seit Aufstellung des registrirenden Ther- mometers vorgekommen sind, heraus, und stelle sie folgendermassen in Gruppen nach der Tageslänge zusammen: h 1838 Nov. 10. 27 mittlere Tageslänge 9,1 1838 Oct. 17. 22. & B* 10,5 1839 März 2. 3. 15. n a rn 1838 Sept. 1. 2. 4. 5. 3 Ri 13,2 1838 Aug. 5. 12. 16. 19. " 5 14,4 1838 Mai 4. 5. 8. 12. 13. & ER 1839 Mai 30., Juni 8.-11. 20., Juli5.7.11. „ ” 15,9 »*) Es dürfte nicht überflüssig seyn zu bemerken, dass die bisweilen ver- suchte Darstellung des Temperaturganges durch Reihen”von Sinussen und Cosinussen der Zeit, deren Coefficienten aus der Beobachtung abgeleitet werden, nur ein Interpolationsverfahren ist, wodurch man für jede belie- bige Zahlenreihe eine Formel erhalten kann. Solche Reihen sind bedeu- tungslos, wo es sich darum handelt, den Zusammenhang der Erscheinun- gen mit ihren Ursachen zu entwickeln. Temperaturgang bei heiterm Himmel. 0 ° —23,2. +5,32 3,8 —18 +51 —41 —18..45,0 1-4,7 —R,0..,443 4,8 R0 +44 4,8 -23,4.45,2.,-4,9 -2,6 +46 .—5,0 1,8. +35,0..—5,5 —0,7 +5,6 4,8 0,3. +6,4 5,2 +0,3 46,7 —4,4 +11 +7,55 —3,4 +2,0 +7,83 —2,6 +2,2 +7,9 :—1,6 +2,2 +8,0.—1,5 +16 +7,1 —1,7 +0,9 +6,2 —18 -0,1 +7,1 -2,3 0,5 »+6,8 22,4 —0,6 +5,35: —2,1 —0,8 +5,2 —2,6 10 -10 +43 —23,4 11 15 +33 -2,7 12: =1,9 43,2 8,7 Mitt. Ta- ı iR - h geslänge 9,1 10,5 11,3 m o Mittag Fake . START ADAMS SD NSUAUD m ++++++++ 3 © ++4+++++ bt 5 > ++++4++++ w je 8 +14,6 -++12,9 +12,5 +12,1 +114 + 9,9 -+10,2 + 89 +92 +73 +89 +65 h h 14,4 148 Die Beobachtungsresultate sind von zufälligen Einflüssen, wozu hauptsächlich die wechselnde Einwirkung des Windes zu rechnen 11* 84 ist, nicht hinreichend befreit, und desshalb auch mit keinem einfa- chen und naturgemässen Gesetze genau zu vereinigen, jedoch stimmen sie-im Allgemeinen mit der vorhergehenden theoretischen Entwickelung überein. Rücksichtlich des bei Tage statt findenden Temperaturganges ist ein wesentlicher Umstand hier hervorzuheben. In der Nähe des Aequators, ‘wo ein gleichmässiger Zustand: der Atmosphäre statt findet, und die Zu- oder Abnahme’ der mittlern Temperatur von einem Tage zum andern fast unmerklich ist, Kommt das Thermometer bei Sonnenaufgang zu demselben Stande zurück, von welchem es am vorhergehenden Morgen ausgegangen war. Ganz anders. ist-ies in unserm Klima, ‘wo die mittlere Temperatur bei eihtretendem heiterm Wetter von einem Tage zum andern schnell wächst. In Folge dieses Verhältnisses bilden die oben gegebenen Beobachtungszahlen keine zurückkehrende Reihe und die letzte Zahl (die Temperatur von 12*, Mitternacht) schliesst sich an die erste (Temperatur von ‘1% nach Mitiernacht) ‚nicht an. Um die Zunahme der mittlern Temperatur abzusondern und den täglichen Gang den Voraussetzungen der Theorie gemäss rein zu erhalten, müsste man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang die Correction — at und von Sonnenuntergang bis Mitternacht die Correction — Rar anbringen, wo a eine Constante, t die Zeit von Sonnenaufgang in Stunden: gezählt, und 7 die halbe Tageslänge bedeutet. Die Con- stante a ist so zu bestimmen, dass der Uebergang von 12% auf’ In nach Mitternacht mit der übrigen Reihe harmonire. Uebrigens soll diese Correetion hier nur angedeutet werden: die Anwendung derselben. bei den obigen Zahlen würde sie der Theorie nähern, ohne sämmtliche Unregelmässigkeiten zu entfernen. | \ | | I | u Gab IT. We BR Tan 72 --4J | ’ ii FR N Bl ie h ' ' St! | | | 3 ia |S As Ri j — 1. er Mi er. URBERP N r | ra ER Re E Ne ı ea Aue Te j : SI \ i ae ee, ' D H Pr f Pa! ı f ' 2 ' r ' ' j N : ge ee - ı k x j re Bir gi 2 | 3 ' E zT jr T “ NE TR a a t SE Er ee ee FE ' ar 5 NP ae, 4 vn ' ı ’ 1 N E Nr f ’ t N n 19 ' i N \ R) I fe 1,7 N \ ri u \ x IN £ Be a A ' I ! ' i I \ N N RER SUR EHE ACER Aanheetngee A Mathis N | L > ' ' ! hs Ne ee BE N ul SS - | RE EN her, ' ses x | a Ei N | DAR. = Si fi fi a, N j Üch N IK a Eh Re Zi ' IS TREE E N ı ’ ’ ‘ , . 1 \ \ ) ' ‚ ‘ ! Ü os | A \ t . ' t ‚ N f N ! Wi U le) N S : \ Emm een en am mg re I N Se % au N ee ET i N N: ' f IT ' 1. ü ' s 8 N ‘E PacEe- RR a f s \) ' ‘ ' I ' H im N | > u \ a I DI a TE =. & DIET: ' ER | - Ü) \ Ra ' Di 1 ' N} . u l LER N ER . \ N N 1 ı Sc r en N : N x Sr i ee N a h x . TE ba i 5 Lund L lserar Marz N r N ein ir TE rt) ich ne ae a ee - - ' I wi “ ’ » we; rd 2 PAN 12 Alre. Teala- Auugesst Ionbanhe Hleber > EEE EEE ° (EEE U RE ERBE OR e vv 3 =: i n ‘ ' j \ r Sunny Fury z c | ben. | | August | Antme m [__ m Tg LE ee 7 Zu 7 7 u a } , > ö u 7, =.C [ ermfertlar = Ä VCHLEERE CE . rl Mal RR GL TS : Tl U 4. E07 72 08.777 Auny Smig August Saphir Noah Dede MT N Tepe Stand £ Egg gr I = Aril May Ten! Ta Augıst Ioplemkr CAleber- Navembr Zecember Ian — - Bee in) ver gg = 3 B P = E77 f £ | | . ’ E72 | | | ; | | } | | 1 z „ | e| | | | | ur | n } + | 4 } V . 3 t { | } | | | | | j E N EV, Hm. Zend: „Z2ee- | She EN - Ne mE ee a a En pe / —n I. | Ri | =, N | Ve ' — | | | N | | JE |... | NE SZ lE N N | | | | | | 5 | } | I N | : \ Br = } 1 23 1 | N E| Fr I = B © | er/ F 7 | el 1 ] A | | | | N f =) all | h | | | o | A } =>: A | | | Ke . | 1 | | | | | | | 5 2 t | | | | 5 h ! | v | | | \ \ 0 | | = | N | | | ! | | Mn. N | | | | | = | \- | | | N | .. 1 | 1 | Mr | h- vl | I} | E | | | } | | F | | | 7 ] | | 1 2 | | I} | 6, Augesl I z 7 dr Fremden Selruar | Hat: »ASnre re Haug Mresry e Varla Pfeegusl Sem LI ke ber \ Nenner © Ei 7 £ 02 Er 1} u : ee | MEI: [me 1 m mer TE EEE U ET 2 rumeer Kamera EZ E77 2 E77 7] 2 nd = WE TE, I AR ETW RO 0 IR EEE [z DH . age uen AP wyry ») ns . . . . NR . ne .. .. A “is u. h . Be . . . . . . . . . . . r 3 S S ! R > “ ” NIE Ta ER a ER As SH RS a er 5, a ER RE u A ne EREEEEE ' BE a N N en age’ hen SS, nun WG a ER VER! N : St Se Fe ae SE DONAR 5 JER- N N > So 32mm d ayamrsemneryz se Di Er Ei oh N S Sue Q = = nl S S SS Sn x 2.0 BR 2 x 5 ; - re 2 ar ty° er. Y - “ “ ” ” “ Ss r- % \ S im .n en . 7 x Re WR S & 8 S Er w DI &: 8 N rn And‘, F £ SE T EL, 7 2 ( Ha. (} MWlcbes: Iopılam ass r wi 2 A zZ ER. & IE BUT r r TE A HOCH. c ie 2 >, arz, ILL 2 Yı [22 ZZ A 7 reise 7 [ Tarsewonr Er} 210 200 |. - 150 170 160 156 40 \.-- - 130 120 110 Je 9% s 7 [02 E72 E73 \-- 0 72 20 30 E77 or ra se N N N a3 N : u S STE ” er A > 2 Fu 3 Be Bert Al T en. = 7) EIER 2: Wa he EP 9 & K, rtcrhted Hr age IE EB wie EDER RIL 4 9 DES 4 i x = ur Tagen WIEO Macht Tomypuraten an Bi [2 3 Tehraar)\ Merz | Cderet Hay a 277 U | I ad Sopılem en zZ leder | eherenn er en Ze | Pa N = ne b | | | | | 3008730, Bra He 2 a aa a u! Bin, v7 Zt e N N TAN ) r | 215 N: IS“ N, 4 den E dr \x S: k \ “es ..ge Een Vu as" IE 1 7a ee Femperadur T | i | | | | | | 7% N 1 H \ h a L a N Su | een ANA | 70 He c4 A, c ZA a MSL L CB > 22 4 6 6 Fa dor Femperaser UF [Z ‘ 2 Be RE z — | | | | | | | | { | ij | | aa Ferspteteeter . Zi A N) LL er) 73 7 4 ] | | | | | | | } | ze E Ei = = ze } I} | | - ee nlr=>= = >= > = | | | | 4 1 2 in a ee ] T | | | == } Sl + I} —— Ik s: | [ =. 5 | | | Su | | \ } } | | | | | | | ! | | | | } | 1 \ } | | | | | | = | | } r I} | | \ | | | | | | | | | | | | 3° = 1 | | | | u EG se 6 90 EC — Er if | I | | | | | | \ | = } 7 | | [ | | L-- | | | \ | | } ——— Z € uud. ee 4 = Snmhercatir WALES AO vecdheer v [ee Ten WE Ki ei Dr ! | 03 © r Baer vr. Sud aber) 5 2) . un . . . H . . - A n A x El 7700 PRLI Ka er RED = ee S . ... . nr w., _ 5 3 . —— R 2 PPRR GE S EEE (4 #,465:5:5.6,10,.52. Fl 7 wen R u DI ee, ur ng - DD ® rn E = Ey „mmenı,?> I mehnyun 7 29) . . 2 . u =) S De ET ER NEN m er a arpeh, RE TER, - u er) ze 2 £ re en > { mu, ouwsergmebir x . . . r ER eD:.6 £. 7. I - enfmngy rergpenaya Gr . tif ı | . ’ \ '. . MIELE . . Amp v2 . zone . . . . . . . . . . . . . . WIE SS . - D ” “ -: I - . ._ . 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Wenn die Gegenstände dieser Art in eine Reihe geordnet sind, welche durch u, Dia are vorgestellt werden mag, und angenommen wird, dass die Relation des W zu P als der Relation des P zu O u. s. w. gleich betrach- ‚tet werden kann; wenn endlich der Uebergang (die Relation) von einem Gliede zum andern durch + 1 dargestellt wird; so muss der Uebergang vom letziern zum erstern durch — 1 vorgestellt werden. Zur Darstellung des Uebergangs von einem Gliede der Reihe zu einem andern derselben sind die beiden Einheiten + 1 und — 1 hinreichend. Wenn daher die Relationen von W zu P, 88 von P zu O u. s. w. als positiv betrachtet werden, so sind die Relationen von O zu P, von P zu W u. s. w. als negativ an- zusehen. Wein sich die Gegenstände nicht mehr in einer einzigen Reihe anordnen lassen, wenn sie sich in Reihen von Reihen dargestellt finden, und wenn es sich mit den Relationen dieser Reihen gegen einander selber wieder so verhält, wie vorher mit den Gliedern einer und derselben Reihe, so sind die Zeichen + 1, — 1 zur Darstellung der Relationen der Glieder von. was immer für einer dieser Reihen zu den verschiedenen Gliedern jeder der andern Reihen unzureichend, und es bedarf hierzu noch zweier anderer Zeichen + i, — i, deren Gegenstände in eben demselben Verhält- nisse des Gegensatzes sich befinden, in welchem die, durch die frühern Zeichen + 1, — 1 vorgestellten Gegenstände zu einander stehen. Um daher den Uebergang von einem Gliede einer der Reihen zu einem andern Gliede einer, von dieser verschiedenen, Reihe vorstellig zu machen, sind die vier Zeichen +1; — 1; +1; —i hinreichend. Diese verschiedenen Verhältnisse, welche unter den Gliedern gegebener Reihen obwalten, lassen sich durch eine räum- liche Darstellung anschaulich machen (Fig. IL). Man stelle sich daher in einer unbegrenzten Ebene zwei Systeme von äquidistanten Parallelen vor, die einander rechtwinklicht durchkreuzen, und nehme ihre Durchschnittspunkte zu Symbolen für die verschiedenen, vor- hin erwähnten Relationen an. Jeder Punkt, wie etwa P, hat vier benachbarte, durch W, O, N, 8 bezeichnete Punkte. Wenn man nun die Relation jenes Punktes P zu einem dieser vier Punkte, etwa zum Punkte N, durch + 1 bezeichnet, so ist die durch — 1 zu bezeichnende Relation, nämlich die zum Punkte S, von selbst bestimmt. Ueber die Bezeichnung der Relation des Punktes P zu 89 den beiden andern benachbarten Punkten O und W. ist hierdurch noch nichts versäct, und man kann folglich einen derselben, wel- chen man will, wählen, und die Beziehung des Punktes P zu ihm durch + i bezeichnen. Wird daher die Beziehung des Punktes P zu dem Punkte O durch +i angedeutet, so ist hierdurch die durch — i zu bezeichnende Relation , wieder 'von selbst bestimmt, nämlich die zum Punkte W., Hieraus wird .es klar, dass es bloss von un- serer Willkühr abhängt, festzusetzen, welche der beiden sich dureh- kreuzenden Reihen man als die erste Hauptreihe, und welche Rich- tung in ihr man als auf die positiven Zahlen sich beziehend ansehen wolle; und dass, wenn man hierüber bereits verfügt hat, eben hier- durch schon von selbst die andere der sich durchkreuzenden Rei- hen als diejenige signalisirt sey, welche sich auf die durch + i oder — i vorgestellten Zahlbegriffe bezieht. Wenn daher die Be- ziehung des Punktes P zu O durch + i angedeutet wird, so ist die des Puuktes P zu W durch — i vorzustellen. Es ist eine Folge dieser Voraussetzungen, dass, wenn die Relation des Punktes P zu O, die vorher durch + i bezeich- net worden ist, nunmehr für + 1 angenommen wird, man nothwen- dig die Relation des Punktes P zu S, die vorher durch — 1 be- zeichnet wurde, jetzt für + i annehmen müsse. In der Sprache der Mathematik heisst diess aber, + i ist mittlere Proportionale zwischen + 1 und — 1, oder i entspricht dem Zeichen Y — 1. Hieraus lässt sich erkennen, dass sich den sogenannten imaginären Zahlen, die man bisher immer den reellen entgegenzustellen pflegte, eben so ein reeller Gegenstand unterstellen lasse, wie diess schon seit Langem mit den negativen der Fall war. Diese ersten Ideen, den imaginären Zahlen ein reelles Substrat unterzulegen, gehören dem um die mathematischen und physicalischen Wissenschaften hochverdienten Herrn Hofrath Gauss in Göttingen an; und sie er- scheinen um so merkwürdiger, als jene Grössen, wie schon der Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.1. 12 90 Referent ın den gel: Anz. vom 23. April’ 1831, bei Gelegenheit der Bekanntmachung jener’ Ideen bemerkt’ hat, in der Mathematik bisher noch immer weniger eingebürgert als nur geduldet werden, und mehr wie ein an sich inhaltsleeres Zeichenspiel erscheinen, dem man ein denkbares Substrat unbedingt abspricht, ohne doch den reichen Tribut, den diess Zeichenspiel zuletzt in den Schatz der Verhältnisse der reellen Grössen 'steuert, verschmähen zu wol- len. Seit jener Zeit ist über diesen Gegenstand meines Wissens nichts mehr bekannt geworden. Eine weitere Verfolgung desselben hat mich auf einige Resultate geführt, welche der Aufmerksamkeit der Mathematiker vielleicht nicht ganz unwerth seyn dürften, und welche ich daher in dieser Abhandlung zur öffentlichen Kenntniss zu bringen beabsichtige. I. Erklärungen. Man stelle sich in einer Ebene zwei auf einander senkrechte Linien N S, W O vor, welche sich in dem Punkte W schneiden (Fig. II.). Durch diese zwei Geraden wird .der ganze Raum der Ebene in vier Partien abgetheilt.. Die Richtungen PN, PO, PS, PW gehen von demselben Punkte P aus, welchen wir den Pol nennen. Insofern man nun eine gewisse Länge auf einer dieser vier Huuptrichtungen vom Pole P aus auftragen, und diess durch eigene Zeichen auf eine unzweideutige Weise vorstellig machen will, kann man die vier Zeichen DD... + +; — —i 91 als eben so viele verschiedene lineare Einheiten betrachten, und diese Bezeichnung der gegebenen Länge beisetzen. Wird daher mit a irgend eine gegebene absolute Länge einer geraden Linie bezeichnet; so soll durch die Zeichen: AR) ... 2:+D; 2.609; ».C-D;_.a.(-i), welche auch respective durch die Zeichen: 8) ..2 +3; +a.5 —a; —a.i ersetzt werden können, angedeutet werden, dass jene Länge a im Systeme der beiden auf einander senkrechten Geraden NS, WO von P aus beziehungsweise auf den Richtungen (4) .-.. PN; PO; PS; PW aufzutragen sey. Eben diese Richtungen werden wir daher, in derselben Ordnung genommen, die Richtungen + 1; + i; (— 1); (— i) nennen; ‚stellt man sich vor, dass sich die Richtungslinie PN so um P dreht, dass sie successive die Richtungen PO, PS, PW erhält, so werden wir sagen, dass sich diese Linie im posi- tiven Sinne drehe, widrigenfalls aber im negativen Sinne. Wenn nun a die absolute Länge einer Geraden bezeichnet, so werden wir + a die positive, und — a die negative Abscisse schlecht- hin nennen; hingegen + a.i die positive laterale, und — a.i die negative laterale Abseisse, nach den Einheiten + 1, — 1, worauf sie sich beziehen, und welche laterale Einheiten heissen. Ferner sollen die Einheiten + 1 und — 1, so wie die Einheiten +i, —i unter sich gleichartige genannt werden, hingegen + 1 oder — 1 in Bezug auf + i, — i ungleichartige. Durch die Einheiten + 1, 7.1 lassen sich die Orte aller auf der Geraden N S, durch die Einheiten .+ i,..— i hingegen die Orte aller in O W gelegenen Punkte bestimmen. Aus dem Gesagten ist es klar, dass Abscissen, 12 * 923 welche sich auf gleichartige Einheiten beziehen, durch die‘ Addition und Subtraction verbunden werden können ; und: dass das’ Resultat ihrer algebraischen Summe eine, auf eben diese gleichartige Ein- heit sich beziehende Länge seyn werde. Es ist daher, wenn a, b absolute Längen bedeuten, ou .+D)+b- D=@-b!(+D), wen a>b; . HD +b.(—- D=(b—a).(—1), wenna< b; +i)+b.(-D)=(a-b). (ti), wenn a >b; +D+b.(-)=b-—a).(—i), wenn a< b; HD)-b.1V)=@+b). ED; » op» » ® us. w Im Allgemeinen, wenn j eine der Einheiten (1) vorstellt, hat man: (5)... 8jEb.j >. G@Htb)ej; und man muss bemerken, dass, wenn a < b, die Differenz ea Marl) seyn werde, worin — j und j die entgegengeseizten gleichartigen Einheiten bedeuten. II. Ueber die Beziehungen unter den vier Hauptrichtungen, welche durch zwei auf einander senkrechte gerade Linien in einer und derselben Ebene gebildet werden. Jede der-vier Hauptrichtungen (4), auf welchen die, mittelst der Zeichen (2) oder (3) vorgestellte Länge a aufgetragen wer- den soll, steht zu den drei übrigen in Beziehungen, welche sich bei jeder Richtung wiederholen. Es ist nützlich, diese Beziehungen besonders zu: betrachten. 93 Wenn PN als eine erste (ursprüngliche, positive) Richtung angenommen wird, so erscheint ein Fortschreiten in der Richtung PS als ein Rückschreiten in Bezug auf die Richtung PN; ferner ein Fortschreiten in der Richtung PO als eine rechte, und ein ‚Fortschreiten in, der Richtung P-W als eine linke Seitenabweichung von PN. Diese dreifache Beziehung kehrt bei jeder beliebigen Richtung in derselben Ebene zurück. Diese drei verschiedenen Richtungszustände, welche mit der ursprünglichen in der Ebene gleichzeitig bestimmt sind, verdienen ‚durch eigene Benennungen von einander unterschieden zu werden. Wir wollen in Absicht auf PN die Richtung PS die entgegengesetzte von PN schlecht- hin nennen, und PO die positiv laterale, PW die negativ laterale zu PN. Diesem zu Folge erscheint nun jede der Richtungen (4) zu den drei übrigen in dieser dreifachen Beziehung. Es erscheint also, beziehungsweise genommen, ein Fortschreiten in der Richtung: PN; PS; PO;.PBW,; 1° als ein Rückschritt nach: PS; PN; PW; PO; 2° als die positiv laterale (rechte Seiten-) Abweichung von PW; PO; PN; PS; 3° als die negativ laterale .(linke Seiten-) Abweichung von PO; PW;, PS; PN. IH. Darstellung des Uebergangs von jeder der vier Hauptrichtun- gen zu den drei übrigen. "Wir wollen in Bezug auf was immer für eine beliebige Rich- tung: j, die" von: dem Pole P, dem gemeinschaftlichen Punkte der vier Haupirichtungen PN, PO, PS, PW in derselben Ebene ge- 94 zogen werden mag, die Richtung (+ 1) von j die Richtung j sel- ber, die Richtung (— 1) von j aber die der Richtung j entgegen- gesetzte nennen, und die rechte Seitenabweichung von j durch: Richtung (+ i) von j; endlich die linke: Seitenabweichung von j durch: Richtung (— 1) von j bezeichnen, und durch die Zeichen DI VEdYEDIOH: ed oder durch: (I vr. +5 j +5 —iJ darstellen. Wenn daher in Fig. II. die beliebige Richtung PA durch j bezeichnet wird, so soll die ihr entgegengesetzte PC durch — j; die positiv laterale von P A, nämlich PB durch +i.j; die negativ laterale von PA, nämlich PD, durch —i.j bezeich- net werden. Wenn man in den Zeichen (7) oder (8) für j nach und nach die Zeichen (1) annimmt, so ergeben sich, in Absicht auf die Iden- tität der Richtungen nachstehende Gleichungen: HD.+-b=+lÜ1; +-D.hb=-—1; —-D.4+-D=—1; —D.—- D=+1; CHFHD.EDSTE aHD.-D=—ij; (-D.FHD=-—j; (-D.-D= +j; +D.H+D=+i; +D.-D=—j; -Db.-D=-;; (-D.--D= +j; +-DC+-n=--4; AH. D=+]l; -D + VDE +% --9.-—- D=-—|1. Diese Gleichungen geben das allgemeine, ‚sehr merkwürdige Resultat zu erkennen, dass die wirkliche Multiplication der beiden Factoren in jedem der Producte, welche in den ersten Theilen der 95 vorstehenden Gleichungen erscheinen, eben dieselben Richtungen bestimmen, als durch die zweiten Theile dieser Gleichungen ange- zeigt werden. Man kann daher sagen, dass der Uebergang aus einer der Richtungen (4) in eine andere von denselben durch die Multiplication der beiden Zeichen bestimmt werden kann, denen sie in (1) entsprechen. Es ist daher, wenn die rechte Seitenabweichung von PO be- stimmt werden soll, nur (+ i).. (+ i) zu bestimmen, und da man — 1 erhält, so ist PS die gesuchte Seitenabweichung von PO. Eben so ist, wenn die linke Seitenabweichung von PO gefun- den werden soll, nur das Product (— i) . (+ i) zu bestimmen; und da man + 1 erhält, so wird PN die gesuchte linke Seiten- abweichung von PO seyn. Eben so wird ferner (+i).(-)=+1 zu übersetzen seyn: Die rechte Seitenabweichung von P W ist die Richtung PN; und endlich (- ).(- D=— 1 die Bedeutung haben: PS ist die linke Seitenabweichung von P W. Es ist aus dem Vorhergehenden klar, dass das Resultat der Richtungsübergänge, so wie das der Multiplication der Einheiten (1) nur ein vierfaches seyn könne, das wieder nur mit einer der Einheiten (1) coineidirt. Wir können folglich obige Gleichungen in nachstehende zusammenfassen: N ).CH)=+1; N J+9.-D=—D.4+H DSH. HS )—d=—L; I D.H)S-DAÄ=SH.H=A).- DH; AIA=S-dDHSH.LÄm=N).AHDS-i Diese Gleichungen enthalten nun die Deutung des Productes (10) ... j.J oder J.j; wenn j und J welche immer von den Zeichen (1) vorstellen. 96 Mittelst dieser Grundsätze wird es leicht seyn, die Richtung, auf welche man durch drei und mehrere successive Uebergänge kömmt, durch die Rechnung zu bestimmen, indem man nur nöthig hat, das Product, worin mehr als zwei Faetoren zur Concurrenz kommen, zu bestimmen. So z. B. ist die Richtung, auf welche man kömmt, wenn man ursprünglich von der Richtung PS ausgeht, zur Linken abweicht, und in entgegengeseizter Richtung zu dieser fortschreitet, offenbar die Richtung (— i), und in der That fin- det man: ee Man kann noch bemerken, dass man immer auf dasselbe Re- sultat und auf dieselbe Richtung kömmt, in welcher Ordnung die Factoren genommen werden, oder die auf einander folgenden Ab- weichungen der Richtungen statt finden mögen. IV. Darstellung des Uebergangs von einer einfachen Abseisse zur andern. Wenn a eine absolute Länge bezeichnet, so stellen die Ab- seissen (2) oder (3) Linien vor, welche auf den Richtungen (4) aufgetragen sind, und die Länge a haben. Die Richtungen dieser Linien (3) sind mit den Richtungen der Einheiten (1), worauf sie sich beziehen, identisch. Ueberhaupt nun verstehe ich unter dem Ausdrucke: Abscisse a.j eine Linie von der Länge a, welche auf der Richtung j auf- getragen ist, und die Richtung der Abscisse aj ist mit der Rich- tung j identisch. Wenn j eine der Einheiten (1) bedeutet, folglich a auf einer 97 der Richtungen (4) aufzutragen ist, so werden wir eine solche Abscisse eine einfache nennen; es heisse sodann: *+a die einfach positive, —a die einfach negative Abseisse; ferner +a.i die einfach positive, — ai die einfach negative laterale Absecisse. Wenn nun für j und J jede der Einheiten (1) gesetzt werden darf, und wenn a die absolute Länge einer Geraden bezeichnet, so ist AD ... @J.J=@aD.j=a.G.N, d. h. irgend eine einfache Abscisse a.j mit J multiplieiren soll heissen, die Länge a auf der Richtung j.J, welche nach den Glei- chungen (9) bestimmt werden kann, auftragen. Die Identität der Ausdrücke (11) in allen möglichen Fällen, wo man für die Zei- chen j und J jede der Einheiten (1) unterstellt, ergibt sich aus den Sätzen des vorhergehenden Artikels. Nach denselben Gese- tzen der Multiplication, nach welchen der Uebergang aus einer der vier Hauptrichtungen (4) in eine der übrigen bestimmt werden kann, lässt sich auch der Uebergang von einer einfachen Abseisse (3) zu einer andern finden. So z.B. ist — a). (Hi) = a.(—i), oder — a mit +i multiplieiren heisst, von der Richtung von — a das ist von der Richtung PS rechts abweichen, und auf dieser letzten Richtung, das ist auf PW die Linie a auftragen, wodurch man of- fenbar die einfache Abscisse — a.i erhält. Unter denselben Voraussetzungen, unter welchen die Formel (11) bestehen soll, statuire man auch die Gleichung: AD... ja Da. Wir wollen jetzt annehmen, dass j was immer für eine Rich- tung in der Ebene der vier Hauptrichtungen (4) bedeute, welche Abhandlungen der II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. L 13 98 vom Pole P ausgeht, und dass. aj eine u ar raue pi tragene Abscisse sey. ii Unter den Producten (13) .-.. @J.-+D; @.J.C-D; @JP.49; @.).c), welche respective durch R ee AD ... 2.&); a.C-j; ad.j); en vorgestellt werden können, verstehe ich nun jene’ Abseissen, die man erhält, wenn man beziehungsweise entweder auf der Richtung j, oder auf der ihr entgegengeseizten Richtung, oder auf jener, welche die positiv laterale (rechte Seitenabweichung) zu j, oder endlich auf jener, welche die negativ laterale (linke Seitenabwei- chung) zu j ist, die Länge der Linie a aufträgt. V. Multiplication der Abseissen mit abstracten Zuhlformen. Wir wollen mit m, n, p, ..... was immer für ganze oder ge- brochene Zahlen, mit a aber die" absolute Länge irgend einer ge- raden Linie bezeichnen. Ein Product aus einer Länge a und einer abstracten Zahl, wie z. B. a.m; a.mn; u. Ss. w. wird i in der ge- wöhnlichen Bedeutung genommen. Wenn nun 2.j die Abscisse bedeutet, welche auf der Richtung j aufgetragen ist, und die Länge a hat, so statuire ich die Gleichung (15) ... @.j).m = (am).j, welche die Erklärung enthält, was es heissen soll, eine Abseisse a.j mit einer abstracten Zahl m multipliciren, und welche aus- drückt, dass das Resultat eine Abscisse sey, die man erhält, wenn man die Länge am auf derselben Richtung j aufträgt. 99 Wir: wollen. jetzt ‚die abstracte Zahl m selber mit. den Einhei- ten (1) verbinden, und die abstracten Zahlformen 169) ...+m m +mi —mi bilden. , Wenn nun eine dieser Formen durch m.J angedeutet wird, so statuire ich ferner die Gleichung: a RS SERaDTeZET € > .im.J = (am). G:D Diese Gleichung enthält nun die Erklärung, was es. heissen solle, eine Abscisse aj mit einer abstracten Zahlform m.J multiplieiren. Diese Gleichung drückt aus, dass man auf der Richtung j.J, wel- che nach Art. III. bestimmt rad) ale Länge am snfapER. Wenn nun j auch eine der Einheiten (1) bedeutet, folglich a.) eine einfache Abscisse vorstellt, so stellen die Produete: (18) ... (+a).m; (-a).m; i). m; (—a. Han m, die man auch noch so schreiben kann: Ba ERD fen: (an).cH); (am).(-), oder: (20) u... +am; —am; +am.i; —am,i; ra): Hesichungswgeisg, jene. Tinien vor, die man ‚erhält, wenn man auf den-Hauptrichtungen PN, PS; PO; PW; die Länge. a.m aufträgt, Wenn man in den Producten (18).für m die abstracten Zahl- formen (16) seizt, so ist däs Resultat eine der Formeln (20). Man hat z. B. 13 # 100 (21) ».. a.(#+m); a.(—m); '2.(+#m.i); a.(—mi) respective mit den F'ormeln (20) einkeian: zu nehmen. Wenn daher in den Gleichungen 15), 0) die Zeichen j und J jede der Einheiten (1) bedeuten können, so wird das Re- sultat nur wieder eine einfache Abscisse seyn, welche auf der Richtung j.J liegt, und die Länge a.m-hat. Diese Grundsätze las- sen sich leicht auf Producte von mehr als zwei F'iactoren erstrek- ken. Wenn dann j was immer für eine Richtung ist, auf welcher die Länge a aufgetragen sey, und wenn J’, J”, J", ... was im- mer für eine der Einheiten (1) vorstellen können, so ist das Product (2) .-. 2. @5J).m.2. 2: IN) eine Abseisse von der Länge 98): 22% B.MAp as welche auf der Richtung BIN ee UNE aufgetragen ist. Je nachdem das Product EB _ mit einer der Einheiten (1) übereinkömmt, wird die Richtung (24) mit der: Richtung j übereinstimmen, oder: die rechte Seitenabwei- chung von j seyn, oder der Richtung j entgegengesetzt, ‘oder die linke Seitenabweichung von j seyn. Die Bestimmung der Richtung (24) ist nach den vorhergehenden Grundsätzen leicht. Wenn j ebenfalls eine der Hauptrichtungen ist, so wird sich die Richtung (24) wieder nur auf eine solche, un das ee (22) auf eine einfache.:Ahseisse -reduciren. Man kann auch bemerken, und es ist leicht darzuthun, dass 101 man immer auf eine und dieselbe Linie kommen werde, in welcher Ordnung man auch die Factoren des Productes (22) nehmen mag. VI Von den complexen. Abscissen. Wenn a und b, zwei willkührliche Längen, und j, J zwei un- gleichartige Einheiten bedeuten, welche, wegen dieser Ungleichar- tigkeit, senkrecht auf einander stehen, so verstehe .ich unter der Summe 5 (aa) Wehen jene Gerade in der Ebene der Richtungen j, J, welche, auf die Richtungen j und J projieirt, die Längen a und b hat. Man findet die durch die Summe (25) vorgestellte Linie, indem man vom Pole P aus zuerst in der Richtung j um die Länge a fortschreitet, und von diesem Endpunkte aus parallel zur Richtung J um die Länge b abweicht, endlich über die beiden Katheten a und b dieses so entstandenen rechtwinklichten Dreieckes die Hypotenuse zieht. En Es ist klar, dass die Formel (26) ... b.J+aj auf eben dieselbe Linie führen werde. Man kann noch bemerken, dass diese Gerade auch noch erhalten werde, wenn man die Länge a auf der Richtung j, und b auf der Richtung J aufträgt, in den erhaltenen Endpunkten dieser Linien Perpendikel über die Rich- tungen j und J errichtet, welche sich in einem bestimmten Punkte der Ebene schneiden, und diesen Durchschnittspunkt mit dem Pole durch eine gerade Linie verbindet, Wir wollen ‚diese Gerade, deren Grösse und Lage ‘durch die Formel (25) bestimmt werden kann, eine complexe Abscisse nennen, zum *Unterschiede von der einfachen Abseisse, für welche eine der Grössen a oder b sich 102 auf Null ,redueirt,. Die Richtung‘ einer complexen Abscisse, welche immer zwischen je zwei der Richtungen (1) liegt, wollen wir, eine complexe Richtung nennen. Weil die Zeiehen j und J ungleichartige Einheiten vorstellen, so wollen wir annehmen, dass j eine der Einheiten + 1, — 1, und J’eine der Einheiten + i und — i bedeute. Sind nun a und b gegebene Längen; so werden in der complexen Abseisse (25) vier, wesentlich von einander verschiedene, Linien enthalten Eee Diese sind nun: a en Ca th Ca Um diese Linien ‚in | einer Ebene darzustellen, trage man: auf den-Richtungen PN, PS, PO, PW .Fig.1V.), die Längen a und b, gehörig auf, so dass man habe _ N PA=PB=a PD=PC=h ziehe durch die Punkte A und. B die zu WO, und durch die Punkte C, D die zu NS parallelen Geraden, welche sich in den Punkten E, F, G, H schneiden. Da nun: ED=-DF=HC=(CG udAE=BF=AH=BG a; b; so ist klar, dass die Geraden RI :.. PE; PF; PG; PH; respective die complexen Abseissen (27) vorstellen werden. Die complexen Abscissen (27), z. B. die Abseisse + a + bi oder PE können nun auf’ doppelte Art construirt‘ werden. Man trage, nach der einen Construction, auf: der Riehtung:P-N die Länge PA =a, eırichte im Punkte B über PN auf der rechten Seiten- abweichung, von. PN, die Senkrechte AE = b, uud ziehe PE; 103 oder trage, nach der andern Construction, auf den Richtungen PN, PO die Gängen PA = a, PD = b äuf, erriehte in den Punkien A und D die auf PN, PO Senkrechten, welche sich im Punkte E schneiden, und verbinde E mit P. Auf eben diese Art kann man die übrigen complexen Linien (28) construiren. Vu. Darstellung des . Uebergangs. von einer complexen 'Abscisse zur andern. Wenn A eine der complexen Abscissen (27) bezeichnet, so soll durch die Producte RN „.. A.CHD; AD; AAuD; Ali), welche auch respective durch die Zeichen: BO) „+ A;,:-HAbu ,— A; —Ai ersetzt werden können, angedeutet werden, dass man die Länge der complexen Geraden A entweder auf ihrer Richtung unmittelbar, oder auf der, welche die positiv laterale (rechte Seiten-) Abwei- chung ist, oder auf der, der Richtung A enigegengesetzten, oder endlich auf der, welche die negativ laterale (linke Seiten-) Ab- weichung von A ist, auftragen solle. Hieraus wird nun klar, was es heisse, eine complexe Abscisse A mit den Einheiten (1) mul- tiplieiren. Wenn man nun in den Producten (30) für A jede der com- plexen Abscissen (27) setzt; und hierauf die Multiplicationen der Binome wirklich verrichtet, so erhält man die nachstehenden Glei- chungen: 104 (+a+b). +D=tartbi; (Fa+b).H)=—b-+a.i; (—a+bi). FD=—artbi; -a+b). tr) =—h—a.i; a—-)l. +D=-a-bi; (-a-b). dy=+b-—a.i; +a—bi).. FD=+ta—bi; (ta—b).HrD=+bra.i; SD ... (+a+bi).-_ D=—a—bi; tatb).d=+b—ai; —a+b).(-—D=ta—bi; —a+bi).-iM=tb +ai; (ab). — D=—a+bi; -a—bi).—i) =—b +ai; +a-b).--dD=—atbi; (Hab). —i) = —b —ai. (32) ... Wendet man auf jeden der beiden Theile von was immer für einer dieser Gleichungen die im Vorhergehenden statuirten Erklä- rungen an, so findet sich jede derselben verifieirt. In Fig. IV. und V. sind sie sämmtlich geometrisch dargestellt. Wenn PE’= +3; PE’ = +b, so ist PE die complexe Abseisse + a + bi. Der Erklärung zufolge ist das Product (+ a + bi). (+ i) die auf der rechten Seitenabweichung von PE, d. i. auf der Richtung PF auf- getragene Länge PE. Denn, wegen der Congruenz der Dreiecke PE’E und PF’F hat man PE’/ = PF"; PE” = PF'; die Ge- rade PF ist folglich auch noch durch die complexe Abscisse —b +.a.i vorgestellt, und diese ist in der That die Entwicklung des Productes CHa+ki) C+i). Auf eben diese Art lässt sich die Richtigkeit aller übrigen Gleichungen einsehen. Die Sätze, welche die Gleichungen (31), (32) enthalten, lassen sich kurz in folgenden Satz zusammen- ziehen: Wenn A eine der complexen Abscissen (27) vorstellt; wenn ferner j eine der vier Einheiten (1) bedeutet, so ist die complexe Abscisse BIT ADZ 105 jene Gerade, welche man erhält, wenn man- aus der complexen Richtung A in die Richtung j von ihr abweicht, und auf derselben die Länge der complexen Abscisse A aufträgt. VIII. Multiplication der complexen Abscissen mit abstracten Zahlformen. Wenn A eine der complexen Abscissen (27) bedeutet, so soll durch die Producte 34) ... A.tm; A.Ctm.i; A.-m); A. mi), worin m eine ganze oder gebrochene Zahl bedeutet, und welche auch noch durch die Zeichen: (35) ---» mA; +m.A.i; —mA; —m.A.i vorgestellt werden können, angedeutet werden, dass man die mfa- che Länge der complexen Abseisse A entweder auf ihrer Richtung unmittelbar, oder auf der, welche die positiv laterale (rechte Sei- ten-) Abweichung ist, oder auf der, der Richtung A entgegenge- setzten, oder endlich auf der, welche die negativ laterale (linke Seiten-) Abweichung von A ist, auftragen soll. Hieraus wird es nun eben klar, was es heisse, eine complexe Abscisse A mit den abstracten Zahlformen (16) multipliciren. Es kann noch bemerkt werden, dass die Richtung der Abscisse m. A identisch sey mit der Richtung der complexen Abscisse A. Wenn daher j und J zwei ungleichartige Einheiten und a, b, a‘, b‘ vier absolute Längen bedeuten, so werden die durch ajtbJ und aj-+ b’J vorgestellle complexe Abscissen einerlei Richtung haben, wenn man hat Abhandlungen d. 11. C1.d. Ak, d, Wiss. III. Bd, Abih. I. 14 106 Wenn man in den Producten (34) für A jede der complexen Abscissen (27) setzt, und hierauf die Multiplication der Biuome wirklich verrichtet, -so erhält man die nachfolgenden Gleichungen: ki a-+bi).+m)=+amtbmi; (Fatbil.-m)>=—bm-ami; En (—a-+bi).+m=—am+bm.i; (-atbi).tmi=—bm—am.i; "" \—a—bi)..tm)=—am-bmi; (-a-bi).(+mi)>-+bm—am.i; (ta—bi.-m)=Tam—bmi; (ta-bi). tmi)= +bm+ am.i; (tatbi).(-m)= - an—bm.i; (+a+bi).—mi)=bm—am.; (- a+bi).—m)=+am—hm.i; (-atbi).—mi)=-+bm+am.i; (37). (-a-bi.-m)=+tamtbmi; (-a- bi). - mi ——bm-ami; (+a—bi.—m)=—amt-bm.i; (+a—-bi).—mi)=—bm—-am.i; Wendet man auf jeden der beiden Theile von was immer für einer dieser Gleichungen die im Vorhergehenden statuirten Erklä- rungen an, so findet sich jede derselben verifieirt. Die Abseisse (+ a-+bi).m erhält man, wenn man die Ab- scisse (a-+ bi) auf ihrer Richtung mmal aufträgt. Die Abseisse am + bm.i hingegen findet man, wenn man die Länge am auf der Richtung + 1 aufträgt, im erhaltenen Endpunkte von dieser Richtung rechts um die Länge b m abweicht, und den letzt erhal- tenen Punkt mit dem Pole verbindet. Beide complexe Abscissen (a+bi).m und am -- bm.i stellen eine und dieselbe Gerade vor. Die Abseisse CH a + bi). (-+mi) erhält man, wenn man im Pole über der Richtung (+a + bi), in positiv lateraler Abwei- chung, eine Senkrechte errichtet und darauf die mfache Länge der Abseisse +a bi aufträgt. Die Abscisse — bm + am.i hinge- gen findet man, wenn man die Länge bm auf der Richtung — 1 aufträgt, die Länge am hingegen auf der Richtung + i, und über beide Katheten die Hypotenuse zieht. Beide complexe Abscissen 107 (Fa +bi). CHmi) und — bm+ am.i stellen offenbar eine und dieselbe Gerade vor. Auf eben diese Art lässt sich die Richtigkeit jeder der Glei- chungen (36), (37) darthun. Die Sätze, welche die Gleichungen (36), (37) enthalten, können kurz in folgenden zusammengezogen werden: Wenn man mit A eine der complexen Abscissen (27) bezeich- net, wenn ferner j eine der vier Einheiten (1) bedeutet, und m eine abstracte, ganze oder gebrochene Zahl ist, so wird die com- plexe Abscisse 38) ... A . (mj) jene Gerade seyn, die man erhält, wenn man aus der complexen Richtung A in die Richtung j von ihr abweicht, und darauf die mfache Länge der Abscisse A aufträgt. IX. Multiplication der einfachen Abscissen mit complexen Zahlen. Wenn m und n zwei abstracte, ganze oder gebrochene, Zah- len sind, und j, J zwei ungleichartige Einheiten vorstellen, so werden wir den Ausdruck 89) ... mj+tnJ eine complexe Zahl nennen. Es ist klar, dass es nur vier ver- schiedene Formen complexer Zahlen geben könne, und diese wer- den seyn: (40) ... +m+ni; —m+tnj; ee +m— ni. Wenn nun a eine absolute Länge bedeutet, so statuiren wir 14 * 108 als Definition des Productes aus a in den complexen Zahlausdruck (39) die Gleichung: (41) .... 2.mj+nN = am.j+an.J. Dieses Product ist also eine complexe Linie, welche man fin- det, indem man die Länge am auf der Richtung j, au auf der Richtung J aufträgt, und (weil, wegen der Ungleichartigkeit der Einheiten j, J, ihre Richtungen auf einander senkrecht stehen) über die Katheten am, an die Hypotenuse zieh. Wenn man. also im Producte (41) an die Stelle der complexen Zahl (39) die For- men (40) setzt, so wird man haben: a2.(rm+n)=-+am-an.i; a.(—m+n)=—am + an.i; KERRRRENS a.(—m—ni)= —am — an.i; a.CH- m—ni) =+am — an.i. Wenn in der Gleichung (41) an die Stelle von a eine der einfachen Abscissen (3) gebracht wird, so gibt sie die Definition des Productes aus einer einfachen Abscisse in eine complexe Zahl. Durch diese Substitution erhält man: (+a).(mj+nJ) = +ma.j+na.J; (+ai)mjtnJ) = ma.(+ij)+ na.(+iJ); "* ) C-a).(mjtnJ) = ma.(— j) +na.(—J); ‚= ai).(mjtnJ) = ma.(—ij) + na.(—iJ). (43) Eine einfache Abseisse, mit einer complexen Zahl multiplieirt, ist eine complexe Abseisse, welche mittelst dieser Formeln (43) leicht bestimmt werden kann. Nimmt man, um einen bestimmten Fall vor Augen zu haben, an der Stelle der complexen Zahl (39) die erste der Formen (40) an, so hat nran an der Stelle der Glei- chung (43): 109 (+ a).CHm-+ni) = -Fam-ani; Ctai).-m-tni) = —an+tami; (— a).(-m+ni) = —am—ani; (—ai).Crm+ni) = +an —am.i. (44) Um das Product C+-a.i).(-m+ni) zu construiren, ‘wird man auf der Richtung von (+-a.i), das ist auf der Richtung (+) oder PO die Länge am, und auf der rechten Seitenabweichung von (+ai), das ist auf PS die Länge an auftragen, endlich die Hypotenuse über die beiden Katheten ziehen. Eben so wird man das Product (—a.i).(m-+-ni) construiren, indem man auf der Richtung (— ai), das ist auf P W die Länge a m, und hierauf-die Länge an auf der rechten Seitenabweichung von (— ai), das ist auf PN, endlich über beide Katheten die Hypotenuse zieht. Im Allgemeinen nun, wenn a.J’ irgend eine der einfachen Ab- scissen (3) bedeutet, so heisst die einfache Abscisse a.J’ mit der complexen Zahl mj -+ nJ multiplieiren, von der Richtung J’ in die Richtung j von ihr abweichen, und darauf ma, ferner aus die- ser letztern Richtung in die Richtung J von ihr abweichen, und darauf na auftragen, und endlich über diese beiden Katheten die Hypotenuse ziehen. Diese letztere Gerade ist die Darstellung des Productes (45) ... @.PMD.mj+n), oder von dessen Entwicklung (46) ... am.(J’j) + an. (II). X. Multiplication complexer Abseissen mit complexen Zahlen. Wenn man in den Gleichungen des vorhergehenden Artikels für die einfachen Abscissen complexe setzt, so ergeben sich dar- 110 aus leicht die Constructionen der Producte aus complexen Abscis- sen und Zahlen. Wenn daher A was immer für eine complexe Abseisse (27) bezeichnet, und wenn dieselbe durch eine complexe Zahl (39) multiplicirt wird, so hat man (47) ... A.wmj+tnJ) =mA.j+nA.J; oder wenn man für die complexe Zahl (39) die Formen (40) setzt: A. +n+n)=+tmA-+nA.i; A.—m+n)=—mA+rnA.i: A. m —ni) = —mA—nA.i; A.tm—n)d =+mA—nA.i. (48) Die Gleichungen (47), (48) sind insofern mit den Gleichun- gen (41), (42) identisch, als man in denselben A als eine ursprüng- liche Linie annimmt. Dieselbe Construction, nach welcher wir aus + a die complexe, durch das Produet (41) darzustellende Absecisse hergeleitet haben, wird sich unmittelbar anwenden lassen, um aus der complexen Abseisse A die andere complexe, durch das Pro- duct (47) darzustellende, Abscisse zu erhalten. Um einen bestimm- ten Fall vor Augen zu haben, nehmen wir die erste der For- ‚ men (40) als jene complexe Zahl an, mit der die complexe Ab- scisse A multiplieirt werden soll. Um also das Product (49) ... A.-m-+n.i) darzustellen, wird man auf der Richtung A die mfache Länge der complexen Abscisse A auftragen, von dieser Richtung A rechts abweichen, und auf dieser neuen Richtung die nfache Länge von A auftragen. Die über beide Katheten construirte Hypotenuse ist die geometrische Darstellung des Productes (49). 111 Im Allgemeinen, wenn die complexe Abseisse A mit’ der com- "plexen Zahl mj + nJ multiplieirt werden soll, so heisst diess, von der Richtung A; in die Richtung j von ihr, abweichen, und darauf die mfache Länge dieser Abscisse A auftragen, ferner aus dieser letzten Richtung in die Richtung J von ihr abweichen, und auf derselben die nfache Länge. der Abscisse A auftragen, endlich über diese beiden Katheten die. Hypotenuse- ziehen. - Es ist leicht, sich in allen möglichen Fällen, welche man aus den Gleichungen (48) dadurch ableitet, dass man in jeder von ihnen für A die complexen Abseissen (27) setzt, von ihrer Richtigkeit zu überzeugen. In der That, wenn man das Pro- duct + a+ bi. (m ni) vernimmt, so gibt die Entwicklung neuerdings eine complexe Linie, man hat nämlich: (50) ... (Fa+bd.-m+ni)= (ma —nb) + (mb + na).i, und nun lässt sich zeigen, dass ‘jeder der hier verglichenen Aus- drücke, nach den im. Vorhergehenden statuirten Grundsätzen con- struirt, zu derselben Geraden führe. Es stelle PA (Fig. VI) die complexe Abscisse (+ a + bi) vor, indem man PB=a; BA=b hat; das Product im ersten Theile der Gleichung (50) wird nun erhalten, indem man auf der Richtung PA die Länge PA’= m.PA aufträgt, in A’, auf der rechten Seite von dieser Richtung, eine Senkrechte errichtet, und auf ihr die Länge A'’E = n.PA nimmt, endlich die Hypotenuse PE zieht. Es lässt sich leicht zeigen, dass diese Linie auch ‚den Ausdruck im zweiten Theile der Glei- chung (50) darstellt. Denn man ziehe A'D, EG senkrecht auf WO, und EF senkrecht auf A’D, so hat man wegen der Achn- lichkeit der beiden rechtwinklichten Dreiecke A’'DP und ACP die Gleichungen: PD =nm.; AD=nm.a 112 Eben so hat man, weil auch die beiden rechtwinklichten Drei- ecke A’FE und ACP einander ähnlich sind, die Gleichungen: EF + DG = n.; A’F=n.. Man hat also: PG=PD+DG=m.b + n.3; GE=AD—A’F=ma—n.b, und folglich stellt die Hypotenuse PE die complexe Linie (m.a—n.b) + m.b + n.a).i vor. Auf dieselbe Weise wird man sich von der Statthaftigkeit al- ler übrigen Fälle, welche die Gleichungen (48) noch darbieten kön- nen, überzeugen. Geht man also von den im Vorhergehenden sta- tuirten Grundsätzen aus, so wird das Product aus einer complexen Abscisse in eine complexe Zahl, und dessen Entwicklung nach den Angaben der Multiplication immer nur durch eine und dieselbe complexe Abscisse dargestellt seyn. XI. Division der complexen ‚Abscissen durch complexe Zahlen. Eie complexe Abscisse A durch eine complexe Zahl mj + nJ dividiren heisst eine neue complexe Abseisse X von der Beschaf- fenheit finden, dass sie mit der gegebenen complexen Zahl mj-FnJ multiplieirt, die gegebene complexe Abscisse A zum Vorschein bringe. Die Gleichung Er Nase N ee mj+nJ 113 ist also mit der Gleichung (52) ...- A=X.mj+n)) identisch, insofern die eine dasselbe ausdrückt, als die andere, Um von einem bestimmten Falle auszugehen, wollen wir an- nehmen, dass +3 +bi die gegebene complexe Abscisse A, m-+ni die gegebene complexe Zahl, und +x + y.i die gesuchte com- plexe Abscisse sey, so dass man habe: +3, 4 bu—.. re er: ut gi, folglich: (9) ... Fa+bi=4-.x+y.d).:. Am -+n.)i. Da der zweite Theil dieser letzten Gleichung mit mx —ıyBJrax+tmy.i identisch ist, so erhält man zur Bestimmung von x und y die Be- dingungen: (5) -.. mx —ny=a; aıx+-my=b, woraus für x und y nachstehende Werthe folgen: ma + nb, _ mb — na neu el m? + n? m? + n? (6) ... x = Die gesuchte complexe Abseisse ist also: (57), .... Mar nb Inmbim mai]; m? -- n? m? + n? Man würde auf eben diesen Ausdruck gekommen seyn, wenn man den Zähler und Nenner des Bruches Ga... etbi +-m-+ni mit der complexen Zahl m — ni multiplieirt hätte. Abhandlungen der II. Cl.d. Ak. d. Wiss, III. Bd. Abth. 1. 15 114 Im Allgemeinen nun, da 1 ar mj — nJ _mj—nJd Djtnd mMjta)amj—-ıdD mr’ so hat man EN. ee Bu Sa Free Be ee) mj+tnJ m? + n? m + m . Durch diese Formel findet sich die Construction des Quotien- ten (51) unmittelbar auf die eines Productes aus einer complexen Abscisse und einer complexen Zahl zurückgeführt, welche nach der Angabe des vorhergehenden Artikels vollzogen werden kann. XI. Von den auf einander folgenden Multiplicationen und Divi- sionen einer complexen Abscisse mit complexen Zahlen. Nachdem in den beiden vorhergehenden Artikeln gezeigt wor- den ist, dass jede complexe Abseisse, mit einer complexen Zahl multiplicirt oder dividirt, wieder eine complexe Abscisse, im All- gemeinen gesprochen, sey, und wie sie in jedem Falle zu con- struiren sey, so bleibt noch, der Vollständigkeit wegen, der Fall zu betrachten übrig, da eine complexe Linie, welche durch A vor- ‘ gestellt seyn mag, mehrere mal hinter einander mit gegebenen com- plexen Zahlen, welche durch M, N, P, Q... vorgestellt seyn mö- gen, multiplicirt oder dividirt werden soll. Wenn man also hat (60) ... A.MN=X, so findet man die complexe Abscisse (60), indem man zuerst A.M= B, und hierauf B. N nach den Grundsätzen des Art. X. sucht. Es ist leicht darzuthun, dass man dieselbe Linie X wieder- 115 finden werde, wenn man zuerst die Linie A®N = B’, und hier- auf B’.M sucht. Ueberhaupt wird die successive Construction des Ausdruckes M.N.. IE NA. 0 een Re ey Dreier immer auf dieselbe complexe Abscisse X führen, in welcher Ord- nung auch die Multiplicationen mit den complexen Zahlen M, N..., und die Divisionen mit den complexen Zahlen P, ©... statt finden mögen, die erstern nach der Regel des Art. X., die andern nach der im vorhergehenden Artikel gegebenen Regel ausgeführt. XII. Von dem Modul und Argument einer complexen Abscisse. Mit jeder complexen Abscisse (27) findet sich zugleich bestimmt: 1) ihre Länge; 2) der Winkel, welchen sie mit der Richtung -+ 1 macht, ihn selbst in positivem Sinne (Art. L) gerechnet. Jene Länge soll der Modul, dieser Winkel das Argument der complexen Abscisse heissen. Complexe Abscissen sind durch diese beiden Stücke vollkom- men bestimmt; zwei solche, durch A und B vorgestellte Abscissen sind daher identisch, wenn ihre Module und Argumente einander gleich sind. Wenn eine complexe Abseisse durch (62) ... a.j+b.J vorgestellt wird, worin j und J zwei ungleichartige Einheiten be- 15* 116 deuten, so liegt de erg Richtung (62) stets zwischen den Richtungen (63) ... jund). In der That fallen die Richtungen der complexen Abscissen (27) respective zwischen die Richtungen: (64) ... HD.AD; D.C9; D.C; Hd. C. Wenn daher ein rechter Winkel mit 3 bezeichnet wird, so liegen die Wertie der Argumente eben dieser complexen Abseis- sen (27), in eben der Ordnung, .zwischen den Grenzen: (65) DE : Bezeichnet daher h einen spitzigen Winkel, so werden sich die Werihe der Argumente der in Rede stehenden Abscissen (27) in derselben Ordnung unter folgenden Formen darstellen: (66) .., bh x — bh; z+h; 2xr —h. Die Grösse des Argumentes h wird bloss durch das Verhält- niss der absoluten Längen a und b bestimmt. Dieser Winkel h ist, wie die Betrachtung der Fig. V. lehrt, durch die Formel N ... h=At () gegeben, d. i. durch den kleinsten, zwischen O und & liegenden Bogen, dessen trigonometrische Tangente dem Verhältnisse is gleich a ist. Bezeichnet man den Modul, welcher für alle emule zz Ab- scissen (27) derselbe ist, mit r, so ist 6) ... r=S@ + 117 Aus diesen Formeln erkennt man leicht, dass das Argument einer complexen Abseisse aj + bJ, wenn sich a und b in demsel- ben Verhältnisse ändern, unverändert bleibe, und dass sich bloss der Modul der neuen complexen Abscisse in eben demselben Ver- hälinisse ändere, d. i. dass die Multiplication einer ‚complexen Ab- seisse mit einer abstracten, ganzen oder gebrochenen, Zahl nur ihren Modul, nicht aber ihr Argument ändere. Da man hat: (69) ... a=r.cs.h;.b=r.sinh; und da (70) .. »,.Cos.h+ i.sio: h= ei-h worin e die Basis der natürlichen Logarithmen ist, so kann man die complexen Abseissen (27) mittelst ihres Moduls und Argu- ments auf folgende Art ausdrücken: ta+rbirmreb-i —atrbi=mrer-b.i —a—-bi=rerrb.i +a—-bi=ret”-M.i (2 Im Allgemeinen nun, wenn r den Modul, $ das Argument einer complexen Abscisse (62) bedeutet, so hat man: Walkdbre Bi isn .e, worin $ einer der Winkel (66) seyn wird, nach Beschaffenheit der Bedeutungen der ungleichartigen Einheiten j und J. Um eine complexe Abscisse (72) mit ad... +5 bh —i zu multiplieiren oder zu dividiren, hat man nur OHR ihr Argu- ment um die Bögen 118 EN ER zu vermehren oder zu vermindern; mit andern Worten: diese Ab- seisse, bei unveränderter Länge im positiven oder negativen Sinne um die Winkel (74) zu drehen. Will man eine complexe Abscisse (72) mit einem der Factoren @5) ... Hm), — m, (mi), worin m eine abstracte, ganze oder gebrochene Zahl bedeutet, multipliciren, so darf man ihre Richtung respective nur um die Winkel (74) im positiven Sinne drehen, und auf der neuen Rich- tung das mfache ihres Moduls auftragen. XIV. Eine andere Auflösung der Aufgabe von der Multiplication und Division complexer Abscissen mit complexen Zahlen. Die Aufgabe, eine complexe Abscisse A, vorgestellt durch den Ausdruck (72), mit einer complexen Zahl zu multiplieiren oder zu dividiren, kann mittelst der Grundsätze des vorigen Artikels jetzt auch auf eine andere Art aufgelöst werden. Es sey M die com- plexe Zahl, p ihr Modul, # ihr Argument, folglich 26) -- . BEE TI A Map .ee wenn M eine der Formen (40) ist, und @89) ... A.M=X; A:M=Y die gesuchte (complexe) Abscisse; so erhält man FI. Ren et. med Zurpr) .e PER 80), ... Y=lr.e!):p.l)=Aa:M).e@ mi 119 Diese letzten Ausdrücke enthalten nun eine sehr einfache Con- struction der Grössen X und Y. Um also eine complexe Abscisse A mit einer complexen Zahl M zu multiplieiren, drehe man die Abscisse A im positiven Sinne um das Argument # der complexen Zahl M, und trage auf dieser letzten Richtung die Länge von A, mit dem Modul p der Zahl M multiplieirt, auf. Die so erhaltene Linie ist das gesuchte Pro- dukt X. Um eine complexe Abssisse A durch eine complexe Zahl M zu dividiren, drehe man die Abscisse A im negativen Sinne um das Argument # der complexen Zahl M, und trage auf dieser letzten Richtung die Länge von A, durch den Modul p der Zahl M divi- dirt, auf. Die so erhaltene Linie ist der gesuchte Quotient Y. Eben so leicht kann man eine complexe Abscisse A mit meh- reren complexen Zahlen M, M’, M”, ... nach einander multipliei- ren oder dividiren. In der That, wenn p p’ p” ... die Module dieser Zahlen, u w’ a" ... ihre Argumente bedeuten, und wenn der Ausdruck ' gl u nn zu construiren wäre, so hat man offenbar x= (*6) .e@ta tut ui p" Man wird. daher nur nöthig haben, die Linie A um die Winkel w/ und #” im positiven Sinne, und hierauf um den Winkel «#' im ne- gativen Sinne zu drehen, und endlich auf der letzterhaltenen Rich- tung, die, durch die Formel us wi: 2 X bestimmte Länge aufzutragen. p'" 120 XV. Aufgabe. Wenn A eine gegebene complexe Abscisse, und M eine gegebene complexe Zahl ist, die Ausdrücke M.A; M?.A; x M?°.A u. s. w. zu comstruiren. Aufl. Es sey r der Modul, $ das Argument von A; ferner p der Modul, # das Argument von M; endlich (81) ....M.A=A/; M.A=A4; M.A=A"; us. w. Um einen bestimmten Fall vor Augen zu haben, wollen- wir M=+m+rni annehmen, so dass 8)... p=@+md „= Ag (R). Da nun u (83) ... Azresi; M=p.e+i; so hat man: (84) ... A=(pr).e Hi; AN—(per).e 043); Alps). His u.S. W. Um vorerst die Module (85) ... pt Pr; p’r; der gesuchten complexen Abscissen (36T... 25 a A zu erhalten (Fig. VII), trage man auf der Richtung PN eine will- kürliche Linie PE=E auf, und nehme PA=m.E; PB=n.E, so ist PB = pE, und der Winkel APB das Argument « der complexen Zahl M. Dieses vorausgesetzt, sy PC =r. Zieht man nun CE zu EB parallel, so st PR=PD=p.r Dem 121 man hat, ‚wegen der Aehnlichkeit der Dreiecke PEB PCR, die Gleichung: PE:PB=PC:PR, das ist E:pß.E) =r:PR woraus offenbar PR=p.r folgt. Um jetzt die übrigen Linien (85), und hieraus die complexen Abseissen (86) zu finden, trage man auf der Linie PN die Länge pr auf. Ist nun PA die complexe Linie A (Fig. VIIL), so nehme man PB = PB’, und ziehe BC’ zu AB’ parallel; nehme ferner PC = PC’, und ziehe CD’ zu BC’ parallel; nehme eben so wieder PD = PD‘, und ziehe DE’ zu CD‘ parallel; u. s. w. Die Linien (87) ... PB’; PC; PD’ stellen nun successive die Ausdrücke (85) dar. Denkt man sich endlich um P einen Kreis beschrieben, und dreht die Linie PE im positiven Sinne um die gleichen Winkel 4, wobei man successive die Längen PA’ = PB‘, PA’ = PC, PA” = PD’ u. s. w. aufträgt, so werden die Linien (88) >. va BAM, PA”. BA”, die successiven complexen Abscissen (86) oder (81) darstellen. Denn man hat PA: PB.=PB:PC =PC.:PD’ =u.s. w, das ist FEpr=Ppr:pr=p?r:prr=uSs. w, Abhandlungen der II.C1. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. I. 16 122 Die Module dieser Abscissen (88) sind folglich die Linien (85). Die Argumente eben dieser Abseissen sind überdiess respective sS+w; S+2u 3 +30; Folglich sind die Linien (88) identisch mit den complexen Ab- seissen (84).oder (81). VE: XVI. Addition zweier oder mehrerer complexer Abscissen. Nachdem wir in den vorhergehenden Artikeln die Grundsätze festgestellt haben, um eine complexe Abscisse, wenn sie mit einer öder mehreren complexen Zahlen multiplieirt oder dividirt wird, geometrisch darzustellen, wollen wir jetzt zur Betrachtung der Fälle übergehen, da complexe Abseissen selber durch rationelle oder selbst irrationelle Operationen in einem Ausdrucke unter ein- ander verbunden, und da ein solcher Ausdruck construirt wer- den soll. Der einfachste Fall ist der, da zwei oder mehrere complexe Abseissen addirt werden sollen. Es seyen nun A und B zwei gegebene complexe Abscissen, und (89) :.. A+rB=X zu construiren. Um bestimmte Fälle zu haben, wollen wir anneh- men, dass a’ a” b’ b” absolute Längen seyen, und (90) ... A=+a!+b.; B=+a"’F b".i, so wird man haben (Bj 0 ae. Eu an Me a U ne A BER Setzt man daher a +a”=a; +b”" zb, sit X = a1 bi; das heisst, die Summe zweier complexer Abseissen A und B ist eine neue complexe Abseisse'X'; sie ist so \'beschäffen, dass ihre 123 Projectionen auf den Richtungen + 1 und + i den respectiven algebraischen Summen der Projeetionen ;der Abseissen A und B auf eben diesen Richtungen gleich sind. Es lässt sich überdiess leicht zeigen, dass diese Gerade X die Diagonale des über den Seiten A und B construirten Parallelogramms sey (Fig. IX.). In der That, wenn PA und PB die graphischen Darstellungen der complexen Abscissen A, B (90), also PCF# aA, PD’EP PEE As; PERS” sind; und wenn man über APB das Parallelogramm PAXB voll- endet, so ist es leicht, sich zu versichern, dass, nach Herablassung der Senkrechten XU, XV auf die Richtungen PN, PO, die Glei- chungen CU=PE; FV=PD bestehen werden, und folglich PU = 2.434; PV=b'-+ b" seyn werde. Die Diagonale PX ist daher die Darstellung der Li- nie (91), das ist der Summe der complexen Abseissen (90). Für die Differenzform (92) ... A—-—B=Y bleibt die Construction dieselbe, wie für die Summe (89), indem man für jene Differenz schreiben kann: (93) ... A+- B)=Y. Man suche daher zwischen A und — B die Diagonale. Die Linie — B erhält man, indem man die Länge der complexen Abscisse B auf ihrer Verlängerung über den Pol P hinaus aufträgt. Wenn A, B gegebene complexe Linien sind, so stellen sich manchmal die Ausdrücke 16* 124 (4) ..: A+B.i=X,wA —B.i=Y zur.Construetion dar. Es seyen PA und PB die geometrischen Darstellungen der complexen Abscissen A und B (Fig. X.); man ziehe durch den Pol P die auf PB Senkrechte, und trage auf ihr die Länge von B zu beiden Seiten von P auf, so dass man habe: PB' = PB” = PB. Die Diagonale PX über PA und PP’ ist die Darstellung der Summe A + Bi; die Diagonale PY über PA und PB’ ist. die Darstellung der Differenz A — Bi. Es unterliegt nun keiner weitern Schwierigkeit, die algebrai- sche Summe von mehr als zwei complexen Linien durch geometri- sche Construction zu bestimmen. In der That, wenn A, B,C,D, was immer für complexe Linien sind, und (95) ... A+B+C+D+..=X, so wird man A und B zu einer ersten Diagonale, diese mit C zu einer zweiten Diagonale, diese mit D zu einer dritten Diagonale verbinden, und diese Constructionen so weit fortsetzen, bis alle Glieder der Summe (95) in dieselben einbezogen sind. Die letzte Diagonale, auf welche man solchergestalt kömmt, ist die geometri- sche Darstellung der complexen Abscisse-X oder der Summe der gegebenen complexen Abscissen. XVII. Analogie der Addition complexer Abseissen mit der Zu- sammensetzung der auf einen Punkt wirksamen Kräfte. Wenn man sich an dem Punkte P in den Richtungen der com- plexen Abseissen A, B, C, ... Kräfte wirkend vorstellt, deren In- tensitäten den Modulen oder Längen jener Abscissen respective 125 proportional sind, so wird für diese Kräfte eine’einzige mittlere Kraft, welche in einer ‚bestimmten Richtung auf, den Punkt P wirkt, gesetzt werden ‚können. Die Intensität dieser Mitilern wird dem Modul der Summe der complexen Abscissen A, B, €, .. gleich seyn; ‚und, ihre Richtung wird mit der Richtung, + 1 einen n Winkel bilden, welcher dem Argumente eben dieser Summe gleich, ist. Auf eben diese Art also, auf welche zwei oder mehrere, an dem Punkte P nach verschiedenen Richtungen, und in Ders hiesenen Intensitäten wirksame Kräfte, mittelst des Prineips vom Kräfte- Parallelogramm, in eine einzige Mittelkraft zusammengesetzt wer- den, wird die Summe) zweier 'oder;mehrerer complexer Abseissen, durch welche jene Kräfte ihrer Intensität und Richtung nach dar- gestellt werden, in eine einzige complexe Abseisse zusammengesetzt werden können. Die Aufgabe also von der Addition zweier oder‘ mehrerer complexer Abscissen und ihre Auflösung ist daher mit dem Pro- bleme der Statik analog, zwei oder mehrere, in einer Ebene an demselben Punkte P wirksame Kräfte. in eine einzige Mittelkraft zusammenzusetzen; wir werden daher die Addition zweier oder mehrerer complexer Abseissen auch eine Zusammensetzung dieser Abscissen in eine Mittlere nennen können. j Wenn jetzt Av Aı Az ... An-ı An complexe Abseissen sind, und mit x eine complexe Zahl bezeichnet wird, ‚so wird jede Wur- zel der Gleichung 96) ... Ant Axt Amir. . + Ani A m=O die Beschaffenheit besitzen, dass, wenn man aus ‚Ihr. ‚nach dem XV. Art. die complexen Linien (II) 0. m ApanRAE | nuoilencklAu serAn so welche wir respecüve’mit - Finn 126 I 22.0 Ads Ay AM. Al), Al) bezeichnen wollen; und wenn man an dem Punkte P in den Rich- tungen der complexen Abscissen (98) und A, Kräfte wirken lässt, welche den Längen dieser Abseissen proportionell sind, sämmtliche Kräfte um den Punkt P im Gleichgewichte sind. Da die Gleichung (96) im Allgemeinen na Wurzeln hat, so wird es n Systeme von Kräften geben, welche, nach dem Gesetze (97) aus den comple- xen Abseissen As A, A; ... An-ı Au bestimmt, mit Ao am Punkte P Gleichgewicht machen: XVII. Aufgabe. Wenn A und B zwei gegebene complexe Linien bedeuten, E aber eine absolute Länge bezeichnet, welche auf der Richtung + 1 aufzutragen ist, den Ausdruck A.B (99) u =X zu construiren. 1. Aufl. Offenbar ist = eine complexe Zahl. Wir wollen sie 4 = m + ni annehmen, so dass man habe B=m.E+ n.E.i, so wird das Produkt (100) ,.., A.m+nı)=X nach den im X. oder XIV. Artikel statuirten Grundsätzen construirt werden können. Wir wollen noch den besondern Fall betrachten, da. A=a—bi; B=arbi, 127 ri a=m.E; b=n.E. Die Gleichung (99) gibt dann: (m.E — n.E.i).(m.E + n.E.i) x. E L > oder: 10) ... @-W.atn) = tr) E-X= HH Wen also PE=E; PD=m.E=a; DA=-nE-=—bh gesetzt wird (Fig. XL), und ] den Modul von A bezeichnet, das ist, PA = ]; wenn ferner PA verlängert, und PC = m.| genom- men wird; wenn überdiess CF senkrecht auf PC steht, und CR = .n.] angenommen wird, so wird PF = X seyn. Die zweite der Formeln (101) lässt erkennen, dass die Richtung der Ab- seisse X mit der Hauptrichtung PN zusammenfalle. Da nun das Dreieck PCF dem Dreiecke PDA ähnlich ist, so folgt PA:PD=PF:PC l:m.E=X:n.l, das ist woraus noch r 102) : ven (102) E Die Verbindung der Ausdrücke (101) und (102) für X gikt endich 103) . 2 Ri) 2 Diese Gleichung enthält den bekannten Satz des Pythagoras, auf welchen sich die: Formeln zur Bestimmung der Moduln der complexen Abscissen stützen. | ? a 128 2. Aufl. Eine einfachere Construction des Ausdrucks (99) ergibt sich, wenn man für die complexen Abscissen A und B ihre Module und Argumente einführt. Es seyen also.r‘ r“ die Module, 3’ 3" die Argumente, so ist Em T% Ü) u; 109) ... X= I. +. Dieser Formel zufolge ist X eine complexe Abscisse, deren Modul ? = = und Argument $ = 9’ + 9”. Hieraus ergibt sich fol- gende Construction der complexen Abscisse X, (99). Es seyen PA und PB (Fig. XII.) die geometrischen Darstel- lungen der complexen Abscissen A und B, folglich PA = r, PB =r, APN =, BPN = 9, PE = E. Man verbinde A mit E, nehme PB’ = PB, ziehe B’C zu EA parallel, und ziehe end- lich PX =PC so, dass der Winkel NPX =3 = % +3. Denn man hat, wegen der Aehnlichkeit der Dreiecke APE, CPB', offenbar: PE:PA = PPB’:PC, das ist E:r’ =1r”:r, folglich “4 BI er E Ueberdiess ist das Argument von PX der Winkel 3 = 3’ + 9"; folglich entspricht PX der complexen Abseisse (104) oder (99). Wenn A = B, so geht die Formel (99) über in A2 209): .... = (105) = | Um diese Linie zu construiren, hat man also nur nötbig, PB’ = A, und I = 29’ zu nehmen. 129 - Wiederholt man diese Construction nach einander, und nimmt als Argumente die successiven Winkel 3%, 49; us. w, so erhält man die Linien A> (106) m’ u. Ss. W. Eben so leicht kann man: durch fortgesetzte Anwendung der Con- struction der Formel (104) nach und nach die durch die Formeln A.B.C. A.B..C.D VEREINE — s:u.s—s N E: Rn hi (107) erhalten. XIX. Aufgabe. Es seyen A, B, Ü gegebene complexe Abscissen, man soll den Ausdruck A.B 108) 2.0 ER (108) E _ construiren. Aufl. Es seyen r’ r r“ die Module, 9 3” I die‘ Argu- mente der gegebenen complexen Ahscissen A, B, C, und r$ Mo- dul und Argument der gesuchten Abseisse X, so ist “ a, CLO9) 1... 8. ; se + Ni ed folglich 110) 2... = 2, 328 em Aus diesen Formeln erhält man nun naehäiehende Construction für (108): Es seyen PA, PB, PC (Fig. XII.) die geometrischen Abhandlungen d. I. C1.d. Ak;-d. Wiss. DI. Bd. Abth. 1. 17 130 Darstellungen der complexen Abseissen A, B, C} PN it PA=r, PB=r',PC= r"; und NPA=%, NPB = %', NPC =“ Diess vorausgesetzt, verbinde man C mit A, nehme auf PC die PB’ = PB und ziehe B'R zu CA parallel,‘ so. ist PR = ea r’"’ = r. Denn man hat, wegen der Aa der Dreiecke APC und RPB’ die Gleichung PA:PC= PR: PB‘, das ist r:r“= PR:r". Zieht man nun die Linie PL so, dass der Winkel NPL = $ dem Winkel 9 + 3 — 3” gleich ist, und trägt man auf PL die Länge PX = PR = r auf, so wird PX die gesuchte complexe Abscisse X seyn. Wenn man AB annimmt, so hat man an der Stelle des Aus- druckes (108) die Formel 4 ee eK deren Construction von der vorhergehenden sich nicht unterschei- det. Die successive Anwendung derselben führt auf die comple- xen Abseissew ' ')As ‚As (112) Gi’ @’ Are Kh Die zwei- oder. mehrmalige Wiederholung der Construction- der Formel (108) führt endlich noch auf die complexen Abscissen, welche durch die. Formeln A.B.C, A.B.C.D REN: 113 ( D.EE _ E.F.G ” oder durch die Formeln: . 131 A197 ., & Ba ne, °.' u. Ssiw. bestimmt sind. AX. Anfjabe Es seyen A’ und B was immer für gegebene com- ER N, ER Abseissen ; man soll or Ausdruck: EEE TROR x= CAL B) eonstruiren. Aufl... Es seyen'r/ r“ die Module, und 9 I“ die Argumente der complexen Linien A, B, und 23 Modul und Argument der ge- suchten Abscisse X, so hat man (Hm BE EORre folglich £ Er aa. "is ae a u - Aus ‚diesen: Formeln, al Ba nun nachsichende Construction des Ausdruckes (115): Es seyen PA und PB. di geomelrischen Darstellungen der Linien A, B (Fig. XIV.); über der längern derselben, PA, be- schreibe man einen Halbkreis, nehme PB’ = PB, errichte in B’ eine ı Senkrechte über PA; welche‘ den Halbkreis im Punkte R schneide, so st PR= ( r"% =r. Zieht man nun aus P eine Linie, welche-wit PN. den Winkel ut ZN X bildet, unditrögt darauf PX = PR auf, so wird PX ‘die gesuchte complexe Ab- seisse ‚seyn, Man kann noch ‚bemerken, dass ;$ noch durch eine der F'ormeln 17% 132 (118) ... I7+ oder Jur sg ._ 3"+ Ss 2‘ vorgestellt werden kann. Wenn daher 9” > 9, so drehe man PA um den halben Winkel BPA, um. die Richtung von, PX zu erhalten. :,‚Wenn hin- gegen 9 > X, so drehe, man PB ‚um. den halben. ‘Winkel APB, um die Richtung von PX zu erhalten. In beiden Fällen geschieht die Drehung der Linien im positiven Sinne. Die Linie PX hal- birt also den Bogen BB’. ‚Wenn ‚sieh (der eine, Faktor, B in’ .der Formel (115) auf eine shaolg Länge E hezieht, so dass, man halıe (119) . 2. &= ve. A); so ist (120) ... r=v@E.d); I3=4 Wenn daher PE.= E, ‘und 'PA die’complexe Abscisse A vorstellt (Kig. 15), so nehme man darauf PE’ = PE, errichte in E''über PA die Senkrechte,' welche den über PA beschriebenen Halbkreis in R schneidet, halbire den Bogen EE‘ in C, und trage auf der aus P durch C gezogenen Geraden die Länge PR = PX auf, so ist PX die gesuchte cömplexe Abseisse (119). XXlI.ı Aufgabe..: Es seyen A und, B was’ immer für gegebene com- - plexe > man soll. die Ausdrücke: 2 (121) 2.2.1 X=yV(A24+B950(122)).. ) V=vV(Ar—B) construiren. | Aufl!” Diese ‘beiden Ausdrücke lassen sich durch folgende Formen: 133 X=y(A+B)(A—B.); Y=VA+B)A— 5) ersetzen. Sucht man also die Diagonalen A!= A: + Bi; B = A—Bi, nach (94); und die Diagonalen A+ B= A”; A — B= B“ nach (89), (92), so ist X die mittlere Proportionale zwischen A’ und B’, nämlich v(A'.B), und Y die mittlere Proportionale zwischen A” und B”, nämlich v (A”.B“), welche man nach (115) erhält. Es ist nun auch leicht ‚ die ke re Formel (123) ... XK=v@®+B+O@+DM+..) zu construiren. Man darf nur successive die complexen Abscissen. A=V(A+4B); B=V(Ar4O); O=V(B®+D9; ee. bestimmen, um in der letzten Geraden die complexe Abscisse X zu haben. XXI. hie Es seyen A und B was immer für gegebene com- plexe Abscissen; man soll die Ausdrücke (124) ... X=V(Az + Bei); (125) ... Y=v(A2 — B2.i) x construiren. Aufl. Diese beiden EEERRSN lassen sich durch folgende Formen ersetzen: X=V(A+B.it) (A— Bid} Y= V(A+B.i) (A—B.il), Nun ist 134 nz=eri; = eitl; daher erhält man B.i! und B.it, wenn man B respective um die Winkel 4” und 4 im positiven Sinne dreht. Bezeichnet man diese complexe Abscissen in ihren neuen ‚Biellgugen mit Bı und B,, so darf man nur die Summen A+B; A— B, in die mittlern Diagonalen A’ und B; udA+B,; A—B,., , e »„ A’ und B" nach (89), (92) zusammensetzen ‚ und hierauf die Formeln x= V@AB9; Y=v@ar.BN nach (115) construiren, um die complexen Abscissen (124), (125) zu erhalten. Es ist nun leicht, die zusammengesetztere Formel (126) ... X = vVi2.y + Ay” + 0." + Dj +) zu construiren, worin j’ j” j“ j'Y ..., welche immer von den Ein- heiten (1) bezeichnen. Man darf nur successive die complexen Abscissen S Ay A2.j+B2j; Bey ArH+02j"); O=V/B+D2jm; etc. - bestimmen, um in der letzten Geraden. die , complexe Abscisse Y zu haben. XXIII. Aufgabe. Es seyen A eine gegebene complexe Abscisse, und "ein gegebener Winkel; man. soll die. Formeln (127) ... K=Asina; (129 ... X=A.cosae construiren.: 4 1. Aufl. Man hat e ’ 135 sina=+t3[eri— er]; os@2=-+ %[e-ei eei], daher a a a EN ;] und u | | Y = 3[A.e-ei + A.eei] —- [A.e(@= — e).i # A.eei] Hieraus ergibt sich nun folgende Construction. 4 Man drehe die complexe Abscisse A -im positiven Sinne um die. Winkel = — aund x + a, und setze sie in diesen neuen Stellungen in eine Diagonale zusammen, so erhält man die complexe Linie 2X. Man drehe die complexe Abseisse A im positiven Sinne um die Winkel 27 — a und «a, und setze sie'in diesen‘ neuen 'Stel- lungen in eine Diagonale zusammen, so erhält man die complexe Linie 2Y. - Halbirt man noch in dem einen und andern Falle die erhalte- nen complexen Linien, so hat man die gesuchten complexen Ab- scissen X, Y, (127), (128). or Es ist nun leicht, die zusammengesetztere Formel: (129) Se) .B+Oj" pen ; »*.] cos zu construiren, worin j', j, J, -.. welche immer von den Einhei- ten (1) bezeichnen; a, ß, Y, ... gegebene Winkel sind, und das 136 ” sin Zeichen ( Be gegebenen nebenstehenden Winkels nehmen könne. 2 = ) bedeutet, dass man entweder sin? oder cos? des Man kann noch bemerken, dass sich bei der Reduction dieser Formel (129) auf frühere die Gleichungen (120) ... -1=eri; +i=d; —i=e benützen lassen. 2. Auf. Wenn man Modul und Argument von A mit r$ be- zeichnet, so hat man an der Stelle der beiden Formeln (127), (128) folgende: (131) ... X =r.sin a.es:i; (132) ... Y=r.cos e.e#-i, Hieraus ergibt sich folgende einfachere Construction derselben For- meln (127), (128): Vom Endpunkte der complexen Abscisse A, der man das Ar- gument @ gegeben hat, lasse man auf die Hauptrichtungen, die. wir - bisher mit NS, WO. bezeichnet haben, senkrechte Linien herab, und drehe die auf NS, WO erhaltenen Projectionen um den Win- kel 3, welchen ursprünglich die Richtung der gegebenen comple- xen Abscisse A mit der Richtung + 1 oder PN gemacht hat, oder trage diese Projectionen im positiven oder negativen Sinne auf der Richtung vom A auf,..je nach Beschaffenheit des gegebenen Win- kels a. 137 XXIV. Aufgabe. Es sey a ein gegebener Winkel, A eine gegebene complexe“Abscisse; man soll die Formeln: (1339). 3... X= A, 139 -: nu = A sın = cos @ construiren.' Aufl. Sind‘r$ Modul und Angpment von. A, so hat man aus (133), (134): eo r Er r le Era sin @ cos @ Man stelle also die complexe Abscisse A unter dem Winkel a gegen PN oder gegen die Hauptrichtung + 1,. errichte so in ihrem Endpunkte eine Senkrechte, welche von den beiden Haupt- richtungen, zwischen welchen jene Gerade liegt, in Punkten trifft, deren Entfernungen von dem Pole P die Längen der durch — sin @ ausgedrückten Linien sind. Trägt man diese hierauf auf cos @ der Richtung der gegebenen complexen Linie A, oder auf der ihr entgegengesetzten (nach Beschaffenheit des Winkels a) auf, so hat man die beiden complexen Abscissen X, Y. N .XXV. Aufgabe. Es seyen A und B zwei gegebene complexe Li- nien, p, q zwei gegebene abstracte, ganze oder gebrochene, Zahlen ; man soll die Formel Ds GI ER prq construiren. Aufl. Es seyen PA und PB die geometrischen Darstellungen der complexen Abseissen A und B. Man verbinde A mitB, theile Abhandlungen d.UI. CI. d. Ak. d. Wiss. II. Bd. Abth.I. 18 138 die Länge AB im Punkte X im umgekehrten Verhältnisse der Zah- len p, q, so dass man habe ° (136) „.. AX:BX =gq:p; oder p.AX = q.BX und ziehe PX; so ist diese die gesuchte complexe Abscisse. Denn zieht man von den Punkten A, B, X auf WO die Senk- rechten AA’, BB’, XX’, so wie von den Punkten B, X auf AA’ die Senkrechten BC, XD, und nimmt man, um den Fall der Figur zu betrachten A=+ta+J)b; B=+a+rbii; so dass: | AA =a; PA'=hb; BB =a; PB’=b; setzt man ferner PX=+x+ry.Üüi, so dass XX’/ = x; PX’ = y; so hat man, wegen der Aehnlichkeit der Dreiecke ADX, XEB- mit; dem: Dreiecke ACB, ER Glei- chungen: (137) ... AD: DX:AX=XE:EB:XB=AC:CB:AB, und aus den Formeln (136), (137) findet man: @. —- 9:0 —-9=g4:-+ d); G—-b): —M)=4brY; woraus sich x Para, „pbrpb, prq prq mithin er u: eg bi) u ptrgq 139 das ist px - P:A+4-B prq ergibt. Auf eben diese Art findet man die Construction des zusam- mengesetizieren Ausdruckes x-mA+mA + m".AU... ARD) ur nad TE Tue m aaa eg nt worin A, A’, A”, ... gegebene complexe Linien, und m m, m... gegebene absiracte (ganze oder gebrochene) Zahlen bedeuten. Verbindet man die Endpunkte der Linien A, A’ durch eine Gerade, die man im umgekehrten Verhältnisse der Zahlen m, m’ in einem Punkte C’ theilt; verbindet ‘man hierauf‘ den Punkt C’ mit dem Endpuncte der dritten Linie A” durch eine Gerade, und theilt ‚sie wieder im umgekehrten Verhältnisse der Zahlen m + m’ und m” in dem Puncte C”, und setzt auf diese Art die Bestimmung der Theilungspuncte fort, indem man immer den Endpunct einer neuen complexen Abseisse mit dem letzterhaltenen Theilpuncie verbindet, um durch Theilung dieser Verbindungslinie der beiden letzten Puncte einen neuen Theilungspunct zu erhalten, so wird man, nach- dem der Endpunct der leizten' gegebenen complexen Abscisse in die laufende Construction einbezogen worden ist, einen letzten Theilpunct erhalten; die Verbindungslinie zwischen diesem letzten Punete und dem Pole P gibt die gesuchte complexe Abseisse (138). 18 * 140 \ XXVI Aufgabe. Es seyen A und B zwei gegebene complexe Ab- scissen, durch deren Endpuncte eine Gerade gezogen sey; man: soll den Ausdruck für das vom Pole auf diese Gerade gefällte Perpendikel bestimmen. Aufl. (Fig. XVIL) Es seyen PA, PB die geometrischen Dar- stellungen der complexen Abscissen A und B, und um einen be- stimmten Fall zu haben, sey A=+a+)b,; B=+a-+b'.i; so dass, wenn man von A und B auf WO die Senkrechten AA’, BB’ herablässt, AA=a; BB’ =a; PA'=b; PB =h/ sey. Diess vorausgesetzt, ziehe man durch die Puncte A und B eine Gerade, welche die Axen in C, D schneidet, und auf diese Gerade die Linie PX senkrecht, so ist dieses Perpendikel die zu bestimmende Linie. Wir wollen die Linien PO, PD zu coordinirten Axen der x und y annehmen, so ist die Gleichung der Geraden CD bekanntlich ‘ 4 ‘ 139: „a ab — ab. Re en folglich die Gleichung der auf dieser senkrechten Geraden PX: 140) ... y=+(! 2). a— a 141 Die Coordinaten ihres Durchschnittspunctes X seyen PX =v XYX=yu und man wird sie finden, wenn man in den Gleichungen (139), (140) x = v, y = u setzt, und diese Gleichungen nach u, v auf- löst. Setzt man abkürzend (141) ... P=@—a)+ 0 — b%; so findet 'man: (142)... „= KD.@b' ab), „_(@>aN.(ab'—a’h) 1* - 1: Hieraus ist nun (143) PX=u-+v.i= eb’ — ab). Ib’ —h)Hlanar)i] l? oder endlich =. PX= (a—aN)+(b—b).i].(ab’—a’ b).i (144) F (a—a))’+(b—h)” Um diesen Ausdruck für PX zu transformiren, bemerke man, dass (a—- a)? +(b—bY)? = [a—a)+(b—bN).i] [a—a) — (b—b) il]. Da sich dadurch im Zähler und Nenner des Ausdrucks (144) ein Faktor, nämlich (a—a’) + (b—b‘).i hebt, so hat man PX= (ab'—a’b).i @—a)— (b—b)i oder 145). ::; px=_ ebzebD.i _, CRaRe G—-b)— @—D \ 142 Die Abseissen a—bi und a’ —b’i nennt man die zua-+-ki und a’-F b’i conjugirten Abseissen. Seizt man A=a—bi; B=a—hi, und bemerkt man, dass (ab — ar). = XBZAP. 2 k so geht endlich der Ausdruck (145) über in folgenden: ' m EVTL 2 VER N 2 en A' — ,B’ Die zu A und B conjugirten Abscissen A’ und B/ findet man leicht, wenn man jene Abscissen um dieselben spitzigen Winkel, welche sie mit den Hauptrichtungen + 1, oder — 1 machen, aus eben diesen Richtungen + 1 oder — 1, nach entgegengesetztem Sinne drehen lässt. Wird der Ausdruck (146) nach den, in den Artikeln XVI. und XIX. statuirten Prineipien construitt, so findet man dieselbe complexe Abscisse, welche durch das Perpendikel PX bestimmt ist. XXVI. Constructionen zusammengesetzter Formen. Die Formeln (89, (99), 99, (99, (105), (108), (111), (115), (119), (121), 122), (124) und (125), für welche in den vorhergehenden Artikeln die ihnen entsprechenden Constructionen angegeben worden sind, lassen sich ‘als elementäre Ausdrücke be- trachten, auf welche sich eine grosse Anzahl anderer zusammen- gesetzter Formeln bringen lässt. Genau genommen, sind schon die Formeln (89, (108) und (115), das ist die Ausdrücke: 143 A4N ..: A+B; . V(A.B) mit ihren Constructionen hinreichend, um die übrigen, oben ange- zeigten, und viele andere zusammengesetzte Ausdrücke mittelst der- selben construiren zu können. So z. B. kann man die Formeln (111) oder (124), das ist V(A'+B9; VCA’+B’.i), wenn man ihnen die Formen B.Bi v v ee! ertheilt, auf die elementaren Formen (147) zurückbringen. Wenn gegebene complexe Abscissen in einem Ausdrucke wie immer durch. die rationalen Operationen unter einander verbunden sind, so werden die beiden. ersten der. Formeln (147); hinreichend seyn, um, auf dieselben den gegebeuen zusammengesetzten Aus- druck reducirend, dessen Construction zu finden. Bei diesem Ge- schäfte der Reduction einer zusammengesetzten Formel auf die ele- mentaren Formeln wird man sich von denselbeu Grundsätzen leiten lassen, nach welchen die Zerlegung eines rationalen und reellen algebraischen Ausdrucks zum Behufe ihrer Construction zu gesche- hen hat. Wenn im gegebenen zusammengesetzten Ausdrucke com- plexe Abscissen auch unter Quadratwurzelzeichen, oder allgemei- ner unter Wurzelzeichen erscheinen, deren Wurzel-Exponenten Po- tenzen von 2 sind, so wird man auch die. dritte der Formeln (147) benöthigen. Wenn der zu construirende- Ausdruck. noch! kein) li- neärer ist, so wird man ihn leicht, durch Annahme. einer willkühr- 144 lichen Linieneinheit E, in einen lineären nach bekannten Regeln verwandeln können. XXVII. Anwendung der Constructionen imaginärer Formen zur Construction der reellen Ausdrücke. Jede imaginäre Zahlform kann auf die allgemeine Form a148) .:. P+Qiü zurückgeführt werden, worin P und Q reelle Zahlen sind. Wenn man nun einen, wie immer zusammengesetzten imaginä- ren Ausdruck X nach den, in den vorhergehenden Artikeln sta- tuirten Grundsätzen construirt hat, so werden seine Projectionen auf den auf einander senkrechten Hauptrichtungen, die Werthe von P und Q geben. Mittelst dieses Princips kann man zuweilen sehr einfache Constructionen für oft sehr verwickelte Ausdrücke erhalten. Auf diese Anwendung wollen wir nur in einigen beson- dern Fällen hinweisen. In der Formel (105) sey A = a + bi, so ist durch die Con- struction derselben, indem man vom Endpuncte der gefundenen complexen Abseisse auf die auf _ einander senkrechten Hauptrich- tungen Perpendikel herahlässt, in den Projectionen zugleich die Construction der beiden Formeln: 150 RER its azab ( ) oil E 145 erhalten. Wenn daher Auf ähnliche Art lassen sich die reellen Formeln finden, deren Construction man mit der -Construction der complexen Abscissen der vorigen Art gewonnen hat. Wenn ua? (a + bi)? 111 . X — — — ne ee ; } © a + b’i H x so hat man p- @ — bN.a + 2abb', 0= 2aa'b — (a — be)’ a2 + bh” Sem De z. en - 1039 ..: x=A#$B- @e+bD@' 4b so ist : PAR (aa'—bb’). au +(ab’+a’b).b”, _ (ab/-ta’b)a”—(aa—bbYb” a2 + bh? a) TERN N rn ze Wenn 115) ... K=VAD=V@+bo@ + bi; so ist Abhandlungen der II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. I. 19 146 _ y [Y@2 the) abi) + (abi BON. 2 En au Via? +5”) (a®+b'Y) — (aa — bb a er mu 0 rg Zuweilen kann ein Ausdruck, der: complexe Abseissen enthält, in einen andern mit complexen Abscissen transformirt werden, wel- cher weit zusammengeseizter ist, als der erstere. In diesem Falle enthält die Construction des einen zugleich die des andern Aus- druckes, z. B. > (Eaah... Yan EP AT Aus dieser Gleichung findet man nun + V(A® + Be. V(Ae—B’D = ee 3 ee e EHE 2 (152) (. Re V(A®+B?.D—V(A?— Bei) _ ka me 2; a rue zn ] 3 Die Constructionen der ersten Theile dieser Gleichungen ‚sind leicht, indem nur die halben Diageonalen über den complexen Ab- seissen var + B?.i) und va: — B?i) zu zeichnen sind. Diese sind zugleich die complexen Abscissen für die Ausdrücke in den zweiten Theilen der Gleichung (152). Wir wollen diese Formeln nicht weiter verfolgen, da es nicht - schwer ist, eine grosse Menge derselben zu produciren, die mit- 147 unter sehr ‚einfache Constructionen gestatten, obgleich die Aus- drücke selbst sehr verwickelt sind. “ XXIX. Auflösung der Gleichungen des zweiten Grades. Es sey 153) ... 2+Ax+B=o eine vorgelegte Gleichung des zweiten Grades, worin A und B complexe Abscissen sind, so wird x ebenfalls eine complexe Ab- scisse seyn, deren Werth‘ durch Construction gefunden werden soll. Die beiden Wurzeln dieser Gleichung sind in der Formel A59 ... 3.15 Via — AB) — A] enthalten, worin von den beiden Zeichen des obern und untern successive zu nehmen ist. Da A? — 4B? = (A +2B) (A — 2B), so sind die, in (154) enthaltenen Wurzeln der Gleichung (153): (155) u 4.EVA -+2B) (A 2B) — A] (156) ....-—4[VA+2B) (A — 2B) + A] Aus diesen beiden Formeln ergibt sich nun folgende Con- struction der beiden Wurzeln der Gleichung (153): 19* 148 Ueber den complexen Linien A und 2B construire man, nach (89), (92) die Diagonalen A+2B=D’wmA—2B=D"; und suche nach (115) die complexe Ahscisse D= vWD'‘D"; diese letzte Linie setze man mit A nach denselben F'ormeln (89), (92) in die Diagonalen DI A787 D+A=XV zusammen, so stellen die Linien 3.X; — 4X die beiden Wurzeln der Gleichung (153) vor. Der Gleichung des zweiten Grades kann man noch die Form x -Ax t-B.E=.o geben, werin A, B complexe Abseissen, - E eine absolute Länge ist, die man = 1 setzen kann. Dann sind die Wurzeln durch die Formel x- ZE Vn (&- B) a“ y: 4 ausgedrückt, deren Construction leicht ausgeführt werden kann. XXX. Auflösung der Gleichungen: von_höheren Graden. Die Wurzeln der Gleichungen, welche den zweiten Grad über- steigen, lassen sich bekanntlich durch die Gerade und den Kreis 149 nicht construiren. Nur in einigen speciellen Fällen ist eine geo- metrische Construction der Wurzeln möglich, von welchen wir fol- gende zwei betrachten wollen. Die n Wurzeln der Gleichung CKSTy San x — An 0, worin A eine complexe Absecisse ist, sind: 1.2; 2.27; 3.27; al; AST: A,.e n ; Mat: PILLEN A,en Man theile also die Peripherie des Kreises in n gleiche Theile und rücke die complexe Abscisse A successive immer um einen solchen Winkel im positiven Sinne fort, so wird man ausser der ursprünglichen Lage von A noch n — 1 andere erhalten, welche, mit jener ursprünglichen vereinigt, die, den n Wurzeln der Glei- chung (157) entsprechenden complexen Abscissen geben. Es sey (158) ... x?0 — 2Anw.cosa-+ A?’ o eine gegebene Gleichung, worin A eine gegebene complexe Ab- scisse, a einen gegebenen Winkel bedeutet. Die 2n Wurzeln ergeben sich aus. den Formeln ar “ii 159) .;. Eee A; j 2n , RC 460) ::?. ea eo. A; in welchen man für r alle ganze Zahlen: 1 Ir A. zu setzen hat. ° 150 Man theile also den Winkel «@ in n gleiche Theile, und drehe die gegebene complexe Abscisse A im positiven und im negativen Sinne um diesen Winkel *. Dadurch erhält man zwei neue Stel- n , lungen der complexen Abseisse A. Dreht man die eine wie die andere successive um den Winkel A so erhält man 2n Lagen n complexer Abseissen, welche die EEE Wurzeln der Glei- chung (158) darstellen. I { 1 N BEIN IS, & EN | z | | = N NS N x | P2 - day | | - | | | x =: I Er N ; N T \ ' Fr EER Tr 2 N | & ES u T n S _ Da x s v = , _ 129 3 _ P2 v A 4 3 re 2 G v | | Ss — >> — A I | | x an a.‘ | | 5: \ | 2 >. nn | $ | > N | \ \| \ / / \| \| ————l = | SS x | | = — I N S | IN I \ So a SS \| - N N x SQ v Ne \x S | A) ) & S | R Vin Vu \vu s > zn N us > = Ne N N ? N Q IN n D x N / o / vu N \ EN 2 N N N IF ze ' I N \ N | 1} N f | N $ % IN x x n | ER 3 \+ 27 | ı N \ N S 2 N % \ N u Q S N 0 N x SS x N! = = Ü N N N y \ [ E27 Ih / G / Vhhundl. dla man hg Klasse BA.IL. 1m. Fossile Ueberreste von einem Affen und einigen andern Säugthieren aus Griechenland. ; Beschrieben von Prof. Dr. Andreas Wagner in München. ae wouto ner. Pe} arraidtguaR Apahan deain % nn = > EI EL 2 I j j Fossile Ueberreste von einem Affen und einigen andern Säugthieren aus Griechenland. Beschrieben vom Prof. Dr. Andreas Wagner in München. Im Frühjahre von 1838 hatte ich das Glück, für die k. Samm- lung dahier eine Schachtel mit fossilen Knochen zu acquiriren, welche ein in griechischen Diensten gestandener und nun mit Ah- schied in seine Heimath zurückgekehrter Soldat am Fusse des Pentelikon gesammelt hatte. Obgleich die Anzahl der Exemplare nicht beträchtlich, auch ihr Zustand ein sehr fragmentarischer ist, so ist diese kleine Collection doch von Bedeutung für die Wissen- schaft, als durch sie einige wichtige urweltliche Thierformen ange- zeigt werden und zugleich ein neuer Fundort von Ueberresten aus- gestorbener Thiere, welcher für die Zukunft eine reiche und wich- tige Ausbeute verspricht, ermittelt ist. Die Musterung der erwor- benen fossilen Fragmente zeigte, dass sie sämmtlich Säugthieren, und zwar nachfolgenden Ordnungen derselben angehörten. Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.1. 20 154 1. Affe (Tab. 1. Fig. 1, 2,3). - “In der kleinen Collection, von der hier die Rede ist, ist bei weitem das wichtigste Stück das Fragment eines Schädels von einem urweltlichen Affen, und trotz seiner Kleinheit und Unvoll- ständigkeit kann es doch nächst dem Ornithocephalus longirostris als der werthvollste und seltenste Gegenstand der hiesigen Petre- facten- Sammlung gelten. Zwar habe ich bereits früher eine kurze Beschreibung *) dieses Fragmentes mitgetheilt, indess ohne bildliche Darstellung, wodurch auch jener nicht die nothwendige Deutlich- keit gegeben werden konnte; indem ich nun ausführlicher die Be- schreibung gebe, füge ich die damals versprochenen Abbildungen dieses Schädelfragments bei, wodurch erst der Leser eine klare Vorstellung von demselben gewinnt. Es hatte bekanntlich früherhin bei den Naturforschern ein eignes Befremden erregt, dass während man die Thiere der heis- sen Zone, wie Löwe, Hyäne, Elephant, Nashorn u. dgl., nicht blos in ihrer jetzigen Wohnstätte, sonderm auch in unsern Klimaten, wo sie gegenwärtig nicht mehr hausen, unter den urweltlichen Thieren allenthalben und in Menge gefunden. hatte, gleichwohl von Affen, die mit jenen Thieren in der nunmehrigen Erdperiode zusammen- wohnen, nirgends eine Spur unter den antediluvianischen Ueber- resten gefunden wurde. Man. konnte sich die Ursache eines sol- chen Mangels nicht denken, und man wurde daher wirklich aus einer Verlegenheit erlöst, als vor drei Jahren die überraschende Nachricht eintraf, dass fossile Affenfragmente, und zwar an sehr weit auseinander gelegenen Orten, entdeckt worden seyen. »*) Münchner gel. Anzeig. 1839 S. 306 f. 155 Baker und Durand, Officiere beim ostindischen Ingenieurcorps, ‚hatten am Fusse des Himalaya aus den teriären Bildungen der ‚Siwalikberge das: fossile Oberkiefer- Fragment eines Affen erlangt und diesen Fund zur Publicität gebracht #). Nach ihren Bestim- mungen zeigte, das gefundene Stück manche Aehnlichkeit mit den entsprechenden, Theilen der Schlankaffen, nur hätte der urweltliche Affe eine weit bedeutendere Grösse als die Arten von Semnopithe- cus erreicht, indem er in dieser Hinsicht dem Orang-Utang nicht nachgestanden wäre. Ein später aus denselben Lagerstätten auf- gefundenes fossiles Sprungbein war einer zweiten Affenart ange- hörig, da solches an Grösse nur dem des Semnopithecus Entellus gleich kam, ‚Während jene merkwürdige Entdeckung in Ostindien gemacht wurde, hatte Lartet fast gleichzeitig das Glück, in der tertiären Formation der Gegend von Auch, im Departement du Gers, einige fossile Ueberreste von Vierhändern aufzufinden, unter welchen na- mentlich eine Kinnlade einen antediluvianischen Affen andeutete, den die französischen Zoologen in nächster Verwandtschaft mit dem Siamang (Hylobates syndactylus) erklärten. Von einem ein- zelnen Zahne vermuthet Blainville, dass er abermals einer andern Art, und zwar einem Sapajou, angehört haben könnte, Ausser Ostindien und Frankreich ist nunmehr durch unser Exemplar auch Griechenland als ein dritter Fundort für urweltliche Affenüberreste nachgewiesen. Leider ist dieses Fragment in einem sehr verstümmelten Zustande, indem sich nur der Schnautzentheil, und auch dieser bedeutend beschädigt, erhalten hat. Er ist gleich vom untern Augenhöhlenrande an abgebrochen; der linke Oberkie- 3) Vgl. genannte Anzeigen V. S. 869. 20 * 156 fer ist in seiner hintern Hälfte defeet, dagegen ist der rechte Ober- kiefer, der Zwwischenkiefer und der knöcherne Gaumen vollständig vorhanden. An Zähnen kommen nur noch zwei vor, nämlich der dritte und vierte Backenzahn der rechten Seite; die andern sind entweder abgebrochen, so dass die Wurzeln noch in den Fächern stecken, oder die Zähne sind ganz ausgefallen und ‘ihre Fächer mit verhärteter' rother Erde, in welche überhaupt diese Knochen eingebacken sind, ausgefüllt. Die verschiedenen Gattungen, in welche die Ordnung der Af- fen neuerdings gesondert worden ist, lassen sich nach Zahl und Beschaffenheit der Zähne, so wie nach der Form des Schädels von einander unterscheiden, wie ich diess anderwärts *) ausführ- lich erörtert habe. Beginnen wir mit der Betrachtung des Gebisses und zwar zuerst mit der Ermittlung der Anzahl der Zähne. Die rechte Kieferhälfte, welche, wie gesagt, ‚vollständig er- halten ist, zeigt, dass in ihr fünf Backenzähne enthalten sind. Auf sie folgt ohne Unterbrechung das tiefe und einfache Fach für den Eckzahn. Nach einer kleinen Lücke kommen vier Schneidezähne; der Zwischenkiefer, in welchem sie sitzen, lässt auf der Gaumen- fläche noch zum Theil seine Abgränzung gegen den Gaumenfortsatz des Oberkieferbeins erkennen. Der linke Oberkiefer hat nur noch - das Fach für den Eckzahn aufzuweisen; das Uehrige ist abge- brochen. Schon die Zahl’ dieser Zähne und ihre Vertheilung nach den drei verschiedenen Sorten derselben weist uns mit Entschiedenheit »*) Schreber’s Säugthiere, Supplementband (1839), mit der Monographie der _ Affen beginnend. 157 auf das Zahnsystem des Menschen und der Affen hin. An unserm fossilen Fragmente lautet die Zahnformel für die obern Zähne, die wir an selbigem allein kennen: Schneidezähne 4, Eckzähne 1. 1, Backenzähne 5. 5, im Ganzen also 16 für den Oberkiefer. Diess ist dieselbe Zahl, welche wir beim Menschen und den Affen der alten Welt vorfinden. Die amerikanischen Affen, welche jederseits einen Backenzahn mehr besitzen, schliessen sich hiedurch von selbst von einer weitern Vergleichung mit dem erwähnten Fragmente aus; zwar haben die Seidenaffen (Hapale) mit den altweltlichen Vier- händern dieselbe -Zahl der Backenzähne gemein, allein die viel geringere Grösse und was hier gleich, um Weitläufigkeiten zu vermeiden, erwähnt werden mag, ihre verschiedene Form, lassen auch diese Gattung in keinen weitern Betracht kommen. Demge- mäss bleibt uns zur Vergleichung nur noch der Mensch und die Affen der alten Welt übrig. Jener schliesst sich indess schon da- durch auf der Stelle aus, dass bei ihm im Oberkiefer zwischen dem äusseren Schneidezahn und dem Eckzahn keine Lücke vorhan- den ist, auch das Fach für Jetzteren bei ihm weder so tief, noch so weit ist. Somit sind wir demnach hinsichtlich der Zahl, Ver- theilung und Aneinanderreihung der Zähne auf die Affen der alten Welt hingewiesen. Dasselbe Resultat erlangen wir aus der Betrachtung der Ge- sialt dieser Zähne. Die beiden Backenzähne, welche allein ihre Kronen behalten haben, sind glücklicher Weise im vollkommensten Zustande und noch sehr wenig abgenützt. Diese beiden Zähne (der dritte und vierte der rechten Seite) sind ziemlich gross, auf der äussern Seite etwas breiter als auf der innern, und der Längs- durchmesser (von vorn nach hinten) kommt fast der Breite (von aussen nach innen) gleich. Der vordere von diesen beiden Backen- zähnen (der dritte in der Reihenfolge) ist etwas kleiner als-der folgende, namentlich auf der Innenseite schmäler; seine äussere 158 Fläche ist 33, seine ‚innere nur 2,5” breit; der andere, (der vierte) Backenzahn ist ungefähr um eine Drittellinie breiter... Jeder dieser beiden Zähne besteht aus yier paarweise ‚gestellten und spi- tzen Höckern, von welchen. die äussern etwas länger sind als die innern, deren Spitzen, zumal am. vordern Zahn, ‚bereits ziemlich abgeführt sind. i Die übrigen Backenzähne, wie erwähnt, "haben ihre Kronen verloren, indess stecken in den frühern noch ihre Wurzeln, so dass man gleichwohl erhebliche Merkmale hievon entnehmen kann. Das Fach für den letzten oder fünften Backenzahn zeigt an, dass der in ihm enthalten.gewesene Zahn an Grösse seinem Vor- gäuger wenig ‚oder nichts nachgegehen hat; sein Alveolentheil. hat 3 Wurzeln, wovon 2 an. der äussern und ‚eine ‚an der: innern Seite sitzt. _Beträchtlich ee als ; dritte Bahn IE ‚das Fach für den. zweiten Backenzahn; in. ihm stecken noch die drei Wur- zeln, auf dieselbe. ‚Weise wie. beim fünften Zahn vertheilt, — Der ersie Backenzahn ist nicht schmäler als der zweite, wohl aber von aussen nach innen kürzer; auch er hat ähuliche drei Wurzeln. Vom darauf folgenden. rechten Eckzahn ist blos. die Alveole, mit rothem Ocker. ausgefüllt, vorhanden. Sie hat eine. schief ge- wendete, ‚ovale, ziemlich grosse Oeffnung, und da sie äusserlich durch eine Beschädigung der Länge nach aufgeschlitzt ist, so sieht man, dass sie, trichterförmig. sich zuspitzend, weit aufsteigt. Ziem- lich undeutlich ist das Zahnfach für den linken Eckzahn. . Deutlich ‚erhalten sind die, Fächer für die vier Schneidezähne. Im ersten, das auf den rechten Eckzahn, folgt, steckt noch die ah- j 159 gebrochene einfache Wurzel; die drei ändern Fächer sind mit der- selben Masse, wie die Alveolen der Eckzähne ausgefüllt. Mit den leeren Zahnhöhlen eines Schädels von Hylobates concolor vergli- chen, giebt sich in der Form dieser vier Fächer des fossilen Schä- dels keine Verschiedenheit kund. Nachdem wir auf diese Weise die Beschaffenheit der Zähne am fossilen Fragmente kennen gelernt haben, können wir jetzt an eine Vergleichung derselben mit denen des Menschen und der le- benden Affen gehen. Sollte eine kecke Fantasie sich etwa beige- hen lassen, in diesem Gebisse das eines menschlichen Pygmäen sehen zu wollen, so kann man sie leicht dadurch berichtigen, dass solche vierseitige zackige Kronen, wie sie der dritte und vierte Backenzahn zeigt, ferner drei Wurzeln am ersten und zweiten Backenzahn (beim Menschen beide ein-, selten zweiwurzelig) und endlich ein raubthierähnlicher langer Fiangzahn, statt eines kurzen Eckzahns, beim Menschen nieht vorkommen. Somit sind wir denn wieder mit unserer weitern Vergleichung auf die Vierhänder be- schränkt. Um nicht allzu weitläufig zu werden, bemerke ich gleich, dass eine sorgfältige Betrachtung der americanischen Affenschädel, welche unsere Sammlung von allen Gattungen derselben besitzt, mit Sicherheit darthut, dass mit ihnen das fossile Gebiss nicht zu- . sammengestellt werden darf; kein Affe der neuen Welt hat eine solche Form des dritten, ‘vierten und fünften Backenzahns. Die . Walıl bleibt demnach nur noch unter den Affen der alten Welt, Der Orang-Utang kann sowohl durch die Grösse, als auch durch die mehr rundliche Contur seiner Backenzahn-Kronen in keinen Betracht kommen. Der Gibbon, von dem ich drei Schädel (von Hylobates concolor, Lar und einer dritten unbestimmten Art) zu Rathe ziehen kann, würde zwar hinsichtlich der Grösse der Backenzähne kein Hinderniss in den Weg legen, wohl aber hin- 160 sichtlich ihrer. Form, indem der dritte und vierte Backenzahn bei ihm etwas kleiner, gerundeter und ein wenig schiefer gestellt ist,_ auch ist sein hinterster Backenzahn merklich kleiner. So bleiben uns denn noch die Gattungen Semnopithecus, Colobus, Cercopithe- cus, Inuus und Cynocephalus übrig, die im Bau der genannten Backenzähne mehr unter sich übereinstimmen, und von welchen den fossilen Zähnen am nächsten die von Semnopithecus (S. Maurus und pruinosus) und Colobus (C. Temminckii) kommen. Wir rücken unserm Zielpuncte näher. Die Betrachtung der Zähne hat zwar ergeben, dass das Gebiss des fossilen F'ragments weder den Typus des Menschen, noch der americanischen Affen, noch des Orang-Utangs oder des Gibbons an sich trägt; gleich- wohl schwankt unsere Bestimmung noch zwischen mehreren, in ihrem Knochenbaue verschiedenen Gattungen. Wäre uns der letzte Backenzahn des Unterkiefers bekannt, so würde aus seiner vier- höckerigen Beschaffenheit der Cercopithecus erkannt, aus seiner fünfhöckerigen Beschaffenheit die Gattungen Semnopithecus, .Colo- bus, :Inuus und Cynocephalus. Diesen Zahn kennen wir aher nicht, und desshalb müssen wir jetzt 'aus der Betrachtung des ge- singen Ueberrestes vom Schädel uns weiter zu helfen suchen. Ober- ‚und. Zwischenkieferbein bilden am ‘fossilen Schädel einen so geringen Vorsprung der Schnautze, dass ‚nicht blos die Orang-Utangs und Paviane, sonderu ‚auch. die Makakos- (Inuus) dadurch beseitigt sind; auch darf man nicht etwa glauben, dass der Vorsprung blos desshalb bei unserm Fragmente nicht ‚merklich ‚sey, weil es einem jungen 'Thiere angehört haben möchte, sondern die ganze Beschaffenheit desselben zeigt einen ausgewachsenen Zu- stand an. Jetzt haben wir also nur noch unter Hylobates, Semno- pithecus, Colobus und Cercopithecus zu wählen. Hier ist nun gleich zu erinnern, dass Schlank--und Stummelaffen generisch von 161 einander nicht getrennt werden dürfen, da die Beschaffenheit des Knochengerüstes und des Verdauungsapparates in beiden dieselbe ist, so dass keine weitere Verschiedenheit als in dem Mangel oder Besitz eines kurzen Daumens an den Vorderhänden wahrgenommen wird *). Unter den 3 Gattungen (Hylobates, Semnopithecus und 3*) Dass Schlankaffen (Semnopithecus) und Stummelaffen (Colobus) im Schä- delbaue mit einander übereinstimmen, hat zuerst Temminck ausgesprochen. Seitdem habe ich in Frankfurt Gelegenheit gehabt, diess zu bestätigen, und indem in diesen Tagen unsere Sammlung ein Fell von Colobus Tem- minckii, in dem Schädel und Knochen der Extremitäten noch ansassen, erhielt, konnte ich mich weiters von dieser Uebereinstimmung überzeugen. Von besonderem Interesse war für mich die Untersuchung der Handkno- chen. Bekanntlich fehlt den Stummelaffen der vordere Daumen, und weder €. Guereza, noch C. Temminckii zeigen die mindeste Spur davon von aussen. Am Skelet des Guereza nimmt man aber‘am Mittelhandknochen des Daumens ein kleines, kaum liniengrosses Kügelchen wahr, das sich an selbigem anheftet und die Stelle beider Glieder des Daumens vertritt. Ein ähnliches Verhalten giebt auch die knöcherne Hand unsers Colobus Temminckii zu erkennen. Am: linken Daumen heftet sich am Mittelhand- knochen ein kleines, mehr breites als langes Knöpfchen an; am rechten Mittelhandknochen ist es mehr in die Länge gestreckt (2 lang), also mehr phalangenähnlich als das linke. Gelegentlich bemerke ich, dass der Oberarmknochen unsers Stummelaffen am innern Condylus nicht durch- ‚bohrt ist. > Da demnach der Daumen den Stummelaffen nur äusserlich abgeht, am Skelet aber dem Rudimente nach vorhanden, überdiess bei den Schlank- affen sehr verkürzt und also von geringer Erheblichkeit ist, so kann sein äusserlicher Mangel oder Vorkommen keine generische Scheidung begrün- den, wie man diess bei den amerikanischen Klammeraffen schon länger erkannte, aus welcher Gattung unsere Sammlung neuerdings ein höchst merkwürdiges Exemplar in Branntwein erhalten hat, das auf der einen Seite einen Daumenstummel besitzt und demnach’zu Ateles pentadactylus Abhandlungen der II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.I. 21 162 Cereopitheceus), die unserer Auswahl noch übrig bleiben, ist der Schnautzentheill — mehr können wir bei dem verstümmelten Zu- stande des fossilen Schädels nicht in Betracht ziehen — dadurch verschieden, dass bei den Meerkatzen und Schlankaffen (mit Inbe- griff der Stummelaffen) die Nasenöffnung sehr schmal, bei den Gik- bons dagegen auffallend breit ist. In dieser Beziehung nun kommt unser’ fossiles Fragment ganz mit dem Gibbon überein, indem es dieselbe weite Nasenöffnung wie dieser hat. Als Schlussresultat aus den vorstehenden Betrachtungen ergiebt es sich demnach, dass das fossile Schädelfragment hinsichtlich sei- ner äussern Formen am nächsten der Gattung Hylobates steht, dass es aber gleichwohl mit ihr nicht vereinigt werden darf, indem die Form'der Backenzähne etwas abweicht, welche eher mit denen der Schlank- und Stummelaffen übereinstimmen. So weit man nach dem geringen Ueberreste, der mir von diesem Thiere vorliegt, zu einer Vermuthung berechtigt ist, bin ich der Meinung, dass der urweltliche Affe in der Mitte gestanden haben möge zwischen Hy- lobates und Semnopitheeus. Ich lege ihm demnach den. Namen Mesopithecus bei, und bezeichne ihn'von- seinem Fundorte als Me- sopithecus pentelicus. ‘Sehliesslich füge ich noch einige Maassabnahmen bei, wie sie sich’ mir am fossilen ‘Schädel und an denen von Hylobates, Semno- pithecus und Colobus ergeben haben. gehören würde, auf der andern Seite aber desselben gänzlich ermangelt und auf dieser Hälfte demnach dem ' Ateles Paniscus zugezählt werden müsste. Die hieraus sich ergebenden Muskelabweichungen, so wie über- häupt die wiehtigsten myologischen Eigenthümlichkeiten dieser Gattung häbe'ich in meiner Fortsetzung von Schreber’s Säugthieren (Supplement- band 1839 S. 192 fi.) erörtert. 163 Fossiler Hylo- Senmmo- Colo= Schädel bates pithecus hus Länge des knöchernen Gaumens 16 143” 14 17 52 „ der Fachreihe für die fünf Backenzähne derrechten Seite 123 O1ll 10 11 Weite, innere, zwischen den bei- den Eckzähnen . 2... 0 06 07 Weite, grösste, der Nasenöffnung O 7 3 03303 An Grösse würde also der urweliliche Affe den gewöhnlichen Schlankaffen und Meerkatzen gleichgekommen seyn. 2. Fleischfresser (Tab. I. Fig. 4, 5, 6). Sehr Weniges ist es, was in der kleinen Collection der Ord- nung der Raubthiere angehört. Es sind diess nur drei Stücke: ein einzelner freier Backenzahn, ein Stück Unterkiefer mit zwei Backenzähnen und ein loser Eckzahn. Der erste von diesen Backenzähnen ist ein oberer Reisszahn der rechten Seite. Seine äussere Wand besteht aus drei Zacken: der vordere ist der kürzeste und bildet eine dicke dreiseitige Py- ramide mit etwas gewölbten Seitenflächen; der,zweite Zacken (der mittlere) ist der höchste und bildet eine rückwärts geneigte Spitze; der dritte ist ein längs gezogener schmaler Kamu. Innen setzt sich dem ersten Zacken und dem Vordertheil des zweiten gegenüber ein sehr dicker, kurzer, spitziger Ansatz als vierter Zacken an. Beim Vergleich mit dem Gebisse der lebenden Raubthiere schliesst sich gleich der Hund und der Marder aus, weil ihnen der vordere Zuacken ganz fehlt oder nur ein stumpfes Höckerchen ist. Hyänen und Katzen haben zwar dieselbe Anzahl von’ Zacken; indess ist bei jenen der mittlere Zacken dicker, der hintere länger gestreckt; 21* 164 "mit dem entsprechenden und gleich grossen Reisszahne eines Luch- ses verglichen, zeigt sich dieser an dem mittlern Zacken viel dieker und der innere weit schwächer. Viverra und Herpestes, die in den wesentlichen Merkmalen des Gebisses mit einander überein- kommen, haben einen ähnlichen obern Reisszahn wie der fossile, aber mit dem Unterschiede, dass der vorderste Zacken nur als ein mehr oder minder sichtliches Höckerchen erscheint, und der mitt- lere Zacken viel höher als der hintere ist. Bei aller Aehnlichkeit mit verwandten lebenden Gattungen giebt der fossile Reisszahn gleichwohl auch kleine Eigenthümlichkeiten zu erkennen, die für eine selbstständige neue Gattung sprechen könnten. Zwei untere Backenzähne sind noch in einem Kieferfragmente enthalten, und da ihre Grösse, Färbung und namentlich dendritische zufällige Zeichnungen denen des obern, so eben beschriebenen Zah- nes entsprechen, so zweifle ich nicht im Mindesten, dass beide Stücke, wenn auch nicht vielleicht von demselben Individuum, doch - wenigstens von derselben Art herrühren. Diese Backenzähne ge- hören der rechten Seite an und sind der untere Reisszahn, nebst seinem Vorgänger, dem letzten Lückenzahne. Dieser untere Reisszahn ist leider in seiner hintern Hälfte abgebrochen und hat somit einen sehr wesentlichen Theil für die Bestimmung verloren. Seine vordere Hälfte besteht aus drei Zak- ken, von denen der innere nicht ein blosses Höckerchen wie bei den Hunden, sondern ein vollständiger freier Zacken wie bei den Viverren und Mangusten ist. Von der hintern Hälfte dieses Zah- nes sieht man nur noch so viel, dass sie sich mit zwei Höckern zu erheben beginnt; das Uehrige ist abgebrochen. Dieser untere Reisszahn ist demnach gänzlich verschieden von dem der Hyänen und Katzen, weicht auch beträchtlich von dem der Hunde und Marder ab, kommt dagegen iu den Hauptstücken mit dem der Viverren überein. 165 Der letzte Lückenzahn ist fast vollständig erhalten und von ansehnlicher Grösse. Sein vorderer, grösserer Theil besteht aus einem vordern kleinern und aus einem hintern, grössern und dickern Zacken; der viel kürzere, aber etwas breitere Hintertheil hat zwei kurze, von aussen nach innen gestellte stumpfe Höcker. Die gleich- zeitig starke Entwicklung des vordern Zackens, so wie des innern Höckers unterscheidet diesen fossilen Lückenzahn von dem der Viverren und anderer Raubthiere. Nach diesen 3 Backenzähnen (dem obern, und den beiden untern) zu schliessen, ‘möchten wir hier allerdings Ueberreste von Thieren vor uns haben, die zur Familie der Viverren gehören könnten, die aber gleichwohl so manche Eigenthümlichkeiten ver- rathen, dass sie keiner bestehenden Gattung schicklich zuzuweisen sind. Wahrscheinlich werden vollständigere Ueberreste dieses ur- weltlichen Fleischfressers seine generische Selbstständigkeit darthun; einstweilen mag er mit dem Namen Galeotherium bezeichnet werden. Die Länge des beschriebenen obern Reisszahns beträgt auf der äussern Seite 95 Linien, seine Breite an der Vorderseite fast 6 Linien. | % -Das Fragment vom untern Reisszahn hat noch eine Länge von 73 Linien; die vordere Hälfte (Schneide von Wiegmann genannt) ist 553 Linien lang’ und an den beiden hintern Zacken 3% breit. Der Lückenzahn ist 63 Linien lang und im hintern Theile 3 breit. . Das Fragment des Unterkiefers, welcher jene beiden Zähne enthält, hat eine Höhe von 10 Linien. Das Thier, -dem die beschriebenen drei Zähne angehörten, mochte die Grösse eines Luchses erreicht haben. 166 Das Bruchstück eines Eckzahns ist an der Wurzel und zumal an der Spitze so beschädigt, dass keine vollkommene Vergleichung möglich ist. Sein Umfang ist schmal oval, hinten eine Sehneide bildend; die äussere Fläche der Krone ah die innere flacher, in ihrer hintern Hälfte gegen die Schneide sogar etwas ausge- schweift. . Am Ursprunge des Kronentheils hat dieser Zahn eine Breite von 5% Linien. Ob er demselben Thiere, von dem die Backenzähne herrühren, angehöre, ist natürlich so wenig als vom folgenden Fragmente anzugeben. Noch ist der untere Kopf eines Oberschenkelbeins mit einem geringen Stück des Körpers vorhanden. Er rührt weder von einem Affen, noch von einem gleich grossen Wiederkäuer her, sondern nähert sich am meisten dem. des Hundes, obgleich er noch schmäch- tiger und mehr von vorn nach hinten gestreckt ist. Vorn ist er 6,. hinten 12 Linien breit; seine grösste Erstreckung von vorn nach hinten ist 133 Linien. n 3. Einhufer (Tab. I. Fig. 7). Die meisten der vorhandenen Zähne gehören der Gattung des Pferdes an, und zwar der von H. von Meyer zuerst bestimmten Art, Equus primigenius. Weit die Mehrzahl der Backenzähne rührt aus der Oberkinnlade, und nur 3 aus der Unterkinnlade her. - Die obern Backenzähne von Equus primigenius sind bekannt- lich durch zwei Merkmale sehr ausgezeichnet und unterscheiden sich dadurch leicht von der andern fossilen Pferdeart, Equus fos- silis des:H. von Meyer, so wie von allen lebenden Species der Pferdegattung. Diess eine Merkmal besteht darin, dass der kleine Halbmond auf der Innenseite bei E. primigenius in eine geschlos- sene ovale Schmelzröhre, welche von den andern 4 Halbmonden 167 ganz getrennt ist, sich verwandelt. Das andere Merkmal ist davon hergenommen, dass bei eben dieser fossilen Art die Schmelzfalten an mehreren Stellen zierlicher sind, und häufiger zickzackförmige Windungen machen. Auch kann noch bemerkt werden, dass die Zähne bei ihr mehr quadratisch gestaltet sind. ‘ R An unsern fossilen obern Backenzähnen zeigen sich alle die eben genannten Merkmale, Es sind lauter einzelne Zähne, und nur in einem Falle sind erster und zweiter Backenzahn beisammen, deren Maasse ich mit denen vom gewöhnlichen Pferd und Quagga zusammenstelle. E. primi- «E. Ca- ‚E. Quag- genius ballus ga Länge des ersten Backenzahns 14" 18 15 5 „ zweiten 3> 103 13; 11: Breite des ersten 2 9 12 102 a „ zweiten 5 10 12% 113 Ein grösserer vorderster Backenzahn ist 193 Linien lang, also ungefähr dem des Quaggas gleich, dem sich die meisten an-Grösse mehr annähern.als dem Mittelschlage unserer Pferde. An untern Backenzähnen sind nur 3 vörhanden, von denen zwei noch im Kieferfragmente beisammen stecken, und der Reihen- folge nach den vierten und fünften Backenzahn der linken Unter- kieferhälfte ausmachen. An Länge stehen sie bedeutend den gleich- namigen des Pferdes nach, und kommen auch nicht denen des Quaggas bei, doch sind sie verhältnissmässig etwas dicker, als die des letztern. Jeder dieser fossilen Zähne ist ungefähr 9 Linien, beim Quagga 10 Linien lang. H. von Meyer giebt die grösste Länge seines fossilen Zahns auf 0,024 Meter = 103 Linien, und -die kleinste auf 0,022 Meter = 9% Linien an. 168 Noch sind zwei einzelne Schneidezähne vorhanden, die sich von denen der lebenden Pferde durch geringere. Verschiebung der drei innern Seiten der Krone, so wie durch etwas verhältnissmäs- sig grössere Dicke unterscheiden. Eine Grube (Kunde) des in- nern Schmelzovals ist nicht vorhanden.. Der vollständigste von diesen beiden Zähnen hat eine äussere Breite von 8, und eine Dicke von 52 Linien. Ein sehr beschädigtes Bruchstück eines Röhrenknochen könnte vielleicht dem obern Theile der Speiche angehört haben. : Bekanntlich hat H. von Meyer den Equus primigenius zuerst unter den fossilen Knochen von Eppelsheim unterschieden, welche Gegend mit ihren Ablagerungen dem tertiären Gebiete zugerechnet wird. Equus fossilis kommt daselbst nicht mit ihnen vor, wohl aber verschiedene Arten von Gulo, Felis, Moschus, Cervus, Rhinoceros, Mastodon, Dinotherium ete. Unter ähnlichen Umgebungen findet sich 'dieser Equus primigenius im Bohnenerz der rauhen Alb. Diese Lagerungsverhältnisse sind hier zu erwähnen, um später auf die der griechischen fossilen Ueberreste schliessen zu können. 4. Wiederkäuer (Tab. I. Fig. 8, 9, 10). Mancherlei Bruchstücke, besonders von Röhrenknochen und Zähnen, sind vorhanden, welche darthun, dass unter den, am Fusse des Pentelikon vergrabenen urweltlichen Thieren die Wiederkäuer nicht selten vorkommen mögen. Bei der grossen Einförmigkeit, die im Zahn- und Skeletbaue dieser Ordnung herrscht, sowie bei dem höchst verstümmelten Zustande der uns zugekommenen Frag- mente ist indess eine sichere Vertheilung derselben unter die be- kannten Gattungen zur Zeit nicht möglich. 169 Von Zähnen haben. wir ‚nur ‚drei; zwei sehr jbeschädigte des Oberkiefers und einen ganz vollständigen des Unterkiefers, wel- cher letztere Fig. 8 abgebildet ist. Er besteht aus 2 starken Pfei- lern, ‚von ‘denen jeder’ auf der’ innern Seite einen vorspringenden Winkel bildet; die Halbmond -Paare sind schmal. Zwischen den beiden Pfeilern findet sich weder ‘ein Höckerchen, wie bei manchen Hirschen und der Giräfle, noch eine schmale Leiste, wie beim Rinde, oder eine’ auf der Vorderseite des Zahns liegende Leiste, wie beim Lama. Mit den übrigen Gattungen der Wiederkäuer weiter verglichen, habe ich gleichwohl mit keiner eine vollkommene Ueber- einstimmung finden können. \ Auf der äussern Seite ragt dieser untere Backenzahn 7 und auf der innern 6 Linien über den Kieferrand bis zur Spitze des entsprechenden Halbmondes empor; seine äussere Breite ist 10 Li- nien. Das Kieferfragment, in welchem dieser Zahn ‚steckt, hat aussen eine Höhe von 1 Zoll. Unter den Knochenbruchstücken erwähne ich des’ Fragmentes vom untern Ende eines Mittelfusses (Fig. 9), das der Grösse nach mit dem eines Rehes sich vergleichen lässt. Aus einer kleinen - Kuochenbreccie habe icli auch von zwei Zehen das letzte und vor- letzte Glied (Fig. 10), welche beide im Zusammenhange aneinan- der lagen, herausgearbeitet: Diese beiden Zehen kommen in Form ‚und Grösse ziemlich überein. Das verleizte Glied ist, wie ge- wöhnlich, auf seiner innern Seite schief ausgeschweift; das Huf- glied ist schmal dreiseitig und fast gerade. Die Breite des, untern Kopfs vom Mittelfussknochen beträgt 10 Linien. Das vorletzte Zehenglied hat eine Länge von 9, und das letzte eine Länge von 11 Linien. Abhandlungen d. I Cl. d, Ak.d. Wiss. II. Bd. Abth.1. 22 170 5. Geognostisches Alter der Lageringsstätte. Dass die eben beschriebenen Fragmente ‚nicht aus der gegen- wärtigen, sondern aus einer frühern Erdperiode herstammen, geht schon aus der zoologischen Beschreibung derselben hervor, indem diese, wenigstens an den Affen, Wleischfressera und Einhufern, lauter ausgestorbene Arten erkannt hat. Auch kleben diese Kuo- chen stark an der Zunge, sind aber, keineswegs petrifieirt, sondern in einem Zustande, wie die ‚unserer. fossilen. Höhlenthiere. Ihre Höhlungen sind mit einer verhärteten rothen, eisenschüssigen, san- digen Liettenmasse ausgefüllt, welche manchmal auch breccienartig Knochenfragmente einhüll. In den Höhlungen der Röhrenknochen haben sich mitunter höchst feine Thoneisenkörner ausgeschieden, häufig auch Drusen von kleinen Bergkrystallen an .den Wandun- gen angelegt. Die Lagerstätte ist, nach Angabe des Ueberbringers, der Fuss des Pentelikon, wo diese. Ueberreste in einem, von der Küste aus eine Stunde entfernten Thale aus lehmigem Erdreiche, in welchem sie fest eingebacken sind, ausgegraben werden. Gänze Ladungen derselben sollen nach Athen abgeliefert worden seyn, und es ist im Interesse der Wissenschaft zu. wünschen, dass dorten ein Sachkundiger recht bald an ihre, Bestimmung ‚sich machen möchte. Das geognostische Alter jener Ablagerung betreffend, so scheint das Vorkommen von Equus primigenius sie in das tertiäre Gebiet zu verweisen, wenigstens zählt man dahin das Gebilde von Eppelsheim. n rc ne Erklärung der Abbildungen auf Tab. I. Fig. 1. Ansicht des fossilen Affenschädel- Fragments von der Gaumen- fläche. Fig. 2. Desselben von der Seite, und Fig. 3. von vorn. Fig. 4 und 5. Backenzähne vom Galeotherium. Fig. 6. Unterer Sehenkelkopf, wahrscheinlich von einem Raukthier. Fig. 7. Oberer Backenzahn des Equus primigenius. Fig. 8. Unterer Backenzahn Fig. 9. Unteres Ende eines Mittelfusses } von Wiederkäuern. Fig. 10. Zehenglieder 22% gr Ir 3 be ir , % re [4 zu ” i r A, DENE Ni | yo e / ® 4 er Br Bgm .n r x “ « x N; . E «N E ’ in iR vH, 2% Mrs x \ ie & 2 ur Lkhr er. RR v = = Ar BER, ER Mer a: FREE j : nr 23 N \ - 3 R .. 1 m sr - a 3 \ FE an Bst N % i Dez an x # er: » v = B 3 Perl 6“ ’ P er, a, ad BB. E Mr up Se er 2 2 BEN - ‘ ! 3 < gi f 4 > Er j a - re - 2 a AEN rn be 1232 ENT hr Ar, Fr en; n ' er 1 mi ee: 9 in a Fi P e\ > Tex h 3 vr ProadlEph, > - Dur < n e . 2 r & n e Yy K > EP} = Pi . Br . N uE & * 3 . 2 D r4 n y x ra = =» “ ’ h L> z ” “ ” e » ae - 4 1 fe * « ’ = 13 3 N nn siı4 ü = a . \ u - * 8 v x ’ -+ » Tab.1. —_— 2 > Eu Melegesiiee 22 DE LUAILeLE 4 OLE. 7 Ghamdl det: madken a Gasse Bet. II. He HM Wagrres is Pescht: foss le be i4 068 IV. Beschreibung einiger neuer Nager, welche auf der Reise des Herrn Hofraths v. Schubert gesammelt wurden, - mit Bezugnahme auf einige andere verwandte Formen. , ! Vom Prof. Dr. Andreas Wagner in München. Pr E14 B E ge En N = rn, “ N DE. » ar 1 Eee ER MRS: Pix € Stk . Br Bir ; \ 4 z uk Rs dssan. zauon en Be DR ESS en artstee.. Ri ME "Rt ihn an Yin un ab 0, Beschreibung einiger neuer Nager, welche auf der Reise des Herrn Hofraths von Schubert gesammelt wurden, mit Bezugnahme :auf einige andere verwandte Formen. Vom Prof. Dr. Andreas Wagner in München. Die in den Jahren 1836 und 1837 unternommene Reise unsers verehrten Collegen, des Herrn Hofraths von Schubert, nach Egyp- ten und Palästina hat den hiesigen k. zoologischen und botanischen Sammlungen ansehnliche Bereicherungen gebracht. Der Verfasser dieser Abhandlung hat, in Verbindung mit seinem hochgeschätzten Collegen, Herrn Prof. Dr. Zuccarini, bereits in der Sitzung der mathematisch-physicalischen Classe vom 10. November 1838 hier- über einen kurzen Bericht. *) erstattet. und damals zugleich die Beschreibung der neuen Arten Säugthiere und Vögel, von denen er einige einstweilen durch kurze Diagnosen bezeichmete, verspro- chen. Indem ich dieser Zusage im Folgenden durch Beschreibung *) vgl: Münchner gel. Anzeig, 1839 8. 297. vor. N I 176 . der Nager nachzukommen beginne, erlaube ich mir zugleich gele- gentliche Rücksicht auf verwandte neue Thierformen zu nehmen, die uns aus anderer Quelle zugekommen sind. I. Schläfer. : 1. Eliomys (Myozus) melanurus (Tab. UI. Fig. 1). In der vorhin erwähnten Classensitzung am 10: November 1838 hatte ich bereits einen neuen, von ‚der Reise des Herrn Hofraths von Schubert herrührenden, Nager unter dem Namen Myo- xus melanurus angekündigt und seine specifischen Merkmale be- merklich gemacht. Eine weitere Untersuchung hat jedoch ergehen, dass ‚dieser Nager nicht blos eine neue Art, sondern auch eine neue Gattung oder wenigstens Untergattung anzeige, die zwar durch mehrere Charactere mit den Siebenschläfern nahe verwandt, gleich- "wohl aber durch andere sehr bestimmt von ihnen ‚unterschieden ist. Da zur Fixirung von Gattungen Schädel- und Zahnbeschaffenheit den sichersten Anhaltspunet gewährt, so mache ich mit der Erör- terung derselben den Anfang. a) Gebiss. z \ J Die Zahnformel für diesen neuen Nager, dem ich den Namen - Eliomys melunurus , Löffelbilch,, beilege , lautet: Schneidezähne 2 ’ Backenzähne 24, im Ganzen 20 Zähne. Die obern Schneidezähne sind aussen glatt, seitlich stark zu- sammengedrückt, innen schief zugeschärft. ‘Die uniern sind länger 177 schmächüger, zugespitzt, 'und un es kurz zu sagen, sie kommen, wie. die obern, mit denen der Siebenschläfer überein. Die obern Backenzähne (Tab. I. Fig. 3) nehmen einen sehr kurzen Raum ein, sind an und für sich klein, von vorn nach hin- ten stark zusämmengedrückt, schmal vierseitig, so dass ihr Durch- messer von aussen nach innen merklich grösser ist. Der erste und letzte sind etwas kleiner als die beiden mittlern. Jeder von die- sen Zähnen ist der Quere nach (d. h. von aussen nach innen) durch eine Furche in eine vordere und hintere Hälfte abgetheilt, welche auf der weniger abgenutzten Aussenseite als zwei Zacken sich kund geben. Durch die Abnützung bildet jede Hälfte aber- mals eine, schmale, von Schmelz umgebene Querfurche, so dass demnach der ganze Zahn drei parallele Querfurchen zeigt, die von Schmelzleisten also umlegt sind, dass diese immer die Furchen durch eben so viele (d. h. drei) Halbbogen begrenzen. Von den untern Backenzähnen (Tab. II. Fig. 4) ist der vor- dere dreiseitig und auf der Krone dreizackig, der hintere etwas kleiner als die beiden mittlern und gleich diesen von folgender Beschaffenheit. Jeder dieser Zähne ist durch zwei schmale Quer- furchen in drei parallel laufende, etwas gekrümmte, mit Schmelz umlegte Plättchen getheilt,. die auf der Aussenseite als eben so viele kleine Zacken vorspringen. Durch Abreiben wird die vom Schmelz umzogene. sehr schmale Knochensubstanz jedes Plätt- chens blos gelegt, und an einem sehr stark abgenützten Zahne fliessen die beiden vordern Plättchen auf ihrer Aussenhälfte bogen- förmig ineinander, wie denn überhaupt die Abführung bei den Zäh- nen kleine Veränderungen in den Figuren hervorhringt. Dieses Gehiss ist nun entschieden abweichend von dem des Siebenschläfers (Myoxus Glis), dagegen völlig identisch mit dem - Abhandlungen der II, Cl. d. Ak. d. Wiss. I. Bd. I. Abth. 23 178 der. Gartenmaus- (Myoxus: Nitela):''' Ich ‘habe hier gleich vor Allem den grossen Irrthum, in welchem man bisher grossentheils befangen war, zu berichtigen, als ob unsere drei inländischen Schläferarten -(Myoxus:.Glis,, Nitela. und museardinus) im Gebiss mit einander übereinkämen,, Diess ist im Gegentheil so wenig der Fall, dass jede dieser ‚drei Arten von: den andern. durch die Gestalt der Zähne, wie durch, die Figuren der Schmelzfalten auflallend abweicht. Es ist desshalb, ehe wir an weitere Vergleichung mit unserm Löffel- bilch gehen, nöthig, zuerst die Differenzen zwischen den genannten Schläfern, hervorzuheben. Bei. dem. gemeinen Siebenschläfer (Myoxus Glis) *) zeigt je- der obere Buckenzahn - (mit, Ausnahme des; vorderen kleinen) vier etwas gebogene und den ganzen Zahn durchsetzende Schmelzfal- ten, von denen. die beiden vordern, so wie: auch die beiden hintern an ihren Enden. zusammenstossen, und; also zwei Paar Falten bil- den. Diese beiden Paare berühren sich gegenseitig mit ihren in- nern Spitzen, weichen aber ,mit ihren, äusserm auseinander. In die- sen Zwischenraum schiebt sich nun abermals. eine, Querleiste hin- ein, die aber nur ungefähr bis in die Mitte des Zahns hineinreicht, wodurch das Y, wie es Fr. Cuvier deutet, gebildet wird. Eine ähnliche, aber kürzere Leiste liegt ausserdem noch in. der: äussern Hälfte, ‚eines, jeden Schmelzfalten-Paares., ‘Demnach haben wir..also an einem solchen. Ziahne, 4 gebogene ‚gauze, und. ‚überdiess 3 halbe, Schmelzfalten, welche letztere nur auf der,.äusseru Zahnhälfte sicht- lich. sind, 23) vel. die Beschreibung und Ahbildung des Gebisses, von M. Glis in Fr. Cuvier dents des mammif. p. 164 tab. 58. Eine Vergleichung mit der Garten- und Haselmaus ist hier aber nicht vorgenommen. Ausserdem hat Fr. Cuvier noch in den nouv. ann. du mus. I. tab. 16 fig. 2 das Gebiss von M. Glis dargestellt. 179 Anders ist'es mib den.'obern Backenzähnen ‘der Haselmaus (Myoxüs muscardinus) *), wo gleich die Gestalt eine andere ist. Beim Siebenschläfer ‘sind sie gerundeter und eher etwas breiter "als lang, der zweite höchstens quadratisch; bei der Haselmaus da- gegen sind sie mehr geradlinig, der zweite und dritte länger als breit, und zwar der zweite um ein ansehnliches länger, $0 dass er bei dem kleinen Thierchen’ nicht blos relativ, sondern absolut länger ist alsbei dem'fast doppelt ‘so grossen Siebenschläfer. Alısserdem haben die Kauflächen andere Figuren. Der zweite Zahn der Hasel- maus hat fünf, ‘die ganze Quere durchsetzende, etwas gebogene und starke Schmelzleisten. Der dritte viel kleinere Zahn hat aus- ser den’ beiden Rändern noch fünf ganze, höchst feine, und der letzte,''zugleich der kleinste Zahn, 4—5 ebenfalls solcher zierli- cher 'Schmelzfalten, die”meist au den Enden zusainmenstossen, J Die untern Backenzähne des Siehenschläfers sind im Wesent- lichen wie‘ die ‚obern.beschaffen: 4 ‘ganze ‘Schmelzleisten mit da- zwischen liegenden 3 halben, welche der’Innenseite angehören. Die Conturen dieser Zähne sind dieselben wie die der obern. Die untern Backenzähne der Haselmaus weichen von den eben beschriebenen schon gleich durch ihre grössere Länge ab, was namentlich wieder für den zweiten gilt. Man kann an ihnen 6 ganze Querleisten zählen. Auch ist noch herYorzuheben, dass während bei den Zähnen des Siebenschläfers (obere wie untere) die Kauflächen durch die vorsprivgenden Leisten sich rauh zeigen, bei der Haselmaus diese Flächen sich‘ bald glatt abschleifen und dadurch das zierliche Ansehen vermehren. 19? ydH »*) Eine Abbildung der Zähne der Haselmaus, ohne weitere Beschreibung, hat Fr. Cuvier, (nouv. ann. ‚du. mus. d’hist. nat. .I.\ tab: 16 fig. 3) und Waterhouse (im Magaz.. of nat. bist, 1839 !ps:185) gegeben. 23* 180 Höchst verschieden von dem: Gebisse des Siebenschläfers und der Haselmaus ist das der Garfenmaus (Myoxus 'Nitela), das, wie erwähnt, gauz mit dem des Löffelbilchs übereinkommt und daher keine weitere Beschreibung erfordert. Nachdem wir jetzt mit dem.Gebisse des Siebenschläfers und der Haselmaus vertraut sind, können - wir das unsers Löffelbilchs hiemit vergleichen. Es ergeben sich alsdann folgende Differenzen: 1) Die Zusammensetzung der Backenzähne ist bei dem Löffelbilch ungleich einfacher, einigermassen dadurch an die der Eichhörnchen erinnernd; 2) die Backenzähne wetzen sich bei ihm: nicht fach, sondern höhlen sich von innen nach aussen, so dass dadurch ihre Seitenränder grössere Zacken darbieten; 3) die Zähne sind be- deutend schmäler als bei dem Siebenschläfer und noch mehr als bei der Haselmaus, weshalb 4) die ganze Zahnreihe jeder Seite beim Löffelbilch viel kürzer ist, so dass diese an absoluter Länge der kleinen Haselmaus nicht zuvor kommt. Zum ‘Beweis mögen folgende Maassabnahmen diesen. | Elioms M.Gls M. muscard. Schädellänge . . . 1% 151%" 101," Länge der obernBackenzahnreihe 2'% 4 21% — der untern ee 21% NE 21; — des2.obernBackenzahnes:. %3 4% t.” b)' ‚Schädel. Dem Bau des Schädels (Tab. II. Fig. 1, 2) nach kommt der Löffelbilch völlig mit der Gartenmaus, so wie überhaupt im Allge- meinen nit"den Schläfern überein *) und nächst dem Gebisse gibt >*) Vgl. hiemit Fr. Cuwier’s Abbildungen der Schädel von Myoxus Glis, ‘M. muscardinus und Graphiurus capensis (a. a. O.). 181 er das wichtigste Merkmal ab, wodurch letztere von den Eich- hörnchen sich am bestimmtesten unterscheiden. Bei diesen läuft der Schädel von hinten nach vorn allmählig schmäler zu; bei den Schläfern (mit Einschluss des Löffelbilchs) setzt er schon am hin- tern Anfang der Augenhöhlen stark ab und bildet eine schmale Schnautze. Die Stirnbeine sind bei diesen schmal und nicht be- sonders lang, bilden auch über den Augenhöhlen keinen Vorsprung, sondern sind gerade hier am meisten eingezogen. Ganz das Ge- - gentheil hievon zeigen die Eichhörnchen, wo die Stirnbeine enorm breit, selbst noch an ihrem vordern Ende sind, so dass sie beider- seits ein Dach über den Augenhöhlen, mit rückwärts gewendetem Orbitalstachel bilden. Ihr Schnautzentheil ist kurz und breit; - bei den Schläfern und Löfelbilchen lang und schmal. Bei diesen ist ferner das Zwischenscheitelbein so sehr in die Quere gestreckt, dass es mit seiner Spitze noch das Schläfenbein berührt; bei den Eichhörnchen, wo es in dieser Richtung minder entwickelt ist, greift es nicht über die Scheitelbeine hinaus. Die Pauke ist weit kleiner, namentlich im Vergleich zu dem Löffelbilch und der Gartenmaus. Sehr characteristisch ist noch das untere Augenhöhlenloch, das bei den sämmtlichen Schläfern an das der Ratten erinnert, obgleich deren unterer buchtenförmiger Fortsatz hier nur als eine schwache Einsenkung angedeutet ist; bei den Eichhörnchen bildet das untere Augenhöhlenloch blos eine schmale Spalte. Der Unterkiefer hat im Ganzen bei den genannten Thieren die nämlichen Formen, doch ist bei den Schläfern Gelenk- und Kro- nenfortsatz länger, daher auch die Ausbuchtung zwischen ihnen tiefer. Löffelbilch und Schläfer kommen, wie erwähnt, im Schädelhau mit einander überein, doch ist die Pauke hei ersterem und der Gar- - 182 tenmaus grösser als bei den Haselmäusen. Sie ist beim Löftelbilch von’einer enormen Grösse, nicht blos nach. unten ‚weit aufgeblasen, so dass sie von der der andern Seite nicht mehr als %4 Linien entfernt ist, sondern auch nach hinten hoch aufgetrieben, zugleich unregel- mässig radienartig von einzelnen Furchen durchzogen. . Der Unter+ kiefer ist, wegen der kürzern Zahnreihe, kürzer ‚als beim gemeinen Siebenschläfer und über dem Winkel von einem Loch durchbohrt, was auch bei der Garten- und Haselmaus, nicht aber beim Siehen- schläfer und Graphiurus, vorkommt. c) Aeussere Gestalt. In der äusseren Gestalt lässt der Löffelbilch seine Aehnlichkeit mit den Siebeuschläfern nicht verkennen, doch ist die Schnautze spi- tziger, auch scheint der Leib, so weit man nach ausgestopften Bäl- gen urtheilen kann, etwas dicker. Das auffallendste Merkmal ‘sind aber seine ungemein grossen Ohren, die ein langes und breites Oval bilden, und an die der Galagos eriunern.: Innerlich sind sie nackt, nur au den Rändern fein behaart, auf der Aussenseite sind sie etwas dichter mit kurzen feinen Härchen besetzt. Die Bart- schnurren sind beträchtlich. lang; ein Paar kürzere stehen über den Augen. : Die Beine sind kürzer und schwächer ‚als hei den Sie- henschläfern. An den vordern ist der Daumenstummel kaum merk- lich; die Zehen kurz, an relativer Läuge wenig verschieden, die Krallen schwach, gekrümmt und spitzig. An den Hinterzehen sind sie etwas länger, die Daumenzehe mit ihrer Kralle ist. deutlich. Der Schwanz ist von mässiger Länge, allenthalben. dicht be- haart, mit längeren Haaren gegen das Ende, die sich hier vorzüg- lich nach den beiden Seiten ausbreiten. ‘An dem einen unserer beiden Exemplare ist er kürzer und bildet am Ende einen dicken 183 Pinsel, doch halte ich diese für eine abnorme, jene zuerst ange- führte für die normale Form des Schwanzes. Der Pelz. ist sehr weich, laughaarig und ungemein dicht, selbst auf dem Unterleibe, nur die Füsse sind mit ganz kürzen Härchen bedeckt. d) Färbung. Die Haare des ganzen Leibes sind in ihrer untern Hälfte schie- ferschwarz; auf der Rückenseite sind sie in ihrer obern Hälfte zuerst weiss mit langen hellbräunlichen Spitzen, woraus im Gan- zen eine licht-nussbraune Farbe der Oberseite des Körpers her- vorgeht, während die untere Hälfte desselben von der Oberlippe und den Wangen an weiss ist, indem die äussere Hälfte der Haare diese Färbung hat. Die Füsse haben einen lichtbräunlichen Anflug. Die Schnurren sind schwarz, meist mit langen weissen Spitzen. Die Ohren sind durchscheinend,, lichtbräunlich und mögen im Le- ben noch heller gewesen seyn. Wie bei der Eichelmaus läuft von den Sehnurren an ein schwarzer‘ Strich rückwärts, der jederseits das Auge umfasst, dann schmäler werdend gegen den untern Oh- renrand sich zieht, wo er sich abermals ausbreitet und hierauf hinter dem Ohre endet. Der Schwanz ist anfangs eine kurze Strecke weit bräunlichweiss, dann aber der ganzen übrigen Länge nach tief schwarz. An dem Individuum mit verkürztem dickem Schwanz- ende haben viele Haare desselben weisse Spitzen, auch sind ein- zelne ganz grau. e) Maasse. Zuerst die Maasse des knöchernen Schädels: rer 2 Ph Vai a A Pia ı a 184 Breite zwischen den Schläfenbeinen . “ 00. gu > Fi „ Jochbögen . a F - v0 9 „ geringste der Stirnbeine 5 0 2 „ des Zwischenscheitelbeins . 0 Länge des Unterkiefers vom Winkel bis, zum Bi sprung der Schneidezähne . 5 A x 0) 51% Länge von da bis zum Gelenkforisatze . 0 Hierauf die Maasse des ausgestopften Thieres: Länge, gerade, von der Schnautze bis zur Schwanz- wurzel » 2 a 4" 6” „ des Schwanzes mit Eu Haaren *) 3 4 „ des Ohrs 5 ’ . 10) 10% Breite desselben. . 2 3 0 7 Länge der längsten Schuingen TR TS ER ANPRE RAR 5 „ vom Haken bis zur Krallenspitze . 0 101% f) Wohnort. Beide Exemplare, die Herr Hofrath von Schubert mitbrachte, wurden von Beduinen in der Umgegend des Sinai aus Erdhöhlen ausgegraben. ; g) Systematische Stellung. Der Löffelbilch und die Gartenmaus müssen ihres äussern Ha- bitus und der Schädelbildung wegen zwar mit dem Siebenschläfer und der Haselmaus in nächster Verbindung bleiben, gleichwohl des abweichenden Gebisses wegen in einer besondern Gruppe aufge- ”) Am Exemplare mit verstümmeltem Schwanze ist dieser nur 2° 8%. 185 führt werden. Um indess die Anzahl der Gattungen nicht allzusehr zu vermehren — sie sind bei den Nagern ohnediess über Gebühr angehäuft — wollen wir dieser Gruppe nur den Werth einer Un- tergattung zugestehen, die von den andern Schläfern durch die Be- schaffenheit der Backenzähne und durch den rundlich behaarten, am Ende zweizeilig pinselförmigen Schwanz sich unterscheidet. Wir haben ihr den Namen Eliomys_beigelegt und wollen die neue Art nach der Schwanzfarbe als Eliomys melanurus bezeichnen. Ihre Diagnose lautet: E. supra cano-fuscus, infra albus, auriculis amplissimis, cauda nigra basi sordide cana. Die alte Gattung Myoxus zerfällt jetzt in folgende 4 Unter- gattungen *): _ | 1. Graphiurus hat die kürzeste Reihe von Backenzähnen, welche auch am einfachsten zu seyn scheinen. Hieher G. capensis. 2. Eliomys, am nächsten der vorigen Untergattung verwandt, doch ist die Zahnreihe schon merklich länger; die Zähne sehr ein- fach. Hieher E. melanurus und E. (Myoxus) Nitela, 3. Myoxus. Sehr verschieden von den beiden vorigen Un- tergattungen durch Grösse, wie durch zusammengesetztere Beschaf- fenheit der Backenzähne. Hieher M. Glis. 4. Muscardinus. Schliesst sich am nächsten an vorige Unter- gattung an und hat die längste Zahnreihe mit der zierlichsten und regelmässigsten Zeichnung der Kronen. Hieher M. avellanarius. %) Die Schädel von Myoxus Dryas und Coupeii sind mir nicht bekannt, da- her ich diese Arten hier nicht einordnen kann, Abhandlungen d. II. CI. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abtlı-I. 24 186 2. Myozus Dryas ScHREB. Indem ich von den Schläfern spreche, sey es gestattei, über eine andere Art, den Eichschläfer, Myoxus Dryas, einige Bemer- - kungen beizubringen, obgleich selbiges Thier auf der Reise unsers geehrten Herrn Collegen nicht beobachtet, sondern der Sammlung durch Herrn Hofacker aus Grusien zugesandt worden ist. ° Schreber hat bekanntlich diese Art zuerst publicirt nach einem Felle, das er von der untern Wolga und nach einer Abbildung, die er von Pallas erhielt. Seine Beschreibung ist ausführlich und genau, und seine Abbildung ist recht gut gelungen. Man sollte demnach meinen, dass diese Art hinlänglich bekannt und fixirt sey, gleichwohl ist diess nicht der Fall. So z. B. meint Cuvier *), „dass der Eichschläfer vom gemeinen Siebenschläfer nicht verschie- den sey; Andere, wie Fr. Cuvier **), halten ihn mit dem Garten- schläfer für identisch. Am auffallendsten ist es aber, dass Pallas ***) in seinem Verzeichnisse den Myoxus Dryas nicht nennt, sondern nur M. Glis und M. Nitela (unter dem Namen M. Nitedulae) auf- führt, während doch der Eichschläfer schon von Schreber als ein südrussisches Thier bezeichnet und ihm, wie uns, wirklich aus dem südlichen Russland zugekommen ist. & = Dieses befremdliche Stillschweigen von Pallas lässt sich aber leicht lösen, sobald man nur seine Beschreibung von M. Nitedulae »*) Le Regn. anim. 2. ed. I. p. 198. 3°) Mammif. vol. I. Fr. Cuvier hatte, wie man aus seinen Angaben abneh- men kann, keinen Eichschläfer, sondern nur einen gewöhnlichen Garten- schläfer, dessen Schwanz verstümmelt war, vor sich. 335%) Zoograph. Rosso-Asiatic. I. p. 179. 187 in reifliche Erwägung zieht. Er sagt von dieser Art: „Color supra einereo-lutescens, subtus albo-flavicans; limites utriusque coloris in- tensius flavicantes. Frons canescens. Faseia nigra utringue a my- stacibus ad aures continuata. Pedes albi. Cauda longitudine ani- malis, disticha, latitudine transversi digiti, flavicanti-cana. Vellus totum mollissimum, lanugo fusca. Longitudo 3” 7'”, eademque cau- dae.“ Diese Beschreibung aber passt vollkommen auf M. Dryas, nicht auf M. Nitela, und es ist demnach klar, dass Pallas, obgleich er als Synonyme von seinem M. Nitedulae den M. Nitela von Schreber, den Mus quereinus Linn., den Lerot von Buffon ete., also den ächten Gartenschläfer eitirt, dennoch diesen gar nicht ge- kannt, sondern mit ihm den Myoxus Dryas verwechselt hat. Sein Myoxus Nitedulae ist demnach weiter nichts als Schreber's M. Dryas, und die von Pallas bei jenem angeführten Synonyme sind zu streichen und dem ächten M. Nitela von Schreber zuzuweisen. - Obschon Schreber mit grosser Genauigkeit den M. Dryas be- schrieben hat und man demnach aus seiner Beschreibung allerdings Merkmale zur Unterscheidung desselben von M. Nitela hätte ent- nehmen können, so hält es doch immer sehwer, wenn man nicht die Objeete zur eigenen Anschauung vor sich hat, die wesentlichen Charaktere aus den Beschreibungen sich selbst auszusuehen. Auch hat Schreber einige Merkmale übergangen, in welcher die Differenz zwischen beiden Arten sehr deutlich ausgesprochen ist; daher will ich im Folgenden kürzlich Eich- und Gartenschläfer mit einander vergleichen und ihre specifischen Unterschiede nachweisen. Für ersteren steht mir nicht blos ein sehönes Exemplar der hiesigen Sammlung, welches, wie erwähnt, uns direct aus Grusien zugesen- det wurde, zu Gebot, sondern ich habe auch Schreber’s Original- Exemplar, das noch in dem zoolegischen Museum der Universität Erlangen aufbewahrt wird, benützen können. Die Differenzen sind folgende: 247 188 1) Der Gartenschläfer (M. Nitela) wird etwas grösser als der Eichschläfer (M. Dryas). Während jener eine Körperlänge von 43“ erreichen kann, gibt Pallas den Eichschläfer zu 3” 7", Schreber zu 4” an, und unser Exemplar misst in gerader Linie vom Kopf bis zur Schwanzwurzel 3” 10'". 2) Eine Hauptdifferenz besteht in der Form und Grösse der Ohren. Bei dem Eichschläfer sind sie kurz und halbkreisförmig- oval; bei dem Gartenschläfer lang und gestreckt, so dass sie über den Kopf nochmal so hoch als beim vorigen hervorragen. Wäh- rend sie bei unserm Eichschläfer nur 5+°“ lang sind, messen sie bei einem gleich grossen Gartenschläfer 8” und werden bei grös- sern Exemplaren 9‘; an Breite dagegen kommen sie sich bei bei- den Arten fast gleich. 3) Die Hinterfüsse sind beim Eichschläfer etwas kürzer als bei diesem. Bei jenem sind sie vom Haken bis zur Krallenspitze 9z', bei diesem 12° lang. 4) Der Schwanz des Eichschläfers ist gleich dem des gemei- nen Siehenschläfers durchgängig zweizeilig lang behaart; cauda disticha, latitudine transversi digiti, wie Pallas richtig sagt. Der Schwanz des Garienschläfers dagegen ist dem grössten Theil sei- ner Länge nach nur ganz kurz und ringsum behaart, also dünne, erst gegen die Spitze’nehmen die Haare an den Seiten eine etwas grössere Länge an und bilden dadurch eine Art Quaste. 5) Die Färbung des Körpers fällt beim Eichschläfer mehr ins Rothe *); sehr bezeichnend sind die „limites utriusque coloris (des »*) Der Gartenschläfer kommt zuweilen, und nicht blos in jungen Individuen, in der silbergrauen Färbung des gemeinen Siebenschläfers vor, wo nur Stirae und Oberseite der Schnautze in's schmutzig Fahle spielen. Ein \ 189 Rückens und Unterleibs) intensius flavicantes.“ Der Schwanz ist bei ihm auf der obern Seite schwärzlich gelbbraun, unten etwas lichter, während er bei dem Gartenschläfer auf der ganzen Unter- seite und an der Schnautzenspitze, oben wie unten, schön weiss ist. 6) Das schwarze Band, welches von dem Ursprung der Bart- ‚ borsten entspringt und durch die Augen zieht, schneidet beim Eich- schläfer an dem vordern Ohrrand ab; bei dem Gartenschläfer da- gegen zieht es sich unter dem Ohre noch weiter fort und endet erst hinter diesem. Diese äusserlichen Merkmale, bei welchen ich aus Mangel an Schädeln stehen bleiben muss, werden genügen, um von nun an die beiden Arten leicht auseinander zu halten. Ihre Diagnosen - kann man also fassen: ”* 1. Myoxzus Dryas Schreb. M. cinereo-fulvus, subtus albus, auriculis brevibus rotundatis, taenia nigra per oculos usque ad marginem auriculae anteriorem ducta, cauda disticha lata. 2. Myozus Nitela Schreb. M. rufo-bruneus aut cinereus, subtus albus, auriculis elongatis oblongis, taenia nigra per oculum usque ultra marginem auriculae posteriorem ducta, cauda tenui, apice tantum longius et Subdistiche floccosa. solches Exemplar hat die Sammlung aus der Schweiz erhalten. Zu einer specifischen Sonderung dieser grauen von den rothbraunen Individuen kann ich mich nicht verstehen. 