HER & En 5 ealeiand EI 3 SE Ba een - : B 2 EHRE ENEN er : DEFEHEH HH HR EUR Aa BR 20 Natural History Museum Libra 300016589 a ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. 3.4 72907) > IE DIL/_ 1 FÜNFUNDZWANZIGSTER BAND VOM JAHRE 1879. GÖTTINGEN, IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 1879. kulel Inhalt. Vorrede. Verzeichniss der Mitglieder der K. Gesellschaft der Wissenschaften. Historisch-philologische Olasse. F. Wüstenfeld, Calcaschandi’s Geographie und Verwaltung von Ägypten. Th. Benfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada- Texten der Veden. IV. Abhandlung. 1. u. 2. Abtheilung. Th. Nöldeke, die Erzählung vom Mäusekönig und seinen Ministern. Ein Abschnitt der Pehlewi- Bearbeitung des altindischen Fürstenspiegels. P. de Lagarde, die pariser blätter des codex sarravianus. Th. Benfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada- Texten der Veden. IV. Abhandlung. 3. und letzte Abtheilung. DR o% NE 3 Eh ; ERS I) Vorrede. Der vorliegende Bd. XXV enthält die in der zweiten Hälfte des J. 1879 in den Sitzungen der K. Gesellschaft der Wissen- schaften vorgelegten Abhandlungen. Kleinere Mittheilungen sind in dem Jahrgang 1879 der „Nachrichten“ veröffentlicht. In diesem zweiten Semester sind überhaupt die folgenden Arbeiten vorgetragen oder vorgelegt worden: Am 5. Juli, Am 2. August. Am 12. Novbr. Wüstenfeld: Calcaschandi's Geographie und Verwaltung Ägyptens. I. Abhandl. (Bd. XXV.) Benfey: die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden. IV. Abh. 2. Abth. (Bd. XXV.) Nöldeke: die Erzählung vom Mäusekönig und seinen Mi- nistern, aus dem altindischen Fürstenspiegel. (Bd. XXV.) Pauli: über deutsche Kirchenmänner in England im 10. und 11. Jahrhundert. (Nachrichten S. 317.) Wüstenfeld: eine Arabische Geheimschrift entziffert. (349.) Benfey: die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden. IV. Abh. 3. und letzte Abth. (Bd. XXV.) Derselbe: Rigveda, VI. 18, 14. (353.) Derselbe: Rigveda, II. 31, 21 und VII. 41, als Ergänzung zu dem Aufsatz: svaras und sudtavas im Jahrg. 1877 S. 341. (385.) VI VORREDE. de Lagarde: die Pariser Blätter des Codex Sarravianus. (Bd. XXV.) Schering: ein Brief von Gauss vom J. 1807 an Sophie Germain, veröffentlicht vom Principe B. Boncompagni. (881). Am 6. Decbr. Wüstenfeld: über das Heerwesen der Muhamedaner. (XXV1.) Jahresbericht des Secretärs. Die für den November d. J. von der mathematischen Classe gestellte mathematisch-physikalische Preisfrage hat einen Bearbeiter nicht gefunden. Sie wird für. 1882 von Neuem auf- gegeben. Für die nächsten drei Jahre werden von der K. Societät folgende Preisaufgaben gestellt: Für den November 1880 von der historisch-philologi- schen Glasse: Die K. Societät verlangt, dass gezeigt werde, was die bildenden und zeichnenden Künste bei den Griechen und Italern den Künsten der Nichtgriechen und Nicht- italer verdanken, und hinwiederum, wo sie ausserhalb der Griechischen und. Itali- schen Länder Wurzel getrieben und wiefern sie einen Einfluss auf die Entwicke- lung der Künste bei Nichtgriechen und Nichtitalern gehabt haben. Für den November 1881 von der physikalischen Olasse: Die K. Societät verlangt eine auf neue Untersuchungen gestützte Darstellung derjenigen Entwicklungsvorgänge, durch welche die Gestaltung des ausgebildeten Echinodermenleibes herbeigeführt wird. Es soll darin, in Anschluss an die ge- sicherten Kenntnisse von der Embryonenentwicklung der Echinedermen, besonders gezeigt werden, in welcher Weise das Thier aus der Larvenform bis zur völligen Anlage sämmtlicher Organsysteme erwächst. Dabei bleibt es der Untersuchung überlassen, ob an einer characteristischen Art der Entwicklungsgang in allen Ein- zelnheiten erforscht wird, oder ob durch die Feststellung der Entwicklung verschie- dener Formen ein für den ganzen Kreis geltendes Verhalten dargelegt wird; in letzterem Falle müsste aber die Untersuchung soweit eindringen, dass die haupt- sächlichen Uebereinstimmungen und Abweichungen in der Ausbildung der Organ- systeme bei den verschiedenen Echinodermenformen von ihrem frühsten Auftreten an gekennzeichnet werden. R P% u ; >) VORREDE. vi Für den November 1882 von der mathematischen Classe (wiederholt): Während in der heutigen Undulationstheorie des Lichtes neben der Voraus- setzung transversaler Oscillationen der Aethertheilchen das mechanische Princip der Coöxistenz kleiner Dewegungen zur Erklärung der Polarisations- und der In- terferenz- Erscheinungen genügt, reichen diese Unterlagen micht mehr aus, wenn es sich um die Natur des unpolarisirten oder natürlichen Lichtes, oder aber um den Conflict zwischen Wellenzügen handelt, welche nicht aus derselben Lichtquelle stammen. Man hat dem Mangel durch die Voraussetzung einer sogenannten grossen Periode von innerhalb gewisser Grenzen regelloser Dauer abzuhelfen ge- sucht, ohne nähere erfahrungsmässige Begründung dieser Hülfsvorstellung. Die K. Societät wünscht die Anstellung neuer auf die Natur des unpolarisirten Lichtstrahls gerichteter Untersuchungen, welche geeignet seien, die auf natür- liches Licht von beliebiger Abkunft bezüglichen Vorstellungen hinsichtlich ihrer Bestimmtheit denen nahe zw bringen, welche die Theorie mit den verschiedenen Arten polarisirter Lichter verbindet. Die Concurrenzschriften, mit einem Motto versehen, müssen vor Ablauf des Septembers der bestimmten Jahre an die K. Gesellschaft der Wissenschaften portofrei eingesandt werden, be- gleitet von einem versiegelten Zettel, welcher den Namen und Wohnort des Verfassers enthält und auswendig mit dem Motto der Schrift versehen ist. Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt min- destens funfzig Ducaten. * * ” Die Preisaufgaben der Wedekind’schen Preisstiftung für deutsche Geschichte für den Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis zum 14. März 1886 finden sich in den „Nachrichten“ 1879 S. 225 veröffentlicht. Das Directorium der Societät ist zu Michaelis d. J. von Herrn W. Weber in der mathematischen Classe auf Herın Wüstenfeld in der historisch -philologischen Olasse übergegangen. VII VORREDE. Durch den Tod verlor die K. Societät in diesem Jahre zwei ihrer ordentlichen Mitglieder, den Director des botanischen Gar- tens, Geheimen Regierungsrath @. Grisebach, und den Professor der Mathematik Hofrath @. ©. J. Ulrich. Ersterer starb im 66,, letzterer im 81. Lebensjahre. Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Correspondenten ver- lor sie durch den Tod: Den Geheimen Finanzrath Heinrich Buff, Professor der Physik in Giessen, im 73. J. Den Geheimen Regierungsrath Heinrich Wilhelm Dove: Pro- fessor der Physik in Berlin, im 76. J. Den Geheimen Regierungsrath Georg Friedrich Schömann, Professor der classischen Philologie in Greifswald, im 86. J. Den Dr. Robert Willis in London, im 80. J. Den Bergrath Bernhard von Cotta, Professor der Geologie in Freiberg, im 71. J. Den Professor der Physik James Clark Maxwell in Cam- bridge, im 48. J. Von der K. Societät neu erwählt wurden: Zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern: Hr. Hermann Graf zu Solms-Laubach. Hr. Eduard Rüecke. Hr. Julius Weizsäcker. Zu Ehrenmitgliedern die bisherigen Correspondenten: Hr. Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg. Hr, Adolf Erik Nordenskiöld in Stockholm. Zu auswärtigen Mitgliedern die bisherigen Correspondenten: Hr. Friedrich Kohlrausch in Würzburg. VORREDE. Hr. Joseph Anton Plateau in Gent. Hr. Heinrich Ludolf Ahrens in Hannover. Zu Correspondenten: Hr. Alewander Agassız in Cambridge, V. St. Hr. Adolph Baeyer in München. Hr. Carl von Voit in München. Hr. Wilhelm Hittorf in Münster. Hr. Hugo Gylden in Stockholm. Hr. Adolph Michaelis in Strassburg. Göttingen, im December 1879. F. Wöhler. IX X Verzeichniss der Mitglieder der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Januar 1880. Ehren-Mitglieder. Peter Merian in Basel, seit 1362, Adolf von Warnstedt in Göttingen, seit 1867. Jobann Jacob Baeyer in Berlin, seit 1867. Freiherr F. H. A. von Wangenheim auf Waake, seit 1868. Graf Sergei Stroganoff in St. Petersburg, seit 1870. Ignatz von Döllinger in München, seit 1872. Michele Amari in Rom, seit 1872. Joachim Barrande in Prag, seit 1873. Giuseppe Fiorelli in Neapel, seit 1873. Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg, seit 1879. (Corresp. seit 1859.) Adolf Erik Nordenskiöld in Stockholm, seit 1879. (Corresp. seit 1871.) Ordentliche Mitglieder. Physikalische Olasse. F. Wöhler, seit 1837. Beständiger Secretär seit 1860. F. G. J. Henle, seit 1853. G. Meissner, seit 1861. E. Ehlers, seit 1874. C. von Seebach, seit 1876. (Assessor seit 1864.) H. Hübner, seit 1876. (Assessor seit 1871.) W. Henneberg, seit 1877. (Assessor seit 1867.) C. Klein, seit 1877. H. Graf zu Solms-Laubach, seit 1379. Mathematische Classe. W. E. Weber, seit 1831. J. B. Listing, seit 1861. M. Stern, seit 1862. E. Schering, seit 1862. (Assessor seit 1860.) H. A. Schwarz, seit 1875. (Corresp. seit 1869.) E. Riecke, seit 1879. (Assessor seit 1372.) VERZEICHN. D. MITGL. D. K. GESELLSCH. D. WISS. ZU GÖTTINGEN. Historisch - philologische Olasse. H. F. Wüstenfeld, seit 1856. (Assessor seit 1841.) H. Sauppe, seit 1857. J. BE. Wappäus, seit 1860. (Assessor seit 1851.) Th. Benfey, seit 1864. F. Wieseler, seit 1868. G. Hanssen, seit 1869. G. R. Pauli, seit 1875. P. de Lagarde, seit 1376. J. Weizsäcker, seit 1879. Assessoren. Physikalische Classe. E. F. G. Herbst, seit 1835 C. Boedeker, seit 1857. W. Krause, seit 1865. W. Marme, seit 1871. Mathematische Classe. E. F. W. Klinkerfues, seit 1855. A. Enneper, seit 1865. Historisch-philologische Classe. A. Fick, seit 1869. Auswärtige Mitglieder. Physikalische Olasse. Jean Baptiste Dumas in Paris, seit 1851. (Correspondent seit 1349.) Robert Bunsen in Heidelberg, seit 1855. Richard Owen in London, seit 1859. August Wilh. Hofmann in Berlin, seit 1860. H. Milne Edwards in Paris, seit 1861. Hermann Kopp in Heidelberg, seit 1863. (Corresp. seit 1855.) Carl Theodor von Siebold in München, seit 1864, (Corresp. seit 1350.) Michel Eugene Chevreul in Paris, seit 1365. Joseph Dalton Hooker zu Kew bei London, seit 1865. Theod. Ludw. Wilh. Bischoff in München, seit 1866. (Corresp. seit 1853.) b* XI Xu VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Hermann Helmholtz in Berlin, seit 1868. (Corresp. seit 1856.) Henri Sainte Claire Deville in Paris, seit 1869. (Corresp. seit 1856.) Franz von Kobell in München, seit 1870. (Corresp. seit 1861.) Ernst Heinrich Carl von Dechen in Bonn, seit 1871. Carl Claus in Wien, seit 1873. (Zuvor hies. ordentl. Mitgl. seit 1871.) Eduard Frankland in London, seit 1873. William Sharpey in London, seit 1874. (Corresp. seit 1868.) Max von Pettenkofer in München, seit 1874. Alex. William Williamson in London, seit 1874. James Dwight Dana in Newhaven, seit 1874. Joh. Jap. Sm. Steenstrup in Kopenhagen, seit 1876. (Corr. seit 1860.) Gabriel August Daubree in Paris, seit 1876. A. L. Descloizeaux in Paris, seit 1877. (Corr. seit 1868.) Carl von Nägeli in München, seit 1877. Theodor Schwann in Lüttich, seit 1878. (Corr. seit 1853.) Mathematische Classe. George Biddel Airy in Greenwich, seit 1851. Joseph Liouville in Paris, seit 1856. E. Kummer in Berlin, seit 1856. (Corresp. seit 1851.) Franz E. Neumann in Königsberg, seit 1856. William Hallows Miller in Cambridge, seit 1859. Edward Sabine in London, seit 1862. (Corresp. seit 1823.) Richard Dedekind in Braunschweig, seit 1862. (Corresp. seit 1859.) Gustav Robert Kirchhoff in Berlin, seit 1862. William Thomson in Glasgow, seit 1864. (Corresp. seit 1859.) Ferdinand Reich in Freiberg, seit 1864. Carl Weierstrass in Berlin, seit 1865. (Corresp. seit 1856.) Enrico Betti in Pisa, seit 1865. Leopold Kronecker in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1861.) Carl Neumann in Leipzig, seit 1868. (Corresp. seit 1864.) Francesco Brioschi in Rom, seit 1870. (Corresp. seit 1869.) Arthur Cayley in Cambridge, seit 1871. (Corresp. seit 1864.) Carl Aug. Friedr. Peters in Kiel, seit 1874. (Corresp. seit 1851.) Charles Hermite in Paris, seit 1874. (Corresp. seit 1861.) Ludwig Fuchs in Heidelberg, seit 1875. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1874.) Carl Wilhelm Borchardt in Berlin, seit 1876. (Corresp. seit 1864.) DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. XIH Rudolph Jul. Emmanu. Clausius in Bonn, seit 1877. (Corr. seit 1866.) John Couch Adams in Cambridge, seit 1877. (Corr. seit 1851.) Heinrich Eduard Heine in Halle, seit 1878. (Corr. seit 1865.) Friedrich Kohlrausch in Würzburg, seit 1879. (Assessor seit 1867.) Joseph Anton Plateau in Gent, seit 1879. (Corresp. seit 1876.) Historisch - philologische Classe. Leopold von Ranke in Berlin, seit 1851. Justus Olshausen in Berlin, seit 1853. Samuel Birch in London, seit 1864. Theodor Mommsen in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1857.) Richard Lepsius in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1860.) Ernst Curtius in Berlin, seit 1868. (Zuvor hies. ordentl. Mitglied seit 1856.) George Bancroft in Washington, seit 1868. Franz Miklosich in Wien, seit 1868. Ludolph Stephani in St. Petersburg, seit 1369. Wilhelm von Giesebrecht in München, seit 1871. (Corresp. seit 1863.) Carl Hegel in Erlangen, seit 1871. (Corresp. seit 1857) Heinrich von Sybel in Berlin, seit 1871. (Corresp. seit 1863.) Johann Nicolaus Madvig in Kopenhagen, seit 1871. Rudolph von Roth in Tübingen, seit 1872. (Corresp. seit 1853.) August Dillmann in Berlin, seit 1872. (Corresp. seit 1857.) Sir Henry Rawlinson in London, seit 1872. Alfred Ritter von Arneth in Wien, seit 1874. (Corresp. seit 1870.) Max Duncker in Berlin, seit 1574. Heinrich Lebrecht Fleischer in Leipzig, seit 1875. Georg Waitz in Berlin, seit 1876. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1849.) Theodor Bergk in Bonn, seit 1876. (Corr. seit 1860.) August Friedrich Pott in Halle, seit 1876. Charles Newton in London, seit 1877. Heinrich Brugsch in Graz, seit 1878. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1869.) Heinich Ludolf Ahrens in Hannover, seit 1879, (Corresp. seit 1861.) Correspondenten. Physikalische Classe. Hermann Stannius in Rostock, seit 1850. Wilhelm Duncker in Marburg, seit 1853. L. Zeuschner in Warschau, seit 1857. XIV VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Johannes Hyrtl in Wien, seit 1859. Rudolph Leuckart in Leipzig, seit 1859. F. H. Bidder in Dorpat, seit 1860. Carl Schmidt in Dorpat, seit 1860. F. C. Donders in Utrecht, seit 1860. Bernhard Studer in Bern, seit 1860. Heinrich Limpricht in Greifswald, seit 1860. (Assessor seit 1857.) Ernst Brücke in Wien, seit 1861. Emil du Bois Reymond in Berlin, seit 1861. Carl Ludwig in Leipzig, seit 1861. Archangelo Sceacchi in Neapel, seit 1861. Quintino Sella in Rom, seit 1861. Thomas H. Huxley in London, seit 1862. Albert Kölliker in Würzburg, seit 1862. Ferdinand Römer in Breslau, seit 1862. Charles Upham Shepard in Amherst, V. St., seit 1862. Alexander Ecker in Freiburg, seit 1863. Alvaro Reynoso in Havanna, seit 1865. Ferdinand von Müller in Melbourne, seit 1867. Anton Geuther in Jena, seit 1867. Asa Gray in Cambridge, V. St., seit 1868. Jean Charles Marignac in Genf, seit 1868. Alex Theodor von Middendorff auf Hellenorm bei Dorpat, seit 1868. Adolph Wurtz in Paris, seit 1868. August Kekul& in Bonn, seit 1869. Robert Mallet in London, seit 1869. Carl Friedrich Rammelsberg in Berlin, seit 1870. Anton de Bary in Strassburg, seit 1872. Eduard Pflüger in Bonn, seit 1872. Wilh. Philipp Schimper in Strassburg, seit 1872. J. S. Stas in Brüssel, seit 1873. Henry Enfield Roseoe in Manchester, seit 1874. Johann Strüver in Rom, seit 1874. Ferdinand von Hochstetter in Wien, seit 1875. Ferdinand von Richthofen in Berlin, seit 1875. Wyville Thomson in Edinburgh, seit 1875. Ignacio Domeyko in Santjago de Chile, seit 1876. Lawrence Smith in Louisville, V. St., seit 1877. DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. Edmond Boissier in Genf, seit 1877. Wilhelm Waldeyer in Strassburg, seit 1877. Ernst Heinrich Beyrich in Berlin, seit 1878. Joseph von Lenhossek in Pest, seit 1878. Alexander Agassiz in Cambridge, Ver. St. seit 1879, Adolf Baeyer in München, seit 1879. Carl von Voit in München, seit 1879. Mathematische Classe. Humphrey Lloyd in Dublin, seit 1843. Thomas Clausen in Dorpat, seit 1854. Ludwig Seidel in München, seit 1854. Georg Rosenhain in Königsberg, seit 1856. Peter Riess in Berlin, seit 1856. John Tyndall in London, seit 1859. Julius Schmidt in Athen, seit 1862. Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig, seit 1864. Philipp Gustav Jolly in München, seit 1864. Carl Hermann Knoblauch in Halle, seit 1864. Georg Gabriel Stokes in Cambridge, seit 1864. James Joseph Sylvester in Baltimore, seit 1864. Erik Edlund in Stockholm, seit 1866. Georg Quincke in Heidelberg, seit 1866. Charles Briot in Paris, seit 1867. Benj. Aptborp Gould in Cambridge, V. St., seit 1867. Rudolph Lipschitz in Bonn, seit 1867, Benjamin Peirce in Cambridge, V. St., seit 1867. Siegfried Aronhold in Berlin, seit 1869. E. B. Christoffel in Strassburg, seit 1869. Luigi Cremona in Rom, seit 1869. Wilh. Theod. Bernhard Holtz in Greifswald, seit 1869. Georg Salmon in Dublin, seit 1869. Paul Gordan in Erlangen, seit 1870, Ludwig Schlaefli in Bern, seit 1871. Arthur Auwers in Berlin, seit 1871. Felix Klein in München, seit 1872, Sophus Lie in Christiania, seit 1872. Adolph Mayer in Leipzig, seit 1872. XV XVI VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Carl Anton Bjerknes in Christiania, seit 1873. J. Thomae in Freiburg B., seit 1873. Leo Königsberger in Wien, seit 1874. Wilhelm Förster in Berlin, seit 1374. Bernhard Minnigerode in Greifswald, seit 1874. Eugenio Beltrami in Pavia, seit 1875. August Kundt in Strassburg, seit 1875. Carl Malmsten in Mariestad, Schwed. seit 1875. Heinrich Weber in Königsberg, seit 1375. William Huggins in London, seit 1876. Joseph Norman Lockyer in London, seit 1876. Theodor Reye in Strassburg, seit 1877. Pierre Ossian Bonnet in Paris, seit 1877. Franz Carl Joseph Mertens in Krakau, seit 1878. Felice Casorati in Pavia, seit 1877. Gösta Mittag-Leffler in Helsingfors, seit 1878. Georg Cantor in Halle, seit 1878. W. Hittorf in Münster, seit 1879. Hugo Gylden in Stockholm, seit 1879. Historisch - philologische Klasse. Adolph Friedr. Heinr. Schaumann in Hannover, seit 1853. Joh. Gust. Droysen in Berlin, seit 1857. Wilh. Henzen in Rom, seit 1857. G. C. F. Lisch in Schwerin, seit 1857. A. B. Rangabe in Berlin, seit 1857. B. von Dorn in St. Petersburg, seit 1859. L. P. Gachard in Brüssel, seit 1859. Johann Gildemeister in Bonn, seit 1859. Carl Bötticher in Berlin, seit 1860. Georg Curtius in Leipzig, seit 1860. Giovanni Battista de Rossi in Rom, seit 1860. Leonhard Spengel in München, seit 1860. Max Müller in Oxford, seit 1861. Arnold Schäfer in Bonn, seit 1861. Friedr. Ferdin. Carlson in Stockholm, seit 1863. Ludwig Lange in Leipzig, seit 1863. Theodor Nöldeke in Strassburg, seit 1864. (Assessor seit 1860.) DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. XVII Hermann Bonitz in Berlin, seit 1865. Jacob Burckhard in Basel, seit 1865. Adolph Kirchhoff in Berlin, seit 1865. Leo Meyer in Dorpat, seit 1865. (Assessor seit 1861.) Matthias de Vries in Leiden, seit 1865, Wilhelm Wattenbach in Berlin, seit 1865. Jean de Witte in Paris, seit 1865. Leopold Victor Delisle in Paris, seit 1866. Julius Ficker in Innsbruck, seit 1866. Jacob Bernays in Bonn, seit 1867. Ernst Dümmler in Halle, seit 1867. Wilhelm Nitzsch in Berlin, seit 1867. Wilhelm Nassau Lees in Caleutta, seit 1868. Theodor Sickel in Wien, seit 1868. William Wright in Cambridge, seit 1868. Theodor Aufrecht in Bonn, seit 1869. Ulrich Köhler in Athen, seit 1871. Ludwig Müller in Kopenhagen, seit 1871. Carl Müllenhoff in Berlin, seit 1871. E. A. Freemann zu Sommerleaze, Engl., seit 1872, M. J. de Goeje in Leiden, seit 1872. Giulio Minervini in Neapel, seit 1872. William Stubbs in Oxford, seit 1872. Xavier Heuschling in Brüssel, seit 1874. Friedrich Stumpf in Innsbruck, seit 1874. Alexander Conze in Berlin, seit 1875. Ferdinand Justi in Marburg, seit 1875. Heinrich Brunn in München, seit 1876. Stephanos Cumanudes in Athen, seit 1876. Reginald Stuart Poole in London, seit 1876. Julius Oppert in Paris, seit 1876. Ludwig Hänselmann in Braunschweig, seit 1878. Adolf Michaelis in Strassburg, seit 1879. 5 NT, N N hr ABHANDLUNGEN DER HISTORISCH -PHILOLOGISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. FÜNFUNDZWANZIGSTER BAND. Hiisior.-philolog. Classe. XXV. 1. A DAN) NUN HUEN Su " Oalcaschandi’s Geographie und Verwaltung von Ägypten. Aus dem Arabischen von F. Wüstenfeld. Erste Abtheilung. Vorgetragen in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften am 3. Mai 1879. Vorwort. Abul-Abbäs Ahmed ben ’Ali ben Ahmed Schihäb ed-Din el-Cal- ‚caschandi') el-Micri”) bekannte sich, wie die ganze unten genannte Fa- milie, zum Schäfiitischen Ritus und war vermuthlich als Secretär im 'Diwan zu Kähira angestellt; er starb im J. 821 (Chr. 1418). 1) Flügel schreibt Calacshendi und verweist auf den Camäs; in der Calcuttaer Ausgabe des Camüs ist allerdings so vocalisirt und danach auch von Abd-el-Rahim in seinem Wörterbuche .,9) ir, die Bulaker Ausgabe des Camüs dagegen hat Calcaschanda und so buchstabirt Ibn Challikän vit. No.559 den Namen und aus ihm eitirt Calcaschandi selbst diese Aussprache, so dass darüber kein Zweifel sein kann. Ibn Challikän giebt die Entfernung dieses Dorfes von Kähira auf drei Parasangen an; Calcaschandı sagt: „unsere Stadt gehört zum Gebiete von Caljüb, welches etwa 1!/s Parasange nach Norden von Kähira entfernt ist“; also liegt Caljüb etwa ‚in der Mitte zwischen Kähira und Calcaschanda. 2) Flügel übersetzt Hagi Chalfa No.T710: primum. Calacshendae tum Aegypti ingqwilino und bemerkt dazu Tom. VIL. pag. 777: Aegypti; si vis Cahirae; es ist aber nach Arabischem Sprachgebrauch nicht nöthig hier anzunehmen, dass er in Caleaschanda geboren sei und in Micr, Alt-Kähira, gewohnt habe, denn die Familie Calcaschandi lebte schon früher in Kähira und es wird ausdrücklich bemerkt, dass ein etwas älterer Gelehrter dieses Namens, nämlich Ismä’il ben ’Ali Taki ed-Din el- Caleaschandi, im J. 702 in Micr geboren sei, er kam etwa im J. 740 nach Jeru- Ar2 4 F. WÜSTENFELD, Hagi Chalfa nennt von ihm drei Werke: 1) No. 14062 Summa studia philologica de cognitione tribuum Arabum. 2) No. 14070 Summus studii terminus de cognitione genealogiarum Arabum, wozu er ein Werk seines Vaters No. 9556 Torques margaritarum .de recensendis Arabum hujus tem- poris tribubus benutzte. 3) No. 7710 LS) kei 3 AeN zo Aurorae prima lux lusciosi de arte eleganter scribendi; zehn Abtheilungen in sieben starken Bänden, von welchen in der Bibl. Bodleiana Cod. 365. 366 und 390 der 1. 2. und 7. Band erhalten sind‘. Nach dem Titel er- wartet man nur eine Anweisung zur stilistischen Abfassung von Aufsätzen und Berichten, wozu allerdings nach dem Geschmacke der Orientalen die verschiedenartigsten Kenntnisse erforderlich sind, um einen an sich trockenen Gegenstand durch Einstreuung oft ganz fremder Dinge auch unterhaltend zu machen. Das Werk des Calcaschandi verfolgt aber noch einen höheren Zweck und ist offenbar für Ägyptische Verwaltungs- und Steuerbeamte geschrieben, um sie auch mit der Geschichte und Geogra- phie Ägyptens und der den Ägyptischen Sultanen theilweise oder ganz unterworfenen Provinzen Syrien, Armenien und Kleinasien, sowie mit einigen besonderen Verhältnissen und Einrichtungen dieser Länder be- kannt zu machen. Wir erfahren dies zunächst aus der Inhaltsangabe des ganzen Werkes, welche Uri nach der Vorrede desselben also angiebt: Opus integrum constat decem tractatibus plura in capıta diductis: primus agit de artibus et disciplinis in eo, qui Regibus a secretis esse veht, requi- sitis, item de calamo, charta, atramento, deque characterum formis et ductibus; secundus de terra ejusque figura et situ, de climatibus, maribus, insulis, regnis, praesertim de Aegypti, Syriae, Armeniae, Graeciae urbibus et provincüs, salem, wo er an der hohen Schule angestellt wurde und im J. 778 starb. Vergl. Die Akademien der Araber. No. 230. Sein Sohn Abu Abdallah Muhammed ben Ismä’il Schams ed-Din el-Caleaschandi lebte von 745 bis 809 und dessen Sohn Abd el-Rahim ben Muhammed Zein ed-Din el-Caleaschandi starb im J. 826. Nach Ibn Schohba, Klassen der Schäfliten. Durch Verwechselung des / mit r wird auch Carcaschanda gesprochen. 1) Anstatt xe\&\o in dem Titel bei Hagi Chalfa steht in der Handschrift Ws‘, bei Ibn Schohba 5. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 5 proprietatibus et mirandis; tertius de nominibus et cognominibus, de formulis initalibus et finalibus, itemque de loquendi modis in Aula usitatis; u. s. w. Die folgenden Abschnitte handeln ausschliesslich über Stilistik. Das historische Capitel im zweiten Abschnitte reicht bis zur Thron- besteigung des Sultans el-Malik el-Muajjid Abul-Nacr Scheich am 1. Scha’bän des J. 815 (Chr. 6. Nov. 1412), also bis wenige Jahre vor dem Tode des Verfassers. Aus dem geographischen Capitel des zweiten Thei- les hatte Jo. Gagnier fünf Seiten über die Provinz el-Ga’id (Ober-Agypten) abgeschrieben, in dem Sammelbande der Bodleiana Tom. II. pag. 233. Cod. 266, und aus demselben Theile hat Selden, in dessen Besitz die Bodleianische Handschrift war, in seinem Werke de Synedriis Ebraeorum das Capitel über die sieben Hauptfeste und die ÜCalenderheiligen der Coptischen Christen genommen. Der letzte Umstand und dass Hagi Chalfa am Schlusse des Artikels über dieses Werk nachgetragen hat, es gäbe davon auch einen Auszug, war die Veranlassung bei der Übersetzung des Heiligen-Calenders der Coptischen Christen mir den in der Herzog- lichen Bibliothek zu Gotha (Möller, Catalog. No. 365, neue Nummer 1619) befindlichen Auszug zur Einsicht zu erbitten, und wiewohl in Bezug auf meinen nächsten Zweck meine Erwartungen nicht befriedigt wurden, so hielt ich es doch für der Mühe werth, die Übersetzung desselben zu veröffentlichen. Der Titel des Auszuges ist „LS ‚u>) 8 LÜSS} 3 Lie) gr zz us ri al et ae LU Apall d.i. Auszug aus der „Morgendäm- merung des Blödsichtigen über die Stilistik“, (der Abschnitt) über die Geschichte von Ägypten von dem kundigen Gelehrten el-Calcaschandi. — Ein Besitzer hat daneben geschrieben: A ou (u ill Duell u (rs eb (OL) 50l 3 Wsoiie MO ‚les um >! while malte all ze Küy,b eb Lade bill Il unit He d.i. (Dieses Buch gehört) im Laufe der Zeit jetzt mir, ich weiss nicht, wer es nach mir besitzen wird. Schrieb’s der arme Diener Gottes Hasan, Verehrer Allahs nach dem Bekenntniss, aus der Stadt Badraschin [in der Provinz Giza nahe bei Memphis] gebürtig, Schäfiit nach der Lehre, Rifäit nach der Regel. Gott verzeihe ihm, seinen Eltern und allen Muslimen. 6 F. WÜSTENFELD, Es ist dies also so zu sagen nur ein nebenher laufender Abschnitt des grossen Werkes, welcher gleichwohl in diesem Auszuge 129 Blätter in Quart enthält in kleinen Schriftzügen nicht ganz fehlerfrei, in der zweiten Hälfte etwas flüchtiger geschrieben und nicht so gut zu lesen. Die Abschrift datirt vom 3. Rabi’ I. 1098 (17. Jan. 1687). Der Verfasser des Auszuges ist unbekannt, dass er aber das ganze Werk in dieser Weise abgekürzt habe, zeigen schon die Verweisungen auf frühere oder spätere Theile, denn es ist doch nicht wahrscheinlich, dass er solche Verweisungen nur aus dem Originale beibehalten habe. Zweifelhaft ist indess, ob ihm oder dem ersten Verfasser alle die Stellen angehören, wo, im Gegensatz zu Citaten aus anderen Autoren, hier und da in der ersten Person wJS meistens über solche Dinge gesprochen wird, welche einer von beiden selbst gesehen oder erlebt hatte. Dass nun dieser Auszug in dem Titel eine „Geschichte von Ägypten‘ genannt wird, rührt gewiss nicht von dem Epitomator selbst her, selbst wenn man dem Ausdrucke die allerweiteste Bedeutung geben wollte, denn das eigentlich Geschichtliche beschränkt sich in 17 Blättern auf die Aufzählung der Ägyptischen Herrscher: der alten Könige, der Grie- chischen Kaiser, der Muhammedanischen Statthalter, Chalifen und Sul- tane. Genauer kann man den Inhalt so angeben, dass die erste Hälfte sich mit der Beschreibung des Landes, die zweite mit der Regierung und Verwaltung desselben befasst; indess haben wir es ja nur mit einem Theile aus der ‚Stilistik“ zu thun und desshalb ist der in der Seite 8 folgenden Note aufgestellte Gesichtspunkt festzuhalten. Es ist nicht anders zu erwarten, als dass einige Stellen dieses Ab- schnittes über Ägypten seinem Hauptinhalte nach mit dem grossen Ge- schichtswerke seines jüngeren Zeitgenossen Maecrizi gest. 845 überein- stimmen, hier und da sogar wörtlich, wo sie aus denselben Quellen schöpften; beide Verfasser scheinen aber weder persönlich mit einander bekannt gewesen zu sein, noch hat Macrizi den Calcaschandi benutzt, und dieser hat einige nicht unwesentliche Nachrichten, welche sich bei jenem nicht finden. Während aber Macrizi, wiewohl er in der Vorrede S. 4 eine Eintheilung seines Werkes in sieben Abschnitte angiebt, seinen CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 7 Stoff ziemlich planlos behandelt hat, ein Übelstand, welcher nur durch das ausführliche Inhalts-Verzeichniss der Bulaker Ausgabe einigermassen gemildert wird, finden wir bei Oalcaschandi ein gut angelegtes und durch- geführtes System, indem er bei fortwährender Gliederung in Abhandlung, Capitel, Abschnitt, Theil, Beziehung u. s. w. sein Thema bis in mehr als zehn Unterabtheilungen disponirt hat. 8 F. WÜSTENFELD, Im Namen Gottes des barmherzigen, des erbarmenden! Auf ihn ist mein Vertrauen. Gelobt sei Gott der einige! und Segen und Frieden über den, nach welchem kein Prophet mehr kommt, und über seine frommen Angehö- rigen und seine treuen Anhänger! Dieses ist die Kenntniss des Ägyptischen Landes aus dem Buche „die Morgendämmerung des Blödsichtigen über die Stilistik‘“, verfasst von dem gelehrten Imäm und scharfsinnigen Denker Ahmed el-Cal- caschandi, dessen sich Gott der hochgelobte erbarme, Amen! Der zweiten Abhandlung drittes!) Capitel. Über das Ägyptische Land und was damit zusammenhängt, in zwei Abschnitten. Erster Abschnitt. Über das Ägyptische Land und was sich darauf bezieht, in zwei Theilen. Erster Theil. Über das Ägyptische Land, in zwölf Beziehungen. Erste Beziehung. Über die Vorzüge und Schönheiten des- selben. Was die Vorzüge desselben betrifft, so werden sie in dem Koran und in der Sunna bezeugt und rühmend hervorgehoben. Gott spricht (Sure 7, 133): „Und wir haben dem Volke, das unterdrückt war, den Osten und Westen des Landes zum Erbtheil gegeben, dem wir den Segen ertheilt haben“. Mit dem Volke meint er die Israeliten und mit dem Lande das Land Ägypten; den Ausdruck „Segen‘‘ gebraucht er 1) Das Zahlwort ist von einem Antiquar bis zur Unkenntlichkeit ausgekratzt, um den Käufer nicht gleich merken zu lassen, dass er nur einen Theil eines grös- seren Werkes vor sich habe. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 9 entweder in der Bedeutung von ‚„Vorzüge‘‘, wie in seinen Worten (Sure 17, 1): „Gelobt sei der, welcher mit seinem Knecht bei Nacht die Reise gemacht hat von der heiligen Moschee bis zu dem fernsten Tempel (in Jerusalem), dessen Umgebung wir den Segen ertheilt haben‘; oder in Bezug auf die Fülle und die reichen Gaben, mit Hindeutung auf seine Worte, wo er von dem Volke Pharao’s spricht: da haben wir sie ver- trieben von den Gärten, Quellen und Saatfeldern, von den herrlichen Aufenthaltsorten und Annehmlichkeiten, an denen sie sich ergözten (Sure 44, 24). An einer anderen Stelle sagt Gott (Sure 10, 87): „Und wir haben Moses und seinem Bruder offenbaret: setzet euch für euer Volk in Ägypten in den Besitz von Häusern‘; als Hindeutung auf das Ansehen dieses Landes und die Erhabenheit seiner Macht. Gott erwähnt seinen Namen an mehreren Stellen seines heiligen Buches im Zusammenhange mit der Geschichte der Propheten, z. B. in der Erzählung über Joseph (Sure 12, 21): „Und der, welcher ihn in Ägypten gekauft hatte, sprach zu seiner Frau; nimm ihn als Gast ehrenvoll auf“. An einer anderen Stelle (12, 100): „Und er sprach: Tretet ein in Ägypten, so Gott will, in Sicherheit“. In der Erzählung von Pharao, den Gott verfluche, sagt er (43, 50): „Gehört nicht mir die Herrschaft über Ägypten und über diese Flüsse unter mir?‘ — In den Worten Gottes, wo er zum Schein zu den Israeliten spricht (2, 58): „Gehet wieder nach Ägypten, da werdet ihr haben, was ihr wünschet‘“, wird nach el-Hasan (el-Bacri) und el- A’masch Micra ohne volle Declinations-Endung gelesen; el-Kudhäl sagt: auch wer Migran liest, versteht darunter Micra Ägypten, und da es als Masculinum construirt werden kann, wird es auch als Masculinum flec- tirt, sodass darin die volle Endung nicht unzulässig ist. Dass es hier besonders genannt wird vor allen anderen Ländern, ist ein Beweis der Auszeichnung und des Vorzuges. Von dem Propheten kommen mehrere Aussprüche vor, wie: „Ihr werdet ein Land erobern, in welchem nach Kirät gerechnet wird, be- handelt die Einwohner mit Wohlwollen, denn sie sind stammverwandt und verschwägert“. Mit der Stammverwandtschaft meint er die Hagar, die Mutter des Ismäil, welche einer der Ägyptischen Könige der Sara, Histor.-philolog. Olasse. XXYP. 1. B 10 F. WÜSTENFELD, Abrahams Frau, geschenkt hatte. Mit der Schwägerschaft meint er Maria die Mutter des Ibrahim, des Sohnes des Propheten, welche Mukaukis mit mehreren anderen Geschenken dem Propheten geschenkt hatte. Von dem Propheten wird auch überliefert, dass er gesagt habe: Wenn Gott durch euch Ägypten erobern lässt, so hebet darin eine grosse Armee aus, denn dort sind die besten Soldaten der Welt. Auf die Frage: warum? erwiederte er: weil sie bis zum Tage der Auferstehung auf einem Posten bleiben. — Von Abu Hureira ist der Ausspruch des Gesandten Gottes überliefert: Ägypten ist das beste Land dem Boden nach und seine Kamele sind die edelsten der Abkunft nach; und in der Thora soll geschrieben stehen: Ägypten ist die Schatzkammer Gottes, wer ihm Böses zufügen will, den wird Gott zerschlagen. 'Amr ben el-Aci sagt: die Statthalterschaft von ganz en ist soviel werth als das Chalifat; und ein Ausspruch des Ka’b el-Ahbär lautet: Ägypten ist ein Land frei von Aufständen, wer ihm Böses zufügen will, den streckt Gott auf sein Angesicht nieder. el-Kindi beschreibt es also: sein Berg ist heilig, sein Nil ist gesegnet und in ihm liegt el-Tür (Sinai), auf welchem Gott mit Moses redete. Ka’b el-Ahbär sagt: Gott redete mit Moses vom el-Tür bis nach Turä‘); und das in der Thora erwähnte weite heilige Flussbett ist Wädi Müsä. Viele von den Propheten sind nach Ägypten gekommen, wie Abraham, Jacob, Joseph und seine Brüder. In dem Buche el-Raudh el-mitär ‚der duftende Garten‘’) wird nach el- Gähidh erzählt, dass Jesus Maria’s Sohn dort geboren sei in dem District Ahnäs, der unter den älteren Districten von Ägypten vorkommen wird, und dass die Palme der Maria in Ahnäs zu seiner Zeit noch stand; er erwähnt auch, dass Moses dort in der Stadt Askar auf der Ostseite des Nil geboren sei, es ist jetzt ein Dorf in dem Gebiete von Itfih, siehe unten. Das Gefängniss Joseph’s war dort in der Stadt Ma’far el-Charäb im Gebiete von Giza in der Nähe von Bücir. el-Kudhäi sagt: die Ge- 1) Ort auf der Westseite des Nil nahe bei Fustat. 2) „über die Beschreibung der Länder“ von ’Omdat ed-Din Muhammed ben Muhammed ben Abdallah ben Abd el-Mun’im el-Himjari. Zagi Chalfa No. 6598. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 11 lehrten unter den Ägyptern stimmen über die Richtigkeit dieses Ortes überein und dass darin die Offenbarung über ihn gekommen sei, und das Dach desselben ist dadurch bekannt, dass die dort verrichteten Ge- bete erhört werden. Käfür el-Ichschidi fragte den Imäm Abu Bekr Ibn el-Haddäd!), den Schäfl'itischen Fakih, über einen Ort, wo das Gebet er- hört würde, da rieth er ihm zu einem Gebete auf dem Dache dieses Gefängnisses, el-Kudhäi sagt: in der Nähe desselben ist die Moschee Moses, eine gesegnete Moschee. Am Fusse des Mukattam am kleinen Karäfa ist das Grab des Juda und Ruben, der Brüder Josephs. — Nach der Überlieferuug betraten Ägypten von den Begleitern des Propheten mehr als Hundert Personen und an dem Karäfa sind von ihnen, wie Ibn Abd el-Hakam nach Ibn Lahla erwähnt, fünf Personen begraben, nämlich ’"Amr ben el-Aci, Abdallah ben Hudsäfa, Abu Nacra el-Gifäri, ’Okba ben ’Ämir el-Guheni und Abdallah ben el-Härith el-Zubeidi, wel- cher von diesen zuletzt gestorben ist. el-Kudhäli setzt hinzu, ein anderer als Ibn Lahi’a erwähne, dass auch Maslama ben Muchalled el- Ancäri dort gestorben sei, während er Emir war. Was seine Schönheiten betrifft, so ist kein Zweifel, dass Ägypten durch die Vorzüge, welche es besitzt und durch die Annehnlichkeiten, weiche es bietet, unter allen Ländern das grösste an Ruhm, das berühm- teste an Macht, dasälteste an Herrschaft, das beste an Boden, das leich- teste an Wasser, das ergiebigste an Saaten, das schönste an Früchten, das zuträglichste an Luft und das behaglichste zum Wohnen ist. Dess- halb sieht man auch, dass die Leute schaarenweise dorthin reisen und aus allen Gegenden dort ankommen, und selten verlässt es einer wieder, der einmal dorthin gekommen ist. Dazu nun der schöne Anblick, den es gewährt, und der herrliche Glanz besonders zur Zeit des Frühlings, und die zum Vorschein kommenden Saaten, welche die Flur mit Pracht und Schönheit bekleiden und durch ihre äussere Erscheinung und ihren inneren Gehalt mit Bewunderung erfüllen. el-Mas’üdi sagt bei der Be- schreibung von Ägypten: man pflegt zu sagen, es ist drei Monate eine 1) gest. im J. 344. Ibn Challikan No. 584. 12 F. WÜSTENFELD, weisse Perle, drei Monate eine schwarze Haut, drei Monate ein grüner Smaragd und drei Monate rothes flüssiges Gold; nämlich die weisse Perle zur Zeit der Überschwemmung des Nil, die schwarze Haut zur Zeit, wenn sich das Wasser von der Erde verlaufen hat, der grüne Smaragd zur Zeit, wenn die Saat heranwächst und das rothe flüssige Gold zur Zeit, wenn die Saat sich röthlich färbt und ausgewachsen ist. — Man sagt auch, wenn zwischen ihm und anderen Ländern eine Mauer gezogen würde, so hätten seine Bewohner an ihm zur Genüge und könnten andere entbehren, sie hätten die anderen Länder nicht nöthig. Es genügt dir, was Gott von Pharao erzählt, bei seinem Hochmuth und Stolz, bei seiner Anmassung der höchsten Macht, indem er sich der Herrschaft über das- selbe rühmt, mit den Worten (43, 50): ‚‚Gehört nicht mir die Herrschaft über die Flüsse unter mir? seht ihr das nicht ein?“. — Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung‘: Es ist das Land der Wunder und die Fundgrube der Seltenheiten, seine Bewohner sind im Besitz eines grossen Reiches und einer alten Macht, sein Gebiet ist von Ansehen das schönste der Länder, das reichhaltigste an allen Gütern, und in ihm sind so grosse Schätze, dass man sie in Zahlen nicht ausdrücken kann, sodass man sagt, es sei darin keine Stelle, an der sich nicht ein Schatz befände. Was nun den Tadel betrifft, welchen der Secretär Ahmed ben Ja’cüb in seinem Buche „die Wege und Reiche“ über Ägypten ausspricht, in- dem er sagt: „Es liegt zwischen einem Strome mit verfaulten Pflanzen, aus denen viele schädliche Dünste aufsteigen, durch welche Krankheiten entstehen und die gesunde Luft verdorben wird, und zwischen einem Berge und einer trocknen, unfruchtbaren Wüste, in welcher wegen der grossen Trockenheit nichts grünes wächst und kein Wasserquell fliesst‘, so ist das ein widerwärtiges Gerede und der allgemeinen Ansicht ent- gegen, und weil es leicht ist, eine Behauptung aufzustellen, so kommt er mit Dingen, von denen das Gefühl sich abwendet, und welche die Schmähung begeifert, und er glaubt genug zu tadeln, wenn er auf den Nil schimpft, dessen Vortrefflichkeit durch die Anschauung und die Be- schreibung bezeugt wird, und den Mukattam verkleinert, von dessen Ruhm die Monumente der deutliche Beweis sind. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 13 Zweite Beziehung. Über seine Eigenthümlichkeiten und Wunder, und die alten Monumente, die darin sind. Unter seinen Eigenthümlichkeiten ist die berühmteste die Grube des Smaragd, welcher in allen Ländern der Erde seines Glei- chen nicht hat; er kommt vor in der Höhle eines Berges auf acht Tage- reisen von der Stadt Küc und wird als grüne Adern in einen weissen Stein eingeschlossen gefunden; der vorzüglichste ist der dsubäbi fliegen- ähnliche, er ist kleiner als klein, so dass er schwer bemerkbar ist. Aus dieser Grube wurde der Smaragd fortwährend hervorgeholt bis in den Anfang der Regierung des Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün (im J. 603 oder Chr. 1294), wo die Sache vernachlässigt und aufgegeben wurde. Der Verfasser der ‚Wege der Einsicht‘‘') sagt: ‚alle Fürsten der Erde und Bewohner der Länder suchen sich ihn zu verschaffen‘; es ist von ihm schon die Rede gewesen bei der Beschreibung der fürstlichen Steine überhaupt, im Anfange der ersten Abhandlung. Von noch grösserer Berühmtheit und höherer Bedeutung als er ist der Balsän, von dem Volke Balsam genannt; dies ist eine Pflanze, welche in einem besonderen Thale von el-Mataria, einer Gegend bei Kähira in der Nähe von ’Ain Schams (Heliopolis) gebaut und aus einem dort befindlichen Brunnen bewässert wird, in welchem Christus sich ge- badet haben soll, als seine Mutter mit ihm nach Ägypten kam°). Die Christen behaupten, dass er ihn mit seiner Ferse gegraben habe, da er noch eine Kind war, als ihn seine Mutter dort hinlegte. Zu den beson- deren Eigenschaften des Balsan gehört es, dass er nur gedeiht durch das Wasser dieses Brunnens und er wird in keinem anderen Thale der Erde als in diesem gefunden. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung“: die Grösse dieses Erdreiches beträgt eine Meile ins Gevierte und das Verfahren dabei ist, dass man sich im Monat Kihak (einem 1) „über die Geschichte der Beherrscher der grossen Städte“, Schihäb ed-Din Ahmed ben Jahjä el-Kermäni, gen. Ibn Fadhlallah, gest. im J. 749 (Chr. 1348). Hagi Chalfa, No. 11861. Derselbe ist auch der Verfasser der im folgenden öfter er- wähnten „Anweisung“ zu einer edlen Ausdrucksweise. Hagi Chalfa No. 3092. 2) Vergl. Jäcüt, Bd. 4. S. 564. 14 F. WÜSTENFELD, Monat der Copten, hinbegiebt und alles Öl, welches herausfliesst, sammelt, reinigt und kocht, dann wird es in die Schatzkammer des Sultans ge- bracht und eine bestimmte Menge davon an die Schlösser in Syrien und an das Krankenhaus abgegeben, wo es gegen einige Krankheiten ange- wandt wird. Die Christlichen Könige der Habessinier, Griechen und Franken erbitten sich davon etwas als Geschenk von den Beherrschern von Ägypten und machen ihrerseits wieder Geschenke damit, weil sie glauben, dass in dem Brunnen noch eine Spur von Christus enthalten sei; sie legen desshalb einen grossen Werth darauf und haben eine hohe Meinung davon, so dass es von ihnen höher als Gold und Edelsteine geschätzt wird. Der Verfasser der ‚Wege der Einsicht‘ sagt: Sämmtliche Christen glauben von ihm alles mögliche und sind der Ansicht, dass Niemand ein vollkommener Christ sei, wenn nicht etwas von diesem Öl in das Taufwasser beim Untertauchen in dasselbe gethan sei. Der Wunder Ägyptens sind viele; dahin gehört der Berg der Vögel auf der Ostseite des Nil, Munja Beni Chuceib gegenüber, darin ist eine Spalte, zu welcher an einem bestimmten Tage des Jahres Vögel von der Art Bükir, genannt el-Bah, kommen; sie stecken einer nach dem andern ihre Schnäbel in diese Spalte, bis einer von ihnen darin hängen bleibt, dann verlassen sie ihn und fliegen davon. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung“, Abu Bekr el-Maucili habe von den Bewohnern jener Gegend gehört, wenn das Jahr ein fruchtbares werde, so erfasse die Spalte zwei Vögel, wenn es ein mittelmässiges werde, so fasse sie nur einen Vogel, und wenn es ein unfruchtbares werde, so fasse sie gar keinen. Dahin gehört auch ein Ort an dem Berge auf der Ostseite des Nil in der Nähe von Anbakeibar; dort sind Sandhügel, wenn Jemand oben hinauf steigt und den Sand nach unten kehrt, so lassen sich Stimmen hören wie der Donner, der auf der Westseite des Nil vernehmbar ist. Ein Mann aus der dortigen Gegend hat mir erzählt, wenn der, welcher auf diesen Ort hinaufsteigt, ein Fremder sei, oder wenn es mehrere und unter ihnen ein Fremder sei, so höre man nichts von diesen Stimmen, auch wenn der Sand abgekehrt würde. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 15 Dahin gehört auch ein Ort an dem erwähnten Berge in der Nähe von Ichmim, dort sind Sandhügel, wenn Jemand sie von oben nach unten abkehrt, so werden sie wieder, wie sie gewesen sind und der Sand er- hebt sich von unten nach oben. — Im dem ‚duftenden Garten“ sagt der Verfasser: Am Nil ist ein Berg, den die Bewohner jener Gegend kennen, wenn Jemand sein Schwerdt zieht und es in denselben hinein- steckt und mit beiden Händen zugleich an seinen Griff fasst, so fängt das Schwerdt in seinen Händen an sich zu bewegen und zu zittern, und er ist nicht im Stande es herauszuziehen und wenn er der stärkste Mann wäre. Wenn mit dem Steine dieses Berges ein Messer oder ein Schwerdt geschärft wird, so drückt darauf Eisen gar keine Spur ein und es zieht kleine und grosse Nadeln stärker an als der Magnet und seine Wirkung hört bei starkem Gebrauch nicht auf, wie es bei dem Magnet der Fall ist; der Stein selbst hat keine Anziehungskraft. el-Kudhäl sagt: An dem Berge Zamächir el-Sähira ragt, wie man sagt, ein Ring hervor hoch oben über dem Nil, wohin Niemand gelangen kann, darin sind die Schriftzüge deutlich zu erkennen: ‚in deinem Namen o Gott!‘ Im der Nähe des Berges ist eine Quelle in einer mit Schilf bewachsenen Vertiefung des Sandes, in deren Mitte aus dem Wasser kleine Bläschen hervorkommen; das Wasser breitet sich ringsum nur einige Ellen aus, dann verläuft es sich in dem Sande und es bleibt keine Spur davon sichtbar und Niemand weiss, wohin es geht, und dies dauert so seit Jahr und Tag, ohne dass das Hervorquellen unterbrochen wird, und das Wasser sammelt sich an keinem Orte, soweit der Blick reicht. Die Wunder des Landes sind zu zahlreich, als dass sie alle erwähnt werden könnten. Dritte Beziehung. Beschreibung des Nil, sein Anfang und sein Ende, sein Steigen und Fallen, über die Nilmesser, wieweit sich gewöhn- lich das Steigen erstreckt, und wieweit er fällt. Sein Ursprung ist beim Beginn der Wüste, welche (wie oben er- wähnt ist) südlich vom Äquator liegt, und desshalb ist es schwer, das Richtige über ihn festzustellen. Die Gelehrten sind der Meinung, er komme herab von den Mond Bergen, wenn man C’amar (Mond) ausspricht, 16 F. WÜSTENFELD, wie es gewöhnlich geschieht, oder Comr'), wie (Abulfidä) in der „Län- dertafel‘“ nach Jäcüt in dem Muschtarik und Ibn Said in seinem Wör- terbuche. In der Beschreibung der bewohnten Erde sagt (Ptolemäus): die Westseite dieses Berges ist bei 46'/ Grad der Länge und 11'k Grad südlicher Breite und die Ostseite bei 61'J Grad der Länge und in glei- cher Breite; er sagt auch in der Beschreibung, dass seine Farbe röthlich sei, während el-Tüsi bemerkt, dass Leute, die ihn aus der Ferne sahen, bezeugten, seine Farbe sei weiss, weil er beständig mit Schnee bedeckt sei, was aber der Angabe in der ‚„‚Ländertafel‘‘ widerspricht, dass unter dem 11. Grade der Breite die grösste Hitze herrsche, besonders auf der Südseite wegen des nahen Standes der Sonne. Ptolemäus sagt: der Nil kommt von dem genannten Berge herab aus zehn Quellen, zwischen je zwei Quellen ist ein Grad in der vorhin angegebenen Länge, die west- lichste bei dem 48. Grad der Länge, die zweite bei dem 49. Grad. u. s. w. bis zur zehnten von ihnen bei dem 57. Grade. Aus jeder Quelle ent- steht ein Fluss, dann vereinigen sich die zehn und fliessen in zwei Teiche, je fünf von ihnen fliessen in einen Teich; hierauf gehen aus jedem der beiden Teiche vier Flüsse aus, werden dann in sechs Flüsse zusammen geleitet, und die sechs fliessen nordwärts, bis sie bei dem Äquator in einen runden See strömen, welcher als der See Kürä bekannt ist. Aus diesem theilt sich der Nil in drei Arme, ein Arm nimmt seinen Lauf nach Osten und kommt nach Makdaschü im Lande der Habessinier und Muslimen an der Küste des Indischen Meeres, Jemen gegenüber; der zweite Arm wendet sich nach Westen und kommt bis el-Takrür und Gana im Königreich Mäla im Lande Südän und fliesst weiter, bis er sich bei der Insel Aulil in den westlichen Ocean ergiesst; dieser wird der Nil von Südän genannt; der dritte Arm richtet sich nach Norden und dies ist der Nil Ägyptens. Er fliesst in nördlicher Richtung an dem Gebiete Zagäwa vorüber, wo er zuerst in Südän eintritt, dann nach Nubien, 1) Weder in dem Muschtarik noch in seinem grossen Wörterbuche sagt Jäcät, dass Comr der Name der Berge sei, sondern eine Stadt in Ägypten, die nach der Ableitung als Plural von acmar „glänzend weiss“ vielleicht ihren Namen von dem Gyps (womit die Häuser überzogen sind) erhalten habe. CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 17 bis er die Hauptstadt Dongola erreicht, (über welche weiter unten ge- handelt werden soll, wenn von dem Könige von Südän die Rede sein wird), dann weiter nördlich mit einer Richtung nach Westen bis zum 51. Grade der Länge und 17. der Breite, darauf in gerader Richtung nach Westen bis zum 50.Gr. d. L. und gleichfalls dem 17. d. Br., dann westlich mit einer geringen Wendung nach Norden bis zum 32. Gr. d. L. und 19. d. Br., dann wieder östlich bis zum 51. Gr. d. L., dann nördlich bis el-Ganädil, dies ist der Berg, von welchem der Nil herab- kommt zwischen dem Endpunkt, bis wohin die Schiffe aus Nubien her- abkommen und die Schiffe aus Ägypten hinauffahren, bei dem 56. Gr. d. L. und dem 22. Gr. d. Br. Hierauf fliesst er weiter nordwärts bis zu der Stadt Uswän (Syene), von welcher bei der Beschreibung der Pro- vinzen Ägyptens weiter die Rede sein wird, nahe an den vorhin erwähnten Bergen vorüber, und kommt nordwärts mit einer Biegung nach Westen bis zum 53. Gr. d. L. und 24. Gr. d. Br., dann wendet er sich nach Osten bis zum 55. Gr. d. L., nimmt darauf die Richtung nach Norden bis er nach der Stadt Fustät kommt, welche unter den jetzigen Hauptstädten von Ägypten erwähnt werden wird, und dehnt sich weiter nach der Nordseite aus bis in die Nähe des Dorfes Schattanüf im Gebiete von Manüf. Hier theilt er sich in zwei Arme, einen östlichen und einen westlichen, der östliche Arm geht weiter nach Norden, bis er das Dorf Mancüra in der Provinz Murtähia erreicht, wo er sich in zwei Canäle theilt, von denen der westliche, welcher der grössere ist, bis Dimjät (Damitte) auf der Ostseite fliesst und sich in das Griechische Meer er- giesst bei 53° 50° d. L. und 31° 25° d. Br.; der östliche fliesst an der Westseite von Uschmüm Tannäh vorüber, bis er die Gegend von el- Manzila passirt ist und sich östlich von Dimjät in den See von Tinnis ergiesst bei 54° 30° d. L. und 30° 40° d. Br. Der westliche Arm fliesst von dem genannten Schattanüf nach dem Dorfe Abu Nassäba in der Provinz Buheira und theilt sich hier in zwei Canäle, von denen der west- liche, welcher der grössere ist, sich nordwärts wendet zwischen el-Buheira im Osten und der Insel Abu Nacr im Westen; der östliche geht gleich- falls nach Norden zwischen der Insel Abu Nacr und der Provinz el-Garbia, Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. C 18 F. WÜSTENFELD, und dieser Strom heisst der Strom von Abjär, welcher weiterfliesst, bis er mit dem westlichen wieder zusammentrifft bei dem Dorfe el-Farastak in el-Garbia nahe bei der Stadt Abjär, von welcher der eben erwähnte Strom den Namen hat, und es entsteht ein einziger Arm, welcher wei- tergeht, bis er sich in das Griechische Meer ergiesst westlich von dem Orte Raschid (Rosette) bei 53° d. L. und 31°d. Br. Von diesem Arme zweigt sich ein kleiner Canal ab, welcher in den See von Nastaräweh mündet, von dem in dem Abschnitte über die Seen die Rede sein wird, und aus jedem der genannten Arme und ihrer Umgebung in dem oberen Theile von Ägypten sind Canäle abgeleitet, von denen die bedeutenderen in der Folge erwähnt werden sollen. Das Steigen und Fallen des Nil. Es giebt verschiedene An- sichten, wodurch das Steigen desselben veranlasst werde. el-Mas’üdi er- zählt nach der Angabe der Araber, dass er dabei durch die Flüsse und Quellen unterstützt werde und desshalb die Flüsse und Quellen abnehmen, wenn er wächst, und wenn er abnimmt, nehmen jene zu. Diese Ansicht wird durch das unterstützt, was el-Kudhäi nach seinen Gewährsmännern von Abdallah ben ’Amr ben el-Äci überliefert: dass der Nil Ägyptens der Herr der Flüsse sei, welchem Gott alle Flüsse zwischen Osten und Westen unterthänig gemacht habe, wenn er steige, müssten ihn die Flüsse mit ihrem Wasser unterstützen und Gott bewirke, dass die Erde die Quellen ihm zufliessen lasse; so reiche sein Lauf dahin, wohin Gott wolle, dann zeige Gott jeder von ihnen an, dass sie zu ihrem Ursprung zurück- kehre. Nach der Meinung der Inder rührt das Steigen und Fallen des- selben von den Zuflüssen her, wir wissen aber, dass es durch die fort- währende Einwirkung der Gestirne, durch die Menge des Regens und die Fülle der Wolken entsteht. Die Copten sagen, das Steigen desselben komme von Quellen an seinen Ufern, wie man sehen kann, wenn man daran hingeht und in seine oberen Gegenden kommt. — el-Kudhäi über- liefert auch nach seinen Gewährsmännern bis Jazid ben Abu Habib, dass Mu’awia ben Abu Sufjän zu Ka’b el-Ahbär gesagt habe: ich frage dich, bei Gott! ob du über diesen Nil in dem Buche Gottes etwas findest. Er antwortete: allerdings, bei Gott! siehe Gott giebt ihm jedes Jahr CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 19 zweimal die Weisung, wenn er hervorkommt, so sagt er: siehe, Gott be- fiehlt dir, zu fliessen, dann fliesst er, so lange als Gott es ihm vorschreibt, danach giebt er ihm die Weisung und spricht: o Nil, Gott befiehlt dir nachzulassen, dann lässt er nach. Es kann kein Zweifel darüber sein, dass alle vorhergehende Ansichten auf die letzte zurückzuführen sind und sie ist der Grund von allen. In jedem Falle fängt er aber an zu wachsen am fünften des Coptischen Monats Baüna. Zur Zeit des Fatimiden Chalifen el-Mustancir blieb das Wasser des Nil zwei Jahre lang aus, im dritten kam es und blieb bis zum fünften ohne zu fallen; dann nahm es zur gewöhnlichen Zeit ab und verlief sich von der Erde, aber es fand sich Niemand, der die Felder bestellte, wegen der geringen Anzahl der Leute; im sechsten Jahre stieg es wieder und blieb bis zum Ende des siebten, da waren nur noch junge Leute übrig geblieben und an vierfüssigen Thieren fand sich im Lande nur ein Esel, auf welchem der Chalif ritt; das Wasser stieg in einer Nacht sechzehn Ellen, nachdem es ein Stück Land nach dem anderen überfluthet hatte. Der niedrigste Wasserstand vor Beginn der Steigerung ist eine Elle und zehn Zoll gewesen, dies ist aber zur Muhammedanischen Zeit bis zum Ende des achten Jahrhunderts nur zweimal vorgekommen, einmal im J. 165, wo dann die Höhe der Fluth vierzehn Ellen und vierzehn Zoll erreichte, zum anderen Male im J. 485, wo dann das Wasser bis siebzehn Ellen und fünf Zoll stieg; zu unserer Zeit ist etwas ähnliches im J. 806 vorgekommen. Die geringste Höhe, welche der Nil erreichte, habe ich bis zum J. 725 mit neun Ellen verzeichnet gefunden. Ich habe einen Mann sagen hören, dass im J. 765 bei Beginn der Steigung der Wasser- stand aus dem vorigen Jahre noch zwölf Ellen betrug. Merkwürdig ist, dass im J. 379 der Wasserstand noch neun Ellen betrug und die Stei- gerung nur auf funfzehn Ellen und fünf Zoll kam, und in vielen Jahren war der Stand unter drei Ellen und erreichte eine Höhe von achtzehn Ellen und darüber. Es ist herkömmlich, dass der Aufseher des Nilmessers zur Zeit des Wachsens täglich zur Abendzeit das Maass vergleicht und am anderen Morgen die Zunahme nach Zollen ausruft, ohne Rücksicht auf Ellen, C2 20 F. WÜSTENFELD, nur dass er täglich über die Höhe den obersten Staatsbehörden eine schriftliche Anzeige macht, sowohl vom Militär als von der Verwaltung, wie den Emiren, den Öbercadhis der vier Secten, dem Geheimsecretär, dem Schatzmeister, dem Armee-Inspector, dem Marktaufseher und die in ähnlichem Range stehen, er bemerkt die Zunahme für diesen Tag nach dem Arabischen und dem entsprechenden Coptischen Monate nach Zollen und wie hoch der Nil gekommen ist nach Ellen und fügt danach hinzu, wieviel der Zuwachs an demselben Tage des vorhergehenden Jahres betrug nach Zollen und wie hoch er stand nach Ellen, und den Unter- schied zwischen beiden, sei es mehr oder weniger; die gewöhnlichen Leute erfahren von diesen Mittheilungen nichts, nur wenn die Höhe sechzehn Ellen erreicht hat, wird täglich durch Ausruf bekannt gemacht, wieviel die Zunahme nach Zollen beträgt und wie hoch das Wasser ge- stiegen ist nach Ellen, so kommt es zu Jedermanns Kenntniss. Was die Nilmesser betrifft‘), so erzählt Ibrahim ben Wacif Schah in dem Buche der Wunder, der erste, welcher einen Messer am Nil auf- gestellt habe, sei Chuclim gewesen, der siebte der Ägyptischen Könige vor der Sintfluth; er legte einen kleinen Teich an, und stellte daneben zwei Adler aus Erz auf, ein Männchen und ein Weibchen; hier versam- melten sich an einem gewissen Tage des Jahres ihre Priester und Gelehrten und hielten eine Anrede, dann fing einer der beiden Adler an zu zischen; wenn das Männchen zischte, verkündeten sie ein (genügendes) Steigen des Nil, und wenn das Weibchen zischte, schlossen sie auf ein mangel- haftes Steigen desselben und sorgten deshalb für die nöthigen Vorräthe an Lebensmitteln für dieses Jahr. el-Mas’üdi sagt: ich habe mehrere Geschichtskundige sagen hören, dass Joseph, als er die Pyramiden baute, einen Messer angelegt habe, um daran das Steigen und Fallen des Nil zu erkennen. el-Kudhä’ sagt: dies war bei der Stadt Memphis, man sagt auch, der Nil sei auf einem Grundstücke gemessen, welches den Namen ’Alwa hatte, bis dass der Messer von Memphis errichtet wurde, und dass die Copten nach diesem maassen, bis er verfiel. Ich bemerke 1) Vergl. Abul-Mahäsin Tom. I. pag. 741. Macrizi Tom. I. pag. 57. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 21 dazu, dass die Stelle des Messers zu Memphis bis heute noch vorhanden ist in der Nähe der Wohnung des Jusufischen Emir auf der Seite der Stadt, welche el-Badraschin heisst; man sagt auch, sie hätten ihn an einem steinernen Aufbau gemessen. el-Mas’üdi sagt, die Frau Dalüka, Königin von Ägypten nach Pharao, habe zu Ancinä einen Messer von wenigen Ellen errichtet und einen anderen zu Ichmim; die Griechen stellten einen Messer bei dem Lichterschlosse auf. el-Kudhät sagt: Vor der Eroberung stand der Messer an der Stelle der Kleiderhalle in Fustät, bis die Muslimen ihre Häuser zwischen der Burg und dem Strome er- bauten, dann kam der Islam, Micr wurde erobert und der Messer in Memphis blieb stehen. Der Nil wurde in Memphis gemessen, die Mes- sung nach Micr berichtet und hier ausgerufen. Dann baute ’Amr ben el-Äci einen Messer in Syene, danach einen anderen in Dendera; in den Tagen des Mw’äwia wurde ein Messer in Ancinä erbaut und als Abd el- ’Azız ben Marwän Statthalter von Ägypten wurde, liess er einen Messer von wenigen Ellen bei Hulwän im Gebiete von Fustät erbauen. Als Osäma ben Zeid el-Tanüchi Statthalter wurde, baute er einen Messer auf der Handwerker-Insel, welche zur Zeit el-Raudha heisst, auf Befehl des Omeijaden Chalifen Suleimän ben Abd el-Malik im Jahre 97 d. H. und dieser ist nach der Ellenmaasse der grösste; hierauf baute el- Mämün einen Messer im Unterlande auf der genannten Insel, dann der Abba- siden Chalif el-Mutawakkil einen anderen auf der oberen Spitze dieser Insel im J. 247, während Jazid ben Abd el-Malik Statthalter von Ägypten war, und dies ist derjenige, welcher zu unserer Zeit noch im Gebrauch ist. Die Christen waren mit der Beaufsichtigung dieses Messers beauf- tragt, bis el-Mutawakkil sie absetzte und den Hofmeister Abul-Raddäd Abdallah ben Abd el-Saläm ben Abul-Raddäd anstellte; er war ein from- mer Mann und die Aufsicht ist bis auf diese Zeit bei seinen Nachkommen geblieben. Ahmed ben Tülün liess diesen Messer im J. 259 verbessern, so dass er bis zu der Höhe von 12 Ellen jede Elle in 28 Zoll abgetheilt wurde, darüber hinaus hatte jede Elle 24 Zoll. Anfangs nämlich war die Berech- nung nach 18 Ellen, jede Elle zu 24 Zoll, als sie nun das Maass auf 16 Ellen festsetzen wollten, vertheilten sie die beiden übrigen Ellen, welche 22 F. WÜSTENFELD, 48 Zoll betrugen, auf zwölf Ellen, also vier Zoll auf jede Elle, so dass eine Elle 28 Zoll hatte, und im Übrigen blieb jede Elle zu 24 Zoll. el- Kudhä’i sagt: Der Grund hiervon war, nach dem was el-Husein ben Mu- hammed ben Abd el-Mun’im in einem Briefe berichtet, dass die Muslimen, als sie Ägypten eroberten, dem Chalifen Omar auseinander setzten, wie leicht die Einwohner eine 'Theurung betreffe, wenn der Nil an ihrem Messer eine gewisse Gränze nicht innehalte, zumal wenn er sie nicht erreiche; dies veranlasse sie, das Getreide zurückzuhalten und das Zu- rückhalten veranlasse sie zur Erhöhung der Preise. Da schrieb Omar an Amr ben el-Äci und fragte ihn, ob dies seine Richtigkeit habe, und er antwortete ihm: ich finde, dass das, wodurch Ägypten hinreichend bewässert wird, so dass die Bewohner nicht durch Wassermangel zu leiden haben, 14 Ellen beträgt; der höchste Punkt, wodurch das übrige Land bewässert wird, so dass ihrem Bedürfnisse genügt wird und ihnen noch ein Vorrath für das folgende Jahr übrig bleibt, ist 16 Ellen, und die beiden bedenklichen Gränzen im Zuviel und Zuwenig für das Ver- dursten oder Ertrinken sind 12 Ellen beim Mangel und 18 Ellen beim Überfluss an Wasser. Da fragte Omar den ’Aliben Abu Tälib um Rath und dieser rieth ihm, einen Messer zu bauen und zwei Ellen auf 12 Ellen zu vertheilen und das übrige so zu lassen, wie es ursprünglich sei. el- Kudhäi sagt: Hierin liegt in unserer Zeit etwas Bedenkliches wegen der zunehmenden Verschlechterung der Flüsse und der Verringerung ihres Bestandes. Der Beweis hiervon ist, dass die alten Nilmesser in Ober- ägypten vom ersten bis zum letzten 24 Zoll auf jede Elle hatten, wonach das Steigen berechnet wurde. el-Mas’üdi sagt (II, 362): Wenn der Nil 15 Ellen erreicht und in die 16. eintritt, so ist dies für einige Leute hinreichend und dabei wird nicht um Regen gebeten, jedoch giebt dies einen Ausfall für die Ein- nahme des Sultans; wenn die Höhe 16 Ellen erreicht, so steht der volle Ertrag für den Sultan in Aussicht, die Leute bekommen eine reichliche Erndte und das Land wird hinlänglich gewässert, nur die Thiere leiden darunter, weil sie die Weide [während der Wasserhöhe] entbehren; die allgemeine, dem ganzen Lande nützende Höhe beträgt 17 Ellen, dies ist CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 23 das Äusserste und dadurch wird das ganze Land hinreichend bewässert. Wenn das Wasser über 17 Ellen steigt und 18 erreicht, so wird der vierte Theil von Ägypten überfluthet und dies ist für manche Felder nachtheilig. Er setzt hinzu: und dies ist die höchste Steigerung. Hierzu bemerke ich: So war es zu seiner Zeit und früher, und so, wie er es beschrieben hat, ist es fortgegangen in den meisten Jahren bis nach 700, in unserer Zeit aber ist das Land höher geworden durch den Schlamm, welchen das Wasser jedes Jahr mit sich geführt und welcher sich darauf abgelagert hat, und die Schleusen haben sich verdoppelt. Nach der weisen Einrichtung Gottes kann man jetzt in Bezug auf den Nil eine dreifache Eintheilung unterscheiden, ungenügend sind 16 Ellen und etwas mehr oder weniger, die richtige Mitte ist um 17 bis 18 Ellen, und über- mässig, was über 18 Ellen hinausgeht und zuweilen steigt das Wasser bis auf 20 Ellen. Vierte Beziehung. Beschreibung der alten Canäle, deren sechs sind. 1. Der Canal von el-Manhä. Dieser wurde von Joseph dem wahrhaftigen gegraben; er beginnt in der Nähe von Darwat Sarabäm (einem Dorfe) im Gebiete von el-Uschmünein, gewöhnlich auch Darwat el-Scherif genannt, wendet sich nordwärts nach el-Bahnesä, dann nach dem Orte el-Lähün im Gebiete von el-Bahnesä, geht an dem Berge hin, bis er an ihm vorbei in das Gebiet von el-Fajjüm eintritt und in jener Gegend bei der Stadt Winabat') vorüberfliesst. Dieser Fluss gehört zu den merkwürdigsten Flüssen der Welt: die Mündung desselben, wo er aus dem Nil heraustritt, trocknet zur Zeit, wenn der Nil fällt, ganz aus, in dem übrigen Theile fliesst er an einigen Stellen und ist an anderen trocken bis in das Gebiet von el- Fajjüm, wo er Sommer und Winter fliesst durch die Quellen, welche hineinlaufen, und er braucht niemals ausgegraben zu werden. Man sagt, Joseph habe ihn auf Geheiss Gottes gegraben und sein Wasser vertheile sich nach Bedürfniss, wie bei Da- mascus im Syrischen Lande. Der Verfasser des ‚duftenden Garten“ sagt: Einen Theil desselben bildete der Park von Lähün in der Nähe 1) wu, bei Macrizt T. I. pag. 245. 2.10 v.u. wungo 24 F. WÜSTENFELD, dieses oben erwähnten Ortes, nach welchem er benannt ist; er gehört zu den Wundern der Welt wegen eines äusserst künstlichen Wasser- werkes zwischen zwei Thürmen mit 60 Stufen, darin sind Wasserquellen oben, in der Mitte und unten, die oberste bewässert das obere Land, die mittlere das mittlere und die unterste das untere Land mit einer be- stimmt abgemessenen Menge Wasser; man sagt, Joseph habe dies auf Gottes Geheiss angefertigt und als der damalige König von Ägypten es sah, habe er gesagt: das ist aus dem Himmelreiche. Ich bemerke hierzu: Die Spuren dieses Lähün sind vergangen, einige Bauwerke davon sind noch übrig, die Röhren sind nach anderen Orten von Fajjüm gebracht, wo jetzt mit ihnen die Felder bewässert werden. Eine auffallende Er- scheinung ist, dass es dort eine unzählige Menge von Crocodillen giebt, aber es ist zu keiner Zeit bekannt geworden, dass sie irgend jemand ge- schadet hätten. 2. Der Canal von Kähira, dessen Damm geöffnet wird an dem Tage, wo der Nil seine Höhe erreicht, wurde von Amr ben el-Äci ge- graben, als er unter dem Chalifat Omars Emir von Ägypten war. el- Kudhäti sagt: Er befahl ihn zu graben, nachdem die Fluth vorüber war unter dem Chalifat des Omar ben el-Chattäb und leitete ihn in das Meer von Kulzum, und das Jahr war noch nicht zu Ende, da fuhren darin schon die Schiffe und brachten Vorräthe und Lebensmittel nach Mekka und Medina, wodurch Gott den Bewohnern von Higäz eine grosse Wohlthat erwies. el-Kindi erwähnt in dem Buche at amd, er habe ihn im J. 23 d. H. graben lassen und in sechs Monaten beendigt, so- dass darin die Schiffe fuhren und im siebten Monate nach Higäz kameı . el-Kindi fährt fort: Die Lebensmittel wurden ohne Unterbrechung darin befördert, bis Omar ben Abd el-’Aziz zur Regierung kam, da liessen ihn die Statthalter verfallen, er wurde verlassen und der Sand nahm darin Überhand; er hatte gereicht bis nach Dsanab el-Timsäh (Crocodillschwanz) in der Gegend von el-Tür und Kulzum. Ibn Doreid bemerkt, dass Abu Ga’far el-Mancür befohlen habe ihn abzudämmen, als Muhammed ben Hasan ben el-Hasan ben ’Ali ben Abu Tälib sich gegen ihn empörte, um ihm die Lebensmittel abzuschneiden. Es führte keine Brücke hinüber, CALC ASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 25 bis Abd el-Aziz ben Marwän im J. 69 eine solche bauen und seinen Namen darauf setzen liess, sie wurde dann erweitert und erhöht und zur Zeit des ’Aziz billah neu gebaut. Ibn Abd el-Dhähir') sagt: hiervon ist in unserer Zeit keine Spur mehr vorhanden; er setzt hinzu: indess baute der Sultan el-Malik el-Gälih Ajjüb ben el-Malik el-Kämil Muhammed ben el-Ädil Abu Bekr ben Ajjüb bald nach dem J. 640 diejenigen beiden Brücken, welche noch heute bei dem Park el-Chaschschäb und am T'hore el-Chark (er meint die Damm-Brücke und die Brücke am Thore el-Chark) vorhanden sind. An einer anderen Stelle seiner „Beschreibung der Strassen“ sagt er, dass die Brücke vor dem Brückenthore von dem Ober- feldherrn Gauhar im J. 360 erbaut sei. Die Brücke el-Lulua, welche in der Nähe des Spelz-Marktes war und von welcher ein Theil noch übrig ist, wurde ebenfalls von einem der Fatimiden erbaut; el-Lulua (die Perle), wovon diese Brücke den Namen hat, war ein Bau, von wel- chem man auf das südliche Ufer des Landes eine schöne Aussicht hatte und war von el-Dhähir liizäz-din-allah dem Fatimiden angelegt und ein Vergnügungsort der Fatimiden Chalifen, den sie zur Zeit der Anschwellung des Nil bewohnten und wo sie sich bis zur Abnahme desselben aufhielten. — Ich bemerke hierzu: Die übrigen Brücken, welche über diesen Canal führen, wie die Brücke des Omar Schäh, die Brücke des Soncor und die Brücke des Emir Husein sind sämmtlich erst in neuerer Zeit unter Türkischer Herrschaft gebaut, die meisten derselben unter el-Malik el- Näcir Muhammed ben Kiläwün. Ibn Abul-Mancür sagt in seiner Chro- nik: der erste, welcher die Ausgrabung des Canals unter den Leuten ordnete, war el-Mämün ben el-Batäihi und so auch die Gartenbesitzer unter der Leitung von el-Afdhal, und es wurde ein besonderer Aufseher dafür angestellt. 3. Der Canal el-Sardüs oder el-Sardüsi, welcher von Hämän dem Wezir Pharao’s gegraben wurde. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung‘: Als er ihn graben liess, baten ihn die Leute der Um- gegend, dass er ihn nach ihnen hinleite, sie wollten ihm dafür Geld geben. 1) gest. im J. 692; vergl. Hägi Chalfa No. 4735. Tom. III. pag. 161. Histor.-philolog. Classe. XXV. 1. D 26 F. WÜSTENFELD, Es erwuchs ihm daraus eine Einnahme von Hundert Tausend Dinaren, als er sie aber zu Pharao brachte, sagte dieser: wehe dir! der Herr muss gegen seine Diener gnädig sein und nicht danach sehen, was sie in ihren Händen haben. Er befahl ihm, das Geld an die Besitzer zurückzugeben. Dieser Canal gehörte zu den angenehmsten Aufenthaltsorten der Welt, man reiste darin einen Tag lang in unter einander verbnndenen Gärten, unter in einander verschlungenen Bäumen, von denen die Früchte nahe herabhingen. Ich bemerke: Heut zu Tage ist dies längst vergangen, der Canal ist verschwunden und der See des Abul-Mangä an die Stelle des- selben getreten, welcher weiterhin erwähnt wird. 4. Der Canal von Alexandria ist ein grosser Canal, welcher aus dem westlichen Arme des Nil herausgeht bei dem Dorfe el-Atf, ge- genüber Fuwweh, dem Hauptorte des Districtes el-Muzähimatein, er dehnt sich nach Westen aus bis an die Mauern von Alexandria, wo ein unter- irdischer Canal das Wasser in die Stadt leitet, aus welchem wieder viele Abzweigungen in die Häuser und von einem Hause zum anderen gehen, woraus die Brunnen ihr süsses Wasser erhalten und Cisternen beständig gefüllt werden, da es Jahr aus Jahr ein so bleibt. Der Anfang dieses Canals war ehedem weiter südlich von dem jetzigen bei dem Dorfe el- Dhähiria in der Provinz el-Buheira, ging nach Damanhür in Buheira und gelangte dann an die jetzige Stelle; der Boden desselben soll in alten Zeiten mit Steinen gepflastert gewesen sein. In der „Ländertafel‘ sagt der Verfasser (Abulfidä): Er gehörte zu den schönsten Vergnügungsörtern, weil er auf beiden Seiten von grünenden Gärten umgeben war; über ihn sagt der Dichter Dhäfir el-Haddäd (der Schmid): Und Abends bieten deinem Auge einen Anblick, Wodurch die Freude in dein Herz einzieht, Gärten mit der grünenden Matte und einem Bache, Auf welchem die Hand des Nordwindes Feilen!) ausgeschnitzt hat, Und die Palmen, welche wie schöne Jungfrauen geschmückt sind Und bekleidet mit Halsgeschmeiden von ihren Früchten. 1) d. i. spitze, leicht gekräuselte Wellen. Reinaud hat die Verse, anstatt auf die Parkanlagen an dem Canal, auf die Stadt Alexandria bezogen und ihnen einen ganz anderen Sinn untergelegt. CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 27 5. Der Canal von Sachä soll von Tadäris ben Cä, einem der Ägyptischen Könige nach der Sintfluth, gegraben sein. 6. Der Canal von Dimjät. Über ihn habe ich keine genauere Nachrichten gefunden. Was den Strom Abul-Mangä betrifft, so ist er ungeachtet seiner grossen Wichtigkeit doch erst in neuerer Zeit unter el-Afdhal ben Emir el-Gujüsch, dem Wezire des Fatimiden Chalifen el-Mustalli billah, gegra- ben. Ibn Abul-Mancür sagt in seiner Chronik: Die Veranlassung ihn zu graben, war, dass die östlichen Provinzen den Zehnten an den Diwan des Chalifen abliefern mussten, aber ein grosser Theil derselben wurde in den meisten Jahren nicht hinreichend bewässert, das Wasser kam dort- hin nur aus dem oben erwähnten Canale el-Sardüs oder von anderen entlegenen Orten. Ein Jude Namens Abul-Mang& war mit der Verwal- tung jener Gegend beauftragt und an ihn wandten sich die Bewohner mit der Bitte, eine Schleuse anzulegen, durch deren Öffnung gleich beim Beginn der Steigerung des Nil das Wasser zu ihnen gelangte. Er trug dies höheren Orts bei el-Afdhal vor und dieser bestieg beim Anfang des Steigens ein Schiff, warf einen Gürtel, wie ihn die Frauen um die Hüften tragen, über Bord und folgte ilım mit seinem Schiffe, bis ihn das Wasser ans Land trieb. Von dieser Stelle aus grub er den Canal und begann damit Dienstag den 6. Scha’bän 506°), die Ausgrabung wurde mehrere Jahre fortgesetzt und viel Geld dafür ausgegeben, aber jedes Jahr zeigte sich auch der Nutzen mehr und mehr und der Ertrag der unter seiner Einwirkung liegenden Ländereien verdoppelte sich. Allgemein gewöhnte man sich, ihn mit Abul-Mangä in Beziehung zu bringen und nach ihm zu benennen, weil er zuerst das Wort für ihn ergriffen hatte. Als el- Afdhal erfuhr, wieviel dafür verwandt war, fand er es zu hoch und sagte: Wir haben das viele Geld dafür ausgegeben und Abul-Mangä sollte den Namen davon haben? er soll der Afdhalische Canal heissen. Er drang aber damit nicht durch und er wurde nicht anders als nach Abul-Mangä 1) Ebenso bei Macrizi Tom. I. pag. 487 letzte . Wenn der Wochentag richtig ist, so muss es heissen den 8. Scha’bän, 29. Januar 1113 Chr. D2 28 F. WÜSTENFELD, genannt; desshalb verfolgte er nachher den Abul-Mangä und verbannte ihn nach Alexandria. Als el-Mämün ben el-Batäihi das Wezirat antrat, redeten mit ihm die Emire, dass er für die Eröffnung dieses Canals einen bestimmten Tag wie für den Canal von Kähira ansetzen möchte, er liess desshalb bei dem Damme desselben ein Gebäude mit einer weiten Aus- sicht errichten, wo er bei der Eröffnung einkehrte. Ich bemerke noch: Es war auf ihm eine Fähre, womit man zwischen Kaljüb und Beisüs überfuhr, aber wegen der Menge derer, welche hin- über wollten, entstand für die Leute eine grosse Schwierigkeit; desshalb liess el-Dhähir Bibars eine grosse Brücke bauen von harten Steiner in wunderbarer Bauart, auf welcher Menschen und Thiere hinübergehen konnten, was für die Leute eine grosse Wohlthat war; sie ist in ihrem unvergleichlichen Zustande bis jetzt noch vorhanden. Der Damm des Canals wurde am Feste des Kreuzes den 17. Tüt') durchbrochen, in der Folge ist dies dahin festgesetzt, dass er am Neujahrstage den 1. Tag des Tüt durchstochen wird in dem Streben nach einer ausreichenden Bewäs- serung des Landes. Die übrigen Canäle in Ägypten sind aus neuerer Zeit und ihre Schleusen nach beiden Seiten, nach Süden und nach Norden; es sind deren mehr, als dass man sie zählen könnte, und für jeden ist ein be- stimmter Tag festgesetzt, an welchem er geöffnet wird. Die fünfte Beziehung. Beschreibung der Seen in Ägypten, deren vier sind. 1. Der See von el-Fajjüm. Er wird mit Schiffen befahren, hat süsses Wasser und liegt in der Nähe von Fajjüm nach Nordwest etwa eine halbe Tagereise davon entfernt; das überflüssige Wasser, wel- ches aus dem oben erwähnten Canale el-Manhä nach Fajjüm fliesst, er- giesst sich in ihn und er hat keinen Abfluss, weil er von Bergen um- geben ist, desshalb geht er über viele von den Dörfern von Fajjüm und sein Wasser steigt über ihre Felder. In der ‚Ländertafel‘ sagt der Verfasser: Seine Länge von Osten nach Westen beträgt etwa eine Tage- 1) Vgl. Heiligen-Kalender der Coptischen Christen. Bd. 1. S. 30. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 29 reise und es giebt darin viele Fische, aus deren Fang bedeutende Summen gewonnen werden; auch aus dem Schilfrohr, den Tamarinden und Bardi- Pflanzen wird viel Geld eingenommen'). 2. Der See Bükir mit Salzwasser tritt aus dem Griechischen Meere zwischen Alexandria und Rosette heraus und hat einen kleinen Canal, welcher aus dem Canale von Alexandria abgeleitet ist, durch wel- chen beim Steigen des Nil das Wasser hineinkommt. Der Fischfang darin liefert einen bedeutenden Ertrag und es leben auf ihm verschiedene Arten von seltenen Vögeln. An der Seite desselben sind viele Salinen, aus denen das Salz nach den Fränkischen und anderen Ländern ausge- führt wird. — Ich bemerke hierzu: Dem Sultan ’Imäd ed-Din Fürsten von Hamät ist ein Irrthum passirt?), indem er diesen See mit dem nach- her zu nennenden von Nastaruh verwechselt, abgesehen davon, dass der Zufluss dieses Sees aus dem Salzmeer zu unserer Zeit abgeschnitten ist durch das Überhandnehmen des Sandes, welcher sich in der Mündung, durch welche man in das Griechische Meer gelangte, dazwischen gelegt hat; dadurch ist eine Vereinigung zu einer langen und breiten Salzebene entstanden, und der Gewinn, welcher sich aus dem Fang des Bürf Fisches (Cephalus) und dem Verkauf des Salzes, das sich an den Ufern ansetzte, ergab, hat aufgehört und für Alexandria ist dadurch ein grosser Schaden entstanden, weil die hauptsächlichste Nahrung der Einwohner in Fischen bestand. 3. Der See von Nastarüh’) in der Nähe von Beryllos am äussersten Ende der Provinz el-Garbia hat einen sehr ausgedehnten Um- fang; wenn sich ein Schiff auf der Mitte desselben befindet, kann man von da seine Ufer nicht sehen wegen seiner grossen Ausdehnung und wegen der Entfernung seines Mittelpunktes von dem Festlande‘). In 1) Das Citat aus Abulfeda pag. 38 ist sehr frei wiedergegeben. 2) Gemeint ist Abulfeda, Geogr. pag. 38. 3) So ist der Name buchstabirt, ebenso von Jacut IV, 780, nur ohne h; bei Abulfeda 1. 1. ist Nastaraweh vocalisirt; oben ist Nastaräweh geschrieben. 4) „S} bei Abulfeda pag. 39 unrichtig =}, wesshalb Reinaud in der Über- setzung den Worten Gewalt anthun muss, um ihnen einen Sinn zu geben. 30 F. WÜSTENFELD, seiner Nähe liegt ein Dorf genannt Nastarüh, von welchem er den Namen hat, und in ihm ein anderes Dorf genannt Singär'); in beiden wird nicht gesäet, also auch nicht geerntet und sie haben keinen anderen Erwerbs- zweig als den Fischfang, der aber auch im höchsten Grade ergiebig ist. Der Fürst von Hamät sagt: Der Erlös aus seinem Fischfang beträgt jährlich über 20000 Ägyptische Dinare, und hierin kommt ihm kein an- derer See gleich. Hierzu bemerke ich: Einer, der das Geschäft dort selbst betrieben hat, hat mir erzählt, dass zu unserer Zeit der Ertrag ausserdem noch auf etwa ebensoviel gestiegen sei, weil der Fang mit mehr Eifer und Umsicht betrieben werde und der Preis gestiegen sei. 4. Der See von Tinnis (so nach der Aussprache bei el-Sam’äni) hängt gleichfalls mit dem Griechischen Meere zusammen und liegt am äussersten Ende der Provinzen el-Dakahlia und el-Murtähia; in ihn er- giesst sich der Strom von Uschmüm, welcher sich von dem östlichen Arme des Nil abtrennt, und desshalb hat er zur Zeit, wenn der Nil wächst, süsses Wasser, und Tinnis liegt dann mitten darin. Der Ver- fasser des „duftenden Gartens“ sagt: Etwa Hundert Jahre vor der Isla- mitischen Eroberung trat das Meer über und überschwemmte das Land und es entstand ein See; mit ihm steht auf der Westseite der See von Damiette in Verbindung und beide bilden in Wahrheit nur einen See. Sechste beziehung. Beschreibung der Berge. Das Nilthal wird von zwei Bergen im Osten und Westen einge- schlossen, welche bei dem oben genannten el-Ganädil oberhalb Syene beginnen und in nördlicher Richtung so nahe zusammen fortlaufen, dass man von dem einen den anderen sehen kann, indem der Nil zwischen beiden hindurchgeht. 1. Der östliche Berg zieht sich zwischen dem Nil und dem Meer von Kulzum hin, bis er an Fustät vorüber ist, dann biegt er sich, bis er an das Ende des Meeres von Kulzum im Norden kommt. An einigen Stellen erhebt er sich etwas, an anderen Stellen senkt er sich wieder, und am Anfange dieses Berges auf der Südseite in der Nähe der Stadt 1) s. Jacut, Moschtarik pag. 254. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 31 Küc befindet sich die oben erwähnte Smaragd-Grube in einer langen Höhle in einer hochgelegenen Abtheilung eines Berges genannt Farsanda, der hier von keinem anderen an Höhe übertroffen wird. — Nahe dabei ist der Marmorbruch in verschiedenen schönen bunten Farben, die ihres Gleichen nicht haben. — Der Berg, welcher über dem Nil emporragt gegenüber den Viehweiden im Gebiete von Ichmim ist der Berg el-Sähira, ich glaube, dies ist der oben unter den Wundern von Ägypten genannte Berg Zamächir el-Sähira. Der Berg, welcher der Stadt Manfalüt gegen- über den Nil überragt, ist der Berg Abu Feida. Der Berg über dem Nil Munja Banu Chuceib gegenüber heisst el-Teilamün und ist jetzt unter dem Namen Berg der Vögel bekannt, wie oben erwähnt ist. Der Berg, welcher sich nach Fustät hinzieht und von welchem der Karäfa sich abzweigt, heisst el-Mukattam, zuweilen wird auch der ganze Berg el-Mukattam genannt. Über den Ursprung dieser Benennung giebt es verschiedene Meinungen; nach einigen war Mukattam ein Priester, welcher auf ihm wohnte und sich mit Alchimie beschäftigte; Abu Abdallah el-Jemeni sagt, er sei nach Mukattam ben Micr ben Peicar benannt, welcher ein gottesfürchtiger frommer Mann war und dort in der Einsam- keit der Gottesverehrung lebte. el-Kindi erzählt in seinem Buche ‚‚die Vorzüge Ägyptens‘ mit diesem übereinstimmend Folgendes.. Amr ben el- ’Äci sing mit el Mukaukis am Fusse des Mukattam spazieren, da fragte ihn Amr: wie kommt es, dass dieser euer Berg kahl ist und nichts darauf wächst, wie auf den Bergen von Syrien? wie wäre es, wenn wir unten an demselben einen Fluss aus dem Nil herleiteten und ihn mit Palmen bepflanzten? el-Mukaukis antwortete: Wir finden in den Büchern, dass er mit Bäumen, Kräutern und Obst bewachsen war, wie nur einer der Berge und es wohnte dort el-Mukattam ben Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh; in der Nacht, als Gott mit Moses redete, offenbarte Gott den Bergen: siehe, ich will mit einem von meinen -Propheten auf einem Berge von euch reden. Da erhoben sich alle Berge und streckten sich einer noch höher als der andere, mit Ausnahme des Berges von Jerusalem, denn dieser nahm ab und verkleinerte sich selbst; da redete Gott zu ihm: warum thust du dies? er wusste es freilich selbst am besten. Er ant- 32 F. WÜSTENFELD, wortete: Aus Hochachtung und Ehrerbietung gegen dich, o Herr. Da befahl Gott den Bergen, dass jeder ihm etwas von seinen Pflanzen ab- geben solle und der Mukattam war so freigiebig, dass er ihm alle seine Gewächse hingab, so dass er selbst blieb wie du siehst. Da sprach Gott zu ihm: siehe, ich will dir für das, was du gethan hast, einen Baum des Paradieses oder einen Steckling des Paradieses geben. — el-Kudhäi und andere leugnen, dass Micr einen Sohn Namens Mukattam gehabt habe und leiten die Benennung ab von catam soviel als cata’ „abschneiden“, weil ihm die Bäume und Gewächse abgeschnitten sind. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung“: Es sind darin grosse Schätze, viele Tempel und wunderbare Seltenheiten und die Ägyptischen Könige haben darin eine unzählige Menge von Edelsteinen, Gold, Silber, schönen Ge- schirren und Gefässen, wunderbare Bildnisse und künstliche Grabmonu- mente verwahrt. In dem ‚„duftenden Garten‘ steht: Wenn seine Erde sorgfältig untersucht wird, so wird reines Gold daraus gewonnen. An den Mukattam gränzen an der Nordseite die Jahämim, dies sind die hohen Berge, welche über Kähira auf der Ostseite und über den Begräbnissplatz emporragen. el-Kudhäli sagt: sie sollen den Namen Ja- hämim von der Verschiedenheit ihrer Farbe haben, denn der Singular Jahmüm bezeichnet in der Sprache der Araber das Schwarze, Dunkle und vielleicht soll es den röthlichen und ähnlich schattirten Berg bezeichnen. Östlich von dem Mukattam am Meere von Kulzum liegt der Tor Sina, auf welchem Gott mit Moses redete; es ist ein sehr hoher Berg, welcher in das Meer hineintritt. el-Azhari sagt: der Tor hat seinen Namen von Tor dem Sohne des Ismä’il des Sohnes Abrahams des Freundes Gottes. Ibn el-Athir sagt in den „‚Wundern der Schöpfung“: zu den besonderen Eigenschaften desselben gehört, dass, wie man auch einen Stein davon zerschlägt, daraus das Bild eines ’Olleik-Baumes zum Vorschein kommt. Es ist hier oben auf dem Berge ein Kloster erbaut und im Thale sind Gärten angelegt und Bäume gepflanzt. 2. Der westliche Berg von den beiden beginnt ebenfalls bei el-Ganädil und geht nach Norden zwischen el-Caiid und der Wüste hin, dann zwischen el-Ca’id und den Oasen, dann zwischen el-Ca’id und Fajjüm, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 33 bis er die Gegend Fustät gegenüber erreicht und hier ist die Stelle der beiden grossen Pyramiden, von denen unten die Rede sein wird, in der Nähe von Bücir, dann macht er eine Biegung in nordwestlicher Richtung und geht zwischen den Ländern der Nordküste und der Wüste durch, bis er an dem Natronteiche vorüber ist, und reicht bis in die Nähe von Alexandria. Der Theil, welcher die Richtung nach den Oasen nimmt, heisst der Berg des Gälüt, nach Gälüt dem Berbern so benannt; süd- lich von den Oasen hängt damit der Berg el-Läzuwerd zusammen, worin Lager von Lazur enthalten sein sollen, der aber nicht heraus ge- fördert werden kann, weil die dortige Gegend von allem Verkehr abge- schnitten ist. Siebte Beziehung. Über die Feldfrüchte, wohlriechenden Ge- wächse, Obst und die verschiedenen Nahrungsmittel in Ägypten. Was die Feldfrüchte betrifft, so werden dort unter anderen ver- schiedene Arten von Körnern, die zur Nahrung dienen, gebaut wie „J) triticum, „zöl} hordeum, 3,X) dura, 2) oryza, ML faba, Var} ciceres, ww! lens, Sul) milium, „US! pisum, sus} phaseolus, „m)) sesamum, “Döll grana cnici, ulS&2 papaver, &r rieinus, „Us brassica rapa, „Hl „> semen lini, „AwzJ) semen trifolii Alexandrini und andere. Zucker- rohr giebt es dort in grosser Menge, ebenso era] melo und s&} cucumis in ihren verschiedenen Farben, W>JJJ} corchorus olitorius, „US colocassia, wall) rapum, „LSöUu) melongena, sb) curcurbita, (ya) asparagus, Lu brassica und verschiedene Js& Kohlarten, wie y) allium, JM caepa, 1,0} porrum, SW) raphanus und andere. Die Aussaat der Körner am Nil geschieht, sobald er das Land verlassen hat, von der Mitte des Cop- tischen Monates Bäbeh (October) bis zur Mitte des Tübeh (Januar) je nach den für das Säen erforderlichen Umständen. Oftmals findet auch die Bestellung statt, nachdem das Land durch Rinnen und Schöpfräder bewässert ist, dies geschieht am meisten in al-Calid besonders in den Jahren, wo Wassermangel herrscht. In Fajjum wird auch zu anderer Zeit als nach der Nilüberschwemmung das Land bestellt an dem oben erwähnten Flusse von el-Manhä; nach dem Regen wird nur wenig und selten gesäet in den Gränzstrichen von Buheira, weil man darauf Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. E 34 F. WÜSTENFELD, nicht rechnen kann, da der Regen dort selten ist und im Oberlande ganz fehlt. An wohlriechenden Gewächsen kommen vor >) myrtus, 3,4) rosa, gms} viola, ur>J narcissus, glas) jasminum, (mi) rosa ca- nina, 4) glans unguentaria, ‚Sy nymphaea, die Blüthen der wLn.= Salzpflanzen und „y&) „= die Persische Blume in ihren verschiedenen Arten; „yis) leucoion ist dort selten und nur häufig in Alexandria, dazu die übrigen Arten, welche alle aufzuführen zu mühsam ist. An Obst giebt es dort „DJ frische Datteln, As)) Weintrauben, ul Feigen, „%5) Granatäpfel, a Pfirschen, var) Pflaumen, Wei! Kirschen, ‚ös5-+-) Aprikosen, „U pyrus malus, (sÄ#l} pyrus communis, Jesmw) pyrus Cidonia, „a>S ;,l) frische Mandeln, (+. rhamnus lotus, we} morus, OLos) morus, 5) musa paradisiaca, 435) Oliven nur wenig, und niemals wird Öl daraus bereitet, sondern sie werden nur mit Salz gegessen; ferner an bitteren Früchten zen Citronen, vo Sauerampfer, su (im Volksmunde) mala citrea, ls) aurantium malum, (ll) limon, mit ihren verschiedenen Arten. Zu den verschiedenen Nahrungsmitteln, welche einen angeneh- men Geschmack haben, gehören Milch, Käse und besonders der Honig, welcher an Güte seines Gleichen nicht hat und mit keinem anderen Honig verglichen werden kann, dazu der viele Zucker‘), von welchem ein Theil nach den meisten Ländern ausgeführt wird. Der Verfasser der „Wege der Einsicht‘ wiederholt hier, was er über den Zucker in el- Ahwäz (Chuzistän) gesagt hat und fährt dann fort: Die verschiedenen Arten von süssen Speisen und Getränken, welche in Ägypten aus Zucker zubereitet werden, findet man in keinem anderen Lande der Welt, und das Fleisch der Schaafe, Rinder und Ziegen ist dort so vortrefflich und delicat, dass ihm darin keine andere Gegend gleichkommt. Ich will noch hinzufügen, dass es zu den Annehmlichkeiten gehört, dass keine Sorte von Früchten hier das ganze Jahr hindurch dauert, so dass man ihrer 1) Dazwischen stehen einige Worte, die ich nicht verstehe: lt, Lutz lelt, ll, „Kun lt Kudl CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 35 überdrüssig würde, sondern jede kommt zu einer bestimmten Zeit, so dass man sie mit Sehnsucht erwartet und ihr Eintreffen ein besonderes Ver- gnügen gewährt. Bei den Speisen des Paradieses, welche beständig die- selben sind, liegt der Fall anders, denn der Speisen des Paradieses wird man nicht überdrüssig, wie der Speisen dieser Welt, und selbst für Leute, welche im Überfluss leben, wird die Freude noch erhöht, wenn zur Zeit die ersten Früchte einer Art erscheinen, wozu noch kommt, dass es zu jeder Zeit so viel Früchte und Blumen giebt, dass man die aus einer anderen Zeit entbehren kann. — el-Muhadsdsib Ibn Mammäti') sagt in den „Regeln für die Diwane‘‘: ich schickte einen meiner Diener aus, um mir von den Obsthändlern in Kähira alle Arten von Obst und Blumen zu holen, die er finden könnte, da brachte er mir Rosen, Narcissen, Violen, Jasminen, frische Melonen, Bohnen, Birnen, ws) (— ut) melo Syriacus, Citronen, Orangen, Limonen, frische Tamarinden, Weintrauben und a omphacium. Ein Mann, der viel in der Welt umher gereist war, sagte: ich habe den grössten "Theil der bewohnten Erde durchzogen, habe aber nirgends etwas ähnliches gesehen wie in Ägypten [nach den Coptischen Monaten] das Wasser im Tübeh, die Milch im Amschir, die Lämmer im Bermahät, die Rosen im Bermuda, die Mispeln im Paschons, die Feigen im Büneh, den Honig im Epep, die Weintrauben im Masore, die frischen Datteln im Tüt, die Granatäpfel im Bäbeh, die Pisang im Hätür und die Fische im Kihäk. Die achte Beziehung. Die vierfüssigen Thiere, das Wild und die Vögel. Von vierfüssigen Thieren giebt es dort vortreffliche Camele, Rinder von grosser Stärke, Schaafe von wohlschmeckendem Fleische, gelehrige 1) Abul-Makärim As’ad ben el-Chatir Ion Mammäti war als Christ geboren, trat unter dem Sultan Caläh ed-Din zum Islam über und wurde dessen Staats- und Kriegsminister; er starb 62 Jahre alt im J. 606 (Ende Nov. 1209). Er war ein guter Dichter, schrieb das Leben des genannten Sultans in Versen, eine poetische Bearbeitung des Buches Kalila und Dimna und anderes. Ibn Challikän vit. No. 90. Die von Calcaschandi mehrfach eitirte Schrift wird von Ibn Challikän und Hagi Chalfa nieht erwähnt. E2 36 F. WÜSTENFELD, Pferde, schöne Maulthiere, muntere Esel, wie es nichts ähnliches giebt in allen Städten und Ländern der Welt. — Von wilden Thieren kommen in der Wüste vor: Gazellen, Strausse, Haasen, Füchse, Hyänen, Wölfe und andere; dem Sultan werden Elephanten, Giraffen und andere wilde 'Thiere aus fernen Ländern zugeführt, so wie die schönsten Thiere aus den Syrischen Ländern, die unter seiner Herrschaft stehen, um in seinen Ställen zur Zierde des Hofes zu dienen. — Unter den Vögeln sind zu nennen als solche, die gezähmt in den Häusern leben: Hühner, Gänse und Tauben; als wilde: ‚sel accipiter, „Üs)) vultur, „wü) aquila, SI grus, U) ciconia, SH 559) anser Tureicus, 2) ?, EL) onocrotalus, sy ardea, er otis, Je phasianus, (aA) perdix, Eu) coturnix, Mu luscinia, alle Arten von Sperlingen und verschiedene Arten von Wasser- vögeln und andere unzählige, die man nicht alle aufführen kann; dem Sultan werden ausserdem alle Arten von Raubvögeln zur Jagd aus den entferntesten Ländern gebracht, deren Preis oft eine enorme Höhe erreicht. Die neunte Beziehung. Beschreibung seiner Gränzen. Die Erklärungen der Verfasser der „Reisen und Reiche‘ über die Gränzen Ägyptens weichen von einander ab, die Angabe der meisten ist, dass die Nordgränze, welche nach dem Sprachgebrauch der Ägypter die Seegränze heisst, ihren Anfang nimmt zwischen el-Zaka und Rafah an der Gränze von Syrien, wo das Meer im Norden ist, und nach Westen an der Küste dieses Meeres fortläuft nach el-Schagaratein bei dem Baume, an welchem die Leute die Lappen aufhängen und sagen, dies sind die Schlüssel des Sandes, bei den Dünen längs des Griechischen Meeres bis Rafah, dann bis el-’Arisch in der Richtung von el-Gifär nach el-Faramä, el-Tina, Damiette, nach dem Ufer von Rosette bis nach Alexandria, dem letzten bewohnten Orte auf dieser Gränze, dann geht sie nach Libyen bei den beiden Säulen bis Barca bis an den Höhenzug, welcher Ägypten von Africa trennt, (wie oben bei der Beschreibung der Ufer des Grie- chischen Meeres erwähnt ist. Die westliche Gränze beginnt bei dem Höhenzuge am Ufer des Griechischen Meeres und dehnt sich nach Süden aus, so dass Africa westlich bleibt, hinter Fajjum und an den Oasen vo- rüber, bis sie die Wüste von Habessinien erreicht. Die südliche Gränze, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 37 welche die Ägypter die Kibla-Seite nennen, beginnt an dem äussersten Ende der Wüste von Habessinien und dehnt sich nach Osten aus, indem das Gebiet von el-Razm in Nubien südlich bleibt, bis sie nach Syene kommt, dann geht sie von Syene weiter östlich, bis sie das Meer von Kulzum erreicht in der Richtung von Syene und i5 Tagereisen davon entfernt. Die östliche Gränze beginnt auf diesem äussersten Punkte und dehnt sich nach Norden aus, indem das Meer von Kulzum östlich bleibt, bis 'Aidsäb, Kuceir, Kulzum, Suez; dann nimmt sie die Richtung nach Osten längs des Sees ’Arandal, in welchem Gott den Pharao ertränkte, eines Theils des Meeres von Kulzum, bis an die Wüste der Kinder Is- raels, dann biegt sie sich nach Norden an den Landstrichen von Syrien vorüber, bis sie zwischen el-Za’ka und Rafah am Ufer des Griechischen Meeres den Punkt erreicht, von welchem wir ausgingen. In dieser Weise beschreibt die Gränze der Sultan ’Imäd el-Din Fürst von Hamät in der „Ländertafel‘‘ und der zuverlässige el-Schihäbi Ibn Fadhlallah in seiner „Anweisung“, nur dass jener den Anfang der Nordgränze zwischen el- Zaka und Rafah setzt und das Ende der Westgränze wie oben in der Gränzbeschreibung angegeben ist, was etwa auf dasselbe hinauskommt'). Abweichend setzt el-Kudhäi in seinen Ortsbeschreibungen den Anfang der nördlichen Gränze bei el-’Arisch, was freilich nicht weit von Rafah entfernt ist, und er nimmt an, die Südgränze werde durch das Meer von Kulzum abgeschnitten und reiche bis an das Ufer von Higäz bei el- Haurä, einer Station auf der Pilgerstrasse von Ägypten, und die Ost- gränze dehne sich am östlichen Ufer des Meeres aus über Midian, Eila, die Wüste der Kinder Israels bis el-Arisch; er rechnet also das Meer von Kulzum von der Gränze bei el-Haurä bis zu seinem Ende zum Norden, und was von dem Festlande von Higäz am Ufer bis nach el- ’Arisch reicht, wie Eila, Midian u. s. w., zum Lande Ägypten. Dies hat, wie ich bemerken muss, sein Bedenken und das Vorhergehende ist deut- lich, weil das nördliche Festland von Kulzum am Ufer von Higäz zu der Halbinsel Arabien gerechnet wird und eine besondere Gegend für 1) Abulfeda geogr. pag. 103 drückt sich kürzer aus. 3 [0 0] F. WÜSTENFELD, sich bildet, und was el-Kudhäi zu dieser Meinung gebracht hat, ist, dass dieses Ufer als Gränze von Ägypten die Richtung nach dem Ufer des Griechischen Meeres hat, wie oben erwähnt ist. Alle aber, welche die Gränzen von Ägypten beschreiben, wenn sie auch in der Feststellung des Anfangs der nördlichen Gränze, welche es von Syrien trennt, ob sie von el-Arisch oder von Rafah oder zwischen el-Za’ka und Rafah beginne, verschiedene Angaben machen, stimmen doch darin überein, dass der Anfang der Gränze bei el-Schagaratein (den beiden Bäumen) sei, als wenn dort zwei alte Bäume ständen, bei denen ursprünglich die Gränze ange- nommen wurde, wie er in der ‚Anweisung‘ sagt; aber von den zwei Bäu- men sind keine Überbleibsel mehr sichtbar und es ist nur die Stelle des Baumes vorhanden, an welchem die Leute die Lappen aufhängen und sagen, dies sind die Schlüssel des Sandes bei den Dünen des Griechischen Meeres in der Nähe von el-/aka. Was die Bäume betrifft, welche an dem Orte stehen, welcher jetzt el-Suweidia heisst und ehemals el-Aschar genannt wurde, so sind sie, wenn auch gross gewachsen, doch jung im Vergleich zu der Zeit dessen, welcher die Gränzen der Länder bestimmt hat, und sie sind nicht an der Stelle, welche jene meinen. — Die Länge von Ägypten rechnet man zwischen den beiden Seiten Nord und Süd und die Breite zwischen den beiden Seiten Ost und West; die Länge soll die Reise eines Monats betragen und die Breite ebensoviel; el-Kudhä’ erwähnt, dass zwischen el’Arisch und Barca 40 Nachtreisen seien. Die zehnte Beziehung. Anfang der Bebauung des Landes, Bedeutung des Namens Ägypten und Unterwerfung der umliegenden Länder. Mit der Bebauung Ägyptens ist nach der Ansicht der Geschicht- schreiber zweimal der Anfang gemacht, das erste Mal vor der Sintfluth nämlich durch Nakräwüsch ben Micrim ben Barägil ben Razäil ben Gar- jab ben Adam, welcher sich mit 70 Männern von den Riesen-Nachkommen des Garjäb dort niederliess und das Land anbaute; er war es, welcher den Nil vermaass und ausgrub, bis er ihn in Fluss brachte und er schickte in die Wüste eine Menge Leute, welche ihn dort vermaassen und seinen Lauf verbesserten; er erbaute die Städte, deckte die Metallgruben auf und verfertigte Talismane. Das zweite Mal bebaute es nach der Sintfluth CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 39 Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh, er kam dorthin mit seinem Vater und 30 Männern aus seiner Familie, als Noah die Erde unter seine Söhne vertheilte, sie liessen sich am Fusse des Mukattam nieder und gruben in denselben viele Wohnungen, in denen sie sich aufhielten. Dann bauten sie die Stadt Memphis und bewohnten sie, wie unten, wo von den alten Hauptstädten Ägyptens die Rede sein wird, weiter erwähnt werden soll. Ibn Luher’a sagt: Noah hatte für seinen Urenkel Micr gebetet, dass Gott ihn in einem recht lieblichen, gesegneten Lande möchte wohnen lassen, in welchem seine Verehrer eine Zuflucht fänden, mit dem vortrefflichsten Flusse und den besten Segnungen, dass er ihm und seinen Nachkommen das Land gehorsam und unterthänig mache und ihnen die Gewalt über dasselbe gäbe. So hatte er ihn gebeten und so übergab er es ihm. Was die Benennung Micr betrifft, so soll Nakräwüsch ben Micrim, der erste König vor der Sintfluth, ihm, als er es anbaute, zu Ehren seines Vaters diesen Namen gegeben haben; nach anderen war es Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh; in beiden Fällen ist die Benennung von dem Namen eines Mannes entlehnt. el-Gähidh sagt in einer Abhandlung, welche er zum Lobe Ägyptens geschrieben hat, Micr habe den Namen von macir dem Andrang der Leute dahin. Ich will hinzusetzen, dass Micer möglicher Weise so benannt ist, weil es die Gränze macht, welche die östlichen und westlichen Länder scheidet, denn mier ist ursprünglich ein Arabisches Wort für die Gränze zwischen zwei Ländern, wie Ku- dhäi sagt, und davon sagen die Bewohner von Hagar: ich habe das Haus mit seinen mugär d.h. mit seinen Gränzen gekauft. Kudhäl setzt hinzu: wie dem auch sei, so wird es ohne Nunation flectirt, weil es Nom. prop. und zugleich Femininum ist; auch wird es nicht im Plural gebraucht, weil es etwas Einzelnes ist; wenn dagegen durch micr eine grosse Stadt bezeichnet werden soll, so wird es mit der Nunation und im Plural amcär fectirt. Was die Unterwerfung der umliegenden Länder betrifft, so ist da- rüber von Ibn Luheia folgendes überliefert: Als Mier ben Peicar mit seinem Vater Peicar und seinen Brüdern Färik, Mäh und Jäh sich in ‚diesem Lande festgesetzt hatte und ihre Nachkommenschaft sich vermehrte, 40 F. WÜSTENFELD, sprachen seine Brüder zu ihm: du weisst, dass du der älteste und vor- züglichste von uns bist und dass dein Grossvater Nüh dir dieses Land als Wohnsitz angewiesen hat, nun wird es uns bei dir zu eng und wir bitten dich bei dem Segen, welchen dir dein Grossvater Nüh ertheilt hat, dass du auch uns den Segen für das Land ertheilst, welches wir erwerben und bewohnen wollen und uns und unseren Kindern gehören soll. Er antwortete: Wohlan, ihr könnt das mir zunächst liegende Land in Besitz nehmen und sollt euch nicht zu weit von mir entfernen. In diesem meinem Lande habe ich eine Reise von einem Monate auf allen vier Seiten, das willich für mich selbst bewahren und es soll mir und meinen Kindern und Kindeskindern gehören. Er nahm also für sich allein Ägypten von den beiden Bäumen bei el-Arisch bis nach Syene in der Länge und von Barca bis Eila in der Breite. Färik nahm für sich, was zwischen Barca und Africa liegt, seine Nachkommen hiessen es el-Afärika und davon das Land Africa, und dieses ist eine Monatsreise lang; Mäh nahm für sich das Land von den beiden Bäumen auf der Gränze von Ägypten bis nach Mesopotamien eine Monatsreise, und er ist der Stamm- vater der Nabatäer in Syrien; Jäh nahm für sich das Land jenseits Me- sopotamien von dem Meere (Euphrat) bis nach Osten eine Monatsreise, und er ist der Stammvater der Nabatäer in ’Iräk. Kudhäl sagt, nachdem er die vier Gränzen von Ägypten beschrieben hat: Was dahinter auf der Westseite liegt, gehört zu den Eroberungen der Ägypter und ihre Gränzgebiete erstrecken sich von Barca bis nach Andalusien. Ich be- merke dazu, dass nämlich, nachdem die Muslimen Ägypten erobert hatten, sich ein Theil von ihnen nach Afrika wandte und es eroberte, dann wandte sich ein Theil von Afrika nach Andalusien und eroberte auch dieses, (wie unten, wo die Rede auf die Wege und Reiche kommen wird, weiter erläutert werden soll). Die elfte Beziehung. Über die Hauptstädte mit grossen alten Bauwerken, welche im Verlauf der Zeiten übrig geblieben sind, und die neu gegründeten Hauptstädte mit ihren schönen Gebäuden. — Die alten Hauptstädte sind von zweierlei Art, die erste begreift die vorsint- fluthlichen und von diesen sind zur Zeit noch zwei bekannt. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 41 1. Die Stadt Amsüs. Dies ist die erste Stadt, welche in Ägypten vor der Sintfluth gebaut wurde, und zwar von Nakräwusch ben Micrim ben Baragim ben Razäil ben Garbän ben Adam, dem ersten Könige von Ägypten vor der Sintfluth; ihre Stelle ist aussen vor Alexandria unter dem Griechischen Meere, wie einer der Geschichtschreiber erzählt; er leitete für sie einen Fluss aus dem Nil ab, der die Verbindung mit ihr bewerkstelligte. 2. Die Stadt Barsän wurde gleichfalls von dem genannten Na- kräwusch gebaut für seinen Sohn Micräim, welchem er sie zur Wohnung anwies; wo sie lag, habe ich nicht ermitteln können. Von der zweiten Art. den Hauptstädten nach der Sintfluth sind drei bekannt. 1. Die Stadt Memphis. Der Verfasser der „Ländertafel‘‘ buch- stabirt Mimph, die gewöhnliche Aussprache ist Memph, sie liegt im dritten der sieben Erdklimate und zwar nach dem Atwäl unter 53° 20° der Länge und 30° 20“ der Breite; sie ist die erste Stadt, welche in Ägypten nach der Sintfluth gebaut wurde und zwar von Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh, als er sich in Ägypten niederliess.. In dem .„duftenden Garten‘ heisst es: Ursprünglich lautet der Name im Syrischen Mäpheh und be- deutet im Arabischen thaläthün (dreissig), weil Micr, als er sich dort niederliess, dreissig Männer aus seiner Familie bei sich hatte, nach deren Anzahl er sie benannte. Ibn el-Anbärf sagt in dem Buche SI): sie liegt zwölf Meilen von Fustät (nämlich nach Süden) und ist beständig die Residenz der Ägyptischen Könige gewesen bis zur Islamitischen Er- oberung. In der „Ländertafel‘ steht: Als Amr ben el--Äci sie erobert hatte, zerstörte er sie und baute Fustät auf Befehl des Fürsten der Gläu- bigen Omar, und nachdem die erste Stadt zerstört war, wurde in ihrer Nähe eine kleine Stadt wieder aufgebaut. Ich füge hinzu: Dieses Mem- phis liegt südlich von Fustät in der Nähe des Ortes el-Badraschin in der Provinz el-Giza und ist jetzt unter dem Namen Alt-Micr bekannt, es ist zerstört und zu grossen Schutthaufen geworden; darin finden sich Spuren NEE „Das glänzende Buch über die Bedeutung der Worte“ von Abu Bekr Mu- hammed Ibn el-Anbäri, gest. im J. 328 (940 Chr.) Hägi Chalfa No. 6781. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. F 42 F. WÜSTENFELD, von Gebäuden aus rauhen Steinen unter den Ruinen etwa von der Grösse der Steine der Pyramiden und in der Mitte stehen Ruinen eines grossen Monumentes mit zwei grossen Götzenbildern aus harten weissen Steinen, jedes Götzenbild zwanzig Ellen hoch, beide umgestürzt auf dem Boden, der untere [heil derselben mit Erde bedeckt. In der Nähe derselben stand ein grosses Haus von grünlichem Stein, dessen vier Seiten, Boden und Dach aus einem einzigen Stück bestanden; so war es noch unter der Regierung des Malik el-Näcir Hasan ben el-Näcir Muhammed ben Kiläwün vorhanden, da wollte der Emir Kriegsminister Schugu dasselbe ganz nach Kähira bringen lassen, doch als man sich daran machte, brach es entzwei; nun befahl er, daraus Platten auszuhauen und zu poliren, und diese wurden zu seinem Gasthause für Fremde und zu den Versamm- lungsräumen in der Halle der Tulunischen Moschee verwandt. — Auf der Ostseite dieser Stadt sieht man noch deutliche Spuren eines Gebäudes aus hartem glänzend polirtem Stein mit Lehm und Gyps, dessen Farbe die Farbe des Steines an Weisse übertrifft; dies sollen die Mauern der Pyramiden sein, welche Joseph bauen liess, um den Weizen in den Ähren hineinzubringen, und einige Bewohner der Gegend erzählen, dass man bis jetzt noch unter der Erde einige von den Ähren fände, welche Jo- seph aufgespeichert habe, und dass der Weizen um ein weniges grösser sei als der jetzt allgemein bekannte. Auf der Nordseite dieser Stadt liegt ein kleiner Ort genannt ’Azizia, hier soll die Wohnung des "Aziz (Poti- phar), Wezirs des Königs, gewesen sein, und nahe dabei heisst ein Ort Zuleichä (wie Potiphars Weib). Im nordwestlichen Theile am Fusse des westlichen Berges von Ägypten ist das Gefängniss Josephs und an der Seite desselben der Tempel Moses; und in der Nähe der alten Mauern soll der Tempel Jacobs gewesen sein. 2. Die Stadt Alexandria hat ihren Namen von Alexander, dem Sohne Philipps von Macedonien des Königs der Griechen. el-Kudhäl erzählt, dass dort viele Merkwürdigkeiten waren, unter anderen ein Thurm aus Stein und Blei erbaut, dreihundert Ellen hoch, die Elle zu drei Spann gerechnet, nach anderen 400 oder 180 oder 100 Ellen; auf seiner Spitze war ein Spiegel aus verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzt, darin CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 43 konnte man sehen, wer aus der Ferne sich ihm nahte, und er diente den Schiffen, welche nach Alexandria fuhren, zum Wegweiser, weil das Fest- land wegen einiger Berge tief liegt, und durch seine Strahlen konnten sie die Schiffe, die zu ihnen herankamen, verbrennen, wenn sie wollten. Die Christen gebrauchten im Anfange des Islam unter dem Chalifat des Omeijaden el-Walid ben Abd el-Malik eine List und zerbrachen ihn, und der Thurm drohte immer mehr und mehr den Einsturz, bis er in der Mitte des achten Jahrhunderts erfolgte und jetzt sind nur noch die Rui- nen davon übrig. — Ferner gehört dazu der Spielplatz, auf welchen sie sich an einem bestimmten Tage des Jahres versammelten, sie warfen dann mit einem Ball, und wem er in den Schooss fiel, der wurde sicher ein- mal Herrscher von Ägypten. Und wenn darauf Millionen Menschen sind, so kann doch jeder in das Gesicht des anderen sehen und wenn ein Schreiben verlesen wird, so hören es alle, oder es wird irgend ein Spiel aufgeführt, so sehen sie es bis auf den letzten und sind darin ein- ander in der letzten Reihe nicht mehr hinderlich als in der ersten. Ein sonderbarer Vorfall ereignete sich auf diesem Spielplatze, dass Amr ben el-’Äci zur Zeit des Heidenthums an dem Tage zugegen war, als sie mit dem Ball spielten, und der Ball in seinen Schooss fiel. Die Leute kannten ihn nicht, wunderten sich darüber und sagten: wir haben noch niemals gesehen, dass der Ball gelogen hätte, ausser diesmal; aber es kam doch so, dass er im Islam Beherrscher von Ägypten wurde. Die Säule el-Sawäri, welche jetzt hinter Alexandria steht, ist eine von den Säulen dieses Spielplatzes; sie ist so hoch, dass wenn ein starker Mann mit einem starken Bogen einen Pfeil abschiesst, er doch die Spitze nicht erreicht. Ferner die Säule der Erschlafften. Dies sind zwei Säulen neben einander, hinter jeder ist ein Berg von kleinen Steinen, wie die Kiesel- steine auf dem Minä; der Erschlaffte nähert sich mit sieben Steinchen, bis er sich auf einer von beiden niederlegt, dann wirft er die sieben Steinchen hinter sich, steht auf ohne sich umzudrehen, und geht wohin er will, ohne etwas von seiner Ermüdung zu fühlen. Ferner die grüne Kuppel. Dies ist eine Kuppel mit Metall über- E32 44 F. WÜSTENFELD, zogen als wenn es reines Gold wäre, welches das Alter nicht verändert und die Zeit nicht abgenützt hat. Ferner die beiden Misallat d. i. Nadeln. Dies sind zwei Berge, welche mit ihren Säulen auf ehernen Krebsen wLLb» ruhen, jede Säule auf einem Krebs, wenn Jemand unter ihnen hingehen wollte, um auf die andere Seite zu kommen, so könnte er es thun. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung“: Von diesen beiden Misallat steht eine in der östlichen Ecke der Stadt, die andere weiter in die Stadt hinein; beide sind viereckig von röthlichem Stein, jede von ihnen fünf Mannes- höhen hoch, der obere Theil läuft spitz zu, die Breite der Basis der vier Seiten beträgt 40 Spann; darauf soll in Syrischer Sprache geschrieben sein: Ich Ja'mur ben Schaddäd habe diese Stadt gebaut, ich wollte darin übernatürliche Bauten und wunderbare Werke errichten und sandte dess- halb den ’Aditen el-Butüt ben Murra und den Thamüditen Mikdäd ben el-Amr ben Abu Rigäl nach dem rothen Berge von Abrim, sie brachen dort zwei Steine, welche sie auf ihren Schultern trugen, aber el-Butüt zerbrach eine Rippe; da wünschte ich, dass das Volk meines Reiches für ihn die Sühne bezahle, dann liess es sie beide durch el-Catan ben Gärüd el-Mutafiki am Tage des Glückes aufrichten. Ich bemerke hierzu: diese beiden Misallat sind jetzt noch vorhanden und hoch emporragend in Alexandria, sie haben sich nicht verändert, ich habe die östliche von ihnen in der Nähe der Statthalterei gesehen, sie ist durch die Gebäude der Griechen von allen Seiten umgeben; man sagt auch, dies sei das Iram Dsät el-Imäd (Koran 89,5) und sei immer bewohnt gewesen bis auf die Islamitische Eroberung. Als Amr ben el-Aci die Stadt eroberte, schrieb er an Omar ben el-Chattäb: siehe, ich habe eine Stadt erobert, von der ich nicht beschreiben kann, was darin ist, und will nur erwäh- nen, dass ich darin 4000 Häuser mit ebensoviel Bädern getroffen habe, 40000 Juden, welche Kopfsteuer bezahlen und 400 Spielleute des Königs. Man sagt auch, er habe darin 4000 Kohlhändler gefunden, welche Kohl verkauften. Die Griechische Besatzung bestand damals aus 100000 Mann, welche zu Schiff nach Griechenland flüchteten und es blieben 600000 ohne die Frauen und Kinder. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 45 Ich bemerke hierzu: Das meiste hiervon ist vergangen und der grösste Theil hat aufgehört zu sein und sichtbar ist von den Wunderwerken nur die Säule el-Sawärl übrig geblieben; dies ist eine hohe Säule von festem Stein ausserhalb der Stadt, es giebt nichts ähnliches in der Welt. Man sagt auch, dass früher eine Stadt mit Namen Rafüda an der Stelle ge- standen habe, welche von Micr ben Peigcar ben Häm ben Nüh erbaut sei, nachdem er die Stadt Memphis erbaut hatte, und nach ihrem Muster habe Alexander seine Stadt gegründet. 3. Die Lichterburg, welche jetzt innerhalb der Stadt Fustät steht, ist diejenige, welche in den Büchern über die Eroberungen unter dem Namen ‚die Festung‘ vorkommt. Sie wurde erbaut von dem Perser Kaschargüsch, einem der Statthalter der Persischen Könige, welche Ägypten verwalteten, nachdem es von Nebukadnezar unterworfen war. el-Kudhäl sagt, er habe den Bau nicht vollendet, dies sei erst später durch die Griechen geschehen. Dies sind die drei Hauptstädte, in denen zur Zeit der Eroberung Ägyptens die Herrscher residirten; el-Mukaukis soll vier Monate im Jahre zu Alexandria, vier Monate in der Stadt Memphis und vier Monate in der Lichterburg gewohnt haben. In Ägypten waren noch andere grosse Städte, in denen einige der Könige zu Zeiten ihren Sitz hatten, und kleinere Städte, wovon bei der Beschreibung der alten Provinzen und der neueren Gebiete die Rede sein wird. Was die grossen Bauwerke betrifft, welche aus früheren Zeiten noch übrig geblieben sind, so haben die älteren Ägyptischen Könige in Rück- sicht auf Bauten mehr geleistet, als andere, sie suchten darin einen Stolz, dass man nach langen Zeiten noch von der Grösse ihres Reiches und ihrer Macht, wie sie ausser ihnen Niemand erreichte, erzählen solle. Eins ihrer grössten Bauwerke sind die Pyramiden, es sind Gräber, denen sie die äusserste Festigkeit gaben, um ihre Körper darin aufzube- wahren, und sie verwandten darauf die grösste Sorgfalt; sie bauten eine Anzahl an dem Berge westlich vom Nil Fustät gegenüber, andere in Bücir el-Sidr, Sacära und Dahschür in der Provinz Giza, andere in Mei- düm in der Provinz Bahnesä. Die grössesten und berühmtesten von ihnen 46 F. WÜSTENFELD, sind die beiden Pyramiden gegenüber Fustät, von denen jede 317 Ellen hoch sein soll; die Grundfläche hat vier gleiche Seiten, von denen eine jede 160 Ellen lang ist. Abul-Galt sagt: Es giebt auf der ganzen Erde keinen Bau von Menschenhänden Stein auf Stein von solchem Umfange. Sie haben Eingänge durch gewölbte Thore, welche 150 Ellen hoch über der Erde sind, das Thor der östlichen Pyramide ist auf der Nordseite, das Thor der westlichen Pyramide auf der Westseite. Die Cabier wall- fahrten nach diesen beiden Pyramiden und sagen, die eine sei das Grab des Idris und die andere das Grab seines Vaters Cäbi, nach welchem sie sich benennen. Über den Erbauer giebt es verschiedene Meinungen, die meisten Geschichtschreiber geben an, der Erbauer sei Sürldin ben Schahlük, einer der Ägyptischen Könige vor der Sintfluth, der sie zu Gräbern für ihre Leichen und zu Schatzkammern für ihre Schätze be- stimmt habe, als seine Sterndeuter und Priester ihm erzählten, was ihnen die Beobachtung der Gestirne über Ereignisse, welche den Bewohnern der Erde bevorständen, angezeigt habe. Muhammed ben Abdallah ben Abd el-Hakam fügt die weitere Erwägung hinzu, wenn die Pyramiden nach der Sintfluth erbaut wären, so würde sich unter den Menschen eine Kenntniss davon erhalten haben. Ibn ’Ofeir erzählt nach seinen Lehrern, der Erbauer sei Gannäd ben Majjäd ben Schamr ben Schaddäd ben ’Äd ben ’Uc ben Iram ben Säm ben Nüh; die Ägyptischen Lehrer haben aber immer behauptet, dass Schaddäd ben ’Äd sie erbaut habe. Die Ansicht des Mas’üdi und anderer geht dahin, dass Joseph der Erbauer gewesen sei und Ibn Schubruma sagt, sie seien von den ’Amalikiten er- baut, als sie Ägypten beherrschten. Alle aber stimmen darin überein, dass sie zu den grössesten und ältesten Monumenten und zu den be- rühmtesten und dauerhaftesten Bauwerken gehören, und Gott lohne es dem Dichter, welcher sagt: Betrachte die beiden Pyramiden und höre von ihnen, was sie berichten von der vergangenen Zeit. Wenn sie reden könnten, würden sie erzählen, was in der Zeit geschehen ist, von Anfang bis zu Ende. Als el-Mamtn einer der ’Abbasiden Chalifen im J. 216 nach Ägypten CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 47 kam, beabsichtigte er sie zu zerstören, war aber dazu nicht im Stande; er liess dann einen Versuch machen, an einer derselben einen Bogen zu öffnen, um von da zu dem Eingange zu gelangen, man stieg in der Höhe in einen freien Raum oben in der Pyramide, darin befand sich ein Sar- cophag von Stein, unter welchem man an einen unterirdischen Brunnen kam, dessen Inneres man nicht weiter ermitteln konnte. Man sagt, er habe in der Höhe einen Schatz gefunden, dessen Werth nach der Be- rechnung ebensoviel betragen habe, als er Kosten aufgewandt hatte, nicht mehr und nicht weniger. Mit der Zeit sind die äusseren Steine sehr zerbröckelt, nachdem die Deckplatten davon genommen sind, und wenn es so fort geht, wird es nicht lange mehr dauern, bis sie zerstört sind gleich anderen Bauwerken. Gott vergelte es dem Mutanabbi, wenn er sagt: Wo ist der, welcher die beiden Pyramiden erbaute? welchem Volke, welcher Zeit gehörte er an? welches war sein Schicksal ? Die Monumente bleiben nach ihren Gründern einige Zeit, dann erinnert sich ihrer der Untergang und sie folgen nach. Ibrahim ben Wacif Schäh sagt in dem „Buch der Wunder‘: Har- oıb, gleichfalls einer der Ägyptischen Könige vor der Sintfluth, soll die grosse Pyramide gebaut haben, welche bei Dahschür steht, und die zweite baute Kaftorim ben Kift ben Koptim ben Micr ben Peicar ben Ham ben Nüh nach der Sintfluth. el-Kudhäl sagt: Was die Pyramide bei dem Kloster des Abu Hermes betrifft, nämlich die mit Stufen versehene Py- ramide, (er meint diejenige nördlich von den Pyramiden bei Dahschür), so ist sie das Grab des Karjäs, eines Ägyptischen Ritters, welcher Tau- send Reitern unter ihnen gleich geschätzt wurde; als er starb, trauerte sein König um ihn, baute ihm diese Pyramide und begrub ihn darin. Er fährt fort: Das Grab des Königs selbst ist die grosse Pyramide unter denen, welche westlich von dem Kloster des Abu Hermes stehen und an deren Eingange eine Tafel von hartem Stein sich befindet eine Elle ins Gevierte mit einer Inschrift in den Zügen der Monumente. Zu ihren grossen Bauwerken, die zugleich einen Beweis von ihren feinen Kenntnissen liefern, gehören auch die Baräbi Monumente d.h. ihre Tempel der Gottesverehrung, in denen sie ihre Wissenschaften aufzeich- 48 F. WÜSTENFELD, neten und die Zeit ihrer Könige anmerkten; zugleich bildeten sie darin die Gestalten der sie umgebenden Völker ab, und wenn eins dieser Völker etwas gegen sie unternehmen wollte, verhängten sie über dessen abge- bildete Figuren sofort eine beliebige Strafe, dann: traf dieses Volk in der Ferne dasselbe, was sie über diese Figuren verhängt hatten. Ausserdem hatten sie noch andere Wissenschaften darin niedergelegt und einen Ta- lisman an ihren Mauern aufgerichtet. Solche Monumente in Ägypten soll zuerst die Frau Dalüka erbaut haben, welche nach Pharao über Ägypten herrschte. In den „Wegen der Einsicht“ sagt der Verfasser: Der Gelehrte Schams ed-Din Muhammed ben Sa’d el-Dimaschki hat mir erzählt, dass er sie gesehen und genau betrachtet habe und es sei ihm klar geworden, dass nicht ein einzelner Gelehrter sie gemacht haben könne, sondern ein Volk nach dem anderen daran gearbeitet haben müsse, bis sie nach langer Zeit vollendet seien, nämlich in dreissig Tausend Jahren, weil solche Werke nur nach Berechnungen ausgeführt werden könnten, und die Berechnung des Ganzen sei nicht in weniger als in dieser Zeit zu Ende gebracht. — Ich bemerke hierzu: Es ist möglich, dass die Berechnung auf die angegebene Weise gemacht, aber aufgezeichnet und in Bücher eingeschrieben wurde, und als der Erbauer diese Monumente errichten wollte, wurde darauf das übertragen, was darüber in die Bücher in früherer Zeit eingezeichnet war. — Zu bemerken ist noch, dass die meisten Monumente im Süden von Ägypten stehen, im Norden finden sich deren nur wenige, die Zerstörung ist aber bereits über alle gekommen, ihre Spuren sind vergangen und von einigen nur noch Ruinen übrig. Die Zahl derer, welche ich in den Chroniken erwähnt gefunden oder deren noch vorhandene Ruinen und Spuren ich aufgefunden habe, beträgt sieben. 1. Der Tempel von Samannüd lag hinter dieser Stadt in den westlichen Provinzen auf der Nordseite. el-Kindi sagt: ich habe ihn gesehen, ein Verwalter hatte darin ein Heumagazin angelegt, da habe ich gesehen, wenn ein Camel mit seiner Ladung bis dicht an das Thor gekommen war und hineingehen wollte, fiel es jedesmal in das Heu und es kam kein Thier in den Tempel. el-Kudhäi setzt hinzu: Nachher ums J. 350 wurde er zerstört. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 49 2. Der Tempel von Tumeij in el-Murtähia auf der Nordseite in der Nähe der Stadt Tumeij liegt in Trümmern; das gemeine Volk jener Gegend nennt ihn den "Tempel des ’Äd, Überreste von seinen Mauern und dem Dach aus den grössten Steinen sind bis jetzt noch vorhanden und über dem Eingange ist ein Stück aus Backsteinen und Gyps; im Inneren sind grosse Cisternen aus hartem Stein von merkwürdiger Beschaffenheit. 3. Der Tempel von Ichmim hinter dieser Stadt gelegen, welche zur Nordseite gehört, war einer der grössten, kunstvollsten und ange- sehensten und noch bis in die Mitte des achten Jahrhunderts im Ge- brauch, dann begann der Prediger von Ichmim ihn zu zerstören und die Steine desselben zu anderen Bauten zu verwenden, so dass nur noch die Ruinen davon übrig sind; ein Theil seiner Mauern steht zur Zeit noch. 4. Der Tempel von Dendera in der Provinz Küc ist, wie el- Kudhäl sagt, dadurch merkwürdig, dass er 130 Fenster hat, jeden Tag tritt die Sonne in eins dieser Fenster und geht dann wieder rückwärts bis an die Stelle, wo sie angefangen hat. Gegenwärtig ist er zerstört und es sind nur noch Ruinen davon übrig. 5. Der Tempel von el-Akcor (Luxor) war gross, ist aber gleich- falls zerstört, so dass nur noch Ruinen davon vorhanden sind. Unter den noch erhaltenen Überresten befindet sich ein grosses Götzenbild aus einem schwarzen festen glatten Stein, es steht neben der Thür des Grabes des Scheich Abul-Haggäg el-Akcori in seinem Zustande noch heute und er hatte es seine ganze Lebenszeit unverändert gelassen und vielleicht hat er dadurch, dass er es stehen liess, nur an den schwachen Verstand der Götzendiener erinnern wollen, da sie einen Stein wie diesen verehrten. 6. Der Tempel von Armant war nur klein und seine Spuren sind soweit vergangen, dass nur noch einige feste Säulen davon stehen, ohne dass sie noch etwas zu tragen hätten. 7. Der Tempel von Asnä hat einen mittleren Umfang, es ist davon noch ein ziemlich bedeutendes Stück übrig, welches zu einem Magazin für Fruchtvorräthe eingerichtet ist. Die Leute von Asnä behaup- ten, dass die Mäuse nicht hineingehen und wenn sie hineingehen, sterben, Zu den merkwürdigen Monumenten in Ägypten gehören auch die Histor.-philolog. Classe. XXY. 1. G 50 F. WÜSTENFELD, beiden Misallat (Nadeln) in ’Ain Schams (Heliopolis in der Nähe von Mataria im Gebiete von Kähira von festem röthlichem Stein oben spitz zulaufend. el-Kudhäi erwähnt, dass die Sonne am kürzesten Tage des Jahres im Süden und am längsten "Tage im Norden von ihnen aufgehe, und dass sie oben einen spitzen Aufsatz von Erz hätten; zur Zeit, wo der Nil wächst, tropft das Wasser von oben bis unten, dann wächst um sie herum Kreuzdorn und ähnliche Kräuter. Die Mauer der alten Frau wurde erbaut aus Ziegelsteinen von Dalüka, der Königin von Ägypten nach Pharao, von el-’Arisch bis Syene, sie umgiebt die Länder Ägyptens von Osten und Westen am Fusse seines Gebirges; alle drei Meilen liess sie einen Wachtthurm anlegen und lei- tete einen Canal aus dem Nil bis an die Mauer. Überreste sind zur Zeit auf der Ost- und Westseite noch vorhanden. Die zehnte beziehung. Die jetzigen Hauptstädte. Es sind deren drei, welche sich einander so genähert haben und so in einander ver- schlungen sind, dass sie gleichsam nur eine Stadt ausmachen. 1. Die Stadt Fustät, auch Fustät und Fussät, und nach Gauharti in allen drei Formen in der ersten Silbe auch mit i gesprochen, ist die von dem Volke Micr genannte Stadt, deren alter Name Aliün war nach der Aufzählung der Buchstaben von Abul-Sa’ädät Ibn el-Athir in seinem Nihdja „Endziel‘‘. Nach el-Kudhäi ist der letztere der Name in der Sprache der Griechen und Südän Völker und davon hat die Burg auf der Ostseite den Namen Bäbliün (Babylon) erhalten. Sie liegt im dritten der sieben Klimate, nach dem Atwäl unter 53° der Länge und 30° 10 .der ‚Breite, nach dem Canon unter 54° 40° d. L. und 29°.55” d. Br. und nach dem .Rasm el-ma'mür unter 54° 40° d. L. und auf den zu ‘unserer Zeit gebräuchlichen Instrumenten und sonst unter 55° d.L. und 30° d. Br. Über die Veranlassung der Benennung Fustät sind die Meinungen verschieden: Ibn Coteiba sagt, dass jede Stadt Fustät genannt werde und davon habe Mier den Namen Fustät; Zamachschari giebt an, das Wort Fustät werde von einem Gebäude gebraucht, welches an Um- fang kleiner sei als ein Surädik; die Ansicht der meisten geht dahin, dass es an dieser Stelle nach dem Fustät des Amr ben el-Äci benannt CALCASCHANDLS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 51 sei, d.h. nach seinem Zelte. Als nämlich Amr im J. 21 d. H. die unter dem Namen ‚Lichterburg‘“ bekannte Festung erobert und Besitz davon genommen hatte, schlug er sein Zelt in der Nähe derselben auf, und als er sich nach Alexandria begeben wollte, um es zu erobern und be- fahl das Zelt zur Reise abzubrechen, siehe, da hatten Tauben darin ge- nistet und er sagte: sie sind unserem Schutze anbefohlen, das Zelt soll an seiner Stelle stehen bleiben; er machte vorsorgliche Bestimmungen für die Tauben und zog nach Alexandria ab. Nachdem er es erobert hatte, kehrte er nach seinem Zelte zurück. wohnte darin und die Leute schlugen um ihn herum ihr Lager auf. An der Stelle des Zeltes baute er dann sein kleines Haus, welches das nahe bei der alten Moschee ist, die Leute fingen an um ihn herum Strassen anzulegen und die Stämme verständigten sich über die Plätze und die Reihenfolge. Amr ernannte zu Aufsehern über die Strassenanlage Muäwia ben Hudeig el-Tusgibi, Scharik ben Sumeij el-Guteifi, Amr ben Kahzam el-Chauläni und Gabriel ben Näschira el-Ma’äfiri; diese theilten die Stämme ein, wiesen ihnen ihre Wohnplätze an, steckten die Strassen ab und bauten die Häuser und Moscheen. Jede Strasse erhielt ihren Namen nach dem Stamme oder der Genossenschaft oder dem Besitzer, welcher sie angelegt hatte. Zu den nach den Stämmen und Genossenschaften berannten Strassen gehören folgende. Die Strasse der Fahnenträger. Dies war eine Vereinigung von Leuten aus den Stämmen Kureisch, Ancär, Chuzäd’a, Aslam, Gifär, Muzeina, Aschga’, Guheina, Thakif, Daus, ’Abs ben Bagidh, Gurasch von den Banu Kinäna und Leith ben Bekr. Jeder Stamm für sich war nicht so zahlreich, um beim Aufruf nach der Liste einzeln aufgeführt zu werden, desshalb übergab ihnen Amr ben el-Äci eine Fahne, die er nicht nach einem benannte, sondern er sagte: euer Stand ist unter ihr; so wurde sie für sie wie eine gemeinsame Benennung und unter ihr waren sie in der Liste verzeichnet und als die Leute der Fahne bekannt und sie hatten eine Strasse für sich allein, welche eine der grössten und breitesten war. Die Strasse Mahra ist benannt nach den Banu Mahra ben Heidän G2 52 F. WÜSTENFELD, ben Amr ben el-Häfi ben Kudhäa ben Malik ben Himjar, einem von den Jemenischen Stämmen. Die Strasse Tugib; dies sind die Banu ’Adi und Sa’d, die Söhne des Aschras ben Kinda und Tugib ist der Name ihrer Mutter, unter welchem der Stamm bekannt ist. Die Strasse Lachm; sie bestehen aus drei Abtheilungen, die erste bilden die Banu Lachm ben ’Adi ben Murra ben Odad und die von (ihren verbrüderten) Gudsäm, welche sich mit ihnen vermischt haben; die zweite sind die Banu Abd Rabbihi ben Amr ben el-Härith ben Wäil ben Räschida ben Lachm und dritte die Banu Räschida ben Adab ben Gazila ben Lachm. Die Strasse el-Lafif. Dies war ein Haufen’ aus verschiedenen Stämmen, welche nach den Schiffen der Griechen eilten, als Amr erfuhr, dass diese bei der Eroberung von Alexandria herankämen; als Amr sah, dass ihrer so viele waren, sagte er zu ihnen: ihr seid ja, wie Gott spricht. (Sura 17, 106): wenn die Verheissung in jenem Leben kommt, dann kommen wir mit euch lafifan d.i. in gemischten Haufen ; davon erhielten sie von dem Tage an den Namen Lafif. Die Strassen der Aussenwohner. Diese bestanden aus einem Haufen aus verschiedenen Stämmen, der erst nach der Rückkehr des. Amr ben el-Aci aus Alexandria zurückkam; sie fanden, dass die Leute schon alle Plätze in Besitz genommen hatten, und wandten sich desshalb an Mu’äwia ben Hudeig, welchen Amr mit der Anlage der Strassen be- auftragt hatte; er sagte ihnen: es scheint mir für euch das beste, dass ihr ausserhalb dieser Stämme bleibt und für euch Wohnplätze in Besitz nehmt; da wurden ihre Wohnplätze „das Äussere“ genannt. Die Strassen Gäfik, benannt nach den Banu Gäfik ben el-Härith ben ’Akk ben 'Adnän ben Abdallah ben el-Azd. Die Strassen el-Cadif, dies sind die Nachkommen des Mälik ben Sall ben Amr ben Keis ben Himjar, eines der Jemenischen Stämme, oder des Mälik ben Muratti’ ben Kinda, welcher den Namen Cadif er- hielt, weil er sich mit dem Gesicht von seiner Familie cadifa d. i. ab- wandte, als die Überschwemmung bei dem Dammbruch über sie kam. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 53 Die Strassen Chaulän von den Banu Chaulän ben Amr ben Mälik ben Zeid ben ’Artb. Die Strassen der Perser, dies waren Überreste der Armee des Bädsän, Statthalters des Kisrä, Königs von Persien, über Jemen. Die Strassen Madshig, dies sind die Banu Malik (ben Murra) ben Odad ben Zeid ben Kahlän ben Abdallah. Die Strassen Jahcub ben Malik (ben Aslam) ben Zeid ben Gauth von Himjar. Die Strasse Rwein, dies sind die Banu Rwein ben Zeid ben Sahl ben Ja’ffur ben Murra ben Odad. Die Strasse der Banu el-Kalä ben Schurahbil ben Sa’d von Himjar. Die Strasse el-Maäfir, dies sind die Banu Ma’äfır ben Ja’fur ben Murra ben Odad. Die Strassen Sabä, dies sind die Banu Mälik ben Zeid ben Wa- li!’a ben Ma’bad ben Sabä. Die Strasse der Banu Wäil, nämlich Wäil ben Zeidmenät ben Afca ben Ijäs ben Haräm ben Gudsäm ben ’Adi. Die Strasse el-Kabadh, dies sind die Banu el-Kabadh ben ‚Marthad. Die Strassen el-Hamräwät, deren sind drei, sie erhielten den Namen davon, dass die Griechen sich darin niederliessen, welche nach ihrer hellrothen Farbe Hamrä genannt wurden; die erste ist die nächste Hamrä, wo in der Strasse Bali die Banu Bali ben Amr ben el-Häfi ben Kudhä’a wohnten mit Ausnahme derer, die sich bei den Fahnen- inhabern ansiedelten; dann die Strasse der Tharäd von el-Azd; die Strasse Fahm, dies sind die Banu Fahm ben Amr ben Keis ’Aılän; die Strasse Banu Bahr ben Sawäda von el-Azd; die zweite ist die mittlere Hamrä, worin die Strasse der Banu Nabah, dies sind Griechen, welche an der Eroberung Theil nahmen, die Strasse der Hudseil ben Mudrika ben el-Jäs ben Mudhar und die Strasse der Banu Salämän von el-Azd; die dritte ist die äussere Hamrä, mit der Strasse der Banu el-Azrak, Griechen, von denen 400 Mann an der 54 F, WÜSTENFELD, Eroberung Theil nahmen, und der Strasse der Banu Jaschkur ben Gazila von Lachm, nach denen der Berg Jaschkur benannt ist, auf wel- chem die Moschee des Ahmed ben Tülün erbaut wurde. Die Strassen der Hadhramaut, dies sind die Banu Hadhramaut ben Amr ben Keis ben Mu’äwia von Himjar. Andere Strassen, welche noch vorhanden waren, sind wieder ver- schwunden, ehe man sich die Mühe gab, ihre Namen aufzuschreiben. Mitten in diesen Strassen lagen die Häuser einer grossen Anzahl von solchen Begleitern Muhammeds, welche an der Eroberung Theil ge- nommen hatten, darunter das Haus des Amr ben el- Äci, Zubeir ben el- 'Awwäm, Keis ben Sa’d ben ’Obäda el-Ancäri, Maslama ben Muchallad el-Ancärl, Abd el-Rahman ben ’Odeis el-Balüli, Wahb ben ’Omeir ben Woheib ben Chalaf el-Gumahi, Näfl’ ben Abd el-Keis ben Bakit el- Fihri, Sad ben Abu Waccäc, ’Okba ben "Amir el-Guheni, el-Käsim und Amr der Söhne des Keis ben Amr, Abdallah ben Sa’d ben Abu Sarh el- ’Ämiri, Mas’üd ben el-Aswad ben Abdschams ben Haräm el-Balawi, el- Mustaurid: ben Schaddäd el-Fihri, Gubbä ben Haräm el-Leithi, von dem es aber nicht gewiss ist, ob er zu Muhammeds Begleitern gehörte, des Härith ben Mälik el-Leithi gen. Ibn el-Barcä, Bischr ben Artä el-Ämirt, Abu Thallaba el-Chuscheni, Ijäs ben el-Bukeir el-Leithi, Ma’mar ben Abdallah ben Nadhla el-Kureschi el-Adawi, Abul-Dardä el-Ancärl, Ja’cüb el-Kifti, welchen Mukaukis an Muhammed geschickt hatte mit der Maria, der Mutter seines Sohnes Ibrahim, und deren Schwester Schirin; das Haus des Muhägir, Freigelassenen der Umm Salima, der Frau des Propheten; des ’Oleija ben Zeid el-Ancäri, Muhammed ben Salima el-Ancäri, Abul- Aswad Masruh ben Sidar el-Hieni, Abdallah ben Omar ben el-Chattäb, 'Okba ben el-Härith, Abdallah ben Hudsäfa el-Sulemi, Muhammed ben Guz el-Zubeidi, el-Muttalib ben Abu Wadä’a el-Sahmi, Hubeib ben Mugfil el-Gifärl, nach welchem das Wädi Hubeib in der Nähe von Alexan- dria benannt ist, des Abdallah ben el-Säib el-Machzümi, Gabr el-Kifti des Gesandten des Mukaukis an den Propheten, des Jazid ben Zijäd el- Aslami, Abdallah ben Rajjän el-Aslami, von dem es zweifelhaft ist, ob er Muhammeds Begleiter war, des Abu Omeira Raschid ben Malik el- CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 55 Muzeni, Sibä ben ’Orfota el-Gifärt, Nadhla ben el-Härith el-Gifäri, el- Härith ben Asad el-Chuzä’, über dessen Begleiterschaft verschiedene Mei- nungen sind, des Abdallah ben Hischäm ben Zuhra aus der Familie Ta- mim ben Murra, des Chäriga ben Hudsäfa ben Gänim el-Adawi, welcher zuerst ein Wirthshaus in Fustät baute; hierüber wurde an Omar ben el- Chattäb berichtet, welcher an Amr ben el-Äci zurückschrieb: Begieb dich in das Wirthshaus des Chäriga, lass darin einen erhöhten Sitz aufstellen und darauf einen Mann Platz nehmen, der nicht gross und nicht klein ist, wenn dann dieser über die Fenster hervorragt, so zerstöre es. Amr that dies, der Mann reichte aber nicht bis an die Fenster, und so blieb es stehen. Ferner das Haus des Muhammed ben Hätib el-Gumahi, des Rifäa el-Dausi, Fadhäla ben ’Obeid el-Ancäri und andere Häuser, über deren Besitzer die Nachrichten nicht zuverlässig sind. Ich bemerke: Die Emire von Ägypten, welche die Stelle der jetzigen Beherrscher einnahmen, wohnten in Fustät, hatten aber anfangs weder eine bestimmte Wohnung, noch ein besonderes Emiratsgebäude; der erste Emir Amr ben el-’Äci wohnte in seinem Hause in der Nähe der 'Moschee und so wohnten alle seine Nachfolger in ihren Privathäusern bis zum Ende der Omeijaden Herrschaft. Abd el-Aziz ben Marwän, welcher während der Herrschaft seines Bruders Abd el-Malik ben Marwän Emir von Ägypten war, baute im J. 67 d. H. in Fustät ein grosses Haus, welches er das goldene Haus nannte, weil es eine vergoldete Kuppel er- halten hatte, welche man, wenn die Sonne darauf schien, nicht lange betrachten konnte, aus Besorgniss geblendet zu werden. Wegen seines grossen Umfanges wurde es „die Stadt‘ genannt und Abd el-"Aziz nahm seine Wohnung darin und ebenso seine Söhne nach ihm. Als Marwän ben Muhammed der letzte Omeijaden Chalif nach Ägypten floh, stieg er in diesem Hause ab, und als ihn das nachsetzende Volk einholte, befahl er es zu verbrennen; einem der Söhne des Abd el-Aziz ben Marwän, der ihm desshalb Vorwürfe machte, entgegnete er: Wenn ich am Leben bleibe, werde ich es aus Backsteinen von Gold ‚und Silber wieder :auf- bauen, wo nicht, so soll darin nicht dir zum ‘Spott ein anderer hausen und (dein Feind sich nicht darin vergnügen. Er selbst begab sich auf 56 F. WÜSTENFELD, die Flucht, ’Ali ben Gälih ben ’Ali el-Häschimi verfolgte ihn, bis er ihn in Fajjüm einholte und tödtete. Dieser 'Ali blieb Emir über Ägypten unter der Regierung des ersten ’Abbasiden Chalifen el-Saffäh, baute eine Emiratswohnung, welche er bezog und welche der Sitz der Emire wurde, bis Ahmed ben Tülün Statthalter von Ägypten wurde, der die erste Zeit auch noch darin wohnte, dann aber im J. 256 seine Burg an der Renn- bahn errichtete zwischen dem Bergschloss und der Kapelle des Nafisa und den anstossenden Grundstücken. Sie hatte mehrere 'Thore, einige bei dieser Kapelle, andere bei seiner Moschee, und die Leute bauten sich ringsherum an, indem einem jeden eine Abtheilung zugetheilt wurde, welche er für sich bebaute, und danach nannte man die Abtheilung des Härün ben Chumäraweih, der Neger, der Kammerdiener. Diese Gegend hiess „die Abtheilungen‘“ und sie erweiterten sie durch Anbauten immer mehr, bis sie mit Fustät in Verbindung kamen und das Ganze eine Stadt wurde. Das bisherige Emirats-Gebäude wurde nun vernachlässigt, Ahmed ben Tülün bewohnte seine Burg und ebenso nach ihm sein Sohn Chu- märaweih und dessen Söhne Geisch und Härün, unter deren Regierung die Abtheilungen eine noch grössere Ausdehnung erhielten und die Be- völkerung zunahm, bis Härün getödtet wurde und von Seiten des Cha- lifen el-Muktafi im J. 292 Muhammed ben Suleimän mit der Armee aus ’Iräk nach Ägypten kam, welchem Rabia ben Ahmed ben Tülün, den die Tülüniden noch zum Statthalter erwählt hatten, alsbald die Stadt übergeben musste. Er verwüstete ‚die Abtheilungen'* und zerstörte die Burg von Grund aus, der Platz wurde umgepflügt und bestellt, so dass keine Spur davon übrig blieb. Badr el-Chufeifi, ein Leibjunker des Ahmed ben Tülün, hatte bei dem alten Betplatze ein grosses Haus gebaut, oder Ahmed hatte es ihm gekauft; dann überwarf sich Ahmed mit ihm und entliess ihn, und el- Dhähir ben Chumäraweih erhielt es zur Wohnung; nachher wohnte Badr el-Chufeifi wieder darin und als Muhammed ben Suleimän die Burg der Tülüniden zerstörte, bezog er dieses Haus. Auch sein Nachfolger im Emirat von Ägypten, ’Isä el-Nüschari, wohnte darin und es blieb der stehende Sitz der Emire, bis el-Ichschid Statthalter von Ägypten wurde; CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 57 dieser erweiterte es, legte daneben eine Rennbahn an und liess ihm im J. 331 ein eisernes Thor machen und es blieb der Sitz der Emire, bis die Fatimiden Chalifen die Ichschiditen aus Ägypten verdrängten und der Gouverneur Gauhar die Stadt Kähira und die Burg daselbst erbaute, und das Thor jenes Hauses nach der Burg schaffen liess, welche nun ihr Wohnsitz wurde. Fustät wurde durch Anbauten immer noch mehr erweitert, bis es den äussersten Grad der Ausdehnung und Schönheit erreichte; hier sind die prächtigen Gebäude, die hohen Moscheen, die glänzenden Bäder, die geschmackvollen Hallen, die wundervollen Vergnügungsorte; die Leute reisen dahin aus allen Städten und kommen aus allen Gegenden, so dass die Einwohner dadurch beengt werden und auf den geräumigen freien Plätzen sich durchdrängen müssen. Der Verfasser der „Ermahnung des Sorglosen')‘“ hatte sich von einem der Einwohner von Fustät erzählen lassen, er sei einmal in ein Bad gekommen, welches die Griechen zur Zeit des Chumäraweih ben Ahmed ben Tülün im J. 317 erbaut hatten, habe aber keinen Wärter zur Bedienung bekommen können, obgleich deren siebzig darin waren, von denen aber jeder zu gleicher Zeit selten weniger als drei Personen zu waschen hatte; er sei dann in ein zweites und drittes Bad gegangen, ohne einen Diener zu finden, endlich im vierten habe er einen angetroffen, der ausser ihm noch einen zweiten zu bedienen hatte. An einer anderen Stelle erzählt er von einem glaubwürdigen Manne, dass dessen Vater noch die ununterbrochene Häuserreihe am Markte von der Moschee el-Wakra in Fustät bis an die Moschee des Ibn Tülün gesehen und darin die Garküchen gezählt habe, es seien deren 390 gewesen, ausser den Schenkwirthschaften und anderen Gebäuden. Auch erzählt er nach der Angabe eines glaubwürdigen Mannes, dass Je- mand die metallenen Kannen gezählt habe, welche an einem Hölzchen befestigt an den Fenstern der dicht am Nil liegenden Häuser hängen, um damit Wasser zu schöpfen, es waren 16000 Kannen. Er erwähnt 1) Eine Geschichte von Ägypten von Muhammed Ibn el-Mutawwag, gest. im J. 730 (1330 Chr.). Hagi Chalfa No. 1581. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. H 58 F. WÜSTENFELD, auch, dass der Miethpreis eines Logis bei dem Tülünischen Krankenhause in Fustät für jeden Tag zwölf Dirhem betrage. Ibn Haukal bemerkt, dass zu seiner Zeit in Fustät an dem Platze el-Maukif ein unter dem Namen des Ibn Abd el-Aziz bekanntes Haus sei, worin für jeden der Bewohner desselben täglich vierhundert Schläuche Wasser zuflössen; es enthalte fünf Kapellen, mehrere Bäder und zwei Backöfen '). Fustät behielt in seinen Gebäuden seinen Glanz und in seinen Be- wohnern sein Ansehen, bis die Fatimiden zur Herrschaft kamen und Kähira erbaut wurde, da sank sein äusserer Zustand und nahm immer mehr ab, da die Leute von dort weg nach Kähira zogen, es wurde von dem grössten Theile der Bewohner verlassen und die Zerstörung an den Gebäuden folgte nach, bis die Franken sich der Küsten von Ägypten bemächtigten zur Zeit des letzten Fatimiden Chalifen el--Adhid und des zeitigen Wezirs Schäwir el-Saldi. Aus Besorgniss dass die Franken Fus- tät erobern und sich darin befestigen könnten, liess er an die Häuser Feuer anlegen und verbrannte sie; die Verwüstung breitete sich immer weiter aus und die Auswanderung nahm zu und so sank der Zustand immer weiter herab, bis el-Dhähir Bibars, einer der Türkischen Herrscher, zur Regierung kam und die Leute auf den Gedanken brachte, auch noch den Rest der Strassen zu zerstören und die Trümmer zu einem Neubau am Ufer des Nil und an der anstossenden Gegend bis an die alte Mo- schee und deren Nachbarschaft zu verwenden. Nun wurde der grösste Theil der alten Strassen unkenntlich gemacht, ihre Spuren verwischten sich und was davon noch übrig geblieben war, verschwand. Wenn man die Beschreibung der Strassen bei el-Kindi, el-Kudhäi und dem Scherif Genealogen betrachtet, so erkennt man, wie Fustät in seiner Bauart be- schaffen war und was jetzt daraus geworden ist, und ich habe einige der 1) Bei Ibn Haukal par de Goeje pag. "1 und Edrisi par Dozy et de Goeje pag. ir (171) fehlt „Ibn“, welches nach Macrizi T. II. pag. 0 stehen müsste. Offen- bar hat Calcaschandi das, was Ibn Haukal (im J. 365) von dem Hause eines Abd el-’Aziz sagt, auf das Haus des Ibn Abd el-Aziz bezogen, welcher erst im J. 774 gestorben ist. CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 59 älteren Strassen nur desshalb erwähnt, um das Andenken an ihre Namen zu erhalten und darauf hinzuweisen, wie sie früher waren, indess giebt es auch jetzt noch am Ufer längs des Nil und in der Nachbarschaft schöne Gebäude, grosse Häuser und hohe Paläste, welche das Auge des Beschauers entzücken und den Betrachtenden erfreuen. Der grösste Theil der Gebäude war aus polirten Backsteinen mit Gyps und Kalk sehr fest und dauerhaft gebaut, wie die noch vorhan- denen Überreste bezeugen, nun besteht, was zerstört und verwüstet ist, aus Schutthaufen wie hohe Berge, der grösste Theil liegt öde und ver- lassen, hier und da hausen noch einige gänzlich verwahrloste junge Leute auf den Seiten, die nicht mehr zu dem bewohnten Theile gerechnet werden. Unter den Schutthaufen sind einige noch unter besonderen Namen be- kannt, welche el-Kudhäi anführt: — ps Id an ‚Us 5, es. es Dr a5 Ks; zu denen der Verfasser der „Ermahnung des Sorglosen‘ noch hinzufügt: (al as, AI sy es ol pa ee a el Fustät gegenüber auf der Nordseite liegt die Insel der Hand- werker, jetzt el-Raudha d. i. der Park genannt, hier wohnten anfangs die Bauhandwerker [Schiffbauer]| und davon erhielt sie den Namen. el- Kindi sagt: sie wurde im J. 54 angebaut und der Name Raudha wurde für sie in der Folge gebräuchlich wegen ihrer Schönheit, ihres frischen Grüns, ihres vortrefllichen Wassers und ihrer Gärten und Lustschlösser. Die Insel war von Alters her und zur Zeit der Griechen vorhanden, wel- che darauf eine Festung mit Mauern und Thürmen anlegten, zwischen ihr und Fustät führte eine Schiffbrücke über den Nil, wie die Brücke von Bagdad über den Tigris und sie bestand so, bis el-Mämün nach Ägypten kam, welcher eine neue hölzerne Brücke bauen liess, auf welcher man hinüber und herüber ging. Nachdem el-Mämün Ägypten wieder ver- lassen hatte, wehte ein Sturmwind auf dem Nil, welcher die alte Brücke losriss und gegen die neue trieb, so dass beide zusammen zu Grunde gingen. Die neue Brücke wurde dann wieder hergestellt und die alte ganz beseitigt, indess bemerkt Kudhä’i, dass sie zu seiner Zeit, unter der Herrschaft der Fatimiden, noch vorhanden gewesen sei. Nachher restau- rirte Ahmed ben Tülin als Emir von Ägypten unter dem Chalifat des H2 60 F. WÜSTENFELD, Mu’tamid im J. 263) die erwähnte Festung, sie verfiel dann durch die Einwirkung des Nil auf ihre Thürme und durch den Zahn der Zeit, und el-Cälih Nagm ed-Din Ajjüb baute an ihrer Stelle im J. 638 ein Schloss, welches stehen blieb, bis el-Mu’izz Eibek el-Turkmäni, der erste Türkische Beherrscher (648—655), dasselbe abtragen und aus dem Material die hohe Schule Mu’izzia an dem Platze Churub (Verwüstung) erbauen liess. Die Überbleibsel des Schlosses eigneten sich verschiedene Leute an, so liegt es noch jetzt, es sind nur noch einige Thürme davon vorhanden, welche die Leute in Besitz genommen und zu Wohnungen eingerichtet haben; el-Dhähir Bibars hatte den Plan es wieder herzustellen, der aber nicht zur Ausführung kam, und es ist so geblieben. Der Arm des Nil zwischen der Handwerker-Insel und Fustät war der stärkere der beiden Arme und der zwischen der Insel und el-Giza der schwächere, dann hat sich das Verhältniss umgekehrt, so dass das Flussbett zwischen der Insel und Fustät ausgetrocknet ist und das Wasser nur beim Steigen des Nil hineintritt. Zwischen dem äussersten Ende von Fustät und dieser Insel an der Mündung des Canals von Kähira, wo der Damm ist, welcher geöffnet wird, sobald der Nil seine Höhe erreicht hat, liegt ein Ort wie eine Insel genannt Munschaat el-Mahräni; es war ein Schutthaufen bei wel- chem die Backsteine gebrannt wurden, bekannt unter dem Namen der rothe Schutthaufen; el-Kudhä zählt ihn in der Reihe der Schutthaufen von Kähira auf. Der Verfasser der „Ermahnung des Sorglosen‘ sagt: der erste, welcher dort Gebäude errichtete, war Balbän el-Mahräni unter der Regierung des Malik el-Dhähir Bibars und nach ihm wurde el-Mun- schaat zubenannt. An Fustät stösst auf der Westseite der Teich el-Habasch, es ist [jetzt nicht ein Wasserteich, sondern] ein Ackerfeld. el-Kudhäi sagt, er hiess der Teich der Ma’äfir und Himjar und auf der Ostseite lagen 1) Das Wort für 60 ist im Text ausgelassen, es kann aber keine an- dere Zahl sein, da el-Mutamid im J. 256 zur Regierung kam und Ahmed bis 270 lebte. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 61 ‘Gärten, welche el-Habasch genannt wurden und davon erhielt er den Namen. Ibn Jünus bemerkt in seiner Chronik, dass diese Gärten unter dem Namen des Catäda ben Keis ben Habaschi el-Cadefi bekannt waren, welcher an der Eroberung Ägyptens Theil nahm. Ich füge hinzu: Jetzt ist es eine Stiftung für die Scherife aus der Familie des Ali ben Abu Tälib und der Fätima, der Tochter des Gottgesandten, welche el-Gälih, Taläi’ ben Ruzeik, Wezir der beiden Fätimiden Chalifen el-Fäiz und el- 'Ädhid für sie machte. — Daran schliesst sich an der Westseite nach dem Caräfa Berge hin der so gen. Graben; schon Abd el-Rahman ben 'Ojeina hatte im J. 65 d. H., als Marwän ben el-Hakam nach Ägypten zog, einen Graben gegraben. i Hauptmoscheen waren in Fustät sechs. 1. Die alte Moschee gen. die Moschee desAmr. Als näm- lich Amr sein kleines Haus an der Stelle seines Zeltes baute, steckte er auch diese Moschee ab in der Strasse der Fahnenträger. el-Kudhä’i sagt: es waren Gärten, wie el-Leith ben Sa’d berichtet, das Grundstück war im Besitz des Keisaba ben Kulthüm el-Tugibi, eines der Banu Saum, welcher dort während der Belagerung der Festung „Lichterburg‘‘ wohnte. Als Amr aus Alexandria zurückkam, bat er den Keisaba darum, um daraus eine Kapelle zu machen und dieser übergab es ihm mit den Worten: ich schenke es zum Besten der Muslimen; er erhielt dafür seine Reihestelle unter seinen Stammesgenossen den Banu Saum von Tueib. Nun wurde die Moschee im J. 2i gebaut, 50 Ellen lang und 30 Ellen breit. Zur Feststellung der Kibla wurden dreissig Männer aus den Be- gleitern Muhammeds aufgeboten, darunter el-Zubeir ben el-Awwäm, el- Mikdäd ben el-Aswad, 'Obäda ben el-Cämit, Abul-Dardä, Abu Dsarr el-Gifärl, Abu Bacra el-Gifärf und andere. Damals war darin noch kein hohles erhöhtes Pult für den Vorbetenden, sondern er stand an einer Seite der Mauer. Die Moschee hatte zwei Eingänge dem Hause des Amr ben el-Aci gegenüber, zwei auf der Nord- und zwei auf der Westseite, und war von dem Hause des Amr sieben Ellen entfernt. Bei der bald nachher vorgenommenen Vergrösserung stellte er ein Pult auf, vor wel- chem er predigte, allein der Fürst der Gläubigen Omar ben el-Chattäb 62 F. WÜSTENFELD, schrieb ihm desshalb und wünschte, dass es wieder entfernt würde, indem er sagte: ist es dir nicht genug, dass du aufrecht stehst und die Gläu- bigen zu deinen Füssen sitzen? Es wurde also abgebrochen und erst nach Omars Tode wieder hergestellt. Zacharia ben Markana, König von Nu- bien, soll dem Abdallah ben Abu Sarh el-’Ämiri, als er Emir von Ägypten war, eine Kanzel geschenkt haben, welche er in der Moschee aufstellte. Maslama ben Muchallad el-Ancäri, Statthalter von Ägypten von Seiten des Muw’äwia ben Abu Sufjän, vergrösserte die Moschee im J. 53 auf der Nordseite und vergoldete sie, er liess auch vier Thürme auf den vier Ecken errichten und befahl an alle Kapellen von Fustät Thürme anzu- bauen mit Ausnahme der Kapellen von Tügib und Chaulän, weil diese der Moschee zu nahe waren; er war auch der erste, welcher innerhalb der Moschee für die Todten das Gebet hielt. Nach und nach sind die Vergrösserungen immer fortgesetzt bis auf unsere Zeit. Der erste, welcher darin die regelmässige Vorlesung aus dem Koran einführte, war Abd el- ’Aziz ben Marwän während seines Emirates im J. 73. Abdallah ben Abd el-Malik baute im J. 89 das Dach höher, welches bis dahin nur niedrig gewesen war. Kurra ben Scharik el-Absi stellte darin eine runde Kanzel auf, indem er dem Beispiele des Omar ben Abd el-’Aziz folgte, welcher dies in der Moschee des Gottgesandten zu Medina gethan hatte, und richtete für sich einen abgesonderten Platz, Makeüra, ein, nach dem Beispiele des Mu’äwia in Damascus. Im J. 132 befahl Müsä ben Nacr el-Lachmi, Emir von Ägypten, in allen Moscheen Ägyptens erhöhte Pulte aufzustellen, indem man bis dahin von einem Schemel (hölzernen Kamel- sattel) herab gepredigt hatte. Der erste, welcher die grüne Tafel darin aufstellte, war Abdallah ben Tähir, als Emir von Ägypten im J. 212, dann verbrannte die Halle, in welcher die grüne Tafel war, unter dem Emirat des Chumäraweih ben Ahmed ben Tülün und er liess sie im J. 275 wieder herstellen. Dann erneuerte el-Dhähir-Bibars die grüne Tafel im J. 676 und danach wieder der Kaufmann Burhän ed-Din el-Mahalli gegen das Ende des Sultanats des Malik el-Dhähir Barkük. Der Ver- fasser der „Ermahnung des Sorglosen‘ beschreibt die Moschee, wie sie zu seiner Zeit im J. 713 war, und sagt, der Umfang betrage 28000 Ellen CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 63 Werkmass!), nämlich die Fronte 8950 Ellen, (die Rückseite ebensoviel°), der innere Raum (si) 5000 Ellen, die Ostseite 2550 Ellen und die Westseite ebensoviel. Sie hat dreizehn Thore, von denen jedes einen besonderen Namen hat, und 368 Säulen, von denen einige vereinzelt stehen, andere dicht neben einander. 2. Die Tülünische Moschee, von Ahmed ben Tülün im J. 259 erbaut, liegt auf dem Berge Jaschkur, welcher nach el-Kudhäi von Jasch- kur ben Gadila, einem Zweige der Lachm, benannt wurde, der eine eigene Strasse hatte. Ibn Abd el-Dhähir sagt: der Berg ist gesegnet und dadurch bekannt, dass Gebete auf demselben erhört werden, Gott soll mit Moses auf ihm geredet haben; Ibn Tülün verwandte darauf 120000 Dinare von einem Schatze, den er gefunden hatte. Als der Bau beendigt war, befahl er auszuhorchen, was die Leute daran zu tadeln hätten, da hatte denn einer gesagt, die Kanzel sei zu klein, ein anderer, es seien keine Säulen darin, ein dritter, es fehle darin ein Local zum Waschen. Hiergegen erwiederte er: was die Kanzel betrifft, so erschien mir der Prophet im 'Traume und zeichnete sie mir vor und am anderen Morgen sah ich, wie die Ameisen auf der Stelle herumliefen, welche er mir vorgezeichnet hatte. Was die Säulen betrifft, so ist zu bedenken, dass ich den Bau mit herrenlosem Gelde ausgeführt habe, nämlich mit dem Schatze, den ich gefunden habe, und ich wollte nichts fremdes da- zwischen mischen; Säulen passen auch nur für Kapellen und Kirchen und ich wollte die Moschee davon frei halten. Was endlich das Wasch- local betrifft, so wollte ich sie von Beschmutzungen rein halten, und hier werde ich dahinter ein solches bauen lassen. Er gab zugleich Befehl zur Ausführung in der Nähe des Nil. — Als der Bau der Moschee be- endigt war, sah er im Traume, wie wenn ein Feuer vom Himmel herab- kam und die Moschee ohne die Umgebung verbrannte; er theilte diesen Traum dem ’Ämir mit, welcher ihm erwiederte: das bedeutet, dass’ dein 1) Die Elle Werkmass dw) &),5 verhält sich zu > 25 der Elle, womit Klei- derstoffe gemessen werden, wie 2 zu 3. — 2) Dieser Satz fehlt im Arabischen Texte, muss aber ergänzt werden, um 28000 herauszubringen. 64 F. WÜSTENFELD, Werk gnädig aufgenommen ist, denn wenn die alten Völker ein Opfer darbrachten und es wurde angenommen, so kam ein Feuer vom Himmel herab und verzehrte es, wie die Geschichte von Kain und Abel zeigt. Ein andermal sah er, wie Gott seinen Glanz über die Umgebung der Moschee offenbarte nur über sie selbst nicht; dies deutete ihm "Ämir, dass die Umgebung der Moschee würde zerstört werden, sie selbst aber erhalten bleiben ; er bewies dies aus den Worten des Koran (Sura 7, 139): und als sein Herr seinen Glanz auf dem Berge offenbarte, machte er ihn zu einem Hügel. Und so geschah es, die Wohnungen der Tülüniden wurden bei ihrem Untergange zerstört, und es blieb davon nur die Mo- schee allein übrig. 3. Die Moschee Räschida wurde von dem Fatimiden el-Häkim biamrillah auf der Südseite von Fustät in der Nähe des Observatorium gebaut und er liess sie an denselben Stiftungen Theil nehmen, welche er für die Moschee el-Azhar und die Moschee el-Maks gemacht hatte. Der Verfasser der „Ermahnung des Sorglosen“ sagt: Diese ist nicht in Wahrheit die Moschee Räschida, sondern dis Moschee Räschida war eine ältere in der Nähe, welche der Stamm Räschida zur Zeit der Islamitischen Eroberung gebaut hatte, und als el-Häkim die seinige baute, wurde der Name jener auf diese übertragen. Er setzt hinzu: ich hahe noch einen Theil derselben und ihre Kanzel gesehen und es standen darin viele kleine Palmbäume. 4. Die Moschee des Observatorium Av,! wurde erbaut von dem Emir ’Izz ed-Din Eibek el-Afram, Commandanten der Leibwache des Malik el-Cälih Nagm ed-Din im Laufe des J. 663, zu derselben Zeit als er die dort unter seinem Namen bekannte schöne Aussicht er- richten liess; daneben baute er ein Haus zur Aufnahme von Armen und setzte eine bestimmte Anzahi fest, welche darin Nacht und Tag ihr Un- terkommen finden konnten. 5. Die Moschee el-Schwaibia wurde von demselben Emir ’Izz ed- Din el-Afram hinter Mier im J. 693 erbaut und darin wohnte der Scheich Schams ed-Din Ibn el-Labbän, ein Schäfiitischer Rechtsgelehrter und Cufi (gest. 749), unter dessen Namen sie jetzt bekannt ist. _ CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 65 6. Die neue Moschee erbaute der Sultan el-Malik el-Näcir Mu- hammed ben Kiläwün in der Nähe der Chalifen-Strasse; der Anfang da- mit wurde gemacht am 9. Muharram 711 und am 8. Cafar 712 war sie fertig. Die Einweihungsrede hielt der Obercädhi Badr ed-Din Ibn Ga- mä’a el-Schäfii und das erste Freitags-Gebet fand am 9. desselben Mo- nats statt. Sie wurde zur Aufnahme von Cufiten eingerichtet, welche Abends dort zusammenkamen wie in den Gasthäusern. Sie gehört zu den schönsten und durch ihre Lage anmuthigsten Moscheen besonders zur Zeit, wenn der Nil wächst. Die Kapellen bei den einzelnen Arabischen Abtheilungen waren wegen ihrer Menge unzählig, wie das Verzeichniss der Strassen bei el- Kudhäi beweist, und ich habe in einer Chronik gelesen, dass der Wohl- stand zur Zeit des Käfür el-Ichschidi sich so sehr hob, dass die Reichen Niemand mehr finden konnten, welcher Almosen annehmen wollte, sie kamen also damit zu Käfür, welcher sie aber auch ausschlug und sagte: Bauet dafür Kapellen und stiftet für sie Vermächtnisse. Dies ist der Grund, wesshalb sich ihre Zahl so sehr vermehrte, indess sind sie jetzt durch den Verfall von Fustät gleichfalls verfallen und zerstört und nur noch die Ruinen von wenigen derselben vorhanden. Was die Unterrichtsanstalten betrifft, so sassen die früheren Lehrer in der alten Moschee um zu unterrichten, die hohen Schulen in Fustät führten erst die Ajjubiten ein, und zwar baute der Sultan Caläh ed-Din zwei hohe Schulen, die eine im Muharram 566 für die Malikiten, sie erhielt den Namen Kamhia, weil die Stipendien für die Lehrer und Schüler aus dem Fruchtzehnten (z# Kamh Weizen) bezahlt wurden; nach el-Imäd el-Kätib war an der Stelle vorher ein Marktplatz, wo Baumwollenwaaren verkauft wurden. Die zweite hohe Schule, bekannt unter dem Namen des Ibn Zein el-Tigär, war ein Gefängniss gewesen, worin dieser eingekerkert war; Caläh ed-Din baute daraus eine hohe Schule für die Schäfiiten und stiftete für ihren Unterhalt die benach- barte &äbe)l (). — Danach erbaute el-Malik el-Mudhaffar Taki ed-Din Omar ben Schähinschah ben Ajjüb an der „Wohnungen el-Izz“ ge- nannten Stelle in der Nähe des Brückenthores im südlichen Theile von Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. I 66 F. WÜSTENFELD, Fustät eine hohe Schule und machte für sie mehrere Stiftungen, unter anderen die Einkünfte von der Handwerker-Insel genannt el-Raudha. — Der Sultan el-Malik el-Mwizz Eibek el-Turkmäni, der erste Türkische Herrscher, baute die hohe Schule Mu’izzia in der Strasse el-Churüb im Laufe des J. 654. — Der Minister Scharaf ed-Din Ibn el-Fäizi baute die hohe Schule Fäizia, ehe er Wezir wurde, im Laufe des J. 637. — Der Minister Bahä ed-Din Ibn Hinnä baute nach diesem die hohe Schule Cähibia auf der Lichter-Gasse. Für Herbergen und Fremdenhäuser war in Fustät nicht ge- sorgt, ausser dass der Minister Bahä ed-Din Ibn Hinnä die Herberge der Reliquien des Propheten auf der Südseite hinter Fustät erbaute; er hatte nämlich einige heilige Reliquien, wie eine Sonde von Metall, eine Pincette von Eisen, ein Stück eines Halsbandes und ein Stück einer Schüssel, für schweres Geld gekauft, deren Ächtheit er durch die öffent- liche Meinung feststellte und sie wurden in dieser Herberge zum Be- such ausgestellt. Das erste Krankenhaus in Fustät gründete Ahmed ben Tülün im J. 259 und verwandte dazu 200000 Dinare; el-Kudhäi bemerkt, dass vorher in Micr kein Krankenhaus gewesen sei und er habe bestimmt, dass darin Soldaten und Mamluken nicht ärztlich behandelt werden sollten. 2. Der zweite Hauptsitz ist Kähira, auch Kähira Mwizzia (die siegreiche Stadt des Mu’izz) zubenannt nach dem Fätimiden el-Mu’izz, für welchen sie erbaut war; zuweilen sagt man auch Mu’izzia Kähira und sie erhielt diesen Namen als gute Vorbedeutung. Dies ist die grosse Stadt, welche auf der Erde ihres Gleichen nicht hat und welcher keine andere Stadt ähnlich ist; sie wurde von dem Gouverneur Gauhar angelegt für seinen Gebieter el-Mu’izz lidinillah Abu Tamim Ma’add ben el-Man- cür Abul-Dhähir Ismäil ben el-Käim Abul-Käsim Muhammed ben el- Mahdi billah Abu Muhammed Obeidallah el-Fätimi im J. 358, als er aus Magrib nach Ägypten kam und sich der Regierung bemächtigte; sie liegt auf der Nordseite von Fustät und nahe dabei. Wenn der Verfasser des „duftenden Gartens‘ sagt, dass zwischen beiden eine Entfernung von drei Meilen sei, so meint er damit den Zustand, wie er bei der ersten Anlage CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 67 von Kähira war, nämlich von den Mauern von Fustät bis an die Mauern von Kähira, jetzt haben sich die Häuser so weit ausgebreitet und die Bauten so verschlungen, dass die beiden Städte beinahe oder wirklich ganz mit einander verbunden sind. Der Kädhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir sagt in seinem Werke über die Strassen von Kähira: wie der Zustand jetzt ist, so rechnet man die Ausdehnung von Kähira in der Breite von den sieben Canälen bis an das Grabmonument der Prinzessin Rukeija, früher rechnete man von der hohen Palme an. Ibn Said sagt: der Platz war vor der Bebauung ein Park der 'Tuluniden nahe bei ihren Wohnungen in den so gen. Abtheilungen. Wie dem auch sei, so war die Länge und Breite dieselbe, wie sie jetzt Kähira hat, oder auch um ein weniges breiter. Der erste Anlass zu der Erbauung war, dass die Emire von Africa und anderen Gegenden von Magrib zu dem genannten Mu’izz gekommen waren und ihn in dem Verlangen nach dem Besitze von Ägypten bestärkt hatten, welches nach dem Tode des Käfür el-Ich- schidi sowie Syrien und Higäz in die Hand des Ahmed ben ’Ali ben el- Ichschid übergegangen war, der noch nicht einmal das mannbare Alter erreicht hatte, so dass die Angesehensten seines Reichs die Herrschaft führten und el-Husein ben Abdallah als Stellvertreter oder Mitregent schaltete und sein Name in der Folge in dem Kanzelgebet genannt wurde. Die Armee in Ägypten war sehr geschwächt, weil dort Theurung und Pest geherrscht hatten. el-Muizz schickte also seinen General Gauhar ab, welcher mit mehr als 100000 Mann und mehr als Tausend Kisten Geld bis zur Stadt Rakäda in Africa vorrückte, nachdem Mu’izz hinaus- gegangen war und von ihm Abschied genommen hatte. Dann sprach er zu den Ältesten, die ihn begleitet hatten: bei Gott! wenn dieser Gauhar allein auszöge, würde er Micr erobern, er könnte mit Klugheit ohne Krieg hinein gehen, in den verlassenen Wohnungen der Tülüniden sich nieder- lassen und eine Stadt bauen, der er den Namen el-Kähira, die siegreiche, gäbe, welche die Welt besiegte. — Mu’izz hatte einen von seiner Leib- wache Namens Aflah in Barka, an diesen schrieb er, er solle dem Gau- har, wenn er dorthin komme, zu Fuss entgegen gehen und ihm die Hand küssen; dieser bot 100000 Dinare, wenn ihm dieser Auftrag wieder | 12 68 F. WÜSTENFELD, abgenommen würde, aber Mu’izz bestand darauf und er musste sich fügen. Gauhar zog fort, bis er nach Micr kam, er nahm Besitz von der Stadt am 12. Scha’bän 358 und bezog für die Nacht ein Lager an der Stelle, wo jetzt Kähira steht; er zog die Grundlinien für das Schloss, fing den Bau desselben an und die Leute steckten im Umkreis die Linien für die Strassen ab. Die Grundlinien für das Schloss waren noch in derselben Nacht, als er sich gelagert hatte, gezogen, ehe der Morgen anbrach, und als es Tag wurde, bemerkte er, dass sie hier und da krumm und schief waren; er wunderte sich darüber nicht, sondern indem er sagte: in einer geseg- neten Nacht und zur glücklichen Stunde ist der Graben gezogen, liess er es, wie es war und setzte den Bau ohne Unterbrechung fort, bis er fertig war. Der Platz war da, wo jetzt die hohe Schule Qälihia steht zwischen den beiden Schlössern und der Strasse Eidumir in der Länge und von den sieben Fenstern bis zur Strasse am Fest-Thor in der Breite. Um die vollständige Gränze hiervon kennen zu lernen, nimmst du das Thor der genannten hohen Schule zur Linken und gehst nach den sieben Fenstern, dann nach dem Grabmal des Husein, nach der Strasse Eidumir, dann nach der platten Säule, dann nach dem Platze zwischen den beiden Schlössern, bis du wieder an das Thor der Cälihia kommst, wo du an- gefangen hast; alles was auf diesem Rundgange dir zur Linken lag, war der Platz des Schlosses, welches neun Thore hatte, davon einige ursprüng- lich, andere erst später hinzugekommen. Dazu gehörte 1) das goldene Thor, welches an der Stelle der jetzigen hohen Schule Dhähiria gewesen sein soll. 2) Das Thor des Vorschmeckers Bibars an der Stelle der nach ihm benannten Herberge; da das Schloss damals von seinen Bewohnern verlassen war, so war es ohne Aufsicht und wurde zerstört. Der Kadhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir sagt: ein Pförtner am T'hore der Za- hümia, Namens Murhaf, erzählte mir im J. 603, er sei lange Zeit an diesem Thore angestellt gewesen, habe aber nie gesehen, dass Holz in dasselbe hineingetragen oder Kehricht herausgeworfen sei, dies sei eine der Ursachen des Verfalls gewesen, denn das Holzwerk desselben sei zum Brennen benutzt und der Kehricht zu Schutthaufen angewachsen, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 69 dann hätten andere Leute sich unrechtmässiger Weise in den Besitz ge- setzt, bis die hohen Schulen und Wohnhäuser daraus gebaut seien. — Nämlich daraus baute der Sultan el-Malik el-Gälih Nagm ed-Din Ajjüb seine hohe Schule Cälihia, el-Dhähir Bibars seine hohe Schule Dhähiria, Peschtak, einer der Emire unter der Regierung von el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün, das nach ihm benannte Schloss, die Münze kam in die Mitte zu stehen, und als Überbleibsel blieb nur das alte Krankenhaus, denn es lag an einem freien Platze, welchen der Fätimide el-Aziz billah ben el-Mu’izz bebaute, und ebenso der Thurm, welcher an der Ecke steht, wenn man von dem Krankenhause nach der Strasse des Festthores geht und nach der Mauer, welche nicht dazu gerechnet wird. Die Thore und Mauern von Kähira. Als der General Gauhar die Grundlinien zog, setzte er darin vier Thore fest, zwei nähere und zwei entferntere. Zu den näheren gehört das Thor Zuweila, so be- nannt nach Zuweila, einem Stamme der Berbern, welche mit Gauhar aus Magrib kamen, und desshalb gab es nach der Erklärung glaubhafter Männer zwei Thore Zuweila, eines davon war der noch jetzs vorhandene Bogen gegenüber der Kapelle des Säm ben Nüh, das andere an der Stelle der Buden, in denen Käse verkauft wird links von dem erwähnten Bogen, durch welchen man nach der Mahmüdia geht. Die Veranlassung, wess- halb es aufgegeben und erneuert wurde, war, dass el-Muizz, für welchen Kähira gebaut war, als er bei seiner Ankunft aus Magrib seinen Einzug hielt, durch den hier jetzt noch vorhandenen Bogen eintrat; die Leute drängten sich darin und bogen zur Seite, um durch das andere Thor hinein zu kommen, und es entstand daraus allgemein der Glaube, dass, wer durch dieses Thor einträte, seine Bitte nicht gewährt finde; desshalb wurde es ausser Gebrauch gesetzt und zugemauert und südlich davon ein Durchgang angelegt, durch welchen man nach der Mahmüdia kommt, und nördlich ein anderer Durchgang, welcher zu den Wohnungen der Treiber und deren Umgebung führt. — Die beiden entfernteren Thore sind der Bogen, welcher am Eingange in das Eroberungs - Thor vor der Strasse des Bahä ed-Din steht, und ein anderer freistehender Bogen am Eingange in das Sieges-Ihor in der Nähe der jetzigen Waarenniederlagen 70 F. WÜSTENFELD, des Keisün, welcher abgetragen ist. Neu aufgebaut wurden dann das Thor Zuweila, das Sieges- und das Eroberungs-Thor, wie sie jetzt sind, durch el-Afdhal ben Emir el-Gujüsch, wie der Kädhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir in seiner Beschreibung der Strassen sagt, nur dass er an einer anderen Stelle bemerkt, das 'T'hor Zuweila sei von el-’Aziz billah erbaut und von Badr el-Gamäli vollendet, es gehöre zu den grössten und höchsten Thoren und habe keine 3, üb Aussenmauer, wie sie sonst ge- wöhnlich die Thore haben. Das Thor des Sa’äda hat seinen Namen von Sa’äda ben Hajjan von der Leibwache des Mu’izz, welcher ihn mit einer Armee dem Gau- har nachschickte; in der Folge war er Statthalter von Ramla. Das Brückenthor, genannt nach der Brücke, welche davor ist, und zu den Bauten des Gouverneur Gauhar gehört, er legte sie an, als er sich vor den Karmaten fürchtete, um über sie nach der Strasse el- Maks hinüberkommen zu können. Der Bogen, welcher auf der grossen Hauptstrasse vor dem T'hore Zuweila steht an der Ecke der Mungibia zur Zeit bei den Vogelhändlern, war ein von el-Häkim biamrillah erbautes Thor ausserhalb Kähira, wel- ches das neue Thor hiess. Das Fensterthor, in der Nähe der Brücke des Emir Musak gehört, wie ich glaube, ebenfalls zu den Bauten der Fatimiden. Als der Sultan Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb in Ägypten zur Re- gierung kam, übertrug er die Herstellung der Mauern von Kähira und Micr im J. 569 dem Eunuchen Bahä ed-Din Karäküs el-Asadi el-Rümi, weil sich damals bei ihnen eine grosse Zahl gefangener Franken befand; er baute also eine Mauer rings herum und um das Bergschloss und Fus- tät und hörte nicht auf daran zu bauen, bis der Sultan Galäh ed-Din starb, und sie ist noch jetzt vorhanden. Er liess darin mehrere 'Thore anbringen, wie das Seethor, das 'Thor el-Scha’ria, das Thor el-Barkia und das Thor el-machrük. Er baute auch zwei hohe Thürme, den einen an der Strasse el-Maks in der Nähe der Moschee am Seethor, und dieser ist es, welchen Schams ed-Din el-Maksi, Wezir des Malik el-Aschraf Scha’bän ben Huseim im Anfange der 770er Jahre zerstörte und in den > CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 71 Bereich der genannten Moschee hineinzog, als er diese neu aufbaute; der andere Thurm ist der am Brückenthore im Süden von Fustät. Der Kädhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir sagt: Der Umfang dieser Mauer vom Anfang bis zum Ende beträgt 29302 Ellen nach Haschimitischem Maasse, nämlich von dem Seethor bis zum T'hurme an dem rothen Schutt- haufen bei der Mündung des Canals von Kähira 10000 Ellen, von dem rothen Schutthaufen bis an das Bergschloss auf der Seite der Kapelle des Sa’d ed-Daula 7200 Ellen, von dieser Kapelle bis an das Seethor 8392 Ellen und der Umfang des Schlosses 3110 Ellen. ’Imäd ed-Din Fürst von Hamat begnügt sich in seiner Chronik die Ellenzahl der ganzen Mauer anzugeben ohne die Einzelheiten, auch hat er die zwei überschies- senden Ellen nicht berechnet‘). Der grösste Theil dieser Mauer ist verfallen und selbst die Richtung der Fundamente meistens verändert, weil die Gebäude der anstossenden Grundstücke damit in Verbindung gebracht sind, so dass man sie an vielen Stellen nicht mehr von einander unterscheiden kann. Der Theil zwischen dem Seethor und dem rothen Schutthaufen ist eingestürzt und keine Spur mehr davon vorhanden, und es kommt hinzu, dass an den- jenigen Stellen, welche innerhalb der alten Mauer von Kähira liegen, der Boden salzig und das Wasser nicht trinkbar ist. Ibn Abd el-Dhähir sagt: desshalb war Mu’izz, als er nach, Ägypten kam und seinen Einzug in Kähira hielt, gegen Gauhar ungehalten, dass er die Stadt nicht an der Stelle der Strasse el-Maks in der Nähe des Seethores oder südlich von Fustät in der Nähe von el-Racad gebaut habe, weil hier nahe am Nil die meisten Brunnen gutes Wasser liefern. Die Strassen von Kähira sind in der Folge weiter ausgedehnt und die Gebäude ringsherum vermehrt, so dass was ausserhalb der Mauer liegt, das Doppelte von dem inneren Theile beträgt; einiges davon wird in die Regierungszeit der Fatimiden gerechnet, anderes schon früheren Herrschern zugeschrieben, weil die ersten Namen vergessen und andere 1) Eine solche Angabe finde ich bei Abulfida nicht; die Einzelzahlen ergeben nur 28702 Ellen. 72 F. WÜSTENFELD, dafür aufgekommen sind, oder weil ganz neue Strassen entstanden, welche früher nicht vorhanden waren; anderes ist ganz unbekannt geworden, weil es in der Länge der Zeit seine Bedeutung verloren hat. Hier kommt es nur darauf an, diejenigen Orte namhaft zu machen, deren Bedeutung noch bekannt und die im Volksmunde noch gebräuchlich sind, andere sind ausgeschlossen; ich werde sie aber nach der Ordnung ihrer Lage, nicht nach der Ordnung ob sie alt oder neu sind, angeben. Zu den bekannten Strassen innerhalb der Mauer gehören Die Strasse des Bahä ed-Din innerhalb des Eroberungsthores, benannt nach dem Eunuchen Bahä ed-Din Karäküs, dem Erbauer der Mauer von Kähira; zur Zeit der Herrschaft der Fatimiden hiess die Stelle „zwischen den beiden Strassen“, dann bauten noch unter den Fa- timiden die Familien Reihänia und ’Azizia die Häuserreihe, welche nach ihnen benannt wurde, und als Bahä ed-Din Karäküs darin wohnte, wurde sie unter dessen Namen bekannt und das frühere kam in Vergessenheit. Die Strasse Bargawän, benannt nach Bargawän, dem Schloss- aufseher zur Zeit des ’Aziz ben el-Mu’izz, des zweiten Fatimiden Cha- lifen von Ägypten, welcher ihm letztwillig die Aufsicht über seinen Sohn el-Häkim übertrug, so dass er zu hohem Ansehen gelangte, bis ihn später el-Häkim selbst umbringen liess. Unter seinem Nachlass sollen sich Tausend Beinkleider mit Tausend seidenen Gürteln befunden haben. In dieser Strasse lag das Haus des Malik el-Mudhaffar ben Emir el-Gu- jüsch Badr el-Gamäli. Die Reihe el-Käfüri war ein Garten, welcher dem Käfür el-Ich- schidi gehörte und bei der Erbauung von Kähira unberührt blieb bis zum J. 651, wo die Familien Bahria und 'Azizia hier Ställe anlegen und die Bäume entfernen liessen, indess ist die Benennung nach Käfür wie früher beibehalten. Die Reihe el-Charanfasch') war eine Rennbahn für die Fati- 1) Bei Macrizi steht im Register und im Text T.II. pag. 197 Z.3 v. u. Cha- ranschaf, dagegen T. II. pag. 27 Charaschtaf, was hier erklärt wird durch Abfälle, welche beim Heizen der Bäder zu Stein verhärtet waren, so dass damit gebaut werden konnte. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 73 miden Chalifen, zu der sie vom Schlossthor aus durch einen unterirdischen Gang zu Pferde gelangen konnten, welcher dann zu einem Wasser-Ab- fluss eingerichtet wurde, als man die hohe Schule Gälihia errichtete; in der Folge baute hier el-Mwizz nach dem J. 600 Ställe von Charanfasch, welche hiernach benannt und bezogen wurden. Die Gasse Schams ed-Daula in der Nähe des Thores el-Za- hüma war zur Zeit der Fatimiden unter dem Namen ‚Strasse der Emire‘ bekannt. Dort stand das Haus des ’Abbäs, Wezirs des Malik el-Dhäfir, und die hohe Schule Masruria, errichtet von Masrür, dem Schlossaufseher unter der Fatimiden Herrschaft, welcher auch unter den Ajjubiden noch im Amte blieb, besonders unter dem Sultan Caläh ed-Din. Dann wohnte dort Schams ed-Daula 'Türän Schah ben Ajjüb, der Bruder des Sultans Ca- läh ed-Din Jüsuf und legte hier eine Gasse an, welche seinen Namen führt. Die Strasse Zuweila, nach Zuweila, einem Stamme der Berbern benannt, welche in Begleitung des Generals Gauhar kamen, am Thor Zuweila, ist eine lange, breite Strasse. Die Strasse el-Gaudaria hatte ihren Namen von einer Familie Gaudaria unter der Fatimiden Herrschaft, welche von Gaudar, dem Kam- merherrn des Obeidallah el-Mahdi, Ahnherrn der Fatimiden Chalifen, abstammte; sie hatten hier eine Reihe Häuser errichtet und bezogen, als Gauhar Kähira erbaute; in der Folge wohnten dort die Juden, bis der Fatimid el-Häkım erfuhr, dass sie die Muslimen bedrückten und die Religion des Islam verwünschten, da liess er ihnen ihre Thüren verram- meln und sie Nachts verbrennen; danach wohnten sie in der eben ge- nannten Strasse Zuweila. el-Weziria hatte den Namen von Abul-Farag Ja’cüb ben Kils, Wezir des Fatimiden el-Mu’tazz billah; er war von Jüdischer Abkunft, hatte einen Dienst unter der Herrschaft der Ichschiden und flüchtete zu dem Fatimiden el-Mu'izz nach Magrib, weil er sich fremdes Geld ange- eignet hatte. Er stiess auf die Armee des Mu’izz unter Gauhar, kehrte mit diesem um und erhielt bei el-Mu’izz einen hohen Posten, bis er ihn zum Wezir ernannte. Sein Haus lag an der Stelle der hohen Schule des Ministers (Qähib) Cafi ed-Din Ibn Schukr, Wezir des Malik el-Ädil Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1, K 74 | F. WÜSTENFELD, Abu Bekr ben Ajjüb, der sogen. Qähibia an dem kleinen Markt el-Cä- hib, und war vorher ein Magazin für Seidenwaaren gewesen. el-Mahmüdia ist, wie der Kädhi Muhji ed-Did Ibn Abd el-Dhä- hir sagt, vielleicht nach einer Familie dieses Namens benannt, welche zur Zeit des Fatimiden el-Mu'izz billah nach Ägypten kam. Die Griechenstrasse innerhalb des Thores Zuweila wurde von den Griechen angelegt, welche in Begleitung des Generals Gauhar kamen, als er Kähira erbaute; sie erhielt von ihnen den Namen und hat ihn bis jetzt behalten. el-Bätilia ist nach Ibn Abd el-Dhähir nach Leuten benannt, welche zu el-Muizz dem Erbauer von Kähira kamen, als er den Lohn schon ausgetheilt hatte und sie nichts erhielten; da sagten sie: wir gehen leer aus bätil und davon hiess die Strasse Bätilia. Die Strasse el-Deilam hat den Namen von den Deilamiten, welche in Begleitung des Aftakin el-Muw’izzi, von der Leibwache des Deilamiten el-Mu’izz ben Buweih kamen. Aftakin hatte sich zur Zeit des Fatimiden el-Mu’izz Syriens bemächtigt und mit Hülfe der Karmaten den General Gauhar geschlagen; el-Aziz billah, welcher gegen sie aus- zog, nahm ihn in Ramla gefangen und kam mit ihm nach Kähira, wo er ihn mit Geschenken überhäufte und ihm und seiner Begleitung in dieser Strasse Wohnungen anwies. In derselben lag auch das Haus des Malik el-Gälih Taläi’ ben Ruzzeik, des Erbauers der Moschee Cälihi aus- serhalb des T'hores Zuweila, er wohnte dort ehe er Wezir wurde und ein Fenster davon ist noch jetzt als der Bogen des Cälih bekannt. Die Strasse Kutäma in der Nähe der Moschee el-Azhar in der Nachbarschaft der Bätilia hat ihren Namen von Kutäma einem Stamme der Berbern, welche mit Gauhar aus Magrib kamen. Die Stallung el-Tärima hinter dem Grabmal des Husein gehörte zu dem Schlosse und in dieser Reihe stand das Haus der milden Bei- träge, welche am Feste der beendigten Fasten darin abgegeben wurden, es war erbaut von el-Mämün el-Batäihi Wezir') 1) Die beiden letzten Worte stehen als Custos unten auf der Seite, allein das folgende Blatt fehlt, wesshalb auch der Anfang des nächsten nicht ganz verständlich ist. CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 75 Die Strasse am Brückenthor. Ibn Abd el-Dhähir sagt: ’Ilm ed-Din Ibn Mammäti hat mir erzählt, dass sie in den alten Grundbesitz- Büchern el-Murtähia heisse. el-Maks «äll war, wie Kudhä’i in seiner Beschreibung der Strassen sagt, ein unter dem Namen der Umm Dunein bekanntes Feld, wo der Einnehmer seinen Sitz hatte, um den Tribut in Empfang zu nehmen und es hiess davon mi! el-maks der "Tribut mit & kef geschrieben, dann wurde kef in der gewöhnlichen Sprache mit kaf verwechselt. Ibn Abd el-Dhähir bemerkt, dass einige Leute „Sl el-maksim, der Platz der Ver- theilung, sprächen, weil bei der Eroberung an der Stelle die Vertheilung der Viehherden stattgefunden habe; er setzt aber hinzu, dass er diese Bezeichnung schriftlich nicht gesehen habe. Der geebnete Platz in dieser Gegend war ein Garten; wenn der Chalif an dem Tage, wo die Schleusen des Nil geöffnet wurden, von dem Canal zurück ritt, kam er auf dem westlichen Ufer des Canals mit seinem Gefolge dorthin, begab sich allein hinein und tränkte darin sein Pferd, dann kam er heraus und begab sich in sein Schloss. Ibn Abd el-Dhähir sagt: die Stelle dieses ebenen Platzes nehmen jetzt Häuser und Strassen ein, die so bekannt sind, dass ihre Beschreibung nicht nöthig ist; gelobt sei der, welcher keiner Ver- änderung unterworfen ist! Dazu bemerke ich, dass der grösste Theil dieser Häuser und Strassen jetzt zerstört ist, so dass davon nur noch die Spuren vorhanden sind, einige sind noch übrig geblieben, welche von einzelnen Menschen bewohnt werden. Die Reitbahn el-Kamh (am Getreidemarkt) war früher ein Garten des Sultans, genannt el-Maksi, in den das Wasser aus dem Ca- nal Dsikr eintrat, welchen Käfür el-Ichschidi hatte anlegen lassen; da- nach befahl der Fatimide el-Dhähir die Steine in dem Grunde der Was- serleitung heraus zu nehmen, diese auszugraben und einen Teich anzu- legen vor der Lulua; den genannten Canal liess er beibehalten, um für den Teich das stagnirende Wasser zu liefern. Als die Herrschaft der Fatimiden zu Ende ging und die alten Baureste in der Lulua und an anderen Stellen verlassen wurden, baute eine Horde von Negern, genannt el-Farahia, die bei el-Maks an einem ebenen Platze el-Lulua gegenüber K2 76 F. WÜSTENFELD, wohnten, eine Strasse, welche den Namen ‚Räuberstrasse‘ erhielt, weil sie mit anderen beständig in Feindschaft lebten. Das Ufer des Ibn el-Tabbän auf der Westseite des Canals von Kähira hat den Namen von Ibn el-Tabbän, Capitain der Brandschiffe unter den Fatimiden. Der Chalif el-Amir hatte befohlen, el-Chark ge- genüber die Westseite des Canals zu bebauen und Ibn el-Tabbän war der erste, welcher hier eine Moschee errichtete, einen Garten anlegte und ein Haus baute, und die Strasse führt bis jetzt noch seinen Namen. Die Strasse el-Lük (der Einfältigen) ist eine alte breite Strasse, die nach der Reitbahn führt, welche für den Sultan hergerichtet war für die Zeit, wenn der Nil hoch wurde. Jugendliche Strolche und Gesindel hatten sich hier Wohnungen gebaut und der jetzt unter dem Namen Bäb el-Lük bekannte Platz ist ein Theil davon. Die Strasse am Teich el-Fil. Dies ist ein grosser umfangreicher Teich im Süden der Mauer von Kähira, rings von hohen Gebäuden um- geben. Ibn Abd el-Dhähir sagt, er sei benannt nach einem Manne Namens el-Fil aus dem Gefolge des Ibn Tülün, und wie schön sind die Worte des Ibn Sa’id el-Magribi über ihn: Betrachte den Teich el-Fil, welchen die schönen Aussichten umgeben wie Blumenkränze das Haar; Als wären sie, wenn die Blicke darüber hinschweifen, Sterne, womit man im Kreise den Mond umgeben hat. Die Strasse der Tülünischen Moschee von el-Caliba und der Umgegend her. Bei der Beschreibung der Strassen von Fustät ist schon erwähnt, dass auf diesem Grundstücke Wohnungen des Ahmed ben Tü- lün und seiner Truppen lagen, der Berg auf der Nordseite der Berg Jaschkur hiess und hier die Tülünische Moschee erbaut wurde. el-Malik el-Cälih Nagm ed-Din Ajjüb liess mehrere Schlösser in grösster Schönheit und Festigkeit errichten, die den Namen el-Kabsch erhielten; dort wohnten die angesehensten Emire, bis das Volk sie zerstörte in dem Aufstande el-Gilibbän vor dem J. 770, und bis auf diesen Tag im J. 800 ist die Wiederherstellung der Gebäude verhindert. Die Strasse el-Magämida hat diesen Namen von einer Abtheilung CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 77 der Berbern, welche mit el-Mu’izz aus Magrib kam; ihr Anführer Ab- dallah el-Macmüdi war von el-Mämün Ibn el-Batäihi, dem Wezir des Ämir, bevorzugt und rühmend erwähnt, er übertrug ihm die Nachtwache an seinen Thoren und theilte ihm eine Anzahl aus seinem Gefolge zu. el-Hilälia war nach der Meinung des Ibn Abd el-Dähir die Strasse, welche el-Mämün Ibn el-Batäihi vor dem von el-Häkim erbauten eisernen Thore in der Hauptstrasse links vom Ausgange für die Macämida ange- legt hatte, als er sie bevorzugte und rühmend erwähnte; er wollte es vermeiden, den Teich el-Fil zu verbauen und diese Strasse ragte über das Ufer dieses Teiches empor bis in die Zeit des Chalifen el-Häfidh. el-Muntagibia war, wie Ibn Abd el-Dähir erfahren hatte, be- nannt nach einer Person zur Zeit der Fätimiden, welche unter dem Na- men Muntagib ed-Daula bekannt war. el-Jänisia ist nach der Meinung des Ibn Abd el-Dhähir benannt nach Jänis, dem Wezir des Häfidh, mit dem Beinamen Emir el-Gujüsch Seif el-Isläm; er wurde auch Jänis der Aderlasser genannt, weil er dem Hasan ben el-Häfidh die Adern geöffnet und ihn dann verlassen hatte, bis er todt war. Er setzt hinzu: es gab im Reiche auch einen Mann Namens Jänis el-Azizi und Jänisia war auch eine Familie zur Zeit des Chalifen el-Aziz billah, zu welcher Jänis el-Ciklabi gehörte, nach jedem von diesen kann diese Strasse benannt sein. — Ibn Abd el-Dähir nennt noch eine Menge Strassen, welche die Soldaten bewohnten, vor dem Thore Zuweila, einige von ihnen sind noch bekannt, wie die Strasse Haleb und die Habbänia, andere nicht so, wie el-Scharbak, el-Mämü- nia, die lange Strasse, die kurze Mancüra und die Strasse Abu Bekr. Die Moscheen. 1. Die älteste ist die Moschee el-azhar, sie wurde von dem General Gauhar erbaut, nachdem sein Gebieter el-Muizz seinen Einzug in Kähira gehalten und dort seinen bleibenden Wohnsitz genommen hatte; der Bau wurde vollendet und der erste Gottesdienst darin gehalten Frei- tag den 7. Ramadhän 361. Der Verfasser des „äussersten Zieles der Phi- 78 F. WÜSTENFELD, lologie')“ sagt: el-’Aziz ben el-Muizz renovirte diese Moschee und als el-Häkim die seinige erbaute, verlegte er dahin das Kanzelgebet für den Regenten und es wurde in der Moschee el-azhar nicht gehalten, bis es unter dem Sultan el-Dhähir Bibars im J. 665 wieder hierher zurück verlegt wurde, da stieg ihr Ansehen so, dass sie die bedeutendste aller Moscheen in Kähira wurde. Ibn Abd el-Dhähir sagt: ich habe von vielen Leuten sagen gehört, dass darin ein Talisman sei, welcher ver- hindere, dass Sperlinge darin nisten. 2. Die Moschee des Häkim in der Nähe des Froberungs- und des Sieges-T'hores, welche im J. 396 vollendet wurde, stand ursprünglich ausserhalb Kähira, da sie früher als die beiden genannten jetzigen Thore errichtet wurde, denn sie stand ausserhalb der beiden Bogen, welche jetzt noch die Stelle der beiden früheren Thore bezeichnen. In der Le- bensbeschreibung des ’Aziz heisst es, dass er im ersten Zehnt des Rama- dhän 379 den Grund gelegt habe, und in dem Leben des Häkim, dass einer von dessen Weziren den Anfang gemacht habe; an einer Mauer in der Nachbarschaft des Eroberungs-Thors steht, dass sie unter el-Mun- tacir zur Zeit des Emir el-Gujüsch im J. 480 gebaut sei. Ein Erweite- rungsbau an der Seite der Moschee von el-Dhähir ben el-Häkim blieb unvollendet; erst unter el-Malik el-Cälih Nagm ed-Din Ajjüb wurde fest- gestellt, dass er zur Vergrösserung der Moschee bestimmt und darin eine Kanzel vorhanden sei, er wurde von seiner anderen Umgebung befreit und mit der Moschee verbunden. Der jetzige Bau derselben stammt aus der Zeit des Turkomanen el-Mu’izz Eibek, ist aber ohne Dach geblieben. 3. Die Moschee el-akmar wurde von dem Fatimiden el-Ämir erbaut durch Vermittlung seines Wezirs el-Mämün Ibn el-Batäihi und im J. 519 vollendet. Ich bemerke dazu, dass darin das Kanzelgebet für den Regenten nicht eher gehalten wurde, bis der Emir Jalbugä el- Sälimf, einer der Wezire unter el-Dhähir Barkük, sie im J. 801 restau- rirt hatte. 1) Es wäre auffallend, wenn Calcaschandi hier und an anderen Stellen seine eigene Schrift eitirte, vergl. das Vorwort 8.4; ich glaube vielmehr, dass das Werk eines anderen Verfassers, welches denselben Titel führt, gemeint ist. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 79 4. Die Moschee beiel-Maks am Seethore, auch die Moschee el-anwar genannt, erbaute ebenfalls der Fatimide el-Häkim im J. 393; sie wurde durch den Präfecten Schams ed-Din el-Maksi, Wezir des Malik el-Aschraf Scha’bän ben Husein, renovirt. 5. Die Moschee des Dhäfir, jetzt die Moschee der Obst- händler genannt, baute der Fatimide el-Dhäfir innerhalb der beiden Thore Zuweila im J. 543; an der Stelle stand vorher ein Schaafstall und die Veranlassung, daraus eine Moschee zu bauen, war folgende. Ein Pallastdiener beobachtete aus einem über dem Stall gelegenen Stockwerk, wie ein Schlächter zwei Schaafe herausführte, von denen er eins schlachtete; dann legte er sein Messer zur Seite und ging hin um ein Bedürfniss zu befriedigen. Unterdessen kam das andere Schaaf, nahm das Messer mit seinem Maule und warf es in den Abzugscanal; als dann der Schlächter zurückkam, fand er das Messer nicht, worauf der Diener ihm zurief und das Schaaf aus seinen Händen befreite. Diese Geschichte verbreitete sich rasch unter den Schlossbewohnern und sie liessen die Moschee erbauen, 6. Die Moschee des Cälih wurde erbaut von el-Gälih Talär ben Ruzzeik, dem Wezir der Fatimiden el-Fäiz und el-’Ädhid, vor dem Thore Zuweila in der Absicht den Kopf des Husein von Ascalon hierher zu holen, als man dort einen plötzlichen Einfall der Franken befürchtete. Nachdem sie vollendet war, verweigerte el-Fäiz die Erlaubniss dazu und baute selbst in der Nachbarschaft des Schlosses das Denkmal, welches als das Grabmonument des Husein bekannt ist, und liess im J. 549 den Kopf in dasselbe herbeiholen. Daneben legte er eine Cisterne an mit einer Wasserleitung, welche das Wasser beim Steigen des Nil aus dem Canal in der Nähe des Thores el-Chark herführte. In dieser Moschee wurde aber das Gebet für den Regenten nicht gehalten, zuerst geschah dies unter dem Turkomanen el-Muizz Eibek im J. 652 und das Gebet sprach Acil ed-Din Abu Bekr el-Isirdi. Unter der Herrschaft der Türken nahm die Anzahl der Moscheen sehr zu, besonders zur Zeit des Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün und nachher, wo unzählige neue Moscheen erbaut wurden, wie die Ma- ridinische und die des Kücün vor dem T'hore Zuweila und andere; auch 80 F. WÜSTENFELD, wurde in vielen hohen Schulen und in den kleineren Kapellen der Frei= tags-Gottesdienst gehalten, welche zerstreut in den Strassen standen, weil die Bevölkerung so sehr zunahm, dass die Moscheen für sie zu eng waren. Die hohen Schulen. Unter der Herrschaft der Fatimiden und vorher gab es deren nur wenige, ja eigentlich gar keine, nur dass in der Nähe des Schlosses hinter der Herberge des Masrür das so gen. Haus der Wissenschaft stand, in welchem ein Lehrer des Schiitischen Glaubens seinen Sitz hatte, um den sich die Schüler versammelten, um über die Wissen- schaften, welche mit ihrer Lehre zusammenhingen, zu disputiren. el-Hä- kim bestimmte hierfür einen Theil seiner Legate, welche er für die Mo- schee el-azhar, die Moschee el-Maks und die Moschee Räschida ausge- setzt hatte. In der Folge hob el-Afdhal Ibn Emir el-Gujüsch dieses Haus auf wegen der Versammlungen, die darin gehalten, und der Lehren, die darin verhandelt wurden, aus Furcht, dass man sich über eine an- dere Lehrmeinung einigen könnte; el-Amir stellte es dann auf die Für- sprache der Pallastbeamten wieder her unter der Bedingung, dass der Verwalter ein religiöser Mann sei, der Lehrer die Oberaufsicht habe und Vorsitzende angestellt würden mit der Verpflichtung den Koran vorzu- lesen. el-Musabbihi erzählt in seiner Chronik, der Wezir Abul-Farag Ja’cüb ben Kils habe el-Aziz billah für eine Anzahl von Gelehrten um Stipendien gebeten und habe einem jeden davon soviel gegeben, als er zu seinem Unterhalt bedurfte und ihnen an der Seite der Moschee el- Azhar ein Haus gebaut; jeden Freitag nach dem Gebet bildete sich in der Moschee ein Kreis, in welchem sie über theologische und juristische Fragen Vorträge hielten; Abu Jacüb, der Kadhi des Stadtviertels am Graben, war das Oberhaupt der Versammlung und ihr Vorgesetzter bis zur Abendzeit; es waren ihrer 37 Personen. Dann kam die Herrschaft der Ajjubiten, welche das 'Thor der Güte öffnete und den Baum der Wohlthaten ausbreitete, da baute el-Malik el-Kämil Muhammed ben el- ’Ädil Abu Bekr das Traditionshaus Kämilia zwischen den beiden Schlössern CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 81 im J. 622 und richtete darin den Unterricht für die vier orthodoxen Secten und das Kanzelgebet ein. Die Umgebung blieb öde, bis unter dem Turkomanen el-Mu’izz Eibek im J. 650 daselbst Häuser gebaut und zugleich für die Schule Stiftungen gemacht wurden; die Grossen des Reiches liessen auch hohe Schulen errichten, die aber nichts zu ihrem Unterhalt erhielten. Dann kam die Türkische Herrschaft, unter welcher dies einen Aufschwung nahm und weiter ausgedehnt wurde. So baute el-Dhähir Bibars die hohe Schule Dhähiria zwischen den beiden Schlössern in der Nähe der hohe Schule Cälihia. Dann folgte el-Mancür Kiläwün mit der hohen Schule Mancüria innerhalb seines Krankenhauses; gegenüber erhob sich ein Grabdenkmal. Hierauf baute el-Näcir Muham- med ben Kiläwün die hohe Schule Näciria in der Nähe des gedachten Kranken- hauses, dann el-Näcir Hasan ben Muhammed ben Kiläwün die prachtvolle hohe Schule unterhalb des Schlosses, welche ihres Gleichen nicht hat; man sagt, dass ihre Säulenhallen in der Höhe die des Pallastes des Perserkönigs noch um mehrere Ellen übertroffen haben. Hiernach baute der Sohn seines Bruders, el- Aschraf Scha’bän ben Husein, die hohe Schule Aschrafia auf der Anhöhe unterhalb des Schlosses, er starb aber vor ihrer Vollendung und el-Näcir Farag ben el-Dhähir Barkük liess sie im J. 814 wieder abbrechen, weil sie gegen das Schloss hervorstach; die Steine wurden zur Herstellung der Hof- räume verwandt, welche er bei den Camelställen auf dem Schlosse her- richten liess. Es ist nicht bekannt, dass vorher schon eine hohe Schule wieder zerstört worden sei. el-Dhähir Barkük baute die hohe Schule Dhähiria zwischen den beiden Schlössern in der Nachbarschaft der Kämilia in höchster Schönheit und Pracht, worin auch das Kanzelgebet gehalten wurde; es waren darin Wohnungen für die Cufiten eingerichtet nach Art der Her- bergen, und Lehrstühle für die vier orthodoxen Oberlehrer. Die Auf- sicht über den Bau führte der Stallmeister Gerkes el-Chalili, es wurde Histor.-philolog. Classe. XXV. 1. L 82 F. WÜSTENFELD, auf das umfängliche Werk grosse Sorgfalt verwandt und die Dichter machten dazu Reime, wie unter anderen Und einige der Diener, gehorsam seinem Befehl, riefen die Felsblöcke herbei, da kamen sie in Eile. In dieser Weise drückten sich alle aus und auch mich forderte einer der Grossen auf etwas der Art zu dichten, da componirte ich einige Verse, von denen diese sind: Durch el-Chalili ist das Werk wohl hergerichtet, mit Schnelligkeit gebaut, nicht, wie gewöhnlich, langsam. Wieviel des Wunderbaren hat die Schärfe seines Urtheils hervorgebracht! Nun zeigt sie ein Bild, welches dich ein ähnliches entbehren lässt. Wieviele Felsen sind, anscheinend durch die Ginnen, herbeigeschafft! Denn sie sind auf den Wink gekommen und in Eile. Inzwischen haben die Emire und andere Grossen die hohen Schulen gebaut, die jetzt die Strassen füllen und einnehmen. Die Herbergen und Gasthäuser. Solche waren vor der Ajjubiden Herrschaft in Ägypten nicht ge- stiftet und der erste, welcher dafür sorgte, war der Sultan Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb, indem er die Herberge Calähia herrichten liess, ein Haus, welches bis dahin unter dem Namen des Sa’id el-Su’adä d.i. ‚‚des Überglücklichen‘‘ bekannt war. Dies war nämlich der Beiname eines Eunuchen des Fatimiden el- Mustancir Namens Kunbur, welchem das Haus gehörte; dann bewohnte es el-Cälih Taläi’ ben Ruzzeik und dieser liess, als er zum Wezir ernannt wurde, aus dem Weziratsgebäude bis zu ihm einen unterirdischen Gang anlegen; auch Schäwir el-Sa’di, Wezir des Malik el-Ädhid und seines Sohnes el-Kämil, wohnte darın. Als nun der Sultan Galäh ed-Din zur Regierung kam, richtete er es zu einer Her- berge ein und stiftete für ihre Unterhaltung die Einkünfte von der Trink- halle innerhalb Kähira und des Gartens el-Habbänia an der Teich-Strasse. Kapellen in denen die fünf täglichen Gebete verrichtet werden, giebt es unzählige, und es kommt selten vor, dass man in irgend einer Strasse von einer oder mehreren Kapellen weit entfernt ist; jede hat einen fest angestellten Vorbeter und mehrere Gehülfen. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 83 Das Krankenhaus. Der Kadhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir sagt: So viel ich in Erfahrung gebracht habe, stand ein solches ursprünglich bei el-Kaschschä- schin, d. h. an dem Platze, welcher jetzt el-Charrätin heisst, in der Nähe der Moschee el-azhar; hier war auch die Münze, welche el-Mämün Ibn el-Tabäihi, Wezir des Chalifen el-Ämir, erbauen liess, jenem Kranken- hause gegenüber. Derselbe hatte Münzstätten auch zu Alexandria, Küc, Tyrus und ’Ascalon herrichten lassen. Als dann der Sultan Galäh ed- Din Jüsuf ben Ajjüb in Ägypten zur Regierung kam und das Schloss in Besitz nahm, befand sich darin ein von Gebäuden umgebener Hof- raum, von el- Aziz ben el-Mu’izz im J. 384 erbaut, welchen nun der Sultan Caläh ed-Din zu einem Krankenhause einrichten liess und dies ist das alte Krankenhaus im Inneren des Schlosses, welches in seiner Gestalt noch jetzt vorhanden ist. Man sagt, darin sei ein Talisman, welcher die Ameisen hindere hinein zu kommen und gerade desshalb sei es zum Krankenhause gewählt. Ibn Abd el-Dhähir bemerkt hierzu noch, er habe im J. 657 die in dem Krankenhause Beschäftigten hierüber befragt und sie hätten ihm die Wahrheit davon bestätigt. — In der Folge baute der Sultan el-Malik el-Mancür Kiläwün das Haus der Prinzessin Sitt el-Mulk, der Schwester des Häkim, welches unter dem Namen el-Kutbia bekannt war, im J. 683 zu einem Krankenhause um, unter der Leitung des Emir Ilm ed-Din el-Schugäi, und im Innern wurde die oben erwähnte hohe Schule Mancüria und das Grabdenkmal errichtet; einige Überreste des Hauses sind noch vorhanden, wie es war, anderes ist verändert; es war darin eine feste Ordnung eingeführt und die Wezire und Männer in ähnlichem Range führten die Oberaufsicht. Der Verfasser der „Wege der Einsicht‘ sagt: Dieses Krankenhaus ist von grossem Umfange und schönem Äussern und hat bedeutende Sondereinkünfte für seinen umfas- senden Bau und die Menge seiner Stiftungen zu seinen beträchtlichen Ausgaben in den verschiedenen Abtheilungen der Ärzte, Augenärzte und Chirurgen. In Kähira sind die Gebäude zu jeder Zeit vermehrt und ältere L2 84 F. WÜSTENFELD, A Denkmäler erneuert, besonders nachdem Füstät zerstört war und die Be- wohner in die neue Stadt hinüberzogen, bis diese so geworden ist, wie sie jetzt besteht mit ihren hohen Schlössern, grossen Häusern, geräumigen Wohnungen, ausgedehnten öffentlichen Plätzen, prachtvollen Aussichten, schönen Moscheen, bewundernswerthen hohen Schulen und berühmten Herbergen, wie sie keine andere Stadt aufzuweisen hat und wie nirgends etwas ähnliches gefunden wird. Der grösste Theil der Gebäude ist von Backsteinen aufgeführt, die Moscheen, hohen Schulen und Häuser der Vornehmen sind aus platt behauenen Steinen erbaut, die Fussböden mit Marmorplatten belegt, die Wände mit Teppichen bedeckt. Die oberen Stockwerke sind aus Palmenholz und solide gearbeitetem Rohrgeflecht. Alle Häuser oder doch der grösste Theil derselben hat weisse Mauern von dem blendend weissen Kalk. Die Einwohner besitzen eine grosse Fertigkeit, eine Wohnung über die andere in die Höhe zu bauen, so dass es Häuser mit zwei bis vier Stockwerken giebt, in jedem Stockwerk sind die Wohnungen vollständig in allen Bedürfnissen und Bequemlich- keiten eingerichtet, die Dächer darüber abgetheilt nach fester Construction und wunderbarer Arbeit, denn, wie der Verfasser der „Wege der Ein- sicht“ sagt, man findet in dieser Beziehung nirgends solche Arbeiter wie in Micr. Dazu kommen dann ausserhalb der Stadt die schönen Gärten, die prachtvollen Aussichten, die am Nil emporragenden Häuser und die beim Steigen desselben aus ihm sich ausbreitenden Canäle; ferner die lieblichen Vergnügungsörter besonders im Frühling, wenn die Teiche vom Nil abgesondert sich ausbreiten, umgeben von verschiedenartigen Saat- feldern mit ihren bunten Blumen, die das Auge erfreuen und das Herz entzücken. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung‘: die Reisenden zu Wasser und zu Lande stimmen darin überein, dass es kein schöneres und kein volkreicheres Land giebt als Ägypten; dahin werden aus den übrigen Ländern der Erde alle seltenen und wunderbar schönen Dinge gebracht; es beherrscht ein grosser Fürst mit einer zahlreichen Armee in einem schönen Gewande, wie es kein anderer König der Erde besitzt; seine Bewohner leben im Überfluss an köstlichen Speisen und Getränken und seine Frauen sind die vollkommensten an Schönheit und CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 85 Geist. In den „Wegen der Einsicht“ sagt der Verfasser: Mehr als ein- mal haben mir Männer, welche die grossen Städte gesehen haben, er- zählt, dass sie keine Stadt gesehen hätten, die soviel Menschen enthalte als Kähira, und den Magd ed-Din Ismä’il habe ich über Bagdad und Tauriz gefragt, ob sie soviele Menschen enthielten als Micr, da sagte er: in Micr giebt es soviele Menschen als sonst in der ganzen Welt. In der „Anweisung“ heisst es: Kähira ist heute die Hauptstadt der Reiche, der Hauptort der Länder und zu unserer Zeit die Residenz der Chalifen, der Sitz der Regierung, der Ausfluss der Gelehrten, das Ziel der Rei- senden, dahin strömt der ganze Orient und Occident mit Ausnahme von Indien, weil dieses zu entfernt und abgelegen ist, so dass wir von seiner älteren Geschichte nur Grossartiges gehört haben und von der neueren, was wir nicht beschreiben können. Ähnliches sagt der Verfasser in den „Wegen der Einsicht“ setzt aber hinzu: Indess ist der Boden salzig und dadurch wird der Verfall der Gebäude beschleunigt. Dies bemerkt auch der Kadhi Ibn Abd el-Dhähir in derselben Weise und dass el- Muizz den Gouverneur Gauhar desshalb getadelt habe, dass er die Stadt an dieser Stelle gebaut und das Ufer des Nil bei el-Maks und südlich von Fustät, wo jetzt das Observatorium steht, verlassen habe. 3. Der dritte Hauptsitz ist die Burg, womit die Burg auf dem Berge gemeint ist, die Residenz des jetzigen Sultans und Sitz seiner Re- gierung; sie wurde von dem Verschnittenen Bahä ed-Din Karaküsch für el-Malik el-Näcir Jüsuf ben Ajjüb erbaut und liegt zwischen der Rück- seite von Kähira, dem Berge Mukattam, Fustät und dem nächstliegenden Theile des Karäfa Berges, so dass sie mit den Gebäuden von Kähira und dem Karäfa zusammenhängt. Ihr Längen- und Breite-Grad ist wie der oben bei Fustät angegebene. Sie liegt auf einer Anhöhe, welche sich auf einigen Abschnitten des Mukattam erhebt und an einer Stelle steigt, an der anderen fällt und ehe sie gebaut wurde, standen auf dem Platze einige Kapellen aus der Zeit der Fatimiden, wie die Kapelle Ru- deini, welche jetzt zwischen den Häusern des Harem des Sultans steht. Der Erbauer, der Sultan Caläh ed-Din, bewohnte sie nicht selbst, sondern sein Sohn el-Malik el-’Aziz noch bei Lebzeiten seines Vaters, jedoch nur 86 F. WÜSTENFELD, für einige Zeit, bis er das Wezirats-Gebäude bezog. Ibn Abd el-Dhähir sagt: mein Vater hat mir erzählt, dass, bevor sie erbaut war, sie jede Nacht auf den Freitag hinausgegangen seien und dort in sorgloser Ruhe übernachtet hätten, wie man in den Kiosken des Berges und des Karäfa übernachtet. Der erste, welcher sie dauernd bewohnte, war el-Malik el- ’Adil Muhammed ben el-Ädil Abu Bekr ben Ajjüb, welcher im J. 604 aus dem Schlosse der Fatimiden dahin übersiedelte, nach ihm blieb sie der Aufenthalt der Sultane bis auf diese Zeit. Als Merkwürdigkeit wird erzählt, dass der Sultan Caläh ed-Din, als er mit seinem Bruder eines Tages zu der Burg hinaufstieg, zu ihm gesagt habe: Diese Burg habe ich für deine Söhne gebaut. Als el--Adil darüber betroffen war und der Sultan dies merkte, fuhr er fort: Du verstehst mich nicht, ich wollte nur sagen: ich bin zum Herrscher geboren, aber meine Söhne werden nicht zur Regierung kommen, und du bist nicht zum Herrscher geboren, aber deine Söhne werden zur Regierung kommen. Da wurde er beruhigt und es kam so, wie der Sultan gesagt hatte; die Burg blieb leer, bis el-Adil in Ägypten und Syrien zur Regierung kam, da ernannte er seinen Sohn el-Kämil Muhammed zum Statthalter in Ägypten und dieser be- wohnte die Burg. In den „Wegen der Einsicht“ wird erwähnt, der erste, welcher sie bewohnte, sei el-Ädil Abu Bekr gewesen, und als el- Kämil sie bezog, habe er sich ihrer angenommen, für ihren Ausbau ge- sorgt und darin mehrere 'Thürme errichten lassen, wie den rothen Thurm. Gegen das Ennde des Jahres 682 baute darin der Sultan el-Malik el-Mancür Kiläwün einen hohen Thurm neben dem grossen Thore el-Sirr oben mit Zinnen von schönen Formen aus glänzendem Marmor mit ächter Vergol- dung und er bezog sie im Gafar 683. Dann baute darin der Sultan el- Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün dreierlei, wodurch der Zweck der Burg erfüllt und die Absicht ihres Erbauers wirklich erreicht wurde: Erstens das schwarzweisse Schloss, worin der Sultan am Ende seiner Tage wohnte, hierher kamen zu ihm seine Emire und Räthe. Der Sultan el-Malik el-Aschraf Scha’bän ben Husein legte eine neue Wohnung an, welche den Marstall überragte, von äusserster Schönheit und Pracht. Zweitens die grosse Halle, in welcher der Sultan Platz nimmt an den CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 87 Tagen, wo das ganze Gefolge sich aufstellt und er für die Unterthanen zu Gericht sitzt. Drittens die Moschee, in welcher der Sultan das Frei- tagsgebet hält. Diese Burg ist mit einer Mauer umgeben und hat geräumige hohe Thürme und drei Thore. Das erste derselben ist auf der Seite des Ka- räfa und Mukattam, es wird am wenigsten betreten und der Weg von dort ist der beschwerlichste; das zweite ist Dab el-sirr das geheime Thor, durch welches vorzugsweise die hohen Emire und ersten Staatsbeamten, wie der Wezir und Geheimsecretär, aus- und eingehen; man gelangt zu ihm von der Anhöhe, d. i. der Rest des Hügels, auf welchem die Burg auf der Seite von Kähira erbaut ist, wenn man anfängt längs der nörd- lichen Mauer weiter zu gehen, bis man an den Eingang kommt gegen- über der grossen Halle; dieses Thor ist immer verschlossen, bis Jemand kommt, welcher berechtigt ist, durch dasselbe ein- und auszugehen, dann wird es geöffnet, aber sogleich wieder geschlossen. Das dritte Thor ist das: grösste, durch dasselbe kommen die anderen Emire und übrigen Personen; man gelangt zu ihm von dem höchsten Punkte der erwähnten Anhöhe, indem man auf gleichmässigen Stufen hinaufsteigt, bis man an den Eingang am Anfange der Ostseite der Burg kommt und in einen langen Hofraum eintritt, an welchem mehrere grosse Zimmer liegen, in denen die Emire Platz nehmen, bis sie zur Audienz vorgelassen werden. Auf der Südseite dieser Zimmer ist die Wohnung des Reichsverwesers, wo der Stellvertreter des Sultans, wenn ein solcher vorhanden ist, sich aufhält um zu Gericht zu sitzen; ferner die Halle des Statthalters, wo der Emir und die Staatssecretäre sich aufhalten, das Secretariats-Bureau für den Geheimsecretär mit seinem Personale, ebenso das Kriegsmini- sterium und die übrigen Ministerien des Sultans. Am obern Ende dieser Zimmer ist das so gen. Kalla-Thor, durch welches man in eine geräumige Flur tritt, an deren linken Seite sich eine Thür befindet, welche in die Moschee führt, in welcher das Gebet für den Regenten gesprochen wird. Diese Moschee ist eine der grössten, schönsten, prächtigsten, reich ver- goldet, von bedeutendem Umfange und beträchtlicher Höhe, der Fuss- boden mit vorzüglichen Marmorplatten belegt, das Dach im Innern mit 88 F. WÜSTENFELD, Gold ausgelegt, in ihrer Mitte steht eine kleine Kapelle, an die sich die Kanzel anlehnt, auf welcher der Sultan am Freitage betet; die Fenster dieser Kapelle sind mit eisernen Gittern und Vorhängen versehen; auf der Rückseite dieser Moschee gelangt man an eine Thür mit einem Vor- hang und an die Wohnungen der Frauen des Sultans. Am oberen Ende der erwähnten Flur ist eine Bank, auf welcher der Aufseher über die Mamluken sitzt und daneben ist der Eingang des oben genannten ge- heimen Thores, und seitwärts davon ein Durchgang, durch welchen der Eintretende die grosse Säulenhalle bemerkt. Dies ist eine grosse unver- gleichliche Halle mit hohen Säulen und einem weiten Vorraum, sie ist mit einem hohen festen eisernen Gitter umgeben und in der Mitte steht der Thron des Herrschers, eine Erhöhung aus Marmor, wo der Sultan sitzt bei grossen Aufzügen, wie bei dem Empfang fremder Gesandsen u. d. gl. Links von dieser Säulenhalle kommt man zu einem kleinen Hof- raume, worin das Thor des gedachten schwaräweissen Schlosses ist, an den Seiten mit Bänken, wo das Gefolge der Emire Platz nimmt, ehe sie zum Dienst eintreten. Durch das Schlossthor gelangt man in grosse prachtvolle Hofräume, welche zu dem Schlosse führen; dieses hat einen bedeutenden Umfang und ragt hoch in die Luft; von seinen beiden Säu- lenhallen auf der Nord- und Südseite erhebt sich die nördliche über die Marställe und von beiden breitet sich der Blick aus über den Pferde- markt, Kähira, Fustät und die Umgegend bis an den Nilstrom mit der Gegend von Giza und den Berg mit seiner Umgebung. In dem Schlosse befindet sich ein Thron mit Elfenbein und Ebenholz ausgelegt etwa eine Elle hoch, auf diesen setzt sich der Sultan, wenn er Geschäfte zu be- sorgen hat. Die zweite südliche Halle wird besonders benutzt, wenn der Sultan mit seinem Gefolge durch eine geheime Thür sich in die grosse Halle vor dem Schlosse begeben will, um da bei öffentlichen Auf- zügen seinen Platz zu nehmen. Aus dem erwähnten Schlosse kommt man in drei Nebenschlösser, von denen eins mit dem grossen Schlosse auf gleichem Boden und zwei etwas höher liegen, so dass man auf Stufen hinaufsteigt, alle haben eiserne Gitterfenster und gewähren denselben Überblick wie das Haupt- CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 89 schloss; aus den Nebenschlössern gelangt man in die Wohnungen der Frauen und die Thüren mit Vorhängen. Alle diese Schlösser sind auf der Rückseite von schwarzen und gelben Steinen erbaut, auf der Vorder- seite mit Marmor bekleidet und mit vergoldeten Muscheln in Form von Bäumen und mit verschiedenen bunten Farben verziert; die Dächer sind innen mit Gold und Lazur bemalt, das Licht dringt durch die Mauern durch Fenster aus Cyprischem bunten Glas wie Stücke von Edelsteinen, die in die Halsbänder geschlungen werden. Sämmtliche Fussböden sind mit Marmor geplattet, der aus verschiedenen Gegenden hergebracht ist und seines Gleichen nicht hat. Der Verfasser der „Wege der Einsicht‘ sagt: Die herrschaftlichen Gebäude enthalten auch, wie mir glaubhaft erzählt ist, Gärten, Bäume, Käfige für seltene Thiere, Rinder, Schaafe und zahme Vögel; ausserhalb dieser Schlösser stehen lange Reihen von Wohnungen für die Mamluken und grosse Häuser für das Gefolge der Emire, Regimentscommandeure, Musikdirectoren und Hauptleute und solche, die nicht im unmittelbaren Dienste des Sultans stehen bis zu den Feldarbeitern herab; dort sind Häuser und Wohnungen für viele Menschen, ein Markt für Lebensmittel, dort werden schöne Waffen und Hausgeräthe verkauft durch Unterhändler, welche umhergehen. In dieser Burg ist, ungeachtet sie hoch auf einem Berge erbaut ist, ein Brunnen mit Quellwasser in den Felsen gegraben durch Bahä ed- Din Karäküsch, als er die Burg erbauen liess; es ist ein sehr merkwür- diger Brunnen; in der Tiefe sind Wasserbehälter, aus denen das Wasser durch Ochsen bis in die Mitte hinauf gewunden wird, in der Mitte sind wieder Behälter, aus denen das Wasser durch Ochsen bis oben hinauf gewunden wird, ein Weg führt zu dem Wasser, indem die Ochsen durch Tunnel bis zu der Quelle hinunter gehen, und dieses alles ist in den Felsen eingehauen, und nichts daran gebaut. Ibn Abd el-Dhähir erzählt: ich habe einen Scheich sagen hören, als man bis an die Quelle durch- gehauen hatte, sei süsses Wasser hervorgekommen, Karäküsch aber, oder sein Stellvertreter wollte noch mehr Wasser haben und liess noch weiter in den Berg hineinbohren, da sei eine Salzquelle hervorgekommen und Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. M 90 F. WÜSTENFELD, habe das süsse Wasser verändert, der Boden soll in dem Niveau des Teiches el-Fil liegen. Dieser Brunren ist den Burgbewohnern von gros- sem Nutzen, wenn sie auch das Trinkwasser sich durch verschiedene andere Vorrichtungen verschaffen müssen, denn süsses Wasser wird aus dem Nil in Schläuchen auf dem Rücken der Kamele und Maulesel hinauf- getragen, anderes wird für die Schlösser des Sultans, die Häuser der grossen Emire und derer, die dem Sultan nahe stehen, ebenfalls aus dem Nil hergeleitet in Kanälen durch Röhren, Übertragungen und Schöpfräder, welche durch Ochsen gedreht werden und das Wasser von einem Orte zum anderen bringen, bis es auf die Burg gelangt und in die Schlösser und Häuser kommt in einer Höhe von etwa 500 Ellen. Der Sultan el- Malik el-Dhähir Barkük hat in dieser Burg eine grosse Cisterne anlegen lassen, die jedes Jahr, wenn der Nil steigt, mit Wasser gefüllt wird, welches in Röhren bis auf die Burg gelangt; eine Leitung daraus ist nach den Zimmern geführt, welche die Wohnung des Statthalters bilden, wo das Wasser geholt werden kann, wodurch den Leuten ein grosser bleibender Dienst erwiesen ist. Unter dem höchsten Punkte dieser Burg auf der Seite der Schlösser des Sultans liegt eine grosse Rennbahn zwischen dem Marstall und dem Pferdemarkt, eine grüne Wiese von bedeutender Ausdehnung, über welche der Blick hinüberschweift; verschiedene schöne Thiere laufen darauf wild umher und die Chawacgen reiten darin die Pferde des Sultans für den Dienst zu. Hier hält auch der Sultan das Gebet an den beiden hohen Festen, hier lässt man zu gewissen Zeiten die Pferde frei umher laufen, hier werden Wettrennen gehalten und Verkäufe abgeschlossen; zuweilen werden hier auch Raubthiere des Sultans gefüttert. Wenn der Sultan hinabsteigen will, geht er auf der Seite der Halle des Schlosses hinaus, setzt sich zu Pferde und reitet von dem ganz nahe dabei befindlichen Treppen nach seinem besonderen Marstall und von hier in die Bahn, indem die Chawaccen der Emire, die zu seinem Dienste sind, zu Fuss nebenher gehen, dann kehrt er auf demselben Wege in das Schloss zu- rück. Der Kadhi Ibn Abd el-Dhähir sagt in seiner Strassenbeschreibung: Diese Reitbahn mit ihrer Umgebung bestand von Alters her, hier stand CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 91 das Schloss des Ahmed ben Tülün mit seinem Hause, welches er be- wohnte, und die so gen. Abtheilungen lagen rings herum; so blieb es bis el-Malik el-Kämil ben el-Ädil ben Ajjüb die neue kennbahn unter der Burg anlegte, als er diese bezog, und die Röhrenleitungen brachten das Wasser aus dem Nil und füllten drei Teiche. Aber noch bei seinen Lebzeiten verfiel alles wieder, bis sein Sohn el-Adil und noch mehr el- Cälih Nagm ed-Din Ajjüb grosse Sorgfalt darauf verwandte, eine neue Wasserleitung anlegen und an den Seiten Bäume pflanzen liess, so dass es aufs schönste hergestellt wurde. Nach dem Tode des Sultans el-Cälih gerieth es wieder in Verfall, bis es im J. 650 oder 651 zur Zeit des Turkomanen el-Muiizz Eibek zerstört wurde, sogar von den Wasserlei- tungen verschwand jede Spur, und so blieb es, bis es der Sultan el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün wieder herstellen liess. Die Reitbahn an der Strasse el-Lük, wohin der Sultan, wenn der Nil seine Höhe erreicht, zum Ballspiel reitet, wurde von el-Malik el- Cälih Nagd ed-Din errichtet, mit schönen Aussichten und mit kleinen erhöhten Sitzen am Thore, wie sie vor den Thüren der Schlösser und sonst zu sein pflegen, welche bis nach dem J. 700 stehen blieben. Mit diesen drei Hauptsitzen hängt der Karäfa zusammen d. i. der Begräbnissplatz für ihre Todten, ein grosser freier Platz am Fusse des Mukattam, welcher zwischen diesem Berge, Fustät und einem Theile von Kähira gelegen ist und sich von der Burg am Berge in südlicher Rich- tung bis an den Teich el-Habasch ausbreitet. Die Veranlassung dazu, hier einen Begräbnissplatz anzulegen, war, wie Ibn Abd el-Hakam von el-Leith ben Sa’d überliefert, dass Mukaukis den Amr ben el-Äci bat, ihm die Strecke am Fusse des Mukattam für 70000 Dinare zu verkaufen. Amr wunderte sich hierüber und schrieb desshalb an den Fürsten der Gläubigen Omar ben el-Chattäb, welcher ihm antwortete, er solle den Mukaukis fragen, wesshalb er dafür eine so grosse Summe geben wolle, da doch der Platz weder besäet, noch bewässert, noch zu sonst etwas benutzt werden könne. Auf diese Anfrage erwiederte er: wir finden in unseren Büchern eine Beschreibung, dass Pflanzen aus dem Paradies darin seien. Omar, hiervon benachrichtigt, schrieb zurück: unter den M2 92 F. WÜSTENFELD, Pflanzen des Paradieses ist nichts anderes als die Gläubigen zu verstehen, begrabe also darin die Gläubigen, welche sterben, und verkaufe den Platz um keinen Preis. Als Mukaukis hiergegen bemerkte, dies sei gegen den Vertrag, den er mit ihm abgeschlossen habe, theilte Amr ein Stück davon ab, auf welchem die Ohristen begraben werden sollten, und dieses ist dasjenige, welches in der Nähe des Teiches el-Habasch liegt. Der erste Gläubige, welcher am Fusse des Mukattam begraben wurde, war ein Mann vom Stamme Ma’ämir, Namens ’Ämir. — Nach einer Überlieferung kam Jesus auf seiner Reise mit seiner Mutter am Fusse des Mukattam vorüber und sprach zu ihr: liebe Mutter, dies ist der Be- gräbnissplatz des Volkes Muhammeds. Darin sind auch die Gräber der Propheten, wie der Brüder Josephs und anderer, so auch das Grab der Asia, der Frau des Pharao, und eine Menge Kapellen von den Ver- wandten Muhammeds, seinen Begleitern und Nachfolgern, von Gelehrten, Frommen und Heiligen; man hat dort schöne Gebäude, prachtvolle Aus- sichten und wundervolle Schlösser errichtet, die das Auge des Beschauers entzücken und von denen der Blick in die Ferne schweift; dort sind Moscheen, Kapellen, Einsiedeleien, Gasthäuser und Herbergen, kurz es ist in Wirklichkeit eine grosse Stadt, nur dass sie wenig Bewohner hat. Dort ist das Grab des Imam el-Schäfii unter einem hohen kunstvoll ge- bauten Kuppelgewölbe, wie es nichts ähnliches giebt, von dem Sultan Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb errichtet und in der Nähe erbaute er eine hohe Schule für einen Schäfiitischen Professor und mit Stipendien für eine grosse Menge von Schülern. Die zwölfte Beziehung. Die Kreise von ernten Erste Art. Die alten Kreise. el-Kudhäi hat sie in seiner Beschreibung der Strassen in drei Districte getheilt, welche 55 Kreise umfassen, aber er hat dabei keine bestimmte Rei- henfolge beobachtet, wie ich es hier thun werde; zugleich mache ich be- merklich, welche von ihnen in ihrem früheren Verhältnisse geblieben und welche dieses verändert haben mit Bezugnahme darauf, welche Kreise ihre Namen behalten und welche ausser Gebrauch gekommen und ver- gessen oder verändert sind, so dass das Wahre nicht mehr bekannt ist. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 93 Der erste District. Das Oberland d. i. el-Ga’id, womit dieje- nigen Kreise gemeint sind, welche südlich von Fustät bis an die Süd- gränze dieser Stadt liegen. Calid wird jetzt alles Land genannt, was nach Süden gewandt ca’ada ansteigt und sich erhebt, und Kudhäti nennt darin 20 Kreise. 1. Der Kreis el-Fajjüm ist in seinem früheren Verhältnisse ge- blieben und wird weiter hin unter den jetzt bestehenden Provinzen wieder vorkommen. 2. Der Kreis Memphis. Memphis war die alte Hauptstadt von Ägypten, welche von Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh erbaut wurde. Es ist oben schon erwähnt, dass sie zwölf Meilen südlich von Fustät liegt in der Nähe der heutigen Stadt Badraschin. 3. Der Kreis Wasim'), eine bekannte Stadt in der Provinz Giza; in den Registern wird sie stehend Ausim genannt. 4. Der Kreis el-Scharkia d. i. der östliche, darunter wurde die jetzige Provinz Itfih verstanden, weil sie östlich vom Nil liegt und es auf der Südseite ausser ihr keine Provinz von Bedeutung giebt. 5. Der Kreis Daläc und Bücir. Der Verfasser des ‚„duftenden Gartens‘ sagt: Daläc war eine grosse Stadt mit wundervollen Gebäuden, hier war die Versammlung der Ägyptischen Zauberer. Bücir ist der Name mehrerer Städte in Ägypten auf beiden Seiten, der südlichen und der nördlichen; hier ist Bücir Kürides gemeint, wo Marwän el- Himär, der letzte Chalif der Omeijaden, getödtet wurde. Daläc und dieses Bücir gehören jetzt beide zu der Provinz Bahnesä, und werden weiterhin unter den jetzt bestehenden Provinzen wieder vorkommen. 6. Der Kreis Ahnäs, genannt Ahnäs die Stadt, war vormals eine Stadt und gehört jetzt zu der Provinz Bahnesä. 7. Der Kreis el-Keis, war vormals eine Stadt und ist jetzt ein Dorf, welches gleichfalls zu der Provinz Bahnesä gerechnet wird. 8. Der Kreis el-Bahnesä, die Hauptstadt einer jetzt bestehenden Provinz, wird unten vorkommen. 1) Bei diesem und den meisten der folgenden Namen sind die einzelnen Buch- staben mit ihren Vocalen angegeben. 94 F. WÜSTENFELD, 9. Der Kreis Tahä und der Bezirk Schanbüda. Tahä war vor- mals die Hauptstadt einer Provinz und hiess desshalb Tahä die Stadt, jetzt gehört sie zu der Provinz Uschmünein, siehe unten. Nach ihr ist Abu Gafar el-Tahäwi zubenannt, ein Oberhaupt und Überlieferer der Hanefiten. Der Bezirk Schanbüda gehört zu den Namen, welche ausser Gebrauch gekommen und nicht mehr mit Sicherheit festzustellen sind. 10. Der Kreis Büweit. So buchstabirt Ibn Challikän den Namen; (Abul-Fidä) in der „Ländertafel“ spricht Abweit. Der Name kommt bei zwei Städten in Ägypten vor, die eine in der Provinz Bahnesä am Fusse des Berges an der Hauptstrasse, nach welcher Abu Ja’cüb el- Büweiti, einer der Überlieferer der neueren Schriften des Imam Schäfi’, zubenannt ist; die zweite in der Provinz Osjüt mit dem Beisatz Büweit el-Batina, nach welcher die Räuber von Büweit benannt werden; letztere ist offen- bar hier gemeint. 11. Der Kreis el-Uschmünein, Ancinä und Schutb. el-Usch- münein ist noch jetzt die Hauptstadt einer Provinz, s. u. Ancinä, wie in der „Ländertafel‘‘ buchstabirt wird, ist eine alte in Trümmern lie- gende Stadt am östlichen Ufer des Nil el-Uschmünein gegenüber. Ibn Hischäm sagt in dem Leben Muhammeds (S. 121), dass die Coptin Maria, welche Mukaukis dem Propheten schenkte, aus diesem Kreise stammte, aus einem Dorfe Namens Hafn. Ancinä gehört jetzt zu der Provinz Uschmünein. Schutb ist eine alte Stadt, welche zur Zeit des Schaddäd ben ’Adim, eines Ägyptischen Königs nach der Sintfluth, erbaut wurde; sie ist jetzt zerstört und an ihrer Stelle ein kleines Dorf errichtet, welches den Namen behalten hat und jetzt zur Provinz Osjüt gehört. 12. Der Kreis Osjüt ist die jetzige Provinz, s. u.'). 14. Der Kreis Pamnüh. Dieser Name gehört zu denen, welche ausser Gebrauch gekommen und vergessen sind, ich kenne in el-Calid keinen Ort, welcher diesen Namen führte. 15. Der Kreis Ichmim, el-Deir und Abschäja. Ichmim ist als Name der Provinz beibehalten, s. u. Mit el-Deir (Kloster) ist vielleicht 1) Der dreizehnte Kreis ist ausgelassen. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 9 el-Deir und el-Balläc gemeint, eine Stadt auf der Ostseite des Nil, welche jetzt zur Provinz Küc gehört, s. u. Abschäja gehört zu den unbekannten Namen. 16. Der Kreis Hü, Dendera und Kinä. Hü') ist eine kleine Stadt an dem südwestlichen Ufer des Nil; sie wird in den Registern mit el-Küm el-ahmar verbunden und man sagt Hü und el-Küm el-ahmar. Dendera ist eine alte Stadt in Trümmern an dem südwestlichen Ufer des Nil östlich von Hü; dort stand die grosse Pyramide, die oben bei den Wundern Ägyptens erwähnt ist. Kinä ist eine Stadt an der Ost- seite des Nil mit dem Grabmal des berühmten Abd el-Rahim el-Kinäwi, welcher durch seinen Segen und die Erhörung des Gebetes bei ihm be- kannt ist. Diese drei Städte gehören jetzt zu der Provinz Küc, s. u. 17. Der Kreis Kift und el-Akcor (Luksor). Kift war eine alte Stadt auf dem östlichen Festlande des Nil südlich von dem genannten Kinä; sie war erbaut von Kift ben Kiftim ben Micr ben Peicar ben Häm ben Nüh, einem der Ägyptischen Könige nach der Sintfluth; sie ist zerstört und ihre Überreste sind noch vorhanden, in ihrer Nähe wurde eine kleine Stadt erbaut, welche ihren Namen erhielt. el-Akcor oder el-Akcorein im Dual ist eine Stadt in Trümmern auf dem östlichen Fest- lande des Nil, in ihrer Nähe ist ein Dorf erbaut mit dem gleichen Namen, "hier ist das Grab des berühmten Abul-Haggäg el-Aksori und dort stand eine grosse Pyramide, welche zerstört ist. Wenn zwischen Kift und el- Akcor die Stadt Küc liegt und el-Kudhä’i die letztere in der Reihe der Kreise als einen besonderen Kreis aufführt, wie kann es dann richtig sein, dass er Kift und el-Akcor als einen Kreis angiebt? 19. Der Kreis Küc ist bestehen geblieben, siehe unten. 19. Der Kreis Asnä und Armant. Asnä ist eine schöne Stadt auf dem westlichen Festlande des Nil, welche allein unter den Ägyp- tischen Städten von der Zerstörung durch Nebukadnezar verschont ge- blieben sein soll, weil die Einwohner vor ihm nach dem nahen Berge 1) Hü oder Huw, so wird hier und von Jäcät IV. 996 die Aussprache ange- geben, nicht mit doppeltem w, wie de Sacy, Abd-allatif pag. 704, nach dem Cop- tischen vermuthet. 96 F. WÜSTENFELD, flüchteten, wohin er sie verfolgte und wo er sie tödtete, während er die Stadt in ihrem Zustande liess. Armant ist eine kleine Stadt auf dem nordwestlichen Festlande des Nil eine Tagereise von Asnä; beide ge- hören jetzt zu der Provinz Küc. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch werden beide immer zusammen genannt und man sagt Asnä und Armant, weil sie meistens in einer Pacht zusammen gegeben werden. 20. Der Kreis Uswän (Syene) wird unten bei den jetzigen Pro- vinzen unter den Bezirken von Küc vorkommen. Der zweite District. Das Unterland. In diesem nennt Ku- dhäi 33 Kreise in vier Gegenden. Die erste Gegend. Die Kreise des östlichen Hauf, deren acht sind. 1. Der Kreis ’AinSchams. Dies ist eine alte Stadt (Heliopolis) in Trümmern in der Nähe von el-Mataria im Gebiete von Kähira, s. u. Ibn Abd el-Dhähir sagt: am Rande einer Chronik habe ich gesehen, dass ihr König in hohem Ansehen gestanden und zur Zeit Josephs gelebt habe, welcher seine Tochter heirathete. 2. Der Kreis Atrib. Dies ist eine zerstörte Stadt in der Nähe des durch seinen Honig berühmten Ortes Binhä el-Asal in den östlichen Provinzen, s. u.; sie wurde von Atrib ben Kiftim ben Micr ben Peicar erbaut. 3. Der Kreis Banä und Tumey. In el-Hauf ist kein Ort des Namens Banä bekannt‘) wohl aber in der Provinz el-Garbia, s. u. bei Bücir. Tumey ist eine Stadt in Trümmern in der Provinz Murtähia mit grossen Ruinen; ich habe dort eine Halle von Säulen aus hartem Stein in einem Stück gesehen, etwa zehn Ellen hoch auf einem Fundament gleichfalls aus hartem Stein stehend. 4. Der Kreis Basta. Dies ist eine alte Stadt in Trümmern jetzt unter dem Namen Tell Basta bekannt in der Provinz el-Scharkia. 5. DerKreis Tarä&bia. Der Name ist ausser Gebrauch gekommen und nicht mehr bekannt’). 1) Jäcät I. 826 hat mit versetzten Punkten Tatä in Verbindung mit Tumey ; in dem Verzeichniss der Ortsnamen Cod. Goth. No. 258 Tanä. 2) Bei deSacy, Abd-allatif pag. 615 kommt der Name Tarädia in el-Scharkia vor. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 97. 6. Der Kreis Kartit ist gleichfalls unbekannt. 7. Der Kreis Dhäf und Eilil ist unbekannt. 8. Der Kreis el-Faramä und el-Arisch. In der „Ländertafel“ (S. 106) heisst es: „el-Faramä ist eine zerstörte Stadt am Ufer des Grie- chischen Meeres nicht ganz eine Tagereise von Katja. Ibn Haukal sagt: dort ist das Grab des Arztes Galenus.‘‘ el-Arisch war nach dem ‚,‚duf- tenden Garten“ eine Stadt mit zwei Moscheen von verschiedener Bauart und hatte Feldfrüchte und Obst. In der Ländertafel‘‘ (S. 100) steht: ‚‚es ist jetzt eine Station am Ufer des Griechischen Meeres mit alten Ruinen aus Marmor und dergl.“ Nach dem ‚duftenden Garten“ war früher zwischen ihr und Kypros ein Landweg. Die zweite Gegend. Batn el-Rif. el-Rif bedeutet in der Sprache der Araber ursprünglich einen Ort mit Saatfeldern und Bäumen, in Ägypten hat es indess meistens die Bedeutung „das Unterland‘ (am Ufer); darin sind sieben Kreise. 1. Der Kreis Banä und Bücir. Band mit db und ». Bücir ist oben bei dem Kreise Daläcg erwähnt als zur Provinz Bahnesä auf der Südseite gehörig; das hier gemeinte liegt mit Banä in der Provinz el- Garbia, s. u. 3. Der Kreis Samannüd. Dies ist eine kleine Stadt in el-Garbia. 3. Der Kreis Nausä. Das Dorf Nausä gehört jetzt zu el-Murtähia. 4. Der Kreis el-Auseh. Der Name ist nicht mehr bekannt. 5. Der Kreis el-Bagüm. Der Name ist gleichfalls in Vergessen- heit gerathen; ein Ort des Namens el-Bagüm in Ägypten kommt nur noch im unteren Theile der Provinz el-Buheira vor in der Nähe von Alexandria, wo das Wasser nach der Überschwemmung des Nil aus Bu- heira als ein Teich stehen bleibt. 6. Der Kreis Dakahla. Dies war eine alte Stadt auf der Insel zwischen dem Arm des Nil, welcher sich nach Dimjät wendet und dem Arme, welcher sich in den See von Tinnis ergiesst, und danach wurde die Provinz Dakahlia benannt; jetzt ist es ein Dorf, welches zu der Pro- vinz Uschmüm gehört. 7. Der Kreis Tinnis und Dimjät. Tinnis ist die Aussprache Histor.-philolog. Classe. XXV. 1. N 93 F. WÜSTENFELD, nach dem Lubäb, gewöhnlich sagt man Tannis; es war eine grosse Stadt, sie wurde aber etwa hundert Jahre vor der Muslimischen Eroberung von dem Wasser überfluthet und die Umgegend überschwemmt, wodurch ein See entstand; jetzt ist es ein kleines Dorf mitten in dem See rings von Wasser umgeben. In dem ‚„duftenden Garten‘ heisst es: ihr Boden war einer der besten, und dort wurden schöne Zeuge gewebt, die ihres Gleichen auf der Welt nicht hatten und die beiden Gärten, welche Gott in der Sura der Höhle (18,31) mit den Worten erwähnt: „und Gott stellte zwei Männer als Gleichniss auf, wir übergaben dem einen von ihnen zwei Gärten mit Weintrauben‘“ sollen in 'Tinnis gewesen sein. Dimjät wird unten vorkommen. Die dritte Gegend. Die Insel zwischen den beiden Armen des Nil, dem östlichen und dem westlichen, mit fünf Kreisen. 1. Der Kreis Damsis und Manüf. Damsis ist jetzt eine Stadt in el-Garbia und Manüf die Hauptstadt der Provinz Manüfia, s. u. 2. Der Kreis Tuwweh. Der Name gehört zu den nicht mehr ge- bräuchlichen, bekannt sind unter diesem Namen in Ägypten nur zwei Städte auf der südlichen Seite, die eine bei Uschmunein, die andere in der Provinz Bahnesä. 3. Der Kreis Sachä, Teida und el-Farrägün. Sachä ist eine schöne Stadt, war früher der Hauptort einer Provinz und ist jetzt zu el- Garbia gezogen. Teida ist jetzt ein Dorf in el-Garbia. el-Farrägün ist eine Stadt, die mit Teida verbunden ist, so dass man sagt Teida und Farrägün. 4. Der Kreis Bakira und Deiciä. Die Namen sind in Ver- gessenheit gerathen. 5. Der Kreis Absarür. Der Name ist nicht mehr bekannt. Die vierte Gegend. Das westliche Hauf mit elf Kreisen. 1. Der Kreis Cä. Dies ist eine zerstörte Stadt auf der Ostseite des westlichen Armes des Nil; sie wurde erbaut von Cä ben Kiftim ben Micr, einem der Ägyptischen Könige nach der Sintfluth; dort sind zur Zeit noch grosse Ruinen und in der Nähe wurde ein Dorf gebaut, welches ihren Namen hat; das zu ihr gehörige Gebiet lag auf dem westlichen Festlande. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 99 2. Der Kreis Schabäs. Dies ist der Name dreier Städte in der heutigen Provinz el-Garbia, diese sind Schabäs el-Malh, Schabäs Anbära und Schabäs Sonkor, welche letztere auch Schabäs el-Schuhadä genannt wird und hier gemeint ist, da sie die grösste ist. 3. Der Kreis el-Badkün. Der Name kommt nicht mehr vor. 4. Der Kreis el-Cheis und el-Schiräk; letzteres in der Pro- vinz Buheira. 5. Der Kreis Chirbitä; dies ist ein bekanntes Dorf in der Pro- vinz Buheira, von wo die Ägypter aufbrachen, welche zur Ermordung des Othmän ben ’Affän auszogen. 6. Der Kreis Kartasä& und Macil, jenes ist jetzt ein Dorf in Buheira, dieses nicht mehr bekannt. 7. Der Kreis el-Malides ist nicht mehr bekannt. 8. Der Kreis Ichnä, Raschid und el-Buheira. Es ist kein Ort des Namens Ichnä in Buheira bekannt, wohl aber Ichnaweih in el- Garbia, wofür das Volk Ichnä sagt. Raschid (Rosette) ist eine Stadt an der Mündung des westlichen Nilcanals. Hierbei ist das Bedenken, da Ichnä in el-Garbia liegt und Raschid am Ufer des Sees und zwischen beiden eine ziemliche Entfernung ist, wie beide zu einem Kreise ge- hören können. Unter el-Buheira ist offenbar der See von Bükir zu ver- stehen, s. oben, also liegt es in dieser Provinz und vielleicht hat die Provinz Buheira davon den Namen erhalten. 9. Der Kreis Alexandria. Davon ist oben bei den alten Haupt- städten die Rede gewesen und wird weiter unten bei den jetzigen Pro- vinzen die Rede sein. 10. Der Kreis Mariüt ist eine Gegend westlich von Alexandria, die jetzt zu dessen Provinz gehört; dort sind Bäume und Gärten, und die Früchte werden von dort nach Alexandria gebracht. 11. Der Kreis Lybia und Maräkia. Indem ‚„duftenden Garten‘ sagt der Verfasser: Lybia ist einer von den westlichen Kreisen Ägyptens und gränzt an Alexandria; man sagt, dass Alexander von dort stammte. Kudhäis Worte in der Gränzbeschreibung von Ägypten lassen darauf schliessen, dass die beiden Orte nahe bei Barka liegen, indem er sagt, N:2 100 F. WÜSTENFELD, dass das, was man unter dem Namen Ägypten verstehe, von el-Arisch bis Lybia und Maräkia reiche; zuletzt sagt er dann: das Land von Ma- räkia reicht an das Land Antäpolos (Pentapolis) und dieses ist Barka. Es ist daraus klar, dass Lybia westlich von Marbüt und Maräkia westlich von Lybia liegt und dieses ist das äusserste Land von Ägypten nach Westen. Der dritte District. Die Kreise der Kibla (nach Mekka hin), deren sind fünf. 1. Der Kreis el-Tür und Färän. (Jäcüt) sagt in dem Musch- tarik: Tür ist im Hebräischen ein Name für jeden Berg und ist dann Nom. propr. geworden für gewisse Berge, wie der Berg Tür Zeita, in der Aussprache wie el-zeit das Olivenöl, als Name für einen Berg bei Ras ’Ain in Mesopotamien, einen Berg bei Jerusalem und einen Berg über Tiberias; Tür Härün bei Jerusalem und Tür Sinä. Der letzte ist der hier gemeinte, ein Berg, der in das Meer von Kulzum hineintritt, auf der Spitze mit einem grossen Kloster und im Thale mit Gärten und Bäumen; er liegt eine Tagereise von dem Hafen von Tür, welcher oben bei der Beschreibung der Gränze des Meeres von Kulzum erwähnt ist und welcher nach ihm benannt ist, weil er in seiner Nähe liegt. Ibn el-Anbäri sagt in seinem „glänzenden Buche“: el-Tür hat von Tür ben Ismäil ben Ibrahim den Namen. — Färän ist nach dem „duftenden Garten‘ eine kleine Stadt auf dem Festlande von Higäz in einer Ebene am Meere, und, setzt er hinzu, die Berge von Färän werden in der Thora erwähnt (Genes. 14, 6). 2. Der Kreis Räja und el-Kulzum. Räja ist unbekannt, Abu Said erwähnt es in Verbindung mit Kulzum, indem er sagt: Räja und Kulzum, einer von den Kreisen Ägyptens. Kulzum ist nach dem Musch- tarık eine alte Stadt am Ufer des Meeres von Kulzum, welches davon den Namen hat. Sie liegt nach dem Canon 56° 30 d. L. und 28° 20° d. Br. In der Nähe der Stadt ertrank Pharao. 3. Der Kreis Eila, Midian, el-Oweinid und el-Haurä mit ihren Gebieten. Eila ist, wie es in der „Ländertafel‘ heisst, eine kleine Stadt in Trümmern am Ufer des Meeres von Kulzum, nach dem Canon unter 56° 40° d. L., mit wenig Ackerland; sie ist die Stadt der Juden, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 101 von denen Gott einige in Affen und Schweine verwandelte (Sura 2, 61. 7,166) und über sie führt der Weg der Pilger aus Ägypten. In unsrer Zeit, fährt Abul-Fidä fort, ist dort nur noch ein Thurm als Wohnung für den Präfecten aus Ägypten und es giebt dort kein Ackerland mehr; sie hatte eine Burg im Meere, die aber nicht mehr vorhanden ist, und der Präfect hat sich in den Thurm hinüberbegeben. — Midian war ur- sprünglich ein Name für den Stamm des Schueib (Jetro), welcher dort wohnte, und davon erhielt die Stadt den Namen; sie liegt jetzt in Trüm- mern an dem Meere von Kulzum in der Richtung von el-Tabük in Sy- rien in einer Entfernung von etwa sechs Tagereisen, und in dem ‚‚duf- tenden Garten‘ wird sie zu Syrien gerechnet. Dort war der Brunnen, aus welchem Moses die Pflanzungen des Schu eib bewässerte und ihre Heerden tränkte.. Nach dem rasm el-ma’mür liegt sie unter 61° 20° d. L. und 29° d. Br. Ibn Said sagt: die Breite des Meeres beträgt bei ihr etwa eine Tagfahrt. — el-’Oweinid ist nach dem ‚‚duftenden Garten“ eine Stadt nahezu auf der Hälfte des Weges zwischen Gidda und Kul- zum, nahe dabei ist der Hafen Ganä, wo das Wasser über die einge- drückte Spur eines ziemlich grossen Fusses herunterläuft, wovon die Ferse, die Fusssohle und die Zehen deutlich zu erkennen und weder von der Zeit verwischt, noch durch das darüber fliessende Wasser weg- geschwemmt sind. — el-Haurä ist nach dem ‚„duftenden Garten‘ eine Stadt am Ufer von Wadil-Kurä mit einer kleinen Moschee und acht Brunnen mit süssem Wasser; es giebt dort Früchte und Palmen und die Bewohner sind Araber von Guheina und Bali. In unserer Zeit ist el- Haurä bekanntlich eine Station auf dem Wege der Pilger von Ägypten und vielleicht ist diese nahe dabei. 4. Der Kreis Badä Ja’cüb und Schueib; die wahre Lage dieser beiden Orte kenne ich nicht. el-Kudhäi erwähnt Eila und Midian mit ihren Umgebungen am Ufer des Meeres von Kulzum auf dem Festlande von Higäz unter den zu Ägypten gehörigen Gebieten zufolge dessen, was er in der Gränzbe- schreibung unter die Ägyptischen Länder rechnet, aber er hat bei dem Ganzen zwei andere Districte unberücksichtigt gelassen: 102 F. WÜSTENFELD, 1. den District el-Wäh (die Oasen), welcher nach seiner eigenen und anderer Angabe innerhalb der Gränzen Ägyptens liegt. Nach dem Lubäb lautet der Name Alwäh (als ein Wort), nach dem Muschtarik el- Wah (mit dem Artikel). Es ist eine Gegend westlich von el-Ga’id, aber davon abgeschnitten hinter dem westlichen der beiden Berge von Ägypten; in den „Wegen der Einsicht“ heisst es, sie liege zwischen Micr, Alexan- dria, el-Caid, Nubien und Habessinien. In der „Ländertafel‘‘ steht: die Wüsten umgeben sie von allen Seiten und sie liegt darin wie eine Insel zwischen Sand und Öden. el-Bekri sagt: es ist ein abgesonderter von anderen unabhängiger Landstrich; und in dem ‚duftenden Garten‘ heisst es: es ist das äusserste der Länder des Isläm, zwischen ıhm und Nubien sind sechs Tagereisen; es giebt darin still stehende Gewässer und Quellen, die einen bitteren Geschmack haben, jede von ihnen hat einen beson- deren Nutzen und etwas Eigenthümliches, es giebt auch laufende Quellen, Gärten, Palmen und viele Früchte, und viele mit Mauern umgebene Städte. In dem Muschtarik werden drei Kreise unterschieden: das erste Wäh, das mittlere und das äusserste. Hierzu bemerke ich: das erste derselben liegt in der Richtung der Provinz Bahnesä und ist das am meisten angebaute und das fruchtbarste, von dort werden Datteln und eine Menge Rosinen ausgeführt und es ist als das Wäh von Bahnesä oder das steinige Wäh bekannt. Das zweite in der Richtung nördlich (? südlich) von der Provinz Osjüt heisst el-Wäh el-Dächila (das innere, mittlere) und kommt dem ersten im Anbau nahe, darin sind bekannte Städte, wie el-Malmün, el-Hindä, el-Akmüh, el-Kuceir und andere. Das dritte in der Richtung südlich von dem zweiten heisst el-Wäh el-chäriga (das äussere). Sie alle werden von dem Uferland in el-Caid durch die Breite des westlichen Gebirges von Ägypten getrennt in einer Entfernung von drei Tagereisen oder etwas weniger je nach der Verschiedenheit der Orte und der Wege. In den „Wegen der Einsicht‘ heisst es: die Wä- hät werden weder zu den Statthalterschaften noch zu den Provinzen ge- rechnet und dem Sultan stehen darin keine Hoheitsrechte zu. 2. Der zweite Distriet ist Barka; er gehört nach der „Ländertafel‘ zum dritten Clima und liegt nach dem. Atwäl 42°’ 45“ d.L. u. 32’ d. Br. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 103 Es ist ein weit ausgedehntes Land mit dem vortrefllichsten Vieh und den bittersten Weiden. In den „Wegen der Einsicht‘ sagt der Verfasser: Ein Augenzeuge hat mir erzählt, das Land gleiche den Gegenden von Syrien und den Bergen von Napolos in seinen Baumpflanzungen und der Beschaffenheit seines Bodens und seinen Erzeugnissen und wenn es von den Bewohnern ordentlich bestellt und besäet würde, so wäre es ein grosses Gebiet wie die Hälfte von Syrien; es giebt dort viele schwer ge- hende und schnell laufende Thiere, wie Kamele, Schafe und Pferde; die dortigen Pferde gehören zu den stärksten und am Huf härtesten, in ihrem Äussern halten sie die Mitte zwischen den Arabischen und der gewöhnlicheren Gattung („312 barädsin, sie vereinigen mit der Schönheit der Araber und der Vollkommenheit der Linien derselben die Festigkeit und Dauerhaftigkeit der Baradsin und kommen den Vorzügen der Araber näher, erreichen aber nicht die Schnelligkeit der Pferde von Bahrein und Higäz; die Hengste sind vorzüglicher als die Stuten; auch Städte sind dort erbaut und hohe Schlösser, und die Ruinen legen von ihrer früheren Herrlichkeit Zeugniss ab. Ibn Said sagt: es ist ein grosses Reich und wenn es nicht zu abgelegen wäre, würden es die Araber in Verwaltung nehmen, es ist Afrika näher als Ägypten. Der Scherif hatte vor Zeiten seinen Sitz in Tabarka. Der Verfasser des ‚„duftenden Gartens‘ sagt, die Hauptstadt sei die Stadt Antapolis, und damit stimmt Kudhäi überein in der Stelle, wo er die Gränzen von Ägypten angiebt. In den „Wegen der Einsicht‘ werden als Städte genannt: Tal’eitha, Sarif und Labda. Ich füge hinzu, dass Barka aus zwei Theilen besteht, einer wird zu Ägypten gerechnet, nämlich disseits des grossen Abhanges bis el-Sarif und der andere über den Abhang hinaus bis nach Westen und jene drei Städte gehören zu dem westlichen Theile; beide Theile sind in den Händen von Arabern, welche Viehherden besitzen. In den „Wegen der Einsicht‘ wird gesagt, dass einige von ihnen zuweilen einen Theil des Landes be- stellen, aber sie verkaufen die Saat ehe sie reif ist, denn die Beduinen haben keine Neigung zu festen Wohnsitzen und Ackerbau. Er fügt hinzu: Das Land steht unter der Botmässigkeit des Beherrschers von Ägypten, welcher es durch offene Schreiben zuweilen einem der Emire 104 F. WÜSTENFELD, zutheilt, zuweilen den Arabern, die es als Geschenk erhalten, nämlich den Theil, welcher nach Ägypten hin liegt. Zweite Art. Die jetzigen Gegenden und Provinzen Ägyptens, nach zwei Seiten. Erste Seite, die südliche, worunter el-Caid verstanden wird, wie oben erläutert ist, mit neun Provinzen. 1. Die Provinz Gizia ist die nächste bei Fustät und Kähira und der Sitz der Verwaltung ist Giza, welches mit Fustät in einerlei Erd- klima liegt und mit ihm einerlei Längen- und Breiten-Grad hat. Von hier stammt el-Rabi’ el-Gizi, der Überlieferer der Schriften des Imam el-Schäfii. In dem „duftenden Garten“ steht, dass dort das Grab des Kab el-Ahbär sei und dass man die Gründung der Stadt dem Amr ben el-Aci zuschreibe. Es ist eine freundliche Stadt am westlichen Ufer des Nil der Insel des Nilmessers gegenüber, von welcher sie durch den Nil geschieden ist. Ein Theil der Provinz dehnt sich nördlich bis an die nördliche Seite aus. 2. Die Provinz Itfihia östlich vom Nil im Süden von Fustät, an den Teich el-Habasch und die Gärten des Wezirs anstossend. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Itfih oder Itfih mit Vertauschung des 2 t mit & t; es ist eine freundliche Stadt auf dem westlichen Festlande im dritten Klima, Längen- und Breiten-Grade finde ich nicht besonders auf- gezeichnet. Die Provinz liegt zwischen dem Mukattam und Nil nach Süden und Norden ausgedehnt und wird nicht viel erwähnt. 3. Die Provinz Bahnesaia gränzt auf der Südseite an die Provinz von Giza und der Sitz der Verwaltung ist die Stadt el-Bahnesä, wie im Muschtarik die Aussprache angegeben ist; es ist eine freundliche alte Stadt in dem näheren Caiid auf dem westlichen Festlande des Nil unter dem Berge an der Seite des Saatfeldes an das Ufer des Sees von Fajjum heranreichend; sie liegt im dritten der sieben Klimate nach dem Atwäl unter '51! 30 d.. EL. und 284 d. Br. 4. Die Provinz Fajjümia gränzt an die Provinz von Bahnesä auf der Westseite und zwischen beiden liegt ein Streifen Sand; sie ist eine der grössten Provinzen und eine der am schönsten cultivirten, mit vielen EAN Fu 77 CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 105 Gärten, reich an Früchten und das eigentliche Gebiet der Wasserlei- tungen. Man sagt, dass die Gewässer Ägyptens dort zusammen kamen und Joseph die Einrichtung traf, dass er sie nach 360 Dörfern abtheilte, von denen jedes auf einen Tag den Bedarf für die Stadt Micr liefern musste. Ich bemerke dazu, dass gegenwärtig die Zahl der Dörfer abge- nommen hat, weil der Teich, welcher das Wasser aufnimmt, dieses nicht alle fassen kann, so dass es die benachbarten Dörfer überschwemmt, und wenn nicht noch etwas von der alten Einrichtung Josephs übrig wäre, so würde es sämmtliche Orte bedecken, da das Wasser Jahr aus Jahr ein Winter und Sommer zufliesst und keinen Abfluss hat, wodurch der Schaden abgewandt werden könnte, weil sie von allen Seiten von Bergen umgeben sind, welche den Abfluss hindern. Es hat zwar zu unsrer Zeit ein Sachverständiger sich alle Mühe gegeben und Pläne gemacht, ob durch einen Durchstich des Berges ein Abfluss hergestellt werden könne, er hat aber einen Weg dazu nicht gefunden. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung‘, dass das ganze Gebiet von Fajjüm mit einer Mauer umgeben gewesen sei. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Fajjüm, sie liegt im dritten der sieben Klimate und nach dem Canon unter 54° 30° d. L. und 28° 20“ d. Br., nach der „Ländertafel“ unter 53° d. L. und 29° d.Br. Es ist eine schöne Stadt am Ufer des Canals von el-Manhä, mit schönen Gebäuden und alten Denkmälern, auch sind dort Moscheen, Fremden- häuser und hohe Schulen; sie liegt auf beiden Seiten des Canals von el- Manhä, welcher sie in der Mitte durchschneidet. Nach dem ’Azizi ist zwi- schen Fajjüm und Fustät eine Entfernung von 48 Meilen. 5. Die Provinz el-Uschmünein und Tahävia gränzt an die Provinz von Bahnesä von der Südseite und ist ein ausgedehntes, gut angebautes Gebiet, in welchem die Dörfer nahe bei einander liegen. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Uschmünein im dritten der sieben Klimate nach der ‚Ländertafel‘“, oder im zweiten, wie man aus den Worten des zuverlässigen el-Schihäbi in den „Wegen der Einsicht‘ schliessen muss, wo er die Gränze des zweiten Klima bei Dharüt in der Provinz Bahnesä ansetzt, und ebenso ist im Canon die Angabe unter Histor.-philolog. Olasse. XXV. 1. (0) 106 F. WÜSTENFELD, 56° 20” d. L. und 26° d. Br. Es ist eine freundliche Stadt auf dem westlichen Festlande des Nil; ursprünglich war eine ältere Stadt von Uschmün ben Kiftim ben Micr erbaut und nachdem sie zerstört und verlassen war, wurde in ihrer Nähe diese Stadt neu aufgebaut. Diese Provinz besteht, wie oben bemerkt ist, aus zweien, die eine ist dieses Uschmünein und die andere die Stadt Tahä;, beide sind oben bei den alten Provinzen erwähnt und sie wurden zu einer einzigen verbunden. 6. Die Provinz Manfalütia gränzt an die Provinz von Uschmü- nein von der Südseite und gehört zu dem ganz besonderen Besitz des Sultans, indem ihr Ertrag in den Diwan seines Wezirates fliest und davon der grösste Theil in die Vorrathshäuser des Sultans nach Fustät gebracht wird. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Manfalüt, nach der „Ländertafel‘‘ im dritten der sieben Klimate gelegen, oder an der Gränze des zweiten nach den Worten in den „Wegen der Einsicht‘ zu schliessen und nach dem Atwäl unter 52° 20 d. L. und 27°40 d.Br. Es ist eine freundliche Stadt auf dem westlichen Festlande des Nil nicht weit von dessen Ufer. 7. Die Provinz Osjütia gränzt an die Provinz von Manfalüt von der Südseite; es ist eine grosse Provinz und der Sitz der Statthalterschaft ist die Stadt Osjüt, wie el-Sam’äni in dem genealogischen Werke den Namen buchstabirt und wie er in dem ‚„duftenden Garten‘ in dem Buch- staben Hamza vorkommt; Ibn el-Sa’äti dagegen lässt das Alif im Anfange aus in dem Gedichte: bla, Ill ll ze Ede Lay es a all Dal he dl, la Li Dir ll, AG zu Ku a, 1 Aal, Bei Gott! ein ähnlicher Tag wie in Sujüt und eine solche Nacht kommt in der ganzen Lebenszeit nicht wieder vor. Wir verbrachten dort die Nacht, während der Mond in seiner ersten Jugend stand und doch in dem Gewölk der Nacht ein silbergraues Haupt zeigte. Die Vögel lasen, der See war das Blatt, der Wind schrieb und die Sternchen machten die Punkte). 1) Etwas abweichend von Ibn Challikän vit. Nr. 489. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 107 Die Beibehaltung des Alif ist in der Volkssprache in Ägypten das gewöhnliche, während in den öffentlichen Registern die Abwerfung des- selben stehend ist. Sie liegt im zweiten der sieben Klimate, nach dem Atwäl unter 51° 45” d. L. und 22° 10“ d. Br. Es ist eine schöne Stadt auf dem westlichen Festlande des Nil eine Tagereise von Manfalüt mit Moscheen, hohen Schulen, Marktplätzen, Hallen und Bädern. 8. Die Provinz Ichmimia gränzt an die Provinz von Sujüt von der Südseite, sie ist nicht gross und ihre Städte liegen grösstentheil auf dem westlichen Festlande des Nil. Ihr Hauptort ist die Stadt Ichmim am Ende des zweiten der sieben Klimate, nach dem Atwaäl unter 51° 30% d. L. und 26° d. Br. Es ist eine freundliche Stadt auf dem östlichen Festlande des Nil zwei Tagereisen von Sujüt, dort standen die grossen Pyramiden, die oben erwähnt sind, und der Ägyptische Herrscher Dsul- Nün soll von dort stammen; jetzt ist sie mit der Verwaltung von Küc verbunden. 9. Die Provinz Kücia gränzt an die Provinz Ichmim von der Südseite, hat einen bedeutenden Umfang mit weit auseinander liegenden Dörfern und reicht bis nach Uswän, dem Endpunkt von Ägypten, auf dem östlichen und westlichen Festlande; sie ist reich an Früchten, die von dort nach den übrigen Gegenden von Ägypten gebracht werden. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Küc im zweiten der sieben Kli- mate, eine bedeutende Stadt auf dem östlichen Festlande des Nil mit prächtigen Häusern, schönen Wohnungen, hohen Schulen, Herbergen und Bädern, sie ist von Gelehrten, Kaufleuten und reichen Leuten bewohnt, hat Parke und schöne Gärten, nur leidet sie an drückender Hitze und einer Menge Skorpionen, so dass viele Leute bei Nacht in den Strassen mit Fackeln umhergehen, um sie zu tödten; fast ebenso zahlreich sind auch die giftigen Eidechsen. Ibn Fadhlallah sagt in den „Wegen der Einsicht“, ’Izz ed-Din Hasan ben Abul-Magd el-Gafedi habe ihm erzählt, dass er an einem warmen Tage an der Mauer der dortigen Moschee siebzig solcher Eidechsen in einer Reihe gezählt habe. Zu dieser Provinz gehört, wiewohl mit selbständiger Verwaltung, die Stadt Aswän, wie el-Sam’äni die Aussprache angiebt, abweichend 02 108 F. WÜSTENFELD, von Ibn Challikän, welcher Uswän (Syene) buchstabirt und die Aus- sprache des Sam’äni mit a als fehlerhaft bezeichnet. Die Stadt liegt am Anfange der südlichen Gränze von Ägypten im zweiten Klima, nach dem Canon unter 57° d.L. und 22° 30° d. Br. auf dem östlichen Festlande des Nil, sie ist reich an Palmen und Gärten und von Küc etwa fünf Tagereisen entfernt. In der „Anweisung“ wird gesagt, dass der Ver- walter, wenn er auch von dem Sultan ernannt werde, doch nur ein Stell- vertreter des Verwalters von Küc sei. Dazu will ich bemerken, dass heut zu Tage ein selbständiger Verwalter angestellt ist, welcher dem Ver- walter von Küc nicht untergeordnet ist; das weitere hierüber wird in dem Abschnitte über die Poststationen und in dem über die Verwaltungs- bezirke in Ägypten im Allgemeinen vorkommen. Die zweite Seite, die nördliche, begreift alles, was von Kähira abwärts nach dem Griechischen Meere zu liegt, wo der Ausfluss des Nil ist; sie wird die See-Seite genannt, weil das Griechische Meer die Gränze bildet, die östliche Seite kann nicht in gleicher Weise eine See-Seite ge- nannt werden, wiewohl sie an das Meer von Kulzum reicht, weil dieses nicht in Wirklichkeit die Gränze des Landes ist, sondern das Meer von Kulzum von den Ägyptischen Ländern durch Berge und öde Wüsten ab- geschnitten ist, im Gegensatz zu dem Griechischen Meere, welches un- mittelbar an die benachbarten Länder anstösst, so dass diese nach ihm benannt sind. Ich will hier bemerken, dass dem Ibn Fadhlallah in der Beschreibung der Städte und Provinzen einige Irrthümer untergelaufen sind, die ich nicht zu erklären weiss, wie an den betreffenden Stellen bemerkt werden wird. Diese Seite ist im Wachsthum die üppigste von beiden, die am wenigsten von der Hitze zu leiden hat, an Früchten die reichhaltigste, an Städten die schönste; sie umfasst drei Sectionen, welche in neun Provinzen zerfallen. Die erste Section östlich von dem östlichen Arme des Nil mit vier Provinzen. 1. Die Provinz el-Dhawähi, Plural von Dhähia, welches in der Sprache ursprünglich das der Sonne ausgesetzte Land bezeichnet, als wenn es so benannt sei, weil die Ortschaften darin der Sonne mehr aus- CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 109 gesetzt wären als die Stadt, welche mehr geschützt liege; es ist das Kä- hira auf der Nordwestseite zunächst liegende Land, dessen Verwaltung mit der von Kähira verbunden ist und mit ihm dieselbe Gerichtsbarkeit und keinen anderen gesonderten Sitz der Verwaltung hat. 2. Die Provinz Kaljübia gränzt an el-Dhawähi im Norden auf der Seite des Nil; es ist eine grosse Provinz mit schönen Ortschaften, vielen Gärten, reich an Früchten. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Kal- jüb, im dritten der sieben Klimate gelegen; die Längen- und Breiten- Grade finde ich nicht besonders angemerkt, indess liegt sie im Norden von Kähira und etwa 1'/ Parasange davon entfernt. Ich bemerke dazu, dass zu diesem Gebiet unsere Stadt Oalcaschanda gehört; so buch- stabirt Ibn Challikan (vita No. 559) den Namen und so ist er in den öffentlichen Registern von Ägypten geschrieben, während Jäcdt in dem geographischen Wörterbuche das / mit r vertauscht, Carcaschanda, wie es in der Vulgärsprache gebräuchlich ist und wie es bei el-Kudhäi vor- kommt, wie ich in seiner „Strassenbeschreibung‘ geschrieben gefunden habe. Ibn Challikän sagt, sie liege drei Parasangen von Kähira, und sie ist eine Stadt von schönem Aussehen, mit vielen Gärten, reich an Früchten und nach ihr wird der grosse Imäm el-Leith ben Sa’d zube- nannt. Ibn Jünus sagt in seiner Chronik, el-Leith sei dort geboren, und setzt hinzu, seine Familie behaupte, er stamme aus Persien, wir halten aber diese Angabe nicht für sicher. el-Kudhäf sagt in seiner „Strassen- beschreibung‘ bei der Erwähnung des Hauses des Leith in Fustät: er besass auch ein Haus in Carcaschanda am Ufer, welches er sich erbaut hatte; sein Vetter Ibn Rifäa, Emir von Micr, der ihm nicht wohlwollte, zerstörte es und als es el-Leith wieder aufbaute, zerstörte es jener zum zweiten Male; beim dritten Male hatte el-Leith einen Traum, als wenn Jemand zu ihm kam und ihm sagte: o Leith! wir wollen denen, die unterdrückt werden im Lande, Gnade erweisen und sie zu Vorbildern machen und sie zu Erben einsetzen (Sura 28,4. Am andern Morgen war Ibn Rifäa vom Schlage gerührt, er machte sein Testament zu seinen Gunsten und starb nach drei Tagen. el-Leith überlebte ihn, bis er Mitte Scha’bän 175 starb; Müsä ben ’Ali el-Häschimi, Emir von Ägypten von 110 F. WÜSTENFELD, Seiten des Chalifen el-Raschid, hielt ihm die Leichenrede. Ibn Challikän nennt ihn in dem ihm gewidmeten Artikel einen Icpahanenser und sagt am Schlusse desselben: man sagt auch, dass er aus Calcaschanda war. Ich bemerke dazu folgendes: Es ist möglich, dass seine Vorfahren aus Icpahän stammten, dass seine Eltern sich in Oalcaschanda niederliessen und er dort geboren und danach zubenannt wurde, wie es bei vielen Abstammungsnamen vorkommt. Dass er sein dortiges Haus dreimal nach der Zerstörung wieder aufbaute, wie vorhin aus Kudhä’ erzählt ist, be- weist, dass er einen besonderen Werth auf die Beziehung legte, in welcher es zu ihm stand; heut zu Tage würden sich die beiden Abstammungs- namen nicht gegenseitig aufheben. In dem ‚‚duftenden Garten‘ sagt der Verfasser, dass el-Leith in der Nähe von Raschid ein Landgut besessen habe, von welchem er jedes Jahr 50000 Dinare einnahm, ohne dass er davon eine Abgabe zu bezahlen brauchte. 3. Die Provinz Scharkia gränzt an el-Dhawähi im Norden nach der Seite des Mukattam und an Kaljübia ebenfalls auf der Nordseite. Es ist eine der grössten und ausgedehntesten Provinzen, nur dass darin wenig Gärten sind, vielmehr ist sie fast ganz ohne solche, weil sie aus Salzboden besteht; der äusserste angebaute Ort darin von Syrien her ist el-Cälihia, danach folgen Sandflächen. — Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Bilbeis, wie der Name in der ‚„Ländertafel‘‘ buchstabirt wird, der gewöhnliche Sprachgebrauch ist Bulbeis; sie liegt im dritten der sieben Klimate und nach der „Ländertafel“ muthmasslich unter 54° 30% d. L. und 30° 10“ d. Br. Sie ist eine Stadt von mittlerer Grösse mit Kapellen, hohen Schulen und Märkten, und die Station der Reisenden der Syrischen Strasse. In der !) Ecke dieser Provinz liegt Binhä, in dieser Aussprache nach Nawawi in dem Commentar zum Muslim, gewöhnlich Banhä ge- nannt; es ist die Stadt, von deren Honig Mukaukis dem Propheten etwas als Geschenk schickte. — Auf der Gränze nach der Ostseite liest Katja, so mit #4 in der ‚Anweisung‘ und in den „Wegen der Einsicht“, oder 1) die Himmelsriehtung ist in der Handschrift durch einen Schreibfehler als nord-südlich angegeben. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 111 Katja wie in der „Ländertafel‘‘; es ist ein Dorf in der Sandfläche el-Gifär auf dem Wege von Syrien in der Nähe des Ufers des Griechischen Meeres. In der ‚Anweisung‘ heisst es: sie wurde bei einer bestimmten Veran- lassung und zum Schutz der Strassen gegründet, es wird auf sie eine gewisse Sorgfalt verwandt und auf jeden Abreisenden und Ankommenden geachtet. 4. Die Provinz Dakahlia und Murtähia gränzt an die Provinz Scharkia auf der Nordseite und die äussersten Enden reichen bis an den Salzboden und an den See von Tinnis, welcher an Tina gränzt auf dem Wege nach Syrien. Der Sitz der Verwaltung ist Uschmüm, wie in der „Ländertafel“ nach dem Muschtarik des Jäcüt buchstabirt ist, wäh- rend el-Lobäb die Aussprache Uschmün mit » am Ende angiebt, welche die „Ländertafel‘‘ als die vulgäre bezeichnet; daselbst findet sich als muthmassliche Angabe 54° d. L. und 31° 54” d.Br. Es ist eine kleine Stadt auf dem Ufer des Armes, welcher sich in den See von Tinnis er- giesst auf der Westseite des östlichen Armes des Nil. Die zweite Section westlich von dem westlichen Arme des Nil mit zwei Provinzen. 1. Die Provinz el-Buheira gränzt an die Provinz von Giza an der Nordseite und ist eine umfängliche Provinz mit vielen Ortschaften und weiten Fluren. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt Damanhür, mit dem Beisatz Damanhür el-Wahsch genannt, eine Stadt von mittlerer Grösse mit Kapellen, hohen Schulen, Märkten und Bädern; sie liegt im dritten Klima, ihre Längen und Breiten Grade finde ich nicht angegeben, die aber danach annähernd geschätzt werden können, dass sie etwa eine Tagereise südöstlich von Alexandria entfernt ist. Ich bemerke noch, dass zu dieser Provinz auch HaufRamsis und el-Käfür el-schäsi’a d. i. die zerstreuten Dörfer gehören. 2. Die Provinz el-Muzähimatein liegt an dem Canal von Alexandria auf der Nordseite bis ans Griechische Meer, ein Theil davon auf dem östlichen Festlande; der Hauptort ist die Stadt Fuwwah nach der Aussprache der „Ländertafel‘‘, von mittlerem Umfang auf dem west- lichen Festlande des westlichen Nilarmes, gegenüber der so gen. Gold- 112 F. WÜSTENFELD, Insel, mit Gärten und Bäumen und einer schönen Aussicht. Es ist dort keine eigene Verwaltung, sondern ein Vorsteher besorgt für die Regierung die meisten Verwaltungsgeschäfte, in demselben Verhältnisse wie zwischen Ichmim und Küc. Diesen beiden Provinzen liegt auf der Nordwest-Seite zunächst die Stadt Alexandria im dritten Klima nach dem Atwäl unter 51° 54 d. L. und 30° 58“ d.Br. Über den Ursprung ihrer Erbauung ist oben bei den Hauptstädten Ägyptens vor dem Islam die Rede gewesen und sie hat jetzt im Verhältniss zu dem, was die Geschichtsbücher über ihre alten Bauwerke bezeugen, viel verloren, dessen ungeachtet ist sie noch eine grosse Stadt, die einen prächtigen Anblick gewährt, in schöner Ord- nung aus Steinen mit Kalk erbaut, die Häuser innen und aussen weiss angestrichen, als wäre es das Innere eines Pallastes mit einander gegen- über liegenden Wegen, jede Strasse in gerader Richtung wie auf dem Schachbrett. Sie ist mit einer doppelten unzugänglichen Mauer umgeben, welche auf den Landseiten noch von einem Graben umschlossen wird, und auf der entgegen gesetzten Seite schliesst sich daran das Meer von Westen nach Norden bis gegen Osten, wo das Haus der Statthalterei steht; sie hat Festungsthürme mit Brustwehren und Wurfmaschinen. Ibn el-Athir sagt in den „Wundern der Schöpfung‘‘: der Leuchtthurm soll mitten in der Stadt gestanden und diese aus sieben Hauptstrassen bestanden haben, welche das Meer verschlang, so dass nur eine einzige, die jetzt noch vorhandene Stadt, übrig blieb und die Stelle des Leucht- thurmes jetzt eine Meile von ihr entfernt ist; er setzt hinzu, dass man die Kapellen daselbst zu einer gewissen Zeit gezählt habe und es seien deren 20000 gewesen. Man findet dort Moscheen, Kapellen, hohe Schulen, Fremden- und Gast-Häuser, BHospitäler, Bäder, prächtige Wohnhäuser und ausgedehnte Marktplätze. Dort werden kostbare Kleiderstoffe ge- webt, welche in der Welt ihres Gleichen nicht haben; die Fuhrwerke und Schiffe der Kaufleute eilen zu Lande und zur See hierher und mit ihren Kleiderstoffen werden alle grosse Städte der Erde versorgt, sie ist der Hafenplatz für die Städte von Magrib, Spanien, den Inseln der Franken, Griechenland und Syrien. Zum Trinken haben die Einwohner CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 113 das Nilwasser aus Cisternen, welche durch den Canal, der ins Innere der Häuser geleitet ist, gefüllt werden, für den geschäftlichen Gebrauch haben sie Brunnenwasser und an der Seite dieser Brunnen und Cisternen sind Abzugscanäle, durch welche das Regenwasser und d. gl. abgeleitet wird. Dort sind freundliche Gärten und prächtige Vergnügungsorte, worin sie Schlösser und Kioske haben von zierlicher Bauart, aber mit festen Mauern und Thüren; an Obst und Früchten übertrifft sie andere Städte durch Schönheit und Frische, dagegen Saatfelder giebt es nicht und das Gebiet ist nicht gross, wenn schon die Einkünfte desselben ebenso be- deutend sind als anderer Provinzen, die am Meere oder sonst wo liegen. Sie ist eine der Gränzstädte von Ägypten, die Einwohner müssen beständig auf der Wacht sein, um das, was auf dem Meere vorgeht, zu beobachten, und sich gegen den Feind und nächtliche Überfälle zu schützen, desshalb ist dort ein Corps zur Bewachung im Dienst. Der Verfasser der ‚Wege der Einsicht‘ sagt: es giebt ausser ihr in Ägypten keine Stadt, deren Machthaber mit der Stellvertretung des Sultans bekleidet ist. So war es schon früher, als die Stellvertretung in dem Sinne von Verwaltung noch von geringer Bedeutung war, seitdem aber der Feind, dem Gott seine Hülfe versage, die Franken im J. 767 sie bei Nacht überfallen und die Einwohner ins Verderben gestürzt, getödtet und gefangen weggeführt haben, ist die Machtbefugniss des Statthalters erweitert und der von Tri- polis, Hamät und anderen Städten, die in ähnlicher Lage sind, gleichge- stellt; und so ist es zur Zeit noch. Über diese Stellvertretung wird in dem Abschnitt über die Regierung des Reiches unten weiter die Rede sein. Die dritte Section. Das Land zwischen den beiden Armen des Nil, dem östlichen und westlichen; es zerfällt in zwei Inseln. Die erste Insel. Die östliche Seite derselben läuft längs dem östlichen Arme des Nil hin bis zu dessen Ausflusse ins Salzmeer in der Nähe von Dimjät; die westliche Seite derselben läuft längs dem west- lichen Nilarme hin bis gegenüber Abu Naschäba in der Provinz Giza, erreicht dann den See von Abjär, und dehnt sich der Länge nach aus bis zu dem Dorfe el-Farastak ausserhalb der Insel nach Westen, hierauf kommt sie wieder an den Nilarm, von dem sie ausging und läuft an ihm Histor.-philolog. Classe. XXV. 1. P 114 F. WÜSTENFELD, entlang bis zu dessen Ausfluss in das Salzmeer bei Raschid. Diese Insel umfasst zwei Provinzen. 1. Die Provinz Manüfia beginnt im Süden bei dem Dorfe Schat- tanüf wo der westliche Nilarm seinen Anfang nimmt, und der Sitz ihrer Verwaltung ist die Stadt Manüf'); es ist eine Islamitische Stadt, die anstatt einer älteren gebaut worden ist, welche hier stand und jetzt zer- stört ist; Überreste davon sind noch in Schutthaufen vorhanden. Das Ge- biet gehört zu den angenehmsten Verwaltungsbezirken und es ist jetzt die Provinz Abjär d. i. die Insel Banu Nacr, die weiterhin erwähnt werden wird, damit vereinigt. Es ist eine schöne Stadt mit Marktplätzen, Ka- pellen, unter denen eine prächtige, in welcher das Gebet für den Herrscher gehalten wird, mit Bädern und Fremdenhäusern. Ich muss hier einen Irrthum berichtigen, dass manche”) glauben, diese Stadt sei die alte Hauptstadt Menf (Memphis), während zwischen beiden eine grosse Ent- fernung ist; Memphis liegt zwölf Meilen südlich von Fustät, Manüf aber nördlich von Fustät und Kähira im Unterlande. 2. Die Provinz el-Garbia gränzt an Manüfia von der Nordseite und dehnt sich bis ans Salzmeer aus zwischen den beiden Ausflüssen des Nil bis an die Provinz Muzähimatein am westlichen Nilarme im Osten. Es ist eine sehr ansehnliche und grossartige Provinz mit schönen Städten, blühenden Dörfern, dicht neben einander liegenden Gärten und d. gl. und am äussersten Ende am Griechischen Meere liegt die Gränzstadt Beryllos. Eingeschlossen darin sind drei andere Provinzen, welche ehedem für sich bestanden: Küsania, Samannüdia und Dangäwia. Der Sitz der Verwaltung ist die Stadt el-Mahalla, auch wohl Gross-Mahalla genannt; der Name (welcher Wohnsitz bedeutet,) ist so allgemein gebräuchlich geworden, dass (bei der grossen Anzahl gleich- namiger Orte,) wenn er für sich allein gebraucht wird, nur diese Stadt darunter verstanden wird. In der ‚Anweisung‘ kommt die Erläuterung 1) Ich muss bemerken, dass ich nach der sonst vorkommenden Vocalisation, z. B. im Camus die gewöhnliche Aussprache Manüf, Menüf beibehalten habe, wäh- rend hier Munüf mit Dhamma des Mim buchstabirt ist. 2) z. B. Abul-Mahäsin, Annal. Tom. I pag. 52. CALCASCHANDVS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 115 vor, dass der Name eine Abkürzung für Mahalla el-Marhüm sei; dies ist ein Irrthum, denn dieses ist nur eines von den dazu gehörenden Dörfern; nach dem Muschtarik wird die Stadt auch Mahalla Dakalä genannt. Sie liegt im dritten der sieben Klimate und nach Ibn Said unter 53° 22” d. L. und 31° 4“ d. Br. und ist eine grossartige, prachtvolle Stadt, von ge- fälligem Aussehen und schöner Bauart, mit vielen Wohnhäusern, Mo- scheen, hohen Schulen, Marktplätzen und Bädern; sie gleicht der Stadt Küs auf der südlichen Seite in ihrer Pracht und Fülle und der Überle- genheit ihrer Bewohner, indem zwischen beiden nur der Unterschied ist, wie er zwischen dem südlichen und nördlichen Theile in der Frische und Kraft stattfindet. — Am Ende dieser Insel am Ufer des Griechischen Meeres liegt die Gränzstadt Beryllos, ein schönes Gebiet mit vielen Früchten und Gärten, wiewohl der grösste Theil aus Sand besteht. Die zweite Insel. Das Land zwischen dem See von Abjär und dem westlichen Nilarme, genannt die Insel Banu Nacr. Es ist nur eine Provinz und der Hauptort ist Abjär, eine freundliche Stadt von schönem Aussehen, in welcher die kostbaren Kleiderstoffe von der Sorte wu „die auserlesenen "“ und andere verfertist werden; ihre Lage ist im dritten der sieben Klimate, die Längen- und Breiten-Grade finde ich nicht angegeben. Sie ist mit der Verwaltung von Manüf vereinigt und hat jetzt keine eigene Verwaltung. 2) Über Lesart und Bedeutung bin ich ungewiss; nach Meninski ist —_ ein grobes Gewebe aus Bockshaaren, was hier nicht passt. P2 EN) fr FT Fra, Caleaschandi’s Geographie und Verwaltung von Ägypten. Aus dem Arabischen von F. Wüstenfeld. Zweite Abtheilunge. Vorgetragen in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften am. 5. Juli 1879. Zweiter Theil. Die Beherrscher des Ägyptischen Landes, seine Regierung und Verwaltung. In drei Beziehungen. Erste Beziehung. Die Beherrscher Ägyptens in der Heidenzeit und im Islam. Der Sultan ’Imäd ed-Din Fürst von Hamät (Abul-Fidä) sagt in seinen Annalen: Das Ägyptische Volk besass in vergangenen Jahr- hunderten und verflossenen Zeiten ein grosses Reich und war aus Copten, Griechen und Amalekitern gemischt, den grössten Theil bildeten die Copten, und doch waren die meisten Beherrscher von Ägypten Fremde‘). Erste Ordnung. Die Herrscher vor der Sintfluth. Nur wenige Geschichtschreiber haben hierauf ihr Augenmerk gerichtet, es ist aber oben schon erwähnt, der erste Beherrscher vor der Sintfluth sei Nakrä- wusch ben Micrim ben Barägil ben Razäil ben Garjäb ben Adam’) ge- wesen; der Name Nakräwusch bedeutet im Syrischen „König seines Vol- kes“ und er ist es, welcher die Stadt Amsüs erbaute, die erste Haupt- stadt von Ägypten, wie oben erwähnt ist. Nach ihm herrschte sein Sohn Nakräwusch II. 107 Jahr, dann folgte dessen Bruder Mieräm Sohn Nakräwusch I. Hierauf kam ’Anakäm der Wahrsager zur Regie- rung auf kurze Zeit; Idris (Henoch) soll zu seiner Zeit in den Himmel 1) Abulfedae historia anteislam. ed. Fleicher, pag. 98. 2) Vergl. oben Abh. I. S.41 und m. Abh. „die älteste Ägypt. Gesch.“ im Orient und Occident. 1. Jahrg. S. 326. 118 F. WÜSTENFELD, erhoben sein. Ihm folgte sein Sohn Garnäk, nach ihm regierte ein Mann aus der Familie Nakräwusch Namens Lügim, dann ein Mann Namens Chaclim, welcher zuerst einen Nilmesser errichtete. Ihm folgte sein Sohn Harcäl, das bedeutet im Syrischen ‚Diener der Venus“; er baute eine Stadt auf der Ostseite des Nil und legte unter demselben einen Gang bis zu ihr an, und war der erste, welcher dies unternahm; er sass auf dem T'hrone 134 Jahre und zu seiner Zeit soll Noah geboren sein. Nach ihm regierte sein Sohn Badsän, dann dessen Bruder Scham- rüd, welcher zwanzig Ellen gross gewesen sein soll; nach ihm regierte Farsidün ben Badsän 100 Jahre, darauf dessen Sohn Scharnäk 163 Jahre, dann dessen Sohn Schahlük 169 Jahre, dann dessen Sohn Sü- ridin, welcher die grossen Pyramiden bei Micr erbaute, wie oben (I, 46) bemerkt ist. Nach ihm regierte sein Sohn Hargib 70 und etliche Jahre, welcher die erste unter den Pyramiden von Dahschür erbaute (I, 47), dann sein Sohn Manäwus 73 Jahre, dann dessen Sohn Akrüsch 64 Jahre; zu seiner Zeit herrschte eine grosse Sterblichkeit, die wilden Thiere und Crocodile gewannen die Herrschaft über die Menschen, es trat eine allgemeine Unfruchtbarkeit der Frauen ein, so dass der König dreihundert Frauen geheirathet haben soll, um nur einen Sohn zu be- kommen, aber es wurde ihm keiner geboren, und dies war der Vorbote der Sintfluth. Dann herrschte nach ihm ein Mann aus dem Königshause Namens Armälinus und ihm folgte sein Neffe Fargän, der erste, welcher den Beinamen Pharao erhielt; er schrieb an den König von Babel um ihm den Rath zn geben, Noah tödten zu lassen; zu seiner Zeit trat die Sintfluth ein und er gehörte zu denen, welche umkamen. Zweite Ordnung. Die Herrscher nach der Sintfluth bis zur Islamitischen Eroberung. — Unter den Geschichtschreibern herrscht hierin eine grosse Verschiedenheit der Angaben, welche ich nach den Werken darüber, deren ich habhaft geworden bin, vereinigt habe. Sie zerfallen in sechs Olassen. Erste Classe. Die Coptischen Könige von Ägypten. Oben, wo von dem Anfang der Bebauung des Landes die Rede war (I, 38), ist erwähnt, der erste, welcher es nach der Sintfluth anbaute, sei pas Peicar Fe a CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 119 ben Ham ben Nüh gewesen. Peicar war schon hoch bejahrt und schwach, es währte daher nicht lange, da starb er und wurde auf der Stelle des Klosters Abu Hermes westlich von den Pyramiden begraben; Kudhäi sagt, dies sei das erste Grab, in welchem in Ägypten jemand begraben wurde. Nach ihm kam sein Sohn „e+ Micr zur Herrschaft; er erreichte ein hohes Alter und regierte lange und zu seiner Zeit wurde das Land angebaut und sein Wohlstand mehrte sich. Als er starb, kam sein Sohn „235 Koptim zur Regierung, nach welchem sich die Nation Copten nannte; er soll die Sprachenverwirrung erlebt haben, welche nach Noah eintrat, nämlich ein Wind ging über sie her und trennte sie von einander, dann fing jeder von ihnen an, mit einer anderen Sprache zu reden und er ging mit der Coptischen Sprache davon. Nach ihm regierte sein Sohn 235 Kift, welcher die Stadt Uschmunein auf der südlichen Seite erbaute; er lebte sehr lange, so dass man sagt, er habe 800 oder gar 830 Jahre erreicht. Dann folgte ihm sein Bruder u) Atrib, welcher die Stadt Atrib auf der Nordseite von Ägypten erbaute. Nach ihm kam sein Bruder lo Gä, welcher die Stadt’ Gä& ebenfalls auf der Nordseite erbaute. Darauf regierte „;a® Caftorim ben Kift; in seiner letzten Zeit sollen die ’Äditen im Lande el-Ahkäf im Innern durch einen Wind umgekommen sein, auch soll er es gewesen sein, welcher das Fundament zu den Py- ramiden von Dahschür legte, verschieden von der ersten Pyramide, welche Dendera in Oberägypten erbaute; die Überreste von jenen sind bis jetzt noch vorhanden. Ihm folgte in der Regierung sein Sohn 40» Buda- schir, welcher durch seine Baukenntniss die beiden Ufer des Nil ver- besserte. Dann folgte sein Sohn „As Adim, dann dessen Sohn va Schaddäd; dieser vollendete die Pyramiden von Dahschür, deren Fun- dament Caftorim gelegt hatte; auch soll die Stadt Schutb in der Nähe der Stadt Osjüt zu seiner Zeit gebaut sein, deren Ruinen zur Zeit noch vorhanden sind. Er war der erste unter den Ägyptischen Königen, wel- cher die Jagd ausübte und dazu Raubvögel und Salukische Hunde be- nutzte und welcher die Thierheilkunst übte. Er starb 440 Jahre alt und ihm folgte sein Sohn al» Mankäusch, für welchen zuerst in Micr die Bäder angelegt sein sollen. Nach ihm regierte sein Sohn UL 120 F. WÜSTENFELD, Manäusch eine sehr lange Zeit, man sagt 800 oder 830 Jahre, danach Joa» Mankäusch ben Uschmün 40 und etliche oder 60 Jahre; er war der erste, für welchen eine Reitbahn in Micr angelegt wurde und der erste, welcher ein Krankenhaus für die Heilung der Kranken erbaute, und zu seiner Zeit wurde die Stadt Santaria in den Oasen erbaut. Nach ihm regierte sein Sohn 5,5» Marküra 30 und etliche Jahre; in den Büchern der Oopten steht, dass er der erste war, welcher Löwen bän- digte und auf ihnen ritt. Dann regierte nach ihm sein Sohn mo: Ba- lätus 25 Jahre, hierauf 3,5%5 Tadüra, eine von den Töchtern des Atrib, 35 Jahre; sie war die erste Frau, welche in Ägypten regierte. Nach ihr regierte ihr Bruder +% Kalimün 90 Jahre; zu seiner Zeit wurde die Stadt Dimjät erbaut und nach dem Namen eines seiner Pagen be- nannt, dessen Mutter seine Wahrsagerin war; auch die Stadt Tinnis wurde unter ihm erbaut. Dann regierte nach ihm sein Sohn (#2 Far- sün 260 Jahre, darauf drei oder vier Könige, deren Namen nicht er- wähnt werden; dann ss» Markünus der Wahrsager 73 Jahre, nach ihm „u Absär 75 Jahre; alsdann sein Sohn oder, wie die meisten Copten behaupten, sein Bruder Lo Cä 30 und etliche Jahre; dann sein Sohn as Tadäras, welcher den Canal von Sachä graben liess, wie oben bei den alten Canälen erwähnt ist; dann sein Sohn (su Mälik, welcher die Religion seiner Väter und den Götzendienst verlassen und sich zur Verehrung eines einzigen Gottes bekannt haben soll; als er den Tod nahe fühlte, baute er sich ein Grabmonument, liess grosse Schätze hineinbringen und machte dazu die Inschrift, dass sie nur das Volk des Propheten, welcher zuletzt werde gesandt werden, wieder herausholen würde. Dann regierte nach ihm sein Sohn L,> Harjä, in einigen Chro- niken U, > Haräbä genannt, 95 Jahre, dann .„% Kalkan, in einigen Chroniken $S Kalkä genannt, gegen 100 Jahre; er war der erste, welcher in Ägypten die Wissenschaft der Alchymie allgemein bekannt machte, da sie bis dahin nur aufgeschrieben war; zu seiner Zeit lebte Nimrod im Lande Babel in ’Iräk. Nach ihm regierte sein Bruder Wu Mälijä, dann ls> Garbija ben Mälik, darauf yub,b Tütis ben Mälijä, in einigen Chroniken sb Tülis, 70 Jahre; nach einigen Chroniken CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 121 folgte er auf seinen Vater Mälijä. Die Copten behaupten, es habe sieben Pharaonen gegeben, von denen Tütis der erste gewesen sei; er war es, welcher die Hagar dem Abraham zum Geschenk machte. Dann regierte nach ihm seine Schwester L,> Gürijä; sie ist es, für welche Heizüm der Sodomiter, Beherrscher von Syrien, die Stadt Alexandria baute, als er um sie anhielt, nach einer der verschiedenen Angaben über ihre Erbau- ung, um sie ihr als Brautschatz zu übergeben. Dann regierte nach ihr die Tochter ihres Oheims „2; Zulfä oder „SS Dsulfa die Tochter des Mämüm; nach ihr regierte ge) Abmin, der letzte Coptische König. Kudha‘i und andere geben die Reihenfolge der Könige so an: Nach dem Tode des Peicar regierte sein Sohn Micr, dann Kift ben Micr, dann sein Bruder Uschmün, sein Brunder Atrib, sein Bruder Caid, sein Sohn 0% Bardäs, sein Sohn Mälik, sein Sohn Harbä, sein Sohn Kalkan, sein Bruder Mälijä, dann Harbija, Tütis ben Mälijä, dann dessen Tochter Harüjä, die erste Frau, welche zur Regierung kam, dann die Tochter ihres Oheims (1; Zalfä, welcher die Amalikiten die Regierung entrissen'). Zweite Classe. Die 'Amalikitischen Könige aus Syrien. Der erste ihrer Könige war Ar (Aue) el-Walid ben Daumag el-Amliki, el-Suheili nennt ihn el-Walid ben Amr ben Aräscha, welcher dem letzten Coptischen Könige «#) Atmin (so hier) das Land entriss. Fr ist der zweite Pharao bei den Copten, nach anderen der erste, welcher Pharao genannt wurde, und er blieb in der Regierung 120 Jahre, dann folgte ihm sein Sohn „uf! el-Rajjän, welcher 120 Jahre regierte; die Copten nennen ihn ww). Nahrawus und er ist bei ihnen der dritte Pharao; er liess sich in der Stadt ’Ain Schams nieder, während die Kö- nige vor ihm in Memphis residiert hatten. Zu seiner Zeit kam Joseph nach Ägypten, dessen Geschichte im Koran erzählt ist, und er soll sich dem Glauben Josephs zugewandt haben. Nach ihm regierte sein Sohn p)° Därim oder (wes,2 Darius, der vierte Pharao bei den Copten, zu seiner Zeit starb Joseph und zu seiner Zeit wurde in Ägypten drei Meilen vom Nil eine Silbermine entdeckt. Dann regierte sein Sohn „as Ma’dän 1) Einige Abweichungen in der Schreibart der Namen bei Jäcät Bd. IV, 549. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. Q 122 F. WÜSTENFELD, oder wwss2l22 Ma’ädius, der fünfte Pharao bei den Copten, 31 Jahre, darauf folgte sein Sohn ywrlwö! Aksämis, der sechste Pharao bei den Copten. Einige behaupten, dass der Thurm von Alexandria zu seiner Zeit gebaut sei und die Geschichtschreiber nennen ihn “«S Käsim, zuweilen auch wmß Kämis. Auf ihn folgte sein Sohn y«o9 Lätis, dann kam ein Mann Namens (Ab Dhalmä, welcher einer seiner Verwalter war, sich gegen ihn auflehnte, ihn tödtete und an seiner Stelle die Regierung übernahm; er ist der siebente Pharao bei den Copten und der Pharao zur Zeit Mo- ses. Mas’üdi nennt ihn el-Walid ben Muc’ab ben Amr ben Mu’äwia ben Aräscha, so dass er in der Genealogie mit el-Walid ben Daumag in Aräscha zusammentrifft, und er war der letzte König von den ’Amalikitern. Einige nennen ihn Dhalmä ben ywss3 Fumis, einen Nachkommen des Uschmün, eines der Üoptischen Könige. Hiernach wäre der Pharao des Moses von den Copten gewesen und dies ist auch eine Angabe, wie sie die Copten machen und in ihren Büchern vorbringen; andere rechnen ihn zu den _ Lachmiten aus Syrien, die erste Meinung ist aber die allge- meine. Er war der erste, welcher die Menschen das Wahrsagen lehrte und zu seiner Zeit wurde der Canal von Sardüs (I, 25) gegraben; er soll lange Zeit gelebt haben, niemals krank gewesen sein und nie Schmerz empfunden haben, bis ihn Gott durch das Ertränken umkommen liess. Dritte Classe. Die Coptischen Könige nach den ’Amalikitern. Nach Pharao herrschte zuerst sb Dalüka und ihre Regierung dau- erte lange Zeit, so dass sie unter dem Namen „die alte Frau‘‘ bekannt geworden ist und nach ihr ist die Mauer der alten Frau benannt, welche aus Backsteinen rings um Ägypten gebaut war am Fusse der beiden Berge, des östlichen und westlichen; Überbleibsel davon sind auf der südlichen Seite jetzt noch vorhanden, sie soll auch die Monumente in Micr erbaut haben. Nach ihr regierte ein Mann aus einer vornehmen Familie der Copten Namens Js 2 59,2 Darkün ben Batlüs oder una cp uw,D Darküs ben Maltüs, dann ein Mann Namens ws Büdas, dann sein Sohn v&& Lakäsch etwa 50 Jahr, dann sein Sohn Lu» Marinä ben Lakäsch etwa 20 Jahre, dann sein Sohn waL Baltüs oder mosu Balütes ben Majäkil, 40 Jahre, dann wy% Mälüs oder CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 123 vd (pub Fälüs ben Mütis 20 Jahre, dann sw Majäkil d.i. nach Mas’üdi (II, 410) Pharao der lahme, welcher gegen die Israeliten zu Felde zog und Jerusalem zerstörte; dann ds Pola, welcher gegen Rehabeam den Sohn Salomos nach Syrien auszog; andere sagen, der, welcher gegen Rehabeam zog, sei sÄu% Schischäk geheissen; der Sul- tan ’Imäd ed-Din Fürst von Hamät!) sagt, dies sei das richtige und er fährt dann fort: nach Schischäk ist weiter keiner bekannt als Pharao der lahme, welchen Nebukadnezar bekriegte und kreuzigen liess. Mas’üdi dagegen erwähut: nach Mäjäkil regierte si» Marinüs, dann sein Sohn l& Bakäsch 80 Jahre, dann sein Sohn wös® Fukis 20 Jahre, dann sein Sohn JuusS Kamäbil und, setzt Mas’üdi hinzu, dieser war es, welchen Nebukadnezar besiegte und kreuzigen liess, worauf er Ägypten verheerte, so dass es 40 Jahre wüste lag. Vierte Classe. Die Persischen Könige. Der erste, welcher von Seiten des Persischen Reiches in Ägypten herrschte, war w)3 Farasp in der Weise, dass Nebukadnezar sein Stell- vertreter war, und sobald dieser das Land erobert hatte, wurden die Statthalter von ihm ernannt, während er selbst in Babel war, 57 Jahre und einen Monat, wie der Fürst von Hamät erwähnt, bis er starb; nach ihm regierte sein Sohn 5%) Ewiläk ein Jahr lang, dann folgte ihm sein Bruder wilal; Baltäsch Sohn Nebukadnezars. Danach blieb Ägypten und Syrien unter der Herrschaft der von den Persischen Königen er- nannten Statthalter. Als Farasp starb, kam ulbuwus Kei- Bustasp zur Regierung, nach ihm Ardeschir- Bahman ben Isfendiär ben Kei-Bustasp, dessen Gewalt sich soweit ausdehnte, dass er die sieben Klimate (die ganze Erde) beherrschte. Ihm folgte 15 Darius und zu seiner Zeit herrschte Alexander, der Sohn des Philippus, über die Griechen; gegen diesen zog er zu Felde, als er ihm aber nahe gekommen war, tödteten ihn einige seiner eigenen Leute und gingen zu Alexander über. Er war der letzte König von Persien, welcher über Ägypten herrschte, und eine genauere Nachricht über die Persischen Statthalter in Ägypten habe ich 1) Abulfeda, historia anteislam. ed. Fleischer, pag. 103. | Q2 124 F. WÜSTENFELD, nicht gefunden, ausser dass der ‚Perser Vu>,äs K aschargüsch zu ihnen gehörte, welcher die,Lichterburg in Fustät erbaute, wie oben (1, 45) erwähnt ist, und auf ihn vwlab Tuchärest folgte, zu dessen Zeit der Arzt Hippocrates lebte. Fünfte Classe. Die Griechischen Könige. Der erste von ihnen war Alexander, der Sohn des Philippus, als er den Perser König Darius besiegt hatte, und er nahm alles in Besitz, was in dessen Gewalt gewesen war. Der Sitz seiner Regierung war Ma- cedonien in Alt-Griechenland und er vereinigte in sich die Herrschaft von ’Iräk, Syrien, Ägypten und Mauritanien. Als er starb wurden seine Reiche unter mehrere Könige getheilt und in Ägypten und den West- ländern kamen &Jlb,JS} die Ptolemäer, Griechische Könige, zur Regierung, von denen ein jeder den Namen Ptolemäus hatte. Der erste von ihnen rl kl; Ptolemaeus Logicus regierte 20 Jahre; er soll der erste gewesen sein, welcher mit Falken spielte und sie zur Jagd abrichtete. Nach ihm regierte a>| „= ywulos Ptolemaeus Philadelphus 40 oder 38 Jahre; er war es, welcher die Thora aus dem Hebräischen in das Grie- chische übersetzen liess und zu seiner Zeit kam der Bilder- und Götzen- Dienst auf. Dann regierte SL umlb; Ptolemaeus Euergetes') 25 oder 26 Jahre, dann au) = ul; Ptolemaeus Philopator 17 Jahre; dann Mil Je u>lo mul; Ptolemaeus Astronomus 24 Jahre, er war es, wel- cher das Buch Almagest verfasste; dann »! „= —Ptolemaeus Philometor 27 Jahre; dann &G) zileli—-Ptolemaeus Euergetes der zweite; dann welall— Ptolemaeus Soter 16 oder 17 Jahre; dann 3, uw) — Ptolemaeus Alexandrinus 9 oder 12 Jahre; dann ywyMiwl-——Ptolemaeus Alexandros 3 Jahre; dann 3& „>| „= —Ptolemaeus Philadelphus der zweite 8 Jahre; dann ewasso— Ptolemaeus Dionysus; dann dessen Tochter 1,5, Cleo- patra 22 Jahre, mit deren Tode die Herrschaft der Griechen ein Ende nahm. Sechste Classe. Die Römischen Kaiser. Der erste von ihnen war yabAsl Augustus, mit zwei us sch oder 1) Das Arabische Wort bedeutet eigentlich industrius, artifex und daraus ist Wei aurifex hier und nachher in der Handschrift entstanden. RE N a a nn —runm CALCASCHANDTVS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 125 zwei » s geschrieben, mit dem Beinamen Oaesar, welchen er zuerst führte und welchen nach ihm alle Römischen Herrscher erhielten. Er zog gegen die oben genannte Oleopatra und als sie sah, dass er ihr nahe kam, zog sie sich in ihr Gemach zurück und stellte darin wohlriechende Blumen und Gift auf; sie hatte sich grosse Mühe gegeben eine Schlange zu be- kommen, durch deren Biss ein Mensch augenblicklich stirbt ohne sich zu verändern, und sie brachte ihr jetzt ihre Hand nahe, damit sie ihr Gift in dieselbe gelangen lasse und die Schlange schlüpfte dann in die Blumen. Nun kam Augustus und griff mit der Hand nach den Blumen, da biss ihn die Schlange, er lebte noch einen Tag, dann starb er, nach- dem er das Römische Reich 43 Jahre beherrscht hatte. Zu seiner Zeit ‘ wurde Christus geboren. Nach ihm regierte ymayD Jän, Umayb Sin UmaunD Tiberius 22 Jahre; Mas’üdi sagt, zu seiner Zeit sei Christus in den Himmel erhoben, und fährt dann fort: als Augustus gestorben war, wurden die Römer uneins und stritten unter einander um die Herrschaft 298 Jahre lang ohne eine bestimmte Reihenfolge und ohne einen Beherrscher, wel- cher sie vereinigt hätte. Dann kam wis Cajus zur Regierung; der Fürst von Hamät sagt, zu seiner Zeit sei Christus in den Himmel er- hoben, was der Angabe des Mas’üdi widerspricht. Dann regierte Claudius 14 Jahre, dann (3,5 Nero 13 Jahre, welcher die beiden Apostel Petrus und Paulus zu Rom tödten und kreuzigen liess. Nach ihm re- gierte „surls Vespasianus 10 Jahre; dann uwab Titus 17 Jahre; dann Urinansd oder ystas0) Domitianus 15 Jahre, er war dem Götzendienste ergeben und verfolgte die Juden und Christen und tödtete sie. Nach ihm regierte sy) Adrianus 36 Jahre; er wurde von der Elephantiasis befallen und reiste nach Ägypten um dagegen Heilung zu suchen, fand sie aber nicht und starb an dieser Krankheit. Dann regierte yusas) Antoninus 23 Jahre; er ist es, welcher Jerusalem, nachdem es zum zweiten Male zerstört war, wieder aufbauen liess und Älia nannte, d.h. Haus des Herrn, er ist der erste, welcher ihm diesen Namen gab. Nach ihm regierte «3 Marcus 19 Jahre; dann uwOsss5 Comodus 13 Jahre; zu seiner Zeit breitete sich die christliche Religion aus und zu seiner Zeit lebte der Arzt Galenus. Darauf regierte „65 Pertinax 6 Monate; 126 F. WÜSTENFELD, dann wmsaw Severus 18 Jahre; wsuibs} Antoninus der zweite 4 Jahre; uny Hm) Alexander 13 Jahre; eis“ Maximinus 3 Jahre; usbsyE Gordianus 6 Jahre; dann we Jlä wa Decianus oder Decius ein Jahr; er tödtete die Christen und stellte den Götzendienst wieder her und vor ihm flohen die jungen Männer (Siebenschläfer) in die Höhle, deren Geschichte Gott in dem heiligen Buche erzählt. Nach ihm re-, gierte le Gallus 3 Jahre; dann wsbyes ünsutE Gallienus und Valerianus gemeinschaftlich, darauf Valerianus allein noch 15 Jahre, dann ds Claudius ein Jahr; esbys! Js by! Aurelianus 6 Jahre; eis Probus 7 Jahre; uw, Carus und seine Mitregenten 2 Jahre; dann wsWubl3o Dio- cletianus 21 Jahre, er war der letzte Götzendiener unter den Römischen Kaisern und nach seiner Regierung rechnen die Christen bis auf den heutigen Tag; die Bewohner von Ägypten lehnten sich gegen ihn auf, er zog von Rom dorthin, tödtete eine grosse Anzahl von ihnen und diese zählen die Christen jetzt zu den Märtyrern. Nach ihm regierte EN „bibws Constantin der siegreiche 31 Jahre; er zog von Rom nach Uonstantinopel, baute die Mauern der Stadt und machte sie zum beständigen Sitz der Regierung; er breitete das Christenthum aus und veranlasste die Men- schen dasselbe anzunehmen. Ihm folgte sein Sohn yib»s Constantin, welcher das Christenthum befestigte und viele Kirchen baute. Nach ihm herrschte ya} Jü sul) Julianus ein Jahr; er war ein Bruderssohn des Constantin, sagte sich vom Christenthum los und kehrte zum Götzen- dienste zurück. Nach seinem Tode gingen die Nachkommen Constantins der Regierung verlustig und einer der Römischen Patricier Namens unse Ss unse Jovianus kam zur Herrschaft auf ein Jahr; er stellte die Christliche Religion wieder her und verbot den Götzendienst. Nach ihm regierte „ul, Valentianus 14 Jahre, dann sub,> Gratianus 3 Jahre, „HN uwamösl5 Theodosius der grosse 49 Jahre; ess06,) Arcadius in Constantinopel und sein Mitregent wy3) -Honorius in Rom 13 Jahre; uns4@» Marcianus 7 Jahre, welcher das Kloster des Maron in Emessa baute; yoill, Valentius ein Jahr; „ul -„S Leo der grosse 7 Jahre; oy; Zeno 18 Jahre; ywambw) Anastasius 27 Jahre, welcher die Mauern der Stadt Hamät baute; weiss Justinianus 9 Jahre; Justinianus der CALCASCHANDTS GEOGRAPH!E UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 127 zweite 32 Jahre; ws+4D Tiberius 3 Jahre; Tiberius der zweite 4 Jahre; ww, Mauritius 8 Jahre; Mauritius der zweite 12 Jahre; „&5 Phocas 8 Jahre; dann 2 auf Römisch „„S%,} Heraclius, an welchen der Pro- phet schrieb, um ihn zur Annahme des Islam aufzufordern; die Flucht des Propheten war im zwölften Jahre seiner Regierung. Die Verfasser der Lebensbeschreibungen sagen, der Gesandte Gottes sei geflüchtet, als Cäsar ben Nük 55 in Griechenland regierte; ihm folgte Cäsar ben Cäsar und zwar unter dem Chalifat des Abu Bekr und er ist es, welchen die Emire des Islam in Syrien bekriegten und welchem sie Syrien entrissen. Was der Verfasser der ‚Anweisung‘ bei Gelegenheit eines Schreibens des Alphons, Beherrschers von Toledo, eines der Könige der Franken in Andalusien, erwähnt, ist, dass Heraclius, zu dessen Zeit der Prophet flüchtete und an welchen er ein Schreiben schickte, nicht der Kaiser selbst gewesen sei, sondern der Statthalter in Syrien für den Kaiser, während dieser Constantinopel nicht verlassen habe, und dass der Prophet nur desshalb an Heraclius geschrieben habe, weil dieser der Arabischen Halb- insel in Syrien am nächsten war, und dass der Verwalter von Bocrä von ihm ernannt sei; und es geht daraus hervor, dass der andere Kaiser, welchen er erwähnt, derjenige gewesen sein muss, dessen Statthalter in Ägypten Mukaukis war. Man sagt, dass Mukaukis Ägypten von Hera- clius für 17000 Dinare zur Verwaltung bekommen habe. Die Umstände würden es erforderlich machen, über die früheren Statthalter von Ägypten unter den Römischen, Griechischen und Persischen Herrschern etwas zu sagen, allein die Geschichtschreiber haben sich um dergleichen nicht ge- kümmert und die Wissenschaft muss sich damit entschuldigen; wenn die Verhältnisse im Allgemeinen angegeben werden, muss man sich damit begnügen und auf das Besondere verzichten. Kudhät erzählt: Nachdem Ägypten nach der Verwüstung durch Nebukadnezar wieder angebaut war, unterjochten die Griechen und Perser die übrigen Könige in dem mittleren Theile der Erde, die Griechen standen den Ägyptern drei Jahre lang feindlich gegenüber, bis sie unter einander Frieden schlossen unter der Bedingung, dass diese einen jähr- lichen Tribut an die Griechen bezahlen sollten, welche sie dagegen unter 128 F. WÜSTENFELD, ihren Schutz nehmen und gegen die Persischen Könige vertheidigen wollten. Hierauf siegten die Perser über die Griechen, vertrieben sie aus Syrien und bedrohten Ägypten mit einem feindlichen Angriff, indess wurden die Verhältnisse dahin festgestellt, dass die Einkünfte Ägyptens jährlich zwischen den Persern und Griechen getheilt werden sollten, und dies geschah neun Jahre; dann gewannen die Griechen die Oberhand über die Perser, vertrieben sie aus Syrien, und der Tribut, womit die Ägypter den Frieden erkauft hatten, fiel ganz den Griechen zu. So stand die Sache, als der Islam kam. Dritte Ordnung. Die Beherrscher im Islam von Anfang bis auf unsere Zeit der Reihe nach, in zwei Arten. Erste Art. Die Regenten als Statthalter; deren sind drei Olassen. Erste Classe. Die Statthalter der Chalifen aus der Reihe der Begleiter Muhammeds. — Es ist oben erwähnt, dass die Griechen fort- während das Land beherrschten und Mukaukis dort Statthalter war, bis Omar ben el-Chattäb Chalif wurde und dann Amr ben el-Aci und Ab- dallah ben el-Zubeir im J. 20 oder 19 Ägypten eroberten. Amr ben el-Äci war der erste Statthalter im Islam und blieb es bis zum J. 25; er erbaute die alte Moschee in Fustät. Abdallah ben Sa’d ben Abu Sarh el-Ämiri blieb 11 Jahre und starb im J. 36. Keis ben Sa’d ben ’Obäda el-Ancäri el-Chazragi im Anfange des J. 37. Mälik ben el-Härith el-Nachai gen. el-Aschtar in der Mitte des J. 39; er erhielt ein geschriebenes Anstellungsdiplom, worüber unten bei den Diplomen die Rede sein wird, wurde aber vergiftet, ehe er nach Ägypten kam. Muhammed ben Abu Bekr im J. 37 blieb kein volles Jahr. Amrben el-’Aci zum zweiten Male im J. 38 auf 5 Jahre, starb im J. 43. Otba ben Abu Sufjän starb im J. 44. ’Ocba ben ’Ämir el-Guhenf etwas über 3 Jahre, wurde im J. 47 abgesetzt. Maslama ben Muchallad el-Chazragi im J. 47, blieb 15 Jahre. ee u he tn Al ana u m ul nn Late nn m CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 129 Zweite Olasse. Die Statthalter der Omeijaden Chalifen. Als das Chalifat nach dem Tode des Mu’äwia auf seinen Sohn Jazid überging, ernannte er zum Statthalter Said ben Jazid ben ’Alkama el-Azdi im J. 62, nach Jazid’s Tode bestätigte ihn dessen Sohn Mu’äwia, dann Marwän ben el-Hakam, so dass er 22 Jahre blieb; dann ernannte Abd el-Malik ben Marwän Abdallah ben Abd el-Malik ben Marwän im Anfang des J. 86 und er blieb 5 Jahre. Curra ben Scharik im J. 90. Abd el-Malik ben Rifäsa, im J. 97, blieb etwas über 3 Jahre. Ajjub ben Schurahbil el-Acbahi Ende 99 blieb 2 Jahre 6 Monate. Bischr ben Cafwän el-Kalbi im J. 101 blieb 2 Jahre 6 Monate. Handhala ben Gafwän im J. 103 blieb etwas über 2 Jahre. Muhammed ben Abd el-Malik im J. 105 blieb einige Monate. Abdallah ben Jüsuf el-Thakefi im Dsul-Higga 105 blieb 4 Jahre 6 Monate. Abd el-Malik (ben Rifaa) im J. 109, wurde abgesetzt. el-Walid, Bruder des Abd el-Malik im J. 109 blieb etwas über 10 Jahre und starb im J. 119. Abd el-Rahman el-Fahmi Ende 119 blieb 7 Monate. Handhala ben Cafwän im J. 120 blieb etwas über 3 Jahre und wurde abgesetzt. ’Attäba') el-Tugibi im J. 127 blieb beinahe 5 Jahr. Hafc ben el-Walid im J. 128 blieb 3 Jahre und 6 Monate. el-Fazäri im J. 131 blieb ein Jahr. Abd el-Malik ben Marwän ein Freigelassener vom Stamme Lachm im J. 131 blieb ein Jahr. Dritte Classe. Die Statthalter der 'Abbasiden Chalifen. Cälih ben ’Ali ben Abdallah ben ’Abbäs im J. 133 auf wenige Monate. Abd el-Malik Freigelassener der Banu Asad Ende 133 blieb 3 Jahre. 1) Es ist Hassän ben ’Atähia zu lesen, vorher fehlt ein Name und das folgende ist nicht genau. Vergl. m. Abhandl. über die Statthalter von Ägypten. I. 47. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. R 130 F. WÜSTENFELD, Cälih ben ’Ali zum zweiten Male im Dsul-Higga 136. Abd el-Malik im J. 139 blieb 3 Jahre. el-Nakib el-Tamimi im J. 141 blieb 2 Jahre. Hamid el-Täi im J. 143 blieb ein Jahr. Zeid el-Muhallabi im J. 144 blieb 9 Jahre. Abdallah ben Abd el-Rahman ben Muw’äwia im J. 154 blieb 1 Jahr. Müsä ben Oleij el-Lachmi im J. 155 blieb 2 (1.6) Jahre und 6 Monate. 'Isä el-Lachmi im J. 161 blieb ein Jahr. Acbah Freigelassener des Mancür im J. 162. Zeid ben Mancür el-Himjari Mitte 162. Jahja Abu Cälih im Dsul-Higga desselben Jahres. Salim ben Sawäda el-Tamimi im J. 164. Ibrahim el-’Abbäsi im J. 165. Muwin ed-Din Gahm im J. 166. Assäma ben Amr el-Maäfiri im J. 168. el-Fadhl ben Cälih el-Abbäsi im J. 169. ’Alı ben Suleimän el-Abbäsi Ende desselben Jahres. Müsä el-Abbäsi im J. 172. Muhammed ben Zuheir el-Azdi im J. 173, Dawüd ben Jazid el-Muhallabi im J. 174. Müsä ben ’Isä el-Abbäsi im J. 175. el-Musajjib el-Dhabbi Anfang 177. Guzeima ben A’jan im J. 178. Abd el-Malik el-Abbäsi Ende Dsul-Higga desselben Jahres. Abdallah ben el-Mahdi el-Abbäsi im J. 179. Müsä ben ’Isä el-Tanüchi Ende 180. Abdallah ben el-Mahdi im J. 181. Ismäil ben Calih Ende desselben Jahres. Sumeija ben 'Isä im J. 182, el-Leith el-Abiwardi Ende desselben Jahres. Ahmed ben Ismäil Ende 189. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 131 war Abdallah ben Muhammed el-Abbäsi gen. Abu Zeinab im J. 190. Mälik ben Dsul-Himma el-Kalbi im J. 192. el-Husein ben el-Na’gäh im J. 193. Hätim ben Guzeima ben A’jan im J. 195. ’Abbäd Abu Nacr Freigelassener von Kinda im J. 196. el-Muttalib ben Abdallah el-Chuzäi im J. 198. el-’Abbäs ben Müsä im J. 198. el-Muttalib ben Abdallah zum zweiten Male im J. 199. el-Sarij ben el-Hakam im J. 200. Suleimän ben Gälib im J. 201. Nacr ben Muhammed el-Sarlj im J. 205. Abdallah im J. 206. Abdallah ben Tähir Freigelassener von Chuzäa im J. 210; er der erste, welcher die Chorasanischen Melonen in Ägypten einführte, welche dann nach ihm (’Abdalläwi) benannt wurden). kam Isa el-Galüdi im J. 213. Amr ben el-Walid im J. 214. Abd Rabbihi ben Gabala im J. 215. Mancür Freigelassener der Banu Nacr im J. 216; in diesem Jahre el-Mämün nach Ägypten und liess eine Pyramide öffnen. el-Mas’üdi Anfang 219. el-Mudhaffarben Kundur Mitte desselben Jahres aufeinige Monate. Abul-’Abbäs el-Hanefi in demselben Jahre. Mubärik ben Kundur im J. 224. 'Ali ben Jahjä zum zweiten Male?) im J. 234. Chuzäa im J. 236. Ocba el-Dhabbi im J. 238. Jazid ben Abdallah im J. 242, auch von el-Muntacir billahi und el-Mustain bestätigt. 1) Ibn Ohallikän vit. No. 350. Fasc. IV. pag. 38: entweder weil er sie gern ass oder weil er sie dort zuerst pflanzte. 2) Hieraus ergiebt sich deutlich, dass einige Namen ausgelassen sind. Vergl. die Statthalter II. S. 46. R2 132 F. WÜSTENFELD, Ahmed ben Muzähim im J. 254. Die zweite Art. Die Regenten als Selbstherrscher, in vier Classen. Erste Classe. Die Regenten unter den 'Abbasiden vor den Fa- timiden. Ahmed ben Tulün wurde von el-Mu’tamid im J. 266 zum Statt- halter ernannt‘); er erbaute seine Moschee, wie oben erwähnt ist, und zu seiner Zeit erweiterte sich die Statthalterschaft von Ägypten zu einer selbständigen Regierung. Er war der erste, welcher die Türkischen Mam- luken nach Ägypten kommen liess und dort in den Kriegsdienst auf- nahm. Er wurde nach el-Mu’tamid von el-Mu’tadhid billahi bestätigt und blieb bis zu seinem Tode. Chumäraweih ben Ahmed ben Tülün Anfang 282 (vielmehr 270 bis 282). Geisch ben Chumäraweih im J. 283, von seinen Soldaten in diesem Jahre getödtet. Härün ben Chumäraweih Ende 283 oder (l. bis) 92. Scheibän ben Ahmed ben Tülün im J. 292 von el-Muktafi er- nannt, blieb 12 Tage und wurde dann abgesetzt. Muhammed ben Suleimän el-Wäthiki Ende 292. ’Isä el-Nüschari im J. 295. Abu Mancür Takin im J. 297. Abul-Hasan im J. 303. Abu Mancür Takin zum zweiten Male im J. 307. Hiläl im J. 309. Ahmed ben Keigalag im J. 311. Abu Mancür Takin zum dritten Male in demselben Jahre. Muhammed ben Tugg im J. 321. Ahmed ben Keigalag zum zweiten Male in demselben Jahre. Muhammed ben Tug%g zum zweiten Male und dann von el-Muk- tafi (l. el-Muttaki) und el-Mustakfi billihi bestätigt. 1) Er bekleidete schon seit dem J. 254 diesen Posten; auch die folgenden An- gaben über die Chalifen sind unrichtig. CALCASCHANDIYS GEOGRAPHIE UMD VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 133 Abul-Cäsim el-Ichschidi im J. 335. 'Ali ben el-Ichschid im J. 339. Käfür el-Ichschidi im J. 355. Er war ein Freund der Ge- lehrten und Rechtskundigen, hielt sie in Ehren und sorgte beständig für ihre Bedürfnisse, sodass die Leute zu seiner Zeit zufrieden waren und die Wohlhabenden niemand finden konnten, der von ihnen Almosen nehmen wollte, und als sie ihm dies meldeten, befahl er ihnen dafür Moscheen zu bauen und für sie Stiftungen zu machen. Ahmed ben ’Ali el-Ichschidi im J. 357 war der letzte Statt- halter, welcher von den ’Abbasiden Chalifen in ’Iräk für Ägypten ein- gesetzt wurde. Zweite Classe. Die Fatimiden Chalifen gen. die ’Obeiditen. el-Mwizz lidinillahi Abu Tamim Ma’add ben Ismä’il ben Muham- med ben Obeidallah el-Mahdi, nach welchem letzteren sie ’Obeiditen heissen, schickte seinen General Gauhar aus Magrib ab und dieser er- oberte Ägypten im J. 358, worauf dort das Gebet für die ’Abbasiden aufhörte. el-Mu’izz kam aus Magrib nach Micr und hielt seinen Einzug in sein Schloss zu Kähira am 7. Ramadhän 362, Ägypten und Magrib wurden ein Reich und Magrib eine Statthalterschaft von Ägypten. Er starb am 3. Rabi’ II. 365 und ihm folgte sein Sohn el-'Aziz billahi Abu Mancür am Todestage seines Vaters. Nach ihm ist die ’Azizische Moschee in der Stadt Bilbeis benannt und er starb in dem Bade zu Bilbeis am 8. Ramadhän 38€. Ihm folgte sein Sohn el-Häkim biamrillahi Abu ’Ali el-Mancür in der Nacht als sein Vater starb; er baute die Häkimische Moschee im J. 389, die damals ausser- halb der Mauern von Kähira stand. Er verliess Micr und begab sich nach dem Berge Mukattam; man fand seine Kleider mit Ketten verziert, darin waren die Spuren von Messern, aber seinen Leichnam fand man nicht; das war Ende Schawwäl 411 und man zweifelte nicht, dass er er- mordet sei, wiewohl seine Nachkommen und Anhänger glauben, dass er noch am Leben sei und wiederkommen werde, wie unten, wo über ihren Glauben und ihre Schwurformel die Rede sein wird, weiter auseinander gesetzt werden soll. Ihm folgte sein Sohn 134 F. WÜSTENFELD, el-Dhähir liv’zäz dinillahi Abul-Hasan ’Ali, welcher blieb, bis er im Scha’bän 427 starb. Ihm folgte sein Sohn el-Mustancir billahi Abu Tamim Ma’add; zu seiner Zeit wurde die grosse Mauer von Kähira im J. 480 erneuert und er starb im Dsul- Higga 487. Zu seiner Zeit war die Theurung, wie keine ähnliche be- kannt ist, sie währte sieben Jahre, bis Ägypten ganz verödet war und darin nur junge Leute übrig blieben, wie oben erwähnt ist. Ihm folgte sein Sohn el-Mustalli billahi Abul-Cäsim Ahmed am Todestage seines Vaters und er starb in der Nacht des 17. CGafar 495. Ihm folgte el-Ämir biahkämillahi Abu ’Ali el-Mancür am Tage als el-Mustalli gestorben war, und er wurde auf der Insel von Micr am 3. Dsul-Ca’da 525 ermordet. Ihm folgte an demselben Tage sein Vetter el-Häfidh lidinillahi Abul-Meimün Abd el-Magid ben el-Emir Abul-Cäsim Muhammed und er starb im J. 544 am 4. Gumäda Il. Ihm folgte el-Dhäfir biamrillahi Ismäil und starb im Muharram 549. Ihm folgte sein Sohn el-Fäiz binacrillahi Abul-Cäsim Isa am Morgen nach dem Tode seines Vaters und starb am 17. Ragab 555. Ihm folgte el-’Adhid lidinillahi Abu Muhammed Abdallah ben Jüsuf an dem Tage, als el-Fäiz gestorben war, und er starb am Tage ’Äschürä (19. Muharram) 564, nachdem der Sultan Caläh ed-Din schon vor seinem Tode das Gebet für ihn in Ägypten aufgehoben und das für die ’Abba- siden eingeführt hatte. Dritte Classe. Die Herrscher von den Ajjubiden. Sie sind, wenn sie auch den Abbasiden Chalifen gehorsam folgten, doch unab- hängige Regenten gewesen und unter ihrer Herrschaft hat sich das An- sehen und die Macht Ägyptens sehr gehoben. Der erste von ihnen, welcher in Ägypten regierte, war el-Malik el-Näcir Galäh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb. el-Malik el-Adil Nür ed-Din Mahmtid ben Zanki, Herr von Syrien, hatte ihn in Begleitung seines Oheims Asad ed-Din Schirküh ben Ajjüb nach Ägypten CALCASCHANDTYS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 135 geschickt. als die dortige Bevölkerung zur Zeit des Fatimiden el-Ädhid ihn um Hülfe bat gegen die Franken, welche sie drei Mal überfallen hatten. Die Sache endete schliesslich damit, dass der Sultan Caläh ed- Din den Schäwar, Wezir des gedachten el-Ädhid, überfiel und tödtete, worauf sein Oheim Asad-ed-Din Schirküh an dessen Stelle sich von el- ’Adhid mit dem Wezirat bekleiden liess, worüber ihm ein Diplom aus- gestellt wurde, welches el-Cädhi el-Fädhil abgefasst hatte. Es dauerte nicht lange, da starb er und nun übertrug el-Ädhid das Wezirat an seiner Statt auf den Sultan Oaläh ed-Din, welchem gleichfalls ein von el-Cädhi el-Fädhil abgefasstes Diplom ausgestellt wurde. Er blieb in dem We- zirat, bis el-Ädhid schwach wurde und da sein kränklicher Zustand sich in die Länge zog, schaffte Caläh ed-Din das Gebet für el-Ädhid ab und betete für die ’Abbasiden auf Befehl des Malik el-Ädil, Herrn von Sy- rien. Dann starb el-Ädhid und Caläh ed-Din eignete sich das Sultanat über Ägypten an, sein Muth erstarkte und die Dynastie fasste festen Fuss und die Zeit seiner Regierung in Ägypten dauerte 24 Jahre und in Syrien 17 Jahre. Nach ihm regierte sein Sohn el-Malik el-'Aziz, welcher zugleich Damascus besass, welches er im J. 592 seinem Oheim el-'Ädil Abu Beker übergab, die übrigen Sy- rischen Reiche wurden unter die Söhne seines Oheims aus den Ajjubiden vertheilt. Im Rabi’ I. 596 hatte er wieder Ägypten und Syrien zusammen im Besitz und er starb zu Damascus im J. 615. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Kämil, welcher der erste war, der die Burg am Berge nach dem Schloss der Fatimiden, in Kähira bewohnte, wie oben erwähnt ist, und dies währte 20 Jahre. Er eroberte Harrän und Diär Bekr; die Franken hatten an der Syrischen Küste einiges wieder ge- wonnen, was Caläh ed-Din erobert hatte, und es wurde im J. 626 ein Friedensvertrag geschlossen, dass die Franken die Festungen und Ge- genden, welche sie nach der Eroberung durch Caläh ed-Din wieder in Besitz genommen hatten, behalten sollten, nämlich Beirüt, Sidon, die Fe- stung Schakif, die Festung Tibnin, die Festung Hunein, Alexandria, die Festung Cafed, die Festung Tor, die Festung el-Laggün, die Festung Kaukab, den Thurm von Jäfä, Ludd, Ramla, Ascalon, Hebron, Jerusalem 136 F. WÜSTENFELD, und die zu diesen gehörigen Gebiete. Er erbaute seine hohe Schule Kämilia zwischen den beiden Schlössern, welche jetzt die Traditions- Schule heisst, und starb zu Damascus im J. 635. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-’Ädil Abu Bekr, welcher aber schon in dem mitt- leren Zehnt des Dsul-Ca’da hingerafft wurde, worauf sein Bruder el-Malik el-Cälih Nagm ed-Din Ajjüb ben el-Malik el-Kämil im Beginn des Jahres 638 die Regierung übernahm. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Mwaddham Türän Schäh, welcher die Franken bei Mancüra im Muharram 648 schlug, aber noch in demselben Monate getödtet wurde, worauf Umm Chalil Schagarat el-Durr im Gafar 648 die Regierung übernahm und acht Monate führte; ausser ihr hat während des Islam keine Frau in Ägypten regiert. Nach ihr kam el-Malik el-Aschraf Müsä ben el-Näcir Jüsuf ben el-Mas’üd ben el-Kämil ben el-Ädil Abu Bekr ben Ajjüb im Schawwäl 648, welcher von selbst wieder abdankte; er war der letzte der Ajjubidischen Herrscher in Ägypten. Vierte Classe. Die Türkischen Beherrscher. Der erste war el-Malik el-Muw’izz Eibek el-Turkmäni, welcher nach der Ab- dankung des letzten Ajjubiden el-Aschraf Musa im Schawwäl 648 die Regierung übernahm; er vereinigte unter seinem Scepter Ägypten und Syrien und diese Vereinigung ist bis auf den heutigen Tag bestehen ge- blieben. Er erbaute die hohe Schule Mu’izzia an der Hauptstrasse el- Churüb „der Verödung‘‘ in Fustät, verheirathete sich mit der genannten Umm Chalil und wurde in dem Bade auf der Burg im J. 654 ermordet. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Mancür ’Ali unmittelbar nach dem Tode seines Vaters; Umm Chalil wurde getödtet und über die Mauer der Burg hinab geworfen. el-Mancür wurde im J. 657 hingerafft und nach ihm regierte el-Malik el-Mudhaffar Cutuz; er stand gegen die Tataren, welche im Ramadhän 658 sich ganz Syrien unterworfen hatten, bei ’Ain Gälüt „Goliats Quelle“ in Schlachtordnung, brachte ihnen eine grosse Niederlage bei und nahm ihnen Syrien wieder ab. Er blieb, bis er gleich CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 137 darauf bei seiner Rückkehr auf dem Wege von Syrien in der Nähe des Schlosses el-Cälihia in dem genannten Jahre getödtet wurde. Ihm folgte el-Dhähir Bibars el-Bundukdäri im Dsul -Ca’da 658. Er nahm den heiligen Krieg gegen die Franken wieder auf und suchte das, was sie von den Eroberungen des Sultans Caläh ed-Din Jüsuf und weiter zurückgenommen hatten, wieder zu gewinnen; er eroberte el-Bira im J. 659, el-Karak im, J. 61, Emessa am Ende des J. 662, Cäsarea den Marktplatz im J. 63, Cafed im J. 64, Jäfä, Schakif und Antiochia im J. 66, die Kurden Festung, 'Akkä und Gäfetia im J. 69, und schlug die Tataren bei el-Bira, nachdem er mit seiner Armee den Euphrat durch das Wasser überschritten hatte, im J. 71, eroberte mehrere Fe- stungen im Lande Sis im J. 73, fiel in die Länder der Griechen ein und setzte sich auf den Thron der Selguken zu Cäsarea in Kleinasien, kehrte am Ende des Jahres 75 nach Damascus zurück und starb hier im J. 676. Er ist der Erbauer der hohen Schule Dhähiria zwischen den beiden Schlössern. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Said Burka im Cafar 676, wurde aber abgesetzt und nach el-Karak verbannt, und zur Regierung kam sein Bruder el-Malik el-Ädil Salamisch im Rabi I. 678; er blieb vier Mo- nate, dann wurde er abgesetzt und die Regierung übernahm el-Malik el-Mancür Kiläwün el-Gälihi, bekannt unter dem Namen el-Alfi im Ragab 678. Den Namen el-Alfi hatte er bekom- men, weil ihn Ak Sunkur el-Kämili für alf d. i. Tausend Dinare ge- kauft hatte. Er eroberte die Festung el-Markab am 19. Rabi’ I. 678 und Tripolis im Rabi’ I. 688. Er ist der Erbauer des Mancurischen Krankenhauses, der Mancurischen hohen Schule und der Kuppel im In- neren des Krankenhauses zwischen den beiden Schlössern. Er starb hinter Kähira, als er sich eben zu einem Feldzuge rüstete, im Dsul-Ca’da 689 und wurde in der gedachten Kuppel begraben. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Aschraf Chalil am Morgen nach dem Tode sei- nes Vaters, unternahm den von diesem beabsichtigten Feldzug und er- oberte 'Akkä, Tyrus, Sidon, Beirüt, ’Athlith und die ganze Küste und befreite sie von den Franken im Ragab 690, und wurde ermordet, als Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. S 138 F. WÜSTENFELD, er nach Hira aufbrechen wollte, in dem mittleren Drittel des Muharram 693. Er ist der Erbauer der Aschrafischen hohen Schule in der Nähe der Kapelle der Nafisa. Dann übernahm die Regierung el-Malik el-Mwaddham Beidarä, wurde aber an demselben Tage wieder abgesetzt, und es folgte el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün im Cafar 693 in seinem ersten Sultanat, denn er wurde in der Folge abgesetzt, nach Karak geschickt und dort eingekerkert und die Regierung übernahm gleich nach der Absetzung el-Malik el-Ädil Ketb ugä. Zu seiner Zeit war eine drückende Theurung und eine grosse Sterblichkeit. Hiernach wurde er im Cafar 696 abgesetzt und erhielt die Statthalterschaft vonCarchad, dann die von Hamät, bis er starb. Er begann den Bau der so gen. Näcirischen Schule zwischen den beiden Schlössern, welche von el-Näcir Muhammed ben Kiläwün fertig gebaut und nach ihm benannt wurde. Auf ihn folgte el-Malik el-Mancür Husäm el-Din Lägin am 5. Gafar; er er- neuerte die Tülünische Moschee und führte die Husämische Landesver- messung (&,/}) ein im Ragab 697, und wurde am 11. Rabi II. 698 er- mordet. Hierauf wurde el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün aus Karak zurück- gerufen und wieder eingesetzt, bis er abermals abgesetzt wurde und el-Malik el-Mudhaffar Bibars el-Gäschnegir am 23. Schaw- wäl 708 die Regierung übernahm, welcher aber am 29. Ramadhän 709 wieder abgesetzt wurde. Er erbaute das Rukn -Bibarsische Frem- denhaus innerhalb des Siegesthores an der Stelle, wo unter der Fatimi- den-Herrschaft das Wezirats- Gebäude stand, und erneuerte die Häkimi- sche Moschee. Nach ihm kam el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün im Anfange des Schawwäl des genannten Jahres zum dritten Male zur Regierung; dies- mal dauerte sein Sultanat lange und er befestigte seine Herrschaft; er führte die Näcirische Landesvermessung ein im J. 716 und baute die hohe Schule Näciria zwischen den beiden Schlössern und blieb, bis er am rn 2 2, A re Si aan CALCASCHANDTIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 139 20. Dsul-Higga 741 starb und in dem Grabe seines Vaters beerdigt wurde. Ihm folgte sein Sohn el-Malik el-Mancür Abu Bekr unmittelbar nach dem Tode seines Vaters, wurde aber schon am 19. Gafar 742 abgesetzt und an demselben Tage übernahm die Regierung sein Bruder el-Malik el-Aschraf Kegek ben el-Näcir Muhammed ben Kiläwün, welcher am 29. Raab desselben Jahres abgesetzt wurde. Ihm folgte sein Bruder el-Malik el-Näcir Ahmed ben el-Näecir Muhammed, nach- dem er aus Karak herbeigeholt war; er blieb im Sultanat, bis er von selbst abdankte im Anfange des Muharram 743. Nach ihm übernahm die Regierung sein Bruder el-Malik el-Cälih Ismähil ben el-Näcir Muhammed am 20. Mu- harram desselben Jahres und blieb, bis er am 4A. Rabi’ II. 746 starb. Ihm folgte an demselben Tage sein Bruder el-Malik el-Kämil Sufjän ben «l-Näcir Muhammed und blieb, bis er am 2. Gumädä 747 abgesetzt wurde. Dann kam an diesem Tage sein Bruder el-Malik el-Mudhaffar Hägi ben el-Näcir Muhammed und blieb, bis er am 12. Ramadhän 748 abgesetzt und an demselben Tage getödtet wurde. Nach ihm kam sein Bruder el-Malik el-Näcir Hasan ben el-Näcir Muhammed zur Regie- rung am 14. Ramadhän 748 und wurde abgesetzt am 29. Gumädä 752. Dann regierte von demselben Tage an sein Bruder el-Malik el-Cälih CGälih ben el-Näcir Muhammed, bis er am 2. Schawwäl 755 abgesetzt wurde. An demselben Tage überahm sein Bruder el-Malik el-Näcir Hasan zum zweiten Male die Regierung und blieb, bis er am 10. Gumädä II. 762 abgesetzt und getödtet wurde. Er erbaute die prachtvolle hohe Schule unterhalb des Schlosses, welche in der Welt ihres Gleichen nicht hat, und zu seiner Zeit wurden die neuen Kupfermünzen geschlagen, wie unten vorkommen wird. Er war der letzte unter den leiblichen Söhnen des Malik el-Näcir Muham- S2 140 F. WÜSTENFELD, med, welche zur Regierung kamen. Auf ihn folgte der Sohn seines Bruders el-Malik el-Mancür Muhammed ben el-Mudhaffar Hägi am Tage der Absetzung seines Oheims und blieb, bis er am 15. Scha’bän 764 abgesetzt wurde. Dann folgte an demselben Tage der Sohn sei- nes Oheims el-Malik el-Aschraf Scha’bän ben Husein ben el-Näcir Mu- hammed; er war noch ein Knabe und blieb, bis er die Regierung selb- ständig übernahm. Er baute die hohe Schule oben auf dem Hügel un- terhalb der Burg, ohne sie zu vollenden. Er wollte die Pilgerreise machen und seine Mamluken kamen mit ihm bis an den Bergabhang bei Eila; hier lehnten sie sich gegen ihn auf, er kehrte nach Kähira zurück, wo er festgenommen und am 3. Dsul-Oa’da 778 umgebracht wurde. Zu seiner Zeit wurde die Stadt Sis erobert und von den Armeniern befreit, (wie unten, wo von der Provinz Haleb die Rede sein wird, erzählt wer- den soll). Ihm folgte an demselben Tage sein Sohn el-Malik el-Mancür ’Ali, welcher noch ein Kind war und blieb, bis er am 23. Gafar 783 starb. An demselben Tage wurde sein Bruder el-Malik el-Cälih Hägi ben Scha'bän zum Sultan ernannt, bis er im mittleren Zehnt des Ramadhän 784 wieder abgesetzt wurde und el-Malik el-Dhähir Barkük an seine Stelle trat. Unter ihm kam die Regierung wieder zu Ansehen, sein Ruf breitete sich aus in den Reichen, so dass die Beherrscher ihn fürchteten und mit ihm Frie- den schlossen. Seine Verwaltung des Reiches war eine sehr gute und er blieb, bis er abgesetzt und in das Gefängniss nach Karak geschickt wurde im Ragab oder Gumädä II. 791 und el-Malik el-Mancür Hägi, welcher zuerst den Beinamen el- Malik el-Gälih geführt hatte, zum zweiten Male das Sultanat über- nahm, bis el-Malik el-Dhähir Barkük im Anfange des J. 792 zurück- kehrte. Jetzt nahm die Furcht vor ihm noch zu, sein Reich gewann an Ausdehnung und er erlangte ein Ansehen, wie kein anderer Herrscher. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 141 Er blieb, bis er Mitte Schawwäl 801 starb und nach seiner Bestimmung kam sein Sohn el-Malik el-Näcir Farag zur Regierung, indem die Emire des Reiches die Geschäftsführung übernahmen. So blieb es, bis einige der Mamluken und Emire ihre Gesinnung gegen ihn änderten; die Mamlu- ken drangen am 16. Rabi’ I. 808 in die Burg, er hatte sich aber durch ihre Unachtsamkeit heimlich entfernen können und Niemand wusste, wo- hin er sich begeben hatte, Die Regierung übernahm zu der gedachten Zeit sein Bruder el-Malik el-Mancür Abd el-Aziz, bis es nach einiger Zeit bekannt wurde, dass Farag sich an einem bestimmten Orte in Kähira versteckt halte. In der Nacht des 6. Gumädä 808 setzte sich Farag zu Pferde in Begleitung einer Anzahl von Emiren und Mamluken, andere angesehene Emire eilten Abd el-Aziz zu Hülfe, diese griff er an, schlug sie in die Flucht und am Morgen zog el-Malik el-Näcir Farag auf die Burg hinauf und nahm wie- der Besitz von der Regierung. Er blieb im Sultanat, bis er sich nach Syrien begab, um die beiden Emire Scheich und Nirüz, die beiden Statt- halter von Damascus und Haleb, zu bekriegen; der damalige Chalif el- Musta’in billahi Abul-Fadhl el-Abbäs ben el-Mutawakkil Muhammed be- fand sich in seiner Begleitung. Er zog in Damascus ein und wurde in der dortigen Burg belagert, bis er am 12. Rabi’ I. 815 festgenommen wurde. el-Musta‘in übernahm allein die Regierung ohne Sultan, er gab dem Sultan alles zurück, was er von ihm für die Unterschriften der öf- fentlichen Bekanntmachungen, Ausfertigungen, offenen und versiegelten Diplome erhalten hatte, liess seinen Namen allein auf die Stempel für die Dinare und Dirhem setzen und für sich allein das Kanzelgebet spre- chen. Dann kehrte er im Anfange des Rabi' II. des genannten Jahres nach Ägypten zurück und bezog die Wohnungen des Sultans in der Burg auf dem Berge. Der genannte Emir Scheich übernahm die Regierungs- geschäfte und bewohnte die Marstallsgebäude des Sultans in der Burg, der Imäm el-Mustain übergab ihm alles, was nicht zu den ausschliess- lichen Rechten des Chalifen gehört, und stellte ihm darüber eine offene 142 F. WÜSTENFELD, Urkunde aus auf einem Bogen von 1" Ellen Breite, also "; Elle mehr, als worauf sie sonst für die Sultane geschrieben werden, nur vermied er es, darin den Ausdruck Sultanat oder Emirat zu gebrauchen, sondern schrieb anstatt ED) „der Höchstcommandirende“ sp) ohne je „der Befehlende‘“‘ (der die Befehle ausführende), worüber unten bei den Di- plomen der Fürsten weiter die Rede sein wird. Anfang Scha’bän 815 fing der Emir Scheich an anstatt Reich wieder Sultanat zu schreiben und sich selbst Sultan zu nennen mit dem Beinamen el-Malik el-Muajjid und dem Vornamen Abul-Nacr, mit Er- laubniss des Imam el- Musta'in el-'Abbäsi, er stellte ihm ein Diplom aus, welches der Cadhi Näcir ed-din el-Bäderi abgefasst hatte, auf den Kanzeln wurde für ihn gebetet nach der Sitte der Sultane, die Mün- zen wurden mit seinem Namen geprägt und der Imam el-Musta’in trat wieder in das Verhältniss zurück, in welchem die Chalifen in Ägypten gestanden hatten. Zweite Beziehung. Die Ordnung der Verhältnisse in Ägypten, in drei Richtungen. Erste Richtung. Die Verkehrs-Verhältnisse in drei Stützen. Erste Stütze. Die Werthgegenstände, in drei Arten. Erste Art. Das gemünzte Gold, welches in Ägypten geschlagen oder in anderen Ländern geschlagen und dort eingeführt ist, in zwei Gattungen. Erste Gattung. Was im Handel nach dem Gewicht vor- kommt, wie das Ägyptische Gold und was mit ihm gleichgeachtet wird. Allgemein wird beim Gewicht der Mithkäl zum Grunde gelegt und das gesetzliche Verhältniss ist, dass je sieben Mithkäl zehn solcher Dir- hem sind, von denen nachher die Rede sein wird. Ein Mithkäl wird zu 24 Kirät gerechnet und im Gewicht von 72 Gersten-Körnern von mitt- lerer Grösse. Hierin stimmen die Gelehrten überein mit Ausnahme von Ibn Hazm'), welcher ein Gewicht von 84 Körnern annimmt, unter der 1) Abu Muhammed ’Ali ben Ahmed ben Sa’id ben Hazm, dessen Ahnherren aus Persien stammten, wurde zu Cordoba, wohin sein sechster Vorfahr gekommen war, im J. 384 geboren und starb im J. 456. Er war einer der hervorragend- CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 143 Voraussetzung, dass der Mithkäl sein Gewicht im Heidenthum und im Islam nicht verändert habe. Der Emir Caläh ed-Din Ibn ’Azzäm liess unter der Regierung des Malik el-Aschraf Scha’bän ben Husein nach dem J. 770 in Alexandria, wo er damals Stellvertreter des Sultans war, Dinare schlagen, jeden Dinar im Gewicht von einem Mithkäl, auf der einen Seite stand in fetter Schrift: Muhammed der Gesandte Gottes, auf der anderen Seite 3435 je ym> 2 rd Kuda) OT 3 5, uud O0 „ge- schlagen zu Alexandria unter der Regierung el-Aschraf’s Scha’bän ben Husein, dauernd sei sein Sieg‘. Dann wurde die Prägung eingestellt, es giebt nicht viele von diesen Dinaren und sie haben keine grosse Ver- breitung gefunden. In der Folge liess der Prinzenerzieher Emir Jetboga el-Sai unter der Regierung des Malik el-Näcir Farag ben Barkük Dinare schlagen, das Gewicht jedes Dinar war ein Mithkäl, in der Mitte des Gepräges war ein Kreis mit der Inschrift ‚Farag“; es gab darunter Stücke, welche 1'J; bis 2 Mithkäl wogen, dagegen auch solche, welche nur ' oder ‘/ı Mithkäl schwer waren und diese geringeren waren die grössere Zahl. Zweite Gattung. Was im gewöhnlichen Handelsverkehr vor- kommt. Dies sind &s > Jonische Dinare aus den Ländern der Franken und Griechen nach dem bekannten Gewichte, dass jeder Dinar 19'J Kirät Ägyptisch wiegt und nach der Abwägung mit Ägyptischem Silber ist jeder Dinar 1'J Dirhem schwer. Diese Dinare haben als eigenthüm- liches Kennzeichen auf der einen Seite das Bild des Regenten, zu dessen Zeit sie geschlagen wurden, auf der anderen Seite das Bild der beiden Apostel Petrus und Paulus, welche Christus nach Rom sandte. Man bezeichnet sie auch mit dem Namen Ifrantia‘), Plural von Ifranti, ur- sprünglich Ifransi mit s anstatt t, abgeleitet von einer ihrer Hauptstädte Ifransa, wofür man auch Ifranga sagt, und danach ist das Volk der Ifrang sten Gelehrten und Schriftsteller, sein Sohn fand von ihm in seinem Nachlasse ge- gen 400 Bände mit nahe an 80000 Blättern. Ibn COhallıkän vit. No. 459. 1) Da im Arabischen kein Wort mit zwei Consonanten anfangen kann, so wird den ausländischen mit zwei Consonanten beginnenden Wörter ein Vorschlagsvokal vorgesetzt. 144 F. WÜSTENFELD, (Franken!) benannt; sie ist der Sitz ihres Königs Fransis. Man rechnet bei ihnen auch nach w%s8 Ducaten; dieser Name kann in Wahrheit nur eine allgemeine Bedeutung haben, wenn man ihn aus dem Französischen ableitet, nämlich der Regent heisst bei ihnen Duc und a und ?{ am Ende stehen wie das Arabische Je in der Ableitung von nomin. propr. In der Folge schlug el-Näcir Farag ben Barkük Dinare nach dem Gewichte der eben erwähnten Ifrantia Dinare, auf der einen Seite „Es ist kein Gott ausser Allah, Muhammed ist der Prophet Gottes“, auf der anderen der Name des Sultans und in der Mitte ein Raubvogel zwischen zwei Linien; sie sind unter dem Namen Näcirische bekannt und finden sich in Menge und sie werden am häufigsten im Handelsverkehr gebraucht man hat sie aber im Werth gegen die Ifrantia Dinare um beinahe zehn Dirhem verschlechtert. In ähnlicher Weise verfuhr bei der Prägung der Imam (Chalif) el-Musta’in billah Abul-Fadhl el-Abbäs, als er nach el- Näcir Farag sich der Regierung bemächtigte, er veränderte das Gepräge nicht einmal dahin, dass er anstatt Sultan den Titel „Fürst der Gläu- bigen‘‘ gesetzt hätte. Hiernach veränderte sich der Werth des Goldes in Ägypten und hatte keinen festen Cours, sondern stieg und fiel, wie es die Umstände mit sich brachten, meistens stand der Cours der Ägyptischen Dinare in der Zeit, welche wir erlebt haben, seit den 770er Jahren auf 20 Dirhem und der Ifranti auf 17 Dirhem mit geringer Schwankung. Heut zu Tage ist der Werth gestiegen und hat die Gränze überschritten, zumal nach dem J. 810, denn er ist so hoch gegangen, dass ein Dinar auf 250 Dirhem gekommen ist und der Ifranti und Näcirt in ähnlichem Verhältnisse nach dem Gewichte; der höhste Stand, den er in früherer Zeit erreichte, war unter der Regierung des Malik el-Dhähir Bibars, wo er auf 28'/; Dirhem kam, wie ich in einem Geschichtswerke gesehen habe. Was den Soldaten Dinar ie! „uodl) betrifft, so ist das nur eine 1) Ohne Vorschlagsvokal sagt man auch Farang. 1) In der Handschrift steht hier und an anderen Stellen ee) „at „der Habessinische Dinar“ und ebenso in Sojute’s Geschichte von Agypten Th. 2. S. 174 der Bulaker Ausgabe und in dem Gothaer Codex; auch gleich nachher hat unsere Handschrift =! o\sa5, als wenn für die Habessinier eine besondere Kanzlei be- ER CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 145 Benennung, er existirt in Wirklichkeit nicht; in der Kriegskanzlei vs o)s0 hat man den Namen angenommen bei der Berechnung der den Soldaten zur Nutzniessung überwiesenen Acker-Parcellen, so dass man für jede Parcelle eine gewisse Anzahl von Dinaren, mehr oder we- niger, berechnet ohne Rücksicht darauf, ob daraus mehr oder weniger gewonnen wird; denn oft ist der Ertrag einer zu 100 Dinaren geschätzten Parcelle grösser als der einer anderen zu 200 und noch mehr geschätzten, und desshalb hat auch der Verfasser der Bureaux-Tarife für die Parcellen verschiedene Werthclassen bei der Berechnung derselben angenommen. Die Türkischen, Kurdischen und Turkomanischen Soldaten haben Dinare aus Kabul"), die Dinare der Kananiter, die aus Askalon und ähnliche gelten einen halben Dinar, die Dinare 1}, sl; der Generäle und Prä- fecten und die mit ihnen in gleichem Range stehen sind nur Ja Dinar werth, die Araber haben meistens vollwichtige Dinare. Nach der Meinung der Leute ist ein Soldaten-Dinar zu 13 Dirhem zu rechnen, als wenn das Verhältniss in dem Stande des Goldes so geblieben wäre, wie es in alten Zeiten bei der Errichtung der Heere war, denn der Werth des Goldes war in der früheren Zeit diesem Verhältnisse nahe, und desshalb werden bei einer Schuld, wenn sie nach baarem Gelde von dem Richter abgeschätzt wird, 1000 Dinare gleich 12000 Dirhem gerechnet, das beträgt für einen jeden Dinar zwölf Dirhem und so ist das jetzige Verhältniss. Zweite Art. Die Dirhem durch Schmelzung. Ihre Zusam- mensetzung besteht aus °/s Silber und '/; Kupfer und sie werden in den Münzstätten mit dem Stempel des Sultans geschlagen in ähnlicher Weise, wie es oben von den Dinaren gesagt ist. Daraus entstehen vollkommen gute Dirhem und abgefeilte Stückchen, ‘wie es unten weiter vorkommen wird, wo von dem Münzhause die Rede ist. In der Berechnung nach dem Gewichte ist ein Dirhem gleich 24 Kirät und soviel als 16 Johannis- standen hätte. Ich glaube, dass die veränderte Punetation sich durch den ganzen Zusammenhang empfiehlt, selbst gegen den Einwand, dass „Kriegskanzlei“ sonst durch den Plural ee! o'es> ausgedrückt wird, weil unser Verfasser da, wo er über diese Kanzlei handelt, den Singular gebraucht. 1) 8 „uus oder ist Ju „vollwichtige Dinare* zu lesen? Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2, T 146 F. WÜSTENFELD, brod-Bohnen, also je zwei Bohnen '/Js Dirhem, soviel als vier mittelgrosse Weizenkörner. Der Dirhem ist die Hälfte und °%s eines Dinar, oder wenn du willst, kannst du ‘Jo sagen, so dass je 7 Mithkäl 10 Dirhem wiegen. Was die schwarzen Dirhem betrifft, so ist das nur ein Name, ohne dass es solche giebt, wie bei den Soldaten-Dinaren, und davon wird in der Meinung jeder Dirhem zu 'J; eines gemünzten Dirhem ge- rechnet. Ja, in Alexandria giebt es schwarze Dinare, von denen bei dem Handelsverkehr in Alexandria die Rede sein wird. Dritte Art. Die Fulüs (Oboh). Es giebt zwei Sorten, die eine mit dem Stempel geprägt, die andere ungeprägt; die geprägten waren in der früheren Zeit bis gegen das Ende der Regierung des Malik el- Näcir Hasan ben Muhammed ben Kiläwün kleine Stücke, von denen je ‚48 Fals auf einen Dirhem gerechnet wurden mit verschiedenem Gepräge. Dann wurden im J. 759 unter dem Sultanat desselben Hasan neue Fulüs geschlagen, welche nach allen Gegenden hin eine weite Verbreitung fanden. Das Gewicht eines jeden solchen Fals ist ein Mithkäl und jeder Fals ist ein Kirät eines Dirhem. Sie sind mit dem Stempel des Sultans geprägt, wie unten vorkommen wird, wo von dem Münzhause die Rede ist. Sie sind von äusserster Schönheit, haben alle andere Fals verdrängt und werden in der jetzigen Zeit am meisten im Handelsverkehr gebraucht, nur ist ihr eigentlicher Werth geringer geworden durch die Verringerung des Gewichtes unter einem Mithkäl, so dass es darunter manche giebt, welche weniger als einen Dirhem wiegen, obgleich ihre Herstellung nicht zurückgegangen ist und je 118 Ratl Ägyptisch 500 Dirhem betragen. Dann sind die Fulüs immer kleiner, ihr Gewicht immer geringer geworden, so dass jetzt je 111 Ratl 500 Dirhem betragen. Ich bemerke hierzu, dass in dieses Verhältniss mehr Festigkeit gekommen ist, und je ein Kintär Ägyptisch 600 Dirhem wiegt, so dass also je ein Dirhem zwei Unzen beträgt, wenn nun je eine Unze und was darunter ist auf einen Dirhem gesetzt würde, so wäre es für die Berechnung des Werthes des Kupfers am besten. Nach Ägypten wird davon wenig eingeführt, dagegen nehmen die Kaufleute die Fulüs mit sich nach Higäz, Jemen und an- deren Ländern um damit zu bezahlen, und wenn dies so fortgeht, kann CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 147 es leicht dahin kommen, dass die Fulüs in Ägypten ganz verschwinden und die Leute zum Handelsverkehr nichts behalten. Die ungeprägten Münzen sind Stücke von Kupfer und Messing, welche durch das Alter sehr verändert sind. In früherer Zeit war ein Ratl Ägyptisch davon zwei Dirhem, als aber die neuen Fulüs angefertigt wurden, wurde je ein Ratl davon auf 1‘ Dirhem festgesetzt, und so ist es bis jetzt geblieben. Ich bemerke dazu: Diese Fulüs verschwanden dann in Ägypten und was sich an Kupferstücken noch fand, wurde unter die neuen Fulüs gemischt und mit ihnen in gleichem Werthe ausgegeben. Zweite Stütze. Die Werthmesser, in drei Arten. Erste Art. Die Gewichte. Der Ratl, nach dessen Gewicht in der Hauptstadt Kähira und Fustät und in deren nächsten Umgebung gerechnet wird, ist der Ägyptische Ratl d. i. 144 Dirhem und danach wird der Ägyptische Kintär bestimmt, d. i. 100 Ratl; das Gewicht des Tin wird dem (» Mann gleich gerechnet, nämlich zu 260 Dirhem oder 26 Unzen, so dass eine Unze zehn Dirhem beträgt. Zweite Art. Die Hohlmaasse für Getreide u. d. gl. In Ägypten giebt es Cadah von verschiedener Grösse ebenso wie bei den Ratl, da jede Gegend ihren besondern Cadah hat nach Verhältniss ihres Irdabb. Der in der Hauptstadt gebräuchliche ist der vorzugsweise so genannte Ägyptische Cadah, das ist ein kleiner Cadah, welcher von ge- wöhnlichem Getreide 232 Dirhem enthält; Taki ed-Din Ibn Razin, wo er von dem Maass Oä’ redet, bestimmt den Cadah zu 32762 Körnern. Je 16 Cadah werden Xu, weiba genannt und 96 Cadah ein Irdabb; auf beiden Seiten von Ägypten, im Süden und im Norden, sind die Irdabb grösser bestimmt, und an einigen Orten erreicht der Inhalt eines Irdabb zehn Weiba Ägyptisch und noch mehr. Dritte Art. Die Längenmaasse zerfallen in solche für den Erdboden und solche für die Bedürfnisse im Hause. Bodenmaasse giebt es zwei Gattungen. Erste Gattung. Für Ackerland. Man ist für die Ver- messung desselben über ein Maass &ua3 cacaba übereingekommen, welches als das Häkimische bekannt ist, als wenn es zur Zeit des Fatimiden el- T2 148 F. WÜSTENFELD, Häkim biamrillahi eingeführt und nach ihm benannt sei. Die Länge desselben beträgt 6 Ellen Häschimisch, wie Abul-Cäsim el-Zaggägi in dem Commentar zu der Vorrede der „Unterweisung des Secretärs‘‘ an- giebt, oder 5 Zimmermanns-Ellen, wie Ibn Mammäti in den „Regeln für die Diwane') sagt, oder nach Anderen 8 Ellen nach dem Ellenmaass der Hand. Eine solche Handelle ist 6 »L5 Handbreiten nach der Hand eines Menschen von mittler Grösse, jede Handbreite zu vier Fingern, den kleinen, Ring-, Mittel- und Zeigefinger, jeder Finger zu sechs mit der dicken Seite neben einander gelegten Weizenkörnern, (wie oben ge- sagt ist, wo von den Meilen die Rede war). Ein Cacaba wird auch zu zwei Längen zwischen den Fingerspitzen der ausgestreckten Arme eines Mannes von mittler Grösse gerechnet; in einigen Gegenden des nördlichen Theils misst man auch mit einer Cacaba, welche als die Sandafäische bekannt und um ein weniges kleiner ist als die Häkimische, sie hat den Namen von Sandafä in der Nähe der Stadt Mahalla. Dann werden je 400 Cacaba ins Gevierte zu einem „„A3 Faddäan Acker gerechnet oder 24 Kirät, ein Kirät zu 16° Cacaba ins Gevierte. Zweite Gattung. Die Baumaasse für Häuser u. d. gl. Man hat sich über die Feststellung einer Elle geeinigt, welche man die Werkelle nennt, deren Länge drei Spann eines Mannes von mittler Grösse beträgt; vielleicht war dies die Elle, womit das Land Sawäd in 1) Zu der Note in der 1. Abth. S. 35 ist noch hinzuzusetzen, dass diese öfter erwähnte Schrift des Ibn Mammäti in den Gothaer Handschriften Nr. 258 und 366 (Möller) enthalten, in der ersten aber auf dem Titelblatt der zuerst gefälschte, dann ganz ausradirte Name des Verfassers nicht mehr zu erkennen ist, wesshalb ich sie bei früheren Gelegenheiten nur nach dem ersten und grössten Abschnitte als das „Verzeichniss der Ägyptischen Ortsnamen“, welches ich mir daraus abgeschrieben hatte, eitiren konnte. Jetzt habe ich die bei Calcaschandt vorkommenden Stellen verglichen und mit der Bezeichnung A und B in dem folgenden die Blattseiten an- gegeben; die obige Stelle steht A fol. 70’, B fol. 57. In dem Citat 1. Abth. S. 35 hat Calcaschandi oder dessen Abschreiber hinter Jasmin eine Zeile überschlagen „us, „ul, all, Aal, la Mo udi, „all om sl 2 42t, und hinter Orangen fehlt sum, A fol. 17 .B fol. 10. CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 149 ’Iräk vermessen wurde; el-Zaggägl bemerkt, dass sie 1'/; von der Hand- elle betrüge. Diese Elle wurde zuerst zur Vermessung von Ländereien festgesetzt, als Zijäd ben Abihi von Muw’äwia zum Statthalter von ’Iräk ernannt wurde und er Sawäd wollte vermessen lassen. Er liess drei Männer zusammen kommen, einen grossen, einen kleinen und einen von mittler Gestalt, nahm von einem jeden derselben die Länge einer Elle ab, zählte diese zusammen, nahm davon den dritten Theil und stellte dies als eine Elle zur Vermessung von Ländereien fest. Dies ist die so gen. Zijädische Elle, weil ihr Maass auf Befehl des Zijäd bestimmt wurde, und sie war bis zu dem Chalifat der ’Abbäsiden im Gebrauch, dann wurde eine davon verschiedene angenommen, welche etwas länger war und die Häschimische hiess, weil sie unter den ’Abbäsiden eingeführt wurde, welche zu den Häschimiden gehören. Was die Gegenstände im Hause betrifft, so werden sie in Kähira nach einer Elle gemessen, welche um vier dicht an einander gelegte Finger länger ist als die Handelle; in Fustät ist die Elle für häusliche Gegen- stände noch um etwas länger, und ähnlich ist dies auch in einigen Ge- genden von Ägypten der Fall; für einzelne Gegenstände, welche nicht streng genommen zur Haushaltung gehören, wie geflochtene Matten u. d. gl. giebt es noch besondere Ellenmaasse. Dritte Stütze. Die Preistaxe. Der zuverlässige el-Schihäbi Ibn Fadhlallah erwähnt in den „Wegen der Einsicht‘ eine Menge von Preisen zu seiner Zeit und sagt dann: Die mittleren Preise sind in den meisten Zeiten für den Irdabb Weizen 15 Dirhem gewesen, für Gerste 10 und für die übrigen Könerfrüchte nach diesem Verhältnisse; Reis kam höher zu stehen. Der niedrigste Preis für Weizen war der Ratl zu 'k Dirhem, meistens aber war er höher. Der Preis der Hühner ist ver- schieden, je nach Beschaffenheit und Güte kostet das Stück zwei bis drei Dirhem, schlechtere einen Dirhem; Zucker der Ratl 1’ Dirhem, zuweilen mehr, raffinirter 2'/ Dirhem. Hierzu bemerke ich, dass diese Preise, welche er angiebt, zu unserer Zeit grossen Theils noch ebenso bestanden haben und bis nach dem Jahre 780 so geblieben sind, dann sind die Preise theurer geworden und haben in jeder Art der genannten 150 F. WÜSTENFELD, und anderer Gegenstände zugenommen und sind in manchen Fällen auf das dreifache gestiegen. Zweite Richtung. Über die Deiche, durch welche das Land gegen die Gewässer des Nil geschützt wird, bis die geeignete Zeit zur Bestellung gekommen ist, über die verschiedenen Arten des Bodens und welche Namen für jede Art unter den Secretären und Verpächtern ge- bräuchlich sind, Erklärung der verschiedenen Lage der Felder und Be- schaffenheit des Saamens für dieselben. Deiche giebt es zwei Arten. Erste Art. Die Regierungs-Deiche. Dies sind die all- gemeinen Deiche, welche für viele Ortschaften gemeinschaftlich sind und jedes Jahr aus dem Regierungs-Fiscus hergestellt werden, sowohl im süd- lichen, als nördlichen Theile; dazu gehören ‚&s, wis, ,1.> die Flösse, Pflüge und Zugochsen, welche für die meisten Ortschaften in allen Di- stricten bereit zu halten sind. Es ist herkömmlich, dass für jeden District jedes Jahr ein Emir ausgeschickt wird, um für die Herstellung der Deiche zu sorgen, und er wird als Deich-Inspector in dem und dem Districte betitelt und so in der Adresse seines Anstellungsdecretes von der hohen Regierung benannt; zuweilen wird auch die Inspection der Deiche eines Districttes dem Verwalter der Abgaben übertragen, dann wird er in der Adresse „Verwalter des und des Districts und Deich-Inspector daselbst“ genannt, wenn das Decret wegen etwas, was mit dem Deich zusammen- hängt, ausgestellt ist. Für diese Deiche ist ein besonderer Secretär an- gestellt, welcher in seinem Bureau bestimmt, wie viel Flösse und Zuch- ochsen jeder Ort zu liefern hat; er schreibt die Anweisungen der Regierung für den Inspector jedes Districtes auf ein viereckiges Blatt Syrischen Papiers und versieht sie mit dem grossherrlichen Siegel und dem hohen Namenszuge. Für die Deiche sind Aufseher und Geometer in jedem Districte angestellt, welche beim Herstellen derselben im Dienste des Inspectors stehen, bis der Bau vollendet ist. Zweite Art. Die städtischen Deiche. Dies sind solche, für welche einzelne Städte für sich zu sorgen haben, mit deren Instand- haltung die Stadtcommandanten mit ihrem Truppencorps und anderen Personen beauftragt sind und wozu die Kosten aus dem städtischen CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 151 Vermögen bestritten werden, nachdem die Eigenthümer nach Verhältniss ihres Grundbesitzes ihre Beiträge abgeliefert haben; diese Beiträge werden für jedes Jahr besonders festgestellt. Ibn Mammäti sagt in den „Regeln für die Diwane‘'): Der Unterschied zwischen den Regierungs- und städ- tischen Deichen ist der, dass die der Regierung in derselben _Weise be- handelt werden, wie die Mauer einer Stadt, für deren Erbauung und Aufsicht zu ihrer Ausbesserung die Regierung zu sorgen hat, die städ- tischen verhalten sich dazu, wie die Häuser und Wohnungen innerhalb der Mauer, deren Ausbesserung und Einrichtung der Aufsicht eines jeden Hauseigenthümers obliegt. Er fährt dann fort: Es ist bei dem Diwan Regel, dass wenn ein einzelner dieser Angestellten die für die Instand- erhaltung eines Deiches für das Jahr ausgesetzte Summe überschreitet, ihm ebensoviel aus der Casse eines anderen Angestellten ersetzt wird. Ich bemerke hierzu, dass die Sorge für die Deiche zu unsrer Zeit sehr vernachlässigt ist, die Erhaltung der meisten städtischen Deiche ist ganz aufgegeben, die der Regierungs-Deiche auf ein so geringes Maass beschränkt, dass dadurch kein grosser Nutzen erzielt wird, und wenn nicht durch Gottes Fürsorge für seine Verehrer der Nil wüchse, so dass er 19 Ellen erreicht, ja 20 Ellen übersteigt, so wäre für den grössten Theil des Landes die Bewässerung verloren und die Bestellung desselben vergeblich; früher erreichte der Nil gewöhnlich nur eine Höhe von 17 Ellen und weniger, und es ist oben aus Mas’üdi bemerkt, dass, wenn der Nil auf 18 Ellen steige, ein Drittel (I, 23 ein Viertel) des Landes überfluthet werde. Was die Bodenarten betrifft und die Namen, womit jede der- selben besonders bezeichnet wird, so sind dieselben verschieden nach der Verschiedenheit der Bebauung und des gänzlichen Mangels derselben, und danach richtet es sich, ob die Grundstücke gesucht sind und ihr Werth ist verschieden nach der Verschiedenheit des Werthes ihres Er- trages. Ibn Mammäti hat davon 13 Arten aufgezählt?). 1) Codex A fol. 58. B fol. 32V. 2) A fol. 46°, B fol. 26”; vergl. Macrizi Chitat Tom. I. pag. 100. 152 F. WÜSTENFELD, 1. Su el-bäk Ibn Mammäti sagt: dies ist der Boden für 5) eine Kleeart besser als Luzerne, 28} Hülsenfrüchte und „sl Gurkenland; dies ıst der beste unter den Bodenarten, der theuerste im Preise und der, welcher am leichtesten die Pacht und die Abgaben einbringt, weil er auch zur Bestellung mit Weizen und „L&S Flachs sich eignet. Ich setze hinzu: In unsrer Zeit ist bekannt, dass el-bäk ganz besonders für Klee und Bohnen geeignet ist; der für S& tauglichste Boden wird el- barasch genannt, wie weiterhin vorkommen wird. 2. a) os ri) el-scharäkt d. i. Bewässerung der Brache. Ibn Mam- mäti sagt: Diese Bodenart folgt zunächst auf el-bäk an Güte und steht in den Abgaben mit dieser gleich, weil die Erde im vergangenen Jahre gedurstet hat und des Wassers sehr bedürftig geworden ist; wenn sie nun reichlich bewässert wird, so gewinnt sie durch die Sättigung im Verhältniss zu der Dürre, auch hat sie sich ausgeruht, so dass die Frucht eine vorzügliche wird. 3. Kam) el-barübia oder nach der jetzigen Volkssprache I el- bardib ist nach Ibn Mammäti der Boden für Weizen und Gerste, steht aber unter el-bäk, weil das Land durch diese beiden Arten doppelt in Anspruch genommen wird; denn wenn eins nach dem anderen gesäet wird, so wird es nicht so gut als auf dem bäk; sein Preis ist niedriger als der Preis dieses und man muss Klee, Hülsenfrüchte und Gurken säen, damit das Land sich ausruht und im kommenden Jahre zu bäk wird. 4, OL el-bukmäha‘) ist der Boden für Flachs; Ibn Mammätt sagt: wenn Weizen hineingesäet wird, so geräth er nicht gut, es giebt unansehnliche längliche Körner von schwarzer Farbe. 5. Kill el-schatünia oder wie jetzt das Volk sagt Su el-schatäni ist das Feld, welches im vergangenen Jahre bewässert und bestellt war; die Abgabe davon, sagt Ibn Mammäti, ist geringer als die von. el-schardkt. 6. wmeü (5 schikk schams”) hat nach Ibn Mammäti die Bedeutung, was bewässert und gepflügt, dann besäet und nicht weiter gepflegt wird; 1) Macrizi HL! 2) Ibn Mammäti setzt hinzu an, Macrizi hat nur dieses ohne die beiden ersten Worte. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 153 es wird (in der Besteuerung) behandelt wie el-bäk und rijj el-scharäkt und liefert vortreffliche Frucht. 7. ip el-barasch d. i. WS „die Reinheit“, bedeutet jedes Land, welches von allen Spuren dessen, was im vergangenen Jahre darauf ge- wachsen war. befreit ist und weiter keiner Arbeit zur Einsaat irgend einer Fruchtgattung bedarf. &% zum el-wasach ‚die Unreinheit‘‘ bei einem Acker bezeichnet jedes Land, dessen Unkraut nicht gehörig behandelt ist, so dass die Pächter nicht im Stande sind dasselbe vollständig auszurotten, und wenn sie es dann pflügen und besäen, so geht die Saat mit Unkraut vermischt auf. 9. be ze) el-wasach el-gälib die Überhand nehmende Unreinheit bezeichnet jedes Land, in welchem solche Pflanzen enthalten sind, zu deren Behandlung, um es zur Aufnahme des Saamens geeignet zu machen, die Kräfte der Pächter nicht ausreichen, so dass sie durch die Menge derselben abgehalten werden, irgend etwas hinein zu säen und es wird nur als Weide verpachtet. 10. > el-chars die Stummheit bezeichnet die Verschlechterung des Landes durch die dauernde Einführung dessen, was die Aufnahme des Saamens verhindert, wenn es als Viehweide benutzt wird. Dies ist schlimmer als die Überhand nehmende Unreinheit für das Reinigen und Verbessern, indess ist die Beseitigung solcher Zustände, so wie der er- wähnten Unreinheit durch die Bebauung möglich und die Verbesserung durch Ausdauer durchführbar. 11. @'5# el-scharäki „Brache‘‘ bezeichnet das Feld, zu welchem das Wasser nicht gelangen kann, weil der Nil zu entfernt oder das Land zu hoch gelegen oder der Wassergang davon abgedämmt ist. 12. md! el-mustabhir „das Überschwemmte‘“. Dies bezeichnet das niedrig gelegene Land, wenn das Wasser darüber kommt und keinen Abzug hat; es vergeht dann die Zeit der Einsaat, bevor es durch Ein- ziehen in den Boden aufhört. Ibn Mammäti sagt: Zuweilen zieht der- jenige, welcher das Land besäet, daraus noch einen Nutzen, indem er damit durch Canäle die höher gelegenen Felder bewässert. 13. zu! el-sibäch ‚Salzboden“. Dies ist Land, in welchem das Histor.-philolog. Olasse. XXV, 2. U 154 F. WÜSTENFELD, Salz so sehr vorherrscht, dass es vergebliche Mühe ist, Körnerfrüchte hinein zu säen, und es ist das schlechteste Erdreich. Ibn Mammäti sagt: Z/uweilen wird auch darin, ohne dass es besonders zubereitet wäre, (4 asparagus und „SL melongena gezogen und zuweilen etwas davon aus- gestochen und der Flachs damit gesalzen, auch wird ‚yl öl) Per- sisches Schilfrohr hinein gepflanzt, welches gut gedeiht. Dritte Richtung. Die verschiedenen Bestandtheile des fiscalischen Vermögens; deren sind zwei Arten, gesetzliche und nicht gesetzliche. Die erste Art, die gesetzlichen, zerfällt in sieben Olassen. Erste Classe. Das Vermögen aus Abgaben d. i. was von den Erträgen der Ländereien erhoben wird, nach zwei Zuständen. Erster Zustand. Wie es damit in früherer Zeit gehalten wurde. Ibn Mammäti hat in den „Regeln für die Diwane‘ Nachrichten gesammelt, die darauf schliessen lassen, dass jeder Art von Ackerland, deren Verhältniss nicht verschieden war, eine bestimmte Abgabe für die Diwane des Sultans auferlegt war; so bemerkt er‘), dass die Abgabe von Weizen bis zum Ende des J. 567 für jeden „a faddäan Acker drei Irdabb betrug, dann wurden bei der Landesvermessung im J. 572 2' Irdabb festgesetzt; hiervon, fährt er fort, wurde die eine Hälfte gegen baar ver- kauft, die andere zur Aussaat genommen. Die Abgabe von Gerste betrug ebenso viel, von Bohnen 3 bis 4's Irdabb vom Acker, von („uk> Erbsen, ae? Kichererbsen und („As Linsen von jedem Acker 2's Irdabb; die Abgabe von „&S Flachs war in verschiedenen Gegenden verschieden, für den Diwan. höchstens von jedem Acker 3 Dinare und weniger; von 25 bestem Klee für den Diwan von jedem Acker einen Dinar, unter Privaten verschieden; von #5 Knoblauch und ‚We; Zwiebeln von jedem Acker 2 Dinare; von ywr5 Lupinen von jedem Acker 1'ı Dinar; von 495 Kümmel, 1,5 Feldkümmel und „ro „U Sommerrüben von jedem Acker einen Dinar, noch früher zwei Dinare; von grünen und gelben zu: Melonen und Ws) Bohnen von jedem Acker 3 Dinare; von „sw Sesam von jedem Acker einen Dinar; von .