190 Der Eichschläfer gehört, wie uns Pallas belehrt, den Gegen- den der mitilern Wolga, den Inseln derselben gegen Astrachan, dem Kaukasus und ganz besonders Georgien an, wo er unsere Gartenschläfer ersetzt. Ein im Wiener Museum aufgestelltes Exem-. plar wurde 1810 im Jagdwalde bei Temeswar todt gefunden, was ich hier erwähne, da bisher dieser Fundort unbekannt war. Süd- ungarn wird wohl die Westgrenze der Verbreitung dieser Art aus- machen. 191 II. Stachelmäuse. Dass es in Egypten Mäuse mit Stacheln gebe, hat schon Ari- stoteles *) gewusst. Gleichwohl haben wir die Art, welche hier- unter verstanden seyn mag, Mus cahirinus, erst in, neuerer. Zeit durch Geoflroy *°*), Lichtenstein ***) und Cretzschmar ****) ge- nau kennen gelernt. Aus dem benachbarten Arabien machte uns der zuletzt genannte Naturforscher, nach den von Rüppell einge- sandten Exemplaren, überdiess: mit einer zweiten Art, Mus dimidia- tus; bekanut 7). Bald darauf beschrieb Brants jj),,nach einem von Ehrenberg aus Arabien «eingeschickten Balge, dem. aber der Schwanz fehlte, seinen Mus. hispidus, den indess Fischer 477) mit Mus dimidiatus für identisch erklärte, was, jedoch ; Lichten- stein 77), der den Namen hispidus, ‚in: megalotis umwandelte, bestritt. “Wir werden gleich. nachher zeigen, dass hinsichtlich des >€) Hist. animal.-lib. VI. cap. 37. 3 3%) Descript. de l’Egypte. Quadrup, tab. 5 fig. 4. 3658) Darstell. neuer Säugth. tab. 37 fig. 1. HF) Atlas zu Rüppells Reise S. 38 tab, 13 fig. h. -7) Ebend. S. 37 tab. 13 fig. a. - -7) Muiz. p. 154. rr) Synops. mammal. p. 327. +77) A a 0 192 letztern Punctes Fischer das Richtige errathen hatte. Diesen zwei Arten egyptisch-arabischer Stachelmäuse können wir eine dritte beifügen, welche wir der Reise des Herrn Hofraths von Schubert verdanken; ich habe ihr den Namen Mus russatus beigelegt. Um sie von den beiden andern Arten gehörig zu unterscheiden, und um die Verwirrung hinsichtlich des Mus dimidiatus und megalotis zu heben, mögen einige Worte über diese bereits beschriebenen Sta- chelmäuse vorausgehen. 1. Mus cahirinus GEOFFR. Mus bruneo-griseus, subtus albidus, dorso aculeato, auriculis majusculis, rofundatis, subnudis, plantis albidis. Die kahirische Stachelmaus hat die Grösse unserer Hausmaus, doch ist sie dieker und ihre Ohren und Bartschnurren sind länger. Besonders ausgezeichnet ist sie dadurch, dass von der‘Mitte des: Rückens an die Haare sich allmählig in platte, oben der ganzen Länge nach gefurchte Stacheln verwandeln. ‘Die Farbe des Rük- kens ist braungrau, der Bauchseite weissgrau; die Stacheln werden im Alter greis. Die Länge von der Schnautze bis zur Schwanz- wurzel beträgt 4” 3”, des Schwanzes 4”, der Ohren 7’, ihre Breite in der Mitte fast eben so viel. E Diese Art ae, Unter - -Berpiee! an, ‚wo: sie. ziemlich häufig vorkommt. 2. Mus dimidiatus Crerzscnm. und Mus megalotis Licur. M. flavus, infra albus, auriculis magnis , subnudis, rostro valde elongato, tergo aculeis applanatis, rigidis vestito, plantis albidis. | 193 Es ist schon vorhin erwähnt worden, dass Lichtenstein seinen Mus megalotis (Mus 'hispidus von.Brants) für speeifisch verschie- den von Mus dimidiatus, wie ihn Cretszchmar beschrieben und. ab- gebildet hat, ansieht, ja er betrachtet die vom Frankfurter Zoolo- gen beschriebene Stachelmaus als eine blosse Varietät von M. ca_ hirinus. Dass diese‘ letztere Meinung nicht haltbar ist, davon hat mich die unmittelbare Vergleichung der im Frankfurter Museum aufgestellten Stachelmäuse überzeugt.. Ich habe dort weiter erse- hen, dass drei, durch'Herrn Hofrath von Schubert vom Sinai mit- gebrachte Exemplare ‚vollkommen identisch, mit- denen von M..di- midiatus sind, und da auf diese alle Lichtensteins Beschreibung von Mus megalotis passt, so folgt hieraus, dass M. dimidiatus und me- galotis blosse Nominalarten sind, die in eine zusammenschmelzen müssen. Die Differenzen zwischen beiden sind nur scheinbar , in- dem an Cretszchmar’s Figur der Leib etwas zu dick und: die Ohren zu kurz gezeichnet sind, dagegen dürfte das Colorit in der Lich- tensteinschen Abbildung; ‚lebhafter seyn. Auch ist der Schwanz, der nach der Idee gezeichnet werden musste, zu dünn ausgefallen. Als älterer Name ist der von den Frankfurter Zoologen gegebene beizubehalten. Um jeder Verwechslung mit der vorigen und fol- genden Art vorzubeugen, gebe ich die genaue Beschreibung von Mus dimidiatus nach unsern Exemplaren. Die Grösse und Gestalt ist ungefähr die unserer Hausmaus, aber die Schnauize ist gestreckter und die Ohren sind grösser; letztere sind länger als breit, fast ganz nackt, nur aussen und am Innenrande mit kurzen, weissen, kaum sichtlichen Härchen anuge- flogen. Die Schuurren sind ausserordentlich lang, der Schwanz so lang als der Körper, ziemlich dick, mit schmalen Schuppenrin- gen, unter denen kurze weisse Härchen hervorkommen; die Füsse sind bis zu den Krallen behaart. Die ganze Behaarung ist reich- lich, lang und weich, mit Ausnahme des Hinterrückens, wo zwar Abhandlungen der II. C1.d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth.I. 25 194 die Haare noch länger werden, zugleich aber in plattgedrückte, auf der Oberseite ausgehöhlte, scharf zugespitzte SR ziemlich er Borstenstacheln sich‘ umwandeln. =" Die herrschende Farbe des gänzen Oberkörpers bis über die Mitte ’der Seiten herab ist ein 'röthliches Fahlgelb, das auf der Stirne und den Stacheln mit einem schieferfarbigen Dufte überflo- gen ist. Die Stacheln nämlich sind graulich weiss, und nur gegen ihr Ende setzt sich ein schmaler gelbklicher, bisweilen schwarz zu- gespitzter Ring an, welcher keineswegs die graue Farbe verdecken kann; einzelne Stacheln haben "statt gelber Enden lichtgrauliche, und auf dem Kopfe einzelne der weichen Haare dunklere Spitzen. Die ganze untere Seite des Körpers, nebst den Beinen und einem Streif um die hintere Ohrwurzel herum, ist rein weiss und schnei- det scharf von der obern fahlen‘ Farbe ab. ‘Die Schnurren sind theils schwarz mit weissen Enden, theils ganz weiss. Der Schwanz ist oben glänzend dunkelkraun, unten lichter. Die Ohren sind bräunlich, die Schneidezähne gelblich. ' Mes In nachfolgendem Täfelchen stelle ich meine Messungen (D) mit denen von Lichtenstein (II) und Uretszchmar (IV) zusammen: I. u. IN. Länge. bis zur Schwanzwurzel. . 1.42% .4.00 4 1" „. des Kopfs bis zum Nacken... .1 3 1.3 di „der Ohren . a 0095 0:98.50, 89 3, ‚des Schwanzes . ei as 4.0. Breite der-Ohren in der Mitte ..... 06 0.7 *) Diese Abnahme habe ‚ich BER an dem einen Exemplare um Frankfurter - Museum gemacht. 195 Als Heimath giebt Creiszchmar den Sinai und die Umgegend an; auch fügt er noch. Nubien hinzu, doch gehört das aus letzte- rem Lande stammende Exemplar «wohl ‚nicht hieher., Lichtenstein giebt für das seinige überhaupt Arabien an. Unsere Exemplare, wie erwähnt, kommen 'gleichfalls vom. Sinai. 3. Mus russalus, nob. (Tab. III. fig. 2). M. flavus, pilis nigro-apiculatis, gastraeo sordide albido, auri- ceulis mediocribus, augustis, albo-pilosis, dorso toto aculeato, plantis aterrinis. Von dieser Art scheint bisher keine Rede gewesen zu seyn, obwohl sie sich von den verwandten egyptisch-arabischen Stachel- ınäusen durch sehr auffallende Merkmale unterscheidet. Schon die Kürze der Ohren, die überdiess aussen und innen dicht mit gelb-- lichweissen Härchen- besetzt (nur die untere Hälfte der Innenseite ist nackt) und dabei schmal sind, so wie, dass die Stacheln nicht erst von der Mitte des Rückens, sondern bereits vom Nacken an beginnen, also den ganzen Rücken, so wie auch die Schenkel einnehmen, ferner die pechschwarzen Sohlen an den Vorder- und Hinterfüssen, endlich die ganze Färbung lassen diese neue 'Art weder mit M. cahirinus, oder M. subspinosus, noch mit dem ihr ähnlicher gefärbten M. dimidiatus. verwechseln. Auch die indische Art, Mus platythrix Benn. kann von ihr leicht unterschieden wer- den; alle andern Stachelmäuse, insoweit sie noch ‚der Gattung Mus (in dem engern Sinne der neuern Zoologen) angehören, differiren gleich durch ihre beträchtlichere Grösse. Wie bei den vorhin beschriebenen beiden Arten sind auch bei Mus russatus die Stacheln glatt, auf der Oberseite ausgehöhlt, von der Wurzel an 5 weit weiss, ‚dann fahlgelb und durchgängig mit | 25% 196 schwarzen Spitzen. Daraus entsteht auf dem Rücken eine licht röth- lich-fahlgelbe Färbung mit feinen schwärzlichen Pünktchen; auf dem Kupfe wird sie blasser, ‚eben so: an den Seiten, wo sie all- mählig in den schmutzig graulich gelben Ton der Unterseite über- geht, der dadurch entsteht, dass die Haare an der Wurzel grau, an der Spitze gelblich sind. Die Haut der Ohren ist schwarz, die Schnurren meist dunkel, die Schneidezähne aussen gelb, die Füsse auf der Oberseite gelblichweiss behaart. Der Schwanz, der bei unsern vier Exemplaren abgefallen war und dessen Länge _daher auf 1—2 Linien vielleicht nicht ganz sicher angegehen werden kann, ist übrigens wie der von Mus dimidiatus beschaffen, nur be- deutend dünner. Die Länge von der Schnautze bis zur Schwauzwurzel beträgt 3" 10", des Schwanzes 2” 9, der Ohren 7", ihre grösste Breite 4". Gleich der vorigen hat Herr Hofrath von Schubert diese Art auf dem Sinai-gefunden. 4. Loncheres obscura nob. (Tab. II. fig. 5—12). Die so eben beschriebenen drei egyptisch-arabischen Stachel- mäuse gehören sämmtlich der eigentlichen Gattung Mus (in dem engeren Sinne der neueren Zoologen) an, was schon früher von Mus cahirinus und dimidiatus bekannt war und ich für Mus russa- tus ebenfalls versichern kann. Die ganze Beschaffenheit des Schä- dels, die Form und Zahl ( =) der Backenzähne ist vollkommen wie bei unsern Hausmäusen. Bei dieser Uebereinstimmung in den wichtigsten Punkten ist es deshalb auch gar nicht nöthig, die grosse Zahl von Nagergattungen mit einer neuen zn vermehren, welche 197 Isidor ‚Geoffroy *) unter dem Namen Acomys für Mus cahirinus vorgeschlagen hat. Anders ist es mit den americanischen Stachelmäusen, die unter dem Namen Echimys von Geoffroy, Desmarest u. A. zu einer Gat- tung vereinigt wurden, und denen Illiger **) und Lichtenstein ***) den Namen Loncheres gaben. Später erklärte der Letztere -;), dass unter dieser Gattung nur Loncheres paleacea zu begreifen sey und dass die andern Stachelmäuse, da sie selbst in Zahl und Form der Backenzähne mit den Ratten überein kämen, an die Gattung Mus zurückfallen müssten. Berichtigend bemerkte hierauf Isidor Geoffroy -;), dass diess nur für Mus cahirinus gelte, keineswegs aber für die übrigen Stachelmäuse, welche sämmtlich (abgesehen von Echimys daetylinus, der nicht einmal Stacheln hat, und von Mus anomalus TAompson, der vor der Hand noch ganz problema- tisch ist) auf jeder Kieferseite mit 4 schmelzfaltigen Backenzäh- nen versehen, dadurch also völlig von Mus verschieden sind. Er stimmt ferner mit Jöurdan 77) darin überein, dass man aus die- sen Stachelmäusen 2 Gattungen, Echimys und Nelomys, errichten müsse, wenn gleich die Charäctere etwas anders zu fassen seyen, als sie letzterer bezeichnet hätte. Jourdan nämlich begreift unter Echimys diejenigen americanischen Stachelmäuse, welche grosse Ohren, einen schuppigen und nackten Schwanz, lange Tarsen und gestreckten Körper haben; unter Nelomys dagegen die mit rund- lichen, wenig entwickelten Ohren, behaartem Schwanze, kurzen »*) Annales des sciences naturelles. Aoüt 1838 p. 126. **) Prodrom. system. mammal. p. 90. 55%) Abh. der k. Akadem. der Wissensch. zu Berlin 1320 S. 187. 7) Darstellung neuer oder wenig bekannter Säugth. tab. 35 fig. 2. pr) Annal, des sc. nat. 1833 p. 122. ++) Ebenda VIU. (1837) p. 370. 198 Tarsen und ziemlich schwerfälligem Körper. Diese Merkmäle be- richtigt Is. Geoffroy dahin, dass unter den americanischen Stachel- mäusen zweierlei Zahnsysteme gefunden würden, nämlich ein com- plieirteres (nicht hinsichtlich der Zahl, die immer vier ist, sondern hinsichtlich der Form der Backenzähne) bei Nelomys von Jourdan, und ein einfacheres bei den wahren Echimys; dass ferner das Merkmal, welches Jourdan von den‘Füssen hergenommen hat, ge- nau und so bestimmt ausgesprochen sey, dass man in dieser Bezie- hung sagen könne, dass sich Echimys zu Nelomys wie Meriones (Gerbillus) zu Mus verhalte. Dagegen könne Form der Ohren, und zumal der behaarte oder schuppige Zustand des Schwanzes keine generischen Merkmale abgeben. Mit diesen Bemerkungen Geoffroy’s bin ich vollkommen ein- verstanden, nur meine ich, dass zu den äusserlichen Unterschei- dungsmerkmalen zwischen Echimys und Nelomys recht wohl die Form der Ohren noch mit in ‚Anschlag ‚gebracht werden könne. So weit mir aus Autopsie oder blossen Beschreibungen die Arten von Nelomys bekannt sind, (als Echimys cristatus Geoffr., Lonche- res paleacea Il., Nelomys Blainvillei Jourd. *), Mus hispidus Licht. und eine neue Art, die ich gleich nachher beschreiben werde) ha- ben die Ohren eine halbrunde Form mit. vorderem und hinterem z »*) Von Herrn Parreyss in Wien habe ich unter obigem Namen eine ihm aus Brasilien, neuerdings zugekommene Stachelratte erhalten, die ganz mit Jourdans kurzer Beschreibung von Nelomys Blainvillei (in den Annal. des sc. nat. 2° ser. Vol. VII. p. 3714) übereinstimmt, nur mit dem Un- terschiede, dass die meinige kleiner (also wohl jünger) und der Schwanz fast von gleicher Länge mit dem Körper ist, während bei Jourdan’s Exem- plare ersterer um 5 Centim. kürzer als letzterer, folglich wahrscheinlich verstümmelt ist. ’ 199 Umschlag und springen wenig über den Kopf hervor. Bei Mus leptosoma Brants und Echimys spinosus dagegen, welche zu Echi- mys im Sinne von Jourdan gehören, ragen die Ohren stark vor, und haben ganz die spitz-ovale F'orm der Ratten. Ob diess von den andern Arten, die mir nieht bekannt sind, auch gelte, wird die versprochene ausführliche Abhandlung von Is. Geoffroy, die indess noch nicht erschienen ist, ausweisen. Einstweilen begnüge ich mich, eine neue und grosse Art americanischer Stachelmäuse zu beschreiben, und in der Erörterung ihres Skeletbaues die grossen Differenzen anschaulich zu machen, die sich an selbigem in Bezug auf die eigentlichen Mäuse (Mus) ergeben. Was die Namen für beide Gattungen anbelangt, so bemerke ich noch, dass ich statt Nelomys von Jourdan den von Loncheres, als den früher gegebe- nen, beibehalte; Echimys kann für die andere Gattung: bleiben, nachdem sprachrichtiger Echinomys daraus gemacht‘ worden ist. Im Deutschen kann man Loncheres als Lanzenratte und Echinomys als Iyelratte geben. ' Unsere Sammlung besitzt zwei in Branntwein aufbewahrte und von Spix in Brasilien gesammelte Exemplare einer Stachelmaus, die ich unter den bisher beschriebenen ‚Arten nicht mit Sicherheit auffinden kann und der ich den Namen Loncheres (Nelomys) ob- scura beilege. Das grössere von diesen,’ das fast alle Haare ver- loren hatte und überhaupt ganz zerweicht war, liess ich zum Ske- let verarbeiten; nach dem andern, das in besserem Zustande war, obgleich auf der Bauchseite ebenfalls u: ist die nachfol- gende Beschreibung entworfen. a) Aeussere Beschaffenheit. Die Gestalt ist robust; die Nase und Oberlippe springt weit über die untere’ vor, und die obere Lippe ist zugleich der Länge 200 nach bis zwischen die Nasenlöcher gespalten. Die Ohren sind nackt, nur mit einzelnen Härchen besetzt, nicht: sonderlich lang, daher nur wenig über den Kopf vorragend, und haben eine von der der Ratten verschiedene Form. Sie sind abgerundet, haben einen starken vordern und hintern Umschlag, oben jedoch sind sie ganz flach. Die Bartborsten sind zahlreich und bedeutend lang (an 2”); eben so stehen hinter den Augen lange Borsten. Die Gliedmassen sind kurz, aber sehr kräftig , was besonders an den kurzen, dagegen breiten und dicken Füssen mit kurzen Zehen auffallend ist. Die Sohlen sind ganz nackt: An den Vorderfüssen finden sich auf jeder Sohle 6 Ballen: 2 sehr grosse an der Hand- wurzel, darauf folgen zwei kleinere, wovon der eine an der Wur- zel der zweiten, der andere an der Wurzel der fünften Zehe ist, dann ganz nach vorn ein grösserer Ballen an der Wurzel der drit- ten und vierten Zehe, und endlich ein kleiner Ballen am Daumen. Am Hinterfusse haben wieder die dritte und vierte Zehe an der Wurzel einen gemeinsamen Ballen, die zweite und fünfte jede einen besondern, und einen kleinen die Daumenzehe gleich unter der Kralle; überdiess ist der Mittelfuss jederseits mit einem lang- gestreckten Ballen versehen. An den Vorderfüssen ist der Daumen eigentlich nur durch den erwähnten Ballen angedeutet, auf welchem ein kleiner, flacher; nicht zugespitzter, sondern gerade abgeschnittener Nagel sitzt; die zweite und fünfte Zehe sind gleich lang, so wie wieder die dritte und vierte. Am Hinterfusse ist der Daumen zwar kurz, aber deut- lich und mit einem spitzigen Nagel versehen; das Längenverhält- niss ist wie an den Vorderfüssen. Die Krallen sind kurz und stark. Der Schwanz ist so lang als der Körper, dick, an seiner Wurzel ringsum (1 lang) dicht behaart, dann aber, wie ein Rat- 201 _ tenschwanz nackt, wirtelförmig geschuppt, und mit einzelnen Här- chen .dünne: besetzt.- Die Behaarung ist auf dem ganzen Rücken, den Schultern, Oberschenkeln und: dem Kopfe. grösstentheils aus platten stachel- artigen Haaren, die oben ausgehöhlt, unten etwas gewölbt und scharf ‘zugespitzt sind, gebildet; unter diese Stacheln, die ge- gen 1” lang werden, mischen sieh einzelne borstenartige Haare ein, welche am Unterleib, an der Schnautze und den Füssen, die bis zu den Krallen behaart sind, allein vorkommen, Die Färbung der oben, und äussern Theile ist dunkelbraun und gelhlich melirt, indem die braunen Haare meist eine gelbliche Spitze haben, Der Unterleib fällt melır ins schmutzig Gelbliche; die Schneidezähne sind ‘weiss, die Krallen bräunlich. Die Ausmaasse des. grösseren Exemplars werden bei der Be- schreibung des Skeleis gegeben; von dem etwas. kleineren sind sie folgende: Känso.des Körpers wur. ı > 2 00000 0 0 gr in »„ des Schwanzes € AT EUR = 6.5 RE A EN RER . Silit 07: Breite derselben EINEN ER ee | Länge der Hand, ome Kalle :» . rn. -:..0%9 „ des Mittelfingers, ‚ohne Kralle a). H .0 4 » des Hinterfusses bis. zum Anfang der Mittelzehe 11 ‚». der Mittelzehe, ohne Kralle . a 4 % .05 Breite, grösste, des, Mittelfusses - - - ....06 Am nächsten kommt die eben beschriebene Art mit Echimys (@Nelomys) didelphoides Geoffr. überein, indess wird dieser nur zu “ Abhandlungen d-II.C1. d.Ak,d. Wiss. IN.Bd. Abth-I. 26 \' 202 5" Länge angegeben, auch sind’in der kurzen Notiz, die Desma- rest vom selbigen liefert, über mehrere Punkte, wie z. B. über Form der Ohren, der Füsse und über die Sohlenballen keine Auf- schlüsse mitgetheilt, so dass ich nicht weiss, ob bei: Bekanntwer- dung mit ihnen die Aehnlichkeit beiderlei Thiere sich mehren oder mindern wird. ‘Wäre Ersteres der Fall, so könnte- vielleicht: das Pariser Exemplar ein jüngeres Thier von gegenwärtiger Art ‘seyn, das hier vollständig nach alten Individuen ‘beschrieben wird. Mit Echimys cristatus und Loncheres paleacea kann keine Verwechslung vorgehen, da beide schon durch die weisse Läugs- binde auf der Stirne und jener überdiess noch durch die 'weisse _ Schwanzspitze hinlänglich sich auszeichnen. Mus hispidus Licht., von Isidor Geoffroy Nelomys armatus genannt, unterscheidet sich durch kürzeren Schwanz, besonders aber durch kürzere Ohren und die gelben Tupfen auf dem Felle. Nelomys Blainvillei.Jourd. ist goldroth und der Schwanz durchgängig dicht behaart, am Ende mit einer Art Quaste. - Eudlich die letzte Art von dieser Gattung, - Nelomys semivillosus Is. Geoffr., zur Zeit nur «durch eine kurze Notiz mangelhaft bekannt und vielleicht von Nelomys armatus nicht einmal _specifisch verschieden, hat ebenfalls einen mehr behaarten Schwanz. b) Knochengeräste. Die Hauptmerkmale, durch welche sich die americanischen Stachelmäuse von den vorhin beschriebenen der alten Welt unter- scheiden, beruhen auf der Beschaffenheit des Kuochengerüstes ünd des Gebisses. Die Eigenthümlichkeiten des Schädels (Tab. I. Fig. 5, 6) 203 hat zwar bereits Cuvier *) erörtert, ohne jedoch die Art zu be- nennen und zwischen Echinomys und Loncheres zu unterscheiden. Die nachfolgende Beschreibung ist nach dem Skelete unserer Lon- cheres obscura und dem Schädel von Loncheres (Nelomys) Blain- villei Jourd. entworfen, und es ist nur hierbei hauptsächlich darum zu thun, die ‚Differenzen, welche sich zwischen den Lanzenratten und den eigentlichen Mäusen finden, hervorzuheben, um die Tren- nung der ersteren von den Stachelmäusen der alten Welt zu rechtfertigen. Die Form des Schädels ist bei beiden Gattungen völlig von einander verschieden. Bei den Mäusen ist er sehr langgestreckt und schmal, indem: namentlich .die Stirnbeine sehr schmächtig und der Schnautzentheil lang vorgezogen ist; bei den grössern Arten, wie Mus Ratius und decumanus, ist er sogar schmäler als bei den kleinern, indem bei Mus musculus, wie bei unserm Mus russatus, die Scheitelbeine einen verhältnissmässig breitern Raum einnehmen. Bei der Lanzenratte dagegen ist der Schädel breit, und die Na- senbeine mit dem Schnautzentheile verhältnissmässig kurz, was eher an die Form bei den Eichhörnchen erinnert. Besonders breit sind die Stirnbeine, indem sie sich zu beiden Seiten ausdehnen, um ein Dach über den Augenhöhlen zu bilden, ‚ohne jedoch, wie bei den Eichhörnchen, einen hiniern Orbitalstachel abzuschicken. ‚Die Schei- telbeine sind bereits untereinander und mit dem Zwischenscheitel- beine verwachsen, welches letztere der Quere nach sich: nicht bedeutend ausgedehnt haben” kann. Das Hinterhauptshein schickt seitlich zwei Griffelfortsätze ab, welche den aufsteigenden Theil »*) Legons d’Anatom. comp. II. p. 220, 266, 344, 414, 482. — Fr. Cuvier hat (nouv. ann. du mus, I. tab. 19 fig. 3—4) den Schädel von Loncheres, ohne Beschreibung, in Umrissen abgebildet, « 26* 204 der Pauke und des’ Felsenbeines zwischen sich fassen, hakenför-) mig herabhängen und hier ungleich stärker als bei den Ratten ent- wickelt sind. Eine nicht geringere Verschiedenheit als in den allgemeinen, Umrissen des Schädels spricht sich im Besondern in der Form des Jochbogens und des von ihm gebildeten untern Augenhöhlenloches aus. Der Jochbogen ist bei den Mäusen schwach, aber stark aus- wärts gekrümmt; bei den Lanzenratten stark und nur schwach aus= wärts. gebogen. Das Jochbein selbst ist bei den erstern ein kurzes schmales Stäbchen, das zwischen dem sehr langen‘ und starken Jochfortsatz des Oberkieferbeins und dem kürzern und schwächern des Schläfebeins eingeschoben ist. Bei der Lanzenratte dagegen ist das Jochbein ein starker, breiter, aussen der Länge nach aus- gehöhlter Knochen, der unter ‘dem Jochfortsatz des Schläfenbeins ‘sich bis zur Gelenkhöhle für den Unterkiefer hinzieht. Das untere Augenhöhlenloch der Mäuse wird durch eine senk- recht aufsteigende breite Platte des untern Jochfortsatzes des Ober- kieferbeins in seinem Raume so beengt, dass es hier nur eine schmale Spalte bildet, die sich erst oberhalb jener Platte in ein grösseres, vom obern Jochfortsatze des Oberkieferbeins überdeck- tes Loch ausbreiten kann; ''zugleich liegt vor der Spalte eine Ta- sche, deren äussere Wand 'blasig aufgetrieben ist: Anders'ist es bei der Lianzenratte, wo die beiden stabförmigen Jochfortsätze des Oberkiefers sich gleich. schief aufwärts wenden, keine senkrechte Platte abschicken, und dadurch ein ungemein weites und einfaches Augenhöhlenloch bilden; eine Tasche ist hier nicht vorhanden. - Betrachten wir die Grundfläche des Schädels, so stossen wir auf folgende Hauptdifferenzen. Die foramina ineisiva sind bei den Ratten nochmals so Jang, daher bei ihnen die Entfernung der 205: Shneidezähne von den Backenzähnen ‚ungleich grösser. Dagegen ist bei den Lanzenrätten die Backenzahn-Reihe viel länger, zugleich aber auch der Raum zwischen den beiden Reihen: viel schmäler und hinten tiefer und spitz eingeschnitten. ‘Die Paukenknochen sind viel grösser, gewölbter ‘und glatter als bei den Ratten. Den Flügelfortsätzen des Keilbeins fehlt bei der Lanzenratte das äus- sere Blati beinahe ganz, und ihr Grund ist durchbrochen von der gemeinschaftlichen Oeffnung des Foramen rotundum ‚und spheno- orbitale. Die äussere Spitze des innern Blattes zeigt”die feine Oeffnung für den vidianischen Canal, und das ovale Loch ist gross; Bei den Mäusen ist die Grube zwischen beiden Blättern geschlos- sen, das innere Blatt jedoch von einem Loche durchbohrt; die Oeff- mung des foramen spbeno-orbitale sehr gross. ’ i Am Unterkiefer stehen bei, der Lanzenratte, der grössern Breite des Schädels wegen, die beiden Aeste weiter auseinander, sind auch viel stärker und der hintere Rand ist zwischen Gelonkforisatz ued Winkel. viel tiefer ‚ausgeschnitten. , ‘ Weit geringer sind die Verschiedenheiten zwischen Mäusen . und Lanzenratten am Knochengerüste des Rumpfes und.der Glied- massen ausgesprochen; hier überwiegen- die Aehnlichkeiten. - Am Schulterblatte der letzteren (Fig. 9) ist die Gräthe: noch weiter vom Blatte losgetrennt. Die Handknochen. 'sind,',wie die ganze vordere Extremität (Fig.. 10), überhaupt, kurz, aber, stark; ‚an dem schwachen Mittelhandknochen des Daumens sitzt, statt: der beiden Phalangen, hlos ein. kleines Höckerchen. " An’ den Hintergliedmassen (Fig. 12) zeigt sich der) Unter- schied, dass bei der Lanzeuratte. dem. Schenkelbeine (Fig. 11) die äussere flügelartige "Erweiterung ‚(dritter Umdreher) der Mäuse ab- geht, dass das Wadenbein in seinem untern Drittel nicht mit dem 206 Schienbeine, wie bei diesen, ‚verschmolzen, sondern in seinem gan- gen’ Verlaufe frei und zugleich auch stärker-ist,; ‘endlich: dass der Fuss kürzer und breiter, namentlich die Mittelfussknochen kürzer, aber stärker sind. Die Daumenzehe ist übrigens an den Hinterfüs- sen vollkommen ausgebildet und hat: zwei ebalangem Die Krallen sind wie bei den Ratten beschaffen. . Wirbel, giebt es: Hals-.7, Räcken- 13, Lenden- 8, Kreuz- 3, Schwanzwirbel 33. Die Ausmaasse des beschriebenen Skelets von Loncheres ob- scura sind folgende; Länge des Schädes . . .0 zu. gm — der Rumpfwirbel, vom Anfange der Hals- his zu Ende der Kreuzwirbel (nach der Krümmung) 5 7 — gerade, von den Schneidezähnen Bis zu Anfang der Schwanzwirbel . . . u 8 — der Schwanzwirbelreihe °. «i ; 79 — der Stirnbeine in ihrer Naht . j . Ä 0s Breite, grösste, zwischen den Jochhögen 10 u — des Stirnbeins . 5 AL RE 09 — kleinste, derselben . . i ; N 07 Länge des Oberarmbeins . . 11 — des Ellenbogenbeins Ne 13 — "des Schenkelbeins «2 . N 1 53 — des Schienbeins . A h A H ; 15 — der ganzen Hand . 2A90R 2 010 — des Mittelhandknochens am Mielinger 03 — des Mittelfingers selbst © 2 wm ol 0:54 — ' des Hinterfusses . - ; N 16 —- des mittlern Mittelfüssknochen.. ETL 06 — der Mittelzehe bis zur Krallenspitze . 0 6 207 c) Gebiss. Die Zähne *) weichen, wie erwähnt, nach Zahl und Form von denen der Mäuse bedeutend ab. Die Schneidezähne bieten nichts Besonderes dar,. sind schmal on ohne Längsfurche. Backenzähne sind 17 im Ganzen also 16 vorhanden; die Ratten‘haben blos 12. Bei den letztern sind, es Höckerzähne, bei der Lanzenratte ‚schmelzfaltiige Zähne. » Die -Schmelzfalten ‚zeigen je nach‘ dem Grade der Abnützung| sehr. verschiedenartige. ‚Fi- guren.. Die. oberen Backenzähne sind fast gleich gross, nur der hin- tere ist etwas kleiner ‘als die andern; sie sind etwas länger als breit und’ deutlich‘ mit "Wurzeln versehen. Im!inoch' wenig, ge- brauchten Zustande, "wie)ihn unser! Schädel: von: Luoncheres Blain- villei zu erkennen giebt, zeigt es sich deutlich, dass jeder der 3 vordern Backenzähne, aus vier, ‚der hinterste nur aus drei, stark zusammengedrückten,' yon, Schmelz umlegten Platten besteht, von denen die der 2 ersten Zähne, etwas gebogen sind, und ihre -CON- cave Seite nach vorn: wenden. U Sobald die Abnützung aber stark erfolgt ist, wie an dem Schä- del von unserer ‘Loncheres obscura (Tab. U. Fig. 7), so ver- schmelzen die beiden vordern Platten, so wie die beiden. hintern €) Eine Abbildung ( der| Zähne von: Echimys. didelphoides,, ohne Beschrei- bung, hat Fr. Cuvier (Nouv. (ann. du Mus J, tab. 18. ig. 2) mitgetheilt. 208 | mehr mit einander. Die Kaufläche eines jeden Zahnes ist SRH durch eine, nach der “Quere desselben. verlaufende äussere und innere Furche, wovon .die letztere weiter vorwärts liegt, und jede nur bis in die Mitte reicht, in eine vordere und hintere Hälfte ge- theilt; die vordere ist auf der Aussenseite nochmals eingeschnitten. - Der Schmelz: umlegt"nun nicht blos‘ die Aussenfläche' des Zahns, sondern zieht sich ebenfalls in die beiden äussern und in dielin- nere Falte hinein; ausserdem durchsetzt er auch als eine mit Kno- chensubstanz innen ausgefüllte Platte. die hintere Hälfte des Zahnes. Von‘ den untern: Backenzähnen: (am schönsten zeigte sie der -Schädel' von Lioncheres Blainvillei) besteht jeder aus einer vordern einfachen‘ und gebogenen Platte, deren »eoncave. Seite ‚rückwärts schaut, und aus einer Vartig zusammengesetzten hintern, ‚deren Oeffnung nach innen liegt und deren innerer Schenkel noch stär- ker als die vordere Platte gekrümmt ist. Der vordere Zahn hat vorn‘ noch‘einen !besondern Vartigen Ansatz von ‚keilförmiger Ge- -stalt und ebenfalls mit.innerer Oeffnung, und ist.dadurch am läng- sten.‘ Am’ meisten verkrümmt ist-der ‚hinterste Backenzahn. Die Abnützung, wie wir sie an unserm Exemplare von Lon- 'eheres obscura (Tab. H. Fig. 8) sehen, bringt keine wesentliche Anderung in den Schmelzfigaren der untern' Backenzähne' hervor. Gemäss ihrer Zusammensetzung zieht sich an der Aussenseite des Zahnes nur eine Furche, auf der Innenseite dagegen zwei hinein, und ‘der erste "hat ‘ seinen besondern: keilförmigen Ansatz. Die Schmelzfalten zeigen sich auch in diesem Zustande stärker ge- wunden als die obern *% — 3%) Während des Drucks dieser Zeilen erhalte ich ein grosses ächünes Exem- plar von Mus leptosoma Brants (Loneheres myosuros Licht.), welche’ zu 209 Aus dem Vorstehenden ist demnach ersichtlich, dass Stachel- u der Unterabtheilung von Loncheres gehört, die ich mit dem Namen Echi- nomys bezeichnet habe. An dem herausgenommenen Schädel, dem leider das Hintertheil fehlt, zeigten sich folgende Eigenthümlichkeiten. Die Backenzähn® halten im Allgemeinen den Typus ein, welchen ich für Lon- cheres-öbscura und Blainvillei angeführt habe; allein es giebt sich bei Echinomys leptosoma eine ähnliche Abweichung wie bei den Schläfern kund: sie sind einfacher und kleiner. An unserem Exemplare sind diese Zähne bereits so abgenützt, dass man ihre‘ursprüngliche Form nicht mehr deutlich erkennen kann. ‘So wie sie jetzt durch die starke Abreibung ge- staltet sind, zeigen die Backenzähne des Oberkiefers nur noch zwei Halb- eylinder, deren Trennung blos an der innern Seite durch eine Furche deutlich bezeichnet ist und von denen der hintere ein V darstellt, dessen Spitze nach innen schaut; die Schmelzfalten sind hier gewundener als bei den beiden vorhin genannten Arten. Sehr auffallend ist auch die Grös- sen-Verschiedenheit. Während bei Loncheres obscura und Blainvillei die obere Backenzalinreihe sehr lang ist, indem jeder einzelne Zahn länger als breit ist, zeigt sich dagegen bei Echinomys leptosoma die Backenzahn- reihe sehr kurz, indem jeder einzelne Zahn klein und zugleich eher et- | was breiter als lang ist. ‘ Dasselbe Verhalten -findet auch für die Backenzähne des Unterkiefers statt, obgleich sie etwas länger sind als die obern, und der erste vorn einen kleinen Ansatz zeigt. Auch sie lassen nur noch zwei Halbeylinder erkennen, von denen der vordere ein V, darstellt, dessen Spitze hier aber nach aussen gewendet ist. Zur Veranschaulichung der ‚Grössen-Verschiedenheiten diene nachfol- gende Tabelle, wobei zu bemerken ist, dass’ Echinomys leptoesoma noch etwas grösser als die beiden andern Arten ist. Loncheres Loncheres Echinomys Blainvillei ‘obscura leptosoma Länge der obern Backenzahnreihe . . s 6 Side 34 — der untern > . . . 6 51 32 — des ersten obern Zahnes > - x 12 = 0: — ,'.7, aten „ : 2 f 13 14 1 Abhandlungen der II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. I, r7 210 a i ratten und Mäuse im Gebiss nicht minder erhebliche Differenzen als-im Schädelbaue zeigen. eur Die Kürze der Backenzahnreihen bedingt nun auch einen kürzeren knöchernen Gaumen und einen kürzern Unterkiefer; zugleich sind im Oberkiefer beide Reihen weiter auseinander gehalten. Uebrigens ist die Schädelform von Echinomys leptosoma (namentlich für das Unter-Augenhöhlenloch, Jochbogen und Stirndach) dieselbe wie bei den schon beschriebenen beiden andern Arten. Diese Uebereinstim- mung in den wesentlichen Verhältnissen des Schädel- und Zalınbaues be- weist denn auch, dass Echinomys von’ Loncheres nicht generisch getr&nnt, sondern nur als Untergattung von dieser hetrachtet werden darf. ‚II. Springmäuse. Um die Auseinanderseizung der Arten der Springmäuse hat sich Lichtenstein *) in. seiner trefllichen Monographie derselben die grössten Verdienste erworben. Den bisher bekannten Arten können wir zweineue hinzufügen, wovon die eine von der Reise des Herrn Hofraths von Schubert, die andere von der des Herrn Dr. Fischer herrührt. - ° 1. Dipus aulacotis No». (Tab. IV. Fig. 1.) Die grösste unter diesen beiden Arten ist die, welche Herr Dr. Fischer an der Westküste Arabiens entdeckt hat; sie gehört zu der Abtheilung von Springmäusen, die an den Hinter- wie Vor- derfüssen durchgängig mit fünf Zehen versehen sind. Nach Fär- bung und Grösse kommt sie mit den grösseren Individuen von Di- pus Jaculus (im engern Sinne von Lichtenstein) so sehr überein, dass nur die relativen Verschiedenheiten einzelner Körpertheile ”*) Abhandl. der k. Akademie der Wissensch. zu Berlin 1823 S. 133 1. -— Ferner: Darstellung neuer oder wenig bekannter Säugethiere tab. 22—27. 27=& 212 und die Beschaffenheit der Ohren es sind, welche beide spezifisch, und zwar auf eine sehr frappanute Weise, von einander sondern. Die Unterscheidungsmerkmale sind folgende: 1) Dipus aulacotis hält in der Grösse das Mittel zwischen D. Jaculus und decumanus Licht. 2) Die Ohren, welche bei den zwei zuletzt genannten Arten so lang sind als der Kopf, kommen bei D. aulacotis nur zwei Drit- tel der Kopflänge gleich, sind also ansehnlich kürzer, zugleich auch von anderer Form, nämlich schmäler, indem der äussere Rand nicht, wie bei jenen, eine convexe, sondern eine gerade Linie bildet. 3) Bei D. Jaculus ist das Ohr von einigen feinen Adern der Länge nach durchzogen, übrigens innen glatt und feinbehaart, zu- gleich dünn und durchscheinend. Bei D. aulacotis dagegen zeigt das Ohr auf der Innenseite starke Längsrippen, die zumal im un- tern Theile von queren, unregelmässig durchschnitten werden, so dass dadurch Grübchen entstehen; überdiess ist es dünn behaart und viel dicker, so dass es fast undurchsichtig ist; . sein äusserer Rand ist. der ganzen Länge:nach weiss eingefasst. i 4) Bei grösserer Körperlänge von D. aulacotis ist gleichwohl der Lauf (Fusswurzel und Mittelfuss zusammen genommen) bedeu- tend kürzer ‘als bei den andern grossen Arten, so dass er an Länge nicht einmal den Lauf eines um 2} Zoll kleinern Exemplares von D. aegyptius übertrifft. 5) Die äussersten Zehen erreichen bei D. aulacotis den Bo- den, bei D. Jaculus und decumanus aber nicht. 6) Endlich ist der Schwanz, selbst mit der Haarspitze , nur 213 um etwas länger als der Körper, während er bei D. Jaculus an- derthalb Leibeslängen ausmacht. Noch kann als Unterschied von D. decumanus angeführt wer- den, dass der olivenfarbige Anflug, der diesen auszeichnet, hier vollkommen fehlt, indem die Färbung des Körpers und Schwanzes ganz wie bei D. Jaculus ist. Uebrigens sind die Zehen nicht stär- ker behaart als bei letzterem, und die Sohlen haben nur einen sehr schwachen bräunlichen Anflug. j In nachfolgender Tabelle sind die Hauptmaasse von .D. aula- cotis mit denen von D. rs D. Jaculus und D. aegyptius verglichen *). D.aula-|___D. Jaculus_ 1D.de-|D:ae- eotis 1. L ‚| IL. | IM. jcuman.| gypt. Länge,gerade,von derSchnau- tze bis zur Schwanz- wurzel - R 3 7.10" 676" ro” 69 gg 5" 1 — des Schwanzes, ohne Haar . 109/101|90 ;ı7 0 —_ d.Schwanzes, mit Haar 9 y zı1 — der Ohren . . 13 ]1 9220 20 jun Breite, grösste, derselben O0 53 |O 7i 0 110 11 0 75 Länge vom Haken bis zur Zehenspitze .. 210131 38.129 — des Tarsus und Me- tatarsus : . 1112125 |2 4212 6 1113 *) Von Dipus Jaculus ist Nr. I. nach dem Exemplare unserer Sammlung ge- messen, Nr, I. und II. von Pallas (nov. spec. Quadrup. ce Glirium ord. p: 296). Die Maasse des D. decumanus sind von Lichtenstein ‚entlehnt. 214 : r : Zur. Unterscheidung des Dipus. aulacotis von. den; verwandten Akon wird folgende Diagnose genügen; , i 13 Dipus einereo-Navus, subtus albus, auriculis partes duas tertias capitis aequantibus, angustis, intus longitudinaliter serobiculato-costa- tis, metatarso abbreviato. 8." Dipus \mderotarsüs No». (Tab. IV. Fig. 2). Obschon Herr Hofrath v. Schubert nur ein einziges und nicht ganz tadelloses Exemplar von: dieser Springmaus, am Sinai-sich! ver- schaffen konnte, so glaube ich dochudurch ‚solches ‚zur, Aufstellung einer neuen Art berechtigt zu seyn, wiewohl ich gerne zugestehe, dass ihre specifische Selbstständigkeit erst nach Kenntniss mehrerer Individuen vollständig gesichert erscheint. Es gehört_diese Art zu derjenigen Abtheilung von Springmäusen, welche an den Hinter- füssen nur drei Zehen haben. Wegen ihrer geringen Grösse, 'ih- rer reiehlichen Zehenbehaarung „und ‚der nicht besonders langen Ohren könnte sie nur mit Dipus hirtipes; "und Jlagopus verwechselt werden, wovon jedoch folgende Merkmale sie. sehr. bestimmt trennen. Die Hinterfüsse sind bei D. Imacrotargus, so lang als der Rumpf, also verhältnissmässig viel länger als bei D. lagopus und hirtipes. Die Ohren sind, etwas kürzer als bei letzterer Art, aber länger als D. aegyptius habe ich nach einem "in Weingeist aufbewahrten Exemplare, das Heır Dr. M. Wagner aus’ Algier ‚einsandte ‚ »gemessen.: Diese; lezt- genannte Art erstreckt sich demnach weit: westlich durch das. nördliche Afriea, gleich dem Meriones robustus, den wir ebenfalls durch den näm- lichen Reisenden von dorther erhalten haben. 215 bei eräterer. Der Schwanz,oder-indess an unserm Exemplare die Spitze eingebüsst hat, ist etwäs länger als der Körper, und mag sich in dieser Beziehung ungefähr wie bei D. lagopus verhalten. Die Schnurren sind bei weitem nicht s0 lang und starr wie bei D. hirtipes oder (wenigstens nach der Abbildung zu schliessen) wie hei D. lagopus, was ein, weiteres gutes PERETER SL HERNE abgiebt. N Vehligens ist die ganze Behaarung sehr weich und lang; die Zehen der Hinterfüsse sind auf. der Unterseite mit sehr langen, schief vorwärts gerichteten Haaren. besetzt. Die ©berseite ist isa- bellgelh, stark schwarz gemischt (dadurch von D. lagopus ver- schieden); die Unterseite rein weiss ‚auch die langen Sohleuhaare der Zehen, die nur au der Spitze einen schwachen lichtbräunlichen Anflug haben; die Schnurren sind meist schwarz. ; Nachstehende Tabelle zeigt am deutlichsten die Unterschiede in den Dimensionsverhältnissen *): KT D.maero-ID. Iagc-| D. hirtipes tarsus pus I. u. Länge des Körpers von der Schnautze bis zur Schwanz- wurzel . ’ : E 3”6'"1- 530” 4202| . 50 Länge des Schwanzes . >53 62 168 — der Ohren . . 0 65 0 10 Breite derselben ° R 04 05; ” *) Die Maasse von Dipus lagopus und hirtipes Nr. II, sind von Lichtenstein entlehnt; Nr. I. ist nach unserem etwas eingeschrumpften Exemplare ge- messen, dessen Leibeslänge im frischen Zustande wohl ein wenig grös- ser gewesen war. 216 D.maero-|D. Ingo D. hirtipes tarsus pus sans SAL Länge der längsten Bart- schnurren, k . Ä Länge des Hinterfusses .», — des Tarsus nebst Me- tatarsus .» : 0. -Die Diagnose von Dipus macrotarsus lautet: Dipns mine cinereo-flavus, subtus albus, auriculis mediocri- bus, pedibus posterioribus longitudine trunei, digitis subtus pilis Ion- gissimis, apice brunescentibus vestitis, vibrissis mediocrihus. v Erklärung der Abbildungen. Tab. I. Fig. 1—2. Schädel von Eliomys melanurus. Fig. 3. Obere Backenzähne desselben Thieres. Fig. 4. Untere > 4 Fig. 5—6. Schädel Fig. 7. Obere Backenzähne Fig. 8. Untere Backenzähne Fig. 9. Schulterblatt von Loncheres obscura. Fig. 10. Vordere Extremität Fig. 11. Oberschenkelbein Fig. 12. Hintere Extremität Abhandlungen der IT. C1.d. Ak.d. Wiss. I. Bu. Abth-T. 28 218 Tab. IH. Fig. 1. Eliomys melanurus j ' jn natürlicher Grösse. Fig. 2. Mus rassatus Tab. IV. Fig. 1. Dipus aulacotis in halber Grösse: darunter das Ohr in ganzer. Fig. 2. Dipus macrotarsus in ganzer Grösse. Tab.MT. z z 7 a er Fa Rgl : Agea SI [ Ela WNGS S RAR IEALAD. Hg... HaS LASSEHaDS. or EP ’ ac N 2 / = ‚ Lt? Zeh, Dr 7 724 marken. perigsc Ace. Dd HU. ke HM Wergreeis € Fagelre Tab. IV Feg EL, Va ALL TED . Frg 2. — {HAAS DiackesalIdDS, [7 r KL des marhem: eh gsce 777 Dd II, A BEE et Wegresis Akgeir ei IE Er v =“ PLANTARUM NOVARUM VEL MINUS COGNITARUM, QUAE IN HORTO BOT \NICO HERBARIOQUE REGIO MONACENSI SERVANTUR, FASCICULUS QUARTUS. DESCRIPSIT Dr. JOS. GER. ZUCCARINI. 28% MUaATWAId Bucht } Fartı 1% a MinAmızOnD ua. ua IA AO a! “14 innosıs m #1 PN PLANTARUM NOVARUM VEL MINUS COGNITARUM, QUAE IN HORTO BOTANICO HERBABIO- QUE REGIO MONACENSI SERVANTUR, FASCICULUS QUARTUS. Descripsit Dr. JOS. GER. ZUCCARINI. XEROTIDEAE ET KINGIACEAE ENDL. DASYLIRION ZUCCAR. Dioecia Hexandria Linn. Syst. sex. Character differentialis. Dioica. Floribus masculis: Perigonium hexaphyllum foliolis » petaloideis biseriatis. Stumina sex, toro affıxa, libera; filamenta medio incrassata, basi intus glandula munita; untherae dorso af- fixae. Ovarii rudimentum nullum. Flores foeminei nondum obser- vati. Capsula trilocularis loculis bivalvibus monospermis vel sa- mara trialata abortu unilocularis monosperma. RR Character naturalis. Dioiea. Floribus maseulis: Perigonium hexaphyllum vel ad basin usque sexparlitum; foliola biseriata, petaloidea; exteriora tria plerumgue parum breviora, aestivatione subaperta. Stumina sex, toro allixa, perigonii foliolis opposita, inter se libera; fila- menta medio incrassata, utrinque attenuata. ima basi glandulis mel- lifiuis munita, quae in centro fioris confluentes ovarii sexlobi rudi- menium simulant; untherae dorso affıxae et ad insertionem usque cordato-bilobae, yquadriloculares loculis univalvibus per paria la- teraliter dehiscentibus. Pollen oblougum, rima longitudinali hinc exa- _ ratum. Ovarii rudimentum nullum. Klores foeminei nondum observati. Fruetus basi perigonio persistente cinctus, stylo simpliei stigmateque trilobo coronatus, vel capsularis, trilobus, trilocularis loculis mono- spermis omnibus fertilibus aut uno alterove inani, bivalvibus, valvu- lis loculicidis membranaceis, vel samaraccus indehiscens trigonus trialatus et (abortu loculorum duorum) semper monospermus. sSe- mina erecta, trigona vel subglobosa; testa simplex, membranacea, Fine raphe percursa, vertice in chalazam terminata; tunica interior non separanda. Albumen carnosum. Embryo erectus, cylindricus, eentralis, ab hilo adverticem seminis fere extensus. Habitus. Plautae perennes, polycarpicae, defloratae per gem- mas axillares innovatae, acaules vel caulescentes trunco simpliei lignescente kumili, radicibus plurimis fibrosis simplicibus, foliis nu- rerosissimis in veriice caulis comam densam hemisphaericam con- stituentibus indivisis linearibus integerrimis vel spinoso- dentatis basi dilatatis, apice jam novellis aridis et serius in fibrarum emar- cidarum fascieulum solutis, laxis et soepius valde elongatis pendu- Jis vel brevioribus rigidis et erectis, glabris, scapis terminalibus brevi tempore eveciis, floribus paniculatis numerosissimis dense con- gestis parvis dioecis, fructibus capsularibus vel samaraceis oligo- spermis. 223 Statio et habitatio. Species omnes kucusque cogunitae in im- perii mexicani regionibus temperatis occurrunt. Amant locos apricos siccos, ubi Agavis, Fourcroyis, Yuccis aliisque Liliaceis et Cac- teis mixtae proveniunt, hortis nostris in tepidario colendae. Etymologia. Nomen e 'graeco daous, densus, et Asıpıov, Lilium. Der botanische Garten in München verdankt die vier Arten, welche mit Wahrscheinlichkeit zu der Gattung gezogen werden können, der Güte des Herrn Baron von Karwinski, welcher die Samen aus Mexiko einschickte. Die Aehnlichkeit des Habitus veranlasste, dass man sie längere Zeit als Yucca-Arten aufführte, da die Samen vor dem Anbau leider nicht genau genug beobachtet worden waren. Erst als im Jahre 1838 die hier beschriebene Art zum ersten Male blühte, liess sich ‘erkennen, dass man bis- her nicht allein die Gatung, sonderu selbst die Familie verkannt habe, welcher diese Pflanzen angehören. Bald darauf fand ich in dem Herbarium aus Mexiko von Andrieux die männlichen Blüthen der zweiten Art, der Yucca serrätifolia Karw., und vor wenigen Tagen fanden sich glücklicher Weise unter den alten Samenvor- räthen des hiesigen Gartens auch noch Früchte von dieser sowohl als von Yxcca longifolia Karw. Da ich demnach mänuliche Blü- then von Yacca graminifolia Zuecar. und serratifolia Karw., und von dieser letziern so wie von Y. longifolia Karw. die Früchte un- tersuchen konnte, so halte ich damit den Character der Gattung Da- sylirion für hinreichend begründet, wenn gleich die weiblichen Blüthen noch nicht beschrieben sind. Ob Yueca aerotriche Schiede ebenfalls hieher gezogen werden müsse, wage ich, da Blüthe und Frucht noch ganz unbekannt sind, nicht mit Bestimmtheit zu ent- scheiden. Doch spricht der Hahitus und vor allem das der ganzen Gattung zukommende eigenthümliche Vertrocknen und Zer- 224 fasern der Blattspitzen, welches bei dieser Art am deutlichsten hervortritt, sehr für die Vermuthung. Wahrscheinlich ist auch ausser- dem die Gattung viel reicher an Arten, als man hisher glaubt. So scheinen schon jetzt in den Gärten unter denselben Namen ver- schiedene noch nicht genau geschiedene Species zu existiren. Yuc- ca longifolia des botanischen Gartens in Wien z. B. ist eine ganz andere Pflanze als die gleichnamige der hiesigen Sammlung, und auf ähnliche Weise erklärt der Herr Fürst von Salm-Dyck (Hort. Dyck p. 373) die Yucca acrotriche des Garteus zu Madrit für sehr verschieden von der in den deutschen Gärten vorkommenden Art. Endlich erhielten wir ganz kürzlich durch die Güte Sr. Ex- zellenz des Herrn Generallieutenants von Welden die. Früchte zweier Arten aus Mexico, welche von den uns bisher bekannten ebenfalls entschieden abweichen. Die nächste Zukunft mag ent- scheiden, ob demgemäss die Gattung Dasylirion bereits acht Arten zähle. Ob sie nach dem Fruchtbau selbst wieder in zwei Gattungen zerfallen müsse oder nicht, lassen wir dahingestellt. Merkwür- dig ist es allerdings, dass bei Yucca longifolia Karw. und bei Yuccae spec. aus Actopan (von Baron von Welden) die Frucht eine dreifächerige Kapsel mit zweiklappigen wenigsamigen Fä- chern, dagegen bei Yucca serratifoia Karw. und bei Yuccae spec. aus Barranca secca eine dreiflügelige einsamige Samara ist. Die Definitionen sind vorläufig bei zwei Arten näher zu: bestim- men, wie folgt: ® Dasylirion longifolium Zuecar. et Karw. D. foliis longissimis planis flaceide pendulis linearibus lon- gissime acuminatis apice aridis et paullum in fibras solutis, mar- gine asperrime serrulatis, striatis, supra glaucescenti — subtus flave- scenti-viridibus, capsulis trilocularibus, loculis bivalvibus mono- spermis , seminibus subglobosis. 225 Yucca longifolia Karw. in Schultes Syst. Veget. vol. VII. 2. p. 1715.— Dasylirion longifolium Zuccar. in Otto- allgem. Gartenzeitung 1838. Nr. 33 et 38. Dasylirion serratifolium Karw. et Zuccar. D. foliis e basi valde dilatata cauli adpressa lineari- ensiformibus acuminatis apice aridis et in fibras paucas validas solutis striatis subtus scabridis, margine spinis validis Iluteis antror- sum curvatis armatis et has inter serrulatis, glaueis, florum masculorum panicula ramosissima laxa, bracteis abbreviatis vel evanidis, capitulis seu faseiceulis florum remotiusculis 6 — 12-floris, samaris trialatis membranaceis mMOnNOSpermis, seminibus globoso-trigonis. Yucca serratifolia Karw. in Schultes Syst. vol. X1l. 2. p. 1716. — Dasylirion serratifolium Zuccar. in Otto Garten- zeitung I. c. Wir kennen, wie schon erwähnt, die Blüthen dieser Art nur aus dem Andrieux’schen Herbarium. .Die Blüthenrispe ist viel lo- ckerer, die Aeste derselben viel länger und entfernter, die Haupt- deckblätter sehr gekürzt, oft kaum sichtbar, die Blüthen in ein- zeln gestellten kleinen Köpfchen oder Kätzchen bis zu 12 zu- sammengehäuft und die Blumenstiele länger als die Bracteolen. .1. Dasylirion graminifolium Zuccar. Tab. 1. D. subacaule, foliis linearibus longe attenuatis Jaxis apice aridis et tandem in fibras solutis margine spinis parvis remotis ar- matis et has inter denticulatis, supra canaliculatis subtus ca- rinatis, panicula mascula compacia ramis Drevibus, inferio- ribus bracteis brevioribus, fascieulis florum trifloris, pedi- eellis quam bracteolae brevioribus. Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss, III. Bd. Abth.I. 29 226 Yucca graminifolia Zuccar. in Catalogo hort. Monac. pro 1837. — Dasylirion graminifolium in Otto allgem. Gartenzeitung. 1838. Nr. 33 et 38. Radix primaria nulla, secundariae plurimae perpendiculares sub- simplices fibrosae albidae. Caulis brevissimus, in bulbi subglobosi foliorum emarcidorum rudimentis obtecti speciem reductus, 3— 4 diametro metiens, virgineus simplieissimus, praefloratus tandem pro- lifer. Folia numerosa, in comam orbicularem 4 — 5’ diametro metientem congesta, juniora erecta, siricta, adultiora laxa_ et pa- tentia vel reflexa, basi dilatata cauli.-et sibi invicem arcte ad- pressa, linearia, longissime attenuata, apice jam novella arida, tandem ut in D. acrotriche in fibras solidas setae porcinae crassitie 6-5 divisa, margine spinulis parvis parum antice spectantibus remotis obsita et inter eas denticulata, supra concava subtus con- vexa et carinata, tenuiter striata et impressionibus dentium foliorum praecedentium notata, firma, 3— 4’ longa, 6’ eirciter lata. Cux- lis floriferus terminalis, herbaceus, sexpedalis vel altior, simplex, stricte erectus, teres vel superne angulatus, glaber, crassitie digiti, uti in Agavis Yuccisque brevi tempore in altum evectus, foliosus; folia inferiora radicalıbus conformia, attamen multo breviora et an- gustiora, basi sensim dilatata et subvaginante oblonga membrana- ceo-arida albida caulem obtegentia, erecta, apice revoluta; a medio caulis apicem versus haec folia mutantur in dracteas iterum sensim decrescentes alternautes, erecto-patentes, totas membranaceas, aridas, albidas, glabras, quarum inferiores lanceolatae longe acu- minatae tri-quadripollicares, superiores multo breviores, tandem vix semipollicares et inter ramulos paniculae occultae, ovatae, acu- tuseulae, concavae. Flores in racemum compositum seu panicu- Jam basi interruptam superne continuam anguste oblongam vel sub- cylindricam cireiter bipedalem congesti; racemuli inferiores remotio- Prpreoep. 227 res, bracteis e quarum axilla proveniunt breviores, compositi, di- stiche ramosi, ramis lateralibus duobus. vel saepius quatuor, sin- gulis bracteola adpressa ovato-oblonga irregulariter lacinulata alba subhyalina nonnunquam fere evanida suffultis, eylindrieis obtusis eirei- ter pollicaribus, terminali longiori fere bipollicari ceterum laterali- bus conformi; racemuli superiores plerumgue simplices, bracteis multo longiores, approximati et dense sibi adpositi; rachis angulata, gla- bra, flavescenti-albida, jam a basi floribus dense obsita. Flores subfaseiculati, terni vel abortu bini solitariive, bracteolis obvallati, e quarum axillis singuli proveniunt; bracteolae late ovatae, acutius- eulae, irregulariter fissae et lacinulatae, albidae vel apicem versus saepe punctulis violaceis adspersae, floribus breviores; pedicelli bracteis breviores, teretes, glabri, supra medium parum incrassafi ibique articulati. Perigonium hexaphylium, petaloideum, tandem ex ar- ticulatione peduneuli totum delabens; foliola biseriata, exterioribus parum brevioribus et angustioribus, primum erecta, demum patentia, obovato-oblonga, obtusa et apice irregulariter lacinulata, ceterum integerrima, glabra, flavescenti-albida, ante anthesin praesertim api- cem versus saepe violaceo-punctata; aestivatio valvatim subaperta, vertice tantum imbricativa. Stamina sex, foliolis perigonii opposita eiin eorum ima basi affıxa; filamenta erecta, nunquam inflexa, teretia, crassa, infra antheram valde attenuata, alba, glabra, singula ima basi glandula subglobosa vel ellipiica convexa sulco levi ex- arata nectariflua aucta, quae glandulae in centro floris confluentes ovarii sexlobi rudimentum simulant; antherae dorso affıxae, ovato- Oblongae , basi profunde cordatae, quadriloculares loculis per paria lateraliter dehiscentibus, (effoetae quoque) sulfureae; pollen ellipticum , utringue acutiusculum, hinc sulco Jongitudinali exaratum, tenuissime reticulato-cellulosum, Ovari rudimentum nullum. Flores foeminei desiderantur. 29* 228 Creseit in imperii mexicani regionibus temperatis locis aprieis siccis. Floret in caldariis nostris Julio, Augusto. &. Erplicatio Tabulae 1. I. Dasylirion graminifolium, ad 3 magn. nat. diminutum. Fig.1. Paniculae ramulus magn. nat. 2. Pars racheos cum brac- teolis et pedicellis, a. 3. Alabastrum floris masculi, ;a. 4. Ejusdem perigonii foliolum, a. 5. Stamen, a. 6. Flos mascu- lus apertus, a. 7. 8. Stamina ex alabastro, a. 9. Torus floris masculi, staminum basin glandulasque centrales mon- strans. 10. Pollen. 11. Idem madefactum, o. a. OD. Da- sylirion longifolium. ; Fig. 1. Capsula, aucta. 2. Semen magn. nat. 3. Idem auctum. 4. Idem longitudinaliter dis- sectum, a.. DI. Dasylirion serratifolium. ‘Fig. 1. Samara, a. 2. Semen magn. nat. 3. Idem, a. 4. 5. Idem longitn- dinaliter et transversim dissectum, a. IV. Dasylirü acrotri- ches folii pars superior. Wir können diese interessante Gattung nicht verlassen, ohne noch einmal auf die eigenthümliche Zerfaserung der Blattspitzen aufmerksam zu machen. Gleich bei dem Aufsprossen, noch lange, bevor die Blätter ihre volle Grösse erreicht haben, erscheinen ihre Spitzen schon völlig trocken, und beginnen sich dann in zwei Schichten zu lösen, deren obere aus der flachen Oberseite,. die untere dagegen aus der gewölbten Unterseite des Blattes fortsetzt. Zugleich fangen die parallelen Faserbündel, aus welchen ' diese’ Schichten bestehen, an sich von einander zu trennen und bilden einen schirmförmigen, meistens etwas gedrehten Büschel, welcher die grösste Aehnlichkeit mit dem noch nicht völlig entwickelten Blatte der Fächerpalmen zeigt, wenn man sich dieses nämlich in dem Zustande denkt, wo die einzelnen Blättchen oder Lappen, zwar schon von einander gesondert, aber selbst noch nicht ausgebreitet, 229 söndern längs der Mittelrippe zusammengefaltet sind, Deutlich ent- spricht so die obere ‚Schichte des Blattes von Dasylirion (Eig. a) dem Theile des Palmenwedels, welcher gewöhnlich iyula genannt wird, und eigentlich das Komplement oder die vordere und ver- kümmerte Hälfte eines folöü peltati ist. Eben so unverkennbar ist die Analogie der unteren Faserschichte mit dem ausgebildeten Blat- theile der Fächerpalmen. Man. kann demnach sagen, die Gattung Dasylirion hat nur Blattstiele, auf welchen eine schildförmige tief- geschlizte Blatiläche zwar angedeutet erscheint, aber nie zur wab- ren Entwicklung gelangt, und regelmässig bereits in frühester Ju- gend vertrocknet. Sollte nicht das so häufige Vertrocknen oder auch bis zur Dornbildung Verholzen der Blattspitzen bei so vielen Monokotyledonen mit parallel-nervigen Blätter auf. einen ähnlichen Vorgang hinweisen? Sollten nicht allen diesen und selbst den meisten Palmen eigentlich ‚nur: modificirte Blattstiele, nicht selten in fiedriger Zusammensetzung, zukommen? Wir werden diese Er- scheinung bei einer andern Gelegenheit noch näher ins Auge fassen. LILIACEAE JUSS: BULBILLARIA. ZUCCAR. Hezandria Monogynia Linn. Syst. sex. Kali | Character "differentialis. Perigonium hexaphylium, petaloideum, inferum. Stamina sex,\ libera, toro aflixa:i Ovarium longe, stipitatum , triloculare. | Stylus» unicus stigmate iind rinlo ) 230 Character naturalis. Perigonium inferum, hexaphyllum; foliola hiseriata, petaloi- dea, inter se aequalia, utrinqgue attenuata, patentia, aestivatione alternativ... Stamina sex, toro affıxa, inter se libera; filamenta filiformia, glabra, aequalia; antherae erectae (basi affıxae), glo- boso-subbilobae, anticae, quadriloculares. Ovarium longe stipi- tatum, stipite subclavato, obtuse trigonum, triloculare, loculis 12 — 18-ovulatis ovulis in angulo centrali biseriatis Stylus erectus, triangularis stigmate truncato subtrilobo. Capsula desideratur. Ha- bitus. Planta herbacea, bulbosa, habitu Gagearum, bulbo simpliei tunicato, foliis radicalibus nullis, caulino unico lineari, racemi compositi fastigiati ramulis_unifloris bracteatis, bracteis linearibus foliaceis bulbillos globosos in axillis foventibus, Statio et habitatio. Unica species hucusque cognita in subal- pinis umbrosis montis Libani v. g. in Cedrorum luculo inventa est. 2. Bulbillaria gageoides Zuccar. Tab. 2. I. B. glabra, bulbo tunicato, foliis radicalibus nullis, caulino unico ses- sili lineari acuminato, racemi compositi ramis 'subfastigiatis elongatis unifloris bracteatis, bracteis foliaceis linearibus in axillis bulbilliferis. Bulbus :simplex maguitudine 'nucis Avellanae' minoris, tunica- tus tunieis solidis castaneis glabris. Folia radicalia nulla. Caulis erectus, tenuis, teres, glaber 4 — 6 pollices longus, basi simplex et aphyllus, superne folio munitus unico amplectente sessili lineari acuminato integerrimo glabro nervis pluribus parallelis tenuibus per- curso, :3 eireiter pollices longo, 3— 6‘ lato, inde apicem versus solutus in inflorescentiam racemoso-fastigiatam;'' ramuli erecto-pa- tentes subflexuosi teretes glabri, simplices et uniflori vel irregula- 231 riter' ramosi, bracteis obsessi 3 — 7 alternis remotis sessilibus basi subvaginantibus linearibus acuminatis integerrimis glabris sur- sum sensim decrescentibus, in axillis bulböllos foventibus solitarios vel 2 — 6 aggregatos globosos erassitie grani Brassicae solidos acutos vel bidentatos. Flores solitari, ereeti, parvi, magnitudine fere ut in Gagea bulbifera. ‘Perigonium inferum, hexaphyllum ; fo- liola biseriata aestivatione alternativa (interiora ab 'exterioribus ob- tecta), petaloidea, erecto-patentia, obovato-oblonga, utringue atte- nuata, acuta, integerrima, glabra, tenuiter uninervia, inter se sub- aequalia, pallide flava, persistentia. Stamina sex, toro affıxa, inter se libera, persistentia; filumenta erecta, suhulata, glahra,, petalis parum breviora; 'antherae hasi affıxae globoso-subbilobae, apice emarginatae, anticae, quadriloculares. Ovarium superum, stipite ipsius longitudine subelavato tereti insidens, obtuse trigonum, vertice subretusum, glabrum, triloculare, multiovulatum, ovulis eir- eiter 12 — 20 in quovis loculo biseriatis angulo centrali affıxis horizontalibus. Stylus simplex, striete erectus, obsolete trigonus, glaber, stamina aequans vel parum superans, stigmate truncato ob- solete tridentato. Fructus non observatus. Creseit in subalpinis umbrosis montis Libani, ibidem florifera lecta a clar. Dr. Roth et Erdi mense Maji.‘ % Explicatio Tab. 2. 1. Bulbillaria gageoides. Wig. 1. Panieulae ramulus inferne bulbil- los, apice florem gerens, a. 2. Flos, a. 3. Petalum. 4. Stamen. 5. Pistillum stipitatum, o. a. Diese schöne Pflanze, welche bei aller Verwandtschaft mit Ga- gea bulbifera doch wegen des langgestielten Fruchtknotens als eigne 232 Gattung. aufgeführt zu werden- verdient, wurde ‘von ‘den Herrn Dr. Roth und Erdl Anfangs Mai:1838-am Libanon blühend ge- funden. Sie bildete einen Bestandtheil der Frühlingsflora, welche sich unter dem Schutze der wenigen noch übrigen Cedern so eben entfaltete. Die'Zusammensetzung dieser Vegetation erinnert bei man- chem ‚Eigenthünlichen doch auch, was ‚die Gattungen anbelangt, viel an die Frühlingsflora unserer ‘Voralpen, scheint‘ aber eine grosse Anzahl noch unbekannter Arten zu umfassen. Zum Belege hiefür fügen wir das Verzeichnis der ührigen am 4..Mai in dem Cedernwäldchen blühend gesammelten Pfanzen hier bei: Hordeum bulbosum L., Anthericum graecum :L.,: Gagea minima R. S8., Puschkinia libanotica Zuecar., Salvia Horminum L., Lamium n. sp., Phlomis n. sp., Moltkea libanotica Zuccar. Mwyosotis n. sP., Plantago Lagopus L., Vinca libanotiea - Zuccar., Bupleurum 3 spec.,. Thlaspi sp., Alyssum sp., Geranium sp., Corydalis triternata Zuccar., ©. Erdelii Zuecar., Am Fusse des Gebirges blühte Amyg- dalus arabica Oliv. und die Wälder der Abhänge bestanden gros- sentheils aus Pinus bruttia Tenore , welche dennach.in den Abruz- zen nur ihrer nördlichste Gränze, ‚ihre weitere Verbreitung aber über einen grossen Theil des Orients zu haben scheint. 3. Allium hirsutum Zuccar. Tab. 2. II. A. hulbo simpliei tunieato, caule tereti basi folioso, foliis 3—4 linearibus planis acutis aeque ac vaginae dense hirtis, um- bella hemisphaerica 20 — 30 - radiata radiis inaequalibus, spatha brevi marcescente bifida, perigonii foliolis aequalibus ovato-lanceolatis acutis patentibus, staminibus inter se Jiberis basi parum dilatatis sursum suhulatis, perigonio multo bre- vioribus. 233 Bulbus magnitndine nueis Avellanae, simplex, globosus, tuni- eis albis vestitus. Folia in inferiore caulis parte tria vel quatuor summo breviore et angustiore, linearia, acuta, integerrima, plana, nec canaliculata nec carinata , utrinqgue aeque ac vaginae extus pi- lis simplicibus patentibus albis dense hirta, pedalia, 2 — 3 lata, Caulis basi foliosus, superne nudus, centralis, erectus, teres, gla- ber, erassitie culmi Tritici, foliis vix longior. Umbella 20 — 30- radiata, hemisphaerica; radii inaequales, patentes, strieti, tenues, teretes, glabri, pollicares vel breviores. Spatha monophyla, bre- vis, membranacea, nervosa, arida, sursum bifida, laciniis lanceo- latis acutis. Perigonium ad basin usque sexpartitum, hypogynum; foliola inter se aequalia, ovato-lanceolata, acuta, integerrima, uni- nervia, glabra, alba, patentia, 3’ eirciter longa. Stamina sex, hypogyna, inter se libera, petalis dimidio breviora; filamenta basi parum dilatata et incrassata, subulata, glahra, alba, alterna parum hreviora; untherae dorso affıxae, oblongae, obtusae, hasi emargi- : natae, antice quadriloculares. -Ovarium globosum, obtuse trigonum, glabrum, triloculare loculis pauciovulatis; siylus simplex, teres, strietus, glaber, staminihus longior, stigmate inconspicuo obsolete tridentato., Orescit in Palaestina prope Hebron (Iter Schubert). Floret Martio. % Species A. subhirsuto Don aliisque a cl. Schultes in generis sectione $. 9. b. enumeratis affınis, foliorum hirsutie vero satis distincta. Explicatio Tab. 2. II. Allum hirsutum. Fig. 1. Flos auctus. 2. Petalum. 3. Stamen. 4. Pistillum cum stamine, o. a. Abhandlungen der II. Cl.d. Ak. d. \Viss, III. Bd. Abth.I. 30 234 P2 4. Allium Schubertii. Zuccar. Tab. 3. 1. A. foliis? scapo 'tri — quadripedali tereti sirieto, umbella am- plissima -capsulifera polygama, 150 — 200-radiata, spatha brevi arida plerumque trifida, laciniis obtusis, radiis valde inaequalibus, fertiiibus brevioribus, sterilibus elongatis 7 — 8-pollicaribus, perigonii laciniis lineari-Janceolatis acutis, staminibus basi in cupulam connatis omnibus planis apice subulatis, perigonio dimidio brevioribus. Bulbus? Folia? - Scapus tri — quadripedalis, crassitie ‚digiti, teres, glaber, apice incrassatus et explanatus in discum convexum cui radii insident. Spatha brevis, arida, plerumqgue trifida, laci- niis late ovatis acutiusculis vel obtusis membranaceis multinerviis sordide ex albo fuscentibus.- Spathellae nonnullae hreves, lineares, membranaceae ad basin radiorum exteriorum. Umbella conge- nerum sane maxima, diametro 14 — 15 pollices metiens, po- Iygama, capsulifera, 150 — 200 - radiata, hemisphaerica; radi valde inaequales, breviores flores fertiles ferentes sesqui — quadri- pollicares, longiores, quorum flores maxima ex parte steriles, 6—8 pollices longi; omnes teretes, strieti, glabri, apice infra florem parum incrassati. Perigonium inferum, ad basin usque sexpartitum; foliola lineari -lanceolata et exteriora parum latiora, apicem versus attenuata, acuta, integerrima, uninervia, 4— 5“ circiter longa, glahra, sicca violacea, revoluta, undulata. Stamina fundo perigonii adhae- rentia eoque dimidio breviora; filamenta basi: inter se ‚in cupulam brevem connata, superne plana, apice subulata, ovarium superantia; antherae dorso aflixae, oblongae, obtusae, antice. quadriloculares, Ovarium globoso -subtrigonum angulis rotundatis, vertice parum de- pressum, glabrum, triloculare, loculis paueioyulatis. Stylus teres, strictus, glaber, stamina superans stigmate parvo obtuso. Capsula globosa, pergameno-sicca, trilocularis, trivalvis, valvulis loculieidis. Semina abortu solitaria, erecta, ohbovata, testa rugosa, atra. 235 Creseit in Palaestinae planitie'Jesreel prope Nazareth. Kloret ir (Iter Schubert). % ‚ Explicutio Tab. 3.1. Fig. 1. Flos, a. 2. Stamen, a. 3. Capsula, a. 4. Semen, a. Unstreitig die grösste bisher bekannte Art der Gattung. Leider gestatteten die Exemplare nicht, Zwiebel und Blätter zu beschrei- ben, doch sind glücklicher Weise aus den in einigen Kapseln der fruchtbaren Blüthen enthaltenen Saamen im hiesigen Garten junge Pflänzchen erwachsen, welche uns für die Zukunft die vollständige Kenntniss der Species hoffen lassen. Am nächsten verwandt ist sie jedenfalls mit den von Schultes Syst. Veget. VII. 2. $. 9. e. d. p- 1108 seg. aufgeführten. A. caspium M. B:> und A. siculum Ucria. 5. Allium Rothi Zuccar. Tab. 4. Allium foliis numerosis lorato-lanceolatis acutis ecarinatis planis in margine undulato denticulato — scabris ceterum glahris, scapo nudo tereti, spatha brevi marcescente trifida, umbella capsulifera densa multiflora convexa, perigonii laciniis lineari- . oblongis obtusis, filamentis ima basi inter se connatis valde dila- tatis pyramidalibus apice subulatis perigonio parum brevioribus. Bulbus? Folia radicalia numerosa ‚lorato-lanceolata, in speci- minibus sponte nascentibus flexuosa, undulata, 6 — 8“ longa, 4 — 5“ lata, in cultis late linearia plana vel vix concava, nec carinata nec canaliculata/ procumbentia, pedem et quod” excedit longa, 6 — 8°“ Jata, in utrisque acuta, margine tenuissime denticulato-scahra, ceterum glabra, glaucescentia. Scapus centralis, nudus, teres, 6 — 15“ altus, crassitie pennae corvinae vel anserinae, superne parum incrassatus. Spatha brevis, membranacea, marcescens, basi simplex superne trifida, laciniis quam radii brevioribus triangularibus patentibus albidis nervoso-striatis glabris. Umbella multiflora, densa, 30 * 236 convexa, 50-radiata, radiis inaequalibus omnibus adscendentibus vel praesertim fructiferis striete erectis teretibus glabris infra florem subincrassatis. Flores fragrantes. Perigonium ad basin usque sex- partitum, persistens; foliola horizontaliter patentia, tandem reflexa, lineari-lanceolata obtusa integerrima glabra albida vel violacea, basi et extus rubro-suffusa et linea dorsali virente percursa, plana vel apicem versus parum concava. Stamina basi corollae inserta, per- sistentia, petalis parum breviora, patentia; filamenta ima basi inter se connata, valde dilatata et incrassata, superne attenuata (tria ovarii dissepimentis opposita parum latiora), glabra, atropurpurea; antherae dorso affixae, oblongo-ellipticae, obtusae, basi emarginatae, atropur- pureae, antice quadriloculares, polline laete viridi fareiae. Ova- rium superum, depressum, obtuse triangulare angulis rotundatis, sex- sulcatum, glabrum, nitidum, atrovirens vel nigricans, triloculare, ovu- lis 4 — 6 biseriatis in quovis loculo. Stylus erectus, cylindricus, glaber, purpureus, stamina -parum superans, persistens, stgmate in- conspicuo obsolete tridentato albido. Capsula parva, pergamena, {risperma, seminibus obovatis, testa rugosa atra. ° Orescit in Palaestina. prope Hebron. Floret Martio. (Iter Schubert). v. v. ets. 2%. Erplicatio Tab. 4. 1. Planta sponte‘nascens. 2. Eadem in horto culta. 3. Flos äuctus. 4. Idem a vertice. 5. Pistillum, a. 6. Ovarium transversim disseetum, a. 6. Allium Erdelii Zuccar. Tab. 5. Allium bulbo simplici, folis duobus vel tribus.linearibus acutis concavis glabris vel tenuissime ciliatis,. scapo centrali tereti . glabro, umbella capsulifera 15 — 30 -flora fastigiata pedun- culis inaequalibus, spatha brevi membranacea tri - quadrifida, petalis oblongo -lanceolatis obtusis saepius crenulatis glahris, staminibus inter se liberis petala superantibus subulatis. 237 Bulbus simplex, magnitudine nucis Avellanae, Fol 2— 3, Ii- nearia, acuta, integerrima, -canaliculata absque carina subtus promi- nente, glabra vel passim pilosa et eiliata, glaucescentia, 8— 12“ longa, 3°“ cireiter lata. Caulis basi tantum foliosus, sursum nudus, teres, glaber, erectus, 6 — 12“ altus, penna corvina tenuior. Spatha brevis, membranacea, arida, sordide albida, basi indivisa sursum tri- vel quadrifida laciniis. lanceolatis acutis, nervo distineto pereursis patentibus. Umbella 10 — 30-radiata, fastigiata, radiis omnibus erectis inter se inaequalibus teretibus glabris, longioribus 18, bre- vioribus 8— 10“ longis apice non inerassatis. Flores inodori, magnitudine et figura eorum All“ striati. Perigonium hexapetalum, inferum, persistens; petala oblongo-lanceolata, obtusa et apice ple- rumque irregulariter crenata ceterum integerrima, glabra, erecia vel erecto-patentia, ex albo pallide flavescentia et nervo.medio satura- tiori percursa, basi virentias, interiora tria parum angustiora et |lon- giora. Stamina sex, hypogyna, inter se omnino lihera, petala su- perantia; filamenta striete erecta, subulata, erassiuscula, glahra, fla- vescenti-alba, alterna (loculis opposita) parum breviora; untherae dorso aflixae, oblongae‘, antice quadriloculares loculis longitudi- naliter univalvibus, aureae. ‘Ovarium. glohoso-subtrigonum angulis rotundatis, obsolete sexsulcatum, glabrum, pallide virens, triloculare, ovulis duobus erectis in quovis loculo. Stylus erectus, eylindricus, strietus, glaber, albidus, stamina longiora aequans vel denique su- perans; stigma distinete capitato-inerassatum, hreviter trilobum. laci- niis erectis conniventibus albis. Crescit in Pulaestina prope Hebron. Floret Aprili. (liter Schubert). 2. Erplicatio Tab. 3. Fig. 1. Flos. 2. Petalum. 3. Genitalia. 4. Stamen a facie et a dorso. 5. Pistillum. 6. Ovarium a vertice, resecto stylo. 7. Idem transversim dissectum, omnia aucta. 238 ‚Allio' striato Jacg! et iodoratissimo .Desf. ex divisione Ornitho- galodeorum' proximum' sed’ ab utroque staminibus exsertis .diversum, Variat foliis glahris vel tenuiter pubescentibus et eiliatis. In specimini= bus 'sponte nascentibus scapi saepius gemini ex uno bulbo, humiliores, folia angustiora et breviora, umbellae divitiores 30 — 40 -radiatae. 7. Puschkinia libanotica Zuccar. . P. foliis radicalibus geminis altero latiori, scapis uni — quinque- floris, eorollae campanulatae corona urceolata 12-dentata, dentibus alternis sex simplieibus facie antheriferis, reliquis sterilibus bifidis, antheris dentes aequantibus. Bulbus simplex, tunicatus, magnitudine nucis Juglandis minoris, Folia radicalia plerumque duo, subopposita, exteriori latiori lineari- lanceolato 'obtuse: euspidato, integerrima, glabra, plana, 'scapum aequantia. Scapi teretes, erecti vel’ nutantes, solitarii, glahri, spithamei , uni — quinqueflori, floribus in racemum simplicem se- cundum dispositis; pedunculi florem subaequantes, filiformes, glabri, ex axilla bracteolae minutissimae. ‘Flores quam‘ in P.'seilloide di- midio majores. Perigonium inferum, persistens, campanulatum tubo ureeolato limbo sexfido ejusdem longitudinis,. laciniis aequalibus li- neari-oblongis obtusis integerrimis glabris ex albo coerulescentibus et nervo medio coeruleo percursis erecto - patentibus. Corona $. nectarium (tubus e filamentis connatis ortus) urceolatum, perigonü tubo adnatum, superne liberum ibique duodecimfidum laciniis alternis parum brevioribus ‚simplicibus lanceolatis acutiuseulis antheriferis, alternis profunde bifidis sterilibus, omnibus glabris albidis; untherae in laciniarum fertilium facie antica sessiles easque aeque ac steriles aequantes, medio dorso aflixae, lineari- oblongae, acutiusculae, basi bifidae, antice quadriloculares. Ovarium superum, oyato - globosum basi attenuatum et quasi substipitatum, totam tubi perigonii cavitatem replens, glabrum, triloculare, ovulis pluribus in quovis loculo bise- Kr % 239 riatis. Stylus simplex, teres, erectus, strietus, glaber, stamina su- perans, stigmate obsolete tridentato. Orescit in ümbrosis subalpinis montis Libanon. Floret initio Maji. (Iter Schubert). %. v. s. Die corona oder das nectarium von, Puschkinia entsteht offen- bar aus den verwachsenen, an der Spitze 2 oder 3spaltigen Staub- faden. Bei unserer Art sind diese dreispaltig und die Authere sitzt an der Innenseite des mittleren Lappens, aber nicht an seiner Spitze. Bei P. scilloides dagegen fehlt der Mittellappen und die Anthere sitzt im Winkel der beiden Seitenlappen. Darum ist auch die Definition der letzteren auf nachstehende Weise zu ändern: P. scilloides Adams. - P. foliis radiealibus geminis altero latiori, scapis 3— 12-Noris, corolla campanulata, corona urceolata sexdentata dentibus: bifidis, antheris in dentium angulis sessilibus corona 'multo brevioribus. Crescit in jugis subalpinis montis Ararat. X. v. v. et s. BROMELIACEAE LINDL. HECHTIA KLOTZSCH. Dioecia Hezandria Linn. Syst. ser. Character differentialis. Dioiea. Flores masculi nondum observati. Floribus foemineis perigonium semiinferum , duplex, utrumque regulare, tripartitum ; exterius calyciforme, interius- corollinum, calycem aequans vel superans. Stamina abortiva sex ex inferiore perigonii parte. Ovarium semi- superum, triloculare loculis pluriovulatis.' Stylus’ nullus, stigmata tria,. subulata, recurvata, Ruperge papillona, persistentia. Fructus desideratur. 240 Character naturalis. Flores masculi desiderantur. Floribus foemineis perigonium semiinferum, duplex, persistens; exterius calycinum tripartitum laci- niis inter se aequalibus ovatis acutis integerrimis ‚villosis virentibus erectis, interius corollinum laciniis aequalibus teneris ovatis integer- rimis conniventibus calycem aequantibus vel eo longioribus. Stamina sex ex inferiore perigonii parte, abortiva, filamentis subulatis, unthe- rarum rudimentis erectis anticis subsagittatis. Ovarium semisuperum triangulare, villosum, triloculare loculis multiovulatis, ovulis in infe- riore loculorum parte ex angulo centrali, biseriatis anatropis erectis. Stylus nullus; stigmata tria, subulata, superne papillosa, recuryata, persistentia. Capsula desideratur. Habitus. Plantae perennes, polycarpicae, acaules; radices nu- merosae, fibrosae, simplices; folia omnia subradicalia vel e trunco - brevissimo, in comam densissimam congesta, basi dilatata arcte sibi invicem adpressa, sursum horizontaliter patentia vel reflexa, rigida, linearia, longe acuminata, spinoso-dentata dentibus rectis vel vario modo curyatis corneis albidis, sinubus inter eos rectis, Ccarnosa, superne lucida, glabra, subtus nervis plurimis parallelis striata et furfuraceo-tomentosa. Scapi laterales, axillares, solitarii, teretes, bracteis seu foliis abbreviatis adpressis obsessi, tri— sexpedales. Spica terminalis, composita, interrupta, multiflora, spiculis vel alternis vel ternis glomeratis ex axilla bractearum, floribus inconspicuis dioi- cis glabris vel lana invokutis albidis. Statio et habitatio. Tres species hucusque cognitae imperü mexicani regiones calidiores incolunt. An Bromeliacearum more pseudo-parasitae ? | 7 8. Hechtia glomerata Zucecar. Tab. 6. H. subacaulis, foliis plurimis in comam densissimam hemisphaeri- cam congestis linearibus acuminatis spinoso-dentatis carnosis su- . 241 perne glabris subtus furfuraceo-tomentosis, spica composita interrupta, rachi dense lanata, spiculis ternis sessilibus 'glomerais 13 — 20- floris, ‚corolla calyceım aequante, stigmatibus inclusis, ’ yeeı q 8 Dasylirion pitcairniaefolium FULEaR in Otto ullg. Gartenzeitung VI. n. 33. p. 258. ‚ Radix primaria nulla, secundariae plurimae, simplices, fihrosae perpendiculares, albidae. Trunceus brevissimus, pugno erassior, cy- lindricus, simplex, raro ex ima parte turiones emittens, perennis Folia numerosissima, in comam densissimam spiraliter congesta, sessi- lia, basi dilatata ovata glabra nervosa sibi invicem arcte adpressa, deinde patentia vel recurvata, linearia, apicem versus attenuata, sub- trigona et acuta, margine remote spinoso- dentata, spinis 6 — 10”, distantibus rectis vel vario modo curvatis osseis planiusculis in mar- gine superiori lanatis ceterum glabris albidis apice fuscescentibus, sinubus inter eos rectilineis, superne glahra, lucida, laete viridia, plana vel mutua pressione vario modo iniqua, subtus. convexa ecari- nata, nervis parallelis vel marginalibus in spinarum basin adscendentibus numerosis valde approximatis virentibus percursa et in sulcis inter hos.lana brevissima furfuracea albo-tomentosa, carnosa, 6 — 10 li- neas lata, 18 — 24“ longa, per plures annos vigentia. Scapi ex axillis foliorum anni praecedentis laterales, plerumque solitarii, brevi tempore in altum evecti, basi adscendentes et foliis abbreviatis vagi- nantibus subdistichis dense vestiti, sursum ereeti, tri—qüinquepedales, teretes, crassitie pennae cygneae vel digiti minoris, solidi, Bracteis alternis lanceolatis acutis integerrimis primum yirentibus denique ari- dis fuseescentibus arcte adpressis obsiti. Spica in apice caulis com- posita, interrupta; spiculae plerumqgue ternae ex axilla bracteae, sessiles, glomeratae; intermedia breviter eylindrica, pollicem et quod excedit longa, laterales hreviores subglobosae; hracteae ovatae, longe euspidatae, integerrimae, aridae, spicis breviores; rachis lana sordide Abhandlungen der II.Cl. d. Ak. d. Wiss. IIT. Bd. Abth. I. 31 242 ex 'albo'virente dense tomentosa. Flores singuli in rachi sessiles eique arcie adpressi dense imbricati, inconspicai, paucas’ horas taıl- tum aperti, floribus Veraltri albi häud dissimiles sed duplo fere minores, lana involuti, bracteola suflulti ovata cuspidata integerrima arida ealyce breviore. Calyx, perigonium exterius, basi ovario adnatus profunde tripartitus lacinia altera antica, omnibus ovatis’acu- tis integerrimis erectis subcaruosis virentibus sed lana derasili dense obtectis indeque sordide albido-fusestentibus persistentibus. Corolla, perigonium interius, basi ovario adnata, tripartita; ‚laciniae ovatae, acutiusculae, integerrimae vel crenulatae, tenuiter radiatim 'venosae, glabrae, albae, aestivatione convolutiva, calycem subaejwantes, erec- tae, demum märdescentes. Staminum rudimenta sex perigonio af- fixa ejusque laciniis opposita, ovario' breviora; filamenta erecta,- subulata, teretia, glahra, alba; antherae abortivae minimae, erectae, ovalo-bhlongae, basi cordato-sagittatae, albae. Ovarium semisupe- rum, ovato-obtuse trigonum, dense furfuraceo-Janatum, triloculare; locula multiovulata, ovulis biseriatis placentae in angulo centrali prominulae affıxis, erectis obovatis compressiuseylis crista in latere exteriori ab hilo ultra verticem producta auctis. Stylus mullus.' Stigmata tria, suhulata, crassa, subtus calva, supra papillis albidis dense obsita, patentia, demum erecto-conniventia. Fructus desil' deratur. Creseit in’ imperü mexicani, regionibus calidioribus unde.vivam , misit el. de. Karwinski. . , Floret. in tepidarüs, nostris Julio. %., Gaxo). ‚ibiloe „eino ih a Explicatio Tab. 5. ie Fig. 1. Alabastrum eum bractea, a. 2. Flos apertus, a. 3. Co- rolla, resectocalyce, 4. Petalum. 5. Pistillum cum stami- nibus ahortivis, resecto ‚perigonio. 6. Ovarium longitudina- liter disseetnm, omnia aucta. 7. Ovulum, magis auctuin. 8. Partium floris dispositio. ee De 243 Die Gattung Hechtia wurde 1835 von Hrn. Dr. Klotzsch.in Otto's allgem. Gartenzeitung. Jahrg. 3. n. 51. p: 40 T'nach leben- den Exemplaren aufgestellt, welche aus von Deppe in Mexiko gesammelten Samen im botanischen Garten zu Berlin erzogen wor- den waren. Der zum Charakter der Gattung benützte Stock war ebenfalls ein Weibchen, gehörte aber einer andern Species an, welche sich von der unsrigen n leicht durch nachstehende Merkmale unterscheidet: H. stenopetala Klotzsch. H. foliis linearibus spinoso-dentatis, floribus in spieam compo- sitam dispositis, rachi 'nuda, spieulis solitariis eylindrieis, corolla calycem dimidio superaute, ‚stigmatibus exsertis. Wir können diese Definition mit Sicherheit nach Blüthenzwei- gen geben, welche uns Herr Dr. Klotzsch selbst gefälligst milge- theilt hat. Seitdem hat der Berliner Garten noch ‘zwei Arten von Hechtia erhalten, deren eine mit unserer Pflanze identisch zu seyn scheint. Die Gattung hat demgemäss mindestens bereits 3 Species. Ueber ihre Abweichungen von den übrigen Gattungen der Bro- meliaceen hat ebeufalls Herr Dr. Klo’z;ch bereits sich hinreichend. ausgesprochen. Nur in Beziehung auf die Verwandtschaft der Fa- milie möchte ich mir noch die Bemerkung erlauben, dass die Bro- meliaceen gewiss den Palmen näher stehen, als den Orchideen und Seitamineen, an welche man sie gewöhnlich anschliesst. Sie ge- hören wenigstens sicher in die aufsteigende Reihe der Monocoty- ledonen, welche mit den Gräsern beginnt und mit den Palmen ab- schliesst: ; en Dass ich im Jahre 1838 noch Hechtia mit Dasylirion verei- 31* 244 nigte, wird in dem unvollständigen Material wohl seine Entschul- digung finden, um so mehr, da ich wenige Wochen später (allg. Gartenz. 1838. n. 38. pr. 303) den Irrihum selbst rügte. LABIATAE JUSS. 9. Salvia rugosissima Zuccar. Tab. 7. S. (Plethiosphace) caule herbaceo hirsuto, foliis petiolatis pin- natisectis, segmentis linearibus obtusis crenatis bullato-rugosis- simis et praesertim subius tomentoso-hirtis patentibus inae- qualibus, floralibus minimis sessilibus ovato-rotundatis cus- pidatis calycibus multo brevioribus, racemis ramosis, verti- cillastris 6 — 10 - floris distantibus, calycibus obovatis pilis longissimis hirsuto-lanatis, labio superiore obovato rotundato recurvo-patente dentibus parvis conniventibus, corolla calyce duplo longiore, connectivis postice deflexis clavatis trunca- tis extremitate callosa connexis, Herbacea, perennis. Caulis erectus, obtuse tetragonus, pilis longis albis villoso-hirtus. Folia decussata, inferiora petiolata pe- tiolis brevibus e basi subvaginante semiteretibus canaliculatis, supe- riora sessilia, eircumscriptione oblonga, pinnatisecta; segmenta line- aria et vix duas lineas lata, in rachi -decurrentia, irregulariter cre= nulata et undulata, bullato-rugosissima, superne virentia subtus prae- sertim in nervis_primariis pilis longis albis tomentoso-hirta, distan- a, patentia, decrescentia, inferiora pollicaria, summa 2 — 3“ longa. Bracteae s. folia floralia minimae vix pedicellos superantes, sessi- es, e hasi cordata ovato-suborbiceulares cuspidatae integerrimae, 245 superne glabrae, margine et subtus hirsutissimae, Racemi hasi ramosi, superne simplices, 4 — 6 pollices longi, erecti, stricti; verticillastra. distantia, 6 — 10 in quovis racemo, plerumque sex- flora; pedicelli erecto-patentes, teretes, hirsuti, vix 2’ Jongi. Ca- Iye hypogynus, persistens, obovato-campanulatus, utrinque pilis longissimis strietis albis hirsuto-lanatus et extus glandulis minutis substipitatis globosis aureis adspersus, membranaceus, nervosus, reticulato-venosus, profunde bilabiatus; labium superius obovato-ro- tundatum, tridentatum, dentibus brevibus acutis conniventibus, pa- tens, supra concavum et bisuleatum; inferius parum longius, bifi- dum, Jaciniis rectis oblongo-lanceolatis acutis mucronatis. - Corollue (violaceae?) tubus basi cylindrieus, sub fauce parum ampliatus, in- tus exannulatus, utrinque glaber, rectus, calyce longior; lahium superius longitudine fere tubi, oblongum, obtusum, emarginatum, fornicato-concavum, dorsö tenuissime pubescens; labium inferius brevius trifidum, laciniis lateralibus ovatis obtusis patentibus, media longiori deflexa spathulata rotundata vet leviter emarginata. ‚Sta- mina fertilia 2 inferiora, absque sterilium rudimentis; fllamenta fauci corollae aflixa, brevia, inclusa, teretia, glabra; antherae dimidia- tae; connectiva elongata, linearia, {ransverse cum filamento artieu- lata, antice intra labii superioris cavitatem adscendentia et apice loculum unicun oblongum bivalvem gerentia, postice deflexa, cla- vato-incrassata, truncata et apice inter se connexa. Ovarium disco brevi subelavato antice glandulifero insidens; quadrilobum. Stylus filiformis, glaber, adscendens, stamina superans,, stigmate bipartito, laciniis fillformibus revolutis inter se inaequalibus. Nuculae obo- vatae , glabrae. Crescit in Palaestina prope Hierosolyma, Hebron alibıque.- Floret Majo. (Iter Schubert.) %. 246 Explicatio Tabulae 7. Fig. 1. Flos. ?. Calyx a ventre. 3. Idem a dorso visus. 4. Pars corollae cum staminibus. 5. Styli pars superior, omnia vario modo aucta. Am nächsten ist diese Art der Salvia ceratophylloides Linn. und controversa Ten. verwandt, von ersterer aber durch die schma- len starkzottigen Blatilappen, von letzterer durch die viel grösse- ren Blumen verschieden. Ausser derselben verdanken wir der Schubertschen Reise noch die schönen Salvia indica L. vom Anti- libanon, Damaskus und Balbek, S. Moluecellu Benth. aus Palästina, Sibthorpü L. von Subea, syriaca L. von Jerusalem und Salvia de- serti DeCaisnes vom Vadi Scheich. 10. Moltkea libanotica Zuecar. Tab. 3. I. M. caule herbaceo uti tota planta sericeo-cano, foliis oblongo- lanceolatis aculis subsessilibus, spieis terminalibus numero- sis brevibus glomeratis, corolla calyce dimidio longiore, nu- culis muricato-verrucosis. Caulis herbaceus, teres, simplex, ereeius, crassitie pennae an- serinae, in spece. nostiis 6 — 8” longus. Folia radicalia non ob- servata; caulina alterna, inferiora in petiolum satis longum decur- rentia, superiora sessilia, oblonga vel oblongo-lanceolata acuta in- tegerrima, utringue ut tota planta pilis albis adpressis sericeo-ca-, nescentia, 2— 3” longa, S— 12°‘ lata, summa approximata, lan- ceolata, vix pollicaria. Stipulae nullae. Spicae scorpioideae in apice caulis numerosae, approximatae et in corymbi speciem dense congestae, terminalis bifida, Jaterales simplices, omnes vix pollice longiores, ebracteatae. Flores secundi, biseriati, breviter pedunculati 247 pedunculis 2— 3 lineas Jongis teretibus hirsutis plerumque ebracteatis, rarius bractea lineari-lanceolata acuta integerrima hirta ipsos supe- rante sufulis. Calyx hypogynus, persistens, quinguepartitus, la- einiis lineari-oblongis obtusis integerrimis hirtis erectis quam corolla brevioribus. Corolla calyeis fundo affıxa, gamopetala, coerulea, glabra, tubo eylindrico calycem aequante, Jlimbo ampliato urceolato quinquefido ‚laciniis ovato-deltoideis acutiusculis erecto — patentibus,. fauce intus squamulis seu fornieibus quingue parvis cum staminibus alternantibus deltoideis barbulatis: aueta. Stamina quinque, eorollae fauei alfıxa et cum ejus lacinüs alternautia; filamenta: filiformia, glabra, erecta; wntkerae oblongae, utrinque obtusae, dorso affıxae, antice quadriloculares. Ovarium quadrilobum, glahrum. Stylus simplex, filiformis, striete erectus, glaber, exsertus, staminibas brevior, stigmate truncato. Nuculae quatuor, ovato-subtrigonae , muricato-verruculosae , brunneae. Crescit in montis Libanon cedreto. Floret initio Maji. (Iter Schubert.) 2. Explicatio Tab. 3. II. Fig. 1. Flos, a. 2. Corolla. 3. Eadem disseeta, staminuni in- sertionem et squamulas monstrans. 4. Nuculae cum stylo, Omnia aucta. j 11. Vinca libanotica Zuccar. Tab. 8. V. foliis ovatis vel ovato-Ianceolatis utrinqgue attenuatis integerri- mis glabris, petiolis .eglandulosis, calycis laciniis linearibus acutis glabris tubo corolino dimidio brevioribus, corollae fauce nuda, laciniis inaequilateris dimidiato-rhombeis acutis. 248 x Caules plures prostrati vel repentes, rarius adscendentes, sub- tetragoni, herbacei, basi squamis nonnullis aridis muniti, sursum foliosi, 12 — 18” longi. Folia decussata, bi-vel triennia, 'basi in petiolum brevem vix 3° Jongum attenuata, ovata vel ovato-oh- longa, acuta, integerrima, utrinque glabra, nitida, laete virentia, coriacea, nervo medio subtus prominente percursa, pollicem et quod excedit longa, 6—8 lineas lata. Stipulae nullae. Peduncul ‚axillares, solitari, uniflori, sesquipollicares, teretes, stricti, gla- bri, ebracteati. Calyx hypogynus, ad basin usque quinquepartitus, persistens; laciniae lineares, acutae, integerrimae, corollae tubo adpressae eoque dimidio breviores, inter se subaequales, virentes. Corolla gamopetala, imo calyei aflixa, decidua, lilacina; tubus ey- lindricus vel subelavatus, extus glaber, fauce nudus, intus pube- scens et deorsum pilis rigidis retrorsum spectantibus dense barba- tus, ealycem dimidio superans; limbus quinguepartitus, laciniis ho- rizontaliter patentibus inaequilateris dimidiato-rhombeis acutis inte- gerrimis glabris longitüdine tubi, asstivatione contortis. Stamina tubo corollae affıxa, inclusa; filamenta hrevissima, antherae erec- tae, ovatae, antice quadriloculares. Ovaria duo, supera, sessilia, ovato-oblonga, glahra, unilocularia, multiovulata; siylus simplex teres , clavatus , glaber, stigmate incrassato peltato-pyramidato. Fruetus desideratur. Oreseit in subalpinis umbrosis, v. g. in cedreto montis Liba- non. Floret initio Maji (Iter Schubert). 2. Die blaublühenden Arten der Gattung Vinca lassen sich da- durch bequem in zwei Abtheilungen bringen, dass bei zweien der- selben die Blattstiele oberhalb der Mitte mit zwei Drüsen hesetzt sind, welche den übrigen fehlen. Erstere sind Vinca major und minor L., letztere V. herbacea W. K. und unsere neue Art. Diese hat überhaupt mit- V. herbacea die meiste Aehnlichkeit, unterschei- 249 det sich aber sehr leicht durch die breiteren und grösseren Blätter, die längeren bis zur Hälfte der Blumenröhre reichenden Kelch- lappen, die halbrhombischen spitzigen Blumenlappen und durch die doppelte Grösse der. Blumen überhaupt. Wir fügen die veränderte Definition von V. herbacea bei: V. herbacea Waldst. ee Kit. V. foliis lanceolatis acutis integerrimis glabris, petiolis eglan- dulosis, calycis laciniis linearibus acutis glabris corollae tubo plus- quam duplo brevioribus, corollae fauce barbata, laciniis trapezifor- mibus obtusis. Loranthaceae Dor. 12. Loranthus Acaciaue Zuccar. Tab. 2. UII.: L. (Symphyanthus DC.) caule tereti, foliis suboppositis petiola- tis obovatis vel obovato-ohlongis rotundatis integerrimis co- riaceis glabris glaueis ‚ floribus axillaribus ternis — septenis breviter pedunculatis, bractea unica laterali, calyce brevi- ter quinquedentato, corolla regulariter quinquefida, tubo eylindrico extus decemgibboso gibbis biseriatis, intus cristis longitudinalibus. quiuque scalaribus notato, laciniis linearibus revolutis, antheris basifixis: lineari-oblongis antice quadri- locularihus. . Caulis lignosus, ramis teretibus crassitie pennae anserinae, eortice glabro e cinereo-fuscescente lenticellis albidis adsperso, ligno durosalbido. Folia subopposita, hreviter petiolata, petiolo basi articulato tereti glabro 4’ longo, obovata vel obovato-elliptica, obtusa vel rotundata, integerrima, glabra, nervis lougitudinalibus Abhandlungen d. II. Cl. d, Ak. d. Wiss, III. Bd. Abth.I. 32 250 \ parallelis vix prominentibus 3— 3 pereursa, coriacea, glauca, 14 — 2 pollices longa, 6— 10 lineas lata. Stipulae nullae. Flores axillares terni, quini vel septeni; pedunculi breves 3 — 2‘ longi, tri-vel abortu bi- vel uniflori, teretes, glahri; pedicelli uniflori, bracteolis duabus minimis sufulti, subelavati, 2 — 3 lineas: longi. Bractea basin calyeis amplectens solitaria, unilateralis, ovata, obtusa, irregulariter fissa, coriacea, glabra. Calyx cum ovario connatus, urceolatus , irregulariter quinquedentatus vel truneatus, glaber, persistens. Corolla calyci ‚aflixa, gamopetala , decidua, coc- einea, coriacea, crassa, sesquipollicaris , aestivatione valvata; tubus eylindricus vel apicem versus parum angustatus, subpentago- nus, recius, exius tuberculis decem hemisphaericis obsitus, quo- rum quingue in basi tubi in orbem positi limbi laciniis oppositi, re- liqui quinque ad basin laciniarum cum iisdem alternantes; intus cris- tis quinque longitudinalibus a filamentorum basi decurrentibus sca- laribus carnosis et in fundo tubi in fornices totidem oblongos desi- nentibus auctus; limbus quinquefidus longitudine tubi, Jaciniis linea- ribus acutiusculis integerrimis margine parum erassiore, inter se subaequalibus glabris : primum erectis.; demum ‘revolutis. Sta- mina quingue, corollae tubo ad basin laciniarum affıxa, his oppo- sita et vix breviora, erecta et in tubum cylindricum conniventia; filamenta stricta, compressiuscula, glabra; antherae hasi aflıxae, lineari-oblongae, acutiusculae, erectae, antice quadriloculares, lo- eulis duobus interioribus basi magis prodastis.. Ovarium calyei in- natum, uniloculare, uniovulatum ,. ovulo pendulo. ‚Stylus cylindri- cus, rectus, glaber, stamina superans, stigmate incrassato capitato leviter quinquesulcato glabro. Fructus desideratur. Creseit in Palaestina prope Jericho, parasitica in. Acacüs et in Rliamni specie non satis nolta. - Floret initio Apriki (liter Schubert). %. * 251 Erplicatio Tab. 2. I. 1. Flos’magn. nat. 2. Idem longitudinaliter dissectus ab inius visus. 3. Lacinia corollae cum stamine in eristam scalarem decurrente, a. 4. Ovarium longitudinaliter dissectum, a. 5. Styli pars superior cum stigmate, a. Ä Unsere Art gehört zu der Abtheilung Symphyanthus Decund. $. 2. rigidiflori. Vielleicht ist sie identisch mit dem L. Acaciae niloticae, dessen R. Brown im Anhange zu Oudney’s Reise er- wähnt. Fumariaceae DC. 13. Corydalis triternata Zuccar. Tab. 9. 1. C. radice tuberosa, caule esquamato, foliis biternati-sectis, seg- mentis basi cuneatis rotundatis ineisis, lobis oblongis obtusis, bracieis quam pedunculi brevioribus. Caulis herbaceus, teres, uti tota planta glaber, esquamatus, diphyllus. KFolia alterna, longe petiolata, petiolis tenuibus semite- retibus superne canaliculatis, longitudine folii; Jamina ternatisecta; segmenta longe petiolulata circumseriptione e hasi cordata subor- biceularia iterum ternatisecta; divisiones subsessiles, e hasi Jate cuneata obovato-rotundatae, tri- vel quinquelobae; lobi oblongi vel spathulati obtusi et soepe emarginati. Stipulae nullae. Racemus folia superans, simplex, ereetus, cylindricus, 10 — 15-florus. Bracteae sessiles alternae e basi cuneata obovato-rotundatae, incisae lobis linearibus obtusis vel emarginatis. Pedunculi bractea dimidio longiores, filiformes, stricti, glabri. Flores pollicares; calcar co- nicum, obiusum, curvatum; pelula exteriora aequalia , patentia, sursum et deorsum flexa, subemarginata; interiora erecta spathu- lata, arcte conniventia. Stumina congenerum. Ovarium liueari- KR 2 252 lanceolatum utrinque attenuatum, compressum, glabrum, s£ylo tereii adscendente, stigmate peltato. Habitat in cedreto montis Libanon, ibidem a clarıss. Dr. Roth et Erdl initio Maji florens lecta. (Iter Schubert). %. - 14. Corydalis Erdelii Zuecar. Tab..9. Il. C. radice? caule esquamato diphyllo, foliis oppositis glaueis subsessilibus ternato-sectis, segmentis longe petiolulatis tri- quingue (raro novem-) parlitis, laciniis elliptieis, oblongis vel linearibus acutiusculis integris bifidisve, bracteis ovato- oblongis acutiusculis integerrimis. Radix tuberosa? Caulis herbaceus, simplicissimus, erectus vel in parte inferiore subterranea adscendens et fibrillis tenuibus dense vestitus, superne uti tota planta glaber. Folia caulina duo, oppo- sita, sessilia vel brevissime petiolata, ternato-vel rarius binato-secta; segmenta longe petiolulata petiolis inter 6 et 12‘ longis teretihus, tri-, quingue-vel novempartita; laciniae, ellipticae, oblongae vel lineares, aeutiuseulae vel obtusae, integerrimae, vel bifidae, glahrae, nervis parallelis pereursae, glaucescentes, ‚mediae plerumque ma- jores. ARacemaus terminalis, simplex, erectus, 10 — 15- florus. Bracteae ovato-ellipticae, acutae, integerrimae, glabrae, glauce- scentes. Pedunculi Siliformes, stricti, patentes, bracteis parum breviores. Hlores 8’ longi; calear,.conicum,.'rectum, obtusum; petala exteriora duo patentia obtusa subaequalia,,interiora breviora arete conniventia. »,Slumöna congenerum. , Ovurium substipitatum , ovato - lanceolatum, compressum. Stylus, filiformis glaber adscen- dens, ovarium aequans, stigmate incrassato, capitato. Crescit floretque cum priore in monte Libanon (Iter Schuber!).%. INDEX ALPHABETICUS IN FASCICULUM QUARTUM. Pag. . Pag. Allium L. Date 5 5 232 Bulbillaria Zuccar. . 4 3 229 „ easpium MB, ; - 235 „» gageoides Zuccar, s 230 „ Erdelü Zuccar. . - 236 Corydalis L. = h - ..-251 „ hirsutum Zucear. - 232 „» Erdelii Zuccar. . . 252 „ odoratissimum Jaeg.- . 238 „»„ triternata Zuccar. 5 251 „ Rothii Zuccar. - . 3 235 Dasylirion Zuccar. . E 221 ,„, Schuberti Zuccar., & 234 ,„ acrotriche Zuccar. . 228 „ sieulum Ucria . ; 235 „ graminifolium Zuccar, 225 „ strietum Desf. . . 238 » longifolium Zuecar. et Karıe. 224 Alyssum sp. .» 2 . b 2323 „ serratifolium Zuecar. et Karıc. 235 Amygdalus arabica Oliv. - 232 Fumariaceae DO. . ER HR 251 Anthericum graecum L. > 232 Gagea bulbifera L.. . & 231 Apocyneae R. Br. . . = 247° „ minim Re S.., . 232 Asperifoliae Juss. . B & 246 Geranium sp. . = y - 2323 Bromeliacene Lindl. . - 239 Hechtia Klotzsch . = - 239 254 Hechtia glomerata Zuccar. .. „ stenopetala Klotzsch * Hordeum bulbosum L. . - Labiatae Juss. . b : Liliaceae Juss. 2 B “ Loranthaceae DC. . 3 Loranthus Acaciae Zuccar. . „, Acaciae niloticae R. Br. Moltkea libanotica Zuccar: . Myosotis n. sp. . NEATE Phlomis n. sp. . W e Pinus bruttia Ten. - s Plantago Lagopus L. . . Puschkinia libanotiea Zuccar, 5 scilloides Adams . . Balmarlaı ce > 2 » eerafophylloides Z. . Pag. 240 243 232 244 229 249 219 250 246 232 232 232 222 238 239 214 244 Salvia L. a - „ eontroversa Ten. . „» deserti Decaisne . „» Horminum L. > » Moluccella Benth, » Sibthorpii L. a = sykaca T. .. E Thlaspi sp. . 2 . Vinca herbacea WK. . » libanotica Zuccar. „ mir ll. . . sy kminorsD. , 7. . Xerotideae et Kingiacene Endl. Yucca aerotriche Schiede graminifolia Zuccar. » longifolia Karw. . „ sertatifolia Karw. ” Pag. 246 246 246 233 246 246 246 232 249 247 248 248 221 223 226 225 225 BR Be Fr a nn ©. 2 2 Fe EEE 7 cc nn - ü E en en « . — us nn nn EEE - BE | I a ROH 5 P/ 72 hr 7) gel mag > DEE > serwoy SAHLNVWOTU rIOnZz MENSA INAPTIV IE WOONZ soprosses VIUVTTILSTILEE OT oe > WERE MOLTKEA Iibanotiea Zuecar. GD-Zueecerene IE ses Paso. IV 55 u ALLIUM S chub ertit Zıirecar. ech een yıllgses Alaese: 3.LT. AL der hun Tab.-+ > Z—— X h S . = y R / 7 r 2) Mais \ ; zu Bo h : 4 _ RL e % y dd (£ Er i / \ { = a a (JR n L x \ Be u 7 8 Y j . 2 \ 2 Ench, U A \ ; ’ SQ P L, v 3 4 m. RL £ . -_ ne aa „zaLbLIUM ‚Rothir Zueecar. @ 53 4 "a Br ATETUM Erdelü Zucecar. 17 En 1 DU AHEE , y ulihemelsung che wink‘ pain *Mlhases Dunst MU HIBCIUTIA glomerata /uccar 7 a Tage = u en er PETETET EN BER IONZ Panouegıy VONIA } - ’ DE IMEDO m ur ES GT ug = R- = zul I rl mega eg I CORYDALIS triternata Zuecar. IE. CORYDALIS Erdelir Zuecar. r &.,# - 4 . „“ . “ _ u . 2 . z 0 . Br‘ Beohachtungen über. den bei der Elektrolyse des Wassers und dem Ausströmen der gewöhnlichen Elektricität aus Spitzen sich entwickeln- den Geruch. C. F. Schönbein. 7% \ 4 EN ich RT LE E N 3 73 DE TRETEN . E DL. - - = rn 2 = z r . = Ir 1 v =, mr er - : D - s y hi - ar e ‘ Pr‘ N % N Be = - « os V°_. r 2 - = * # 7 , - v n 2 , > [5 . - x P { . Pi 4 , 1% t s - ” - n PN, Y UT i ie i ER ENG og : \ n 44 was 1 > RS LEER, . a BR, . Pay 4 ee I PR 95 ‚u “ Hate Nee: er N at ER ER £ x 4 ” f cv ’ ’» Pi. fi 6% 2 ' > N ?2 4 TAB 2 . > f Day Ea. 203 . DIE E ; . = / 2 x Bi x u Beobachtungen über den bei der Elektrolyse des Wassers und dem Ausströmen der gewöhnlichen Elektrieität aus Spitzen sich entwickeln- den Geruch. Von C. F. Schönbein. Seit einer Reihe von Jahren habe ich bei meinen elektro-che- _ mischen Untersuchungen die Gelegenheit gehabt, während der Elektrolyse des Wassers überhalb und in der Nähe der Zersetzungs- zelle einen Geruch zu bemerken, ausserordentlich ähnlich demje- nigen, welcher sich während des Ausströmens gewöhnlicher Elek- trieität aus Spitzen kund gibt. Die völlige Unwissenheit, in der wir uns noch in Bezug auf die Ursache des elektrischen Geruches befinden, und das Aufireten desselben unter scheinbar so verschie- denartigen Umständen, reitzten schon lange meine wissenschaftliche Neugierde, und veranlassten mich, Versuche in der Absicht anzu- stellen, über das räthselhafte. Phänomen auf experimentellem Wege Abhandlungen der II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.I. 33 258 Licht zu verbreiten. Meine Bemühungen waren lange vergeblich, endlich ist es mir aber gelungen, den Schleier, der die fragliche Erscheinung noch deckt, wenn nicht völlig zu lüften, doch etwas zu heben und die Lösung des Räthsels anzubahnen. Was nun zunächst den elektrischen Geruch betrifft, welcher sich während der elektrolytischen Zersetzung des Wassers ent- wickelt, so haben meine Untersuchungen zu folgenden Resultaten geführt. 1) Der eigenthümliche Geruch dauert selbst dann noch fort, wenn die volta’sche Strömung durch das Wasser, d. h. die Elek- trolyse des letziern aufgehört hat. 2) Der phosphorartige Geruch wird nur an der positiven Elektrode entbunden; denn fängt man die aus der Zersetzung des Wassers resultirenden Gase gesondert auf, so. bemerkt man den fraglichen Geruch nur in dem Gefäss, welches den Sauerstoff enthält, keine Spur aber in ' demjenigen, das den Wasserstoff einschliesst. 3) Auch die gemengt aufgefangenen Gasarten besitzen den Phosphorgeruch. 4) Das riechende Princip lässt sich in wohlverschlossenen Flaschen beliebig lange aufbewahren, ob mit Sauerstoff allein, oder mit Knallgas vermengt. 5) Die Entwickelung des riechenden Wesens ist von folgen- den Umständen abhängig: «) von der Natur des Metalls, welches als positive Elektrode dient; 5) von der chemischen. Beschaffen- heit der elektrolytischen Flüssigkeit, und c) von der Temperatur dieser Flüssigkeit oder der positiven Elektrode. Hinsichtlich des 259 unter a) angeführten Umstandes haben meine Versuche gezeigt, dass nur Platin und Gold als positive Elektrode dienend, den Ge- ruch entbinden, nicht aber die leichter oxydirbaren metallischen Körper und Kohle. Bekanntlich verhält sich nach meinen frühern Beohachtungen das Eisen, als positive Elektrode funktionirend, zum elektrolytisch ausgeschiedenen Sauerstof, wie Gold oder Platin; d.h. jenes Metall lässt, wie diese, den Sauerstoff frei an sich auftreten. In Bezug auf dessen Vermögen, das riechende Prin- eip zu binden, unterscheidet sich das Eisen nicht von den oxydir- baren oder sogenannten positiven Metallen. Was den unter 5) bezeichneten Umstand betrifft, so habe ich ermittelt, dass der besagte elektrische Geruch sich enthindet aus destillirtem Wasser, versetzt mit chemisch - reiner, gewöhnlicher und rauchender Schwefelsäure, Phosphorsäure, chemisch- reiner Salpetersäure und einer Reihe von Sauerstoffsalzen. Mit wässeri- gen Lösungen von Chloriden, Bromiden, Jodiden, Chlorwasser- stollsäure, - Bromwasserstoflsäure. und schwefelsaurem Eisenoxydul konnte ich den Geruch nicht erhalten, eben so wenig mit kon- ceutrirter Salpetersäure. Setzt man den wässerigen Lösungen, welche die Entwicklung des elektrischen Geruches zulassen, nur sehr kleine Mengen von salpetrichter Säure oder salpetrichter Sal- peiersäure, von schwefelsaurem Eisenoxydul, Eisenchlorür und Zinnchlorür zu, so entbindet sich auch nicht die ‘geringste Spur des riechenden Prineipes, wie lebhaft auch das Wasser elekiro- lysirt werden mag. In Beiref? einer wässrigen Lösung von Kali habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich aus derselben der Ge- ruch bald entbindet, bald nicht, ohne dass es mir bis jetzt gelun- gen wäre, die Bedingungen zu ermitteln, von welchen das Auf- treten oder Ausbleiben des Geruchphänomenes abhängt. Was den Einfluss betrifft, welchen die Temperatur auf diese Erscheinung ausübt, so zeigt es sich, dass der Geruch nicht auftritt, wenn eine 33 [> 260. Flüssigkeit, welche denselben im kalten Zustande reichlich aus sich entbindet, stark erwärmt is. Bei wieder eingetretener Ab- kühlung kommt jedoch das riechende Princip immer wieder zum Vorschein. Ueber diesen Punkt bemerke ich noch, dass fünf- bis sechsfach mit Wasser verdünnte Schwefelsäure am 'geeignetsten ist, den Phosphorgeruch an der positiven Elektrode zu entbinden: Indessen tritt auch bisweilen der Fall ein, obwohl selten, dass selbst ein solches Gemisch vollkommen geruchlosen Sauerstoff lie- fert. Ich habe allen Grund zu glauben, dass das Ausbleiben des Geruches von irgend einer Unreinigkeit, an der Oberfläche der positiven Gold- oder Platinelektrode herrührt; denn behandelt man letztere mit Salzsäure und spült sie dann mit destillirtem Wasser sorgfältig ab, so findet die Entwicklung des Geruches wieder statt. 6) Werden in eine Flasche, welche mit dem an der positi- ven Electrode entbundenen und elektrisch riechenden Sauerstofl- gas angefüllt ist, nur einige Prisen von Kohlenpulver, Eisen -, Ziuk-, Zinn - und Bleifeile oder von gepulvertem Arsenikmetall, Wismuth und Antimon oder auch einige Tropfen Quecksilber ge- worfen und das Gefäss geschüttelt, so verschwindet der Geruch fast augenblicklich. Eisen und Kohle scheinen denselben am ra- schesten zu zerstören. Eben so wird der Geruch aufgehoben, wenn man erhitztes Platin oder Gold in die Flasche bringt, und auf dieselbe Weise wirken geringe Quantitäten wässriger Lösun- gen von Eisen - und Zinnchlorür, wie auch die von schwefelsau- rem Eisenoxydul und wenige Tropfen von salpetrichter Säure oder salpetrichter Salpetersäure. 7) Hält man nur wenige Augenblicke lang ein Gold - oder Platinblech in ein Gefäss, das unser riechendes Princip enthält, so erscheint das eine und andere Metall elektro - negativ polarisirt, 261 d. h. es hat das Vermögen erlangt,’ mit gewöhnlichem Platin oder Gold in eine leitende Flüssigkeit gebracht einen Strom. zu erre- gen, zu welchem es (das polarisirte Metall) sich als Kathode ver- hält? Damit aber diese Polarisation eintrete, ist erforderlich, «) dass die genannten Metalle die gewöhnliche Temperatur haben, und b) dieselben auch nicht mit der dünsten Feuchtigkeitshülle umge- ben seyen. Heisses Gold oder Platin polarisirt sich eben so we- nig, als vorher in Wasser getauchtes. Zu diesen Polarisations- versuchen dienen mir zwei möglichst vollkommen gleiche Gold- oder Platinstreifen, jeder etwa zwei Zoll lang und % Zoll breit, und mit einem Drahte versehen. Habe ich mich überzeugt, dass ein solches gleichartiges Streifenpaar in schwach gesäueries (durch Schwefelsäure) oder auch in reines Wasser getaucht und durch dessen Drähte mit dem Galvanometer verbunden, keinen Strom erzeugt, so nehme ich einen dieser Streifen, trockne ihn und halte denselben in eine das riechende Princip enthaltende. Fla- sche. Je nachdem letzteres in grösserer oder geringerer Men- ge im Gefässe sich vorfindet, das heisst je nachdem der Ge- ruch stärker oder schwächer ist, und je nach der Dauer der Im- mersion des Metalles, erhalte ich bei der Verbindung des letzte- ren mit dem Galvanometer eine grössere oder kleinere Ablenkung der Nadel in negativem Sinne. Nicht selten betrug die Abwei- chung bei fünf Sekunden lang dauernder Immersion des Platins 170— 180°; ja unter denselben Umständen wurde mir einigemal die Nadel im Kreise herumgetrieben. Die hiehei erhaltenen Ströme sind indessen von so kurzer Dauer, dass sie für nur augenblick- liche gelten können. Was die Metalle betrifft oxydirbarer als Pla- tin oder Gold, so habe ich bis jetzt nur bei dem Kupfer das Ver- mögen angetroffen, sich durch das riechende Princip negativ pola- risiren zu lassen. Im Vergleich mit den edlen Metallen besitzt je- doch das Kupfer diese Fähigkeit nur in einem geringen Grade. 262 Mit Silber habe ich noch keine Versuche angestellt, ohne Zwei- fel wird es sich aber, wie das vorletzt genannte Metall verhal- ten. Noch finde ich nötbig, hier zu bemerken, dass das von mir bei meinen. Untersuchungen gebrauchte Galvanometer über zweitausend Drahtwindungen hat. 8) Der polare Zustand des Goldes und. Platins dauert, wenn diese Metalle in gewöhnlicher Luft liegen, einige Zeit au; -ich bemerkte denselben noch, wiewohl geschwächt, nachdem die po- larisirten ‚Streifen mehrere Stunden der Atmosphäre ausgesetzt ge- wesen waren. 9) Wird ein polarisirter Platinstreifen nur wenige Sekunden lang in eine Atmosphäre von Wasserstoffgas gehalten, so verliert er dadurch sein elektromotorisches Vermögen. Es ist jedoch, da- mit das Metall depolarisirt werde, durchaus erforderlich, dass des- ‘sen Verweilen in besagter Gasart nicht zu lange und nicht zu kurz sey; denn ist ersteres der Fall, so erscheint das Platin positiv, wenn letzteres noch eiwas negativ. Nicht bis zur Rothgluth ge- hende Erhitzung hebt den polaren Zustand des Platins und Gol- des ebenfalls auf. 10) Auf‘ electrolytischem Wege erhaltener ‘Sauerstoff, der durch die unter 5) angeführten Mittel seines elektrischen Geruches beraubt worden), hat das Vermögen, Gold und Platin zu polarisi- ren, gänzlich verloren, und verhält sich in volta’scher Beziehung eben so indifferent, als der auf dem gewöhnlich chemischen Wege gewonnene. Polarisations- und Geruchserscheinungen, veranlasst durch die gewöhnliche Maschinenelektricität, 11) Hält man einen Gold- oder Platinstreifen von reiner Ober- 263 fläche gegenüber der stumpfen Spitze eines beliebigen Metalldrah- tes, der mit dem ersten Conductor einer wirksamen gewöhnlichen Elektrisirmaschine in Verbindung steht, in der Entfernung von et- wa einem Zolle, so reichen wenige Umdrehungen der Scheibe hin, um die Metallstreifen merklich negativ zu polarisiren. Wenn ich abwechselnd beide Seiten eines solchen Streifens während dreissig Umdrehungen der Wirkung des elektrischen Büschels aus- setzte, und die ausströmende Spitze aus Messing bestand von zwei Linien Durchmesser, so erlangte der Streifen das Vermögen, die Nadel meines Galvanometers im Mittel um 60° in negativem Sinne abzulenken; 60 Umdrehungen veranlassten unter sonst gleichen Umständen eine Abweichung von 90°. Bestand das ausströmende Metall anstatt der erwähnten Messingspitze aus einem Goldstreifen, so polarisirten dreissig Umdrehungen den Platinstreifen so stark, dass derselbe die Nadel um 180° abzulenken vermochte. Die unter diesen Umständen erzeugten Ströme sind ebenfalls von so kurzer Dauer, dass man sie für augenblickliche ansehen kann. Un- ter den Metallen, die oxydirbarer sind, als Gold und Platin, ist es mir nur mit Kupfer gelungen, demselben einen schwachen Grad von negativer Polarität durch die gewöhnliche Elektricität zu er- theilen. 12) Platin und Gold werden ebenfalls negativ polarisirt, wenn man dieselben einer die negative Elektricität ausströmenden Spitze gegenüber hält. 13) Platin durch die eine oder andere Elektrieität negativ polarisirt, verliert seine ungewöhnliche elektromotorische Kraft da- durch, dass man es auf einige Augenblicke in eine Atmosphäre ‚von Wasserstoffgas hält, und es gilt in Bezug auf diese Depola- risationsweise ganz dasjenige, was unter 9) bemerkt worden ist. 264 Die Polarität des Metalles wird ebenfalls durch Erhitzung: auf- BEMaREN, Hs 14) Wird das Platin - sole Goldhlech mit dem Condaetorss in unmittelbare Berülrung gesetzt, d. h. dienen diese Metalle selbst als ausströmende Spitzen, so wird in denselben der -polare Zu- stand. nicht hervorgerufen, wie lange man: sie auch die Function der Ausströmung verrichten ‚lässt. 15) Befinden sich die Platin - oder Goldstreifen in erhitztem Zustande, während der elektrische Büschel auf sie spielt, so wer- den sie. eben. so wenig, polarisirt, als wenn dieselben mit einer auch noch so dünnen Wasserschichte umhüllt sind. 16): Sind die ausströmenden Spitzen erhitzt oder mit einer wässerigen Hülle umgeben, so hat die denselben entweichende Elektrieität ihr polarisirendes Vermögen verloren. Wie lange man auch Gold- und Platinstreifen so beschaffenen Spitzen gegenüber halten mag, nie werden jene auch, nur spurenweise polarisirt er- scheinen. : Was aber 'hierı noch ganz besonders bemerkt zu werden verdient, ist der höchst merkwürdige, Umstand, dass man an er- hitzten oder mit einer Wasserhülle umgebenen Spitzen auch nicht den geringsten Geruch wahrnehmen kann. Meine Erfahrungen ha- ben mich gelehrt, dass wenn ein Läppchen Leinwand mit destil- lirtem Wasser angefeuchtet und dasselbe um die ausströmende Spitze geschlagen wird man sicher darauf rechnen kann, die noch so stark ausströmende Elektricität vollkommen geruchfrei zu er- halten. Ist z. B. erhitztes Platin die ausströmende Spitze, und hält man die Nase in die Nähe dieses Metalles, so bemerkt man so lange, als dasselbe noch eine gewisse Temperatur hat, nichts ‘von dem elektrischen Geruch; hat sich aber das Platin bis auf einen bestimmten "Grad abgekühlt, so tritt das riechende Prineip 265 auf einmal wieder auf und zwar, wie mir es geschienen, um so stärker; je niedriger die Temperatur der Spitze wird. Welche Deutung ist nun den angeführten 'Thatsachen zu ge- beu und welche Folgerungen lassen sich aus denselbeu ziehen? Was den Geruch betrifft, der sich während der Elektrolysation des Wassers an der positiven Elektrode ‚enthindet, so wird man kaum umhin können, aus obigen Angaben den Schluss zu ziehen, dass derselbe von einer eigenthümlichen gasförmigen Substanz her- rühre, welche sich gleichzeitig mit dem Sauerstoff aus der elek- trolytischen Flüssigkeit abtrennt, Von welcher Natur ist aber die- ser Körper? Ist er einfach, ‚ist er zusammengesetzt? Was sein volta'sches Verhalten betrifft, so zeigt derselbe die allergrösste Uebereinstimmung wit dem Chlor und Brom, von welchen Stoffen ich vor einiger Zeit nachgewiesen habe, dass wenn dieselben das Platin oder Gold in dünnster Hülle umgeben, diese Metalle elektro- negativ polarisirt werden, und dass chlor- oder bromhaltiges Was- ser gegen reines negativ sich yerbält, _ Ich habe ferner dargethan, dass die genannten Metalle die ihnen durch ‚Chlor oder Brom er- theilte Polarität wieder ‚verlieren, wenn man siein eine Atmosphäre von Wasserstoflgas bringt.. In Bezug auf elektro-motorisches Ver- mögen ist daher der fragliche riechende Körper, dem. Chlor und Brom völlig gleich, und aus dieser grossen ‚Analogie schon möchte man geneigt seyn, zu schliessen, jener: sey,\.diesen -auch in che- mischer Hinsicht ähnlich, ‚also ein elementarer Salzbilder. . Ziehen wir ferner die Thatsachen in Betracht, dass die meisten Metalle schon bei gewöhnlicher Temperatur den elektrischen Geruch zer- stören, d. h. mit dem riechenden Prineip sich vereinigen; dass dieses gar nicht ‚aufwitt, wenn, die, positive, Elektrode. nicht. ‚aus einein ‚sehr schwierig oxydirbaren oder ‚aus, einem sogenannten emi- nent ‚elekixo - negativem Metalle besteht; (,dass .das riechende Gas durch einen Strom ebenfalls nicht ausgeschieden wird, wenn die Abhandlungender II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth, L. 34 266 elekirolytische Flüssigkeit eine den Sauerstoff begierig anziehende Substanz, z. B: ein Eisenoxydulsalz enthält, und, endlich, dass der riechende Körper immer nur an der positiven Elektrode auf- tritt; ziehen wir, sage ich, alle diese Thatsachen in Betracht, so muss die vorhin geäusserte Vermuthung, es sey der riechende Körper ein im hohen Grade elektro-negativer Salzbilder noch ge- . gründeter erscheinen. Man wird vielleicht einwenden und sagen, die fragliche Substanz sey ein auf secundärem Wege hervorge- brachter zusammengesetzter Körper. In der That ist die Erzeu- gung eines solchen an und für sich nicht unmöglich, und ich war anfänglich selbst geneigt, den eigenthümlichen Geruch einer der- artigen Verbindung zuzuschreiben. Folgende Gründe scheinen mir aber gegen die Richtigkeit einer solchen Annahme zu sprechen. Da chemisch reines Wasser (oder was wir dafür halten) vermischt mit so verschiedenartigen Substanzen, wie z. B. mit Schwefelsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure, einer Reihe von Sauerstoffsalzen , ja selbst mit Kali das riechende Princip liefert, so kann dieses wohl nur allein aus dem Wasser und nicht aus den mit letzterem vermischten Substanzen hervorgehen. Welche sekundare Bildung lässt aber das Wasser aan der positiven Elektrode zu? Der an letzterer sich ausscheidende Sauerstoff könnte sich zum Theil mit Wasser zu Wasserstoffsuperoxyd vereinigen. Diese Verbindung ist aber bei gewöhnlicher Temperatur nicht gasförmig, und ihr Dampf besitzt keinerlei Art von Geruch. Auch haben ‚mir meine neuesten Versuche dargethan, dass Platin mit einer Hülle von Wasserstoffsuperoxyd ungeben gegen gewöhnliches Plaün positiv sich verhält. Oxydirtes Wasser kann daher der riechende Stoff nicht seyn. Oder gibt es etwa eine Oxydationsstufe des Wasserstoffes, iu welcher sich noch mehr Sauerstoff, als im Wasserstoffsuper- oxyd' befindet? Ist vielleicht diese Verbindung ein zusammen- geseizter Salzbilder, und dürften wohl selbst Chlor, Brom, Jod 267 und Fluor als analoge Zusammensetzungen betrachtet werden? Wie meine eigenen Untersuchungen vor einiger Zeit erwiesen ha- ben, zeigen die Hyperoxyde des Mangans, Bleies und Silbers und wahrscheinlich auch diejenigen der übrigen Metalle ganz das- selbe volta'sche Verhalten, wie Chlor und Brom, beide Klassen von Körpern sind im hohen Grade elektro-negativ. Deutet nicht auch diese Thatsache auf eine Aehulichkeit ihrer chemischen Con- stitution hin? Ich wage-nicht, mich hierüber irgendwie auszuspre- chen. Nach dem dermaligen Stande unsers chemischen Wissens dürfen wir noch nicht von der Zusammengesetztheit des Chlors u. s. w. reden, und desswegen will ich auch den durch den vol- ta’schen Strom entbundenen phosphorartig riechenden Stoff als ele- ' mentar betrachten. Indem wir aber von der Annahme ausgehen, das riechende Prineip sey ein einfacher Körper, und insoferne aus vorhin ange- führten Gründen erhellt, dass derselbe im Wasser enthalten ist, vor der Elektrolysation des Wassers jedoch nichts von dem eigen- thümlichen Geruch bemerkt wird, so müssten wir den Schluss zie- hen, dasjenige, was wir reines Wasser nennen, enthalte zwei verschieden elektrolytische Verbindungen, die eine aus Sauerstoff und Wasserstoff zusammengesetzt, die andere aus unserm riechen- den Princip und irgend einem elektro-positiven Elemente. Geht nun der Strom durch ein so beschaffenes Wasser, so werden. die beiden, diese Flüssigkeit. konstituirenden, Elektrolyten zerlegt; die Anione, also Sauerstoff ‚und das riechende Princip treten an der positiven Elektrode auf ‚ die Catione an der negativen. Was nun diese Catione betrifft, so ist das eine, wie wir wohl wissen, Wasserstoff; möglich nun, dass das riechende Anion mit einem vom Wassersiof verschiedenen, Elemente vereiniget ist. Allein bis jetzt sind .alle meine Versuche, in dem an der, negativen Elek- trode entwickelten: Gas noch eiwas anderes als Wasserstofl auf- 34 * 2683 zufinden, vergeblich gewesen, was zu beweisen’ scheint, dass der riechende Stoff mit: Wasserstoff verbunden im Wasser vorkommt. Indessen betrachte ich diesen Punkt noch nicht als völlig entschie- den. Dass das 'riechende Princip nur dann sich entbindet, wenn die positive Blektrode Gold oder Platin ist, ‘hat denselben Grund, wesshalb' an diesen Metallen allein der Sauerstof während der Elektrolyse des Wassers zur freien Entwicklung kommt. Die Verwandtschaft zwischen ihnen und dem riechenden 'Prineip ist bei gewöhnlicher Temperatur nicht gross genug, damit eine chemische Vereinigung statt finde. Andere metallische Körper da- gegen vermögen‘ sich unter diesen : Umständen mit dem fraglichen Stoffe zu verbinden. Die Thatsache, dass erhitztes gesäuertes Wasser den eigenthümlichen Geruch, selbst bei Anwendung von Gold und Platin, nicht entbindet, muss daraus erklärt werden, dass diese Metalle bei höherer Temperatur mit dem im Rede stehenden Körper sich verbinden. Dass die Anwesenheit von. Eisen - oder Zinnoxydulsalzen die Entbindung des riechenden Gases verhindert, scheint mir darin begründet zu seyn, dass das Oxydul mit dem Sauerstoff des Wassers, das riechende Prineip mit dem Wasser- stoff des Wassers sich vereiniget. Es wirkt mit'andern Worten der riechende Körper auf die genannten Metallsalzlösungen gerade so, wie freies Chlor oder Brom. Die Gegenwart der salpetrich- ten Säure veranlasst eine ähnliche Reaktion. Warum erhitztes_ Platin oder Gold in dem riechenden Gas sich nicht polarisirt, oder warum die polarisirten Metalle durch Erhitzung depolarisirt wer- deu, wird durch die Annahme begreiflich, aut in beiden Fällen Gold und Platin mit dem riechenden Stoffe sich. chemisch ver- einigen. a Ehe ich weiter gehe, will ich noch angeben, "wie meiner An- sicht nach das riechende Princip polarisirend auf Gold und Platin einwirkt. Bei einigen frühern Anlässen habe ich mich bereits da- 269 hin ausgesprochen, dass ich die Ursache der Veränderungen, wel- che die meisten Metalle unter gewissen Umständen in ihrem elek- tro-motorischen Verhalten zu erleiden scheinen, nicht in Modifi- cationen dieser Körper selbst suche, sondern in auf ihnen abgela- gerien Stoffen. Wenn z. B. Platin in einer Wasserstoffgas-Atmo- sphäre positiv, in Chlor- oder Bromgas negativ sich polarisirt, so erleidet hiebei das Metall an und für sich selbst keine Verände- rung irgend einer Art, und es ist dessen Wasserstoff- oder Chlor- hülle, in welcher der Sitz der elektromotorischen Kraft sich be- findet, und keineswegs im Platin. Dieses ist nur der Träger der Materie, die den Strom erregt. Die Beweise für die Richtigkeit dieser Behauptung brauche ich hier nicht wieder anzuführen, da ich dieselben unlängst in mehrern wissenschaftlichen Zeitschriften gegeben habe. Auf eine gleiche Weise verhält es sich nun auch mit der von Gold und Platin in einer Atmosphäre unseres riechen-, den Gases erlangten negativen Polarität. Dieser Körper bildet um die genannten Metalle herum eine unendlich dünne, an ihnen nur auf eine mechanische Weise haftende Hülle. Wird nun ein so beschaffenes Metall in Wasser gebracht, in welchem ein Stück desselben Metalles von unveränderter Oberfläche sich befindet, so bilden die beiden Metallstücke mit der Flüssigkeit eine Kette. Wird diese geschlossen, so verbindet sich das riechende Prineip mit dem Wasserstoffe der jenem benachbarten Wassermolecule, es findet Electrolysation und damit auch ein Strom statt. Da ich im letzten Augusthefte des philosophical Magazine meine Theorie über die Chlor - und Bromketten umständlich ent- wickelt habe, und alles, was ‘dort gesagt ist, auch auf den vor- liegenden Fall (in welchem man sich nur anstatt des Chlores oder Bromes unsern riechenden Körper zu denken hat) seine Anwen- dung findet, so halte ich nicht für nöthig, hier in eine weitere Er- örterung einzutreten. Was die Depolarisation des Platins oder 270 n Goldes betrifft, welche stait findet, wenn diese Metalle in eine Atmosphäre von Wasserstoffgas gebracht werden, so kann dieselbe ihren Grund darin haben,- dass letzteres Element mit der am Me- talle haftenden Schicht des riechenden Prineipes sich chemisch verbindet. Indessen ist, um das Verschwinden der negativen Po- larität der Metalle unter den angegebenen Umständen zu begreifen, nicht einmal nöthig, das Stattfinden einer solchen chemischen Ver- bindung anzunehmen, Da Wasserstoff z. B. das Platin positiv, das riechende Princip dasselbe Metall negativ polarisirt, so würde letz- teres kein elektromotorisches Vermögen zeigen, wenn ein Gemenge von Wasserstoff und dem riechenden Körner das Platin umgäbe, und wenn jene beiden, auf eine entgegengesetzie Weise polarisi- renden Elemente in einem gewissen Mengenverhältnisse vorhan- den wären. ‚Es ist von mir zu seiner Zeit gezeigt worden, dass die dem Platin durch Chlor oder Brom eriheilte negative Polarität dadurch aufgehoben werden kann, dass man das Metall für einige Augenblicke in Wasserstoffgas hält. Wie man sieht, wirkt letzte- res Element in volta’scher Hinsicht ganz in derselbeu Weise auf das riechende Princip, wie es auf Brom oder Chlor reagirt. Dür- fen wir nun-nicht aus dieser Gleichheit des Verhaltens den Schluss ziehen, dass unser riechender Körper ein Stoff sey, ähnlich dem Chlor und dem Brom? Dass mit Wasser überzogenes Platin oder Gold durch das riechende Gas nicht merklich polarisirt wird, rührt vielleicht von der äusserst geringen Auflöslichkeit dieser Sub- stanz in Wasser her. Die kurze Dauer des Stromes, den diese Metalle in ihrem polarisirten Zustande erregen, hat ihren Grund ohne Zweifel in der unendlich dünnen Hülle, welche das riechende Princip um dieselben her bildet. .- Gehen wir nun zur Erörterung der Polarisätions-Erscheinungen über, welche die gewöhnliche, aus Spitzen strömende Elekirieität im Golde und Platin veranlassen. Eine oberflächliche Vergleichung 271 derselben mit denen, welche das riechende Gas veranlasst, muss zu der Ueberzeugung führen, dass zwischen beiden Reihen von Phänomenen die’ grösste Analogie besteht. Dieselben Metalle, welche durch das riechende Gas negativ polarisirt werden, sind es auch, welche in den gleichen Zustand treten, wenn man sie in die Wirkungssphäre der ausströmenden Elektrieität bringt. Auch müssen, damit man ein solches Resultat erhält, Bedingungen erfüllt werden, ganz übereinstimmend mit denen, unter welchen die nega- tive Polarität in den edlen Metallen durch das riechende Prineip hervorgerufen wird, Die Thatsache ferner, dass diese Metalle nicht polarisirt werden, wenn man durch die oben .angegebenen Mittel die ausströmende Elektricität ihres eigenthümlichen Geruches beraubt, scheint überzeugend darzuthun, dass die Ursache der Po- larität nicht in dem elektrischen Ausströmungsakt liegt, sondern dass sie (die Ursache der Polarität) in dem dabei sich entwickeln- den riechenden Prineip gesucht werden muss. ‘Zu einer gleichen Folgerung führt auch das Facium, dass Gold und Platin negative Polarität erlangen, ob sie dem Einflusse der positiven oder dem der negativen Rlektricität ausgesetzt ‘werden; denn hätte letztere unmittelbaren Antheil, an der Polarisation der Metalle, so könnten diese offenbar unter genau entgegengesetzten Umständen sich nicht auf die gleiche Weise polarisiren. Bekanntlich entwickelt sich aber der phosphorartige Geruch an den Spitzen eines negativen Con- ductors eben so gut, als an denen eines positiven, und weil aus den vorhin angegebenen Gründen die Ursache der negativen Pola- rität in dem riechenden Prineip liegt, so dürfen wir uns auch nicht darüber verwundern, dass in der Nähe positiver und negativer Spitzen .die edlen Metalle negativ polarisirt werden. Dass erhitzte Spitzen den elektrischen Geruch nicht entbinden, möchte darin be- gründet seyn, dass das riechende Princip bei höherer Temperatur mit der Substanz der Spitzen in Verbindung tritt. Warum Wasser, 272 das die Spitzen bedeckt, wie deren Erhitzung wirkt, weiss ich für jetzt nicht anzugehen. Die merkwürdige Thatsache, dass Gold und Platin nicht in den polaren Zustand treten, wenn sie selbst die ausströmenden Spitzen bilden, hat nach meiner Ansicht ihren Grund ganz einfach darin, dass das riechende Princip unter diesen Umständen nicht an den Metallen haften kann, da beide (Metall und riechendes Prineip) wegen der Gleichheit ihres elektrischen Tensionszustan- des sich abstossen. Ueber die Thatsachen, dass erhitztes oder befeuchtetes Platin und Gold gegenüber den. Ausströmungsspitzen sich nicht‘ polarisiren, und dass Wasserstoff und die Erwärmung die Polarität der edlen Metalle-aufheben, brauche ich mich nach den vorangegangenen Erörterungen nicht weiter zu verbreiten, _ Aus den Thatsachen, welche sich auf die Polarisation des Goldes und Platins durch gewöhnliche Klektrieität beziehen, glaube ich nun den Schluss ziehen zu dürfen, dass der Ursache nach kein Unterschied bestehe zwischen der negativen Polarität dieser Metalle, hervorgerufen durch das riechende Prineip, welches bei der Elektrolyse des Wassers entbunden wird und derjenigen, ver- anlasst durch den riechenden elektrischen Büschel. Lässt man aber diese Folgerung als gegründet gelten, so muss auch zugege- ben werden, dass in der Luft, wie im Wasser ein Elektrolyt ent- halten sey, dessen elektro-negativer Bestandtheil oder dessen Anion der gleiche Körper ist, der sich bei der Elektrolysation des Was- sers an dem positiven Pole entbindet. Da nun das sogenannte Aus- strömen der Elektrieität aus Spitzen nichts anderes ist, als der Ausgleichungsakt der elektrischen Gegensätze und dieser Akt das- jenige konstituirt, was die Physiker einen ‚Strom nennen, so be- greift sich unschwer, wie das riechende -Gas an den Spitzen zur Entwicklung kommt. Der vorbin erwähnte, in der Luft enthaltene 273 Elektrolyt braucht nur indem Kreise eines solehen Siromes sich zu befinden, damit dessen Bestandiheile auseinander treten, damit derselbe elektrolysirt werde. Da nun, wo der elektrische ' Aus- gleichungsakt am lebhaftesten vor sich geht, da muss auch die Blektrolyse am lebhaftesten stattfinden, somit daselbst auch der stärkste sogenannte elektrische Geruch wahrgenommen und dort auch Gold oder Platin am stärksten negativ polarisirt werden. Diese Folgerungen werden in der That durch die Erfahrung ‚vollkommen bestätigt. Nachdem wir nun die Thatsachen kennen, von welchen bis jetzt die Rede gewesen ist, wer wird nicht an den eigenthümlichen Geruch denken, den man beim Stattfinden von Gewittern, immer aber inder Nähe eines Ortes wahrnimmt, den der Blitz getroffen. Dieser Geruch wird zwar gewöhnlich als ein schweflichter bezeichnet, von vielen Beoh- achtern aber auch mit demjenigen des Phosphors verglichen. (Man sehe nach, was Arago in dem Annuaire pour lan 18338 über diesen Gegenstand sagt). Zweimal in meinem Leben hatte ich selbst Gelegenheit, den Geruch wahrzunehmen, welcher in Folge von Blitzschlägen entwickelt wurde. Als zwölfjähriger Knabe be- fand ich mich eines Tages nur wenige Schritte von der Kirche meines Geburtsories (Metzingen in Würtemberg ) entfernt, als ein Blitz in deren Thurm schlug. Da zufälliger Weise die Kirchen- thüre offen stand, so ging ich mit mehreren Personen unmittelbar nach erfolgtem Schlage in das Gebäude, und bemerkte gleich bei meinem Eintreten einen, ziemlich. stark stechenden Geruch, den ich ‚damals ‚auch. für schweflicht erklärte. Zu gleicher. Zeit war das ganze. Schiff der Kirche mit einem bläulichten Dunste erfüllt. Im:vorigen Sommer traf der Blitz eine auf der hiesigen Rhein- brüke stehende kleine Kapelle; etwa sechs Stunden nachher kehrte ich nach meiner, Wohnung zurück, die eiwa 150 Schritte von der Kapelle entfernt liegt. Meine Leute erzählten mir, dass un- Abhandlungen der I]. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abtlı. I. 35 j 274 mittelbar nach 'erfolgtem Blitzschlage ‘das ganze Haus mit einem stechenden Qualm erfüllt worden sey, der mehrere Stunden !be- merklich gewesen. In den Zimmern ‚ deren T’hüren häufig geöff- net werden, konnte ich keinen Geruch mehr wahrnehmen, in dem Empfangszimmer aber, das an jenem Tage vor mir noch Niemand betreten hatte, bemerkte ich einen solchen ganz deutlich, und meine herbeigerufene 'Frau erklärte mir, dass «er, ‘obwohl scliwächer, ganz gleich mit‘ dem von ihr beim Blitzschlage walırgenomme- nen Geruch sey. Wenn ich,von der Art desselben Anderni) eine Vorstellung geben sollte, so würde ich sagen, dass es schwach nach Phosphor und schweflichter Säure roch, Noch muss ich bei- fügen, «dass in den Häusern meiner Nachbarn dieselben SPD Un beobachtungen gemacht Arden ‚ wie in meiner Wohnung. ‚Es hätte zwar meines Zeugnisses nicht IBeilärf um die That- sache festzustellen, dass das Einschlagen des Blitzes die Entwick- lung eines riechenden Prineipes veranlasst; allein bei der noch immer sehr grossen Räthselhaftigkeit dieses Phänomens können die Beobachtungen darüber nicht genug gehäuft werden, namentlich von Physikern. Ueherdiess hat die von mir zuletzt erzählte Thatsache noch das Merkwürdige an sich, dass der 'eigenthümliche Geruch auffallend stark entwickelt wurde, verhältnissmassig weit entfernt vom Gegenstand, den der Blitz getroffen. n Was mich betrifft, so bin ich sehr geneigt, anzunehmen, dass das durch den Blitz entbundene riechende Princip die nämliche Substanz ist, welche durch die Elektrieität unserer gewöhnlichen Maschinen und bei der Elektrolysation des Wassers in Freiheit gesetzt wird; und desshalb zweifle ich auch nicht, dass Platin in einem Raume erfüllt mit dem durch einen Blitz entwickelten .Ge- uch, negative Polarität erlangen würde. " Auch trage ich die Ue- berzeugung, dass wenn an gewitterhaften Tagen Platin oder Gold- 275 bleche in höhere Luftregionen gebracht würden, dieselben in den electro-negativen polaren Zustand träten. Ich spreche hier diese Vermuthung namentlich auch in der Absicht aus, um die Physiker zu derartigen Versuchen zu veranlassen, Der Blitz ist im Grossen, was die aus Spitzen strömende Elek- trieität im Kleinen; der das riechende Prineip enthaltende elektro- Iytische Körper ist durch die ganze Atmosphäre verbreitet, und wird letztere von Blitzen durchzuckt, so erfolgt da, wo diese Er- scheinung statt findet, im grossen Massstabe Elekirolysation jenes zusammengesetzten Körpers und dessen Anion wird in verhältuiss- mässig bedeutenden Quantitäten entbunden. Daher der starke durch Blitzschläge entwickelte Geruch. Die Aussage der Einen , dass derselbe schweflicht, die Behauptung der Andern, dass er phos- phorartig sey, können beide walır seyn; denn ich habe bemerkt, dass wenn die durch die Elektrolyse des Wassers entbundene Substanz in einem Gefässe möglichst stark. angehäuft wird (wie - diess:z. B. in der Zersetzungszelle geschieht) dieselbe etwas ste- chend riecht, und dass ihr Geruch mehr demjenigen des Phosphors gleicht, wenn sie mit Luft verdünnt wird. Nun weiss Jedermann, dass das vulgäre Urtheil alles als schweflicht bezeichnet, was das Geruchsorgan stechend afieirt. Kommt der durch den Blitz ent- bundene gasförmige Körper koncentrirt in die’ Nase des Beobach- ters, so wird dieser von der Wahrnehmung eines Schwefelgeru- ches reden, wenn mit viel Luft verdünnt von derjenigen eines phosphorartigen. Aus Gesagtem folgt auch, dass je näher wir dem Orte sind, wo das Blitzphänomen statt findet, um so stechender wird auch der von uns wahrgenommene Geruch seyn. Eine wichtige Frage muss ich noch erheben, bevor ich diese Abhandlung schliesse. Ist der von mir vorausgesetzte Elektrolyt in der Luft vorhanden unabhängig von dem in ihr sich befindeuden 35% 276 Wasserdampf, oder wird jener durch diesen in die Atmosphäre geführt? Diese Frage kann natürlich einzig nur ‘auf dem Wege der Erfahrung beantwortet werden, und ich habe bis jetzt noch nicht die Zeit gehabt, die Sache durch Versuche auszumitieln. Würde der elektrolyüsche Körper durch die Verdampfung des Wassers der Luft zugeführt werden, so müsste unter sonst gleich- bleibenden Umständen mit dem Feuchtigkeitszustand der’ letztern auch die Intensität des elektrischen Geruches wechseln, welcher sich an ausströmenden Spitzen entwickelt und gar kein Geruch dürfte entbunden werden, wenn die Elektrieität in vollkommen was- serfreie Luft überginge. Ich brauche kaum zu sagen, dass je nachdem das Experiment die gestellte Frage beantwortet, wir Pro- bleme von neuer und höchst wichiger Art zu lösen haben werden. Welchen weitausgehenden Vernuthungen würde z. B. die That- sache nicht Raum geben, dass in einem Gemenge von reinem Sauer- stoff und Stickstoff’ das polarisirende und riechende Prineip sich erzeugte?‘ Eben so withtig' zit wissen ist, ob Wasser ‘das auf synthetischem Wege aus chemisch reinem Sauerstoff und Wasser- stoff gebildet worden, durch seine Blektrolyse die riechende Sub- stanz liefert. u ‚Wie nun dem’ aber auch: seyn..mag, ‚das Vorhandenseyn des fraglichen. Elektrolyten. im, Wasser und in der, Luft,; den auf der Erdoberfläche am meisten ‚verbreiteten Materien, kanu kaum fehlen, eine ‚wichtige Bedeutung ‚zu ‚haben, und fernere Untersuchungen dürften ‚herausstellen, dass dieser Körper in dem Haushalte der he- lebten wie unhbelebten Natur, namentlich aber bei den elektrischen Phänomenen unsers Planeten eine grosse und bis jetzt noch ungeahnte Rolle spielt.» Dass die Physiker und, Chemiker von dem, Daseyn einer solchem Verbindung bis jetzt nochi keine Kenntniss oder nur eine Ahnungli-haben, «beweist ‚nichts gegen deren Existenz. Hat 277 doch ein‘selir greifbarer. Körper zwaizig Jahre hindurch die.-ge- sehicktesten Analytiker getäuscht ‚und: sie zu der, Annahme veran- lasst, nichts ihm F'remdartiges schliesse er in sich, und heute er- fahren wir, dass derselhe gemischter Beschaffenheit sey. Und wel- cher Chemiker hat, vor Davy’s. glänzenden: Entdeckungen Kunde gehaht von den Metallen, welche einen sö "bedeutenden » Bestand- theil' der:Alkalien und Frden ausmachen? -!. . e 02 n9da ieh x ’ 65 BIETET | Denken wir uns den fraglichen Elektrolyten nur. in verhält- nissmässig kleinen Mengen durch die Atmosphäre und im Wasser verbreitet, und nehmen wir an, derselbe! sey. in | vielen, Beziehun- gen dem Wasser sehr ähnlich, so ist leicht begreifich, warum bis jetzt unsere chemischen Reagentien die Existenz der in Rede stehenden Substanz nicht nachgewiesen haben. Damit wir übrigens über den in dieser Abhandlung besproche- nen Gegenstand vollständige Gewissheit erlangen, ist vor allem nothwendig, dass die riechende Substanz isolirt und in merklicher Menge dargestellt, und deren chemische Beziehungen zu andern Körpern genau ermittelt werde. Dieser Zweck lässt sich vor der Hand nur dadurch erreichen, dass man mit Hülfe der bewunde- rungswürdigen, nach dem Grove’schen Prineip konstruirten Säule Wasser in möglichst grossen (uantitäten elektrolysirt. Der hiebei erhaltene Sauerstoff wird gesondert aufgefangen und das mit ihm vermengte riechende Gas durch geeignete Mittel abgeschieden. Viel- leicht eignet ‘sich zu diesem Behufe am besten das Quecksilber, von dessen Verbindung mit dem riechenden Prineip anzunehmen ist, es lasse sich durch starke Erhitzung zerlegen. Indem ich diese Arbeit schliesse, kann ich nicht umhin den Wunsch zu äussern, dass die Physiker und Chemiker, welche geneigt sind, mit mir die oben besprochenen Erscheinungen weiter 278 . zu ‘verfolgen, sich in den Besitz eines Grove'schen Apperates se- tzen möchten; /denn nur durch‘ dieses mächtige Werkzeug ist es mir möglich geworden, die Thatsachen zu ermitteln, von denen die erste Abiheilung dieses Aufsatzes handelt. Die Grove’sche Säule wird,'ich bin dessen fest überzeugt, in einer nahen Zukunft schon, auf dem Gebiete der Chemie zu Entdeckungen führen, wenigstens eben so glänzend, als diejenigen waren, mit welchen der grosse britische Naturforscher die Wissenschaft im Anfange dieses Jahr- hunderts bereichert hat. Basel, den 10. April 1840. Inhalt. Seite. I. Darstellung der Temperaturverhältnisse an der Oberfläche der Erde. - Von Conservator Dr. J. Lamont in München (mit lithograph. Tafeln) 1 . Ueber die Anwendbarkeit der imaginären Zahlformen in der Geo- metrie. Von Franz Moth, k.k. Professor in Linz (mit 1 lithogr. Tafel) 87 Fossile Ueberreste von einem Affen und einigen andern Säugthie- ten aus Griechenland. Beschrieben von Prof. Dr. Andreas Wag- zer jn München (mit 1 lithogr. Tafel) a > s s . 150 IV. Beschreibung einiger neuer Nager, welche auf der Reise des Herrn Hofraths vor Schubert gesammelt wurden, mit Bezugnahme auf einige andere verwandte Formen von Demselben (mit3lithogr. Tafeln) 175 . Plantarum novarum vel minus cognitarum, quae in horto botanico herbarioqgue regio monacensi servantur, fascieulus quartus. De- seripsit Dr. J. Ger. Zuccarini (cum tahulis lapidi incisis IX.) . 219 Beobachtungen über den bei der Elektrolyse des Wassers und dem Ausströmen der gewöhnlichen Elektricität aus Spitzen sich entwi- ekelnden Geruch. Von Prof. ©. F, Schönbein in Basel . . 255 “ g” Bw og = MEEF VL I BI Ta kin "ie erbringen Ahern Ad Er” Bee PRONS RRHRE rHahE . Ehaaals aprct. Meirklint Bot Mes. ir) Bitte ea | N lu ae Ka Be RR, oe ah aan Feb ing" re Aue hr 1) Pop en pe 277 "oa wi mängt> un) 1.7377 Pre she ir er Ä 4 Rriskite u Mit AR Mh Terre N Kir il uk, Ar re RR ii ur Ei : ' Wäce BEL LEINDEE Er eih ve Arlatkes Atem hal id Ende Beahagap ec DR REEL EEETS PERF RHEIN R PTR h ve x a oe Re Hr NAHER ER er + into Agmigadiit 8 hin) middnnht ai Weonank A AU Ioternarnn 107 gi“ line, - ae -039 106 Ai moarinblet workrigam 1oh tonhadbaneen db Cal AR). - Urgg, (ET roll d Han) aid mi Tomshort a ÄÄR ak mov arm... h ir -eifiguäß menbhs napinie bus aA monis mov orotisdou ala AH. = 7WOR ONÄIRBR. AR zuct ar tel «bnelusdlaninkh num man A var, E ers RT - (StR rgoiit. 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Ri s . 2 - . na FR , E Ä u _ ” ’ Y > - = we - “ - B r Ir - - en x x - \ [ee ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN. DRITTEN BANDES ZWEITE ABTHEILUNG DIE ABHANDLUNGEN VON DEM JAHRE 1841 ENTHAL'TEND. IH. IV. INHALT. Beiträge zur, Kenntniss der Gattung Erythrozylon von C. Fr. Ph. v. Martius . 4 . . . . . . . > . . Vergleichende Darstellung des inneren Baues der Haare von Dr. M. Erdl. Ueher die Absorption der Salze durch gesunde, mit unverletzten Wur- zeln versehene Pflanzen. Von Conservator Dr. A. Vogel . . . Untersuchungen über den Bau der Zähne bei den Wirbelthieren, ins- besondere den Nagern, von Dr. M. Erdi 5 s . . . Ueber die Darstellung des Curcumins, dessen chemische Eigenschaften und elementare Zusammensetzung von Dr. A. Vogel jun. . . . 483 549 Beiträge Kenntniss der Gattung Erythroxylon. Von Dr. C. Fr. Ph. v. Martius. o. M. der Akademie. Abhandlungen d. II.C1. d- Ak, d. Wiss. II. Bd. Abth. II. 36 ri DE BRFE RER e en Zee An N Beiträge ZUT , Kenntniss der Pflanzengattung Erythroxylon. Von Dr. ©. Fr. Ph. v. Martius, o. M. d. Akad. Die Gattung Erythroxylon ist von Patrick Browne im Jahre 1756 in dessen Naturgeschichte von Jamaica aufgestellt worden. Dem dort gegebenen Gattungscharakter liegen zwei Arten zu Grunde, deren Identität mit den bis jetzt systematisch bekannt gewordenen Arten noch nicht für beide ermittelt ist *). Sieben Jahre später beschreibt Jacquin**) einige Arten. Andere wurden in den letz- ten Decennien des vorigen Jahrhunderts durch Lamarck **#), *) Patr. Browne Natur. History of Jamaica (1756) p. 278. Die eine Art wird als E. areolatum L. aufgeführt. =) N. J. Jacquin Histor. sel. stirpium amer. (4763) p. 134. »###*) Dictionnaire U. (1786) p. 394. 36 * 284 Cavanilles*), Vahl**) undRoxburgh ***) hinzugefügt. In der Beschreibung der von den Hrn. v. Humboldt und Bonpland aus Amerika zurückgebrachten Pflanzen führt Herr Kunth--) 6 Arten auf, und den letzten und erhehlichsten Zugang hat die Gattung durch die Entdeckungen des Herrn Aug. de St. Hilaire in Bra- silien erhalten, indem derselbe 14 neue Arten aufstellt +7). Der Gattungscharakter hat bei dieser Vermehrung von Artbeschreibun- gen keine sehr wesentliche Aenderung oder Verbesserung erlitten, was sich am deutlichsten darstellen wird, wenn wir ihn aus ver- schiedenen Perioden zusammenstellen. Patr. Browne 1756. Linne Gen. edit. V1. 1764. PERIANTHIUM campanulatum parvum, ul- PERIANTHIUM monophyllum quinque fidum tra medietatem in 5 partes lanceolatas sectum. turbinatum, laeiniis ovatis acutis, minimum, COROLLA: petala 5, oblongo-ovata, appen- marcescens. PETALA 5, ovata, concava, pa- diculis totidem foliaceis, fimbriatis, ad basin tentia. Nectarium squamis 5, emarginatis, interne ornata. STAMINA: filamenta 10, erectis, coloratis, basi petalorum insertis« brevia, inferne coalita, superne distinctissima; FILAMENTA 10, longitudine corollae, basi ANTHERAE oblongae. PISTILLUM: germen connexa membrana truncata, ANTHERAE oblongo-ovatum; STYLI 3, erecto-patentes, cordatae. GERMEN ovatum. STYLI 3, Sli- ab ipsa summitate germinis orti, recedentes, formes,, distantes, longitudine staminum. staminibus longiores; STIGMATA globosa STIGMATA obtusa crassiuscula. DRUPA erassiuscula. BACCA parva, oblonga, uni- ovata, unilocularis. Nux oblonga, obtuse locularis.- Nucleus 1, trilobus, inaequalis, quadrangularis. nauco ligneo tectus. 3*) Dissertatio botanica octava (1789) p. 399. %3*) Symbolae botanicae III. (1794) p. 59. 60. *®3$) Plants of Coromandel I. (1795) t. 88. -) Nova genera et spec. plant. V. (1821) p- 175 ssq- +7) Flora Brasiliae meridionalis I. (1829) p. 93 ssq. Kunth 1821. CALYX 5-partitus, ima basi 5-angularis. PETALA 5, hypogyna, basi lata, intus squa- ma aucta, aequalia. STAMINA 10, hypogyna, filamentis basi in urceolum connatis. OVA- RIUM 1- vel 3-loculare, loculis 2 vacuis; ovulo solitario, pendulo. STYLI 3. STIG- MATA subcapitata. Discus nullus. DRUPA oblonga, cylindraceo-angulata, monosperma. 285 St. Hilaire 1829. CALYX 5- parlitus, raro 5-fidus. PE- TALA 5, hypogyna, basi lata, squama intus aucta, nequalia. STAMINA ‚10 hypozyna: FILAMENTA basi in urceolum connata, AN- THERAE parvae, mobiles, introrsae, 2-Iocu- lares, longitudinaliter dehiscentes. OVARIUM 1- vel 8-Ioculare, loculis 2 vacuis. Ovulum 1, ex apice loculamenti pendulum. STYLI 3, ENDOSPERMUM corneum. EMBRYO centra- Radicula supera, distincti aut rarius magis minus coaliti. STIGMÄTA totidem. DRUPA 1-sperma. PERISPERMIUM carnosum vel nullum. EM- BRYO axilis, rectus. Radicula ad umbilicam speclans, supera. lis, rectus. FRUTICES aut ARBORES; ramuli ju- niores stipulis imbricatis obtecti et compressi. FOLIA alterna, rarissime opposita. Stipulae azillares. _ FLORES terminales, azillares, post folia delapsa laterales , solitarü, gemini aut fasciculati; pedunculis basi bracteatis. SUFFRUTICES, FRUTICES aut ARBO- RES. Ramuliapice compressi. FOLIA alterna, rarissime opposita (ex Kunth), integerrima. STIPULA azillaris, concava. FLORES so- liarü, gemini aut fasciculati, ex azillis fok- orum squamarumve stipulacearum nascentes, PEDUNCULI S-angulali, gradatim incrassati. albidi aut flavo-virescentes. Herr Kunth stellte bei der Bezeichnung obiger Characiere die Gattung Erythroxylon,-die bis dahin als eine heteroklite Form der Malpighiaceae war betrachtet worden, als eine eigene Familie der ERYTHROXYLEAE auf, und trennte von ihr das Erythrozylon monogynum Roxb. (Corom. I. t. 88) wegen des einfachen Griffels unter dem Namen Sethia. Diese Aenderungen wurden von seinem Nachfolger St. Hilaire nur in Rücksicht auf die Geltung der Ery- throxyleae als eigeuthümliche Pflanzenfamilie angenommen; die Gat- tung Sethia aber wurde wieder mit Erythroxylon vereinigt. Da ich Gelegenheit gehabt habe, viele Erythroxyla auf meiner Reise in Brasilien zu beobachten, und mir überdiess durch die ge- 286 fällige Mittheilung der Herren Jussieu in Paris, Klotzsch in Ber- lin, Endlicher in Wien, die von St.Hilaire, Sellow, Pohl, SchottundMikanin jenem Lande gesammeltenArten zu Gebote stan- den, so glaubte ich im Interesse der Wissenschaft eine möglichst genaue Untersuchung dieser Pflanzen vornehmen zu müssen, theils um ih- ren sehr eigenthümlichen morphologischen Charakter in ein helleres Licht zu setzen, theils um für das System eine feste Grundlage der Artenkenntniss zu erhalten. In diesem Sinne werde ich in dem ersten Theile meiner Abhandlung versuchen, die Gaitung ge- nau zu charakterisiren, und die Eigenthünlichkeit ihrer Morphose darzustellen; im zweiten aber werde ich die Beschreibung der in Brasilien beobachteten Arten mit einigen vergleichenden Blicken auf die anderer Länder folgen lassen. ERYTHROXYLON PATR. BROWNE (Venelia et Roelana Commers. Mss. — Sethia Kunth.) Character differentialis. Calyz hypogynus 5-fidus, rarius 5-partitus. Corolla pentape- tala, regularis. Petala patentia, intus ligula erecta, duplicata, antica biloba postica subsimplici munita. Stamina 10 hypogyna: filamenta hasi in tubum vel urceolum connata; antherae ovato-glohosae. Ova- rium 3-loculare, loculis plerumque 2 vacuis, ovulo solitario pendulo. Drupa monosperma. Embryo axilis, rectus, homotropus, intra albu- men farinaceo-carnosum aut nullum. Frutices vel arbusculae, alternifolia. Folia disticha, stipula intrapetivlari, innovationum prima saepe in ramenta squamaeformia depauperata. Pedunculi bracteolati ex alis foliorum vel ramento- 287 rum, solitarü, aut nonnulli vel plures aggregati, fasciculati glomera- tive. Flores parvuli, petalis albicantibus. Drupae coccineae. Character naturalis. - Frutices aut arbusculae, ligno subtili firmo, in aqua plerisque perdurabili, plerumyue pallido, libro et radiis medullari- bus rubellis. Rami teretes, saepe cortice crassiusculo aut verru- culoso. Ramuli novelli compressi, subbifariam positi. Folia al- terna, subdisticha, simplicia, breviter petiolata et stipulata; stipula intra petiolum enata, erecta, facie postica concava, anlica convexa et bicarinata , ramulo transversim adnata, membranacea, longitudi- naliter striata et nervosa, nunc decidua nunc persistens et basi plus minus lignescens. Petiolus brevis, teretiusculus, superne sulco tenui exsculptus, latere nonnunguam a laminae basi nonnihil decur- rente subalatus. Lamina plerumque ovata aut obovata, integer- rima, magniludine et circumscriptione mirum in modum varia ; folia juniora plerumque compagis tenerae herbaceae, adultiora magis ma- gisque crassescentia alque consistentiam foliorum Lauri adepta, opaca aut luci conversa punctula diaphana exhibentia.a Nervus ezcurrens, sublus prominens supra plerumque nonnihil concavus. Venae et venulae intra marginem arcuato-combinatae, vario modo anastomosantes. Pubes in nulla parte, nisi in foliorum pa- gina inferiore, ibidemque rarissime obvia, ex utriculis septatis den- sis constans. Gemmatio nuda, i. e. folia non ope squamarum ob- tegentium involucrata; biformis tamen: innovationes nempe semper concomitalae folis depauperatis s. ramentis, quae in superiore parte folia sequuntur omnino evoluta. Ramenta disticha, semi- amplectentia, triangularia aut oblonga, superne concava, subtus convexa, bicarinata, membranacea, longitudinaliter nervosa et siriata. 288 Sunt vero foliorum partes mere vaginales sive stipulares, tam petiolo- quam lamina destitutae. Pro laminae rudimento autem nonnun- guam ferunt aristum subulatam, rectam aut basi tortam, e dorso medio inter carinas enatam, tandem deciduam. Nervi ramentorum carinales in setas saepe promissi. Ramenta in ramulis adultio- ribus saepe persistunt eosque sguamarum specie muniunt nunc arcle disticha (eircinnata) nunc a se dimota. Folia completa supra ramenta promuntur. Flores nunguam ex apice ramorum terminales, sed semper laterales ex alis foliorum aut ramentorum, fulti aut ipso ramulo folium ramentumve ferente, aut ramulo decurtato laterali non evoluto. Axis florifer semper simplieissimus i. e. pedunculus non in pedicellos abiens; ima basi bibracteolatus, pentagonus, angu- lis cum divisionibus calycis alternantibus; sursum incrassalis. - Calyx plerisque monophyllus, 5-fidus aut 5-dentatus, rarius 5-partitus et subpentaphyllus, divisionibus tunc in alabastro quineunci- atim sibi imbricatis. Corolla aestivatione quincunciali, alabastro ob- ovato vel turbinato subpentagono. Petala ex imo calyce, hypogyna, inter se libera, aequalia, cum calyce alternantia, tenuia, parva, alba aut albo-virentia, liaeari-oblonga vel elliptica, brevissime unguicu- lata, obtusa, uninervia, patentia, supra primum trientem intus pro- missa in ligulam teneram duplicatam: anteriorem majorem, bilobam, posteriorem simplicem. Ligulae sub anthesi quasi verticaliter erectae_ et conniventes. Stamina 10, hypogyna, monadelpha, basi nimirum coalita in urceolum s. tubum stamineum cylindricum aut doliolifor- mem, carnosulum, album, vertice truncatum et levissime 5-aut 10- crenatum denticulatumve. Filamenta in alabastro intorta et circum- ffexa, sub anthesi erecta et sub fructu maturescente saepe excres- centia, filifformia, 5 exteriora interdum breviora tubo stamineo intra marginem altius adnata. Antherae subglobosae aut ovatae, ereciae, biloculares, loculis intus conyexis et omni longitudine rima aperiun- 289 dis. Connectieulum tenüe, inconspicuum; aut specie verruculae ter- winalis promissum. , Pollen subglobosum, rimis tribus, singula uni- porosa... Pistillum liberum, foliis ‚carpieis tribus conflatum. Ovarium triloeulare ,;..mox. abortu., loculorum -uniloculare. Ovulum solitarium in uno loculo ex axi pendulum (rarissime ovula 2 in duobus locu- lis), anatropum, mioropyle faciei ovarii centrali obversa., Styli tres, tenues,. distineti (aut 'rarius, plus minus alte in unum connati. Stig- mata dense papillosa, elavaeformia aut hemisphaerico-capitata. Drupa ovata ı aut. oblongo-conica, , Epidermis coccinea aut ignea. Curo parca. Putamen papyraceum aut lignescens, loculos abortivos ple- rumque includens, monospermum. Testa tenuis. Albumen farinaceo- carnosum, saepe fere nullum. Embryo axilis, pendulus, homotro- pus, cotyledonibus incumbeutibus, dorso convexis, ventre planis; rostello conico supero, parvo; cauliculo vix distincto. ‘Zur ‚weitern Ausführung des so eben dargestellten Gatiungs- charakters füge ich noch einige Bemerkungen bei, indem ich die einzeluen Merkmale in der angenommenen Ordnung verfolge. Truncus. Rami. Bamuli. Die von mir beobachteten Erythroxyla waren insgesammt dicht- buschichte schlauke Bäume von angenehmem Ansehen, oder ausge- breitete Gesträuche. Der Stamm der ersteren erhebt sich kaum über 30 Fuss Höhe. Er giebt gewöhnlich schon vom Grunde an mehrere starke Aeste ab, welche meistens nicht stark vom Haupt- - stamme divergiren. In ähnlicher Weise sind auch die Hauptäste verzweigt. Gemäss der zweizeiligen Stellung der Blätter sollte man glauben, dass das ganze Gewächs eine regelmässig zweizei- lige und 'steife Verzweigung darstellen müsste; die Natur über- windet aber‘ den Typus der Dispositio bifaria durch lokale Ver- Abhandlungen der 11,Cl.d- Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. IT. 37 290 kümmerung und Drehung der Aeste, so dass der Gesammtumriss schwerlich mehr auf die ursprüngliche Stellung der ersten Aeste und Zweige zurückschliessen lässt. Nur bei den kleineren, strauch- artigen Arten (z. B. Erythroxylon microphyllum, subrotundum) bemerkt man eine durchgreifend zweizeilige Stellung der secundä- ren Zweige, welche gewöhnlich von unten nach oben in einer gewissen Regelmässigkeit verkürzt erscheinen. Wenn sich dann die Hauptzweige steif ausbreiten, oder unter weiten Bögen herab- krümmen, so erhält der Strauch dadurch ein sehr eigenthümliches, sparriges Ansehen. 1D0, Der Stamm und die Hauptäste sind stets rundlich, und von der häufigen Verkümmerung einzelner Aeste an ihnen mit deutlichen Astnarben und Fladerbildungen besetzt. Die jüngeren Zweige sind immer zusammengedrückt, eckig, ja manchmal fast zweischnei- _ dig. Solche junge Triebe unterscheiden sich auch überdiess sehr augenfällig von den älteren Theilen durch die Glätte der Oberhaut, welche eine hellgrüne oder bräunliche Farbe hat, und bisweilen auch bläulich angelaufen ist. Die ältere Rinde ist dunkelbraun oder röthlich grau und mit einer grauen, in Längsfurchen, Rinnen oder Punkte vertieften Epidermis bedeckt. Mit zunehmendem Alter ent- wickelt sich die innere Rindenschicht in vorwiegender Ueppigkeit, und bricht durch jene Furchen und Poren der Oberhaut hervor. ‚So sieht man zweijährige Triebe oft in grosser Ausdehnung mit Wärzchen und Warzen einer gelblichbraunen Korksubstanz über- zogen, und manche Arten (z. B. E. microphyllum) werden dadurch vorzugsweise charakterisirt. Ueberhaupt aber waltet in unserer Gattung die Anlage einer sehr starken Korkschicht in der Rinde vor, und gewisse Arten, welche in offenen, der Sonne und dem Winde ausgesetzten Fluren leben (E. suberosum , tortum, Daphni- tes) hilden die Korksubstanz in so grossem Maasse aus, dass sie 291 bis zur Dicke eines Zolles anwächst, und den Holzkörper der Zweige au Durchmesser um's Doppelte übertriff. Dieser Kork trennt sich dann oft in unregelmässige Felder, die mehr oder we- niger dem Alter und der Länge der Triebe entsprechen, zu welchen sie gehören, Innerhalb derjenigen Rindenlage, aus welcher sich der. Kork hervorzubilden pflegt, findet man bei den meisten Arten eine zweite, die sich durch ihre dunkle, rothe oder bräuunliche Farbe auszeich- net. Sie besteht aus. einem dichten, Zellgewebe, dessen cubische oder ohlonge Zellen ‘von einem braunen Extractivstofle sehr stark tingirt sind. In zolldicken Zweigen, ist ‚diese Schichte manchmal wohl eine bis zwei Linien dick, Sie ertheilt gewissen Arten das Vermögen, als Farbstoff zu dienen, wie denn Erythroxylon sube- rosum *) und Zortubsun in Brasilien zu diesem Zwecke verwen- det werden., Bei dem Erythroxylon areolatum :L., von Jamaica, welches dort auch Red-Wood, Rothholz, genannt wird, ist, nach Patr. Browne a. a.0., die innerste Rinde fleischröthlich ‚und das Holz braun, was ihn mag bestimmt haben, der Gattung ihren. syste- matischen Namen zu geben; übrigens findet sich bei der ‚Mehrzahl der mir bekannt gewordenen Arten jene braune Farbe nicht im Holze, das vielmehr oft weisslich oder sehr blassröthlich gefärbt ist. Diese Betrachtung ‚der Rinde führt mich noch einen Schritt weiter zur Schilderung der inneren Gestaltung, wobei ich mich übrigens sehr kurz fassen kann, da mir mein Freund, Hr. Prof. H ugo Mohl, der grosse Keuner dieser Verhältnisse, gemeldet hat, dass die ihm mitgetheilten Materialien keine im Wesentlichen von dem allgemei- nen Bau der Dicotyledonen abweichende Morphose gezeigt hätten. %#) Aug. de St. .Hilaire Plantes usuelles des Bresiliens t. 69. 37 * 292 Das Holz der Erythroxyla-Arten ist von grosser Dichtigkeit und Festigkeit, es dauert auch in der Erde sehr lange aus, und E. areolatum ist deshalb in Jamaica auch unter dem Namen Iron- Wood — Eisenholz — ein beliebtes Baumaterial, wenn gleich der Stamm- des Baumes nur zu geringer Dicke anwächst. Unter dem Mikroskope zeigten mir mehrere Arten von Erythroxylon, die ich phytotomisch untersucht habe (E. suberosum, campestre, columbi- num), einen Holzkörper, in welchem man keine einfachen Spiral- gefässe unterscheiden konnte. Er besteht aus grossen, mit zahl- reichen Poren versehenen Zellen, aus andern sehr diekwandigen, fast hornartigen, fast kubischen Zellen , welche sehr starke Markstrah- len bilden, aus einem dazwischen liegenden, kleinen Zellgewebe, ver- hältnissmässig wenigen, aber starken und elastischen Prosenchym- Zellen und aus grossen punktirten Röhren. Das Auflallendste da- bei schien mir, dass die letzteren, namentlich in jüngeren Trieben, keine sehr regelmässige concentrische Stellung zeigten, so dass man bisweilen versucht werden könnte, dieser innern Gestaltung den Typus der Dikotyledonen abzusprechen. Bei älteren Holz® dagegen tritt dieser Typus doch deutlich hervor. Das Holz der Erythroxyla ist im Allgemeinen schwer. Die ‚übrigen physikalischen Eigenschaften desselben scheinen aber vor- zugsweise von dem Standorte abzuhangen. Solche Arten nämlich, welche in trocknen, sehr heissen Gegenden wachsen, wo sie oft Jahre lang den Regen entbehren müssen, haben ein vorzugsweise feines, dichtes Gefüge im Holze, jene dagegen, welche in den feuchteren Caa-apoam (Capöes), und in den Schlagwaldungen, der Caa-apoera wachsen, sind von gröberer Faser, und wahrschein- lich auch nicht so, dauerhaft, wenn zu Bauten oder zu Maschiuen verwendet. 293 Folia. Gemmatio. Herr Kunth sagt zwar von den Blättern der Erythroxyla: „Fo- lia ‚alterna, rarissima .opposita“ *); ‚ich muss, aber bemerken, dass sie ihrer Stellung nach ‚durchgreifend abwechselnd und nur manch- mal, dem Scheine nach, gegenständig genannt werden. dürfen. : Ei- nes, der wesentlichsten Momente in,der Gestaltung der Erythroxy- len ist die eigenthümliche Art, in welcher: die Blätter sich bald vollständig entwickeln, bald die eine oder andere ihrer drei orza- nischen Dimensionen unterdrücken. Wenn wir nämlich die Mehr- zahl. der Blätter im ganzen, Gewächsreiche in's Auge fassen, und daraus einen Typus für ‚die, regelmässige Entfaltung des Blattes abstrahiren, so finden wir, ‚dass ;ein, jedes vollkommen ausgebil- .dete Blatt aus drei organischen Theilen, gleichsam ‘aus eben . so vielen Gliedern bestehe, aus dem Scheidentheile, dem Blattstiele und dem Breitentheil.., Mit dem Vaginaltheile beginnt, es seine or- ganische Selbstständigkeit anzudeuten, indem hier die erste Diver- genz von den Gefässen des Stengels eingeleitet wird. Einmal von dem Achsengebilde ‘gesondert, erleidet,.es darauf eine Veränderung durch Convergenz und. Vereinigung seiner Gefässe im Blattstiele, Von dieser zweiten Stufe an erhebt es sich in der Lamina zu einer. vollständigern Sonderung, indem es die Ausbreitung in die Fläche vollendet. , Ein Blatt, an welchem sich diese drei Partieen, Zonen oder Dimensionen entfaltet zeigen, habe ich mit dem Namen Holophyllum zu bezeichnen vorgeschlagen. Bleibt es auf der er- sten Stufe ‚als Scheidenblatt ‘stehen, so stellt es gemeiniglich eine 3) Nova Genera et Spec. plantar. V. 175. Das E. sguamalum Vahl, welches hier als oppositifolium angegeben wird, ist es in Wahrheit nicht, Vahl (Symbol. IH. 60.) nennt die Blätter ausdrücklich alterna. 294 Schuppe dar, die nicht selten. rings, .umt den Stengel verwachsen bleibt, Hohl- oder Schuppenblatt: Coelophyllum. Das Blattohr (Stipula) gehört seiner Genesis nach zu dem Scheidentheile des Blattes. Entwickelt es auch den Blattstiel, so wird es ein Stiel- blatt: Steleophyllum, eine Formationsstufe, die wir bei vielen Pllan- zen in der Art auftreten sehen, dass der Stiel durch Verflachung bandartig wird, wie z. B. bei den Gräsern, und in anderer Weise bei vielen derjenigen Blattauamorphosen, welche die Systematik als Plıyllodia zu bezeichnen pflegt (Acaciae sie dietae aphyllae). Wenden wir diese allgemeinen Abstractionen auf die Gattung Ery- throxylon au, so begegnen wir hier dem besöndern Falle, wo die Triebe mit unvollständigen Blättern’ anfangen, “und erst gegen ihr Ende hin Holophylla entfalten. "Dieses Verkommen ist an und für sich sehr häufig, indem namentlich unsere einheimischen Bäume ihre Triebe mit Schuppenblättern beginnen, welche ‘zugleich als Schutz= und Deckblätter für die darauffolgenden vollständigen Blätter die- nen. Während aber hier diese Schuppen dicht aufeinander ge- drängt stehen, und meistens alsbald 'abfallen, wenn sie’ für’ die spä- teren und vollkommneren Blätter nicht mehr nöthig sind, bleiben sie bei Erythroxylon in sehr vielen Fällen unterhalb ‘der Holophylla stehen. Sie erscheinen nicht sowohl als eine 'äxssere Vorbedin- - gung des darauffolgenden, erst unter ihrem Schutze’ möglichen Ent- faltungsprozesses der vollständigen Blätter, sondern’ sie’ stellen viel- mehr nur die niedrigere Stufe der leiziern selbst vor, da diese in einem tropischen Klima der Deckung und Verwahrung 'vor Kälte oder Sonnenstich nicht bedürfen. Dieser Deutung gemäss findet man auch an diesen Blättern, welche die untere Formation am Triebe ausmachen, noch eine Lamina, aber diese erscheint nur 1. ter ‚der Form ‚einer Granne auf dem Rücken des Schuppenblattes, in ähnlicher Weise wie auf den Spelzen der Gräser, welche, rück- sichtlich ihrer ‚ganzen äussern Gestaltung manche frappante Aechn- - 295 lichkeit mit diesen Schuppenblättern von Erythroxylon darbieten. Diess Verhältniss wird um so deutlicher, je schärfer wir die For- mation und Structur der entwickelten Blätter 'in’s Auge fassen. Hier nämlich ist der Vaginaltheil auf eine sehr eigenthümliche Weise abgewandelt: er erscheint ‚als eine Stipula 'intrapetiolaris (welche man auch’anterior, intrafoliacea, axillaris zu nennen pflegt). Wenn in dem gewöhnlichen Falle, z. B. bei der Rose, der Blatt- Stiel sich rechts und links von seinem Ursprunge in ein 'Blattohr erweitert, so erhebt sich bei Erythroxylon die Stipula aus dem in- nersten Winkel seines Anheftungspunktes, und umfasst mit der ‚obern concaven Seite zur Hälfte den Zweig, während die untere zwei Stielnerven zeigt, welche der ganzen Länge nach durch die, hier nicht mehr halbirte, sondern ein einziges Blättehen bildende Stipula, fortlaufen. Es ist diess dieselbe Bildung, welche man, wenn schon auf die eine oder andere Weise" abweichend, bei sehr verschiedenen Pflanzenfamilien, wie z. B. bei vielen Papilionaceis (z. B. Pisum), bei den anomalen Rutaceis (Melianthus), und bei den Lardizabaleis findet. Das vollständige Gegenbild dieser Art von Stipula haben wır bei anderen Papilionaceis (Astragalus, Onn=- brychis), bei Mereurialis unnua u. s. w., wo sie auf der, dem Blatt- stiele gegenüber liegenden Seite verwachsend, den Zweig halbseitig einscheidet (Petiolo opposita). Mit diesen so eben beschriebenen Blattohren haben die am Zweige unteren, unvollständigen Blätter von Erythroxylon die grösste Aehnlichkeit, so zwar, dass sie auch von manchen Schrift- stellern geradezu Stpilae, Blattohren, oder Syuamae stipulaceae (Lepides Link) genannt ‘werden. Ich''glaubte jedoch besser zu thun, wenn ich sie mit dem’ bezeichnenden Namen der Ausschlag- schuppen, Ramenta, in die Beschreibung einführte; denn‘ sie sind ja wirklich nicht etwa bloss Theile von Blättern, sondern vielmehr 296 selbstständige) Blätter ‚die, nur. auf einer. tieferen, Eutwicklungsstufe stehen geblieben sind. Diese. Ausschlagschuppen ‚erscheinen ihrem Umrisse: ‚nach, . wenn vom Zweige ‚abgelöst, und: flach, ausgebreitet, gemeiniglich langgestreckt dreieckig,, bisweileu, aus dem: Dreiecki- gen in’s Lanzettförmige. übergehend. ‚Sie ‚sitzen. halbumfassend am Stengel fest... Auf, dem desshalb| convexen Rücken, sind sie in ‚eine TLängsfurche. vertieft, welche fast am untersten Grunde, beginnt, und bis in die,‚Spitze ‚fortläuft.,, Die Furche wird ‚auf jeder Seite von einem, 'mit,ihr parallelen Neryeu begränzt ‚(welcher in vielen Fäl- len als. Borste. über den allgemeinen Umriss. hervortritt.: ‚Manchmal sind ‚diese ‚Borsten hakenförmig zurückgekrümmt CE. coelophle- bium).. Zwischen. ihnen verlängert . sich bisweilen die eigentliche Spitze des Ausschlagblattes in. eine dritte Borste. Ausser den er- wähnten Kielnerven laufen ‚parallel mit denselben, mehr oder. weni- ger andere Nerven durch das Blatt hin, hören aber meistens etwas unterhalb des Randes auf: Die Textur von jüngeren, Ausschlags- schuppen ist gewöhnlich‘ häutig, mehr oder weniger trocken, wo sie dann auch in ihrer Farbe zwischen hell- und dunkelbraun in verschiedenen Nuancen gefärbt erscheinen. Selten sind sie kraut- artig und von hellgrüner, Farbe., Was ihre Grösse betrifft, so va- riiren sie zwischen einer halben Linie und einem halben Zoll Länge. Am häufigsten sind sie zwei bis drei Linien. lang. An ganz jun- gen Trieben stehen sie vertical aufgerichtet, und stellen, indem sie sich mit ihren Rändern! gegenseitig einscheiden, die Form eines Thyrsusknopfes dar. -Suhald sich aber die,Spindel zwischen ihnen verlängert, treten sie nach aussen zurück, und fallen entweder ab, oder bleiben, bald näher,, bald- ferner: von- einander, in. zwei, Zeilen stehen. Sie sind gewöhnlich unbehaart, nur in ‘wenigen Fällen habe ich eine Wolle von lockeren rositbraunen Haaren auf ihnen getroffen. 297 ‚.' Bei jungen! Ausschlagschuppen findet man gewöhnlich auf dem Rücken‘ auch‘ »das 'Rudiment: ‚der 'eigentlichen Lamina. "Dieselbe ist aber niemals als ein Breitenorgan, ' sondern immer nur'als eine Granne, ja bisweilen sogar nur als ein unscheinbares Härchen 'ent- wickelt. ' Die Granne‘ist nach Länge, Dicke und Ort des Ursprungs sehr: verschieden; meistens kürzer ala.die -Ausschlagschuppe.' Sie streckt sich entweder |gerade vor; | und legt: sich "dann .in die Mit- telfarche, oder sie ist am Grunde etwas! gedreht und steht schräg; ab. An älteren Ausschlagschuppen findet ‘man: sie nicht ‘mehr, Vermöge dieses‘ Theiles hat die Ausschlagschuppe die grösste Aehnlichkeit mit. einer Grasspelzklappe, und in der Zusammen- setzung mehrerer: soleher zweizeilig gestellter Schuppen erkennt man sehr deutlich den Typus des :vielblüthigen Grasährchens. Der un- tere Theil der Schuppe: pflegt- sich‘.in ‘den meisten Fällen: zu 'ver- dicken und stehen zu: bleiben, während der obere 'durch'den'Ein- fluss der Witterung zerrissen oder gänzlich zerstört‘ wird. Die Farbe. ist dann, wenn sie im hihfälligen Theile fahl: oder 'strohgelh war, nun in dem: verdiekten; -stehenbleihenden: graubraun. ‘Hier nimmt das: /Ausschlagsblättchen : bisweilen Theil'an der ‚Bildung 'je- uer Korkigen Rinde, "welche. .die ‚Zweige:so' häufig bedeckt.’ Die ersten Ramenta- eines neuen-Triebes ‘erscheinen ‘nicht selten länger und von» düunerer Consistenz, als diejenigen ; welche (man an älte- ren: Stellen : der Zweige: wahrnimmt, was ebemüdieser nach’ und nach eintretenden: V’erstüämmlung und Vaskitinwahai sermöge' der Witterungseinflüsse, zuzuschreiben ist» .- ETF)! bi sundkür 1) ib done ! Ita K. 'anılo ss molvzxom " Ganz besonders bedbutsähn und wesentlich für die Charakteri- stik der einzelnen Arten erscheint: die ‚Stellung dieser Ausschlag- sehuppen am zwei- und mehrjährigen Triebe. Der letztere nämlich verlängert‘ sich entweder zwisehen:den »eindelnen Ausschlagschup- pen, und zieht dieselben’ dadurch auseinander, sodass ‘sie’ in mehr Abhandlungen d. II. C1.d. Ak.d. Wiss. IT. Bd. Abth. IE. 38 298 oder weniger unregelmässigen Absätzen rechts und links am Zweige zu stehen kommen; oder'sie. werden auch bei späterem Nachwuchse des: Zweiges ‘gar nicht: oder‘ nur'.wenig aus ihrer ursprünglichen Nähe und Uebereinanderlagerung verschoben. Im letzteren Falle stellen sie ein ganz eigenthümliches beschupptes Zweiggebilde dar. Ich habe sie danı ini. Vergleiche ‘mit einer Flechte' von ‚Haaren Ramenta eircinnata, genannt.u Die auf,solche Weise beschuppten Zweiglein 'verlängeru sich ‚meistens, nachdem sie die typische Zahl yon Schuppen ‚erreicht haben, mit‘Jängeren Internodien, an welchen nun die ‚ausgebildeten : vollständigen: Blätter hervortreten. Nach einer gewissen Succession dieser leiztern hat sich der Jahrestrieb erschöpft, und. der folgende beginnt wieder mit den dichtgestellten zweizeiligen: Ausschlagschuppen.'':Da .die letztern ‘auch an dem äl- teren Holze noch) für: längere Zeit sichtbar bleiben, so geht hieraus der!besondere! Umstand: hervor,'\dass ‘sich An einem‘ längeren Aste ein regelmässiger Wechsel zwischen unvollständigen und vollstän- digen Blättern nachweisen lässt.| Bei einigen Arten (E. suberosum, Daphnites ; eircinnatum)\i wird dieser : Wechsel mit ziemlicher Ent- schiedenheit »eingehaken, :und vda ‘(auch ‚die Blüthenstiele vorzugs- weise bald.-aus den'Ausschlagsschuppen, bald aus’ den: Achseln der entwickelten Blättenshervorkommen; | so ergeben sich’ aus diesen Verhältnissen eigenthümliche: Charaktere für die Arten, 'welche je- doch. leichtersdurch: das«Auge ‚des :Beobachters in’ der Natur auf- zufinden, 'als in besonderen "Ausdrücken wörtlich:darzustellen sind. Auf diese Successionen der: verschiedenen Blattformationen von Erythroxylon haben ohne Zweifel auch die Ortsverhältoisse und anomentan eintretende !Regew oder «Trockenheit: einen mächtigen Einfluss, ‘und «ler Systenratiker'ist darum angewiesen, sie für die Zwecke. der Unterscheidutig von Arten. mit. grosser Vorsicht zu benützen. „In einigen Fällen: lässt: sich gar, keine Gesetzmässigkeit in; der! Succession - den werschiedenen‘ Formationsstufen ‚bemerken: 1 .dıde bh TEL H f I 299. Ausschlagschuppen: und vollständige Blätter folgen sich, | bald mit, bald ohne Blüthen: in ihren‘ Achseln, ohnesialle Ordnung, und manch- mal wird auch eine scheinbare Orduuug durch weitere‘ Complica- tionen im Blüthenstande gestört. Bisweilen wird: äuch der Holz- körper des Zweiges durch die wechselnden Süecessionen 'vollstän- diger oder unvollständiger Blätter afficirtt, so dass er sich an der Gränze zwischen beiden Formationsstufen ‚einschnürt und‘! ver- dünnt. Werden Zweige dieser. Art gebogen, ‚so brechen sie am leichtesten an den Stellen der Einschnürung. Fast alles, was ich bisher von den Ausschlagschuppen ‚gesagt habe, gilt auch‘ von den Blattohren, stöpulae, ‘der: vollständigen Blät- ter. Auch hier zeigt die Stipula nicht zwei Theile, sondern ist durch ‘Verwachsung der: inneren Ränder einfach, Der Unterschied zwischen dem Ramentum und der Stipula beruht darin, dass bei letzterer (statt der Granne ein vollständiges, mit Stiel und Breiten- theil versehenes Blatt auftitt..»Die ‚Blätter sind mittels des Vagi- naltheils,d. h. ihrer Stipula, an den Zweig befestigt, indem: der- selbe ‘quer, und bisweilen: nach beiden: Seiten ‚etwas herablaufend ah ihr'angewachsen ist. Doch löst sich das Blattohr. oft theilweise los, wenn die Gefässe des Blattstieles änschwellen, und das Blatt scheint sodann durch den Blattstiel unmittelbar befestigt, das Blatt- ohr ‚aber stellt.\ sich dann ‚gewissermassen nur als ein Anhang des Blattstieles dar. Man) könnte es dann einer, ‘der Länge nach 'hal- birten 'Ocrea vergleichen. ‚Auf der dem: Blattstiele''zugewendeten Seite zeigt das Blattohr)zwei Längserhäbenheiten und in der Mitte eine Rurche: Auf der dem Zweige zugekehrten Seite ist sie con- cav. Diese eigenthümliche Faltung des Blattohres ist um so be- deutungsvoller, als sie sich'auf einer höheren Formationsstufe, näm- lich vei den Kronblättern, in veredeltem Typus, wiederholt. Die Substanz des Blatiohrs gleicht der der Ausschlagschuppe, desglei- 38* 300 » chen die Farbe. Auch hier finden wir nicht selten zwei oder drei Borsten an der Spitze des Blattohrs; jene vierte Rückengranne kann natürlich hier: nicht erscheinen. Selten findet sich auch auf dem Rücken der Blattohren ein vergänglicher Filz rothbrauner Haare (E. subrotundum). / Die Blattstiele sind bei Erythroxylon fast ganz rund, oben mit einer schmalen Furche versehen, und von dem untersten herablau- fenden Rande der Lamina häufig mit einer zarten Leiste bezeichnet. Was den Laminartheil der Blätter betrifft, so wechseln sie ganz ausserordentlich in ihrem Umrisse; und in ihrer: Grösse. Nament- lich findet man, dass: diese Verhältnisse an den älteren und jünge- ren Trieben ausserordentlich verschieden sind. Am häufigsten ist der Umriss umgekehrt eiförmig oder ablang; aber nicht selten dre- hen sich die Verhältnisse der einzelnen Dimensionen an den Blät- tern einer und derselben Art, ja eines Individuums, in :solcher Weise um, dass die‘ sonst kürzesten. Dimensionen zu den-längeren, dagegen die, längeren ‘zu den: kürzeren werden: ‚ein Verhäliniss, welches die Artenkenntniss in dieser‘ Gattung ungemein erschwert. Nicht minder gross:\ist- die: Wandelbarkeit in der Grösse der Blät- ter, so zwar, dass sie in einer und derselben Art, ja an einem und demselben Individuo ‘von 2% bis 24 Linien, von z bis zw. 11: Zoll wechseln (E.icampestre, passerinum, microphyllum). | Unter (diesen Verhältnissen habe ich: sehr häufig die:Blattform nur als’secundä- res Merkmal der Arten annehmen können, dagegen lernte ich: die Aderung; und Consistenz ‘der Lamiua als«ein sehr beständiges und wesentliches Merkmal kennen. Von dem Mittelnerven, welcher als Fortsetzung des Blattstiels durch das ganze Blatt läuft, und bisweilen in eine kurze, hinfällige Stachelspitze endiget, gehen die Adern unter spitzigen Winkeln aus. Gegen die: Peripherie "hin theilen' sie sich in je zwei bogenförmige Hauptzweige, welche unter einander anastomosiren, so dass kein unmittelbarer Verlauf der Ve- 301 nen in den Rand bemerkbar ist. Ausser diesen Hauptverbindungen der Adern, welche auf der Rückseite etwas weniges hervorragen, und auf der Oberseite bisweilen vertieft sind (E. coelophlebium), ‘zeigt die Lamina noch sehr zahlreiche Anastomosen zweiter und dritter Ordnung. Zwischen denselben liegt ein dichtes, aus sehr feinen Zellen gebildetes Gewebe. Vermöge dieser Textur erschei- nen die Blätter, sobald sie ihr volles Alter erreicht haben, meistens fest, von der Üonsistenz der Lorbeerblätter, ja manchmal noch dicker und lederartig. Doch fehlt es auch nicht an Arten mit ganz dünnen, zarthäutigen Blättern (E. Coca, subrotundum). Gegen das ‘Licht gehalten, lassen manche Arten weissliche Punkte durch- schimmern; andere (E. eircinnatum) tragen leichte, 'hlasige Ver- diekungen, welche besonders auf der untern Seite sichtbar sind. Wenn die Blätter eben ausbrechen, sind sie sehr häufig zart, schlaf, und werden leicht welk. Vergleicht man ein Individuum in diesem Zustande der Belaubung mit einem älteren, dessen Blätter sich vollständig entwickelt, und die lederartige Cousistenz angenommen haben, so findet man einen so grossen Unterschied, dass man ver- sucht wird, an Verschiedenheit ‘der: Arten zu glauben. In dem- selben Verhältnisse, wie das Gefüge, ist auch die Farbe der Blät- ter wandelbar. Am häufigsten zeigen sie ein sattes Grün an der oberen Fläche. Auf der unteren sind sie blasser, am Rande und an den Blattstielen' bisweilen röthlich ‚angelaufen. Wenn die eben ausbrechenden Blätter ungünstige Witterungsverhältnisse, namentlich zu starke Hitze oder lange Feuchtigkeit, erfahren, so fallen sie ‘nicht selten ab. Es kann dann geschehen, dass die Pflauze meh- rere Monate hindurch blattlos steht, ein Verhältniss, welches bei der Charakteristik der Arten um so genauere Würdigung verdient, als auch das Hervorbrechen oder Ausbleiben der Blüthenstiele die Tracht des Gewächses scheinbar verändern kann. Wo die Blü- then vorzugsweise aus den Ausschlagschuppen hervorkommen, kann es geschehen, dass das Gewäclıs eine ganz verschiedene Physiognomie 302 annimmt, je nachdem die Blätter vorher abgefallen sind, oder die Blüthen sich mit oder nach den Blättern entwickeln. Es ist bekannt, dass mehrere Arten von Erythroxylon, z. B. die- jenigen, welehe von De.Candolle in seiner Abtheilung Areolata aufgeführt werden, auf der Rückseite der Blätter zwei zarte Längs- linien‘ aufweisen, welche. am Grunde. beim Eintritt des Blattstiels entspringen, ‚und ..bis zur äussersten Spitze des Nerven ein leich- tes Kreissegment beschreiben. Schon die ersten Beobachter haben diese Eigerthümlichkeit hervorgehoben. Diese Linien entstehen durch die eigenthümliche Faltung des Blattes, welches mit von beiden Seiten nach oben, gegen die Mediane hin spiralig eingerollten. Rändern hervorsprosst. Browne;*) erklärt. die Entstehung des Sireifens so, als wenn sie die äussersten Gränzen desjenigen Theiles vom Blatt seyen, welcher bei der ursprünglichen Faltung. in’ der Knospe frei_ liegt. Diese Erklärung ist aber nicht ganz richtig.; Wenn. sich nämlich die Blätter zu entfalten ‚anfangen, kommen sie ‚mit pfriemen- artiger Gestalt, wie gesagt, nach oben zusammengerollt hervor, und lassen dann nur einen ganz schmalen Theil der Rückseite, jedoch nicht gerade‘ den Nerven, frei, denn sie kommen stets etwas ge- dreht, also mit ungleichen Rändern, hervor. Der Nerve einerseits, und die beiden zusammengerollten Randstücke anderseits, drücken auf das Parenchym der Unterseite und erheben, einen Theil des- "selben als eine zarte Leiste, die über ‚alle Adern des Blattes, hin- Jäuft, und sich‘ manchmal durch ‚eine veränderte, ‚dunklere Farbe auszeichnet. Zwischen den beiden Leisten hat die Unterseite des Blattes gewöhnlich einen stärkeren Glanz, wahrscheinlich desshalb, weil sie vom Anfang- an ebener und: glatter war, als die seitlichen, »*) Patr. Browne History of Jamaica p- 278. Jacquin Stirp. amer. p. 195. Cavanilles bildet Tab. 23% x ein solches Blatt ab. i 303 der starken Einrollung unterworfenen Theile der Lamina. Diese Leiste ist übrigens nicht constant. Selbst bei manchen Arten, wo sie"als eharakteristisches Merkmal angeführt wird (E. Ovca,' areo- latum) verschwindet sie nicht‘ selten sehr frühzeitig, und bei sol- chen Blättern, die ein‘ lederartiges Gefüge aunehmen, ist häufig nicht die leiseste Spur davon: zu erkennen. -Eine ganz ähnliche Knospung und Blattleiste. findet man bei verschiedenen Pflanzenfa- milien, z. B: bei Humirium' floribundum *), wo: sie jedoch keine so deutliche Schwiele auf'ider Unterseite zurücklässt.. Die Gattung Aperiphracta Nees **) aus der Familie der Laurineae zeigt auf der einen Hälfte der Unterseite eine durchlaufende, auf der andern eine kürzere, im, ersten Dritttheile verschwindende Falte; beide entspringen "jedoch nicht am Hauptnerven, sondern entfernt von ihn, und convergiren nach vornen. Surcolaena Thouars, zu den Chlena- ceis gehörig, weiset rechts und links zwei Falten auf, welche ganz wie die der Erythroxyla verlaufen ***). Die Blätter der Polygoneen - Gattung ir haben mehrere Streifen, die dem Nerven parallel verlaufen 7). Dieses Verhältniss deutet eine ge- wisse verwandtschaftliche Berlcuie zwischen den Erythroxyleeu und den Polygoneen an, was sich auch ausserdem im Habitus be- urkundet, wesshalb deum eine Coccoloba aus Westindien von Ber- tero und De Candolle als Erythroxylon (?) aufgeführt worden ist 77 )- *) Martius: Nova Genera et Spee. II. t. 199. *#) Nees ab Esenbeck Systema Jaurinearum. 3) Aub. Petit Thouars Genera madagasc. t. 9 und 10. 7) F. Aublet Flora gujan. t. 347. jr) Erythroxylon ? subeordatum DC; Prodr.-],‘ 575.0. 25... u r \ & \ ö i F it 304 Inflorescentia. Ana \ - „N N ; \ r Als allgemeinsten Charakter des Blüthenstaodes; kann/man.-aus- sprechen, dass er niemals eine Hauptachse abschliesst. Die Zweige und Zweiglein wachsen also je nach der jeder Art zukommenden rhythmischen Suecession :der Blätter, und nach dem individuellen Maasse der Lebenskraft stets in .die,Länge: fort, oline hierin: jemals durch das: Auftreten endständiger. Blüthenstiele gehemmt. zu wer- den. "Die letztern entspringen immer ‘seitlich, aus den Achseln der Blätter, und sind, was ebenfalls einen Hauptcharakter ausmacht, stets einfach. ! Was die Stellung der Blüthenstiele ferner betrifft, so ist der einfachste ‚Fall der, dass nur ein einziger Blüthenstiel aus der Achsel des Ausschlagblattes, welches dann also die Bedeutung eines Vorblattes (Bractea) für diese Blüthe annimmt, hervorkommt; oder dass dieses aus der Achsel eines grünen, vollständigen Blat- tes geschieht. Das Ausschlagsblatt bleibt unter seiner Blüthe in den meisten Fällen stehen, das grüne Blatt fällt sehr häufig ab, bevor die Blüthe in Frucht übergegangen ist. Wenn mehrere in dieser Weise einblüthige Bracteen nahe an einander stehen, so hat die gemeinschaftliche Achse Analogie mit jenem stark zusammen- gezogenen Blüthenstande, den wir bei den floribus aggregatis wahr- nehmen. So wie dort zahlreiche Blüthenstiele aus einer gemein- schaftlichen Spindel hervorkommen, welche sich, vermöge der noch deutlich vorhandenen Vorblätter als ein zusammengesetztes, viel- achsiges Gebilde beurkundet: so auch hier, wenn man das gesammte Zweiglein mit seinen Blüthen als ein zusammengehörendes Ganzes betrachtet. Ich habe daher diese :Erscheinungsform des Blüthen- standes mit dem Ausdruck flores aggregati bezeichnet. Jeder einzelne Blüthenstiel ‘ist an seinem Grunde von zwei kleinen Vorhlättchen (Bracteolae) umgeben, welche in ihrer Textur u 305 selbst wieder den. Ausschlagschuppen ähnlich sind, jedoch gemei- niglich ‚nur Einen Kiel in der Mediane, und durch dessen Endver- längerung manchmal einen Weichstachel oder ‚eine, Borste tragen. Diese Vorblättchen sind oft sehr klein, und gänzlich unter ihrem Vorblatte versteckt. An ihrem Grunde sind sie nicht selten mit einander’ röhrig verwachsen, wo sie dann den Blüthenstiel etwas einscheiden.’ Dieser zeigt bei genauer Untersuchung ganz unten eine leichte Gliederung, er sitzt also gleichsam auf einem verkün- merten, schr kurzen, knotenartigen Zweigleiır auf. ” Wenn ein Bläthen tragendes Ausschlagblait oder ein vollstän- diges Blatt aus einer Achsel mehr als Einen Blüthenstiel hervor- treibt, so geschieht diess, noch mehr als in dem eben angegebenen ‘Falle, mittelst einer seitlichen Verlängerung des Achsengebildes, (d. h. eines secundären Zweiges, welcher übrigens gar oft kaum sichtbar ist, wo daun die Blüchen insgesammt aus der Achsel des Vorblattes erster Ordnung hervorzukommen scheinen, obgleich eigentlich "jedes Vorblätichen der ersten Blüthe zum Vorblatte für die Blüthe zweiter Ordnung geworden ist, und eben so fort, bei noch ferner andauerndem Triebe, die Vorblättchen der zweiten Ordnung Vorblätter der dritten Blüthensuccession werden u. s. w. Diese auf einander folgenden Vorblättchen behalten gemeiniglich insgesammt dieselbe Kleinheit und Form bei, und der ganze Blü- thenstand wird sonach eine sehr zusammengezogene Rispe, oder ein Knäuel (Glomerulus).: Man bemerkt ührigens zweierlei Arten dieses Vörkommens. Die Blüthen erscheinen nämlich entweder in beträchtlicher Zahl, so dass sie den Typus der zweizeiligen Stel- lung, welcher sonst in der Gattung herrscht, nicht mehr einhalten können:’ dann stellen sie das vor, was ich hier vorzugsweise In- florescentia glomerata nennen möchte; oder sie sind in geringerer Zahl vorhanden, , und die zweizeilige Anordnung wird nicht gänz- lich gestörtiund aufgehoben. |Man sieht. dann.zwei, ‚drei, oder. vier Blü- Abhandlungen der UI. Cl.d. Ak. d& Wiss. III. Bd. Abth. 11. 39 306 thenstiele neben einander und schräg abwechselnd aus der ersten Achsel hervortreten, und die Form eines Büschels einhalten (Inflo- rescentia faseiculata). Es ergibt sich aus dieser Darstellung, , dass der Blüthenstand im Grunde auf einem einzigen und zwar auf dem gewöhnlichen Gesetze der Rispe beruhet, dass ihn aber die Art und Weise, in welcher sich die mit Blüthen versehenen Zweiglein forientwickeln und ausbilden, mehrfach zu modificiren im Stande; ist. Nament- lich ist hiebei das Alter, in welchem ein Zweiglein noch Blüthen statt Blättern trägt, von grossem Einfluss. Kommen die Blüthen nur auf ganz jungen Zweigen hervor, so werden die Achsen der einzel- nen weiter von einander gehalten, verlängern sich nach Entwick- lung der Blättehen um so leichter, und gehen in Blattzweige über. Entwickeln sich dagegen die Blüthen vorzugsweise oder aus- schliesslich an dem älteren Holze, in welchem der Längstrieb schon minder vorwaltend ist, so erscheint der Blüthen tragende - Zweig als eine aus vielen genäherten Knoten 'zusammengesetzie Bildung. Er stellt dann recht augenfällig einen gehemmten Trieb dar; was er an Länge verloren, gewinnt er an Dicke,, und sein Gefüge ist dann bisweilen so dicht gedrängt, dass er fast eine Ma- serbildung annimmt. Am Deutlichsten erscheint diess bei Eryıhro- zylon magnoliaefolium, wo der Blüthenzweig als ein halbkugliger Knopf erscheint, der wohl nur bei, sehr günstigen Wachsthumsbe- dingungen zu einem Blattiriebe weitersprosst. Wenn solche; Be- günstigungen der Vegetation eintreten, kann, wohl der ursprünglich gauz kurze Blüthenzweig auf einen Zoll und ‚mehr. Länge. ‚aus+ wachsen, und da er keine vollständigen Blätter mehr treibt, ver- schmälert er sich bisweilen nach vornen und geht, fast in die Natur eines Dornes über (E. microphyllum). Eine weitere Folge dieses Verhältnisses ist,’ dass wir an einer und derselben Art, ja an einem und deniselben Individuum immer 307 sehr verschiedenartige Stufen der Inflorescenz erscheinen. sehen, je nachdem die Vegetation durch äussere Einflüsse bald gehemmt, bald zur Entfaltung neuer Triebe augeregt wird. Als Beispiel mag in dieser Beziehung E. campestre gelten. Der Typus der Inflo- rescenz bei dieser Art gehört in die Kategorie des Fasciculus, denn eine und dieselbe Blattachsel, oder häufiger die Achsel eines Ramentum treibt mehrere Blüthenstiele hervor, welche ebenso wie die Stellung der Blattgebilde selbst die Dispositio disticha einhal- ten. Kommen aber ‚die Blüthenstiele an den jüngeren Zweigen hervor, so ist diess viel deutlicher als wenn die Ramenta am älte- ren (zwei- bis vierjährigem) Holze ihre bis dahin schlafenden Blüthen- augen entwickeln, und nun die Blüthenstiele mehr unter die Form eines Glomerulus zusammenhalten, und zugleich den Grund und Boden der Inflorescenz verdieken. Auch die Natur der Bracteeu und Bracteoleu influenzirt auf dieses Verhältniss. Sind sie nämlich von düunerer Textur, so sind sie auch hiufälliger, ihre Basis‘ bleibt minder sichtbar und minder lange stehen, weil sie weniger verholzt. Sind sie dagegen von derberer Structur, so dauern sie länger, zie- hen mehr Säfte herbei, und veranlassen eine deutlichere Ver- dickung des verkümmerten Blütheuzweiges, worauf sie stehen. | Wenn übrigens solche Betrachtungen lehren, dass eine sy- stematische Abtheilung nach den augegebenen Typen des Blüthen- staudes wegen der möglichen Zwischenfälle au Präcision verliert, so habe, ich mich doch für berechtigt gehalten, sie in der Anord- nung der Arten geltend zu machen,. denn das Studium einer jeden Art — freilich nicht nach einem einzelnen kümmerlichen Exemplar, sondern nach reichlichen Suiten, dergleichen ich, glücklicherweise vor mir habe — gewährt am Eude doch ein Resultat, dem:man “ sich mit Befriedigung hingeben darf. So ist z, B. E. nitidum dem E. campestre sehr verwandt, und iu manchem Vorkommen schwer zu unterscheiden. Nimmt man aber auf die knäuelartige Vereini- 39* 308 gung einer grösseren Anzahl von Blüthen auf einem knotenartigen, convexen, mit vielen Bracteolen ohne Ordnung besetzten (verküm- merten) Zweig Rücksicht, dergleichen bei E. nitidum selbst an jüngeren Zweigen erscheint, so wird man keine Schwierigkeit haben, diese übrigens ausserordentlich polymorphe Art von E. cam- pestre zu unterscheiden. me Pedunculus. Calyr. Der Blüthenstiel, dessen Erscheinen und Stellung wir im Obi- gen genügend erläutert zu haben glauben, zeigt eine Eigenschaft, welche zu. den wesentlichsten der Gattung gehören dürfte: ich meine den Umstand, dass er immer fünfkantig und nach oben hin etwas kolbig verdickt ist. Diese Kanten sind gewöhnlich von hel- lerer Farbe als das Uebrige, und manchmal leicht gewellt. Sie gehen, was ebenfalls charakteristisch ist, niemals in den Medianen der Kelchblätter fort, sondern wechseln mit diesen ab, und verlie- ren sich gewöhnlich da, wo die Theilung des Kelches anfängt. Die Richtung des Blüthenstieles ist während der Blüthenzeit / fast immer schräg aufwärts. Er ist in diesem Zustande mehr als noch einmal so lang, als die Blüthe. Mit zunehmender Fruchtreife verlängert er sich oft um das Doppelte, er wird etwas dicker und derber, und neigt sich dann, wenn er die reifende Frucht trägt, nach unten. Bei einer, mir bekannten Art, E. revolutum, ist der Blü- thenstiel so kurz, dass er sich fast nur als unterster Theil des Kelches darstellt. > Der Kelch, welcher am Ende des Blüthenstieles ohne weitere Abgliederung desselben erscheint, ist aus fünf Blättern gebildet. Diese sind in sehr verschiedenem Verhältnisse mit einander zu einem Calyx monophyllus verwachsen; bald messen die freien Stücke 309 nur ein Dritt- oder Vierttheil der Kelchlänge, und sind dreieckige Zähne, bald ist der Kelch zur Hälfte oder unter dieselbe getheilt, wo sich die Zipfel meistens dreieckig, bisweilen auch durch Ab- rundung des unteren, breiteren Theiles eiförmig, in's Dreieckige über- gehend, darstellen. Selten geht die Theilung noch tiefer nach unten fort, so dass der Kelch fast fünfblättrig erscheint. In diesem Falle sind die Blättchen fast rund oder eirund, mit kurz vorgezogener Spitze. Der unterste Theil (Hypanthium Link) ist stets frei vom Frucht- knoten. Die Substanz des Kelches ist dicklich. Die Farbe grün- lich oder röthlich. Die Nerven treten wenig sichtbar hervor. Manchmal ist bloss ein Mittelnerve, manchmal sind’auch zwei Seiten- nerven bemerklich-. Der Rand ist gemeiniglich etwas verdünnt und weisslich gefärbt. Haare kommen nur selten und in grosser Fein- heit als Randwimpern vor. In der Knospe lässt sich die Aestiva- tio quincuncialis (Phyllotaxis 2) nur bei den Arten mit tiefgetheil- tem Kelche nachweisen. Hier greifen die Ränder in der gewöhn- lichen Weise über einander, so dass das eine der beiden ganz freien Kelchblätichen nach vornen, seitlich von der Mediane des Deckblattes, das andere ganz freie (das zweite) nach hinten steht. Mit der Anihesis nehmen die Kelchtheile etwas an Umfang zu. Nach der Blüthe und unter der Fruchtreife vergrössern sie sich nur in wenigen Fällen beträchtlich (E. ectinocalyz Isuberosum). 9) ME Corolla. Die Krone der Erythroxyla entspricht in ihrer Kleinheit dem kleinen Kelche. In keiner der mir bekannten Arten misst der Durchmesser der ausgebreiteten Krone mehr als vier oder fünf Linien. Sie sind einander ganz gleich, und haben eine Aestivatio quincun- eiali-imbricata. Sie sitzen mit den Abschnitten des Kelches wech- selnd, mittelst eines sehr kurzen, verdickten Nagels im untersten 310 Grunde..des Kelches fest, und: breiten ‚sich bei ‚voller Authesis in der Art horizontal aus, dass sie nach Innen noch etwas concav bleiben. . Ihr Totalumriss ist ablang-elliptisch oder linearisch-ellip- tisch.. Durch die Mitte zieht ein deutlicher Nerve, welcher gemei- niglich ‚vor der Spitze endet. Ueberdiess werden auf jeder Seite. von diesem manchmal noch ein oder zwei Nerven bemerkt, die nach vornen in, die Spitze, des Mitteluerven zusammeutreten... Zwischen diesen Nerven läuft dann eine leichte Furche hin. Der Rand ist verdünnt, und gewöhnlich einwärts geschlagen. Das Venen- netz zwischen den kleinen ziemlich schleimreichen Zellen des Ge- webes ist nicht ‚sichtbar. Das Merkwürdigste in der: Morphose der Kronblätter ist jene zarte, häufige Verlängerung, welche am Ende des ersten Dritttheiles auf der obern Blattfläche entspringt, und während der Blüthezeit, wo. der Körper der Kroublätter hori- zontal absteht, sich vertical aufrichtet. Die Schriftsteller nennen diesen Fortsatz des Krouenblaties schlechtweg,eine Schuppe (Syuuma). Ihre eigenthümliche Gestalt ist weder bei Cavanilles, noch bei Vahl oder Kunth richüg abge- bildet, und auch die von St.Hilaire *) ist nicht ganz befriedigend, Pelletier **) sagt über diese Bildung Folgendes; On doit se re- presenter les petales des fleurs de ce genre comme composes de deux pieces repliees eu dedans, mises bout & bout, soudees dans Vangle de leur repli, et fortifiees dans leur union par une nervure exterieure elargie et un peu £paisse. Il resulte de la qu'au lieu d’une &caille, il y en a r&ellement deux: savoir. une sup£rieure for- mee par le repli interieur de la base de la piece sup£rieure,, et *). Plantes usuelles des'Bresiliens t: 69 (E. suberosum) und: Flora Brasilise merid. II. t. 103 (E. microphyllum). *) Bei S. Hilaire Flora Brasil. merid. I. 98. 311 üne inferieure due au repli de la partie superieure de la piece in- ferieure. La premiere, bilobee ou trilobee, se dirige vers le som- met de la fleur; la seconde se reflechit sur la base du petale, et donne en quelque sorte ä& la piece inferieure l’aspect d’un petale d’ombellifere. Ne pourrait-on pas d’apres cela regarder la piece inferieure comme le vrai petale, et la superieure comme un appen- dice?“ Diese seltsame Ansicht erklärt eigentlich nichts, und scheint fast vorauszusetzen, dass der Botaniker, von welchem sie ausge- gangen ist, hier zwei Kreise einander gegenüber stehender Kronen- blätter annimmt. Allerdings ist die Gestaltung dieser Blattansätze für den ersten Anblick schwer zu erklären. Diese Schwierigkeit verschwindet aber, wenn wir uns’an die F'ormation des vollstän- digen grünen Blattes der Erythröxyla erinnern. Hier hat sich der Vagihaltheil als freies Blältohr von der Lamina getreint, und sehr oft von der Spitze herein in zwei mit je einem Kıelnerven versehene Abschnitte gesondert, zwischen denen bisweilen noch die Me- diane als eine feine Spitze oder Borste heraustritt. Diese Ge- staltung‘ ist offenbar das Vorbild des vorderen Ansatzes auf dem Kronenblatt. Die 2 Seitenlappen desselben entsprechen den Sei- tenabschnitten der Stipula; ein kleiner zahnförhiger, oft gar nicht sichtbarer, gänzlich mit, dem Mittelnerven zusammenfliessender Fort- satz entspricht der mittelständigen Borste. Wäre nur diese Du- plicatur auf den Kronenblätiern bemerkbar, so würde man, keinen Anstand nehmen, sie ganz, einfach, mit dem Kronenforisätz Fe Narı Cissen, mancher. Irideen oder der Sileneen zu vergleichen, und sie wie dort Ligula nennen; , es kommt aber nun noch der Kleinere, hintere Anhang hinzu, welcher sich nach Innen gegen das Centrum der Blume zurückschlägt. Ich halie auch ihn nicht etwa für eine besondere Bildung, sondern nur für eine Ausbilding und ‚gleichsam Variation der hier Bberhaups so stark äusgesprochehen Atamorphose des Scheidenthieiles vom Kronenblatte. Wie oben "erwähnt, läuft ie Stipula’ intrapetiöfäris von der Mediane des’Blatistiels noch auf 312 beiden Seiten ‚des Zweiges schräg herab und umfasst ihn fast zur Hälfte... Wäre diese Gestaltung weiter ausgebildet, d. h. wären die hintern Ränder der Länge nach mit einander verwachsen, so ‚würde sie eine Art von-Blattstiefel darstellen, etwa mit der Ocrea von Polygonum orientale oder mit der zarthäutigen Röhre zu verglei- chen, die mau bei Potamogeton Nebenscheide genannt hat. Die beiden vordern Ligularlappen von Erythroxylon sind nun auch wirk- lich mit ihren äussern Rändern nach unten zurückgerollt, und gehen ia. manchen Fällen ganz deutlich in die innere Duplicatur über. Diese ganze Anamorphose der Stipula ist also so zu denken, als wenn sie ursprünglich eine cylindrische Röhre bildete, welche mit dem äusserst kurzen Blattstiel (dem Nagel des Kronenblattes) dicht verwachsen, nach vornen in zwei oder drei aufgerichtete, nach hinten in Einen zurückgerollten Lappen zerschnitien wäre. Wirklich ist auch das Gefüge des Kronenblattes in diesem untersten Theile sichtbar derber und dicker, als in dem obern. Eine solche Deu- tung, dieser Anamorphose weiset uns an, der von Pelletier ange- regten Ansicht, als wäre das eigentliche Kronenblatt nur ein äus- serer Anhang der Ligula, und diese selbst, hätte die Bedeutung des Kıonenblattes, keinen. Werth beizulegen. Die Analogie mit Ligularbildungen anderer verwandter Fan auszuführen, würde mich hier zu weit führen. Ich bemerke nur, dass es mir scheint, die starke Entwieklung dieser Gestaltung "habe Herrn Kunth einen wesentlichen Grund an die Hand geben kön- nen, die Gattung Erythroxylon von den Malpighiaceis zu trennen, Was die Farbe der Kronenklätter betrifft, so ist sie in den meisten Fällen weiss oder grünlich weiss, selten blass chamois. Die Ligula ist gemeiniglich heller und reiner gefärbt, als das übrige Blatt. Letztere trägt vielleicht zur Befruchtung bei, indem sie die 313 aus den Antheren ausgetretenen Pollenkörner längere Zeit be- schützt, und über den Narben zurückhäle Wenigstens bemerkt man eine grosse Ansammlung von diesen in den Falten und zwi- schen den Kerben und Zähnen der Ligularlappen während der Blüthezeit. In der Knospenlage sind die Kronenblätter quincun- eiatim imbricats, so dass das erste nach Vornen, das zweite nach Hinten liegt. Die Mediane tritt dabei meistens stark convex her- vor, so dass der Durchschnitt der Kuospe eine fünflappige Figur zeigt. Stamina. Es sind bei Erythroxylon zwei Kreise, jeder von fünf Staubblättern vorhanden. Die Faden derselben sind immer in einen Becher oder in eine Röhre von ziemlich fleischiger Consistenz- verwachsen. Diese Röhre erhebt sich niemals zur Länge des Kelches, sondern ist fast immer nur halb so lang. An ihrem Rande zeigen sich bald fünf, bald zehn kleine, mit den Faden selbst abwechselnde Zähne oder Kerbzähne. Diese sind pfriemlich, sehr fein, und bald von gleicher Länge, bald abwechselnd etwas kürzer. Dıe kürzeren stehen den Medianen. der Kelchabschnitte, die längeren denen. der Kronenblätter gegenüber. Alle entspringen aus dem Urceolus stami- neus nahe unterhalb dessen Rand; die kürzeren (die äussere Reihe) etwas tiefer angewachsen. Vor der Entfaltung sind die Faden verschiedenartig nach unten und um einander herumgebogen. Zur Blüthezeit stehen sie gerade. Gegen die Fruchtreife hin bleiben sie in vielen Fällen noch stehen, werfen die Beutel ab, und wach- sen noch weiter in die Länge aus. Die Antheren sind immer klein, eiförmig-kugelig oder fast kugelig, hinten ziemlich flach, vorne convex, und öffnen sich mit einer Längsfurche. Sie enthal- ten sehr kleine Pollenkügelchen von elliptischer, im Wasser ku- geliger Gestalt, an denen ich drei lange Furchen, und in der Mitte Abhandlungen d. II. Ci. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 40 314 jeder Furche einen kleinen Porus bemerkt zu haben glaube. Hie- mit kommt diejenige Form im Wesentlichen überein, welche Herr Hugo Mohl in seiner trefllichen Arbeit über den Pollen *) von Erythroxylon ferrugineum, sideroxyloides, ellipticum und laurifo- kum (lauter Arten aus den Mascarenhas-Inseln) beschrieben hat. Er bemerkt nur noch, dass die elliptischen Nabel breiter als die Streifen, und bei den erstgenannten so lang seyen, dass sie unter einander fast zusammenfliessen. Eine so starke Verbreiterung der Nabel habe ich bei den brasilianischen Arten nicht wahrgenommen. Die Farbe der Staubblätter ist weiss. Pistillum. Der Stempel ist aus drei Fruchtblättern zusammengesetzt. Die Scheidentheile dieser Blätter bilden durch gegenseitige Randver- wachsung einen dreifächerigen F'ruchtknoten, der in der Blüthe kugelig, eiförmig oder leicht dreieckig erscheint. Die drei Fächer dieses Fruchtknotens sind nicht gleichmässig ausgebildet, sondern in dem bei weitem häufigsten Falle ist nur eines mit einem Bie versehen; zwei andere sind leer, haben daher auch kein der Form des Eies entsprechendes Lumen und erscheinen manchmal im Durch- schnitte der jungfräulichen Blüthe nur wie eine schmale Ritze. Nur in zwei Arien (bei E. campestre und nitidum) habe ich einmal zwei Eier in jedem Fruchtknoten gefunden. Das Ei hängt aus dem Scheitel der Frucht, wo es an der Mittelwand mittelst eines sehr kurzen Nabelstranges befestigt ist, herab, und füllt seine Höhle vollkommen aus. Es ist meisteus schmal-ablaug, und zeigt in einem #) Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gewächse, Heft I. Bern 1834. 4°, S. 64 und 97. tab. 6. f. 20. 315 sehr frühen Zustande etwa im oberen Dritttheile seiner Länge auf der der Mittelwand zugekehrten Seite die Oeflnung der Micropyle, ist also ein Ovulum anatropum. Nach der Befruchtung schliesst es sich sehr bald, und stellt dann eine sehr feinzellige glatte Ober- fläche dar. Aus dem in der Mitte wenig vertieften Scheitel des Frucht- knotens erheben sich. drei schmale Griffel von rundlichem oder leicht gekantetem Durchschnitte, die sich nach Oben etwas verdik- ken, und in eine kurzkeulenförmige oder fast halbkugelige Narbe übergehen. Die letztere zeigt unter dem Mikroscope eine Zusam- mensetzung aus dicht aufeinander gehäuften, runden oder ellipti- schen Zellen. Das leitende Zellgewebe , welches vom Insertions- punkte der Griffel in die Frruchthöhle hinabführt, stellt sich als ein sehr zarter Strang eines mauerförmigen, aus ablangen,, feinen Zel- len bestehenden Gewebes dar. Die drei Griffel sind unter sich mei- stentheils frei, bisweilen aber in grösserer oder geringerer Er- streckung mit einander verwachsen. Diess Verhältniss wechselt .an einer und derselben Art in grosser Mannigfaltigkeit (z. B. bei E. microphyllum und magnoliaefolium), wodurch es sich als unge- eignet erweist, um zur Gattungs-Charakteristik zu dienen. Die Gat- tung Sethia, welche von Kunth *) für E. monogynum Roxb. **) aufgestellt und von De Candolle und Wight ***) angenommen worden ist, erscheint sonach, wie schon St. Hilaire +) bemerkt, unhaltbar, da überdiess auch die, bei E. monogynum tief gehende *) Nova Gen. et Spec. V. p. 175. %3*) Plants of Coromandel I. t. 88. #6) Prodr. I. 576. Illustrations of Indian Botany fasc., VII. t. 48. -*F) Flora Brasil. merid. II. 93. 40* 316 Theilung des Kelches nicht bloss dieser, sondern noch vielen an- deren Arten zukommt. In der Knospe liegen die Griffel nach ein- wärts gekrümmt und um die Staubfaden hin- und hergebogen. Bei Eröffnung der Blume treten sie fast senkrecht hervor, meistentheils nehmen sie nach und nach eben so wie die Staubfaden an Länge zu. Selbst an der ausgereiften Frucht sind sie bisweilen noch vollständig vorhanden. Selten sind sie während der Anthesis ge- rade so lang, wie die Staubfaden; meistens sind sie kürzer oder länger als diese. Hr. Aug. de St“Hilaire hat diess Verhältniss zur Charakteristik der Arten verwendet. Ich habe sie aber an mehreren Orten bald länger bald kürzer als die Griffel gefunden, und sah mich dadurch genöthigt, diesem Merkmale, das bei man- chen Gattungen allerdings grosse systematische Wichtigkeit besitzt, hier nur eine untergeordnete Geltung zuzuschreiben. Fructus. Nur Patrick Browne nennt die Frucht von Erythroxylon eine Bacca; alle Späteren bezeichnen sie richtiger als Drupa. Der Form nach gleicht sie in den meisten Fällen einer kleineu Pflaume von Cornus mascula; bisweilen ist sie jedoch spitziger und im Durchschnitte ganz leicht dreieckig. Ihre Länge wechselt zwi- schen 3 und 5 Linien. Die Oberhaut ist sehr zart und von men- nig- oder scharlachrother Farbe. Sie umschliesst eine dünne Schichte eines säuerlich-süssen Fleisches, welches von vielen Vö- geln aufgesucht wird, wesshalb die meisten Arten in Brasilien vom Volke Frutta da pomba, da pombinha auch do passerinho genannt werden. Der Kern ist entweder elliptisch (E. campestre) oder scharf dreikantig (E. Pelleterianum), von strohgelber Farbe, von faserigem Gefüge, und bald hart und holzartig, bald pergameniartig, biegsam und..elastisch. Auf der äusseren Fläche laufen verticale 317 Leisten hin. Nicht selten lassen sich vom obern Theile des Pu- tamen eine oder zwei zarte, spreublaitartige Lamellen ablösen, worauf das Gefüge an jenem Orte, wo sie gesessen sind, sich dünner und halbdurchscheinend zeiget. Ich möchte sie für die Reste der bei- den abortirten Fruchtblätter halten, weil'man in diesem Falle nur Eine Höhlung im Kerne findet. Hier hätte sich also das Endocar- pium des fruchtbaren F'ruchtblattes für sich geschlossen, und die Rudimenta der beiden anderen ‘nur 'äusserlich leicht mit sich ver- bunden; während in anderen Fällen ein jedes der drei Fruchtblätter für sich eine abgesonderte Höhlung bildet. Diese eilosen, leeren Fächer des Putamen zeigen sich manchmal zu beiden Seiten des fruchtbaren; in anderen nimmt das ausgebildete Fach die bei wei- tem grössere Hälfte des Durchschnittes ein, während die verkün- merten Fächer auf die eine Seite gedrängt werden. Wo zwei Samen ausgebildet sind, werden sie von dem Putamen gemeinschaftlich umschlossen, und das dritte leere Fach iritt seitlich zwischen ihnen als eine feine Ritze auf. Die Scheidewand, welche in der Mitte des Putamen hinzieht, ist kaum dieker als die Seitenwandungen desselben. Die innere Oberfläche der Fächer ist. ganz glatt. In den leeren Fächern. bemerkt man am Orte,‘ ‘wo sonst: die Eier: an- geheftet sind, nicht selten ein winziges, längliches Wärzchen als Rudiment dieser verkümnierten Bildung. Der Same ist von einer einfachen, glatten, keine‘ deutliche Naht darstellenden Samenhaut umschlossen. ' Diese ist ‚sehr dünn, glatt, von hellbräunlicher Farbe. Unter dem doppelten Mikroscope lässt sie zwei Schichten unterscheiden, eine äussere, aus kleineren, leicht gefärbten Zellen gebildet, und eine innere, wahrscheinlich den Rest einer mit der Samenschäle verwachsenen Membrana in- terna, die aus etwas grösseren und durchscheinenden Zellen 'be- steht. Unterhalb dieser Samenschale liegt ein Eiweiss, das aber bei der reifen Frucht in den meisten Fällen sehr dünne, ja hie und 318 da fast gänzlich aufgesogen und nicht mehr sichtbar ist. Schon’ Herr von St. Hilaire hat auf die geringe Ausbildung des Albumen: bei unserer Gatiung aufmerksam gemacht, und die Angabe des Hrn. ‘Kunth, dem gemäss ein Endospermium semini conforme corneum vorhanden seyn soll, darauf beschränkt, dass es nicht in allen Fäl-: len, und wo vorhanden, in sehr: verschiedener Menge gegenwärtig sey. Ich muss diese Beobachtung bestätigen, und noch hinzufügen, dass ich niemals ein Albumen ' corneum (dergleichen nach Herrn Kunth namentlich bei E. havanense zugegen wäre), sondern stets ein Albumen- farinaceum oder, bei grösserer Quantität, carnosum bemerkt habe.‘ Manchmal: zeigt es sich nur auf'der einen Hälfte der Testa als ein zarter Längsstreifen angelagert.: Der Keim nimmt sonach den grössten Theil des Samens ein. Er ist fast eylindrisch oder -zusammengedrückt ablang, hängt vom Gipfel der Frucht in die Mitte des Samens herab, und besteht aus einem kegelförmigen Wurzelende und zwei Innen flachen, nach Aussen convexen Keim- blättern; zwischen welchen vor dem Keimen keine Gemmula sicht- bar »ist.«.Die Cotyledonen haben da, wo sie mit dem Rostellum zusammenhängen, ‚einen kreisbogigen Ausschnitt, womit sie jenes theilweise umgreifen, Die Farbe des Embryos ist hellgrün. — An den Früchten des E. campestre habe ich häufig eine Missbildung wahrgenommen, die von Insectenstichen herzurühren scheint. Die Früchte waren dann eiförmig, und zeigten keinen Samen, sondern alle Fächer mit einem schwamnigen (für die Eier des Insects?) in Querfächer getheiltien ‚Wesen erfüllt. ] Vergleichung mit anderen Pflanzenfamilien. Fassen wirnach den hier dargestellten Merkmalen die Gattung Ery- throxylon in Ein morphologisches Bild zusammen, so erscheint sie uns allerdings sehr eigenthümlich, und die Aufstellung einer eigen- 319. thümlichen Familie der Erythroxyleae,' welche für's Erste nur durch dıese Gattung repräsentirt wird, vollkommen gerechtfertigt. Die durch alle Arten wiederkehrende doppelte Gestaltung der Blätter, die Natur der Stipula intrapetiolaris, der abwechselnd ste- henden, einfachen Blätter, die complicirte) Ligularbildung‘ der Kron- blätter, die Verwachsung der zehn 'Staubblätter in einen Urceolus, die Vereinigung von drei Fruchtblättern zu einer freien Pfaumen- frucht, die Verkümmerung von zwei Fruchtblättern, und die Ausbil- dung eines einzigen hängenden Samens, mit fast eiweisslosem, ge- rad- und achsenläufigem Keime sind Charaktere von solcher mor- phologischer Bedeutsamkeit, dass der Systematiker. mit vollem Rechte hier den selbstständigen Typus einer, wenn auch kleinen, doch morphologisch scharf umschriebenen Pfanzeufamilie anerken- neu wird. Die ERYTHROXYLEAE sind nun, einer AI DER OR Sohn Auffassung gemäss: Dicotyledoneae frutescentes, distiche ‚alternifoliae, simpheifoliae, foliatione dupliei, stipulis intrapetiolaribus; inflorescentia “Jaterali; pentamerae, hypogynae, symmetricae, diplostemones, ope urceoli monadelphae, ‚tristyles, triplocarpae, loculis duobus abortiyis, ovulo solitario peudulo; semper monocarpae, drupiferae; embryone subexal- buminoso homo-orthotropo, axili. Strauchartige oder baumartige Dikotyledonen, mit doppelartiger Beblätterung ; die vollkomnnern Blätter einfach, mit zwei, am Grunde des Blattstieles nach Innen .verwachsenen Blatiohren; die unvoll- kommnen schuppenförmig: alle wechselständig, zweizeilig; Blüthen- stand seitlich; Blüthe fünfgliederig, frei, symmetrisch ; die zwei Staub- blattkreise am Grunde krugförmig verwachsen; drei verwachsene Fruchtblätter, drei Griffel, nur in einem’ (selten in zwei) Fächern ein 320 einziges hängendes Ei; Pflaumenfrucht, der Keim gerad und ach- senläufig, in der Richtung des Eies, fast ohne Eiweisskörper. Die Zahl der einzelnen metamorphosirten Blätter, aus welchen die Blüthe gebildet ist (was ich die Blüthenbauzahl, Numerus an- thoplasticus. nennen möchte), bleibt constaut = 23, indem die er- sten 4 Blatikreise durchgängig in der Fünfzahl (4 x 5 = 20), dagegen der letzte oder Fruchiblatikreis (% — 2 = 3) um 2 Glieder verringert ist, welche Verringerung ich durch das Zei- 33 chen: = > oder ausführlicher ss: == == > bezeichnen möchte. Die grösste Verwandtschaft haben sie ohne Zweifel zu den Malpighiaceis, von welchen sie, wie erwähnt, durch Herrn Kunth getrennt, und zur eigenen Familie erhoben worden sind. Mit die- ser Pflanzenordnung ‚kommen sie überein: 1) In der Blüthenbau- zahl und in der relativen Anordnung der Blüthentheile gegen die Achse; 2) in der Vereinigung von drei Fruchtblättern zu Einer Frucht, welche übrigens bei den Malpighiaceen häufig in drei Theilfrüchte auseinander treten; 3) in den einzelnen, hängenden Eiern in jedem Fache, die übrigens hier in den meisten Fällen auf ein Einziges, bei Verkümmerung zweier Fächer, reduzirt sind; 4) in der mehr oder. weniger deutlichen Trennung der drei Griffel; 5) in dem flei- schigen, oft von gar keinem Eiweisse umgebenen Embryo. Eine Form der Malpighiaceae, welche ganz vorzüglich evident auf die Verwandischaft dieser Familie mit den Erythroxyleis hindeutet, ist Malpighia ? heteranthera Rob. Wight *), wo die Frucht sich als eine drupa triloba, lobis duobus postieis minoribus, darstellt, und %#) Dilustrations of Indian Botany. Madras 1838. fasc. VI. t. 49. 321 der Keim, im entwickelten Zustande, fast geradläufig, wie bei Ery- throxylon, erscheint. Sie sind dagegen von den Malpighiaceen wesentlich: unter- schieden: 1) dureh die abwechselnden Blätter. Bei den Malpig- hien kommt dieses Verhälinics nur als seltene Ausnahme vor, wie z. B. bei Stigmatophyllum alternifolium St. Hilaire und bei einer afrikanischen Species; 2) durch die Gegenwart einer doppelten Stufe von Blattentwicklung, deren jede beständig bleibt, während diejenigen Malpighiaceen, deren Zweige mit Schuppenblättern an- fangen, diese sehr bald abwerfen;. 3) durch die Stipula intrape- tiolaris. Diese Morphose kommt , bei den Malpighiaceen. nirgends vor, und die. allerdings fast immer vorhandenen Blattohren sind an jeder Seite des Blattstielgrundes getrennt. 4) Ferner unterschei- den sich die Erythroxyleen durch den fast gänzlichen Mangel von Behaarung, während ihre Verwandte: eine grosse Mannigfaltigkeit des Indumentum darstellen; 5) durch die einfache, niemals end- ständige Inflorescenz; 6) durch den Mangel jener eigenthümlichen grossen Drüsen auf den meisten Kelchtheilen der Malpighiaceen; 7) durch die geringere Entwicklung des Nagels an den Kronen- blättern, welcher bekanntlich bei den Malpighiaceen eine bedeutende Länge erhält, und auf der oberen Seite ausgefurcht ist; 8) durch die vollkommene Gleichheit der Kronenblätter unter sich, während sie bei der verwandten Familie nicht selten an Form und Grösse ungleich sind; 9) durch den eigenthünilichen complizirten Apparat der Ligula, welchem Aehnliches die Malpighiaceen nicht aufwei- sen, indem dort eher eine leistenartige Verlängerung aus der Me- diane auf der Rückenseite beobachtet wird (Hirea petaloptera St. Hilaire); 10) durch die vollständige gleichmässige Entwicklung aller Staubblätter zur Zahl 10, während man bei der verwandten Ordnung die Staubblätter in den mannigfaltigsten Zahlenverhältnis- sen (1, 5, 6, 10) und oft auch unter sich von ungleicher Län- Abhandlungen d.JI.Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth.- II. 41 322 gen- und Breitenausbildung findet. In dieser Beziehung will ich noch hervorheben, dass, so wie bei Erythroxylon die äussern, dem Kelche gegenüber stehenden Staubblätter nicht selten kürzer sind, auch bei den Malpighiaceen der geringere Grad der Aus- bildung ganz oder theilweise auf diesen äusseren Staubblattkreis zu fallen scheint (Stigmatophyllum). Rücksichtlich der stärke- ren Entwicklung des inneren Staubblattkreises,, welcher der Krone gegenübersteht, möchte ich noch hinzufügen, dass sie sich bei vielen anderen T'halamifloren in ähnlicher Weise findet, während bei Ord- nungen aus der -Reihe der Calyecifloren sehr häufig die dem Kelche gegenüberstehenden Staubblätter die mehr entwickelten sind (Me- lastomaceae). Bei den Malpighiaceen erscheinen polygamische oder diöcische Blüthen; hievon hat man kein Beispiel aus der Gattung Erythroxylon. Auch jene seltsame Verkümmerung einzelner Anthe- ren (bei Camaraea und Gaudichaudia), vermöge welcher. diese Theile gleichsam in einen 'Knäuel zusammengewickelter Kronen- blattsubstanz verwandelt erscheinen, kommt bei Erythroxylon nicht vor. 11) Letztere Gattung charakterisirt sich ferner vor den Mal- pighiaceen durch die stärkere Entwicklung des Ligulartheiles der Staubfäden; denn offenbar ist es dieser Theil, welcher hier zu einem regelmässigen urceolus stamineus verwächst, aus dessen In- nerem die Fäden entspringen, während sie bei den Malpighiaceen minder hoch und unregelmässiger am Rande verwachsen erschei- nen. 12) Die Erythrorylea sind dreiblattfrüchtig wie die Mal- pighiaceae; aber bei den letzteren geht der F'ruchtknoten nur bei wenigen Gattungen in eine Pflaume mit Einem dreifächerigen Kerne (Byrsonima) oder mit drei getrennten Kernen (Malpighia) über, oder wird, wenn nur aus zwei Fruchtblättern gebildet, 'zu einer Pflaume mit Einem zweifächerigen lederartigen Kern (Bunchosia); dagegen bildet er sich in den meisten Fällen zu einer dreisamigen Frucht mit drei einsamigen Theilfrüchten aus, welche letztere über- diess, vermöge ihrer Entwicklung zu Flügelfrüchten mit einem oder 323 mehreren Flügeln, gewaltig von dem, einfachen Typus der Ery- throxylenkirsche abweichen. 13) Endlich können wir auch noch die Gestaltung des Embryo als ein Unterscheidungsmerkmal geltend machen. Bei den Malpighiaceis liegt er zwar eben so, wie bei den Erythroxylon-Arten in einem hängenden Ei, und besitzt flei- schige, dicke Keimblätter, wie dort; aber er ist nicht geradläufig, sondern stark krummläufig, und die gegen das oberständige Schnä- belchen hingebogenen Keimblätter sind überdiess noch auf mehrfa- che Weise eingefaltet. Unter Beziehung auf die hier angegebenen Charaktere und nach denselben leitenden Principien lassen sich die Malpighiaceae in folgender Weise bestimmen: Dicotyledoneae frutescentes, oppositifoliae, simplicifoliae, stipu- lis distinetis caducis; complete aut incomplete pentamerae, hypogy- nae, symmeiricae aut asymmetricae, haplo — diplostemones, submona- delphae, triplo- (rarius diplo-) carpae, tri- (rarius di-) styles; mo- nocarpae drupiferae, aut tri- (di-) carpae samariferae; ovulis soli- litariis pendulis, embryone exalbuminoso, pendulo, heterodromo, eurvato. In dem Versuche, welchen ich vor einigen Jahren gemacht habe, bei der systematischen Anordnung der natürlichen Pflanzen- familien das Moment der Blüthenbauzahl , und, insbesondere die Zahl der Kruchtblätter geltend zu machen *), habe ich die Ery- throzyleas und ihre nächsten Verwandten, die Malpighiaceas, zu- gleich mit mehreren anderen Pflanzenfamilien in eine grössere %) Conspectus regni vegetabilis secundum characteres morphologicos praeser- tim carpicos. Norimb. 1835. S°. p. 51. 41* 324 Gruppe, die Malpighinen (vorzugsweise den Trihildtis Batsch: entsprechend) zusammengestellt. Die übrigen, unter ‘jenem gemeinsamen Namen begriffenen Fa- milien sind die: Vochysiaceae, Sapindaceae, Hippocastaneae , Hip- pocraleaceae, Trigoniaceae, Moringeae, Staphyleaceae und Chaille- tiaceae. Diese Gewächse kommen allerdings in den herrschenden Blüthenbauzahlen mit einander: überein, und verdienen, von diesem Gesichtspunkte aus, unter einem gemeinschaftlichen Charakter be- griffen zu werden; sie stehen aber, vermittelst anderer Merkmale, in Beziehung zu verschiedenen, unter sich eben nicht sehr ver- wandten Familien,‘ und entfernen sich somit von dem Typus der Malpighiaceen. Die Blüthen sind symmetrisch bei den Staphylea- ceis, Malpighiaceis, Er, yıhrozyleis und Chailletiaceis. Die Sta- phyleaceae haben nur einen einzigen Staubblattkreis, in jedem Fa- che mehrere aufsteigende Eier, gegenständige und gefiederte, mit Blattohren und Oehrchen versehene Blätter: sie schliessen sich, wie Lindley *) bemerkt, einerseits an die Celastrineae, anderseits an die Sapindaceae an. "Auch die Chailletiaceae haben nur Einen Kreis von Staubhlättern (Aaplostemones); in jedem Fache hängen zwei Eier aus der Fruchtachse herab, von welchen sich nur Eines entwickelt. Diese sehr eigenthümliche Pflanzenfamilie scheint sich am meisten an die Rhamneas und an die Samydeas anzuschliessen. Die Hippocrateaceae sind zwar symmetrisch, aber, wegen der Re- duction "der Stäubblätter auf die Dreizahl, ungleichgliedrig. Sie nähern sich vorzugsweise den Celastrineis. — Die Sapindaceae, mit ihrer heteroklitischen Nebenfamilie, den Hippocastaneis, sind vielleicht Als Centrum einer eigenthümlichen Bildungsrichtung im Pflanzenreiche zu betrachten. Die nächste Verwandtschaft der Mi ”#*) Natural System of Botany, - 2: edit. p. 121: 325 Trigoniuceae ünd der Moringeae ist noch zu ermitteln. In Bezie- hung auf die ersteren möchte ich jedenfalls eher der von Cam- bessedes *), als der von St. Hilaire und Moquin Tandon ausgesprochenen Ansicht beitreten, und sie nicht mit den Polygaleis, sondern mit den Hippocrataceis in Beziehung denken. Aus dieser übersichtlichen Betrachtung scheint sich zu ergeben, dass wir für's Eirste die Erythroxyleae zugleich mit den Malpighiaceis am Füg- lichsten noch isolirt als Repräsentanten einer ganz eigenthümlichen Verbindung von Charakteren, d. h. als Gruppe von selbstständiger morphologischer Bedeutung, annehmen müssen. Zur Geographie der Gattung Erythrowylon. Um die Verbreitung dieser Gattung in Einem Bilde zu über- sehen, dürfte es geeignet seyn, die bis jetzt bekannt gewordenen Arten mit Angabe des Vaterlandes chronologisch zusammenzustel- len, womit ich die Anzeige des Entdeckers verbinde. 1756. 1. Erythroxylon areolatum L. (Amoen acad. V. 397. Pa- trik Browne Hist. Jam. absque nomine triviali; cum nomine in edit. 2. 1789. t. 38. f. 2.) in silvis insulae Jamaicae: Sloane, P. Brownue; in fruticetis siceis insularum caribaearum: Swartz. 1763. 2. E. havanense Jacq.: in rupestribus maritimis insulae Cu- bae: Jacquin. 3. E. carthaginense Jaegq. (ab omnibus fere auctoribus ad E. areolatum L. ductum, verosimiliter tamen diversum): in maritimis arenosis ad Novam Carthaginem Americes: Jacquin. u %) In St. Wilaire Flor. Bras. merid. I. p. 113. 326 1786. 4. E. hypericifolium TLam. in insulis Mascarenis: Com- merson, Hilsenberg. 5. E. buxifolium Lam, in Madagascaria insula, verosimili- ter quogue in insulis Mascarenis: Commerson. 6. E. ferrugineum Cav. 1739 (E. buxifolium ß. Lam. 1786) - A in campis arboreto consitis insulae Mauriti: Commerson, Bojer, in monte Antungun in mediterraneis insulae Madagascariae: Bojer. 7. E. sideroxyloides Lam. in insula Borbonia: Conmer- son. i 8. E. longifolium Lam. (mauritianum Wall. in List of ind. plants Nr. 6851): in insulis Borbonia et Madagasca- ria: Commerson (Cultum in horto Calcutensi). 9. E. Coca Lam. . in Peruvia: Josephus de Jus- sieu, Pöppig; cultum in terra Amazonum: Martius. 1789. 10. E. ovatum Cav.. in insula Guadalupa: LU’Hermi- nier. 11. E. rufum Cav. . in insala S. Dominiei: Dupuy. 12. E. macrophyllum Cav. in Cayenna: Stoupy, Rohr; in Brasiliae prov. Bahiensi: Mar- tius. 1794. 13. E. sguamatum Vahl in Cayenna: Rohr; in insulis cari- j baeis: Swartz. 1795. 14. E. monogynum Roxb. (Sethia Kunth., Walk. Arn. et Wight Prodr. Florae Peninsulae Ind. or. I. 106. R. Wight Illustrations of Ind. Botany t. 49). in Indiae- or. Circars, Mysore, Courtallum et per regionem Carr 327 naticam: Roxburgh, Wight. Pulo Pinang: Jack? Herk. Mart.) 1821. 15. E. lucidum H.B.K. inter la Mesa et Honda, 140 he- 1824. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22: 23. 24. xap. altitudine, in Nova Granada, Humboldt, Bonpland. E. hondense H.B.K. prope Honda Novogranatensium, al- tit. 130 hexap. Humboldt, Bon- pland. E. cumanense H. B. K. in umbrosis siccis prope Cu- manam: Humboldt, Bonpland, E. orinocense H. B. K. ad S. Borja prope Orinocum flavium: Humboldt, Bonpland. E. mexicanum H. B. K. prope Chilpancingo, in impe- rio Mexicano altit. 700 hex. Hum- boldt, Bonpland. E. popayanense H. B. K. in temperatis prope Popayan, altit. 900 hex. Humboldt, Bon- pland. E. obtusum D.C. Chavanense Kunth) prope Habanam, insulae Cubae: Humboldt, Bon- pland, Pöppig. E. brevipes D.C... in insulis S. Dominici et Porto Rico: Bertero. E. ligustrinum D.C. (Jcon. Delessert. IH. 17. t. 28). in Cayenua: Patris. E. rigidulum D.C. prope S. Martham Americae: Ber- tero. 328 Es folgen nun diejenigen Arten, welche in Brasilien entdeckt worden sind. Die Vegetation ist in diesem grossen Lande so ver- schieden, dass man sie schwerlich als einem einzigen grossen Flo- rengebiete zugehörig betrachten kann. Der südlichste Theil’ Bra- siliens, ausserhalb des Wendekreises gelegen, gehört grossentheils zu dem Florengebiete von Montevideo und Buenos Ayres; die übrigen Theile des Landes müssen in wenigstens vier pflanzengeo- graphische Provinzen vertheilt werden. Da ich diese Verhältnisse schon an andern Orten ausführlich genug auseinandergesetzt habe *), so kann ich mich hier, darauf beschränken, bei jeder ‘Art dasjenige pflanzengeographische Prädicat anzugeben, wodurch ich bestimme, welcher Provinz sie vorzugsweise anzugehören scheint. 1825. 25. Erythroxylon nitidum Spreng. (deciduum et nanum . St.Hil: . . „. BPlanta Oreas: Sellow, St. Hi- laire, Pohl, Martius. (In Gu- jana anglica: Schomburgh, ve- rosimiliter quoque in insula S. Do- miniei: Bertero (nomine E. rufi Cav.) 1829. 26. E. magnoliaefolium St. Hil. Planta Dryas: St. Hi- laire, Martius. 27. E. citrifolium St. Hil. Planta Dryas, Najas, Oreas: St. Hilaire, Schott, Pohl, Pöppig, Martius. (In Gujana anglica: Schomburgh.) *) S. Flora Brasiliensis vol. II. 1829 p. 544. — Gelehrte Anzeigen, heraus- gegeben von Mitgliedern der K. Akad. d. W. zu München 1838. Nr. 118 #. Beiblätter zur Flora oder bot. Zeitung, Regensb. 1837. I. S. 57 ff. 1829. 28. 29. 30. «31. 32. 33. 34. 35. 1840. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 329 Pulchrum St. Hil. Planta Dryas: St. Hilaire. suberosum St. Hil. Plauta Oreas: St. Hilaire, Sel- low, Pohl, Martius. Kunthianum St. Hil. (var. a. et E. affıne ejusd. auct.) Planta Dryas: St.Hilaire, Schott, campestre St. Hil. Plauta Oreas: St. Hilaire, Sel- low, Pohl, Martius; Dryas: Gardner. (In Gujana - anglica: . Schomburgh.) frangulaefolium St. Hil. Planta Dryas: St. Hilaire, Pohl, Martius, Gardner. subrotundum St. Hil. Planta Dryas (in dumetis mariti- mis, Restingas dictis) St Hi- laire, Prince. Maxim. Vidensis; Hamadryas: Martius, Blanchet, Gardner. Pelleterianum St. Hil. Dryas, Hamadryas: St. Hi- laire, Sellow, Salzmann, Martius. microphyllum St. Hil. Oreas: St. Hilaire, Sellow, Martius, Pohl. betulaceum Mart. Hamadryas: Blanchet, Martius, Myrsinites Mart. Oreas: Sellow, M. distortum Mart. Dryas: M. revolutum Mart. Hamadryas: M. ectinocalye Mart. Dryas: Pohl. eincinnatum Mart. Dryas: Schott, M. euspidifolium Mart. Oreas (?) Sellow. passerinum Mart. Dryas: Sellow, M. Abhnadungen der 11.Cl.d. Ak.d. Wiss. HI. Bd. Abth.II. 423 330 98. . vaccinüfolium Mart. Oreas, Dryas: Pohl, Martius. . macrocalye Mart. Dryas: St. Hilaire, Princ. Ma- ximilianus Vidensis. .E. cölisbinum Mart. Dryas: M. . E. coelophlebium Mart. Dryas: Schott, M. . polygonoides Mart. Dryas: M. . ochranthum Mart. Dryas: M. . anguifugum Mart. Oreas: Manso. . Daphnites Mart. Oreas: Pohl. . virgultosum Mart. Dryas: Prince. Max. Videns. E. E . E. Mumacoca Mart. Najas: Pöppig, M. E. E. E . E. floribundum Mart. Najas: M. . E. tortuosum Mart. Oreas: Sellow, Pohl, M. . E. macrocnemium Mart. Pöppig. Forsan Brasiliensis florae civis: Najas, e Maynas. . E.pictum E.Meyer. Promont. B. Spei.: Drege. Diese ‘dem E. campestre verwandte Art, von allen hier aufgeführten ver- schieden, ist der einzige Reprä- sentant der Gattung in dem afrika- nischen Festlande. j Eine noch unbeschriebene Art soll von Hrn. Roh. Brown, nach mündlicher Mitthei- lung, an der Nordküste von Neu- holland entdeckt worden seyn. Aus dieser Uebersicht ergeben sich folgende Verhältnisse der geographischen BEER der Gattung Erythroxylon auch den Florenreichen: Imperium Florae antillanae 8 Arten. ” IR mexicanae intratropicae 1 5 andinae aequatorialis s.Novogranatensis 4 . 331 Imperium Florae andinae medium s. peruvianum 1 Art. " „ . gujanensis 7 brasiliensis (intratropicae) 29 capensis 1 madagascariensis et mauritianae 6) Indiae orientalis 1 Te, $ Novae Holland. trop. 1 Summa 58 Unter diesen Arten gehören einige gemeinschaftlich den Antil- len und der Gujana, andere der Gujana und Brasilien an. Die Weltgrenzen, innerhalb welcher bisher Erythroxyla gefunden wor- den, sind in der neuen Welt: nach Norden 23° 9°’ n. Br. (Hava- na), nach Westen 102% w. Par. 18° 30° n. Br. (Chilpanzingo), nach Süden 24° (Prov. S. Paulo), nach Osten 40° 50' w. Par. (Prov. Bahia); in der alten Welt nach Norden 15° (im Carmnatic), nach Süden und Westen etwa in 33° s. Br. und 16 östl. Par., nach Süden und Osten etwa in 12° s. Br., 133° östl. Par. (Arn- hems-Land). Auf den Inseln Oceaniens ist zur Zeit noch keine Art entdeckt. Europa hat nichts Verwandtes aufzuweisen. Rücksichtlich des Vorkommens in Brasilien kann ich noch fol- gende Beobachtungen beibringen. Nur wenige Arten wachsen ge- sellig (E. microphyllum, subrotundum); die meisten zerstreut auf den Fluren oder zwischen dem Gesträuche und Niederholze der Waldungen. Junge Schläge (Caa-poera) und die isolirten im Um- risse oft fast runden Wäldchen, die man in Brasilien Caa-apoam, d. i. wörtlich „convexe“ oder „Busen-“Wälder, verdorben Capöes, . zu nennen pflegt (etwa mit unsern sumpfigen Lohen am besten zu vergleichen), enthalten die meisten Arten. Im hohen Urwalde habe ich sie minder häufig bemerkt. Auf hochgelegenen, dem Winde stark ausgesetzten Fluren findet man manche Arten (namentlich E. campestre, nitidum) in sehr manchfaltiger Sıatur, bald als Bäumchen mit stark gebogenem Stamme und Aesten, bald als Strauch mit ; 42* 332 schlanken Zweigen, oder wohl auch staudenförmig. Die jährlichen Brände der Fluren haben an solchen Verkrüppelungen wesentlichen Antheil (CE. nanum St. Hil.). Manche Arten scheinen einen :gros- sen Wechsel von Wärme und Kälte, Trockenheit und Feuchtheit ertragen zu können. Die Wurzeln und Stämme bewahren selbs bei ungünstigen äussern Verhältnissen ihre volle Lebenskraft, und entwickeln, wenn durch Wärme und Regen begünstigt, ihre -Blät- ter und Blüthen schnell, gleichsam eilfertig. Man findet darum, namentlich in den sogenannten lichten Waldungen (Caa-tinga), nach langer Trockenheit gar keine Blätter an den Erythroxylis, sobald aber nur ein kurzer Regen gefallen ist, treiben diese,. noch zusam- mengefaltet, überall hervor, oder die Blüthen erscheinen aus den Achseln der Ausschlagschuppen noch früher, als die Blätter. Die Tracht des Gewächses wird dadurch oft sehr ‘wesentlich modificirt. Aus demselben Grunde ist aber auch keine bestimmte Jahreszeit als Blüthezeit der Erythroxyla anzugeben. Was die Beziehung dieser Gewächse zu den verschiedenen Bodenarten betrifft, so möchte ich glauben, dass Kiesel- und Thon- erde ihnen vorzugsweise befreundet seyen, weniger die Kalkerde. Chemische Constitution, Nutzen und Gebrauch. Die chemischen Bestandtheile der ‚Eryihroryla sind grossen- theils indifferenter Natur, wesshalb wir kaum darauf rechnen dür- fen, unter ihnen kräftige Arzneimittel zu finden. Inzwischen ver- dienten doch wohl die Blätter des Erythroxylon Coca und etwa auch anderer, verwandter Arten, wie namentlich des E. Mamacoca, eine sorgfältige chemische Analyse, um zu ermitteln, welchem Stoffe die seltsame Wirksamkeit des Coca-Blattes auf das Nervensysiem zuzuschreiben ist. Die eigenthümliche psychische, namentlich phan- tastische Aufregung, welche die Coca an dem Indianer bewirkt, “ und die traurigen Folgen des fortgesetzten Coca-Essens sind von ’ 333 einem Angenzeugen, Herrn Prof. Pöppig *), so ausführlich ge- schildert worden, dass es hinreicht, darauf, so wie auf die übrigen Stellen früherer Schriftsteller über die Coca, welche ich unten bei der Beschreibung der Pflanze beigebracht habe, hinzuweisen: Merkwürdig ist überdiess, dass eine Art (E. angufugum) gegen den Schlangenbiss wirksam seyn soll. Man benützt die Rinde des Stammes und namentlich der Wurzel, abgeschabt und mit Wasser angerührt, in Mato Grosso und Cujabä, als ein mächti- ges Antidotale, wie mir Herr Patricio da Silva Manso be- richtet. ' Die Früchte sind wenigstens den Vögeln unschädlich. Sie werden von diesen, namentlich von Tauben und andern hühnerarti- gen Vögeln, begierig aufgesucht. Die weite Verbreitung mancher Arten wird dadurch erklärlich, indem jene Thiere die unverdauten Kerne von sich geben. Der einzige, mir bekannte Nutzen, den man in Brasilien von diesen Pflanzen für die Technik zieht, ist die Gewinnung einer haltbaren röthlichbraunen Farbe aus der Rinde von EZ. suberosum und tortuosum, namentlich zur Färbung von Baumwollenzeugen. Diese Farbe wird vom Wasser leicht und schnell ausgezogen. Dass das Holz vieler Arten ungemein feinzellig, compact und auch für Grundbauten geeignet sey, ist schon von Sloane und Patr. Browne angemerkt worden. *) Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrome U. S. 209 f. 334 Beschreibung der in Brasilien vorkommenden Erythrozyla. Die voranstehenden Schilderungen von der Morphose der Ery- Ihroxyla im Allgemeinen sind das Resultat einer langwierigen Unter- suchung, deren Schwierigkeiten ich nicht ahnete, als ich sie vor.ei- nem Jahre, behufs einer kleineren systematischen Arbeit, der Be- stimmung und Beschreibung einiger Arten, begann. Die specifichen Charaktere sind nämlich in dieser tropischen Gattung so wandelbar, dass man sie in dieser Beziehung füglich mit den Weiden der kälte- ren Klimate vergleichen kann. Die ausschliessliche Berücksichtigung des einen oder andern Merkmales wird hier mehr als bei vielen andern Gattungen von der Erkenntniss der Eigenthünlichkeit der Art ab- lenken, wesshalb es denn auch nothwendig geworden ist, ziemlich lange Diagnosen zu entwerfen. Um übrigens. die Bestimmung zu erleichtern, habe ich die allerwesentlichsten Merkmale in einer Uebersicht vorausgestellt. Ich habe jede Art mehrmals untersucht, und die Dignität der einzelnen Merkmale wiederholt geprüft. Aber selbst bei einer so vielfachen Beschäftigung mit diesen intrikaten Pflanzen würde ich zu keinem, mir genügenden Resultate gekom- men seyn, wenn ich nicht, wie ich bereits erwähnte, durch die Güte des Herrn Adr. de Jussieu Gelegenheit gehabt hätte,. die Originalexemplare der St.Hilaire’schen und mehrerer anderer Ar- ten zu sehen. Die Arbeit konnte ferner an Umsicht und Genauig- keit gewinnen, da nicht blos die von mir selbst in Brasilien gesammel- ten, dort theilweise beschriebenen, sondern auch die von Sellow, Pohl, Schott, Pöppig, Salzmann, Blanchet, Gardner u. s. w. in jenem Lande aufgefundenen Arten vor mir lagen. 335 Conspectus specierum brasiliensium. ERYTHROXYLON. 8. I. SPORADANTHA: i. e, pedunculis solitariis ex alis foliorum aut ramentorum, aut pau- cis in ramulo ramentifero secundum longitudinem enascentihus sive quasi aggregatis *). 1. betulaceum Mart. Ramulis laevigatis; foliis membranaceis; or- biculari-obovatis subcordatis. 2. microphyllum St. Hil. Ramulis verruculosis; foliis coriaceis, linearibus—obovatis, basi cuneatis. 3. Myrsinites Mart. Ramulis laxis gracilibus; foliis membranaceis, lanceolatis aut lineari-oblongis obtusis. 4. distortum Mart. Ramulis curvatis gracilibus; foliis tenuiter co- riaceis obovatis, subtus glaucescentibus. 5. subrotundum St. Hil. Ramulis rectiusculis subdistiche patenti- bus; foliis membranaceis obovatis, ramentis scariosis cin- cinnatis. “ 6. Pelleterianum St. Hil. Ramulis subvirgatis; foliis membranaceis lanceolatis utrinque acutiusculis, ramentis herbaceis laxe eineinnatis. 7. revolutum Mart. Ramulis rigidis; foliis coriaceis, margine re- volutis obovato-oblongis, subtus pube canescentibus; flori- bus subsessilibus. 8. frangulaefolium St.Hil. Ramulis gracilibus patulis; foliis mem- brauaceis breviter oblongis cuspidatis, utringue acutis, ra- mentis scariosis laxis. %*) Huic seriei adscribendae sunt species extra Brasiliam provenientes, quas vidi, sequentes: E. hypericijolium, ferrugineum, sideroxyloides, picltum, ovalum, monogynun. 336 9, ectinowalye Mart. Ramulis patulis; foliis membranaceis ovatis vel ovato-lanceolatis euspidatis utrinque acutis, ramentis - eincinnatis, calyce infra drupam ampliato. 10. eincinnatum Mart. Ramulis curvatis; foliis membranaceis ex ovato breviter acuminatis, ramentis eineinnatis, calyce fruc- tifero immutato. 11. cuspidifokum Mart. Foliis membranaceis oblongo-lanceolatis, cuspide basique acutis, ramentis paucis in ramulis axilla- ribus lJaxe imbricatis, laciniis calycis non mutandi in ala- hastro lato-ovatis, imhricatis. 12. polygonoides Mart. Ramulis gracilibus rectis; foliis membra- naceis lineari-oblongis acutis, nervo venisque Supra con- cavis, ramentis stipulisque longis membranaceis sparsis striatis (an E. coelophlebi var. junior, suhvirgaia, pauci- flora?) s.I. ENGYANTHA, i. e. pedunculis plerumque binis aut pluribus (rarissime solitariis) ex alis foliorum aut ramentorum enascentibus, axi nonnihil elongato aut in nodi speciem protuberante. *) Floribus ‘ex singulis ramentis paucioribus et sub elongatione ramuli flori- feri dispositionem disticham plus minus aflectantibus. (Ad priorem sectio- nem transientes.) 13. anguifugum Mart. Foliis erasso-membranaceis venulosis, lan- ceolatis aut oblongo-lanceolatis, acumine brevi obtuso; sti- pulis ramentisque sparsis bidentatis petiolorum longitudine;, pedunculis solitariıs aut paucis aggregatis. 14. Daphnites Mart. Foliis tandem subcoriaceis oblongis obtusa- tis, basi acutiusculis ; stipulis petiolos superantibus; 337 pedunculis ex alis ramentorum eineinnatorum pluribus ag- gregatis. 15. Mamacoca Mart. _ Foliis membranaceis oblongis cuspidatis, utrinqgue acutis; stipulis ramentisque laxe cincinnatis, quam petioli brevioribus: pedunculis paueis (1— 4) fasciculatis et aggregatis. #) Floribus ex singulis ramentis pluribus (4—15), sub elongatione ramuli floriferi aut fasciculum aut umbellam exhibentihus. 16. Coca Lam. Foliis tenuiter membranaceis oblongo-obovatis mucronulatis, basi acutis; stipulis ramentisque sparsis pe- tiolorum longitudine, pedunculis nonnullis (2-6) fasci- eulatis. 17. macrophyllum Cav. Foliis membranaceis oblongo-lanceolatis acuminatis, utrinque acutis; stipulis ramentisque muticis sparsis fere pollicaribus membranaceis; pedunculis pauecis (4—6) lateraliter fascieulatis. 18. ochranthum Mart. Foliis membranaceis oblongis utrinque acu- tis; stipulis ramentisque setosis parcis triangularibus; pe- dunculis (6—10) umbellatis. 19. campestre St. Hil. Ramis laevigatis; foliis coriaceis elliptieis vel obovatis, ramentis interrupte eincinnatis; floribus aut sparse aggregatis aut fasciculatis; calycis pentagoni laci- niis ovatis acutis. 20. suberosum St. Hil. Ramis tortis suberosis; foliis tandem co- riaceis ellipticis aut obovatis obtusis, ramentis longe ein- einnatis; pedunculis (in depauperatis fasciculatis, in vege- tioribus umbellatis) pentagono-subalatis; calyce subpenta- phylio, fructifero exerescente. 21. columbinum Mart. Foliis subeoriaceis oblongis obtusis, basi rotundata subcordatis; pedunculis fasciculatis in ramulis Abhandlungen d. 11.Cl.d. Ak. d, Wiss. III. Bd. Abth. II. 43 338 brevibus alaribus cincinnato-ramentiferis; calycis dentibus triangularibus. 22. pulchrum St. Hil. Foliis longius petiolatis crasso-membrana- ceis oblongis acumine brevi; pedunculis umbellato-fascicu- latis, petiolo duplo brevioribus. " ke 23. Kunthianum St. Hil. Folis firmiter membranaceis subsessili- bus ovato-oblongis -acuminatis, basi rotundatis; ramentis laxe cineinnatis; pedunculis multis fasciculatis brevibus Congitudine florum). 24. macrocalyc Mart. Foliis membranaceis elliptico-obovatis, ra- mentis-paucis laxis; pedunculis perbrevibus pluribus fasci- culatis, calyce subpentaphyllo corollam aequante. 25. passerinum Mart. Foliis subcoriaceis obovatis obtusis, has; obtusiusculis; ramentis paucis laxis; pedunculis petiolos duplo superantibus umbellato-fasciculatis. 26. vaccinüfolium Mart. Foliis coriaceis elliptieis ‚obtusis, subtus arcte reticulatis, ramentis cincinnatis; pedunculis paucis (4—6) fasciculatis. %%%) Floribus ex singulis ramentis foliorumve alis numerosis, raro paucis, axi communi vix elongato, sed specie nodi, post anthesin bracteis hracteolisve obsessi, diutius persistente. (Flores glomerati.) 27. virgultosum Mart. Foliis membranaceis elliptieis, subtus glau- cis; peduneulis paucis e ramentis stipulisque distantibus glomeratis, ramenta bracteolasque conniventes duplo su- perantibus. 28. nitidum Spreng. Foliis junioribus membranaceis, subtus re- ticulatis glaucis, obovatis, basi cuneata acutis; bracteis bracteolisque hemisphaerico-compactis; pedunculis pluribus . glomeratis. 339 29. citrifolium St. Hil. Foliis subcoriaceis laevigatis nitidis, ob- longis cuspidatis,,basi acutis; stipulis petiolos subaequan- tibus, pedunculis paucis aut numerosis umbellato-fascicu- latis, bracteolis peduneulis triplo brevioribus. 30. coelophlebium Mart. Foliis membranaceis oblongis acuminatis, basi acutis, venis superne impressis; pedunculis numero- sis umbellatis in ramulis alaribus cincinnatis abbreviatis . aut in nodulis glomeratis. 31. floribundum Mart. YFoliis subcoriaceis nitidis, oblongis cuspi- datis basi acutis; stipulis petiolos pedunculosque aequanti- bus; floribus numerosissimis umbellato-glomeratis, calyeis foliolis margine membranaceo imbricatis. 32. tortuosum Mart. Ramis tortis, cortice suberoso, ramulis rufi iS ; foliis subtus reticulatis glaucis, tandem coriaceis, obovatis, basi longe cuneatis; pedunculis numerosis dense glomera- tis, calyeis laeiniis ovatis immutatis. 33. magnoliaefolium St. Hil. Folis magnis, tandem coriaceis, ob- longis; stipulis ramentisque striatis quam petioli duplo bre- vioribus; pedunculis numerosis glomeratis (stylo subsim- pliei). - 34. macrocnemium Mart. Foliis magnis coriaceis oblongis, basi longe cuneatis; stipulis ramentisque pollicaribus, peduncu- lis intra bracteas et bracteolas striatas glomeratis (4—10). $. I. SPORADANTHA. 1. Erythroxylon betulaceum. E. ramulis erecto-patentibus subdistichis, novellis rore glauco; foliis parvulis membranaceis, obovato-orbicularibus emarginatis, basi ‚rolundatis, Füpplis bifidis petiolos paullo excedentibus, junioribus 438 340 ferrugineo-villosis; ramentis in ramulis brevibus arcte cincinnatis lato-triangularibus setoso-acuminatis; pedunculis solitariis paueisve aggregatis e ramentis; calycis laciniis ovatis acutis (stylis stamina parum superantibus). ; Habitus E. microphylii. Fruticulus altitudine 2—4 pedum, dense et crebro ramosus. Rami teretiusculi, corlice plumbeo-fusco, longitudinaliter rimuloso. Ramuli subdistichi, recti vel incurvati, ultimi angulati et tecti epidermide unita laevigata, rore glauco, tan- dem detergendo obducti. Folia obovata vel orbiculari-obovata, an- tice rotundata saepeque emarginata, versus basin nonnihil attenuata et obtusa, longitudine 3—5 lin., latitudine 3—4, instructa petiolis vix semilineam longis et stipulis illos superantibus, triangularibus, bifidis, superne valde concavis, tenuiter membranaceis, flavescenti- bus, villo ferrugineo adspersis, nervis binis in dentes excurrentibus firmatis. Ramenta in ramulis perbrevibus arcta, distiche cincinnata, longitudine lineae, lato-triangularia, obscure fusca, medio carinata et arista brevi armata, juniora ferrugineo-villosa. Pedunculi ex alis superiorum ramentorum proveniunt haec vix superantes, solitarii, in- terdum .nonnulli aggregati, sursum incrassati, angulis 5 valde pro- minentibus. Calyx parvus, laciniis ovatis acutis, margine extenuatis, viridis aut ex viridi et rubenti varius. Petala alba, angusto-lineari- oblonga, basi nonnihil contracta, apice rotundata et suberenulata, nervo sat conspicuo percursa; ligulae anteriores lobi suborbiculares denticulati, posterior reflexa, oblonga subintegerrima. Urceolus sta- mineus longitudine calycem subaequans, cylindricus, truncatus, 10- denticulatus. Filamenta filiformia, alba, tenuissima. Antherae cor- dato-orbiculares. Ovarium ovatum. Styli discreti, stigmatihus capita- tis ornali stamina sub anthesi nonnihil superant. Drupa ignota. Haee species primo .intuitu valde convenit cum planta, quam Bertero nomine Erythrozyli subeordati divulgavit (De Cand. Prodr. 341 I. Nr. 25 p. 575) in insula S. Dominiei lectäm. Si vero aceura- tius inspicias, non solum specie sed etiam genere utramque differre pro certo habebis. E. subeordatum nimirum folia habet non stipulis intrapetiolaribus donata sed potius ocreata, ideoque, dum flores in- notuerint, ad calcem generis Coccolobue in systemate introducendum est, ab Erythroxylis vero removendum. Inter ipsa Erythrozyla nostro arcia affinitate jungitur E. Aypericifolium Lam., quod folia plerum- que majora, versus hasin evidentius cuneata, stipulas et ramenta longiora habet. Creseit E. betulaceum in mediterraneis prov. Bahiensis ad Mon- tem Sanctum: Mart.; ad Jacobina velha: Blanchet. 2. Erythroxylon migrophyllum. E. ramulis densis, dense verrueulosis; foliis erehris, plerumque parvulis, coriaceis, obovatis, lineari-obovatis, obovato-suborbiculari- bus, rarius oblanceolatis vel oblongis, obtusis vel emarginatis, basi acutis, supra nitidis, saepe margine revolutis; stipulis petiolorum longitudine böfidis ramentisque paueis eincinnatis persistentibus ob- scurius coloratis glabris; pedunculis solitariis paucis aggregatis (2—4); calyeis laciniis ovato-triangularibus acutis; staminibus pi- stillo Jongioribus aut brevioribus; stylis basi (plerumque) connatis ; drupis cylindrico-conicis, putamine trigono. Erythroxylon microphyllum St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 100 Nr. 14. tab. 103. Frutee 3—4 pedes altus, quam maxime variabilis, nunc humi- fusus, nune erectus, densus, rigidulus. Aumi teretes, rectiusculi, saepe crebri et subparallelo-patentes; epidermide griseo-viridi, cor- 342 - tice testaceö-fusco, specie verrucularum vel cristularum suberosarum ex epidermide prorumpente. Verrueulae crebrae, in ramulis novellis ferrugineae, in adultioribus cinerascentes. Ramulk ultimi compressi aut angulati, minus dense verruculosi. Folia tam circumscriptione et magnitudine quam compage variantia: in formis microphyllis ple- rumque obovata, in macrophyllis oblonga aut oblougo-lanceolata, in omnibus apice obtusa vel rotundata, nec acula, basi cuneato-atte- nuata nec obtusa, apice interdum emarginata, nervoque medio non- nihil promisso mucronulata. Longitudo 3—15 lin., latitudo 1—5 lin. Petiolus brevis, vix ultra lineam longus. Stipula petiolum aequans, angusto-triangularis, apice rarius obtuso, plerumgue acuto, bidentata vel bifida, dorso bicarinata, inter carinas convexa, fusca, tandem nigrescens. Lamina compage crassiuscula, subcoriacea, sicca in formis amplifoliis tenuius membranacea, tandem tamen sub- coriacea; colore supra obscure viridi, nitido; infra pallidiore et subinde glaucescente.e Nervus subtus nonnihil prominens, saepe rufescens. Venae vix conspieuae. Rumenta stipulis similia, saepe basi aristigera, versus extremitates ramulorum nonnulla (4—8) di- sticha, distantia 3z—1—3 lin. posita, reliquis majora; plura ramulos laterales decurtatos inchoantia, sibi magis approximata, eaque ple- rumque flores emittentia, fusca, tandem nigricantia. Peduneuli ex alis ramentorum, 2—4 in quovis ramulo, 1—5 lin. longi, bracteolis mi- nimis inter ramenta occultatis stipati, pentagoni. Flores magnitudine mediocri, diametro 2 lin. Alabastrum globosum vel obovato-penta- gonun. Calyz ultra z lin. altus, laciniis ovato-triangularibus acutis, margine sub lente subtilissime reticulato. Petala alba, vel alba cum virore, lineari-oblonga, obtusa, apice concava, nervo latiusculo. Li- gula e secundo triente enata, verticalis (dum lamina replicatur); lobi antici ovati, obtusi, acute dentati, cum lobulo intermedio connectente oblongo-quadrato sursum bigibboso; lobi postiei_ duplo breviores, in commissura postica leviter emarginati. Urceolus stamineus calyce brevior, orificio denticulato, denticulis plerumque nec regulariter 343 tamen filamentis interjectis. Filamenta subulata, subaequalia, pistillo “nunc longiora, nunc breviora. Antherae subglobosae, ochroleucae, loculis in medio latere rima tandem completa hiantibus. Pollen al- bum. Ovarium obovatum. Siyli basi plus minus alte connati. Stigmata clavata. Post anthesin nune stamina, nunc pistillum altius excrescunt; in fructu vero styli fere semper ad basin usque divisi adparent. Drupa 3—4 lin. alta, subeylindrica aut nonnihil angu- lata, obtusa, coccinea. Putamen cristis 6 longitudinalibus sulcatum, triquetrum, triloculare, in unico loculo semen continens oblongum, chartaceo-ligneum, in loculi fertilis dorso medio extus carinatum. Embryo exalbuminosus videtur. Haec species polymorpha praesertim distinguitur: ramificatione densa, ramulis subparallelis, verrucis in cortice creberrimis, soliis densis, parvis, subcoriaceis nec unquam membranaceis, ramentis con- fertis colore fuscescente vel nigrescente, flores solitarios emittenti- bus, quorum pauci aggregati, denique stylis plerumque plus minus connatis. Haud abs re esse videtur, primarias varietates exponere. Sunt vero: a) E. microphyllum angustifolium: ramulis abbreviatis, foliis angustis, lineari-spathulatis, 3 lin. longis, 1 latis. — Ery- throzylon wmicrophyllum var. « St. Hil. I. c. ejusque icon tab. 103. ß) E. microphyllum cuneifolium: ramulis abbreviatis, foliis obo- vato-cuneatis, 3—7 lin. longis, 2—3 lin. latis. 7) E. microphyllum gonoclados : ramulis longiorihus, densis, subdistichis, argute augulatis, tandem in angulis suberosis; 344 foliis obovato-orbicularibus vel obovato-spathulatis, 2—6 lin. longis, 2—3 latis.. Huc tamquam forma junior pertinet: Ery- throxylon microphyllum var. ß St. Hil. 1. c. p. 101. 8) E. microphyllum amplifolium: ramis elongatis, minus verru- culosis vel sublaevigatis, foliis lanceolatis, oblongis, vel ob- lanceolatis, S—20 lin. longis, 2—10 latis. Tab. nostra 3. Subvarietas **) foliis obovato-cuneatis v. oblanceolatis. »*3°) foliis oblongis v. oblongo-lanceolatis. &) E. microphyllum reticulatum: ramis tortis verruculosis valde squamosis; foliis elliptieis vel obovato-oblongis crassis, supra nitidissimis, subtus reticulato-venulosis glaucescentibus. Orescit haec species in campis et locis apertis elevatis tempera- tioribus. In provincia S. Pauli prope urbem: St. Hil., inter Lo- renam et Guarutingueta, oppidula ejusdem provinciae, in dumetis: M.; in Brasilia meridionali: Sellow, in prov. Minarum prope ur- bem Ouro Preto, vicum ltambe, in Serra do Caraga: St. Hil., M., in prov. Goyazana prope 8. Pedro: Pohl. Observatio: In varietafis d amplifolii subvarietate ** tanta a {ypo primario alienatio, ut facile cum aliis speciebus possis con- fundere. Rami huie sunt crebri, recti, minus dense ramentaceo- squamosi; folia supra nitida subtus opaca, minus saturate viridia, ovata vel ovato-elliptica, obtusa, subemarginata cum mucrone, basi breviter acutiuscula; stipulae ramentaque persistentia parciora sunt, lato-triangularia, summa majora. Cum E. cincinnato, cui summo- pere affıne, hoc nostrum praecipue comparandum est; differt vero ramulis robustioribus minusque flexuosis, foliis non exacte ex ovata basi breviter acuminatis, sed in ipsa media parte saepe latissimis, basi potius acutiusculis quam rotundatis, subtus nullas maculas exhibentibus, stipulis ramentisque ramulorum novellorum duplo fere majoribus, ramentis parcioribus, brevius setulosis wel denticulatis, pedunculis longioribus, floribus paullo majoribus. 345 3. Erythrozylon Myrsinite nr nosträ 4. | ‘E. ee erecto-patulis; foliis Paten aut ren obtusis, basi breviter acutiusculis, membranaceis, supra nitidis, sub- tus es nern stipulis lato-triangularibus ‚bisetulois TA- mentisque paucis lazis membranaceis, striatis , quam ‚petioli duplo brevioribus; pedunculis solitariis petiolos duplo superantibus; laci- nis calycis triangularibus acutis (staminibus pistillum excedentibus). Frutex'ramis densis'erectiusculis subvirgatis: Ramuli erebri, -subdistichi, ereetö-patuli, Jongitudine subaequales, teretes, graciles. Cortex fuscus. . Epidermis ‚einerea, longitudinaliter rimulosa et cica- tricosa. Folia subdistiche patentia, .novella mollia, adulta membra- nacea, lanceolata aut angusto-elliptica , apice are et neryvo promisso brevissime mucronulata, basi nonnihil contracta et acu- -tiuseula, margine in eristas petioli decurrente, supra nitida, subtus incano-glaucescentia, nervo rubente subtus ‚prominente, venis venu- lisque arcte anastomosantibus. Petiolus tandem 2 lin. longus. St- pula membranacea, lato-triangularis, lougitüdinaliter nervosa, cristis 2 in seiulas promissis firmata, in foliis evolutis petiolo duplo bre- vior. BRamenta ramulos inchoantia laxe bifaria, in quovis latere 2—5, forma et textura ‚stipularum, dorso versus basinarista brevi armata. - Flores ex alis stipularum vel:ramentorum solitarii, sparsi. „Peduneuli 3—4 lin. longi, 'sursum nopnihil incrassati et pentagoni, ima basi eircumvoluti «bracfeolis 2 minimis: ovatis acutis membrana- ceis. Calyx lin. longus, laciniis triangularibus aculis. Alabastrum obovato-pentagonum. Petala alba, 17 liu. longa, oblonga, apice ro- tundata, ‚basi nonnihil contracta, nervo angusto ‚antice evanescente. ‚Ligulae lobi anteriores e primo. triente ‚petali enati, erecti, oblongo- obovati, undulato- erenulati; posticus reflexus, transverse ohlongus. Urceolus stamineus fere eylindricus, calyce 4 brevior, 10-crenula- Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 44 346 tus. Stamina pistillum, quod statu virgineo 1:lin: Jongum est, fere duplo superantia. Filamenta filiformia. _Antherae ovatae, albae. Ovarium ovatum. 'Styli' erecti, sölgmatibls parvis subclavatis. - Drupa immatura oblongo-conica. Crescit in "provincüs S. Pauli et Minarum „ locis editioribus, arborelo i consitis: Sellow ‚M. 4. Erythrosylon distortum. E. ramulis densis, curvatis,,infra,innovationes compressis; folüis tenuiter coriaceis, supra nitidis,'subtus glaucis, obovatis vel obovato- oblongis, antice rotundatis, basi cuneatis; stipulis ramentisque laxe cineinnatis persistentibus parvis triangularibus, herbaceo-membrana- ceis paucinerviis bidentatis ‚petiolis brevioribus; ‚pedunculis axilla- ribus paueis confertis; calyeis dentibus triangularibus, petalis ochro- - leueis; drupis oblongo-ovatis. Frutex altitudine 4-6 ‚pedum.'' Rami teretes,' paullo flexuosi, cortice fusco, epidermide einerea, laevigata-aut subtiliter rimulosa. Ramuli frequentes, subdistichi, saepe fastigiato-conferti, curvati aut flexuosi, non sölum in extremitatibus novellis‘ sed: etiam iu parte adultiore compressi, inferue) aphylli sed ramentorum persistentium serie bifaria Jaxe squamulosi." Folia 6—12 lin. lata, 10—18 Jin. longa , pleraque obovata, autiee rotundata, medio leviter emarginata et mucronulata, versus 'basin cuneato-atienuata, alia oblongo-ovata, tenuiter coriacea, supra laete viridia nitidaque, subtus glaucescentia, vel tandem pallidiora, nervo rubente, venis angulo acuto provenien- tibus venulisque parum''conspicuis, instructa petöolo circiter lineain longo, sulco supra ‚insculpto acute‘'marginato. -Stipula herbaceo- membranacea, i. e. pallide viridis nec scariosa, z lin. longa, trian- 347 gularis, concava, »donso,.cristis- duabus Femotiusculis et in utroque latere 'nervo. uno. Altereve firmata ; apic® breviter hidentatä, dentibus divergentibus. Bumenta -stipulis «similia, 'munita arista ‚brevi-saepe decidua aut dorso longitudinaliter adnata,' in ramulis laxo ordine bifaria, 6—12 in quovis latere, tandem plus minus obliterata. Pe- dunculi ex alis ramentorum ‚yel, foliorum, ‘aut omnino solitarii in ramulis novellis, aut, dum plura ramenta flores promant, nonnulli ap- proximati, ante anthesin curvato=nutantes, demum erectiuseuli, 1—2 lin. longi, pentagoni, sursum inerassati, ‚purpurascentes, angulis viri- dibus. : Bracteolae pedunculum. basi vaginantes 5 lin. longae, lato- ovatae, medio mucronatae, saepe in tubulum quasi connatae. Ala- bastrum obovatum, leviter pentagonum. Ftlos parvulus, diametro vix duarum linearum. Cälyx perbrevis, in dentes sectus breves, trian- gulares, erassiusculos. Corolla ochroleuca. Petula ex ovata basi linearia, obtusa, concava, cerassiuscula. Ligulae lobi antici breves, margine undulati, cum intermedio commissurali quadrato, antice trun- cato, medio- brevissime denticulato; lobi postici: medio confluentes in formam transverse oblongam. ÜUrceolus stamineus perbrevis, denti- eulis inter filumerta subulata petala et pistillum duplo exsuperantia interjectis. Artherae subglobosae, albae. Ovarium ovatum. Stıyli breves, divergentes. Stigmata capitata. Drupa oblongo-ovata, acu- tiuscula, laevigata, 4— 5 lin. alta. Putamen tenue, papyraceum, aboriu unicum semen continens, angusto-ohlongum. Embryo vix al- bumine distincto circumdatus, cotyledones exhibet lineari-oblongas, intus planas, extus leviter convexas. Orescit in sepibus et silvis prope oppidum S. Georgi Insula- rum, in prov. Bahiensi. Januario floret et fructus immaluros praebet. Haec species praeseriim cum E. subrotundo confundi potest. Differt foliis densioris compagis, exacte obovato-cuneatis, stipulis 44 * 348 ramentisque duplo 'minoribus, 'floribus ''minoribus ' crassioribus' et ochroleucis petalis, 'rel;’ab E. vergultoso foliorum forma et floribus so- litariis, "nec glomeratis differt; "ab utroque ramulis'non'solum inno- vantibus, sed etiam adultioribus compressis. 5. Erythrozylon subrotundum. E. ramulis crebris rectis, patentibus, subdistichis; foliis obova- tis, antice rotundatis, subemarginatis, basi cuneatis, acutis, tenuiter membranaceis, subtus pallidis vel glaucescentibus; stipulis longitu- dine petiolorum ramentisque membranaceis scariosis, pallide fuscis, arcte cincinnatis, bifidis, ciliatis, pedunculis floriferis ramenta duplo superantibus, paueis, confertis; calyeis laciniis ovatis, aculis (Sta- minibus pistillum superantibus), drupis... .. . Erythroxylon subrotundum St. Hil. Flor. Bras. mer. II. p. 99 Nr. 12. : A Hujus speciei essentia ‚versatur in: 1. Foliorum simul deciduorum simulque erumpentium circum- scriptione obovata, antice semper rotundata; 2. in eorum compage tenuiter membranacea; 3. in ramentorum ramulos laterales et inno- vationes inchoantium dispositione arcte cincinnata, ita ut ramulos vestiant perbreves; 4. in eorundem dilute fuscorum scariosorum, longitudinaliter nervosorum ceiliis aut villo ferrugineo marginalibus; 5. in florum dispositione solitaria; 6. in petalis albis, tenuibus, me- diocris magnitudinis. ne Frutex in locis siccis per magnam anni partem aphyllus, dense ramosus vel ramulosus. Ramuli teretes, versus extremitatem angu- lati, crebri, subparallelo-patentes subdistichi. Epidermis longitudi- 349 . naliter rimosa, cinereo-plumbea vel testacea. Cortex fuscus nonnun- quam in verruculas testaceas protuberans, saepe scaber. Folia ob- ovata, antice rotundata, saepe emarginata cum mucronulo in medio, postice cuneato-attenuata et acuta, pleraque in ramulorum extremi- tatibus simul propullulantia, membranacea, juniora valde tenera et mollia,. per longum temporis spatium complicata et glaucescentia, adultiora parum firmiora, subtus glaucescentia, Jatitudine 5—10, longitadine 6 -12 lin. Petiolus vix linea longior, superne eanali- culatus, margine acuto, saepe undulato. Stipula longitudine petioli angusto-triangularis, apice bifida et bisetosa, dorso bicarinata, junior herbacea, pallide viridis, nervosa; adultior ferruginea, in margine extenuato, scarioso, tandem expallido, ciliis aut villo ferrugineo ornata. Ramenta stipulis similia, hine inde aristam ferentia, in 'ra- mulis Jateralibus aphyllis 6—10 dense bifariam posita, in ramorum apicibus paullo laxius disposita. Flores magnitudine mediocri. Pe- dunculi ex quovis ramulo ramentigero, saepe valde abbreviato, 2, 3—5, 3 lin. longi pentagoni. Alabastrum obovatum. Calyx linea brevior, laciniae ovatae, acutae. Petala alba, vel alba cum virore, lineari-oblonga, medio concava et nervo latiusculo percursa. Ligu- Jae lobi antici oblongi, irregulariter sinuato-dentati cum appendicula eommissurali minima bidenticulata; lobi postici triplo breviores, me- dio in lacinulam bifidam reflexi. Staminum wurceolus longitudine fere calyeis, ore dentieulis parvis, qui staminibus interjecti sunt; filamenta filiformia, alba. Antherae cordato-subglobosae, ochroleu- cae. Pistllum filamentis duplo brevius Ovarium obovatum. Styl tres distineti. Stigmata subglobosa.. Drupa 3—4—5 lin. Tonga, in pedunculo plerumque 4—6 lin. longo. Dum folia demittit, priusquam nova promat, nonnunquam floret, floribus tune ideirco praecoeibus. Forsan haec species cum E. Pelleteriano eonjungenda erit. Quibusdam notis_quoque convenit cum EZ. frangulaefolio, attamen ‘ 350 distinguendum stipulis ramentisque ferrugineis nec. stramineis, pluri- bus et approximatione eincinnatis; foliis latioribus, apice rotundatis nec acutis, floribus paullo majoribus. Ab E. mierophylli varietate amplifolia separatur ramulis laevigatis nee verrucoso-scahris, folüis mollioribus, nec unquam coriaceis, ramentis stipulisque minus firmis nee ita persistentibus, neque colorem einereo-nigricantem induentibus. Orescit in sabulosis dumetis maritimis Restingas dictis prope pro- montorium Cabo Frio: Ser. Princ. Vidensis, St. Hil., in mon- tibus Serra da Broca, Prov. Sebastianopolitanae; in silvis aestu aphyl- lis, quas Caa-tingas dieunt, prope Maracas, in Prov. Bahiensi: M. In aridis silwvis ad Jacobina_ velha, prov. Bahiensis: Blanchet; in prov. Pernambucana: Gardner. Septembri floret. [ 6. Erythroxylon Pelleterianum. E. ramulis erectis subvirgatis; foliis lato-lanceolatis vel ob- longo-lanceolatis acutiusculis; basi acutis, membranaceis, subtus pallidioribus - (exsiccatione saepe ferrugineis); stipulis Iongitudine petiolorum ramentisque herbaceis striatis setulosis, lare imbricatis; pedunculis nonnullis aggregatis, floriferis ramenta aequantibus, fruc- tiferis quadruplo longioribus; calycis laciniis ovatis obtusis (stami- nibus pistillum superantibus); drupis conico-subtrigonis. Erythroxylon. Pelleterianum St. Hil. Flora Bras. merid. II. p- 100 Nr. 13 t. 102 (speeimen fructiferum). Valde affıne est E. subrotundo; distinguitur ramis strictiusculis erectis subfastigiatis, nec disticho-patentibus, foliis longioribus, nun- quam exacte obovatis et cuneatis, licet subinde fere elliptica obser- ventur, subtus minus evidenter glaucesceutibus, stipulis (nunc gla- 351 bris nunc ferrugineo-eiliatis) evidentius striatis, ramentis pauciori- bus, laxioribus nec arcte cincinnatis; floribus ninoribus, petalis eras- sioribus albis nec albo-virentihus. Erythroxylon flaccidum Salzm. (Plant. exsiccat. hras.) prope Soteropolin lectum, hujus forma videtur acutifolia sub ipso vernatio- nis stadio collecta ideoque folia novella valde mollia et flaceida exhibens. Crescit in sylois cueduis provinciae Minarum , e. 9. prope Ita- jurü praedium, vicinia viei S. Miguel de Mato dentro, ubi cl. de St. Hilaire legit, in silvis Caa-tingas provinciae Bahiensis, ubi ipse | prope vicum Maracas observavi. - Erythrozylon obtusum De Cand. Prodr. I. p. 574 Nr. 14, quoad habitum nostro comparandum est. Differt. foliis obtusis vel apice rotundatis, subtus evidenter pruinoso-glaucis. 7. Erythrosylon revolutum. E. ramulis subdisticho-patentibus rigidis; foliis coriaceis subtus incano-glaucescentibus et subtilissime pubentibus, margine revolutis, obovato-oblongis, antice rotundatis, basi acutiusculis; stipulis ramen- tisque triangularibus subintegris petiolo duplo brevioribus;. floribus in axillis foliorum vel ramentorum sessilibus paucis (2—6) aggre- gatis, calyeis laciniis er ovato acuminatis (stylis stamina superan- tihus). Arbuscula pedum 8S—12 altitudine. Rami patentes, erehre et subdistiche ramulosi. Ramuli teretes, ultimi solum nonnihil com- pressi, cortice cinereo-fusco, longitudinaliter rimuloso, rigiduli. 352 Folia crasso-coriacea, siceiuscula, supra saturate viridia, subtus cano-glaucescentia et villis tenuissimis (utriculis septatis brevibus rectis) tam dense obsessa, ut tactu mollia, oblonga vel fere ellip- tica, antice rotundata, basi breviter acutata, margine revoluta, nervo supra impresso subtus valde prominente, venis venulisque erebris anastomosantibus, subtus prominulis 'rubentibus; muero parvulus e nervo productus cadueus; petiolus 13 lin. longus, teretiusculus, su- perne canaliculo tenui exaratus; stipula lato-triangularis, utraque basi nonnihil decurrens, membranaceo-scariosa, striata, obtusiuscula, integerrima vel leviter bifida, dimidiam petioli longitudinem aequans. Ramenta pauca, sparsa, stipulis similia aut nonnihil’majora, arista basilari ipsis paullo breviore. Flores 2—4, rarius: plures sessiles in ala folii vel ramenti suffulti, dracteolis tenuibus membranaceis, flavescenti-pallidis, ovatis, acutis, nervo robusto percursis. Calyx 1 lin. longus, gracilis, pentagonus, ad medium usque bifidus in lacinias triangulares acutiusculas, erassiusculas, rubentes, margine tenuiore albidas. Petala albida. Urceolus stamineus longitudine calycis, 10-denticulatus. Filumenta filiformia, alba. Antherae glo- bosae. Ovarium obovatum. Styli discreti, stamina superantes, stig- matibus capitatis terminati. Drupa -matura non visa; immatura ob- longa. Crescit in silvis Caa-tingas dietis, in mediterraneis prov. Ba- hiensis, e. g. prope S. Antonio das Queimadas. Haec species praesertim affınis est E. rigidulo De Cand. Prodr. I. p. 575. Nr. 24 habitu et foliorum textura, pube formaque. Flores tamen in hoc fere duplo majores sunt, calycis dentibus in- structi duplo brevioribus exacte lato-triangularibus, et plures con- glomeratim e ramuli lateribus proveniunt. 353 8. Erythroxylon frangulaefolium. E. ramulis gracilibus patentibus; foliis membranaceis, breviter oblongis, cuspidato-acutis, basi acutis; stipulis ramentisque tenuiter membranaceis pallidis (stramineis) lineari-Janceolatis, apice bisetosis, petiolos duplo superantibus, parcis et remotiusculis; pedunculis ex alis vel ex ramentis soltarüs aut 2—3 confertis, longitudine sti- pularum, laciniis calyeinis lato-triangularibus; (staminibus pistillo brevioribus aut longioribus); drupis eylindraceo-conicis. Erythroxylon frangulaefoliium St. Hil. Flor. Bras. mer. II. p: 99. Nr. 11. Frutex vamis laxis patentibus. Ramuli subdistichi, remotius- euli, graciles, erecto-patentes vel patentes, recti aut paullo flexuosi, apice parce foliosi; cortice cinereo-fusco laevigato aut parvis ver- ruculis einereis obsito. Folia versus apices ramulorum novellorum compressorum, subinde glaucescentium, laxe disposita; petiolis in- structa bilinearibus, breviter oblonga, cuspidato-acuminata et acuta, basi quoque acuta, 9—27 lin. longa, ipso medio 6—15 lin. lata, tenuiter membranacea, supra laete viridia et probe adulta nitidula, subius pallidiora, nonnunquam glaucescentia, nervo medio rubescente, venis intra marginem arcuato-combinatis venulisque parum prominen- tihus. Stipulae petiolos duplo superantes, tenuiter membranaceae, siccae, pallidae, lineares, margine extenuato albidae, dorso cristis duabus approximatis, basin versus inter cristas concavae, setulis bi- nis divergentibus tenuibus et fugacibus e cristarum extremitate et nonnunquam tenui arista subapicali instructae. Ramenta infra folia disticha in quovis ramuli latere terna quaternave, nunc approximata, nunc distantia, stipulis similia, attamen praesentia aristae nigricantis facile distincta, fere e basi exeuntis; vix integra persistentia, ita Abhandlungen der 11. Cl.d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 45 354 ut in ramulis biennibus eorum pars inferior solummodo remaneat, praesertim florifera tandem abbreviata. Flores nune solitarii nune bini ternive proveniunt in ramulis abbreviatis ramentaceis, qui aut axillares apparent, dum folia adhuc perstant, aut laterales, his jam delapsis. Pedunculi bilineares, erecti, tandem erecto-patuli, penta- goni, sursum nonnihil incrassati- Alabastra obovata. Calyz # lin. longus, laciniis triangularibus acutis, margine levissime extenuato et ciliato, obsolete trinervibus. Petala duplo longiora, basin versus cuneato-attenuata, fere in medio ligulifera, parte antica lineari-ob- longa, concava. Ligula anterior subquadrata, profunde biloba, lobis rotundatis, margine undulatis, appendicula commissurali parva, bi- denticulata; ligula posterior duplo brevior, cum lobulo intermedio reflexo transverse oblongo. Interdum alterum lobulum ligulae an- terioris profunde bifidum inveni in lacinias lanceolatas inaequa- les. Urceolus staminum in floribus evolutis longitudine fere ca- lycis, levissime decem-dentieulatus, staminibus iis, quae calyci oppo- nunfur, ex ipso orificio enatis, aliis, quae corollae sunt opposita, parum intra orificium adnatis. Filamenta filiformia, subaequalia, nune stylis breviora, nunc (rarius) iis superata. Antherae parvae, ochro- leucae, Ovarium ovatum. Styli discreti, divergentes. Stigmata capitata. Drupae in peduneulis 3—4 lin. longis, erectis, altitudine peduneulorum, ovato-conicae, epidermide coccinea, carne tenui- Pu- tamen trigonum, firmiter chartaceum, ovatum, vertice acutum, angulis 6—7 subaequalibus prosilientibus notatum, coloris pallide testacei, abortu duorum loculorum uniloculare; et ‚monospermum. Obs. Haec species praesertim dignoseitur: ramulis tenuibus laxius- eulis, foliis breviter oblongis utrinque attenuatis; stipulis ra- mentisque novellis membranaceo-scariosis, petiolos longitudine fere duplo superantibus , pedunculorum raritate, floribus par- vulis *). —__ *) Erythroxylon ovatum Cav. Diss. VIH. p- 404 t. 238. De Cand. Prodr. 355 Creseit: in silvis caeduis collium et in dumetis prope Sebastia- nopolin: St. Hil., Pohl, Mart., nec non in prov. Alagoas: Gar- dner. Sept. floret, Novembri fructificat. Styli stamina superant in speciminibus Sebastianopolitanis, superantur vero staminibus in Alagoensibus. 9. Erythroxylon_ectinocalye. E. ramulis erebris patentibus; foliis membranaceis ovatis vel ovato-lanceolatis, cuspidatis, apice basique acutis; stipulis ramentis- que in ramulis axillarihus terminalibusque cincinnatis, bi-tri-setulosis, quam petioli brevioribus; pedunculis e ramentis aggregatis vel spar- sis, petiolos triplo superantibus; foliolis calyeis suborbicularibus I. p. 574 Nr. 8. est affinis species ex unico manco exemplari in herbario Jussieui, quod vidi, constituta, ita forsan definiendam erit: E. foliis membranaceis, subtus pallidioribus et subglaucescentibus, ob- longis vel ellipticis, apice rotundatis, basi acutis, petiolis longitudine sti- pularum et ramentorum triangularium (1 lin. longis); ramentis florum glo- merulos colligentibus laxe cincinnatis; pedunculis paueis glomeratis flo- riferis? petiolos triplo superantibus; laciniis calycis lato- vel subovato- triangularibus; staminibus —; drupis oblongo-eylindricis acutis. Haec species praesertim cum E. frangulaefolio, passerino et subro- tundo conferenda est. Ab E. passerino differt foliis tenuioribus elliptieis nec obovatis, a subrolundo foliis oblongis nec ohovatis, a frangulaefolio foliis rotundatis nec acutis, ab utroque floribus, qui hracteis et bracteolis instructi sunt, nonnullis dense confertis, nec e ramentis sparsim et subso- litarie provenientibus. »Bractene et hracteolae membranaceae, siecae. Calyx # Jin. longus. 45 * 356 acutis, infra drupam ovatam exerescentibus eamque dimidio ve- lantibus. Fruter dense ramosus et ramulosus. ARamauli irregulariter sub- distichi patentes, plus minus flexuosi, epidermide cinerea, passim verruculis fuscis obsessa; ultimi compressi laeves, purpurascenti- virides. Fola ovata cum breyi acumine, basi acute attenuata vel cuneata, apice acuto, rarius ovato-lanceolata, 12— 15 — 24 lin. longa, 7—10 lin. lata, membranacea, compage densa, luci obversa subtilissime punctata, saturate viridia, nervo, venis venulisque sat arcte anasiomosantibus purpurascentibus. Stipulae lato-triangulares, pe- tiolo duplo breviores, vix lineam longae, convexae, bicarinatae et saepe bisetulosae. Ramenta magnitudine et forma stipularum, saepe in medio seta brevi munita, in ramulis, {am terminalibus quam late- ralibus, pollicem et ultra longis, nune laxe sparsa, nunc dense di- sticha et cincinnum formantia, crassiusculo-membranacea et persi- stentia. Flores in axillis ramentorum, bracteolis binis minutis ova- tis acuminatis persistentibus ad basin pedunculi eircumvoluti. Ala- bastra subglohosa, calyeis foliola monstrant suborhicularia, medio in mucronulum producta, margine imbricata. Sub anthesi flores non observati. Pedunculi fructiferi e quovis ramulo ramentaceo nutant 2, 3, 4 vel 5, trilineares, purpurascentes, sursum incrassati et an- gulis 5 acutis instructi. Calyx. fructifer 2 lin. altus, feliolis ovatis vel ovato-rotundatis cum brevissimg et acuto mucronulo, membrana- ceis, nervo lato evanido, purpurascentibus. Drupa eireiter 3 lin. alta, ovata, acuta, saepe stylis persistentibus discretis, vix lin. lon- gis coronata, nucleo teretiusculo. Haec species affinis est: E. cineinnato, quod ramenta paullo longiora, densius eincinnata,.‚folia firmiora, obtusa, basi rotundata majora et calycem quinquepartitum, laciniis triangularibus acutis, non excrescentem, drupas denique dimidio majores habet. 