„o® Baumwolle ebensoviel; von Zuckerrohr von 1) Codex A fol. 63°. B fol. 34. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 155 jedem Acker, wenn es vom ersten Wuchs ist, 5 Dinar, und wenn es Nachwuchs ist 2 Dinar und 5 Kirät; von U colocasia von jedem Acker 4 Dinare, zur Zeit der Fätimiden 5 Dinare; von „= melongena von jedem Acker 3 Dinare; von &u5 Indigo von jedem Acker 3 Dinare; von = Rettig von jedem Acker einen Dinar; von ws) Rüben ebenso- viel; von «> Lattich von jedem Acker 2 Dinare ; von SS Kohl eben- soviel. Die für den Ertrag von Bäumen und Weinstöcken festgesetzte Abgabe ist nach den Jahren verschieden; er setzt hinzu: es wird im vierten Jahre zusammen genommen und für jeden Acker 3 Dinare ange- setzt; von Persischem Schilfrohr von jedem Acker 3 Dinare. Zweiter Zustand. Wie ın unserer Zeit ‘die Sache be- handelt wird. Das Verhältniss darin ist in verschiedenen Gegenden ver- schieden. Auf der Südseite, d. i. in el-Calid oder Oberägypten, sind die meisten Einkünfte aus den Erträgen von Weizen, Gerste, Kicher- erbsen, Bohnen, Linsen, MwL Bohnen von starkem Geschmack (?), und Erbsen und wird, so weit die Kenntniss der Diwane reicht, ausser bei Weizen, Gerste und Kichererbsen, nach dem Körnerertrag abgeschätzt, im Allgemeinen werden von dem Ertrage jedes Ackers von den genannten Arten zwischen zwei bis drei Irdabb nach dem Gemäss jener Gegend genommen, zuweilen etwas mehr oder weniger. In den meisten Fällen wird jeder Irdabb zu 1, 2 oder 3 Dirhem gerechnet im Verhältniss zu den Antheilen und Auflagen einer Gegend in den Schwankungen der Irdabb und Dirhem; zuweilen beträgt die Abgabe in einigen Gegenden mehrere Dirhem. Von brach liegenden Feldern eines Ortes wird das, was darauf als Viehfutter wächst, meistbietend verkauft; öfters wird die Abschätzung davon nach dem, was über eine Gegend bekannt ist, vor- genommen. Im nördlichen Theile beträgt die Abgabe für einen Ort ge- wöhnlich einige Dirhem und es giebt nur wenige Orte, wo die Abgabe nur einen Me unterwerthigen Dirhem beträgt, im Verhältnisse zu dem südlichen Theile. Die Verhältnisse waren dann seit etwa dem J. 770 in den meisten Orten so, dass bei bäk Boden von jedem Acker 40 Dinare und da herum, bei baraib von jedem Acker 30 Dirhem erhoben wurden. Danach wurde U2 156 F. WÜSTENFELD, die Taxe noch erhöht, so dass sie für bak 100, für baraib 80 überschritt und für barasch beinahe 200 erreichte, und dies bei der Vertheuerung der Aufkünfte und Erhöhung ihres Werthes. Darauf wurde das Ver- hältniss hierin nach dem J. 800 bis nach 810 noch gesteigert, so dass bei bäk für jeden Acker gegen 400 Dirhem genommen wurden, und zuweilen, wenn das Land an Güte gewonnen hatte, erreichte es die Höhe von 600 Dirhem, bei baraib und ähnlichen Bodenarten nach Ver- hältniss weniger. Dann ist es Gebrauch geworden, dass wenn die Steuer für irgend einen Ort in Ägypten nach den Erträgen abgeschätzt und bestimmt ist, und eine der Fruchtarten missräth und weniger aufbringt, der Ausfall von einer anderen Art gedeckt werden muss. In den „Regeln für die Diwane‘“‘ giebt der Verfasser als Norm einer solchen Umrechnung an'), dass an die Stelle eines Irdabb Weizen zwei Irdabb Gerste, oder 1! Irdabb Bohnen, oder ein Irdabb Kichererbsen, oder 1'/ Irdabb Erbsen treten; bei Gerste wird für jeden Irdabb 'ks Irdabb Weizen, oder ?s Irdabb Bohnen, oder 's Irdabb Kichererbsen, oder '/s Irdabb Erbsen ge- nommen; bei Bohnen für jeden Irdabb is Weizen, oder 1! Gerste, oder '/s Kichererbsen, oder 1 Irdabb Erbsen; bei Kichererbsen für jeden Irdabb 1 Irdabb Weizen, oder 2 Gerste, oder 1" Bohnen, oder 1' Erbsen; bei Erbsen für jeden Irdabb '/; Weizen, oder 1'J. Gerste, oder ı Irdabb Bohnen, oder '/;s Kichererbsen. Dann fährt er fort: für Sesam, Rüben und Flachs habe ich keine Umrechnung gefunden und bei allen diesen wird dafür Sorge getragen, dass man auf den zur Zeit bestehen- den Preis zurückgeht, denn dies ist der sicherste Weg und das beste Mittel, Schädigungen zu vermeiden. Die Städte Ägyptens auf beiden Seiten, der nördlichen und der südlichen, sind verpflichtet für die Diwane des Sultans und für die Ab- theilungen der Emire und anderer Personen von der Armee Beiträge zu liefern ausser dem sehr wenigen, was in die Casse der von früheren Be- herrschern von Ägypten und anderen gemachten Stiftungen für die 1) Codex A fol. 1027. B fol. 5%. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 157 Moscheen, hohen Schulen, Fremdenhäuser und andere Anstalten abge- geben werden muss, worauf wir wegen seiner Geringfügigkeit keine Rück- sicht nehmen wollen. Was in die Diwane fliesst, zerfällt in zwei Classen. Erste Classe. Was in die Diwane des Sultans fliesst, be- steht gegenwärtig aus vier Arten. I. Was in den Diwan des Wezirates fliesst. Der grösste und werthvollste Theil davon kommt von zwei Seiten» 1, aus der Provinz Giza. Hierfür sind besondere Geschäftsführer angestellt: ein Inspector, ein Secretär, ein Notar, ein Einnehmer und andere. Der grösste Theil der Abgaben wird in baarem Gelde erhoben, welches in das Schatzhaus abgeliefert wird, ein geringer Theil an Weizen u. d. gl. wird in die Magazine des Sultans zu Fustät gebracht. Von dem Lande sind Stücke besonders abgetheilt, welche mit Klee besäet werden für die Pferde in den Ställen des Sultans, der Emire und Mamluken. 2, aus der Provinz Manfalüt. Sie hat eben solche Geschäftsführer wie Giza, liefert aber werthvollere und grössere Beträge, der grösste Theil der Abgaben besteht in den Erträgen aus Weizen, Bohnen und Gerste und die Eingänge werden in die Magazine des Sultans nach Fustät gebracht und davon an allen Ausgabestellen der Magazine an die Mühlen des Sultans, an die Pferde- und Camel-Ställe u. s. w. ausge- geben; zuweilen wird davon ein kleiner Betrag in das Schatzhaus ge- liefert und bleibt darin, und es wird davon ausgegeben, (wie oben (?) bei den Districten von Giza erwähnt ist). Ausser diesen beiden Provinzen giebt es auf beiden Seiten, der südlichen und nördlichen, noch einzelne Orte, deren Einkünfte in den Diwan des Wezirates fliessen, auf der südlichen sind sie zahlreicher, in- dess haben sie in der jetzigen Zeit abgenommen, so dass davon nur einige Orte auf der südlichen Seite übrig geblieben sind. Il. Was in den diwän el-chäcc Privatschatz des Sultans fliesst. Dies ist der Diwän, welchen der Sultan el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün neu einführte, als er das Wezirat abschaffte, (wie weiterhin vor- kommen wird). Die grösste und angesehenste Stadt, welche hierzu bei- 158 F. WÜSTENFELD, steuert, ist Alexandria, denn sie muss den grössten Beitrag dazu liefern; dort sind als Geschäftsführer ein Inspector, ein Secretär, zwei Verwalter und andere Beamte. Zuweilen wechselt sie ab mit anderen Orten, die in der Nähe liegen, wie Tarüga, Fuwweh und Nastaräweh. Ein Fünftel ihrer Erträge wird in den Privatschatz gebracht unter Aufsicht eines Privat-Inspectors (siehe unten). Ill. Was in den diwän mufrid besonderen Diwan fliesst. Dies ist eine Kasse, welche el-Dhähir Barkük während seines Sultanates neu ein- führte; er sonderte dazu einige Orte aus, stellte dafür besondere Geschäfts- führer an und übertrug die Aufsicht dem obersten Pallastpräfecten; er bestimmte sie zu den Ausgaben für die Mamluken an Besoldung, Futter für ihre Pferde, Bekleidung u. d. gl. Ich bemerke hierzu: Ich finde unter den Verwaltungszweigen zur Zeit der Fatimiden in Ägypten keinen Namen, welcher darauf führte, dass der Chalif ein Bureau gehabt hätte, welches diwän mufrid hiess. IV. Was in die Domänenkasse fliesst. Dies ist eine Kasse, welche el-Dhähir Barkük eintührte, wozu er Ortschaften absonderte, welche er herrschaftliche Domänen nannte; er stellte dafür einen Director und mehrere besondere Geschäftsführer an und diese Kasse steht zur aus- schliesslichen Verfügung des Sultans ohne Rechnungsführer über die Ausgaben. Zweite Classe. Was in die Lehnskasse fliesst, sind I. pflichtmässige Lieferungen der Städte in beiden Theilen, dem südlichen und nördlichen, und vieler schönen Ortschaften; die Einkünfte davon werden unter die Emire nach ihrem Range vertheilt, einige von ihnen erhalten sie von zehn Orten zusammen bis zu einem herunter und noch weniger, wenn zwei oder mehrere Mamluken des Sultans sich in die Einkünfte eines Ortes theillen müssen. Die Berechnung hierüber findet in den Ortschaften Ägyptens auf eine zweifache Weise statt, ent- weder wird der Werth der Feldflur eines Ortes zu einem bestimmten Preise, nicht mehr und nicht weniger, abgeschätzt und die Abgabe nach diesem Verhältnisse erhoben, oder, wie es gewöhnlich geschieht, es wird das Land wegen der grossen Ausdehnung seiner Flur und wegen der CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 159 Verschiedenheit der grösseren oder geringeren Bewässerung in den Jahren vermessen; hierzu fordert gewöhnlich der Steuersecretär der Gegend die Registratoren eines Ortes auf, verzeichnet die Namen der Landbebauer nach bestimmten Regeln mit dem Datum, schreibt sie auf Blätter, welche Nas sl) Einschätzungsrollen genannt werden, und übergiebt hiervon eine Abschrift dem Bureau des Lehnsverwalters, wo sie aufbewahrt werden. Wenn nun die Saat aufgeht, begeben sich die Geschäftsführer aus dem Lehnsbureau hinaus und vermessen das Land des Ortes immer mit Ver- gleichung der Namen der Bebauer; die Orginal-Aufnahme hiervon ge- schieht auf Blätter, welche ‚SI Rechnung über Einnahme und Aus- gabe heissen, hierzu werden die Vergleichungen gesetzt auf Blätter, welche us 2,5 Vergleichungs - Rechnung genannt werden, zuletzt kommen die Namen der Bebauer hinzu auf Blättern, welche I} zu,l Namen-Register heissen. Eine Vergleichung dessen, was die Einschätzungs- kollen enthalten, mit dem, was die Vermessung ergeben hat, zeigt meistens eine Ueberschreitung der ersten. Das Ganze wird in einer bestimmten Ordnung mit einander vereinigt und bekommt den Namen IX) die mühsame Zusammenstellung, sie wird von den Notaren und dem Kreisrichter unterschrieben und in einem Exemplare dem Lehns- bureau übergeben. II. Die Einnahme von dem, was aus den Lagerstätten gefördert wird. Es ist schon oben, wo von den Eigenthümlichkeiten Ägyp- tens die Rede war, bemerkt, dass darin drei Lagerstätten gefunden werden. 1. Die Smaragdgruben in der Nähe der Stadt Küc. Die För- derung hat bis in die letzten Regierungsjahre des Malik el-Näcir Muham- med ben Kiläwün nicht aufgehört, dann ist sie aufgegeben wegen des geringen Ertrages ungeachtet der grossen Mühe, und sie ist bis heute unbeachtet geblieben. Der Verfasser der „Wege der Einsicht‘ sagt: es waren dabei Geschäftsführer und Aufseher von Seiten des Sultans an- gestellt, welche die Förderung und Gewinnung leiteten und dafür einen Gehalt bezogen; was davon gewonnen wurde, musste in den Schatz des Sultans abgeliefert werden: und es wurde davon nach Belieben verkauft 160 F. WÜSTENFELD, und soviel, als man für passend hielt, blieb in dem Reichsschatz zurück '). 2. 34 sub ll „awe Die Fundorte des Alaun. In den „Regeln für die Diwane‘“ sagt der Verfasser ?): Dies wird zu vielen Dingen gebraucht, besonders zum Rothfärben; die Griechen haben ein besonderes Verlangen danach, weil es ihnen mancherlei Nutzen gewährt und ihnen unentbehrlich ist. Die Gruben davon befinden sich an einigen Orten Oberägyptens und in den Oasen, wie oben bei den Eigenthümlich- keiten von Agypten bemerkt ist’). Es ist in dem Bureau herkömmlich, dass beim Eingange für jeden Kintär Leithi-Gewicht 30 Dirhem als Ausgabe in Rechnung gebracht werden, zuweilen auch weniger. Die Araber ziehen damit hinab an das Ufer von Küc, Ichmim und Sujüt, oder nach Bahnesä, wenn sie damit aus den Oasen kommen, dann wird es von diesen Uferplätzen nach Alexandria gebracht. Den Arbeitern wird dafür nur sowiel in Rechnung gebracht, als eine richtige Abschätzung ergiebt. Ibn Mammäti sagt‘): das meiste, was gewöhnlich davon im Handel in Alexandria verkauft wird, beträgt 5000 Kintär Garawi, in einzelnen Jahren°) sind aber auch 13000 Kintär verkauft und der Preis ist 5 bis 5° Dinare der Kintär; in Kähira ist das meiste, was davon in einem Jahre verkauft wird, 80 Kintär, jeder Kintär zu 7‘ Dinar. Er setzt hinzu, dass Niemandem gestattet ist, etwas davon zu kaufen oder zu verkaufen, ausser dem Diwan des Sultans, und bei wem irgend etwas gefunden wird, dem wird es confiscirt. Ich bemerke dazu, dass sich das meiste dieser Verhältnisse geändert hat. 1) Vergl. Et. Quatremere, Memoires geogr. et hist. sur P’Egypte. T. 2. p. 173. 2) Ibn Mammäti, Codex A fol. 92. B fol. 51V. 3) Die Stellen, auf welche hier und in dem folgenden Paragraph verwiesen wird, kommen oben (1, 13) nicht vor. 4) In den Handschriften des Ibn Mammäti steht noch dazwischen: Es wird gekauft nach Leithi (Gewicht) und verkauft nach Garawi. Diese Ausdrücke sind mir nicht bekannt; vergl. den Nachtrag. 5) Ibn Mammäti: Im Jahre 588, als der Diwan sich in Verlegenheit befand, (9) (> (B) Ss (A) so & > fa Eh Aue CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 161 3. Die Fundorte des Natron. Es ist oben bei den Eigenthüm- lichkeiten Ägyptens erwähnt, dass das Natron an zwei Stellen gefunden wird, einmal in der Provinz Buheira in der Richtung der Stadt Taräbia und eine Tagereise davon entfernt. Oben sind die Worte des Verfassers der „Anweissung‘“ angeführt, dass in der Welt kein so kleiner Fleck Landes bekannt sei, von welchem mehr gewonnen würde, als von diesem, denn er umfasst etwa hundert Acker und liefert einen Ertrag von etwa 100,000 Dinaren jährlich. Der zweite Fundort ist in dem District von Fäküs nahe bei Chitära und das Natron ist daher als das Ohitärische bekannt, es erreicht aber nicht die Güte des ersteren. In dem ‚‚äusser- sten Ziel der Philologie‘ sagt der Verfasser: der erste, welcher die Ge- winnung des Natron beschränkte, war Ahmed ben Muhammed ben Mad- jan, Stellvertreter des Ahmed ben Tülün, während sie bis dahin Jeder- mann freistand. In den „Regeln der Diwane“ heisst es: Es befindet sich in einem abgeschlossenen Berge, zu welchem ausser den von Seiten des Diwans in Dienst genommenen Personen Niemand Zutritt hat und die aufzuwendenden Kosten betragen für jeden Kintär zwei Dirhem, während in Micr und Alexandria nach Verhältniss des Bedürfnisses jeder Kintär 0 Dirhem kostet. Es ist stehende Regel, dass, wenn von dem Diwan an die Araber die Transportkosten für 10000 Kintar verdungen sind, sie für 15000 Kintär zu transportiren gehalten sind, nach dem Verhältniss von 1 zu 1's Kintär. Er setzt dann hinzu: der grösste Theil davon wird auf die Kosten für die Soldaten verwandt. Ich bemerke hierüber: In unsrer Zeit hat sich der Werth des Natron verdoppelt und der Preis ist gestiegen, weil es der Sultan für sich allein in Anspruch nimmt und darin das Maass überschreitet, so dass der Kintär oft die Höhe von 300 Dirhem oder annähernd erreicht. Bei dem Natron waren Secretäre, Expe- dienten, Ärzte und Augenärzte und andere Beamte angestellt, und mehrere Armenpfleger machten es durch Ausruf bekannt und bezahlten die Trans- portkosten bis an das Ufer des Nil bei der Stadt Taräbia, sie verdangen es an jeden, welcher Lust hatte, um es zu Schiff auf das südliche Ufer zu schaffen und es war keinem der Angestellten erlaubt, irgend etwas auf der Nordseite zu verkaufen. Später gegen das Ende der Regierung Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. X 162 F. WÜSTENFELD, des Malik el-Dhähir Barkük hat sich dies geändert, das Natron wird ausschliesslich für den Sultan geholt und unter Aufsicht des Schlosshaupt- manns in den Privatschatz gebracht, dann nach Alexandria und Kähira geschafft, in Magazinen aufbewahrt und dann verkauft; besondere Auf- seher überwachen den Zutritt und den Verkauf und stellen darüber die Rechnungen auf, welche mit äusserster Genauigkeit geführt werden. 1II. Die Armensteuer. In den Rechtsbüchern ist es als Grund- satz festgestellt, dass, wer eine Armensteuer bezahlen muss, die Wahl hat, ob er sie dem Imäm oder dessen Stellvertreter übergeben, oder ob er sie selbst vertheilen will und zu unserer Zeit ist die Praxis in Ägypten die, dass die zur Entrichtung der Armensteuer Verpflichteten sie selbst austheilen, und es ist von dem, was unter den Gesichtspunkt von Armen- steuer fällt, nur noch zweierlei übrig, einmal was von den Kaufleuten und andern erhoben wird für das, was sie in Alexandria an Gold und Silber einführen. Man nimmt von ihnen von je 100 Dirhem 5 Dirhem und wenn dann Jemand etwas einkauft und ausführt und er kommt mit einem ähnlichen Betrage wie dem ersten wieder zurück, so wird von ihm nichts davon genommen, bis ein Jahr verflossen ist, nur dass man jetzt den Termin auf zehn Monat verkürzt hat und dass er in dieser Zeit nicht öfter als viermal wiederkommen darf, wenn er dies über- schreitet, wird die Berechnung der Zeit von vorn angefangen. Wenn ferner ein angesehener Kaufmann in der Stadt einen bedeutenden Ge- winn macht und sich über ein Jahr in der Stadt aufhält, so wird gleich- falls von ihm die Armensteuer erhoben. Hierbei wird in der Geschäfts- führung u. d. gl. in allen Stücken wie bei den sonstigen Einnahmen in Alexandria verfahren. Das zweite ist, was von den Bewohnern von Barca nach der Stückzahl von Vieh, Rindern, Schafen und Kamelen, er- hoben wird, wenn sie damit der Weide wegen nach Buheira kommen. Dies wird meistens einigen der Emire zugetheilt und die Berechtigten gehen hinaus um es zu erheben. IV. &%2) Tribute nennt man dasjenige, was von den Schutzgenossen an Personensteuer für den ihnen gewährten Schutz in jedem Jahre ge- nommen wird. Sie zerfallen in zwei Theile: 1) was in den Hauptstädten ER LT, > 7 age DE ri CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 163 Ägyptens Fustät und Kähira, 2) was an andern Orten bezahlt werden muss. 1) In den Hauptstädten ist zu diesem Zweck von Seiten des Sultans ein Inspector durch eine Ernennung des Fürsten angestellt und ihm sind mehrere Geschäftsführer beigegeben, ein Vorsteher, ein Ver- walter und mehrere Notare. Unter dem Inspector steht ein Jüdischer und ein Christlicher Controleur, welche die Namensverzeichnisse in der Rolle genau zu führen, den jährlichen Zuwachs an Knaben und welche durch Heranwachsen tributpflichtig werden und diejenigen, welche aus anderen Gegenden nach der Hauptstadt kommen, nachzutragen haben, ebenso diejenigen auslöschen, welche durch hohes Alter oder Tod aus- fallen, und die Secretäre in den Bureaux müssen diese Veränderungen anmerken. Der Verfasser der „Regeln für die Diwane‘‘ sagt, dass zu seiner Zeit drei Classen der Personensteuer bestanden, die obere mit 4‘! Dinaren jährlich für jeden Kopf, die mittlere mit zwei Dinaren und zwei Kirät und die untere mit 1° Dinaren zwei Gran eines Dinar, hierzu kamen noch 2's Dirhem für jede Person auf Rechnung des Verwalters und der Geschäftsführer. Er setzt hinzu: es war herkömmlich, dass der Anfang der Erhebung am ersten Muharram jedes Jahres gemacht wurde, dann wurde der Termin auf einige Tage des Dsul-Higga bestimmt. Hierzu bemerke ich, dass jetzt die Steuer sehr vermindert ist und in der obersten Classe 25, in der untersten 10 Dirhem beträgt, indess muss die Zahlung rasch im Monat Ramadhän erfolgen. Von dem, was auf diese Weise eingenommen wird, wird ein bestimmter Theil jährlich in den Staatsschatz gebracht, das Übrige steht unter der Verwaltung einiger An- gestellten aus dem Richter- Gelehrten- und geistlichen Stande, denen die Vertheilung nach Verhältniss der Einnahme obliegt. — In den übrigen Städten ausser den Hauptstädten wird die Personensteuer von einem Emir oder einem anderen höheren Beamten bestimmt und die Ein- schätzung folgt den Regeln über die Lehen, und wenn eine Stadt ihre Einkünfte in ein Bureau des Sultans abzuliefern hat, so werden auch die Einkünfte von der Personensteuer in dasselbe Bureau abgeliefert. V. Was von den nichtmuhammedanischen Kaufleuten, welche von der See nach Ägypten kommen, erhoben wird. Durch das X2 164 F. WÜSTENFELD, Gesetz ist bestimmt, dass von den Handelsartikeln, welche sie aus einem feindlichen Lande in ein Land des Islam einführen, der zehnte Theil genommen wird, wenn dies durch einen Vertrag festgesetzt ist. Nach der Lehre des Schäfii ist es dem Imäm erlaubt, dass er die Abgabe des zehnten Theiles um die Hälfte erhöhe oder verringere, nach dem Be- dürfniss einer Vermehrung für den Staatsschatz aus dem Gewinn der Woaare, oder eines Nachlasses, wenn er darin einen Vortheil sieht. Wie aber auch dabei verfahren wird, so darf von einem mit Waaren ankom- menden in jedem Jahre nur einmal eine Abgabe erhoben werden, so dass, wenn er in das Ausland zurückkehrt und in demselben Jahre mit Handelswaaren wiederkommt, von ihm nichts gefordert wird, ausser nach gegenseitiger Üebereinkunft. Wer ferner von ausländischen Kaufleuten in den Gränzstädten Alexandria und Damiette, wohin die Schiffe der Franken und Griechen mit Waaren kommen, etwas nimmt und dort wieder verkauft und das Land mit den nöthigen Waaren versorgt, der muss nach der bestehenden Vorschrift ein Fünftel d. i. das Doppelte von einem Zehntel von allem, was er empfängt, bei jedem Male abgeben; zu- weilen wird diese Abgabe auch über das Fünftel hinaus erhöht. Der Verfasser der „Regeln für die Divane‘‘ sagt: Oftmals wird von einer Waare, welche 100 Dinare werth ist, eine Abgabe von nahe zu 35 Di- naren erhoben, zuweilen geht sie dagegen unter 20 Dinare herunter; in beiden Fällen wird von dem Fünftel abgewichen. Einige Griechen ge- niessen noch die Vergünstigung eines Ausgleichs auf ein Zehntel, es giebt darüber bestimmte Vorschriften in den Bureaux und bekannte Bestimmungen. v1. EEE wuaylasl Erbschaften von Todes wegen betreffen das Vermögen eines Verstorbenen, welcher keine Erben hinterlässt, die durch Verwandtschaft oder Verheirathung oder als Nachgeborene ein Näherrecht haben. Auch hier ist der Unterschied zwischen der Hauptstadt und zwischen dem übrigen Lande zu machen. Für die Hauptstadt ist in dieser Beziehung ein Inspector angestellt, welcher von dem Sultan durch grossherrliches Decret ernannt wird, ihm zur Seite stehen als Geschäfts- führer ein Verwalter, ein Secretär, ein Controleur und Notare, welche CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 165 der Aufsicht des Wezirates wie die übrigen Geschäftsleitungen unter- stehen; die Erträge fliessen in den Staatsschatz; zuweilen sind dabei auch die Armeezahlmeister und andere angestellt. Es ist herkömmlich in dem Bureau, dass der Secretär an jedem Tage die Liste der in Micr und Kähira von Familiengliedern oder Hausgenossen Verstorbenen auf- stellt, nach den Männern, Frauen und Kindern geschieden und ob sie Muslimen, Juden oder Ohristen waren, eine Abschrift hiervon theilt er dem Bureau des Wezirates, dem Oberaufseher der Bureaux und dem Staatssecretär jeden Abend mit, wer nach Sonnenuntergang stirbt, wird zum folgenden Tage gerechnet. — Für das Land ausserhalb der Haupt- stadt sind besondere Geschäftsführer angestellt, welche die Beträge erheben und an den Diwan des Sultans abliefern. VII. Was von der Münze in Kähira einkommt. Was dort ge- schlagen wird, besteht aus drei Sorten. 1. Das Gold. Den Hauptbestandtheil bilden die gediegenen Gold- körner, welche aus Takrür und anderen Gegenden nach Ägypten gebracht und mit anderem Gold vermischt werden. Der Verfasser der „Regeln für die Diwane‘“ sagt‘): das Verfahren bei der Bearbeitung ist, dass das, was von verschiedenen Arten von Gold zusammen gekommen ist, geschmolzen wird, bis es eine flüssige Masse geworden ist, dann wird es zu Stäben (Zainen) umgeformt und von deren Enden her in Stücke 1) Ibn Mammäti, Cod. A fol. 93", B fol. 53". Da die Beschreibung mir nicht ganz klar ist, füge ich den Text hinzu mit den einleitenden Worten; Es bestehen in Ägypten zur Zeit zwei Münzhäuser,, eins zu Kähira und eins zu Alexandria, das Verfahren in beiden ist dasselbe. Ami, Lugad urlle um dL 105 5Hläll 0 0 Kaya) „LA & OD) md) Val 10 Sa 3 5>1, AK my ey un RE all Säle Sy lb! in abi ri Ku) oa Je Sumdl EI IA ep all lg ille un) aan on & Unle den, Leipp = am „ID N do yÄ ae, ol, al er Ko d sl Mu> ya (aha ea ori I u u pe 3 166 F. WÜSTENFELD, (Schrötlinge) geschnitten, und dies geschieht unter Aufsicht des Stell- vertreters bei den Gerichtssitzungen des Sultans. Das Gewicht davon wird genau festgestellt und das Ganze zu einem Barren zusammenge- schmolzen. Darauf nimmt man davon vier Mithkäl, fügt dazu von dem reinen im Münzhause eingeschmolzenen Golde ebenfalls vier Mithkäl, macht aus jedem Theile vier Platten, thut die acht Platten zusammen in einen irdenen Tiegel, nachdem man ihr Gewicht genau festgestellt hat und unterhält darüber in dem Schmelzofen 24 Stunden lang ein brennendes Feuer. Dann nimmt man die Platten heraus, putzt sie rein ab und vergleicht das Gewicht des Tiegels mit dem früheren Befunde; bleibt sich da das Gewicht gleich und approbirt es der Stellvertreter im Gericht, so werden Dinare daraus geschlagen; wenn noch etwas fehlt, so wird das Verfahren wiederholt, bis es gleich und beim Abwägen richtig befunden wird, dann endlich werden Dinare daraus geschlagen. Ibn el-Tuweir sagt in dem Capitel von der Regierung der Fatimiden in Ägypten, wo er im Verfolg der Rede auf die Besoldung der Ober- Cadhis zu sprechen kommt: Als Veranlassung, dass in Ägypten reines Gold verwandt wurde, wird erzählt, dass Ahmed ben Tülün einst in der zerstörten Stadt ’Ain Schams in der Nähe von Matäria im Gebiete von Kähira, wo der Balsam wächst, sich aufgehalten habe und dort sein Pferd mit dem Vorderfusse in festen Boden eingesunken sei, da habe er befohlen diese Stelle aufzugraben. Man fand darin fünf Kisten und als sie geöffnet wurden, lag in der mittelsten ein mit Gummi einbalsamirter Todter, auf seiner Brust ein zierliches Goldblatt mit einer unverständ- lichen Inschrift. Die anderen vier Kisten waren mit Goldstücken ge- füllt und das Gold wurde herausgenommen, aber es fand sich Niemand, welcher das, was auf dem Blatte stand, lesen konnte. Da wurde ihm ein alter Mönch in einem Kloster einer Stadt in Oberägypten genannt, welcher die alten Schriftzüge verstehe, er befahl also ihn herbei zu holen und als ihm bemerkt wurde, dass er vor Schwäche sich nicht mehr von der Stelle bewegen könne, schickte er ihm das Blatt zu. Als es ihm vorgelegt wurde, sagte er: dies bedeutet: ich bin der grösste König und mein Gold ist das reinste Gold. Als dies dem Ahmed ben Tülün ge- CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 167 meldet wurde, sagte er: Gott verdamme den, welcher diesen Heiden an Grösse übertrifft, ohne dass sein Gold reiner ist als das Gold jenes. Er setzte danach den Feingehalt in der Münze genau fest, liess das noch ungeprägte Gold herbeischaffen und drückte eigenhändig sein Siegel darauf und so blieb die Sache, wie er sie nach dieser Bestimmung über den Feingehalt festgesetzt hatte. Während der Fatimiden Herrschaft hatte nun der Ober-Cadhi die Aufsicht über die Münze wegen der grossen Wichtigkeit dieses Instituts und bei seiner Beeidigung war dies als ein besonderer Theil seiner Obliegenheiten aufgeführt und der Stell- vertreter des Sultans in den öffentlichen Gerichtssitzungen, welcher ihn anzustellen hatte, verwies ihn auch auf diese Geschäftsführung. So blieb die Sache noch einige Zeit nach der Fätimiden Herrschaft; in unseren Tagen führt die Aufsicht ein Beamter im Auftrage des Schatz- meisters des Sultans, welche Hofcharge von el-Malik el-Näcir Muhammed ben Kiläwün neu eingeführt war, als er das Wezirat abschaffte, wie unten an seiner Stelle näher erwähnt werden wird. Der Stempel des Sultans von Ägypten hat, wie die Dinare bezeugen, auf der einen Seite die Aufschrift: a sAgL al) Al) dw) Au JS Si I) >, A Wal) el) 55 ar dee C Es ist kein Gott ausser Allah dem einigen, der keinen Genossen hat, Muhammed ist der Gesandte Allah’s, den er gesandt hat mit dem rechten Wege und der wahren Religion, damit er sie über alle anderen Religionen siegen lasse, auch wenn die Ungläubigen widerstreben (nach Sure 9, 33). Auf der anderen Seite steht der Name des Sultans, unter welchem die Münze geschlagen wurde und die Jahreszahl der Prägung. 2. Das Silber. Dieses wird bei der Schmelzung geprüft und abgewogen. Ibn Mammäti sagt in den „Regeln für die Diwane“ '): 300 Dirhem Silber werden mit 700 Dirhem Kupfer zusammen genommen, dies wird geschmolzen, bis es eine flüssige Masse geworden ist, dann wird es zu Stäben geformt und von deren Enden her in Stücke von 15 Dirhem geschnitten; hierauf wird es wieder geschmolzen und wenn da- 1) Codex A fol. 94. B fol. 52. 16 Rn F. WÜSTENFELD, von 4'/; Dirhem justirt sind in dem Verhältniss von je 10 Dirhem zu 3 Dirhem, so ist das Verhältniss richtig, wo nicht, so wird das Verfahren wiederholt, bis es richtig ist. So stand die Sache zu seiner Zeit, da- gegen erwähnt der zuverlässige el-Schihäbi Ibn Fadhlallah in den „Wegen der Einsicht“, die Zusammensetzung sei ”/Js Silber und '/s Kupfer und dies ist das richtige Verhältniss, wie es zur Zeit des Malik el-Dhähir Bibars und noch nach ihm war, nur zuweilen ist zu unserer Zeit der Zusatz von '/; Kupfer um ein Geringes ‘vermehrt, wie es das Geld im Verkehr zeigt, welches indessen so beschaffen ist, dass es unter anderem Silber als gleichwerthig angenommen wird, und nur zuweilen wird die Annahme verweigert, wenn es allein gegen Silber gegeben werden soll. Ich will hier noch folgendes bemerken: Nach dem J. 800 ist das Silber selten geworden und die Ausprägung der Dirhem nur in geringem Maasse möglich gewesen, weil alles zu den Stickereien an Satteldecken, zu Gefässen u. d. gl. verwandt ist und die Einfuhr desselben nach Ägypten aus den Ländern der Franken und anderen aufgehört hat, und seitdem ist im Handelsverkehr nichts mehr davon zu finden. In neuerer Zeit sind dann schlechtere Dirhem in Syrien geschlagen, welche nur '/s und noch weniger Silber enthalten, das Übrige ist Kupfer. Das Ver- fahren bei der Prägung ist, dass es wie bei den Dinaren in Stücke ge- schnitten und dann geschlagen wird, nur dass die Dinare nur gross und rund sind, während unter den Silbermünzen oft kleine abgebrochene Stücke vorkommen, an denen etwa 'ı Dirhem fehlt. Die Aufschrift bei Silber ist, solange die Stücke nicht abgebrochen sind. wie bei Gold. 3. Die Fulüs aus Kupfer. Es ist oben schon erwähnt, dass in früherer Zeit die Fals klein waren, so dass 48 Fals auf einen Dirhem von geschmolzenem Silber gerechnet wurden, bis im J. 759, als el-Näeir Hasan ben Muhammed ben Kiläwün zum zweiten Male zur Regierung kam, neue Fals geschlagen wurden im Gewichte von einem Mithkäl das Stück d. i. 1 Kirät von 24 Kirät eines Dirhem; dann sind sie im Um- lauf immer seltener geworden, bis sie fast ganz verschwunden sind, und so ist es jetzt. Die Anfertigung geschieht so, dass Kupfer geschmolzen wird, bis es wie Wasser geworden ist; dann wird es herausgenommen CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 169 und in Stäbe geformt, dann in kleine Stücke zerschlagen, justirt und mit dem Stempel des Sultans geprägt. Der Stempel hat als Aufschrift auf der einen Seite den Namen, Bei- und Familien-Namen des Sultans, auf der anderen den Namen der Stadt, wo, und das Jahr, in welchem sie geschlagen ist. Die zweite Art der Einnahmen für den Staatsschatz, die nicht ge- setzlichen, bilden die Waarenzölle, welche in zwei Olassen zerfallen. Erste Classe. Was in die Privatcasse des Sultans fliesst auf zweierlei Weise. Erste Weise. Was von denen erhoben wird, welche etwas zum Verkauf bringen, besonders von zwei Seiten. Erste Seite. Was von fremden Kaufleuten, welche mit Handelswaaren auf dem Meere von Kulzum aus Higäz, Jemen und anderen Gegenden kommen, erhoben wird. Dies geschieht an vier Uferplätzen des genannten Meeres: 1. Der Uferplatz ’Aidsäb. Hierher kommen die Schiffscapitaine am häufigsten und am liebsten von Gidda herüber, weil der Zugang immer frei ist wegen der Wassermenge und der Sicherheit der Einfahrt durch die in den Berg eingeschnittene Schlucht. Von diesem Ufer werden die Waaren nach Küc gebracht und von Küc auf dem Nil in die Magazine der Fremden nach Fustät. | 2. Der Uferplatz Kuceir liegt im Norden von ’Aidsäb. Hierher kommen einige Schiffe, weil der Ort näher nach Küc liegt als "Aidsäb, die Waaren werden von hier nach Küc gebracht und von Küc ebenso in die Magazine nach Fustät; was über hier eingeführt wird, ist aber nicht so viel, als was von ’Aidsäb kommt. 3. Der Uferplatz Tor liegt neben dem Vorgebirge, welches in das Meer von Kulzum hineinreicht zwischen ’Acaba Eila und dem Fest- lande von Ägypten. Dieses Ufer war in früherer Zeit viel besucht und einige Schiffscapitaine fuhren gern dahin, weil die Schiffe dem Festlande von Higäz immer so nahe blieben, dass sie es nie aus den Augen ver- loren, und am Ufer viele sichere Buchten waren, so dass, wenn sich das Meer veränderte, der Schiffer leicht einen Ankerplatz fand, wo er ein- Histor.-philolog. Classe. XXV. 2. M 170 F. WÜSTENFELD, laufen konnte. Dann wurde es aufgegeben, diesen Hafenplatz zu be- suchen oder von dort abzufahren, weil die Einfahrt durch eine Schlucht ging, welche den Schiffen gefährlich war, und desshalb passirte man sie nur bei Tage. So blieb es bis gegen das J. 780, da baute der Emir Caläh ed-Din Ibn Gurräm, Oberkammerherr in Ägypten, dort ein Schiff und liess es dort fahren, dann ein zweites Schiff, die Leute wagten wieder die Fahrt, bauten mehr Schiffe, und die Schiffe aus Jemen kamen mit Waaren dahin, ’Aidsäb und Kuceir wurden verlassen, der Transport der Lebensbedürfnisse für Higäz ging über diese Mittelstation und die Kaufleute haben durch die Zufuhr von Weizen dahin einen grossen Gewinn. 4. Der Uferplatz Suweis (Suez) in der Nähe der zerstörten Stadt Kulzum am Ufer von Ägypten ist für Kähira und Fustät der nächste Hafen, indess wird er selten besucht und die Hauptroute ist nach dem Hafen von Tor, wie eben bemerkt ist. — Ich will noch hinzusetzen, dass für diese Häfen in Bezug auf die Erhebung der Abgabe für den Sultan einerlei Gebrauch besteht und schon in den „Regeln für die Diwane‘ sagt der Verfasser, dass zu seiner Zeit die in ’Aidsäb Ankommen- den eine bestimmte Armensteuer bezahlen mussten. Nach dem, wie die Verhältnisse zu unserer Zeit bestehen, wird von den Waaren der Kauf- leute ein Zehntel genommen neben anderen Abgaben, welche der Steuer für den Sultan fast gleich kommen. Für die Muslimischen Kaufleute, welche in die Häfen von Alexandria und Damiette mit Waaren ein- laufen, bestehen über die Erhebung der Abgaben für den Sultan be- stimmte Vorschriften. Zweite Seite. Was von den Kaufleuten erhoben wird, welche über Katja auf dem Wege von Syrien nach Ägypten reisen. Diesen Weg nehmen die meisten Kaufleute, welche zu Lande aus Syrien, ’Iräk und den angränzenden Ländern von den verschiedensten Seiten kommen, wiewohl er für sie der beschwerlichere ist; für alle möglichen Artikel sind die zu entrichtenden Abgaben nach ähnlichen Verhältnissen fest- gesetzt. Zweite Weise. Was in den Residenzstädten von Ägypten, CALCASCHANDTIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 171 Fustät und Kähira, erhoben wird. Dies theilt sich nach vielen Seiten, man sagt, dass sie sich auf 72 belaufen, davon ergiebt einiges einen grösseren Ertrag, anderes einen geringeren, manches in dem Verhältnisse, ob es von geringen oder grossen Mengen erhoben wird, einiges wird auch für einen bestimmten Preis verpachtet und nach der Höhe des- selben wird gefordert, liefert ein Gegenstand mehr, so ist es zum Vor- theil des Pächters, wenn weniger, zu seinem Schaden. Ich bemerke hierzu: Die Calamität, welche durch diese Besteuerung entsteht, ist eine allgemeine und es wird in der Steigerung derselben alles Maass über- schritten und für viele Menschen entsteht daraus eine Unsicherheit über ihr Eigenthum. Der Sultan Jüsuf ben Ajjüb hob diese Steuer auf und verwischte jede Spur davon, dafür entschädigte ihn Gott durch die Vieh- heerden, welche er besass, und durch die Eroberung der Städte und Länder, und oftmals wird einem Herrscher ein guter Gedanke von Gott eingegeben, wodurch er ein allgemeines Unrecht in seinem Reiche auf- hebt. Ein besonders hervorragendes Beispiel der Art ist dasjenige, welches der Sultan el-Malik el-Aschraf Scha’bän ben Husein ben el-Näcir Muhammed ben Kiläwün gegeben hat, indem er die Steuer von Musik bei Belustigungen und die Abgabe beim Verkauf von Grundstücken aufhob. Zweite Classe. Was nicht unmittelbar in die Casse des Sultans fliesst. Dies sind Steuern, welche auf verschiedene Städte Ägyp- tens vertheilt und für die Lehen fest bestimmt sind; wenn eine solche Stadt an irgend eine der Cassen des Sultans zahlen muss, so fliessen ihre Aufkünfte in diese Casse, oder wenn sie zu den Lehen der Emire oder anderer Personen gehören, so bezieht der Inhaber des Lehen die Einkünfte. In den Bureaux wird dies als &49 Monatssteuer berechnet, sowie die Aufkünfte von den Erträgen der Grundstücke als „,> Er- tragsteuer berechnet werden. Dritte Beziehung. Ueber die Verwaltung des Reiches in drei Zu- ständen. Erster Zustand. Wie es zur Zeit der Verwalter der Chalifen war, seit der Eroberung bis zum Ende der Ichschiden Herrschaft. Aus Y2 172 F. WÜSTENFELD, dieser Periode habe ich über die Verwaltung keine sichere Nachrichten gefunden, es ist aber klar, dass sie unter den jeweilen Stellvertretern und Emiren immer nach der Form der Araber geblieben ist, bis Ahmed ben Tülün und seine Söhne die Verwaltung übernahmen. Eine besondere Einrichtung war die, dass der grösste Theil der Armee aus Schwarzen bestand, so dass in dem Heere der Tülüniden 12000 Schwarze gewesen sein sollen, und die Ichschiden folgten ihnen darin bis ans Ende ihrer Herrschaft. Zweiter Zustand. Die Zustände Ägyptens unter den Fätimi- den Chalifen. Es ist meine Absicht, die die Herrschaft betreffenden: Gegenstände in fünf Rubriken ') aufzuzählen. Erste Rubrik. Die den grossen Herrschern eigenen Reichs- Insignien. Deren giebt es zahlreiche Arten, wie „U die Krone, welche gewöhnlich Az, „U die grossherrliche Krone genannt wird und durch ihre bedeutende Schwere bekannt ist. Es befindet sich daran ein grosser Edelstein, genannt &.s die Perle, deren Gewicht sieben Drachmen beträgt und welche keineswegs nur gemalt ist; auch noch andere Edelsteine sind daran und der Chalif setzt diese Krone auf bei grossen Aufzügen statt der Mütze. SU} _uoS der Reichsstab ist ein Holz 1'% Spanne lang, mit schlichtem Gold überzogen und mit Perlen und Edelsteinen verziert; derSultan trägt ihn in der Hand bei grossen Auf- zügen. uw! Das besondere Schwert, welches in den Aufzügen neben dem Chalifen hergetragen wird, soll aus einem Blitz, welcher herabfuhr und aufgefangen wurde, verfertigt sein; es ist mit Gold verziert und mit Edelsteinen ausgelegt und steckt in einem oben vergoldeten ledernen Kästchen. so dass nur das obere Ende sichtbar ist, und einer der höch- sten Emire trägt es, wenn der Chalif im Aufzuge zu Pferde ist. 341 Das Tintenfass ist aus Gold gemacht und die Verzierungen aus kleinen Perlen; um es gegen einen harten Stoss zu schützen, ist es mit feiner weisser Leinwand umwickelt; einer von den Hofmeistern trägt es im Zuge vor dem Chalifen her vorn vor sich auf dem Sattel; in der Folge 1) Es folgen indess sieben Rubriken. CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 173 wurde einer der höheren Rechnungsbeamten damit beauftragt, es zu tragen. Zr) Eine zierliche Lanze in einem Futteral mit einer Perlen- reihe ausgelegt, sie hat eine kurze mit Gold verzierte Spitze, und zum Tragen derselben ist eine besondere Person angestellt, 33,0) Ein grosser Schild mit goldenen Buckeln, man sagt, es sei der Schild des Hamza, des Oheims des Propheten, gewesen; er ist in einem Überzug von Seide und im Zuge trägt ihn einer von den obersten Emiren, der bei ihnen in besonderem Ansehen steht. #12 Der Huf ist ein Stück eines rothen Rubin in Gestalt der Mondsichel im Gewicht von elf Mithkäl, wie es auf der Welt nichts ähnliches giebt. Es ist zum Schutz in ein Stück Seide genäht und mit einem Reif von Fliegen-Smaragd (s. I, 13) von grossem Werthe umgeben; es wird dem Pferde des Sultans an der Stirn befestigt, wenn er bei den Aufzügen zu Pferde ist. bl} Der Sonnen- schirm, welcher über dem Kopfe des Chalifen getragen wird, wenn er ausreitet, ist eine Kuppel in Form eines Zeltes auf der Spitze einer Stange. Der Schirm, unter welchem jetzt der Sultan reitet, besteht aus 12 Streifen, jeder Streif eine Spanne breit und 3'/; Ellen lang, sie laufen spitz zu, so dass die zwölf Streifen an der Spitze der Stange zusammen- kommen. Dieser Schirm steht bei ihnen in hohen Ehren, weil er über dem Haupte des Chalifen ist und der Träger desselben wird aus den vornehmsten Emiren gewählt. Ibn el-Tuweir sagt: Es war bei ihnen Regel, dass er von derselben Farbe war wie die Kleider, welche der Chalif bei einem Aufzuge trug, davon wurde nicht abgewichen. ele3} Die Fahnen. Den obersten Platz nehmen die zwei Fahnen ein, welche die Fahnen des Ruhmes heissen; dies sind zwei lange Lanzen mit Knoten wie bei dem Rohr, welche bis in die äusserste Spitze mit Gold be- legt sind, oben darauf sind zwei Fähnchen von weisser Seide mit gol- denen Streifen um die beiden Lanzen geschlungen, nicht aufgewickelt, sie werden, sobald der Sonnenschirm herausgebracht ist, ebenfalls her- ausgebracht und an zwei bestimmte Emire zum Tragen übergeben; da- nach folgen zwei Lanzen auf den Spitzen mit Monden von Gold und Silber, auf jeder derselben ein Löwe in rother und gelber Seide gestickt, vorn mit einer runden Öffnung, durch welche die Lanze gesteckt wird, 174 F. WÜSTENFELD, wenn sie entfaltet werden, erscheint das Bild, beide werden von zwei Reitern aus den jungen Pagen getragen. Hinter ihnen folgen zierliche Fahnen bunt von Seide gestickt mit der Inschrift: Hülfe von Gott und der Sieg ist nahe (Sure 61, 13). Die Länge einer jeden von diesen Fahnen beträgt zwei Ellen, die Breite 1'. Ellen; in einer jeden sind drei Stickereien an Lanzen von Rohr. Die Anzahl derselben ist immer 21 Fahnen, sie werden von 21 Pagen des Chalifen getragen, welche immer auf Maulthieren reiten. „WU! Die beiden Fliegenwedel. Dies sind zwei hohe Fliegenwedel wie zwei Palmen nach unten gebogen, welche bei den Aufzügen neben dem Kopfe des Pferdes des Chalifen getragen werden. Nun die Waffen, welche die den Sultan umgebenden Steigbügel- halter tragen, sind polirte Schwerter, Stöcke mit runden Metallknöpfen mit rothem und schwarzem Leder überzogen, eiserne Stäbe mit länglichen Knöpfen ebenso überzogen, zwei Ellen lang in viereckiger Gestalt am Ende eirund zulaufend, von jeder Art eine gewisse Anzahl; 600 kurze Lanzen mit polirten Spitzen darunter ein silberner Streif, 300 Schilde mit silbernen Überzügen bei dem Aufzuge von 300 schwarzen Sklaven getragen, so dass jeder Sklav zwei Lanzen und einen Schild trägt; 60 Lanzen, jede sieben Ellen lang, oben spitzig zulaufend unten von Eisen, die Träger sind die so gen. &4% Thronwachen, welche sie mit der rechten Hand nach dem Takte schwingen; ferner 100 kleine Schilde und 100 Schwerter von 100 Mann getragen, jeder Mann hat ein Schild und ein Schwerdt und sie gehen zu Fuss in dem Zuge; zehn Schwerter in roth und gelb seidenen Etuis mit Schnüren unmittelbar hinter dem Gefolge, sie heissen die Blutschwerter und haben den Zweck, dass, wenn der Sultan Jemandem will den Kopf abschlagen lassen, die Execution auf der Stelle vorgenommen werden kann. Alles dieses wird aus dem Prunkmagazin herausgeholt auf Anordnung des Wezirs, der obersten Emire, Würdenträger und Truppenführer, weil sie den Zug zu ordnen haben; es sind etwa 400 gestreifte Fahnen oben mit silbernen und ver- goldeten Knöpfen, dazu eine Anzahl von Sätteln ähnlich den Kamel- sätteln mit Überzügen von rother, gelber, carmoinsin u. d. gl. Seide und CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 175 mit silbernen und vergoldeten Knöpfen, von denen jeder Emir im Dienst einen Sattel bekommt; jeder hat auch für sich zwei goldgestickte nicht entfaltete Fahnen auf zwei Lanzen. Ausserdem giebt es noch andere Feldzeichen, deren Beschreibung hier zuweit führen und deren voll- ständige Aufzählung schwer werden würde. ol) Die kleinen Pauken. Nämlich von 20 Maulthieren trägt jedes drei solche kleine Pauken, verschieden von den WS Kesselpauken ; sie gehen im Zuge zwei und zwei; diese Pauken haben einen sanften Ton. L;bimell, „u® Die Zelte. Das grösste und umfassendste Zelt heisst Jss& Kätül, die Höhe seiner Stange beträgt 70 Ellen und oben darauf ist ein vergoldetes Schutzdach, sein Umfang beträgt über zwei Acker in der Runde; den Namen Kätül ‚„Todmacher‘ hat es daher, weil ein Kammerdiener von oben herunterfiel und starb. Zweite Rubrik. Die Einrichtungen des Chalifen, nach 6 Arten. I. Die Magazine, deren acht sind. 1. As Si;> Das Büchermagazin war bei ihnen das wich- tigste; es befand sich darin eine grosse Menge von kostbaren Koran Exemplaren mit den Unterschriften der Abschreiber und von herrlichen Büchern, deren Anzahl sich auf mehr als 100000 Bände belief und die sich über alle Fächer der Wissenschaften erstreckten, worüber der Be- schauer sich wunderte und staunte; nicht selten waren von ein und dem- selben Werke zehn Exemplare vorhanden und auch unter diesen eine grosse Zahl, deren Werth durch die eigenhändige Unterschrift der Ab- schreiber noch erhöht wurde, wie von Ibn Mukla, Ibn el-Bawwäb und ähnlichen. 2. ml) Sl;> Das Kleidermagazin bestand in Wahrheit aus zwei Abtheilungen, die eine, das äussere Magazin, in unserer Zeit als das grosse Magazin bezeichnet, wie es von Anfang war, und als das Privatmagazin wie es am Ende geworden ist, enthält an bun- ten seidenen Gewändern in ihren verschiedenen Formen, an beson- derem feinem Leinen-Zeug, an gyoIiw Griechischen Decken in. ver- schiedenen kostbaren Arten, was auf die Grösse des Reiches hindeutet; dahin wird gebracht, was in den Webereien zu Tinnis, Damiette und 176 F. WÜSTENFELD, Alexandria in den eigenen Fabriken des Herrschers angefertigt wird, auf besonderen Befehl für den Anzug des Chalifen oder was zu Ehrenge- schenken an Kleidungsstücken nöthig ist. Die zweite Abtheilung war für die besondere Garderobe des Chalifen bestimmt und ist zu unsrer Zeit als sbL> wmäb Schüssel- Kammer bekannt; hier wurden die von der ersten Abtheilung ausgeschiedenen Kleidungsstücke und Geschirre des Chalifen aufbewahrt und durchaus nichts anderes dazu gethan. 3. hä S;> Das Getränkemagazin, zu unserer Zeit sil> I & genannt, darin sind verschiedene Sorten von Getränken, köstliche „> Mischungen und vorzügliche a FE) Fruchtsäfte, allerlei &s5) Arzneimittel und vorzügliche wo &5 Tropfen, wie man sie nur hier findet, dazu die kostbaren Gefässe, Chinesischen Vasen, Milchschalen, Becher, Teller und Schüsseln, wie sie nur ein Fürst haben kann. 4. gebli S;> Das Speisemagazin, jetzt sil> zul,> Vorraths- kammer genannt, enthält alle Arten von zubereiteten Speisen aus Pistacien, Zucker, Candis, Honig, Öl, auch Wachslichter u. d. gl. wovon der Küchenmeister nach Bedarf holt und für die Dienerschaft und Secretäre monatlich ausgiebt, so dass dazu nur noch Fleisch und frisches Gemüse nöthig ist. 5. Zar 3;> Das Reitzeugmagazin, jetzt s»bL> _%, genannt, ist ein grosser Hofraum im Schlosse, in welchem sich die Sättel, das Kopfzeug mit Gold und Silber und alles Pferdegeschirr befindet, was zum besonderen Gebrauch des Chalifen dient, dann auch was dem nahe kommt und den obersten Beamten und Führern bei öffentlichen Auf- zügen zur Verfügung steht. 6. 0) Si;> Das Teppichmagazin, jetzt »il> 5 genannt, ist im Innern des Schlosses in der Nähe der Zimmer des Fürsten; der Chalif kommt dahin ohne sich zu setzen, sondern geht darin umher, erkundigt sich, wie dies und jenes beschaffen ist, ordnet selbst die An- schaffung der nothwendigen Gegenstände an und lässt sie hinein bringen. 7. ze Si;> Das Waffenmagazin, jetzt sil> „Is genannt, enthält eine Sammlung aller Arten von Waffen, die ihres Gleichen nicht hat, an Panzern mit Seide überzogen von dauerhafter Arbeit mit Silber CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 177 verziert, übergoldeten Brustharnischen, mit Gold und Silber verzierten Helmen, Arabischen Schwerdtern, &,,=4e (9), Lanzen, 9 &,lbisl zoll, lakirte und vergoldete Kovregıe Speere, lange Spiesse, erprobte Bogen mit den Namen der bewährtesten Verfertiger, Bogen für Fuss- gänger und Reiter (spesb Ib} Km alas al sl N md, Bogen mit einer Schraube, deren Spitze fünf Ratl Ägyptisch wiegt, und Pfeilen, welche von Arabischen Bogen abgeschossen werden in dazu gemachten Se Richtungseinschnitten. Der Kädhi Muhji ed-Din Ibn Abd el- Dhähir sagt: hierfür wurden jährlich 70 bis 80000 Dinare verwandt. 8. Je) S;> Das Prunkmagazin ist dasjenige, in welchem die verschiedenen Arten von Waffen aufbewahrt werden, die der Wezir und die Emire zu den öffentlichen Aufzügen daraus bekommen: Fahnen, silbergestickte Anzüge, Sättel u. d. gl. Ibn el-Tuweir sagt, dieses sei ein wirklicher Bestandtheil des Waffenmagazins. Die Schatzkammer enthält solche Schätze, prächtige Edelsteine, grosse Kostbarkeiten und merkwürdige Seltenheiten, dass die Feder sie nicht beschreiben kann, und es mag genügen zu erwähnen, dass el- Mustancir, als eine grosse Theuerung in Ägypten entstanden war, im J. 462 um den Bestand des Reichs und der Armee zu sichern aus seinen Magazinen Kostbarkeiten herausnehmen liess und diese bestanden in 80000 Stück grosse Edelsteine, 70000 Stück seidene Kleider und 20000 Schwerdtern mit Verzierungen; und als der Sultan Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb nach dem Tode des letzten Chalifen el-Fädhil das Schloss in Besitz nahm, fand er darin mehr oder weniger werthvolle Gegenstände, die man nicht alle aufzählen kann, unter anderen den oben erwähnten Rubin Bes auch soll er darin eine Smaragd-Stange über Mannshöhe ge- funden haben, (wie oben bei der Beschreibung der königlichen Steine am Ende der ersten Abhandlung erwähnt ist); auch fand er darin die Pyramide von Ambra, welche el-Amir hatte anfertigen lassen, deren Gewicht 1000 Ratl Ägyptisch betrug. Il. Der besondere Viehbestand, wofür die heutigen Secretäre den Ausdruck gi} der Train gebrauchen. Dies sind zwei Bestände. li. oUbwoS) Die Marställe, d. i. der Bestand an Pferden, Maul- Histor.-philolog. Olasse. XXV, 2. Z 178 F. WÜSTENFELD, thieren u. d. gl. Ibn el-Tuweir sagt: Die Chalifen hatten zwei Ställe, in jedem gegen Tausend Stück, die Hälfte davon für den eigenen Ge- brauch, die übrigen zur Verfügung der Theilnehmer an den Aufzügen für die Führer der Abtheilungen und die Dienerschaft; je drei Stück hatten einen Wärter und jedes seinen besonderen Reiter im Zuge; für jeden der beiden Ställe war ein Bereiter als Stallmeister angestellt. Als eine Besonderheit wird erzählt, dass keiner der Fatimiden Chalifen einen braunen Hengst geritten oder nur zugegeben habe, dass ein solcher unter ihre Thiere in die Ställe gebracht werde. 2. wl2>Lii Die Lagerplätze d. i. der Bestand an Kamelen. Ihre Anzahl war so gross, dass man darüber keine bestimmte Angabe machen kann. III. Die Proviantmagazine und Strohscheunen. Für den Proviant giebt es Getreidemagazine und eine Anzahl anderer Stellen in Kähira und Fustät und den Vertheilungsplatz, und von dort werden die Rationen nach und nach ausgegeben an die Vor- gesetzten der verschiedenen Classen und Diener, für Armenunterstützungen, an die Vorsteher der Moscheen und Kapellen, die Lieferungen für die herrschaftlichen Mühlen, die Flottenmannschaft u. d. gl. Zuweilen liegen die Vorräthe so lange darin, dass sie mit eisernen Hacken aus- einander geschlagen werden müssen. „U5D up Die Strohscheunen. Auf dem Wege von Fustät standen zwei grosse Scheunen voll Stroh nach Art der Schiffe geordnet wie zwei hohe Berge, aus welchen für die Marställe, für die Thiere der Diwanbeamten und der Directoren der herrschaftlichen Gärten ausgetheilt wurde und die Portion für jeden (z«4“ Stallknecht von diesen betrug 360 Ratl Agyptisch. IV. Die Handwerkermagazine. Darin war, wie Ibn el- Tuweir sagt, eine unzählige Menge Holz, Eisen, Mühlsteine, fertige und unbehauene, Schiffsgeräthe wie Segel, Leinen, Maschinen und viel Kunst- werke von den Franken und anderen Künstlern jeglicher Art. Die Handwerker waren ehedem auf der unter dem Namen Raudha bekannten CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 179 Insel und deshalb hiess sie auch die Handwerker-Insel, wie el-Kudhäi sagt '). VI. Die Magazine zur Aufbewahrung der Getreidehaufen und die Vertheilung daraus; dies betrifft die Mühlen, die Hofküche und das Haus der Fasten-Gaben. Die Mühlen sind so eingerichtet, dass das Getriebe unten und die Malsteine oben sind, wie bei den Schöpfmühlen die aufgehängten Riemen, damit das Mehl, welches für den Chalifen bestimmt ist, nicht mit dem Mist der umgehenden Thiere in nahe Be- rührung kommt. Aus der Küche führte, wie oben bei den Strassen von Kähira bemerkt ist, um die Speisen nach dem Schlosse zu bringen, ein Gang durch das Thor el-Zuhüma über einen Hofraum an der Stelle, wo jetzt die hohe Schule Cälihia steht. Ibn el-Tuweir sagt: Decken, auf welche die Speisen aufgestellt wurden, hatte man gewöhnlich nicht, ausser an den beiden hohen Festtagen und im Monat Ramadhän. Dritte Rubrik. Das Heerwesen unter der Fätimiden Herr- schaft und die Rangordnung der Officiere in drei Classen. I. Die Emire nach drei Graden. 1) ya s| AS) Die Emire mit der Halskette sind diejenigen, welche eine goldene Kette als Auszeich- nung erhalten, welche um den Hals getragen wird, in dem Range der heutigen Emire, welche über 1000 Mann commandiren. — 2) öl „bl die Schwerdtträger sind diejenigen, welche bei den Aufzügen mit einem silbernen Schwerdt reiten, welches ihnen der Chalif ausdem Prunkmagazine verabfolgen lässt und welches sie in den Händen tragen, in dem Range der jetzigen wLuLSWUb Oberofficire, vor denen mit Trompeten geblasen wird. — 3) =} „ss) die unteren Emire, welche noch nicht gewürdigt sind, ein solches Schwerdt zu tragen, in dem Range der jetzigen Emire über zehn oder fünf Mann. II. wo%2 Die nächste Umgebung des Chalifen nach drei Ab- stufungen. 1) us2LwS! die Herren, welche jetzt zö,DJ}, „O2 die Eunuchen und Kastraten genannt werden; sie standen unter den Fätimiden in hohem Ansehen und aus ihnen wurden die obersten Beamten für den 1) Hier fehlt in der Handschrift ein fünfter Paragraph. N Io) 180 F. WÜSTENFELD, besonderen Dienst des Chalifen genommen; die angesehensten von ihnen waren ps das sind die, welche die Binde um den Kopf wickeln und unter dem Kinn befestigen, wie es die Araber und Magribiner machen; sie sind dem Chalifen am nächsten und zu seinem besonderen Dienste und ihre Zahl betrug mehr als Tausend. Ibn el-Tuweir sagt: es war Sitte bei ihnen, dass wenn ein Herr in ihre Classe aufgenommen wurde und die Kopfbinde anlegte, so brachte ihm jeder (?) Herr von der Classe einen vollständigen Anzug von seinen Kleidern, ein Schwerdt und ein Pferd, dann schloss er sich am anderen Morgen ihnen an und hatte dieselben Beschäftigungen wie sie. — 2) wel? „‚uwo Die jungen Leib- trabanten war ein Corps zum besonderen Dienst des Chalifen, etwa 500 Personen, darunter Emire und andere Chargirte; sie hatten die Stellung wie die jetzigen &4&ol> Pagen. — 3) a oo die junge Mannschaft in den Baracken (oder Casernen). Dies war eine Schaar von jungen Leuten, deren Anzahl nahe an 5000 Mann reichte, welche in verschie- denen Baracken untergebracht waren, von denen jede einen besonderen Namen hatte; sie waren den jetzigen Classen der Mamluken des Sultans ähnlich. Sie wurden in den Listen vollständig verzeichnet, entfernten sich aber unter allerlei Vorwänden und wenn sie zur Ausführung eines wichtigen Auftrages gesucht wurden, waren sie nicht zu finden. Diese junge Mannschaft wohnte unter der Aufsicht ihrer Vorgesetzten in ver- schiedenen Baracken, welche in einiger Entfernung von dem Schlosse innerhalb des Siegesthores standen an der Stelle, wo sich jetzt die Rukn- Bibarsische Herberge befindet. Ill. Die Armee-ÜOorps. Diese waren sehr zahlreich und jedes Corps hatte einen besonderen Namen, entweder nach dem Rest eines Corps eines früheren Chalifen, wie das Hafidhische, das Ämirische nach den Chalifen el-Häfidh und el-ÄAmir, oder nach einem früheren Wezir, wie das Guju- schische, Afdhalische, nach Emir el-Gujüsch Badr el-Gamäli und seinem Sohne el-Afdhal, oder nach einem zeitigen Inhaber, wie das Wezirische, oder nach den Stämmen und Nationen, wie die Türken, Kurden, Guzz, Deilam und Hamadan, oder nach den Besiegten, wie die Griechen, Franken, Cakäliba, oder nach den Negern, welche als Sclaven gekauft CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 181 und freigelassen waren und andere Corps; jedes Corps hatte einen An- führer und Officiere, welche es befehligten. Vierte Rubrik. Rangordnung der obersten Beamten unter den Fätimiden. Sie zerfallen in drei Abtheilungen. Erste Abtheilung. Gym) ob) Die Herren von dem Degen, in zwei Ulassen. I. Der Ämter für die ganze Armee sind zehn '). 1. Das Wezirat. Dies ist das höchste Amt und der höchste Rang. Indess während der Herrschaft der Fätimiden war das Wezirat zuweilen aus den Herren von dem Degen, zuweilen aus den Herren von der Feder besetzt, in beiden Fällen war es zuweilen das höchste Amt, dem jetzigen Sultanat ähnlich oder ihm nahe kommend, so dass es dem jetzigen Wezirat gleichstand, zuweilen war es herabgedrückt, so dass man es mit dem jetzigen XD“, Vermittlungsamt vergleichen kann. In dem ‚Endziel der Philologie‘ sagt der Verfasser: Der erste, welcher als Wezir angeredet wurde, war Ja’cüb ben Kils, Wezir des Chalifen el- "Aziz und der erste unter den grossen Weziren von den Herren von dem Degen war Badr ed-Gamäli, Wezir des Chalifen el-Mustancir und der letzte von ihnen Galäh ed Din Jüsuf ben Ajjüb, dann trat das Sul- tanat an die Stelle. 2. Jul) wu>lo Xüub, Das Amt des Oberst-Cammerherrn war der zweite Grad des Wezirats und wurde auch, wie Ibn el-Tuweir sagt, das kleine Wezirat genannt; ihr Inhaber hatte nahezu den Rang des jetzigen MU} W) verantwortlichen Stellvertreters, welcher in den Ge- richtssitzungen den Vorsitz führte, wenn ein Wezir von dem Degen nicht vorhanden war; gab es einen solchen, so führte dieser selbst den Vorsitz und der Oberst-Cammerherr war ihm wie die übrigen Beamten unterstellt. 3. em} Der Feldmarschall hatte die Oberaufsicht über den Pallast und zugleich den Oberbefehl über die Truppen und die Sorge für ihre Bedürfnisse; in seinem Dienste und im Dienste des Oberst- 1) Es werden nur neun aufgeführt. 182 F. WÜSTENFELD, Cammerherrn standen die Cammerherrn nach ihren verschiedenen Rängen. 4. Ubi 7 Das Tragen des Sonnenschirms; der Inhaber dieses Amtes hiess der Träger des Sonnenschirms und war ein hoher Emir, der bei ihnen in grossem Ansehen stand, weil er etwas trug, was über dem Haupte des Chalifen schwebte. 5. Das Tragen des Schwerdtes des Chalifen in denjenigen Auf- zügen, bei welchen der Sonnenschirm getragen wurde, dessen Inhaber mit dem Träger des Schwerdtes in gleichem Range stand. 6. Das Tragen der Lanze des Chalifen in den Aufzügen, bei welchen der Sonnenschirm getragen wurde; es ist eine kleine Lanze, welche neben dem Chalifen getragen wurde und der Träger stand mit dem vorigen in gleichem Range. 6. Die Waffenträger in der Umgebung des Chalifen bei den Auf- zügen waren äaß, die leichte Reiterei und „L,) „uw die junge berittene Garde, wie zu unsrer Zeit ld) die Waffenträger und id „bl die Beilträger (Sapeurs); ihre Zahl belief sich auf mehr als 2000 Mann, unter zwölf Officieren, welche aus der leichten Reiterei genommen wurden; sie hatten noch besondere Vorgesetzte, denen ihre Ausbildung übertragen war, und die angesehensten von dieser leichten Reiterei wurden zu be- sonderen Aufträgen des Sultans verwandt und wenn sie einen solchen Auftrag übernahmen, erhielten sie dadurch einen hohen Ruf. 8. Die Verwaltung von Kähira verschaffte dem Inhaber der. Stelle einen vorzüglichen Grad und eine achtbare Würde, er hatte seinen be- stimmten Platz bei den Aufzügen. 9. Die Verwaltung von Micr stand unter der von Kähira im Range, wie es auch jetzt noch ist, obgleich Micr damals besser gebaut und volkreicher war und daher ein grösseres Ansehen hatte als zu unsrer Zeit. II. Die Ämter der Herren in der nächsten Umgebung des Chalifen zerfallen in viele Arten, welche sich in zwei Classen bringen lassen. 1. Die Herren mit der Kopfbinde zum persönlichen Dienste für den Chalifen nach neun Ämtern. 1) ui ZU ou kb, Dass Amt die CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 183 grossherrliche Krone zu befestigen. Der Inhaber dieses Amtes hatte dem Chalifen die Krone, welche er bei grossen Aufzügen aufsetzte, zu befestigen, wie der jetzige GW Umwickler, nur dass davon noch ein anderer verschieden war, welcher die Krone erst recht bequem machte; das Befestigen derselben war bei ihnen ein besonderes Amt, da dies nicht jeder versteht, sondern erst aus längerer Übung lernen muss; die Befestigung geschah durch ein farbiges Tuch, welches der Chalif anleste, wobei mit Behutsamkeit verfahren werden musste. — 2) uelt Lu>Lo Küyd, Das Amt des Aufsehers über das Sitzungszimmer, in welchem der Chalif die öffentlichen Sitzungen abhielt; sobald der Chalif auf dem Throne Platz genommen hatte, begab sich dieser Aufseher hinaus, um es dem Wezir und den Emiren zu melden; er hatte den besonderen Titel SA) el der Wächter des Regenten und die Stellung wie der jetzige „Iosl> u) Emir Gändär. — 3) Sul u>lo kb, Das Amt des Briefbe- stellers, welcher die Schreiben des Chalifen an den Wezir und andere zu überbringen hatte. — 4) Das Amt des ‚yail) „L; entspricht dem des jetzigen „X „Lu; Pallastwächters. — 5) Das Amt des JS) un >lo Vor- stehers der Schatzkammer, des heutigen ‚IA5l> Chäzindär. — 6) Das Amt des „30 ı>Lo Rechnungsführers, nämlich über yI=! „35 die Rech- nungen des Hofes, über sämmtliche Bureaux, welche die Geschäfte des Sultans zu besorgen haben. — 7) Das Amt des sau) ul> Tintenfass- trägers nämlich des oben erwähnten Tintenfasses des Chalifen; der In- haber dieses Amtes trug das Tintenfass vor sich auf dem Sattel und ritt damit in den Aufzügen. — 8) Das Amt „63 „, über die nahen Ver- wandten; der Inhaber desselben hatte die Beurtheilung über die ganze Schaar der hohen Personen, welche zu den Verwandten des Chalifen ge- hörten, und sein Ausspruch über sie war entscheidend. — 9) Das Amt des 5X.) A>Lo Tafelaufsehers, welchem die Anordnung über die Speisen des Chalifen übertragen war, wie jetzt dem Ü=u.) ‚Io Lw! Aufseher über das Gesellschaftszimmer. 2. Die (ü& „2 ohne Kopfbinde theilen sich in zwei Ämter: 1) des ’Ali ben Abu Tälib) jetzt SID) WS Reinerhaltung der Scherife ge- 154 F. WÜSTENFELD, nannt. Der Inhaber wird nur aus den Ältesten und Angesehensten dieser Familie genommen, ihm liegt ob für ihre Verhältnisse zu sorgen und zu verhindern, dass kein Unbefugter sich unter sie eindrängt, und wenn er über Jemand in Zweifel ist, fordert er von ihm die Feststellung seiner Abstammung; er muss auch ihre Kranken besuchen, ihren Leichen- begängnissen folgen, für ihre Bedürfnisse sorgen, sich der Verfolgten annehmen und sie gegen Unrecht schützen; aber er entscheidet keine Sache ohne in Übereinstimmung mit ihren Ältesten u. d. gl. — 2) Das Amt Ji>z1 5; der Aufsicht über die Mannschaften; der Inhaber desselben sorgt für die verschiedenen Corps der Soldaten und Truppen, wie für die junge Mannschaft in den Baracken, das Ämirische, Häfidhische, Neger Corps und andere, entsprechend dem jetzigen Aufseher über die Mamluken. Zweite Abtheilung. „WS „b! Die Herren von der Feder, welche unmittelbar unter dem Chalifen standen; deren waren drei Olassen. I. Die Vorsteher &u&J} lbs} der richterlich-geistlichen Ämter von denen sechs bekannt sind. 1. sbaäl „ob Der Ober-Kadhi gehörte zu den "obersten, ange- sehensten und mächtigsten Beamten und niemand konnte sich ihm wider- setzen; er hatte die Aufsicht über die gesetzliche Rechtsprechung, über die Münzstätten und die Ausprägung, zuweilen wurden die Ägyptischen Provinzen, die Syrischen Distriete und die Länder von Magrib in einem Kadhi vereinigt und ihm dann darüber ein Diplom ausgestellt, wie unten vorkommen wird; für ihn wurde in dem Marstall des Chalifen ein scheckiges Maulthier gehalten, welches er beständig ritt, ein solches Thier mit dieser Farbe war nur für ihn bestimmt mit Ausschluss der übrigen Staatsbeamten, aus dem Sattel-Magazin wurde ihm ein reich verziertes Geschirr und ein Sattel mit zwei Silberstreifen geliefert und für die Öffentlichen Sitzungen bekam er die Halsketten und einen gold- gestickten Anzug als Ehrengeschenk. Es war als Regel eingeführt, dass er nur mit Genehmigung des Chalifen durch einen Notar sich konnte vertreten lassen und nur mit Erlaubniss einer Eheschliessung und einem CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 185 Leichenbegängniss beiwohnen durfte; wenn ein Wezir vorhanden war, wurde jener nicht als Ober-Kädhi angeredet, weil dies ein dem Wezir zukommender Titel war. Er erschien Dienstags und Donnerstags früh morgens im Schlosse zur Begrüssung des Chalifen, und Sonnabends und Dienstags musste er die alte Moschee in Micr besuchen; in den Gerichtssitzungen hatte er einen erhöhten Polstersitz und ein Gestell, auf welchem sein Tintenfass stand, und wenn er Platz genommen hatte, setzten sich die Zeugen um ıhn herum rechts und links in der Reihen- folge, wie sie aufgerufen werden sollten, so dass, wie el-Tuweir be- merkt, ein jüngerer, welcher früher Zeugniss ablegen sollte, über einem älteren sass, welcher später an die Reihe kam; vor ihm sassen vier Notare, zwei und zwei einander gegenüber, von fünf Thürstehern standen zwei vor ıhm, zwei an der Thür des Zimmers und einer führte die streitenden Parteien vor; er selbst stand in einer Gerichtssitzung vor niemand auf. 2. 368 (sld Der Ober- Prediger war dem Ober-Kädhi im Range am nächsten und trug dieselben Auszeichnungen in seiner Kleidung u. d. gl. Sein Amt war, in dem so gen. Hause der Wissenschaft die richtige Lehre vorzutragen und das Gelöbniss abzunehmen, wenn jemand zu ihrer Lehre übertreten wollte. 3. omäf Der Marktaufseher gehörte zu den vornehmsten und angesehensten Beamten; sobald er durch Überreichung eines Ehrenkleides ernannt war, wurde seine Bestallung in Micr und Kähira von der Kanzel verlesen; er hatte in Bezug auf den Marktverkehr unumschränkte Ge- walt, Gutes anzuordnen und Schlechtes zu verbieten, er machte darin auch bei guten Freunden keinen Unterschied und selbst die Verwal- tungsbeamten waren an seine Anordnungen gebunden. Er ernannte seine Stellvertreter für Kähira und Micr und sammelte die Abgaben, wie die Stellvertreter bei den Gerichten, und hielt seine Sitzungen ein um den anderen Tag in Kähira und Micr. Dieses Amt ist bis auf den heutigen Tag in diesem Zustande geblieben. In einigen älteren Ausfertigungen findet sich, dass die Marktaufsicht zeitweise in BHiistor.-phrlolog. Olasse. XXV. 2. Aa 186 F. WÜSTENFELD, Micr und Kähira mit den Stellen der beiden dortigen Justizbeamten vereinigt war. 4. Ui um 36%, Die Verwaltung der Staatscasse. Dieses Amt wurde nur achtbaren älteren rechtschaffenen Männern übertragen, welche von dem Chalifen zugleich die Befugniss erhielten, öffentliches Eigenthum jeder Art nach ihrem Ermessen zu verkaufen und unter Be- obachtung der gesetzlichen Vorschriften nach eigener Machtvollkommen- heit darüber zu verfügen, den Mamluken (zum Kriegsdienst gekauften Sklaven) die Freiheit zu schenken, Sklavinnen zu verheirathen, Pacht- contracte zu schliessen, Häuser, Schiffe und was sonst nöthig war zu bauen nach der von den Chalifen ertheilten Machtvollkommenheit. 5. „abi Der Stellvertreter, darunter ist der oben (S. 181) erwähnte Stellvertreter des Oberst-Cammerherrn zu verstehen. Ibn el- Tuweir sagt: diese Stellvertretung wurde für eine Stellvertretung des Fürsten gehalten und war ein hoher Rang, welcher nur den vornehmsten Beamten und Herren von der Feder verliehen wurde, der Inhaber ver- trat den Oberst-Cammerherrn beim Empfang der Gesandten, welche zu dem Chalifen kamen, und ging ihnen eine Strecke Weges entgegen; er war von den stellvertretenden Cammerherrn, die in seinem Dienste standen, umgeben, wies einem jeden derselben seinen passenden Platz an und ordnete an, was sie zu thun hatten; er gestattete niemandem ihnen nahe zu kommen, und sorgte selbst für alles, was sie wünschten; er meldete sie bei dem Oberst-Cammerherrn an, führte sie vor und bat für sie um Audienz. Wenn dann der Gesandte bei dem Chalifen eintrat, fasste ihn der Oberst-Cammerherr bei der rechten, der Stellvertreter bei der linken Hand, dieser achtete genau auf alles, was sie sagten und was ihnen erwiedert wurde, und war bemüht, sie auf die beste Weise von allen fern zu halten; wenn er sich entfernen musste, liess er einen anderen seine Stelle einnehmen, bis der Gesandte sich verabschiedete. Es war ihm streng untersagt, von irgend einem der Gesandten ein Ge- schenk oder eine Belohnung anzunehmen, wenn nicht der Chalif zuvor. die Erlaubniss dazu gegeben hatte. Dieser Beamte heisst jetzt, wie Ibn. el-Tuweir bemerkt, ‚INisgl) el-mihmandär der Gesandtenführer und wir CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 187 werden in dem Abschnitt über die Verwaltung des Reiches darauf zurück- kommen, dass der mihmandär jetzt zu den Herren von dem Degen gehört, was geschehen ist, um die Regierung in der Sprache und Form in Über- einstimmung zu bringen. 6. sis Die Vorleser. Es gab Vorleser, welche am Hofe des Chalifen in seinen Sitzungen, bei öffentlichen Aufzügen u. d. gl. Koran- stellen lasen, sie hiessen syo& es} 8 Hot-Vorleser und ihre Anzahl betrug mehr als zehn Personen, sie recitirten in den Sitzungen und bei den Aufzügen zu Pferde Verse aus dem Koran, welche sich durch eine nahe liegende Combination auf die gegenwärtigen Umstände anwenden liessen, worin sie sich eine Fertigkeit zu eigen machten, so dass ihnen solche Anführungen geläufig wurden, und sie suchten dadurch das Wohlgefallen des COhalifen und der Anwesenden zu erwerben. Unter anderen wird erzählt, dass einer der Chalifen über einen Emir aufgebracht wurde und befahl, ihn ins Gefängniss abzuführen; da citirte der Hof-Vorleser den Vers (Sure 7, 198): Lass Gnade walten und befiehl nach Billigkeit und wende dich von den Unwissenden ab! Dies gefiel ihm so, dass er ihn frei liess. Zuweilen führten sie aber auch Verse an, woraus man ihre Absicht deutlich erkennen konnte, da sie über den Sinn, den sie im Koran haben, hinausgingen, wie wenn erzählt wird, dass, als el-Mustancir den Badr el-Gamäli zum Wezir ernennen wollte, der Vorleser den Vers eitirte (Sure 3, 119): Gott hat euch bei (durch) Badr ') siegen lassen, ungeachtet ihr an Zahl geringer waret. Und als el-Häfidh den Ridhwän zum Wezir ernennen wollte, citirte sein Vorleser den Vers (Sure 9, 21): und ihr Herr versichert sie seines Erbarmens und ridhwän Wohlgefallens. Ähnlich bei anderen Gelegenheiten. ll. Die zweite Classe der Herren von der Feder bilden die In- haber &1,.&J) Re lb,)} der ministeriellen Ämter und Dienste, welche in vier Arten zerfallen. 1. Das Wezirat, wenn der Wezir ein Herr von der Feder war. Nämlich die meisten Wezire vom Anfange der Regierung der Fätimiden 1) Der Ort, wo Muhammed die erste Schlacht gegen die Mekkaner gewann. Aa2 188 F. WÜSTENFELD, bis in die Mitte des Chalifats des Mustancir gehörten zu den Herren von der Feder, zuweilen vollständig, zuweilen in Vermittelung und letzteres war ein Rang unter dem Wezirat. Zu den bekannten Weziren als Herren von der Feder gehören, wie Ibn el-Tuweir erwähnt, Ja’cüb ben Kils, Wezir des ’Aziz, el-Hasan ben Abdallah el-Bärizi, Wezir des Mus- tadhi, Abu Said el-Tustari, el-Gargaräi, Ion Abu Karina, Abul-Dhähir Ahmed ben Bäbschäd, Verfasser der Einleitung in die Grammatik, der Ober-Wezir 'Ali ben Falläh und el-Mukri, Wezir des Mustancir, der letzte, welcher aus den Herren von der Feder zum Wezir ernannt wurde, auf ihn folgte Emir el-Gujüsch Badr el-Gamäli, welcher unter el-Mustancir Wezir wurde. Zuweilen waren unter den Vermittlern in jener ersten Zeit Herren von dem Degen, wie der Eunuch Barguwän und der Ober-General el-Husein ben Gauhar, welcher zur Zeit el-Häkim’s vor allen Rechtschaffenen das Vertrauen des Degens und der Feder ge- noss. Zuweilen wurde das vermittelnde Amt einem Christen übertragen, wie ’Isä ben Nestoros zur Zeit des Aziz und Mancür ben ’Abdün mit dem Beinamen el-Käfi und Zara ben Nestoros mit dem Beinamen der Syrer, bis zur Zeit des Häkim. Die Kleidung der Wezire von der Feder bestand aus einem Mantel mit einem Halskragen, wie bei den Staatssecretären, und unterschied sich durch ein festanliegendes Stück von der Kehle bis mitten auf die Brust mit Schnüren und Troddeln, dies war das Abzeichen des Wezirats; bei einigen waren die Quasten mit Goldfaden übersponnen, bei anderen bestanden sie aus Perlen. Ge- wöhnlich wurde ihm aus dem Schatz des Chalifen ein mit Gold ver- ziertes Tintenfass gebracht und vor ihm standen die Kammerdiener; er hatte sowohl über die Herren von dem Degen in der Armee, als über die Herren von der Feder zu gebieten. 2. WS „10 Die Staatskanzelei. Sie bestand aus drei Ämtern. A. vs, SI 0 al Das Secretariat und die Cores- pondenzen. Zum Director wurde nur einer der würdigsten und im Stil gewandtesten Secretäre ernannt, welcher als \>S) Hochwürden an- geredet wurde und auch Az wm) ß Secretär des grossherrlichen Polsters hiess; ihm wurden die Schreiben, welche versiegelt ankamen, CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 189 übergeben und er überreichte sie dem Chalifen eigenhändig und er war es, welcher ihre Erläuterung und Beantwortung anordnete, und der Chalif zog ihn in den meisten Geschäften zu Rathe. Als Dienstwache hatte er einen der älteren Emire und er genoss die grosse Auszeichnung in den Sitzungen auf Kissen und Polstern zu sitzen, sein Tintenfass war zu seinem ausschliesslichen Gebrauche und sehr schön, nur dass er dazu kein Gestell hatte wie der Ober-Kädhi, einer der Hofleute trug es ihm, wenn er in das Gemach des Chalifen ging. B. (so) Ja ass) Die Protocollirung mit feiner Schrift in Klagsachen. Dies war ein angesehenes Amt, welches dem des Staats- secretärs am nächsten stand, sein Inhaber war fast jeden Tag der Woche als Vertrauter des Chalifen in dessen Oabinet, um ihm die Stellen aus dem Koran, die er wissen wollte, ins Gedächtniss zu bringen, sowie die Geschichten der Propheten und früheren Chalifen, er lass ihm die schönsten Stellen aus dem Leben Muhammeds vor, erneuerte in ihm das Andenken an achtbare Männer, unterstützte seine Hand beim Schön- schreiben u. s. w. Wenn die Sitzung beendigt war, warf der Chalif in das Tintenfass 5\@$ ein Papier mit zehn Dinaren und Lb5 ein Papier worin drei Mithkäl eines besonderen wohlriechenden Pulvers, um sich damit zu räuchern, wenn er das nächste Mal wieder bei dem Chalifen erscheine. Wenn der Wezir von dem Degen zu Gericht sass, war dieser Beamte an seiner Seite und protocollirte, was in der Klagsache ent- schieden wurde; er hatte auch einen wirklichen Platz in dem Secretariats Bureau, Niemand durfte ohne Erlaubniss bei ihm eintreten, ein Teppich- diener machte ihm zuvor die Meldung, dann wurde hier der Sachverhalt: der Beschwerde vorgetragen und er protocollirte sogleich, was er darüber entschied, wie es jetzt J) _S$ der Geheimsecretär macht. Bu ANA EL aus) Die Protocollirung mit grober Schrift hiess bei ihnen der kleine Dienst, weil er leichter war; der Inhaber hatte Kissen und Polster in seinem Sitzungslocal, aber keine Dienst- wache, und sein Geschäft bestand darin, das in die richtige Form zu bringen, wass der Inhaber der feinen Schrift protocollirt hatte und es in dessen Sinn weiter auszuführen, wie zu unsrer Zeit der Geheim- 190 F. WÜSTENFELD, secretär oder der Secretär des Polsters; der Inhaber der groben Schrift war wie jetzt „,A „SS der Actenschreiber. Wenn der Gegenstand der Beschwerde ausgeführt und das Urtheil mit den Worten ‚‚der Chalif befiehlt‘‘ oder „der Wezir befiehlt‘‘ darunter gesetzt war, wurde die Acte in einer Kapsel zu dem Chalifen gebracht, welcher die Bestätigung hin- zufügte, dann auch in der Kapsel dem Minister, welcher damit vor das Schloss hinaustrat, und die Ausfertigung dem Betreffenden übergab. War der Wezir ein Herr von dem Degen, so begann der Chalif seine eigen- händige Unterschrift mit den Worten: ‚Unser Wezir, der hochwürdige Herr N. N. genannt (mit dem Ehrennamen), den Gott uns lange erhalten möge, hat nach dem Willen Gottes zuvor so und so geurtheilt‘‘; wenn der Wezir eine schöne Handschrift schrieb, so setzte er unter die Unter- schrift des Chalifen: „Beglaubigt wird der Befehl unseres Herrn, des Fürsten der Gläubigen, die Segenssprüche Gottes über ihn!“ wenn er nicht schön schreiben konnte, schrieb er bloss: „Beglaubigt“. 3. left Ua) o)es® Das Kriegs- und Besoldungs-Bureau zerfällt in drei Abtheilungen. A. Das Kriegs- Bureau kann nur einen Muslim zum Vorstande haben, welcher in einem hohen Range steht und eine Dienstwache hat; ihm liegt die Musterung der Truppen und ihrer Pferde ob und die Sorge, sie in gutem Stande zu erhalten. Es war diesem Bureau zur Pflicht gemacht darüber zu wachen, dass die Soldaten nur gute Pferde bekamen, Hengste oder Stuten, mit Ausschluss der Maulthiere und schweren Pferde, und es durfte bei keinem der Soldaten oder bei irgend etwas in ihrem Landlehen ohne schriftliche Weisung eine Änderung gemacht werden. Dem Vorsteher dieses Bureau’s waren einige hohe Emire beigegeben, welche ihm über den Zustand der Truppen Bericht erstatten mussten, über die Lebenden und die Todesfälle, über die abwesenden und an- wesenden u. d. gl. wie es noch jetzt geschieht. Die Soldaten waren in die Listen eingetragen mit den Ländereien, die ihnen zugetheilt wurden, soviel sie bedurftien, wie es noch jetzt in den Certificaten von Seiten des Vorstehers des Bureau der öffentlichen Sitzungen geschieht. Nur selten war einem ihrer Emire, wenn er auch in hohem Range stand, CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 191 eine :ganze Stadt zugetheilt. Von diesem Bureau wurden auch Billete zu Stipendien ausgegeben und Unterstützungen gegen die Unterschrift von Zeugen. B. älyl le Das Besoldungs - Bureau. Hier waren aus dem ganzen Reiche die Namen derjenigen gesammelt, welche einen Sold oder ein Stipendium bezogen, ihm stand ein beständiger Secretär vor, der auf einem Polster sass, mit etwa zehn Gehülfen; ihm wurden aus allen Provinzen die Listen zugesandt mit der Bezeichnung derer, welche von früher berechtigt waren oder deren Besoldung neu hinzukam und der Verstorbenen. Es sind dabei viele Fälle zu unterscheiden, worauf wir zurückkommen werden, wenn von der Vertheilung der Stipendien und Geschenke die Rede sein wird. C. gES} sie2 Das Bureau der vertheilten Grundstücke war für die Truppen besonders eingerichtet, die darin angemeldeten hatten keine Soldaten-Abzeichen mehr und keine Besoldung weiter; die an die Araber verliehenen Grundstücke an den Gränzen der Städte und sonst wo hiessen SiAXeS} die Abrechnung (Entschädigung) und blieben ausserhalb der Rechnung der Armee. 4. end} enle® Die Finanz-Bureaux umfassen vierzehn Abtheilungen. A. lo) „B5 Die Oberaufsicht über die Bureaux. Der Inhaber dieser Abtheilung ist das Oberhaupt von allen, von ihm hängen die An- stellungen und Entlassungen ab, und ihm werden zu bestimmten Zeiten die an den Chalifen und den Wezir zu machenden Auszahlungen über- bracht. In den Sitzungen hat er einen Polster und als Dienstwache einen von den Reichs-Emiren; das TTintenfass wird ihm aus dem Schatze des, Chalifen gebracht, aber ohne Gestell. An ihn sind die Gesuche in Geldangelegenheiten zu richten, er besorgt die Auszahlung und die Rechnungsführung und Niemand im Reiche kann gegen seine Anord- nungen Einwendungen machen. Ibn el-Tuweir sagt: In diesem Amte ist niemals ein Christ gesehen, ausser el-Akram, den Gott verfluche! B. ($8=Öl „)e> Das Berichtigungs-Bureau hat die Aufgabe, über die anderen Bureaux die Controle zu führen, und ihm wird nur einer der vorzüglichsten Secretäre vorgesetzt, welcher eine Ehrenkleidung be- 192 F. WÜSTENFELD, kommt, auf einem erhöhten Polster sitzt und eine Dienstwache hat; die meiste Zeit ist aber die Stelle unbesetzt und mit der des gedachten Ober- hauptes der Diwane vereinigt. Od) u)=> Das Sitzungs-Bureau. Hierüber sagt Ibn el-Tuweir: Dieses war vor Zeiten der eingentliche Ursprung der Bureaux, in ihm kamen die Nachrichten aus dem ganzen Reiche zusammen, es war darin eine Menge Secretäre angestellt mit einem oder zwei Aufsehern. Der Vorsteher dieses Bureau’s hatte für die Austheilung der den Soldaten zu Lehn bewilligten Ländereien zu sorgen; er bekam eine Ehrenkleidung, ihm wurde darüber ein Diplom ausgefertigt und er stand mit dem Auf- sichts-Bureau in Verbindung; ein Tintenfass wurde ihm aus dem Schatze des Chalifen gebracht und eine Dienstwache stand zu seiner Verfügung. Auf diesen Posten wurde einer der Staatssecretäre berufen, auf den man sich verlassen konnte, weil er das Oberhaupt der Diwane war und seine Entscheidung hiess ya > der Sitzungsbericht. Er hatte zugleich die Verfügung über die Geschenke, die Ausgabe der Mandate, welche am Anfange des Jahres und an den Festtagen vertheilt wurden, die Almosen, welche am Feste der beendigten Fasten in dem hierzu eingerichteten Hause abgegeben oder bei der Eröffnung des Nilcanals gesammelt waren, die im Ramadhän hergerichteten mit Speisen besetzten Decken und die sonstigen Speisen und Getränken, die zu Geschenken bestimmten Klei- dungsstücke, was aus den Fruchtmagazinen von den Erträgen abgegeben wurde, was die-Kinder und Verwandten des Chalifen und die Stipen- diaten nach ihren Rangcelassen erhielten, die Geschenke und Gaben, welche von fremden Herrschern kamen, die Gegengeschenke, welche ihnen dafür übersandt wurden, die Höhe der Geschenke für die Ge- sandten, welche Schreiben überbrachten, die Gewänder für die in dem Harem verstorbenen Frauen, die Berechnung der für grosse Bedürfnisse des Reichs nöthigen Ausgaben, um den Unterschied des einen Jahres gegen das andere kennen zu lernen und andere wichtige Geschäfte. Dieses Bureau ist zu unsrer Zeit in mehrere getheilt , wie in das We- zirat, die Verwaltung der Chatulle des Fürsten, das Kriegs- Bureau und andere. CALCASCHANDILS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 193 D. mb} „iss0 Das Bekleidungs - Bureau hatte bei ihnen einen hohen Rang in der Geschäftsführung, deren Umfang oben bei den Ma- gazinen angegeben ist. E. ua wies Das Bureau der Seidenweber wurde von den angesehensten unter den Dienern aus den Herren von der Feder ver- waltet und war Privateigenthum des Chalifen mit Ausschluss sämmt- licher Diener; es hatte seinen Sitz in Damiette, Tinnis und an anderen Fabrikorten,, der Verwalter hatte unter sich hundert Personen für die Geschäftsführung bei der Fabrikation und von ihm wurden die Fabrikate in das oben erwähnte Kleidermagazin gebracht. F. wu>S) „15° Das Bureau der milden Stiftungen. Dieses ist, sagt Ibn el- Tuweir, in Bezug auf die Geschäftsführung das wichtigste Bureau, in welchem nur die ausgezeichnetsten Muslimischen Secretäre von bewährter Rechtschaffenheit dienen und es giebt darin in Bezug auf die Stipendiaten eine Menge von Vorschriften. Es sind darin zwei Se- cretäre und zwei Aufseher angestellt, um auf die Befolgung der testa- mentarischen Bestimmungen zu achten, und es wird zu ihrer Verfügung alles dahin gebracht, was aus den liegenden Gründen und Stipendien eingeht und was aus den beiden Landestheilen, der südlichen und nörd- lichen Hälfte, zu diesem Zweck an Abgaben erhoben wird. G. ölys} ed Das Pensions-Bureau. Darin gab es verschiedene Grade vom Wezir bis zum Invaliden herab. Ibn el-Tuweir sagt: In manchen Jahren betrug die hierfür nöthige Summe über 100000 Dinare und selbst nahe an 200000, und an Weizen und Gerste waren 10000 Irdabb erforderlich. Der Anschlag über die Pensionen wurde jedes Jahr dem Chalifen vorgelegt, welcher darin nach seinem Ermessen eine Vermehrung oder einen Abzug eintreten liess. Als in einem Jahre die Liste dem Ohalifen el-Mustancir billahi vorgelegt wurde, machte er darin für keinen der Pensionäre einen Abzug, sondern schrieb an den Rand derselben eigenhändig: Die Armuth ist eine bittere Kost und die Noth beugt die Nacken, die Sorge für das Wohlergehen zeigt sich in der reich- lichen Austheilung der Unterstützungen, darum sollen sie ihre Antheile in freigebiger Weise erhalten; was ihr besitzt, wird ausgegeben, was Histor.-philolog. Olasse. XXYV. 2. Bb 194 F. WÜSTENFELD, Gott besitzt, bleibt übrig. Er befahl dann dem Reichsverweser und Staatssecretär Ibn Cheirän, hiernach zu verfahren. H. uswalt „10 Das Bureau für Oberägypten, für das obere und das nähere Ca’ld, hat eine Menge von Secretären in verschiedenen Ver- zweigungen, unter welche die Erhebung getheilt ist; ihnen liegt ob, an die Einforderung der restirenden Beträge zu erinnern. Der Vorsteher dieses Bureau’s macht dazu eigenhändig einen befürwortenden Bericht, den er an den Director des Haupt- Bureau einschickt, worauf darunter der Erlass bemerkt wird; er zieht dazu das Dienstpersonal zu Hülfe oder andere, welche er für geeignet hält; er bekommt Diäten von denen, welche seine Dienste in Anspruch nehmen, und lässt eine Abschrift an die Bureaux der Rechnungen gelangen. I. 0,2) Nu 4les® Das Bureau des Unterlandes d. ı. das nördliche Bureau bis zur Militärgränze hat in Bezug auf die Secretäre und ihre Geschäfte dieselbe Einrichtung und Befugniss wie das vorige. K. Be) u1es> Das Bureau der Militärgränze für Alexandria, Da- miette, Nastaräweh und Faramä hat dieselbe Einrichtung. L. Kap SIEHT») UN „ie Das Bureau der Tribute der Schutz- genossen und der Erbschaften von Todes wegen hat eine Menge von Secretären, wie die anderen Bureaux. M. ci, se oe? Das Bureau der Abgaben und Monats- steuer. In dieses fliessen die Einnahmen von Grundstücken und Zöllen und aus ihm erhalten die meisten mit Gehalt Angestellten ihre Be- soldung. N. dl o)=> Das Train-Bureau. Hier werden die Rechnungen über die Marställe, über die darin befindlichen Thiere des Chalifen u. d. gl. geführt, über die Maulthiere und Kamele, die Schaafe, welche zum Proviant und für das Personal des Bureau’s dienen, die Anzahl der- selben, das Hausgeräth dazu, wie viele davon auf dem Stalle gefuttert werden, ebenso die gefutterten Elephanten, Giraffen, wilden Thiere und über den Unterhalt ihrer Bedienung. In diesem Bureau sind zwei Rech- nungsführer, ein Zahlmeister und zwei Aufseher angestellt. O. ou2i 158 Das Kriegs- Bureau, auch pe ole0 Proviant- CALCASCHANDTI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 195 Bureau genannt. Der Sitz desselben ist in einer Burg bei el-Cäga, darin ist die Geschäftsführung für die Schiffe der Flotte, die Magazine für die Reichs-Vorräthe, Bauholz u. d. gl. Von hier aus werden die Zahlungen an die Schiffs- Capitäne und ihre Mannschaft gemacht, und wenn die gewöhnlichen Einnahmen für die Bedürfnisse nicht hinreichen, wird das Nöthige aus dem Staatsschatze gefordert. III. Die dritte Classe der Angestellten bilden die Ärzte. Der Chalif hatte einen eigenen Arzt, welcher vol uub der Leibarzt hiess und sich beständig vor der Wohnung des Chalifen aufhielt, indem er auf einem freien Platze in dem so gen. goldenen Hofe im Schlosse sass; unter ihm standen drei oder vier Ärzte, welche zu den Kranken im Schloss, Verwandten des Sultans oder Hofdiener, durch Lackeien herbei- gerufen wurden und ihnen etwas aus „1 &};> dem Getränkemagazin verschrieben, was ihnen daraus verabfolgt wurde; das Recept wurde bei der Geschäftsführung als Beleg aufbewahrt. Jeder der Ärzte bekam seinen täglichen Unterhalt und einen Gehalt nach seinem Range. IV. Die vierte Classe bilden die Dichter, deren sich eine grosse Menge unter dem Personal des Staatssecretariats und anderer Bureaux befand; es waren darunter Sunniten, welche im Lobgedichte das Maass nicht überschritten, und Schriten, welche es überschritten; einer der schönsten Lobsprüche eines Sunniten ist der Vers des ’Omära el-Jemeni rät oläiel 3 alle 1 Kam lei 2 & nee Ihre Thaten in der Freigebigkeit sind Thaten der Sunna, auch wenn sie verschiedener Meinung mit mir sind im Bekenntniss der Schi’a. Eine Übertreibung, die ich gefunden habe, ist der Spruch des Ibn Häni el-Andalusi Yard De u url, ur) ya) 8X) In al, we a se us, Kür löl, In diesem Fürsten der Gläubigen auf dem Throne erkenne ich die göttliche Erscheinung und Offenbarung. Und wenn er zu Ross im Aufzuge erscheint, erkenne ich unter seinem Gefolge den Gabriel. . Das ist eine gotteslästerliche Übertreibung, deren sich weder ein Bb2 196 F. WÜSTENFELD, Sunnit noch ein Schiit bedienen darf und wie sie sich nur die Verwe- genheit der ins Horn blasenden Dichter erlaubt. Dritte Abtheilung. Die Regierungsbeamten unter der Fati- miden-Herrschaft, welche nicht am Hofe des Chalifen lebten, in zwei Olassen. Erste Classe. Die Statthalter und Präfecten. Das ganze Reich war vormals in drei Herrschaften getheilt, von denen jede ihre beson- deren Statthalter und Präfecten hatte. Die erste Herrschaft umfasste die Ägyptischen Länder, wo der Sitz ihrer Regierung war und sie ihren Aufenthalt hatten. Ibn el-'Tuweir sagt: Es waren darin vier Präfec- turen: 1) Die Präfeetur Küc, eine der grössten von Ägypten, deren Präfect die Jurisdiction von ganz Oberägypten hatte. Der Sultan ’Imäd ed-Din Herr von Hamät sagt in seinen Annalen: Die Präfectur von Oberägypten war eine der höchsten Stellen nach dem Wezirat; zuweilen waren in Oschmunein und an anderen Orten Unterpräfecten angestellt. — 2) Die Präfectur el-Scharkia stand im Range unter der von Küc, ihr Präfect hatte die Jurisdiction in den Districten von Bilbeis, Kaljüb und Oschmum. — 3) Die Präfectur el-Garbia stand im Range unter der von el-Scharkia; ihr Präfecet hatte die Jurisdiction in den Districten von Ma- halla, Manüf und Abjär. — 4) Die Präfectur Alexandria stand unter el-Garbia im Range und ihr Präfect hatte die Jurisdiction in der ganzen Provinz Buheira. — Ibn el-Tuweir sagt: Diese vier erhielten einen Eh- renanzug aus dem Kleidermagazin in einem Panzer bestehend, in der Art, wie ihn der Chalif am Tage der Eröffnung des Nilcanals anzieht. Ich bemerke dazu, dass diese vier Präfecturen vielleicht diejenigen waren, deren Präfeeten die Jurisdiction über die kleineren Präfecturen hatten, wie sie am Ende der Regierung der Fatimiden bestanden, wenn das nicht der Fall war, so habe ich auch in dem Memorial des Abul-Fadhl el-Cüri, eines Staatssecretärs zur Zeit des Kädhi el-Fädhil viele Diplome gesehen, welche für die Präfecten der beiden Landeshälften, der süd- lichen und der nördlichen, ausgestellt waren. Hier fehlen die Angaben über die beiden anderen Herrschaften Syrien und Kleinasien oder Armenien, welche der Verfasser nach der in dem Vorwort angege- CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 197 benen Übersicht in seinem grossen Werke in besonderen Abschnitten behandelt hatte. Ebenso fehlt zu der obigen ersten Classe die zweite der auswärtigen Be- amten, weil dieser Auszug sich auf Agypten beschränken sollte. Fünfte Rubrik. Die Anordnungen beim Erscheinen des Cha- lifen in öffentlichen Aufzügen und in seinem Schlosse, nach dreierlei Weisen. I. Die Sitzungen bei öffentlichen Aufzügen. 1. Die allgemeine Sitzung mit öffentlichem Aufzug. Die Sitzung des Chalifen und der Grossen des Reiches fand statt in der grossen Halle des Schlosses auf dem königlichen Throne, welcher in ihrer Mitte stand, bis an das Ende der Regierung des Ahmed el-Mustalli (gest. 495) und als sein Sohn el-Amir das Chalifat antrat, verlegte er die Sitzung aus der grossen Halle nach dem so gen. goldenen Hofe im Schlosse, wo er ebenso auf einem königlichen Throne sass, indem er die grosse Halle zu einem Waffen - Magazin (Rüstkammer) umwandelte, in welcher indess der bisherige Thron stehen blieb und wo er bis zu der Herrschaft der Ajjubiten vorhanden war. Die Sitzungen des Chalifen fanden hier zu keiner anderen Zeit als an den beiden Tagen Dienstag und Donnerstag statt, und auch an diesen nicht immer, sondern mit Auswahl, wie es die Umstände nöthig machten, oder wenn er Lust dazu hatte. Im Winter wurde der Thron mit gestickten seidenen Umhängen behängt und seidene Teppiche davor ausgebreitet, im Sommer nahm man dazu Vorhänge aus Dabik') und kostbare mit Gold gewirkte Teppiche aus Tabaristan. Sobald alles fertig gemacht und der Thron in die Mitte des Saales gestellt war, wo er vorläufig noch durch einen Vorhang aus Kurküb°) verdeckt war, wurde der Wezir nicht in gewöhnlicher Weise, sondern aufs schleunigste aus seiner Wohnung herbeigerufen; er erschien zu Pferde, von den Koranlesern umgeben, am Schlossthor trat er mit den Emiren durch die langen Vorhallen in die so gen. Säulen-Flur ein und begab sich nach dem Wezirats-Zimmer in dem goldenen Hofe. 1) Ein Städtehen zwischen Faramä und Tinnis. 2) Eine Stadt in der Mitte zwischen Wäsit, Bagra und el-Ahwäz. 198 F. WÜSTENFELID, Wenn dann der Chalif auf dem 'I'hrone Platz genommen hatte, wurde der Wezir aus seinem Zimmer gerufen und kam bis an die Thür des Sitzungs-Saales, welche durch den Vorhang bedeckt war, an der rechten Seite derselben stand der Schlosshauptmann, an der linken der Schatz- meister, der Wezir stellte sich gerade vor die Thür, die mit Halsketten geschmückten Emire um ihn herum und die Hofvorleser mitten vor das Volk. Der Kammerherr stellte das Tintenfass vor den Chalifen und gab dann dem Schlosshauptmann und dem Schatzmeister, welche an der Thür standen, ein Zeichen, da schoben sie den Vorhang zur Seite und der Chalif ward sichtbar, sitzend auf dem Thron mit dem Gesichte dem Volke zugewandt, die Vorleser begannen aus dem Koran zu lesen. Der Wezir ging auf den T'hron zu, begrüsste den Chalifen, küsste seine Hände und Füsse, trat dann drei Schritt zurück und blieb hier einen Augen- blick stehen, bis für ihn zur Linken des Chalifen ein Polster hingestellt und ihm befohlen war, sich darauf niederzulassen. Die Emire nahmen die ihnen bestimmten Plätze ein: der Kammerherr und der General zu beiden Seiten der Thür rechts und links, ihnen zunächst die Anführer des Ämirischen und Häfidhischen Corps und die übrigen Emire nach ihrem Range bis an die Galerie d. i. der bedeckte Gang im Hofe; ebenso die Anführer der Schwerdtträger und Kamelreiter rechts und links und die oberen Öfficiere des stehenden Heeres; am oberen Ende der Thür des Sitzungssaales gegenüber standen die Pförtner und Kammerdiener. Wenn so alles in Reihen geordnet war, trat zuerst der Oberkadhi mit den dienstthuenden Notaren zur Begrüssung vor, dann rief der Kammer- herr den Kadhi ohne seine Begleiter auf und er begrüsste den Chalifen, indem er die rechte Hand erhob, mit dem Zeigefinger zeigte und mit vernehmlicher Stimme sprach: „Heil dem Fürsten der Gläubigen und Gottes Erbarmen und Segen!“ Diese wenigen Worte genügten, dann wünschte er den Segen den hohen Verwandten und den Tälibiten und damit vergingen zwei oder drei Minuten; dann die Statthalter von Küc, el-Scharkia, el-Garbia und Alexandria, welche vortraten um die Stufe des T'hrones zu küssen. Wenn der Wezir es für nöthig hielt, an den Chalifen eine besondere Anrede zu halten, so näherte er sich ihm auf | | CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 199 sein Schwerdt gestützt und redete ihn ein, zwei oder drei Mal an, dann erhielten die Anwesenden den Befehl sich zurückzuziehen und sie ent- fernten sich; der letzte, welcher hinausging, war der Wezir, nachdem er dem Chalifen Hand und Fuss geküsst hatte, er nahm den Weg durch die Flur, durch welche er gekommen war, stieg zu Pferde und kehrte mit seiner Dienerschaft, die ihn auf das Schloss begleitet hatte, in seine Wohnung zurück. Der Chalif begab sich mit seinen Lackeien in sein Zimmer, die Thür des Saales wurde geschlossen und der Vor- hang abgenommen, bis er bei der nächsten Vorstellung wieder gebraucht werden sollte. 2. Die Sitzung für den Kadhi und die Notare jährlich in vier Nächten mit Illumination, nämlich in der Nacht des 1. Ragab und der Mitte desselben Monats und in der Nacht des 1. Scha’bän und der Mitte desselben. In der zweiten Hälfte des Gumäda II. wurden dem Kadhi aus den Vorräthen des Chalifen sechzig Wachskerzen gebracht, jede im Gewicht von '/s Kintär, um damit in der Nacht des 1. Ragab einen Aufzug zu veranstalten. Mit dem Eintritt dieser Nacht nahm der Chalif seinen Platz auf einem hohen Aussichtsthurm neben dem so gen. Sma- ragd-Thor des Schlosses, auf dessen Spitze eine Kerze angezündet wurde. Der Kadhi ritt nach dem Abendgebete von seiner Wohnung aus, die brennenden Kerzen wurden ihm voraufgetragen in zwei Reihen von je dreissig, zwischen den beiden Reihen gingen die Gebetausrufer der Mo- scheen, mit lauter Stimme Gott anrufend und dem Chalifen und dem Wezir Segen wünschend in bestimmter eingelernter Ordnung. Ihn um- gaben zunächst drei stellvertretende Wächter und zehn aus dem Gefolge des Chalifen, ausser den am Gericht fest angestellten Wächtern, deren fünf waren im Ornate der Emire; in seinem Gefolge waren die Vorleser, welche den Koran lasen und die Notare nach der Reihenfolge, wie sie ihre Plätze in den Gerichtssitzungen hatten, jeder einzelne von ihnen von einem, zwei oder drei Kerzenträgern begleitet. So ging der Zug über den Platz zwischen den beiden Schlössern, indem sich eine grosse Menschenmenge anschloss, bis an das Smaragd-Thor, wo er sich auf der Strasse unterhalb des Aussichtsthurmes, in welchem der Chalif war, auf- 200 F. WÜSTENFELD, stellte und in geduldiger Spaunung das Erscheinen desselben erwartete. Nun öffnete der Chalif eines der Fenster der Aussicht und liess daraus seinen Kopf und sein Gesicht sehen, eine Menge von Hofbeamten um- gab ihn; dann öffnete einer der Hofmeister ein anderes Fenster, streckte seinen Kopf und seine rechte Hand hinaus und winkte mit dem Ärmel, als wollte er andeuten: der Fürst der Gläubigen ertheilt euch seinen Segen; darauf grüsste er durch Zuwinken zuerst den Ober-Kadhi, nach ihm den Schlosshauptmann ebenso und die übrige Menge, ohne einen besonders hervorzuheben. Die Hofvorleser begannen dann mit dem Ko- ranlesen, während sie in der Mitte standen mit dem Rücken nach der Mauer des Aussichtsthurms, mit dem Gesichte nach der versammelten Menge gewandt, hierauf trat der Prediger der Moschee el- Anwar, die am Seethor liegt, vor und predigte, wie von der Kanzel herab, erinnerte an die Vorzüge dieses Monats, wovon dieser Festzug ein Zeichen sei und schloss seine Rede mit einem Gebete für den Chalifen. Nach ihm trat der Prediger der Moschee el-Azhar auf und predigte in gleicher Weise und ebenso dann der Prediger der zweiten Moschee; dazwischen lasen die Vorleser aus dem Koran. Wenn die Predigten zu Ende waren, streckte der erste Hofmeister seine Hand aus jenem Fenster und wieder- holte den Segensgruss an die Menge, dann wurden die Fenster ge- schlossen und das Volk zerstreute sich. Darauf ritt der Kädhi mit den Notaren nach der Wohnung des Wezirs, welcher zu ihrem Empfange bereit sass, sie begrüssten ihn, die drei Prediger predigten vor ihm etwas weniger lobpreisend als vor dem Chalifen, und beteten für ihn; sie zogen sich dann zurück und der Kädhi begab sich in Begleitung der Notare nach Micr und Kähira, betrat die Moschee des Ibn Tülün und betete darin, ebenso in mehreren Kapellen und in der alten Moschee, wo er in zwei Verbeugungen betete. Hier wurde ihm der silberne Ofen ange- zündet, das ist ein grosser Ofen von schöner Arbeit, in welchem gegen 1500 blitzende Flammen waren und unter ihm gegen hundert Lichter. Danach kam er aus der Moschee und wenn er in Micr wohnte, blieb er dort, und wenn er in Kähira wohnte, erwartete ihn der Präfect von Kähira auf seinem Posten, bis er von Micr kam, und begleitete ihn in CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 201 seine Wohnung. In gleicher Weise war der Umzug in der Nacht des 15. Ragab, nur dass er nach dem Gebete in der Moschee von Micr sich noch nach dem Karäfa Berge begab und in der dortigen Moschee betete. Ebenso waren die Aufzüge am 1. Scha’bän und in der Mitte dieses Monats. 3. Die Sitzung des COhalifen am Geburtstage des Propheten den 12. Rab! I. Es war Sitte, in dem Hause, in welchem zum Feste der beendigten Fasten die Gaben gesammelt und zur Vertheilung bereit waren, zwanzig Kintär feinen Zucker von der besten Sorte anzuschaffen und in 300 Metallbüchsen aufzustellen; wenn dann die Nacht der Ge- burt kam, wurde dies unter bestimmte höhere Beamte vertheilt, wie der Ober-Kadhi, der Ober-Gebetausrufer, die Hofvorleser, die Prediger, die Vorsteher in den Moscheen zu Kähira und Micr, die festangestellten Notare und andere, deren Namen in dem Verzeichniss genau angegeben waren. Der Chalif nahm seinen Platz auf einem Balkon nicht hoch von der Erde gegenüber dem oben erwähnten Cutbischen Hause, dem jetzigen Mancürischen Krankenhause. Dann ritt der Kadhi nach Sonnenunter- gang in Begleitung der Notare und der anderen Beamten, welche bei der Vertheilung der Büchsen in Betracht kamen, nach der Moschee el-Azhar, wo sie während der Vorlesung des Schlussgebetes Platz nahmen. Die Strasse unter dem Schloss von der Seite der beiden kleinen Marktplätze und des Platzes des Emir el-Gujüsch war abgesperrt, das dazwischen liegende abgekehrt, ein wenig mit Wasser besprengt und unter dem Balkon mit gelbem Sand bestreut; der Schlosshauptmann und der Präfect von Kähira standen am Eingange der Strasse, um den Zudrang abzu- halten. Nun wurde der Kadhi mit seinen Begleitern herbeigerufen, sie kamen heran und stellten sich zu Fuss in der Nähe des Balkon auf und warteten geduldig auf das Erscheinen des Chalifen ; jetzt öffnete sich eines der Fenster des Balkon und es zeigte sich daraus sein Gesicht, einer der Hofmeister streckte seine Hand heraus und winkte mit dem Ärmel, als wollte er andeuten: der Chalif ertheilt euch den Segen. Die Vorleser lasen aus dem Koran, die Prediger predigten in der Weise wie in den Illuminations-Nächten; nach Beendigung der Predigten steckte Hisior.-philolog. Olasse. XXV. 2. Ce 202 F. WÜSTENFELD, der Hofmeister wieder seine Hand heraus zur Ertheilung des Segens, die Fenster wurden geschlossen und die Leute kehrten in ihre Wohnungen zurück. In derselben Weise wurde ein Aufzug am Geburtstage des 'Alı ben Abu Tälib zu einer bestimmten Zeit des Jahres gehalten. II. Die öffentlichen Aufzüge zu Pferde. 1. Die grossen Aufzüge zu Pferde, deren sechs sind. A. Der Ritt beim Beginn des Jahres. In dem letzten Zehnt des Dsul-Higga jedes Jahres sorgte man dafür, alles, was für den Aufzug nöthig war, aus den Magazinen des Chalifen hervor zu holen: aus der Rüstkammer für die Reiter in der Umgebung des Chalifen die Schwerdter, die Stöcke mit Metallknöpfen, die Stäbe, Degen, Schilde, Lanzen, Stan- darten und Feldzeichen; aus dem Prunkmagazin zur Benutzung für den Wezir, die Emire und Oberen der Dienerschaft die Fahnen, leichten Degen, Sättel u. d. gl.; aus den Marställen hundert scheckige Pferde für das Gefolge und die Begleitung des Chalifen, aus dem Reitzeug- magazin die mit Gold und Silber beschlagenen Sättel, von denen einige auch mit Edelsteinen besetzt waren, die goldenen Ketten und Ambra duftenden Geschmeide für die Hälse der Pferde, von denen die meisten auch goldene und silberne Glöckchen an den Füssen hatten, so dass der Werth eines solchen Pferdes mit dem Geschirr auf Tausend Dinare sich belief; von diesen wurden zehn dem Wezir für sich und seine besondere Umgebung zur Verfügung gestellt; für die Kamelställe wurden die Sattel- decken geliefert, und andere Gegenstände, welche für die Aufzüge er- forderlich waren; den Oberen der Diener wurden Pferde ohne Sattelzeug aus den Marställen zugesandt, um darauf zu reiten. Am 39. Dsul-Higga liess der Chalif in gewohnter Weise den Wezir aus seiner Wohnung schleunig herbeirufen und sobald die mit dem Schreiben abgesandte Ordonnanz zurückkam, verliess der Chalif sein Zimmer, ritt in das Schloss und stieg in dem Vorplatz am Königsthor ab, wo sich die Gallerie mit dem Gitterfenster befand, welches innen mit einem Vorhange verdeckt war, auf die rechte Seite stellte sich der Schlosshauptmann, auf die linke der Schatzmeister. Der Wezir ritt von seiner Wohnung ab, die Emire voran, und wenn er an das Schlossthor CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 203 kam, gingen die Emire zu Fuss weiter, während er selbst noch durch das Festthor bis zum Eingange der langen Flur ritt; hier stieg er ab und schritt darin weiter, umgeben von seinen Hausgenossen, Kindern und Verwandten, wie er es für passend hielt, und wenn er an das Git- terfenster kam, fand er unter demselben einen hohen eisernen Thron stehen, auf welchem er Platz nahm, indem seine Füsse den Erdboden berührten. Sobald er sich gesetzt hatte, hoben der Schlosshauptmann und der Schatzmeister den Vorhang in die Höhe, da zeigte sich der Chalif auf einem hohen Polsterthron sitzend; der Wezir erhob sich, grüsste und bezeigte seine Verehrung durch dreimaliges Winken mit der Hand zur Erde, dann wurde ihm geheissen, sich wieder niederzulassen und wenn er sich gesetzt hatte, begannen die Vorleser für diesen Ort passende Stücke aus dem Koran vorzulesen etwa eine halbe Stunde; danach verabschiedeten sich die Emire, man fing an, die Pferde des Ge- folges eins nach dem anderen vorzuführen und wenn alle geordnet waren, lasen die Vorleser noch etwas, was auf den Schluss dieser Sitzung be- zogen werden konnte, nach dessen Beendigung der Vorhang ganz ent- fernt wurde. Der Wezir erhob sich, ging auf den Chalifen zu, küsste ihm Hände und Füsse und entfernte sich, um an der Stelle, wo er ab- gestiegen war, wieder aufzusitzen; die Emire gingen mit ihm hinaus und begleiteten ihn in seine Wohnung zurück zu Pferde oder zu Fuss nach ihrem Range. Wenn der Chalif das Mittagsgebet verrichtet hatte, begab er sich in das Garderobe-Magazin, um den Anzug, welchen er bei dem Aufzuge getragen hatte, zu wechseln, er wählte die Kopfbinde zur Befestigung der Krone und die dazu passende Kleidung und bestimmte die Edelsteine und Perlen, sowie den Sonnenschirm in der entsprechenden Farbe, welcher zusammen gewickelt in einem Tuche eingeschlagen liegen blieb und nur von dem, welcher ihn bei dem Ritt des Chalifen tragen sollte, aufge- wickelt wurde, ebenso die Ruhmes-Fahne. Am ersten Tage des Jahres beeilten sich die hohen Herren von dem Degen und von der Feder und erschienen schon frühmorgens auf dem Platze zwischen den beiden Schlössern, welcher damals eine grosse Ebene ohne Gebäude war, um | Cc 2 204 F. WÜSTENFELD, die Ankunft des Chalifen zu erwarten. Die Emire eilten nach der Wohnung des Wezirs um sich ihm anzuschliessen, und er ritt ohne be- sondere Aufforderung nach dem Schlosse, voran die Standarten und Feld- zeichen, welche ihm der Chalif zur Auszeichnung zugetheilt hatte, dann die Emire zu Pferde und zu Fuss, seine Kinder und Brüder unmittelbar vor ihm, sämmtlich auf ungezäumten Thieren, er selbst im grössten Ornat in Bezug auf prachtvolle Kleidung, Satteldecke und Riemenzeug, mit einem reich vergoldeten Degen am Bandelier. Bei der Ankunft am Thore des Schlosses stiegen die Emire ab, er selbst ritt noch weiter bis in die so gen. Säulen-Halle, von hier ging er zu Fuss durch die übrigen Hallen bis nach dem Wezirats-Zimmer in dem goldenen Hofe mit seinen Kindern, Brüdern und Hausgenossen, die Emire nahmen in dem Hofe Platz, der für sie zu diesem Zweck hergerichtet war. Das Pferd des Chalifen wurde nun an die Thür seines Zimmers geführt, wo eine Er- höhung angebracht war, von welcher er aufsteigen konnte, und sobald das Thier an dieser Erhöhung stand, wurde der Sonnenschirm heraus- gebracht und dem Träger übergeben, welcher ihn mit Hülfe von vier dazu bestimmten Dienern aus der Umhüllung nahm, auf eine eigens hierzu an seinem Steigbügel angebrachte eiserne Spitze steckte und recht fest machte; den Schaft fasste er an einem Riemen, dann zog er seinen Degen und indem er dies that, liess er dem Pferde die Zügel frei und ergriff sie nicht wieder, so lange er darauf sass. Hierauf wurde das Tintenfass herausgebracht und dem Träger desselben übergeben, welcher es vor sich auf den Sattel stellte. Jetzt trat der Wezir aus seinem Zimmer, die Emire schlossen sich ihm an und stellten sich neben dem Pferde des Chalifen auf; der Kammerherr zog den Vorhang weg, die dienstthuenden Lackeien traten heraus, der Chalif folgte ihnen unmittel- bar in dem für diesen Tag bestimmten Anzuge, die grossherrliche Krone auf dem Kopfe, mit einer gıossen kostbaren Perle vor der Stirn, der Zügel des Pferdes hing an der linken Seite frei herunter, das Ara- bische Schwerdt trug er an einem Bandelier, den Herrscherstab hielt er in der Hand. Das Volk, welches hierzu aufgestellt war, begrüsste den Wezir, seine Angehörigen und die Emire; letztere gingen dann voran, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 205 der Wezir ihnen nach, setzte sich zu Pferde und stellte sich neben das. Thor des Schlosses, Nun kam der Chalif herausgeritten, sein Pferd ging auf Decken aus Chusch '), damit es auf den Marmorplatten nicht strauchle. Die Lackeien gingen zu beiden Seiten und sobald er sich dem Thore näherte und sichtbar wurde, blies ein Mann auf einem kleinen Horm mit gebogenem goldenem Mundstück, genannt el-arabia, verschieden im Ton von den Trompeten, welche in dem Zuge gebiasen wurden. Der Sonnenschirm erschien, der Chalif kam aus dem T'hore heraus und hielt einen Augenblick still. damit die im Hofe versammelte Dienerschaft sich ordnen konnte. Dann setzte sich der Zug in Bewegung, der Sonnen- schirm-Träger zur Linken des Chalifen achtete sorgfältig darauf, dass dieser beständig im Schatten blieb; von den Anführern der jungen Garde führten zwei sein Pferd am Zügel, zwei gingen zu beiden Seiten des Halses und zwei neben den Steigbügeln, der zur Rechten von diesen trug die Peitsche, welche er dem Chalifen reichte und von ihm annahm und dieser war es auch, welcher während des Zuges die Befehle und Verbote des Chalifen bekannt machte. Die beiden so gen. Ruhmes- Fahnen waren zu beiden Seiten, die beiden Fliegenwedel neben dem Kopie des Pferdes, das Corps der so gen. Steigbügelhalter zur Rechten und Linken; dies bestand aus etwa Tausend Mann mit Degen an Ban- delieren und Schärpen um die Taille, sie gingen zu beiden Seiten des Chalifen wie zwei vorüber-iehende Flügel, zwischen beiden vor dem Pferde ein Zwischenraum, in welchem sich niemand befand; in der Nähe des Kopfes desselben zwei Ciklab als Träger der beiden Fliegenwedel, welche wie zwei Palmen in die Höhe ragten. Der ganze Zug war in folgender Weise geordnet: Voran gingen die Freunde und Söhne der Emire und ein gemischter Haufen von Truppen, 1) xua> Über Aussprache und Lage eines Ortes, wo dergleichen Decken ver- fertigt wurden, bin ich im Zweifel, Chusch => oder > war ein Dorf bei Isfaräin im Gebiete von Nisäbür, xü2 Chascha ein Ort im Distriete von Kaljüb; de Sacy zu Abdallatif pag. 599, wo aber ‚„giw von yeim verschieden ist, beide in der Provinz el-Scharkia, nach dem Ortsverzeichnisse Cod. Goth. 258. 206 F. WÜSTENFELD, ihnen folgten die Emire unteren Ranges, dann die Emire mit silberbe- schlagenen Degen, dann diejenigen mit Halsketten, dann die Herren mit den Kopfbinden; hierauf die Hausgenossen des Wezirs, dann die beiden Träger der Ruhmes-Fahnen zu beiden Seiten, dann der 'Tintenfass- Träger und der Schwerdt-Träger beide auf der linken Seite, und ein jeder der bisher genannten war von zehn bis zwanzig seiner Genossen umgeben. Nun kam der Chalif mit dem Corps der leichten Reiterei langsam und bedächtig, an der Spitze der Truppen ritt der Statthalter von Kähira hin und her, um den Weg frei zu halten, in der Mitte der Truppen hatte der Feldmarschall seinen Platz, um zu commandiren, welche Bewegung die Soldaten machen sollten, und die zurückzuweisen, welche aufdrängten und den Truppen den Weg sperrten. Zum Schutz der Strassen, welche der Chalif passirte, kam der Oberst-Cammerherr dem Feldmarschal und dieser dem Statthalter von Kähira hin und her ent- gegen, jeder von ihnen hatte einen Stock mit einem Metallknopfe in der Hand, und hinter dem Chalifen folgte eine Abtheilung der leichten Reiterei um ihm den Rücken zu decken. Dann kamen zehn Männer, welche jeder ein Schwerdt in einem mit rother und grüner Seide über- zogenen Kästchen trugen, sie hiessen die Blutschwerdter und hatten die Bestimmung zu (augenblicklich befohlenen) Hinrichtungen zu dienen. Auf sie folgten die Träger der kleinen Waffen, danach der Wezir in grossem Ornate und in seinem Gefolge gegen 500 Mann, welche er für sich aus seinen Leuten ausgewählt hatte, und ein Trupp >) „uweo die jungen Kürassire genannt, lauter kräftige Soldaten, zu beiden Seiten in geringerer Entfernung als bei dem Chalifen, in dem Bestreben, dass der Anblick desselben nicht nachstehe. Nun kamen die Trommeln, Becken und Pfeifen in grosser Zahl, deren Ton die Erde erdröhnen machte; hinter ihnen die Träger der Lanze und des von Hamza stammen- den Schilde, dann die Mannschaft der Flotte, deren Schiffe mit Segeln fuhren, daran schlossen sich die Arabischen Bogenschützen, deren Anzahl zu Fuss und zu Pferde sich auf mehr als 500 belief, dann die Corps zu Fuss von den (Berberischen Stämmen der) Macämida (Macmüda), Reihänia und el-Hauga, dann das Fränkische Corps, das Wezirische ein CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 207 Regiment nach dem anderen, zusammen über 4000 Mann, dann die Fahneninhaber (s. Abth. I. S, 51), das Ämirische und Häfidhische Corps, die alte und junge Mannschaft aus den Baracken, das Afdhilische und Gujüschische Corps, die Ägyptischen Türken, Deilamiten, Kurden, die Elite der Guzz und andere mehr, deren Anzahl über 3000 Reiter betrug. Ibn el-Tuweir sagt: Und dies Alles war nur ein Theil des Ganzen und wenn der Zug sich geordnet hatte, brach er von dem Schlossthore auf und ging bis an eine Cisterne, welche unter dem Namen des ’Izz el- Mulk bekannt war, in der Nähe des Siegesthores und bog hier zur Linken, um nach dem Eroberungsthor zu kommen; zuweilen verfolgte er bei der Biegung nach links den Weg längs der Stadtmauer nach dem Siegesthore, jedenfalls lenkte er bei diesem in die Stadt wieder ein und zog dann weiter bis auf den Platz zwischen den beiden Schlössern. Hier hielten die Truppen still in der Ordnung des Zuges, die Emire stiegen ab, und wenn der Chalif bei der Moschee el-Akmar ankam, machte er mit seinem Gefolge halt; der Wezir trennte sich von dem Zuge, kam eilig herangesprengt und wenn er vor dem Chalifen vorüberritt, machte er in recht deutlicher Weise die Honneurs, worauf der Chalif durch eine leichte Handbewegung wieder grüsste; dies war die grösste Aus- zeichnung, welche jemandem von dem Chalifen wiederfuhr und nur einem Wezir, welcher Herr von dem Degen war, zu Theil wurde. So- bald der Wezir an dem Chalifen vorüber war, eilte er ihm vorauf nach dem Schlosse; er ritt wie gewöhnlich hinein, während die Emire ihm vorauf zu Fuss gingen, bis an die Stelle in der Säulenhalle, von wo er weggeritten war, hier stieg er ab und stellte sich mit den Emiren auf, um den Ühalifen zu erwarten. Wenn dieser an das Schlossthor kam, stieg seine Dienerschaft ab, er selbst ritt hinein von ihr umgeben, der Wezir kam ihm entgegen grade auf das Pferd zu bis an die Erhöhung, wo er aufgestiegen war, der Wezir und die Emire erwiesen ihm ihre Ehrerbietung und entfernten sich und der Chalif begab sich in seine Gemächer. Der Wezir kehrte an die Stelle zurück, wo er abgestiegen war, stieg hier wieder auf, die Emire gingen voran, seine Verwandten ihm zur Seite zum Schlosse hinaus, dann ritt ein jeder oder ging zu 208 F. WÜSTENFELD, Fuss seinem Range gemäss, sie begleiteten ihn in seine Wohnung, wo er an einer Erhöhung abstieg, die Versammelten erwiesen ihm ihre Ehr- erbietung und entfernten sich. Das Volk hatte diesen schönen Aufzug mit angesehen, sich darüber gefreut und ihn bewundert und zerstreute sich dann in seine Häuser. Die Betheiligten fanden dann. dass ihnen der Chalif Ehrengeschenke zu- geschickt hatte, viereckige Dinare und leichte runde Dirhem, welche er in dem letzten Zehnt des Dsul-Higga hatte schlagen lassen, um sie an diesem Tage in einer bestimmten Anzahl an den Wezir und die ein- zelnen Emire und die Herren in den verschiedenen Rangcelassen von dem Degen und der Feder zu vertheilen. Sie nahmen dieselben als ein Gnadengeschenk von dem Chalifen entgegen und es wurden an die Städte in den Provinzen die verschiedenen Berichte über den Aufzug am Neujahrstage gemacht, wie man jetzt über die erreichte Höhe des Nil und das Rennen in der Bahn schreibt. B. Der Ritt am ersten des Monats Ramadhän, welcher bei den Schr’iten die Stelle der Erscheinung des Neumondes vertritt. Der Her- gang bei der Vorbereitung, in der Kleidung, den zu gebrauchenden Gegenständen, dem Aufritt, dem Zuge, und der Ordnung desselben, sowie der zu nehmende Weg ist ohne Unterschied derselbe wie am Neujahrstage und es werden darüber ebenso wie an diesem die Berichte geschrieben. C. Der Ritt an den drei Freitagen des Ramadhän, nämlich am zweiten, dritten und vierten. Nachdem am ersten Ramadhän der Ritt stattgefunden hatte, trat für den ersten Freitag desselben Monats eine Ruhe ein, aber am zweiten Freitage wurde ein Aufzug nach der Moschee el-Anwar am Seethor unternommen, am dritten Freitage nach der Moschee el-Azhar und am vierten Freitage nach der alten Moschee. Nach einer kurzen Ansprache des Ober-Kadhi an den Chalifen bestieg dieser selbst die Kanzel und las die Predigt ab. Von diesem und den folgenden Abschnitten D. E. F., welche in der Hand- schrift 16 Seiten füllen, habe ich nur nach den Überschriften den Hauptinhalt an- gegeben, da man an der obigen ausführlichen Beschreibung eines solchen Aufzuges genug haben wird und dieselben mit geringen Abweichungen sich gleich sind und die bis ins Kleinste verfolgten Einzelheiten für uns keinen besonderen Werth haben. CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 209 D. Der Ritt zum Gebet am Feste der beendigten Fasten den 1. Schawwäl und am Opfertage den 10. Dsul-Higga. Der Zug ging vom Schlosse nach dem grossen Betplatze vor dem Siegesthore, wo der Chalif von der Kanzel die Predigt ablas, welche in dem Secretariat verfasst war. An beiden 'Tagen wurde nach beendigter Feier den Emiren und Würdenträgern auf dem Schlosse ein Gastmahl gegeben. E. Der Ritt zur Salburg des Nil, wenn er die richtige Höhe er- reicht. Die frühere oben erwähnte Sitte, beim Steigen des Nil den Stand desselben jeden Morgen durch Ausrufen öffentlich bekannt zu machen, war unter den Fatimiden abgekommen, nur der Chalif und der Wezir erhielten darüber regelmässig einen Bericht, welcher geheim ge- halten wurde, bis dass an der erwünschten Höhe von 16 Ellen nur noch ein oder zwei Fingerbreit fehlten. Dann bekamen die Hofvorleser und Vorsteher an den Moscheen in Kähira und Micr den Befehl, die folgende Nacht in der Moschee am Nilmesser zuzubringen und in dieser Nacht den ganzen Koran zu lesen; es wurde ihnen ein Gedeck mit köstlichen Speisen hergerichtet und Kerzen angezündet. Am andern Morgen machte der Aufseher am Nilmesser, Ibn Abul-Raddäd, dem Chalifen die Anzeige von der erreichten Höhe und dann wurde der Festzug angeordnet. Er bewegte sich vom Schlosse mitten durch Kä- hira zum Thore Zuweila hinaus, verfolgte die Strasse bis an den Park des ’Abbäs in der Nähe des heutigen Gasthauses Scheichünia, bog dann um die Tulunischen Moschee nach der grossen Brücke in die Stadt Micr hinein und mitten hindurch nach dem so gen. Königshause mit der schönen Aussicht in der Nähe des Brückenthores Hier lag ein Nil- schiff, (s,L“= jetzt ®),> genannt, am Ufer mit einem aus dem Schlosse hergebrachten achteckigen Pavillon aus Elphenbein und Ebenholz, jede Seite drei Ellen lang und reichlich manneshoch mit einer aus Holz künstlich gearbeiteten, mit Gold- und Silber-Blättchen verzierten Kuppel. Dieses Schiff bestieg der Chalif mit drei oder vier ausgewählten Lackeien in Begleitung des Wezirs mit zweien, höchstens dreien von seinen Leuten; der Wezir nahm unter einem Zelte Platz, welches hinter dem Pavillon von polirten und vergoldeten Säulen errichtet und mit Vorhängen ver- Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. Dd 210 F. WÜSTENFELD, sehen war. So fuhr man in die Bucht (&&w5 Teich), in welcher der Nilmesser stand, der Chalif und der Wezir beteten jeder für sich zwei Verbeugungen, dann wurde Safran und Moschus gebracht, der Chalif mischte dies eigenhändig in einem Gefäss, reichte es dem Schatzmeister und dieser übergab es dem Ibn Abul-Raddäd, welcher sich damit in seinen Kleidern in den Teich stürzte, indem er sich mit den Füssen und der linken Hand an einen Balken klammerte, und mit der rechten Hand den Nilmesser salbte, während die Hofvorleser auf der anderen Seite aus dem Koran lasen. Alsdann kehrte der Chalif sogleich in dem Schiffe um, zuweilen fuhr er nach dem Königshause zurück und nahm von hier zu Pferde denselben Weg nach Kähira, auf dem er gekommen war, zu- weilen fuhr er in dem Schiffe erst noch nach el-Maks hinunter, wohin ihn der Zug begleitete, und ritt von hier nach Kähira. Auf dem Wasser waren an diesem Tage wohl Tausend Schiffe, gedrängt voll Menschen zum Vergnügen und um ihre Freude zu bezeigen. Am Tage nach der Salbung kam Ibn Abul-Raddäd aufs Schloss in die grosse Halle wo das Gitterfenster war, hier fand er eine glänzende Kleidung als Ehrenge- schenk und es wurden ihm fünf Beutel jeder mit 500 Dinaren, die für ihn bereit lagen, übergeben; die Kleidung zog er an und ging durch das Festthor hinaus, wo fünf Maulthiere bereit standen und für jedes ein Reiter, welcher einen der fünf Beutel zu sich nahm; seine Verwandten und Freunde erwarteten ihn am T'hhore und die Trommeln und kleinen Pauken voran, die grosse Pauke hinterher, wie bei den Emiren, schritt er quer über den Platz zwischen den beiden Schlössern, aus denen der Chalif ihn grüsste, zum Thore Zuweila hinaus die grosse Strasse entlang mitten durch Micr an der alten Moschee vorüber bis ans Ufer des Nil, wo er nach dem Nilmesser eilte in seinem Festanzuge und mit den Beuteln; er nahm daraus eine gewisse Summe für sich und vertheilte das übrige an seine Verwandten und andere, welche seit alter Zeit dazu berechtigt waren. F. Der Ritt zur Eröffnung des Nilcanals. Diese fand am dritten oder vierten Tage statt, nicht wie zu unserer Zeit gleich am Tage der Salbung. Die Vorbereitungen dazu wurden schon von dem Tage an ge- CALCASCHANDI’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 211 macht, an welchem der Nil zu steigen begann. In dem Schatzhause wurden von dem Tage der Salbung an verschiedene grosse Figuren von Thieren angefertigt, Gazellen, Löwen, Elephanten und Giraffen in bedeu- tender Anzahl!) einige mit Ambra, andere mit Sandelholz bekleidet, die Augen und Glieder aus Gold nachgebildet, und ebenso wurden Äpfel, Citronen u. d. gl. nachgemacht. Das grosse Zelt, genannt 49 Canon, wurde für den Chalifen auf dem westlichen Ufer des Canals aufge- schlagen bei der 35m) el-Sakra genannten schönen Aussicht in der Nähe der Mündung des Canals; die Zeltstange war mit rother, weisser und gelber Seide von oben bis unten überzogen. In dem Zelte wurde ein Thron aufgestellt und mit goldgestickten Kurkübi und &wsl,e ’Arä- nisa-Decken verhangen und davor ein grosser Teppich ausgebreitet. Für die Emire wurden nördlich von diesem Zelte noch viele andere aufge- schlagen, deren Grösse und Entfernung von dem Zelte des Chalifen sich nach ihrem Range richtete. Hierher ging der in gewöhnlicher Weise geordnete Zug, nur dass er noch durch vierzig Trommeln vermehrt war, zehn goldene und dreissig silberne; einige der (»&* Trommelschläger sassen zu Pferde, die mit den Kesselpauken gingen zu Fuss; dazu kamen noch zehn grosse Pauken und die Anzahl der Soldaten an Reitern und Fussgängern war verdoppelt. Nachdem der Zug bei dem Zelte ange- kommen war und der Chalif sich auf den Thron gesetzt hatte, lasen die Hofvorleser eine volle Stunde aus dem Koran vor, dann bat der Kammer- herr um Erlaubniss, die Dichter hereinführen zu dürfen, sie traten einer nach dem anderen in der ihnen zukommenden Reihenfolge ein und jeder trug ein von ihm verfasstes Gedicht vor, welches sich auf die gegenwär- tigen Umstände bezog; die Anwesenden sprachen ihr Urtheil über jeden Dichter aus, lobten, was sie schön fanden, und tadelten, was ihnen missfiell. Wenn diese Sitzung beendigt war, stand der Chalif von seinem Throne auf und ritt nach der schönen Aussicht el-Sakra in der Nähe des Zeltes, der Wezir voran, wo Teppiche ausgebreitet waren, hier setzte 1) Zu welchem Zweck, ob nur zur Verzierung der Speisetafeln, ist aus dem weiterhin gesagten nicht recht deutlich. Dd2 212 F. WÜSTENFELD, er sich auf einen für ihn eingerichteten Platz, der Wezir für sich an einem besonderen Platze, der Kadhi und die Notare in dem weissen Zelte aus Stoff von Dabik, der Aufseher und der Verwalter der Gärten standen auf dem Damme. Jetzt wurde eins der Fenster der schönen Aussicht geöffnet und der Chalif zeigte sich hoch oben über dem Damm, dann daneben ein zweites Fenster, darin erschien einer der Herren mit der Kopfbinde und gab das Zeichen, den Damm zu öffnen, dies geschah vermittelst Hacken und dabei wurden auf beiden Ufern die Trommeln und Pauken geschlagen. Unterdess waren die Gedecke aus dem Schlosse gebracht unter Anordnung des 3&ulli >Lo Tisch-Inspectors, des heu- tigen u=tall ‚„soläu) Gesellschafts-Ordners, Kai) Bu) m 5% Kal Leite, Pe zes) & ihre Anzahl betrug hundert Bündel mit grossen Laken in seidenen Tüchern und darauf schöne Polster, aus denen sich Moschus und andere aromatische Düfte verbreiteten. In einem besonderen Zelte war eine ebenso ausgestattete Tischdecke ausgebreitet, von welcher nach Bedarf dem Wezir und seinen Söhnen, dann dem Ober-Kadhi und den Notaren, dann den Emiren nach der Reihe ihres Ranges zugetragen wurde; auf den verschiedenen Tafeln standen die oben erwähnten Fi- guren, mit Ausnahme des Kädhi und der Notare, auf deren Tisch keine Figuren kamen. Wenn das Wasser in den Canal trat, fuhren auch die kleinen Schiffe hinein und hinterdrein die grossen, deren sieben waren: das gol- dene, zum besonderen Gebrauche des Chalifen, auf welchem er am Tage der Salbung fuhr, das silberne, das rothe, das gelbe, das grüne, das blaue und das Sicilische, letzteres war ein Schiff, welches ein Zimmer- mann aus Sicilien in ungewöhnlicher Form gebaut hatte, so dass es nach ihm benannt wurde. Sie waren mit bunten Tüchern aus Dabik und am Vordertheil mit Halbmonden, Ambraketten und blauen Muscheln ge- schmückt und fuhren, bis sie an das Ufer der schönen Aussicht kamen, wo sich der Chalif befand. Nach dem Abendgebete wechselte der Chalif seine Kleidung und der Farbe derselben entsprechend auch den Sonnenschirm, während das Ge- folge so blieb, wie es war, und ritt auf dem westlichen Festlande des CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 213 Canals mitten durch die Gärten, bis er an den Eingang zu der schönen Aussicht kam, dann bog er rechts ab nach dem Schlosse und der Wezir, welcher ihn bis dahin begleitet hatte, kehrte in seine Wohnung zurück wie an ähnlichen Tagen. Der Kädhi Muhji ed-Din Ibn Abd el-Dhähir erwähnt, dass der Chalif, wenn er von der schönen Aussicht el- Sakra aufbrach, sich auf dem westlichen Festlandes des Canals nach dem Garten el-Dakka begeben habe, wo die Vorhöfe mit Zierathen behangen waren, er sei allein hineingeritten, habe dort sein Pferd getränkt und beim Herauskommen die Gasse am so gen. Canal el-Dsikr eingeschlagen bis an das Brückenthor, von wo er nach dem Schlosse gelangte. 2. Die besonderen Aufzüge zu Pferde mitten im Jahre. Diese fanden an vier oder fünf Tagen zwischen Neujahr und dem Ramadhän statt, wurden aber niemals an einem der beiden Tage Sonn- abend und Dienstag gehalten. Wenn der Chalif einen solchen Ritt unternehmen wollte, wurde das Rüstzeug in der oben angegebenen Weise an die Mannschaften vertheilt; er trug dabei eine mit Gold gestickte weisse Kleidung und einen dazu passenden Überwurf. Gewöhnlich‘ ritt er nach Micr und nahm seinen Weg mitten durch Kähira auf der Haupt- strasse und passirte die Tülünische Moschee an den Kapellen vorüber, bis er an die alte Moschee kam. Hier traf er den Prediger schon an der Thür vor einem Pult auf einer Bank stehen, mit einem kostbaren gestickten Teppiche belegt, worüber eine Gebetsdecke gebreitet war, in der Hand hielt er den heiligen Koran, dessen Abschrift auf den Emir der Gläubigen ’Ali ben Abu Tälib zurückgeführt wurde; er reichte den Band dem Chalifen, welcher ihn küsste und sich den Segen von ihm erbat, und er liess ihm ein Geschenk überreichen zur Vertheilung an die Moschee-Genossen. II. Über die Person des Chalifen. Über seine äussere Erscheinung in seinen Schlössern sagt Ibn el- Tuweir, dass er zu Hause Kleider trug, deren Ärmel halb so lang waren als die an den Kleidern, welche er bei den Aufzügen anzog. Es war Regel, dass er in dem Schlosse von einem Orte zu dem anderen bei Nacht oder bei Tage sich nicht anders bewegte als reitend, indess be- 214 F. WÜSTENFELD, schränkte er sich in dem Schlosse nicht auf das Reiten zu Pferde, sondern er ritt auch Maulthiere, Esel und Eselinnen, wie es die Um- stände erforderten, sei es, dass er einen unterirdischen Gang passiren wollte, dessen &5} Deckengewölbe niedrig waren, sei es, dass er auf schlüpfrigen Wegen oben in eine der schönen Aussichten oder in ein oberes Zimmer hinaufsteigen wollte. Für die Nacht wurde der Dienst nicht versehen, nur mussten die für einen Ritt nöthigen Maulthiere und Esel angebunden bereit sein. Überall im Schlosse waren Reservoire Säms mit Wasser gefüllt angebracht aus Vorsorge, wenn in der Nacht Feuer ausbrechen sollte. Ausserhalb des Schlosses hielten funfzig Reiter jede Nacht die Wache; wenn zum letzten Abendgebete innerhalb des goldenen Hofes gerufen war und der dienstthuende Imäm vor den ver- sammelten Schlossbeamten und anderen betete, trat an das Schlossthor ein Emir, welcher den Titel Ss} „Um Sinan ed-daula Reichs - Spitze führte, der jetzige ‚INil> u) Emir g’ändär Oberst-Leibwächter, und so- bald er wusste, dass das Gebet beendigt sei, liess er die Trommeln und Pauken schlagen und die dazu gehörigen Instrumente spielen, in gefälliger Weise eine ganze Stunde lang, dann ging ein Kammerherr, welcher diesen Dienst hatte, hinaus und sprach: Der Fürst der Gläubigen ent- bietet dem Sinän ed-Daula seinen Gruss. Nun pflanzte der Sinän ed- Daula eine kurze Lanze am Thore auf, hob sie dann mit der Hand in die Höhe, und sowie dies geschah, liess er das Thor schliessen und machte siebenmal die Runde um das Schloss; wenn dies geschehen war, stellte er die Thorwärter und Reiter am Thore auf, die Gebetausrufer zogen sich in die ihnen bestimmte Kammer zurück und zuletzt wurde vor dem schmalen Durchgange zwischen den beiden Schlössern eine Kette hergezogen bei den waiyaw Schwerdtfegern; dadurch war die Passage an dieser Stelle gehindert, bis am frühen Morgen kurz vor der Dämmerung die Trommeln und die anderen Instrumente gerührt wurden, worauf die Kette weggenommen wurde und die Leute hier wieder durch- gehen konnten. Sechste Rubrik. Ihre Sorge für die Flotten und den Schutz der Gränzen, ihre Vorbereitungen zu Kriegszwecken, ihr Benehmen gegen CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 215 ihre Unterthanen uud die Bemühung, die Herzen ihrer Gegner zu ge- winnen. Was die ersten Punkte betrifft, so schenkten sie denselben ihre grösste Aufmerksamkeit und sorgfältigste Beachtung; ihre Flotten standen in allen Küstenstädten bereit, wie zu Alexandria und Damiette in Ägypten, zu ’Ascalon, ’Akka, Tyrus und an anderen Orten der Syrischen Küste, so lange sie in ihren Händen waren, bevor die Franken sich ihrer bemächtigten; die Anzahl ihrer Reiterei auf den Vorposten belief sich auf mehr als 5000 in die Listen eingetragene Streiter, deren Sold jeden Monat von 20 Dinaren bis 15, 10, 8 und 2 Dinare betrug. An der Spitze der Flotte stand ein Gross-Emir, einer der ausgezeichnetsten und beherztesten Emire. Die Flotte zählte über 75 sa“ Ruderschiffe, 10 wlebun Landungsbote und 10 oSu> Transportschiffe, die zum Schiffbau nöthigen Vorräthe gingen auf den Werften nie zu Ende Wenn der Chalif die Flotte zu einem Zuge aussenden wollte, hielt er wegen der nöthigen Geldmittel eine Sitzung, bis sie vollständig beisammen waren, dann begab er sich mit dem Wezir nach dem Nilufer bei Maks und nahm mit ihm Platz in einem Aussichtsthurm neben der Moschee am Seethor um Abschied zu nehmen; der Schiffscommandeur kam mit den Schiffen unter die schöne Aussicht, die Waffen und Maschinen waren aufgeputzt, die Spielleute standen an den Seiten, es wurde mit den Ru- dern hin- und hergefahren, wie es in der Schlacht zu geschehen pflegt; dann nahten sich der Commandeur und der Capitain dem Chalifen, er gab ihnen seine letzten Befehle und entliess sie mit einem Glückwunsche. Die Schiffe fuhren nach Damiette hinab und ins offene Meer hinaus, um in Feindeslanden Ruhm und Ehre zu erlangen. Wenn sie ein Schiff erbeuteten, wählte der Chalif von den Gefangenen, die sich darauf be- fanden, Männer, Frauen oder Kinder, soviel aus, als ihm beliebte, ebenso von den Waffen, was davon übrig blieb, darüber stritten sich die nicht, welche es erbeutet hatten. — Sie hatten auch eine Flotte zu ’'Aidsäb (im rothen Meere), mit welcher sich die beherzten Leute zwischen ’Aidsäb und Sawäkin und aus der Umgegend vereinigten aus Furcht vor den Schiffen einiger Verwegenen, welche sich auf den Inseln des Meeres von [2 216 F. WÜSTENFELD, Kulzum aufhielten und von hieraus den Schiffen nachstellten; gegen diese sollte die Flotte sie schützen, welche aus fünf, später nur aus drei Schiffen bestand. Der Präfect von Küc hatte die Oberaufsicht über diese Flotte, zuweilen wurde auch ein Emir vom Hofe dahin beordert, und ihm alles, was er nöthig hatte, aus der Rüstkammer zugesandt. Was ihr Benehmen gegen ihre Unterthanen betrifft und die Bemü- hung, die Herzen ihrer Gegner zu gewinnen, so zeigten sie immer ein freundliches Entgegenkommen gegen die Leute, welche aus anderen Ge- genden bei ihnen erschienen, hoch oder niedrig, und empfingen Jeden mit der ihm gebührenden Ehre; den Überbringern von Geschenken ver- galten sie mit dem Doppelten und waren verträglich mit den Sunniten und Orthodoxen und gestatteten ihnen bei der Verschiedenheit ihrer Lehre ihrem Ritus öffentlich zu folgen und hinderten Niemand den Ge- beten im Monat Ramadhän in den Moscheen und Bethäusern beizu- wohnen, ungeachtet sie in ihrem Glauben hierin abwichen und das An- denken an die Begleiter des Propheten verwünschten; der Ritus nach der Lehre des Mälik, Schäfii und Ahmed konnte in ihrem Reiche öffent- lich ausgeübt werden, nicht so nach der Lehre des Abu Hanifa, und sie schützten die Lehre des Mälik, und wer von ihnen danach den Rechts- spruch verlangte, dem gewährten sie es. Es war bei ihnen Regel, dass der Chalif auf seine Fahne nur die Worte schrieb: Gelobt sei Gott, der Herr der Welten! und er redete niemanden in seinen Schreiben anders an als nach Gebühr bis zum Wezir, Herrn von dem Degen, und nur die Schreiben von dem Wezir an die Untergebenen waren solche, in denen die Sprache dem Range nicht ganz angepasst war, doch wurde niemand anders als mit dem ihm zukommenden Titel angeredet oder an- gerufen. Wenn Jemand in ihrem Dienste starb, so sorgten sie für dessen Hinterbliebenen, und wenn er einen Rang gehabt hatte, übertrugen sie ihn auf seine Nachkommen, Männer oder Frauen. Siebte Rubrik. Über die Austheilung der Gehalte und Geschenke an die Angestellten in ihrem Reiche und die damit verbundene Bekö- stigung. Was die Austheilung der Gehalte und Geschenke betrifft, so ist Bun)? CALCASCHANDVS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 217 oben schon erwähnt, dass das Kriegsbureau in drei Abtheilungen zerfiel, die erste hatte besonders die Musterung und Marschbereitschaft der Soldaten, sowie die Auswahl ihrer Pferde zu besorgen, die zweite die Vergebung der Landlehen an die Soldaten und die dritte die Listen zu führen über das, was jedem Angestellten im Reiche an festem Gehalte, Vergütung und Besoldung gebührte, für jede dieser drei Abtheilungen waren besondere Secretäre angestellt, welche den Dienst versahen. Hier kommt nur noch die dritte Abtheilung in Betracht, worin ihre Gehalte nach Soldaten- Dinaren') berechnet wurden und diese umfassten acht?) Classen. 1. Der Gehalt des Wezirs, seiner Kinder und Hausgenossen. Der Wezir bekam monatlich einen Gehalt von 5000 Dinaren, die ihm zu- rächst stehenden, Söhne und Brüder, 300 bis 200 Dinare, niemals bekam ein Sohn eines Wezirs 500 Dinare mit Ausnahme von el-Kämil ben Schäwir. Die übrigen verwandten Hausgenossen bekamen 500 bis 400 bis 300 Dinare ausser den Lehen. 2.. Die Hofbeamten des Chalifen. Die ersten derselben waren die Hofmeister mit den Kopfbinden nach ihrem Range, dann der Schloss- hauptmann, der Chatulle- Beamte, der Briefbeförderer, der Rechnungs- führer, der Kron-Umwinder, der Oberste der grossherrlichen Verwandten, der Oberst-Kammerherr, ein jeder von diesen erhielt monatlich 100 Di- nare, dann die folgenden Classen von 90 bis 10 Dinaren nach der Ver- schiedenheit ihres Ranges. In diese Classe gehörten auch die beiden Leibärzte, von denen jeder monatlich 50 Dinare bekam, die Unterärzte, welche sich in dem Schlosse aufhielten, jeder 10 Dinare. 3. Die Beamten in der nächsten Umgebung des Chalifen. Der erste in der Liste war der ww ısE jetzt SI 5 Geheim-Secretär ge- nannt, mit monatlich 150 Dinaren, jeder einzelne seiner Schreiber bekam 30 Dinare; dann der Protocollführer mit feiner Schrift mit 100 Dinaren; der Kammerherr mit 120 Dinaren, der Schwerdt-Träger und der Lanzen- 1) Auch bier hat die Handschrift u lol, wie oben 8. 144. 2) In der Handschrift steht drei. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 2. Ee 218 F. WÜSTENFELD, Träger jeder mit 70 Dinaren, und die übrigen Anführer der Truppen und des Negercorps von 50 bis 40 und 30 Dinaren. 4. Der Ober-Kadhi bezog monatlich 100 Dinare, der Ober-Gebet- ausrufer ebensoviel, jeder der Hofvorleser 20 bis 15 bis 10 Dinare, die Prediger an den Moscheen von 20 bis 10 Dinare. 5. Von den Vorstehern der Bureaux und ähnlicher Stellen erhielt der oberste Untersuchungsrichter monatlich 70 Dinare, der oberste Er- kennungsrichter 50 Dinare, der Vorsteher des Sitzungs-Bureau 40 Dinare, der Director der Sitzungsberichte 35 Dinare, die übrigen Beamten der Bureaux, welche ähnliche Geschäfte hatten, 20 Dinare, jeder Revisor 10 bis 7 bis 5 Dinare. 6. Die in Kähira und Mier für den Dienst des Chalifen ange- stellten Beamten erhielten jeder 50 Dinare, die Aufseher in den Frucht- magazinen, Camelställen, über die Tributpflichtigen, die Gärten, Besi- tzungen u. d. gl. jeder von 20 bis 15 bis 10 bis 5 Dinare. 7. Die zahlreichen 'Teppichordner im Dienste des Chalifen und in den Schlössern, für deren Reinigung aussen und innen und die An- ordnung dessen, was sonst darin nöthig war, und an den Vergnügungs- orten mit schönen Aussichten ausserhalb des Schlosses, von diesen erhielt jeder monatlich 30 Dinare oder nahezu soviel, dann die ihnen zunächst- stehenden (yy#&&s Bedienten zur Aufwartung bei Tafel in dem Schlosse und ausserhalb desselben, deren gegen 300 Mann waren, von ihnen er- hielt jeder 10 bis 5 Dinare. 8. In dem Corps der leichten Reiterei erhielt jeder Officier mo- natlich 50 Dinare, die Mannschaft von 15 bis 10 bis 5 Dinare. Was die Beköstigungen betrifft, so fanden sie auf zweierlei Weise statt, 1. an den Tafeln, welche im Monat Ramadhän und an den beiden hohen Festen gedeckt wurden. Im Ramadhän, und zwar in der Nacht vor dem 4. bis zum Ende des 26. dieses Monats, liess der Chalif in dem goldenen Hofe im Schlosse ein Gastmahl anordnen, zu welchem die Emire jeden Abend abwechselnd eingeladen wurden, so dass jeden Abend einige erschienen, damit sie nicht den ganzen Monat abgehalten wurden, CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 219 die Fastenzeit in ihren Wohnungen zuzubringen; der Ober-Kadhi wurde aus Hochachtung nicht zu erscheinen genöthigt, ausser in den Nächten des Freitags. Der Chalif erschien nicht selbst bei diesem Gastmahl, sondern der Wezir übernahm jede Nacht den Vorsitz oben an der Tafel, die hohen Wirdenträger tauschten mit ihm Geschenke aus, so dass er mit den meisten Personen in Berührung kam. Sobald der Wezir er- schien, sandte der Chalif als besondere Auszeichnung ihm etwas von den Speisen, von welchen er selbst ass und zuweilen schickte er auch noch etwas von seinem Frühstück. Der Tisch an den beiden Festtagen wurde am Feste der beendigten Fasten und am Opferfeste unter dem fürstlichen Throne im goldenen Hofe gedeckt, vor dem Platze, auf welchem der Chalif bei den öffent- lichen Aufzügen sass. Neben dem Throne wurde ein silberner Tisch aufgestellt, genannt 008) der runde Tisch, darauf goldene und sil- berne Schüsseln und andere von Chinesischem Porzellan mit den köst- lichsten Speisen, wie sie nur ein Fürst haben kann. Unterhalb des Thrones wurde der allgemeine Tisch von polirtem Holz aufgestellt in der Länge des Hofes und zehn Ellen breit mit wohlriechenden Blumen bestreut, an den Seiten wurde das Brod zerschnitten, jeder ö,,L% (? Leib Brod) zu drei Ratl vom feinsten Mehl, mitten auf die Tafel wurden der Länge nach 21 grosse Schüsseln aufgetragen, in jeder Schüssel 21 Schaaflämmer und in jeder derselben 350 Stück Geflügel, wie Hühner, junge Hähnchen und junge Tauben, hoch auf einander zurecht gelegt, so dass es die Höhe eines grossen Mannes hatte, dazu kamen getrocknete süsse Früchte in verschiedenen Farben. Die Zwischenräume jener Schüsseln auf dem Tische waren mit etwa 500 Schalen ausgefüllt, wie die Fruchtschalen mit vorzüglichen Farben geschmückt, in jeder Schale sieben Hühner mit süsser Sauce, und andere köstliche Speisen. In dem oben erwähnten Hause, wo Gaben zur Vertheilung am Feste der been- digten Fasten abgegeben wurden, wurden zwei Schlösser von Süssig- keiten angefertigt, jedes im Gewicht von 17 Kintär von schönster Form mit den Abbildungen verschiedener Thiere, diese wurden in den Hof gebracht und auf beiden Enden der Tafel aufgestellt. Der Chalif kam | Ee2 220 F. WÜSTENFELD, zu Pferde, sass ab, ging auf den Thron zu, wo der silberne Tisch schon aufgestellt war, und setzte sich an den Tisch, zum Haupte standen vier ältere Herren mit der Kopfbinde. Darauf wurde der Wezir allein her- beigerufen, er stieg hinauf, setzte sich zu seiner Rechten nahe bei den Thron und gab den Emiren mit den Halsketten und den anderen von niedrigeren Graden einen Wink, dann nahmen sie Platz nach ihrer Rang- ordnung und fingen an zu essen. Die Hofvorleser lasen in Zwischen- räumen aus dem Koran, die Tafel blieb gedeckt stehen bis nahe an das Mittagsgebet, bis alles, was darauf stand, an Speisen und Früchten ver- tilgt oder an die dazu berechtigten vertheilt war. 2. Was in dem besonderen Hause von den eingegangenen Gaben am Feste der beendigten Fasten zubereitet wurde, wurde mit grosser Sorgfalt behandelt. Ibn Abd el-Dhähir berichtet darüber: Es waren unter anderen Tausend Tracht Mehl, 400 Kintär Zucker, sechs Kintär Pistacien, 400 Irdabb Datteln, 300 Irdabb Rosinen, 15 Kintär Bienenhonig, drei Kintär Essig, zwei Irdabb Sesam, zwei Irdabb Anis, 50 Ratl Rosenwasser, fünf Moschusbeutel, alter Campher zehn Mithkäl, Safran 150 Drachmen, Öl zum Brennen 30 Kintär und andere Sachen, deren Aufzählung zu weit führen würde. Ibn el-Tuweir bemerkt: Es waren dafür Hundert Conditorgehülfen eifrig beschäftigt und ausser der gewöhnlichen Bedienung wurden Hundert Aufwärter angenommen um die „2!s»b Schalen an die Eingeladenen zu vertheilen. Der Chalif erschien dabei und setzte sich auf seinen Thron, mit ihm kam der Wezir und nahm auf dem für ihn bestimmten Throne Platz; dies fand in der zweiten Hälfte des Ramadhän statt, dann waren dje zubereiteten Gerichte wie feste Berge bereits vor- handen. Die süssen Speisen wurden vertheilt von 'Jı Kintär bis zehn Ratl bis einen Ratl; „UxXä> Bisquit von 100 Gran bis 75, 50, 33, 25, 20. An das Negercorps geschah die Vertheilung durch ihren Comman- deur nach Portionen von zehn Portionen bis sieben, fünf oder drei, jede Classe nach ihrem Range. Die Tafel wurde aufgehoben am Tage der beendigten Fasten, in der grossen Halle wurde nicht gedeckt, bevor nicht die Speisetafel in dem goldenen Hofe gedeckt war. Bei Ibn el-Tuweir findet sich eine verschiedene Angabe über die Zeit, an einer Stelle seines CALCASCHANDIS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 221 Buches sagt er, dass es vor dem Ausritt des Chalifen zum Festgebete stattgefunden habe, an einer anderen Stelle nach seiner Rückkehr vom Gebet. Achter Theil. Die Sitzungen des Wezirs bei gerichtlichen Un- tersuchungen, wenn er ein Herr von dem Degen war, und die dabei beobachtete Ordnung. Der Wezir sass auf seinem erhöhten Platze, der Ober-Kadhi ihm gegenüber, an dessen Seite zwei der angesehensten Notare, an der Seite des Wezirs der Protocollführer mit feiner Schrift, ihm zunächst der Schatzmeister, vor diesem der Kammerherr und der Armee-Commandant, vor diesen beiden die Gehülfen und Kammerdiener; die Sitzungen fanden zweimal in der Woche statt. Als el-Cälih Tabäi’ ben Ruzeik das We- zirat antrat und nach ihm sein Sohn damit bekleidet wurde, — —'). 1) Es ist nicht ersichtlich, worauf sich die obige Bezeichnung „Achter Theil“ bezieht, und auch nicht glaublich, dass hiermit Alles, was das grosse Werk über Ägypten enthält, im Auszuge erschöpft sei. Der Epitomator bricht hier plötzlich mitten in einem Satze ab, die Handschrift zeigt keine Lücke. Die letzten Ab- schnitte handeln nur von den Zuständen, wie sie zur Zeit der Fatimiden waren, und wenn auch Calcaschandi darin öfter z.B. neben den älteren Titeln der Beamten die neueren, wie sie zu seiner Zeit hiessen, anführt, so vermisst man doch Manches worauf im Verlauf oben verwiesen wird (z. B. S. 108 über das Postwesen, $. 113 über die Regierung des Reiches, S. 128 u. 143 über Anstellungsdiplome, S. 133, 2 v. u.) und Alles, was sich sonst unter der Herrschaft der nachfolgenden Dynastien gegen früher verändert hatte, durch dessen Angabe der Zweck seines Werkes, an- gehenden Beamten eine Anweisung zu geben, erst recht erreicht werden konnte. Möglich, dass dieses an einer anderen Stelle, etwa nach der Beschreibung der an- deren Provinzen, für das ganze Reich zusammengefasst war, was durch eine Vergleiehung des Originals in der Bodleiana zu ermitteln wäre. Aus diesem ist, was zur Ergänzung des in dem Vorwort S. 5 Gesagten hier noch erwähnt werden mag, ein Abschnitt Excerpta ex Kalkasenda de Nilo & Nilometro (vergl. 1. Abth. S. 18) nach einer Übersetzung von Joh. Gagnier abgedruckt in Th. Shaw, Travels, Oxford 1738 im Anhang Sylloge excerptorum ex veter. Geogr. et Histor. pag. 59; - mit Französ. Übers. in Vogages de Mr. Shaw, a la Haye 1743. T. II. Extraits pag. 145. 222 F. WÜSTENFELD, Nach ihrem (der Fatimiden) Untergange und dem Regierungsantritt des Sultans Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjüb feierte jene ’Omära el-Jemeni in nachfolgender Cacide, worin er ihre Herrschaft schildert, ihre öffentlichen Aufzüge beschreibt, ihre edlen Thaten aufzählt und ihre Tugenden preist. Nas um As sum ab Sa) wläe [m ©, NL, it el un he ir I de Aa ud sat 2 3 u Je a Je een ut 3, wel il eis MN de old ua oe) et wre [nm um> JE ae u te, u Je 3 le a Jede ri 4> eh, u rät al: ni, I) m os. A N >09 (sel in ums] sur WA, ul>, = 2 8 unle yuzl Je Mb on m um ur) Mi us lu> Sa cn Ks di, Paie Aa Las EN 2 Je ns hei il Mill al > ds on ur or eye ee PERF N GUSY JeSt zub SI Mil st Las 90 ) BOB ERNST BEER SH I Sl wrs;> NE 8 nel) 3AEB ud RubE JUIN n eh ie) ee ab as wu BEIN ms a wre a De Epy70. 72. Br, mi u} elube wol, rbb stil 1,9 = (oe L 3 dw ip! An 55 all eseül be all, LeloY JE, KLeb EN ll Or pol, Ile nähe 05, Rule 6It, zaill Ale > x Leis wre ale slae 20 Almen Klar im weis le de Sol Sl yet ‚Io Kl nt 1 malt üb le, = A DE un 79 ie ee = a Es & E v2y8'e Rh De EEE TE I ver Ba u WON (55 AT lo Salt, W238 9 5 cm ns Le? reke Ma a CALCASCHANDTS GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 223 „il Rn ns hama op Ilias Wa wo Ieys BR IEEIEN Bet er ;6 3, eb [0x3 > cr sul Le % w=E ill alle Kuno, Kün u en Jun dt Ale U a As en Ne cn wu le wigst 161 at Wil Als 13 Ja A u A ws sie gerS) Mol 3 du>, in 20 ln ae ee Dieser ’Omära war kein Anhänger der Schi’iten, sondern ein Schä- > N ei 2 al ale NEN aelei ya Aus sell DL Po) (5) ae N lee > pe ws 3 all, fiitischer Rechtsgelehrter. welcher im J. 550 mit einem Schreiben des Emir von Mekka, el-Cäsim ben Häschim ben Fuleita, an den Chalifen el-Fäiz nach Ägypten kam, als el-Cälih Talä’ ben Ruzeik das Emirat bekleidete. dass er bei ihnen blieb, Sie nahmen ihn gut auf, bemühten sich seinetwegen, so sich an sie anschloss und wunderschöne Lob- gedichte auf sie verfasste. Er blieb stets ihr treuer Anhänger, bis ihre Herrschaft zu Ende ging und der Sultan Caläh ed-Din Jüsuf ben Ajjub die Regierung übernahm; da dichtete er zu ihrem Lobe diese Uacide'). Ein Beweis dafür, dass er die Ansichten der Schiiten nicht theilte, ist der aus einer seiner Caciden oben (8. 93) angeführte Vers: 1) Ibn Challikän vit. No 500 gedenkt dieser Cacide, ohne etwas daraus an- zuführen. Gleichzeitig bewarb sich ’Omära um die Gunst des neuen Herrschers Caläh ed-Din in einer Cacide, welche er „Klage eines Unterdrückten und Noth eines Bedrängten“ überschrieb, und verfasste Lobgedichte auf die Mitglieder der fürst- lichen Familie. Dann liess er sich aber in eine Verschwörung ein zu Gunsten der vertriebenen Dynastie und unter dem Scheine des Wohlwollens lud Caläh &d-Din - ihn und sieben Mitverschworene zu sich ein, liess sie festnehmen und sieben Tage nachher am Sonnabend d. 2. Ramadhän 569 (5. April 1174) erdrosseln. 224 F. WÜSTENFELD, ri) list 8 Gülle fi Ki Jleil a2 & ellest Ihre Thaten in der Freigebigkeit sind Thaten der Sunna, auch wenn sie verschiedener Meinung mit mir sind im Bekenntniss der Schi’a. Hier endigt das gesegnete Buch unter dem Lobe Gottes mit seiner Hülfe und seiner guten Unterstützung. Die Beendigung dieser Abschrift erfolgte Donnerstag den Dritten des Monats Rabi I. im J. 1098 der Flucht des Propheten‘), dem wir unsere besten Segens- und Glück- wünsche darbringen. Nachtrag zu Seite 160. Ibn Mammäti gebraucht die Ausdrücke el-Leithi und el-"Garawi öfter, giebt aber darüber weiter keine Auskunft, weil sie, als dem ge- meinen Leben angehörend, als hinreichend bekannt angenommen wurden; indess hat er in einem besonderen Abschnitte die Gegenstände zusammen gestellt, welche nach dem einen oder dem anderen Gewichte verkauft wurden. Gb ee b ua Nach el-Garawi werden gewogen (Sims Pistacien, ze! Wallnüsse, eh „pr 52 Mandeln ohne oder mit Schaale, sul Haselnüsse, EM; Zucker, Noms Kastanien, „u! Feigen, vo>) Pflaumen, Sy su Rosenwasser, wus5) Olivenöl, est, Keul mel) Bienenhonig und Zuckerrohr-Saft, mw} Sesamöl, en! & Johannisbrod-Saft, wol, Kirsch- saft, @üdl Wachs, er Käse, ER rhus obsoniorum, —25! Traubensaft, el Knoblauch, sl Zwiebeln, 2 Senf, a2 Eisen, ZI) „all Kupfer, ‚put! ‚uwil zerbrochene Nägel, „Wa Zinn, „Zul Messing, galt > Fichtenkörner, „ll Flachs (Cod. B KUN), „ex (der Saft einer Wurzel), 59) Gummi, rad} Eerridvuor, ZN) Schminke, oO /adanum, 5) Harz, al Krystall (9), vos Bolus, ve!) Gall- 1) Nach den Vergleichungs-Tabellen ist dies der 17. Januar 1687, welcher aber auf einen Sonnabend fiel. CALCASCHANDT’S GEOGRAPHIE UND VERWALTUNG VON ÄGYPTEN. 225 äpfel, wm) se Süssholz, sl Krapp, Gla@l Pech, „AS „5 Mahlab Rinde, sit 3.0} rother —saft, Ja; „US gesponnener Flachs, vos „UN gereinigter Flachs, Yu ya) gezupfte Wolle, Kit Sl zerschnittener Hanf, 2 ‚=& Pferdehaare, w&Ue „US Fichtenharz, uw ku flüssiges Gummi, „ums 5, ? Erde. pell oje bo» Nach Migri-Gewicht wird gewogen: „eo} „L=' Messing, REST) us Indigo, 2% Ze „a gereinigte und gesponnene Baumwolle, gel wu,S gelber Schwefel, (Ss; Quecksilber, „= Mahlab. sie oje » Nach Mann wird gewogen: „As; Safran, gmäu 2; Veil- chen Blumen, 339,5 ? yuyba 3,Las Berberizen-Saft, su 3.55 weisser —saft, 38=" scammonia, IS gl? Balsam aus Kabul, (55) Wiss Augensalbe mit meräzl, wu Vü> Bibergeil, wu=®, Augenschwärze, 2; Zinnober, usw Mennig, 2,59 Lazur. Histor.-philolog. Olasse. XXVs 2. Ft hl At eu Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden von Theodor Benfey. Vierte Abhandlung. Alphabetisches Verzeichniss der ein- und mehrsilbigen Wörter, welche auslautende «a, :, an irgend einer Stelle des Stollens in der Samhitä lang im Pada kurz zeigen. Erste Abtheilung. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 3. Mai 1879.) XV. Vorbemerkung: Wo eine Länge in der Samhitä, statt der Kürze im Pada, vor Position oder Vocal oder am Schluss eines Stollens er- scheint, wird es besonders hervorgehoben werden. 1. akütra (RPr. 503) &n. Aey. Rv. I. 120, 8 Pada : mä akütra nah Samh. : mäküträ no. Das auslautende 4 in aküträ gehört der dritten Silbe des Stollens an; dass in dieser Silbe metrische Gründe eine Dehnung veranlasst hät- ten, lässt sich bis jetzt nicht wahrscheinlich machen; andrerseits ist aber nicht zu bezweifeln, dass die Adverbia auf ira, nämlich ydtra (vgl. Abh. III. S. 26), dtra (weiterhin Nr. 5), Zatra (Abh. IIl. S. 16), anydtra (weiterhin Nr. 12), vievatra (Rv.X. 61, 25), ubhayatra (weiterhin Nr. 30) in der Vedenzeit am Ende kurzes a hatten; dafür spricht auch die Sprache des Avesta, in welcher avathra, dtarathra und ifhra nur auf kurzes a auslauten, athra, kuthra und yathra zwar neben der Kürze bisweilen die Länge zeigen, aber nur im Yacna und zwar in Versen, also aus metrischem oder überhaupt poötischem Grunde (so atıra Yen. 31, 12 im Anfang des zweiten Stollens, also 4 in der zweiten Silbe des- selben, wo auch im Veda die Dehnung so oft eintritt). Dagegen ist aber Histor.-philolog. Classe. XXV. 3. A 2 THEODOR BENFEY, ganz sicher anzunehmen, dass das Suffix ursprünglich nicht auf die Kürze, sondern die entsprechende Länge auslautete und, trotz der Dif- ferenz des Accents, mit dem oxytonirten trö in asmatrd', dakshinatrd'u.s.w. identisch ist. Es ist daher vielleicht anzunehmen, dass sich gewisser- massen eine dunkle Erinnerung an die ursprünglichere Länge im Sprach- bewusstsein erhalten hatte, welche durch die Nachfolge des fast enkli- tisch gebrauchten »as hervorgerufen wurde; denn vor diesem erhält sich nicht selten ein ursprünglich langer Vocal, welcher im Allgemeinen kurz erscheint; vgl. in der dritten Abhandlung unter dccha, atha, adyd, eva, tatra, tena, brähma, ydtra, yena und im folgenden unter catena; freilich erscheinen aber auch solche Auslaute vor nas gedehnt, von denen es un- zweifelhaft ist, dass sie ursprünglich kurz waren, vgl. in derselben Ab- handlung arsha, ava, kridhi, hshara, bodha, bhava, mrila, yaccha, yaja, raksha, vassva, vardha, vaha, cagdhi, giksha, erudhi und weiterhin urushya, dacasya, mrilaya, so dass man danach geneigt sein könnte dem nas ohne weiteres die Fähigkeit zuzuschreiben, einen vorhergehenden wortauslau- tenden Vocal zu dehnen; doch dagegen sprechen wieder die unzähligen Fälle, in denen der Vocal davor kurz bleibt. Ich gestehe, dass ich noch nicht im Stande war, die Fälle, in denen ein auslautender Vocal in der dritten Silbe eines Stollens gedehnt ward, mit einiger Sicherheit zu erklären. Nicht wenige Längen in dieser möchten sich nur aus der Vortragsweise herschreiben, deren sich diejenigen bedienten, nach denen die Samhitä fixirt ward. Doch sind auch andre Vermuthungen denkbar. Sollte ich im Stande sein eine derselben mit grösserer Sicherheit aufstel- len zu können, so werde ich sie in der Schlussabhandlung vorlegen. 2. akkhalik»-itya (RPr. 465), in den Texten akhkhalikritya und "tya (vgl ‘Vedica und Verwandtes’ S. 134. 135); darüber im Anhang zu XV ‘Absolutiva auf ya’; vgl. für jetzt ‘Göttinger Nachrichten’ 1874 Nr. 10. S. 238 ff. 3. asagä (Whitney zu AthPr. III. 16, p. 133; 3a und D). Ath.-V. II. 3, 2. Samh.: äd angd’ kuvid angä. Der Auslaut von anga ist in diesem Stollen zweimal gedehnt; zu- nächst in der dritten Silbe und dann in der Endsilbe des Stollens; was D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 3 aber die erste Dehnung betrifft, so besteht, wenn wir "gä als dritte Silbe lesen, der Stollen nur aus sieben Silben und der erste Fuss nur aus dreien, was gegen die fast unzählbar vorherrschende regelmässige Ge- stalt und auch gegen die übrigen 19 achtsilbigen Stollen dieses Liedes verstösst. Da aber #t in Rv. I, 6, 4 unzweifelhaft den Werth eines zweisilbigen Wortes hat, im Avesta ferner sowohl 4t als dat diesem sskr. öt entspricht, endlich wohl kaum zu bezweifeln ist, dass die ursprüng- liche Form zweisilbig war, freilich nicht dat, sndern a-at, Ablativ Sing. vom Ntr. des Pron. a, so nehme ich keinen Anstand dd in diesem Stol- len des Atharvan zweisilbig zu lesen, so dass das d des ersten angd in die vierte Silbe des Stollens fällt, in welcher es sich durch metrischen Einfluss erklärt (vgl. erste Abhandlung S. 11. bes. Abdr. — 231 in Ab- handlg. der k. Ges. d. Wiss. Bd. XIX). Was aber die Dehnung am Schluss des Stollens betrifft, so ist ein metrischer Grund dafür so sehr unwahrscheinlich, dass man vielmehr im Allgemeinen berechtigt wäre, darauf die Vermuthung zu stützen, dass die Form mit auslautender Länge die ursprüngliche sei, und was angd betrifft, so wird sich kaum bezweifeln lassen, dass es in der That aus ursprünglichem angd' altem Instrumental — trotz der Differenz des Accents — von dnga, ‘Glied, Körper, Leib’ hervorgegangen ist, eigentlich ‘bei (meinem) Leibe’ bedeu- tete, dann Betheuerungspartikel ward, weil man beim Schwur ein Glied, oder überhaupt sich berührte (vgl. die Episode ‘Ambä’ aus dem Mbh. in meiner Sanskrit Chrestomathie S. 7 Ol. 16; 17‘). Der Wechsel des Accentes ist eingetreten, weil der ursprüngliche Instrumental zu einer Partikel geworden ist (Wechsel der begrifflichen Categorie), eine Erschei- nung, auf welche schon mehrfach aufmerksam gemacht ist; die Verkür- zung ursprünglich auslautender Längen in Partikeln ist bekanntlich noch häufiger. Von diesem Standpunkt aus wäre es also erlaubt die Länge 1) Die Eidesformeln bestehen bekanntlich darin, dass der Schwörende erklärt, dass das was er behauptet eben so wahr sei als etwas entweder entschieden unbe- zweifelbares, oder von ihm und den Hörern als unbezweifelbar angenommenes; das zu beschwörende ist an den angeführten Stellen das vordere Glied des Satzes, das unbestreitbare das hintere. A2 4 THEODOR BENFEY, in dem zweiten angd’ als Bewahrung der ursprünglichen Form des Wor- tes zu erklären. Allein dagegen spricht der Umstand, dass im ganzen Rv., in welchem wir im Allgemeinen eher Bewahrung von Archaismen erwarten dürfen als im Ath., angd« durchweg mit kurzem Auslaut er- scheint, ja selbst in Rv. VI. 72, 5, wo es nach der allgemeinen Regel (a steht hier in der achten Silbe eines elfsilbigen Stollens) ihn dehnen müsste‘). Ich bin daher geneigt, Whitney’s Ansicht beizutreten, wo- nach ang@ am Ende des Stollens dem Einfluss des in demselben Stollen vorhergegangenen angäd zuzuschreiben ist; ja, da sehr viele der Samhitä- Dehnungen im Atharva einzig auf der Autorität der Manuscripte beruhen, nicht auf ausdrücklichen Angaben des Prätisäkhya, und dieses auch hier der Fall ist, bin ich zweifelhaft, ob der lange Vocal am Ende des Stol- lens überhaupt hier berechtigt ist und wäre sehr geneigt ihn zu kürzen. 4. äAccha (RPr. 438; VPr. III. 123; TPr. III. 8; Whitney zu AthPr. III. 16, vgl. IlIte Abhandlung 8. 1. 2). Dieses erscheint mit langem Auslaut vor allen Consonanten, selbst vor Position und am Ende eines vorderen Stollens. Wir dürfen daraus unbedenklich schliessen, dass der Auslaut ursprünglich und in der Vedenzeit noch vorherrschend lang war; dechä ist ein volkssprach- lich (mit cch für sskrit. ksh, vgl. in Betreff des Päli z.B. tacchati = sskr. takshati Fr. Müller, Beiträge zur Kenntniss des Päli I. 22, E. Kuhn, Beitr. z.Päli-Gr. S. 52, und in Betreff des Präkrit Lassen Inst. L. Pr. 263) umgestalteter Instrumental Sing. vom Thema adksha in der alten Gestalt dkshä (vgl. unter ena Nr. 35) im Sinne von ‘vor Augen’ vgl. Glossar zum Sämaveda, S. 5. s. v. Es giebt, ausser am Ende eines Halbverses — wo das auslautende a stets kurz erscheint — nur noch zwei Fälle, in denen es ebenfalls kurz vorkömmt, nämlich einen, schon in der Illten Abhandlung S. 2 erwähnten, in der zweiten Silbe eines Stollens (Rv. I. 13, 17) und einen 1) Vgl. II. Abhandlung S. 46, 2. Ich glaube fast, dass angd an dieser Stelle nur darum mit kurzem Auslaut erscheint, weil es sonst — d. h. in 36 Stellen — nie mit langem Auslaut vorkömmt. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 5 in der 4ten eines achtsilbigen Stollens (Rv. IX. 106, 1 = Sv. 1. 6. 2. 3. 1). Ich halte es für dienlich, alle Fälle aufzuzählen in denen dcchä vorkömmt, theils weil die in ihm fast durchgängig bewahrte Dehnung des Auslauts dafür spricht, dass auch in den übrigen Adverbien und Partikeln auf a dieser Vocal früher lang war, theils, weil das überwie- gend grosse Verhältniss der mit langem Auslaut erscheinenden Fälle zu denen mit kurzem die Folgerung zulässt, dass auch in diesen, mit Aus- nahme eines Falles (Rv. V. 52, 14) — wenn die Verse, in denen die Kürze erscheint, aus der vedischen Zeit stammen — bei dem Versuch die ursprüngliche Gestalt des Veda herzustellen die Kürze in die Länge zu verwandeln ist (natürlich auch das cch in Ash. Die Verkürzung drang in der Zeit der Corruption ein, wo sie dann so sehr vorherr- schend ward, dass der Atharva-Veda zwar Ill. 20, 2 (wie entsprechend in Rv. X. 141, 1) dch& vada accentuirt und im Pada dcha vada theilt (s. Whitney zu Ath. Pr. III. 16 S. 133, 3 a), dagegen VII. 38, 3 tvächd- vadamasi, XIX. 2, 3 ach@vadämasi und XII. 4, 14 und 15 achäd’yanti accentuirt und demgemäss im Pada acha-d’-vadämasi, acha-@-yanti theilt'); die Dichter oder die Recitirer, auf denen unser Samhitä- und Pada-Text des Atharvav. beruht, wussten nichts mehr von der Form dcechä, sondern nahmen sie hier für eine Verbindung von accha mit dem Präfix 4 und ac- centuirten dieser Annahme gemäss nur das letztere. In den Pada-Tex- ten erscheint nur decha mit kurzem a, welches zur Zeit der Abfassung derselben als das grammatisch einzig richtige galt. I. Betreffend die nach der zweiten Abhandlung fast durchweg noth- wendigen Dehnungen, so treten sie auch hier ausnahmslos ein und zwar in der Sten Silbe a. in elfsilbigen Stollen Rv. I. 165, 13.— II. 19, 3.— Ill. 22, 3° (= VS. XI. 49 = TS. IV. 2. 4. 2). — IV. 44,5 (= Ath. XX. 143,45). — V1.130,4. ——X..30, 55147, ,6;88,,.14. b. in zwölfsilbigen Stollen Rv. IX. 110, 4 (= Sv. Il. 7. 1.7. 3). 1) s. Ptsb. Wtbch unter ücha I. 63, wo jedoch für XIX. 2, 3 irrig die Ac- centuation dch@ vadäması angegeben ist. THEODOR BENFEY, II. Was die sonst mehr oder weniger sporadisch erscheinenden Dehnungen betrifft, so erscheint dechä 18 in der 2ten Silbe eines Stollens, wie schon in der IIIten Abhand- lung S. 2. bemerkt, fast durchweg, nämlich nur mit einer einzigen Ausnahme. Da ich am angeführten Orte nur wenige Beispiele ge- geben habe, so erlaube ich mir, der Voilständigkeit wegen, hier alle Stellen nachzutragen, die dort nicht eitirt sind; nämlich: Rv.1.:6,..6.(— Athı X. 7072); ,38, #3 ;41,26::09099505,9.130.558 142,4; 151, 75'186, 102% 11.36, 6. — IM. D22sh2 WS X. 49== TS. IV. 2.24.02); 31,26 (— VSISXXXIUT 59)033,92: 33,.33539, 15.54.55 57.350435 16 755.21 VE 1,22:210 30905138 15, 7516, 9520,75; 729, 40-1114 228, 1 (2 8 ae 22.2 =! VS..Il, 25% = TS.1.15,:6, 3:und IV. A 200) Do, 43, 8..— VI. 251135216, 22% :8v..1121. 92: 13)392 Sy IE 6.1.2.2); 51,03. VIL.210, .3;936,.19% 057,076. 67, Ale 721038 93, 7. — VII. 16, 12 (= Ath. XX. 46, 3); 21, 6; 23, 10; 60 (49,2 (= Sv. I. 7.2.7.2 = Ath. XX. 103, 3); 71 (60), 10 = '8v. 11.7.2821)" zweimal;' 102 (91), 22 8v. 0252 0: 103°(92), 9 Sy. I. 2,2. 17..2)0 IX. 57,1 (0 Svolles. 3.18°°1);: 64,165 66, 11 und 1224 Sv. IT! 1.23.22 und 3); 81, 2; 87,1 (= Sr. IL 6. 1. 4. 1); 92, 2; 107,12 (— Sr. I. 6. 1.3.02); 208,02 Sr. HM 1 16. 2) 2 Ru Boa as (=.8v.,1.,4..22 2.86) In der 3ten Silbe a. eines achtsilbigen Stollens Rv. V. 74, 3. Nur scheinbar in I. 2, 2 tvd'm acchäa;, denn es ist zu lesen tud'm äcchä, so dass 4 in die vierte kömmt; dasselbe gilt für IX. 1,5. Auch Rv. X. 26, 1, wo die Samh. prd hy acchä& liest, ist pra hi dcchä zu sprechen. Beiläufig bemerke ich, dass weder dieser noch der 4te Vers dieses Liedes Ushnih sind, wie die Inder an- nehmen, sondern Anushtubh, wie alle übrigen. b. eines elfsilbigen; nur scheinbar; denn III. 55, 3, wo die Samh. lautet: D. QUANTITATSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 7 camy äcchä didye pürvyäni, ist zu lesen: cämi äcchä didie pürviä’ni; IV. 34, 3, wo Samh. lautet: R prä vö 'cchä jujushänä’so asthur, ist zu lesen prd vo dccha, so dass auch hier 4 der vierten Silbe angehört. . eines zwölfsilbigen; auch hier nur scheinbar. Denn X. 32, 5, wo Samh. ebenfalls pra v6 'cchä liest, ist ebenfalls pra vo dechä zu lesen, also auch hier # in der vierten. 3. In der 4ten Silbe (vgl. unter 2. a. b. c.) a. eines achtsilbigen Stollens Rv. I. 105, 14; 132, 5; 139, 1 (= Sv. L 5. 2. 3. 5 in meiner Ausgabe mit Codex EIH 135 zu corrigiren).. — V. 52, 15. — VIII 2, 28; 103, (92) 2. — XUs 1411, 13 == VS. DB 287— «TS. L: 7.10. 2, — Ath. IH. 20, 2);.143,.5; VS. XVI 4 (= TS. IV. 5.1, 2). Eine Ausnahme (accha) Rv. I. 106, 1 (= 8v. I. 6. 2. 3. 1) ist in einem Versuche, den ursprünglichen Text herzustellen, wohl in dcechä zu ändern. . eines elfsilbigen Rv. I. 104, 5; 163, 13 (= VS. XXIX, 24 — TS. IV. 6. 7.4. — II 1,1; 15,5. — IV. 38,5. — VI. 9,5. — X, 6, 4; zwei scheinbare s. 4, a. c. eines zwölfsilbigen Rv.1.44,4; 130,1 (=$v. 1. 5. 2. 3. 3). — V. 59 6. VIII .22,4:33, 18. 4. In der öten Silbe a. eines elfsilbigen Stollens I. 173, 11; die Samh. lautet zwar b. tirthe nöcchä, so dass das 4 im die vierte zu stehen kömmt; aber es ist zu lesen tirthe na dcchä; ferner III. 33, 5; V. 41,14, wo Samh. zwar dpag cdcchä hat, aber d’pag ca acchä zu lesen ist; VI. 49, a (= VS. XXXIH. 55); VII. 24, 3. eines zwölfsilbigen Rv. VII. 51 (Väl. 3), 3; IX. 68, ı — Sy. 1.6.3. 2. 10). 5. Am Ende eines vorderen Stollens: Rv. l. 71, 3; 123, 4; 8 THEODOR BENFEY, 141, 12; 165, 4. — Il. 18, 7. — IV. 24,8.— V. 42,15; 45, 9; 55, 10. — VI 6, 1; 32, 4, 44, 15. — VIEl905. 2. VS. XXRXIII. 70);,92,.3 (—1MSHIRX VI, 279 18.11. 221208), VIIl. 16, 10 (= Ath. XXX. 46, 1): — IR. 97,6. Selbst vor folgender Position: Rv. I. 101, 8; 167, 2; 186, 6. — II. 19, 2. — VII. 34, 20. — In VII. 23, 4 dagegen (= VS. XXXII 18 = Ath. XX. 12, 4) ist die Position nur scheinbar, da statt Zvam zu lesen ist fuam. Nach dieser Menge von Fällen, in denen acchä mit langem Aus- laut nicht bloss in den Versstellen erscheint, in denen kurzes auslau- tendes a regelmässig gedehnt wird, sondern auch wo dieses nur spora- disch geschieht, ja selbst am Ende eines vorderen Stollens und gar vor Position — beides gegen die allgemeine Regel, welche nur sehr wenige Ausnahmen erleidet — ist es wohl unzweifelhaft, dass in der Vedenzeit das auslautende a noch lang war. Demgemäss müssen wir auch in den- jenigen Fällen, wo dechö in der Samh. mit einem folgenden Vocal zu- sammengezogen, diese Zusammenziehung aber wieder aufzuheben ist, nach Vollziehung dieser Auflösung, acchä lesen. So unzweifelhaft am Ende eines vorderen Stollens, wo die Zusammenziehung bekanntlich stets rückgängig zu machen ist. Demnach ist Rv. I. 165, 14 zu lesen: 6 shüu vartta') Maruto vipram äcchä imä brähmäni u. s. w. IV. 205.2: (= VS. x X.249) ä na Indro häribhir yätu äcchä arväcinö u. Ss. w. IV. 34, 1 ribhür vibhvä väja 'Indro no äcchä imäm yajnam u. s. w. | vr. 37,3 äsasränäsah cavasänam äcchä "Indram u. s. w. 1) statt varta von vart, 2 Plur. Imperat. Aor. Il. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 9 VI. A101 gävo na vajrint suäm öko äcchä 'Indrä gahi u. s. w. IX.197...8 \— Sv.. 11. 4. 2.51.,2) prä hawsä’sas tripälam manylım äcchä amäd ästam u. s. w. IX. 97, 25 ärväsiva cravase sätim äcchä "Indrasya u. s. w. X. 45.9 (= VS.XIL 26 — IS, IV.2;.2,,8) prä tam naya prataram väsyo äcchä abhi sumnäm u. s. w. Eben so ist auch an den andern Stellen innerhalb eines Stollens zu verfahren; so in der zweiten Rv. X. 30, 2, wo zu lesen: äcchä apä itocati’r ucantah. in der fünften Rv. X. 1, 7, wo zu lesen: prä yähi äcchä ucatö yavishtha äthä vaha u. s. w. Natürlich giebt es auch Stellen, wo die Zusammenziehung zu er- halten ist; im Ry. jedoch nur folgende vier, nämlich II, 24, 12; II. 42, 3 (= Ath. XX, 24, 3), wo jedoch die Zusammenziehung des an- lautenden a mit dem den vorhergehenden Stollen schliessenden mama aufzuheben also zu lesen ist: "Indram itthä’ giro mama äcchägur ishitä itäh]. Ferner bleibt die Zusammenziehung Rv. VII. 36, 9° und VIII. 93 (82), 23 = Sy. L 2%. 2. 1. 7). Ausnahmen: Kurz erscheint demnach der Auslaut nur 1. in den beiden schon erwähnten Fällen (Abhandlung III. S. 2 und oben $. 7 unter 3a), in denen die Länge, bei Wiederherstellung des Urtextes wohl unbedenklich statt der Kürze aufzunehmen ist. 2. im Schluss eines Hemistichs, d. h. an folgenden Stellen: Rv.1. 229,6. _ 11. 39, 3.5, IPE. 14, 3;%9,9;,.35.-45.53,.4.— IV. 14, 1; Histor.-philolog. Classe. XXV. 5. B 10 THEODOR BENFEY, 21,.435°45,,7.0— Ve, des 2.3.0100 MS. 0XV 240 us: IV. 4. 4.2) — Ath. XIII 2,46).)45,:5; 47, 6.0 W076, 1 2 Sw 1I..8: 3. 15, 1). — VI:22, 5 (Ach. .XX. 36, 5), oma VII. 1, 18; 18, 4. — VII. ‘48; 6; 71 .(60),.:6. — IX..69,°9 zweimal; 91, 1. = Sv., 1.61.05.) 11)2,79852.3. (— RW. 1. 6..1.,5.012), 9602. — X. 30, 6; 112, 4. Hier mochte sich Verkürzung, da die Schlusssilbe metrisch anceps ist, schon früh geltend gemacht haben; ob sie aber auch beim Versuch den ursprünglichen Text herzustellen aufrecht zu erhalten ist, ist mir dennoch zweifelhaft; ich wäre eher dafür die Länge auch hier statt der Kürze zu setzen. 3. Nach der allgemeinen Sandhi-Regel der Veden ist auslauten- des 4 vor anlautendem ri zu verkürzen. Diese Regel scheint mir auch für den Urtext des Rigveda zu gelten. Denn dieses -a ri bildet be- kanntlich?) grösstentheils nur eine Silbe, nämlich ar mit nachtönendem dunkeln Vocalanschlag. Doch giebt es im Rv. nur einen hierher gehörigen Fall nämlich V. 52, 14 decha rishe (zu sprechen etwa decharashe dreisilbig). Dies wäre also der einzige entschiedene Fall, in welchem ich das aus- lautende a kurz schreiben würde. Er tritt aber nur in Folge der Con- traction ein; aus -4 ri- ist art entstanden, gerade wie aus -d-i ein e ent- steht, in welchem, da e=@i ist, das d ebenfalls verkürzt erscheint. 5. atra (RPr. 500). Ausser nach den allgemeinen Regeln (Abhandlung II.) und in der zweiten Silbe (vgl. III. Abhandlung S. 3) wird der Auslaut nur noch gedehnt in Rv. VII. 15, 12, wo die Samh. liest: asmäkebhir nribhir äträ svar jaya. Da bekanntlich sdar zu lesen ist, so ist die Dehnung nach der allge- meinen Regel eingetreten; denn die Endsilbe von atra ist die Ste und das folgende sv bildet keine Position, da es sua zu sprechen ist (vgl. II. Abhandlung $. 6, S. 26). Der Auslaut von atra wird also nur in Stollen gedehnt, in denen das Metrum theils fast ausnahmslos, theils 1) Weber’s Ausgabe hat acha oxytonirt. 2) vgl. für jetzt Grassmann, Wtbch z. RV. Vorw. VI. 5 RE D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 11 sehr häufig Dehnung bewirkt; sonst erscheint nur die Kürze; wir dür- fen also annehmen, dass diese schon in der Vedenzeit herrschte (vgl. S. 1 bei akütra). 6. adya (RPr. 448; 453; 454; VPr. III. 113; TPr. III. s). Vgl. III. Abhandlung S. 3. und die Abhandlung ‘Ueber die indogermanischen Endungen des Genetiv Singularis Zans u.s. w. (im XIX. Bde der Abh. d. K. Ges. d. Wiss.) $. 18. S. 59 Anm. Drei. Stellen, nämlich Rv. I. 161, 135: VW. 51, 13; X. '35, 2 wel- chen nur scheinbar von der allgemeinen Regel ab; die dem Auslaut in der Samh. folgende Position ist aufzuheben, nämlich an der ersten Stelle statt vyakhıyata zu lesen vi akhy", in der zweiten suastaye und zugleich adid' statt adyd und in der dritten suvänd (vgl. Einleitung in die Gram- matik der vedischen Sprache 8. 156). Allein es giebt auch einige Stellen, in denen die Länge erscheint, ohne metrisch nothwendig zu sein. So erscheint sie 1. in der 3ten Silbe a. eines achtsilbigen Stollens Rv. VIII. 15, 6 (= Sv. II. 2. 2. 18. 3, — Ath. XX..61, 3), b. eines zwölfsilbigen Rv. I. 54, 5. 