357 Ab E. cuspidifolio, pariter affini, distinguitur: foliis duplo mi- noribus, minus acuminatis, calyce excrescente, drupa duplo minore. Ab E. frangulaefolio tam foliorum compage firmiore et parvitate, quam stipulis (in illo stramineis et tenuiter membranaceis) et ramen- torum dispositione arcta et calyce excrescente discrepat. Creseit in silvulis Caa-apoam prov. Sebastianopolitanae et Mi- narum: M. et Pohl. 10. Erythrozylon cincinnatum. E. ramulis crehris patulis, saepe flewuosis; foliis ex ovwuto bre- viter acuminatis aut ovato-lanceolatis, apice obtuso, basi rotundatis, membranaceis, nitidis; stipulis ramentisque creberrimis longe cıncin- natis contiguis, quam petioli duplo brevioribus, bisefulosis, peduncu- lis e ramentis solitariis paueis aggregatis; laciniis calycis triangu- laribus acutis, fructiferis immutatis (staminibus tandem pistillo lon- gioribus); drupis ovato-conieis. Frutex altitudine 6—10 pedum, dense ramosus. Ramuli cre- bri, ultimi breviusculi, saepe flexuosi, versus extremitates plus mi- nus compressi. Epidermis junior viridis cum verrueulis griseis el- liptieis, medio sulcatis, adultior einerea rimulosa, saepe ramentorum residuis scahra. Folia versus ramulorum extremitates conferta, ex ovato breviter acuminata aut ovato-lanceolata, basi rotundata, apice nune longiore, nunc breviore, semper obtusato, compage densa, ne- que tamen coriacea, sed membranacea, saturate viridia, subtus pal- lidiora, nitida. Sicca folia subtus saepe colorem fulvo-fuseidulum exhibent, et sub lente pustulas sive maculas irregulares fuscas, par- vulas, ut plurimum ostendunt. Longitudo 10— 20, latitudo in primo 358 triente 4—10 lin. Petiolus lineam et ultra longus. Stipula petiolo fere duplo brevior, angusto-triangularis, apice bifida et bisetosa, dorso eanaliculata, margine interdum adscendente. Ramenta stipu- Jae similia plerumque paullo majora, vix tamen lineam longa,- basi semiamplexicaulia, apice bisetosa et versus basin arista parva de- cidua armata, bifariam in ramulorum apieibus posita, aut alios ramu- los laterales decurtatos omnino occupantia, in quovis latere 4—20 dense sibi approximata et quasi ramulos eincinnatos (Roozpvxpovg roAvxaurovg) efformantes. Flores e ramentis solitarii, plerumque 2, 3, 4, raro plures in uno ramulo eincinnato, tam laterali quam terminali, i. e. nunc infra, nunc supra folia erumpentes. Pedunculi linea paullo longiores, primum nutantes. Calyx quinquepartitus, laciniis ovato-lanceolatis acutis vel ovato-acuminatis, 2 lin. longis. Petala lineari-oblonga, lineam et quod excedit longa, ob basin sub- cuneatam nonnihil spatulata, nervo medio excurrente, margine inte- gerrima. Ligula e primo triente enata, quadrata, lobis antieis distinctis, supra concavis, margine leviter undulatis, postica duplicatura brevi, transversim oblonga, margine valde undulato, appendicula brevi quadrata emarginata. Stamina omnia intra urceolum parvum, levissime quin- quecrenatum, erenaturis emarginatis enata. Filamenta primum len- gitudine pistilli, postea duplo fere longiora. Ovarium vbovatum, stigmata clavata in stylis teretibus, tandem a staminibus superata. Drupa 4—5 lin. longa, oblongo-conica, acuta, putamine hinc pla- niusculo, inde convexo. ’ Haec species differt ab affıni E. frangulaefolio praecipue ramu- lis Jonge ceineinnatis (qui in illo rarius proveniunt), foliis ex ovato obtuse acuminatis, basi rotundatis, firmulis, nec oblongo-ovatis, utrin- que acuminatis, stipulis ramentisque floriferis brevioribus, nec tenui- ter membranaceis et scariosis. Affine porro est E. cuspidifolio praesertim structura et cincinnatione ramentorum, differt autem, alia ut taceam, foliis exacte ovatis, i. e. primo triente latissimis, in cus- 359 pidem quidem attenuatis obtusam tamen neque acutam, porro foliis duplo minoribus, compage densiore, et statu sicco pustulas seu ma- culas prae se ferentibus, quales in cuspidifolio desiderantur, denique pedunculis paucioribus coufertis, sepalis alabastri angustioribus, nec lateribus sibi imbricatis, ramulis brevioribus magis flexuosis. Crescit in prov. Sebastianopolitana Brasiliae in collibus aridius- eulis denuo virgulteto obsessis: Schott, M. 11. Erythrosylon cuspidifolium. E. ramulis erecto-patulis; foliis membranaceis oblongo-lanceola- tis cuspidatis, basi acutis; stipulis ramentisque iu ramulis brevibus axillaribus paucis lJaxe imbricatis, bi- trisetulosis, quam petioli duplo brevioribus; pedunculis e ramentis 3—6 aggregatis, petiolos triplo superantibus; laciniis calycis lato-ovatis acutis, in alabastris imbri- catis, fructiferis non excrescentibus; drupis ovato-conicis. Rami laxiusculi, cortice fusco, epidermide cinerea, saepe ver- ruculis griseis adspersi. Ramuli erecto-patuli, tenues, inferne tere- tes atque ramentis nonnullis persistentibus, tune a se remotis, squa- mosi, antice compressi. Folia membranacea, firmula tamen, luci ob- versa sub lente puncta exhibent semipellucida, quam in E. frangu- laefolio evidentiora, obscure viridia, nervo subtus prominulo rubente, subtus pallidiora, oblougo-lanceolata, in acumen longiusculum euspi- data, basi acuta cuneatave, medio 1 poll. lata, 23 longa. Petivlus 1—2 lin. longus. Stipul& lato-triangularis, semiamplexicaulis, dorso lato suleulo exarata, cristis suleum formantibus in 2 setulas, parvas pa- tentes excurrentibus, insuper setula tertia e medio dorso nonnungquam aucta. BRuamenta stipulis similia, dorso saepe aristigera, nunc remo- tiuscula parca, nune 8—15 ramulos axillares eineinnato-sguamulosos, 360 2—4 lin. longos ornantia. Pedunculi 3, 4, 6 in talibus ramulis sibi approximati, 2—3 lineas infra florem longi, 3—6 infra fructum; pentagoni, sursum incrassati. Bracteolae minutae intra ramenta de- litescunt. Alabastrum globosum, calycis foliola offert lato-ovata cum brevi acumine, marginibus sibi imbricata. Flos probe evolutus non observatus. Fructus 4—5 lin. longus, ex ovato conicus, intra Ca- lycem patulum, cujus foliola tunc ovato-acuta lineam aequant. Affınis haec species praesertim E. frangulaefolio, attamen di- stineta: foliis longioribus et ratione longitudinis angustoribus, utrin- que longius acuminatis, firmioribus; stipulis ramentisque duplo bre- vioribus, his in ramulis axillaribus brevibus persistentibus, calycis foliolis latioribus, in alabastro quasi orbicularibus cum brevi acumine marginibus sibi imbricatis, drupis acutioribus et longius peduncula- tis. Ab E. Kunthiano distinguas: foliis longioribus, basi attenua- tis longiusque petiolatis nec rotundatis et subcordatis, compage te- neriore factis, ramulis floriferis non noduliformibus, sed longioribus. Ab _E.ectinocalyce differt, praeter foliorum dimensionem et formam, ra- mentis in ramulos breviores compositis, calyce fructifero vix mutato, drupa duplo longiore. Ab E. cinceinnato denique separatur: ramulis recliusculis nee tortis, ramenta et flores gerentibus (qui in illo saepe pollicis Jongitudinem adipiscuntur) triplo quadruplove brevioribus. Crescit in Brasilia, loco natali non indicato: Sellow. 12. Erythroxylon polygonoides. E. foliis lanceolatis vel lineari-oblongis acutis, basi acutiuscu- lis, membranaceis, stipulis ramentisque lineari-lanceolatis, longis, membranaceis longitudinaliter striatis; peduneulis paucis (1-5) ex alis foliorum, longitudine petiolorum et florum; calycis Jacinijis ovato- triangularibus; (stylis stamina superantibus). 361 Frutex altitudine humana! Ramul rectiusculi, divisionibus pa- tentibus, teretes vel versus extremitates teretiusculi. Epidermis vi- ridi-fusca, verruculis parvis ellipticis albidis. Folia 3-5 poll. louga, 8—16 lin. lata, lanceolata aut oblongo-lanceolata, acuta, basi acutiuscula, membranacea,, nervo venisque infra prominulis, ;supra concavis. Petiolus 2 lin. longus, superne canaliculatus, margine acuto. Stipula. linearis, 4—6 \lin. longa, membranacea, colore aluta- ceo, longitudinäliter nervosa,"apice emarginato-bidentata.' Ramenta ramulos inchoantia stipulis similia vel' longiora, laxe disposita, 3—6 in ramulo, basi aristam interdum compressam erigentia, apicebiden- tata.ıo Pedunculi solitarii: vel pauci (2—5) ex: axillis foliorum ra- mehtorumve, cernui, 2: lin. longi, angulati,'sursum crassiores. 'Calyeis laciniae: ovato-triangulares, acutae.'' Petala paullo ultra lin. longa, lineari-oblonga. Ligula' parum infra ‘dimidium 'petali enata, 'biloba, lobis obtusis, paullulum serrato-dentatis, duplicatara brevi. Urceolus calyce brevior, obiter quinquelobus, lobulis emarginatis. Stamina interna inter lobulos et’ ex emarginaturis emergentia. «Antkerae ovato-subrotundae, obtusae. Ovarium' suhglobosum, vertice fere eonico, , Styli stamina,''quae ges iron superautes, ENERM parvis subelavatis. Crescit in silvis ad Soteropolin. Floret Januario. Ss. IL- ENGYANTHA. 13. Erythrozylon anguifugum. Tab. nostra 5, E. ramulis densis erecto-patentibus; foliis erassiusculo-menihra- naceis, lanceolatis aut oblongo-lanceolatis, acumine brevi obtuso, basi aculis, supra nitidis; stipulis ramentisque parce eincinnatis, bidenta- tis, petiolos subaequantibus, pedunculis Zus eu triplove BEER ' Abhandlungen d.IL Cl. d.Ak- d. Wiss. III. Bd. Abth. 11 46 362 solitariis, 2 ,vel 3, e: ramentis. et axillis. foliorum saepe pluribus aggregatis; calyeis laciniis ovato-triangularibus- (staminibus pistillum superantibus); drupis oblongo-conicis. Erythroxylon ee Mart. ‚Herb. Flor. Bras. Nr. 265. Frutex. PL , cortice NE, N EN rimoso. Ramuli saepe per paria. sibi approximati,; rectiuseuli, erecto-patuli vel erecti, inferne teretes, ‚superne compressi, epidermide laevigata et saepe rimulis angusto-rhombeis aperta. Folia 15 —30 lin. longa, 6—12 medio lata, - lanceolata aut oblongo-laneeolata;.. in acumen breve ‚obtusum acutata, basi acutiuscula, ‘compage firmula;; tandem subcoriacea, supra nitida et saturate viridia, subtus pallidiora, nervo proniinente, purpurascente, venis angulo acuto promissis subparalle- lis venulisque ‚arcte reticulatis statu sicco conspicuis. Petiolus lin. et quod excedit..longus.. ‚Stipula paulo brevior, triangularis, acute bidentata, dorso, convexa. ı.Rumenta longitudine‘stipularum, sed pa- zum longiora et: semiamplexicaulia, pariter bidentata et versus 'basin aristigera, in novellorum ramorum apice bifariam imbricata, cujusvis lateris 4—6; in adultioribus magis remota et persistentia. Pedun- culi ex alis horum ramentorum, rariusve ex alis foliorum solitarii, bini ternive, 8—12 faseieulati, <—3 lin. longi, pentagoni, sursum 'incrassati. Bractea et bracteolae binae singulum pedunculum basi amplectentes, lato-ovato-iriangulares cum brevi acumine, sub lente margine subtiliter eiliatae. Calyx brevis, z lin. parum altior, laciniis ovato-breviter'acuminatis. -Petala lin.’ et‘quod excedit longa, lineari- oblonga, ohtusa, concava, alba. Ligulae lobi antici erecii, ovati, obtusi, marginibus adscendentibus sinuato-dentatis, cum appendicula commissuräli brevi 'acuta; 'lobi postici breviores et lobo medio re- plicato subquadrato eomexi. Alabastrum obovatum. Ufceolus 'cir- eiter. Jongitudine calyeis, ;inter 'stamina, introtsum»adnata leviter, de- cemcrenulatus, erenulis rotundatis..‚Filamenta: pistillum ‚superantia. 363 Antherae ovatae, obtusae, ochroleucae. Ovarium ovatum. Styli di- vergentes. Stigmata capitata. Drupa anguste oblongo-conica, apice acutiuscula, 4 lin. longa, coceinea, abortu binorum loculorum mo- nosperma. Ab E. cuspidifolio differt: ramulis densioribus magis erectis, foliis brevius petiolatis, erassioribus, oblongo-lanceolatis vel Ianceo- latis obtusis nee longe acuminatis acutis, calycis laciniis angustiori- bus, nec margine imbricatis, pedunculis numerosioribus et breviori- bus, drupis gracilioribus. Ab E. frangulaefolio facilius distinguas, quum huic folia sint tenuiora, acuminata et acuta, stipulae et ramenta parciora nec cin- cinnata et tenuiter membranacea et pedunculi parciores. E. cincinnatum folia habet exacte ovata, basi rotundata, bre- viora; subtus saepe pustulato-maculata; ramenta longe cincinnata, pedunculos parcos aut subsolitarios. Differentias, quibus ab E. Daphnitide differt, sub illo quaeras. Crescit prope Cujaba, mensibus Oct. et Nov. floriferum: Mans o. Radix contra serpentium ictus adhibetur. 14. Erythroxylon Daphnites. E. ramulis erecto-patulis; foliis primum membranaceis tundem subcoriaceis, lato-lanceolatis aut oblongis vel angusto-elliptieis, apice obtuso (nec cuspidatis), basi acutiusculis, laevigatis, nitidis, subeve- nüs; stipulis petiolos superantibus ramentisque triangularibus striatis saepe bidentatis; pedunculis ex alis ramentorum cincinnatorum plu- 46 * 364 ribus aggregatis; calyeis lacinüis. ovatis aculis (stylis stamina supe- rantibus); drupis cylindraceo-conicis. Haec species multis notis cum E. citrifolio convenit, sed di- versa videtur praesertim foliorum forma et inflorescentiae modo. Folia nempe, quae in illo oblonga et in cuspidem acuminata, huic nostro potius lanceolata vel angusto-lanceolata sunt, apice brevi plerumgue obtuso et emarginato. Inflorescentia vero illi glomerata est, ramulo nimjrum florifero decurtato et vix conspicue, pedunculis pluribus ex ala ünius ramenti prodeuntibus, singulis suffultis suis bracteolis; contra E. Daphnites gaudet pedunculis secundum axin elongatum, licet brevem, et ramentis numerosis Cincinnatis vaginatum provenientibus. Proximum quoque est E. anguifugum, quod differt: foliis breviter acuminatis et acutioribus, subtus evidentius venosis, stipulis ramentisque duplo brevioribus, acutioribus et cortice ramo- rum tenuiore non testaceo-griseo, sed plumbeo-nigricante subglau- cescente, staminum longitudinem aliasque notas ut taceam. Reliquas differentias docet, quae sequitur, descriptio. Frutex altitudine humana. Rami numerosi. Ramuli subdisti- chi, erecto-patuli, ultimi subfastigiati. Cortex crassiusculus, fuscus, tectus epidermide testaceo-grisea, longitudinaliter sulcata et rimulosa, in ultimis ramulis compressis laevigatus, e purpurascenü et viridi varius. Folia 18—50 lin. longa, medio 8—16 lin. lata, petiolis instructa 1—14# lin. longis, teretiusculis, superne planis et crista tenui marginatis. Lamina in ramulis novellis tenera, rubenti-viridis, nervum medium et venas venulasque arcte anastomosantes ruhellas semidiaphanas exhibet, simili ratione, qua in E. nitido et suberosö rel. videmus; adultiora tamen folia magis magisque erassescunt et compagem foliorum Lauri adipiscuntur, rete venarum tune subfus minus conspicuo. Circumseriptio inter angusto-oblongam et Janceo- latam varia, apice in novellis acutiusculo et breviter mucronulato, in 365 adultis rotundato et saepe emarginato, basi acutiuscula. Stipula iriangularis, acuta, concava, 2—3 lin. longa, dorso bieristata, apice bidentata vel breviter bifida. Lineae secundum nervum a plicatione ortae in hujus speciei foliis sat evidenter impressae cernuntur. Ra- menta innovationes muniunt disticha, frequentia, 6—12 in quo- vis latere, nunc dense imhricata et cincinnata, nunc laxa et dimota, uti stipulae formata, rarius arista brevi instructa, persistenfia, mar- gine membranaceo, fuscidulo.. Flores ex alis ramentorum solitarii, singuli bracteolis binis minutis, intra ramenta delitescentibus instrueti, in quovis cineino 4—12. Pedunculus 2—4 lin. Jongus, tenuis, sursum nonnihil incrassatus et pentagonus. Caulyx 3 lin. altus, laci- . nis ovatis acutis; nervo vix conspicuo, margine extenuato. Petula structurae solemnis, alba, lin. longa. Urceolus stamineus longitudine calycis, ore decemdentieulatus, filamenta quinque e sinu emargina- iurae emittens, quinque ex ipso margine. Filamenta quam styli, bre- viora. Antherae globosae. Ovarium obovato-subtrigonum. Styli filiformes. Stiymata depresso-capitata. Drupae (quas vidi, imma- turae) 4 lin. altae, ovatae, aculiusculae, coccineae. Crescit in prov. Goyazana, ad Rio Claro, Cavalcante, Trahi- ras: Pohl. 15. Erythroxylon Mamacoca. E. ramulis patulis; foliis membranaceis, oblongis, uirinqgue acu- tis, cuspidato-acuminatis; stipulis ramentisque lare cincinnatis lato- triangularibus, petiolo brevioribus; pedunculis petiolum aequantibus paucis fasciculatis vel aggregatis, laciniis calycis ovatis acutis (sta- minibus pistillum superantibus); drupis oblongo-conicis, putamine subtriquetro. 366 Frutexr erectus, altitudine humana. ARami patentes. Ramuli graciles, flexuosi rective, epidermide laevigata, cinerascente; ultimi angulati atque verruculis paucis exasperati. Folia tenuiter mem- branacea, 4—5 poll. longa, 17—20 lin. medio lata, laete viridia. Petiolus bilinearis, superne profunde canaliculatus. Stipula petiolo _brevior, lato-triangularis, acuta, tandem bifida, concava, membranacea, vix integra, persistens. Lamina oblonga, basi acuta, cuspidato-acu- minata; venis angulo acuto vel subrecto exeuntibus, distantibus, pau- cis, nervoque medio pallidiore subtus plus minus prominulis. Ve- nularum reticulum laxum. Ramenta pauca et distantia, ‚obsoleta in ramis adultioribus, in junioribus terminalibus lateralibusve eincin- nata, utriusque lateris 6—12, distantia lineae posita, semiamplexi- caulia, lato-triangularia, acuta, plus minus bidentata, supra basin arista brevi aucta, 15 lin. longa, membranacea, nervis praeter dor- sales vix distinetis. Flores ex alis ramentorum, rarius foliorum, pauci (1, 2—4) conferti; pedunculis 1—2 linearibus suffulti; inter minores; diametro vix 2% lin. Calyx ultra 5 lin., laciniis ovato-trian- gularibus acutis. Stamina in speciminibus examinatis lineam longa, pistillum superantia. Drupae immaturae 4 lin. altae, oblongae, acu- tae, conicae, pulamen exhibent prismatico-trigonum. Crescit in silvis Prov. Maynas calidis udiusculis, nec non prope Eyam, oppidulum brasiliense in Prov. Rio Negro juxta fluvium Amazonum situm. In Maynas cl. Poeppigius legit, qui literis tra- didit (Reise vol. Il. p. 248), eam Mama Cuca i. e. matrem Co- cae, sice Cocam silvestrem ab Indis appellari, tamquam inertem vero pro masticatorio non usurpari. Haec species praesertim affınis est E. Cocae legitimo, a quo differt foliis utrinque acutis, antice acuminatis, nec tamen mucronu- latis, defectu plicae, floribus paucioribus fasciculatis, minoribus. Valde affınis haec species est quoque praecedenti, et difficilius di- 367 stinguitur: floribus minoribus magis sparsis, ramentis frequentioribus laxe cineinnatis, foliis magis cuspidatis quam acuminatis, relatione longitudinis stipularum et ramentorum ad partes vicinas rel. 16. Erythrosylon Coca. Tab. nosira 6. E. ramulis erecto-patulis subfastigiatis; foliis tenwiter membra- naceis, oblongis obovatis vel oblongo-lanceolatis, basi acutis, apice acuto vel rotundato mucronulatis, evidenter plicato-bilineatis; stipu- lis ‚petiolos subaequantibus ramentisque laxe. hifariis triangularibus membranaceis; pedunculis 2—6, fasciculatis, ex alis foliorum vel ramentorum haec et calycem duplo triplove superantibus; laciniis ealyeis ovato-triangularibus (staminibus pistillum superantibus); dru- pis ovatis acutis. Erythroxylon Coca Jam. Diet. IL p. 393. D.C. Prodr. I. p- 575 Nr. 23. Cavan. Dissert. VII. p. 402 t. 229. Willd. Spec. plant. II. p. 747 Nr. 7. Spreng. Syst. Veget. II. p. 390 Nr. 2. Coca Hispanis, Cuca Peruvianis: Pedro de Cieca Chronica del Peru cap. 96 edit. Antverp. p. 237. Inca Garcil. Comment. real. I. L. VIII c: 15 p. 283. Herrera. hist. general de los Castellanos, edit. 1730. Description. p. 44, 2. 45, 1. Decade V. p. 76. p- 13, 1; 77. 2; 74. 2; 92. 1; 94. 1; Decade VI. 76. 1; De- cade VII. 61. 2. — Hernandes Hist. Mex. edit. Recch. VIH. c. 69. p. 302. Clus. Arom. I. c. 18. p.177. Benzoni edit. Calve- ton. Novae Novi orbis Historiae 1578. p. 396. Unanue in Silli- man Amer. Journ. IH. p. 397. Ulloa Notic. secretas de America, N. p- 617, 635, 642, 682. Pöppig Reise in Chili, Peru und auf dem Amazonenstron I. p. 209— 217, p. 248 — 257. — Martius, Reise in Brasilien III. p. 1169, 1180. 368 Frutex altitudine 4—8 pedum. Rami erecio-patuli, interdum subfastigiati, cortice fuscidulo-griseo, tandem rimuloso; ramuli epi- dermide viridi aut subglaucescente. Folia in ramulis laxe bifaria, sursum frequentiora, sibique magis approximata, breviter petiolata. Petiolus 1—2 lin. longus, auctus stipula intrapetiolari ejusdem lon- gitudinis, angusto-triangulari, membranacea, dorso concava et longi- tudinaliter bieristata, margine extenuato pallida, in novellis ramulis plerumque longiore 3-lineari. Lamina oblonga vel ovali-oblonga aut oblongo-lanceolata obovatave, basi acuta, apice hreviter acuta vel rotundata cum brevissimo mucrone, 1—3z poll. longa, medio 3—13 poll. lata, tenuiter membranacea, integerrima vel levissime repanda, margine nonnunguam parum revoluta, laete viridis, subtus pallidior vel subglauca, sat arcte venosa, venis angulo fere 'recto promissis subparallelis, venulis reticulatis, frequentius quam iu aliis speciebus insignita plica longitudinali in utroque nervi latere, a ver- natione orta, in adultioribus foliis evanescente. Ramenta stipulis si- milia, innovationes inchoantes, laxe hifaria, vix diu integra persi- stentia. Flores in ramulis inferne aphyllis, superne plerumque folia nondum explicata ferentibus, 3—6 gregatim e stipula persistente, quae laminam jam amiserat, vel e ramento. Pedunculi 2-3 lin.- longi, singuli basi obvoluti braetea stipulaeformi, membranacea, ovata aut triangulari, dorso canaliculata et bicristata, margine exie- nuata. Bracteolae minimae, triangulares, membranaceae, nervosae, tandem scariosae. Calyx quinquefidus, laciniis ovato-triangularibus acutis, vix lineam longis, glabris, interdum glaucis. Corolla alba. Alabastrum ovato-oblongum, aestivatione quincunciali nunc dextror- sum, nune sinistrorsum imhricata. Petala vix 2 lin. longa, % lata, lineari-oblonga, basi nonnihil cuneato-contracta, apice rotundata, nervo medio in acumen minimum produeto. . Ligula supra basin cuneatam oriunda, tenuiter membranacea, fere ad dimidium petalum pertingens, circumscriptione subquadrata; lobi antici subovato-quadrati, sinuato- denticulati, postice subintegerrimi, marginibus adscendentibus, sinu 369 inter lobos; obtuso angusto. Lobi postici triangulares, anterioribus duplo minores, sinus ambitum oceupantes, pariter denticulati. Ur- ceolus stamineus parvus, 5-denticulatus. Filamenta compressa, su- bulata, urceoli parieti interno enata.. Quinque exteriora e sinubus inter denticulos emergentia, quinque interiora intra ipsos denticulos, omnia longitudine subaequalia, 2 lin. longa; antherae globoso-ova- tae. Ovarium obovatum, urceolo dimidio longius, loculis duobus vel unico plerumque abortivis. Ovulum ex axi pendulum, elavato-oblon- gum. Styli tres disereti, filamentis duplo breviores, stigmatibus obo- vato-globosis. Drupa z poll. longa, ovata, acuta, coccinea, plerum- que unicum semen maturans. u Crescit passim in Peruvia; forsun efferatum potius quam spon- taneum huc usque inventum est, quum ab Indis magna industria colatur, Loca humida calida faucium subandinarum huie_ stirpi prae alis conveniunt. In Provineüs Guamangae, Huanuco et Gua- malies excellit. Stirps ab Indigenis Cuca, ab Hispanis, ti folia, Coca dieitur , in Brasilia amazonica multis Indorum gentibus no- mine Ypadı est celebrata. 17. Erythroxylon macrophyllum. E. fruticosum, ramulis subsimplieibus; foliis membranaceis lan- ceolatis vel oblongo-lanceolatis acuminatis utringue acutis; stipulis ramentisque fere pollicaribus lineari-lanceolatis obtusis submuticis membranaceis, petiolos et pedunculos 3- et 4-plo superantibus; pe- dunculis paucis lateraliter fascieulatis, bracteis bracteolisque mem- branaceis lanceolatis calycis lacinias ovatas acutas -triplo supe- rantibus, petalis lineari-oblongis (stylis basi connatis stamina supe- rantibus).. Abhandlungen d. II.Cl.d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 47 370 Erythro.cylon macrophyllum Cavan. Diss. VII. p: 401. t. 227. De C. Prodr. I. p. 575. Nr. 17. . Fruticulus vix humanae altitudinis.: Ramul subsimplices, te- retes, cortice Jaevigato viridi-fusco. Folia in ramulis distantia pol- licari bifaria, juniora 1 poll. medio lata, 5 longa; adultiora 3 lata, 8 longa, eircumscriptione angusio-oblonga in acumen acutissimum et basi acute attenuata, membranacea, tenuia, laete viridia, supra niti- dula, subtus pallidiora, nervo rufescente crassiusculo prominente et venis, angulo fere recto promissis, parallelis, intra marginem arcuato- combinatis, nonnihil prominulis firmata. Petiolus bilinearis, crassius- culus, semiteres, superne planus, margine elevato tenui, tandem fle- xuoso eincetus. Stipula 6—9 lin. longa, intra petiolum sagittato-se- miamplexicaulis, angusto- et sublineari-lanceolata, obtusa, dorso eri- stis duabus approximatis percursa atque ex illarum apice breviter bisetosa, integerrima aut emärginata, membranacea, pallida, tandem marcescens et superiore parte obliterata. Ramenta stipulis similia_ vel non nihil majora, basi aristam 1—2linearem exserentia, ramulos inchoantia ibigue specie gemmarum membranacearum complicata et imbricata. Flores inter congeneres majusculi, ex alis stipularum ramentorumve 3—8 fasciculati. Pedunculi vix bilineares, penta- goni, angulis usque in sinus calycis excurrentibus, et sursum incras- sati, stipati bruclea et bracteolis binis lanceolatis, medio nervosis, acutis, membranaceis ipsos longitudine aequantibus. Calyx vix lin. altus, laciniis ovatis acutis brevibus. Alabastrum oblongum. Petala trilinearia, alba, lineari-oblonga, ‚basi cuneato-contracta, 7 lin. lata, obtusa, patentia aut reflexa. Ligula fere linearis, ereciä, staminibus appressa; lobi antici oblongi, concavi, marginibus erectis subinteger- rimis, cum appendieula media lineari bidentata; lobi postici perbre- tes, crista transversa tenui conjuncti. Urceolus calyce paullo altior, orificio in lobulos decem semiorbiculares exsectus. Stamina cum lobulis alternantia, urceolo intus adnata unde ille fere ad basin us- 371 que 10- nervius apparet. Filamenta erecta, alterna, quae calyei opposita fere duplo breviora, lin. alta, subulata. Antherae globoso- ellipticae, lateraliter rima completa dehiscentes. Pistillum stamina superans. Ovarium obovatum, teretiusculum. Styli ima basi con- nati. Stigmata breviter clavata. Drupa secundum Cavanillesium, ovato-acuminata. Crescit in silvis aboriginibus prope Ilheos, ubi Januario floret, nec non prope Cayennam. Haec species praesertim affınis est E. macrocnemio et magno- liaefolio, a quibus notis indicatis facile distinguitur. Ceterum moneo, iconem Cavanillesii, uti omnes fere, quas publici juris fecit, notas characteristicas male adumbrare, ita quidem ut eodem fere jure E. nostrum macrocnemium, infra describendum, pro macrophyllo Cav. haberi posset, cui pedunculi et calycis laciniae longiores exhiben- tur, quam nostra E. macrophylli specimina offerunt. Quum vero icon laudata et descriptio foliorum formam et magnitudinem tradant, qua- les in nostro E. macrophylio conspicimus et stipulae ramenta BE. macrocnemii duplo majora sint, judicium de synonymia iis relinqui- mus, quibus occasio data fuerit, specimen Cavanillesii - originale conferendi. B 18. Erythrozylon ochranthum. E._arbuscula, ramis patentibus; foliis zmermbranaceis oblongis aut .obovato-oblongis, utringue acutis; stipulis triangularibus bi- triseto- sis petiolos aequautibus, ramentis parcis triangularibus obtusis muti- eis aut mucronatis, longitudine stipularum; pedunculis zmbellato- fascieulatis petiolos quudruplo superantibus; laciniis calycis ovatis acutis (petalis oblongis ochroleucis, stylis stamina superantibus). Arbuscula vigintipedalis, coma subglobosa, ramis patentibus, Ramuli compressi, viridi-fusci, verruculis griseis adspersi. KFolia 47° 372 laetissime viridia, subtus pallida vel subglaucescentia, membranacea; oblonga aut obovato-oblonga, 2—6 poll. longa, nunc in ipso medio nune in parte antica latitudinem 1—2 poll. aequantia, apice in acu- men breve mucronulatum aequaliter promissa, basi acuta; nervo sub- fuscescente subtus prominulo, venis angulo acuto provenientibus. Petiolus lineam longus, teretiusculus, superne levi sulco insculptus. Stipula lato-iriangularis, semiamplexicaulis, petiolum fere aequans, e dorsi cristis duabus bisetosa, interdum tertia setula intermedia aucta. Ramenta longitudine stipularum vel dum florifera nonnihil majora, lato-ovato-triangularia, margine membranaceo subscariosa, apice obfusa, mutica aut brevi seta munita, basi arista decidua ar- mata. Flores 6—12 in umbellas laterales ex alis ramentorum provenientes fascieulati. Pedunculi nunc sessiles nunc ramulo brevi enascentes, 5 lineas longi, patentes. Bracteae lato-ovatae acu- minatae, et bracteolae lanceolatae, ciliatae, parvulae, 3 lin. longae, membranaceae. Calyx vix lineam altus, laciniis ovatis acutis, dorso viridi-purpurascentibus, margine extenuato pallidioribus. Alabastrum ovatum. Petala ochroleuca, 2 lin. longa, elliptica, basi attenuata, nervo lato. Ligula anterior solemni modo in lobos binos secta ad- scendentes cum appendicula commissurali bidenticulata parva; po- sterior duplo brevior lobulo intermedio replicato plano orbiculari. Urceolus staminifer calycis longitudine, decemlobus, filamenta intus adnata inter lobos emittens filiformia sesquilinearia, antheras ovatas ferentia. Pistillum stamina superans. Ovarium ovatum. Styl di- vergentes, filiformes. Stigmata clavato-globosa. Fructus non ob- servatus. Haec species quoad formam foliorum ad E. macrophyllum, ma- erochemium, ‚Coca et eitrifolium accedit, ab omnibus fere facile di- stinguitur tam foliorum compage quam magnitudine, stipulis ramentis- que parcis, florum umbellatorum colore etc. E. macrophyllum ha-- ! 373 bitu summe affıne distinguitur stipulis ramentisque multo longioribus fere muticis. + Orescit in silvis aboriginibus prope vicum S. Petrum d Alcan- tara, prov. Bahiensis, in termino Insulanorum, ubi florentem legi mense Januario. 19. Erythroxylon campestre. Tab. nostra 7. ‚E. ramis suberectis non suberosis; foliis coriaceis elliptieis, ob- ovatis vel obovato-oblongis, (raro ovatis); stipulis petiolos subsupe- rantibus et ramentis saepe interruptim cincinnatis triangularibus acuminatis; floribus in alis foliorum et ramentorum 2—8 aggregatis vel in ramulis abbreviatis pluribus faseiculatis, pedunculis quam pe- tioli ramentum duplo longioribus, calyeis pentagoni laciniis ovatis acutis (submarginatis, staminibus pistillo longioribus aut brevioribus) ; drupis oblongis. Erythrozylon campestre St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p- 97. Nr. 9 coll. spec. orig. - Erythroxylon cotinifolium ejusdem ibid. p- 98 Nr. 10 collato specimine originali. Stirps valde variabilis secundum locum natalem. Frutex nune altitudine humana, ramulis patulis, nune brevis, 2—3 pedalis, ramis paucis subsimplieibus fastigiatis erectis. Rumi tereies, recti aut paullo flexuosi, epidermide griseo-albida, nitidula, tandem longitu- dinaliter rimulosa. Aamuli compressi, subaneipites aut angulati, nonnunquam glauci. Folia elliptiea et utrinqgue rotundata, aut obo- vata vel obovato-oblonga, apice rotundata vel emarginata, versus basin contracta et subacuta, rarissime utraque Extremitate acutius- cula, 2—4 poll. longa, 10—28 lin. lata, coriacea, nervo latiusculo x 374 \ subtus prominente, dense reticulato-venulosa, venis venulisque parum conspicuis, margine tandem subrevoluto, saturate viridia, subtus non- nunquam glauca. Petiolus 1—2 lin. longus, crassus, teretiusculus, supra plano-canalieulatus. Stipula angusto-triangularis, acuminata, dorso bicristata, longitudinaliter striata, margine membranaceo, apice integerrimo aut bifido, longitudine petioli aut in ramulis novellis paullo longior, tandem, ob apicis fragilitatem, obtusa. Rumenta in hac specie, praesertim dum stirps adultior, frequentia, ramulos late- rales novellos breves, vel ramulorum extremitates bifaria serie tenent, primum contigua, postea distantia lineae a se remota, lato- triangularia, acuta, coriaceo-membranacea, fuscescentia, dorso medio bicristata, inter cristas coneava, interdum apice bifida, basi aristam deciduam emittentia. Flores tam e horum ramentorum sinu, quam e foliorum oriuntur, bracteis lato-ovatis acutis et dbracteolis, similibus sed minoribus, stipati, bini, terni—seni, aut, ramulis succrescentibus, plures et tune faseiculum exhibentes. Inter ramenta saepe major florum pars abortum patitur. Pedunculi florigeri 2—3 lin. longi; fructigeri 4—5, basi tereies, superne acute angulati. Calyz pen- tagonus, in lacinias ovatas acutas, fere lin. longas, crassiusculas, submarginatas, uninervias sectus, e@ viridi rubens. Petala alba, ca- Iycem duplo superantia, lineari-elliptiea, obtusa, nervo lato. Ligula supra basin petalorum cuneatam enala,,. lobis antieis ovato-triangula- ribus margine adscendente vario modo incisulo-dentatis serratisque, intermedio commissurali quadrato-subcuneata antice leviter 2—-3 denticulato, posticis fere triplo brevioribus cum lobulo commissurali in dentes lato-triangulares reflexos secto. Urceolus stamineus sub- cylindricus, vix 3 lin. longus. Filamenta intra urceolum enata, sub- aequalia, 2—3 lin. longa, subulata. Antherae parvae, ochroleucae, ovato-globosae. Pistillum in aliis stirpibus quam stamina longius, in pluribus tamen brevius. Ovarium ovato-globosum, intra urceolum reconditum, semper unicum ovulum evolutum nobis obtulit, loculos- que duos abortivos. Styli divergentes, sfigmuta clavato-glohosa. 375 Drupa 4—6 lin. longa, coccinea, oblonga (aut verosimiliter ictu insecti cujusdam ovata et acumine acutiusculo praedita). Putamen chartaceum, cristis nonnullis prominentibus notatum et nonnunguam laminas lanceolatas quasi circumscissione a reliquo pariete separatas monstrans. Semen olivaceo-fuscum. Albumen parcum. Embryo cotyledones hinc planas inde convexas et rostellum breve conicum exhibens. In drupis forsan insecti cujusdam ictu inaequilateris alterum loculum abortivum massa spongiosa, obscure loculosa reple- tum invenio. z Species difficilius charactere stabili eircumscribenda in formas sive varietates sequentes dispescenda videtur. a. E. campestre magnifolium: caule ahbreviato subsimpliei; foliis plus minus distincte elliptieis, 3— 4 pollicaribus, ramentis par- eius persistentibus, floribus in alis ramentorum et foliorum pluribus fasciculatis. Innovationes hujus formae haud raro foliis gaudent duplo iriplove minoribus, quam rami primari. Huc ipsum E. cam- pestre St. Hil. 1. Il. ß. E. campestre obovale: caule magis ramoso, elatiore; foliis saepe obovatis minoribus, 2—3-pollicaribus; floribus saepe e ra- mentis seriatis subcincinnatis provenientibus, 2--6; aliis plurium ramentorum abortivis. _ Hue icon nostra et specimina, quibus cl. St. Hilarius suum E. cotinifolium superstruxit. \ y. E. campestre acutifolium: caule ramoso; foliis plerisque -oblongis utrinque acutis; floribus fasciculatis. 6. E. campestre ovatifolium: innovationibus elongatis rectis, foliis ovatis, basi rotundatis apice acutis, subtus ramulorumque epi- dermide glaucis. 376 Dignoseitur praesertim nostra species ab E. nitido foliis densa compage formatis crassioribus’ firmiter coriaceis, latioribus; pedun- culis duplo fere brevioribus et erassioribus; calycis subpentagoni laeiniis crassioribus, submarginatis, latioribus, firmioribus; ramentis robustioribus; hracteis et bracteolis potius in ramulis abbreviatis dis- positis quam in glomeres hemisphaericos compactis. E. squamatum Sw. Vahl. Symb. IILt. 63. quoque valde affine; praesertim differt: ramentis evidentius in ramulis lateralibus elongatis ceineinnatis, dum in nostro cincinnus quasi interruptus appareat, porro foliis basi ma- gis acutatis, antice in cuspidem brevem et acutam atienuatis, utrin- que nitidis, venis et venulis rete amplius formantibus, compage minus spissa, drupis angusto-oblongis, putamine sulcato. — E. rufum Cav. Diss. IH. p. 404. t. 232, quoad descriptionem et iconem proximum, ab autoptis accuratius describendum. Orescit per magnam partem Brasiliae. In regionibus austra- liorihus legit b. Sellow; in prov. Goyazana ad pagum Cavalcante, in Serra Bucaina et ad Manoel Alves prov. Goyazanae: Pohl; in campis siceis inter Lorenam et Taubate oppida prov. S. Pauli ego observavi Decembri florentem, nec non in silvis Capoes dictis ad Sulgado et alibi-in deserto prov. Minarum Augusto; prope Alagoas: Gardner; in Gujana unglica Schomburgk. 20. Erythroxylon suberosum. E. caule arboreo ramisque tortis, cortice suberoso areolato-ri- moso; foliis tandem coriaceis ellipticis vel obovatis obtusis, subtus reticulato-venulosis, glaucescentibus; stipulis petiolos subueguantibus,. angusto-triangularibus, ramentis approximato-cineinnatis, ovato-trian- gularibus; pedunculis e ramentis fasciculatis, petiolos duplo supe- rantibus, evidenter pentagonis; foliolis calycis obovato-oblongis, oblusis 377 cum mucronulo, frucüferis excrescentibus (staminibus pistillum su- perantibus); drupis ovato-conicis. Erythroxylon suberosum St. Hil. Plantes usuellesNr. 69. Flor. Bras. merid. II. p. 95 Nr. 4. E. areolatum V ell. Flor. flum. IV. 1. 175. Steudelia brasiliensis Spreng. in Neue Entdeckungen II. p- 99 (secundum exemplar ab ipso auctore quondam eommunicatum, postea perperam ad Erythrowylon havanense Jacg. ducta in Syst. veget. UI. p. 391 Nr. 16). i Arbuscula 6—10 pedum, trunco ramisque distortis expansis. Cortex in caule et adultis ramis crassus, suberosus, epidermide te- staceo-ferruginea tectus et tandem in areolas crassas irregulares -elevatas secedens. Ramuli ultimi compressi, epidermide laevigata. Folia 13—3 poll. longa, S—30 lin. lata, elliptica, vel frequentius obovata, obtusa, interdum emarginata, versus hasin cuneato-attenuata Yariusve rotundata, nervo medio subtus prominente; juniora tenuiter membranacea, venis angulo acuto exeuntibus subparallelis arcuatis venulisque reticulatis in novellis conspieuis, tandem crassescentia et subcoriacea; plus minus glauca, subtus pallidiora. Petiol 1—2 lin. longi, superne canaliculati. Stipulae in novellis ramulis petiolos aequantes, tandem breviores, „angusto-triangulares, longitudinaliter nervosae, dorso carinatae, apice setulis binis e cristis vel unica media armatae. Ramenta in novellorum ramulorum extremitatibus pauca et remotiuscula conspiciuntur; plura eaque dense cincinnata, in ramulis lateralibus decurtatis, aphyllis vel paucula folia novella 'producentibus, lato-triaugularia, dorso tricarinata, sulcis duobus inter carinas, basi arista decidua armata. Flores in speciminibus depau- peratis ex alis ramentorum solitarii, et quum plurimi sint approximati, faseiculos laterales multifloros constituentes, in vegetioribus ex uno eodemque ramento plures umbellai; majusculi, diametro 4 lin. Bracteolae intra ramenta plerumque binae sibi oppositae, membrana- ceae, oyatae, acutae. Pedunculi 4—6 lin. longi, crassiusculi, sur- Abhandlungen der1I. Cl.d. Ak. d. Wiss, III. Bd. Ahth. II. 48 378 sum incrassati, acute pentagoni et sursum fere pentapteri. Calyx sub anthesi ultra lin. altus, quasi pentaphyllus. Sepala ovata vel obovata, nervo lato plano in mucronem brevem acutum desinentem _ interdum retusa, pallida, membranacea. Alabastrum —. Petala alba, nervo virescente, sursum magis conspicuo, 2% lin. et ultra longa, oblonga, basi contracta, apice obtusa. Ligula e primo triente petali adscendens; lobi antiei ovati, acuti, irregulariter dentati, cum appen- dicula commissurali parva subquadrata acuta aut bidentata; lobi “po- stici in membranulam transverse oblongam, valde crispatam confluen- tes. Urceolus’ stamineus obiter quinquelobulatus et ob lobulorum si- nuositates quasi leviter 10-dentieulatus, dentibus ideirco singulis cum siugulis filamentis alternantibus, quae ex interiore urceoli pariete oriuntur. Nervi tenues in urceolo cum filamentis alternant. Fila- enta 2% lin. longa et longiora, inter se paullo inaequalia, is nimi- rum, quae calyei opponuntur, nonnihil brevioribus. Antherae parvae, ochroleucae. Ovarium globosum. Styli tres distincti, filamentis di- midio breviores. Srıemara capitata. Drupa in calyce tunc ampliato, sepalis nimirum 2 lin. metientibus, verosimiliter ovata, obtusiuscula, monosperma, loculis duobus abortivis. Essentia hujus speciei posita videtur in cortice crasso areolato, in foliis tandem coriaceis glau- cescentibus, in sepalis membranaceis excrescentibus (nunc angustio- ribus nunc latioribus et conspicue obovatis), denique in pedunculis subpentapteris, umbellato-fasciculatis. Crescit in campis Brasiliae mediae, praesertim locis altis, gra- mine et sparso arboreto quod incolae Taboleiro vocant, consitis; varüs locis in provincia Minarum observala, e. 9. ad oppidulum Barbacena: Pohl; in Minis novis.prope Piedade et Funado St. Hil. et M.; in deserto Minarum prope Cunoas et Corego. do Ma- thias et prope vicum Contendas St. Hil. et M. — Incolis dieitur Gallinha choca, aut Mercurio do Campo , teste clo. St. Hilario. 379 21. Erythroxylon columbinum. E. ramulis rectis vel subtortis patulis, ultimis eompressis; foliis subcoriaceis oblongis aut obovato-oblongis , apice obtuso emarginato, basi anguste-cordatis rotundatis, nitidis, membranaceo-coriaceis; sti- pulis ramentisque lato-triangularibus striatis persistentibus saepe bi- fidis et setigeris, longitudine petiolorum; pedunculis fasciculatis in ramulis brevibus axillaribus terminalibusve e ramentis arcte cincin- natis, petiolos duplo triplove superantibus, calycis dentibus triangu- laribus acutis (stylis stamina superantibus); drupis ovatis. Erythroxylon columbinum Mart. Herb. Florae Brasil. Nr. 677. Arbuscula altitudinis humanae. Rami patentes, cortice pallide fusco, epidermide nitida cinerea, longitudinaliter rimulosa. Ramuli patuli, basi nonnunquam flexuosi, antice recti, innovationibus viridi- bus compressis vel angulatis. Folia densa, magnitudine vel in uno. eodemgque ramulo valde varia, longitudine 2—6 poll., Jatitudine 10—30 lin., firma, juniora membrauacea, adultiora fere coriacea, instructa petiolo brevi lineam longo, teretiusculo superne canalicu- lato et stipula petiolun aequante triangulari, striata, dorso bicarinata, acuta, saepe bifida et setigera, lamina oblonga aut obovato-ohlonga, basi rotundata et sinu angustissimo cordata, sub ipsa extremitate nonnihil contracia et in apicem brevem obtusum emarginatum abeun- tia, laete viridia, utringue nitida, nervo medio supra prominente ru- fescente, subtus siccitate saepe flavicantia, venis distantibus paralle- lis duplicato-arcuato-connexis, venulis in rete laxum, areolarum ma- juscularum anastomosantihus. Ramenta pauca in ramulis excerescen- tibus sparsa, stipulas magnitudine duplo superantia, plura vero arcte cineinnata in ramulis florigeris tam axillaribus quam, terminalibus, econsistentia quam stipulae firmiore et diutins persistentia, lato-irian- gularia, striata, bicarinata et inter carinam seta decidua armata. 48* 380 ‚ Pedunculi e ramentis solitarii, bini vel terni, singuli bracteolis binis _ ovato-acuminatis nervosis membranaceis persistentibus tamen sufulti, glomerem 6—20-florum constituentes, longitudine 2—5 lin, sürsum inerassati, exacte pentagoni, virides, angulis albis. Alubastrum ova- tum. Calyx semilineam altus, dentibns lato-triangularibus acutis. Petala alba, lineari-oblonga, obtusa, basi nonnihil latiora, structura solemni. Urceolus stamineus petalis 3 brevior, levissime 10-emar- ginatus, staminibus quinque ex ipsis emarginaturis, quinque alternis ex interiore urceoli facie assurgentibus. Filamenta subulata. Antherae glo- bosae, virides. Pistillum stamina superans ovario gaudet subgloboso, stylis subulatis, stigmatibus semiglobosis. Drupa 5 lin. alta, ovata, obtusiuscula. e h ? Cresecit in silvis provinciae Bahiensis, locis apricis. Floret Ja- nuario et fructificat Martio. Legi prope Almada et oppidum St. Georgü Insulanorum. Frutta de pomba s. de pombinha incolis di- citur, unde nome.: triviale haustum. Affine quodammodo E. passerino, a quo distingui potest: foliis majoribus, magis nitidis, basi cordatis, apice nonnihil contracto ob- {uso et emarginatis nec rotundatis, venarum anastomosantium areolis multo amplioribus, floribus numerosioribus conglomeratis. Ab E. campestri, cujus folia nonnunquam ceircumseriptione conveniunt, facile distingues floribus dense confertis s. fascieulatis, nee secundum ra- ınulos eflusis, foliis minus crassis, laxius venulosis, alia ut taceam. 22. Erythroxylon pulchrum. E. ramulis novellis complanatis; foliis crasso-membranaceis lon- gius petiolatis oblongis, basi obtusis vel rotundatis, acumine brevi obtusiusculo; stipulis triangularibus margine membranaceis petiolo duplo brevioribus; pedunculis ex alis foliorum pluribus umbellato- fasciculatis petiolo duplo brevioribus; calyeis laeiniis brevibus lato- triangularibus acutis (staminibus pistillum superantibus). 381 Erythroxylon pulchrum St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 94. Nr. 3. Unicum hujus speciei exemplar vidi, foliorum forma et compage praesertim cum E. Kunthiano couveniens, sed petiolorum longitu- dine (ultrasemipollicari) et pedunculis numerosis, 7—13, umbellato- fasciculatis calyeibusque quasi quinquedentatis, nec quinquefidis, di- stinguendum. Alabastrum obovato-globosum, leviter quinquelobum. Foliorum venae angulo acuto exeuntes et venulae in siceis subtus prominulae. Ramenta in specimine, quod vidi, prorsus nulla ade- rant. Stipula 3—4 lin. alta, dorso anguste sulcata, apice leviter fissa vel 2—3-setulosa. i Crescit prope Sebastianopolin et Octobri floret: St. Hil. 23. Erythrosylon Kunthianum. E. ramulis confertis patulis; foliis cerassiusculo-membranaceis subsessilibus vel breviter petiolatis, ovato-oblongis breviter acumina- tis acutiusculis, basi rotundatis; stipulis, ramentisque saepe cincin- natis et persistentibus, brevibus, lato-triangularibus petiolorum lon- gitudine; pedunculis longitudine florum, e ramentis vel axillis 3-6 —15 fasciculatis; laciniis calycis subovato-triangularibus (stamini- bus pistillum superantibus, vel rarius id aequantibus). Erythroxylon Kunthianum var. a. St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 96 (ex parte). Erythroxylon affine St. Hil. 1. c. p. 97. Definitio et desceriptio E. Kunthiani a cl. St. Hilario ]. laud. expositae, quantum ex speciminibus hoc nomine a cl. Jussieuo nobis traditis conjicere valemus, varias species amplectuntur, quam ob 382 \ canusam notas:‚characteristicas hujus speciei minus .distinete elabora- tas videmus. Arx notarum -in foliorum forma basi rotundata, in compage spissa et subeoriacea, in petiolorum brevitate, in stipulis ramentisque parcis brevibus, denique in pedunculis vix ultrabilinea- ribus et in laciniis calycis Jatiusculc- (subovato-) triangularibus po- sita est. Stamina in specimine hilariano pistillum subaequantia, in nostris vero pistillo longiora observavimus. Varietates 'distinguimus sequentes: -E. Kunthianum subsessile: Foliis petiolo perbrevi instructis ideoque fere sessilibus, ovato-ob- longis vel rarius obovato-oblongis, basi rotundatis, apice perbrevi; pedunculis in ramulis ramentiferis numerosioribus (6—-12) aggrega- tis, 1—2 lin. longis. a ß.. E. Kunthianum angustifolium: Foliis petiolo lin. longo instructa, ex ovato lanceolatis vel oblongo- lanceolatis, basi tamen pariter rotundatis; pedunculis pauciorihus 1, 2, 3, 4 intra ramenta confertis. Haec varietas est: E. affine St. Hil. Flor. Bras. mer. I. P- 97. (collato specimine auctoris). Differt ab E. eincinnato: foliis majoribus magis oblongis quam ovatis breviter et repente acuminatis nec ex ovata basi sensim acu- minatis, brevius petiolatis, pustulis in pagina inferiore destitutis; ra- mentis brevioribus, minus evidenter setosis et paucioribus, minus arete confertis, denique floribus multis fasciculatis majoribus; — ab E. cuspidifolio praesertim distinguitur: foliis basi rotundatis nec acutis, antice breviter acuminatis, calyeis foliolis ovato-triangulari- bus, nec orbieularibus margine sibi non imbricatis, pedunculis ple- rumque copiosioribus. et duplo brevioribus; — ab E. frangulaefolio quoque foliorum forma, floribus fasciculatis et defeetu stipularum 383 petiolos duplo superantium, membranaoearum; — ab omnibus florum fasciculis breviter pedunculatis et foliis brevissime petiolatis. Frutex dense ramosus et foliosus. Ramuli erebri, saepe non- nalli sibi approximati, ereeto-patentes, parum flexuosi,. Cortex fus- cescens; epidermis grisea et pro. verruculis de cortice protuberan- tibus parvis saepe perfossa, in ultimis ramulis, qui nonnihil compressi sunt, magis laevigata et parce verrnculosa. Folia fere sessilia, ni- mirum petiolis praedita dimidiam lineam longis, .oblonga, rarius ovato- oblonga, basi rotundata, in acumen breve acutiusculum contracta, medio 13-26 lin. Iata, 15—30 lin. longa, ima basi' nonnunguam subeucullata, apice obliguo, membranacea, obscure viridia, subtus pallidiora; nervo rufescente subtus prominulo, venis subparallelis intra marginem duplicato-combinatis haud multis, venulis Jaxe minus- que evidenter reticulatis. Stipulae perbreves, petioli dimidium ae- quantes, lato-triangulares et semiamplectentes, erassiusculae, acntae, interdum dentibus binis instructae, juniores herbaceo-virescentes et longitudinaliter neryosae. Ramenta stipulis aequalia, plerumque in ramulorum basi bifaria, cujusvis lateris 4—7-na, nonnihil distantia, nec nisi prima ramuli novelli juventute sibi imbricata, deutibus duo- bus minimis, e dorso canalieulato aristam vix ipsis longiorem pro- mentia. Pedunculi e ramentis lateralibus Zerminalibusve, nune foliis stipati nunc nudi, plerumque 8—12 et plures arcte fasciculati, bra- eteolis minimis ex ovato-subulatis in basi muniti, sub anthesi 1—1# lin. longi, sursum nonnihil inerassati et_pentagoni. Flores diametro 2 lin. Calyz fere lin. altus; laciniae ovatae acuminatae, sub lente medio trinerviae, margine extenuatae et levissime ciliato-denticula- tae. FPetala alba, spathulato-lineari-oblonga, obtusa, nervo in medio prominulo, concava. Ligula e triente parte, petali enata; lobi 2 antici erecti ovati obtusi, margine paullo undulati; commissurales appendicula subquadrata latiuscula petalo adnata, integerrima aut leviter emarginata. Postici duplo vel triplo breviores, lobo medio 384 replicato subquadrato quam laterales latiore. Stamina petala supe- rantia, quingue exteriora ex urceoli dentibus 5 brevibus immediate producta, quinque interiora e sinubus inter stamina cupulae interne adnata. Antherae) ovato-globosae, obtusae. Pistillum staminibus duplo brevius, obovatum, urceolum paullo snperans. ‚Styli longitu- dine ovarii, stigmatibus clavatis. Cresecit in silvis prope Tingud, prov. Sebastianopolit.: Schott; prope Cabo Frio et in silvis prope Sebastianopolin: St. Hil. 24. Erythrosylon macröcalyx. Tab. nostra 8. E. ramulis patentibus rectiusculis; foliis membranaceis elliptieis vel obovato-elhptieis, utringue rotundatis; stipulis triangularibus bi- setosis petiolos subaequantibus; ramentis lato-triangularibus paucis laxis; floribus 6—12 fasciculatis brevissime pedunculatis; calyce membranaceo subpentaphyllo, foliolis ovato-oblongis, nervo lato, co- rollam aequantibus (pistillo stamina superante vel iis superato). Erythroxylon Kunthianum var. ß. foliis obtusioribus, floribus majoribus numerosioribus, divisuris calycis ovato-oblongis vel ovato- lanceolatis, acuminatis, corollam subaequantibus. An potius species distineta. St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 96. Nr. 6. (collato specimine originali). E Frutex sat magnus. Ramuli densi, rectiusculi, cortice fusco- cinereo; ultimi compressi, laterales abhreviati. Folia donata pe- tiolis lin. longis, supra tenui sulco, in quem basis laminae decurrit, exsculptis, elliptica aut obovato-elliptica, antice rotundata aut breviter attenuata et apice obtusata, postice plus minus rotundata, 2—3 poll. longa, 12—20 lin. lata, membranaeea, flavescenti-viridia, supra opaca, subtus pallidiora, nervo lutescente"prominente et venis angulo 385 fere recto progressis subparallelis duplicato-arcuato-combinatis ve- nulisque erebris retieulatis firmata. Stipula longitudine petioli, an- gusto-triangularis basi sagittato-producta, membracea, fuscidula, ob- tusa, dorso eristis tribus, quarum laterales semper, rarius quoque media, in setas divergentes excurrunt. Aumenta ramulos inchoan- tia, bifaria, 4—6 in quovis latere, sucerescentibus ramulis dimo- tiuscula, stipulis similia attamen latiora, setis demum decidentibus in- ermia, ceterum arista erassiuscula basilari instructa. Flores in pedun- eulis brevissimis, vix z lin. longis, 6—12, dense fasciculati, nunc ex alis foliorum nune e ramentis, diametro ultra 3 lin. metientes. Bra- cteae et bracteolae minutae triangulares, acuminatae, uninerviae, pal- lidae, membranaceae. Calyz 2 lin. longus, membranaceus, albidus, pen- taphyllus, foliolis ovato- vel oblongo-acuminatis, dorso nervo lato purpnrascente instructis, marginibus sibi imbricatis atque in alabastro ovato petala omnino obtegentibus, nonpunquam rore glauco suflusis. Petala albida, longitudine calyeis, lineari-oblonga, obtusa, concava, versus basin cuneato-attenuata, ob calycis longitudinem non reflexa, qualia in plerisque speciebus observantur, sed erectiuscula. Ligula forma usitata, appendicula commissurali postica transverse oblonga. Stamina ex urceolo quam calyx breviore, leviter decemdenticulato, quae calyci opponuntur altius (fere in orificio) adnata. Filumenta filiformia. Antherae subglobosae. Pistillum in aliis Noribus stamina superans, in aliis vero iis superatum vidimus. Ovarium obovato- trigonum. Styli distineti. Stigmata clavata. Drupa non visa. Species facile distinguitur: foliorum forma, floribus faseiculatis et calyce petala aequante. Creseit in silvis prope villam S. Georgi Insulanorum, in prov. Bahiensi, ibidem Januario florens: M.; in paseuis prope praedium Fazenda de Bom Jardim in Minis novis eam Majo florentem legit el. St. Hilaire. Ahtınndlıngen d 11.C1.d. Ak. d. Wiss. I. Bd, Abth. IT. 49 336 25. Erythrosylon passerinum. E. dense ramosum, ramis patulis rectiusculis; foliis obovatis vel oblongo-obovatis, obtusis vel rotundatis, versus basin obtusiusculam contractis cuneatisve, subeoriaceis, nitidis; stipulis ramentisque pau- eis, laxis triangularibus brevibus, longitudine petiolorum, pedunculis petiolos duplo superantibus, subumbellato-fasciculatis (3—8); caly- cis laciniis ovato-triangularibus (stylis stamina superantibus); drupis cylindraceo-conicis, putamine sulcato. Exsiccatum in Mart. Herb. Flor. Bras. Nr. 647. Frutee 12—25 pedes altus.. Rumi densi, dense ramulosi. Ramuli saepe confertim et subparallele exeuntes, patuli, recti. Cor- tex fuscus, tenax, deductilis. Epidermis einereo-plumbea, rimis lon-- gitudinalibus, oblongis saepe aperta pro verruculis cortieis; in ulti- mis ramulis compressis laevigata, interdum glauca. Folia instructa petiolo perbrevi, z—1 lin. longo, superne tenuiter sulcato; stipula ovato-triangulari acuta, concava, dorso bicristata, apice integerrima aut nonnunguam bifida, 1 lin. longa; 13—3 poll. louga, 10—24 lin. lata, tenuiter coriacea, saturate viridia, utrinque nitida, subtus pallidiora, nervo rubescente ibidem prominulo, venis angulo acuto progredientibus intra marginem duplicato arcu combinatis, venulis reticulatis, statu sieco eonspicuis. Lamina nune oblonga vel ob- longo-obovata, nunc, idque frequentius, obovata, antice rotundata aut in brevem et obtusum apicem acutata, in basi saepe levissime sub- cordata plus minus cuneatim contracta. Ramenta pauca laxe bifa- ria, ovato- triangularia, 1—1z lin. alta, dorso cristis duabus appro- ximatis percursa, quae saepe in setulam excurrunt e basi aristam erigentia lineam longam; adultiora versus apicem obsoleta. Flores tam e foliorum completorum, quam e ramentorum alis, 3—8 umbel- lato-faseieulati; dum plura ramenta florigera approximautur ramuli latera specie racemi lateralis occupantes. Bräcteae intra ramentum 387 et bräcteolae minimae, lato-triangulares, acuminatae, membranaceae, concavae, dorso aristatae, $ lin. longae. Pedunculus 2—3 lin. lon- gus, angulatus. Alabastrum subglobosum, tandem prismatico-pentago- num. Calyxz vix lineam altus, laciniis ovatis acutis. Petala lineam et; quod excedit longa, angusto-oblonga, obtusa, basi nonnihil cu- neata, alba. Liyula e primo triente adscendens, lobis anticis obtusis sinuato-dentatis, margine plicatis cum appendicula intercommissurali minima, subbidentata, lobi postici breves. Urceolus stamineus eyliu- dricus, altitudine calycis, decemdenticulatus. Filamenta subulata, alterna nonnihil longiora. Antherae parvae subglobosae, ochroleu- cae. Ovarium globosum. Styli distineti, stamina fere duplo supe- rantes. Stigmata obovato-globosa. Drupa 4 lin. longa, oblongo- conica, coceinea, carıe tenui, pulamine profunde sexsuleato. Orescit in Brasilia meridionali, loco natali non indicato: Sel- low; in maritimis sabulosis prope villam Insulanorum et in silvis aestu aphyllis mediterraneis Prov. Bahiensis: M. Affıne quoad inflorescentiam prae aliis E. pulchro, quod folio- . rum forma et petiolis 3 poll. longis abunde differt, alia ut taceam. 26. Erythroxylon vaccinüfolium. Tab. nostra 9. E. dense ramulosum, ramulis subtortis, verruculosis; foliis el- lipticis, apice rotundatis emarginatis cum mucronulo, basi rotundatis, supra nitidulis, subtus arete reticulato-venulosis; stipulis petiolos breves paullo superantibus; ramentis saepe crebris, eineinnatis, per- sistentibus; pedunculis e ramentis solitariis aut 2—6 fasciculatis, iisque duplo longioribus (staminibus pistillum superantibus). Arbuscula 6pedalis. Rami crebri erectiusculi. Ramul bre- ves, plus minus torti. Cortex cinereo-plumbeus; in adultioribus ra- mis irregulariter rimosus, in junioribus, qui sunt compressiusculi, 49* 388 saepe verrucis ellipticis, medio rimosis obsessus. , Folia 4—15 lin, longa, exacte elliptiea, ideo in ipsa media parte latissima 4—10 lin. lata, apice roiundata, plerumque emarginata atque mucronulo. in- strucia, e nervo promisso orto, tandem deciduo, basi rotundata, raro obovata, summa minora, saepe orbicularia; crassa et coriacea, saepe concava, saturate viridia, subtus nonnunquam glaucescentia, supra parum :nitida; nervo. crassiusculo et venis, angulo fere recto pro- gredientibus, venulisque in rete areolis subquadratis combinatis, sub- tus prominulis insignia, margine extenuata. Stipulae lato-triangula- res, acutae, vix apice levissime bidentatae, dorso bicristatae, sum- mae 13 lin. longae et petiolos 3 lin. Jongos superantes: Rumenta stipulis robustiora, in ramulis lateralibus saepe longa serie bifariam imbricata, erassiuscula, persistentia, dorso bicristata, sulco lato: inter ceristas, apice bidenticulata aut integra, interdum medio dorso aristam ferentia. Pedunculi e sinubus ramentorum (intra folia) solitarii aut 2, 3, 4, 6 fasciculati, eireiter 23 lin. longi, ramentis duplo longie- res, pentagoni, primum cernui, dein erecti. Bracteolae binae con- cavae, ovato-subguadratae, medio dorso mucronulatae, sese amplec- tentes et pedunchli basin vaginantes. Alabastrum obovato-globosum. Calyx 3 lin. longus, laciniis angusto-triangularibus acutis. Petala 13 lin. longa, alba, lineari-oblonga, obtusa. Ligulae, e primo triente petali erectae, lobi anteriores ovati, marginibus ‚adscendentibus, in- aequaliter denticulatis, postieis duplo minoribus, pariter denticulatis atque lobulo medio refiexo subquadrato acutiusculo connexis. Ur- ceolus staminum calyce brevior, subaequaliter decemdenticulatus, denticulis triangularibus brevibus. Stamina intra 'urceolum adnata (5 paullo altius), subaequalia, 1—2 lin. longa. Antherae ovato- globosae ochroleucae. Ovarium obovatum, una cum stylis 13 lin, longum. Styli discreti, patuli. Stigmata depresso-clavata. Creseit in campis altis prope Fanado, oppidulum Minarum novarum: Pohl. In campestribus petrosis irriguis opacis montosis prope villum do Rio de Contas in prov. Bahiensi: M. Octobri floret. .389 E. vaccinüfolium prae aliis affıne est E. microphylii formis amplifolio et reticulato. Distinguitur foliis erassioribus, evidentius reticulatis saepeque marginatis, elliptieis, i. e. uiraque extremitate rotundatis inque ipso medio latissimis, ‚rarius obovatis, petiolo bre- viore, pedunculis glomeratis. 27. Erythroxylon virgultosum. E. ramulis erecto-patentibus laevibus; foliis membranaceis ellip- ticis, ovatis vel oblongis, utringue rotundatis vel obtusatis, mucro- nulatis, subtus glaucescentibus; stipulis ramentisque pawcis distanti- bus angusto- triangularibus petiolos parum superantibus; pedunculis paucis axillaribus glomeratis petiolis bracteolisque conglobatis duplo longioribus; laciniis calyeis ovatis acuminatis (staminibus pistillum superantibus). Frutex 4—6 pedalis. Rami sparsi, erecto-patuli. Epidermis cinerea, nitidula, laevigata, tandem longitudinaliter rimulosa. Rumuli ultimi compresso-subaneipites. Folia alterna, subbifariam posita, petiolo lin. longo. Stipulae e basi triangulari lineares, dorso cristis 2 in setulas minimas excurrentibus, tandem bifidae acutae, petiolos paullo superantes, versus extremitates ramulorum longiores, membra- naceae, vix nervosae, pallide virentes. Aamenta ramulum inchoan- tia plerumque 3—4, stipulis similia, attamen paullo longiora et la- tiora, 13—2 lin. longa, margine membranacea, dorso anguste bicri- stata et setulosa, infra cristas aristam parvam emittentia. Foliorum lamina ovata, ovato-oblonga, elliptica vel ovato-lanceolata, apice rotundata vel obtusa cum brevi mucronulo, basi rotundata vel obtusa, 12—24 lin. longa, 5—14 lata, membranacea, supra laete et nitide viridis, subtus glaucescens (epidermis ibidem sub lente visa minutis- sima tubercula exhibet, tactuque ideo mollis Est) nervo rubente 390 protuberante, venis angulo acuto exeuntibus venulisque laxe reticu- latis. In paueis striae duae a complicatione ortae in foliis adultis conspiciuntur. Flores inter minores, solitarii vel pauci in glomerem compacti prodeunt ex alis foliorum vel ramentorum. Pedunculi eras- siusculi, subpentagoni, longitudine stipulas ramentave aut aequantes aut nonnihil superantes (1—3 lin. longi), eircumdati bracteis bra- cteolisque ovatis acutis valde concavis membranaceis scariosis atque in se invicem convolutis. Alabastrum obovato-pentagonum. Calyx lin. 1 altus; laciniis usque ad-basin fere discretis ovato-acuminatis erassiusculis. Petala 13 lin. longa, lineari-oblonga, basi cuneato- rotundata, ligula.e tertia fotius longitudinis parte orta erecta, sub- quadrata, bipartita, lobis anticis ovatis obtusis, parum undulatis, po- sticis parvis in formam conchae transverse oblongae conflwentes, appendicula vix ulla. Stamina pistillo duplo longiora petala paullo superantia aequalia. Urceolus aequaliter decemfidus, laciniis in fila- menta subulata abeuntibus. _Antherae ovato-subglobosae, apiculo tenuissimo terminatae. Ovarium subglobosum. Styli tres longitudine ovarii, ima basi nonnihil connati aut conniventes, erecti, stigmatibus truncato-capitatis. Drupa (unica visa) angusto-oblonga, utrinque acutiuscula; nzcleo hinc plano, inde leviter sulcato. Orescit inter arbusta prope Cabo Frio: Ser. Pr. Maxim. Vi- densis. Haec species praesertim affınis est E. subrotundo; distinguitur vero: foliis versus hasin latioribus, nec unquam exacte cuneatis, compagis firmioris, stipulis ramentisque nec evidenter nervosis nec ciliatis, pallidioribus nec ferrugineis, ramentis laxis nec cincinnatis, pedunculis in glomeres paucifloros collectis nee solitariis ex ala ramenti, crassioribus et brevioribus. Cum E. Pelleteriuno quoque multis notis convenit, attamen prae aliis differt pedunculis non aggre- gatis sed glomeratis. 391 28. Erythroxylon nitidum. Tab. nostra 10. E. truneo ramisque, suberosis tortis, ramulis patulis rectis aut flexuosis; foliis obovatis, obovato-oblongis vel lineari-oblongis, antice rotundatis saepe emarginatis, Das; cuneatis acutis, subtus pallidiori- bus vel glaucescentibus, junioribus meınbranaceis, venulis dense re- ticulatis, tandem coriaceis; stipulis margine membranaceis petiolos aequantibus vel superantibus; ramentis sparsis vel laxe cincinnatis, bracteis bracteolisque hemisphaerico-glomeratis; pedunculis pluribus glomeratis, quam petioli ramentaque triplo longioribus; laciniis caly- eis ovato-triangularibus acutis; drupis cylindraceo-conieis. Erythrozylon nitidum , Spreng. Syst. Veg. II. p. 390 Nr. 6. (Ceollato speeimine originali, 1825). Erythroxylon deciduum St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 95. Nr. 5. (1830). Erythroxylon nanum St. Hil. Flor. Bras. merid. I. p. 97. Nr. 8. ’ Stirps inter omnia, quae novi, Erythrozyla maxime polymorpha. Arbuscula trunco ramisque tortis, aut frutex. Truncus et rami in- feriores saepe suberoso cortice, longitudinaliter rimoso instructiz superiores cortice testaceo aut cinereo, laevigato aut verruculoso. Ramuli ultimi angulati aut compressi, epidermide unita viridi, inter- dum glaucescente. Folia summopere varia: lineari-oblonga, oblonga vel obovata, antice semper rotundata saepeque nervo medio pro- misso breviter mucronulata; versus basin semper sensim sensimque altenuata et cuneata; juniora tenera, mollia, atque percursa reticulo venarum sub angulo acuto exeuntium et venularum cerebrarum subtus prominulo, statu sicco obscurius colorato; adultiora membranacea et tandem fere coriacea, subtus pallidiora saepeque glaucescentia, supra 392 tandem nitida. Nervus medius, venae et venulae in adultis quogque foliis (exsiccatis) subtus facile distinguuntur et, eo, quod prominent et colore plus minus rubente. Longitudo inter 15 et 60 lin., lati- tudo inter 6 et 16 lin. variat. Petioli lin. longi, superne medio ca- nalieulati. Stipulae triangulares, primum indivisae, tandem bifidae, longitudine petiolorum vel eos nonnihil superantes; juniores apice subtiliter eiliatae, margine membranaceae, dorso concavae et bicari- natae, longitudinaliter nervosae; summae plerumque paullo longiores, quam adultiores, quae in ramulorum basi sunt obviae. Ramenta stipulis similia, interdum aristigera, in basi ramulorum novellorum 6—12 sibi approximata; his exerescentibus a se dimota persistunt. Color ramentorum conglomeratorum in adultis ramulis saepe pallidus. Flores rarissime ex alis foliorum, plerumque e ramentis, in ramulis junioribus parci, in adultioribus plures glomerati atque umbellas la- terales 6— 12 —20-radiatas exhibentes. Bracteae e sinu suo pedun- culos emittentes et bractevlae illos basi vaginantes forma et textura ramenta referunt lato-triangulares, decurtatae tamen sunt, vix lineam longae, atque in glomeres hemisphaericos densissime sunt compa- ctae. Pedunculi 2—6 lin. longi, basi teretiusculi, superne pentagoni. Alabastra turbinat: Lalyx dimidiam lin. longus, laciniis ex ovato acutis vel triangularibus. Petala lineari-oblonga, obtusa, alba cum virore, uninervia, concava, reflexo-patula. Flos probe expansus 4% Jin. latitudine aequat. Ligula e triente petali enata, erecta, alba, lobis anticis lateralibus obtusis concavis parum sinuatis, cum inter- medio angusto bidenticulato; lobis postieis brevibus, transversim conjunctis ope lobuli semiorbiceularis, medio acuti. Urceolus stami- num dentibus decem parvis, per paria sibi nonnihil magis approxi- matis, ita quidem ut 5 stamina e sinu horum parium proveniant, 5 cum jis alternent; omnium filamenta urceolo intus sunt adnata. An- therae ovato-subglobosae, parvae, ochroleucae. Ovariumn obovatum. Sıyli disereti, nunc staminibus breviores (quod saepuis accidit), nune parum longiores et 2 lineas aequantes. Stigmata clavata. Drupa 393 3—4 lin. longa, elliptica vel eylindraceo-elliptica, coceinea, abortu unilocularis et monosperma. Putamen tenue, chartaceum, longitudi- naliter striatum vel sulcatum, loculos abortivos complectens. Albu- men tenuissimum, aut fere nullum, farinaceum, testae unilateraliter applicitum. Embryo pendulus, cotyledonibus dorso convexis, ventre ‚planis, interdum nonnihil divergentibus, rostello minimo, supero, cau- .licaulo non evoluto. Varietates hujus speciei polymorphae distinguendas censeo, quae sequuntur: a. E. nitidum angustifolium : Foliis lineari-oblongis, 20—26 lin. longis, medio 5—8 Iin. latis. Huc: \ s Erythrosylon deciduum St. Hil. 1. c., collato specimine auctoris, quod drupas quoque minores exhibet. ß. E. nitidum brevifolium; Foliis obovatis, tandem crassiusculis et superne nitidulis, ejus- dem fere longitudine ac praecedens varietas, sed in antico triente latioribus. Tab. nostra 10. Huc: Erythrozylon nitidum Spreng. 1. c. secundum specimen, quod contuli, quondam ab ipso auetore communicatum. y. E. nitidum longifolium: Foliis obovato-oblongis vel oblongis, 3—4 poll. longis, 12—18 lin. latis. Huc: Erythroxylon nanum St. Hil. 1. c., cujus specimen originale notas specificas omnes exhibet, si florum magnitudinem exci- pias, qui paullo minores videntur, forsan ob locum natalem sic- ciorem et frigidulum. | ö. E. nitidum glaucum: Foliis lineari-oblongis, apice rotundatis emarginatibusque, postice Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss, III. Bd. Abdth. II. 50 394 „euneatis,. subtus ramulisque suleatis: glancis; nervo--reteque! venula- „rum: rubentibus: glomeribus' florum axillaribus; abbreviatis. 1,44 4. Crescit per magnam 'Partem Brusiliae. In regionibus austrh- biorihus legit 'Sellow; in Borda do Campo prope Barbacenam, op- pidum: prov. Minarum: Pohl; in vicinia ejusdem oppidi: St. Hil; -varüs Minärum locis campestribus idem et Mart.; ad Rio do Prato et St. Rita: Pohl; in silvis Catingas ad Mmtem Sanctum, prov. Bahiensis: M.; in Gujana anglica: Schomburgk, Cl. Berteroin insula S. Domingos speciem legit et nomine E. rufi Cav. insignitam herb. Univ. R. Monacensis communicavit, a nostro vix diserepantem nisi floribus paullo minoribus. et, foliis ratione langitudinis latioribus, obovatis aut..lato-wwatis. .Bandem:.il. de Can dolle prae; oculis habuisse videtur, quum E. rufum describeret; nos igitur üs. de uiriusque speciei dignitate decernendum relinguimus,. qui originalia Cavanillesü specimina conferre potuerint, 29. Erythroxzylon citrifolium. E. ramulis patulis; foliis tandem suhceriaceis, ‚oblongis ‚vel.ob- longo-lanceolatis, cuspidato-acuminatis , basi' acutis, laevigatis , niti- dis; stipulis petiolos subaeguantibus ramentisque angusto-triangula- ribus bisetulosis; ramentis sparsis; pedunculis ex alis foliorum vel ramentorum pluribus glomeratis longitudine ramentorum; calycis la- einiis ovato-triangularibus; staminibus pistillo longioribus aut brevio- ribus. | et . Erythrosylon eitrifolium St. Hil. Flor. Bras. merid. II. p. 94. Nr. 2 Erythroxylon Manglilla Pöppig. MS. Arbuscula 10--15-pedalis, aut fruter. Rami teretes, epider- mide plumbea vel testacea, laevigata aut parce rimulosa et verru- 395: eulosa.' ' Ramuli erecto-patuli aut patuli, sat frequentes et graciles, extimiscompressi. \"Folia 2-63 poll. longa, medio 8—20 lin. lata, oblonga:'vel''oblongo-lanceolata, --basi. in petiolum 1—3-linearem, superne canalieulatum ‚et marginatum aeute desinentia, apice cuspi- dato-acuminata; acumine acutiusculo; juniora tenera, adultiora cras- siuscula et tandem subeoriacea, compage densa ideogue nitida, 'nervo superne et 'inferne prominente, venis arcuato-parallelis parum pro- minulis, venulis' vix conspieuis (in siceis foliis impressis), ita ut compagem firmulam' cum 'compage foliorum Citri 'recte comparare possis, licet' haec nonnihil erassiora sin Stipulae angusto-triangu- lares, obtusiuseulae }'menibranaceae, nervosae, dorso cristis: duabus propinquis percursae, quae in setulas tenues deciduas abeunt, 1—2 lin. longae. ; Ramenta, parca, in. quovis ramulo 4—8— 10 subsparxa, laxe bifaria, stipulis similia, attamen nonnihil firmiora -atque pariter bieristata, eristis in, dentes porrectis, saepe cuspide interjecto, ver- sus basin arista ipsis breviore decidua armata; inferiora 1 lin, summa 2 lin. longa. . Flores ex alis ramentorum, rarius e foliorum, 6—10 et plures fasciculati, in ramulis Novellis nonnunquam paucio- res? 2 vel’3. Pelüneuki' singuli\bractea ovata'acuminata ei bra- eteolis 2 minimis,.sese amplectentibus, a basi involuti, ante anthesin saepe nutantes, dein erecti, 1—3 lin. longi, pentagoni, sursum in- ‚erassati. , Alabastrum obtuse ‚turbinatum. Calyz dimidiam lineam longus vel paullo longior, uti pedunculus saepe glausescenti-viridis, laciniis ovatis vel ee acutis, concavis, nervo medio „vixconspicuo..' Petalw alba; linea ‚parum:longiora, ‚lineari-oblonga, versus basin nonnihil contracta, apice rotundato, concavo, reflexa, ligulam verticaliter emittentia, fere ex ipsorum medio tenuiter mem-, branaceam. »'Hujus. lobi antiei,oblengi, margine, irregulariter denti- eulati set; undulati, cum interjecta appendieula ‚suhquadrata, emargi- „nata ; ‚lobi ;postici: duplo: breviores, medio in laminulam trausyerse oblongam. confluentes. -«Urceolus stamineus| ovatus, ‚ore obsolete quin- ‚quedentato, ‚dentibus ..lato-emarginatis..,.„Filamenta intra orifiecium 50* 396 enata, compresso-subulata, in floribus probe -evolutis plerumque com- putato urceolo 2 lin..longa et pistillum duplo superantia, raro illo breviora. Antherae ovato-globosae. Ovarium turbinatum. - Styli discreti, stigmatibus obovato-globosis. Drupus non vidi. Orescit per magnam partem Brasiliae in silvaticis, e. g. prope Sebastianopolin: M.; prope Tingua et Maranambaia in Provincia Se- bastianopolitana: Schott; prope Cavalcante in prov. Goywzana: Pohl; prope Villu Boa urbem ejusdem provineiae: St. Hil.; prope Funado in Minis novis: Pohl; prope Egam oppidulum prov. Rio Negro: Pöppig et M. — Extra Brasiliam in Gujana Anglica le- git Schomburgk. Haec species praesertim compage foliorum densa laevigata di- gnoseitur. In siccis speciminibus venulae non conspicuae, sed earum depressione superficies levissime rugulosa apparet. 30. Erythrosylon coelophlebium. E. ramulis rectiusculis patentibus; foliis membranaceis oblongis aut oblongo-langeolatis acumindtis, basi acutis, venis superne impres- sis, stipulis tridentatis, dentibus lateralibus reversis ramentisque bre- viter eincinnatis triangularibus; pedunculis numerosis umbellatis ex alis foliorum vel in ramulis ramentiferis; laciniis calyeis triangulari- bus (staminibus pistillum superantbiig ; drupis: angusto-oblongis, putamine sulcato. Arbuscula aut fruter, vigintipedalis. Ramuli erecto-patentes, teretes, epidermide viridi-fuscescente, cum eicatriculis lineari-ellip- ticis griseis. Folia in caule ramisque primariis phyllotaxi, uti' vide- tur, 3 et $, in ramulis ultimis bifariam disposita, petiolis bilinearibus semiteretibus, superne canaliculatis; oblongo-lanceolata vel oblonga, 397 acula aut acuminata, basin versus cuneato-aitenuata aut acuta, 4—8 poll. longa, in medio 12—22 lin. lata, menıbranacea, nervo robusto subtus valde prominulo, venis subflexuosis, superne impressis, ve- nulis. reticulatis, nervo venisque subtus rubentibus. Stipulae in fo- liis, quae florum glomerulos promunt, rarius persistunt, in nudis vero lato-triangulares sunt, basi, qua adnascuntur, sagittato-productae, antice medio bisulcatae, extra sulcos longitudinaliter bialatae, termi- natae apice brevi acuto, in cujusvis lateris margine dentem rever- sum emittentes. Ramenta innovationes concomitantia saepe plura bifariam conferta, lato-triangularia, dorso sulcata, infra suleum ari- stifera, secundum marginem extenuatum cristata apiceque pariter ac stipulae auriculato-dentata, dentibus arcuato-reversis, 13 lin. longa et lata. Flores fasciculati in ramulis brevissimis capituliformibus plerumque ex alis foliorum, rarius ex ramentorum. Bructeae flori- gerae dense compactae, subbifariae, trinerviae et tridenticulatae; in-_ teriores minores et minus evidenter dentatae; intimae, s. Dracteolae duae suboppositae, cum exterioribus decussantes. Pedunculi ses- qui- 2-lineares, angulati, sursum incrassati. Culyx quinquefidus, la- einiis triangularibus vel leviter ovatis acuminatis, margine extenuato. Petala obovato-lanceolata, obtusa, basi cuneata, alba. Läyulae an- ticae lobuli obtusi leviter undulato-dentati, posticae breves. Fila- menta ex urceoli levissime quinquedentati orificio enata, quinque dentieulis interjecta, quinque e denticulorum emarginatura emergen- tia. Antherae ovatae. Pistillun staminibus brevius. Ovarium ova- tum, leviter sulcatum. Styl ovarii longitudine, discreti. Stigmata obovato-globosa. Drupa angusto-oblonga aut conica, 6—8 lin. longa, putamine triangulari , semine unico eyolvendo. Crescit in sileis udis prope Sebastianopolin, Augusto florens: M., et in Serra d’Estrella: Schott. 398 £ 31. Erythroxylon floribundum. Knledı E. ramulis, patulis; foliis coriaceis nitidis oblongis cuspidato- acuminatis, basi acutis; stipulis longe triangularibus petiolos’pedun- eulosgue aequantibus; ramentis stipulis similibus apice bifidis et ari- stigeris; floribus numerosissimis arcte umbelldtis dense bracteolatis ; calycis foliolis orbiculari-ovatis acutis margine membranaceo umbri- catis (stylis stamina superantihus); drupa —. Arbuscula,robusta,. dense ‚ramosa.. Ramuli, teretes, epidermide cinerea , longitudinaliter rimosa; ‚ultimi compressi,,. laevigati.., Folia densa, coriacea, supra.nitida, suhtus: pallidiora et subglaucescenti- viridia; petiolo fere, + poll. longo, teretiusculo, supra canaliculo tenuj exarato; lamina oblonga vel ovato-oblouga, 1—2 poll. lata, 3—6 longa,, apice cuspide acuto, basi breviter, acutata;, stipula longe triangularis, longitudine „petiolorum vel paullo, longior,, fuscescens, nervis parum;, prominentibus ‚striata,- dorso anguste carinata,\ apice integerrimo ‚aut, breviter bifido. ARamenta forma et magnitudine, sti- pularum, versus apicem aristam tenuem, deciduanı emittentia. Flores plurimi (30 et ultra) in axillis foliorum et ramentorum, dense con- ferti: et quasi umbellati, singuli dracteolis suis lanceolatis acutis, longitudinaliter striatis,, fere 2 lin. longis instructi. , Pedunculus 4-5 lin. longus, igitur, petiolum, stipulam et ramentum, aequans, sursum incrassatus et evidenter pentagonus. Alabastrum subglo- boso-pentagonum. Calyx fere lin. altus, foliolis lato-ovatis vel or-: biculari-ovatis, acutis, margine extenuato albido plus minus imbrica- tis. Petala 13 lin., alba, lineari-oblonga, utrinque rotundata, antice obtuse denticulata.. Ligula .eprimo triente petali enata, lobis antieis obovato-orbicularibus dentatis, postico ‚suborbieulari dentato. ‚‚Sta- mina sub anthesi quam styli breviora, ex wrceolo brevi decemere- nulato filamenta filiformia emittunt, antheris globosis munita. Ova- 399 -rium sübglobosum. Styli .discreii, stamina superantes. Stigmata ‚eapitata. ı Fruetus non. visus. Haec species praesertim affınis est: E. campestri, Mama-Cocae, 'citrifolio et squamato; ab omhibus vero inflorescentia opulenter glo- merata, foliolorum calycis et foliorum forma distingui potest. un Oreseit in 'silvis udis ad Pard, caput provinciae Paraönsis, -ubi Majo et Junio floret. 32. Erythrozylon tortuosum. E. caule arborescente ramisque tortis, cortice suberoso areolato- -Timoso, ramulis teretiusculis,: cortice ferrugineo-rufo, foliis tandem "eoriaceis, obovatis vel oblanceolatis, apice rotundatis, basi lounge euneatis, subtus reticulato-venulosıs glaucescentibus; stipulis quam petioli brevioribus, parvis, ramentis paucis; pedunculis ex alis fo- liorum et ramıentorum dense glomeratis; laciniis calyceis ovatis acu- tis, immutatis; — pedunculis fructiferis peliolos aequantibus; drupis "oblongis. Species prae aliis affinis E. suberoso, a qua facile tamen di- stiguitur tam foliorum forma, quam calyeis divisionibus parvis, neque excresceutibus, ‚enerviis. — Arbuscuwa vel frutex declinatus, trunco ramisque primariis tortis. Cortex crassissimus, suberosus, irregula- Titer rimosus et areolatus, testaceo-einerascens. ‘ Rami juniores di- giti crassitie, cortice laevigato, ferrugineo-rufo, nitidulo, tandem lon- gitudinaliter rimoso, eque rimis suberoso. Fwolia non disticha, sed ‚spirali phyllotaxi disposita, versus apices ramulorum congesta, ob- ovata aut-oblanceolata, antice rotundata, obtusa vel emarginata, ver- sus basin longe cuneata atque in petiolos crassiusculos 2—A4 lin. longos dorso convexos, superne sulcatos, alte decurrentia, substan- 400 tia denium coriacea. Nervus medius erassus, subtus valde promi- nens. Venae numerosae, approximatae, angulo acuto provenientes, arcu simpliei fere in marginem decurrente combinatae. _Venulae numerosae, denso reticulo junctae. Color superne saturate viridis, inferne glaucescens; nervo venisque plus minus rufescentibus. Statu sicco folia plus minus rufescunt. Stipula perbrevis, triangularis, pa- riter ac ramentum intra cortiicem plus minus: delitescens. Lamina foliorum saepe complicata. Longitudo 4—7; latitudo in parte an- tica 13—2 poll. Flores plures conglomerati ex alis ramentorum et foliorum, bracteati et bracteolati; ita glomeres hemisphaerici ru- fescentes post lapsum pedunculorum persistunt e ramentis bracteis bracteolisque dense compacti. Peduncui 2—3 lin. longi, leviter pentagoni, nec tamen pentapteri uti in E. suberoso. Calyx perhre- vis, # Jin. altus, in lacinias Jato-ovatas, acutas, purpurascentes, per- sistentes quidem, sed non excrescentes, enerves, sectus. Corolla et stamina non visa. Drupa immatura 3—4 lin. longa, oblonga. Species habitu proprio, venarum decursu atque ramulis juniori- bus rufis facile distinetu. Oresecit in prov. Goyazana ad Mejaponte: Pohl; *in Brasilia meridionali a Sellowio lecta est, loco natali non indicate. Uti E. suberosum ad tingenda vestimenta gossypina usurpatur. 33. Erythrosylon magnoliaefolium. E. fruticosum, ramulis subsimplicibus; foliis membranaceis tan- dem coriaceis (subtus interdum glaucis), longius petiolatis, oblongis, apice rotundatis vel breviter acutatis; stipulis et ramentis lato-trian- gularibus striatis membranaceis persistentibus guam petioli duplo brevioribus ; peduneulis in alis ramentorum et foliorum numerosis intra bracteas et bracteolas dense conglomeratas illasque aequantibus; 401 ealycis laciniis triangularibus; staminibus stylum unicum trifidum subaequantibus; drupis ovatis acutis (coceineis nigro-striatis). Fruter 2—4-pedalis, caulibus subsimplicibus aut ramulos pau- cos, novellos compressos emittentibus. Cortex caulium laevigatus, testaceus, nitidus, in innovationibus purpurascenti-viridis, nonnunquam parcissime verruculosus. Foliu magna, 5—12 pollices longa, me- dio vel infra medium 23—4 poll. lata, oblonga, aut rarius ex ovato oblonga, basi acutiuscula, apice rotundata vel in acumen breve acu- tata, primum membranacea et subtus glaucescentia, dein fere coria- cea, nervo subtus valde prominente, superne impresso-plano, venis angulo acuto promissis, intra marginem arcuato-combinatis. Petiolus 6—10 lin. longus, teretiusculus, superne sulco acuto insculptus. Stipula petiolo duplo brevior, lato-triangularis, acuta, dorso bicri- stata et inter cristas sulcata, apice acuta vel bidentata, longitudina- liter dense nervosa, margine extenuato, persistens. Ramenta stipu- lis similia, basi aristam nigricantem facile deciduam emittentia. Flo- res ratione foliorum parvuli, magnitudine cum floribus E. cincinnati comparandi, numerosi et dense conglomerati in alis ramentorum ra- riusve foliorum, ita ut bracteae et bracteolae, quae singulos flores promunt, glomerem hemisphaericum pisi majuseuli magnitudine for- ment. Sunt hae bracteae ex ovato lanceolatae, acuminatae, scario- sae, testaceo-fuscae, persistentes, pedunculis longitudine aequales. Pedunculi 13 lin. longi, pentagoni, angulis usque ad commissuras calycis procurrentibus. Calycis laciniae parvae, triangulares, acutae, virides lineisque atropurpureis notatae. Alabastrum pentagono-obo- vatum. Petäla, adnotante Hilario, calyce sunt duplo longiora, ob- longa, obtusa, ligula antica triloba, lobis aequalibus obtusis, postica anticae adnata, obtusa, undulato-crispa. Stamina ccrollae longitu- dine, emissaexurceolo, quicalycem paullo superat. . Pistillum longi- tudine staminum, ovario obovato, siylis basi connatis. Drupa sub- Abhandlungen dor II. Cl.d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. II. Sl 402 sessilis, ovata, acuta, coccinea, lineis subsenis nigris. Putamen utringue acutum, angulis sex inaequalibus percursum. Crescit in silvis primaevis prope Tagoahy, oppidulum provinciae Sebastianopolitanae: St. Hil., et prope urbem S. Georgi Insulanorum, ubi florens et fructiferum legebatur mense Januario. Haec species abunde differt ab affinibus macrophyllo et ma- crocnemio: stipulis et ramentis peduneulisque brevioribus, petiolis longioribus, floribus minoribus, calycis forma etc. 34. Erythrosylon mäcrocnemium. E. foliis ultrapedalibus oblanceolato-oblongis, versus basin cu- neatis, coriaceis, stipulis ramentisque pollicaribus triangularibus acu- tis nervosis, petiolos triplo, pedunculos duplo superantibus, arista ramentorum basilari; pedunculis lateraliter glomeratis, bracteolis ovato-acuminatis nervosis lacinias calycis lanceolatas margine mem- branaceo subimbricatas fere aequantibus; stylis stamina superantibus. Arbuscula? Ramuli teretes, cortice laevigato testaceo, niti- dulo. Fola omnium, quae novi, maxima, pedem et quod excedit longa, oblanceolata vel angusto-oblonga, in summo triente 3 pedem lata, deorsum attenuata, coriacea, nervo medio et venis subparallelis subtus nonnihil prominulis, petiolo instructa erasso nonnullas lineas longo et in eum decurrentia. Stipula a petiolo fere soluta, semi- amplexicaulis, triangularis, 12—16 lin. longa, basi 4—6 in. lata, in apiculum promissa, lateribus extenuatis nonnihil serrulata, rigi- dula, longitudinaliter arete nervosa, dorso medio concava. Rumenta stipulis similia, ima basi aristam brevem exserentia. Flores majus- culi ex axillis ramentorum et foliorum, plures conglomerati- Bra- vteae et bracteolae dense collectae, ovato-lanceolatae cum acumine, 403 scariosae, longitudinaliter nervosae, 2—3 lin. longae. Pedunculi 6 lin., pentagoni. Calyx profunde 5fidus, laciniis lanceolatis acumi- natis subaequalibus, nervo lato, margine extenuato sibi plus minus imbricatis. Petala non vidi. Stamina in flore deflorato quam pisti- lum duplo breviora. Filamenta intra urceolum adnata, denticulis singulis brevibus interjectis. Ovarium ovatum. Styli 2 lin. longi, graciles. h Oreseit in silvis ad Cucheroö Perumas, ubi 1829 legit..cl. Pöppig. | 51% Erklärung der Abbildungen. TABULA 1. Fig. 1—7. Erythroxylon macrophyllum. 1. Ein Blumenblatt, von der innern Seite gesehen. Der vordere Ansatz der Ligula ist dreitheilig und aufgerichtet; der hintere, viereckige, ist zurückge- schlagen. Der vordere Theil des Kronenblattes ist nach Aussen zurückgebogen. — 2. Die Hälfte des Urceoli staminei, mit sechs Staubfäden, von der innern Seite gesehen. — 3. Die Anthere. — 4. Der Stempel. — 5. Der Fruchtknoten, nach der Länge durch- geschnitten, mit zwei Eiern. — 6. Ein Zweiglein mit Ramentis, aus deren Achseln Blüthen hervorkommen. Das unterste Ramentum hat ein einblüthiges Zweiglein entwickelt, an dem mehrere sehr kleine Bracteolen denjenigen, bei weitem grösseren, vorangehen, die unmittelbar unter der Blüthe stehen. Das darauf folgende hat zwei Blüthen, mit wenigeren Vorhlättchen. Die folgenden Ramenta sind blüthenlos. Am Grunde von einigen derselben sieht man die Narbe der abgefallenen Lamina. — 7. Grundriss der Blüthe. Fig.8.9.10. Erythrozylon ectinocalyx. Ziweiganfänge,mitver- . schiedener Beschuppung durch die Ramenta. In Fig.8 tragen die un- teren Ramenta keine Bracteolen, was in Fig. 10 der Fall ist. Fig. 9 ist das stärker vergrösserte Ende von Fig. 8. Man sieht u SER a 405 das Uebergreifen der Kelchblättchen, das bei dieser Art charakte- ristisch ist. Fig. 11. Erythroxylon Kunthianum und Fig. 12. E. fran- ‚gulaefolium: Enden von blüthentragenden Zweiglein. Fig. 13. Erythroxylon macrocnemium. Vier im Knäul gestellte Blüthen, von der Schuppe ihres Tragblattes und ihren Vorhlättchen umgeben. Fig.14. 15. Erythroxylon coelophlebium. Ramenta, deren Grund spontonförmig am Zweige herabläuft. Fig. 14 zeigt eine starke Gran- ne, dieMetamorphose der hier fehlenden Lamina; Fig. 15 hat diese Granne abgeworfen, und zeigt nur die Narbe derselben. Durch die Rinne, worin die Granne lag, streicht ein Nerve nach Oben, der in eine Spitze ausläuft. Fig.16. Erythroxylon magnoliaefolium. Ein Theileines Blüthen- zweigleins. Der vielblüthige Knäul kommt aus der Achsel eines concaven, ander Spitze zweizähnigen Ramenti, dem eine unfruchtbare Stipula gegenübersteht. Letztere hat ihr Blatt abgeworfen; man sieht die Narbe zwischen zwei Längsnerven. Die Blüthen sind von zahlreichen Bracteolen umgeben. Fig.17.18.19. Erythroxylondistortum. Jede Blüthe steht ge- gliedert auf demEnde eines sehr kurzen kegelförmigen Zweigleins, welches von zwei, sich gegenüberstehenden und am Rande über- greifenden Vorblättchen umgeben ist. Das Vorblatt hat drei Ner- ven, deren seitliche in kleine Grannen auslaufen. TABULA 2. Fig.20. Erythroxylon cincinndtum. Ein Trieb, welcher eine grosse Menge zweizeiliger Ramenta zeigt, von denen einige mit der Granne versehen sind, andere sie bereits abgeworfen haben. 406 Fig. 21. Erythroxylon cuspidifolium. Ein Zweigleinmit halbreifen Früchten, welche aus den Achseln der Tragblätichen hier paar- weise, von mehreren Bracteolen umgeben, hervorkommen. Die Kel- che unter der Frucht sind unverändert, während sie in dem daneben Fig.22. dargestellten Zweige von Erythroxylon ectinocalyz sich sehr ausgedehnt haben. Dieselbe Figur zeigt auch eine lange Reihe von Ramentis, an deren Achseln einige Blüthen stehen, welche nicht zur Entwicklung kommen. Fig. 23.24.25. Erythroxylon campestre. 23 zeigt einen Blatttrieb, dessen Blätter im Begriffe stehen, sich zu entfalten. — 24. Ein Blüthenzweiglein. Es ist hier die Eigenschaft der Staubfäden, nach dem Abfall der Krone stehen zu bleiben und die des Blüthenstie- les, fünf scharfe Kanten darzustellen, welche zwischen die Kelch- abschnitte fallen, deutlich, so wie die Abgliederung des Blattstiels von seiner Stipula. Das Ende des Zweigleins nehmen mehrere noch knospenartig übereinander liegende Ramenta ein. — 25. Durch- schnitt des zusammengefalteten Blattes. Fig. 26. Erythroxylon cincinnatum. Endstück eines Ziweig- leins, das unten Frucht, oben Blüthenknospen trägt. Bei genauer Betrachtung dieser Figuren, welche insgesant in verschiedenem Verhältnisse vergrössert sind, lässt sich auch beur- theilen, dass diese verschiedenen, oft sehr kurzen Zweiglein Triebe von mehreren Jahren sind, und dass die Folge von Ramentis mit oder ohne Blüthen und von Blättern in grosser Mannichfaltigkeit eintritt. TABULA 3. Erythroxylon microphyllum, varietas amplifolium. I. Der obere Theil eines Astes mit mehreren Zweiglein, in natürlicher Grösse. ' nei zZ 407 II. Ein seitlicher kurzer, unten mit Ausschlagsschuppen, oben mit Blättern versehener Trieb, vergrössert. Die Blätter sind in die Quere abgeschnitten. — 1. Eine Blüthe, die Kronblätter künstlich zurückgelegt. — 2. Anthere. — 3. Drei Pollenkörner. — 4. Kron- blatt von der innern Seite gesehen. — 5. Eine Hälfte des Staub- fadenkranzes mit fünf Staubfäden, von der innern Seite. — 6. Stem- pel, der Fruchtknoten der Länge nach durchschnitten, so dass das eine leere Fruchtfach und das hängende Ei in dem andern sichtbar wird. — 7. Ein Blatt, von einem jungen Zweiglein genommen, von der untern Seite (Figur 1—7 sind in verschiedenen Ver- hältnissen vergrössert). TABULA 4. Erythroxylon Myrsinites. 1. Das Ende eines Astes mit meh- reren ein- und zweijährigen blühenden Zweiglein, in natürlicher Grösse. Berindung, Form der Blätter, Vertheilung der Ausschlags- schuppen u. s. w. zeigen deutlich die Unterschiede zwischen die- ser und der auf der vorigen Tafel vorgestellten Art. — 1. Eine Blüthe, mit zurückgebogenen Kronenblättern. — 2. Kronblatt von Innen. — 3. Theil des Staubblattringes mit sieben Staubfäden, von Innen. — 4. Anthere. — 5. Pollenkörner. — 6. Stempel. — 7. Durchschnitt des Fruchtknotens mit zwei Eiern. — 8. Blatt, von Unten (Figur 1— 8 verschieden vergrössert). — UI. Ein junger, seit- licher Trieb, mit Ausschlagsschuppen und jungen Blättern, vergrössert, TABULA 5. Erythroxylon anguifugum. 1. Ein mehrjähriger, bezweigter Ast, in Naturgrösse. — 1. Eine Blüthe. — 2. Kronblatt von Innen. —. 3. Pistill, mit senkrecht geführtem Schnitt durch den Fruchtkno- ten. — 4. Horizontalschnitt durch die halbreife Frucht (1--4 ver- schieden vergrössert). — 5. Frucht in Naturgrösse. — 6. Blatt in Naturgrösse, mit deutlich ausgeführter Aderung, ebenso, 408 TABULA 6. _ Erythroxylon Coca. 1. Ein zweijähriger Zweig, mit mehreren einjährigen Zweiglein, von der Spitze eines fünf Fuss hohen Strau- ches genommen, welcher alljährig zweimal von den Indianern (in Ega) war abgeblättert worden. Die obersten Zweiglein tragen nur Ausschlagschuppen, und keine vollständigen Blätter. Die Blätter an den übrigen Zweiglein zeigen die zwei, durch Faltung entstande- nen, Längsnerven (Naturgrösse). — II. Zweijähriger Trieb, des- sen Blätter keine Spuren von Faltung zeigen (Naturgrösse). — 1. Blüthe.— 2. Kronenblatt von Innen. — 3. Ligula von Oben. — 4. Der Staubblatikranz mit seinen Staubfäden, geöffnet. — 5. An- there. — 6. 7. Pollenkörner. — 8. Stempel, mit dem, durch einen Längsschnitt geöffneten, Fruchtknoteu, worin zwei Eier. — 9. Quer- Durchschnitt durch den befruchteten Fruchtknoten. — 10. Zwei Seitenansichten von einem Vorblatte ohne Lamina (einem Ramentum florigerum) und zwei, innerhalb desselben sitzenden Vorblättchen mit dem Blüthenstiele. — 11. Diagramm der Kuospe. TABULA 7. Erythroxylon campestre. 1. Ein blühender, mehrjähriger Zweig. II. Ein jüngerer Zweig, mit Früchten; beide in Naturgrösse. — 1. Offene Blüthe, mit künstlich zurückgeschlagenen Kronblättern. — 2. Kronblatt, dessen Ligula minder stark ausgezähnte Ränder hat, als in 3. — 4. Kelch. — 5. Theil des Staubblattringes, mit sechs Staubfäden. — 6. Anthere. — 7. Pollenkörner. — 8. Stempel, mit geöffnetem Fruchtknoten. — 9. Frucht, im Kelche. Nach Ablösung des Sarcocarpii sieht man das Putamen, welches an zwei Stellen ver- dünnt und daselbst mit einem schmal lanzettlichen, auslösbarem Wand- theile versehen ist. — 10. Eine Frucht im Kelche, der Länge nach durchschnitten. Das eine Fach ist mit einer schwammigen Sub- stanz gefüll. — 11. Eine Frucht, mit geöffneten Schichten des PER 409 Sarcocarpii und Endocarpii. — 12. Ein Embryo (Alles in ver- schiedenen Verhältnissen vergrössert). — 13. Ein Putamen aus einer dünneren K'rucht, Naturgrösse. / TABULA 8. Erythro:cylon macrocalyx. I. Ein dreijähriger, stark blühen- der Zweig, in Naturgrösse. II. Ein seitliches, mit einem Blatte en- digendes, einige Vorblätter, Vorblätichen und zwei Blüthenkwospen tragendes Zweiglein, vergrössert. — 1. Blüthe, mit künstlich zu- rückgeschlagenen Kronblättern. — 2. Kelchhlatt. — 3. Kronblait. — 4. Aufgeschnittener und ausgebreiteter Staubblattring, von Innen. — 3. Antherey. — 6. Stempel. — 7. Vertical geöffneter Fruchtknoten. — 8. Kelch von Unten. — 9. Ein Tragblatt, welches zwei Vorblätt- chen einschliesst. Die’ Lamina ist abgeschnitten. — 10. Eine Aus- schlagsschuppe mit drei Graunen (Alles in verschiedenem Ver- hältniss vergrössert). TABULA 9 Erythroxylon vaceinüfolium. 1. Ein mehrjähriger, stark ver- zweigter Ast, in Naturgrösse. — +. Blüthe, die Kronblätter künst- lich zurückgeschlagen. — 2. Die zwei Vorblättchen, welche den Blüthenstiel einscheiden. — 3. Kronblatt. — 4. Grösster Theil des Staubfadenkreises. — 5. Stempel, mit geöffnetem Fruchtknoten. — 6. Ein Blatt (Alles verschieden vergrössert). TABULA 10. Erythrosylon nitidum. I. Mehrjähriger, fruchitragender Zweig, in Naturgrösse. — II. Jüngeres, blühendes Zweiglein, vergrös- sert. — 1. Blüthe, wie Oben. — 2. Kronblatt. — 3. Hälfte des Staubblatikreises, von Innen. — 4. Stempel, mit geöffnetem Frucht- knoten. — 53. Querdurchschnitt durch den “Fruchtkneten. — Abhandlungen d. 1.Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. 11. 52 410 6. Trockne Pollenkörner. (Alles vergrössert.) — 7. Ziwei Frucht- kerne, Naturgrösse. — 8. Einer dergleichen, geöffnet. — 9. Em- bryo '(Naturgrösse). — 10. Querdurchschnitt der Frucht, so dass die Cotyledonen und das Würzelchen zwischen ihnen erschei- nen. — 11. Die Frucht so geöffnet, dass man den Keim, vom Ei- weiss, dem Endocarpium und Sarcocarpium umgeben, sieht. ‘ u Erw Kr Register. Seite Erythroxylene, natürliche Fa- nilie 319 — Verwandtschaft mit den Malpighiaceen 320-323 — mit andern Familien 324 — Geographie 325-332 — Chemische Constitution, Nutzen und Gebrauch 332 Erythroxylon nach Patr. Browne 234 —_— — — .S. Hilaire 285 —_ —_— — Kunth 235 —_— — — Linne 251 — Character differentialis 286 -- _ naturalis 287—89 — Truncus. Rami. Ramuli 239-290 — Folia. Gemmatio 293-307 — Inflorescentia 304 — Pedunculus. Calyx 308 — Corolla 309-313 — Stamina 313 — Pistillum 314-316 — Fructus 316 — affine S. Hil. 331 anguifugum Mart. No. 13. 336 361. t. 5. Seite Erythroxylon areolatum L. 3235 — areolatum Vell. 377 Im betulaceum Mart. No.1. 335. 339 brevipes DC. 327 buxifolium Lam. 326 campestre S. Hil. 337. 373 No. 19. t. 2. fig. 23. 24. 25: t.7. 325 eincinnatum Mart. No. 10. 336. 357 t. 2. fig. 20. 26. eitrifolium S. Hil, No.29. 339.394 Coca Lam. No, 16. t. 6. 337. 367 coelophlebium Mart. No.30. 339 396. t. 1. fig. 14. 15. columbinum Mart. No. 21. 337.379 cotinifolium S, Hi). 373 cumanense WU. B. K. 327 euspidifolium Mart. No. 11. 336 359. t. 2. fig. 21. Daphnites Mart. No.14. 336. 363 deciduum S. Hil. 391 distortum Mart. No. 4. 335. 346 t. 1. fie. 17. 18. 19. ectinocalyx Mart. No. 9. 336. 355 t.1. fig. 8.9.10. t. 2. fig. 23. 92 * carlhaginense Jacq. Selte Krytbroxylon ferrugineumCav. 326. 335 floribundum Mart. No. 31. 339. 3983 frangulaefolium S. Hil. No.8. 335 353. t. 1. fig. 12. havanense Jacg. 325 havanense Kunth 327 hondense H. B. K. 327 8 . ” hypericifollum Lam. 326.-335 Kunthianum S. Hil. No. 23. 338 381. t. 1. fie. 11. longifolium Lam. 326 lucidum U. B. K. 327 macrocalyx Mart. No. 24. 335. 384 t. 8. macroenemium Mart. No. 34. 339 402. t. 1. fig. 13. macrophyllum Cav. No. 17. 337 369. t. 1. fig. 1—7. magooliaefolium S. Hil. No.33. 339 400. t. 1. fig. 16. Mamacoca Mart. No.15. 337. 365 Manglilla Pöpp. Mss. 394 mauritianum Wall, 326 mexicanum H. B. K. 327 mierophyllum S. Hil. No. 2. 335 341. t. 3. monogynum Roxb. 315. 326. 335 Myrsinites Mart. No.3. 335. 345 r t. 4. nanum S. Hil. 391 nitidum Spreng. No.23. 338. 391 t. 10. Seite Erythroxylon obtusum DC. 351 — ochranthum Mart. No.18. 337. 371 — orinocense W. B. K. 327 — ovalum DC. 326. 335. 354 — passerinumMart. No.25. 339. 386 — Pelleterianum S. Hil. 335. 350 No. 6. — piclum E. Meyer 330. 335 — polygonoides Mart. 336. 360 R No. 12. _ popayanense H. B.K. 327 — pulchrum 8. Hil. No. 22. 338 330 — rigidulum DC. 327. 352 — rufum Cav. 326 — sideroxyloides Lam. 326. 335 — squamatum Vahl 3236 — subcordalum DC. 303 — suberosum S. Hil. No. 20. 337 376 — subrotundum S. Hil. No. 5. 335 348. — tortuosum Mart. No.32. 339. 399 — vaceiniifolium Mart. No. 26. 338 337. t. 9. — virgultosum Mart. No. 27.338. 389 Malpighiaceae, Character 323 Ro&lana Commerson | 286 Sethia Kunth 286, 315 Sethia indica 326 Steudelia brassiliensis Spr. 377 Venelia Commerson 236 en End 1+ i T >ä ae MT NZ Ir Ft au), — 1% ige £ | I) N , =j MH )) 7 ll ı ni \\ \ = EN ) Il | Aa N rn AN EG N I\ N, > ) \ 3 RES ZA NUM YUL Äy ID, G Q S = N N E NIS ET \7/ y- Fe \ /} ns )\ y a x J NER NN | \ N I) )) f ) \ Up | | IN \ IM l f | Ä r \ 1 1 Il) ! E 2 \ 4 ZP\ j' L RN | e- 7 —— \ N [Z SE Alhieueil. der mathem er Klafoe L S 2 : 4 r. ach. Ay .. Alpe DE MU: u SF Harbsas Mon er wyfhrengl > > . Vssannser ai, ebay, 2 repeng 2 w I ” 3 U ZI fl weg veraygase. .. 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HH: Zreneypha hen WT TRr yanaer HLE Ag "wnprru NOTAXO MELLAMU lung 27» or PIE? ERYTHROXYLON nitidum. Abdundl. dee mathem. jehgsee. Klafie ZLHR . Vergleichende Darstellung des inneren Baues der Haare "von Dr. M. Erdi. u Sfr = n- Vergleichende Darstellung des inneren Baues der Haare von Dr. M. Erdi. Ien lege hiemit eine Reihe von Beobachtungen über die Struktur der Haare vor, wie ich solche seit läugerer Zeit anstellte und durch fortwährende Untersuchungen zu möglichster Vollständigkeit zu bringen strebte. Zunächst beabsichtige ich vor der Hand blos eine Uebersicht über den Bau der Haare bei Menschen und Säugethie- ren, eine kurze Charakteristik der Haupttypen zu geben, dann spä- ter spezielle Darstellungen über den Unterschied im Baue der Haare nach Gattungen und Arten der Thiere nachfolgen zu lassen, und zuleizt mit einer historischen Zusammenstellung der bisherigen Leistungen in diesem Gebiete zu enden. Ehe ich aber zum Hauptgegenstande übergehe, glaube ich dar- über eine Erklärung schuldig zu seyn, auf welche Weise ich mir meine Objekte zur klaren Erkenntniss zu bringen suchte. Mit ei- nem kleinen Oberhäuser'schen Mikroskope, das durch Klarheit der , "äh - 416 Bilder, Stärke und Schärfe der Vergrösserungen und besonders dadurch sich auszeichnet, dass man opake Gegenstände selbst bei dreihundertmaliger Vergrösserung noch ganz vortrefllich untersuchen kann, betrachtete ich, wo es nur einigermassen möglich war, die Haare an ihrer äussern Oberfläche, dann auf ihrem Längen- und Querdurchschnitte. Dieser Untersuchungsweise stellen sich viele Hindernisse in den Weg: der starke Glanz, den die äussere Ober- fläche der meisten Haare besitzt, spiegelt zu sehr, als dass 'man eine klare Anschauung ihrer Beschaffenheit gewinnen könnte. Dem abzuhelfen, konnte ich die gewöhnlichen Benetzungsmittel nicht ge- ‚brauchen, weil diese nass, die Haare aber fett sind, und dadurch der Glanz nicht aufgehoben wird: ich wählte daher reines Oliven- öl, das meinen Erwartungen meistens völlig entsprach, oft aber auch, weil es die zarteren Theile zu durchsichtig macht, viel Be- schwerde verursachte. Ein anderes Hinderniss ist die grosse Fein- heit der meisten Haare, die es oft rein unmöglich, immer aber sehr beschwerlich macht, sich passende Längen - und Querdurchschnitte zu verschaffen; doch hierin hilft Geduld, die nach und nach dem Auge wie der Hand mehr Sicherheit verleiht, und meistens, wenn auch häufig auf sehr mühsamen Umwegen, zum Ziele führt. Bau der Huare im Allgemeinen. Die Haare überhaupt, beim Menschen sowohl, als bei den Säu- gethieren, sind aus Zellen zusammengesetzt, und aussen von einer epitheliumartigen Membran, die ebenfalls wieder aus Zellen besteht, umkleidet. Für die äussere Form der Haare lässt sich kein bestimmter, allgemein gültiger Terminus finden: sie sind nicht eylindrisch, weil sie an der Basis oft breiter erscheinen, als an der Spitze, oder mit . 417 einer schmalen Basis beginnen, und gegen die Spitze hin sich sehr verbreitern und verdicken (z. B. Stichelhaare); sie sind aber auch keine Kegel, theils aus letzterem Grunde, theils weil sie oft in ih- rer ganzen Länge bald dick, bald sehr dünn erscheinen (Sorex). Die meisten Haare sind nicht walzenrund (Hystrix), sondern bald auf einer, bald auf zwei oder mehreren Seiten eingedrückt und die Querdurchsehnitte zeigen dann bald eine ovale (Dasyprocta), bald eine nierenförmige (Cumelopardalis), bald eine viereckige (Hystric javanica), bald eine unbestimmt eckige (Auchenia), oder eine zwischen diesen liegende, weniger auf eine bestimmte Figur redu- eirbare Form (Hyrax, Lepus, Ursus). Der äusseren Oberfläche nach sind sie eben (Mensch), oder uneben, indem sie Anschwel- lungen zeigen, die sich entweder hlos zu leichten Querwülsten (Seiurus), oder zu Knoten (Ursus), oder zu sägezahnartigen Fort- sätzen entwickeln, welche dann wieder entweder nur auf einer Seite (Mygale), oder auf zwei Seiten (Pteropus) hervortreten, und manchmal-so gross werdea, dass man sie mit allem Rechte dornartige F'ortsätze nennen kann (-Vespertilio). Manchmal laufen Längswülste über die ganze Oberfläche der Haare, so dass diese wie cannelirt aussehen (Bradypus didactylus). Die Zellenmasse innerhalb des Epithelialüberzuges der Haare theilt sich meistens in zwei Substanzen: in Rinden- und Mark- substanz, welche sich theils an Farbe, Dichtigkeit, theils an Form und Grösse der Zellen bald mehr, bald weniger von einander un- terscheiden. Oft sind sie von einander so markirt geschieden, dass die Rindensubstanz ein hohles Rohr darstellt, in dessen Raum die Mark- substanz nur als ziemlich von einander entfernte, quer oder schief "liegende Scheidewände auftritt, welche den ganzen Raum des Rohres in viele kleinere Räume zelliger Gestalt abtheilen (Erina- ceus), oder als schwamnige, hald gross- bald kleinzellige Masse Abhandlungen der II. CLd. Ak. d. Wiss. II. Bd. Abth. II. 53 418 den ganzen Raum des Rohres gänzlich anfüllt, und entweder gleich- mässig vertheilt (Hystrix prehensilis), oder in bestimmte Partien gesondert ist (Echidna). Ungeachtet aber ein solcher Unterschied beider Substanzen gleich beim ersten Anblicke in.die Augen fällt und sich dadurch noch deutlicher herausstellt, dass die Marksub- stanz immer weich bleibt, während die Rindensubstanz oft eine hornartige Härte gewinnt, so sind sie doch nur scheinbar isolirt und bei genauer Untersuchung ergiebt sich jedesmal, dass die Scheidewände der peripherischen Zellen der Marksubstanz sich nicht blos an die Rindensubstanz inseriren, sondern in diese über- gehen und durch Abgeben seitlicher Lamellen sich in ihr verzwei- gen. Oft ist dieser Uebergang sehr deutlich, und die eine Sub- stanz geht aus der andern hervor, indem aus den kleinen Zellen der Rindensubstanz entweder auf einmal (Moschus), oder nach und nach grössere Zellen werden. Die für die Marksubstanz bestimmte Höhle harmonirt entweder mit der äussern Form des Rindencylin- ders (Felis), oder sie ist mehr oder weniger anders gestaltet, indem die Rindensubstanz der ganzen Länge des Haares nach von zwei Seiten her sich auf Kosten der Marksubstanz verdickt (Cumelus), cder bald mehr wulstige (‚Sus), bald mehr lamellenartige Fortsätze und Scheidewände (Aystrix cristata) in sie hineinsenkt. Manch- mal scheint die Rindensubstanz ganz zu fehlen (Cervus capreolus), manchmal aber keine Marksubstanz vorhanden zu seyn (Kopfhaar des Menschen); letztere fehlt immer in den Spitzen aller Haare. — In der Regel sind die Zellen der Rindensubstanz kleiner, manch- mal aber eben so gross (Bos Bison), wie in der Marksubstanz. Die Korm der Zellen ist entweder in beiden Substanzen dieselbe (Moschus), oder verschieden; und zwar in der Weise, dass die der Rindensubstanz vorzugsweise nach zwei Richtungen (in die Länge), die in der Marksubstanz aber nach mehreren (zur rund- lichen Form strebend) sich ausdehnen, oder die Markzellen dehnen 419 Di sich ebenfalls in die Länge, aber so, dass ihr Längendurchmesser in die Queraxe, der Längendurchmesser der Rindenzellen aber in die Längenaxe des Haares fällt. Verschiedenheit der Struktur der Haare beim Menschen und bei den Ordnungen und Familien der Säugthiere. I. Die Haare des Menschen sind an den verschiedenen Re- gionen des Leibes, an denen sie vorkommen, nicht von einerlei Struktur, sondern weichen darin bedeutend von einander ab. Sie zerfallen zunächst in zwei Reihen, von denen die einen nur Epi- thelium und Rindensubstanz, die andern aber zu diesen auch noch Marksubstanz besitzen: erstere sind die Kopfhaare, leiztere Bart- haare, Cilien, Augenbraunen, Nasen-, Achsel- und Schamhaare. Das Haupthaar hat immer einen sehr deutlichen Epithelialüber- zug, welcher aus Zellen von verschiedener Grösse zusammenge- setzt ist (Tab. 1. fig. 1.). Die einzelnen Zellen sind drei-, vier-, sechseckig, bald runder, bald sehr in die Länge gezogen, bald. an- sehnlich gross, bald sehr klein und scheinen, eben dieser Verschie- denheit wegen, in keiner besonderen Ordnung aneinandergereiht auf dem Haare sich zu vertheilen. Unter diesem Epithelium liegt die Rindensubstanz ; sie ist immer mit dem, dem Haare jedesmal ei- genen Pigmente durchdrungen und scheinbar aus Fasern zusam- mengewebt, die geschlängelt von der Basis zur Spitze laufen, sich oft spalten, etwas auseinander weichen und kleine, schmale, lang- gezogene Zwischenräume bilden. Da aber eine Faser ein Primi- 33 * 420 tivgebilde, und diess nicht mehr theilbar ist *), so dürften wohl diese Faden der Rindensubstanz keine Fasern, sondern Faserkün- del seyn; als solche müssten sie aber aus Fasern zusammengesetzt erscheinen, was ich hier auch bei der stärksten und klarsten Ver- grösserung und bei der verschiedensten Beleuchtung niemals sehen konnte. Theils dieser Umstand, theils die folgenden Untersuchun- gen der Thierhaare scheinen dafür zu sprechen, dass man an der Rindensubstanz der Haare keine Fasern, sondern nur Zellen zu sehen hat, und die scheinbaren Fasern wären dann nur Wandun- gen oder Scheidewände, die langgezogenen Spalten aber zwischen ihnen die Zellenräume (Tab. 1. fig. 2. stellt die Rindensubstanz eines mit Oel befeuchteten Haares dar). Der Querdurchschnitt des Haupthaares ist länglich rund, manchmal etwas nierenförmig, zeigt an der Peripherie wieder den Epithelialüberzug und innerhalb die- sem die Rindensubstanz, die sich aus sehr kleinen, rundlichen, mit dicken Wandungen versehenen Zellenräumen zusammengesetzt dar- stell. Die Zellenräume bleiben sich an ‘Grösse durchaus nicht gleich: über den grösseren liegen oft so kleine zerstreut," dass sie bei sechshundertmaliger Vergrösserung erst wie höchst feine Pünkt- chen erscheinen (Tab. 1. fig. 3.). Ich habe Kopfhaare der ver- scniedensten Farbe, von männlichen und weiblichen Individuen, von Embryonen, Neugebornen, Kindern, Erwachsenen und Greiser un- tersucht, fand aber in ihnen niemals, weder an der Zwiebel, noch an einem der Spitze näher gerückten Theile Marksubstanz, traf diese jedoch immer in den von andern Regionen des Leibes ge- nommenen Haaren. **) »*) Eine Regel, von der bis jetzt nur eine Ausnahme bekannt ist, nämlich die Fasern der Stimmritzenbänder. »**) Für die Kopfhaare gilt diese Regel ganz, in so ferne man darunter nur die eigentlichen feinen versteht; unter diesen finden sich aber oft dickere, steife Haare, in welchen meistens eine] deutlicheMarkröhre zu erkennen ist. 421 Leiztere, z. B. Barthaare, haben denselben Epithelialüberzug, dieselbe Rindensubstanz, wie die Kopfhaare, sie sind aber nicht, wie diese solid, sondern enthalten eine von der Zwiebel bis gegen die Spitze sich erstreckende Röhre, in welcher Marksubstanz liegt. Die gauze Marksubstanz ist oft nur halb so dick, als die sie um- ° schliessende Rindensubstanz, oft noch viel schmäler, wie in den Scham- haaren (Tab.1. fig. 6.), ihre äussere Form harmonirt in den Barthaa- ren (Tab. I. fig. 4. 5.) mit der äusseren Form des ganzen Haares, oder ändert sich und wird runder (Tab. 1. fig. 6.). Sie besteht aus Zellenräumen, welche vielmals grösser sind, als die in der Rindensubstanz, sich nicht wie diese in die Länge ziehen, an Grösse und Form sehr von einander abweichen, bald rund, bald vier-, fünf- und sechseckig erscheinen. Die sie von einander trennenden Scheidewände liegen theils nach dem Quer-, theils nach dem Län- gendurchmesser des Haares, sind weiss, dick, selbst wieder viele kleine Zellen enthaltend und daher von schwammigem Ansehen. Sie inseriren sich an der Rindensubstanz, und ragen von da bald mehr, bald weniger weit in die Markröhre hinein, wovon man sich besonders deutlich an sehr feinen Querdurchschnitten überzeugen kann (Tab. I. fig. 4. und 5.). Zum Vergleiche mit Vorigem, zugleich aber auch zu zeigen, wie die Zellen der Rindensubstanz, indem sie breiter werden, schon mehr das Ansehen von Zellen gewinnen, und das Vorhandenseyn einer faserigen Struktur unwahrscheinlicher wird, habe ich in Tab. I. fig. 7. und 8. Quer- und Längendurchschnitt des Tasthaa- res von Lepus timidus dargestellt. So wie am menschlichen Leibe die Haare in der Regel. Epi- thelium, Rinden- und Marksubstanz erkennen lassen und blos die Kopfhaare der Marksubstanz entbehren, so ist es auch bei den Thieren, iıren Ordnungen, Familien und Arten gewöhnlich, die drei Bestandtheile wiederzufigden, und nur in sehr seltenen Fällen ver- 422 — misst man den innersten- Manchmal ist Rinden- und Marksubstauz nicht streng von einänder geschieden, und letztere liegt bald in grös- seren, bald in kleineren Partien,. die meistens mit einander nicht zusammenhängen, durch die ganze Rindensubstanz zerstreut. II. Die Haare der Affen *) stimmen darin überein, dass ihnen die drei oben genannten Bestandtheile jedesmal zukommen; die Struktur der einzelnen Substanzen, und ihr gegenseitiges Verhält- niss wechselt bedeutend. Der Epithelialüberzug gleicht sehr dem des- menschlichen Haares und bleibt derselbe bei allen Affen, die ich bis jetzt untersuchte; die Rindensubstanz hat dickere, aber nicht so lang gezogene Zellenräume, wie beim Menschen, und "dicke Scheidewände. Als Repräsentanten der Hauptformen wählte ich Gastrimargus (Lagothrix) olivaceus (Tab.]. fig. 9.), Cynocephalus Maimon_ (Tah. 1. fig. 11. und 12.) und Lemur Mongoz. Bei er- sterem ist die Rindensubstanz aus sehr kleinen Zellen zusammen- gesetzt und behauptet an Masse ein grosses Uebergewicht über die Marksubstanz. Diese liegt in einer engen Röhre der vorigen, zeigt kleine, rundliche, in einer Reihe hinter einander stehende Zellen- räume, welche meistens bald mehr, bald weniger in einander fies- sen und nur selten isolirt auftreten. Die Scheidewäude sind daher sehr klein, und reichen selten bis in die Mitte der Mark- röhre; verschliessen aber ihr Lumen nur dann, wenn isolirte Zel- lenräume sich finden. Das Verhältniss zwischen Rinden - und Marksubstanz tritt oft noch greller hervor, indem letztere. so klein wird, dass man sie bei mit Oel befeuchteten Haaren nicht mehr von aussen wahrzunehmen vermag, und ihrer erst auf Querdurchschnit- ten ansichtig wird, wie bei Simia Satyrus (Tab. 1. fig. 10.). Die- #) Ich nehme die Thiere in,der Reihenfolge durch, in weleher sie 6. H. v. Schubert in seiner Geschichte der Natur Bd. Il]. zusammengestellt hat, 423 ser Durchschnitt ist vom Haare eines jungen Orang, die Rindenzel- len sind ungewöhnlich gross, die Rindensubstanz sehr dick, die Markröhre aber sehr enge und hat im Diameter etwa nur das Dop- pelte des Diameters einer Rindenzelle. Gauz anders verhält sich das Haar des zweiten Repräsentan- ten. Schon die Zellenräume in der Rindensubstanz sind deutlicher, dicker, wechseln aber sehr an Grösse, so dass zwischen sehr an- sehnlichen sich ganz kleine finden. Die Markröhre hat immer we- nigstens denselben Durchmesser, wie die Rindensubstanz, wo nicht einen grössern, und ist durch quere, dicke Scheidewände in schmale Zellenräume abgetheilt, welche öfters isolirt sind, meistens aber schmelzen ihrer zwei bis sechs von ihrem mittleren Theile aus bald in grösserer, bald in geringerer Ausdehnung, nie aber so weit mit einander zusammen, dass ihre an die Rindensubstanz grenzen- den Enden (Peripherie) nicht mehr deutlich sichtbar bleiben.- Der Querdurchschnitt (fig. 12.) ist rundlicher als bei den Affen mit kleiner Markröhre in den Haaren und zeigt sehr deutlich die grossen und kleinen Zellen der Rindensubstanz; die Form der Markröhre harmonirt mit der Form des ganzen Haares,.während bei obigen der Querdurchschnitt oval, die Markröhre aber kreisrund erscheint. Die Scheidewände der Markzellen zeigen auf dem Querdurch- schnitte ein schwammiges Ansehen. — Die Haare von Lemur Mongoz und Stenops gracilis besitzen ein deutliches, in zwei sich kreuzeude Spiralen geordnetes Epithelium, sind an den Rändern meistens stunpfzahnig, und haben ziemlich wenig Rindensubstanz. Die Marksubstanz zeigt meistens länglich-viereckige Zellen, die durch bald dickere, bald dünnere Scheidewäude geirennt, häufig auch theilweise in einander fliessen. An den dieken Haaren von Lemur scheint die Markröhre, wie bei einigen Nagern, sich in einer Spirale durch die Rindensubstanz hindurchzuwinden. a2. II. ‚Die Haare der Fledermäuse zeichnen sich sehr von den bisherigen dadurch aus, dass sie flach gedrückt sind und an den beiden Rändern eine Auszähnelung besitzen, welche bei Ptero- pus edulis (Tab. 1. fig. 13.) vollkommen sägenartig ist, bei Ves- pertilio noctula (Tab. I. fig. 14.) aber in Dornenbildung übergeht. Bei Pteropus ist das Epithelium auf der Oberfläche der Haare sehr regelmässig gebaut und die einzelnen Zellen desselben scheinen in zwei, gegen einander gewundenen Spiralen angeordnet zu sein, welche sich eben so oft x-förmig durchkreuzen, als Paare ge- genüberstehender Sägezähne an „den Haarrändern sich bemerkbar’ machen. Die Rindensubstanz ist sehr schwer zu untersuchen, ihre Zellenräume scheinen ungewöhnlich schmal zu seyn; ihr Verhält- niss zur Marksubstanz ist ziemlich dasselbe, wie, bei Gastrimargus. Die kleine Markröhre ist in runde Zellen abgetheilt, welche theils durch dicke Scheidewände von einander getrennt werden, .theils aber ineinander fliessen. Viel schwieriger noch sind die Haare von Vespertilio zu untersuchen; das Epithelium scheint ebenfalls in zwei in entgegengesetzten Richtungen laufende Spiralen construirt zu seyn, die Rindensubstanz ist mir niemals klar geworden, und von Marksubstanz traf ich nie eine Spur. — IV. Bei den Insectivoren sind die drei Bestandtheile der Haare wieder recht deutlich ausgeprägt, besonders reichlich tritt hier die Marksubstanz auf, welche meistens in langen, schmalen, quer liegenden Zellen von ziemlich dieken Scheidewänden ge- trennt, und nur selten in einander fliessend sich zeigt. Zellen- räume und Scheidewände sind meistens sehr regelmässig gross und von einander gleichweit entfernt, so dass diese Haare durch be- sondere Zierlichkeit sich auszeichnen. Sie sind meistens sehr flaeh- gedrückt, an den Rändern wellenförmig oder sägenartig gezahnt, ungleich dick, indem sie in ihrer ganzen Länge vom Bulbus bis an 425 die Spitze 3—6 Einschnürungen erleiden, die sie oft bis auf mehr, denn die Hälfte ihres ursprünglichen Diameters reduziren. Bei Myogale moscovitica sind die Wollhaare meistens, die fei- neren Theile der Stichelhaare immer nur auf einer Seite der Ober- fläche mit sägenartigen Zähnen versehen, welche in der Regel gleich gross sind, und gleich weit von einander abstehen. *) An dem diekeren, kolbigen Theile der Stichelhaare werden die Zähne immer kleiner, immer mehr von einander entfernt, und verschwin- den dann fast gänzlich. **) — In den Wollhaaren ist die Struktur der Rindensubstanz wohl nicht zu erkennen; sie sind hiefür zu fein, die Marksuhsianz aber ist verhältnissmässig sehr gross, aus ringförmigen, regelmässigen, sich an einander reihenden Zellenräu- men mit einem hellen, runden Flecken in der Mitte (Zellenwand) zusammengesetzt (Tab. I. fig. 16.). An dem Stichelhaare sind die nicht besonders feinen Rindenzellen leicht zu erkennen, sind klei- ner im unteren schmalen, grösser im oberen kelbigen Theile des- selben. Die Marksubstanz ist im schmalen Theile sehr über die Rindensubstanz überwiegend, in länglich-viereckige Zellen mit dieken Scheidewänden getheil. Je mehr das Stichelhaar nach oben anschwillt, desto mehr nimmt es an Rindensubstanz zu; die Mark- röhre erweitert sich nur sehr wenig, aber ihre Zellen verändern sich bedeutend ***). Sie werden schmäler, unregelmässiger, lie- gen, da auch ihre Scheidewände viel schmäler geworden, euger aufeinander, reichen oft nicht von einem Ende der Markröhre zum andern, und theilen sich in mehrere kleine, während anderseits manchmal 2— 3 von den grossen Querzellen mit einander ver- schmelzen. Im oberen Theile der kolbigen Anschwellung lösen *) Tab. I. fig. 15. K) Tab. I. fig. 17. K*r%) Tab. I. fig. 17. Abhandlungen der 11. Cl. d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 54 426 sich die: Querzellen häufiger in kleinere, rundliche Zellen auf, und scheinen nach und nach gänzlich zu verschwinden,‘ so dass dann der oberste Theil des Kolbens blos aus Rindensubstanz und Epi- thelium besteht. Der Querdurchschnitt dieses Theiles (Tab. I. fig. 18.) ist sehr schmal, von zwei Seiten zusammengedrückt, zeigt keine Marksubstanz, sondern blos grössere und kleinere Rinden- zellen, wie sie auch in andern Partien des Stichelhaares vor- kommen. Die Haare von Tulpa europaea dienen wohl am besten als Typus für die Spitzmäuse und die diesen zunächst stehenden Gat- tungen; die drei Substanzen sind jedesmal sehr ausgebildet vorhan- den, die Rindensubstanz feinzellig, und im Verhältniss zur Mark-_ substanz wenig, letztere aber sehr überwiegend. Die Markröhre ist in den Wollhaaren (Tab. I. fig. 20.) in bald mehr viereckige, bald mehr runde Zellen mit dicken Scheidewänden getheilt. Die Zellen im dickeren Theile der Stichelhaare sind schmal, und meistens so lange, als die Markröhre breit; manchmal aber sind sie kürzer, und dann liegen mehrere kleine neben einander (Tab. I. fig. 19.). Die Scheidewände zwischen den einzelnen Zellen sind viel dicker, -als in den entsprechenden Theilen bei Myogale. In der äusseren Form weichen diese Haare von den vorigen darin ab, dass die sä- gerartige Auszähnelung der Ränder der Wollhaare sich meistens nicht auf eine Seite beschränkt, sondern auf beiden, obwohl öfters mehr entwickelt auf der einen als auf der andern, erscheint. Die Stichelhaare haben nur an ihren dünnsten Theile Zähne, welche am kolbigen Eude nicht mehr zu sehen sind. Stichel- und vor- zugsweise Wollhaare dieser Thiere sehen sehr zart und knotig aus bei ihrem Hervortreten aus der Haut, die Knoten werden im wei- teren Verlaufe zu Zähnen, an den Spitzen der Wollhaare zu wel- lenförmigen Erhabenheiten. Merkwürdig sind die Veränderungen des Querdurchmessers dieser Haare: sie sind beim Hervortreten 427 aus der Haut sehr dünn und schmal, verbreiten sich dann allmählig bis zu einem gewissen Grad, werden dann nach und nach wieder so schmal, als sie ursprünglich waren, verbreitern sich dann wie- der, und wechseln so manchmal sechs- bis siebenmal ihre Dimen- sionen. Die Stacheln der Igel habe ich schon früher ausführlich bear- beitet und eine kleine Abhandlung darüber nebst vielen Zeich- nungen in A. Wagner’s Fortsetzung des Schreber’schen Säugihier- werkes niedergelegt. Ich machte schon dort aufmerksam, wie man im Stande sey, die einzelnen Arten der Gattung Erinaceus nach dem inneren Bau der Stacheln leicht zu unterscheiden, und theilte die mir bis jetzt vorgekommenen Igelstacheln in zwei Haupttypen, deren einer von Erinaceus europaeus, der andere von Erinaceus aethiopicus repräsentirt wird. Diese Stacheln unterscheiden sich überhaupt nicht wesentlich von dem Baue der Haare im Allgemeinen; dieselben Substanzen finden sich auch in ihnen wieder. Das Epithelium ist sehr ent- wickelt, die Rindensubstanz aus schmalen, langen Zellen zusam- mengesetzt und von hornartiger Härte; die Markröhre ist sehr ge- räunig, enthält zweierlei Zellen, sehr grosse und sehr kleine, von denen leiztere als eine Art innerer, weicher Rindensubstanz sich an die innere Oberfläche der äusseren harten überall anlegen, erstere aber in der Mitte der Markröhre sich befinden. Bei Erinaceus europaeus sind die Zellen in der Markröhre sehr gross, unregelmässig, eckig, unter sich ungleich, fast immer länglich; die Scheidewände sind dicke Lamellen, welche bald ge- rade, bald schief nach auf- oder abwärts über das Lumen der Markröhre sich legen. Diese Scheidewände erscheinen nur selten als einfache Lamellen, sie spalten sich meistens in der Mitte 94* 428 der Markröhre oder mehr gegen ihre Peripherie hin in zwei oder mehrere Blätter, welche entweder isolirt, oder mit ihnen entgegen- kommenden Blättern anderer Lamellen verschmelzend zur inneren, weichen Rindensubstanz laufen. Hier angelangt, spaltet sich jedes Blatt gabelförmig in zwei Blättchen, welche sich alsbald selbst wieder gabelförmig theilen, kleine, seitliche Lamellen treiben, und mit diesen sich unter einander zu einer zelligen Masse verbinden, welche eben die innere Rindensubstanz ist (Tab. L. fig. 21. Län- gendurchschnitt). Im Längendurchschnitt von Erinaceus aethiopieus (Tab.L.fig. 22.) sehen die Zellen in der Markröhre ganz anders aus. Die Schei- dewände sind ziemlich dicke, in regelmässigen Distanzen vertheilte, einander parallel laufende Lamellen, welche quer über das Lumen der Markröhre gelegt, dieselbe in viele gleich-grosse, länglich- viereckige Zellen theilen. Jede solche Lamelle spaltet sich an ih- rer Peripherie in drei Blättchen (manchmal auch in zwei), welche wie die entsprechenden Theile der vorigen Art sich unter einander zu einer zelligen Masse vereinigen, die innerhalb der eigentlichen Rindensubstanz des Stachels eine zweite, weiche Rindensubstanz formirt. An der äusseren Oberfläche dieser Stacheln erkennt man Reihen hinter einander stehender Wärzchen, und wo diese liegen, - da zeigen sich auch inwendig in der weichen Rindensubstanz Grüb- chen, welche immer in der Mitte einer Querzelle zu liegen kom- men, und viel zur eigenthümlichen Zierlichkeit dieser Gebilde bei- tragen. Die Borsten von Centetes besitzen auf ihrer glatten, äusseren Oberfläche ein schönes und sehr leicht wahrnehmbares Epithelium aus verschiedeneckigen, an Grösse sich ziemlich gleich bleibenden Zellen. *) Die Zellen der Rindensubstanz sind klein, kurz, ihre #) Tab. 1. fig. 23. 429 Scheidewände aber sehr dick. Die Markröhre ist in Querzellen von verschiedenen Dimensionen getheilt, indem die Scheidewände meistens mit dem Querdurchmesser der Röhre parallel laufen, bald gleich weit von einander abstehen, bald sich mehr nähern oder mehr entfernen, bald einfache Lamellen darstellen, bald sich in ih- rem Centrum oder näher der Peripherie in mehrere an die Rinden- substanz sich inserirende Blätter spalten (Tab. I. fig. 24.). Die Scheidewände selbst sind sehr dick und ihres feinzelligen Baues wegen von schwammigem Ansehen. V. Die Verschiedenheiten im Baue der Haare der Sohlen- gänger sind so gross, dass man, ausser den allen Thierhaaren zukommenden Eigenschaften, wenig dieser Familie eigenthümlich Allgemeines sagen kann. Das einzige nur mit wenigen Ausnahmen auftretende Moment scheint zu seyn, dass die Rindensubstanz über die Marksubstanz sehr überwiegend ist. Die Wollhaare von Nasua socialis zeigen sich an den Rän- dern sehr fein wellenförmig gestaltet und scheinen, wie bei Ptero- pus edulis, von einem in zwei sich kreuzenden Spiralen gelager- tem Epithelium umkleidet zu werden (Tab. 1. fig. 27.). Die Rin- densubstanz ist sehr dick; ihre Struktur erkannte ich niemals deut- lich. Die Marksubstanz liegt wie ein ziemlich schmaler Faden in der Mitte der vorigen, nimmt manchmal an Dicke etwas zu, manch- mal aber verschmälert sie sich bedeutend und erscheint hie und da wie abgerissen. Die dickeren Haare (Tab. I. fig. 25.) besitzen ganze Ränder, ebenfalls sehr viel Rindensubstanz mit grossen Zel- len und wenig Marksubstanz. Letztere ist aus bald mehr vierecki- gen, bald mehr linearen oder rundlichen, jedesmal schief stehen- den Zellen zusanımengesetzt, welche häufig von dünnen Scheide- wänden getrennt allein stehen, oft aber auch bald mehr, bald we- 430 niger mit einander verschmelzen. Der Querdurchschnitt (Tab. I. fig. 26.) ist oval, zeigt die grossen Zellen der Riudensubstanz und das Verhältniss dieser zur Marksubstanz sehr deutlich. Bei Ursus sind die stets sehr eckigen, nicht bedeutend ver- läugerten Epithelialzellen nicht in deutlichen Spiralen, sondern wie gewöhnlich vertheilt; die Marksubstanz ist reichlicher, als bei der vorigen Gattung, ihre Zellen liegen mit der Querachse der Mark- röhre parallel. In den dicken Haaren von Ursus maritimus (Tab. I. fig. 28.) ist der Durchmesser der Rindensubstanz ungefähr eben so gross, wie der der Marksubstanz; ihre Zellen lassen, von aussen betrach- tet, nichts Besonderes erkennen, auf dem unregelmässig ovalen Querdurchschnitte aber (Tab. I. fig. 29.) erscheinen sie ungewöhn- lich lang gezogen. Die Marksubstanz enthält grosse Querzellen, die aus kleineren," rundlichen Zellen zusammengesetzt zu seyn scheinen, theils häufig ineinander fliessen, theils durch dicke Schei- dewände von einander getrennt werden. Oefters sind die Zellen nur halb so lang, als das Lumen der Röhre breit, meistens aber eben so lang, als dessen Querdurchmesser. In den feineren Haaren von Ursus Arctos (Tab. 1. fig. 30.) ist die Marksubsianz noch reichlicher vorhanden, und’ übertrifft den Durchmesser der Riudensubstanz um Vieles. Sie ist aus länglichen, schmalen Querzellen zusammengefügt, welche meistens so sehr mit einander verschmelzen, dass man sie von aussen nicht mehr unter- scheiden kann und die ganze Markröhre mit einer homogenen, un- durchsichtigen Masse erfüllt zu seyn scheint. An den Rändern des Haares sieht man (von aussen) knotige Anschwellungen, welche aber nicht blos auf die Ränder sich beschränken, sondern als wul- stige Erhabenheiten rings um die Haaroberfläche laufen, nicht im- 431 mer gleich weit von einander entfernt liegen, und öfters vom Quer- durchmesser des Haares abweichend schief laufen. Die Haare von Meles vulgaris, wenigstens die feineren, zeich- nen sich durch ihr Epithelium aus (Tab. L fig. 31.). Die Zellen desselben sind länglich, schuppenförmig, wie Dachziegel, unterein- ander geschoben und an den Rändern des Haares etwas hervorra- gend, so dass diese uneben werden. Die Rindensubstanz enthält bedeutend grosse, und unter diesen wieder sehr kleine Zellen, die beide von aussen betrachtet ziemlich lang und schmal, auf dem nie- renförmigen Querdurchschuitte (Tab. I. fig. 32.) aber’ bald rundlich, bald viereckig, bald langgezogen erscheinen. Die Marksubstanz ist an manchen Stellen, besonders der feineren Haare, sehr gering, und besteht aus länglich-runden, meistens hinter einander stehenden und in einander fliessenden Zellen, die nur manchmal, wie es scheint nicht auf normale Weise, durch grosse Intervallen von einander ge- trennt liegen. VI. Die Haare von Gulo reihen sich nur wenig an vorige, mehr au die der eigentlichen Raubthiere, und können füglich als Uebergangsform dienen. Die Raubthiere haben häufig an beiden Seiten sägenartig gezähnelte, oft aber auch ganz glattrandige Haare, deren Querdurchschnitt mehr rund als oval. Die Marksubstanz ist fast immer sehr reichlich und die Rindensubstanz an Durchmesser weit überwiegend vorhanden; manchmal aber zeigen hierin selbst nahe verwandte Arten einer Gattung ganz entgegengesetzte Ver- hältnisse. So besitzen die Haare von Felis Tigris (Tab. 1. fig. 33. und 34.) dicke Rinden - und ziemlich viele Marksubstanz, die Haare von Felis catus sehr viel Mark- und wenig Rindensubstanz (Tab. I. et I. fig. 35—37.). Die Tigerhaare sind an ihrer gan- zen Oberfläche glatt und eben, Epithelium und Rindensubstanz 432 zeigen nichts Besonderes. Die Marksubstanz besteht aus Quer- zellen, welche dicker und manchmal isolirt stehen in den Woll- haaren, in den Stichelhaaren aber lang, schmal, gedrängt aufeinan- der liegen, und fast immer bis an ihre Ränder mit einander ver- schmelzen. Die Ränder bleiben isolirt, und ragen an den Seiten der Marksubstanz als kleine zahnartige Fortsätze gegen die Rin- densubstanz. Mit letzterer Beschreibung harmoniren die Stichelhaare von Felis catus ebenfalls, weichen aber darin ab, dass die Mark- substanz überhaupt um sehr vieles dicker ist, als die Rindensuh- stanz, was wieder am deutlichsten im Querdurchschnittie (Tab. IL. fig. 37.) zu sehen ist. Die Wollhaare der Katze weichen aber gänzlich von denen des Tigers ab, und nähern sich denen der Hunde. Sie haben sägenartig gezahnte Ränder, wenig Rinden- und viel Marksubstanz. Diese (Tab. I. fig.35.) ist aus eigenthüm- lichen, bald mehr viereckigen, bald mehr runden Zellen zusammen- gesetzt, welche, von dicken Scheidewänden getrennt, meistens re- gelmässig hinter einander liegen, an ihrer Peripherie undurchsich- ig sind, in ihrer Mitte aber einen sehr durchsichtigen, rundlichen Punkt besitzen, welcher nur selten fehlt. An letztere Form der Wollhaare reihen sich nun die Mustelen, Cercoleptes und die Hunde, welche nur durch kleinere Unterschiede im Zellenbaue der Markröhre sich trennen. Bei Canis (vulpes) ist auch die Figur des Querdurchschnittes (Tab. IL fig. 38.) eine andere, nämlich mehr kreisrund. Bei Vierra und Lutra finden ebenfalls mehr äussere Unterschiede statt, die ich erst bei den spä- teren, speziellen Abhandlungen aufführen werde. Die Haare der Hyäne (H. striata) weichen sehr bedeutend von den obigen ab. Sie zeigen immer ganze Ränder, ein feines, unregelmässiges Epithelium, wenig Marksubstanz in den Wollhaa- ren, wo sie fast nur fadenförmig, aus länglichen, nach der Länge 433 des Haares, aber nicht ganz mit dem Längendurchmesser dessel- ben parallel, sondern etwas schief liegenden, und fast immer mit einander verschmelzenden Zellen besteht (Tab. II. fig. 39.). In den dicken Haaren ist der Durchmesser der Marksubstanz grösser, als der der Rindensubstanz; letztere ist aus ziemlich feinen, nicht sehr langen, bald grösseren, bald kleineren und runderen Zellen zusammengesetzt; der Bau der Marksubstanz ist mir aber bis jetzt noch verborgen geblieben: sie sieht wie eine ganz homogene, un- durchsichtige Masse aus. Der Querdurchschnitt (Fig. 40.) gleicht einem etwas abgerundeten, länglichen Vierecke. VII. Sehr eigenthümlich construirt sind die Haare der Phoca (annellata). Rinden- und Marksubstanz sind nicht zu unterschei- den; das ganze Haar besteht innerhalb des gewöhnlich aussehen- den Epitheliums aus einem Gefüge von ‚grösseren und kleineren Zellen, die untereinander gestreut liegen. Die grösseren Zellen gleichen wohl den gewöhnlichen Rindenzellen, sind aber viel brei- ter, als diese; die kleinen Zellen sind nur selten lang gezogen, meistens rund (Tab. I. fig. 41.). Das ganze Haar ist sehr flach gedrückt, so dass der Querdurchschnitt (fig. 42. und 43 ) die Fi- gur eines Weberschiffchens annimmt, ist aber manchmal auf einer Seite flacher, als auf der andern. Im Querdurchschnitte erscheinen die grösseren Zellen rundlich und grösser als die gewöhnlichen Rindenzellen; die kleinen liegen auch hier wieder zwischen erste-- ren zerstreut. VII. Hier sollten nun Betrachtungen über den Bau der Haare der Cetaceen, der Proboscideen und Anakolen sich anreihen; ich muss aber leider dieselben für jetzt hinweglassen, da Abhandlungen d.11.C1.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 55 434 ich bisher keine Gelegenheit hatte, dieselben untersuchen zu können. Die Wollhaare von Sus seropha besitzen gleich den Haaren der Phoca keine Markröhre, sondern nur gewöhnlich grosse Rin- denzellen, zwischen welchen einzelne kleinere, rundliche Zellen zerstreut liegen. Der Querdurchschnitt ist oval (fig. 44.), die gros- sen und kleinen Zellen erscheinen rundlich. In den Borsten fin- det sich jedesmal eine Markröhre, die aber immer sehr zusammen- . gedrückt und im Verhältniss zur Dieke der Borste sehr klein ist. Am deutlichsten erscheint sie auf dem Querdurchschnitte (fig. 45.) bald als eine ganz einfache Spalte in der Mitte der Rindensubstanz, bald verzweigt sie sich in diese hinein, indem sie sich an den Spitzen theilt und auch seitliche Fortsätze abgiebt. Die Zellen der Rindensubstanz sind auch in den Borsten sehr gross, sehr lang und breit von aussen, gross und rundlich auf dem Querdurchsebnitte. Das Epithelium dagegen besteht aus ziemlich feinen Zellen. Die Haare von Hyraz (ruficeps) haben einen aus sehr feinen, eckigen Zellen zusammengesetzten Epithelialüberzug, durch welchen ich die Struktur der Rindensubstanz niemals hindurchsehen konnte. Die Zellen in der Rindensubstanz scheinen überhaupt kleine Räume und ungewöhnlich dicke Wandungen zu besitzen, da man selbst auf dem Querdurchschnitte ihrer kaum einige als sehr leichte Schat- tenflecken beobachtet. Die ziemlich grosse Markröhre ist in sehr schmale, lange, mit der Querachse des Haares parallel liegende Zellen getheilt, deren viele so lang, als das Lumen der Markröhre, viele aber kaum halb so lang, oder noch kürzer sind. Sie liegen sehr gedrängt über und neben einander, werden durch schmale Scheidewände getrennt, scheinen aber auch oft zum "Theil mit ein- ander zu verschmelzen (Tab. II. fig. 46.). Der Querdurchschnitt (fig. 47.) ist höchst eigenthümlich gestaltet, und wohl so leicht \ 435 nicht mit etwas zu vergleichen; die Markröhre in ihm erscheint als ein sehr lang gezogenes Ovale. Am Haare des Tapirus americanus lässt sich die Rindensub- stanz wieder deutlich analisiren; ihre Zellenräume sind im Verhält- niss zur Dicke des Haares ziemlich fein und kurz, die Scheide- wände derselben aber sehr dick. Die Markröhre ist sehr unregel- mässig gebaut, bald weit, bald enge, ebenso ihre Zellen. Die Zellen liegen immer quer, sind bald lang und schmal, bald kurz und dick; selten treten Scheidewände so weit zwischen sie, dass sie völlig von einander isolirt wären, sondern sie verschmelzen mit einander bald in geringerer, bald in grösserer Ausdehnung zu ei- nem ziemlich unförmlichen Klumpen (fig. 48.). Das Verhältniss der Marksubstanz überhaupt zur Rindensubstanz ist etwas von dem bei Hyrax verschieden und beide haben ziemlich einerlei Durch- messer. Die Querdurchschnitte (fig. 49—51.) sind oval gestaltet, bald mit vieler, bald mit wenig oder in zwei Partien getheilter, bald mit keiner Marksubstanz versehen, was eben von dem Wech- sel der Zellen au Länge und gegenseitiger Verschmelzung herrührt. Equus (Zebra) besitzt an der Oberfläche seiner Haare ein aus sehr ansehnlichen, eckigen, meistens in Querreihen gelagerten Zel- len zusammengesetzies Epithelium; die Rindensubstanz ist unge- wöhnlich feinzellig, viel dünner als die Marksubstanz. Die Mark- substanz, von aussen gesehen, füllt die geräumige Markröhre als gleichförmige, undurchsichtige Masse gänzlich aus, auf dem etwas ovalen Querdurchschnitte aber (Tab. II. fig. 52.) sieht man deut- . lich bald grössere, bald kleinere Scheidewände, als theils gross-, theils kleinzellige Lamellen von der innern Oberfläche der Rinden- substanz aus in die Markröhre hineinlaufen. Diese Scheidewände sind oft von grossen Zellenräumen durchbrochen und legen sich 55 * x + 436 niemals als unversehrie. Lamellen über das ganze Lumen der Markröhre. IX. An den Haaren der Wiederkäuer bemerkt man gleich- falls zu grosse Verschiedenheit in äusserer Form und innerem Baue, als dass sich viel Allgemeines über sie sagen liesse. Meistens sind sie walzenförmig-rund, oft aber auch bald von einer, bald von mehreren Seiten her eingedrückt. Epithelium, Rinden - und Mark- substanz finden sich in den meisten Fällen, manchmal aber scheint die Rindensubstanz gänzlich zu fehlen. In der Regel tritt der zel- lige Bau der beiden Substanzen klar hervor und die Zellen sind gross und mitunter sehr regelmässig und zierlich gebaut. Bei Oumelus Dromedarius ist die Rindensubstauz sehr dick, an der äusseren Oberfläche aus sehr kleinen, inwendig aus grös- seren Zellen zusammengesetzt, die aber niemals so sehr in die Länge gezogen sind, wie bei den bisherigen Thieren. Der Quer- durchschnitt (Tab. U. fig. 53.) ist etwas nierenförmig, die Mark- röhre in ihm bisquitförmig mit kleinen, ziemlich gleich grossen Ziel- len gefüll. Bei Auchenia Llama bildet der Querdurchschnitt (Tab. I. fig. 54.) ein verschobenes Viereck mit abgerundeten Ecken, die Markröhre eine unregelmässige, dreilappige Figur. Das Ver- bältniss der Rinden- und Marksubstanz ist ziemlich so, wie bei Camelus; auch die Struktur beider Substanzen ist von vorigem nicht bedeutend verschieden. Letztere bleibt sich auch in den Haaren von Camelopardalis Girafpa noch ziemlich dieselbe, nur ist die Marksubstanz viel grösser, und die Rindensubstanz von geringem Durchmesser. Der Querdurchmesser (Tab. H. fig. 55.) ist nie- reuförmig. Die Haare von Bos (Bison) zeigen ungewöhnlich grosszellige Riudensubstanz, welche auch im Verhältniss zur Marksubstanz sehr 437 beträchtlich dick ist. Die Zellen meistens länglich-rund, weniger eckig, ohne bestimmte Ordnung zerstreut, mit dicken Zellenwänden versehen, in welchen häufig wieder kleinere, rundliche Zellen vor- kommen. Die Marksubstanz zeigt ganz denselben Zellenbau, und unterscheidet sich blos dadurch, dass ihre Räume mit weisser, die der Rindensubstanz aber mit schwarzer Masse gefüllt sind. Der Querdurchschnitt (Tab. II. fig. 56.) ist unregelmässig rund. Bei Capra (Ibex) ist die Rindensubstanz wieder viel dünner, aus kleinen Zellen zusammengefügt; die Marksubstanz hat grosse Zellenräume mit enorm dicken, schwammigen Wandungen. Der Querdurchschnitt, welcher allein Aufschluss über den Bau dieser Haare zu geben vermag, ist ziemlich rund (Tab. I. fig. 58.). Von den bisherigen Wiederkäuern trennen sich Antilope, Cer- vus und Moschus gänzlich. Sie zeichnen sich durch Mangel an eigentlicher Rindensubstanz und durch den grosszelligen Bau ihrer Marksubstanz aus; ihre Querdurchschnitte sind in der_Regel rund. Die Haare von Antilope rupicapra (Tab. I. fig. 57.) bestehen blos aus Epithelium und Marksubstanz. Die Zellen letzterer sind auf dem Querdurchschnitte von verschiedener ‚Grösse, grosse und kleine unter einander, weder Sehr länglich, noch sehr bestimmt eckig, sondern mehr abgerundet; die grösseren Zellen fallen nicht immer, aber oft in die Mitte der Marksubstanz, oft liegen sie an ihrer Peripherie. Im Längendurchschnitte ist die Anordnung der Zellen dieselbe: sie sind nicht so laug gezogen, wie bei Cervus, nicht so bestimmt eckig, wie bei Moschus. Die Wandungen der Zellen sind sehr dick und selbst wieder aus ziemlich grossen Zel- len zusammengefügt. In den Haaren von Cervus (capreolus) fehlt die Rindensub- . stanz ebenfalls, das Epithelium ist aber sehr dick und scheint dessen SQ 438 Stelle zu vertreten. Die Marksubstanz besteht aus sehr länglichen, dahei abgerundeten, nicht scharf-eckigen Zellen, welche zwar an und für sich mit dem Querdurchmesser des Haares ziemlich paral- lel laufen, in ihrer Aneinanderreihung aber in schiefen Linien ver- theilt sind. Die Scheidewände sind in der Regel nicht besonders dick. Die in der Mitte der Marksubstanz gelegenen Zellen sind meistens die grössten, die kleineren liegen an der Peripherie (Tab. II. fig. 59.). Der Querdurchschnitt ist kreisrund. Der vollkommenste Zellenbau, den ich bisher an Haaren traf, ist bei Moschus moschiferus. Es fehlt diesen Haaren wohl auch eine eigentliche Rindensubstanz, diese wird aber durch besondere Ausbildung der Marksubstanz einigermassen ersetzt. Das Haar von aussen, unmittelbar unter dem zarten Epithelium betrachtet, scheint ganz (Tab. II. fig. 60.) aus sechseckigen, nur selten anders ge- formten, und an Grösse sich meistens gleich bleibenden Zellen zu- sammengesetzt zu seyn, und sieht wie Honigwaben aus. Im Län-_ gendurchschnitte (Tab. I. fig. 61.) kann man schon deutlich die Scheidung der Zellen zu zweierlei Substanzen erkennen, indem die Wandung des Haares constant aus kleinen, übrigens unter einander gleich grossen Zellen construirt wird, innerhalb welcher dann erst die grosszellige, ejgentliche Marksubstanz erscheint. In letzterer erblickt man wieder, vorzugsweise sechseckige Zellen, welche bald grösser, bald kleiner sind, nach keiner bestimmten Anordnung sich vertheilen, und an verschiedenen Orten zwischen sich Inseln von sehr kleinen Zellen haben. Die Wandungen der Zellen sind dünn. Der Querdurchschnitt (Tab. II. fig. 62.) ist vollkommen kreisrund, von ziemlich gleich-grossen, viereckigen Zellen an sei- ner Peripherie unter dem Epithelialüberzuge begränzt, innerhalb welchen nochmals eine ringartige Schichte kleiner, aber an Form und Grösse sehr ungleicher Zellen liegt. Diese beiden Zellenringe scheinen zum Ersatze der Marksubstanz da zu seyn, oder vielleicht 439 mehr den zwei Wandungen der Igelstacheln zu gleichen; innerhalb ihnen liegt nun erst, wie auch bei denIgelstacheln, die grosszellige Marksubstanz. Die Zellenräume in dieser sind sehr unregelmässig, bald gross, bald klein, bald eckig, hald rund; die Zellenwände entspringen am inneren Ringe der Randzellen oft als sehr breite Blätter, die gegen das Centrum des Haares laufen, und selten eine Strecke weit ganz, meistens aber wie zerrissen erscheinen. X. Wenn die bisher betrachteten Ordnungen und Familien der Säugethiere manchmal schon eine sehr auffallend grosse Mannig- faltigkeit in Form und innerem Baue der Haare zeigten, wenn es dadurch eigentlich unmöglich gemacht wurde, etwas allgemeine, bezeichnende Definitionen zu geben; so scheint doch vorzugsweise bei den Nagern jede Andeutung zu einem Grundtypus zu fehlen, und die Verschiedenheit im innern Baue der Haare bei den ver- schiedenen Gattungen, ja selbst Arten einer Gattung aufs Höchste zu steigen. Stacheln, Borsten, weiche Haare, von kreisrunder, ova- ler, viereckiger, bisquitähnlicher, doppelhackenähnlicher Form auf den Durchschnittsflächen, mit viel und wenig Rindensubstanz, mit grosser und kleiner Markröhre und langen, eckigen, runden, brei- ten Zellen in derselben wechseln selbst bei den Arten einer Gattung auf die bunteste Weise ab. Die Stacheln der Stachelschweine reihen sich wohl zunächst an die eben verlassenen Haarformen. Sie zeigen die drei gewöhn- lichen Substanzen; das Epithelium ist sehr fein, die Rindensubstanz hornartig hart, aus lang gezogenen Zellen construirt, in geringer Quantität vorhanden: die Marksubstanz sehr reichlich, an der Pe- ripherie feinzellig, grosszellig im Centrum. 440 Sie zerfallen in zwei Abtheilungen, von denen die eine durch Hystrix cristata, die andere durch Hystrix insidiosa repräsentirt werden kann. An der äusseren Oberfläche der Stacheln von Hystrix cristata (Tab. IH. fig. 63.) bemerkt man unter dem Epithelialüberzuge ei- nen ähnlichen, zelligen, honigwabenartigen Bau, wie bei Moschus, doch sind die Zellen weder an Grösse, noch an Form sich so sehr gleich; überdiess ist die ganze Oberfläche der Länge nach gefurcht. Von jeder Furche aus setzt sich der ganzen Länge des Stachels nach Rindensubstanz in die Markröhre hinein fort als Lamellen oder Scheidewände, welche die Marksubstanz selbst in verschie- dene Partien abtheilen-. Meistens verzweigen sich diese Lamellen in der Marksubstanz etwas, und bilden. so ein sehr weitzelliges Gewebe, in welchem die Markzellen liegen. Am Längendurchschnitte (Tab.IIL. fig.64.) zeigtsich unmittelbarneben der dünnenRindensubstanz eine Lage kleiner Zellen der Marksubstanz, welche auf ähnliche Weise "wie der innere Zellenkreis bei Moschus eine innere, weiche Rindensubstanz zu bilden scheint; sie gränzt sich aber nur selten sehr merklich, meistens wenig oder gar nicht von der übri- gen Markmasse ab, mit welcher sie verschmilzt. Die von den Fur- chen der Rindensubstanz aus in die Marksubstanz sich senkenden Scheidewände laufen in der Regel niemals gerade, sondern biegen sich bald mehr, bald weniger, und theilen sich nach keinem be- stimmten Gesetze in seitliche Lamellen. Die Markzellen zeigen die grösste Mannigfaltigkeit an Form und Grösse, sind bald lang- gezogen, bald zusammengeschoben, rundlich, verschiedeneckig, und liegen gross und klein unter einander. Am Querdurchschnitte (Tab. II. fig. 65.) sieht man die Fortsetzung der Rindensubstanz in die Marksubsianz in Form von Scheidewänden am klarsten; die 441 Unregelmässigkeit der Markzellen leuchtet auch hier wieder deut- lich hervor. Die Stacheln von Hystrix insidiosa sind von aussen glatt, ohne Furchen, ihr Epithelium fein, das Ansehen der äusseren Oberfläche unter dem Epithelium sehr feinzellig. Diese Zellen- sind meistens länglich, unregelmässig, dickwandig und sehr klein (Tab. IH. fig. 66.). - Im Längendurchschnitte (Tab. IH. fig. 67.) zeigt sich die Rinden- substanz sehr schmal, die Markröhre sehr gross und mit eckigen Zellen gefüllt, welche im Centrum der Marksubstanz am grössten erscheinen, und desto kleiner werden, je mehr sie sich der Rin- densubstanz nähern. Der Querdurchschnitt ist zirkelrund (Tab. IH. fig. 68.), die Zellen der Rindensubstanz erscheinen auf ihm lang- gezogen, an beiden Enden zugespitzt, sehr klein (Tab. II. fig. 69.), die der Marksubstanz ziemlich regelmässig fünf- oder sechseckig, im Centrum der Markröhre gross, klein an ihrer Peripherie. Die borstenartigen Haare von Dasyprocta Aguti haben eben- falls sehr wenig Rinden- und sehr viel Marksuhstanz; erstere ist aus höchst feinen, nur schwer unterscheidbaren Zellchen zusammen- gesetzt. Die Marksubstanz zeigt auf dem Längendurchschnitte (Tab. II. fig. 70.) meistens rundliche, manchmal eckige, in die Länge gezogene und dann auch mit dem Querdurchmesser des Haares parallel liegende Zellen, welche an Grösse sehr von ein- ander abweichen, und so sich vertheilen, dass die grossen Zellen sehr zerstreut umher liegen, die kleinen aber zwischen ihnen schwam- mige Massen formiren. Der Querdurchsehnitt hat eine övale Form (fig. 71.); die Markmasse in ihm zeigt wieder grosse und kleine rundliche Zellen; die Zellenlamellen entspringen als sehr ansehn- liche Blätter von der inneren Oberfläche der Rindensubstanz, gehen in den verschiedensten Richtungen zum Centrum der Markröhre, und Abhaudlungen d. 11. C1. d. Ak, d. Wiss. III. Bd, Abth. II. 56 442 {heilen sich hier, oft auch ‚schon früher, in seitliche Blättchen, welche in die Bildung der verschiedenen Markzellen eingehen. — In den höchst zarten Wollhaaren von Castor Fiber ist das Verhältniss der Mark - und Rindensubstanz ziemlich dasselbe, wie bei den bisherigen Nagerhaaren (Tab. III. fig. 72.). Die Zellen in der Markröhre sind 'nicht quer, wie gewöhnlich, sondern schief gestellt, und von demselben Durchmesser, wie die ganze Markröhre, liegen ziemlich regelmässig eine hinter der andern, und werden durch ansehnlich dicke Wandungen von einander getrennt. Oft sind statt einer solchen einfachen Zelle mehrere kleine vorhanden, welche aber nur eine gespaltene, grössere zu seyn scheinen, da sie zusammen dieselbe schiefe Lage beibehalten. Die Zellenräume sind übrigens etwas schwer zu erkennen, da sie viel heller aus- sehen, als bei den ührigen Nagern. Von ‚dieser Form weichen die dicken Haare des Bibers sehr ak. Die Rindensubstauz ist eben so dick, als die Marksubstanz, was mir sonst bei keinem Nager vorkam; sie ist aussen mit einem etwas grosszelligen Epi- thelium umkleidet, und selbst aus sehr feinen, länglichen Zellen zusammengefügt (fig. 73.). In der Marksubstanz bemerkt man rundliche, nur manchmal sehr längliche Zellen, welche sich in der Quere der Markröhre so ordnen, dass man aus ihren Reihen eine bald mehr, bald weniger deutliche Y-F'orm herausfindet. Zwischen diesen Zellen liegen in den sie von einander trennenden Scheide- wänden sehr kleine Zellen, welche den Scheidewänden selbst ein schwammiges Ansehen geben. Der Querdurchschnitt dieses Haa- res ist ein langgezogenes Ovale, an welchem die Rindensubstanz an den beiden Polen am reichlichsten, an den Seiten aber am schmälsten ist: daher ist die Markröhre runder und harmonirt nicht mit der Form des ganzen Haares. Die Scheidewände in der Mark- substanz stellen sich auf dem Querdurchschnitte als breite, schwam- _ mige Blätter dar, die, an der Rindensubstanz sich inserirend, oft 443 bis zur Hälfte, oft noch weiter in die Markröhre hineinragen, und nur hie und da grössere Zellenräume durchschauen lassen. An den sonderbaren Stacheln der Stachelmäuse unterschei- det man an jedem einzelnen eigentlich zwei Stacheln, welche aus einer gemeinschaftlichen Wurzel entspringen und an der Spitze sich wieder vereinigen; im übrigen Theile werden sie durch eine hornartige Zwischenlamelle verbunden, welche Fortsetzung der Rindensubstanz, öfters auch der Marksubstanz der Stacheln selber ist. Die Rindensubstanz ist aus sehr kleinen, rundlichen Zellen zusammengesetzt, welche man wohl nur auf dem Querdurchschnitte deutlich erkennen kann (fig. 76.), weil von aussen auf ihr ein grosszelliges, dickes Epithelium liegt, von innen aber die Marksub- stanz beständig durchscheint. Letztere ist der äusseren Ansicht nach (fig. 75. 76.) immer aus ziemlich lang gezogenen, schmalen, öfters gebogenen Zellen gebildet, welche auf dem Querdurchschnitte etwas weiter, viel kürzer, oft rundlich erscheinen. Sie setzen sich meistens von den eigentlichen Stacheln in die Zwischenmembran fort, was man öfters schon von aussen (fig. 77.), oft aber erst auf dem Querdurchschnitte bemerkt. Wenn die runden Zellen in die Masse der Zwischenmembran übergehen, verlängern sie sich, flachen sich ab und reichen dann durch die ganze Zwischenlamelle von einem Stachel zum andern; oft aber treten sie in der Zwischenla- melle in Klumpen zusammen und erstrecken sich nicht ganz durch dieselbe. Die Epithelialzellen auf der Zwischenlamelle sind immer sehr entwickelt und stechen besonders dadurch sehr hervor, dass sie meistens in bestimmter Richtung geordnet sind: so in stark ge- schwungene Bogen bei Loncheres leptosoma, in kurzen sich von zwei Seiten entgegen kommenden Bogen bei Mus russatus. Die Verschiedenheit im Baue dieser Stacheln ist übrigens bei deu verschiedenen Arten so gross, dass man diese sehr leicht darnach bestimmen kann. 36 * 444 Mus und Loncheres unterscheiden sieh am meisten darin, dass die Zwischenmembran bei ersteren schmal, bei letzteren sehr breit ist; dass bei Mus die Zellen auf derselben sehr lang gezogen, bei Loncheres aber flacher sind. Die Haare der Mäuseartigen und Schwippen sind flach gedrückt, haben in der Regel wenig Rinden- und viel Marksub- stanz; letztere tritt in Querzellen auf, welche entweder so lang -» sind, als die Markröhre breit, oder kleiner als diese und neben einander in ihr gelagert erscheinen. In den Wollhaaren sind die Zellen in der Regel einfach, eben so lang, als die Markröhre breit, stehen in gleicher Entfernung von einander, sind bald schmal, linienförmig, bald dick, rundlich, mehr oval oder kreisrund; die Scheidewände zwischen ihnen sind gleich dick und wıe bei Erinaceus aethiopicus einander parallel. Als Bei- spiel mag Myodes Lemmus gelten (Tab. IIL fig. 78.); seine Haare sind ganzrandig. In den Wollhaaren von Sciurus europaeus sind die einfachen Querzellen schmal, die Scheidewände zwischen ihnen etwa halb so dick, als die Zellen; die Rindensubstanz ist sehr dünn und zeigt an der Stelle, wo in der Marksubstanz ein Zellenraum sich befin- det, einen leicht erhabenen, wulstigen Ring, der sich unter dem Mikroskope auf beiden Rändern des Haares als stumpfe Zacken zu erkennen giebt (fig. 80.). Der unterste Theil vom Bulbus an ist unregelmässig knotig, die Knoten stehen anfänglich abwechselnd gegenüber, weit von einander, nähern sich dann immer mehr, wer- den kleiner und gerade gegenüberstehend, und sind dann die oben berührten, wulstigen Ringe (fig. 79.). Die Stichelhaare (fig. 81.) zeigen ebenfalls nur sehr wenig Rindensubstanz, welche aus läng- lichen Zellen besteht; die Marksubstanz hat uur sehr selten Zellen, 445 die so gross wären, als der Querdurchmesser der Markröhre, sie sind in der Regel nur halb so lang, und in der Weise vertheilt, dass, wo auf der einen Seite Zellenraum, auf der andern Zellen- wand sich befindet. Sie bleiben in dieser Ordnung öfters ganz isolirt, öfters aber neigen sich zum Zellenraum der einen Seite zwei entsprechende Zellenräume der andern und verschmelzen mehr oder weniger mit ihm, wodurch dann je drei Zellen in Y-Form sich stellen. Bei Hydromys chrysogaster sehe ich in der Mitte des Woll- haares einen schmalen, dunkeln Streifen, welcher Marksubstanz .zu seyn scheint, aber nicht weiter analysirt werden konnte; etwas dunkle, unregelmässig vertheilte, und unregelmässig dicke Streifen laufen quer herüber und gehören wohl der äusseren Oberfläche des Haares an (fig. 82.). In den Stichelhaaren ist die Rindensubstanz auch sehr gering, aber doch reichlicher, als bei Sciurus; die Zel- lenräume in der Marksubstanz haben in der Regel nur den vierten Theil der Länge des Querdurchmessers der Markröhre, und liegen wie Backsteine in einer durchbrochenen Wand aufeinander. Die Scheidewände sind meistens eben so dick, als die Zellenräume (fig. 83.). Die Haare von Lepus (glacialis) reihen, von aussen betrach- tet, sich an den bei Seiurus geschilderten Typus, zeigen aber auf dem Querdurchschnitte (Tab. IH. fig. 83.) grosse Verschiedenheit. Der Querdurchschnitt der dickeren Haare ähnelt dem der Stacheln von Stachelmäusen: ist an beiden Enden stark angeschwollen, in der Mitte am dünnsten, auf der vordern und hintern Fläche con- kav — mehr aber auf der einen, als auf der andern; von der mehr conkaven Fläche erheben sich die angeschwollenen» Enden als stumpfe, hakenförmige Fortsätze. Die Rindensubstanz ist leicht erkennbar, und besteht aus sehr kleinen Zellen; die Markröhre, 446 welche die Form des ganzen Haares hat, ist mit ziewlich grossen, meistens rundlichen Zellen gefüllt, deren Scheidewände ein schwam- -miges, aufgetriebenes Ansehen besitzen. 2 Bei Helamys (cafer) ist das Epithelium sehr deutlich ausge- prägt, die Rindensubstanz ist dünn; die Marksubstanz zeigt quer- liegende Zellen von geringer Dicke und der Länge des Querdurch- messers der Markröhre, welche manchmal von dicken Scheide- wänden isolirt liegen, meistens aber auf eine so eigenthümliche Weise sich verbinden, dass es scheint, als wäre in der Markröhre nur ein Raum vorhanden, welcher von der Zwiebel gegen die Spitze in einer gedrungenen Spirale liefe (fig. 84.). Die diekeren Haare dieses Thieres haben mehr Rindensubstauz, als die bisheri- gen, in der Marksubstanz Querzellen, welche sich oft an einem Ende in zwei Schenkel spalten, und häufig zwischen sich kleinere Zellen von mehr rundlicher F'orm erkennen lassen. ‘ XI. Im inneren Baue der Haare der Beutelthiere, so wie auch schon in der äusseren Form, finden sich gewissermassen die Hauptformen der Nager- und Raubthierhaare vereiniget. Bei vie- len erscheint die Oberfläche der Haare ganz glatt, bei andern wul- stig, wie bei Sciurus, bei noch andern an den Rändern gezähnelt. Die Figur des Querdurchschnittes ist fast immer eine ovale. Die Rindensubstanz, welche auf gleiche Weise feinzellig ist, wie bei den meisten bisher betrachteten Thieren, hat bald einen viel grös- seren, bald einen viel kleineren, mitunter auch ebenso grossen Durchmesser,‘ als die Markröhre; letztere ist in regelmässig vier- eckige oder’längliche, oder rundliche Zellenräume mit bald dicken, bald dünnen Scheidewänden getheilt, welche auch oft nicht über das ganze Lumen der Röhre sich legen, und mehrere Zellen zu- sammenlliessen lassen. 447 In den Haaren von Halmaturus giganteus, welche ich als Re- präsentanten der Beutelthierhaare zeichnete, finden sich mehrere der obigen Charaktere vereiniget: die Ränder sind deutlicher an den dickeren, weniger an den feineren Haaren gezähnelt, die Rin- densubstanz ist bei ersteren eben so dick als die Marksubstanz, bei letzteren viel dicker; in den dickeren Haaren verschmelzen die langen, schmalen Markzellen fast immer mit einander, die kürzeren und dickeren Markzellen der feinen Haare aber bleiben meistens isolirt (Tab. IH. fig. 85 —87.). XIL So wie die letzte Ordnung der Säugihiere, die der Edentaten, an den äusseren Formen ihrer Gattungen und Arten so ganz eigenthümlich und abenteuerlich da steht, wie den äusseren Umrissen entsprechend, auch die Organe im Innern des Leibes die grössten Besonderheiten zeigen, so tritt auch in ihren Haaren, diesen peripherischesten Theilen, noch eine scharfe Abgränzung von der übrigen Thierwelt durch die merkwürdigsten Eigenheiten in äusse- rer Form und Struktur auf, welche aber auch hier wieder bei den einzelnen Gattungen und selbst Arten so mannigfaltig erscheinen, dass keine für die Ordnung bezeichnende Charakteristik aufzu- stellen ist. Die Haare von Bradypus didactylus sind von zwei Seiten ziemlich zusammengedrückt und an ihrer ganzen Oberfläche kanne- lirt. Am deutlichsten zeigt sich diese sonderbare Form im Quer- durchschnitte, welcher, im Ganzen genommen, oval aussieht, an seinem Rande aber sich abwechselnd wellenförmig erhebt und ‚senkt (Tab. IIL fig. 89.). Der Erhabenheiten sind sieben bis acht, an dem breiten vorderen und hinteren Rande, zwei an jedem der schmalen Seitenränder. Im Inneren des Haares scheint Rinden- und Marksubstanz gänzlich untereinander gemengt zu seyn. Die 448 Rindensubstanz besteht, wie gewöhnlich, aus langen, schmalen Zellen, die hier nur etwas derber aussehen, und sich im Centrum des Haares ebenso finden, wie auf dessen äusseren Oberfläche un- ter dem dickzelligen Epithelium; die Marksubstanz ist in flocken- arligen, unregelmässigen und undurchsichtigen Partien durch die ganze Rindensubstanz zerstreut, findet sich bald in einzelnen klei- neren Portionen von rundlicher Gestalt, hald fliessen mehrere von. diesen in grösserer oder geringerer Ausdehnung zusammen (Tab. II. fig. 88.). Auf sehr feinen Querdurchschnitten zeigt sich die Mark- substanz in rundlichen, ziemlich gleich-grossen Zellen, welche bald in sich abgeschlossen, bald mit einander zusammenhängend ohne bestimmte Ordnung zerstreut liegen, und zwischen sich und um sich Rindensubstanz, erkennen lassen. An den struppigen Haaren der Myrmewophaga jubata zeigt die Rindensubstanz eine beispiellose Derbheit. Ihre Zellen sind ge- waltig lang und dick, die Scheidewände zwischen ihnen im höch- sten Grade massiv (Tab. II. fig. 90.). Der Querdurchschnitt ist bisquitförmig, die Rindenzellen auf ihm erscheinen, wenn er sehr dünn ist, als meistens rundliche, selten etwas verlängerte Zellen mit dicken Scheidewänden, welche aber an Grösse etwas wech- seln, so dass zwischen den gewöhnlichen grossen hie und da ei- nige kleine zu liegen kommen. Die Markröhre sieht auf dem Querdurchschnitt wie eine ziemlich in der Mitte des Haares gele- gene, lange, schmale Spalte aus, die mit undurchsichtiger, fein- unbestimmt-zelliger Masse angefüllt ist (Tab. II. fig. 91.). Die Haare der Echidna sind meistens von ihrem Bulbus au eine Strecke weit breit, bandartig, schrumpfen dann bis etwa auf die Hälfte des ursprünglichen Durchmessers ein, verbreitern sich nachher wieder, um neuerdings schmal zu werden, was sie in ihrer ganzen Länge 4—5mal wiederholen. Manchmal haben sie grosse 449 Strecken weit einerlei Dieke, manchmal aber wechseln sie darin sehr schnell; die Ränder sind dabei in der Regel nicht ganz, son- dern wellenförmig oder zackig. Mark - und Rindensubstanz schei- nen bier ebenfalls unter einander geworfen zu seyn, und erstere tritt nur in einzeln stehenden, runden ‚oder ovalen, bald grösseren, bald kleineren Zellen auf, welche theils im Centrum, theils in der Peripherie des Haares liegen. Die Zellen der Rindensubstanz sind wie gewöhnlich. In den Stacheln sind die beiden Substanzen wie- der vollkommen geschieden: die äussere höchst feinzellige ist von hornartiger Härte und ziemlich‘ geringer Dicke; die innere besteht in einer reichlich vorhandenen, feinzelligen, Masse, welche Mm quer- liegende Portionen getheilt ist. Eine solche Portion gilt dann als eine über das Lumen der Markröhre gelegte Scheidewand von schwammiger Beschaffenheit, spaltet sich öfters in mehrere kleinere Portionen und bildet dadurch unregelmässig eekige, mitunter ziem- lich grosse Zellen. Ornithorhynchus paradoxus weicht im Baue seiner Haare von den bisherigen Edentaten gänzlich ab. Man unterscheidet wieder Woll- und Stichelhaare, von denen besonders letztere durch ihr breites, ruderförmiges Ende sich auszeichnen. Vom Ursprunge aus der Zwiebel an sind die Haare an ihren Rändern etwas weitschich- tig sägenartig gezahnt, werden aber gegen die Spitze hin ganzran- dig. Die Rindensubstanz ist in den. Wollhaaren und dünneren Theilen der Stichelhaare gering; die Marksubstanz sehr entwickelt; im breiten Theile des Stichelhaares aber ist das Verhältniss um- gekehrt, und in diesem scheint sich die Marksubstanz gegen die Spitze hin zu zerstreuen und in einzelnen Stückchen durch die Rindensubstanz zu vertheilen (fig. 95.). Die Marksubstanz, wo sie reichlich sich findet, besteht aus einfachen, parallelen, schmalen Querzellen mit dicken, vollkommenen Scheidewänden — eine Form, Abhandlungen derI. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 57 450 die wohl sehr an Talpa euröpaea erinnert — in dem-breiten Theile -der Stichelhaare (fig. 93.) aber zeigt sie in bald grössere, bald kleinere Klumpen zusammengehäufte, manchmal auch einzeln stehende, runde Zellen, die immer in ihrer Mitte einen durchsich- tigen‘ Punkt enthalten. Der Querdurchschnitt gleicht an Form dem vom Haare der Phoca und enthält, wenn er aus der unteren Hälfte des breiten Theiles des Stichelhaares genommen ist (fig. 94.), etwas Marksubstanz im Centrum, wenn er aber mehr gegen die Spitze hin herausgeschnitten wird, kleine, rundliche, undurchsichtige Zel- len, welche nach allen Richtungen hin unter der höchst feinzelligen Rindensubstanz zerstreut liegen (fig. 95.). Erklärung der Abbildungen. Aeussere Oberfläche des menschlichen Haares, mit dem aus verschie- denen, eckigen Epithelialzellen gebildeten Ueberzuge. Die Rindensubstanz des menschlichen Haares unter dem Epithelium. Querdurchschnitt des menschlichen Kopfhaares, das niemals deutliche Marksubstanz enthält. Längendurchschnitt des menschlichen Barthaares mit —a— Rinden- und —b— Marksubstanz. Querdurchschnitt desselben. Querdurchschnitt eines, Haares aus der regio pubis des Menschen mit sehr kleiner Marksubstanz. Längendurchschnitt. T Querdurchschnitt eines Tasthanres von Lepus timidus, Haar im Längendurchschnitt von Lagothrix olivaceus. Querdurchschnitt vom Haare eines jungen Orang- Outang. Längen - und Querdurchschnitt des Haares von Cynocephalus Maimon. Haar des Pleropus edulis. Haar von Fespertilio noctula. Wollhaar, unterer, dünner, x oberer, kolbiger Theil des Stichelhaares von Myogale moscorilica. Querdurchschnitt vom obersten Theile des Kolbens desselben Haares. Kolbiger Theil vom Stichelhaare und 37# Fig. 20. Wollhaar der Talpa europaea. Fig. 21. Längendurchschnitt eines Stachels von Erinaceus europueus. Fig. 22. Längendurchschnitt eines Stachels von Erinaceus aelhiopicus. Fig. 23. Aeussere Ansicht einer Borste von Centeles. Fig. 24. Längendurchschnitt derselben. Fig. 25. Ein diekes Haar von Vasxa socialis im Längendurchschnitte. Fig. 26. Dasselbe im Querdurchschnitte. he Fig. 27. Wollhaar desselben Thieres, Fig. 23. Stichelhaar von Ursus marilimus. Fig. 29. Querdurchschnitt desselben. Fig. 30. Wollhaar von Ursus Arcios. Fig. 31. Haar von Meles vulgaris mit dem Epithelium. Fig. 32. Querdurchschnitt eines Haares desselben Thieres. Fig. 33—34. Haare von Felis Tigris. } Fig. 33—37. Haare mit Querdurchschnitt von Helis calus. Fig. 33. Querdurchschnitt des Haares von Canis vulpes. Fig. 39. Wollhaar von Hyaena striata ; äussere Ansicht. Fig. 40. Querdurchschnitt von einem dicken Haare desselben Thieres. Fig. 40—43. Längen- und Querdurchschnitte von Haaren der Phoca annellata. Fig. 44—45. Querdurchschnitt von Wollhaar und Borste von Sus scropha. Fig. 46. Aeussere Ansicht eines Haares von Hyraw ruficeps. Fig. 47. Querdurchschnitt desselben Haares. Fig. 43. Längendurchschnitt eines Haares von Tapirus americanus. Fig. 49—51. Querdurchschnitte‘ desselben Haares aus verschiedenen Stellen. Fig. 52. Querdurchschnitt des Haares von Equus Zebra. Fig. 53. Querdurchschnitt eines Haares von Camelus Dromedarius, Fig. 54. Querdurchschnitt vom Haare der Auchenia Llama. Fig. 55. Querdurchschnitt vom Haare des Camelopardalis Giraffa. Fig. 56. Querdurchschnitt eines Haares von Bos Bison. Fig. 57. Querdurchschnitt eines Haares von Aztilope rupicapra. Fig. 58. Querdurchschnitt eines Steinbockhaares (Capra Iber). Fig. 59. Längendurchschnitt vom Haare des Rehes. Fig. 60. Aeussere Ansicht eines Haares von Moschus moschiferus. Fig. 61. Längendurchschnitt, und Fig. 62. Querdurchschnitt desselben Haares. Fig. 63. Aeussere Ansicht eines Stachels von Aystriw cristala. 453 . 64. Lärgendurchschnitt. . 65. OQuerdurchschnitt desselben Stachels. . 66-68. Aeussere Ansicht, Längendurchschaitt und Querdurehschnitt vos einem Stachel der Hystrix insidiosa. 69. Ein kleines Stück der Rindensubhstanz des vorigen Stachels vom Quer- durchschnitte genommen und sehr stark vergrössert: a) Epithelium; b) ei» gentliche Rindensubstanz; c) ein Stück Marksubstanz. . 70— 71. Längen- und Querdurchschnitt des Haares von Dasyprocta Aguti. . 72—74. Haare mit Querdurehschnitt von Castor Fiber. . 75—76. Aeussere Ansicht und Querdurehschnitt eines Stachels von Lon- cheres leptosoma. . 77. Aeussere Ansicht eines Stachels von Mus russalus. . 78. ‚Haar von ‚Myodes Lemmus. . 79—S1. Haare von Sciurus europueus. . 82—83. Haare von Hydromys chrysogaster. . 84. Haar von_Hemlamys caffer. g. 85-97. Haare mit Querdurebschnitt von Halmalurus giganteus. . 88—89. Haar mit Querdurchschnitt von Bradypus didactylus. - 90—91. Haar mit Querdurchschnitt von Myrmecophaga jubata. . 92—95. Haare mit Querdurchschnitten von Orwithorhynehus' paradozus. eur Er Fu techige fig 3 LA \ ® INT I min { HN ti ft Fig 30 Fig 7 big 6 1% TE Y "N en 1 | Fig 31 Fig. 3 Rig Id Tabl Fig 19 Fig 20 m Er TORE mn An u mm un Fig. 36 Pig 39 Big 38 Kg 60 Fig 42 rec Rg 43 Tab II einen ee nr EENETE | RETER 35 Sa £ zZ REF TH Tab Il Karl N h PUUTERENRUNENT, N | Fry.69 (HANNS GN ee . - Ueber die Absorption der Salze durch gesunde, mit unverletzten Wurzeln versehene Pflanzen. Von A. Vogel, ord. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften. Ueber die Absorption der Salze durch gesunde, mitunverletzten Wurzeln versehene Pflanzen. Von A. Vogel, ord, Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften. Schon oft -ist die Aufmerksamkeit der Physiologen und Che- miker auf die Absorption verschiedener Stoffe durch die Pflanzen gerichtet worden. De Candolle, Braconnot, Macaire und mehrere andere Chemiker haben sich in der neuern Zeit damit beschäftigt, die Art und Weise zu untersuchen, wie die Pflanzen Salze und andere aufgelöste Substanzen absorbiren. Namentlich hat aber Herr Theodor de Saussure eine Reihe von Versuchen angestellt, in welchen er dargeihan, dass das Absorptionsvermögen der Pflanzen für verschiedene Salze ungleich ist. Er hat zu seinen Versuchen vorzüglich zwei Pflanzen angewendet, nämlich Polygo- num persicaria und Bidens cannabina, wozu er ausser dem schwefelsauren Kupfer keine anderen metallischen Salze anwen- dete, sondern sich fast immer derjenigen Verbindungen bediente, welche zur Basis haben Kali, Natron, Ammoniak und Kalkerle. Abhandlungen der ]1.Cl.d. Ak.d. Wiss. II. Bd. Abth. II. 58 458 In den von mir angestellten Versuchen habe ich mich nicht nur vorzugsweise der metallischen Salze bedient, sondern habe auch Pflanzen verschiedener Art dazu genommen, um, wo möglich, den Grad ihres Absorptions- Vermögens kennen zu lernen. Die Auflösungen, welche zu meinen Versuchen angewendet wurden, waren im Allgemeinen von der Art, dass sich ein Theil Salz in 30 bis 40 Theilen destillirten Wassers aufgelöst befand, wobei die Vorkehrung getroffen war, dass das durch Absorption und Verdunsten verschwundene Wasser täglich ersetzt wurde. Zu jedem Versuche wurden zwei Exemplare von der nämlichen Pflanze genommen und das eine in die Auflösung des Salzes, das andere neben dem ersteren in destillirtes Wasser getaucht, , um dadurch in den Stand gesetzt zu werden, den Unterschied und die Einwirkung der aufgelösten Substanz auf die dem Versuch unterworfene Pflanze deutlicher wahrnehmen zu können. Die zu den Versuchen verwendeten Pflanzen wurden in ge- sundem Zustande mit so viel als möglich unversehrten, gut gerei- nigten, durch destillirtes Wasser abgewaschenen Wurzeln genommen. Da die auflöslichen Salze, welche das Kupferoxyd zur Basis haben, von allen Salzen am schnellsten und am mächtigsten auf viele Pflanzen einwirken, so sind es auch die Kupfer-Salze, mit welchen ich meine Versuche zu beginnen für zweckmässig gehal- ten habe. Schwefelsaures Kupferoxyd. In eine Auflösung von schwefelsaurem Kupfer (1 Thl. Salz in 30 Thln. Wasser) wurden verschiedene Pflanzen mit ihren Wur- zeiln gebracht: “ Helianthus annuus. Schon nach 16 Stunden fing der obere Theil der Pflanze an sich zu neigen und nahm bald eine fast hori- 459 ° zontale Richtung an. Die Blätter schrumpften schnell und krampf- haft zusammen. Die zu diesen Versuchen angewendeten Exemplare von He- lianthus annuus hatten im Durchschnitt eine Höhe von 3 Fuss, so dass die Spitze der Pflanze wenigstens 25 Fuss von der Ober- fläche der Flüssigkeit entfernt war. Am obern Theil der Pflanze zeigten sich nach einigen Tagen kleine blaugrüne Crystalle und die Adern in den Blättern hatten eine braune Farbe augenommen. In den getrockneten Blättern des obern Theiles der Pflanze war eine so grosse Menge Kupfersalz enthalten, dass das Wasser, welches damit in Berührung gebracht wurde, eine blaugrüne Farbe davon annahm. Die gefärbte Flüssigkeit wurde durch Kali grün- gelb niedergeschlagen, der Niederschlag löste sich im Ueberschuss- von Kali zu einer azurblauen Flüssigkeit wieder auf, woraus sich ergibt, dass in der aus den Blättern gezogenen Auflösung schwe- felsaures Kupferoxydul enthalten war. Noch folgende Pflanzen wurden in eine Auflösung von schwe- felsaurem Kupferoxyd gestellt: Ein grosses Exemplar von Polygonum aviculare L. mit Blu- men. Nach einem Tage war die Pflanze gänzlich abgestorben. In den getrockneten Blumen fand sich nur eine schwache Spur von Kupfer, aber in den Blättern und in dem Wurzelstock war eine grosse Menge Kupfer enthalten. Der Stamm der Pflanze, welcher vor dem Eintauchen weiss war, hatte sich im Innern mit einem grünen Ueberzug bedeckt und enthielt eine solche Menge von Kupfersalz, dass er durch Benetzen mit einem Tropfen Kalium-Eisencyanür braun, und mit Schwefel- ammoniak schwarz wurde. 585 * 460 Der Wurzelstock, in kochendes Wasser gelegt, ertheilte dem- selben eine grüne Farbe und in der Auflösung wurde durch wenig Kali ein grünlichgelber Niederschlag hervorgebracht, welcher sich im Ueberschuss von Kali wieder auflöste und eine blaue Auflösung darstellte; es war also auch hier im Innern der Pflanze schwefel- saures Kupferoxydul gebildet worden. In den Blättern befand sich zwar auch Kupfer, aber in viel geringerer Menge, als in dem Wurzelstock. Eine junge Erbsenpflanze, Pisum sativum L., welche in der Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd abgestorben war, ent- hielt eine so grosse Menge von schwefelsaurem Kupferoxydul, dass das damit in Berührung gestandene heisse Wasser sogleich grün gefärbt wurde und von der Kali- Auflösung, im Ueberschuss hinzugesetzt, eine blaue Farbe annahm, ohne sogleich den gelben Niederschlag zu bewirken, welcher sich erst einige Minuten spä- ter bildete. Noch starben schnell in einer Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd: Hesperis matrönalis, Lilium bulbiferum, Aconitum Napellus. Am schnellsten absorbirte und starb ab Hesperis matronalis; schon nach 12 Stunden waren Blumen und Blätter krampfhaft zu- sammengezogen und die Adern in den Blättern leberbraun geworden. In allen diesen Fällen wurde in den abgestorbenen, getrockne- ten Pflanzen schwefelsaures Kupferoxydul gefunden. Eine Irispflanze, von Iris germanica, lebt viel länger in einer - Kupfer- Auflösung, als die übrigen genannten Pflanzen; auch wur- den in den endlich abgestorbenen Blättern nur geringe Spuren von 461 Kupfer gefunden. Es scheint, dass das wenig lockere Gewebe der Blätter der schnellen Absorption von Flüssigkeiten ein Hinder- niss in den Weg legt. Es wurde endlich in eine Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd, aus welcher eine grosse Menge des Kupfersalzes durch andere Pflanzen schon grösstentheils absorbirt war, @alega offieinalis gebracht. Diese Pflanze absorbirte die letzten Spuren von Kupfersalz aus der nun ganz entfärbten Flüssigkeit, welches Salz in der getrockneten Pflanze auch wieder gefunden wurde. Die getrockneten Blätter ertheilten dem kochenden Wasser eine smaragdgrüne Farbe, und das Kupfer befand sich grösstentheils darin als schwefelsaures Kupferoxydul. Essigsaures Kupferoxyd. Ein schönes Exemplar von Helianthus annuus wurde in eine Auflösung von essigsaurem Kupfer gebracht. Schon am folgenden Tage neigte sich die Pflanze, nahm allmählig eine horizontale Lage an und bekam braune Flecke auf der Oberfläche der Blätter. Nach acht Tagen wurden auf den Blättern des obern Theiles der Pflanze kleine, grüne Crystalle sichtbar. Warmes Wasser, wel- ches mit den Blättern in Berührung gebracht war, nahm davon eine grüne Farbe an, und in dieser Auflösung brachte Kali einen gelbgrünlichen Niederschlag hervor, welcher sich im Ueberschuss von Kali grösstentheils wieder auflöste und damit eine blaue Flüs- sigkeit darstellte. Es war also hier ebenso, wie beim schwefelsauren Kupferoxyd, ein ‚Theil des absorbirten, essigsauren Kupferoxyds in der Pflanze zersetzt und zu einem Oxydul-Salz reducirt worden. Durch wie- derholtes Eintauchen frischer Pflanzen wurde das essigsaure Kupfer- oxyd aus der Auflösung endlich vollkommen erschöpft. 462 Schwefelsaure Maguesia und Chlormagnesium. Jedes der beiden genannten Salze war in 25 Thlu. Wasser aufgelöst. : Zwei Exemplare von Helianthus annuus wurden in die Flüs- sigkeiten gebracht; schon nach einigen Tagen neigten sich die Pflanzen, die Blätter schrumpften zusammen und die Pflanzen starben. Dann wurden in diese Auflösungen zwei Exemplare von Ga- lega officinalis gebracht. Die Blätter der Pflanzen, obgleich sie zusammen schrumpften, wurden nicht gelh, wie diess geschieht mit der Pflanze, welche in reines Wasser gestellt ist, sondern be- hielten ihre grüne Farbe. Das Absterben der Pflanzen ging indessen viel langsamer von statten in den beiden genannten Magnesia-Sal- zen, als diess der Fall war in den metallischen Auflösungen. Bei der Untersuchung ergab sich, dass in den beiden’ Pflanzen, in der einen schwefelsaure Magnesia und in der andern Chlor- Magnesium enthalten war. Die erstere blieb an der Luft trocken, aber letztere wurde, nachdem sie gut ausgetrocknet war, wegen des darin enthaltenen Chlormagnesiums an der Luft wieder feucht. Salpeter. In einer Auflösung von 1 Thl. Salpeter in 30 Thln. Wasser fing ein Exemplar von Mutricaria Parthenium den zweiten Tag an zu welken und war nach Verlauf von vier Tagen abgestorben; hingegen hatte ein gesundes Exemplar von Matricaria Parthenium, welches in einer gesättigten Auflösung von Gyps stand, noch am vierten Tage sein völlig frisches Ansehen behalten. Die Pflauze in der Salpeter-Auflösung bedeckte sich nach ei- nigen Tagen auf der Oberfläche ihrer Blätter mit kleinen, weissen Crystallen, welche ich zum Theil abnehmen konnte und welche 463 sich bei der damit vorgenommenen Untersuchung ganz wie unver- änderter Salpeier verhielten. Jodkalium. Zwei ganz gleiche und frische Exemplare von Galega offici- nalis wurden in zwei mit Wasser augefüllte Gefässe gestellt; in dem Wasser des einen Gefässes war aber z5 Jodkalıum aufgelöst. Die Pflanze, welche sich in dem mit Jodkalium versehenen Wasser befand, fing schon am andern Tage an, ihr schönes Grün zu verlieren, sie wurde blassgrün, die Blätter schrumpften zusam- men und bekamen, namentlich an dem obern Theil der Pflanze, leberbraune Flecke. . In den mit kochendem Wasser behandelten, abgestorbenen und getrockneten Blättern der Pflanze fand sich wohl eine grosse Menge Jodkalium, aber abgeschiedenes und freigewordenes Jod konnte ich nicht darin wahrnehmen. Als schon zweimal Pflanzen in der Auflösung abgestorben wa- ren, brachte ich ein drittes Exemplar von Galega officinalis hinein, und als die Blätter am zweiten Tage leberbraune Flecken bekom- men hatten, behandelte ich sie, einige mit kochendem Wasser, andere mit Alkohol, konnte jedoch kein freies Jod darin wahrneh- men, sondern nur unzersetztes Jodkalium. Während der Zeit, dass in der Jodkalium- Auflösung drei Pflanzen abgestorben waren, hatte die im reinen Wasser stehende Pflanze noch immer ihre grüne Farbe behalten. Alle Pflanzen, welche noch in die Auflösung von Jodkalium gebracht wurden, starben in derselben nach einigen Tagen, und diess dauerte fort, bis dass das Jodkalium aus der Flüssigkeit gänzlich absorbirt und keine Spur davon mehr in der Auflösung enthalten war, aber in keinem der Fälle wurde in der abgestorbenen 464 S Pflanze freies Jod wahrgenommen, sondern immer nur unzersetztes Jodkalium. Es wurde schon angegeben, dass das Absorptions- Vermögen für Aufnahme der Salze in den Pflanzen sehr verschieden ist, indem Iris germanica nur wenig und langsam von den Salzen absorbirt. i Einen Gegensatz zu der Iris giebt Datura Stramonium, deren Empfindlichkeit sehr gross ist. Eine in Blüthen stehende Pflanze von Datura Stramonium wurde in eine fast erschöpfte Auflösung von Jodkalium gebracht; die Pflanze starb darin schneller (schon nach 12 Stunden), alsich es bei irgend einer andern Pflanze wahr- genommen hatte. Schwefelsaures Zinkoxyd. Eine junge Bohnenpflanze, Phaseolus vulgarıs L., wurde in eine Auflösung von schwefelsaurem Zinkoxyd gestellt. Nach 24 Stunden fingen die Blätter an, blassgrün zu werden, schrumpf- ten zusammen und waren zum Theil in Cylinder zusammengerollt. Die .abgestorbenen, getrockneten Blätter hatten eine grosse Menge von schwefelsaurem Zinkoxyd absorbirt, welches aus den- selben durch warmes Wasser aufgenommen werden konnte. Ebenso starb in/der Zinkauflösung Matricaria Parthenium in kurzer Zeit und die getrockneten Blätter enthielten eine grosse Menge schwefelsauren Zinkoxyds in ihren Poren verschlossen. Es wurden wiederholt frische Pflanzen in die Auflösung ge- bracht, welche immer darin starben und das Zinksalz unzersetzt absorbirten, bis dass die Quantität des Salzes fast gänzlich er- schöpft war. z Schwefelsaures Manganoxyd. In eine Auflösung von schwefelsaurem Manganoxyd wurden junge Pflauzen von Phaseolus vulgaris L. gebracht. Den zweiten 465 Tag schon hatten die vollen, gesunden Blätter viel von ihrer dun- kelgrünen Farbe verloren, waren blassgrün geworden, verwelkten alsdann mit grosser Schnelligkeit nnd wurden hart. In den getrockneten Blättern befand sich eine grosse Menge von schwefelsaurem Manganoxyd, welches daraus durch warmes Wasser aufgelöst werden konnte. Ebenso starb in der Auflösung Matricaria Parthenium nach Verlauf von 24 Stunden und strotzte von schwefelsaurem Manganoxyd.“ Neue Pflanzen von Matricaria Parthenium in die schon seit acht Tagen gebrauchte Auflösung gebracht, starben und absorbirten das Mangansalz, ohne es zu zerseizen, his dass die Menge desselben fast gänzlich erschöpft war. gehe Salpetersaures Kobaltoxyd. Nachdem ein.Exemplar von Matricaria Parthenium einen Tag in einer Auflösung von salpetersaurem Kobaltoxyd gestanden, neigte sich die Pflanze und welkte schnell, wobei die rothe Farbe der Kobaltlösung auffallend erblasste. Die vom obern Theil der gestorbenen Pflanze abgeschnittenen und getrockneten Blätter wurden mit heissem Wasser übergossen; dieses nahm davon eine rothe Farbe an und enthielt salpetersaures- Kobhaltoxyd in der Auflösung. Durch wiederholt eingetauchte, frische Pflanzen verlor die Kobaltauflösung zwar allmählig ihre rothe Farbe und wurde end- lich ganz farblos, allein ich konnte durch Erneuerung von frischen Pflanzen doch nicht dahin gelangen, die Flüssigkeit von Kobalt gänzlich zu erschöpfen, denn das hydrothionsaure Ammoniak brachte in der enifärbten Flüssigkeit noch immer einen schwarzen Nieder- schlag hervor. Abhandlungen d. 11. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd, Abth. II. 59 466 Salpetersaures Nickeloxyd. Fin schönes Exemplar von Helianthus annuus, zwei Fuss hoch, mit unverletzter Wurzel in eine Auflösung von salpetersau- rem Nickeloxyd gebracht, war am zweiten Tage schon grössten- theils verwelkt. ’ Die am obern Theil der Pflanze abgeschnittenen Blätter, mit warmem Wasser ausgezogen, ertheilten demselben eine schwach- “grüne Farbe, und die von der getrockneten Pflanze abfiltrirte Flüs- sigkeit enthielt salpetersaures Nickeloxy& Nachdem das erste Exemplar von Helianthus in der Nickel- Auflösung abgestorben war, ersetzte ich dasselbe durch gesunde Pflanzen, wobei die grüne Farbe der Auflösung allmählig zu ver- schwinden anfing, indem das Nickeisalz immer mehr und mehr aus der Auflösung absorbirt wurde. Obgleich die Flüssigkeit endlich ganz farblos wurde, so konnte ich es doch nicht dahin bringen, alles Nickel aus der Auflösung zu absorbiren, indem hydrothionsaures Ammoniak noch immer schwarz davon niedergeschlagen wurde. Tartarus emeticus. In eine Auflösung von 1 Thl. Brechweinstein in 25 Thin. Wasser wurde ein grosses in Blüthe stehendes Exemplar von Ta- nacetum vulgare gebracht. Nach Verlauf von zwei Tagen starb die Pflanze. Die an dem obern Theile der Pflanze sich befindenden trocknen Blätter wurden mit heissem Wasser ausgezogen. Die filtrirte Flüs- sigkeit gab mit Hydrothionsäure einen orangegelben Niederschlag und enthielt eine nicht unbedeutende Menge Brechweinstein in Auf- lösung. Desgleichen welkten auch die jungen Pflanzen von Stan- genbohnen und von den Blättern war viel Antimonsalz absorbirt worden. 467 Grosse Pflanzen mit der Blüthe von Aconitum Napellus starben so lange in einer Auflösung von Brechweinstein, bis dass das Salz aus der Auflösung gänzlich absorbirt und er- schöpft war. Auch ein Exemplar von der deutschen Schwerllilie (Iris ger- manica L.) wurde in eine frische Auflösung von Brechweinstein gestellt. Die Pflanze starb zwar, aber nur sehr langsam, und in den endlich abgestorbenen Blättern war nur eine geringe Menge von Brechweinstein enthalten, was wohl, wie schon weiter oben bemerkt wurde, dem eigenthümlichen Bau der Pflanze zugeschrie- ben werden muss. Kleesaures und weinsaures Chromoxyd-Kali. Eine Pflanze von Helianthus annuus, welche in Auflösungen von kleesaurem, so wie weinsaurem Chromoxydkali gebracht wurde, behielt zwar ihre senkrechte Stellung, die Blätter schrumpften aber am dritten Tage zusammen und die Pflanze starb viel früher, als diess mit einem Exemplar, welches dem ersteren zur Seite in de- stiliries Wasser gestellt wurde, der Fall war. Die grünen Auflösungen hatten an Intensität der Farbe etwas verloren und in dem obern Theil der abgestorbenen Pflanze war eine geringe Menge von Chromoxyd-Salzen vorhanden. Ganz anders verhielten sich die Pflanzen in der Auflösung des folgenden Chromsalzes. Doppelt chromsaures Kali. Ein Helianthus annuus, welcher in eine Auflösung von dop- pelt chromsaurem Kali gebracht wurde, fing schon nach einigen Stunden an, sich zu neigen und nahm bald darauf eine ganz hori- zontale Lage an. 59 * N _ 468 Nach einigen Tagen wurden die Blätter selbst bis zum obern Theil der Pflanze hinauf gelb und auf der Oberfläche derselben waren kleine Crystalle von chromsaurem Kali ausgewittert. Das Wasser, welches mit den Blättern des obern Theiles der Pflanze in Berührung gebracht wurde, nahm davon sogleich eine gelbe Farbe an; die Flüssigkeit gab mit Silbersalz einen rothen Niederschlag und nahm auf Zusatz von schweflichter Säure eine smaragdgrüne Farbe an. Die Flüssigkeit wurde durch wiederholtes Eintauchen frischer Pflanzen von dem darin enthaltenen chromsauren Kali endlich bis auf die letzten Spuren erschöpft. Salpetersaures Silberoxyd. Eine in Blüthen stehende Pflanze von Lactuca sativa L, wurde in eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd gestellt. Nachdem sie abgestorben war, was nach einigen Tagen erfolgte, wurde die getrocknete Pflanze mit kochendem Wasser behan- delt, welches aber keine Spur von Silbersalz daraus aufgenom- men hatte. Ebenso wurde ein in Blüthen stehendes Exemplar von Malva sylvestris L. in eine frische Auflösung von salpetersaurem Sil- beroxyd gebracht. Nach einigen Tagen fingen die grünen Sten- gel der Pflanze an, grau zu werden und zwar von unten nach oben, welche Farbenveränderung allmählig zunahm bis an die Spitze des Stengels, wobey aber die Blätter ihre grüne Farbe nicht ver- loren. Die grau gewordenen Stengel bekamen an mehreren Stellen einen weissen sehr deutlichen Metallglanz. Die zerschnittenen grau gewordenen Stengel theilien dem ko- chenden Wasser keine Spur von Silbersalz mit; wenn aber dem Wasser, welches zum Auskochen der Stengel diente, etwas Salpeter- 469 säure zugesetzt war, so wurden die grauen Stengel weiss und nun fand sich in der Auflösung salpetersaures Silberoxyd. Auch heim Verbrennen und Einäschern der Stengel wurde das Silber in der Asche vermittelst Salpetersäure etc. wiedergefunden. Da nun Has kochende Wasser aus den getrockneten Stengeln der abgestorbenen Pflanzen kein Silber aufzulösen vermag, so ergibt sich aus den angeführten Versuchen, dass das salpetersaure Silberoxyd zwar von der Pflanze absorbirt, aber auch zum Theil in metallischen Zustand reducirt wird. Wenn man in eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd zu wiederholten Malen frische Pflanzen bringt, bis dass sie nicht mehr in derselben sterben, so findet sich, dass das Silbersalz ab- sorbirt ist, und dass sich nun keine Spur von Silbersalz mehr in der Auflösung befindet. | Ein Exemplar von Iris germanica lebt lange im Silbersalz und man findet in den endlich abgestorbenen Blättern nur kaum wahr- nehmbare Spuren von Silber, aber nicht in Wasser auflöslich, son- dern nur durch erwärmte, 'verdünnte Salpetersäure, also auch hier im Zustand von metallischem Silber. Salpetersaures Quecksilberoxydul. In eine Auflösung des oben genannten Salzes wurde ein Exemplar von Malva sylvestris L. gebracht. Die abgesiorbene Pflanze theilte dem kochenden Wasser kein Quecksilbersalz mit; als die getrocknete Pfauze aber mit verdünnter Salpetersäure behandelt wurde, fand sich Quecksilber in der Auflösung, woraus erhellet, dass das salpetersaure Quecksilberoxydul zwar absorbirt, aber durch die Pflanze zersetzt wird; ob,.es als Oxyslul abgeschie- den und eine neue unauflösliche Verbindung bildet, oder zu metal- lischem Quecksilber reducirt wird, lässt sich nicht mit Gewissheit entscheiden. 470 Durch wiederholte Einstellungen von frischen Pflanzen wurde -das salpetersaure Quecksilberoxydul gänzlich und bis auf die letzte Spur absorbirt. In eine Auflösung von obigem Quecksilberoxydulsalz wurden auch Exemplare von Leontodon Taraxacum L. und von Doronicum Pardalianches L. gebracht; beide starben allmählig, aber bei weitem nicht so schnell, als in Kupfersalzen. Die getrocknete Pflanze theilte dem kochenden Wasser auch kein Quecksilbersalz mit, wohl aber nahm die Salpetersäure daraus Quecksilber auf. Es war also “durch: diese beiden Pflanzen das Quecksilbersalz auch absorbirt und ebenfalls wie bei Malva sylvestris gänzlich zersetzt. Ein Exemplar von Fumaria offieinalis L. in die. Quecksilber- Auflösung gebracht, starb nach einigen Tagen und die Flüssigkeit war ganz milchig davon geworden. Der abgesetzte, weisse, gut ausgewaschene Niederschlag war in Wasser unlöslich und verhielt sich als eine Verbindung von Quecksilberoxydul mit einer organi- schen Substanz und Chlorwasserstoflsäure; letztere kann wohl nur von dem Chlorkalium, welches sich in der Fumaria befindet, herrühren. Auch ein Exemplar von Scorzonera hispanica L. wurde in die Auflösung des salpetersauren Quecksilberoxyduls gebracht. Die "Blätter fingen nach einigen Tagen an zusammen zu schrumpfen und wurden gelb. Es befand sich aber in der abgestorbenen und getrockneten Pflanze kein in Wasser auflösliches Quecksilbersalz; nur nachdem die Stengel und Blätter mit Salpetersäure behandelt waren, liess sich die Gegenwart des Quecksilbers in denselben wahrnehmen. Ebenfalls wurde noch ein grosses, in Blüthe stehendes Exemplar von Vicia Faba in die Quecksilber- Auflösung gestellt. Nach vier his fünf Tagen war sie abgestorben; die Blätter, welche klassgrün 471 geworden waren, wurden beim Trocknen schwarz. Dem kochen- den Wasser wurde kein Quecksilbersalz mitgetheilt, wohl aber der verdünnten, mit den Blättern erwärmten Salpetersäure. Es wird also in allen bezeichneten Fällen das Quecksilbersalz absorbirt und zersetzt. Das salpetersaure Quecksilberoxydul wurde durch erneute Pflanzen nach und nach ganz absorhirt. Sublimat. Eine mit Blüthen versehene Malva sylvestris war acht Tage in einer Sublimatauflösung gestanden. Die abgestorbenen Blätter und Stengel theilten dem kochenden Wasser keinen Sublimat mit. Als aber die mit Wasser ausgekochten Theile der Pflanze mit verdünn- tem Königswasser erwärmt wurden, fand sich eine nicht unbedeu- tende Menge (Quecksilber in der Auflösung. Diess war auch mit Salatpflanzen der Fall; sie absorbiren zwar den Sublimat, aber als solcher befindet er sich nicht mehr in den abgestorbenen Pflanzen, sondern war in Calomel zersetzt worden. Eine solche zersetzende Thätigkeit auf den Suhlimat kommt indessen doch wohl nicht allen Pflanzen zu, denn ein Exemplar von einem blühenden Doronieum Pardalianches, welches ich in einer Sub- limatlösung hatte absterben lassen, enthielt in den getrockneten Blät- tern deutliche Spuren von unzersetztem Sublimat; ein gieiches Re- sultat fand statt mit jungen Pflanzen von Pisum_sativum, welche ebenfalls Sublimat aus der Auflösung absorbirt hatten, ohne ihn in ihrem Innern ganz zu zersetzen. Als der Zeitpunkt eingetreten war, da frische Pflanzen nichts mehr aus der Sublimatauflösung zu absorbiren schienen, sondern in. derselben fortlebien, wurde die Flüssigkeit nicht mehr von Kalk- ‚472 wasser und Jodkalium getrübt, dennoch waren in der Auflösung durch hydrothionsaures Ammoniak noch Spuren von Quecksilber wahrzunehmen, welche von neuen Pflanzen nicht mehr absorhirt werden konnten. Essigsaures Bleioxyd. Das essigsaure Bleioxyd wird aus seiner Auflösung durch viele Pflanzen absorbirt; merkwürdig ist indess, dass die Pflanzen in diesem Bleisalz nur sehr langsam sterben. Bei einigen Exemplaren von Malva und Lactuca war erst nach 2 bis 3 Tagen ein angehendes Verwelken zu bemerken, indem die Blätter anfingen gelb zu werden. Nachdem sie endlich abgestorben waren, fand sich selbst in dem obern Theil derselben essigsaures Bleioxyd, welches daraus durch Wasser aufgelöst werden konnte. Andere Pflanzen, wie Hesperis_matronalis und Scorzonera his- panica, starben zwar auch allmählig, es befand sich aber in den ge- trockneten Blättern kein in Wasser auflösliches Bleisalz; es hatte in denselben eine Zersetzung erlitten und konnte nur daraus durch Salpetersäure ausgezogen werden. Als frische Salatpflanzen zu wiederholten Malen in die Blei- auflösung gestellt wurden, trat zuletzt ein Zeitpunkt ein, wo das Bleisalz gänzlich absorbirt und keine Spur mehr davon in der Flüs- sigkeit vorhanden war. Die Absorption des essigsauren Bleioxydes durch Mercurialis annua ist von Macaire nachgewiesen worden. *) ”*) S. Annales de chymie et de physique. Tom. 52. pag. 225. —— mn 473 Mehrere‘ Botaniker sind der Meinung, dass durch gesunde und unverletzte' Wurzeln der Pflanzen die Salze aus den” Auflösungen nicht absorbirt würden. Um hierüber nähere Aufschlüsse zu erhal- ten, stellte,ich folgenden Versuch an. Auf zwei grosse, mit destillittem: Wasser benetzte Schwämme legte ich Kressensamen und unterhielt. dieselben mit destillirtem Wasser feucht. Als die jungen Kressenpflanzen eine Höhe von etwa zwei bis drei Zoll erreicht hatten, tauchte ich den unteru Theil des einen Schwammes in eine verdünnte Auflösung von schwefelsaurem Kupfer, worauf die Pflanzen nach einigen Tagen abstarben, während die Pflanzen auf dem andern Schwamme, wel- cher mit Wasser geiränkt war, gut zu wachsen fortfuhren. Die Spitzen der verwelkten, auf dem kupferhaltigen Schwamme gewachsenen Pflanzen wurden mit einer Scheere abgeschnitten, getrocknet und dann auf einem Perzellanscherhen verbrannt. In dem eingeäscherten Rückstand befand sich eine leicht wahrnehm- bare Menge Kupfer. Da bei diesen Versuchen die Wurzeln der Pflanzen aus ihrer Stellung nicht gewaltsam verrückt waren, und folglich in keiner Weise verleizt seyn konnten, so ergibt sich, dass gesunde, unver- letzte Wurzeln allerdings Salze aus Auflösungen zu absorbiren im Stande sind. Um indessen keinem Zweifel über das Absorptionsvermögen der Pflanzen mit unverleizten Wurzeln Raum zu lassen, stellte ich noch einige Versuche mit solehen Pflanzen an, deren Wurzeln frei im Wasser hängen, als Veronica Beccabunga, Veronica Anagallis, Marsilea quadrifolia, Stratiotes aloides und Cyperus thermalis. Diese Pflanzen wurden auf solche Weise in Gefässe gestellt, dass sie mit dem untern Ende ihrer Wurzeln in eine verdünnte Auflösung von schwefelsaurem Kupfer tauchten. - Abhandlungen der], C1.d. Ak.d. Wiss. II. Bd. Abth. II. 60 474 Alle starben nach einigen Tagen, mit Ausnahme von Stratiotes aloides, obgleich die Wurzeln dieser Pflanzen ganz unverletzt waren. Auch eine Pflanze mit. Luftwurzeln, Cordyline vivipara, wurde mit dem äussersten Ende ihrer Luftwurzeln in eine Kupfersalz- Auflösung gestellt, in welcher sie ebenfalls nach kurzer Zeit verwelkte- Alle ebengenamnten Pflanzen enthielten, mit Ausnahme des Stratiotes aloides, in den getrockneten Blättern ein in Wasser auf- lösliches Kupferoxydulsalz und theilten dem kochenden Wasser eine smaragdgrüne Farbe mit. Der COyperus thermalis hatte eine Höhe von drei Kuss und dennoch war in der äussersten Spitze desselben Kupferoxydulsalz vorhanden. Dass die Verletzung der Wurzel zur Absorption der Pflanzen nicht nothwendig zu seyn scheint, geht auch noch daraus hervor, dass junge, in einem Topfe stehende Kressenpflanzen, welche an der Wurzel mit einer verdünnten Kupfersalz- Auflösung begossen wurden, nach acht Tagen zu verwelken anfıngen und Kupfersalz absorbirt hatten. Bei sehr compacten, saftreichen Pflanzen ist die Absorption indessen schwierig. Ein in einem Topfe stehendes Exemplar von Cereus variabilis wurde während sechs Wochen täglich mit ver- dünnter Auflösung von schwefelsaurem Kupfer an der Wurzel be gossen, ohne dass die Pflanze Kupfersalz absorbirt hatte oder zu verwelken anfıng. Die Blätter von Stratiotes aloides ‚ welche als frische Pflanzen lange in einer Kupferauflösung gestanden, theilten dem kochen- den Wasser keifi Kupfersalz mit, selbst dann nicht, wenn ‚das 475 Wasser zuvor mit etwas Salpetersäure versetzt war; durch diese Pflanze war also keine Spur von Kupfersalz absorbirt worden. Die frischen oder getrockneten Blätter von Stratiotes aloides haben die Eigenschaft, durch Benetzen mit verdünnten Säuren stark aufzubrausen und kohlensaures Gas zu entwickeln. Wird Säure auf die Oberfläche der frischen Blätter dieser Pflanze gebracht, so entsteht indessen kein Aufbrausen; nur hei den zerschnitienen Blättern ist diess auf eine sehr lebhafte Weise der Fall. Mit. den übrigen, eben genannten, zerschnittenen Wasserpflanzen bringt die "Salzsäure kein Aufbrausen hervor. Der ausgepresste und filtrirte Saft der frischen Blätter von Stratiotes aloides ist gelb, hat einen widerlichen Moorgeruch, braust aber nicht mit Säuren auf, sondern wird nur davon getrübt, eine Veränderung, welche der filtrirte Saft auch auf Zusatz von Wein- geist und durch das Aufkochen erleidet. Gyps enthält der filtrirte Saft nicht, aber essigsauren Kalk in grosser Menge. Der ausgepresste, nicht filtrirte Saft setzt ausser dem grünen Chlorophyll ein schneeweisses Pulver ab, welches in kohlensaurem Kalk besteht. Also nur Stratiotes aloides enthält im Innern, gleich den ver- .. schiedenen Species von Chara, welche bekanntlich mit Säuren stark aufbrausen, eine grosse Menge von kohlensaurem Kalk, was mit den übrigen Wasserpflanzen, welche in den nämlichen, mit hydraulischem Kalk überzogenen Behältern des hiesigen königlichen botanischen Gartens neben ‘einander stehen, nicht der Fall ist. Beim Trocknen der Blätter von Stratiotes aloides kömmt ein Theil dieses kohlensauren Kalkes verwittert auf der Oberfläche dersel- ben hervor. k Dass die Gegenwart des kohlensauren Kalkes in den Pflanzen . der Absorbirung des Küpfersalzes Hindernisse in den Weg legen 60* 476 dürfte, scheint daraus hervorzugehen, dass auch von der Chara vulgaris L., einer mit Säuren stark aufbrausenden Pflanze, welche ich drei Wochen in einer Auflösung von schwefelsaurem Kupfer hatte stehen lassen, während dieser Zeit nicht eine Spur Kupfer aufgenommen war. Equisetum limosum , welches viel Kieselerde enthält, absorbirt dagegen -das Kupfersalz aus seiner Auflösung. Ueber das Vorkommen des Schwefels in den Pflanzen. Dass in vielen Pflanzen Spuren von Schwefel enthalten sind, ist von Planche, Creutzburg und vielen andern Chemikern auf genügende Weise dargethan worden. Zu den schwefelhaltigen Pflanzen, welche vorzugsweise als solche bekannt sind, gehört vor-andern die Gartenkresse (Lepidium sativum L.). Da der Boden in verschiedenen’ Gegenden keinen freien Schwe- fel darbietet, so hielt ich es für möglich, dass diejenigen Pflanzen, welche sehr geneigt sind, ‚Schwefel aufzunehmen, auch in; einem Boiden, welcher keinen freien Schwefel exthält, die Schwefelsäure aus den schwefelsauren Salzen zersetzen könnten, um sich daraus _ des Schwefels zu bemächtigen, woran sich wohl auch nicht zwei- feln lässt. Jedoch habe ich Saamen gesäet in einen Boden, welcher weder freien Schwefel, noch schwefelsaures Salz enthielt, und dessenungeachtet war in den auf solchem Boden gezogenen Pflan- zen eine nicht unbedeutende Menge Schwefel vorhanden. Der Boden, dessen ich mich dazu bediente, bestand in ‚gröb- lichem Pulver von weissem Glas. Vor der Anwendung wurde das gestossene Glas noch einmal stark erhitzt, ohne es indessen zu schmelzen und dann mit vielem Wasser gewaschen, welches ‚daraus keine schwefelsaure Salze aufgenommen hatte. In diesen ‚Boden säete ich Kressensaamen und unterhielt denselben mit destillirtem 477 Wasser in feuchtem Zustande. Nachdem die jungen Pflanzen einige - Zoll Höhe erreicht hatten, wurden sie mit der Wurzel ausgezogen; die weissen Wurzelfasern wurden alsdann von der Pflanze mit der Scheere abgeschnitten und, nachdem sie gewaschen, zugleich mit der Pflanze schnell getrocknet. Beim Erhitzen dieser beiden scharf ausgelrockneten Substanzen in einer Retorte zeigte sich, dass nicht nur in den grünen Blättern und Stengeln, sondern auch in den weissen fasrigen Wurzeln eine bedeutende Meuge Schwefel enthalten war, was freilich auch mit dem angewendeten Saamen der Fall ist, indessen ist die in den Blättern und Wurzeln enthaltene ‘Quantität Schwefel bei weitem grösser, als in den Saamen. Da das Glaspulver, auf welchem diese Pflanzen gewachsen, von- Schwefel frei war und auch keine schwefelsauren Salze ent- hielt, da ferner das Wachsen der mit einer Glasglocke bedeckten Planze in einem Zimmer vor sich ging, wo keine Schwefeldänpfe vorhanden seyn konnten, so wüsste ich über den Ursprung des Schwefels keine genügenden Aufschlüsse zu geben und es bleibt mir ein Räthsel, woher die jungen Pflauzen hei diesem Versuch den Schwefel eninommen haben sollten. Auch enthielt der ausge- presste Saft der jungen Kressenpflanzen, welche in dem oben be- zeichneten Glaspulver gewachsen waren, schwefelsaure Salze, ob- gleich in dem Glaspulver keine Spur davon wahrzunehmen war, Um’den Gehalt des Schwefels in den Kressensaamen, so wie in den daraus entstandenen Pflanzen annähernd zu bestimmen, machte ich noch folgende Versuche. Ich liess Kressensaamen keimen in gröblich gestossenem Quarz, in gepulveriem Flintglas, so wie in feiner gut gewaschener Kie- selerde, welche aus Kiesellluor-Säure durch Wasser abgeschie- den war. In leizterer ging das Keimen und Wachsen nur schwach 478 von statten, in den beiden erstern aber sehr gut. Die jungen auf dem eben benannten Boden gezogenen Pflanzen enthielten nicht nur ein schwefelsaures Salz, sondern auch Schwefel, obgleich weder schwefelsaure Salze, noch Schwefel in dem zum Wachsen ange- wendeten Material vorhanden waren. 100 Gran Kressensaamen wurden in einer Retorte allmählig bis zum Glühen derselben erhitzt, wobei die sich bildenden "Gas- arten in Kalilauge aufgefangen wurden. Die Kalilauge wurde alsdann mit essigsaurem Blei versetzt, bis sich kein Niederschlag mehr erzeugie. Der entstandene braune gut ausgewaschene Nieder- schlag bestand aus Bleioxydhydrat nebst kohlensaurem Blei und aus schwarzem Schwefelblei. Die beiden ersteren wurden in verdünn- ter kochender Salpetersäure aufgelöst und es blieb nun Schwefel- blei zurück, welches mit vielem Wasser gewaschen wurde und nach dem scharfen Austrocknen 0,95 Gran wog, diese entsprechen 0,129 Schwefel. 100 Thle. Kressensaamen enthalten demnach 0,129 Schwefel. Um nun den Schwefel in den Kressenpflanzen ebenfalls quan- titativ zu bestimmen, untersuchte ich die aus 100 Gran aufgegange- nen Pflanzen. Sie wogen nach dem Austrocknen 2040 Gran, welche nach der bei den Saamen angegebenen Schwefelbestimmungs-Me- thode 15,1 Gran Schwefelblei gaben; diese entsprechen 2,03 Gran Schwefel. Die aus 100 Gran Kressensaamen entstandenen Pflanzen ent- halten demnach 25 mal mehr Schwefel, als die zu ihrer Produk- tion ausgesäeten 100 Gran Saamen selbst. : Auch machte ich den Versuch, ein Gemeng aus fein gepulver- ten Kressenblättern mit Salpeter und kohlensaurem Kali zu kleinen Portionen in einem glühenden Tiegel zu verpuffen. Der geglühte Rückstand im Tiegel mit Salpetersäure wieder aufgenommen, gab A zwar. mit Chlorbaryum einen bedeutenden Niederschlag, allein es liess sich auf diese Weise die Quantität desSchwefels nicht mit Sicher- heit bestimmen, erstlich weil in der Auflösung des geglühten Rück- standes eine nicht unbedeutende Menge von Schwefelkalium ge- bildet war und zweitens weil in dem ausgepressten Saft aus der frischen Kressenpflanze selbst schon mehr oder weniger schwefel- saures Kali vorhauden ist. ä Als ich 100 Gran gepulverte Kressenblätter, welche mit 100 ‘ Gran reinem Salpeter vermengt, allmählig’in einem Platintiegel de- toniren liess, erhielt ich aus der mit einem Ueberschuss von Sal- petersäure versetzten Auflösung des geglühten Rückstandes vermit- telst Chlorbaryum 4,6 Gran schwefelsauren Baryt, welche 0,634 Gran Schwefel entsprechen, wovon nun aber die Menge des schwe- felsauren Salzes, welches sich in den frischen Kressenblättern be- findet, noch abgezogen werden müsste. Da bei diesen angeführten Versuchen die Berührung mit Schwe- fel, so wie mit schwefelsauren Salzen sorgfältigst vermieden wurde, so bin ich bis jetzt noch ausser Stande, hier den Ursprung des Schwefels nachweisen zu können. Schluss. Aus den angegebenen Versuchen ergiebt sich: 1) dass verschiedene Pflanzen mit ihren unverletzten Wurzeln, wie Helianthus annuus, Polygonum aviculare, Pisum sativum, Hes- peris matronalis.etc. in einer Auflösung von schwefelsaurem Kupfer sterben, das Kupferoxydsalz schnell in sich aufnehmen, dasselbe in Oxydulsalz zersetzen und endlich das schwefelsaure Kupfer aus der Auflösung gäuzlich absorbiren; 2) dass die genannten Pflanzen auch in einer Auflösung von essigsaurem Kupferoxy& schnell sterbeu, dasselbe gänzlich abaar; biren und in Kupferoxydulsalz verwandeln; 480 = - 3) dass schwefelsaure Magnesia, Chlormagnesium, Salpeter und Jodkalium aus ihren Auflösungen durch Pflanzen absorbirt wer- den, wodurch dieselben mehr oder weniger schnell absterben; „.. 4) dass Phaseolus vulgaris und Matricaria. Parthenium das schwefelsaure Zinkoxyd, so. wie das schwefelsaure Manganoxyd absorbiren, ohne diese Salze zu zersetzen und dann sterben; 5) dass die Pflanzen das salpetersaure Kobaltoxyd, so wie das salpetersaure Nickeloxyd absorbiren, davon sterben, allein: die - beiden Salze-aus der Auflösung nicht gänzlich erschöpfen; 6) dass Tunacetum vulgare und Aconitum Napellus den Tar- tarus emeticus aus seiner Auflösung in grosser Menge, ohne ihn zu zerseizen, absorbiren und dadurch absterben; 7) dass das kleesaure und weinsaure Chromoxyd-Kali von den Pflauzen zum Nachtheil derselben langsam absorbirt werden, dass hingegen doppelt chromsaures Kali von den Pflanzen schnell und in grosser Menge, ohne zersetzt zu werden, absorbirt wird, wovon sie auch schnell sterben. Datura Stramonium und Galega offieinalis sind die Pflanzen, bei welchen die Absorption am schnell- sten vor sich geht; Iris germanica absorbirt die Salze aus ihren Auflösungen bei weitem langsamer; 8) dass die Pflanzen das salpetersaure Silber zwar absorbiren und daran sterben, dasselbe aber zersetzen, wobei das Silber in metallischen Zustand reducirt wird; 9) dass das salpetersaure Quecksilberoxydul ebenfalls gänzlich aus der Auflösung absorbirt, aber auch zersetzt wird; 10) dass die Pflanzen den Sublimat aus den Auflösungen ab- sorbiren, wobei er durch einige Pflanzen in Calomel zersetzt, durch andere aber, ohne eine Zersetzung zu erleiden, absorbirt wird; 481 11) dass das essigsaure Blei von den Pflanzen langsam absor- birt wird und zwar so, dass es von einigen Pflanzen eine Zer- setzung erleidet, von andern aber nicht; 12) dass um die Absorption aufgelöster Salze zu bewirken eine Verletzung der Wurzeln nicht unbedingt nöthig sey; 13) dass die Pflanzen, welche im Innern viel kohlensauren Kalk enthalten, als Chara vulgaris und Stratiotes aloides, die Kupfer- salze aus ihren Auflösungen nicht aufnehmen, was auch mit Cereus variabilis der Fall ist. 14) endlich, dass nicht hinreichend genügende Thatsachen vor- handen sind, um mit Bestimmtheit nachzuweisen, woher der Schwe- fel, welcher sich in einigen Pflanzen befindet, entnommen werde. Abhandlungen d.II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 61 ua x RT Untersuchungen über den Bau der Zähne bei den Wirbelthieren, insbesondere den Nagern. 61* Meer ul, EIET Er fe ERICH, - 13% - Untersuchungen über x den Bau der Zähne bei den Wirbelthieren, insbesondere den Nagern. Von Dr. M. Erdl. Wenn ich mich in dieser Abhandlung der Bearbeitung eines Gegenstandes unterziehe, welcher in neuerer Zeit so vielfach Ob- jeet mühsamer Forschungen der berühmtesten Männer wurde, so ist es theils ein innerer Drang, die vielen zerstreuten Beobachtungen zu sammeln, um dadurch eine Uebersicht über den Stand des Wis- sens in diesem Gebiete möglich zu machen, theils die Absicht, die Entwicklung dieses Standes von den ältesten Zeiten her darzu- stellen, die früheren, neuen und meine eigenen Beobachtungen an- einanderzureihen, und theils der Wunsch, möglichst naturgeireue Abbildungen zu liefern, an denen es bis jetzt noch gänzlich fehlt. *) - _”*) Ich will hier durchaus nicht Owen's Werke zu nahe treten; die Zeich- nungen darin sind vortrefflich, nur sind sie nicht der Natur des Gegen- standes gemäss, weil sie immer bei dürchfallendem Lichte aufgenommen wurden, 486 Ueberhaupt hat jeder Zweig des Wissens in unsern Tagen so viel- - seitig ausgetrieben, dass man nur mehr die letzten Sprossen, die am oberflächlichsten stehen, aber nicht mehr wie sie zusammenhängen, und am wenigsten woraus sie hervorgetrieben haben, sieht, da es ganz üblich geworden ist, einzelne Theile eines Gegenstandes ins Kleinste zu verfolgen, und die verschiedenen Beobachtungen dar- über an verschiedenen Orten und in verschiedener Zeit zu publi- ziren; dadurch aber werden sie so zerstreut, dass solche, welchen nicht eine grosse Bibliothek und viele Zeit zu Gebote. steht, gar nicht, und solche, welche alle Hülfsmittel an der Hand haben, nur sehr mühsam zur Ansicht des Standes eines Zweiges des Wissens gelangen können. Daher ist es wohl ein recht» grosses und all- gemeines Bedürfniss, dass umfassende, monographische Abhandlungen, besonders über die schwierigeren Gegenstände, worüber am meisten gearbeitet wurde, entstehen, welche als umfassende Grundlage für weitere Forschungen dienen und verhindern, dass schon vor Jahr- hunderten Gekanntes erst wieder entdeckt werden muss. Bei sol- cher Bearbeitung aber kommt es wohl nicht darauf an, alle Speziali- täten anzugeben — was bei der Beschränktheit des menschlichen Strebens ja doch nie vollkommen geschehen kann — sondern nur darauf, sie übersichtlich zusammenzufassen, und in diesem Sinne ist vorliegende Abhandlung ausgearbeitet. Historische Uebersicht über die allmählige Entwicklung der Kenntniss des ürnern Baues der Zähne: Obwohl die-Zähne schon frühzeitig die A’afmerksamkeit der Menschen wegen ihrer F'estigkeit und Ausd/auer gegen die zer- störende Einwirkung der. Aussenwelt auf #,ıch zogen, so dass man sie als Symbol der Beständigkeit, als Fanzig Bleibendes des ver- ° 487 gänglichen menschlichen Leibes, in welchem letzterer sogar poten- tialiter enthalten wäre ') betrachtete, so wusste man sie doch nicht von den Knochen zu unterscheiden und hielt sie mit diesen für so sehr übereinstimmend, dass selbst noch @alen ?) sich erklärte, es wäre eine blosse Spitzfindigkeit, einen Unterschied herausfinden zu wollen. / Erst im sechzehnten Jahrhunderte begaun man, freilich mitunter aus sonderbaren Gründen, die Zähne als von den Knochen ganz verschiedene Gebilde zu betrachten, und nachdem zuerst Vesal’) lehrte, sie zeichneten sich von den Knochen dadurch aus, dass sie so frei stünden und mehr ernährt würden, fand schou Eustachius *) Abweichungen im Baue. Er sah an den Zähnen zwei Substanzen: eine äussere, die er mit der Rinde des Baumes vergleicht, und eine innere, von ersterer nach aussen überkleidete, die anfänglich weich ‚ist, nach und nach immer mehr erhärtet und grösstentheils die Form der Knochen annimmt, in ihrem Inneren aber einen kleinen Sinus enthält. 5) J. J. Rau) erkannte die Zähne von den Knochen dess- wegen für so verschieden an, weil sie kein Periostium haben und kein Meditullium, und aus höchst feinen dicht aneinander liegenden 1) 2) 3) 4) 5) 6) Spargit humi jussor, morlalia semina, dentes. Ovid. Metamorph., eine Sage, welche sich in dem räthselhaften Knöchelchen Albadaran der Ara- ber (Vesalii de corp. hum, fabr. lib. I. cap. 28.) und Lus der Hebräer wiederholt. Rt De usu parlium. De humani corporis fabr. Bas. 1543. pag. 45. De dentibus libellus. Venet. 1563. 4. cap. II. pag. 7. Er hat mithin schon Schmelz, Zahnknoehen und Pulpahöhle deutlich un- terschieden. Dissertatio de ortu et regeneratione dentium. Lugd. Bat. 1694. 4. in Halleri collect. diss. 199. Thies. X, 488 Lamellen bestehen, welche an der Krone eine perpendikuläre Richtung haben. Diese Lehren haben die Kenntniss vom Zahnbaue wesentlich gefördert und man war durch sie viele Jahre hindurch überzeugt, _ dass der Zahn aus zwei Substanzen bestände: dem Schmelze und der Knochensubstanz, in derem Innerem eine Höhle für die Zahn- pulpa gelegen ist. Dieser Ansicht huldigen gänzlich — um nur einige gewichtige Auctoritäten anzuführen — P. M. A. Hunter '), Ph. Pfaff *), Bichat >); aber schon N. Schreger *) erwähnt einer Hornsubstanz an der Wurzel der Zähne, welche er jedoch nicht zum natürlichen Zustand der Zähne gehörig, sondern für krankhaft veränderte Knochensubstanz hält. Nach Schreger spre- chen auch $.-Th. Sümmerring °), J. Fr. Blumenbach °), @. Ou- vier ) von dieser Hornsubstanz als einem Gebilde, welches im gesunden Zustande des Zahnes nicht vorkömmt, sondern erst als Andeutung beginnender Verderbniss auftritt. Dieser Meinung scheinen auch Serres ®), Heusinger ?), H. E. We- 1) Natural history of the teeth. Lond. 1771. supplem. 1778, ins Deutsche übers. Leipz. 1780; ins Lat. und Holländ. von Boddaert. Dortr. 1783. 2) Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krank- heiten. Berl. 1756. 8. 3) allgemeine Anatomie übers. von C. K. Pfaff. Leipz. 1803. I. Bd. 4) Isenflamm’s und Rosenmüller's Beiträge zur Zergliederungskunst. Leipz. 1800. Bd. I. Hft. 1. - 5) Knochenlehre. 6) Geschichte und Beschreibung der Knochen. 7) im Diction. des sc. med. 3 8) Essai sur l’anatomie et la physiologie des dents. Paris 1817. 8. 9) System der Histologie. Eisenach 1823. 4. 2. Hft. ? 489 ber '), und neuerer Zeit noch H.@.|Bornemann?) und @. M. Braun‘) beizupflichten, da sie bei der Beschreibung der Zähne dieser Sub- stanz gar nicht gedenken, ungeachtet unter ihnen Heusinger die Zähne zu-den Horngebilden rechnet. In neuerer Zeit hat man sich zur Genüge überzeugt, dass in den Zähnen niemals Hornsub- stanz existire, was J. Müller *) schon ziemlich sicher aussprach, A. Retzius®) und Purkinje6) aber theils chemisch, theils mikro- skopisch nachwiesen, und zeigten, dass die fragliche Substanz im- mer am Wurzeltheile eines Zahnes sich findet und wahre Knochen- masse sey. Seit dieser Zeit unterschied man bis auf unsere Tage am menschlichen und überhaupt am einfachen Zahne: 1) die innere Zahnsubstanz, Zahnknochen, Elfenhein, Röhrensubstanz, in deren Innerem die Höhle für die Zahnpulpa gelegen ist; 2) den Schmelz, welcher die Zahnsubstanz an der Krone, so weit sie aus dem Zahnfleische hervorragt, und 3) die Knochenmasse, welche die Zahnsubstanz am ganzen Wurzeltheile umkleidet ”). Während man allmählig über den Bau des menschlichen Zah- 1) Hildebrandt's Handbuch der menschl. Anatomie. Braunschweig 1830. I. Bd. pag. 205. 2) Dissertatio de morbis dentium.- Marb. 1831. 3) Dissertatio de dentitione prima. Monachii 1833. 4) Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaft. Medizin. Jahrgang 1836. Jahresbericht EV. I - 5) sur la structe des dents. L’Institut 1836. 174. 6) in Fränkel de penitiori dentium humanorum struclura observationes diss. Vratisl. 1836. Auch in Müllers Archiv 1836. Jahresbericht. 7) Brandt hat übrigens nachgewiesen, dass bei der Steller'schen Seekuh “ Hornsubstanz und Kalkerde in den ziemlich bartenartigen Zähnen vorhan- den ist. Memoires de l’ Academie de Petersbourg 1833; auch in J. Mül- lers Archiv. 1834. 48. “ A bhanillungen d. 11. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 62 490 nes ins Reine kam, wurden auch die Untersuchungen von Thier- zähnen immer. fleissiger vorgenommen und: man musste sich: bald überzeugen, dass bei ihnen, ausser den oben genannten Substanzen, mitunter noch eine besondere, welehe schon J. Corse ') und Ev, Home ?) mit dem Namen Caementum belegten, vorkomme. Dieser Umstand, vereinigt mit der Form mancher Zähne von Thieren, die von der menschlichen sehr bedeutend abweicht, haben den Grund zu den früheren Eintheilungen gegeben. Eintheilung der Zähne nach ihrem Baue und nach ihrer Form. Die erste brauchbare Eintheilung hat @. Cuvier 5) gegeben, welche auch sogleich von Fr. Cuvier *) und Hlliger 5) aufge- nommen wurde. Sie ist eigentlich nicht aus der Struktur der Zähne entnommen, denn diese kannte man damals nur von verhält- nissmässig sehr wenigen Thieren, sondern beruht blos auf der Forın derselben. f Die menschlichen Zähne und die Zähne der Raubthiere haben das mit einander gemein, dass sie (wenigstens Schneid- und Eck- zähne) ziemlich konische, an der Krone breit gedrückte Körper sind, an welchen man zunächst zwei Substanzschichten unterschei- 1) Observations on Ihe different species of asiatic Elephants and their mode of dentition. Philosophicul Iransaclions for the year 179. 2) Some observations on the siruclure of the teeth Wf graminivorous qua- drupeds; particularly ihose of the Elephant and Sus aelhiopicus. Philos. Trans. 1799. 237. 3) Lerons d’analomie comparee. Seconde edit. 1835. IV. prt. 1. 4) des dents des mammiferes considerees. comme caracleres zoologiques. Paris 1825. 5) Prodromuz systematis mammalium et avium. 1811. 8. pag. 23. 491 den kann; die eine, Zahnsubstanz oder Zahnkuochen, ist die innere, wird im Zeitraum, wo sie eine der Form des ganzen Zahnes ent- sprechende Höhle besitzt, von der Pulpa ausgefüllt und aussen von der zweiten Substanzschichte umkleidet; diese aber besteht an der Krone aus Schmelz, an der Wurzel aus Knochenmasse. Solche Zähne neunen obige Autoren dentes simplices. Eine kleine Abwei- chung von dieser Form ist in den Backenzähnen obiger Geschöpfe gegeben, indem dort die Wurzel sich in mehrere Theile spaltet; bei diesen ist dann im untern Theile der Kroi.e und dem Halse') die Pulpahöhle gelegen, welche sich in eben so viele Abtheilungen verzweigt, als Wurzeln an einem Backenzahne sich befinden, so dass dann jede dieser Wurzeln Pulpahöhle, Zahnsubstanz und aus- sen Knochensubstanz besitzt, wie die einfache Wurzel eines Schneide- oder Eckzahnes.?) Einen einfachen Zahn kann man sich, um die folgenden Kom- plikationen leichter zu verstehen, als einen hohlen Zylinder vor- stellen, an dem man auf einem Querdurchschnitte eine Höhle (für die Pulpa) und eine Wandung (aus zwei Substauzschichten beste- _ hend) unterscheidet. Bei vielen Thierzähnen geht nun diese ein- fache Form verloren, und die einzelnen Substanzen nehmen ver- schiedene Lageuverhältnisse an; es wird von einem oder von meh- 4) Man unterscheidet gewöhnlich an jedem Zahne Krone, Hals und Wurzel; die Gränze der beiden letzten. Theile ist aber bei Schneid- und Eckzäh- nen sehr willkührlich, bei Backenzähnen mit mehreren Wurzeln dagegen leicht anzugeben, und Hals ist bei ihuen der schon von Knochenmasse umkleidete Theil, welcher zwischen der Krone und den Wurzeln liegt und in letztere sich spaltet. 2) eine Abweichung umgekehrter Art findet sich in den Schneidzähnen von Galeopithecus, bei dem die Krone in mehrere fingerförmige Partien ge- spalten ist, welche mit einander aus einer gemeinschaftlichen Wurzel entspringen. 62 * 492 reren Punkten her die Wandang in die Pulpahöhle hereingestülpt, und bildet dann eine oder mehrere Falten, welche, je nachdem sie tief eindringen, entsprechende Veränderungen in der Form der Pulpa-. höhle hervorbringen, sie verkleinern, oder gar in mehrere kleine Höhlen abtheilen. Die eingestülpte Wand (Falte) besitzt dieselben Substanzen, welche der ganze Zahn von aussen hat, nur eben in umgekehrter Reihenfolge; was im ganzen Zahne äussere Substanz ist, wird im eingestülpten Theile innere, und was im ersteren als innere erscheint, tritt an der Falte als äussere auf. Manchmal schnürt sich die eingestülpte Falte von ihrer Umbiegungsstelle ganz ab, es verwachsen die entsprechenden Substanzen an den sich einstül- penden Rändern und am eingestülpten Theile, und schliessen ‘sich auf diese Weise so in sich ab, dass das eingestülpte Stück wie ein Zahn im Zahne aussieht. “ Alle in diese Reihe gehörigen Zähne nennt man dentes com- positi, welche aber wieder in zwei Abtheilungen zerfallen: in den- tes lamellosi (blättrige Zähne, dents composees) bei welchen mehrere Falten in die Zahnhöhle und zwar an Krone und Wurzel so tief hineingezogen werden, dass dadurch der ganze Zahn in mehrere nebeneinanderliegende Falten oder blättrige Partien abgetheilt er- scheint; — in dentes complicati (schmelzfaltige Zähne, dents demi- composees), bei welehen die Wurzel einfach bleibt und die Faltung nur an der Krone, aber in der Weise sich findet, dass zwar die Falten mehr oder weniger tief in die Zahnhöhle dringen, aber die Krone nicht so in Blätter theilen. ') 1) J. Born (Bemerkungen über den Zahnbau der Fische in Heusingers Zeit- schrift für organische Physik, I. 182.) gibt eine Eintheilung der Zähne, aber nur für die Fische, die hier nur vorläufig berührt werden kann. Seine erste Klasse enthält Zähne, welche blos ans Horngeweb (Schmelz) bestehen, die zweite umfasst die überlegten Zähne. Erstere zerfallen 493 Diese Eintheilung ist jedenfalls ein grosser, neuer Beweis von Cuvier’s Scharfsiun, denn die allermeisten Zähne kann man in ihr unterbringen, allseitig aber genügt sie wicht, weil sie sich blos auf die Form, aber nicht auf den Bau erstreckt, der doch eigentlich das Wesentliche ist. Wenn wir z. B. die Schneidzähne von Galeopi- thecus betrachten und in eine der obigen Klassen bringen wollen, so müssten sie, blos die Form berücksichtiget, in die dritte einzu- reihen seyn — was zu thun aber wohl Niemanden einfallen wird. Sollte daher eine Eintheilung allseitig allen Anforderungen entspre- chen, so müsste man sich wohl entschliessen, die Zähne’ aller Thiere genau zu untersuchen, und dann diejenigen einfach nennen, die am einfachsten gebaut sind. Zunächst wären dann die Substanzen, welche einen Zahn zusammensetzen, der Haupteintheilungsgrund und in diesem Falle ‚hätten wir: I. Zähne mit, einer Substanz, II. Zähne mit zwei Substanzen, JH. Zähne mit drei Substanzen, IV. Zähne mit vier Substanzen; diese Klassen könnte man dann füg- lich der Form der Zähne nach in Ordnungen theilen: in 1) bor- stenförmige, 2) plattförmige, 3) konische, 4) zylindrische, welche aber in Rücksicht auf das Verhältniss der harten Zahnsubstauzen zur Pulpahöhle wieder in a) massive, b) hohle, ©) verpfropfte, d) kronenfaltige und e) ganzfaltige unterschieden werden müssten. Es würden freilich bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft mit- unter Schwierigkeiten sich ‚herausstellen, und von manchem Zahne würde man nicht wissen, in welche Klasse er zu reihen wäre !), dann a) in solche, welche blos als höhere Entwicklung des Epitheliums der Mundschleimhaut zu: betrachten sind; b) in solche, welche sich schon in Säckchen ausbilden. . 1) Als Beispiel hiefür können die Zähne der Edentaten gelten, an denen nach mehreren Angaben, der Schmelz fehlen sull, und nach meinen ei- genen Untersuchungen in einer-etwas veränderten Struktur vorhanden ist- 494 allein genauere Untersuchungen werden jedesmal hinreichende Auf- klärung verschaffen. ') Bau der einzelnen Substanzen im Allgemeinen. Wenn wir den Zahn ohne genauere Untersuchungen mit Mi- kroskop und chemischen Agentien betrachten, fällt uns zunächst die Pulpa in seinem Inneren auf, welche in eine ziemlich derbe Mem- bran eingeschlossen, theils in dieser, theils aber auch in ihrer ei- genen Substanz zahlreiche Gefässe besitzt und in unmittelbarem Zusammenhange mit dem von aussen zu ihr hereinkommenden Aste des Maxillarnerven steht. Sie scheint ganz los in der Pulpahöhle zu liegen und auf keinerlei Weise mit der harten Masse des Zah- nes eine Verbindung einzugehen. Die harte Masse scheint dess- wegen auch gänzlich ohne Nerven und ohne Gefässe zu seyn, so wie auch anderer organischer Gebilde zu entbehren und blos aus Kalkerde zu bestehen. Demungeachtet bemerkt schon das freie Auge eine deutliche, meistens sehr scharfe Sonderung der ein- zelnen Substanzen von einander, die sich selbst ohne grosse Beschwerde von einander trennen lassen, so dass sie gesondert Untersuchungen unterworfen werden können, was besonders bei Erforschung ihrer chemischen Bestandtheile von grossem Werthe ist. Im natürlichen Zustande sind sie weiss oder gelblich, ganz un- durchsichtig, oder nur an den Rändern durchscheinend, werden aber fein geschliffen sehr durchscheinend, und wenn man sie benetzt fast durchsichtig. In Feuer gelegt, mit Alkalien und Säuren behandelt, gehen sie im Ganzen dieselben Veränderungen ein wie die Knochen, 4) Eine ähnliche Eintheilung findet sich in: Deseriptive and ülustrated Ca- talogue of the philosophical series of comparalive analomy contained in Ihe museum of the royal College of surgeons in London. Lond. 1833. Vol. I, wo die Haupteintheilung durch. die Substanzzahl, die Unterabthei- lung durch die Form der Pulpahöhle (einfache und mehrfache) bestimmt ist. 495 nur’ werden die einen Substanzen schneller, die andern Jaugsamer umgewandelt und aufgelöst oder verkalkt. Es ist; kaum von. Vortheil, mehr Allgemeines hier anzugeben, weil dieses erst aus sehr genauen speziellen Betrachtungen ent- nommen werden muss und nicht verständlich ist, wenn man die specielle Beschaffenheit nicht sehr gut kennt; ich gehe daher auch, sogleich zur Betrachtung der einzelnen Substanzen über. Zahnknochen. Röhrensubstanz, Elfenbein, innere Substanz, eigentliche Zahn- substanz, Ebur, substantia ossea s. interna. Sie überwiegt an Masse in der Regel die andern Substanzen miteinander, und für sie gilt dann auch vorzugsweise die Behaup- tung der Alten, dass der Zahn von einem gewöhnlichen Knochen nicht unterschieden sey. Leuwenhök') sah zuerst eine bedeutende Strukturverschiedenheit, indem er sie gauz aus schmalen durchsich- tigen Röhren zusammengesetzt fand, von ‚denen sechs bis sieben Hunderte miteinander kaum dieker als ein menschliches Barthaar sind. Allein seine mit freilich schlechten Holzschuitten erläuterte, kurzgefasste Beschreibung ist von den späteren Autoren gänzlich unbeachtet geblieben, man blieb nach ihm derselben Meinungen, die man vorher hatte, dass nämlich diese-Substanz einerlei mit Knochen- masse sey, so dass selbst noch Hunter?) von ihr sagt, sie wäre etwas dichter als gewöhnliche Knochen und scheine aus kalkiger Erde und animalischer Substanz zusammen gesetzt zu seyn, welche 1) Microscopical observalions on the structure of teeth und other bones — in den philosoph. Transact. for the year 1678. pag. 1002 ei 1003. Dessen Continualio epistolarum. Bd. II. Lugd. Bat. 1780. 2) !. c. deutsche Uebers. pag. 40. 496 letztere man mit Gefässen versehen betrachten könne '). Die Wur- zel hat eine Beinhaut, welche Gefässe enthält, den Zahn von aussen überzieht und im Innern die Pulpahöhle auskleidet. — Bichat ?) behauptet von dieser Substanz, dass sie die knöcherne Portion des Zahnes, die Wurzel und das Innere der Krone ausmache, dass sie aus einem festen sehr dichten Gewebe, ohne alles zellige Gewebe gebildet sey, dass sie in manchfaltiger Richtung laufende, dicht an- einander liegende Fasern habe, die nicht so leicht zu unterscheiden seyen, im Allgemeinen aber die Richtung der Wurzel haben. Schre- ger ®) bemerkte an ihr einen durch Streifen gebildeten schillern- den Habitus; die Streifen selbst aber richten sich seiner Angabe gemäss nach der Form des Grundes der innern Höhle. Weniger entsehieden spricht sich C. Asm. Rudolphi*) über den Bau die- ser Substanz aus, und gibt nur an, dass, wenn durch verdünnte Sal- petersäure der Schmelz entfernt ist, die Krone (nicht auch die Wur- zel) leicht sich in mehrere Stücke theilt, deren Zahl bei den ver- schiedenen Klassen der menschlichen Zähne ziemlich bestimmt ist. Serres5) konnte die von -Bichat angegebenen Fasern nicht finden, sah aber besonders an Zähnen, welche kurze Zeit in Salpetersäure lagen, eine deutliche Gränzlinie zwischen Wurzel und Körpertheil. In verdünnter Salpetersäure gelegene Zähne erweichten ihm, und er konnte dann das Gewebe Schicht für Schicht mit einem Messer aufheben bis zur Wand der Zahnhöhle, wo sich eine dünne aber härtere Schichte befindet, welche zum Schutz der Pulpa zu seyn 1) I. c. pag. 42. 44. scheint er aber ganz überzeugt zu seyn, dass keine Gefässe im Zahne existiren. 2) 1.c. I. 6. 3)(k c 4) in Reil's Archiv für Physiologie. Bd. IH. pag. 401. 5) 1. c. pag. 4550. 497 scheint. Auch @. Cuvier ') ist nicht tiefer in die Beschaffenheit der Zahnsubstanz eingedrungen. Nach ihm hat jeder Zahn inwen- dig eine Höhle, welche ziemlich die Form des Zahnes selbst be- sitzt (Pulpahöhle); ein Kanal durchzieht die Wurzel, um Gefässe und Nerveu zu dieser Höhle zu leiten, welche im frischen Zu- stande von der Pulpa ganz angefüllt wird; sie ist übrigens desto . kleiner, je älter der Zahn. Bei der Beschreibung des Gewebes beschränkt sich Cuvier auf Angabe der Farbe, Dichtigkeit und kon- zentrischer Ringe auf Querdurchschnitten, welche entweder regel- mässig oder unregelmässig sind, selten fehlen; hei Oryeteropus ist sie aus parallelen Röhren gebaut, so dass ihr Querdurchschnitt wie der eines Rohres aussieht. Wie in anderen Zweigen des Wissens, ‚so wirkte auch hier die Autorität dieses wahrhaft grossen Mannes auf gleichzeitige und nachgefolgte Forscher so mächtig, dass man ohne weiter sich umzusehen für gänzlich richtig hielt, was er auf- stellte, und in allen Werken, in welchen von den Zähnen gehandelt wird, bis gegen die neueste Zeit herauf finden wir Cuvier’s Be- schreibung abgeschrieben und hie und da durch Auslassen entstellt, oder durch Hinzufügung geringer Zusätze wenig verändert. So z. B. stimmt Rousseau?) gänzlich mit ihm überein. H.E. Weber‘), ‚giebt eine, genaue Darstellung der physikalischen Eigenschaften, in Beziehung auf die Struktur aber erklärt er nur, dass sie la- mellos sey. Eben so J. F. Pirer*). Ueber Gefässe und Nerven sprach man sich um diese Zeit entschiedener aus. Früher behaup- 41) Lecons n. 204. y 2) Anatomie comparee du systeme dentaire chez Uhomme et chez les princi- pau& animaux avec 30 pl. Paris 1827. 3) 2. c. (ed, 1832.) 206. 4) Anatomisch -physiologisches Realwörterbuch. Art. Zähne. Bd. VIH. 1829. und Bd. VI. pag. 121 (Säugthierzähne), 136 (Klassifikation), 132 (Ent- wicklung). Abhandlungen d. 11. Cl. d. Ak, d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 63 498 tete F. Ruysch‘), dass Blutgefässe im Zahne vorhanden wären, wo- gegen Fr. Lavagna?) und Oudet?) die Existenz von Gefässen gänz- lich läugnen, und behaupten, dass selbst bei Entzündung der Zahn- wurzel keine Spur von ihnen zu bemerken wäre. @. Ouwvier, E. Weber und alle in diese Zeit fallende Schriftsteller sind derselben Ansicht. Da die einzelnen Substanzen von einander trennbar sind, we- nigstens der Schmelz von der übrigen Zahnmasse, welche dann fast blos aus Zahnknochen besteht, abgelöst werden kann, war auch eine chemische Analyse dieser Substanz möglich; sie ergab bei den verschiedenen Chenikern verschiedene Resultate: Pepys*) fand in 100 Theilen dieser Substanz 28,0 thierische Masse, 58,0 phos- phorsauren Kalk, 4,0 kohlensauren Kalk — "10,0 Krystallisations- wasser und Verlust; Berzelius:) fand 28,00 thierische Substanz und Krystallisationswasser der erdigen Theile, 61,95 phosphor- sauren Kalk, 5,30 kohlensauren Kalk, 210 flusssauren Kalk, 1,05 phosphorsaure Magnesia, 1,40 Natron und eine geringe Menge von salzsaurem Natron. So weit war man in der Kenntniss der fraglichen Zahnsubstanz bis gegen das Jahr 1836 gekommen, wo durch Purkinje’s®) und 41) Thesaurus anatomicus. X. n. 27. 2) Esperienze e riflessioni sopra la carie de‘ denli umani. Genov. 1812. 8. 3) Considerations sur la nature des denis et de leurs alterations. Journ. univ. des sc. med, Tom. 43.; auch in Ferussac Bullet. des sc. med. 1826. Dec. 294. 5 4) in Meckels Archiv. 1817. pag. 646. 5) in Gehlen’s Journal für Chemie und Physik. Bd. IH. 1807. 6) in Fränkels Dissertation. 499 Retzius') Untersuchungen auf einmal wieder entdeckt wurde, was schon im siebzehuten Jahrhunderte Lewwenhoeck aufgefundeu hatte. Diese beiden Forscher haben nämlich gezeigt, dass im (mensch- lichen) Zahne die Zahnsubstanz aus einer strukturlosen Masse und aus Röhren bestehe, welche erstere durchziehen; diese laufen eng aneinander gedrängt, parallel, strahlenförmig von der Pulpahöhle nach allen Seiten der Peripherie, nur an der Spitze der Wurzel und in der Mitte der Krone gerade gestreckt, sonst aber in & för- migen, nach der Kaufläche des Zahnes konvexen Biegungen ge- schlungen. Ausser diesen grossen Biegungen zeigt jede Röhre noch eng an einander gedrängte, welleuförmige Krümmungen, von denen ungefähr 200 auf die Länge 1“ P.M. kommen, die an ver- schiedenen Zähnen bald zahlreicher bald sparsamer, bald deutlicher gebogen bald mehr gerade gestreckt erscheinen. Sie sind fast überall von gleicher Dicke und verästeln sich auf mehrfache Weise: einmal theilen sich die Röhren selber dichotomisch, geben dann sehr ' feine seitliche Aeste ab, wodurch die verschiedenen Röhren mit- einander zu kommunieiren scheinen, und lösen sich zuletzt an der Peripherie, wo sie an Durchmesser etwas abnehmen, in eine mei- stens sehr grosse Anzahl von Aesten auf. Die Röhren münden alle in die Pulpahöhle, so dass die Oberfläche dieser au feinen Durch- schnitten ganz siebartig durchlöchert aussieht; ihrer Substauz nach unterscheiden sie sich sehr von der Masse, in welcher sie gelegen sind: leztere ist gänzlich durchsichtig und sirukturlos; die Röhren selber, welche nach Purkinje’s Beobachtung durch Capillarität Flüs- sigkeiten z. B. Dinte aufnehmen, unterscheiden sich nach Retzius 4) Mikroskopika undersögningaz öfver Tenderness särdeles Tandbenets Struk- tur. Stockh. 8. 1837. Auszug davon in Valentin Repertorium 1838. 109. und Bemerkungen über den inneren Bau der Zähne etc. aus Briefen an Dr. Creplin, aus dem Schwedischen übers. in Müllers Archiv. Jahrg. 1837. pag. 486. 63* 300 schon durch ihre gelbliche Färbung auffallend, uud sind wie Müller angiebt, wahrscheinlich mit einem unorganischen Depositum (Kalk- salze) gefüllt und in ihren Wandungen damit durchsetzt, weil sie bei auffallendem Lichte undurchsichtig und weiss erscheinen, von Säu- ren aber ganz durchsichtig gemacht werden. Retzius bestätiget diese Vermuthung und sah überdiess die Contenta der Röhren in kleine Klümpchen geformt. In dieser Substanz finden sich bei den verschiedenen Thier- formen sehr bedeutende Abweichungen sowohl in der Zahl und Grösse als auch in der Form und Richtung der Röhrchen. Schon Fr. Cuvier, welcher die Röhrchenstruktur noch nicht kannte, be- hauptei: die Grundsubstanz des Zahnes scheint nicht bei allen Thie- ren von einerlei Natur zu seyn, in einigen Zähnen, z. B. dem Stoss- zahun des Elephanten, setzt sie sich. in concentrischen Schichten ab, die man als sich in einander schachtelude Kegel betrachten kann, und welche desto zahlreicher werden, je mehr ein Zahn sich verlängert. Andere Zähne haben mehr ein homogenes Elfenbein. Bei Affen und Fleischfressern ist es seidenartig, wie aus Fasern zusammengesetzt, bei den Cetaceen, dem Eckzahn des Nilpferdes ist es mehr uni- former Textur, matt, bei den Orycieren scheint es aus parallelen Längsfasern zu bestehen. Retzius hat in den Röhrchen die Verschiedenheit nachgewiesen. Er sah sie im Elephantenzahne, wo sie kleiner sind als beim Men- schen, fast unbemerkbar wellig verlaufen, dagegen andere, wink- lichte, parallele Bewegungen machen, wodurch concentrische Ringe gebildet werden; zwischen ihnen und ihren Verzweigungen sind Kalkzellen als kleine weisse Punkte eingestreut. Ein höchst merkwürdiges Strukturverhältniss zeigt diese Sub- stanz bei den Edentaten. Schon Retzius hat sie von Bradypus und Dasypus beschrieben, dabei aber auf einige mir sehr wichtig schei- 501 nende Punkte gar nicht aufmerksam gemacht, so dass ich es für nothwendig erachte, eine ganz neue Beschreibung zu liefern. Die Zähne von Dasypus (ich untersuchte Talypeutes sexeinctus) bestehen nur aus einer einzigen Substanz — aus Elfenbein, an dem man weder an der Wurzel, noch an der Krone einen Ueberzug von anders gestalteter Masse entdecken kann. An der innern Oberfläche der Zahnsubstanz, welche die konisch geformte Pulpa- höhle begränzt, glaubt man mitunter, vorzugsweise gegen die Krone hin, eine besondere Substanz wahrzunehmen, in welcher man eine gelbe Färbung und statt der Röhrchen nur dunkle Punkte unter- scheidet; allein die Karbe ist nichts Wesentliches, und die Punkte können quer durchgeschnittene Röhrchen seyn, welche nach einer anderen Richtung gelaufen sind, als die noch als solche deutlich sichtbaren. Die Röhrchen sind besonders am 'obern Theile des Zahnes dicht aneinander gedrängt, weit, am unteren Theile aber von einander sehr entfernt, theilen sich häufig dichotomisch und sind bis an. den äussersten Rand des Längsdurchschnittes leicht verfolgbar. Sie zeichnen sich von den Röhrchen in anderen Zäh- nen sehr dadurch aus, dass sie nicht so geschlängelt und 2 förmig gebogen, sondern sehr gerade gestreckt sind. In der Zwischen- masse dieser Substanz, welche beim Menschen und den höheren ‚Säugthieren ganz homogen erscheint, sieht man hier höchst zarte, ganz durchsichtige Streifen, welche mögliehst enge aneinander lie- gen, keine Theilung erkennen lassen und ebenfalls sehr gerade gestreckt verlaufen; sie sind am ehesten mit den Schmelzfasern höherer Thiere vergleichbar und liefern jedenfalls einen deutlichen Beweis, dass bei diesem Thiere die Struktur des Zahnes doch so einfach nicht ist, als man auf den ersten Blick hin vermuthen möchte, welcher nur die deutlichen Kalkröhren, aber letztere feine Gebilde nicht erkennen lässt. Bei Bra'ypus (tridactylus) findet sich eine ganz, andere Struk- tur. An diesen Zähnen unterscheidet man zunächst drei Substau- 502 Ai zen: 1) die Röhrensubstanz, 2) die Knochensubstanz, welche er- ‚stere nach aussen an der Wurzel sowohl, als an der Krone überzieht, und 3) den Pfropf, welcher ebenfalls mit Knochenstruk- tur übereinstimmt und die von der Röhrensukstanz nach oben (in der Krone) nicht geschlossene Pulpahöhle verschliesst. Die Röhr- chen gehen von der Pulpahöhle an nach aussen und etwas nach aufwärts, krümmen sich dann bogig, mit der Konvexität nach abwärts gerichtet, und laufen wieder nach aussen und stark nach auf- wärts. Diess gilt jedoch nur von dem unteren Theile der Wurzel, welcher ohne Pfropf ist; wo letzterer beginnt, sind die Röhrchen sehr dünn, liegen sehr enge aneinander, richten sich viel mehr nach aufwärts, biegen dann ziemlich plötzlich und alle an derselben Stelle um, gehen mehr nach aussen als aufwärts, und nehmen, weit von einander weichend, den Verlauf der in der Wurzel be- schriebenen Röhrchen, nur mit der Auszeichnung, dass sie sich immer mehr nach aufwärts richten und ihre nach abwärts gerichtete Konvexität immer schwächer wird, je mehr sie sich der Kaufläche nähern. Die Substanz sieht nach der Umbiegungsstelle ganz anders aus, als vor derselben, so dass man an dieser Partie ein Analogon von Schmelzbildung zu sehen glaubt, zumal auch die Biegung der Röhren mit der der Schmelzfasern viele Aehnlichkeit hat. Anfäng- lich theilen sich die Röhrchen sehr häufig dichotomisch, zeigen seitlich fast niemals glatte Ränder, sondern sind wie mit stumpfen Zähnen besetzt, welche man allenfalls für abgehende seitliche Aeste ansehen könnte, es aber doch nicht zu seyn scheinen; nach der Umbiegung theilen sie sich viel seltener, scheinen etwas weiter zu werden, und verschmälern sich dann erst gegen die Peripherie der Substanz wieder, wo sie sich deutlich wieder gablig theilen, aber nicht in die das Elfenbein umgebende Knochensubstanz übergehen, da man zwischen ihren freilich nie ganz deutlich wahrnehmbaren Enden und der Knochensubstanz einen zur Elfenbeinmasse gehörigen Substanzstreifen wahrnimmt, welcher gänzlich aus homogener Masse _ 303 zu bestehen scheint. In näherer Beziehung steht jedoch die Röhr- chensubstanz mit dem Pfropfe im oberen Theile der Pulpahöhle. Dieser lässt viele, ziemlich weit von einander stehende, sehr dicke Kalkröhren erkennen, welche in der Mitte perpendikulär stehen, nach ausser aber sich desto mehr auswärts neigen, je näher sie ‚der Elfenbeinmasse kommen. Zwischen diesen Röhren, ganz un- regelmässig eingestreut, liegen kleinere meist rundliche, und grös- sere, in der Regel sehr unbestimmt geformte, fleckig aussehende, weisse, undurchsichtige Massen (Kalkhöhlen), welche wenigstens an manchen Stellen deutlich aus engeren Röhren, die nach ver- schiedenen Richtungen laufen, zusammengesetzt sind, übrigens mit den grossen Röhren in keiner bemerkbaren Verbindung stehen. Diese beiden Gebilde, die grossen Röhren und weissen Massen setzen sich in die Röhrensubstanz hinein eine grosse Strecke weit fort, so dass nicht nur keine Gränze zwischen Pfropf und Elfen- bein zu bemerken ist, sondern letzteres aus ersterem sich heraus- zubilden scheint. Die Röhren des Elfenbeines, so lange sie mit der Pfropfmasse vermengt sind, zeichnen sich von ihrem weiteren Verlaufe dadurch aus, dass sie viel derber gebaut erscheinen, un- regelmässiger verlaufen und häufig dicke, verschieden gekrümmte "Aeste abgeben, mittelst deren sie oft anastomosiren. Oft sieht man auch aus den grossen, fleckigen Massen Röhrchen hervortreten, welche sich unmittelbar in das Elfenbein senken und in ihm als gewöhnliche Zahnröhrchen verlaufen. Ich erwähnte dieses Zahnes ausführlicher als es eigentlich dem Plane dieser Abhandlung nach hätte geschehen sollen; ich that es aber nur desswegen, weil ich in dem Verhalten des Pfropfes zur Röhrensubstanz ein Strukturverhältniss zu sehen glaube, wel- ches mit einer Bildung im meuschlichen Zahne viele Aehulichkeit zu besitzen schein. Die Pulpa nämlich verliert in den Zähnen alter Leute, vorzugsweise in den Eck- und Backenzähnen, ihre 504 Bedeutung und Sirukiur ganz und gar und wird in eine harte Masse umgewandelt !), welche man dann auch als einen Pfropf in der Pulpahöhle betrachten kann. Die Struktur dieser erhärteten Pulpa hält das Mittel zwischen Knochen- und Elfenbeinmasse und nähert sich bald mehr der einen, bald mehr der anderen. Man sieht in ihr meistens rundliche, undurchsichtige, weisse Stellen von bedeutendem -Umfange, welche Querdurchscbnitten von Knochen- kanälen ganz ähnlich sehen und auch wie diese nach aussen von konzentrischen Ringen (Schalen) umgeben werden. In diesen Rin- gen und zwischen ihnen erscheinen Röhrchen, wie die des Elfen- beines,, welche bald einzeln, bald- in kleineren oder grösseren, mitunter sehr grossen Büscheln beisammen liegen, und letztere sind schon dem freien Auge deutlich wahrnehmbar, dem sie ganz wie die Elfenbeinsubstanz vorkommen. Die einzeln liegenden Röhrchen sind meistens ganz unregelmässig untereinander geworfen, selten von bedeutender Länge, meistens kurz, stark und mehrfach in verschiedenen Richtungen, bald kogig, bald winklig gebogen und geben viele seitlich laufende Aeste ab, mittelst welcher sie anasto- mosiren; häufig theilen sich diese Aeste wieder mitunter in ganze 1) E. H. Weber in Hildebr. Anat. erwähnt, dass die Pulpa manchmal ver- knöchert,' dann das Ansehen des Zahnknochens habe, von ihm aber immer geschieden bleibe. Mir ist es noch nie vorgekommen, dass die ganze erhärtete Pulpa das Ansehen des Zahnknochens gehabt hätte; immer fand ich sie noch durchsichtig, und nur an manchen Stellen zeigten sich kleine Partien vom Ansehen des Zahnknochens. @. Cuvier in Lecons d’analomie comp. 209. sagt nur, dass die Pulps manchmal dureh eine Art Krystalli- sation erhärtet, und Purkinje und Müller (Arch. 1836. IV.) fanden das Innere der Wurzel älterer Zähne mit eigentlicher Knochensubhstanz aus- gefüllt, was J. Müller später noch bestätigt. Lasaigne (im Journal de pharmacie, Janv. 1821, auch im Lehrbuche der Thierchemie von Berze- lius, übers. von Wöhler, Dresd. 1831.) hat die verknöcherte Pulpa che- misch untersucht und in ihr thierische Substanz 40,5, phosphorsauren Kalk 38, kohlensauren Kalk 21,5 gefunden. 3 S 305 Büschel von kleinen Zweigen. Die in Büscheln beisammen stehen- den Röhrchen verlaufen nach einer gewissen Richtung (meistens gegen aufwärts und auswärts) hin, aber immer stark geschlängelt und winklig gebogen, geben zu beiden Seiten dicke und viele Aeste ab und verlieren sich entweder wieder in der erstarrten Pulpamasse, oder erreichen die Elfenbeinsubstanz und setzen sich in diese als ihr angehörige Röhrchen fort. Dieses kann aber offen- bar nur dadurch geschehen, dass die in der erstarrenden Pulpa sfch bildenden Kalkröhrchen schon in einer Richtung entstehen, welche mit der Richtung der Röhrchen in der entsprechenden Elfenbeinmasse harmonirt, und dass diese neu gebildeten Röhrchen an die normal vorhandenen, wenn sie sich bis zu diesen verlän- gern, anwachsen, so dass zwischen beiden keine Gränze mehr wahrzunehmen ist. Ein merkwürdiger Bau des Elfenbeines findet sich im Schneide- zalın des Pferdes, an welchem überhaupt sehr viel Eigenthümliches zu sehen ist. Die äussere Substanzlage (gleichsam Rinde) ist Kno- chenmasse (an Wurzel und Krone), dann folgt der Schmelz, wel- cher bis tief in die Wurzel hinab sich erstreckt, dann die Röhr- chensubstanz, innerhalb welcher die Pulpahöhle — aber nur im un- tern Theile des Zahnes liegt, im obern ist sie durch einen kegel- förmigen Pfropf ganz ausgefüllt, an welchem die äussere Suhstanz Röhrchensubstanz, die zweite Schmelz; und die innerste Kuochen- substanz is. Am konvexen Theile des Zahnes und des Pfropfes zeigt das Elfenbein keine sehr besondere Eigenschaft, die schönen harmonirenden wellenförmigen Biegungen der Röhrchen abgerechnet, die vorzugsweise in der Mitte dieser Masse sehr ausgebildet sind; dagegen hat es ein ganz besonderes Ansehen am konkaven Theile. Die Röhrchen liegen dort ni& so regelmässig wie gewöhnlich, son- deru scheinen mehr willkührlich untereinandergeworfen zu seyn: sie spalten sich schon nahe an ihrer Ursprungsstelle in gablige Aeste, Abhandlungen der 11.C1.d. Ak.d. Wiss. II. Bd. Abth. 1. 64 506 welche gar oft eine andere Richtung einschlagen, als ihr Stamm hatte, sich hakenförmig nach aufwärts (selten nach abwärts) krüm- men, und in gablige Aeste spalten, welche wieder ziemlich unregel- mässig verlaufen und neue, ähnliche Theilungen eingehen, Dadurch bekömmt das Ganze das Ansehen von Verwirrtheit, welches aber in der Nähe des Schmelzes sich wieder verliert, indem dort die sehr fein: gewordenen Röhrchen wieder miteinander parallel nach auf- und auswärts wie gewöhnlich laufen. Sie theilen sich zuletzt nochmals und die daraus hervorgebrachten Aeste enden in kleine wie. Knochenkörperchen aussehende Kalkzellen, welche. am ober- sten Theil der Krone sparsam vorhanden sind, nach abwärts aber immer reichlicher werden, und so eine Art Zwischensubstanz zwi- schen Elfenbein und Schmelz formiren. Diese Unregelmässigkeit im Verlaufe der Röhrchen scheint vom Pfrepfe bedingt zu seyn, da sie sich nur so weit nach abwärts erstreckt, als dieser sich in die Pulpahöhle hineinschiebt; wo er endet, dort beginnen dann auch die Röhrchen so regelmässig, wie auf der konvexen Seite des Zahnes zu verlaufen. In der Elfenbeinwasse des Propfes haben die Röhr- chen eine ähnliche Unregelmässigkeit, welche aber am konkaven Theile grösser ist als am konvexen. Bei Backenzähnen mit mehreren Wurzeln von Menschen und Säugethieren, besonders vom Kalbe sieht man noch eine besondere Art von Verlauf der Röhrchen. Da wo. die Wurzeln am Zahn- körper zusammentreffen, gehen die Röhrchen in der Elfenbeinmasse anfangs ziemlich regelmässig von der Pulpahöhle nach abwärts, sind anfänglich mehr gerade gestreckt, weiter unten mehr geschlängelt, geben im Ganzen wenige und meistens stark gebogene, nach ver- schiedenen Richtungen laufende, lange Aeste ab, theilen ‚sich selbst öfters dichotomisch und biegen bald mehr in der Mitte der Substanz, bald näher an ‚der unteren (äusseren) Oberfläche derselben in Schlin- gen um, um wieder zurückzulaufen. Sehr auffallend ist es, dass 307 die Röhrchen sich gerne in bald grössere bald kleinere Bündel zu- sammengesellen, aus denen sie dann wieder mehr sich zerstreuend hervortreten, um schlingenförmig umzubiegen. Am schönsten ist die Umbiegung beim Kalb zu sehen, wo sie auf den ersten Blick gar lebhaft an die Umbiegungsschlingen der Nervenfaden erinnern.!!) Bei den Raubthieren gleicht die Röhrchenvertheilung in der fraglichen Stelle des Elfenbeines nahe der am oberen Theile der konukaven Partie des Schneidezahnes vom Pferde beschriebenen; man findet jedoch auch sehr deutliche Umbiegungsschlingen. Alle Röhrchen biegen sich niemals um; immer laufen mehrere, oft auch die meisten ganz zur unteren Peripherie des Elfenbeines, geben oft seitliche Aeste ab und spalten sich zuletzt in mehrere Zweige, welche sich in kleine Kalkhöhlen senken. Bei den Schneidezähnen von Pferden- sieht man auf Querdurch- schnitten,. welche ungefähr aus der Mitte genommen sind, die Röhr- chen des Elfenbeines auf der nach auswärts und rückwärts gerich- teten Seite in Büscheln vom Rande der Pulpahöhle entspringen. In diesen Büscheln, welche von der Pulpahöhle an gegen die Peri- pherie ziemlich schuell breiter werden, liegen die Röhrchen selten nur etwas gerade gestreckt, meistens ziemlich unregelmässig und einander nicht parallel gebogen; erst da wo die verschiedenen Bü- schel durch das Breiterwerden einander begegnen, nehmen sie dann die gewöhnliche Richtung wieder an. Bei den Amphibien findet sich diese Substanz jedesmal und zeigt im Ganzen keine besondere Struktur, nur ist die Pulpahöhle immer viel grösser als bei Säugethieren; bei Crocodilus, wo Schmelz Elfenbein und Knochenüberzug der Wurzel vorkommen, sind die 4) Tab. II. Fig. 4. 64* 308 Röhrchen sehr eng aneinander gereiht, eiwas gerader gestreckt als gewöhnlich, und münden mit ihren letzten, peripherischen Aesten in kleine Kalkhöhlen. Bei Proteus anguinus fand Valentin‘) dünnen Schmelz und Elfenbein, das keine besondere Struktur zeigte. In der Reihe der Fische findet sich aber wieder eine grosse Manchfaltigkeit im Baue der Zähne überhaupt und in der Struktur der einzelnen Substanzen. Bei mehreren, ?) wie den Labriden, Spa- roiden ist eine einzige Pulpahöhle, von der aus die Röhrchen des Elfenbeines in rechten Winkeln ausgehen und zur Peripherie eilen; bei anderen, z. B. Acanthurus, Dictyodus, findet sich im Elfenheine ein Netzwerk von Markkanälen, deren Zwischenräume mit Röhr- chen und Kalkzellen ausgefüllt werden. Die Markkanälchen sind direkte Fortsetzungen von denen des -gemeinen Knochens, mit wel- chem die Zahnbasis verwachsen ist, oder in welche sie umgewan- delt wurde. Die Markkanäle gehen parallel bald mehr gerade, bald wellenförmig gebogen durch die Elfenbeinmasse, verzweigen sich reichlich und verengen ihr Lumen desto mehr, je mehr sie sich der Oberfläche des Zahnes nähern. Bei einer dritten Gruppe von Fisch- zähnen finden sich im Elfenbeine wieder mehrere Markkanäle, welche weniger parallel laufen und in ungleicher Entfernung von einander liegen; aus jedem Markkanal kommen Röhrchen, und die letzten Verzweigungen dieser senken sich zum Theil in kleine Kalkzellen, zum Theil verbinden sie sich gegenseitig, so dass dann die Röhr- chen verschiedener Markkanäle miteinander anastomosiren; die Mark- kanäle selber theilen sich dichotomisch und anastomosiren mitein- ander. Beispiele: Acrodus, Cestracion Philippi. Eine vierte Gruppe & 1) Valenlin’s Repertorium. Jahrgang 1536. p. 291. 2) Odontography or w trealise on the comparative anatomy of Ihe teeth, - their physiological relations, mode of developement and microscopie struc- ture. Lond. 1840. Vol. 1. 309 von Fischzähnen zeichnet sich dadurch aus, dass das Elfenbein von parallelen, gleich weit von einander entfernten Markkanälen durch- zogen wird. Jeder Markkanal hat sein System von Röhrchen, die aber für jeden besonders bleiben und gegenseitig nicht anastomo- siren; es legen sich sogar zwischen die einzelnen Systeme Scheide- wände von Cement, so dass dann fast jeder Markkanal mit seinen Röhrchen einen Zahn von konischer Form darstellt. Dieser Bau findet sich bei Pristis, Myliobates, Zygobates und den Chimäraiden. Schmelz des Zahnes. Email, substantia vitrea, indumentum vitreum, umzieht an den Zähnen des Menschen und der meisten Säugethiere und Amphibien, so wie vieler Fische den Theil des Elfenbeines, welcher über den _Alveolarrand der Kiefer hervorragt; bei manchen Thieren jedoch, z. B. mehreren Nagern, den Schneidezähnen des Pferdes geht er noch weit in den Wurzeltheil hinab, bei noch anderen, z. B. Hippo- potamus, den Schneidezähnen der Nager, überzieht er nur die vor- dere und einen Theil der seitlichen Fläche, aber die hintere nicht. Ueber den eigentlichen, feineren Bau dieser Substanz hatte man in früheren Zeiten keine Vorstellung, man betrachtete den Schmelz mit freiem Auge und einfachen Gläsern, und glaubte die Struktur- verhältnisse gefunden zu haben. Wenn selbst Hunter sagt, der Schmelz bestehe aus Fasern, welche von aussen nach innen laufen und dadurch, indem sie ein Gewölbe bilden, verhindern, dass der spröde Schmelz, beim Kauen zerbreche, so ist es doch gewiss, dass er seine Beschreibung nach der Bruchfläche des Schmelzes, wie sie sich dem freien Auge darstellt, genommen hat. Weniger könnte man glauben dass Schreger die feinere Struktur erkannt habe, wenn er augieht, dass die Fasern im menschlichen Schmelze so gekrümmt seyen, dass ihre Concavität der Concavität der Kaufläche, die Con- 510 vexität der Wurzel zugekehrt sey.‘) Heusinger sah den Schmelz aus eng aneinander liegenden Fasern zusammengesetzt, welche fast senkrecht auf dem darunter gelegenen Elfenbeine stehen; sie schie- nen ihm nicht ganz senkrecht, sondern etwas lockenartig gekräuselt zu seyn. Cuwvier, Burdach ?), E.. H. Weber waren in der Kennt- niss der feineren Struktur dieses Gebildes nicht vorwärts geschritten, sie beschränkten sich fast blos auf die Darstellung der physikali- schen Eigenschaften desselben. Nach ihnen ist der Schmelz viel härter und kompacter als das Elfenbein, giebt am Stahle Funken?), enthält viel weniger Gelatine, löst sich fast ganz in Säuern auf, ist dünner aufgetragen gegen den Zahnhals, dicker auf der Kau- fläche. Auf dem Bruche sieht man viele Fasern, die deutlicher?) als in der innern Substanz erscheinen; sie sind überall perpendikulär gegen die Oberfläche des Zahnes gerichtet‘). Bei den Thieren bemerkt man an ihnen kaum eine andere Verschiedenheit als in der Dicke; am deutlichsten sind sie im Backenzahne des Elephanten, wo sie wie Asbest, aber nicht immer geradlinig aussehen. Die 1) Schreger stellt mit seiner Zeichnung eines horizontalen Durchschnittes drei sich unterscheidende Schichten dar, die er auch so im Texte angibt: 1) eine graue Bande, welche die äusserste und breiteste ist; 2) eine mittlere, milchweisse, weit schmälere, linienartige; 3) eine eben so schmale innere, wiedernm graue, welche unmittelbar um das Elfenbein anliegt. 2) Physiologie als Erfahrungswissenschaft. Bd. V. 167. VI. 925. 929. 3) Bartholin, Gagliardi and Blumenbach zweifeln daran, Sömmerring aber bestätigte es neuerdings. 4) der deutlichste Beweis, dass diese Autoren die Schmelzfasern nicht ge- ' sehen haben, denn diese sind vielmals zarter und schwerer zu beobachten, als die Röhrchen des Elfenbeines. 4) Dasselbe bemerkte auch schon Blake an essay on the structure and for- malion of the teeth. London 1802. 511 Gränze des Schmelzes.und der inneren Substauz wird durch eine graue und eine daneben liegende, mehr weissliche Linie bezeich- net. — Von dem Elfenbeine unterscheidet sich der Schmelz da- durch, dass er sehr wenig oder gar keine verbrennliche Substanz enthält, sondern fast ganz allein aus erdigen Bestandtheilen zusam- mengesetzt ist, daher er auch in Salpetersäure nicht gelb wird; dass, wenn auch thierische Substanz vorhanden ist, diese kein zusammen- hängendes Ganzes bildet !), weilbei der Auflösung der erdigen Bestand- theile in Säuren keine thierische Substanz übrig bleibt, welche die Gestalt des Schmelzes hätte. Der Schmelz ist übrigens milchweiss, bläulich, die dichteste, schwerste, härteste Masse des ganzen mensch- lichen Leibes?). So lange der Zahn seine natürliche Feuchtigkeit hat, lässt sich der Schmelz vom Elfenbeine nicht trennen, springt aber beim Austrocknen und besonders beim Erhitzen ab. Die chemischen Analysen des Schmelzes weichen etwas von einander ab. Nach Morichini5) enthält er thierische Substanz 30, Kalkerde 33, Magnesia 9, Thonerde 5, Phosphorsäure uud Fluss- säure 22, Kohlensäure 1 Theile (100); nach Pepys ergaben sich 16 Krystallisationswasser und Verlust, 78 phosphorsaurer Kalk und 6 kohlensaurer Kalk; nach Lasaigne *) besteht er aus 20 Theilen thierischer Substanz, 72 phosphorsauren Kalk, S kohlen- 1) von unreifen Zähnen lässt sich, wenn sie mit Säuern behandelt werden, die organische Substanz zusammenhängend darstellen. Schwann Mikro- skopische Untersuchungen etc. 1839. pag. 113. 2) daher findet man häufig an ehemaligen Begräbnissplätzen, welche schon vor Hunderten von Jahren als solche gedient haben, noch Zähne oder doch Zahnkronen, wenn auch sonst keine andere Spur mehr von einem menschlichen Leibe (Balbin miscell. Bohem. Dec. 1. L. 4. pag. 1.) 3) in Schreger osleochemiae specimen pug. 14. 4)- bei Rousseau pag. 262. 512 sauren Kalk, im Rinderzahne aber aus 1,0 thierischer Materie, 68,0 phosphorsauren Kalk und 1,0 kohlensauren Kalk !); Berze- lius dagegen fand in 100 Theilen: 2,0 häutige Substanz, Wasser, Knorpel und vielleicht zufällig anhängende Knochensubstanz, 85,3 phosphorsauren Kalk, 8,0 kohlensauren Kalk, 3,2 flusssauren Kalk, 1,5 phosphorsaure Magnesia ?). In unseren Tagen hat sich die Lehre vom Baue des Schmel- zes durch die Untersuchungen von Purkinje und Retzius ganz umgestaltet. Er besteht aus Fasern, die ihrer Form wegen auch Schmelzprismen genannt werden, immer eine bestimmte, vier- oder sechseckige Form zeigen, in Lamellen oder mehr unbestimmte Partien zusammentreten, und wegen ihrer Durchsichtigkeit und ausserordentlichen Zartheit nur mittelst guter mikroskopischer Ver- grösserung gesehen werden können °). Mit ihrem einen Ende stehen sie am oberen (mittleren) Theile der Krone senkrecht, am untersten horizontal, und in den Zwischengegenden- quer auf dem Elfenbeine an, mit dem andern bilden sie, da sie sich möglichst eng aneinander legen, die äussere Oberfläche der Krone; das in- nere Ende aber ist immer kleiner, das äussere umfangsreicher weil die Schmelzfaser von innen nach aussen immer dicker wird. Diese Enden geben, ihrer regelmässigen Form wegen, der äusseren und inneren Oberfläche des Schmelzes das Ansehen einer Bienen- wabe, und auch die Querdurchschnitte zeigen besonders an Zähnen 4) ist wahrscheinlich nicht Schmelz allein gewesen, was Lasaigne unter- suchte. 2) in früheren Zeiten wurden keine genaueren Analysen vorgenommen; so z. B. giebt Hatchet! in Homes oben a. Abhandlung nur an, dass der Schmelz aus Kalk, Leim und Phosphor bestehe. Fr. Cuvier heht als vor- -zugsweisen Bestandtheil den- flusssauren Kalk hervor. 3) Tab, I. fie. 5. 513 mit breiter Kaufläche denselben Bau. Die einzelnen Schmelzfasern laufen jedoch niemals gerade gestreckt von der Oberfläche des Elfenbeines zur äusseren Kronenfläche, sondern sind immer mehr oder weniger &- und wellenförmig gebogen, zeigen oft bei Thie- ren grosse Abweichungen in ihrer Richtung und besitzen an ihrer Oberfläche häufig Querstreifen, welche mitunter wie die der Muskel- bündel sich ausnehmen, öfters auch viel unregelmässiger erscheinen. „Sie laufen immer parallel, biegen sich desswegen auch alle harmonisch ; die 2 förmigen Biegungen lassen vom freien Auge sich nie bemerken, aber die kurzen wellenförmigen erscheinen, eben weil alle Fasern zugleich sich biegen, wie querüber laufende, seidenartig glänzende Streifen, nach denen man den Schmelz aus konzentrischen, schaligen Lamellen zusammengesetzt halten könnte. Wenn man die innere Oberfläche des Schmelzes genauer betrachtet, ergiebt sich, dass sie sehr uneben ist und viele Hügelchen und Vertiefungen besitzt; auf den Hügelchen selber stehen dann die eckigen Prismenenden, welche immer convex sind. Mit dieser Oberfläche ist nun der Schmelz wohl dem Elfenbeine zugekehrt, liegt ihm aber nie unmittelbar an, da zwischen beide Substanzen ein eigenthümliches, von Berzelius zuerst gefundenes zartes Häutchen liegt, das sich überall zwischen sie drängt und verlindert, dass sie sich irgendwo berühren. Es hat keine Spar von Fasern, auch soust keine bestimmte Struktur, ist aber immer bräunlich und zeigt sehr viele Löcher oder doch verdünnte Stellen, welche den konvexen Schmelzfaserenden zu ent- sprechen scheinen. Man kann es in der Regel nur dann zu Gesicht bekommen, wenn man einen Zahn in nicht zu starke Säure legt und nun den Schmelz auflösen lässt, bis er aller verschwunden ist. Ich habe mich durch eine bedeutend grosse Reihe von Unter- suchungen überzeugt, dass die Lehre vom Schmelz wohl noch lange nicht geschlossen ist. In manchen menschlichen Zähnen ist die Schmelzmembran, welche Berzelius besihreibt, auf Längs- und Abhandlungen d. 11. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. 11. 65 >14 Querdurchschnitten als scharfe Gränze zwischen Schmelz und Elfen- bein sehr deutlich zu sehen, oft aber ist sie weniger klar; in bei- den Fällen gewahrt man gar nicht selten, dass einzelne oder meh- rere Röhrchen des Elfenbeines mitunter eine beträchtliche Strecke weit in den Schmelz hineinlaufen und dort plötzlich enden, ja in - manchen Zähnen sehe ich ganz klar und deutlich sich diese Röhr- chen als Schmelzfasern durch die ganze Dieke des Schmelzes er- strecken; immer aber scheint eine Umwandlung mit ihnen vorzugehen, denn ihr- eigenthümliches, weisses Ansehen, das sie im Rlfenbeine “besitzen, behalten sie im Schmelze nur einen ganz kurzen Weg bei, werden dann durchsichtig und nehmen gänzlich das Aussehen der Schmelzfasern an. Die Schmelzfasern laufen durchaus nicht immer so regelmässig, wie es oben beschrieben wurde; Häufig, besonders in Backenzähnen, sind sie sehr unregelmässig; man Wu- terscheidet oft einzelne Bündel von Fasern, die an der Gränze des Elfenbeines ziemlich dicht aneinander liegen, gegen die Kronen- Oberfläche aber divergiren und ihrer Biegungen wegen wie ein haarreicher, geschwungener Pferdeschwanz aussehen; die verschie- denen Bündel aber laufen bald mehr gerade nach aufwärts, bald direkter nach auswärts und schlingen sich manchmal untereinander hinein. Die Durchschnitisfläche der Schmelzfasern habe ich öfters mit grösster Aufmerksamkeit betrachtet, allein es wollte mir nie ge- lingen, an ihnen eine sechseckige Form zu bemerken, wie sie Re- izius sah, oder eine viereckige wie Purkinje behauptet; sie kamen mir immer mehr unbestimmt und wenigstens an einem grossen Theile ihres Umfanges mehr abgerundet vor. Wenn man einen Zahn in verdünute Salzsäure legt, so hebt sich in kurzer Zeit von der äusseren Oberfläche des Schmelzes ‘ein zartes Häutchen empor, das nie im ganzen Zusammenhange, sondern nur in einzelnen Fetzen sich darstellt, weil es, schon wäh- rend es sich aufhebt, von der stürmisch unter ihr aus dem Schmelze 515 sich entwickelnden Kohlensäure zerrissen wird. Unter dem Mikro- skope hat sie ein Epitheliumartiges Ansehen und scheint aus kleinen Zellen, welche freilich nicht immer sehr deutlich sich zeigen, zu- sammengesetzt zu seyn; ja in-ihrer Mitte sieht man sogar oft auch noch einen Nukleus und Zellenkörperchen unter ‚ihrer Membran. Diesen häutigen Ueberzug des Schmelzes fand ich an frischen und schon Jahre lang getrockneten Zähnen. ') Bei den Thieren findet sich in der Richtung ‘der Schmelzfasern sowohl im Verhältuiss zur Zahnoberfläche als auch zu einander sehr bedeutende Abweichungen, die ich aber später bei der speziellen Betrachtung der Nagerzähne anführen werde, weil diese sehr gut für Repräsentanten der verschiedenen Formen gelten können. Ich erwähne hier nur noch, dass bei Zähnen, welche noch in der Bil- "dung begriffen sind, am besten sichtbar im letzten Backenzahne des Kalbes,oder Lammes, der Schmelz noch ‘ganz weich ist, demun- geachtet aber schon die gesonderten Prismen erkennen lässt. Die ganze Schmelzmasse besteht dann um diese Zeit aus den schon fertigen, nur noch nicht zusammengekitteten Schmelzfasern, welche auch etwas biegsam sind.?) 1) Fr. Bühlmann (über eine eigenthümliche, auf den Zähnen des Menschen „vorkommende Substanz — in Müllers Archiv, Jahrg. 1840. pag. 442. fand auf den Zähnen, sowohl alter als junger Individuen, am meisten und zahlreichsten jedoch bei älteren Personen, welche weniger Sorgfalt auf ihre Zähne verwenden, selbst an Zähnen, unmittelbar nachdem sie mit einem feinen Bürstchen sorgfältigst gereinigt waren, fadenförmige, auf einer körnigen Masse aufsitzende Körper, welche sich manchfach unter einander verschlingen, bald mit ihrer Grundmasse, bald allein und zer- brochen erscheinen. Die stärkste Salpetersäure, Schwefelsäure oder Salz- säure löst sie nicht auf, macht sie höchstens etwas durchsichtiger; auf einem Glasplättchen im Platintiegel verkohlt verwandelt sich die umge- bende Masse in Kohle, die Fasern aber bleil,en unverändert. 2) Müller in seinem Archiv. 1836. Jahresbericht IV. 65 * 516 $ Der Vollständigkeit der Literatur wegen möge hier auch noch bemerkt werden, dass Dujardin'!) an einer dem Schmelze parallel?) geschnittenen Lamelle aller Säugthierzähne sehr kleine eng bei ein- ander stehende Löcher von runder oder ovaler Form sah, welche ihm aus mehreren Poren zu resultiren, keinen Fasern zu entspre- chen und eher Substanzlücken zu seyn schienen. Valentin meint, es wären hier nur die Durchschnitte der flüchtig beobachteten Schmelz- fasern beschrieben, worüber aber wohl schwer zu urtheilen seyn dürfte, da nicht angegeben ist, in welcher Gegend noch in welcher Substanz Dujardin die angegebenen Löcher sah. Knochensubstanz des Zahnes, substantia ossea, crusta petrosa. Diese Masse umgiebt vom menschlichen Zahne die Wurzel und den Hals und wurde wie ich oben zeigte für krankhaft prgdueirte Hornsubstanz gehalten; Purkinje, Retzius und Müller haben erst ihre wahre Natur dargethan. Häufig stellt man sie in neuerer Zeit - mit dem Cement zusammen und heisst sie auch wie dieses substuntia corticalis, was man wohl nicht tadeln kann, da beide Substanzen ziemlich einerlei Struktur haben und gewiss für einerlei von jeher wären gehalten worden, wenn man sie beide zu gleicher Zeit auf- gefunden hätte. ” Die Knochensubstanz des Zahnes®) ist meistens bei ausgewach- senen Zähnen erst deutlich ausgebildet, bei jungen sehr dünn und mitunter kaum erkennbar. Auch an ausgebildeten Zähnen wechselt 1) in Valentin Repertorium für Anat. u. Ph. 1837. 2) jedenfalls ein ungeschickter Ausdruck, der nicht errathen lässt, wie der Verf. seinen Durchschnitt führte. 3) Tab. II. fig. 6. 517 sie an Dicke sehr stark, ist dünner am Halse da wo der Schmelz endet und wird nach abwärts immer dicker — besonders bei Zäh- nen alter Leute, wo die Zunahme dieser Masse vielleicht doch et- was krankhaft seyn dürfte. Sie besteht zunächst aus einer struk- turlosen animalischen Substanz, in welcher Kalkerde sich in ver- schiedenen Formen ablagert; einmal in kleinen Klümpchen von run- der, ovaler, oder mehr sternförmiger Gestalt, welche in entsprechen- den Höhlen der zu Grunde gelegenen Substanz sind und ganz mit den Koochenkörperchen') der wirklichen Knochen übereinkommen, welche @. H. Mayer für verknöcherte Knorpelzellenkerne hält, von denen aber jeder durch Verschmelzung mehrerer ursprünglichen Zellenkerne entstanden ist?) — und dann als bröcklige Masse, welche in bald grösseren bald kleineren Kanälen der Grundsubstanz liegen, von denen erstere den Knochenkanälen, letztere mehr den Röhrchen des Elfenheines gleichen, und häufig miteinander anasto- mosiren. Knochenkörperchen und ihre Kanäle variiren häufig an. Zahl und Grösse und zeichnen sich oftmals dadurch aus, dass die aus ihnen hervorkommenden Röhrchen vorzugsweise auf einer Seite büschelförmig beisammenstehen. Oft findet man diese Gebilde, be- sonders die Kuochenkörperchen am reichlichsten nahe der Gränze der Knochenmasse und des Elfenbeiues, und häufig kann man dann auch die Aeste der Röhrchen des Elfenbeines bis in Knochenkör- perchen verfolgen; gegen die Peripherie hin nehmen letztere dann sehr ab, werden eiuzeln, zerstreut und sind mitunter gegen die äus- . sere Oberfläche hin gar nicht mehr vorhanden. In diesem Falle kommen dann viele lange Kanälchen aus den Kunochenkörperchen, da wo sie noch dicht beisammen liegen, welche bald mehr bald 1) Deutsch de penitiori ossium struclura observationes. Dissert. inaugur. Vratisl. 1834. 3) Ueber die Bedeutung der Knochenkörperchen in Müllers Archiv. Jahrg. 1841. pag. 210. 518 weniger geschlängelt zur äusseren Oberfläche laufen, auf diesem Wege und vorzugsweise an ihrem Ende eine grosse Anzahl von dicken Aesten nach beiden Seiten hin abgebend. Die grossen Kalkkanäle sind in der Knochensuhstanz des menschlichen Zahnes selten vorhanden, finden sich aber häufig bei Säugthieren und Fischen, weniger bei Amphibien. Sie gleichen völlig den Knochenkanälen der gewöhnlichen Knochenmasse; sind an Durchmesser meistens sehr verschieden, haben ebenfalls, wie diese, auf Querdurchschnitten viele konzentrische Ringe um ihr Lumen herum, welche die konzentrisch-schalige Struktur ihrer Wan- dung verrathen. Sie liegen am reichlichsten in dem Kuochenüberzug der Backenzähne da, wo die Wurzeln an der Basis des Zahnhalses auseinandergehen; am deutlichsten bei Wiederkäuern; niemals sah ich sie in der Knochensubsianz, welche die Krone mehrerer Säug- thierzähne umkleidet; dort finden sich blos Knochenkörperchen und feine, diesen angehörende verzweigte Röhrchen. Die Kalkkanäle in der Knochensubstanz unterscheiden sich in ihrer Richtung sehr von denen der ausgebildetsten Knochen (Röhrenknochen); in letz- teren laufen sie meistens der Richtung der Markröhren parallel, nur in sehr geringer Zahl sieht man quer und schief laufende, im Zahne aber gehen sie häufig nach allen drei Richtungen, so dass man gar oft nicht im Stande ist, zu entscheiden, welcher sie vor- zugsweise folgen. Bei Säugthieren bleiben sie übrigens in der Re- gel einfach, bei Fischen hingegen verzweigen sie sich oft, und bil- den mitunter (Syualus) sogar eine Art Netzwerk. Das Cement zeigt immer einige Verschiedenheiten, so dass ich es als eine besondere Substanz betrachten werde; ich will jedoch seine spezielle,Darstellung erst bei den Nagerzähnen vornehmen, da es bei ihnen weitaus am ausgezeichnetsten ist und bei ihnen auch am deutlichsten nachgewiesen werden kann, in wie ferne es sich von Kuochensubstanz unterscheide. Hier nur mehr das Allgemeine. 519 Zuerst erwähnen mit Bestimmmtheit Corse und Home dieser Substanz bei den Backenzähnen der Elephanten, wo aber von ihrer inneren Struktur nicht ausführlich die Rede ist‘). Magellon?) glaubt am menschlichen Zahn ein Analogon im Weinsteine zu finden, wel- chen er auch näher untersuchte; er fand darin viele Poren und po- Iyedrische Räume, welche den Polypenzellen glichen, in diesen sah er kleine Thierchen sich bewegen und glaubte an der ganzen offen- bar erdigen Masse einen von diesen Polypen gebildeten Polypen- stock zu sehen. Schon Leuwenhöck’) maehte ähnliche Beobach- tungen; er sah dieselben Thierchen *) etwa ein Tausend in einem Stückchen Substanz, welches.ungefähr den hundertsten Theil eines Sandkornes betrug. Im Speichel fand er die Thierchen nie’) Nach Ouvier®) ist das Cement bei den dents composees und demi- composees, bedeckt dort den Schmelz als dritte Zahnsubstanz, ver- diekt sich an vielen Stellen, füllt alle Räume aus, welche zwischen den Falten dieser Zähne sind, ist dabei weniger hart als die übri- gen Substanzen, leicht löslich in Säuren und schwärzt sich schnell im Feuer. Es giebt nach ihm Zähne, in denen diese Substanz hei= nahe die Hälfte der ganzen Zahnmasse ausmacht (z. B. Backen- zähne des Elephanten); meistens hat sie keiue erkenubare Organi- 1) Letzterer erkaunte jedoch die Aehnlichkeit der Struktur mit der des ge- wöhnlichen Knochens. 2) bei Serres pag. 32. 3) in Dr. Hook collection philosophical und in phülosoph. Trausact. 1684. 4) Sind Vibrionen und Bacterien. 5) Sie halten sich immer in dem die Zähne umgebenden Schleime auf und sind besonders häufig in den Höhlen cariöser Zähne. £ 6) Lerens d' anat. comp. 208. 320 sation und gleicht dem Weinsteine; sie besitzt aber viele regel- mässig vertheilte Poren. Lassaigne') hat’ eine chemische Analyse dieser Substanz ge- liefert. Beim Rinde fand er sie aus 42,18 thierischer Materie, 53,84 phosphorsauren Kalk, und 3,98 kohlensauren Kalk zusam- mengesetzt, beim Cabiai dagegen enthielt sie 43,01 thierische Ma- terie, 52,94 phosphorsauren Kalk und 4,05 kohlensauren Kalk. Fr. Ouvier glaubt, dass der innere Bau dieser Substanz der- -selbe sey wie beim Elfenbeine, so dass man sie äusseres Elfenbein nennen könnte. Was die Meinung betrifft, der Weinstein an den menschlichen Zähnen sey ein Analogon der Cementmasse, so widerlegt sich diese sogleich bei näherer Untersuchung. Wenn man Weinsteinstücke so fein schleift bis sie zu mikroskopischem Gebrauch durchsichtig ge- nug sind — was freilich so leicht nicht ist, da die Masse wegen zu geringen Zusammenhanges sehr leicht zerbröckelt — so sieht man “nie eine Spur von Kanälen oder Zellen oder Knochenkörperchen; sie ist immer aus ziemlich unbestimmt geformten, meistens länglich rundlichen Körnern zusammengesetzt, welche mituhter ein krystalli- nisches Ansehen haben, aber meistens den Körnchen gleichen, welche beim Schleifen dieser Masse und der Zähne überhaupt theils vom Zahne theils vom Steine sich abreiben. Dass eine Zwischenmasse vorhanden wäre, durch welche diese Körnchen zusammengehalten würden, konnte ich ebenfalls nicht sehen, von Poren und dergleichen traf ich nie eine Spur, wohl aber unbestimmt eckige, bald grosse, bald kleine Löcher, welche offenbar dadurch entstanden waren, dass während des Schleifens an diesen Stellen Substanz herausbrach. 1) bei Rousseau pag. 262. >21 ‘Was. den Unterschied zwischen Knochensubstanz des Zahnes und Cement betrifft, so muss man vorerst zugeben, dass in beiden Kunochenkörperchen und grosse, nach verschiedenen Richtungen laufende Kalkkanäle existiren; letztere sind aber in der Kuochen- substanz viel seltuer und die Kuochenhkörperchen in viel reichlicherer Quantität vorhanden, auch bemerkt man die konzentrischen Schalen der Kalkkanäle in ihr in der Regel nicht, während sie im Cement sehr deutlich hervortreten. Von den Kalkkanälen gehen im Cemente sehr reichliche nach allen Richtaugen radienartig auslaufende den- dritische Röhrchen, die in der Knochensubstanz nur selten, und dann nie so vollkommen ausgebildet erscheinen, dagegen zeigen sich in letzterer geschlängelte Röhreben, welche in der Richtung vom El- fenbeine gegen die Zahnoberfläche über mehrere Knochenkörperchen hin verlaufen. Die Knochenkörperchen sind im Cement in der Regel viel grösser als: in der normal gebildeten ') Knochensubstanz des Zahnes, in ersterem an ihrer ganzen Peripherie mit ziemlich grossen baumarligen Röhrchen umgeben, die von den verschiedenen Koochenkörperchen sich gegeneinander verästeln und zeigen mehr eine unregelmässig eckige Form, während die in der Knochensub- stanz meistens rundlich erscheinen. Vom Cement aber muss man nothwendigerweise zweierlei Ar- ten unterscheiden: einmal das eben beschriebene, das in der Regel zwischen den Falten der zusammengeseizten Zähne so weit nach abwärts reicht, als die Falten selbst sich erstrecken; dann aber noch ein zweites, welches in der Regel sich auf die Krone beschränkt. Letzteres erscheint meistens in duukelbraunen Massen, deren Unter- suchung sehr schwierig ist; schleift man sie nicht dünn genug, so %) An Zähnen sehr alter Leute ist die Knochensubstanz an der Wurzel aus- serordentlich reichlich und stark ausgebildet und nähert sich mehr der Cementstruktur. Abhandlungen d. II. Cl.d. Ak, d, Wiss. III. Bd. Abth. II. 66 322 sind sie zur Untersuchung untauglich und undurchsichtig, macht man sie aber sehr dünn, so brechen sie gerne während des Schleifens in eine grosse Menge von Stückchen, ehe sie fein genug wären, oder werden sie durchsichtig, so sind sie leicht wieder zu durch- sichtig und scheinen dann aus homogener Substanz zu bestehen. Stücke von gehöriger Dicke aber lassen eigenthümliche Körperchen, von denen sie ganz und gar zusammengesetzt werden, erkennen, an welchen man ganz deutlich einen ansehnlichen, körnigen, dunkeln Mittelpunkt und einen ringförmigen Hof von viel hellerer Farbe un- terscheidet. Sie sehen wie Zellen aus und sind scharf voneinander abgegränzt. Am deutlichsten sah ich sie bei Dasyprocta. Bau der Zähre bei den Nagethieren. Bei den Nagern unterscheiden wir nur zweierlei Zähne: Schneide-') und Backenzähne. Erstere bleiben sich bei allen Na- gern an Form und Struktur sehr gleich und unterscheiden sich öf- ters nur durch ihre Farbe. Sie bestehen immer aus sehr ausge- bildetem Elfenbeine, mit einer, besonders nach abwärts sehr weiten Pulpahöhle; aus Schmelz und Knochensubstanz, welche sich so ver- theilen, dass au der vorderen Seite des oberen Theiles des Zahnes Schmelz sitzt, welcher sich auch noch etwas über die seitlichen Flächen erstreckt, nach rückwärts aber nur Knochensubstanz sich findet.?) - Am Schmelz ist die äussere Fläche manchmal mit brauner Farbe überkleidet (Castor, Dasyprocta) welche jedoch keiner be- sonderen Substanz (etwa Cement) angehört, sondern im Schmelze 1) Man wollte in neuerer Zeit diese Zähne nicht für Schneidezähne gelten lassen und erklärte sie für Eekzähne. Zuerst behauptet dieses Geofroy St. Hilaire (Memoire de Ü Academie des sciences de l"Institut. T. XII. pag. 181.). Dagegen Cuvier Lerons (neue Ausg.) 247. etc. und Müller's Archiv. 1834. 49. 1. 2) Ein analoges Verhältniss wie beim Hippopotamus. 