2. in der 4ten a. eines achtsilbigen Ry. I. 25, 19 (= $v. 11.7.3.6.1 = WS. XXI, 1 — TSM. 1.111.6). — V: 87,2. TS. DI. 4.11. 2), — IX..65, 28 (— Sy. L.:6. 1. 2, 2), b. eines elfsilbigen Rv. IV. 44, 3. 3. in der 5ten a. eines elfsilbigen Rv. I. 34, 1.— Il. 29,6 (= VS. XXXIIL. 51), b. eines zwölfsilbigen Rv. VI. 18, 13. In den letzten drei Fällen wird durch die Dehnung ein Uhoriamb ge- wonnen, der häufigste Rhythmus des zweiten Fusses dieses Stollens. In der erwähnten Abhandlung ‘Ueber .....ians u. s.w. 8.59; 60 Anm. ist schon als Urform von adyd aufzuweisen versucht a-divd‘, woraus dann adia', endlich adya ward. B2 12 THEODOR BENFEY, 7. adyäadya (RPr. 487), vgl. adya. Rv:: VIII. 61650), 17° SvirIha693..7. 9): Die Samhitä lautet: adyädyä cvähcvah. Der Stollen muss ein achtsilbiger sein; hier ist er nur fünfsilbig; die acht Silben erhält man jedoch dadurch, dass man zunächst euaheuah (vgl. Grassmann) liest; aber auch adyd’dy& muss viersilbig gelesen werden; und hier ist adyd’adyä möglich, wie ich a.a.O. vorschlug; doch auch adyddiäk. Ich wage nicht die Frage zu entscheiden, doch scheint mir die erste Leseweise auch jetzt noch wahrscheinlicher. s. Adha (RPr. 487; vgl. III. Abhandlung S. 4—6). Rv. V. 52, 3, wo die Samh. liest: marutäm ädhä mäho, so dass die Dehnung in der öten Silbe eines achtsilbigen Stollens einge- treten wäre. Es ist aber bekannt, dass 4 in dem Exponenten des Ge- netiv Plur. sehr oft zweisilbig zu lesen ist, in vielen Fällen entschieden adm und so wohl auch hier; dann fällt die Dehnung, ganz und gar der allgemeinen Regel gemäss, in die sechste Silbe (vgl. II. Abhandlung $. 7 S. 28). Da ausserdem der Auslaut nur noch in der zweiten gedehnt wird, so ist es nicht zu bezweifeln, dass er in der Vedenzeit kurz war, obgleich wohl so gut als gewiss ist, dass er ursprünglich lang war (vgl. Vollst. Gramm. d. Sskrit. Spr. S. 237). Im Avesta erscheint die Länge in der Westerg. Ausg., so viel ich bemerkt, dreimal, nämlich Yen. XXIX, 2 und XXX, 10 in der zweiten Silbe, und XII, 5 in Prosa; sonst stets Kürze. 9. amaja (RPr. 502) Rv. V. 54, ı lautet in der Samhitä: prä cärdhäya mä’rutäya svabhänava imäm väcam anajä parvatacyüte| Der Pada-Text hat statt dessen anaja mit kurzem Auslaut. Ich habe diese Form in der Abhandlung ‘Ueber die Entstehung und Ver- wendung der im Sskrit mit r anlautenden Personalendungen’ (Abhand- lungen Bd. XV.) $. 3.8. 5 Anm. besprochen und halte auch jetz noch D. QUANTITATSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEND.V. 13 daran fest, dass in anajäd die Iste Sing. Imperativi für anajäni (ohne ni wie so oft im Veda) zu erkennen ist. Demgemäss ist das auslautende ä von den Pada-Verfertigern mit Unrecht verkürzt. 10. ämayata (RPr. 517). Rv. &. 61, 27% ye väjäs änayatä viyänto. Dieser Fall ist, wie No. 8, ddhä, ebenfalls schon II. Abh. $. 7. be- sprochen. Auch hier ist die unregelmässige Dehnung nur scheinbar: vdjdn ist dreisilbig zu lesen, wodurch der Auslaut von dnayata in die öte Silbe eines elfsilbigen Stollens zu stehen kömmt. 11. anughüshya s. Anhang: Absolutive auf ya. 12. anmyätra (RPr. 519) ist Rv. VIII. 24, 11 in der 4ten Silbe eines achtsilbigen Stollens gedehnt; sonst (VII. 59, 5; X. 86, 2) kurz, vgl. unter No. 1 akuütra (S.1). 13. aya (RPr. 502) en. Asy. Rv. IV. 18, 2. Es ist wie anaja (No. 9) 1ste Ps. Imperativi: ayd für aydni, wie diess schon aus nir gamäni im folgenden Stollen hervor- geht. Die Länge ist also grammatisch und hätte im Pada nicht verkürzt werden dürfen. 14. arca (RPr. 462; vgl. III. Abhandlung No. 10. 8. 8). Ry. W..52,5 (4 in 8) divö arcä marudbhyah (zu lesen maruidbhiah) ; arcä kann 2 Sing. Imperativi sein, dann trat die Dehnung in der 4ten Silbe metrisch, wie oft, ein; es kann aber auch die 1ste Sing. Imptvi sein arcd für arcani (wie in 13 und vgl. III. Abhandlung a. a. O.); dann ist sie grammatisch. 15. ava (RPr. 515 vgl. III. Abhandlung No. 13. S. 10). (4 in 8) Rv. V. 35, 8. 16. äAvatha (RPr. 517). Rv. IV. 36, 5 yäm deväsö 'vathä& sä vicarshanih|| Es ist deväso dvatha zu lesen; dadurch kömmt die Dehnung in die Tte Silbe eines zwölfsilbigen Stollens, in welcher Dehnung häufig ist; al- lein wenn zwei Kürzen, wie hier, vorhergehn, in der Mehrzahl der Fälle 14 THEODOR BENFEY, um den im 2ten Fuss vorherrschenden Jonicus a minore (© ——) zu gewinnen. Hier aber entsteht dadurch © vo — o als zweiter Fuss, wel- cher, wie sich aus den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik’ ergeben wird, schwerlich zu dulden ist. Einmal (Rv. I. 145, 1 vgl. RPr. 314) findet sich s@ statt sd, häufig sö (statt sa u s. Grasmann Witbch. z. RV. Col. 1437); ich möchte entweder das eine oder das andere statt sd auf- nehmen, am liebsten das letztere, da die hervorhebende Partikel u für den Sinn sehr angemessen wäre. 17. avishgana RPr. 465) (4.in 11) Rv. VIL 18, 25. (dgvasya (VPr. III. 96; TPr. Ill. 8) erscheint nur an einer Stelle, wo nach der allgemeinen Regel gedehnt wird, daher dieser Fall in RPr. nicht besonders aufgeführt wird: (8”in 11); VS. X&RV.\24 =) 182 IV. 69,73, —Rv. 1M62 10], 18. aszrijata (RPr. 518). (7 in 11) Rv. I. 110, 8 um als zweiten Fuss © o —- — zu gewinnen. 19. ita (RPr. 518; 519; VPr. III. 128; Wh. ad AthPr. III. 16; vgl. IlIlte Abhandlung nr. 15. S. 11). (4 in: 8)" Rv. 1.5, 1. Sy. 1.2. 2. 2.10 — Ath. XX.08, 19). (3:10) 82) Rv.: X. 103,134 Sv.\1l. 92.3..5.2:— VS. XMVIE 46 = Ath. III. 19, 7) lautet im Pada: prä ita jäyata narah Samh.: pretä jäyatä naro. Zu RPr. 976 wird aber vom Scholiasten der erste Lautcomplex als Beispiel für die Regel hingestellt, nach welcher mangelhafte Stollen durch Trennung zusammengezogener Silben ihre richtige Silbenzahl er- halten; so soll hier pra itä gelesen werden, um die nöthigen acht Silben zu gewinnen; dass in der That die Verfasser des Präticäkhya so lasen, erhält seine Bestätigung dadurch, dass nur bei dieser Leseweise der Auslaut von jdyatä in die 6te Silbe gelangt und dessen Dehnung dem- gemäss unter die allgemeine Regel (6 in 8) fällt und keiner besonderen Regel bedurfte, während, wenn man pretä zweisilbig las das ”t4 von ja- yatä die 5te Silbe gebildet und dessen Dehnung durch eine besondere Regel hätte vorgeschrieben werden müssen. Ich will jedoch nicht ber- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 15 ven, dass die ‘Beiträge zur vedischen Metrik’ wahrscheinlich machen werden, dass die durch diese Leseweise entstehende metrische Form o o— 0|o—9—| nicht zu billigen ist; dass eher das "14 in preta die Geltung von zwei Silben gehabt haben möge und wohl zu lesen sei I —35 2 |o — o —| pretäa ja|yatä naro|. 20. Iyarta (RPr. 465). arın sy Bv. VIIl..7,13. >21. va, (Wh: ad Ath./Pr. III. 16,8. 133, 4, b,.:vgl. S.150:.n.) (5 in 8) Ath. IV. 4, 7°, wo der Druck der Samhitä liest: krämasvärca iva rohitam. Nach Whitney an der ersten der angeführten Stellen soll wwä& zu lesen sein; die zweite ist insofern interessant, als sie zeigt, wie irr der Pada-Verfertiger ging. Nach der Samh. würde, den Stollen von vorn gezählt, das v4 in ivd in die 6te Silbe fallen; dann würde der Stollen aber, da noch drei Silben folgen, 9 statt 8 Silben zählen. Wir wissen jedoch, dass auslautendes a (für ah statt ursprünglichen as) mit dem an- lautenden ö von iva überaus häufig nur eine Silbe bildet (vgl. I. Ab- handlung S. 252 ff). Nehmen wir dies auch hier an, dann tritt die Deh- nung in die fünfte Silbe eines achtsilbigen Stollens, in welcher sie sich schwerlich aus metrischen Gründen erklären lässt, ganz ausser- ordentlich selten ist und in den wenigen Fällen, in denen sie vorkömmt (s. bhava, bhujema, makshu), unter Umständen erscheint, die es nicht ver- statten sie als Dehnungen dieser Art mit Sicherheit anzuerkennen. Ich bin daher sehr zweifelhaft, ob Whitney mit Recht die Dehnung des a in iva in dieser Stelle des Atharvaveda vorschreibt; ich glaube vielmehr dass die Kürze, welche, wie Whitney (AthPr. S. 133 n.) selbst an- giebt, in einem Theil der Handschriften erscheint, im Druck mit Recht gewählt ist. Aus dem Präticäkhya des Ath. (III. 16) folgt nichts weder für die Länge noch für die Kürze. 22. ishkarta (RPr. 464, 65) Rv. VIII. 20, 26 (3 in 8) Pada: ishkarta vihrutam punah Samh.: ishkartä vihrutam pünah. 16 THEODOR BENFEY, Da die Regel im RPr. 465 angiebt, dass die im Pada mit kurzem Auslaut erscheinenden Wörter sakshva u. s. w. in der Samhitä unter den daselbst angegebenen Umständen diesen Auslaut dehnen und unter die- sen ishkarta aufgeführt ist, so versteht es sich von selbst, dass in ihr nur das im Pada mit kurzem a auslautende ishkarta, also das in Rv. VIII. 20, 26, nicht aber das im Pada, wie in der Samhitä, mit langem ö. erscheinende (Rv. VIII. 1, 12 — Sv. 1.3. 1.2.3 wo V. L. nishkartä — Ath. XIV. 2, 47) und zwar nicht bloss in dem Pada des Rigveda, sondern auch des Sv. und Ath. Ich bemerke dies, weil Regnier so- wohl als M. Müller in ihren Ausgaben des RPräticäkhya (Regnier in dem ersten alphabetischen Verzeichniss hinter dem IX. Capitel im besonderen Abdruck p. 27; M. Müller in seiner Ausg. 464, 65) als Beispiel zu der Regel gerade die unrichtige Stelle anführen, in welcher auch der Pada-Text die Länge hat (VIII. 1, 12), nicht aber die richtige (VIII. 20, 26). Auch das Ptsb. Wörterbuch (Il. 91, 2.6 v. u.) hat ei- nen ähnlichen Irrthum; es nimmt nämlich das ishkartö4 in der Samh. und dem Pada von VIII. ı, 12 für identisch mit dem in VIII. 20, 26 wo im Pada ishkarta erscheint. Im Glossar zum Sv. S. 48 Col. 2, 2.8 und 11 habe ich das ishkartä und dessen V. L. nishkartäi im Sv. für Futur genommen; ähnlich nimmt es noch 25 Jahre später Grassmann (Wtbch. z. Rv. Col. 345°) für sein wesentlich damit identisches Ptcp III. Es entspricht dem samdhätar in demselben Vers und ist das Nomen agentis auf Zar, aber mit der Accentuation, welche es hat, wenn es syntactisch wie seine verbale Basis wirkt, d. h. denselben Casus, wie diese, regiert (hier den Accusativ); vgl. auch Säyana z. d. Verse. In Folge dieser irrigen Identification fehlt im St. Petersb. Wtbch das Nomen ishkartar und ist Bd. I. Col. 830 neben ishkartar hinzuzufügen. Uebrigens ist diese Identification sehr leicht zu entschuldigen, da der Stollen, welcher in der Samh. an beiden Stellen mit ishkartä be- ginnt, im übrigen völlig identisch ist; dies mag auch die Verwechslung bei Regnier und M. Müller herbeigeführt haben, und wenn ich be- denke, dass so ausgezeichnete, sorgfältige und genaue Kenner der Veden dieser verzeihlichen Verwechslung nicht zu entgehen vermochten, dann N MN D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 17 kann ich die Vermuthung kaum unterdrücken, dass ihr auch einer der alten Recitirer der Veden — noch vor Fixirung unsres Textes — un- terlegen sei und durch Einfluss des in VIII. 1, 12 grammatisch richtigen ishkart&ä bewogen sei es auch in VIII. 20, 26 statt ishkarta vorzutragen. Damit würde dann eine der Dehnungen in der 3ten Silbe weggeschaftt. Denn leugnen kann ich nicht, dass, obgleich ich nicht im Stande bin, alle unerklärbaren Dehnungen in dieser Silbe zu entfernen, ich den- noch glaube, ihre Berechtigung anzweifeln zu dürfen. Bemerkung. Eine Unterbrechung des Druckes veranlasste mich zu einer genaueren Untersuchung der Exponenten der Isten Person Plur. -ma, der ?2ten Person -ta und -tha, so wie des a, auf welches die 2te Person Sing. des Imperativs Act. auslautet. Diese überzeugte mich, dass in der Vedenzeit das auslautende a dieser Bildungen sowohl lang als kurz war und ergab zugleich den Grund dieser Doppelzeitigkeit; siehe in Bezug auf -ma, -ta und -tha zu No. 54 cakrima, in Bezug auf das auslautende a der 2ten Pers. Sing. Imperativi zu No. 39 kalpaya. In den Fällen, in denen in ihnen die Länge erscheint, ist also im Allge- meinen nicht Dehnung eingetreten, sondern die Länge bewahrt. Durch dieses Resultat fällt in ishkarts VII. 20, 26 die Dehnung in der 3ten Silbe weg und eben so in einer beträchtlichen Anzahl anderer Fälle. 23. ihä (RPr. 416) (4 in 8) Rv. IV. 31, 11 asmä'o ihä’ vrinishva. In diesem Stollen sieht man so recht den metrischen Werth der Dehnung in dieser Silbe. Es ist vrinishua zu lesen, das Metrum also nun ——0— | 0 —0o--|| ein ganz fehlloser Gäyatri-Stollen; nicht ——o0o] o—0o—|, oder gar, wenn shva gelesen wird ———o0| o—o | : 24. iraya (RPr. 517) vgl. Bemerkung zu No. 22 und unter No. 39. kalpaya. (7m 12) Bv. %.198,.8 prä parjänyam irayä vrishtimäntam Se | on | o—o|. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 3. 16 18 THEODOR BENFEY, 25. irayatha (RPr. 518; TPr. III. 10) vgl. Bemerkung zu No. 22 und unter No. 54 cakrima. (53in 12)» RveV. 055,5 — UMS. 112 482,9, ud irayathä Marutah samudratö o—oo|-o o— |o—-o—|. 26. ilishva (RPr. 465) (3 in 8) Rv. VIIL 23, 1 — 8v.1.2.1.1.7 (wo iaishva mit d) und Sv. I. 1. 2. 5. 3 (ebenfalls mit d). Beidemal vor Ai. 27. u (RPr. 449; 488; VPr. III. 109; TPr. III. 14; AthPr. III. 4). I) Ziemlich häufig erscheint es gedehnt vor nd und si; daher ich diese Fälle voran steilen will. Es sind folgende: In der 2ten Silbe Vor nü Rv. I. 179, 1 dpy ü nd (mit Liquidirung des ö von api zu lesen, vgl. weiterhin zuRv.X. 110, 1); 179, 2.— II 29, 3. — IV, 36, 2 tdev & nv Arsya, also vor Position; aber nur scheinbar: denn es ist zu lesen td» ü nd asya. — VIII. 63 (52), 5; 66 (55), 9 (= Ath. XX. 97, 3). Der Halbvers lautet in der Samhitä: käd ü nv äAnsyäkritam Indrasyästi paussyam; er ist aber zu lesen käd ü nu asya äkritam I'ndrasya asti paussiam, also ohne jegliche Contraction und Bewahrung des : im letzien Wort; gewiss ein sehr alter. Wie die Form des Verses, so trägt auch der Gedanke einen sehr antiken Character: ‘Welche Heldenthat ist nicht von Indra vollbracht? Durch welch rühmliches Werk ist nicht der Vri- tratödter berühmt seit seiner Geburt?. Endlich Rv. X. 27, 6 ddhy ü nv eshu, zu lesen ddhy ü nü eshu, wie oben in I. 179, 1 und II. 29, 3. Vor su (stets shi in der Samhitä) Rv. 1.53, 1. (— Ath.I’XX. 21,50) ‚2lauteeny üs shi, ist aber mit Wiederherstellung des Vocals (nicht wie eben in X. 27, 6 mit Bewah- rung der Liquida) ni & shi zu sprechen. Ferner IV. 43, 6. — V. 73, D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEND.V. 19. 4. — VI. 24,9. — VII 70 (59), 9 zweimal. — IX. 110, 1 (= Sv.lL 5.1.5.2 = Ath. V. 6, 4 V. L.), wo die Samhitä liest: päry ü shüu prä dhanva väjasätaye, Ich lese wie dpy ü, adhy ü und IX. 45, 4 aty d, auch hier pdry ü, so dass # in die zweite Silbe kömmt; dafür spricht, dass die zweisilbigen Präfixe liquidirbare Auslaute vorwaltend liquidiren (das Genaure geben die Sandhi-Gesetze' in der ‘Grammatik der vedischen Sprache‘). Dann ist dhanua zu lesen, was keine Schwierigkeit, da das v in dhanv (seinem Ursprung aus nu gemäss) oft u zu lesen ist (s. bei Grassm. Wtbch unter dhanv, welcher ebenfalls hier dhanua spricht; beiläufig will ich jedoch bemerken, dass er ebendaselbst mit Unrecht auch IX. 109,1 (= 821, 1 bei ihm) dhanua lesen will; das Metrum dieses Verses aber ist eine Dvipadä von vier fünfsilbigen Stollen und zu lesen päri prä dhanva 0 — | vo —o Indräya soma —— | vo —o u. s. w). Endlich noch Rv. X. 61, 27 und Ath. V. 1, 5. In der 3ten Silbe, 1. in achtsilbigen Stollen vor s% (auch hier stets shd4 in der Samhitä) Rv. 1.27, 2 (= 8. 1. 1.1.3.8), 36,273 (= Sm. Li. 21.3 — VS. XI. 42 = TS. IV. 1. 4. 2); 112, 1—23 (Refrain). — II. 6. 1; 41,7 (= VS. XX. sı). — V. 74, 9; 10. — VI. 16, 16. Sm LI. 1.2.1.7 —= VS. XXVL 13), zu lesen; ehi ü shu bräväni te; VIH.: 20, 195. 41,05 2561 (50, 5 = 8.1 232.21 Ath. XX. 118, 1) zu lesen cagdhi ü shu. — Ath. I. 24, 4. 3. in elfsilbigen Stollen vor ni; Rv. V. 85,6 vor si (shü in der Samhitä) By. L 184, 2. — HE 36.1. — V. 73, 8; 85, 5 zu lesen: & shü äsurasya. — VI. 15, 1; 25, 1. — VII. 29,2. — X. 10,14 (— Ath. XVIIL 1, 16); 178,1 (= Sv. La 1.5.1= Ath. C2 20 THEODOR BENFEY, VIL 85, 1 (zu lesen tiam ü shü). — VS. XXL5 (= T8. 1. 5. 11.5 — Ath. VII. 6,2). — TS. II. 5. 10.1 (= Rv.1.120,3, wo aber V. L.). 3. in zwölfsilbigen vor s# (in der Samhitä s/x) Ry. I. 138, 4. — VIIL 24, ı (= Sr. IL, 4.2.5. 10 — Ath. XVII. 1,37; in dem letzteren fehlt vo, welches für das Metrum unentbehrlich ist). In der 4ten Silbe, 1. in achtsilbigen Stollen vor sı (in der Samhitä shi) Ry:.X%:126,1.6; 2. in elfsilbigen vor n% Ry..1. 148,511 1 — 1821. 2.33) II. vor t« in der 3ten Silbe eines elfsilbigen Stollens Rv. X. 88, 6; es ist die einzige Stelle, in welcher diese Partikel vor fü vorkömmt. III. Siebenmal erscheint # vor eigentlichen zwei oder mehrsilbigen Begriffswörtern, und zwar 6mal in der 2ten, einmal in der 4ten Silbe, nämlich in der 2ten Rv. II. 35, 3 (= $Sv. Naig. 23 — TS. Il. 5. 12. 2) vor gücim; IV. 51, 2 (z. 1. vi & vrajdsya); VIII. 22, 13 vor ndmo- bhih (vgl. bei der Aten Silbe); 66 (55), 10 vor mahlh. — IX, 45,4 (z. 1. dty ü pavitram). — X. 94, 8 vor sutasya; in der 4ten Rv. I. 77, 2 vor ndmobhih (s. bei der 2ten Silbe). Bemerkungen. 1. Die Stellen, in denen die regelmässige Deh- nung (nach Il. Abhdlg) eintritt, erwähne ich zwar sonst gewöhnlich nicht, doch scheint mir angemessen, hier einige hervorzuheben. (6. in 8) TS. IV. 1.010. 3 (—= VS. XI. 82, wo,aber V. L.) ud värca üd ü bälam. Es ist TS. und auch in der VS. vdrca dreisilbig zu sprechen, d.h. das vocalische Element, welches zwischen r und c sich geltend macht, ohne im Allgemeinen eine Silbe zu bilden (Svarabhakti), ist hier durch den D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 21. Druck des Metrums so mächtig geworden, dass es mit dem vorhergehen- den r zu einer Silbe, und das Wort dadurch dreisilbig wird — etwa vdrsca, in Folge davon wird u zur 6ten Silbe und gedehnt. (sem 41), Ath, XVEIL. 3,7 — Rv. X. 56, 1. (10 in 11). Hieher gehört Rv. IV. 6, 11, wo das RPratic. für die Dehnung unnöthiger Weise (vgl. II. Abhalg. $ 6) eine besondre Regel (488) giebt. In der Samhitä lautet nämlich der Stollen: cässäty ukthäm yäjate vy ü dhäh|; so gelesen würde der Stollen neun Silben haben und 4 in in die Ste Silbe fallen. Die Inder wussten aber recht gut, dass der Stollen elf Silben haben müsse; denn sie bezeichnen den Vers als eine Trishtubh; siekennen und lehren auch das Mittel, durch welches er vollzählig d.h. elfsilbig wird, nämlich durch Zurückführung der beiden wortauslauten- tenden y auf ihren ursprünglichen raul i; liest man demgemäss gässäti ukthäm yäjate vi ü dhäh |, ein bildet “ die 10te Silbe und seine Dehnung findet nach der allge- meinen Regel statt. 2. Auch die Ausnahmen, welche die Prätic. ihrer Darstellung ge- mäss geben müssen, erwähne ich nur selten, da ich alle Stellen, in de- nen die Dehnung Statt findet, wo es nöthig ist und so auch hier ange- führt habe. Hier verstatte ich mir jedoch eine Abweichung von diesem Verfahren. Da das RPr. lehrt dass u vor s# und nd gedehnt werde, so bildet für diese Darstellung Rv. X. 86, 3 — Ath. XX. 126, 3 eine Ausnahme, welche nicht unerwähnt bleiben durfte (vgl. RPr. 449). Die Samhitä hat nämlich yäsmä irasyasid u nv äryö vä pushtimäd väsu |. Es ist jedoch nd ary6 zu lesen und mit n« schliesst ein achtsilbiger Stol- len, in welchem dann « die 7te Silbe bildet. Diese ist aber in der grössten Majorität der achtsilbigen Stollen kurz und so auch in unserm Hymnus. Dieser besteht aus 23 Versen mit je fünf achtsilbigen Stollen, also aus deren 115, und unter diesen giebt es nur zwei, in denen die Tte ‘Silbe lang ist, nämlich 10° und 15°. Da der fünfte Stollen jedoch in jedem Verse identisch (Refrain) ist, so können wir diesen freilich nur 99 THEODOR BENFEY, einmal rechnen, so dass hier unter 93 zwei von der Regel abweichen, aber auch dieses Verhältniss genügt um auch für unsern Hymnus die fast allgemeine Regel eher zu bestätigen als zu beschränken; die Kürze welche höchst wahrscheinlich in vedischer Zeit in u herrschte, wäre also hier durch Einfluss des Metrums auch vor nd gegen die sonst davor ein- tretende Dehnung geschützt. Uebersehen wir nämlich die Fälle, in denen & erscheint, so findet dies vor eigentlichen Begriffswörtern nur sehr selten Statt und nur in der 2ten und 4ten Silbe, (s. S. 20, Ill), wo die Länge höchst wahr- scheinlich metrischem Einfluss zuzuschreiben ist. Dagegen finden wir — wenigstens im Rv.; denn für die andren Samhitä’s wage ich nicht mit Entschiedenheit dasselbe zu behaupten, da für sie keine Indices existiren und die Sache nicht bedeutend genug ist, um sie einzig zu diesem Zwecke ganz durchzulesen — die Form & durchweg (auch in der 3ten Silbe) vor s#ı und t4 und, mit einer einzigen Ausnahme, vor n&d. Wir haben aber schon einigemal und werden noch mehrfach (vgl. No. 30) vor einsilbigen wesentlich enklitischen, oder sich diesen nähernden Wörtchen (wie nx, vgl. das entsprechende griech. vv, welches wirklich enclitisch geworden ist) Dehnung eintreten sehen und in der Schlussabhandlung wird sich als nicht unwahrscheinlich ergeben, dass diese nicht ganz selten durch Einfluss derartiger kleiner Partikeln herbeigeführt wird. Es ist demnach höchst wahrscheinlich, dass « in der vedischen Zeit kurz war. Dafür spricht auch die erwähnte einmalige Bewahrung der Kürze selbst vor n& in der 7ten Silbe eines achtsilbigen Stollens (s. Bemerkung 2, S. 21) und sogar, gegen die allgemeine Regel, in der Sten eines elfsilbigen (vgl. II. Abhdlg., $ 15, nr. 16, S. 52). Dagegen ist es keinesweges un- wahrscheinlich, dass es ursprünglich & lautete, vgl. nx. 28. ukshata (RPr. 502; TPr. III. 10) vgl. Bem. zu No. 22 und unter No. 54 cakrima, wonach der Auslaut zur Vedenzeit auch lang war. (5:19.112)- Rv.. L87,,.2.= IS: IV.7318, 8 ghritäm ukshatä mädhuvarnam ärcate || oO .9 — 8 | oO o— | o—0— || 29. uecha (RPr. 463; vgl. III. Abhdlg. Nr. 16, S. 11) vgl. zu D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 23 No. 39 kalpaya, wonach der Auslaut zur Vedenzeit auch lang war. (3in 8)in drei Stellen, in denen vi uechä duhitar divalhı, zu lesen ist, nämlieh Rv. I. 48, 1; — V. 79,3 (= 8v.11.8.3.11.3) und 9. Vgl. III. Abh. a. a. O., wo divo duhitar folgt. 30. ubhayätra (RPr. 522, vgl. II. Abhdlg $ 14, $. 44). Dass die paroxytonirten Adverbien auf tra in der Vedenzeit mit kurzem Auslaut gesprochen wurden, ist oben (No. 1) bemerkt. Rv. III. 53, 5 fällt das a in die Ste Silbe eines achtsilbigen Stollens, wo nach der allgemeinen Regel die Dehnung eintreten musste; diese allgemeine Regel wird aber aufgehoben, sobald eine von Natur oder durch Position lange Silbe folgt, wie hier te (vgl. II. Abhdlg $ 12); allein gerade vor diesem Wörtchen wird diese Ausnahme Rv. VIII. 21, 7 nicht beobachtet; eben so wenig vor dem accentuirten fe (Rv. V. 31, 13); endlich auch sonst mehrfach nicht (II. Abhdlg $ 14, S. 42 fl.) und zwar insbesondre vor einsilbigen, vorzugsweise accentlosen, wesentlich fast enklitischen, Casus von Pronominibus, wie vor no (statt nas), md, me. So ist auch hier in ubhaydtra vor te die allgemeine Regel eingetreten. 31. urushya (RPr. 465; VPr. III. 106; Whitney zu Ath. Pr. Ill. 16) vgl. unter No. 39 kalpaya wonach der Auslaut in der Vedenzeit doppelzeitig war; die Länge erscheint vor no und na, statt nas (vgl. No. 30): (3 in 8) Rv. I. 91, 15. (3 in 11) Rv. V.24.3 (= VS. III. 26°). — X.7,1.— Ath. VL 4,3. (3 in 12) Rv. VIII. 71 (60), 7. 31. gritena (RPr. 448) vgl. S. 29, wonach das a doppelzeitig war. Die Länge findet sich nur in einem Fall Rv. X. 139, 4 und könnte unter die allgemeine Regel gehören. ° Es ist nämlich zu lesen dadricushis täd ritenä vi äyan so dass die Länge in die Ste Silbe eines elfsilbigen Stollens fällt. 33. zsridhyäma (RPr. 486; VPr. III. 128; 'TPr. Ill. 10) vgl. unter No. 54 cakrima, wonach der Auslautin der Vedenzeit doppelzeitig war. Rv. IV. 10, 10 /V8S. XV. 24 — TS. IV. 4.4.7). ridhyämä ta öhaih; 24 THEODOR BENFEY, nach dem überlieferten Text 3 in 6 (vgl. RPr. 878; 995; 1056). Ich werde darauf in den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik’ näher eingehen. 34. ejatha (Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war in der Vedenzeit doppelzeitig, s. No. 54 cakrima. (4 in 12) Ath. VI. 22, 2. Bem. Beiläufig bemerke ich, dass in dem ersten Stollen, welcher in der Sanh. lautet päyasvatih krinuthäpä öshadhih eivä’ zu lesen ist ka"iaauthäpaushadhi, also | apah | öshadhih | mit spurloser Einbusse des Visarga zusammenzuziehen (vgl. I. Abhdlg, S. 26 fi). 35. ena (RPr. 521). Dieses erscheint im Rv. mit kurzem Auslaut nur einmal in der Sam- hitä und zwar am Ende eines vorderen Stollens, im Sinne des Instru- mentals Sing. Rv. 1. 173, 9. Der Pada-Text hat es ausserdem noch dreimal; in der Samhitä aber erscheint in allen drei Fällen langes 4 und zwar zweimal in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Regel (8 in 11), einmal — in Uebereinstimmung mit der angeführten Stelle des RPr. — in der vierten Silbe, nämlich (8 in 11) Rv. V. 2, 11 (Instr. Sing.) » » X. 508,53 (in Adverb.-Bed.) (4 in 11) » IX. 96, 2 (in Adverb.-Bed.). In allen übrigen Fällen hat der Pada-Text sowohl, als die Samh. des Rigveda end und zwar oxytonirt; auch diese Form ist bald Instru- ment. Sing. bald Adverb; an zwei Stellen IX. 97 (Grassm. 809), 52 und X. 23 (Grassm. 849), 7 nehme ich sie mit Säyana für Acc. Plur. Ntr.; an der zweiten nimmt sie auch Ludwig so; wie er sie an der ersten fasst, lässt sich aus der Uebersetzung nicht sicher erkennen; Grassmann nimmt sie an beiden Stellen (Wtbch. Col. 300 und Ntr. Col. 1758) für Adverb. Diese beiden Stellen erwähne ich natürlich nicht. Für uns sind natürlich nur die drei Formen der Samhitä: ena, end und end von wesentlicher Wichtigkeit; in Bezug auf die Pada-Verfertiger entsteht jedoch die Frage, wie so es kam, dass sie sie auf zweierlei Weisen wiedergaben, nämlich durch ena und end. Für die, welche das D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U.PADA-TEXTEN D. V. 25 Verfahren derselben einigermassen kennen (vgl. z. B. Abhdlg ‘Ueber ei- nige Wörter mit dem Bindevocal j im Sanskrit XXIV Bd. der Abhdlgen d. K. Ges. d. Wiss. S. 39 ff), kann die Erklärung kaum zweifelhaft sein. Da das gewöhnliche Ssskrit, welches weder ena noch end oder end’ kennt, die Pada-Verfertiger hier im Stiche lies, so liessen sie sich durch äus- serliche Momente bestimmen. Dain der Samhitä ena Rv. I, 173, 9 erscheint, end aber an zwei Stellen (V.2,11; X.108, 3), wo regelmässig ein auslau- tender Vocal gedehnt wird (Sin 11) und einmal (IX. 96, 2), wo sehr häufig (4in 11), so nahmen sie für diese eine vedische Dehnung an und ersetz- ten sie im Pada ebenfalls durch ena. Da dagegen die oxytonirte Form in der Samh. stets langes @ zeigt, wagten sie nicht eine Veränderung damit vorzunehmen. Weiter erhebt sich dann die Frage: welche Aussprache war in der vedischen Zeit die vorherrschende, die mit a oder ä4, d.h. ena, end, oder end, end. Eine Art Präjudiz wird für die letztere dadurch gebildet, dass in der ganzen Samh. des Rv. nur einmal (Rv. I. 173, 9) ena vorkömmt, sonst stets enä oder end. Dieses Präjudiz erhält einige Unterstützung dadurch, dass ena in der einzigen Stelle, in welcher es erscheint, den Schluss eines Stollens bildet. Der Stollen war aber, wie zwar noch nicht vollständig bewiesen‘), jedoch keinem Zweifel unterworfen ist, ursprüng- lich der eigentliche Vers und dessen Schluss anceps. Wie sich Rv. VI. Bl prayukt, 1. 61, 2 (— Ath. XX. 35, 2); I. 184,5; 186, 9;.V. 41, 10 swrikt und X. 91, 11 havishkriti mit ı statt vedischen 7 und gewöhnlichen y4 (aus ?-4), und stets decha statt dechä (s. S. 4) am Ende eines Halbverses, d. h. hinteren Stollens finden, so konnte auch am Ende eines vorderen, d. h. ursprünglichen Verses, in 179, 9 end zu ena sich verkürzt haben, vielleicht sogar im Munde des Ueberlieferers, auf dessen Autorität die Fassung dieses Liedes in dem uns überlieferten Texte in letzter Instanz beruhte und möglicher Weise durch Einfluss des gewöhnlichen Sskrit, in welchem in den Themen auf a die Endung des Instrumentals Sing. stets -ena, mit kurzem a, lautet. 1) Diese Ergänzung wird die Fortsetzung meiner ‘Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache’ versuchen. Histor.- philolog. Olasse. XXV. 3. D 26 THEODOR BENFEY, Geschwächt aber wird dieses Präjudiz dadurch, dass nicht bloss enä sich metrisch erklären lässt, sondern auch in den allermeisten Fällen end’. Doch, damit das Material zur Entscheidung der vorliegenden Frage einigermassen vollständig vorliege, will ich die Stellen, in denen end er- scheint, hier vorführen und zwar mit Angabe der Silbenzahl, in welche dessen Auslaut fällt. I. end als Instrumental Sing. findet sich 1. in der 2ten- Silbe ..Ry... 11. 6, 2: — IM: 33,4. — V: 192 3:53, 19} — ‚V1144,247 (88V. 1. 1.1. 5..1.— VS XV. 32, os aV.2. 4.4). = X.:14, 4 (—= TS. I. 6.12. 6 — Ath. XVOR 1, 60; im letzten findet sich aber havishah statt havishä, dann ist end’ noth- wendig Adverb, was es auch im Rv. und der TS. sein könnte; Säyana nimmt es als Instrum.); X. 85, 27 (= Ath. XIV. 1, 21); Säy. nimmt es auch hier als Instr.; es könnte aber auch Adverb sein und dem ih@ im Anfang des ersten Stollens entsprechen. — X. 144, 5 zweimal. — In einem Fall, Rv. I. 105, 19, ist es mit dem folgenden Vocal contrahirt, also die Quantität des auslautenden Vocals nicht zu erkennen. 2. in der 4ten Silbe: (4 in 8) Rv. VIII. 5, 39 (Correlat von yena), (4, ind) Rv.. VII 71,4, (4 in 12) Rv. IV. 36, 7; hier erscheint 4 vor folgender Position, ist also entschieden nicht metrisch. 3. in der öten Silbe: (5 in 11) Rv. I. 171, 1 gewährt im zweiten Fuss 20 o—. Eben so.'VIL, 93, 7; VIII. 96 (85), 8. (5 in 12) Rv. II. 34, 14; VII. 21, 6 (beidemal wie eben —o o —). 4. In der 6ten Silbe eines unzweifelhaft corrumpirten Verses Rv. X. 112, 6. Er soll eine Trishtubh sein, hat aber weder deren Silben- zahl (nicht 11, sondern 10), noch deren regelmässigen Schluss (nicht o-— —, sondern 0 — 0 —). II. end als Adverb: 1. in der 2ten Silbe: D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENEH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEND.V. 27 Rv. I. 30, 3. Es folgt eine jedoch nur scheinbare Position; denn es ist zu sprechen: end hi asya udare. By 1X. 61, 11 ( Sw. IE. 1.1. 8.3 — VS. XXVI, 18) ist viel- leicht eher mit Säyana als Instr. zu nehmen, wie ich es auch im Sv. und Ludwig im Rv. genommen haben; Mahidhara zu der VS. nimmt es als Acc. ntr., was auch nicht unmöglich. Moy.X. 14,2. (— Ath. XVII. 1, 50). Ath. XII. 3, 33 vor Vocal: end ehäh (vgl. AthPr. III. 34 und dazu Whitney, welcher einen Fehler des Pada-Verfertigers ver- muthet und end für end’h nimmt). Rv. X. 148, 3 ist end nur im Pada deutlich; in der Samh. ist es mit dem folgenden Vocal zusammengezogen. 2. in der 5ten in einem elfsilbigen Stollen Rv. I. 164, 5 (— Ath. IX. 9,6) —o o— im zweiten Fuss. Sä- yana nimmt es als Ntr. Pl. Nom. Rv. IX. 97, 53 (= $v. II. 4. 1. 21. 2) ebenfall 20 0 —; DE oe N a Se . (6 in 8 erwähne ich nur der Vollständigkeit wegen) Rv. V. 34, 7. 4. (8 in 11 erwähne ich ebenfalls nur der Vollständigkeit wegen) Rv. IX. 97, 52 = $Sv. IL. 6. 1. 5. 9 (könnte vielleicht eher Acc. Pl. ntr. sein, doch vgl. end’ im folgenden Vers); X. 82,5 (= VS. XVII, 29) nur im Pada deutlich, in der Samh. mit dem folgenden Vocal zusammengezogen; Rv. I. 164, 17 (=Ath. IX. 9, 17), statt para end’'varena in der Samh. (für Pada parah | end | dvarena) ist, ohne Rücksicht auf die Einbusse des h, mit Zusammenziehung von -d e- (vgl. I. Abhalg. S. 246 ff. und unter No. 34.) paraind’varena zu sprechen. kv. 1.164, 18° (— Ath.. 1%. 9,18 V. %.); 43. (— Ath. 1I@*10, 25); (9 in 11) Rv. VI. 20, 10 prä püräva stavanta enä’ yajnalh |. Uebersehen wir diese Fälle, so erscheint die Dehnung in zweien, wo sie entschieden nicht metrisch ist, nämlich Rv. IV. 36, 12 (4 in 12) vor wirklicher Position und Rv. VI. 20, 10 in der neunten Silbe eines elfsilbigen Stollens. Denn in diesem ist der Schluss o — — so vorherr- D2 28 THEODOR BENFEY, schend, dass an Dehnung einer ursprünglich kurzen Silbe in dieser Stelle nicht zu denken ist. Freilich erscheint auch bisweilen eine lange Silbe in ihr (vgl. Max Müller Rig-Veda-Sanhita . . . translated and explained, Preface p. OXXXII. 8. 5) und es ist deshalb verwerflich, wenn Grass- mann (Wtbch. Col. 208) das & an unsrer Stelle (bei ihm 461, 10) ver- kürzen will; allein die Längen, welche in ihr erscheinen, entsprechen durchweg den grammatischen Regeln, so dass diese Stelle schon fast al- lein dafür entscheidet, dass end, end‘ mit auslautender Länge in der Ve- denzeit die herrschende Aussprache war; dafür spricht aber mit gleicher Kraft die erwähnte Stelle IV. 36, 7, wo Position folgt; denn wäre die Länge durch das Metrum gefordert, dann hätte die Position die Forde- rung befriedigt; dass die übrigen Stellen, in denen sich die Länge durch das Metrum erklären liesse, nichts gegen deren Ursprünglichkeit ent- scheiden, versteht sich von selbst, da ja an allen diesen Stellen auch eine ursprüngliche Länge stehen kann. Ja die Fälle, in denen Kürze sowohl als Länge vokalischer Auslaute innerhalb des Verses erlaubt ist — d.h. alle ausser 6 in 8, und 8 und 10 in 11 und 12 — aber hier durchweg die Länge erscheint, sprechen ebenfalls für den grammatischen Charakter der Länge, da es wohl kein Beispiel giebt, dass die gramma- tische Kürze eines Wortes, welches so häufig wie end, end vorkömmt, an allen Stellen gedehnt erschiene. Es bleibt also nur der eine Fall übrig, wo ena am Ende eines Stollens mit kurzen a erscheint; über die- sen habe ich mich schon oben (S. 25) ausgelassen und möchte getrost | die Ueberzeugung aussprechen, dass Niemand, der die Veden und ihre Sprache und Formen einigermassen kennt, selbst wenn er durch meine Erklärung nicht befriedigt wird, wagen wird, auf diesen einen Fall hin die übrigen end und end für ungrammatische Formen mit vedischer Dehnung des Auslauts zu erklären. Er wird sich vielmehr drittens fragen: ob nicht das lange ä hinter dem n, nach Analogie der masc.-neutr. Instrum. Sing. der Themen auf i und u (z. B. agni-nä, vasu-nd) auch in end, end der ursprüngliche Auslaut sei und das im Instrum. Sing. der Themen auf a statt dessen > D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 29 erscheinende kurze a (z. B. in acve-na von dcva) erst später sich geltend gemacht habe? Diese Frage ist schon, wie mir scheint, zu Gunsten der Länge entschieden (vgl. ‘Vedica und Verw. S. 125 und die daselbst citirten Stellen der Abhandlung ‘Ueber die Indogerm. Endungen des Gen. Sing. ians u. Ss. w.) und es bedarf hier nur einer Recapitulation der entschei- denden Momente. Im Zend sowohl als Altpersischen findet sich sowohl bei den pro- nominalen als nominalen Themen auf a der Instrum. Sing. nur durch den in den übrigen Themen angewendeten Exponenten 4 gebildet, wel- cher das auslautende a des Themas in sich aufnimmt, so im Zend z.B. tü, yd, ka aus den Themen, ta, ya, ka; in Bezug auf die Nomina s. Justi Handbuch S. 387 —389. Natürlich trat dieselbe Formation auch bei den mit antretendem na zusammengesetzten Pronominalthemen ein und so finden wir im Zend von a-na im Instr. msc. anä. Im Sskrit ist diese Endung des Instr. Si. der mit na zusammengesetz- ten Pronomina — gleichwie die anderer Casus — auch in die Nominalde- clination eingedrungen, zuerst natürlich nur als Nebenform und dieser Zustand tritt uns noch einigermassen in der Vedensprache entgegen, wo wir bei den Themen auf a mehrfach va (für’u-d) und °u-nd nebeneinan- derfinden, z. B. von pag«, m., pacvd' und pagund; bei den 'Themen auf ‘ ist nd in den Veden fast einzig zur Herrschaft gelangt, doch hat sich in ihnen und selbst im gewöhnlichen Sanskrit die alte Form von pdti und sakhi, nämlich patis oder pdtya, sakhid oder sakhyä erhalten und zwar die letztere als einzig berechtigte, die erstere mit zwei Ausnahmen, nämlich wenn durch einen Genetiv determinirt (Rv. IV. 57,1 kshetrasya pdtind) und in Zusammensetzungen (Rv. VIII. 96 (85), 15; X. 68, 10 brihadspatind). Ein Värttika zu Pänini VII. 3, 109 erwähnt auch Aikı- divy-a statt kikidivi-na als vedisch. In den uns bekannten Vedentexten erscheint kein Aikidivyd, wohl aber Rv. X. 97, 13 kikidivind. Wesent- lich dieselben Gründe, welche mich (in den Göttinger Nachrichten 1879 No. 3. S. 110 fi.) bestimmt haben, für ojasina in der TS. IV. 4. 12 30 THEODOR BENFEY, anzunehmen, dass eine andere (/äkhä ojasya statt dessen geboten habe, bewahrt bei Pän. IV. 4.130 und zu sprechen ojasta, legen mir die Ver- muthung nahe, dass Aikidivya in dem erwähnten Värtt. die Leseart einer anderen Cäkhä des Rv. gewesen sei und in einem Versuche, den ur- sprünglichen Text des Rv. herzustellen, X, 97, 3 kikidiviä statt kikidt- vina zu sprechen sei'). Was die Themen auf a betrifft, so ist in den Veden die aus der pronominalen Declination (der Zusammensetzung mit na) eingedrungene Form auch in ihnen die vorherrschende geworden und zwar fast durch- gängig mit auslautendem kurzen a. Die alte Form durch blosses & hat sich nur selten erhalten z. B. in dem verdoppelten yajnd-yajna Rv. VI a8, ı (= Sv. I. 1. 1. 4.1), in mahitvd‘ und wenigen andren. Statt des kurzen Auslauts (in -na) erscheint aber mehrfach noch der lange und zwar bisweilen an Stellen, wo er höchst wahrscheinlich nicht durch metrischen Einfluss entstanden sein konnte (wie z. B. wo er vor wirk- licher Position vorkömmt, wie yend cravasyavac in Abhdlg III, S. 33), sondern sich nur dadurch erklärt, dass er, wie wir annehmen, der ursprüng- liche war, welcher sich hier erhalten hat. Danach dürfen wir dieselbe Erklärung auch für diejenigen Fälle annehmen, wo sich die Entstehung einer Länge durch metrischen Einfluss erklären liesse: das Metrum hat in ihnen dazu beigetragen die ursprüngliche Länge zu erhalten. Die Verkürzung des auslautenden 4 (von ursprünglichem -nd) mag dadurch herbeigeführt sein, dass 1. überhaupt lange Auslaute sich der Verkür- zung zuneigen (so z. B. insbesondere in Adverbien und Partikeln) 2. die 1) Beiläufig bitte ich Rv. IX. 86, 43 zu vergleichen, wo — und ebenso in der entsprechenden Stelle Ath. XVII. 3, 18 — mddhund erscheint, während Sv. I. 6. 2. 2. 11 statt dessen madkvd hat. Dieses gehörte doch unzweifelhaft einer anderen Gäkhä oder Gestaltung dieses Verses im Rigveda an, und kam mit dieser Variante in den Sämaveda ; mädhvä, zu sprechen madhud, ist aber unzweifelhaft die ältere, ja das letztere die älteste Form dieses Wortes und wer madhund an seiner Stelle sprach, that es unter Einfluss der späteren regelmässigen Form, welche ihm die nöthige Silbenzahl gewährte; denn dass mädhud zu sprechen sei, scheint in der Zeit, wo die Samhitä fixirt ward, ganz vergessen gewesen zu sein. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 31 Bedeutung des Instrum. Si. der Themen auf a durch die übrigen Eigen- thümlichkeiten: das (bis jetzt noch nicht hinlänglich erklärte) e statt des thematischen Auslauts a und das » hinlänglich gekennzeichnet war, so dass sich die Neigung zur Verkürzung des Auslauts — welche wir auch im Zend im Instrum. Si. eintreten sehen — ohne Nachtheil für die Be- deutung — zur Geltung bringen konnte. Viertens entsteht endlich die Frage: ist dieses end, end der In- strumental Sing. von dem einfachen Pronominalstamm a, wie es das Ptsb. Wtbch auffasst, oder von dem zusammengesetzten ena, end, mit andern Worten: ist es ganz nach Analogie des Instrum. Sing der Pronomina auf a: td u.s.w. z.B. tena u. aa. und der Nomina auf a z. B. von deva, devena aus dem Pronomen a gebildet, oder nach der alten Regel, wie z. B. mahitv@ von mahitva, aus dem Pronomen end durch Zutritt des Instr.-Exponenten 4 und Zusammenziehung desselben mit dem auslau- tenden a des Themas? Für die letztere Annahme spricht schon der Accent. Denn wäre es nach der ersteren Analogie gebildet, dann würde es, nach Analogie von td u. s. w. im Instr. Si. Zena u. s. w., paroxytonirt, nicht oxytonirt sein, während die Oxytonirung ganz regelmässig ist wenn es zu end gehört (vgl. mahitvand von mahitvand u. aa). Dagegen kann man zwar geltend machen, dass auch vom Fem. des Pronominalstamms a im Instr. Sing., gegen die Analogie des paroxytonirten fdyd u. aa., OXy- tonirtes ayd erscheine (ob das paroxytonirte dyd welches der Rv. an ei- ner Stelle (VI. 66, 4) hat, hieher gehört, ist noch zweifelhaft). Allein diesem ayd' treten amuyd und eine beträchtliche Anzahl von Adverbien auf yd wie äcuyd', naktayd, sädhuyd u. s. w., zur Seite, während sich nicht ein Instrumental Sing. oder Adverb auf end nachweisen lässt, welche von einem Thema auf a vermittelst e für « und Hinzutritt von na abgeleitet wären. Wir werden also auch für das besprochene end (end, ena) eine derartige Erklärung nicht behaupten können, sondern darin einen Instrumental von end, gebildet durch Hinzutritt von dä, an- zuerkennen haben. Gern hätte ich noch die in den indischen Commentaren vorliegen- den Erklärungsversuche in Betracht gezogen, da sie in mancher Beziehung 32 THEODOR BENFEY, interessant sind. Wird doch bei Säyana zu Rv. I. 173, 9 ena ohne weitres mit ina identificirt — ein recht schlagendes Beispiel für die Schwäche der heimischen Kenntniss der Veden — und von Wilson demge- mäss ‘o Lord’ übersetzt. Doch es würde diesem Artikel einen zu grossen Umfang geben und möge deshalb für eine andre Gelegenheit aufgespart werden. 36. evä (RPr. 462; 522 vgl. III. Abhldig. no. 18. S. 11—13). Rv. VI. 48, 17. Der Stollen, in welchem hier ev@ erscheint, muss eigentlich ein zwölfsilbiger sein (er ist der dritte einer Satobri- hati); zählen wir unter dieser Voraussetzung vom Schlusse aus rückwärts, dann fällt der Auslaut von evd in die 10te Silbe ei- nes zwölfsilbigen Stollens und ist nach der allgemeinen Regel gedehnt. Freilich bleiben dann im Samhitä-Text für den Anfang nur 6 Silben, so dass zwei fehlen. Es ist nun zwar nicht schwer, diese vermittelst einer anderen Leseweise zu ergänzen, nämlich indem man md utd getrennt und sdro dreisilbig liest; doch will ich darauf hier nicht näher eingehen, da mir der Vers noch nicht ganz klar ist. Ferner findet sich a als (4 in 8), gedehnt Rv. IV. 30, 1 (= Sy. 1. 3. 1.:1: 10, wo aber V. L. evam). 37. karta (RPr. 462). Der Auslaut war doppelzeitig vgl. No. 54 cakrima. (4 in 8) Rv. I. 86, 10. 3s. kartana (RPr. 520) (7210.11). Rv. 12. 14,9. ädhvaryavah kärtanä crushtim asmai. Dehnung vor Position kann nie Folge metrischen Einflusses sein; weiterhin werden wir (unter pdthäna) sehen, dass dieses na auch in der 3ten Silbe gedehnt erscheint; allein auch in dieser konnte schwer- lich ein metrischer Einfluss wirksam sein. Sollen wir darauf hin - wagen die Ahnung zu hegen, dass dieses na ursprünglich auf langes & auslautete? Aber es giebt ausser diesen beiden Fällen keinen einzigen weiter, welcher für die Länge mit einiger Entschiedenheit spräche; das nn ELLE N TEE EEE D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U.PADA-TEXTEN D. V. 33 (oben No. 17) erwähnte avishtand, welches in der 4ten Silbe eines elf- silbigen Stollens mit langem 4 erscheint, entscheidet nichts, da in dieser Silbe viele entschieden kurze Vocale gedehnt werden; in allen übrigen Fällen aber tritt die Dehnung nur den allgemeinen Regeln gemäss ein. Ausserdem sind diese Formen mit na hinter tha und ta der zweiten Person Plur. keinesweges sehr selten. Die meisten erscheinen im Im- perativ; dann folgen an Anzahl die im Indicativ Impfect. Plsgpf. und Aorist.; dann die im Indicativ Präs. und im Potential; die Zahl der hieher gehörigen Wörter ist im Rv. 61, davon gehören 44 dem Impe- rativ Präs. und Aor. an; dem Indic. Impfcti, Plgpf. und Aor. 11; dem Indic. Präs. 4; dem Potent. 2. Diese 61 Formen liefern 141 Fälle und ausser jenen zuerst erwähnten 2 zeigen die übrigen, also 139, die Deh- nung nur in Silben, wo sie sich, in dem einen (avishtand) metrisch er- klären lässt, in den übrigen metrisch entstehen musste; selbst dieser letzteren giebt es verhältnissmässig nicht viele, nämlich einer in 6inS (kv. TE: 23, 11); einer in 8 in 11. (Rv. VII 56, 21); einer in Sin 12 zEVEIE 18,10 — 'Sy..1. 5.°1..1. 7):02 wei in’ 10 n.11 (By. VII AN 22059, 8 — TS. IV. 3. 13..3—4); fünf in 10 in 12 (Rv. I. 161, iilalzwei); LI. 34, 9;-V. 55, 7; 57, 2). So treten also nur zwei Fälle unter 141 auf, die für einstige Länge sprechen könnten; in den elf andren, in denen die Länge in der Sam- hitä erscheint, ist sie für diese Frage völlig unerheblich und in 128 erscheint der Auslaut kurz, also stehen eigentlich nur zwei Fälle mit metrisch unerklärlicher Länge 128 Fällen mit Kürze gegenüber. Dieses Missverhältniss möchte wohl geeignet sein, die Ahnung, dass trotzdem das auslautende a einst lang gewesen sei, zu verscheuchen ; allein wir wissen, dass wortauslautende lange Vocale sehr oft verkürzt werden (vgl. S. 25 und sonst) und haben in dem Instrum. Sing. der Themen auf a, welcher früher auf nd auslautete (s. S. 28 ff.) eine ganze, weit umfassende Categorie, in welcher der Auslaut verkürzt ist und in den Veden ebenfalls nur verhältnissmässig wenige Spuren seiner ur- sprünglichen Länge bewahrt hat. Das Missverhältniss von 2 zu 139 braucht uns also nicht von der Verfolgung der Vermuthung abzuschrecken, Histor.-philolog. Classe. XXV. 3. E 34 THEODOR BENFEY, dass das in 2 Plur. angetretene na einst nd gelautet habe; allein ich sehe bis jetzt kein Mittel ihr kräftige Stützen zu verschaffen; ich will daher nur andeuten, dass ich es nicht für unmöglich halte, dass es zu identificiren sei mit dem verstärkenden zend. nd (z. B. kem nä, welches auch mit kurzem «a erscheint ka-na), griech. »n (in &yw-vn w-vn) u. aa. (vgl. Fick, Vgl. Wtbch der Indog. Spr. 1°, 122); denn dass es auch im Veda eine verstärkende Bedeutung hat, scheint der Umstand zu bestä- tigen, dass es in weit überwiegendem Verhältniss im Imperativ erscheint: 44 zu 61, also in mehr als zwei Dritteln. Diese Zusammenstellung sicher zu stellen, ist mir aber bis jetzt nicht gelungen; gelingt es nicht, nd mit langem Auslaut als ursprünglicheren Schluss dieser Formen zu erweisen, dann werden wir für jetzt auf eine Erklärung des langen 4 in kartand und päthanä verzichten müssen. 39. kaipaya (Whitney zu AthPr. III. 116, S. 133, 3, b). Ath. IV. 12, 5, wo die Samhitä lautet: löoma lömnä säm kalpayä tvacä säm kalpayä tvacam || . Ich hätte die Länge des Auslauts a der 2ten Person Sing. des Im- perativs eigentlich schon bei arca zu erklären versuchen müssen; allein ich gestehe, dass ich über die Erklärung derselben sehr lange schwan- kend war und die Discussion desshalb eigentlich für einen Anhang vor- behalten hatte. Indessen ist mir eine Erklärung so wahrscheinlich ge- worden, dass ich mich für berechtigt halte, sie jetzt schon mitzutheilen. Die verhältnissmässig sehr beträchtliche Anzahl dieser Formen mit langem 4 — (ich zähle deren theils in der Illten Abhdlg, theils in dieser IVten von 84 Verben auf — im Rveda 78, während in diesem analoge Imperative auf a oder ä überhaupt nur von 184 Verben er- scheinen‘), so dass schon unter den von mir aufgezählten (s. die An- 1) Da einige Leser vielleicht den Wunsch hegen mögen das im Folgenden kurz Hervorgehobene im Einzelnen zu verfolgen, will ich die hieher gehörigen Im- perative hier alle aufzählen. In der IIIten Abhandlung sind aufgeführt: «ja arca arsha ava wuecha kshara jinva josha tapa tishtha trimpa piba bodha bhara bhava mrila yaccha yaja yoja raksha rana rada ruja vada vardha vaha vida vrieca CawS@ D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 35 merkung) mehr als ein Drittel die Länge theils allein, theils neben der Kürze zeigt) — diese grosse Anzahl also legt die Vermuthung nahe, dass die Länge nicht durch metrischen Einfluss, wohl auch nicht durch irgend einen andern uns unbekannten entstanden sei, sondern vielleicht, ja wohl wahrscheinlich, die ursprüngliche Quantität gewesen sei, welche — wie so manche Auslaute (vgl. S. 25 und sonst oft) — später sich verkürzte, aber in vielen Stellen der Veden theils durch das Metrum geschützt ward, theils ohne irgend einen speciellen Grund — wie in Poesie, insbesondre religiöser, so manches alte — sich erhalten hat. Diese Vermuthung erhält keine geringe Stütze dadurch, dass die Länge an so sehr vielen Stellen des Verses erscheint, wo sie nicht vom Metrum gefordert wird, sondern die Kürze ebensowohl genügte — wie z. B. in der 2ten Silbe, in der 7ten elf- und zwölfsilbiger Stollen, wo dadurch als zweiter Fuss | — o— — | entsteht, während die Kürze den bei weitem häufigeren (—o 5 —-) ergeben würde — ja wo sie das ciksha coca sana sara sädha srija sedha; in dieser IVten alsdann folgende, unter denen vierzehn welche schon in der IIIten vorkommen; bei diesen bemerke ich: vgl. IP, also arca (vgl. III) ava (vgl. II) iraya uecha (vgl. II) urushya kalpaya kira khida gätuya gürdhaya cara crita cyävaya janaya jambhaya jaya tarpaya tira tishtha (vgl. III) dacasya drävaya dhanva dharsha dhäraya mamasya nuda parsha päyaya päraya piba (vgl. UI) priccha prusha bodhaya bhaja bhara (vgl. III) dhava (vgl. TIL) mada mandaya mahaya munca mrilaya yüvaya yodhaya raksha (vgl. III) ranaya randhaya vada (vgl. II) vardhaya vaha (vgl. III) voca vyathaya cassa (vgl. IH) coca grathaya cravaya sada sama (vgl. III) sadaya suva srija (vgl. II), sväpaya. Hierzu muss ich bemerken, dass die Zahl noch bedeutend gewachsen sein würde, wenn ich auch diejenigen Verba aufgezählt hätte, welche diese Form mit langem & in denjenigen Stellen zeigen, in welehen nach den allgemeinen Regeln ein im Pada auslautendes @ in der Samhitä gedehnt wird. Allein, um diese hinzuzufügen, müsste ich einzig zu diesem Zwecke den Rigveda nochmals durchlesen; dazu reicht zu- nächst meine Zeit nicht aus, dann hoffe ich aber auch, dass es für das Resultat, welches ich in Bezug auf die Beurtheilung dieser Länge glaube geben zu dürfen, keiner weiteren Häufung von Beispielen bedarf, und endlich würde die Hinzufügung dieser Verba in den Augen derer, welche mein Resultat bezweifeln und die Länge aus metrischem Grund erklären, von gar keinem Gewicht sein. E2 36 THEODOR BENFEY, Metrum eher stört, wie in der 3ten Silbe (wo die Länge sehr häufig erscheint), oder gar in der 5ten (vgl. z. B. weiterhin unter bAava); noch mehr spricht dafür. dass die Länge selbst vor Position erscheint (vgl. in der IIIten Abhalg unter bodha S. 22, bhava S. 23, ciksha S. 38, sana S. 39 und in dieser IVten das eben besprochene kalpaya), ja sogar (eben- falls hier unter kalpaya) am Ende eines Stoilens. Endlich darf dafür auch der Umstand geltend gemacht werden, dass langes 4 (neben kur- zem a) in dieser Form auch im Zend erscheint, so ä-vaend vacthä-ca, ukshyä (von vakhsh), ni-shacyd, perecä-ca, fra-dakhshayd (alle ausser dem 3ten im Yacna, dieses im Yasht). Was nun die Erklärung dieser Form betrifft, so darf ich wohl als allgemein anerkannt voraussetzen, dass der Indogermanische Impe- rativ theils durch die Exponenten des Uonjunctivs (Modalität des Sollens aus äusseren oder inneren Gründen) und zwar Präsentis und Imperfecti (d. h. der Form nach Imperfect ohne Augment), theils durch eigenthüm- liche Exponenten gebildet ist. Die erste Person Sing. Imptvi Präs., de- ren Exponent dni ist, ist völlig identisch mit dem Conjunctiv, verliert aber in den Veden häufig die Endung ni (vgi. darüber No. 63 unter jdnima), so dass sie nun auf 4 auslautet, z. B. bravani und brava, vgl. oben 8. 12 anaja eigentlich anajä, S. 13 aya, eig. ayd u.aa. Die zweite Person Sing. des Conj. lautet entsprechend in den hieher gehörigen Ver- ben (denen der Isten Conjugation) auf dsi aus. Wie in der ersten Per- son das auf ä folgende ni eingebüsst ward, wie in fast allen indoger- manischen Sprachen jede Spur des ursprünglichen mi der ersten Person Sing. hinter deren Reflex des ihm vorhergehenden indogermanischen & unabhängig von einander verloren ist (vgl. No. 63 unter jdnima), wie im Sanskrit das Characteristicum des 2ten Sing. Impt. indogerm. dhi mehr- fach — im späteren Sanskrit in einigen Categorien durchweg, in andern gar nicht, im Veda aber z. B. noch nebeneinander crinu-dhi, erinu-hi und erinu -—, so ist auch das si in der Endung dsi eingebüsst und zwar im- mer in der Verwendung dieser Form als Imperativ, zugleich ist das nun zum Auslaut gewordene 4 mehrfach verkürzt. Ob diese Einbusse schon in der Indogermanischen Zeit Statt ge- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 37. funden hat, wofür man natürlich den Umstand geltend‘ machen darf, dass in 2 Sing. Imptvi keine der Indogerm. Sprachen eine Spur von sö zeigt, oder ob sö unabhängig von einander in ihnen eingebüsst ward, wie das ja unzweifelhaft mit dem mi der 1sten Person Indic. Präs. geschah (wo z. B. das gewöhnliche Sskrit mi durchweg bewahrt hat, das Zend die For- men mit und ohne mi nebeneinander zeigt, die europäischen aber keine Spur desselben besitzen), willich nicht entscheiden; dass aber das 4 nach dem es nach Verlust des mi in allen Auslaut geworden war, die Ver- kürzung unabhängig von einander erleiden konnte, wird wohl schwerlich bezweifelt werden (vgl. z. B. gr. -w, lat. -0 statt indogermanischen d-mi). Dass in der Phase des Indogermanischen, welche wir zu übersehen vermögen, die 2te Sing. Imperativi ursprünglich keinen Exponenten die- ser Bedeutungsmodification hatte, wird wohl Niemand zu behaupten wa- gen, der sich ernsthaft mit Untersuchungen über sie beschäftigt hat. Er wird zugestehen, dass — abgesehen von den Interjectionen — jedes Wort desselben ursprünglich — wie die alten indischen Grammatiker, die grössten, welche bis jetzt aufgetreten sind, erkannt haben — entweder auf einen Casus- oder Personal- Exponenten auslautete (s. Pänini I. 4, 14 und vgl. das St. Petersburger Sskrit-Wtbch. IV. 448 unter pada 11). Wir nehmen demgemäss an, dass in der Vedenzeit die Conjunctive auf äsi in ihrer Verwendung als Imptve derselben Person das auslau- tende sö schon verloren hatten, und das nun zum Auslaut gewordene 4 sich mehrfach, aber nichtimmer, verkürzte: sonach werden wir in einem Versuch den ursprünglichen Text herzustellen, der Autorität der Samhitä in Bezug auf die Quantität folgen, natürlich auf die Gefahr hin, wo diese uns im Stich lässt (bei wieder aufzulösenden Contractionen dieses ö mit folgenden Vocalen), keine Entscheidung über sie treffen zu kön- nen (vgl. bei jdnima). 40. kävyena (RPr. 500). Rv. IX. 84, 5: viprah kavih kä’vyenä svärcanäh | Es ist aber zu sprechen: viprah kavih kä’vienä suarcanäh. Dadurch fällt %%G in die Ste Silbe eines zwölfsilbigen Stollens, würde 38 THEODOR BENFEY, also, auch wenn er kurz gewesen wäre, zu dehnen gewesen sein. Wir haben aber S. 29 gesehen, dass diese Endung des Instrum. Si. ursprüng- lich langes & hatte, welches sich in der Vedenzeit neben der Verkürzung erhalten hatte. 41. kira (RPr. 519) hatte in der Vedenzeit langes und kurzes a als Auslaut, s. No. 39 kalpaya S. 34. Rv. IX. S1, 3, wo in der Samh. der erste Halbvers lautet: & nah soma pävamänah kirä väasv indo bhäva maghävä rädhaso mahäh |. Diese Länge ist im RPr. besonders aufgeführt, weil nach II. Abhdlg. N 12 dasd, auf welches das Wort im Pada auslautet, trotzdem es die 10 Silbe eines zwölfsilbigen Stollens schliesst, nicht hätte gedehnt werden dürfen; diese Ausnahme würde jedoch hier wegfallen, weil statt vasv mit Auf- hebung der Liquidirung vasu zu lesen ist; nach unsrer Annahme war aber der Auslaut ursprünglich lang. 42. karizauta (RPr. 517). Der Auslaut war doppelzeitig, s. No. 55 cakrima. Rv. X. 78, 8. Dieser Vers ist Abhdlg II, $ s, S. 31 besprochen und nachgewiesen, dass no darin zu streichen ist, wodurch der Auslaut von krinuta in die Ste Silbe eines elfsilbigen Stollens zu stehen kömmt und, wenn er dem Vf. dieser Hymnus nicht für grammatisch lang galt, der allgemeinen Regel gemäss zu dehnen gewesen wäre; wir nehmen an dass seine ursprüngliche Länge vielleicht durch Einfluss des Metrums hier bewahrt ist. 13. kariazautha (RPr. 517, Whitney zu AthPr. III, 16). Der Aus- laut war doppelzeitig, s. No. 55 unter cakrima. (8 in 12) Rv. VIII. 27, 18. Die Samhitä liest äjre cid asmai krinuthä nyäncanam. Die Position ist nur scheinbar; es ist zu sprechen nidricanam. (7 an 1 D)#Rv: VI. 28, 6 (= VAth\ IV. 21, 6). 44. kräyi (TPr. III. 13). TS. I. 8. 14. 2 (= V8. X. 20°%, wo aber VL. kriv) Bu D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 39 Die beiden ersten Glieder sind regelrechte achtsilbige Stollen; sie Jauten: rudra yät te kräyi päram näma täsmai hutäm asi; das gedehnte i steht in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens, ent- spricht also der allgemeinen Regel. 45. khida (Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war doppel- zeitig, s. kalpaya S. 34. (7 in 11) Ath. IV. 22, 7 chatrüyatä'm & khidä bhöjanäni. 46. gata (RPr. 518). Der Auslaut war doppelzeitig, s. No. 55 unter cakrima. (asin. 12): Bye 1.106,25 X.)85, 11, 47. ganta (RPr. 463 vgl. Abhdlg III S. 14, No. 26). Der Aus- laut war doppelzeitig, s. No. 55 unter cakrima. (3.in. 8), Ry.ı VIIL 20, 1. =,8V..1..5,1.12203 48. gätuyä (RPr. 520). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 34 unter kalpaya. (ms) Rv. VILLE: 46,12. —. Ath., XX. 46,3. Ich habe schon in der Abhdlg. ‘Ueber einige Wörter mit dem Bin- devocal © im Rigveda’ (in Bd XXIV, $ 10, S. 25 ff.) auf Hymnen auf- merksam gemacht, in denen fast alle achtsilbige Stollen — gegen die gewöhnliche Regel — nicht mit einem Jambus (0 —-) sondern einem Spon- deus (——) oder Trochäus (—o) schliessen. Zu diesen gehört der Hymnus, in welchem gätuy@ ca den Schluss bildet. Er besteht aus 12 Versen von drei achtsilbigen Stollen und wird demgemäss den Gäyatri- Hymnen zugesellt. Unter allen 36 Stollen kömmt aber nur einmal der regelmässige Schluss achtsilbiger Stollen, der Diiambus (o — 0 —) in 11° vor und einmal der wesentlich gleiche Epitritus tertius (— — 20 —) in 9%. Von den übrigen 34 schliessen 29 — — und zwar alle drei des letzten Verses in welchem gätuyd’ erscheint. Wir dürfen daher unbedingt an- nehmen, dass dieser Schluss in diesem Hymnus der vorherrschende ist und desshalb der Auslautin gätuyd’ seine ursprüngliche Länge bewahrt hat. 40 THEODOR BENFEY, 49. gürdhaya (RPr. 500). Der Auslaut war doppelzeitig vgl. 8. 34 unter kalyaya. (4 in 8), By; VILIIL.19, 1: Sw. I. ..2.7 0202243220 Dies Sam hitä liest: täm gürdhayä svärnaram. Es ist suarnaram zu lesen. 50. gühata (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. unter No. 55 cakrima. (3 in 8) Rv. I. 86, 10; es ist zu sprechen: gühatä guhiam tämo. 51. gwriasata (Whitney zu AthPr. III. 16, S. 135. II. 4). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. unter No. 55 cakrima. Ath. V. 27, 9, wo der Halbvers in der Samhitä lautet: daivä hötära ürdhvam adhvaräm no ’gner jihväyäbhi grinata grinäatä nah svishtaye. Es ist mir bis jetzt nicht möglich, das Metrum mit voller Sicherheit zu bestimmen; die Länge scheint mir jedoch in die 3te Silbe eines achtsilbigen Stollens zu fallen, was uns übrigens jetzt gleichgültig sein kann, da wir annehmen zu dürfen glauben, dass sie in der Vedenzeit sich noch neben der, später allein herrschenden, Kürze behauptet hatte. In Bezug auf die anomale Form grindta statt grinitd bemerke ich, dass sie sich an irgend eine der Volkssprachen schliesst; im Päli so- wohl als Präkrit ist das 4 und ?, auf welche das Präsensthema der neunten Conjugationsclasse im Sskrit vorwaltend auslautet, mehrfach durch das vorherrschende Characteristicum der Präsensstämme, a, ver- drängt, vgl. z. B. im Päli baddhati statt sskr. badhnäti (E. Kuhn, Beitr. z. Päli-Gr. S. 99), im Präkrit yänadı statt sskr. jänäti (Hemacandra, von Pischel IV. 292), janaha statt sskr. jänttha (ebds. IV. 369, vgl. auch Lassen Inst. 1. Präcr. S. 348); dabei waren vielleicht diejenigen sanskri- tischen Formen von Einfluss, in denen 4, 7 regelmässig fehlt z. B. grin- anti, grin-iyd, vedisch grin-e, in denen also dem Sprachgefühl gegenüber das Element, welches mit dem Nasal schliesst, den Schein annahm, als ob es die Wurzel wäre, in Folge dessen es ja auch mehrfach in den nn D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEND.V. 41. Volkssprachen zur Bildung der generellen Verbalformen verwendet ward, 2. B. im Präkrit von jdn (statt sskr. jndä) im Futurum jän-issamo (Lass. I. L. Pr. S. 350). Dieses setzte sich dann auch theilweis für den Prä- sensstamm fest und schloss daran dessen in der weit überwiegenden ‚Majorität erscheinende Characteristicum a — wie auch in vedischen Verben (vgl. Vollst. Gr. $ 501; 802; 804; 806). An diese volkssprach- liche Entwickelung schliessen sich auch epische Formen, wie z. B. im MahäBhär. praty agrihna-ta statt °ni-ta, eben so in der Mund. Up. grihna-te statt grihni-te (s. St. Petersb. Wtbch Il. 835, Z. 1 u. 5). Ganz ‘eben so ist das im Ath. hier vorliegende grin-d-ta zu begreifen, wobei jedoch zu beachten, dass der Uebergang in die sechste Conjugationsclasse Statt fand, nicht in die erste. Ein vedisches Beispiel mit 4 (statt d) ge- währt die TS. II. 6. 8. 5 in arunat, wenn es im St. Petersb. Wtbch (unter 3. ru) richtig gefasst ist. 52. gmanta (RPr. 517). ‘(4 in 11) Rv. I. 122, 11. Ich kann keinen Grund erkennen, wa- rum gmantä, wie die Samhitä hat, an dieser Stelle seinen Accent bewahrt hätte, wenn es wirklich Verbum finitum wäre, wie Säyana es nimmt und selbst Ludwig (Uebersetzung 1. 206). Das Ptsb. Wtbch (Il. 666) hält die Stelle für dunkel oder verdorben, deutet aber doch richtig auf das Ptcp. gmant; daran schliesst es denn auch Grassmann (Wtbch 384), will aber, wie mir scheint, etwas vorschnell emendiren. Ich bin der Ansicht, dass das & in gmantä' für as steht (vgl. I. Abhdlg. X. S. 255 = 35 fl. wozu ich noch eine nicht geringe Zahl von Ergänzungen liefern werde) und Nom. Pl. Ptcp. Aor. IT ist. Des & war also auch im Pada zu er- halten und die Verkürzung desselben ist einer der nicht seltenen Irr- thümer der Pada- Verfertiger. Verbesserungen: Zu S. 13 arca und ava vgl. man $S. 17 Bemerkung und $. 34 unter kalpaya. Zu S. 13 anayata, avatha, S. 14 aswijata (wo auch 7 in 12 z. 1) und ita, 'S. 15 iyarta vgl. man S. 17 Bemerkung und unter No. 55 cakz*ima. Zu S. 14 avishdana vgl. man S. 32 unter kartana. S..17 2. 15,8. 18.2.2, 8.22 2,5 wu, 8. 23.2.8 'v. u. 8. 24,24 v. 0., 8. 32 7. 12 v. u. ist bei eakgima 55 statt 54 zu corrigiren. Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden von Theodor BDenfey. Vierte Abhandlung. Alphabetisches Verzeichniss der ein- und mehrsilbigen Wörter, welche auslautende a, ?, « an irgend einer Stelle des Stollens in der Samhitä lang im Pada kurz zeigen. Zweite Abtheilung. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 5. Juli 1879.) Vorbemerkung. Ehe ich die Fortsetzung des alphabetischen Verzeichnisses beginne, bedarf es einer kurzen Vorbemerkung. | Als die erste Abtheilung bis zu der Zahl 52 gelangt war, erhielt ich durch die Güte meines hochgeehrten Freundes des Dr. A. C. Burnell ein Exemplar seiner Ausgabe des Riktantravyäkarana, A Präticäkhya of the Sämaveda (Mangalore 1879), von welchem er im Jahre 1877 das erste und später noch ein zweites Msept aufge- funden hat. Die treffliche Bearbeitung zeigte mir sogleich, dass es dienlich, ja wohl nothwendig sein würde, den weiteren Druck der vorliegenden Abhandlung auszu- setzen, um das hier gebotene Material wenigstens dem noch nicht gedruckten ein- verleiben zu können. Das was für die III. Abhdlg und die erste Abthlg der IV. von Wichtigkeit ist, verstatte ich mir dagegen hier nachzutragen ; zugleich bemerke ich, dass ich dieses Präticäkhya, nach Analogie der übrigen, durch ‘SvPr. (= Sä- maveda-Präticäkhya) bezeichnen werde, In der III. Abhdlg. füge man hinzu: S.1 7.7 bei äccha ‘SvPr. 236; 241’. — 8.3 2.9 v. u. bei adya ‘SvPr. 242; 259 und Rv. 1. 44,1 = Sv.1.1.1.4.6. Z.7 v. u. verweise man auf die Be- merkung S. 4 Z. 6 und füge zu der dazu gehörigen Note unter dem Texte, dass auch SvPr. 116; 159 die Kürze vorschreibt. — S.4 Z. 8 bei ddha ‘SvPr. 236. Als Beispiel ist Sv. II. 5. 1. 9. 2 angeführt, wo demnach ddhä sma zu schreiben wäre. Stevenson’s Text sowohl als der meinige haben ohne Varianten und in Ueberein- stimmung mit VS., TS., und Rv. (s. S. 5 Z.4, wo hinter Rv. VII. 3, 2 hinzuzufügen. ist: Sv. I. 5. 1. 9. 2) adhä. Ist SvPr. richtig, so wäre hier Länge vor Position. — 8.7 Z. 4 bei abhi ‘SvPr. 239; 240; 258. — Zu S. 8 Z. 4 bemerke man, dass Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. A 2 THEODOR BENFEY, diese Dehnung SvPr. 240 erwähnt wird. Ferner füge man noch Sv. II. 1. 1. 19, 3 hinzu, wo der Pada-Text abhz | ritäsya | hat, die Samh. aber abhi 1°, während Rv. in der entsprechenden Stelle (IX. 75, 3) abhim vi? liest. — 8. 82. 17 bei arca “SvPr. 236. — S. 11 2.1 v. u. bei eva ‘SvPr. 236°. — 8. 13 Z. 18 bei kridhi ‘Sv Pr. 259. — S. 17 2.1 v. u. bei Zfena ‘SvPr. 236; 251°. — 8.19 Z.9 v. u. bei piba ‘Sv. Pr. 236. — 8. 22 Z. 15 bei bödha ‘SvPr. 236; 260°. — 8. 23 Z. 6 bei bhava “SvPr. 236°. — 8.24 nach Z. 13 ist hinzuzufügen: malsva (RPr. 465; SvPr. 236) Rv. I. 9, 3 (= Ath. XX. 71, 9). — VII. 3,1: Sr. I 3. 1.5.7); 6,39;.13, 14; 92.(81), 30 = Sv. IE 2. 1. 18.3 = Ath.: XX.:60, 3); 99: (88), 2 = Sr. IL 2.1. 14. 2). — 8.29 Z. 8 bei yadı ‘SvPr. 238: ebds. Z..19 ist hinter Sv. I. 4. 2. 2. 5 hinzuzufügen: ‘die Dehnung ist im SvPr. erwähnt”. — S. 31 Z. 14 bei yukshva (im Sv. yuaakshva) ist hinzuzufügen ‘SvPr. 236. — 8. 31 Z. 30 bei yena ‘SvPr. 236. — 98.33 Z. 11 v. u. bei yoja: ‘Sv. Pr. 236; 241; 246°. — 8.34 Z.1 bei raksha, ‘SvPr. 236°. — S. 35 Z. 4 bei räsva ‘SvPr. 236°. — S. 36 Z. 16 bei viddhi “SvPr. 239. — ebds. Z. 20 bei vidma ‘SvPr. 249. — 8.37 Z. 8 bei vettha ‘SvPı. 236. — 8.38 Z. 1 bei ciksha ‘SvPr. 236°. — ebendaselbst Z. 10 v. u. bei crudhi ‘SvPr. 238. — 8. 39 Z. 15 bei sima ‘SvPr. 248. — Ebds. Z. 2 v. u. bei hata ‘Sv Pr. 236’; auch füge man Z. 1 v. u. hinter 13% hinzu ‘= $8v. L 6. 1. 2. 9). In der IV. Abhdlg, Abthlg. 1 S. 4 2.14 bei äccha ‘SvPr. 236; 241; 255. — Ss. 7 Z. 17—19 füge man hinzu, dass diese Ausnahme auch für Sv. in ‘SvPr. 241’ ausdrücklich bemerkt ist. — S. 11 Z.4 bei adya ‘SvPr. 259. — 8. 11 vor Z.7 vw. u. ist hinzuzufügen: 'wrcala (SvPr. 245) soll seinen Auslaut Sv. I. 4.2.3.3 = Ryv. VIII. 69 (58),8 = Ath.XX. 92,5) lang haben. Aber Stevenson’s und meine Aus- gabe haben ihren Autoritäten gemäss kurzes a, wie im Rv. und Ath. Hat das SyPr. Recht, dann erscheint hier die Länge vor Position. — S. 14 Z. 17 bei ita ‘SvPr. 244, 257. — 8.18 Z. 6 bei ilishva ‘SvPr. 243°. — ebds. Z. 10 bei u ‘SvPr. 232; 247. — 8.23 2.9 v.u. lies 32 statt 31. — 9.28 Z.4v.u, bei ridhyäma ‘SvPr. 249. — 8.39 2.13 bei ganta ‘SvPr. 244°. — S. 40 Z. 1 bei gürdhaya ‘SvPr. 245. Fahren wir nun in der alphabetischen Aufzählung weiter fort: 53. gha (RPr. 503; 509; 515; 519; 521; SvPr. 236; 242; 248; VPr. IIL's; Whitney zu AthPr. II: 16). Diese Partikel hat ihren Auslaut in der Samhitä fast ausnahmslos lang; ich werde deshalb alle Stellen anführen; einigemal ist er auch vor Position lang, aber nur vor scheinbarer; diese werde ich am Schluss der Abschnitte besonders hervorheben. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 3 Die Dehnung findet Statt: 1. in der 2ten Silbe Ryv. I. 5,3 (= $v. IL. 1. 2. 10.3 = Ath. E09, 1); 18,04 5197, 2. Sy IE 1. 2 10 3 Ath RX: 26, 2); A8015;,54, 7; 82, A (=. 8.01. 5.1.46); 182, 35 178, 2.22 TIL 10, IV. 27, 2; 51,7. — VLA5, 23 (= Sv. ID 8.02) 4.2. Ath. EX 718,2), — VI, 45, 3: VIIL..2, 22; 26 (= Sr. IL 8.221. 3); Dt Sy 2.4.4.9 — VS. VL: 33) —2..X10,10 Ath: BAVLIIE 1,5 11); 98, 4: — Ath. VIE 1,3; vor scheinbarer Position Rv. II. 5, 1 wo n“ asya zu lesen. — X. 43, 2 (= Ath. XX. 17, 2), wo tuadrig. 2. in der 3ten: a. in achtsilbigen Stollen Rv. IV. 15, 5 ghä vird; das Metrum des Stollens ist |—0o——]| o—0—|— V. 61, 8 ghä nemo lo u—|——v-—| — VI. 56, 2 ghä sa|o o-—o| e—0.—|. — VI. 23, 19 gAd vr | ———— | oe —0o— |; 32,7 (= Sv. 1.3. 1.4.8) Jläte | oe — | 2—o- | b. in elfsilbigen Rv. V. 85, 8 (= TS. II. 4. 11. 6) ghä satyam I-—-—-| o0o0.— | o——|. — VII 29, 4 ghä te o——-— | oo o— | 0——|. 3. in der 4ten: a. in achtsilbigen Stollen: Rv. I. 37, 11, wo wohl tiam zu lesen. — III. 28,2. — IV. 30,9. — VIII. 20,21 = $v. 12.5.9. 25.2.6): 38 17: 18: 46,4 (0 SwoL. 3 1,23); 47, 15; 66 (55), 11. — vor scheinbarer Position Rv. VIII. 44, 23 wo tudm und sid zu lesen. b. in einem elfsilbigen Rv. X. 10, 3 (= Ath. XVIIL 1, 3). c. in einem zwölfsilbigen: Rv. I. 161, 8 zweimal. 4. in der Tten: in einem achtsilbigen Stollen : Rv. VIIL 1,30 |o —o |— ———| Der Vollständigkeit wegen erwähne ich auch die regelmässige Deh- nung in der Sten Silbe in elfsilbigen Stollen Rv. III. 36, 3; dahin‘ gehört auch eine vor scheinbarer Position (daher in RPr. 521 besonders erwähnt, vgl. A2 AL THEODOR BENFEY, II. Abhalg. XIM. S'6) Rv. 1. 109, 2, (ES. 1. 1. 14.1), wolisıaar zu lesen. Eigentlicher Ausnahmen d. h. gha giebt es nur zwei: in der 2ten Silbe Rv. I. 112, 19 vor vd, und in der 3ten eines achtsilbigen Stollens Rv. X. 25, 10 vor sd. Regelmässig bleibt kurzes a vor wirklicher Position in gha tva Rv. I. 30,:14 (—=;8Y. 11.4.1. 14. 2 ‚Ath. XX., 122, 2);-189, 6. — VII 33,1 (— Sy. 1.3. 2.2. 9 —Ath. .XX52, 105 57,14) und. in gha fritas MIR 12,46 (— Sy.1124..2.5. 40 — Ath X 11181). An den übrigen Stellen im Rv. ist der Auslaut mit einem folgenden Vocal zusammengezogen, also die Quantität desselben nicht zu erkennen. Diese Stellen sind Rv.. I. 36, 7; 53,.% = Ath. XX. 21,7); 162,28 (= VS:,XXY. 31)..-— Il, 34,14. I 18,5. IV. 308 22 55 2:20. — VL 2,17 @= Sr. Il..1. 2 3.02); 33; 19, 100 od N a3% 3:29; 47, 45.66 (55), 15; 75 (64), 14; 93 (82), 1... Sy. L 21 41 — Ath’XX, 7, 102. X 61, 18:,04 13, Ich habe das vedische Material, wie ich glaube, so ziemlich voll- ständig gegeben, weil mir eine sichere Entscheidung über die Frage, ob in der vedischen Zeit der Auslaut kurz oder lang lautete, bis jetzt nicht möglich geworden ist. Dass er ursprünglich lang war, ist wohl kaum zu bezweifeln; gAä war ein alter Instrumental des indogermanischen Pronominalthemas gha, wie acchä Instr. Si. von aksha (IV. ı S. 4 ff.) und viele andre auf a auslautende Wörter, welche dieses a aus ursprüng- lichem & verkürzt haben. Hier spricht speciell für die ursprüngliche Länge das gothische ga, dessen Identität mit gha wohl kaum be- stritten wird, und durch die althochdeutsche und weitere Verwendung des entsprechenden ka-, kıi-, ga-, gi- zur Bezeichnung der Vergangenheit, welche der sskritischen Verbindung des aus gha hervorgegangenen ha mit dem Perfectum so nahe tritt, noch eine Stütze erhält. Die Partikeln, da sie im Allgemeinen keinem durch Begriff und Form fixirten, am seltensten einem umfassenden categorischen Verband angehören, vereinzeln sich, folgen verschiedenartigen phonetischen Neigungen und verkürzen insbe- sondre ihren Auslaut gern; daher griechisch ye, slavisch go (vgl. die D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 5. Abhdlg ‘Ueber die indogerm. Endungen des Gen. Sing. Zans u. s. w. in Bd. XIX. S. 24 ff.) eben so wenig wie sskr. gha (neben ghd) und des- sen vedische Nebenform, später Vertreter, Aa (welches seinen Auslaut nur zweimal dehnt) gegen die ursprüngliche Länge des Auslauts geltend gemacht werden können. Man könnte diesem gemäss annehmen, dass in der vedischen Zeit die ursprüngliche Länge, wenn auch nicht einzig herrschend, doch vorherrschend gewesen sei und dafür die acht Stellen geltend machen, in denen ghAä ohne metrischen (3 in 8 und 3 in 11), ja wohl gegen metrischen Grund (7 in 8) erscheint. Denn in dem 2ten Hymnus des VIllten Mandala, in dessen 30sten Verse diese Länge vor- kömmt, haben alle anderen achtsilbigen Stollen — und es sind deren 93 — die regelmässige Kürze in der vorletzten Silbe — Vs. 23a ist nämlich matsua, Vs. 28a carishndam, Vs. 31d yd’duah zu lesen und dem- gemäss Vs. 5b diam, statt deyam, für ursprüngliches däiäm (vgl. ‘Ent- stehung u. s. w. des Indogerman. Optat.’ in Bd. XVIII S. 200 und mehr- fach vorher) mit der so häufigen Verkürzung eines langen Vocals vor einem folgenden Vocal. Gegen diese Auffassung kann die Kürze vor folgender wirklichen Position, so wie die beiden anderen Kürzen, deren eine sogar, gegen alle sonstige Analogie, in der zweiten Silbe auftritt, wohl kaum ent- scheiden. Sie spricht nur dafür, dass auch die Kürze schon angefangen hatte sich geltend zu machen, was auch daraus zu entnehmen ist, dass die so häufige Nebenform ha nur zweimal langes 4 hat und zwar nur in der so häufig den Auslaut dehnenden zweiten Silbe des Stollens. 54. €& (RPr. 519). In der zweiten Silbe Rv. I. 77, 2. 55. eakzsima (RPr. 463; 465; 502; 506; VPr. III. 123; TPr. III. 10; Whitney zu AthPr. III. 16). Mit Ausnahme von vier Stellen ist der Auslaut in der Samhitä durchweg lang. Freilich fällt eine beträchtliche Menge dieser Längen in die Vers- stellen, in denen regelmässig auslautendes @ gedehnt wird; aber auffal- lend ist doch, dass cakrimd an verhältnissmässig so vielen Stellen dieser 6 THEODOR BENFEY, Art gebraucht wird; es machte dies, im Verein mit den übrigen, in de- nen der Auslaut lang erscheint, in der That auf mich den Eindruck, als ob in dieser Endung der 1sten Person Plur. die Länge des Auslauts nicht durch metrische Dehnung entstanden sein könne. Theils aus die- sem Grunde, theils, weil einige Bemerkungen daran zu knüpfen sind, will ich daher — gegen das sonstige Verfahren — hier auch die Stellen aufzählen, wo der Auslaut in Silben erscheint, in denen er der allge- meinen Regel gemäss, wenn grammatisch kurz, in der Samhitä gedehnt wird. Also lang erscheint der Auslaut: 1. nach der allgemeinen Regel a: (6-1n 8) Rv. II. 5, 8. VS. III. 45, wo der dritte Stollen lautet: yad enac cakrimä vayam, In XX. 17 (= TS. 1 8. 3)') sind die beiden ersten Stollen mit de- nen von III. 45 gleich, der 3te dagegen lautet in der VS. bei Weber yächüdre?) yad ärye yäad enac cakrimä vayaın ; davon weicht die TS. nur darin ab, dass das yad vor Enag fehlt, in Folge dessen, statt drye, natürlich drya erscheint. Die Silbenzahl ist in beiden wohl dennoch dieselbe: in der TS. hatte sich die alte Aussprache drie erhalten, während in der VS. arye gesprochen und desshalb zur Vervoll- ständigung des Metrums yad eingeschoben ward; dies entspricht wenig- stens dem Verhältniss, wie es sich im Allgemeinen zwischen dem Text der VS. und der TS. in den, beiden gemeinschaftlichen, Theilen erkennen lässt, und der erstren fast den Anschein giebt, als ob sie eine verbesserte Ausgabe der zweiten sein sollte. Augenscheinlich ist übrigens. dieser Stollen nur eine Erweiterung von Ill. 45 durch Hinzufügung der Worte vor ydd enac; mit cakrima steht es also hier eben so wie in III. 45; das ä befindet sich in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens. Durch 1) In A. Weber’s Ausgabe der TS. ist dieser Vers irrig mit VS. III.45 iden- tifieirt, nicht aber mit XX. 17. Doch ist er, trotz der kleinen, im Text sogleich zu erwähnenden, Differenz mit VS. XX. 17 identisch. 2) Dafür ist, wie in Weber’s Ausg. der TS., natürlich yac chüdre zu schreiben. D. QUANTITATSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 7 die Hinzufügung der Worte vor diesem Stollen ist scheinbar ein 14sil- biger Stollen entstanden; er soll freilich ein Metrum haben; auf jeden Fallist dieses aber ziemlich schlecht; wahrscheinlich soll er einen 16sil- bigen Stollen repräsentiren; denn soviel Silben hat der folgende, welcher in beiden Samhitäs übereinstimmend lautet: yäd @kasyädhi dhärmani täsyävayäjanam asi. Dieser lässt sich in zwei achtsilbige zerlegen und so zerfällt denn auch der vorhergehende in zwei Stollen, deren erster sechs Silben hat, welche dann acht repräsentiren und zur Noth auch so gelesen werden können. Ausserdem erscheint cakrimä in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens noch VS. XX. 14 (= Ath. VI. 114, 1); 15; 16 (= Ath. VI. 115, 2 wo aber VL. und cakrimä fehlt); endlich Ath. VI. 115, 1. — X 3,8. bs. im (dl) Rvool, 310185 76,83; 162,7 (=. V8.XXV, 30 = TS. IV. 6. 8. 3). — I. 52, 7. — IV. 2. 14. — VI 86,5. — 15a (= VS. XIX. 55. = TS. II 6. 12,2 — Ath. XVII 1,51). Dahin gehört auch (vgl. Abhdlg. II S 6, 8.25ff.) Rv. IV. 17,18, wo hi @ statt hyd‘ zu sprechen. 2. in folgenden Fällen: a (ein 8) Rv: VIR. 31,2 (= sy. 1L..1,12.,2.,2). b (Fin 11) Bv. L 101/85 185,:8. — IL 27,14, = IL 58,2. IV MA :35 250112, 4 (— TS.:1V..7.: 15: 6, mit VV. LR). — vauss27. X. 10,74. Ath. XV 41,4)312, 5: Ath: XVII. 1,33); 70, 8. In allen diesen Fällen entsteht |o o-’ —| als zweiter Fuss; bei Kürze wäre der ebenfalls häufige |o od —| eingetreten. In Rv. I. 171, 4 entsteht aufden ersten Anblick dadurch |o o— © |. allein die Ste Silbe wird durch mri des Verbums mrid gebildet, von welchem (Vedica und Verw. $. 6—13) nachgewiesen ist, dass dessen ri im Rv. für lang gilt. Am wichtigsten ist aber Rv. 101,9, wo die Länge in dieser Stelle S THEODOR BENFEY, (7 in 11) vor Position erscheint; sie zeigt dass die Länge nicht aus metrischem Grunde entstanden sein könne. 6. (7.in 12) Rv., 1..179,.5. — .IV..54,,3 (— TS. DV. nel). — VII.46,25. Wie in b. entsteht durch die Länge |o o— —|; allein, wie bemerkt, ist |o o 5 — | fast ebenso häufig. Ausnahmen. Kurz erscheint der Auslaut in der Tten Silbe eines elfsilbigen Stollens Rv. III. 1. 2, eines zwölfsilbigen X. 37, 1; 100, 7, wodurch der, wie in b. c. bemerkt, so häufige, Paeon quartus ent- steht. Hieher gehört sicherlich auch Rv. VIII. 61 (50), 8 und zwar — wenn man das den Stollen beginnende @ streicht und, wie so oft, das präfixlose kar mit dvase in Infinitivbedeutung verbindet — ganz regel- recht: ‘Wir haben den Burgenzerstörer India helfen gemacht (— ihn veranlasst zu helfen). Wagt man das nicht, dann würde ich puramdram für puramdardm lesen, nach Analogie von -dhra für -dhara, welches be- kanntlich sehr häufig neben -dhara erscheint (s. St. Ptsb. Wtbch unter beiden); Grassmann will pürdaram; wohl zu kühn. Uebersehen wir die nicht wenigen Fälle, in denen der Auslaut lang erscheint und beachten, dass darunter mehrere sind, in denen das Metrum die Länge nicht fordert, wie in der 7ten Silbe, ja wo es dadurch gestört wird, wie in der 3ten, einen sogar, wo sie vor Position eintritt, dann kann man sich kaum des Gedankens erwehren, dass zur vedischen Zeit cakrima sowohl, nach Art des gewöhnlichen Sanskrits, wie die vier Aus- nahmen zeigen, mit kurzem, als auch mit langem Auslaut gesprochen ward. Dieser Gedanke erhält eine Bekräftigung durch mehrere andre Formen auf ma der ersten Person Pluralis, in welchen der Auslaut ebenfalls lang erscheint und zwar mehrfach in Stellen, wo die Länge nicht vom Metrum gefordert ist, oder gar es stört. Abgesehen von den Längen, welche man als regelmässige Dehnung (nach der IIten Abhdaleg) betrachten kann, erscheinen mit auslautendem langen 4 vidmd (in der 2ten Silbe fast ausnahmslos, IIlte Abhdlg S. 36); — ridhyäma (IVte, Abth. I S. 23, in der 3ten Silbe); — weiterhin jagribhma (in der 3ten); — dadhima (in der 7ten); — bhujema (in 5 in 8); — marmrijma (in 3); — rarabhma (in 3); — rarima (in 7); — ruhema; — vanuydma;, — vanema D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 9 (in 3); — vavanma (in 3); — vocema , — endlich sahyäma (vor Position, wenn die Länge richtig, darüber s. weiterhin u. d. W.). Unerwähnt will ich nicht lassen — obgleich ich wegen des Zustandes des Avestatextes kein besonderes Gewicht darauf zu legen wage —, dass wir auch im Zend diese Endung nicht so ganz selten mit langem Aus- laut finden, z. B. hanadmä-ca, varezemäd-ca, im Pf. red. vaokhemä (von vac). Wir dürfen also wohl die Frage aufwerfen, ob sich die auslau- tende Länge grammatisch auffassen lasse. Bezüglich der Beantwortung derselben können wir wohl als unzwei- felhaft voraussetzen, dass die Endung ma aus der entsprechenden des Präsens entstanden sei, welche im späteren Sanskrit mas, in den Veden vorwaltend masi, im Zend nur mahi (= ved. masi) oder mahi lautet. In diesen Formen sehen wir nun zwar vor dem s oder dessen Reflex A ein kurzes a; dass aber auch ein langes davor möglich gewesen sei, wird uns durch das im alten Latein entsprechende müs mit langem & und das im Althochdeutschen entsprechende mes nahe gelegt, welche beide auf ein einstiges & deuten (vgl. auch Bezzenberger, Beiträge zur Gesch. des Litauischen S. 195—196), Dass aber die Quantität dieses a wirklich geschwankt haben könne, erklärt sich, wenn man die Entstehung der Endung der Isten Person Plur. Präsentis billigt, welche in der Abhandlung ‘Ueber einige Pluralformen des Indogermanischen Verbums (im X1lIten Bde der ‘AbhdlIngen d. K. Ges. der Wiss.’ S.54 — bes. Abdr. 18) aufgestelltist. Danach ist deren letzt oder vorletzt erreichbare Gestalt manti gewesen. Diese ward schon in indo- germanischer Zeit durch Einfluss des © auf das vorhergehende ? zu mansi; in dieser Gestalt befand sie sich zur Zeit der Spaltung; das auslautende i verlor sich in den dann getrennten Sprachen unabhängig von einander, wie dessen Bewahrung im Zend und in den Veden zeigt. Nach Ein- busse desselben spaltete sich das entsprechende griechische *usvg — welches auch wohl durch litauisch mes (bei Bezzenberger a. a. OÖ.) und altirisch mis widergespiegelt wird — dialektisch in wer (durch Einbusse des Auslauts) und wes (durch die so häufige Absorption eines Nasals vor folgendem s). Ganz ebenso ward aus indogermanischem bhiam-s Histor.-philolog. Classe. XXV. 4. B 10 THEODOR BENFEY, (durch angetretenes s aus bhiam = sskr. bhyam in tu-bhyam pluralisirtem Dativ?)) griech. gıs (in Arxgı-pis) und yıv (z. B. in veü-yıv). Sehr häufig bewirkt aber folgende Position eine solche Beschwerung eines vorherge- henden ursprünglich kurzen Vocals, dass er den Werth des ihm ent- sprechenden langen annimmt, bisweilen auch bei Bewahrung beider Con- sonanten in diesen übergeht (z. B. im Sskr. tüsh-n!'m von tush, im La- tein mäg-nus von mäg — indogermanisch magh); häufiger jedoch ist das letztere der Fall, wenn durch Einbusse des einen der folgenden Consonanten die Positionsbeschwerung eigentlich wieder verschwunden ist, vgl. z. B. griech. ueias für ueAdv-s, lat. römus für resmus, sskr. pdnthäs für pan- than-s, und sowohl Länge als Kürze, sowie blosses » und blosses s, aus einer und derselben Grundform in den sskr. Nominativen und Vocativen Sing. von z. B. Themen auf vant, welche (wie in der Abhandlung ‘Ueber die Entstehung des Indogermanischen Vocativs’ [in ‘Abhdlgn. der K. Ges. d. Wiss.’ Bd. XVII, 8 6, bes. Abdr. S. 13] ausgeführt ist) alle in letzter Instanz auf der ursprünglichen Form des Nominativs vant-s, zunächst aber auf vans (mit Einbusse des ?t) beruhen, woraus mit Länge des a und Einbusse des s vän (Nom.) und ohne Dehnung aber Einbusse des s Vocativ van und in den Veden mit Einbusse des n Vocativ vas hervor- gingen. Nach diesen Analogien konnte neben sskr. masi für mansi, mit Ein- busse des i, mas für mans (vgl. Vocativ vas für vans) und auch mäsi, mäs (nach Analogie von panthäs für panthan-s) entstehen und ebenso lateinisch m&s für müns, sowie althochdeutsch mes, beide statt ursprünglicheren mans. In den arischen Formen mas und mäs ward dann, zur grammatischen Unterscheidung, das auslautende s in allen Formen (ausser Indicativ Präsentis, Futuri II und einigen Conjunctiven) eingebüsst, so dass in ih- nen ma und mä blieben; ma ward die vorherrschende Form, während sich mä als Nebenform in den Veden und im Zend erhielt. Haben wir aber mit Recht für die Vedenzeit md und ma angenom- men, dann liegt auch für die Endungen der zweiten Person Plur., näm- 1) Vgl. die Abhdlg: ‘Das Indogerm. Thema des Zahlworts ‘Zwei’ ist DU’ in Bd. XXIS. 8 N. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH:- U. PADA-TEXTEN D. V. 11 lich ta und tAa, deren a ebenfalls häufig, ja das erstre viel häufiger als ma, lang erscheint, die Vermuthung nahe, dass sie in derselben Zeit eben- falls sowohl mit langem als kurzem a gesprochen wurden. Freilich sind die Stützen für diese Annahme nicht in gleichem Masse, wie für md und ma, zu liefern; denn während wir hier die einstige Form *mansi für ursprünglicheres "manti durch die historisch erhaltenen Formen masi, mas, müs, mes, wes, wev zu erweisen vermochten, fehlt uns dort ein sskr. Zasi, thasi, tas, ein dem tha im Gebrauch genau entsprechendes tAas, ein lateinisches tas althochdeutsches Z&s, griech. res und rev. Lateinisch %s, welches man vielleicht auf den ersten Anblick — weil in der Bedeutung entsprechend — als den Reflex einer älteren Form mit s dem sskr. tha und ta ge- genüberstellen möchte, scheint — da dieses s sich weder im sskr. ha, ta, noch im Griech. ze, goth. th, ahd. t widerspiegelt -— doch eher eine jüngere, speciell italische Umgestaltung, als der Reflex einer noch bei der Sprachspaltung existirenden indogermanischen Form der 2ten Ps. Plur. mit auslautendem s zu sein. Dennoch bezweifele ich keinen Au- genblick, dass ich, wie ma auf manti, so auch fa auf tanti, tha auf thanti mit Recht zurückgeführt‘) und die dem mas (für mans) entsprechende Form in dem Dual der 2ten Person Präs., Fut. und Conjunct. des Sskr. thas (für thans), die dem *tans entsprechende in dem Dual der übrigen Tem- pora und des Potent. tam (für tans aus tanti) erkannt habe. Das Verhält- niss von fam zu tans erklärt sich, nach Analogie des sskr. -ram neben -ran für ursprüngliches -ranta, vermittelst -rant, dann -rans, und des vedischen Nomin. Si. mah6ö'm neben mahä’n für ursprüngliches mahänt-s, dann mahans?). 1) Vgl. ‘Ueber einige Pluralbildungen des Indogerm. Verbum’, insbesondre S.4 und S.14 ff., wo nachgewiesen wird, dass, wiein 3 Plur. Pf. die sskr. Endung us = dorisch avu (z.B. in neyvxavı) die entsprechende Endung des Präsens anti wi- derspiegelt, so die Endungen der 2ten und 3ten Dualis Pf., nämlich Zhus und Zus, ein thanti und ianti, welche im Präsens in thas und tas übergegangen sind, während im Pf. an in allen drei Fällen zu « ward. Beiläufig mache ich auf die ursprüng- liche Identität der Dualendung bhyäm (im Instr.-Dat.-Abl.), mit der des Dat.-Abl. Plur. bhyas aufmerksam, beide beruhen auf der durch s pluralisirten Endung des Dat. Sing. bhyam (s. oben S. 10). 2) Vgl. Göttinger Nachrichten 1878 S. 190 ff. und die daselbst angeführten B2 12 THEODOR BENFEY, Die Entstehung der Doppelzeitigkeit des auslautenden a in ta und tha ist demgemäss eben so aufzufassen, wie die in ma. Denn dass auch in ihnen die Länge nicht aus metrischem Grunde entstanden sein könne, zeigen die Fälle — welche insbesondre bei fa zahlreich sind —, in de- nen sie ohne entschieden metrischen Grund (in 5 sowie 7 in 11 und 12), ja gegen Metrum (in 3), selbst vor Position und gar am Ende eines Stollens erscheint. Damit der Leser im Stande sei, sie controlliren zu können, erlaube ich mir die Formen auf ti und thä, welche in der IIIlten Abhalg erwähnt sind und in der IVten vorkommen, hier zusam- menzustellen und in Klammern auf die Momente aufmerksam zu machen, welche für den grammatischen Werth der Länge in der Vedenzeit sprechen. 1. Formen auf ta. In der IIlten Abhdlg unter atta ita karta ganta dhäta yanta crota (vor Position) sota hata. In der IVten unter anayata arcata (s. Vorbemerkung S. 2; VOr Position) asrijata (7 in 12) ita iyarta (3) ishkarta (3) ukshata (5 in 12) karta krinuta gata (7 in 12) ganta (3) gühata (3) grinata (3) jayata juhuta (3) Juhota (3) tishthata dadhäta (3) didhrita (3) dhävata nayata (7 in 11) pacata (3) paptata pagyata (7 in 11) piprita (7 in 11) pibata (7 in 12) pundta (3) pricchata prinata (7 in 11) bibhrita bharata (3) bhavata (7 in 11) bhüshata (Ende eines Stollens) madata (7 in 12) manthata (3) muncata yacchata ydta yuyota (3) rakshata (5 in 12) vadata vidhyata (3) cieita geri- nuta (3) sincata (7 in 11) sunota (3) srijata (3) sota (3) stota (5 in 12) hinota (3). 2. Formen auf tha. In der Illten Abhalg: paätha. In der IVten: avatha (7 in 12) Trayatha (5 in 12) ejatha krinutha dacasyatha däsatha netha neshatha madatha (3) moshatha (3) rakshatha (3) stha. Obgleich, wie schon bemerkt, kein grosses Gewicht darauf zu legen ist, will ich doch auch hier nicht unbemerkt lassen, dass auch im Zend. wie mä neben ma, so auch tä (z. B. craots) und tAd (z. B. ivizayathä) neben fa (auch für sskr. tha) erscheinen. Stellen meiner Abhdlg ‘Ueber die Entstehung der mit » anlautenden Personalen- dungen’. ® Tea BL HEN TR WE D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. Y. 13. 56. 57. 58. 59. 60. 61. cakra (RPr. 521; VPr. III. 128). (510 LH Rv E89 = VS XXV22 25 o— |. cara (RPr. 496; VPr. II. 128; TPr. III. 8). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. @anerl) By. 91, We VS. IV 37 — 18.12.40, 4) — ‚VD. 31,10 (= Sv. 2.4. 1. 4. 6 [woaber cara) — Ath. XX. 73, 3). — VII. 48, 6 wo es wohl mit Ludwig als 1ste Person Sing. Imptvi zu nehmen, die Pada - Verfertiger also irrig den Auslaut im Pada verkürzt haben. e3’ita (VPr. III. 128; TPr. III. 12; Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. ı, S. 34 unter kalpaya. | (2 im) VS. XI1.63. — TSV. 3:°5.3.5—= Ath. VL 63; 2 und 84, 3 mit V. L. eyävaya (SvPr. 244). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. kin SDV. 1.24. 271.32.°6. jags-ibhmä (RPr. 465; SvPr. 249). Der Auslaut war dop- pelzeitig, s. $S. 5 ff. unter cakrima. (3 in 8) Rv. I. 139, 10. (3 in 11) Rv. X. 47, 1 (= Sv. 1.4, 1. 3, 5, wo das spätere h statt bh, also jagrihmä'). jagrabha (RPr. 520), erste Person Sing. Pf. red. Die Dehnung des Auslauts tritt nur einmal ein, und zwar nach der allgemeinen Regel in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens Rv. X. 18, 14. Der Fall ist im Präticäkhya besonders hervorgehoben, weil er gegen eine Ausnahme verstösst; er ist schon in Abhdlg. III 8 14 S. 44 erwähnt. Allein, da das Perfectum reduplicatum eigentlich nur ein redupli- cirtes Präsens ist — und zwar theils derjenigen Form, in welcher die Personalendungen unmittelbar antreten (Ilte Conjugation im Sanskrit), theils der, in welcher sie ein a, welches vor mi schon in der indoger- manischen Zeit gedehnt ward, vor sich haben (Iste Conjugation im 14 THEODOR BENFEY, Sskrit)‘), so bin ich der Ansicht, dass das auslautende a der Isten Sing. Pf. red. für ursprüngliches 4 eingetreten ist und in der angeführten Stelle vielleicht durch das Metrum geschützt ward. Dafür spricht die Länge desselben in der 3ten Silbe in bibhay& Rv. VIII. 45, 35 (s. No. 114) und das «&, auf welches 1 Sing. Pf. red. im Griechischen auslautet. Die Einbusse der eigentlichen Endung mi, welche in so vielen indoger- manischen Sprachen unabhängig von einander eingetreten ist, bedarf wohl keiner besonderen Bemerkung mehr. 62. janaya (RPr. 515; TPr. III. 12). Der Auslaut war doppel- zeitig, s. IV. 1, 34 unter No. 39 kalpaya. (7 in 12); Rv. X,,53,,6.(- ‚Is. 111,.4,2.2:23. 7) 63. janima (RPr. 497; SvPr. 248; Whitney zu AthPr. III. 16). Der Plur. Acc. erscheint mit langem Auslaut in der 7ten Silbe eines elfsilbigen Stollens Rv. III. 31, 8; 54, 8. — VL 15, 13. — Ath. V. 11, 5, wodurch der zweite Fuss den Rhythmus |o o— —| er- hält; dagegen an derselben Stelle des Verses kurz Ry. VI. 18,7; VII. 62, 1 mit |o © &— | im 2ten Fuss; an sechs Stellen ist der Auslaut der all- gemeinen Regel gemäss lang, nämlich (8 in 11) III. 1, 20; 38, 2. — IV. 2, 17. — RX. 97, 7 (= Su L 6.1. 4 2). — X. 63, 1 und (8 in 12) VIII. 46, 2. Diese letzteren kommen natürlich für die Frage ob die Länge oder die Kürze die grammatische Gestalt sei, oder beide Formen grammatische seien, nicht in Betracht. Auch aus dem Wechsel der Quantität in der siebenten Silbe des Stollens lässt sich diese Frage nicht entscheiden, da beide Rhythmen im 2ten Fuss elf- und zwölfsilbiger Stollen häufig gebraucht werden. Ich könnte daher die Entscheidung dieser Frage entweder bis zu einer analogen Form aufschieben, bei welcher Ausschlag gebende Momente hervortreten, oder. sie in den Anhang verlegen, wie ich ur- sprünglich beabsichtigte. Da sie jedoch leichter zu erbringen ist, als mir früher schien und nur weniger Worte bedarf, so will ich sie sogleich hier mittheilen. 1) Vgl. Kurze Sanskrit-Gramm. $ 212, S. 143. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 15. Dafür, dass die Länge des Auslauts in den hieher gehörigen For- men des Nom.-Voc.-Acc. Plur. Ntr. nicht dem Einfluss des Metrum ver- dankt werde, entscheiden die Fälle, wo sie auch am Ennde eines Stol- lens (s. dharma, bhiü'ma) und selbst vor Position (s. bhüma) eintritt. Wie sie zu erklären sei, erfahren wir, wie so vieles, durch Vergleichung der Sprache des Avesta. Dass die ursprüngliche Endung des Nom.-Voc.-Acc. Pl. Ntr. & war, ist bekannt; eben so, dass ein a, welches in ihnen einem themaauslautenden x vorherging, im Indogermanischen vielleicht immer, auf jeden Fall mehr- fach gedehnt ward — sonst hätte sich dieser Reflex desselben nicht im Arischen und Germanischen übereinstimmend erhalten. Der Casusexponent & hat sich im Arischen bei den Themen auf n ini (im Avesta auch i) ver- wandelt, im Sskrit auch in allen anderen Themen, während im Zend die alte Endung in erezv-& von erezu, hät-ä (vgl. ved. sänti) von hant — sskr. sant, Ptcp. Präs. von as, seien, treu bewahrt, in andern mit vorhergehenden Vocalen, wie oft in den Veden, zu dessen Länge zusammenzogen ist, wie z. B. ukhdhä für ukhdha-ä —= sskr. ved. ukthä für ukthd-4, zend. varezi für varezi-4, vgl. sskr. cuei für euci-d, zend. agrli für acru-d, vel. sskr. pur“ für purd-4, und diese auslautende Länge, wie im Auslaute so oft und auch im Sanskrit geschieht, mehrfach verkürzt ward, z. B. zend. vactra (bei Themen auf a findet im Sskrit die Verkürzung nicht Statt), hubaoidhi, vgl. im Sskr. bhu’ri (für bhd'ri aus bhüri-d), zend. vohu (neben vohd) — sskr. vasu neben vasü für vdsu-a. Dieser Uebergang von 4 in ö scheint mir durch Verkürzung des d herbeigeführt zu sein, die wir im Zend auch im Nom.-Acc. Plur. der Themen auf a, im Sskr. im Instrumental der Themen auf a (-e-na für ursprünglicheres -e-nd vgl. IV. 1, $. 28) und sonst vielfach eintreten sehen; ä ging alsdann in » über wie schon im Indogermanischen in der Endung der ersten Person Sing. mi für ursprüngliches ma (bewahrt im Plur. masi) — wenn wirklich in der Ursprache und selbst im Sanskrit ') 1) Nach Cäkalya assimilirt sich anlautendes « einem auslautenden e und o (RPr. 185). Da dieses « kurz ist, so konnte durch Assimilation höchst wahrschein- 16 THEODOR BENFEY, ein e anzunehmen ist, vermittelt durch dieses. Es würde hier zu weit führen, wenn ich mehrere Fälle discutiren wollte in denen arisch ifür 4 erscheint; ich beschränke mich auf die Erwähnung von sskr. catväri- in catväri-medt, dessen Identität mit dem griechischen, ionischen , 7800807- in 7e00g07-xovre Niemand bezweifeln wird (vgl. darüber mehrere Stellen in der Abhdlg ‘Das Indogerm. Thema des Zahlworts ‘Zwei’ ist DU’ in Ba. XXI). Diesem gemäss entspricht die arische Endung der Themen auf an in Nom.-Voe.-Acc. Pl Ntr., nämlich än-i, dem goth. ön-a und beide sind Reflexe des indogermanischen än-a. Das Zend zeigt nun zunächst eine Nebenform desselben, in welcher das auslautende i eingebüsst, eine Einbusse, welche uns schon im Indo- germ. in dem Verhältniss der Endungen des Sing. Act. Impf. u. s. w. zu denen des Präsens u. s. w. entgegentritt (m, s, t für mi, si, &), im Sskr. ferner im Plur. mas neben dem vedischen masi und im vedischen Loc. der Themen auf » neben der vollen Form mit auslautendem ;, z. B. acman neben demani. Diese Zend-Form lautet z. B. dämän, ndmän'), worin -än der regelrechte Reflex von sskr. dn ist, wie z. B. die Vergleichung des sskr. Acc. Pl. msc. der Themen auf a mit deren zend. Reflexen zeigt, 2. B. sskr. devan — zend. daevan. Den beiden zendischen Wörtern würde im Sskrit *dhd'män, "nä'mäan statt dha'man-i, nd'män-i entsprechen. Diese Form wird im Sanskrit nicht reflectirt; gleichwie in Ueberein- stimmung mit dem Zend die Masculina auf an im Nomin. Sing. nicht auf än auslauten, wie dies sicherlich früher der Fall war, sondern das a» ein- büssten, z. B. sskr. aryamd — zend airyemä, so ist im Sskr. und Zend das n hinter d auch hier eingebüsst, und zwar im Sskr. stets, im Zend lich nur ein kurzes e und o entstehen. Auch die Ränäyaniyacakha nahm € und 6 an, Burnell, Riktantravritta, Introd. p. VII. 1) Dahin gehören auch die Ace. Pl. ayän, wuruthvan, bei Justi unter ayare, uruthvare; sie schliessen sich an die Themen ayan, uruthvan, aus denen die auf re durch den Uebergang von n in r entstanden sind (vgl. darüber Gött. gel. Anz. 1852 S. 561; 1855 8. 545, Abhdlg ‘Ueber einige Pluralbildungen im Indoger- manischen Verbum’ S. 15 Anm. und sonst mehrfach in meinen Schriften). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 17 mehrfach, so dass im Sskr. die Nom.-Acc. neben däni auch auf 4 ohne ni auslauten, wie oben janimä. Diese Einbusse des n erklärt sich im vedischen Sanskrit daraus, dass hier die Nasale, wie man aus manchen Momenten schliessen kann, oft sehr schwach — wohl nur als Nasali- rungen — tönten; daher kam es z. B., dass das auslautende n in da- dhanvan, welches vor yö im Rv. IX. 107, 1 und Sv. 1.6. 1. 3. 2 zuw geworden ist, in der VS. XIX. 2 ganz fehlt (vgl. Gött. Nachr. 1877. S. 350); darauf beruhen auch manche andre Erscheinungen, welche zu erwähnen hier zu weit führen würde; zum Theil sind sie überdies jedem Kenner des Sanskrit bekannt (z. B. dass n auch im Nom.-Acc. Sing. der Ntr. auf an, in eingebüsst wird) und werden in der Behandlung der ve- dischen Lautgesetze bestimmter hervortreten. Indem nach Einbusse des n das lange & dieses Nom.-Voc.-Acc. Pl. Ntr. Auslaut wird, erleidet es, wie sonst so vielfach, sowohl im Zend als Sskrit die Verkürzung. Die Geschichte dieser Form lässt sich also, so weit als für unsre Zwecke dienlich, übersichtlich folgendermassen zusammenfassen: Indogermanisch "än-d, Arisch än-i, dann än, bewahrt in zendisch dan, dann dä in sskr. dä, endlich 4 im Zend und Sanskrit'). Demgemäss haben wir im Sskr. dni, & und ä als gleichberechtigte Formen dieser Casus anzuerkennen und werden in einem Versuche, den Urtext der Veden herzustellen, diejenige Form bewahren, welche die Samhitä gewährt. Freilich gerathen wir dann in Verlegenheit in denje- nigen Fällen, wo die Samhitä eine Contraction hat, welche aufzulösen ist, wie z. B Rv. X. 148, 6 wo die Samh. lautet imä brähmendra tübhyw cawsi, der Vers aber indara zu lesen gebietet und dieses von dem vorherge- henden Worte zu trennen. Ob aber der Dichter brahmä oder brahma 1) Beiläufig bemerke ich, dass sich ebenso die vedische erste Person Sing. Imperativi z. B. arca (Abhdlg II. S. 8) aus der regelmässigen dareäani erklärt und nach derselben Analogie die zendische Nebenform der ersten Person Sing. Präs. 2. B. zbayd neben zbaydmi, die stete Endung des Futurum nhäa statt nhämi, shyü statt shyämi, 2. B. däo-nhä, vak-shya; natürlich auch das griech. A&yo für ursprüng- liches A&youı lat. legö u. 8. w. Histor.-philolog. Classe. XXV. 4. Ü 18 THEODOR BENFEY, gesprochen habe, wird wohl in alle Ewigkeit Niemand entscheiden kön- nen; denn dass der Padatext in solchen Fragen nicht die geringste Au- torität hat, bedarf für denkende Vedenforscher, wohl keiner Bemerkung mehr. Glücklicherweise jedoch ist unter den Dingen, welche uns in Bezug auf die Veden unbekannt sind und bleiben werden, dieses nicht das Wichtigste. 64. janishva (RPr. 487; TPr. Ill. 8). In der 3ten Silbe: eines ach tsilbigen Stollens Rv. VI. 15, 18; eines elfsilbigen TS. IV. 1. 3. 4 (vor Ai). Die Dehnung in der 3ten Silbe hat bis jetzt etwas auffallendes; hier ist sie um so mehr wenigstens anzumerken, da sie — ausser der in der 2ten (vgl. Abhdlg III unter krishva, dhishva, yakshva, yukshva, räsva, vassva, sakshva) — gerade häufig das a von sva trifft; so schon in der 1sten Abtheilung dieser IVten Abhdlg S. 18 unter Zishva, vgl. weiterhin unter dadhishva, mandasva, vardhasva, vasishva, vahasva. Man kann daher auf die Vermuthung gerathen, dass der Auslaut einst lang war und Spuren dieser Länge sich in den Veden — neben der geltend ge- wordenen Verkürzung — erhalten haben (wiein -mäund -ma für früheres mäni s. S. 17 unter jdnima und sonst). Dafür spricht, dass auch im Zend — jedoch mit einer Ausnahme (kereshvä Yen. XL. 1) nur in Versen — das a bisweilen lang erscheint, so uzäreshva (Yon. XXXIII. 12), güshahva (Yen. XLIX, 7 W. — XLVIII 7 Sp.), hem-ferashva (Yen. LIII, 3 W. = LII. 3 Sp.), selbst am Schluss eines Stollens d- bakshöhvä (Yen. XXXII. 10), daevä (zunächst für dadsva vermittelst datsva, Yen. XXXIII, 12) und selbst am Schluss eines Verses dähvä (Yen. L, 2 W. —XLIX,. 2 ,Sp.). Dass das entsprechende griechische oo (z. B. in zi#9s-00), das latei- nische re in amd-re ein kurzes a widerspiegeln, kann gegen jene Ver- muthung nicht geltend gemacht werden; deun die Verkürzung auslau- tender Tängen ist in so vielen Sprachen nachweisbar, dass sie ganz un- abhängig von einander in den verschiedensten Sprachen im Laufe der Geschichte derselben sich geltend machen konnte. Doch wage ich keine D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 19. Entscheidung, da mir noch vieles im Bau der Vedenverse und fast alles in dem der zendischen dunkel ist. 65. jambhäya (RPr. 463; 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter No. 39 kalpaya. In der 3ten Silbe eines achtsilbigen Stollens Rv. I. 29, 7 — At, XxX0 74,0): in’der sten eines zwölfsilbigen Rv. I. 23, 9 - s 22) 66. jaya (RPr. 500). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter No. 39 kalpaya. Rv. VIII. 89 (78), 4, wo statt svah, wie immer, sıah zu lesen ist, so dass der Auslaut von jayd die 6te Silbe eines achtsilbigen Stollens schliesst. 67. jayata (TPr. Ill. s). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter No. 55 cakrima. TS. IV. 6, 4. A wo der Vers lautet: üpa preta jäayatä nara sthirä vah säntu bähävah | Indro vah cärma yacchatv anädhrishyä yäthä'satha || Er ist augenscheinlich eine Corruption von Rv. X. 103,13 (= VS. xXV1.46 = Sv. 11. 9. 3. 5. 2, und der erste Halbvers = Ath. III. 19, aD), vgl. IV. ı S, 14 No. 19 ita, wo man sieht, dass im Rv. und den genau entsprechenden Veden auch das a in ifd lang ist. 68. juhuta (TPr. IIL 12). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10fl. unter No. 55 cakrima. (erinı 9), 8. IV. 60.1.2..0, 69. juhota (RPr. 502; 446; 486; SvPr. 245; Whitney zu AthPr. 111. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10ff. unter No. 55 cakrima. (3 in 8) Rv. VII. 102, 3, wo der Stollen lautet: juhötä mädhumattamam |. Da bei der lakonischen Fassung der grammatischen Regeln eine richtige Interpretation derselben von Wichtigkeit ist (vgl. IV. 1, S. 16 C2 20 THEODOR BENFEY, unter No. 22 ishkarta), so bemerke ich, dass Regnier in dem alphabeti- schen Verzeichniss zu Cap. VII—IX des RPr. unter juhota irrig an- nimmt, dass die besondere Regel über die Länge des a (486) nicht nö- thig gewesen sei, dass diese vielmehr unter 502 falle. Die Regeln 465 —487 geben die Wörter an, welche, wenn sie den Anfang eines Stollens bilden, ihren Auslaut in der Samhitä lang zeigen; die 486ste lehrt dem- nach in Bezug auf juhota, dass es zu Anfang eines Stollens ste- hend nur vor madhumattamam wit langem Auslaut erscheine. Die Re- geln 488—522 dagegen bestimmen die Dehnung eines Wortlautes inner- halb eines Stollens. Wäre Regnier’s Auffassung richtig, dann würde man nicht einsehen warum jwhota Il. 14, 1 ın dem Stollen juhöta vrishne täd id eshä vashti den Auslaut kurz hat; bei meiner sieht man, dass nach dem Pr. die Länge ausgeschlossen ist, weil nicht madhumattamam folgt. Ausserdem: in 3. ın.8:. Ath. XVII. 2,2 (— Rn X. U 15 wo aber V. L.). Der Stollen lautet im Atharvaveda juhötä prä ca tishthata also Länge vor wirklicher Position, welche nie metrisch sein kann. Doch darf ich nicht unbemerkt lassen, dass dieser Stollen auch im Rv. I. 15, 9 = VS. XXVI 22 vorkömmt, aber an beiden Stellen jwhota mit kur- zem Auslaut. Dass das AthPr. leider keine entscheidende Auskunft über derartige Fragen giebt, ist schon mehrfach hervorgehoben. (4 in 8) Rv. III. 9, 8 vor scheinbarer Position (es ist suadhvdram zu lesen). — V. 28, 6. (4 in. 11) Samaveda 1.1.9.0. 1. Da wir nichtin Abrede stellen können, dass der kurze Auslaut in -t« in der Vedenzeit ebenfalls herrschte, haben wir eigentlich nicht nöthig, die Stellen, wo er erscheint, zu sammeln. Doch will ich nicht bestreiten, dass es wohl dienlich wäre, schon um das Verhältniss der Formen zu einander genauer kennen zu lernen; manchesmal möchten derartige Sammlungen aber auch im Stande sein uns noch interessantere Andeu- tungen zu geben. so erscheint juhota mit kurzen Auslaut zunächst meh- remal am Ende von Stollen, nämlich Rv. II. 14, 5; 8; 9. — IL 59, D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 21 1:55 VII 47, 3; ferner einmal ‘vor ‚Positien 'Rv. I. 15, 9 — VS. XXVI, 22); lauter Fälle, in denen sich eine Verkürzung sehr gut an- nehmen liesse, während in 3 in 8 eine Verlängerung nicht zu erklären ist. Es giebt nur einen Fall II. 14, 1 juhöta vrishne wo die Kürze schwerer zu erklären scheint; doch auch dieser hat Analogien, indem nämlich angenommen werden kann (vgl. Vedica und Verwandtes $. 33 ff.), dass vri’ hier wie vri’ gesprochen ward und dann wie Position wirkte. Danach sollte man fast glauben, dass juhota in den Veden noch vorwal- tend mit langem & gesprochen ward und dieses nur am Einde von Stollen und vor Position sich — man kann fast sagen scheinbar — verkürzte, weil dort Kürze statt Länge metrisch erlaubt war (vgl. No. 35 in IV, ı, S. 25), hier durch die Position der Kürze der Werth einer Länge be- wahrt ward. 70. tanvi (RPr. 502). (7 in 11) Rv. IV. 6, 6 zu lesen tamıö repa (vo o— —). Die andren drei Fälle gehören eigentlich unter die Hauptregel; es ist nämlich auch in ihnen u statt v zu lesen (vgl. II. Abhdlg $. 6 S. 27), wodurch i in die Ste Silbe zwölfsilbiger Stollen zu stehen kömmt. Sie finden sich Ry. 11. 16, 2; — X. 65, 7; 66, 9. 71. tarpaya (RPr. 520). Der Auslaut war in der Vedenzeit dop- pelzeitig, s. IV. 1, 8. 34 unter No. 39 kalpaya. (7 in 11) Rv. I. 54, 9 — 0 -" —). 72. tira (RPr. 517). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. ı, S. 34 unter No. 39 kalpaya. (4 in 12) Rv. VIII. 53 (Val. 5), 6. 73. tishöha (RPr. 462; 464, vgl. III. Abhalg S. 17). Der Aus- laut war doppelzeitig s. IV. ı, S. 34 unter No. 39 kalpaya. (4 in 8) Ry.1. 30,6 (= Sv.U. 7. 3. 15.3 — Ath.XX. 45,3) vor nah. Rv. VIIN. 69 (58), 16 (— Ath. 'XX. 92,13) 74. tishdhata (Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, s. 8. 10 ff. unter No. 55 cakrima. (An 11), Ach. XII. 2,27: Der Stollen lautet: D ID THEODOR BENFEY, üt tishthatä prä taratä sakhäyo also Länge vor Position, die nicht durch das Metrum heibeigeführt sein kann; in taratä könnte das auslautende # nach der allgemeinen Regel (8 in 11) gedehnt, aber auch die ursprüngliche Länge durch das Metrum erhalten sein. 75.‘ tus(RPr. 503; 505, SvBr. 24251247; 2525: VBr. IR 1068: TBr. „Il: 145%Paninı VI. 3.133). In der 2ten Silbe hat es fast ausnahmslos (s. die Ausnahmen wei- terhin) langen Auslaut, nämlich Rv. I. 10, 11; 29, 1-7 (= Ath. XX. 34,2 1-7) —.1IE 36,9 (= IS. 17.213.013) IV 1 RO De 1 (=: Sv. IL. 2.2. 4..7:= VS. XXRXIM 65). MIN 21558.% 00V IE 2:22; 71 BU TS. T.>5..14.04—5)54 3, 104 35,69%.(58), 16 ch EX RE 92, 13)5.81.(20),.1 (= 'Sv. LE 2.2.3. 3). IX.72, 805,9, ss Sv. II. 6. 1. 4. 2, wo aber V. L.). — X. 101, 10. Scheinbar auch Rv. I. 169, 4, aber in Wahrheit ist dies 3 in 11; denn der Anfang des Stollens ist nicht ivam, sondern fudm zu lesen. Diese Dehnung steht absolut vereinzelt; denn sonst erscheint t% durch- weg mit kurzem Auslaut. Man könnte daher zunächst auf den Gedan- ken gerathen, dass, da Zfvdm von den Diaskeuasten einsilbig gehört wurde, diese durch Einfluss der aufgezählten Stellen, wo t% in zweiter Silbe mit langem Auslaut von ihren Garanten gesprochen wurde, das u auch hier gedehnt hätten. Dagegen spricht aber der Umstand, dass, wie wir gleich sehen werden, das u in der zweiten Silbe des Stollens an vier Stellen kurz erscheint; da die Diaskeuasten die Kürze hier erhalten ha- ben, so ist auch kein Grund vorhanden, ihnen eine derartige Willkühr in Bezug auf Rv. I. 169, 4 zuzuschreiben. Die ausserordentliche Treue, mit welcher sie, wie sich zur höchsten Wahrscheinlichkeit erheben lässt (vgl. die ‘Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache’ in Abhdlgn der K. Ges. d. W. XIX. 139 ff)‘, den Text genau so fixirten, wie 1) Das dort gegebene liess sich schon damals nicht wenig vermehren und vielleicht werde ich später die mir jetzt zu Gebote stehenden Ergänzungen veröf- fentlichen. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 23 | sie ihn von ihren Garanten hörten, haben sie sicherlich auch hier nicht verleugnet, also auch hier Z« von ihren Garanten gehört. Ob diese aber die ursprüngliche Quantität bewahrt haben, ist sehr zweifelhaft. Dieje- nigen der Ueberlieferer, welche zuerst tvam statt tudm in diesem Verse sprachen, waren es, die am ehesten, nach Analogie der vielen Stellen, in denen ein auslautender Vocal in der 2ten Silbe überhaupt und speciell der von t% gedehnt ward, dazu kommen konnten, auch hier das u lang zu sprechen. Dafür, dass t% in der Vedenzeit im Allgemeinen kurz aus- lautete, entscheidet der Umstand, dass es ausser an den angeführten Stellen — alle in der zweiten Silbe des überlieferten Textes, wo so oft grammatische Kürzen gedehnt werden — nie gedehnt wird, ja selbst in der zweiten in vier Stellen kurz erscheint, nämlich in Rv. I. 69, 4; W229. 5: VIII. 21, 10 (= Ath. XX. 14, 4); X. 1, 6; natürlich auch vor Position (vgl. II. Abhalg $ 1). Daraus folgt aber nicht, dass es schon ursprünglich kurz war, und sollte ich berechtigt sein es von fua — tva ‘anderer abzuleiten und ihm als Grundbedeutung ‘andrerseits, aber’ zuzuweisen, dann lässt sich kaum bezweifeln, dass es ursprünglich Instr. Sing. desselben war, also Zu4 lautete, woraus mit der gewöhnlichen vedischen Contraction zunächst 4 werden musste, welches sich dann verkürzte (vgl. z. B. Nom.-Voc.-Acc. Plur Ntr. von pur“ ursprünglich purd-4 dann vedisch purd und purw). Dass fi accentuirt ist, Zua, tva dagegen accentlos, kann gegen diese Etymologie nicht geltend gemacht werden. Denn Niemand bezweifelt, dass die indogermanischen Wörter durchweg einst accentuirt waren, man demnach unbedenklich annehmen dürfte, dass die Fixirung des Instr. Si. als Partikel älter ist, als die Einbusse des Accentes in Zua. 76. dadhäta (RPr. 470). Der Auslaut war doppelzeitig s. 8. 10 f. unter No. 55 cakrima. ins) Ryvi W. 29,19. 1X. 21, 5;,6. 77. dadhima (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S.9 ff. unter No. 55 cakrima. (7 un al Rv.. X. 42, 6 — Ath, XX. 89,6 (9 I —)- 24 THEODOR BENFEY, 78. dadhishva (RPr. 465); vgl. S. 18 unter No. 64 janishva. (3'in 8) Rv. 11.40, .5 = Ath. 0X. .6,85. 79. dacasya (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3. 108) Rv. VE!11,6. VIE 16, 12. Athoaxe ie, a). (3 in 12) Rv. VIII. 46, 11. 80. dacasyatha (RPr. 519). Der Auslaut war doppelzeitig, s. 8. 10 ff. unter No. 55 cakrima. (6 in 8) yä’bhir dacasyäthä krivim vor Position; da wir jetzt wissen, dass der Auslaut von -tAa auch lang war, ist II Abhdlg $ 11 8. 35 danach zu ändern. sı. didharita (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter No. 55 cakrima. (3''in 8) Rv. \E. 139,8! — Ath XXX. 67,2. 82. drävaya (RPr. 519; der Pada-Text liest dravaya; SvPr. 245; s. VI Abhdlg u. d. W.). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (6. 3m 8) Bv., VIIE- 411 (ee SWL A 120226). WEslaston Rbr besonders aufgeführt, weil scheinbare Position folgt, nämlich tvdm, statt dessen aber tudm zu lesen (vgl. II. Abhdlg $ 6). 83. dhanva (RPr. 494; 501; SvPr. 255; Whitney zu AthPr. III. 16, S. 135, III, 4). Dieses Wort ist erstens Acc. Sing. von dhdnvan und erscheint mit auslautender Länge in der 10ten Silbe eines elfsilbigen Stollens Rv. VI. 12, 5, wo die Samhita lautet: rinöo nä täyür äti dhänvä rät | wo aber dhänui zu lesen ist; da das Prätic. diese Leseweise, durch welche die Länge unter die allgemeine Regel fällt, entweder nicht an- nahm, oder nicht als bekannt voraussetzte, musste es bezüglich der Länge eine besondre Regel geben; übrigens kann dhanuä auch der Acc. Plur. sein; in diesem war der Auslaut doppelzeitig (s. S. 14 ff. unter jdnima) und dann wäre die Länge grammatisch und durch das Metrum bewahrt. Zweitens ist es die 2te Ps. Sing. Imptvi, in welcher der Aus- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 25 laut doppelzeitig war (s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya.) Er erscheint lang (3 ins) Rvi IX. 106,4. Sv..L 6 2.3.2). (Ss in 12) Rv. IX. 75, 5, wo dhanud suastdye zu lesen. kann 2) ACHLOV.6,4 (= Rv; IER.410,4, Sy. 1.5. 1.562, welche aber beide kurzes a haben), vgl. IV. 1. 8. 19 Z. 1 ff., wo schon bemerkt, dass w statt v zu lesen ist. Ob die Länge im Ath. richtig ist, wage ich nicht zu entscheiden; sie beruht bloss auf den Handschriften. Als 2 Sing. Imptv. wird es auch in Rv. IX, 97,3 (= Sv. IL. 6. 2. 8. 3) gefasst, wo, da dhanud zu lesen, der Auslaut in die Tte Silbe eines elfsilbigen Stollens fällt. Ich gestehe, dass ich noch immer schwanke ob diese Auffassung richtig ist, insbesondre wegen der Analogie dieses dhanud püydmäno mit hemand püydmäno im ersten und camdoh piyamäno im 2ten Vs., doch würde eine Discussion dieser Verse hier zu weit führen. 84. dhärma (RPr. 537). Der Auslaut war im Nom.-Voc.-Ace. Pl. doppelzeitig s. S. 17 unter jdnima. Der Auslaut erscheint lang am Ende eines vorderen Stollens By. EI. 17,1; ferner (8. an 12)\Rv. VI. 89,5 — Ath. VI. 51,3. Kurz erscheint er in der Samhitä nur 1. vor Position Rv., III. 17,5; X. 56, 3. — 2. am Ende eines Halbverses Rv. X. 149, 3. 85. dharsha (VPr. II. ı28; TPr. III. 8). Der Auslaut war dop- pelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. ‚VS. VI. 8 (ein Yajus; wegen des Metrum s. Webers Ausg. App. LXVIII; mir ist es unklar; wegen der Länge verweist Mahidhara auf Pän. VI. 3, 135; war ihm das Präticäkhya unbekannt?). Der VS. ent- Spricht, 18. T. 3.8.4 /=="V 1. 3.6. :3 mit V. L. 86. dhäma (Whitney zu AthPr. III. 8) Acceus. Plur. Der Aus- laut war doppelzeitig, s. S. 17 unter janima. (4 in 8) Ath. VI. 31,'3 Acc. Plur. (— Ry. X. 189,3, wo aber dhä'ma, wie auch Sy. Naig. 48 und Ath. XX. 48, 6 haben, daher mir die Länge im Ath., welche nur auf den Handschriften beruht, nicht ab- solut gesichert scheint). Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. D 26 THEODOR BENFEY, 87. dhäraya (RPr. 465; VPr. III. 96; 128; TPr. III. 8). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3.108). .Rv. X. 25,02. VS..VL8 =TS 1 327% 10V. 3.86 1Nlautet brihaspate dhäräyä& vsüni und ist ein mangelhafter Stollen, nämlich eigentlich ein elfsilbiger, in welchem aber, wie nicht so ganz selten, der 2te Fuss nur dreisilbig statt viersilbig ist (worüber in den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik’ das ge- nauere); die Länge fällt demnach eigentlich in die Ste Silbe. TS. IV A 2 Mautet: ihaivägne ädhi dhärayä& rayim zu lesen: ihaiva agne ddhi u. s. w., so dass die Länge in die 10te Silbe eines zwölfsilbigen Stollens fällt. VS. XI 58 = TS. IV. 1. 5. 4 steht dhärdayd am Anfang eines Yajus (vgl. A. Weber’s Ausgabe, Append. LXIX). ss. dhävata (RPr. 516). Der Auslaut war doppelzeitig s.S. 10 fl. unter cakrima. (4 in 8) Rv. IX. 46, 4. Bem. SvPr. 245 lehrt, dass dhävata in Sv. IL 5. 2. 17. 3, wo sich in den gedruckten Texten dhävatä findet, seinen Auslaut nicht dehne; das wäre (vgl. yuyotana) gegen die allgemeine Regel, da es in 6 in 8 steht; eine Variante ist nirgend notirt und Rv. IX. 106,9 hat die Länge. 89. dhäsatha (RPr. 446). Der Auslaut war doppelzeitig s.S. 10 f. unter cakrima. Rv.I. 111,2 eigentlich Sin 12, denn esist s« indriyam zu lesen. 90. nä (TPr. II. 3). (8 in 11) TS. I. 2. 14. 5, wo die Samhitä liest dipsanta id ripävo nd’ ha debhuh || im Pada: nd ha; im Rv. aber, wo sich der Vers VI. 4, 13 findet, wird im Pada na | aha | getheilt. Beiläufig will ich auch eine regelmässige (10 in 12) Dehnung von cand erwähnen, weil die Stelle in SvPr. 255 irig eitirt ist; es ist 1074 zu schreiben. Wegen cana vgl. SvGlossar S. 66. na D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 97 91.7. namasya (RPr. 465). Wo es 2. Sing. Imptvi ist, war der Auslaut in der Vedenzeit doppelzeitig, s. IV. 1 S. 34 unter kalpaya; wo es erste Sing. Imptvi oder Conjunctivi für dni, ist die Länge von den Pada-Verfertigern irrig für Dehnung genommen; dasselbe ist auch der Fall, wo es vielleicht (nach Analogie des Zend, insbesondre in 1. Sing. Fut.) erste Sing. Indicativi Präs. für mi. Die Länge erscheint in der 3ten Silbe in acht- und elfsilbigen Stollen; 2te Si. Imptvi ist es Rv. V. 52, 13 und VIII. 42, 2; iste Sing. Präs. vielleicht, ja wahr- scheinlich, — denn es entspricht in demselben Verse @raydmi und grint- mäsi, vgl. Ludwig, Abhalgen d. Böhm. Ges. d. W. 1874, 27 Apr. $.9 und seine Uebersetzung — Kv. II. 33, 8; doch könnte es auch 1ste Imperativi oder Conjunctivi sein; letztere istes wahrscheinlich Rv. I. 44, 6; wenn jedoch die erste Person ohne mi entschieden in den Veden anzu- erkennen ist, dann könnte es auch diese sein. 92. nmayata (RPr. 518). Der Auslaut war doppelzeitig s. S. 10 ff. unter No. 55 cakrima. (7 in. 11). Rv. X, 34,4 (leo --). 93. mü (RPr. 458, vgl. 460; 465, 533; SvPr. 237; TPr. III. 14; Pänini VI. 3, 133). Mit langem Auslaut erscheint es 1. im Rv. — aus den anderen Samhitä’s habe ich ausser den anzu- führenden keine hieher gehörige Stelle notirt — stets, wenn es sich zu Anfang eines Stollens befindet; M. Müller’'s kleine Ausgabe 1873 ist Rv. VI. 21, 11 n« Druckfehler. An dieser Stelle erscheint die Länge auch vor Position. Ich darf mich bei der Unbeschränktheit dieser Regel auf einige Beispiele be- schränken, so Rv.:l. 10,'9541,,1 (= Sv. L 2..2,,5. 1 :wo.aber V. L. Ze statt, nd); ferner: Rv:, 1..53, 1, (— Ath. XX.: 21, 1); 58, 1;.104, 2; 1,49,.15:u:8.w.; vor Position. Rv. I. 64, 15; IV. 16, 21; V. 74, 6; VII. ;7;.72. Mehrfach ist es zu Anfang zweisilbig zu lesen, z. B. I. 64, 15; IV. 16, 21; V. 10, 6; 16, 5; 74, 6. Nicht unwahrscheinlich ist, dass es in diesem Fall mit der Partikel ı verbunden ist (vgl. Grassmann D2 28 THEODOR BENFEY, Wtbch z. Rv. 746, III), welche in den Veden so oft hervorhebend ge- braucht wird und schon im Indogermanischen verstärkend gebraucht ward, vergleiche das in den Veden oft hinter Casus des Pronomens sd und ?& erscheinende u, z. B. im Nominativ Sing. sä u Rv. III. 8, 4 tdm u I. 156, 3, mit dem Griechischen, in welchem es, mit dem Stamme ö, TO zusammengesetzt, in der weiteren Zusammensetzung mit zo in od-10, tod-ro auftritt (GWL. I. 282). 2. erscheint der lange Auslaut in den Fällen, wo nach der IlIten Abhdlg regelmässig Dehnung eintreten muss, z. B. (6in 8) Rv. I. 17,8; II. 8s,1.— (8 in 11) Rv. V1,9, 6; 39,3; 63, 10. Eben dahin gehört auch IV. 16, 21 (vgl. Il. Abhalg $ 7 S. 29), sowie 18,3 (wo gäni adnu nd zu lesen). — (8 in 12) VIII. 21, 7 (vgl. ID. -Abhalg $ 14, S. 45); 27,9; 46, 11. — (10 in- 11) V. 31,13 (vgl. I. Abhdlg a. a. OH VE U8)85 22,5 — Ath. XX. 36, 5, (vgl. II. Albhalg' a.'a. ©.).— (10 in: 12), 2: B. Rv.'l. 56, 25:VI.-8, 1 (=.Sv.: Naig: 25); VI. 15, 5 (MS XV 10 — DS. 1V.601.02), 3. findet sich die Länge in folgenden Fällen, nämlich a) in der 2ten Silbe Rv. I. 59, 6; 64, 3. b) in der 4ten achtsilbiger Stollen und zwar nur vor folgen- dem eit: Rv. I. 39, 4; 136, 1. — VI. 30, '8.'— VII. 93 (82)11. In allen anderen Fällen erscheint die Kürze und zwar zunächst überhaupt ziemlich häufig, ferner dann in Silben, in denen sonst mehr- fach Dehnungen vorkommen, so z. B. sehr oft in der 2ten Silbe, z. B. Bv. I. 25,17; 139, 15.165, 10; 166. 15.178,25 1186,,9!u.,s@ we} fer ner in der 4ten, z. B. I. 32, 1; 72,8; 89,9; 105,10; 148, 3; endlich erscheint sie sogar einmal gegen die allgemeine Regel in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens Rv. I. 172, 3 (vgl. RPr. 533). Uebersehen wir diese Fälle, so zeigt sich die Länge — abgesehen von der ersten Silbe — nur in Fällen, wo sie sich metrisch erklären lässt, und selbst hier verhältnissmässig selten; viel häufiger auf jeden Fall die Kürze, und diese an der zuletzt erwähnten Stelle sogar gegen die allgemeine Regel. Ich glaube, dass wir daraus mit Recht folgern dürfen, dass in der nein D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 29 Vedenzeit die Kürze in diesem Worte, wenn auch nicht ganz allein, doch im Allgemeinen, herrschte. Zu dieser Beschränkung zwingt uns wahrscheinlich die Erscheinung, dass sich im Anfange eines Stollens ohne Ausnahme die Länge findet. Diese Erscheinung hat fast gar keine Ana- logie; denn die wenigen Fälle, wo sich sonst eine Länge, für welche der Pada-Text eine Kürze substituirt, in der ersten Silbe eines Stollens findet, betreffen theils den vorderen Theil eines Compositums, z. B. sü- yavasät (Rv. I. 164, 40 —= Ath. VL, 73, 11), das Augment z. B. üyukshätäm, Bv. L 157,1 —= Sv. 1. 8. 3. 17. 1, die Reduplication, z. B. rärdnat Rv. 1. 10,5 = Sv. I. 4. 2. 3. 4, Causalia z. B. crävaya Rv. IV. 29, 3, das einzeln stehende cräyäh, Rv. ll. 10, 2 und endlich säh- statt sasah- z. B. in sähva'n Rv. III. 11, 6 = Sv. Il. 7. 2. 9. 3; alle Fälle dieser Art werden in der Vten und Vlten Abhdlg zur Sprache kommen und dann wird sich ergeben, dass wir sie wohl ganz anders als die Pada-Verfertiger anzusehen haben; auf keinen Fall werden wir eine me- trische Dehnung darin erblicken dürfen. Denn im Anfang der Stollen herrscht der Jambus in den Veden in einem solchen Umfang, dass das Metrum eher eine Verkürzung als Dehnung der ersten Silbe herbeigeführt haben würde. Hält man die Vermuthung fest, dass nd in den Fällen, wo es im An- fang eines Stollens zwei Silben repräsentirt, aus nd u besteht, dann las- sen sich auch die, in welchen es an derselben Stelle einsilbig ist, als ni u fassen, nur mit dem Unterschied, dass in letzteren, die beiden zu- sammentreffenden u nach der allgemeinen Regel sich zu & zusammenge- zogen haben. Für diese Auffassung spricht auch einigermassen der Um- stand, dass nd im Anfang eines Stollens vor folgendem Vocal in der Samhitä nicht liquidirt wird (s. RPrätic. 174), also n« itthd Rv. 1. 132, 4, nd Indra VII. 19, 11 (= Ath. XX. 37, 11), nö anyatra Rv. VII. 24, 11; denn dasselbe findet ziemlich häufig auch bei « nicht Statt (RPr. 160), so z.B. bh@ u awcdve Rv.1. 46, 10, na ve u etan 1. 162,21. Eine eingehendere Behandlung dieser Fälle werde ich in der Abhandlung über den vedischen Sandhi geben, durch welche freilich die Analogie etwas abgeschwächt werden wird, doch nicht so sehr, dass dadurch die Erklä- 30 THEODOR BENFEY, rung des Stollen jbeginnenden n& aus ni u unmöglich würde. Auf je- den Fall bleibt sie aber nur eine Vermuthung, neben der sich mit dem- selben, vielleicht noch grösserem Rechte auch eine andre geltend machen lässt. Ohne entscheiden zu wollen, welche von beiden vorzuziehen sei, halte ich es doch für angemessen, auch diese kurz hervorzuheben. Es ist nämlich wohl kaum zu bezweifeln, dass das u in nd ursprüng- lich lang war; dafür spricht zunächst das wesentlich gleichbedeutende nünadm, welches von dem aus nd, durch das aus Adverbien Adjective ableitende secundäre Suffix na (vgl. purd‘ vormals: purd-nd vormals seiend — vormalig, vgl. Vollst. Gr. d. Sskritspr. $ 566, IV. 3) gebildeten, nünd der Acc. Si. ntr. nüd-na-m in adverbialer Bedeutung ist (gerade wie id@- ni-m der adverbial gebrauchte Acc. Si. fem. von idd’‘ mit Suffix na; we- gen des adverbialen Gebrauchs des Acc. Si. fem. vgl. z. B. tüsh-nd-m von *tush-nd Pte. Pf. Pass. von tush mit Länge des u, herbeigeführt durch die Positionsbeschwerung, ähnlich wie in latein. mägno von mag); nd ist, wie schon die indischen Grammatiker in Bezug auf nd-tana nü- ina bemerkten (Värtt. 2 zu Pän. V.4, 30), aus ndva entstanden; wir er- kennen darin dessen ursprünglichen Instr. Sing. "ndvä (aus nava-d), wel- cher, wie die Instrumentale vorzugsweise, adverbial gebraucht ward. Ob nd vermittelst nd4 oder nad aus ndvä entstanden ist, wage ich nicht zu entscheiden; aus der phonetischen Entwickelung der nachindogermani- schen Zeit lassen sich Analogien sowohl für die eine als die andre Er- klärung beibringen, aber selbst wenn die eine in dieser zu grösserer Wahrscheinlichkeit erhoben würde, würde sie doch nicht massgebend sein, da die Umwandlung von ndvd in n& schon in die indogermanische Zeit fällt und deren phonetische Umwandlungen grösstentheils noch sehr dunkel sind. Dass sie schon indogermanisch war, zeigen die entspre- chenden Formen, griechisch vöv und althochdeutsch nün. Mögen diese nun Verstümmelungen von dem im Sskrit vollständig erhaltenen ndndm sein — was bei zu Partikeln gewordenen Wörtern sehr gut denkbar ist — oder andre Casus des Themas nina — was ich ebenfalls nicht zu entscheiden wage — sie zeugen auf jeden Fall ebenfalls dafür, dass das in allen drei Sprachen zu Grunde liegende Adverb zu der Zeit, als das D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENEH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 31 Suffix na hinzutrat, nd, mit langem Auslaut, war. Die Verkürzung des Auslauts von sprachlich isolirt gewordenen Partikeln und selbst catego- risch vereinten Formationen ist aber so häufig, dass wir nicht nöthig haben darüber auch nur ein Wort weiter zu verlieren. Ist doch selbst das griechische vöv verkürzt vöv, und sogar enklitisch, vvv, geworden. Wir können also n& auch als die ursprüngliche Form des Sanskrits betrachten, die sich vielleicht im Anfang eines Stollens dadurch erhielt, dass es hier mit einer gewissen Emphasis gesprochen ward, während es in der Mitte und am Ende sich der Schwäche eines Füllsels zuneigte. Billigt man diese Auffassung von nid, nu, dann werden wir auch die Fälle, in denen n& zweisilbig zu sein scheint, anders erklären. Die Beiträge zur vedischen Metrik werden nämlich, wie ich glaube, wahr- scheinlich machen, dass in den ziemlich häufigen Fällen, in denen eine Silbe zwei Silben zu repräsentiren scheint, eine wirkliche Zweisilbigkeit nur da anzuerkennen ist, wo eine Contraction von früheren zwei Silben nachweisbar ist, in anderen ist eine solche Silbe nur länger zu sprechen und in noch anderen fehlt in der That eine Silbe. Diese Scheidung kann jedoch nur durch Betrachtung aller Fälle sicher gestellt werden, was in den erwähnten Beiträgen versucht werden soll. Unter dieser Voraus- setzung würde ich also z. B. V. 10, 6 sprechen nu no agna ütdye |— —— | 2—o— || und I. 64, 15 nu shtirdm maruto virdvantam ge ,..2. 2 [je0j, 94. muda (VPr. III. 106; TPr. III. 8). Der Auslaut war doppel- zeitig, s. IV. 1, 34 unter kalpaya. (7 in 11) VS. XV.1 (wo die Weber’sche Ausg. irrig nuda hat) — 18. IV. 3.12. 1 .(— Ath. ‚VI.143,1 woitaber’V.>L3, (eo—-—). 95. metha (RPr. 521). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 f. unter cakrima. (4. in 12) Ryv. X. 162, 3. 96. neshatha (RPr. 418). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ft. unter cakrima. Rv. V. 54, 6. Die Samhitä liest 32 THEODOR BENFEY, cäkshur-iva yantam änu neshathä sugam || Es ist aber va statt iva, wie im Prakrit (s. Hemacandra ed. Pischel 11. 182), zu sprechen. Dadurch fällt die Länge in die 10te Silbe eines zwölfsilbigen Stollens. In Fällen dieser Art lässt sich natürlich nicht entscheiden, ob die alte Länge hier bewahrt, oder die neben ihr geltend gewordene Kürze nach der allgemeinen Regel von dem Dichter ge- dehnt sei. 97. pacata (RPr. 465; ich glaube, dass in SvPr. 244 parvata in pacata zu ändern ist; dieses fehlt sonst und jenes ist auf je- den Fall eine Corruption). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrima. (3':19112) By. VER 82, 8% 001 3.20580% 98. paptata (RPr. 503). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrıma. Rv. I. s8, 1. Der Vers wird als Prastärapankti bezeichnet. Da- nach müsste er 12+12?-—-8-+-8 sein (vgl. RPr. 919); aber, wie nicht selten, ist der erste Stollen entschieden elfsilbig statt zwölfsilbig und der Rhythmus weist auch im zweiten darauf hin, dass er elfsilbig war; diese Zahl erhalten wir, wenn wir statt des vedischen Instr. Pl. rathebhih den gewöhnlichen rathaih setzen; wir lesen ihn dann räthair yätar;shtimädbhir äcvaparnaih oo — —| oo. —|loe—| Der dritte Stollen ist ein achtsilbiger, aber mit Choriamb als Schluss- fuss — — —o |—ovo— |); der vierte endlich hat neun statt acht Silben und der Rhythmus fordert, dass die letzten fünf die regelrechten vier vertreten. Er lautet: väyo nä paptatä sumäyäh (o — o— | oo —— | so dass die auslautende Länge von paptatä gewissermassen der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens angehört und derselbe Zweifel wie No. 96 bei neshathäa entsteht. 99. parsha (RPr. 501; Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, 34 unter kalpaya. (4 in. 8) Rv. IL 97,8 — Ath, IV..332 8. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 33 100. pacyata (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrima. (7 ma) Rv. RE 10355,(— 0-72) (10 in 11) vor folgender Länge Rv. IV. 26, 1 (vgl. II. Abhalg $ 14 8. 45, wir dürfen aber jetzt in -/4 die durch das Metrum geschützte ursprüngliche Länge erblicken). 101. päthana (RPr. 465) vgl. IV. ı S. 31 ff. unter kartana. (3; in 12)! Rv..l. 166, 8. 102. päyaya (RPr. 520). Der Auslaut war doppelzeitig s. IV, 1, 34 ff. unter kalpaya. (7 in 11) Rv. II. 57,5 —-o--—.). 103. päraya (RPr. 462; 465; TPr. III. 12). Karin 11) Rv.l174, 9 —VE.20, 12. Säyana betrachtet das daselbst erscheinende pärayd als zweite Person Sing. Imperfecti, in- dem er Rv. V. 31, 8 vergleicht. Eine grammatische Bekräftigung dieser Annahme giebt er nicht; jetzt würde sie sich dadurch ergeben, dass wir wissen, dass in den Veden nicht selten auslautendes ah für grammatisches as zu 4 wird (vgl. ‘Quantitätsverschiedenh.’ Abh. I. 255 fl). Allein es ist zweifelhaft, ob diese Auffassung von pärayd hier sicher ist; es ist auch möglich es für 2 Sing. Imptivi zu nehmen; dann erklärt sich die Länge nach Abhdlg IV. 1, 34, wonach der Auslaut dieser Form dop- pelzeitig war. in: M)Ry. I 189, 2'= TS. 1.1. 14,4, ‘wo es: entschieden 2. Si. Imptivi ist (— o -7 —). 104. pipzrita (RPr. 501; 502; VPr. III. 106). Der Auslaut war doppelzeitig s. S. 10 ff. unter cakrima. (rin) oRv.rd.115,6 — VS. X XXI: 42, piprita nir 8 o— vo; über die Kürze am Ende dieses Fusses werde ich in den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik’ eingehender handeln; es wird sich dann mit Wahrscheinlichkeit ergeben, dass, ehe sich die Sandhı-Gesetze des späteren Sanskrits im Veda geltend gemacht hatten, kurze Vocale vor wortauslautendem h oft die Geltung von langen hatten (vgl. präkritisch aggi für sskr. agnih), so dass der Rhythmus dieses Fusses o vo Z — war. Bistor.-philolog. Olasse. XXV. 4. E 34 THEODOR BENFEY, (8 in 12) Rv. X. 63. 8; vor sv’, welches aber su” zu lesen (vel. Abhalg ITS 6 S. 27). 105. piba (RPr. 464 vgl. 175 und SyPr. 253). Vgl. Ilte Abhalg S. 29; alles erklärt sich dadurch, dass der Auslaut doppel- zeitig war, s. Abhdlg IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4 in 8) Rv. IV. 46,1. 6 in S ist hier nothwendig zu erwähnen, da die Länge vor einem Vocal erscheint: -Rv. VII, 17,:1 =.8v. E22: 2. 5,7 = A Rt Indra sömam pibä imäm |. 106. pibata (RPr. 519). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrima. (7 in 12) Rv. IL. 161,8 (oo --—.). 107. punäta (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrima. (3 in. 8) Rv. IX. 104, 3; — Sy. II 4,0, 9,3. 108. purü(RPr. 455; SvPr. 237; Whitney zu AthPr. III. 16). Ein pur kennt der Pada-Text nicht; er nimmt stets als grammatische Form purdan und, woin der Samhitä pur erscheint, wird dessen Aus- laut als Dehnung betrachtet. Das ist aber nur da richtig, wo pur Sing. N.-A. des Ntr. ist; wo es Plural ist, steht aber die Sache fast und, wo es Instrum. Sing., ganz umgekehrt. Bekanntlich war ä die ursprüngliche Endung im Nom.-Voe,-Acc. Plur. der Neutra (vgl. S. 14 ff., unter jadnima), so dass diese Casus von purd ursprünglich purdä lauteteten; ganz eben so lauteten dieselben in Themen auf © ursprünglich auf i-4 aus. In den Veden zieht sich nun bekanntlich :-G, z. B. im Instr. Sing. der Fem. auf i, häufig zu ? zusam- men (Pän. VII. 1,39), z. B. mati-4 wird im Rv., mit einer einzigen Aus- nahme (V. 58,5, matyd' wo es vielleicht durch das unmittelbar vorhergehende svdyd herbeigeführt ist), durchweg zu mat; ebenso ist auch purd (in Rv. X. 73, 2, im Pada puru), wenn es Säyana, wie ich glaube und auch Ludwig annimmt (Uebersetzung II S. 253), mit Recht durch einen In- strum. Sing. glossirt, aus purd-4 entstanden. HRegelmässig findet diese Zusammenziehung — auch im späteren Sanskrit — Statt im Nom.-Voe.- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 35. Acc. Dualis Msc. der Themen auf i, « Statt, wo die vedische Endung 4 (statt au) zu Grunde liegt, z. B. agni-d wird zu agnl, üri-d4 zu ürü. Ganz in derselben Weise erklären sich auch die vedischen Nom.- Voe.-Acc. Pl. Ntr. der Themen auf: u aus der alten nominalen Declination durch Antritt des Exponenten d, z. B. vedisch ir? aus tri-d (= griech. zoı&- in zeıe-xovre und dem ebenso wie im Sanskrit zusammengezogenen lat. iri- in tri-ginta), vedisch purü’ (im Pada puru) aus purü-d. Dass diese Bildung in den Veden noch mächtig herrscht, ist bekannt; die durch Hinzutritt von ni (statt ursprünglichen nd, Plur. Ntr. des Pronomens na) hat sich erst nach der Trennung der indischen von den persischen Ariern entwickelt, wie dies die Vergleichung des Zends zeigt, welches nur die alte indogermanische Bildung widerspiegelt z. B. varezi, agrü. Dagegen haben sowohl das Sskrit als das Zend diese Auslaute auch verkürzt, was wohl bei der langen Verbindung dieser beiden Zweige noch während ihres Zusammenseins geschehen sein mochte, z. B. im Sanskrit purd, neben pur“ im Plur., aber nur z. B. bhürı, und andrer- seits nur Zrö und c«ci (daher die Pada-Verfertiger die Länge dieser Wör- ter auch in ihrem "Texte bewahrten); ähnlich im Zend nur hubaoidhi, aber vohü und vohu. Da die Pada-Verfertiger in ihrem Sanskrit derartige Casusformen im Plural des Neutrum nicht vorfanden, so bewahrten sie die Länge nur da, wo, wie in Zr?, eine Form mit Kürze nicht daneben erschien, wo aber Formen mit kurzem und langem Auslaut neben einander vor- kamen, wie pur« und pur“, nahmen sie in ihren Text nur die erstere, weil diese wenigstens in ihrem Sskr., wenn auch nur im Sing., gebraucht ward, und halfen sich vielleicht, wo sie die Bedeutung des Plurals er- kannten, wie Säyana’s Commentar so oft, mit der Annahme einer Ver- tauschung der Numeri. | Wir dagegen haben anzunehmen, dass in der Vedenzeit diese Casus des Plur. Ntr. der Themen auf © u, wie im Zend, sowohl auf langen als kurzen Vocal auslauteten, die Kürze jedoch in den Veden vorherrscht, Wegen des letzteren Umstandes wage ich z. B. nicht mit Entschieden- heit anzunehmen, dass in den Fällen, wo nach Abhdlg II Dehnung E2 36 THEODOR BENFEY, eintritt, — wie z. B. I. 81, 7° purü gatä’ mit “ in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens — die ursprüngliche Länge durch das Metrum ge- schützt sei, sondern glaube, dass sie hier ganz so entstanden sein konnte wie ın den Fällen, wo eine ursprüngliche und regelmässige Kürze an diesen Stellen des Verses gedehnt ward; und dass ich in dieser Annahme schwerlich irre, zeigt z. B. vasu, welches 20mal im Plural mit kurzem Auslaut erscheint und nur zweimal — und zwar in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens — mit langem. Hier werden wir, wenigstens nach dem vorliegenden Text, wohl unbedenklich anzunehmen haben, dass in diesen Casus von vdsu die Kürze des Auslauts herrschend ge- worden war und die Dehnung in beiden Fällen nur dem Metrum ver- dankt wird; freilich wäre denkbar, dass die ursprüngliche Fassung auch sonst die Länge — vasıı — hatte, z. B. in IX. 90, 1 in der Aten Silbe, zumal da eine grosse Anzahl der Kürzen am Ende von Stollen erschei- nen; allein für derartige Annahmen oder gar darauf hin gewagte Ver- änderungen des Textes verleihen die bisherigen Resultate der Vedenfor- schung noch keine Berechtigung. ; Wir haben nur noch die Stellen anzugeben, in welchen die Sam- hitä pur hat und zwar erlaube ich mir zuerst als Ergänzung zu Abhdlg Ill. S. 21 noch drei Stellen anzumerken, in denen die Länge in der 2ten Silbe erscheint; diese sind: Rv. IV. 31, 8, wo mir zweifelhaft ist, ob pur“ Sing. oder Plur.; in letzterem Fall steht natürlich vasu für ursprünglicheres vasd; letzteres bildet den Schluss des Verses. — Ferner Ryv. X. 28, 6, wo Plural. — Endlich X. 73, 2, wo, wie schon bemerkt, purd Instrum. Sing. ist, also die Pada-Verfertiger mit ihrer Verkürzung sich gründlich geirrt haben. (4 in 8) Ry..1. 127,3 (= Sv. 11. 9.1.18. 3, wo ‚Stevensons und meine Ausgabe pur«s haben). Es ist Sing. oder Adverb; ebenso 'V.' 73, 1.:== VIII. 2,32; 16, 7.2. IX 5, 3 Sv. II. 5. 2. 3. 2, wo es Singular. (in 11) Ry. IH58,.5, Blural!) —ıX10, 1 = 2syaer 5.9 = Ath. XVII. 1, 1, Singular. (4 in 12) By. VIILı 4,015 SV. 12 3442.044 70 BAER D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 37. 120, 1, fraglich ob Singular oder Plural; mir noch nicht ganz. klar. — Rv: VIll.:61 (50): 8; —Sv. U. 7.3.4.2, Plural. 109. pwriecha (RPr. 515). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. ı S. 34 unter kalpaya. (4 mn 8) Rv. I. 4, 4 = Ath. XX. 68, 4. 110. pz’iechata (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 fl. unter cakrıma. (4 in 11) Rv. I. 145, 1. 111. peiseata (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 ff. unter cakrima. (7 in 11) Rv. II. 14, 20 (oo —). 112. prä (Whitney zu AthPr. III. 16, S. 134 Anm.); vgl. Abhalg Ill, S. 22 praäpra. (5 in i1) Ath. Il. 5. 5;: VII. 26, 1. DBeide Stellen sind sich fast ganz gleich.: die erste lautet mit dieser Dehnung Indrasya nu prä vocam viryäni die zweite Vishnor nü kam prä vocam viryäni. Die gedruckte Ausgabe hat in beiden Stellen pr@ ohne Dehnung, allein Whitney bemerkt an der angeführten Stelle: ‘without any support from the manuscripts’ und da wir in Bezug auf diese Dehnungen im Atharvav. bis jetzt fast ganz auf die Autorität der Handschriften ange- wiesen sind und diese in den allermeisten Fällen durch die Samhitäs der andern Veden in den Stellen, welche dem Atharvav. mit ihnen gemein sind, bestätigt werden, so werden wir ihnen hier um so mehr Vertrauen schenken müssen, da die bis jetzt bekannten in der Dehnung überein- stimmen. Allein wir dürfen nicht unbemerkt lassen, dass beide Stellen auch im Rv. und andern Samhitäs erscheinen und hier durchweg pra ohne Dehnung zeigen; freilich weichen sie auch vom Atharvav. in der Stellung der Wörter ab. Der ersten Stelle entspricht Rv. I. 32,1 = Sv. Naig. 28 und lautet hier Indrasya nu viryäni prä vocam. 38 THEODOR BENFEY, Die zweite: = Rv. 14154, 1 = VS. M.#48 = IS. 182% 71303 lautet hier mit gleicher Umstellung Vishnor nu kam viryäni prä vocam. Hier ist pr@ in der neunten Silbe, welche in überwiegend grosser Majorität kurz ist. Der Rhythmus ist hier einer der häufig vorkommenden se te ae speciell der 2te Fuss, welcher durch viryanı, zu sprechen viriani, gebildet wird, der oft angewendete pathetische. Im Atharvav. dagegen hat der 2te Fuss vier Längen, ein Fall, der in elf- und zwölfsilbigen Stollen so selten ist, dass er kaum für richtig anzuerkennen sein möchte (darüber genauer in den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik)’; das Mass des ganzen Stollens ist im Atharvaveda r r le le Dass die Leseweise des Atharvav. eine Corruption der der übrigen Samhitäs sei, ist wohl unzweifelbar. 113. prusha (RPr. 502). Man kann prushä in der einzigen Stelle, in welcher es in der Samhitä erscheint, Rv. X. 77, 1, im Sinne von prushäni (Conjunct. od. Imperativ 1. Sing.) nehmen und dafür astoshi (1 Sing. Aor.) geltend machen, jedoch auch in dem von prusha (2 Sing. Imptvi); Säyana’s Identificirung mit prushanti ist natürlich Unsinn. In jenem Fall wäre der lange Aus- laut nothwendig, in diesem ist er eben so berechtigt als der kurze (s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya). Ich nehme es hier im Sinne von prushäni; dass vijändshas in demselben Vers Gen. Sing. des Ptcp. Pf. red. von jnä sei, also eigentlich vijajnushas lauten müsste, versteht sich von selbst; ich glaube auch, dass es nur eine phonetische Veränderung desselben ist; im Päli wird j# gewöhnlich zu #n, aber auch zu nn (vgl. E. Kuhn Beitr. z. Päli-Gr. 5. 36); ähnlich auch im Präkrit zu nn (Lassen J. L. Pr. 244); für n tritt ferner in der sehr alterthümlichen Paicäci n ein (vgl. Pischel, Hemac. IV, 306, Lass. J. L. Pr. 444); da aber in den bekannteren Volks- sprachen kurzer Vocal mit folgender Doppelconsonanz und langer mit folgendem einen Uonsonanten identisch sind, so würde jaj2, nach D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 39 Analogie irgend einer Volkssprache, gewissermassen vermittelst jann, oder vielmehr jann, zu jän haben werden können. Ich übersetze den Vers: Wie Regengüsse will ich durch (mein) Lied Schätze (aus)giessen (d. h. bewirken, dass diese den Opferherrn zu Theil werden), wie spendereiche Opfer eines sehr weisen (Priesters dasselbe bewirken); um einem von den Maruts geliebten Priester gleich zu kommen, habe ich ein Preislied begonnen, um die Schaar derselben (d. h. der Maruts) gleichsam glänzend zu machen (zu schmücken) = zu verherrlichen. Wir haben noch einige Worte über die Frage zu bemerken, in die wie vielte Silbe des Stollens die Länge fällt. Für mich und diejenigen, welche meine Annahme in Bezug auf diese Länge billigen, ist diese Frage hier zwar gleichgültig; allein ich wage nicht zu hoffen, dass meine Auffassung schon allgemeine Billigung findet und die Unpartheilichkeit fordert hier um so mehr auch die überlieferte zu berücksichtigen, da die Länge wahrscheinlich in den Vertreter einer Silbe fällt, welche nach den allgemeinen Regeln gedehnt werden muss. Ausserdem wird uns hierbei zugleich die Gelegenheit geboten, die Aufmerksamkeit der Ve- denforscher auf eine metrische Form zu ziehen, welche, so viel ich mich erinnere, bis jetzt noch keine eingehende Betrachtung gefunden hat. Die Inder, welche die vedischen Metra wesentlich einzig nach der Silbenzahl bestimmen, bezeichnen die vier ersten, so wie die drei letzten Verse dieses Hymnus als Trishtubh, den fünften dagegen als Jagatı. Die drei letzten verdienen diese Bezeichnung mit Recht: denn alle zwölf Stollen derselben haben zunächst deren Schluss — nämlich elf o ——, einer — — ©; ferner haben der sechste und achte entschieden elf Silben; der sechste zwar erhält diese Zahl nur dadurch, dass man rddhiasya statt rädhyasya, der achte dadurch, dass man nd’mand statt nd'mnd und no avantu statt no "vantu liest; allein die Berechtigung zu dieser Lese- weise, durch welche die ursprünglichen Formen wiederhergestellt werden, steht bekanntlich durch unzählige analoge Beispiele so fest, dass sie nicht das geringste Bedenken erregen kann. Auch der siebente Vers würde die volle Zahl erhalten, wenn wir uns entschliessen können, mit 40 THEODOR BENFEY, Grassmann (Wtbch 1076) yajand statt yajne zu lesen, allein mir ist sehr fraglich, ob wir dazu berechtigt sind; denn unter den 258 Formen von yajnd, welche Grassmann 1075-—-76 und in den Nachträgen 1767 für den Rigveda aufzählt, schlägt er diese Einschiebung nur für fünf Fälle vor, von denen einer, nämlich im ersten Verse unsres Hymnus (X. 77 —=903 bei ihm), wie wir sogleich sehen werden, wegfallen muss. Das Ver- hältniss von 4 zu 258 ist aber der Art, dass wir schwerlich die durch so viele Formen ohne Spaltung der Consonantengruppe geschützte Lese- weise ändern dürfen. Ich glaube vielmehr, dass hier ein Fall vorliegt, wie wir deren in den Beiträgen zur vedischen Metrik nicht wenige nach- weisen werden, wo der zweite Fuss eines 'Trishtubh-Stollens nur drei statt vier Silben enthält; dort werden wir zugleich sehen, dass, wo er in Mitten von Hymnen erscheint, welche sonst durchweg, oder vorwal- tend, die regelmässige Silbenzahl des zweiten Fusses zeigen. er den Cha- rakter der Trishtubh nicht ändert. Auch in den vorliegenden drei Trishtubh sind die übrigen elf Stollen regelmässig, so dass uns dieser eine Stollen kein Recht giebt dem 6ten Verse die überlieferte Bezeich- nung — Trishtubh — zu bestreiten. Ganz anders verhält es sich aber mit den ersten vier Versen. Diese sind zwar elfsilbige Stollen, aber auch nicht einer derselben hat den re- gelmässigen Schluss der Trishtubh, sondern alle sechzehn schliessen mit einer iambischen Dipodie, wie Jagati-Stollen, o—o —; dass in 1,d astoshi eshäm, in 3, b süriah zu lesen sei, bedarf natürlich keiner Be- merkung. Ausserdem ist in allen sechzehn der zweite Fuss nicht viersilbig, sondern durchweg nur dreisilbig und zwar nneun |0o—— | (1.abd;2be; 3aed; Ad), m fünf —-— — | (1 e)'2 ad; 3b, Ace in einem | © _ | (4a) und in einem, |o oe | (Ab) Nimmt man nun an, dass, wie ein vereinzelter zweiter Fuss von drei Silben den Trishtubh-Character nicht ändert, so auch diese 16 nicht den durch den Schlussfuss (0 — o» —) ausgeprägten und betrachtet sie demgemäss (nicht, wie die Inder, als Trishtubh, sondern) als mangelhafte Jagati-Verse, dann würde der zweite Fuss mit seinen drei Silben den regelmässigen zweiten Fuss der Jagati, also vier Silben, vertreten und D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. AMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 41 die dritte Silbe von jenem konnte dann denselben Gesetzen wie die vierte des zweiten Fusses der Jagati d. h. wie die Ste eines zwölfsilbigen Stollens unterliegen; in diesem Fall wäre, wenn prusha mit kurzem a die ein- zige grammatische Form gewesen wäre, das a nach der allgemeinen Re- gel gedehnt. Dafür, dass die vier ersten Verse Jagati repräsentiren, könnte man das Metrum des fünften Verses geltend machen, welches von den Indern als Jagati bezeichnet wird, aber die Eigenthümlich- keit hat, dass zwar der 3te und 4te Stollen regelrechte Jagati- Stollen sind, der 1ste und zweite dagegen genau den 16 ihm vorhergehenden ent- sprechen, d. h. im zweiten Fuss nur drei Silben haben und zwar in alo o —| wie 4b, in b |o— — | wie neun in den vier vorhergehenden Versen. Allein, obgleich ich die nahe Verwandtschaft der 4'/ ersten Verse mit der Jagati gern zugestehe, so scheint es mir doch etwas kühn, 18 ' aufeinander folgende Stollen von einem so bestimmten und eigenthüm- lichen Character — sie klingen, wie mir scheint sehr schön, aber anders als die der Jagati — ganz mit den Jagati-Stollen zu identificiren und der ersteren 7te Silbe der achten der letzteren gleichzusetzen. Näher auf diesen Hymnus einzugehen ist hier nicht der Ort. Be- merken will ich nur, dass ich vermuthe, dass diese 8 Verse ursprüng- lich einen von 5 und einen andern von drei Versen bildeten. 114. bibhaya (RPr. 465). Wegen der Länge vgl. S. 13 unter jagrabha. (3 in 8) Rv. VIII. 45, 35. 115. bibharita (TPr. III. 10). Der Auslaut war doppelzeitig, s. S. 10 fl. unter cakrima. TS. IV. 2.3.2. Esist Sin 11; denn es ist sd# enam zu lesen, vgl. Abhadlg ILS 6, S. 27. 116. bodhaya (RPr. 516). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4 in 7 statt 8, d. h. in einem mangelhaften Stollen) Rv. I. 134, 3. Bistor.-philolog. Olasse. XXV. 4. F Die Erzählung vom Mäusekönig und seinen Ministern. Ein Abschnitt der Pehlewi- Bearbeitung des altindischen Fürstenspiegels. Von Th. Nöldeke. [Vorgelegt in der Sitzung der Königl. Ges. d. Wiss. am 5. Juli 1879.) Einleitung. In seiner Ausgabe des arabischen Textes von Kalila und Dimna') theilt de Sacy in französischer Sprache den Inhalt einer Erzählung le roi des rats mit, welche sich nur in einigen Handschriften findet. Auch das Exemplar, aus welchem Simeon Seth seine griechische Uebersetzung machte, hat sie enthalten; die Handschrift war hier aber verstümmelt worden, und der Uebersetzer fand nur noch den Anfang des Abschnitts vor; so erklärt sich die klägliche Fassung der Geschichte vom Mäuse- könig im ZItzeyavins za ’IyvnAdıns’). Exst durch Bickell’s höchst ver- dienstvolle Ausgabe der syrischen, aus dem Pehlewi gemachten, Ueber- setzung haben wir diese Erzählung in einer alten und ziemlich ursprüng- lichen Gestalt kennen lernen. Sie gewann dadurch eine ganz andere Bedeutung. Es war mir nun sehr darum zu thun, auch den arabischen 1) Notice pag. 61 sggq. 2) In der Stark’schen Ausgabe (Berlin 1697) und also auch in dem Atheni- schen Nachdruck [hinter Galanos’ Pantschatantra) sind sogar die Katzen als Gegner der Mäuse verschwunden; dies ist aber spätere Entstellung: die Upsalaer Handschrift (Prolegomena ad librum Izey. x. Iyv. praes. Flodero Ups. 1780) liest für das lächer- liche «0 nA7Ios mv xosırovav (p. 476) noch zö nANJos ıwv xarwv, und ebenso nennt des Possinus lateinische Uebersetzung (hinter Georg. Pachymeres Rom 1661) hier die Katzen. Dass ich alle diese, zum Theil seltenen, Werke benutzen konnte, verdanke ich der Liberalität der Leipziger Universitätsbibliothek. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. A ) IH. NOLEDERKEB), Text zu bekommen. Auf meine Bitte haben sich verschiedene Freunde in Gotha, Leipzig, Berlin, München, Wien, Leyden und London viel vergeb- liche Mühe gemacht, einen solchen in ihren Handschriften von Kalila und Dimna zu finden; der Abschnitt fehlt eben in den meisten Exem- plaren. Endlich hatte Guidi in Rom die Freundlichkeit mir seine Ab- schrift aus dem Vaticanischen Codex zu schicken. Ich bat dann Zoten- berg, mir diesen Text mit den in Paris vorhandenen zu collationieren, und dieser durch eigne Leistungen wie durch Unterstützung fremder Ar- beiten gleich verdiente Gelehrte hatte die Aufopferung, mir sofort, da sich eine Collation der ausführlichen Pariser T’exte mit dem kurzen Va- ticanischen als unmöglich ergab, den ganzen Wortlaut aus der einen Handschrift abzuschreiben und dazu die Collation von drei anderen zu fügen, eine Collation, die sich zum Theil auch nur durch Copieren gan- zer Absätze ausführen liess. Für beinahe ein Viertel des Textes hat er mir dann noch eine fünfte Handschrift verglichen. Wenn ich hier den arabischen Text der Erzählung vom Mäusekönig in leidlicher Gestalt geben kann, so gebührt das Verdienst davon lediglich Zotenberg. Der Inhalt des Abschnittes ist, kurz gefasst, folgender: Der König der Mäuse‘) beräth mit seinen 3 Ministern die Möglichkeit, die Gefahr 1) Der Syrer hat immer ],asax »Mäuse«, der Araber 6)5>>. De Sacy über- setzt dies Wort mit »rats«, und nach Damiri muss 5,> allerdings eine ziemlich grosse hattenart bedeuten. Novaria 243 übersetzt us) pe mit 18531; 1ssl oder wohl richtiger sl wird durch »grosse Maus« erklärt, und [RaRTT stehen an den beiden von Payne-Smith eitierten Stellen neben »Mäusen«. Bei Novaria l. ce. folgt das Wort auf lsas;s Ey »die Springmaus« (Haltomys aegyptiaca), dies auf (oa ‚5 »die Maus«, wie auch nach Damiri S,> grösser ist als &nr. Immerhin könnte aber bei Novaria die Bedeutung »Ratte« erst durch das Adjectiv sus be- dingt sein. Auf alle Fälle hat die Erzählung »Mäuse« vor Augen. Nur ba diesen ist die absolute Furcht und Wehrlosigkeit gegenüber den Katzen richtig. Ebenso setzt der Araber in der Geschichte von der Katze und Maus und sonst immer 3>, wo sich im Sanskrit mäschika, im Syrischen |;acas findet. Im Pehlewi-Text wird auch in unserem Capitel einfach »Maus« müsch gestanden haben. Dass auch Spä- tere unter „„ö,> die gewöhnlichen Mäuse verstanden haben, zeigt sich darin, dass nn nn DIE ERZAHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 3 von den Katzen los zu werden. Er selbst meint, es müsse sich schon ein Mittel finden lassen. Zwei Minister stimmen ihm dienstbeflissen bei, der weise dritte aber meint, ein altherkömmlicher Zustand lasse sich nicht so leicht beseitigen; der Versuch könne leicht grosses Unheil brin- gen. Er bekräftigt dies durch eine Geschichte. Als der König jedoch an seinem Entschlusse festhält, giebt er nach und veranlasst die Colle- gen, mit ihren Vorschlägen herauszutreten. Der Vorschlag des Ersten, jeder Katze als Warnungszeichen eine Schelle anzuhängen, wird schon vom Zweiten für unausführbar erklärt. Den des Zweiten, auf ein Jahr in die Wüste zu ziehen, damit die Leute die dann überflüssigen Katzen abschaffen, und darauf wiederzukommen, erweist der Dritte als äusserst beschwerdevoll und ganz unsicher. Dann trägt er selbst einen Plan vor. der dahin geht, es auf sinnreiche Weise so einzurichten, dass der von den Mäusen angerichtete Schaden von den Menschen den Katzen zu- geschrieben wird, so dass sie diese nicht etwa als überflüssig abschaf- fen, sondern als Uebelthäter verfolgen und ausrotten. Das geschieht; die Katzen werden vertilgt, und die Menschen einer späteren Genera- tion haben von der Schädlichkeit der Katzen sogar ganz abenteuerliche Vorstellungen. Die eingeschaltete Erzählung des dritten Ministers ist folgende: Ein König hat ein Schloss am Fuss eines Berges; aus einem Loch in diesem kommt ausserordentlich viel Wind hervor. Er beräth mit sei- nem Minister, wie dem Ungemach abzuhelfen sei. Dieser warnt vor dem Versuch, ein althergebrachtes Uebel abzustellen, und erzählt die Geschichte vom bösen Ausgang eines solchen Unternehmens. Aber der König beharrt auf seinem Plan, und der Minister giebt nach. Der König lässt also das Loch verstopfen und vermauern. Da nun der Wind in dem einen Zusatz der Codd. BCD als gefährliche Feinde der „S,> die nl,> (= een, s.Angelus a S. Josepho, Gazophyl. 443; Thorbecke giebt mir noch wei- tere Belege für diese vulgärarabische Form) erscheinen; so verkehrt das ist — die Springmaus ist absolut harmlos — so sah der Verfasser dieses Zusatzes doch also die u)5>> als kleinere Thiere an. Gegen Ende des Capitels steht übrigens mehrmals . „5, das gewöhnliche Wort für »Mäuse« statt > A2 4 TH. NÖLDEKE, nicht mehr kommt, giebt es auch keine Feuchtigkeit mehr; alle Ge- wächse verdorren, und Menschen und Thiere sind in grösster Noth. Da empören sich die Unterthanen, tödten den König mit den Seinen sowie auch den Minister, reissen das Loch auf und stecken das zum Verstopfen gebrauchte Holz in Brand. Der lange gehemmte Wind fährt mit aller Gewalt los, wirft das brennende Holz im Lande umher, und Alles wird durch den Sturm oder das Feuer zerstört. Die in diese Erzählung wieder eingeschaltete Geschichte ist die vom Esel, der sich, um dem ererbten Elend zu entgehen, vom Hirsche Hör- ner als Waffen geben lassen wollte, dabei aber von dessen Führer der Ohren beraubt ward. Im Ganzen muss man hinsichtlich des Abschnittes de Sacy’s Urtheil beistimmen: »on ne sauroit en louer beaucoup l’invention, et elle remplit assez mal le but pour lequel elle est racontee«‘), So gut an sich der Gedanke ist, den Verdacht des Mäuseschadens auf die Katzen zu schie- ben, so unwahrscheinlich ist die Ausführung auch vom Standpunct der Fabel. Man sehe sich nur die Einzelheiten im Text an. Besser ist schon die Erzählung vom Windloch. Kinmal zugegeben, dass ein sol- ches bestehn und verstopft werden kann, ist das Uebrige wohl zu hal- ten. Von den wahren Gesetzen des Windes und der Bewässerung braucht ja der Märchenerzähler keine Vorstellung zu haben. Die Geschichte vom Esel ist im Gegensatz zu den anderen scherzhaft oder vielmehr scurril. Die Dummheit des Esels mit starken Farben darzustellen, hat der Verfasser wohl ein Recht. Der obscöne Zug, wodurch der Esel in seinen Augen eine natürliche Waffe erhält, ist wenigstens originell. Das Hauptgewicht liegt aber wohl in den Reden des weisen Mi- nisters, des Ideals eines orientalischen Höflings. Derselbe ist äusserst behutsam im Ertheilen eines entscheidenden Rathes, fügt sich vorsichtig in den Willen des Fürsten, dem er stets seine unbegränzte Verehrung bezeugt, lehnt mit interessierter Uneigennützigkeit alles eigne Verdienst ab, um es direct oder indirect seinem Herrn zuzuweisen, hat aber doch 1) Notice p. 64. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN, >. die Entscheidung in Händen. Auch die andern Minister sind entspre- chend gezeichnet. Der Rathgeber eines Fürsten mag sich hier ein Vor- bild suchen, und ein Fürst kann hier sehen, welch unschätzbares Gut ein weiser Rathgeber ist. So schliesst sich der Abschnitt doch nicht ganz unwürdig dem Fürstenspiegel an, der mit dem unvergleichlichen Gemälde der Ränke im ersten Abschnitt (Pantsch. Buch 1) beginnt. — Ferner kam es dem Verfasser darauf an, in echt orientalischer Anschauung die Gefährlichkeit aller Neuerungen darzuthun. Nur die ganz überlegne Klugheit des Ministers in der Haupterzählung überwindet diese Schwierig- keit und schafft einen Zustand, der so stabil ist, dass ihn die Späteren wieder als herkömmlich ansehen können. Nach de Sacy’s Mittheilungen und dem elenden Bruchstück bei Simeon Seth musste man den Abschnitt für einen der späteren Zusätze arabischer Herkunft halten, wie sie mehrfach vorkommen. So urtheilt denn auch Benfey, Pantsch. I, 605. Anders stellte sich die Sache, als man den syrischen Text kennen lernte. DBenfey nahm in seiner Einlei- tung dazu IX f. jenes Urtheil zurück und sprach sich dahin aus, dass die Erzählung dem ursprünglichen Werk angehört habe. Was sich auf Grund des syrischen Textes sagen lässt, wird auch von dem in allem wesentlichen damit übereinstimmenden arabischen Texte gelten, den ich hier veröffentliche.e Nun habe ich aber schon lange entschiedne Beden- ken gegen den indischen Ursprung des Abschnitts und halte ihn viel- mehr für ein persisches Product, welches zum Pehlewiwerke hinzu- gefüst und wie das Uebrige einerseits in's Syrische, andrerseits in’s Ara- bische übersetzt ist. Die grosse Aehnlichkeit mit den indischen Erzäh- lungen erklärt sich genügend daraus, dass diese dem Verfasser natürlich als Vorbilder dienten, die er möglichst getreu nachahmte. Dass der Ab- schnitt dem Grundwerke angehört habe, lässt sich durch kein altes Zeugniss bekräftigen. Denn, dass die in manchen Handschriften ste- hende Vorrede des »Behnüd« oder » Alt, Sohn des Schäh« 14 als Zahe der Capitel des Buches nennt, könnte im allerbesten Falle doch höch- stens für den Pehlewitext, nicht für den indischen maassgebend sein'). 1) Benfey, Einleitung zum syr. Text 3. X. 6 TH. NÖLDEKE, Nun ist aber diese Vorrede ziemlich werthlos und nicht sehr alt. Ueber den Mann, dessen Name in den meisten Handschriften Jahüdhä (oder Jahüdä), Sohn des Sagwän (Sahwän, Sahwän !) geschrieben wird, der aber wohl eigentlich Behbödh heisst, habe ich nichts sicheres finden können. Er gehört wahrscheinlich, wie de Sacy Mem. hist. 15 vermuthet, zur Familie des Abulgäsim “AU b. Muhammed b. Schäh Tähirl, eines Abkömmlings des Schäh b. Mikäl?); dieser Letztere lebte nicht etwa im ersten Jahrhundert der Hidschra, sondern erst im dritten?). Und ich möchte gradezu die Vermuthung aussprechen, dass jener "Ali eben mit dem genannten Ali b. Muhammed b. Schäh identisch ist; dies war aber ein höchst leichtfertiger Schriftsteller‘). Auf keinen Fall lässt sich also aus der in dieser Vor- rede genannten Zahl etwas für den indischen Ursprung unseres Stücks erschliessen. Dazu kommt nun aber, dass nach dem, was Weber’) und Prym‘) gesagt haben, die Annahme eines indischen »Grundwerkes« über- haupt recht bedenklich geworden ist. Positive Gründe stehn also der Vermuthung, dass unser Stück ein alter persischer Zusatz sei, nicht entgegen. Für dieselbe spricht aber Verschiedenes. Mehrere von den Eigennamen unseres Abschnittes sind deutlich persisch ‘), keiner von allen widerspricht einer Ableitung aus dem Per- sischen, während einige nicht wohl indisch sein können°). Freilich fin- 1) oe" en) ds u: Ss. w. nach einer Mittheilung Zotenbergs, vrgl. Guidi, Studij 7. So könnte nur ein Jude heissen. 2) Fihrist 153. 3) Er gehörte zu den Leuten der Tähiriden, spielte eine Rolle 250 d. H. und in den folgenden Jahren und starb 302 (Ibn Athir VIL, 87 ete. VIII, 67 sq.) 4) Die Titel seiner Schriften, welche Fihrist a.a. O. nennt, deuten zum Theil auf widerwärtige Obseönität. — Der Name »L%J} kommt übrigens auch sonst noch einzeln vor z. B. Jägüt I, 276. 5) Liter. Centralbl. 1876, no. 31, 1021 £. 6) Jenaer Literaturzeitung 1878 Artikel 118. 7) Darauf habe ich schon hingewiesen ZDMG XXX, 757 £. 8) Natürlich sind ausgenommen der Name des Königs Dabscharm (Devagarman) und der des Weisen, dessen Sanskritform mir, was den 2ten Theil betrifft, noch ganz unklar ist. Denn wenn auch. die Schreibung LA, einige Autorität hat, so DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKONIG UND SEINEN MINISTERN. 7 den sich auch in den andern Abschnitten des Buches einige aus dem Sanskrit in’s Persische übertragene oder an die Stelle von indischen ge- setzte persische Namen‘), aber die meisten Personen und Orte behalten doch da die Namen der Urschrift, während hier, wie gesagt, nirgends eine indische Form zu erkennen ist. Wir wollen die Namen einzeln durch- gehen. „‚jorto hat die Varianten „Pro; „lie; solo; Asfonio; Asorio, Die beiden letzteren beruhen möglicherweise darauf, dass der Ueber- setzer das im Pehlewi geschriebene n ausnahmsweise nach seinem gra- phischen Werthe, nicht nach der Aussprache transscribierte; auch das Setzen und Weglassen des Jod kann von ihm ausgehen”). Die arabische Form ist (mit Ignorierung der nur in diakritischen Puncten bestehenden Varianten) ‚i.e2; vielleicht enthält das in den Ueber- und Unterschriften darauf folgende (5, (7) noch die Entstellung einer volleren Form „3, oder ler. pie, wie die Vaticanische und eine Pariser Handschrift (E) haben, kann gegenüber der syrischen Form nicht in Betracht kommen’). Zu Grunde liegt etwa Mihr-Gjadh »Mihr kommt« oder, wenn das r ursprüng- licher sein sollte, — auch > liesse sich ja ohne Bedenken in 5 verwan- lässt sich doch für LA, wie sämmtliche 5 hier benutzten Handschriften lesen, grade der Umstand geltend machen, dass sie am besten zum Syr. “0 D passt; im: Pehlewi hätte dann eine Gruppe gestanden, welche der Syrer Bödawäg, der Araber — da ja die Zeichen für » und »w im Pehlewi gleich sind und die ä% geschriebene, äg gesprochene Endung im Neupers. vielfach zu & wurde — Bidanä deutete. Ob nun aber ein sskr. Weda-näka, Weda-wäka, Weda-näga oder etwas Ähnliches denk- bar ist, mögen die Kenner entscheiden. 1) ZDMG a.a. ©. Dass aber jane 3, 13 nicht der Eigenname Schäbür ist, sondern »kindisch, unerfahren« (Barh. gramm. I, 35, 6) heisst, hätten eigentlich sowohl Bickell wie ich sehen sollen; erst Prym a.a.O. hat die richtige Deutung gefunden. 2) In fremden Wörtern, namentlichen Eigennamen, drücken die Syrer be- kanntlich auch das kurze © oft durch den Vocalbuchstaben aus. So jan jun Mihrsäbür Wright, Catal. 148a. 151. 153@. und Anm. zu Barhebr., H. ecel. II, 54, aber derselbe Name ohne Jod 5jan.a jowo Martyr. ed. Assem. I, 234, und so auch andere Namen mit Mihr 5jowsto oder joa. 3) Auch 5) lg, das nur cod. B. in der Ueber- und Unterschrift hat, darf nicht berücksichtigt werden. 8 TH. NÖLDEKE, deln — Mihr-äjär »Mihr-Freund«. Auf alle Fälle ist hier dass persische Mihr, das in so manchen Namen erscheint. — Der Minister olor (ei- nige Mal ‚oo, auch in den besten arabischen Texten Arlds,; (genauer Jelds;) ist Zuüdh-ämadh »schnell ist er gekommen«, zur Bezeichnung des dienstfertigen Mannes‘). — «yiee &r% kann kaum etwas andres sein als Scherak »kleiner Löwe«; auffallend ist freilich, dass sowohl der Syrer wie der Araber den Auslaut durch g, gA wiedergiebt, während dieser in der Diminutivendung auch im Neupersischen % bleibt und man bei einer anderen Auffassung der Endung beim Araber » erwartete. — 422 (ein- mal entstellt „s») sJa&% oder vielmehr Sa ist dem Stadtnamen gleich Bagh-dädh »von Gott gegeben.« — Die Wüste «or, +12 ist wohl eher «2502, „0 zu lesen als wie Bickell vorschlägt, «2ls5o2; sicher steckt darin dür-äb »fern- Wasser«; und dazu passt der Name der mitten in der Wüste befindlichen Stadt Jassipl, arabisch „y,u! (nebst stärkeren Corruptionen), lies (mit Bickell) Jaa2i.] oder vielmehr goal yelas) Andar-bijäwän »in der Wüste«. Beide letzte Namen sind nach den An- deutungen schon von Bickell erkannt. — Der König der eingeschalteten Erzählung heisst Jagon (119, 13. 112, 11), gewöhnlich ‚214001, einmal ‚>l2ocı (122, 16)°?). In unserm arabischen Text ist der Name der allge- meinen Tendenz gewichen, diese fremdartigen Benennungen allmählich zu tilgen, aber im Vaticanus heisst der König ‚u&®. Danach hat man etwa 5la}o0ı zu lesen, was — hü-tabdr »von gutem Geschlecht« (,U4S) wäre; auffallen müsste allerdings die Plenarschreibung des inlautenden d in 1) Einen ähnlichen Namen Drastamat habe ich aus dem Armenier Faustus (5, 7) nachgewiesen ZDMG a.a. O0. Bei Hyde, Rel. pers. (ed. 2) p. 383 heissen die Weisen aus dem Morgenlande nach einer Tradition Deh-ämadh; Züdh- ämadh; Drust- ämadh. 2) 119, 5 steht „ooanfzo IaJocı für "Jo lalccı. Bickell hat das on vor dem Namen immer als Pronomen gefasst; so leicht dieser Irrthum zu vermei- den gewesen wäre, so muss ich gestehn, dass ich auch erst durch die arabische Schreibart auf das Richtige gekommen bin. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 9 einer alten syrischen Schrift‘). — Der Name des Berges .a,04], der in unsern arabischen Texten ganz fehlt, kann nicht wohl etwas anderes sein als die bekannte Formel Anöschag-bädh »er sei unsterblich« — In dem Namen des Schlosses lm, a1 ist deutlich der Anfang mind (— mainju) »himmlisch« (passend zu Anöschag-bädh), und der Schluss mag ädhar »Feuer« sein; das dazwischen liegende „2a, kann ich nicht deu- ten. Im Vaticanischen Text heisst das Schloss Sl> eu; dessen Ver- änderung in Jl>sia wird keinem Kenner der arabischen Schrift kühn scheinen; wir hätten dann die Wiedergabe von Minög-äl mit Ausfall einiger Buchstaben und Auffassung des sowohl r wie / ausdrückenden Zeichens im Auslaut als / statt als r. — Die einzigen Namen, welche sonst noch vorkommen, sind der Nil (ewaSas il) und »das Land der Brahmanen«. Man wird gestehn, dass jener nicht für indischen Ursprung spricht, und noch weniger würde eine in Indien — und doch wohl von und für Brahmanen — geschriebene Geschichte ihren Schauplatz bezeich- nen als gelegen »im Lande der Brahmanen«. Dazu wäre es auch wohl schwierig, im eigentlichen Indien eine so gewaltige Wüste zu finden, wie die hier erwähnte; die Induswüste ge- hörte doch nicht mehr zum »Lande der Brahmanen« Dagegen giebt es in Irän solcher Wüsten bekanntlich genug; natürlich darf man die »1000 Parasangen« nicht wörtlich nehmen. Auch die Localität der ein- gelegten Erzählung scheint mir weniger auf der Anschauung indischer als iränischer Gegenden zu beruhn. In diesen fest ja gar oft ein aus dem Gebirge hervorbrechender Wind gewaltig über die grossen Ebenen hin?). Und die Vorstellung, dass die Hemmung des Windes ein Aus- 1) Setzt man Hüt(a)bar oder Hütäb(a)d u.s.w. in Pehlewi- Schrift um, so fin- det sich noch manche andre Möglichkeit der Aussprache. 2) Die Vorstellung vom Windloch ist nicht ganz klar. Es ist nicht etwa eine Lücke im Gebirge gemeint, durch welche der Sturm von jenseits her weht, denn dann müsste er eine bestimmte Richtung haben; hier wird aber angenommen, dass sich der Wind vom Loche aus nach allen vier Weltgegenden verbreiten könne. Der Erzähler denkt sich also wohl den Sturm im Innern eines Erdloches spontan entste- hend und zunächst nach oben kommend. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. B 10 TH. NÖLDEKE, trocknen der Bäume verursachen würde, findet sich wieder in einem rein persischen Mythus; Berüni 217 heisst es nämlich: »und er (der Teufel) hinderte den Wind, zu wehen; da verdorrten die Bäume, und die Welt war dem Untergang nahe«'). Auch die ganze Denk- und Redeweise der Hauptpersonen scheint mir persisch zu sein; doch will ich nicht be- haupten, dass sich nicht auch indische Höflinge und Könige ganz ähn- lich ausdrücken könnten wie die hier dargestellten. Ein Satz ist aber wohl entschieden unindisch, nämlich der, welcher den Selbstmord für durchaus verwerflich erklärt; dagegen passt diese Anschauung ganz zur mazdajasnischen Religion’). Unterstützt wird meine Vermuthung dadurch, dass der Ursprung der Fabel vom Esel ein westlicher ist. Schon Benfey (Pantsch. I, 302) weist auf die Aesopische Fabel vom Kameel hin, welches Hörner ha- ben wollte, dem Zeus dafür aber die Ohren stutztee Da eine Fassung (Korais 197 — Furia 152)°?) Spuren choliambischer Versform zeigt, so wird die Fabel schon von Babrius behandelt, also ziemlich alt sein, und da die Griechen schon zu Herodot’s Zeit sehr wohl wussten, wie das Kameel aussieht (Her. 3, 103), obwohl es in Kleinasien und selbst in Syrien damals noch lange nicht so verbreitet war wie heutzutage, so mag die Geschichte wirklich griechischen Ursprung haben. Immerhin liegt es aber doch näher, ihren Ursprung da zu suchen, wo das Kameel heimisch ist. Hier finden wir nämlich auch sonst das Gleichniss vom hörnersuchenden Kameel. Im Talmud kommt es als Sprichwort in einer zu unserm Syrer wörtlich stimmenden Fassung vor; Sanh. 106° ganz unten heisst es nämlich: Rabh ‘) sprach: das ist, wie die Leute sagen: »das Kameel ging hin, Hörner zu suchen; die 1) Gam zwingt dann den Teufel (Ahriman), diesen Zustand wieder aufzuheben. 2) Wegen einiger andrer Puncte bin ich zweifelhaft, z. B., ob die Auffassung der 7 resp. 3!/a Regionen in der Weise, wie sie sich hier findet, auch indisch sein kann. Kenner der indischen Vorstellungen finden wohl noch andres nicht-indische in unserem Stück. 3) Die etwas ausführlichere Fassung Furia 281 — Schneider 116 — Halm 184 ist rein prosaisch. 4) Erste Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 11 Ohren, die es hatte, schnitt man ihm ab««'. Und ein arabi- scher Dichter der ersten islämischen Zeit aus einem Beduinenstamme der Gegend von Mekka sagt: »oder wie der Strauss, als er sein Haus ohne Frlaubniss verliess, auf dass ihm Hörner gebildet würden; da wur- den ihm aber die Ohren abgeschnitten, er ward zuletzt stutzohrig und blieb doch ungehörnt«°). Die Ersetzung des Kameels durch sein gefieder- tes Ebenbild kann nicht auffallen. Statt der kleinen Ohren des Kameels, welche zu der Fabel Veranlassung gegeben haben werden, hat der Strauss ja gradezu nur Rudimente solcher und heisst bei den arabischen Dich- tern schlechtweg »der Ohrlose«. Eine noch bewusstere Umbildung ist natürlich die Ersetzung des Kameels durch den Langohr, das vorzugs- weis komische Thier der Fabel’). War der Verfasser des Abschnittes also allem Anschein nach ein Perser, so ist es doch wenigstens jetzt noch unmöglich, irgend etwas näheres über ihn festzustellen. Möglich ist, dass Barzö& den Abschnitt selbst zu den von ihm aus dem Indischen in’s Pehlewi übersetzten hin- zugefügt und dass Ibn Mogaffa ihn eben so gut wie die andern über- setzt hat. Dann müsste der Abschnitt sich schon früh aus einer grossen Gruppe von Handschriften verloren haben‘), während er sich doch auch in sehr verschiedenartigen — wie einerseits der Vaticanischen Hand- schrift und dem Original des Simeon Seth, andrerseits in 7 Pariser Co- 1) Mit Benutzung der von Rabbinoviez verzeichneten Varianten ergiebt sich als Wortlaut etwa z1r173 mb mımT TR ap "sand DIN NDRI DIN I9ONS NT ma; für 773 ist vielleicht 1773773 oder 1727973 (natürlich nicht 172>74, Y79°73) zu setzen. 2) Diw. Hudhail. p. 136. 3) Eine sehr schlechte metrische Gestalt dieser Fabel (von dem einen Schwanz verlangenden Esel) findet sich im den Anwäri Suhaili II, 2 (Ouseley’s Ausgabe p. 163). Sie muss auf irgend einem Wege aus unserem Abschnitt, der in den per- sischen Bearbeitungen von Kalila und Dimna sonst fehlt, zum Verfasser des Buches gekommen sein; seine nächste Quelle, das Buch des Nasralläh, hat, wie mir Pertsch mittheilt, die Geschichte vom Esel nicht. 4) Er fehlt auch in der jüngeren, aus dem Arabischen gemachten syrischen Uebersetzung, deren baldige Herausgabe durch Wright jetzt gesichert sein dürfte. B2 12 TH. NÖLDEKE, dices — findet. Der Verlust müsste älter sein als die Aufstellung des Inhaltsverzeichnisses, welches den Abschnitt auch in den Exemplaren ignoriert, die ihn enthalten‘). Es liesse sich aber auch denken, dass das Stück von einem Andern als Barzö&ö herrührte und zwar wohl in dem alten Exemplar des Syrers, nicht aber in dem des Ibn Mogaffa stand, dass es dann von einem Späteren aus einem anderen Codex in’s Arabische übersetzt und so in manche Handschriften des arabischen Textes gekom- men ist. Wissen wir einmal weit mehr von den arabischen Handschrif- ten des Buches als jetzt, so werden wir hierüber sicherer urtheilen und namentlich erkennen können, ob der erste arabische Uebersetzer des Ab- schnittes derselbe ist wie der der übrigen, Ibn Mogaffa°. Nur das be- merke ich noch, dass, wie schon Benfey lange vor dem Bekanntwerden der syrischen Uebersetzung sah, de Sacy die drei Handschriften, auf welche er seine Ausgabe stützte, vollständig falsch beurtheilt hat. Anc. fonds 1489 (A), welche er am seltensten herangezogen hat, da er sie für stark interpoliert hielt, stimmt wenigstens in unserm Stück am besten zum Syrer und hat also den ursprünglichsten Text, während die von ihm am meisten benutzte Handschrift den Wortlaut arg verkürzt. Die ursprüngliche Stelle des Abschnitts war gewiss am Ende, wo ihn der Syrer hat?).. In den meisten arabischen Codices steht er aber 1) Nach Zotenberg verzeichnet nur eine der Pariser Handschriften Suppl. 1793 (D), welche keine Vorrede hat, in einer voranstehenden Tafel auch unsre Erzählung. - Wer Handschriften von Kalila und Dimna untersucht, muss sich also hüten, deren Bestand bloss aus dem Inhaltsverzeichniss entnehmen zu wollen. 2) Sind wir doch noch ganz unklar darüber, ob die Verschiedenheit der ara- bischen Texte zum Theil auf Mischung der Uebersetzung von Ibn Mogaffa® mit an- deren, auch aus dem Pehlewi gemachten, beruht, oder ob die angeblichen jüngeren Uebersetzungen nur Umarbeitungen jener sind. Ich bin einigermaassen geneigt, das Erstere anzunehmen. 3) Der Syrer hat überhaupt die ursprüngliche Ordnung, abgesehen davon, dass der 3te Abschnitt (Eulen und Krähen) später aus Versehen hinter den 5ten gerathen ist, während die Eingangsworte des jetzt an die 6te Stelle gerathenen 3ten zeigen, dass er auch im syrischen Text früher hinter dem 2ten stand. Die Ordnung ist also, im Einklang mit de Sacy’s Ausgabe, ganz naturgemäss: erst (nach den Einleitun- DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKONIG UND SEINEN MINISTERN. 13 vor der Geschichte von der Katze und Maus, offenbar nur weil es sich auch dort um das Verhältniss der Mäuse zu den Katzen handelt. In dem Vaticanischen und anderen Manuscripten (z. B. in A) steht er zwar auch vor der Geschichte von Katz’ und Maus, aber doch noch hinter der vom Tläd u. s. w., hinter welche er gehört. Im Cod. Anc. f. 1502!) endlich findet er sich ganz am Ende noch hinter den im arabischen Text hin- zugekommenen Stücken. Aehnlich bei Simeon Seth. Die mir bekannten arabischen Texte dieses Abschnitts zerfallen in 2 Gruppen, welche ich @ und ß nennen will. Die Gruppe «& wird durch 7 ziemlich junge Pariser Handschriften repräsentiert. Von diesen son- dert sich wieder Anc. f. 1489 (A) aus, welche im Grossen und Ganzen dem Syrer am nächsten steht?), während die andern 6 etwas abweichen aber unter sich übereinstimmen. Zotenberg hat mir 3 Handschriften (ünne. t..1002 — B°); Suppl. ar. 1794 — E; .Suppl. ar. 1793 = D) voll- ständig und eine (Suppl. ar. 1797 —E) für den Anfang verglichen und dazu noch einige Stellen in sämmtlichen nachgesehn. Der Text dieser Handschriften weicht gewöhnlich nur in einigen Ausdrücken von A ab, zeigt aber doch hie und da bedeutendere Aenderungen, namentlich ge- gen das Ende. In einigen wenigen Fällen, wo blosse Abschreiberfehler in A durch BCD gehoben werden, habe ich mir erlaubt, das Richtige in den Text zu setzen, jedoch mit ausdrücklicher Angabe des Thatbe- standes.. Sonst habe ich den Text von A rein gehalten auch wo, wie zuweilen der Fall ist, BCD Besseres bieten. Die grösseren Abweichun- gen) die 5 Bücher des Pantsch. in ursprünglicher Ordnung, dann die 3 aus dem Mahäbhärata XII genommenen Abschnitte, dann der durch den tibetischen Text als indisch erwiesene, dann unser Stück, das erst im Pehlewitext hinzugekommen ist. 1) Nicht 1492, wie de Sacy’s Tafel, Notice 64 aus Versehen hat (nach Zoten- berg’s Mittheilung). 2) Nach Zotenberg’s Urtheil ist sie aus dem Anfang des 16ten Jahrhunderts. Eine Beschreibung derselben giebt de Sacy, Notice p. 58. Auch in unseren Ab- schnitt sollten Bilder kommen; die Beischriften dazu stehn da, z. B. J>, 3,0 el 8 best ul »Abbildung der Männer, wie sie das Holz nach dem Berge tragen«, aber die Bilder selbst fehlen. 3) Beschrieben von de Sacy a. a. O. 14 TH. NÖLDEKE, gen in diesen beruhen durchweg auf späteren Abänderungen. So z. B. wenn die Erzählung von der Verstopfung des Windloches folgendermaassen ausgeführt wird: »und als die Zeit da war, kam der König heraus und befahl den Leuten, das Holz in dem Loche aufzuhäufen, und er stellte an dessen Eingang zum Hinlegen des Holzes in der Geometrie und Bau- kunst erfahrene Leute auf, damit sie die Versperrung des Loches nach den Regeln der Kunst besorgten und die Keile!) und... .(®) an den richtigen Stellen anbrächten« u.s. w, oder wenn die einfache Frage, wer es wohl wagen sollte, der Katze die Schelle anzuhängen, erweitert wird zu: »wer von uns kann wohl eine Schelle auch nur der kleinsten Katze anhängen, geschweige dass er sich an die ganz wilden machte% oder wenn die Abschaffung der Katzen nach dem temporären Abzug der Mäuse damit motiviert wird, dass jene sich dann, wenn sie keine Mäuse mehr zu fressen hätten, an die Speisen der Menschen halten würden, oder endlich, wenn die Gefahren des Wüstenlebens für die Mäuse im Einzel- nen dargestellt werden. Das alles ergiebt sich deutlich als jüngere Um- bildung, während allerdings, wir wiederholen es, in einigen Fällen BCD gute Lesarten behalten haben, die in A verloren sind. In meine Ue- bersetzug habe ich solche Lesarten, wo mir die Sache unzweifelhaft zu sein schien, aufgenommen. Von diesen Handschriften ist C, auch grammatisch, am correctesten, B am wenigsten correct; D hat manche individuelle Abweichungen. Bei der Angabe der Varianten habe ich im Allgemeinen vereinzelte Lesarten einzelner Handschriften, in denen das Richtige auf keinen Fall steckt, nicht angeführt. Beliebte grammatische Fehler wie 3,3 3, „wu 2, falsche Formen der Zahlwörter, \=- bei Dip- tota u. dgl., ferner falsche diacritische Puncte habe ich meistens auch da nicht besonders notiert, wo mehrere Handschriften übereinstimmten. Alle diese Handschriften, auch © und A, enthalten gar manchen grammati- schen Fehler. Im Text von A habe ich leidliche grammatische Cor- rectheit stillschweigend hergestellt, wie wir solche unzweifelhaft nicht bloss bei dem ältesten arabischen Text vorauszusetzen haben, sondern 1) Asäfin Plur. von isfin (x.am]) = oyıv. Das folgende Wort, das wie ein persisches auf andaz oder där aussieht, kann ich nicht deuten. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 15 auch bei dem, welcher A einerseits, BÜDE andrerseits zu Grunde liegt. Bei belletristischen Werken für Gebildete ist eben in älterer Zeit in ganz anderem Grade auf sprachliche Correctheit gehalten als z. B. bei geographischen und selbst historischen. Doch habe ich die Sprache nicht mehr als irgend nöthig normiert wm&hz. B. etwas bedenkliche Formen wie öbas statt Lee und bl statt (6) behalten, wo A sie bot. Auch habe ich in Zweifelsfällen immer lieber etwas zu viel als zu wenig von den Lesarten der Handschriften mitgetheilt. Die Orthographie habe ich im Text (bei A) normiert, natürlich aber nicht in den Varianten. Die Recension P') mag dem Umfange nach gut halb so lang sein wie «; sie zeigt vielfach einen fliessenderen Stil als @; Längen sind ge- kürzt, aber auch manches nothwendige ist weggelassen. Unverkennbar beruhen viele Abkürzungen nur auf Flüchtigkeit der Abschreiber, aber man kommt doch schwerlich ohne die Annahme einer systematischen Umarbeitung aus. Diese muss schon sehr früh Statt gefunden haben, denn der Anfang des Abschnittes, den Simeon Seth (zweite Hälfte des 11. Jahrh.) übersetzte, stimmt wesentlich mit £ überein. Man sieht hier- aus, wie wenig das Alter einer Handschrift in dieser Literaturgattung für die Güte der Recension maassgebend ist; hat doch auch die von de Sacy seiner Ausgabe zu Grunde gelegte alte und sorgfältig geschriebene Handschrift einen weit schlechteren Text als die jungen und gramma- tisch incorrecten A und B. Auffallend ist die eine Berührung von £ mit E, dass in beiden der Mäusekönig Bahräm „I. heisst, während E doch sonst durchaus zur Gruppe BCD gehört. Hier ist wohl der gelegent- liche Einfluss einer Recension auf die andere anzunehmen, wie er grade bei einer Ueberschrift am ersten Statt finden konnte. Ist nun auch ß im Allgemeinen weit weniger ursprünglich als @, so hat die Recension doch hie und da Ursprüngliches beibehalten, das in « verloren ist. Ich habe natürlich aber auch solche Lesarten nicht in den Text gesetzt, da auf die Weise eine principlose Mischung verschiedner Recensionen entstan- den wäre. Selbst bei meiner Uebersetzung, welche nicht beansprucht, 1) Ueber die Hdschr. siehe de Sacy, Notice p. 60 und besonders Guidi’s Studi). 16 TH. NÖLDEKE, den ältesten arabischen Text wiederzugeben, sondern den ursprünglichen von «, also den, welcher A und BCD zu Grunde liegt, einigermaassen darzustellen, habe ich solche Lesarten nur in so weit berücksichtigt, dass ich sie in den Anmerkungen verzeichne. Als Probe von % gebe ich un- ten den Anfang in Text und Uebersetzung. Um dem der semitischen Sprache nicht kucdigen Leser die Ver- gleichung zu erleichtern, stelle ich der möglichst wörtlichen Uebersetzung des arabischen Textes & eine neue des syrischen gegenüber. Ich habe mich bestrebt, ohne alle Rücksicht auf Eleganz des Stils die Ausdrücke so zu wählen, dass die Uebereinstimmung wie die Abweichung beider Texte auch im Deutschen recht deutlich hevortreten möge. Meine Ue- bersetzung liest sich deshalb weniger gut als die Bickell'sche. Dass es mir möglich war, einige Versehen Bickell’s zu vermeiden, verdanke ich hauptsächlich dem Umstande, dass ich eben einen arabischen Text da- neben hatte, den er nicht besass. In den Anmerkungen gebe ich meine sämmtlichen Emendationen des syrischen Wortgefüges.. Durch den Ara- ber werden viele der zum Theil äusserst scharfsinnigen und kühnen Ver- besserungen Bickell’s bestätigt, während in anderen Fällen die Handschrift Uebersetzung des syrischen Textes '). Dabscharm sprach: »ich habe diese Geschichte gehört. Sage mir aber auch, wie man einen Rathgeber suchen muss und welcher Vortheil von ihm kommt« Bedawäg?) sprach: »wer sich einen weisen Rathgeber zu erwerben versteht, wird vermittels seiner Weisheit aus vielen Nöthen befreit und gelangt zu vielen Gütern, wie es mit jener Maus ging, welche der Rathgeber des Mäusefürsten war und durch deren Weisheit diesem und allen Mäusen grosser Vortheil zukam«. Dabscharm fragte: »wie ist diese Geschichte«? Bedawäg sprach: 1) Bickell’s Ausgabe S. 116 £. 2) S. oben 8. 6 Anm. 8. HHLRC DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 17 Recht behält oder eine andre Emendation angezeigt wird. Nur wo kleine orthographische Aenderungen, Setzung der Pluralpuncte u. dergl. nöthig sind, habe ich im Allgemeinen geschwiegen. Natürlich verkenne ich durchaus nicht, dass der syrische Text noch viele nicht hervorgeho- bene Schäden hat und dass manche Stelle, die ich durch eine kleine Aenderung einigermaassen lesbar mache, vielleicht viel stärkerer Heil- mittel bedarf. Ueber das Verhältniss des syrischen zum arabischen Texte brauche ich mich nicht näher auszulassen; der Leser kann selbst urtheilen. Er wird sehen, dass dieser im Ganzen etwas wortreicher ist, und dass er in seiner jetzigen Gestalt nicht ganz wenig kleinere und grössere Stellen verloren hat, während hie und da auch der Syrer Lücken zeigt. Im Ganzen steht derselbe der Pehlewi- Urschrift noch etwas näher als auch der beste zu construierende arabische Text stehen würde. In einigen we- nigen Fällen, namentlich bei sententiösen Stellen, mag schon der syri- sche wie der arabische Uebersetzer sein Original missverstanden haben; grade solche Stellen sind aber auch von nachträglichen Entstellungen besonders betrofien. Uebersetzung des arabischen Textes. König Dabschalm') sprach zum Philosophen Bidanä: »ich habe diese Fabel gehört. Ich wünschte aber, dass du mir auch angebest, wie der Mensch sich einen guten Rathgeber suchen muss und welcher Vortheil von einem weisen Rathgeber kommt« Der Philosoph sprach: »wer sich einen guten Rathgeber zu wählen versteht und an ihm festhält, der wird durch ihn aus grossen Nöthen befreit?) und erlangt seinetwegen bedeu- tende Vortheile, so wie der Mäusekönig durch den Rath seines wohlge- sinnten Wezir’s Vortheil erlangte, indem er dadurch nebst allen Mäu- sen aus der Noth befreit wurde. Der König sprach: »wie war das” Bidnä°) sprach: 1) So nach BCDE. A hat: »Der König von Indien«. 2) A fügt hinzu: »und bleibt«. 3) So BCD. A und E: »der Philosoph«. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. [6 syr. 18 | TH. NÖLDEKE, In dem Lande der Brahmanen') ist eine Wüste Namens Düräb, welche von einem Ende zum andern 1000 Parasangen lang ist; mitten darin liegt eine Stadt Namens Andarbijäwän, die ist wohlhabend und stattlich, und die Leute, so darin wohnen, leben nach Gefallen im Wohl- stand. In dieser Stadt war eine Maus Namens Mihräjadh, der waren alle Mäuse in der Stadt und ihrer Umgegend unterthan. -Sie hatte drei Räthe; der eine hiess Züdhämadh, dessen Schlauheit er wohl kannte und welcher verständig und erfinderisch war; der andre hiess Schiragh, der andre Bachdädh. Mihräjädh lebte mit !seinen drei Räthen des ge- meinen Besten wegen zusammen. Eines Tages sagten sie: »ob es wohl möglich ist, diese Noth und Furcht vor den Katzen zu beseitigen, welche uns durch Erbschaft”) von unsern Vätern überkommen ist%. Mihräjadh sprach zu ihnen: »ich habe gehört: Der Mensch’) muss nach Kräften für sich und seine Nachkommen- schaft auf zwei Sachen bedacht sein: Nachtheiliges (und Vortheil- haftes), das vergangen ist, fahren zu lassen und Mittel zu ersinnen, neue Vortheile zu erwerben, Nachtheile aber zu entfernen‘). Wir haben nun dank den guten Werken’) unsrer Väter Wohlsein und Behaglichkeit; nur eine Noth haben wir, welche ärger ist als jede andre‘), die Furcht und der Schaden von den Katzen. 1) 117, 7. Lies TRBGEESON Diese im Syrischen, wie es scheint, allein vor- kommende Form (mit kh, nicht mit % wie pers. „„®,) scheint durch das griech. Booyuävss bedingt zu sein. : 2) 116,15. L. IN20.>, 3) 116,16. L. lasl;> oder faslaS. 4) 117, 1 £. Lies ungefähr ()lıan uw;o410 aSsll) 12920s0 12.00» coama.n 2,00» (?) sano 12,» 12520, „Sol in transitiver Bedeutung ist allerdings ziemlich selten. Ausser der von Payne - Smith angeführten Stelle Ephr. II, 253 A s. noch eb. III, 117 D und in etwas anderem Sinne eb. III, 276 D. 5 5) Nicht im religiösen Sinn zu nehmen, sondern die Väter haben die guten Verhältnisse selbst begründet. Desto bedenklicher ist es, also etwas an diesen bes- sern zu wollen. 6) 117, A. L. {os Vo, DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 19 Wie man erzählt, war im Lande der Brahmanen eine Ebene Na- arab. mens Dürän, die war 1000 Parasangen lang und mitten darin lag eine Stadt Namens Andarbiwan, die mit Glücksgütern reichlich versehen war und deren Einwohner alles, was zum Leben nöthig ist, nach Gefallen ge- niessen konnten. In dieser Stadt war eine Maus Namens Mihrär, die herrschte über alle Mäuse in der Stadt und ihren Bezirken. Sie hatte drei Wezire, die sie in ihren Geschäften zu Rathe zog; der eine hiess Züdhämadh, der war verständig und weise, und der König kannte seine Vortrefflichkeit wohl; der andre hiess Schiragh, der dritte Baghdädh. Eines Tages besprachen sie in des Königs Gegenwart mancherlei Dinge; da kam endlich die Rede darauf, dass sie sagten: »sind wir wohl im Stande, die von unsern Vorfahren ererbte Angst und Furcht vor den Katzen zu beseitigen oder ist das unmöglich%«'!) Da hub der König an und sprach: »ich habe Folgendes von den Weisen gehört: Der Mensch muss für sich, seine Kinder und Angehörigen auf zwei Sachen bedacht sein und die wohlgesinnten Rathgeber darüber fra- gen: erstens an Vortheilhaftes und Nachtheiliges, das schon gänzlich vergangen ist, gar nicht mehr zu denken, und zweitens, sich nicht zu scheuen, die Vortheile, welche er erreichen kann, festzuhalten und die Nachtheile wegzuschaflen. Wir befinden uns nun dank den guten Werken unsrer Väter und Vor- fahren in reichlichem Wohlsein und steter Behaglichkeit; nur einen Kummer haben wir, der aber wahrhaftig ärger als jeder andre Kummer und jede Sorge ist, nämlich über den Schaden und die Angst, die uns von den Katzen treffen. 1) BCDE bloss »oder nicht«. C2 0 TH. NÖLDEKE, Da müssen wir nun auf ein Mittel dagegen sinnen, denn wenn unsre Väter ein solches angewandt hätten, so hätten wir mehr Glück und Behaglichkeit. Denn wenn wir jetzt auch viel Glücksgüter haben, so bietet uns das Leben doch wegen der Furcht keinen Genuss. Es heisst ja: Wer sein Land, seinen Ort, sein Haus verlässt und an einem frem- den Orte schläft und verweilt, indem!) er dabei immer für sein Le- ben zu fürchten hat, bei dem muss man das Leben als Tod, den Tod als Leben rechnen.« Als Mihräjadn das gesagt hatte, priesen ihn Schiragh und Baghdädh und sprachen zu ihm: »Heil uns, dass du unser Fürst bist, weil du ver- ständig, menschenfreundlich und gedankenreich’) bist. Heisst es doch: Der Unterthan, dessen Herr weise ist, wird, selbst wenn er ein Thor ist, wegen seines Herrschers gerühmt. und ferner: Diese beiden Arten von Noth werden nur durch einen weisen und gedankenreichen Herrscher beseitigt’), aber durch keine andre Person oder Sache: erstens die, welche Viele betrifft(?), und zweitens die, welche durch Erbschaft von den Vätern herstammt. Wir vertrauen aber auf die Weisheit deiner Majestät, da durch den Segen, welcher auf der Regierung des Herrn ruht, auch wir uns in allem Wohlsein befinden; insonderheit wird aber, wenn wir in dieser Angelegenheit deine Absicht erreichen, dem Herren‘) und uns auf ewig Ruhm zu Theil werden. Auch müssen in Betreff dessen, was der Herr gesagt hat, alle Mäuse, insonderheit aber wir, uns eifrigst bestreben, des Herrn Willen zu erfüllen, und insonderheit in dieser Angelegenheit ist's unsre Pflicht, in derselben °) Leib und Seele daran zu setzen, eurer Majestät unsern Dank zu beweisen. Was diese uns gebietet, soll geschehn;; und wenn ihr gleich wegen des Segens, der auf eurer Regierung ruht, 1) 117, 8. Adde ‚> nach »]oo. 2) 117, 11. L. co cmınnwo (st. cestr.). 3) 117,13. Lies schon an der ersten Stelle u.»2A0 , 4) 117,17. L. „aN ohne o. 5) 117, 20. I2;e laoı2o ist zu streichen oder aber wenigstens auch an der zweiten Stelle ları» ohne o zu lesen. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 21 Da müssen wir nun auf ein Mittel dagegen sinnen, was unsere Vor- arak. fahren unterlassen haben. Wenn sie auch wohl nach einem Mittel da- gegen gesucht haben, aber ohne Erfolg, so müssen wir doch eins her- stellen, weil sie es eben nicht gethan haben; denn wenn wir auch be- ständiges Wohlsein und reichliche Glücksgüter haben, so bietet uns das Leben doch wegen dieser Furcht keinen Genuss. Die Weisen haben ja gesagt: Wer sein Land, seine Kinder, seine Heimath und seine Gattinn verlässt und gezwungen ist, sich einen Ort aufzusuchen, wo er nur mit Furcht und Zittern schlafen kann, dessen Leben gleicht dem Tode, und er muss noch im Leben zu den Todten gerechnet werden«. Als der König diese Rede‘) beendet hatte, sprachen Schiragh und Bagh- dädh zu ihm: »Heil uns, dass du unser Fürst bist, da du im höchsten Maasse Vortrefllichkeit, Menschenfreundlichkeit und Einsicht besitzest. Heisst es doch: Wenn der Herr weise ist, so trifft den Diener, selbst wenn er ein Thor ist, einiges von dem Ruhm wegen der guten Werke seines Herrn’). Wir vertrauen auf deine Weisheit und deine vortrefllichen An- ordnungen und bitten Gott, dass du deine Absicht in dieser Sache vollständig erreichen mögest und wollen dir dabei helfen, denn der König und wir erlangen dadurch auf ewig grossen Ruhm. Wir müssen uns ja alle mit äusserstem Eifer darum bemühen, dass der 1) Nach BCDE. 2) Von dem folgenden, im Syrer erhaltenen, Satz hat 8 noch einen Rest, näm- lich dass es zwei Sachen gebe, die nur durch einen klugen und verschlagenen Herrscher aufgehoben werden könnten (s. unten den Text und die Uebersetzung). Leider werden die beiden Sachen selbst da aber nicht mehr genannt. syr. 22 TH. NÖLDEKE, jedes Werk (schon allein) wie ein Engel‘) vollendet, so bestreben wir uns doch (auch) eifrig, euren Willen zu erfüllen«. So lange nun Schiragh und Bachdädh redeten, sah Mihräjadh im- mer auf Züdhämadh hin, dieser aber (bemerkte) kein Wort auf das, was sie sagten. Da sprach er zu Züdhämadh: »viele Menschen giebt es auf der Welt”) und insonderheit Herrscher; wenn (von diesen) einer einen weisen Unterthanen hat und kann etwas nicht allein ausführen, so berathen sie sich und unternehmen es (gemeinschaftlich); und ob man sich darum bemüht oder nicht, hängt von den Worten derer ab, mit welchen er (der Herrscher) sich beräth. Wenn nun etwa das, wovon ich gespro- chen habe, auch nicht möglich ist, so müsstest du mir doch eine Antwort darüber geben, was du davon meinst, und nicht dem Stummen gleichen indem du mir gar nicht antworteste. Als Mihräjadh so redete, sah Züd- hämadh ein: »weil ich nicht geantwortet habe, ist er ärgerlich°)«; so sprach er denn zu Mihräjadh: »wenn’s dem Herrn beliebt, so möge er mich nicht tadeln; denn ich dachte: zuerst‘) will ich ihre Antwort ver- nehmen und ihnen nicht die Rede stören und dann meine Meinung sagen« Mihräjadh sagte: »so sprich jetzt«. Züdhämadh sagte: »meine Antwort ist diese: hat der Herr nicht einen Plan in dieser Angelegenheit, wodurch er erkennt, wie diese Sache auszuführen ist, so dürfen wir’) uns gar nicht um diese Angelegenheit bemühen, weil etwas, das von den Vätern überkommen ist, auch nicht 1) 117, 21. L. Zas0,> ohne 2. 2) 118, 1. Wie die Hdschr. 3) Die directe Rede wird aus dem Original stammen; im Pehlewi ist sie eben ın solchen Fällen üblich. 4) 118, 8. Lies mit Löw (ZDMG XXXI, 540) »,coN. 5) 118, 11. Die leichteste Art, die Stelle zu verbessern , ist wohl, dass man im Anschluss an den arab. Text für das handschriftliche {lt liest rs» oder aN hs (vrgl. 119, 23) und für “smo:con U. Bickell’s Lesart liesse sich nur auffassen: »ich sehe keinen andren Plan, wodurch...., als den Herrn«. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 23 König seine Wünsche erreicht; besonders aber müssen wir Leib und .arak. Seele daran setzen, dass ihm in dieser Sache seine Absicht gelinge«. Nachdem die beiden Wezire 'diese Rede beendet hatten, richtete der König den Blick auf den dritten Wezir; als er nun‘) sah, dass die- ser nicht sprach, sagte er zornig zu ihm: »o Mann, auf der Welt giebt es manchen Menschen und insonderheit König, welcher einen. vortreff- lichen Gehülfen hat, auf dessen Einsicht er sich verlässt und mit dem er gemeinschaftlich viele Dinge eingehend beräth, theils solche, welche ausführbar, theils solche, welche nicht ausführbar sind.. Wenn nun etwa diese Sache, welche wir jetzt vorgenommen haben, auch nicht zu Stande kommen kann und wir uns deshalb nicht damit bemühen sollten, so hättest du uns doch auf jeden Fall deine Meinung darüber mittheilen und nicht so bleiben sollen, als wärest du taubstumm und unfähig zu antworten«. Als der König diese Rede, worin er dem dritten Wezir einen Verweis gab’), vollendet hatte, sprach dieser: »der König hätte mich nicht zu tadeln brauchen, weil ich mich bis jetzt des Redens enthalten habe; denn das habe ich gethan, um alles, was meine Collegen vorbrächten, vollständig zu vernehmen und ihnen nicht ins Wort zu fallen und die Rede zu stören. Meine Meinung darüber, so gut ich’s verstehe, wollte ich erst hernach äussern« Der König sprach: »so sag’ uns nun deine Meinung«. Der Wezir sprach: »ich habe darüber weiter keine Meinung als diese: wenn der König einen Plan kennt, um in dieser Sache seine Absicht zu erreichen, und sich von dessen Richtigkeit nach reiflichem Nachdenken überzeugt hat, so ist's gut; sonst sollte er gar nicht danach trachten und nicht daran denken. Denn schon unsere Väter und Vor- fahren haben sich mit alledem Mühe gegeben, was von ihnen auf uns 1) A fügt hinzu: »den anblickte und«. 2) Nach BCDE. syr. 24 TH. NÖLDEKE, einmal ein Engel umkehren und ändern kann, geschweige die Menschen«, Mihräjadh sprach: »nicht bloss!) etwas ererbtes, sondern auch das Ge- ringe kommt nur durch eine Fügung von oben zu Stande, denn jede An- gelegenheit*) kommt vermittelst der Zeit zu Stande, die Zeit aber ist den Menschen verborgen; die Bemühung der Menschen hängt von ihr ab wie das Licht der Augen von dem Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne; die Zeit hängt aber auch von der Bemühung und die Bemühung von der Zeit ab«’). Züdhämadh sprach: »so ist's wie der Herr gesagt hat, aber ich sage auch, dass, wie viel Pläne man auch haben mag, mit dem ererbten Zustand nicht zu kämpfen ist; denn kämpft einer mit dem ererbten Zustand, so geschieht es wohl einmal, dass er Erfolg hat, aber auch, dass sein Uebel noch ärger wird als im Anfang und grosser Nachtheil daraus kommt, wenn‘) es nicht mit der Zeit wieder zum vorigen Maasse zurückkehrt. So erzählt man’s von einem König«. Mihräjadh sprach: »wie erzählt man von dem König%« Züdhämadh sprach: In einer Gegend am Flusse Nil war ein König Namens Hütabär; da war ein Berg Namens Anöschagbädh. Dieser Berg enthielt viele Bäume und kleinere Gewächse’), er war reich und schön, und alle Thiere jenes Landes hatten Nahrung und Unterhalt von dem Berge. Am Fusse des Berges ist ein Loch, und ein Siebentel des Windes dieser 3'/. Regionen °) kommt aus dem Loche. Nahe bei dem Loche ist ein Haus Namens Mi- nögibädhar, das sehr schön und ohne Gleichen ist; darin wohnte Hütabär 1) 118, 14. Lies etwa «o] M} as I2 oo IS2a, 0 anı. 2) 118, 15. L. N JaS0os (Löw ZDMG. XXXI, 540). 3) Die Zeit, der Gang der Dinge im Allgemeinen, ist die grössere Macht, ohne deren Gunst nichts menschliches fertig wird, aber der Mensch kann doch auch viel dazu thun, die Zeit zu beschleunigen. 4):118, 21. L. | statt, Jo. 5) 119, 1. L. IAssamn. 6) Die ganze Erde zerfällt nach pers. und sonstiger oriental. Anschauung be- kanntlich in 7 Regionen (köswar x»Aiuere); der Verf. scheint nur die Hälfte dersel- ben als bewohnt anzunehmen. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 25 vererbt ist; Gottes Anordnung aber bestimmt die natürliche Beschaffen- arab. heit, und niemand, nicht einmal ein König‘), kann die Natur der Ge- schöpfe?) ändern«. Der König sprach: »nicht bloss, was von Geschlecht zu Geschlecht vererbt wird, sondern überhaupt jede Sache, mag sie auch noch so gering sein, kann nur durch die Fürsorge von oben zu Stande kommen«. Darauf sprach der Wezir: »so ist's, wie der König gesagt hat, aber wenn etwas unausführbar und wenn dem, was von Ge- schlecht zu Geschlecht vererbt ist, auf keine Weise entgegenzutreten ist, so ists am besten, sich damit gar nicht zu befassen; tritt aber jemand einem solchen im Geschlecht vererbten Zustand entgegen, so geschieht es vielleicht einmal’), dass er Erfolg hat und damit fertig wird, aber manchmal kommt die Sache dabei grade zu einem unheilbaren Verderben und manchmal kommt sie doch nicht wieder auf ihren vorigen Stand oder erst nach langer Zeit. So ging’s ja auch dem König‘) in der Ge- schichte. Der König sprach: »wie war das% Der Wezir sprach: Wie man erzählt, war irgendwo in der Gegend am Nil ein König; in dessen Lande war ein hoher Berg?) mit vielen Bäumen, Früchten und Quellen, und das Wild und die sonstigen Thiere jenes Landes nährten sich von dem Berge. In diesem war ein Loch, woraus ein Siebentel aller Winde, so in den 3'!/; Regionen der Welt wehen, hervorkam. Nahe bei diesem Loche war ein ausserordentlich schön gebautes Haus‘), wel- ches in der ganzen Welt nicht seines Gleichen hatte; darin wohnte der König 1) Die Verwechslung der Wörter malik »König« und malak »Engel« ist nicht ursprünglich; 8 hat noch im Einklang mit dem Syr.: »(was die Vorfahren nicht än- dern konnten), davon denke ja nicht, dass es dagegen ein Mittel giebt, nicht ein- mal für Engel (kmaläikatın), geschweige für die Menschen, welche schwächer an Kraft sind«. 2) »Der Thiere« BCD. »Der Menschen« A. 3) Das müssen (vgl. den Syrer) ungefähr die Worte bedeuten, die schwerlich unbeschädigt sind. 4) ß hat noch »Namens Hutabär«. So auch unten noch einigemal. 5) 8 hat noch »der einen bestimmten Namen hatte« J „L Wö,e,; der Name selbst aber fehlt. 6) # hat noch: Namens SL> ‚ai. Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. D SyT. 26 TH. NÖLDEKE, wie schon seine Väter. Von Zeit zu Zeit wurden sie durch den vielen Wind belästigt, aber weil es so herkömmlich und das Haus so herrlich, war es ihm schwer, den Ort zu verlassen. Er hatte aber einen Rath, mit dem berieth er sich in dieser Weise: »wir haben durch die Tüchtig- keit unsrer Väter allen Wohlstand, und unsre Sachen stehn herrlich; auch ist dies Haus, abgesehen von dem vielen Winde, dem Paradise ähnlich. Wir wollen aber doch auf ein Mittel sinnen‘), ob wir vielleicht jenes Loch, woraus der Wind hervorkommt, zustopfen können: so wird uns schon in dieser Welt das Paradis in herrlicher Weise zu Theil und erlangen wir durch dies Unternehmen ein Angedenken auf ewig«. Sein Rath sprach zu ihm: »ich bin dein Unterthan und der, welcher deinen Willen erfüllt. Hütabär sprach: »dies Wort, so du gesprochen hast, ist keine?) Antwort auf das, was ich gesagt habe°)«. Sein Rath sprach: »weiter weiss ich in dem, wovon der Herr geredet hat, keine Antwort, denn der Herr hat grosse Weisheit, ist verständig und vom Geschlecht und Stamm der Götter. Er ist ja auch der Gott der Erde, und dieser Gegenstand passt nur für die göttliche, nicht für die mensch- liche Natur, weil dieser Gegenstand gar gross ist und Geringe sich dar- auf nicht einlassen dürfen. Hütabär sprach: »nicht bloss dies Ding, sondern überhaupt jedes Glück kommt lediglich durch Anweisung und Fürsorge von oben‘), aber Arbeit und richtiges Verfahren ist den Menschen überlassen, und es wird von den Menschen durch Schicksalsbestimmung erkannt und ihnen gegeben, dass sie es ausführen können’); das ist der Menschen Werk, nicht der Götter. Aber sage du, was du meinst«. Sein Rath sprach: »ich meine so: wenn nicht der Herr einen Weg in dieser Sache sieht, bei welchem man die Ausführung der Angelegen- 1) 119,10. L. am;oAa, 2) 119,14. L.aSohne>, Dann etwa 20) 1 „or, 3) Der Wezir soll selbst einen Rath geben, nicht bloss seine Dienstwilligkeit erklären. 4) 119,19. Tilge «a2 ları ci 5) 119,20. Text und Sinn im Einzelnen ganz unsicher. lıomas heisst nur »Entscheidung, Decret, Schicksalsbestimmung«. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 27 wie schon seine königlichen Vorfahren. Sie wurden aber manchmal da- arab. durch belästigt, dass der Wind so viel aus jenem Loch herauswehte; allein weil es ihre Heimath und Haus und Gegend so schön, war es ihnen nicht möglich, wegzuziehen. Der König hatte aber einen Wezir, den er in seinen Geschäften zu Rath zog; den fragte er denn auch eines Tags in dieser Weise um Rath: »wisse, dass wir in Folge der guten Werke unsrer Vorfahren in reichlichem Wohlstande leben und unsre Sachen uns nach Wunsch gehn, und, wäre nicht der viele Wind, so wäre dies Haus dem Paradise ähnlich. Wir müssen uns aber bemühn, ob wir vielleicht ein Mittel finden, den Ausgang des Loches, woraus der Wind weht, zuzustopfen. Thun wir das, so erwerben wir das Paradis schon in diesem Leben und erlangen dazu auf ewig einen schönen Namen«. Der Wezir sprach: »ich bin dein Knecht und rasch bereit, dir zu dienen und deinen Befehl zu erfüllen«. Der König sprach: »das ist keine Antwort auf meine Rede«. Der Wezir sagte: »weiter kann ich in diesem Augenblick nichts antworten, denn der König übertrifft mich an Wissen, Weisheit und hoher Abkunft. Er ist ja der König der ganzen Welt'). Aber diese Sache, wovon du sprichst, lässt sich nur durch die Kraft söttlicher Wesen ausführen; die Menschen sind dazu nicht im Stande; ist es doch ein grosses Ding, und auf solche darf der Geringe sich nicht einlassen«.. Der König sprach: »alles Glück, das die Menschen geniessen und dessen sie sich gegen einander rühmen, kommt von oben; aber sich Mühe zu geben und tüchtig an’s Werk zu gehn, das ist den Menschen überlassen. Wenn nun ferner auch alles nur durch gnädige Fügung von oben erreicht wird, so gehört diese Sache doch zum Menschenwerk, nicht zum Werk göttlicher Wesen. Sag’ also, was du darüber meinst«. | Der Wezir sprach: »ich meine, dass der König über das, was er vorhat, wohl nachdenken möge, denn leicht ist es zwar, darüber zu re- 1) Beachte die Abänderung des vom Syrer treu wiedergegebenen Originals. Der Fürst wird wie ein persischer König als göttliches Wesen von göttlichem Ge- schlecht (manötithr a& [72] jazdän) angeredet. Den Muslimen durfte so etwas nicht geboten werden. D2 28 TH. NÖLDEKE, 8yr- heit genau erkennen kann, und wenn er nicht den Vortheil und Nach- theil, der daraus hervorgehn wird‘), sieht und durchschaut, so ist's den Menschen schwer, den Vortheil und Nachtheil aus der Angelegenheit zu erkennen. Sieh aber wohl zu, dass es in dieser Angelegenheit nichts zu be- reuen gebe, wie bei jenem Esel, der hinging, sich Hörner zu suchen, dem man dabei aber die Ohren abschnitt«. Hütabär sprach: »wie war diese Geschichte?« Sein Rath sprach: Es war einmal ein männlicher (?) Esel, der war feist und toll; den führte man an den Bach, Wasser zu trinken; da erblickte er von fern eine Eselinn. Als er sie sah, bekam er eine Erection?) und schrie. Da der Wärter seine Tollheit sah, fürchtete er: »vielleicht entwischt er mir und läuft weg°)«; er band ihn daher an einen Baum am Flusse, und auf seine Anordnung führte man die Eselinn weg. Der Esel aber ging in seiner Tollheit beständig um den Baum herum. Da senkte er einmal den Kopf und bemerkte dabei, dass sein Glied in Erection war; da sagte er: »dieser Stock ist recht kräftig, aber was nützt er, wenn keine andre Waffe dabei ist? Damit lässt sich ja gegen die Leute nichts ausrichten; auch verstehe ich ja die Ritterkunst‘) nicht. (Ich muss mich also noch um andre Waflen bemühen), weil dieser Stock nur zum Stechen dient; freilich sticht er so tief, wie es keine Lanze und keine andre Waffe zu thun vermag. Wird mir nun, wie ich zu stechen begehre, auch eine Lanze zu 1) 119,25. Die Entstellung erklärt sich eher bei einer ursprünglichen Lesart 128 lm au nam, 2) 120,5. Lies naas ohne Punct. — S. Novaria 38; eigentlich wohl »Härte« oder »Starrheit«. Mit (5&s, woran man leicht denken könnte, hat das Wort nichts zu thun; (rs ist, den Lautgesetzen gemäss, = pi» «nm» und bedeutet wohl ei- gentlich »sich abmühen«. 3) 8. oben S. 22 Anm. 3. a 4) 120,10, 19, 21 ist überall für IZas0;2 »Klugheit« lZas;> zu schreiben. Da- nach fällt weg, was ich zum Kärnämak 38 Anm. 3 gesagt habe. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 29 den, aber, welchen guten oder bösen Ausgang die Sache haben werde, arab. das ist den Menschen verborgen und schwer zu erfahren. Darum musst du dirs reiflich überlegen, auf dass dich in dieser Sache nicht dasselbe treffe wie den Esel, der hinging zu suchen, dass ihm Hörner wüchsen, dem dabei aber die Ohren abgeschnitten wurden«. Der König sprach: »wie war das% Der Wezir sprach: Wie man erzählt, hatte jemand einen Esel. Dieser erhielt von seinem Herrn reichliches Futter; davon ward er feist, toll und aufgeregt. Eines Tages begab’s sich, dass sein Wärter ihn an den Fluss zur Tränke trieb; da erblickte er von fern eine Eselinn. Als er sie sah, ward er aufgeregt, hob sein Glied und schrie. Da der Wärter seine Aufregung bemerkte, fürchtete er, er möge ihm entwischen, band ihn daher an einen Baum am Flussufer-und ging dann zum Wärter der Eselinn mit der Bitte, sie wegzuführen. Dieser that das auch. Der Esel aber ging be- ständig um den Baum herum; seine Aufregung und sein Geschrei wurden immer stärker. Indem er nun so herumging, senkte er einmal den Kopf und bemerkte dabei, dass sein Glied angespannt war; da sagte er bei sich: »dieser Stock wäre gut für die Ritter zum Fechten, aber was nützt er wohl allein, wenn ich nicht noch allerlei Waffen andrer Art dabei habe? Der Stock allein genügt ja nicht zum Kampf gegen die Leute. Dazu verstehe ich auch die Ritterkunst nicht. Auf alle Fälle bin ich aber doch schon im Stande, mit dem Stock jeden zu stechen und zu hauen, der die Handhabung der Waffen nicht gut versteht. Bin ich nun dazu im Stande, so möchte ich doch wissen (wie es wäre), wenn 30 TH. NÖLDEKE, syr. Theil, dann weiche ich nicht vor 100 Rittern. Ich muss doch auf ein Mittel sinnen (mir eine Lanze zu verschaffen); denn hätten meine Väter dies Mittel besorgt, so geriethe ich nicht in dies elende Leben«. Während er nun so dachte, sass sein Wärter am Bach (um zu warten), bis sich seine Tollheit legen würde. Da erschien plötzlich ein alter Hirschbock mit grossen Hörnern, welcher einem vornehmen Manne gehörte; den hielt man an einem Strick und brachte ihn an den Bach, dass er Wasser trinke. Als der Esel den Hirsch in dieser Weise sah, begehrte er noch mehr nach dem, woran er gedacht hatte, und sprach: »dieser Hirsch hat auch noch Lanze, Wurfspeer‘) und sonstige Waffen. Dazu ist er in der Ritterkunst bewandert. Gelingt es mir nun, von da, wo ich jetzt bin, zu entrinnen und mich diesem Hirsch anzuschliessen, und bleibe ich auch nur kurze Zeit bei ihm und bin ihm dienstbar, so erlerne?) ich die Ritterkunst, so dass er mir wegen der Ehre, welche ich ihm erweise, einen Theil seiner Waffen schenkt« Wegen der Thorheit und Tollheit des Esels konnte der Hirsch nicht dazu kommen’), Wasser zu trinken, sondern blickte immer nach dem Esel hin. Da dachte der Esel: »weil der Hirsch an mir Gefallen findet, trinkt er kein Wasser, sondern sieht nach mir hin und freut sich« Ferner sagt er: »da dieser Hirsch mich liebt‘), so hat Gott ihn hergeführt, wäh- rend ich selbst ohne Hoffnung war. Bekannt ist jedoch, dass die Zeit auf nichts, aber alles auf die Zeit wartet; dies hat nun auf des Höchsten Geheiss die Zeit durch mein gutes Geschick herbeigeführt. Glückselig bin 1) 120,18. Lies wie die Hdschr. S. ZDMG XXX, 764. 2) 120,21. L. ]Zas;a> ohne o; vielleicht ist aber schon Zeile 20 das o vor lı>21 zu streichen und beginnt da der Nachsatz. 3) 120,23. L.fooı ewmaato, 4) 120,25. So, wie die Worte hier stehen, passen sie nicht wohl ; schon dass zuerst bloss »dieser« und nachher »diesen Hirsch« steht, geht nicht an. Zur Noth genügt: 1a] 129 AN I IN. lan. Oder vielleicht LaN oA]... KR IaN „22 »da Gottsich meiner erbarmte, während..... ‚ hat er diesen Hirsch hergeführt?« DIE ERZÄHLUNG VOM MAUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 31 mir auch eine Lanze zu Theil wird, wie ich’s wünsche; dann weiche arab. ich nicht vor 100 Rittern. Aber ich muss mich bemühen, mir eine Lanze zu verschaffen; denn hätten meine Väter und Vorfahren sich darum bemüht, so hätten sie mir das Elend des Bettlerlebens er- spaart«. Während er so hin- und herdachte'), erschien ein Hirsch mit sehr grossen Hörnern?); den brachte sein Wärter zur Tränke an den Fluss. Als der Esel diesen erblickte und sah, dass er mit seinen grossen Hör- nern ganz zu dem passte, was er grade wünschte, gerieth er in Staunen über ihn, dachte nach und sprach: »dieser Hirsch trägt die Hörner nicht, ohne auch noch Lanzen, Bogen und Waffen andrer Art zu haben. Dazu ist er ohne Zweifel auch in der Ritterkunst bewandert. Gelänge es mir nun, von meinem Orte zu entrinnen, mich dem Hirsche anzuschliessen und ihm eine Zeit lang zu dienen, so würde ich gewiss zum Ritter, und wenn er meinen Diensteifer und meine gute Gesinnung sieht, so wird er nicht so geizig gegen mich sein, mir nicht etliche von den Waffen, dieerhat, zu schenken« Als der Hirsch die Aufregung und das verrückte Benehmen des Esels sah, hörte er auf, Wasser zu trinken, und blickte immer nach ihm hin. Als der Esel nun sah, dass der Hirsch kein Wasser trank, dachte er bei sich folgendermassen: »ihn hindert am Wassertrinken nur, dass er mich gesehn hat und dass mein Anblick ihn erfreut. Gott hat mir dies gnädig veranstaltet, als ich grade über diese Sache nachdachte, und mir, als ich eben nachzudenken anfing, meinen Wunsch sofort gewährt. Das kommt nur durch ein von oben her beschiedenes Glück. Ich möchte doch 1) Nach BCD. 2) $ hat noch wie der Syr.: »welcher einem vornehmen Manne gehörte«. 32 TH. NÖLDEKE, '. ich geboren, dass mir dies Grosse vom Schicksal bestimmt ist!« Als der Esel so dachte und der Wärter des Hirsches sah, dass er kein Wasser trank, brachte er ihn nach Haus. Das Haus lag aber nahe bei dem!) Bache und bei der Stelle, wo der Esel angebunden war. Der Esel nahm sich für jenes Haus ein Zeichen und Merkmal; dann brachte (der Mann) den Esel auch nach dem Haus. Als er dahin gekommen war, band man ihn an die Krippe und warf ihm Häcksel vor. Da der Esel aber nur daran dachte, zum Hirsch hinzukommen, frass er nichts, sondern grübelte bloss und sann auf Mittel zur Flucht. Als es nun Nacht geworden war, bekümmerten sich alle Leute nur um Speise und Schlafstätte: da strengte?) sich der Esel an, riss sich den Halfter vom Kopf, entfloh und begab sich an die Thür des Gebäudes, wo der Hirsch war. Als er dahin gelangte, war die Thür verschlossen; da guckte er durch ein Loch in der Thür und sah da den Hirsch, wie er nicht mehr an der Krippe stand. Damit ihn nun die Leute nicht sehn sollten, blieb er abseits stehn und wartete. Als der Hirsch dann aus dem Hause kam, ging der Mann’), der ihn hielt, vor ihm her; da nahte sich der Esel langsam dem Hirsch, ging immer neben ihm her und sprach mit ihm von jenem seinem Wunsche. Aber der Hirsch verstand die Eselsprache nicht; da er sie also nicht kannte, sprang er auf, mit ihm zu kämpfen. Da schaute sich der Wärter des Hirsches um und sah, wie der Esel neben dem Hirsch herging. Er wollte ihn festhalten, dann dachte er aber: »halte ich den Esel fest, so kämpft der Hirsch vielleicht mit ihm, entwischt meinen 1) 121,4. L.lo2 oaN, 2) 121,9. L. seA2Z2lo, 3) 121,13. L. fa, ohne 0; oder Zeile 14 la» ohne o, DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 33 wissen, unter welchem Stern ich geboren bin und welche Glückscon- arab,, stellation mir zu Theil geworden ist, als ich grade da stand, so dass mich diese grosse Sache getroffen hat: sonder Zweifel bin ich ein wahres Weltwunder! Als nun der Wärter des Hirsches sah, dass der- selbe nicht trank, brachte er ihn nach Haus. Das Haus des Wärters lag aber nahe bei dem Fluss, neben dem der Esel angebunden war. Der Esel richtete nun unaufhörlich seinen Blick nach dem Hirsch hin, als dieser zurückging, bis er in’s Haus seines Wärters eintrat; da merkte er sich ein Zeichen, um es daran wiederzuerkennen. Darauf brachte der Wärter auch den Esel nach Haus, band ihn an und warf ihm Futter vor. Aber des Esels Sinn dachte nur daran, zum Hirsch hinzukommen, und er mochte weder essen noch trinken; er begann darüber zu grübeln, sann auf Mittel und sprach: »ich muss meine Flucht zu ihm bei Nacht bewerkstelligen«. Als es nun Nacht geworden war und die Leute nicht mehr auf ihn achteten, strengte er sich an), riss endlich die Thür aus, und floh dann fort nach dem Gebäude, wo der Hirsch hineingegangen war. Als er aber dahingelangte, fand er die Thür verschlossen; da guckte er durch eine Spalte in der Thür und sah da den Hirsch frei und ohne Fesseln. Da der Esel aber fürchtete, die Leute möchten ihn sehn, blieb er bis zum Morgen in einem Winkel stehn. Darauf nahm der Mann den Hirsch und brachte ihn wieder zum Flusse, um ihn trinken zu lassen. Der Mann ging dabei vor ihm her, indem er ihn an einem Strick führte. Da nahte sich der Esel dem Hirsch, ging immer neben ihm her und redete ihn in seiner Sprache an. Aber der Hirsch verstand die Eselsprache nicht; da er ihn also nicht verstand, wärd er wild und fing an, mit ihm zu kämpfen. Da wandte sich der Mann, welcher ihn führte, und schaute sich danach um, mit wem der Hirsch kämpfe; als er 1) $ noch wie Syr.: »als es Nacht geworden war, strengte sich der Esel so lange an, bis er den Zügel (sw) vom Kopf gerissen hatte, und floh... .«. Die Lesart von BCD »er riss den Pflock (an dem er angebunden war) los« u. s. w. ist eine Neuerung. Histor.-philolog. Classe. XXV. 4. E syr. 34 TH. NÖLDEKE, Händen und läuft fort; dann kommt auch der Herr des Esels und schleppt ihn fort, und mein Herr behandelt mich dann schlecht« Er schlug also den Esel mit einem Stock, den er in der Hand hatte, und jagte ihn von dem Hirsche weg. Dann ging er weiter; da kam der Esel noch einmal wieder‘), nahte sich dem Hirsche, und wiederum wollte der Hirsch mit dem Esel kämpfen. Abermals schlug der Mann den Esel und jagte ihn von dem Hirsche weg. Sieben oder acht Mal kam so der Esel zum Hirsch heran und schlug ihn der Mann. Da dachte der Esel: »ich kann nicht ruhig bei dem Hirsche bleiben, und er versteht nicht, was ich mit ihm sprechen will, und ich kann (ihn) auch nicht beruhigen?) ....« Der Mann hielt den Hirsch aber mit der Hand und lief. Da packte der Esel den Mann mit den Zähnen heftig im Rücken, und ward erst nach langer Zeit mit Mühe zur Ruhe gebracht. Als der Mann nun die Thorheit und Tollheit des Esels gesehn hatte, dachte er: »halte ich ihn fest, so fügt er mir vielleicht etwas schlimmes zu; ich will lieber ein Zeichen machen, dass ich den Esel daran erkennen und von seinem Herrn Schadenersatz verlangen kann« Da zog er ein grosses Messer, das er bei sich trug, heraus und schnitt ihm beide Ohren ab. Der Esel aber kehrte von dort zurück und begab sich nach dem Hause seiner Herrschaft, und die Noth war noch ärger, welche er von Seiten seines Herrn erlitt. Da dachte er und sprach: »das ist ein ver- derblicher Plan; ich meine, auch meine Väter wollten schon solche Pläne machen, konnten sieaber nicht zu Ende führen, wegen dieser schlimmen Unfälle, so darauf folgen«. Hütabär sprach: »ich habe dies gehört, aber fürchte du dich nicht 1) 121,21. Für «ASSZ] muss ein Wort mit der Bedeutung »er kehrte wieder« stehn. 2) 122,1. Hier ist jedenfalls eine Lücke. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 39 nun sah, wie der Esel neben dem Hirsch herging, wollte er ihn fest- arab. halten; dann sagte er aber: »halte ich den Esel fest, so fühlt der Hirsch einen Reiz, mit ihm zu kämpfen, und ich kann sie dann nicht beide zu- gleich in Ordnung halten; ich will ihn lieber vom Hirsche wegjagen«. Er schlug also den Esel mit einem Stock, den er in der Hand hatte, und dieser lief fort. Als der Mann dann weiter ging, kam er wieder, ging neben dem Hirsche her und redete ihn an; wiederum ward der Hirsch wild und fing an, mit ihm zu kämpfen. Der Mann wandte sich zum zweiten Mal um, schlug den Esel und dieser lief for. Dann kehrte er noch drei Mal!) auf diese Weise wieder, und, so oft er kam, schlug ihn der Mann. Da sagte der Esel endlich: »das Einzige, was mich hindert, mit dem Hirsche zu reden, gegen ihn freundlich zu sein und ihm meine Gedanken zu entdecken, ist dieser Mann, der ihn führt«. Da fuhr er auf den Mann los und biss ihn heftig in den Rücken, so dass er ihn nur mit grosser Mühe los ward. Als er nun seine Toll- heit und Aufregung gesehn hatte, sprach er: »halte ich ihn fest, so bin ich nicht sicher davor, dass er mir etwas schlimmes zufügt; ich will ihn lieber mit einem Zeichen versehn, um, wenn ich ihn mit seinem Herrn?) treffe, von diesem Schadenersatz zu verlangen« Da zog er ein Messer, das er bei sich trug, heraus und schnitt dem Esel damit die Ohren ab. Der Esel aber kehrte nach der Wohnung seiner Herrschaft zurück, und, was ihn von seinem Herrn traf, war noch schlimmer, als dass ihm die Ohren abgeschnitten waren. Da dachte er und sprach: »meine Väter sind wirklich auch schon auf diese Sache gekommen, fürchteten aber schlimme Folgen davon und liessen davon ab«. Der König sprach: »ich habe dies gehört, aber du darfst dich nicht 1) £: »mehr als 7 Mal« (s. den Syrer). 2) Oder »Wärter«. 36 TH. NÖLDEKE, . davor, denn wenn, was Gott verhüte, diese Angelegenheit auch nicht zur Ausführung kommt, so bewahren wir uns doch vor jedem Schaden, der daraus kommen könnte«!). Als sein Rath nun sah, dass Hütabär so dar- auf erpicht war, diese Sache zu vollführen, widersetzte er sich ihm nicht länger, sondern pries ihn und sprach: »gebe dir Gott Gedeihen bei diesem Werk, das du begonnen hast; ich aber bleibe bei meinem ersten Wort, dass ich eure Befehle vollziehe« Da liess Hütabär dem ganzen Land kund machen): »alle Jünglinge und Männer’), welche nach meinem Wohlergehen streben, sollen an dem und dem Tage und Monat Mann für Mann nach dem Berge gehn und ein Bündel Holz mit- bringen. Also thaten sie denn auch. Hütabär aber sprach: »merkt auf‘) die Zeit des Windes«, und als er erfuhr, dass der Wind nur schwach komme, gebot er, dass alles Holz in den Eingang jenes Loches ge- setzt (und dasselbe mit einem Haufen Steinen versperrt)’) werde. Das thaten sie. Da nun der Wind daran gehindert war, herauszu- kommen, und kein Wind mehr das Land traf, verdorrten in 6 Mo- naten alle Bäume und Gewächse und alles, was um den Berg nach allen 4 Himmelsgegenden hin wuchs, bis auf eine Entfernung von 100 Para- sangen hin; das Laub fiel ab, und alle Menschen, die Rinder, Schafe und die anderen T'hiere wurden elend und schlimm krank. Da beriethen 1) 122,12 £. L.lo2;e am lyxwa» o as) ERFANH 2) 122,16. L.as30Jo re. 3) 122,17. Der Sinn verlangt etwas derartiges (so cod. O \eiXe). Aber las das graphisch sehr nahe liegt, kannhier doch kaum in specieller Bedeutung neben dem vorhergehenden und folgenden las im allgemeinen Sinne stehen. In derselben Zeile lies DS ax 4) 122,18. Im Anschluß an die Hdschr. lese ich aa» ;o], 5) Etwas derartiges hat Bickell mit Recht ergänzt. Da auch nachher nur von einem Steinhaufen die Rede ist, so beruht die Aufführung einer förmlichen Plattform ausser den Steinen im arab. Text wohl auf einer Erweiterung. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 37 davor fürchten, denn wenn es uns, was Gott verhüte, auch nicht gelingt, arab. so hast du doch keinen Schaden davon, denn wir sind auf jeden Fall im Stande, uns den bösen Folgen zu entziehen« Als der Wezir nun sah, dass der König diese Sache durchaus vollführen wollte, widersetzte er sich ihm dabei nicht länger, sondern sprach: »bringe den Ausgang (des Windlochs) und das Uebrige in Ordnung« Darauf liess der König in all seinen Provinzen ausrufen: »kein Jüngling soll es unterlassen, an dem und dem Tage in dem und dem Monat an unsern Hof zu kommen mit einem Bündel Holz vom Berge« Also thaten denn auch die Menschen. Der König kannte aber die Zeit, wo der Wind nur schwach wehte. An dem Tage kamen nun die Leute mit dem Holze. Er gebot ihnen, es in jenem Loche aufzuschichten, dessen Eingang mit Steinen zu versperren und vor dem Loch eine grosse Plattform zu erbauen. Das thaten sie; da war der Wind, der aus dem Loche herauskam, hieran gehindert. Nun entbehrte das ganze Land des Windes, und ehe noch 6 Monat verstrichen, waren alle Bäume und Pflanzen auf jenem Berge verdorrt und vertrocknet; das reichte etwa 200 Parasangen weit’); das Vieh und die sonstigen Thiere des Landes starben an Seuchen, die Quellen und Wasserplätze versiegten, die Flüsse trockneten aus und die Menschen befiel die Pest, an welcher Viele starben. Lange blieben _ 1) A fügt hinzu: »und noch weiter«. syr. 38 TH. NÖLDEKE, sich die Einwohner des Landes, gingen mit Aufruhr und Gewalt zum Hof des Hütabär, nahmen und tödteten ihn, seinen Rath, sein Weib und seine Kinder, rissen den Steinhaufen aus dem Loche heraus, legten Feuer an das Holz und gingen dann zurück. Als das Holz nun ein wenig brannte, fahr der Wind, der 6 Monate lang nicht her- ausgekommen war, mit Heftigkeit aus dem Loche hervor, nahm das Feuer mit und schleuderte es im ganzen Lande umher; zwei Nächte und zwei Tage lang wehte der Wind, so dass von den Städten, Burgen, Dörfern, Bäumen, dem Vieh‘), den Rindern, Schafen und Menschen des Landes nur ganz Weniges verschont ward: alles übrige ward vom Feuer erfasst, vernichtet und getödtet. — Diese Geschichte habe ich deshalb erzählt (um zu zeigen), dass etwas von Alters her ererbtes schwer abzu- stellen ist und dass aus der Bemühung, es abzustellen, bisweilen Schaden hervorgeht. Mihräjadh sprach: »ich habe diese Geschichte gehört, aber es heisst auch: Wer sich vor einer schwierigen und gefährlichen Angelegenheit, während es damit sehr gut gehn kann, in der Besorgniss, es möge - damit schlimm gehn, hütet, bringt es zu nichts grossem, es geschehe denn zufällig. — Die Hülfe der Zeit besteht darin, dass jemand in (dieser) Welt durch gute Werke berühmt und in jener Welt gerechtfertigt wird. Denn das ist dem Menschen das Herrlichste, dass sie in dieser Welt?) einen guten Namen haben immerdar. Aus dieser Welt kann 1) 123,6. Die Richtigkeit von lı2ı00 bezweifle ich etwas. 2) 123,14. L.JoNs los, DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKONIG UND SEINEN MINISTERN. 39 die Einwohner des Landes in diesem Elend, bis sie endlich wildarak.' wurden‘); da erhoben sich die, welche übrig waren und sich noch halb lebendig fühlten, sammelten sich zum Hof des Königs und tödteten ihn, seinen Wezir, seine Angehörigen und Kinder, und als keiner von diesen mehr übrig war, eilten sie nach dem Loche hin, rissen die Plattform und die Steine vom Eingang weg und legten Feuer an das Holz, so dass es in Flammen gerieth. Als es nun zu brennen anfıng, gingen die Leute heim. Da kam aber der Wind, welcher 6 Monate lang unterdrückt war, mit grosser Heftigkeit heraus, nahm das Feuer mit und schleuderte es im ganzen Lande umher; der Wind wehte zwei Tage und zwei Nächte lang, und so blieb im Lande nicht Stadt, Dorf, Schloss, Baum, Hausthier oder andres Thier, die nicht vom Feuer und Wind vernichtet wären’). Der Mäusekönig sprach: »ich habe diese Geschichte gehört, aber es heisst auch: Wer eine schwierige Sache vorhat, in Folge deren man hoffen kann, es zu etwas grossem zu bringen, dann aber aus Furcht vor einem Unglück, das ihn dabei treffen könnte, davon absteht, gelangt nicht auf eine hohe Stufe, es geschehe denn rein zufällig. — Vom Glück und guten Geschick kommt es, dass der Mensch in dieser Welt durch gute Handlungen berühmt wird’). — Keinem Menschen ist's möglich, aus dieser Welt etwas mitzunehmen, das ihm nützen könnte, als seine Thaten«. 1) »bis — wurden< fehlt in A. # hat Inuiie Io.alas, JUN Je „U SH, »die Leute standen am Rande des Verderbens, da beriethen sie sich (s. den Syrer) und sammelten sich . . . .« 2) # hat noch ähnlich wie Syr.: »diese Fabel habe ich dir nur deshalb erzählt, damit du erkennest, dass man eine Sache, welche in der Natur begründet und in der Welt weit ausgedehnt (AleJ} $ ‚uw all & (s;> \öl) ist, nicht abstellen kann und dass man, wenn man ein Mittel dagegen anwendet, nicht sicher vor Schaden da- bei ist«. 3) $ hat noch wie Syr.: »die Menschen hoffen in diesem ihren Leben nur auf einen guten Namen und auf Ruhm; die sind dauernd«. ByT. 40 TH. NÖLDEKE, ja niemand etwas mitbringen, als was er gethan hat. — Wenn einer gleich 1000 Jahre lebt und ihm alles Glück nach Gefallen zu Theil wird, so sind ihm im Augenblick des Scheidens diese 1000 Jahre doch so wie eine Juninacht für einen Jüngling von 15 und ein Mädchen von 12 Jahren, die einander lieben und nach einander begehren, wenn sie eine solche Nacht bei einander geschlafen haben und sie in ihren Augen kurz erscheint«, Züdhämadh sprach: »es heisst aber auch: Wen durch seiner eignen Hände Thun Unglück trifft, ist der Er- rettung daraus nicht werth; wen durch seiner eignen Hände Thun der Tod trifft, bekommt keinen Platz im Paradise. Des weisen Mannes Thun ist weise, und was möglich ist, darum bemüht er sich, und was unmöglich ist, daran legt er nicht die Hand«. Mihräjadh sprach: »wenn du mir jetzt räthst, so sage ich, dass du dich um die Sache bemühen musst«'‘). Als Züdhämadh nun sah, dass Mihräjadh begierig war, die Sache zu vollführen?), so bereitete er einen Plan für die Angelegenheit vor und sprach: »ich will dir rathen; auch jene Worte habe ich vorzüglich deshalb gesprochen, weil der Herr ja weise ist, während ich nur schwache Einsicht habe. Heisst es doch: Bei einem Streite?) und einer Berathung und irgend einer Sache, die vorfällt, müssen sich die Thoren mit den Weisen und die Weisen mit den Thoren berathen; denn wenn sie bei der Berathung thö- richter als gebührend reden, so beeinflusst das den Weisen zwar nicht, aber er prüft‘) es doch und nimmt das, was ein wenig besser und förderlicher ist, und er nimmt den Thoren so, wie es sich ziemt, 1) 123,25. Etwa nach »räthst« wird etwas ausgefallen sein wie: »so ge- winnen wir’s«. 2) 124,1. Vielleicht eher zu lesen IySam on anal, 3) 124,4. Mindestens zu verbessern 11.22, 4) Eigentlich »läutert«. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 41 Der Wezir sprach: »die Weisen haben aber auch gesagt: Wer sich mit eigner Hand ein Unglück zuzieht, ist nicht werth, daraus gerettet zu werden, und wer die Ursache seines eignen Todes ist, bekommt keinen Platz im Paradise. Der König sprach: »ich sage aber, dass wir es gewinnen, wenn du mich mit deinem Rath unterstützest, und dass du sehr darauf bedacht sein musst‘), dass die Sache zu Stande komme« Als der Wezir nun einsah, dass der König die Sache durchaus vollführen wollte, während ihm auch schon der richtige Plan eingefallen war, sagte er: „ich will dir nach Kräften rathen, was zu thun ist. Ich habe das alles bis zu diesem Puncte der Unterredung nur gesagt, weil ich die Weisheit und Trefflichkeit des Königs kenne; ich selbst habe ja nur schwache Einsicht. Nun haben aber die Weisen und die Thoren’) gesagt: Der Weise muss den Thoren um Rath fragen; denn wenn er ihn _ befragt und den Thoren veranlasst seine Thorheit, das Unrichtige zu rathen, so folgt der Weise seiner Thorheit nicht und nimmt seine Worte und seine Meinung nicht an; der Weise prüft aber die Sachen, wählt das Richtige aus und lenkt die Rede des 'Thoren auf das Passende und Zweckmässige. Der Weise fragt aber den 'Thoren nur aus zwei Gründen: erstens äussert der Thor in der Angelegen- 4 1) Etwas wie »es ist nöthig« wird zwischen „ und yo,=' ausgefallen sein. 2) So die Handschriften! Ursprünglich wohl: »man hat von den W. und Th. gesagte«. Histor.-philolog. Classe. XXV. 4. F 42 TH. NÖLDEKE, Aber das, was er (der Thor) sagt, weil er von einer Angelegenheit, worüber er zu Rath gezogen wird, gehört hat, das versteht er doch besser zu machen als zwei an Weisheit hervorragende Weise. Auch so heisst es: So!) ein Mann etwas thun will, berathe er sich, falls” ein Weiser in der Nähe ist, mit dem Weisen; ist kein Weiser in der Nähe, so ziehe er die Sache auch mit Thoren in Erwägung. Wenn ich nun in dieser Sache zu viel Rath gegeben habe’), wie es meiner Ansicht gemäss ist, so wird (der Herr) doch nicht böse werden«. Mihräjadh sprach: »abgesehen von dem einem Puncte, dass du dir nur schwache Einsicht beilegtest, hast du alles vorzüglich geredet. Du bist weise, und wegen deiner Weisheit wird auch meine Regierung glänzend, herrlich und vortrefflich. Du bist wie ein Weiser, der keine Herrschaft hat, später aber auch die erhält und deretwegen geehrt und hochgehalten wird, und wie ein Gesetzesschreiber, der die Auslegung der Schrift noch nicht kennt, später aber auch die lernt, und deshalb gepriesen und geehrt wird’). Grade im Vertrauen auf deine Weisheit habe ich an diese Sache gedacht, sie durchzuführen‘). Auf dich hoffe ich ganz besonders’)«. Als Mihräjadh dies gesagt hatte, sprach Züdhä- madh°): »der Herr möge nicht böse werden. Was der Herr gesagt hat, ist ja alles wahr; wegen seiner Gerechtigkeit und des Segens, der auf seiner Regierung ruht, muss es geschehn ’«. Sagt man doch: Wer mit Braven verkehrt, lernt Braves, und wer mit Bösen, sammelt Bosheit, gleich wie, der Wind, wenn er auf Wohlgerüche trifft, Wohlgeruch mitbringt, auf Stinkendes, Gestank. 1) 124,10. Für. „22 lies 3. oder ‚2, 2) 124,12. Wie die Hdschr. Auch AS,.»7 kann stehn bleiben. 3) 124,17. L. ;asA00 em Noch Do] ANNO, 4) 124,181. Der Text ist bedenklich ; wohl etwas ausgefallen. 5) 124,19. L. As] ;»4s als 2 Wörter. 6) 124,20. L. „sobol ohne o 7) 124,21f. So kann man zur Noth ohne Textänderung fertig werden (auch Zor2a2o kann bleiben); doch habe ich meine Bedenken. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 43 heit zuweilen die unbekannte Meinung eines Anderen, welche der arab. Weise sich dann mit seiner Beharrlichkeit!) zu Nutze macht, und zweitens bringt der Mutterwitz des T'horen?) auch wohl einmal etwas hervor, worin ein grosser Nutzen liegen kann. Was ich nun in dieser Angelegenheit gesagt habe, ist geschehn im Vertrauen auf die Kenntniss und den Verstand des Königs und darauf, dass er mir nicht zürnen, sondern es gut aufnehmen werde«. Der König sprach: »was du gesagt hast, ist alles äusserst gut und richtig; es ist ganz wie du gesagt hast, abgesehen von dem einen Worte, dass du schwache Einsicht habest, denn nach unsrer Meinung bist du nicht von schwacher Einsicht, sondern ein vollendeter Weiser«®). Als der Wezir dies vom König hörte, sagte er: »der König möge sich keine Mühe machen, denn was er über seinen Knecht gesagt hat, hat er alles nach seiner Gerechtigkeit und Milde gesagt« Darauf begann der König, 1) ? Vielleicht x „au »mit seiner Einsicht«? 2) »Thorheit« ist hier überall mehr Unwissenheit oder Verbildung als Dumm- heit. — Mit den Thoren, die unter Umständen richtigen Rath geben, meint der Minister sich und seine Collegen. 3) Als Rest von dem, was der Syr. wiedergiebt, steht bei $# noch: »denn ich vertraue, abgesehen von der Schicksalsbestimmung, darauf, dass die Durchführung dieser Sache nur auf deiner vorzüglichen Einsicht und Unterscheidungskraft be- ruht«. — BCD haben am Schluss: »ich zeichne dich vor meinem gesammten Heere (sie) aus«e. F2 syr. 44 TH. NÖLDEKE, Der Herr möge jetzt aber diesen Gegenstand fallen lassen und an den herantreten, welcher nothwendiger ist')«“ Da fing Mihräjadh bei seinen drei Räthen von unten an und fragte den Jüngsten: »was sagst du, dass in dieser Sache zu thun sei%« Der Jüngste sprach: »ich sage, dass man Schellen herschaffen und jeder Katze eine an den Hals hängen muss; gehn sie dann hin und her, so merken wir sie. Da fragte Mihräjadh den Zweiten: »was hältst du von den Worten, so der Jüngste gesagt hat %« Der Zweite sprach: »ich billige sie nicht; denn, wenn wir die Schellen auch anschaffen: wer macht sich wohl daran, sie der Katze an den Hals zu hängen? Ich schlage vor, dass wir lieber alle gemeinsam auf- brechen und aus dieser Stadt auf ein Jahr in die Wüste ziehen, bis die Menschen einsehn, dass keine Mäuse mehr in der Stadt geblieben sind und sie keine Katzen miehr brauchen. Merken sie nun, dass keine Mäuse mehr da sind, so tödten sie alle Katzen oder jagen sie fort. Dann kehren wir wieder zurück« Da fragte Mihräjadh den Züdhämadh: »was hältst du von .dem, was der Zweite gesagt hat”)%« Er sprach: »ich billige es nicht; denn wenn wir auch aus der Stadt ausziehn, so ver- schwinden doch die Katzen in einem Jahre nicht völlig aus der Stadt; wir erleben dann, während wir in der Wüste sind, viel Mühsal, und diese Noth ist keine geringe, weil wir der Mühsal nicht gewohnt sind. Aber wenn wir auch in der Wüste verweilen, bis die Katzen ganz ver- schwunden sind, und dann wieder zurückkehren, so liegt darin doch keine Sicherheit, denn es dauert dann nur kurze Zeit, so schaffen die Leute wieder Katzen an, und unsre Anstrengung ist verloren« Mihräjadh 1) 125,1. L. eoopas und jahr Tollo, 2) 125,11. Lies etwa 22001 jo]} 30,02, DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 45 die drei Wezire in umgekehrter Ordnung d. h. von unten nach oben arab. zu fragen. Er sagte also zu dem Jüngsten: »was sagst du zu der Sache? was müssen wir thun?%«. Der Wezir sprach: »ich meine, dass man viele Schellen herschaffen und jeder Katze eine an den Hals hängen muss, damit wir, so oft sie hin- und hergeht, den Ton der Schelle hören und vor ihr weglaufen können« Da sprach der König zum zweiten Wezir: »was meinst du von dem Rathe deines Collegen % Dieser sprach: »ich billige seinen Rath nicht; denn gesetzt, wir schaffen auch viele Schellen an: wer von uns kann sich denn an die Katze heranmachen und sie ihr an den Hals binden? Nach meiner Meinung ist das Richtigste, dass wir alle aus der Stadt ausziehn und ein Jahr in der Wüste verweilen, bis die Einwohner einsehn, dass!) sie, da wir verschwunden sind, keine Katzen mehr brauchen; dann werden sie sie theils umbringen , theils wegjagen. Sie werden sich dann in alle Lande zerstreuen, und dabei wird noch manche zu Grunde gehn. Die dabei in die Wüste gerathen, werden wild und nie wieder zahm werden. Sind sie so umgekommen, so kehren wir alle wieder in die Stadt zurück und leben wie frühere Da sprach der König zum dritten Wezir: »was meinst du von den Worten deines Collegen?« Der Wezir sprach: »ich billige sie nicht; denn, wenn wir auch aus der Stadt in die Wüste zögen und ein Jahr da blieben, so wäre es doch auf keinen Fall mög- lich, dass die Katzen in einem Jahre ganz verschwänden. Uns träfen dann in der Wüste Mühsal und Beschwerden, die nicht geringer wären als unsre Angst vor den Katzen, da wir vorher dieser Mühsale nicht gewohnt geworden sind’)« Da sprach der König zu ihm: »nun äussere 1) So BCD. A hat: »bis wir wissen, dass die Einwohner keine Katzen mehr gebrauchen«. 2) $# ähnlich wie Syr. noch: »Und blieben wir auch die ganze Zeit da und kehrten dann erst zurück, so käme doch auch die Furcht wieder, und wir würden sie nicht los; denn sind die Katzen gleich verschwunden: was bürgt uns dafür, dass, wenn wir zurückgekehrt und in der Stadt wieder fest angesiedelt sind, das Gerücht von uns ausgeht und die Katzen von allen Orten her gesucht und herbeigeschaflt werden, so dass wir wieder in unsern früheren Zustand der Furcht gerathen, nach- dem wir noch die Auswanderung ertragen haben«. syr. 46 TH. NÖLDEKE, sprach: »nun rede du«. Zuüdhämadh sprach: »ich halte Folgendes für das richtige Mittel: Der Herr möge alle Mäuse der Stadt und Umgegend vor sich bescheiden und ihnen gebieten, dass jede in dem Hause, wo sie wohnt, ein Loch mache, welches für alle Mäuse auf 10 Tage Raum hat, und 9 Ausgänge an der Wand lasse und 3 dahin, wo besonders die Kleider und Teppiche liegen, und dass man in jedem Hause!) Nahrung auf 10 Tage ansammle. Dann begeben wir uns alle zunächst in das Haus, welches das reichste ist und nur eine Katze hat, und gehn in das Loch; an jedem der 9 Ausgänge?) stellen wir inwendig Mäuse auf, so trifft uns kein Schaden von den Katzen; kommt nämlich eine Katze voll Hoffnung (auf einen Fang) und stellt sich vor den Eingang des Loches und geht sie und kommt sie, so sehn wir sie dochimmer. Aus jenen Ausgängen kommen wir dann in grosser Anzahl hervor und richten an den Teppichen, Kleidern und sonstigen Sachen etlichen Schaden an. Sehn die Leute nun, was da verdorben ist, so sagen sie: »eine Katze genügt nicht« und schaffen also noch eine andre an. (Dann richten wir noch grösseren Schaden an; sehn sie das)’), so schaffen sie noch eine dritte an. Dann machen wir uns auf und richten so viel Schaden an, wie wir nur irgend können. Sehn sie nun diesen Schaden, ohne unsre List zu begreifen, so richten sie ihre Augen auf ihren eignen Vortheil 1) 125,23. Lies ]d4>, 2) Der Aufenthalt der Katzen ist der Raum ausserhalb des eigentlichen Hauses, welches durch die »Wand« (die Hauptmäuer) abgegränzt wird. 3) 126,5. | aNo ist der Rest eines grösseren Satzes, der ungefähr den Sinn gehabt haben muss, den ich in der Uebersetzung ausdrücke. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 47 deine Ansicht«. Der Wezir sprach: »ich kenne in dieser Angelegenheit arab; nur ein Mittel, nämlich folgendes: Der König möge seine Umgebung und alle Mäuse in der Stadt und Umgegend vor sich bescheiden und ihnen gebieten, dass jede in dem Hause, wo sie wohnt, ein Loch mache, welches für alle Mäuse Raum hat, darin so viel Nahrung bereit halte, dass sie für sie (alle) auf 10 Tage hinreicht, und dem Loche 7 Aus- gänge nach der Wand!) zu gebe und 3 nach den Geräthen, Kleidern und Teppichen des Mannes hin. Thun sie das nun, so begeben wir uns alle zusammen in das Haus eines reichen Mannes, in dessen Hause nur eine Katze ist, bleiben an jedem der Ausgänge, welche nach der Vor- rathskammer gehn‘), rühren aber weder die Geräthe?) noch Esswaaren an, sondern legen uns nur darauf, die Kleider und Teppiche zu ver- derben, ohne jedoch allzu grossen Schaden anzurichten. Sieht der Haus- besitzer nun, welchen Schaden die Mäuse ihm plötzlich angerichtet haben, so, denkt er also: »vielleicht versteht diese eine Katze nicht, mit ihnen fertig zu werden« und schafft also noch eine andre an. Wenn er das thut, so richten wir unsrerseits noch grösseren Schaden an als zuvor. Sieht das der Hausbesitzer, so denkt er, er könne seine Wohnung nicht mit zwei Katzen in Ordnung halten, und schafft eine dritte an. Wenn er das thut, so richten wir immer grösseren Schaden an und treiben es aufs Aeusserste. Thun wir das, so denkt der Hausbesitzer nach über das, was ihm widerfahren ist, und findet einen Unterschied zwischen dem Schaden, den wir anrichteten, als in seiner Wohnung nur eine 1) BCD deutlicher »nach der äusseren Seite der Wand«. — Die Zahl 7 hat auch ß; es wird aber ein alter Fehler für 9 sein; die Zahlwörter für 7und 9 werden im Arab. bekanntlich mit denselben Zügen geschrieben. 2) Das Object von Lö) (uaasato) ist weggefallen; dadurch hat es die intran- sitive Bedeutung bekommen, die hier gar nicht passt. $ noch wie Syr.: »und stellen inwendig in jedem der 7 Löcher Mäuse auf (55), um es zu bewachen und auf die Katzen zu passen, so dass sie uns nicht fangen können«. 3) Die »Geräthe« (Möbeln) gehören nicht hierher; sie müssen grade mit zer- fressen werden; 8 besser: »wir rühren nichts Ess- und Trinkbares an, machen uns aber daran, die Kleider, Geräthe (gu) und Werkzeuge (9) zu zerfressen«. syr. 48 TH. NÖLDEKE, und Schaden, und wenn sie sehen, dass es, je mehr Katzen, desto mehr Schaden giebt, so schaffen sie nach der Erfahrung, die sie erworben haben, dort eine Katze ab, und dann verderben wir weniger. Wenn die Leute nun sehn, dass der Schaden sich vermindert‘), so schaffen sie auch die zweite ab, und wir verderben wieder weniger. Wenn sie diesen guten Erfolg bemerken, so schaffen sie auch die dritte ab. Dann ziehn wir aus dem Hause aus. In dieser Weise leeren wir”) ein Haus nach dem andern. Wenn die Leute nun die Schäden dieser Zeit be- merken und sehn, so lassen sie von den Katzen ab, halten sie nicht mehr in den Häusern und tödten und vertilgen auch die, welche sie auf den Strassen finden®)! Und ich denke, dass wir so ganz ‘ohne Furcht leben können« Auf diese Weise machten sie’s nun, und in 6 Monaten hatte man alle Katzen in der Stadt vertilgt. Als dann nach einiger Zeit ein andres Geschlecht von Menschen in der Stadt zur Welt gekommen war, hatten sie eine solche Anschauung, dass sie, so oft an den Kleidern ein kleiner Mäuseschaden zu bemerken war, sagten: »vielleicht ist eine Katze... .« Der Schluss fehlt. 1) 126, 10. Lies 3,22, 2) 126,14. Vielleicht lässt man die Lesart der Hdschr. „uzasAmo besser bestehen. Das Wort steht 26,9 mit \& in der Bedeutung »List anwenden« (arab. Text Ju>)). 1 Cor. 16,12 Phil. ist es = euxaugei. 3) 126,15. Lies „nass TREE) (oder 1,22); berjathä. DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 49 Katze war, und dem jetzigen, während drei darin sind, und wenn erarab. sieht, dass es für ihn, je mehr Katzen, desto mehr Schaden giebt‘), be- greift er, dass das von seiner eignen Veranstaltung kommt, geht hin und findet sich zu den Worten gezwungen: »ich sehe, je mehr Katzen ich anschaffe, desto mehr Schaden richten die Mäuse?) in meiner Heimstätte an; ich wills dochwumal versuchen, eine Katze abzuschaffen, um zu sehn, was daraus kommt« Schafft er nun eine Katze ab, so richten wir unsrerseits geringeren Schaden an. Wenn er das sieht, so erkennt er, was zweckmässig und was unvortheilhaft ist, und schafft auch die zweite Katze ab. Thut er das, so vermindern wir wieder einigermaassen den Schaden in seiner Heimstätte. Wenn der Hausherr das bemerkt, so findet er sich gezwungen, auch die dritte Katze abzuschaffen. Thut er das, so stehn wir ganz von seinem Hause ab, ziehn in ein anderes Haus und treiben es da grade so wie im ersten. Und so ziehn wir immer von Haus zu Haus, bis die Leute begreifen, dass der grosse Schaden von den Katzen kommt. Wenn sie sich nun davon überzeugen, so be- schränken sie sich nieht darauf, die Hauskatzen umzubringen, sondern sie suchen auch die wilden Katzen auf und tödten sie, und so oft sie später eine Katze sehn, fügen sie ihr alles böse zu. Auf diese Weise nun werden wir von der Angst vor den Katzen erlöste Da that der König, was ihm sein Wezir gerathen hatte, und ehe noch 6 Monate vergingen, waren alle Katzen in der Stadt umgekommen. Darauf starb jenes Geschlecht von Menschen aus, und ein andres wuchs auf im Hass gegen die Katzen. So oft diese nun einmal bemerkten, dass die Mäuse ihnen an einem Kleide, Teppich oder einer Speise den geringsten Schaden angerichtet hatten, so sagten sie: »seht zu, ob nicht etwa eine Katze durch die Stadt gekommen ist« Und so oft Mensch oder Vieh eine Krankheit betraf, sagten sie: »vermuthlich hat eine Katze die Stadt passiert«°). Durch dies Mittel wurden die Mäuse von der Angst vor den 1) Nach BCD. 2) Ursprünglich hiess es wohl: »desto grösserer Schaden trifft meine H.« ohne Nennung der Mäuse. 3) Der zweite Satz, welcher in BCD fehlt, wird auch in 8 repräsentiert: »so oft Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. G 50 TH. NÖLDEKE, arab. Katzen befreit und bekamen Ruhe vor ihnen. Wenn nun dies schwache und geringe Thier einen solchen Plan ausführte, seinen Feind los zu werden: wie darf man je die Hoffnung aufgeben, dass der Mensch, welcher das schlauste und klügste Geschöpf ist, gegen seine Feinde durch die richtigen Pläne erreichen kann, was er will! sie ein Körperschmerz traf oder das Vieh an einer Krankheit oder einem Schmerz litt, sagten sie: (das kommt) »von den Katzen««. Uebersetzung des Anfangs des arabischen Textes nach der Vati- canischen Handschrift. Der König sprach: »ich habe verstanden, was du von der Mässi- gung und dem Verstande erzählt hast, wie gut sie sind und welchen Vortheil der Mensch davon hat'); nun trage mir, wenn's beliebt, aber auch eine Fabel darüber vor, wie sich ein König einen zuverlässigen, in Freud und Leid treuen Rathgeber erwählen muss« Der Philosoph sprach: »der Nutzen dabei ist zwiefach; erstlich liegt er darin, dass Schaden beseitigt und Kummer vertrieben, und zweitens darin, dass das. Gute erworben und allgemeines Glück erlangt wird. So haben wir's von Bahräm, dem Mäusekönig gehört. Dieser hatte zu Weziren drei Mäuse; die eine hiess Züdhämadh, die andre Schiragh, die andre Baghdädh; Züdhämadh aber war weise. Als nun der König eines Tages mit seinen Weziren über die Freuden des Lebens sprach, da sagte einer zum andern: »wisset, dass wir glücklich und in den besten Umständen sind; nur einen Kummer haben wir, der von den Vätern und Vorfahren her auf uns vererbt ist und uns grosse Noth macht, das ist die Furcht vor den Katzen. Meint ihr nun, dass es etwas helfen kann, wenn wir die Sache berathen, so ist's gut; sonst lassen wir sie fallen Da sprach König Bahräm: »die Weisen haben gesagt: 1) Bezieht sich auf die Geschichte von Bilär u. s. w., welche vorhergeht. DIE ERZAHLUNG VOM MAUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 51 Der verständige König muss seinen Blick darauf wenden, was ihm selbst, seinen Kindern und Vertrauten helfen kann, und über zweierlei nachdenken, erstens, dass er in seinen Lebensläufen Nutzen und Vortheil erstrebt und sich Gutes zu erwerben sucht, zweitens, Schaden von sich und denen, welchen er wohl will, abzuwenden). Gelingt ihm beides, so erlangt er Lohn davon und hält ihn?) fest. Wir Mäuse hier befinden uns nun jetzt durch das, was uns unsre Väter durch ihren Eifer und ihre Bemühung hinterlassen haben, vor- treflich und in glücklichen Umständen. Wie sollen wir nun diese Furcht los werden% Haben doch die Gelehrten gesagt: Wenn der Mann sich in einem fremden Lande unter fremden Leuten niederlässt und da Bekannte nöthig hat und nicht findet, so wird er zu den Todten gezählt, besonders wenn noch Furcht und Angst seine Gefährten sind; dann ist sein Leben Tod, sein Tod ist Ruhe«. Als Bahräm nun seine Rede beendigt hatte, antworteten ihm Schiragh und Baghdädh folgendermaassen: »Gott gebe dir, glückseliger König, langes Leben in vollkommenster Freude; dein Gedanke traf das Ziel, deine Worte waren sehr gut« Nun haben die Gelehrten (über das gegenseitige Verhältniss) von Leuten wie du und wir gesagt: Jeder Rathgeber, der einen weisen Herrscher hat, aber thöricht ist und es mit seinem Herrscher versieht, verdirbt dessen ganze Re- gierungsmassregeln °). Ferner haben die Gelehrten über Leute wie wir gesagt: »Zwei Dinge giebt's, die nur durch einen weisen, ruhmvollen, ver- ständigen, schlauen und ränkevollen Herrscher zu beseitigen sind. Wir aber vertrauen auf deine Geschicklichkeit im Regieren und die dir von Gott verliehene Weisheit und gehorchen deinem Befehl. Auch müssen alle andern Mäuse in diesem unserm Lande wie in den andern 1) Wesentlich so Simeon Seth im Gegensatz zu den anderen Texten. 2) Ich habe übersetzt, als stände da (bet, > [oder lieber „‚)] „„&; doch ist (>! hier auch nicht recht passend und die ganze Stelle wohl stärker verdorben. | G2 52 TH. NÖLDEKE, Ländern unsern Herrn den König unterstützen und sich dabei die grösste Mühe geben« u. s. w. Nachtrag zu 8. 11. Hommel, Die Namen der Säugethiere bei den südsemitischen Völ- kern (Leipzig 1879) $. 120 giebt Belege dafür, dass auch die Fabel vom Esel, der Hörner haben will und dabei die Ohren verliert, bei den Arabern früh zu sprichwörtlichen Redensarten verwerthet ist. Diese Form der Geschichte stammt aber gewiss aus unsrer Erzählung. ee EEE SEEN DEE DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 53 a SA 1 ) le IH wre 5 alt La (it rt 61) er Gymhaalt JE (FnXE) al op Bolänmd) AHLEN Loy Lab Tan 0 yuie 1 ms am (505, abi, „Lie ASAE u 5 valEt nn Say LP Tai SL u) (mt rm 2 Wr valei sb elle (Hy in ET Sr (Fb) u Yu sl tt (Re a Kan Kl) AU Dun 8 u zus a Leim id ri A (Puh un & U upinlen 8 oydaake URN u, (last un is” Lande 8, (1 gi) ni Aa gl NET au de Nie 5 (Ian oma > ul u 8 5 1) Ueberschrift 2 Ar ul er ob A. ul A el oljzer SL B. ob OT Ale en ul C. O0 le a sin ob D. OH Ale eier wludi Sul E ) «Al „Aus BCDE 3) Fehlt BCDE 4) „>| BCDE 5) Js, Pel-2 3) wm & valzis, slow NAz 80 Aumais BCDE [592 6) Add. » BC (fehlt in D) 7) Fehlt BCDE o) ) bau BCD; aber Gemlus)) E ) 21) BEDE Die Lesart von A giebt entweder eine Nisba hier- e) von, oder es ist oc] zu schreiben. 10) So A und E. ua (& ur D. 03) J\) B 11) 8.&5 wla> BUDE 12) 5a BUD. „Jr E 54 TH. NÖLDEKE, Js 5 5 (Flo Pat me (said Pyplänz alyjp KA A 5 insluy Kirk boys \yya= (Fol8a (ud, ("Er (Est REReR. auass bir sul 08» KrA>s Ge 5 gt Welt 3 ll TI MAN a El El Tan lii, Sin SÄ s (TAUS KEIN ld at ze a it ing rt ON, lan a rt (ee wre ("Olgin abe Land „Kür Y „allg BU m ul, aa ud Ss 3 Wat (?Üb elsnan! Fe, Lat! &> 8 Ju, (1? Bull on Ali eds EI EI UI len Kst0 Kahn Käale (105 5 Kur Lsul, LET Seil ce Cam (7? 05 Le el dt a hy zuiall ey Linke Ass [2 40, (17 49, ne im Ail done) 49, amt, (> AU Ib 5 15 lo LET cm we (ae äh (178 Si „t (1 Lim 5 a he US le El u AS El (?Ührms In di sa en (et KEN u A, ab U Lslu> lo (0) 31 19 Lu DI ae (FE H® u Ai 25 U (Prim 8 A u) (re ON a Rs IR Eu 1) „aD! BCD. „9 E 2) &ldn; C. anlösd B. rl; D. alas E 3) au re 08» BCD. au E 4) Codd. Er (C D E I) 5) wel} oa, BED. nu elil, E 6) 88% DT) Yo) BED. VE 8) Add. yys BCDE 9) WI BCDE 10) Weis BE nn Fehlt BE 12) Add. ‚walls, BED. Add. ‚ball & ei & E; dann E Jüss 13) Fehlt BCDE 14) 5 BCDE- 15) PS, „£& BOD. sa «N E 16) 3 u ds „ILICD VLwdsushlijeE Sud ) Fehlt BCDE 18) Fehlt A 19) ,=' BCD. Fehlt E 9) my CO. ham B. uw D. um a E 21) So DE. &%% AB. 8 C ) Fehlt BCDE 23) So ABCD und 3 andre Pariser Codd. E ol. Man erwartet etwa „>, 24) Fehlt BDE 25) Fehlt BOD 26) „AS BCDE. Richtig. 17 20 22 DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 55 Ca Kit Jirll, Mas ale 8 53 (Fl, wit wu> U ab olun, (1 au a d8 un AT ass al Ab Ol 49, Lui> su 8 DT OUall SS AB, lt Slots (Ss N a, SA nn ik Je (*yliäll sh, Aut sole Neil (dert (Taad E SUN ae N irre ie IT I In (us li au 3 si SUN AUS SE oe oO Jh NET zur dust (TAN II fe bt (>55 bolumi, Unit — 25 5) Le un am dt IR Li Lb® St tt (UN ie ui ER IR ee (ri N en (a ll Ali „Io bau a (tl Jan (1? 5 (Trail Sit & yorli, ya 8 ala ir Job >bo a, (F’lKhe wer 8 un ("Role retten ee Shum „N O5 > Ko ae ll Susi ai) I ed I es Ep be (roh ge EI Si (a ee wu U (ad u) (PUR A nf} Je all u Hl un nd WS we II a IR LAU „a un ha m Olga 2) Udeuus, BODE 3) Fehlt BCDE 4) So alle Codd. (auch P „y&r); nur in E von spä- terer Hand das richtige (yIX&» hergestellt. 5) As BCD. au E 6) son BED 7) Fehlt BCDE 8) So BCDE „I A 9) >, Lt „eis DIE ul Le [Da] ums al, SU 8 äns Ll, BOD, Umssl DIE.) Une u, 22 a5 SU, E 10) [u5 E] Qu & W BCDE 11) WE DE 12) 509% BCDE 13) „& BCDE 14) J& BCDE 15) „as Ale Al) % BEDE 16) Lowe> BODE 17) So BUDE. u A 18) So A. W aa5 BD. ls 3 C. Lies &, (In E fehlt 2 6) e ? 3). 19) sö4=' E 20) Add. st, BCE 21) Fehlt BCDE 22) IE WW el a [se E] us u BODE. Add. S.CDE 23) ia CDE. oJ} B 24) (ahe BCD. ar E 56 TH. NÖLDEKE, m (85 (sie le (5 a (2. url, zolsl® Ile bil I, (1,5, AU As 1 (851 95 IR cm IT (silie be jet SE Worin Le Li (2 ALT IE ann ot (et I, ae (et IN RO on win la Alu äh ah Die us Tyogk>} Ay I sunt Las Umdt, LS a Wyları Le I a3 Kr Ye ale vo,= vd U JE (N uber (ob St le >10 3 (arbalı (Tall Sa (I Nee Re ee (Il 5 al a (ee A IE N EL de een al ways di (19 mil 8 Sylaän be end on (Tiabel sb any geil ar Slaı ws SEN sn (TI Li, US I belt on Ihl IE Uün an Ede (19 BE A an JE ui So sl AU DLel Le (2a d (1? >, & 6 Li Yat (nl u Sad (> sol 3® 8 Ale ill Dis van de N Sl las; PESSUILZOSE SEN SEE ve peRN LG; AU AS 8 lat (2? 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Zu! 2 CD 25) lt „EL BCD 26) 3 CD 27) &) »% BCD DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 57 em be) lt (AUS in Zu 5 Tal La, 15h und] AS (Asyl 8 slip (AU u (Fan et ot ee Er a A all, ud) AS Kalb et (let WELT (LEE u is Le I ed (EL Lara Lin Lyon (19 ol, a2 ai 8 (PN (ERS I wudt ("IR, Lie Je = Egal (GBERT 25T N TR (le dus äh> st „ Ulelb ais o) un st I nl ga (500 wÄO® S Kal Li, (Has Gs# US (1° Like 101 [6 ud U JE (17u,al be Sl, ARA2# 81 Ela, doue BI el IE (1A ut u SUN I* AR ae al will AO [sie bg (I A > Io Sr ol cke Id (!!ssca Äll 88 19, 50T elle 09, (70 Gy, Kt, „del & ns NEO ul wall dus uual) abe SI US eyinbs U uludl Lt LoNt 3, TS les [ybaliis d> ud) ler am öl ol (U IE at ln Sail 8 el urläll LI Rule eb JLES} Säle, ad Kl U Gb or (EIS Se cn I (all Ist on dei set Sl IE ne I I 1) Zu) SU ish) Le, 085 BED. Die Verschreibung ob, wie A hat, statt !5& hat hier also zu weiterer Entstellung geführt (ß hat #43). 2) ot a N 5, Lu a LT SIE NET de ya I Il, BOD. 3) U US BED 4) (as3 BD) iss sl ad) BOD 5) Add. &J5 3 BCD 6) Fehlt BCD T) Us As, BUS, Kun Ks u) „me BCD 8) So BCD. lüo 3.5 A 9) Add. > BCD 10) 8» BCD 11) Ow 8 su> Als: BCD 12) 293 Io au Ludt „N wollt Zul» BOD. Zu} \ü® auch A 13) Lux>! BED 14) zur SAP ep [LS C. D] sw) Sle)) zum m LU) bo) I „u Lu 05» BCD 15) va? BCD 16) Asa) anudte die Must SU in ga ‚>| 8) BCD 17) &üsslb» BD. Sl il» C 18) U süß u BED 19) Fehlt BCD 20) be Ast, oem (soöh, > ie Kg un let Aldi, BOD 21) ssis AC 22) dö [ja>} C] Ion U; zuba 3 all Ll, ABC. D zuletzt as) Jö 23) ag2Aal ale, pl) Ie5 > BOD 24) SS! BCD Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. H 58 TH. NÖLDEKE, I sad WR 5 aber yl Ayyı Le All bs u] Louis hl ut JE ad durie Lo Js ("tel I ano N ne A (iz en (Fl EN day Le iger (1Ü6 ot AT ee (IN ER a (N (Fr u) er ) N A N N ee uni ätt 0, a (1ER ezond let Sande au ul 6, ("L yası oe 8 ige dot, (1,0 1of, le Kibl Oumı un „ul eis ori N I zälı nel 5 Ir it „bis de will zn als au (da 1 a le Le sl, Lie jan Uhl de> „a „u an (SS Je 055 „u REIT Q>Lo I (N, OF g JB (elus, aut I is auf, Lolb 31 „3002 39 Lns (Pal, arg; en Pi sh d un WA>y Las ww ee gbei ("" 3a} (8m äh (2° Ale LI yual® IAR wu, (1? ul Sun a5 3 OS, Last ui eiail rt man Son K opole (bat sag abt t de zb d> K de (U Sa ll ee US 10 Je Job wis (I, (Fi Hmdb 1) Wis BED 2)385 A. su au) BED 3)WUd5 BED 4) U BCD 5) So C. «x. AB. sr D 6) Add. »,5 BOD 7) Fehlt BCD 8) SS A ws ey) um 95 A. Ebenso, nur mit wu (m B und mit wu cn C. USA ul 5) 95 D. Zu lesen ist „3 a wi 1 mh 95 9) „Ir sous „8 Liws! BCD. 10) Fehlt BCD 11) Zs is Sl) 5 dd ln [B 285] 5 BOD 12) au CD. „lu B 13) „95, BCD 14) de (57 Oyaz US ul 88,1 8 [BJ] Je lu od, BCD 15) [D 5555] 35, [Gil B. Guess) DJ Ga on 55 8,9% sia9 BCD 16) 55395 so, C. says soui, BD 17) auls we B. so sulE D. aut 58 „ C 18) 3 BCD 19) Fehlt B 20) So die Codd. 21) um 3 CD. ml & B 22) Hinter {> CD 23) Lei C 24) Die ganze Stelle fehlt Be Für Il Ill CD aus 25) !5b BCD. Besser wohl Sb DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 59 (8 lan ST 55 (er, as gt 1 dam a (mb in (Te) I nt ee tet N ne ce ei ILS Sekt VE O1 et N LT a LE u ul lt glit Alm onde be, shiey DI nit sn ("SR NR* Ir Le di, (7,8, (Fl SIR 25 31® (10 ne on N el Es (Rn äh De ah (Fat As U, de dan I geh, ges (13, 101 La} 9 So (mit wit a8) Le Hd eh, in sm i al Lu „UST 009 oh, U NII* ie Ä U ( se ut ER SEIEN IR nn a a ie et el a oe met (1 Bleu ls lt (19a (17 Jen s9o® & (a, hr Dt Dh en &rig Le (106, amd AS (5> Ley 8551 I ars Kal 8 win Us ST 19 3 X Lo Ole Io I äh, Q > ar dd will Bleu [slot wo, END (sb wseü wu L 595 on Hola (19I8 EI Och EI le II (A Be te Loy zul ul sh Bi N len (Lt 1) 5} BCD 9) Add. 2 A 3, BCD 3) So BCD. gt A 4) Fehlt BED 5) ul sor den >, Bl 5} Um nat 3 nn per 49 Lu & [4 CD) aa I AUS JUSN (sl, Les N AS on aid AS el in un A sy [8,5 fehlt CD] BCD 6) »« BCD 7) Fehlt BCD 8) Fehlt BCD 4 2) je CD 10) ges} \&® BCD (ost CO) wis, iu vu), [so diese 3 Codd. öfter] Ay} Sao & an E il am Schluss aber as w#! B. üb; Pl uw! D 12) Add. » ae Ben 13) IÄP cn a BCD 14) [abi C] sans 55, sl, „ui JI> Ds, WE BCD 15) dl wen „us dis BOD 16) So BCD. 3 ‚s)} A 17) Fehlt BCD 18) 2p st, BCD 19) a & wis U, u, L Aka 1AR & les all ii, OB, NR (> lo 5} Le & m C. Bloss X Louis FÜR & Ce ll 5 B. Boss 18 (> in D 20) Fehlt ABC 21) „3 B Li ou) CD H2 60 TH. NÖLDEKE, des le, lo wur 0 ul Wa, 8 MN U ein we de „Lust dia Sp a0 (Fssle 8 by sy ie U (1 5, Las) SL umlo SF lp sin Kile (Tal) 3* Js, „ir A2l, (to do KT ange Ab DI ae I Zul A Sit Lt, > Agizt ul} Jeräl, lt sl> L® US AN 39 Jam u) ir di, (5 a et I LE u ge li il El (CE u EN een N a SS >21 del, as 1 nl 8 ("ys X Ay si (1nblEn, (Parüle Jen a3} MH ,Lel AE (Fate d um syn alu Bm rät, Ali At, 5® nie eis 3 U ul (!1zzlı &C® HN} et EEE le en al oa UN) oe 83508 le u) wo de 8 3 ul ID „ut „Lei St ‚a ublan, I sile Sl de ee RT u Bla K wlsio a5 SU} IR Je de Fed „Lust Sad Al Jet rät, ul; A>T, u bl, N AS cn gie bu JE zul 51 Jet par IN A Land AU Kid EG Re u,gb ja > de de 3 ug lt > NR IT al (sie Lu Lass, in on Asics bi „I JE Sl0y ul (sh, LE Trans sh A II di ae als 1) 28 ul, 1 U il u ul de de Dil in Lu ui 5 Sn a &>, Ä Jar wu BOD 2) 02 9, sa>l, > BOD 3) Add. sie „.>» BCD 4) KU [B one] ei Ab N [2mal SB) g5>J1 & bin a6 BCD 5) Fehlt BCD 6) NEN en rn lo MN „U U [er 8) DJ on (WB) > (so für J IC] u) 2 5 „> adl> [u 8 fehlt B] bs ed ss? UN Es m aLbb ande le 05 DU Ay au] en un Rep) DL, [28 B] 4% BCD 7) va» BCD 8) 9 m>Lo Abib ‚Ueli 3 sb ut syn 5,5 49% wo Je ‚ll di BCD 9) Fehlt BCD 10) sası BCD 11) &S bc BCD — DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 61 Lu (sl wullb u>Lo au sah, 151 > Re as lei (2.0, (73 Ipleis Kal mo un 8: di (tale) 0 LEN O5? ut Gl Up abiy au (Fanik N Ed ul (*, 5 Sit il Ed il 9 (en GE a Am bo eye AH wre O5 AUT JE (hymincl, üle sw em Il an > 8 de Üb (ale „bau (sl 2 ul all St, ab ASt 5jl A Dt tüR La) akiiet AUF ST al sh, ls ("Faisle zum at Lil Dolls Je I SL >, ir Walz un dsl AUT (Has, UT abet JE as de Gel st ul in ab> 7 am (UN EAN BUT a La A IS EB U (TI u ya ST te (105 A U, (NR ol ER N td ET AS En el Ab Ale! ar LT za all N AS er re AS eis HEUT a G Ras AO Inu 1) JB „ul >, Vi u>Lbe wuirb al Al, [Date ai sjn,] anli se, > JB >Lo [I BJ rilb uälz aD} U 06 F aan, 5 HB us „ul 05 lee 024 49, Iip s0,D, Se P; EP EN EI? unsß [$\os; D] Lax: a nad Sc [85 C] 5, ul 5 lan es 9 U sun alle eV} las [cm CD] 2 gie b JE JUN 1 3 aut [fehlen in BJ) I} de et > 8 a Gum a ad ie ai la au en! A he LI 6 In Kay Krpo [Bar D] Lex I and us, BCD 2) «fs BCD 3)Fehlt BC 4) [fehlt B| > usy 2 > bist, Lö u>Lo „0 81 119 Kl cn Zu d5 BCD 5) Add. (m bel (sl B. waleibL CD 6) SulsCcD. Sul$B 7)08C. u D. Fehlt B 8) ZA u, Kell cp aule In Lo de Inu, BCD 9) Fehlt BCD 10) su A 11) ie CD 12) Fehlt BCD 13) % El in A u 3 sol) md ayle A 3 mil S wem BED. Für „us hat A „öl; s. unten 8.632.7. 14) WMioh 1 U al „a WI [5X D. Jury CO] Oine BOD. Für ‚eis hat A 15) züelb A 1oyoln up} lat Kb BED 16) Fehlt BOD 17) @u5) BCD 62 TH. NÖLDEKE, Sl u vun > > il iin Dar ei as u A len ee Ah, zn he AS A all, „Sul on Mt AS SA N Set LEI > ll, art le, OUT A Eat Wir, 8 (2 Lehe on AT US OT EU IR Ir A _egie Luke Dil de alt 8 on Lb elb LU DS US 8 hd, SI m Set, Ku Yyells Ku rm, il Rd} 50 d wis] a5 wu a re N Ge Ab wall) su ge) 0 AUT AS au 3 lb Las „UN el, na za MP IN ale Yo Kal I, lust Ya 5 I, (pam In Ka Yo Ara UST US & Neo dr le (Feet IR wa 5 N Ale JE (ad 1) RT 5 8 I ie are A ur Wi [LAS B] SEI au al ob de 0, [Ol C, so immer] gl?) hen, >) [BD ih] (ae RT ou ie 3 Leit, nigh ehe On Vu ueolge [ohtoset, B. wild, D) oral, [B MEmVl] „Lb>3} 5 Je [ou 0] eu, a nt aube 550 u 4, AU Ars AR 3 wu [dies alles fehlt DJ sub IS [il AUS für Jlb>V «Wü B] n ml, 2 on zu! [oüin B] rin, mt, WS Nass bel PSP] En) [+ B] tie al, 1,9 Ami ud Ama 3 Lug au Au) US as Kt, [OU C] tl Us ut wi> > [fehlt B; u VD] > „ul var Je run? az wnle zu ee I wi um , [ B. dla C] N A dr A abe > NT oe UR, Sully art Sen Id wm Aal) syn ADly Szaznn upliön AUT 10 de Sm An, A ee on ee ao „LL>I A 3 UN aldi, > Od US Je abe At AUT SS in u 2 U lei bt cm „UN rss ld ewigen A UN ai o> (se „UN uunti>t Li AN AS 8 5, ka „UN ui>b Lulint au um m Uni au) wo in MD, io I Rn U 5 N > NT A in a) en gt elite ale cn 2) Mi} BCD DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 63 sie Ra as ae sn on A N Eee er ey Bl le ET US A IT Halle a, TS 2 AP m su Mn u) ul en AV Ups made dt Ar Hogan All IR SE sd sn (FE ans de > en Last suXEt ab a, (1) IE ale LT rei Ui Aleit LI SEN SE Ka 8 age A 6 A amd al Um gl cn Lee wall lm I SU 51 zul de U (? NR dl de Vart ob a bb She nel N* ib Sb (me us le al 0 JE set a8 Aust > 5 (at Io „ul wit 5, (et ya ab LI Lb dla, U Le Aal Lugist > 3 aid Lu Ui, EL US Ey sol 15159 (FILE aus gl Kl de ae ("Sy UXSt wu (58 sche IS ir Ay ale I al a 3 il a a (2 5b Li, (gaben, Gin bo 81 alSt U ya (fine al ze set tt OL A (a rt LE rl LE, ST (1 Lgie (ryynd JElEt x SU ID 8 ib All, Kill ya and Lei LS an rel li, (man al a U SE Lim Yaus (19 aluär a de (19 bins Sail, (17 aläny, UL Ki,an Je aus I LE vi dt Sr RS (295 US 39, (17 good, ut Sule gas LK 1) Add. sub ai Judl KL al Lgl one [fehlt BC] 05 BCD 3) st gu), BCD 380 rl) wet rd ae [O5 B] 045 Le 65 so BCD 4) zule 5 le „LE cm (add. d DJ u 3 BED 5) um» Je vum LI 6} BCD 6) wars de Gb LI Lily ande 1565 UF Aluazs sA> 5, A Aus DI hd rd Bell om BC. In D bloss sa> 545% MI alunass 7) So die 4 Codd. und noch 2 andre; einer (E) hat &leSt, 8) A add. 9) cl» CD 10) es) CD. käs) B 11) Fehlt BCD 12) „5 A 13) sem) BD 14) Die Handschriften x“ 15) 5p& »BCD 16) [syar D. smart B] samanl aiynläie ers de Kl uneimus BCD 17) Fehlt BCD 18) wa&ı BOD 19) Add. s#» BCD 20) wüR> Je BOD 64 TH. NÖLDEKE, IE on (IR gl am EB (u un üell yailı Lliet ut La a,all 5 (xüh, Je um Ruäzt Je EL wue d alile u B® mid de Al ki u N N (ee (tet lan a AU St (sie Al US Tl I OS (Tas dei le (runs ja 98 LE u ze ie & Li rl F (1 le 5 elle (ya ui x, (U Sure (sl Le SU ll U JE (Haie At Kult yo Lem rt ro (ER I al 08 Lug St Duo u BI? JE du>lo & mi, Kroll u om Heap „El Me islh, (Haie nie; A zulult de Eu a La Ip 5 (RAU IHR ST ES 8 Br, Kim Kuga & ass ey Maga la ie Aus Sb NE ui (hr ur rein elüs on AU 5 (TÜR US Ra N Les Le 19 156 uiling I Lin ar Kat (FÜR AS, A vul> ae 5 JE Jule JE Lu Soue söll br will zul gi (> K des Kin Las sl Sl ST Kl cn >> 1) Ust (sorie KULlT [Kluasll „SU CD] Araslty Kinn sA® Asly Laaslis (sorie sü>&ß Je BEDD 2)JSSBCD 3) [SD] asp Eu us Er) B] Sa a nn si, BCD 4) RR VI] sy; BCD 5) 4 BCOD 6) „gr GW BCOD 7) Add. „jy} 44} BCD 8) Add. (sl (m BCD 9) yas CD 10) Als, C. le, BD 11) [fehlt DJ & (sl, su ‚As ee) BCD 12) (s ad O9 & Sy) lei BCD 13) ul vumd JB NS Lya>t [Lule B d.i. Usl9] Lus sie BOCD 14) de Lgin lat, Cühes ayipo I AEG „1 Ua ld ol BED 15) 28) auall ol Fr u) &) BCD 16) Für dies Wort stände besser Pd,0,, oder man müsste auch &-K& lesen; zur Noth ginge auch 50, — li 17) al I KL Le he 2 Iöl (i>y Iojbo B] Lui>y ‚Lo gein anll ya 35 [ÜB] ui Pyancls Pat, Palin Boozb Ab on gl Lur>l [fehlt CD] «1 le sul em Jede I6b auf „Km Sa 3 aldi [b> B] 18) bl, (sous [D 2] Su (sl eUS und BED 19) el für Jo N A u m — DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 65 es UI dt on eb ya 9 mad be Alle ET in TE ln Km! (IL (8 re IN Tore 5 A A JE NR Ju5 slät ma NT re a A za 1 (! 95 ol, Ah> gr (gm LE (Ka u Pr > Döl2} (19 B* let Kun (OB zn A) (ed a u rn NS (DT US on ab (HE de (El, amb yl ylo dk (one Yo Gilt int OL} (TE as (FÜ, (15 Jose I, gI* Gaza I, RL äh IhS ae) (176, „x „Lt lm? u 890 AB Le Jill namlo (sh, Ib Last olmall & Cims un ZI bomsl, Las} be AUS Js Ib 19) ST} yamıs (1le Aut I OSIlt amd! Ah, le DT US cm ai) [alles fehlt D; bi C) ES ll of I le > US JE ld [fu DJ) La [dl CO. Ws DJ Js 2 a8 Zu Ull; Sue b wle5 BCD 2) Add. fü# BCD 3) va» CD. ze B 4) 9%, BC 5) (sit BCD 6) Fehlt BD 7) em) BA, u (ee CD. en „üB 8) Se BCD 9) sl BCD 10) „> a» BCD 11) vet, us, BOD 12) zamlall yazı „10 & Ust Li} US BOD 13) Add. a>1, K CD. Add. vw ü>l KB 14) Fehlt BCD 15) & Ku 8 3, gli“ BCD 16) Wil, BD 17) dei Lölws BED 18) öl Ye BCD 19) Der Schluss in BCD: Je ld; Last Luz US es 5b IE limit AR Je voii, „KE 5 Sal ale (sh, ISb IB SLmEll u ST UN 5} US [Lsl, CD] „Bi 5b alt as, aulab olwölg ala) var 8 sale 15 Pas Aadıy Ip} Al> I 082} (and dei an Aus AUS fake Oma) aale 01551 „slimdi 801; ee ar oe [is BD] Lass al, lud on „I Sb u ll had Sm I, Ku Sinn ne af WU „21 16 oLmäll [fehlt CO] Ds Lau US AS ORT u Kar („a DI U ld 5 cn ul 8 wu Ass Bus [Lu 8 B] Lats AS dj Ay atasl Sorı ) > wu) in D0,02y Mehl, is Histor.-philolog. Olasse. XXV. 4. I 66 TH. NÖLDEKE, ) ie ass ey Apr mas I SE Lasl Kar galt Abo AS (sl, 156 53} Slualt Ill vie „ass AS Liles 156 a5 Lilly OLE} 8 Last „= 10551 AUS Js Fob Lil es 156 „slim Kl S; ‚Aa du LOLWöl ung Ai, aha ApS) & bOLWST un cn sb} 38 laus 5 BI NE Syzall and, laib are Aust she 51 de lid Si de Ust bolus) it > lin u aml, „eb > Al dal las 08; lit u 05T LE > Ge US (sh, 1 OLE} „ze Lan) (= Leis zul) on amt, SI 188 me Le 5b >, ums}. = aß ars Los! . = Lisas‘ ed 156 alu rd! a Slums, ziel La} = Las US ei bw A El unpall aka 5 wu L>lo (sh, SI 10 81 0 en a 5 S des} Su Lu, ei In Ul>o, vis (ze Aa Iypaäs 3 5 Mars IS) gib „SL on Raelt Salt ce gie Le ll ul u) Bam ey de hä GN ld ar il it a 5 (1de 5: „Lil u MU Sid lid) En alu Gi, DH Ns Kal Kon Ile SE laden ASS a Kal A 3 IE at Tr UR A> it Km we Li sonne un Slmd BO) Le Dr le ed Lars de „et > PAR us wu on Lat ta5ß, = BE se ze ka II Bil ler Isle Sof ui de Ian B.] SE, all wa ls & [lei DJ „IAeI WI [üigs B. Age CO] ae I 8 a >| aan ra I > Werd) om PO,D, slim) u fadd. m B] wu [u D lndt on nl ab3 > zei) iu [an B] unar Li 5 AU Je cnlo as, & = I ner NsRtb, CD] Ib „num [Fehlt D. u;=öL B sie] 2,0 * „el [EB] Je oa) [D zeinde] ze Amt, zum AA) A 8 un 2 > _ all Pos,Dn luRe IB zen pie ne VI Bil Sk ll sl a Ewa AT sh, gr sl > Pole 9% msdl dub Li ai yalSi K> se Saum) Je and Jos uaall lt IR [582 Las C] sches L5® al Slel, Nült, Aelt Kulan [Parse B] sjnl, least az 1) Die Handschrift «se DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG UND SEINEN MINISTERN. 67 usa last 189 8 106 Legt SSlbl, land ee BES ETER NE GT eg ei se in vol > Rute Sit eh) (Tau su 9) Le wm 5, ©) ER RR re wmas) 49 Anfang des Abschnittes nach der Vaticanischen Handschrift. pol Kesilf up Lea Lur>Lal ln LngSlaay Nürlte el ab en 55 Le weh AL SE Gylaall SE elzialt, md 8 Lob Lipal Iräne alas lea) rin us (Br le at EN ut N fall eis mil a u de US Kill 1 tt ut N cn ehe AS A 8 NT ee ea a m Lüähs US Kalt Janin N 49, Ami, _rE Lil, azi, Abus 8 slolem [I Ianlel yazı) ana (Fein, Ua) SU a a 9, Bi re ee N äh N EN (I an il Mt AU nis LK ll ed leusz D l>Uo so Liysin & (?läre 8 soil, Kal gusikı (SIE a) & (Es aloly sog ls alas Lu Old 8 zu Il, aialie 01, and (ze Salt (10850 3 Gl, ul a Miet, Aly>I be (pas (dl NET über DI un (!!aı Amts Lage aD At 1) Unterschrift ul A 2 ofen Sb all B. Abe on sin ol al) TC. olyall Let all, „NET Al zn ob „al D 2) Füge hinzu Yu 3) Die Handschrift fügt hinzu Wux> Ich lasse die Namen unverbessert. 4) sljjg» Hdschr. 5) Man erwartete Jls 6) ? Vielleicht zu lesen Lk) 7) „3 Hodschr. 8) Füge „„) hinzu. 9) kön Hodschr. (wie es scheint). 10) So Guidi. &, Hdschr. 11) 0? 12) So deute ich das (sd) der Hadschr. 13) ya Hadschr. 68 TH. NÖLDEKE, DIE ERZÄHLUNG VOM MÄUSEKÖNIG. srl} ld AB, Le cl u I rn u Polish, ao lell LI als L Role Äyt cpr Ophwe geb At ld dr un A and „Li>T, Aldi, ai, (15 sl Jedi Ehe un ee Ep ur, (Palyn una il Ad E53, Ci x5,Lu 101 rl, wu a, a, u (un A al Sei all JLDI Ya sl, Ss zall >, (bt „b a> son K lie, Uli 8 ellell IE OB, (turimob ("Lgsid Gas I ll (al bar) Klin 8 elle u 5, vs af na Ost ST AP, Loy Alam m he (Fylüe ei, „An Kon ing FE 5) > za I soweit SU Sum (1R bl & (löst Sud rn ern SV bb, KK cn El om Lils (173 Slex>dh, UL baum 1) Füge hinzu „es oder „e& 2) wg, Hdschr. 3) So Guidi. um Hdschr. 4) So G. '>!, Hdschr. 5) So G. Lb>i Hdschr. 6) „IP Haschr. 7) Ws, Hdschr. 8) So G. (yeKi» Haschr. 9) So @. A Haschr. 10) s&2 Hdschr. 11) Hier fehlt etwas. — — Die pariser blätter des codex sarravianus herausgegeben von Paul de Lagarde. In der königlichen gesellschaft der wissenschaften vorgelegt am 1 November 1879. In den wertvollsten handschriften der sogenannten Septuaginta gehört der codex sarravianus, welchem ich die sigel G beigelegt habe. CvTischen- dorf hat 1850 in den monumenta sacra inedita. nova collectio. volumen tertium als fragmenta origenianae octateuchi editionis die 130 aus des Isaac Voss händen in den besitz der leidener bibliothek übergegangenen blätter und das eine vermutlich in der revolutionszeit aus Paris an PDubrowsky (meine constitutiones apostolorum zu anfang) gelangte, jezt dem kaiser von Russland gehörende folium herausgegeben: die in Paris aufbewarten stücke der handschrift beabsichtigte er dem fünften bande seiner monu- menta einzuverleiben: er hat nicht wort gehalten: auch außerhalb von Tischendorfs fünftem bande finde ich die pariser blätter nirgends. so gebe ich hier was jener um gewissenhafte, freilich unnüz prunkvolle wiedergabe alter documente hochverdiente, als kritiker gar nicht zu nennende gelehrte zu geben durch mir unbekannte gründe verhindert worden ist. über die ältere geschichte der handschrift habe ich nichts erkunden können. die zu Orange (diese stadt stand mit den Niederlanden und durch sie mit den Hugenotten natürlich in steter verbindung) 1654 er- schienenen briefe des am 30 Mai 1651 als rat am parlamente zu Paris gestorbenen Claude Sarrau zeigen ihn als einen wolwollenden, liebens- würdigen, hochgebildeten, allerdings von Claude de Saumaise und der Histor.-philolog. Classe. XXV. 6. A 2 PAUL oz LAGARDE, königin Christine über gebür eingenommenen mann: sie erweisen 217— 220, daß er mit dem claromontanus und dem Saint-Germain des Pres gehörigen codex der paulinischen briefe — dem D und E unsrer aus- gaben — sich ernstlich beschäftigt hat: sie ärgern sich 245 über die von den Jesuiten in betreff der LaRocheFoucauldschen handschrift der pro- pheten vorgebrachten lügen und die der Septuagintaausgabe des Fronton le Duc von der curie entgegengeworfenen hindernisse: sie berichten 301, daß Sarrau die veranlassung zum drucke von des LCappellus critica sacra gewesen (vergleiche 285): in dem gedichte des Hamburgers Vincenz Fa- bricius 250 wird der großen bibliothek Sarraus gedacht: die handschrift, welche den namen Sarraus erhalten hat, fand ich nirgends erwänt. auch die von PBurmann zu Leiden 1711 (die von Bursian in der deutschen biographie X 89 erwänten drucke habe ich nicht gesehen) besorgte ausgabe der briefe Sarraus bot mir nichts. CvTischendorf unterschied auf den von ihm herausgegebenen blättern sechs verschiedene hände. soweit gieng mein vermögen und, um die warheit zu gestehn, auch mein interesse nicht. ich habe angemerkt was sich aufdrängte: bei jedem punkte zu erwägen, ob er mit erster oder fünfter oder sechster tinte geschrieben, dazu fehlte mir übrigens außer dem vermögen und der lust auch die muße. meine augen sind durch dreißig jare schwerer arbeit nicht besser geworden: die lezte zeit hat mir meine studien wieder mit so viel gram und verdruß gewürzt, daß ich gott danken muß noch so viel sehen zu können wie ich tue. aber dem von zwei seiten einfallenden, bei dunklem himmel durch einfache, bei erscheinen eines sonnensträlchens durch doppelte vorhänge gedämpften lichte der pariser salle des manuscrits bin ich nur noch unter unsäglichen mühen gewachsen, am allerwenigsten gewachsen, wenn es sich um ein funfzehnhundert jare altes, stellenweise ganz ausgeblichenes manuscript handelt: keine liebenswürdigkeit der bi- bliotheksbeamten vermochte hier zu helfen. darum habe ich das überaus gütige anerbieten meines mit wichtigeren arbeiten beschäftigten und darum freilich besser mit derartigen aufträgen zu verschonenden freundes Alfred Schöne annemen zu müssen geglaubt, die aus meiner abschrift gedruckten DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 3 bogen mit dem originale zu vergleichen: Schönes zusäze sind in eckigen klammern hinter meine anmerkungen gestellt. die kapitel und verse gebe ich überall, auch im Exodus, nach dem hebräischen texte der halleschen ausgabe von 1720. die senkrechten striche, durch welche ich die versanfänge bezeichne, stehn natürlich nicht in der handschrift. Da die personen, welche diese blätter allenfalls in die hand nemen werden, zu misverständnissen ebenso befähigt wie geneigt sind, muß ich ausdrücklich erklären, daß ich diesmal nichts anderes tue als was ich schon so oft getan: ich fare material heran, und beanspruche daher auch nur’den lon eines kärrners. ob der text, welcher in G vorliegt, wirk- lich auf Origenes zurückgeht, bleibt zu untersuchen. zu beklagen steht, daß die reste von des Origenes schriften noch nicht in brauchbarer weise herausgegeben worden sind. KHELommatzsch hat, als er unter ANean- ders anleitung, auf kosten der preußischen regierung und mit der kärg- lichen hülfe seines freundes JHPetermann der beiden de la Rue leistung sorgfältig aber ungeschickt wieder abdruckte, einer wirklichen ausgabe, zu der die manuscripte, ‚wenigstens was die lateinischen übersezungen angeht, in fülle vorhanden und, wenn man von den italischen und oester- reichischen absieht, auch alle zugänglich sind, den weg geradezu ver- sperrt. das sollte sich niemand einbilden, daß die väter das große bibel- werk des Origenes jemals in abschriften benuzt haben: abschriften sind von diesem ungeheuer so gut wie sicher schon der unerschwinglich hohen kosten wegen nie genommen worden: man mußte es in Caesarea in der urhandschrift studieren oder sich auf auszüge anderer verlassen: wer hat diese — für uns wieder verkürzten — auszüge gemacht? Lucian oder Eusebius von Emesa? _ Die ‚pariser handschrift graecus 17 quart [einst Colbertinus 3084, danach Regius ”5| hoffe ich durch die nachfolgenden blätter entberlich gemacht zu haben. ansehen wird sie jeder gerne, da sie wundervoll gleichmäßig geschrieben ist|: auch die kleinere majuskel, welche am ende der zeilen gewält wurde, um nicht in der sylbe abzubrechen, ist vortrefflich]. der nachschwärzer hat sie hier und da verhäßlicht. A2 4 PAUL oe LAGARDE, 1’ Exodus n» - 1 EIOYLOFMEIOTREOY RR 24 1 vnImrasxarovrei® TETTRAORVTNVEEYROLR TeTovagyvgıovsıorn TWVayıWveyEvsio AWVEVOLWTWVKE KOVOOVTOVTNORTLRE gyalsıdavrnooxmvno- 5 XN0-EvvsaxaısıXooı 5 xaısıorTaoxspaleı TaAavra-KaıTgLaxovTe daoTovxaTeneiaoun KRLETTLRXOOL0L0LK AOL ToosxaTovxspadsı xararovoıxÄovrov ds0sı0TaExaTovTe ayıov- |xaıagyvgiov 25 Aavre-taAavrovın 10 — agaıgene : nagaTwve 10 xepalsıdı.|xaıtovo 28 TTEOKEUNEPWV— AV nievısxaısßdounxo — (Wr : T700VvEyWy10- Toy ALOVOKRLETTTE EXATOVIAÄRVTR- KL x0010V001xA0V0-E nrevisxaueßdounxo 701MOEVELOTAORY 15 Taxi AioızaeTete 15 xvAcoro100rvÄo0io: x0010101xA0ı KEvTn KAIKATEXOVOWOEV x olwrweyın' :|doaxum 26 1orspahsıdaoavım. wiarnreyainromu KOLKOTEOOUMOEVaV ovrovoixAovxatarö Tovo.|xmıoxaAxoo 29 20 o1xAovrovayıov' ao 20 TOVAYWAIQEWATOOE OTTEGRTIOGEVOWEVOO Bdounxovreraeiav TNveruoxsiwivarıosı Ta-xaudıoyıAoınaute KOOLETOVOKMIETTAVO Tg@xo00101xÄA0ı-|xcı * 30 ELOTLOEENKOVTEUV ETTOLNGRVEERVTOV 25 gıadaoxaızoıoxıAsovc 25 TaoßaosıonoIvor‘ KOAUTTEVTRKOGLOVOH, TNOOKNVNOTOVURO nevrnxovre'-\xausys 27 TVgL0vxXxarosVvore A 5 mit dem in der mitte schwebenden punkte bezeichne ich die meistens etwas über dem kopfende der buchstaben stehenden, mitunter zu einem strichlein werdenden punkte, welche eine spätere hand gemacht hat. unsre typen gestatten keine genaue nachamung [es will mir scheinen als wäre er hier von m!. er erinnert an die zeichen von m? auf A ı7 20 27] | [ır das — steht höher] vgl mich zu 3“ B ı0 | ı7 die striche, welche ich durch ein umgedrehtes komma geben mußte, sind in der hds länger und wol meist nicht von alter tinte B ı8 von ältester tinte x über der zeile, so daß xazexoounoev hergestellt ist DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 1’ Exodus vb nb 1 x omoiovroxalxovv: 1 0R0x0LX0xxıvovVE KUUTOTTRERFEWATO > = vnowevovxaußVvoooV yahxovvrovdvoia > xexAwouevno- \xaıerun OWMDLOV-xaıTavraTer Inrarerelarovggv 5 OXEVNTOVFVOLEOTN 5 CVOVTQLXEO-WOTEOV giov-|xaıtaoßaosıorne 3l Üpavasovvımüaxı avimorvain-xaıTao FWHAITnTIOgpVER-M PaosıoryorvAnoıno OVVIWKORKUOTO avANoXxaurtavreo dLavsvnousv@xau 10 X Tovoneooalovorno 10 ovvinßvoow—-TnxE X OXNVNORMUTTEVTOVO: KÄDMEvN—-E0y vÜpe 1a00«@AovornoavAno Tov. |enwusıdaosnor xurAwm|KXxaıımvrare 1 NIRVAEVTOOVVEXoV x Asıp9eoavvaxıy JO 0R0EERUPOTEIWVTO 15 X xaırogpvoavxauTo 15 MEOWVAEVTOVOVVTIE x KOXXIVOVToVvEvm nihgeyweva|soyovüpya x Owsvov-E7r0moav vov—eioalinha:ad’s x oroAaohırovgyıxao- avros&avrovertom x worelsrovoyswev VRV-KATETNVTIOLNOR 20 X Twayın!: xauerom 20 AVTOV-EXXOVOIOVRLL 0EV1R00L0AROTWV vaxıv JovXaıntoopv ayı@vaıssowauo® 000x01x0xxıvovdia — TW-1808.1:8FRTIE00V vevnowsvovxaußvo eıaFesvxorwunon‘ 00VxRExAWouEvnO 25 Iausnoınoavınveno Dr} za Jaovvsrakevxo ueldasxygvaovxau Twuwon' |xawıerrom ÜRKIVIOVKRITTOEYV VRVRWPOTEEOVOTOVO A 2 die in der hds ser niedlichen haken kann ich hier und sonst nur höchst plump wieder- geben [sie sind nur dazu bestimmt die zeile zu füllen. der schreiber befolgt den brauch der ältesten eodd nur mit dem silbenende die zeile zu schließen] | ı7 das r jung nachgeschwärzt |] 19 wore Arzov jung nachgeschwärzt | 20 zw ayım xaı en ebenso | zı oevzaoozoluorw ebenso | 22 «yıw- vearsıcı ebenso | [23 w & x ebenso] | 24 eza&e ebenso | [25 26 27 die anfangsbuchstaben ebenso] | 25 der anfangsbuchstabe ist hier und anderswo absichtlich ausgerückt | 25 über « von .enomoa» ein jüngeres & | 26 der accent ganz jung B ıı ziemlich junges © über der zeile zwischen ® und # | ız punkt vielleicht von erster hand 1 As$ovornoouagaydov OVVTIENTOETINWEVOVO- KUTIEQLOEOLRÄMMEVOVO xovow‘* yeyAvuusvovo 5 exxoAaumaogpgayeı do0sxTwvovouaT@ twviiovınk waere INKEVAVTOVOETUTOVO WWOVOTNIETLOWEL 10 doo-Aı Fovouvnuo ovvovzwvüarına xa9aovveraksvxo Twu@on‘ Ixaısrroımosv’X1oAoysu 15 ovsgyovüyavrov nroıxılıa-xaTaTosgyO TNIETTWWELDOGERXOV 10VvRrMÜuaKıv IOVN TTOOPVIROKAIKOKXKL 20 vovdıavevnousvov xaußvooovxexAwone vnolrsroaymvov x mp:dınkovvenomoe toAoyıov-oruFaumo 25 TOWNKOORVTOV-KURLOTEL FaunoTosvgo0KVToV dırkovvlauuovvug@ A 2 ovo nachgeschwärzt | ız alter fleck über »A, das nur teilweise sichtbar ist [der tintenfleck reicht hinauf bis A 1o und A 9, und es ist zu beachten, daß A ı0 hinter dem wo eigentlich die zeile noch nicht zu ende, sondern noch raum für ein bis zwei buchstaben ist. PAUL vE LAGARDE, 2%" Exodus u» 10 1 10 15 20 25 INEvaviW—Üyaoun xarahıdov: Tergaonı xov' lıIWwvouxoo- cagdıov.xaısonalıd- xcıowagay000-00U x000810°-|xa&u00uıyoo 00EVv1E000- av FgaE- KAUOATIPELVOO- KL onı0'|xaıoouxooorgs T00- Aıyvgiov-xaıuaxor TN9-xMLamEFVOoTo0"- |xaıoouıyooorsre.groo:- xgvooAL.300-xaı0vv xıov-zaußmovAkuov' nregırexAwousvar, ovvdcdsusvaxgvoıo EITWYEVOLWAUTWV" aus Aı301-8xtovo VouaTWvTovVüid inAyoavdwdssasx TOVOVOMATWPAUTO evysyAvipevoıopoa YELÜROEKLOTOOGEKTOVU OVOWATOORVTOVEIG Taodwdsxaegyviao‘ |xa&serroınoaveruto Aoyıov:x00000v00UW 23 zeigt] | [26 neben dem % am rande ein sehr starker punkt, vgl zu 8" B 25] [B ı5 über dem » von ser alter hand ein v] 11 12 15 14 15 ob etwas dage- standen, ist wegen des tintenfleckes nicht zu entscheiden] | [22 ende: vielleicht hat ein füllungs- zeichen dagestanden, und ist einer rasur zum opfer gefallen, die sich zwischen ende von 22 und DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 2 [Exodus »» 1 nıenrheyusvovosgyo 1 Ödvontspvyıa—ena > EvrrAoxıoverygvor xg00 :tovAoysıovert ovxadagov' |xaıerıos 16 TORxgOVTOVOTLOFı n0avdvoaonıdıorao oVTnoEeTTWuELdoo 5 Ygv0R0-xaıdvodaxıv 5 E0@FEV‘ .|xausrıom 20 Auovoygvoovo-xaus cavdvodaxwvlıovo NEIMKEVETUTOVO KoVooVO’wIEdnKaVv ÖvodaxtvAıovo- — aVTovosTteuporE TOVOYEVOOVO--ETTAM EOVETOVOWWEVCTNO 10 YOTEEAOTKLOREXRO 10 EnwuEdooxarwFE TovAoyıov. |xaenedn 17 KATETTEOCWNIOVAVTOV KOVTasuTrÄOKıaEX xoraınvovußoinv ygvosovsrıovodvo avrovavwnFevrno daxwAovosnaupo OVVÜgpnoTmoENw 15 TELWYLWVUEOWV 15 wsıdoo’|xaıovveogiy 21 rovkoyıov.|xaısıorao 18 Esvroloysiovarıo ÖvoovußoAaoredvo ıwvdartvlswvin EwrrAoxıa- KoLENtE > ETKVTOVEIOTOVOOR Imxavenıraodvo > xrvAovornosno > 20 conLdı0xa0:. KEIM 20 WEIDOOOVVEXousvovo KOVRVIROETILTOVO ExTNoüaxıy Fov-OvM WUOVOTNIETTWWEL nıertAeyuevovosio doos&svavunoxe TOÜuyaouarnoEeno TETTEOOWTIOVAvVTOV’ mesdooiveumgaie 25 |aaserroınoavdvode 19 3 TaıvoAoyıovanoıno xTvAs0ov0X0VOOVO- ETTWWELDOO- KAIROV KOALETTEIMNKLRVETLITO verakevaoınumon A 8 der strich hat links eine gabelung wie ein nach links offenes liegendes v [zu dem fol- genden zovo war nicht mer plaz genug, und so mußte der leere raum gefüllt werden, offenbar damit man nicht glaube daß etwas fehle] | 9 der strich unter dem punkte ist jünger [der punkt; aber sicher von m!] B 8 apostroph etwas links von « | ı8 ebenso I tn 8 PAUL pvE LAGARDE, 3" Exodus 75 5 1 Üyavrov X EeNOmoE 35 1 |xausrmoınoevßsoeis 1 X avro:yspovßsu’|xau 36 x nlanvaßwrovxer ETTEIMKARVAUTOETLU x Evlmvaonnınv.dv TE00@0«00TVAovo« x onnyewvramm > 5 ONNTTOVOKATAXEXQV 5 X 00VOTOUMKO0KVINO- OWWEVOVOXOVOLW- X RARATINKEOORRUNW xaaıxepaksıdeoav x oovoronkatooavıno- TOVXOVOAL-KALALTEO X KOAITENYEOORAIN ML 0RQEOPAROECEVTEWV x oovoroüWwooavıne: 10 agyvoav’ 10 Ixaıxarexgvownosv 2 |xauerroıgoevroxaze 34 avınvyovoiweande NETEOWATNOFVERO 0WEOWFEVRALEEM TNIOKNVYNOI-—-TOUMEO FEV' KHOLETIOIMOEV — tvpov:sgvaxıy FoV AVTNLUWATOVXOV 15 KITTIOOPVEOROKRIKOK 15 oovvxvxim|xaue 3 KIVOVVEVNOWEVOVU ABVEVOEVAVTNTEO xaıßvooovrsXin > cagaodaxtvAsıovo OuEvnO-Eoyovüpav YXOVOOVOETUTATEO Tov—ysoovßeım:|xuı 38 cagawsonavıno-dv 20 TovooTvAovorvrov 20 odaxıvAovoenuo TIEVTEXAITOVORQL > xAırooavt MOTOE ‘ KOVORVIHV- KAIKATE xoudvoda xuviı YKOVOWORVTROREPE ovoenıvoxAıtooav Asıdaoavrwvxauteo T0T0ÖEvLE00V—EUV 25 Wuhırdaoaviwvygv 25 gE10701,0LW0Tn008 - 010-x1aıBa0sı0aV |xasernoımosvavo 4 Tovrıevreyahraı‘ pogsioexsvAwve A 2—g siehe zu B 26 27 | ır über dem anderen = von snomosv nicht von erster hand « | ı3 das zeichen über der zeile [von m?] | ıSebenso | ı9 der obere punkt des kolon ist jünger [dunkler wol, aber ob jünger? das nebenstehende: # ist genau eben so dunkel] B 13 15 über dem kolon steht noch ein anderer jüngerer punkt | zı 22 aderloch im pergamente, etwa zwei buchstaben groß | 26 links vor der zeile vielleicht einst ein zeichen: aber welches? [26 und 27 links ursprünglich ein x. weggewaschen] ich bürge dafür. ist aber wie bei 2—g offenbar absichtlich DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS 9 3° Exodus 75 avıov' :|xausrroınoev 1 ONTITWV- KAIKATEXOV 1 xsoovBsımssawgo OWOEVXKVTOVOXOVOLW- TEIWVTWVYWEOWV |xassıonveyxevrovo b) avıov'|xueysvovro I AV PODEITTOVODRKTV o1ysgovßsım exısıwo 5 Arovossmioorthgv 5 TEOTROTITEQVYaOENE g0L0T70xıBwrovwo vadFEv.ovvorıalo TELIOEIVEVTNV TEVAV TEOTLWIOTTTEQVELVaV — ao: Imveruroihaorngid- I#asnomoevileoen 6 ZETATIIOOWTTOVEUTW" 10 010v—-avWFEvTnoXHL 10 avnonoootovadsA Bwrov : exggvoovxa Yovavıovenıroiie Ia00vXdvormyen STNOLOVNORVTATLIO xaımWLCOVOUNKOO OWTETWVYEIOVBEU MW: avrovV/zuımmyEooxae Ixaserronoevanvioa nWoovVoLonAaroo NELav-—NVTIOOKEL WEVNV- ERXOVOLOV ÖvoysgovBau’ x yov xadagov'xnıExWvEV ORTOGEVTLENIOLNOR VEVAVIN1E0000000« avrassaupoTeowv xtvAuovoxovoovo‘ 20 IWVUEIWVTOVIVOL 20 — dvosnirovaiımovo acımoı ov/|xegovß’ 8 — 1OVEVOO-KaLdVOETTL EVALETT LTORKOOVLOV — TovaAtovorovdsv iA@oTnoLovroEV‘ ' x — 18000 EVOEIOWOTERL yE00vP EvaerıT0axg0 — gEw1010W0Tn008 25 roviAaoıngsovrodev 25 — EavVTOIO0-xaıTovoLw TE00V'XexrovilLaoen — 0c1mOTmoRıBwLoV x QVvEnoN0EvToVO — xaınorganslnos > A [2 links am rande x, aber absichtlich weggewaschen] | 4 nicht von erster [aber dann wenigstens sicher ser alter] hand so über ozovo | 10 der sezer kann das zeichen nicht höher stellen als es steht | [16 links am rande glaube ich noch drei punkte eines weggewaschenen X zu er- kennen] B 2 zu usowv nicht von erster, aber von alter hand «xgw | 8 über dem striche ein punkt von jüngerer tinte [ist ausgeblichen, aber ist die tinte erster hand] | 13 über : und 23 über dem kolon ein punkt von jüngerer tinte Bistor.-philolog. Classe. XXV. 6. B 10 PAUL ve LAGARDE, 4" Exodus 75 1 — Noımoevanıxarexov 1 AVEpOgEVOWV-WOTE — IOWOEVRVTOVOXEVOLW augsıvınvroanela x enkvimvaonnıw' |xausnoınoevrovo 15 x Övormyewvroum avapogsıoextvin 5 X x00@vVınO'XaıTmyEg0o 5 AONTITWV-KAUKATE x Toevgooavıno'xarın XEVOWOEVAVTOVO x XE00xRınUL00VOTO KOVOWWOTERIQEIV x ÜWVooavrno’|xaıxare 11 invıganslav'.\auue 16 x XOVOWOEVAVTNVXOV TTOLNIEVTAROXEUN 10 OLWXRIAIW‘ * KRLETTOL 10 TnoToaTtELno'zargv NOEvavrprvmauo BAiaavımo-zaıraodV xovoovvxvxAn‘|aau 12 ÜOXaOKVTNO-XaıToVO ETTOLNIEVAVTNOTE KVAIOVOAVTNT- XL garıvrrahaıorovav TEoNovVdsLaavrno-E 15 #4‘ xRLErt0ı0EV 15 VOLOOTLELOELEVV ZUWATIOVXEVOOVV TOLOXKEVOLOVREFRIOV‘ TNITEYAaVNRVTNORV |xaserreıoevonvAv 17% xAw'-|xaısrroınoev 13 war —nvgpwule AvInTEooagaodaxTv — X0vONVOLEgEAVIO 20 ANOVOXEVOOVO-xaLE 20 — zaviovxaıvovoxaie NEIMKEVTOVOCRKTV — uoxovosearwporE ALOVIETLTATEOOEOR — IWVIWVWEEWVRV WEENKEOTVTWVTEO — 110° sxovaahen cRoWvnodwvavrno — 0xwvavımooıßha 25 |uroryvorepyavnv' 14 25 — 0omıs£eyovzeorgsio xaısyevoviooda > — EXTOVTOV-KRITQEIO xrvÄALELOINKROTOLO — Eexovrov-EEL00vwE A ıo nach zeile 9 kann ich keine asterisken mer erkennen [neben 10 ıı noch die spuren zweier weggewaschenen X zu erkennen. ein rest eines x deutlich neben ı4 ı5 16 17 24 25 26 27, vermutlich auch neben 23, vielleicht auch neben ı3. sicher aber sind X gewesen neben B ı—8. sie sind weggewaschen, aber waren einst unzweifelhaft vorhanden: die spuren sind zu deutlich] [B 14 über dem schließenden & ist sehr fein, aber doch deutlich, und wol sicher von m!, das zeichen des v. trozdem beginnt die folgende zeile noch einmalmit v. dies » auf ı5 ist von .der- selben hand, welche jenen strich schrieb, fein durchgestrichen] | [24 die zeile istnicht ganz gefüllt, etwa ein buchstabe ist leer: ich glaube ein >, also ein füllzeichen, zu erkennen] 10 15 20 25 [A DIE PARISER BLÄTTER?DES CODEX SARRAVIANUS vow@AAmioıo'xcuıe Aourtadsıravsove EOUVETUTWVAXOW KROVWTREERUTOV- xKrıTEavIENAEVvRrVv TOLIVAWOIVEN KvTd o1AvgvoL-2aıT0av. FE wiovrosßdouorzo ETTRXOOVTOVARUTLE ÖEL0vETLLTROXO0V yn0avwmJEv.0TE0E0 oAovxovoovv-xaue rwvaAvyvovoavrno ET’RVTNOXEOVOOVO- > xaıtacAaßıdaoavıno X0V0R0- xaıTa0sTragvo TOLıVrCAVTNOXEVOAO- ERXOVOIOVRLIAOOV TOHEUTNVETTOLMOE tnvAvyvsavıov xavA0VaVTNOXAITOVO xaArpı0x0voRvTNO KRITOVOREAINERORV TN0x1T0V00YAL0W TNOLEAVTNOKAITE KOWAAVINIEERAUTNO noav'-\sE’dexadams 4° Exodus 75 18 1 10 15 20 25 OKOLEXTTOGEVOWEVOL exrıhayıavavınd-> ToE10xe Aawmıoxoı no Avyvsınoszovaiı TOVORVTNOTOVEVOO- KaıTgEIORRÄRULOROL TnoAvyvsıaosxıov xAırovoavrnorovdev TEEOV-|T0EIOKOETNOEO EXTEIUTLDWEVOLKR ovioRovo- evxadamı OKOTWEVLCPAIOW TNOKAIKGLVOV- KU > TOELIKOLTNOEOERTE TUTTWWEVOLKAQVE 0x0v0° vrwxahon OKWTWEVIOPRIEW TNOxxELV0V ' OVTWO To108E’ xaAruı0x010 TOLOEATTOQEVOUEVOLO exrmohvyvsao|xau EvmAvyVvEıaTeooe 0E0KIRTNOEOEXTETV TIWWEVOLXEOVIOKOVO NOPAIEWTNIEO«V TNOIKKLTAKOLVEXUTNO oopaıpwınovrrozovo 19 20 21 11 ı7 daneben ein zeichen 2, das absichtlich weggewaschen ist, wie auch die zeile ı8 bis 26 stehenden asterisken | 27 neben der zeile ‚hat sicher nichts gestanden] B ob reste von asterisken vor den zeilen stehn? [sicher, neben jeder zeile von ı bis 27. weggewaschen, aber noch deutlich] |;28 über dem kolon ein punkt von jüngerer tinte | 21 ebenso [es ist das zeichen, welches sonst in diesem drucke durch den in der mitte schwebenden punkt ausgedrückt wird] 12 PAUL pe LAGARDE, 5" Exodus ob 1 OKXKEUMKUTNO: KALTOE BY 1 Tovuaprvgov|x 41 Arıovvovgwrooxxau 38 x oroAaoraoksıro TOIVEKLOTNgLOVIO x xaolsırov % xovoovy : xaırosAud twayın 5 TNOXEELDEWOKITO 5 Aaoro HvuauarnoovvPE ag 0EWO- KRLTOETLLOTTR. x oTooVTnoFVgwoX170 0x7v70: |xaıro9voıe 39 10 oTngLovroxaixov zU1TOTTRgRFENR yakxovvroav TOVORVRYODE KUITTAVIRTRO 15 avrovxrovio x xamvßaoıva |xaureionerno 40 xaıtovoow/ov 70° zaıtaoßaos 20 mo blatt fünf ganz zerrissen [von alter hand sind die buchstaben fast durchgehends nachge- schwärzt. aber auch das ist durch den gebrauch wieder abgescheuert. es ist die rauhe seite des pergaments] A [3 vom x vermag ich mit sicherheit nichts zu erkennen. der vor 4 ist weggewaschen, dagegen ist der neben ı6 unberürt gelassen. spuren von X sind neben 9 ı0 ı2 13 erkennbar] | 4 am ende ein jüngeres n angefügt (trotz des striches), dessen linker schaft unter die?zeile ver- längert ist [m? oder vielmer m? vergrößerte das o und schrieb das n: sie gehört vermutlich demselben schreiber, der das nachschwärzen besorgte] | 9 ff ich sehe keine zeichen vor den zeilen | [z5 das A ist mir etwas unsicher: der strich ist allzu liegend. es könnte eher ein y oder ein « sein. nach o glaube ich den rest eines v zu erkennen] | [19 nach dem lezten & ist noch eine spur von » sichtbar] B: [3 von ey ist noch spur] | 6 etwa noch der linke arm eines w zu lesen DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 13 5' Exodus n 1 oexeıuyvzußwso 3 1 zuxvrAn' x |xaıInosıo 7 MagwWwooV'xauoxE rovAovrngaavane ıvxıßwrov VOVINOOKNYNOLOV reouau‘ ° BAOTVOLOV-KaLaVvawWE 5 Tmvooo 4 5 VOoVTOovFVOL«OTNgL n0E10 ov'zaıdwosıosxeid 70‘ dw‘ |xaıInosıcınv 8 avinvzvzAw-xaudo VELOTOETTLOTTEOTEO 10 ınonwinormoavino': | AnmwnrosAao 9 0ELOWRTOO- XL EIOTNVORNVn vrerasvavın 15 yıaosıcavımv: AVTATROXEUN 0.x01E0Tavayua’ | e&0s0r0Ivo 10 NAOVTWVLAOTW 20 @- TOT [A 6 vor » noch rest von @ oder 9] [B ı links deutlicher rest eines obelus, später weggewaschen. ebenso 2 6 7 8 %, noch er- kennbar. vielleicht auch neben 5] | [15 statt y glaube ich o zu erkennen] | |18 am ende ein punkt mitten auf der zeile] | [»o das » kann auch ein o gewesen sein] 14 PAUL oz LAGARDE, 6" Exodus n 1x vov:xaumgooa&sıoxrov :' 12 LAOWVXKAITOVOVLOVO AVTOVETUTEOFVEARO TNOOKNVYNOTOVUWXO 5 Tugiov xaıAovosoaev 10 15 20 25 Tovoüdanı|xaısvdv VAOKTOV AXOWVYTEO OTOAROTROKXYIRO- KL KOEOECRVTOVRALE YLROELORVTOV-KALLE oa1Eevosıowor‘* xaLTI000 REEIOTOVOVIOVORV TOV-xa1ıEvÖVOELORNV Tovoyıımvao|xaua Anyeıoavrovoovroo novnAsupaorovrge OUVTOV-KAVEOLTEU 0OVvOoLv wor‘ KaLEoToı WOTEEIVLEVTOLO XOELOURAVIEmviEga TEIKOEIOTOVLLIWOVA EIOTROYEVERDAVIW | Ixaısroıgoevum >> ONIKATETTIAVTAOOR EveTeiAnToavLwx0- OVTWOETTOLNOEV' 15 14 15 16 1 10 15 20 25 |xausysvsroevroum VIIWTIOWIWETEITO ÖEVTEEW-—EXTTOGEVO uevwvavrwvssaı yurırov: vovumvıa EOTAINNoRnvn'|xau EOTNIEVUWONOGEN OXRNVNVKRAUEINKE Taeoßrosı0KvıNO: x ETIEIMREVTAOXREPR Asıda0RVTNO-KaLEVE Baksvrovouoxdovo AVTNI-KRLEOTNOEV TovootwwAovoavıno- |xass&ersıvevreoev Anıaoenuımvormvn. KOUENTEINAEVTORE roxaAvumarmooxn vnoEm avınvayoo PEV-KAFROVVETaEE x0@umon'|zauAe Bwveveßalevra MWaprvgiasioryvai Borzov. XANTEN xevrovodıaolworn gxoÜNoTNVRdWTO . A ı der X über der zeile und zwar über einem * [aber von m!] 17 18 19 20 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 15 6' Exodus n xauEI+nrevroilaoın 1 ELOTNVORNYNVTOV guovenurnoxıßwrov nagrvgiovxansvev EnTavmFEV :|xaısıon 21 TimoTgartelno: so veyxsvinvaußoro ToxAıtoornooxmvno ELOTNVORNYNV- KL 5 TongooVoroV' -|xaıs 25 ETTEIMKEVTOKRUO nednxevrovolv xaAvumaTovxaTe XVOovVo-—avrnO: var TIETROWRTOO- KLLEO TIRv-0VTgO1I0V0VV KETTROEVInvKıBW era&svxorwunon' TOVTOVuaETUpLOV- 10 raus Inxevio9vor 26 OVYTOOTTOVOVVETE EOTNOLOVTOXOVOOV Esvzorwuwnon‘ % 22 EVTNORMVYNTOUWAQ EINKEVTHVIGENIE TVQLOV- ATIEVEVTTOU lavsıoınvoxnvn xararıstaoweroo‘ .\m, 27 TOvuagTvVgLoveErTTL 15 EIUULLOEVER AVTOV ToxÄıTooTnooxmnvno ToFVvmauenoovV TOVWEOTVELOV : TO PEOEDO- KU FaTIEg0V rg00ßoo0avEEDFE eraksvxoıwunon' TOVKATATIETROWRTOO |xa&ueInxevrosru 28 7N00xnvn0' :|xauırgo 23 20 OTTROTEOVTNOFVERO EIMKEVEN &vınO Tn00xvn0:|xaııo 29 TNITTOOFE0EWORE FVOL«OTNELOVIWV TOVosvEvULKV-0V KEOTWOUETOVEIM TOOTTOVOVVEraEEV KEVTTEOATNV IVEAV z0rwunon' zus > 24 25 TNOCKNVNOXTNOORE Inxevinvivgva& 710: TOvwagrvgiov- [A ı 3 sichre spuren eines weggelöschten x. vielleicht auch bei A 2 ı5 16] B [3 % absichtlich: gelöscht] | 2ı der untere punkt des : scheint jünger [ich glaube nicht ; die tinte ist dieselbe] 16 PAUL oz LAGARDE, 7" Exodus n 1 X xaavnvsyxsven’av 1 x smonaoıgovıno TovrnvoAoxavrwon x nwinomoavino". xaıınv FVoiav:xaIa arovvsrehsosvun svstsıÄnToxoTwum 099° TAVTR : TREQY- 5 on‘ |xausrromosvro 30 5 |kausxaAvıpevnvs 34 Aovmoaxavaueoo gpeinınvornvnv > 1NICKNPNOTOVWAO ToVwagzvgLoV.xaudo TUgLOVxRLavaWEoo EnoxvercAnoInm TOVIVHROTNQLOV- oxnvn-\xauovx’cdv 35 10 slwxsvexssudng 10 veoPnuwonosıcer lvevırıovrausgav BJ 1 Heivsioryvornvn TOVv-UWONOKKLELRID TOVWAEOTVQLOVOTLE KRLOLÜLOLRVTOV- TO neoxuaLsvert avın NEIORORVTWVKALTOVO nvsgeln-xasdo&ng 15 nodao|sıomogsvous 32 1 zverAnoFnnorm VOVAvTWVEOTNv vn‘ \nvıradavavs > 36 OXNYNVTOVWEgTU Bymvepsiyanorno gLOVNOTEVTIOOOTO oxyvno-aveLcevyvv EEUWVTAITTOOOTO > oavorösoumd- vv 20 FVoaorng10ov” Auovo 20 Tnenagrsıaavrav' — ya! evınırovioet’ jesdeumavsßnnve 37 avrovxaFanıegovVvE gehn: ovaavsbevyvv Te&svxorwunor! TAVEDOTNONWEORO Ixaısoryosvonvev 33 noaveßn‘ \vegein 88 25 Anvavaloınoorm 25 yagxumvenmooxn vnoxaıtov Fvoıaorm VRONWEORO- KEUTTVO' LOVXxMIEINKEVIO NYVUXTOOENRVTNO A 2 3. [5] vom asterisk kaum spuren [deutlich dagegen bei A ı, aber absichtlich weggelöscht. unbeschädigt dagegen bei B ı 2] [B 8 am ende der zeile ein von der ersten hand geschriebener buchstabe wegradiert] | [9 am rande links ein zeichen, wie mir scheint von m!] nach Schönes zeichnung dasselbe, welches ich zu ı0" B 8 besprochen habe DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 17 7 Exodus n 1 EVWTTIOVTTEVTOOOL x0vıNAEVTLRORLOR velvyınıoavımv': 3 am ende das zeichen, welches ich blatt 2’ A 8 beschrieben habe. links von der zeile be- ginnt eine verzierung, welche ich nicht nachamen kann. unterschrift e&odoo [unter e&odoo von ser feiner hand, wenn nicht von m!, so doch sicher ser alt, ein d über einem in eins geschlun- genen wg, wo ich allerdings sicher nur ein d, das we nur vermutungsweise erkennen kann] Bistor.-philolog. Classe. XXV. 6. C 18 1 10 15 20 x 25 B ıı über dem e von em ein zeichen : aauavsxalsosvunon xaısAaAmosvaoavın EXTNOOKNYNOTOV waotvgıovisywv'|ia Anoovioıoviocımd KOAVEQEL OTTOOOGAVTOVO AVODERVTTOOOAKYN stüunvdnoaınzan ENOTWVRINVyÄVa noıwvBowvxare NOTWVTIIODATAV NEOD0LOETETEOWOR Üuwv|savoloxavın MaTodwgovavıovex tavBowvagosvaum novrigooasangoorn HVORVTNOOANVNO TOVUXOTVILOV7TgOO O10ELRVTOdERTOV AUT :EVAVTIKV.\ XL ENULINIEITNVXEIEG AVTOV : ETLLTIVREDE Anviovzagrınıa Toodsxtovavrwes > EsiAaoFaınsgıev Tovjzaıopakovoıv TOvuoogoveravıı PAUL pe LAGARDE, 8" Leviticus 1 Asviuxov 1 1 2 5 10 3 15 4 20 25 d xv- KALTTEO0O0LOOVOLY oLViosaax_WwvoLriEgsıd TORIWAKAITIGOOKEOV OLVTORIWAETLIOFV VIAOTNOLOVRVRÄMTO ETULIWVIVEWVTNO OXNPNOTOVu«ETV giov|xasdsıgavreo TOoAoxavtmmawe Auovovavioxaıe weAnKavıov :|xauert YN00vOWworüDe« owvoriegssortvg’e 7WIOJVOL«OTNOLOV xaıcroıBßaoovomvEv Aneruronvo |xauerı YnoovowvorVioıee Ewvoiisgsioradıyo Toummaraxauıınv xEgaAmvxanıoote ag erurabviaraenı TOVTIVGOOTAETLTOV Yvoracımgıov|tade Eya0ı Aa KavVToV: x TOVONOIAOXavıov: nivvovowüdaus, ETUIMOELOLEGEVUOTE am rande ozoıßaoovsır und darunter osiegsso’ | [25 links am rande ein punkt, der mir absichtlich zu sein scheint: vgl meine anmerkung zu 2" A 26] 5 10 15 20 25 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. TTAVTRETLIO FIVE > VINOLOVREITTWWarEO Tv FVOLRO00UNEVO dieoıwao leavdsanorwvrıgo Barwvrodwgovav TOV— 0x0 :OTIOTETW LOVWVRAITWVEVW EL00A0xRKVvıwWURa«Q CEVEUWWOVTTIOO aFsıavTO—xaıEruIm OETNYYXELDAETMIN xeyahyvavıov :|xau oyasovoıvavrosx niayıwvıovPvoıa OTnELOVTTOO0PogE«V EVAVUXVKMUTTEOO xE0vovoruwıaao@ OLLEDELOTOALUXKRUTOV ETLTOIVOLROTNOLO xuxAm|xaudısiovon avıoxaraucimKavıov: xarınvaepahyvXav TOV : KUITOOTERGKALE rroroıBaoovomwoni sgsssavıasmırakvia TALETLLTOVTTVGOITLE 8’ Levitieus 1 10 11 12 1 10 15 20 25 7UTOVIVOLKOTNOLOV |xauvasyxoı uaxaıovo nodaonAvvovo Übeuxaımg0001081 OVEDEVOTATTAVTRKRL er FN0E1ETUTOFVON ROTNOLOVKAOTW@UR EOUVIVOLROOUNEV adırora jeavdsanoıwvrrern VOYKAOTTOUATTIOE YEondwporwxwz, NEO00LIEETTOIWV TEVYOVWVYNATOTS TTEDLOTEQLDEWVTOdW EIVaVIOV|xLı7T00001 TELAVTOOLEDEVOTTOOO ToFVOLROTngL0V* za ATTOKVLOEITNVHEDR Anvavrovaausmudn GELETUTOIVOLAOTN g1ov.xaıoıgayyızızo MIUEAVTOVTTIOOTNV Paoıwrovdvaaoın guov'|zaageisırov nooAoßovavrovov TOLOTTTEOVOLORVLOV > 13 14 15 16 19 A 3 vorden anfang später o geschrieben | ı5 [» von e» und] zov nachgeschwärzt: auch im fol- genden ist der instaurator hier und da tätig gewesen, was ich nicht anmerke B ı0 en und [7|w»rern instauriert: ob 7 ursprünglich ist? [schwerlich: mit einer scharfen auch sonst noch manche buchstaben gegen das ende der seite] (9) [59] lupe glaube ich als ursprüngliches & deutlich zu erkennen] | [14 = von zovyovwv nachgeschwärzt: 20 PAUL pe LAGARDE, 9r Leviticus 1 2 1 xousxBalsıavronage 1 AuBavovavıno.Kase 10FVOIKOTNOLOVx« nu IMOEL0lEgEVOTO TEavaToArosıoToV uvnuoovvovavrno Tontovrnoonodov ETUTOFVOLKOTNOLO 5 IxaısxxAnosıavrosx 17 5 YVoraooumsvadıra TWVTITEOVyWwvr«L xw|xaıroAoınrovearno 3 ovdıslsı' zauerudn TOFVORRROWvxaL GELRVTOOLEDEVOETLL TOI0VLOLIKVTOVAyYıO To IVOLROTNELOVETL TOVAYLıOVAaTOTay 10 TaSvAatasruıovnv 10 Ivoıwvxv POOXLENTWUREoTıV Eavdengooypsonda 4 YHVaaoounsvadırc 00V FVOLaVTTETTEm Twx0 uevnvevxlsßavo Eavderyvgnnooogeon 1 exoıwdaÄsnoagTovo 15 dnoovIvVoavınr@ 15 alvuovonsgvgaus oıudalıosoratodo vovoevelcıwxada EOVAVIOVRLIETUXE yavaalvuadırzeygsi sıen’avrosAuovxau ousvasvslaıw eu Imosıenr @vrohı eavdeIvoıaanoınya 5 20 Bavovzaumıos%xavıo: 2 20 vovzodwgovoovoı NEO0TOVOÜOVOREOW uıdaehıorreıpvoawe TovoiEgE10xn ıdond« vnevelnıwalvue uevooanı avrmordm soraulzaudırdgvisıo 6 enTmvögaxaxavıov: avraxiarouaraxaıs 25 anormoodadlenc 25 nuxssioent’avrasiaıo x evıno:ovvrweiaue MWOIE—EOTV: xW x avmoxuınavıarov leavdsJvoaanosoxe 7 A [ı3 nach zw hat ein wort von zwei bis drei buchstaben gestanden, das weggelöscht wurde: der anfang, ein ı, ist noch erkennbar. am rande links steht, fast möchte ich glauben von m!, ein rätselhafter zug] | [17 von hier ab merfach buchstaben nachgeschwärzt: desgleichen einige wenige auf kolumne B] | [24 das zweite « von doez« sieht curios aus: es hat einen überflüssigen strich, aber er ist von m!] | [26 in der rundung des o von «avzyo ein punkt] B [x der punkt steht in der mitte] |9 über dem o von «yıo» von jüngerer [es ist ganz sicher die erste] hand ® | 2ı das » von neıgvgaue hat einen leisen strich [von m!] | [26 das scheint mir von später hand zu sein, und ist absichtlich ausradiert] 10 15 20 25 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS,. gROTOdWmpoVooVOL widalıoeveiaıumnoı nInoetaı|xcırr00001 ceıyvFVoevnve NOIMONEXRTOVTWV TWx@X«UTTO0 00108 @VTO : TTOOOTOVIEDER KAUTTOOOEYYLOAOTLOOO 10Fvo1aoınoıov|c. peisıoiegsvoanorno YVoraoıauvnuo > OVVOVRAVTNTRALE nuImosiertıTo Vo ROTNOLOV : 00uMEV adıaoxa \Todsze vaAsıpdevanıoıno YVOLRaOrapWwvraı TOLOVOLORVTOVAYL OTWVAYIDVATIOTÄD KEOTWURTWVRV IneoevIvoaryver TIO00YEONTERWOV nroınostelvumto naoavyaolvunvz ra@vweÄuovrig0001 GETERTU EVTOVKLO nwocıxn|dagov > 9v Levitieus 2 10 12 1 10 15 20 25 RTTLROXNOTLEOOOLOETE avraxwerudsıo.dv OLROTNOLOVOVKaVE Bnostnısıcooumv sv@adıro—xw: xkaınavdwoov. Ivo vunvahıalıo$yos Tai ovVdırnavoeran > aAladın InenoIvano Yvoraouatavüun ETTTAVICOOMEOVÖ u@vrrg000L08T80. Ar. |eavdenngooweoyas#V GLAVIOWTOYEVNUE IOVIORWVELTIE govyusvayıdgasgı KTRTOEDXAUTEEOO 010EIOTNVIVOLRVTS NOWTOYEVNWETWV 0oV|zaserrıxXseuoer avınvsAuovxass 7uFNosiVEN avınv AıßavovIvoasoun |xaıavoıosıoisgevo Touvnuoovvovav TIO«NoOTWvXLdo® ovvrwsiauwWauune 13 14 15 16 bi A ı4 [über dem oo ein zeichen und] am rande 'xaorw und darunter u« von der hand, welche die glosse auf blatt 8" [und die beiden auf 3” A4 B 2] geschrieben hat [das wort ist vom schreiber nur gebrochen, um nicht zu weit nach rechts zu kommen] B 4 über 87 von der eben erwänten hand ıßa | ;s Schöne sieht nicht : nach vadıco, was, wenn es dastünde, ein fehler des schreibers wäre | 7 ı2 der asper ist kaum von erster hand [ich glaube er ist sicher m! bei 7, bei ız vielleicht nicht] 10 15 25 PAUL DE LAGARDE, 10° Levitieus 2 3 tarovlıßaevovavıno 1 |xaırovodvovspoovo 4 KROTDULTDED KAITOOTERTO’EN AV jeavded VOLROWTNOLOV 1 Twvroemıavum TOIWEEVRVIOV—ıW) gıwvxantovAoßo x0: ERVWEVELTOV 5 TOVETLTOVNTTRTOO Bowvavrovrro00« VVI0L0VEDE0L0 ynsavreagosveav niegıeksılzaıavoı00V 5 TEInAvaumwov > > OWwavramvoınag® TTOOORSELEVEOEVEV ETUTOFVOLAROTNILO txv|xauerm In0SıTa0 2.21.10 srrrraoAoxavtnun XEIORORVTOVERLTNV tassuragvAaraernı zepaimvrovdwgov TOVNVEOOKKOTW avrov :zaıopakaıK av uaooumsvwdınoıa TO: TagataoFVvgaoLNO leavdsanıorwvrrgo 6 OXNVnOTOVWwagTU 15 Barwvrodnagovav gLOV.XALTTEOOYEOVOL TovFVoIEVoWTngL orlıoıaaowvoLie> OVIWxWag0EVIM GEIOTOLIWETTITO > Avaumwovrıg00 FVOLROTNILOV-—- TO 010ELRVTO* savagva 7 oA0zaVIwunTWv : 20 7g00«ynTodwgov xuxio.|zaırıgooa&ov 3 AVTOVTTVOOOLOELEV oWwanornoFVoeo Tosvarızu aus 8 TOVOWTNALOVELLITTW ru$noSsTmvyXEID« LKazW100TErE -TOR« x AUVTOV :ETUTNYKE TaxaAvrtovınvroi 25 gaknvıovdngov AuavzuıtavTootE avrovamopeassıav agroenuımvxodkıa TOTTRERTROIVEAROTNO [A 24 der punkt steht völlig über der linie] B [2 beide apostrophe von m!] | 8 das zeichen vor der zeile ist ungenau wiedergegeben, allein es geht nicht besser. 4 A 1a] es scheint von erster hand zu sein [vgl ein äÄnliches zeichen auf 10 15 20 25 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. OXNYNOTOVU«ETVgL OVXALTTOOOXEOVOLV Ovlsıaagwv—-oviE — _810.T0IUAXRUTOV: E7U110JVOLLOTNOL0 xvxAw.|zcırroo0oı GEANOTNIFVILAO TOVOWTNALDVKÜLITW uaTWxWrooLEug > xzaıyvoogvvauo uoVvovvranooaıo TTE0LEAELEVLORAITO OTERITORLIAHAEAUTITO invzoıkıavzaıar TOOTEROTOETLLINO xoıhaolzaızupore E0VOTOVOVEWEOVO KÜITOOTERGTOEN AV TovToenıravun oıwvxaırovAoßov TOVETLLTOVNTLATOO SVVTOLOVEWOOLOTIE gıeiwv|avoıosıoie 0EVOETLUTOFVOLAROTN g10v00umvEvwdı EoxooTwuaKM: leavdsanorwvaıyo 107 Levitieus 3 10 12 1 10 15 20 25 TodwgoVavTovV.2aU no00@Faıxavro:Eev& uxv.\xauermudmosı > TAOXEIORGRVTOVETLL Tnvxsgainvavıov xauogpasovoweavro svavuzvnagaLao JVOROTOORNVNO > TOvuagrugovaaı > TT000XE0VOLVOLÜLOL RAOWV—01lE0EITTOAL MaXavrov: errıTo IV aoTnoıovxVrAW kmavonoeıan’avıov Öwpovavıov : xuono BaxWIOOTEAGLOx« TaxahvrıTovrnvr0 A1av.xaurtavroote @OTOETLTNOROLALEO |xau@ugporsgovorovc VEWEOVOKAITTEVTO OTERELOEN EVIWV1O ETUTWOVUNOLOVLAL tovAußovıovnratroo OVVTOLOVEWOOLOTIE KALAVOLOELEV gueisı. TRrOVEgEVOETTLTOFV hier an vielfach nachgeschwärzt, desgleichen auf B von ır bis 20] | 27 ebenso B 2 ebenso 13 14 15 16 23 A 5 am ende n troz des striches noch von späterer hand hinzugefügt | 13 ebenso | [15 von 24 PAUL pE LAGARDE, 11" Leviticus 3 4 VOUOOIVHROTWAKOVAAONULO T7xoW 1 OLROTNILOVXAOTOV: il WEOTIARO|xaırıE00 4 KAONTWWROGUMVEV aksırovuooxovrıa wdLar0xwm* ravorsag gaımvFVoavnooxXN Twx0 |vouuovsıo 17 vnoLvwagLvoLoV 5 TOVALWVR-EIOTROYE 5 Evavuıav.xausTu m VEROÜUWVEVTLAON GELTNPXEINARVTOV KATOLKLLÜULMVITRV ETrLTnvXEepainv OTEROKITTRVAIUROV TOVWOOKOV—EvaV xedeo FE — mxvV:xaogpaksırov 10 IxaısAaimoevrongoo 1 10 MOOKOVEV@TLOV uwonvileyov\Aaln 2 av :|xculaßawoicgsvo 5 VOVTTOOOTOVODLOVO OXVELOTOO-—OTE1EÄEL mAksyov* Wvynsav — W@MEVOOTAOYEIIAO: auaom—evavıurv:« ATTOTOVALWATOOTOV 15 KOVOLWIATTAVTOV 15 MOOKOV.XÜLELOOLGEL TWVTIEOOTAyYuaTO AVTOEOLNVORNVN xvavovdsınorsıv Tovwagrvgiovxauße 6 xaıTToıJOnEvuaN av Weioisgevorovda > tav|envuevorgy 3 xrvAovaviovsioıo 20 EQEVOOKEXOELOWEVOO 20 TIWRKAITTOOGOAVEL auegrqrovioviao ANOTOVAILWRTOOENTE AUROTEIVELALTTOOGR xıcorndarıvAWmeva Esıregınoanaouuao UURVRaTaTOxaTaNtE AVTOVNONWAOTEVHO Teowaroayıov|zaus 7 25 oxovexponvaum 25 7 INIELOLEQEVORTTO wovIWz@rLeginG TOVRINATOO-—-TOvu0 [A von ı—2o vielfach nachgeschwärzt, ebenso die ganze kolumne B] | [die überschrift ist ser alt, aber dennoch nicht von m!: sie schreibt zum beispiel das ® anders als mt] A ı5 über na vom corrector on | ı6 ende + n |ı8 über e von ev schrieb eine alte hand, aber nicht die des texts, die alte gestalt des asper, die in Lagardes fragmenta 7, ı6 erscheint | 2ı ende + x | 24 über 7 von 76 dieselbe art asper wie in ı3, von derselben hand B 16 ende + n | 22 ebenso I 10 15 20 25 ist länger als das nach 25 stehende] ich konnte in Goettingen eben nur Ein zeichen verwenden: man weiß ja wie der heißt, der mer gibt als er hat [B ır der obere punkt des kolon ist nachträglich hinzugefügt, aber von m! oder doch von DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. OXOV : ETUTRKEOR.TO TOVFVOLROTNEL0V TOVIVWRWATOOTNO CUVFEIEWO* EVAVTU KVOEOLVEVTNORN VnToVuagwwgLovx, NTAVIOLIUATOVUUO OXOVERXEEITTEOETN Baoıwrovdvoaoen gLovrno0Aoxavım 0EWO0ECUVTTEGATAO FVEROTNOORKNVNOLOV WegrvgoV|zaınav TOOTERETOVUOOKXOV TOVINORWAOTIWOTTE gueAsıan’avzovro o1ERE—ToxaraxaAv noviesvdooderr, TIRVTOOTERQTOENUL Tovevdoodınv|z, Tovodvovepgovon, TOOTERDTOEN EVIO OEOTIVETUTWPUNOLD xartovAoßovrove TUTOVNTTATOOOVV > TOLOVEWE010T1EgLE > 11’ Leviticus 4 Asıavrolovıporov AYAILEITALATTOTOV WOOYovrovrnosVva ROTOVOWTNOLOVALL AVOVDEIKUTOOLEDEVO ETHTOFVOLROTNQLO TNIKROTTWOENO| KL TodsguaTovuooyKov KAUTTRGAVRVTOVTNV 0RExAOVVInzEpaAm AVTOV:KOITOLCRKOWTN g1o10xarımx0ıduaz, TNxoTToW|xaıEeE0L00V oıvoAovıovu0oxo sE@rnorragsußoAno EIOTOTTOVRAFAIOV OVERyEOVOWENVv > onodıavaazaTaxav VoVOoIWavrovsnıgv Awvevrsvgueriino EXXVOEWDOTNOONTO > dıaoxavInTsran saw dsnaoeovveyo ynınkayvononzau Ardmonuassopdah UWvrnoovvayw@yno [A ı7 neben dem kolon des zeichens steht rechts noch ein häkchen] | [26 das füllungszeichen ser alter hand] | [22 nach oszeı freier raum von zwei bis drei buchstaben] Histor.-philolog. Classe. XXV. 6. 26 10 — 15 20 PAUL ve LAGARDE, 12° Levitieus 4 KAITTOLNOWOLVULEV ANIONAOWVTWVEV ToAmvxvnovrcom FNosTaızaımtÄmume Anowow|xauyvaodn 14 AvToıonauarguamv NURGTOVEVEVTNKRL nrg00@FE1n0Vvay@ Ynmooxovsxhowv au@wov :7LEgLTnO« maguaoxaırroooa&eı avTovrrapgarnvFVoR TNIOKNVNOTOVWAQO zvgiov|xaserdn0oV 15 oıvoınosoßvrego.Tno OVVEYWyYNOTAROXEL EXOAVTWVETLUTNV xepaAmvrovu0oyXov EVOEVURVACIOPREOV cIvTovu00yXoVEva nv |xa1E10010810I8 16 0 1 10 15 20 das untere viertel des blattes ist abgerissen [A 22 vor dem zo ist noch « zu erkennen] [B 10 das kolon nach ovvdsoewo ist absolut nicht zu sehen: auch mit der lupe keine spur] KIWATOOTOV--UOOXOV : KALORVEIETTITEKLOEVE Turvaar’svoruov > TOVXKATATTETEOUATOO TovayıovV: KALETIOTOV aıwarvooszudndE > OLEQEVO: ETLLTRREOM TETOVIVOLKOTNOLOV TWvFIVmauaTwv TN00VVIE0EWO 08 OLvEvW@TLoVxV-O EOUVETUTNOOKNVNO TOVWRETVOLOVKALTO TIRVRIWXERKEEITTOOO mvßaoıyrovdvoie OTNOLOVTWVXLLOTIO 0EWV-TOOVTLEOOTN FVERINOOANVYNOTOV wagrvgiov|xaırona oTeag’avrov 7regueie an’avrovraavordeL ETTLTo FVOLROTng1ı0 | oimosızovuo vE 1% 18 19 20 1x ww:xassılaose> 10 15 20 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS TTEOLLVUTWVOLEDEVO KaIEpE+NoETaLeVv T00-—-Nawagtia :|xwıE E0100v01V TOVvu00OXO olov:s&wınona > osußoAmoxaızara KAVOOVOLVTOVuO OXOVOVTOOTTOVAL. TERKUVORVTOVUOOKO TOVTTOOTEOOVERLEO URCOVVAYWYNOEOTL. |eavdsoaoywvanao TNROELTIOLNONWIRV ATIOTTROWVLWVEV ToAavzvovsvav TOVNOVNOLMFNOE TRIAKOVOEWORLL > uAmumeinon zauyvo OINKVTWNRUAETLE NPnwagTsvevavın KAITTE00010E1700@ E0VRvToVXUM 2303 12’ Levitieus 4 21 22 23 1 10% 15 20 TOVXLUREOV.LRIOpE EOVOIWAVTOVEVTO NWOVOYaLovovra oAOxaVvIWuRTaEvo THOVRVEWEOTLAOEO tv|xaueru Imosı- Die OEVOATTOTOVLIWATOO TOVTNIAWROTIAOT) darin? avrevaaı ÖWoEL :ETLTRXEOATR TOVIVOLAOTNELOVTO oAoxavrauaıwvz, TOTTEVRIMARVTOVER xgsıagaunvhaocıy TOVIVOROTNOLOVTO oAOXKAUVTWURTWV |xaızonavorsagavrov aVoL0s1ETuToFVoL& OTnELOV-WOTTEOTO OTEREIVOLROOWTN grovanısssiAaroeseı reQL 2 26 27 A ı über das lezte e alt «» geschrieben | 6 über ® ein kleiner gerader strich, der von der dritten hand scheint | [14 unter dem o zwei punkte von derselben tinte, welche den strich über o in zeile 6 schrieb] | [19 der strich über dem ® ist von erster hand: meines erinnerns der erste fehler dieser art im ganzen codex] | 24 hinter & ein junger apostroph B 3 vor ov ein junger asper | 6 der punkt alt | [9 das zeichen war offenbar vergessen, und ist von m! oder m? nachträglich übel und böse eingefügt] 28 PAUL DELAGARDE, 15" Leviticus 13 1 iuauwnEevrndsgur 49 1 avronapyoudenoe UNEVTWOTNWOVIM EuMOVOOEOTLVEV EVINKOORNNEVTLEV NVILLATRKAVINOETRL UOREVA-—-EQYAOIUD: jeavdeidnoisgsvor, 93 5 Ösguarooagyniengao 5 undıagenraımagpn souvxadsisetoi EVTWIUATUONEITO sosılxauorysraoisgsvo 50 OTNWOVIMEVTNKgO TNVaYmV-xRLaypoQL KNMEVTEVUOKEVEL SI—0IEQEVO:Tnvapn deguanıvo|xaovv 54 10 STTTENUEOAO |XaLOWeE bl 1 waEsıoisgsvoraustiv Tr —0LEDEVO: TNvap7 VEIEWOVAVTETTRVıW tnnweoaımeßdoum Napn* xaragyogısı-oi gavdsdıryenrama EOEVO : @VTOENTTEMWE YnsvrwinauwnEv oaorodevzsgov|xau 55 15 TWOTNWoVINEVEn 15 OWeraioisgEVvouEre x00xNNEVTWndEgNE« ronivdnvarnnvaepn UXATATTEVTRO0REV zaumdsunnereßein r nom Indsouarasv Tyvowwavımorav neoyaoıakerıgasi Napmovdıaysıraıa 20 WOVOOSOTIVTEGPNE 20 xaFapToveouvev za. FagTooeouv|xare 92 NVQLKaTaxXavINOE KARVOEITOIUATIOVN TOLEOTKOLOTALEVTLD TNVvOoTnuovanınv IMETONEVTWOTN X00x7VEVL0L080E > wovıngvinx008M 25 o10nsvronokıvoıc 25 |xaısavidnoisoevo 56 NEVTIAVLOxEVELÜEO zaıunnauavgane narıywsvmavmev Ynustaronivdnvar A ıı die punkte in dem zeichen nach zas stehn schief [es ist von m! oder m? nachträglich eingeschaltet] | 23 das erste „ ganz jung durchstrichen und mit o überschrieben [mir sieht die correctur leidlich alt aus] | HTTT DT er ET DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 29 13’ Levitieus 13 14 1 AVTO-TTO00NEELAVTO 1 AVTONMAVALEVTO ENTOTOVIHRUOVNAITO |raseAaAnoevxong00 1 Tovdsguaroonanto uoonvAeywv|ovzoo TOVOTNWOVOONETIO EOTKIOVOROOTOVAE 5 10x00xn0\eav0deo 57 5 NO0VNaEVTuEguxa I YINEUEVTwIunETUOD AOINKaıN00004 IM NEVTWOTnWOVIME GETLITTOOOTOVIEQER TNKOOKANMNEVTTEVTL |xaus&eAsvoszauoie oxsvsıdeguauvo 0EVOEEWTNOTTEDEM 10 — denga:stavdovons 10 BoAnoxauorysrasois OUVEVTIVELLATAKEV gEvoxavidoviaraıme PNIETRIEVWEOTV pminoAengaoenorov nagyn|xarroineno 58 AerıgovV |xaırgoore > NOOTUWVNNXOO Esıoisgevoraudmw 15 ANNTTEVOREVOOIER 15 WovroıtwrsraHagt warıvovnnivdnoe ouevadvoogvssde TEIKOMLETTOOTNOETRL lorroxadagaxaı&v an’ avrovaynraı > Aovxsdgivovxauxe zrlvImosTaıtodev KÄWOWEVOVKORKU 20 TEIOVAAIKEIRIOV 20 vovaaıvoownov|z, g0101.|ovzo00vouoO 59 700070 5E101E0EV0 apnohengaoinar a0 prEOVOIVTOOQ OVELEOVNOUTLTIV verdroviosvsoay ivovnoTnuoVvoo YEIOVOOTOAKIVOV 25 NLOOKNONTTEVTOO 25 ep’wdaulwvu|zaı 0xsvovodsguanu > ToogvanFovroLwv VOveioTwoxrFdaguonı Anwipsraavroxaı > A ı der punkt ist alt | ı8 über « von agy später y zugeschrieben | ı8 ob am ende wirklich ein füllungszeichen vorhanden ist? [ja, ganz sicher: es ist nur ein wenig klein geraten] ef) PAUL ps LAGARDE, 14" Leviticus 14 1 IxausAaAnoevzongoo 33 1 MWOONVYKAITTEOGRROW Asyav\ooavsıoch 34 Fmtesiornvyynvio 5 yavavcıwvnveyW 5 dıdamöwverxen 01x U dWOWDargpTV AenıgROEVTRLO0LKL«LO TNOYNOTNOERTNTOV Auf 10 Ünwv|xaus&sruvoo 353 10 avrovmoızıazaıa vayysksırwisgsuhe YWVWOTLEgEpNEO > ERTALMOLEVTNOLKLO — 15 |xaurzgooreksioisgevo 36 15 ATIOOKEVROKLENVOL KLavrıg0ToVEL0EAF0 Tarovisgsaidevın AYPNVKKMIOVUNaxE 20 FagTayEvnTaı000 30 ERYNEVTNOLKUL- AOL peraravrasıoelsv GETALOLEDEVORATO wadeıvınvoıxıav 25 |aaoweranvepn 31.25 xauibovnagmevroo TOLX0L0TN001%10 x A ı0 über dem ersten e von e&eı, nicht von erster hand, „| ı3 siehe Dindorfs vorrede zur xoıAadaoxAmgılov Vaonrvgg1LovoaG KAMOWIO«VTOVTR TLEIVOTEERTWVTOL yav|zausgeidmv OLEOEVOEXTNOOLKL KOETUINVIVERVTNO O0LXLRO.KALAPOQLEL 0LEDEVO: TNVOLKLAV ENTENWEORO|KALE navnSsıoisgsvorn nueoaımeßdoun. KAOWETAU—INVOLKL av: xaridovdıeyv INNagpmsvrooToı xOL0TNO0LKLRO|KaL TIE00TREE10LE0EV0 xaus&sAovoıyTovo AuFovVoEVoL0EOUV nagynraısxßahov cıvavvovos&wtno nOAEWOELOTOTLOV anadtagrvov|zaıınv OLKLEVRTTOEVOOVOL- EEwIEvrvrAW@xaı EXXEOVOLVTOVXOV ovane&vonv:eio > oxforder ausgabe von Xenophons anabasis X | zı punkt alt 38 39 40 ' rn Ih 10 15 20 25 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. TnonoAswosıorono axadagrov|xaudnm YovraılıFovo—ane — Evowsvovo : £regovo KUIEVUINCoVoOWw > avuovirdwv-xou xovversgovimuwvo Taınaıekalsıdovor Tnvoızıav :\savdse nueAImnahıvnagn xaıavarsıAmeven oıxamerarosseiei TovoAı Fovoraume TeToaTogvVoInvar TNVOLKIAVERIWETE TosseAsıpIyvar-|% EI0EAEVOETRLOIEOEVO xauorWerausidinxe XUTaımagpmsvınoı x. Aerro Eu WoVoO EOUVEVTNOLKLRUXO FaoToosouv|xaıxa Jelovovınvorzı avxautovoluF0ovo avımoxatasvAuav TNIKAUTTEVTETOV KOVVTNO0LXLEOE A 27 am ende ist von junger hand [sieht mir ser alt aus] ein & hinzugefügt. 42 43 44 45 gesammelte abhandlungen 104 und oben 3 ende 10 15 20 25 14° Leviticus 14 1 Eoıoovowvsäweno noAsmosıoTorıoVv axadagTov|xauoeıc 7IODEVOWEVOOELOTN 0LKLAVTTROROTEOM MEORORORPWOLOWE VNEOLVAXAIAHTOO EOTELEDOEOTTEOKO |xaoxoıumusvoo evımoıxarAvveita WUEAWARVTOV—KALR KAIAOTOOEOLIEDO EOTIEORG: KRLOEOFEL wvevrnoizıandv VEITRIUATLARVTOV KAULRKAFROTOGEOTAL EWOE0TTE000:|ErvdE TTEORYEVOWEVOOEL oEAIMoLEHEVORALL Önxasidovovdıryv osdıryaitamagpm EVTNOLKLEWETRTO eEalcıpInvarın OIKIRVKAIKAFRQLE OLEQEVOTNVOLKLAV oniednnaypnraı > Ammpsruuagayvı 31 46 44 48 49 vgl Lagarde B x das & ist fein durchstrichen | 18 am ende ist von junger [?] hand o hinzugefügt | 19 das erste o fein durchstrichen 32 PAUL DE LAGARDE, 15" Leviticus 15 1 KOLUNINENKVTNOR 24 1 — Towueidauxaıaxa xadagToosoLv VROTOOEOTLIEDGE > |xaıyvvneavgsngvor 25 0712000 |EavdsxeIagı 28 KIWATOGAVINONUEORO CINATTOTNOOVOEDO 5 TAELOVOOVREVLAIOW 5 avrnoxasgagıdum ınagyedgovavıno GETKLAVTNETTTANWE ERVKÜIGENWETKTNV EROxKIWETATAVTaXO apsdpovavınoraoat Yagıodmosraulxarın 29 KINWEgLIEVOEWDOA«KE Nusgormoydoninm 10 Fag01LORVTNOXKaIa 10 Weraisavindvorgvyo TTEOLIMWEOLLITNORGE vaomdvovoooovG doovavınosoraı* axa TTEQLOTEOWVRAIOLOEL Hagroolnaoanxorım 26 AVTATIEOOTOVIEDER Epnvavroıumdner ertıinv FVE«VTNO > 15 AVTNOTTKOWOTEONWE 15 ORANYNOTOVMAEETVOL EKOTNOEVOEWORVTNO ov|xaınRo170E101E9EV0 30 KATETNVKOLTNVENO TNYWAVTIEQLEMAOTL ApEÜEOVAVTNOEOT«L TIROKAVTNVULRVELOO AVTNKRITTEVOREVOO Aoxavımwarausäeı 20 EpoavanFıonenav 20 Aaosteınsgiavino ToRHaFagTOVEoTRL oisgevosvavıızva xaTarnvaraFagoıav TOOVOEWOAKAIROOL TnSagpsdoovavyo acavrno|xasvilaßsıo 31 Inaooonıovevooav eh TO1NOETETOVOÜLOVO 25 TNI«LÜAIAOTOOEOTEL 25 inkanowwvaxwFag zcurıAvvsitaiware OIWVAVTWVKAIOVE avrovzaıhovostei anoFavovvrandır A auf der spalte [sowie auf dem lezten drittel von spalte B] ist vieles nachgeschwärzt | [2 am schlusse der zeile drei bis vier buchstaben leer] | 3 am ende von jüngerer hand w zugefügt | 14 jung zu &p ein apostroph, zu 7» ein asper gefügt | 20 jung zuep ein apostroph, zu o ein asper gefügt | 2ı das erste « von «x«dagrov ist vom nachschwärzer zu » gemacht | 24 Schöne bestätigt das arzovevoo meiner abschrift [das erste » zwar nachgeschwärzt, aber völlig sicher. das vorher- gehende z ist dadurch auffällig, daß der erste vertikalstrich oben ser dick gewesen zu sein scheint, und in dem voraufgehenden o glaube ich deutlich einen ziemlich alten querstrich zu erkennen] [ser beachtenswert: unter kolumne A steht von erster hand die quaternionensignatur KS] ich schäme mich sie nicht bemerkt zu haben B ı den obelus danke ich meinem freunde Schöne [7—ı8 glaube ich spuren mererer X zu erkennen, die aber, wenn sie überhaupt existiert haben, absichtlich weggelöscht sind] DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 33 15° Levitieus 15 16 TTOOOTOUNELOEQKECFRITOVLEDERTTAVTOTEELOTORY LOV 1 wyVvaxadapoıavav 1 adsAyovoovxauum TOVEVTOWLAIVEL EIONOPEVEOCIFWTTAOR AVTovoLnvoRnvn WoRVEIOTVAYLOVEOW WOVTHVEVRVTOLO TEOOVTOVLLTATTETE 5 |övzo00vouo0ToV 32 5 OSURTOGELOTTIOOWNO yovoggvovoxrausav ToviAaoTngL0V0E0 awvisbeidmsFavrov Tiverutmoruß@rov KOITNOTIEQURTOO — TWVvmegTwoLoV: xa10vx’ OTEULEAVIMNVRIEVRV ANOFAVEITLIEVYRO 10 in xaıınswoggooV 3 10 vepeinopsnoonas oNsvınaysdowav grutovilaorngıov TNOxRLOYoVogEUNG — |ovrwosiosisvoeten 3 TNEVEEAVTOVTWRO KROWVEIOTOAyYLOV oevaımındnAsiaxau EVUOCXWERBOWY 15 Twavdgıooavxoıum 15 TTEQLAWAOTIROKAL > InusTaanoxaImuE xgEIOVELOOAOKLUTO vno wa|xaıyırwvakıyov 4 |eaısA@Anoevzongoo 1 Nyıaowevovevdvoe MWONVWETETOTE ( Taınaımegıonsisoi 20 Agvrmoaızovodvo 20 VOVVEOTKLETLLTOV vlovonugwvevrw AOWTOoavToVxa.UuLo TT0000yaysıyavrovo vnkıvnSwosiauzan — nvo’aAhorgıov:cva zıdagıyAıvnvrregt Tixvxausısksvmm Ynostarinaruaayıa 25 08V |xaısınevxo > Ball aA) EOTıVR a AOVOELRLÜ nro00uwonv.AuAn denıoowuaavıov COVTTIOGKAEWVTOV xaısvdvorwavre|z, 5 [die überschriftszeile, welche höchst warscheinlich von m!, sicher von einer mit m! fast oder ganz gleichzeitigen hand ist, steht auf einer rasur. es waren zwei zeilen, deren zweite bis über den anfang von kolumne B hinausragte: die buchstaben dieselben wie im texte, nur viel feiner und dünner. von der ersten kann ich lesen .... zovıegsasıa ...... ,‚ von der zweiten ... zmmusoe- Twrsilasunv alten die hand ist dieselbe, welche die überschrift auf ı7Y B schrieb] A 10 über & ein corrector as [welchen ich, wie früher bemerkt, für ser alt, wenn nicht gleich- zeitig halte. die tinte ist absolut dieselbe wie die des textes] | 14 das zweite e der zeile dünn gestrichen | [25 über dem s von oe» ganz fein « corrigiert] [B ı2 der obelus von ser alter tinte durchstrichen] Bistor.-philolog. Classe. XXV. 6. E 34 PAUL DE LAGARDE, 16° Leviticus 16° 1 NEEATNOOVVRYWyNO 1 Tao|zaıtovgiuagov 10 TWvürwrınAAmuwe epoverinAdeven’ Taıdvoxıuagovosiaı avrovoxAmooorov Yavrrsgiauaguao ANIONTOWTLRIOV-OTM 5 xaıxgEIOVEVREIOO 5 osılovrasvavuxv Aoxavwuelxaızrooo 6 Tovsssilaonodauen’ afsıragwvrovuo AVIOVWOTEEEATIO OXOVTOVTIEQLTNOR oreılmıaviovsiorn MAGULKOTOVEVTOV ATTONOUTINV-— pm 10 xaısFssÄROETRITTEQL 10 — 0aavıov:sıoımve AVTOVXAITOVOLXOV onwov|xauırroooakss 11 avrvovlxauknwperer 7 RROWVTOVu00XoV TovVOdvoXıua0oVO 1OVTLEQLINIRHROTL KRIOTNIEL«VTOVGE KOTOVRVTOVRRLE 15 vEvuxunagaımvIV 15 Esılaosraırzegiav ERVTNOOKNYnoToV TOVKLITOVOLKOVAV waozvguov.|xauerudn 8 Tovxaıoyassırov GELEXUOWVETILTOUO wooxovrovrısgL > Övoxiunagovoxin > TNICHREUAOTOVaV 20 g0voxAmoovevar 20 Tov|xauAmuderan 12 x@xcırAngovsva TANOEOTOTIVOELOV TOLTIONOUTTALW > avFERKWVTIV00% |xaurroooa&sıcaon 9 NOIVIVOLKOTNgLOV TovgınaoovEpov TOvarEvErUKxVUN 25 grunAdeverravrov 25 nANOELTEOXEIE«ORV 0xAmoootwxwxaL TOV+VUIEWRTOOOD TTI0001 08177. 01ER WE HEOSWoAENTEnoRAL [B 4 der punkt vor om war vergessen, und ist erst später über der linie nachgetragen] darum schwebt er in der mitte. siehe zur ersten kolumne meines abdrucks 10 15 20 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 16” Leviticus 16 ELO0LOELECWTEIOVTOV xaTEnETaeowaroo|z, Er I70E1TOIVvuıa MWRETLITOTTIVGEVOVTU zuxauzahviemerueio TovFVmaueLooTO iLaoTNQLOVTOETUTE nagtvgıwvxaove anosavsva-|xaıdnw WETRVANIOTOVLIUATOO TOVuoOyKoVKRıgaVEı twdarwiwavıov erritoiAaorngLovxa TaavaroAaoxararıgo owrovvovihaorn LOVKAIgRVELETITE KLORTLOTOVRLUATOO twdaxwiAwavrov |xa&sopasızovyiua 00YTOVTIELLTNOE.WAQ NEOTOVTTEgaTovAnoV — SVRVURV.: 2181001 0EITOVRIMATOGEUTOV EOWTEXOVTOUXATE TIETEOWRTOOKAUTTOL NIETORLUERVTOVO TOOTLOVETLOLNIEVTO A [von 17—27 merfach nachgeschwärzt] | 26 ende, von jüngerer hand w angefügt B. 22 der punkt ist von erster hand 1 10 15 20 25 KINRTOVWOOKOV.zaL gRVETDLIıWEEVTOV Er ToiAaoıNgLoVx«& TEnıgoownovrovika ornoiov|xaus&sidaoe TEITVAKYLOVRTIOTWV axa Fa WVyTWvÜ iovıqk- KRIATTOTO adırnuarovavın NTELLTTROWVIWVE > BagUWVAvTWv.xAuL OVTWONONOEıN OXANYNTOVMAEQTVOL OVTNERTIOWEVNE AVTOLOEVWEOWTNG ara FargOLRIAVLWV Ikaıecevooovx’s OTALEVTNOKNVYNTOV wagTvgLoVvssoTLogEV Ousvovavrovssei AR0a0IaıEvTway LU 10117072227 007,68.747) eEsıAaosTaıTtsgıav TOVxAIıTOVOLK0oVvRv TOVRAITTEQLTTE.ONO ovvayaynoımıl |xau EEEAEVOETRIETILTO E2 16 17 18 35 36 1 HVOLKROTNOLOVTOOV ansvaruıxv.zauskeı AROETRIETTREVTOUXL Anuwerauarıorovav 6) WARTOOTOVU0OXOV KRIATIOTOVRIUATOO TOVXIWROOVRÜIETL HmosenıTaxsgate > TOVFVOLROTNQLOVXV 10 xAon|xaıyavsıerravro ANOTOVRIUATOOLW daxtvAwavroverte KıoXaıxa FagLEiavTo KEIEYIROEIRVTORTIO 15 TWVAXAFROOLWVTO vovıyk- |xasovvre AsosısSsiAa0xomE VooToayıovzaıımv OXNVNVTOVUAROTV 20 gLOVKALTOFVOLEOTN OL0V-—-KAITTEQLTWVE — 2gEWvxadagıs: xaı n00008E1T0vXıua00 roviovrelxausrudn 25 csaKoWwvraodvoxEL gR0aVIoVETLINVxRE Yalnvrovgıuagov PAUL os LAGARDE, 17° Levitieus 16 19 20 21 1 10 15 20 25 LOVvLOVTOO : xarısEu yo0EVOELEN EVTOVTTE IROTLORVOMAOTD Ü@vıyAxcınaoao Taoadırıaoavrwv KAITTRORITRORMO TIKORVTWVKRLETTL ImOELKvTaOETUTmV xepaAmvrovguma 00v--Tovlmvroo:%, 8Ea ooTelsievysu o1Kv IoWwnovELOL WOVEIOTnVEOENnuO |aaıAmunperusoxiwe 22 000:Y XVTWTIRORO Taoadırınoavrav EIOTNVAaPBaToV' x06 gEanootsAsırovyı WROOVELOTNVEONUO |eassıoeAsvostaee 23 EWVEsıoınvonvnv TOVWAEETVALOVRÜLIER Övossaıınvoroinv invkıynvyvevde Övasısıorogsvoue VOVRVTOVEIOTOAYLO za1aTtogNoEsLaVvTnV A ı5 am ende von jüngerer hand m angefügt | 23 ebenso B 3 ebenso | 13 ebenso | ı5 über dem « von «vzw m? € | ı9 am ende von m? u hinzugefügt | 2ı über on von ganz junger hand & [on nachgeschwärzt] | [von 2ı an merfach nachgeschwärzt] | 26 am ende von m? wu hinzugefügt 10 15 20 25 A 8 über dem ersten v von avzov ein punkt, der von m! scheint. DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. exsılxaıdovosıaızo Ooneavıovvdaus Tonwayıwnaaısvdv ostaıtmvoroAmvav Tovaaısgsldmvrrou mosıTooAoxavrWue AvTOVvxaıT00A0xaQ nouaavroviaov%, E8E1ıAr0sTaıTTEgL av TOvxaıTovVoıx0VvaV ToVxAITLEgLTOvAROV |xausoorsagronsgiw auagumvavoıosıE TUTOIVOLROLNOL0V |xaos&arıooteAAo Tovxınagovrovdı E0Ta.AnEvoveioagpe oıwravvsıreinare avsovxaıdovosianı zoowuaavrovüdanu KOIWETOTAVTREIOEAEV GELTLELOTNVTIR OEM BoAnv|xaızovuoogo TOVTIEQLINOAWEQTU OORXLTOVYXLWAOOV > TOVTIEQLTNO«UAOTLAO WVELONVENIMTOAL 1% Levitieus 16 24 25 26 27 10 15 20 25 vnouerwvsieoumv maavrwveksiilaoe > OFRLEVTWRYıWEEOL GELAVTAEEWTNOTLE > osußoAnoxuuızare KaVvOOVOVEVNVOL > Tadsguaereavımvz, TAXGELAVTDVRAITN xorıg0vavıWv|ode xaraxaıwvavtardv VEITRÜWAUALUTOV xaıAoVOETALTOOW noeavıovüdauzaı > ueraravrasıoelsv GETRLELOTNYTILUQEW BoAnv|zaısoruı—rov TO-NWıvvommovaı Wvıov* Evr@umvı ıiweßdouwdsxeen Tovumvoorarsıya VETETROWVXAROUUD KOITIRVEOYOVOVTLOL MNIETEOAVTOXIWV XRUL0TT000nAVT000 > TTOOOKEIMEVOOEVÜ wıv|evyagınnyusoa TavınskssAnostanne Qrüunwvxadagıoaü 28 29 30 ist durchstrichen, und ein jüngerer asper darüber [auch das v ist ganz fein durchstrichen, 37 das « dieses wortes der sogenannte asper und der punkt bedeuten also wol nichts, als daß beide buchstaben zu expun- gieren sind, was ja auch sprachlich gefordert ist] | ız am ende von m? u hinzugefügt | ı5 ebenso | 23 ebenso B 7 ebenso | ı6 über dem „7 von »uw ein jüngeres v | 20 am ende von m? u hinzugefügt 38 PAUL DE LAGARDE, „18° Leviticus 16 17 1 UROANONAKOOVTWV 1 TTAOWVTWVEWAOU aurgUWVvÜUWVEr« WVavıWvanagtov uxvxadagıoInoscFE EVIAVTOVNOLNIM \saßßaraoapparwve 31 GETEREFATTEEOUVE 5 OTRVÜWUIVX RITA TTEL 5 TaEsvx0TWu@0On VOOELELKOWVYXROU IxaıeAaAnosvxorgoo 1 umvvousuovaıo unonvieyov|Aakn 2 vıov|sgsiAaosreoie 32 covn00KK_EWvR«UL EEVOOVRVXEELOWON TovoViovonvrovn 10 avrovanıovavrekeı 10 1E001aVTa0VLovo WOCWOVTEOXEIOAORV mArısgELOT000@V TOVIEOATEVEIVWETR. TOVG- TOVTOTOONWR TOVTTATEXKAVTOUKAL osversilaroxods evdvosıaınvoroin yav-\evooavoora 3 15 ımvkıynvorolmva 15 ÜovımAooavoga yıav\naus&sılaosrai 33 Enuooyovnrıooße TORyıoVrovayıoVH TOVNRIYREVINTTEOEM TNVORNVNVTOUWURQ PoAnxzauooavopa TVNLOVKÜITOFVOLE Ene&wrnonagem 20 oımguovessilrosıaı 20 BoAno|zassmuunv IV = KAUTTEQLTWVIEOENV ERVTNOORNVYNOTOV KRITTEILTTEONOTNOOV wagTvgıovumsvey voywynosSsihaosran KNAVTO-—-WOTETTOL |xaısozaızovroüuv NORLavToE100A0xaV 25 vomuovaıWvıoV 25 TOWANELCOHTNOLO EEELAROKEOFALTIEON xwdextovsioooun Tovüiovınlaro > EUWILRO.KRIOOAV A 2 am ende von m? n hinzugefügt | 9 ebenso | 14 ebenso B 4 über dem anderen e von oere m? «| ı4 am ende von m? hinzugefügt | 25 ebenso | 26 ebenso 10 15 20 25 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. oyalnsiwxausnı mv IVERVINOO«N VROTOVuagTVgL0V um! VEYKANEUTO "80 TETTEOOEVEYKALAVTO Öwoovıwwaneva UINOOxmVnoRV.cu maAoyıo9mnosaın avwerswwaıues EsyesveßolcFosv FnostaınWdvynexei vne&rrovAnovav Tnojonwoavgpsow oworioumire IV OLKORVTWVOCLAVRV 1010pEWOLVEVTOLO rred1010x10100v0L AUTEIWEWETLTEE FVOROTNOORNVnO TOVWEPTVELOVTI000 zoviegsaxaıdVoov WIVOKVOWTNgLOV Twwavia|xaıraoo HEELOLEDEVOTOUGE ETUTOFVOLKOTNOLOV zuxAwarevaru: xv NEERTEOFVEAOTNO> 1 10 15 20 25 187 Leviticus 17 OXNVNOTOVURETVQL OVKLIRVOLOEITOOTE agEI000umveVWdıro T0x0|zaıov. Ivoov oWwEetIaoFVvoLaoav TWOVTOLOWATARIOLOOLO AVTOLEXTTOQVEVOVOL OTLOWAVTWPYOL ovaıwvıovıovro EOTRIÜWIVEIOTROYE VEROUUWV. KOUTTOO0 AVTOVIEIELTAVOO > EVOO-ENOTWV VD INaRCLETOTWvTL000 nivrwvrovrro00 KEIUEVOVEVÜNLV 00RVTIOLıMOmoAoxav TowanFvoav|xaıs umvIVgRVTNOOKRN YNOTOVmKgTVgQLOV UMEVErKNTrOıMOaL avrorwawskols> FoEVINosTamWvgn ExEıvnEexTovAnoV avıno: |xasevo0” avooıwWvd iovıqk "NTWVTTOOO 10 39 A 4 über dem punkte scheint ein späteres strichlein zu stehn [ich glaube, das obere ist punkt von m!, der, wie die ganze seite, verlöscht war, und später durch den zweiten punkt ersezt wurde] | 6 am ende von m? w hinzugefügt | ız über dem & von m! ein punkt | 15 nach oo« über der zeile von m? ein o | ı7 am ende von m* w hinzugefügt B 2 ebenso | 13 ebenso 40 10 15 20 25 PAUL DE LAGARDE, 19° Levitieus 18 19 Hvsoıvroongoüöum 28 lounacoosavnaoınon 29 anonavrovravßde Avyuarwvrovwv eE0AsFgEVINOOVTaL au yvyaıaızroovoaı EXWEOOVTOVAROVAUT@ |xaıpviakeoterarıgo0 30 TEYwaTauoV 0TTLWO unnomteanorwv vonu@vınveßde Avyusvovaysyove TTOOTOVÜHLOKALOV wiav4n0s0JFEevav TO1001E7Wx00 300 uov IkaıeAeAnoevzongoo 1 unonvAsyav\daln 3 VOVTaonTnovvay@ ynvıwvına‘ xa1uEgEıo TTEO0RVTOVORYU0LE CEOFEOLRYL0OEYW x00F0Uuwv|sx&oToo 3 UMTEOL.EVTOVRALTER Tegaa«vrovpoßaod“n zaıraoapParauovgv AuEs098:70x0030 1 10 15 20 25 ovx’ertaxoAov Üuwv* ImostesidwA0ıo.% FEOVOXWVEVTOVO OVTTOLMOETEÜNLV > &y0x00Ioüuav|%, gav FVonTEeFVoaV owımeıwvıwnamde xınvüumvFVoste Imavnusoasvonts Bowsnostaixarın AVvgIOVRMIERVRaTO AsupIMNEWonWEgro TOLTNOEVTIVQLKATA av dnosran\cavde PowosßgoInenn MWEegarmıgıımadvro EOTIVOVOEKIMIETAL lodssoIwvavroauao TraviAnuidsran oUTe ayıaxvsßeßminos xaueSoleFgEvI700 TaeıauıyvyaıaıeoFoVv 0a1ExTovVAnovavTO Izassxdegılovznv ÜuwvrovFEgLouo TNOYnOÜuwvovov TEAEOETETOVFEILOUO DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 19° Levitieus 19 1 ÜHWVTOVRY00VOOV 1 AWOEDEIOKWPOVKAL ER FENLORIKRITRATTO ansvavurvpAovov NTEITTTOVTRTOV FEQLO 7TE00IMOELOOKaVOR wovoovovovAAskao AovaaıpoßnInon 5 IzaızovaunsAove 10 5 zov.sVooV‘ 2/0200 VOVOVKETTEVAIQVYN Iouuav :\ovroınos 0E100VdETOVOEWy ao Terdınovevxgioe Tovaurtel@vooooV ovAnmypnngo00wWTO ovAAs&sıo: Toro NTWXoV.0ovOEIRV 10 XWxaıTWwrrooonAv 10 Waosıong00WTToV ToratTaAsıWEr0avTe Ödvvaorov: svdırcıo 8/0x00>cüuav.|ov 11 Ovvnrgweioıov> nAewersxauovipev nrAnoıovoovV :|ovrro 080 IE0V0E0VvRr0pa esvondoAwevrwe 15 TNIELER«OTOOTOV > 15 FVEıoovovx’eruov uAmovov'\xaovx’o 12 Smonspaınarovreim MELIOFETWOVOHATL 010v00VEYWx0-—-0I0 novsn’adırw- 20V Üu@v :|ovwsıonosıo BeßnAwoersroovo rovadsApovooven 20 nerovdvünwv-..y@ 20 dıavoıaoov: eAsyum eımı 200 Iodumv > elsyEsıorovnuano |ovx’adıznosıcıov 13 ovoovamovimudn zuAmoı0v00VxaL0VX dıavrovanaguav EOTTROEIO" KRLOVXOL |xaovx’sdixaraıoov 25 unFnostauouıoFoo 25 NXEIO’xUOVWmVvLELO TOVWMIFWTOIVTTAOR TO 0ÜL010T0VAROVOOV 001EWOTTg wi: |OVx« > 14 xauayarımosıovovruÄn 15 16 17 18 41 A ı6 ı8 27 punkt von m! B 24 über ed’ von m? « Histor.-philolog. Olasse. XXV, 6, F 42 10 — 15 20 25 CLOVOOVWOTERVTOVY &Ywxo|tovvouoruov gvAasso9e Taxımvn COVOVKATOXETEVOEIO ETE0OLVYW-XaıToV auneAwvaoovgvx« TEorEgELCdLp000v xaıiuanovexdvo Üyaousvov—xıBdn Jov:ovx’stußalsıc vErvTwW: ledısavuoxosundnus Tayvvaıxooxorımv OTTEgLATOOKKIAVEN oıxeuodıensgpvie yusvnavIo@rwx, AvrogoıoovisiAvrow Ta melevdsgıaovxe doFnaVTnenI0x0 > JTNEOTLL—AVTOLO:0U%" ano Favovvraı.oTts ovx’nAevIEegwIn > |xaırrgooa&sıznoreinn uelsiaoavrvınzw NagaTmv IVgaVTnO OXnVnOToVuagTV gLovzgsiovainu > A 5 punkt alt [B ı8 die zwei punkte auf dem v kann ich eigentlich nicht sicher erkennen] PAUL pe LAGARDE, 30 Levitieus 19 19 20 21 \ 10 15 20 25 uelsinolxaısksiAaos TAITTEQLAVTOVOLEIEVO EVTOXEEWOTNOTLÄNM weissaosvavuxv TTEILTNORWAOTUIROARV TOVNONWEQTEVRAL aye+noeTwiavınn aueguaavrovgvn waotev: |ozavdssıoeAdntesio zmvypv—nvx0090 üuavdıdaowünp: KAIKATEPVLEVONTE sravkvAovßoworuo xaıTIEgıxE FagıEıTE InvaxaFagoıavav TOV.0XLETTOGEUTOV TOLEETNEOTeLÜNLV anegıra FaoTo0oV PowInoerauxaıto ETEIIWTETAOIWE OTAITTAO0XL.ETIOORV TOVAYLOOAIVETOO zwxw.|evdstwersı TWTTEUNTWYAYE OIETOVLAITIOVRV TOVTr000FEeu@Üuıy 22 23 24 5 DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 30’ Leviticus 19 45 1 TayEVNURTEAVTOVE 1 KRITOLOETTROL0L00V ywx00Ioüuwv|un 26 71000x0AAnIm0soHe EGFETEETTLTWVOOED Exwav Invaısvav zRIOVR0LWVLEIOTFE T0108,0x00 Iovu@ 5 ovdsopvsıFooxorm 5 lanongoownovnoAı 32 0E098.|ovrnoınoste 21 ovsLavaoınonaas OLOONVERTNOXOUNG TELUNIEIOTIEOOWNO TNCxegaimoüuov nIgEOßVTEgOVxaL yo ovdepFsgsiteunv BnInomov3voov 10 OWEVTOUNWYWVOO 10 &70x00I0öumv > üuov|xasvroudeo 28 \eavdsnongooeAdn 33 ETUWVXNOVTIOLNGE ÜünıvrrgoonAvrooe TEILWOOUATÜNHD TnynöuwvovdAs XOIYORUWATROTKTE Yersavrov|noorvro 34 15 OVTIO1NOETEEVÜNL. 15 xIswvevüuvsorau sy0x00Fcüu@v|ov 29 orT000nAvTOCONIEOO BeßnAwosıoınv IV TIOGEVOWEVOOTTEOO YaTEpR00VExTIOQVEU UUROKAIEYATIMOEO ORIKVTNVKRIOVXEX AVTOVWOCERVTOVO 20 OQVEVOENYMROL 20 TngoONAvroLEyEvM nANOINIETaUNyn® Imrsevynauyvnıo voueo|seoaßßere 30 27000 Foiuwv uovgviassodexas |ovnoınostsadıxov 3 ENOTWVvayınyuoV EVXQLOSLEVWETQOLO 25 YoßnInosoFEsy@ 25 xausvora FuioLoxauE x0lovxenaxoAovdn 31 Ivyorollvyadızaıaz, 36 OETEE1 Korg UV F0L0 orasmadın ma Kxaıos die seite hat den nachschwärzer auszuhalten gehabt A 3 ende + u m? | 7 Lagarde armenische studien $ 2274 | ı3 ende + n m? | ı4 das erste ist unleserlich, über der zeile daher wiederholt | ıs ende + n m? B 4 ende + u m? | 7 ebenso | 25 ebenso F2 PAUL pe LAGARDE, 21’ Numeri 25 1 — evmv:xaıno0o0cxv 1 YVoavıNooRnvnO vnoavroosıdwloıc 10vuagwoiov :|xau I] avıwv|xausteisoIn 3 id@vgwesovos inkıwßsehpsywoxau Asalapviovargw 5 Wer InIVunxoT“ b) TovisgEwosEaveorn inA\xaısınevaoro > 4 EXWEOOVLNOOVVAYW uwonkaßenavrao Yn0xc1daßwvosıgowa TOVOROXNYOVOTOV OTNVEVTNXEIQLX EV Anovxaınagadıywa x Tov:|lsonAdevonon 8 10 uoovevi0voX ro 20 10 TOVAVFEWTIOVTOV ansvavıırovnkıov iogamAsırovsıoınv KAIATTOOTEAYPNOETEL KRWEIVOVRRLATTERE NOEFNRUHOVXVATIO INGEVAWPOTEOOVO ınk\xausınevumono 5 TOVTERVIEWTTO TO 15 TasoyvAaıoınlano 15 iogamksıımvaaı v ATEIVATRLEXKROTOO yvvamadıamau 0 ToVoLxEIovavıoV AVINOKRIENTKVORTO zovrerelcousvo nrıAnypanoıwvüia TwßeeAyeywo|xau 6 nAlaaısyzvovroos 9 20 idovavIomnoorn 20 TEIVNKOTEOEVIN > ÜovınAeldavrıgoc nninyndxaseysiluadeo nyaysvrovadsıyo lxaısAeAnosvxorgoo 10 KvTovrrogooımvua unonvieyav|geı 1 diavsımvsvavuo vscovosAsalagviov 25 UWONnKKLEvavuO 25 RXOWVTOVIEQEDO NEONOCVVRyYWynO KATENIAVOEVTOV IV üiovınkavaoıds yovuovaenovio» auzAnıovnregomv iooanhAsvrualniAmoau A [1o der X ist nicht von m!, sondern von m?, so wie gedruckt ist, kann es nicht wol bleiben: die beiden punkte, welche im codex recht normal :n der zeile stehn, sind ja viel zu tief] sie sind in meiner abschrift auch richtig gestellt: mein ser geschickter sezer vermag aber mit unserm materiale nichts anderes zu leisten als was er geleistet hat, und was mit Schönes allerdings notwendiger bemerkung zusammen ausreichen wird | 13 über dem ersten x von m? $ | 28 über dem ersten «ı [welches fein ausgestrichen ist] von jüngerer hand e | [unter kolumne A von m! die quaternionensignatur AS] B [9 mir scheint dasy in &ıoyA9ev aus e korrigiert zu sein, aber unbedingt von m!] | 14—ı7 das pergament ist ausgebrochen |} 1 1 | | | | I 10 15 20 25 zu sein] DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 21’ Numeri 25 26 avrov: rovlnAovuov EVRVTOLOXALOVREER vorlwoarovoüiovo inlevioliyAonov jovzwosınovsidov 12 sradıdamavro Tv: dia Imenveıgn vnouov|xusorav 13 TOLAITWOTTEQWATI avrovusravrovdı 27 276.2/1820104.710%07,770) vırcavFwvelnin oEvLwIWARvVLOV x ebsıAaoaTorregı 7 vüiovınl :\vode 14 0 ouaTovavdon novrovinAAsırov TovrIEerÄmyoTO000 ennÄmynustarnowe dievındoolaußoı vVOoaAmuroywvoL KOVTTRIQLKOOVUED |xaovouaınyuvar 15 xurnreriinyvinen wadıavındayaoßes IVyarnV0OVaEXoV TO0EIV0OVO—00umoF: OLXOVTTETOLLOTWOV 1 10 15 20 25 uadıavsouv|xasde Amoevxongooumen Aeywov-—-AaAmoovzoıc vioıoımlAsyav lex Joevszeroiouadın VOLDIORINATRERXTE avzovo|lousxdgcıvo ovavrorömvevdo l2omuxeavımv: o0a@dolsıovovüueo dıeyoyworadıaya oBaıdvyaregaugxgo roouadıausıadeipm avıavınvrıenim Yviavsvinnusgaıno ulnynodıapoywe |rassyeveroussaım uAnynvaauskaimos KOTTOOOUWONVEaL nooosAsalagüiove aowvrovisgsav) yov|Aaßsrnvagyn NEONIOVVEYOyN0R NOXEIOVOXAIENEV KATOLKOVOTTETOLD AUTWVTTROOERTIOQEV OuEvoonagaragaoFas evıy) :|xaısAaAnos 45 16 18 3 A 5 das e von &ıdov fein durchstrichen | 14,—ı6 ausgebrochen | 26 nach oov über der zeile von m? ein buchstab, der nur e sein kann [was da ist, weiß ich nicht, aber e scheints mir nicht B [4 nach dem zy ist deutlich ein X, aber absichtlich weggelöscht] | 7 das ende durch ein stück papier zugeklebt | ır ende o + m? | ız o spät gestrichen | 13 das andere u von uadıau scheint mir später in » geändert zu sein | ı3 ende der aufgeklebte streif papier hindert mer zu sehen | 2ı ende ein kleines loch, welches das & verschlungen hat 46 PAUL vE LAGARDE, 22" Numeri 29 1 EOOTKOSTE-—AUTNV € 12 1 $viavoovodxam ogTnvxWLnuEg«o. umuovolnIvoaav 18 |xaırrgooa&srauolo 15 LWwvramorovönav KAUTWUATAXLAOTIV TWOYTOLWOOXOLOK&L 5 uası00o0unvsv@dı 5 LOLOKOEIOLOKAITOLO OKT OT TnmuEQ® auvoıoxaragı?uo — TNMOWTN: MOOXoVOSK avımvaaramvovy Bowvyxaui xgs1ovoß« xg10ıw -avrwv:|xaıge 19 uvovosvıavoovodzaı waggovsSaıywveva 10 vauwwoıeoovra | adv 14 10 rregLauagmaonAnv saavrwvomdalıo TN00A0xavım0EsWo AVATTETTOLNWEVNEVE nodıanavrooauudV Anıwydexaterwuoo HAIAVIWVKRIAIOTO XWTWEVITOLOTQLOLV dauavıov 15 za nooxooxaußdexe 15 lennwsoaumy-uo 6 30 TETWKEEIWTWEVLE ınrgssovoßen € 7u1ovVoRgEIOVo|dExa 15 virvowvodze @ Tovdexarovrwuauvo wovolnJvoaavr 21 1wevıerurovodxcu xaumonovdnave 20 auvovolzaugsıueggo 16 20 T010W00Y010— EERLYWOVEVRTIEOLUWAO x0EIOLOKRITOLO teonAnvınookoxav xaragı Juovavınv TWOEWOTNOCbLaTaV KETaımvovyagioıv: TooaFvoKıavrav. — avıwv :|xaıgeiwaggo 22 25 xamonovdaevın 25 EEaIıYWVEVATLEQLAWAO \easınnwegaundevie 17 uaorıımvınooAoxav ERWOOKOVOXExPow : TWOEWDOTNOCLaTtaV Braıxosiovoßeuvovo TWoAUFVOMIavrWOV A 2 der punkt ist mir unsicher | [mir auch: ich halte ihn für einen zufall] | [7 das : war vergessen, ist erst nachträglich eingeschoben] | [17 nach dem zovo von m? ein überstrichnes & eingefüst] B mitte rechts längs aus ausgebrochen | [4 es steht sicher da zosuooyoıo] | [8 das ; war ver- gessen, und ist nachgetragen]| | 7 ende y ist vielleicht später [glaube ich nicht] DIE PARISER BLÄTTER DES CODEX SARRAVIANUS. 47 22’ Numeri 29 1 x. 10noVvdnLavı® 1 nregiauaguaoevanın | mnusgaamduooyovo 23 TN00A0KKUVTW0EDO DR xg210v0BauvovoE Tnodıenravıooas sv vırvoovodxaıı au OLAIAVTWVXAIALONO 5 novolasvamıaevıw 24 5 dauavrov xaıa1onovdaıavın \ennweo@tnsuooxovo 29 TOLOWOOXOLOXALTOLO n xg810v0ßauvovo | X0EILOXALTOLOEUVOLO evıavoovodzcn ano | xaTagı Fuovavın povolusvaaıavin 30 | 10 KETETNVOVVEgLOLV 10 KAIRIOTOVÖRLAVTW avıwv.|xcıysıuocogo 25 TOLOWOOYOLOKALTOLO | zEnıyWvevarıegıa xPEI0LOKALTOLORAUVOLO paoueonAmvınoo xarTagı Juovavımv | Ao EUvTWoEWorNo KATETmvovyxgiowV: | 15 vıooaıFVvoas 15 — evrwv:|xuıysınaggo 3l | VRRLOLOTTOV u 77177707 28 182177,777771277 | Twv aoevanAnvınooko | ueg@Tnrewrerm 26 KEvTWOEWornodıLe | 00X0v0.9xg81000 TTEVTOOALIVOLALAVIW | 20 vovosvırvoiovo 20 JunnusoenLuooyovo 32 eumuovolaIV 27 Sxoıovoßauvovoevi | OVAIEVTWOVXLAIAIONO avosovodxam uw druavrwvroouo wovolaıIvonavro 33 | 0X010x 0170102081010 xzuıaonovdaavın 25 KANTOLORUVOLOKUTE 25 TOLOUWOOXOLOKALITOLO OL IUOVEvTWvxaTe X0EILOKAITOLEAUVOLO \ TNYOVYxgL0ıW: avıW: xaTagı Fuovavıwv | |xauyeıuogovefaıyw: 28 KITNVOVyxQLOVavID A zende + w m? | 2 der anfangsbuchstab jezt unsichtbar | 14 -2ı ausgebrochen | [17 viel- leicht, um irrtum zu verhüten, nüzlich anzumerken, daß diese zeile absichtlich halb leer ge- lassen ist] | 22 ende + nm m? B ı ende unlesbar. ich hatte nur bis nA gelesen, Schönes scharfe augen erkannten noch 7», das ich also in den text aufgenommen habe 48 PAULDELAGARDE, DIE PARISERBLÄTTER DES CODEXSARRAVIANUS. Es ist mir bei dieser arbeit wirklich einmal begegnet, daß meinen studien teilname gezeigt wurde: Alfred Schöne mag glauben, daß seine hülfeleistung schon darum mir wertvoll gewesen ist und wertvoll bleiben wird, weil sie in dreißig jaren die erste probe davon war, daß gelehrten was ich treibe nicht zu unbedeutend erscheint, um seinetwillen einen finger zu rüren. zur zunft gehörte der so helfende selbstverständlich nicht, und sein Thucydides wie der Marseiller papyrus der zweiten rede des Isocrates durfte ihm noch dazu interessanter vorkommen als die beschreibung der stiftshütte und die ausgesucht garstigen geseze des Leviticus. was Schöne meiner collation materiell genüzt, zeigt der rand meiner blätter — ich mache vor allem andern auf seite 33 so wie auf die entdeckung der quaternionenzalen aufmerksam: ich darf nicht verschweigen, daß mein freund außer den beiträgen zu meiner arbeit, welche ausdrücklich unter seinem namen mitgeteilt sind, sogar auch einige fehler in den buchstaben meiner kopie verbessert, und merere meinen augen entgangene zeichen hinzugetan, einige falsch gesehene ge- ändert hat, was ich mir im texte stillschweigend habe gefallen lassen, hier aber der gerechtigkeit wegen erwänen muß: mich verdrösse ernst- lich, wenn ich auch nur mit allerkleinsten fremden federn geschmückt erschiene. zu dem auf seite 1 über CvTischendorf gefällten urteile vergleiche man meinen in den gesammelten abhandlungen 85—119 wieder abge- druckten, von FHScrivener in seinem so brauchbaren plain introduction to the criticism of the new testament noch 1874 nicht genannten aufsaz, die vorrede zu meiner ausgabe des psalterium iusta Hebraeos Hieronymi und die in meinen deutschen schriften 130 angegebenen zalen. Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden von Theodor Benfey. Vierte Abhandlung. Alphabetisches Verzeichniss der ein- und mehrsilbigen Wörter, welche auslautende «a, ?, w an irgend einer Stelle des Stollens in der Samhitä lang im Pada kurz zeigen. Dritte und letzte Abtheilung. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 1. November 1879.) 117. bhaja (RPr. 523; TPr. III. 8). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8) Ry. I. 81, 16. an It) By. X..119, 10. (eigentlich 8 in 11; denn es ist tudm zu lesen vgl. Abh. II, Sorkve VIE 27,1 18.16.42, 17— Sy. 2.4.3.6. 118. bhara (RPr. 446; 459; 500; Whitney zu Ath. Pr. III. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (eigentlich 8 in 11) Rv. VIII. 20, 7, wo citriam zu lesen; X. 83,2 = Ath. IV. 32, 3, wo tudm zu lesen. (eigentlich 8 in 12) Rv. VIII. 13,5 und IX. 106, 4, wo siarvidam zu lesen. Dahin gehört auch Rv. X. 113, 10; ‚denn obgleich die drei letzten Stollen dieses Verses Trishtubh- Stollen sind, ist der erste ein Jagati-Stollen, wie die der 9 vorhergehenden Verse dieses Hymnus. Histor.-philolog. Classe. XXV. 7. A THEODOR BENFEY, (9 in 10 statt 10 in 11; der 2te Fuss hat nämlich nur 3 Silben (vgl. IV. 2, S. 40 unter prusha) Rv. I. 63, 9. (5 in 12) Rv. IX. 105, 1 — Sy. LE 6. 2. 3.8 mw). (? im 11) Br. L 61,923 = Ath. XX. 38,12 wi 2 —L SR: I. 30, 10 (-e——).— III 54, 15 (ebenso). — IV. 20, 10 (ebenso). — V..4, 5 = Ath. IV. 22, 6 = VII. 73, 9 (ebenso). — Ry. X. 42, 1 = Ath. XX. 9, ı w- —). (7 in 12) Rv. L. 140, ı w- — 119. bharata (RPr. 451; SvPr. 245; TPr. III. 11). Der Auslaut war doppelzeitig s. IV. 2, S. 10 ff. unter cakrima. (3 in 8) Rv. VI. 16, 41 (= TS. Il. 5. 11./4). — Ry. VOR 6a), 1. = X.1876.80 (= WS TEN 5 in (7 in 11) Rv. II. 14, 6; 7; beidemal | w— — |. (7 in 12) Rv. I. 136, 1; scheinbar leo» -v|; aber die achte Silbe wird durch mri von mril gebildet, welches im Veda für lang: silt (8. IV. 2, 8.7, 7.4 vu) 120. bhava (RPr. 461; TPr. III. 8; Whitney zu AthPr. III. 16). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. ı, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8, oder eher 4 in 8, denn p&r gilt wohl hier und I. 58, 8 für zweisilbig) Rv. VII. 15, 14. (10 in 11, besonders im RPr. hervorgehoben, s. IIte Abhdlg S 14, S. 45, weil eine lange Silbe me folgt) Rv. X. 83, 7 (= Ath. IV. 32, 7, wo aber VL. no für nah folgt, vor wel- chem nach der IIt. Abhdlg $ 14, S. 42 die Ausnahme nicht gelten würde, d. h. das «a gedehnt werden müsste, vgl. z B. Rv. VIL.54, 1 = TS. II, 4,, 10. 1..undedazu TPr. 111.8). (5 in 89 TS. IV. 2.5.1 (= VS. XII, 58°, wo aber keme Dehnung, welche ja auch gegen die Regel vor Position (tvdm) eintreten würde. In der VS. bildet ‚das, was in der TS. ein Vers ist, nur einen Halbvers, wie denn überhaupt zwischen der TS. und VS. sowohl in diesem als dem vor- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 3 hergehenden und folgenden Vs bedeutende VV. bestehen, welche auf Corruptionen zu beruhen scheinen). 121. bhavata (RPr. 521; VPr. VII. 4; TPr. III. 12). Der Auslaut war doppelzeitig s. IV. 2, S. 10 ff. unter cakrima. 7 ann) Rev.) 1. 107,770.(— VS. VII 4 = TS. 1 '2.. 23) |vv —v ] die letzte Kürze aber mri von mril, vgl. No 119. 122. bhujema (RPr. 515). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. (5 in 8) Rv. V. 70,4 | —v»—v | vgl. wegen des Schlusses in dieser Gäyatri ‘Ueber einige Wörter mit dem Bindevocal u. 8. w.. in De. XXIV, 8.32: 123. bhü'ma von bhd'man, ntr. (RPr. 464; 502; 5041); 535). 1) Im Plural war der auslautende Vocal doppelzeitig (s. IV. 2, S. 17 unter jadnima) und in diesem Numerus zeigt sich wohl ausnahms- los bhü'mä in der Samhitä und zwar am Ende eines vorderen Stollens Rv. II. 4, 2. — IV. 17, 5; selbst vor Position VII. 69, 2. Sicher erscheint der Plural mit auslautender Kürze nur zweimal am Ende eines Hemistich, nämlich Rv. VII. 34, 7; 45, 1. In einigen anderen Fällen kann man über den Numerus zweifelhaft sein. 2) Im Singular findet sich ebenfalls Dehnung des Auslauts am Ende eines Stollens Rv. 1. 173, 6; VII. 34, 19. Diese erklärt sich weder durch metrischen noch — so viel ich sehen kann — irgend einen anderen äusseren Grund. Unter sdlakshma wird uns auch Dehnung im Singular in der 3ten Silbe begegnen (über svd’dma s. unter diesem Worte, No. 207). Ich kann nicht bergen, dass diese Fälle, obgleich es nur drei sind, dennoch die Frage hervorrufen, ob nicht einst auch das auslautende @ des Sing. der Ntra auf an lang war; man kann für eine Bejahung derselben das Gothische 1) Da ich die Form accentuirt und als Substantiv bezeichnet habe, brauchte ich diese Stelle des Prätic. eigentlich nicht zu erwähnen. Für das Prätic. war sie nöthig, da hier absichtlich kein Unterschied zwischen dem Nomen bhüma und der Verbalform bhü'ma oder bhüma gemacht wird. Diese dehnt ihren Auslaut nur in Folge der allgemeinen Regel z. B. Ry. VII. 57, 4 (in 8 in 11). A2 4 THEODOR BENFEY, geltend machen, dessen Ntra auf an bekanntlich im Nom.-Acce. Sing. auf ö auslauten, welches sskr. & widerspiegelt, z. B. nämö, welchem im Sskrit ndmä entsprechen würde, nicht aber, wie regelmässig, ndma. Ferner kann man die Länge des dem » vorhergehenden « im Nom.-Voc.-Acc. Pl. (sogenannte starke Oasus) dafür hervorheben, Goth. z. B. hairtöna von hairtan: im Sskr. nd'mäni (für ursprünglicheres nd'mänäd); denn die Vocal- dehnung der sogenannten starken Casus ist im Msc. und Fem., wie ich über- zeugt bin und mehrfach bemerkt habe, einzig durch Einfluss der Länge im Nom. Sing. entstanden. Allein während in letzteren beiden Geschlech- tern die Vocaldehnung im Nom. Sing. sich durch die einstige Positions- beschwerung erklären lässt (z. B. sskr. rd'j& aus rdjan-s), bin ich bis jetzt nicht im Stande mit Sicherheit anzugeben, wodurch im Nom.-Ace. Sing. Ntr. das a in Themen auf -an lang geworden wäre. Diese drei Fälle sind mir also bisjetzt noch unerklärbar. 3) In Bezug auf zwei Fälle haben sich die Pada-Verfertiger, indem sie für bhd'mä der Samhitä bhüma schrieben, geirrt. Der erste findet sich Rv. VI. 62, 8; hier ist bAdmä der vedische Locativ von bhd’mi (für ge- wöhnliches bhdmau, vgl. z. B. na'bhä von nd’bhi), wie die Ergänzung mar- iyatrd' zeigt. “Was aufErden und unter den Menschen Zorn der Götter (hervorruft). Der zweite Fall findet sich Rv. I. 61, 14 — Ath. XX. 35,14 in dydvd ca bhümä; hier ist das letztere, wie dyd’vd, Nomin. Dual und zwar ebenfalls von bh@mi nach Analogie von Agnd in den Dvandva- Zusammensetzungen: Agnävishnü (Ath. VII. 29, 1. 2) und Agnämarutau (Pän. VI. 3, 28 Sch.) }). 124. bhüshata (RPr. 537). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, $8. 10. ff. unter cakrima. Am Ende eines Stollens Rv. I. 182, 1. 125. makshü (RPr. 437) vgl. Abhalg III, S. 24, ferner Abhdlg V und VI unter makshü. Vorbemerkung: Da Fick, welchem sonst zusammengehöriges selten entgangen ist, hier (vgl. Wtbch I. 169) eine mir sehr zweifelhaft schei- 1) Vollst. Gr. d. Sskr. Spr. 8. 303, Note 4. wi DEE ey € u Pe I Be Een e, 6-7 D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENE. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 5 nende Zusammenstellung mit gothisch manvus giebt, dagegen die mir für die wichtigste geltende, auch von Justi nicht verglichene, nämlich zend. makhs in makhs-ti, Schnelligkeit, und Nom. Sing. Ptcp. der redupli- cirten Oonjugation, mi-maghzh-6 (Justi S. 222 unter makhs, makhs-ti, maghzh) übersehen hat, so erlaube ich mir diese nachzutragen. (7 in 12) B. 1. 51,1 Sr. La2a Die andere Stelle ist 8 in 12: Rv. I. 182, 1. 128. madatha (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV, 2, 8. 10 unter. cakrima. (3 in 8) Rv. VIII. .7, 20, Die zweite Stelle (Rv. V. 54, 10) ist 8 in 12. In der dritten (Rv. IV. 34, 11) ist der Auslaut kurz. 129. 150. 132, 133. manthata (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (sin. 11). Ry. 111. 29, 5. mandaya (RPr. 520). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, 8. 