323 selber gelegen ist. Die Kaufläche ist nach rückwärts und abwärts in einer sehr schiefen Richtung, und soweit sie sich nach abwärts erstreckt, ist der Zahn solid; unterhalb.aber wird er hohl; und je weiter er nach abwärts läuft, desto grösser wird die Pulpahöhle in ihm ‚und desto dünner seine Substanz, so dass man sich die Bil- dung etwa auf die Weise vorstellen kann, dass der Zahn eine cy- lindrische, sehr dünnwandige Röhre ist, die aber nach aufwärts wachsend immer mehr an den beiden seitlichen Theilen nach ein- wärts an Dicke zunimmt, wodurch die Pulpahöhle verengt und zu- letzt so dick wird, dass letztere ganz sich schliesst und die Wan- dungen einander berühren.) Grosse Verschiedenheiten finden sich aber in der Form und im Bau der Backenzähne — ja man darf wohl behaupten, dass alle Backenzahnformen und Sirukturverhält- nisse derselben, die nur immer bei den Säugthieren vorkommen, bei den Nagern vereinigt erscheinen. Wir finden die Zähne, welche den Malmzähnen des Menschen und der höheren Raubthiere gleichen, Zähne, welche mit denen der Wiederkäuer zusammenzustellen wären, und Zähne, welche mehr an die der Edentaten sich reihen (Bathyergus). Zunächst fällt bei der Betrachtung ihrer Gesammtform auf, dass einige von ihnen deutlich in Krone und Wurzeln zerfallen, wie 4) Diese Zähne sind auf diese Weise nach abwärts nicht geschlossen und wachsen daher auch beständig in die Länge in demselben Verhältnisse, in welchem sie durch das Nagen auf der Kaufläche abgenützt werden, Von diesem beständigen Wachsen rühren auch manchmal sonderhare Ver- längerungen und Verkrümmungen dieser Zähne her; wenn z.B. ein Schneide- zahn im Oberkiefer abbricht, so wächst der ihm entsprechende des Unter- kiefers immer in die Länge, weil er zum Theil den Gegenhalt verloren hat, theils aber nicht mehr abgenützt wird. Nicht selten sind solche aus- wachsende Zähne bei Hasen. Meissner Auswachsen der Zähne besonders bei Nagern im: Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Ge- sellschaft in Basel vom August 1834 bis Juli 1835. I. 1835. IH. 1836. 66 * 324 etwa die Backenzähne des- Menschen (z.B. Arctomys), andere: aber in derselben Form, mit der sie als Kronentheil über das Zahnfleisch hervorragen, auch in die Zahufächer sich hinunter erstrecken. Hier schliessen sie sich entweder wurzelartig an ihrem untersten Theile, ‚spalten sich auch mitunter in dieke aber sehr kurze unvollkommene Wurzeln, oder schliessen sich nieht und die Pulpahöhle mündet meistens mit einem grösseren Durchmesser aus, als sie in den üb- rigen Theilen hatte. Auf diese Weise zerfallen dann alle Nager- zähne I. in Zähne mit vollkommener Wurzelbildung, -H. in Zähne mit unvollkommener Wurzelbildung, HI in Zähne ohne Wurzelbildung. In der ersten Klasse sind: die Wurzeln: von keiner sehr besonderen Beschaffenheit, sie wechseln an Dicke und Länge etwas, und bestehen aus Elfenbein und einem äusseren rindenarligen Ueberzuge, welcher aber nicht immer. wie beim Menschen, Raub- thieren, Wiederkäuern u. dgl. Knochensubstanz zu seyn scheint. Bei Pteromys kann ich weder Knochenkörperchen noch Knochenkanäle in ihr finden; sie ist völlig durchsichtig und lässt zarte der»Länge der Wurzel nach laufende, etwas wellige Streifen erkennen. ' Bei Arctomys dagegen fand ich deutlich Knochensubstanz als äusseren Ueberzug der Wurzel, der mir jedoch wicht dem Zahne ursprüng- lich anzugehören, sondern von der sehr dicht anliegenden Substanz des Alveols herzurühren scheint. Zwischen diesem Ueberzuge und den leizten verzweigten Enden des Elfenbeines liegt auch hier wie- der — vielleicht die eigentliche Rindensubstanz der Wurzel — eine völlig durchsichtige Masse wie bei Pleromys. Die Krone zeigt manches Eigenthümliche. Bei den einen der hieher gehörenden Zähne, z. B. Siiurus, Mus, Arctomys, besitzt die Krone auf der Kaufläche stark ‘hervorragende konische Kau- spitzen, welche mitunter blos aussen und innen oder an der ganzen Oberfläche gleich hervorragen (Mus), manchmal auch (Aretomys) von innen nach aussen in starke Kanten übergehend über die Kau- 325 fläche laufen. Die vordersten Backenzähne haben meistens nur eine Kauspitze, die hivteren zwei bis drei Reihen derselben. Die ganze Krone wird in ihrer grössten Masse von Elfenbein gebildet und wie beim Menschen an der äusseren Oberfläche von Schmelz überkleidet (Seiurus, Arctomys). Wo Kauspitzen sich finden, richten sich im Innern des Elfenbeines die Röhrchen gegen diese mehr senkrecht auf, die an den anderen Theilen liegen mehr horizontal (schief). Manchmal (Maus) senkt sich die ganze Zahnmasse zwischen den Kauspitzen in die Krone hinein (Einstülpung), wodurch eine Art unvollkommener Haltung der Krone entsteht, die leichter aus der Abbildung ersehen als mit Worten, beschrieben werden kann. Diese Bildung ist dann Vebergangsform zu einer anderen Art von Krone: nämlich zur zusammengeseiziem. Als Repräsentanten hiefür können Spermophilus und Pteromys dienen; bei ersterem ist aber die Fal- tung nur auf einer Seite, bei letzterem auf zweien, und besteht darin, dass die ganze Zahnmasse dreimal sich nach abwärts einstülpt und die dadurch entstandenen Falten mit brauner Cementmasse !) ausge- füllt werden. Die Zähne mit unvollkommener Wurzelbildung sind _ zum Theile höchst merkwürdig, und fast immer sehr komplizirt gebaut. Man kanı zum deutlicheren Verständnisse einen solchen Zahn sich als ursprünglich aus einer eylindrischen Röhre bestehend denken, welche nach unten geschlossen, nach oben offen ist. Die Wand der Röhre wird nun bald auf einer bald auf zwei enigegengesetzten Seiten (äussere und innere) in ihr eigenes Lumen’ hineingestülpt und bildet ‘so Falten, welche das Lumen (Pulpahöhle) bald mehr bald weniger ausfüllen. Manchmal bilden sich solche Falten fast der ganzen Länge der Röhre nach, und blos der unterste, geschlossene Theil “ 1) In dieser kann ich wieder keine Knochenstruktur erkennen; sie scheint zu der bei Dasyprocia erwähnten zu gehören. 326 bleibt ausgenommen; manchmal dagegen geschieht die Faltung nur am oberen Theile, der als eigentliche Krone aus dem Zahnfleische herausragt. Die Falten gehen bald nur wenig tief!) in die Höhle hinein, manchmal aber so weit, dass sie die entgegengesetzte Cy- linderwand berühren ?), und ihre (der Falte) Wände legen sich dann entweder enge aneinander, so dass kein Raum in der Falte bleibt A), oder sie stehen von einander mehr oder weniger ab, und der da- durch gebildete Raum wird von Cement ausgefüllt*). ITT Häufig lässt sich die Falte von der Peripherie des Zahnes, mithin von ihrer Einstülpungsstelle aus deutlich in die Pulpahöhle hinein verfol- gen, oft aber ist diess nicht der Fall: die an der Einstülpungsstelle sich berührenden Substanzen der Cylinderwand verwachsen mit einander und dadurch wird die Falte abgeschnürt und liegt ohne Zusammen- hang mit der Peripherie in sich geschlossen innen im Zahne®. °). In einigen Zähnen gehen die eingestülpten Falten nach einer oder mehreren Rich@ungen hin eine Ari von Verzweigung ein, die in seitlicher Ausstülpung der Falte selber besteht”), in anderen, wo die Falte so weit sich eingestülpt hat, dass sie die enigegengesetzte Cylinderwand berührt, verwächst sie mit dieser und der Zahn wird (meistens nur an seiner oberen Hälfte) in Blätter getheilt®). — Selten findet sich nur eine Bildungsweise der Falten an einem Zahn, mei- stens sind ihrer mehrere vorhanden, ja manchmal sind sie alle in 327 einem einzigen Zahne vereiniget, jedoch immer nur so, dass eine gewisse Bauart vorherrscht, und dadurch immer noch die Möglich- keit gegeben ist, diese, mitunter wunderschönen Zähne zu klassi- fiziren, was ich unten versuchen werde. f Am meisten unter allen hieher gehörigen Zähnen sind, die vom Bathyergus maritimus ausgezeichnet. Jeder Zahn stellt einen hoh- len Cylinder vor, der nach unten zu geschlossen, nach oben offen ist. Diese Oeffnung ist von einem eigenthümlichen konischen Pfropfe zugeschlossen, welcher nur im oberen Theile der Krone liegt und sich nicht weit hinunter in die Pulpahöhle erstreckt. Er besteht aus einer bernsteinartigen, braunen durchsichtigen Masse, welche grösstentheils keine Struktur erkennen lässt, und nur an wenigen Stellen vorzugsweise von der Kaufläche ausgehende Röhrchen ent- hält, welche ganz denen des Elfenbeines gleichen. Ueberdiess bil- det an der Krone nicht der Schmelz die äussere Oberfläche, son- dern dieser ist noch mit einer ziemlich dicken Lage von Knochen- substanz umkleidet — wie etwa die Schneidezähne des Pferdes. Die Einstülpungen der Zahuwand sind so gering, dass man sie wohl nor Einbuchtungen nennen sollte. j Die Nagerzähne ohne Wurzelbildung sind wieder als zylin- drische Röhren zu betrachten, welche sich aber an ihrem unteren Ende nicht, an ihrem oberen dagegen nur dadurch schliessen, dass die Waudungen wie bei den Schneidezähnen dieser Thiere von unten gegen die Krone hın immer mehr auf Kosten der Pulpahöhle sich verdicken, so dass sie zuletzt an der Krone aneinanderstossen und die Pulpahöhle nach oben verschliessen. Sie sind immer mit eingestülpten Falten versehen, aber dadurch ausgezeichnet, dass die Einstülpung nicht blos am -oberen Theile, sondern der ganzen Länge des Zahnzylinders nach vor sich geht und man sie daher am unteren Ende des Zahnes eben so ausgebildet findet, wie auf der Kaufläche. 528 . Das Verhäliiss und die Zahl der ‚Falten wechselt nach den ver- schiedenen Gattungen, so dass man Zähne unterscheiden kann, an welchen die Einstülpungen nur von einer Seite her (der äusseren Faltung) geschah, und Zähne, an welchen sie von zwei sich ent- gegengesetzten Seiten sich gebildet hat (von aussen und innen, Faltung und Gegenfaltung). Die Falten gehen meistens tief in die Pulpahöhle hinein, verwachsen auch manchmal mit der entgegen- gesetzten Wandung und theilen dadurch auch hier wieder den Zahn in mehrere Blätter. - Ich will nun nach den ansehnlichen Hilfsmitteln, welche mir durch die Güte des Herrn Professors A. Wagner dargeboten wur- den, eine Eintheilung der Nagerzähne aufzustellen versuchen. „ h A Ich habe darin die blätterigen Zähne immer nach den zweig- faltigen gesetzt, was man vielleicht nicht ohne Grund rügen könnte. » Offenbar entsteht diese Form aus Faltung und Gegenfaltung, wenn diese in einer Richtung geschieht, beide auf einandertreffen und miteinander verschmelzen, und somit wären die blättrigen Zähne an die doppelfaltigen anzureihen; allein schon die einfachen Falten und besonders die Gegeufalten lassen im den einfacheren Formen schon eine grosse Neigung zur Verzweigung erkennen, so dass diese eher eiutritt als gegenseitige N ornelmelsungs, welche auch über- haupt viel seltener ist. 529 vollkommener | | | Zähne ohne Wurzelbildung: \ unvollkommener mit einfacher Krone: Sciurus. Arctomys. — Hydromys. Uebergangsform: Mus. mit zusammengesetzter Krone: a) einfach faltige: Spermo- \ philus: 3 b) faltige und ‚gegenfaltige S (doppelfaltige): Dipus. © * en c) zweigfaltige: Cercolabes. = Pteromys. ® d) blätterige: Loncheres. \ mit einfacher Krone: Bathyergus- ! mit zusammengesetzter Krone: «) einfach faltige: Georigus. b) doppelfaltige: Myopota- mus. Coelogenis. bc) Vebergangsform: Spalax. c) zweigfaltige: Castor. Dasyprocta. Hystrix. d) blätterige: Kuryotis. einfach faltige: Lepus. Pedetes. Kerodon. Uebergangsform: Cavia. doppelfaltige: Hypudaeus. Hydrochörus. Uebergangsform: Rhombomys- blätierige: Eriomys. 67 Abhandlungen der]. Cl.d. Ak. d. Wäss, III. Bd. Abth. II. “a 530 1, Zähne mit vollkommener Wüurzelbildung. 1) Einfache Kronen. Die Krone dieser Zähne zeigt immer deutliche Kauspitzen, deren mehrere an den oberen als unteren Zähnen sitzen, an letzte- ren in der Regel an der äusseren und inneren Seite in gleicher Zahl, an den oberen aber an der äusseren Seite zahlreicher vor- handen sind als an der inneren. Meistens sind vorderster und hinterster Zahn anders gestaltet, als die mittleren, manchmal sind alle von einander verschieden. Beispiele. Sciurus (vulgaris) hat im Oberkiefer jeder Seite vier Backenzähne, von denen die drei vorderen auf der äusseren Seite vier Kauspitzen haben, die aber so angeordnet sind, dass am vordersten Zahne drei grosse und eine kleine, au den zwei fol- genden zwei grosse und zwei kleine abwechselnd stehende sich befinden; am hintersten Zahne sind zwei Kauspitzen, von denen die zweite mehr nach hinten als aussen gerichtet ist. Auf der inneren Seite sitzt an jedem Zahne nur eine breite Kauspitze, zu welcher von den äusseren grossen erhabene Leisten hinlaufen. Im Unter- kiefer hat jeder Zahn nach aussen zwei Kauspitzen, nach innen hat der vordere Zahn deren nur eine, die mittleren zwei: eine vordere grössere und hintere kleinere; der hinterste hat wieder nur eine deutlich hervortretende Kauspitze. . Bei Arctomys (Marmotta) ist am oberen vorderen Zahne eine äussere unıl eine rudimentäre innere, an den übrigen drei äussere und eine innere Kauspitze zugegen. Die Leisten, welche über die Kaufläche von den äusseren Kauspitzen zur inneren laufen, sind sehr erhaben und mitunter in kleinere Kauspitzen abgeiheilt, was noch deutlicher bei Hydromys der Fall ist. Im Unterkiefer hat jeder # >31 Zahn zweiKauspitzen nach aussen und zwei nach innen, von wel- chen die vordere immer grösser ist als die hintere. !) Die innere Struktur?) ist sehr einfach: die Pulpahöhle macht ‚meistens Ecken in die grösseren Kauspitzen hinauf; die Elfenbein- masse enthält eng aweinanderliegende Kalkröhrchen, die schief nach aufwäris und auswärts gerichtet, im mittleren Theile des Zahnes aber vorzugsweise mehr perpendiculär stehend leicht £ förmig ge- schwungen sind und während ihres ganzen Verlaufes, vorzugsweise gegen den Schmelz hin, reichlich nach beiden Seiten Aeste ab- geben. An der Wurzel ist diese Substanz mit Knochenmasse, an der Krone mit Schmelz wie gewöhnlich umzogen. Bedeutende Abweichungen finden sich in der Uebergangsform: bei Mus. Hier zählt man am-oberen vorderen Backenzahne drei, am mittleren zwei äussere Kauspitzen, am hinteren nur eine: dagegen an den drei Zähnen immer zwei innere Kauspitzen und am hinter- sten noch eine hintere. Die Leisten, welche von der äusseren Kau- spitze zu der inneren gehen, sind zu grossen Kauspitzen entwickelt, deren Zahl an jedem Zahne mit den äusseren Kauspitzen harmonirt, und zwischen ihnen stülpt sich die Substanz der Krone nach ab- wärts etwas ein. Die Zähne im Unterkiefer verhalten sich eben so wie die oberen, nur unterscheiden sie sich darin, dass bei ihnen keine mittleren Kauspitzen sich entwickeln. Auf dem Querdurchschnitte der Krone ?) findet man die Ein- stülpungen wieder. Der ganze Querdurchschnitt zeigt zunächst an .1) Dieser Form reiht sich ganz und gar Pieromys Volucella an, so dass nicht ein wesentlicher Unterschied aufzufinden ist: 2) Tab. I. Fig. 1. 3) Tab. 1. Fig. 2. 67 * 332 seiner äusseren Peripherie den Schmelz, welcher dadurch sehr aus- gezeichnet ist, dass seine Fasern an der inneren Hälfte seines Durch- messers fast wie die Faden in der Leinwand sich kreutzen, an der äusseren Hälfte aber geschlängelt und in ziemlich gerader Richtung zur Peripherie laufen. Innerhalb des Schmelzes liegt das Elfenbein mit den eingestülpten Schmelzfalten. Die Röhrcheu in ersterer lie- gen mehr horizontal und zeigen zwei Richtungen; einmal gegen den peripherischen Schmelz wie gewöhnlich und dann gegen die Schmelz- falten im Inneren, so dass die vorhandenen Röhrchenbündel sich häufig nach zwei Richtungen hin ausbreiten.. Der Schmelz in den einge- stülpten Falten ist eben so gebaut wie der peripherische; die Blätter der Falten schliessen in der Regel nicht aneinander und in dem Raum zwischen ihnen ist braunes Cement ohne Knochenstruktur eingefügt. 2) Zusammengesetzte Kronen. a) Einfach faltige Kronen besitzt Spermophilus. Der vor- derste Zahn des Oberkiefers hat eine nach vorne und aussen ge- richtete Kauspitze und eine rudimentäre innere; von den folgenden Zähnen besitzt jeder zwei grössere und eine kleinere Kauspitze nach aussen, nach innen eine grosse; zwischen den beiden grösseren äusseren zieht sich die Falte hinein, welche sehr offen und mit Cement ausgefüllt ist. In der Mandibula hat jeder Zahn zwei äus- sere Kauspitzen; eine grosse und kaum eine rudimentäre innere; die Faltung ist nur angedeutet und nie so ausgeprägt wie im Ober- .kiefer. Die Struktur dieser Zähne lässt nichts besonderes erkennen und reiht sich au die der vorher gehenden Zähne an. b) faltige und gegenfaltige Kronen haben in der ein- fachsten Form zwei Falten; eine äussere und eine entgegenkom- mende innere. An der Kaufläche ist die Faltung jedesmal am stärk- sten, so dass die inneren Enden der Falten wenigstens aneinander 333 liegen, öfters aber wachsen sie seitlich einander vorüber. Am vor- deren oberen Zahn kann man ausser den gewöhnlichen zwei grossen Falten oft noch zwei vor diesen gelegene unterscheiden, welche aber immer nur sehr klein sind; nach abwärts werden die Falten immer seichter, verlieren sich noch ehe der Zahn sich im Alveol verbirgt, sind offen und nicht mit Cement ausgefüllt. Als Repräsen- tant dient die Gattung Dipus. ec) Die zweigfaltigen Kronen finden sich beim amerika- nischen Stachelschweine (Hystrix prehensilis) und bei Pteromys (nitidus). Bei ersterem sind die Zähne an Grösse, Form und Zeich- nung der Kaufläche einander sehr gleich; an jedem ist eine grosse äussere Falte und eine ansehnliche innere Gegenfalie zu bemerken, welche einander begegnen. Dadurch wird die ganze Kaufläche in eine vordere und hintere Hälfte getheilt, und in der Mitte jeder dieser Hälften liegt wieder eine Falte, welche als vorderer und hinterer Zweig der äusseren Falte zu betrachten ist. Die äussere Falte stülpt sich am tiefsten in die Substanz der Krone hinein, die ührigen bleiben mehr oberflächlich, daher man auf Längendurch- schnitten sie. kaum halbmondförmig nach abwärts gebogen findet. Der peripherische Schmelz und der in den Falten ist sehr hart, un- gemein durchsichtig und spröde; er bricht sehr leicht beim Schlei- fen, aber immer in ziemlich regelmässige Figuren, die man mehr oder weniger ähren- oder garbenförmig nennen könnte. Diese Bruch- art rührt von der eigenthümlichen Vertheilung der Schmelzfaseru her, welche darin besteht, dass die Fasern in ährenförmige Bündel gesammelt sind, die anfänglich ziemlich einerlei Richtung zeigen, später aber nach beiden Seiten hin sich von einander begeben: da- durch begeguen sich die entsprechenden Fasern je zweier Bündel und kreutzen sich. Gegen die Peripherie hin laufen sie mehr wie- der wie gewöhnliche Schmelzfasern. In den Räumen der Falten sitzt wieder das oben angegebene Cement. Die Röhrchen in der 334 Elfenbeinmasse sehen sehr steif und gerade, sonst, besonders in Beziehung auf ihre Verzweigung ziemlich wie gewöhnlich aus. Die Küochensubstanz, als Ueberzug des Wurzeltheiles des Elfenbeines, ist bedeutend dick, zeigt viele und grosse Knochenkörperchen und ' Röhrchen, welche meistens horizontal gelagert sind. Sehr ausge- zeichnet erscheint der Theil des Zahnes, an welchem die Wurzeln von beiden Seiten her miteinander verschmelzen, welcher mithin die untere Wand oder den Boden. der Pulpahöhle bildet. Hier ent- springen die Kalkröhrchen des Elfenbeines theils einzeln, theils in grösseren und kleineren Büscheln aus der Pulpahöhle und laufen theils ziemlich gerade, theils durch die manchfachsten Beugungen sich verwirrend nach abwärts, biegen zum Theil in Schlingen um, wieich es beim Kalbe beschrieben habe, grösstentheils aber erstreeken sie sich bis zur Mitte der Dicke der Substanz. Hier ändern sie ihren Lauf gänzlich, biegen sich alle mit einander nach einer Rich- tung hin und theilen sich in Zweige, welche nun sanft geschlängelt, dicht und parallel neben einanderliegend zur unteren Oberfläche des Elfenbeines gehen, dort sich wieder in mehrere Aeste spalten und mit diesen in kleine Kalkräume sich senken. Die Zähne von Pieromys (nitidus) nähern sich in ihren Umrissen mehr den einfachen Kronen, sind aber in ihrem Faltenbaue die komplizirtesten unter den Zähnen mit vollkommener Wurzelbildung. Der vordere obere Zahn ist einfach und hat auch eine äussere Kauspitze; die folgenden aber und alle Zähne der Mandihula sind gefaltet, jedoch so, dass bei den Zähnen des Oberkiefers nur Fal- ten und keine Gegenfalten existiren, da auf der inneren Seite im- mer eine deutliche Kauspitze zugegen ist, bei den Zähnen des Unterkiefers aber jedesmal äussere und innere Falten vorkommen. Die Falten in den Zähnen beider Kiefer verzweigen sich reichlich und die Zweige stehen entweder in leicht verfolgbarem Zusammen- 535 hange mit der Stammfalte oder sind von dieser auf die schon ange- gebene Weise abgeschnürt. Ueber die innere Struktur gibt der Längendurchschnitt !) die beste Aufklärung. Der Schmelz ist sehr dick, röthlich- gelblich gefärbt und an der inneren Hälfte seiner Dicke mit körniger, un- durchsichtiger, gelblich- weisser Masse durchsetzt, welche die Un- tersuchung der Schmelzfasern an dieser Stelle unmöglich macht; an manchen Partien jedoch ist die Körnermasse sparsamer vorhan- den, und da scheinen mir die Schmelzfasern stark gebogen und unregelmässig untereinander zu liegen; an der äusseren Hälfte ist keine Körnermasse und die Schmelzfasern erscheinen, ihre Farbe. abgerechnet, wieder wie gewöhnlich. Die Falten in der Krone sind tiefer eingestülpt, ihr Schmelz aber wie der peripherische konstruirt; sie stehen weit offen und sind mit dem braunen eigen- thümlichen Cement ausgefüllt. Die Kalkröhrchen der Elfenbeinsub- stanz-sind schön und leicht geschlungen, sie bilden in dem mittleren Theile der Krone schlanke Pyramiden, welche zwischen je zwei Einstülpungen zur Oberfläche der Krone streben: sie biegen sich alle in gleicher Entfernung von den Falten in einer sehr starken Beugung um und diese parallelea Beugungen aller bilden zusammen einen jede Falte umgebenden Halbring. An der Vereinifungsstelle der Wurzeln laufen die Elfenbeinröhrchen in der Mitte regelmäs- sig nach abwärts und nur seitlich verworren, wie ich es beim Elfenbein der konkaven Seite des Schneidezahnes des Pferdes be- schrieben habe. Die Masse, welche als Rindensubstanz die Wur- zeltheile des Elfenbeines umgiebt, kann ich nicht für Knochensub- stanz erkennen, was ich ebenfalls schon oben angegeben habe ?). . 4) Tab. I. Fig. 1. 2%) Vielleicht dürfte ich hier noch eine Abtheilung: blätterige Kronen und als Repräsentanten dafür die Gattung Hehimys (Eoncheres) aufstellen; man 536 I. Zähne mit unvollkommener Wurzelbildung. 1) Einfache Zähne dieser Klasse scheinen sehr selten vor- zukommen und selbst die von Bathyergus, welche ich als solche aufgestellt habe, zeigen schon eine Neigung zur Complication. Am vorderen und hinteren Zahne des Unterkiefers findet sich eine kleine Falte, in den mittleren auch eine Gegenfalte, beide gehen aber so wenig tief, dass man ihrer ungeachtet die Zähne wohl einfach nennen darf. Ihre eigenthümliche Struktur habe ich schon oben beschrieben. 2) Zusammengesetzte Kronen. a) Einfachfaltige Kronen scheinen die Zähne von G@eorigus zu haben, die ich aber selber nicht untersuchen konnte und blos aus den Abbildungen kenne, welche Fr. Cuvier und @. Ouvier ?) davon geben. OR b) Die faltigen und gegenfaltigen Zähne dieser Klasse sind am deutlichsten bei Myopotamus ausgeprägt. Im Unterkiefer hat jeder Zahn eine Falte und drei Gegenfalten, welche einige Modification insoferne eingehen, als im vorderen Zahne eine oder zwei von den Gegenfalten ganz abgeschnürt werden und im letzten die hintere Gegenfalte mit der Falte verschmilzt. Im Oberkiefer- sind an, den drei vorderen Zähnen immer zwei Falten und zwei Gegenfalten, welche auch manchmal abgeschnürt erscheinen, zu unterscheidet bei diesen Thieren an den Zähnen des Unterkiefers immer deutlich Falten und Gegenfalten, welche in denen des Oberkiefers inein- ander fliessen (den vordersten Zahn ausgenommen) und sie in Blätter ab- theilen. 4) Recherches sur les ossemens fossiles. Tom, V. part. 1. pl. 1. 337 bemerken, im letzien Zahne aber sind drei Falten und zwei Ge- genfalten, von denen die zweite Falte mit der ersten Gegenfalte manchmal, die dritte Falte mit der zweiten Gegenfalte immer ver- schmilzt. Der innere stimmt ganz mit dem Baue des Biberziahnes überein, den’ ich später ganz ausführlich beschreiben werde; hier bemerke ich nur, dass die dritte F'alte im letzten Zahne des Ober- kiefers am wenigsten, die zweite Falte aber am meisten tief gegen das untere Zahnende sich erstreckt, und dass die Faltenräume in ihrer ganzen Ausdehnung mit gewöhnlichem Cemente (mit Knochen- struktur) ausgefüllt sind. Bei Coelogenys finden sich in der Regel zwei Falten und zwei Gegenfalten, welche besonders durch Abschnürung manche Umän- derung ihrer, meistens einfachen Anordnung erleiden. Die innere Struktur, wie sie am. instractivsten im Längsdurchsehnitie erscheint, zeigt manches Besondere. Die Falten erstrecken sich niemals gleich weit nach abwärts, bald sind die äusseren, bald die inneren kürzer, sind von der Krone an weniger geöffnet, werden in der Mitte des Zahnes weiter und verengern sich nach abwärts allmählig wieder, wo sie dann in der Regel etwas zugespitzt enden. Der peripherische Schmelz reicht tief in die Alveolen hinab, weiter auf der konkaven vorderen, weniger weit auf der konvexen inneren Seite, immer aber viel weiter als die Falten selbst; seine Falten sind meistens sehr undeutlich und durchsichtig, scheinen wenigstens von innen her wie bei den einfachen Zähnen zu laufen, gegen die äussere Oberfläche hin aber öfters in ährenförmige Büschel zusam- men zu treten. In der äusseren Hälfte findet sich auch hier wieder eine körnige Masse, welche in kleinen mit der Basis nach aussen, mit der Spitze nach ein- und abwärts gerichteten Pyramiden sich darstellt. Die äussere Oberfläche des Schmelzes ist mit dunkel- braunem Cement überkleidet, das keine Knochenstruktur besitzt; Abhanilungen d. 1. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abt. IT. 68 338 die innere Oberfläche ist vom Elfenbeine nicht ganz isolirt, da sehr häufig Kalkröhrchen aus ihm in den Schmelz dringen und dort sich zum Theile ganz wie Schmelzfasern verhalten. Der Schmelz in den Falten zeigt ganz dasselbe Verhalten. Die Elfenbeinmasse liegt innerhalb des Schmelzes zwischen je zwei Schmelzfalten, mithin immer zwischen Schmelz; die Röhrchen einer jeden Elfen- beinpartie laufen feinwellig, in der Mitte dieser mehr senkrecht- | aufwärts, zu beiden Seiten aber neigen sie sich einfach-hogig aus- einander zum augränzenden Schmelze hin und verzweigen sich, noch ehe sie diesen erreichen, in viele Aeste, während sie auf ihrem vorherigen Laufe nur eine gablige Theilung einzugehen schei- nen. Das Cement, welches im oberen Theile des Faltenraumes liegt, gleicht mehr dem, das den peripherischen Schmelz umgikt; das in dem unteren Faltenraume zeigt aber deutliche Knochenstruk- tur, wie das, welches ich beim Biber beschreiben werde, wo es am vollkommensten und schönsten ausgebildet ist. Der wurzelartige Theil des Zahnes wird von Knochenmasse, in welcher sehr viele Knochenkörperchen und wenige Röhrchen zu sehen sind, überzogen '). An die eben betrachteten Formen reihen sich als Uebergang die Zähne von Spalax; sie sind grossentheils noch faltig und ge- genfaltig, mitunter aber auch schon sehr deutlich zweigfaltig. Im Oberkiefer haben die zwei vorderen Backenzähne immer zwei Falten und eine Gegenfalte, die hintere Falte krümmt sich in der Mitte der Kaufläche zur Zweigfalte um: Der hintere obere Zahn hat nur eine Falte und eine Gegenfalte, welche einander begegnen und ebenfalls Neigung zur Zweigbildung zeigen. Im Unterkiefer 4) Hier reihen sich vielleicht die Zähne von Saccomys an, über die ich aber kein entschiedenes Urtheil aussprechen kann, da ich sie nur aus Cuvier's Abbildung kenne. 5 339 zeigt sich an jedem der beideu vorderen Backenzähne eine Zwweigfalte und Zweig-Gegenfalte, welche nicht immer deutlich als solche ausgeprägt sind; der letzte Zahn hat.nur Falte und Gegenfalte. ‘ c) Zweigfaltige Zähne finden sich bei- Castor, Dasyprocta, Hystrix. An den unteren Zähnen des Bibers sind immer eine Falte und drei Gegenfalien zu unterscheiden; erstere ist klein, wenig eindringend, und erstreckt sich nicht tief nach abwärts; letztere aber sind sehr lang und verwachsen im ersten, dritten und vierten Zahne mittelst Zweigen. Im Oberkiefer: hat jeder Backen- zahn drei Falten und eine Gegenfalte; hier ist letztere immer die schwächere, die anderen haben eine grosse Ausdehnung, Neigung zur Zweigbildung, die im letzten Zahne durch Verwachsung der zwei hinteren Falten eben so deutlich hervortritt, wie im Unter- kiefer, in dem aber, wenn Verwachsung eintritt, die zwei vorde- ren Gegenfalten mit einander sich vereinigen. Die Falten der obe- ren und die Gegenfalten der unteren Zähne gehen, wie der Längs- durchschnitt lehrt, sehr tief im Zahneylinder nach abwärts und enden ziemlich gleichzeitig; die Falte der unteren und die Gegen- falte der oberen Zähne sind immer nur sehr seicht. Der periphe- rische Schmelz reicht an der konvexen Seite der Zähne bis an das unterste Eude, an der konkaven endet er etwas früher, unge- fähr in gleicher Höhe mit den Falten. Er lässt querlaufende Strei- fen erkennen, als wenn er aus einer grossen Menge von kon- zentrischen Lamellen zusammengesetzt wäre, welche aber nur wie gewöhnlich von eigenthümlichen Biegungen der Schmelzfasern selber herrühren. Letztere sind sehr deutlich, laufen schön £-förmig ge- schlungen von innen nach aussen und aufwärts, scheinen oft nur Fortsetzung der Röhrchen des Elfenbeines zu seyn und besonders an der inneren Hälfte des Schmelzes nicht immer sehr regelmässig zu liegen. Der Schmelz in den Falten zeichnet sich bei übrigens 63* 540 gleicher Struktur mit dem äusseren dadurch aus'), dass er durch viele, öfters gleich weit von einander abstehende, quer von innen nach aussen laufende Furchen in bald mehr, bald weniger regel- mässig viereckige Stücke abgetheilt wird. Ich habe diese Furchen anfänglich für Folgen des Schleifens, für Risse gehalten, überzeugte mich aber, dass sie wirklich dem Zahne angehören; man sieht sie von der verschiedensten Länge, bald nur als leise Einbuchtungen in den Schmelz, bald aber laufen sie durch seine ganze Dicke hin- durch, vorzugsweise zahlreich erscheinen sie auf Querdurchschnit- ten, seltener auch auf Längsdurchschnitten. — Die Röhrchen des Elfenbeines sind nach auswärts und stark nach aufwärts gerichtet; selber wellig geformt laufen sie gerade in der einmal angenomme- nen Richtung und biegen sich nur mit ihrem astreichen Ende hogig nach auswärts (gegen den Schmelz hin). Da die Falten so sehr tief eindringen, ist die ganze Elfenbeinmasse in mehrere Columnen getheilt, welche in. der Regel jede für sich bestehen, aber doch einander oft begegnen; jede Columne hat einen Arm der Pulpahöhle in sich, und von dieser aus gehen die Röhrchen strahlig gegen den Schmelz der Peripherie und der Falten — oder je nachdem sie mehr aussen oder innen zwischen diesen liegen, blos zu letzterem. Die Begegnung der einzelnen Elfenbein-Columnen geschieht durch kantige Fortsätze, in welchen die Röhrchen ährenförmig sich ver- theilen und häufig in einander übergehen. Besonders schön gebaut ist das Cement?) dieser Zähne, das die in der Regel weit offenen Falten, welche meistens. an ihrem untersten Ende sackartig ausgedehnt sind, vollkommen ausfüllt. Zunächst findet man in ihm sehr ansehnliche schief, horizontal und 1) Tab. 1. fie. 3. 2%) Tab. I. fig. 7. >41 besonders senkrecht laufende Kalkkanäle, welche denen iu wirk- lichen Knochen desto mehr gleichen, da auch sie aus konzentri- schen Schalen zusammengesetzte Wandungen zu haben scheinen. Aus dem Lumen entspringen dendritische Kanälchen, welche nach allen Richtungen hin radienartig durch die konzentrischen Schalen hindurchdringen, sich in büschelförmig beisammen stehende Aestchen auflösen und mit diesen in die Knochenkörperchen münden. Letztere liegen in den Theilen der ursprünglichen strukturlosen Grundlage der Cementmasse, welche die Zwischenräume zwischen den Wän- den der Knochensübstanz ausfüllt, aber niemals in diesen selbst. Die Xnochenkörperchen sind grösser als in wahrer Knochensub- stanz, reichlicher vorhanden und so dicht aneinander gedrängt, dass man nur an höchst fein geschliffenen Cementstücken sie einzeln in ihrer meistens ovalen Form erblickt; meistens sind sie nur in un- regelmässig eckige, undurchsichtige, grössere und kleinere Haufen vereinigt sichtbar. Sie zeigen in ihrem gauzen Umfange eine grosse Auzahl von Kanälchen, welche theils Zweige der vorher erwähn- ten sind, theils ihnen_mehr eigenthümlich zugehöreu und sie mit einander vielfach in Verbindung setzen. Am schwierigsten zu verstehen sind wohl die Zähne von Hystrix cristata. Einmal zeichnen sie sich schon dadurch aus, dass die vordersten oberen und unteren Backenzähne vollkommene, alle nachfolgende aber nur unvollkommene Wurzeln besitzen, dann aber auch darin, dass man kaum im Stande ist, die Faltungsweise herauszufinden. Es scheint, dass in Ober- und Unterkieferzähnen ursprünglich nur eine Falte und eine Gegenfalte anzunehmen ist, deren mehrfache Verzweigungen abgeschnürt und selbstständig auf- treten. Nur die Hauptfalten und die grösseren Zweige derselben dringen tief nach abwärts, die kleineren bleiben mehr oberflächlich. Die itnere Struktur bietet keine eigenthümlichen Merkmale dar; die Cementmasse in den Faltenräumen war in den von mir unter- 542 suchten Zähnen, welche freilich einem jungen Thiere angehörten, von schwärzlich-grüner Farbe, weich, vollkommen biegsam und bestand aus einer durchsichtigen, strukturlosen, mit sehr kleinen (molekülartigen) Körperchen mit sehr dunklen Umrissen durchsetz- ten Maase, so dass dann das Cement auch bei diesen Thieren, wie bei den Wiederkäuern, bei welchen es sich während der Ent- wicklung der Zähne deutlich nachweisen lässt, nur auf eigenthüm- liche Weise verknöchertes Futter zu seyn scheint, das, während die Zähne sich ausbilden, in die leeren Räume der Falten gelangt und dort diese Umwandlung erleidet. d) Die blätterigen Zähne, wie sie bei Euryotis (pallida) vorkommen, entstehen auf die Weise, dass die entsprechenden ‚Falten und Gegenfalten ineinander fliessen: und dadurch der Zahn an seinem oberen Theile in mehrere Blätter abgetheilt wird. Der vordere obere Backenzahn dieses Thieres hat zwei Falten und zwei Gegenfalten, mithin drei Blätter, der mitilere eine Falte und eine Gegenfalte, mithin zwei Blätter, der dritte drei Falten und drei Gegenfalten, mithin vier Blätter; das letzte Blatt ist aber sehr klein. Im Unterkiefer ist der vorderste Zahn wie der hinterste im Oberkiefer gebaut, aber das kleine Blatt nach vorne gestellt und fast blos durch eine Falte ohne Gegenfalte gebildet; der zweite und dritte sind wie der mittlere im Oberkiefer. Die innere Struk- tur bietet nichts Besonderes dar. j II. Zähne ohne Wurzelbildung. Einfache Faltung haben die Backenzähne der Gattung Lepus- Die Falte stülpt sich der ganzen Länge des Zahnes nach bis bei- nahe an die entgegengesetzte Wand ein, so dass nur noch ein ganz kleiner, blos durch Vergrösserung wahrnehmbarer Abstand übrig bleibt. Jeder Zahn in Ober- und Unterkiefer hat nur eine Falte, 543 der vordere untere jedoch noch eine Andeutung einer zweiten, der oberste hinterste aber kaum eine Spur von Faltung. An den Zähnen des Oberkiefers ist der Faltenraum enger und die Falte dringt über- haupt nicht so sehr tief ein, wie bei denen in der Mandibula. Der Schmelz!) ist an allen nach vorne sehenden Theilen des Zahnes — besonders in der Kalte, sehr dünn aufgetragen, vielmals dicker an den nach rückwärts gewendeten; seine Fasern sind wie gewöhn- lich, nur im Schmelz der Falten etwas gerader gestreckt, als ge- wöhnlich. Die Elfenbeinsubstanz zeigt auf dem Querdurchschnitte viele mit der Pulpahöhle konzentrisch laufende Ringe und ist im Ganzen wieder durch die Falte in Columnen getheilt, welche nach einwärts zusammenhängen; die Röhrchen zeigen nichts besonderes und vertheilen sich wie die Form der Columnen es eben nothwendig macht. Da wo die Columnen miteinander in Verbindung stehen, enden die Röhrchen wieder in ährenförmige Büschel, die sich aber nicht berühren, da sich zwischen ihnen die Elfenbeinmasse in eine Art Cementmasse mit grossen Kanälen umwandelt. Die Röhrchen sind übrigens dick, stark geschlängelt und an ihrem Ende reich ver- zweigt. — Im Faltenraume liegt wahre Kuochenmasse ein, welche eine wirkliche, in die Falte hineingewachsene Fortsetzung der äus- seren Alveolarkante zu seyn scheint ?). Als Uebergangsforın zum komplizirteren Baue kann man füglich die Zähne von Cavia (Cobaja) betrachten, denn hier findet sich in jedem Malmzahn der Mandibula eine starke, tief gehende Falte und eine schwächere Gegenfalte, im Oberkiefer dagegen immer nur eine schwache Falte und eine sehr tief gehende Gegenfalte. Die feinere 1) Tab. 1. fig. 4. 2) Pedetes zeichnet sich dadurch aus, dass die Zähne des Oberkiefers nur eine Falte, die der Mandibula aber nur eine &egenfalte haben. 544 Struktur ist bei diesen Zähnen übrigens ganz dieselbe wie bei “ Lepus. Faltig und gegenfaltig sind die Zähne von Hypudaeus und Hydrochoerus. Bei ersterem'!) hat der vordere untere Zahn zwei vollkommene und eine unvollkommene Falte, drei vollkommene und eine unvollkommene Gegenfalte, der zweite hat zwei vollkom- mene Falten und Gegenfalten, eben so der dritte; im Oberkiefer aber hat der erste und letzte Zahn zwei Falten und zwei Gegen- falten, der mittlere nur zwei Falten und eine Gegenfalte. Die in- nere Hälfte des Schmelzes zeigt auf dem Querdurchschnitte wieder sich wie Faden in der Leinwand durchkreuzende Fasern, welche an der äussern Hälfte parallel laufen. Die Elfenbeinsubstanz ist dureh die verschiedenen Falten in entsprechende Kolumnen getheilt, die aber, weil eine Falte nie an die ihr entgegengesetzie Wand anwächst, immer durch kantige, schmale Fortsätze miteinander iu Verbindung bleiben; ihre Röhrchen steigen sehr gerade nach auf- wärts und biegen sich erst nahe am Schmelz stark bogig gegen diesen; in den Verbindungskanten sind sie wieder in ährenförmige Bündel gesammelt. Die Pulpahöhle in jeder Kolumne ist am unteren Theile jedes Zahnes am geräumigsten, nach oben aber nimmt sie in dem Maasse an Durchmesser ab, in welchem ihre Wände sich auf ihre Kosten verdicken; ganz oben wird sie durch eine cement- artige Masse verschlossen. In den meistens sehr weiten Falten- räumen ist auch hier keine Cementmasse, sondern nur reine Knochen- masse, als Fortsetzung der scharfen Alveolarkanten, welche sich in sie hineinlegen. Hydrochoerus hat im vorderen unteren Zahne zwei Falten und vier Gegenfalten, in den drei übrigen zwei Falten und drei Gegen- 4) Tab. II. fg. 2. 345 falten. Im Oberkiefer haben die drei vorderen Zähne zwei Falten und eine Gegenfalte, der hintere, lange Zahn hat zwölf Falten und zwölf Gegenfalten, welche alle, die vorderste ausgenommen, gegenseitig miteinander verschmelzen, und den Zahn in Blätter ab- theilen. Zwischen Falten und Gegenfalten, und besonders zwischen die Blätter des letzten oberen Zahnes legt sich wieder Knochen- masse als Fortsätze der Alveolar-Kanten hinein. Die Struktur die- ser Zähne stimmt mit der von Hypudaeus sehr überein. Bei der Gattung Rhombomys sind Falten und Gegenfalten in einerlei Rich- tung, so dass sie sich mit ihren inneren Enden berühren, aber ohne zu verschmelzen; die Verschmelzung findet erst vollständig statt bei: Eriomys. Hier finden sich regelmässig zwei Falten und zwei Gegenfalten, welche jedesmal miteinander verschmelzen und jeden Zahn in drei Blätter theilen. Der vordere Zahn in der Mandibula hat nur eine Falte und zwei Gegenfalten, von welchen die vordere bis über die Mitte in den Zahn hineinreicht, die hintere aber mit der Falte verschwindet. Die Struktur betreffend zeichnen sich diese Zähne dadurch aus, dass die Pulpaböhle in jedem Blatte nach oben ziemlich weit bleibt und dort von viel Cement: mit Knochen- struktur verschlossen wird; zwischen die einzelnen Blätter lest sich wieder Knochenmasse des Kiefers. E Erklärung der Tafeln Tab. 1. Fig. 1. Querdurchschnitt von einem Backenzahne des gemeinen Eichhörn- chens (Sciurus europaeus) aus dem unteren Theile der Zahnkrone genommen. Die ganze Figur wird aussen von dem milchigen, bandartig aussehenden Schmelze umgeben, innerhalb welchem die Elfenbeinmasse gelegen ist. Letztere ist von dicht aneinander liegenden Kalkröhrchen durchsetzt, die nur gegen den Schmelz hin in ansehnlicher Länge erscheinen, im Zentrum aber immer kürzer werden, weil sie gegen den Schmelz hin mehr horizontal, in der Mitte des Zah- Abhandlungen d. II. C1.d. Ak. d, Wins, III. Bd. Abih: II. 69 546 nes mehr perpendikulär stehen. Die Substanzlücken im Elfenbeine sind in die Krone heraufragende Hörner der Pulpahöhle. Fig. 2. ist ein Querdurchschnitt aus dem oberen Theile der Krone eines Backenzahnes der gemeinen Ratte. Die Grenze bildet wieder der bandartige Schmelzstreifen, die Elfenbeinmasse wird durch von oben hereingestülpte meistens mit dem Querdurchmesser der Figur parallel laufende Schmelzfalten in verschie- dene Partieen abgetheilt, von denen jede sehr dicht aneinandergedrängte Kalk- röhrchen zeigt. Auf der Figur sind vier querliegende Zeichnungen dargestellt, von denen aber nur von oben gezählt die erste und dritte Schmelzfalten, die zweite und vierte dagegen zum Theil verstopfte Substanzlücken, in die Krone heraufragende Hörner der Pulpahöhle sind. In der oberen Schmelzfalte ist dichtes braunes Cement, das in der untern feiner und dünner erscheint. Die Kalkröhrchen zeigen im Ganzen die Anordnung, dass sie von den Substanzlücken entspringen und gegen den Schmelz — sowohl den der Falten als den der Peripherie hinlaufen. Fig. 3. Querdurchschnitt eines Backenzahnes des Bibers, Castor Fiber Die bandartigen Streifen um und in der Figur stellen wieder den Schmelz vor, der hier dadurch sich auszeichnet, dass er von quer herüber laufenden weissen Strei- fen in viereckige StückChen abgetheilt wird. Durch die Falten, welche hier als abgeschnitten im Inneren: liegen, wird die Elfenbeinmasse so verdrängt, dass sie nur mehr in schmalen an den Schmelz sich anlegenden Partien auftritt, in wel- chen die Kalkröhrchen wieder so liegen, dass sie von den langen Substanzlücken — Pulpahöhlen — immer gegen den Schmelz hin ausstrahlen. Im Innern der Schmelz- falten, sowohl der im Zahne liegenden als der von oben und aussen Sich herein- drängenden ist Cementmasse, Fig. 4. Querdurchschnitt eines Backenzahnes des Hasen (Lepus timidus). Die Figur wird durch eine von unten herauf dringende Schmelzfalte, deren Zwi- schenraum von Knochenmasse ausgefüllt ist, in eine rechte und linke Hälfte ge- theilt. Beide Hälften sind in ihrem Baue einander gleich; jede lässt im Innern einen Theil der Pulpahöhle erkennen, welche oben ganz offen, nach abwärts gröss- tentheils verschlossen ist; von da aus gehen die Kalkröhrchen der Elfenbeinmasse gegen den Schmelz der Falte und gegen den, welcher die ganze Elfenbeinmasse nach aussen begrenzt. In der kürzeren Hälfte, welche etwas dünner geschliffen ist, zeigen sich die in der Beschreibung erwähnten, mit der Pulpahöhle konzen- trisch laufenden Ringe als weissliche Streifen. >» Tab. II. Fig. I. Längendurchschnitt eines Backenzahnes von Pferomys nitidus, wel- cher durch die Krone und zwei Wurzeln, eine lange und eine kurze, geführt ist. 347 Im Inneren zeigt sich wieder die Pulpahöhle als Substanzlücke, von der aus die weissen Kalkröhrchen des Elfenbeines entspringen. Diese werden in der Krone durch drei runde von oben nach abwärts steigende, mit Cement ausgefüllte Schmelz- falten auseinandergedrückt und bilden zwischen den Falten und zwischen diesen und dem peripherischen, breiten Schmelz pyramidenartige Bündel. In den Wur- zeln, welche nach aussen von einer eigenthümlichen, die Stelle der Knochen- substanz vertretenden Substanz umgeben werden, laufen sie wie gewöhnlich; in dem bogigen Stücke aber, welches den Boden der Pulpahöhle bildet, und von einer Wurzel zur anderen geht, zeigen sie, besonders reichlich in dem der lan- gen Wurzel angehörenden Theile, Umbiegungsschlingen. N Fig. 2. OQuerdurchschnitt von einem Backenzahne der Wasserratte, Hypu- daeus amphibius. Von den Falten und Gegenfalten, deren äussere Räume von gelblicher- Knochensubstanz der eindringenden Alveolarkanten ausgefüllt sind, wird der ganze Querdurchschnitt in vier Partieen abgetheilt, deren jede in der Mitte eine von verhärteter Pulpa ausgefüllte Pulpahöhle, um diese herum Elfen- bein mit weissen Kalkröhrchen und als äusserste Substanz den Schmelz hat. Da der Schmelz keine Abtheilung vollkommen umschliesst, so hängt immer eine mit der anderen zusammen. Die Elfenbeinröhrchen sind am deutlichsten in der Nähe des Schmelzes, wo sie mehr horizontal liegen; gegen die Pulpahöhle hin stehen sie mehr senkrecht und zeigen sich daher hier nur in den als Punkte sich dar- stellenden Durchschnitten. Fig. 3. ist Elfenbeinsubstanz aus einem Backenzahne des Bibers bei sehr starker Vergrösserung gezeichnet. Die weissen Kalkröhrchen liegen einander parallel, sind leicht wellenförmig gebogen, theilen sich dichotomisch und ver- ästeln sich am Schmelze, von dem nur eine kleine Partie angegeben ist, sehr reichlich. Hie und da dringen Aeste in die Schmelzmasse selber ein. Fig. 4. stellt Elfenbein vom Zahne eines Kalbes vor, welches aus dem Theile, der den Boden der Pulpahöhle bildet, genommen ist. Die Kalkkanäle sind anfänglich in Bündel vereinigt, entfernen sich dann von einander, biegen bald höher bald tiefer Schlingen bildend um und verwirren sich untereinander. Fig. 5. Schmelz vom menschlichen Zahne, bestehend aus den Ö-förmig ge- bogenen Schmelzfasern (Prismen), welche in der Nähe der äusseren Oberfläche durch gleichzeitige Biegungen nach vorwärts parallel neben einander liegende, weisse Streifen erzeugen. Fig. 6. Knochensubstanz von der Wurzel eines Backenzahnes des Kalbes. Die meistens sternförmigen, grossen Knochenkörperchen liegen gegen die äussere Oberfläche hin, dann kommen Kalkkanäle mit einzelnen Knochenkörperchen durch- 69* 548. ee setzt und nach disk der Elfenbeinsuhstanz anlingend; kleinere. ästige Kalkan; (Knochenkörperchen). - - ! ’ ' - . Fig. 7. Cement vom Hackehzuhhe; des Bibers.' ‘In ihm Kai grosse mit Kalk: gefüllte Kanäle, von’denen der eine schief, die beiden andern quer durchgeschnitten‘ sind, weil sie immer in verschiedenen Richtungen liegen; um jeden Kanal laufen conzentrische weissliche Streifen, die eben so viele durchschnittene conzentrische : Schalen sind, welche die Wandungen dieser‘ Kanäle konstruiren;' von jedem Ka- male aus laufen durch die conzentrischen Schalen hindurch dendritische Kanälchen; ' die Zwischenräume zwischen den „Mündungen der sun Kanäle‘ ans iR Kno- OhenkiEgoschen u { I SESRR 3 i rn 3.8 20.0, DS zn Da nn Si vn. N a r 7 "2 rg, ge Kl Ü (KK NIRUNU \) RN Ss Sre Ueber die Darstellung des Curcumins, dessen chemische Eigenschaften und elementare Zusammensetzung. ’ Von Dr. A. Vogel jun., Adjunkten am chem. Laborator. des kgl. General-Conservatoriums. i Ueber die Darstellung des Curcumins, dessen chemische Eigenschaften und elementare Zusammensefzung. Von Dr. A. Vogel jun., Adjunkten am chem. Laborator. des-kgl. General -Conservatoriums. Die vegetabilischen Farbstoffe sind in der neuern Zeit ganz besonders der Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ge- worden. Durch eine Reihe glücklicher Arbeiten der gewand- testen Chemiker wurden viele dieser Körper ihrer Natur oder wenigstens ihrer elementaren Zusammensetzung nach erkannt. Viele jedoch sind noch übrig, die einer genaueren Bearbeitung bis jetzt entbehren. Unter den letzteren, die noch nicht in voller Reinheit isolirt - dargestellt werden konnten, ist der gelbe Farbstoff der Cureuma- Wurzel wohl einer der bekanntesten, welcher, obgleich weniger als Farbe benützt, doch in den Händen der Chemiker als ein un- entbehrliches Reagens sich geltend gemacht hat. 354 Den Rückstand der abgedampfien Aether- Auflösung löste ch in Alkohol auf und versetzte diese Auflösung mit einer weingeisti- gen Bleizucker-Auflösung, wodurch sogleich ein voluminöser, rother Niederschlag entsteht. Es wird nur so lange von der Bleizucker- . Auflösung zugesetzt, bis keine Fällung mehr stattfindet, Der auf diese Weise gebildete Niederschlag, hinlänglich gewaschen und getrocknet, erscheint als ein gelbrothes Pulver, welches die Ver- bindung des reinen Farbstoffes mit Bleioxyd ist. Der Gehalt des Bleies in dieser Verbindung ist nicht ganz constant und varüirte in vier Versuchen zwischen 43,67 und 56,33 Procenten. Um das Blei zu trennen, wird das braunrothe Pulver, in Wasser fein zertheilt, in einer Flasche der Einwirkung eines Stro- mes-von Schwefelwasserstoffgas mehrere Stunden lang ausgesetzt. Nachdem die Zersetzung vollständig vor sich gegangen, wird das durch Einwirkung von Schwefelwasserstoflgas gebräunte Pulver gewaschen und getrocknet, mit kochendem Aether ausgezogen, wobei das gebildete Schwefelblei zurückbleibt. Beim Abrauchen und Jangsamen” Verdampfen des Aethers bleibt das Curcumin in durchsichtigen, geruchlosen Scheiben zurück. Diese lassen sich, wenn sie ‚gehörig getrocknet sind, leicht zu einem feinen gelben Pulver zerreiben. Die gelbe Farbe ist um so schöner und inten- siver, je grösser die Feinheit des Pulvers ist. In ganzen Stücken hat das Curcumin eine zimmtbraune, und beim durchfallenden Lichte eine tiefrothe Färbung. Vermittelst dieses Verfahrens kann man aus 1 Pf. Curcuna- Wurzeln ungefähr 3 Unze Curcumin erhalten, eine Quantität, die zu den nöthigen Versuchen hinreichend war. --So sehr ‘ich mich auch auf verschiedenen Wegen bemühte, das Curcumin krystallisirt darzustellen oder zu sublimiren, so hat es mir doch bis jetzt auf keine Weise gelingen wollen. Es hlieb 355 mir daher nichts anderes übrig, als das auf die angegebene Art dargestellie Curcumin einer genaueren Prüfung zu unterwerfen. Das Curcumin schmilzt leicht, schen unter 40°C und sogar hei der gewöhnlichen Temperatur vereinigt sich das Pulver zu Stücken. Es brennt mit lebhafter Flamme, welche starken Russ absetzt. Durch den Einfluss des direkten Sonnenlichtes verliert das Curcumin an Intensität der Farbe, welche bei längerer Einwirkung des Lichtes ins Gelblich- Weisse übergeht. Am besten kann man diess beobachten, wenn ein mit Curcuma-Tinktur getränktes Papier dem Sonnenlichte ausgesetzt wird. Vermöge seiner Unlöslichkeit in Wasser, leichten Löslichkeit in Alkohol und Aether, seiner klebrigen Beschaffenheit und seiner Sprödigkeit im vollkommen trockenen Zustande ist es als ein Pflanzen-Harz zu betrachten. Bei der Bestimmung der elementaren Zusammensetzung des Cureumins bediente ich mich des von Liebig verbesserten und ver- einfachten Verbrennungs- Apparates und beobachtete genau dessen dabei angegebene Vorsichtsmaassregelns die ganz besonders ge- eignet sind, der Ausführung der Operationen die nöthige Sicherheit zu geben. Chevreul gibt in seiner chemischen Farbenlehre *) beim Artikel ‚ Curcumin an, dass dasselbe aus Sauerstoff, Kohlenstoff und Was- serstoff in noch unbestimmten Verhältnissen bestehe. Obgleich schon der Analogie nach es sehr wahrscheinlich war, dass das - Cureumin keinen Stickstof! enthalte, so unterliess ich es doch nicht, die gewöhnlichen Versuche anzustellen, durch ‚welche über den Stickstoffgehalt eines Körpers entschieden wird. Zu dem Ende N **) 8. M. E. Chevreul Lecons de chimie appliquee a la teinture. T. IT. p.178. 70* 356 brachte ich eine Quantität Cureumin mit dem Sechsfachen des Ge- wichtes Kalihydrat in eine kleine Röhre und erhitzte sie zum Schmelzen. Ist nämlich der Körper stickstoflhaltig, so entwickelt sich hiebei der ganze Stickstoffgehalt als Ammoniak, welches durch den Geruch deutlich wahrgenommen werden kann. Diess war aber mit dem Curcumin nicht der Fall. Das Curcumin, welches ich zu den Verbrennungen verwen- dete, war fein gepulvert und getrocknet. Vier Verbrennungen von Curcumin, welches zu verschiedenen Malen auf die oben angegebene Weise dargestellt worden war, gaben folgende Resultate: 1. 0,392 Grmm. gaben 0,266 Wasser und 0,986 Kohlensäure. I, 0,258 nen OR HI.D,28B3 8:20 OR IV 4195, RO rer 4053 R Diese Analysen geben in 106 Theilen: | us: 11. III. IV. Kohlenstoff 69,548 — 69,507 — 69,466 — 69,485 Wasserstoff 7,539 — 7,641 — 7,02 — . 7,159 Sauerstoff 22,913 — 22,352 — 23,032 — 23,356 100,000 — 100,000 — 100,000 — 100,000 Als Resultat dieser vier Analysen ergibt sich die Zusammen- setzung des Curcumins im Mittel berechnet: Kohlenstoff. 69,501 Wasserstoff 7,460 Sauerstoff 23,039 . 100,000 welche Zusammensetzung der Formel C, Hı> O2 entspricht. 557 Einwirkung der Säuren auf Curceumin. Verdünnte Säuren äussern auf Curcumin keine Wirkung, von den eoncentrirten aber wird es aufgelöst. Insbesondere habe ich die Wirkung der concentrirten Schwefelsäure untersucht. Ueber- giesst man fein gepulvertes Curcumin mit concentrirter Schwefel- säure, so nimmt, dasselbe sogleich eine dunkelbraunrothe Färbung an und löst sich schon in der Kälte vollständig auf. Durch Zusatz von Wasser verliert sich die carmoisinroihe Farbe augenblicklich und es fallen nach einiger Zeit grüngelbe Flocken heraus, welche alle Eigenschaften des reinen Curcumins besitzen. Ebenso wie die concentrirte Schwefelsäure verhalten sich Phospborsäure und Hydrochlorsäure zum Curcumin. In concentrirter Essigsäure löst sich das Curcumin, ohne die Farbe zu verändern. Sehr eigenthümlich ist die Veränderung, welche das Curcumiu durch die Einwirkung der Salpetersäure erleidet. Ich vermischte 1 Thl, Curcumin in einer Porzellanschale mit dem Doppelten seines Gewichtes Salpetersäure, die vorher mit ihrem gleichen Vol. Was- ser verdünnt worden war. In der Kälte zeigte sich keine Verän- derung; sobald aber das Gemeng auf dem Sandbade langsam er- wärmt eine höhere Temperatur annimmt, so beginnt die Einwirkung mit bedeutender Heftigkeit. Die Flüssigkeit erhebt sich in Blasen, so dass die Porzellauschale vom Feuer abgenommen werden muss, bis die Heftigkeit der Einwirkung nachgelassen hat. Sodann wird der Process fortgesetzt, bis keine Gasentwicklung mehr stattfindet. Durch die Einwirkung der Salpetersäure wird das Curcumin in zwei deutlick von einander verschiedene Körper zerlegt, in eine harzartige Masse, welche in gelben Stücken sich zu Boden setzt und in eine gelbliche in Wasser leicht lösliche Substanz. Der durch die Salpetersäure entstandene, gelbe, feste Körper wurde so lange gewaschen, bis das Wasser sich nicht mehr gelb 398 färbte und dann mehrmals mit Wasser destillir. Nachdem er fein gepulvert und bei 100°C getrocknet war, gaben zwei Verbren- nungen mit Kupferoxyd folgende Resultate: I. 0,204 Grmm. gaben 0,365 Kohlensäure und 0,093 Wasser. 11..0312.5 5 RR 5 „ 0,142 {> Diese Analysen, nach 100 Thln. berechnet, geben: T. Il. Kohlenstoff 49,470 — 49,359 Wasserstoff 3,063 — 5,056 Sauerstoff 45,467 —- 45,585 100,000 — 100,000 Die procentige Zusammensetzung dieses Körpers entspricht der Formel C; Hıo O;, welche verglichen mit der des Curcumins C; Hı2 O; zu dem Resultat führt, dass ‘das Curcumin durch die Behandlung mit Salpetersäure mehr Sauerstoff aufnimmt und ‚dess- halb als höher oxydirt zu betrachten is. Vom Curcumin unter- scheidet sich der neu gebildete Körper auffallend durch den Geruch. Neben diesem so eben beschriebenen Körper entsteht durch die Einwirkung der Salpetersäure auf das Curcumin eine in Was- ser lösliche Substanz, welche in kleinen durchsichtigen Nadeln aus der Auflösung erystallisirt. Wegen ihrer sehr geringen Menge und leichten Zerfliesslichkeit ist es mir noch nicht gelungen, über deren Natur genügenden Aufschluss zu erhalten. Einwirkung der Alkalien auf Curcumin. Mit den Alkalien bildet das Curcumin sehr leicht in Wasser lösliche Verbindungen.: Behandelt man gepulvertes Curcumin mit geschmolzenem kaustischem Kali, so entsteht eine dunkelbraune Masse, welche in Wasser sehr auflöslich ist. Durch verdünnte 359 Säuren wird aus der alkalischen Auflösung das Curcumin vollstän- dig herausgeschlagen. Ich habe auf diese Methode eine ziemliche Quantität Curcumin dargestellt, indem nicht der durch Alkohol und Aether ausgezogene Farbstoff, sondern die geschnittenen Curcuma- Wurzeln selbst mit kochender verdünnter Kali-Lauge behandelt wurden. Durch Eintröpfeln von verdünnter Schwefelsäure ent- steht ein gelber Niederschlag, welcher hinreichend gewaschen in der Analyse die elementare Zusammensetzung des reinen Curcumins zeigte. Curcumin als Reagens. Auf die Eigenschaft des Curcumins, durch Alkalien braun ge- färbt zu werden, gründet sich vekanntlich dessen grosse Anwendung als Reagens. Doch sind es nicht allein die Alkalien und alkalischen Erden, welche diese Wirkung hervorbringen, sondern auch die Boronsäure, die Blei- und Urausalze sind im Stande, die gelbe Farbe des Curcumins ins Braunrothe zu verändern. Die Nüangen der braunen Farbe, welche das Cureuma-Papier von den Alkalien und alkalischen Erden annimmt, sind unter sich fast gleich und das gebräunte Papier nimmt durch Benetzeu mit schwachen Säuren seine ursprüngliche gelbe Farbe wieder an. Diese detztere Erscheinung findet, wie mir es scheint, in den oben ange- führten Versuchen ihre Erklärung. Bringt man nämlich ein mit Cur- cuma-Tinktur getränktes Papier in eine verdünnte Kalilauge, so wird dieselbe braungelb gefärbt, indem das Curcumin zum Theil sich auflöst. Benetzt man nun das gebräunte Papier mit Säuren, so wird das Curcumin aus seiner alkalischen Auflösung heraus- geschlagen, wodurch das Papier wieder seine gelbe Farbe be- kömmt. Durch Bleisalze nimmt das Cureuma-Papier eine braunrothe Farbe au, die sich von der durch alkalische Substanzen erzeugten 360 nicht unterscheidet. Sehr verschieden aber ist die Nüance, welche durch Uransalze hervorgebracht wird. Das Papier färbt sich so- gleich dunkelschwarzbraun, wodurch bei einiger Uebung die Blei- salze von den Uransalzen sicher unterschieden werden können. Auch durch das Verhalten der Säuren zu dem durch die genannten Metallsalze veränderten Curcuma-Papier zeigt sich ein Unterschei- dungsmerkmal. Während nämlich das durch Bleisalz gebräunte Pa- pier von verdünnten Säuren sogleich wieder gelb wird, so bedarf das mit Uran behandelte beinahe der viertelstündigen Einwirkung einer ziemlich concentrirten Säure, um seine ursprüngliche Farbe wieder zu erhalten. Es ist hier noch des eigenthümlichen Verhaltens der Bo- ronsäure und der boraxsauren Salze auf das Curcumin zu er- » wähnen. Benetzt man frisch bereitetes Curcuma-Papier mit einer wäss- rigen oder weingeistigen Lösung von Boronsäure, so nimmt es eine hochrothe Farbe an, welche durch verdünnte Säuren nicht wieder verschwindet. Bringt man das durch Boronsäure geröthete Curcuma- Papier mit Ammoniak in Berührung, so verändert sich die Farbe in schönes Indigoblau, welches durch verdünnte Säuren und schon mit der Zeit durch Verflüchtigen des Ammoniaks sich vollkommen verliert. ; Von einer Boraxauflösung wird das Papier schwarzgrau, von boronsaurem Kali und boronsaurem Ammoniak hellgrau gefärht. Durch die angebenenen Erscheinungen wird das Curcumin zu einem sehr schätzbaren Reagens, da es uns in Stand seizt, Uran- und Bleisalze, Alkalien und alkalische Erden durch einen einzigen Versuch von einander zu unterscheiden. ABHANDLUNGEN DER MA'TTHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYFRISCHEN AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN. DRITTEN BANDES © DRITTE ABTHEILUNG DIE ABHANDLUNGEN VON DEN JAHREN 1842 UND 1843 ENTHALTEND. Du 2. ERS WERT Ba ge" Act fat: BER AR PERF, Se NE, er ea > y A 22 2 Ya IH, Iy. VW VI. Vu. VIH. In hal Beschreibung des für die Feuerwacht auf dem St. Petersthurme in München ausgeführten Pyroskops, von Dr. C. Steinheil. Mit 9 lithographirten Tafeln z e Ueber die Natur des eigenthümlichen Anpen, weldber sich so- ‚wohl am positiven Pole einer Säule während der Wasserelek- trolyse, wie auch beim Ausströmen der gewöhnlichen Elektri- eität aus Spitzen entwickelt. Von Prof. ‚Schönbein in Basel Auseinandersetzung der specifischen Differenzen, durch welche sich die Hyaena brunnea von der Hyaena striata und crocuta in der Beschaffenheit des Schädels und ee untegscheidet. Von Prof. Dr. A. Wagner / : Bestimmung der Horizontal- Intensität ER Eräihßnefisinns nach absolutem Maasse. Von dem Akademiker und Conseryator Zamont Resultate der magnetischen Beobachtungen in München während der dreijährigen Periode 1840, 1841, 1842. Von J. Lamont Ueber quantitative Analyse durch chemische Be Von Dr. C. Steinheil . . Plantarum , quas in Japonia eig Dr. Ph. Fr, "de Siebold ge- nera nova, notis characteristicis delineationibusque illustrata pro- ponunt Dr. Ph. Fr. de Siebold et Dr. J. @. Zuccarini. Fasci- culus primus. Cum tab. lapidi incisis V. R > : s Beiträge zur Morphologie der Coniferen. Von Dr. J. @. Zucca- rini. Mit 5 lithographirten Tafeln . s h Seite 5061 587 007 ud Meoswnik solsrmanı‘) dan yarimabsahh inab nV BR sets ID 2 Ans no EDBr tür bögr shoiısd wogiudalisıb ob ee \ Innen / RE HER Be RE omvuirherssaE 38 sb tes ads ih Tr vab'"zaınlisrelsnndl- “ A. Anden a EL or «egoheortet widilogaus andarült mi 0 le org "ge dbfe See BAR zsıkvilnddınogio Sb ui si del, 3 lolarnaen V Tab ‚busulio sluie Haie lo nayiientg' na Adom . a: WR \ BLOCH nosaitinlinig 3b sawörteäuh" mid loan Adır . SINE sed 5 7. Tronlt ui ion Teil oT. Merlin sig Bern il. slsisn damb esannıstilk- uadoadidage ob Versi bie & "emmmeno Drum alaiue sudoyH ash nor womumd aussglt sib doie Ba PURE re ‚beur Hobälloe eb HadamMsdaend ob ai Be } Tod » 2 el ar oT a 5 PR PERSERRNENN aa Kirisasinl -Itposiugfl wub Sun iR busdiw ralomiitt. a "nsguaslasdäsi wolseitongaie nah omg 5 Sk en sihaeisnanlo lanub . BRD del. : s Rene, N Sohn Do 2; plodeiet ah Pi Pr ER Serie Anagh wi 'zuup ; utcıranseenl"F -0147 nlenszafti aupasslinaisnandtah. 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Man kann darauf ausgehen, den einen Punkt wie in der Astronomie durch Angabe von Azimut und Höhe von allen andern zu unterschei- -den, also zu bestimmen; man kann mechanische Einrichtung, treffen, wo durch Einstellen eines Fernrohres ein Zeiger bewegt wird, der graphisch den Ort auf einer Karte andeutet. — Man kann Pro- jeetionen wählen, wo das Feuer als Lichtpunkt direkt den Ort selbst bezeichnet. —' Alle diese Lösungen wären im Grunde gleich gut, wenn nicht die Aufgabe mit einer ganz eigenthümlichen Schwierig-- keit zu kämpfen hätte. Diese Schwierigkeit liegt nicht etwa im Problem, sondern in der geringen Intelligenz und Geschicklichkeit, die man 70% 564 bei dem Beobachter — dem Freuerwächter — voraussetzen darf. Es handelt sich also hier darum, eine Lösnng der Aufgabe zu finden, welche die Geschicklichkeit des Beobachters ganz unnöthig macht, welche diese ganz eliminirt, und nur aus diesem Gesichtspunkte ha- ben die verschiedenen Lösungen der Aufgabe verschiedenen prakti- schen Werth. Erst wenn obiges gelingt, wird die Vorrichtung sich im Gebrauche als bequem und sicher bewähren. Man ist also vor- herein auf Untersuchung der einfachsten Miltel, verwiesen, durch - welche die Lösung möglich wird. Ablesungen von Azimutal- und Höhenkreisen, die dann mittels einer Tabelle den gesuchten Namen geben, sind offenbar zu com- plizirt. Sie können wie auf der Festung von Salzburg entsprechen, wenn gebildete Militärs diese Beobachtungen anstellen, aber nicht mehr unter den Händen der hiesigen F'euerwächter, welche in der Regel Webergesellen sind. Viel einfacher scheint die Einrichtung von Littrow in Wien und der Vorschlag von.Böhm im Kunst- u. Geewerbebl. für 1841 wo nur das Ein- stellen eines Fernrohres oder Diopters erfordert wird, um mechanisch den betreffenden Punkt auf der Karte anzugeben. Aber sogar dieses scheint für Viele noch zu schwierig. Denn bei Nacht ist das Gesichts- feld des Fernrohres nicht leicht von der Gegend zu trennen und die Fäden zum Einstellen sind oft, besonders wenn Licht im Zimmer, gar nicht zu unterscheiden. Daher der Ungeübte am Ende wohl die Feuerstätte in das Gesichtsfeld des Fernrohres bringt, aber nicht genau einstellen kann. Nimmt man aber künstliche Beleuch- tung zu Hülfe, so ist das Auffinden noch schwieriger, wo nicht die dem speciellen Falle entsprechende Intensität getroffen wird, was auch wieder Schwierigkeiten bietet. — \ 565 Pyroscop durch Projection des Bildes. Offenbar ist die dritte Klasse solcher Vorrichtungen die ein- fachste, wo das Feuer sich direkt projizirt auf die Zeichnung der Ge- gend oder ihre Karte; sie ist ganz unabhängig von aller Operation und gibt, ohne Visiren, ohne Zeiger, Jedem, der nur sieht, den Punkt unmittelbar selbst an. Aber auch dieses Prinzip ist sehr verschie- dener Ausführung fähig. Es wird dabei viel auf die Localität an- kommen. Je nachdem sie Aussicht gestattet, kann eine Einrichtung zweckmässiger als die andere werden. Wo ringsherum freie Aus- sicht gegeben ist, liesse sich die Camera Obscura zur Projection des Feuers auf das schon früher mit demselben Instrument entwor- fene Bild der Gegend sehr gut anwenden. — Je grösser die Di- mensionen der Camera Obscura gewählt würden, desto sicherer würden noch entferntere Details zu erkennen seyn. Hier könnten auch statt der sehr mühvoll anzufertigenden Zeichnungen Daguerre’sche Bilder geeignete Anwendung finden, wenn sie in-grösserem Maas- stabe als die bisherigen ausgeführt, nachträglich mit den betreffen- den. Namen beschrieben und zum Schutze dann stark vergoldet würden. Wo die Localitätsverhältnisse jedoch die Aufstellung dieses Apparates unmöglich machen, da erscheint die Camera Lucida vor- züglich geeignet. Auf deren Anwendung beruht auch der Apparat, welcher dahier auf dem Petersthurme ausgeführt wurde, und wel- chen wir jetzt nach Allerhöchstem Auftrage näher zu beschreiben haben. — Diese Beschreibung ist bestimmt, die allgemeine Anwen- dung dieser Einrichtung in Bayern möglich zu machen. Wir wer- den daher alle Details aufnehmen, die zum Verständniss und zur Her- stellung ähnlicher Einrichtungen erforderlich scheinen. 566 Die Camera Lucida. Für diejenigen meiner Leser, welche die Camera-Lueida, diese , sinnreiche Erfindung von Wollaston, zum Entwerfen getreuer Um- risse nach der Natur nicht genau kennen, wird eine nähere Be- schreibung unerlässlich seyn. Sie besteht in einem vierseitigen Glasprisma mit doppelter Spie- gelung im Innern. Den auf die Axe des Prismas senkrechten Durch- schnitt des Prisma zeigt Fig. 1. Der Winkel a’ea” ist ein rechter von 90°. Die Abstände der Kanten a”, c” und a’ von der Kante e sind gleich. Ueberdiess ist die Seite a’c” ebenso lang als ca’. Die Winkel ea”’c” und ea’e‘ sind daher auch gleich und zwar 674°, beide zusammen aber gleich a”c’a’ oder 135%. Wenn daher ein Lichtstrahl von b aus senkrecht auf die Fläche ea’ trifft, hier in das Glas eindringt und bei b’ die erste spiegelnde Fläche a’e’ berührt, so wird ‚er im Innern des Glases unter demselben Winkel von die- ser Fläche reflectirt, setzt also seinen Weg nach b” fort. Dort wird er abermals unter gleichem Winkel reflectirt von der zweiten spie- - gelnden Fläche a”e” und verlässt jetzt senkrecht auf a’e das Glas- prisma, indem er nach b”” hingebrochen wird. Befindet sich nun das Auge vor dem Prisma so, wie es die Zeichnung angibt, so gelangt der Strahl b in das Auge, was nun den Gegenstand, von dem der Lichtstrahl b kömmt, in der Richtung b’b”” zu sehen glaubt. Da aber zweimalige Spiegelung statt findet, so erscheint nicht mehr links mit rechts verwechselt, und das Auge sieht den Punkt, welcher die Lichtstrahlen ab © ahsendet, jetzt in horizontaler Rich- tung, als kämen sie an von a@’’b”" ec”. Wenn also das Auge kein anderes Licht empfängt, als solches, was nach zweimaliger Spiegelung vom Prisma kömmt, so erscheint 567 das Bild des Gegenstandes in abc um 90° abgelenkt in der Rich- tung b”” zu liegen. Kömmt aber zugleich auch noch Licht von d her über die Kante a” des Prismas hinweggehend in das Auge, so > >, sieht man nicht nur den Gegenstand b, sondern zugleich auch den Gegenstand d in derselben Richtung, beide sich deckend, übereinan- der als durchsichtige Bilder. Man denke sich nun, dass in abe die Hand Desjenigen liege, welcher die Gegend gesehen in der Richtung d, in abe zeichnen will, so erscheint das Bild der Hand über der Gegend, aber durch- sichtig, gewissermassen wie ein Schatten, und man kann ebenso die Spitze des Zeichnungsstiftes erkennen, der jetzt den Grenzen des Bildes nachgeführt wird, und so in abe die Nachzeichnung von d liefert. Das eine oder das andere Bild wird aber um so heller, je grösser der Theil der Pupille ist, welcher Licht empfängt. In Fig. 1. zZ. B. steht das Auge so, dass die untere halbe Pupille Lieht durch das Prisma, die obere Hälfte aber Licht von d her empfängt. Wäre daher der Gegenstand in d und die Hand in b gleich stark heleuch- tet, so müsste auch das Bild von d und das von b dem Auge gleich hell erscheinen. Diess muss immer seyn, wenn man beide Bilder übereinander gleich gut sehen will, was die Bedingung des Zeichnens fordert. Wäre jedoch die Hand und Zeichnungsfläche schwächer beleuchtet als die Gegend in d, so würde das Bild von d in solcher Weise vorherrschen, dass man nur schwache Umrisse von der Hand oder diese nicht einmal erkennen könnte; dann ist es natürlich auch un- möglich zu zeichnen. Um diese ungleiche Intensität der Beleuchtung auszugleichen, braucht man nur mit dem Auge hinauf oder herunter zu rücken. Denn steht das Auge z. B. etwas höher als in Fig. 1., so erhält der grösste Theil der Pupille Licht von d her, und nur ein kleiner Theil bekömmt Licht durch das Prisma von b her. Wollte 568 \ man aber die Hand durch das Prisma heller sehen, so wäre mur mit dem Auge abwärts zu rücken, wo dann der umgekehrte Fall eintritt. Indessen würde man so durch kleine unvermeidliche Schwankun- gen des Kopfes unwillkührlich bald das eine bald das andere Bild zu hell sehen und nicht, wie es das Zeichnen fordert, beide gleich hell erhalten können. Desshalb hat man eine Blendung mit länglich- ter Einsicht vor dem Prisma angebracht, die hinauf und herunter verstellt werden kann, und so nach Willkühr mehr Licht vom Pris- ma oder von der Gegend in das Auge gelangen lässt. Die Abhil- dung dieser Blendung zeigt Fig. 6. Sie steht, wie aus Fig. 3 zu ersehen, möglichst nahe an dem Prisma und wird mittels des He- bels h Fig. 2 um die Axe g gedreht, also hinauf oder herunter he- wegt. Von der Handhabung dieses Hehbels h Fig. 2 hängt es also allein ab, ob man Gegend oder Zeichnung heller sehen will. Wäre jedoch die Einrichtung nur so, wie ich sie jetzt beschrieben habe, und man würde z. B. mit der Spitze des Zeichnungsstiftes einen scharf begrenzten Punkt, etwa einen entfernten Thurmknopf decken, dann aber mit dem Kopfe sich links und rechts bewegen, so würde man gewahr werden, dass der Stift nicht in allen Lagen des Auges auf den Thurmknopf trifft, sondern dass sich beide gegen einander mit dem Auge des Beobachters bewegen. Man könnte also keine Contour sicher verfolgen, weil unwillkükrliche kleine Bewegungen des Auges andere Coinzidenzen zwischen Stift und Bild veranlassen würden. Diese Beweglichkeit der Bilder, die natürlich entfernt wer- den muss, hat darin ihren Grund, dass die Zeichnungsfläche dem Auge nahe liegt, während die Gegend sehr entfernt ist. Die Licht- strahlen kommen also von einem Punkte der Zeichnungsfläche di- vergent in das Auge, von einem Punkte der Gegend aber parallel. Man muss also noch die Vorrichtung treffen, dass auch die Licht- strahlen von der Zeichnungsfläche her unter sich parallel ins Auge gelangen. Diess wird hekannter Weise erlangt durch eine Glaslinse 569 zwisehen Prisma und ‘Zeichnungsfläche, die von letzterer um ihre Brennweite absteht. Noch ist zu bemerken, dass die absolute Grösse der Zeichnung dem Abstande des Prisma von der Zeichnungsfläche proportional ist, d. h. um so grösser wird, je weiter man das Prisma von der Zeichnungsfläche entfernt. Diess ist leicht erklärlich und wird, wie beim Zeichnen nach der Natur, deutlich werden, wenn man zwi- schen Auge und Gegenstand eine durchsichtige Glastafel denkt, die ihre Abstände ändert. So weit die Camera-Lucida im Allgemeinen, damit ist auch schon das Wesentliche der Einrichtung auf dem Petersthurme gege- ben. Denn man wird jetzt leicht begreifen, wie durch sie die Stelle, - wo es brennt, bei Nacht aufgefunden werden kann. Anwendung der Camera-Lucida als Pyroskop. s Gesetzt, wie oben angegeben ist, es wäre mit einer Camera- Lucida das Panorama von dem Thurme aus auf feste Unterlagen ge- zeichnet und man hätte Mittel, das Instrument immer wieder in dieselbe Lage gegen Natur und ihr Bild zu bringen, so müssten sich auch beide, Natur und Zeichnung, immer in aller Schärfe decken, d.h. man würde das Bild des Panoramas jetzt umgekehrt projizirt sehen auf die Natur. Nehmen wir nun an, es sollte bei Nacht die Stelle eines Feuers hiermit gefunden werden, so wäre bloss erforderlich, das sorg- fältig ausgeführte Panorama zu erleuchten, daun würde man durch die Camera-Lucida sehend von aussen, von der Gegend, wo es dunkel ist, nichts als das Feuer erkennen, vom Prisma her aber das Bild der Gegend, das beleuchtete Panorama betrachten und zwar genau in allen seinen Punkten, als wenn man in die Gegend selbst hinaus Abhandlungen d, II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth, III. 71 570 sehen würde, weil sich je beide decken. Das wirkliche Feuer müsste also noch in dem Panorama sichtbar seyn und also selbst die Stelle anzeigen, die es in der Wirklichkeit einnimmt. — All diess hat sich bei der Ausführung bestätiget, und es ist also nur die- jenige Anordnung anzugeben, durch welche die Einrichtung möglichst vollkommen, bequem und zuverlässig wird. Man übersieht mit der Camera-Lucida stets nur einen Theil des ganzen Umkreises, etwa #4 oder leicht #4 zugleich. Daher muss das Panorama in 6 oder besser 8 Bilder ahgetheilt werden. Besser in S Bilder, damit die Grenzen zweier anstossender Bil- der doppelt vorkommen, also jedes noch zum Theil in das andere hinein reicht. Jedes Bild soll also einen Winkel von 45° am Hori- zont umfassen und von den benachbarten noch etwa so viel auf- nehmen, dass es 60° zeigt. Die Anbringung und Austheilung dieser 8 Bilder hängt natürlich ganz von dem Locale ab, in welchem die Vorrichtung aufgestellt werden soll. Das Wesentliche dabei zu Beachtende ist: 1) dass die Bilder in völlig vor der Witterung geschütztem Raume angebracht seyen; 2) dass sie eine ganz feste und invariable Lage erhalten; 3) dass von ihrem Mittelpunkte aus das ihnen zukommende 3 des Gesichtskreises und zugleich auch die näher liegenden Punkte zu übersehen seyen. Hiebei ist es kaum nöthig zu erwähnen, dass während der Beobachtung durchaus keine Glasscheibe (wenn es auch ein Spiegelglas wäre) zwischen Aug und Gegend seyn darf. Man muss also Sorge tragen, dass sich die Fenster für die Zeit der Beobachtung öffnen oder ausheben lassen. Von der Localität ist auch zum Theil der Maasstab oder die absolute Grösse abhängig, »in welcher das Panorama entworfen werden kann. Wir haben ge- zeigt, dass die Zeichnung um so grösser wird, je- grösser der Ah- stand der Zeichnungsfläche von dem Prisma ist. Da aber mit eben . 571 dem Apparat, mit welchem später beobachtet wird, das Panorama entworfen werden muss, so darf man den Abstand nicht grösser machen, als es bequem ist, das Auge von der zeichnenden Hand zu entfernen. Auch würde der Apparat sehr unbequem, weniger fest und die Beleuchtung schwierig, wenn man den Abstand zu gross wählte, und umgekehrt könnte man bei zu kleinem Abstande nicht mehr alle jene Details in der Ferne aufnehmen, welche die Natur zeigt und über die später der Apparat entscheiden soll. Hier ist noch eines Umstandes zu erwähnen, der bei der freien Wahl der Localität zur Aufstellung des Apparates berücksichtigt zu werden verdient, nämlich die Höhe des Beobachtungspunktes. Je höher dieser über der zu bewachenden Gegend liegt, um desto mehr treten von einander entfernte Objecte auch in ihrer scheinbaren Höhe auseinander und um desto sicherer ist daher auch die Angabe des betreffenden Punktes in Beziehung auf Entfernung. Auch kömmt dann weit seltner das Decken der Objeete durch Wald u. dgl. vor. Daher unbedingt der höchste Standpunkt auch der vortheillafteste ist. Ich führe diese Betrachtungen an, damit sie bei vorkommenden Nachbildungen des Apparates für andere Verhältnisse als die hie- sigen innerhalb der bezeichneten Grenzen Berücksichtigung finden. Man wird abweichen können von den von mir gewählten Dimensio- nen, aber nicht erheblich ohne in den einen oder andern Nachtheil zu verfallen. — Nach diesen Vorbemerkungen glaube ich übergehen zu können zur Beschreibung der hiesigen Einrichtung selbst. Ich werde der Reihe nach das Local, das Instrument, dessen Gebrauch zum Entwerfen des Panorama’s, das Panorama selbst, die Bestim- mung der Namen entfernter Ortschaften und endlich den Gebrauch des Apparates näher erörtern. 71r 572 s Das Local der Feuerwacht auf dem St. Petersthurme. Wie der Grundriss Fig. 7. Tab.‘1 zeigt, hesteht das Local der Feuerwacht in einer Wohnstube A mit 4 Fenstern, dann 2 Kam- mern B und C zur Aufbewahrung der Feuerrequisiten. Die Fenster öffnen sich nach innen und sind von aussen mit Winterfenstern für die rauhe Jahreszeit versehen. Eine Gallerie umgibt äusserlich den Thurm, so dass man auch von aussen zu den Fenstern gelangen kann. — Der Schutz für das Panorama nöthigt, die Einrichtung nicht auf der Gallerie, sondern im Innern der Zimmer anzubringen. Die- selbe Rücksicht macht es räthlich, die Wohnstube der Wächter so viel als möglich mit der Aufstellung des Apparates zu verschonen; denn dieses Zimmer muss im Winter geheitzt werden, die Fenster müssen doppelt verwahrt seyn, können also nur schwierig geöffnet werden, und werden auch nicht gerne bei grosser Kälte, Sturm ete. geöffnet werden. Ich habe daher vorgezogen, den grössten Theil des Panoramas in die Kammern B und C zu verlegen und nur ein Fenster der Wohnstube ‘A, was unumgänglich für die Rundsicht ist, noch für das Panorama zu bestimmen. — Allein die Fensterbrett- chen, welche unter den Kreuzstöcken im Innern al3 Mauerdecke an- gebracht waren, boten natürlich nicht Festigkeit genug dar, um darauf Bilder zu entwerfen, welche Jahrelang eine ganz ungeänderte Lage behalten sollen. Sie wurden daher an den Fenstern 1, 2, 3, 4 er- setzt durch schöne zweizöllige Kehlheimer Steinplatten, welche noch unter den Kreuzstock und links und rechts 4 Zoll tief in die Mauer eingreifen, sie wurden mit der Wasserwaage sorgfältig horizontal gelegt, mit Blei unterkeilt und dann mit Gyps und Kalk möglichst fest eingemauert. Ihre Form ist so gewählt, dass zwei Panoramabilder je auf einem Steine neben einander angebracht werden konnten. Das Panorama ist also wegen der vier Fenster in acht Bilder oder Sectionen getheilt. Die mittlere Richtung jeder Section macht also 573 mit der nächsten einen Winkel von 45°. Hätte man aber je .zwei Bilder an einem Fenster fächerförmig aneinander gelegt, so würde die Mauer links und rechts noch einen Theil des nöthigen Gesichts- kreises verdeckt haben. Es war daher nöthig, die Gesichtslinie der zwei Sectionen eines Fensters sieh kreuzen zu lassen, wie aus Fig. 7 deutlich zu ersehen is. Von der Kammer C übersieht man daher die Weltgegenden O., S.O., S., S.W., also die Section VII, VII, I, I. Von der Kammer B aus W. und N.W., die Section III und IV. Vom Wohnzimmer A aus N. und N.O., die Section V, VI. Um diese acht Sectionen zu übersehen, wird man aber natürlich ‚nicht acht feststehende Apparate machen, sondern nur einen, der abwechselnd für alle Sectionen dient. Dabei ist aber die wesent- liche Bedingung, dass durch das oftmalige Abnehmen seine Stellung durchaus: ungeändert bleibt. Ich habe es dadurch erzielt, dass ich dem Apparate vier cylindrische Vorsprünge, gleichsam Fächer gab, welche genau passen in vier in die Steinplatte eingebohrte Löcher. Diese Löcher sind in Fig. 7 sichtbar gemacht durch vier Punkte, welche ausserhalb der Ecken jedes Sectionsbildes eingezeichnet sind. Beschreiben wir nun das Instrument. Nach dem schon früher Angeführten weiss man, dass das In- strument in einer Camera-Lueida besteht. Mancherlei Modificationen sind aber hier durch die Aufgaben bedingt. Vor Allem muss der Punkt b’ Fig. 1 senkrecht und in constantem Abstande über dem Augenpunkte jeder Sectionszeichnung liegen. Eine Drehung des Prisma’s um eine dureh b‘ mit den Kanten parallel gelegte Axe ist hier nicht erforderlich, weil man auch ohne diese Drehung genug über und unter dem Horizont übersieht, durch ihre Weglassung aber 574 dem Instrument mehr Festigkeit gibt. — Eine weitere Bedingung ist, dass die Glaslinse e. unter dem Prisma (in Fig. 2 und 5 im Durchschnitt, in Fig. 4 als punktirter, Kreis um den Punkt b’ sichtbar) die von einem Punkt der Zeichnungsfläche kommenden Lichtstrahlen parallel ins Auge führe. Nur durch diese Bedingung wird die Pa- rallaxe oder die Beweglichkeit von Bild und Natur beim Hin- und Hergehen des Auges aufgehoben. Diese Glaslinse muss möglichst nahe an dem Prisma liegen, weil sonst die entferntesten Ränder der Zeichnungsebene eine grös- sere Abweichung erleiden. Besser würde es seyn, hier ein achro- matisches Objectiv statt einer einfachen planconvexen Linse anzu-. bringen; doch ist es nicht unumgänglich nöthig. — Wenn man keine Linse oder kein Objectiv erhalten kann, welches vornherein genau die Brennweite hat, die der Abstand des Prisma’s vom Bilde ver- langt, so muss man die Höhe des Apparates versuchsweise ändern, bis ohne Deckel zur Einsicht für das Auge beim Hin- und Herge- hen durchaus keine Verstellung zwischen der Spitze des Zeich- nungsstiftes und der Natur statt findet. Diese Correction ist die allerwesentlichste des Apparates; man wird daher wohl thun, allen Fleiss auf ihre Anbringung zu verwenden. : Sehr wesentlich ist auch der Deckel zur Einsicht für das Auge, Fig. 2. f. zeigt ihn von vorne als runde Scheibe, die durch einen ° Hebel h um g gedreht wird, also die in der Mitte der Scheibe an- gebrachte Oeffnung, welche nach oben spitz zuläuft, hinauf oder herunter führt. Je höher diese Oeffnung über die oberste Kante des Prismas (die in Fig. 2 die Oefinung als Horizontallinie halbirt) zu stehen kömmt, um desto mehr Licht empfängt das Auge von der Gegend her über dem Prisma weg und zugleich um desto weniger Licht von der Zeichnung. Eine Verstellung im entgegengesetzten Sinne hringt natürlich die umgekehrte Wirkung hervor. Da aber 575 mit der Lichtmenge die Helligkeit sich ändert, in welcher man die Ge- genstände sieht, so ist klar, dass von der Verstellung der Einsicht oder von der Bewegung des Griffes h es allein abhängt, ob die Gegend oder der Zeichnungsstift sichtbarer werden soll. Die Ver- stellbarkeit von h muss so regulirt seyn, dass, wenn der Griff h ganz herunter gedrückt ist, die Oeffnung zur Einsicht ganz über dem Prisma steht, also vom Prisma kein Licht ins Auge kommen lässt; man sieht dann nur die Gegend. Ist h aher so weit als mög- lich hinaufgeschoben, so steht die Einsicht ganz vor dem Prisma. Das Auge empfängt jetzt kein Licht von der Gegend her und sieht nur die Zeichnungsfläche. Alle Zwischenlagen zwischen diesen Grenzen lassen Gegend und Zeichnungsfläche zugleich sehen, aber im Verhältniss der zugelassenen Lichtmenge die eine oder die an- dere heller. — Ferner ist es erforderlich, die von prismatischen Far- ben begrenzten Bilder und die Reflexe auf den Glasflächen, welche das Camera-Lucida-Prisma erzeugt, auszuschliessen. Sonst würde man nicht nur Gegend und Zeichnungsfläche, sondern noch eine Menge anderer diffuser Bilder gewahr werden. Diess erzielt man durch ein dünnes geschwärztes Metallplättchen, welches auf der Aussenseite der ersten spiegelnden Flächen des Prismas b’ Fig. 1. angebracht ist. Fig. 5 zeigt diese Blendung i. Zur Abhaltung wei- terer Reflexbilder ist aber noch der geschwärzte Schirm k. Fig. 2, 3, 4 erforderlich, dessen Form aus der Zeichnung ‘hinreichend deut- lich zu erkennen ist. Das Prisma ist nur auf der Platte m durch Lagerstücke bl Fig. 2, 3, 4 gehalten und festgeschraubt. Die Platte m aber ist so durchbrochen, dass sie die ganze Uebersicht des Bil- des aber nicht mehr gestattet. Auch diese Ränder müssen- geschwärzt seyn. Eine fernere Bedingung ist, dass der Schuber f so nahe als möglich an dem Glasprisma liege. Er hat daher nur gerade so viel Abstand, als erforderlich ist um nicht ans Glas zn streifen. Nun soll auch das Auge so nah als möglich an die Einsicht gehalten werden. Aber des Nachts, wenn Licht im Zimmer ist, fällt noch 576 Licht von den Seiten her in’s Auge und stört die Deutlichkeit der Bilder. Daher muss zur Abhaltung seitlich einfallenden Lichtes um den Deckel f herum ein Kranz von schwarzem Seidensammt angebracht seyn. Fig. 6 zeigt diesen Schirm von vorne und von der Seite. Der Sammtstreif ist mittels eines messingenen Ringes, der zusam- mengeschraubt wird, über den Rand des Deckels festgeklemmt. Die Haare des Sammts sind natürlich nach innen gewendet. Dieser Sammt- ring hat einige Federkraft, so dass er sich um das Auge herum genau anlegt und alles fremde seitlich kommende Licht vollkommen abhält. Er ist sehr wesentlich beim Gebrauche des Apparates. — Auf dem Deckel f ist endlich noch ein Brillenglas um n drehbar an- gebracht, damit auch Kurzsichtige sich des Apparates bedienen kön- nen, wenn sie das Brillenglas vor die Einsicht bringen. Die Ver- kleinerung trifft dann Gegend und Zeichnung zugleich und ändert daher nichts. an den relativen Lagen. — Soweit also das Prisma mit seinen Blendungen. Dieses hat aber ein festes Gestelle nöthig, um immer wieder dieselbe Lage gegen Zeichnung und Natur zu er- halten. Dieses Gestelle ist ein unregelmässig pyramidal zusammen- gesetzter Kasten von starkem Eisenhlech, wie aus Fig. 2, 3, 4 deut- lich zu ersehen. Man wird bemerken, dass Fig.2 die Seite rechts von der Ein- sicht mehr Raum hat als links davon. Diess ist wegen des Zeich- nens erforderlich, weil die rechte Hand, welche zeichnet, sonst nicht mehr die Grenzen rechts am Bilde verfolgen könnte. ‘ Der Kasten ist von der Seite des Beobachters her ganz offen. Das bogenförmig ausgeschnittene Verbindungsstück auf der entgegengesetzten Seite giebt Festigkeit genug, so dass durchaus keine Verbiegung zu be- fürchten ist. Unten an dem Kasten sind 4 cylindrische Füsse n. n. Fig. 2. 3. angeschraubt, die genau in die 4 Löcher der Steinplatte für jede Section passen. Bei o ist ein gabelförmiger Bogen ange- schraubt, in welchem der Hebel h Leitung und Führung hat. Auf 577 der enigegengesetzten ‚Seite ist der Kasten viereckig durchbrochen pppp- Fig. 3. Durch diese Oeffnung, welche von der Laterne q ge- deckt wird, fällt das Licht auf die Zeichnung, um sie Nachts sicht- bar zu machen. Die Reverbere in der Laterne bewirkt, dass alle Theile des Bildes nahe: gleich hell beleuchtet sind. Die Construe- tion der Laterne selbst ‘ist aus der Zeichnung vollkommen deutlich. Die Oeffinungen in der Laterne zum Luftzuge sind durch Pfeile be- zeichnet, die auch die Richtung angeben. Stearin-Lichter mit dickem Brenner haben sich. als: die «bequenisten bewährt. Selbst heftiger Sturm bewegt: die Flamme. nicht ‚und: die Beleuchtung, bleiht gleich- förmig. iingah Wir haben nun Alles angeführt, was zum Verständniss und zur richtigen Nachbildung des Nee dienlich schien. Wir können nun zum. hi Gebrauch des Instrumentes kn die Verfertigung des Be übergehen. Die erste: N des Kerne bildet die Ver- ferigung des Panoramas. Ich setze voraus, die Steinplatten seyen geschliffen, die Bilder ausgetheilt, die Löcher zur Aufnahme des Pyroscops gebohrt, Rinnen zum Ablauf von Wasser, was bei hef- tigem ‚Anschlagen des Regens zwischen den Fenstern eindringen kann, so eingegraben, dass die Bilder geschützt bleiben, die Flä- chen ‚der Steine endlich durch Vehl gehörig präparirt oder mit Grund übergangen, um '.darauf malen zu können, so kann man mit der Zeich- nung der Gegend beginnen. Dabei ist die Sorgfalt für die Fernen zu verdoppeln, weil geringe Abweichungen schon erhebliche Fehler in den: Entfernungen geben würden. Jeder, der es versucht, auf solche Weise, mit der: Camera-Lucida zu zeichnen, wird bald inne Abhandlungen d. II. C1.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. III. 72 578 werden, dass dabei die Handhabung der Einsicht an dem Griffe h das Wesenstlichste ist. Denn jeder Uebergang von einem Object zum andern ändert das Verhältniss seiner Helligkeit zu der des Zeichnungsstiftes. Man. muss daher stets ‚bereit seyn, diese. nach Bedarf zu modifiziren. Darum ist es gut, die linke Haud immer zur Steuerung der Einsicht an dem: Griffe: h zu ‚lassen, während die rechte mit scharfer Spitze des Zeichnungsstiftes den sichtbaren Haupt- grenzen im Bilde sorgfältig nachfährt. Nur durch Uebung wird man darin zur Fertigkeit gelangen. Ein Hauptaugenmerk bleibt, wie bei jeder Zeichnung nach der Natur, ‚die Auswahl derjenigen Umrisse, die zur deutlichen Darstellung des Bildes dienlich sind. Auch auf die Beleuchtung, in welcher sich eine Gegend am deutlichsten aus- nimmt, kommt sehr viel an. Die: Zeichnung muss dann in dieser Zweit entworfen werden. Darum ist es gut, mehrere Bilder zugleich zu beginnen, um mit der wechselnden Stunde und Beleuchtung stets den geeigneten Theil des Panoramas zu bearbeiten. — Aber ich kann hier keine vollständige Anweisung für den Zeichner geben. Diese Andeutungen müssen, mit Versuchen verbunden, genügen — und es darf nicht befremden, wenn die ersten Bilder weniger genau ausfallen als spätere. Daher vorzüglich Zeichner, die in obiger Methode; sehon: Uehung haben, zur ME U des Panoramas zu empfehlen sind. Mit der Nachbildung der‘ sichtbaren ‘Contouren ist aber noch keineswegs das Panorama vollendet; denn man verlangt auch‘ die Namen der eingetragenen Ortschaften zu wissen. ‘Ja manche. Ort- schaft kann, durch Wald oder näher liegende Objeete verdeckt, gar nicht sichtbar seyn und soll doch, weil sie der Entfernung nach in den Rayon der Löschanstalt gehört, gleichen Schutzes theilhaftig seyn. Um diess zu erreichen, ist es nöthig, die Richtung des verdeckten Objectes: und seine’ Länge im Horizont ‘gemessen zu kennen. Bei vorkommendem Brande wird man dann zwar nicht direct die Flamme 579 sehen können, wohl aber die Helligkeit unterscheiden, die sich scharf abschneidet gegen das verdeckende Object, was zur Ermittlung der Brandstelle, wie hier viele Versuche ganz nachgewiesen haben, aus- reichend ist. Es wird also erforderlich, ausser den Namen aller im Ravon liegenden Ortschaften auch noch ihre Länge im Horizont ge- messen und ihre Distanzen in das Panorama aufzunehmen. Um aber dadurch das Bild der Gegend nicht zu stören und Undeutlichkeit herbeizuführen, schien es mir geeignet, den Raum über der Gegend, auf: dem Bilde die: Luft, hiezu zu verwenden. ‚Die Distanzen an- schaulich darzustellen, werden parallel mit dem Horizont Linien von 3 zu 4 Zoll Abstand ‘gezogen. Diese sind:vom Horizont ausgehend mit 0, 1, 2, 3, 4, 5,6 bezeichnet. Die Entfernungen von der un- tersten Linie aus in diese 6 Zonen bedeuten die Abstände der unten im Bilde eingetragenen Objeete in gerader Linie vom Petersthurme aus gemessen in geographischen Wegstunden. Von dem Thurme jeder Ortschaft geht dann eine senkrechte: feine Linie so weit in die Zo- nen hinauf, als ihr direeter Abstand aus Specialkarten entnommen beträgt. Dort ist ein starker Horizontalstrich gezogen, der so lang ist, als die Ortschaft unten im Bilde erscheint, und über den Hori- zontalstrich ist endlich der Name des Ortes geschrieben. Nehmen wir aus der beigefügten Copie des Panoramas von München einige Beispiele auf, um das Gesagte noch deutlicher zu machen: In Section 8 findet man nahe zu in der Mitte des Bildes zwi- schen den Horizontallinien 1, 2, ganz nahe bei 1, den Namen Ra- mersdorf. Die Verticallinie herunter verfolgend bis ins Bild, trifft auf die Zeichnung des Kirchthurmes von Ramersdorf. Die Ortschaft selbst dehnt sich von diesen so viel hinks und rechts aus, als ohen der Horizontalstrich in der Zone angibt und ihre Entfernung ist also 14 Stunde: * Ir derselben Seetion findet man weiter rechts auf der 72* 580 Linie 2 ebenso den Namen Unterbiberg, aber links von der Verti- callinie für den Kirchthurm von Biberg eine ‚andere Verticallinie, die aus dem Abstande 3; Stunden von dem Namen Kirchstockach kömmt, und auf einer Waldgrenze hinter Biberg 'endiget. Das Dorf Kirch- stockach ist also auf dem Panorama nicht sichtbar; sondern von dem Walde hinter Biberg verdeckt. Seine Ausdehnung gibt wie in.den frühern Beispielen die Länge des Herizontalstriches in der Zone 3, 4 Würde daher Nachts ein Feuer in Kirchstockach entstehen, so wäre zwar die’ Flamme nicht zu erkennen, "wohl aber ‘'die Abscheidung der Helle gegen den Wald hinter Biberg; und. wenn dieser Schein nicht weiter links oder rechts von der Verticale: Kirchstockach » er- scheinen sollte, als der Zonenhorizontalstrich anzeigt, so müsste es im Orte selbst brennen — ausserdem aber nur im Walde oder auf dem’ Felde. In gleicher Weise ist es zu empfehlen, die Riehtungen grösserer Ortschaften, wenn sie auch nicht‘ sichtbar sind nnd der Entfernung nach weit ausser dem Rayon liegen, noch in das Pano- rama aufzunehmen, um in vorkommenden Fällen aus dem Lichtscheine den Ort, wo es brennt, zu kennen. Die obige Anordnung macht, es auch möglich, wenn die Gegend durch einen Fluss getheilt ist, zu entscheiden, ob das Feuer diess- oder jenseits liegt. Diess ist oft wegen des Weges, welchen die Spritzen einzuschlagen haben, von der grössten Wichtigkeit. Aus Specialkarten wird hiezu der Lauf des Flusses oben in das Netz so eingetragen, wie er die Ortschaften trennt. Ein Beispiel bietet auf Sect..2. die grosse Krümmung der Isar bei Hesellohe. Aus dem Anblick der Gegend ist es rein unmöglich zu entscheiden, was diess- und jenseits liege, alfer der eingezeichnete Fluss in die Namen gibt dieses leicht. Denn man. hat nur von dem Feuer aus die nächste Verticale von gleicher Höhe des Beginnens im Bilde bis zum Namen zu „verfolgen , um, über. betreffende Flussufer zu entscheiden. Da aber nur durch Benützung von Karten die, Namen derzO 581 schaften mit Sicherheit ermittelt und verdeckte Ortschaften eingetra- gen werden können, so erscheint es zweckmässig, hiefür noch einige Anweisungen zu geben. Die Ermittelung der Ortsnamen durch Karten. Zu ‚diesem Zwecke können nur sehr spezielle, auf trigonome- trische Messungen gegründete Karten dienen. Für das Panorama von München wurden die Blätter des topographischen Atlas des General- Quartiermeister-Stabes für Bayern benützt. Ein Diopter und Messtisch sind dabei unerlässlich. Sehr vortheilhaft ist es, wenn das Diopter ein Fernrohr hat, was terrestrisch zeigt und mit Verticalfäden im Gesichtsfelde versehen ist. — Der Messtisch wird ‚erst nivellirt, dann die betreffende Karte aufgelegt. Man richtet jetzt das Linial des Diopters so, dass es den Thurm, auf welchem das Panorama ausgeführt wird und eine dem Namen ‚nach schon bekannte, wo möglich ziemlich weit entfernte Ortschaft (resp. deren Thurm) beide auf der Karte zugleich tangirt. Nun wird das Blatt des Messtisches mit Fernrohr und Karte um die Verticalaxe gedreht, bis das Fernrohr (was natürlich vertical bewegt werden muss) die- sen Ort in der Wirklickkeit zeigt. Durch Obiges ist die Karte orientirt, und man kann jetzt entweder aus der sichtbaren Ortschaft den Namen auf der Karte oder die Richtung und Grenzen entfernter Ortschaften bestimmen, indem man stets den Ort des Panoramas und den einzutragenden Punkt auf der Karte durch die Linealgrenze des Diopters legt. Dabei hat man nur das Fernrohr des Diopters herun- ter zu bewegen, bis es auf näherliegende, im Panorama schon ein- getragene Punkte trifft. Diese merkend, kehrt man zum Panorama- apparat zurück, und zieht nun auf der Zeichnung in der von der Karte ebenfalls entnommenen Entfernung den betreffenden Strich. So können alle auf der Karte befindlichen Punkte eingetragen und 582 ihre Namen bestimmt werden. Nach dem hier angegebenen Verfah- ren ist das Panorama auf dem Petersthurme dahier durch den Land- schaftsmaler Herrn Seeberger entworfen worden. Die Umrisse sind dann mit der Feder in Oelfarbe auf die Steine so ausgezogen, wie die beigefügte Copie dieses Panoramas es zeigt. Erst dann wur- den die 8 Bilder in Oelfarben möglichst sorgfältig auf die Contour- zeichnung gemalt, die Ferne aufs genaueste durchsucht mit Fernröh- ren und die Namenrichtungen und Ausdehnungen der Ortschaften mit: Hülfe der topographischen Blätter bestimmt und eiiigetragen. In Bezug auf Sorgfalt in der Ausführung, auf Vollständigkeit und Rich- tigkeit, endlich auf malerische Schönheit in Darstellung und Haltung verdient der Künstler Herr Seeberger das ihm hier öffentlich ausge- sprochene Lob, und gewiss hat diese meisterhafte Ausführung den wesentlichsten Antheil an dem ausgezeichneten Erfolge, welchen die hiesige Vorrichtung bei vielen Gelegenheiten beurkundet hat. - B. Die Benützung des Apparates zur Ermittlung von Brandstätten, Die Handhabung des Apparates kann nach dem, was über das In- strument und über seine Anwendung zur Bildung des Panoramas gesagt wurde, keiner Schwierigkeit mehr unterliegen. — Soll jedoch in schwie- rigen Fällen der Apparat sicher entscheiden, so muss der Beobachter mit demselben schon vertraut seyn. Es ist daher sehr zu empfehlen, die Feuerwächter bei Tag mit ihrem Panorama ganz vertraut zu machen, so zwar, dass sie gleich jeden ihnen auf dem Bilde bezeichneten Punkt in der Natur erkennen, jede Ortschaft und Richtung zu'nennen vermö- sen. Bei dieser Gelegenheit lernen sie auch am besten die Handhabung der Einsicht, indem sie von der Betrachtung der Gegend durch Hinaufschieben des Griffes zur Betrachtung ihrer Abbildung — des Panoramas — übergehen. Zur Einübung ist ein spitz zugeschnitte- ner Zeiger von Papier sehr dienlich. - Dieser wird unten auf das Bild gelegt. Der Einzuübende sieht durch den Apparat. Man be- | 583 zeichnet ihm nun Punkte in der Natur — einzelne ferne Bäume, ferne hell beleuchtete Dächer ete., auf welche er die Spitze des Papieres im Panorama führen soll. Dabei muss er die Einsicht so stellen, dass er Licht von der Gegend und vom Zeiger bekönmt, und hat er erst Uebung hierin bei vollem Tagslicht, dann wird ihm dieselbe Aufgabe bei Nacht gegeben. Hier bilden die Laternen der Strassen, die Lichter an Fenstern entfernter Gebäude die einzustel- lenden Punkte und man verlaugt die Bezeichnung der Strasse, des Hauses, ja des einzelnen Fensters, an welchem das Licht sichtbar ist, durch Hinführen der Papierspitze. Im Allgemeinen ist Nachts die Handhabung des Apparates noch weit leichter als bei Tag. Denn alles, was man von der Gegend sieht, sind einzelne Licht- punkte. Diese bleiben auch noch auf dem durch das Licht der La- terne am Apparat erleuchteten Panorama sichtbar. Daher hiezu gar nicht viel Verstellen der Einsicht erfodert wird. Ich will nun beispielsweise alles anführen, was der Feuerwäch- ter zu thun hat, um des Nachts ein ihm bezeichnetes Licht oder Feuer in der Ferne aufzufinden. Gesetzt, es erscheine gegen Süd- Ost eiti"Licht, welches höher über den Horizont hervortritt, als die übrigen Lichter der Stadt. Ich bezeichne dem Wächter dieses und verlange, dass er mir mittelst des‘ Apparates angebe, wo dieses Licht oder Feuer bremnt. | Er zündet daher zuerst das Licht der Laterne des Pyroskopes an, setzt diese an den Apparat und sieht nun mit freien Augen, dass die Richtung S.O. auf das achte Sectionsbild fällt. Auf dieses Bild stellt er also den Apparat mit den Füssen ge- nau in die eingebohrten Löcher, nachdem er das betreffende Fenster geöffnet oder ausgehoben hat. Er setzt sich nun auf einen Stuhl, der die rechte Höhe zur bequemen Einsicht durch das Instrament 584 haben muss, vor den Apparat, und visirt, während er. mit der linken Hand den Riegel h ganz herunter schiebt, über den Apparat hinweg nach dem bezeichneten Lichtpunkte. Immer diesen Lichtpunkt be- trachtend, neigt er jetzt den Kopf vor die Blendung, so dass er durch deren Oeffnung hindurch noch ebenso das bezeichnete Licht sieht. Jetzt hebt er immer, diesen Lichtpunkt fixirend, den Riegel h mehr und mehr in die Höhe. Dabei erscheint ihm die Gegend (resp- das Panorama) immer heller und heller beleuchtet. Hat er den Punkt erreicht, wo er die Gegend und darin den Lichtpunkt ganz deutlich sieht, so wird der Riegel h nicht weiter verstellt und er kann nun angeben, auf welchem Punkte der Gegend dieses Licht liegt. Ge- setzt, es erscheine über der Waldgrenze. hinter Ramersdorf etwas rechts, gerade da, wo die Verticallinie auf 6 Stunden Abstand auf den Namen Egmating führt, so weiss er, es ist kein hlosses Licht, sondern ein Feuer in Egmating. Gesetzt aber, der Lichtpunkt treffe etwas tiefer, gerade auf die Waldgrenze hinter Perlach, so sieht er, diess trifft auf das Feld und in keine Ortschaft. Er weiss: also, es ist kein Brand, sondern nur ein auf freiem Felde angezündetes Feuer. Bei dieser Operation ist die Hauptsache, dass er die Höhe, in der das Feuer erscheint, recht, genau bemerke. Will er diese mit der Spitze des Papierstreifens bezeichnen, so hat er letzteren nur während des Hineinsehens in den Apparat zu bewegen, bis Licht- punkt und Papierspitze genau zusammentreffen. Dann kam er mit dem Auge die Einsicht verlassen und sich die Lage des Papier- streifens auf dem Panorama, so’ genau er will, ganz in der Nähe betrachten. So oft also das Feuer als. heller sichtbarer Lichtpunkt erscheint, hat die Ermittelung durchaus keine Schwierigkeit. Aber schwerer ist die Stelle zu bezeichnen, wo von einem verdeckten Feuer bloss der helle Schein sichtbar ist. Dieser schwache Licht- schimmer kann nämlich auf der erleuchteten Gegend nicht mehr deut- lich "unterschieden werden. ‚Er muss daher mit dem Riegel h schnell hintereinander hinauf und. herab fahren, umso. den Punkt kennen ‚zu 585 lernen, indem er abwechselnd auf die Helle und gleich darauf die beleuchtete Gegend besieht. Doch gehört auch hiezu nur einige Ue- bung, und an dem hiesigen Apparate konnten verdeckte Probefeuer zur Prüfung des Apparates ebenfalls sicher bestimmt werden, ob- schon diess eigentlich mehr ist, als der Apparat direct leisten soll. Diese Mittheilungen werden ausreichen, den Apparat herzustel- len und seine richtige Benützung zu erlernen. Ich schliesse daher die Beschreibung mit dem Wunsche, dass dieses Pyroskop vielfäl- tig ausgeführt und dadurch sicherer als bisher den Bedrängten Hülfe werden möge. Abhandlungen d. II. Cl.d. Ak. d. Wiss. Ill. Bd. Abth. II, 73 an de; an are u en Fr 47 ar a ‘ 63 4. Ei ” + 2 ES, re ” Botayer Hi. x N \ 7 = Sa f — = >> N % = EN N 7 = \ Y == — = | 2 A| | / | \ | 2 / | | £ oz ||) | -_—, a IN]! „allel ll un Fig ———— Imal, 3 = si ae | Nm | 6 in VRR, Fig g eba - 2 7 DI 7. 2.24.820=-2 de wahren Srofe \ [Z . 7 ; u) or wi En > PF # x z u eu" ij i . Tan + 14 u B 5 w .® * \ m z T “ } ’ # . s DE r ” bg Ya PER ER ’ $ ENTF + ee 2 A r\ w S EEE N S S Eizlereschroer. Hofolaing S Endihmuscn Sg S S Ebertskausen T =T= ir Z Otterlohe 5 h z unzen 2% zer De Ceden_Pıillack een Kl ze Straslech _— Zul elle 2 L da) Parchstächach | Deisenkofer uote | Ob Hocching —T— | — | Fan Wornbrunn Grunmelc. 1 — A = ] | | Fe ! 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Unter Sandlındg | | AS NN = z Lot Ne il Pr if mm AL — Gm — nm Amy AUTO SCH M. Fun" RN, ta Nrsirhan ! 4 # Su Dr Cr nn i- ze at I » 1% —e- - x u _ EN w — . r S S ‘x . N | KNIR® N IN Di ” - S I Sets < 8 D iS e [R 3 S N | SIISr- Sl N 8 | N & =2 Don TS | S N Dexstenhauser 0b Bachern \S N RN | R Te = S x PISISN IE X N R =? Ri S N s| 8 Fisolzrıed Ei 8 e N INS NS | > S Ss = . P N SP SSR SEI SEN | em H S Ziogel # R N Sı RISSE IS S SS | Grmszfireg S N ES EN | MERBEDE: < R R g Sg SISTERS SIBRSINI ES RS REES | Gärdıng N : Fruttlbach S Sı — ——r IT ] j z Sı | | | =t= Z Sternkırcher TT Walpertskofen Heber Yshauzs, Deutenhofen | | | Dacharz —— er - | | T — | | | 2 2 == ] | Erzenkausen Werk. 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SEAJD. i Ueber die Natur des eigenthümlichen Geruches, welcher sich sowohl am positiven Pole einer Säule während der Was- sereleetrolyse, wie auch beim Ausströmen der gewöhnlichen Eleectrieität aus Spitzen entwickelt von R Professor Schönbein in Basel. 73 * Ueber die Natur des eigenthümlichen Geruches, welcher sich sowohl am positiven Pole einer Säule während der Wasserelectrolyse, wie auch beim Ausströmen der gewöhnlichen Electrieität aus Spitzen entwickelt von Professor Schönbein in Basel. Herr de la Rive hat meine in den Denkschriften der Akademie veröffentlichte Abhandlung über den electrischen Geruch seiner Auf- merksamkeit gewürdiget, und ‘die von mir erhaltenen Resultate be- stätiget; er gibt aber den letztern eine von der meinigen gänzlich verschiedene Deutung und stellt die Eigenthümlichkeit der besagten riechenden Materie in Abrede. Zunächst macht dieser Physiker gegen die von mir aufgestellte Hypothese zwei Einwendungen. Wäre das Ozon in der Luft oder im Wasser, z. B. als Ozonwasserstoff vorhanden, so müsste man, sagt de la Rive, bei der Wasserelectrolyse einen Ueberschuss von Wasserstoff am negativen Pole erhalten und in der Atmosphäre 590 Ozonwasserstoff antreffen. Dann behauptet er zweitens, dass au- genblickliche electrische Entladungen, wie sie z. B. beim Blitz- schlage und der Leidner Flasche stattfinden, keine chemische Zer- setzungen zu veranlassen vermöchten und folglich der Blitz auch die in der Luft vermuthete Ozonverbindung nicht zerlegen könnte. Was nun den ersten dieser Einwürfe betrifft, sorist die Be- seitigung desselben, wie mir scheint, eine sehr leichte Sache. Schon in meiner Abhandlung über den electrischen Geruch hahe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass die fragliche Ozonverbin- dung in äusserst geringen Mengen sowohl in der Luft, als auch im Wasser vorhanden sey. Nehmen wir nun beispielsweise an: im reinen Wasser befinde sich ein ganzes Tausendtheil Ozonwasserstoffes und es zersetzen sich bei der Electrolyse des Wassers tausend Theile dieser Flüssigkeit auf ‚einen 'Theil Ozonwasserstoffes, so würde der unter solehen Umständen erhaltene Wasserstoffüberschuss so unbedeutend seyn, dass derselbe weder durch Wägen noch ‚durch Messung mit Sicherheit dargethan werden könnte und nichts- destoweniger könnte das am positiven Pole freigewordene Ozon in solcher Menge vorhanden seyn, um das Geruchsorgan noch stark zu affıziren. Wissen wir doch, dass eine einzige Blase Schwefel- wasserstoffgases ein ganzes Zimmer verpesten kann und dass un- wägbar. kleine Mengen von Moschus grosse Säle mit einem durch- dringenden Geruch zu erfüllen vermögen. Fände sich aber das Ozonwasserstoff in einer noch viel kleinern als der vorhin angenom- menen Quantität im Wasser und in der Luft vor, so könnten durch dessen Zersetzung doch alle die von mir beobachteten Geruchs- wirkungen und volta’schen Erscheinungen noch eintreten. Wenn also Wasser oder Luft auch nur ein Milliontheil ihres Gewichtes von der Ozonverbindung enthielten, wie könnte man in diesem Falle da- ran denken, auf dem gewöhnlich analystischen Wege und durch u wu ER 591 Wägen die, Menge derselben zu bestimmen! "Finden nun unsere Chemiker mit ihren verhältnismässig immer noch rohen Untersuch- ungsmitteln kein Ozonwasserstoff in der Luft oder im Wasser, so beweist diess, sollte ich denken, ganz und gar nicht, dass diese Verbindung gar nicht in ihnen enthalten sey. Wir wissen mit Ge- wissheit, dass die Atmosphäre der Sammelplatz einer grossen Anzahl sehr verschiedenartiger Stoffe ist, und doch vermögen wir nur we- nige derselben vermittelst unserer Reagentien nachzuweisen, d. h. nur diejenigen, welche in merklicher Menge darin enthalten sind. Ich glaube daher, dass durch den ersten Einwurf, den Herr de la Rive gegen meine Hypothese gemacht hat, dieselbe nicht wi- derlegt worden ist. Den zweiten’ anbelangend, so wage ich zu behaupten, dass der verdieute Genfer Chemiker sich täuscht, wenn er 'glaubt, dass electrischen Entladungen von’ nur augenhlieklicher Dauer die Fähig- keit abgeht, electrolytische Verbindungen zu zerlegen. Sie electro- Iysiren eben so gut, als continuirliche Ströme oder Entladungen. Schon Faraday hat in seinen schönen Untersuchungen über den Voltaismus anfmerksam gemacht auf. die innige Beziehung, welche zwischen der Leitungsfähigkeit eines zusammengesetzten Körpers und dessen eleetrolytischer Zersetzharkeit besteht und Grove, wie auch meine Wenigkeit haben. nachgewiesen, dass- nicht der‘ 'aller- schwächste volta’sche Strom ‚durch‘ ‚einen Electrolyten Bien kann, ohne einen Theil des Ten tern zu zerlegen. ii ob Wenn also ah und Eleetrolyse zwei Thätigkeiten sind, die in einem’ eleetrolytischen Körper immer’ gleichzeitig statt finden, wenn also die eine ohne die andere gar nicht möglich ist, 592 so wäre. es höchst" wunderbar, würde 'z. B. eine 'Leidner Flasche durch ‚Wasser sich entladen können, ohne eine Portion des letztern zu zerlegen: Es würde eine: derartige Thatsache zu der Annahme führen, dass die Leitung der gewöhnlichen Electrieität durch das Wasser nieht durch eine: Aufeinanderfolge‘ von Wasserzersetzung und Weasserhildung, mit andern Worten, nicht durch die Blectrolyse dieser Flüssigkeit sich vermittelte, sondern, dass in dem gegebenen Falle die Ausgleichung der Gegensätze der gewöhnlichen Blectri- cität auf eine ganz andere Weise stattfände, als die ist, in welcher sich die Volta’schen aufheben. ig Nun ist aber auf das’ Genügendste durch mehrere Physiker und namentlich durch Faraday der Beweis geführt worden, dass die ge- wöhnliche und die volta’sche Electricität in nichts Wesentlichem von ein- ander sich unterscheiden, dass; beide vollkommen identisch sind. ‘Wenn aber dem so ist, so. kann auch der sogenannte Durchgang der ge- wöhnlichen Eleetrieität' durch Wasser nicht ohne die Blectrolyse des letztern statt finden. Die Richtigkeit dieser Folgerung lässt sich indessen auch auf experimentellem‘ Wege darthun, und das eleetrolysirende-Vermögen einer ‚electrischen. Entladung; ausser allen Zweifel setzen. Eine Leidner Flasche, deren Belege einen Flächeninhalt von vier Quadratfussen haben, wurde ‘von mir durch eine Scheibenma- schine nahe bis zum Maximum geladen und zwar in der Weise, dass der innere Beleg positiv war.‘ In ein 'gewöhnliches 'Trinkglas, mit chemisch reinem Wasser gefüllt, liess ich zwei Goldstreifen so eintauchen; dass sie etwa zwei 'Zoll in der, Flüssigkeit von einan- der abstanden und,Jleicht mit: den Belegen der Wasch; in Verbindung gebracht werden konnten... u ©. ul 593 Entlud ich nun die Flasche durch die besagten Goldstreifen und das Wasser, so zeigten sich jene merklich polarisirt; denn brachte man sie in frisches Wasser und verband man sie mit dem Galvanometer, so wich die Nadel um 40° ab und es ergab sich aus der Richtung des sekundären Stromes, dass der Streifen, wel- cher mit dem positiven Beleg in Verbindung gestanden hatte, nega- tiv, der andere Streifen aber positiv war. Ich habe diesen Ver- such sehr oft wiederholt und dabei immer das gleiche Resultat er- halten. Auch mit verschieden gesäuertem und salzhaltigem Wasser experimentirte ich viel und es ist kaum nöthig zu sagen, dass die mit ihnen gewonnenen Ergebnisse mit dem vorhin erwähnten Resul- tate im vollkommensten Einklang standen. Es ist von mir schon früher gezeigt worden, dass die Polari- sation der Electroden der allersicherste Beweis einer an ihnen statt- gefundenen Electrolyse sey und wenn ich mich nicht täusche, er- kennt die Mehrzahl der Physiker und namentlich auch de la Rive die Untrüglichkeit dieses Kennzeichens an. Letzterer wird daher auch gerne zugeben, dass während der Entladung einer Lieidner Flasche durch electrolytische Flüssigkeiten diese auch theilweise zerlegt werden. Wem er aber dieses Zugeständniss macht, so muss er auch die Möglichkeit, ja Nothwendigkeit anerkennen, dass der Blitz ebenfalls ein electrolysirendes Vermögen besitze und also wohl im Stande sey, das in der Luft vermuthete Ozonwasserstoff zu zerlegen. Indessen machen einige 'Thatsachen es wahrscheinlich, dass electrische Entladungen in gewissen Fällen chemische Zersetzun- gen veranlassen, die von der Blectrolyse wesentlich verschie- den sind. Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. I. Bd, Abth. III, 74 594 Eine derartige Thatsache ist der bekamnte Wollaston’sche Ver- such, in welchem vermittelst zweier feiner Platindrähte Maschinen- electrieität von dem einen in Wasser ein- und von dem andern aus- geführt wird. Unter diesen Umständen findet eine Wasser-Zersetz- ung an den Drahtspitzen statt, es entwickelt sich jedoch an jeder einzelnen Spitze Wasserstoff und Sauerstoff zu gleicher Zeit, was zu beweisen scheint, dass hier keine gewöhnliche Blectrolyse statt findet. Es könnte daher recht wohl seyn, dass der Blitz, indem er durch die Luft fährt, darin enthaltene chemische Verbindungen nicht nur electrolysirte, sondern auch noch auf eine‘ aussergewöhnliche Weise zerlegte, in der Art z. B. wie eleetrische Funken eine An- zahl zusammengesetzter Gase zersetzen. Ich will jedoch auf diesen Umstand zum Behufe der Verthei- digung meiner Hypothese gar kein besonderes Gewicht legen, indem es mir genügt, gezeigt zu haben, dass electrische Eutladungen von nur augenhlicklicher Dauer electrolytische Verbindungen zu zerlegen im Stande sind. Wenn nun eine electrische Ausgleichung von unendlich kurzer Zeitdauer einen Electrolyten zerlegen kann, so- dürfen wir auch erwarten, dass eine Aufeinanderfolge solcher Entladungen, dass also z. B. die von einer gewöhnlichen Scheibenmaschine erzeugte und durch Wasser oder durch einen andern Electrolyten geleitete diese Verbindungen in ihre Bestandtheile trenne. Faraday hat durch eine Anzahl von Versuchen gezeigt, dass dem so ist und dass na- mentlich Jodkalium in merklicher Menge unter den erwähnten Um- ständen electrolysirt werden kann. Um mich zu vergewissern, dass selbst reines Wasser durch die von einem gewöhnlichen Conductor in diese Flüssigkeit geführte Electrieität zerlegt werde, setzte ich denselben (den Conductor) in rn 595 leitende, Verbindung mit einem Gold- oder Platinstreifen, der in ein mit Wasser gefülltes Glasgefäss eintäucht und liess einen andern ähnlichen Streifen in das gleiche Gefäss tauchend mit der Erde communiziren. Eine einzige Umdrehung meiner Scheibe reichte schon hin, um den Metallstreifen einen merklichen Grad von Polarität zu geben und fünf und zwanzig Umdrehungen polarisirten jene so stark, dass sie die Nadel meines Galvanometers um fünfzig Grad ablenkten. Es ist kaum nöthig zu bemerken, dass derjenige Streifen, welcher als positive Blectrode hei diesem Versuche diente, negativ, der an- dere Sireifen positiv polarisirt wurde. Indem nun das sogenannte Ausströmen der gewöhnlichen Elec- trfeität aus Spitzen in die umgebende Luft ein wahrer electrischer Entladungs- oder Ausgleichungsact ist, so kann und muss auch da, wo eine solche Ausströmung stattfindet, eine Electrolyse erfolgen, falls sich am Orte electrolytische Körper vorfinden. Wäre also in der den Conductor umgebenden Luft Ozonwasserstoff vorhanden, so könnte derselbe wohl auch zersezt werden. Nach de la Rive's Meinung rührt der eigenthümliche Geruch, welcher während der Electrolyse des Wassers an der positiven Electrode sich entwickelt, von nichts Anderem, als von Gold- oder Platinoxyd her. Das eine oder das andere dieser Oxyde soll vou dem an dem positiven Pole sich entwickelnden Sauerstoff fortge- rissen werden und in diesem Gase suspendirt bleiben. Der Phosphorgeruch, der sich bei Blitzschlägen und heim Aus- strömen der gemeinen Blectricität aus Metallspitzen ete. zeigt, wird von dem Genfer Physiker ebenfalls Metalloxydtheilchen zugeschrieben. Ehe wir in eine umständlichere Erörterung dieser Ansicht ein- treten, wollen wir bemerken, dass nach den bisherigen Annahmen Tar 596 der Physiologen feste und flüssige Substanzen das Geruchsorgan nicht aflıziren und nur gewisse gas- oder dampflförmige Materien diess zu thun vermögen. Ä Ist diese Annahme richtig, so kann kein Metalloxyd riechen, da alle Verbindungen dieser Art bei gewöhnlicher Temperatur bekannt- lich fest sind. Wollen wir aber die Riechbarkeit fester und fein zertheilter Körper zugeben. - Suspendirt man fertig gebildetes Platin- oderGoldoxyd in Was- ser und verursacht man in diesem die Entwicklung irgend einer ge- ruchlosen Gasart, führt man also z. B. einen Lauftstrom geradezu in die Flüssigkeit ein, so bemerkt man auch nicht den entferntesten Geruch nach Phosphor, eben so wenig als ein solcher wahrgenom- men wird, wenn man unmittelbar feinen Staub von Gold-, Platin- oder irgend einem andern Metalloxyd in dieNase zieht. Oder müs- sen etwa die Theilchen des Platinoxydes etc. von einer gewissen Kleinheit seyn, um auf die Geruchsnerven wirken zu können? Wie schon bemerkt, sind nach de la Rive's Meinung Gold- oder Platinoxydtheilchen im Sauerstoffgas, das sich an einer positi- ven Gold- oder Platinelectrode entwickelt hat, suspendirt. Nach meinen Beobachtungen hält der electrische Geruch viele Tage lang in einem wohlverschlossenen Gasgefäss an; wenn nun der fragliche Geruch von festen Oxydtheilchen herrührte, sollte nicht schon nach wenigen Stunden die schwere Substanz auf den Boden und an den Wandungen der Flasche sich abgesezt haben? Giesst man in ein mit dem electrischen Geruch erfülltes Gefäss Wasser und schüttelt dieses noch so lange mit dem gasförmigen Inhalt, so riecht ‘es nach dem Oeffnen immer noch nach Phosphor; man sollte aber glauben, dass unter diesen Umständen die im Sauerstoffgase suspendirt gewesenen Oxydtheilchen vom Wasser aufgenommen wür- 597 den. Lässt doch Herr de la Rive selbst von dem Wasser, die nach seiner Meinung an den Spitzen eines Conductors sich bilden- den Oxydstäubchen aufgesogen und zurückgehalten werden. Wenn die vorhin erwähnten Thatsachen nun irgend einen Schluss zulassen, so ist es nach meinem Ermessen derjenige, dass das rie- chende Princip Gasform besitzt. Da nun Platin- oder Goldoxyd in diesen Zustand nicht zu treten vermag, so kann von denselben auch der eigenthümliche Geruch nicht herrühren. Die negative Polarität, welche Gold- oder Platinstreifen anneh- men, wenn man diese Metalle auf einige Augenblicke in eine Flasche hält, die das riechende Princip (mit Sauerstoff gemengt) einschliesst, leitet der Genfer Physiker von Metalloxydtheilchen her, welche sich auf besagte Streifen absetzen. Ich habe nun gezeigt, dass ein so polarisirter Streifen sein elee- tromotorisches Vermögen wieder verliert, wenn man ihn auf kurze Zeit in eine Wasserstoffgas-Atmosphäre hält. Die Aufhebung der negativen Polarität des Streifens beruhet nach de la Rive auf einer durch den Wasserstoff bewerkstelligten Reduction der auf dem Metalle abgelagerten Gold- oder Platinoxyd- theilchen. Schon früher ist bemerkt worden, dass freies Wasser- stoflgas bei gewöhnlicher Temperatur diese Metalloxyde nicht zu desoxydiren vermöge. Dass aber die fragliche Depolarisation der Metallstreifen in keinem Falle auf einer derartigen Reduction be- ruhe, geht auf das Bestimmteste aus der einfachen Thatsache her- vor, dass die riechende Substanz mit Wasserstoffgas zusammenge- bracht werden kann, olne dass dadurch deren Geruch zerstört würde. 598 Ich liess Tage lang ein solches Gemeng in einer Glasflasche zusammenstehen, setzte dasselhe sogar dem Sonnenlichte aus und doch verschwand unter diesen Umständen der eleetrische Geruch nicht. Rührte nun dieser letztere von suspendirten Gold- oder Pla- tinoxydtheilchen her und würden diese durch Wasserstoffgas schon bei gewöhnlicher Temperatur zersetzt, so müsste notlıwendig dieses Element den fraglichen Geruch schnell zerstören. Da dem aber nicht so ist, so wird Herr de la Rive gewiss selbst zugeben, dass die angeführte Thatsache stark gegen seine Hypothese spricht. Mit dieser scheint mir eine andere Thatsache in üblem Ein- klang zu stehen. Nach de lu Rive's eigener Behauptung vermag Salpetersäure oder Schwefelsäure, Platin- oder Goldoxyd aufzulösen; wenn nun der electrische Geruch von letzteren Verbindungen her- rührt, wie kommt es dann, dass die genannten Säuren mit dem rie- chenden Princip geschüttelt, dieses nicht aufnehmen und den Geruch zerstören ? Da de la Rive behauptet, dass alle Metalloxyde im fein zer- theilten Zustande phosphorartig riechen, so möchte ich fragen, wa- rum der electrische Geruch auch nicht einmal spurenweise zum Vor- schein kommt, wenn man z. B. Kalilösung als eleetrolytische Flüs- sigkeit anwendet und leicht oxydirbare Metalle, wie z. B. Kupfer, Eisen etc. als positive Electroden functioniren lässt. Die unter die- sen Umständen sich bildenden Metalloxyde vermögen sich ja nicht in der Zersetzungsflüssigkeit aufzulösen und könnten demnach durch den Sauerstoff, der sich mit der Materie der Electrode nicht ver- bindet, auch fortgeführt werden und in diesem Gase suspendirt bleiben. i Meine Beobachtung, dass an der positiven Platin- oder Gold- electrode das riechende Princip sieh nicht entwickelt, wenn dieselbe 599 in stark erwärmte verdünnte Schwefelsäure eintaucht, erklärt de la Rive durch die Annahme, dass das an der Blectrode sich bildende Gold- oder Platinoxyd sofort wieder durch die heisse Flüssigkeit reducirt werde. Gewöhnliches Gold- oder Platinoxyd reduziren sich aber nicht in erwärmter verdünnter Schwefelsäure, wesshalb auch die de la Rive'sche Erklärung nicht wohl die richtige seyn kann. Es ist bekannt, dass, wenn die Poldrähte einer kräftigen Säule erst in Berührung gebracht und dann von einander getrennt werden, ein Lichtbogen zwischen denselben entsteht und Theilchen vom po- siüven Pole hinüber wandern nach dem negativen. Diese Ueber- führung findet im luftleeren, wie im lufterfüllten Raume statt. De la Rive führt in seiner Abhandlung an, dass er diesen Versuch an- gestellt, als Pole schwammförmiges Platin benützt und hiebei einen schwachen Geruch bemerkt habe. Woher nun dieser letztere auch rüh- - ren mochte, Platinoxyd kann in keinem Falle die Ursache davon ge- wesen seyn, da bei einer so hohen Temperatur, wie sie bei dem fraglichen Versuche statt findet, kein Platinoxyd zu existiren ver- möchte. Ueberdiess beweisen die Versuche von Grove, Daniell und andern Physikern, dass wenn die Substanz des positiven Poles Pla- tin ist, dieser Körper in metallischer Beschaffenheit auf dem nega- tiven Pole abgesetzt wird. Folglich beweist der von de la Rive angeführte Versuch nichts zu Gunsten seiner Hypothese. Ist der positive Pol ein leicht oxydirbares Metall, wie z. B. Zink und wird der erwähnte Versuch in der Luft ausgeführt, so wird dasselbe al- lerdings oxydirt und es setzt sich auf dem'negativen Pol ein Oxyd ab, meines Wissens bemerkt man aber während dieses Phänomens den electrischen Geruch nicht. 600 Erörtern wir nun schliesslich noch die Hypothese, durch welche der Genfer Physiker den an unsern gewöhnlichen Electrisirmaschi- nen auftretenden Geruch zu erklären sucht. Er nimmt, wie schon bemerkt worden, an, dass bei der elec- trischen Entladung Metalltheilchen vom Conduetor oder den Aus- strömungsspitzen sich ablösen, diese von der umgebenden Luft oxy- dirt werden und dieser Oxydstaub es eben sey, durch welchen der phosphorartige Geruch veranlasst werde. De la Rive führt zur Be- kräftigung dieser Ansicht die Versuche Priestley’s an, welche zeigen, dass der aus einem Conductor hervorschlagende Funken mit metal- lischen Theilchen beladen sey und diese in der Richtung der posi- tiven Electricität sich bewegen. Die Resultate des brittischen Na- turforschers selbst als zuverlässig betrachtend, kann ich daraus die Folgerung nicht ziehen, welche de la Rive aus ihnen ableitet. Denn erstens ist in den fraglichen Versuchen nicht von Oxyd- sondern von Metalltheilchen die Rede und zweitens sollen letztere immer in der Richtung der positiven Electrieität sich bewegen. Was nun letztere Angabe betrifft, so scheint aus derselben zu folgen, dass ein mit negativer Blectrieität beladener Con- duetor den eigenthümlichen Phosphorgeruch nicht erzeugen könnte, da beim Ausströmen der negativen‘Electricität aus Spitzen in die umgebende Luft keine Metalltheilchen von den letztern sich ablösen könnten. In der That ist auch von verschiedenen Physikern behauptet worden, dass beim Entweichen der negativen Blectricität in die Luft kein Phosphorgeruch bemerkt werde; ich muss aber dieser Angabe auf das Bestimmteste widersprechen, denn nach meinen Erfahrungen zeigt sich der eigenthümliche Geruch eben so gut an negativ als an positiv geladenen Conductoren und findet in dieser 601 Beziehung auch nicht der geringste Unterschied zwischen der Wir- kungsweise beider Electricitäten statt. Pd r . In Bezug auf den von mir vor zwei Jahren wahrgenommenen Geruch, welcher durch einen Blitzschlag entwickelt wurde, muss ich hier nochmals bemerken, dass meine Wohnung einige hundert Schritte von der Kapelle entfernt ist, auf welche der Blitz gefallen, dass zwischen dem Gehäude und meiner Wohnung eine Häuser- reihe steht; dsss der Geruch in meinem Hause selbst in Zimmern wahrgenommen wurde, welche zur Zeit des Blitzschlages gänzlich verschlossen waren, und dass man denselben acht Stunden nach er- folgtem Schlage noch bemerkte. Es kann daher wohl keine Rede davon seyn, dass der in meiner Wohnung wahrgenommene Geruch von oxydirten Metalltheilchen herrührte, die etwa von dem auf der Kapelle stehenden hlechernen Spitzkegel abgelöst und von da aus in meine Zimmer geführt worden wären. Das riechende Prineip wurde in allen Theilen meiner Wohnung selbst entbunden und zwar in demselben Augenblick, wo der Blitz die Kapelle traf. Ich will hier nur im Vorbeigehen bemerken, dass die zuletzt erwälnte Thatsache desshalb wichtig ist, weil sie zu beweisen scheint, dass bedeutende electrische Ausgleichungen selbst an Orten. statt finden, die verhältnissmässig weit von der durch den Blitz un- mittelbar getroffenen Stelle entfernt liegen. Denn, wenn es eine sichere Thatsache ist, dass der eigenthüm- liche Geruch, von welcher Natur derselbe auch seyn mag, nur durch electrische Thätigkeiten hervorgerufen wird und wenn es unmög- lich ist anzunehmen, dass der gleiche Geruch von dem Einschlag- orte aus in von ihm entfernte und verschlossene Räume «geführt Abhandlungen d, II. Cl.d. Ak, d. Wiss. III. Bd, Abth. IT, 75 602 werde, so darf man, sollte ich denken, wohl den Schluss ziehen: es hätten in diesen Räumen selbst eleetrische Entladıngen, d. h. electrolytische Zersetzungen statt gefunden. Sey es aber mit diesen durch electrische Entladungen losge- rissenen Metalloxydtheilchen wie ihm wolle, so gibt es noch eine Reihe anderer Thatsachen, welche sich schwer in Einklang bringen lassen mit den von Herrn de la Rive aufgestellten Ansichten. Wenn wir auch von der Unwahrscheinlichkeit, dass. die Metall- oxyde im festen Zustande überhaupt riechen, absehen und deren Riechbarkeit als eine Möglichkeit ansehen; können wir denn wohl an- nehmen, dass die Oxyde der verschiedenartigsten Metalle einen und eben denselben Geruch haben? Wenn dem so wäre, so würde diess die wunderbarste aller Thatsachen seyn. Ob die gemeine Electricität aus Platin, ob sie aus Gold, aus Silber, aus Kupfer, aus Eisen, aus Messing oder aus irgend einem metallischen Körper ströme, ist völlig gleiehgültig; der dabei sich entwickelnde Geruch bleibt für die feinste Nase immer derselbe und es wird auch ein dem electrischen Büschel: gegenüber gehaltener Gold- oder Platinstreifen immer auf die gleiche Weise, d. h. ne- gativ polarisirt, entspringe dieser Büschel aus einem positiv- oder negativ geladenen Conductor. Da die unter diesen Umständen her- vorgerufene Polarität nach de la Rive von Metalloxydtheilchen her- rührt, die sich auf dem Streifen absetzen, so müssten jene alle den gleichen volta’schen Charakter haben; eine Anmahme, die eben so un- wahrscheinlich ist, als diejenige, der gemäss»alle Oxyde den glei- chen Geruch besitzen. Wollen wir indessen auf die eben erwähn- ten Umstände gar keinen Werth legen und die so ganz unwahrschein- an 2 603 liche Voraussetzung wirklich machen: alle Oxyde riechen gleich, alle Oxyde besitzen das gleiche electromotorische Vermögen und je- des Metall oxydirt sich, wenn aus demselben Electricität irgend einer Art in die Luft strömt, so liegen dennoch einige Tlhatsachen vor, welche nach meiner Ansicht durch die Hypothese des Genfer _ Physikers durchaus nicht erklärt werden kömen. _ n Wenn der electrische Geruch seinen Grund in feinen Stäub- chen dieses oder jenes Metalloxydes hat, so ist klar, dass der- selbe nicht auftreten kann, wenn man die gewöhnliche Electrieität aus nicht metallischen Suhstanzen ausströmen lässt. Nun ist bekannt, dass lufitrockenes Holz, namentlich stark geglühte Kohle oder Coaks die Electrieität gut leiten, und es können daher diese Sub- stanzen sehr gut als Ausströmungsspitzen dienen. Lässt man nun aus der Spitze eines Holzkegels Blectricität strömen, so entwickelt sich an derselben der bekannte Geruch in einem auffallend starken Grade und polarisirt sich ein in den elec- trischen Büschel gehaltener Platinstreifen merklich negativ. Ganz dieselben Resultate werden erhalten, wenn Kohle oder Coaks als Ausströmungsspitzen dienen. Von welcher chemischen Natur sollten nun die Theilchen seyn, die sich unter dem Einflusse der Eleciri- cität von dem Holzkegel ablösen? Gibt es etwa ein Holzoxyd und riecht, wenn dem so ist, dieses wie die Oxyde der Metalle? Ich denke, Niemand werde diese Frage bejahen wollen. ‚ Dienen Kohlenstücke als Ausströmungsspitzen, so könnte mög- licher Weise eine der gasförmigen Oxydationsstufen des Kohlenstof- fes sich bilden. Aber weder Kohlensäure noch Kohlenoxydgas be- sitzen einen Geruch, auch nur entfernt demjenigen ähnlich, ‚welcher , 75* 604 während der electrischen Ausströmung an den besagten Kohlenspi- tzen entbunden wird. Wenn aber dieser Geruch von den erwähn- ten Verbinduugen nicht herrührt, woher soll er denn kommen? Ich finde für nöthig, ‘dem ‚Gesagten noch beizufügen, dass ich mit einer grossen Anzahl der verschiedenartigsten leitenden Körper metallischer und nicht metallischer Natur Versuche anstellte und nie wahrnehmen kounte, dass bei irgend einer dieser Substanzen als Ausströmungsspitze .der Geruch oder die Polarisation ausblieb. Wenn ich nun aus dieser Constanz der Resultate schliesse, dass der Geruch, welcher während des Ausströmens der Blectrici- tät auftritt, von einer und eben derselben eigenthümlichen Materie “herrühre, so scheint es mir, als ob dieser Schluss kein sehr ge- wagter sey und man kaum umbin könne, zu einer andern Folgerung zu gelangen. Schliesslich will ich nur noch einige Worte über die Erklärung sagen, welche de la Rive von der Thatsache gibt, dass af erhitzten Metallspitzen kein merklicher Phosphorgeruch sich zeigt. . Der Gen- fer Physiker lässt durch die Hitze die gebildeten Metalloxydtheil-, chen wieder reduzirt werden. Bei Anwendung von Gold- oder Platinspitzen könnte man diese Erklärung noch gelten lassen. Da aber der Geruch auch ausbleibt, wenn die Ausströmungsspitzen oxydirbare Metalle oder Kohle sind, so erhellt, dass für diese Fälle die Hypothese nicht zulässig ist. Wenn ich etwas umständlich gewesen bin in meinem Bemühen, die Ansichten des berühmten Genfer Physikers dnrch thatsächliche Gründe zu widerlegen, so wird man mir diess wohl kaum zum Vor- wurf machen können; ‚denn. es handelte sich um 'einen Gegenstand, welcher für die Wissenschaft nicht: ohne alle-Bedeutung ist. De u we a ee u En 605 Herr de la Rive, ich bin dessen überzeugt, wird gewiss der Erste seyn, welcher anerkennt, dass seine Hypothese die in dieser Abhandlung besprochenen Thatsachen nicht genügend erklärt und dass noch weitere Forschungen statt finden müssen, bevor wir die vorliegenden Fragen genügend zu beantworten vermögen. Was meine Ansicht über die Natur des electrischen Geruches betrifft, so kenne ich bis jetzt noch keine Thatsache, welche mit jener im Widerspruche stünde. Ich theile aber ganz die Meinung des Herrn de la Rive, dass die Existenz des Ozones erst dann gänzlich aus- ser Zweifel gestellt ist, wenn man dasselhe einmal isolirt hat; eine Foderung, die ich übrigens selbst schon in meiner Abhandlung über den electrischen Geruch gestellt habe. —— e i ” bg er y- - „. r.3 a } \ \ \ y ’ n k ie x 5, = » x \ ” N a] “ Kain ZU EIN ee ee “a ;. BR nn Arber a te Ha ee A aa ons: ee HIT aäp 30 wc, here etdkrnd te van an BE vr ne ä Aa Auseinandersetzung der spezifischen Differenzen, durch welche sich die Hyaena brunnea von der Hyaena striata und erocuta in der Beschaffenheit des Schädels und Gebisses unterscheidet. Von Professor Dr. A. Wagner. 2. een... KEN 4 1‘ :seRustsit nadsalliNdgaln & Fl: Se a la ee da lrar li - { a A or Kar eaAhie nase ah aov Asked nr 234214 her aha a sindugkersgati ab Yahlßlsersiun a RN LH, - f y Y n F i r h [3 3 + N #, hi # { ve ]} A R N‘ ‘ x * L Auseinandersetzung der specifischen Differenzen, - v durch welche sich die Hyaena brunnea von der Hyaena striata und erocuta in der Beschaffenheit des Schädels und Gebisses unterscheidet. Vom Professor Dr. A. Wagner. Unter den Hyänen werden bekanntlich drei Arten unterschieden: die gestreifte Hyäne (Hyaena striata), die gefleckte Hyäne (Hyaena erocuta) und der ‚Strand-Wolf (Hyaena brumea s. fusca s. villosa). Die specifische Verschiedenheit der beiden ersten Arten ist nicht bloss von äusserlichen Merkmalen, sondern auch, was wichtiger ist, von er- heblichen Differenzen im Schädel- und Zahnbau abgeleitet. Dagegen ist die dritte Art von den beiden andern bisher nur nach ihrer äus- serlichen Beschaffenheit unterschieden worden; über ihren Skelet- und Zahnbau ist nichts weiter als eine kurze Notiz von Cuvier über die Form des letzten untern Backenzahnes bekaunt, wesshalb dieser Hyäne ihre Berechtigung als Species bestritten und sie von einem genauen Beobachter, Rüppell, nur als Varietät von der gefleckten ver- Abhandlungen d. {1. Cl. d. Ak.d. Wiss, Ill. Bd, Abth. II, 76 610 muthet wurde. Da unsere Sammlung in diesen Tagen ein Exemplar des Strandwolfes zugleich mit zwei Schädeln desselben von dem Natu- ralienhändler Drege erlangt hat, während wir die beiden andern Arten mit den Schädeln schon längere Zeit besitzen, so bin ich im Stande, die Ansprüche dieses Thiers auf specifische Selbstständigkeit aus den Eigenthümlichkeiten seines Gebisses und Schädels darzulegen. Be- vor ich aber dieses thue, wird es nöthig seyn, die Unterschiede, welche Cuvier*) in letztgenannter Beziehung zwischen gestreifter und gefleckter Hyäne angegeben hat, ins Gedächtniss zurückzurufen, um dann nachzuweisen, dass hierwach der Strandwolf weder der einen, noch der andern Art angehören könne. Hinsichtlich des Sehädels unterscheidet sich nach Cuvier die gefleckte Hyäne von der gestreiften dadurch, dass bei jener 1) der Schnautzentheil verhältnissmässig dicker, 2) der Hirnkasten an den Seiten gewölbter, 3) die Sagittal-Leiste und Hinterhauptsleiste min- der vorspringend ist. Diese Merkmale zeigen sich ebenfalls an den Schädelun beider Arten in unserer Sammlang und sind demnach von constantem specifischem Werthe. Rücksichtlich des Gehisses hat. Cuvier auf, die grosse Verschie- denheit. in den Reisszähnen beider Arten aufmerksam gemacht. Es ist nämlich 1) der untere Reisszahn der gestreiften Hyäne mit einem innern Zacken versehen, welcher der gefleckten ganz abgeht; 2) am obern Reisszahne der gestreiften. Hyäne sind sich die drei Zacken, aus denen er. besteht, in ihrer Breite, (von, vorn nach. hinten) fast gleich, während hei der. gefleckten der hintere Zacken den beiden andern fast. *) Rech. sur les ossem, foss. IV, p. 389. 611 gleich kommt.-— Auch diese Merkmale finden sich an unsern Exem- plaren vor, und geben demnach sehr entschiedene specifische Unter- scheidungs-Merkmale ab. Zu diesen vom Gebisse hergenommenen Differenzen habe ich noch zwei andere aufgefunden. Es ist nämlich bei der gestreiften Hyäne der (obere) Höckerzahn lang in die Quere gezogen und durch eine mittlere Grube in zwei Hälften abgetheilt, wovon die vordere zwei kleinere, die hintere einen dicken kegelförmigen Hö- eker trägt; bei der gefleckten Hyäne dagegen ist dieser Zahn nur . ein kleines walziges Stümpfehen mit einigen Höckerchen. Ferner ist am untern Reisszahne bei der gestreiften Hyäne der hintere An- satz uns Doppelte grösser als bei der gefleckten. Am Schädel und Gebiss der gestreiften und gefleckten Hyäne sind demnach genug Differenzen gekannt, um beide leicht von ein- ander scheiden zu können. Was dagegen den Straudwolf anbe- trifft, so liegt in genannter Beziehung nichts weiter als Cuvier's*) Aeusserung vor: sa derniere molaire inferieure a en dedans le tu- bercule caracteristigue de PHyene rayee, mais il est moins saillant. Dasselbe wiederholt Is. Geöffroy*”*), wie es aber scheint, lediglich auf Cavier's Autorität, ohne eigne Untersuchung eines neuen Exem- plares. Ist die Beschaffenheit des untern Reisszahnes so, wie beide Schriftsteller sie angeben, so wäre allerdings Rüppells Vermuthung, dass die Hyaena brunnea nur eine Varietät der Hyaena crocuta seyn möchte, entschieden unrichtig, indem dieser der innere Zacken am untern Reisszahne gänzlich abgeht. *%) A, a. 0. $. 385. **) Guerin, magas, de Zoolog. 1835. 