34 unter kalpaya. (7 in 11) Rv. III. 30, 20 und 50, 4, beidemal | —v— — |. mandasva (RPr. 445; 483); vgl. IV. 2, S. 18 unter janishva. (3 in 8) Rv. VIII. 6, 39. (4 in 8) Ryv. III. 41,6 —= Ath. XX. 23, 6, zu lesen ändhaso. (4 in 11) Rv. VI. 23, 8, zu lesen A anu. marmz’ijma (RPr. 465), Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 9 unter cakrima. (ain ı1)uRy:JIIl. 18,,4, mahaya (RPr. 500). Rv.1.52,1=8v. 1.4.2.4.8; Oya fällt in die Ste Silbe eines zwölf- silbigen Stollens; denn tyam ist zweisilbig (fraglich ob tidm oder gar noch — dem Ursprung gemäss — taydm) und svarvidam viersilbig, suarvidam, zu lesen (vgl. IIte Abhdlg $ 6, S. 27. Wenn mahayd mit Säyana als 2 Sing. Imptivi zu fassen, so erklärt sich die Länge nach IV. 1, S. 34 unter kalpaya aus der Doppelzeitigkeit des Auslauts. Allein die im 6 THEODOR BENFEY, zweiten Halbvers entsprechende 1ste Person vavrıtyam macht es kaum zweifelhaft, dass mahayä hier ebenfalls die erste Person ist und für ma- hayäni steht, die Länge also grammatisch und von den Pada-Verfertigern verkannt ist. 134. mimikshva (RPr. 465), vgl. IV. 2, $. 18 unter janishva, wo 2. 16 mimikshva hinzuzufügen. (3 in 8) Rv. I. 48, 16. 135. mus2ca (RPr. 516; TPr. Il. s; Whitney zu Ath. Pr. III. 16, 8. 135). Der Auslaut war doppelzeitig, vgl. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4 in 12) Rv. X. 94, 5. Bemerkung: Der erste Stollen hat 12, die drei anderen haben 11 Silben; wegen der Majorität der 11silbigen haben die Inder den Vers als Trishtubh bezeichnet. Eben so bezeichnen sie den 5ten Vers; aber diesen, weil sie ihn falsch vortrugen; richtig gelesen ist er eine ächte Jagati. Er ist nämlich nicht mit der Samhitä suparnä väcam akratöpa dyavy äkhare krishnä ishirä anartishuh | nyaın ni yanty Uparasya nishkritäm purü’ reto dadhire süryacvitah || zu lesen, sondern, mit Aufhebung der Zusammenziehungen und Liqui- dirung, suparnd väcam akrata üpa dyävi äkhare krishnä ishirä’ anartishuh | nian ni yanti üparasya nishkritäm purü reto dadhire süriacvitah ||. Ebenso ist auch der 7te Vers, welchen sie ebenfalls als Trishtubh bezeichnen, eine ächte Jagati, indem das alle vier Stollen auslautende Obhyah oder ®bhyo, wie so häufig, Obhiah, Obhio zu lesen ist. Die übrigen elf Verse sind von ihnen mit Recht als Jagati's gefasst, trotzdem, dass in Vs. 1 der erste Stollen entschieden ein Trishtubh-Stollen ist (elfsilbig und » — — schliessend); vielleicht auch der zweite, denn Obhyah braucht nicht nothwendig Obhiah gelesen zu werden; auch im 11ten Vers hat der D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENHA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 7 erste Stollen nur 11 Silben, aber den Jagati-Schluss (# — v—), daher tri- dilä vier Silben repräsentirt, vielleicht auch tridilas zu lesen ist. Wir dürfen daher das ganze Lied als ein Jagati-Lied bezeichnen, begin- nend mit .1 oder 2 Trishtubh-Stollen und schliessend mit drei Trishtubh- Stollen. (8 in 12) TS. III. 2. 83 = Ath. II. 35, 3 (zu lesen suas- tdye). 136. muaacata (RPr. 448; TPr. III. 12). Der Auslaut war dop- pelzeitig s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. Ry. IV. 12, 6 (eigentlich 8 in 12; denn es ist vi dehah zu lesen). Nochmals erscheint munhcatä in 8 in 12 Rv. III. 53, 11 und eben so amuncatä Rv. IV. 12, 6 = TS. IV. 7. 15. 7. Mit Kürze findet sich muncata Rv. III. 33, 13 am Ende eines Halbverses. 137. maridaya (RPr. 522; Whitney zu AthPr. IIL 16, S. 133, A). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8) Ath. T. 13, 2; 26,4; (7 in 11) Rv. VIIL 48, 8; X. 59, 6. 138. moshatha (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, 8. 10 unter cakrima. (3 in 12) Rv. V.. 54,.6. 139. ya. Die Absolutiva auf ya s. Anhang zu dieser IVten Abhdle. 140. yacchata (RPr. 465; 501). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (3 in 11) Rv. Il. 27, 6. Rv. X. 63, 12 ist 8 in 12; denn es ist suastdye zu lesen. 141. yatra. Vgl. IIlte Abhalg, $. 25 unter yatra (auch IV. 1, S. 1 unter akdtra). Die einzige hieher gehörige Stelle, wo es mit langem Auslaut er- scheint: | (4 in 12) Rv. VIII. 13, 20, ist schon III, S. 26 angemerkt. 142. yädi (RPr. 495; SvPr. 238; VPr. IIL. 123), vgl. IlIte Ab- 8 THEODOR BENFEY, halg S. 29, wo über die ursprüngliche Länge des Auslauts und. dessen in vedischer Zeit herrschende Kürze gesprochen ') (4 1m8) Bw Vi. 174,95 501%) 1 4,925 1X%0122, 00; (45in 11) Rv. IIl. 31, 6 (= VS. XXXII 59); IX. 97, 22 (a8: 6.0 land). Rv. X. 12, 3 (= Ath. XVIIL, 1, 32) wo die Länge in 10 in 11 erscheint; es ist in RPr. besonders bemerkt, weil eine Länge folgt (s. IIte Abhalg S 14, S. 45, 25 v. u.). 143. yäta (IPr. Ill. 10). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (4105 8); ITS. IV 7.02. AR. 144. yävaya (RPr. 565; SvPr. 244; der Pada-Text hat yavaya, vgl. VIte Abhdlg unter yavaya). Der Auslaut war doppel- zeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8) Rv. VI. 46, 9 (= $v. 13.2.3. 4 = Ath. XX. 83, 1); es ist wohl mit Grassmann (Wtbch 164) mdhya statt mdhyam zu lesen. Rv. X. 127, 6° (in b erscheint kurzer Auslaut, vielleicht weil Po- sition folgt). 145. yukshva (RPr. 463; VPr. III. 128), vgl. IIIte Abhdlg S. 31 und IV. 2, S. 18 unter janishva. (4 in 8) Bv. VI. 16, 43:—= Sy. L. 1.1. 3. 5 = VS. XIII 146. yuyota (RPr. 485). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (3 in 8) Rv. VIIL ıs, 11. 147. yuyotana; vgl. IV. 1, S. 32 f. unter kartana. Im SvPr. 242 wird für Sv.I. 5. 1. 1.7 =Rv. VIII 18, 10 Länge des Auslauts vorgeschrieben, in SvPr. 244 dagegen verboten. Das Wort 1) Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass ich in der Illten Abhdlg S. 26, Z. 3 v. u. irrig xJ46o für X94-dıo genommen habe; es steht für x9es-dıo vgl. Ivowle für IJvoag-de (de für indogermanisch dä vgl. ide — sskr. idä’, eigentlich ‘dazu); über die Zwischenstufen bin ich nicht ganz sicher, wahrscheinlich zunächst xYscdıo, dann wohl x94&ıo, x9ı66 (vielleicht, aber schwerlich, xIıslo: xYılo). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 9 kommt im Sv. nur einmal, eben an dieser Stelle, vor und seine Endsilbe bildet die Ste in einem zwölfsilbigen Stollen, muss also nach der allge- meinen Regel — welche durch das folgende no nicht aufgehoben wird (s. Ilte Abhdlg $ 14, S. 42 fl.) — lang sein. Die Länge erscheint auch im Rv. an der entsprechenden Stelle und sowohl in Stevenson’s als meiner und der Calcuttaer Ausgabe des Sv. ohne Notirung einer Variante. Ich vermuthe, dass die Angabe in SvPr. 244 auf irriger Interpretation be- ruht; ich werde darauf zurückkommen, sobald Burnell's Anmerkungen zu seiner Uebersetzung erschienen sein werden; vgl. einen ähnlichen Fall unter dhävata (IV. 2, S. 26). 148. yodhaya (RPr. 520). Rv. III. 46, 2. Ich habe diese Stelle schon in ‘Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache (1874) S. 161, Anm. 14 und in der Isten Abhandlg über ‘die Quantitätsverschiedenheiten' S. 261 besprochen, und daselbst das auslautende # sowohl in yodhayd als dem in diesem Verse folgenden kshayayd für ah (statt as) genommen. Diese Fassung hat auch Alfr. Ludwig in seiner Uebersetzung des Rv. (Il (1876), 8.86). Die Länge in kshayayd ist im RPr. nicht erwähnt, weil sie als nach der allgemeinen Regel (8 in 11) eingetreten betrachtet ward. Nimmt man yodhayd und kshayayd mit den Indern (auch Säyana) als 2 Sing. Imptivi, dann erklärt sich die Länge aus der Doppelzeitig- keit des Auslauts in dieser Form, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. 149. raksha (RPr. 464, vgl. IlIte Abhdlg, S. 34). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter Aalpaya. Gans) Rv. VIEL 15,43 — sv. I 1.1.3.4. 150. rakshata (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, 8. 10 unter cakrıma. (5 in 12) Rv. I. 166, 8 (Zw —). Die andre Stelle ist 10 in 12 Rv. II. 34, 9. 151. rakshatha (RPr. 485). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV, 2, $. 10 unter cakrima. (3° in 8) Rv. VIII. 27,1. 152. rasaaya (RPr. 178). Histor.-philolog. Classe. XXV. 7. B 10 | THEODOR BENFEY, (6 in 8) Rv. VIII. 34, 11. Der Stollen lautet in der Samhitä uktheshu ranayä ihä |; also, gegen die 'sonstige Regel des Präticäkhya, Dehnung in der 6ten Silbe eines achtsilbigen Stollens vor Vocal (s. Ilte Abhalg $ 1) und keine Zusammenziehung des a mit dem folgenden Vocal. Es giebt noch einige Fälle ähnlicher Art, nämlich jyd iydm, Rv. VI.75,3 (vgl. RPr. 163) —= VS. XXIX. 40 (vgl. VPr. IV. 83) = TS. IV. 6. 6. 1—2 (vgl. TPr. X. 13), ferner manish@ iydm, Bv. V. 11, 5; VII. 70, 7 (vgl. RPr. 163), endlich craddh@ it, Rv. VII. 32, 14 (vgl. RPr. 163) = Sv. I. 3. 2. 4. 8 (wo aber craddhaä’ hi). Nach diesen Analogien können wir auch hier den Mangel der Contraction gelten lassen; die Länge erklären wir (nach IV. 1, 34 unter kalpaya) alsdann aus der einstigen Doppelzeitigkeit des Auslauts und dem Schutz, welchen das Metrum hier der Länge ge- währte. Allein es ist auch sehr gut möglich, dass die Pada-Verfertiger und die Verfasser des Präticäkhya sich in der Auffassung des in der Samhitä gesprochenen ranaya — verführt durch @ yahi im 'vorhergehen- den Stollen — irrten und es nicht als 2 Sing. Imperativi zu fassen sei, sondern als regelrechte phonetische Umwandlung von ranayds 2 Sing. Conjunctivi. Eine sichere Entscheidung ist nicht möglich. 153. randhaya (RPr. 499). Der Auslaut ‘war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (7 in 11) Rv. VI. 19, 12 (zu lesen yeshu dsmı). (7 in 12) Rv. I. 51, 8; 132, 4 (zu lesen sunvadbhio). In allen drei Stellen | — v — — | als zweiter Fuss. 154. rarabhma (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. (3 in 8) Rv. VII. 45, 20. 155. rarima (RPr. 485; 522; SvPr. 248). Der Auslaut war dop- pelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. (7. in s) Rv. VIIL.2, 1 — Sy. 12.1. 310. (7 in 11) Rv. III. 32, 2; 35, 1. — V. 43, 3 (in allen drei Stellen | vv— — |). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 11 156. ruhema (RPr. 501; TPr. III. 10). Der Auslaut war dop- pelzeitig, s. IV. 2, S. S unter cakrima. By 163 108 VS ERTL. 6); 14 (= DS.: 1: 5.2102 5 mit VL); eigentlich beidemal 8 in 12, denn es ist suwastädye zu lesen (vgl. IIte Ab- halg $ 6). 157. röma (RPr. 516). Rv. I. 65, 4; scheinbar 7 in 10, aber in Wirklichkeit 2 in 5; römä ist hier Plural, und in diesem der Auslaut doppelzeitig, s. IV. 2, S. 14 janima und oben $. 3 bhü'ma. 158. vada (RPr. 463; vgl. IIIte Abhalg S. 35). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4 in 8) Rv. I. 38, 13. 159. vadata (RPr. 502). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10: unter cakrima. Rv. I. 64, 9; eigentlich 8 in 12, denn rödast ist viersilbig zu le- sen, wohl noch die organischere Form rödasia oder mit der-gewöhnlichen Verkürzung vor Vocalen rödasid (statt des späteren sskrit. rodasyau (vgl. VoSskr. Gr. $ 733 (S. 303), Pän VI. 1, 106, wozu in der Grammatik der. vedischen Sprache mehrere Ergänzungen treten werden). Rv. X. 94, 1 ist 8 in 12. — X. 166, 5 ist der Auslaut kurz; wohl am Ende eines Stollens; denn 6 x 8 scheint in der That die re- gelmässige Form der Mahäpankti zu sein (RPr. 934), obgleich bisweilen Stollen: von 16 Silben in ihr vorkommen z. B. Rv. VIll. 37, 2 (wor- über in den Beiträgen zur vedischen Metrik); beiläufig bemerke ich, dass wie Rv. VII. 72, 3 dhishnye ime in der Samhitä, statt zu dhishnya ime zu werden. dhishnyeme wird (RPr. 174, 6, vgl. die Abhdlg ‘Hermes, Minos, Tartaros’ S. 27), so in Rv. X. 166, 5 statt ma ud vadata (für Pada: me ud) zu sprechen ist mdd vadata. Ganz ebenso ist Ath. IX. 4, 23 in der Samhitä statt goshtha üpa (für Pada goshthe | ipa |) zu sprechen goshthöpa; der Vers ist übrigens theils Variante theils Corruption von Rv. VI. 28, 8. 160. vanuyama (RPr. 515). Der Auslaut: war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrıma. B2 12 THEODOR BENFEY, (8 in 11) Rv. I. 73, 9; im Präticäkhya besonders bemerkt, weil vor, jedoch nur scheinbarer, Position; es ist nämlich tuötäh zu sprechen. Sonst erscheint der Auslaut kurz und zwar (in 4 in 8) Rv. I. 132, 1; V..3, 6; VIII. 40, 7 und (in 9 in 12, wo die Kürze metrisch nothwendig) Rv. X. 38, 3. 161. vanema (RPr. 483; 485; VPr. III. 128). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. (3. inı8) ‚Bv.u11.5,:7;. -VIIL 19,20. (84.010702 1092 —. VS. XV. 39). Kurz erscheint der Auslaut (in 3 in 5) Rv. I. 70, 1; (in 3 in 12) Rv. I. 129, 7 (zweimal); ferner (in 5 in 11) Rv. Il. 11, 12 (NB vor ri, wo 4 regelmässig verkürzt wird, aber, gegen die allgemeine Regel, ohne mit ihm zu einer Silbe zu werden); dann (7 in 8) Rv. VIII. 92 (81), 31 |v — v—| (= Sv. L 2. 1. 4. 4); endlich am Ende eines Halbverses Rv. VII a7, ı. Contraction, welche aber wieder aufzuheben ist, findet sich Rv. X. 105, 8. 162. vardhaya (RPr. 457; 465; TPr. III. 8). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 11) Rv. IX. 97, 36. (7 in 11) Rv. I. 103, 3. Rv. VI. 49, 10 ist vardhayd wohl unzweifelhaft 1 Sing. Imptivi oder Conjunctivi (vgl. Ludwig, Uebersetzg I, S. 233 und in Abhdlg d. böhm. Ges. d. Wiss. 1874, 27. April, S.13). So wohl auch Rv. I. 190, 1, (vgl. Ludwig, Uebersetzg Il, S. 340). Die übrigen Stellen mit Länge finden sich in 6 in 8, also wo nach der allgemeinen Regel kurze Auslaute gedehnt werden, Ry. VI. 29, 10 (= VS. II. 14 = TS. TI. 5. 5.2 und sonst — Ath. Ill.:20,71)2 = VII. 6, 32. — IX. 40, 5. Kurz erscheint der Auslaut in 7 in 11 un) Ry. I 125, 3; ferner im Auslaut eines Verses Rv. I. 10, 4; dann eines Halbverses Rv. V. 10, 3; X. 141,6 (= $v. Il. 7. 1. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 13 6.3 = Ath. III. 20, 5); eines vorderen Stollens Rv. VIII. ga\e0), ı — Sv. 1.3.9. 2.93 = Ath) xX155,02), Contrahirt ist der Auslaut Rv. VI. 10, 7. 163. vardhasva (RPr. 483) vgl. IV. 2, S. 18 unter janishva. (3 in 8) Rv. VII 13, 25. 164. vavanma (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, 8 unter cakrima. (an 11) Rvs VII, 37. 5. 165. vavräja (RPr. 465). (3 in 11) Rv. III. 1, 6 (3 Sing. Pf. red.). 166. vasishva (RPr. 465) vgl. IV. 2, S. 18 unter janishva. @& ms) Ry. 1.26, 1. 167. vaha (RPr. 456; SvPr. 247, vgl. IIIte Abhalg S. 35). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8) Rv. V. 79, 8. (4 in 8) Rv. VI. 16, 6. (7 in 12) Rv. I. 31,17 —o—--—). Rv. 1. 44, ı (= Sv. I. 1. 1. 4. 6) ist eigentlich 10 in 12, da iudm zu lesen ist. 168. vahasva (RPr. 483) vgl. IV. 2, S. 18 unter janishva. (3 in 8) Rv. VIII. 26, 23. 169. väsaya (RPr. 515). (7 in 12) Rv. I. 140, 1 (— v— —); Ludwig nimmt es als iste Person Sing. Conjunctivi (in seiner Uebersetzung I, S. 308); dann ist der lange Auslaut grammatisch. Doch kann man es auch mit Säyana als 2 Sing. Imptivi fassen, dann war der Auslaut doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. 170. vidhyata (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (3 in 8) Rv. I. 86, 9. 171. viryezea (RPr. 442). Der Auslaut war ursprünglich lang, vgl. IV. 1, S. 28 unter ena. 14 THEODOR BENFEY, Rv. IV. 18, 5; eigentlich 8 in 12; denn der’2te Stollen ist zu lesen (vgl. Ilte Abhalg $ 6) ! indram mätä’ virienä nirishtam | Beiläufig bemerke ich, dass im ersten Stollen avadyamıva nur vier- silbig ist; ob es avadyeva oder avadyamva zu lesen sei, wage ich noch nicht zu entscheiden, da das Material zur Entscheidung dieser Frage so reich ist, dass ich es noch nicht zu übersehen vermag; wahrscheinlich ist mir jedoch schon, dass beide Aussprachen galten, in einigen Fällen Einbusse des m, in andern des i; so glaube ich, dass hinter am, wie hier, vielleicht auch ım, das m eingebüsst, ward (also avadyeva gesprochen ward), dagegen z. B. hinter um, wie Rv. I. 97, 8 in sindhumiva, das i also sindhumva gesprochen ward. Doch bin ich weit entfernt für diese Annahme Sicherheit beanspruchen zu können. 172. veda (RPr. 516; vgl. Illte Abhalg S. 37). (4in. 8) Rv. IV. 8,2. 173. voca (RPr. 516; 521). (4 in 8) Rv. I. 132, 1, wo 2 Sig. Imptivi, dessen Auslaut doppelzeitig war, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. Rv. VI. 59, 1 ist es dagegen 1. Sig. Imptivi oder Conj. (vgl. Bollensen in ZDMG. XXII, 577 und Ludwig Uebersetzg Il. S. 370), worin langes 4 der grammatische Auslaut ist. 174. vocema (RPr. 519). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. (5 in 12) Rv. 1. 40, 6 (2 w —). Kurz erscheint der Auslaut in derselben Silbe des Stollens Rv. Il. 35,12 www—); ferner in 3 in 8 Rv. I. 43, 1 und vor Position Rvy. 1. 75, 2. Contrabirt: Rv. VII. 28, 5; ferner, wo aber die Contraction wie- der aufzuheben ist, Rv. I. 74, 1. 175. vyathaya (RPr. 521; Whitney zu AthPr. II. 16, S. 134, 3a). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (7 in 11) Rv. VI. 25, 2 w- —). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 15. (3 in 12; das Metrum ist jedoch dunkel und der Vers wahr- scheinlich corrumpirt) Ath. XII. 1, 31. 176. Cawsa (RPr. 463, vgl. Illte Abhdlg, S. 37). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 ins) Ry:ıl. 37, 5. 177. catena (RPr. 483). Der Auslaut war ‘ursprünglich lang, s. IV. 1, S. 28 unter ena. (34n 8) Bv. IV. #6, 2. 178. eiecita (RPr. 446; 502). 2 Pluralis, worin der Auslaut dop- pelzeitig war, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (4 in 8) Rv. VIII. 40, 10; 11 ‘(in letzterem Vers ist natür- lich suadhvardm zu sprechen). Kurz am Ende eines vorderen Stollens Rv. X. 53, 10. Contrahirt, aber wieder zu trennen, Rv. VI. 16, 42. 179. esrizauta (RPr. 465; VPr. III. 115). Der Auslaut war dop- pelzeitig, -s.. IV. 2, 8. 10 ‚unter !cakrıma. (3 in.8) Rv. I1.‘41, 13 = ''VS. VL 34. Ausserdem lang in 6 in 8 Rv. I. 86, 2, und in 8 in 11 Rv. X. 30, 8. Contrahirt Rv. VL 52, 13. 180. erisaudhi (RPr. 465; SvPr. 238). (3 in '8) Rv. VIIL. 13, 7. Ausserdem lang in 6 in8 Rv. VIII. 84 (73), 3 = $v. 11. 5. 1. 18,8. 181. coca (RPr. 464; VPr. IH. 111, vgl. Illte ’Abhalg, S. 38). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1,'S. 34 unter kalpaya. (4 in 8)IRv. IH. 48,.6; VIl46, M (iSv. ll. 1. 1. 4. 2 == v8! IIL.Y8). 182. erathaya (Whitney zu AthPr. IH. 16, S. 133, 4). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3/in '8) Ath. I. Mi, 3. 183. eravaya (RPr. 465; in der Samhitä erävaya, s. VIte Abhdlg unter gravaya). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. 16 THEODOR BENFEY, (3 in 11) Rv. VIII, 96 (85), 12. Kurz (7 in 11) Bv. VL 31,5|—w—.| Contrahirt Rv. IV. 29, 3. 184. erudhi (RPr. 522; 536; TPr. II. 13; vgl. Illte Abhdlg, S. 38; wie dort, so erscheint auch hier der Auslaut lang nur vor nah und Ahavam). vor nah: Rv. 133, 6, eigentlich 10 in 11 (wie auch M. Müller, Rig-Veda- Sanhita translated etc. Preface CXLVIII bemerkt hat; vgl. IIte Ab- halg, $ 7, S. 30, wo schon angegeben ist, dass statt mahd Indra in der Samhitä (Pada: mahdh) mit spurloser Einbusse des Visarga zu lesen ist mahendra; der Verlust des Visarga, welcher schon in der Isten Abhadlg S. 246 belegt ist, wird in den Abhdlgen über den vedischen Sandhi ein- gehend erörtert werden. vor hävam: Ry. 1. 25, 19: = ,8v.:IL.7.3. 6.41 = VS. XXL LZ=ZIS. IE 8 11. 6 am Ende eines vorderen Stollens, indem der folgende mit havam beginnt, nämlich imäm me Varuna crudhi hävam adyä ca mrilaya | vielleicht erklärt sich die Dehnung hier durch Einfluss der ziemlich zahlreichen Stellen, in denen grudht als Stollenanlaut vor folgendem Ad- vam vorkömmt (s. Illte Abhadlg S. 38). 185. sacasva (RPr. 487; VPr. II. 106; TPr. UI. 8); vgl. IV. 2, S. 18 unter janıshva. (4 tin. 8) By. il. 1,,9° = VS. II 247 TS: 1,526 2 Kurz erscheint der Auslaut in 3 in8 Rv.I 129, 9; in 3 in 11 Rv. VI. 24, 9; am Ende eines Verses Rv. III. 53, 17; eines Halbverses Ry.ıV. 31,2. 186. sada (RPr. 493). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (3 in 8) Rv. VIII. 97 (86), 8. (7 in 12) Rv. II. 36, 4 = Ath. XX. 67, 5|w— —|. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 17 187. sadma (RPr. 537). Im Plural war der Auslaut doppelzeitig, s. IV. 2, S. 17 unter janima. Am Ende eines vorderen Stollens Ry. IV. ı, 8. 188. sana (RPr. 462; 486; vgl. Illte Abhale, S. 33). DerAus- laut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. Ru X. 4, 2, =. Sy. 11.4.1, 4.9) und IX. 9, 9, beidemal'ei- gentlich 6 in 8; denn es ist sdah (sdar) zu sprechen. 189. saparyata (fällt es unter SvPr. 245%. Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. dan) Sv. l22172.072. 11, 190. sapta (SvPr. 246). Im Plural war der Auslaut doppelzeitig, s. IV. 2, S. 17 unter jdnima. (9 in 12) Sv. IL. 6. 2. 3. 12.— Im Rv., wo dieser Vers IX. 103, 3 erscheint, hat sapid in der Samhitä kurzes a. Da das Metrum die Länge nicht herbeigeführt haben kann, saptai aber ursprünglich saptd‘ (für saptdni statt saptä'nd, vgl. IV. 2, S. 17 unter jdnima) lautete, so glaube ich hier im Sv. eine Bewahrung der alten Form erblicken zu dürfen. 191. sälakshma (VPr. II. 111). (3 in 11) VS. VI. 20 (Singular Nom.). Es entspricht TS. 1. 3. 10. 1. d, aber mit VV. LL. speciell salakshmäno. 192. sahyäma (SvPr. 249). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 8 unter cakrima. Sv. I 4. 1. 3. 4, eigentlich 8 in 11, denn, ausser sahidmä statt sa- hydmä, ist tuötdh auf jeden Fall dreisilbig zu sprechen; fraglich jedoch ob tvd-ütah (nach Analogie von Zvd’-datta, tvd-döta, tud-hata) und dann wohl mit Verkürzung des ä vor dem folgenden Vocal tva-üta, oder tuötäh (für tud'-ütah). Im Rv., wo, jedoch mit VV. LL., X. 148, 1 ent- spricht, erscheint, als Variante von sahy’, sanuyädma mit kurzem d. Dem analog hat auch Stevenson’s und meine Ausgabe des Sv. sahydma mit kur- zem a, ohne Angabe einer VL. Wir haben schon einige ähnliche Fälle Merzeichnet (vel. IL 11,08. 11,.2.16.v. u.; 802,2. 24V. :0,;' ferner‘ IV. 2, $S. 26 unter dhävata, oben $. 8 unter yuyotana; vgl. auch eben unter Hlistor.-philolog. Classe. XXV.7. C 18 THEODOR BENFEY, saptä). Sollte im Rv. die Kürze dadurch herbeigeführt sein, dass tudtäh von denen, auf deren Autorität der Samhitä-Text constituirt ward, mit anlautender Doppelconsonanz gesprochen ward, also Oma zwar in der achten Silbe aber vor Position erschien? Da zu der Zeit der Constitui- rung der Samhitä sicherlich Niemand mehr wusste. dass die Endung der isten Person Plur. Oma einst auch lang war, so wurde sie, wenn sie an dieser Versstelle lang erschien, gewiss nach Analogie der übrigen als vedische Besonderheit betrachtet und dann wohl auch vor Position — wo keine Dehnung eintrat — eingebüsst. Im Sv. mochte sie sich trotz der folgenden Doppelconsonanz erhalten haben; vielleicht aber auch, weil hier die Aussprache ?u00 statt tvo® überliefert war. Uebrigens wage ich noch keinesweges die Länge im Sv. als gesichert zu betrachten; wie schon früher bemerkt, erwarte ich eine genauere Einsicht in das SvPr. erst von Burnell’s in Aussicht gestellten Anmerkungen. 193. sädaya (RPr. 462; 465; VPr. III. 111; TPr. III. 12). Der Auslaut war in 2 Sing. Imptvi doppelzeitig, s. IV. 1, 8. 34 unter kalpaya. (3 in. 8). Rv..l: 15,4. (3 in it) Rv. 111.'29,/.8 —=1V8S."XT 135. — IS, Ron 2::und. IV... 1.18. 3. In Rv. X. 35, 10 ist saday& wohl unzweifelhaft die 1iste Sing. Imptvi oder Conj. für säddyani (vgl. {le und tmahe, welche in demselben Verse mit säddyd correspondiren; s. Alfr. Ludwig, Abhdlg d. böhm. Ges. d. Wissensch. 1874, S. 21 und Ueberstzg I, S. 255). 194. sisseata (RPr. 502; SvPr. 245; VPr. III. 128). Der Aus- laut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrıma. (7 in 11) Rv. IL. 14, 1] oe —|. Ausserdem lang in 6 in 8, Rv. IX. 107,1 = Sr L 6.1.3.3 —= VS. XIX. 2; —ferner in 8 in 11, Rv. X. 101, 7;— endlich in 10 Ina D2,\, Rv..X.32, 05; Kurz dagegen vor Position (in 6in8) Rv. VIII. 72 (61), 13; ferner am Ende eines Verses Rv. IX. 63, 10 und 19; endlich eines vorderen Stollens Rv. VIII. 24, 13. t i D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 19 193. su (RPr.491; 518; VPr. IM. 106; TPr. Il. 14); es. er- scheint mit langem Auslaut nur, wo Dehnung regelmässig (nach Abhdlg II) eintritt (z. B. Rv. I. 10, 11 in 6 in 8; in Bezug auf eine Ausnahme vgl. IIte Abhdlg, S. 78 unter sx«) und in der 2ten und 4ten Silbe, in denen ursprünglich kurze Auslaute so häufig, unzweifelhaft durch Einfluss des Metrums (vgl. Iste Abhalg, S. 231), gedehnt werden. In Bezug auf si war mir auffallend, dass es in der 2ten und 4ten Silbe fast nur unter denselben Bedingungen mit kur- zem « erscheint, unter welchen auch die allgemeinen Re- geln (6 in 8, und S und 10 in 11 und 12) nicht eintreten, d. h. vor Vocalen und Position (s. lite Abhdlg, $ ı und $ 11) und vor Silben, welche natura oder positione lang sind (ebds. $ 12). Die Beschränkung (ebds. $ 14), wonach vor no und nas mit folgendem Oonsonanten Dehnung eintritt, gilt für sd in2und4 nicht, wir finden bald Kürze bald Länge auch in diesen Fällen. Das Zusammentreffen im Allgemeinen scheint mir jedoch so beachtenswerth, dass ich hier auch die Fälle aufgenommen habe, wo si in 2 und 4 kurzen Vocal hat. Zuerst zählen wir jedoch die Fälle auf, in denen der Vocal gedehnt ist, und zwar: 1) in der 2ten Silbe: a) (wie nach der Ausnahme zu der allgemeinen Regel in Abhdlg II $ 14) vor no (statt nah): Rv. I. 139, 7 und III. 55, 2; ferner auch vor na oder na statt nah: By 173,19 (— VS. LIl..A6—- TS.1. 8.3); VIII. 18, 22,27, 3, b) vor andren Wörtern: By. d 199, 5. 148, 3: 11.28, 7; 111. 30, 6:), 33, 9; — V. 30, 1) Im Rigveda lautet der hieher gehörige Stollen dieses Verses in der Samhitä prä sü’ ta Indra pravätä häribhyam; C2 20 THEODOR BENFEY, 7,42, 13. =. VIII. 323) 195/53. (Val. 5)..16..00 0 %:094, 14) (vor einer positionslangen Silbe); 101, 11. 2) in der 4ten Silbe: a) in achtsilbigen Stollen: Rv. III. 24, 2 (vor no statt nah, vor im AtharvaVeda dagegen, wo er III. 1, 4 erscheint präasüta Indra d. h., wenn wir die Differenz der Accentuation und die Wortabtheilung unberück- sichtigt lassen, in beiden übereinstimmend prasüta indra. Der Pada-Text ist nun, wie man schon aus der Accentdifferenz erkennen konnte, in den beiden Veden ver- schieden; im Rv. lautet er: | pra | su | te | indra |; im Ath. dagegen | pra-sütah | indra |. Augenscheinlich beruht die Verschiedenheit aber auf einer verschiedenen Auffassung der eben hypothetisch accentlos vorgestellten Samhitä-Form, welche bei dieser Hypo- these gleich berechtigt ist, da sowohl -ah als -e vor i im Satze oder Halbverse zu a werden. Dass in letzter Instanz nur eine der beiden Accentuationen die richtige war, der Dichter entweder praäsüi’ta oder präsüta sprach, versteht sich von selbst; allein eben so unzweifelhaft ist, dass auch unter den Sängern, welche vor Fixirung der uns überlieferten Samhitä’s die Lieder vortrugen, manche gewesen sind, welche sich auch um das Verständniss derselben bekümmerten und einer derselben mochte eine irrige Auffassung für richtiger halten, und um-so leichter bereit gewesen sie einzu- führen, da es dazu nur einer Accentveränderung bedurfte. Welche Accentuation die ursprüngliche war, wage ich nicht zu entscheiden, sowohl prasdta als prasö’ta geben Sinn. Natürlich ist es auch möglich, dass die Accentveränderung in der Samhitä erst statt fand, als die Samhitä des Atharva von der des Rv. geschieden war, oder wurde. Auf jeden Fall aber spricht. wie so vieles andre, auch diese Differenz dafür, dass der Pada-Text auf der Samhitä beruht, nicht aber umgekehrt der Samhitä-Text aus dem Pada-Text hervorgebildet ist. Die vielen und bedeutenden Differenzen der Samhitä von dem Pada-Texte, die Differenzen in der Samhitä selbst in Bezug auf eine Menge Fälle, welche im Pada auf einerlei Weise wiedergegeben werden, die vielen Irrthümer bezüglich der Auffassung von Formen der Sambhitä, welche sich im Pada-Texte nachweisen lassen, und deren nicht wenige schon nachgewiesen sind (vel. z. B. Gött. Nachr. 1877, S. 341 ft., 1879, 8. 385 ff. die falsche Auffassung von ® im Pada-Texte), lassen sich einzig durch die Annahme erklären, welche in der Isten Abhdlg der ‘Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache’ aufgestellt ist und ihre Ergänzung in einer der folgenden finden wird, welche die Pada-Texte der Veden behandelt. % R Y s D. GUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 21 b) welchem auch nach der allgemeinen Regel Dehnung eintritt, vgl. Ilte Abhalg $ 14). — VI. 26, 1. — in, ememn)zwolhtsilbigen!Rv..1’ 1394 .(— Sy. 1.5012. 3: 5, wo aber V. L. nündm statt si na). Kurz erscheint s& in der 2ten und 4ten Silbe). 1) vor wirklicher Position : a). in. der 3ten Silbe: By. I. 136, 1; 138, 4%. — II: 18, 3. — II. e 335923: 1V..12,.1. — VIE. 82, 1, (= 8v..1. 3.29 5,.2). — VIli. 2, ı9 (= Sv. I. 3. 2. 4. 5, wo aber sehr abweichend und Shustehlt):; 5, 132;50.(V@l.2), 1: (= Ath. XX. 51,3); 67.56), 21; 92. (81), 30. Sy 11 2. 1. 18.3 —= Ath. XX. 60,3); 100 (EN. — X 27, 20,32, 18, den Atenysilbe, Ryv.l. 26.5 27,4 (—rSw. L 1.1.3.8); sand 15,5. — NIT 6, 1. — TIL. 36, 1. — VE 16, 16 (= Stv. I 17, ZVSERRIVT 15) 2 VIITN 24, 1:22 DR... 110, 1 (800 125.01.05.2)— Ath.V.'6,: 4): X10, 14: Ath. XVIII. 1, 16, wo aber V. L., wodurch sh4 scheinbar vor eine durch Position beschwerte Silbe zu stehen kömmt, allein die Position aufzulösen ist; aber auch so ist der Stollen im Ath. corrumpirt, während Rv. das Richtige hat); 42, 1 (= Ath. XX. 89.21)..133) 7. 2) vor scheinbarer Position, welche aber von den Garanten unsres Textes höchst wahrscheinlich schon gesprochen ward, in der 4ten Silbe: Rv. IV. 32, 6 (tud’vatah ist zu sprechen). — VIII. 6, 39 (suar® zu spre- chen); 26, 23 (suae?). 3) vor einer natur- oder positions-langen Silbe: a) in der 2ten Silbe: Rv. I. 76, 3 (folgt viev®); 105, 3 (folgt de®); 133, 4 zweimal (folgt te); 139, 8 — Ath. XX. 67, 2 (folgt vo); Rv. I. 165, 14 (folgt vartO); 169, 5 (vor no, vor welchem nac! der allgemeinen Regel gedehnt werden konnte, vgl. unter Deh- 1) Ich muss um Entschuldigung bitten, wenn ich hier vielleicht einen oder den andern Fall übersehen habe. Es wird dies jedoch bei der verhältnissmässig beträcht- lichen Anzahl der aufgeführten nicht von Erheblichkeit sein. [56] [55 Sn THEODOR BENFEY, nungen; vielleicht aber ist Ze zweisilbig zu sprechen; dann kömmt . shü in die dritte Silbe zu stehen, in welcher sein Vocal nicht gedehnt wird; auf jeden Fall repräsentirt es die dritte Silbe; denn wenn man Ze nicht zweisilbig zu sprechen wagt, hat der erste Fuss nur drei Silben, was übrigens, wie wir in den ‘Beiträgen zur vedischen Metrik’ sehen werden, gar nicht so selten anzunehmen ist. — II. 34, 15 (folgt va). — V. 62, 2 (folgt vd); 67, 5 (folgt va®). — VI. 45, 33 (folgt no, vgl. oben I. 169, 5); 56, 4 (folgt no, vgl. das vorige). — VII. 59, 5 (folgt ghrishvP). — VIII. 7, 33 (folgt vrishn®) ; 45, 8 (folgt vicve), — X. 32, 2 (folgt vanvP); 54, 1 (folgt te); 59, 4 (folgt nah sO); 8 (folgt ze); 112,9 (folgt s29);.133,.%.(- sw IL 9212 00, 3, —_ Ath. XX. 95, 4; folgt viev®). in der 4ten Silbe: Rv. II. 41, 7 (davor & und dahinter nd). — V. 74, 10 (davor & und dahinter vd). — VI. 15, 1 (davor 4 und dahinter vo); 25, 1 (davor ö und dahinter vritrO), — VII. 93, 6 (folgt so0; vor sh& findet sich u). — VIII. 24,1 (= Sv.l. 4.2.5. 10 = Ath. XVII. 1, 37; in allen drei Veden geht & vorher; im Rv. und Sv. folgt vo nritamäya dhrishndve, im Atharva fehlt vo; da dadurch das Metrum vernichtet wird, scheint mir fast, als ob der Ausfall nur zufällig sei); 81 (70), 8 (folgt tas N); X. 178,1 = Sul 4.1.5 1 — Ath. VIE. 85 tydm gilt für zweisilbig, so dass shu wirklich die vierte Silbe bildet; will man iydm einsilbig nehmen, dann hat der erste Fuss nur drei Silben und sA% repräsentirt die vierte; es geht wieder “4 vorher; hinter sh folgt va®. 4) vor folgender scheinbar positionslangen Silbe, die vielleicht (wie die Position in 2) gesprochen ward, in der 4ten: Rv. VIL, 42, 3 (es folgt purvantka, welches aber ohne Position puruan® zu sprechen ist). 5) vor Vocal & (vgl. RPr. 161), in der 2ten Silbe: Rv. VI. 24, 9 (mit ö davor); — in der 4ten Silbe: Rv. I. 112, 1°—23° (ebenfalls mit vorhergehendem &). 6) in einigen Fällen, welche sich nicht aus der Analogie der Be- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 23 wahrung der Kürze anstatt der sonst regelmässigen Dehnung erklären. Die Zahl dieser Fälle ist aber im Verhältniss zu den aus jener Analogie erklärbaren sehr gering, wohl nicht grösser, als die Bewahrung der Kürze in 6 in 8, und in 8 und 10 in elf- und zwölfsilbigen Stollen, von welcher sich keine sichre Erklärung geben liess; ausserdem deuten auch manche Analogien an, dass auch hier die Erscheinung von s# mit kurzem % von manchen Einflüssen bestimmt ward, auf welche ich mir erlauben werde, durch kurze eingeklammerte Zusätze in den einzelnen Fällen aufmerksam zu machen. Ich glaube demnach, dass wir in der so überaus häufigen Dehnung des & in der 2ten und 4ten Silbe einen weiteren Beweis für die — übrigens schon lange erkannte — Analogie der Dehnungen in diesen Silben mit den regelmässigen in 6 in 8 u. s. w. erblicken dürfen, d. h. dass sie wie diese dem Einfluss des Metrums verdankt werden. j Die Fälle mit kurzem sw, welche hieher gehören, sind folgende: a) in der 2ten Silbe: Rv. I. 38, 6 (vor nah). — IV. 26, 4; 55, 10 (vor nah). — VII, 89, 1. — VIII. 18, 12 (vor nah). — X. 59, 4° (vor nah); 75, 1. b) in der 4ten Silbe: veal036, 13, Sv.0l: 1..2.,41.3, — VS. X1.42:— TS. IV. 1. 4. 2 und V. 1. 5. 3 (vornah); Rv. I. 138, 4° (vor nah); 184, 2 (folgt vri®, in welchem x vielleicht wie » wirkte und vri also Position machte, vgl. “‘Vedica und Verwandtes’ S. 34). — II. 30191. 31, 14. —- IV..20, 4 (vor nah). — IV. 23, 104 Z VW 35, 2 (vor nah); 73, 8 (hinter &, hinter welchem es uns schon öfters kurz begegnet ist und weiterhin begegnen wird), — VI. 27, 7. (hinter 4). — VII. 29, 2 (hinter @). — VII. 1, 19: a, 3 Su 103: 2.1.10), 13, 25;.:20, 19° (hinter.o), 26, 15 (folgt vr vel: ben]. 184, 2); 45.19; 61. (50), 5 — Sv. 1.3.2. 2:1 —IACHERX 118,1 (hinter 2); Rv. VIIL!731(62),17.-- X 100, 2. Wir haben also unter 6 nur 26 Fälle; von diesen 7 vor nah (oder nah); 5 hinter ö; 3 — wie ich noch bemerken will — vor maghavan (nämlich in der 4ten Silbe in Rv. III. 30, 21; 31, 14 und IV. 22, 10). 24 THEODOR BENFEY, Beachtenswerth ist auch, dass die grössre Zahl der analogielosen Kürzen in die 4te Silbe fällt, während in der 2ten sich nur 3 finden; bekannt- lich ist auch Länge der Samhitä statt der Kürze des Pada in der 2ten Silbe überwiegend häufiger als in der 4ten. 196. sumota (RPr. 465; SvPr. 244; Whitney zu AthPır. II. 16, S. 133, 4, a. Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (3 ins) Rv. VII. 32, 87 sw... 3.215. 3) wo\aber mit kurzem Auslaut, welcher in der angeführten Stelle des SvPr. bestätigt wird, = Ath. VI. 2, 3, wo, wie im Ry.). — IX:30,.65 51, a Smllls. 1. dt) Bemerkung: Kurz nur am Ende eines Halbverses Rv. X. 30, 3. Contrahirt Rv. I1. 30, 7. 197. supaptani (RPr. 465). (4 in 12) Rv. I. 182, 5. Die Pada-Verfertiger haben sich mit ihrer Verkürzung sicherlich, wie so oft, geirrt: das aus- lautende 7 ist grammatisch; entweder ist supaptant für su- paptanı-& als vedischer Instrumental mit Grassmann aufzu- fassen ‘in raschem Flug’, oder nach einer indischen Erklä- rung (bei Säyana) als regelrechter Nom. Dual eines Ad). ‘rasch fliegend’; für letztre Auffassung sprechen einigerma- ssen die dazu gehörigen 2 Dual Pf. red. nämlich nir-ühathuh und speciell petathuh. 198. suva (Whitney zu AthPr. III. 16, S. 134, 4, c). Der Aus- laut war doppelzeitig, s. II. 1, S. 34 unter Aalpaya. (7 in 11) Ath. VIL 14,3) |— ve — — |. 199. suhastya (SvPr. 252). Am Ende eines Stollens: Sv. 1. 6. 1. 3. 7. Im Rv., wo sich dieser Vers IX. 107, 21 findet, ist der Auslaut kurz. Schon im Glossar zum Sv. habe"ich auf die zendischen Vocative Sing. mit Dehnung von aus- Jautendem a hingewiesen. 200. szrija (RPr. 463; VPr. III. 128; TPr. III. 12; vgl. Illte D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 35 Abhälg, S. 39). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4, m.s) Ry.1..13, 42. Von VS. XXVII 21 = TS. IV. 1. 8. 3 ist schon in der IlIten Abhdig $ 8 gehandelt und gezeigt, dass ihrem vänaspate ’va srijä räränas tmänä dev6shu | agnir havyäs camitä südayäti |] Rv. IV. 10, 9: vänaspate 'va srijöpa devän agnir havih camitä’ südayäti | zu Grunde liege, und tmand deveshu eingeschoben sei. Lassen wir diese beiden Wörter aus und lesen richtig, nämlich vänaspate äva srijä räräna agnir u. s. w. dann erhalten wir zwei regelrechte elfsilbige Stollen, in denen der Aus- laut von srijjä die Länge, der allgemeinen Regel gemäss, in der Sten Silbe zeigt, sie also durch das Metrum geschützt sein konnte. 201. szrijata (RPr. 484). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (alın 8). Rv.. IX. 62, 21,104, 2 — Sv. Il. 4.2. 9. 2. Bem. In den beiden andern Fällen erscheint: Länge in 6 in 8: Rv. 1. 9, 2 = Ath. XX. 21, 8. Kürze vor Position (6 in 8) I. 39, 10. 202. sota (RPr. 464; SvPr. 244; vgl. IIIte Abhalg S. 39). Der Auslaut war doppelzeitig. s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (31, 8)..Rv.. 1X. 108, 7. —;8v. L 6.2.4. 3. (@ in 8) Rv. VII]. 1, 49. 203. stava (RPr. 502, vgl. IIIte Abhalg S. 39). (4 in 11) Rv. X. 89, 1. Wahrscheinlich, wie in der IIlten Abhdlg a. a. O., für staväni, also die Länge grammatisch, Möglich ist auch die Auffassung als 2 Sing. Imptivi, worin der Auslaut doppelzeitig war, s. IV. 1, S. 34 unter Aalpaya. 204. stota (RPr. 502; SvPr. 246; 247). Der Auslaut war doppel- zeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (4 in 8) Rv. VIIL 16,1 = Sy. 1. 2.1.5.10 = Ath. XX. 44, 1. Histor.-philolog. Classe. XXV. 7. D 26 THEODOR BENFEY, (541 12) Rv. VIREN (= Sv. 1. 30.1.05.2. 100° = ANRRE 5, 1) w— |. 3205. 'stha (RPr. 502; 507; 508; ..VPr. IIT. 128: SMPr, IR 8: Whitney zu AthPr. Il. 101). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. In der 2ten. Silbe: Rv. V. 61, 15; X. 36, 1061, 27. (4 in. 8) ‚Rv. I. 15, 25. VL 51, 15, X gr (= Sy IE 9 3 10.1 = VS.XI 50 =[T8. IV. 1. 5. 1 und sonst = Ath. 1.5, 4) (din 11)" Rv. 1.171,32; V2.50, 7. (4.in 12) Rv. IV..'36, 7. Bem. Kurz erscheint der Auslaut (vgl. S. 19 unter sa): a) am Ende eines Verses, Rv. VII. 43, 4. b) am Ende eines Halbverses, Rv. I. 139, 1b (= VS. VI. 19). — V. 60, 6. — VI. 52, 13 (= VS. XXXII. 53 — TS. 11.2.0184. 5), HE x. 18.6 = Ah, X 00 94 c) am Ende eines vorderen Stollens, Rv. I. 139, 11% (— VS: VI. 19). = II. 29) 4. — IV. 34, 6. — VII: 103, 7: d) vor Position: in der 2ten Silbe, Rv. VIII. 30, 2; in der 4ten X. 30, 12. e) vor einer natura oder positione langen Silbe, in der 2ten Rvy. X. 63, 2; — in der 4ten Rv. VIII. 55 (Väl. 7), 4. = ın5 in.'8, Rv. X. 97, 9 (=. VS. XI. S3X ES IV.22 6 2). f) ohne erkennbaren Grund in 3 in 8, Rv. VIII. 67 (56), 5, und in 3 .ın 12, Rv. W. 57% 2. Contrahirt ist der Auslaut: Rv. X. 94, 11. 206. sma (RPr. 502; 510; 511;.512; 513; 514; 517; 537; VPr. III. 128; Whitney zu AthPr. III. 16). Die Fälle mit Länge sind überaus zahlreich; schon dies lässt uns ahnen, dass sie zur Vedenzeit vorherrschte; dafür spricht auch zunächst, dass sie auch vor Position erscheint (Rv. III. 30, 4 in der 4ten Silbe) und am Ende eines fünfsilbigen Stollens (Rv. IV. 10, 7); ferner: dass im Rv. alle Fälle mit Kürze, mit Ausnahme von zweien, sich aus der D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH. -U. PADA-TEXTEN D. V. 27 Analogie der für die regelmässigen Dehnungen geltenden Ausnahmen erklären (vgl.S. 19 unter s«“); endlich die unzweifelhaft richtige Annahme, dass sma ursprünglich der Instrumental Sing. ntr. war, also sma-ä lautete, dann smä ward und endlich, wie so viele adverbial gewordene Instrumentale Sing. (vgl. -tra für -trd, urspr. -tara-4 und andre) und selbst der Instr. Sing. einer ganzen Categorie — nämlich der Themen auf a — seinen Aus- laut verkürzte. In den Veden scheint sich die alte Länge — ähnlich wie in dechä (IV. 1, S. 4) — auch in smd, ausser in den erklärbaren Verkürzungen und den zwei bis jetzt unerklärbaren Fällen, behauptet zu haben. 1. Lang erscheint der Auslaut: ii) im der 2ten Silbe: ‚Rv.' 1. 51,42; 102, 3; 169,5.,— U. 12.5 © Nth XX. 34, 5)..31,2. V.0.49d VI. 15, 9 8m: I 722. 13.38) MIN 24 ,46...%.29,:8 @ Ach. XX 76, 8); 96,5; 178, 3» — Ath. XIL 5, 3. 2) in der 3ten Silbe: a) in achtsilbigen Stollen: Rv. I. 5, 10; 26, 3, 128, 5. — IV. Sl 20 855,0. Vi 22.23, 2. — VI 46,-11.:— VII 25.15, = 1X. 20,.2.(— Sy... |L 3.2.4.2), — Ath. X. 4,6. b) in elfsilbigen Stollen: Ry. I. 104, 5. — III 62, 1. — W. 16, 17; 29, 2. — VI. 25, 7; 44, 18%, — VII. 56, 22; 88, 6. c) in zwölfsilbigen Stollen: Ry. I. 127, 9. — VL 46, 0 = Ich 20x 83,77): 12. — VII. 83, 5. 3) in der 4ten Silbe. a) in achtsilbigen Stollen: Rv. I. 37, 15%°®. — V. 53,5. — VI9.29., — VIEL.“ 1, 215 21,10 (== Ath. XX. 14, 4); 92 (em 26.. X. 156,7. b) in elfsilbigen Stollen: Rv. I. 173, 12 (= VS. III. 46); 180, 74. _ II. 30,'4 (NB. vor Position, nämlich cyP). — IV. 38, 8 — VJl 21, 9.— DR. 837,6. — X: 102, 6. ec) in zwölfsilbigen Stollen: Rv. I. 102, 5; 129, 3. — VII. 27, 4; 86 (75), 3. 4) in der 5ten Silbe: 28 THEODOR BENFEY, a) in elfsilbigen Stollen: Rv. IV. 3, 10. — V. 45,4. X, 12,5 (= Ath. XVIIL ı, 33). — In allen drei Fällen |-w— |. b) in zwölfsilbigen Stollen: Rv. I 129, 2|-’w—|. — I. 133, 7 (= Ath. XX. 67, 1) |—=ovw|h. — VII 27, 14 (= VS. XXXII 94) | w—.| 5) am Ende eines Stollens: Rv. IV. 10, 7. 6) einmal regelmässig (8 in 11) Rv. VI. 44, ısd. I. Kurz erscheint der Auslaut im Rigveda: 1) vor Position: (3 in 8), Rv. I. 12), 8 sv. I. 2.02.25. 2 (vor pr®). 2) vor einer natura oder positione langen Silbe: a) in 2ter Silbe: Rv. VI. 65, 4 (vor md). — VIII. 60 (49), 10 = Sv. II. 7. 2. 4. 2 (vor vä®). — Rv. X. 95, 5 (vor mäP); 102, 2 (vor vä®). b) in der 3ten Silbe: e) in achtsilbigen Stollen: Rv. I. 28, 6 (vor te); 42, 2 (vor tam p9). — V. 7,5 (vor yasy); 8 (vor yasmO); 9, 3 (vor Yas £0); 4 (vor durgO); 5 (vor yasyP); 52, 8 (vor te); 9 (vor te); 56, 7- (vor vad)..— VIEL 15, 13 —='Sv. I 1. 2.23. Avon de®). — Rv. VIll. 7, 21 (vor yad dA°); 44, 11 (vor de). — X. 87, 23 (vor raksh®); 134,2 = Sv. 11. 4a. 1. 16. 3 (vor durhP). ß) in elfsilbigen Stollen: Rv. VII. 3, 2 —= sv. 1.571. 2 = VS. XV. 62 (vor te). — Rv. IX. 87, 9 (vor rd). — X. 95, 8 (vor mattP); 102, 4 (vor trieh®). y) in zwölfsilbigen Stollen: Rv. VII. 32, 15 — Sv. II. 8. 2. 9. 2 (vor vritr)). — Rv. X. 96, 10 —= Ath. XX. 31, 5 (vor sadm®). c) in der 4ten Silbe: «) in einem elfsilbigen Stollen: Rv. X. 33, 1 (vor pü0). 1) nicht richtig, doch darüber genauer in den Beiträgen zur vedischen Metrik; in yajaty dva ist natürlich das % statt y herzustellen; es bildet dann die achte Silbe und ist trotz des folgenden Vocals zu dehnen, also | Zw — |. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 29 P) in einem zwölfsilbigen: Rv. VII. 32, 15 = Sv. N. 8. 2. 9. 2 (vor vritr®). Bemerkung zu 1 und 2. Ichdarf nicht unerwähnt lassen, dass — wie denen, welche die Stellen verglichen haben, nicht entgangen sein wird — sowohl vor Position als langer Silbe auch die Länge bewahrt ist; vor Position nur einmal (in 4 in 11) Rv. Ill. 30, 4; vor langer Silbe aber öfters, nämlich in der 2tenSilbe II. 12, 5; VI. 15, 9; VIII. 24, 6; Re 95, 54 ın der 3ten (in S) 1. 15.10; 26, 3; 128, 5. = IV: 3j, 278592 = V.7, 0; 23. — VL 46, 11. — VIIL 25, 15. — {in 11) T. 104, 5. — IV. 16, 17; 29, 2! — VI. 25, 7; 44, 18. — VIL 56, 22; 88, 6. — (in 12) I. 127, 9. — IV. 46, 10; 12. — VI. 83,5. —ın der 4ten (in 8) I. 37, 15%. — VI. 2, 2. — VIII. 21, 10. — (in ıı) L seo > VII. 21, 9.) — X. 102,6. Wir müssen natürlich daraus folgern, dass weder folgende Position noch Länge nothwendig Verkürzung erforderte, also, wie schon ange- deutet, smä in der vedischen Zeit nur noch vorwaltend lang war, aber auch die Kürze sich schon — insbesondre vor Position und langen Sil- ben — geltend gemacht hatte. 3) ohne Analogie in 3 in 8: Rv. I. 12, 5. in4 in 8: Rv. X. 86, 10 = Ath. XX. 126, 10. III. Die Quantität ist wegen Contraction unkenntlich und zwar nicht nur in den Fällen, wo sie nicht aufzulösen ist, sondern auch in den aufzulösenden, da wir sowohl Länge als Kürze vor kurzen und langen Silben gefunden haben. Der Voll- ständigkeit wegen will ich auch diese Fälle aus dem Rv. anmerken. 1) mit aufzulösender Contraction, auffallend oft vor a. Rv. T. 127.6 (vor. a); 169, 3: (vor a); 173, 11 (vor 3); 180, 7 (vor a). — IV. 38, 6 (vor dä); 8 (vord); 40,3 = VS. IX. 15 (vor a). — Rv. VI. 12, 5 (vor a); 66, 6 (vor e). 2) mit nicht aufzulösender: Rv. IV. 38, 4; 5. — VI. 17, 14. — X. 27, 24. 207. svädma (RPr. 516). Accus. Sing. 30 THEODOR BENFEY, Rv. I. 69, 2 in einem Verse, welcher als Dvipadä Virät bezeichnet ist. Die Inder zerlegen diesen Vers in 4 Stollen von je 10 Silben; er zerfällt aber in Wirklichkeit in 8 Stollen von je 5 Silben, wie dieses auch aus der Form göndm folgt, welche dem Worte svädmä in unserm Verse unmittelbar vorhergeht und, wie in Pänin. VII. 1. 57 richtig be- merkt ist, im Rigv. nur am Ende eines Päda (Stollens) gebraucht wird. Es beginnt also mit svddmä in diesem Verse der 4te Stollen und die Länge lässt sich aus der so häufigen Dehnung in der 2ten Silbe er- klären; doch verweise ich auch auf das unter bAWma (S. 3) bemerkte. Hätten die Verfasser des Präticäkhya mit sv@dmd den Stollen begonnen, dann würden sie die Länge unter den Wörtern aufgeführt haben, welche zu Anfang eines Pädas ihren auslautenden Vocal dehnen (RPr. 465— 487). Ganz eben so haben sie auch in hindta (Rv. VII. 34, 6) nicht das Anfangswort eines Stollens erblickt, trotz dem es accentuirt ist; denn sonst hätten sie bemerken müssen, dass es gegen RPr. 465 den Auslaut nicht dehnt; dieser Bemerkung bedurfte es darum nicht, weil sie den Vers nur in 2 Päda’s theilten, deren 2ter mit dadhäta nach ihnen beginnt. Das Metrum von I. 69, 2 ist 2 12-12 - 4-12 —---—I 2 9 =|--+-12—- 1-12 —- P-—| 208. sväpaya (RPr. 518). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 1, S. 34 unter kalpaya. (4 in 8) Rv. I. 29, 3 = Ath. XX. 74, 3. 209. ha (RPr. 515; 520, vgl. IV. 2, S. 2 gha). In der 2ten Silbe: Rv. IV. 31, 5. — V. 41, 7. 210. harizeäsya (Whitney zu AthPr. III. 16). (4 in 8) Ath. VI. 67, 3. 211. hinava (RPr. 502). (6 in 11) Rv. X. 95, 13. Hier hat auch die indische Interpretation (Säyana) erkannt, dass es die 1ste Person Sing. sei, wie durch das entsprechende bravdmi er- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 31 wiesen ist. Es steht also für Ainaväani (vgl. IV. 2, S. 17 n.); das aus- lautende d ist also grammatisch. 212. hinota (RPr. 465). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IV. 2, S. 10 unter cakrima. (3 ın 11) X. 30, 11°. Bemerkung: Kurz erscheint der Auslaut in diesem Worte (vgl. S. 19 unter su): 1) am Ende eines Verses: Rv. II. 14, 4. — VII. 34, 5. 2) am Ende eines vorderen Stollens: Rv. V. 77, 2. 3) vor Position: Rv. X. 30, 11P. 4) vor einer natura oder positione langen Silbe: Rv. VII. 34, 6 (Position); IX. 62, 18 und X. 188, 1 (natura lang). 5) ohne erkennbaren Grund, ja! wo eher Länge zu erwarten wäre, in 5 in 11: Rv. IX. 97, 4; X. 30, 8, wo beidemal dadurch | vvv — | ent- steht, während der durch die Länge entstehende Fuss | — w —| der viel häufigere sein würde. * R * THEODOR BENFEY, Anhang. Die Absolutive auf ya (RPr. 439; 441; VPr. II. 128; TPr. III. 12; Whitney zu AthPr. IIl. 16). I. Der Auslaut erscheint sehr häufig lang: 1) natürlich an den Versstellen, in denen Auslaute regelmässig gedehnt werden, nämlich (8 in 11) pratigrihyä Rv. I. 125, 1. anughüshyä Rv. I. 162, 18 = VS. XLV. 0 — TS. IV. 6. 9. 3. parigätyä Rv. IL 15, 4. apagürya Rv. V. 32, 6. atidivyä Rv. X. 42, 9 (= Ath. VII. 50, 6, wo aber V. L. ati divä). anumz’icyä Rv. X. 68, 5 = Ath. XX. 16, 5. (10 in 12) abhigüryä Rv. Il. 37, 3; es ist abhigürid tudm zu sprechen. Bemerkung. Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel habe ich aus der VS.I. 283=[TS. I. 1. 9. 3 notirt (Ilte Abhdlg. S. 46), nämlich in der VS. anudigya, wofür die TS. anudrigya hat, mit kurzem a in der Sten Silbe eines elfsilbigen Stollens (das # in der VS. hinter td’m, welches das Metrum stört, und in der TS. fehlt, ist nämlich zu streichen). Dadurch entsteht als 2ter Fuss | vv u | , welcher schwerlich zu dulden ist (dar- über in ‘Beiträge zur vedischen Metrik). Die Kürze ist höchst wahr- scheinlich Corruption durch Einfluss der späteren Zeit, in welcher das Sskrit diese Absolutive nur auf kurzes a auslauten liess; ähnlich wie D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 33 auch in säsahydma Rv. 1. 132, 1° — wenn nicht das folgende pri® Po- sition bildete (vgl. Gött. Nachr. 1876, S. 438 — ‘Vedica und Verw.’ S. 34, und sonst) — wohl nur spätere Corruption zu erkennen und °mä herzustellen ist (vgl. IVte Abhdlg 2, S. 3). 2) in mehreren anderen Versstellen und zwar a) in der 2ten Silbe: äcyä (Pada @-deya) Rv. X. 15,6 = VS. XIX. 62 — Ath. XVII 1, 52. prärpyä (Pada pra-arpya) Rv. I. 113, A. b) in der 3ten Silbe: e) infeinem achtsilbigen Stollen: ägätyä Rv. III. 42, 7. ß) in elfsilbigen Stollen: vimücyä Rv. I. 104, 1; II. 32, 19; praprüthyä III. 32, 1°; ämüshyä II. as, 4. — VIll. 4,4 (= 8v. Il. 8. 3. 4. 2); vgl. II. 2 (S. 37), wo eine Ausnahme; — ägätyä Rv. III. 50, 1; saasaga-ibhyä III. 54, 15; vibhidyä X. 67,5 = Ath. XX. 91, 5; pratityä Rv. X.-116, 5. y) in zwölfsilbigen Stollen: äsädyä Rv. II. 36, 2 = Ath. XX. 67, 4; äyüyä Rv. II 37, 3; sasräbhyä Rv. X. 94, 4. c) in der 4ten Silbe: e) ineinem achtsilbigen Stollen : abhivlägyä Rv. I. 133, 2. ß) in elfsilbigen Stollen: ädrityä Rv. I. 103, 6; VIII. 66 (55), 2 (— Sv. 1]. 1. 1. 14. 2); äsadyä Rv. 1.109, 5; aväsyä (Pada ava-asya) I. 140, 10 (avd'syd repräsentirt entschieden vier Silben; ob es aber avadsyd oder avd'sid zu lesen ist, wage ich noch nicht sicher zu entscheiden; wahrscheinlicher ist mir die letztere Leseweise); 84228- eäkshyä (zu lesen Okshia) I. 165, 12, ägatya 1IL 35, 8; nirudhyä VIL 6, 5; äbhrrityä X. 71, 3. y) in einem zwölfsilbigen Stollen: vibädhyä Rv. IL. 23, 3. Bem. Im RPr.465 wird auch upägatyä mit auslautendem langen ä eitirt. Da die Stelle jedoch in der Rv.-Samh. fehlt, so Histor.-philolog. Classe. XXV. 7. E 34 THEODOR BENFEY, wage ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden, wie viele Silben der Stollen hat; sehr wahrscheinlich ist er, dem Citat zufolge (upagatyäk somydsah, z. 1. somiäsah), achtsilbig. d) in der öten Silbe. In allen 5 Beispielen ist der 2te Fuss | — vv — |, während | #0» — | ebenfalls sehr häufig ist. «) in elfsilbigen Stollen: abhyüpyä Rv. I. 15, 9; ak- khalikzrityä (vgl. Götting. Nachrichten 1876, S. 324ff. — ‘Ve-dica und Verw.’ S. 134ff.) VII. 103, 3; sassagsibhyä X. 46, 6 (vied’m ist dreisilbig); pratishyä X. 129, 4. ß) in einem zwölfsilbigen Stollen ävzrityä Rv. I. 56, 1. 3) Am Ende eines vorderen Stollens: nieäyyä (zu sprechen nicd'yıa) Rv. I. 105, 18; III. 26, 1. — abhieäakshyä I. 92, 9. — ni- shädya. 1. 1.08, 3; II. 35,10; III. 35, 6 (— VS. xx >95) X. 6, 7 (der 2te Fuss ist nur dreisilbig). — apityä II. 43, 2 (wohl apftid zu lesen, nach Analogie der vier übrigen Stollen, welche mit 9 — v — schliessen; im 2ten Stollen ist putreva statt putrd-iva zu lesen (vgl. Iste Abhdlg S. 252); im 3ten Stollen ist der erste Fuss fünfsilbig). — vihätyä V. 4, 5 (= Ath. VII. 73, 9, wo aber vihatya mit kurzem Auslaut). — vitüryä Rv. X. 68, 3 (= Ath. XX. 16, 3). — niyüyä Rv. X. 70, 10. Bem. 1. Hieher gehört auch dvyä Rv. I. 166, 13; allein Pada sowohl als Präticäkhya nahmen es nicht für ein regel- rechtes Absolutiv von einem etwa mit Präfix 4 zusam- mengesetzten auya. Denn der Padatext löst es nicht in d-dvya auf, sondern schreibt nur d’vya statt d’vyd, und das Präticakhya giebt für die Länge des Auslauts in der Samhitä eine specielle Regel (535), während es, wenn es für d-avya ‚stände, unter die Regel über die Absolu- tive (RPr. 439) fallen würde. Dass es in der That nicht für d-dvyä stehe, wird dadurch wahrscheinlich, dass das Verbum av nie mit dem Präfix ö erscheint; von einem einzigen Fall, der möglicher Weise so ge- fasst werden könnte, wird sogleich die Rede sein. Den- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 35 noch gehört es unzweifelhaft zu dem Verbum av und ward so auch von Säyana gefasst, wie man daraus er- sieht, dass er es als Absolutiv erklärt und durch das Absolutiv des Verbums raksh glossirt, welches die ge- wöhnliche Glosse von av ist (vgl. z. B. zu Rv. 1. 7, 4 u. sonst). Da seine Glosse kein Präfix hat, so ist da- nach wohl sicher anzunehmen, dass er auch in dvyä kein Präfix annahm. Die mit seinem Verfahren minder Bekannten werden es zwar nun auffallend finden, dass er kein Wort darüber fallen lässt, dass bei dieser Auf- fassung das anlautende 4 für a stehe; allein, wenn sie VI. 18, 9 vergleichen, — wo in demselben Verbum av, nämlich in dessen Particip Präs. Sing. Instr. udd'vata, nach der Auffassung des Präticäkhya (RPr. 181) sowohl, als der Padaverfertiger, welche statt dessen ud-avatä haben, das ö vedische Dehnung ist — und auch da kein Wort über die Quantitätsverschiedenheit in Säyana’s Com- mentar finden, so werden sie wenigstens aufhören, diesen Mangel an unsrer Stelle (I. 166, 13) auffallend zu finden. Es entsteht aber nun die Frage, warum haben Prätic. und Pada das anlautende # in udävatä als Vertreter einer grammatischen Kürze betrachtet, dagegen das in dvya unverkürzt gelassen. Die einfachste und wohl auch richtige Antwort ist: aus dem Mangel irgend einer Form von av mit dem Präfix 4 schlossen sie, dass in ud-dvatä das d nur vedische Dehnung sein könne und in dieser Auffassung wurden sie vielleicht dadurch be- stärkt, dass dieses @ in der zweiten Silbe eines Stollens erscheint, in welchem kurze a, i, u so oft gedehnt wer- den; in Bezug auf d’vyd dagegen nahmen sie — bei der in ihrer Zeit noch so geringen Kenntniss der vedischen Grammatik — entweder an, dass es die grammatische Form des Absolutivs von av sei, — wie dies auch heute E2 36 THEODOR BENFEY, noch im St. Petersb. Wtbch (I. 465, 26) und bei Grass- mann (124) geschieht —, oder wagten wenigstens keine Aenderung vorzunehmen, weil d’oyd ein üna& Asy. ist und im Rv. von av» weiter kein Absolutiv vorkömmt. Wir wissen aber jetzt, dass im Absolutiv auf ya keine Vocalverstärkung statt findet, eine Bildung aus unzusam- mengesetzten av durch ya konnte also in der grammati- schen Form nur mit einem kurzen a anlauten. Allein wird man einwenden: ‘die Absolutive auf ya dürfen ja nur von Verben gebildet werden, welche mit Präfixen zusammengesetzt sind. Aus Pänini VII. 1.38 wissen wir aber, dass diese Regel nicht für den Veda (oder vielmehr: nur für das classische Sanskrit) gilt; es wird da als vedisch arc-ya von arc ohne Präfix ange- führt und in der epischen Sprache giebt es eine ausser- ordentlich grosse Anzahl von Bildungen dieser Art (s. einige in ‘Vollst. Gramm. d. Sskritspr. $ 915, Bem., S. 429); eben so in den alten indischen Volkssprachen (vgl. in Bezug auf Präkrit Lassen Inst. 1. Pr. $131, p. 366, auf PäliMinayeff Päli-Gramm. [russisch] S. 84). Da wir nun aber entschieden wissen, dass die Sprache der Veden in enger Verbindung mit den alten Volkssprachen steht, so brauchen wir nicht das geringste Bedenken zu tragen dvyd zunächst einem volkssprachlichen avya gleichzu- stellen. Was nun die Dehnung des anlautenden 4 be- trifft, so bildet dvy& den Schluss eines zwölfsilbigen Stollens, es ist also, wie auch schon bei mehreren an- dren Formen auf y& bemerkt ist, d’vid zu lesen. In diesem Worte fällt aber das für a eingetretene d in die 10te Silbe, welche, als zweite der schliessenden Dipodia iambica, sehr oft, als Wortauslaut bekanntlich regel- mässig, gedehnt wird; die Dehnung desselben ist dem- nach durch das Metrum herbeigeführt. Dass diese Deh- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 37 nung nicht im RPr. angemerkt ist, erklärt sich daraus, dass sie auch im Pada-Text erhalten ist. Bem. 2 vgl. II. 2. II. Kurz erscheint der Auslaut: 1) am Schluss a) eines Verses: Rv. Il. 3, 8. — III. 21, 1. — IV. 32, 10 (zu lesen: abhftia). — V. 2, 7. — VIM. 13, 30. — X. 14,5. (= 18. 11.6. 12.:6.— Ath. XVIII. 2,59). — X. 68, 8 (= Ath. XX. 16, 8); 112, 3 (vgl. unter 2). b) eines vorderen Halbverses: Rv. III. 14,5 (= VS. XVII. 75) — 1.715,95 .(=.VS XXIR..42:— TS. TWV.:6.:6. 2). — IX.55,4 (=Sv.11. 3.2. 5. 4), zu lesen abAhltia. — DES, 2,0 VS. 32 — ITS. L.8. 21. 1:0. sonst — Ath. XX. 125, 2). Bem. Die unter 1 angeführten Beispiele umfassen alle im Ry. vor- kommenden Fälle. 2) in allen Absolutivis, in denen dem y der Endung ein langes ä unmittelbar vorhergeht. Aus dem Rv. gehören dahin neun Absolutiva; ausserdem eines aus der VS = TS. atihäya Rv. I. 162, 20 (= VS. XXV. 43 = TS. IV. 6. 9. 3); es bildet das Ende eines vorderen Stollens, wo wir in I. 3 stets Länge fanden; es folgt hier ch, welches Position bildet (vgl. unter stha, S. 26, und sonst Kürze vor Position). abhikhyäya Rv. I. 155, 5 (5 in 12); dieses Wort ist fünfsilbig zu lesen, ob, nach Analogie der bisher erwähnten Fälle, abhikhyd'ia, oder eher wohl abhikhid'ya wage ich nicht zu entscheiden; das letztere passt rhythmisch, wie mir scheint, besser; es folgt Position, nämlich martyo, zu lesen märtio; ferner Rv. II. 30, 9 (4 in 11); auch hier folgt Position: tam 1°. ädäya Rv. IV. 26, 6 (am Ende eines Verses, s. 1, a.); 7 (in der äten Silbe, wo sonst Länge erscheint (s. I. 2, b); es folgt aber Position; somam ist dreisilbig zu lesen, saümam vielleicht sogar sadmam vgl. das im Avesta entsprechende haoma). 38 THEODOR BENFEY, utsnäya (4 in 11) Rv. II. 15, 5. udädäya (4 in 11) VS. I. 2s = TS. L 1. 9. 3. upasthäya (4 in 11) Rv. III. 48, 3 (vor natura langer Silbe). paridäya (4 in 8) Rv. 1. 105, 2. vimäya (5 in 11) Rv. X. 114, 6. sammäya (3 in 5) Rv. I. 67, 5® (vor positionslanger Silbe). saseäya (5 ini 11) Rv. X. 180,2 (= Sv. I. 9.3. 9.1 — VS. XV. 7ı.= TS. 116. 12.4. = Ath.. VI. 84, 3), 3) in folgenden 10 Stellen des Rigveda, nämlich: anudz’ieya Rv. X. 130, 7; %ya ist die 9te Silbe eines elfsilbigen Stollens, also die erste des darin vorherrschenden Schlusses | v_ — B so dass die Kürze wohl durch Einfluss des Metrums herbeigeführt ist. abhipädya Rv. X. 71, 9; Oya ist die 10te Silbe eines zwölfsilbigen Stollens, also die erste des darin vorherrschenden Schlusses Iv-v-|, so dass die Kürze auch hier wohl Folge des Metrums ist. abhiva-itya Rv. X. 174, 2 (— Ath. I. 29, 2). Wohl 4 in 8 und sapdtnaan zu lesen. abhivlagya Rv. I. 133, ı (4 m 11). Es folgt eine positionslange Silbe. äräbhya Rv. I. 57,4 = 9. L 42.44 = Ath, XX. 15, 4 (4 in 12). nishädya Rv. I. 177, 4 (5 in 11 vw —); statt hart ihd ist zu lesen Ahartha. präsya Rv. I. 121, 13 (2te Silbe); es folgt eine natura lange Silbe. sassegätya RBv. X. 97, 2ı (= VS. XII. 94 = TS. IV. 2. 6. 5); Oya bildet die öte Silbe eines achtsilbigen Stollens, in welchem der Schluss | eye | vorherrscht, also die Kürze wohl Folge des Me- trums ist. sammilya Rv. I. 161, 12 (3 in 12; die folgende Silbe ist positione lang: yad bA®). niyüya, nach RPr. 441, 1 in einer bislang nicht in der Rv.- Samhitä nachgewiesen Stelle, von welcher die Worte: vänaspate racanäyä niyüya pishtätamayä D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 39 angeführt werden. Würde nicht Rv. X. 70, 10, in welchem niyü'yd (s. I. 3), vom Schol. als Gegenbeispiel angeführt, dann sollte man glauben, jenes wäre nur eine Variante davon; ganz unmöglich wäre es trotz dem nicht; hinter niyd’ya folgt eine positionslange Silbe, hinter niyüyäd eine natura lange; vor jener wäre die Länge verkürzt, vor dieser nicht, was natürlich von keiner Bedeutung, da der Einfluss dieser Länge auf die vorhergehende Silbe nicht durchgreifend ist. Ill. Contrahirt mit folgendem Vocal ist der Auslaut in mehreren Fällen, in denen die Oontraction wieder aufzuheben ist. Diese Fälle scheiden sich in zwei Categorien: t) in diejenigen, in welchen nach Aufhebung der Contraction der Auslaut des Absolutivs an das Ende eines Stollens zu stehn kömmt; in diesen ist, nach Analogie von I. 3, bei dem Versuch den ursprünglichen Text herzustellen , die Länge aufzunehmen, also zu schreiben: Ry. III. 48, 4 abhibhüyä | ämüshyä. IV. 4, 12 nishadyä | ägne. „» VI. 40, 1 nishädyä | ätha. „ X. 15,6 (= VS. XIX. 62 —= Ath. XVII. 1, 52) nishädyä | imäm. „ VI. 21, 7 vishähyä | Indram. »„ X. 66, 14 etyä | asme. Ob „ X. 166, 5 ddä’yd | aham zu schreiben sei, oder nach II. 2 ddd'ya | ahdm wage ich nicht zu entscheiden. 2) Die zweite Categorie bilden zwei Fälle, wo eine Contraction inmitten eines Stollens aufzuheben ist. Da die Verkürzung eines Vocals vor folgendem Vocal entschieden in der Veden- 99 zeit oft eintrat, wage ich in Bezug auf den ersten Rv. I. 53, 3 (= Ath. XX. 21, 3) samgribhya abhi (5 in 12) keine Entscheidung, ob Oyd oder Oya zu schreiben sei. In dem zweiten Ry. I. 104, 1 ist nach Analogie von Il. 2 wohl avasäya dgvdn zu schreiben. 40 THEODOR BENFEY, 3) Der Vollständigkeit wegen führe ich noch aus dem Rv. die Fälle an, in denen die Contraction bleibt; sie kommen natürlich nur inmitten eines Stollens vor: sie finden sich Rv. I. 80, 5; 124, 8. — 11. 24, 6; 7; 38, 4. — VI. 52,13 (= VS. XXXIJII. 53 = TS. ll. 4. 14. 5); 68, 11 (= Ath. VII 58, 2, wo asme fehlt; ist es ein blosser Druckfehler? oder fehlt es durch Zufall in den von den Herausgebern benutzten Handschriften ? sonst ist es Corruption). — VIII. 1, 34. — X. 17,8 = Ath. XVIIL 1, 42); 99, 5; 167, 1. Uebersehen wir das Material, so legt schon die grosse Anzahl der Fälle mit auslautendem langen ä, insbesondre aber die Erscheinung der Länge in der 3ten Silbe (I. 2. b) und vor allem am Ende eines vorde- ren Stollens (I. 3) — da in diesen beiden an eine Dehnung durch Ein- fluss des Metrums nicht zu denken ist — die Vermuthung nahe, dass ursprünglich nicht kurzes a, sondern langes d der grammatische Auslaut war und in diesen Fällen sich erhalten habe. Diese Vermuthung erhält eine Bestätigung durch Vergleichung des Suffixes, welches die Absolu- tive aus nicht mit Präfixen zusammengesetzten Verben bildet, nämlich tvä, und stets auf langes # auslaute. Von letzterem ist aber (in den Göttinger Nachrichten 1873, S. 181 fl.) bemerkt, dass es der alte Instru- mental Sing. eines Abstractes — ursprünglich Neutrum Partic. Pf. Pass. — sei. Ganz analog fassen wir die Absolutive auf ya (z. B. vimicyä) und tyd (2. B. apltys für api-ityd) als alte Instr. Sing. eines zu einem Nomen gewordenen Neutrum des unverstärkten Partic. Fut. Pass. auf ya (z. B. yüjya), oder tya (z. B. pratitya für prati-itya) auf. Dass aus dem Ptcp auf ya, tya Abstracta hervorgegangen sind, ist bekannt, vgl. z. B. -hatya, ntr. in eushna-hätya, cambara-hatya, vritra-hätya, ahi-hatya mit dem Ab- solutiv vi-hatyd (unter 1. 3)'). Nachdem diese Instrumentale zu Indeclinabilien geworden waren, wurde ihr Auslaut, wie bei so vielen anderen (vgl. z. B. akütra, dccha, ena, insbesondre IVte Abhdlg, 1, 25, und viele andre), im Laufe der Zeit verkürzt. Da nun die Vedenlieder in verschiedenen Zeiten entstanden Il) vgl. Vollst. Gr. d. Sskritspr. S. 429, Anm. 1. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. &4ı sind, so liegt die Annahme nahe, dass diese Verkürzung, wie in andern vedischen Wörtern, so auch in diesen Absolutivis, sich noch vor dem Ende der Vedendichtung geltend gemacht habe, also für die Vedenzeit in ihrer Gesammtheit Doppelzeitigkeit des Auslauts derselben zu statui- ren sei. Allein, wenn wir sehen, dass in verhältnissmässig so vielen Fällen die auslautende Kürze in Analogie mit sonst in den Veden auf- tretenden Verkürzungen eintritt (z.B. durch Einfluss des Metrums und am Ende von Halbversen, vgl. IVte Abhalg, 1, S.25 und sonst), oder da, wo die regelmässige Dehnung nicht eintritt (vor Position, natura oder positione langen Silben), dann werden wir unbedingt zu der Annahme gedrängt, dass die auslautende Länge zur Zeit der Vedendichtung auf jeden Fall noch überaus vorherrschend war, ja, wenn wir dann bemerken, welch geringe Anzahl unerklärbarer Kürzen — nach Abzug der erklärbaren — übrig bleibt, dann können wir kaum umhin zu vermuthen, dass diese sich erst in der Zeit der Corruption — d. h. der nur-mündlichen Fortpflan- zung der Lieder unter Einfluss von Volkssprachen und dem späteren, oder eigentlichen, Sanskrit — an die Stelle der älteren Längen gedrängt haben; doch würde ich nicht wagen sie auf diese Vermuthung hin zu ändern. Histor.-philolog. Classe. XXV. 7. F ARNO, 2 T a af 3 # Yeah = Say ; . wel Ä 3 Ei REN $ EN > ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. 0 L Pe) 2) In RO DD» iJ = SECHSUNDZWANZIGSTER BAND VOM JAHRE 1880. GÖTTINGEN, IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 1880. z T NER » , . . u N % x Z \ N N ; 51 h I SEEN { ) m ‘ 13 x le, x % vr } \ } x 5 ; r k { LA EN x # x \ \ Y ' n R ü ! ! al y x \ ER k ; } ; Ro n { \ He ‚Göttingen, Druck der Dieterichschen Univ.-Buchdruckerei. ı W. Fr. Kästner. Enhalt. Vorrede. Verzeichniss der Mitglieder der K. Gesellschaft der Wissenschaften. Mathematische ÜOlasse. M. Stern, Beiträge zur Theorie der Bernoullischen und Eulerschen Zahlen. A. Enneper, Untersuchungen über die Flächen mit planen und sphäri- schen Krümmunsgslinien. | Historisch-philologische Classe. F. Wüstenfeld, das Heerwesen der Muhamedaner, nach dem Arabischen. Th. Benfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada- | Texten der Veden. ö5te Abhandlung. Derselbe, zweite Abtheilung dieser Abhandlung. FF. Wüstenfeld, die Arabische Uebersetzung der Taktik des Aelianus. Derselbe, Geschichte der Fatimiden-Chalifen. P. de Lagarde, Erklärung hebräischer Wörter. Derselbe, über den Hebräer Ephraims von Edessa. ' €. Klein, zur Erinnerung an Karl von Seebach. EN Dat & N m Vorrede. Der vorliegende Band XXVI enthält die im Jahre 1880 in den Sitzungen der K. Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegten Abhandlungen. Kleinere Mittheilungen sind in dem Jahrgang 1880 der „Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wiss. und der G.-A.-Universität“ veröffentlicht. Ueberhaupt wurden in die- sem Jahre die folgenden Arbeiten vorgetragen oder vorgelegt: Am 10. Januar. Am 7. Februar. Klein, über den Boracit. Nachr. S. 93. Wüstenfeld, die Arabische Uebersetzung der Taktik des Aelianus. Bd. XXV1l. DBenfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden. öte Abh. 1ste Abth. XXVI. Derselbe, über einige indogermanische — insbesondere lateinische und griechische Zahlwörter. S. 1. Zusatz S..88. Wieseler, Bemerkungen zu einigen Thracischen und Moe- sischen Münzen. 21. Trieber, die Ohronologie des Julius Africanus. (Vorgelegt von Sauppe.) 49. Wüstenfeld, die Namen der Schiffe im Arabischen. 133. Pauli, über Heinrich den Löwen und Wilhelm den Löwen von Schottland. 143. Fuchs, auswärt. Mitgl., über eine Klasse von Functionen mehrerer Variabeln, welche durch Umkehrung der Inte- grale von Lösungen der linearen Differentialgleichungen mit rationalen Coeflicienten entstehen. 170. Cantor, Corresp., Zur Theorie der zahlentheoretischen Functionen. 161. VA Am 6. März. Am 1. Mai. VORREDE. v. Brunn, zur Kenntniss der physiologischen Rückbildung der Eierstockseier bei Säugethieren. (Vorgel. v. Henle.) 155. Bezzenberger, die verwandtschaftliche Gruppirung der alt- germanischen Dialecte. (Vorgel. von Benfey.) 152. Berthold, Mittheilung der Untersuchungen über die Fort- pflanzung einer Algen-Gattung. (Vorgel. v.GrafSolms.) 157. benfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden. 5te Abh. 2te Abth. XXVI. Derselbe, Vam, im Rigveda X. 7. 8.193. Derselbe, Ergänzung zu dem Aufsatz ‘D statt N’ in den Nachrichten 1877. 573. S. 299. de Lagarde, über den Hebräer Ephraims von Edessa. XXVI. Königsberger, Corresp., über die Erweiterung des Abel'- schen Theorems auf Integrale beliebiger Differentialglei- chungen. 288. Krankenhagen, zur Theorie der partiellen linearen Diffe- rential-Gleichungen. 197. (Vorgel. von Schering.) Lang, über die Bedingungen der Geysir. 225. (Vorgel. von Wöhler.) 74 Originalbriefe von Gauss an Bessel. Geschenk der K. Akademie der Wiss. in Berlin. Klein, zur Erinnerung an Ü. v. Seebach. XXVI. Stern, Beiträge zur 'Theorie der Bernoullischen u. Euler- schen Zahlen. XXVI. Pauli, über ein Rechnungsbuch zur zweiten Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby, nachmaligen Königs Heinrichs IV. von England, aus den Jahren 1392/93. 8.329. de Lagarde, Erklärung hebräischer Wörter. XXVI. von Mueller, Corresp , Notizen über einige Australische flüchtige Oele. 340. Schering, Geschenk für die Gauss-Bibliothek von Bon- compagni. 342. Holtz, Corresp., zur Analyse elektrischer Entladungen. 345. Am 5. Juni. Am 3. Juli. Am 7. August. VORREDE. vu Bollensen, die Recensionen der Sakuntala. (Vorgel. von Benfey.) 365. Erman, Bruchstücke der ober-ägyptischen Uebersetzung des alten Testaments. (Vorgel. von de Lagarde.) 401. Schubert, über dreipunktige Berührung von Curven. (Vor- gel. von Stern.) 369. Hettner, über diejenigen algebraischen Gleichungen zwi- schen zwei veränderlichen Grössen, welche eine Schaar rationaler eindeutig umkehrbarer Transformationen in sich selbst zulassen. (Vorgel. von Schwarz.) 386. Schering, Photographien von Briefen der Sophie Germain an Gauss. (Geschenk von Boncompagni.) 367. Wöhler, Voltai’sches Element aus Aluminium. 441. Wüstenfeld, Geschichte der Fatimiden Chalifen. 443. Fuchs, ausw. Mitgl., über die Functionen, welche durch Umkehrung der Integrale von Lösungen der linearen Dif- ferentialgleichungen entstehen. 445. Enneper, über die Flächen mit planen und sphärischen Krümmungslinien. Il. Abh. XXVI Königsberger, Corresp., über algebraisch - logarithmische Integrale nicht homogener linearer Differentialgleichun- gen. 553. K. Schering, über eine neue Anordnung der Magnete ei- nes Galvanometers. (Vorgel. von E. Schering.) 455. Lang, über Flussspath im Granit von Drammen. 477. Wüstenfeld, Geschichte der Fatimiden -Chalifen. 2te Abth. XXVI. Benfey, die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada- Texten der Veden. 6te und letzte Abhandl.: Unzusammengesetzte Wörter oder einfache Theile von Zusammensetzungen, welche im Anlaut oder Inhalt a, i,u in der Samhitä lang, im Pada kurz zeigen. Erste Abth. XXVI. VII Am 6. Novemb. Am 4. Decbr. VORREDE. Derselbe, Behandlung des auslautenden @ in nd ‘wie’ und nd ‘nicht’ im Rigveda, mit einigen Bemerkungen über die Umwandlung der ursprünglichen Aussprache und Ac- centuirung der Wörter im Veda. XXVI. Schering, über literar. Geschenke, welche die K. Societät erhalten hat. 489. Himstedt, Einige Versuche über Induction in körperlichen Leitern. 491. Klein, über eine Vermehrung der Meteoriten - Sammlung der Universität. 565. Wüstenfeld, Geschichte der Fatimiden -Chalifen. XXVI. Pauli, die Chroniken des Radulfus niger. 569. Lipschitz, Corresp., Mittheilung bei Gelegenheit der Her- ausgabe seines Lehrbuchs der Analysis. 589. Holtz, Corresp., Elektrische Schattenbilder. 545. Haupt, über einen Dialekt der sumerischen Sprache. (Vor- gel. von de Lagarde.) 513. Förster, Corresp., schenkt der K. Gesellschaft Briefe von Gauss an Encke. Oeffentliche Sitzung. P. de Lagarde, zum ersten Briefe des Clemens. XXVI. Jahresbericht des Secretärs. Die für den November d. J. von der historisch-philologischen Classe gestellte historische Preisfrage hat einen Bearbeiter nicht gefunden. Sie wird nicht von Neuem aufgegeben. Für die nächsten drei Jahre werden von der K. Societät folgende Preisfragen gestellt: Für den November 1881 von der physikalischen ÜUlasse: Die K. Societät verlangt eine auf neue Untersuchungen gestützte Darstellung derjenigen Entwicklungsvorgänge, durch welche die Gestaltung des ausgebildeten Echinodermenleibes herbeigeführt wird. Es soll darin, in Anschluss an die ge- sicherten Kenntnisse von der Embryonenentwicklung der Echinodermen, besonders VORREDE. IX gezeigt werden, in welcher Weise das Thier aus der Larvenform bis zur völligen Anlage sämmtlicher Organsysteme erwächst. Dabei bleibt es der Untersuchung überlassen, ob am einer characteristischen Art der Entwicklungsgang in allen Einzelnheiten erforscht wird, oder ob durch die Feststellung der Entwicklung verschiedener Formen em für den ganzen Kreis geltendes Verhalten dargelegt wird; in letzterem Falle müsste aber die Untersuchung soweit eindringen, dass die hauptsächlichsten Uebereinstimmungen und Abweichungen in der Ausbildung der Organsysteme bei den verschiedenen Echinodermenformen von ihrem frühsten Auftreien an gekennzeichnet werden. Für den November 1852 von der mathematischen Classe (wiederholt): Während in der heutigen Undulationstheorie des Lichtes neben der Voraus- setzung transversaler Oscillationen der Aethertheilchen das mechanische Princip der Coexistenz kleiner Bewegungen zur Erklärung der Polarisations- und der Interferenz-Erscheinungen genügt, reichen diese Unterlagen nicht mehr aus, wenn es sich um die Natur des unpolarisirten oder natürlichen Lichtes, oder aber um den Conflict zwischen Wellenzügen handelt, welche nicht aus derselben Lichtquelle stammen. Man hat dem Mangel durch die Voraussetzung einer sogenamnten grossen Periode von innerhalb gewisser Grenzen regelloser Dauer abzuhelfen ge- sucht, ohne nähere erfahrungsmässige Begründung dieser Hülfsvorstellung. Die K. Societät wünscht die Ausstellung neuer auf die Natur des unpolarisirten Lichtstrahls gerichteter Untersuchungen, welche geeignet seien, die auf natür- liches Licht von beliebiger Abkunft bezüglichen Vorstellungen hinsichtlich ihrer - Bestimmtheit denen nahe zu bringen, welche die Theorie mit den verschiedenen Arten polarisirten Lichtes verbindet. Für den November 1883 von der historisch-philologi- schen Ulasse: Die Aramäer haben im Laufe der Zeiten ihre Grenzen mehrfach verlegen müssen: sie sind durch Erobrer semitischer und nicht-semitischer Herkunft in nicht wenigen Gegenden um ihre Nationalität gebracht worden. Die K. Gesellschaft der Wissenschaften wünscht eine vollständige Uebersicht über die Veränderungen, welche das aramüäische Gebiet in Hinsicht auf seinen Umfang nach aussen und innen erlitten hat. Eine Zusammenstellung der Gründe, welche in Betreff gewisser Landstriche anzunehmen zwingen oder rathen, dass dieselben von einer ursprünglich aramäi- schen Bevölkerung bewohnt sind, wird sich nicht ohme Rücksicht auf die ver- b x VORREDE. gleichende Grammatik der semitischen Sprachen und nicht ohne Eingehn auf die Ortsnamen des zu behandelnden Districts geben lassen: die K. Gesellschaft der Wissenschaften erwartet, dass diese beiden Gesichtspunkte die leitenden der Un- tersuchung sein werden: sie würde es für ausserordentlich nützlich erachten, wenn eine vollständige Liste aller aramäischen Ortsnamen als Anhang zu der verlangten Abhandlung vorgelegt würde. Die Concurrenzschriften müssen, mit einem Motto versehen, vor Ablauf des Septembers des bestimmten Jahres an die K. Gesellschaft der Wissenschaften portofrei eingesandt werden, be- gleitet von einem versiegelten Zettel, welcher den Namen und Wohnort des Verfassers enthält und auswendig mit dem Motto der Schrift versehen ist. Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt min- destens funfzig Ducaten. r % * Die Preisaufgaben der Wedekind’schen Preisstiftung für deutsche Geschichte für den Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis zum 14. März 1886 finden sich in den „Nachrichten“ 1879 S. 225 veröffentlicht. Das Directorium der Societät ist zu Michaelis d. J. von Herrn Wüstenfeld in der historisch -philologischen Classe auf Herrn Henle in der physikalischen Olasse übergegangen. Durch den Tod verlor die K. Societät in diesem Jahre wie- der zwei ihrer ordentlichen Mitglieder, den Director des geolo- sisch - paläontologischen Museums, Ä. von Seebach, und den Geographen Professor J. E. Wappäus. Ersterer starb im 41. letzterer im 68. Lebensjahre. Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Correspondenten verlor sie durch den Tod: W. Sharpey, Professor der Anatomie in London, im 76. J. re eng VORREDE. xI 0. A. F. Peters, Director der Sternwarte in Kiel, im 74. J. W. Hallows Miller, Professor der Mineralogie in Cambridge, m. J.- ©. W. Borchardt, Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, ım 64. Jahre. W. Ph. Schimper, Professor der Naturgeschichte in Strass- burg, im 74. J. W. Nitzsch, Professor der Geschichte in Berlin, im 61. J. Von der K. Societät neu erwählt wurden: Hr. Hr. . August Kekule in Bonn, | '. Luigi Cremona in Rom, | . Werner Siemens in Berlin. Zum hiesigen ordentlichen Mitgliede: Hermann Wagner. Zum Ehrenmitgliede: Baldassare Boncompagni in Rom. Zu auswärtigen Mitgliedern: - seither Correspondenten. Zu Correspondenten: . Gerhard vom Rath in Bonn. . Friedrich BDeilsteın in St. Petersburg. ". Friedrich Merkel in Rostock: . Wilhelm His in Leipzig. . Ulisse Dini in Pisa. . Eduard Winkelmann in Heidelberg. Göttingen, im November 1880. Wöhler. b2 Verzeichniss der Mitglieder der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Januar 1881. Ehren-Mitglieder. Peter Merian in Basel, seit 1862. Adolf von Warnstedt in Göttingen, seit 1867. Johann Jacob Baeyer in Berlin, seit 1867. Freiherr F. H. A. von Wangenheim auf Waake, seit 1868. Graf Sergei Stroganoff in St. Petersburg, seit 1870. Ignatz von Döllinger in München, seit 1872. Michele Amari in Rom, seit 1372. Joachim Barrande in Prag, seit 1873. Giuseppe Fiorelli in Neapel, seit 1875. Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg, seit 1879. (Corresp. seit 1859.) Adolf Erik Nordenskiöld in Stockholm, seit 1879. (Corresp. seit 1871.) Principe Baldassare Boncompagni in Rom, seit 1880. Ordentliche Mitglieder. Physikalische Olasse. F. Wöhler, seit 1837. Beständiger Secretär seit 1860. F. G. J. Henle, seit 1853. G. Meissner, seit 1861. E. Ehlers, seit 1374. H. Hübner, seit 1876. (Assessor seit 1871.) W. Henneberg, seit 1877. (Assessor seit 1867.) C. Klein, seit 1877. H. Graf zu Solms-Laubach, seit 1879. Mathematische Classe. W.E. Weber, seit 1831. J. B. Listing, seit 1861. M. Stern, seit 1862. E. Schering, seit 1862. (Assessor seit 1860.) H. A. Schwarz, seit 1875. (Corresp. seit 1869.) E. Riecke, seit 1879. (Assessor seit 1872.) VERZ. D. MITGLIEDER D.K. GESELLSCHAFT D. WISSENSCHAFTEN. XII Historisch - philologische Classe. H. F. Wüstenfeld, seit 1856. (Assessor seit 1941.) H. Sauppe, seit 1857. Th. Benfey, seit 1864. F. Wieseler, seit 1868. G. Hanssen, seit 1869. @.R. Pauli, seit 1875. P. de Lagarde, seit 1876. J. Weizsäcker, seit 1879. H. Wagner, seit 1880. Assessoren. Physikalische Classe. E. F. G. Herbst, seit 1835. C. Boedeker, seit 1857. W. Krause, seit 1865. W. Marme, seit 1871. Mathematische Olasse. E. F. W. Klinkerfues, seit 1855. A. Enneper, seit 1865. Historisch - philologische Classe. A. Fick, seit 1869. Auswärtige Mitglieder. Physikalische Classe. Jean Baptiste Dumas in Paris, seit 1851. (Correspondent seit 1849.) Robert Bunsen in Heidelberg, seit 1855. Richard Owen in London, seit 1859. August Wilh. Hofmann in Berlin, seit 1860. H. Milne Edwards in Paris, seit 1861. Hermann Kopp in Heidelberg, seit 1863. (Corresp. seit 1855.) Carl Theodor von Siebold in München, seit 1864. (Corresp. seit 1850.) Michel Eugene Chevreul in Paris, seit 1865. Joseph Dalton Hooker zu Kew bei London, seit 1865. Theod. Ludw. Wilh. Bischoff in München, seit 1866. (Corresp. seit 1853.) XIV VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Hermann Helmholtz in Berlin, seit 1368. (Corresp. seit 1856.) Henri Sainte Claire Deville in Paris, seit 1869. (Corresp. seit 1356.) Franz von Kobell in München, seit 1870. (Corresp. seit 1861.) Ernst Heinrich Carl von Dechen in Bonn, seit 1871. Carl Claus in Wien, seit 1873. (Zuvor hies. ordentl. Mitgl. seit 1871.) Eduard Frankland in London, seit 1873. Max von Pettenkofer in München, seit 1374. Alex. William Williamson in London, seit 1874. James Dwight Dana in Newhaven, seit 1874. Joh. Jap. Sm. Steenstrup in Kopenhagen, seit 1876. (Corr. seit 1860.) Gabriel August Daubre&e in Paris, seit 1876. A. L. Descloizeaux in Paris, seit 1877. (Corr. seit 1868.) Carl von Nägeli in München, seit 1877. Theodor Schwann in Lüttich, seit 1878. (Corr. seit 1853.) August Kekule& in Bonn, seit 1880. (Corr. seit 1869.) Mathematische Olasse. George Biddel Airy in Greenwich, seit 1851. Joseph Liouville in Paris, seit 1356. E. Kummer in Berlin, seit 1856. (Corresp. seit 1851.) Franz E. Neumann in Königsberg, seit 1856. Edward Sabine in London, seit 1862. (Corresp. seit 1823.) Richard Dedekind in Braunschweig, seit 1862. (Corresp. seit 1859.) Gustav Robert Kirchhoff in Berlin, seit 1862. William Thomson in Glasgow, seit 1864. (Corresp. seit 1859.) Ferdinand Reich in Freiberg, seit 1864. Carl Weierstrass in Berlin, seit 1865. (Corresp. seit 1856.) Enrico Betti in Pisa, seit 1865. Leopold Kronecker in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1861.) Carl Neumann in Leipzig, seit 1868. (Corresp. seit 1364.) Francesco Brioschi in Rom, seit 1870. (Corresp. seit 1869.) Arthur Cayley in Cambridge, seit 1871. (Corresp. seit 1864.) Charles Hermite in Paris, seit 1874. (Corresp. seit 1861.) Ludwig Fuchs in Heidelberg, seit 1875. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1874. Rudolph Jul. Emmanu. Clausius in Bonn, seit 1877. (Corresp. seit 1866.) John Couch Adams in Cambridge, seit 1877. (Corresp. seit 1851.) Heinrich Eduard Heine in Halle, seit 1878. (Corresp. seit 1865.) DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. XV Friedrich Kohlrausch in Würzburg, seit 1879. (Assessor seit 1867.) Joseph Anton Plateau in Gent, seit 1379. (Corresp. seit 1876.) Luigi Cremona in Rom, seit 1880. (Corresp. seit 1869.) Werner Siemens in Berlin, seit 1880. Historisch - philologische Classe. Leopold von Ranke in Berlin, seit 1851. Justus Olshausen in Berlin, seit 1853. Samuel Birch in London, seit 1864. Theodor Mommsen in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1857.) Richard Lepsius in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1860.) Ernst Curtius in Berlin, seit 1868. (Zuvor hies. ordentl. Mitglied seit 1856.) George Bancroft in Washington, seit 1868. Franz Miklosich in Wien, seit 1868. Ludolph Stephani in St. Petersburg, seit 1869. Wilhelm von Giesebrecht in München, seit 1871. (Corresp. seit 1863.) Carl Hegel in Erlangen, seit 1871. (Corresp. seit 1857.) Heinrich von Sybel in Berlin, seit 1871. (Corresp. seit 1863.) Johann Nicolaus Madvig in Kopenhagen, seit 1871. Rudolph von Roth in Tübingen, seit 1872. (Corresp. seit 1853.) August Dillmann in Berlin, seit 1872. (Corresp. seit 1857.) Sir Henry Rawlinson in London, seit 1872. Alfred Ritter von Arneth in Wien, seit 1874. (Corresp. seit 1870.) Max Duncker in Berlin, seit 1874. Heinrich Lebrecht Fleischer in Leipzig, seit 1875. Georg Waitz in Berlin, seit 1876. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1849.) Theodor Bergk in Bonn, seit 1876. (Corresp. seit 1860.) August Friedrich Pott in Halle, seit 1876. Charles Newton in London, seit 1877. Heinrich Brugsch in Graz, seit 1878. (Zuvor hies. ord. Mitgl. seit 1869.) Heinrich Ludolf Ahrens in Hannover, seit 1879. (Corresp. seit 1861.) Correspondenten. Physikalische Classe. Hermann Stannius in Rostock, seit 1850. Wilhelm Duncker in Marburg, seit 1853. L. Zeuschner in Warschau, seit 1857. XVI VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Johannes Hyrtl in Wien, seit 1859. Rudolph Leuckart in Leipzig, seit 1859. F. H. Bidder in Dorpat, seit 1860. Carl Schmidt in Dorpat, seit 1860. F. C. Donders in Utrecht, seit 1860. Bernhard Studer in Bern, seit 1860. Heinrich Limpricht in Greifswald, seit 1860. (Assessor seit 1857.) Ernst Brücke in Wien, seit 1861. Emil du Bois Reymond in Berlin, seit 1861. Carl Ludwig in Leipzig, seit 1861. Archangelo Scacchi in Neapel, seit 1861. Quintino Sella in Rom, seit 1861. Thomas H. Huxley in London, seit 1862. Albert Kölliker in Würzburg, seit 1862. Ferdinand Römer in Breslau, seit 1862. Charles Upham Shepard in Amherst, V. St., seit 1862. Alexander Ecker in Freiburg, seit 1863. Alvaro Reynoso in Havanna, seit 1865. Ferdinand von Müller in Melbourne, seit 1867. Anton Geuther in Jena. seit 1867. Asa Gray in Cambridge, V. St., seit 1868. Jean Charles Marignac in Genf, seit 1868. Alex Theodor von Middendorff auf Hellenorm bei Dorpat, seit 1868. Adolph Wurtz in Paris, seit 1868. Robert Mallet in London, seit 1869. Carl Friedrich Rammelsberg in Berlin, seit 1870. Anton de Bary in Strassburg, seit 1872. Eduard Pflüger in Bonn, seit 1372. J. S. Stas in Brüssel, seit 1873. Henry Enfield Roscoe in Manchester, seit 1874. Johann Strüver in Rom, seit 1874. Ferdinand von Hochstetter in Wien, seit 1875. Ferdinand von Richthofen in Berlin, seit 1875. Wyville Thomson in Edinburgh, seit 1875. Ignacio Domeyko in Santjago de Chile, seit 1876. Lawrence Smith in Louisville, V. St., seit 1877. Edmond Boissier in Genf, seit 1877. Wilhelm Waldeyer in Strassburg, seit 1877. DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. Ernst Heinrich Beyrich in Berlin, seit 1878. Joseph von Lenhossek in Pest, seit 1878. Alexander Agassiz in Cambridge, Ver. St., seit 1879. Adolf Baeyer in München, seit 1879. Carl von Voit in München, seit 1879. Gerhard vom Rath in Bonn, seit 1880. Friedrich Beilstein in St. Petersburg, seit 1880. Friedrich Merkel in Rostock, seit 1880. Wilhelm His in Leipzig, seit 1830. Mathematische Classe. Humphrey Lloyd in Dublin, seit 1843. Thomas Clausen in Dorpat, seit 1854. Ludwig Seidel in München, seit 1854. Georg Rosenhain in Königsberg, seit 1856. Peter Riess in Berlin, seit 1856. John Tyndall in London, seit 1859. Julius Schmidt in Athen, seit 1862. Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig, seit 1864. Philipp Gustav Jolly in München, seit 1364. Carl Hermann Knoblauch in Halle, seit 1864. Georg Gabriel Stokes in Cambridge, seit 1864. James Joseph Sylvester in Baltimore, seit 1864. Erik Edlund in Stockholm, seit 1866. Georg Quincke in Heidelberg, seit 1866. Charles Briot in Paris, seit 1867. Benj. Apthorp Gould in Cambridge, V. St., seit 1867. Rudolph Lipschitz in Bonn, seit 18367. Benjamin Peirce in Cambridge, V. St., seit 1867. Siegfried Aronhold in Berlin, seit 1869. E. B. Christoffel in Strassburg, seit 1869. Wilh. Theod. Bernhard Holtz in Greifswald, seit 1869. Georg Salmon in Dublin, seit 1869. Paul Gordan in Erlangen, seit 1870. Ludwig Schlaefli in Bern, seit 1871. Arthur Auwers in Berlin, seit 1871. Felix Klein in München, seit 1872. XVII XVII VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Sophus Lie in Christiania, seit 1872. Adolph Mayer in Leipzig, seit 1872. Carl Anton Bjerknes in Christiania, seit 1873. J. Thomae in Jena, seit 1873. Leo Königsberger in Wien, seit 1874. Wilhelm Förster in Berlin, seit 1874. Bernhard Minnigerode in Greifswald, seit 1874. Eugenio Beltrami in Pavia, seit 1875. August Kundt in Strassburg, seit 1875. Carl Malmsten in Mariestad, Schwed. seit 1875. Heinrich Weber in Königsberg, seit 1875. William Huggins in London, seit 1376. Joseph Norman Lockyer in London, seit 1876. Theodor Reye in Strassburg, seit 1877. Pierre Ossian Bonnet in Paris, seit 1877. Franz Carl Joseph Mertens in Krakau, seit 1878. Felice Casorati in Pavia, seit 1877. Gösta Mittag-Leffler in Helsingfors, seit 1878. Georg Cantor in Halle, seit 1878. W. Hittorf in Münster, seit 1879. Hugo Gylden in Stockholm, seit 1879. Ulisse Dini in Pisa, seit 1880. Historisch - philologische Classe. Adolph Friedr. Heinr. Schaumann in Hannover, seit 1853. Joh. Gust. Droysen in Berlin, seit 1857. Wilh. Henzen in Rom, seit 1857. G. C. F. Lisch in Schwerin, seit 1857. A. B. Rangabe in Berlin, seit 1857. B. von Dorn in St. Petersburg, seit 1859. L. P. Gachard in Brüssel, seit 1859. Johann Gildemeister in Bonn, seit 1859. Carl Bötticher in Berlin, seit 1860. Georg Curtius in Leipzig, seit 1860. Giovanni Battista de Rossi in Rom, seit 1860. Leonhard Spengel in München, seit 1860. Max Müller in Oxford, seit 1861. Arnold Schäfer in Bonn, seit 1861. DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. Friedr. Ferdin. Carlson in Stockholm, seit 1863. Ludwig Lange in Leipzig, seit 1863. Theodor Nöldeke in Strassburg, seit 1864. (Assessor seit 1860.) Hermann Bonitz in Berlin, seit 1865. Jacob Burckhard in Basel, seit 1865. Adolph Kirchhoff in Berlin, seit 1865. Leo Meyer in Dorpat, seit 1865. (Assessor seit 1861.) Matthias de Vries in Leiden, seit 1865. Wilhelm Wattenbach in Berlin, seit 1865. Jean de Witte in Paris, seit 1865. Leopold Vietor Delisle in Paris, seit 1866. Julius Fieker in Innsbruck, seit 1866. Jacob Bernays in Bonn, seit 1867. Ernst Dümmler in Halle, seit 1867. Wilhelm Nassau Lees in Calcutta, seit 1868. Theodor Siekel in Wien, seit 1868. William Wright in Cambridge, seit 1868. Theodor Aufrecht in Bonn, seit 1869. Ulrich Köhler in Athen, seit 1871. Ludwig Müller in Kopenhagen, seit 1871. Carl Müllenhoff in Berlin, seit 1871. E. A. Freemann zu Sommerleaze, Engl., seit 1872. M. J. de Goeje in Leiden, seit 1872. Giulio Minervini in Neapel, seit 1872. William Stubbs in Oxford, seit 1872. Xavier Heuschling in Brüssel, seit 1874. Friedrich Stumpf in Innsbruck, seit 1874. Alexander Conze in Berlin, seit 1875. Ferdinand Justi in Marburg, seit 1875. Heinrich Brunn in München, seit 1876. Stephanos Cumanudes in Athen, seit 1876. Reginald Stuart Poole in London, seit 1876. Julius Oppert in Paris, seit 1876. Ludwig Hänselmann in Braunschweig, seit 1878. Adolf Michaelis in Strassburg, seit 1879. Eduard Winkelmann in Heidelberg, seit 1880. XIX BRENNEN a Eu {ER a f D. ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. SECHSUNDZWANZIGSTER BAND. Mathem. Olasse. XXVI. 1. A ER DEN, Sn 5 Beiträge zur Theorie der Bernoulli’schen und Euler’schen Zahlen. Zweiter Beitrag*). Von M. A. Stern. (Der Königl. Gesellsch. der Wissensch. vorgelegt am 1. Mai 1880.) 1. Bei den folgenden Untersuchungen über die Bernoullischen Zahlen werde ich besonders die Entwickelung von (e”—1)”, wo n eine ganze positive | Zahl bedeutet, in eine nach aufsteigenden Potenzen von # geordnete | Reihe benutzen. Zwischen den Coefficienten dieser Reihen finden viele merkwürdige Beziehungen statt, von welchen ich hier hauptsächlich nur | diejenigen zusammenstelle, die ich im Folgenden benutzen werde. Nur | einzelne sind schon bekannt und diese meistens auf weniger einfachem | Wege bewiesen, als es hier geschehen soll. j Man setze j | \ = A m A | win an 22,21708 N ns „nl Be LTM nm | 4) (e 1) Terarın” Ta a)? ine Siam? 0, oo h SU U ED Au | Ist n = 0, so ist mithin die Einheit statt —,” „ zu setzen, sonst ist allgemein A,, = 0. Für jeden anderen Werth von n ist ebenfalls 4A { ß : °" — 1, auch ist allgemein A,, = 1, dagegen ist A, immer Null, 1..n ’ MM sobald m negativ. n(n--1)... Bezeichnet man = Zur durch (n, m) so ist zugleich *) Man vergleiche Abhandl. d. Königl. Ges. d. Wiss. Bd. 23, mathem. Classe. A2 4 M.A.STERN, (er 12 ee Nez, ch Entwickelt man nun e””, e””* ,.. nach aufsteigenden Potenzen von w, so ergiebt sich als Werth des Coefficienten von &”!” in der Entwicke- lung von (e”—1)” der Ausdruck ee tr. m m erte] Demnach hat man 20) A, mm _in 1) mn — 1) tr. . (1) m, ni) am Nun ist dies, wie bekannt, zugleich der Werth des ersten Gliedes der nten Differenzreihe der Reihe 0 yr tm yntm REN bezeichnet man dieses Glied durch A” 0”T” so hat man mithin (2‘) A a Ar MR so dass jede Beziehung zwischen den Grössen A sich zugleich als ein Satz aus der Differenzenrechnung darstellen lässt. Aus (2) folgt WAREN, — nr _n(n, 1m - 1 Inn, 2) (m Dan es nA m Ai)m RI m 2m Dur En also (3) Aus = n(A,-ı, „+ An, „n) eine Beziehung die schon Euler bemerkt hat*). Es folgt hieraus, dass A,,. für alle Werthe n>2 eine gerade Zahl ist und für alle Werthe n>5 mit Null schliesst. Setzt man — — so dass h 150, mn) so folgt aus (3) (4) Mn, 77 = h,, n—1 SF “in nn Mi n—1l + nme, 7 —=|1 und Ban = Anı —1 o,n h,, n — h,, n—1 Zr n h,, 1 h,, n—1 — n *) Instit. calc. diff. P. 2 8 172. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 5 Demnach 1 2 m—l m (5) Mn Barrem; h,, ae Nam it R% he, n—l + +n Ant 9 Ist also A, ,_, für alle ganzen positiven Werthe von m eine ganze positive Zahl, so ist dasselbe bei A,,„ der Fall. Da nun A,ı = 1, so ist allgemein Ah, eine ganze positive Zahl, sobald n eine solche ist. Mithin ist A,, nicht blos eine ganze positive Zahl, sondern zugleich durch 1.2... theilbar. Man kann A,,„ in einer Weise definiren, aus welcher sich von selbst ergiebt, dass es eine ganze positive Zahl ist. Bezeichnet man nemlich durch C Mm, die Summe der Combinationen mit unbeschränkter Wieder- holung zur Classe m aus den Elementen 1,2...n unter der Voraus- setzung, dass die Elemente in jeder Combinationsform als Faktoren be- trachtet und die Combinationsformen addirt werden, so hat man C(m, n) = C(m, n—ı1)+nC(m—1, n) und demnach Ci1,n) = C(1,n—1)-+nC(o, n) aber auch C(t,n) = C(1,n—1)+n Man muss also C(o,n) = 1 = h,, nehmen und hat mithin der Formel (5) entsprechend C(m, n) = C(m, na—1)+n C(m—1, n—1)+n?C(m— 2, n—1)...—+n” Nun ist C(m, 1) = 1 —=h,ı also allgemein Cm n=h Alle Beziehungen zwischen den Grössen h,,, oder A,,, Können mithin auch als Beziehungen zwischen den Grössen C'(m, n) gedeutet werden*). Aus (5) folgt unmittelbar (6) Au — n (A, „A trRA,_ın + N’ Ana, „at: ® .t+n® A.) Auch folgt aus (3) Mm, m MW Ann nr A tn a1) Anna... tr —1)...2.1An yı *) Ettingshausen combin. Analysis p. 203. 6 M. A. STERN, 2. Aus (—1)" — e— ea +S+. a) no An, REN rt x” j [7 .oe n“ 1207 Hm u PL ER Au,n-ı n—1 Ayn-ı „ntm—1 | | x? ar | = (7 a re Rn gr oem folgt, wenn man auf beiden Seiten den Coefficienten von @*”t” nimmt, (8) A,,, N -— (+ M, 1) An n—1 — (nm, 2) Anal Saere, Sr (nm, m—-1) A, a Ebenso findet man aus n(e” — 1)" 12077 ° (e? — 1)” dx 1.2..n —— (1— e””) indem man auf beiden Seiten den Coefficienten von n+m bestimmt, (9) mA, am (n ar Mm, 2) Ann 3583 (n au m, 3) Aa Bun + (—1)"7 (n tm, Mm Ar 1) As und aus 0 (e—ı1)” e® — 1) e® El nn en folgt (nm, 1) A m, „tn m, 2) A m—ın * ° .+(n+m, m—-1) A, = n[A MM +(n-+ m, 1) A mn ® ° * = (n + m, m) A,,.) d. h. (10) mA — (nm, 1) A nr "m-Em; 2) A, 3... +" (mn -tm, m) A. 3. Aus Formel (3) folgt unmittelbar n (1 1) > (om: on nn I — =y (m 1m A, n = > es: Dan Aus n n-Fl 1, m 1, m 1, m BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 7 n n nun ist > (1) A = A,1,1ıt+ N (—1)?H Ay 1, m 2, m n : n und >2 (17 A, ml IE > (- 1)" Ana 1, m 2, m also n n-+1Im—n, n--l (12) y2 (—1) ea —= Ayıı =1 1, m Entwickelt man aber in 1— (ee —1)+ (1) —...+ (1) (e 1)”. .. = e* auf beiden Seiten nach aufsteigenden Potenzen von & und vergleicht die Coefficienten von x”, so findet man N (1 2) >> (1 HA; = (— 1)” 1, m Verbindet man dies mit (11), so ergiebt sich n > (— 1) Aue = (— 1 an il 2, m | n d.h. De NA, „el 1, m oder, indem man mit (—1)””" multiplieirt und m—n —= % setzt, k »2 1A, —=1 o, m—1 Aus (3) folgt auch n n n > (—1)" A —r >= (— 1)" Ayan-ıt 2 (— 1)” A 1, m N 1, m 1, m Unter der Voraussetzung, dass m>1, also A,_,. = 0, ist aber > (—1)" Anh MN = (—1 Ian 4 RN 1, m 1, m 8 M. A. STERN, mithin ze an (13) ı Nr — 0 1, m wo man also auch (-—1)””! statt (—1)” schreiben kann. : 2 4, Schreibt man statt dessen Y le —= mA,_ı. so umfasst die 1, m Formel zugleich den Fall wenn m = Nach Formel (3) ist A, n-+1 ——: (r--1 ) A N m A] also auch 5 (—1)®r1 Amnnt Be 5 etz n+1 Ann, mt N n n-+1 1, m 1, m PR < l n-H1 Ann, nt 4 ’ n+ı 1 A A Ze > (— ) BEE Sp > (— 1) 77 [ MN, N + | 1, m 1, m oder (nach F. (12) und (13)) un 4 1 n-H1 Ay-n-ı,n-F =1+ 2 „pre 1, m—1 2 n-+1 An-(m-+k) n-F-k . Be an Setzt man W.,— > (17 2,80 ist mithin 1, m—k 2 A u A de 1 mn —ı,nHtl __ n-1 "mon, n-p1 I ee 1, m 1, m also nach dem Vorhergehenden Wr, =1-+ Wi und, indem man wieder W,, =14 W,„_,, U. s. w. setzt, schliesslich Wrı = m—I1—+ W,,: Aber W,, = 4,: = 2 also Wor,ı = m-+1 BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 9 Hieraus folgt [ 14 W ae = [ a le WE Ur | ( ) Malern a) NIE BE = mM ü £ 1, m—1 und allgemeiner 4 Am n-H-Kk), m ; ae en 1, m—k Diese Formeln sind aber nur specielle Fälle einer allgemeineren, welche heisst (1 5) W,, k —— MAN ’ Nach Formel (3) hat man nemlich 4 n—(n-+k), n-+k n-k, —em = (Amar, n+k =r Au ai, nl n n Nun ist N N > — 1 en An mti, er Anacı, k = > (— 1 % Anime, N-I-k Mm— 1, k 1, m—k d. h. n > (Hl Ay aa Ar anne An ne 1, m—k mithin (1 6) IM. Kim: A E= kW ..1, az AW ...ı, k—1 Gesetzt, es sei bis zu einem gewissen k Wo == m PREER 1) Are War = (m —s ) An k (16) so ist mithin W,, Ken Au k—1 ar (k GR 1) Want (k mil) er = A... + (m —1)(k — 1) [4,1121 + A,_.1_2] mA, (nach F. (3)). Ebenso folgt W,, = mA,-..,. Nun ist in der That, wenn man k=1 setzt, und wie früher m>1i genommen wird, Wu. = Wa = N 4 —1— so . zZ (1)? ZZ — 0 wofür man auch W,„_1,0— (m—1)A,_,schreiben 1, m—1 Mathem. Class. XXV1. 1. 10 M. A.STERN, Rn N) 4 Irecı kann, da A,_,o = 0. Ferner W, > (je, en m—1,k = m—l,1 —— n 1, m—2 — m—1, wofür man auch W,_,ı = (m—1)A,_s, schreiben kann. Da mithin die Formeln (16) für k = 1 richtig sind, so gelten sie allgemein, wodurch die allgemeine Richtigkeit von (15) bewiesen ist. Aus 4 mI—n,n-1l ___ N BE, eg A or Ayla folgt 77 A Rn A [77 A mt+i—n,n m--1—n,n-F1 1 m nn Se kill) ae (—1)"F en 1, m+1 1, m +1 1, m-+1 oder, nach (12) K A g A nmtl—nn __ _4\Rr _mHlon,n+1 (17) ul) „ana lH a) 1, m+1 0, m-+1 ferner % 4 n A nm l—n,n ___ ni m4l—n,n (18) a en N) ee) 1, m+1 1, m-+1 2 A n“mti—nn ___ da 2% (—1"—, - —.O. nach (13). 1, m +1 4. Aus e” — (1+e"— 1)" = 1+(m, I) (ee —1)-+. . .—+ (m, m) (e —1)” m? x? m’ ar folgt Immo na r 1+ (m, 1)[A,ı®+- . Alıns dt: B + (m, 2) A. A mithin, indem man auf beiden Seiten die Coeflicienten von x” vergleicht En NAT En. .- BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 11 (19) m — (m, 1) A,_ + (m 2A, 2...+ (m, r)A,, r—2,2 Ist r>m und m eine ganze Zahl, so schliesst die Reihe mit (m, m) A,_„,n; die folgenden Glieder fallen von selbst weg, so dass die Formel auch für diesen Fall ihre Geltung behält. Man kann diese Formel auch leicht in eine andere verwandeln. Man hat nemlich Al, — A, 1 (m —1, 1)A,_,1+ (m —1, 1) A; 3 = (m —1, 1) (m—1,2) A, + (m—1, 2) A,_,s = (m—1, ge (m—1,r) A,, — (m— 1, r) Sort ß Addirt man auf beiden Seiten alle Glieder und bemerkt, dass Ar + (m —1, 1) A —. (m, 4,11 (m —1,1)A,_22+ (m—1, 2) A,_o. = (m, 2) A,_s> u. 8 w. so ergiebt sich (20) m — A,+ (m—1, u R Hm, Entwickelt man in derselben Weise me — (+ y® so ergiebt sich (21) m = (m-+r—1,r) 4, — (m +r—2,r—1)A,,_1:..+ (—1)" (m, 1)A,_ı1 Aus (2) folgt aA nn ar (n, 1) rt UN: (n, 2) gm a u na! mi — a1” —_ (m —1, 1)2” Rn oder wenn man 12 M. A. STERN, N, — 1% (n, 1)2 7m, 2)3 0. .+(—1)71 (n +1)” setzt, (1) RN) — A, 1,.2also N— (22) Ann = 1)" neh Vermittelst dieser Beziehung kann man auf ganz elementarem Wege, nach dem Vorhergehenden, die Eigenschaften von N) finden, welche Herr Prof. Bauer aus der Theorie der Gammafunction“abgeleitet hat*). Aus (3) folgt Ne = (Na oder, indem man »—1 =: und m—.i statt m setzt N» = (+1) N — N wie Herr Bauer findet (a. a. ©. Bd. 58 p. 292) n n & 4 Ferner. ist,» Na) ey. 0 ne — 0.**) nach. (43) 1, m+1 1, m-+1 auch ist n n n n 1 m) — n Ay FE n Am n mtl n Am—n,n-+1 N) en 7 le i,m 1, m 1, m 1, m ; n n - A aber nach (12) ist % (—1)” en —=.—4 1, m also nach (14) n n A yon —n( erh Zr aus Nase n 1, m 1, m Fener n 4 n Y (mir zo 4 \Rr +1 m @R-tl),n+2 > N 02 | 1) n.n-+1.n-+2 1, m—1 1, m—1 n et 1 | 1 2 1 en} > =D) + en n+2 *) Crelle Journ. f. d. Math. Bd. 57 und 58. =5) A. a..0..Bd. 540. p. 27. **) ebend. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 13 Nun ist nach (15) x Anti v £ = (oa ar een — (m—-1) A„_32 1, m--1 1, m—1 — (m-+1)(2”—2) nach F. (2) ferner N Lsp) > (= lea zum ‚n-+2 u) > oh Ann, nt — 2(m-1 A, 5) 1, m—1 2, m nach (14) oder — 2(m-+1— 2”! 2) auch ist ” 4 % A 7 2 (— 1 ja a = > (— 1 jr u 2 = >23 (— 1 ea rin 1, m—1 3, m+1 1, m-+1 Ay 2 NE: An 1 + 2 IE also, nach (13), — 2”—2. Hieraus ergiebt sich n > En — 14m." — 2" *), 1, m—1 Aus (22) folgt N N >E nN@TD = >2 (—1 Nee: A, nn — le he 1, m 1, m nach F, (12’) und aus (17) und (18) N n (m) __\ 1 (m—1) #% N en j 0, m 1, m *) ebend. *) a. a. O. Bd. 58 p. 295, 296. Die Formel VII (p. 298) ist mit der obigen Formel (20) identisch. 14 M. A.STERN, 6. Vergleicht man die bekannte Formel 9 4 ee x B 2 > B,. , (23) 3 =1-Ir48 ... + (—1)” a ans wo B, die mte Bernoullische Zahl bedeutet, mit der Formel ( BEE TEN) nl —ı)" Br Hp, welche man erhält, indem man e®—1=z also „— — ui setzt, und bemerkt zugleich, dass nach (23) in der Entwickelung von ei — keine ungerade Potenz von w, die erste ausgenommen, vorkommt, so er- hält man, wenn man in (24) die einzelnen Glieder nach Formel (1) entwickelt und den Coeflicienten von @°”t! bestimmt a n Aynı —N,N (2) > ey 1, 2m +1 Bestimmt man dagegen den Coeflicienten von &°””, so giebt der Ver- gleich mit (23) a 2 N Ann N (26) Sin 2 ara, 1, 2m o Berücksichtigt man die Formel (2’), so sieht man, dass die Formeln (25) und (26) identisch sind mit denen, welche schon Staudt in der kleinen gehaltvollen, aber wie es scheint, wenig beachteten Gelegenheits- schrift »De numeris Bernoullianis, Erlangae 1845 in $ 11 gefunden hat; aus der letzten hat er zugleich den nach ihm benannten Staudt’schen Satz in $ 16 abgeleitet *). *) Ohne Staudt’s Abhandlung zu kennen, hat Herr Professor Sidler in der _Vierteljahrsschrift der naturforsch. Ges. in Zürich, Jahrg. 1, 1856 p. 188 diese zwei Formeln gefunden und später hat daraus Herr Professor Schlaefli den Staudt- schen Satz in ähnlicher Weise abgeleitet (Quarterly Journal of Mathem. Vol6 p.75) N wie Staudt selbst. Nichts Anderes ist auch die Formel % De N m) _—ı = 0 oder ml k 1, m +1 = (—1) 2 DB, bei Bauer (a. a. OÖ. Bd. 57 p. 271) wie man sogleich sieht, wenn / BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLIVSSCHEN UV. EULER’SCHEN ZAHLEN. 15 Berücksichtigt man die Formeln (17) und (18), so findet man zugleich N A — Bun nn 2mt+Ion, nl Zn) 127) . ap 2 n Aym—n,n-p m—1 28) 2 ee 0, 2m n 4 5 Er n—1 2m+Hl—n,n ___ (29) ’ a na), „am n A nl 2mn,n m—1 1, 2m ; n n 4 x : 1 (m) : nn mH+Hln,n ER Aue I N el Nun ist % Zee —=..S el) an also —= 0 oder = (— 1)" B 1, m +1 1, m +1 je nachdem m gerade oder ungerade, wie ebenfalls Herr Bauer ge- funden hat **). m de, Wenn man den oben gefundenen Ausdruck nel u a) ER Br am I) nır 2 ee done en ent man die Formel (22) berücksichtigt und zugleich bemerkt, dass nach der hier ge- mF-1 + brauchten Bezeichnung (—1)” D,,4ı zu schreiben ist, wo dort (—1) 2 B,, steht. In ähnlicher Weise kann man auch die anderen dort vorkommenden Formeln mit Hülfe von (22) finden. Ich benutze diese Gelegenheit zu einer Bemerkung, die ich Herrn Professor Sidler verdanke. Die erste der zwei Recursionsformeln, welche ich in meiner er- sten Abhandlung als von Herrn Prof. Seidel gefunden bezeichnet habe, kommt schon in der Abhandlung von Raabe »die Jacob Bernoulli’sche Function, Zürich 1848 p. 35 und, wie dort bemerkt wird, schon früher in Ettingshausen’s Vorle- sungen über d. höh. Mathem. vor. Ich füge noch hinzu , dass Herr Prof. Sidler in der erwähnten Abhandlung mit A,,„n dasselbe bezeichnet, was hier mit A„_„,„ bezeichnet wird; die Formel (21) ıst demnach identisch mit der dortigen Formel (13). ra.a..0. Bd. 57, p. 271. 16 M. A.STERN, a: differenzirt, so findet man = >= 1 ( SE Dr B, a (31) ey (— 1)" — (e —1)” 1 =, Bean. en rl 1 Ta Entwickelt man nun e” und nach F. (1) die verschiedenen Poten- zen von e" —1I in nach aufsteigenden Potenzen von x fortlaufende Rei- hen und bestimmt die Glieder, welche x°”*+! enthalten, so findet man eye 1.2.2 m Fi: 3. 1a m 4,1 1 4,1 2 , ß 1 ar 3 +5 i8as nr lern Am] 3| 1 Ag,o 1 Aa: —[ BE ARE 2.3 1..2m — lm aa: le nn | SE 2m +2 4, 0m+1 2m+3 1..2m +1 oder (32) "Bun; + [(2m +1, 1)A,ı+(2?m-+1, 2 A,ı+..- + (2m+1, 2m +1) Ay,,ı] — Z[(2m +1, 2)4,+(2m-+1, 3) Aya...+ (2m, 2m +1) Am.) 2m +2 as 73 40, Zm-+1 Dagegen muss die Summe der Glieder, welche #”” enthalten, Null sein, mithin (33) 0= —+7[(m, 1)Ayı...+ (2m, 2m) Ay, ı] —[(2m, 2) Aya. . .+ (2m, 2m) Ayn-,2] 2m +1 — 3,53 40,2m Durch nochmalige Differentiation findet man BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 17 REEL B,.. 2,00 1,0 en SR Nimmt man nun auf beiden Seiten den een von #°° und be- merkt, dass nach dem vorhergehenden der von e” 5 (—1)” a herrührende Theil = 0 ist, so erhält man Sn (34) 1)" B, = 22” — :° (2m, Do A,ı+ (2m, 2) ale A, en .+ (2m, 2m) Ay, +” [(2m, 2) 2°”? A + (2m, 3) 2°" A)... .+ (2m, 2m) Ay...) nk EIERN 2m+3 0, 2m zugleich muss der Coefficient von #°”T! in der Entwickelung des obigen Ausdruckes Null werden. Bezeichnet man aber den in ne 1, © enthaltenen Theil dieses Coeflicienten durch 8, so ist 1.2..(2m +1) S dem auf der rechten Seite in (32) stehenden Ausdrucke gleich und man hat daher (—1)" Bun = 1.2..(2m +1) 8 N Bezeichnet man ferner den in e”$ a re (e” —1)””” enthaltenen 2,00 Theil dieses Coeflicienten durch S, so findet man 2 92m (35) 1.2..(2m+1)8, = 52" — (2m +1, 1)2" A, +(2m-+1, 2)2"T Ayı...+(2m+1, 2m4+1) Ay] +2 [(im+1,2)2" 4,54 (2m 41,3)" "Ayo... + (2m+1,2m-+1) Ay...) __.2m+2. m 2m 4 0, 2m-Fl Mathem. Olasse. XXV1. 1. C 18 M. A. STERN, Demnach, da S+8S, = (— 1)" Br = 1.2..(2m+1)$ Der Vergleich von (34) mit (35) zeigt also eine merkwürdige Ueber- einstimmung zweier Ausdrücke, von welchen der erste in den zweiten übergeht, wenn man m statt m setzt. Durch fortgesetztes Differen- ziren lässt sich in ähnlicher Weise eine grosse Zahl neuer Beziehungen entwickeln. Schreibt man (31) in der Form Le = (a4 5..).-4+Bı®.. ) und entwickelt auf beiden Seiten den Coefficienten von ©°”r!, so findet man die Beziehung 2 3 2m + 2 Fr Anz = Ang oder 2m.- 3 40, 2m (—1)” m + (— 1)" (2m +1, 2) B„-+(—1)”"(2m-H1, 4)B —+ (2m -+1, 2m) B +75 Nun ist (nach $2 F. 9* der ersten Abhandlung) 2m +1, 2)B„—(2m +1, 4)B,_1...+(—1)”! (2m +1, 2m)B, +(-1)" = 0 Demnach verwandelt sich die obige Gleichung in 2 3 2m +2 (36) (Be A Aymı ee +75 3 Ab, om-+1 Vergleicht man dies mit (32), so ergiebt sich +3 [2m-H, 145, eo. .+(2m-H, 2m) Ay-ıı — ((2m-+1, 2 2) A 40 .+ (2m —1, 2m) Aym-2,2| 2m +1 na, Din nme 0 Entwickelt man dagegen auf beiden Seiten den Coeflicienten von «°” so findet man BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 19 2 3 2m +1 zZ Au Sn Ayla Neon 2m +2 Av, 2m = @inomıB,ı 1% !(am, 3)B,,...— (om, 2m —1)B, —— Nun ist (nach $ 2 F. 11* der ersten Abhandlung) [((2m, 1)+ 1) B„— (2m, 3) B,_1...+ (—1)""" (2m, 2m —i)B, + 1)" —0 dh. (—1)"7"B„—1 = (—1)" (2m, 1) B„+ (—1)”""(2m, 3) B — (2m, 2m —ı)B, — — m—l** * also —ı RUE, 2 3 2m-1 (37) (— 1 jr DB, Ser 1 — en een 7 Am-2,2 HILFEN FE mn 13 20. 9m oder m ei 2 2m -+3 (-1)" Bun = 1+ >; Au. er Ay,omt2 Auch giebt der Vergleich mit (33) 37) (1N"B„ = — + Z[em, 1)Ayı+...+(2m, 2m—1) Ayo.) 3 — 7 (2m, 2)Ay,a+ .. + (2m, 2m —1) Ayy_32] 2m = 2m +1 A,, 2Zm—1 Verbindet man (37) mit (12) indem man in letzterem Ausdrucke 2m statt m setzt, wodurch er in (38) Aym-ı,1 TE Ayn_2,2 E= Ayn_3,3 Baelte urn A,, A | übergeht, so findet man 1 i 1 (39) (— 1 JM B,. = ann FR 7 Aam_2,2 ee leine 2m+ 2 Ao,2m Verbindet man (36) mit (12) indem man in letzterem 2m--1 statt m setzt, wodurch dieser Ausdruck in (38°) Ay,ı — Ay... + Amn-23 ee + Ayamtı =1 übergeht, so findet man (9) 20 M. A. STERN, 1 1 1 (4 0) (— 1 ) Byazı SATT g: Aynıı — 7 Ass OT Fr 2m +3 Ayamrı =) 8. Schreibt man die oben ($ 3) benutzte Gleichung er — 1—- (—1)—+ (e—1)?... in der Form 1 = e[1— (e —1)—+ (e—1)” .. .] so erhält man, je nachdem man in dem nach aufsteigenden Potenzen von ® entwickelten Ausdrucke den Coefficienten von #°” oder 2”! bestimmt, (41) N (2m, 1) A, + (2m, 2) A,ı en tAmıı > (2m, 2) Au. + (2m, 3) A, ... + Ay._3,.] — Ay,m oder (42) 1 = (?m +1, 1) A,ı + (2m +1, 2) A,ı - - + Asn.ı — [(?m +1, 2) Ay,2+ (2m +1, 3)A,2. - .+ Ayn-ı,2] + Aoamtı Aus der Verbindung von (41) mit (38) folgt (43) 2 = (2m, 1) Ayı+-. :—+ (2m, 2m —1) Ay, — [(?m, 2)Ay,2+ ae .+ (2m, 2m —1) Ay._32] —+- (2m, 2m —1) Ay, n-ı] und aus der Verbindung von (42) mit (38) *) Die zwei Formeln (39) und (40) finden sich bei Staudt a.a.O. p.15 ohne Beweis. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLTI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 21 (44) 0 = (2m-1,1)A,1.-.+(2m +1, 2m) Aylıı — (2m +1, 2) Ag -- -+(2?m—1, a Asn-3,2] — (!?m—+1, my A 0% Schreibt man die in $ 7 gefundene Gleichung (A) in der Form 2 ; NZ Nn— 2 ae > et ze > A) el)" = 1,00 1, © x? 2m B, x? Bag 29" rer? (DB, 7 Be Me ‚2m am und entwickelt auf beiden Seiten den Üoefficienten von #””, indem man [77 zugleich mit 1.2..2m multiplicirt, so liefert % (—1)” e a! yet 1.00 den Ausdruck 2 2 Ass; es: 3 2m at 1 3 — An _3,2 ER OTEr Ao,gm 4 2m +2 an dessen Stelle man nach (37) einfacher (--1)”"'"B,—1 schreiben kann. A x L NNNM—IAL EC 41n—2 „. us ®y%(—1) a (e” —1) erhält man 1,0 2 — 7 [(2m, 1)Ayı-+ (2m, 2) A et Aa.) + °° [(2m, 2)Aoa+ (2m, 3) ns + Ayn-a,2] ar 2m +1.2m + 24 2m +3 0,2m die andere Seite der Gleichung giebt aber als Coefficienten von #°” mit 1.2..2m multiplicirt den Ausdruck (— 1)” B,.1+(— 1)” (2m, 2) B,,. . .— (2m, 2m — 2) B,+B 1 Nun ist (nach $2 F. s* der ersten Abhandlung) (2m, 2—1) B„— (2m, 4) B,_. + (1) TB, = Man hat also 22 M. A.STERN, ee +4 az ml en zm, 1)Ayı.- - m—1,1 A 2m, 2) Ay... + Ayn_3.) A 2m +1.2m + 2 2m +3 0,2m Entwickelt man dagegen den Coefficienten von #”T! und multiplicirt n mit 1.2...2m--1 so liefert % en (e” —1)""! den Ausdruck 1,0 2m +2 2 3 — A,,,, 1 SIRS RAN Ayn2 a + ——— 2m-+ 3 3 Av, Zm--1 3 was, nach (36), = (—1)" B,}1+-1 ist. Ferner liefert n e® >32 Gl (e — 1)? Pie e) den Ausdruck 2 3 —- -[(2m+1, 1) A, +(2m+1, 2) Ayı- + As] (am -H1, 2) A 0,2 + AR + An-ı,) 2. ze 3. 5 2m-+2.2m +3 ITEM Ay,om+ı Die andere Seite der Gleichung giebt (—1)"* (2m +1, 1) By + (—1)”(2m +1, 3) B,...—B, Nun ist (nach $ 2 F. 10* der ersten Abhandlung) (2m+1,1) +) Bu — (2m+1,3)B,...+(—1)"B, — 0 d.h. (—1)" Ban = (—1)"7 [(2m-++1,1)+1) Boa + (—1)”(2m+1,3) B...—B;| Demnach (—1)" Bun = +2 — [m +1, 1)A,ı+(2m +1, 2) Ay. + Am.ı] +: ((2m —1, 2) Ay eliede + Ayı-ı2] — 2m +2. Te 2 m+A4 0, 2m--1 BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 23 Aus dem Vergleich dieses Werthes von (—1)"”B,, mit dem unmittelbar vorher gefundenen ergiebt sich IN "= ((2m, 0) Ayı .'. .—+ Ay,,1] — [2m 1) Ayan + Ans] 1) 24 M.A.STERN, (45) (Am, 2m) (BP +2(4m, 2)B, Bat... + 2 (4m, 2m—2) B,._ı Bas —Bon — 4m = Ay — Am-s,2 ...+ ee, As, | Bestimmt man dagegen den Coefficienten von x”? so ergiebt sich (46) Ban —2(4m+2,2)B , P.„—2(4m+2, 4) B,B,,-1..—2(4m+2, om)BLERS — (4m 2) + Amı z Am-ı2..-t = Al Setzt man in (40) 2m—1 statt m so ist B,, >= > Ans, LE 4 Ayn-3,2 nn = As,m_ı und es folgt daher aus (45) (47) (4m 1) B;, = (Am, 2m) (B,” + 2 (Am, 2) B, Ban-ı EONT +2 (4m, 2m — 2) B,_ıBazı m-—1 Ferner folgt aus (40) indem man 2m statt m setzt, 1 1 1 Boyrı TE Ami + a Aue. SEEN ET Am+3 Ay,anı und mithin aus (46) (48) (Am 3) Ban = 2(4m-+ 2, 2) B,B„...+2(4m-+2, 2m) B, Bun"). 10: Wenn man auf beiden Seiten der Gleichung (31) mit = multipli- cirt und das Resultat in folgender Gestalt schreibt \ e” (+2 — tee N +ze—1). es] = B,, — = (--+B2... + (1 te...) so erhält man *) Die Formeln (47) und (48) stimmen mit denen überein, welche Euler instit. cale. diff. P.2 $123 gefunden hat. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLTI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 25 P) Ca 3,2 4 2m-+1 je —ı (e+x + He Sg Vom: ns „.\e u a (e? —1)? Seit ne e— ” „.) 2 aM 1 x? cm B, 22 (EB or el nee arg „2m ' 1..2m .) —1)"7 ed (— a ea & ( — le ee ..)—2+B®...+ re Bestimmt man also auf beiden Seiten den Coefficienten von 2°”, so findet man 2 1 3 1 Aı 1 Aym_91 EN ee MEN SR TE A EEE Be ee EM— sam 1 pe Ser er 19 oma ee er u 4 8 1l Ayn_3,2 DUO me a a 2m+1 #0, 0, 2m—1 — 2m+2 1..2m 1 (FI Bm a wen 1 an B, 1 m—1 2 | 1ı.2..2m Ta ee 1.2 °1..2m—2 1.2..2m YERSIB er am -H1 Er 1 DR Dme Multiplieirt man nun auf beiden Seiten mit 1.2..2m —1 und berück- sichtigt die bekannte Formel (2m, 2) B,_ı — (2m, 4) B,_2- : -+(-1)”" (m—1) = 0*) so ergiebt sich die neue Formel (49) (—1)”. BD, = nn [am—1, 1)A, . .t Amn-ı, ) +2 [am —1, 2) Age. . + Am-s.] an gm-+2 0, 2m—1 Bestimmt man aber den Coefficienten von ©°”*! und multiplieirt zugleich auf beiden Seiten mit 1.2..2m, so liefert das Produkt *) Vgl. erste Abhandlung $1 F.II. Mathem. Classe. XXVI.1. D 26 M. A.STERN, EB (— 1 m B u n (—1)” B Ba er Sn DENE N n--1 2 1 Mc ee ae Ba ten u =.) den Ausdruck (1) Pr — wen — But (?m—+1, 2)B, B.+ (2m-H1, 4)B „Dia: +(2m +1, 2m) BB) oder da (2m +1, 2)+ (2m +1, 2m) = (2m +2, 2) u. s. w., so kann man statt dieses Ausdruckes, je nachdem m eine gerade oder ungerade Zahl ist, auch schreiben (rl B,+ı+ (2m+ 2, 2) B, B„+ (2m +2, 4) B, B,_.: + (2m + 2, m) = Intı oder el Ba JB,B, on m en +7 Om+2, | sn Berücksichtigt man aber die Formeln (47) und (48) so sieht man, dass in beiden Fällen der Werth in GE, iD. „ı übergeht. Bestimmt man auf der anderen Seite der Gleichung ebenfalls den mit 1.2...2m multi- plicirten Werth des Coefficienten von 2°”T!, so findet man 2 3 LTD 7 (2m, 1) Ay, + (2m, 2) Ayı.. + Am-ı,,ı] 4 +; (2m, 2) Ay,a+ (2m, 3) A + Anöao] 2m + am jr Ay,om 1 1 RERTOR, ale (2m -+1, 1) B„— (2m + 1, 3) B,-ı er Ze m] Nun ist der letzte in Klammern stehende Ausdruck — 0*), man hat also schliesslich *) Vgl. erste Abhandlung $1 F.1. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLT’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 27 1 2 3 (50) (— Im P) Bas — EIER a [((2m, 1) )4As, 1 Te or An 1] 4 Ag (am, )Ayo+..-+ A232] 2m+2 2 2m+3 3 0 0,2m Verbindet man diese Formel mit (33) durch Addition, so erhält man (51) — Du - Das = _— 7 [(2m, 1) A 3 A, 1] +25 (2m, 2)Ays.. + Am] 1 F mama Addirt man zu (50) auf der rechten Seite den Ausdruck —— [(2m, 1)Ag1- . + Amnoyı] — [(2m, 2)Aya-- - + Ama. —_ A ie om uuns 0,2m so erhält man 1— (2m, 1) Ayı-. -+ Ay._..] —+ (2m, 2) Ay,.- Ö + Ayn_,2] + Ay,om Dies ist aber Null nach (41). Mithin ec 1m DB. —— —[(2m, 1) Ayı+ (2m, 2) Aut. + Amaı) + [(2m, 2)A,.-..- + Ayo.) + 2340. Ebenso ergiebt sich aus (49), wenn man m--1 statt m setzt, und die Formel (42) berücksichtigt, D2 ec M.A.STERN, (2m +1, 1)Ayı ++. .+ Ay] (2m +1, 2)Ag>-- - + Am 12] 1 3 -—- — n1 1 (53) (—1) ehr =; En 1 5 1 am =e 4 Ayamtı Der Vergleich dieser zwei zuletzt gefundenen Werthe von (— 1)” — führt zu 0 = -—[(2m, 0) A,ı+ (2m, 1) Ayı.. . + Am] — (2m, 1) Ay,s+- (2m, 2) Ayg.. + Amel Era - l Im 4 0, 2m 1 Verbindet man (41) mit (32), so führt dies zu (54) —1)" nl — — = (2m +1, 1)A Fr ee +1 2m—-1, 2jAlgs ie + Ay.12] : 1 2m-+ 3 A, Zmt1 Wenn man in (37’) auf beiden Seiten der Gleichung —— + [(2m, 1) Agı- - + (2m, 2m —1) Ay,_,,1] — — (2m, 2) Aga- - -—+ (2m, 2m —1) Ay„_3,2] 1 == 2m+1 A,, 2m—l addirt und (43) berücksichtigt, so findet man —1)" BD; — = (2m, 1) Ay,ı DrSnn Tr (2m, 2m —1) Am-3,1l Ar — (2m. 2) Aus. ..+ (2m, 2m —1) As 32] en == n m 2m —1) Ayam-ı | BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 29 oder (55), (17 D,u—=— + (2m-+2,1)A,1...+(2m +2, 2m +1) As,,.ı] — ar 2,2) Aya...+(2m-+ 2, 2m +1) A3._ı.] am = (2m—+-2, am E= 1) Ayamrı Verbindet man diesen Werth mit dem unmittelbar vorher gefundenen Werthe von (—1)” B,., durch Addition, so ergiebt sich (—1)" 25. = — (2m —+1,0)A,ı::-—+ (2m +1, 2m) As,,] — — [(2m +1, 1) Ay... + (2m +1, 2m) A,,,.] 1 ER Ay Im+3 (2m +1, 2m) Ayon+ı IT; Aus der Gleichung (8) folgt, wenn man 2m-—1 statt m und n = 2 setzt Am. — (2m +1, 1)A,1+ (2m +1,2)A,ı4+..-+ (2m +1, 2m) Ay._.,ı ebenso, wenn man ?m — 2 statt m und n=3 setzt, Ayn-2,; = (2m +1, 2) A,a+ (2m +1, 3) A,a...+ (?m +}, 2m) A,._22 u. s. w. Mit Hülfe dieser Formeln und indem man zugleich berück- sichtigt, dass A,,, = 1 ist, kann man die Formel (40) in (—1)"” DH —= — +7 [2m+1, 1) Ay ı+(2m-H1, 2) A, 1... + (2m -+1, 2m) A,,_,,] we 2) Ayua+ (2m-H1, 3) Ay,s. -. + (2m-+-1, 2m) Ayn-,2] (2m +1, 2m) Ay, u 3 3 verwandeln, da man statt Ayo, auch (2m +1) Ay, schreiben kann. 30 M. A. STERN, Verbindet man diese Formel mit der Formel (53) durch Addition, so ergiebt sich m AI 1 1 1 (— 1 ) Byz DENE Am, + "Br Adna een 9 4 Ayam+ı w|o welche Formel ebenfalls Staudt a.a. O. ohne Beweis gegeben hat. Hieraus erhält man ferner durch Verbindung mit (38) 5 3 2m +3 2 ei m Bi — —1+ 7 An, ah Er, Ayamtı und hieraus durch Verbindung mit (36) 1 1 1 2 ry (—1 je Byz m 3.4 4A Aym-ı,2 ln nr Ana Am Bien 45 Mit Hülfe der Gleichung (8) lässt sich noch eine grosse Anzahl neuer Formeln aus den im Vorhergehenden gefundenen ableiten. Auf diese Weise hätte man z B. aus ı | Am? Ag, 2m-+2 (NT Ben = ea een was unmittelbar aus (26) folgt, sofort (55) finden können. 12. Aus der bekannten Formel il ARE RD las ee: 1,0 005% B, wo T,_, d.h. der ste Tangentencoefficient = 2”7(2” —1)—, folgt et — eo"? (—1)" T3,—ı Vr—1 JENE 2 BRAR T; 3 U ee een mer m Te + ,,;,® ‘ ee FA also, wenn man 5 statt & setzt, Ty_ı zar-ı 3 1 AR T, 23 r eur ea I Taten Us 2 BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 31 . x _\—1 An et —ı\2 +) = 1-4... setzt man in dieser Gleichung auf der rechten Seite allgemein statt (e”—1)” seinen Werth nach Formel (1) so folgt Ti = (1) [Aa — 2A + 2° Ay. a Ay-.,1] mithin 4 A A n ER r—1 7 0,2r—1 1,2,—2 2—2,1) % (56) b, Bam (= 1) | ger) m ara re = 2 ) und da in der Entwickelung von = keine geraden Potenzen von x vorkommen, so hat man zugleich, wenn man den Coefficienten der Po- e!—ı tenz ©” in der Entwickelung von ... nimmt, Ay, 2x 4,91 gar-ı NER FE D) 27-2 (57) ed eo Eine ähnliche. Betrachtung führt auch zu einer Darstellung der Eu- ler’schen Zahlen durch die Zahlen A. Denn da, wenn E, die rte Eu- ler’sche Zahl bedeutet, 27 ae Se Bez en e rer "ite® 1.,2.,% War 1 = e? —1 —1 x? r also e2(1+ 2 =1—-E,5.75..: +(—1) Eon ER Be. so folgt hieraus, wenn man wieder Es: —) wie vorher behandelt und zugleich für e® seinen Werth 1+ un 75: . Setzt, IE ae 1 Door a ar 1 1 1 4,1 1 1 2r—l,1 ws [As:- zu 20% eg. Bor ord)., +] ae) Zu RE pe Ay, 4,1 San era a wo Nar—r) . ledmalezr . 220 102...127 *) Vgl. Eytelwein über die Vergleichung der Differenzencoefficienten mit den Bernoulli’schen Zahlen. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1816—17, p. 41. 32 M. A.STERN, % und zugleich folgt, da die Entwickelung von keine ungeraden 2 e” he? Potenzen von & enthält 1 1 1 1 1 Apr 0 — z s Dei — A a eat ee ; ERENTO RN al I ET, 1..(2r +1) 9 Aula n Ay, 1 1 JE Ayıı,k RE EN NONE EA 1.2271 Aerın A,9-+1 ST aror 1 Berücksichtigt man, dass A,a =1, sonst aber A,, = 0 ($ 1), so sieht man, dass man die zwei letzten Formeln auch in folgender Gestalt schreiben kann k —ıYB, => (A), NA, 227, K-1)4,,...020 Mon Di 0, 2r k o0—= 3 (1 @r-+1,)A4+2@r 1, k41)4, 1... 0, 2r+1 au garti—k (2r —1 r Dr - 1 ) Ayrı-ı,.) 13. 7u anderen Ausdrücken für die Bernoull’schen Zahlen führt fol- gende Betrachtung. Wenn man, von der Formel (19) ausgehend, den Werth des Ausdrucks 17 — 2" +3"— 4" ...4+ (m —1)"—m’” berechnet, wo also m gerade ist, so findet man ai) Ban FEAT (2, 1) A, 11 — (2, 2) A,_92 3, 1A EB) a — (m, 1)A,_,— (m, 2) A,_g2- - -— (m, r) Ay, BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 33 Indem man rm, so fallen die Glieder (m, r—+-1) u. s. w. von selbst weg. Nun ist, wenn man S—ez—2+2°...—z” setzt, wo also m gerade, ZI ey 2. 2... ete.. + mr). met Bezeichnet man durch D, den Werth, welchen — für z= 1 annimmt, so erhält man „= (1) [1.2..r—2.3...r+1...+(—1)"m...(m—r-+1)] und D (58) 1— 2,4 37 een m = D, A Ara: . .+ ——— As, due? Setzt man z—:”"T!— u und (142)! = vso dass S — wo, so findet man, wenn man (nach der Differentiation) z = 1 setzt 1 N) — ou dv ; ER SmaT ma 2 = TRY) ou 7: = m+1)m, Eu ORins® En 1 dr — (m+1)m...(m—n—2), FE Me (—1)" — Nach der Formel Mathem. Classe. XXV1. 1. E 34 M.A.STERN, d”(u) = ud"v—+-(n, 1)du.d""!v... 4 d’u.v hat man also und allgemein, wenn n>2, 1.2..(2 —1) — (m-H1 „2)1.2...(2— 2 D, == —m(n, 1) r a )m(n nn (n ) .2...(n —3 en + (m-+1)m{m —ı) n, 3)! en, &5 un zl)m a n-+2 wo das obere oder untere Zeichen zu nehmen ist, je nachdem n gerade = oder ungerade. Entwickelt man die Grössen D nach Potenzen von m, so findet man demnach für die erste Potenz in D, den Coefficienten _— in D, den k 5 D \ Coefficienten Null, in —. — (wenn s>2) den Coeflicienten a 1 1 1 1 | = N! & 1 1 Ale el) ro 2,8--1 Nun ist nach Euler*), wenn man r = ?n und C, = 2(2°—1)B, setzt, an an Non a N le 27 CH. an—1 1° —23”,.. + m —|) mi — mr Jon )ma C + (— 1)"7" 2 (2n, 2n —1)m] ın Vergleicht man den Üoefficienten von m in dieser Entwickelung, welchen 8 Be g —ı)2 (0 * — (—1)*(2°”°—1)B, ausdrücken kann, mit dem man kürzer durch Coefficienten von m, welcher sich aus (58) ergiebt, wenn man dort r = 2n setzt, so findet man Ay, 1 Ayy_s,s s k 1) (2 —1)B,— ers + > > U an) © 095-K 3, 2n 2, s—1 Benutzt man die Formel (21), so findet man *) Instit. eale. differ. P.2 $ 184. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 35 17—2”...+(m—1)"— m” — (r, r) A, — (r —1, r—1) 4,1. ..-+ (1) (1, 1)A,_,1 — [r +1, r) A, —(r, r—1) A), + (1772, 1 — (m-Hr—1, r) Ayr— (m +r— 2), r—1) Asa .oo oz (4) (m, 1 I Hier sind also die Reihen von der Form (1) —k,r—k)— (r—k+1,r—k)...— (r—k+m—1,r— KA] zu summiren, wobei k die Werthe r—1, r—2 us w. bis Null an- nimmt. Geht man aber von GE A a Ä ee gm k aus und versteht unter 7, den Werth, welchen = für z= 1 annimmt, so findet man En 1202... R) -2.3... ir -At)... —m(m-+1)...m+r—k—1) mithin —1) H,_ 1 I ae Nil kr —(kr— kt... — (r— k+m—1,r—Ä)] und (60) 2... mim — H, ze (—1)" = Aut na tr Hr An, | Mm oO 1— 2 Nun ist Z = m — y, soist für z=1 Setzt man hier wieder 142)" =» und 1—2" 1 U: (0, erg: u, O2 mn. 302 Tele allgemein 2 36 M. A. STERN, Demnach, indem man wieder die Formel d" (ww) = ud"v—+.... benutzt, ze I m m? Hr anne allgemein > JR = k 1 (61) >, NO EMER ZUR). ei 15° Entwickelt man diesen Ausdruck nach Potenzen von m, so wird der Coeflicient der ersten Potenz von m R ve 1 TED er 1, s Setzt man wieder r — 2n, so giebt der Vergleich der Formel (60) mit der Eulerschen Formel n (927 2 E s—1l Ayyzs;s ee) gi 1, 2n 1,s Der Vergleich von (59) und (61) giebt zugleich die bemerkenswerthe Beziehung zwischen Binomialcoeflicienten (s+m—1,s)—(s+m—2,5)...+(s+1,s)— (s, s) = an a er 2) ve nz 14. Bekanntlich hat schon Euler”) ausführliche Untersuchungen über den Ausdruck EN N 2 f „m V an 1+0,2+0,0°...+0,2".... in welchem p» eine beliebige Zahl bedeutet, angestellt. Man kann aus >) Instit. calc. dif. P.2 $ 174. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLTSCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 37 demselben mit Leichtigkeit eine grosse Anzahl Beziehungen zwischen den Grössen A und den Bernoulli'schen und Euler’ schen Zahlen ab- 1 leiten. Setzt man a N dass und demnach tor ®@... tra,20... — 14-(e —1)g.-. (le —1)"g”..., so ergiebt sich, indem man, wie früher, e”—1, (e”—1)’ u. s. w. ent- wickelt, ur Ay mega rt A),m-ı: rer + N -q In 1.2...m oder, indem wieder = statt q setzt, Fan Ay,mt A, ,m_ı (P—1) Sr Ay,m_2(p 1)? tea szte An PU (62) Gm 1.2...m(p—1)” Setzt man zugleich (63) ae 0,1 Pt an,2 Pr... A m — 1.2..mp--ı® so folgt hieraus (64) U,n,k =—— A, ma — (k 21, Amer lee, + (—1 a} (m—1,m — k — 1) A,_1,1 wo also k Asm-a ae + Ay-ıı führt. Auch folgt aus (64), wenn man m —k—1 statt k setzt Au (k =. 1 ’ 1) Ara ga ee = (1er (m u ’ m—k IE 1A, = Asrısıa (m Ze AR k, 1 A k ne (m HR k = 1 ’ 2) Anna ee + (—1)"(m— 1, k) Au Setzt man k = 0, so erhält man die Formel (12'), da A, = 1. 15. Für p=—1 wird Dez BR 2 va Sn F® T, x? ER m Ton am-1 a ee: raus Er et 1) 1..2m —ı 22m-1 Aus dem Vergleich mit V folgt mithin, dass unter dieser Voraus- (22° —ı)B T: 1 Re N REN 2m—1 BER E m 1 setzung 9,=0 und a, = (—1) ame an er oder 1 .2..(272—1))0, 1 b m m R ; N B.„= (1) Sam=T m, zugleich aber hat man nach (62) 7 2m-—! N Ay, 2m—l 2A 9m—2 .. +2 Aym_2,1 Am ae Br om ya Der Vergleich dieser zwei Werthe von @,,,_, führt unmittelbar zu Formel (56). Ferner folgt für p—= —1 aus (63) a —aqa +a .+4a 2m—1,0 2m—l,1 2m—1,2 2m—1,2m—2 —1.2.. (2m ber 1) Ogym-ı = gam-ı also BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 39 B (—ı)" "Im 9m—1,0 EI? Hom-—ı,1 th Ag —1,2m—2 Mm. gem! SEIEN: Ze welches die bekannte Laplace’sche Formel ist, und wenn man in (62) 2m statt m setzt, so findet man wieder (57). Da nach dem Vorherge- henden, unter der Voraussetzung, dass p—= —1, also a,, — 0, Dr en 2 SW 3 2m—1 Bee. i+a,2 +4,20... 4 On.18 ; so folgt EN ADLER CANON "1+ ee 22 ER 3 3 2m — = (tern... 42 5.) 20,0 2a... +2” a (—1)m iD am Eı x? EB,“ =. ,.,.+ 102 1234 122 Bestimmt man auf beiden Seiten den Üoefficienten von x°”, so findet man (—1)” E,—= 14+2m.2a, + 2m (?m—1)(2m— 2)2a,... 2m (am —1)...1.20 Tag ı (em Zn)B 1.2..2m —1 "m setzt, findet man und indem man für a,,_, seinen Werth die bekannte Relation EB, = (2m,1)(2°° —1) gem-ı Im .+ (1) %) mM Bestimmt man dagegen auf beiden Seiten den Üoeflicienten von 2°”, so findet man Eu Be 1 Du la 9. ’q rg .t Fe 2m—1 2m-3 ' 1,2 A ee RS TE 0 woraus m—1 mel u : B u JEm—i 2% al, (Im—1, 2) y2m—3 Da 2 NG 1) + (--1)”7 (2m 1, 2m —2)2.3B,+(—1" = 0 folgt. Berücksichtigt man, dass m (!m —1, 2k) — (m— k) (2m, 2k), so sieht *) Erste Abhandlung p. 92. 40 M. A.STERN, man dass diese Formel identisch ist mit derjenigen welche ich früher *) gefunden habe. Man kann ebenso je nachdem man in ae A El EZ? ) d-fete22 en ORR # d.h. am 2m—1 2m —1 Alert, E,«? (IT Ent 1+2a,0...+2 Ogn_ı N m ERPIESTT am am—1 den Coefhcienten von x#°” oder von ®& auf beiden Seiten bestimmt, sowohl die Euler’sche Relation E„— (2m, 2) E,_ı- - (ee als auch die Scherk’sche B am (a?m m M—1 RR u ©) ul) —= (?m —1, 1) E„Ü:-:+(—1) ) finden. Als Anhang möge noch folgende Beziehung bemerkt werden. Geht man von ET er (ee... +e—1)F1 Fe aus, und vergleicht, indem man (e—1)”t!T[1 einerseits und e* ((e —1)” — ( —1)”... + (e —1) 1] andererseits nach wachsenden Potenzen von x entwickelt, die Coefh- cienten von #”*T”* auf beiden Seiten, so findet man A 1,m-+1 ‚URN Av, m 2 4A 1l,m a A, m 1.2...(mEn) 1. mi..n a. lm HI) ) 1...(m+n) Ay,m-ı Am Anrı,m-1 | [ee i tan onen) 4 A A m 0,1 1,1 m-n—1,1 a) Irre: +] ml rei a) "1..m-+n *) Crelle, Journal f. d. Mathematik, Bd. 26 8. 90. **) Erste Abhandlung p. 29. ***) ebend. p. 30. | | BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLTI' SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 41 Ay m+ı 1.2..m +1 der vorstehenden Gleichung = 1. 5 : N _— : ? ! Da die Entwickelung von (® —1)" je keine niedrigere Potenz Setzt man n = 1, so wird und also auch die rechte Seite von x als die m-+1te enthält, so müssen die C'oeflicienten aller dieser niedrigeren Potenzen verschwinden. Man findet also namentlich, wenn man den Üoeflicienten von #” bestimmt und mit 1.2...m multiplicirt A,m— As DO + (—1 or A, or (m, 1) A GAB Aum-a euenie + (— 1 Ne Ana.) —+ (m, 2) (Ao,m-2 — Aı,n-s- ke +(- 1)" An-3,1] + (m, m—1) A, +1 =0 In der That ergiebt sich aus Formel (12’) dass dieser Ausdruck nichts Anderes als 1— (m, 1)+ (m, 2)... .t(m, m —1) 1 = (1—1)” ist. 16. Da Ö sec.z —, Iorsec.@ so führen die zwei Ausdrücke ae T,2? T, n+l 2n-+1 ga — T,at,,5:.:: Die mit +... ! u E,x° E,„2” sec.2.— Is a ET zu Ep et BD en a T, 23 Ton zan+ı er E, 22 E, zn RT en fe 1..2n-+1 A: -AllSE OD Brbens ner. 5 ] also, wenn man auf beiden Seiten den Üoefficienten von #°”T! bestimmt (65) E,4ı = 2n+1 + (2% +1 9 2) Ti. E, o.. —- (2r-H1, 2n) T; E, oz 62 ° (cosz)? Mathem. Classe. XXV1. 1. F b3 Ferner folgt aus 42 M. A.STERN, T,x: T,,+41 On a E, x? DC 5 TI, a en ler 1.2 1a] und, indem man hier auf beiden Seiten den Coeflicienten von #°” be- stimmt, ergiebt sich, je nachdem n gerade oder ungerade Tyyyı = 2E,+2(2n,2)E, E,_1-+ 2 (2n, 4)E, E,....+(2n,n)E,E, ron Toni —= 2E, ee 2 (?2n, 2) E, E,_1 az 2 —+2 (2m, n—t) Eu E,. Be 2 a so dass man in beiden Fällen schreiben kann (66) Toy = E,+ (20.2) E, Em: .+(2n.2)E, BEE, Aus den Formeln (65) und (66) ergiebt sich der Beweis der zuerst von Herrn Andre*) bemerkten Identität der Euler'schen Zahlen und der Tangentencoefäicienten mit Zahlen, welche sich aus einer scheinbar sehr entlegenen combinatorischen Operation ergeben. Män bilde nemlich aus den kZahlen 1, 2,...%k, welche man als Elemente betrachtet, alle Permutationen , bei welchen, wenn man von der Linken zur Rechten fortgeht, das in der ersten Stelle stehende Ele- ment kleiner ist als das in zweiter Stelle stehende und allgemein das in der 2r—Iten Stelle stehende kleiner als das in der 2rten stehende; zu- gleich soll aber auch allgemein das in der 2rten Stelle stehende grösser sein als das in der ?r—-1ten Stelle stehende. Zieht man in einer sol- chen Permutationsform von der Linken zur Rechten fortgehend, jedes Element von dem folgenden ab, so erhält man, wenn k = 2n, das aus 2n —1 Zeichen bestehende Schema (A) +4... + und, wenn k = 2n--1, das aus 2n Zeichen bestehende Schema (B) + +-...4- Im ersten Falle soll A,, und im zweiten A,,,, die Gesammtzahl der dem bestimmten Schema entsprechenden Permutationen bezeichnen. Mithin ist A, — 1. dagegen hätte A, nach dieser Definition von A, keine Bedeutung, es wird aber dieses Symbol — 1 gesetzt. *) Comptes Rendus de l’Academie des Sciences T. 88 p. 965. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLUSCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 45 Sollen aus 2»-+1 Elementen 1,2... 2n—+1 alle dem Schema (B) entsprechenden A;,,, Permutationen gebildet werden, so ist klar, dass das grösste Element 2n +1 in jeder dieser Permutationen eine solche Stelle einnehmen muss, dass ihm eine ungerade Anzahl Elemente folgt und mithin auch vorausgeht. Es kann nemlich das Element 2r—-1 nicht in der letzten Stelle stehen, weil ihm dann ein kleineres Element vorausgehen und also die Zeichenreihe nicht mit — sondern mit + schliessen würde. Aus demselben Grunde können auch nicht 2XkEle- mente auf das Element 2n +1 folgen, da die aus 24 Zeichen bestehende Zeichenreihe, die aus dem Elemente 2n +1 und den folgenden 2% Ele- menten zu bilden wäre, mit — beginnen und also mit —+ schliessen müsste. Betrachtet man daher den Fall, wo 24-1 Elemente auf das Element 2n—1 folgen und demnach 2n— 2k—1 Elemente ihm vor- ausgehen, so können aus den bestimmten 2n— 2% — I! Elementen As,_,_ı Permutationen gebildet werden. welche der Form des Schema (B) angehören und ebenso aus den bestimmten 2%—+-1 Elementen A;,,, Per- mutationen, welche derselben Form angehören. Man erhält daher durch Einschaltung des Elementes 2n—+1 in die 2n— 2kte Stelle im Ganzen (2n, 2-1) Ay,_s1_1 As, Permutationen, die bei dieser bestimmten Stel- lung des Elementes 2»—+1 aus den 2n-+-! Elementen, dem Schema (B) entsprechend, gebildet werden können, da sich aus 2n Elementen (2n, 2k-+-1) Combinationen ohne Wiederholung zur Classe 2%-+-1 bilden lassen. Setzt man nun für k alle ganzen Zahlen von 0 bis n—1, so findet man (67) 7 Ay — 2, 1)A, 1A, + (20, 3) Au 3 Az.» + (20, 2n —1) A, Ann Sollen aus 2n—+2 Elementen alle der Form des Schema (A) ent- sprechenden Permutationen gebildet werden, so kann das Element 2n—-2 nicht ın der vorletzten Stelle stehen, weil sonst das Schema mit — schliessen würde. und aus demselben Grunde überhaupt nicht eine solche Stelle einnehmen, dass ihm eine ungerade Anzahl Elemente folgt. Nimmt man an, dass ihm 2% bestimmte Elemente folgen und also 2n +1— 2k bestimmte Elemente ihm vorausgehen, so findet man, ähnlich wie im 44 M. A. STERN, vorhergehenden Falle den Ausdruck (?r +1, 2%) Ayyı_ Ag, in welchem man. um sämmtliche aus den 2» + 2 Elementen gebildeten Permutationen, welche der Form des Schema (A) entsprechen, zu erhalten, für % alle ganzen Zahlen von 0 bis n zu setzen hat, mithin (68) Ayryz = Aut (2n +1, 2A Ag... + (22 +1, 2m) A, Ay, Da 1+(tg2) — — leosz)* an-1 T; T,.-ı u een Mia st: oa so ergiebt sich, wenn man in diesem Ausdrucke auf beiden Seiten den Coefficienten von x” bestimmt, wenn n gerade, ET, T, 27 TEN, ITT. 28 n—1 Hal I n—ln+l 12..Man en) a8. 10): ; ts Bann E 2E 2E, E ne sun n n—1l Fol aD 777,1.900n Heazaze ann und wenn n ungerade aT, Ty,ı 27,7, L Te RE, 2, E, ı 1.2..(2r —1) 1.2.3:1:.2...0% 83) 2 (an) 21er 11a me Ani Pay 2 2 asp ıyı. ar) also im ersten Falle (69) E,+ (20, JE, E,_... +5 2n,n)E,E, = IS] (2n, 1) T; T,,._ı+ (2n, 3) I; Denis: Be + (2x, n—1) 1 Tarı und im zweiten (70) E,+(?n, JE, E,_1:.- + (2n, nr —1) E,_,E,p = TO TRDT (2n, 1) T, Ty-ı+ (2n, 3) Te Ins... + On, n 1,7, 1.108) Aus dem Vergleich von (69) und (70) mit (66) und (67) ergiebt sich, dass wenn Ay, = Ty_ı für alle Werthe X von k=1 bis k=n, auch Ayyı = Tanpı ist. Nun ist A, =[T, also allgemein Ay = Ta-ı. BEITRÄGE Z. THEORIE D. BERNOULLI’SCHEN U. EULER’SCHEN ZAHLEN. 45 Weiter folgt aus dem Vergleiche von (68) mit (65), dass wenn Ay, = E, für alle Werthe k vnk=1bis k=n auch A, E,;, also da A, — uf, — 1, so ist allgemein A, — E,. Man kann ferner, je nachdem » gerade oder ungerade ist, statt der Formel (66) auch schreiben Ta = E,+ (2n, 1)T, Ta + (20,2) E, E,_1...+ (2, n—1) T,ı Top oder Tonyı = E,+ (20, 1) 7, Tı+ (an, 2)E,E,....+2(2n, n) T,T, und mithin in beiden Fällen TE, (20,1) T, Tat 2%,2)E,E,...+ (20, a —1)T,4aT,+E, zugleich kann man statt (65) auch schreiben 2E,4 — 2 + (22 +1, 1) 7, PK ör 1, 2)E, Ty,-1- - —+ (2n +1, 2n)E,T, + Tonpı Setzt man hier statt der 7’ und E die gleichwerthigen A, so vereinigen sich die zwei letzten Formeln zu 24,1, = 4A,+(r, 1) 4, AA +ln 2)4,A,2-.-+(r, r—1)4,_14, + 4, welche Formel Herr Andre a. a. ©. ohne Beweis mitgetheilt hat. Mathem. Olasse. XXVT., 1. G Ra, u Untersuchungen über die Flächen mit planen und sphärischen Krümmungslinien. Zweite Abhandlung. Von Alfred Enneper. Vorgelegt in der Sitzung der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 3. Juli 1880, In dieser zweiten Abhandlung über die Flächen mit planen und sphäri- schen Krümmungslinien ist der Versuch gemacht, für die Flächen mit sphärischen Krümmungslinien eine ähnliche ausführliche Darstellung zu geben, wie solche die erste Abhandlung für plane Krümmungslinien enthält. In Beziehung auf die gebrauchten Bezeichnungen schliesst sich die zweite Abhandlung eng an die erste an, namentlich bei solchen Problemen, deren analytische Behandlung eine Art Parallelismus zeigt. Im Allgemeinen unterscheiden sich die Probleme, deren Lösungen in der vorliegenden Abhandlung angestrebt sind, von den entsprechenden Pro- blemen der früheren Untersuchungen, sowohl durch die gebrauchten Hülfsmittel, als durch grössere Complication der Formeln. Was die Hülfsmittel betrifft, so war der Verfasser gezwungen, wenn nicht die Deutlichkeit der Darstellung wesentlich leiden sollte, bei einigen Gele- genheiten Sätze aus der allgemeinen Theorie der Flächen anführen, respective ableiten zu müssen. Es betrifft dieses den Abschnitt VIII und den Anfang des Anhangs B. In beiden Fällen war es für den Zweck der Abhandlung unumgänglich nöthig, aus der allgemeinen Theorie der Flächen einige Formeln zu entwickeln, welche sich zu den gemachten Anwendungen eignen. Von diesem Gesichtspunkt aus sind in VIII eine Anzahl von Entwicklungen über die sogenannte Trarsformation durch reciproke Radii vectores zusammengestellt, die namentlich in X zur Mathem. Olasse. XXVI. 2. A 2 ALFRED ENNEPER, Verwendung gekommen sind und in XI den Grund zu einer neuen Transformation von Flächen gelegt haben. In IX sind einige Bemer- kungen über Flächen mit sphärischen Krümmungslinien vereinigt, na- mentlich mit Beziehung auf zwei besondere Fälle, die sich mit Hülfe früherer Untersuchungen erledigen lassen. Sind die Kugelflächen eines Systems sphärischer Krümmungslinien concentrisch, so ist das andere System von Krümmungslinien plan. Gehn die Kugelflächen des sphäri- schen Systems durch einen festen Punkt, so ist für die transformirte Fläche durch reciproke Radii vectores bekanntlich das transformirte Sy- stem plan. Diese beiden Fälle sind bei den späteren Untersuchungen ausgeschlossen. Am Ende des Abschnitts ist eine Bemerkung gemacht, die auf den ersten Blick von weniger Bedeutung erscheint, deren Vor- theil aber bei den allgemeinen Untersuchungen sehr prägnant hervortritt. Besteht ein System sphärischer Krümmungslinien aus Kreisen, so ist die Fläche die Enveloppe einer Kugelfläche von variabelem Radius, deren Mittelpunkt eine Curve doppelter Krümmung beschreibt. Es ist diese Curve doppelter Krümmung, welche für die Betrachtung der bemerkten Enveloppe von besonderem Interesse ist. Auf der Tangentenfläche der Curve der Mittelpunkte der enveloppirten Kugelflächen liegt die Curve, gebildet aus den Mittelpunkten der Kugelflächen des sphärischen Systems. Ein ähnliches Verhältniss findet im allgemeinen Falle statt. Die Mittel- punkte der Kugelflächen eines Systems sphärischer Krümmungslinien bilden eine Curve doppelter Krümmung, deren geometrische Elemente sich für die Behandlung des allgemeinen Falls nicht geeignet erweisen. An Stelle der erwähnten Curve ist eine andere einzuführen, auf deren Tangentenfläche sie liegt. In X ist, wie der Verfasser glaubt, der erste vollständige Beweis des Satzes enthalten, dass alle Flächen mit zwei Systemen sphärischer Krümmungslinien als Parallelflächen solcher Flächen anzusehen sind, für welche die Anwendung der Transformation durch reciproke Radiıi vectores, wenigstens ein System sphärischer Krümmungslinien in plane Curven transformirt. Die für alle Specialfälle durchgeführten Rechnungen haben den Beweis von der Existenz eines reellen Centrums der Trans- UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 3 formation geliefert. Um diesen Abschnitt nicht durch Detailuntersu- chungen zu überladen, sind in einer Anmerkung’ eine Reihe von Flächen zusammengestellt, für welche das eine der beiden Systeme sphärischer Krümmungslinien aus Kreisen besteht. Die in VIII gegebenen Ent- wicklungen haben in XI die Aufstellung der Flächen, welche ein System sphärischer Krümmungslinien besitzen und von den Kugelflächen dieses Systems orthogonal geschnitten werden, auf eine besondere Transforma- tion von Flächen reducirt. Eine besondere Beachtung darf der Abschnitt XII beanspruchen, wegen der möglichst allgemeinen Lösung des Problems: Die Flächen mit einem System sphärischer Krümmungslinien analytisch zu definiren, d. h. die Coordinaten eines Punktes einer solchen Fläche als explicite Functionen zweier Variabelen darzustellen. Es sind die betreffenden Untersuchungen für die verschiedenen Specialfälle durchgeführt, welche die Curve der Mittelpunkte der Kugelflächen des sphärischen Systems darbieten kann, oder besser, für die Curve, auf deren Tangentenfläche die erstgenannte Curve liegt. Hierdurch ist es gelungen, ein Problem zu lösen, welches von den ersten Bearbeitern, den Hn. Bonnet und Serret entweder unerledigt geblieben war, oder in ungenügender Weise behandelt worden ist. Im Anhang sind einige Untersuchungen vereinigt, die sich auf Flächen mit planen Krümmungslinien beziehn, namentlich solche, deren Krümmungslinien auch geodätische Linien sind. Es erschien wünschens- werth, diese Flächen, in Anbetracht ihres häufigen Auftretens bei allge- meinen geometrischen Problemen, einer eingehenderen Darstellung zu unterwerfen. 4 ALFRED ENNEPER, v1. Bemerkungen über die Transformation durch reciproke Radii vectores oder die inversen Flächen. Anwendung auf Flächen mit sphärischen Krümmunsslinien. Die Untersuchung der Flächen mit sphärischen Krümmungslinien lässt sich durch Zuziehung einer geometrischen Transformation in einigen Punkten sehr vereinfachen, wobei namentlich längere und complicirte Rechnungen umgangen werden können. Die in Rede stehende Trans- formation ist bekannt unter dem Namen der Transformation durch reci- proke Radi vectores, oder Aufstellung der inversen Fläche. Der Ueber- sicht wegen mögen einige bekannte Resultate kurz mit angeführt werden, unter Anwendung der in II gegebenen Gleichungen. Es treten dabei eine Anzahl analytischer Beziehungen auf, die sich unmittelbar für die Flächen mit sphärischen Krümmungslinien verwenden lassen. Der ein- geschlagene Weg verfolgt das Ziel: die neuen Untersuchungen mit den in I—VII enthaltenen in möglichst enge Verbindung zu setzen. Daneben hat das hier befolgte Verfahren in XI zu einer Erweiterung der, in die- sem Abschnitt aufgestellten, Resultate Veranlassung gegeben. Zwei Flächen S und S, mögen sich in Beziehung auf einen festen Punkt O so entsprechen, dass zwei correspondirende Punkte P und P, beider Flächen mit dem Punkte O auf derselben Geraden liegen und die Relation OP.OP, = 9” besteht, wo g eine Constante bedeutet. Es heisst dann die Fläche S, in Beziehung auf die Fläche S nach Hn. Liouville die transformirte Fläche S durch reciproke Radü vectores, wobei der feste Punkt O den Namen: Centrum der Transformation führt. Kürzer nennt Hr. Stubbs, der Erfinder der bemerkten Transformation, die Fläche $S, die inverse Fläche S in Beziehung auf den Pol O*. Die *) In Beziehung auf die Literatur der im Text bemerkten Transformation sind die nachstehend bemerkten Aufsätze von Interesse. Stubbs: »On the application of a new Method to the Geometry of Curves and Curve Surfaces.< (The London, UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 5 Fläche S steht zur Fläche 8, in demselben Verhältniss, wie umgekehrt, die Fläche S, zur Fläche 8. Die wesentlichste Eigenschaft der Trans- Edinburgh, and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science. Volume XXI. p. 338—347. London 1845). Auf p. 338 findet sich folgende Definition, welche später auch auf Flächen angewandt ist: If in the plane of a curve we take any point as a pole and produce the radius vector, so that the rectangle under radius vector to the original curve on the whole produced radius be constant or equal to k?, we may call the locus of the extremity of this produced line the inverse curve to the one from which it is produced, and the extremity of the produced radius the inverse point to the extremity of the original: as an exemple, the cardioide is the inverse of the parabola, the focus being the pole; the lemniscata is the inverse of the equilateral hyperbola.« Auf p. 343 findet sich der Satz: »Hence the normals of inverse points of surfaces are in the same plane and equally inclined to the common radius.« Endlich auf p. 344 wird bemerkt — »or the inverse of a line of curvature on a surface is the line of curvature of the inverse surface; or if the line of eurvature of a surface be known, that of its inverse surface is had by deseri- bing a cone with the pole as vertex and passing through the line of curvature on direct surface, the line in which it pierces the inverse surface is a line of curvature.« Die vorstehenden Resultate finden sich einige Jahre später im »Journal de Mathe- matiques« reproducirt. In dem »Extrait d’une lettre de M. William Thomson a M. Liouville« (Tome X. Annee 1845 p. 364—367) findet sich folgende Defi- nition: »Soient CO le centre d’une sphere $; Q, Q’ deux points pris sur un möme rayon CA et sur son prolongement, de telle maniere que 09.00 = CA? et P un point queleconque sur la surface S. On a comme on sait, pQ _ 40 PQ' = AQ“ On peut a cause de ce theor&me, appeler Q et 0’ points reeiproques relatıfs a la sphere $, dont chacun est l’image de l’autre sur la sphere.« In einer weiteren Mittheilung: »Extraits de deux lettres adresseesaM. Liouville parM. William Thomson« (T. XII. Annee 1847, p. 256—264) wird die Lage eines Punktes im Raume als Schnittpunkt dreier, zu einander gegenseitig orthogonalen Kugelflächen bestimmt und die Transformation auf physikalische Probleme angewandt. Zu diesen Mittheilungen hat Hr. Liouville u. d. T.: »Note au sujet de Vartiele prec&dent« (T. XH, p. 265—290) eine Reihe von Entwicklungen beigefügt. Man findet dort 6 ALFRED ENNEPER, formation, welche im Folgenden in Betracht kommt, besteht darin, dass den Krümmungslinien der Fläche S auf der Fläche S, ebenfalls Krüm- mungslinien entsprechen. Ein Beweis dieses bekannten Satzes ergiebt sich im Folgenden von selbst, bei Aufstellung einiger nothwendigen Formeln. Es seien 2,40» ?0;5 %,y,z und #,,%,, 2 die Coordinaten der Punkte O, P und P,, zwischen denselben bestehen dann die Gleichungen: na 0 ed Ya g a, 39m 3, (kn, tW—y, tea, Zur Vereinfachung der Formeln führe man folgende, abkürzende Bezeichnungen ein: (e —2,)cosa+ (y—y,)cosb+@—2,)c0osc=Q, (x —x,)cosd + (y—y,)cosb—+(z—2,)csl—=Q@, 2) (e — a,) cosa’+ (y—y,) cosb’+ (2 —2,)cosc" — Q”, .—2,”’+Ww—y) +@—2)” —=N, also auch: 3) SHQ’+Q?—N. Es seien # und v» die Argumente der Krümmungslinien der Fläche S, die Anwendung der Gleichungen 2) und 3) von II giebt durch Diffe- rentiation der Gleichungen 1) folgende Differentialquotienten, wobei die, durch Gleichungen 3), definirten Abkürzungen gebraucht sind. (p. 276) »Nous donnerons & cette transformation le nom de transformation par rayons vecteurs r&ciproques, relativement a l’origine O0. Die sämmtlichen angeführten Aufsätze der Hn. Thomson und Liouville finden sich 25 Jahre später abge- druckt mit der Ueberschrift »Elecetrie images« im »Reprint of papers on Electrosta- tics and Magnetism by Sir Willlam Thomson.«e (London 1872, p. 144—177). Wegen der allgemeinen Annahme der Bezeichrung des Hn. Liouville findet sich dieselbe auch in diesen Untersuchungen beibehalten, wenn auch der von Hn. Stubbs gewählten Bezeichnung in Beziehung auf Priorität und Kürze der Vorzug gebührt. UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 7 de, N a een dy Veh DVB 4 ER eg NO. N N ) du oh 2 N Q) N..=' dz i 2 — “PVE menge de hi a VG a an IN: d n ?,/G 5) = 1 — (cos 2 ne ; den de, „gPNVG ze 29 N de, de, dy, WU, dd, _ 0) du PaRvDN dv au dv o | | Diese Gleichungen geben: | | | | | Setzt man: 1 so findet man mittelst der Gleichungen 2), 3), 4) und 5): a ?G Bao, woraus: 2 /% DTZI Zur oND Ve 8) VE one NO on folgt. Die erste Gleichung 4) nach v differentiirt giebt, mit Hülfe der Gleichungen 2)—9) von II, die folgende: VE ve dx, ‚ 0 —W, ' IN! ” V—L, " N Ta, = (os a2 — Q)d + (cos 2 —QN)d—, 8 ALFRED ENNEPER, Wegen der Gleichungen 4), 5) und 8) reducirt sich die vorste- hende auf: day de 1 aym, de, 1.dlG, DE RER Beh 1 dudv du VEN dv dv VG, du Vertauscht man hierin #, mit y, und 2, , so ergeben sich zwei weitere Gleichungen, welche in Verbindung mit der vorstehenden Glei- chung und der Gleichung 6) zeigen, dass w und v auch die Argumente der Krümmungslinien der Fläche $S, sind. Die Normale zur Fläche 8, bilde im Punkte P, die Winkel a,, b Es ist dann: ji» €, mit den Üoordinatenaxen. 1 0.0 de, dy, de, | cosa, — | du du du TE man, dv dv dv | oder, in Folge der Gleichungen 4), 5) und 8): | 1 0 0 BUN, Ns NE EB r RE “2, ‚ cosa, = cosd — 2 Q cosb 2 Q' cosc—2 N | a Q’ cosb"— 2 I Q" cosc"—2 — Q'| Zur Reduction werde diese Gleichung mit der Gleichung 13) von II multiplicirt, d.h. mit der folgenden: | cosa, cosb,, cosc ı I — r G G cosa@, cosb , cosc cosa’, cosb", cosc | Das bemerkte Produkt lässt sich, mit Rücksicht auf die in 2) auf- gestellten Bezeichnungen, schreiben: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMIT PLANEN .SPHÄRISCHENETC. cosa cosa cosa” z 2QQ A 2:0 2QqQ Cosa, — N Sn MN, ..2QQ' 2 2 Q” N N N di 2 2 R N ” m cosa, — (i—: 2 nn Jeosa +2 Q a en Q, oder auch: 2 24 "2 r ’ 7 " 9) ana, = (1 StR Jona 2 Seat Senn Vene In Folge der Gleichungen 2) und 3) ist: Q+Q’+0Q”= N, Rcosa+@cosda+QWcs"—= a —ı.. Die Gleichung 9) reducirt sich hierdurch auf: Ei, cosa, = — cosa+2 Q. Auf analoge Weise lassen sich die folgenden Gleichungen aufstellen: cosa, = —c0a+ 2° Q, cosb, = — 055 + 2° 7° Q, > 2—29 c0SC, = — C0Sc— 2 N Q. Bedient man sich für die Fläche S, ähnlicher Bezeichnungen wie die in II für die Fläche S gebrauchten, so sei: 1 da, EoR an a cos db a cosc' 11) VE, du VE, du a“ “ 1 da, " 1 dy, ! de, el — Mr osb" „, — — = cosc. VG; di cos@4 1 VG, AB cos 1 VG, dv 1 Die Gleichungen 4) und 5) lassen sich dann nach 8) und 11) auf folgende Art schreiben : Mathem. Olasse. XXYVI. 2. B 10 ALFRED ENNEPER, Wei. Y —ı\ 12) cosa, = cosda— 2 — —Q, cosb', = cosb’ — 2 2 Q N cosc, — c0sc—2 — Q. 13) cosa’, = cosa’—2 _® Q’, cosb", — cosb"— Zr @%, cosc", — c0sc'—2 RN) @3: N Werden die Hauptkrümmungshalbmesser der Fläche S5, im Punkte P, durch v’, und »”, bezeichnet, so kann man zu deren Berechnung sich der folgenden Gleichungen bedienen: 1 de, dcosa, 1 dy, _ deosb, 1 de, __deose, en du TR oe au aa a dr, = deosa, a dy, __ deosb, Br . de, _ deosc, r', dv de 2) 70,00 der urn, do dv Aus den vorstehenden Gleichungen leitet man durch Multiplication mit 2&—@0,, Y—Yo; ?— 2, und Addition die folgenden ab: 1 de, dyı dz lee dcosa, deosb, dcosc, Eko) du Ze 30) du Ma) du Ro 0ER I Yale A du dx dy dz a cos c,). yo) a ee RN 0 dv _ #0) cosa, + YyYyo)e0sb, + (2 = 2,)C0Sc, Or dv da dy dz a Im cosa,—+ u C08 db, + u C08 c): UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHENETTC. 11 Verbindet man die vorstehenden Gleichungen mit den Gleichungen 4), 5) und 10), bedient sich der in II gegebenen Formeln, so sind die Hauptkrümmungshalbmesser der Fläche 5, auf folgende Art bestimmt: 2 2 N g N 14) 2 120. 7 =5+20 1 a Von den Gleichungen S), 10), 12), 13), und 14) lassen sich auf die Flächen mit einem Systeme planer oder sphärischer Krümmunsgslinien folgende Anwendungen machen. Eine Ebene oder eine Kugelfläche geht durch Anwendung der Transformation durch reciproke Radii vectores allgemein in eine Kugelfläche über, die in besonderen Fällen eine Ebene sein kann. Hat die primitive Fläche ein System sphärischer Krüm- mungslinien, so hat die transformirte Fläche dieselbe Eigenschaft. Man kann auch, was analytisch nicht ohne Interesse ist, von der transformirten Fläche ausgehn und sich die Frage stellen: welche Bedingungen muss die primitive Fläche erfüllen, wenn für die transformirte Fläche durch reciproke Radii vectores ein System von Krümmungslinien plan oder sphärisch ist? Die Lösung dieser Aufgabe lässt sich mit ziemlich ein- fachen Rechnungen durchführen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Ist für eine Fläche S das System der Krümmungslinien (v) sphä- risch, so hat man in Folge der Gleichungen 2) und 3) von III: & = 0 + R, (cosacoso — cos a sin 0), 15) ns, = y+R, (cosb cos 6 — cos b’ sin 0), &, = z+R, (cos ccoso — cosc'sin 0). 1 c0os6 , sine d/G 16) R, are Y VEG du . Es ist (&, n,,&,) der Mittelpunkt, AR, der Radius der osculatori- schen Kugelfläche der sphärischen Krümmungslinie (v0), welche durch den Punkt (2, y,2) der Fläche 8 geht; o ist der Winkel, welchen der Radius R, mit der Normalen zur Fläche Sim Punkte (#, y, 2) einschliesst. Die sämmtlichen Quantitäten 85, 95, {5 R, und © sind nur von u ab- hängieg. B2 12 ALFRED ENNEPER, Ist das System der Krümmungslinien (v) für die Fläche S plan, wobei Kreise ausgeschlossen sein mögen, so ist in der Gleichung 16) R, = © zu nehmen. An Stelle der Gleichungen 15) tritt folgende, unter 3) in IV aufgestellte, Gleichung der Ebene der planen Krüm- mungslinie: 17) wcose+ycosß—+zcosy — 2, wo cose, cosß, cosy und 2 nur von u abhängen. In den Gleichungen 15) subtrahire man auf beiden Seiten @,, Y,; 2,, Setze also: 0° ı 6, —2, = w—a,—+ R, (cosa cos 6 — cosa’sino), age 18) N — Yo = NY-— N (cos b cos 6 — cosb' sin 0), we 6, —2, =2—2, + R, (cosc cos 6 — cos c sin 0). Man bilde die Summe der Quadrate der vorstehenden Gleichungen unter Anwendung der in den Gleichungen 2) gebrauchten Bezeichnungen. Die bemerkte Summe giebt: 5-8, + m 4) + 5-2, = N+2R, (@ cose— Q’sino)—+ R3. Hieraus folgt: 19) N+2R, (Qcoso— Q’sino) = (5 — a, +; —y,)+& —2)—R3- Wird für eine Fläche S das System der Krümmungslinien (v) auf der transformirten Fläche S, sphärisch oder plan, so findet für die Fläche $, eine ähnliche Gleichung, wie die Gleichung 16) statt, nämlich: 1 2.02.00810, sind‘ dVG, er VEG, du wo R’, und o’ nur von « abhängen. Setzt man für E,, @, und r”, ihre Werthe aus den Gleichungen S) und 14) ein, so folgt: N dy/G VEG du ? 'N 20) =-(#+ 2Q)eosc+[ —2Q)sin 6. 2 Wird diese Gleichung nach v differentiirt, so hat man nach den: Gleichungen von II: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 13 dN A m ao VG... 0: Q’ dyG ZEN Su 2a Ve. ER VE du ' Mit Weglassung des Factors N führt die bemerkte Differentiation auf folgende Gleichung: 1 1 _dyG dr Te r VEG du: .., sin 0”. Bezeichnet R, eine Function von « allein, so kann man setzen: 21) re sine’ dY@ Te r" VEG du Diese Gleichung sagt aus, dass auch für die Fläche S das System (v) sphärisch ist. Die beiden Gleichungen 16) und 21) fallen zusammen für — coso’ — coso und sind = sino, d. 1. 0 = n—c, was die Rela- tion zwischen den Winkeln o und de ist. Für /=n-—o wird die Gleichung 20): 22) Fr |, ra) (nz WE_3Q)sinc Durch Anwendung der Gleichung 16) wird die vorstehende Glei- chung einfacher: 2 23) 2 EN ‚Os Qsine, 2 R, oder 2 R, a —=N-+2R, (Qcoso— Qsino) 2 d.i. nach 19) 24) rem y tn —R3. 14 ALFRED ENNEPER, Man kann umgekehrt die Gleichung 20) oder 22) als Folge der Gleichungen 16) und 18) deduciren, wenn der Werth von R’, dabe; durch die Gleichung 24) bestimmt ist. Ist das System (v) für die Fläche S plan, so findet die Bedingung statt: coso sino d/@ Be VEG dus 25) = Die Gleichung 22) wird dann einfacher: 26) — = 2(%coso— Q'sino). Für ein planes System finden die in IV aufgestellten Gleichungen 1) statt, nämlich: COS& — C0S4C080 — Cosa sino, 27) cosß —= cosbcos o—cosb'sin 6, COSY == C0SC C080 — cos c’ sin ©. Die vorstehenden Gleichungen respective mit #—@,, y—y, und 2— 2, multiplieirt und addirt geben, mit Rücksicht auf 2): (e— 2,)cose+(y— y,)cosß+(2—z,)cosy = Qcoso— Q'sino, d.i. nach: 1,7.)E 2— (z, 608 @+yY, c0sß+2,c0osy) = cos o— Q'sine. Hierdurch lässt sich die Gleichung 26) auf die Form: 2 28) Im, enety, cosß +2, cosy) bringen. Die Gleichung 26) ist auch umgekehrt eine Folge der Glei- chungen 17), 25) und 27), wenn R, durch die Gleichung 28) be- stimmt Ist. 2 Die Gleichungen 15) geben als Gleichung der osculatorischen Ku- gelfläche einer sphärischen Krümmungslinie (v): UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 15 29) | & Dtm, 45 2) —R. Geht diese Kugelfläche durch einen iesten Punkt (&,,40> 20) so Ist: HE = Ri Findet diese Gleichung statt, so verschwindet die rechte Seite der Gleichung 24), es ist dann R, = co, d.h. die transformirte Krüm- mungslinie ist plan. Ist die primitive Krümmungslinie plan, geht ihre Ebene durch einen festen Punkt (#,, Yo, 2,);, so hat man nach 17): x, c0sa—+y,c0osß +z,c0osy — 2. In der Gleichung 28) verschwindet dann die rechte Seite, es ist wieder R’, == 00, d.h. die transformirte Krümmungslinie ist plan. Aus dem Vorstehenden ergeben sich folgende Resultate. Wird ein System von Krümmungslinien einer Fläche S mittelst der Transformation durch reciproke Radii vectores sphärisch, so ist das primitive System der Fläche S ebenfalls sphärisch oder plan. Wird ein System von Krüm- mungslinien einer Fläche S mittelst der Transformation durch reciproke Radii vectores plan, so ist das primitive System ebenfalls plan oder sphärisch, wobei entweder die Ebenen der planen Krümmungslinien oder die osculatorischen Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien durch einen festen Punkt O gehen. Der Punkt O ist das Centrum der Transformation. Bei der Deduction dieser Resultate ist die transformirte Fläche zu Grunde gelegt, ein Verfahren, welches gestattet einige Sätze unmittelbar umzukehren. Man kann auch für die primitive Fläche S direct die Gleichung 16) oder 25) zu Grunde legen und dann mit Hülfe der in II aufgestellten Gleichungen die transformirte Fläche untersuchen; der im Obigen eingeschlagene Weg ist für den vorliegenden Zweck etwas einfacher und von mehr Interesse. Zur Vervollständigung der für die Fläche S, aufgestellten Glei- chungen mögen noch für diese Fläche einige geometrische Elemente be- stimmt werden. Für die Fläche S, findet die Gleichung 20) statt. Es sei (&, 7, €) der Mittelpunkt der osculatorischen Kugelfläche der sphäri- 16 ALFRED ENNEPER, schen Krümmungslinie (v) auf der Fläche $S,. Analog den Gleichungen 18) hat man die folgenden: 7 ° r ’ G . [2 5—a, =@,—a@,-+ ER, (cosa, cos0’— cosa', sin o'), ‚ r U ’ s ! 7—Y = Yı Yo + X; (cosb, cos#—.cosd’, sin 0), ar 2 ‘ ’ . I—2, = 2,— 2, +&', (cose, cos0’— cosc, sine‘). Man setze rechts die Werthe von @,,y, 2, aus 1), cosa,, cosb,, [4 ’ (4 ® D cosc, aus 10); cos@,, cosb ,, cosc, aus 12) ein und setze wieder 0 — n—06. Es folgt dann: 30) 22, | u [9° — 2R ,(Qcoso— @'sin a)| — + ER ,(cosa cos 0—cosa'sin 0), i—y, = 1° — 2R ,(Qcos 6 — Qsin o)| — + R', (cosb coso—cosb'sin 0), r 2 1£ Dis Ser ’ 2 I’ — 2R ,(Q cos o— Q'sin o)| —: + R,, (cos ccos0—cosc'sin 0), Findet die Gleichung 23) statt, so ist: 2 9— 2R,(Qcoso— Qsino) = ZEN. 2 Die erste Gleichung 30) wird dann einfacher: R Sa [.—z, —+ R, (cosa cos o— cosa’ sin o)| BR ; 2 d.i. nach 18): R, 8 — re, = (&5 Zaun, An Stelle des Systems 30) lässt sich folgendes setzen, in welchem der Werth von RB aus der Gleichung 24) eingesetzt ist: FE ee g u So ko No Yo 057%), 2 5-2, ++ 20) —R2 UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 17 Ist die primitive Krümmungslinie (v) plan, so ist nach 26): = 2R,(Qcoso — Q'sin o). Mit Rücksicht auf diese Gleichung, die Gleichungen 27) und 28) erhält man aus 30): ag Ve ER cos « cosß cosy » 722 — x, cose—y, cosß —2, cosy]' | IX. Dee Bemerkungen über Flächen mit sphärischen | Krümmunsslinien. Zur Vermeidung von Wiederholungen und der besseren Uebersicht wegen, sollen in diesem Abschnitt einige besondere Fälle von Flächen mit einem System sphärischer Krümmungslinien zusammengestellt werden. Sind die Mittelpunkte der osculatorischen Kugelflächen eines Systems sphärischer Krümmungslinien concentrisch, so ist das andere System plan, die Fläche hat dann einige merkwürdige geometrische Eigenschaften, wie weiter unten dargethan ist. Gehen die bemerkten osculatorischen Kugelfiächen durch einen festen Punkt, so gestattet die in VIII gege- bene Untersuchung eine Reduction des Problems auf die in IV ge- fundenen Resultate. Setzt man zur Abkürzung: 1) R,coso—=p,, R,sino = 9, 2) R,cosze—p, R,sinz=g,, so lassen sich die Gleichungen 2), 3), 10) und 11) von III einfacher auf folgende Art schreiben : &, = 20 -+-p, c0osa — 4, C08d, =aeH+p, cosa—gq, cosa”, 3) Im, =y-+p, cosb — q, cosb, 4) m = y4p,cosb—q,cosd”, IE, = 2-+p; cosc— q, cosc, = 2-+p, 008c—q, cosc”. Bd ANGE dyE .) ! "TVEG du ") FI TEB dv Mathem. Olasse. XXV1. 2. C 18 ALFRED ENNEPER, Es: 'sind'‘E,.n;.6,,p, (und g; nur von u, &,.2,.20 wps und.gn nur von v abhängig. Je nachdem die Gleichungen 3) oder 4) statt- finden, ist das System (v) oder (w) sphärisch. Die Gleichung 5) kann als Folge der Gleichungen 3) angesehen werden, wie sich unmittelbar durch Differentiation der Gleichungen 3) nach v ergiebt. Eine ähnliche Bemerkung gilt für die Gleichung 6) in Beziehung auf die Gleichungen 4). Es mögen die Gleichungen 4) stattfinden, also das System (vw) sphä- risch sein. Durch Differentiation der Gleichungen 4) nach v erhält man, unter Zunahme der in II aufgestellten Formeln,: de dp, VG VG G d Ä 5 FB a Ip ona+ 1 0 na + [ya—n, \E- 12|cosa', d A d 'G d ERS G d 3 7) Mi — (Pig, Floor u NE enssı (ya, WE „)eosh", 2,3 an, ve q, IVG | 6 Be dd 3 I: -(% gi jest u En cosc+ [VG — m Lı)eose” Sind die osculatorischen Kugelflächen des sphärischen Systems con- centrisch, so haben 87, n,, &, constante Werthe. In den Gleichungen 7) verschwinden dann die linken Seiten, hierdurch reduciren sich diese Gleichungen auf: dp, VG 4, IVE a = VE du Nimmt man in der Gleichung 9) qg, = 0, so giebt die Gleichung 8) 9) —=0, 10) VG—p Ver 0. nn —0; also p, =%K, wo k eine Oonstante bedeutet. . Fürp, —K und q, = 0 geben die Gleichungen 4): 6° --#— kcosa, n, —y = kecosb, 5, —2 = koosc. Die Summe der Quadrate dieser Gleichungen giebt: Ha -NE-—r, was die Gleichung einer Kugelfläche ist. Die Gleichung 9) giebt ferner: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 19 das System der Krümmungslinien (v) ist dann plan, die Ebenen des Systems enthalten die Normalen zur Fläche. In diesem Falle hat man in den Gleichungen 10), 11) und 12) von IV o =- zu nehmen*). Wegen der in IV B enthaltenen Ausführungen ist ferner = w+y, die Gleichungen 10), 11) und 12) von 1V gehen dann in folgende über: 2 — cos I cos(w + y) — cos Asin (ww), cosa — — cose, 11) !cosb = cosmcos (w—+ y)— cosusin(w+ y), 12) !cosb’ — — cosß, I os — cos n cos(w—+ w) — cos» sin (w—+ %Y), cosc = —cosy. | cosa’ — cos ! sin(w—+ w)—+ cosi cos (w—+ y), 13) cosb" = cosmsin (w + y) + cos ucos(w— y), cosc — cosnsin (w—+ w) + cos» cos(w—+ y). Legt man die Gleichungen 50) von IV zu Grunde, so führt die Bedingung: dya ; du zu folgenden Bestimmungen der Coordinaten: (08) cosa+ (y-m)cosß+(e—Lcosy = 0, dV (e—8) cos A+ (y—n) cosu + (2—L)cosv — au cos (w+W)-+V sin (w+y), 14) dv. (x—8) cos + (y—n) cosm-+ («—£) cosn — ds sin (w+y) —V cos (+). In diesen Gleichungen sind x, y, z die Coordinaten eines Punktes der Fläche, es ist V eine beliebige Function von % oder v, alle übrigen Quantitäten beziehen sich auf eine Curve doppelter Krümmung unter *) In den bemerkten Gleichungen von IV hat o eine andere Bedeutung wie in den Gleichungen 1) dieses Abschnitts, was indessen zu keiner Verwechselung Veranlassung giebt. C2 20 ALFRED ENNEPER, Zugrundelegung der in I gebrauchten Bezeichnungen. Die erste Gleichung 14) giebt nach « differentiirt: (cos ad cos@ + cosb' cosß + cosc’cosy) /E— n u @— SeosA+(y—n)cosu+@—L)cosv ds @ du — Wegen der Gleichungen 12) und der zweiten Gleichung 14) folgt: av Ps x Ein sin (0+ y) 1a a7 o du’ Die letzte Gleichung 14) nach v differentürt giebt: dıy (cos a’ cos! + cosb" cosm—- cos c’cosn) /G = pr st r) sin (w + y) ——- AB d. i. nach 13): 16) 1 Fr Es ist: dcosa VE ; dcos a h cn Ta Mittelst der Gleichungen 11), 12) und 13) findet man: “ sin (+) ds _VE dy VG 2) 0 Be 18) du m Aus 16) und 18) erhält man noch: en 19) "= dr ER = G Die Substitution der Werthe von /@ und ‚2 aus den Gleichungen 16) und 18) in die Gleichungen 8) und 10) geben folgende Relationen zwischen p, und g;: don day (5 dw dq, au dw” Se Da En UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANEN U. SPHÄRISCHENETEC. 21 oder, wenn y zur unabhängigen Variabeln genommen wird: 20) en dige 21) Setzt man den Werth von g, aus der Gleichung 20) in die Glei- chung 21) so folgt: also: 22) V—p, = Acosy— Bsiny, wo A und B Constanten sind. In den Gleichungen 4) nehme man einfacher &:= 0,9, = 0, & = 0.: Die erste dieser Gleichungen wird dann: 0—= #--p,cosa—q,cosa', d.i. nach 11), 13) und 20): 0=a-+p, [eos eos (ww) — cosAsin (w +y)| dp, Som [eos7sin (® + w) + cosA cos @+Y)]. Setzt man hierin für & seinen Werth aus den Gleichungen 14) ein, so ergiebt sich: = Hesen a 0=&+|d 7, Pt osio-+y)+ (7 —p )sin (w-+ w)eos2 Vpı + [dt sin (++ —pı)eos(w+yi|oos7, d. 1. wegen 22): 0 —= E+(Asinw— Bcos w)cos$ — (Acosw-+- Bsin w)cos. Aus dieser Gleichung entwickele man den Werth von & und füge 22 ALFRED ENNEPER, die analogen Gleichungen für n und & hinzu Es ergiebt sich dann folgendes System: & — (Bcosw— Asinw) cos#—+ (Bsinw-+ Acosw)cos/, ın = (Bcosw — Asin w) cosu—+ (B sin w—+ Acosw)cosm, 23) I: —= (Bcosw — A sin w) cos» — (Bsinw-+ Acosw)cosn. Die Summe der Quadrate dieser Gleichungen giebt: ae a d.h. der Punkt (£, n, &) liegt auf einer Kugelfläche. Man kann zu die- sem Resultate auch auf folgende Art gelangen. Die Gleichungen 15) und 16) geben: 24) I NN Die Gleichung 6) multiplicire man mit VE, setze also: Holt VE 9ı dyE VE — Pı 7 r' Tg dv Werden hierin die Werthe von: ers VE VE ’ Ye 9 q9ı D VG dv 9 aus den Gleichungen 15), 17), 20) und 24) substituirt, so ist die er- haltene Gleichung durch a2 theilbar, mit Weglassung dieses Factors folgt: du v— dt cola y)+W—p)inloty)=e d. i. nach 22): Asinw— Bcosw = 0, durch welche Gleichung allgemein eine sphärische Curve characterisirt ist. In die Gleichungen 14) führe man die Werthe von &,n,{ aus den Gleichungen 23) ein, es lassen sich dann die Gleichungen 14) durch folgendes System ersetzen: | | | | UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 23 xcose—+ycosß-+zcosy — 0, x (cos !sinw—+-cosAcosw) + y(cosm sin @+- cos u cos w) IV N. 25) —+-z(cosnsinw + cosv cosw) — B+ ,,osy+ Vsiny, & (coslcos w— cos Asin w) 4 y(cos m COS — COS u sin @) dV \ +2 (cosn cos w— cosvsinw) = ey w— Vecosy. Die erste dieser Gleichungen ist diejenige der Normalebene einer sphärischen Curve. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich folgendes Theorem: Sind die osculatorischen Kugelflächen eines Systems sphärischer Krümmungslinien concentrisch, so sind die Krümmungslinien des andern Systems plan. Die Ebenen des planen Systems sind die Normalebenen einer beliebigen sphärischen Curve und enthalten gleichzeitig die Normalen der Fläche. Soll das System (v) ebenfalls sphärisch sein, so findet die Gleichung dVG 5) statt. Dieselbe reducirt sich wegen a — 0aut rn —p.d.1\. nach 19): dEV. wet V=p,. Da die linke Seite nur von w oder v, die rechte nur von « abhängt, so muss jede Seite der vorstehenden Gleichung constant sein. Es ist also p, — k, mithin auch ?" —=%, wo %k constant ist. Die Gleichung: dV giebt: V=k—A,cosy+B,siny, wo A, und B, Constanten sind. Für diesen Werth von V werden die rechten Seiten der beiden letzten Gleichungen 25): 24 ALFRED ENNEPER, B+7,eosy+ Vsny= B+Bb,+ksiny, dV . s ae cosy = A+A, — kcosy. Die Constanten A, und B, vereinigen sich mit den Uonstanten A und B, man kann, unbeschadet der Allgemeinheit, A, =0, B, =, also V = k nehmen. Für V = * geben aber die Gleichungen 14): @.— + y nn)’ +e— =, (e — 8) cose + (y—n)cosß +(2 —L)cosy = 0. Da die zweite dieser Gleichungen sich auch schreiben lässt: @-9, +40 +0, = 0, so erhält man unmittelbar folgendes Theorem: Sind die osculatorischen Kugelflächen eines Systems sphärischer Krümmungslinien concentrisch, soll das zweite System ebenfalls sphärisch sein, so ist die Fläche die Enveloppe einer Kugelfläche von constantem Radius, deren Mittelpunkt eine beliebige sphärische Curve beschreibt. Aus den Gleichungen 3) ergiebt sich als Gleichung der osculatori- schen Kugelfläche einer sphärischen Krümmunsgslinie (v): 26) +; +’ =p+B: Geht diese Kugelfläche durch den festen Punkt (w,, Y,, 29), so findet die Bedingung statt: 27) a4; =prtn mit deren Hülfe sich die Gleichung 26) auf folgende Form bringen lässt: 23) 2a 2) +24 —Y0) MY) 2@— 20) —%,) Sr @ ao) Ye 2) Man wende hierin die Transformation durch reciproke Radii vectores an, nehme den festen Punkt zum Uentrum der Transformation und setze: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 25 Dan Yen 2 - E Be, %,—%) YJı 3,90 2) re ee Ve ale ie Die Gleichung 27) geht dann in folgende Gleichung einer Ebene über, welche Ebene eine plane Krümmungslinie der transformirten Fläche bestimmt, in welche die sphärische Krümmungslinie der primitiven Fläche übergeht: 0) a 2) - ur NM) 2) —2,) = 1. An Stelle der Functionen &,, n,, &, führe man drei Winkel «, ß,y, und eine Function 2 durch folgende Gleichungen ein: —— l VE-2’+m-9’+&-2)=p 1 31 * % * 5 A _ NM dor arte e csa cosß cosy 2 Wegen der Gleichungen 31) lässt sich die Gleichung 30) auch . schreiben: 32) (e,—2,) cos + (y,—y,)cosß+ (2, —2,)cosy — 2. Hierdurch ist die Bestimmung der Fläche mit einem System sphä- rischer Krümmungslinien, deren osculatorische Kugelflächen durch einen festen Punkt gehn, auf die Bestimmung der allgemeinsten Fläche mit einem System planer Krümmungslinien reducirt. Man kann immer &, 8, y als die Winkel ansehn, welche die Tangente einer beliebigen Curve doppelter Krümmung mit den Ooordinatenaxen bildet. Vertauscht man in den Gleichungen 3) von IV x, y, z respective mit 2, — 2, Y,—Yo 21 2. 50 fällt die bemerkte Gleichung mit der obigen Gleichung 32) zusammen. Um die allgemeinsten Werthe von #, y und z zu erhalten, welche den Gleichungen 3), 5) und 27) genügen, setze man in den Glei- chungen 40) von IV x, — 2,, Yı Yo, 21°, Statt @, y, z, darauf ent- wickele man die Werthe von 2, —2,, Yı—Yo fı?, aus den so er- haltenen Gleichungen und substituire dieselben in die Gleichungen 29); wodurch sich unmittelbar die gesuchten Werthe von », y und z ergeben. Mathem. Class. XXV1. 2. D I} fe} ALFRED ENNEPER, Man kann zu diesem Zweck auch einfach- in den Gleichungen 40) von IV x, y, z respective ersetzen durch: ma N Nor e20 A) Ay eh wo d= (#«—2,”+(y—y,)”+(@—2,). Für den Fall, das &5 = z, oder cosy — 0 ist, sind die Gleichungen 67) von IV zu Grunde zu le- gen. Eine weitere Ausführung der Rechnungen bietet keine Schwierig- keiten, so dass es unnöthig erscheint, dieselben hier weiter auszuführen. Für den Fall, dass+in den Gleichungen 3) oder 4) eine der Quan- titäten p, oder p, constant ist, bildet die gesuchte Fläche eine Parallel- fläche zu derjenigen, für welche p, oder p, verschwindet. Diese Be- merkung erlaubt einige der folgenden Betrachtungen zu vereinfachen. Bewegt sich der Mittelpunkt einer Kugelfläche von variabelem Ra- dius auf einer Öurve doppelter Krümmung, so hat die Enveloppe der Kugelfläche ein System vo Krümmungslinien, welches aus Kreisen be- steht, also gleichzeitig sphärisch und plan ist. Dieses ist das einfachste Beispiel einer Fläche mit einem System sphärischer Krümmungslinien, aus diesem Grunde sollen einige Entwickelungen über diesen Fall bei- gefügt werden, welche gleichzeitig zur Motivirung einiger Rechnungen für,den allgemeinen Fall sphärischer Krümmungslinien gelten können. Ist das System (v) sphärisch, 8o besteht die Gleichung 5), dieselbe mit r' multiplieirt giebt: x Fu d/G 33) Fk Rt me u . Ist das System (v) gleichzeitig plan, so hat man weiter: r" dVG 34) VEG Ei = —c060,, wo 0, eine Function von « allein bezeichnet. Die Gleichungen 33) und 34) geben: oder: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHEN.ETC. 27 35) Pa —!r" = 15, 6080, Die zweite Gleichung 10) von II, nämlich: giebt entwickelt: r ( 2) r" dVG a dr" ade u: Aus dieser Gleichung und der Gleichung 34) folgt: ” ” ” oder: an dr” 36) Si (1-7)vE = 7, tang o,. Aus den Gleichungen 3) und 5) von II findet man leicht; de „dcosa dy . „deosb de „dcosc a den da Da r” nur von u abhängt, so geben die vorstehenden Gleichungen integrirt:: 37) 2 —=E—r"cosa,a y=n—rcod, 2= I—r"cosc, wo &,n,© nur von wabhängen, folglich als Coordinaten eines Punktes einer Curve doppelter Krümmung angesehen werden können, auf welche sich die Formeln von I anwenden lassen. Die Gleichungen 37) finden sich schon in III aufgestellt. Aus der ersten der bemerkten Gleichungen folgt: E = w-r"cosa. Diese Gleichung nach « differentiirt, giebt nach 2) und A) von II: de dr" m 7 ’ nn. cosa+ (1 — ",)VEeosa, D2 28 ALFRED ENNEPER, oder mit Rücksicht auf die Gleichung 36): ds dr 1: dr. Y — = — ,‚(c0saq — cosatang0, ) —= du du | 8) coso, du (cos @c0os 0, — cosa’ sin @,). Auf die angegebene Art erhält man aus 37) folgende Gleichungen: de iSd Sa ee 7; (cos acoso, — cosa sino,), dn NANdr Kl 38) TE 08 an (cosb coso, —cosb sinG,), de ImasdnE ri — — —— — ,(C05SCC086,— cosc sin6,). du coso, du ( 0 0) Ist ds das Bogenelement der Curve, welcher der Punkt (£&, n, &) angehört, so geben die Gleichungen 38): (a du) COSO, du)’ oe du cos o, du Sei: 39) Wird s als unabhängige Variabele genommen, so lassen sich die Gleichungen 38) nach 39) einfacher schreiben: = c084c08s0, —cosa’'sin G 40) d ds dn PR Er cosbcoso, — cosb sinG,, d De as COS CCOSGO, — COSC SING, Aus der Gleichung 39) folgt noch: dr" N: Es ist dieses dieselbe Gleichung wie die Gleichung 18) in III, wenn dort S=r" und o, statt 0 gesetzt wird, da im vorliegenden Falle UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 29 6 eine andere Bedeutung hat. Durch Einsetzung der Werthe von @, y und z aus den Gleichungen 37) in die Gleichungen 3) und des Werthes von 9, —r" aus 35) erhält man: “ — ——— (C084C0S 0, — cos a sino 2, Has ( 0) n, =ı+n 2 oaBeos0, — cos b’sin 0,); 6556 — cos C' sin 0,). no Unter Zuziehung der Gleichungen 40) lassen sich’ die vorstehenden Gleichungen durch folgende ersetzen: E65 More mbenne 92: dere an de sino, ds ds ds 41) Setzt man für p, und g, ihre Werthe aus 1) ein, so giebt die Gleichung 35): h sin (0, — 0) ie 2" sinon oder: RR r".sino sin (0, — 0) und: q, sino r"sino Der Punkt (8, n, &) gehört einer Curve I an, welche der Mittel- punkt der Kugelfläche von variabelem Radius (= r”) beschreibt. Der Mittelpunkt (£),n,.&;) der osculatorischen Kugelfläche einer sphärischen Krümmungslinie liegt auf einer Curve T,. Aus den Gleichungen 41) folgt, dass die Curve T, auf der Tangentenfläche der Curve T' liegt. Für die Untersuchung der Enveloppe einer Kugelfläche erscheint die Beibehaltung der Curve T', wenig geeignet, die Formeln gewinnen an 30 ALFRED ENNEPER, Einfachheit, wenn die geometrischen Elemente der Curve T' eingeführt werden. Eine ganz ähnliche Erscheinung wiederholt sich in XI bei einer anderen Gattung von Flächen, so dass es geboten erscheint; die geome- trischen Elemente der Curve T, im Allgemeinen nicht in die vorkom- menden Formeln einzuführen. Diese Bemerkungen, welche auf speciellen Fällen beruhn, sind geeignet, einige in den allgemeinen Untersuchungen von XIl vorkommende Anschauungen zu motiviren und die Einführung neuer Quantitäten an Stelle von &,, n, und {, a priori zu rechtfertigen. X. Flächen, für welche beide Systeme von Krümmungslinien sphärisch sind. Die Flächen, für welche beide Systeme von Krümmungslinien sphä- risch sind, lassen sich geometrisch sehr einfach aus den Resultaten von V und VI herleiten, mit Hülfe eines Satzes, dessen Beweis im Folgenden gegeben ist. Transformirt man die Flächen, für welche beide Systeme von Krümmungslinien plan sind, oder das eine System plan das andere sphärisch ist, durch reciproke Radii vectores, so erhält man im Allge- meinen offenbar Flächen, deren Krümmungslinien sämmtlich sphärisch sind. Dieser Satz lässt sich nun umkehren, woraus eine einfache Her- leitung der in der Ueberschrift dieses Abschnitts genannten Flächen sich ergiebt. Für eine Parallelfläche bleiben die planen Krümmungslinien plan, die sphärischen bleiben sphärischh Man kann also auch die zu Anfang bemerkten Flächen als Parallelflächen solcher ansehn, für welche durch die Transformation durch reciproke Radii vectores wenigstens ein System von Krümmungslinien plan wird. Diese Bemerkung, welche sich zuerst bei den Hn. Bonnet (Journal de l’Ecole Polytechnique. Trente- Cinquieme Cahier, p. 248) und Serret (Journal de Math&matiques. Annede 1853, p. 161) findet, bildet im Folgenden den Gegenstand einer genaueren Untersuchung, welche bisher zu einer vollständigen Begründung des Satzes fehlte. Die Flächen mit nur sphärischen Krümmungslinien UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 31 zerfallen in zwei Classen. In der ersten Classe liegen die Mittelpunkte der osculatorischen Kugelflächen jedes Systems in je einer festen Ebene, die beiden Ebenen, welche sich so ergeben, sind orthogonal zu einander. In der zweiten Olasse liegen die Mittelpunkte der osculatorischen Ku- gelflächen des einen Systems auf einer Geraden, während für das andere System die Mittelpunkte auf einer beliebigen Curve liegen. Die zweite Classe gehört unter die in VI betrachteten Flächen, ein System von Krümmungslinien besteht nämlich aus Kreisen. Für den Fall nur sphärischer Krümmungslinien finden die Glei- chungen 3) und 4) von IX gleichzeitig statt. Die osculatorischen Ku- gelflächen beider Systeme sind in folgenden Gleichungen enthalten: 1) Gm WHEN Pit 2) Ge Durch Elimination von x, y und z zwischen den Gleichungen 3) und 4) von IX folgt: 8-58, = (p,—P,)cosa+ g, cosd— q, cosa”, 3) 7, —n, = (p,—Pp,)cosb—+g,cosb—gq, cos", 5-5 = (p,—Pp,) 08 c+ 4, cos d—q, cosc”. Die Summe der Quadrate dieser Gleichungen giebt: N) WG 9 PB) 4E+R: Bo also &,, 7, :,. 