76% 5 612 Um über diese dritte Art ins Reine zu kommen, war es mir demnach sehr erwünscht, nicht bloss ein vollständiges Fell von ihr, sondern auch zwei Schädel zu erhalten. Denn wie das Knochen- gerüste überhaupt dem ganzen Körper seine Gestalt und Festigkeit giebt, so haften auch an ihm die sichersten Merkmale, auf welche specifische Trennungen untrüglich und unbedenklich begründet wer- den können. Bei dieser Vergleichung hat sich nun zu meinem nicht gerin- gen Befremden gezeigt, dass der Reisszahn an unserem Exemplare des Strandwolfes keineswegs, wie Cuvier und Is. Geoffroy es be- haupten, mit dem .inneren Zacken der gestreiften Hyäne versehen ist, sondern dass ihm dieser entweder ganz abgeht, oder doch nur als ganz schwache Andeutung vorhanden ist, so dass in dieser Be- ziehung die nächste Aehnlichkeit mit der gefleckien Hyäne besteht. Der erste Gedanke nach diesem unerwarteten Befunde musste der seyn, dass dem Felle eines ächten Strandwolfes, wie es der unsrige ist, der Schädel von der gefleckten Hyäne beigegehen worden wäre. Auf diese Vermuthung konnte man um so leichter kommen, als der Naturalienhändler Drege, von dem erwähntes Exem- plar gekauft worden war, seine ganze Sammlung am Kap, wo Hy- aena brunnea und crocuta zugleich heimisch sind, zusammengebracht hatte. Hier könnte also möglicher Weise eine Verwechselung der Schädel vor sich gegangen seyn. Dass diess jedoch nicht statt- hatte, ergiebt nicht bloss die bestimmte Erklärung des Verkäufers, von der gefleckten Hyäne gar kein Exemplar erhalten zu haben — was auch durch die Ansicht seines gedruckten Verzeichnisses, in wel- chem keine andere Hyänen-Art als die Hyaena villosa aufgeführt ist, bestätigt wird — sondern bei näherer Untersuchung des frag- lichen Schädels zeigen sich an demselben mehrere so höchst cha- racteristische Bigenthümliehkeiten, dass hieraus unwidersprechlich u er ee { 613 hervorgeht: er könne weder der gestreiften, noch der gefleckten Hyäne angehören, sondern constituire eine dritte, von beiden im Ge- biss und Schädel aufs Erheblichste abweichende Art, was ich jetzt im Detail nachweisen werde. Wie vorhin bemerkt, kommt der untere Reisszahn unseres Strand- wolfes dem gleichnamigen der gefleckten Hyäne in dem Mangel eines eigentlichen innern Zackens am nächsten. An dem einen unserer hei- den Unterkiefer von Hyaena brunnea zeigt zwar derselbe in der Mitte des innern hintern Randes eine kleine Kerbe, wodurch unterhalb ein kleiner spitziger Wulst entsteht, indess löst sich dieser weder als eigner Zacken ab, noch ist er bei dem andern Exemplare des Un- terkiefers sichtlich, wo er gänzlich verschwunden und von der Kerbe nur eine kaum wahrnehmbare Spur übergehlieben ist. Uebrigens unterscheidet sich gedachter Zahn noch von dem der Hyaena crocuta, dass er bei gleicher Kieferlänge bei der Hyaena brunnea merk- lich kleiner ist, während sein hinterer Ansatz sich grösser ent- wickelt zeigt. Noch deutlicher tritt der Unterschied beider Arten am obern Reisszahne hervor. Während nämlich bei der gefleckten Hyäne der hintere Zacken an der Aussenseite fast die halhe Länge des Zuhnes ausmacht und dreimal so lang (von vorn nach hinten ge- rechnet) als der vordere ist, ist bei dem Straudwolf der hintere Zacken dem vorderen im Längsdurehmesser gleich, so dass bei ihm sämmtliche drei Zacken, aus welchen die Aussenseite die- ses Zahnes besteht, in ihrem Längsdurchmesser sich gleich sind. Dieses Merkmal allein wäre schon hinlänglich zur specifischen Di- stinktion zwischen Hyaena brunnea und crocuta. In dieser Beschaf- fenheit des ohbern Reisszahnes kommt der Strandwolf mit der ge- streiften Hyäne überein. 614 Eine totale Verschiedenheit findet zwischen der gefleckten Hy- äne und dem Strandwolfe hinsichtlich des obern Höckerzahnes statt. Während er bei jener nur ein kleines walziges Stümpfchen dar- stellt, ist er dagegen bei diesem stark in die Quere ausgedehnt und von ähnlicher Form, wie ich ihn vorhin von der gestreiften Hyäne beschrieben habe. Vom Schädel lassen sich folgende hauptsächliche Differenzen aufführen. . Der Hirntheil des Schädels am Strandwolfe kommt zunächst mit dem der gestreiften Hyäne, der Gesichtstheil mit dem der ge- fleckten überein. Der Hirnkasten des Strandwolfes ist nämlich gleich dem der gestreiften Hyäne an beiden Seiten stark comprimirt, die Scheitel- leiste hildet einen hohen Kamm und wie bei dieser Art ist sie mit dem obern Theil der Hinterhauptsschuppe so weit rückwärts verlän- gert, dass, wie bei der Hyaena striata, das obere Ende des Hinter- haupts weit üher das grosse Loch hinaus verlängert und die Fläche der Hinterhauptsschuppe dadurch ansehnlich rückwärts ge- krümmt ist, während bei der gefleckten Hyäne diese Krümmung nur ganz unansehnlich gefunden wird. Während so das Hlinterhaupt des Strandwolfes mit dem der gestreiften Hyäne übereinkommt, weicht dagegen der Gesichtstheil ganz von dem dieser Art ab, und zeigt die Eigenthümlichkeiten von dem der gefleckten Hyäne, nur in noch höherem Grade. Der bei der gestreiften Art schmächtige Gesichtstheil nämlich ist bei der ge- fleckten beträchtlich augeschwollen und ist diess bei dem Strand- wolfe noch mehr. Stirn- und Nasenbeine sind bei diesem ungleich breiter; der Jochbogen ist viel stärker, zugleich der Jochfortsatz 615 des Schläfenbeins mehr aus- und aufwärts gekrümmt, als bei der . gefleckten Hyäne, so dass in letzterer Beziehung der Strandwolf mehr mit der gestreiften Hyäne übereinstimmt. Dem Character des Hinterhauptes gemäss kommt auch die grosse unregelmässige Pyramide, welche von der Pauke und dem an sie hinterwärts gehefteten Zitzenfortsatz des Hinterhauptbeins gebildet wird, der Hauptsache nach nicht mit der gefleckten, son- dern mit der gestreiften Hyäne überein. In diesem Theil gieht sich zwischen: diesen beiden Arten eine “ grosse Verschiedenheit kund, die bisher nicht erwähnt worden ist. Bei der gefleckten Hyäne nämlich ist die Pauke ungleich stär- ‚ ker entwickelt als bei der gestreiften; die vordere Hälfte ihrer Hin- terwand (grösstentheils noch vom Schläfenbein selbst gebildet) bla- sig aufgetrieben, während diese bei der gestreiften flach ist, mit wenig merklicher Wölbung in der Mitte. Die hintere Hälfte der Hinterwand (ganz vom Zitzenfortsatz gebildet) ist dagegen bei Hy- aena striata stark, bei Hyaena crocuta nur schwach ausgehöhlt. Beim Strandwolfe ist die Bildung des gedachten Kuochentheils wie bei der gestreiften Hyäne, nur dass der Eindruck auf der Hinter- wand noch viel stärker ist; auch ist das Ende des Zitzenfortsatzes wie bei dieser comprimirt, und nicht gerundet wie bei der gefleck- ten Art. Der Anordnung gemäss, nach welcher das Hinterhaupt des Strandwolfes den Typus der gestreiften Hyäne conform ist, ist auch _ der "Hintertheil des Unterkiefers mit dem von dieser Art überein- kommend, was in der Form des Kronenfortsatzes, wie insbesondere in der starken Verlängerung des Winkelfortsatzes sich ausspricht. 616 Wie aus dem Vorhergehenden erhellt, zeigen sich demnach an dem Schädel und Gebisse unsers Strandwolfes so viel Eigenthüm- lichkeiten, dass sie die Anerkennung specifischer Selbstständigkeit für denselben mit Nothwendigkeit erheischen. Was Ouviers Angabe vom untern Reisszahne anbetrifit, so ist diese demnach dahin zu berichtigen, dass der innere Zacken der gestreiften Hyäne ihm entweder ganz abgeht, oder nur als leise An- deutung vorhanden ist. Wahrscheinlich verschwindet diese mit der stärkern Abnützung des Zahnes, - Zur schärferen Bezeichnung der bisher beschriebenen Differen- zen will ich sie noch in einem numerischen Ausdrucke vorlegen: Hyaena Hyaena brunnea. striata, Hyaena crocuta, Nro.1. )| Nro. It. Länge des Schädels vom Zahnrande | des Zwischenkiefers bis zum gros- | sen Hinterhauptsloch . . . „7“ 7 «Is 5 If I 8” 0 wg 2 u Querdurchmesser zwischendenSchei- telhementrw ar 2 a are — zwischen den Jochhögen .|io 9 6 0 511 55 9 — des Schnautzentheils . . | | *) In Bezug auf den mit Nro. I. bezeichneten Schädel der Hyaena brunnea in unserer Sammlung muss ich bemerken, dass der Unterkiefer dessel- ben nicht von dem nämlichen, sondern von einem etwas kleineren Mm- dividuum herrührt, während bei Nro. II, Schädel und Unterkiefer von einem und demselben Individuum entnommen sind. er TE ne . DT Be en Schneidezähne b. z. Winkelfortsatz | ? Hyaena Hyaena brunnea. Eynana striata, ron. Nroih. erocuta,, ‚Breite des Stirnbeins an den Orbi-| talstacheln a ge Mg. ans e vor denselben 1 8 2 2 2% 1 11 11 Oberer Reisszahn, Länge im Ganzen Hr ma. au 33 —_ — 4.(vorderer) Zacken 0 4 |0 53 0 540 3 - — ?terZacken . 023105 05 (0 5 ie — ter ,„ 0 3|0 53 0 55 j0 7 Nünterer Reisszahn, Längen. d. Hazis 0 +10 10 |0 103 [0 414 En _ „ 2.d.Kamm- | schneide |0 6 [ob 7 0 71lo 9 ObererHöckerzahnim Querdurchmess. |0 6 |0 53 0 5 2 Länge des Unterkiefers vomRande der | | — -/6 6 611 |6 6 Noch muss ich auf eine merkwürdige Eigenthümlichkeit, die sich constant an beiden Schädeln der Hyaena brunnea findet, auf- merksam machen. Obschon nämlich beide Exemplare von erwach- senen alten Thieren herrühren, so hat sich doch an ihnen die hori- ° zontale Nath, welche das Jochbein in zwei übereinanderliegende Theile absondert, erhalten; während an dem Schädel der wohl ziem- lich gleichalterigen Hyaena crocuta und selbst an unsern beiden Schädeln der Hyaena striata, die von viel jüngeren Thieren abstam- men, keine Spur einer solchen Nath mehr sichtlich ist. 77 Abhandlungen d. Il. Cl d,Ak.d. Wiss Il. Bd. Abth. III. 618 Die Länge unseres ausgestopften Exemplares der Hyaena brun- nea beträgt von der Schnautze bis zum Anfang der Schwanzwur- zel in gerader Linie 3‘ 8“, nach der Rückenkrümmung 4’ 1’; es ist also ein ganz erwachsenes grosses Individuum. Erklärung der Kupfertafel. Fig. 1. Schädel der Hyaena brunnea. s r Reisszahn i i » 2% Oberer R der Hyaena striata |von der Aussenseite, „5 ” ” ” „ crocuta „ 4. Unterer Reisszahn der Hyaena brunnea - ER 3, 35 A „» striata von der Innenseite, ” 6. ” „ ” „ crocuta „ 7. Höckerzahn der Hyaena brunnea. „ 8 ” „ 7 striata. . 9. ” ’ > crocuta. ” b ’ . 4 Fr . - “ Fi - . ‘ b 4 . = r- Tab. I ee L? : : L, L r / e a ters CFARMMDecE. Heel Ku © Lt Magrets E7A uber KHyaena RE FLEK = ZB dt ei SET E 7 T? CE IN ASSECIE rg ee. Hasse BAM AGD Bestimmung der Horizontal-Intensität des Erdmagnetismus nach absolutem Maase. Von dem Akademiker und Conservator Lamont. 71x a, oyanıdaea N. zsmataergeubel eob Yärianstıl-Isinosisok "" ur us | Devo Pr f mania Aobrisuned Tas aka Bestimmung der Horizontal- Intensität des Erdmagnetismus . nach absolutem Maase. Von J. Lamont. $. 1. Den Magnetismus, wie er an Stahlstäben vorkommt, denken wir uns als bestehend aus zwei Flüssigkeiten, wovon die eine po- sitiv, die andere negativ ist: die ungleichnamigen Flüssigkeiten ziehen sich an, die gleichnamigen stossen sich ‚ab und zwar im geraden Verhältnisse ihrer Menge (oder Dichtigkeit) und im umgekehrten des Quadrats der Entfernung. Ein Stahlstab, der nicht magnetisirt ist, enthält eine gleiche Quantität von beiden; aber beide sind in dem Stabe. so vertheilt, dass sie an jedem Punkte sich das Gleich- gewicht halten. Auch nach der Operation des Magnetisirens bleibt noch die gleiche Quantität, das Gleichgewicht aber wird aufgehoben, indem der positive Magnetismus gegen ‚das eine der negative gegen das 622 andere Ende sich zurückzieht, und daselbst — in einer bestimmten Weise vertheilt — den Elementen des Stabs inhärirt. Die Ver- theilung des Magnetismus in beiden Enden des Stabs ist in jedem einzelnen Falle wieder eine andere, so zwar, dass weder im All- gemeinen ein Gesetz, noch in einzelnen Fällen ein analytischer Aus- druck, der die Vertheilung darstellte, wohl angegeben werden kann. Dieser Umstand trägt nicht wenig dazu bei, das Problem, womit wir uns in der gegenwärtigen Abhandlung beschäftigen, verwickelt zu machen; ich hielt es desshalb für zweckdienlich, von der gewöhn- lichen Darstellungsweise etwas abzuweichen, und ungefähr densel- ben Weg einzuschlagen, den man ‚bei ‚der Lehre von der Pendel- bewegung hefolgt. Ich führe nämlich den Begriff eines einfachen Maynets — analog mit dem Begriffe eines einfachen Pendels — ein, um erst, wenn die Verhältnisse, so wie sie sich bei einfachen Magne- ten gestalten, entwickelt sind, auf die in der Wirklichkeit vorkom- menden complizirtern Fälle überzugehen. Ein einfacher Magnet besteht aus zwei gleich schweren Punk- ten « und 5 (Fig. 1) durch eine Linie ohne Schwere verbunden; der ganze positive Magnetismus (+ z) ist in a der ganze negative Magnetismus (— 4) ist in b vereinigt. Wenn übrigens gleich zwei Pole dem Begriffe eines Magnets wesentlich sind, und in der Wirk- lichkeit immer die zwei Pole berücksichtiget werden müssen, so scheint es dem Zwecke einfacher Entwickelung angemessen, anfangs nur den einen Pol in Betracht zu ziehen, ‘von dem andern aher zu abstrahiren, d. h. den Fall zu nehmen, wo die Länge des Magnets gegen die ührigen vorkommenden Maasangaben als unendlich gross zu betrachten wäre. Unter Voraussetzung dieses Falles wollen wir für magnetische Anziehung ein Maas festsetzen. Es sey (Fig. 2) der einfache Magnet ab horizontal und habe um den Mittelpunkt c freie verticale Bewegung. Man stelle den ein- FE 623 fachen Magnet «a'b’ vertical auf, so, dass die Pole # und b’ senk- recht über einander stehen, so ‚werden sich diese Pole im geraden Verhältnisse ihres Magnetismus und im umgekehrten Verhältnisse des Quadrats ihrer Entfernung anziehen, d. h.. die Anziehung ist u u (a 6’)? — Soll ein in « angehängtes Gewicht p dieser Anziehung das Gleich- gewicht halten, so hat man Te ae Pa): und wenn « und w gleich sind, ferner p — 1 milligramme und ab’ — 1 millimetre, so werden auch # — 1 und w — 1 seyn, d. h. in dem Pole # ebenso wie in dem Pole b’ befindet sich eine Einheit magnetischer Kraft. Diese Einheit können wir mit Bezie- hung auf die angenommene’ Gewichtseinheit' auch „ein milligramme Magnetismus“ nennen. Lassen wir dem Pole « seinen Magnetismus unverändert — 1 smilligramme und denken uns, dass der Pol d’ 2, 3, 4, .. . milligrammes Magnetismus bekomme, so muss das Ge- wicht p in gleicher Weise auf 2, 3, 4... . milligrammes vermehrt werden, damit das Gleichgewicht bleibe. Hiemit ist die Art und Weise festgesetzt, in welcher der Mag- netismus eines einfachen Magnets zu messen wäre; man hätte näm- lich den zu untersuchenden Pol über dem entgegengesetzten und vertical frei beweglichen Pole eines einfachen Magnets von 1 mil- ligramme Magnetismus festzustellen, dann dem beweglichen Pole so viel Gewicht anzuhängen als nöthig wäre, um Gleichgewicht zu er- halten. Das angehängte Gewicht wäre das gesuchte. Maas. Hier hahen wir eine bestimmte Entfernung, nämlich 1 millimetre 624 angenommen; bisweilen kommt aber die Entfernung oder überhaupt die Lage des zu messenden Magnets gar nicht in Betracht, sondern es handelt sich nur um die Anziehung, welche an einem bestiünmten Punkte des Raumes nach einer gegebenen Richtung ausgeübt wird von einem irgendwo festgemachten Magnet, über dessen Verhält- nisse weiter keine Bestimmungen. gegeben sind. Es sey z. B. die Aufgabe, die Anziehung X (Fig. 3) zu messen, welche in dem Punkte a und in der Richtung « 8 von einem irgendwo in b’ be- findlichen magnetischen Pole ausgeübt wird. Wir bringen nach «a den Pol eines einfachen Magnets von 1 milligrammme Magnetismus, dessen Länge senkrecht auf &ß sey, und von dessen andern Pol wir vorläufig gänzlich abstrahiren; wir hängen dann das Gewicht » — der Anziehung X entgegen wirkend — an, und ist damit das Gleich- gewicht hergestellt, so dass der um den Mittelpunkt c frei beweg- liche Magnet in Ruhe verbleibe, so hat man p — X, d. h. das an- gehängte Gewicht ist das Maas der magnetischen Anziehung Pc Hiebei lassen wir sowohl die Lage, als auch die Stärke des magnetischen Poles 5 gänzlich ausser Acht, es ist auch ganz gleich- gültig, ob wir einen negativen Pol in d’ oder einen positiven in «’ wirkend denken, oder ob wir die Wirkung von einem oder mehre- ren Polen ausgehend uns vorstellen. “ ‚Dieser Fall tritt bei dem Eirdmagnetismus ein, den wir an je- dem Punkte der Erdoberfläche in bestimmter Stärke wirkend antref- fen, ohne dabei weiter von seiner Quelle irgend eine Kenntniss un- mittelbar zu erhalten. Das Maas dafür geben wir in obiger Weise an, so z. B. hat der horizontale Erdmagnetismus in München 1,933, in Göttingen 1,784, in Christiania 1,547 milligrammes, d. h. wenn der horizontale Erdmagnetismus in der Richtung e ß anzieht, so muss man dem Pole eines einfachen Magnets von 1 milligramme 625 Magnetismus ein Gewicht p von der angegebenen Zahl milligram- mes anhängen, um das Gleichgewicht zu halten. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich nicht blos die Weise, in welcher die Stärke des Erdmagnetismus ausgedrückt wird, sondern auch der directe Weg, ihn zu messen. Es ist wohl möglich, dass man mit der Zeit diesem directen Wege auch in der Praxis näher kommen wird, für jetzt aber ist davon keine Rede, und wir sind darauf beschränkt, die Untersuchung auf ganz indirectem Wege zu führen, indem wir nämlich complizirte Wirkungen des Erdmagnetis- mus beobachten und auf die Grösse der Kraft zurückschliessen, welche diese Wirkungen hervorzubringen vermochte. Hier begegnen wir unterdessen gleich anfangs einer Haupt- schwierigkeit, in so ferne als alle Wirkungen, die wir beobachten können, von den Magneten, die wir dabei gebrauchen, und von dem Erdmagnetismus zugleich abhängen, mithin jede Gleichung, auf welche wir gelangen, zwei unbekannte Grössen enthält. Magnete von be- stimmnter Stärke zu construiren oder ihre Stärke ohne den Erdmagne- tismus zu messen, dazu ist kein Mittel vorhanden. Dem Scharf- sinne des verdienstvollen Poisson verdanken wir die Angabe des Weges, auf welchem diese Schwierigkeit beseitiget werden kann; er zeigte nämlich, dass es Wirkungen gebe, welche von dem Pro- dukte des Erdmagnetismus und der Stärke des Magnets ... uX..., dann Wirkungen, die von dem Verhältnisse oder Quotienten dieser beiden Grössen ...%£ .. . abhängen. Leitet man den Werth bei- der Ausdrücke, des Produktes und des Quotienten, aus der Beobach- tung ab, so gelangt man durch Elimination von # zu dem Werthe des horizontalen Erdmagnetismus X. Poisson hat selbst seine Methode nicht praktisch ausgeführt, und die Ergebnisse, welche später bei absoluten Intensitätsmessun- Abhandlungend, II. Cl.d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. III. 73 626 gen erlangt worden sind, liefern den Beweis, dass es keine leichte Aufgabe sey, die Erfahrungsdata, deren man dabei bedarf, mit der nöthigen Schärfe zu gewinnen. Es ist meine Absicht, in der gegenwär- tigen Abhandlung, einen Weg anzugeben, auf welchem man mit grös- serer Genauigkeit und Leichtigkeit, als bisher geschehen ist, die eben erwähnten Erfahrungsdata praktisch erlangen könne, und zwar werde ich das Produkt ..!. uX ... durch Schwingungs-Beobachtungen, den Quotienten dagegen .. z . . durch Ablenkungs - Beobachtungen * in eigenthümlicher Weise eingerichtet, darstellen. $. 2. h Der einfache Magnet « b (Fig. 4) sey an dem Faden ce d auf- gehängt, so dass er in der horizontalen Ebene A B um den Mittel- punkt e schwingen könne. Der Erdmagnetismus X wirke in der Richtung « ß, so wird der Erfolg seyn, dass der Pol b mit der Kraft uX parallel mit @ ß angezogen, der Pol « dagegen mit der- selben Kraft abgestossen werden wird. Zerlegen wir diese Kräfte nach der Richtung des Magnets und senkrecht darauf, se erhalten wir (wenn wir ‚den Winkel b c £ mit & bezeichnen) erstens zwei Kräfte... «Ä cos 9... wovon die eine nach e 5b, die andere nach e a zieht, und deren Summe also gleich — o ist, zweitens zwei auf a b senkrechte Kräfte .. u X sin. . die beide eine Bewegung gegen « ß hervorzubringen trachten, und deren Summe — 2 «X sin # ist. Dividiren wir diese Summen durch die Summe _ der Massen von a und 5 (die wir 2 m nennen wollen), um dieje- nige Kraft zu finden, welche auf die Einheit der Masse wirkt, so erhalten wir diese Kraft — 2 und die Beschleunigung für das Zeittheilchen dt... ——_ dt. Setzen wr bce—ac—r, so EEE ”s N ang a. 7 Pe, vu. f 627 ist die Geschwindigkeit dieser Punkte — ze und da das Differen- tial der Geschwindigkeit der Beschleunigung gleich seyn muss, so erhält man endlich d (rd3) a uXsin$ we» m 4 Das zweite Glied ist negativ, weil die Kraft der Vergrösserung von 9 entgegen wirkt. Diese Gleichung bestimmt die Oscillations-Bewegung des Mag- nets. Leichter und richtiger wären wir übrigens dazu gelangt, durch “ Anwendung der allgemeinen, für die Bewegung geltenden Gleichung, welche, wenn mm‘, m”, m’... die bewegten Massen #’, =", 2”... . Y,Yy',Yy" . .. ihre Coordinaten und X, X”, X”... Y',Y", Y” die nach der Richtung dieser Coordinaten und hehe ihre RER serung wirkenden Kräfte bedeuten, sich so gestaltet: 7 = En ae ') dz"-L.. m. - en But (FE) N) + Für unsern Fall, wo nur zwei Punkte »» und m’ (= und 5) vorhan- den sind, und die nach =’ (cf) wirkende Kraft für die ge der Masse — — = die nach x” (ce) wirkende Kraft — + = * fer- ner. X —— .0, I. — 9 ji verwandelt sich die Formel in —=0..(B) m" - me E) za m Hoym Nayo oder, da wir die ERTTN von « und b als gleich angenommen, und oben bereits mit m bezeichnet haben, auch nach den oben festge- setzten Bedingungen #— 2," —- - amd y—-yY'—=-y seyn wird, ı - | 73% 628 RT ar “)52 Te Da x: + y? — r?2 undör — vist, so hat man dy — — 5 dr und rk aux eye yez—ady uX Fr Er di? y rar di? a m I Nach der Substitution von rcos% für x und rsin$ für y wird diese Gleichung mit der oben gefundenen . . (4) . . . identisch. Setzt man in der Gleichung . . (A). . anstatt des Sinus von 9 den Bogen, so lässt sich die Integration ohne Schwierigkeit aus- führen, und man hat: = Asin (? 4 +5) wo A und B Constanten sind. Der äusserste positive und negative Wertlı von 9 seyen + @e und— « und die Zeit, welche der Mag- net braucht, um von + « nach — « zu kommen, sey — T, d.h. T' bedeute die Oscillations-Dauer, so hat man +a=Asin (! \* = “X 8) una -.—4 sin (! \e&+r *X+2) woraus folgt T VER—noder, BA — wu ken. ih hause ci: Man erlangt also durch die Schwingungsdauer eines Magnets eine sehr einfache Bestimmung des Erdmagnetismus; allein die For- mel enthält noch die unbekannte Grösse w, welche durch eine zweite Gleichung eliminirt werden muss. Diese zweite Gleichung wird durch Ablenkungs-Versuche gewonnen. Wir legen nämlich den Magnet ab (Fig. 5), dessen Schwingungsdauer eben hestimmt wor- den,. auf die horizontale Ebene AB, worin ein, zweiter Magnet «@’b‘, an einem Faden d’c’ aufgehängt, sich frei bewegt. Dabei werden die Verhältnisse so gewählt, dass der Magnet ab gegen die Mitte 629 c' des freien Magnets gerichtet, sey, während der letztere einerseits von dem Erdmagnetismus X gegen die Linie «ß, andererseits durch die Kraft des Magnets @b gegen ac’ hingezogen, in einer Mittel- richtung, verbleibt, welche senkrecht auf ac’ sey. Diese Bedingung ist immer leicht zu erfüllen, da man die Entfernung bc’ ändern, mit- hin die Kraft des Magnets ab und die dadurch hervorgebrachte Ab- lenkung, B’c’ß—Y nach Belieben grösser oder kleiner machen kann. Betrachten wir nun die Kräfte, welche auf den Magnet «’ b’ wirken. Der Erdmagnetismus X zieht den Pol 2’ mit der Kraft uX parallel mit der Richtung c’ß und stösst den Pol a’ mit derselben Kraft ab, parallel mit der Richtung c’«. Beide Kräfte suchen den Winkel 9 zu vermindern, und wenn man sie in andere Kräfte pa- rallel mit a’ b’ und senkrecht darauf zerlegt, so heben sich die pa- rallelen Kräfte auf, die senkrechten sind — 2X sin p und üben ein Drehungs-Moment — ?2w Xr sin p aus, wenn c’b’ — r' ge- setzt wird. Indem der Pol « den Pol b’ anzieht, und den Pol a’ abstösst, geht seine Einwirkung dahin, den Winkel 9 zu vergrössern; die Kräfte nach ab’ und aa’ wirkend sind + Be und +*. Zerlegt aa?® man sie nach a’b’ und senkrecht auf diese Richtung, so heben sich die nach a’b’ wirkenden Kräfte auf, die senkrechten Kräfte geben aber a r [4 ac r mu „ac Anl: PRP Zu arg ac. ab? ab aa: Die Wirkung des Poles b ist der Wirkung des Poles a in so ferne entgegengesetzt, als sie den Winkel 9 zu, vermindern strebt. Füh- ren wir die Rechnung in derselben Weise, wie für den Pol a, so erhalten wir als Resultat eine senkrecht auf a’b’. wirkende Kraft 630 PIRyeR: vn be. Die vollständige Einwirkung des Ablenkungsmagnets auf den freien Magnet «a’b’ ist demnach Au (G- 15) und das (- \ ). Soll nun der freie Ma- Zi; gnet a’b’ in Ruhe A raet so hat man die Gleichung Drehungs-Moment — Zuur (a u = 2wWÄr sin @ oder ER sin o Kerr - ro AD. aa® abe 1 Es ist zweckmässig, die Grösse — —,— durch r,r' und cd — e auszudrücken und in eine nach Pas are Potenzen von e geord- nete Reihe aufzulösen, wobei vorausgesetzt wird, dass e gegen r und’ sehr gross sey. Wir haben demnach ae =e—r, b!—e +r, aa — Vr? +(e- r)2,adb — er (e+ 7)? wormach ac dc _ hei 2 a: ab li 14; si ) Die Gleichung (M) erhält zuletzt diese Form: wg e’ sinp, 1 XT4A'r Ar? — Zr? e? "Eliminiren wir «4 vermittelst der ne (D, so erhalten wir Ar? mr* —_ ör'* « 2 er resp sing 6 + ö —..) Wir können, um der gewöhnlichen Form näher zu kommen, das Trägheits- Moment des Magnets ab einführen, welches der Summe der Massentheile, multiplicirt mit dem Quadrate ihrer Entfernung vom Mittel gleich ist. Nennen wir das Trägheits-Moment X, so ist K — mr? und 631 ar - E or TVs l: 1 mia) MB CHREN Auf solche Weise sind wir im Stande, so bald die Schwingungs- dauer eines Magnets und der Winkel, um welchen er einen andern Magnet vom Meridian ahlenkt, aus der Beobachtung bekannt sind, die Intensität des horizontalen Erdmagnetismus zu berechnen; wir erhal- ten sie ausgedrückt durch die Zahl von milligramsnes, die man dem einen Pole eines einfachen Magnets von einem milligramme Magne- tismus anhängen müsste, um das Gleichgewicht mit dem Erdmagne- tismus, wenn er nach entgegengesetzter Richtung zöge, zu halten. -Dabei setzen wir voraus, dass die Zeit in Sekunden, die Längen _ in millimetres und das Gewicht in milligrammes ausgedrückt sey*). *) Es ist sehr zu bedauern, dass man vom Anfange nicht darauf bedacht war, die magnetische Intensität durch andere in der Natur vorkommende Grössen auszudrücken und dadurch die Verschiedenheit der Bestimmun- gen und die Nothwendigkeit vielfacher Reduction zu beseitigen, welche ans dem Gebrauche willkürlicher Maaseinheiten hervorgeht, und welche wir in den übrigen Theilen der Physik mit Recht so sehr beklagen. Bei den Intensitätsmessungen in Deutschland hat man bisher als Einheiten 1 millimetre, 1 milligramme ‚und 1 Sekunde angenommen; in den englischen Obseryatorien werden als Einheiten 1 Grain, 1 engli- scher Fuss und 1 Sekunde gebraucht; andere Maase und Gewichte wer- den bald anderwärts in Anwendung kommen. Wie nahe wäre es ge- legen, als Maas der magnetischen Kraft ihr Verhältniss zu der Gravita- tion an der Oberfläche der Erde einzuführen? Nennen wir die Gravi- tation am Aequator — 9, die Länge des Sekundenpendels daselbst A, -das Gewicht einer Kubikeinheit distillirten Wassers ö, und nehmen den Tag als Zeiteinheit an, wobei 7’ in Sekunden ausgedrückt seyn soll, so haben wir 632 Indem wir die Methode, welche zur Messung der absoluten horizontalen Intensität dient, mit einfachen Magneten durchgeführt haben, war es die Absicht einerseits, eine deutliche Darstellung der wesentlichen Momente des Verfahrens zu geben, andererseits ein- fache und scharf begrenzte Begriffe ‚aufzustellen, von denen man ohne Schwierigkeit auf die in der Natur vorkommenden Fälle über- gehen kann: Dieser Uebergang wird darin bestehen, dass wir einen Magnetstab als aus unendlich vielen magnetischen Polen bestehend zu betrachten haben, wovon jeder einzelne wie der Pol eines ein- fachen Magnets wirkt, und deren Gesammtwirkung zu bestimmen, nun die Aufgabe ist. Es sey der Punkt o in dem Magnetstab AB (Fig. 6) durch die Coordinaten x, y, z bestimmt, und die magneti- sche Kraft in diesem Punkte sey eine Function der Coordinaten f @& y 2) — V, so dass V die Kraft bedeute, welche der Ein- heit der Masse zukommt; denken wir uns dann den Magnetstab als aus unendlich vielen Elementen bestehend, und bezeichnen wir das Element, welchem die Coordinaten z, y, z zukommen, mit dm, so haben wir die magnetische Kraft dieses Elementes — Vdun. Die Summe aller solcher Kräfte ist der Kraft des Magnets gleich. Wir werden nun mit Anwendung dieser Vorbegriffe für die Schwin- gen und Ablenkungen der Magnetstähe die Gesetze entwickeln, deren wir zur Intensitäts-Bestimmung bedürfen. 8.8. Es sey AB (Fig.7) ein Magnetstab horizontal an dem Faden f hän- or är' i X 86400” Ver (+75) (: 4% g aAyd T Vs sing wobei es ganz gleichgültig ist, welche Maase und Gewichte gebraucht werden. daraus 633 gend, und mit dem Spiegel s versehen, Bezeichnen wir die Coor- dinaten des Punktes o mit x, y, z, wobei wir die x als parallel mit dem magnetischen Meridian «ß und den Anfangspunkt der Coor- dinaten in dem Mittelpunkte (durch welchen zugleich die Schwin- gungs-Axe geht) annehmen, so ist die Kraft, womit der Punkt o durch den Erdmagnetismus angezogen wird, nach der Richtung der z — VX, nach der Richtung der y und z aber — o; mithin er- hält die Gleichung A für diesen Fall folgende Gestalt: B> I N» vx) mbar U amdy TR Die Summation & bezieht sich auf die Elemente des Magnets und des damit in-Rechnung kommenden Aufhang-Apparates. Zuvörderst haben wir x? +y? =r?, welche Grösse unter den Bedingungen, die bei oscillirenden Magnetstäben statt finden, in Beziehung auf die zör Zweit eonstant seyn wird. Daraus folgt dy = —- _ dann erhält die obige Gleichung die Form: er EN = II a ER ya Wir müssen zuerst neue Coordinaten einführen, nämlich =’, y', 3‘, die mit dem Magnet verbunden sind; dabei nehmen wir an, dass der Anfangspunkt der Coordinaten unverändert bleibe: die Axe der x mit der magnetischen Axe des Stabs ab zusammenfalle, und der Winkel zwischen x und =’ mit 9 bezeichnet werde. Hiernach haben wir 4 = rısin$--y cos} z=rc0s$— ysin$ yd’z — zd’y _ r2d?3 dt? TER und AR Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. III. 79 634 a Erdn = — EXP (@sins + y cos?) —= — Xsin} Sr Vdm — Xcos3 &y Vdm. Der Ausdruck Zr? dm oder die Summe der Theilchen des Mag- nets und Aufhäng-Apparats multiplizirt mit dem Quadrate ihrer Ent- fernungen von der Schwingungs-Axe ist, was wir das Trägheits- Moment nennen. Wir haben es bereits oben mit K bezeichnet. Der Ausdrüick Zx’Vdm ist die Summe des in jedem Element enthaltenen Magnetismus, multiplizirt' mit der Entfernung dieses Ele- ments vom Drehungspunkte (Mittelpunkte); diese Summe heisst, ana- log mit dem ähnlichen Ausdrucke in der Statik, smaynetisches Moment des Stabs und wird mit M bezeichnet. Was die Summe Zy’Vdm betrifft, so wird sie, wenn der Magnetismus symmetrisch in dem Stabe vertheilt ist — o seyn: wir wollen sie allgemein — N setzen. Da es, wie aus den weitern Entwicklungen hervorgehen wird, in jeder Hinsicht zweckmässig ist, die Schwingungsweite immer klein zu halten, so darf man sin $ — $ und cos 9 — 1 setzen, hier- nach ist CE RTRPI EP die K ( „) woraus durch Integration hervorgeht N : MX >+7=Awm (5) wo A und B Constanten sind. Wenn 7 die Schwingungsdauer ist, so haben wir hier analog mit Gleichung (D) Dieser Ausdruck ist von N, also von der unsymmetrischen Verthei- ‚ lung des Magnetismus im Stabe unabhängig. Es wird hier nicht überflüssig seyn, die Aenderung der Schwin- 635 gungszeit zu untersuchen, welche erfolgen würde, wenn man grös- sere Schwingungsbogen beobachten wollte, blos mit dem Zwecke zu bestimmen, wie weit man gehen dürfte, bis die Schwingungsweite merklichen Einfluss auf die Dauer der Schwingungen hat. Wir setzen dabei N — o und haben dann d*S MX. ee 2 di? K Das erste Integral ist IE ( =% MR (eos 8 — cosa) wobei die durch die Integration eingeführte Constante & die Schwin- gungsweite oder den grössten Werth .von % bedeutet. Entwickelt man die Sinusse nach Potenzen der Bogen, so ist Din __ Büthla +3) ve e eT RVes pr 7 Daraus. ergibt sich die dem Schwingungsbogen « zugehörige { Schwingungsdauer, die wir ? nennen =x VEG+%) Man sieht, dass die Schwingungsdauer etwas grösser ausfällt, wenn man den Magnet weiter ausschwingen lässt, und zwar wird die = Sehwingungsdauer um den ;sbso5ten Theil vergrössert, wenn der "Stab 44° beiderseits von der Mittellinie ausschwingt, und um den 150%000sten Theil, wenn der Ausschlag 14° beträgt. Um die Beobachtung der Durchgänge gehörig vornehmen zu können, braucht man den Magnet nie mehr als 10° ausschwingen zu lassen, so dass es bei gehöriger Einrichtung der Beobachtungen nie nothwendig, seyn wird, den Einfluss der Schwingungsweite auf die Dauer der Schwin- gungen in Rechnung zu nehmen. Bei der Beobachtung selbst ist 79% 636 es aber nothwendige Bedingung, dass man den Magnet sorgfältig einschliesse und vor der sonst immer eintretenden Störung durch Luft-Oscillationen gehörig verwahre. Die eben gefundene Gleichung . .. (IV). . giht das Produkt des Erdmagnetismus in das magnetische Moment des Stabs. Wir haben nun durch Ablenkungs-Versuche den Quotienten beider Grös- sen darzustellen. Wenden wir unter analogen Verhältnissen, wie in $. 2. den Magnet ab (Fig. 3), nachdem seine Schwingungs- dauer bestimmt worden, zur Ablenkung eines andern Magnets a’b' an, und betrachten die Anziehung zweier Elemente in o und 0’ auf einander, so erhalten wir dafür, wenn die Elemente mit dm und din’ und der Magnetismus derselben mit VYdm und V’dm’, ferner ihre Entfernung mit o bezeichnet wird, den Ausdruck ie Setzen wir für heide Magnete den Anfang der Coordinaten in den Mittel- punkten c und c‘, und nennen die Coordinaten von 0... =, % jene von 0... =, Yy, 2, so zwar, dass z, x’ mit den magneti- schen Axen aan und horizontal, 3, z vertical seyen, so haben wir, wenn ce’ = e gersetzt wird p= Ve+/-P +@— W+E@- 2? Zerlegen wir die Kraft in drei andere Kräfte, den Axen der z',y', z' parallel wirkend, so wird nur eine davon, nämlich die- jenige, welche nach y' wirkt, auf die Drehung im horizontalen Sinne Einfluss haben; nur diese kommt im gegenwärtigen Falle in Betracht. Der Ausdruck dafür ist VV'dndm! ‚e-+-y' p? p Das Moment dieser Kraft in Bezug auf die verticale durch e' gehende Axe ist in = x und das totale Drehungs- Moment, 637 welches von dem Magnet @b auf a’b' ausgeübt wird, erhalten wir, wenn wir diesen Ausdruck für die ganze Ausdehnung beider Mag- nete integriren, also — >>> rn +) Dieses Drehungs-Moment strebt den Winkel b’e’® —y zu ver- grössern, der Erdmagnetismus dagegen sucht den Winkel y zu ver- mindern, und zwar ist die Kraft für den Punkt 0 — XV’dm’ und nach der Richtung der =’ zerlegt — X’V’dm sin 9. Diese letztere übt das Drehungsmoment XV’dm’ sin 9 . x’, also für den ganzen Magnet a’b" das Drehungsmoment ZXV' din’ sing oder Xsiny ZV’z’dm’ aus. Soll nun keine Bewegung statt finden, so müssen die beiden Drehungsmomente gleich seyn, also V V'dmdm'! 22 ee ER Eat Wir haben nun = in eine Reihe von der Form A B c ehe zu entwickeln und die Integration auszuführen. In Beziehung, auf die letztere Operation ist aber Folgendes zu hemerken. Wenn die Stäbe regelmässig gefertigt sind, und der Magnetis- mus in denselben symetrisch in Beziehung auf y, z, y', z', vertheilt ist, so werden _ ZyVdm, Zy”Vdm, Zy>Vdm .... ZzVdm, Zs>Vden, Z3°Vdm.... ZyV'dn‘, 2y2V’dm‘, Zy®V’dm .... Es V dm‘, Zu’ V’dm‘, Z2’5V’dn’ ... . 638 . alle = 0 seyn, weil es jedesmal vier Punkte gibt, denen dasselbe y und V entsprechen, und zwar + y und — ybi + Vud+y und — y bei — V, und so auch für die übrigen. Wäre aber auch die Gestalt der Magnete und die Vertheilung des Magnetismus nur näherungsweise symmetrisch, so würde durch die Annahme, dass die obigen Integrale verschwinden, kein erheb- licher Fehler veranlasst werden, weil 9, 2, y', 2’ in Beziehung auf die Länge der Magnete und die Entfernung ihrer Mittelpunkte..e.. immerhin kleine Grössen seyn werden. Die Integrale ZVrdm, ZV’x’ dm‘ sind die magnetischen Mo- ‘mente der beiden Magnete; wir werden sie dem Obigen gemäss M und M’ nennen. Desgleichen wollen wir setzen ZVr®dm — M;, 2Vze’dn —M, .... ZV'’z’’dn' = M',, 2V’x’dm" —M',..: Bei symmetrischer Vertheilung des Magnetismus werden ZVx2dn, ZVx*dm »... ZV'x?dm‘, ZV’x'*dm .... — o seyn. Wir. werden diess auch bei den folgenden Entwicklun- gen voraussetzen, und bemerken zugleich, dass eine Abweichung von der symmetrischen Vertheilung, welche bedeutend genug wäre, um die Entwickelungen unrichtig zu machen, wohl niemals vorkonme, ausser wenn man absichtlich durch ein besonderes Verfahren beim Magnetisiren solche Abnormität hervorruft, dass übrigens ein Mittel später angegeben werden wird, um unsymmetrische Vertheilung des Magnetismus in den Stäben, wodurch sie überhaupt zu Intensitäts- Bestimmungen unbrauchbar werden, zu erkennen. _ Nehmen wir nun mit Berücksichtigung dieser Bedingungen die Entwicklung und Integration der obigen Gleichung vor, so fallen 639 alle Glieder, die 9, y', z, z’ enthalten, aus, und wir dürfen schon von vorneherein diese Grössen — o setzen, alsdann haben wir Xsing EZ P’z'dm'— EEVV’dmdm' LI Be +22) = ZEVV'dndn‘ see a) Ws oder XM'sino= — nn aM CMM, ® u er nd nn e e’ Setzen wir zur Abkürzung M, M', er er Take‘ M, MM, , s5M, a 77 a so haben wir M : 1 asian 7) 14, +5 +-: Diess ist die Endgleichung, welche wir brauchen: eliminiren wir M vermittelst der Gleichung (IV), so ergibt sich’ 2x?K 7 T?e® sing sin o (: ne Er Tu “yo: In dieser Gleichung kommen einige Grössen vor, welche näherer Bestimmung bedürfen. $. 4. Zuerst muss das Trägheits-Moment des Ablenkungs-Magnets . K — Zr2:dm mit grosser Sorgfalt bestimmt werden. Diese Bestimmung kann auf zweierlei Weise geschehen, indem « 640 man entweder die angezeigte Integration durchführt, vorausgesetzt, dass der Magnet hinreichend homogen und regelmässig gearbeitet ist, oder indem man ihn in Verbindung mit einem Körper, dessen Moment bekannt ist, schwingen lässt. Setzt man die Dichtigkeit des Magnets, der in allen Theilen gleichmässig seyn soll, — Q und die Coordinaten eines Punktes x, y, s vom Mittelpunkte aus gerech- net, so hat man , r?® — 2? + y?, dm — Odxdyds mithin K=z0J/f (x? + y)dedydz Ist der Magnet ein Parallelipipedum, dessen Länge a, Breite b, Dicke c heisse, so hat man K=72(a? +b?Jabeg = 75(a?+b?) P, wenn man das Gewicht mit P bezeichnet. Unterdessen reicht diese Methode bei kleinen Magneten wohl niemals aus, weil kleine Ungleichheiten der Form und innern Be- schaffenheit schon bedeutenden Einfluss auf die Werthbestimmung haben; man muss desshalb bei genauen Meeemparn stets die zweite Methode anwenden. Zwar kann man hiebei Körper von beliebiger Form gebrauchen, vorausgesetzt, dass man deren Trägheits-Moment aus den Dimen- sionen zu bestimmen im Stande sey; hiedurch wird aber die Wahl sehr beschränkt, so zwar, dass in der Praxis wohl nur eine ein- zige Form vortheilhafte Bestimmung gewährt, nämlich die eines Rin- ges (Fig. 9). Keine andere Form kann so genau mechanisch hergestellt wer- den, auch bei keiner Form hat eine ungleiche innere Beschaffenheit so wenig Einfluss. 641 Ist die Schwingungsdauer des (Fig. 7) aufgehängten Magnets bestimmt und — T7' gefunden worden, so hat man a’K MX = 5 Legt man nun den Ring in der (Fig. 9) angezeigten Weise auf den Magnet und bestimmt wiederum die Schwingungsdauer, die wir T* nennen wollen, so hat man ux — 7 &+B, “rs — ir apa 9 wenn R das Trägheits-Moment des Ringes bedeutet. Aus den zwei Gleichungen ergibt sich . R T'2 Te > Um A zu bestimmen, denke man sich eine horizontale Ebene, die den (horizontal liegenden) Ring in der Mitte durchschneidet, so dass die eine Hälfte oberhalh, die andere unterhalb der Ebene sich be- finde. Der Anfangspunkt der Coordinaten liege da, wo die Schwin- gungsaxe (zugleich die Axe des Ringes) diese Ebene durchschnei- det: die Coordinaten seyen x, y und s und man setze & — r cos y yZ=r sin g und die Dichtigkeit — 4, so hat man ‘ , dm — gqdzrdrdg mithin R = ffir? qdrdg ds Eine nothwendige Bedingung ist, dass jeder verticale Durch- schnitt des Rings durch vier gerade Linien begrenzt sey, und ‚diese Bedingung lässt sich auch mechanisch erreichen. Nimmt man zuvörderst q als constant an, und integrirt die Glei- chung für K in Beziehung auf 9 und r und zwar von g — 0 his Abhandlungen d. 11. Cl.d. Ak. d. Wiss«JII. Bd. Abth, III. so 642 g = Zn md vnr=r,bisr = r,, wo r,, und r, den der Ordinate z entsprechenden innern und äussern Halbmesser des Ringes bedeuten, so erhält man R = ingf(r,—r,*)da. Wenn die äussere und innere Wand des Ringes nicht senk- recht und parallel sind, so kann man setzen rn zo+e, n,=0+ es wo o und oe’ die mittlern Halbmesser bedeuten, und & und «’ jeden- falls (wenn der Ring nur mit mässiger ‘Sorgfalt gefertiget ist) so klein seyn werden, dass man ihre Quadrate und höhern Potenzen vernachlässigen kann. Unter dieser Bedingung gelangt man endlich zur Gleichung R = zn(g* — g*)ge wo c die Dieke des Ringes bedeutet. Setzt man die Masse (das Gewicht) des Rings — p, so ist p — rn (e'? — og?) gc, mithin R=:3@?” +)» Wäre die obere und untere Fläche des Rings (die zwei auf der Drehungsaxe senkrechten Flächen) nicht genau parallel, so* würde dieses, falls die Abweichung nicht bedeutend ist, auf das Trägheits- Moment keinen Einfluss haben. Es ist aber nothwendig, dafür Sorge zu tragen, dass die Abweichung nicht bedeutend werde, weil man sonst die Durchmesser unrichtig erhält. Ist der Ring nicht homogen, also q eine veränderliche Grösse, so muss dieses bei der Integration des Ausdruckes für Z} berück- sichtiget werden: unterdessen wird man gleich bemerken, dass unter den möglicher Weise zu erwartenden Gesetzen der Dichtigkeit die wenigsten auf das Trägheits-Moment einen merklichen Einfluss ha- ben. Jedenfalls wird man für den Ring eine Materie wählen, bei welcher Unregelmässigkeiten am wenigsten zu erwarten sind; somit 643 wird ‚der gewöhnliche oder wahrscheinlichste Fall seyn, dass ‚die Dichtigkeit nach der einen oder andern Richtung für die ganze Aus- dehnung des Ringes zunimmt. Geht nun die Zunahme in verticalem oder horizontalem Sinne, so wird dadurch der Werth von R keine Aenderung erleiden; bloss für den auf keine Weise wahrscheinlichen Fall, wenn die Dichtigkeit eine Function von r wäre, würde die Vernachlässigung dieses Umstandes bei Berechnung des Trägheits- Moments einen Fehler zur Folge haben, dessen Betrag man- auf fol- gende Weise schätzen kann. Setzt man et, ee ZI+ı, r=z1+n,gy=gli ter + Pr’ +yr3...) R=3(0? +0) p so hat man RZ R(1-+ 3000? —1(«—2ß+«2)ded— Z(3e— 108? — 15’ + 502 P — 24ß—54y)do*...) Wählt man vortheilhafte Verhältnisse, so dass 0! — o nahe = „Lo T? e ; 2 und „= — 1 etwa 15 betrage, so erhält man auch, wenn die Dich- tigkeit in der Breite des Ringes um -1; sich ändert, gleichmässig von Innen nach Aussen zunehmend, den Werth von K nur um sei- nen 1000sten Theil wnrichtig. Man kann hieraus schliessen, dass Ringe von Glas, Messing und andern Materien, denen eine eben so gleichmässige innere Structur, wie man sie bei den eben genannten Körpern gewöhnlich findet, zukommt, als homogen angenommen werden dürfen. Uebri- . gens ist man immer im Stande, über die innere Beschaffenheit eines Ringes nähere Bestimmung zu erhalten, indem man ihn (Fig. 10), mit einem Spiegel s versehen, an einem Stahldrath dd vertical schwingen lässt, und die Schwingungsdauer bestimmt, wenn verschiedene Theile der Peripherie in die verticale Linie nach « gebracht werden. Prak- tisch ist jedoch das Bedürfniss solcher Untersuchung so wenig we- : 80 * 644 sentlich, dass die weitere-Entwickelung des eben angedeuteten Ver- fahrens füglich hier unterbleiben kann. Bei den Messungen selbst ist es aus andern Gründen immer nöthig mehrere Ringe zu haben, und die Resultate zu vergleichen, wobei ein unbrauchbarer Ring leicht erkannt werden kann. Bei der oben entwickelten Methode zur Bestimmung der magne- tischen Intensität wird, vorausgesetzt, dass zum Behufe der Ablen- kungen, der Ablenkungs-Magnet senkrecht auf die Richtung des ab- gelenkten gestellt werde. Da dieser Bedingung wohl nie streng ge- nügt wird, so haben wir den hieraus entstehenden Fehler zu be- stimmen. Es sey (Fig. 11) ab ein ablenkender, a’ b’ ein abgelenkter Mag- net, AB eine Linie, welche durch ihre Mittelpunkte geht, «ß der magnetische Meridian. Die Nordpole der Magnete sollen mit der Linie AB die Winkel w und y‘ machen; der Ablenkungs- Winkel sey 9. Die Anziehung der Elemente d»n und dm‘, die sich in o und 0’ befinden, wird nach $. 2. seyn VV' dmdm' 00'2 und das Drehungs-Moment, welches diese Kraft auf den Magnet a’ b' ausüht, ist __ Y’V' dm dm! HS gie 00'2 00' Nun ist aber, wenn man ce = e,oe —=r, od = r setzt 0: —(e-+reosy—r'cosy’)?+(rsiny—r'siny’)?,of=esiny’+rsin(y’—y) mithin das ganze Drehungs-Moment IE Pe a ad N u 645 bo, pn VV dmdm ’r (esin W +r sin(y — v)) 2 ge ggf und dieses wird dem von dem‘Erdmagnetismus ausgeübten Drehungs- Moment M,/' X sin g gleich seyn. Setzt man hier y’ — 90° + dy’ und w = 0° + dw, so er- hält man M, Xsinp=— f} cite EEE. ER ui —— (4sin? 3öw--4sin? 415W+ (kefr)2-kr2) +r' JE +sinöysinöy)+ . ... Demnach sind die anzubringenden Correctionen so gering, dass wohl nie ein Fall vorkommen wird, wo sie nicht vernachlässiget werden dürften. Dagegen kann leicht in der Distanz e ein Fehler entstehen, weil man nicht die Distanz des Mittelpunktes, sondern die Distanz des Endes des Ablenkungs-Magnets von dem freien Magnet unmittelbar abliest. Ist Z die Länge des Magnets und man stellt das Ende in der Eutfernung e — 4 !, so ist die Entfernung der Mitte, wenn v — 0° + Öw ist, nicht e, sondern e—4I1(1 — cosdy) ze—1Isin ?% dy.‘ Diese Entfernung in die Formel substituirt, gibt einen grössern Werth für A, und zwar um 3X Le öy. e Man wird wohl nie den Ablenkungs-Magnet so nahe stellen, dass nicht e grösser als 27 wäre; für e — 27 dürfte aber dy nicht über 20° betragen, wenn der Werth von X bis auf den 10,000sten, Theil richtig gefunden werden soll. 646 Bei den Ahlenkungs-Versuchen ist: es nöthig, um eine möglichst vortheilhafte Bestimmung von y und e zu erhalten, eine vierfache Messung vorzunehmen. Man Ian nämlich den Ablenkungs-Magnet zuerst nach a, b,, dann nach a, b,, indem man das Ende auf den Theilstrich y, und y, einstellt, wobei der freie Magnet in der Lage a’ b' gehalten wird, und zwar nennen wir den Ablenkungs-Winkel ße’ b’ für die erste Messung Y, für die zweite 9,. Die Distanzen von der Mitte bezeichnen wir auf folgende Weise ad =e-+ det de Ge —ze-+ de — de so dass yıyz — ?e + ?4de sey. Setzen wir in der auf der vor- hergehenden Seite vorgenommenen Entwickelung y — 0, w — 90° und substituiren die Werthe der Distanzen c,c’ und c;c', so erhalten wir . VV’ dm dm‘ r' (e+ ZJe--de--r) M,X.sino, =— 2 sr “ im (+ Je +de+n?®+r2)? ; MX. sin »=—//7 ll ve ((e+de— 5er)? +r2)$ Stellt man nun das Ende des Ahlenkungs-Magnets auf die Theilstriche y; und y, ein, so dass er die Lage a, 5, und a, b, erhalte, und nennt man die Ablenkungs-Winkel — 9, und — y,, und setzt die Entfernungen ze — e — de + de ed — e — de — de so wird Y5 74 — ?e — 24de. Substituiren wir nun diese Werthe -in der obigen Entwickelung, wobei w — 90° und y — 180° ge- nommen werden müssen, so haben wir M;Xsings = dm dm’ r' (e— Ze -+-Öde —r) ((e_ de+ de —r)? Hr 2)? VV’ dn dm’ r' (e— Je— de —r) ((e— de—de —r)2+r2)? + M,Xmngo,= nn Se u 6 47. Addirt man die vier Gleichungen und dividirt.die Summe durch 4, so erhält man M. Xi - R z ‚Ierr Ar r®— 679% ı X4 (sino, +sing,+sino,-+sino,)=/[VV’ dmdm za? Tele Orr® —30r°-+*r5r j + — I. +0 (det + Bet +5.) +...] Im Falle das von 4e, de, de’ abhängige Glied weniger als den 10000ten Theil des Werthes von X heiragen soll, darf die Summe arte nicht über „t; gehen. Was die Grösse Je = 4 Wı Y2 — Y3 Ya) betrifft, so wird sie, wenn nur die Apparate mit mässiger Sorgfalt construirt sind, so klein ausfallen, dass man sie vernachlässigen darf. Der Werth von X wird also ohne Cor- rection bis auf den 10000sten "Theil richtig seyn, wenn E und e kleiner als „4, sind, d.h. wenn die Differenzen 9, — 9,, 9, — 95 kleiner sind, als 21... heig — 200 34... bei gg = 30 Berücksichtiget man diese Grenzen und setzte —4(y, y5 + yz 7) undg — (9, + 95 + 95 + $,), so hat die Gleichung, (V.) ihre volle Gültigkeit, selbst wenn den $. 3. angenommenen Bedin- gungen [Vdm — 0 [V’dm’ — 0 Sr?Vdım — 0 fr'2V’dm' — 0 u. 8. w. nicht streng genügt würde. Um den Werth von = zu erhalten, reicht 'es hin, die Ab- lenkung 9 für eine einzige Distanz e zu Ikennen, vorausgesetzt, dass man den Werth von 1 + 2 + bestimmt habe. Die Be- stimmung dieser Grösse erfordert aber Ablenkungen in verschie- denen Entfernungen, ‚wobei für jede m eher eine Gleichung von der Ferm (V.) erhalten wird. nämlich die Distänzen e,e,e”... und die entsprechenden Ahlenkungen 9, 9, 9" 648 so hat man, wenn log (i +2+4 — 4 _ & 2... ‚gesetzt wird Mm ; : lög — =.log,(& e* sin +5+% M_ ON A g lög -— — log (4 nt AR ar Rn log x = log (z e”® sin 9’) + at S > woraus log 2 eliminirt und durch die Methode der kleinsten Quadrate p' und g’, mithin auch p und g abgeleitet werden können. $. 3. Drei Umstände haben wir noch zu; berücksichtigen, welche bei In- tensitäts-Messungen die Einführung entsprechender Correctionen noth- wendig machen, nämlich die T’orsion des Fadens hei Schwingungs- Versuchen, die T'emperatur und die während der Messung vorgehen- den Aenderungen der magnetischen Kraft. Setzt man das Verhältnis der Torsions-Kraft des Fadens zu dem magnetischen Moment des Stabs —y, so wird die Kraft, welche den Magnet beim Schwingen in die Lage des Gleichgewichts zu- rückzuführen sucht, in dem Verhältnisse 1 + y vermehrt. Wir er- halten demnach z:KH MAUS Uebrigens wird man die Dimensionen der Apparate (ausgenom- men hei Bestimmung des Trägheits-Moments K) immer so einrichten können, dass y — 0 gesetzt werden darf. v h f 7 . # 649 ‚Die. Temperatur - Zunahme wirkt auf zweierlei. Weise, indem sie die Dimensionen der Körper vergrössert und die magnetische Kraft vermindert; demnach werden X, e und M einer Correction wegen der Temperatur bedürfen. Da K..das Quadrat der Entfernung vom Mittelpunkte enthält, so wird man, ‚wenn, ° den Ausdehnungs - Coefficienten des Stalıls für 1° bedeutet und die Temperatur — f ist, haben K-Ki+F® —K,U+2ßn { «K, bedeutet hier, das; Trägheits-Moment für 0° Temperatur. Die Distanz e wird auf Messingschienen gemessen; nimmt man demmach den, Ausdehnungs-Ooeflicienten ‚des Messings für 1° — ß, und die ‚Distanz für 0° Temperatur — .e,.an, so hat ınan e—=-&(1+PO- “Setzt man den Verlust an magnetischer Kraft, der einem Grade nen entapticht, — « und die Temperatur ‚wieder — /, so; Winoh " hai HM Mor —.a) | seyn, wenn Mm; pa insgriötische Moment für 0° Temperatur be- BERE- - Führen wir diese Correctionen in die Gleichung (v1) ein und nehmen an, dass die Schwingungen bei der Temperatur f, die Ab- - lenkungen aber bei der Temperatur #° gemessen worden, so erhal- ten wir RL cc K, 1 st: hai gering aH2RI-aßr— ale -)—y) Bei gehörig: gewählten. Verhältnissen der, Messungs- Apparate Abhandlungen d, Hl,Cl. d. Ak. d. Wiss, III. Bd, Abth. III. 81 650 wird der Factor 1 + rn En Fi so klein seyn, dass eine Correetion desselben wegen der Wärme unnöthig wäre. Bisweilen ist es erforderlich, die bei einer Temperatur £ beobach- teten Schwingungszeiten und Ablenkungen auf diejenigen Werthe zurückzuführen, welche man erhalten hätte, wenn die Beobachtung bei der Temperatur 7 vorgenommen worden wäre. Für diesen Fall gelten folgende Ausdrücke: “ Correction der Schwingungsdauer — — T (tt — ı) (? +3.) Correction der Ablenkung .... — +tgp E— 7) BP + e«) Eine Intensitäts- Messung nimmt immer einen längern Zeitraum in Anspruch, und da an der magnetischen Kraft unaufhörlich Aen- derungen vorgehen, so müssen wir hier die Art angeben, wie solche berücksichtiget werden. ı Bei der Schwingungsdauer ist nur die Aenderung der Intensi- tät in Rechnung zu bringen. An den Variations-Instrumenten liest man am Anfange und am Ende den Stand ab, und nimmt an, dass der gemessenen Schwingungsdauer das Mittel der beiden Stände entspricht, was der Wahrheit um so näher kommen wird, .je kürzer der Zeitraum ist, den man zum Messen der Schwingungsdauer, an- wendet. Es sey der auf solche Weise erhaltene Stand der Inten- , sitäts - Variation — n', der Werth eines 'Theilstriches — ? und X, die absolute Intensität, welche dem Nullpunkte der Variations-Scala entspricht, so hat man die wirkliche Intensität — X, (1 + =), demnach n? MXAui+nd)= = a+aeßR+a)d Bei den Ablenkungen hat man ausser den Variationen der In- 651 tensität auch jene der Declination in Rechnung zu bringen, was auf folgende Weise geschieht. Es seyen die Ablesungen des Kreises v, v’ (bei Ablenkung westlich) und o” v”” (bei Ablenkung östlich) und die gleichzeitig am Declinations-Instramente abgelesenen‘ Stände 0,0’, 6”, 6”, so hat man die auf 0 des Declinations-Instruments redu- eirten Ablesungen » — 6, W — 6%, 0" — 0”, 0” — 0" (voraus- gesetzt, dass die v und d in demselben Sinne gezählt werden, im entgegengesetzten Falle wäre das Zeichen + zu nehmen), und die Ablenkung ergibt sich te? EHEN He eh) 2 Hiebei ist angenommen, dass die Theilung des Kreises von Nor- den üher Osten bis 360° gezählt wird. Setzen wir N) a ı (v" -- Di v SEP v) und dg — 1 (d + 9 — d* — 0”); nehmen wir ferner an, dass gleichzeitig mit der Einstellung der Winkel », v‘, v", vo” die Intensitäts-Variationen aufgezeichnet wor- den, und dass das Mittel der aufgezeichneten Stände — n” sey, so haben wir die Gleichung 2 — ws Kam te sin (g + dp) ir 72 er t) Endlich verwandelt sich die Gleichung VI in folgende ar ı+2+2 ie x ae FT irera G-+ßt-3 Bl +4 a(t—t)—} e ed ).) eo” Bisweilen ist es für die Zwecke der Rechnung nötlig, die Werthe von T' und g anzugeben, welche man erhalten haben würde, 8ı* 652 \ wenn eine bestimmte Intensität statt gefunden hätte, d. h, wennidie Variation einen bestimmten Stand, z. B. N” gehabt hätte. Die -dessfalls nöthige, Reduction ist “für die Schwingungszeit 7% a a N :T für die’ Ablenkung 9 ........ + m — Nitgg "WW Um auf dem hier bezeichneten Wege zur Kenntniss des Wer- thes der Horizontal-Intensität zu gelangen, haben wir noch die Hülfs- mittel anzugeben, ‘wodurch man die Werthe von 7 und 9 bestim- men kann. $. 6. Die Vorrichtungen zur. Messung, der Schwingungsdauer sind in Fig. 13. so ausführlich dargestellt, dass sie keiner weitläufigen Er- klärung bedürfen. Der Magnet hat in der Mitte em Loch, durch welches die Schraube der Spiegelfassung geht; durch eine von oben angeschraubte Mutter wird er fest gehalten. Die Schraube hat ein Häkchen, welches in die Schleife des Fadens eingehängt wird. Für die gewöhnlichen Schwingungen braucht man nur einen einfa- chen Coconfaden, dessen Torsion — O0 anzunehmen ist. Bei Be- stimmung des Trägheits-Moments vermittelst des aufgelegten Ringes muss der Faden mehrfach genommen werden (für 200 grammes 6fach), alsdann wird er oben mit einer einfachen Torsions- Vorrichtung T verbunden, getragen von der Säule aa. Ueber das Ganze stellt man die Glasglocke g9g. Sie muss sich unten an die Unterlage so dicht anschliessen, dass keine Luft hinein- kommt, was leicht zu erreichen ist, “wenn die Unterlage aus einer ehe- nen Stein- oder Glasplatte besteht (und die Glocke sorgfältig ge- PIE Nor SAU, we“ . 653 schliffen »ist.‘'» Einfacher‘ und noch vortheilhafter ist es, als -Unter- lage blos ein Brett’'zn‘ gebrauchen, darauf‘ einen 'Ring"von Kleh- wachs festzumachen' und: die ee hineinzadräcken #).’ silyiäkgssb Smsniaud-Ishrsstill n9b us oliansııl sıb buyr arlisl Aus der Glasglocke ist das Stück p''herausßeschliffen, 'und!ein Planglas eingekittet, wodurch man auf den Pr s ae Betess hineinsehen kann. Mit dem in einiger, Entfernung; (etwa; 3.— 4 Fuss) aufgestell- ten Beleuchtungs-Spiegel S wirft man das ‚von einem Fenster kom- mende Tageslicht auf den Magnet-Spiegel und erhält dasselbe wie- der i in dem kleinen Fernrohr f zurück. Vor dem ‚Spiegel S' stellt man noch die Glas-Scala h auf, deren Theilstriche durch das Fern- vohr in sehr heller Beleuchtung gesehen werden. Rügksiehtlich der Beobachtung der Durchgänge ist zu., bemerken, dass, da sie sehn; schnell aufeinander folgen, es nicht. ‚wohl möglich ist, sie alle auf, zuzeichnen; desshalb lässt man eine bestimmte Anzalıl Durchgänge zwischen den beohachteten aus; es muss aher eine gerade Anzahl seyn ‚ damit unter den beobachteten Durchgängen eben so viele von der Linken zur Rechten, als von der Rechten zur Liuken vorkon- men, "mithin der Einfluss einer während der Beobachtung vorgegau-ı genen Aenderung, der Declination eliminirt werde. ray va “pe z Wenn man eine Reihe von. zehn; Durchgängen, beobachtet hat, so setzt man ans, fängt etwa, bei dem zweihundersten Durchgang wies, HLIOA zungaivwdloeı } fi } b ” \ Wi) Es ist unbedingt worhwendle, den Magnet so einzuschliessen , dass die "»'-Oseillationen der äussern Luft nicht zu demselben’ Welangen. Selbst in einem wohl verschlossenen: Zimmer, ist. die Luftswömung) so gross,.dassi sie, wenn die Glasglocke mich: ‚gehörig schliesst, die, 4 memniie des “Magnets wößeh kann. . ö = AUgmwere 654 der an, und zeichnet noch einmal zehn Durchgangszeiten, ‚der ersten Reihe correspondirend, auf; die Differenz der beiden Reihen, durch 200 dividirt, gibt den Werth einer Schwingung. Am Ende jeder Reihe wird die Intensität an dem Differential-Instrumente, desgleichen auch die Temperatur notirt. Hier ein Beispiel: Magnet Nro. VI. " April, ‚23. Morgens Be! > ERS: ad, WTENFION y af 1) 854 44,8... 4a 49”,0.. 924’ 30”%,1.. #34 53,0 4) 56 ‚6 0,8 joe. rege 5,9 7) 8,9 13 ‚0 54 ‚1 17 „1 10) 20 ‚4 25 ‚0 6,2 29 ‚9 13) 32 ‚8 37 ‚0 18 „1 : 4 ;1 BR... 9427 49 ‚0 30,3 54 ‚0 19) 56 ‚9 1,0 43 ‚0 5,1 22) 8,8 12 ,9 54 7 18 ‚0 25) 20 ‚9 25 ‚0 6,8 29 ,8 23) 32 ‚9 36 ,9 16, 42 ‚0 Intensität 47 ‚6 48 ‚0 48 ,8 49 ‚2 Tem. + 59%4 59,9 6°%,1 i 6°,3 Die Zusammenstellung ist, wie folgt C— B = % 4°,19 — 300 Schwingungen 1 Schwingung — 4,0140... ».45%.. u +56 D-ÜC-— 6 41,47 — 100 Schwingungen 1 Schwingung — 4,0147... 4 48,8... +60 E—D- 13 23,16 — 200 Schwingungen 1 Schwingung — 4,0158... „ 32. „+62 655 4 Um ‚die ‚einzelnen Bestimmungen, vergleichen zu können, muss man sie ‚auf dieselbe Intensität, und, Temperatur reduziren; die zu diesem. Zwecke entwickelten Formeln geben, wenn i = 0,00011397, P’= 0,0000135, & — 0,000539 gesetzt werden, und wenn die Re- duction auf 5° Temperatur und 40 Intensität geschehen soll Reduction — — 0",00023 (m — 40) —- 0°,00108 (#— 5°) Die Bestimmungen der ‚Schwingungsdauer geben nach vorge- nommener Reduction folgende Resultate: 4",0116 4, 0116 4, 0124 Die, ‚Vorrichtung, ‘wodurch ’man ‚die Ablenkungen misst, stellt im: Wesentlichen. Fig. 14... dar.: In. dem Gehäuse AB DE hängt. der, freie Magnet on» an dem Coconfaden ff und trägt den Spiegel s, dessen Fläche parallel mit‘, dem Magnet ist. Vor dem Spiegel 5 befindet sich das Objectiv o, in dem Gehäuse festgemacht; dazu gehört das Ocular db. Im Focus des Objectivs ist der Faden FF' aufgespannt, und hinter dem Faden steht der Beleuchtungs-Spie- gel aa, der, das Tageslicht gegen das; Objectiv, reflectirt,.. Das. so reflectirte. Tageslicht wird vom Spiegel ‚s 'zurückgeworfen, und. da- mit auch das Bild des beleuchteten Fadens FF. Bringt man den Faden selbst zur Coineidenz, mit seinem Bilde, ..so ist die, optische Axe des durch. o und.» N, Treseolenn ‚senkrecht ‚auf dem Spiegel 5 - 193: ij e t - L ’ Il dl Wird diese Coincidenz hervorgebracht, wo noch e- Ablen- kungs-Magnet in der Nähe. ist, so zeigt der Vernier V die Able- sung an, die dem ‚magnetischen‘ Meridian entspricht; legt man als- dann ‚den Ablenkungs- Magnet MM ‚auf, ‚die Messingschiene, SS i in 656 eiller gewisse D Btanz' von’ freieivMagnet) und°dreht Odie Schiene ind’ den 'dämit ünveräuderlich verbundenen Verhier 7, 'bis'wieder die Eoincidenz des Falens"mit"seinem Bilde statt findet, 's6- hat man den der Bean, en TE DIADEENEn- VNA! (:Um_die aaa zu messen, in welche. der re net jedesmal gelegt wird, trägt die Messingschiene SS, deren ho- rizontale ara in ,$'S" zu sehenist, eine Teilung ı is ß, Di Ao.. Yarkerda # Würde man das Ende des Magnets MM auf einen Theilstrich einstellen, so wäre dadurch, selbst wenn man sich einer Loupe be- diente, die nöthige Genauigkeit nicht wohl erreichbar, desshalh ge- braucht man den Schlitten-NN. Derselbe besteht aus einem Mes- singstück, "dessen Lage auf (de ‚Schiene Verhalten’ wird’ durch zwei Lappen P5 »; "welche über die Schiene: herabgehen, und’ einen be- wegliehen, '&önisch gespitzten Stift ‘(oder Schraube) 4, der in die beiderseits der Theilungslinien in gehöriger Entfernung gebohrten Löcher gestellt wird. Die Einrichtung des Stifts ist in Fig. 15. darge- stellt. Fasst man den i in der Hülse gg beweglichen Drath am Ende han, so hat man eine mierömetrische' Bewegung des Schlittens, ‚welche dazu benützt wird, den auf der schiefen Fläche k gezogenewfeinen Strich zur Coineidenz mit”den Theilswichen der Messingschiene zu bringen, wobei man sich der vom Schlitten getragenen Loupe bedient. In dem Schlitten ist ein am obern Ende mit Schraubengang versehener Stift ©, welcher durch das in "der Mitte des Ablenkungs-Magnets befindliche Loch geht; die Schrauben-Mutter hält den Magnet auf dem, Schlitten fest. BT Um für eine bestimmte Distanz, z. B. Cc die Ablenkungen zu mes- ‘sen, stellt man den Strich A auf3, dann auf’5, dann, in umgekehrter Lage es’Schiiitens, ‘uf 3° und Endlich auf 5 ein; für die Distanz Cc ist dann 657 +@ +5 + 3% +5) zu nehmen. Natürlich muss der Schlitten eine bestimmte, mit der Theilung correspondirende Länge haben. Bei der Zeichnung habe ich nicht versucht, die Form des Ge- häuses, worin der freie Magnet mn hängt, eben so wenig die Art "und Weise der Verbindung mit der Alhidade oder dem Alhidaden- Kreise des Theodoliten näher darzustellen; die erstere ist im Grunde willkührlich, die letztere hängt von der Beschaffenheit des Theodo- liten ab. Bei dem Apparate, den ich im magnetischen Observatorium gebrauche, besteht eine Verbindung der Messingschiene mit der Al- hidade, welche im Allgemeinen mit der in der Zeichnung angedeu- teten übereinstimmt. Der Ablenkungs-Apparat, welcher zu unserm achtzölligen Theo- doliten gehört, hat ungefähr die in Fig. 16. dargestellte Form. Eine Axe mit Zapfen, welche denen des Theodoliten-Fernrohres gleich sind, wird in die Lager gelegt; die Bewegung dieser Axe hindert das Stück ff, welches sich an dem hervorstehenden Zapfen A festhält. In einem Gehäuse ab befindet sich der freie Magnet, der Spiegel ist im Cubus der Axe; beiderseits gehen vom Cubus Röhren hinaus, auf welchen die Theilung sich befindet, und auf welche der Schlit- ten gelegt wird. Die Rohrhälfte ed bildet zugleich das Fernrohr, in d ist das Objectiv, hinter welchem sich der Spiegel des freien Magnets im Cubus der Axe befindet, o ist das Ocular. Eine Hauptbedingung bei den Messungen ist, dass bei Hinüber- setzung des Schlittens von der einen auf die andere Seite die ho- rizontale Lage des Alhbidaden-Kreises sich nicht ändere, weil sonst der Mittelpunkt des freihängenden Magnets in Beziehung auf die Abhandlungen d, II. Cl. d.Ak.d. Wiss, III. Bd. Abth. III, 82 658 Theilstriche sich ändert. ‘Diess'würde der Fall seyn, wenn die verticale Axe des Theodoliten, womit die Alhidade und die Mes- singschiene verbunden sind, Spielraum in der Büchse hätte. Man verhindert 'diess dadurch, ‘dass man 'eine hinreichend starke Feder in der Büchse befestiget, durch ‘welche"die Axe beständig nach ei- ner Seite gedrückt wird; oder man bringt eine Lihelle an, welche bei jeder Beobachtung abgelesen wird, und deren Angaben dazu dienen, den Einfluss der veränderten Lage in Rechnung zu bringen. Das erstere Mittel ist ohne allen Zweifel das bequemere; man kann sogar ‘die Feder entbehrlich machen, ‘wenn man die Axe ziemlich streig in der Büchse gehen lässt, und ‘den Aufhängungs-Faden sehr kurz macht, was hier keinen Nachtheil bringt, weil die Torsion ohnehin nicht berücksichtiget zu werden braucht. Die Methode setzt voraus, dass, wenn nach Entfernung des Ahlenkungs-Magnets, die Messingschiene so gestellt wird, dass der Faden mit seinem Bilde coincidirt, die Schiene auf die Richtung des freien Magnets, d.h. auf dem magnetischen Meridian senkrecht sey. _ Diese Bedingung wird dadurch erfüllt, dass man die auf den mag- netischen Meridian senkrechte Richtung bestimmt vermittelst einer entfernten Mire; auf diese die Schiene richtet und bewirkt, dass zu gleicher Zeit der Faden, den man verschieben kann, mit seinem Bilde coincidire. Die Gleichung S. 645 zeigt, dass eine besonders grosse Genauig- keit hiebei nicht erfordert werde. In der Entwickelung des Ausdruckes S. 639 hängt der Coefficent des zweiten und der höhern Glieder von dem Verhältnisse des freien Magnets zu dem Ablenkungs-Magnete ab. Es ist nun zweckmässig, das Verhältniss so zu wählen, dass die erwähnten Coeffieienten sehr klein werden oder gänzlich verschwinden; diess muss durch Ver- 659 suche erzielt werden. Dabei berücksichtiget man: anfangs, dass, wenn es sich um einfache Magnete handelte, das zweite Glied ver- schwinden würde, wenn die Quadrate der Längen des Ahlenkungs- Magnets und freien Magnets sich verhielten wie 3.» 2. Lässt man nun anfangs den freien Magnet etwas’ länger, als durch dieses Ver- hältuiss gegeben wird, und verkürzt ihn allmählig durch Abschlei- fen, so kann man das Verschwinden des zweiten Gliedes bewirken. Die Torsion des Fadens f hat zwar unter‘ den gewöhnlich vorkommenden Verhältnissen auf die Endresultate keinen Einfluss; jedoch wird es der Sicherheit der Resultate zuträglich seyn, wenn man die Torsion gänzlich hebt oder auf einen sehr kleinen Betrag zurückführt. Ausser dem gewöhnlichen Verfahren kann man auch auf folgende Weise von dem Betrage der Torsion Kenntniss erhalten. Nachdem man die vier Ahlesungen vv’ vo” und die corre- spondirenden Declinationen 6” d” ö” aufgezeichnet hat, entfernt man den Ablenkungs-Magnet und bringt wieder den Faden zur Coin- eidenz mit seinem Bilde, dadurch erhält man die Ablesung des Krei- ses, welche dem magnetischen Meridian entspricht; wir wollen diese V und die gleichzeitige Ablesung des Declinations-Apparates 4 nen- nen. Ist nun die Torsion = 0, so hat man a ES a a a Bar a ER 2) Die Abweichung von dieser Gleichheit lehrt den Betrag der Torsion kennen. Bei dem Theodoliten muss man sämmtliche Stahl- und Eisen- theile, in so ferne sie an dem feststehenden Kreise und dem Ge- stelle vorkommen, entfernen, oder ihren Einfluss in Rechnung bringen. 'Was die mit der Alhidade verbundenen magnetisch wirkenden Theile betrifft, so hebt sich ein etwaiger Einfluss derselben im Mit- g2%* 660 tel aus vier Ablenkungs-Winkeln in eben derselben Weise; wie der oben berührte Einfluss der Torsion des Fadens auf. Wenn gleich dem- nach das Vorhandenseyn von Eisen- oder Stahltheilen in der Alhidade und der-Messingschiene nicht zu beachten ist, so muss man sorgfäl- tig darauf Rücksicht nehmen, dass keine Theile insbesondere an der Messingschiene vorkommen, welche durch das Hinlegen des Aklen- knıngs-Magnets magnetisch werden, und alsdann eine von der Stel- - lung desselben abhängige, mithin veränderliche Ablenkung des freien Magnets hervorbringen. Bei Anfertigung von Ablenkungs-Apparaten wird mau darauf bedacht seyn müssen, ein vortheilhaftes Verhältniss der Theile ein- zuführen, wobei es zugleich darauf ankommt, die Dimensionen so klein zu machen, als mit der Erreichung der erforderlichen Genauig- keit vereinbar ist. Bei dem Apparate des hiesigen magnetischen Observatoriums hat die Messingschiene 1 metre Länge, die Magnete 100 his 110 milimetres; nach den angestellten Versuchen habe ich aber Ursache zu glauben, dass es hinreichend seyn würde, der Schiene eine Länge von 3 metre, und den Ablenkungs - Magneten eine Länge von 60 millimetres und ein Gewicht von 5 — 10 gram- mes zu geben. In Beziehung auf die Ablenkungs-Magnete ist oben bemerkt worden, dass, wenn der Indifferenz-Punkt nicht nahe in die Mitte fällt, und in der einen Hälfte der südliche, in der andern der nörd- liche Magnetismus ungefähr symmetrisch vertheilt sind, sie nicht zu Intensitäts-Messungen gebraucht werden dürften. Um zu erkennen, ob diesen Bedingungen genügt werde, be- merkt man zuerst die Ahlesung des Kreises Y, welche dem magne- tischen Meridian entspricht; hierauf legt man den Ablenkungs-Mag- net auf die Schiene, so dass das Nord-Ende desselben auf einen 661 Theilstrich falle und zeichnet die Ablesung des Kreises v auf; als- dann wird der Ablenkungs-Magnet um 180° gedreht, und das Süd- Ende auf denselben Theilstrich gebracht und die Ablesung v auf- gezeichnet. Ist der Magnetismus symmetrisch im Ablenkungs-Magnete vertheilt, so wird vo — V — 7 — v’ seyn. Ich werde nun einige Intensitäts-Messungen beifügen, theils um die Grenzen der Genanigkeit, die praktisch erreichbar ist, zu be- zeichnen, theils um die Theorie zu erläutern und auf einige vor- kommende Umstände aufmerksam zu machen. Die Messungen sind angestellt im magnetischen Observatorium; - dabei sind folgende Umstände zu berücksichtigen: 1) süd-westlich von der Mitte des Kreises unter einen Winkel von 138° (vom magnetischen Meridian über Westen) befin- det sich eine Uhr mit einem Rostpendel, dessen oberes Ende einen Süd-Pol bildend, einen nicht unbedeutenden Einfluss auf den nahe in gleicher Höhe gestellten Magnet des Ablen- kungs-Apparats hat. Setzt man den oben erwähnten Win- kel — u, den gemessenen Ablenkungs- Winkel — 9, und das von dem Pendel ausgeübte Drehungs-Moment — S‘, so haben _wir die Correction des Ablenkungs-Winkels % bei Ablenkung westlich Ei Ss sin (180° — u-+o) + X cos o bei Ablenkung östlich S sin (180° — u 2) X cos @ mithin Osrreclion des Mittels = +2 ws u1g9 2) Am 29. November 1841 wurde der Ablenkungs-Magnet so nahe gestellt, dass die Ablenkung westlich 42° betrug; das Pendel wurde abwechselnd entfernt und wieder zurück- gebracht, wobei sich ergab, dass die Ablenkung um 2’ 30" kleiner war, wenn das Pendel entfernt wurde. Hiernach hat man Correction des Ablenkungs-Winkels 9 — — 75” tgyY Der Ablenkungs-Magnet hat auf die Differenzial-Instrumente einigen Einfluss. Die Differential-Instrumente befinden sich westlich in einer auf den magnetischen Meridian senkrechten Richtung; wenn demnach der Ablenkungs-Magnet des Inten- sitäts- Apparats um 9 westlich ablenkt, so hält es zugleich die in der Entfernung Z befindliche Declinations-Nadel um 2 nn cos 9 westlich vom Meridian; östlich findet ein ana- loger Einfluss statt. Will man diesen Einfluss bei den ein- zelnen Ablesungen des Declinations-Instruments nicht in Rech- nung bringen, so kann man ihn dadurch berücksichtigen, dass man dem Winkel p die Correction M er a er re hinzufügt. Die Nadel des Differenzial-Apparats für Intensität befin- det sich in derselben Entfernung und Richtung, wie die Declinations-Nadel und macht einen Winkel von 51° west- lich mit dem Meridian. Nennt man diesen Winkel v, so hat man die Correction der Ablesung bei westlicher Ablenkung re 3 cos @ cos o — cos (v — 9) ep E°’X cos v M H sg EEE E, 9) 663 Die Intensität selbst (Differenz zwischen den beiden In- strumenten) erhält in diesem Falle die Correetion a sinotgov E>X Bei östlicher Ablenkung ist das Zeichen entgegengesetzt, mithin fällt die Correction im End-Resultate weg. Die ganze Correction, die man an die Ahlenkungs-Win- kel anzubringen hat, beträgt demnach für 9 — 380,9 .... — 56” HB: Aue &u124 pe 3 Ba u Diese Correetionen sind hei folgenden zur Bestimmung von 4 + % gemachten Messungen bereits eingerechnet, die Winkel sind über- diess auf gleiche Temperatur und gleiche Intensität reducirt. Winkel. Temperatur. Winkel. Temperatur. y =38 53 10” + 95 9 =38 39 15" + 95 DZ DT 9,6 [72 21, 9° 51 9,7 g" 13 11 32 9,6 g" 135.7 42 9,7 g" SR : ae €. 9,6 g” 8 44 37 9,8 y =33 51 49 9,6 (7) 33 37 8 9,5 y 21.516.247 9,6 p Pi, 9,4 g” 13 11 16 9,5 g" 1a8 42077 %3 gg” 8 4 4 9,4 p" 8 44 16 9,3 9 38 48 41 6,6 9 38 36 20 8,9 [72 RT) 9,4 g 21 8 38 9,0 9" 13.9 50 8,9 9" 13659 9,1 g” 8 46 10 8,6 g" 8 4 9 9,1 Winkel. Temperatur. Distanz für + 13° RR. $ 38° 55° 30” 652 e = 277,831 millimetres y 21 16 43 6,6 en 933,387 $ 13 12 4 6,7 e” — 388,950 g" SUAEO 6,8 es 444,513 Bei der Berechnung kann man anfangs voraussetzen, dass a sehrklein seyn wird, alsdann ist es leicht einen approximativen Werth von p’ zu finden; man bilde nun die Gleichungen lg zur 4 P Eu RR + ö ge = Malgie sing ni + p +5 u. Ss. w. ziehe die letzte Gleichung von den übrigen ab und setze , p . AR lge’ sing + eghs lg e"'s sin Aa he, 4, ; Bon säge Mrnen lg e'® sing! + eg lg e“3 sin 0" — Fir 4, u. 8. w. dann rn =P und 4 = 0, so hat man 4, + 1,560 P + 55540 = 0o 4, + 0,778 P+ 2161 0 = o A; + 0,306 P + 0,76 0 = o Jede von den obigen Reihen gibt drei analoge Gleichungen, worin nur die Werthe von 4, 4, 4, verschieden sind. Sämmtliche Gleichungen nach der Methode der kleinsten Quadrate combinirt, geben, wenn das arithmetische Mittel der Werthe von 4, mit (4,) u. s. w. bezeichnet wird P = 1,92 (4,) — 405 (4,) — 377 (4;) 0 = 0,72 (4,) + 1,01 4,) + 09,79 (45) > 665 bieraus ergibt sich 0) h N . ar z = 0,98 (4,) — 3,64 (4,) — 3,16 (4,) Nimmt man £ = — 0,00264 an, so ergeben sich folgende Dif- ferenzen 4, = — 0,00003, — 0,00031, + 0,00027, — 0,00005, — 0,00007, — 0,00023, — 0,00027 + 0,00047, — 0,00011; + 0,00047, + 0,00001, — 0,00011, + 0,00014, + 0,00006 + 0,00016, — 0,00008, + 0,00022;, — 0,00018, — 0,00010, + 0,00016, + 0,00007 (2,) = — 0,00009,9 (4,) = + 0,00013,3 (4,) = + 0,00003,6 & na Hieraus folgt iz + et — — 0,00065 und log. = = 7,02702 + lg. sin 9 für 13° Temperatur. Da die Ausdehnung des Mes- sings 0,00188 für 80° beträgt, so hat man von dem log e?, um ihn auf 0° zu reduciren, 0,00039 abzuziehen *). Zur Bestimmung des 'Trägheits-Moments K wurden folgende Versuche abwechselnd mit und ohne Ring gemacht: 1842. ie EB enden. Intensität. Temperatur. Apr.23. Vormittag’ 12",9618 50 45,4. + 436 mit Ring Nr. I. 12 ‚9622 50 46,2 4,7 12 ,9ua2 50 46,50, 47 4 ‚0147 100 47,2 5,4 ohne Ring. 4 ‚0140 300 47,7 5,6 4 ‚0157 100 48,8 6,0 4 ‚0158 200 49,2 6,2 *) Die Combination der Beobachtungen zu dem wahrscheinlichsten Resul- tate ist hier praktisch von geringer Bedeutung, weil man die Zahl der Beobachtungen leicht so weit vermehren kann, dass jede richtige Com- bination (wenn es auch nicht die vortheilhafteste wäre) nahe zu glei- chem Resultate führt, Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak, d, Wiss, III. Bd. Abth. III, 83 666 1842. Apr. 24. Vormittag - Nachmittag Apr. 25. Nachmit. Apr. 26. Vormittag Schwingungs- Dauer. 12",9582 12 .,9615 4 ‚0123 4 ‚0133 4 ‚0142 4 ‚0143 4 ‚0164 4 ‚0157 11 ;2927 11 ‚2915 11 ‚2945 11 ‚2956 11 ‚2982 4 ‚0154 4 ‚0177 4 ‚0202 4 ‚0184 # ‚0111 4 ‚0119 4 ‚0128 13 ‚0790 13 ‚0825 13 ‚0827 11 ‚2915 11 ‚2896 Zahl der Schwingungen. 300 24 100 800 116 116 100 200 30 230 100 50 60 50 200 50 250 150 100 400 20 110 100 100 200 Intensität, Temperatur. ° 42,3 42,4 43,3 - 45,0 46,2 46,0 ° 39,6 39,5 38,4 37,6 36,8 37,3 37,6 36,7 36,4 36,0 35,6 46,6 46,9 46,8 49,2 49,9 51,8 48,7 43,9 431 mit Ring Nr.L 4,3 4,38 ohne Ring. 4,9 5,0 ° 51 7,8 ohne Ring. 7,8 7,8 mit Ring Nr. IL. _ 7,9 9,6 mitRing Nr. II. 9,4 9,2 9,6 ohne Ring. 9,4 9,4 9,4 3,9 ohne Ring. 3,9 4,1 4,7 mit Ring Nr. DI. 5,0 9,0 6,3 mitRingNr. UL 6,6 ! i u 667 Um diese Data gebrauchen zu können, müssen wir Sie vorerst auf gleiche Temperatur und Intensität redueiren. Die hiezu nöthigen Constanten und Reduetions-Formeln für die Schwingungen ohne Ring sind oben bereits gegeben; die analogen Reductions-Formeln für die Schwingungen mit Ring sind, wie folgt mit Ring I — 0”,00074 (m — 40) — 0”,00349 (t — 5) »„ ». DH — 0 ‚00074 (a — 40) — 0 ‚00353 (t — 5) ».». HI — 0 ‚00064 (m — 40) — 0 ‚00304 (ft — 5) Führt man die Reduction durch und vereinigt die zu derselben Gruppe gehörenden Beobachtungen, so hat man für Ring I... 4,0120... 12,9617 Temperatur 51 2, 012432 92,39600. 3 kat. 12734,5 ir Bm ....4,00:.. 13.0788 20.00 nA88 for Tage IH. . ‚2.0130 .°: 11 aBagum a RR MR DE AO A2 145 DRAD Ne der 295 20110 300. 14230220, 31.0. 210.2.0020..559 Die mit * bezeichnete Gruppe, der erste Versuch eines noch ungeübten Beobachters, muss ausgeschlossen werden; die übrigen vorkommenden Differenzen mögen zum Theile dem Umstande zuge- schrieben werden, dass nicht die Temperatur der Glocke, unter welcher der Magnet sich befand, sondern nur die Temperatur des Observatoriums aufgeschrieben wurde. Um das Trägheits-Moment des Magnets zu bestimmen, braucht man noch die Torsions-Kraft des Fadens, welche bei Ring I und U . . 0,00194 bei Ring IH >.» .0,00183 83%, 668 betrug und das Trägheits-Moment der Ringe, wofür sich gefunden hat Ring I: log. R = 8,58728 + 0,00002 (£ -— 13°) a tn ” UI = Kap Mit diesen Elementen findet man folgende Werthe des Träg- heits-Moments des Magnets RK. !7.61137 Sr 7.61154 of 51 4,9 Re ed 261461777 5 II 4,4 4.641722... 1lr, 7,8 7.61169 ,... II 9,2 Mittel 7.61159 für 5,4 Da die Ausdehnung des Stahls 0,00103 für 80° beträgt, so hat man für den Eispunkt K, = 7,61153. Wir können nun eine Formel für die absoluten Intensitäts-Mes- sungen in folgender Weise -berechnen: setzen wir T 4,01 + IT (in Secunden) 9 33 050° 4 dy (in Minuten) so haben wir, wenn X, dem Theilstriche 40 des Differential-Appa- rats entspricht, X, — 1,9400 — 48,21 x 100 dT — 3,50 dp — 0525 Ute 7) = 0321 4. (ni) oa, 180) Hier folgen einige Intensitäts-Messungen, die theils mit diesem Magnet (A), theils mit einem andern Magnet (B) für welchen 669 log. K, = 7,65771, leg5 e® + +% — 7,02818 und der Tem- peratur-Coefficient — 0,000426 war, gemacht worden sind. Inten- Absol. Intensität Schwingungs- Pi Bar 5 Intensität, Temperatur. Ablenkung. Temperatur, E40 zaducht. Dauer, Mai 6 .. 4,0230 ..42,2..+8)2..38535'21”.. 39,3+8)8... 1,9383 .. (A) 4 ‚4040.. 31,1... 84..35,13 24 ..40,7 8,8..1,9374..(B) 7..4,4032..52,4.. 6,8..35,1834 ..91,7 7,9.. 1,9377... (B) 4 ‚0253 ..44,3.. 9,8..38,4015 ..47,3 9,5+..1,9368 .. (A) 8..4,0238..43,0.. 9,1..38,3633 ..39;2 9,5..1,9376... (A) sität, Ein mit diesen Messungen ganz übereinstimmendes Resultat er- hielt ich am 5.Mai durch den Theodoliten-Apparat, wobei der freie Magnet 50 millimetres Länge hatte, der Ablenkungs-Magnet aber 60 millimetres lang, 9 millimetres breit war und 6 grammes wog. Man wird sich übrigens über die Präcision, welche die Beobach- {ung mit so kleinen Magneten gewährt, nicht wundern, wenn man . bedenkt, dass die Präcision um so grösser seyn wird, je stärker die magnetische Kraft im Verhältnisse zu der Masse ist. Dieses Verhältniss gestaltet sich bei kleinen Magneten weit vortheilhafter als bei grossen. Unterdessen kommt man bei fortgesetzter Verklei- nerung der Dimensionen bald auf eine Grenze, über welche es nicht vortheilhaft seyn würde, hinauszugehen, weil. sonst die vorkommen- den Längen- und Gewichts-Bestimmungen eine grössere Schärfe erfordern würden, als praktisch leicht zu erreichen ist. - ' Berichtigungen zu der vorhergehenden Abhandlung. Seite 627 von Zeile 17 anfangend bis folgende Seite Zeile 4 müssen die vor- kommenden X und Y die entgegengesetzten Zeichen erhalten. „» 633 Zeile Q von oben muss in der Formel — VX anstatt + VX ge- setzt werden. i x - r2a?3 r2ar3 „ 6353 vorletzte Zeile soll — —,,- anstatt 7. stehen. ä VVdmdm ety vYdmdm' » 636 Zeile 5 von unten anstatt en ee lese man ri e—cty p in der 4. und 14. Zeile der folgenden Seite vorzunehmen. Dieselbe Verbesserung ist in der letzten Zeile, dann „ . 640 Zeile 13 von oben anstatt des in der Formel vorkommenden g sollte © stehen. . err® — 30r® + rer ist zu lesen e7 .,...647 Zeile 4 von oben anstatt 6r'rs — 301°? + 4Er'5r e7 », 651 Zeile 3 von unten am Ende der Formel komm: vor % (n! — n’')i anstatt 3 (n! + n'!)i. Resultate der magnetischen Beobachtungen in München während der dreijährigen Periode 1840, 1841, 1842. Von J. Lamont. ’ v dr x r \ 7 4 \ - » . \ . i # \ ee r . ö % > 2 “ Pi a" \ r ' . - 7 \ * . x . x \ jet D = .Sı3i „Ik8t ‚Ohr “ ’ ı - ; STAU RIEN wa .v ” - x =. % y Rt > [4 2 - N VeriB Ä “ X \ 5 ® £ 4% % - ‘ - = 4 ’ ‘ .“ N j Se ee hi; 4 s - 35 # asauntdssdeadl wihbäntergem . aadsnal- ni i Ä l:' sbai!: asgindäitsıh bb beaudi. ‘ = % ; 7 C* wir ; ER n _ ’ - BERN, ‘ . komm. u.‘ ce ' Pi er ı Ash N «x 5 x 4 ’_ h han r [2 + Hk * =, ud r : / 2 y ” \ Yu = ..s 7 fe 1 $ Y j x ‘ IE E RU x Gr 3 - Resultate der maynetischen Beobachtungen in München während der dreijührigen Periode 1840, 1841, 1842. Ein Theil der dreijährigen Periode, auf welche sich die zwei- stündigen magnetischen Beobachtungen, der ursprünglichen Bestim- mung gemäss, hätten erstrecken sollen, ging bei uns, wie an den meisten Orten dadurch verloren, dass erst ein Observatorium einge- richtet werden musste. Am Anfang August 1840 waren sämmtliche Einrichtungen zu Stande gebracht, so dass die regelmässigen Beoh- achtungen ihren Anfang nehmen konnten: spätere Versuche zeigten aber, dass, um richtige Bestimmungen zu erhalten, Bedingungen und Vorsichtsmassregeln erforderlich waren, die zu jener Zeit, als die "Beobachtungen anfingen, Niemand noch erkannt hatte. In Folge dieses Umstandes sind die Declinations-Angaben vor dem Monat Juli 1841 und die Intensitäts-Angaben vor dem Monat November desselben Jahres als unzuverlässig zu betrachten, und desshalk auch bei folgender Zusammenstellung weggelassen worden, mit Ausnahme der mittlern Declination, wobei sich die Fehler der ein- zelnen Aufzeichnungen wahrscheinlich getilgt haben mögen. Abhandlungen d, II. Cl. d, Ak. d. Wiss, III. Bd, III. Abth, 34 GA \ Täglicher Gang der Declination. Von den nachfolgenden tabellarischen Zusammenstellungen giht die erste den täglichen Gang der Declination in Minuten an, wie ihn die monatlichen Mittel ergeben. Man wird aber bei näherer Untersuchung sich überzeugen, dass der Gang durch die Störungs- tage bedeutend entstellt ist, desshalb finden sich in Tabelle I die- selben monatlichen Mittel mit Auslassung der Störungstage berech- net. Auch nach dieser Verbesserung geben entsprechende Monate der Jahre 1841 und 1842 einen bedeutend verschiedenen Gang an, woraus denn folgt, dass 30 Tage auch mit Weglassung der Stö- rungen nicht hinreichend sind, um die Unregelmässigkeiten zu eli- miniren und eine richtige Darstellung des regelmässigen täglichen Ganges zu erhalten. Maır muss daher die Resultate mehrerer Jahre vereinigen; vor- läufig habe ich indessen versucht, die Unregelmässigkeiten auszu- gleichen, indem ich je 60 Tage (2 Monate) zusammen nahm. Das Ergebniss ist in ser beigegebenen a ne Tafel graphisch 1194 FEN Linien ee wird. Man sieht, dass der tägliche Gang im Sommer und Winter bedeutend verschieden ist. Im Sommer fängt die Bewegung gegen Westen zwischen 7 und $ Uhr Morgens an und erreicht ihr Ma- ximum um 1 Uhr Mittags oder sehr bald darnach. Von da fängt die Bewegung rückwärts (gegen Norden) an, und dauert his unge- fähr um Mitternacht. Hier findet eine kleine Bewegung westlich bis zwischen zwei und drei Uhr statt: alsdann tritt wieder eine nördliche Bewegung bis zwischen 7 und 8 Uhr Morgens ein. 675 Dieselben Hauptcharaktere erkennt man auch in den Winter- Monaten, jedoch wird hier die Bewegung bei Tage kleiner; die nächtliche Bewegung grösser, auch treffen-die Wendepunkte Mor- gens später, Blikage und Nachts früher ein. Ausser den Hauptwendepunkten gibt es besonders während der Nacht auch andere kleinere Bewegungen, welche in mehreren oft ir allen Monaten erkannt werden können; eine merkliche Ausbeu- gung der Curven kommt gewöhnlich bei Sonnenuntergang vor. Es scheint jedoch nicht zweckmässig, weitere Folgerungen oder Berechnungen auf die bisherigen Ergebnisse zu bauen, viel- mehr müssen wir den Erfolg späterer Beobachtungen erwarten und - hei diesen die Andeutungen benützen, welche die vorliegenden Zah- len. gewähren. Insbesondere wird man bemerken, dass es nicht 'hinreicht, bei den geraden Stunden allein den Stand der Declina- tion aufzuzeichnen: es scheint fast notlıwendig, sämmtliche Stunden zu nehfhen, mit Ausnahme etwa von 5", 9", 11% Morgens. Beobachtet man alle geraden und nur einen Theil der ungera- den Stunden, so kann man nur die erstern bei Berechnung der mitt- lern Declination zu Grunde legen. _Das Mittel der geraden Stunden weicht etwas von dem wahren Mittel (den die Quadratur der täg- lichen Curve gibt) ab, jedoch nirgends bedeutend, wie folgende Correctionstafel zeigt, worin angegeben ist, was man zu dem Mittel der geraden Stunden hinzufügen muss, um das wahre Mittel zu erhalten. t ’ 1. Jan. + 0,03 4. Mai 0,00 4. Sept. 0',00 4. Febr. + 0,01 1. Jwi 0,00 41. 0ct. 0,00 4. März — 0,02 41. Juli — 0,02 1. Nov. + 0,02 1. April — 0,02 1. Aug. + 0,01 41. Dec. + 0,01 84* 676 Man darf hieraus schliessen, dass, wenn es nur darauf an- kommt, Mittelwerthe zu finden, zweistündige Beobachtungen voll- kommen hinreichend sind. Mittlere Declination, ihre jährliche Abnahme und monatliche Aenderung. Bei Luftdruck und Temperatur tritt gewöhnlich mehrere Tage, oft einen halben Monat hindurch, ein höherer, dann wieder ein nie- derer Stand ein: solches ist bei der magnetischen Declination (die übrigens eben so viele Zufälligkeiten, wie Luftdruck und Tem- peratur hat) nicht der Fall; die Bewegung eines Tages kann weit von der Bewegung des andern abweichen, aher die täglichen Mittel entfernen sich desshalb nicht beträchtlich von einander. Tabelle V stellt die mittlere Declination von 10 — 10 Tagen dar, daneben findet sich die jährliche Abnahme angegeben, welche man erhält, wenn man jedes zehntägige Mittel von der correspondi- renden Bestimmung des vorhergehenden Jahres abzieht. Nan: sieht, dass für die jährliche Abnahme ziemlich verschiedene Werthe er- halten werden, unter welchen kein Gesetz zu erkennen ist. Das- selbe erhellt aus Tabelle VI, wo die monatlichen Mittel zusammen- gestellt sind. Vereinigt man die Beobachtungen in Zeiträume von je 4 Mo- naten, so erhält man folgende Zusammenstellung: 677 Declin. Dift. 1840 Aug. — Nov. 16° 59,3 %,1 1840 — 41 Dec. — März 57',2 7,8 Apr. — Juli 54 ‚4 2,7 Aug. — Nor. 51,7 1,6 1841 — 42 Dec. — März 50 ,1 1,8 Apr. — Juli 48 ,3 2,7 Aug. — Nor. 456, Zur Annahme einer jährlichen Periode bieten diese Zahlen keinen Grund dar, dagegen zeigen sie, dass die Saecularabnahme nicht gleichmässig ist, sondern Perioden hat. Ob diese Perioden einem Gesetze unterworfen oder zufällig sind, darüber entscheiden die bisherigen Beobachtungen noch nicht. Täglicher Gang der horizontalen Intensität. Den Gang der Horizontal-Intensität, wie ihn die monatlichen Mit- tel ergehen, enthält die Tabelle IH: Um die Unregelmässigkeiten zu ent- fernen, ist eine zweite Berechnnng vorgenommen worden, mit Hinweg- lassung der Störungstage; das Ergebniss ist in Tabelle IV dargelegt. Der Gang, den die beigegehene lithographirte Tafel darstellt, ist aus der Vereinigung von je 60 Tagen hervorgegangen. Die Haupt- charaktere der Intensitätscurven sind: Minimum zwischen 9 und 11 Uhr Morgens, hierauf Zunahme bis zwischen 12 und 4 Uhr Abends. Alsdann folgt ein wellenförmiger Gang, worin man vier Wellenberge 678 unterscheidet: der erste ist ganz kurz und hat seinen höchsten Punkt in den Sommermonaten gleich nach 3 Uhr Abends, in den übrigen Monaten etwas früher; der zweite hat seinen höchsten Punkt im Mittel um 8 Uhr Abends, der dritte bildet eine nicht be- deutende Erhöhung zwischen Mitternacht und 2 Uhr Morgens. Der vierte kommt gewöhnlich um Sonnenaufgang. Der blosse Anblick der .Intensitätscurven, sowie der Declina- tionscurven wird die Ueberzeugung gewähren, dass der tägliche Gang der magnetischen Variationen nicht von der Sonne allein be- dingt wird; höchst wahrscheinlich finden regelmässige Osecillationen der magnetischen Elemente unabhängig von dem Einflusse der Sonne statt. Es ist übrigens nöthig, zu bemerken, dass die Magnete, die bei dem Intensitäts-Instrumente gebraucht werden, beständig an Kraft nachlassen, ‘nach einem Verhältnisse, welches bisher noch nicht mit hinlänglicher Sicherheit ermittelt und in Rechnung gebracht wer- den konnte; desshalb bleibt einige, wiewohl in ziemlich enge Grän- zen eingeschlossene Unsicherheit in der Bestimmung des täglichen Ganges übrig. Verbindet man die Aenderungen der Declination mit denen der Horizontal-Intensität, so erhält man die in der lithographirten Ta- fel gezeichneten Figuren, bei denen wieder die Tagbewegung mit punktirten, die Nachtbewegung mit ganzen Linien dargestellt ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die totale Kraft des Erd- magnetismus unverändert bleibt, und die ‚wahrgenommenen Variatio- nen sich nur auf die Richtung beziehen, so dass durch die Aen- derungen der Horizontal-Intensität jene der Inclination gegeben sind. Nach dieser Voraussetzung würde die Zeichnung die Bewegung En A a a m en 679 . des Nordendes eines freien, in der Richtung der erdmagnetischen Kraft befindlichen Masnets darstellen. Man sieht, dass im Sommer die Curve mit zwei Ellipsen Aelın- lichkeit hat, wovon die grössere bei Tag, die kleinere bei der Nacht durchlaufen wird. Der astronomische Meridian steht auf der grossen Axe beider Ellipsen senkrecht. Im Winter werden die Curven viel complizirter, jedoch lässt sich der Uebergang von einer Monatcurve zur andern hachweisen. IE] h nonsl "Absotiite Horizontal= Intensität, ihre, ee en und. Saecularänderung. mb ! u ol Tabelle VIL gibt die Kosikicheh Mittel der absoluten Horizon- tal-Intensität, berechnet aus den zweistündigen Beobachtungen; die bei der Reduction gebrauchten Elemente (insbesondere die tägliche Abnahme des Magnetismus der Ablenkungsmagnete) bedürfen wohl noch einiger Verbesserungen, wodurch jedoch das Endresultat nicht beträchtlich geändert werden wird. ERSTER m Im Monat Mai scheint eine besondere Störung, wahrscheinlich beim Instrumente vorgekommen zu seyn, ich glaube desshalb, dass das Ergebniss dieses Monats vorläufig unberücksichtigt bleiben müsse. Die Vergleichung der Monate November und December der Jahre 1841 und 1842 giht eine jährliche Zunahme der Horizontal- Intensität von 0,0048, was (wenn die totale Intensität unverändert bleibt) einer Abnahme der Inclination von etwa 4’ entsprechen würde. Bringt man die Zunahme der Intensität bei den Zahlen der Tabelle 680 VO in Rechnung und lässt den Monat Mai weg, .so..hat, man die Intensität auf die Mitte des Jahres 1842 reducirt, wie folgt 1842 Jan. — März _. . 1,9326 April — Juni. . . 1,9311, Juli — Sept. : »..49298 ... Oct. — Dec. . . 1,9317 Eine jährliche Periode stellt sich deutlich heraus: Das Maxi- mum tritt im März, das Minimum im September ein. Die Bewegungen der Intensität sind von denen der Declination in so ferne sehr verschieden, als die mittlere Intensität (analog mit dem Barometerstande) mehrere Tage hindurch grösser, dann wieder kleiner ist, während die mittlere Declination mehrerer auf einander folgender Tage wohl nie beständig über oder unter dem wahren Mittel bleibt. Terminbeobachtungen. Die Terminbeobachtungen hat man bisher benützen wollen a) zur Bestimmung des täglichen Ganges, b) zur Bestimmung der mittlern Declination, c) zur Bestimmung der Art und Weise, nach welcher- sich die Störungen an verschiedenen Orten gleichzeitig äussern. Der letztere Zweck ist in den bisherigen Beobachtungen nicht erreicht worden, weil keine bedeutende Störung während eines Ter- LO PIZERRR 681 mines noch eingetreten ist, auch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Störung während eines Teermins eintrete, sehr gering. In dem täglichen Gange kommt keine Bewegung vor, die nicht durch stündliche Beobachtungen hinreichend bestimmt wäre; die zwi- schen den Stunden gemachten Aufzeichnungen lehren die schnell vorübergehenden Unregelmässigkeiten kennen, zur Bestimmung des regelmässigen Ganges tragen sie nichts bei. In wie weit die Termine zür Bestimmung der mittleren Decli- nation und ihrer jährlichen Aenderung mit Erfolg verwendet wer- den können, lehrt folgende Tabelle, wobei als wahre Declination das Mittel der zweistündlichen Beobachtungen von dreissig vorher- gehenden und dreissig nachfolgenden Tagen genommen ist. Irermin|_ Wahre Declination abgeleitet aus | Correction der Resultate Declination [dem ganzen] allen |dengeraden|des ganzen) aller |d. geraden Termin |Stunden| Stunden | Termins | Stunden | Stunden 1840 | Aug. [16° 60',36| 59',54 Is9:,50 57',90 |-+ 07,82. + 0',86|+ 2',46 | Sept. 59,24] 59,57 |59,97| 60 ,55 |— 0,33 — 0 ,73/— 1 ‚31 Oct. 58 ,77| 59,18 |59,07| 59,72 |— 0 ‚41— 0 ‚30|1— 0,95 Nov. 58,07| 57,97 157,71) 57,69 [+ 0,10 + 0 ,36|-+ 0,28 Dee. 97 ,47| 55,61 |55,72| 55,60 [+ 1,86 + 1,75,—+ 1,87 Febr. 56 ,93] 57 ‚08 56,901 56,06 |— 0,15 + 0,03|-+ 0 ,87 April | 55,64| 54,60 54,87) 54,94 I+ 1,04|+ 0,774 0,70) fe je.) En - Mai 55,56] 53,87 153,69) 53,50 |+ 1,694 1,87!-+ 2,06 Juni 53 ,37| 54 ,74 154,71) 54,63 |— 1,37)— 1 ,34|— 1,26 Juli 53,251 53,73 153,84]. 54,01 |— 0 ,48|— 0 ,59|— 0 ‚76 ‚Aug. 52 ,47| 52,85 52,74] 53,11 |— 0 ,38|— 0 ,27/— 0 ,64 Sept. 51,72] 51,70 51,651 51,81 |+ 0,0%)—+ 0 ,07/— 0 ,12 Oct. 50,90] 49,00 149,11) 48,72 |+ 1,90 + 1,89|+ 2,18 Nov. 51,07| 51,20 51,23) 50,65 |— 0 ,13|— 0 ,16/+ 0,42 ' |Dec. | 50,60] 50,65 50,40, 50,94 |— 0 ,05)+ 0 ,20|— 0,34 Abhandlungen d.1. Cl. d. Ak.d. Wiss. III. Bd. III. Abth. 85 682 \ Die wahrscheinlichen Fehler der Mittel für den ganzen Termin, alle Stunden und den geraden Stunden verhalten sich wie 1,0: 1,0: 1,4 Man sieht, dass es für die Bestimmung der mittleren Declina- tion ganz gleichgültig ist, ob man alle Stunden oder alle fünf Mi- nuten beobachtet. Dass der wahrscheinliche Fehler des Mittels der geraden Stunden etwas grösser ausfällt, ist wohl nur als zufällig zu betrachten; wenn man nur ein paar Tage, wo die beträchtlich- sten Abweichungen vorkommen, ausliesse, so würde der Unter- schied nahe verschwinden. Was hier von der Declination gesagt ist, gilt von der Inten- sität ebenfalls; ohnehin ist die Abweichung der einzelnen Tage vom Mittel weit grösser bei der Intensität als bei der Declination. 683 220000 szolszrla2H reeise‘e Iog« 06‘%127% 98°Tl08“T Ge‘HgFTIg92 7123 7] 00 88°0 000 AP THE TIGET SET OFESE FT SIT |9E°T LE FEST EHE TITET HE TEE LCUTHT| A0oN 78‘0/00°0)80°7,08°7 282/807 es'F 2r‘9 96°9 \ce‘g za riacz zgoezolrrTarzist“ 8er »O 02°0 89°092°0/00%883° 578 |30°C 79909‘ 190%2 I98‘c'zsgl92°T|ez‘0 000 cc 072‘ 072 0] ydas Be a8‘ er lze‘zicg‘e ser e2‘gl60806‘8 |.6‘2 [03'902 FircTlog‘0000 zF0 TS‘ 0129| nV AT TFO REIS LETIEHCIEg‘9 ses 6 83 erelerTloro000gFT cz Tloß‘T ng ELT OST 1 EP ST yocerslırerg‘6 68% |o9'elzo‘e|20‘T|00‘0 2o‘0|g9°0 69T gez zung ge %16°0,67°8 1C°E26°7 C0‘910F‘212°8|97‘6 196'8 |T9°9|cH’EIL9°TI62°0 0001 270. 7..° 7822| em 2 DET TH°T 86°7 00°8|C0°7 8r‘cl0c ler‘ #86 Hg Issc|Trelc2‘0\00°0 KH0lOS°T SZ TIEZT mıdy 0F7°000°0 68°1,86% 62°8120°9166‘2|80°2120°8 |1E% I82°0 267880 800 6rO 68° 1 Eu TFT | Ze 00°0,68°0|90°1 7831577. 08°E | T6PIr2‘c co‘9 |6H°C 00 TEg 62T Fe T|gHT 20T 960 TE 19,4 220 on eh TzelLgelLgielgp 7 d2T |ce‘c lan TioHElgg Tre ZIge Zoe on Zi gIz| urf arsı 723°7.00°0. 880 aHT82Tl0o9T len |TeT o2e oe Fra eier san 887927] 9A e90 820 00°0 77‘ 208; E47 770° 9129‘ 9 cc‘9 |pe‘c/26‘8| 808 608 FEISGEIIT SE TLT| AoN 78‘0,00°0 62°0 09T 66° 76 CT E21 26‘9, 68 Erz E09 TC E02 TE 50T zER 88T 6671 PO 670 ‚00° 0 97°7 onen ‘eır6‘ 3 0) % j SL8 60° 6 DL HEgIes'E rg Te2o Er Fr S8T 080] dog gro 78% 0 06°7.69°%.03°% 19°C) 96‘8 729/768, 86°7,99°0 00°0CT'0EFTIIEO| "Fuy 80% 30°7 08°% 388 95°7 289088 TECGCE 1958 |e8°C 64°E 69°T 000,700 02°0 260260] mp Ins1 5 2418318: 12°]9e | 018: [et] HORB 19 Is Ir lue las | ur | vorlunnl son] 26 | n8 | n2 | 9 | Wr PR | spusqy FEN, So‘, T nz uajroqejeag ur “upon usrparpyeuow uap yaeu ° UONeUL99CL 19p Sueg JOSE L I PIOAUEL wol 8 arme or er LIT} 0716.18.12.18.1:r7 1% soloo|eolerlsı|az|zz|relor | 9E Berry leerer |ict|istler]| a °T/00|120|8'710% 19%) 08 | sr |ıC | Ense inea |9T IcH 27 108 18% 97 | AoN soloo| Tr iss |lın| 67 | ca lo | Foloc|9g% | go |eo, 17 1a |2E || O0 oo golgoleriırzireierlcolen | Fr lzelre|\ct izolrolco|lgo|lgol us Harrer zeloe| sol Tele | 62 | 79|7|97 E00 FolsolıT| Any 872% |cejoc|selrz|rslosl2e | Frlzelrelct ivoloo |eolsır|cea| me ro leerierogier| dsl les | 82 lgcloe oT |00o/zo|rolor%log| mp 9relreizeloc|rolen|o8|es | esiralse|sıt loo|lro |yoler|sz| wm 9er ieere Tre rl 0626 Flyer loolco|Fr ix FT | mdy 20 | vo #7 1220807 | 67 | al | 69 ro yolrvr|erFrr | zen 00|0|00 | 87 | 97 | 8% | 6 ro | 9 este Foo ad erlooleroferege| serie | lg ge is Ins |ez |Icez er || wer 4 rar erotic rer Fre | velsrlue lc i6z | se Isa |iselıe| 9a 60 Foo HT isrlor|celrclog | Hals er er |re Ilse | ra |sT | AoN go l0olstriar|shı oc) Hu les | 6299| |rrlez|ore PO voırolzolctlezeice| ec) ewlos | „u 19% 6% so loolso|cr|soler| „Rs co 17167 |8% 107 10% | 22 | 06 |86 | Sylt Foloolroler|idT| Say 02108 18er se lzalsiai esl eine | #s|sic|ce | 97 |0%0 | 00 | 0 | 60 | 60 ng IH81 spuagy SUISION 654 % °c0‘,T nz uoaptayyegeag ur osersgungg A10p ‘TI OIPDAuL SunssejFoMumg Mu upapıy toyomeuou uop oeu uoneumoag op Fuer) 1oyorae]L 685 96° lest 920 Er re°7 ker 69°7 Iora zeuliyobooboolerlion Bro: bi, Dr ger |T2e 180°G I99°8 |oe% Iy1%7 60°7 |c0°T 03°7/990 3,70 000 90% 99 F|T9°E 88°C GEy IGE‘C | ao ers 296 |2E‘8 jeg% 66°9 I20°C Ipy°C 39 1899119%]12°0,00°0 EEE POL LE sc'8 PO POTT BHRF IL EN BR 1 IE Lc'6 6801 E6OFET‘E 9E'9 FO 00°0.08°0126°T|g25 STLSCH Por dos SOET LEGT g9F‘c7 ISTRzEOr 2977 IITgzOr E2ETgg PEZITETI000 SCH SEELE Error Suy| SHIT TO FT ggcH veriisgerlerer VEI79EOT|IB'9 80°C P’EISTT|00°098% 8P°C/0g‘2.02.07 120% 1 np, 296 SHTNSZTT EST EG0T IE TFOrT IICFE HF IST 000 SO 0EOSI TIEFE IE ec | mp 688 296 90 Ir6 lern sg‘8 |p8‘9 |T2° 077 7.0. M Phyrstelkang des Arten Ge P Da REITEN genahll lass elle: RER ra Bewegung NEL Cr 2X ug ı Tasse [ z Tr er a j T Aal: AS Ca ii: an k ek le | iv li Ar a 14 a al \ | f| [ re li SL, “ he ie un au GERN BAR je) 3 (27 | ie Te ‚er = { er ap 1 4 \ au GO ER EIN | - FERRET EEE vert in - Mänchen- cAhundl dv matdem ha Alapae Bd HU 32 Geec GPasulbeten der magnelschen Debian EEE MAL“ Genkelh Ueber quantitative Analyse durch physikalische Beobachtungen. Von Conservator Steinheil. Abhaudlungen d. IL.Cl.d. Ak. d. Wise. 11.Bd. Abth. III. 86 . s =... u ' > EN - “; £ _ - x u . S T id saylsaä oviistriasup „Sul serumlandosd: adyzilsdiexig 13 x \ IsdiiA tolyriseıed N je s ’ A j 47 5 Ak 5 ii 9annin uoäA Ueber quantitative Analyse durch physikalische Beobachtungen. Wenn verschiedenartige Dinge mit einander verglichen werden sollen, so muss das Maass der Vergleichung allen zukommen, aber in verschiedenem Grade. Die Vergleichung beruht dann darauf, das Mehr und Weniger nach der gemeinsamen Eigenschaft zu ermitteln. Wir vergleichen die Körper nach ihrer absoluten Schwere. Dabei wird irgend eine Wirkung der Schwerkraft als Einheit an- genommen und ermittelt, wie viele solcher Einheiten jedem der zu vergleichenden Körper zukommen. /ir vergleichen sie nach spezifischer Schwere. Hier setzt man für alle gleich grosse Raum- erfülluug voraus, und bestimmt für diese die entsprechenden Ein- heiten der Schwerkraft. Nimmt man aber gleich viele Einheiten der Schwerkraft für alle an, so sind die Räume, welche sie er- füllen, nicht mehr für alle gleich und die Beobachtung oder Ver- gleichung bestimmt dann diese. — Aber so wie wir hier die Aus- dehnungen nnd die relativen Einwirkungen der Schwere zu Ver- 86 * 692 gleichungseinheiten gewählt haben, weil sie allen Körpern zukom- men, aber bei jedem numerisch verschieden vom andern; eben so köumen wir auch andere Eigenschaften, die mehreren Körpern zu- gleich zukommen, als Maass derselben wählen. } Wir vermögen also jeden Körper zu bezeichnen und von dem andern dadurch zu unterscheiden, dass wir angeben, wie viel Ein- heiten einer gewissen Eigenschaft ihm zukommen, wobei aber im- mer die Einheiten ganz willkührlich bleiben und durchaus nicht mit einander verglichen. werden et w eil sie auf ‚Ungleich- th \elses artigein beruhen. r Wenn indessen, wie wir eben sahen, die Körper einzeln be- stimmt sind durch das Wieviel einer gewissen Eigenschaft; sollte nicht auch in einer Verbindung von zwei oder mehreren Körpern sich umgekehrt aus dem Wieviel verschiedener Eigenschafien das Wieviel einer ‚gewissen Eigenschaft bestimmen’ lassen? ' Aber wir nennen. quantitative Bestimmung ‘das Wieviel! der Schwere. —' Un- sere ‘Vorstellung, hat sich: an diese Maasseinheit" ganz’ gewöhnt. Onantitative: Analyse, gläuben wir: müsse in Gewichtseinheiten sege- ben seyn, obschon im Grunde nur die Sicherheit ihrer Messungs- mittel ‚dafür. spricht: — Bleiben‘ wirsals0 bei der Schwere, 'so stellt sich ‚die. Frage, ob. durch das Wieviel anderer Eigenschaften das Wieviel jedes Körpers in’ einem | Gemenge bestimmt werden könne. dlası - Isislı L il | j | : 1. @ewiss nur 'ih- solchen‘ Fällen, wo durch die Verbindung der zwei Körper ‘(wenn wir uns |vorläufgsauf diese‘ Zahlvbeschränken) die, gemeinsame Eigenschaft nicht verschwindet, sondern entweder ungeändert übergeht, auf die Verbindung oder aber nur Modifikatio- nen’ erleidet, ‚welche‘ nach Islieser Eigenschaft noch commensura- bel bleibens'i iv siw ©- dA — aueib am | 1 u Du ne u re Zee Een > 2 ER 2 Den oe 693 Dieser Weg der quantitativen Bestimmung kaun folglich nie all- gemein anwendbar werden. Indessen kann er sich mit Vortheil auf selır viele Verbindungen ausdehnen lassen. Betrachten ‚wir vorerst Auflösungen und Gemenge von Flüssigkeiten. — Sey ei Gemenge von zweierlei Flüssigkeiten gegeben. Was ist zur Bestimmung der relativen Quantität von jeder durch physi- kalische Beobachtungen erforderlich? Die Aufgabe’ ist: man soll’ bestimmen ‘die Gewichtsproeente « der einen Substanz. Wir verlangen also Vergleichung der heiden Stoffe nach Einheiten der Gravitationswirkung und zwar für den spe- ciellen Fall, wo die Summe für beide Stoffe = 100, eine schon gegebene Grösse ist. Dadurch sind aber die ‚Gewichtsprocente 'ß der andern Substanz auch gegeben,‘ wie man « kennt, weil @e +P = 100 seyn soll, folglich £ — 100 — « wird, was zur Elimination an £ ausreicht. j In diesem Falle ist also nur noch Eine unbekamte Grösse" za bestimmen. Nehmen wir nun an, zu’ ihrer Bestinmung diene die Beobachtung A irgend einer physikalischen Eigenschaft, wo wir unter A den Zahlenwerth verstehen, der das Mehr oder. Weniger dieser Eigenschaft an dem zur Messung derselben bestimmten In- strumente ausdrückt. Dann ist klar, dass, wenn die Bigenschaft auch in der Verbindung des Körpers mit einem andern’ noch be- steht, eine Relation stattfinden’ müsse zwischen dem Procentgehalt «& und der Beobachtung A. Welcher Art aber auch immer dieser wechselseitige Zusammenhang zwischen A und @ seyn mag, so wis- sen wir, dass sich A darstellen lässt durch eine Reihe, die nach - den Potenzen von «& fortschreitet; dass man also hat: . A=ZM+Ne +00 +Pe +...) ® en h wo M, N, 0, n, s. W. Constante bedeuten, die sich nach der Natur: des gelösten Stoffes und nach der Natur des Lösungsmit- tels richten. Dieser Ausdruck bildet die Grundlage unserer bisherigen Areo- metrie. ‘Denn gesetzt, man beobachte so vielerlei, nach bekannten Verhältnissen zusammengesetzte Gemenge, als nöthig sind, um M, N, 0, Pu. s. f. zu bestimmen, so ergibt sich die numerische Re- lation zwischen A und « für jeden Werth von «. Ist diese Rela- tion aber einmal etwa tabellarisch hergestellt, dann. dient (die blosse Beobachtung von 4, um aus dieser Tabelle das entsprechende a zu finden. So sind die Verbindungen von Weingeist und. Wasser, von Zucker und Wasser, von Säuern und Wasser, von’ Alkalien und’ Wasser bearbeitet und so könnten noch viele. Verkindungen von zweierlei Stoffen folgereich behandelt werden. . Dabei ist es nicht nöthig, sich unter A die Beobachtung der specifischen Schwere — etwa die Angahe des Areometers zu den- ken; deun A kann jede physikalische Eigenschaft seyn, durch wel- che sich die zwei gemengten Körper quantitativ, unterscheiden und die sich genau beobachten oder überhaupt so bestimmen lässt, wie es der speciellen Anforderung gerade am besten entspricht. In meiner optischen Gehalisprobe ist A gegeben. durch. die Grösse des Unterschiedes der Brechbarkeit des Lichtes, ‚und je nachdem man nun andere Scalen für die Werthe der A entwirft, sind die Angaben nach Gewichtsprocenten, nach Volumen‘ oder nach irgend einer gewählten Einheit. — Eben so würden sich noch viele physikalische Eigenschaften behandeln und messbar machen lassen; aber so lange es nur darauf ankömmt, zwei Körper in ei- nem Gemenge quantitativ zu ermitteln, ist diess unnöthig, da schon a Fe nn, \ I ELLE 2 695 Eine Eigenschaft — etwa die Schwere — oder die Brechbarkeit — wie wir oben gezeigt haben, zu dieser Bestimmung ausreicht. Betrachten wir nun aber den Fall etwas näher, wo drei Kör- per eine Auflösung bilden, und die Procentgehalte von jedem der- selben auf ähnlichem Wege ermittelt werden sollen. Hier hängt die Beobachtung A nicht mehr ‘wie in (I) mar ab von Constanten und Potenzen von «, sondern, wenn wir den Pro- j centgehalt des dritten Stoffes durch ß bezeichnen, auch von pP md seinen Potenzenz; ınıan müsste also setzen 4= Mt. Nee. + +HNBHOR +... I, @ Aber zur Bestimmung von «und ß reicht Eine Gleichung nicht hin. Wir müssen also noch eine andere, von & und abhängige, aber von ersterer wesentlich verschiedene Relation herstellen, wenn beide getrennt werden sollen. Eine solche Relation geht hervor aus der Beobachtung einer zweiten physikalischen Eigenschaft an dem Gemenge. Denn sey B, analog mit: A, die nnmerische An- gabe der zweiten Eigenschaft, so hat man eben so wie oben B=zm-:ne + oe +.... tm + np +0 +... | AD In der Gleichung (I) ist A eine Funktion von @ und ß, in (U) B eine Funktion von « und ß; daher muss auch «& eine Funk- tion von A und B, und ß eine-Funktion von A und B seyn. Ent- wickelt man diese wieder nach Potenzen mit unbestimmten Osefli- zienten, so wird 696 ei Ah Ole + AR. Un \ ben BE ae ER une | Bi HnkAter MAR ve a Aid Bord 4 Bine u ur Denken wir uns nun, dass man wieder den Proceniten nach bekannte Gemenge aus den dreierlei Stoffen gebildet habe, und zwar in ausreichender Anzahl), «um alle vorkommenden Ooeffizienten "zu bestiinmen, dass: die’ numerischen Relationen wieder‘ in 'tabellarische Abhängigkeit gebracht wären‘ u. s:- w., so würden jetzt die zwei physikalischen Beobachtungen A und B durch die Tabelle die ver- langten Werthe von @ und ß durch Addition von Columnenwerthen geben. Allein es dürfte, je nach der Natur der Verbindungen, die Durchführung dieser Arheit sehr mühsam werden, wenn die höhern Potenzen von A und B noch‘ von ' merklichem Einfuss auf « und» ß: blieben. Ueberlegen wir daher, unter welchen Bedingungen der Ein- fluss der zweiten ‘und. höhern Potenzen ‘von «und Pin (ED und (II) vermindert und ‚unmerklich ‚werde. Diess erfolgt, wenn sie selbst kleine Grössen sind im Verhältniss zur Summe (e + ß + y); « und ß sind aber die Procentgehalte der aufgelösten Stoffe. Wenn diese also wenig sind im Verhältniss zu dem- Auflösungsmittel 7, dann können obige Ausdrücke als lineare Funktienen betrachtet wer- den, und dann fällt alle Complication der Aufgabe hinweg. Aber eine doppelte Beschränkung tritt statt obiger‘ Schwierigkeit ein. Denn «& und ß werden cet. p. un so genauer bestimmt, je grösser sie sind; hier sollen sie aber nur kleine Grössen seyn — und kleine Procentgehalte umfassen: für den zweiten Fall nicht alle möglichen Verbindungen zwischen den betreffenden Stoffen. — en Eyes 697 Für heide Hindernisse lassen sich die geeigneten Gegenmitte) ‚angeben. Denn das erste verschwindet, wie man die Sensibilität der Messungsmittel dem Maximalumfange der Procentgehalte an- passt, und das zweite, wenn zu untersuchende, reichhaltigere Ver- bindungen durch ein gemessenes Quantum des Auflösungsmittels so weit verdünnt werden, dass die Procentgehalte nun innerhalb der Proportionalität liegen. Im Grunde bietet weder die eine Methode, wo zweite und hö- here Potenzen ‚berücksichtigt werden müssen, noch die andere, wo lineäre Funktionen vorausgesetzt werden, wesentliche Schwierigkei- ten,-nur ist letztere in der Durchführung weit einfacher, daher wir sie hier geben wollen. Unter der Voraussetzung lineärer Funktiouen gibt die Beobach- tung einer Auflösung von drei Stoffen, zusammengesetzt nach be- kannten Gewichtsprocenten, nach der Einen physikalischen Eigenschaft e— AM-+-BN + Ound ; dV) B=AM +BN +0 letzte Gleichung nach einer Andern physikalischen Eigenschaft. Hier sind A, BR, « und. bekannte Grössen, und es sollen zur Bildung einer Tabelle, welche für jeden Werth von A und B dann die entsprechenden »e:und ß gibt, die Coeffizienten MNO MN O bestimmt werden. Ihre Zahl ist 6. Wir benöthigen folglich 6 Glei- chungen, die man ‚erhält durch Bildung und Beebachtung von dreier- lei Gemengen nur nach den Procentgehalten verschieden. Die Beob- achiung des zweiten Gemenges gibt also an denselben physika- lischen Eigenschaften: ‘ Abbandlungen d. I1.Cl. d. Ak. d, Wiss. IL, Bd. Abth. III. 87 x 698 © AM + BN+O AM +BN+O () a II Endlich gibt das dritte Gemenge “m AM+BN+O P=-AMHBN +0 | m IM Werden in den Gleichungen (IV) (V) (VD die numerischen Werthe der Beobachtungen A, B, A’, B', A”, B’ und ehen so die Zahlenwerthe der Procentgehalte &, ß, «, ß', «”, ß” substituirt, so ergeben sich aus obigen sechs Gleichungen die sechs unbekann- ten MNO, M'N 0. Diese in die Gleichungen (IV) gesetzt, geben dann die nume- rische Bestimmung von « und ß irgend eines Gemenges, was be- stimmt werden soll, wie die entsprechenden A und B beobach- tet sind. ‚ Die obigen Constanten werden jedoch abhängig seyn von der Temperatur, bei, welcher die Beobachtungen der Gemenge angestellt sind. Denn die Constanten hängen von der Natur der gemengten Substanzen ab, diese aber ändert mit der Temperatur. Man wird daher ihre Bestimmung an denselben Gemengen bei einer zweiten möglichst verschiedenen Temperatur wiederholen, Waren die Coeffzienten bei der Temperatur T...MNOM NO und bei der Temperatur t...mnomno »o erhält man für irgend eine Temperatur t + = 4 699 a=Alm hr Br (m — | +B In +, == N +7 — 0) + N 3 “ - (VII) P=Am'+ mem! m) +BwW+7@ -m)) +7 (0' — 0°) | woraus die Procentgehalte « und ß für jede Temperatur folgen, wie 4, B und r beobachtet sind. Hatte man bei Ableitung der Coeffizienten mehr Gemenge ge- bildet und beobachtet, als zu ihrer Bestimmung nothwendig waren, was immer räthlich seyn wird, um zu sehen, ob man sich nicht von der ‘Proportionalität entfernt, so können die Verbesserungen dieser Coeffizienten nach der Methode der kleinsten Quadrate ab- geleitet werden. Ergäbe sich bei diesen ein Fortschreiten der Un- ‚terschiede von den Beobachtungen von gleichem Zeichen, so ist die Erscheinung nicht durch die angenommene lineäre Funktion darzustellen. Man müsste also dann den Procentgehalten noch en- gere, Grenzen geben. Um jedoch der Berechnung für jede einzelne Benützung dieser Metliode zu überhehen, ist es erforderlich, die Gleichungen (VIU) in zwei Tafeln zu bringen. Sey in der ersten Tafel 4, oder, die Zahlenwerthe der Beob- achtung der einen physikalischen Eigenschaft, das Argument. Man gebe A successive fortschreitende Werthe innerhalb der Grenzen, welche die frühern Betrachtungen festgestellt haben. Diese Werthe schreibe man in einer Verticalcolumne A. Für diese verschiedenen Werthe von A rechne man: v 4 $ in Columne U | in Columne I 4 A Im + Ft (m _ m | A- {m -F Fa (m! — m! 87 * Zu IWW 0 ef 700 welche anf gleiche Horizontale mit dem entsprechenden Werthe von A gesetzt werden. In der zweiten Tafel bilde die Beobachtung B der andern phy- » sikalischen Eigenschaft das Argument. Man gebe B wieder suc- “cessive nach gleichen Intervallen für das Instrument fortschreitende Werthe unter Beachtung derselben Grenzen und trage sie in Co- lumne EC. Dann rechne man wieder für die verschiedenen Werthe von B die Glieder: £ ’ in Columne IV in Columne IH 2 T 4 T 5 4 T £ B nt} +750-9 | B In +7,@ np): +,,@-09 welche eben so auf dieselhe Linie mit entsprechenden Werthen von B zu stehen kommen. Neben die Columnen I, H, II, IV setze man diejenigen Aen- derungen der Columnenwerthe, welche aus einem Temperaturunter- schied von 10° hervorgeht. Dann findet man durch Interpolation für jede Temperatur die Procentgehalte: ez 1 +W B=z1I +0 Für Fälle nun, wo die zu bestimmenden Gemenge in den Pro- centgehalten & und £ reicher sind, als dass sie sich in der Tafel fänden, mische man mit Einem von diesem Gemenge abgewogenen Gewichtstheile das mfache Gewicht von dem Auflösungsmittel so, dass immer die Gehalte innerhalb der Tafel liegen. Diese gebe die Zahlenwerthe & und £, woraus die Procentgehalte des ursprüng- lichen Gemenges « und ß’ aus der einfachen Relation hervorgehen: 701 e@ _ (m+!t)« B=m+NB, | vum Soweit die Vorschriften im Allgemeinen. Nun wollen wir die- sen gemäss ein Beispiel durchführen, Es sey zur Untersuchung der Verbindungen von Zucker, Al- kohol und Wasser die nach obiger Methode erforderliche Tafel zu entwerfen, 4 Wir wählen dieses Beispiel wegen der in technischer Bezie- hang wichtigen Ermittelung des Zucker- und Alkoholgehaltes der Biere und der süssen weinigen Flüssigkeiten. Wir stellen überdiess die Bedingungen, dass die Beobachtungen nicht so fast den mög- lichsten Grad der Genauigkeit haben sollen, als vielmehr leicht und selbst von Ungeübten rasch und hinreichend sicher anzustellen seyn sollen. Dadurch ist die Wahl der Messungsmittel limitir. Wären die beabsichtigten Zwecke andere, so könnten in Bezug auf Ge- nauigkeit zweckmässigere Mittel ergriffen werden. Aber da unsere Methode überhaupt nur in speciellen Fällen Anwendung finden wird, möge sie an diesem Beispiel zeigen, was für solche von ihr zu erwarten steht. Wir benöthigen die Beobachtung von zwei physikalischen Eigenschaften. Diese sollen überdiess für die zwei zu trennenden Stoffe, hier Zucker und Alkohol, quantitativ möglichst verschiedene Werthe geben. Aber das spezifische Gewicht ist für Zucker und Alkohol sehr verschieden und Zucker bricht überdiess das Licht 21mal stärker als Alkohol, wenn gleiche Gewichtsmengen vergli- chen werden. Spezifische Schwere und Lichtbreeltung sind also für diesen Fall geeignet. Die weitern Bedingungen, welche wir 102 ’2 -stellten, nöthigen die spezifische Schwere mit der Senkspindel, die Strahlenbrechung mit meiner optischen Gehaltsprobe zu beobachten. Sey die Scala der Senkspindel nach Gewichtsprocenten kry- stallisationswasserfreien Zuckers bei 14° R. — A. Die Angabe - “ der optischen Gehaltsprobe nach Maassen Normalbier im Eimer bei + 14° = B. Aus der Gleichung (IV) ersieht nıan, dass die sechs Coefk- zienten M N O0, M' N 0 zu bestimmen sind. Dazu werden sechs Gleichungen benöthiget, welche sich ergeben aus der Beob- achtung von drei, nach bekannten Gewichtsprocenten zusammen- gesetzten ‚Gemengen. Da jedoch auch die Beobachtung des rei- nen Wassers, wo der Gehalt = o ist, zwei Gleichungen lie- fert, bedürfen wir nur noch zwei Gemenge, die wir aus abzuwä- genden Quantitäten von Zucker, Alkohol und Wasser zu bilden haben. Um jedoch sicherlich nicht von der vorausgesetzten Proporüio- nalität merklich abzuweichen, enthalte die Flüssigkeit I nur 5 Prneeni Alkohole 7 F* Zucker — ß die Flüssigkeit II aber 6 Procent Alkohol = «’ 2 en Zucker — Bei Abwägung ist das gebundene Krystallisationswasser des Zuckers, was nach Berzelius 5.3 Procente beträgt, und der Was-. sergehalt des verwendeten Alkohols berücksichtigt worden. Diese 703 Gemenge und distillirtes Wasser, beobachtet bei zweierlei verschie- denen Temperaturen, ergaben: bit5°R=t Areometer A —= 6.225 optische Probe B = 75.0 A = — 0.4375 x B = 43.3 ARE OR B' =: bei + 16°%5 R. = T. v. = Pt 0) Bi. ==. 726 4 =— 0.0 B — 44 4" =—0.% BB‘, —,,00 ferner ist nach dem Obengesagten en=id Bd A: ae: Pe — 1) ß" — fi) Diese Werthe substituirt in die Gleichungen (IV) (V) (VD) geben bei + 16.5 M = — 1.25667 N = 0.13159 0 = — 0.31416 M= 051337 N 004235 0= 0.2847 bei + 5.0 m =Z—1.47240 n =0.12024 o — 0.283138 m — 0.449394 n = 0.05392 0 = — 0.11855 Diese 12 Coöffizienten in die Gleichungen (VII) gesetzt, erge- ben endlich den Werth von « und ß irgend eines Gemenges durch 4A B und = für die Temperatur von 5° + r Grad i für 5 + n)° «= — A((1.17240) + 7 (0.00733)) +B ((0.12024) + 7 (0:00099)) — 7 (0:05179) + 0.238138 8= 4((0.49599 -+7(0.00173)) + 3 ((0.05392) + 7{0.00001)) + 71(0.02148) — Rh (vi) Setzt mau z — + 9 Grad, so ergibt sich für die. Tem- peratur von 0.4 1@ @e = — 4 (1.23842) + B (0.12912) — 0.138469 B= 4 (0.50954) + B (0.05400) + 0.07477 Entwickelt man diese Ausdrücke nach der früher gegebenen Vorschrift in zwei Tafeln, wo A successive von 4 zu 4 Procent, *» B aber von 1 zu 1 Trommeltheil fortschreitet, so erhält man: + 149. - u 149, |— 16°] = — 1090 I, 10° — 10 A| m jA Ik] IV |AW | BEAT TU JAuU I 4 |—4.52 | — 0.80 | + 1.78| —0.06 53] -+ 7.49 | + 0.30] + 3.21 | — 0.23 5 67 10 85 7 59 62 29 26 22 6 83 9 Fyi 6 60 75 28 32 25 7 98 8 17 6 1 87 27 37 22 4.0 |— 5:14 71=2.04 7 ‚\:2| 8.00 26 42 22 2 ide 29 6 10 7 3 13 25 48 23 2 45 5 17 8 4 26 24 53 | 22 3 60 4 23 8 5 39 23 59 23 4 26 3 29 8| 6 521 22 64 22 5 91 3 36 9 7 65 | 20 69 22 6 |—6.07 2 42 I | 8 78.| 29 75 23 7 22 | — 0.01 48 ‘8 9 9 | 11 80 22 5.0 38: = 0.01 55 “9 70 904 17 86 23 1 53 1 61 9| 1 17 16 gt 22 2 69 3 68 10 2 30, 151 + 3.96 22 | 3 84 3 74 10 3 43 | 141 + 4.02 23 4 17.00 \4 80 10: 4 55 | 14|- 07 22 5 15 5 87 10 5 68 | 13 13 23 6 ‘31 6 93 10: 6 si 12 18 22 7 46 7. 99 40 7 94) 11 23 22 6.0 62 91 -= 3.06 10 s| 10.07 10 29 23 f 77 9 12 m 9 20) 9 34 22 2 93 10 18 4 80 33 8 40 23 3 .|—8.07 10 25, 41 11 PR 45 23 4 23 11 EIE 12 2 59 6 50 | 22 5.1— 8.39 | + 0.12] + 3.38 | — 0.12 3 72 5. 56 | 23 - z I 4 85 fi 1) 2 5] 10.98 3 67 23 6 [+ 11.10| + 0.03 |+ 472 0.23 705 für die Temperatur 14° + r ist B=1I-+(AD nr ++ (Am 7 “=U1+4AmM - +V+(AmM Wir haben hier den Tafeln nur diejenige Ausdehnung gegeben, welche die Bestimmung des Gehaltes der in München gebrauten Biersorten erfodert. Diese wollen wir als Beispiel der Anwendung nun sämmtlich untersuchen. Wir werden überdiess die Beobachtun- gen bei zwei möglichst verschiedenen Temperaturen anstellen, um aus den Abweichungen in den Bestimmungen den mittlern Fehler kennen zu lernen. Dieser lehrt dann, ob es geeignet ist, bei grös-- serer Ausdehnung der Tafel, zur leichtern Rechnung, die Hundert- theile der Procentgehalte wegzulassen. — Es muss bemerkt werden, dass bei der Bestimmung des 0-Punk- tes der optischen Probe sich an dem benützten Instrumente eine "kleine Veränderlichkeit zeigte, der zu Folge der mittlere Fehler hier grösser ausfallen muss, als bei später ausgeführten Gehaltsmes- sern, wo diesem Mangel begegnet ist. Uebhrigens ist diess von geringem Belang. — Ich habe nach der Reduction die Brauereien nach dem Malz- gehalte der ‚Biere geordnet. Bedenkt man nämlich, dass bei der Gährung ein Theil des Zuckerstoffes zur Hälfte in Alkohol, zur Hälfte in Kohlensäure (die dann grösstentheils entweicht) umgestal- tet wird, so muss die Würze der Biere ausser dem Zuckergehalte, den die Untersuchung nachweiset, auch noch denjenigen Zucker ent- halten haben, aus welchem der Alkohol gebildet wurde. Diess ist aber das doppelte Gewicht des gebildeten Alkohols. Man findet _ daher den Malzgehalt der Biere, wenn man zu ihrem Zuckergehalt das doppelte Gewicht des Alkohols beifügt. Die Columne Malzge- halt umfasst diese Zahlen, welche ehenfalls in Gewichtsprocenten zu verstehen sind. Abhandlungen d. IT. Cl. d. Ak, d. Wiss. I. Bd. Abth. II. 38 706 Bestimmung des Zucker- und Alkoholgehaltes aller in München gebrauten Winterbiere, wie sie am 24. Januar. 1843 in den -Bräuliäusern abgegeben wurden. 18 31 Utzschneider - Bräuerei Gilgenrainerbräu Prüglbrau !Bacherbräu Lodererbräu Zacherl, Vorstadt Au ‚Hallerbräu Hallmeyrbräu 9/Hascherbräu Löwenbrau Ober-Otllbräu 12'Singelspielerbräu 13'G. Pschorr, Neuhauserg. M. Pschorr, Sendlingerg. Löwenbräu, Buttler 16/Probstbräu e 17|K. Hofbräuhaus, Weissh. Ober-Spatenbräu Faberbräu Zenge,'bräu Augustinerbräu Wagnerbräu Kapplerbrau Eberlbräu K.Hofbräuhaus, Doppelb. Thorbräu Leistbrau Kreutzbrau Gebhardtbräu Stubenvollbräu Sterneckerbräu 32/Dürnbräu 33 34 35 36 137 38| 39 40 Oberkandlerbräu Metzgerbrau Hirschbräu Menterbräu Buchlbräu Högerbräu Maderbräu Schleibingerbräu 41 42 1 Schützbräu Unterkandlerbräu Mittel aus 42 Sorten . Beobachtungen Procentgehalt an] Gehalt im Mittel & Alkohol Zucker tal mei lar Kae: kon Makklimesne Abw.v. at Fran achtung ! achtung Mittel bei] bei beilöber | besl/bei Ieber hol \hunder-| cker |hunder- o o 0) o o o 1 ie +2.6|+1&0 [+2,61 414.0] 26 | 14° 12.6 juli 62-0 |60:0 14% 323 Eeolenlea - 5 3 61:0 159-5 145 323 2-83|2-9315-14)5- 1712: 5 1 72-0 |70-0 |5& [58 |2-2412.20)6-53| 6-6012- 2 3 65-5 63.0 [42 |4% .|2-632-84|5-69|5-58]]2- 10 5 67:5 \65.0 J5 |4% 12-58|2-63[5-91|5-88]2- 3 fi 65-8 163.5 [4% 4% |2-6912.74]5:72 5-67112- 2 | 3 64-0 [61.0 [42 |4. |3-04|2:7315-36/5-4112- 16 J5- 2 66-2 165.0 [8 !43 j2-6912.7915-7215-82)2. 57 15.77 5 64.5 \62.0 [43 |32 |2-95|3.02[5.44 5.392. 3 al 62.5 \59.5 [32 | 3% |3-29/3.20/5.10,5.07|3.24 |. 5 B.0s | 1 70.0 68.0 552. | 48 .12.73]2.71:6.11j6.17]2. 1 |614 | 3 67.7 105.5 |a8 |43 |2.92j2.85|5.81 15.8512. 3 5.3 | 2 69.6 [67.5 |5. | 43 |2-812.80,6.02 6.08 o 16.05 | 3 68.2 65:8 |a® | 428 !2.93|3.0015.82 5.8412. 3 15.83, | 1 69.5 \67.0 |4? | 4% |2.96|2.89]5.96,5.982. 3.15.97. | 1 66.0 163,5 14% |37 13.27/3.21 5.42 5.47 : 3 1547| 0 67.5 164.5 |a3 |4. . |3.26/3.1815.60/5.6013. 4 15.60 |. 0 DS 64.0 142 3 3.33 le 5.5013. 2 15.50 | 0 71.6 170.0 j5& |42 2.912.97|6.19/6.28]2. 3]6.24 |,14 748 22.5 j5* |52 2.8812.67 6.56 6.7612. 10 [6.61 | 5 71-1 |69.0,]5. |4% |2.99]3.00 6.11]6.16]3. 0 [6.13 | 2 69.6 67.8 |a48 |43 |3.10;3.18,5.90 5.9813. 4 15.94 | 4 72.0 69.0 |5. las 13.11/3.0016.16 6.1613: 5 I6.16 | 0 65.5 |62.5 la.. [34 |3.4813.54]5.32)5.2318. 3 15.27] 4 70.5 69.0 |4& |43 |3.22|3.10]5.96 6.0113. 6 5. 3 66.5 648 4,138 18 a 5.435.473. 1b. 2 69.5 |67.5 Jas \42 13.2413.42[5.83/5.82]3. 9 15.82! 0 750 1253 [58 5 '2.95 3.056.853 6.833. 5 |e. 1 70.5 167.5 |4$ |4% '3.51/3.49]5.83|5.85|3. 1° 15.84 | 1 22.5 [75.5 |58 15% .13.1813.21[6,69|6.2613. 1 lez2 | 3 75.0 72.5 [54 |4% |3-32 3-29]6.38, 6.4113. 2 16.40 | 1 79.7 177.5 |5% |5% 113.04'3.16|7.02 7.00 6 [7.00 | A 71.5 |70.0 |4$ |4% 13:63 3.75]5.88|5.96 : 6 ..1592.| 4 76.2 174.0 |ös 143 13.44 3.48]6.44 6.49 6.46 | 2 76.0 |73.0.l5. |45 13:58'3.52|6.38|6.38 6.38 | 0 75.7 72.5 [43 |4& 13.66.3.60]6.19|6.28 623 | 4 gs a) r s 3.66,3.67]6.29 6. 6.30 1 .5 183.5 65 |64 |2.94.3.01|7.73 Ta DR 80.8 [73.0 5% |5, 3.53!3.69|6.85 6.84 | A 81.2 [78.5 Jg ]5. |3.75]3.75[6.82 16.54 | 2 87.5 |85.5 [63 | 53 13-35|3.58]7.80, 7755| 6 83.5 Pr 54 [52 es 0617.02 i 4 71.75'69.4214.93! 4.52 !3.11'3.20'6.15 —=0.02112.3 707 Diese Zusammenstellung gibt manchen interessanten Aufschluss: 1) Die optische Probe gibt bei einem Gehalte von 70, wenn die Temperatur um 119.5 R. steigt, 2.3 weniger, d. i. „;. Doch } liegt hier noch’ die kleine Unsicherheit über den O- Punkt: welcher es zuzuschreiben ist, dass die Mittel aus beiden, Beobachtungsreihen nicht genau dasselbe geben. 2) Das Procentareometer gibt für 110.5 Temperaturerhöhung um 0.41 Procent weniger, d. i. 75- 3) Aus der Vergleichung der Zahlenwerthe der Columne Malz- gehalt mit den direeten Angaben beider Messungsmittel ist ersichtlich, dass keines für sich allein im Stande ist, ein richtiges Urtheil über die Quantität des zur Bereitung des \ Bieres verwendeten Malzes zu begründen. Ich führe als schlagendes Beispiel’Nro. 3 an. Hier gibt die optische Probe 72, die Senkspindel 58.- Dennoch ist der Malzgehalt nur 11.0. Dagegen gibt Nro. 26 optisch nur 66.5, Senkspindel 43, während der Malzgehalt 12.4 beträgt, d. i. nahe 13 Procent mehr ist. Diess ist leicht zw begreifen, wenn man bedenkt, dass Alkohol in gleichem Gewicht gegen Zucker 24mal we- . niger den Lichtstrahl ablenkt und überdiess auch die Flüs- sigkeit specifisch um so leichter erscheint, je mehr Alkohol darin enthalten ist. Aber zur Bildung des Alkohol war sein doppeltes Gewicht Malzzucker erforderlich. Daher kann nur die Berücksichtigung der Columne Malzgehalt ein Urtheil über die zu einem Biere verwendete Qnantität Malz feststel- len. Es ist kaum nöthig, hier zu bemerken, dass diess kei- neswegs im Widerspruche stehe mit dem, was_ ich a. ©. über die Messungen durch die optische Probe für sich allein 883* 708 4 — angeführt habe. Hier bekömint der Alkohol .doppeltes Stimm- recht gegen Zucker; in der optischen Probe allein 2}mal kleineres Stimmrecht als Zucker. Die Scala muss also na- türlich eine andere werden, je nachdem man die‘ eine oder die andere Voraussetzung zur Grundlage macht. Beide Sca- len sind richtig, aber in verschiedenen Einheiten ausge- drückt. — Bei der optischen bat der Alkohol einen kleinen Werth; in dieser Scala einen 44 mal grössern. Die Zahlen Malzgehalt sind für jede Biersorte ‘eine. unver- änderliche Grösse. Ob man die Würze oder die 'ausge- gohrene Flüssigkeit beobachtet, immer wird diese Zahl die- selbe bleiben. Denn es findet nur Umgestaltung statt, wobei so viel Verlust durch Kohlensäure angenommen ist, als Al- kohol gebildet wird, Aus demselben Malzgehalte könnten daher die verschiedensten Biere erzeugt werden, je nach- dem man‘ mehr ‘oder weniger des Zuckergehaltes in Alko- hol verwandelt. Sey der Malzgehalt M; « der Alkoholge- halt, & der Zuckergehalt, so wird MZz%ß er 2a 7 Es verhalte sich aber un e:ß =1:JV, wo V also das in der letzten Columne gegebene Verhältniss von Alkohol - zu Zucker ausdrückt, so hat man bei ein und demsel- ben Malzgehalte SER M - ORH+-V I ei 709 folglich so vielerlei verschiedene Biere, als man V werschie- dene‘ Werthe giht. & Dieses Verhältniss von Alkohol zum Zucker in der. aus- gegohrenen Flüssigkeit ist aber vom entschiedensten Einfluss auf den Wohlgeschmack des Bieres. Biere, welehe ‚wenig 'Weingeist gebildet haben, sind, selhst bei sehr starkem Zü- ckergehalte, nie so angenehm, als ‘die an Alkohol, folglich auch an entwickelter Kohlensäure reichhaltigeren Sorten. 5) Daher ist es sehr interessant, das Verhältniss von Alkohol zum Zuckergehalt im Mittel aus allen Münchner '— also an- erkannt guten —''Bieren kennen zu lernen. Man sieht, dass "etwas mehr 'als ‘die Hälfte des ursprünglichen Mälzgehaltes zur Bildung von Alkohol und Kohlensäure verwendet ist. Indessen scheint die Kunst des Brauens ‘darauf hinaus! zu gehen, durch möglichst langsame Gährung möglichst viel Al- kohol zu bilden. Nro. 10 und. 18 liefern den‘Beweis, da es sehr beliebte Biere sind, aber heide verhältnissmässig mehr Alkohol enthalten, als das Mittel aus allen hiesigen Bieren. Diesem Mittel entspricht sowohl ‘in Quantität» des Malzes; als im Verhältniss von Alkohol zu Zucker Nro. 25, das Doppelbier des königlichen Hofbräuhauses. 6) Das Mittel der Abweichungen der. Bestimmungen lehrt im mittlern Fehler den Grad der Sicherheit‘ der-Bestimmungen mit den angewendeten Hülfsmitteln kennen. Der mittlere Fehler einer Bestimmung des Procentgehaltes an Alkohol beträgt 0.042 an Zucker :v. . 00225 ll 10 Wenn daher die Tafel nur 0.1 Procent gibt, so ist dutch ihre Benützung ein Theil der Genauigkeit der Beobachtung geopfert. Die Berechnung des Malzzuckergehaltes der Bierwürze aus dem gebildeten und im Biere bestimmten. Alkohol, welche. darauf beruht, «dass 100 Theile Zucker durch die Gährang übergehen in 51.23 Alkohol: und i48.77: Kohlensäure, »soll, streng genommen nach den Ausdruck’ geschehen M = P + 1.952 «. Dieser Gehalt M kömmt aber nicht 100'Gewichtstheilen Würze, sondern (100 ++ 0.952 «) Gewichtstheilen zu. Diese circa 103 Gewichtstheile Würze geben aber wieder 100. Gewichtstheile Bier. Man kann daher M betrachten als 'Gewichtsprocente Malzzucker, welche zur Bildung des Bieres erforderlich waren. Diess macht es möglich, aus dem Gehalt 'eines- Bieres zurück zu schliessen auf die Quantität Malz, welche verwendet wurde zu seiner Bildung. Dazu ist erforderlich, zu wissen, wie viel Malz- zucker sich aus einer gegebenen Quantität Malz von durehschnittli- cher Beschaffenheit bildet. Prechtel macht diese Angabe in seiner technologischen Eneyclopädie, Artikel Bierbrauerei pag. 113, wor- nach 1 Wiener Metzen Malz durchschnittlich 18 Wiener Pfund Zucker und Gummi gibt. Reduzirt man diese Angaben auf bayeri- sche Maase nach den Angaben in Gehlers physikalischem Wörter- buche, Artikel Maasse, (durch die neufranzösischen, wornach sich findet Bayerisch Oesterreichisch 1 Eimer 68.43 56.601 , Liter 1 Metzen 37.066 61.4994 Liter 4 Pfund 0.56 0.560012 Kilogramm 1 _ und beachtet, dass 1 Liter 1 Deeimeter kubirt ist; also bei de- stillirtem Wasser 1 Kilogramm wiegt, so findet sich: 4 bayerischer Schäffel Malz liefert 120.1 bayerische Pfund oder 67.29 Kilogramme Malzzucker. Sey nun E — Gewicht von 1 bayrischen Eimer Wasser bei 15° R. 69.43 Kilogramm. A = Gewicht Malzzucker von 1 bayerischen Schäffel Malz mittlerer Bonität — 67.29 Kilogramme. M = Gewichtsprocente Malzzucker in dem Biere. $ — Spezifische Gewicht bei 15° der Würze vom Malzzu- ‚ckergehalte M. x. — Anzahl der Eimer Bier, welche aus 1 Schäffel Malz gewonnen werden, so ergibt sich: 100. A 7 2MS j ., Bringen wir diesen Bu in eine Tafel, so ergibt sich für ie — 3... 10, 16. ı Schäffel Malz err liefert Eimer Bier =ı JIx 10319 - | 8. | 49| ur | 1.03611 9. 10.6 | ‚10 1.04053 10. Br 1.04495 11. Se 1.04937 12. ER 1.05384 13. BI 2 1.05832 14. EA BON 1.06279 15. GE Dp 1.067 27 16. 3.8 712 Diese Tafel liefert die Zahl der Eimer Bier auf circa „; rieh- ig, was bei technischen Zwecken 'ausreiehend erscheint. Sie setzt jedoch voraus, dass der Gehalt M aus dem analysirten Biere ge- bildet werde nach der Regel M=Bß-+ 2a. - Für Würze ist e — o und der "Gehalt unmittelbar gegeben _ durch ein Pfocantboarenihdtek für Zucker. Hiedurch ist man im Stande, nachzuweisen, in wieferne die Biere der allerhöchsten Verordnung vom 11. Mai 1811 gemäss ge- braut sind. Denn die Verordnung bestimmt, dass vom Schäffel Malz 7 Eimer Winterbier und 6 Eimer Sommerbier gebraut werden sollen. Die Winterbiere sollen also 13.3 Malzgehalt haben, d. h. ihr Ziuckergehalt + dem doppelten Alkoholgehalt soll 13.3 seyn, wenn anzunehmen ist, dass das Malz und das Malzen ein Durchsehnitth- ches, war.. Diese Unsicherheit aus der Qualität des Malzes und aus der mehr oder minder vollkommenen Extraction der zuckerhil- denden Theile, wird es nöthig machen, hier durch Experimente die Grenze für das Minimum zu bestimmen. Die ‚Sommerbiere sollen eben so 15.5 Malzgehalt bekommen, wobei wieder der von der Untersuchung gegebene Zuckergehalt und der doppelte Alkoholgehalt zusammen diesen Malzgehalt bilden. Sehr wichtig und interessant erscheint es, dass die Untersu- chung ‚der Biere jetzt gar nicht auf ein bestimmtes 'Alter derselben limitirt bleibt, sondern eben so sicher bei der Würze als bei altem Biere vorgenommen werden kann. Denn alle Veränderungen, wel- che vorkommen, bis sauere Gährung eintritt, sind Umgestaltung von 713 Zucker nach dem hier gegebenen Gesetze, wo also die ürsprüngli- che Menge Malzzucker immer wieder sicher gefunden wird. Tritt die sauere Gährung ein, so vermindert sich der Alkohol- gehalt. Wenn also nicht schon der Geschmack solche Aenderun- gen sicher 'erkennen liesse, so würde ‘die Probe diese‘ Biere als zu geringhaltig bezeichnen, da der Alkohol doppelten Einfluss auf die Malzgehaltsbestimmung hat. Die Vergleichung der Malzgehalte der Münchner Biere mit die- sen Bestimmungen *) zeigt, dass nur 1 der Bräuhäuser in Malzge- halt über der Verordnung ist, dass die schwächsten aber 2 mehr Bier vom Schäffel Malz brauen, als nach der Verordnung bestimmt ist; oder aber sehr geringe Malzsorten und sehr unvollkommene Maischungsmethoden ‘haben müssten. — Das Nachbier ‚ist. hiebei nicht berücksichtiget. 34 ! *) [ch wiederhole hier ausdrücklich, dass diese Bestimmung auf der ‚ Prechtelschen Angabe über ein mittleres Quantum Malzzucker vom Me- tzen Malz beruht. Hier ist angenommen, dass der Zuckergehalt per Schäffel Malz 120 Pfund betrage. Diess findet in Wirklichkeit gewiss nicht immer statt, weil dabei sehr viel auf die Qualität der Gerste und Auf die Vollfommenheit der Maischmethode ankömmt. "Man könnte also eben’ so gut auch annehmen, dass alle hiesigen Bräuer'7 Eimer 19-2. per; Schäffel Malz 'gebraut haben und dann ‚die Qualität von .Malz und ‚Maischmethode bestimmen. Diess würde aber genau auf dasselbe Re- ‚sultat führen. Da es nım aber vorläufig bloss auf die Vergleichung untereinander ankommt, so scheint es am einfachsten, mit einem durch- schnittlichen Malze zu vergleichen, was eben geschehen ist, bis directe Beobachtungen das hier noch Mangelnde ergänzen. Ich verwahre mich "daher 'vor' jeder Missdeutung des Gesagten. Abhandlungen d, II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. IIi. 89 714 Ni, ‚ ano ılEims P | Ex | Alk. Ina Ungegeilie Nachbier von Wind- maissinger zeigt Gegohrnes vom ar Das Nachbier hir also etwas ih als den halıen Gehalt dee Biere. Indessen kann les in keinem: Falle 1abgezogen werden von dem Gehalte des Malzes, weil es bei spätern.Suden immer wieder statt Wasser zum Maischen verwendet wird. Das hier’ durchgeführte Beispiel wird: den Vortheil‘ anschaulich machen, welcher, ‘in 'speciellen Fällen, aus‘ der Anwendung dieser Methode hervorgeht. Es war unsere Absicht, ‚die Bestimmung von Zucker- und Alkoholgehalt in wässriger Auflösung Jedem möglich za machen, der’Weine Zahl ablesen "und 2 Zahlen 'addiren kan, Diess ist erreicht. Die Operation fodert nur wenige Minuten !Zeit und gibt eine mehr als ausreichende Genauigkeit für diesen tech- nischen Zweck. Durch die Gleichungen (VIE) ist die ganze Classe von Gemengen aus Zucker, Alkohol und Wasser quantitativ ermit- telt, sobald A, B und z beobachtet werden. "Für Fälle, wo grössere als die erlangte gelenkt erforder- lich ist, wird man sich anderer Messungsmittel — Tlieodolit — Ge- wichtswaage — bedienen müssen, und die entsprechenden Aus- drücke, analog den Gegebenen, entwickeln. —, Durch Beobachtung derselben physikalischen Eigenschaften werden sich. auch noch an- dere ternäre "Verbindungen in ähnliche‘ Ausdrücke bringen lassen und so ihre‘ quantitafiven Untersuchungen auf bequemere Form zu- rückgeführt werden, | : Man ‚wird aber auch Verbindungen yon 4 und. mehr Körpern durch Zuziehung einer dritten 'und ‚weiterer physikalischer Eigen- 715 schaften ähnlich behandeln können. Dabei bleibt nur stets zu berück- sichtigen, dass solche physikalische Eigenschaften gewählt werden müssen, welche für die zutrennenden Stoffe möglichst verschieden sind. Das Auflösungsmittel war in obigem Beispiele Wasser; Säuern und Alkalien, dem Grade ihrer Verdünnung nach genau bekannt, könnten eben so benützt werden. Durch diese Methode wird man in vielen Fällen der jetzt gebräuchlichen analytischen Bestimmung, die viel zeitraubender ist, enthoben seyn. Ob sie jedoch nicht wesent- lichere Vortheile, namentlich in der organischen Chemie, zu bringen vermag, wird die Zukunft lehren. Für jetzt begnüge ich mich, den Weg solcher Untersuchungen im Allgemeinen bezeichnet und für Verbindungen von Zucker, Al- kohol und Wasser durchgeführt zu haben. Das Nächste, was für die weitere Förderung dieser Methode nun geschehen muss, ist, durch geeignete genaue Messungsmittel auch andere physikalische Eigenschaften anwendbar zu machen, um auch quaternäre Verbindungen ähnlich behandeln zu können. Möge vorläufig dieser erste Schritt zu einer allgemeineren Areo- metrie als die bisherige, von der gelehrten Welt nicht ungünstig aufgenommen werden. im Januar 1843. 89* Bl RR a Ton u za Be a unkehille weni: who Seid Ä & Sa Wer Argeschseehein; j bar e BL Er n mau Be en Be ans uni ae gonanuhnn?. ui, ber: Mahn fr "u bailee \ühontelhi.tenib‘ gan ehe ee ie un ren | ihr wozu us Bee) using “oh. ur , BRIRRN wer E79 2 re Ar a es Bin, ode Bit? BR uf ee BR aan ae Afirmaikiigt; Pa.) re sobald ko. aynrgoh Are er ar en vorab ahnt FRA EEE : y es de Wipe Lego ilflaekrmb ran N we win u re De She in Te ner ehe 7° ai. Een ee ‚ihr nl wo oe ’ ” tanimagunzeol). Siku) Slensitemideimk, rei anne " ER wnacbosan uhr dgrwuhin A ° > a BAM „it ana u Aloha la. yuuhair ee K: Ni Ag EEE IRRE ee a ae . Weninguu, Hoi, > WW hahulolag voh - ale gro | u or. % En), seürckis sage: in Ineilieriun ' nissen, mi Üie sehon ie BF Bediede analog en Klagen ne eingechels ” Mereli Backen N I u. RER: bg zur sihrlschen‘ Kyer wire AL and ler! Ani daD Haiti" Sr daran äträtte Ve, E Anis; a ee er "br ala hier \ h R } x EB rt BR we 4 Et os Fk N w Day di TuL o 174 Beh uf ee \ LT 2 IR Yo . % ; A ? are ee nee a” a ; R Ci Ta Mer Br kn tube y erden, “ { ER a A | ’ BR ke A RR ‚Mau u ah sach Deko here kon K 2 7 hg iioepem, x 3 dar - Zufinkelng” mine Aahkarer ud eark nuibte gen; rar "; EN en N A d Hi E \ ur w £2 ” - N = Oh A eg . _ “ 7 > =,“ N >L h Pen % n 2 EZ x rn Wi [ R x ” 3 ' Fi Vi 7 5 ä Me = N PLANTARUM, QUAS IN JAPONIA COLLEGIT Dr. PH. FR. DE SIEBOLD ? GENERA NOVA, NOTIS CHARACTERISTICIS DELINEATIONIBUSQUE ILLUSTRATA PROPONUNT Dr. PH. FR. DE SIEBOLD ET Dr. J. G. ZUCCARINI. FASCICULUS PRIMUS. MN RN ae N E: Aee 2, re P7 ; - F j - j „ } k . a 7 6 a | d en “ R 2 » - au , . } IMMER CHR ET N ; ran: n EIER arbame Ma au Ba u TOLIOI AD Mr. 2 BEIOE BEBVAD Er r - A ” M \ “ KEARTRUEN FIIEUMZEN IAUILIE INTANITIANEEI, Tor En KOMFORT... ae gi N NER Do N ua ron ad name ARE FILIMNIAH ; X T 5 \ x £ S N PLANTARUM, QUAS IN JAPONIA COLLEGIT Dr. PH. FR. DE SIEBOLD GENERA NOVA, NOTIS CHARACTERISTICIS DELINEATIONIBUSQUE ILLUSTRATA PROPONUNT Dr. PH. FR. DE SIEBOLD ET Dr. J. @. ZUCCARINI. L PTERIDOPHYLLUM. SIEB. ET ZUCCAR. Tetrandria Monogynia Linn. Syst. sex. — Famil. naturalis: Papaveraceae Juss, Calyx hypogynus, diphyllus, coloratus, fugax, foliolis petalis in- terioribus oppositis erectis brevissimis. Corolla. hypogyna, regularis, tetrapetala, decidua; pefala duo exteriora cum calycis foliolis alternantia ante anthesin longitudinali- 720° ter plicata et interiora parum angustiora plana ceterum conformia equitantia, denique elliptico-concava, integerrima, tenera, patentia, absque calcare cucullogue. Stamina hypogyna, quatuor, deeidua, toro inserta, inter se li- bera et sibi conformia, cum petalis alternantia; filamenta simplicia, brevia, subulata, inter se aequalia; antherae basi affıxae, anticae, lineari-oblongae, mucronulatae, omnes quadriloculares, loculis longi- tudinaliter valvatim dehiscentibus, tenere membranaceis, connec- tivo inconspicuo. j Ovarium superum, sessile, orbieulare, compressum, uniloculare ovulis 2 — 4 in placentis duabus parietalibus intervalvularibus e fundo loculi erectis, anatropis. Stylus simplex filiformis, stigmate inerassato, capitato-bilobo, papilloso. 5 Fructus desideratur. = 1. Pteridophyllum racemosum Sieb. et Zuccar. Species unica hucusque cognita herba est perennis, acaulıs, rhi- zomate crassiusculo praemorso, radicibus fihrosis. _Folia ex- stipulata, omnia radicalia, petiolata, petiolo farfuraceo-squa- muloso, pectinato-pinnatisecta cum impari; segmenta nume- rosa, subopposita, approximata, inferiora sensim minora et quasi deliquescentia, summum impar trilobum, reliqua lineari-ob- longa, subfalcata, apicem versus parum latiora, rotundata et serrulata, ceterum integerrima, basi in margine sursum. spec- tante munita. auricula lanceolata vel deltoidea bi-vel triden- tata, dentibus in setas longas terminatis, compage tenera, te- nuissime venosa, utringue glabra. Scapi nudi, foliis longio- res, simplices, in racemum simplicem. vel basi subramosum 721 nmltifloram terminati, pedicellis pleramque geminis filiformi- bus, ima basi bibracteolatis. Habitat in insulae Nippon provincia Sinano ad lacum Suwa. 2. Etymologia. Nomen e graeco rigıs, filix et yiAAoy folium, propter folia tam forma quam textura filieina referentia. . Erplicatio Tab. F. 1. Fig. a. 1. -Flos integer, auctus. — a. 2. Calycis foliolum, ma- gis auctum. — a. 3. Petalum exterius. -- a. 4. Petalum in- terius. — a. 5. Stamen. — a. 6. Idem authera transversim disseeta. — a. 7. Pistillum. — a. 8. Ovarium longitudina- liter dissectum, ovulorum insertionem monstrans. — a. 9. Idem transversim disseetum. Omnia aucta. — a. 10.. Partium flo- ralium dispositio. — a, 11. Kolium, m. n. — a. 12. Ejus- dem segmentum cum auricula basilari, auctum. Die Gattung erscheint desswegen interessant, weil. sie Hype- coum mit den eigentlichen Fumariaceen verbindend, zugleich den regulären Typus der letzteren durch die vier unter sich konformen freien Staubgefässe, die mit den Blumenblättern abwechseln, dar- zustellen strebt. I. EUCAPNOS. SIEB. ET ZUCCAR. Diadelphia Hexandria Linn. Syst. sex. — Famil. naturalis: Papaveraceae Juss. _ Calyz hypogynus, diphyllus, eoloratus, ante anthesin deciduus, foliolis lateralibus sibi oppositis lanceolatis erectis. Abhandlungen d. II, Cl, d, Ak. d. Wiss, III. Bd. Abth, IIT. 90 122 Corolla hypogyna, tetrapetala, decidua; jpetala.exteriora sac- cato-gibha, carinata, apice appendiculato - reflexa;; interiora. duo la- teralia erecta a basi ad medium nsque plana, superne cucullata, dorso carinata,- erecto -conniventia, et ‚genitalia obtegentia. Stamina hypogyna, sex, decidua, in phalanges duas petalis exterioribus oppositas connata; filamenla eujusvis phalangis tria, basi inter se libera arcuata et in sacculum petali oppositi descendentia, exteriora complanato-alata, intermedium anguste lineare apterum, omnia ecalcarata, demum adscendentia et supra medium inter se connata, inde apicem versus iterum libera subulata; antherae basi- fixae, anticae, intermediae cujusvis phalangis bi-, laterales. nniloeu- lares, valvatim dehiscentes. Ovarium superum, sessile, oblongo-lineare, uniloculare; ovula im placentis parietalibus sibi oppositis- "intervalvularihus numerosa, uniseriata. Stylus cylindricus, persistens sföymate bilamellato, lobis orbieularibus conniventibus papillosis. 1. Eucapnos spectabilis Sieb. et Zurccar. Fumaria spectabilis Linn. Amoen. acad. 7. p. 457. tab. VIH (Icon opt.) et Auct. — Corydalis spectabilis Persoon Enchir. II. p. 269. — Diclytra spectabilis De Cand. Syst. veget. II. p. 110: Prodr. I. p. 126. Herba perennis? ‚caule subvoluhili, foliis caulinis alternis petiola- tis exstipulatis, triternatim sectis, segmentis petiolatis iterum ternato-sectis, laciniis incisis lobis acutis glabris glaucescen- tıbus, racemis terminalibus et axillaribus simplicibus secundis elongatis laxis subflexuosis multifloris, pedicellis bractea suf- fultis bibracteolatis, floribus e. Fumariaceis longe maximis speciosis roseis. > 123 Colitur per totam Japoniam, ceterum fide auetorum et Sibiriae meridionalis Chinnegqne borealis indigena. Etymologia. Nomen e graeco ed pulchre et zerwög Fumaria. Explicatio Tab. IT. 2. Fig. b. 1. Flos magn. nat. — b. 2. Alabastrum cum calyce, a. — b. 3. Dimidia pars floris, petalam exterius et interius, alteram staminum ‚phalangem et pistillum ‚monstrans, a. — b. 4. Pe- talum interius a dorso. — b..5. Petala interiora sibi appo- sita et pistillum includentia a latere, a. — b. 6. Staminum phalanx, a. — b. 7. Pistillum, a. — b. 8. Ovarium trans- versim dissectum, a. Obgleich mit Dielytra etc. nahe verwandt, unterscheidet sich die Gattung doch zur Genüge durch den Bau der Staubfaden, von welchen die beiden äussern jeder Phalanx an ihrer untern freien Hälfte breit geflügelt erscheinen, während der mittlere schmal bleikt und keinen Spornfortsatz zeigt. Ihrer Schönheit willen würde sich die Pflauze sehr zur Zierde in-unsere Gärten empfehlen. II. SCHIZOCODON SIEB. ET ZUCCAR. Pentandria Monogynia Linn. Syst. sex. — Famil. naturalis: Polemoniaceae Vent. Calyx persistens, hypogynus, gamophyllus, regularis, profunde quinguepartitus, laciniis lineari-oblongis obtusis herhaceis nervosis tandem excrescentibus fructumque involucrantibus. 90*- 724 HE Corolla hypogyua,\deeidua, ‚gamopetala, regularis, infundibuli- formis, tubo recto, Jimbo quinguepartito,.laciniis. inter se aequalihus e basi cuneata fimbriato-multifidis patentibus, aestivatione imbricata. Squamulae quinque imo tubo corollae aflıxae et limbi laciniis oppositae inclusae, Jineares, fimbriato-cilatae. Stamina definita, quinque, imo tubo.corollae affıxa, cum ejus- dem laeiniis et cum squamulis, ‚alternantia, his Jongiora, inter se li- hera, aeqwalia; filamenta linearia eompressiusenla, recta, glahra, ultra medium corollae adnata; üuntherae erectae vel dorso parum supra ba- sin. aflıxae, emarginato-didymae, anticae, quadrilocplangs, loculis longitudinaliter dehiscentibus. ‚Ocarium saperum, liberum, sessile, oyato-eylindrieum, triloeu- lare; placenta in quovis.Joeulo ex angulo centrali prominula, multi- oyulata; oyula pluriseriata, adseendentia, amphitropa? ‚Stylus termi- - nalis, simplex, eylindricus, exsertus, persistens, sligmate tridentato _ parum incrassato. Pr Capsula calyce persistente eincta et stylo coronata, pergamena. globoso-subtrigona, trilocularis, trivalvis; valvulae a vertice loculi- cidae septumque ab angulo centrali auferentes, basi cohaerentes ; pla- centae ex augulo centrali prominentes, erassae, polyspermae. . Semina parva, multiseriata, adsceendentia, suhdeltoideo - inaequi- latera, compressiuscula, ad hilum subtruncata, vertice acuta vel sub- appendiculata. Testa tenuissime membranacea, celluloso - retieulata. Albumen camosum. Embryo? 1. Schisocodon soldanelloides Sieb. et Zuccar. Unica species hucusque nobis cognita herba est perennis, radice fihrosa, foliis omnibus radicalibus, longe petiolatis, exstipula- tis simplicibus, e basi cordata suborbicularibus vel ovatis ro- tandatis, sinuato-dentatis vel rarius erenatis, glabris coriaceis sempervirentibus, scapis simplieissimis foliis longioribus, in racemum 6. — 40-florum subsecundum terminatis, florihus nu- tantibus uni-bihracteatis, segmentis calycinis oblongis trunea- tis, corollae limbo quinquefido, lobis Soldanellae Noris in mo- dum profunde fimbriato-lacinulatis. Habitat in summis Japoniae montibus, v. g. inınonte Nekodake. %. " Etymologia. Nomen e graeco oy/Kw seisso, findo et zwdwvr nola, campanula. Erplicatio Tab. II. 1. Fig. e. 1. Flos integer, auctus. — e. 2. Calyx cum pistillo, a. — €, 3. Corolla ‚longitudinaliter dissecta et a facie interiore visa, squamulas coronae et stamina monstraus. — c. 4. Sta- minis pars superior a facie et a dorso, m. a. -- c.5. Pi- stillum, a. — ce. 6. Capsula matura dehiscens, resectis an- terioribus calyeis Jaeiniis. — ce. 7. Capsula seorsum, resecta unius valvulae parte superiore. — e..8. Eadem tota trans- versim disseeta, 0, a. — c. 9. Semen valde auctun. Die Pflanze hat im Habitus. die grösste Aehnlichkeit mit einer Prunnlacea, besonders mit Soldauella, mit welcher sie durch die Schlitzung des Blüthensaumes sowohl als durch die aus fünf Schup- pen bestehende Nebenkrone zwischen den Stauhgefässen überein- stimmt, Doch, ist, sie. durch die Beschaffenheit. des Fruchtknotens und der Kapsel, sowie durch die Anheftung der mit den Corollen- 126 u lappen abwechseinden Staubgefässe unbestreitbar den Polemonia- ceen zugewiesen. IV. TROCHOSTIGMA SIEB. ET ZUCCAR. Polyandria (Polygamia) Monogynia Linn. Syst. sex Famil. natur. Ternströmiaceae Mirh.? Hermaphrodita vel rarius polygama. Calyx hypogynus, quin- queparlitus, persistens, laciniis inaequalibus coriaceis horizentaliter patentihus, aestivatione imbricatis. Corolla hypogyna, regularis, pentapetala decidua; petala ses- silia, subinaequilatera, obovato- suborbieularia , horizontaliter paten- tia, aestivatione imbricata. Stamina hypogyna, indefinita, pluriseriata, numerosa, inter se libera; filamenta filiformia, glabra; antherae parum supra. basin afli- xae, e basi sagittato-cordata ovatae vel deltoideae, anticae, quadri- loculares, longitudinaliter quadrivalves. Ovarium superum, sessile, subglobosum, 30 — 40-loeulare ovu- lis in quovis loculo pluribus in angulo centrali uniseriatis, horizonta- libus anatropis. Stylus terminalis brevis eylindrieus, erassus. Stig- mata tot quot locula, 30 — 40, radiatim expansa, linearia, obtusa, superne canaliculata, apice et in utroque margine dense ac-tenere papillosa, persistentia. In floribus polygamis stamina sunt completa, pistilli rudimentum vix conspicuum. Bacca globosa vel elliptica, coriaceo-carnosa subcortieata, 30 — 40-locularis septis membranaceis in centro fructus confluenti- > 7127 bus absque distincta columna centrali. Semina in quoyis loculo plura, uniseriata, in angulo centrali horizontaliter suspensa, obovato-elliptica, compressiuscula, ‚anatropa. Testa epidermide seu arillo cartilaginoso pellueido, sicco reti- eulato-scrobiculato vestita, ipsa cerustacea, nitida; tunica interior te- nuis, membranacea. Albumen aequabile, carnosum. Embryo axilis, orthotropus, radieula hilum spectante, cotyledonibus plane sibi in- cumbentibus. Habitus. Frutices volubiles vel recti, ramis teretibus saepe elongatis tenuibus, foliis alternis petiolatis simplieibus serratis acn- tis penninerviis, glabris vel subtus pubescentibus, deciduis, stipulis nullis, floribus hermaphroditis vel polygamis, axillaribus, solitariis vel in corymbos paucifloros congestis, albis, rosaceo - expansis. Eitymologia. Nomen e graeco 790705 rota et or/yur, sigma. Species nobis hucusque notae sunt: 1. Trochostigma rufa 8. et Z. Tr. foliis e basi rotundata obovato-elliptieis argute cuspidatis, re- pando-serrulatis serraturis distantibus falcatis‘ adpressis, pen- ninervüs, supra glabris subtus ad venas ferrugineo -puhescen- tihus, petiolis laminam subaequantibus, floribus corymboso- eymosis, peduneulis calyceihusque dense ferrugineo-tomentosis. Creseit in ultioribus montibus insulae Kiusiu. Floret Majo. }. 2. Trochostigma arguta 8. et Z. Tr. folis e basi rotundata vel cordata obovatis vel ohovato -oh- h- longis longe cuspidatis a basi in apicem usque serraturis ac- % 128 : cumbentibus setaceo-cuspidatis dense ef argute serratis, pen- ninerviis utringue glabris, petiolis lamina hrevioribus, floribus in corymbum panciflorum dispositis vel Subsolitariis, pedunen- lis calyeibusque pubescentibus. j rd \ . tn Crescit rarius in Japonia meridionali. Floret Aprili, Majo. Maturat fructus Julio. h. N 3. Trochostigma repanda 8. et Z. N u Tr. foliis e basi rotuudata ovatis acutis basi et in acumine obtuso integerrimis, eeterum remote repando-crenatis crenis rotun- datis glandula mucronatis, utrinque glabris, petiolis lami- nam subaequantibus, pedunculis axillaribus filiformibus uniflo- ris aeque ac calyces glahris. Crescit in Japonia meridionali. h. 4. Trochostigma polygama S. et 2. Tr. polygama, foliis alternis e basi rotundata late ovats vel obo- vatis acuminatis, in toto margine serraturis mucronatis accum- bentibus argute serrulatis, petiolis Jamina brevioribus, pedun- eulis uni- hifloris ealyeibusque glabris. Urescit in montibus saxosis prope Nangasaki. h. 5. Trochostigma volubilis S. et Z. A Tr. ramis volubilibus elongatis gr acilibus ‚ folüs e basi rotundata lanceolatis acuminatis argute serratis utringue glahris, novel- 1729 5 Jigilinearibus suhtus 'pubescentibus;'"pedunculis. axillaribus longis unifloris. Ber ‚unbe, Oogsaka allata colitur ‚in horto botanicg insulae De- ZUMG, , Floret Aprili, Majo. en u ar irahk g Baplicatio Tab. 11. 2. „Fig. d. 1. Flos Trochostus polygumae a facie et d. 2. Idem a dorso, dimidio auctus. — d. 3. Petalum, auct. — d.4 — 6. Ken „a faeıe et # derso; auct. —.d., 7, Pistillum ‚auct. — "ructus Tr. rufae m, nat. — d. 9. Idem trausversim FH Iocula monstrans, magn. nat. — d. 10. Ejusdem sectio basilaris loculis plurimis inanibus. — d. 11. Semen "cum 'arillo, valde 'auet: = d. 12. Idem' 'ademto' arillo. ı— d. 13. Ejusdem sectio-longitudinalis, albumen et embryonem, monstrans, v. a Wir "stellen diese Cole einstweilen noch zu ei Ternströ- miaceen, insoferne sie namentlich mit Saurauja Willd. und Microsemma Labill. manche Verwandtschaft zeigt. Sie nähert sich andrerseits auch den "Bixinen und Flacourtien, weicht aber wesentlich durch die Placentatio centralis ab und erinnerte in der Fruchtbildung am meisten an die Aurantiaceen, wenn der starke Eiweisskörper der Samen nicht wäre. Vielleicht bildet sie den Typus einer eigenen Familie, zu welcher später noch ‚mehr Glieder aufgefunden wer- _ den dürften. NnR v V. CONANDRON SIEB. ET ZUCCAR, Pentandria Monogynia Linn. Syst. sex. — Familia apa; jun Ser ophular inae R. Br. "Calyx hypogyhas, regularis, profunde Gunfthfnrtfiüs, persistens, Abhandlungen d. II. Cl.d. Ak.d. Wiss III. Bd. Abth, Il. 91 730 - - laciniis lineari-lanceolatis :acuminatis ‚inter 'se subaequalibus, aesti- vatione imbricatis. ! ; ' Corolla bypogyna, gamopetala, regularis, rotata, 'profünde quin- quepartita, laciniis e basi cordata länceolatis acutis inter se aequa- lihus,; aestivatione imbricatis, tubo brevissimo ad faucem foveolis quinque totidemgue maculis superpositis imberbibus cum laciniis alter- nantibus notato. - Stamina quingue,- has; eorollae alfıza et cum ejüsdem lacinüis alternantia, inter se aequalia; filamenta libera, subulata,. brevia, erecta; antherae erectae, basi cordatae, marginibus connatae in tu- bum eonicum sursum, longe. ultra. locula. productum et apice pervium, quadriloculares, introrsum quadrivalves. mw. aber Ovarium superum, liberum, conicum, :e carpidis duobus com- positum, quorum margines introflexi sibique appositi septa praebent spuria et incompleta, in centro loculi vero divergentes et reflexi ovula gerunt numerosa, pluriseriata. Stylus simplex, ceylindricus, tu- bum stamineum aequans. Stigma capitatum, subexsertum. Fructus desideratur. 2. Conandron ramondioides Sieb. et Zuccar. Herba Rumondae facie, acaulıs, e tubere parvo globoso et lana brunnea vestito proveniens. F'olia unicum vel pauca, omnia radicalia, petiolata et basi in petiolum decurrentia, ovato - el- liptica, acuta, grosse et inaequaliter duplicato-serrata, tota glabra, penninervia, rugosa, membranacea, una cum petiolo 6,— 12” longa, 2 — 3” lata. . Scapi radicales plerumque 731 solitarü, foliis breviores, 'semipedales, nudi,: multiflori5 flo- res in corymbum dichotomum dispositi intörmedio ex angulo dichotomiae praecociori, lateralibus utringue 5 — 7 bibrac- teolatis, omnes pedicellati pedicellis apice infra calycem in- crassatis, ante anthesin nutantes, ‚suh ‚foecundatione ereeti; corolla eam Boraginis offcinalis aemulans sed alba et basi maculis quingue aurantiacis notata, Habitat in Japoniae montibus altioribus. - Etymologia. Nomen e. graeco zwvos conus et dvdowr pars do- mus in. qua viri & ınulieribus seorsum agunt. Explicatio Tab.. II. 1. Fig. e. 1. Pars illoredoeuae, m. n. — e. 2. Calyx cum su- periore incrassata parte pedunculi, a. — e. 3. Corollae la- ciniae duae, a. — e. 4. Tubus stamineus, a. — e. 5. Idem longitudinaliter dissectus et explicatus a facie interiore. — .e. 6. JIdem transversim dissectus, locula monstrans, a. — e. 7. Ovarium transversim dissectum cum ovulis. Die Gattung hat offenbar mit Ramondia die grösste Aehnlich- keit, unterscheidet sich aber hinreichend durch die verwachsenen und in einem häutigen Kegel verlängerten Antheren. VL TRIPETALEIA SIEB. ET ZUCCAR. Hexandria Monogynia Linn. Syst. sex. Familia naturalis: Ola- cineae Mirb.? ; Calyx hypogynus, gamosepalus, cupularis, quinquedentatus, infra fructum stipitatum persistens. 91* 132 ; -ı" Corölla hypogyna, regularis, decidua, tripetala; petaldexungui- culata, lineari-ohlonga,' EN subvalvata. wire mi en ? pußr u i JE To sunotoroih Stamina hypogyna, ul) decidua, sex, 6mnia” fertiha; fla- menta cömpresso-plana üninervia 'ereeto-eonniveitia; ünfherae basi affıxae, ohlongae endreinatae autiene” valvatiiit (ehisceiles; 'tenuiter membranaceae, connectivo vix eönspieno. " Hnssın Ovarium in stipite eylindrico calycem superante elöboso-sub- trilobum, triloculare, „placenta, in quovis loculo ex angulo Gentrali pendula 'pluriovulata; 'ovula eireiter 10 biseriala, Horarlakter” alen- tia, orthotropa? Stylus terminalis, persistens, eylindrico-subelava- tus, elongatus, pervius, apice in annulum seu, ‚discum jnergesatns eui stigma insidet trilohum, lobis subdeltoideis, N "Eonniventibas, demum Be et E versus Sn Msoesrofhi j ® 2 96er er 9 il rm og Copsuis stipitata, abi osieihiah loboso-trloh ‚>rilocularis, trivalvis, valvulae septieidae a columna centrali plac i in modum una £ ‚cum placentis seminibusque si solyen dad, ; eniind, in quo- vis loculo 8 — 10 placentae e columna central prominenti aflıxa, hiseriata, horizontalia, muco exsiecato crustaceo inter, se eonglobata, elliptica, compressiuscula hilo prominulo. ‚ Testa membranacea, ı reti- culato - cellulosa. Albumen carnosum, aequabile. . ‚ Eanbryo alhumine infra verticeem seminis inclusus, rectus, orthotropus, radicula brevis- sima conica verticem, cotyledonibus ge ultra medium inter se connatis hilum IRRE 213 12. TY3414T. MW dr AUGEN, sahteäihre Sieb. ef Zuccur. ' NN ir OR Bine NAT} \ ABC VErT j Frutez, ramis alternis, jamionibgs, ERenaiB: -trigonis, gontige, ‚fusces- cente vestitis, gemmis perulati s.., Folia_ alterna, ‚‚simplicia, 133 ©». basi ‚euneata in) petiolum decurrentia, obovato-subrhombea, so @euta, mucromulata, integerrima, penninervia, membranacea, glabra, decidua, exstipulata. Flores in paniculas terminales laxas erectas bi- vel tripollicares dispositi; peduneuli hasi bractea lineari suflulti et ipsi bracteolis duabus suboppositis infra medium muniti, ante; anthesin nutantes, fruetiferi erecti; capsula globoso-tricocca, stipite eylindrico dimidium ejus aequante insidens. Hubitat in Japonia. %. Explicatio Tab. III. 2. Fig. f. 1. Flos integer cum pedunculo et bracteis, auetas. — f. 2. Calyx genitalia ambiens, a. — f. 3. Stamen a facie et a dorso, m. a. — f. 4. Capsula in calyce, stylo coronata, a. — f. 5. Eadem resecta tertia valvula, ut BE centralis et placentae una cum valvulae ademtae eicatrice appareant. — f. 6.. Capsula transversim dissecta, locula et seminum in- sertionem in placentis monstrans. — f. 7. Valvula ab angulo ‚ centrali visa, placeutam simul ab axi centrali solutam in- _ eludens, a. — f. 8. Semen, valde a. — f. 9. Idem longi- tudinaliter dissectum, albumen et embryonem monstrans. Nur zweifelhaft reihen wir diese räthselhafte Gattung der klei- nien freilich selbst noch‘ wenig bekaimten Gruppe der Olacineen an, mit’ deren einzelilen Gattungen Verwandtschafismomente bestehen. Namentlich erinnert bei Olax das Stehenhleiben des Kelches, die Dreizahl der Blumenblätter und Staubgefässe, die Gestalt der Narbe and die Lage wnd‘ Bildung des Emhryo an unsere Pflanze. Da- gegen’ weicht sie aber beträchtlich ab durch den gestielten Frucht- knoten (bei Opilia giebt Roxburgli etwas Aehnliches an) und noch ’ 134 mehr durch die dreifächrige, dreiklappige: Kapselfrucht mit vielen Samen, welche durch eine Art vertrockneten 'Schleimes aneinander gekittet in jedem Fache in zwei Reihen liegen. 04 VI. PITYROSPERMA SIEB. ET ZUCCAR Polyandria Monogynia Linn. Syst. sex. Famil. naturalis. Ra- nunculaceae Juss. Calyx hypogynus, corollinus, tetraphyllus, regularis, colora- tus, deciduus, aestivatione imhricata. Corolla nulla. Stamina hy- pogyna, indefinita, a se invicem libera, omnia fertilia et conformia; tilamenta linearia. Corolla nulla. Stamina hypogyna, indefinita, a se invicem libera, omnia fer- tilia et conformia; filamenta linearia, compresso-plana, glabra; antherae basi aflıxae, oblongo-ellipticae, quadrilocnlares ‚ loculis lateraliter dehiscentibus. Ovarium unicum, superum, liberum, substipitatum, uniloculare, multiovulatum ovulis juxta suturam ventralem biseriatis horizontali- bus anatropis. Stylus brevis eylindricus, persistens. _ Stigma. de- presso-orbiculare in centro concavum. Capsula follicularis, stipitata, stylo reclinato coronata, hine su- tura ventrali a vertice decurrente percursa, pergamena, transversim' venesa, unilocularis, 8 — 10 sperma. Fr ee er “ 735 Semina in sutura ventrali biseriatim arete sibi imposita, hori- zontalia, oblongo-tri-vel tetragona. Tesfa tenuissime menbrana- cea, appendiculis s. squamulis teneris flexuosis horizontaliter paten- tibus undique tecta.,, Albumen aequabile. Embryo in axi albuminis minimus, radicula hilum spectante. Habitus. _Herbae perennes. Folia omnia radicalia, longe pe- tiolata, basi subvaginantia, ternali-secta; segmenta longe pedicel- lata pedicellis aequilongis vel medio parum longiore 2 — 5 polli- carihus, aut simplicia, palmato-3 — 5-fida laciniis longe acumi- natis vel rotundatis, aut iterum ternato-secta, laciniis pedicellatis. Scapi radicales aphylli, erecti, simplieissimi vel ramosi, folia_ su- perantes. Flores in spicam jam ante anthesin elongatam longissi- mam simplicissimam vel basi rumosam dispositi, sessiles, horizon- tales basi tribracteolati, albi. Capsulae stipitatae et in stipite sur- sum flexo erectae, axi atlpressae. 1. Pityrosperma acerinum Sieb. et Zuce. P. foliis ternato-sectis, segmentis longe pedicellatis e basi cor- data tri-vel qninquelobis, lobis louge acuminatis inciso-serra- tis, serraturis setaceo-mucronatis. Actaea japonica Thunb. flor. japon. p. 221 et auct. 2. Pityrosperma obtusilobum 8. et Z. P. foliis ternato-sectis, segmentis longe pedicellatis e basi cor- “data obsolete 5 — 7 lobis ahbbreviatis rotundatis repando- dentatis, dentibus brevissimis setaceo - mucronatis. we u = 3. Pityrospermä biternatum S. et Z. P. foliis biternato-sectis, segmentis pedicellatis e basi oblique truncata et inaequilatera ovatis inciso-lobatis, lohis obtusis inaequaliter serratis. R Etymologia. Nomen e graeco nirvgov furfur et ortgue semen, propter semina squamulis furfuraceis dense ohsita. “ Explicatio Tab. III. 3. Fig. g. 1. Pityrosp. acerini flos apertus, a. — g. 2. 3. Brac- teola a facie et a dorso, a. — g. 4. Calyeis foliolum a facie, a. — g. 5. Stamen a facie et a dorso, m. a. — g- 6. Pistillum. — g. 7. 8. Capsula ab utroque' latere. — g. 9. Eadem dorso longitudinaliter dissecta ut semina ap- pareant. — g. 10. 11. Senen a facie et a ı dorso, 0. a. Die Gattung ist am nächsten mit Botrophis Rafın. (Actaea ra- cemosa L.), verwandt, unterscheidet sich aber durch die sämmtlich fruchtbaren und gleichförmigen Staubgefässe und durch die mit Spren- schüppchen dicht besetzten Samen. Die gelehrten Verfasser der Flora of North America (Vol. ]. p- 35) ziehen Cimicifuga, Actinospora und Botrophis wieder zu ei- ner Gattung zusammen. Wir möchten indessen, was wenigstens Botrophis betrifft, nicht damit übereinstimmen, weil, wenn wir so strenge zusammenziehen wollten, selhst Nana sich schwer mehr von Cinicifuga trennen liesse. 737 VII. CORCHOROPSIS SIEB. ET ZUCCAR. ‚Polyandria Monogynia. Linn. Syst. sex. — Famil. naturalis: Tiliaceae Juss. Calyz hypogynus, pentaphyllus, regularis, persistens; . foliola lanceolata acuta integerrima, post foecundationem reflexa, extus pilis stellatis tomentosa, aestivatione valvata. Corolla hypogyna, regularis, pentapetala, rosaceo-patens; pe- tala cum sepalis alternantia, breviter unguiculata, obovato-suborbi- cularia et subinaequilatera, aestivatione valvato- convoluta. Stamina fertilia decem vel rarius quindeeim, toro aflıxa, inter se libera vel ima basi subeoalita; filamenta compressiuscula, adscen- dentia, glabra, altefna exteriora parum breviora; antherae hasi aflixae, lineari-oblongae, apice emarginatae, posticae, quadrilocnlares, locu- lis duobus anterioribus vel intermediis parum brevioribus, ‘omuibus longitudinaliter dehiscentihus; stamina sterilia‘5 intra’ fertilia ova- rium cingentia, sepalis opposita, elongata, stylum 'aequantia, erecta, basi linearia sursum sensim latiora et eymbiformi-concava, in dorso convexo papillis globosis seriatis echinulata. "Discus nullus. Ovarium superum, sessile, eylindrieum, tomen- tosum, triloculare, ‚ovulis pluribus alternatim biseriatis ex angulo centrali adscendentibus, anatropis. Stylus simplex , subelavatus, stigenalte truncato tridentato. Capsula elongato -siliquaeformis, cylindrica,. memhranacea, ex- {us tomentosa,. triloeularis, irivalvis, polysperma; valvulae,a hasi Abhandlungen d. IJ. Cl. €. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. IN. 92 138 Bi ne, dehiscentes loculicidae, medio dorso septo percursae pro recipiendis .singulis seminibus utringue, .llexuoso-excavato indeque ohlique sep- tulato: Columna centralis filiformis, flexuosa, seminum insertionibus dentata: Semina columnae centrali affıxa et in quovis loculo. alter- natim biseriata, erecta, ovato-elliptica, acutiuscula, compressa, testa subreticulato- venosa; matura non obvia. am. 1. Corchoropsis erenuta 8. et Z. Fructiculus 3 — 4-pedalis, caule vix penna anserina crassiore valde ramoso, ramis striete adscendentibus, ultimis herbaceis, 'cortice adulto fasco, in’ ramis junioribus 'pilis stellatis ci- nerascente. Folia decidua alterna, petiolata, ovata vel ovato-oblonga, basi rotundata suhinaequilatera, acutiuscula, grosse crenato-dentata, utrinqgue pilis stellatis canescentia . basi -quinque.- sursum, penninervia; ‚stipulae ‚suhulatae, fuga- ces... Pedunculi axillares,''solitari, ‚uniflori, filiformes,-petiolo longiores, hirti, supra ‚medium. bracteolis trfbus; suhulatis. ver- tieillatis' instructi.. Calycis foliola extus. tomentosa, | intus glahra. Corolla rosaceo-expansa, aureas, magnitudine. circi- tex Fjusı Tormentillae. Capsulae BERUHEN aa: parum longiores, valvulis chartaeeis. Habitat in Japoniae provineüs australioribus.. h. Etymologia, , Nomen ob affinitatem cum Corchori, genere datum. ‚Explieatio. Tab. IV. 1. 5 . Fig. h. 1. Flos integer, a. — h. 2. Calyeis foliolum a dorso visum. — h. 3. Petalum. — h. 4. Stamina duo a facie interiore centro floris adversa. — h. 5. Eadem a facie ex- teriore, 'c. a.— h. 6. Anthera transversim dissecta, m. a. — 739 h. 7. Stamen sterile a facie et a dorso, — h. 8. Pistil- lum, a. — h. 9. Capsula matura, m. n. — h. 10. Ejusdem sectio transversalis, &. — h. 11. Receptaculum centrale. — h. 12. Valvula intus visa, a — h. 13. 14. Semen, valde a. Die Gattung hat mit Corchorus nahe Verwandtschaft, unter- scheidet sich aber hinreichend durch die 5 verlängerten, unfrucht- baren Staubgefässe und durch das deutliche Mittelsäulchen der Kap- sel.: Uebrigens werden bei Corchorus die Samen mit Unrecht als hängend angegeben, . denn wenigstens bei allen Arten, die ich un- tersuchen konnte, fand ich sie aufrecht. Ob unsere Pflanze identisch ist mit der, welche Thunberg als Corchorus hirtus Linn. aufzählt, lässt sich bei der Kürze seiner Definition nicht ermitteln. . IX. STEPHANANDRA SIEB. ET ZUCCAR. Decandria Monogynia Linn. syst. sex. — Famil. naturalis: Spiraeaceae D. Ü.? Calyz hypogynus,. gampphyllus, regularis, persistens: tubus bre- vis cupularis, intus disco nectarifero decemlobo pubescente vesti- tus; limbus quinquedentatus, laciniis integerrimis. R Corolla pentapetala, regularis, deeidua; petala calyeis fauci af- fixa et cum ejusdem laciniis alternantia, unguiculata, spathulato-rhom- hea, integerrima, radiatim venosa, aestivatione imbricata. Stamina decem, persistentia, calycis fauei in dentibus disci nectariferi affıxa, inter se libera; filament« brevia, suhulata, alterna parum breviora, ommnia primum inflexa, demum erecta; antherae dorso 92 * 7140 affıxae, late ellipticae, utringue emarginatae, mahaRR: quadrilocu- Fa ‚. quadrivalves. | Ovarium superum, globosum, extus villosum, uniloeulare, bi- _ ovulatum, ovulis duobus e carpidii sutura _pendulis anatropis. Sty- Zus terminalis, simplex, filiformis, persistens, stigmate peltato-capitato. Fructus calyce persistente einetus, siccus, globoso -depressus, hine sutura decurrente angulatus, crustaceus, unilocularis di-vel ab- ortu monospermus, seminibus e suturae vertice descendentibus indeque oblique positis, primum elausus tandem in sutura BURTATANN dehiscens, Semina subglobosa, anatropa. Testa crustacea, hine raphe a vertice ad hilum producta valde prominente percursa; funica interior membranacea, tenuis, in vertice chalaza orbiculari notata. Albumen cartilagineum, embryonem axilem incladens; cotyledones orbieulares, plane sibi impositae, carnosae, radicula hrevis, conica, obtusa, hi- lum spectans. 1. Stephanandra flexuosa 8. et Z. Frutex ramis tenuibus flexuosis distiche ramosis, novellis pubes- centibus, gemmis perulatis. Folia alterna, petiolata, circum- scriptione e basi subcordata ovato-deltoidea, pinnatifida vel profunde incisa, laciniis oblongis grosse ac inaequaliter inciso- serratis, summa in acumen longum producta, serrata, penni- “ nervia, membranacea, subtus pubescentia, decidua. Stipulae foliaceae, simplices, integrae, persistentes. Flores ex apice ramulorum vel ex axillis foliorum superiorum in racemos sim- plices vel subeompositos suhfastigiatos dispositi; pedicelli basi bractea suffulti ipsi ebracteolati. Hahitus Spiraeae. 741 Habitat in Japonia h.' Etymologia. Nomen e graeco or&yaros corona et dvyo vir. Explicatio. Tab. IV. 2. Fig. i. 1. Flos integer, auctus. — i. 2. Idem longitudinaliter dissectus et expansus. — i. 3. Petalum. — i. 4. 5. "Stamen a facie et a dorso. — i. 6. Idem a latere. — i. 7. Pistil- lum. — i. 8. Capsula in calyce. — i. 9. Eadem resecto calyce et deraso tomento. — i. 10. Semen a facie et a dorso. — i. 44.. Capsula monosperma longitudinaliter dis- secta, albumen et embryonis a latere visi situm monstrans, — i. 12. Capsula disperma, eodem modo dissecta, omu. aucta. i. 13. Embryo a dorso visus, valde auctus. Die Gattung Adenilema Blume (Bijdr. 1120), welche Endlicher au das Ende der Saxifrageen stellt, hat Aehnlichkeit, unterscheidet sich aber durch zahlreiche Staubgefässe und viel- (3 — 12) samige Kapsel. Wir haben unsere Gattung zweifelhaft an die Spiraeaceen gereiht, mit welchen sie, besonders mit Kerria und Neillia in den wesentlichen Punkten vollkommen übereinstimmt, und wohm auch Adenilema zu gehören scheint. X. PLATYCARYA SIEB. ET ZUCCAR. Dioecia? Linn. Syst. ser, — Famil. naturalis: Juglandeae De Cand. due Diclinis. ' Flores masculi iguoti. 142 Flores foeminei in amentum strohilaceum ovatum multiflorum congesti. BEN “on Seine met ra ZN ı9.4 ’ i i # 4 - N ni Bracteae simplices, dense alternatim imhricatae patentes, lan- ceolatae, acutae, integerrimae, coriaced-aridae, in faciei superioris basi glandula seu pedicello adnato aucta en flos insidet. "u Plores. sohtarii- ex axilla Gotha Drabteae, in Bann) seu sti- pite bracteae aduato. .oblique sessiles. ne Calyz intime cum ovario Sonne) margine utrinige in alam IHeihDrAN aut extensus, 5 - nervius. ? z u Gl - Orxarium obovato- eis: compressum, uniloculare, ovulo unico erecto. orthotropo., ‚Stylus nullus. Stigmata duo, crassiuscula, papillosa, persistentia. i Drupa monopyrena parya, calyce ‚persistente, obducta et utringue in.margine ala menıbrauacea; eincta, compresso-plana, ad; insertionem bine (dorso) basi ohligue excayata, putamine tenui crustaceo, intus basi bi- superne uniloculari, evalvi,_ monosperma. ' ‚Semen, basi pla- centae cum septo abbreviato cohaerenti aflıxum, erectum, compres- sum, basi bilobum, apice in acumen productum, plus minus sinuato- torulosum. Z'estsa membranacea. Embryo? 1. FPlaticarya strobilacea Sieb. et Zuccar.: Arbor, ramis teretihus, foliis alternis petiolatis impari-pinnatis tri-vel quadrijugis, foliolis lateralibus sessilibus basi inaequilateris terminali pedicellato, omnibus oblongo-lanceolatis subfalcatis acumi- natis totis argute serratis serraturis incumbentibus, costato-penniner- viis utriugue glabris subtus glaucescentibus et dense reticulato-ve- 743 ° nosis, deciduis. Stipulae nullae.- Gemmae perulatae, Flores foemi- nei € gemmis proprüis, in -amentanı strobilaceum elliptieum. congesti, numerosi. Bracteae dense squarroso -imbricatae lineari-lanceolatae, acutae integerrimae; coriaceo-aridae, castaneas, glabrae. Etymologia., ‚Nomen. @ graeco nierus latus..et z«ovori nux;,| Explicatio. Tab. V. 1. Fig. k. 1. Strobilus maturus, m. nat. — k. 2. Nux oa facie, aucta. — k. 3. Eadem a dorso. — k. 4. Eadem longitu- -dinaliter dissecta. — k. 5. 6. Putamen, auct. — k. 7. Roh men auct.— k. 8. Bractea'cum glandula basilari a faeie, a. Wir wollten diese merkwürdige Gattung nicht zurückstellen, obwohl uns leider die männlichen Bläthen fehlen. weil sie ein wich- tiges Verbindangsglied in. der kleinen Familie der Juglandeen zu bilden und deren einfachste Form nachzuweisen scheint. a) | "XL tee SIEB. ET ZUCCAR. Fobrahet Monogynia Linn. Syst. ser. — Ben Amygdaleae Juss. Calyz hypogynus, gamosepalus; regularis, deciduus, infundibu- liformis, tubo eylindrico limbo quinquefido laciniis ovatis acutis ser- rulatis.pulchre reticulatim venosis tubo brevioribns. Corolla nulla. Stamina 24 — 30, calycis tubo, usque ad faucem adnata, sur- sum; libera;. filamenta inaequilonga, brevissima' 5 eum calycis laci- 744 niis alternantia; antherae dorso ‚affıxae, ellipticae, utringne emargi-' natae, 'anticae, TORE RNORBRNN yumbRSNERe eiigoig =urus2 9 80 e Discus nectarifluus, obsoletus, fundum calycis investiens. Ovarium superum, 'ovatum, uniloculare, bi-ovulatum, ovulis e vertice loculi pendulis anatropis. Stylus terminalis, simplex, filifor- mis exsertus, glaber. Sfigma capitato- depressum. -Fructus. 1. Ceroseidos apetala Set Z..: 02 4 3000 mom Arbor vel frutex; rami juniores cortice, alhido, laeyi vestiti, te- retes. Gesmsmae perulatae. Folia ‚in ramulis: lateralibus ab- breviatis fasciculatiu . congesta, in vegetioribus jalterna, pe-, tiolata, petiolo brevi dense hirsuto,, lanceolata, longe,, cuspi-ı data, in toto margine densissime et profunde serrato-dentata, dentibus lineari oblongis saepe bifidis glanduloso -mucronatis, juniora. utringue pubescenti-hirta, annua. Sfipulae persisten- tes, Iineares, foliaceae, toto margine argute Serratae, serra- turis glanduloso-mueronatis. Flores, e gemmis proprius, peru- latis solitarii, pedunculati, plerumque cernui, ı „Calyz, 5” eir- citer longus, extus pubescens, reticulato - venosus. Jr Habitat in Japonia. h. .- 8 { yL iv. GR rialloıli 7 Al site Etymologia. Nomen e graeco 26000 cerasus et eidos facies. Eaplicatio Tab. V. 2. Fig. 1. 1. Flos integer cum ge et gemma, a. — l. 2. Ca- lyeis: lacinia intas'ivisa, a. —'l. 8. Calyeis' hgitndinaliter 745 „ns1. disseetin Iaeiniae tres)eum- staminibus, a. ul 4. \Stamen -; . 3 facie.et,,, dorso,m. &.— l. 5..,Bistillum, a.—.l. 6... Ova- „‚zium ‚longitudinaliter dissectum, m. 2. — 1. 7. Folium . cum stipulis. — 1.8. Pars ‚marginis folii, magis aucta. z 10659 * L) zii) i Im04 Die verhältuissmässig sehr lange trichterförmige Kelchröhre und das gänzliche Fellen, ‚der Blumenblätter dürften die Trennung der Gattung von "Prunus zwar Allein chen rechtfertigen, aber fast noch mehr "toderl der gäuze Habitus der Pflauze zu einer’ solehen Sonderung auf. Die eigenthümliche Zähnung der Blätter und Ne- benblätter, die aus besondern Knospen einzeln hervorkommenden, lang gesticlten überhängenden Blüthen gehen dem 'Baume' ein so fremdartiges Ansehen, pe Niemand ohne genauere Untersuchung an seine Verwandtschaft mit Prunus erinnert wird. -02 ıı- 'y, - j! gi enyttostkchre'g 'SIER. „er Pan Triandria Digynia Linn. Syst. sex. — Familia natur.: Gra- mineae Juss. u x Flores paniculati, ramis pauioulae primariis apice plerumque iterum foliosis ; ramuli basi squamis seu glumis inanibus imbricatis serius ‚deciduis obtecti, sursum spiculas 2 — 5 alternas ferentes. Spiculae lineari - TanoeolA36 tri = - „quinqueflorae , ‚Summo saepe sterili longius pedi cellato. * Em " Glumae duae, distantes, saepius inaequales, multiherviae, con- cavae, glabrae, apice rotundato-contractae et finbriatae inde aristae Ioco iterum in laminam foliaceam ovato-lanceolatam acutam multi- nerviam extensae, rarius muticae. Abhandlungen d, II. Cl, d, Ak. d. Wiss, II. Bd. Abth. Ill. 93 - 746 Paleae: duae; inferior ı:ovato-lauceolata.) acuminata »velı rarius glüidde in- modum - in’ foholum extensa, tenuiter multi-" (15 = 17-) nervia, glabra, apicem versus scabra; Superior lanceolata, cylindra- ceo-involuta, parinervis, dorso bicarinata carinis serrulato - scabris, apice bifida lacinüis subulatis, erdır .— Gus yE Een R Bu) bi Syuamae ires, aequales vel. en majori len interiori apposita, omnibus lanceolatis acutiusculis, tenuiter sReHTossn mem- branaceis. ae Eger re Das Bis ONsıund Yal 38 ‚JuR 173 Do0& I | Idu Je ‚Stamina, iria, ‚libera, prinum Ar demum longe. exserla; filamenta filiformia,, tandem elongata;. antherae lineares, basi emar- ginato-sagittatae, apice, integrae acutae, .dorso, ‚allıxae,, aulicae, Ovarium longe stipitatum stipite compressiusculo, ovato-trigo- num, uniloeulare.. Stylus, simplex; erpctus glaber, ‚stamina „‚primum superans, demum aequans; stigmata iria Alıformia, remote serrulato- plumosa, longe exserta. . N us a 1; Pannen, bambusöides S. et Z. 4 EI Culwi inermes ramis "fistulosis Herdis ‚colore stramineis, nodis ‚pro- minentibus , ramulis semiverticillatis, hasi squamis inanibus serius deeiduis obtectis iteram ramosis ultimis in specc. no- stris spieulas 3 — 5 subsessiles ferentihus,, summo in, quo- vis vertieillo. apice foliifero. Vaginae foliorum glabrae,. ore setis (nervis excurrentibus) deeiduis fimbriatae. Folia bre- viter petiolata lamina basi rotundata, lanceolata, acuminata, E margine scabra, superne glabra subtus ‚praesertim ‚basin ver- sus suhtiliter, pubescentia, firmula,, utringue , a ‚nervo ‚media 1isiRils =. 4 — 6-nervia. RR ' > Sahne“ OuIma 211187 & ’ INBIVTOL x 747 Spiculae primuim 'cylindrieae, demum lanceolatae, pollicares; lami- nae glumis aristae loco insidentes e basi rotundata lanceola- tae acutae dense multinerviae, scabrae, glumis dimidio bre- viores;. antherae elongatae, 5 — 6” longae. Etymologia. Nomen 'e graeco Yu44or folium et or&yus spica. E.rplicatio Tab. V. 3. "Fig. m.’ 1. "Ramulus Aloridus spiculas 5 ferens, magn.'nat. — m. 2% Gluina cum lamina foläacea' ei insidente, a. —: m. 3. Pa- leae: floseuli, interiore a dorso visa, a. — m. 4. Palea ex- terior & dorsa, a. — m. 5. Flosculi duo summi, quorum ter- minalis sterilis. — m. 6. Stamen a facie et a dorso ex ala- 'bastro, a. — m. 7. Idem filamento’ jam elongato. — m. 8. Ovarium stipitatum cum stylo et stigmatibus & stäminibus einc- . tum, sex. alabastro, & — m. 9. Squamae tres, postica ‚(a) parum ‚majore, a. — m. 10. Partium flosculi dispositio. „Die, an der Spitze in. eine deutliche Blaitfläche ‚auslaufenden äusseren, Kelchspelzen und, das sehr lang ‚gestielte, ovarium_ scheint die: Trennung, der: Gattung von Arundinaria hinreichend zu rechtfer- tigen. Von Bambusa unterscheidet: sie sich überdiess noch durch die Zahl der Staubgefässe. Im Allgemeinen ist die Zahl der Bambuseen in- Japan: verhält- nissmässig Sehr 'grossy aber schon Thunberg bemerkt, dass er nie eine derselben blühend «sah und leider geben auch ' von Siebold's und Bürgers Herbarien Zeugniss davon, wie selten.sie zum Blü- hen gelangen. Unter wenigstens 15 Arten sind nur 3 mit Blüthen vorhanden, wovon 2 Arundinarien und“ nnr' die dritte unsere Phyl- lostachys. "Es muss vorläufig mentschieden bleiben, zu welchen Gatiingei die nieht: blühenden Exemplase gehören. ‘Einige haben, 93 + 148 Zoll aa ae Weddeng: al ih: bt und ebenso schwer ist. Wir haben’ Grund zu: vermüutheny»dass unsere Phyllostachys zu>diesen grössten Artengehöre. Kämpfer: (Amoen. ewot. V. p. 898) führt sieben Species auf, die er zu Arundo Indica d. I. zu Bambus» rechnet.‘ Unter’ diesen >ist eine’ grosse Art,\. Tsiku oder Fatsku, die er für identisch mit dem indischen Bambus hält. Der junge Stockausschlag gieht in Essig und Salz ‚eingemacht mit Zwiebeln und spanischem Pfeffer den besten Atsjaar oder Atschar. Die ‚Wuräelsprossen, (radices).gäben, Känpfers, Angabe zufolge‘ ‚die Spazierstöcke,“ welche-‘im> Handel’ damals fälschlich’ Rotang oder Rottang hiessen, zämlich' jene int Innern nicht hohlen, kurzgliedri- gen, mit zweizeilig gestellten Furchen bezeichneten, nach vornen ge- wöhnlich sahnall ‚sich; verjüngenden, ‘Sprossen, die,. man) jetzt aus- schliesslich ‘ Bambusrohre: »nennt. © Nach Rumph' (Herb. Amboin. IV. p- 18) währe die Pflänze" auch identisch mit Arundo Indika farcta des Dodonaeus oder Ar. japonica. Rumph fügt aber bei, dass die Bambusrohre des Handels lediglich eigenthümliche oberirdische Sei- tensproßsen 'aus alten vielfach verstürimelten Stänimen der Arundo ja- poiica seyen (radices“ spuriae, quae ex vetustis et saepius detrünca* is arahdindm "fraticibus 'supra' terram 'exstipitibus trahsversaliter progerminant). "In den Handel kämen sie durchgehends "aus Japan, doch hätten ihm Chinesen versichert, dass ‘auch in ihrer Heimath verschiedene Bambusarten sich fänden. Mit den eigentlichen Rot- tang (Calamus -): Arten‘ hätten sie aber!) durchaus nicht$ gemein. Demgemäss) kämen also unsereleigehtlichen: wenn gleich innen‘ 'so- liden Bambusstöcke wirklich"von einem Baumgrase ag nicht ‘von einer EEE - ‘Dre dunkeibrahnenb ins: Schwärzliche«oder Grünliche. ziehenden langgliedrigen und>höhlew‘ Stäbe, welche:iim- Handel jetzt mit’ unter dem Namen Pfefferrohr“ vorkommen, gehören‘ dagegen wahrschein- . EL a u | 749 lich der Bambusa (?) nigra Lodd. an, zu welcher Arundarbor ni- gra, Sinensibus Ontill Rumph. 1. c. p. 18 gezogen wird. Ver- muthlich gehört hieher auch Shi fsiku vulgo Murisacki dacke i. e. Arundo purpurea des Kämpfer, welche Thunberg als eine vermeint- liche Spielart zu seiner mit Sicherheit gar nicht zu ermittelnden Arundo Bambos zieht. Sie scheint in China und Japan zu Spazier- stöcken, Stielen von Sonnenschirmen u. s. w. vorzüglich verwen- det zu werden. Ba Pr = 2 in > %r 2 > 8 * fr > & „. - ı - = pP ’ m £ T IE b rd “ R » a er % Mr. 20 ie ee A en at A 5 II @) EEE, erh ey hen heran a 8 r Kan. a wArd BEST ORRRN DA SR Se nt ae ee ner Ha Sig "ak EL u SA ab er er rn nr ee a N Ni Hase ar alien ie ARTE Kir is 2 in Atari, Sa © Adois ent. ohtrenA said RN ww. je: Wk rege Kos. uolainer ‚uazlodte £ rein ehe tab Arsebain al mnanise ir ea beit Atejaar, ader Asia ? 2 AT Mile > > maß, a ’ . > n } % Be Maas it Erbe: Pre . - - Ph R > E ) i ie rent : ” Ir 2, ‘ 4 N J er iR FF; € M Ha au OBEN: DREH) " Ba 5 DER wir len er No Na Tr Te W; eine Piper es A Pre } #) . k a en N ia. > din en z Bug \ BER z ; « x ke u it Ken Die € vi a ae Ver % P Tre SE NPE EEE ET . 2,4 FR . Ä r % m b b ; Yr ee a) N 2 + - hr z E i 2 4 N > ns; . IE ü er 2 al . a zu 5 A “ - ide Kerr at 1627 7 = z $ aha pet bee los 2 SAnıin. 5 ‚ P IE A ERDE 7 e re Per ee nee 9 Brugg e € ’ an . ’ ea mr vr . ? . # = & Ä . N Tu ) ı _ er 2 u. 5 - , A vu rt a 3; 2= . r w iBanApeer ar dran Ira cn cr ae ee 1.8 >. > be L uirsz 2a er Sean a weh ie Pe tz it uuti fi e hd a . 2 G \ nr n r un Ri BNINERERER! i IR, ERHEBEN CE rail Go - * ‚ j S N - Tab I., I. Pteridophyllum. I. Eueapnos and eher madıem Yılıpaa Asse BE Ah I tee DE Rucenteme fans yypor: . TabH N) UINE up k Lin nnd “ Ad I. Schizocodon I. Trochostioma hard. des: wen Komm Yelıypoıi Cine BAG, A De Beckens yYlank. Da TabAH. 1 Conandron . 1. Tripetaleia II. Pityrosperina . Mandl eds menu, phgsic Obensse BR: UK. | Au SD’ Amrentime plant. yupon E- i 1) EFEUTE 1 TE Er u Ta I. Corchoropsis I. Stephanandra and des neccheem pägerr (Gasse Bir AA Ur Ba Des concert yılank zn 1? guiwvrreerere ME II Plıyllostachys. I Ceraseidos Il. Plavvearva . 17707 as Vz BA DE ABK DU. Fler muthem yehysek lasse Beiträge zur Morphologie der Coniferen. Von Dr. J. @. Zuccarini. Mit 5 lithographirten Tafeln. k j \ a {} E D A [1 ”\ 3 ‚sghııisdl BETEN ‚noıstinoDd -ı9b sigolodgıoeNM ARE tms Od Beiträge zur Morphologie der Coniferen. $. 1. Arten-Zahl und geographishe Verbreitung. Die Coniferen gehören zu den Familien, welche viel weniger durch die Anzahl ihrer Gattungen und Arten als durch das gesellige Vorkommen und die Masse der Individuen den wesentlichsten Ein- fluss auf die Floren ausüben, welchen sie zugetheilt sind. So sind z. B. wenige Arten von Abies und Pinus ausreichend, um einem grossen Theil von Nordeuropa und Nordasien vorherrschend ihren Charakter aufzudrücken, indem sie in grösster ausschliesslicher Gesel- ligkeit ungeheure Wälder bilden. Die Zahl aller bisher bekannt gewor- denen Arten indessen genau zu bestimmen, unterliegt grossen Schwie- rigkeiten, weil viele bis auf die neueste Zeit falsch gedeutet wor- den sind, und zwar, wie in vielen Familien, zum Theil gerade die- jenigen, welche als die bei uns häufigsten am leichtesten hätten be- richtigt werden können. So giebt z. B. noch Mirbel die Verbrei- tung von Pinus sylvestris, und Cembra, von Abies excelsa, pecti- Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth. II. 94 n 154 nata, Larix ete. auf Thunbergs Autorität bin bis nach Japan aus- gedehnt an, so wurden mit den europäischen die sibirischen Arten für identisch gehalten oder werden es zum Theil, wahrscheinlich mit Unrecht, noch. Mindestens bleibt es sehr räthselhaft wie z.B. Pinus Cembra und Juniperus Sabina, welche in Europa die Alpen- kette nicht überschreiten, auf einmal wieder in grösster Menge in Sibirien vorkommen sollen. Wenn so mit Unrecht distinete Arten zusammengeworfen wurden, so wurden auf der audern Lokal-For- men allzuschnell zu eigenen Arten erhoben, wie z. B. die zu P. sylvestris gehörigen P. Pumilio, obliqua, rotundata, uneinata,. pyre- naica, rubra etc. Die Jacquinsche Verwechslung von P. austriaca und sylvestris ist noch nicht lange gelöst, und noch schwebt die Frage, ob erstere (zugleich die P. halepensis tauriea oder Pinaster taurica M. B.) nicht identisch sei mit P. Laricio von den Inseln und Küsten des Mittelmeeres, wie wohl zu vermuthen steht. Ebenso sind in den Gattungen Juniperus, Thuja, Callitris, Cnpressus, Podo- carpus, Dacrydium, Taxus die Arten grossentheils noch nicht hin- reichend eruirt und eine genaue Angabe ihrer Anzahl desshalb nicht möglich. Dazu kommt noch (die Verwirrung in den Namen der in den Gärten kultvirten Individuen, welehe häufig noch zu - jung sind, um verifieirt zu "werden, der mangelhafte Zustand, in welchem sich die Familie in den meisten Herbarien vorfindet und endlich die unsichern Angaben der Reisenden, welche in den ver- schiedenen Sprachen ohne Bedenken die Namen Fickten, Tannen oder Föhren und überhaupt Nadelhölzer willkührlich ‘verwechseln. Es konnte desshalb auch in der nachstehenden Uebersicht-die Anzahl der bekannten Arten nur approximativ angegeben werden, doch wird dieses zur Feststellung der -Verbreitungsverhältwisse um so eher genügen, sowohl weil nur die mit einiger Sicherheit be- kannten Species in das Verzeichniss aufgenommen wurden, als-auch weil sich vermuthen lässt, dass spätere Entdeckungen wohl im All- \ 755 gemeinen die Artenzahl noch erhöhen, aber ihre Vertheilung‘ nicht wesentlich ändern werden. Gegenwärtig ‘sind bekannt: 1. ‚Abietineae . . eh . 105 Ein, Sina Big OHNE na i _Abhies Rich. . . . 46 Araucaria, Juss. . .. 4 2. ‚Cunninghamieae R 2 rohen „Ö Cumminghamia R. Br., ae Hude Se Ari Dammara Kumplı.,.. RR. : In Sciadopitys S. et z. ar 4 ee 3. ‚Cupressineae RENT EN - Juniperus IR Br; Thuja Tourn. ae. 09 | p Hart PIys Thujopsis S., et Pen Bir. AR 5 "6 D Callitris Vent. REED Me Retinispora S. et Z. MR - Copressus Tourn. BP z _ Cryptomeria Don. u E om Pachylepis Brongn. 1 rn _ Taxodium Rich. 2 4. Tawineae . 4 i i 26 Podocarpus Herit. u.a a Torreya Arn. . . Cephalotaxus S. et Z. . Salisburia Smith Phyllocladus Rich. Dacrydium Sol. Taxus BD... aa le, GE DIESE ER EEEEE WET 208 Arten. Bm 94* 756 ‘Davon 'kommen'vor in: In der Inder Europa. Asien. Afrika. Amerika, Anstra- a Pinus Rich. I na nel in NO Abies Rich. ehe er‘ Araucaria Juss. . 0. NOT en OA Cunninghamia R. Br. : 0.1.0... 0.. 2... 1..02 Sciadopitys S. et Z. Dr A DR re le Dammara Rumph. re ee at Juniperus L. . 7.16 .5..12.92..25.02 Thuja Tourn. . sche DE ALT Bi Aa ch er Thujopsis Set u. .0.1.0..0..0..1..0 Callitris Vent. ui Dr er ee er Retinispora S. et u . 0. 3.0..0..0..3..0 Pachylepis Brongn. . Dr ee U ar Cupressus Tour. . AR EEE ne Be A Cryptomeria Don. no Deehidies Oranae Ofera> a Fr Taxodium Rich. . OO el Pe 9) Podocarpus Herit. en Kia inte. = ER erh Torreya Arn. RO ar le Dear re RZ Tre OD Cephalotaxus Set u 0. .2..0.. 0..0..2.. 0 Salisburia Smith ON Ke Hoher RO Te: NO Phyllocladus Rich. . 0 306580 re re Dacrydium Sol. . D 50a OR ee Taxus L. . STATE OEL 9 Dee AED NS RS, 83 35 165 by 5 Also in der nördlichen Hemisphäre . . . . 165 a. Vom Nordpol zum nördlichen Wendekreise 159 b. Vom nördlichen Wendekreise zum Aequator 7 In der südlichen Hemisphäre ® F » 5t a. Vom Aeguator zum südlichen Wendekreise 17 b. Vom südlichen Wendekreise zum Südpol 34 *) oder 216 Vom Nordpol bis zum nördlichen Wendekreise & 159 a. Abietinae - : F i : - 101 b. Cunninghamieae . , } > g 2 e. Cupressinae . Ds nd ; 46 d. Taxinae 2 ® E ; e ; 10 Zwischen den Wendekreisen » s Ä > 24 a. Abietinae 1 b. Cunninghamieae 3 c. Cupressinae F > sp t 7 d. Taxinae ; a : ‚ : e 13 Vom südliehen Wendekreise zum Südpol E . 33 a. Abietinae } Aus ann, . F k 3 b, Cunninghamieae . AR Aorta + ö 1 €. Cupressinae . a . n : 12 d. Taxinae . y ; : ; f 17 216 *) Die Verschiedenheit in der Zahl der Arten (216 statt 208) kömmt da- her, dass einige Arten in der Nähe des Aequators in beide He- misphären fallen. Die bei weitem grösste Menge der Coniferen ist also auf die nördliche Hemisphäre ‚und. in dieser auf. die. nördliche, gemässigte Zone beschränkt, wo die, artenreichsten Gattungen Abies und Pi- nus ausschliesslich vorkommen. Die geringste Zahl der Arten lebt zwischen den Wendekreisen, und zwar mehr noch in der südlichen als nördlichen heissen Zone. Vom südlichen Wendekreise gegen den Südpol nimmt die Zahl der Species zwar wieder. zu, ‚aber in untergeordnetem Verhäliniss. Von den 22 Gattungen gehören 12 lediglich der nördlichen, 4 der südlichen, 6 beiden Hemisphären gemeinsam an. Die Nordgränze der Familie fällt in ‚der Ebene fast mit der Vegetationsgränze selbst zusammen, doch sind’ es nur. wenige Ar- ten, welche diese hohen Breiten erreichen. Dahin gehört vor allen Juniperus communis, “welcher am Nordkap bis zu 70° n. Br. em- porreicht und mit den kleinen Ericeen rings um den Nordpol sich verbreitet. Ebenso geht Pinus sylvestris in Scandinavien bis: 709 30’, überschreitet aber in Asien kaum den 63% und fehlt in Nord- amerika. Die sibirische Zirbelnuss reicht ungefähr bis 67° n. Br, aber erst jenseits des Urals ungefähr von 70° östlicher Länge an, während die europäische wohl nirgends den 48° n. Br. überschrei- tet. Abies excelsa findet sich in Schweden bis 69, in Norwegen bis 67°; statt ihrer erscheint in Sibirien bis zu gleicher Breite A. obovata Ledeh. A. Larix kömmt in Europa jetzt nur im Alpenzuge und den Karparthen vor; in Sibirien wird sie durch Larix sihirica er- setzt, welche vom 53° am Ural bis 67° am Ob, 68 — 69° zwi- schen Jenisey und Kolyma (an der Lena bei Siktansko& bis fast 70°) und weiter nach Kamtschaka und Daurien sich ausdehnt. Ver- muthlich ist sie es auch, welche im europäischen Russland von der Dwina zum weissen Meere sich. erstreckt, da unsere Lerche sonst nicht in Russland vorkommt. In Nordamerika, wo überhaupt die Baumvegetation früher aufhört, wird die Gränze der Nadelhölzer 759 westlich am Mackenzie - Flusse zwischen 67 —68° n. Br. angege- ben, wo zuletzt noch Abies alba uud‘ (Larix) mierocarpa erschei- nen. Im Osten in den Hudsonsbayländern hören sie dagegen viel früher, in Labrador, schon vor dem 60° ‘n. Br, auf. Man kanır also annehmen, dass die Nordgränze der Coniferen im Allgemeinen zwi- schen 68 — 70° n. Br. falle und nur an den atlantischen Küsten von Amerika auf 60 — 58% zurücksinke. Gegen den Südpol hin reichen einige, so weit die Kontinente sich erstrecken; so. kommt Podocarpus alpina R. Br. noch bei 45° s. Br. auf Vandiemensland, Juniperus uvifera Don am Kap Horn unter 55 — 56° s. Br. vor. In den Niederungen der Tropengegenden, besonders zwischen dem nördlichen Wendekreise und dem Aequator scheint die Verbreitung der Familie unterbrochen, denn die wenigen Arten, welche vorkom- men, sind auf, die höheren Gebirge beschränkt, wie z. B. Podocar- pus und Dammara auf den Molukkeh. Ueberhaupt scheint schen hei 30° n. Br. keine Art mehr in Niederungen, sondern erst bei einer Höhe von mindestens 2000° über dem Meere vorzukommen. Die Elevation über dem Meere, welche ‚einige Arten erreichen kön- nen, richtet sich natürlich zugleich nach der Breite des Ortes. In Ostindien kömmt P. longifolia ‚unter 23° zwischen 2 — 6000’ vor, dagegen. findet sich P. Gerardiana am Sutetsch erst zwischen 5 bis 10000, Abies Khutrow in Gurhwal und Bissehur zwischen 7 bis 10000’, A. Pindrow bis zu Höhen von 10 — 12000. In Me- xico reichen nach Galeotti (Bullet. de lAcad. de Bruxelles Vol. X. Nro. 2.) einige Nadelhölzer von 3500 — 12500 an den Gebirgen, wie P. oceidentalis (welcher nach Swartz an einem Orte in West- indien noch bei 2000° über dem Meere vorkommt), die meisten tre- ten aber erst bei 7 — 8000’ Meereshöhe auf und niedrige Stand- orte in der Nähe des Wendekreises sind Ausnahmen, wie sie aus- ser P, occidentalis noch P. canariensis auf den Kanarien (2 — 8900’) macht. Podocarpus taxifolius erscheint am Orizala zwischen 7000 760 bis 10500‘, die Juniperus zwischen 5500 und ra Taxodium endlich zwischen 4500 — 7500 Kuss. Die Verhreitungssphäre der einzelnen Arten ist sehr verschie- den und bei manchen, wie z. B. bei der Cypresse und Pinie we- gen der uralten Cultur kaum nachweisbar, bei Pinus sylvestris be- trägt sie jedoch über 30 Breitengrade (vom Nordkap bis in die Abruzzen), *) zwischen 70° 30° und beiläufig 40° n. Br., wobei der Baum aher in den südlichsten Gegenden seiner Verbreitung in den Niederungen gar nicht mehr, sondern nur auf höheren Gebir- gen vorkommt. In Scandinavien reicht er von der Meeresküste bei Talvig unter 70° schon bis 700’, an den Berghängen bei Sulitelma unter 67° bis 1350°, am Sneehaeten unter 62° 30° (Schneegränze 4860) bis 2280 und im mittägigen Norwegen bis gegen 3000° em- por. Im nördlichen Deutschlande geht er von der Meeresebene bis auf alle Berggipfel, im südlichen war er in älteren Zeiten aber vielleicht den Niederungen bereits fremd und nur auf die Berghö- hen beschränkt, von wo aus er sich erst bei allmäliger Vermin- derung der Laubwälder in das Flachland verbreitete. In den Al- pen ist er von der Thalsole als aufrechter Baum bis zu 5500, als Krummholz beiläufig von 4500 bis 6500 oder 7000’ verbreitet. In den Pyrenäen erscheint er dagegen erst bei ungefähr 3500 und’ reicht bis 7400. Jenseits der Alpen erscheint er nirgends unter 2000’ Höhe und in den Abruzzen findet er sich nur mehr auf Al- penhöhen als P. pumilio verkümmert. Sein Vorkommen im Kauka- sus ist zweifelhaft. Rücksichtlich der Länge erstreckt er sich von *) Nach Schouw und Presl fände sie sich noch am Actna zwischen 4 — 6200, Link hält die dortige Pflanze aber für P. Laricio. 761 Schottland und den Pyrenäen also von heiläulig 14° östlicher Länge mit Sicherheit ungefähr bis 90° in den Kirghisensteppen (Ledebonur). Wenn aber die sikirische Form wirklich Pinus sylvestris ist, so würde sie sich nach Pallas daselbst noch bis an die Lena, also ungefähr bis 145° östlicher Länge oder nach Sauer, Steller und Georgi, welche sie noch in Kamtschatka und Dauurien angeben, .bis beiläufig 180° östlicher Länge ausdehnen, also im Ganzen eine Verbreitung von 30 — 31 Breiten- und von 166 Längengraden (besonders zwischen den Parallellen_ von 60 — 45° n. Br.) haben. Eine ebenso ausgedehnte Verbreitung hat nur Juniperus communis, welcher unter 60° n. Br. sogar noch gauz Amerika durchzieht und so rund um den Pol reicht. Mit Ausnahme der Araucarien ist also die ganze Gruppe der Abietinen auf die nördliche Hemisphäre beschränkt. Anders gestal- tet sich die Verbreitung der Cupressinen, von welchen ein Drittheil südlich vom Aequator lebt, die meisten aber zwischen dem 40 und 20° n. Br. wohnen, so dass nur sehr wenige (Juniperus communis, Thuja oceidentalis und excelsa, Taxodium sempervirens) die Gränze der nördlichen Polarzone überschreiten. Manche Gattungen unter ihnen sind wenigstens vorläufig an einzelne Floren gebunden, wie z. B. Thujopsis, Cryptomeria, Retinispora sich bis jetzt auf Japan, Pachylepis auf das Kap beschränken. Andere sind, zum Theil sprungweise, sehr weit verbreitet, wie Juniperus und Thuja. Letz- tere Gattung erscheint nämlich in Asien in Sibirien und wieder in China, Japan und Nepal, in Amerika in Canada, auf Siteha und südlich auf den Anden von Chili. Ausserdem werden zweifelhafte Arten auf St. Helena, Madagaskar und Neu-Seeland aufgeführt. Merkwürdig ist auch die Verbreitung von Callitris, von welchen vorläufig eine einzige Art in Nordafrika, alle übrigen in Austra- lien vorkommen. Abhandlungen d, II. Cl.d. Ak. d. Wiss, II. Bd. Abth. Til. 95 - 762 Am sehwächsten sind in der nördlichen gemässigten Zone die Taxinen ‚repräsentirt, von welchen kaum 2 (Taxus bacceata und canadensis) sich dem Polarkreise bis zum 60. Grade nähern ‚alle übrigen aber schon unter dem 40° zurückbleiben. Wie unter den Cupressinen sind einige Gattungen sehr beschränkt, so Cephalota- xus und Salisburia in China und Japan, Phyliocladus und Daery- dium in Australien: " Dagegen finden sich‘ Taxus in Europa, Nord- ' amerika und Asien bis Nepal und Japan, ja eine zweifelhafte‘ Art ‘wird noch auf Pinang unter 5° n. Br. angegeben. Torreya zählt Arten ‘in Florida und Japan. Am weitesten ist aber die Verbrei- tung ‘von Podocarpus, einer Gattung, welche weit überwiegend: der südlichen Halbkugel angehört, ihre nördlichsten Repräsentanten in Asien in Japan, China und Nepal, in Amerika auf den Antillen zählt, dann aber in Südamerika, Südafrika‘ und Australien’ am reich- haltigsten auftritt und. für diese Zone gleichsam. die Stelle der im Norden so zahlreichen. Abietinen einnimmt, Gesellig. leben vorzüglich die Coniferen der nördlichen gemäs- sigten Zone, aber auch. diese in verschiedenem. Grade. ‚So bemäch- tigen sich Rothtanne und Föhre gerne ausschliesslich ausgedehnter Landsiriche und lassen, vorzüglich erstere, selbst krautartige Ge- wächse nicht leicht unter sich aufkommen. Dagegen‘ gestattet die Weisstaune viel leichter‘ gemischten ‚Stand, die Lerche stellt sich auch in reinen Beständen. ziemlich licht und andere werden wenig- stens in unserer Zeit fast gar nicht mehr gesellig getroffen, obgleich sie, es in früherer Zeit gewesen sind, wie z. B...die. Eibe. ‚Bei einigen Arten, hat der Einfluss, des Menschen die Verbreitungssphäre wesentlich modifizirt. , So ist die Eihe, Lerche und Arve aus vie- len Gegenden verdrängt, worden. Dagegen haben Cypresse und Pinie durch uralte Kultur eine Ausdehnung über. ganz, Südeuropa bekommen, welche ihnen ursprünglich nicht zukam. In Grossbritta- nien sind nach London alle Nadelhölzer mit Ausnahme von Pinus 763 sylvestris (welche aber auch nur in den schottischen Gebirgen wild gewesen seyn soll) erst seit dem sechzehnten Jahrhundert einge- führt. In Deutschland und Frankreich hat das Lichten der grossen Laubwaldungen die Verbreitung besonders der Föhre und Rothtanne wesentlich gefördert und dieselben an Orten angesiedelt, wo sie früher fehlten. Es ist diese Erscheinung, das Ueberhandnehmen besonders dieser beiden Coniferen schon vielfach besprochen wor- den, und man hat zum Theil geglaubt, dass sie direkt die Laub- hölzer verdrängen. Dieses ist aber eigentlich nicht richtig, denn die Laubhölzer sterben an vielen Orten ab, vor noch die Nadel- hötzer sich ansiedeln, wie z. B. in der Umgebung von München deutlich zu sehen ist. Daher wurde die Ansicht von einem gross- artigen Turnus in der natürlichen Produktionsfähigkeit des Bodens aufgestellt, gemäss welchem die Eaubhölzer verschwinden, weil der Boden in ihrer mehrtausendjährigen Produktion nun für sie er- schöpft, dagegen für Nadelhölzer geeignet sey. Allein die Boden- nahrang ist für Laub- und Nadelhölzer wohl dieselbe, wenn letztere auch genügsamer sind, und es vermehren sich auch nicht alle Na- delhölzer, denn abgesehen von der Eibe und Zürbelkiefer scheint auch die Weisstanne sich eher zu mindern. Es vermehren sich überdiess nur diejenigen, welche mit wenig Feuchtigkeit auskom- men, wie Föhre und Rothtanne und der Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre scheint hiebei die wichtigste Rolle zu spielen. Gewiss ‚ist nicht in Abrede zu stellen, dass z. B. Deutschland in der hi- storischen Zeit durch Zunakme des Ackerlandes, durch Vermin- derung und Lichtung der Waldfäche viel trockner geworden ist. Dieser trocknere Zustand der Atmosphäre war wohl am Meisten dem weiteren Gedeihen der Laubhölzer schädlich und steigert sieh immer noch in ihrer Verminderung. Daher sterben die Laubhölzer an vielen Orten auch ohne von Nadelhölzern verdrängt zu werden, und umgekehrt sieht man, wenn Nadelholzbestände hinlängliche Feuchtigkeit zusammenhalten, Eichen und Buchen kräftig in ihrem 95 * 764 Schutze wieder aufwachsen. Somit scheint der Turnus in der Baum- produktion wesentlich durch den Einfluss des Menschen eingeleitet und vielmehr von der Luftfeuchtigkeit als von der Produktivität des Bodens abhängig. | Was die Beziehungen betrifft, in welchen die Nadelhölzer in Rücksicht der Verbreitung zu andern Pflanzenfamilien stehen, so sehen wir sie fast immer anderen Kätzchenbäumen, besonders Cu- puliferen und Betulinen in der Weise nachbarlich zugesellt, dass sie in Niederungen nördlich oder an Gebirgen als höherer Gürtel an erstere, dagegen südlich oder als untere Zone an letztere grän- zen. *) Dagegen scheinen sie sich mit den Palmen streng in die Wohnstätten zu theilen und sich gegenseitig auszuschliessen, denn gerade die Länder ausser den Polarkreisen, wo die Nadelhölzer fehlen, die Tropenländer, sind am dichtesten mit Palmen. bevölkert, über welchen nur wenige Coniferen auf Gebirgen zerstreut vorkom- men. Nur an den Gränzen der gegenseitigen Gebiete berühren sich manchmal die Familien, wie z. B. an der Südspitze von Europa Chamaerops humilis mit Pinus pinea und Cupressus sempervirens- oder auffallender moch in Mexiko Brahea und Chamaedorea mit Abies bei 6 — 8000’ über dem Meere. Auf der Norfolksinsel trifft Araucaria excelsa mit einer Palme und einem Baumfarn zusammen und in Brasilien Ar. brasiliensis ebenfalls mit einer Palme. Die so nahe verwandten Cycadeen vertreten zwar in der heissen Zone noch einiger Massen die Coniferen, sind aber doch an Masse und Zahl der Arten und Individuen nicht zum eigentlichen Ersatze aus- reichend. Aber mit den königlichen Palmen der Tropen sich zu messen und. für ihren Stellvertreter in rauheren Lagen zu gelten, *) Auch Ranunculaceae, Rosaceae und Ericeae halten denen der Nadel- hölzer sehr ähnliche Verbreitungsgränzen inne und unter einzelnen Gattungen ist dieses besonders mit Carex der Fall. 165 dazu hat wohl keine Familie mehr Anrecht als die Coniferen, wel- che bei aller Verschiedenheit der einzelnen Organe durch Majestät, Grösse und Schlankheit des Wuchses und durch den Totaleindruck ihrer Erscheinung unwillkührlich zur Parallele auffordern. $. 2. Wurzelbildung. Alle Coniferen entwickeln in der Jugend eine starke Pfahl- waurzel, welche erst später bei manchen Arten im Wachsthum zu- rückbleibt und fast ganz von den weitgreifenden Thauwurzeln un- terdrückt wird, wie bei der Rothtanne, Es ist desshalb schwer einzusehen, wie Richard sagen kann, die Pfahlwurzel fehle im- mer, wie man an unsern Waldbäumen sehen könne, da vorzüglich die Weisstanne und Lerche deutlichen Gegenbeweis liefern. Ebenso wenig gegründet ist die Angabe, der Wurzelstand der Coniferen sey überhaupt gegen den Aufwuchs unverhältnissmässig klein und hierin könne die Familie den Palmen verglichen werden. Die ge- wöhnlich dicht an der Oberfläche des Bodens liegenden 'Thauwur- zeln breiten sich im Gegentheil oft sehr weit aus, und sind stark und zahlreich genug, die Stämme vor den Windbrüchen zu schir- men, wenn sie im freien Stande aufgewachsen sind, wie die Man- telbäume selbst der Fichtenwälder beweisen. r Hemmungen des Wurzelvermögens scheinen sehr nachtheilig auf die Entwickelung der Baumkrone zu wirken, wie man z. B. an den zwerghaft gewordenen Formen der Föhre in Gestalt der Legföhre auf den Alpen und der Filzkoppe auf unsern Torfmooren wahrnimmt. Bei beiden ist die Pfahlwurzel, bei der einen durch Felsenunterlage, bei der andern durch das Grundwasser unterdrückt und eben desshalb auch der oberirdische Hauptstamm sehr redueirt und fast aufgelöst in die Jangen schon dicht über dem Boden ent- springenden Seitenzweige. 766 Wurzelausschlag hat nie, weder bei Leben des Hauptstammes, noch nach ‘dessen Abtriebe statt, selbst "nicht bei Verwundungen der‘ Wurzel. ' Dagegen 'kennt man viele Beispiele von: Verwach- sungen einzelner Wurzeln .diferenter «Individuen: (sogar -von »ver- schiedenen Arten), durch welche in den Stöcken der abgehauenen Stämme oft noch eime beträchtliche: Reihe von Jahren hindurch eine gewisse Lebensthätigkeit erhalten wird. Man beobachtet dieses vor- züglich oft an Weiss-, sehr selten an Rothtannen und Föhren, und diese Stöcke streben meistens ohne allen ‚grünen: Ausschlag an der »Schnittfläche: successiv zu vernarhen. Dieses: geschieht durch kon- centrische neue. Holzschichten, oder Jahrringe, welche auch nach dem Fällen des Stammes zwischen: der. Rinde und dem Höize des Stummels angelegt werden, allmälig über die Schnittfläche empor- . steigen und auf diese sich ‚umschlagend sie von der Peripherie zum Centrun allmälig verkleinern und bedecken. , In diesen Fällen hat aber immer eine. Verwachsung (bald. nur ‚in der Rinde, bald auch im Holze) einer ‚oder mehrerer Wurzeln, des Siummels mit andern von’ nahe stehenden -unversehrten Individuen ‚statt, durch welche diese Stummelwurzeln in Lebensthätigkeit erhalten und zur Abhla- gerung; von Holzschiehten in dem Stummel | fortwährend bethätiget werden. Sie saugen wahrscheinlich selbstständig. rohen Nahrungs- saft aus dem Boden auf, welcher ‘aber von der Verwachsungsstelle zwnächst in die Laubkrone des noch grünenden Individuums auf- steigt und von dort, als Cambium verarbeitet ihnen ‘zur Bildung der neuen Ringe in dem Stummel wieder zugeführt wird, so dass letz- terer gleichsam als ein Zweig des verwachsenen Stammes erscheint. Göppert, #) welchem wir die genauesten Nachrichten über. diesen *) Beobachtungen über das sogenannte Ueberwallen der Tannenbäume. Bonn 1842. 4°. mit 3 lith. Tafeln. 167 Vorgang verdanken, fand, manchmal. in den Ueberwallungen bis ge- gen 100 Jahrringe und salı, wiewohl selten, auch grüne Zweige aus dem Ueberwallungsholze vorsprossen. Die räthselhaften kegelförmigen Protuberanzen der Wurzeln von Taxodium distichum, ‚welche mitunter 4 — 5° Höhe, erreichen und innen immer hohl’ seyn. sollen, sind noch zu wenig, gekannt, ‚um eine Deutung ‚zu wagen, könnten ‘aber vielleicht, eine ähnliche Ver- »arbungsbildung, . veranlasst durch. irgend ‚eine frühere Störung ‚des Weachsthums au der ‚Stelle, wo ‚sie entstehen, ‚seyn, $.. 3. Stammbildung und: Lebensdauer. } 3 Alle Arten der Familie ‚ohne, Ausnahme ‚haben Anlage, einen aufrechten baumartigen Stamm zu bilden. Wir sehen dieses selbst an denen, wo. diese Bildung. häufig, unterdrückt ‚erscheint, ‚wie bei Juniperus, welche aber auf dieselbe zurückkommen, sobald die Um- stände es gestatten. . Aber. die Grösse, zu. welcher. dieser Stamm sich entwickeln kann, die Proportion seines, Längen- zu. dem|Quer- durchmesser, die Schnelligkeit der, Entwickelung und die mög- liche Lebensdauer der kudividuen ist sehr verschieden. In Beziehung auf ‚die Lebensdauer gehören die Coniferen zu den lauglebigsten Familien, ‚denn es giebt: wohl keine Art, welche nieht. mindestens ein Alter. von. hundert Jahren erreichen. könnte. Von den grösseren deutschen. Arten. werden die der Niederungen Rothtanne, Weisstanne und Föhre nicht selten 2 — 300 Jahre, die der Alpen Arve und Lerche häufig über 500 Jahre alt. Mindestens ein ‚gleiches Alter scheint im südlichen Europa die Cypresse zu er- reichen, die Ceder dagegen dasselbe noch beträchtlich zu über- schreiten und bis ‚300 Jahre auszudauern, 768 s Noch viel höher berechnet De Candolle (Physiol. veget. I. p- 1001) das Alter der grössten Eiben. Indem er die Dicke der Jahresringe bei diesem Baume für den Durchmesser (also auf bei- den Halbmessern) durchschnittlich für die ersten 150 Jahre zu ei- ner französischen Linie, später zu etwas weniger annimmt, weist er aus den Messungen der stärksten Eiben besonders in Grossbrit- tanien nach, dass ein Stamm in der Grafschaft York bei der alten Abtei Fontaine, von Pennant im Jahre 1770 gemessen, seiner Peri- pherie von 26° 6” gemäss damals 1214 Jahrringe gezählt, also eben so viele Jahre alt gewesen seyn müsse. Einer andern in der Graf- schaft Surrey auf dem Kirchhof von Crow -Hurst werden 1458 Jahrringe, der vom Kirchhof von Fotheringhal in Schottland (53° 6” Peripherie) 2583, der auf dem Kirchhof von Braburn in Kent nach der Messung von Evelyn im Jahre 1660 schon damals ein Alter von 2330 Ringen oder Jahren berechnet. Von Taxodium distichum endlich sind sowohl aus Florida und dem südlichen Louisiana als aus‘ Mexiko ebenfalls ungeheuere Stämme bekannt. Michaux erwähnt deren von 40°" Peripherie ober- halb der noch 3 — 4mal stärker angeschwollenen kugelförmig er- weiterten Basis. Die sogenannte Cypresse des Montezuma in den Gärten von Chapultepee (Mexiko) hat 41 englische Fuss Peripherie, aber alle diese verschwinden noch vor dem Riesenstamme bei Santa Maria del Tule in der Provinz Oaxaca, von welchem zuerst Ex- ter berichtete und seine Peripherie zu 117° 10” französisches Maas angab. De Candolle hat bei dieser Angabe indessen die Beden- ken, ob nicht mehrere Bäume zusammengewachsen seyen, oder oh, wenn auch diess nicht der Fall sei, die Messung nicht an der ver- dickten Basis des Stammes statt gefunden habe. Durch die Güte des Herrn Baron von Karwinski, welcher zweimal den Baum mass und mir eine Zeichnung davon schickte, bin ich in Stand gesetzt, diese Zweifel zu heben. Die Messung wurde immer ober der An- 769 schwellung gemacht uid“gab beide’ Male’ etwas ‚über 117) Fuss, Die Anschwellung ‘wurde nicht gemessen, der Zeichnung. nach muss sie aber wenigstens 200 Fuss, also der Durchmesser des Stammes ungefähr 37" 2”, derder Anschwelluig beiläufig 604 Fuss‘ betra- geu. Da letätere gleiehmässig um den ganzen -Stamm'herläufß, so) ist auch "nicht leicht ein Zusämmenwachsen‘ von. melirerei an- zunehmen, *) YSe | ' Lege wir>hun die Angabe ‘von:Michaux bei: De'Candolle zu Grunde, dass!nämlich die‘ wüchsigsten Exemplare des Baumes ii’ Frankreich binnen 45 Jahren einen Durchniesser: von«'1’ also 144” erreicht und folglich jährlich Ringe von 3,2” Dieke zugelegt haben, so ergäbe: diese. bei gleicher Holzzunahme bis ‚ins späteste Alter ben unsern Stamm mit 5352” Durchmesser ein Alter von 1672 Jah- ' Diese -Annahme ist’indessen um- so unwahrscheinlicher, ‘weil Be Nadelholz- im spätern Alter bimmen 4 Jahren imnier 12,8” Holz zulegen wird. Wollten wir im: Gegentheil die jährliche Zu- nahme - gleichmässig nur zw 1””- annehmen, 'so erhielten- wir die Zahl der Ringe also das Alter mit 5352 Jahren selbst. Nehmen wir dagegen‘ aus beiden Zahlen. das Mittel,!, so ‚würde! sich die Zahl’ 3512 als das wahrscheinlichste,-Alter‘ herausstellen,‘ wobei die jährliche Zulage der Holzringe mit 1,6” beträchtlich genug bliebe: Wie unzuverlässig indessen solche aus. der Dicke der Stämme ohne wirkliche Zählung. der Jahrringe, abgeleitete ‚Altersherechnün- hi N hy Bir he *) Dagegen will H. Galeotti (Bulletin de l’Acad. de Bruxelles. Tome # Nro. 2) bei zweimaligen Messungen im Jahre 1830 und 40 die Peri- pherie 4 Fuss über dem Boden nur zu 105° französische Fuss gefun- den haben. Abhandlungen d, II. Cl. d. Ak, d, Wiss, III, Bd. Abtk. III. 96 770 gen bleiben müssen, ‘welche Aenderungen hier Klima und Boden veranlassen, mag aus einigen Beispielen hervorgehen. De Candolle nimmt beiläufig ‚die Zunahme des Durchmessers der Eihe wenigstens in‘ den ersten 150 Jahren zu: 1 Linie jährlich an. Mit 120 Jahren müsste ein Baum demnach auch 120”, also 10” dick seyn. Es wurden aber vier Stammscheiben verschiedener Dicke‘ von Taxus aus den bayrischen Gebirgen a nd ihre Jahrringe gezählt und dabei gefunden: "Durchschnittliche Dicke der Ringe am „Durchmesser „05 Zyam nn 1 RE aan ac BB rt Mick Ale a mi role Zus SABR lar ihr tere BATTE > eine na a Bun Me nn) MR mini 02 { ° IR Durchmesser Jahrringe Die Breite der Jahrringe Betrag Ki nur + bis fast. IR sche Linie jährlich, ein Resultat, welches auf die eitirten' N Exemplare in England übergetragen, deren Alter ‘verdoppeln oder verdreifachen würde. Die Stärke der Ringe war aber zugleich in’den verschiedenen Individuen so ‘verschieden, dass bei 4 und 2 13” Differenz im Durchmesser 99 Jahrringen,bei »2>und 3 ‚dage- gen 63” Differenz nur 78 Jahrringen entsprechen, Resultate, wel- che indessen auch nur dadurch mit der angegebenen durchschnitt- lichen Dicke der Ringe in Einklang stehen, dass die einzelnen Ringe desselben Stammes beträchtlich unter ‚Sich, differiren. Ebenso wurden ‚4 ‚Scheiben von ee aus sehr ver- schiedenen Lagen abgezählt. 171 ! Standort Hr) Durchmesser | "Jahrriuge rien ter Dicke, (der 1). Ehene/unbek, - Den 2, = .40 un 0m; . 4,10 2) bei 5500’ üb; d. M. alsı Legföhre . » ...72 PRHEOPORT ||: WERDEIRBEBEN ° 1." -. 0,19 3). bei 5000° üb. .d..M. aufrecht 2 . .1...84 astte ADA 2124,05 54; 0,27 4) bei 3500’ üb. d. M. aufrecht - ...... 84 ae DO erh . 0,75 Bei diesen 4 Stämmen beträgt also die Breite der Jahrringe zwischen 3,8° und 0,39°” jährlich, zugleich entsprechen bei 1 und 2 22 Linien Differenz im Durchmesser 173 Jahrringen. Das Verhält- niss von 3 und 4 zu 2 ist aber sogar ein beträchtlich negatives, - da bei 4 die 84” Durchmesser.nur 56, bei 2 aber 72” mehr als die dreifache Zahl, nämlich 186 Jahrringe geben. Aehnliche Ano- malien liessen sich von der Rothtanne, Lerche, ja sogar von der Arve zusammenstellen. Die Angaben reichen aber aus, um nach- zuweisen, dass Schlüsse von der Stärke des Durchmessers auf das Alter und die Zahl der Jahrringe eines Baumes vorläufig noch mit keiner auch nur beiläufigen Wahrscheinlichkeit gezogen werden kön- nen, ausser hei Individuen, welche völlig unter gleichen äusseren Wachsthumsbedingnissen gross geworden sind. Die 4 Eibenstämme sind aus den bayrischen Alpen und die. Höhe ihrer Standorte kann unter sich nicht um mehr als 3000” differiren; die Dicke ihrer Ringe varürt unter sich fast um ein Drittheil, gegen De Candolle's Anga- ben aber um mehr als die Hälfte bis über 2. Eiben von gleichem Durchmesser können demzufolge in runden Zahlen 100, 200 oder 300 Jahre alt seyn. Bei der Föhre beträgt aber die Differenz in der Dicke der Ringe bei beträchtlich verschiedenen äussern Verhält- nissen (zwischen 1 und 2) sogar das 9fache, unter ziemlich glei- 96 * 172 chen: ‘(zvischen- '2und .4) „wenigstens. das, ‚3fache oder zwischen 1 on 4 das a . ..ä HIN 1 . Es wäre nicht meiähe; wenn durch zahlreiche. komparative Zählungen und Messungen in verschiedenen Ländern nnd‘ unter den geändertsten äussern Verhältnissen die Gränzen dieser Veran: derlichkeit im’ Wachsthum "an Bäumen En Art fester be- stimmt würden. Was die Höhe der Stämme anhelangt, so wird dieselbe für Araucaria imbricata' vermuthlich ' übertrieben ‘zu 260, aber 'doch auch für Ar. excelsa’zu 220 Fuss angegeben. Die übrigen sind sämmt- lich kaum höher als unsere Weiss- und 'Rothtaune, welche ‘in’ den günstigsten Lagen 160 — 180 Fuss erreichen können. Die Föhre und Lerche bleiben dagegen etwas»zurück, überschreiten aber dem- ungeachtet, so wie viele andere, 100 Fuss, und die wenigsten blei- ben unter 50° zurück. Sehr‘ verschieden ist aber‘ das Verhältniss der Dicke zu der Höhe, wie sich aus Beispielen ergieht. 3 Höhe Dicke - Verhältniss Araucaria excelsa . . 220 . . 2 MM 2 ..1:9 Abies excelsa . . . 180... '6 1:30 Abies pectinata . . . 180 .....7% 1:26 Abies Larix . . » . 1220 2. .2..1% 1:10 Taxodium distichum . 420 . . . 86 1:39 Taxus baccata . . . 120 ...2....18 4547 Pinus’ bracteata’"" 720 eg 1: 120 Pinus sylvestriis . - 130 Bi 2Qı Dem gemäss wechselt das Verhältniss zwischen Höhe und Dicke zwischen 1': 3,5 bis zu 1: 120 und’ die‘ Verschiedenheit, welche sonst rücksichtlich der Dimensionen zwischen Mono- und 773 Dicotyledonen ‚statuirt wird, ‚ist für, diese Familie -uicht- geltend zu, machen. Dagegen ist bei den so nahe verwandten Cycadeen der Stamm oft so verkürzt, dass sein Querdurchmesser fast dem Längsdurch- messer \gleich kommt. Der jährliche Längswachsthum ist so ge- Einge, ıdass ‘sowohl zwischen den :Kuospenschuppen. als zwischen den Wedeln oder Blättern sich gar keine merklichen Internodien einstellen und. die ganze Oberfläche des Stammes dicht dachziege- lig mit den Resten der vertrockneten Schuppen und Blätter bedeckt erscheint... Genau dieselbe Bildung mit Ausnahme. der Holztextur finden wir aber bei mehreren Coniferen an den Seitenzweigen, wo der Saftzug, vermindert und damit der Längswachsthum ‚ebenfalls aufs -Aeusserste reducirt ist, wie z. B. bei der Lerche, der Ceder, bei Salisburia u. s. w. Solche verkürzte Seitentriebe, meistens zu- gleich Tragzweige,, haben die grösste Aehnlichkeit mit den Cyca- deenstämmen, wie aus den Abbildungen von Salisburia, und Cedrus (Tab. IH. fig. 1 und 2) zu ersehen ist. $. 4. Kronenbildung. Fast alle Nadelhölzer haben gemein, dass die Zweige in ge- wissen Entfernungen am Hauptstamme .erscheinend wirtelförmig ver- theilt stehen. Es beruht dieses auf der Eigenthümlichkeit, dass .der bei weitem grösste Theil der Nadeln oder, Blätter, welche am ‚jährigen Gipfeltriebe stehen, aus ihren Achselu gar keine oder nur -Blüthenknospen entwickeln, Lauhknospen aber nur in den Winkeln derjenigen sich ausbilden, welche zunächst wnter der den Jahres- trieb abschliessenden Endknospe sich befinden. Somit ist jeder Jah- ‚restrieb einfach bis an, seinen Gipfel, hier stehen dann im ersteu Jahre die Triebknospen, im zweiten die Zweige in dichter Spirale 774 oder im Wirtel ringsum, und so müssen sich auch durch eine Reihe von Jahren fort am alten Stamme lauter Zweigwirtel mit nackten Zwischenräumen (gleichsam Internodien) darstellen, welche letztere den knospenlosen Dehnungen der Jahrestriebe entsprechen. 3 i - iu Für den Hauptstamm ist diese Art der Verzweigung durchge- hends gültig, an den Seitenzweigen modifizirt sie sich ziemlich man- nigfaltig. Bei vielen eigentlichen Pinusarten stehen auch die Ver- ästungen der Hauptzweige gewöhnlich in Wirteln wie z. B. bei Pinus sylvestris. Bei Abies und andern dagegeu treten sie in der Regel zwar auch nur gegen das Ende der Jahrestriebe, aber zwei- zeilig in der Horizontalebene ihres Hauptzweiges hervor. Der Win- kel des letztern zum Hauptstamme scheint hiehei nicht in Betracht zu kommen, da diese zweizeilige Seitenverzweigung auch bei den stark aufsteigenden Aesten von Thuja orientalis statt hat. Aus- nahmsweise und selten tritt der Fall ein, dass eine Knospe solcher Seitenzweige gleich beim Austreiben ‘die Richtung ihres Wachs- thums ändert und mit dem Hauptstamme parallel senkrecht aufwärts geht, dann aber auch weiter in Wirtel gestellte Knospen treibt und sich so zu einer eigenen sekundären Krone, zu einem Nebengipfel gestaltet. In Gebirgsgenden sieht man auf diese Weise mitunter Stämme von Abies excelsa mit '5,7 und mehr Seitengipfeln, ohne dass der mittiere und ursprüngliche desshalb unterdrückt worden wäre. Die Länge des Gipfels im Verhältniss zu den Seitenzweigen ist sehr verschieden. Bei der Rothtanne ist der Gipfel lang vor- ragend und die Zweige verjüngen sich von der Basis der Krone an aufwärts in einer langen Pyramide, bei vielen Pinusarten (ni- gricans, Pinea) ist der Gipfel kaum höher als die Seitenzweige und als diese unter sich, was die Krone nach oben schirmförmig ab- flacht, ja bei Araucaria und Cunninghamia ist wenigstens in der 775 Jugend der Gipfel immer kürzer als die obersten Seitenzweige und die Krone desshalb an der Spitze vertieft. Der Winkel der Zweige zum ‚Hauptstamm auch ohne Verän- derung der Knospenstelluug ist. bei manchen wandelbar, wie bei Cupr. sempervirens, von welcher einzelne Individuen horizontal abstehende, . andere aufrecht an den Stamm angedrückte Seiten- zweige haben. Welchen wesentlichen Einfluss Standort und Bodenverhältnisse auf die Entwicklung der Krone ausüben, ist bekannt. Auf sonni- gem aber etwas feuchtem und fruchtbaren Standorte behält die Ro:h- tanne alle ihre Aeste bis zum Boden herab noch im höheren Alter, während sie nach Wahlenberg an. der nördlichsten Gränze ihres Vorkommens als einfacher Gipfeltrieb fast völlig ohne Seitenäste nur. bis zu einer Höhe von 10 — 15 Fuss aufwächst. Bei den Formen der Föhre, welche die höhern Alpenregionen und die hoch- liegenden Moore (besonders Bayerns) charakterisiren, der Legföhre und ‚Filzkoppe, dehnen sich vorzüglich die untersten Zweige hori- zontal über den Boden ausgebreitet sehr weit”aus, während Gipfel und. obere Zweige zurückbleiben und der Baum zum Strauch ver- kümmert. Auffallend ist, dass im nördlichsten Asien gegen die Kü- sten des Eismeeres hin: diese Verkümmerung zu Zwerg- oder Krummholz in Niederungen auch an der dortigen Lerche und Zir- belkiefer vorkommen soll, deren analoge Formen auf den Alpen- gipfeln bei uns durchgehends als aufrechte Bäume endigen. Hier muss noch der Hartnäckigkeit gedacht werden, mit wel- ‚cher als Stecklinge zu, selbstständiger Wurzelung gebrachte Sei- tenzweige vieler Nadelhölzer, besonders unter den Ahietinen und Cunninghamien es verweigern, trotz ihrer nun aufrechten Stellung sich wie ejiu Hauptstamm quirlformijg zu verästen und in der zwei- 776 zeiligen Richtung ihrer "Zweige fortfahren. In der Gartenkultür macht sich dieses bei Cunninghania und Araucaria besonders fühl- bar, aber auch im wilden Zustande wird z. B. bei Abies excelsa selten der Gipfel aus eirem Seitenzweige ersetzt, wenn er im spä- ten Alter durch Sturm ‘oder äudere Verletzung "zerstört ivorden’ ist! In der Jugend geschieht es "Jeichter, ‘wie man z. B. bei Hecken von A. excelsa, wenn sie im'Schnitte vernachlässigt werden oder in Wildgehägen, Parks u. s. w. sehen kann, wo sich ein Gipfel bildet und rasch in die Höhe wächst, sobald einige Zweige ein paar Jahre lang zufällig von Zerstümmelung verschont ‚bleiben. Doch haben in 'solchen Fällen die bereits ‘gebildeten und immer wieder verstünimelten unteren Zweige eine solche Zähigkeit der Lebenskraft erlangt, dass sie von dem aufschiessenden Hauptstamme sich lange nicht überwältigen‘ lassen’ und als eine dichtbuschige Pyramide um seine Basis her viele Jahre noch stehen bleiben. Am Entschiedensten spricht sich die Zweizeiligkeit der Sei- tenverästungen da aus, wo wie bei Thujopsis, einigen Thujen und Retinisporen jede solche Ziweigpartie gleichsäm die Funktion eines einzelnen Blattes dadurch übernimmt, dass’ alle ihre auf der Un- terseite befindlichen Nadeln oder Schuppen Spaltöffuungen haben, welche denen der Oherseite fehlen. Bei Phyllocladus gehen die letzten Verzweigungen endlich deutlich in Phyllodien über, wovon weiter unten die Rede seyn wird. $. u Knospung. Die Kuospen der Coniferen, abgesehen von ihrer Stellung, von welcher schon nun worden, sind theils en ‚ theils sehuppenlos. 7177 Beschuppt sind sie bei den Abietineu, Taxinen und einigen Cunninghamieen, nackt bei den ührigen dieser Abtheilung und bei den Cupressinen. Die Schuppen stehen durchgehends spiralig-dachziegelig, sind zahlreich und dicht gedrängt. Das Gefüge der äusseren ist mei- stens lederartig, das der inneren trockenhäutig. Ihr Umriss“ geht vom Eiförmigen bis ins Linear-Lanzettliche. Der Rücken ist häufig gekielt, der Rand vorzüglich der inneren oft gefranzt oder gewim- pert. Bei den Abietinen sind sie oft völlig mit Harz überzogen und ‚verkittet. Bei Pinus ist die Spitze gewöhnlich zurückgeschlagen. Laub und Blüthenknospen sind bei den meisten getrennt und kommen endständig oder aus den Achseln von Blättern (Nadeln) vorjähriger Triebe zum Verschein. Die Gattung Pinus macht eine Ausnahme dadurch, dass jede ihrer im Herbste gebildeten Knospen eine Menge von sekundären abermals beschuppten einschliesst, wel- che entweder sämmtlich Laubknospen oder: ausser diesen auch männ- liche und weibliche Blüthenknospen seyn können, aber mit Ausnahme der weiblichen endständigen sämmtlich in den Achseln der einzel- nen Schuppen der’ Hauptknospe sitzen. Nach dem Ausschlagen bleiben die Knospenschuppen der Laub- triebe bei vielen, vorzüglich bei Abies gedrängt aneinander stehen (mit Ausnahme ‚der innersten zarteren,. welche abfallen oder noch kappenförmig geschlossen von dem auswachsenden Trieb ahgestos- sen werden) und bilden dann einen ‚geschlossenen Ring um die Basis des nenen Zweiges, der mehrere Jahre stehen bleibt, Bei andern rücken aber auch die Knospenschuppen an dem neuen Trieb beträchtlich auseinander und dieser entwickelt sich demnach mehr zwischen als ober ihnen. Dieser einfachere Fall tritt bei Sciado- pitys eiu, wo die weit auseinander rückenden Kuospenschuppen sich Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. III. Bd. Abth, III. 97 778 fast über die ganze Länge des neuen Triebes vertheilen, während die eigentlichen Blätter, obgleich zahlreich, in sehr verkürzter Spi- rale zu einem vielstrahligen Wirtel an seinem Gipfel zusammenge- drängt sind. Bei Phyllocladus ist derselbe Fall, nur sind Schup- pen und Blätter weniger zahlreich. Der Habitus des Baumes wird hiedurch wesentlich geändert, denn, ‚wenn die Kuospenschuppen nur am Grunde des Zweiges stehen bleiben, dieser selbst aber sei- ner ganzen Länge nach sich mit Blättern bekleidet, so ist auch bei solchen, deren Blätter mehrere Jahre stehen bleiben, der ganze Theil der Kronenverästelung, welcher in diese Zeit fällt, dicht belaubt, wie z. B. bei Abies, wo die Blätter bis zum siebenten Jahre stehen bleiben, alle jüngeren Zweige in ihreın ganzen Ver- laufe dicht belaubt erscheinen. Daher denn auch der dichte Schat- ten dieser Bäume. Wo dagegen wie bei Larix em jährliches Ab- fallen der Nadeln statt hat, muss (zumal durch die grössere Di- stanz der Nadeln an den raschen Trieben) immer der Schatten sehr licht hleiben. Fast dasselbe geschieht bei Sciadopitys und Phyllo- cladus, wo die grösste nur mit kleinen entfernten Knospenschuppen besetzte Ausdehnnng der Triebe kahl erscheint und immer nur am. Ende der Sprossen von den letzten drei Jahren ee sich befinden. Bei Pinus wechseln in den ersten Jahren Knospenschuppen und einfache Nadeln ab, wie bei Abies. Vom vierten bis fünften Jahre an ändert sich aber das Verhältniss. Es rücken von nun an bei dem Ausschlagen die Schuppen der Knospen in Entfernungen aus- einander und nehmen den ganzen jungen Trieb ein, ohne dass ge- gen den Gipfel hin eigentliche Blätter wie bei Sciadopitys folgen. Die Jahrestriebe sind also streng genommen blaitlos. Aber aus der Achsel jeder Knospenschuppe werden gleichzeitig sekundäre Knos- pen getrieben, deren jede innerhalb 10 — 12 Schuppen auf einer gänzlich verkürzten Achse 2, 3 oder 5 Nadeln treibt, welche in 779 der Regel 3 Jahre stehen bleibeud den Laubschmuck_ des Baumes ausmachen. Die Achse dieser sekundären Knospen ist nie zur Blü- thenbildung und nur in sehr seltenen Ausnahmsfällen zu weiterer Verlängerung als Laubtrieb geeignet. In der Regel werden sie nach drei Jahren spurlos abgestossen. Die Koospenschuppen der Jahrestriebe bleiben dagegen mit ihrem untern verholzenden Theile an den Zweigen herablaufend viel länger stehen, nur ihre häutige Spitze wittert schon im ersten Sommer.ab. Bei Taxodium wird der grösste Theil der jährigen Triebe, obgleich mit beträchtlich verlän- gerter Achse und. zahlreichen ‚Nadeln versehen, im -Herhste dessel- ben Jahres wieder abgesiossen, was an Myricaria und mehrere Euphorbiaceen erinnert. Eine Art von Duplicität der Knospenentwicklung tritt bei Ab. Larix, Cedrus, Deodara, ferner bei Salisburia und andern dadurch ein, dass zwar an rasch wachsenden Endtrieben, wie bei den üb- rigen Fichten die Knospenschuppen in Ringe gedrängt stehen blei- ben, die Nadeln aber in ihre gehörigen Zwischenräume längs des Zweiges rücken, hingegen an den Seitentrieben die Nadeln zwar in grosser Anzahl sich entwickeln, aber ebenso gedrängt ancinan- der stehen bleihen als die Schuppen und deshalb dichte Büschel bilden. So entstehen ähnliche Tragzweige wie bei den Pomaceen, die auch wie bei den letzteren allein die Blüthen beider Geschlech- ter hervorbringen, in ihrem ganzen Wachsthum ausserdem aber sehr an die Stämme der Cycadeen erinnern, wovon weiter unten die Rede seyn wird. Bei den Gattungen, welche unbeschuppte Knospen haben, un- terscheiden sich die Blätter, welche statt der perulae die jungen Triebe umhüllen, meistens durch geringere Grösse und selbst nach dem Ausschlagen durch gedrängtere Stellung. Die gerade bei die- sen Gattungen am meisten ausgesprochene Ungleichheit in der Form 97 # 780 . der Blätter in verschiedenem Alter des Stammes (Araucaria) oder gleichzeitig an verschiedenen oft an denselben Aesten (Juniperus), wodurch sie bald als grüne Schuppen, bald als Nadeln erscheinen, kann hier nicht im Rechnung kommen, da sie mit der Periodicität des Ausschlagens nicht in direktem Zusammenhang steht. Beschuppte Knospen haben die Gattungen: Pinus, Abies, Sciadopitys, Taxus, Cephalotaxas, Tor- reya, Phyllocladus, Salisburia, Podocarpus die meisten. Unbeschuppt sind die Knospen bei; Cunninghamia, Araucaria, Cupressus, 'Thujopsis, Crypto- - meria, Thuja, Thujopsis, Retinispora, Callitris. Pachyle- pis, Juniperus, Daerydium, Podocarpus einige. Die Blüthenknospen richten sich nach den Laubknospen, aber es ist mir kein Fall bekannt, wo eine beschuppte Blüthenknospe des einen oder des andern Geschlechtes zugleich Blätter einschlösse, Die Blätter liegen in der Knospe vor dem Ausschlagen fast durchgehends flach gegen die Achse angedrückt und sehr dicht dachziegelig. Nur bei Salisburia sind sie tütenförmig eingerollt und erinnern dadurch wesentlich an die Knospenlage der Fieder- stücke bei Encephalartus horridus (Tab. II. fig. 1 und 2). Ueber- : haupt muss bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, dass die ver- natio circinata der Cycadeen-lediglich nur für die Gattung Cycas gilt, bei Zamia aber die Fiederstückchen längs der Achse flach aneinander liegen, wie der junge Wedel von Zamia Ai EIER (Tab. U. fig. 3) deutlich zeigt. 781 $. 6. Blattbildung. Bei den meisten Nadelhölzern hat eine Ausscheidung der ein- zelnen Theile des Blattes in Nebenblätter oder Scheide, Blattstiel and Blattfläche nicht statt, oder man kann auch sagen, die Blätter der meisten sind nur Modifikationen des Scheidentheiles ohne Ent- - wicklung wahrer Blattstiele und Blattflächen. Letztere beide stel- len sich deutlich nur bei den Abiesarten mit kreisrunder Blatinarbe (den eigentlichen Piceen) und etwas modifizirt bei mehreren Ta- xinen dar. Bei ‚allen andern Abietinen, Cunninghamieen und Cupressinen, so wie bei vielen Taxinen tritt das Blatt als eine in Form und Gefüge sehr verschiedene Schuppe auf, welche mit ihrer verhält- nissmässig breiten Basis nach dem gewöhnlichen Ausdruck mehr oder weniger am Zweige herabläuft, oder richtiger erst eine Strecke oberhalb ihres Ursprungs von ihm abgeht. Dieser untere mit dem Zweige verwachsene Theil behält entweder gleiches Gefüge mit dem obern frei abstehenden während der ganzen Lebensdauer des Blattes, wie bei den Cupressinen, oder er verhelzt bald nach der Entwicklung und bildet ein vorspringend herablaufendes, sehr ver- schieden gestaltetes Blattkissen z. B. bei den Abiesarten ‚mit vier- kantigen Nadeln. In letzterem Falle trocknet der abstehende Na- deltheil nach Erschöpfung seiner Vegetationsthätigkeit (bei Abies meistens nach 7 Jahren, bei Larix schon nach einem Sommer) am Ende des Blattkissens ab und wird gleichsam gegliedert mit Hin- terlassung einer regelmässigen Narbe von demselben abgestossen, im ersteren verwittert allmälig die ganze Schuppe ohne Gliederung ihres abstehenden Theiles. Letzterer ist sowohl. in seiner Gestalt als in seiner Proportion zu dem unteren herablanfenden Theile sehr verschieden. Er verschwindet z. B. fast völlig bei den Callitrisar- ten, wo er in ganz kurze Zähuchen verkümmert oder mit andern 782 4 Worten, die Schuppe ist hier fast bis zur Spitze mit dem Zweige verwachsen. Die Figuren 2, 3, 4 auf Tab. I zeigen Zweigspitzen- einer jungen Pflanze von Callitris, an welchen bis zur Basis freie Nadeln allmählig in die angewachsenen Schuppen des "späteren Alters übergehen. In andern Fällen ist er deutlich entwickelt und entweder a) in jedem Alter der Pflanze durchaus von nahe zu gleicher Gestalt wie bei Abies oder b) in der Jugend der Pflanze anders als in ihrer späteren Le- bensperiode, aber doch jedesmal gleichförmig gestaltet bei Pi- nus, Araucaria, Thuja etc. oder endlich c) er ist gleichzeitig an demselben Individuum verschieden ge- staltet und zwar ohne wahrnehmbare Rücksicht auf die Stel- lung wie bei vielen Juniperus, wo oft regellos au demsel- ben Zweige anliegende Schuppen mit abstehenden Nadeln wechseln oder mit bestimmter Beziehung zu seiner Stellung wie bei Thuja und Thujopsis, wo vou den 4 decussirten Schuppenreihen die links und rechts nach den Seiten am Zweige gestellten immer ganz anders gestaltet sind, als die nach oben und unten gewendeten. Ei” Seine Gestalt lässt sich auf zwei Grundformen zurückführen, welche indessen in manchen Fällen in einander übergehen und selbst wieder zahlreiche Modifikationen zeigen. i Er ist nämlich entweder flach und zeigt eine. deutliche obere und untere Fläche, deren erstere gewöhnlich konkav, letztere kon- vex ist wie bei Juniperus und andern (Tab. 1. fig. 14, 17, 19 etc.), oder er ist von beiden Seiten zusammengedrückt und‘ nach. oben und unten. schneidig und deshalb auf dem Querdurchnitie. rhombisch. in: 183 verschiedener Weise und zuletzt senkrecht-linealisch wie bei den Phyllodien der Acacien (Tab. I. fig. 20, 23, 24). An den seitenständigen Blättern von Thuja und Thujopsis stellt sich der Uebergang der beiden Grundformen am deutlichsten dar. An der Basis sind diese kurzen Schuppenblätter auf der Oberseite noch konkav und die Zweigaxe umfassend. Gegen die Spitze hin wird aber die Fläche allmählig konvex und erhebt sich dach- oder kielförmig über die Ränder. Die Untenseite bleibt dagegen konvex oder wird durch stärkeres Vortreten des Mittelnerven ehenfalls kiel- förmig (Tah. I. fig. 25 — 28). Bei Pinus ist eine ähnliche Aen- derung nur an differenten Arten wahrnehmbar. Alle Species mit zwei Nadeln im Büschel haben die Oberseite der Nadeln rinnen- förmig konkav; bei allen, wo 3 oder 5 Nadeln ‚den Büschel bilden, ist die Oberseite dagegen in einen scharfen jedoch nervenlosen Kiel vorgezogen, welcher entweder unmittelbar dachförmig an die Ränder verläuft oder noch eine schmale Fläche zu beiden Seiten übrig lässt. Die Unterseite ändert indessen dabei ihre Form nicht, sondern bleibt halbrund und ebenso bleiben die Ränder in gleicher Entfernung von einander und wie sonst deutlich weitschichtig sä- gezähnig, zum Beweise dass die Kante der Oberseite nicht durch ihre Näherung und Vereinigung entstanden: ist (Tab. I. fig. 16, 17). Diese Formen der Nadelholzblätter haben also keine Aehnlichkeit mit den foliis equitantibus der Monokotyledonen, z. B. der Irideen, wo man deutlich die Ränder des an der Basis konkaven Blattes nach und nach zusammenneigen und verwachsen sieht, so dass weiter nach vornen die senkrecht gewordenen beiden Flächen nur als die Hälften der ursprünglichen Unterseite erscheinen. Die grösste Ausbildung erlangt die beschriebene Form unter den Nadelhölzern bei den Araucarien und bei Oryptomeria Don. Indessen sind auch hier wesentliche Verschiedenheiten. Wir ken- 184 nen bei Cryptomeria die Blätter der jungen Pflanze noch nicht, im spätern Alter bleiben dieselben dagegen immer von den Seiten rhombisch zusammengedrückt und mit dem Kiel stark herahlaufend (Tab. I. fig. 24). Bei Araucaria (zunächst excelsa und Cunning- hami) sind sie dagegen nur an der jungen Pflanze (Tab. I. fig. 23) so, an älteren Individuen dagegen immer schuppenförmig flach und auf der Oberseite konkav (Tab. L fig. 22). Bei einigen Podocarpus aus Java und Neuseeland sind die Blätter der Haupttriebe schuppenförmig verkürzt und oben mehr oder minder konkav; gleichzeitig an den schwächeren Seitentrieben dagegen verlängert und auf dem Durchschnitte scharf zusammenge- drückt rhombisch. Bei den Abiesarten, welche mit A.’ excelsa eine Grappe bil- den (bei Picea Link) sind die Nadeln an einjährigen Pflanzen eben- falls auf der oberen Seite rinnig vertieft, alle späteren aber sind durch Vortreten der oberen Fläche rhombisch (Tab: I. fig. 20), je- doch nicht von den Seiten her zusammengedrückt. Manche Arten zeigen auch Uebergänge in die flachen Nadeln der Weisstannen, indem z. 'B. bei ‘Abies Mertensiana die Oberseite der Nadeln nur in der Mitte eine vorspringende Leiste zeigt, sonst aber flach bleibt, Die auf dem Durchschnitte rhombischen Nadeln, mögen sie von den Seiten zusammengedrückt seyn oder nicht, sind gegen die Spitze immer etwas sichelförmig aufgebogen. : Die‘Berippung der Coniferen Blätter betreffend, so ist zunächst die Mittelrippe zwar häufig vorhanden und bildet auf der Rückseite des Blattes einen deutlichen Kiel, ist aber nie in der Art ver- zweigt, dass sie durch ihre Verästelungen mit Zutreten von Zell- gewebe eine Blattfläche mit entwickeltem Gefässverlauf bilden könnte: N - 785 Selbst die breitblättrigen Podocarpusarten machen hievon keine Aus- nahme. Die Gattung Seiadopitys zeigt ausnahmsweise 2 Parallel- nerven, welche links und rechts von der eigentlichen Blattmitte laufen (Tab. I. fig. 12). Bei den vierkantigen oder von den Sei- ten her zusammengedrückten Nadeln nimmt die Hauptrippe gewöhn- lich die Mitte ein, und erscheint ausserdem am deutliehsten bei Abies (besonders den Weisstannen) und den Taxinen. Eben so häufig löst sich aber der Gefässbündel sogleich bei seinem Eintritt in die Blattfläche in zahlreiche parallele Nerven auf, wobei die Entwickelung eines Mittelnerven völlig unterbleibt. Manchmal tritt im Gegentheile eine Art von Gabeltheilung auf, wie sie bei Salis- buria sich am deutlichsten erweist (Tab. IL fig. 4), aber selbst hei Pinus im Skelet der Fruchtschuppe unläugbar ist (Tab. II. fig. 3, 4, 5, 6, 7). Bei Salisburia theilt sich der Gefässbündel schon gegen das Ende des unteren blatistielähnlichen Blattheiles in zwei Bün- del, in deren Mitte nur noch ein gleichsam steriler Fortsatz in die Blattfläche übergeht (wie durch seine-Verkümmerung die zwei- lappige Form des Blattes veranlassend). Die beiden Seitenhündel verlaufen dagegen dicht innerhalb der Blattränder, aussen von we- ° nigem Zellgewebe umfasst und schicken an ihrer Innenseite zahl- reiche parallele Nerven aus, welche nach oben mehr und mehr di- vergiren und damit die fächerförmige Gestalt des Blattes begrün- den. In andern häufigeren Fällen konvergiren dagegen auch wie- der die von dem Hauptbündel ausgegangenen Strahlen gegen die Spitze des Blattes mit deutlich dichotomer Anlage bei den Frucht- schuppen von Pinus (Tab. IL. fig. 3, 4), mit minder hemerkbarer Gabeltheilung am Grunde in den Laubschuppen von Cunninghamia, Araucaria brasiliensis u. s. w. Auch bei allen andern F'ormen sind . die Blätter nur von parallelen oder divergirenden und gegen die Spitze wieder konvergirenden Gefässen durchzogen. Selbst die breiten Blätter der Podocarpusarien haben neben der Mitielrippe Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d. Wiss. IIL. Bd. Abth. 111. 98 786 kein Adernetz, ja bei P. Nageja, latifolia und andern nicht einmal eine Mittelrippe, wie diese auch bei Dammara fehlt (Tab. I. fig. 21). Fassen wir diese einzelnen Thatsachen zusammen, so ergieht sich daraus, dass die Blätter der meisten Nadelhölzer keineswegs ganz so wie die der übrigen Dicotyledonen gebildet sind (Richard. Conif. p. 92), sondern im Gegentheil weit mehr den Bau der bei den meisten Monokotyledonen gewöhnlichen Blätter einhalten, oder, vielleicht besser gesagt, dass sie lediglich aus parallelen nach oben konvergirenden oder divergirenden Gefässen ohne weitere Veräste- lung und Anastomose bestelrend und lediglich durch Zellgewebe zu einer ganzen Fläche zusammengehalten in den meisten Fällen nur Blattscheiden mit gänzlich unterdrückter Blattfläche seyen. Bei Phyllocladus fehlen eigentlich die Blätier völlig und statt ihrer sind nur Knospenschuppen und bhlattartige Zweige vorhanden. Die Hauptachse des Stammes oder der Zweige trägt beschuppte Knospen. Die Schuppen dieser Knospen sind schmal linealisch oder pfriemlich, trockenhäutig und abstehend. Sie rücken an der Achse in Distanzen auseinander und stehen statt der Blätter, meistens ohne aus ihren Achseln weitere Knospen zu entwickeln, wittern auch bald ab (Tab. IL. fig. 1. a. a). Nur die obersten.3 — 5 am Ende jedes Jahrtriebes stehen gedrängt im Kreise und treiben jede aus ihrer Achsel einen blattartigen Zweig (Tab. I. fig. 1. b.). Diese Zweige sind an der Basis artikulirt wie Blätter und werden theil- weise ebenso abgeworfen. Sie sind mit zweizeilig abwechselnd gestellten, entfernten, an der Achse herablaufenden kleinen Deck- schuppen besetzt und bei jungen Individuen kommen deren 10— 12, bei älteren oft nur 4 — 5 an einem solchen Zweige vor (Tab. I. fig. 1. c. c.). Aus der Achsel jeder solchen Deckschuppe ent- wickelt sich nun ein blatiartiger verflachter und unregelmässig im Lappen zerschnittener Zweig oder ein Phyllodium, welches um 1787 ‘ so mehr der Blattnatur sich nähert, da nur seine der Erde zugewen- dete Fläche in der Jugend weisslich und dicht mit Spaltöffnungen ‚besetzt (Tab. I. fig. 29), die obere aber grün und ohne stomata ist (Tab. I. fig. 1. d. d.). An älteren Individuen wachsen die Deck- schuppen, aus deren Achsel diese Phyllodien kommen, an dem Rande der letzteren hinauf und erscheinen bei flüchtiger Betrachtung nur als der unterste Einschnitt an denselben. Die Spitze des Zwei- ges endlich läuft entweder selbst in ein solches Phyllodium aus, er schliesst also gleichsam als Blatt ab und wird seiner Zeit auch wie ein solches abgestossen, oder aber oberhalh des letzten Phyl- lodiums endigt der Zweig in eine nach Art derer am Hauptstamme beschuppten Knospe und fixirt sich demzufolge als eigene Achse, indem er das nächste Jahr aus derselben einen Wirtel ihm ähnli- cher Zweige austreibt (Tab. I. fig. 1. e. e.). In dieser verschie- denartigen Entwicklung der Zweige scheiut keine Regelmässigkeit obzuwalten und beiderlei Arten kommen an älteren Pflanzen in dem- selben Wirtel vor. Nur an einer jungen Samenpflanze bemerkte ich, dass die sämmtlichen Aeste der früheren Jahre in Phyllodien 'aus- laufen, dagegen die drei des obersten letzten Wirtels sämmilich in Knospen endigen (Tab. I. fig. 1). Die einzelnen Phyllodien (Fie- derblättchen der Autoren) scheinen keiner weiteren Entwiekelung fähig zu seyn. Dieser Struktur zufolge glauben wir mit Recht sagen zu dür- fen, dass Phyllocladus gar keine eigentlichen Blätter, sondern an ihrer Stelle nur kleine Knospenschuppen besitze, dass aber die Funktion der grünen Blätter von’ hlattartig verhreiterien und gelapp- ten abortirenden Zweigen ausgeübt werde, welche wie wahre Blät- ter keiner weiteren Ausbildung fähig und wie diese mit einer der Funktion nach von der Oberseite verschiedenen Unterseite be- gabt erscheinen. y 98 * 188. Diese Bildung erinnert unter den Coniferen zunächst au Taxo- dium, wo die jährigen Seitentriebe auch meistens absterben, am meisten aber an Xylophylla unter den Euphorhiaceen, wo ein ähu- liches Schwanken zwischen Zweig und Blatt statt hat. Doch tra- gen die Fiederblättchen oder Stücke des amphibolen Ziweiges bei Phyllocladus niemals Blüthen oder Laubknospen. Bei allen Nadelhölzern mit Ausnahme von Salishuria sind die Blätter auf verschiedene Weise mit Spaltöffnungen besezt und die Stellen, wo diese stehen, gewöhnlich schon durch eine bläulich- weisse Färbung bezeichnet. Sie stehen niemals auf den Gefässen, und sind gewöhnlich in mehrere regelmässige parallele Reihen geord- net. Bei flachen Blättern kommen sie gewöhnlich nur auf der Rück- seite links und rechts von der Mittelrippe vor und bilden z. B. bei Abies pectinata und andern zwischen dieser und dem Rande zwei deutliche weisse Streifen (Tab. L fig. 13, 14, 15). Bei Sciadopi- tys wird dagegen das Blatt von zwei parallelen Hauptnerven durch- zogen, zwischen welchen statt der Mittelrippe ein Streifen von Zellgewehe verläuft, auf welchem die Reihen von Spaltöffnun- gen sitzen (Tab. I. fig. 12).. Bei Phyllocladus sind sie über die ganze Unterseite zwischen den Nerven unregelmässig zerstreut (Tab. I. fig. 29), bei Juniperus stehen die Blattnarben dagegen auf der Oberseite in einem Mittelstreifen (Tah. I. fig. 19). Bei Thu- jopsis und den Retinisporen mit 'angedrückten Blättern und zwei- zeiligen Verzweigungen dagegen, wo immer nur die untere Seite der Blätter sichtbar ist, stehen Spaltöffnungen an allen Blattflächen, welche sich auf der Unterseite des Zweiges befinden. Da die Blätter decussirt sind, so ist von dem Paar, welches nach oben und unten steht, das untere Blatt mit zwei Spaltöffnungsstreifen be- setzt, das obere nackt, die seitlichen, welche den Stengel umfas- sen, tragen dagegen auf ihrer nach unten gewendeten Halbseite 789 Spaltöffnungen, auf der oberen keine (Tab. I. fig. 25, 26). Hier scheint ein ähnliches Gesammtleben aller Blätter am Zweige statt zu finden, wie es im kontrahirteren Zustande an Zweigphyllodien statt hat, oder eine Analogie mit der Eigenthünlichkeit der als Stecklinge behandelten Seitenzweige der Coniferen, von welcher oben die Rede war.. Der Zweig ist gewissermassen selbst zum Blatte geworden und seine, wenn gleich noch gesonderten Blätter theilen sich in eine gemeinsame Oher- und Unterseite. Bei Reti- nispora squamosa mit abstehenden Blättern dagegen sind sie wieder immer auf der Rückseite in zwei Streifen vorhanden. Bei den Pi- nusarten mit zwei rinnenförmigen Nadeln im Büschel stehen die Sto- mata in Reihen auf beiden Seiten, ebenso bei den Araucarien mit flachen Blättern (Tab. I. fig. 17 und 22). Unter den Arten mit einer Längskante auf der Oberseite der Blätter haben die meisten links und rechts von dieser einen Streifen von Spaltöffnungen und keine auf der Rückseite (Tab. I. fig. 16). Bei den Araucarien mit von den Seiten zusammengedrückten Blättern und den ähnlichen von Crypto- meria stehen sie in 4 Streifen, je auf den 4 Seiten des lang ge- streckt rhombischen Durchmessers (Tah. L fig. 24). Auch bei den Abiesarten mit vierkantigen Nadeln ist auf jeder der vier Seiten ein Streifen von Spaltöffnungen (Tah. I. fig. 20). Bei Cunningha- mia stehen sie auf der Rückseite in 2 Streifen neben der Mittel- rippe, ebenso bei Taxodium, Taxus, Cephalotaxus und Torreya, und bei den Podocarpusarten mit deutlicher Mittelrippe (Tab. 1. fig. 13, 14, 18); bei den Arteu dieser Gattung, wo keine deutli- che Mittelrippe entwickelt ist, sind sie so wie bei Dammara in sehr feinen zahlreichen Reihen auf der Rückseite zu bemerken (Tab. I. fig. 21). Am grössten erscheinen die einzelnen bei den Abietinen, am kleinsten bei den Taxinen. Dass das weissliche An- sehen, welches sie den Blaitstellen geben, nicht von Harzausson- derungen herrühre, ergiebt sich schon daraus, dass diese Färbuug 790 darch Weingeist nicht ausgezogen wird. Teihidenk fehlt die Fär- hung namentlich bei den Taxinen oft auch völlig. Der Rand des Blattes ist meistens völlig ungetheilt, ohne Zähne ‚ und Einschnitte, nur bei Cunninghamia und Pinus ist er mit kleinen entfernten Sägezähnen besetzt, welche auch auf dem -vorspringen- den Kiele der Oberseite bei den Arten mit mehr als 2 Nadeln im Büschel sich einstellen. Bei vielen Gattungen ist er verdickt und mit einer Art von Randnerve eingefasst. Die Spitze ist scharf und oft stechend, wenn der Mittelnerv bis ans Ende fortsetzt oder alle Nerven in der Spitze konvergi- rend wieder zusammenlaufen. Sie wird ausgerandet, wenn die Mittelnerve gegen die Blattmasse zurückbleibt, bei den Weisstannen. Bei den Blättern mit bis zur Spitze divergirenden Nerven, bei Phyllocladus und Salisburia wird durch die ungleiche Länge dieser Nerven eine Unebenheit des Randes veranlasst, wie sie die soge- “nannten folia praemorsa haben. Die Blätter von Salisburia sind über- diess der fast ganz fehlenden Mittelrippe gemäss tief zweilappig. Diese Theilung so wie die anderweitige Sehlitzung oder Zähnung des Randes ist aber nur an den Zweigen stark sichtlich, welche keine Blüthen tragen, an den blühbaren Zweigen sind sie unge- theilt und fast völlig ganzrandig, so wie bei Abhies pectinata die sonst ausgerandeten Nadeln an den Zweigen, welche weibliche Blüthen ae in eine scharfe Spitze auslaufen. Im Ganzen sind Spielarten in der Form der Blätter bei den Nadelhölzern sehr selten. Die Grösse derselben aber ändert nicht selten an ganzen Individuen nach den Standorten, oder an einzel- nen Zweigen aus zum Theil unbekannten Gründen, wie z. B. die abwechselnden Schuppen und gestreckten Nadeln mancher Wach- holder. Bei denen mit nackten Knospen bemerkt man häufig, dass 791 die Nadeln, welche unmittelbar ober und unter der Innovation ste- hen, beträchtlich kleiner sind, so bei Cryptomeria, Dacrydium und andern. ‚Bei ersterer Gattung erscheinen sie auch öfters alle nach einer Seite hin um den Zweig her gewunden, der davon ein schrau- benförmiges Ansehen erhält. Die Dauer der Blätter ist sehr verschieden. Bei den wenig- sten dauern sie nur ein Jahr wie bei Larix. Die meisten bleiben mindestens 3 Jahre grün, wie die der Pinusarten, manche, wie die meisten Abies halten 7 Jahre. Bei allen denjenigen, welche schup- penförmig mit breiter Basis an dem Zweige ansitzen und herab- laufen, z. B. bei Cupressus, Thuja und andern, hat kein regelmäs- siges Abfallen statt, sie vertrocknen und verwittern allmählig, doch geschieht auch dieses ziemlich regelmässig in Jahrgängen. So lange eine Zweigachse ihre grünen Blätter behält, scheint sie auch zwi- schen denselben in fortgesetztem Längenwachsthum zu verharren. Bei Cupressus und Thuja stehen an den einjährigen Trieben die schuppenförmigen Blätter so dicht aneinander, dass sie die Zweig- achse völlig verdecken, rücken aber schon im zweiten Jahre wei- ter auseinander und lassen endlich im vierten und fünften beträcht- liche Zwischenräume (Internodien) zwischen sich. Die Narben, welche nach dem Abfallen der Blätter an den Zweigen zurückbleiben, sind in ihrer Gestalt wesentlich verschie- den nach der Anheftung und nach der Form des Querdurchschnittes der Blätter selbst. Sie gewähren in manchen Gattungen sichere Anhaltspunkte zur Unterscheidung von Arten und dürften selbst bei den fossilen Formen zu annähernden Vergleiehungen mit den jetzt lebenden Gelegenheit geben. Die deutlichsten Verschiedenheiten zeigen sich bei der Gattung Abies, aus welcher wir in der Flora japonica Vol. IL. tab. 137 18 Arten in dieser Beziehung dargestellt haben ‚und hier auf Tab. I fig. 5 — 10 die Hauptformen wieder- 192 holen. Zunächst sehen wir die Blätter entweder vom Aste unter ihrer Ablösungsstelle als vorspringende Blattkissen herablaufen wie in Fig. 5— 8, oder aber, wenn die Ablösungsstelle mit der eigent- liehen Blatibasis zusammenfällt, diese Blattkissen und damit die vor- ragenden Kanten der Aeste fehlen. Letzteres ist der Fall bei den eigentlichen Piceen mit gestielten, flachen und meistens an der Spi- tze ausgerandeten Nadeln, wie bei unserer Ahies pectinata. Als zweites Kennzeichen kömmt für diese hinzu; dass die Blattnarbe selbst immer kreisrund oder höchstens etwas elliptisch in die Länge gezogen erscheint (Tab. I. fig. 9, 10). Die Arten mit herablaufen- den Blattkissen zeigen in dieser Beziehung aber noch 2 Verschie- denheiten. Das Blattkissen ist nämlich entweder der ganzen Länge nach an den Zweig angewachsen und die Blattnarbe auf seinem Ende halkkreisförmig wie hei A. canadensis (Fig. 5), oder das- selbe tritt gegen seine Spitze hin von dem Zweige mehr oder we- niger ab und bildet eine freistehende Spitze und die Blattnarbe ist shombisch wie in Fig. 6 — S’ bei der Rothtanne, Lerche und Ce- der. Man kann darnach die Abiesarten folgender Weise eintheilen: 1) Die Blattnarbe ist halbkreisrund, Die am Zweige herablanfenden Blattkissen verdicken sich nach oben, ohne jedoch vom Zweige abzutreten (Tah. I. fig. 5). Abies canadensis, Brunoniana, Tsuja. 2) Die Blattnarbe ist rhombisch. a a) Die am Zweige herablaufenden Blattkissen verdicken sich nach oben nicht, treten aber auch vom Zweige nicht ab (Tab. I. fig. 7). Abies Larix, leptolepis. b —_ Die am Zweige herablaufenden Blattkissen verdicken sich nach oben, treten aber von da an als wieder ver- schmälerte Fortsätze vom Zweige ab, welche nach dem 793 Abfallen des Blattes noch stehen bleiben (Tab. L fig. % 8). Abies excelsa, alba, nigra, Deodara etc. 3) Die Blattnarbe ist kreisrund, das Blattkissen kaum merklich angeschwollen, die: Zweige meistens. fein behaart (Tab. L fig. 9, 10). Abies pectinata, homolepis, halsamea etc., alle Piceen. $. 7. Männliche Blüthe. Um die männliche Blüthe der Coniferen zu deuten, dürfte es nothwendig seyn, zunächst nochmal an die Schwankungen -zu er- innern, welche in dieser Familie zwischen Blatt- und Zweigbil- dung überhaupt vorkommen. Das normale Verkümmern der meisten Zwweigachsen, z. B. bei Pinus mit eben so normaler Entwicklung weniger, aber in bestimmter Anzahl auftretender Blätter oder Na- deln (bei P. sylvestris 2, bei P: taeda 3, bei P, Cembra 5) erin- nert zuerst daran, dass hier ein Verhältniss obwaltet, wie nicht leicht in einer andern Pflanzengruppe. Eine solche Bestimmtheit in Verkümmerung von Zweigachsen hat auch bei den verkürzte- sten Tragzweigen oder den durch raschen. Aufwuchs der oheren Kronenäste in der Ernährung gehemmten untersten Zweigen unserer übrigen Bäume niemals statt. An solchen verkürzten oder verküm- merten Trieben können sich dennoch so viele Blätter in einem Jahr- gang entwickeln, als die Ernährung gestattet und es hängt ledig- lich von dem Maasse der letzteren ab, ob der bisher verkürzte Zweig nicht wieder, selbst nach mehreren Jahren, den versäumten Wachsthum nachholt. Bei Nadelhölzern ist diess eine höchst sel- tene Ausnahme, wie Jeder überzeugt seyn wird, der an Pinus syl- vestris nach Triebknospen gesucht hat, welche aus der Mitte der zwei Nadeln aufsteigend die normal. abgeschlossene Entwicklung Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak.d. Wiss. III. Bd. Abth. III. 99 194 ’ in eine verlängerte Zweigachse fortsetzen. Dazu kömmt noch, dass die hei jeder Species von Pinus konstante Zahl der Nadeln auch die Form der letzteren bedingt, dass bei allen, wo nur 2 Nade!n im Büschel stehen, diese auf der Oberseite konkav, auf der. unteren konvex sind, bei den Arten dagegen, wo drei bis fünf Nadeln den Quirl bilden, ihre Oberseite immer schneidig vorgezogen konvex, die Unterseite abgerundet aber ebenfalls konvex erscheint. Diese Form-Verschiedenheit erklärt sich nicht lediglich aus der gegen- seitigen Lage in der Knospe (vernatio), denn sonst müsste sie mit der vollen Entwicklung verschwinden, zusammengenommen mit der eben so festen Zahl der Nadeln in jedem Büschel beweist sie, wie tief begründet hier das Bestreben liegt, Zweigachsen zu unterdrü- cken oder nur durch einige Blätter andeuten zu lassen. Ein an- deres deutliches Schwanken zwischen Zweig und Blatt haben wir bei Thujopsis und Thuja darin gefunden, ‚dass die ganze nach der Erde gewendete Unterseite der Seitenzweige gemeinsam die Funk- tion der Unterseite eines Blattes übernimmt, oder noch mehr bei Phyllocladus in den Zweigphyllodien. Einen ähnlichen Mittelzustand zwischen Blüthenachse und einzelnem Staukfadenblatte müssen wir meines Dafürhaltens auch bei der männlichen Blüthe der Coniferen voraussetzen, und aus diesem Gesichtspunkte die verschiedenen Ent- wickelungen hetrachten, in welchen sie vorkommt. Ich weiss zwar wohl, dass die Ansicht, welche mein verehrter Freund Herr Pro- fessor Mohl in seiner Abhandlung üher die männlichen Blüthen der Coniferen aufstellt, diesem zu widersprechen scheint. Der scharf- sinnige Beobachter fand nämlich monströse weibliche Zapfen von Abies alba, an welchen die Deckschuppen zum Theil in Anthereii verwandelt waren, ganz so wie sie in den männlichen Kätzchen vorkommen, und schloss daraus, dass wenigstens bei Pinus jede Anthere aus der Metamorphose eines einzigen. Blattes hervorgehe, welches den Bracteen nieht aber den Fruchtschuppen oder Karpel- larblättern des: weiblichen Kätzchens zu vergleichen stehe. Es h 795 Sn muss später erörtert werden, in wieferne die Fruchtschuppe ledig- lich als Karpellarblatt betrachtet werden könne, für jetzt fragt sich nur, ob der Umstand, dass monströser Weise die Bracteen des weiblichen Kätzchens zu Staubgefässen werden können, auch be- weist, dass die normalen Staubgefässe der männlichen Kätzchen diesen Bracteen in so ferne ganz gleich zu achten seyen, dass sie wie jene nichts als modifizirte Blätter, nämlich die der Achse des männlichen Kätzchens entsprechenden seyen. Dieses glauben wir wenigstens nicht unbedingt annehmen zu müssen, indem wir noch- mals auf das Schwanken zwischen Blattgebilde und Achse bei den grünen Organen der Coniferen zurückkommen und für diese Staub- gefässe wohl die Form eines Blattes zugeben, aber die Bedeutung einer Achse in Anspruch nehmen. Betrachten wir, um diese Annahme zu rechtfertigen, die ver- schiedenen Entwicklungsstufea, auf welchen sich die männliche Blüthe in den differenten Gattungen der Coniferen darstellt, so scheint es am zweckmässigsten, mit der vollkommensten Form, der von Ta- xus (Tab. IV. fig. 8) zu beginnen. Hier stehen gewöhnlich 6, sel- ten 7 — 8 einfache Antherenfächer in einen Kreis gestellt und am Centralwinkel bis zum Scheitel mit einander verwachsen, so dass sie von oben gesehen zusammen eine schildförmige, ringsum am Rande gelappte Scheibe bilden, welche auf einem Mittelsäulchen, dem sogenannten Filamente, sitzt und an ihrer unteren Fläche sich strahlig in die der Fächerzahl entsprechende Anzahl von Klappen öffnet. Wenn wir nun auch nicht wagen wollen, diese Bildung als einen wahren Kreis von ursprünglich getrennten Staubgefässen zu deuten und ihm damit völlig gleiche Geltung mit den männlichen Blüthen anderer Pflanzen anzusprechen (obgleich sogar die Jugend- bildung bei Taxus dafür zu sprechen scheint), so haben wir jeden- falls hier doch eine symmetrisch nach allen Seiten abgeschlossene Entwicklung, welche immerhin als das vollständigste den Coniferen 99* 796 zustehende Analogon einer abgeschlossenen männlichen Blüthe an- gesehen werden kann, oder wenn wir uns so ausdrücken dürfen, den gelungensten Versuch, das Blatt zur selbstständigen Achse zu, erheben. Gehen wir von Taxus über auf die Bildung von Araucaria und Dammara (Tab. IV. fig. 9), so sehen wir hier scheinbar auf der Basis einer gestielten Schuppe 6 — 8 (nach andern Beobachtungen _ noch. mehrere) Antherenfächer in zwei Reihen gestellt, jedoch so, dass alle Fächer beider Reihen sich nach innen öffnen. Genau so würde sich aber eine flachgedrückte Taxusblüthe verhalten, wenn zugleich ihre Scheibe am Scheitel nieht flach, sondern in einen kegelförmigen Fortsatz verlängert wäre. ‘Die männliche Blüthe von Araucaria und Dammara hat also noch fast gleiche symmetrische Anordnung mit. der von Taxus, nur ist der Kreis der Antherenfä- cher zu einer selir gedehnten Ellipse verzogen, deren Seiten ger wöhnlich als zwei gesonderte Reihen gelten. Bei allen übrigen Gattungen treten grössere Störungen und Verkümmerungen in der Art ein, dass nicht rings um das Mittel-, säulchen oder Stielchen sich Staubheutelfächer entwickeln, sondern diese höchstens 4 an der Zahl die eine Hälfte des Kreises aus- füllen, die andere Hälfte aber mehr oder minder durch eine halb- kreisrunde Schuppe dargestellt wird. Bei Cephalotaxus (Tab. IV. fig. 4) und. bei Torreya fehlt diese Schuppe fast völlig und die Bildung ist die einer halbirten Taxusblüthe. Bei den Cupressinen tritt sie dagegen immer deutlicher hervor, wie die Abbildungen von Thuja (Tab. IV. fig. 7) und von Thujopsis (Tab. IV. fig. 5) nach- weisen, aber sie behält noch die horizontale (schildförmige) Stel- lung gegen das Mittelsäulchen. Bei Cunninghamia (Tab. IV. fig. 6) schlägt sie sich dagegen in die Höhe und, nimmt. nun erst, mit dem « 197 Stielchen zusammen, die Gestalt eines gestielten Deckblattes an, Bei Pinus, Abies und Salisburia (Tab. IV. fig. 1, 2, 3) vermindert sich endlich die Zahl der Fächer bis auf zwei und der verküm- merte (Schuppen-) Theil des Scheibchens ist bald mehr bald min- der entwickelt, die noch ausgebildeten Antherenfächer sind aber allemal rücksichtlich der Stellung des Scheibehens an der Achse die untersten. Hier ist natürlich die Aehnlichkeit der ganzen Blüthe mit einem zweifächrigen Staubgefäss, welches über den Fächern in ein häutiges Konnecktiv fortsetzt, am grössten. Aber eben darum kann diese am meisten verkümmerte oder am wenigsten ausgebildete Form nicht als Typus angenommen werden, auf welchen die übrigen freieren und vollständigeren Entwickelungen zurückgeführt werden müssten. Im Gegentheile scheint es richtiger, das an seiner gan- zen Peripherie gleichmässig entwickelte Säulchen von Taxus als die Normalform gelten zu lassen, welche einer gesonderten Blüthe am meisten entspricht und davon die minder entwickelten abzulei- ten, mögen sie auch endlich in einfachen Schuppenformen zu er- löschen scheinen. Wenn diese Ansicht richtig wäre, so stünden demnach'an der Achse des männlichen Kätzchens der Coniferen so viele gesonderte männliche Blüthen als einzelne Staubgefässe. Diese Blüthen wären aber freilich nicht so scharf ausgeprägte Individuen als in andern Familien, sondern hielten iu Form und Wesen die Mitte zwischen selbstständigen Achsen und einzelnen zur Anthere gesteigerten Blät- tern. Sie entsprechen also den schwankenden Bildungen der grü- nen Theile, wo Blatt und Zweig ebenso in einander spielen. Da- für spricht auch der Umstand, dass die Kätzchen ästig werden können, wie bei Podocarpus Nageia der Fall ist, was nicht statt hahen könnte, wenn jedes aus einer einzigen aufgelockerten männ- lichen Blüthe bestünde. \ 798 Die Aehnlichkeit, welche zwischen den männlichen Blüthen der Coniferen und Cycadeen statt hat, ist schon oft bemerkt wor- den. Bei Cycas, Zamia und Encephalartus sitzen auf der Unter- seite nach vorne abgestutzter Schuppen dicht gedrängt (Tah. IV. fig. 10), aber doch in bestimmter regelmässiger Anordnung (Tab. IV. fig. 12), die Staubgefässe oder einzelnen Blüthen, deren jede aus einem kurzen Säulchen besteht, welches 2 — 4 unter sich freie Antherenfächer trägt. Die kreisförmige Stellung dieser Fächer er- innert offenbar am meisten an die Blüthe von Taxus, nur sind dort die Fächer am Innenwinkel unter sich verwachsen, und stünden alle diese Staubgefässe in derselben Weise an einer Achse ver- theilt, wie bei den Coniferen, so würde Niemand an ihrer nahen Analogie gezweifelt haben. So nehmen sie aber nur die Unterseite eines Trägers ein, welcher mit vielen andern seines gleichen an einer gemeinsamen Achse befestigt, nur als- eine Schuppe des so gebildeten grossen Blüthenzapfens sich darstellt. Deshalb verglich man das männliche Amentum der Coniferen gewöhnlich mit dem gan- zen männlichen Zapfen der Cycadeen und liess die einseitig mit -Antheren bedeckten Schuppen gelten für Analoga der nur einseitig entwickelten Blüthen von Pinus, Juniperus u. s. w., denn auch hier scheinen die Antherenfächer auf der Rückseite eines schuppenför- migen Trägers zu stehen. Aber wir werden wohl einen Schritt weiter gehen müssen, um die Analogie richtig zu begründen. Neh- men wir deshalb an, der männliche Zapfen der Cyeadeen sey kein einfaches, sondern ein in der Art zusammengesetztes Kätzchen, dass die sekundären Achsen zwar spiralig und dicht gedrängt rings um die Hauptachse stehen, selbst aber nur einer einseitigen Ent- wickelung fähig seyen. Lassen wir jede Schuppe, wie Tab. IV. fig. 10, 11 sie darstellen, als ein eigenes Kätzchen für sich gelten, welches aber nur an seiner Rückseite Blüthen produzirt und damit wieder an die Modifikationen in der Entwickelung erinnert, welche Seitenachs: n auf jeder Stufe der Bildung bei den Coniferen über- 799 haupt, zuletzt aber noch in der partiellen Verkümmerung der Staub- gefässe bei Juniperus, Pinus u. s. w. zeigen. Mit dieser Annahme scheint uns die Analogie zwischen der männlichen Inflorescenz der Coniferen und Cycadeen völlig hergestellt und beide liessen sich ungefähr folgender Massen definiren: Coniferen. Männliche Blüthen spiralig in einfache, selten am Grunde verästelte Kätzchen gestellt, jede einzelne Blüthe ein kur- zes ungegliedertes und hüllenloses Säulchen, welches entweder in einen vollständigen Kreis von Antherenfächern endigt, oder bei theilweiser Verkümmerung der letzteren zugleich in eine verschie- den gestaltete stets dem Gipfel des Kätzchens zugewendete Schuppe ausläuft, ‘so dass die entwickelten Fächer dann immer die der Ba- sis des Kätzchens zugekehrte Seite des Kreises einnehmen. Cycadeen. Männliche Blüthen in grossen, zapfenförmigen zu- sammengesetzten Kätzchen; die sekundären Achsen an der Haupt- achse spiralig und dicht dachziegelig gestellt; jede für sich nach vornen schuppenförmig erweitert und verdickt, abgestutzt oder in eine kurze Spitze, auslaufend. Die einzelnen Blüthen alle auf der Rückseite der sekundären Achsen dicht gedrängt; jede für sich ein kurzes in 4 (oder durch Verkümmerung in weniger) von einander freie in einen Kreis gestellte Antherenfächer endigendes Säulchen. Pr Man kann immerhin diese Annahmen noch als hypothetisch bean- standen und besonders auf den Mangel an Analogien in andern Fami- lien hinweisen. Aber sind denn Nadelhölzer und Cycadeen, deren Ver- wandtschaft unter sich wohl nicht geläugnet werden kann, auch wirk- lich mit andern Familien so verwandt, dass sie dem bei diesen übli- chen Typus unbedingt folgen müssen? Wir haben zu viele Gruppen im Pflanzenreiche, welche gegenwärtig noch entweder nur unrich- tig gedeutet oder in Wahrheit isolirt stehend gegen die ihnen in 800 Systemen aufgedrungenen Verwandtschaften protestiren, um durch scheinbare Anomalien erschreckt werden zu dürfen. Das Naturge- setz, Sparsamkeit in der Zahl der Mittel, Reichthum in ihrer Mo- difikation zu demselben Zwecke darf allerdings nie ausser Augen gelassen werden, aber die Nothwendigkeit, Uebergänge der ein- zelnen Modifikationen in einander zu finden, liegt darin nicht be- gründet, denn noch ist die grösste Frage in dieser Beziehung nicht gelöst worden, ob in den Organismen der jetzigen Erdperiode ein in sich abgerundetes Ganzes bestehe, dessen Einzeltheile wir nur noch nicht in ihrem Konnexe aufzufassen wissen, oder ob nicht wie die zu Inseln versunkenen Gebirge des Oceans sich auch Glieder früherer in ihrem Totalbegriff verloren gegangener Formationen in einzel- nen Repräsentanten erhalten haben und als historische Räthsel un- sere Formenreihe stören. Hat doch ein geistvoller Schriftsteller in dieser Beziehung uns auch noch weitere Ausbildung oder Aen- derung des Pflanzenreichs für eine neue Phase des Erdlebens und dann mit vorherrschender Entwicklung der Frucht verheissen. Soviel vorläufig über“die männliche Blüthe dieser räthselvollen durch so viele Abweichungen von dem Charakter aller übrigen dif- ferirenden Familie. Wir behalten uns vor, in einem spätern Auf- satze, welcher vorzüglich mit der Bildung der weiblichen Blüthe _ und der Frucht sich beschäftigen soll, in vergleichender Beziehung . auf die männliche zurückzukomnen. g Zum Schlusse noch einige Bemerkungen über die Gattungen . Taxus und Torreya. Bekanntlich gab Kämpfer (Amoen. exot. V. p- S14) zuerst Nachricht von einem japanischen Baume, welchen er Taxus nucifera nannte und den Linn& unter diesem Namen auch als zweite Species der Gattung aufzählte. Thunberg in seiner Flora von Japan bestätigte die Richtigkeit dieser Bestimmung und führt ihn ebenfalls als eine der 4 Taxusarten auf, welche er in Japan 801 angiebt, unter welchen aber freilich nur ein einziger Taxus sich befindet.*) Ihm folgten alle Autoren, nur Persoon fragt, ob die Pflanze nicht etwa zu Podocarpus gehöre. Neuerlich glaubte man dieselbe Art auch in den indischen Gebirgen, in Tibet und Nepal entdeckt zu haben und Wäallich giebt (Tent. Flor. nepal. p: 57 tab. 44) Beschreibung und Abbildung des nepalischen Baumes, den er später auch in seinem Herbarium vertheilte. Von der japanischen Pflanze brachte zuerst von Siehold vollständige Blüthen- und Frucht- exemplare nach Europa und gab so die Möglichkeit, sie auf Tab. 129 der Flora japoniea mit der nötligen Analyse darzustellen. Gemäss dem Blüthen- und Fruchthan konnte ich keinen Augenblick zwei- felhaft seyn, dass sie weder zu Taxus noch zu Podocarpus ge- zählt werden könne, sondern eine eigene Gattung bilde, welche ich Caryotaxus nannte. Gleich darauf erhielt ich aber die Annals of Natural history, in welchen Arnott im Jahre 1838 nach einem Baume in Florida die Gattung Torreya aufgestellt hatte und ver- muthete sogleich, dass die japanische Pflanze als zweite Species zu derselben gehören möchte. Durch die Güte meines sehr ver- ehrten Freundes Professor A. Gray in Neu-York erhielt ich Frucht- exemplare des amerikanischen Baumes, welche meine Vermuthung vollkommen bestätigten, und zugleich einen neuen Beweis für die grosse Verwandtschaft der Flora von Japan mit der von Nordame- rika lieferten. Von Taxus unterscheiden sich beide Arten durch stamina dimidiata, deren 4 Fächer in einem Halbkreise auf dem Filamente stehen, durch die fleischige Steinfrucht, deren fasriges Fruchtfleisch 'mit einem schmierigen und widrig riechenden Harze *) Taxus baccata Thunb. ist T. cuspidata Sieb. et Zuccar., nucifera ist Torreya, macrophylla ist Podocarpus, verticillata ist Sciadopitys. Conf. Siebold et Zuecar. Flor. japon. Vol. H. Fasc. I. —- VIIL Abhandlungen d. II. Cl. d. Ak. d, Wiss. IH, Bd. Abth. FI. 100 erfüllt ist, endlich durch den nach Art vieler Palmen -ruminirten Eiweisskörper und den gegen alle übrigen Coniferen unverhältniss- mässig kleinen Embryo. Auch ist hei beiden Arten. das Holz merk- würdiger Weise sehr weich, schwammig, grobfasrig ‘und weiss, während es bei den Taxusarten sehr hart, feinfasrig und dunkel- gefärbt ‚erscheint. Es ist demnach unzweifelhaft gewiss, dass Ta- xus nucifera eine zweite Art von Torreya sei. Vielleicht gehört als dritte Art noch Taxus globosa Schlchtdl. aus Mexiko zu der Gattung. Zunächst an derselben stehen zwei andere Coniferen aus Japan, die ganz den Hahitus von 'Torreya ‚haben, deren männ- liche. Kätzchen aber viele zusammen auf einem ‘gemeinsamen be- schuppteu Stiele und zwar jedes aus der Achsel einer eigenen Deckschuppe sprossend stehen, während die weiblichen Blüthen ebenfalls, auf einem gemeinsamen Stiele kopfförmig zusammenge- drängt auch immer zu zweien und. ohne. das Schüsselchen ‘von Taxus nackt in der Achsel herablaufender Deckblätter sitzen. Da- bei ist der Eiweisskörper nicht ruminirt, sondern von gleichmässi- gem Gefüge und der Embryo gross. Ich habe diese Gattung Ce- phalotaxus genannt (Flor. japon. II. tab, 130 — 32). Nun bliebe noch die Frage, wenn der japanische Taxus nuei- fera zu Torreya gehört, wie verhält es sich mit der Wallich’schen Pflanze gleichen Namens aus Nepal? Den Originalexemplaren nach, - welche ich besitze, ist sie ein ächter Taxus, denn die männlichen Blüthen sind ‚nicht wie.‚bei Torreya und Cephalotaxus halbirt, .son- dern haben 5 — 6. wie hei T. baccata schildförmig in einen voll- kommenen Kreis gestellte Antherenfächer. Weibliche Blüthen sah Wallich selbst nicht, sondern nur unreife Früchte, von welchen er sagt: Nux immatura in distincta arbore, axillaris, solitaria, subro- tanda, apieulata, laevis, nitida, magnitudine seminis coriandri, fere oceulta, calyculo. multibracteato pedicellato.: Der. Mangel. des, sonst bei Taxus gewöhnlicken fleischigen Schüsselchens‘ um die Frucht 803 her brachte in Verbindung mit der Aehnlichkeit im Habitus den be- rühmten Verfasser der Flora Indiae zu der Vermuthung, dass seine Pflanze mit der japanischen identisch seyn könne. Hiebei muss ich aber bemerken, dass ‘auch bei Taxus baccata selhst an der reifen Frucht das Schüsselchen nicht immer fleischig werde, sondern häu- fig trocken bleibe (Tab. I. fig. 10, 11), wie ich vielfach in unseren bayrischen Gebirgen an lebenden Stöcken. so wie an trocknen Exemplaren aus den Pyrenäen mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, so dass die eupula carnosa nicht als wesentlicher Gattungs- charakter für die Gattung Taxus gelten kann. Demnach möchte ich auch vorschlagen, den T. nucifera Wall. als Taxus Wallichiana bei dieser Gattung zu belassen und definire, auf die ausführliche Beschreibung in dem Tent. Florae nepalensis verweisend, die Art wie‘ folgt. Taxus Wallichiana Zuccar. T. foliis solitariis lineari-falcatis attenuatis acutis distantibus subdistichis, perulis 'gemmae acutis, bracteis alahastri iu- 'terioribus longioribus obovato- spathulatis. Taxus:nucifera? Wallich. Tent. Flor. Nepal. p. 57 tab. 44 (er- clus. synonymis). Crescit in monte_ Sheopore Nepaliae a clar. Wallich. mense Martio, florens invenfa. (v. 's.) Erklärung der Tafeln. „Tab. 1.. Fig. 1. ‚Gipfel einer: jungen Pflanze. von Phyliocla- dus,,.a.) Auseinander gerückte Knospenschuppen. b. Zweigphyllodien. €. Deckschuppen‘ an deren Achse, entweder an der Basis der se- kundären Phyllodien (d), oder au ihrem Rande etwas emporgetra- 100 * 304 { i s gen. e. Knospen aus der ‚Spitze der Zweigphyllodien. — Fig 2 bis 4. Ziweigspitzen junger Pflanzen: von, Callitris quadrivalvis. — Fig. 5— 10. Blattnarben und Blatikissen von Abiesarten. Fig. 5. A. canadensis. 6. A. excelsa. 7. A. Larix. 8. A. Cedrus. 9. A. pec- tinata. 10. A. homolepis. — Fig. 11 — 29. Dürchschnitte von Na- deln und Blättern, den Umriss des’ 'Querdurchmessers und die Ver- theilung der Spaltöffuungen darstellend. Fig. 11 yon Callitris: (Stück Blatt von Fig. 4). 12 von Sciadopitys. 13. von Cunninghamia. 14. von Abies pectinata 15. von Üephalotaxus. 16. von Pinus Cem- bra. 17. von Pinus Massoniana. 18. von Taxus. 19. von Juniperus communis. ‘20. von Abies polita.: ?1. von Dammara ausiralis. 22. von Araucaria excelsa. 23.. von einer jungen Pflanze derselben. 24. von Cryptomeria. 25. von Thujopsis, Oberseite des Zweigs. 26. von derselben, Rückseite. 27. von 'Thujae spec., Rückseite. 28. von der- selben, Oberseite. 29. Phyllodium von Phyllocladus, Rückseite. Tab. 2. Fig. 1. Junger Trieb von Salisburia, die tütenförmige Knospenlage der Blätter zeigend. — 2. Stück eines jungen We- dels von Encephalartus horrida mit ähnlicher Rollung der Fieder- stücke. — 3. Junger Wedel von Zamia integrifolia mit’ flachanhie- genden Fiederstücken. — 4. Blatt von Salisburia mit strahlig gab- liger Gefässverzweigung. — 5. Ein Stück des Blattes vergrössert mit seinen abgesetzten langen Zellen zwischen den Nerven. — 6. Zapfen von Abies Douglasiı. — 7; 8.9. Verschiedene ' Formen der Bracteen an demselben, Andeutungen von Stipular-Bildung in den Seitenlappen darstellend. — 10. Zweig von Taxus baccata mit reifen Früchten, aber trocknen nicht beerenarlig angeschwollenen Schüsselehen. — 11. Das trockne Schüsselchen ‘ohne die Frucht, vergrössert. — 12. Samen von Pinus nigricans von der an der Fruchtschuppe anliegenden Seite gesehen, wo der Flügel nur den Rand der testa umfasst. — 13. Derselbe von der äusseren, von der Fruchtschuppe abgewendeten Seite gesehen, wo der Flügel die testa überzieht. — 14. Ein Stück des Flügels vergrössert. a. Der zackige Rand zeigt, wo der Flügel von seinen mit der testa- verwachsenen Theile losgerissen wurde. b. Der glatte Rand zeigt die frühere Anheftung des Flügels an die Fruchtschuppe. — 15. Der Same, vergrössert; a. bezeichnet die Stelle, wo der Same ursprünglich in dem von ‚dem Flügel gebildeten Fache der Frucht- schuppe angeheftet war. — 16. 17. Samen von Dammara australis mit ein- und zweilappigem Flügel, welcher aber nur als Fort- 805 satz der Testa erscheint. a. Anheftungspunkt des Samens an der Fruchtschuppe. Tab. 3. Fig. 1. Verkürzter Seitenzweig von Salisburia und 2. von A. Cedrus zur Vergleichung mit Cycadeenstämmen. — 3 — 7. Skelete von F'ruchtschuppen und zwar 3 und 4 von Pinus Pinea, 5 und 6 von Cryptomeria, 7 von Sciadopitys, den dichoto- men. Verlauf der Gefässe nachweisend. — 8. Insektenstich auf Abies excelsa. — 9. Derselbe vergrössert. — 10. Eine der krank- haft veränderten Nadeln von beiden Seiten mit ihrer den Frucht- schuppen ähnlichen Erweiterung. — 11. Weibliche Blüthe von Sa- lisburia zur Vergleichung mit 12. der von Zamia integrifulia. Tab. 4. Männliche Blüthen der Coniferen. Fig. 1. von Pi- nus. — 2. Von Abies (Picea) firma. — 3. Von Salisburia. — 4. Von Cephalotaxus. — 5. Von Thujopsis. — 6. Von Cunningha- mia. — 7. Von Thuja. — 8. Von Taxus. — 9. Von Araucaria brasiliensis. — 10. Blüthenschuppen von Encephalartus von der Rückseite, dicht mit staminibus bedeckt. — 11. °Dieselbe von der keine Staubgefässe tragenden Oberseite. — 12. Ein Stück der Un- terseite vergrössert, um die regelmässige Stellung der Staubgefässe zu zeigen. — 13. Ein Staubfadensäulchen von der Seite. — 14. 15. Dasselbe von oben und von unten vergrössert. Tab. 5. Männlicher Zweig von Taxus Wallichiana Zuccar. Fig. 1. Die Schuppenhülle des männlichen Kätzchens. — 2. Das Kätzchen ohne die Hülle. — 3. Ein Staubgefäss von oben und 4. von unten gesehen, vergrössert. — 5. Der untere Theil des Blattes von der Ober- und 6. der obere Theil desselben von der Rückseite gesehen, vergrössert. _ P} = > 0: a6 re, a Ab an k E 2 » 1 s GR wa ie 1= 5 Hill Kr zune . v FT x 5 z i r { SFr ITEM ER ! u nd 7 il. wor: Bde SC erg alas. 4 EEE EIN ZN f alanad I Ahr f . 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