2, und g, nur von v, &,.n,.L,. 9, und gq, nur von % abhängen. Die Gleichung 4) nach v und « differentiirt giebt: 5) A a da, un 4 Mare: dp, dp, dv do > du dv du Aus dieser ch Teil man leicht die folgende mit Hülfe suc- cessiver Diflerentiationen ab: 4 m | | dr de, | dv dv dv du du du dead, di, Ed, 6 — N. Ei de ’ de den ds, din. dit, dv? dv? dv? du du? du? 32 ALFRED ENNEPER, Man kann nach 5) noch analoge Gleichungen zur Gleichung 6) aufstellen, wenn gleichzeitig zwei entsprechende Coordinaten z.B. {7 und {, respective durch p, und p, ersetzt werden. Verschwindet in der Gleichung 6) der erste Factor, so sind bekanntlich 5), n, und £) durch eine lineare Relation mit constanten Coeflicienten unter einander ver- bunden, d. h. der Punkt (£7, n,, &)) liegt in einer festen Ebene. Wird dieselbe zur Ebene der y und z genommen, so ist &, — 0. Die Glei- chungen 4) und 5) nehmen dann folgende einfachere Formen an: 7) a A dn, din, dA A, _ dp, ip, 8) dd rd Es soll angenommen werden, dass keine der Quantitäten p, oder p, constant ist. Durch Differentiationen nach v erhält man weiter aus 8): en, # dp, dv? dv? dv Sind A, B, C und €, Constanten, so giebt die vorstehende Gleichung: 9) 4»,+2, +, = C- Die Constanten B und € können nicht gleichzeitig verschwinden, weil sonst p, constant wäre, was gegen die Voraussetzung ist. Ist in 9, A= 0, so liegt der Punkt (£7, n}, 7) auf einer festen Geraden, nimmt man neben & = 0 noch 7, = 0, so wird die Gleichung 9) für A=0,C=0 und C, — ! identisch. Dieser Fall, soll, als der we- niger allgemeine, nachher behandelt werden. In der Gleichung 9) seien die Factoren A und C von Null ver- schieden. | | | \ | | pi UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U. SPHÄRISCHENETC. 33 De von p, zwischen den Gleichungen 8) und 9) folgt: (A AR: 2) = du) (a + BT) + (A Die;;Gleichung 10) giebt zu folgenden Annahmen Veranlassung. 10) Es seien 7, und £, constant, da nun &, — 0, so ist dieser Fall in IX schon behandelt und nicht weiter in Betracht zu ziehn. Zwischen | und 7 besteht eine lineare Relation mit constanten Coefficienten, der Punkt (7; n,, &)) liegt auf einer festen Geraden. Wird dieselbe zur Axe der 2 genommen, so ist & = 0, n, = 0, die Gleichung 10) reducirt sich dann auf: d 11) r ne Endlich wird die Gleichung 10) identisch für: d d d 12) a2 + Br - Een —h, 240% Z=0 Es mögen zuerst die Gleichungen 12) discutirt werden. Sind B, und C’, Constanten, so geben die Gleichungen 12) integrirt: 13) Ay+Bp,=B. Am =l,. Wird p, zwischen diesen Gleichungen eliminirt, so besteht zwischen n, und &, die Gleichung: ACC, —ABE, = B,C—BC,. Der Punkt (&), n,, &,) liegt in einer festen Ebene, welche zur Ebene der y und z senkrecht ist. Nimmt man diese Ebene zur Coordi- natenebene der & und z, so ist 7, = 0. Da p, nicht constant ist, so muss die linke Seite der ersten Gleichung 13) identisch verschwinden, es ist dann B = 0 und B, = 0. Die Gleichungen 9) und 13) wer- den nun: Ap+e05=0, AR+m,=C, oder: Mathem. Classe. XXVI. 2. B 34 ALFRED ENNEPER, AZ Ok — O5, a CH gesetzt: 14) PB —=uri. =D, m: Wird der Anfangspunkt der Coordinaten in der Richtung der z-Axe verschoben, so kann man N nehmen. Setzt man in den Glei- chungen 3) von IX aus 14) p, = p, +48, ein, so folgt unmittelbar, dass die Fläche, welche diesen Gleichungen genügt, eine Parallelfläche zu derjenigen ist, welche p, — 0 entspricht. Man setze also einfacher in den Gleichungen 14) &, = 0 und p, = 0, wodurch dieselben in: 15) y,—L, A,=p. übergehn. In der Gleichung 4) nehme man & = 0, n, = 0 und nach Gleichung 15) &/ 8, — p,P,, es ist dann: neh tritritl: Diese Gleichung zerfällt nothwendig in die beiden folgenden, in denen Ah eine Constante bedeutet: 16) ı dl Pitgich, Hr -ntnth Mit Hülfe der Gleichungen 16) und & = 0, n, = geben die Gleichungen 1) und 2) entwickelt: 17) +7 +2°—2yn, 2) =Ht%, 18) e+y+2— 20, — 2, = ta. Die Gleichungen 17) und 18) sind nur unwesentlich von einander verschieden, sie geben zu analogen Transformationen durch reciproke Radii vectores Veranlassung. Findet das obere Zeichen statt, so setze man in 17) = 2—a,+a, woa? —= 4. Die Gleichung 17) lässt sich dann schreiben: 19) @— 2)’ +yY+°+2@— 2,0, — m, RE, =. Diese Gleichung einer Kugelfläche geht durch Transformation durch UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 35 reciproke Radii vectores, in Beziehung auf das Centrum (x,, 0, 0) der Transformation in eine Ebene über, das System der Krümmungslinien (w) wird dann plan. Findet in den Gleichungen 17) und 18) das untere Zeichen statt, so setze man in der Gleichung 18) y=y-+y,—Y,, Wo y; = 4. Durch Entwickelung folgt dann: 20) tyra dz 22,42 yy)y, 2, — 0. Wendet man auf 20) die Transformation durch reciproke Radiü vectores. in Beziehung auf das Centrum (0, y,, 0), an, so ergiebt sich wieder die Gleichung einer Ebene. Da die Gleichungen 19) und 20) zu demselben Resultate führen, so genügt es, eine dieser Gleichungen zu transformiren. Mittelst der Substitution: v, = Be meer, Jo) +2: folgt: Rn 2,:,1:9. 99 5% dh oder day; = 4}: 22) 2,8, 3,40 8%, =. Das System der spbärischen Krümmungslinien (v) wird durch die Transformation plan, die Ebenen des planen Systems gehn alle durch einen festen Punkt. Da y2—=#4, also y, = th, so existiren zwei Centra der Transformation durch reciproke Radii vectores. Nimmt man in der Gleichung 17) das untere Zeichen und wendet die, durch 21) be- stimmte, Transformation an, so folgt, wegen 4’ — y3: * (Ber +, + ni) it = 0 0 oder: * 2 *2 P) 23) 5 0? +y? - 2, EHE, a == N, u a) oa nen Yo % 90 E2 36 ALFRED ENNEPER, Nimmt man in der ersten Gleichung 16) das untere Zeichen, setzt R® = y3, so ist n +8’ —y} =p?-+g?. Die Gleichungen 2) von IX geben p?+q? = R?, hierdurch lässt sich die Gleichung 23) auch auf folgende Art darstellen: * D 2% Selen — , =) Das sphärische System bleibt also nach der Transformation sphä- risch.h Für 4 = 0 geben die Gleichungen 17) und 18): 24) +y’+2’— 2yn, — 2, = 0, + y +2? — 208, — 228, =. Für: ae werden die Gleichungen 24): 25) yı.7+2. ll, 4206 was die Gleichungen zweier Ebenen sind Ist von den beiden Quantitäten p, und p, eine constant, so sei dieses mit p, der Fall. Wäre nämlich p, constant, so gäbe die Glei- chung 9) zwischen n) und {7 eine lineare Relation, welche sich auf n, = 0 reduciren lässt, welcher Fall, wie sich nachher ergiebt, Kreisen als Krümmungslinien entspricht. Ist p, constant, so ist dieses nach 12) auch mit n, und Z£,) der Fall. Man kann einfach 7, — 0, {) — 0 setzen und die gesuchte Fläche als Parallelfläche derjenigen ansehn, für welche ?, = P ist. Für Z, = 0 reducirt sich die Gleichung 22) auf: ar Ba N Die Ebenen der transformirten Krümmungslinien gehn sämmtlich durch eine feste Gerade. Die Gleichung 10) lässt noch die Annahme = 0,17’ =o0 zu, zu welchen Relationen dann die Gleichung 11) tritt. Die Gleichungen UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 37 14) bleiben ungeändert, die gesuchte Fläche ist wieder eine Parallelfläche zu derjenigen, für welche die Gleichungen 15) bestehn. Die Gleichungen 7) von IX multiplicire man respective mit cosa, cosb und cosc, die Summe der Producte giebt dann: 26) Ei cos N os bl 005 — — De, = Auf analoge Weise n d dV@G 27) n Su Glos = 1, WE Die Gleichung 27) lässt sich auch direct aus der Gleichung 26) durch Differentiation nach « herleiten. Für & —= 0,1, = I und d; =Ap, reduciren sich die Gleichungen 26) und 27) auf: dp, dp, ve dp, un. Fa dVG dv dv. m Re mm VE du Die Elimination von Zt zwischen diesen Gleichungen giebt: dv 1 dyG = Kos END. ae ) 1 kopen VG. LN\DG d Br Nun ist nach LI: dose 1,.dV@ , deose ., VG s BE ee Wird die Gleichung 28) rechts mit kcosc” multiplicirt und dividirt, so lässt sich dieselbe schreiben: dk cos c' kcosc Rn dv 1—kcosce _1-- kcosc Es dv 38 ALFRED ENNEPER, oder: k cosc 1— kcosc Da dv, m Die linke Seite der Gleichung 28) ist also von v unabhängig, kann also nur Function von w allein sein, folglich ist auch: ae VEG du nur von u abhängig, zu Folge der Gleichung 5) von IX ist dann r" ebenfalls Function von u allein, das System der Krümmungslinien (®) besteht aus Kreisen, das betreffende System ist also plan. Die hierhin gehörigen Flächen sind in einer Anmerkung zu diesem Abschnitt analy- tisch definirt. Sieht man von diesen Flächen ab, so ergeben sich aus dem Vorstehenden die folgenden Resultate. Die Gleichung 20) wird identisch für» = 0,y=y, und z = 0. Mit Rücksicht auf die Glei- chungen & = 0 und n, = 9, folgt, dass die Mittelpunkte der Kugel- flächen zweier Systeme sphärischer Krümmungslinien in zwei Ebenen liegen, die zu einander normal sind. Die Flächen, welche beide Sy- steme von Krümmungslinien sphärisch haben, sind Parallelflächen zu anderen Flächen, welche dieselbe Eigenschaft besitzen und für welche die Kugelflächen des einen Systems durch einen festen Punkt gehn. Wird dieser feste Punkt zum Centrum der Transformation durch reci- proke Radii vectores genommen, so gehn die Kugelflächen in Ebenen über, welche durch einen zweiten festen Punkt gehn, der im Allgemeinen nicht mit dem gemeinsamen Schnittpunkt der Kugelflächen coincidirt. Das zweite System von Krümmungslinien bleibt sphärisch. Es kann bei den bemerkten Parallelflächen auch der Fall eintreten, dass die Kugelflächen der beiden sphärischen Systeme durch denselben Punkt gehn. In Be- ziehung auf diesen Punkt lassen sich die Kugelflächen durch reciproke Radii vectores in zwei Systeme von Ebenen transformiren, jedes der beiden Systeme ist einer festen Richtung parallel. Die beiden festen UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 39 Richtungen sind senkrecht zu einander. Dieses Resultat entspricht den Gleichungen 25) von V, so wie das allgemeinere Resultat den Gleichungen 45) von VI entspricht. Man gelangt wieder zu dem Satze, welcher zu Anfang dieses Abschnitts angeführt ist. Die Flächen, für welche beide Systeme von Krümmungslinien sphärisch sind, bilden Parallelflächen zu denjenigen, welche mit Hülfe der Transformation durch reciproke Radii vectores aus den Flächen folgen, die ein System planer und ein System sphärischer Krümmungslinien haben, oder, für welche alle Krümmungs- linien plan sind. Anmerkung zu X. Ueber einige Flächen, für welche ein System von Krümmungs- linien aus Kreisen besteht. Die zweite Classe der in X betrachteten Flächen , deren geome- trische Definition, als Parallelflächen der Enveloppen einer Kugelfläche, sehr einfach ist, bieten ein besonderes Interesse dar, als auch die Aus- führungen der analytischen Rechnungen mit Hülfe der oben gefundenen Resultate sich ohne grosse Weitläufigkeiten bewerkstelligen lassen. Man kann hierbei einen doppelten Weg einschlagen, indem man sich erstens das Problem stellt, die Enveloppen einer Kugelfläche von variabelem Radius zu finden, welche ausser den Kreisen noch ein System sphäri- scher Krümmungslinien besitzen. Zweitens lassen sich die in VI auf- gestellten Resultate für Flächen mit einem System -planer und einem System sphärischer Krümmungslinien benutzen, indem man das plane System der Bedingung unterwirft, aus Kreisen zu bestehn. Da der erste der angedeuteten Wege eine Wiederholung schon in VI ausgeführter Rechnungen erfordert, so scheint es von selbst geboten, die in VI gege- benen Gleichungen zu Grunde zu legen. Das Problem reducirt sich dann einfach auf Herstellung der Bedingungen, dass in den Gleichungen von Vl r" von v unabhängig ist. Mit Rücksicht auf die gewählten Bezeichnungen gilt die Gleichung 6) von IV, nämlich: 40 ALFRED ENNEPER, 1) a u dv für alle Flächen mit einem System planer Krümmungslinien. Sind die Ebenen der planen Krümmungslinien den Normalebenen einer planen Curve parallel, so geben die Gleichungen 57) und 58) von IV: 9) 1—+ sin 9 kant le: 2feoto de 3) dd 1— sind Es ist V eine beliebige Function von v. In Folge der Gleichung 53) von IV ist cosc" = sin, folglich: dz ai hs VG.sind. Durch Elimination von /G zwischen dieser Gleichung und der Gleichung 1) folgt: dz dv Wird V als unabhängige Variabele genommen, so folgt mit Rück- sicht auf die Gleichung 3): 4) de dV Zu den vorstehenden Gleichungen nehme man die Gleichungen 51) von IV, d. i. die folgenden: EN RE . 9 =[1r sınosın I — r"sinosindcosf. | cosa = sinecoso — cosssinosin, 5) ! cosb = — cos& coso — sinesin osin 4, COSsc — sin 0cos f. Für den ersten Fall der in VI behandelten Flächen finden die dort gegebenen Gleichungen 27) statt. Man setze in denselben: aM: * eye, on w), *) Hierbei ist me pag. 66 ein Druckfehler zu verbessern. In Gleichung 28) und der vorhergehenden muss [, statt $, stehn. R,sn = UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 41 wodurch sich folgende Gleichungen ergeben: asins—ycosse—= —kcose, N N 2 k 7 Ir dW 6) @cose+ ysine — sin o sind — 777 ©0s0, dW 2 — W — ksin 0.c0s0 — 77 sind. Es ist W eine beliebige Function von V. Die letzte der vorste- henden Gleichungen differentire man nach V, mit Rücksicht auf die Gleichungen 3) und 4) folgt, : u r dW . dW r"sinocos0 — ksin 0cos0+ pr sn d— pr oder: as a dW FW ı 7) (r == k) sıno = ar mus) — Tr eos) Diese Gleichung nach V differentürt giebt, wegen 3),: din. Bi EW\ 1 ev, ame av) cos ” Soll nun 7" von v, also auch von V unabhängig sein, so ver- schwindet die linke Seite der vorstehenden Gleichung, es ist dann also: IE oW. an av oder: 8) WW Cru. Be", wo C, A und B Constanten sind. Setzt man aus 2): 2 V + feotode SEN re V-- feot ode tangd = — a En 9) 1 0 DR a RE cosd, 7 2 3 so ist nach 7), 8) und 9) r" durch folgende Gleichung bestimmt: Mathem. Olasse. XXV1. 2. B 43 ALFRED ENNEPER, —feotode feotode 10) (r"— k)sino — Ae — Be Setzt man: 11) X=aH+rcosa,a Y=y-+r’csdb, Z=z-r'cosc, so ist (X, Y, Z) der Mittelpunkt der Kugelfläche vom Radius r", deren Enveloppe durch die Gleichungen 6), 8) und 9) bestimmt ist. Fügt man zu den bemerkten Gleichungen noch die Gleichung 10) hinzu, so sind die Coordinaten X, Y und Z aus 11) durch folgende Gleichungen bestimmt: X sine— Y cose = cöto A BIST 1 2) X coss - Ysins = u. jeobaas 7 Be Z C. | Es gehört der Punkt (X, Y, Z) einer beliebigen planen Curve an. Die erste Annahme des zweiten Falls der in VI betrachteten Flä- chen ist dort in den Gleichungen 32) und 33) enthalten. Diese Glei- chungen sind folgende: N 0, dW 13) Jacose+ysine = — cosh 2 AW. 2 — Ww— sind. wo 14) c0os0 — kcose. Es gelten für den Winkel 9 wieder die Gleichungen 9). Für die in Rede stehenden Flächen ist auch das System (u) aus Kreisen gebildet. Für die zu bestimmenden Flächen sind also beide Systeme von Krümmungslinien Kreise. Hält man die Gleichungen 13) mit den Glei- chungen 6) zusammen, so ist ohne weitere Rechnung ersichtlich, dass W wieder durch die Gleichung 8) bestimmt ist, wenn r” nur von u ab- hängt. Für X, Y und Z gelten wieder die Gleichungen 12), an Stelle der Gleichung 10) tritt die folgende: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 43 15) ne Ara: pofeokede, Zwischen den Winkeln o und & besteht die Gleichung 14). Setzt man: sino — V1—AR’cose, also: feotods = log [Yı—A?cos?e + ksin e], so geben die Gleichungen 12), 14) und 15): ee Vı-—A?cos?e 16 ADB 1 ck: Y(ı—kY)+kA+kB(i1—R°) = a; Vı—A?cos?e 2='0. A— BI—#4”) . r 1) —-A—-Bli— KR) = — km i \ Viı— kcos?s a Die beiden Gleichungen für Y und r” geben: 17) "+kY = A+B(I1—ÄR}). Durch Elimination von & zwischen den Gleichungen für X und Y erhält man: ag ar dB nr 2 zulelr-a wa _. IL welche Gleichung eine Curve zweiten Grades, die einen Mittelpunkt hat, repräsentirt. Wenn k= 1, so hat man nach 14) o = e. An Stelle der Gleichungen 16), 17) und 18) treten die folgenden: RX -2Acote, 21 D - Al coe), Z=C: "+ Y = 2A. 4AY+B—- A +X—=0. Die Curve, welche der Mittelpunkt der Kugelfläche beschreibt, ist eine Parabel. Die verschiedenen Flächen, welche der Bedingung 14) F2 AA ALFRED ENNEPER, genügen, sind bekanntlich in den Enveloppen einer Kugelfläche ent- halten, die drei gegebene Kugelflächen berührt, welche Enveloppen von Dupin mit dem Namen „Cycliden‘“ belegt worden sind *). Zu allgemeineren Resultaten geben die Flächen von VI Veranlassung, für welche die dort bemerkte Gleichung 44), nämlich: 19) coso —= kcosy gilt. Der besseren Uebersicht halber sollen die Gleichungen 45), 62), 67) und 69) von VI in folgenden Formen reproducirt werden: @cose—tycosß+zcosy = 0, 20) !wcos4A—+ycos u—+zcosv = (kcosv + sin Osino) R,cost+cosAR, sinz, x cos! + ycosm+-zcosn = (kcosn —cosQsino)R,cosz+sin@R, sinz, Bedeutet y eine Function von ®, so ist: ER Pr 21) R, sin = IR, Für den Winkel 9 bestehn die Gleichungen: — ksiny—+ sin osin (vw — i) sino — ksin ysin (w —Ü) sin dcosv —cos#cosn — sin 22) Bu j cos (y — 1). Y1—A? sindcosn--cos dcosv — N nee Pe; Es hängt der Winkel ? nur von s mittelst der Gleichung: 23) dt _ cosycosn MR, ds“ osinosin’y *) Diese Benennung findet sich in Dupin: »Applications de Geometrie et de Mechanique«. Paris 1822, p. 200, in dem Abschnitt« Proprietes des surfaces cyclides ainsi des courbes et des surfaces du second degre. Die Bestimmung der Krümmungs- linien der Cyclide, welche von Dupin herrühri, hat zuerst Hachette in der »Correspondance sur l’Ecole Polytechnique (t. I pag. 22—25, Paris 1808) mitgetheilt. Eine eigene Notiz von Dupin findet sich in der bemerkten Correspondance, t. Il p. 420—425 (Paris 1813) u. d. T. »M&moire sur la Sphere tangente & trois ou quatre autres«. UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHEN ETC. 45 ab. Durch Differentiation einer der Gleichungen 22) nach w folgt, da nach 19) sin’o— k*sin’y = 1—A°: a VER dy sino— ksinysin(w— ti) 24) Aus den in IV aufgestellten Gleichungen 10) und 12) findet man leicht: cosacos@ + cosbcosß +cosccosy — cos 6, 25) cosa cosi—+ cosb cost + cosccosv — — sin osind, cosacosl—-cosb cosm--cosccosn = sin 0cosd. 26) cos a cosi—+- cos b” cos u 4 cosc"cosv — cos, cos a’ cos + cosb” cosm—+- cosc" cosn — sin. Die zweite und dritte Gleichung 20) differentiire man nach v. Mit Rücksicht auf die beiden Gleichungen 26) folgt: [G d VG cosd = (cos4sinoR,cosrt— sind R, sin 7) DHikoos» sin Bsinoj st er sin? + cos G a NER ann annenn nn N sinz —- sind Die erste der vorstehenden ei werde mit cos4, die zweite mit sin & an die Summe der so erhaltenen Produkte führt auf: nn cost dk, sinz as dv VG=sinoR ı cose]" 4% (eosveosd+ cos sin d) Setzt man hierin nach 1): — dd VG—r ine führt darauf w statt v als unabhängige Variabele ein, so besteht für »” die Gleichung: dR, cost _ dR, sin Fr dıy d r' sin 2 — sinoR „c0s17,,+kicos»eos4-cosa sin 6) dy 46 ALFRED ENNEPER, Mit Hülfe der Gleichungen 21), 22) und 24) lässt sich die vorste- hende Gleichung auf folgende Form bringen: dR, cost dp 27) r"sino = sinoR, cost+ ksinycos(y — t) 2 + [sin 6— ksinysin (w — 0] a Soll r” unabhängig von v, also auch von y sein, so erhält man durch Differentiation nach w: = [sin — Asinysin (y—%)] Be En . dy dw” d. i dR,cost d’R, cost dp a Sind A, B und C Constanten, so folgt: 28) R, cost = A+Bcosy-+ Osiny, also nach 27): — Bsint+ (co 29) "—A+— _ ins Haben X, Y und Z wieder dieselben Bedeutungen, wie in den Gleichungen 11), so findet man aus den Gleichungen 20)-— 29): 30) — Bsınt +. Ceost. ksiny|. sine Xcos&—+ Ycosß + Zcosy — cos 6 E -- cosn cos t\/ 1 — k? — cos» sin fsin o X.cosi+ Ycosu—+- Zcosv — Akcosv-+ B siny cosn sin £Y1— k’—+-cosvcostsino rc u) siny — cosn sintsino — cosv cost /1—k* Xcosl!+ Ycosm—+ Zcosn = Akcosn—+.B siny cC® n. cos tsin 0 — cos» sin tY1—k? sin y UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHRNETC. 47 Bei der Herstellung dieser Gleichungen ist die Relation coso = kcosy in Betracht zu ziehn, diese Gleichung giebt nach s differentürt: do N kcosv 31) N F Es ist ferner: | dsiny _ __ cosy deosy _ __ eosycosv >) Nase sin ds osiny Mit Rücksicht auf coso —= kcosy erhält man aus 31) und 32): sin 0 2 33) ar _ (1— kA”) cosv cosy er _ war ds osinosin?y ds. = ,.osiny Wird die Gleichung 29) nach s differentiirt, und dann durch coso —= kcosy dividirt, so folgt, unter Zuziehung der Gleichungen 31) und 32): a na .Coosyeomili Mi) N (Boos + Oeineosm 1 Mr coso ds esinysin’o osinysin?o Die Gleichungen 30) differentiire man nach s, wobei der Werth dt von 7 durch 23) bestimmt ist. Wegen der Gleichungen 31)— 34) er- hält man das folgende. sehr einfache, System: dX I Wdrı ER ee n + sy Er. dX dY % eat cosv — 0, dX day dZ o . a en — Diese Gleichungen geben: dX dY dZ dr" m ds ds ds .ds = cos@e cosß cosy coso und hieraus: 48 ALFRED ENNEPER, de"? [fax au day), (z) = + +7) co Zwischen X, Y, Z und r” leitet man aus 29) und 30) folgende Gleichung ab: 36) XL YP+Z—= 1" +1 DR +C— 4. Die vorhergehenden Resultate erfordern eine Modification für den Fallk=1, odero=y. Es sind dann die Gleichungen 76), 77) und 79) von VI zu nehmen, welche Gleichungen sich auf folgende Weise darstellen lassen: ‚wcosae—+ycosß—+2zcosy — 0, 37) 2 cosA+ycosu—+2cosv — (cosv — sin Osiny)R cost — cos 0 et, & . „dR,cosz xcos + ycosm+zcosn = (cosn —cos@siny) R,cost —sinO — 7 \ Es ist der Winkel 0 durch die folgenden Gleichungen bestimmt: COS v — [(/ +M)’sin’y—ı] ae ee. 7 sind = PEMYsiny+ı [17 + MP sin?y— 1], +2 (9 +M) cos» (Y+ M)\sm’y-+ 1 > cos# — Es bedeutet V eine beliebige Function von v, M ist nur von s ab- hängig mittelst der Gleichung: dM cosncosy 39) — ds - Nosin®yı Für die Gleichungen 37) gelten wieder die Gleichungen 25) und 26). Wird die zweite und dritte Gleichung von 37) nach v differentürt, so folgt, mit Rücksicht auf die Gleichungen 26),: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 49 — Br . „aR,cosz\ d9 VYGcosd = (cos9siny At, cosr+ sind) To we: dR.coszdV dR,costdV — (cos»—+-sin$ sin May et VE in? VG sin 6 — (sin dsiny R,cosr-— cos dR cos ) = dV . „dR,cosedV . d’R,cosedV —+ (cosn — cos sin y) vg ve ge: Die beiden vorstehenden Gleichungen respective mit cos@ und sinQ multiplicirt und addirt geben: - da . „AR,costdV 40) VG= sin yR,cost „+ (cosvcosd+ cos n sin 6) a EAN d’R,coszt dV Wert Für o = y giebt die Gleichung 1): nn ns do VYe—r siny ze Dieser Werth von VG werde in die Gleichung 40) substituirt und V statt v zur unabhängigen Variabeln genommen. Es ist dann r” durch folgende Gleichung bestimmt: 0 dR ?’R r" siny — = sinyR,cos et (cos» cos0—+- cosn sin 0) u a Durch Einführung des Werthes von 9 mittelst der Gleichungen 38) folgt endlich: dR 41) r"siny= sinyR, cos—(V-+M) sin y 1 al a uch! ER, cosz 2siny dV’ Die Bedingung, dass r" von v oder V unabhängig ist, wird ausge- drückt durch: d’R, cost wi ENG Mathem. Classe. XXVI. 2. G 50 ALFRED ENNEPER, Hieraus folgt: 42) R, cost = A+2BV-+ CV”. Die Gleichung 41) wird nach 42): C ALLAN RE FaN 2 s 43) "= A—2BM-+CM Sum Haben X, Y und Z dieselben Bedeutungen wie in 11), setzt man o=y, so findet man mittelst der Gleichungen 25), 37), 38), 42) und 43): Xcos&e + Ycosß + Zcosy = cosy(A— 2BM+ CM’+ =) Xcos}+ Ycosu-+ Zcosv = Acos» + 2B(— Moos» +) 6 — 2M cosn (m -) 44) st: siny ne sin?y ne: Xcos 2 + Ycosm+ Zcosn = Acosn—+ »B(— Meosn—.) 2M cos» 2 1 siny Durch Differentiation nach s erhält man aus den Gleichungen 39) und 43): 12 den — B+CM)cosn _ 20 cos» cosy ds osin?y osin‘y [89] nn 45) Werden die Gleichungen 44) nach s differentiirt, so folgt nach 39) und 44): 2... 02, 0.0 2: a = an dX dY 7 As 25 cos + cos» — 0, dX dY dZ eos +2 cosm+ cosn — (0. Die vorstehenden Gleichungen lassen sich ersetzen durch: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHENETE. 51 ax dE zu ds ds ds ds 46) cos® .cosß cosy cosy Es ist also: a N NA 5 er ae + = ur Die Summe der Quadrate der Gleichungen 44) liefert, wegen des Werthes von r”, die Relation: A) X+-Y’+Z=r”"+4(B’—A0). Die Gleichungen 46) und 47) können als besondere Fälle der Glei- chungen 35) und 36) angesehn werden, wenn 0=y genommen wird, die in 36) und 47) auftretenden Constanten sind keiner Beschränkung unterworfen. Nach 11) und 25) ist: a4 Pre 2 =", 2 (e— X)cose+ (y—Y)cosß-+ (e—Z) cosy = — r” coso. Wegen der Gleichungen 35) kann man «, f, y als die Winkel an- sehn, welche die Tangente zur Curve der Mittelpunkte der enveloppirten Kugelflächen mit den Coordinatenaxen einschliesst. Wird statt s eine Function von s als unabhängige Variabele eingeführt, die nachher wieder einfach durch s bezeichnet werden möge, so kann man in den Glei- ehunsen 48) X —= 8, Y—=n.2=|$ setzen, wo &n% dieselben Be- deutungen, wie in den Gleichungen 16) und 17) von III haben, ver- tauscht man noch r" mit S, so gelten für die oben betrachteten Fälle wieder die Gleichungen 19) von III. 92 ALFRED ENNEPER, XI. Ausdehnung der Transformation durch reciproke Radii vectores. Anwendung auf die Flächen mit einem System sphärischer Krümmungslinien, deren Kugelllächen die betreffenden Flächen orthogonal schneiden. Bei der in VIII dargestellten Transformation durch reciproke Radii vectores entsprechen sich zwei Punkte P und P, zweier geometrischen Gebilde $S und S, derart, dass die beiden Punkte Pund P, mit einem festen Punkte O auf einer Geraden liegen und ihre Distanzen durch die Relation OP.OP, = 9? verbunden sind, wo g eine Constante be- deutet. Man kann statt eines festen Punktes O zwei feste Punkte O und II nehmen und die Punkte P und P, sich so entsprechen lassen, dass die Verbindungslinien OP, und IZP parallel sind und die Gleichung OP,.HP = 9° besteht, wo wieder g eine Constante ist. Für die in VIII ausgeführten analytischen Rechnungen ist es ohne Belang, ob in Bezie- hung auf einen festen Punkt, oder zwei feste Punkte, die Transformation einer Fläche S in eine Fläche S, ausgeführt wird. Es werde nun der Punkt IZ und die Quantität g variabel angenommen, und zwar unter den folgenden Bedingungen. Für eine bestimmte Curve K möge der Punkt /T eine bestimmte Lage und g einen bestimmten Werth haben. Die Transformation der Curve K in eine Curve K, geschieht dann auf die oben bemerkte Weise in Beziehung auf die Punkte O und ZZ. Die Curve K liege auf einer Fläche und gehöre einem bestimmten System an, für welches von den beiden Variabeln u und v nur w variire. Da im Fol- genden nur von Krümmungslinien die Rede ist, so sei K einfach eine Linie des Systems (vw). Einem bestimmten Werthe u = u, entspricht eine bestimmte Curve K,, ferner ein bestimmter Punkt IT, und ein Werth g, von g. Lässt man « varliren, so nimmt der Punkt I7 ver- schiedene Lagen an, die eine Curve I’ bilden, ebenso nimmt g eine Reihe von Werthen an, die von u abhängen. Werden alle Krümmungslinien der Fläche S transformirt, oder einfacher die Fläche S, in Beziehung UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHEN RTC. 53 auf eine Curve T und einen variabelen Radius der Transformation , de- finirt durch die Gleichung: OP,.IP=U, so ergiebt eine, weiter unten ausgeführte Untersuchung, folgendes Theorem: Entsprechen bei der angegebenen Transformation den Krümmungs- linien der Fläche S auf S, ebenfalls Krümmungslinien, so ist das System (v) der Krümmungslinien auf der Fläche S sphärisch und die Kugelflächen des Systems schneiden die Fläche S orthogonal. Auf der Fläche S, ist dann das System (v) sphärisch oder plan, die osculatorischen Kugelflächen oder die Krümmungsebenen des Systems schneiden die Fläche S, ebenfalls orthogonal. Da man in der Rechnung mehrere Functionen von u hat, so lässt sich zwischen denselben, wie weiter unten gezeigt ist, eine derartige Verbindung herstellen, dass die sphärischen Krümmungslinien von $, deren Kugelflächen die Fläche S orthogonal schneiden, auf der Fläche S, in ebene Curven übergehen. Ist die Fläche $, bekannt, so lässt sich aus derselben umgekehrt sehr leicht die Fläche S deduciren. Wegen seiner Einfachheit und der Möglichkeit alle Rechnungen durchführen zu können, verdient dieser Fall von Flächen mit einem Systeme sphärischer Krümmungslinien eine besondere Darstellung. Die Coordinaten 8, n, & Krümmung seien Functionen einer Variabeln «, oder von s, wo s von u eines Punktes ZZ einer Curve doppelter abhängig ist und ds das Bogenelement der Curve bezeichnet. Der Ein- fachheit halber werde der Punkt O zum Anfangspunkt der Coordinaten genommen. DBezeichnet U eine Function von u, so entspreche der Punkt (2,,y,, 2,) einer Fläche S, dem Punkte (w, y, z) einer Fläche S durch folgende Gleichungen: ars 1) un Yu 0 N 9 all et N wo; ED 939..N-e Yan +e-i. 54 ALFRED ENNEPER, Zur Abkürzung setze man ähnlich wie in VIII: (a — &cosa+(y—n)cosdb +(2—L)cosc—=Q, 3) (e — &)cosa’ + (y—n)cosb’ + (<— 8) cosc' = Q), (v2 — 8) cosa’—+ (y—n) cosb"+ («—L)coscl'"—= Q", Q+-Q’+Q"—=N. Die letzte der Gleichungen 3) ist natürlich wieder mit der Glei- chung 2) identisch. Wendet man die Gleichungen von II an, so geben die Gleichungen 1) nach v differentürt :: de, _ „ 38 —£ \UVG m = (oosd— 2" @) do N 4) Ay (ie nn Ya UNG ER = (cos N a) N dz, 2—£ ,\UVG an (vos — 2° ) N Zur Vereinfachung der folgenden Formeln setze man: den2....dn a All... 0, 5) une du =Nn, du ® — RER Un: Die Gleichungen 1) nach « differentiirt geben: Gt = (cd 227° 0) N w-H+y-nate-IHNe—E U + 0420 — me an — (055 Te) a Ö ’ w-9IE+H WER - Hy —n UM ie N mr a — (eos 2 € de “Iren reed zer | +[U'+ 20 = = N UNTERSUCHUNGENÜBER D. FLÄCHENMIT PLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 55 Sollen für die Fläche S, wieder u und » die Argumente der Krüm- mungslinien sein, so hat man wegen der Orthogonalität dieser Curven: de, de, , dy, dy, , de, de, 7) ade Wegen der Gleichungen 5) und 6) reducirt sich die vorstehende Bedingung auf: | 8) U(fcosa—+ ncosb’+Lcos)+ U'Q' — 0 de Mal, (de re so geben die Gleichungen 4): Setzt man: 9) VG, SEN Die erste Gleichung 4) lässt sich nach 9) schreiben: 17 de, Dee _— — = c084 — 2 —— Q”. VG, 4 N Diese Gleichung werde nach « differentürt, wegen des Ausdrucks d ; ; für TI aus 6) lässt sich der bemerkte Differentialquotient auf folgende du Form bringen: AN de, VG, do 2Q' de, ; av —E \ed dv a du = — 7 a +[ed2"e) VG do 25 +[U(Eeosa+ncosb’+Lcosc")+ U’Q’] 2 UN Wegen der Gleichung 8) reducirt sich die vorstehende Gleichung auf: I de, VG, dw 2Q’ de, es u en ı dyE Ike dv 56 ALFRED ENNEPER, Sind aber « und v die Argumente der Krümmungslinien, so ist die . d. rechte Seite der vorstehenden Gleichung durch Fr theilbar. Hieraus folgt, dass cosd— 27 = Q dx proportional zu —— sein muss. Dann ist auch, wegen der ersten Glei- du chung 6): N N [v DE ei nalen Je er da, proportional zu a: also auch proportional zu: ara N cosad— 2 @. Bezeichnet A eine Unbestimmte, so lassen sich die folgenden Glei- chungen aufstellen: (U’+2U%) («— 8 — UF — A(cos a—2 — 2). 10) (U+2U9(y—-n)— U = Alcos b— 22 q), (U+2U9e. —)--U—=A4 (cos ‘—2 — a). wo zur Abkürzung: 1 y — E-NEHw nt Hr gesetzt ist. Die Gleichungen 10) multiplicire man respective mit cosa, cosb und cosc, bilde darauf die Summe der Producte. Analog verfahre man mit den Factoren &—&, y—n, 2—{L. Es ergeben sich dann die beiden folgenden Gleichungen, in denen die Bezeichnungen der Glei- chungen 3) und i1) angewandt sind, : UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 57 (U’+2U% Q— U(dcosa—+ncosb+L[cosc) = a (U’+2U% N— UNW — — AQ. Eliminirt man A zwischen diesen beiden Gleichungen, so fällt auch w weg, es bleibt einfach: 12) U(dcosa+ncosdo+lcs)+UQ=0. Die Gleichung 8) folgt auch durch Differentiation der Gleichung 12) nach v. Die Gleichung 8) weiter nach v differentiirt giebt, wegen 12): 1 dVG a2 13) — [O@ eosd+ cosö + Feosc)+ U’Q| 7 n +UVG=0. Man setze zur Vereinfachung: ae 1) VEG u R, Aus der Gleichung 13) folgt dann: 15) U (Ecosa’+n cosb+Lcosc)+ U’Q — U’R,. Wird die Gleichung 12) nach v differentüirt, so ergiebt sich mit Hülfe der Gleichung 8) einfach: dR, dv d. h. es hängt R, nur von w ab. Nimmt man in den Gleichungen 1) und 5) von IX, coso = 0, sino = 1, also p,=0 und g, = R,, so er- hält man wieder die Gleichung 14). Die in der Gleichung 12) enthaltene Bedingung drückt also geometrisch aus, dass das System der Krümmungs- linien (v) der Fläche S sphärisch ist und die Kugelflächen dieses Sy- stems die Fläche S orthogonal schneiden. Die Gleichungen 12), 15) und 8) bringe man auf folgende Formen: UQ= — er —+ncosb + cosc), 16) U(Q—R,) = U(Ecosa@ + cosb"’—+Ücosc)), UN— — v8 cosa’ + cosb"+&cosc"). Mathem. Class. XXV1L.2. H 58 ALFRED ENNEPER, Die vorstehenden Gleichungen respective mit Q, Q und @” multi- plieirt und addirt geben nach 2) und 3): 7) UN-QR)= —-Ue—HE+y— nn +K—0L). Aus der Summe der Quadrate der Gleichungen 16) folgt: U° N-2QR,+RH = U +n°+0%) oder: pie 5 18) N—2QR, = I 2. Wird E, durch die Gleichung: =) dy,\ =) 2 = (7: +) + definirt, stellt man mittelst der Gleichungen 6) den Werth von E, auf, so lässt sich derselbe, wegen der Gleichungen 15), 17) und 18) wie folgt schreiben: UDlE- UR\: E, z V = 2), oder: Lab UVE—-UR 19) VE, an 2. Die Gleichung 9) werde nach « differentiirt, in dem erhaltenen Re- sultate setze man aus 14): 1yG _ VBG du. R, ein, ferner wende man die Gleichung 17) an, dann folgt: ana > Nr DIR, NDR, Fa Ne Wird diese Gleichung durch das Product der Gleichungen 9) und 19) dividirt, so ist weiter: UNTERSUCHUNGEN ÜBER.D. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENEITC. 59 1 .dy@, = N—2QR, VBeo, U 7, OR, oder nach 18): i ayG, Sun kl 1 = — SER REEL REN 22 2) VE,G, du Tr R3| vr, Die rechte Seite dieser Gleichung ist nur von u abhängig, das Sy- stem der Krümmungslinien (v) ist also für die Fläche S, sphärisch; die Kugelflächen gehn in Ebenen über, wenn zwischen U und R, die Gleichung: ‚2 2 & 21) ve: nn = R2 angenommen wird, welche Gleichung immer möglich ist, da die Function U in den Gleichungen 1) keiner Beschränkung unterworfen ist. Die Gleichungen 1) respective mit 8, 7, © multiplicirt und addirt geben nach 17): ? ’ ’ QR — N N 22) at tre—n UV. Findet aber die Gleichung 21) statt, so giebt die Gleichung 18) N = 2@R,, die Gleichung 22) wird hierdurch: ’ ’ U 1 [A 23) a nV Wlan I er U”. Bezeichnet man durch ds das Bogenelement der Curve, welcher der Punkt (8, n, &) angehört, so kann man « als Function von s ansehn, folglich auch U und R,. Die Gleichung 21) giebt dann: dU\” U\ 24) 2) z a 2 Nach den in I gebrauchten Bezeichnungen lässt sich die Gleichung 23) schreiben: 1 dU x, cose+y,cosß+z2,cosy = Sr H2 60 ALFRED ENNEPER, Setzt man hierin: I dU 25) Tyan: — so ist: 26) x, cose—+y,cosß+2,cosy = 2. Dieses ist die Gleichung der Ebene einer planen Krümmunsgslinie (v) der Fläche S,, welche Ebene gleichzeitig die Normale zur Fläche 8, im Punkte (2,, y,, 2,) enthält. Zu Folge der Gleichung 21) reducirt sich nämlich die Gleichung 20) auf: ad, du Die Combination der Gleichungen 24) und 25) giebt: U — (2R,2%. Man nehme hieraus: 27) U=2R,2. Für den vorstehenden Werth von U erhält man aus den Glei- chungen 1) die folgenden Gleichungen zur Bestimmung von #, y und z: ei N. Y 2 BERN a een Die Gleichung 26) fällt mit der ersten der in IV DB aufgestellten Gleichungen 44) zusammen, wenn dort @, yund 2 durch &,, y, und 2, ersetzt werden. Man hat also nur nöthig in den Resultaten von IVB &%, y, z durch &,, Y,, 2, zu ersetzen, darauf die Werthe von #&,, Y,, 2, zu entwickeln und dieselben in die Gleichungen 28) zu substituiren. Man erhält dann direct die Gleichungen für @&,yundz. Füro = 5 ist UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 61 in den Gleichungen 3) von IX p, = 0 und g, = R,. Die bemerkten Gleichungen werden dann einfacher: 29) Es — @— R, cosa), n5 =y—R, cosb, E; — z—R, Cosc. Es bleibt noch übrig die Curve der Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien zu bestimmen. Substituirt man in den Gleichungen 16) die Werthe von Q, Q und Q”, so werden dieselben: [e—8) U'+UEFlcosa + Vezldrzz Un]cosd + [( [a —9U’+-UF]cose — 0, [e— 5 U’+-U$8]| cosa + [(y— n) U’+- Un ]|cosb + |(«— )U+UY]eose= U’R,, |. 3 )U-++-U8]cosa’+[(y —n)U’+- Un] cos’ +[@—}) U’+-U?] cosc” —0. In diesen Gleichungen sehe man (« — &)U’+UE etc. als Unbe- kannte an. Es ergeben sich dann für dieselben folgende Werthe: (e — &) U+ UE — U’R,cosd, (y—n) U+ Un = U’R, cosb', @-UHUS=UR, cosc. Diese Gleichungen mit den Gleichungen 29) verbunden geben: * UF * Un c* uf 30) 2 enge m =n-77 GI BE Man nehme wieder s als unabhängige Variabele, setze aus 25) und 27): dU U= gs Die Gleichungen 30) werden hierdurch: ds A di de 31) 2 =:+R,,. »=n+R,7. B—iHR, Der Punkt (85, n,, &;) liegt folglich auf der Tangentenfläche der Curve T, welche zur Transformation der Fläche S in die Fläche 8, dient. Die zu Ende des Abschnitts IX gemachten Bemerkungen finden eine Illustration in den Entwickelungen dieses Abschnitts, dass die Mit- telpunktscurve der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien für die analytischen Bemerkungen nicht die einfachsten Verhältnisse giebt. 62 ALFRED ENNEPER, Mittelst der vorhergehenden Entwickelungen,, oder einfacher mit Hülfe der Relationen 10), lassen sich die Gleichungen 6) durch folgendes einfachere System ersetzen: 1 da, r 2 —& r VE, du — cosa— 2 9, a el 32) N ma N Q, 1.02, ; a mau rn wo VE, durch die Gleichung 19) bestimmt ist. Die Gleichungen 4), 9) und 32) zeigen, dass für die transformirte Fläche S, die Richtungen der Normalen und der Tangenten zu den Hauptschnitten genau durch die- selben Formeln wie bei der Transformation durch reciproke Radii vec- tores bestimmt sind Man hat in den Gleichungen 10), 12) und 13) von VIII nur @,, %,» ? respective durch 8, n, & zu ersetzen. Sind DE und 0 r", die Hauptkrümmungshalbmesser der Fläche S, im Punkte (@,,y,»2,). so findet man, durch ähnliche Rechnungen wie in VII: U —ıoR,0UN ıN\E VE N | +20) (VE- U )+ \ ae +20. 1 f: 1 XII. Flächen, für welche ein System von Krümmungslinien sphärisch ist. A. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien liegen auf einer Curve doppelter Krümmung. Die Lösung des Problems, die Coordinaten eines Punktes einer Fläche mit einem Systeme sphärischer Krümmungslinien, in Function zweier Variabelen darzustellen, lässt sich auf analoge Weise durchführen, wie bei den Flächen mit einem Systeme planer Krümmungslinien. Das Problem für plane Krümmungslinien ist indessen, in analytischer Be- UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHEN ETC. 65 ziehung, viel einfacher, wie für die entsprechenden sphärischen Curven. In der Einleitung zu dieser Abhandlung ist schon erwähnt, dass Hr. Bonnet im vierten Theile seines „M&moire“‘, welches den Titel trägt: „Sur les surfaces dont les lignes de l’une des courbures sont spheriques“ (Journal de P’Ecole Polytechnique t. XX p. 277—306) sich auf zwei besondere Fälle beschränkt hat. Die allgemeinere Lösung ist von Hn. Serret angebahnt, wenn auch unvollständig durchgeführt worden (Comptes Rendus, 1856. t. XLII pag. 109—110 und 190—194). Die Resultate des Hn. Serret basiren auf der Integration einer Differential- gleichung dritter Ordnung, welche Integration drei Parameter involvirt, wobei a priori bekannt ist, dass die Lösung des geometrischen Problems nur zwei arbiträre Constanten erfordert. Die vorkommenden Parameter sind keine absoluten Constanten,, sondern Functionen einer Variabeln. Es ist einleuchtend, dass die bemerkte Bedingung die Aufstellung einer Relation zwischen den drei Parametern erfordert. Um die Lösung des Problems möglichst zu vereinfachen, hat Hr. Serret, gleich bei einer er- sten Integration, welche die Differentialgleichung gestattet, die auftretende Constante annullirt. Hierdurch ist es dann gekommen, dass die von Hn. Serret schliesslich gegebene Lösung, an Stelle zweier Functionen einer Variabelen, eigentlich nur noch die Variabele enthält. Die vollständige Behandlung der Differentialgleichung dritter Ordnung ist zuerst in den „Nachrichten v. d. K.G.d. W.“ (Göttingen, 1872) durchgeführt worden. Die dabei gefundenen Resultate bilden einen Theil des vorliegenden Ab- schnitts, zu dessen Vorarbeiten sie gedient haben. Die oben erwähnte Arbeit des Hn. Serret enthält mehrere unge- mein scharfsinnige Bemerkungen dieses ausgezeichneten Analytikers über die Integration eines besondern Systems simultaner Differentialgleichun- gen. Diese Bemerkungen haben später eine Verallgemeinerung erfahren in Bonnet: ‚Note sur lintegration d’une certaine classe d’equations differentielles simultandes‘‘ (Comptes Rendus, 1861. T. LIII pag. 971 — 974). Die Verallgemeinerung des Hn. Bonnet besteht darin, p Func- tionen &, Y, 2,... t, u, v zu bestimmen, welche den p —! Differential- gleichungen: 64 ALFRED ENNEPER, de dy dz dt du dv 2 —a OO y—b RUSSEN und der endlichen Gleichung: @— a?’ +(y—b’+HR—c”’ +... + +lW—m’+w—n? = r, genügen, woa,b,c...JL m,n, r als Functionen einer Variabelen w angesehn werden. Das obige System lässt sich nach Hn. Bonnet auf ein ähnliches System reduciren, welches zwei Variabele weniger enthält. Man kann die Anzahl der Variabelen um zwei Einheiten so oft verrin- gern, wie man will, und gelangt so schliesslich zu den einfachsten Fällen, welche sich integriren lassen. Es ist selbstverständlich, dass diese Me- thode der Reduction für das Problem der sphärischen Krümmungslinien, als einfachsten Fall, von keiner Anwendung sein konnte. Da in den vorhergehenden Abschnitten schon einige besondere Fälle von Flächen mit sphärischen Krümmungslinien behandelt sind, so sollen die in IX und XI behandelten Flächen bei den folgenden Unter- suchungen ausgeschlossen bleiben, nämlich: 1) die Kugelflächen des sphä- rischen Systems sind concentrisch, 2) die Kugelflächen gehn durch einen festen Punkt, 3) die Kugelfiächen schneiden die Fläche orthogonal. Was die Bezeichnungen betrifft, so sind natürlich die in Il und III ge- brauchten consequent durchgeführt, ausserdem sind theils dieselben, theils ähnliche Bezeichnungen wie in IV gebraucht worden, wenn die rein analytischen Probleme mit den in IV behandelten übereinstimmten. Ist das System der Krümmungslinien (v) sphärisch, so hat man, in Folge der Gleichungen 1), 3) und 5) von IX: 1) R,coso=p,. R,sino = 9,. 2) &, = 2 +p,cosa—gq,cosad, n,—=y-+-Pp,cosb—g, cosb, 6, = 24, 605C—q,cosc. 3) ı_P, de r" VEG du Es ist (&,, n,, &,) der Mittelpunkt, R, der Radius der Kugelfläche der sphärischen Krümmungslinie, welche durch den Punkt (&, y, z) der UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 65 Fläche geht. Der Winkel, welchen R, mit der Normalen zur Fläche im Punkte (#, y, 2) einschliesst, ist durch © bezeichnet. Die sämmtlichen definirten Quantitäten hängen nur von wu ab. Da coso von Null ver- schieden angenommen wird, so ist es einfacher mittelst der Gleichungen i) 9, und g, statt R, und o einzuführen. Die zweite Gleichung 10) von II, nämlich: giebt entwickelt: 7) A AG _ ir | 7) VG du "du dVG Wird In zwischen dieser Gleichung und der Gleichung 3) elimi- nirt, so folgt: 4) 5 Ar (r —Pp,)H, wo zur Abkürzung: nr E 5) — ( 7) VE r gesetzt ist. Der Endpunkt des Hauptkrümmungsradius r” sei (X, Y, Z), also durch folgende Gleichungen bestimmt: 6) X=a-4r'cosa, Y=y-r’csdb, Z=z-r"cose. Die Gleichungen 2) von den respectiven Gleichungen 6) subtrahirt geben: X—5 = (r—p,)cosa—+ q,c0sd, 7). Y_ n, m (""—p,)cosb +q,cosb, Z—L, = (r—p,)cosc + q,cosc. Die Summe der Quadrate der Gleichungen 7) giebt: 8) K-E’+H rm’ Z-5’eep) Hg: Mathem. Olasse. XXVI. 2. 1 | 66 ALFRED ENNEPER, Werden die Gleichungen 6) nach v differentürt, so ist nach II 5): dX de” ER, de dZ de” — —-cosb, dv de FE ES Sind X, Y, Z und r” bekannt, so ist dieses auch nach 6) und 9) mit @, y und 2 der Falle Ausser der endlichen Relation 8) lassen sich auf folgende Weise zwischen X, Y, Z und »” Differentialgleichungen herstellen. Die erste Gleichung 6) werde nach « differentürt. Unter Zuziehung der Gleichungen 2) und 4) von II folgt: dX dr" "\ r un cos a+ (1 7)VE.cosa‘ ” o WER 7 5 Man substituire für -—— seinen Werth aus 4), setze nach 5): du (1-7)vE =q H, es ist dann einfacher; an [e"—p,) cosa—+-4g, cosa] H, oder, wegen der ersten Gleichung 7): Man erhält so aus den Gleichungen 6) die folgenden: dX : dY i dZ R nz „oa „ zZ 8 10) en Die Gleichungen 4) und 10) geben noch: dX dY dZ dr" du du du du 11 ET Fe a ENTE ) X—8, Von, Z—%, eh Dieses sind die Differentialgleichungen zwischen X, Y, Z und »” zu denen noch die endliche Relation 8) tritt. Der leichteren Schreib- UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 67 weise wegen sollen die Gleichungen 10) beibehalten werden. Man diffe- rentiire die Gleichung 8) unter Zuziehung der Gleichungen 4) und 10) nach w, mit Rücksicht auf die Gleichung 8) selbst folgt dann: dn‘ des, | a Y— a + Z—-5 u Re de” 12) (XK— 8, Im - d mem Mit Hülfe der Gleichungen 10) und 12) lässt sich zwischen X, Y,Z und r’ eine solche lineare Relation aufstellen, dass dieselbe proportional ihrem Differentialquotienten nach « ist. Zu diesem Ende führe man statt &5, n,, £, und p, andere Functionen ein, welche auf folgende Art definirt sind: = de" di, de” din‘ de di“ dp dp“ wu du --—=q,U an Bde dur de Es ist U eine vorläufig unbestimmte Function von «. Die Glei- chung 12) lässt sich nach 13) schreiben: d dn” de* a a9 ++] a dq, ee re Setzt man: 5) X—-8+:U)°+Y-,+9,0n)n +HZ-5+g, U) et B none 4, so lässt sich der Differentialquotient von A nach u, wegen der Gleichungen 10), 13) und 14) auf folgende Form bringen: dA A 9,Udb FA = [4— Ws nLE — TE 16) wo: * * * * 1 $ — Rn" + — pP — I2 68 ALFRED ENNEPER, Bestimmt man U durch die Gleichung $& = 0, setzt also: 17) ++? —p"” — n' so reducirt sich die Gleichung 16) auf: dd 18) un. Nach 10) und 13) ist nun: Mittelst der Gleichung 18) folgt hieraus: X-5,+n0 U A 211.40, 0 2, UA 19 1 du a Man setze zur Abkürzung: Rear Ye, 49,00 ee D 1 TE A 20) A a A Ad ? = 4 2, — Die linke Seite der Gleichung 19) ist der Differentialquotient von x, nach u. Aehnliche Gleichungen ergeben sich für die Derivirten von Y,, 2, und T, nach «. Man findet so: der. day "dr, AT, g,U a Ne 2) ern el Die Gleichungen 20) respective mit &°, n°, {* und — p* multiplicirt und addirt geben, wegen der Bedeutung von A aus 15),: 22) 2,5 -+y,n +2,01» =1: An Stelle der Gleichungen 11) und 8) sind die Gleichungen 21) und 22) getreten, aus denen sich die Werthe von z,, Y,, 2, und FE. 1 UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHEN MITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 69 mit Hülfe einer Differentialgleichung dritter Ordnung bestimmen lassen. Man kann umgekehrt X, Y, Z und »” auf folgende Art durch 2 und 7, ausdrücken. Die Gleichungen 20) geben in Verbindung mit den Gleichungen 8), 15) und 17): 2 22") a u a en Mit Hülfe dieser Gleichung entwickele man aus den Gleichungen 20) die Werthe von X, Y, Z und r”, setze in die erhaltenen Gleichungen aus 6) die Werthe von X, Y und Z ein. Hierdurch erhält man: 29,Ux, ek 29,0, ee Fe 29,02, 2 ya, 1. R a 29,UT r 2,1900 — ee) 192 ty} tr 7 z-+r'cosa— 8; +4,08 — y+r'csb—n,+9 Un = z4+r'cosc—8,+4g,UE = In diesen Gleichungen sind #,, y,, 2, und 7, vier zu bestim- 1 mende Functionen von u und v. Im Beziehung auf v geben die Glei- chungen 23) differentirt: Be 29,0 jdn, Ze ds, | 29,0 ldy, 2y,D. 24) a. D rn ID Dei- Ti 5) dr” 20,0 ld, 22, =) dran. a 2, =.) = . Dm\ono: DD: ©. D \w.ıD) wo zur Abkürzung: d dy, dz y aT, SE u, a TE TG 25) D, — @:-y?+-2:— TV}, D=«, dv 9, dv e2, dv ı dv ’ gesetzt ist. Von der Summe der Quadrate der drei ersten Gleichungen 24) werde das Quadrat der vierten Gleichung abgezogen; da cos®®a+cos®b+cos®’c—1—= 0 ist, so folgt: 70 ALFRED ENNEPER, de day den. jan =) ee ‚ und T, lässt sich auf wiederholte Differentiation der Gleichung 22) nach x basiren. Sieht man Die Bestimmung der Werthe von &,, Yon 2 y 5 2, als ÖOoordinaten eines Punktes einer Fläche an, so sind für dieselbe u und » nicht mehr die Argumente der Krümmungslinien. Dieses ergiebt sich durch folgende einfache Betrachtung. Die Glei- chungen 21) geben: da, € dT dy,. nn aT de, EdT du p" du du DD du. .du 0. du Die vorstehenden Gleichungen nach v differentiirt geben: Pa, BET dy nm ER dan dudv pp’ dudv’ dudv p* dudv' dudv p* dudv Aus diesen Gleichungen und den Gleichungen 27) schliesst man unmittelbar: andy, de dudv dudv dudv do, dy, dei du du du da day, de, dv dv dv Mit Rücksicht auf die Gleichung 22) geben die Gleichungen 27): de, de, , dy, | Gerd) du dv du dv du dv „dx, „day, de 1 AN, Ss dR.dE =(: ala ee do Die rechte Seite dieser Gleichung verschwindet nicht, nur wenn T, von u abhängig ist, dann ist nach 21) p* = 0, die letzte Gleichung 13) zeigt weiter, dass p, von uw unabhängig, also constant ist. -Die Fläche ist eine Parallelfläche zu derjenigen, für welche p, = 0 ist. UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U. SPHÄRISCHENETEC. 71 Die Gleichung 22) giebt zu analogen Rechnungen, wie die in IV ausgeführten, Veranlassung. Um die nachfolgenden , allerdings compli- cirteren, Entwickelungen mit denen von IV parallel gehn zu lassen, dividire man die Gleichung 22) durch: Ver yer und setze: De re *2 #2 *2 i es 2) er cosß cosy cosw ve HN te, Ver Par“ Die Gleichung 17) giebt wegen der vorstehenden Gleichungen: 3 1 sin w Mit Rücksicht auf diese Gleichung und die Gleichungen 28) nehmen die Gleichungen 13) folgende Formen an: cos «& cos ß de, Er 4,2% 2 dn, pr 4,8 2 99) du sinw du: du: snw du.’ cosy cos w e _ 22,2 mM_R2L,2 du sinw du’ du sinw du’ Die Gleichungen 21) geben nach 28) zu den folgenden Veranlassung: de, cosedT, dy, _cosßdT, dz, _cosydT, 2 du cosw du ’ du cosw du ' du cosw du Die oben bemerkte Umformung der Gleichung 22) giebt: 31) x, cosa+y,cosß+z,cosy=2--T, cosw. Da cos«, cosß und cosy nur von u abhängen und nach 28) die Gleichung cos’« + cos’ß+cos’y — 1 stattfindet, so kann man e, ß, y als die Winkel ansehn, welche die Tangente im Punkte (&, n, £) einer Curve doppelter Krümmung mit den Coordinatenaxen bildet. Man be- zeichne wieder wie in I durch 4, «, v die Winkel, welche die Haupt- 72 ALFRED ENNEPER normale, durch /, m, n die Winkel, welche die Binormale des Punktes (&, n, &) bestimmen. In dem bemerkten Punkte sei oe der Radius des osculatorischen Kreises und r der Toorsionsradius. Durch ds werde wieder allgemein das Bogenelement der Curve bezeichnet, man kann dann s als eine unbestimmte Function von «, oder umgekehrt, ansehn. Die wei- tere Discussion der Gleichung 31) besteht wesentlich darin, dass nach einer einmaligen und einer dreimaligen Differentiation nach # die 'T’erme auf der linken Seite, welche %,, y, und z, enthalten, dieselben sind. Es ergiebt sich dann eine Differentialgleichung für 7’, die zunächst auf- gestellt und dann integrirt werden soll. In den Gleichungen 30) kann man einfach s an Stelle von u als unabhängige Variabele setzen. Differentiirt man dann die Gleichung 31) nach s, so folgt: WAR: dR2 I; cosw 1 mio ya ne, on Tas a oder auch: d2 osinwdT, sinw 32) @, cosA-+y, cosu +2,00 = 07 — os Fr Man führe w statt s als unabhängige Variabele durch: 33) © du ein. Ferner werde zur Vereinfachung: 34) r cotw er e pP und 35) T, sn» —=T. gesetzt. Mit Rücksicht auf diese Bezeichnungen lassen sich die Glei- chungen 31) und 32) wie folgt schreiben: 36) ©, cos@—+y,cosß-+z,cosy = 2-4 Tcotw. A _g0d2 ı1dT 37) X, cos NE N ee UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETE. 73 Die Gleichung 37) werde nach s differentirt, dann w als unabhän- gige Variabele durch ds = rdw eingeführt. Aus 34) setze man: cotw p euer ein. Mit Rücksicht, dass nach 30) für eine Variabele «: Fi cosa cos — Fi cos» — — 0%, giebt die Gleichung 37): 38) — (2, cos/+y, cosm+-2, cosn) = u a Es ist nach 30) allgemein: dv, nn cos 14 Vi eosm-+ 1 cosn — —=:0, Man differentiire die Gleichung 38) nach w, addire dann die Glei- chung 37). Hierdurch ergiebt sich zur Bestimmung von 7 die folgende Differentialgleichung: ar ae p dw r dw v2 ae = a er" n) dw a do dw io 1d7, Pace 2 wu Pin 0ER, =) ae Diese Gleichung mit 1dT, » da d E66 —pT, Mathem. Class. XXV12. . ; K 74 ALFRED ENNEPER, multiplicirt und integrirt giebt: 1 dT, p do | ee: \ se 41) [ur zul, = |-73=c, wo C, eine Constante bedeutet, die auch verschwinden kann, da von den links stehenden Quadraten eins negativ ist. Man setze C, — 0 und 1 dT, 42) ee T, sin p Die Gleichung 41) wird dann: 2 (T, cos y)” (2? c0s4) =] —..0. Es ist also: oder: dp 43) da 1-+-pcosg. Aus dieser Gleichung ist 9 in Function von w zu bestimmen, wo- bei es genügt, einen Werth von 9 zu kennen, welcher keine arbiträre Constante enthält. Setzt man zur Vereinfachung: 44) [psingdo = g, so ist nach 42) für: 45) te, T,=t ein particuläres Integral der Gleichung 40). Man setze in 40) d : a TI Me. Da nach 44) I —= psing, so erhält man, mit Rücksicht auf 43): dM do . el! dM Bere a — FE (I+-pcosg) = 0. UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 75 Für: e!dM, 46) » Mo M, wird die obige Gleichung einfacher; m +psingM, dw 47) do. 0 I Mtspcag)=— 0. Aus 43) folgt unmittelbar, dass dieser Gleichung durch M, = cosy genügt wird. Man hat also nach 46); e! dM, na — C08Sp, oder M,=M, wo: 48) M = fe”!pcospdw. Setzt man also: 49) 2, — Mel, soist 7, = t, ein zweites particuläres Integral der Differentialgleichung 40). Um das zweite Integral der Gleichung 47) darzustellen, setze man in der bemerkten Gleichung : 50) M, = M,cosg. Es folgt dann: See en am m. Er 977 Po cosp.tangg. Da nun nach 43) und 44); log e?cosp Sr =— tangp. so giebt die Gleichung 51) integrirt: a da 3 cos p 76 ALFRED ENNEPER Hieraus folgt weiter: dp = FE multiplicirt giebt: dM, sertrdg Den: _„dtangy pe? ——— I 0 1 . do ” cos’y dw cosp dw cos p Durch Integration folgt: un, = fern 1 (a dw cosp Die Anwendung der Integratio per partes giebt nach 44): g en = ettangp+ [PT a ? dw cosy Es ist also: M, = e’!tangy —fe”1p cosydw, welche Gleichung nach 48) sich auch schreiben lässt: M, = e’!tangp —M. Man substituire diesen Werth von M, in die Gleichung 50), die- selbe giebt dann: M, = e”!sing— Mecosg. Mit Hülfe dieses zweiten particulären Integrals der Gleichung 47) erhält man nach 44) und 48): = ER an nrdg dM pM, e”! = e””!psing — Me”!pcosp = e Mae d. i. nach 46): . 77 de q do,’ also: — 2M, = e "+M?. Multiplicirt man diese Gleichung mit e?, so ergiebt sich, wenn: 52) t, = e1+ M?el gesetzt wird, 7, = t, als drittes particuläres Integral der Differential- gleichung 40). Die Zusammenstellung der obigen Resultate giebt also: 2” —= 14+pcosy, g= /[psinydo, M = [e!pcosypdw. 53) dw —e, t —- Me, 1, =eT7+M’e. Aus den vorstehenden Gleichungen leitet man leicht die folgenden ab: 1 dt 1 dt ne ap ang: S pa — e!sing, Das Me?!sing—+-.cosg, Lan — M’e!lsing+2Mcosp—e sing p dw i 54) nn a 1 pP @w dT—pt= elcosp, a — Me!cosp— sing, 1 dt, p do a — pt, —= M’elcospg — 2Msing— e”Tcosg. Das Integral der Gleichung 39) hat nach Lagrange die Form: 55) T=Kt+ Kt +K,t, wo £, £,, t, die particulären Integrale der Gleichung 40) sind. Nach 78 ALFRED ENNEPER, bekannter Methode hat man zur Bestimmung von K, K, und X, die Gleichungen: ; A, nn. —= I, +° do Laie dv vi AR dt dK, dt, | dK, di, 56) do dw ' dw dw er ie = we, 1.dt, 1 dt dt, dK | p do Ina dK, m 2 1. | dK, ır p do ] ln 2 er d wo zur Vereinfachung: g de y do r2 do 0:,..0.48 2% I de erde et gesetzt ist. Mit Rücksicht auf die Gleichungen 53) und 54) erhält man aus 56): 1 dt, dK ı |, 2.4 | a relAr Id, 68) dR, _ 2% | do an e dw Zee: 1 dt dK, ‚| pd | EEE 0 ah Aus diesen Gleichungen sind K, K, und K, zu bestimmen. Um einfache Formeln zu erhalten, sollen einige Integrale durch wiederholte Integratio per partes transformirt werden. Genügt 7‘, der Gleichung 40), so giebt die Integratio per partes: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 79 o d2 uw 1 „(os p do | dw O 2 p do IF dw | sr. ae Yan elle oda 1dr, | r do | en Es ist weiter 0 d2 1 dT, LdT, ie! Tıoda_ | ‚p_do gdR p do r dw dw r dw Mit Rücksicht auf den Werth von 2, aus 57) geben die beiden vorstehenden Gleichungen: 1dT, dat, Ba | a le a 59) h: de pT,J2,do = |d u pT, et, ER BET, „(Ber d8, r dw ode To rR mu u gesetzt. Im den beiden Integralen auf der rechten Seite der Glei- chung 59) setze man aus der Gleichung 34) für p seinen Werth ein nämlich: r cotw 80 ALFRED ENNEPER, Eine weitere Anwendung der Integratio per partes giebt dann: 72 a7, 5 PO m dR = f. dT, a d2 52 I do— [PR T T, do — R2tang w Fa dere cotwT, 7, do IT, sin w — —cotwT, Se ee —— dw. Hierdurch lässt sich die Gleichung 59) auf folgende Form bringen: un ch p dw | _ 10. 12 1 dT,od2 60 E do ee dw ae ar, er r do ) Ir _ ct O4 | dd da cosw de Diese Gleichung gilt für die drei particulären Integrale 7, !, und, der Differentialgleichung 40). Zur Vereinfachung der folgenden Rech- nungen setzte man: t 2 2 sin w 2 _sinw — d——do, J = —— d—— dw, 61 cosw dw 1 cosw dw ) WE 2 _sinw J = \ 2 cosw dw du Die Integration der Gleichungen 58) involvirt drei von unabhän- gige Quantitäten, welche nur » enthalten können und als Functionen dieser Variabelen für K, K, und K, respective durch V, V, und V, bezeichnet werden mögen. Es ist dann: UNTERSUCHUNGENÜBERD. FLÄCHENMIT PLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 81 EN dt, A ar p dw | U Sem: ar —p, 2, dw, 4 dt, do Kon ee 12dt Vene ».do en ee | Auf die rechten Seiten dieser Gleichungen wende man die Glei- chung 60) an, setze darauf die erhaltenen Werthe von K, K, und K, in die Gleichung 55) und führe die abkürzenden Bezeichnungen aus 61) ein. Werden hierbei die Gleichungen 53) und 54) beachtet, aus denen ff, =1--t2 folgt, so lässt sich der Werth von 7 auf folgende, sehr einfache Art, darstellen: a tl,» m — 2eotw + Zr (W, +J )t, Diesen Werth von 7' substituire man in die a 35), 36), 37) und 38), wobei die Gleichungen 53), 54) und 61) zur Anwendung N: : 0 cot w £ kommen. Es ist ferner nach 34) ae gesetzt. Zur Bestimmung von T,. &,, y, und z, bestehn dann folgende Gleichungen: we T sinw — 2cotw a 2 AV, J, Mei 2 — (M’e+e9), x, cos@e—+y,cosß—+2,c0sy = TTS, —J oe 2 e+(V +J,)M — (M?e!- e7 1) |cotw, =) x, cosA+y, cosu +2, cosv = Anke, — J)M] cos 108 —J D) N ı. I arıv, +J| Ma+ = — (Met —e9| sing, ©, cosi+y,cosm+ 2, cosn = a et + Fer ed \Mei 2 — (M’e— ee” 1) |cosg. ihem. Olasse. XXV1. 2. L 82 ALFRED ENNEPER, Die Gleichungen zur Bestimmung von 7, &,, y, und z, lassen sich auch auf folgende Formen bringen, welche in einigen Fällen zur Vereinfachung von Rechnungen führen: LT, sin w V,„—J eh tJ)tı + 5 bo» x, cos@e—+y, cosß nn cosy — 2cotw ee 2 V—J = HI + Et, |eotw, x, cosi—+y,cosu—-2, cos» 62%) ze a: ) an V,—Jı1dt, Zr x, cos/—+y,cosm—+-2, cosn rar 1 di, EAN p do a Merz p do ) 1a, IR er DR a, i 2 dw Aus den Gleichungen 62) ergiebt eine einfache Rechnung: 2 63) D=a?+y?+2?—-T= +1,49, - VI) V,—J), wodurch der gemeinschaftliche Nenner in den Werthen von &, y, z und r" der Gleichungen 23) bestimmt ist. Zu Folge der Gleichung 26) können die Functionen V, V, und V,, nicht alle arbiträr sein. Man differentiire die Gleichungen 62) nach v, es ergiebt sich dann, ganz ähnlich wie die Gleichung 63) die folgende: (a) dy,\” in : ni = r = dV dv, et Da die linke Seite dieser Gleichung nach 26) verschwindet, so folgt: = dV, (G dv du UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENBTC. 83 Durch diese Gleichung ist die Anzahl der willkührlichen Func- tionen in den Gleichungen 62) auf eine reducirt. Da die bemerkten Gleichungen nur V, V, und V,, enthalten, so kann man zwei derselben als Function der dritten ansehn. Nimmt man z. B. V, statt v als unabhängige Variabele, so lässt sich die Gleichung 64) schreiben: dV -dV, endV, :dV Von den beiden Functionen V und V, ist also nur eine arbiträr. Die Gleichungen 30) geben: de, dyı dz, dT, re ur rl 2 Zu _ @,cosa-+y,cosß+2,cosy— T,coswdT, Si | cos w du 2) d. i. nach 25) und 31): daD, _ 22 dT, 02) du " cosw du Diese Gleichung folgt auch aus der ersten Gleichung 62) und der Gleichung 63). lässt sich auf folgende Art aus- | ENG Die Berechnung von en und RZ führen. Aus den Gleichungen 2) findet man leicht: (85 — @) cosa+ (n, — y)cosb+(&,—2)cosc—=p,, (55 — @)cosa@ + (n, —y) cosb’ + (€; — 2)cosc — —g,. Differentiirt man die erste der vorstehenden Gleichungen nach u, so folgt, mit Rücksicht auf die zweite Gleichung, : B dp, cos zu q, a = oder: a Gr + 00s0 12 4c0sch 92, 34 ALFRED ENNEPER, Wegen der Gleichungen 29) erhält man: cos «& cosß cosy cos w 2 Bon non 2 sinw VE 66) csad tesbd—,t coscd — d—, — or de” Die Gleichungen 24) geben, durch Einsetzung des Werthes von En ss ne Yu 2 D, D, D, BR D, 1 1 67) de Zar an,eosb=d7 a, ed: . so folgt mittelst der Gleichungen 67): x, cose Y, cosß 2, cosy T, cosw DE,02 Di. .2 Di. 0 D,.,.2 68) dv d du Ar dv d du ee du we I ER sinw ‚D, E D5rado. Tr: Die linke Seite dieser Gleichung ist der Differentialquotient nach v von: 69) i du UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHENMITPLANEND.SPHÄRISCHENEITEC. 85 Nun ist nach 30) und 31): _4T, sin’ w -cosw— —i_— Pe du cosw Vi cosß ne E 2x, c0os@—+y,cosß +2, cosy—T, cosw — 2. du Die rechte Seite der Gleichung 69) reducirt sich also auf: sin Wr al 2coswD, du Da nun der Differentialquotient dieses Ausdrucks nach v gleich der linken Seite der Gleichung 68) ist, so hat man zur Bestimmung von folgende Gleichung: 7 AR, D, E du 70) Gy 5 — Diese Gleichung lässt sich mit Hülfe der Gleichung 65) schreiben : Die Gleichung DD, 2009. zweimal nach v differentiirt, giebt nach 26): dv’ di dv’ m Per dv? (« d’x day deze, ee) Durch Differentiation der Gleichungen 67) in Beziehung auf v er- hält man: 86 ALFRED ENNEPER, ER, ED dT, dD, VG den, D, ID 7 ]eosc | de 1, Tr ; d’D, IT: ID \\/G d? dD (De Di dv’ | \ En = or SD, dv yo de d’D, dT, dD \VG d’z, dD, (D, dv? en dv? „"]eos— (D, a: dv ir ı dv? a pne > Man bilde die Summe der Quadrate dieser Gleichungen, ziehe auf beiden Seiten ab. Unter Beinahme der Gleichung 71) folgt dann: ASRE N vG\ ; =) d’y,\. (dei da En (D, 17 dv ) E )= Zn ( dv? + -( dv? ‚| Die Gleichungen 62) geben: a) (3) (=) (@ ) = a) EVdV, (a Ti) la) he) ar) m Die Gleichung 64) nach v differentiirt, darauf quadrirt und durch die Gleichung 64) dividirt giebt: IV EV, aldh avan\ (5 a .) ( = 2 dV dv, dv dv also: & ®V, dVy,@v. ai res, Va a eo dV av, dv dv dv? Setzt man im Nenner des vorstehenden Ausdrucks wieder: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 87 dV aV, er ) dv dv ; dv so lässt sich die Gleichung 72) auf folgende Art schreiben: dl V, dV,aV. T 2 G\ Wr 5 2 (p,° Z = me dv dv dv dv 1 dv T dv / 1 dV 2 1 " wi dv ala. Durch diese Gleichung ist n bestimmt. Die Gleichungen 62) geben »,,y,, 2, und 7; durch die Glei- chungen 53) und 61) sind die Werthe von M, q. $ und die Integrale J. J,, J, definirt. Die Relation zwischen den Functionen V, V, und V, ist in der Gleichung 64) enthalten. Durch die vorhergehenden Quantitäten sind dann nach 67) cosa, cosb und cosc bestimmt. Sub- stituirt man in den Gleichungen 23) die Werthe von &*, n*, &*, p* und U aus 28) und 28*), zieht die Gleichungen 29) noch in Betracht, so sind die Coordinaten &, y, z eines Punktes einer Fläche mit einem System ‚sphärischer Krüämmungslinien vollständig als Functionen zweier Variabelen dargestellt. An Stelle der Gleichungen 23) sind vortheilhafter die weiter unten entwickelten Gleichungen 80) zu nehmen. Die Curve, auf welcher die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien liegen, lässt sich, analog wie in XI, durch eine andere Curve ersetzen. Es sei: 14) 5.1.0, nm, = 59,0%. oder nach 28) und 28*): 75) an. 2 _ 7 nn 2er & bo 2 7 si I : in sin Man kanu (&,, 2,, &,) als Punkt 7, einer Curve doppelter Krüm- mung ansehn. In Beziehung auf diese Curve versehe man alle in I de- finirten Grössen mit dem Index 0. Die Gleichungen 75) geben dann, wegen 29), nach « differentürt: 88 ALFRED ENNEPER, 1,2 s cos @& gi w a u Sn 9,2% ’ ds, U w oa 9,2 ds, cosy „einw cos — ——u Yo du 2 du Nimmt man: 9,8 76) ds, Be —1 en du 2 du so ist cos&, = Cost, cosß, = c0sP, c0sy, = C08Y. Hieraus folgt weiter: n, dw, = dw etc. In den Gleichungen 28), 29), 34) und 62) können alle von s direct abhängigen Grössen mit dem Index 0 versehn und dann als Functionen von s, betrachtet werden, wobei die Gleichungen 74) und 75) bestehn. Lässt man der Einfachheit halber den Index 0 wieder weg, so bleiben die Gleichungen 28), 29), 34) und 62) unverändert an Stelle der Glei- chungen 74) und 75) treten die folgenden: 10: ss 8 len, 00 ge, En DEN em 22 Ser a el sinw 20, sinw In den Gleichungen 78) sind &, n, & die Coordinaten eines Punktes II einer beliebigen Curve doppelter Krümmung, für welche die in I auf- gestellten Gleichungen gelten. Der Punkt (£,), n,, &,) liegt auf der Tangente des Punktes 7. Die Gleichungen 78) gehn durch Vertau- schung von w mit 6, direct in die Gleichungen 41) von IX über, sie UNTERSUCHUNGENÜBERD. FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 89 entsprechen ebenfalls den Gleichungen 31) von XI, wenn sinw= 1 und q,—= ER, genommen wird. Aus den Gleichungen 28), 28*) und 29) folgt durch Differentiation nach u: g4,%2 a9: Up. a 0, tu 7 cosw sin w du En du rn du Mit Rücksicht auf die Gleichung 76) folgt, wenn s statt s, ge- setzt wird: Ps — 1: BR Don ds ne —.d ln = cos oder: 79) P,—4,Up" = p, — 9, cotw — feoswds. Substituirt man in die Gleichungen 23) den Werth von U aus 28*), ferner die Werthe von £&,, n,, €, und p, aus 78) und 79), so folgt: 2 , ii ic & 29,2 w, 14 r c0oSsa — Ss = — Ara 5 sinw @2+y?+2?—T? n 29,2 Y, lu ern 2? + y? +2? — T?’ 80) 1 1 1 1 | +" A Ar 2, z+rlcosc—i= — —- > Sr sinw @2--y?+27—T? 29,82 IR: r"— [coswds = sinw ai ty? ta? _ Tr Die vorstehenden Gleichungen in Verbindung mit den Gleichungen 62) oder 62*) scheinen das einfachste System zu bilden, welches sich für Flächen mit einem System sphärischer Krümmungslinien aufstellen lässt. E Da: ds N Den Mathem. Olasse. XXV1. 2. M 90 ALFRED ENNEPER, so geben die Gleichungen 78) und 79) zu dem folgenden symmetrischen Systeme Veranlassung: > se, 2 no“ ee osß, 81) & — foosyds+ „.*..co iR r ’B pP, = | coswds + —— cosw. P: J sın w B. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien liegen auf einer planen Curve. Ist die Curve, gebildet aus den Mittelpunkten der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien, plan, so können für die Curve, auf welcher der Punkt (&, n, &) liegt, zwei Fälle eintreten. Die bemerkte Curve bleibt eine beliebige Raumcurve, oder sie ist ebenfalls plan. Im letztgenannten Falle erfordern die in A. aufgestellten Formeln einige Modificationen, welche wesentlich darauf beruhn, dass 2, y,, und 2, nicht mehr, wie im allgemeinen Falle, durch symmetrisch gestaltete Gleichungen bestimmt werden. Diese Modificationen, welche keine weitläufigen Rechnungen erfordern, sollen zuerst untersucht werden. Es seien also £, und & gleichzeitig constant. Nimmt man die Ebene der planen Curven zur Ebene der & und y, so ist einfacher {5 = 0 und &= 0, also r—= 00. Man führe den Winkel & durch die Gleichung: ds ds —— 0 ein und setze: 82) cos@e —= sine, cosß —= —cost, C0sy— I. cos = coss, cosu — sine, cosv — U, =—= (, d.h. 2 Astnis Für £* = 0 geben die Gleichungen 21) UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 91 von v abhängig. In den Gleichungen 30) werde & an Stelle von u als unabhängige Variabele genommen, unter Beachtung der Gleichungen 82) folgt dann: 5 de, sine dT, dy, ° cosedT, > de. 7 ‚cosao ds. de, Visinzo\ de. Die Gleichung 31) reducirt sich auf: 84) 2,sine—y,cose = 2-4 T,cosw. Wird diese Gleichung nach & differentürt, so folgt, unter Anwen- dung der Gleichungen 83): i T,sinw #,c0se + y,sıne = A amend 5 oder: 85) Tmw=T, 86) ctw—p, gesetzt : A 87) x, cose+y,sine = ae Eine weitere Differentiation der vorstehenden Gleichung nach & liefert, in Verbindung mit den Gleichungen 83), 84) und 85), folgende Differentialgleichung für T: 1 a7 a 88) d AR —pT = FR +2. Es sei: 89) q — [pde — ‚feotw de. Die beiden particulären Integrale von: 1dT, Be ln d IE BR, — 0. M2 92 ALFRED ENNEPER, oder nach 89) von: ET : a —) sind e? und e”?. In der Gleichung 88) ist also: 90) T=KetK,et, wo für K, und X, die folgenden Gleichungen stattfinden: ah, _ 2 dK 12/02 en | 4, 0 —2—_ —_ Il. 4 q u de 1 2). de 2 nn u : d Die wiederholte Integratio per partes, nebst Fi = cotw, giebt: #2 d2 2 F Fr eulde u Pe 2e”tcotw + 5 (eos? w+ =| ertde, E82 © d (= e! ds ann + 2elcotw en (eo wi ]de Setzt man zur Vereinfachung: 2 dw 2 dw e 7 — DE U 7% 2 I (' NR )e mh en ae an so geben die Gleichungen 91) integrirt: 2 9Kh, = V nn 7 + Becotw—+)J,, d2 2»K,—=V,— a +2ecotw —J,. Es sind F, und V, Functionen von v. Die Substitution dieser Werthe von K, und K, in die Gleichung 90) giebt für 7 folgenden Ausdruck: ed el lee T= 2ctw—+ Man setze diesen Werth von T' in die Gleichungen 84), 85) und PUT. . UNTERSUCHUNGEN ÜBER D. FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETC. 93 87). Mit Rücksicht auf die Bedeutung der in 92) aufgestellten Inte- grale J, und J, folgt: ad | D:, sinw — EL ı 5 = SA za 2 Ä En vr 93 X sine —y, cos — 1 a Bene q, ) ® 4,1. 095 in? et ei + 5 e | ot w. ' V nn VUiENT x, cose+y, sine = a | 2 > 2% Die vorstehenden Gleichungen geben: a | } (41) — dV,dV, dv vd) \hvlT do dv Hierdurch nimmt die Gleichung 26) die Form: (“ei ) dV, dv, 94) Fe PER an, wo 2, eine beliebige Function von ® ist. Die Gleichungen 93) und 94) entsprechen den a 62) und 64). Setzt man: D,= (2,5: a.) 2 dv dv dv dv DEE ALT r" de, dv Für die Gleichungen 93) bleiben die Gleichungen 80) unverändert, nur dass © = 0 zu setzen Ist. Nimmt man £* von Null verschieden an. so liegt der Punkt (8, n, £) auf einer beliebigen Curve doppelter Krümmung, die Gleichungen 62) oder 62*) von A behalten dann ihre Gültigkeit. Es sei &—=X, wo k eine Constante bedeutet, nach den Gleichungen 28) ist dann: 94 ALFRED ENNEPER, 95) cosy —'K2. = Nimmt man in 21) 67 = %, sonst: VERY dz, A du‘ va du ’ oder nach 22*): du du Bedeutet F'(v) eine beliebige Function von v, so liefert die Inte- gration der vorstehenden Gleichung: k 96) 2, — Fo) = seits nz Li) Die Bestimmung der Function F'(v) lässt sich, bei einiger Vorsicht, mit mässigem Aufwande analytischer Rechnungen ausführen, wobei sich einige bemerkenswerthe Relationen ergeben. Man substituire in der Gleichung 96) für 2, und #2 +y?-+27— T? ihre Werthe aus 62*) und 63). Das Resultat dieser Substitutionen lässt sich schreiben: 97) m iv: -PVV)++P 1, +2=+P,=0. Es haben P, P, und P, folgende Bedeutungen: 1 .dt 1 di p do Va ug ee, a. \d, 98) u oa a. („nt P mus er r\d Io ptij cosn- kJ, i.dt, Ps — es ey nem + (ade Een UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENRTC. 95 Was den Werth von 3 betrifft, so lässt sich derselbe mittelst der vorstehenden Gleichungen auf folgende Form reduciren: 2cosy 60. PJ,.. "DJ k : — Er a 5 mel an ey, 3 77,'sin?W sin’ w p) Man multiplicire diese Gleichung mit 2% und setze rechts nach 95) k2 —= cosy. Es folgt dann: cos?y 1 SE 99) 2 — 2 kl, HE) -(KI-PWKI,+ PR) + PP,— P:: sin w Multiplicirt man das Integral J aus 61) mit Ak und setzt dann im Integrale k2 — cosy, so ist auch: t t 2 _sinw cos sin w 100) Ik en Le ee cosw dw cosw dw Aus der Gleichung 34) ist: u — ptangw, 9 mittelst dieser Gleichung lassen sich die Differentialquotienten von cosy, cos» und cosn nach w auf folgende Art schreiben: dcosy dcosv dcosn 101) TEE — ptangwcos», oe — ptangwcosy —cosn, a er. Es werde nun der Werth von P aus der ersten Gleichung 98) in Beziehung auf ® differentürt. Es ist # ein particuläres Integral der Differentialgleichung 40), diese Bemerkung genügt, um mit Hülfe der Gleichungen 100) und 101) die Gleichung: dP Fre darzuthun. Es ist also P eine absolute Constante. Dasselbe gilt von P, und P,. Weniger einfach lässt sich die Unabhängigkeit des letzten Terms P, der Gleichung 97) von beweisen. In der Gleichung 99) setze man die Werthe von AJ+P, kJ, +P,, kJ,+P, aus den Glei- 0 96 ALFRED ENNEPER, chungen 98) ein. Eine, unter Zuziehung der Gleichungen 53) und 54), leicht zu übersehende Rechnung, führt zu folgendem Resultate: 102) 2kP, = ı1+PP,—P:. Setzt man hieraus den Werth von P, in die Gleichung 97), so ist: 2kF(v) = (kV+P,)(kV,+P)—(kV, —P +1, wodurch F(v) in Function von V, V, und V, bestimmt ist. Aus den Gleichungen 62*) lassen sich die Integrale J, J| und J, mittelst der Gleichungen 98) eliminiren. Man multiplicire die Gleichungen 62*) mit k, setze dann k2 — cosy und AV—kJ, =ZkV+P,—(P,+KkJ,, kV, +J, =kV .—P,+(P,+%J,). kV,—kJ=KkV,+P—(P+KJ). In den so umgeformten Gleichungen sind die Functionen: kV+-P,, kAVAÄ—-P, kV,+P von v enthalten. Man kann, unbeschadet der Allgemeinheit, P = 0, P,=0, P,= 0 setzen, wodurch die in 64) enthaltene Relation zwi- schen V, V, und V,, nicht geändert wird. Mit Rücksicht auf die Glei- chungen 53) und 54) entsprechen dann einer planen Curve der Mittel- punkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien folgende Gleichungen: 1 v VyH 2, cosc+y, cosß+ (2, — ;)eosy — E +V,t,+— 2 |cotmw. x, cosi+y, osu+[z, — 1 dt 1 © ‚osi+y,cosm+[z, — Jesu = 5 de) UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 97 Die dritte Gleichung 78) giebt c5 = 0 gesetzt: ’B £ sinWw .; 608% Die beiden ersten Gleichungen 78) lassen sich hierdurch auf fol- gende Formen bringen: ds R 5 cos «& ds * cos ß ds boy se ar 1a ds ds C. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien liegen auf einer Geraden. Analog wie bei den in B untersuchten Flächen können zwei Fälle stattfinden, deren jeder eine besondere Ausführung erfordert, je nachdem der Punkt (&, n, &) ebenfalls, wie die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien, auf einer Geraden liegt, oder einer belie- bigen Curve angehört. Es wird sich ergeben, dass die Curve plan ist. Der Einfachheit halber, soll der erstgenannte Fall zuerst betrachtet werden. Liegt der Punkt (8, n, &) auf einer Geraden, wird dieselbe zur Axe der z genommen, so hat man in den Gleichungen 28) cos«@ — 0, cosß —= 0 und cosy=1, also &*=0, n„"—=0. Die Gleichungen 30) und 31) geben dann: a, dy, b dz 1 dT, BEER gE2BE MN sau 2 du cosw du ’ 2, =2-+T, cosw. Aus den beiden letzten Gleichungen findet man leicht: Mathem. COlasse. XXVI. 2. N 98 ALFRED ENNEPER, 2 1 sine — VW: +2cot0+ (er, dw, n 2 2 d ., = ‚eotwt zn, + cotw (=: w. sıı w 103) Es ist V, eine Function von v. In den beiden rechts stehenden Integralen ist w zur Integrationsvariabelen genommen. Mit Hülfe der beiden vorstehenden Gleichungen reducirt sich die Gleichung 26) auf: da, \” | x nn + - (7 : Ist y eine Function von v, F'(w) eine Function von w, so lässt sich die vorstehende Gleichung durch die folgenden ersetzen: 104) ©, = F'(w)cosy+F’(w)siny, y, = F’iw)siny— F’(w)cosw, m EWERW) wo F'(w) und F"(w) die Derivirten erster und zweiter Ordnung von F(w) nach y sind. Der zweite Fall, wenn der Punkt (&, n, ö) auf einer Ourve liest, bildet eine Combination der beiden in B geführten Untersuchungen. Um an dieselben direct anschliessen zu können, liege der Mittelpunkt der Kugelfläche der sphärischen Krümmungslinien auf der Axe der y, oder auch auf einer Parallelen zu derselben. Es sind dann 5 und 5 constant, also nach 13) auch &” und £*. In Folge der Gleichungen 28) ist: copy cos Stellt man das linksstehende Verhältniss aus den Gleichungen 78) her, so ist auch: oder: ( 6)e (5, Ss, 0. UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 99 In dieser Gleichung sind nur & und £ variabel. Der Punkt (&, n, &) liegt also in einer festen Ebene, welche der y-Axe parallel ist. Wird diese Ebene zur Coordinatenebene der & und y genommen, so ist Se 5 — 0 und & = 0. In den Gleichungen 21) ist also &* constant und @. = 0. Setzt man &" —%, so hat man nach 21) und 22*) die beiden Relationen: dz, du .: de, e gr +yi +2? — du 7 du Die zweite Gleichung integrirt giebt: ar k 2 2 2 2 105) zz 20) „ waıdı t2,clıh wo F(v) eine Function von v® bedeutet. Da &= 0, so gelten wieder die Gleichungen 82) bis 93) von B, zu denen noch die Gleichung 105) zu nehmen ist. Die Gleichungen 28) geben E = X und cos« = sine gesetzt: 1096) sine — kR. Wird aus der vorstehenden Gleichung der Werth von 2 in die Gleichungen 92) substituirt, so gehn dieselben über in: sin € 107) sin? w sm" W “ sin & dw | +7 ze 1 ds — Fre =, Man setze aus den Gleichungen 93) und 106) die Werthe von By, 2ı, ZT, und 2 in die Gleichung 105), wodurch dieselbe sich auf folgende Form bringen lässt: sin? & RR) -H(kV + P)(kW, + P)+ + kJ, — Pk), +P,)= 0 wo: 108) 5 — (cotwsine+ cos)e!+KJ,, „ — (cotwsine —cose)e! —KJ,, N2 100 ALFRED ENNEPER, dw } { san Mu Da En cotw, so geben die Gleichungen 108) nach & differentiirt, wegen der Werthe von J, und J, aus den Gleichungen 107): d.h. P, und P, sind absolute Constanten. Mittelst der Gleichungen 108) lassen sich aus 93) die Integrale J, und J, eliminiren. Setzt man P,=0 und P, =0, was unbeschadet der Allgemeinheit geschehn kann, ferner den Werth von 2 aus 106) ein, so ergiebt sich das fol- gende einfache System für T,.@, und y,: N 1 T sinw — Ken, se, ai (2, — 7) sin e—y, eos: — (Pe 7,0 )cotw, (e, —,) cose+y, sine=—-(—V, d!-+-V,e"). Da der Fall, dass die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungslinien concentrisch sind, in IX ausführlich hehandelt ist, so sollen nur einige Bemerkungen für diesen Fall, soweit sich dieselben auf die vorhergehenden Entwickelungen beziehn , angeführt werden. Es muss hierbei erwähnt werden, dass in IX das System (w) sphärisch ist, um die Resultate von IV B unmittelbar auwenden zu können. Im vor- liegenden Falle ist das System (v) sphärisch. Sind &,, n,, &, constant, so ist dieses auch nach 13) mit &*, n‘, &* der Fall. Die Gleichungen 28) zeigen dann, dass * * & cos« N cosß 6 cosy ’ Er c08Y constant sind. Aus den vorstehenden Gleichungen und den Gleichungen 78) folgt: es —ı UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 101 Es liegt also der Punkt (8, n, &) auf einer Geraden. Wird dieselbe zur Axe der z genommen, oit&5=0,7=0, ao *—=0, 1" =0 und &, —= 0, n, = 0. Diesen Annahmen entsprechen die Gleichungen 103) und 104). Nimmt man £" =, wo k eine Constante bedeutet, so 1 ist nach 28) 2 — T Die Gleichungen 103) reduciren sich für ein con- stantes 2 auf: ; 1 nu —V., 2 — Dr V, eotw. Da cos«e = 0, cosß —= 0, also cosy —= 1, so giebt die dritte Glei- chung 78): ‘BP ! sin w — me | ) >| x Nimmt man in den Gleichungen 104) einfach y — v, setzt F'{v) — so hat man folgende Gleichungen: k2z, = W"cosv+V'sinv, Ay, —=V"sinv—V’cosv, AV —=V"+V. RT, sinw—V'+V, hr, —=14(V’+V)cotw. See: EN TS RUND ’B in ar 0, n =), raenem sin w’ SL, RO. feoswds —S. cosw-[s. sinwde = —q, cotw— [q, dw. Hierdurch lassen sich die Gleichungen 80) auf folgende Art schreiben: ! 29, V"cosv+V’sinv Zt no D, | s = 2 % any hcosp y-r Zn Di - 109) x q, 14+-V7?— V”+2VV" 2-1 cos I nn, D, » n gg, 2(V+V")sinw — (V?— 2V V"—V*+1)cosw ja, du — sinw D 1 D yo oyye ve o9lV" 1 P)cotw. 1 102 ALFRED ENNEPER, Die beiden letzten Gleichungen 109) geben: de” 24, (V"+VM) ; dv. sn: (ur) Werden die drei ersten Gleichungen 109) nach v differentirt, so erhält man mittelst der vorstehenden Gleichung: cosw — V sın w cosa —= sin wcosv + 2 cosv — V’sinv a ) } 5 cosw — V sinw $ ; 110) cosb = sinwsinv 2 ge (Vsinv-+V’cosv), cosw — V sinw cosce — cos w — 2 - \ 1+ V?+-YV Man differentiire die Gleichungen 110) nach v und setze: VG SEVEN) tz V’+V”—-2VV”)sinw Bi 1+-V?+-V” s Für cosa’, cosb” und cosc" ergeben sich dann folgende Gleichungen: „ 2VV’ecose+(1+-V?”— V”)sinv Pula NK Vo „ 2 V'sinv— (1+V?— V”)cosv cosbr — Te » ae 5 — 2V’ CoEe — a; Es sind cosa”, cosb” und cosc’ vou u unabhängig, die betreffenden Flächen sind also durch dVE N characterisirt. Diese Bedingung ergiebt sick durch Vertauschung von u mit v aus: UNTERSUCHUNGENÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 103 Die Gleichungen 109) und 110) geben: e+yP+2.= (fg, du’ +9. Ein weiterer Verfolg der Gleichungen 109) und 110) würde wieder auf die in IX gefundenen Resultate führen. Die Aufstellung der Glei- chungen 109) und 110) ist in sofern nicht ohne Interesse, als dieselbe auf den allgemeinen Formeln dieses Abschnitts beruht. Anhans. A. Bemerkungen über die Flächen, für welche die Krümmungslinien eines Systems gleichzeitig geodätische Linien sind. Die Flächen mit einem Systeme planer Krümmungslinien, deren Ebenen die Normalen der Flächen enthalten , bieten ein besonderes In- teresse, sowohl in Beziehung auf ihre Entstehungsweise, wie durch ihr häufiges Auftreten bei geometrischen Problemen. Aus diesem Grunde sollen die in IVB aufgestellten Gleichungen 48) und 50) noch einige Umformungen erleiden , welche für verschiedene Anwendungen vortheil- haft sind. Man kann die Gleichungen 48) von IVB auf folgende Weise dar- stellen, welche zu ziemlich einfachen geometrischen Interpretationen Veranlassung giebt: © cose—+ycosß-+2c0osy = = Yo) +f(w)], a(cosisinw—+-cosicosw) +-y(cosmsin®—- coswcosw)+2(cosnsinw—+-cosvcosw) ) — —f (w) sin o — f’ (o) eos + 7, cost Vsiny, x(coslcosw— cosAsinw)+-y[cosmcosw— cosusinw)—+-2(cosncosw — Ccosvsinw) — — f(wo) cosw—+f (w)sino+ a V cosw. 104 ALFRED ENNEPER, Legt man die Gleichungen 50) von IVB zu Grunde, so lässt sich an Stelle der vorstehenden Gleichungen I) das folgende System auf- stellen: (@— 8) cose+(y—n)cosß+[e—L)cosy = 0, (x — 8) (cos /sinw+ cos A cos @) + (y— n)(cosm sin @—- cos (u. cos ®) + (2 —- £)(cosn sın@ + cosvcosw) — x v—+YVsinw, [897 Se (x — £) (cos lcosw -— cos A sin ®) + (y— n)(cos m cos — cos usin w) dV. . + (2 — 8) [cosn cos — cosvsinw) — u vw— V cosy. In den Gleichungen 2) ist (& n, &) ein Punkt einer beliebigen Curve doppelter Krümmung, für welche die in I entwickelten Formeln gelten. Die in IVB gegebene Ableitung setzt voraus, dass f(w) nicht der Differentialgleichung: WW] , 3) a ee genügen darf, wenn man sich der Gleichungen 2) bedienen will. Findet die Gleichung 3) statt, so sind die Gleichungen 1) zu nehmen. Nach den in I gegebenen Formeln, sind cos/, cosm, und cosn die particulären Integrale der Differentialgleichung 3). Bezeichnen x,, Yo, 20 arbiträre Constanten, so ist in 3): 4) — (wo) = #,cos!+ y,c0osm—+2,cosn. Aus der vorstehenden Gleichung folgt, durch Differentiation nach w, —f' (w—=®r, cosA—y,cosu—-2,Cosv, 5 "(0 +fo)] = #,c0sa—+y,cosß +2, cosy. Die vorstehenden Gleichungen lassen an Stelle der Gleichungen 1) ein System treten, welches unmittelbar aus 1) für /(o) = 0 und durch Vertauschung von @, y, 2 respective mit 2—@,, Y—Yo, 2—2, folgt. UNTERSUCHUNGENÜBER D.FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHEN RTC. 105 Die Constanten &,, 4,, 2, beziehn sich nur auf eine Verlegung des An- 0 fangspunkts der Coordinaten. Man kann also, ohne die Allgemeinheit der Formeln zu verringem, 2,=0,y,=09, 2, =, d.i. nach 4) f(wo) = 0 nehmen. Findet also für f(w) die Differentialgleichung 3) statt, so setze man in den Gleichungen 1) f(w) = 0. Die Ebenen des Systems planer Krümmungslinien schneiden sich dann sämmtlich in einem festen Punkte, dem Anfangspunkte der Üoordinaten. In den Gleichungen 1) sind die Ebenen der planen Krümmungs- linien den Normalebenen einer Curve doppelter Krümmung T parallel. Man kann die bemerkten Ebenen auch den rectificirenden Ebenen einer Curve T, im Raume parallel nehmen. Es ergeben sich dann sehr ein- fache und symmetrische Gleichungen. Es verdient indessen hierbei her- vorgehoben zu werden, dass diese Vereinfachung nicht für den allge- meinen Fall planer Krümmungslinien stattfindet. In dem allgemeinen Falle werden die Formeln im Gegentheil weitläufiger und dadurch für Anwendungen weniger brauchbar. Es seien &@,, f,, y, die Winkel, welche die Tangente im Punkte 11, der Curve T, mit den Coordinatenaxen bildet. Bezeichnet man das Bogenelement der Curve I‘, allgemein durch ds,, so können «, Bu}, als Functionen von s, angesehn werden. Man setze: 5) cos/ sinw-+- cosAcosw = cos«@,, COSMSINW-+- cosucosw — cosß, cosnsinw-- cosv cosy — cosy.. Auf die rechten Seiten der vorstehenden Gleichungen lassen sich die in I aufgestellten Formeln anwenden, wenn alle dort vorkommenden Quantitäten mit dem Index 1 versehen werden. Unter dieser Voraus- setzung geben die Gleichungen 5) differentürt: COSECOS @ N A eu G | __.cosu, — ds — SO em are pe a 0% Q | COSYCOSW cos» ———ds— tds.- Mathem. Olasse. XXV1. 2. O 106 ALFRED ENNEPER, Nimmt man hierin: coswds ds. 6) SITE ’ P P, so finden die Gleichungen statt: 7) —cos@ = cos},, —cosß = cosu,, —cCosy — c0sPV,, Nach den Gleichungen I 8) und I 7) ist, | 1 0 0 cosa cosß cosy | cos4, cosw, cos», | = cosl,, ;cosl cosmcosn| = 1. |cose, cosß| cosy, | Nasa cosw COsv Bildet man das Product dieser Gleichungen, so folgt unter Anwen- dung der Gleichungen 5) und 7): cosl!cosw— cosAsinw —= cosl.. Es ergeben sich so die folgenden Gleichungen: 8) cos2cosw — cos4sinw — cos!,, COSMCOSW— COSUSINW — COSM,, COSNCOSW — COSYSINW — COSN,. Differentiirt man diese Gleichungen, berücksichtigt die Gleichungen 7), so folgt: sinwds ds, 9 m —— : 0 r, Man setze: Or 10) — 2. [f"(w)-+f(a)] = wo 2, eine Function von s oder s, bedeutet. Mit Hülfe dieses Wer- thes von 2,, sowie der Gleichungen 6) und 9) erhält man einfach durch Differentiation: ; coswods 2, coswds _ 2,ds —d|f(o)eosw—+f(w)sino] = — [f’(®)+f(w)] —— En — 0, d \/\w)sino —f(w)cosw] — Yo)+f(o)] ine ds gech = ern _ _ UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 107 Durch Integration geben diese Gleichungen: — |f'(o)cos®+f(osinw] = A, + 11 | / (w)sinw— f(w)cosw —=h, + fr 1 wo h, und A, Oonstanten sind. Die beiden Constanten A, und A, kann man annulliren. Da die rechten Seiten der beiden letzten Gleichungen 1) mit Hülfe der Gleichungen 11) transformirt werden sollen, so ver- schwinden A, und A, wenn V durch V,-+h,cosy—h, siny ersetzt wird, wo V, eine arbiträre Function von v bezeichnet. In die Glei- chungen 1) führe man aus den Gleichungen 5) bis 11) die bestimmenden Elemente der Curve T', ein, wobei noch A, = 0, Ah, =0 zu setzen ist. Das System 1) lässt sich durch das folgende einfachere System ersetzen: [ 2cos4, —+yeosu, +zcosv, = 8, 2 dV 12) xcose, —+ycosß, + 2cosy, = [ds +7, 00sy + Veiny, 2 aN.. wcosl, 4 ycosm, +4zcosn, =[,. ds, + sinw — Vcosy. Bei Anwendungen der Gleichungen 12) kann man den Index 1 einfach weglassen. Dieses ist im Vorstehenden unterlassen, damit nicht dieselben Quantitäten «, /, 4 etc. sich auf verschiedene Curven beziehn, wodurch die Vergleichung von Resultaten erschwert wird. In den Gleichungen 10), 11) und 12) von IV nehme man coso = 0, sino= 1 und nach IVB9=w-+ vw. Man führe ferner mittelst der obigen Gleichungen 5), 7) und 8) die Winkel @,,4,.!, etc. ein. Hier- durch folgt: cosa— — cose, siny-- cosi,cosy, cosad — cosA,, 13) cosb = — cosß, siny-+- cosm, cosy, 14) cosd. — cosw,, DO ’ c0sC = — cosy, smy--cosn, cosW. cosc = cosv.. O2 108 ALFRED ENNEPER, cosa’ — cos«, cosy—-cos/, sin y, " . 15) cos b" —= cosß, cosy-+ cosm, sin y, cosc” — cosy, cosy+-cosn, sin y. Die erste Gleichung 12) gibt nach u differentiirt: (cosa’cosA, +cosb’cosw, + cosc'cosv,)/E 1 ds — (@cose, u en 1 ds, d2, — (@cosl, Den ed Wegen der Gleichungen 12)und 14) giebt die vorstehende Gleichung: de, Rn d2, ds, du ds, du gesetzt: du daR, A 2, dV a — a aa JE: a cosy—+ Vsiny| Ph arre) Wird die zweite oder dritte Gleichung 12) nach v differentürt, so erhält man mittelst der Gleichungen 15): din d’V u Vu a Durch Differentiation der Gleichungen 13) nach « und v und Zu- ziehung der Gleichungen 14) und 15) findet man: 18) va u 19) ee, r ds, | 2 r" dw Ist in den Gleichungen 1) f(w) = 0, so ist nach 10) in den Glei- chungen 12) 2, = 0. Wenn f(w) nicht verschwindet, so kann man das System der Gleichungen 2) statt der Gleichungen 1) nehmen. In den Gleichungen 2) und 12) setze man: UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETEC. 109 20) x = 7, cosy+ Veiny, vw — 7, in Voosy. Man kann X und Y als Coordinaten eines Punktes einer planen Curve C ansehn, es sei O der Anfangspunkt des Systems der X und Y. Die Gleichungen 2) und 12) bestimmen dann dieselbe plane Curve C in beliebig vielen Lagen, wenn die Ebene der Curve sich in einer be- stimmten, gleich zu definirenden Weise fortbewegt. Es seien &, n, & die Coordinaten eines Punktes I] einer Ourve doppelter Krümmung T. Die Curve T' hat unendlich viele Evoluten, es sei I” eine beliebig gewählte Evolute von T' und IT’ der Punkt von IT’, welcher dem Punkte IZ ent- spricht. Es sind dann: cos/sinw--cosicosw, cosmsinw-+-cosucosw, cosnsinw-- cos» cos w, die Cosinus der Winkel, welche die Verbindungslinie der Punkte ZZ und I’ mit den Coordinatenaxen einschliesst. Die Gleichungen 2) geben folgende Entstehungsweise der durch dieselben analytisch definirten Flächen. Theorem. In einer Ebene werde eine feste Curve C angenommen und zwei bestimmte zu einander orthogonale Geraden, welche sich in einem Punkte O schneiden. Es sei I’ eine beliebige Curve doppelter Krümmung, T’ eine Evolute von J', ferner seien Z/ und IT’ zwei Punkte von ZT’ und T, welche einander entsprechen. Die Curve C bewege sich nun so, dass der Punkt O die Curve Z' durchläuft, dass die Ebene von © mit der jedesmaligen Normalebene eines Punktes II von T' zusammenfällt und eine der beiden festen Geraden in der Ebene von C auf die Verbin- dungslinie der Punkte IZ und I!’ zu liegen kommt. Die Curve C erzeugt dann die allgemeinste Fläche, auf welcher sie gleichzeitig Krümmungs- linie und geodätische Curve ist. Dieser Satz erfordert eine Modification, wenn sich die Curve I’ auf einen Punkt reducirt, oder besser, die Ebene von C’ immer durch einen festen Punkt geht. Ist die Curve I' plan, so ist nach IVD die Fläche die Enveloppe einer Rotationsfläche, welche sich so bewegt, dass ihre Axe immer senkrecht zu einer Ebene H bleibt, und ein fester Punkt 110 ALFRED ENNEPER, der Axe eine beliebige Curve T in der Ebene H durchläuft. Geht die Ebene der Curve Ü durch einen festen Punkt, so sei derselbe der Anfangs- punkt der Coordinaten, die Gleichungen 12) geben dann 2, = 0 gesetzt: xcosi, 4 ycosu, +zcosv, = I, BSR Vs; 21) wcos@e —tycosß, +zcosy, = En sin y, aV . wcosl, + ycosm,+zcosn, = Eu siny — V cosy. Diese Gleichungen geben folgendes I'heorem. In einer Ebene E werde eine feste Curve © und zwei bestimmte, zu einander orthogonale, Geraden angenommen, welche sich in einem Punkte O schneiden. Die Ebene E drehe sich um den Punkt O derart, dass die beiden festen Geraden den Tangenten und Binor- malen der verschiedenen Punkte einer Curve doppelter Krümmung beständig parallel bleiben. Die Curve C erzeugt dann die allge- meinste Fläche mit einem System planer Krümmungslinien, dessen Ebenen die Normalen der Fläche enthalten und beständig durch einen festen Punkt gehn. Die Gleichungen 21) lassen noch folgende geometrische Deutung zu. Durch Elimination von w zwischen der zweiten und dritten der Gleichungen 21) folgt: 22) wcosl, 4+ycosm, + zcosn, = P(wcose, +ycosß, + cos), wo 8 eine beliebige Function ihres Arguments ist. Die vorstehende Gleichung nach, s, differentiirt, giebt: 1 (1, )ircosa +ycosm, +2c0sv,) =, xcos4, +4 ycosu, + zcosv, — I, was wieder die erste Gleichung 21) ist. Die in Rede stehende Fläche UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 111 ist also auch die Enveloppe einer Cylinderfläche, deren Kanten den Haupt- normalen einer Curve doppelter Krümmung parallel sind. Die Flächen, definirt durch die Gleichungen 21), haben eine geome- trische Eigenschaft, die sich unmittelbar auf folgende Art ergiebt. Die Summe der Quadrate der Gleichungen 21), nämlich: 2 ++ l,)+r ist unabhängig von w. Durch Differentiation nach « folgt: 23) FA) ae oder: 24) wcosa—+ycosb’+zcosc — 0. Die Verbindungslinien der Punkte der Fläche mit einem festen Punkte stehn auf den Tangenten zu einem der Hauptschnitte senkrecht. Findet umgekehrt die Gleichung 23) statt, so ist G von u unabhängig. Die Gleichung 24) nach v differentürt giebt nämlich: " " 7 1 d/G 25) (v»cosa’+ ycosb’—+zcosc TE no Die Annahme: xzcosa”—+ycosb"+zcosc" = 0, oder: dx dy de a) zeigt in Verbindung mit der Gleichung 23), dass #°-+y’-+2? constant ist, der Punkt (w, y, z) also einer Kugelfläche angehört. Von diesem besonderen Falle abgesehn, gibt die Gleichung 25): AyG _, du ln als allgemeine Lösung. Die Gleichung 24) zieht die Gleichung: 112 ALFRED ENNEPER, @cosa-—-ycosb—+zcosc d Se du nach sich. Ist eine Gleichung von der Form: 26) wcosa+ycosb+zcosc = Fi ty-+ 2] gegeben, wo F'(f) eine beliebige Function von ? ist, so giebt diese Glei- chung nach u und v differentürt: F'[Ve’+y in — b’ |: nn Fl #10, a (ecosa + ycosb’—+zcosc) Verrtr V F [Va +y +2 = b' — 0. (© cos a” —+-y cos +ecne)|% + Arcseuer, Euer. >> VG 0 Die Gleichungen 27) geben zu vier Annahmen Veranlassung, von denen zwei auf die Kugelflächen führen, nämlich: zcos@+ycosb'+zcosc = 0, wcosa”—4ycosb"+zcosc" = 0 und: ı 2 PN z r Vety+2 Die letzte Doppelgleichung schliesst auch noch die Ebene ein. Mit Beseitigung dieser besonderen Fälle werden die Gleichungen 27) allge- meiner erfüllt durch: | FVe+y’+z Be 28) zcosa 4 ycosb +2cosc = 0, In . r Vet y’+ 2 oder: EN Ve’ y’+2° Die beiden letzten Annahmen gehn durch Vertauschung von u und wcosa"+ycosb"—+zcosc” — 0, nn v in einander über. Die erste der Gleichungen 28) hat wieder: dvd du EN UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENFTEC. 113 zu Folge. Durch die Gleichung 26) sind die Flächen definirt, welche die Eigenschaft haben, dass, in Beziehung auf einen festen Punkt O, für jeden Punkt P der Fläche, die Projection des Radius vectors OP auf die Normale im Punkte P zur Fläche, eine Function des Radius vectors OP ist. Die Gleichung 26) lässt sich auch mit einem photo- metrischen Problem in Verbindung setzen. Es werde eine Fläche von einem Punkte O aus beleuchtet, die Helligkeit in einem Punkte P der Fläche ist abhängig von der Distanz OP und dem Incidenzwinkel, wel- chen der einfallende Strahl OP mit der Normalen des Punktes P bildet. Nach den Principien der Photometrie ist das Maass der Helligkeit im Punkte P proportional dem Cosinus des Incidenzwinkels, dividirt durch das Quadrat der Distanz des Punktes P vom leuchtenden Punkte ©. Setzt man statt des Quadrats der Distanz eine beliebige Function der- selben, so hat allgemeiner die Intensität der Beleuchtung zum Maass den Ausdruck: © cosa—tycosb+2cosc RE RER 29 —— db Va? y” | = 1%, ) Be Vety’+z wo T zur abkürzenden Bezeichnung des links stehenden Ausdrucks ge- setzt ist. Soll die Helligkeit in jedem Punkte einer Fläche, welche von einem Punkte aus beleuchtet ist, dieselbe sein, so ist in 29) 7 constant. Dann findet aber die Gleichung 26) statt, &, y und z sind durch die Gleichungen 21) bestimmt. Setzt man ihre Werthe aus 21) in die Glei- chung 29), substituirt ferner die Werthe von cosa, cosb und cosc aus den Gleichungen 13), nimmt 7'g = —1, wo g eine Constante bedeutet, so folgt: v a: ä 0) TH p V’ (5) | — re 4 rl IV law 9 Hay} Für eine gegebene Function & ist aus dieser Gleichung V als Function von w zu bestimmen. Ist V als Function von w bekannt, so lässt sich mittelst der Gleichungen 20) die Curve finden, von deren Be- Mathem. Classe. XXV1. 2. P 114 ALFRED ENNEPER, stimmung die Aufstellung gleichmässig beleuchteter Flächen abhängt. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich folgendes Theorem. Eine Fläche werde von einem Punkte O aus beleuchtet, die Hel- Jigkeit in einem Punkte P der Fläche sei dem Product proportional aus dem Cosinus des Incidenzwinkels in eine Function der Distanz der Punkte O und P. Alle Flächen, welche in jedem Punkte dieselbe Helligkeit besitzen, haben die Eigenschaft, dass ein System von Krümmungslinien plan ist, die Ebenen des Systems die Nor- malen zur Fläche enthalten und sämmtlich durch den Punkt O gehn. a J 1 5 . Nimmt man in 30) $#(l) = PT undg=K#, so ist: Durch Integration folgt: rat nn | k|sin m (v-+w v) ’ wo y, eine Constante bedeutet, welche auf die Relation zwischen X und Y, d. h. auf die Form der Curve C, von keinem Einfluss ist. Diesem Werthe von V entsprechend hat man in 20): 1 7 VaArd Xcosy, — Ysiny, = ksin,. 2 w-+wo)| rn = 1 a ano) Xsinw, + Ycosy, = * sin? pri two] sin Opa Für den Fall der Natur ist p = I, dann geben die vorstehenden Gleichungen: (X?+ Y??’— 2’ (X cosy, — Ysiny,)(Xsiny, + Ycosy,). UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 115 Nimmt man y, = X’ Y.). Br hk* (X? — %), was die bekannte Gleichung der Lemniscate ist. Die aus den Glei- chungen 29) und 30) erhaltenen Resultate finden sich, soweit dieselben auf Photometrie Bezug haben, zuerst mitgetheilt in den „Nachrichten v.d. K.G. d. W. Aus.dem Jahre 1866“ (pag. 270 u. £.). B. Die Flächen der Krümmungscentra, mit besonderer Beziehung auf Flächen mit einem System planer Krüm- mungslinien. Die Endpunkte der beiden Hauptkrümmungshalbmesser r’ und »” liegen bekanntlich auf zwei Flächen, welche zuerst von Monge ange- geben sind und die Flächen, oder auch die Schalen, der Krümmungs- centra heissen mögen*). Diese beiden Flächen geben zu einigen bemer- kenswerthen Sätzen Veranlassung, wenn die primitive Fläche ein System planer Krümmungslinien besitz. Mit Hülfe der in II aufgestellten Gleichungen lassen sich die Untersuchungen für die Flächen der Krüm- mungscentra ziemlich einfach und leicht durchführen. Für die folgenden Anwendungen ist eine Aufstellung der wesentlichsten Formeln erforder- lich, eine Aufstellung, die um so mehr geboten erscheint, als ein nur annäherend befriedigendes analytisches Material, bisher nicht vorhanden war. Dem Punkte P einer Fläche S mögen die beiden Punkte P, und und P, durch die folgenden Gleichungen entsprechen: *) Die erste Erwähnung findet sich in der schon früher eitirten Abhandlung von Monge: »Memoire sur la theorie des deblais et des remblais« in der Histoire de l’Acad&mie pour l’annee MDCCLXXXI (Paris 1784.) Auf pag. 693 ist die Aufgabe gestellt »Trouver les &quations de deux surfaces qui sont les lieux geome- triques des centres de moindre et de plus grande courbure.« Diese Untersuchungen finden sich erweitert in der »Application de l’analyse ä la g&eometrie.« (Cinquieme ed. Paris 1850) pag. 134—139, so wie den 88 XXI, XXIV und XXV. B2 116 ALFRED ENNEPER z, =a-rcosa, | 2, = e-+r"cosa, 1) y‚=y-+trcosb, 2) \ Y, =y-r"cosb, 2, = ?-+roose. | 2, = z-4-r"cosc. Die beiden Punkte P, und P, liegen auf den beiden Schalen S, und S, der Krümmungscentra der Fläche S. Die rechten Seiten der Gleichungen 1) und 2) gestatten directe Anwendungen der in II aufge- stellten Gleichungen , wobei es hinreichend ist, diese Anwendungen nur für eins der Systeme 1) oder 2) vollständig durchzuführen. Da die Glei- chungen 1) und 2) durch gegenseitige Vertauschung von « und v in einander übergehn, so lassen sich ohne weitere Rechnungen aus Formeln, welche für das eine System gelten, die Formeln für das andere System schliessen. Analog den in Il gebrauchten Bezeichnungen sollen für die Flächen S, und 8, die folgenden stattfinden: el) de,\ (ayın (dan. ) Aa de, de, dy, dy, dz, \ du dv an du re Fe Keen daes\® .ldys\: |de,\ i ara) = dx, da, dy, Wa such du dv." du dv. du dv = Die Gleichungen 1) geben nach u und v differentürt, unter An- wendung der in II aufgestellten Formeln: — m. dx dr d dr' BUSSI ’ ver m osa, 7 = 7,008 a+ —— VG eosa”, d dr’ d dı“ 5) | ne eos, 6) a — E 0osb + YGcosh", d dr d. dr’ "—r Gi ze | er Soosc HT VG eosc. UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENFETEC. 117 Mit Rücksicht auf die in II aufgesteilte Gleichung 13) geben die vorstehenden Gleichungen 5) und 6): / dy, dz, dy, dz, u r : d ‚ du dv rd du = —fı 7 Na 2 cosa 7) dz, de, de, de, = ' dr' v@ | du dv dv du — N 8) RZ cosb', de, dy, da,dy, _ ende NG ' du de dv du it ZT el Es ist weiter: da, dy, 42, | du? du? du? 8) | de, dy, dz, en u du du du | du rY ” | dv, dy, dz, | dv dv dv | dee, dy N dudv dudv dudv dr, dy, dz| | de, du, di) | dv dv dv | ö a | do? dv? dv | N dv, dy, dz, a 5 i dr’ dr" Y VG 3 > I aa. u an du ) ; | de, dy, de, | dv» dv dv Aus den Gleichungen 5) und 6) findet man: dr'\? dr ine dr dr (il) E, =). |) +( »-) G, F, — dude du 118 ALFRED ENNEPER, Q- ne a Sind? i und ? | S, im Punkte P,, so erhält man aus den Gleichungen 8), 9), 10) und 11): die beiden Hauptkrüämmungshalbmesser der Fläche de" (B\ ) du 1 o KEEP er A dran a du 1 1 nad VE „” VG ; 2) B +)l N du (r) = 2 % dr’ de" Kai da du \n® dr 2 au en | y Sind ferner r”, Fläche S, im Punkte P,, so geben die Gleichungen 11), 12) und 13) durch Vertauschung von « und v, also von E, G, r' und r” respective und r”, die beiden Hauptkrümmungshalbmesser der mit @, E, r" und r’ die nachstehenden dr"” (r —r"\” dr"\? dr" dı“ ) 5a an dr’ a N 1 Bine In dr” a dv Da, 2. dem. drive): SS NDe 16) (+) r—r Dem in (7) Zen (z -) ai £ A) Ve ee) dr’ dr" VEN? ma Die vorstehenden Gleichungen sind auf die Kugelfläche und die developpabeln Flächen nicht anwendbar. Sieht man eine developpabele Fläche als Tangentenfläche einer Curve doppelter Krümmung I an, so ist die rectificirende Fläche der Curve I’ die Fläche der Krümmungs- centra der endlichen Hauptkrümmungshalbmesser der Tangentenfläche UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 119 von IT. Werden bei einer Kegelfläche die Generatricen den Tangenten einer Curve I’ parallel genommen, so ist die Fläche der Krümmungs- centra wieder eine Kegelfläche, deren Generatricen den rectificirenden Geraden von T' parallel sind ®). In der „Application de l’analyse a la geometrie“ (V. ed. Paris 1850) finden sich der Reihe nach folgende von Monge sehr detaillirt ausgeführte Untersuchungen in Beziehung auf die Flächen , für welche eine der Schalen der Krümmungscentra gegeben ist. $ XXIll. De la surface courbe dont toutes les normales sont tangentes a la surface d’une m&me sphere. (p. 246—286). S XXIV. De la surface courbe dont toutes les normales sont tan- gentes a une me&me surface conique a base arbitraire. (p. 286—-321). $ XXV. De la surface courbe dont toutes les normales sont tan- gentes a une m&me surface developpable quelconque. (p. 322-—368). Die von Monge behandelten Probleme lassen sich in ein Problem zusammenfassen, nämlich in die Bestimmung der Flächen, für welche ein System von Krümmungslinien aus geodätischen Linien besteht. Ist eine der Schalen der Krümmungscentra eine developpabele Fläche, so sei dieses mit der Fläche S, der Fall. In der Gleichung 12) verschwindet die linke Seite, dar, = © oder 7”, =-%©, es ist also dr" \ — — /, also auch — = I. du du *) Die Gleichungen 12) und 15) geben, wenn r’—r” constant ist folgendes Theorem. Ist für eine Fläche in jedem ihrer Punkte die Differenz der Hauptkrümmungs- halbmesser constant, so haben die beiden Flächen der Krümmungscentra überall eonstantes, negatives Krümmungsmaass. Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass sich nur besondere Fälle von Flächen von constantem, negativem Krümmungsmaass ergeben können. Nimmt man eine Helikoidfläche , so sind die beiden Flächen der Krümmungscentra wieder Heli- koidflächen. Aus der allgemeinsten Helikoidfläche, für welche die Differenz der Hauptkrümmungshalbmesser constant ist, lassen sich nur zwei besondere Helikoid- flächen von constantem , negativem Krümmungsmaass herleiten, wie eine Rechnung ergiebt, deren Ausführung hier unterbleiben möge. 120 ALFRED ENNEPER, Ist eine der Flächen der Krümmungscentra eine Kugelfläche, so sei dieses die Fläche S,. Bedeutet k eine Constante, wird der Mittelpunkt der Kugelfläche zum Anfangspunkt der Coordinaten genommen, so ist: x; de Ks; oder die Werthe von @,, %,, 2, aus 2) substituirt: 17) (e+r"cosa)’ + (y—+r" cosb)’ +2 + r"cosc)” — K*. Diese Gleichung nach v differentiirt giebt: „.de” 18) (vcosa+ycosb+z2cosc—r am 0. di” en Nimmt man a sonst die Fläche 5 die Enveloppe ciner Ku- gelfläche von variabelem Radius, deren Mittelpunkt eine beliebige Curve beschreibt. Die eine Fläche der Krümmungscentra reducirt sich dann auf die beliebige Curve. Hiervon abgesehn, kann die Gleichung 18) nur die Lösung: 19) xcosa—+ycosb—+zcosc+ r" = 0 geben. Die Elimination von r” zwischen den Gleichungen 18) und 19) giebt: 20) + y’—+ 2° — k’+(acosa+ycosb—+ zcosc)”. Diese Gleichung enthält in der That die Bedingung, dass die Nor- male des Punktes (w, y, 2) der Fläche S eine um den Anfangspunkt der Coordinaten mit dem Radius A beschriebene Kugelfläche berühre. Die Gleichung 20) ist in der allgemeinen Form der Gleichung 26) von Anhang A enthalten. Sie führt wieder auf die Gleichungen: ’ ‚ v dG zcosa--ycosb—+zcosc == 0, ER Aus den Gleichungen 1) und 7) folgt: Im .9ı 2 da dy, de 1 1 dr VG 21) | du du du a wi . (@cosa + ycosb +2cosc)). de, dy, de, | t | = | => | dv dv dv _ UNTERSUCHUNGENÜBERD.FLÄCHENMITPLANENU.SPHÄRISCHENETE. 121 Es verschwindet die links stehende Determinante wenn © cosa + ycosb 4-zcosc — (, die berührende Ebene zur Schale 8, im Punkte (w,, y,, 2,) geht dann durch einen festen Punkt, den Anfangspunkt der Coordinaten. Die Fläche S, ist also allgemein eine Kegelfläche, wenn für die primitive \ Fläche S die Relation: 22) 2cosa+ycosb+zcosc = P(e’+y’—+2°) besteht, wo $ eine beliebige Function ist. Umgekehrt, ist die Schale S, eine Kegelfläche, so verschwindet die linke Seite der Gleichung 21), 1 es ist dann allgemein: zcosa —+ycosb’—+zcosc — 0 Diese Gleichung führt auf: zcosa+ycosb+zcose 2 +y’-+2° d —— N d - S= du du v, oder: , AN 2 2 EN zcosa+ycosb+zcsc—=V , "+y+!’"=V,, wo V, und V, beliebige Functionen von v® sind. Die Elimination von v zwischen den vorstehenden Gleichungen reproducirt die Gleichung 22). Aus den Gleichungen 11) und 14) folgt: r IE ! dE, Ede, De 1 F,dG, du in du Aue EU FE Tr u oder auch: r, 2a > BI dur Den beiden Systemen von Krümmungslinien der Fläche 5 entspre- chen auf den Schalen $, und 8, je zwei Systeme von Curven. Wegen der Gleichungen 23) entsprechen dem System (u) der Fläche S auf 8, geodätische Linien. dem System (v) von S entsprechen auf S, geodä- Mathem. Olasse. XXV1. 2. Q 122 ALFRED ENNEPER, tische Linien, wie sich schon bei Monge findet. (Analyse. p, 137). Um die anderen Ourven zu untersuchen, sollen folgende Bezeichnungen gebraucht werden. Auf der Fläche S,, bestimmt durch die Gleichungen 1), entspreche der Krümmungslinie (u) die Curve C’,, der Krümmungs- linie (v) die Curve C’,. Analog mögen auf der Fläche S,, bestimmt durch die Gleichungen 2), den Krümmungslinien (vw) und (v) der primi- tiven Fläche S die Curven ©”, und C”, entsprechen. Zur weiteren Discussion der Curven CO’, und C”, hat man in den Gleichungen 1) entweder u allein, oder v allein variabel zu nehmen. Dasselbe gilt für die Gleichungen 2) in Beziehung auf die Curven CO’, und C”,. Wie schon bemerkt sind die Curven C’, und C”, geodätische Linien auf S, und: S,. Sollen die Curven ©’, und C”, zu einander orthogonal sein, so ist F, = 0, wegen der Gleichung 9) sind die Curven C’, und C”, dann auch Krümmungslinien. Es giebt die Bedingung F, — 0 nach 14) dr" : Ir — 0 und umgekehrt. Hieraus schliesst man, dass den Krümmungs- u linien einer Fläche S nur dann auf einer Fläche ihrer Krümmungscentra wieder Krümmungslinien entsprechen können, wenn auf der Fläche S die betreffenden Curven gleichzeitig geodätische Curven sind. Mit Hülfe der in I aufgestellten Gleichungen lassen sich die Curven 0,202 (O4 2 die in I vorkommenden geometrischen Elemente, soweit dieselben in 1? und 0:5 untersuchen. Für die Curven C’, und C”, bezeichne man den Gleichungen 1) bis 8) von I enthalten sind, mit dem unteren Index 1 und einem oder zwei Accenten. Für die Curve C’, ist dann ds’, das ß,, y, die Winkel, welche die Tan- gente zur Curve im Punkte (©, , y,, 2,) mit den Coordinatenaxen bildet. Die analogen Quantitäten für die Curve C”, sind durch ds’, und ae , $',. Y, bezeichnet. Für die Curven C’, und C”, auf S, sind die in I vorkommenden geometrischen Elemente mit dem unteren Index 2 Bogenelement, es sind ferner @, und einem oder zwei Accenten versehn. Unter Zuziehung der Gleichungen von II geben die Gleichungen 1) nach « differentiirt: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 123 da ds’ dr »..dy ds r Aa ’ Aare 74 r 1 = cose, —. = c084-—-, 7 =cosß, — = cosb—, du 1 d du’ du ER du du cosy' ar Se ——ICOS.C -—» du Fig du Nimmt man: ds’, dr 24) ER) du du so finden die Gleichungen statt: \ (/ ’ ’ 25) cos@, = cosa, cosß, = cosb, cosy, = cosc. Man differentiire diese Gleichungen wieder nach u. Wird: | a 26) ee VE oe, du r genommen, so findet man: 27) cos#, —= —cosa, cosW, — —cosb, cosv, = —.cosc. Die Gleichungen 25) und 27) geben: 28) cos! , — cosa., cosm, — cosb, cosm, = cosc., Die vorstehenden Gleichungen geben nach « differentiirt, mit Rück- sicht auf die Gleichungen 27): 29) Ada... LaVE 2 du VG dv Durch Division der Gleichungen 26) und 29) ergiebt sich: 30) u an [a VEG dv Nach den Untersuchungen von 11 auf pag. 15 der ersten Abhand- lung, ist die rechte Seite gleich der negativen Cotangente des Winkels, welchen die Binormale der Krümmungslinie (vw) im Punkte (@, y, z) der Fläche S mit der Normalen desselben Punktes einschliesst. Hieraus ergiebt sich folgendes Q2 124 ALFRED ENNEPER, Theorem : Längs einer Krümmunsgslinie X auf einer Fläche S bilden die Nor- malen zu S eine developpabele Fläche, deren Wendecurve W sei. Sind P und P, zwei correspondirende Punkte auf K und W, so ist das Verhältniss des Krümmungsradius zum Torsionsradius der Wendecurve im Punkte P, gleich der negativen Cotangente des Winkels, welchen die Binormale der Krümmungslinie im Punkte P mit der Normalen desselben Punktes zur Fläche S einschliesst. Für die Curve C”, hat man der Gleichung 30) entsprechend: Rh r" dVG m ne. du Ist das System der Krümmungslinien (v) plan, so ist die rechte Seite der vorstehenden Gleichung nach II 7) gleich cote, also: ”„ £ 2 — 000. y 2 Da die rechte Seite dieser Gleichung nur von uw abhängt, so ist die Curve C”, eine Helix einer beliebigen Cylinderfläche. Man erhält hieraus das T'heorem: Einem planen System von Krümmungslinien entsprechen auf der betreffenden Fläche der Krümmungscentra Schraubenlinien. Weniger einfach wie die Formeln für die Curven C’, und Ü”, gestalten sich dieselben für die Curven C”, und C’,. Da bei den frü- heren Untersuchungen das System der Krümmungslinien (v) als plan oder sphärisch angenommen wurde, so soll, um Wiederholungen zu ver- meiden, die Curve ©’, in Beziehung auf die Tangente untersucht werden, es soll also in den Gleichungen 2) nur u varliren. Mit Rücksicht auf die gewählten Bezeichnungen differentiire man die Gleichungen 2) nach u. Ferner führe man die Bezeichnung aus II 23): ING 31 Be na ‚Be a N UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMITPLANEN U.SPHÄRISCHEN.ETC. 125 ein, und setze dann nach II 10): dr" y" y" d VG „r Ü t = lag du = (1- En, v Es ergeben sich dann aus den Gleichungen 2) die folgenden: dx ds’ ( 2 ar cosa' Zen r DENE en VEN ER De cose, er \ Zi VE. (m, cosa+ Rn ) dy, ds’, N GE cos b’ du UmRT cosß 2 du =|(1— z) VE . (M, cos b —- -_ h dz ds D. =, cos c' BG De a ; er a en ( = )» VE. (m, cosc— RR ) Nimmt man in diesen Gleichungen: ds / N ui) 1 7 =lı-5 r'VE „at Hr, so sind «@,, P', und y, auf folgende Art bestimmt: 1 | : cosa BORN mtH,.cose, =H,cosa+ —, n cosb’ 32) u ‚m+ Hy .cosß‘, = H,cosb+ —ı-, ’ sc 1 2 : co ar zatH,.cosy, =H,coscH —;- Die Gleichungen II 25) und II 27) reduciren die Gleichungen 32) auf: ) Au RE EM. JEZGE SE, 3 33) cos&, — cosl,, cosß, = cosm,. COoSsy, — cosn,. Es ist also die Tangente im Punkte (#,, y,, 2,) der Curve C”, parallel der Binormale der Krümmungslinie (v) im Punkte (x, y, z) der Fläche S. Aus dem Vorstehenden schliesst man folgendes Theorem : Auf den beiden Flächen der Krümmungscentra einer Fläche $ ent- sprechen den Krümmungslinien von S vier Systeme von Curven. 126 ALFRED ENNEPER, Zwei dieser Systeme haben die Normalen von S zu Tangenten, die Tangenten der beiden anderen Systeme sind den Bineormalen der Krümmungslinien von S parallel. Ein weiterer Verfolg der Gleichungen 32) oder 33) führt im all- gemeinen Falle zu keinen einfachen Resultaten, nur für plane Krüm- mungslinien ergeben sich einfache Verhältnisse, in den Gleichungen 33) sind dann die rechten Seiten von ® unabhängig, da die Binormale einer planen Curve für alle Punkte der Curve dieselbe ist. Substituirt man in die Gleichungen 2) die Werthe von #, y, 2 und cosa, cosb, cosc aus den Gleichungen IV 40) und IV 10), ferner den Werth von »” aus IV 43), so ist die Fläche S, der Krümmungscentra durch folgende Glei- chungen bestimmt: 34) x, cos@e-—+y,cosß—+-2,cosy = En3E sin(d—gp) W-+J ei „W N de + Wan og dV ergenl dyz Jeore. © ,(c0s460sp+-cos/sing)—+-y , cosucosp+cosmsinp)—+-2, (C0s7C0sp+-cosnsing) W+J sin(d—g)e”? R: W-+J dV 1— cos (d— 9) a7? x ,(cosising—cos/cosp)—+-y , (cosusing— CcosMcosp)—-2, (COsvSINP— COSNCosg) sin (d — 9) W+J cosW—y)e? „W+J - d er d > 1 — cos(d—9g) dV 1—cosd—g) dV* = —d — (W+J) el — Für 4 hat man nach IV 20) den Differentialquotienten: 35) je eos oje Lässt man in den Gleichungen 34) v oder V allein varliren, so er- hält man mit Hülfe der Gleichung 35) eine Verification des oben aus- gesprochenen Satzes, dass der Punkt (#,,y,,2,) der Curve C’, der Helix einer Cylinderfläche angehört. Man findet: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 127 dr, dy, dz, cose ar + eosß ar + cosY 777 d,\® de} de, \ n)+ dv +(ir! Die Generatriceen der Cylinderfläche sind der Richtung parallel, == COSO. welche die Winkel «@, # und y bestimmen. Es ist o der Winkel, unter welchem die Helix die Generatriceen der Cylinderfläche schneidet. Was die Curve Ü’, betrifft, so bietet ihre weitere Untersuchung keine Schwie- rigkeit. Nach der Gleichung Ill 7) geben die Gleichungen 32), mit Rücksicht auf den Werth von HM, aus 31): cos@, — C054C08 6 — Cosa sin 0, cosß, — cosb cos 6 — cosb sino, c0SYy, = C0SC C080 — cosc'sin ©. Wegen der Gleichungen IV 1) vereinfachen sich die vorstehenden Gleichungen in: cos@, — cose, cosß, —= cosß, cosy', — cos 2 ’ 2 ’ Y2 ir Die Bestimmung der geometrischen Elemente der Curve C’, folgt durch unmittelbare Anwendung der in 1 gegebenen Formeln auf die vorstehenden Gleichungen. Zu sehr einfachen Verhältnissen für die Curven C’,, C”,. €’, und C”, geben die in A betrachteten Flächen Veranlassung, wesshalb eine Aufstellung der wesentlichsten Formeln aus- geführt werden soll. Mit Hülfe der in IX aufgestellten Gleichungen 11) bis 19) erhält man aus den Gleichungen 1) und 2) durch leichte Rechnung: J)esy=d, (a, — cose—+(y, — n)cosß+k, —E (ve, —8)cosi+(y, —m)ecosua—+ (2, —I)cosv = 9, dV | a) (ve, — eos! +(y —n)cosm+ (2, —{)cosn = inw-Ed) 36) 128 ALFRED ENNEPER, (@, — d)cose+(y, — n)cosß-+ (2, —L)cosy = I, (@, — 8) (cos/sinw-+ cosAcosw) +-(y, — n) (cos m sin + cos u.cos w) 3 EV dV 37) { + (2, — {) (cosnsin@+ cosvcosw) — — Ay? an cos, (2, — $) (cos! cosw — cos sin @) + (y, —n) (cos m cos ® — cos u sin) EV dV —+ (2, — {)(cosn cos w —- cosvsin®) — EZ sy, sin y. Die Gleichungen 36) lassen sich durch die folgenden ersetzen: 0, —5— 06084 EHEN OU Cocos dıy — gcos(w+Y) cos/ " cosm cosn — sin(o4y) 38) Die Fläche S, wird aus den Krümmungsaxen der Curve gebildet, deren Normalebenen die Ebenen des planen Systems von Krümmungs- linien parallel sind. Die Fläche S, ist also developpabel. Hat in den Gleichungen 38) y einen bestimmten Werth, so gelten die bemerkten Gleichungen für eine kürzeste Linie der developpabeln Fläche der Krüm- mungsaxen einer Curve. Einem bestimmten Werthe von s entspricht eine Gerade. Setzt man: dV N a v+-Vsuy, Y= a w— Vecosy, 39) EV d’ V dV . dV 7, Pl N a: so kann man X, Y als Coordinaten eines Punktes einer planen Curve ansehn, es sind dann X,, Y, die Coordinaten des entsprechenden Punktes der Evolute. Die Gleichungen 38) haben dieselben Formen, wie die Gleichungen 2) von A, nur dass X und Y respective durch X, und Y, ersetzt sind. Es ist also die Fläche S, von derselben Art wie die Fläche 8. Bedient man sich der in A aufgestellten Gleichungen 12) bis 19) für 2, = 0, so treten an Stelle der Gleichungen 36) und 37) die folgenden: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANENU.SPHÄRISCHEN ETC. 129 @, cosi, —+y,cosu, +42,cosv, =, 1dV rd x, cose, —ty,cosß, +2,c0sY, = in es 40) 0, r, LER ed. x, cos!, +y,cosm, +2,cosn, = I e, r, %,c0sA, 4 y,c0su, +2,cosv, = 0 ..d v dV 4) X, c0os&,4y,cosß, +2,cosy, = Er; Sit, cosy, EV dV \ @,cosi, +y,cosm, +2,cosn, = em + sin, Die Gleichungen 40) lassen sich durch die folgenden ersetzen: dV 42) rin... Jı = E — wu > cosl, cose, cosm, cosß, cosm, cosy, sSiay cosy 01 r, e, T, , Lo Pe, Tr, Durch diese Gleichungen ist eine Kegelfläche bestimmt. Die Kanten derselben sind den rectificirenden Geraden einer Curve doppelter Krümmung parallel, deren rectificirenden Ebenen, die Ebenen des planen Systems von Krümmungslinien parallel sind. Die Gleichungen 40) oder 42) nehmen sehr einfache Formen an, wenn statt der Winkel «,, A,, !, etc. wieder die Winkel «@, 4, ! etc. mittelst der Gleichungen 5), 7) und 8) von A eingeführt werden und ferner nach 6) und 9) von A r, = —tangw gesetzt wird. An Stelle der Gleichungen 40) lassen sich dann die fol- genden setzen: Mathem. Classe. XXV1. 2. R 130 ALFRED ENNEPER, 43) z, cosa+y, c0osß—+2,cosy = I, x (coslsin®—+-cosAcosw)—+y (cosmsinw—+-coswcosw)—+2 (cosnsinw-Hcosvcosw) sin — sl day — sinw+y)' x , (coslcosw— cosAsinw)—+-y , (COsSMCcosw— cosusinw)—+7 , (COSNCOSW— cosvsinw) n CD sin(w4+y) Diese Gleichungen reduciren sich einfach auf: 44) 2) Sy dV 1 cos! cosm cosn dysinw-ty) Nimmt man die Ebenen des planen Systems den Normalebenen einer Curve T' doppelter Krümmung parallel, so sind die Generatricen der Kegelfläche, bestimmt durch die Gleichungen 44), den Binormalen der Curve T' parallel. Sollen die Gleichungen 36) eine Kegelfläche bestimmen, deren Spitze im Anfangspunkt der Coordinaten liegt, so giebt die erste der- selben z, =_0,y, = 9, 2, = I gesetzt: Ecos@e—+ncosß +Lcosy =. Hieraus folgt: rn to—=g, wo g eine Constante bedeutet. Der Punkt (&, n, &) gehört einer sphäri- schen Curve an. Aus dem Vorhergehenden, erhält man unter Zuziehung der in A aufgestellten Theoreme, folgende allgemeinen Resultate, für Flächen, deren Krümmungslinien gleichzeitig geodätische Linien sind. Theorem: In einer Ebene werde eine feste Curve C angenommen und zwei bestimmte zu einander orthogonale Geraden, welche sich in einem Punkte O schneiden. Es sei T eine beliebige Curve doppelter Krümmung, F’ eine ihrer Evoluten, einem Punkte I7 von T entspreche der Punkt I’ UNTERSUCHUNGEN ÜBERD. FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 131 von I’. Die Curve C bewege sich nun so, dass der Punkt O die Curve T durchläuft, dass im Punkte IZ ihre Ebene mit der Normalebene von T zusammenfällt und eine der beiden festen Geraden in der Ebene von C die Verbindungslinie der Punkte I7 und 2’ ist. Die Curve CO erzeugt dann die allgemeinste Fläche S, auf welcher C gleichzeitig Krümmungs- linie und geodätische Linie ist. Die Evolute der Curve C erzeugt eine Fläche S,, welche eine der Flächen der Krümmungscentra von 8 ist, Den Krümmungslinien von S entsprechen auf S, wieder Krümmungs- linien, dem planen System entspricht wieder ein planes System; dem nicht planen System entsprechen auf S, Curven, deren TTangenten den Tangenten der Curve I’ parallel sind. Die andere Fläche S, der Krüm- mungscentra von S ist die developpabele Fläche der Krümmungsaxen der Curve T. Für eine sphärische Curve T' ist die Fläche S, eine co- nische Fläche. Ist die Curve T' plan, so existirt nur eine Evolute IT, es findet dann für die Flächen S und S, eine ganz ähnliche Erzeugung wie im allgemeinen Falle statt. Die Fläche der Krümmungsaxen geht in eine cylindrische Fläche über, welche auf der Ebene von I’ senkrecht steht und die Evolute I” enthält. Geht die Ebene der Curve C immer durch denselben festen Punkt O, so drehe sich die Ebene um den Punkt O derart, dass sie der Nor- malebene im Punkte ZZ] einer Curve doppelter Krümmung T' parallel bleibt und eine der beiden festen Geraden die Richtung der Verbin- dungslinie III’ hat. Die eine Fläche der Krümmungscentra wird von der Evolute von Ü beschrieben, die andere ist eine Kegelfläche, welche den festen Punkt O zur Spitze hat und deren Generatricen den Binor- malen der Curve I’ parallel sind. Die Ebene der Curve C kann sich auch um den festen Punkt O so drehn, dass sie den rectificirenden Ebenen einer Curve T', parallel bleibt, und zwei feste zu einander orthogonale Geraden in der Ebene von C dabei die respectiven Richtungen der Tangenten und Binormalen der Curve T, annehmen. Die Generatricen der developpabeln Fläche der Krümmungscentra sind den rectificirenden Geraden der Curve T', parallel. 132 ALFRED ENNEPER, Anmerkung zu Anhang B. Analytische Bestimmung der Flächen, für welche eine Schale der Krümmungscentra eine Kegelfläche zweiten Grades ist. Wenn auch der Zweck der vorliegenden Untersuchungen wesentlich in der Aufstellung möglichst allgemeiner Resultate besteht, soweit die Allgemeinheit der Resultate durch die behandelten Probleme bedingt ist, möchte es nicht ungeeignet erscheinen, die im Anhang B entwickelten Gleichungen auf ein verhältnissmässig einfaches Beispiel anzuwenden. Die sehr geringe Anzahl von Beispielen in Beziehung auf Flächen, für welche die Schalen der Krümmungscentra gegeben sind, kann wohl zur Rechtfertigung einer speciellen Untersuchung dienen. Diese Untersu- chung bietet in sofern einiges Interesse dar, als nur eine der Schalen der Krümmungscentra gegeben ist, während die zweite unbestimmt bleibt. Ist die Fläche S, eine Kegelfläche, deren Spitze mit dem Anfangs- punkt der Coordinaten zusammenfällt, so verschwindet die linke Seite der Gleichung 21) von B, es ist dann zcosa -+ycosb’ + zcosc =. Die Gleichungen 12) und 14) von A geben 2, = 0, also nach 10) f (w)+f(w) = 0. Sind A, und h, Constanten, so ist Fo) = h, cosw-+-h, sin w. Man kann einfach A, = 0 und Ah, = 0, also f(w) = 0 nehmen. Es kommt dieses darauf hinaus in der zweiten und dritten Gleichung 1) von A einfach V statt V-+h,cosy—h,siny zu setzen, wodurch die Allgemeinheit nicht verringert wird, da V eine beliebige Function von v oder w ist. Die Gleichungen 1) von A geben f(w) = 0 gesetzt: UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHENMIT PLANEN U.SPHÄRISCHENETC. 133 / #cos«e+ycosß-+zcosy = 0, w(cosisinw—+-cosAcosw) + y(cosmsinw—+-cosucosw)—+-2(cosnsin®—+-cos7C0sw) dV Ä —- een Vsiny, x(coslcosw— cosAsinw)—+-y(cosmcosw—cosusinw)—+2z|cosncosw — cOsvsiN®) dV. om sinw-—-V cosy. Durch diese Gleichungen ist der Punkt (x, y, z) einer Fläche S definirt, für welche die Schale S, der Krümmungscentra eine Kegelfläche ist. Für einen Punkt (#,, %,, 2,) dieser Kegelfläche bestehn die Glei- chungen 44) von B, nämlich: X, Y, EN 24 2) — — —_ Da die Gleichung einer Kegelfläche von der Form: oc 2 —:0 2 ist, so zeigen die Gleichungen 2), dass die Aufstellung der Fläche 8 auf die Untersuchung einer Curve doppelter Krümmung hinauskommt, welche durch die Richtungen ihrer Binormalen definirt ist. Sind /, g und A Constanten, liegt der Punkt (&,, y,, 2,) auf einer Kegelfläche zweiten Grades, so findet die Gleichung statt: a2 y2 2? 3) r; u 7 =U. Mittelst der Gleichungen 2) giebt die Gleichung 3): cos! cos®’m cos’n 4) PR g ee Es sei />g. Auf die Gleichung 4) lassen sich die in I gegebenen Formeln anwenden, bei welcher Anwendung, der Einfachheit halber, die Gleichungen von I nicht weiter einzeln angeführt werden sollen. 134 ALFRED ENNEPER, Die Gleichung 4) nach s differentiirt giebt: coslcosÄ cosmcosw cosncos»\ 1 2 2 Som 2 — 2 I h r d. i coslcosi , COSMCOSuU COSNCOs» 5) : AR 2 Kine ? —t. P: g h? Wird die Gleichung 5) nach s differentiirt, so folgt, mit Rücksicht auf die Gleichung 4),: coslcos@e cosmcosß cosncosy\ 1 cos’ cos®u cos’»\ 1 ) F: g h? 0 Sm Pe g° h” Zur Vereinfachung der folgenden Rechnungen setze man: 7) Sn cos’ cos’u cos’v 8) sn: le Die Gleichung 6) wird dann einfacher: ; So oe 7. 9 h In der Summe der Gleichungen 4) und 8) setze man cos®l+cos®i = 1 — cos?« etc., es folgt dann: 2 2 10) - 5 Y =}. N = 2 2 Die vorstehende Gleichung nach s differentürt giebt: ee fü ® Eile 2a UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 135 Setzt man hierin ds = rdw und aus 7) oe =pr, so erhält man: : cos@cosi cosßcosu cosycosv p.dq ) ya U Auen) 2 ER we! do Unter Zuziehung der Gleichungen 4), 5), 8), 9), 10) und 11) folgt: cose cosß cosy ua a p.dq | cose@ cosß cosy Fo 2 Pr? Eu A u i d cosi cosu cosv FR 5 ee Ir — —5 Ta q 0 se | cosm cosn 2 ö cos! c cosn I|—, —,— 7 | In go. ® ask d. 12) =. (fh) Die Gleichungen 4), 5) und 9) schreibe man wie folgt: cos m cos nl, sm —z g® a 0, nn cosm cosn 2 + cos u ve Co 0, cosNR cos! cosm Rene = 08/2 — 24. Sieht man in diesen Gleichungen 2 ; N e- als Unbe- kannte an, so findet man unmittelbar: 2 13) I ngeose, 2 2 pgcosß, er 2 ygcasy. N 9 h Mittelst der vorstehenden Gleichungen erhält man durch Substi- tution der Werthe von cos/, cosm und cosn in: coslcos«@ 4 cosmcosß 4 cosncosy — 0 die Relation: 14) f? cos®’« + g’cos’ß-— h’cos’y — 0. 136 ALFRED ENNEPER, cosA cosw —-cosv ra 2mg ’ % als Unbekannte an, so giebt eine einfache Rechnung: Sieht man in den Gleichungen 5), 8) und 11) cos4 p dq cosuw p dg aan g® — geasu — 7, C08ß. d = geosv— I, 7,08Y 1 p.d 1 p.d 15) (1 je)eos2 = 2 GL eos, (1 .)cosu = 3 G2,60sß, _.2.dg (a +7.) os» mg FERN cos@ cosß — cosYy Po cos@ als Unbekannte an. Für P ergiebt sich die Gleichung: In den Gleichungen 9), 10) und 11) sehe man cos«& 1 1 1 p dag FE — pgcosi+ Pig pn Cord 8A oder: 1 a p dq pa cost + (3 7 a)eose— 5 FrASSE 0. Setzt man hierin die Werthe von cos! und cos? aus 13) und 15) so folgt: Br] 1004 2 dw 16) Bon een 9 u: Durch Substitution des Werthes von p” aus 12), nämlich: ı— — 3 ae UNTERSUCHUNGEN ÜBER D.FLÄCHEN MIT PLANEN U.SPHÄRISCHEN ETC. 137 liefert die Gleichung 16) folgende Differentialgleichung zur Bestimmung von q: re Um die Gleichung 17) auf die gewöhnliche Form einer elliptischen 17) Differentialgleichung zu reduciren, setze man: 1 1 1 BOY EP] —-=R, P4l®zı. Pa; 18) 1, k cosd 1 1 sind 1 f INMi=-Rims A 9 Rind k”sin’g cos’p g. I 1 — k’sin?’g = Bedeutet t eine Unbestimmte, deren Werth von 9 unabhängig ist, so kann man setzen: 1 1 ad ——tkcosd, - ti Rsind, — —tksind, 19) F I h BR cos?d + k*sin’dsin’p .: I Ring Mittelst dieser Gleichungen findet man: ah. FIT k’sin’g 1 ie A? cos’ 20) 1 Pe 1 —A’sin’p’ 9° 1 — A’sin?’g’ 1 1 Du are Su In 1 krsıny Nimmt man aus der Gleichung 17) den Werth von a positiv, so ist nach 19) und 20) der Winkel durch folgende Differentialgleichung bestimmt: Mathem. Olasse.. XXV1.2. S 138 ALFRED ENNEPER, tangdVi —ı — Ksin?dV1 — Rsin’y pydy 1-+ A’tang?dsin’g do 7 21) Die Gleichungen 10) und 14) in Verbindung mit cos®’«--cos®’ß+cos®’y—1, bestimmen cos«, cosß und cosy. Nimmt man die Wurzeln positiv, so folgt unter Zuziehung der Gleichungen 19): 29) re k cosdsing cospV1— a 7) Vı—Asin’g p VıZRsing 9 k sind 3 een 1 In den Gleichungen 13) und 15) setze man aus 12) p = ———, rghqz mit Hülfe der Gleichungen 19) und 22) findet man: ÜNE alnaBe nae) — cos Hcos! = sin ptang dV1 — k”?sin’d, Hcosi —= my Vı — sing p k singpVi- — k?sin?d Hcosm —= Ksindcos 5 Hcosu = ea 23) 2 1“ cosd 1 — k?sin?g —— — k’sindsin cos Hcosn = — VYı — A?sin?d, Hcosv — - 2a = cosdy/ı — Rsin?’g 9" H —= Vı + Atang?ösin’g. Durch die Gleichungen 22) und 23) sind die Factoren von #, Y und 2 der Gleichungen 1) durch einen Winkel 9 ausgedrückt, dessen Bestimmung von der Gleichung 21) abhängt. Die weitere Untersuchung dieser Gleichung mit Hülfe elliptischer Functionen bietet keine Schwie- rigkeit, wesshalb diese Untersuchung hier nicht weiter ausgeführt werden soll. Die Function V auf den rechten Seiten der Gleichungen 1) bleibt unbestimmt, durch die bemerkten Gleichungen sind alle Flächen analy- tisch bestimmt, für welche eine Schale der Krümmungscentra eine Ke- gelfläche zweiten Grades ist. Für einen Rotationskegel ist f—= g, nach 16) ist dan k=0, A =1, die dritte Gleichung 22) reducirt sich auf UNTERSUCHUNGEN ÜBERD.FLÄCHEN MITPLANEN U.SPHÄRISCHENETEC. 139 cosy = sind, durch welche Gleichung eine Helix einer beliebigen Cy- linderfläche characterisirt ist. Die Gleichung 21) reducirt sich für Ak = 0, '—=1 einfach auf . „dp sind 7 — HR Findet zwischen f, g und h die Gleichung f?—g” =}? statt, so ist nach 19) ktang’d = 1. An Stelle eines elliptischen Integrals dritter Gattung führt die Glei- chung 21) durch Integration nur auf ein elliptisches Integral erster Gattung. Die vorhergehende Darstellung enthält eine bedeutende Ver- einfachung von analogen Untersuchungen, welche in den „Nachrichten v.d. K. G. d. W.“ aus dem Jahre 1871 (p. 231—242) enthalten sind. v1ll. xl. XI. Enhaldt Einleitung \ ö { Ai e Be 5 Bemerkungen über R Transfosmahen durch oorpioks Radii en oder die inversen Flächen. Anwendung auf Flächen mit sphärischen Krümmungslinien RES ES RL SE N REN SER RS o Einige Bemerkungen über Flächen mit sphärischen Krümmungslinien Flächen, für welche beide Systeme von Krümmungslinien sphärisch sind Anmerkung zu X. Ueber einige Flächen, für welche ein System von Krümmungslinien aus Kreisen besteht . NE ale Ausdehnung der Transformation durch reciproke Radii vectores. Anwendung auf die Flächen mit einem System sphärischer Krüm- mungslinien, deren Kugelflächen die betreffenden Flächen orthogonal schneiden ET N bee) Rena Sarah en Seh ten Flächen, für welche ein System von Krümmungslinien sphärisch ist. A. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungs- linien liegen auf einer Curve doppelter Krümmung B. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümmungs- linien liegen auf einer planen Curve . C. Die Mittelpunkte der Kugelflächen der sphärischen Krümanngs linien liegen auf einer Geraden Anhang. A. Bemerkungen über die Flächen, für welche die Krümmungslinien eines Systems gleichzeitig Keodaticch- Linien sind B. Die Flächen der Krümmungscentra, mit besonderer Beziehung auf Flächen mit einem System planer Krümmungslinien Anmerkung zum Anhang B. Analytische Bestimmung der Flächen, für welche eine Schale der Krümmungscentra eine Kegelfläche zweiten Grades ist P- » » » » 17 30 ABHANDLUNGEN DER HISTORISCH -PHILOLOGISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. SECHSUNDZWANZIGSTER BAND. Bistor.-philolog. Classe. XXVI. 1. * Ei Das Heerwesen der Muhammedaner nach dem Arabischen. Von F. Wüstenfeld. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 6. December 1879.) Vorwort. Über die Gothaer Handschrift Nr. 258, deren erste Hälfte Fol. 1—106 die „Regeln für die Diwane“ von Ibn Mammäti enthält, habe ich in der Abhandlung über die Geographie und Verwaltung Aegyptens von Calcaschandi S. 35 und 148 einiges gesagt; es sind von den 15 Ca- piteln, deren Inhalt die Vorrede angiebt, nur die ersten zehn erhalten, aus denen ich in dem Folgenden noch ein Paar Stellen entnommen habe. Der Codex Nr. 366 enthält gleichfalls nur diese zehn Oapitel und bricht noch zwei Zeilen früher als jener ab, so dass die Vermuthung nahe liegt, dass schon eine ältere Handschrift, von welcher diese beiden ab- stammen, nicht weiter reichte. Als den Titel der zweiten Hälfte giebt Möller an: Liber perfectionis hoc est de arte equestri (et militari), und er hat durch den eingeklam- merten Zusatz andeuten wollen, dass die ganze zweite Hälfte zu einem und demselben Buche gehöre, was auch sehr wahrscheinlich ist, da das Ganze einen sehr verwandten Inhalt hat und auch von einerlei Hand geschrieben ist. Nur mit der weiteren Angabe über die Zeit der Ab- fassung, oder auch nur der Abschrift ‚anno 1031 H. 1621 Chr. absolutus“ verhält es sich anders; diese Jahreszahl steht in der Unterschrift eines Besitzers der Handschrift, welcher darin gelesen hatte, „UN Iüo 8 ab, => Iv VORWORT, derselbe Ausdruck ist von einem Arnauten Emir Muctafa auf dem Ti- telblatt gebraucht mit der Jahrszahl 1194 (1780), welcher also das Buch geliehen hatte oder in der Bibliothek des damaligen Besitzers einsah, denn dieser letztere hat mit derselben Jahrszahl seinen Namen Ahmed el-Schäri el-Schäfif el-Azhari eingeschrieben. Diese zweite Hälfte zerfällt wieder in zwei Abtheilungen, von denen die erste Fol. 110— 147 den vollen Titel hat: est, ml „9, Jul „US plan, Lenlint, Et lan, Zoll, yamdt wlan, Adı All Slol, ZU das Buch der Vollkommenheit d. i. die Reitkunst, die verschiedenen Waffen und die Anweisung zur Handhabung derselben, Beschreibung der Schwerd- ter und Lanzen und Beschreibung der Pferde, ihrer Racen und ihrer Fehler.“ Damit ist der Inhalt so gut angegeben, dass es einer weiteren Ausführung nicht bedarf, leider! fehlt aber der letzte Abschnitt über die Pferde ganz und auch ein Theil des vorangehenden; in dem Capitel über das Schwingen des Schwerdtes beginnt auf der letzten Seite noch. ein Abschnitt mit der Überschrift: „Wenn du Jemandem den Kopf abschlagen willst‘, und die etwas verschabte Schrift dieses Blattes lässt deutlich erkennen, dass es längere Zeit ohne schützende Decke war, bis es durch das Zusammenbinden mit dem anderen Theile in die Mitte des Bandes kam. Aus dieser Abtheilung habe ich das Capitel über die verschiedenen Schwerdter der Muslimen am Schlusse dieser Abhandlung abdrucken lassen. Die zweite Abtheilung der zweiten Hälfte Fol. 149— 215 ist ohne Titel und enthält aus dem grösseren Werke die Abschnitte 8. 9. und 10%); im Inneren ist mit Ausnahme von ein Paar einzelnen Worten keine Lücke bemerkbar, der Abschreiber hat aber einige Oapitel über- schlagen, wie aus der Zählung derselben hervorgeht. Jeder dieser drei Abschnitte hat die Ueberschrift „Jr ‚die Unterweisung‘, und es lässt sich daraus ein Zusammenhang mit der vorigen Abtheilung folgern, da in dieser einige Male in den Überschriften ebenfalls das Wort ‚‚Unter- weisung‘‘ gebraucht ist. 1) Anstatt &"UÜÜ) 9 steht in der Überschrift dieses Capitels &) 7 durch ei- nen in dem Arabischen Worte leicht möglichen und öfter vorkommenden Schreibfehler. VORWORT. v Diese drei Abschnitte 8. 9. 10 handeln über das Heerwesen und die Kriegführung und der Verfasser hat darin einen Theil der Taktik des Aelianus aufgenommen, von der bisher nicht bekannt war, dass davon eine Arabische Übersetzung vorhanden sei. Eine Andeutung da- von findet sich in dem von Lord Munster im J. 1840 lithographirt her- ausgegebenen Verzeichnisse Arabischer Werke über Kriegswissenschaft, welche er im Orient wollte suchen lassen und zu erwerben wünschte Yelis ls N N u US S. a, wo er unter den Schriften der Griechen, Perser und Inder die Bücher des Aelianus und Polybius na- mentlich anführt, u, xl I xl) Kell n Düll, welche aus dem Grie- chischen in das Arabische übersetzt seien. Wenn man dieses Desidera- ten-Buch des Lord Munster genauer ansieht, so findet man, dass es in der ersten Hälfte nach der Reihenfolge der Capitel oder Paragraphen den Inhalt eines ganz gleichen Werkes angiebt, wie unser Fragment, als wenn er vorausgesetzt hätte, dass über einzelne 'Themata daraus noch besondere Bücher geschrieben seien. Danach ist als sicher anzu- nehmen, dass die beiden Arabischen Verfasser ein und dasselbe ältere Buch über diesen Gegenstand benutzt haben, da einige Stellen, welche Lord Munster etwas ausführlicher excerpirt hat, wörtlich mit unbedeu- tenden Varianten auch in unserem Fragment vorkommen. . Wo diese Handschrift des Lord Munster sich befinden mag, ist mir ebenso unbe- kannt, als ob sie die Übersetzung des Aelianus enthält, welche vielleicht nur nicht als solche erkannt wurde, vermuthen lässt sich indess, dass Lord Munster die Stelle unserer Abhandlung S. 10,8 und 11,7 u. 10 des Arabischen Textes vor Augen hatte, wo Aelianus und Polybius ge- nannt werden, woraus aber nicht folgt, dass auch Polybius in das Ara- bische übersetzt sei, da Aelianus nur ein Citat aus ihm giebt. So wenig nun der Haupttitel des ganzen Werkes und der Inhalt der anderen Abschnitte bekannt ist, ebenso wenig auch der Name des Verfassers, und es ist unwahrscheinlich, dass die Übersetzung des Ae- lionus von ihm gemacht wurde, vielmehr war sie schon vorhanden, so dass er sie nur in sein Werk aufnahm, da ja auch der Verfasser des Lord Munster’schen Codex von Aelianus etwas wusste, oder beide über vI VORWORT. ihn ihren Vorgänger benutzten. Über sein Zeitalter kann man nur die Vermuthung hegen, dass er um die Mitte des 8. Jahrhunderts d. H. lebte, da er an zwei Stellen S. 17 u. 32 von der grossen Tataren- Schlacht spricht, welche im J. 702 (Chr. 1302) bei Marg el-Quffar ge- schlagen wurde (Abulfid@ Annal. Tom. V. pag. 186), als wäre sie zu seiner Zeit noch in guter Erinnerung. Die Schreibart, d.h. die ziem- lich zahlreichen Verstösse gegen das classische Arabisch, z.B. S.ı 2.9 — 10 die Nominative statt der Accusative, in der Übersetzung aus Ae- lianus noch mehr als in den übrigen Stücken, sowie eine Menge- von seltenen oder bis dahin ganz unbekannten oder in besonderer Bedeutung gebrauchten Wörter lassen ebenfalls auf ein spätes Zeitalter schliessen und weisen auf Ägypten hin als das Vaterland des Verfassers, und um das Characterische nicht zu verwischen, habe ich das Arabische mit al- len seinen Fehlern genau abdrucken lassen. Sollte durch diese Incor- rectheiten hier und da eine fehlerhafte Auffassung veranlasst sein, so wird man dies namentlich bei der Benutzung nur einer Handschrift entschuldigen. Die aus Aelianus ausgezogenen Stellen mögen etwa ein Drittel der ganzen Taktik enthalten, sie sind durch die Cursivschrift kenntlich ge- macht und dadurch von den Einschiebungen des Arabischen Übersetzers unterschieden, zugleich habe ich zur leichteren Übersicht die Capitel- Eintheilung unserer Griechischen Ausgaben angegeben. Was der Über- setzer ausgelassen hat, mochte ihm zu ausführlich sein, oder er hat an- deres an die Stelle gesetzt, wie es zu seiner Zeit war; manches hat er vielleicht auch nicht verstanden, da es nicht mehr in seinem Ideenkreise liegen mochte. Er übersetzt oft so wörtlich, dass man das Arabische ohne das Griechische kaum verstehen kann und dadurch schien es ge- boten, wieder das Arabische so wörtlich als möglich zu übersetzen, um erkenner zu lassen, wie der Araber das Griechische aufgefasst hat. Dazu war es aber auch erforderlich, von diesem Theile den Arabischen Text vollständig zu liefern, und um das Ganze noch deutlicher zu ma- chen, habe ich diejenigen Wörter, auf deren Erläuterung es besonders ankam, in der Übersetzung Griechisch, Arabisch und Deutsch zusam- VORWORT. var mengestellt; von den anderen Stücken habe ich nur einige Proben ge- geben, um wenigstens den Inhalt des Ganzen übersehen zu lassen. Das letztere gilt auch in Bezug auf die Übersetzung der Abschnitte, welche noch auf Aelianus folgen. Zweikämpfe wurden im Orient noch gewöhnlicher als im Occident vor dem Beginn einer Schlacht gehalten; von den Erzählungen derselben, welche der Verfasser aus glaubwürdigen Quellen entnommen hat, habe ich einige beibehalten. Die zehnte Un- terweisung hat schon der Abschreiber nicht vollständig copiert und es ist nichts damit verloren, dass ich sie noch weiter abgekürzt und den übrigen Inhalt nur nach den Überschriften angedeutet habe. Die bei Belagerungen zu Zerstörungen zu verwendenden Mittel sind in einer Geheimschrift geschrieben, welche ich entziffert und in den „Nachrich- ten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften‘ 1879 Nr. 15 er- läutert habe. Es ist zu bedauern, dass der Verfasser ungeachtet der besonderen Überschrift zu dem Plane des Muslimischen Lagers eine weitere Erläu- terung nicht hinzugefügt hat, weil darin einige Ausdrücke vorkommen und Ämter in der Begleitung des Fürsten und in der Armee namhaft gemacht werden, welche sich in der Abhandlung selbst nicht wiederfin- den; möglich auch, dass das Exemplar, welches der Abschreiber copirte, nicht mehr enthielt. Der Arabische Plan ist in der Grösse des Originals mit den Einzeichnungen genau nachgebildet, bei dem Deutschen, wo sich die Bezeichnungen in die kleinen Quadrate nicht gut hineinbringen liessen, sind die Felder nummerirt und die Erklärung dazu besonders gegeben, wobei ich, wie auch bei mehreren anderen schwierigen Aus- drücken mich des nie versagenden Rathes des Herrn Geh. Hofrath Pro- fessor Fleischer zu erfreuen hatte. F. Wüstenfeld. Im Namen Gottes des barmherzigen des erbarmenden' Hilf, gnädiger Herr. Die achte Unterweisung. Über die Zusammensetzung der Armeen, ihre Sammlung, ihre Be- fehlshaber, Hauptleute und Führer und über die Anzahl ihrer Corps in einer Weise, dass sie vor Unfällen, welche aus ihrer Schwäche entstehen, sicher sind, und was damit zusammenhängt. Eine Pflicht, welche dem Aufseher über sämmtliche Truppen ob- liegt, ist, dass er bei der Anstellung der einzelnen Hauptleute nicht nachlässig verfährt, weder in Bezug auf ihre Gesammtzahl, noch auf einen Theil derselben, sondern er muss sich bei ihrer Ernennung von der Rücksicht auf das Allgemeine und auf eine vollständige Zuverlässig- keit leiten lassen. In dieser Beziehung haben die Vorfahren bei sorg- fältiger Überlegung nach verschiedenen Ansichten verschiedene Wege eingeschlagen. Erstes Capitel der achten Unterweisung. Zu den Obliegenheiten des Fürsten gehört es für alle Angelegen- heiten der Armee zu sorgen und ihr einen Führer zu geben, welcher sich schon als General ausgezeichnet hat, und fest, umsichtig, erfahren und kundig ist; einem solchen überträgt er den Befehl über die Armee. Dieser Feldherr muss zur Übernahme seines Amtes vollkommen befähigt sein, genügende Ausdauer und Schnelligkeit in seinen Bewegungen be- sitzen, wenig persönliche Rücksichten nehmen, selbst in Kleinigkeiten, auf die er zu achten hat, nicht nachlässig sein, denn die geringste Nach- lässigkeit in der richtigen Beachtung der Verhältnisse kann für die ganze Bistor.-philolog. Classe. XXV1. 1. A 2 F. WÜSTENFELD, Armee verderblich werden, weil, wenn er in irgend einer Anordnung nachsichtig ist, öfter ein Emir dem anderen zwei-, dreimal darin nach- folgt. Zuweilen nimmt ein solcher Rücksicht auf einen Schwachen, auf ein mageres Pferd und andere Dinge, worauf er besonders zu achten hat, dann soll der Feldherr in dieser Beziehung in keiner Sache. und wäre sie auch geringfügig, nachsichtig sein. Der Feldherr muss, wie man zu sagen pflegt, Pr die Würze der Gesammtheit sein. Zur Führung der Truppen und zur Austheilung der Befehle taugt nur ein Mann, welcher vier, drei, zwei und eine Eigenschaft besitzt; die vier sind: Fe- stigkeit, Geduld, welche in Schwierigkeiten vor Übereilung schützt ausser unter günstigen Umständen, Standhaftigkeit, welche durch Unglücksfälle selbst bei wiederholten Schlägen nicht gebrochen wird, Freigebigkeit, welche grosse Reichthümer verachtet, wenn sie angesprochen werden; die drei sind: Schnelligkeit in der Belohnung tapferer Soldaten für eine Grossthat, Strenge in der Bestrafung der Pflichtvergessenen, Ungerechten und solcher. welche Aufruhr anstiften und dem zeitigen Herrscher nicht treu bleiben !); die zwei sind: Entfernung des Thürstehers, welcher die Untergebenen abweist, gleichmässige Rechtsprechung zwischen den Star- ken und Schwachen; die eine ist: Wachsamkeit in allen Geschäften ohne etwas von einem Tage zum andern aufzuschieben. Wenn er diese Ei- genschaften besitzt, wird er dem Heere einen vollkommenen Schutz ge- währen. Ihm zur Seite muss ein scharfsichtiger, gewandter Secretär stehen, welcher über Alles Auskunft zu geben und die Befehle auszu- führen versteht. Der Feldherr muss zu drei verschiedenen Malen über das Heer Musterung halten, erstens beim Anfange der Zusammenziehung der Truppen, zweitens beim Anfang des Zusammenstosses mit dem Feinde, wobei es besonders auf die Schlachtordnung ankommt, und drittens die Musterung bei der Beendigung des Feldzuges, wonach die Vertheilung der Beute folgt; auch muss er in der Armee auf die Geschicklichkeit im Reiten achten. Wir werden nun einige Abschnitte hiervon besonders behandeln, welche, so Gott will, dem Feldherrn und seinem Secretär eine Hülfe gewähren sollen. 1) hier ist eine Eigenschaft ausgelassen. | | | | | 1 | | DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 3 Zweites Capitel der achten Unterweisung. Über die sprachlichen Ausdrücke und gewöhnlichen Bezeichnungen, mit Übergehung der selten gebrauchten Wörter. Wir wollen dies jetzt der Reihe nach aufführen, indem wir bei der Vollständigkeit uns dem Versprechen gemäss der Kürze befleissigen. Hierher gehören zunächst die Bezeichnungen für die äussere Er- scheinung eines Menschen. Der richtige Ausdruck für einen, der noch nicht ganz ausgewachsen ist, Ist (0 „Bursch‘“, wenn er sich der Mann- barkeit nähert, heisst er 2%) „dem der Flaum anfängt zu wachsen“; wenn an der Stelle &3,L% seiner Oberlippe einige schwarze Haare hervorkommen, sagt man I au li Du „wenn ihm der Schnurrbart sprosst‘‘ oder PERE» nen „er bekommt an der Oberlippe einen Milchbart‘‘, das erste ist besser gesagt; wann dann in ähnlicher Weise der Bart auf den Backen und am Kinn zum Vorschein kommt, sagt man GW} uszu >, a > „wenn sein Gesicht den Milchbart bekommt“ in der ersten Form des Verbum ohne Verdoppelung des Käf; wenn sein Bart durchgehends >) w schwarz wird, sagt man us enba5} (n> „wann sein Bart in Verbindung kommt“; wenn das Haar im Gesicht vollständig gewachsen ist, heisst er Ls „ein junger Mann‘; wenn in seinem Barte einige wenige weisse ’ A » oo: u. Haare zum Vorschein kommen, sagt man as) D> y> „wenn das Alter Linien zieht‘; vermehrt sich dies, so dass Weiss und Schwarz gleich werden, so sagt man = „übereinstimmend‘ oder Ne „ausge- wachsen“ ; wenn das Weisse sich mehrt und gegen das Schwarze vor- herrschend wird, sagt man waö „alternd‘‘; wenn das Weisse vollständig geworden ist, so ist er Zu# „ein Greis“. In die Armeeliste wird die Bezeichnung ‚Greis‘“ nicht eingetragen, weil deren nur wenige vor- kommen }). 1) Hieraus geht hervor, dass in den Listen solche Rubriken für die Bezeich- nung der Altersklassen gemacht wurden und daraus ergiebt sich der Zusammenhang dieses sonst auffälligen Abschnittes mit dem Ganzen. Ebenso gehört das Folgende zu der Personalbeschreibung; des Soldaten, wie am Ende des Capitels bemerkt ist. A2 & F. WÜSTENFELD, Ueber die Bärte. Wenn das Barthaar nach allen Seiten üppig gewachsen ist, so heisst der Mann Be „bärtig, Vollbart‘‘; ist der Bart der Länge nach üppig, so heisst er ul) usb „langbärtig‘‘, einige be- zeichnen auch dieses nur durch „bärtig‘‘; ist er am Kinn üppig und auf den Backen dünn, so sagt man uyojlel ui> „dünn auf beiden Backen“; wenn am Kinn und an den Backen nur wenig Haar ist, so sagt man es „mit spärlichem Bart‘‘; sind der Haare so wenige, dass sie nur sehr vereinzelt stehen, so sagt man DL ‚‚mit lockerem Bart‘, wenn sein Gesicht von Haaren ganz entblösst ist, so heisst er 25 oder &ö! „bartlos‘. Wenn in dem Barte die röthliche Farbe vorherrschend ist, so heisst er & „blond“, ist es noch etwas mehr, so dass er roth ist, so sagt man ge) „roth“. Wenn Jemand das Haar lang herabhängen lässt, so sagt man “A bw ‚mit herabhängendem Haar‘‘, das Gegentheil davon ist „A As> „mit krausem Haar“. Wir betrachten weiter die Farbe, Weiss schrieben die alten 9-03 Araber ein als you! ‚‚weiss‘‘, die späteren schrieben dafür ö,w seIs5 ‚das Gesprenkelte herrscht bei ihm vor‘ und die meisten stimmen darin über- ein, ihn als „»' ‚‚gesprenkelt‘‘ einzuschreiben; desshalb nehmen sie auch keine Rücksicht auf die Farbenbezeichnung „| „blond‘‘, weil das, was zwischen diese kommt, nicht wieder vergeht; ein andermal loben sie diese Farbe, nur muss sie ursprünglich sein, dann hat sie diesen eigenen Namen. Ist der Mann weiss mit vorherrschender Röthe, so sagt man we Sri ze) „gesprenkelt mit Roth vermischt‘, ist er nur leicht gesprenkelt, so heisst er pol „rothbraun‘‘, ist es ein wenig mehr, so heisst er &“o) Alb a „hervorstechend rothbraun‘‘, ist es viel mehr, so heisst er ‚ol „Goldfuchs‘ ; wenn seine Farbe dunkel ist, wird er dw} „schwarz‘‘ genannt. Ferner betrachten wir das Haar, welches vom Kopfe an der Stirn herabhängt; wenn es oben an der Stirn getheilt ist, heisst es er) „kahl“, ist es nur wenig, so heisst es > ‚„unmerklich‘‘, ist es viel, so heisst es wo „deutlich sichtbar‘; befindet sich an dieser Stelle ein kahler Fleck, u. S . . so sagt man 5} »is;ü „an seinem Scheitel ist ein kahler Fleck‘‘ mit nä- DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 5 herer Bezeichnung der Stelle ob er auf der rechten oder linken Seite ist; wenn es mehr ist als dieses, so sagt man >! ‚„Glatzkopf‘‘, und ist es noch mehr als dieses, so sagt man ala „Kahlkopf;* so war ’Ali ben Abu Tälib; «ol sagt man, wenn der vordere 'Theil des Kopfes gänz- lich kahl ist. Wir betrachten nun die Stirn. Wenn sie breit ist, so heisst der Mann ägt au) „mit breiter Stirn“, das Gegentheil davon ist Eye (ro „mit schmaler Stirn“; wenn ihre Haut in Falten gelegt „Si ist, sagt man (yyas le „es sind Runzeln daran“; wenn eine Narbe davor ist, so wird besonders erwähnt, an der und der Seite; reicht diese bis an das Haar, so heisst es s,z& vobaä; ‚Mais „‚bis an den Rand seines Haares rei- chend“; reicht sie bis an die rechte oder linke Augenbraune, so wird die- ses bemerkt und gesagt w>l= „A ‚mit seiner Augenbraune verbunden“: ist ein Fleck darauf, so sagt man, daran ist ein unmerklicher oder ein deutlich sichtbarer Jt> Fleck auf der und der Seite. Dann betrachten wir die Augenbraunen. Wenn sie an einander stossen, sagt man > s) gu Lie op „deulich oder unmerklich mit einander verbunden‘‘; ist eine Falte als Trennung dazwischen, so sagt man b= eis en; „verbunden, dazwischen eine Falte‘‘ oder zwei Falten, wenn es breiter ist; wenn es voA&r „gefurcht‘‘ ist, sagt man 2Lü) Lg „zwischen beiden eine Trennung“; ist ein Fleck dazwischen, so wird dies erwähnt. Dann wird die grössere oder geringere Menge ihrer Haare angegeben und gesagt: e&u0 „I Lebe yuniL on „mit dicken oder dünnen Augenbraunen, die mit einander verbunden sind‘; oder sind die Haare von einander getrennt, so sind die Ausdrücke dafür gU) oder AL) oder ‚Sf; sind die Augenbraunen dünn und kurz, so sagt man a in der gewöhnlichen Sprache >; wenn das Haar derselben dick und voll ist, so ist der Mann abs), wenn es lang überhängt und gebogen ist, so ist er »#), wenn es dünn und spärlich gewachsen ist, so ist er oa, wenn es nach vorn dick und nach hinten dünn ist, so ist er vawl, und wenn ihm alle Haare ausgegangen sind, so ist er by. Hierauf betrachten wir die Nase. Wenn sie lang ist, so heisst 6 F. WÜSTENFELD der Mann „SS usb „langnasig‘‘, wenn sie in die Höhe steht, heisst er Ss, umgekehrt ist „a8 „kurz‘‘; wenn sie von hinten in die Höhe geht, so ist er wu 1); „dick“ ist Zul& und umgekehrt (53° „dünn“; wenn die Spitze der Nase nach dem Munde gekehrt ist, heisst er X, Sn 2\; sind seine Nasenlöcher weit geöffnet, so heisst er („4 „Air; wenn sie in der Mitte breit ist, so wird er u«D3) genannt; wenn der hintere Theil sebogen ist, sagt man uni: wenn die Nase nach einer von beiden Seiten gewandt ist, sagt man 53; ist von ihrer Spitze ein Stück abge- schnitten, so ist er ga>I „verstümmelt‘; ist es an (,#U &>) einem der beiden Nasenflügel geschehen, so ist er a: ist die Nase klein, eben- mässig, so sagt man öl 3); wenn sie kurz, entstellt ist, so sagt man (Mes! |; ist ihre Form stark in die Breite gedrückt, so sagt man eb; wenn dies noch mehr der Fall ist, so dass sie wie eine Rindsnase aussieht, so heisst dies >}; ist sie erhaben in Proportion, so sagt man > w „2; wenn ihre Spitze stark nach der Wölbung der Lippe geneigt ist, so ist dies 38; wendet sich dies nach einer von beiden Seiten, so heisst es „Bl; wenn die Spitze sich nach der Nasenscheidewand erhebt, heisst der Mann 2). Danach betrachten wir die Lippen. Wenn sie beide diek sind, sagt man ya Lule, das Gegentheil ist (33%; ist die Oberlippe auf- geworfen, so heisst sie &e-b, ist sie kurz, so nennt man sie 5, wir „ange- nagelt‘“; ist die untere aufgeworfen, nennt man sie sIJA® oder äsSi0; ist in der oberen eine Scharte, so sagt man Js), bei der unteren heisst dies gel; ist in der Mitte der oberen ein Zwischenraum zwischen dem Bart, so nennt man sie sl.b, an der unteren nennt man sie sb5, Alsdann betrachten wir das Aeussere des Gesichtes. Sind I) Dies wird im Kämüs erklärt „mit engen Nasenlöchern“; die Handschr. hat Be ea: 2) Im Kämäs &5,8 >), „mit langer Nasenspitze.“ 3) Darauf folgen die Worte >> U sus mit darüber geschriebenem 2 als Zeichen eines Fehlers ZI&; den folgenden Ausdruck p5 würde man eher von einer edlen Form erwarten. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 7 die beiden Backen eingefallen, so sagt man BENe gwar; steht der obere Theil derselben hervor, so heisst es gü>) 7 sind im Gesichte Po- ckennarben deutlich sichtbar oder unmerklich, so sagt man 9) US „=“ >; sind sie an einzelnen Stellen, so sagt man: in seinem Gesichte sind (5A> As einige wenige Pocken, und giebt dazu die Beschaffenheit an und beschreibt die Stelle, an welcher sie sich befinden; dazu auch die Farbe als roth oder deutlich schwarz. Auch werden die im Ge- sicht befindlichen Male oder Flecken, lang oder breit, oder Narben u. d. gl. angegeben. Darauf betrachten wir die Zähne. Wenn zwischen ihnen ein Zwischenraum ist, so heisst es er) und LU A:Y „mit getrennten Vor- derzähnen‘‘ sagt man, wenn es sich auf diese besonders und auf die nächsten und die Augenzähne bezieht, die unteren oder die oberen oder beide, oben oder unten oder in beiden Reihen. Wenn einer von ihnen ausgefallen ist, so wird dies erwähnt und die Stelle angegeben und wie es vor dem Ausfallen war, unten oder oben, rechts oder links. Wenn sie ganz oder theilweise eine dunkle Farbe bekommen, sagt man, sie werden da und da &u& ‚„schadhaft“, und wenn sie an den Seiten us lich oder unmerklich abbröckeln, so ist ein solcher Mann BER und wenn sie soweit abbröckeln, dass sie mit der Wurzel gleich werden, -oE . “ [7 I. . so heisst er 2,91; bricht ein Zahn ab, so heisst er 9) und wenn die -oE Zähne ganz weggehen und nur 4>U«! ihre Kiefern bleiben, so ist er gb. Nun betrachten wir die Ohren. Wenn er kleine Ohren hat, heisst er go), sind sie beide durchbohrt, so heisst er SV) n&%, ist es nur mit einem der Fall, so wird dies erwähnt, und ebenso wenn ihm beide Ohren abgeschnitten sind oder eins oder ein Theil desselben. Endlich betrachten wir das Aeussere und Innere seiner Hände und seine Arme. Wenn daran eine Narbe von einem Hieb, von Feuer oder d. gl. ist, so sagt man an seiner Hand ist das und das. Dies ist in der Kürze das, was gewöhnlich in der Armeeliste vor- kommt. 8 F. WÜSTENFELD, Drittes Capitel der achten Unterweisung. ll %. Ueber die Physiognomik d. i. über das, worauf man bei einem Manne nach allen seinen Zuständen schliessen kann. zz) us. Die Deutung der Haare. Weiches Haar deutet auf Furchtsamkeit, hartes auf Tapferkeit; viel Haar auf dem Bauch deutet auf starken Geschlechtstrieb, viel Haar auf dem Rücken deutet auf Tapferkeit, viel Haar auf den Schultern deutet auf Dummheit und 8) Heimtücke, viel Haar auf der Brust und dem Bauche deutet auf gerin- gen Verstand, aufrechtstehendes Haar auf dem Kopfe und auf dem gan- zen Körper deutet auf Furchtsamkeit. Diese Probe mag genügen; es folgt auf 8 Seiten die Auslegung über Character, Eigenschaften und Fähigkeiten, worauf die Beschaffenheit der übrigen Theile des Körpers soll schliessen lassen: der Stirn, Augenbraunen, Nase, des Auges, Mundes, der Lippen, Zähne, des Gesichtes, des Lachens, des Ohres, Nacken, der Stimme, des Athems, der Sprache, der Beleibtheit, Magerkeit, des Rückens, des Körpers, der. Füsse, und umgekehrt auf welche Beschaffenheit der Glieder Dummheit, Tapferkeit und gute Anlagen schliessen lassen. — Das vierte Capitel fehlt. Fünftes Capitel der achten Unterweisung. sus wlI 8. Die oberste Leitung der Truppen. Hierzu gehört vor Allem, dass der Fürst einen der ausgezeichnetsten Emire an die Spitze stellt, welchem er den Befehl ertheilt, die Vorhut und die nächt- lichen Patrouillen abzuschicken und Kundschafter und Berichterstatter anzustellen. Dieser Emir muss die grösste Sorgfalt hierauf verwenden, damit die Beschaffenheit der Wege und der Stand der Feinde ihm ge- nau bekannt werde, so bald sie zu Gesicht kommen, und ihm nichts von ihren Verhältnissen verborgen bleibe; er muss mit Hülfe des Post- meisters die Richtungen der Wege, welche zu ihnen führen, von allen Seiten inspicieren, um sich über die Zustände und Oertlichkeiten des Kriegsterrains zu unterrichten, vom Beginn des Ausmarsches an bis zur Ankunft und dem Zusammenstoss. Dieser Posten ist einer der nütz- lichsten für die Armee und dieser Emir muss auf die Kundschafter DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 9 achten, welche mit Umsicht für die Islamitische Armee sorgen sollen us. ıw. D). Zur Ordnung des Marsches ?) ist erforderlich, dass der Feldherr die Truppen in vier Corps eintheile, das erste bildet die Vorhut, das sind diejenigen, welche vorangehen und für die Herstellung des Weges sorgen, nachdem ein Emir als Wegweiser und ein Emir, welcher die Bestimmung für das Haltmachen und den Aufbruch zu machen hat, voraufgegangen sind. Das zweite Corps bildet die Nachhut, das sind diejenigen, welche hinterher marschiren und die Nachzügler und die, welche von dem Hauptcorps abkommen, decken und da, wo dieses zu- sammengedrängt wird, so wie die von der Armee ab- und zugehenden beschützen. Die beiden anderen Corps bilden die Mannschaft des rechten und linken Flügels und decken diese beiden Seiten in ähnlicher Weise, wie die beiden erst genannten Corps decken. Der Vorhut zunächst folgen die Kaufleute und Krämer, die Bedienten und Lakeien, dann kommen die Waffenvorräthe, die Kriegskasse, die Gepäck- und Proviant- Träger, die Verwaltungsbeamten aus den Secretären und Vorstehern der Bureaux, und was damit zusammenhängt. Daran schliessen sich die Kammerherrn und die Ritter, nämlich der Stab von Emiren und die Gross-Emire reiten dem Inhaber und Führer der Truppen voran. so sind die Truppen von ihren Kassen, den Vorräthen und den Emiren umgeben, welche für ihre Bedürfnisse und ihre Sicherheit sorgen, und dies trägt offenbar am meisten dazu bei, sie in gutem Stande zu erhalten, und ist die sicherste Art ihres Schutzes. Dann giebt der Commandi- rende den Emiren den Befehl, einige von ihren Mannschaften zur Dek- kung und als Wache für die Nacht aufzustellen, und ebenso dem Of- ficier der Wache, welche er für sich selbst aufstellt; sie müssen für die Leute, welche zum Schutz der ganzen Armee dienen, wenn sie sich la- gert, aufs beste sorgen und sich in grössere oder kleinere Abtheilungen 1) Es folgen noch weitere Vorschriften und Rathschläge für den Feldherrn und eine Anrede des Fürsten an die Truppen, womit er sie entlässt. 2) Der wesentliche Inhalt dieses Paragraphen bei Lord Munster 8. ox fg. Histor.-philolog. Classe. XXVI. 1. B 10 F. WÜSTENFELD, theilen, gewöhnlich in zwei, von denen die eine den ersten Theil der Nacht, die andere den zweiten Theil die Wache hat. Einer der frü- heren Könige hatte dem Armeecommandanten gesagt, der Oberofficier der Wache solle seine Leute in zwei Theile theilen und jedem Theile befehlen, abwechselnd in gewissen Abtheilungen um die ganze Armee herum zu gehen, so dass sie bei der Umkreisung wie ein Alle um- schliessender Ring wären, sie sollten sich in mehrere Unterabtheilungen theilen und zwischen je zweien derselben ein gewisser naher Abstand sein, so dass während der Nacht durch die Runde der Wache keine Seite der Armee ungeschützt bleibe, indem die ersten an die letzten reichten, möchten sie marschiren oder still stehen. Wenn die Armee sich auf den Marsch begeben soll, so wird ein günstiger Tag zum Auszuge gewählt, denn der Prophet pflegte zu den meisten seiner Feldzüge an einem Donnerstage aufzubrechen, und wenn es an einem Donnerstage nicht möglich ist, so kann der Sonnabend ge- wählt werden. | Wenn sich die Armee dem Feinde oder dem Kriegsschauplatze nä- hert, so muss der Armeecommandant die Reihen ordnen und die Offi- ciere auswählen für den Fall, dass er den Feind plötzlich überfallen könnte. Sobald sie in Feindes Land einrücken, befielt der Anführer den Officieren und ihren Mannschaften, seinem Befehle nicht entgegen zu handeln, denn wenn sie dies thuen, bleibt ihnen oftmals die Lage ihrer Feinde verborgen. Dahin gehört, dass sie ihre Pferde nicht frei auf die Weide gehen lassen, dass sie mit ihren Waffen kein Geräusch machen, dass sie nicht gar zu oft den Gruss el-saldm wiederholen, dass sie mit Ruhe marschiren, dass sie aufmerksam auf alles hören, was auf der Seite des feindlichen Heeres vorgeht oder was möglicher Weise Besorg- niss erregen oder zu besonderer Vorsicht veranlassen kann, denn wenn viele Stimmen laut werden und Geschrei sich erhebt, so kann damit leicht etwas bis zu den Gränzen des Heeres hinüber dringen, was seine Aufmerksamkeit erregt und ohne den Lärm und Tumult nicht in dessen Mitte oder auf einer anderen Seite desselben bekannt geworden wäre; und wenn das Schreien und Lärmen nicht vermieden werden kann, sollen DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 1l sie doch nicht so rufen, dass der Feind ihre Namen, oder gar ihre Pa- role und andere Wörter versteht, weil dies dazu verhilft, dass Kund- schafter zu ihnen eindringen und ihre Lage ausforschen. Dies alles ist zum Schaden der Armee und in unserer Zeit hat man dies aus Vorsicht unterlassen und es geschieht nur noch von den Soldaten, welche nach Sis (an der Syrischen Gränze zwischen Antiochia und Tarsus) und an- deren Gränzgebieten geschickt werden, weil sie dies von jeher so ge- wohnt sind. Der Feldherr muss ferner, wenn er sich dem Feinde nähert, die Musterung der Truppen wiederholen, er lässt den Musterungs-Secretär kommen und ihre Namen, Anzahl und Ausrüstung feststellen, mustert ihre Bekleidung, sieht nach ob sie geputzt und ihre Waffen stark sind, um jede Art von ihnen an ihren Platz zu stellen, wie wir gleich er- wähnen werden. Nämlich die Leute mit vollständiger Bewaffnung und vollkommen guter und passender Ausrüstung werden für das erste Glied eingeschrieben, ihre Bekleidung reicht bis unten auf die Erde hinab; dann sucht er diejenigen aus, welche ihnen in der Ausrüstung am näch- sten kommen, um sie für das zweite Glied zu bestimmen, dann die nächst- folgenden für das dritte Glied; die für das zweite und dritte Glied haben nicht so lang herabreichende Ausrüstung. Ebenso sucht er dann die darauf folgenden aus, welche in das vierte und fünfte Glied gestellt werden sollen. Auf diese Weise wird das Heer geordnet. Hierauf inspicirt er auch das Fussvolk und diejenigen, deren Ausrüstung bis auf die Erde reicht, kommen in das erste Glied zu stehen, in einer Stärke, wie es dem Feldherrn passend scheint, je nachdem er sie in drei oder vier Gliedern aufstellen will. u Edle oylsull Le Jah Über die Waffen der Krieger im Islam). Die Bewaffnung besteht in einem festen dauerhaften Panzer, nicht zu schwer und nicht zu leicht, in einem Helm, einer anschliessenden Mütze unter dem Helm, zwei Armschienen, zwei Beinlingen und zwei 1) Diesen Abschnitt hat der Verfasser dem 2. Cap. des Aelian nachgebildet. B2 12 F. WÜSTENFELD, Beinschienen. Das Pferd zum Angriff muss einen festen Huf haben und an der Brust, dem Vordertheil, Hals und Hintertheil stark sein. Die Ausrüstung zum Kampfe besteht aus zwei festen starken Bogen, 30 Pfeilen mit geraden gefeilten Spitzen, hartem Mittelstück und eiser- nen >, Flügeln, aus einem mässigen Köcher, der”nicht zu gross ist und dadurch beschwerlich wird, so dass er die Aufmerksamkeit ablenkt, auch nicht zu klein, so dass er nicht alle Pfeile fassen kann und da- durch ungenügend ist, von festen länglichem Lederstreifen, mit festen Nähten und Bändern von wirklichem Leder, aus einer el 9, > Köchertasche mit starken Schnüren, einer starken Lanze mit heilem Schaft, ganz gerade, nicht übermässig lang, aber auch nicht zu kurz, so dass sie ihren Zweck nicht erfüllt, mit einer Spitze vom besten Eisen mit vielen 9 scharfen Kanten, von ausserordentlicher Härte mit einem durchdringenden äussersten Ende; einem geraden Wurfspeer, einem scharfen bewährten Schwerdt ganz von Eisen mit lobenswerther Treff- fähigkeit oder kurz, handlich, schneidig'); einem spitzen zweischneidigen Messer oder einer zugespitzten &&4uA%, einem starken > Streitkolben, welcher den damit kämpfenden weder durch seine Schwere überwältigt, noch durch seine Leichtigkeit ihn täuscht, um einen kräftigen, durch- schlagenden Hieb zu thun, oder einem blanken „b Beil auf beiden Seiten geschärft mit einem festen Griff, womit man auf einen Hieb eine starke Waffe zerhauen kann; aus 30 Steinen in zwei Beuteln, welche an dem Sattelknopfe rechts und links herabhängen. Dies ist die Ausrüstung eines zum Kampf bereiten Reiters und wenn etwas daran fehlt, so ist er unvollständig ausgerüstet. Nach dem, was oben in Bezug auf die Verschiedenheit oder Gleich- heit der Bewaffnung über den Schlachtkampf gesagt ist, wenn Kavallerie gegen Kavallerie, Infanterie gegen Infanterie oder Kavallerie kämpft, giebt es neun verschiedene Mannschaften in den Armeen?): 1) Die Sol- daten mit vollständiger Bewaffnung; 2) die Schildträger, welche vl.i> 1) Vergl. den Zusatz am Schlusse der Abhandlung. 2) Die folgende Stelle wörtlich bei Lord Munster 8. 4 j DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 13 Palisaden tragen; 3) die Leichtbewaffneten, das sind Bor EIER) eb, die Chorasanier, die Mischkrug-Schleuderer‘) und die Naphtha- Schleuderer, diese drei Classen bilden die Reihen der Fussgänger; 4) die Reiter, welche lange Lanzen tragen, einige derselben sind 42); Krug- Schleuderer; 5) die Reiter, welche mit (3,)» kurzen Lanzen werfen; 6) die Reiter, welche mit Pfeilen schiessen; diese drei bilden die Reihen der Reiterei; 7) die Reiter, welche ganz in Waffen eingehüllt sind; 8) diejenigen, welche die zusammen gekoppelten Pferde reiten, das sind &45L%,)) die Knappen, welche die Handpferde nebenher führen; 9) die Bedienten und Elephanten-Wärter, wenn solche vorhanden sind, kommen an diese Stelle, und das Gepäck dahinter. Wenn der Feldherr einen Emir für das Haltmachen und Aufbrechen ernannt hat, so muss dieser die geeigneten Lagerplätze wählen, wo sich Wasser und Futter befindet, sie müssen in der Ebene liegen und es ist dabei auf die Sicherheit, einen längeren Aufenthalt und einen etwaigen Angriff Rücksicht zu nehmen; wenn es nöthig scheint, werden die dahin führenden Hauptstrassen mit Wachen besetzt, und Alles wird mit Umsicht passend und bequem eingerichtet. Sobald nun ein solcher Lagerplatz bezogen wird, befiehlt der Emir vor Allem, noch an dem- selben Tage ohne Aufschub und Zögern einen Graben zu ziehen, dieser dient zur Deckung der Armee, verhindert das Desertiren, vereitelt die Versuche eines Überfalls und schützt gegen andere Gefahren, welche durch die List des Feindes und unerwartete Ereignisse herbeigeführt werden können. Jeder Zugang des Grabens wird einem zuverlässigen Hauptmann übergeben, welcher die Aufsicht führt, um die Aus- und Eingehenden zu überwachen. Über den achtlichen Überfall und Hinterhalt. Dies ist etwas, wonach der Feldherr streben und wovor er sich hüten muss, damit nicht der Feind eine Gelegenheit erfasst und die 1) Diese Bedeutung ergiebt sich aus der zehnten Unterweisung, wo das Wort wieder vorkommt. 14 F. WÜSTENFELD, Muslimen gedeckt sind, während sie jenem einen Hinterhalt legen, dem gemäss, was von dem Propheten überliefert ist, als er über die Ange- hörigen der Ungläubigen gefragt wurde, wenn sie nächtlicher Weile überfallen und ihre Frauen und Kinder betroffen würden; er antwortete: sie gehören zu ihnen. Amr ben Dinär drückt es nach Ibn ’Abbäs be- stimmter aus: sie gehören zu ihren Vätern. Die Richtigkeit dieser Über- lieferung ist begründet, sie ist von Muslim in seine Sammlung aufge- nommen!) und von anderen, welche sie sämmtlich auf Sufjän ben ’Ojeina zurückführen. Es ist ferner durch Ibn Omar überliefert, dass der Prophet zweimal gegen die Banu el-Muctalik einen Zug unternommen habe um ihre Heerden zu rauben; er schlug die Schlacht und nahm die Kinder gefangen. Diese Überlieferung ist gleichfalls in der Wahrheit begründet, Muslim hat sie aufgenommen, und darin liegt der Beweis, dass es erlaubt ist, die Ungläubigen in ihrer Sorglosigkeit und Nachlässigkeit bei Nacht zu überfallen und zu tödten, auch wenn ihre Kinder und Frauen mit. davon betroffen werden. Wenn nun der Feldherr die Muslimen in einen Hinterhalt legen will, so stellt er einen umsichtigen Emir an ihre Spitze, welcher darin schon bewandert ist, und wählt für die Truppen des Überfalles solche Pferde aus, welche wenig Geräusch machen, nicht wiehern, nicht wieder- holt dazu ansetzen, nicht im Halse kollern, nicht davon laufen, ruhig sind und andere gute Eigenschaften haben, nicht ungestüm aufrennen, sondern ruhig sind, wenn mit ihnen ein Angriff gemacht werden soll, nicht störrig, so dass sie dem Zügel nicht folgen und Sattel und Zügel sich nicht wollen anlegen lassen, und die nicht scheu werden. Der Reiter hierzu muss kühn sein, vor schwierigen Unternehmungen nicht zurückschrecken, ein guter Reiter sein, nicht schreien, nicht husten, nicht leicht durstig werden, nicht schnarchen, nicht im Halse röcheln, keine rauhe Stimme haben, leicht erwachen ohne schlaftrunken zu sein, nicht lange Abscheu haben, bei der Nachtwache nicht träge, nicht dumm, nicht schwachsichtig sein, aufhorchen, wenn sich ein Geräusch vernehmen 1) Muslim, Corpus tradit. ed. Calcutt. Vol. II. pag. 148. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 15 lässt, und wäre es noch so leise, rasch bereit, wenn ein Angriff und Verstoss gemacht werden soll, nicht träge, nicht gleichgültig, nicht zaghaft, beseelt von dem Verlangen sich Ehre und Ansehen zu erwerben. Er wähle sich eine fest gearbeitete, durchschlagende Waffe, nicht schartig, womit er einen kräftigen Hieb ausführen und schwere Verwundungen beibringen kann). Wer sich in einen Hinterhalt legen will, der wähle dazu einen Ort in der Nähe von Wasser, damit nicht, wenn die Sache sich in die Länge zieht, der Durst sich einstellt, da sie das Wasser nahe haben; der Weg zu dem Wasser muss eben sein, die Pferde dürfen sich darauf nicht drängen. Der Ort des Hinterhaltes muss an einer Stelle sein, wo der Aufgang zur Warte bei Nacht und bei Tage nicht beschwerlich ist, hochgelegen, damit der oben stehende jede Person von weiten wahr- nehmen, sich niemand verstecken oder heranschleichen kann, kein Hin- derniss darf ihm dagegen im Wege sein. Jeder Theilnehmer muss die nöthige Kleidung bei sich führen, gegen die Kälte, wenn es Winter ist und wenn es Sommer ist, dann dem entsprechend. Leichtsinn und Zer- streuung müssen sie ablegen, wo sie auch sein mögen, sie müssen ruhig sein und sich des Schweigens befleissigen, Wild und Vögel nicht auf- schrecken, denn durch das Stillsein ‘wird ihr Versteck nicht verrathen und sie haben den Vortheil nicht bemerkt zu werden, und wenn sie dann angreifen wollen, nehmen sie die Gelegenheit dazu wahr ohne Auf- regung, Unruhe und Leidenschaft, sondern sie erheben sich mit festen, gesammelten, ruhigen, nicht flüchtigen und verwirrten Gedanken und vertrauensvollem, erhebendem und feurigem Muthe. Ihr Angriff muss sein wie ein loderndes mit Donner verbundenes Feuer, welches alles, was ihm vorkommt, grünes und trockenes verbrennt, damit sie einen voll- ständigen Sieg über ihre Feinde davon tragen und ihre Absicht erreichen. Die in einem Hinterhalt liegen, dürfen daraus nicht alle auf einmal hervorbrechen , damit der Feind sie nicht für viele hält und ihm ihre Anzahl zur Zeit ihres Angriffes verborgen bleibt; dabei müssen die Wächter den Stand des Feindes sorgfältig beobachten, und wenn der 1) Im Auszuge dieselben Ausdrücke bei Lord Munster 8. on 16 F. WÜSTENFELD, Hinterhalt sich in zwei Theile theilt, so ist dies besonders gut in der Voraussetzung, dass der Feind, wenn er ihre Anzahl für gering hält, oft- mals Lust bekommt, sie anzugreifen und sie, wenn dann der Hinterhalt der Muslimen flieht, verfolgt, dann bricht der zweite Theil gegen sie hervor. Keiner darf nach Beute begierig sein, sondern einer muss den anderen anfeuern, den Feind anzugreifen, niemand darf sich von den anderen entfernen, und wenn sie ihre Absicht erreicht haben, kehren sie auf ihre Plätze zurück, ohne einen von ihnen zurückzulassen. Wenn einem sein Pferd schwach wird, so lässt ihn der andere hinter sich auf- sitzen und lässt ihn nicht im Stich, denn daraus entsteht ein grosser Schaden, wie es bei den Truppen auf Expeditionen bekannt genug ist. Einige der früheren Könige haben für den Hinterhalt‘) die Hälfte der ganzen für einen Krieg aufgestellten Armee bestimmt und gesagt, der Hinterhalt sei das Fundament im Kriege, und wer keinen Hinter- halt habe, der setze seine Truppen dem Untergange aus. Andere sind der Ansicht, dass der Hinterhalt aus zwei Drittel der Armee bestehen müsse, noch andere sagen, die geringste Anzahl sei ein Drittel, weniger nicht. Wenn es für zweckmässig gehalten wird, so theilt der Feldherr die Mannschaft des Hinterhaltes in drei Theile, der erste entfernt sich nach beiden Seiten der Kundschafter nicht eine Meile weit und darüber hinaus nach der Seite, wohin der Feind entfliehen könnte, soweit als es die Aufstellung der Ungläubigen zulässt, und wenn die Länge der Linie auf beiden Seiten der Ungläubigen eine Meile betrüge, so würden jene an die äusserste Gränze der Meile, bis wohin das Ende der Linie des Feindes reicht, zu stehen kommen und dies ist eine der beiden Seiten der hinteren Schlachtlinie.e Der zweite Theil des Hinterhaltes steht auf der anderen Seite in derselben Ordnung und der dritte hinter der Armee im Rücken der hinteren Schlachtlinie. Die beiden zu beiden Seiten des 1) Während das Wort „Hinterhalt“ bisher von einem Corps gebraucht wurde, welches dem Feinde auflauert, bezeichnet es im Folgenden in dem Sinne von „Rück- halt“ auch ein Corps, welches von der Hauptarmee getrennt steht, um zur geeigneten Zeit als „Hülfscorps“ einzugreifen, und in einigen Fällen sogar vor der Front seine Stellung haben kann. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 17 Feindes aufgestellten Hinterhalte hindern die Flüchtlinge desselben, sich durch Umgehung auf die Muslimischen Truppen zu werfen und bilden einen Damm zwischen ihnen und zwischen einem Hülfscorps, wenn ein solches vorhanden ist, und bringen zu den Muslimen diejenigen zurück, welche zu ihren Feinden flüchten wollen; und der Hinterhalt hinter der letzten Schlachtlinie der Muslimen dient ihnen als Hülfscorps.. Wenn eine Abtheilung desselben durch einen besonderen Befehl zu einer ge- lagerten Truppe kommt, so nimmt der Hinterhalt hinter derselben seine Stellung, dadurch dient er zum Schutz für diese gelagerten und dadurch wird für die Sicherheit am besten gesorgt. Wenn die Aufstellung zur Schlachtordnung sehr ausgedehnt ist, so ist es am zweckmässigsten, dass der Hinterhalt sich in mehrere Theile theilt, um das Ganze zu schützen. Wenn ein Corps zu schwach ist und zum Weichen gebracht wird, so kommt ihm der hinter ihm stehende Hinterhalt zu Hülfe, vereinigt sich mit den Weichenden und füllt die entstandene Lücke wieder aus. So geschah es im J. 702 auf der so gen. Wiese el-Guffar !), freilich ohne dass ein Hinterhalt aufgestellt war, sondern durch die Hülfe Gottes. Als nämlich beide Armeen in Schlachtordnung aufgestellt waren, warfen sich die Tataren auf den rechten Flügel der Muslimen und durchbrachen ihn, so dass ein Theil der Flüchtenden nicht wieder zum Stehen ge- bracht werden konnte. Der linke Flügel der Muslimen konnte die Ta- taren nicht sehen. Als nun die Trommeln geschlagen wurden, kehrte ein Theil der Leute, welche schon geflohen waren, zurück, der linke Flügel vereinigte sich mit dem Centrum und so wurde die Schlacht- ordnung wieder hergestellt, als wenn keiner darin fehlte. So war also der linke Flügel gleichsam der Hinterhalt der Armee und zwar durch Gottes Fügung, nicht durch ihre Veranstaltung, und der Feind wurde so total geschlagen, dass er nachher keinen Widerstand mehr leisten konnte. Erkenne hierin, o kluger Feldherr, die That Gottes und seine Leitung; der Einsichtige deutet dabei auf den Hinterhalt hin, denn er befreiet die Armee aus sehr grosser Gefahr. 1) Abul-Fidä nahm Theil an dieser Schlacht; vergl. Annal.Muslem. T.V. pag. 184. Histor.-philolog. Classe. XXVI. 1. (6; 18 F. WÜSTENFELD, Über das Lager des Fürsten und der Truppen bei einer Belagerung, über den Platz, welchen jeder einzelne von ihnen im Lager einnimmt, nach der Ansicht der früheren Herrscher, und über die sorgfältige Deckung darin. Plan, Erläuterung zu dem Lager des Fürsten und der Truppen und dem Platze jedes einzelnen von ihnen. Um eine Festung, eine Burg oder d. gl. einzunehmen, (denn dazu sind manche nothwendige Dinge erforderlich, von denen man nicht eins entbehren kann), ist es nöthig, dass der zum Commandanten ernannte Emir ein treuer, erfahrener, einsichtsvoller Mann sei, welcher auf den ersten Blick erkennt, wer durch Einsicht und Kampfeslust zu dem Un- ternehmen tauglich ist, so dass sie seinen Anordnungen, die zu dem Unternehmen nöthig sind, bereitwillig folgen, ihm bündige Zusagen geben, mit äusserster Tapferkeit zum Schutz und Schirm ihm vorangehen, nach- dem sie ihm alle Waffen und Werkzeuge, welche zu einer Belagerung gehören, herbeigeschafft haben, wenn sie zur Belagerung schreiten, d. h. wenn der Sturm gemacht werden soll. Beim Angriff hängt der grösste, vollständigste und sicherste Erfolg ab !) von gut gearbeiteten festen Bogen, langen und kurzen Pfeilen, 312,7, eh Armbrusten, runden und langen Schilden, ll grossen und kleinen Körben, „„',} Kübeln, grossen und kleinen Wurfmaschinen, Schleudern, Indischen Bogen, welche in der Nässe aush alten, Raucherzeugern mit ihren Wurfmaschinen, den zu den 1) Der folgende Abschnitt ebenso bei Lord Munster S. . U Re: Yis Arne en mn era guen 3 n REN N 0. Sage DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 19 verschiedenen Arten des Werfens und Schleuderns zugerichteten Steinen, den Leitern mit Zubehör, den eisernen Instrumenten, womit die Stricke durchgehauen werden, viereckigen auf vier Beinen stehenden obl> leicht beweglichen Holzgerüsten, Spitzeisen, „> ww Zangen? —, ei- sernen Hacken, Beilen, Messern, gekrümmten Haken, Kesseln zum Schmelzen von Schwefel und Naphtha, scharfen Bohrern, Werkzeugen, mit denen der geschmolzene Schwefel ausgefüllt und mit denen bren- nende Naphtha geschleudert wird, Schwefel, Pech, Nutz- und Brennholz. Hierzu kommen die Handwerker, wie Zimmerleute, Sattler, Stellmacher, Pfeilschnitzer, Eisen- und Kupferschmiede mit ihren Werkzeugen, Stein- hauer und Minirer, und aus allen diesen Fächern die Mannschaft bis zu ihrem Meister, zur Aufsicht über das Ganze die Ingenieure, welche wieder dem bei der Belagerung commandirenden Emir unterstellt sind. Ferner die Schuster, Riemer und Deckenmacher, und alles was bei Fe- stungen an Proviant und Futter bereit gehalten werden muss und was zur Ernährung und Stärkung nöthig ist, und zum Schutz der Brücken, Gräben und W436 eingefriedigten Plätze mit ihren Umzäunungen, Pfei- lern, Mauern und Dämmen, die Wachthäuser und Warten mit ihren Wächtern und Wärtern, die Pförtner, die Thore und Schlüssel und deren Hüter und zuverlässige Aufseher, die Aufstellung der Mannschaften auf allen Seiten und Enden, das Anzünden der zahlreichen, weithin sicht- baren Leuchtfeuer, die Aufstellung jedes einzelnen Mannes an dem für seinen Auftrag passenden Platze, — dies sind die Dinge, von denen auch nicht das geringste verabsäumt werden darf. Erklärung des Lager-Planes. su} 1 der Fürst süäsl} 2 der Vorplatz „eo 3 die Flur sluhste sl) 4 das Secretariat und die ’Ulema el led 5 das geheime Cabinet sonst, vol? ol u>lo 6 Hof-Restaurant und Bedienung ul > 7 der Tafeldecker C2 zu vol SU mus suls)t umlz" ör A or; ee EN u ee Lu lee) SÄ süist res) ll u, u Känelt ul, ab Er va Bull >lo ul u>lo LEI sr ugs) Are) Bemall cn Kult 3 (zu,Dil PREENN RER SERIEN ot Sugnol >) Sugwost DL) F. WÜSTENFELD, 26 35 36 37 38 die Küche Stall für die Pferde des Fürsten Kriegs-Uasse Sitzungszelt der Grossen der Wezir Familie und Verwandte des Fürsten der Spiegelhalter (Kammerdiener) Oberster der Eunuchen die Eunuchen Garderobe des Fürsten die Moschee Wachen zu Pferde und zu Fuss Wach-Commandant die Strasse Commandeur des Haupt-Centrums Gefolge des Commandeur des Hauptcentrum die Prinzen ihr Gefolge Commandeur der Spitze des rechten Flügels Gefolge des Commandeur der Spitze des rechten Flügels ein Theil der Magnaten Commandeur des rechten Flügels Gefolge des Commandeur des rechten Flügels die Wachen ein General die Brüder Hauptweg zur Armee von der linken Seite 30 Schritt breit und so lang er sein kann die Wächter ein General die Brüder Gefolge des Generals DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. Km) >Lo a en es) sub3I a! il (Re le) DI. u>Lo Dun olswl ale &n SUN ou Kall a si gleil u>lo mul 377 Small ul, Vu (Ba Ust, sLeäslt Aust „am 151 „ball >10} Be) Aruo) al ugwol uLetel Kill in Knall 3 (u 69 70 21 Commandeur des Nachtrabes Umgebung des Commandeur des Nachtrabes deren Gefolge die Ärzte die Augenärzte die Wundärzte die Elephantenwärter, wenn vorhanden öffentlicher Restaurant die Leibwache der Oberst Cammerherr der dienstthuende Portier des Fürsten, welcher ihm die Eingaben überreicht der Untersuchungsrichter in Klagsachen die Wachen des linken Flügels Commandeur der Spitze des linken Flügels Wegkundschafter die Rechtsgelehrten und Notare Betplatz beim Herannahen des Festes die Wegemacher die Dienerschaft Vorsteher der Eunuchen gemeinschaftliche Stallungen Oberst Wach-Commandant die Prinzen der Cädhi der Polizeidirector die berittene Leibgarde Portiers General des rechten Flügels Gefolge des Generals des rechten Flügels Commandeur des Oentrums Gefolge des Commandeur des Centrums Hauptweg zur Armee von der rechten Seite 22 gb be debll, bs 5 we Augwol „all u>Lo ZN > A a Lo RN Kr w>lo „> rn) lt te a Luc wur Dlsuol al mul) u>lo mul) >Lo Ol=uol >| N KnoR) Sy Kuh et & b J,Dli, yo> u wid, gr vwo,J) xD} alu N et gl yo Ro, olsen oe), Gr et Gs) var) Ki KEY Klusitt all gut, Kim) Kisan N NE ul) Em ll ds F. WÜSTENFELD, 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 94 92 93 94 95 96 97 98 30 Schritt breit und so lang er sein kann ein General R der Feldprediger u. Waffen-Depot der oberste Diener, welcher die Leute bei dem Fürsten eintreten lässt der Wegweiser die Adligen Fahnen-Emir Trommler, Horn- und Zinkenbläser die Paukenschläger die Eunuchen Commandeur des linken Flügels Gefolge des Commandeur des linken Flügels die Wegemacher die Wegkundschafter Hauptweg zur Armee von der Rückseite 30 Schritt breit und so lang er sein kann der Wall und Graben die Wächter Posten bewaffneter Reiter Hauptweg zu den Truppen 30 Schritt breit und so lang er sein kann Oberster der Eunuchen der Marktplatz die Köche und ein Theil des Marktes Schutzwache zur Stütze des rechten Flügels und Gefolge rechte Seite des rechten Flügels Centrum des rechten Flügels linke Seite des rechten Flügels Mitte des Centrums DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 23 lt ey Kmili sl 99 Schutzwache zur Stütze des Centrums Sylt, ll, „eilt 100 das kleine und grosse Vieh und die Krippen ed („ol 101 die Hirten und ihre Knechte Bmal) SEN Kelmilt sl} 102 Schutzwache zur Stütze des linken Flügels Small sm 103 linke Seite des linken Flügels Spma) 5 104 Centrum des linken Flügels Bm) em 105 rechte Seite des linken Flügels ll Sl>,J) 106 Schildträger zu Fuss Ba Gl Jltol Sl} 107 Fussvolk mit Schwerdt und rundem Schild zus) mzöb Sl>J1 108 Fussvolk mit langem Schild und Lanze pl) Gmb KSUl Sl>, 109 Fussvolk bei den Wagen mit Schwerdt und? „NUN 506, Kali >, 110 Fussvolk ohne Waffen und Wagenführer small SCH Kludi sl® 111 Schutzwache zur Stütze des linken Flügels 50), > vs und zur Wiederherstellung einer Unord- nung, die sie bemerkt | LE} Key Audi SLR 112 Schutzwache zur Stütze des Centrums und 3,1, > Am zur Wiederherstellung einer Unordnung, die sie bemerkt ill ed Kalmdt st 113 Schutzwache zur Stütze des rechten Flügels | 9), M> Dim und zur Wiederherstellung einer Unord- | nung, die sie bemerkt | Auf die richtige Zeichnung des Planes in Bezug auf die Grössen- verhältnisse wird man nicht zuviel Gewicht zu legen haben; wollte man z.B. die unter Nr. 34. 70. 85 u. 89 angegebene Maasse der Hauptwege von 30 Schritt Breite zu Grunde legen, so würde die ganze Länge des Lagers höchstens 450 Schritt, die Breite höchstens 280 Schritt betragen, ein Platz, welcher nur für ein sehr kleines Belagerungscorps ausreichen würde, zumal da man die Hälfte desselben für die verhältnissmässig ge- ringe Anzahl von Personen in der Umgebung des Fürsten, für die Ofliciere und Beamten rechnen muss. In kleinerem Maassstabe und weniger aus- führlich sind ähnliche Zeichnungen von Muhammedanischen Lagern aus Arabischen Handschriften nachgebildet von Lord Munster a. a. O. 8. 44—46, und S. 61 finden sich dieselben Figuren der Schlachtordnungen, 24 F. WÜSTENFELD, wie sie in den folgenden Abschnitten vorkommen, ein Beweis mehr für die Verwandtschaft der beiden Werke. — Einige Ausdrücke weisen auf den Persischen Ursprung hin. Der Fahnen-Emir (77) gehört hier nur zu dem Gefolge des Fürsten und hat mit der Belagerung nichts zu thun. Sein Amt war, den zu Statthaltern in den Provinzen ernannten Per- sonen als Zeichen der ihnen übertragenen Würde und Macht von Seiten des Sultans eine Fahne zu überbringen. Vergl. Meninski Lexic. s. v. „ul. JR 3 sa) nd) Kuss „5 Neunte Unterweisung. Die Aufstellung des Feldherrn zur Schlachtordnung. Gott spricht (Sure 61, 4): Siehe, Gott liebt diejenigen, welche für seine Sache in Schlachtordnung kämpfen, als wären sie ein fest zusam- mengefügtes Gebäude. Und Gott spricht (Sure 3, 117): Und sieh’ da, du gingest frühmorgens von deiner Familie, um den Gläubigen einen Platz zum Kampfe zu bereiten. Useid überliefert von dem Propheten: am Tage von Badr, als wir uns geordnet hatten, und sie sich gegen uns ordneten, sprach er: wenn sie euch nahe kommen, dann gebraucht eure Pfeile. Dies ist eine wahre Überlieferung, der Ausdruck SS} bedeutet 8 sie kommen euch nahe, AR ist ol die Nähe, er meinte: schiesst nach ihnen, wenn sie euch nahe sind, aber schiesst nicht nach ihnen aus der Entfernung. Nach einer anderen Version heisst "es in dieser Tradition: wenn sie sich um euch schaaren, „S) in der Bedeutung von Ss’S} wenn sie in grosser Zahl zu euch anrücken, dann schiesst auf sie, aber zieht nicht „u eure kurzen Pfeile; oder nach anderen: wenn sie euch nahe kommen, so schiesst auf sie, aber zieht nicht die Schwerdter, bis sie an euch herangekommen sind. ‚WS Nabl sind die Arabischen pw Sihäm (kurzen) Pfeile, sie sind zierlich und nicht so lang, wie die übrigen „L&5 Nuschschäb-Pfeile, und die en Husbäan- DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 25 Pfeile sind noch kleiner als die Nabl und werden von grossen Bogen mit der Armbrust (s)L=! geschossen, als nom. unit. Sum> Husbäna. el-Muleihi überliefert nach seinen Gewährsmännern von el-Barä ben ’Azib !): Der Prophet stellte am Tage von Ohod an die Spitze eines Corps Fussgänger von funfzig Mann den Abdallah ben Gubeir und sprach: Wenn ihr seht, dass die Vögel uns wegholen, so weichet nicht von diesem eurem Platze, bis ich zu euch schicke, und wenn ihr sehet, dass wir die Leute in die Flucht schlagen, und unter die Füsse treten, so weichet nicht, bis ich zu euch schicke. Sie schlugen sie dann in die Flucht und (erzählt el-Barä) ich habe bei Gott! die Frauen davon laufen sehen, dass man ihre Fussspangen sehen konnte und ihre Beine ihre Kleider in die Höhe hoben. Da sprach Abdallah ben Gubeir zu seinen Begleitern, [welche hinzu eilen wollten]: habt ihr vergessen, was euch der Gottgesandte gesagt hat? Sie erwiederten: Wir wollen gehen und die Leute einholen. Als sie dann hinkamen, wurden ihre Gesichter umgekehrt [sie wurden zur Umkehr gezwungen] und sie wandten sich zur Flucht, und jetzt war der Zeitpunkt, wo der Bote sie zuletzt zu Hülfe rufen wollte, da bei dem Propheten nur noch zwölf Mann zurück- geblieben waren. Während sie nun zuerst von uns geschlagen waren, erlitt der Prophet danach durch die Ungläubigen einen Verlust von 140 seiner Anhänger, von denen die eine Hälfte gefangen genommen, die andere getödtet wurde. Abu Sufjän rief den Leuten dreimal zu: ist Muhammed unter euch? Allein der Prophet verbot ihnen, ihm zu ant- worten. Dann rief er dreimal: ist (Abu Bekr) Ibn Abu Kuhäfa unter euch? und noch dreimal: ist (Omar) Ibn el-Chattäb unter euch? Hier- auf kehrte er zu seinen Leuten zurück und sprach: diese sind bereits getödtet.. Da konnte Omar nicht länger sich selbst beherrschen und rief: bei Gott! du lügst, o Feind Gottes! die du da hergezählt hast, sind alle noch am Leben, und dir ist noch vorbehalten, was dich ver- derben soll. Er erwiederte ?): ein Tag (bei Ohod) gegen den anderen 1) Vergl. el-Bokhari tradıtions Mahometanes par Krehl. Vol. II. pag. 78. 2) Vergl. Ibn Hischäm, Leben Muhammeds. 8. 582. Histor.-philolog. Classe. XYVLI. 1. D 26 F. WÜSTENFELD, (bei Badr), das Kriegsglück ist veränderlich; dann sprach er in Reimen: erhebe dich, Hubal! Jetzt sprach der Prophet: wollt ihr ihm nicht antworten? sie entgegneten: was sollen wir sagen? Er sprach: rufet: Allah ist der höchste und gepriesenste. Jener erwiederte: Wir haben die Göttin "Uzzä, ihr habt keine ’Uzz&. Der Prophet fragte abermals: Wollt ihr ihm nicht antworten? — Sie: was sollen wir sagen? — Er: rufet: Allah ist unser Herr, ihr habt keinen Herren. — Dies ist eine wahre Überlieferung. Ibn Ishäk erzählt in den „Feldzügen‘“ !), dass der Prophet am Tage von Ohod den Berg, nämlich den Ohod, in seinen Rücken genommen habe, dann sprach er: kämpfet nicht eher, bis wir euch den Befehl dazu geben. Der Gottgesandte, welcher 700 Mann bei sich hatte, stellte diese in Schlachtordnung und berief an die Spitze der Bogenschützen den Abdallah ben Gubeir, welcher an dem Tage mit einem weissen Überwurf bekleidet war; ‘die Zahl der Schützen betrug funfzig. Dann. sprach zu ihm der Gottgesandte: halte von uns die Reiter durch Pfeile ab, damit sie nicht von hinten über uns kommen, mag das Treffen sich für oder gegen uns wenden, so bleibe fest auf deinem Posten, damit wir nicht von deiner Seite angegriffen werden. Als nun die Ungläubigen sich zur Flucht wandten, eilten die Bogenschützen den Truppen nach, um an der Plünderung Theil zu nehmen, dadurch gaben sie den Rücken dem Angriffe der Reiterei preis, welche sie nun von hinten überfiel. Im Kriege muss man wachsam, umsichtig, listig und trügerisch sein; Gott spricht (Sure 3, 47): Sie (die Juden) waren listig, aber auch Gott war listig und Gott ist unter den Listigen der beste. Nach einer Über- lieferung des Gäbir ben Abdallah hat der Gottgesandte gesagt: der Krieg ist ein &ei\> Betrug; dies ist eine sichere Überlieferung, welche Muslim unter seine Seltenheiten aufgenommen hat ?.. Das Wort &sA> kann auf dreierlei Weise ausgesprochen werden: erstens sa als Nomen vicis, dann bedeutet es nach el-Chattäbi, dass der Krieg so (ein einmaliger Be- 1) Vergl. Ibn Hischam pag. 560. 2) Muslim, Corpus tradit. ed. Calcutt. Tom. II. pag. 142; auch Bochäri, par Krehl. Vol. II. pag. 254. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 27 trug) ist, wenn damit das Morden der Leute beendigt und nicht zum zweiten Male wiederholt wird, in dem Sinne: die Sache wird mit einem Male entschieden ; zweitens KeA> ein Betrug als Nomen von aa wie man sagt ee ein Spiel; drittens Kei> Täuschung in dem Sinne, dass der Krieg die Leute täuscht, Erwartungen in ihnen rege macht und sie nicht erfüllt. List und Trug sind übrigens im Kriege gegen die Un- gläubigen erlaubt, wenn sie auch in anderen Fällen unerlaubt sind. Fussvolk und Reiter im Kriege zur Schlacht zu ordnen ist eine alte Sitte der Fürsten und Gewohnheit der kämpfenden Parteien, nur sind sie über das Wie? der Aufstellung verschiedener Meinung, je nach- dem sich die Ansicht jedes einzelnen Fürsten oder Feldherrn darüber entschied und auch die Anhänger des Islam und des Glaubens an die Liebe Gottes zu ihnen unterscheiden sich durch die Art ihrer Schlacht- ordnung. Gott spricht (Sure 61, 4): Siehe, Gott liebt diejenigen, welche für seine Sache in Schlachtordnung kämpfen, als wären sie ein fest zu- sammengefügtes Gebäude. Sie erlangen diese Auszeichnung, wenn sie die Schlachtordnung gut machen, wie sie kein anderer hat, und sie haben die rechte Weise. Gott spricht (29, 69): Und diejenigen, welche für uns kämpfen, werden wir unsere Wege führen. Ihnen ist die Ver- heissung des Sieges gegeben, Gott wird ihnen den Sieg verleihen. Gott spricht auch (Sure 22, 41): Gott wird dem zum Siege helfen, der ihm hilft. Chälid ben el-Wälid war in der Aufstellung zur Schlachtordnung erfahren und dabei umsichtig; es wird erzählt, dass er niemals eine Schlacht geordnet habe, ohne Sieger zu sein, und in der Chronik von Syrien ist seine Art der Anordnung angegeben. — Wenn nun die Schlacht und der Kampf sich naht und das Niederstrecken der Streiter beginnt und die Helden gegen einander stürmen, dann geht mancher aus sich heraus, er fühlt sich dadurch beengt, dass er einem anderen gehorchen soll und möchte sich in Überhebung dessen Befehlen und Verboten ent- ziehen, allein wenn der im Range und Commando über ihm stehende befiehlt, so wird er dessen Befehle willig folgen. Die Griechen be- sassen in dieser Beziehung eine bewundernswürdige Selbstbeherrschung D2 28 F. WÜSTENFELD, bei der Ordnung ihrer Glieder und Corps und in dieser Eigenschaft lag neben ihrer Tapferkeit eine bedeutende Macht. Die Perser haben in ihren Kämpfen mit den Türken sehr ausgedehnte Aufstellungen gemacht, wie es in ihren Chroniken berichtet wird. Der Krieg ist eine gegen- seitige Jagd und der Jäger muss nothwendig List anwenden, bis die Jagd beendigt ist. Wir wollen nun durch Figuren der Reihe nach die verschiedenen Schlachtordnungen beschreiben, welche die erfahrenen früheren und die Islamitischen Herrscher angewandt haben. Der Herrscher muss sich des Rathes der älteren Emire und des Armee-Commandeurs in Angelegenheiten des Krieges bedienen, wie Gott spricht (Sure 3, 153): und frage sie um Rath in den Angelegenheiten. Ibn Ishäk erzählt in den „Feldzügen“'): Als der Gottgesandte von Wädil-Gafrä aufbrach und hörte, dass die Kureisch gegen ihn im An- marsch seien, fragte er seine Leute um Rath und zuerst redete Abu Bekr sehr schön, darauf folgte Omar und redete ebenfalls sehr gut, dann erhob sich el-Mikdäd ben Amr und sprach: © Gesandter Gottes! gehe wohin dir befohlen ist, und wir werden mit dir sein; wir werden nicht sagen wie die Kinder Israels: gehe du und dein Herr und kämpfet, wir werden hier stehen. bleiben; sondern: gehe du und dein Herr und kämpfet, wir werden in Gemeinschaft mit euch beiden kämpfen. Bei dem, welcher dich in Wahrheit gesandt hat, wenn du mit uns nach Birk el-Gimäd ?) ziehen wolltest, wir würden dahin an deiner Seite fechten, bis du es erreichtest. Der Gottgesandte erwiederte ihm: wohl gesprochen! und er segnete ihn. Dann wandte er sich um und sprach: gebt auch ihr mir euren Rath; er meinte die Ancär 3), weil ihrer eine bedeutende Anzahl war; da sagte Sa’d ben Mu’äds: es scheint, o Gottgesandter, als wenn du uns meintest. Aller- dings, erwiederte er, und Sa’d fuhr fort: Wir haben an dich geglaubt und dich für wahrhaftig gehalten und bekannt, dass das, was du uns 1) Vergl. Ibn Hischäm pag. 434 auf dem Zuge nach Badr. 2) Vergl. Jäcät Bd. 1. 8. 589. 3) Die mit ihm nach Medina geflüchteten Mekkaner. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 29 gelehrt hast, die Wahrheit sei; wir haben dir dafür den Schwur geleistet und bekräftigt, dass wir hören und gehorchen wollen. So gehe nun, o Gottgesandter, wohin dir befohlen ist, wir werden mit dir sein; bei dem, der dich in Wahrheit gesandt hat, wenn du mit uns dieses Meer überschreiten wolltest, wir würden uns mit dir hineinstürzen, nicht einer von uns würde zurückbleiben; wir haben nichts dagegen, dass du morgen mit uns unseren Feind treffen willst, wir sind gewiss standhaft im Kriege, zuverlässig im Kampfe, vielleicht wird Gott dir an uns zeigen, was dein Auge erfreut; so ziehe denn mit uns unter Gottes Segen. Der Gott- gesandte freute sich über die Rede des Sa’d und wurde sehr lebhaft in seinen Worten, dann sprach er: auf! verkündet frohe Botschaft, denn Gott hat mir eine von beiden Abtheilungen') versprochen; bei Gott! es ist mir, als wenn ich jetzt schon die Leute hingestreckt sähe. Omar sprach: bei dem, in dessen Hand mein Leben ist, sie werden nicht ver- fehlen, sie hinzustrecken. Die früheren Herrscher hatten verschiedene Arten, in denen sie die Schlachtordnung aufstellten, denn darin bestand die grösste Kunst der Kriegführung, und wir wollen jetzt damit beginnen, was die früheren über die Aufstellung der Armee gesagt haben, ohne etwas zu ihren Worten hinzuzusetzen, oder davon wegzulassen; der Einsichtige, welcher für die Verhältnisse des Krieges ein Verständniss hat, wird, wenn er dieses Buch liest und überdenkt, die darin befindlichen Pläne benutzen und andere Dinge davon auswählen, je nachdem es die Schlachtfelder für ihn erforderlich machen oder wie es nach seinem Belieben der Lage, in welcher er sich befindet, angemessen ist. Gelobt sei Gott, welcher uns lehrt, was wir nicht wissen; ihm sei Lob und Dank dafür! Erster Theil. Über die Schlachtordnung, mit sieben Figuren. Einer der früheren Schriftsteller sagt bei der Beschreibung der 1) D. i. entweder die Caravane der Mekkaner, die er aber verfehlte, oder die zu deren Schutz ausgezogenen Mekkaner, welche er bei Badr schlug. 30 F. WÜSTENFELD, Schlachtordnungen, dass er für jede Ordnung einen besonderen Abschnitt gemacht habe mit ihrer Abbildung und der Aufstellung ihrer Mann- schaften. Von diesen zeigt die erste die Gestalt einer Mondsichel und dies ist die vorzüglichste aller Aufstellungen nach dem Urtheile der äl- teren Persischen Könige. Hiervon giebt es zwei Formen, die eine die ausgedehnte mondsichelförmige, welche auch die Schutzwehr oder die sichelförmige spitzige genannt wird, und dies ist diejenige mondsichel- förmige, in welcher die beiden Bogen auf beiden Seiten zusammentreffen und die beiden Rückseiten zwei convexe Winkel bilden nach der Figur des Mondes, etwa in dieser Form Die zweite Form ist diejenige, in welcher jeder Bogen von den beiden Reihen der beiden Seiten und der Rückseite zwei abgetrennte Enden hat und die beiden Enden des grossen Bogens über den kleinen um etwa den vierten Theil dessen herausgehen, was zwischen den beiden Enden des kleinen Bogen liegt. Die Figur ist in dieser Form ST DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. sl Welche von beiden Aufstellungen nun auch für die Armee nöthig sein sollte, so muss, wenn sie nicht zahlreich ist, die Anzahl der Glieder in ihrer Mitte am grössten sein, das Commando der spitzigen, ausge- dehnten Flügel muss den besten und umsichtigsten Officieren übertragen werden, welche mit der grössten Ausdauer die grösste Festigkeit, Muth und Tapferkeit verbinden. Zwischen ihnen und zwischen den beiden als Hinterhalt aufgestellten Corps muss bis an die Seite der Rundung eine Entfernung von etwa einer viertel Meile!) sein und bis an die Gränze der Linie des Feindes eine Entfernung von einer Meile; zwischen diesem Hinterhalt und seinen Pfeilschützen, welche nach der Seite des Feindes zu voranstehen, ist eine Entfernung von einer halben Meile. Der Bogen der Mondsichel, welchen die die Hälfte der Armee aus- machenden Glieder einnehmen, hat eine Ausdehnung von anderthalb bis zwei Meilen; zwischen dem Centrum seines Bogens und der Mitte seiner Sehne ist etwa eine viertel Meile oder mehr, je nachdem die Armee im Stande ist den Bogen zu machen und sich nach beiden Seiten aus- zudehnen. Zwischen der Gränze seiner Sehne und zwischen dem Platz der ihr zunächst stehenden mittleren Vorhut ist eine Entfernung von einer Meile und zwischen dieser und zwischen der ersten Vorhut eine Entfernung von einer halben Meile. Der Tummelplatz der Reiterei für die vorderen Glieder ist zwischen der Mitte seines Bogens und der Gränze seiner Sehne. In dieser Ordnung sind die Glieder der Armee zum Vormarsch aufgestellt in einer Weise, dass an dieser Ordnung, wie sie einmal ist, nichts ge- ändert wird und wenn sie mit dem Feinde in dieser Aufstellung zu- sammenstossen, so bleibt die Mannschaft des Uentrums fest auf seinen Plätzen stehen, ohne sich davon zu entfernen, dagegen die Mannschaft des rechten und linken Corps rückt ganz allmälig vor und die äussersten Enden der beiden Flügel gehen etwas rascher vor, als die ihnen zunächst stehenden; z. B. wenn die Mannschaft des rechten und linken Corps einen Schritt vorgeht, so geht die Mannschaft der spitzen Flügel zwei Schritt vor, was in der Wendung nach Innen einen Raum von andert- . 1) Eine Arabische Meile wird einer Englischen etwa gleich gerechnet. 32 F. WÜSTENFELD, halb Fuss nach Innen beträgt. Dies geschieht in verhältnissmässiger und gleichmässiger Weise, bis dass, wenn das Hauptcorps mit einem Theile seiner Seiten zusammentrifft, Halt gemacht wird, wobei die Vor- posten auf den Seiten sich mit den Officieren der äussersten Enden der Flügel vereinigen. Die Mannschaft des Centrums geht. nicht einen Schritt vor, ausser wenn ein Rückzug der feindlichen Armee bemerklich wird, dann rückt sie langsam ein wenig vor und zwar halb soviel, als die Mannschaft des rechten und linken Corps vorrückt; das Stehenbleiben ist für sie besser, so lange die Schlacht noch im Schwanken ist, sei es dass man auf eine Umkehr gefasst sein oder einen Hinterhalt befürchten müsste und sie hört nicht auf, geduldig und fest Stand zu halten. Die Mannschaften der beiden Flügel rücken nach und nach ein wenig vor, so weit es ihnen möglich ist, ohne dass ihr Vorgehen auffallend bemerkt wird, bis es damit soweit gekommen ist, dass sie mit dem Hauptcorps und durch die Verbindung mit der Mannschaft des Hinterhalts den Ring um den Feind schliessen können und der Feind in ihre Mitte zu stehen kommt. Wenn sie etwas von dem, was ich erwähnt habe, versäumen, so wird ihre Ordnung verdorben und ihre Glieder bekommen eine andere Richtung, als sie vorher bestimmt hatten. Zuweilen wird die Anordnung so sehr verändert und verschlimmert, dass der Armee-Commandeur dar- über besorgt wird und selbst die Runde bei ihnen macht, um ihre Vor- gesetzten anzuweisen, wie sie mit je einem oder mit je zwei Schritten vorgehen sollen, er zeigt ihnen dies, treibt sie dazu an und ermuthigt sie fest zu stehen und auf ihren Plätzen auszuharren. Es ist mir be- kannt geworden, dass el-Malik el-Dhähir, als die Tataren sich in Schlacht- ordnung gestellt hatten, bei seinem Vordringen gegen Üäsarea nach diesem Muster seine Truppen geführt habe, bis er jene in einen Ring fasste und ihnen die berühmte Niederlage beibrachte, welche in den Annalen erwähnt wird und wie man nichts ähnliches gehört hat. Hierzu wird sich jeder tapfere, kühne, verwegene Held entschliessen, welcher den Tod nicht fürchtet, sondern sein Leben an Gott verkauft, wie Gott spricht (Sure 9, 112): siehe, Gott kauft von den Gläubigen ihre Habe und ihre Seele u. s. w.; denn er ist bemüht, zu dieser Art der Schlacht- DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 33 ordnung die Anleitung zu geben, weil in ihr das Princip der Überlistung im Kriege und die Kunst den Feind Gottes zu fassen und über ihn zu siegen enthalten ist. Die dritte Form. Diese Form hat eine hohe Bedeutung und gewährt einen grossen Nutzen; die Perser haben sie angewandt und die Sicilianer haben sie bei ihren Schlachtordnungen nie verlassen und damit ihre Absicht erreicht. Bei dieser Aufstellung muss die Länge ebenso sein als die Tiefe, z. B. wenn die Länge zwei Meilen ist, muss die Tiefe eine Meile sein, wie diese Figur!) | nn au un se Er?) will damit sagen, dass die Länge der zweimaligen Tiefe gleich sein muss, ungeachtet er sie quadratisch nennt, und dies ist eine von den Figuren des Euklides, welche quadratisch mit rechten Winkeln und verschiedenen Seiten genannt wird. Man bestimmt also ihre Tiefe bei der Aufstellung der Reiterei, dann muss nach. der Zahl der Glieder in der Länge die Aufstellung für die Pferde in der Tiefe halb so gross werden, als ihre Aufstellung in der Länge, und wenn in dieser Weise richtig verfahren wird, so kommt bei der genauen Richtung der Glieder die quadratische Figur heraus durch die Gleichmässigkeit in ihrer Auf- bauung. Dieser Anordnung kann die Aufstellung des Feindes nur dann schaden, wenn diese sichelförmig und die Reihe des Feindes weiter aus- gedehnt ist, alsdann muss ein umsichtiger Feldherr der Mannschaft des 1) Der Arabische Text reicht hier bis unten auf die Seite und deshalb sind die Worte hinzugesetzt „auf der folgenden Seite“, hier fehlt aber die Figur und der Text fährt in der obersten Zeile fort. 2) d. i. der hier benutzte Autor; vergl. Aelianus Taktik, Cap. 18. Histor.-philolog. Classe. XXVI. 1 E 34 F. WÜSTENFELD, obersten Hinterhaltes den Befehl geben, über die äusserste Länge der Reihe soweit vorzugehen, dass er der Flügelspitze der feindlichen Armee- reihe gleich kommt, was ungefähr eine halbe oder eine viertel Meile betragen kann und gewöhnlich wird diese Entfernung nicht überschritten, so dass es nöthig würde, sie auf eine Meile auszudehnen, mit Beziehung darauf, was wir als feststehend angenommen haben, dass die Ausdehnung eines der beiden Heere zwei Meilen betrage; dann findet die Erweiterung in gleicher Weise nach beiden Seiten statt. Ist dieses in einigen Fällen besonders angezeigt, so muss der Heerführer die Hinterhalte der Flanken in drei, vier oder fünf Theile theilen, je nachdem es die Umstände erfor- derlich machen, und wenn es noch mehr als diese sein müssten, so wird er die Anordnung treffen, und wenn es nöthig sein sollte, die Hälfte der Armee als Hinterhalte aufzustellen, so wird er es thun und sich dadurch den Rücken decken. Zu diesem Zweck stellt er den ersten Hinterhalt, welcher seiner Armee am nächsten ist, von dieser in gerader Richtung auf die Länge von einer viertel Meile auf und weiter nach vorn auf eine halbe Meile. Der zweite Hinterhalt, welcher in der Nähe jenes ist, ent- fernt sich von ihm nach rechts hin auf eine weitere viertel Meile und Abtheilungen davon gehen noch weiter nach vorn vor bis auf eine halbe Meile oder noch mehr, wenn dies von jeder Seite geschehen kann. So wird ein vollständiger Schutz für diese Aufstellung erreicht, seine Officiere mit seinen Fahnen bilden ringsherum einen Kreis, wie wir es beschrieben haben und in der Mitte des Centrums bleibt ein freier Platz wie die Hälfte eines kleinen Bogens, wo der Heerführer sich befindet, um die Truppen zum Kampf anzufeuern, und wo der Fürst einen Ausblick hat, um die Lage der Truppen übersehen zu können, vor sich einen grossen Theil der kostbaren Gewänder, der Kriegskasse, der Pferde u. d. gl., in einiger Entfernung der Heerführer in der Mitten der Truppen bei der Theilung des Centrums, ohne dass zwischen ihm und dem Heer- führer, welcher in dem Centrum des Bogens steht, Jemand hindernd im Wege steht, so dass er Zeuge ist von der Besorgniss bei den einen und dem Verlangen nach dem Gebet bei den anderen u. s. w. Zuweilen geht der Fürst vor, bis dass er die Lage des Heeres beobachten kann und sich in die Mitte des Bogens stellt, um dadurch den Muth der DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 39 Mannschaft in den Gliedern auf beiden Seiten und der nächsten in den darauf folgenden Gliedern zu stärken, zuweilen redet er sie auch selbst an, flösst ihnen Muth ein und verspricht ihnen von Gott die Belohnungen in jenem Leben und von sich jährliche kostbare Geschenke und schickt ih- nen ein Corps nach dem anderen, einen Trupp nach dem andern zur Hülfe; und wenn einer der Hinterhalte zu schwach ist, schickt er ihnen Ver- stärkung, ohne dass sie ihren Platz verlassen. Die Unterstützung der Hinterhalte und anderes gehört zu den Veränderungen der Neuzeit, wo- durch der Muth der Truppen gestärkt und, wenn sie es von dem Fürsten selber hören, ihre Kraft gefestigt wird. Die vierte Form der Schlachtordnung. Zu den Aufstellungen, welche im Kriege gemacht werden, gehört auch diese Ordnung, weil sie wegen ihrer Vortrefflichkeit, wegen der Deckung, welche sie gewährt und wegen ihrer kräftigen Wirkung mit dem Namen RIRS] at el-caff el-dabbäbi ‚die verdeckte Ordnung!)‘‘ bezeichnet wird. Ihre Tiefe richtet sich gewöhnlich nach der Stärke der Nachhut zu beiden Seiten, und die Nachhut nach der Länge der beiden Flügel, und es wird damit eine Täuschung beabsichtigt, zuweilen um die Stärke des Feindes abzuschätzen, zuweilen um die Stärke des eigenen Centrums gering erscheinen zu lassen, zuweilen zu anderen Zwecken. Ein Bild davon giebt diese Figur 1) Diese Bedeutung scheint der später wiederkehrende Ausdruck dabbäbi zu haben, eigentlich „heranschleichend und nach und nach sich entwickelnd‘“; vergl. Lord Munster S. 4; man findet zwar auch ‚zu el-dsubäabi geschrieben, was man durch „scharf, schneidig‘* wie die Schärfe des Schwerdtes „Lö erklären könnte, aber nicht so passend. E2 36 F. WÜSTENFELD, Diese Ordnung gewährt eine vollkommene Deckung, besonders wenn dabei der Zugang zu einer der Hauptstrassen gegen den Feind eingenommen wird. Das Verfahren dabei ist dieses, dass die vorderen Hinterhalte grösser sind als die ersten Linien, und der erste Hinterhalt muss auf einer von beiden Seiten von dem äussersten Ende derselben in der Entfernung von einer halben Meile vorgehen und nach vorne eine halbe Meile vormarschiren und wird dabei dadurch unterstützt, dass ein anderer der Hinterhalte seinen Platz wieder ausfüllt, und so fort bis in die letzte Reihe auf beiden Seiten. Der Zweck bei dieser An- ordnung ist, nicht merken zu lassen, wie oft die Hinterhalte vorgeschoben werden können, und wenn die Hinterhalte in dieser Weise nach der Zahl der Glieder zweimal aufgestellt würden, so dass sie zwei Drittel ausmachten, so würde dies zulässig oder von besonders grossem Nutzen sein. Diese Form nähert sich in ihrer Anordnung der umgekehrten sichelförmigen Aufstellung in ihrem Aufbau. Die fünfte Form der Schlachtordnung hat die Form eines Rhombus und die Aufstellung ist länglich gleichseitig. Diese Aufstellung hat eine geringe Tiefe bei ausreichender Länge, sie ist die leichteste Art in der Anordnung, bei einer Verwirrung und Störung am wenigsten einer Veränderung ausgesetzt, wird in unserer Zeit am häufigsten an- gewandt, erfordert am wenigsten eine grosse Geschicklichkeit und Er- fahrung in der Zusammensetzung, und die Herstellung erfolgt durch einen augenblicklichen Befehl an die Gesammtheit. Die Figur ist diese DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 37 Diese Aufstellung hat einen grossen Nutzen, um den Feind bei ‘der Ausdehnung ihrer Länge und ihrer Bauart durch die grosse Zahl in Furcht zu setzen und obendrein erfordert sie weniger Hinterhalte als eine andere, und wenn diese doch in grösserer Menge vorhanden sind, so ist das Richtige, dieselben in drei Theile zu theilen, so dass ein Drittel an vier Stellen den Vortrab bildet, das zweite Drittel auf den beiden Flügeln der Mitte der Armee an zwei Stellen steht und das übrige Drittel hinter der Rückseite an drei Stellen, auf der Spitze der Rückseite und auf der Mitte derselben. Wenn es für gut gehalten wird, dass der ganze Hinterhalt aus dem dritten Theile der ganzen Armee bestehen soll, so ist dies angemessen; wenn er so weit verringert werden soll, dass er aus dem vierten Theil der Armee besteht, so mag dies noch passend sein, aber nicht weniger als dieses. Diese Aufstellung wird genommen, wenn der Feind in solchem Maasse an Zahl überlegen ist, dass dadurch unter den Muslimen Muthlosigkeit entsteht, dann suchen sie sich selbst zu ermuthigen und nehmen diese breite Stellung, damit durch ihre Ausdehnung ihr Geschrei verstärkt wird und der Feind desshalb sie fürchtet. Ihre Tiefe darf aber nicht weniger betragen als drei auf einander folgende Corps. Zuweilen nehmen sie dabei keine Reiterei hinzu, wenn sie ebensoviel Fussvolk und Leichtbewaffnete bei sich haben, dann entstehen im Ganzen sechs Glieder für sechs Emire. Auch wird wohl ungeachtet der Menge und Stärke diese Aufstellung genommen in zwei Fällen, einmal wenn die Armee den Feind erfasst bei der Vereinigung der Wege von der linken und rechten Seite durch ihre Ausdehnung, zweitens richtet sich ihre Ausdehnung zuweilen nach der Ausdehnung einer Ebene, sodass die beiden äussersten Enden der Armee nach beiden Seiten an eine unwegsame Fläche oder an den Fuss eines Berges oder an rauhen Boden hinanreichen, durch deren Deckung eine grosse Sicherheit erzielt wird. Die sechste Form der Schlachtordnung. Unter den Aufstellungen ist eine, welche die langgestreckte genannt wird und deren Länge viel geringer ist als die Tiefe; z. B. wenn das Maass einer Aufstellung nach beiden Seiten eine Meile beträgt, so beträgt die Tiefe sechs Meilen und 38 F. WÜSTENFELD, darüber. Das Centrum einer solchen Aufstellung ist unter dem Namen „halber Rhombus‘‘ bekannt‘) und von grossem Nutzen um eine Haupt- strasse zu bewachen, und wenn die Anzahi der Hinterhalte grösser sein kann als die Hinterhalte des Hauptcorps, so gewährt dies den Mannschaften einen äusserst grossen Nutzen, und ebenso, wenn sie nach der Seite des Feindes hin eine grössere Anzahl aufstellen wollen, z. B. dass drei Viertel derselben nach der Seite des Feindes stehen und das übrige Viertel als Hülfshinterhalte in fünf Theile getheilt, da- von einer zur Rechten, der andere zur Linken, zwei an den beiden Winkeln der Rückseite und der fünfte gegenüber dem Gommandeur der Rückseite in der Mitte. Der Vormarsch des ersten Hinterhaltes auf jeder Seite dieser Armee geschieht von der Stelle aus, die dem Feinde zunächst ist, und so fort der Frontseite entlang in Entfernung einer Meile und marschirt ihr voran in Entfernung einer Meile auf gleiche Weise, bis die Hinterhalte über die beiden Enden der Frontauf- stellung der feindlichen Armee hinaus sind. Bei dieser Aufstellung ist kein Unglück zu befürchten, ausser wenn die Soldaten den Muth verlieren, durchbrochen werden und die Flucht ergreifen, denn eine schlechte Ausführung derselben bekommt die Vergeltung und erreicht den Zweck in keiner Weise und die durch die Verwirrung entste- hende Veränderung ist für die Gemüthstimmung der Leute sehr nach- theilig, wesshalb man bei der Anwendung derselben in solcher Lage sehr vorsichtig sein muss, Die siebente Form der Schlachtordnung. Eine der Formen 1) In dem Arabischen Texte S. 9 ist die Figur umzukehren. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 39 ist die Kreisform, welche manche den Ofen nennen. Diese Aufstellung wird aus verschiedenen Anlässen gewählt, einmal wenn die Zahl des Feindes so gross ist, dass sie die der Muslimen mehrfach übersteigt, und das Schlachtfeld ist weit, so werden sie, wenn sie sich darauf ausbreiten, indem sie die vorher erwähnten Stellungen annehmen, zerstreut und ihre Widerstandsfähigkeit wird in den Augen der Feinde gering geachtet und sie machen Halt um in Geschwindigkeit ihre Anzahl abzuschätzen; zweitens werden zuweilen die ihren Kundschaftern gegebenen Befehle schlecht ausgeführt, einige ihrer Hinterhalte vermischen sich mit den Hinterhalten des Feindes, und ähnliche Fälle, dann ist es nöthig, dass sie sich von allen Seiten auf einen Angriff gefasst machen und sie stellen sich in nach dieser Figur in einander verschlungenen Gliedern auf, um nach allen Seiten hin gesichert zu sein und die Möglichkeit zu haben sich gegenseitig zu unterstüzen und den Sieg davon zu tragen. Diese Aufstellung ist in sich selbst und in den Hinterhalten von allen die unbedeutendste, schwächste und der Zahl nach geringste, es kommt aber oft vor, wenn die Truppen der Muslimen sich in Feindes Land wie in ein Meer hineingewagt haben und die Wogen plötzlich über ihnen zusammenschlagen, so dass sie mitten darin sind, sie dann kämpfen und nach allen Seiten hin sich vertheidigen müssen. it N 7 1 ai R > 7 3 LE = R ’ Du f Ar B ha - hei : en = een) B 5 hr ES REN X £ te BSR Dias ELISE LO LIEEE as EN nl ) N J Woli>t DA, Hsl53, Lasl.a, L3dy, ur, Di! 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Urs) ande AR, I>, may Kun JS) um all, a) ml, Lt U>loy Kt umlo By >, ua SRH} IR om ssulE nr 6) zT ll, Lil, & KLA0) ar Amt 59 5 LI ns N ei dl Jah, aa! „ah ) g> Sb Bl A en sale ED: a X, eloye sie Kin, Yyb ‚us Kim By Ksls 3 Ksls gs, as LET DR ad) a, U, zürs öl, Kal ma Jung} cn Lund om Oz, PIRIRG zul alt Sm urn Lead um Sony 859 yes Ko SG ul, Aula AAN au, Li us > Br uns) Lambo au) li yn Bra) 8ER ia} ua A, upräes Z8Ll ul, (om apale „ll, U, aan Rail „ER Jl>N en Laus en On, Külb Belt la rn or Will un Bo uprhen Kslai, Ao ale 8 DL al) cn Lands Se, Lin lan gilb K, Kalt Ka ya, ale Säle Kalt ey Küng io Liüle 3 DL incl} un ad I, ui, Kim EN Kr] Js ab Lauda LE} my ame aan ge) yazız GET ums, Ei sad Lll, Lo 14 F. WÜSTENFELD, Lö, ala day EI Rus WS up and u San, Las ylasdı eha> Bo yimslı ir Rn Kulb yirel ern Lie „ar Läh io Kl 5,bläxl äall ua I, gyamade up Baby N) malt „lad man Sy EL us, Ei ale duills Kb una Kost, Släli, IT ie Ki ST urn Bo unpkins Kay, Lo al 5, DL aut ip By Io Uisa> Kay} LP, wiki „mel ern ans IN} Oel ya, In, esilss „öl 85 Un, un Radlady Kal Ad, NS oyimn Bas) Do RSS li, „US EL yiall pe AUS DU, Kine Syke Lüsle Kulanz art a5, Like uyymace, Kin eloht 2, gl Fu & Sie Slail & ulü sÄll, Kill 8 Ca un 013 La, a) gets dd Gi almn, ad Bmah) rim 3 aldi, Kiaal) rim 8 BER WeetN)) as wlsol a yindle SEI ya lung Kal) Klmasll, SI} Alnasli >L=uol Sp luma Kat dt, SITE iD Lid Alan BEL, Kult ati 1a st rl, a IÄR de Last bias u5 alad) zb, Lily Kylie Jod] Sing} (53 mans KÜLHN, Sul 3 lit, AT aut Kine 8 ah IN u Kb all sun, ui ei) viel Rd al URS Bunca all, al all &üail d 5, JaY} wall & elail u> dd, JE ID de Ci JAN 1ER de AS I U, SUN uall Saat 8 all, N wall 8 Raili 8 NOS} Ru) uni ie Sl Ku! one 3 ua Ad, Lt, GET LT Kuaell & Or län &) NM 8 Yu) 3 a pas € <) 1 & dd) pas Kaylmio gi} de will na SU) de II} ind, el) 8 N a aldi 8 3 2 99 Is) Kmi AT PT AUS Sin will de al) Ama Je} Je JE Ans AT DIE TAKTIK DES AELIANUS. 15 LE &e,3l, EU U N IT AT 9 N Lu NT Wollt a NEN rn es le ee ld en HET A el BL de I en EI I N de al ir IT de BI Rs AS, At, LU ai 3 591 Kumd onil Kumlixe le} Any) uni IT ID Jed Lürass se lg! ri Lil Kuuliie Stel Kay X ul EI Je er slnadl Le Zus all A El amas Last Se 5 & zZ hmis BIN Es an aXats Zu Nast Ant „1 alle Kuulike X & = mis 5 IT Rus u) zu) SIE z ei) Txoms Kamliie X und SO} eek nz else see PÜRerE SON GREEN U RB SIE POS Eurer RER PEN SF ES Zr EICHE FS] BIOSCHRIB ICH EPRERR ER ilalt Les „I oe lin a MEN VEN & Kylie Gsiall 5 ul Oldhı slim II al 8 ar lin nl in Ab ME N nr go mil scho Je ui 35 mn mul) 3 a) RN yes, aan Kal) & Kali 3 daS} LEN El) as, any Kastell Jay Kali SuSE al uud, an GEWERBE RENTE Au FRE BI zul) u, ZI OLE uns zur gl wen Se Azul N a Orr de 5 ol eis) Ad, KA US lich, voll, KEN 3 rin uns an Aug ya ol ar de Al an au: Sl N Al ah and al Sl Jet Kl eäd le ne USB bilaäll ua A in Klar Je Jaslaili, unel,s Joe AS as; lie al 8 5,51 u] IK cm AS Keil Je Lo,nn Ib ll Nähte, SIT Ill 2 Ku arll LEI aan uf 99 JL>5I6 2,5 Jake FE vl 1 L Laelarlt Ui, eilt Sud Aal A 16 F. WÜSTENFELD, alas cn ah Od, Mill, INN eilt, zunlllt ill 8 an, AR ll >; kl, nal cn La IK IST Ola Le l>5Nh a dp Ks ll au „me N „mel! 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I pi} zul ar 2 übe al I EI, wu dt, LÄEN uKı aludt uclt (l © 2) Apa: Bir (sl es ma ya da Ar ame 69 Sessel AR cp > Luke 2 era Le de hal) ho Gut ul LE 156 so gun de yarst US RE NS) Kuslan 33 und a Ze, ya nn as ll At, zaalt As AUS u 91 al de US An Ai, Jen un Ku Hän ZU} un Km amd, ml O5 nit g 29 Ka dest cm Will en Dreh ans gu I Tl I lt het II} at Ja. 3 fc, um, LS L ME 9, An An de dt äalt do ss, a Ra US a BT alle a ER I) >, um > le, AD day ya Ki ymald hy a a ll a Eos Ka Sr (ae de ZN an, de u A Le ll >, Hi Um 8 Tom zrsdt züa IE IS U ar > bl al! Ay ul ie ol) Il, Juas pic) Kaylaie IE u [9,55 EL Kusil RS Je yialt Lake Jyell uar al! Wit 8 5 al IT at JE Salt Line en IST cl a Velo Se Ka ey] (he wald I IE NAD de, GLUT wall Ja SUN 4X Histor.-philolog. Classe. XXVI. 1 u. 2. c 18 F. WÜSTENFELD, he Kuls io X 3 der ab ud ee N Evi Sell Opa em all arcell, Kr It, AN Kap I, Mt Sm un Lad on Don, Kran ru dell un Gy au X Alaıl ud, Ida, Und, lad ui Sy >, A SS om LS cn Son Uiäe ums yywas Ko I, toi Se cn a on 2a, ME lan und Ka I, Ma Jet in au cn Los on Say 5y; ud ld By >, ol S>t cn Les en don, KB ua a wild Sy tıfa Hp cn Led un 0, Kulb ls 37 Bo I, Mit Sei cn en ra, > ls lu Ky F del Sl on a5 om von, ins „eos bgialt SAP sl, aan 2 pay Ras) ro AN al) an U, at N cm us PA TEEREFREU PEN GHBE WIESIENSE NEE NEN BUON TIONEN EREENES SER ESE ER erh rt IE Lagin Et JS ga ld Sei Äll Ahnalt yamı | IKEA 159 lin Aula „LEE in dal LK Alndl Bus 155 ag} US, Lila AR alakut UI KT a ui a ll, au Zi LE tz ICE 09 ul al dl >, Les ass, Led ll on HE I, Zelt Laie za Ken KM Kaya ab alall ol 6, Wahl Ss ll, IK ih a yet et AL, A et ya u de ee lei u | | | | | | | DIE TAKTIK DES AELIANUS. 19 de lH un li lo ai er Ä Kaäl Gyall 5,UU8 vol 85 Ale Kuzält sco, rl Le de LH le de LI NL A el Le I 8 Sol, I lid u 5 li Ole ll heit U Rt N Li u Rt iS, Es IK & BANN, Ka alt, TEL ent a LI Mail, Kai sell run SEN Ui Kult sche 3, „IB, „DEI S> & em ul SEN ey a 8 du Vol in ne del in uhb & un de u lält wohl, Sl 3 zalia Owl & UI „mi Kuaill shE Ad, Ama vozell Sy Hyde O5 a Re N ab ERS N anl, wu) u 5] SL, Ka KA & Ui lea 35 Bit 3 ig m date das cn will u A Une allg u ll lei 55 N} 1 3 Pa ul Ib I a IK 8 al Yale a) El IL on ml iS El, EU ya! dp Rund url do ya SAY ao;= > on All ar a IN vos cn ler grüie Al Reiill aus et I ud! 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I an (ne Ian 5 ui, IE N ir 105 WS & cm Se Ihe Es LS Ueba ua u uahir 09 un Amlın$ kam säls NN Kur us LOST unko „„gält hal ya en ey a N US ie il als ll ER uyG SEN ISO day Lyb T d0 alle all & LER he LE al U De Kult Kal ul Anl, A > ul il alt iz Las RZ + S + + + + + + s + + + + + « + + s + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + s + + + + + , + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + EZ + + + + + + + + + + + + « + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + DIE TAKTIK DES AELIANDS. 21 stäl} Aue Gesal} gr Pe 2 el et a N et ne a ale > 0 le Bla mund BD la Lu, Als all sl 1 zarll non geb sell & aekie Kar al ul SIDE I N AD ir u SI WU Ze ui, ah! eig, N Kine u ug alt DL} sie „my, KN) Sl) N sl de el dh ah SHARE SERREN EN ERBE TE GEBEN Lou Dino El ale) au, N! je 3 Rh, at N m Uopaz, IE DL Ka ebd all RN de ll a io ei AGs nd Gb har ul nd all, EdT a sl Ss _ again pie Sy a er a mt Le ar, ab Le Sina; 45 aba nl io U I IT, ns ara) al PABPFEIE STEIF HERE DES ER GET RE SER GE ORENUCHERSIENET SEHEN UNTERNEH ll we, UNS nszältene Re) aaa gebt Sl, > eo dälelt Ixalt ob 50er Isle u) bag of olyalb Lara und Dt > ulalle enlall, Ki} ol Ai SAU ol sed es „Le „K en AN let a Kr Le lt Aa es A Le u LEN BT cn ES 1 Bi, Ku samt, HF Auläst de 95, mike le ui) BD LE Kr IN in Be el il ud ee N BEN le u. lu, Ai en BES RE ir ub,b SUN Iya,läny Jill, ud! 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Lilo, Aus Aus & Kol 3) we MT 2 N AD 3 dan Sl EN BP TREU NK: a 2, let Laluet, An Je br ie 5:7 Jaib dl A On Ka DH de ss ie LAST, su 5) de UL de JE mele Igel, X za an RE ale dns er gr zb Ile 8 kann Sraheo ill za ST 5,lue de) este u 5 Dal or de won TE a was Ast le 8 aahe all dem, 5m 8 00,9 aa de wnady Bylun „bel (51 5j,loe Ba IN RE INEHEE As löb 5, Sl SR el el Zu na Send SE m I Le, 3 Kst won Lit U Lebe, md) B- ojl> 8 hal dual st LIT oT IT Üb ae st LT Tl ar —* u lb NO uR, & on Kels> Los! [9 = ONE u CE ARE @&Ll85 all zLü 6) As 95 Nun up? Inf zn MET ing 8 La 5 ze an ze — > er — (is) 6) ss u) 5;,.m Hiistor.-philolog. Classe. XXVI. 1 u. 2. d 96 F. WÜSTENFELD, u or A ne Ur RS os JE glehel ab ie el Bl 5 \ ann 7 zit} fi JE ni UI". ums) 9 & 9088) 2 5 leo) Sn ©) eb, Sur a ee une ol &I dn all Que il 3 ad, Je Le all Dun gps All, N abi, u um Lob xieb EN cf Su Ur, wa, wi I SL di yet wit a I WE ui de Yojr dh BI Lt un pet LET in Di de Kult st, ALS Sn di NS As Kelı>y Syke _urslilin 735 AL u STAR u li Dj Kumall uß Lt, los all slh „Ton ar, Ale u DT 395 5, I>, Se A nal Kell Je 0 ab 5 Gap Ama si Helen „i $ er ol Sl Je wi, Lil a gl Ant lb 15} MENT Kay LEN ui, dt EN in 95 Si, er PIE PER UNEREIE SFRHE SHE FE RE SHRLHER, BIER ZI a ale 08 er 1 u ya N u ale toll, Bär lub aut 5. 11 ginn us Ku gt RUE Yo Ligal de bb 2, EL Zt Warm ENT gi us al | | | | i | DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 27 Zusatz zu S. 12 Note l. In dem ersten Theile unseres Werkes „über die Reitkunst“ findet sich ein besonderer Abschnitt über die Schwerdter. Schon die alten Araber bezogen das beste Eisen oder Stahl aus Indien und China, ent- weder war es dort schon zu Schwerdtern fertig gemacht, oder es wurde in Jemen dazu verarbeitet und danach erhielten sie ihre Namen: Wut die Jemenischen von Stahl aus Beilamän in Indien und Sarandib (Insel Ceylon), und in Jemen verarbeitet; Susläll aus X Kala d.i. der Burg der Stadt AS Kaleh in Indien‘); &wüg) die Indischen; aus Choräsän wurden Schwerdter eingeführt und zwischen den Indischen und Kal’ai- schen für solche ausgegeben; lu) aus Beilamän,; us aus Sa- randib, zuweilen in Persien verfertigt mit Goldverzierungen. Diese Ar- ten hiessen die alten d. h. nicht vor alten Zeiten, sondern nach alter, solider Weise hergestellten, im Gegensatz zu den weniger geschätzten neueren, wie die sogen. Blanken au), welche in Kufa verfertigt wur- den und von den eigentlich Persischen nicht sehr verschieden waren; = die Fränkischen mit einem goldenen Kreuz; yo) aus Bacra; una) die Damascener, unter den neueren die besten, und &Jall die Aegyptischen oder in Micr verfertigten. Es werden noch besondere Un- terschiede und Eigenschaften angegeben und ich lasse hier den Arabi- schen Text ohne Uebersetzung folgen, weil wegen der grossen Incorrect- heit der Sprache und einer Menge wenig oder gar nicht bekannter tech- nischer Ausdrücke sich zu viel Schwierigkeiten bieten. 1) Nach Cazwini Th. II. S. 69, wenn dies nicht eine Vermuthung der Araber ist und beide Namen ein und denselben Ort bezeichnen. d2 .. 28 F. WUSTENFELD, Ger) cm Suzt > ramlı due) ob 2,0} ? 3,6 Wo UARI) ERRSCH 9,0 2 IK U A>I, Cie yamdt u Grie)! yuadı Lie icli gu N cn Aymdl Ei) „ieh gel dell 3 wo ge Gill m Au Ya, eb 9 8 1 3 Ye & Gy 55 DI 08 ul; di nb W5 8 he Ge al and Aal u AL (üedt Vol ni (eh le! N en A 9 ua Li Lila, La,ah> Ai Ei Li ll JE und 9s,>, le dl IR Hl de olmöt KEN ab Ba gs Kell) Las BE Gyamdt on Amel EA amd in © soil! f insel Lg KK dl in 2 Ar as Si ALT ET in EI 221 van) var [m KEN Aürl} (lwin > ai) Ar ill Liam! Kan aus Has aan lie Od ai var BT cn Sl za u et ey le u er yet Lie Kal Lin mit 3 um lalSt 8 red sl Gilt wolle im zn Le zit, bh gl bin In ro any yliyime slüge si Eu) Arien Hi rd bist Jel8 on an Sall Yan rl zo „db us ui ll 49, „alt Lpin ll, Del 3 52h, ai OU 25 Lei md ag 3 Kaplan lädt SR 2 as, wol in Le al, Kali grlol ME gaye leün u a Sl, unpall & glei gu JUESI EU a br Sl} Gral es lt Il Ola KG Kia) Glas} ot un & Leilot (ya, a, „Li US Lab, WAS Kb wat il Re) Al LSYL 19} Bon all a gr, ae RE Las Al, u, me Jlb,I RUE U Lahn Les sl} Lee DK, LS nal Je aan Ay Ks anal u Alt ms u de se Vol Kaya gabol au) un KT dt ul Lie nlas HS DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 29 de eb 9a lan IS, JE Sm de a5 le des ae Be is, lmall Lansi Last Gt wu, Il, audi IÄR un uk 9 UN om Tue en Un ll alt NR a I 57 IST A IST yualı Land oa Je ci N EN, 0 u nd) En) in N ESCHE ER) y Üy Gr An) Je Ads Lus % ab) win 3 Lust 3 55 d, Löngelb Learüi ‚Lad el} ayle > La Leim und u opuad hl) 8 Ei Il ls 19 Lu bie I el ab AT SED ud Tai I aa Lot es lt u Io Yin Lin U ei, wlan, Last & ws al Ebay) Build] cn ui Amt zus V 3sb Iso 1oas LE A all ee un Le eK Giga all abi O0 em Bol AS ur Leln yomadl Jeosdt Lern, amd! gu) Looyen Jh, ASt, Jun) Kuyl Lelsb „ölem st, iu as la 55 is ‚ro bh Wa SE Kuyime 9 Kt, 2m alas u al, WOnd> Last guy it, ST gabe! tool Jo EU 5 LE I, Fri, Lelölui, Leu) Jemen 3, Kb RE %, gabel ga] Lanze gl le Eli & ul und Aal} yamd! 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WÜSTENFELD, N un Is Hr VAL Kahl} ua, Voboz} ir Khan = on wll GÄHN SÄlL Uri Kuludl „LEN ao & U wii Sl Aal} a A Uns Ale ip Lgale OU yo ie Syst ‚Läüh, Olymdl I Opa uf ALT 5 Lan aan „Lu AH lt dl N apa FI eh el FT el, u 7 a what ie Bla le solall, Us sg mid si on zen om) mio = Ze Kaya gbol ga una La Ledzay „U Ray) elhbs „UST U malt, ‚Lit en, lm ri 5lde gen) im ill BL> 26 ae in Al Alb db bel odi M m t öplb vol lb) Lin Luall, aiy 5 SI Sb, EU Ihn) lea I ul Ns en KT N A in ra, >), olie ai Aal, MEN Ola sl,z \K9 (50,6 „KEN O5 any Io a8 & um) HÄe glyn & Jake ae „DIN Om sis (sh Gr 1) 59lis gu Lay si On le yandt u üüalt IE) > wo Gb, amd 5 Ne re Fe u RO: I EI ee BO ai lol SE Lpo;e Kal 85 is BSy, Kür ‚no sig „71 MEI Any El I apa ai IN Rdn its uule ml gb le Leim, Oludl ri Ne & Mais 501 Lgallel 1559 Leon ua le wazel ‚Las iram 1595 Va Kae ZACSt ans et BIT 5b, soul SH Up, Syrah LlELut ca DES Up, Lidl, ai WS Zen gay as 1 a Feine ls eyX Le Leins Kaplan Lg Kanlält 8 Gym „wol 9, ASt de „lie 8 ui le lin lit on a abi ES ande Ay VNA 5 gehe ua N in Suhl ST ut Krlley Lg) Lieb, Kuall Je Abe Lean, cn Et LelEL) Kamläll, 5yadl, yalasl I ayai al 1 25 Lie sie o2lss all Ei o) Us | DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 31 GLEN uk aaa Ah, rt Kult JE un) 5 LIT Yale 59 ua Ki Aa EN 5 I I ey > a a a wi BA>I, Ki 1 IR „Lam u u ya Ha Id Duo si JUir 2,00 3 ale ol OL Gb ze Sad all, Vi Lagad ze) ai Eu) Rust cn Un, DI 9, ill IR & sein 3 JB Dh kb et, Jet, Ubz wet lit Wusalt Je Je Boys as zulul ine sl wbYum as Lärm bo Ya SUR nd umade Due en >, md) Bgm rien Ss) LER UÄT, AI>, N wis (21 Dun 3) 5, I,lwo Jühe voher sis ab K & solyll rm wu) Al ae eb u zlN an D el I, Drai, nano) m le uojel © 30 um .) wulle, Las; „Lu aaa Laie us el u Als and IOdas IAle ae I n> bs RE N 5 N m EN 8 ai le älwot mil) 3 AA Kulby Olım zu as öl! 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WÜSTENFELD, DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. eye SR IST 5} US, ghäll yet Joel, wu Shell zul wis 13} Leib var _esjp OS u m ya de Gandt on sall, ey 3 le Dpall us wuns xl, sis, 8 le Wh, ya bet we ud on Lay oe dt uf ul ls N Il al, ist, I u Roll, läszle au ry Zeit, JEAN „90 | TS Ki U, ut es ei rl, Eh, a, a | ® lei al) zii el Stıis el-accd Wahran Fr Na Ziuimsan Sıyeimdsa [02 AHiliana ° Titirt Maccara- [e} ° zubna AMasitar oBilizme "Bägl > Ca zZ N Sisa Aawoie \ [2777 " a N ; | Hacedda ee Mardıa Mimera- ) Lawa Barca T 1G. Virltt ER Ua En EI I LIST Die Arabische Übersetzung der Taktik des Aelianus. Von F. Wüstenfeld. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 10. Januar 1880.) Zweiter Theil. Über die Glieder, ihre Namen und ihre Anzahl nach der Meinung der Alten. Wir beginnen jetzt mit der Erklärung der Glieder, ihrer Anzahl und ihrer Form. Nach dem, was Aelianus in seinem Buche sagt (Cap. III), :st das Erste, was nöthig ist, wenn Jemand sich die Kenntniss in der Taktik verschaffen will, dass er, wenn unter der Mannschaft sich viele Leute be- finden, welche noch keinen Begriff von Aufstellung und keinen Sinn für Ordnung haben, unter ihmen eine Auswahl trifft und einen jeden von ihnen an den Platz stellt, für welchen er passend ist, d. h. in die Glieder, von welchen in den vorangehenden Abschnitten gehandelt ist, damit sie eine angemessene schöne Form bekommen. Denn viele von den Soldaten wissen in der Schlacht nicht, wie und wo sie stehen sollen und manche von ihnen haben das 50ste und 60ste Lebensjahr überschritten, aber noch nie eine Schlachtordnung gesehen, und wenn auch manche von ihnen jeden Tag die fünf vorgeschriebenen Gebete verrichten, aber in der Schlacht nicht ordentlich in Reih und Glied zu stehen wissen, was nützt da ihr hohes Alter, wenn sie noch keine Heeresaufstellung gesehen ha- ben. Jedem Vernünftigen und Einsichtigen wird es also nöthig erschei- nen, sich die Kenntniss dieser Wissenschaft zu erwerben, damit er die Histor.-philolog. Classe. XXVI. 2. F 42 F. WÜSTENFELD, Feinde Gottes bekämpfe nach dem Worte des Propheten: Wer stirbt und nicht von selbst das Verlangen nach dem Kampfe hat, der stirbt an einer Art von Heuchelei. So ist von den beiden Scheichen') in ih- ren Traditionssammlungen überliefert, weil ein solcher seinen Sold ver- zehrt, den er zu seinem Unterhalt bekommt, um sich dafür den Musli- men nützlich zu machen, aber nicht um den Contract zu brechen, der auf dem Blatt in der Armeeliste über ihn niedergeschrieben ist, und er soll seinen Sold nicht auf eine Weise verzehren, welche noch mehr ver- boten ist als das Fleisch von gefallenen Thieren und von Schweinen. Die Erlernung der Taktik gehört nun zu den Dingen, welche den Mus- limen von grösstem Nutzen sind und sie muss erlernt werden, damit man sie beim Ausbruche des Krieges kennt. Nämlich die Ordnung des Heeres ist für den Aufbruch, für den Marsch und für das Zusammentreffen mit dem Feinde sehr wichtig zur Erlangung des Sieges und wir finden in den Geschichtsbüchern, dass grosse Heere von kleinen Heeren mit Gottes Willen besiegt und in die Flucht geschla- gen sind wegen der schlechten Ordnung jener und der guten Ordnung dieser, wie Gott spricht (Sure 2, 250): wie oft hat ein kleines Heer ein grosses besiegt mit Gottes Willen und Gott ist mit den Standhaften; und wie es in einer oben angeführten Tradition vorkommt, und wie Chälid ben el-Walid bei Müta die Schlacht ordnete, wo 100000 Griechen standen, welche noch von 100000 Christlichen Arabern unterstützt wurden, wäh- rend die Muslim nur 3 bis 4000 Mann stark waren, denen die Ungläu- bigen nichts anhaben konnten, nachdem Chälid die Truppen geordnet hatte, so dass der Prophet die (oben angeführten) Worte sprach. Nach dem, wie Aeneas die Taktik definirt hat, so ist sie die Kennt- 1) So werden bekanntlich Bochäri und Muslim genannt. Indess nach einer Benachrichtigung des Herrn Prof. Krehl kommt eine solche Stelle bei Bochäri nicht vor, wohl aber bei Muslim, Bulaker Ausg. IV. S. 314, Caleuttaer Ausg. II, S. 236, und in dem Commentar Mubarik el-azhär des Ibn Mälik zu dem Traditionsverzeich- nisse des Sagäni ist die Erklärung: wer auf diese Weise stirbt, der gleicht den Heuchlern,, welche sich von dem heiligen Kampfe zurückziehen. DIE TAKTIK DES AELIANUS. 43 niss der militärischen Bewegungen‘); was Polybius betrifft, so behauptet er, ihre Definition sei, ‚eine Masse von Soldaten zusammen zu fassen, sie abzutheilen, ihre Glieder zu ordnen und sie zu unterweisen, wie sie sich bei der Schwenkung nach rechts und links zu verhalten haben, bis ihnen dies zur Gewohnheit geworden ist.“ Der Sammler dieses Buches bemerkt hierzu: Was Polybius angiebt, das sind die Anfangsgründe, welche die Lehrer aufgestellt haben, damit durch sie dem Krieger die Kenntniss beigebracht werde; dann haben die Lehrer daraus eine Spielerei gemacht und eine Einrichtung um da- durch den Unterhalt zu haben, und nachdem sie dies so eingeführt ha- ben, hat es aufgehört, aufrichtig den Absichten Gottes zu dienen, viel- mehr ist es nur des schnöden Gewinnes wegen beibehalten und desshalb vergessen, so dass nur noch wenige eine Kenntniss davon besitzen und diesen wenigen sind die Anfangsgründe unbekannt; denn wenn sie sie kennten und zu Gottes Ehren lehrten, so würden sie gegen die Feinde Gottes aufrichtig unterstützt werden, ohne dass sie von anderen Men- schen gegenseitige Hülfe verlangten, und dies wäre eine grosse Wohl- that für den, der es wollte oder verstände, für diese und für jene Welt. Einer der älteren Schriftsteller macht bemerklich, dass eine Zusam- menziehung und Zusammenordnung der Truppen eine unerlässliche Pflicht des Feldherrn und ihm nicht erlaubt sei zu gestatten, dass einer von ihnen aus irgend einem Grunde sich von seiner Compagnie trenne. Ein anderer bemerkt über die geringste Anzahl derselben, ein Theil der frü- heren Könige sei der Meinung gewesen, die geringste Anzahl, welche unter einen gemeinschaftlichen Namen zusammengefasst werden könne, müsse sechs Mann sein, und sie bewiesen dies damit, dass 6 eine voll- kommene Zahl sei, weniger als diese könnten es also nicht sein; (Cap. IV) andere sagen dagegen, die kleinste Zahl sei 10, noch andere sagen, sie bestehe aus 12 Mann, und einige von ihnen behaupten, es könnten nicht we- niger als 16 Mann sein. Ich selbst bin der Ansicht, dass es 8 sein müs- 1) Durch die Verkennung des Namen Aeneas ist der Arabische Text 8.11 2.7 entstellt und zu lesen As} „g5 Aue Kelio „Lu a > sl, F2 44 F. WÜSTENFELD, sen, denn in unsrer Zeit hat der Eifer in allen Dingen nachgelassen, warum nicht auch hierin? Denn gewöhnlich, wenn man die Rotte zu 16 annimmt, sind darunter 8 streitbare (voll ausgerüstete) Reiter und 8 geringere von den Leichtbewaffneten, welche dahinter aufgestellt sind, welche nur mit kurzen Lanzen, Schleudern, Pfeilen u. dgl. werfen, und hinter ihnen die Trabanten. Jede Abtheilung von diesen heisst Aöyog eo Rotte und jede von ihnen hat zwei Führer, der erste heisst Hauptmann der geschlossenen Rotte, der andere in der zweiten Reihe heisst Führer des hinteren Gliedes, und jede von diesen Rotten hat zwei nach dieser Aufstellung. (Cap. V) Man hat auch die geschlossene Rotte so definirt, sie sei eine Zusammenordnung von Führern und Anschliessenden, welche sich nach dem Grade ihre Tapferkeit anschliessen. (Cap. VI) Die ‚Verbindung bei der Bildung der Reihen geschieht auf die Weise, dass neben der ersten KRotte eine eben solche zweite aufgestellt wird, nämlich neben den Rottführer der ersten Reihe der Rottführer der zweiten Reihe, neben den folgenden Mann in der ersten Reihe der folgende Mann in der zweiten Reihe und nach dieser Weise wird in den Folgenden die Verbindung geordnet, und wenn in dieser Ordnung diese Reihen geordnet werden, so heisst diese Aufstellung die Ver- bindung bei der Bildung der Reihen oder paiayE 3, DE nal} keuı>. (Cap. VII) Man gebraucht auch die Ausdrücke Stirn (Front), Gesicht, Randeinfassung, verbundene Linie, Mund, Centrum , Herz, Richtung, Vor- derglied der geschlossenen Rotte. Was den Theil des geordneten Heeres hinter der Front und dem Gesicht bis an die Stelle der Mannschaft des hintersten Gliedes betrifft, so wird er ß&3os Lo,= Tiefe genannt, und wenn das erste Glied und die darauf folgen der Länge nach gerade gerichtet sind, so. heisst dies Gvyeiv WA verbunden sem, und wenn die Hauptleute der ge- schlossenen Rotten und die Hauptleute des Hintergliedes reihenweise der Tiefe nach gerade gerichtet sind, so heisst dies oToıyesiv 1,blas geschlossen sein. Die Armee wird in zwei grosse selbständige Theile getheilt von der Front bis zur äussersten Tiefe, einer von diesen beiden Theilen heisst der rechte Flügel oder Kopf, der andere der linke Flügel oder Schwanz; ihre Theilung in der Länge wird Nabel, Mund oder Herz (Centrum) genannt. DIE TAKTIK DES AELIANUS,. 45 Die hinter der Linie der Schwerbewaffneten aufgestellten Fussgänger heissen wılol die Leichtbewaffnete, ein einzelner von ihnen J;e!, und diese werden zuweilen auch an anderen Punkten aufgestellt, je nachdem es die Umstände nöthig machen, und die Bestimmung hierüber hängt von dem Feldherrn ab, und wir werden dies, so Gott will, in der Folge angeben. Jetzt werde ich über die Anzahl der Schwerbewaffneten, der Leichtbewaffneten und der Reiter handeln, wie viel es sein müssen, wie jedes von diesen Corps geordnet werden muss, je nachdem die Umstände es erfordern, wie, wenn es nöthig ist, die Form der Schlachtordnung mit Schnelligkeit geändert werden kann, und was sonst noch über die Bewegungen jedes einzelnen dieser Corps beschrieben werden muss. Ich sage also: (Cap. VIII) Man kann sich nicht damit begnügen, die Anzahl der Truppen, welche ein Corps enthalten soll, bestimmt festzustellen, der Taktiker muss die Bestimmung hierüber nach dem Verhältniss der An- zahl der Soldaten der ganzen Armee treffen und eine solche Zahl wählen, welche gestattet die Form der Armee, je nachdem die Umstände dazu nöthi- gen, zu verändern, d. h. wenn er die Länge der Linie verdoppeln will, so dass sie zweimal so lang wird, als sie war, oder um mehrere Male er- weitern, oder wenn er von der Länge etwas abziehen wül, die Anzahl, welche er ordnet, muss hierzu geeignet sein. Aus diesem Grunde haben schon die Älteren eine Zahl gewählt, welche es gestattet, sie immer in zwei Hälften zu theilen, bis sie zur Einheit kommt. Aus dieser Ursache haben die meisten, welche etwas über Taktik geschrieben haben, die Zahl der Schwer- bewaffneten zu 16384 angenommen, die Linie der Leichtbewaffneten zur Hälfte von dieser Zahl und die Linie der Reiter zur Hälfte der Linie der Leichtbewaffneten, weil nämlich diese Zahl sich immer in zwei Theile theilen lässt, bis man zur Einheit kommt. Diese Zahl ist nur gewählt, um als Norm und Beispiel zu dienen, weil, da wir die geschlossene Rotte zu 16 Mann angenommen haben, in dieser Zahl 1024 geschlossene Rotten vorhan- den sein müssen. Diese Rotten werden in verschiedene Arten getheilt, deren jede ihren besonderen Namen hat, wie folgt. Über die Namen. Je sechzehn Mann heissen eine Rotte, (Cap. IX) je zwei Reihen von diesen geschlossenen Rotten heissen dıloyia Emas 46 F. WÜSTENFELD, eine Schaar, die Anzahl der Leute darin beträgt 32 Mann und der Vor- gesetzte derselben heisst Schaarführer; je vier geschlossene Rotten heissen teroaogia sr eine Section, der, welcher an ihrer Spitze steht, wird Sec- tionsführer genannt und die Anzahl der Leute darin beträgt 64 Mann. Je zwei Sectionen heissen ta&ıs ywO5 ein Zug, die Anzahl der Leute darin besteht aus 128 Mann oder aus 8 geschlossenen Rotten und der Vorgesetzte derselben heisst &xarovraoynyg U) >Lo Centurio oder er wird te&ıdoyns ums} 5, Hauptmann des Zuges genannt. Je zwei Züge heissen ovvıoyue >" oder auch &5 eine Compagnie, die Anzahl der geschlossenen Rotten darin beträgt 16 Rotten und der Mannschaft 256 Mann, und der Vorge- setzte derselben ist ovvıayueraoxyns ACER EIER FEN] ums, der Hauptmann der Compagnie; jede Compagnie enthält zu dieser Zahl noch fünf Mann beson- ders, nämlich omusıog0005 Sl >Lo einen Fahnenträger, ovgayos „Lo ums einen Zugschliesser, oaAruyxıns Gy) J>Lo einen Trompeter, ünno&ms POT einen Adjutanten, —'). So wird es angegeben; ich bemerke dazu, dass diese fünf in unserer Zeit zu der &L&5 (? nächsten Umgebung des Feldherrn) und zu denen gehören, welche er auswählt, um als seine Bedienung ihm unmittelbar zu folgen; sie sind wie die geschlossenen Rotten geordnet, so dass sie nicht aus den Linien heraustreten. — Die Form der Compagnie ist quadratisch, so wie das Schachbrett 8 mal 8 Fel- der hat, so hat diese 16 Mann in der Länge und 16 in der Breite. Je zwei Compagnien werden &S% eine Division”) genannt, die Anzahl der Mannschaft darin beträgt 512 Mann und die der geschlossenen Rotten 32 und der Anführer derselben heisst nevrexooıdoyns Sl) us, Hauptmann der Division. Je zwei Divisionen bilden xılıeoyia 5,45 ein Bataillon, die Anzahl der Mannschaft darin beträgt 1024 Mann und die der geschlosse- nen Rotten 64 Rotten und ihr Inhaber wird yılıdayns 55) vs, Batallions- commandant genannt. Je zwei Batallione bilden eine dvoyılıeoxia oder us- oaoyie &3s\b Halbbrigade, die Anzahl der Mannschaft darin beträgt 2048 1) Der fünfte Name für ozguroxjov& Herold fehlt im Arabischen. 2) Im Griechischen fehlt hier das Wort nevıexooı@eyi« und kommt erst in'dem folgenden Satze vor. DIE TAKTIK DES AELIANUS. 47 Mann, der Anführer derselben heisst ueoaoyns ll) vs, Commandant der Halbbrigade, und darin sind 128 geschlossene Rotten; einige nennen die Halbbrigade 1&Aog AL xelZl (die volle Truppe) ein Regiment, der Anfüh- rer desselben heisst teAdoyng N Kell zus, Regimentscommandeur. Je zwei Regimenter werden galayyaoyia > eine Brigade genannt, die An- zahl der Mannschaften darin beträgt 4096 Mann und darin sind 256 ge- schlossene Rotten und ihr Anführer heisst gyadayyaoxns va ums, Briga- dier; einige nennen es orgarnyia ms Corps und den Anführer nennen sie oroaımyös yia=! &ub Brigade- Commandeur. Je zwei Brigaden heissen dı- yalayyaopyie Doppelbrigade y+> fünftheiliges Corps‘), die Anzahl der Mannschaft darin beträgt 8192 Mann oder 512 geschlossene Rotten; einige nennen das fünftheilige Corps u£oos &lb Armeecorps, andere xioas Flügel &ö& Colonne und der Commandirende heisst &&W@ us, Colonel. Je zwei fünftheilige Corps heissen tstoayaieyyapyia vierfache Brigade „ae ul die grosse Armee, darin sind 1024 geschlossene Rotten und an Mannschaft 16384 Mann, und dies ist die zuerst genannte Zahl. Die ganze Armee besteht also aus 2 Colonnen, das sind # Brigaden oder 32 Divisionen, 64 Compagnien , 128 Züge, 256 Sectionen, diese Menge sind 512 Schaaren und die Zahl der Rotten, wie vorhin angegeben ist, nämlich 7024. (Cap. X) Der beste der Brigadiers wird auf den rechten Flügel ge- stellt, der ihm an Tapferkeit der nächste ist, auf den linken Flügel; dann der an Tapferkeit dritte an die Seite des rechten Flügels und der vierte an die Seite des linken Flügels, so werden zu Anführern der ersten und vierten Brigade diejenigen, welche in der Tapferkeit die erste und vierte Stelle einnehmen, und zu Anführern der zweiten und dritten Brigade dieje- nigen, welche in der Tapferkeit die zweite und dritte Stelle einnehmen, da sie im zweiten und dritten Range stehen. Es wird weiterhin vorkommen, dass die erste und vierte dvvauıs 35 Stärke der zweiten und dritten ‚gleich ist, und folglich die Stärken der ersten Führer gleich sind. Unter den Füh- rern der Halbbrigade findet dasselbe Verhältniss statt: der erste an Tapfer- 1) Nämlich aus Vortrab, Centrum, zwei Flügeln und Nachtrab bestehend. 2) Anstatt a2! cp ist sicher zu lesen &ulb yan2l om cn ur) um 48 F. WÜSTENFELD, keit wird auf den linken Flügel der ersten Brigade gestellt, der zweite auf den rechten Flügel der zweiten Brigade, der dritte auf den linken Flügel der dritten Brigade und der vierte auf den rechten Flügel der vierten Brigade. Die Aufstellung der Führer der geschlossenen Rotten geschieht in jeder Sec- tion in gleicher Weise, nämlich der tapferste unter ihnen für die erste Rotte, der zweite an Tapferkeit für die vierte Rotte, der dritte an Tapferkeit für die dritte Rotte und der vierte an Tapferkeit für die zweite Rotte. Nach diesem Muster werden nämlich ihre Stärken in den Schaaren gleich werden, weil der erste und vierte an Tapferkeit unter den Führern zu der ersten Schaar kommen und zu der zweiten Schaar der zweite und dritte. Denn die Wissenschaft der Mathematik zeigt, dass wenn vier Grössen in gleichem Verhältniss stehen, das Product der ersten und vierten gleich ist dem Pro- duct der zweiten und dritten; weil jede Compagnie aus vier Sectionen. be- steht, — ') 2. B. Wenn vier Zahlen in gleichem Verhältniss stehen, so dass das Verhältniss der ersten zur zweiten gleich ist dem Verhältniss der dritten zur vierten, so ist das Product der ersten und vierten gleich dem Product der zweiten und dritten, und die Theilung der ersten in die zweite gleich der Theilung der dritten in die vierte und ebenso die Theilung der zweiten in die erste gleich der Theilung der vierten in die dritte. Z.B. bei 2 346, da das Verhältniss der ersten d.1i. 2 zur zwei- ten d. i. 3 ist wie das Verhältniss der dritten d.i. 4 zur vierten d.i. 6, weil zwei °Js von drei und vier °s von sechs ist, so ist das Product aus der ersten und vierten gleich dem Product aus den beiden mittleren, man sieht, dass die Summe in beiden Fällen 12 ist; ebenso ergiebt die Theilung der ersten durch die zweite ebensoviel als die Theilung der dritten durch die vierte, man sieht, dass der Quotient in beiden Fällen ’s von eins ist; und ebenso ergiebt die Theilung der zweiten durch die erste ebensoviel als die Theilung der vierten durch die dritte, weil der Quotient in beiden Fällen 1‘ ist. Wenn also hiernach vier Zahlen in 1) Die Arabische Uebersetzung bricht hier ab, um das Gesagte erst noch an ein Paar Zahlen-Beispielen zu beweisen. DIE TAKTIK DES AELIANUS,. 49 dem Verhältniss stehen, dass sich die erste zur zweiten verhält wie die dritte zur vierten, so ist das, was wir behauptet haben, richtig. Ein anderes Beispiel. Wenn vier Zahlen in einem Verhältniss stehen und sie werden versetzt, so bleiben sie in einem Verhältniss. Z. B. Wenn vier Zahlen a b c d in dem Verhältniss stehen a verhält sich zu b, wie c zu d, so sage ich, dass sie, auch wenn sie versetzt werden, in einem Verhältniss stehen, a verhält sich zu c, wie b zu d. Die Absicht ist, dass die Rotten an Stärke gleich sein sollen, und weil in jeder Compagnie vier Sectionen sind, so ist es nöthig, die Sectionen nach diesem Verhältniss so zu ordnen, dass bei jeder Compagnie, welche aus vier Sectionen zusammengesetzt ist, in der ersten Section unter den Führern der erste an Tapferkeit auf dem rechten Flügel steht, der Führer der vierten Section auf dem linken Flügel steht und der zweite an Tapferkeit ıst, der Führer der dritten Section auf dem rechten Flügel steht und der dritte an Tapferkeit ist, und der Führer der zweiten Section auf dem linken Flügel steht und der vierte an Tapferkeit ist. (Cap. XT) Es wird jetzt nöthig sein, über die Entfernung zu handeln, welche zwischen den Schwerbewaffneten stattfinden muss, und über die Ent- fernung des Abstandes, in welchem sie der Länge und Tiefe nach von ein- ander stehen. Es giebt davon drei verschiedene Arten; nämlich erstens ist ihre Aufstellung in sehr weiter Entfernung unter gewissen Umständen, welche dazu nöthigen; dann können sie in geringerer Entfernung aufgestellt werden, so dass sie sich gleichsam schon auf einander drängen, endlich in noch ge- ringerer Entfernung, so dass sie sich gleichsam gegen einander drücken. Alles dieses wie es die Umstände erfordern. Der in Schlachtordnung aufgestellte Mann nimmt an Platz vier Ellen in der Linie ein, der gedrängt stehende nimmt einen Platz von zwei Ellen, der gedrückt stehende einen Platz von einer Elle ein. Die gedrängte Stellung ist diejenige, wenn die gewöhn- lich angenommenen Entfernungen für den Neben- und Hintermann nach der Länge und Tiefe verkürzt werden, jedoch so, dass es noch möglich ist in der Rotte die Wendung zuzulassen; die gedrückte Stellung ist die, wenn die Armee noch mehr als in der eben beschriebenen gedrängten Stellung in den anstossenden Neben- und Hintermännern zusammengedrängt wird, so dass Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 2. G 50 F. WÜSTENFELD, darin eine Wendung weder nach rechts noch nach links möglich ist. Die gedrängte Stellung wird angenommen, wenn man dem Gegner nahe kommt, die gedrückte, um sich gegen einen plötzlichen Angriff des Feindes zu ver- theidigen, und ebenso bei einem nächtlichen Überfall. Da nun die Zahl der Anführer der geschlossenen Rotten, welche in der Front der Armee aufgestellt sind, 1024 Führer beträgt, so ist es klar, dass sie in der Schlachtordnung in der längsten Ausdehnung einen Raum von 4096 Ellen einnehmen, das beträgt 10 oradıa Stadien JE Pfeilschuss- weiten und 96 Ellen, wenn sie gedrängt stehen, nehmen sie einen JRaum ein, dessen Ausdehnung 5 Pfeilschussweiten und 48 Ellen beträgt, und wenn sie gedrückt stehen, ist die Ausdehnung ihres Raumes 2‘ Pfeilschussweiten und 24 Ellen. (Cap. XII) Was die Art der Waffen für die Armee betrifft, so be- stehen sie in Schild und Lanze; der beste Schild ist der aus Erz, die Ma- cedonier bedienten sich desselben und diese waren in der Kriegskunst er- fahren ; es ist nicht nöthig, dass der Schild sehr stark ausgehöhlt sei, damit man ihn leicht handhaben kann; die Lanze muss acht Ellen lang sein, dies ist M) das wenigste‘), was zulässig ist, damit der Soldat leicht damit stossen und sie bewegen kann. (Cap. XII) Die Anführer der geschlossenen Rotten müssen so be- schaffen sein, dass sie Niemand in der Armee übertrifft, die ausgezeichnet- sten darin an Körpergrösse, Kraft uud Fülle der Erfahrung und welche am besten im Stande sind, ihre Zungen gegen schnöde Reden im Zaume zu halten. Denn dieses Cvyov za al verbundene Glied ist die Stütze der ganzen Armee und sein Nutzen für sie grösser als irgend etwas anderes. Denn sowie das Schwerdt wuchtig wird, wenn das Eisen, welches zu dessen Schneide verwandt wird, schwer ist und dadurch seine Kraft hervortritt, so muss man auch annehmen, dass die Armee eine Schneide habe und dass diese Schneide die Führer der geschlossenen Rotten seien, und man muss anneh- men, dass das, was die Kraft, Fülle, Schwere und Grösse dieser Linie ver- mehrt, der Heerhaufen sei, welcher hinter ihr aufgestellt ist. 1) im Gegentheil unxı0z0ov das längste. FE DIE TAKTIK DES AELIANUS. 51 In gleicher Weise ist es nöthig, dass der Feldherr für das dahinter stehende zweite verbundene Glied Sorge trage, nämlich dadurch, dass ihre Lanzen. vorgestreckt werden, so dass sie den Lanzen der Mannschaft des ersten Gliedes nahe sind, dem Feinde grade entgegen, und die demselben am nächsten sind, können in vielen Fällen von grossem Nuizen sein; und wenn einer aus dem ersten Gliede von seinem Pferde stürzt oder fällt, so nimmt sein Hintermann seine Stelle in der Linie wieder ein, so dass er da- durch die Glieder in Verbindung hält und darin keine Lücke entsteht. Das dritte verbundene Glied und die übrigen, welche dahinter folgen, werden aus den Leuten geordnet, welche nach der Abschätzung in der Stärke jenen am nächsten kommen. (Cap. XIV) Die Macedonier pflegten die Linien ihrer Schlachtordnung aus einer geringen Anzahl von Truppen zu bilden, aber wegen der Vortreff- lichkeit ihrer Aufstellung war es Niemandem möglich in sie einzudringen, und ich werde, so Gott will, in dem Folgenden ihre Aufstellung er- klären '). Nämlich jeder Mann von ihnen stand in seinen Wafjen zur Zeit des Kampfes und der gedrängten Stellung auf einem Platze von zwei Ellen, und die Länge einer von ihren Lanzen wurde zu 16 Ellen angenommen, (die Magribiner haben noch bis auf diese unsre Zeit diese Länge sorgfältig beibehalten) in Wahrheit betrug sie nur 14 Ellen und sie ging unter die Hand des Kriegers und dehnte sich hinter ihm aus eine Strecke von vier Ellen, so dass sie vor ihm 10 Ellen über das erste verbundene Glied her- vorstand. Die Mannschaft des zweiten Gliedes blieb [mit ihren Lanzen] hinter ihnen die Strecke von zwei Ellen zurück, nämlich hinter den Lanzen- spitzen des ersten Gledes, das dritte Glied hinter den Lanzen des zweiten um zwei Ellen, das vierte hinter den Lanzen des dritten um zwei Ellen, das fünfte hinter den Lanzen des vierten um zwei Ellen vor dem ersten Griede. Das sechste Glied und die noch weiter zurückstehenden Reihen konnten ihre Lanzen nicht über das erste Glied hinausbringen. Ich glaube, dass das sechste Glied aus den Bedienten, Paucken und Gepäck bestand, weil 1) Anstatt url lese ich u). 52 F. WÜSTENFELD, man sich in unsrer Zeit um diese Reihen nicht mehr bekümmert, dess- halb haben wir uns auf fünf Glieder beschränkt. Wenn nun der Feld- herr diese Glieder in der Weise, wie ich es beschrieben habe, ordnet, so kann, so Gott will, keiner von dem Feinde ihm etwas anhaben; weil er jeden einzelnen von ihnen zwischen fünf Lanzen sieht, welcher Anblick könnte dem Feinde furchtbarer sein als dieser? und der Mann, welcher sich von fünf Lanzen umgeben sieht, fühlt sich ungemein stark, wenn er bedenkt, dass sein Leben durch fünf Lanzen und durch die Kraft von fünf Männern beschützt wird, und er verlässt sich somit auf Gott in allen seinen Lagen ; denn die Aufstellung, weil sie beständig —') und lässt den Gedanken an die Flucht in ihm gar nicht aufkommen. Einige haben die Spitzen der Lanzen dieser fünf Glieder bis auf den gleichen Endpunkt gebracht, dies ist von dem vorigen abweichend, indess zweckmässiger und wirksamer. Dann hält das erste Glied die Spitzen der Lanzen zwei Spann über der Erde, das zweite Glied zwei Spann darüber, das dritte zwei Spann über diese, das vierte zwei Spann darüber und das fünfte zwei Spann darü- ber; auf diese Weise sind ihre Lanzen überall, so dass, wenn Jemand vor ihnen mit kurzen Lanzen, Steinen oder etwas ähnlichem werfen sollte. dies an den Spitzen ihrer Lanzen abprallen und zur Erde fallen würde und dadurch keine Stelle bliebe, durch welche der Feind ein- dringen könnte, gleichviel ob es ein Reiter oder Fussgänger sei. Wenn nun der Feldherr die gedrängten Rotten vermehren will, da- mit das Heer in den Augen des Feindes einen furchtbaren Anblick be- kommt, so (Cap. XV) bringt er die Leichtbewaffneten hinter den Rotten nach der Form der vorhin beschriebenen Aufstellung auf die gleiche An- zahl von 1024 wie die Rotte des Hauptcorps, so dass die erste von den Rotten der Leichtbewafjneten sich der ersten der gedrängten Rotten des Corps anschliesst, die zweite der zweiten und in dieser Weise weiter, nur dass es nicht nöthig ist, dass die Anzahl der Rotten der Leichtbewaffneten 16 sei, sondern es können deren weniger sein nach dem Gutdünken des Feld- 1) Hier ist etwas ausgelassen, der Text zeigt keine Lücke. DIE TAKTIK DES AELIANUS. 53 herrn, und wenn er für jede Rotte acht Mann bestimmt, so ergiebt dies für 1024 Rotten der Leichtbewaffneten 8192 Mann. (Cap. XVI) Die Namen derselben sind folgende: Je vier Rotten der Leichtbewaffneten heissen eime Schaar und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 32 Mann; je zwei Schaaren heissen eine Section und die An- zahl der darin befindlichen Leute beträgt 64 Mann; je zwei Sectionen heissen ein Zug und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 128 Mann; je zwei Züge heissen eine Compagnie und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 256 Mann; je zwei Compagnien werden eine Division genannt und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 512 Mann; je zwei Divisionen heissen ein Batallion und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 1024 Mann; je zwei Batallione heissen ein Regiment und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 2048 Mann; je zwei Regimenter werden eine Brigade genannt und die Anzahl der darin befindlichen leichtbewaffneten Leute beträgt #096; je zwei Brigaden werden ein Armeecorps genannt und die Anzahl der darin befindlichen Leute beträgt 8192 Mann, welche 1024 Rotten bilden. Zu Führern dieser Rotten werden auserwählte Männer genommen, welche in allen Stücken erfahren sind und in allem, was ihnen befohlen wird, ihren Vorgesetzten gehorchen. Über einige Stellungen, welche die Sachkundigen nach den Figuren des Euklides angewandt haben. Hierzu gehört (Cap. XVIII) die dem Rhombus ähnliche Form, deren sich die Thessalier bedienten, welche kräf- tige Reiter waren. Der erste, welcher ihnen die Anweisung zur Anwen- dung dieser Form gab, war ein Mann Namens Jason, sie ist auch wirk- lich eine für alles Nöthige geeignete Form und gestattet den Reitern, welche sich ihrer bedienen, sich rasch nach jeder Seite, von welcher der Feind sich zeigt, zu drehen und zu wenden, ohne von der Wendung etwas zu fürchten zu haben und ohne dass dadurch das Verderben der Reiter herbeigeführt wird. Die besten Reiter werden nämlich an die Seiten der Form gestellt, die Führer auf die Ecken und zwar stellt sich der Corps- führer auf diejenige Ecke, welche nach vorn ist, die Deschützer der Seiten werden auf die rechte und linke Ecke gestellt und auf die noch übrige Ecke der Commandant der Rückseite. Danach entsteht diese Figur 54 F. WÜSTENFELD, Diese Aufstellung ist schön und der Ursprung der unter dem Na- men el-bucca (der Spiegel oder das Carre) bekannten Schlachtordnung, woraus man zu allen beliebigen Schlachtordnungen übergehen kann, wie es der Feldherr für gut findet. Die übrigen Figuren, welche Euclides erwähnt, sind nach dem bisher Gesagten für jeden Sachverständigen bei weiterem Nachdenken die Grundlagen der Schlachtordnungen. Die quadratischen Formen sind diejenigen, deren sich die Perser, Sicı- lianer und viele von den Griechen bedienten, weil sie glaubten, dass das Reiten in dieser Form von Anfang an am leichtesten sei, und die Reit- kunst und die Geschicklichkeit, um sich den Sieg zu verschaffen, kann sich in vielen Formen zeigen. Die Aufstellung ist nämlich in dieser Weise leichter für die geschlossene und verbundene Form und in ihr stehen die Führer mit ihrer ganzen Armee dem Feinde in einer Schlachtordnung ge- genüber. Die beste Aufstellung eines Corps ist so, dass die Anzahl der Mannschaft in der Länge doppelt so gross ist als m der Tiefe, 2. B. dass in der Länge zehn und in der Tiefe fünf sind; diese Aufstellung nämlich ist zwar an Zahl in der Länge und Tiefe verschieden, in der. Form aber quadratisch, weil die Länge des Pferdes vom Kopfe bis zum Schwanze im Verhältniss zu seiner Breite bei der gedrängten Stellung in der Rotte einen grösseren Aufstellungsplatz erfordert. Einige haben auch die Anzahl der in der Länge aufgestellten dreimal so gross angenommen als die in der Tiefe aufgestellten in der Meinung, dass dies die quadratische Form ergebe, weil die Länge des Pferdes in den meisten Fällen dreimal so gross als seine Breite anzunehmen sei, und danach haben sie in der Front neun und in der Tiefe drei aufgestellt. Nämlich bei den Schwerbewaffneten hat die Menge = DIE TAKTIK DES AELIANUTS. 55 der Reiter nicht den Nutzen, welcher aus einer tiefen Aufstellung des Fuss- volks erwächst, welches von hinten auf die Vordermänner drängt; denn die Reiter können in manchen Fällen nicht nach dem Grade ihrer Stärke mit Nutzen verwandt werden, weil sie auf ihre Vordermänner nicht zugleich auf- drängen wie bei dem Fussvolk. F} N | Ich bemerke hierzu: Aus diesem Grunde muss ein jeder der Emire einen Lehrmeister annehmen, welcher die jungen Leute unterrichtet, bis sie in der Führung der Lanze so geübt sind, dass es ihnen zur Gewohn- heit geworden ist, damit, wenn etwas ausgeführt werden soll, wozu ihre Mitwirkung nöthig ist, sie dazu im Stande sind und nicht als unbrauch- bar zurückbleiben; oftmals werfen sie ihre Lanzen von sich und der Sinn der Worte des Aelianus ist der, dass das ganze Corps einen ge- meinschaftlichen Angriff machen soll. Diese quadratische Form ist die- jenige, aus welcher die erste Rennbahn und die Doppelringe hervorge- gangen sind, welche man Doppelreihe nennt, dies‘) ist eine quadratische Form mit zwei Rundungen, welche vor zwei Kreisen voraufgehen (%); auch sind noch viele andere Formen daraus hervorgegangen, wie oben erwähnt ist. — Hieraus folgt immer, wenn die Anzahl der Reiter in der Länge gleich ist ihrer Anzahl in der Tiefe, dass die Zahl quadratisch und 1) In der Handschrift steht years gr Kö SS, 56 F. WÜSTENFELD, die Form quadratisch ist, der Unterschied in der Quadratur liegt nur in dem, was oben über den Unterschied der Länge und Tiefe gesagt ist. (Cap. XIX) Man iglaubt, dass die dem Rhombus ähnliche Formation des Heeres aus eimer Nothwendigkeit entstanden se. Wenn nämlich der Corpsführer sich selbst als den ersten aufstellt, so ist es nicht nothwendig, dass die an seiner Seite aufgestellten Reiter in gleicher Richtung sich an ihn anschliessen, sondern sie müssen hinter ihm bleiben, so dass die Köpfe (der Pferde) dieser Reiter nahe an die Schultern des Corpsführers heranreichen und einer gegen den anderen zurücksteht d. h. sowohl die auf der linken und rechten Seite, als auch die dahinter befindlichen, damit nicht unter ihnen Verwirrung entsteht, weil die Pferde öfter einander schlagen, so dass aus diesem Grunde die Reiter öfter abgeworfen werden. Von denen, welche die Pferde in den dem Rhombus ähnlichen Formen geordnet haben, sind ei- nige der Ansicht gewesen, dass die Reiter in verbundenen Reihen, andere, dass sie in geschlossenen Reihen, noch andere, dass sie weder in gebundenen noch geschlossenen Reihen stehen müssten. Eine jede von diesen Stellungen wird auf folgende Weise ausgeführt. + + + + + RZ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + EZ + + + + + + + + + + + + EZ + + + + + + + + + + + + + + s + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + > + + nz + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + Diejenigen, welche die gebundene und geschlossene Form der Reiter an- nehmen, stellen das längste Glied des Corps in der Mitte auf, wie oben ge- sagt ist, und setzten für die darin befindlichen Reiter eine ungerade Zahl fest, z.B. 11 13 15 u.d. gl. und ordnen auf den beiden Seiten dieser ge- DIE TAKTIK DES AELIANUS. 57 bundenen Linie zwei Reihen, eine vor und eine hinter dieselbe, und machen ‚jede von diesen beiden gegen die vor ihnen befindliche Reihe um zwei kürzer; 2. B. wenn die grösste gebundene Reihe aus 15 Reitern besteht, so kommen in jede der beiden ihr zunächst stehenden Reihen 13 Reiter, in die darauf fol- gende 11 Reiter und in dieser Weise erfolgt die Verkürzung in den folgen- den Reihen immer um je zwei, bis dass nur einer übrig bleibt; die Summe des ganzen Corps beträgt dann 113 Reiter. Beschreibung der Stellungen beim Zusammenstoss. Wenn die Aufstellung der Ungläubigen quadratisch ist und die der Muslimen mondsichelförmig, so muss der Feldherr darauf achten, ob die Anzahl der Urgläubigen eben so gross ist als die Anzahl seiner eigenen Leute, dann ist er sicher, so Gott will, zu siegen; er muss auf die bei- den Seiten des Bogens mit der grössten Sorgfalt achten und die Truppen müssen mit der grössten Ausdauer Stand halten. Das beste ist, wenn er die vorderen Glieder des Uentrums nach den Seiten des Bogens di- rigirt, um den Leuten auf den Flügeln zu Hülfe zu kommen und der Mannschaft der beiden mondsichelförmigen Reihen zur Stütze zu dienen, damit sie den rechten und linken Flügel der Ungläubigen durchbrechen, wobei er sich von dem Centrum derselben zurückhält, Zweikämpfe un- terlässt, ruhig aushält, den Kampf gegen sie aber mit aller Kraft führt in einer Weise, die dem Feinde seine Überlegenheit deutlich zeigt, und besonders die Ecken und die Flügel in die Flucht zu schlagen sucht, denn dies ist das grösste und wichtigste; die Mannschaft des Centrums dehnt sich so weit aus, dass sie wo möglich die Hälfte der Front ein- nimmt und dadurch wird dann die Action zu Ende geführt, selbst wenn die Ungläubigen ihre Aufstellung in die Rhombus-Form umändern, und nichts darf daran hindern, dass die Mannschaft des Centrums sich aus- breite, weil sie vor allem anderen mit dem Kampfe beschäftigt ist, was bei der ersten Aufstellung nicht der Fall war. Das Verfahren dabei ist, dass die beiden Enden des Bogens sich verengern in der Absicht, die Aufstellung der Ungläubigen zu umfassen, und dass die Mannschaften des Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 2. H 98 F. WÜSTENFELD, Vortrabs, des Vordertreffens und des Nachtrabs bis an die Ecken der hinteren Linie des Feindes vorgehen und ihm von beiden Seiten Scha- den zuzufügen suchen und seine Schlachtordnung in Unordnung bringen. Ebenso wenn die Aufstellung der Ungläubigen lang ausgedehnt ist, so wird sie dadurch geschwächt wie vorhin und die Action der Muslimen ist dabei ganz dieselbe wie vorhin. Wenn die Aufstellung der Ungläu- bigen knaul- oder ringförmig ist, so ist sie gegen die mondsichelförmige viel schwächer und diese jener überlegen. Wenn die Schlachtordnung der Ungläubigen mondsichelförmig und die der Muslimen quadratisch ist, so ist das richtige, dass sie alles daran setzen, um auf beiden Seiten über die Seiten der mondsichelförmigen Aufstellung des Feindes hinaus- zukommen; wenn dieses gelingt, so ist damit die Übermacht gewonnen, die Mannschaften des rechten und linken Flügels müssen die Enden der Bogen zu durchbrechen suchen, dies ist eine der schwierigsten Unter- nehmungen. Was die Mannschaft des Centrums betrifft, so ist es ihre Aufgabe, den Auftrag, welcher ihr zu Theil geworden ist, gut auszufüh- ren, nämlich die Mannschaft der äussersten Enden der Bogen stutzig zu machen und wenn es ihr durch einen gemeinschaftlichen Angriff gelingt, sie zu werfen, so dass sie die Fersen zeigt, so ist es am besten, wo nicht, so ist die äusserste Anstrengung zu machen, um die beiden Enden der Mondsichel zu durchbrechen, wie es auch gehen mag. Wenn die Muslimen im Rhombus aufgestellt sind, so ist diese Form überlegener als die erste, weil die beiden Ecken desselben gewöhnlich weit ausge- dehnt sind und die Stellung seiner beiden Seiten und des Hintertreffens ein Centrum von äusserster Stärke bilden. Wenn ihre Aufstellung dabbäbi (die verdeckte) ist, so geschieht der Vormarsch in der Weise, dass sie das ganze Vordertreffen in zwei Theile theilen nach rechts und nach links und die Nachhut näher kommen las- sen, bis sie in der Richtung, wo die Lücke zu beiden Seiten entstanden ist, in die Linie des Hintertreffens eintrit, damit die Mannschaft der beiden Corps auf den beiden Flügeln sich nach und nach mehr als die anderen an dem Kampfe betheiligen kann. Sollte die Aufstellung der Muslimen die lang gestreckte Form haben, so ist sie zum Widerstande DIE TAKTIK DES AELIANUS. 59 zu schwach, weil die vorderen Reihen den Kampf nicht aushalten kön- nen, und ihre Deckung muss so wie bei der dabbäbt Aufstellung erfolgen. Die schlechteste aller Schlachtordnungen ist die Ring- und Knaul-Auf- stellung, und wenn es irgend möglich ist, muss sie behutsam und vor- sichtig in eine andere verändert werden in einer Weise, dass ihre Rei- hen nicht in Unordnung gerathen und der Feind nichts davon merkt, das ist die Hauptsache, und wenn dies nur langsam geschehen kann, so werden sämmtliche Reserven und Hintertreffen nach der rechten und linken Seite dirigiert, das ist noch das wirksamste, was man dabei thun kann. Wenn die beiden Schlachtordnungen in gleicher Weise aufgestellt sind, quadratisch oder anders, mit Ausnahme der mondsichelförmigen und Ring-Stellung, so ist die Action darin gleich, nur dass der Kampf und die gute Ausführung den Gliedern in der Front obliegt, und wenn der Angriff oder die Annährung erfolgt, so dass z. B. die eine Partei qua- dratisch, die andere lang ausgedehnt oder in Rhombus-Form oder ähn- lich aufgestellt ist, so ist die Action dabei nahe zu so, wie wir beschrie- ben haben. Von der Mondsichelform ist oben schon die Rede gewesen und was die Knaulform betrifft, so wird es selten vorkommen, dass beide Heere in dieser Weise zugleich auftreten; sollte es aber der Fall sein, so ist die Aufgabe des Feldherrn der Muslimen die, dass er den Gegner umzingelt und eine mondsichelförmige oder eine andere z. B. die Rhom- bus-Bildung ausführen lasst, dies sind Grundlehren der Taktik. Wenn die Armee sich in einer Ebene befindet und rund aufgestellt ist, so soll man sie nicht für gering halten, weil die Kreisfigur geringer erscheint, als sie in Wirklichkeit ist, wenn man ihre Ausdehnung berechnet und den Raum, welchen der Kreis umgiebt. Im anderen Falle, wenn die äusseren Seiten einer Armee lang gedehnt sind, oder ein Theil dersel- ben gepresst oder gekrümmt ist oder viele Ecken hat, so soll man sie nicht für zahlreich halten. Wenn eine Armee auf einem Berge oder auf einer Anhöhe ist, so erscheint sie grösser, als wenn sie auf ebenem Boden steht, und man muss sehen nach der vorhin angedeu- teten Berechnung die Wahrheit zu ermitteln oder dem richtigen Ver- H2 60 F. WÜSTENFELD, hältnisse nahe zu kommen, denn das ist die Hauptsache im heiligen Kampfe. — Wenn der Feldherr die angenommene Schlachtordnung verändern will, (Cap. XXIV) so muss er dazu ein bestimmtes Zeichen festsetzen, da- mit, wenn er dieses Zeichen giebt, die Truppen in der Weise ihre Stellung ändern, wie er es bezeichnet. Einige der früheren Heerführer haben da- für bestimmte Benennungen angenommen, wie Wendung, Umkehr, Schwen- kung, Graderichtung der Schwenkung‘), kleine Drehung, grosse Drehung, Rotten schliessen, Glieder verbinden, Rückkehr zu der vorigen Stellung, der entwickelte Rundgang, Verdoppeln, dem rechten und linken Flügel folgen, flankirte Colonne, rechteckige Colonne, schräge Colonne, Einordnen, Vorgehen, Ausfüllen, Hinterstellung, ein Glied nach dem andern, Anschliessen. (Cap. XXV) Mit dem Ausdruck zAioıs ww Wendung bezeichnen _ ei- nige die freie (einzelne) Wendung und zwar die nach der rechten Seite heisst die Wendung nach der Lanzenseite und die nach der linken Seite heisst die Wendung nach der Schildseite; zwei Arten. Die freie Wendung ist die Drehung nach den anderen Seiten. MeıwßoAn MS) Umkehr ist die Wen- dung nach rückwärts und dies ist die Wendung zur Flucht. ’Eruoreoypr Jussi Schwenkung hat die Bedeutung, wenn die Schwerbewaffneten sich so zusammengedrängt haben, dass sie wie ein Körper geworden sind, und. sie wenden sich dann nach der rechten oder linken Seite, als wenn sie sich um den ersten Hauptmann der geschlossenen Rotte im Kreise drehten, und schwenken sich und bleiben auf dem Platze, der vor ihnen ist. "Avoorogn ESS Das Umwechselm ist die Umstellung des hinteren Gliedes nach vorn und der Rückgang der vorderen Reihen auf den Platz des Hintertreffens; dabei findet die Wendung zweimal statt, einmal auf der Stelle, (%) das andere Mal, dass sie dem Feinde gerade ins Gesicht sehen und die Ab- theilung, welche bisher im Kampfe war, sich ausruht. Darin liegt nach meiner Ansicht eine Schwäche, weil der Feind, wenn er ihre Umstellung 1) Das Arabische deckt sich hier und weiterhin nicht genau mit dem Griechi- schen, es hat eine Umstellung mit einem Schreibfehler stattgefunden und müsste danach JL&53Ie mühe heissen: Gradausmachen, Umwechseln. DIE TAKTIK DES AELIANUS. 61. bemerkt, oftmals in dieser Lage plötzlich auf sie einen Angriff macht und über sie einen Vortheil erreicht; es darf also nur eine solche Wen- dung sein, welche der Feind nicht wahrnimmt. ’Es 00907 dnodoüvas emäl) Gradausmachen ist die Schwenkung und Rückkehr der Compagnie auf den ersten Platz. Ileoıonaouos sa 5) wm die kleine Drehung ist eine Bewegung von zwei Schwenkungen des Zuges, bis dass er den. Platz einmimmt, welcher hinter ihm ist. "Exnegionaouos „LS 30m die grosse Drehung ist die Bewegung des Zuges in drei Schwenkungen hinter einander, wodurch er die Stellung nach der Seite des Kampfes bekommt, wenn sie nach rechts erfolgt, steht er dem Feinde nach rechts gegenüber, und wenn sie nach links erfolgt, steht er nach Imks gegenüber. (Cap. XXVI) Iroryeiv „DEN in Rotten geschlossen sein sagt man, wenn jeder einzelne Mann, welcher sich in der Rotte befindet, zu dem Haupt- mann der geschlossenen Rotte und zu dem Inhaber der letzten Stelle in ge- rader Richtung steht, indem die Entfernung zwischen ihnen gleich ist: Cuysiv EN in Rotten verbunden sein sagt man, wenn jeder einzelne Mann , wel- cher sich in der Rotte befindet, mit seinem Nebenmanne in der Front in ge- rader Richtung steht, indem die Entfernung zwischen ihnen ebenfalls gleich ist, so dass die Hauptleute der Rotten in gerader Linie stehen. AınAaoıco- uös mail die Verdoppelung geschieht dadurch, dass die Anzahl derer, welche in den Rotten stehen, vermehrt wird, sei es in der Länge oder in der Tiefe: wenn der Feldherr verdoppeln will und es bestehen die geschlossenen Rotten z. B. aus acht Mann, so commandirt er, dass vier von diesen zwi- schen den Roiten eintreten, dann bleiben in der Länge jeder Reihe der ge- schlossenen Rotten vier Mann und die Rotten sınd doppelt so stark, als sie anfangs waren, und auch die Verbindung unter den Hauptleuten der Rotten ist eingetreten. Wenn man dann die Verminderung unter ihnen wieder her- stellen will, so commandirt man, dass diejenigen, welche zwischen getreten sind, wieder auf ihren vorigen Platz zurückkehren. Einige halten dies nicht für zweckmässig, sondern lassen die Leichtbewaffneten auf dem rechten und linken Flügel sich ausbreiten und ebenso die Reiter. (Cap. XXVII) "ESeAsyuds Entwickelung al) 3,1) der entwickelte Rundgang. Davon giebt es zwei Arten, die eine in der Schlachtordnung der 62 F. WÜSTENFELD, geschlossenen Rotten, die andere in der Schlachtordnung der verbundenen Rotten, wie oben bemerkt ist; jede dieser beiden Arten hat drei Formen, die eine ist nach den Makedoniern benannt, die andere nach den Lakedämo- niern,. und die dritte ist unter dem Namen der Persischen oder auch der Kretischen bekannt und heisst auch (xogıos die im Reigen geführte) Mu) die ländliche‘). Die erste ist diejenige, wobei die Truppe, wenn sie vor- wärts geht, den Platz vor der Linie einnimmt und sich mit dem Gesicht nach vorn wendet; die zweite ist diejenige, wobei die Truppe den Platz hin- ter der Linie einnimmt mit verbundenen Rotten, welche auf den Plätzen, welche sie anfangs einnehmen, Halt machen, d. h. wenn sie Halt machen, stehen die ersten auf dem Platze der letzten und die letzten auf dem Platze der ersten. (Cap. XXX) Mayıos GW“ (quer) flankirt heisst die Colonne, wenn ihre Länge doppelt so gross ist als ihre Tiefe; nagaunens oblong am rechteckig heisst sie, wenn sie nach einer von beiden Seiten geht und ihre Tiefe doppelt so gross ist als ihre Länge, und im Allgemeinen sagt man von jeder Art, sie sei lang, wenn ihre Länge grösser ist als ihre Tiefe, und sie sei rechteckig, wenn ihre Tiefe grösser ist als ihre Länge. Ao&os or Die schräge Colonne ist diejenige, deren rechter oder linker Flügel, welcher von beiden es sein mag, dem Feinde genähert und im Kampfe begriffen ist, wäh- rend die andere Seite in der Entfernung vereinigt zusammen bleibt. (Cap. XXXI) Heosußoin Bo Einordnen ist, wenn Leute geordnet sind und man zwischen sie in die Zwischenräume, welche zwischen jedem ein- zelnen von ihnen gelassen waren, andere von den hinter ihnen geordneten ein- treten lässt, bis sie mit ihmen in eine gerade Linie kommen. Ilgoore&ıs Bug! Seitenstellung ist, wenn auf beiden Seiten der Schlachtordnung oder auf eier derselben Leute hinzugenommen werden, so dass sie über den rechten oder linken Flügel hinaus mit der Linie in Front stehen. "Evraıs Einschieben „a Ausfüllen heisst, wenn der Feldherr die Leichtbewaffneten einen Mann nach dem anderen in die Zwischenräume der Linie einordhnet. 1) Der Arabische Übersetzer hatte also anstatt y6oıog in seinem Griechischen Texte xwoıos von xwega AL Land. N | DIE TAKTIK DES AELIANUS. 63. “Inotekıs 01} Hlinterstellung heisst, wenn er die Leichtbewaffneten hinter die Flügel der Linie ordnet, so dass ihre Aufstellung eine in einander grei- ‚fende wird, und ihr Verhältniss das Verhältniss von etwas, was drei Thüren hat, bekommt. Dies sind die Commandos der Älteren, so dass, wenn sie sich nach irgend einer Seite wenden sollten, der Hauptmann der Compagnie eins von diesen Commandos gab, dann wandten sie sich nach der Seite, wo- hin sie commandirt waren. Die Späteren haben dies alles auf zwei Worte abgekürzt und ihre Commandos lauten hüguwwa und hübarrä, das ist also kürzer als alle die anderen Worte, so ruft der Hauptmann und die Soldaten müssen ihn sorgfältig im Auge haben, damit sie, wenn er sich nach einer Seite wendet, mit ihm dieselbe Wendung machen, ohne dass einer von ihnen zurückbleibt, sondern einer muss dem ande- ren nachfolgen. Im Laufe der Zeit hat man dann vergessen, was hü- guwwd und hübarra ursprünglich bedeutet hat, einige sagen, huguwwä habe den Sinn [? nach dem Anklang von wugüh tugäh], dass die Ge- sichter sich gegen einander kehren und Aübarra, dass die Rücken sich gegen einander kehren sollen; man weiss nicht mehr, aus welchem Grunde dies ursprünglich so festgesetzt wurde. Andere dagegen be- haupten, die Ausdrücke seien vom Spielen hergenommen und hätten ur- sprünglich die Bewegungen bezeichnet, welche, wie oben angegeben ist, im Kriege zu machen sind. Auch ich hatte dies angenommen, bis der Gross-Emir el-Mugähid N. N. el-Bäsiti mich belehrte, dass jedes von diesen beiden Wörtern eine bestimmte Bedeutung für sich habe, wie ich es nachher, so Gott will, auseinandersetzen werde. Die Kreisstellung ist nämlich eine bekannte Formation in der . Schlacht, bei den Darstellern finde ich aber die Kreisstellung nicht ab- gebildet und die Formation nicht beschrieben, sie reden nur davon als von etwas unbekannten. Desshalb will ich mit Gottes Hülfe erwähnen, was die Älteren darüber gesagt haben, damit man wisse, was die Kreis- stellung sei. Die Sache verhält sich im Wesentlichen so: Wenn ein Corps den Kreis formiren soll, so ruft der Commandirende hübarrä, das verstehen die Soldaten und führen es aus, und wenn er ruft hüguwwä, 64 F. WÜSTENFELD, ebenso‘), so dass es einer langen Rede nicht bedarf; denn sie befinden sich in einer Lage, in welcher es nicht angebracht ist, viele Worte zu machen, weil jeder einzelne mit sich selbst beschäftigt ist aus Furcht vor dem Tode oder aus Liebe zum Leben. Wenn also das Commando in dieser Weise erfolgt, so müssen es die Soldaten von ihren Instructo- ren annehmen, bis sie es lernen und ihre Glieder mechanisch sich daran gewöhnen, damit ihre Wendung zur Kreisformation wie von einem Manne erfolge. Denn dies ist eine Action, welche in der Schlacht ihren Nutzen hat, und wer das ausser Acht lässt, der hat keine Kenntniss davon, und wer keine Kenntniss davon hat, der ist wie ein Esel, der die Säcke mit Datteln trägt, er trägt sein Gepäck und seine Waffen, und weiss nichts von dem, was wir gesagt haben. Gelobt sei Gott, der uns lehrt, was wir nicht wussten. 1) d. h. sie verstehen es und öffnen den Kreis. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 65 Über den Zweikampf und was darin Grosses geleistet worden ist im Gegensatz zu dem bisher Gesagten. Wenn die Reihen von beiden Seiten in Schlachtordnung aufgestellt waren und längere Zeit einander gegenüber standen und die Reiter zu kämpfen verlangten, so pflegten die Truppen seit alter Zeit im Heiden- thum und Islam sich zum Kampfe herauszufordern, dies war der Anfang der Schlacht, und wenn beide Heere damit einverstanden waren, so fan- den nur Zweikämpfe statt. Einer der Gelehrten sagt: der Zweikampf ist zweierlei Art, gewünscht und erlaubt; gewünscht wird, wenn ein Mann von den Ungläubigen vortritt, dass sich ihm einer von den Muslimen gegenüber stellt, gemäss der Überlieferung‘), wonach am Tage der Schlacht bei Badr ’Otba und Scheiba, die Söhne des Rabrla, und el-Walid ben ’Otba vortraten und ’Otba sprach: wer will den Kampf wagen? Da ging ihm ein junger Mann von den Ancär’) entgegen, den fragte er: wer bist du? er antwortete: einer von den Ancär. Jener entgegnete: dich kann ich nicht gebrauchen, ich verlange einen von den Söhnen meines Oheims°®). Nach einer anderen Überlieferung sagte er: ich kenne keine Ancär, wo sind statt deiner die Kureischiten ? Jetzt sprach der Prophet zu Hamza, ’Obeida ben el-Härith und ’Ali ben Abu Tälib: 1) Vergl. Ibn Hischam, Leben Muhammed’s, 8. 443. 2) d.i. Hülfsgenossen, die mit Muhammed aus Mekka nach Medina geflüchtet waren. 3) d.i. einen von meinen näheren Verwandten. Histor.-philolog. Olasse. XXV1. 2. 1 66 F. WÜSTENFELD, gehet zu ihnen hinaus. Da trat Hamza dem ’Otba, ’Ali dem Scheiba und ’Obeida dem Walid entgegen, Hamza tödtete den ’Otba und ’Ali den Scheiba, zwischen el-Walid und ’Obeida war der Kampf nach zwei Gängen unentschieden, jeder von beiden hatte seinen Gegner schwer verwundet. ’Ali erzählt weiter: da wandten wir uns gegen el-Walid, tödteten ihn und nahmen ’Obeida mit uns. Dies war also der erste Zweikampf im Islam auf Befehl des Propheten. Es wird auch erzählt, dass ’Ali ben Abu Tälib den 'Amr ben ’Abd Wudd el-Ämiri herausge- fordert habe; da sprach zu ihm "Amr: wer bist du? er antwortete: ich bin 'Ali ben Abu Tälib. Jener erwiederte: ich möchte nicht gern dich tödten, mein lieber Vetter; worauf ’Ali entgegnete: aber ich möchte gern dich tödten. Darüber wurde ’Amr aufgebracht und griff ihn an, aber ’Ali tödtete ihn‘), | Ein anderer Zweikampf und zwar der grösste, welcher auf dem Erdboden stattgefunden hat, ist der zwischen dem Gottgesandten und Obeij ben Chalaf. Dieser Obeij hatte nämlich in Mekka ein Pferd, welchem er täglich zu fressen gab um es recht herauszufuttern und so oft er den Propheten sah, sagte er: auf diesem Pferde werde ich dich tödten; worauf der Prophet erwiederte: im Gegentheil, ich werde dich tödten. Am Tage von Ohod nun, als der Gottgesandte einen Hieb über den Kopf erhalten hatte und viele von den Muslimen getödtet und ver- wundet waren, schritt der Prophet vor, da sprach zu ihm einer der Ancär: da kommt Obeij ben Chalaf auf dich zu, erlaubst du, dass einer von uns sich ihm entgegen werfe? Er antwortete: lass ihn; und damit nahm der Gottgesandte dem Härith ben el-Cimma eine kurze Lanze aus der Hand, schwang sie und traf ihn damit an der Kehle und ritzte ihm die Haut, indess konnte er sich nicht auf seinem Pferde halten. Seine Cameraden sagten ihm: wenn einer von uns eine solche Wunde bekom- men hätte, die würde ihm nicht schaden; er aber erwiederte: wenn er (Muhammed) auf den Bergen von 'Tıhäma stände, so würden sie zer- schmelzen. Er starb auf dem Rückzuge in Sarif. So erzählt el-Buchärt 1) Vergl. Ibn Hischam 8. 677 fg. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 67- in dem Cahih, und Hassän ben T'häbit hat darüber einige Verse ge- dichtet, unter denen dieser ist: Geerbt hatte den Irrthum von seinem Vater Obeij am Tage, da der Gesandte den Zweikampf mit ihm bestand'). Heil dem, der so handelt, wie der Prophet gehandelt hat. Erlaubt ist es, dass der Muslim zuerst zum Zweikampfe heraus- fordert, denn wenn er in sich die Kraft zum Kampfe fühlt, so stärkt er dadurch den Muth der Muslimen; wir sagen nur, dass es nicht erwünscht ist, weil es doch vorkommt, dass ein solcher getödtet wird, und dann wird dadurch der Muth der Muslimen gebrochen. Es knüpft sich daran die Frage, ob der Zweikampf gestattet sei ohne Erlaubniss des Vorge- setzten oder dessen Stellvertreters; wenn der Vorgesetzte oder dessen Stellvertreter ihn erlaubt, so findet keine Meinungsverschiedenheit darüber statt, dass er gestattet sei, aber darüber ist man verschiedener Meinung, wenn er nicht mit Erlaubniss stattfindet. Die meisten halten ihn auch “dann für gestattet und beweisen dies damit, dass, als ’Otba zum Zwei- kampfe herausforderte, mehrere der Ancär noch vor Hamza, ’Ali und Obeida ohne Erlaubniss gegen ihn vorgingen. Diese Frage zerfällt noch in mehrere Unterabtheilungen, über welche wir, so Gott will, in der Folge handeln werden. Ein anderer Zweikampf fand statt am Walle von Medina, wo ’Amr ben ’Abd Wudd dazu aufforderte. Ein anderer bei Cheibar zwischen Marhab und ’Ali?). Einen anderen Zweikampf erwähnt der Korankundige Ibn Manda 1) Vergl. Ibn Hischam S. 575. Die Erzählung selbst findet sich bei Bochäri und Muslim nicht, sondern die Worte der Überlieferung bei Bokhari par Krehl IH. 8. 86 und Muslim, Bulaker Ausg. IV. S. 241. Calcuttaer Ausg. II. S. 175 »Gottes Zorn entbrannte über einen Mann, welchen der Gesandte Gottes für seine Sache ge- tödtet hatte«, werden von den Commentatoren auf Obeij bezogen. 2) Der erste ist der schon oben nach Ibn Hischam 8.67 erwähnte Zweikampf, hier in anderer Ausschmückung wiederholt; bei dem zweiten bezieht sich der Ver- fasser auf Ibn Ishäk, indess kommt bei Ibn Hischam 8.760 nichts davon vor, dass auch hier ’Alı mit Marhab gekämpft und ihn erlegt habe. 12 68 F. WÜSTENFELD, in seiner Chronik von Icpahän‘). Abdallah ben Bureik ben Warcä er- hielt von dem Chalifen Omar ein Schreiben mit der Weisung: Mar- schiere nach Icpahän. Er marschierte hin und der Fürst el-Fadusabän kam heraus; als sie auf einander stiessen, sprach zu ihm der Fürst: ich will deine Leute nicht tödten, tödte du auch die meinigen nicht, son- dern lass uns beide kämpfen, wenn ich dich tödte, so kehren deine Leute um, und wenn du mich tödtest, so werden meine Leute mit dir Frieden schliessen. Abdallah willigte ein und der Fürst fragte: willst du zuerst mich angreifen, oder soll ich dich angreifen? Abdallah erwie- derte: greife du mich an. Da stürzte sich der Fürst auf ihn, haute zu und traf den hervorragenden Theil des Sattels, so dass er ihn zerbrach und die Riemen am Halse des Pferdes und die Gurte durchhieb. Ab- dallah fiel herunter, stand aber sofort wieder auf den Füssen, schwang sich auf das Pferd ohne Sattel und rief: steh! Der Fürst wandte sich gegen ihn und sprach: ich möchte nicht gern dich tödten, denn ich sehe, dass du ein tapferer Mann bist; kehre desshalb zu deinen Truppen zu- rück, ich will mit dir Frieden machen und dir die Stadt übergeben un- ter der Bedingung, wer will, kann bleiben, und wer will, kann gehen. Einige Fragen in Bezug auf den, welcher einen Zweikampf unternehmen will. I. Frage. Wie muss der Ritter beschaffen sein, welcher zum Zweikampf vorgehen will? Antwort. Er muss das Herz auf dem rechten Fleck haben, eine grosse Kraft besitzen, voll Verlangen nach seinem Feinde, äusserst vor- sichtig sein, körperlich vollkommen gesund, behände mit seinem Thiere, vollständig bewaffnet als Reiter auf dem Rücken des Pferdes, in allen Waffen geübt, geschützt durch seine Kleidung und Rüstung, er muss Geistesgegenwart, einen klaren natürlichen Verstand und viel Erfahrung besitzen und die Jahre der Jugend schon überschritten haben. Die 1) Vergl. Beladsori liber expugn. regionum ed. de Goeje. S 312. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 69 Frage bezieht sich auf die Wissenschaft der Soldaten und wer das nicht weiss, der ist kein Soldat. 2. Frage. Wie soll der Ritter zu seinem Gegner zwischen die beiden Schlachtreihen hinausziehen ? Antwort. Er soll nicht rennen, wenn er zu seinem Gegner hin- auszieht, —)). 3. Frage. Wie soll er sich verhalten, wenn zwei Reiter auf ihn los kommen, sich dann trennen und beide ihn angreifen ? 4. Frage. Wie soll er sich verhalten, wenn einer von den bei- den besser bewaffnet ist und ein behänderes Thier hat? welchen von beiden soll er zuerst angreifen ? | 5. Frage. Wie soll er sich verhalten, wenn einer von beiden mit der Lanze, der andere mit Pfeilen bewaffnet ist? 6. Frage. Wer muss sich angreifen lassen und wer muss zuerst den Angriff zu machen suchen ? und wie ist dabei seine Bewaffnung ? Zehnte Unterweisung. Über die Kriegslisten durch Anwendung von Feuer, Rauch u. d. gl. In dieser Unterweisung habe ich die Kriegslisten von Alexander und anderen kundigen Männern wie Bariufä’), Aristoteles und anderen gesammelt, es ist nützlich, dies zu wissen, es anzuordnen und damit zu operiren. Erste List. Nimm gestossenen gelben Schwefel, thue ihn in einen slya> > Wasserkrug mit grüner Glasur, thue dazu ebensoviel dunkle Naphtha, binde die Öffnung des Kruges fest zu und vergrabe ihn in frischen Dünger 40 Tage und tausche diesen um, so oft er er- 1) Ich babe es für genügend gehalten, nur die gestellten Fragen anzugeben, ohne die zum Theil sehr ausführlichen Antworten hinzuzufügen. 2) Ein entstellter nicht zu errathender Name. 70 F. WÜSTENFELID, kaltet, bis die bestimmte Zeit veırflossen ist; dann nimm gestossenen grünen Eisenstein, thue ihn in einen eben solchen grünen Krug, thue dazu ebensoviel Urin von Knaben, binde den Krug fest zu, vergrabe ihn gleichfalls 40 Tage in frischen Dünger und vertausche diesen, so oft er erkaltet. Wenn du dann dies herausnehmen willst, so binde dir die Nasenlöcher zu und nimm dich vor dem Geruch in Acht: und wenn du es herausnimmst, wirst du finden, dass alles eine Masse ge- worden ist von schwarzer ins Grüne schlagender Farbe; auch der Eisen- stein ist schwarz geworden wie verbrannt; nun kläre den Urin beson- ders und die Naphtha besonders durch ein Haarsieb und mische dann beides zusammen in einem passenden Gefäss und thue dazu ebensoviel alten scharfen Wein (d. i. Weinessig), als eins von den beiden Gefässen enthält; dann stelle es zur Seite bis zu der Zeit, wenn es gebraucht werden soll. Zweite List. (Ein in ganz ähnlicher Weise bereitetes Mittel)'). Wenn du nun eine Burg oder eine Mauer von fester Bauart zerstö- ren willst, so befiel den zarräkün Mischkrug-Schleuderern?) oder ande- ren, welche mit dieser Sache vertraut sind, das sie von dieser zuberei- teten Flüssigkeit in »l>lio (? Büchsen) füllen und diese nach dem Orte werfen, welchen du zerstören oder verbrennen willst, dann befiel den Naphthaschleuderern, dass sie Feuer werfen und wenn dann das Feuer die Gerüche dieser Flüssigkeit riecht, nimmt das strahlende Licht des- selben zu, setzt es in Flammen, man hört davon ein starkes Knattern und heftiges Summen und sieht schreckliche Gestalten, deren Anblick man nicht ertragen kann. Alles dieses wird ausgeführt, wenn man den Wind im Rücken hat, und man muss sich hüten, dass er nicht von vorn ins Gesicht kommt, sonst ist man unfehlbar verloren. Wenn dieses so geschieht, so siehst du, wie die Festung zerstückt wird, ein Theil über den andern schlägt und Stücke wie Berge herunterfallen mit einem Ge- tose wie der Donner; und wenn sie von Lehm- und Backsteinen ist, 1) Über die dabei angewandte Geheimschrift vergl. das Vorwort. 2) Vergl. S. 13. DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. TE ° siehst du sie in Zeit einer Stunde wie Staub zusammenstürzen. Bei jedem Orte, der dir beschwerlich ist, wende diese zubereitete Flüssig- keit an und hüte dich, dass du selbst den Geruch davon riechst, sonst wirst du zu Grunde gehn. Wenn du die Burg menschenleer machen willst, so nimm zu der zubereiteten Flüssigkeit Rebenholz, dann warte einen Tag ab, an dem der Wind heftig ist, und befiel nun den Naphthaschleuderern über dies Holz diese zubereitete Flüssigkeit zu giessen und schiess damit Naph- tha-Pfeile ab. Sobald die Leute in der Burg den Geruch hiervon rie- chen, kommen sie sämmtlich um, es wird nicht einer von ihnen gerettet, ausser wer nichts davon riecht. Wenn das Thor von Eisen ist, so wende dagegen diese Flüssigkeit an, zünde sie an, so wird es verbrennen und augenblicklich zur Erde fallen. [Es werden sechs ähnliche Mittel angegeben. | Über die Räuchermittel. Diese Mittel sind sehr nützlich in Engpässen, wenn Jemand den Rauch riecht, stirbt er sofort auf der Stelle, und wenn Jemand etwas davon vorsichtig auf Holz thut und dies dem Feinde zuschickt, so steigt, wenn er es zur Bereitung der Speisen oder sonst benutzt und die Flamme’ hinzutritt, ein Geruch davon auf, welcher jeden, der ihn riecht, tödtet. Erstes Räuchermittel. Man nimmt von dem Baume el-käkät die Zweige, Blätter und Wurzeln und besprengt sie mit Camel-Urin drei Tage lang fortwährend, so oft der Urin trocken wird, wiederholt man es täglich mehrere Male; dann nimmt man Mist von Camelen, welche mit ausgepressten Ölkuchen gefuttert sind, zerreibt ihn sehr fein, schüttet Camel-Urin darüber und lässt dies drei Tage lang in der Sonne stehen, so dass sich ein starker Gestank entwickelt; während der drei Tage wird der Urin, so oft er abnimmt, erneuert. Dann mischt man sorgfältig („u wul> Assa foetida darunter und rührt es mit einem Hoiz 72 F. WÜSTENFELD, um, dann mengt man das aus dem zuerst genannten Baum Hergestellte nach und nach dazwischen, bis sich alles genau mit einander vereinigt hat; hierauf nimmt man von den Wurzeln der Tamarinde etwas, nach- dem der Baum so ziemlich vertrocknet war, streicht über die Wurzeln etwas von dem zubereiteten Mist, so dass sie ganz davon umgeben wer- den, lässt es etwas trocken werden und bewahrt es auf. Wenn man dann damit Feuer anzündet, so muss Jeder, welcher den Geruch davon riecht, augenblicklich oder nach einem Tage sterben. Will derjenige, welcher damit operirt, vorsichtig sein, damit es ihm nicht schadet, so nimmt er zwei Lappen, tränkt sie mit Veilchenöl, nachdem Kampfer und etwas Sandelholz in Rosenwasser zerrieben dazu gethan ist‘), dann nimmt er das zum Räuchern zubereitete Holz theilweise d. h. eine Hand- voll nach der anderen, und lässt es am Feuer anbrennen; auf diese Weise riecht keiner diesen Rauch, er kann in seine Nasenhöhlen ein- dringen und einige Zeit sein Gehirn einnehmen, ohne dass er stirbt. [Es folgen noch vier andere solcher Räuchermittel. Auf welche Eintheilung sich die folgende Überschrift »Fünftes Capitel« bezieht, ist nicht ersichtlich.] Fünftes Capitel. Über die Vorbereitung zu einer Reise, Unterweisung für unterwegs und Bequemlichkeit bei der Einkehr. [Den näheren Inhalt von sechs Seiten glaube ich übergehen zu dürfen.] Über Verwundungen. „ Wenn eine Wunde frisch und nicht von grossem Umfange und nicht tief ist, so muss man die beiden Ränder derselben genau mit ein- ander vereinigen und zubinden und sich vorsehen, dass weder Salbe noch Haare damit in Berührung kommen, denn dies verhindert, dass 1) Hier ist hinzuzudenken: und bindet sich diese Lappen vor die Nasenlöcher. ei DAS HEERWESEN DER MUHAMMEDANER. 73 sie zuwächst. Wenn sie tief ist, so muss man ein Pflaster darauf legen, wovon das Fleisch wieder wächst, und muss dies ausfüllen und zubin- den. Wenn sich die beiden Ränder der Wunde wegen der Grösse der- selben nicht vereinigen lassen, so muss sie an einer, zwei, oder drei Stellen zusammen genäht werden, je nach dem Umfange, so dass die Ränder nicht mehr auseinander stehen; ei, unbb; IS, und wenn sie auf gewöhnlichem Wege nicht geheilt werden kann, so muss man sie bis auf den Grund aufstechen, damit der Eiter nicht zurückgehalten wird. Beschreibung eines Pulvers, welches den Schnitt mit einem Schwerdt, Messer u.d.gl. zusammenzieht und das Blut still. we, Sarcocolla zwei Theile, sanguis draconis, ‚> Granatapfelblüthe, „MS 33 Weih- rauchrinde von jedem ein Theil, dies wird gemischt, durchgesiebt und aufgelegt. Ein blutstillendes Mittel bei Wunden. „oe Aloe, Weihrauchrinde, von jedem zehn Drachmen, &wl 85,5 getrockneter Coriander sieben Drachmen, a) Kupfervitriol vier Drachmen, verbranntes Papier ebenso- viel, terra sigillata sieben Drachmen, Drachenblut acht Drachmen, Lt Saft aus der Schote der spina Aegyptiaca und Saft von „lI&ubus Oa- stidäs von jedem sechs Drachmen, Myrrhen zehn Drachmen, dies wird gestossen, Hasenhaare und Eiweiss genommen, das Mittel darauf ge- streut und auf die Stelle befestigt, nachdem Spinngewebe darauf gelegt war. [Fünf andere Mittel zu ähnlichen Zwecken.] Über die Pflaster. Zur Verhütung von Blasenziehen beim Verbrennen mit Feuer, wird Gummi arabicum gestossen, mit Eiweiss zu einer Masse gerührt und damit bestrichen. [Zwei andere Pflaster gegen Brandwunden.] Histor.-philolog. Olasse XXVI. 2. K 1. 10. 11. oa Sn St Geschichte der Fatimiden Chalifen nach den Arabischen Quellen. Von F. Wüstenfeld. Vorgelegt in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften am 3. Juli 1880. Die zu dieser Geschichte benutzten Quellenschriftsteller sind nach der Reihen- folge ihres Zeitalters: Ca 366. Ce 575. + 680. C® 662. + 672. + 681. + 732. + 808. + 845 + 874 + 91. + 109. ’Arib. An account of the establishment of the Fatemide dynasty in Africa [ascribed to el Mas’üdi] by J. Nicholson. Tübingen 1840. Gamäl ed-din Ja} ‚Uu>! hist. regnorum. Cod. Ms. Gothan. Nr. 245. Ibn el-Athir Chronicon ed. Tornberg. Ibn ’Adhäri histoire de l’Afrique et d’Espagne publiee par R. P. 4A. Dozy. Leide 1848. Georgiiel-Makini historia Saracen. op. Th. Erpenü. Lugd. B.1625. Ibn Challikani vitae illustrium virorum. Abulfedae Annales Muslemici. Ibn Chaldün Chronicon 4} „US Büläk 1284 (1867). Histoire des Berberes par Ibn Khaldoun. Texte Arabe publ. par le Baron de Slane. T.1. 2. Alger 1851. — trad. par le möme. T. 1—6. Alger 1852. Histoire de l’Afrique sous la dynastie des Aghlabites, texte Ar. d’Ebn Khaldoun, trad. par A. Noel des Vergers. Paris 1841. Macrizi Geschichte von Ägypten „is, Lel,s)) Büläk 1270 (1855). Abul-Mahäsin Ibn Tagribardii Annales ed 7. @. J. Juynboll. T.1. 2. Lugd. Bat. 1861. — Der Auszug Maured allatafet Jemaleddini filii Togri-bardii ed. J. D. Carlyle. Cantabr. 1792 ist sehr dürftig und in dieser Ausgabe fehlerhaft. Galäl ed-din el-Sujüti sold > Büläk. Mohammed ben Abil-Reini el-Kairouäni histoire de l’Afrique trad. par E. Pellisier et Remusat. In der Exploration scientif. de V’Algerie. Sciences hist. et geogr. VII. Paris 1845. Memoires historiques sur la dynastie des Khalifes Fatimites par M. Quatremere in dem Journal Asiat. III. Serie. T. 2. Aout 1836. Dieser aus dem grossen Ge- Histor.-philolog. Class. XXVI. 3. A 2 schichtswerke el-Muka/fa des Macrizi genommene Artikel geht nicht über die Ab- stammung des Obeidallah hinaus und ungeachtet der Unterschrift „La fin a un prochain numero“ ist eine Fortsetzung nicht erschienen. Dagegen findet sich in dem- selben Bande 8. 401 und T. 3. Jan. et Fevr, Vie du Khalife Fatimite Moözz-li-din- Allah par M. Quatremere, in einer nach den Quellen zusammengetragenen ausführ- lichen Bearbeitung. Silvestre de Sacy expose de la religion des Druzes — et la vie du Khalife Hakem-biamr-allah. T. 1. 2. Paris 1838. Die Frage nach dem Verhältniss dieser Historiker zu einander verdient noch eine nähere Untersuchung. Abul-Mahäsin eitirt in dem gedruckten Theile seiner Annalen seinen Lehrer Macrizi nur an zwei Stellen, hat aber sicher mehr aus ihm genommen; den Ibn Challikan nennt er viel öfter. Wenn Ibn Chaldin nicht selten in längeren Abschnitten mit Ibn el-Athir übereinstimmt, so folgt daraus noch nicht, dass er sie aus demselben entlehnt hat. Fast alle oben genannte Chronisten haben noch andere ältere Werke benutzt, welche uns noch nicht näher bekannt sind !), aus denen der eine diese, der andere jene Nachricht mag herübergenommen haben, so dass sie in manchen Punkten wörtlich mit einander übereinstimmen, in anderen sich gegenseitig ergänzen. Selbst der jüngste Keirawäni hat bei aller Kürze (35 Seiten für die ganze Dynastie) einzelne Nachrichten, welche man bei den anderen nicht findet und welche man gleichwohl nicht in Zweifel ziehen kann; das Arabische haben die Herausgeber soweit verstanden, dass man ihrer Übersetzung trauen kann, die sonstige Geschichte und Literatur der Araber scheint ihnen aber ziemlich unbe- kannt gewesen zu sein, denn eine Menge von Namen haben bei ihnen eine Gestalt, die sich selbst mit der Magribinischen Aussprache nicht wird entschuldigen lassen. Zu diesen Historikern kommen die Geographen, welche bei einzelnen Africa- nischen Orten viele geschichtliche Nachrichten mittheilen. Description del’Afrique septentrionale par Abou-Obeid el-Bekri. Texte Arabe par de Slane. Alger 1857. — Übers. im Journ. As. V. Serie. T. 12 et 13. 1858—59. Description de l’Afrique et de l’Espagne par Edrisi, texte Arabe avec une traduction par R. Dozy et M. J. de Goeje. Leyde 1866. Deseriptio al-Magribi sumta ex libro regionum al-Jaqubü, ed. M. J. de Goeje. Lugd. Bat. 1860. Nach den Angaben dieser Geographen habe ich unter Zuziehung neuerer Hülfsmittel eine Karten-Skizze entworfen, welche zum Verständniss beitragen wird. 1) Ich will nur an die sehr geschätzte Chronik von Keirawän von Hasan ben Raschik 7 463 erinnern. Die Ägyptischen Historiker, welche als Zeitgenossen der F'atimiden deren Geschichte ge- schrieben haben, el-Hasan /bn Ziüläk + 387, Muhammed ben Abdallal el-Musabbiht } 420, Muham- med ben Saläma el-Cudhä’i 454, werden von Macrizi öfter eitirt. Die Herrschaft der ’Aliden in Africa, Ägypten und Syrien. »Der Fakih Gamäl ed-Din Abul-Hasan 'Ali ben Dhäfir, der Sammler ihrer Geschichte , dem man in dem, was er erzählt, vollen Glauben schenken kann, sagt: Die Ansichten über den Ursprung dieser Dynastie sind sehr verschieden und es wird für eine grosse Schande gehalten, dass die Häupter derselben sich erdreistet haben zu behaupten, dass sie zu der Familie des Propheten gehörten und von ’Ali und Fätima, Muhammeds Tochter, abstammten, woher sie den Namen Fatimiden erhielten. Der Glaube ihrer Herrscher war die reine Gottesläugnung, und die Heuchelei, welche das Gegentheil der inneren Überzeugung ist, trat bei ihnen offen hervor; sie sind der Ursprung der Karmaten, welche die Religion dem Abgrunde nahe brachten, sich gegen die Anhänger des Islamitischen Glaubens offen empörten und sie als Feinde behandelten. Was ihre Abstammung betrifft, so hat schon der fromme Scherif el-Hasani aus Damascus in seinem Buche gesagt, dass der so genannte el-Mahdi, der erste Herrscher von ihnen, in Salamia ursprünglich Sa’id hiess mit der Genealogie Said ben Husein ben Ahmed ben Abdallah ben Meimün ben Deicän, Der bekannte Philosopsh el-Gazzäli hat hierüber in seinem Werke el-Mustadhiri‘) gehandelt, und Schon vor ihm der Cadhi Abu Bekr Ibn el-Teijib in seiner Schrift „Enthüllung der Geheimnisse und Zerreissung der Schleier‘°). Said war von seinem Oheim Muhammed ben Ahmed mit dem Vornamen Abul-Schalaglag erzogen, und einer der 1) Hagi Chalfa No. 11942 giebt nur den Titel an. 2) Abu Bekr Muhammed ben el-Teijib el-Bäkiläni, ein angesehener Schola- stiker zu Bagdad, starb daselbst im J. 403. Ibn Challikän No. 619. — Ibn 'Adhari pag. 157 führt dasselbe Buch an. Ai 4 F. WÜSTENFELD, stärksten Beweise von der Richtigkeit dessen, was der genannte Scherif über sie berichtet, — dass sie, nämlich die Vorfahren des ‚„el-Mahdi‘“ betitelten Salid, Anhänger und Sendlinge (nicht Abkömmlinge) des Muhammed ben Ismäil ben Ga’far el-Cädik waren, welche die Leute für ihn zu gewinnen suchten und vorgaben, er sei bis zu ihrer Zeit am Leben erhalten, — ein solcher Beweis findet sich in einer von el-Fargäni') mitgetheilten Cacide des Abul-Hasan Ahmed ben Jahjä el-Munaggim als Entgegnung auf eine Cacide des Abd el-Rahman (d. i. Muhammed el-Cäim), Sohnes des Sa’id mit dem Titel el-Mahdi, deren Anfang lautete: Ich bin freudig bewegt, doch zieht es mich weder zu den fröhlichen Jungfrauen, noch ist das Scherzen meine Art, noch das Spielen mir ein Bedürfniss. Er rühmt sich darin selbst und schmäht auf die ’Abbasiden-Chalifen, erwähnt auch darin Schagab, die Mutter des Muctadir billahi, und meh- rere der ersten Dichter haben darauf geantwortet. Zu der oben er- wähnten Cacide des Ibn el-Munaggim °) gehören als Antwort darauf die beiden Verse, worin er den Said anredet: Hast du nicht jüngst erst zur Huldigung eines anderen als du aufgefordert, welcher nach deiner Meinung der erwartete Imäm sei? 1) Abu Muhammed Abdallah ben Muhammed (oder Ahmed) el-Fargäni ist der Verfasser einer Fortsetzung \s5 zu den Annalen des Tabari, genannt xLo}f „der Anhang“, Hagi Chalfa No. 2250 und 2268, woraus Ibn Challıkän No. 556, Fase. VI. pag. 58 die Notiz nahm, dass Käfür el-Ichschidi im J. 357 gestorben sei, und welcher auch von ’Arib in seinem nur wenige Jahre später verfassten Geschichts- werke citirt wird; vergl. Ibn ’Adhäri, introduct. pag. 34. Mithin muss el-Fargäni an die Zeit des Obeidallah el-Mahdi herangereicht haben. 2) Nicht der Vater Jahja, sondern der vierte Ahnherr Abu Mancür Abän war als Munaggim, Sternkundiger, bekannt und desshalb steht hier zur Bezeichnung des Dichters Ahmed besser der Familien-Name Ibn el-Munaggim. Da Schagab bald nach der Ermordung ihres Sohnes im J. 320 den Tod fand und Jahja 59 Jahre alt im J. 300 gestorben ist, so wird man annehmen können, dass sein Sohn Ahmed mit Abd el-Rahman (geb. 278) ziemlich in gleichem Alter gewesen ist und dieses Ge- dicht etwa zwischen die Jahre 310 bis 315 fällt, als Sa’id seine Herrschaft in Africa ausgebreitet und Abd el-Rahman sogar in Ägypten schon einige Erfolge erreicht hatte, welche er freilich zur Zeit wieder aufgeben musste. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 5 Nun bist du selbst der geworden, welcher nach deiner Behauptung dein Imäm sein sollte, du elender! grösstes aller Wunder! „Fast wäre zur Zeit des von ihnen mit dem Beinamen el- Aziz be- legten ihre Lüge mit dem Winde davon gegangen und ihr Betrug wie flüchtiger Staub geworden, als ’Adhud ed-daula Fannächosru in Bagdad herrschte, weil er die Scherife, die wirklichen Nachkommen des Abu Tälib, aus allen Gegenden von ’Iräk zusammenkommen liess und über jene befragte; keiner erkannte sie an, alle verläugneten sie und sagten sich von ihnen los. Da nahm er ihre Schriften, verbrannte sie und hoffte dadurch ihr Andenken zu verlöschen und die Muslimen vor ihren Ketzereien zu bewahren. Er liess ein sehr zahlreiches, mit allem Be- darf wohl ausgerüstetes Heer ins Feld rücken um gegen el-’Aziz zu marschiren, bevor dies indess zur Ausführung kam, legte sich sein Bru- der Fachr ed-daula ins Mittel, da er sah, dass dies wegen der Nähe des feindlichen Landes ein sehr schwieriges Unternehmen sein würde; er begab sich zu ihm, beruhigte ihn darüber und Fannächosru kehrte nach Bagdad zurück, wo er bald nachher starb‘). „Soviel ich sehe, hat nicht einer der Genealogen es unternommen, einen Stammbaum für sie aufzustellen, mit Ausnahme des bekannten Scherif el-Omari und seines gewöhnlich nur Scheich genannten Lehrers, welche beide unter ihrer Herrschaft deren Aroma eingesogen und die Süssigkeit ihres Goldes und ihrer Milch genossen hatten; aber die ver- schiedenen Angaben über die Namen und die Anzahl der Vorfahren sind ein genügender Beweis, dass alles nur gemachte Lüge und selbsterfun- dener Betrug ist.“ Diese Vorrede des Gamäl ed-Din el-Halabi soll nach den anderen Quellen zunächst etwas weiter ausgeführt werden. Der als Stammvater genannte Deicän, von Geburt ein Perser, war Dualist®) und nach ihm werden die Anhänger der dualistischen Lehre 1) Dass der Verlauf doch ein etwas anderer war, werden wir unten im Leben des Chalifen el-"Aziz sehen. 2) (spääli d. h. er nahm zwei Grundstoffe an, Licht und Finsterniss; vergl. 6 F. WÜSTENFELD, Deicänier genannt. Sein Sohn Meimün war Augenarzt und hatte den Beinamen Kaddäh, d. i. Operateur, weil er mit einem Instrumente mikdah in das Auge einstach, um das Wasser daraus zu entfernen; sein Glaube war der Supernaturalismus oder Atheismus, worüber er ein Buch unter dem Titel (ja! el-Mizäan. „die Waage)‘ geschrieben haben soll, während er öffentlich sich als Schfit und Anhänger der Familie Muham- meds bekannte. Sein Sohn Abdallah, welcher nach einigen der Augenarzt mit dem Beinamen Kaddah gewesen sein soll, war in allen Satzungen, Überlieferungen und Lehrmeinungen wohl bewandert; er stellte ein System von neun Stuffen der Weihe auf, welche der Mensch hinansteigen müsse, bis er sich von aller Religion frei mache, er wurde Mu’attil Gottesläugner und Ibähi Freigeist”), der in jenem Leben weder Belohnung erhoffte, noch Strafe befürchtete, und war der Überzeugung, dass er und seine Glaubensgenossen ‘sich auf dem richtigen Wege und ihre Gegner sich auf dem Irrwege befänden. Seine Absicht dabei war, sich Anhänger zu verschaffen, und er gebrauchte dazu das Mittel, dass er die Leute aufforderte, den Muhammed ben Ismäil ben Ga’far el-Cädik, welcher im sechsten Gliede von ’Ali ben Abu Tälib abstammend damals in einigem Ansehen stand und in der später erfundenen Genealogie als der vierte oder fünfte Ahnherr des Obeidallah el-Mahdi erscheint, als Scharastäni übers. von Haarbrücker, Th. 1. S. 293. Es ist wohl nicht zweifelhaft, dass die späteren Araber diesen Deigän mit Ibn Deicän (Bar Deicän) d. i. Bardesanes für ein und dieselbe Person gehalten haben, während zwischen beiden ein Zeitraum von mindestens 700 Jahren liegt. In der Bulaker Ausgabe des Maecrizi, Th. 1. S. 348, ist 3) und Xu) zu verbessern in (sa) und ll, 1) So Abulfeda, Annal. Tom. II. pag. 310. Diese Stelle kannte de Sacy, Re- ligion des Druzes, Tome I. pag. LXVIII, behielt aber pag. CCCCXXXVIH die dar- aus verschriebene Lesart der Handschrift des Nuweiri „Aus Almendan bei, was keine Bedeutung hat, und dass der Vater des Deicän, Said mit dem Beinamen Gadhbän, der Verfasser gewesen sei. Vergl. Ibn el-Athir, Tom. VII. 1, 6. 2) Mwattil genauer „der Leermacher‘“, welcher die Eigenschaften Gottes läug- net, ihn derselben entkleidet; /bahi welcher alles für erlaubt hält. Scharastän? Th. 1. S. 222 und 280. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 7 rechtmässiges Oberhaupt der Muslimen anzuerkennen. Er war aus sei- ner Heimath Karag zwischen Hamadsän und Icpahän!) nach Ahwäz gekommen und hatte hier durch seine Gelehrsamkeit und sein offenes Bekenntniss für die Rechte und die Lehre der Schi’iten einige Berühmt- heit erlangt und Anhäger gewonnen, welche er als Sendboten aussandte, um seine Ansicht zu verbreiten; da er dort aber auch Widerspruch er- fuhr und auf unangenehme Weise belästigt und verfolgt wurde, floh er nach Bacra, und als auch da seine Sache ruchbar wurde, begab er sich nach Salamia in Syrien. Hier wurde ihm ein Sohn geboren, den er Ahmed nannte und welcher nach des Vaters Tode in dessen Fusstapfen trat. Er war der erste, ‘welcher eine Verwandtschaft seiner Familie mit ’Ali behauptete, indem er vorgab, dass sie von dessen Bruder ’Akil ben Abu Tälib ab- stammte, was später in eine directe Abkunft von’Ali umgeändert wurde. Er schickte einen gewissen Husein el-Ahwäzi als seinen Sendboten nach 'Iräk, wo er in der Umgegend von Kufa mit Hamdän ben el-Asch’ath, genannt Carmat°), zusammentraf, welcher bis dahin eine eigenthümliche religiöse Richtung verfolgt und sich durch seinen frommen Wandel be- kannt gemacht hatte. Carmat, nach welchem in der Folge die berüch- tigten Carmaten benannt wurden, liess sich von Husein überreden seine Lehre anzunehmen und wurde bald der Parteiführer der Schriten in 'Iräk. Ahmed hatte zwei Söhne, Husein und Muhammed mit dem Vor- namen Abul-Schalaglag, und als Ahmed starb, übernahm Husein in 'Iräk 1) Die Stadt Karag lag von Hamadsän 52 Parasangen,, von Icpahän 30 Para- sangen entfernt. Jäcät geograph. Wörterb. Bd. IV. S. 251. 2) Dr,5 carmat bedeutet im Arabischen „in engen Linien schreiben“ im Gegen- satz zu der damals üblichen grossen und weitläuftigen Kufischen Schrift, oder „mit kurzen Schritten gehen“ und Hamdän soll von kleiner Gestalt gewesen sein, nach d’Herbelot. Dagegen sagt Ibn el-Athir, Chron. Tom. VIH. pag. 310 fg. das Wort sei eine leichtere Aussprache für dass Nabatäische Sur,s‘ Karmita, welches „mit rothen Augen‘ bedeute, die aber Hamdän nicht selbst, sondern ein Mann in Kufa gehabt habe, in dessen Hause er als Kranker gepflegt war und nach welchem er benannt wurde. 8 F. WÜSTENFELD, die Führerschaft für die Rechte der ’Aliden. Während Abul-Schalaglag in Bagdad blieb, verlegte Husein seinen Wohnsitz wieder nach Salamia, wo er noch von seinem Grossvater Abdallah el-Caddäh her Besitzungen hatte, welche von Verwaltern und Dienerschaft bewirthschaftet waren. In einer Gesellschaft kam die Rede auf die Frauen von Salamia und es wurde ihm die Wittwe eines Jüdischen Schmiedes als durch ihre Schön- heit ausgezeichnet beschrieben; er heirathete sie und nahm ihren Sohn Namens Said, welchen sie von dem Juden hatte, an Kindes Statt an, gewann ihn lieb und sorgte für seine Erziehung und einen guten Unter- richt. Indess starb Husein frühzeitig ohne selbst Söhne zu hinterlassen, und da sein Adoptivsohn Said erst etwa zehn Jahre alt war, trat Abul- Schalaglag an die Spitze der Partei, liess sich aber die weitere Aus- bildung des Said sehr angelegen sein. Er schickte den Abu Abdallah el-Husein genannt el-Schi’i, einen bei seinen Unternehmungen eben so schlauen als erfahrenen Mann, welcher aus Can’ä in Jemen stammte und sich den Schliten in Kufa angeschlossen. hatte, nach Jemen zurück mit dem Auftrage, sich mit Abul-Cäsim el- Hasan ben Farag ben Hauschab el-Canädiki (d. i. Kistenmacher) zu ver- binden, welcher in’Aden schon für ihre Sache thätig war. el-Schi’i kam nach Jemen im J. 270 und blieb dort mit jenem mehrere Jahre zu- sammen; er entwarf den Plan, die Berberischen Stämme in Africa für die ’Aliden zu gewinnen, nachdem dort schon einige Sendlinge vorgear- beitet hatten, und reiste in dieser Absicht mit seinem älteren Bruder Abul-Abbäs el-Machtüm zunächst zur Messe nach Mekka'). Hier trafen sie mehrere Kaufleute von dem Berberischen Stamme Kitäma°) und nach mehrmaligen Unterredungen und Besprechungen, wobei el-Schii sich 1) Nicht zur Wallfahrt, bemerkt Ibn "Adsäri Tom. I. pag. 118, weil der Be- such von Mekka und Medina nicht zu den Vorschriften der Schi’iten gehört, viel- mehr der des Grabes des Husein. 2) In diesem Namen finden sich in den Handschriften in der ersten Silbe alle drei Vocale beigeschrieben, so dass die Aussprache Katäma, Kitäma oder Kutäma lauten kann. Auf die Anspielung des Abu Abdallah el-Schi’i auf eine Ableitung von dem Arabischen Kilman „das Verborgensein‘‘ ist nicht viel zu geben. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. gr über die Verhältnisse ihres Landes unterrichten liess, die er für seine Zwecke sehr günstig fand, wusste er schlauer Weise es so zu wenden, als wenn er durch sie nach vielen Bitten sich überreden liess, mit ihnen zu ziehn. Er reiste mit seinem Bruder in der Verkleidung der Kauf- leute mit ihnen und erreichte nach manchen Fährlichkeiten, welche die Schfitischen Geschichtschreiber sehr ausgeschmückt haben, um die Mitte des Rabi’ I. 280 (Anfang Juni 893) die Gränze des Gebietes der Kitäma, nachdem ihm schon einige der Kaufleute vorangeeilt waren und ihre Stammesgenossen auf seine Ankunft vorbereitet hatten. Er begab sich zunächst nach dem Berge Ikigän'), der Hauptnieder- lassung der Kitäma, und wurde alsbald von dem grössten Theile dieses Stammes als Führer anerkannt. Als der Emir von Africa, der Aglabit Ibrähim ben Ahmed, von diesen Erfolgen hörte, schickte er zu seinem Verwalter von Mila’), um nähere Erkundigungen einzuziehen, und er- hielt die Antwort, el-Schii sei ein wohlwollender und gottesfürchtiger Mann, und damit beruhigte er sich. Indess fand el-Schi’i auch eifer- süchtige Gegner unter den Kitäma und noch mehr bei den anderen Berbern, bis einer der angesehensten Häuptlinge der Kitäma Namens Hasan ben Härün ihn unter seinen Schutz nahm und mit ihm nach Täcrüt°®) zog, wo sich ihre Anhänger sammelten, die Berbern in die Flucht schlug und ihnen viele Beute abnahm. el-Schti verschanzte sich bei 1) Die Aussprache des Namens steht schon bei den Arabischen Geographen und Historikern nicht fest; "@amäl ed-Din hat immer Inkigän geschrieben und auch Jäcüt Bd. 1. S. 392 hat ihn nach dem Alphabet mit Angabe der Vocale unter Inkigän eingereiht, bemerkt aber, dass man auch Inkagän sage; andere sprechen Ikigän. In den Handschriften des Edrisi, pag. 105, findet sich die ganz abweichende Lesart Itkiggän, welcher die Herausgeber den Vorzug geben möchten. Der Berg erhielt in der Folge den Beinamen ‚Haus der Flucht‘‘, weil dort ihr Imäm el-Mahdi, ebenso wie der Prophet Muhammed in Medina, eine Zuflucht fand. 2) Eine Stadt drei Tagereisen oder 18 Meilen von Bigäja (Bugia), eine Tage- reise von Constantine. 3) In dieser Lesart „ol scheinen die verschiedenen anderen zusammen zu kommen weyol, (yypob, eyes, wey;l, (Barob. Histor.-philolog. Classe. XX VI. 3. B 10 F. WÜSTENFELD, Täcrüt, hier fanden noch mehrere Kämpfe statt, doch endlich wurde Friede geschlossen. Unterdess war Ibrähim ben Ahmed im J. 289 gestorben und sein Sohn Abul-Abbäs Abdallah zur Regierung gekommen, welcher seinen Sitz in Tunis nahm. Die unter el-Schri vereinigten Berbern rückten vor Mila, belagerten die Stadt und nahmen sie durch Verrath eines ge- wissen Hasan ben Ahmed in Besitz; el-Schti baute sich hier ein Resi- denzschloss. Abul-Abbäs schickte ihm noch in demselben Jahre eine Armee unter seinem Sohne Muhammed el-Ahwal') über Satif und Bilizma entgegen, el-Schii wurde geschlagen, zog sich über Täcrüt ins Ge- birge von Ikigän zurück und sein Schloss in Mila wurde wieder zer- stört. Eine zweite Schlacht fiel so zweifelhaft aus, dass sich jede Partei für geschlagen hielt und el-Ahwal nach Tunis und el-Schli in das Ge- biet der Kitäma zurückkehrte. Abul-Abbäs rüstete eine neue Armee aus, und auch el-Schii verstärkte sich wieder, doch während die beiden Heere auf dem Marsche nach Satif begriffen waren, wurde Abul-’Abbäs auf Anstiften seines Sohnes Zijadatallah am 29. Scha’bän 290 ermordet, welcher sich der Regierung bemächtigte, seinen Bruder el-Ahwal zurück- rief und ihn nebst den übrigen Prinzen umbringen liess. Diese Vor- gänge und die darauf folgenden Aufstände konnten für el-Schli nur günstig sein, zumal da Zijadatallah sich einem zügellosen ausschweifen- den Leben ergab, und endigten damit, dass el-Schii die Haupt- und ° Residenzstädte Keirawän und Raccäda im Ragab 296 einnahm, nachdem Zijadatallah mit seinem ganzen Hofstaate und mit eiligst zusammen- gerafften unermesslichen Schätzten nach Ägypten geflohen war und mit ihm die Herrschaft der Aglabiten ihre Ende gefunden hate. 1) Das Adjectivum eines Fehlers „schielend‘“, wie der Name erklärt wird, kann nur Ahwal lauten, „er schielte indess nicht wirklich, sondern blinzelte mit den Augen, wenn er Jemand ansah“'; also ist el-Huwal oder Abul-Huwal, wie einige schreiben, unrichtig; allenfalls wäre noch Abul-Hawal zulässig. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 11 Bevor wir zur Geschichte der Dynastie selbst übergehen, ist es nöthig, die Abstammung derselben von einer anderen Seite zu betrachten. Schon der Name Fatimiden-Chalifen drückt es aus, dass man ihren Ursprung von ’Ali und seiner Frau Fätima herleitete und sie selbst haben diese Verwandtschaft behauptet und geltend zu machen gesucht, und vielleicht noch mehr ist dies von ihren Anhängern geschehen. Unter den besten Arabischen Historikern giebt es zwei Parteien, von denen die eine an dieser Abstammung festhält, während die andere sie be- streitet und verwirft und die oben von uns gegebene mit geringen Ab- weichungen annimmt. Zu den letzteren gehören el-Fargäni und 'Artb ums J. 357—366, Abu Bekr el-Bäkilani 7 403 (vgl. oben S. 3), "Gamäl ed-din el-Halabi, Jäcüt, el-Makin, Ibn Challikän, welchem Abul-Mahäsin folgt, Ibn 'Adsärt, Abul-Fidä, el-Nuweiri und el-Sujüti. Ibn el-Athir führt Tom. VIII. p. 20 eine Menge ’Aliden-Schriftsteller an, welche die Ver- wandtschaft mit ’Ali vertheidigt haben und er selbst scheint ihrer An- sicht zu sein, legt dann aber seiner Darstellung eine Geschichte von Africa und Magrib zu Grunde, deren Verfasser, ein gewisser Emir Abd el- Aziz, eine Jüdische Abkunft des Obeidallah annahm. Ausdrücklich für die Abstammung von ’Ali hat sich Ibn Chaldün erklärt und am ent- schiedensten Macrizi, welchem de Sacy sich angeschlossen hat. Die Gründe dafür sind besonders folgende. Zu der Zeit, als el- Mu’izz sich in Ägypten zum Chalifen ausrufen liess, war die Nachkom- menschaft ’Ali’s so zahlreich und so weit verbreitet, dass ein trügerisches Vorgeben einer Verwandtschaft sogleich hätte entdeckt werden müssen und die damals sehr mächtige Partei der Schiiten würde sich selbst nicht soweit erniedrigt haben, dass sie den Nachkommen eines Magiers oder eines Juden für einen der ihrigen erklärt und als ihr Oberhaupt anerkannt haben würde. Es lag aber im Interesse der ’Abbasiden- Chalifen die Emporkömmlinge verdächtig zu machen, desshalb suchten sie und ihre Anhänger die Abstammung derselben von ’Ali in Zweifel zu ziehen und dazu wurde eine Genealogie erfunden, welche die Fati- miden-Dynastie recht verächtlich machen sollte. B2 v 12 F. WÜSTENFELD, Dagegen ist einzuwenden, dass in diesem Falle den Schtiten um so mehr hätte daran liegen müssen, die Zugehörigkeit der sogen. Fatimiden und die Ächtheit ihrer Abstammung von ’Ali unzweifelhaft zu beweisen, was sie nicht vermocht haben. Wenn der Chalif el-Häkim eine solche Abstammung öffentlich behauptete, so ist sie gleichzeitig im J. 402 durch ein in Bagdad aufgenommenes öffentliches Instrument geläugnet, s. unten; das war aber nichts neues, denn wir haben oben $S. 4 gesehen, dass schon früher beim Auftauchen der Fatimiden-Frage derselbe Streit ge- führt wurde. Es ist der grösste Stolz der Araber, einer berühmten Familie an- zugehören, in ganz besonderem Ansehen stehen aber die Nachkommen des ’Ali, welche sich den Titel ‚Scherif“, etwa „Hoheit“, beilegten. Zu allen Zeiten sind ihnen gewisse Vorrechte zugestanden, die ihnen selbst ihre Gegner nicht haben streitig machen können und nicht streitig gemacht haben, sobald sie nur nicht gegen die bestehende Regierung sich auflehnten, und um zu verhüten, dass nicht unbefugte sich durch falsche Angaben in die Familie eindrängten, waren in Ägypten noch unter den Türkischen Sultanen angesehene ’Aliden besonders damit be- auftragt, auf die Reinheit ihres Geschlechtes zu achten‘). Unter solchen Umständen muss es höchst auffallend erscheinen, dass man über die Abkunft des Stifters einer grossen Dynastie ganz verschiedene Angaben findet, so dass nicht einmal über den Namen seines Vaters, viel weniger über seine Vorfahren Übereinstimmung herrscht. Selbst die Vertheidiger der Fatimidischen Abkunft gestehen diese Widersprüche ein und führen sie selbst an, und sie lassen sich am leichtesten übersehen in diesem Stammbaum. 1) Vergl. m. Abhandl. Calcaschandi, die Geographie und Verwaltung von Ägypten, $. 183 fg. 13 (9) () (8) (2) MD. 0) yerteprogg, N TerrepPdO QeITepr°go, geeptogo, IPge-T> poumegnp zr vi G un —- —/ (g) Ten@ptogg, power PYENT-T> yeireptego, PISL-P WasnyI-]0 uresny]-[o MEISY,-[O ueseff-[o Ipyem-[o}v, powüy werepqy, qiqef-ppowweinpy zeM-j ppwgy IPB EI-7o _ == ze urosnpf-]9 II IKYWUST uymIoW SIPpröng]-[0 d8LeH) PUpg-Jo gerrepqy, DemEg-Io powureinp ; pouyy ungjepy-Io powueifap SYpIY-IO HVis HEIePAY: -T- 1u,8UUST wtypey-[o esup, ueseyJ-[o = SEIEN IPED-I9 AE}EH, 5 Dr EEE ppuweüng] s HV.r urosnyJ-[9, Uesep]-[2, De Ver IPIV. mn mm / gueL-nay GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. unequuwuegg 14 F. WÜSTENFFLD, Die den Namen vorgesetzten Zahlen bezeichnen die Reihenfolge der vor ihnen als ihre Oberhäupter, Imäme, anerkannten Personen, welche historisch beglaubigt sind; der zwölfte derselben verschwand als Knabe von zehn Jahren im J. 265 und seine Rückkehr wurde von den Schiiten erwartet. Nun soll also der Stifter der Dynastie dieser er- wartete, welcher in Africa den Namen ’Obeidallah angenommen habe, oder dessen Bruder gewesen sein, welcher sich gleichfalls el-Mahdt ‚der auf dem rechten Wege befindliche‘ nannte. Nach einer anderen An- gabe bei Ibn Challikin und nach einer Lesart bei Ibn el-Athir war ’Obeidallah (3) ein Vetter des Verschwundenen. Eine grosse Partei lässt ’Obeidallah von dem sechsten Imäm Ga’far el-Cädik durch seinen Sohn Ismäil abstammen, nach welchem die von den Schiiten abgezweigte Secte der Ismäiliten benannt ist, und hier giebt es wieder vier verschie- dene Reihen um auf ’Obeidallah zu kommen; in der ersten (4), welche Ibn Challikän und Ibn Chaldün anführen, gelten die drei Vorgänger el- Ridhä, el-Wafi und el-Taki auch sonst als historisch richtig und führen den Namen el-Mastürün ‚die Verborgenen“, weil sie wegen der Nach- stellungen der ’Abbasiden-Chalifen sich stets im Verborgenen hielten. Die zweite dieser Reihen (5) ist die von Ibn Chaldün und Macrtzi als richtig angenommene, und ersterer bemerkt dazu, dass Muhammed el- Maktüm (der verborgene) und sein Sohn Gafar und sein Enkel Muham- med die drei sogen. „Verborgenen‘‘ gewesen wären. Die (6.) und (7.) Reihe werden von Abulfidä erwähnt, aber verworfen, die (7.) von Jäcüt bezweifelt, und die letzte (8.) noch bei Ibn Challikän vorkommende Reihe, wonach ’Ali ben Husein erst in Africa sich ’Obeidallah genannt haben soll, kann am wenigsten in Betracht kommen. Am meisten hätte noch die Abstammung von den ‚„Verborgenen“ einige Wahrscheinlichkeit für sich, aber sie gerade geben auch einen starken Gegenbeweis. Die Partei der Schriten, von denen doch der bei- weitem grösste Theil nicht von ’Ali abstammte, war sehr zahlreich und von den Chalifen gefürchtet, sie schürten überall und es gelang ihnen auch, einige bedenkliche Aufstände in Gang zu bringen, allein es ge- brach ihnen an einer einheitlichen Leitung, es fehlte ihnen ein hervor- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 15: ragender Führer. Mit der neuen Glaubenslehre und ihrer systematischen Weiterbildung, welche in der Folge in der Religion der Drusen einen ihrer Gipfelpunkte erreichte, war es nicht gethan, es musste offen ge- handelt werden, wenn ein bleibender Erfolg gegen die ’Abbasiden er- ziehlt werden sollte, und dazu fehlte es den ‚‚Verborgenen‘‘ noch mehr an Muth, als den elf Imamen, welche wenigstens offen sich gegen die Chalifen erklärten, dafür aber auch um so strenger überwacht wurden. Wenn nun endlich ein solcher Führer auftrat und, kaum der Verfolgung entronnen, in einem entfernteren Lande die Schaaren sammelte, welche schon gut vorbereitet waren, so ist es nicht zu verwundern, dass sie ihm folgten ohne nach seiner ebenbürtigen Abstammung viel zu fragen und sie zu prüfen, und nachdem die Dynastie sich befestigt hatte, liess sich der grosse Haufen leicht überreden, die Herrscherfamilie für Ab- kommlinge ihres vergötterten ’Ali zu halten. — Einige Arabische Histo- riker, welche die Abstammung von ’'Ali nicht anerkennen, aber auch Ibn Chaldün, nennen nach dem Stifter ’Obeidallah die Dynastie ’Obeiditen, andere ’Aliden, um indess Irrthümer zu vermeiden, mag man den Namen Fatimiden-Chalifen beibehalten. Wir kehren nach Salamia zurück. Abul-Schalaglag erzog den jungen Said in den Grundsätzen der Secte, verheirathete ihn mit seiner Tochter und stellte ihn seinen Anhängern vor, welche ihn nach dem Tode des Abul-Schalaglag als ihren Imäm anerkannten. Dies ist die Angabe selbst eines ’Aliden, des Abul-Cäsim el-Abjadh, und Said nahm jetzt den Na- men Obeidallah an und gab sich für einen Sohn des elften Imäm el- Hasan el-’Askarl aus, also für einen Bruder des verschwundenen Muhammed. Obeidallah entwickelte eine grössere 'Thätigkeit nach aussen als seine Vorgänger und benutzte dazu sein sehr bedeutendes Vermögen, womit er seine Anhänger unterstützte und neue gewann. Schon durch seine Reichthümer angelockt, noch mehr aber durch seine Umtriebe beunruhigt, suchte der Chalif el-Muktafi ihn in seine Gewalt zu bekommen, doch wusste er dessen Nachstellungen immer zu entgehen. 16 F. WÜSTENFELD, Um diese Zeit schickte Abu Abdallah el-Schti zu ihm, welcher die Verbindung mit den Führern in Salamia fortwährend unterhalten und schon seit dem J. 288 die Berbern aufgefordert hatte, dem Obeidallah als ihrem Oberhaupt zu huldigen, setzte ihn von seinen Frfolgen in Magrib in Kenntniss und liess ihn durch Abgeordnete der Kitäma und wahrscheinlich auch durch seinen eigenen Bruder Abul-Abbäs, da wir diesen nachher in seiner Begleitung treffen, einladen, zu ihm zu kommen, um sich als Imäm ausrufen zu lassen und den offenen Kampf gegen die ’Abbasiden Chalifen zu beginnen. Obeidallah raffte alle seine beweg- liche Habe zusammen und verliess mit seinem kleinen Sohne Abul-Cäsim Abd el-Rahman und einigen Getreuen Salamia in der Absicht sich nach Jemen zu begeben, da er aber unterwegs erfuhr, dass ’Ali ben el-Fadhl, der Nachfolger des Ibn Hauschab in der Leitung der Schritischen Be- wegungen, durch sein schlechtes Benehmen an Ansehen und Einfluss verloren habe, schloss er sich als Kaufmann verkleidet einer Karawane von Kaufleuten an, um über Ägypten nach Magrib zu kommen. el-Muktafi hatte seinen Statthalter in Micr "Isa el-Nüschart') schon benachrichtigt, ihm eine genaue Personalbeschreibung des Obeidallah ge- schickt und ihm befohlen, ihn im Betretungsfalle festzunehmen. Ein Hofbeamter, ein heimlicher Anhänger der Schfiten, hatte hiervon Kunde bekommen und beeilte sich Obeidallah zu warnen, welcher dann auch nach kurzem Aufenthalte von Micer wieder aufbrach. el-Nüschari sandte 1) el-Nüschari war Statthalter von Ägypten vom 7. Gumädä II. 292 bis zum 26. Scha’bän 297, schon desshalb ist die Angabe bei Ibn ’Adsari S. 214 unrichtig, dass Obeidallah im J. 289 in der Verkleidung eines Kaufmanns nach Agypten ge- kommen sei. Durch die Empörung des Muhammed el-Chalangi war aber die Statt- halterschaft zehn Monate vom Ramadhän 292 bis zum Ragab 293 unterbrochen, und da Ibn ’Adsärö S. 134 die Einkerkerung des Obeidallah in Sigilmäsa schon unter dem J. 292 erwähnt, so muss die Flucht desselben und seine Reise durch Ägypten in der Mitte dieses Jahres stattgefunden haben, wenn auch wegen der weiten und beschwerlichen Reise und des mehrmaligen Aufenthaltes die Ankunft und Einker- kerung in Sigilmäsa erst gegen das Ende des Jahres erfolgt sein mag, so dass die Gefangenschaft etwa 3'/a Jahr gedauert hat. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. IT seine Späher aus und ging auch persönlich auf die Suche; er traf Obeid- allah, man sagt in der Nähe von Alexandria, glaubte ihn nach der er- haltenen Beschreibung zu erkennen, hielt ihn fest, liess ihn in einen Garten einkehren und begann ihn zu verhören. Darüber kam die Mit- tagszeit herbei, und el-Nüschanl forderte ihn auf etwas zu essen, er lehnte dies aber ab unter dem Vorgeben, dass er ein Fasten, welches er sich auferlegt habe, nicht brechen wolle. el-Nüschari wurde stutzig, da er wusste, dass die Schliten nie fasten, er zog gelindere Seiten auf und bat ihn, über sich die Wahrheit zu sagen, dann wolle er ihn frei lassen. Obeidallah setzte ihn nun durch Betheuerungen in Furcht, verläugnete sich und seinen Stand und hörte nicht auf, bis er ihn durch Drohungen und Güte dahin brachte, dass er ihn frei liess und sich noch erbot ihm eine Bedeckung mitzugeben, die ihn wieder zu seinen Reisegefährten brächte, was indess Obeidallah ablehnte. Einige sagen, el-Nüscharl habe sich bestechen lassen; seine Begleiter tadelten sein Verfahren, er bereute es selbst und wollte ihm schon nachsetzen lassen. Als Obeid- allah seine Gefährten einholte, fand er seinen Sohn sehr betrübt über einen Jagdhund, den er vermisste, die Diener meinten, er könnte in dem Garten zurückgeblieben sein, und Obeidallah ging sogleich zurück um ihn zu suchen. el-Nüschari war noch dort und als er ihn sah und den Grund seiner Rückkehr hörte, sagte er: Ihr wolltet mich veranlassen diesen Mann festzunehmen und zu tödten; wer sich schuldig fühlt und für sein Leben besorgt sein muss, der wird sich beeilen heimlich davon zu kommen und nicht umkehren um einen Hund zu suchen; und er liess ihn wieder fortgehen. Obeidallah beschleunigte nun seine Flucht, wurde aber bei Tähüna') von Räubern überfallen, welche ihm einen grossen "Theil seiner Habe 1) Jacät Bd. TI. S. 487 macht die unrichtige Angabe, dass dieser Ort bei Constantine gelegen habe. Nach Edrist pag. 137 lag er auf dem Wege von Alexandria durch die Wüste nach Barka und zwar nach den angegebenen Entfer- nungen der Zwischenorte nur 102 Meilen oder eine Tagereise von Alexandria, nach der auf der folgenden Seite sich findenden Bemerkung, dass 1150 Meilen zu 11'/a Tagereise d. i. 100 Meilen auf eine Tagereise gerechnet werden. Histor.-philolog. Classee XXVL. 5. C 18 F. WÜSTENFELD, abnahmen, darunter die unersetzlichen, von seinen Vorfahren überkomme- nen Schriften > d. i. Prophezeiungen über die Schicksale der zu- künftigen Reiche und ihrer Herrscher‘). Man sagt, dass sein Sohn Abul- Cäsim auf seinem ersten Zuge gegen Ägypten diese Schriften in dem genannten Orte oder in Barka wieder erhalten habe. Obeidallah kam mit seinem Sohne nach Tripolis, verabschiedete sich hier von seiner kaufmännischen Reisegesellschaft und schickte Abul- ’Abbäs, den Bruder des Abu Abdallah el-Schii, der ihn begleitet hatte, mit einigen anderen nach Keirawän vorauf, um zu den Kitäma zu ge- langen. Unterdess war Zijädatallah von Bagdad aus schon über die Reise Obeidallahs und seine Pläne unterrichtet und liess alle Reisende streng überwachen, und so auch den Abul-Abbäs, als er nach Kei- rawän kam; er wurde aufgegriffen und verhört, läugnete aber jede Be- kanntschaft und sagte: ich bin ein Kaufmann und in einer Karawane mit einem mir unbekannten Manne gereist. Indess wurde er einge- kerkert, und als Obeidallah dies erfuhr, ging er nach Castilia weiter, wo er sich durch Geschenke das Wohlwollen des dortigen Statthalters sicherte, so dass dieser, als er von Zijädatallah den Befehl erhielt ihn fest zu nehmen, antwortete, dass Obeidallah bereits wieder abgereist sei. Er entkam auch den ihm nacheilenden Verfolgern und erreichte Sigil- mäsa’), wo er den Statthalter el-Jasa’ ben Midrär sich gleichfalls durch 1) Diese Erklärung giebt Ibn Chaldün, Prolegomenes par Quatremere II® Partie pag. 176 (Not. et Extr. des Mss. Tome XVII); Traduction par M. G. de Slane. Tome II. pag. 205 (Not. et Extr. Tome XX); vergl. de Sacy Chrestom. 2. Edit. Tome II. pag. 298. — Hagi Chalfa No 12841 hat nur die Rubrik „Du „Je ohne hier weitere Bücher über diesen Gegenstand zu nennen; Flügel’s Übersetzung Doc- trina pugnarum magnarum ist hier nicht treffend genug, besser schon in der Um- schreibung, welche er in der Einleitung Tom. I. pag. 36 gemacht hat. Daher ist auch No 12877 im Singular x4=J%» nicht durch Strages "magna Danielis, sondern in der Kürze durch Prophetia Danielis wiederzugeben. 2) Es ist auffallend, dass Obeidallah von Castilia aus nicht das näher gelegene Gebiet der Kitäma zu erreichen suchte, und sich soweit wieder entfernte; vermuth- lich lagen Berberische Stämme dazwischen, welche sich nicht mit den Kitäma ver- einigt und sich noch nicht für el-Schi’i erklärt hatten. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 19 Geschenke geneigt zu machen suchte. Als aber auch dorthin die Steck- briefe des Zijädatallah gelangten, woraus el-Jasa erst erfuhr, dass sein Fremder derjenige sei, welchen el-Schti zum Oberhaupt ausgerufen hatte, warf er ihn und seinen Sohn jeden in ein besonderes Gefängniss. Unterdess war gegen el-Schti ein gefährlicher Gegner aufgestanden, ein Verwandter Namens Ibrähim ben Chanbasch‘'), welcher freilich nicht kriegserfahren war, aber durch Austheilung von Geschenken eine Armee von 40000 Mann um sich vereinigt hatte, die sich bei seinem Vormarsche um das Doppelte vermehrte Er kam nach Constantine, wo noch grosse Abtheilungen des Stammes Kitäma, welche sich gegen el-Schti erklärt hatten, sich ihm anschlossen. el-Schii zog sich ins Gebirge zurück und verschanzte sich dort, und nachdem Ibn Chanbasch sechs Monate ver- gebens auf einen Angriff gewartet hatte, beschloss er selbst dazu über- zugehen und ging zwei Tagereisen nach der in einer weiten Ebene ge- legenen Festung Bilizma”?) vor. el-Schii hatte ein auserlesenes Reiter- corps zum Recognosciren ausgeschickt, welches alsbald von Ibn Chanbasch angegriffen wurde, und als el-Schii dies gemeldet wurde, kam er mit seiner ganzen Armee herbei und schlug die Feinde in die Flucht, nach- dem sie ihr ganzes Gepäck abgeworfen hatten, welches den Siegern in die Hände fiel. Ibn Chanbasch, selbst verwundet, floh bis Keirawän und el-Schii schickte einen Vertrauten in der Verkleidung eines Schlächters, welcher Fleisch verkaufte, nach Sigilmäsa zu Obeidallah, um ihm von diesem Erfolge Nachricht zu geben und ihm heimlich eine grosse Summe Geldes zustecken zu lassen. Indess fühlte sich el-Schti wohl nicht stark genug um schon da- mals diesen Sieg ganz auszunutzen, und im J. 293 sandte Zijädatallah wieder ein Heer gegen ihn aus nach el-Urbus®) unter Anführung von 1) Verschiedene Lesarten: Chuneisch, Hubeisch, Hubaschi. 2) Mehrfach verschrieben in &4,5, Rus Kabüna. 3) N} el-Urbus d. i. Laribus drei Tagereisen von Keirawän und zwei von Tunis. Jacäht Bd. I. S. 184. Edrisi pag. 117 fg. Man erkennt leicht, dass das anlautende } im Arabischen in den Artikel el übergegangen ist und nur bei Bekri, ©2 20 F. WÜSTENFELD, Mudlig ben Zakarijä und Ahmed ben Masrür; diese beiden lehnten sich aber am 10. Gumädä II. auf und kamen am 16. d. M. mit der Armee wieder vor Keirawän an; das Volk zog hinaus und trieb sie zurück, wobei das Pferd des Mudlig stürzte und er auf der Stelle getödtet wurde; Zijädatallah wollte sich schon selbst hinausbegeben, als er diese Nachricht erhielt, und liess nun in Keirawän und dem ganzen Districte einen Sieg verkünden. Der Grund der Auflehnung war gewesen, dass Zijädatallah wegen eines Landgutes, gen. el-Guleidia, einen Rechtsstreit - gegen ihn geführt und der Cadhi von Keirawän Gammäs ben Marwän gegen Mudlig entschieden hatte, woraus ein gegenseitiger Hass ent- standen war. Bald nachher kam ein Schreiben des Chalifen el-Muktafi an alle Bewohner Africas, Zijädatallah zu Hülfe zu kommen und ihn in dem Kriege gegen el-Schii zu unterstützen. Dieses Schreiben wurde überall verlesen und Zijädatallah zog selbst hinaus nach el-Urbus, lagerte sich westlich von der Stadt und sammelte hier ein grosses Heer; er vertheilte ungeheure Summen Geldes, jeder Mann erhielt ungezählt eine Schaale voll Dinare, liess sie sich in seine Tasche schütten, setzte sich damit zu Pferde und verschwand, ohne sich wieder sehen zu lassen. Zijädatallah richtete seinen Marsch nach Bägäja und nahm die Festung Tubna zum Stützpunkte, in welche er eine starke Besatzung legte unter dem Com- mando seines Kammerherrn Abul-Mukäri Hasan ben Ahmed, welchem Schabib ben Abu Schaddäd el-Camüdi und Chafäga el-Absi, die sehr streng waren, als Verwaltungs-Beamte zur Seite standen, mit dem Be- fehle gegen die Kitäma Streifzüge zu unternehmen, und es fanden hier auch mehrere Gefechte statt, in denen von beiden Seiten viele getödtet wurden. Indess el-Schli bemächtigte sich in der Folge der Festung Bilizma, und Tubna ergab sich am letzten Tage des Jahres durch Capitulation ’'); ’Afrique pag. 46 kommt die ursprüngliche Form „s, vor. Da man statt Laribus, als Ablativ gedacht, auch als Nominativ Lares findet, so würde die oft vorkom- mende Punctation s,3} el-Ares ebenso ihre Berechtigung haben, 1) So nach Ibn Adsäri pag. 136; nach Ibn el-Athir VIIL, 31 hielt die Stadt GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 21” der Statthalter Abul-Mukäri’ Hasan kam ihm mit den genannten beiden Einnehmern entgegen, um ihm den vorräthigen Tribut auszuliefern; dem einen, welcher den Zehnten gesammelt hatte, gab er diesen zurück mit dem Befehl ihn den Contribuenten wieder zuzustellen, der andere hatte von den Juden und Christen die Kopisteuer erhoben, aber nur halb so- viel genommen, als er nach der Verordnung des Chalifen Omar berech- tigt gewesen wäre. Diese Abgabe fand el-Schti in der Ordnung, nahm sie an und vertheilte sie unter seine Soldaten. Mit Ausnahme einer geringen Armensteuer wollte er von anderen Auflagen nichts wissen und erwarb sich dadurch das Vertrauen der ganzen Bevölkerung, die ihm ihre Unterwürfigkeit erklärte. Auf die Nachricht hiervon wurde Zijädatallah sehr bestürzt und liess el-Schti auf den Kanzeln verfluchen; er sammelte noch mehr Truppen und schickte von dem Sammelplatze el-Urbus, wo er sich selbst befand, einzelne Corps unter besonderen Anführern nach verschiedenen Seiten aus. Schon in der Mitte des Muharram 294 ging Ibrähim ben Habaschi mit einer Armee wieder gegen Tubna vor; Härün Ibn el- Tubni zog mit 12000 Mann nach-Där Mallül, einen starken Tagemarsch westlich von Tubna, ermordete die Bewohner, welche sich für el-Schti erklärt hatten, und zerstörte die hoch gelegene Citadelle..e Auf dem Rückmarsche stiess er auf ein Streifcorps, welches el-Schli unter dem Befehl des Garraweih (oder ’Arüba) ben Jüsuf auf Recognoscirung aus- geschickt hatte. Beim Anblick desselben schraken Härün’s Leute zu- sammen, erhoben ein grosses Geschrei und ergriffen die Flucht, ohne einen Kampf zu wagen. Garraweih glaubte dies sei eine Kriegslist und zögerte mit der Verfolgung, als er aber einsah, dass es wirklich eine Flucht sei, eilte er ihnen nach, und eine unzählige Menge, darunter der Anführer Härün, wurde getödtet. Die Stadt Tigis ergab sich Tubna eine schwere Belagerung aus, bis durch die an die Mauer herangebrachten Maschinen ein Thurm zum Einsturz gebracht und nach einem heftigen Kampfe die Stadt genommen wurde; die Anführer hatten sich in die Festung zurückgezogen und wurden noch belagert, bis sie capitulirten. 22 F. WÜSTENFELD, an Jüsuf el-Gassäni, einen General des Schri, und Zijädatallah, wel- cher sich in el-Urbus nicht mehr für sicher hielt, übertrug den Ober- befehl über die dort versammelten Truppen an Ibrähim ben Ahmed ben Abu ’Ikäl, begab sich nach Raccäda und liess diese Stadt durch eine Mauer von Backsteinen in Vertheidigungsstand setzen. Im übrigen setzte er sein zügelloses Leben fort, machte Lustfahrten auf dem See, veranstaltete allerlei Vergnügungen und Zechgelage mit Herumstreichern, verschmitzten jungen Leuten, Sängern und Schlemmern, und wenn er ja einmal in dem Gedanken an den Untergang seines Reiches und dass der Feind schon den grössten Theil seines Landes er- obert hatte, sich der Betrübniss hingeben wollte, kam einer der Lustig- macher und sagte: Mein Gebieter, kennst du nicht das schöne Lied so und so? lass es dir vorsingen, wir wollen dazu trinken, und lass diesen Trübsinn fahren. Dann erschienen die Sänger und sangen ein Lied mit dem Refrain: Fülle den Becher und lass uns trinken, bis es genug ist. Dadurch wurde Zijädatallah wieder aufgeheitert, er überliess sich wieder dem Essen und Trinken und allen Vergnügungen, und seine Genossen halfen ihm darin nach. Einmal hatte einer seiner Leibpagen Namens Chattäb sich erdreistet, diesen seinen Namen auf die Gold- und Silber- münzen prägen zu lassen; das war dem Fürsten doch zu viel und er liess ihn ins Gefängniss werfen und in Ketten legen. Indess bald nach- her wusste ihn eine Sängerin in einem Liede an Chattäb zu erinnern und für ihn um Begnadigung zu bitten, und er wurde durch ihren Ge- sang so bezaubert, dass er ihm nicht nur die Freiheit schenkte, sondern auch wieder an seinen Hof nahm. Als el-Schti im Scha’bän sich der Stadt Bägäja, drei Tagereisen von Uonstantine und vier von Tubna, bemächtigte, vermehrte sich die Besorgniss bei Zijädatallah und er fragte Abdallah Ibn el-Cäig um Rath, was er thun solle; dieser rieth ihm, heimlich nach Ägypten zu flüchten und in Africa einem General den Oberbefehl über die Armee zu über- tragen und diesem die nöthigen Geldmittel zurückzulassen. Er ging darauf ein und befahl 500 Camele für den Transport seiner Habe an- N GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 23 - zukaufen; dann aber wurde er wieder zweifelhaft und fürchtete, dass das Volk gegen ihn aufstehen und sich an ihm rächen würde, und er stand davon ab. Ibrähim ben Habaschi hatte gemerkt, was er beab- sichtigte, er redete ihm zu, hielt ihm das Beispiel seiner Vorfahren vor, sprach ihm Muth ein und verhiess ihm mit Gottes Hülfe den Sieg; Zijädat- allah hörte auf seine Worte, er fühlte sich neu gestärkt und liess seine Leute mit den Camelen nach el-Urbus abziehen. Zwischen hier und Bägäja machte nun die Reiterei von beiden Seiten beständig Streifzüge hin und her, rings um Raccäda wurden Zelte und Baracken aufgeschlagen und die Einwohner von Keirawän richteten ‚Nachtpatrouillen um die Stadt ein, um sich gegen plötzliche Überfälle zu sichern; Zijädatallah erneuerte seine Heeresmacht, suchte sich Alle ‚durch Geschenke geneigt zu machen und begab sich im Muharram 295 nach Tunis, um auch dort alle seine Angelegenheiten zu ordnen. el-Schii breitete unterdess seine Herrschaft immer weiter aus durch verschiedene Colonnen, die er entweder selbst führte, oder bewährten Führern anvertraute. Die Stadt Maggäna, drei Tagereisen von Con- stantine, wurde mit Sturm genommen, der feindlich gesinnte Stamm Nafza überfallen, Tifäsch, eine Tagereise von el-Urbus, ergab sich dem dahin gesandten Corps und eine von dort an el-Schfi abgeschickte De- putation der Häuptlinge erklärte ihm ihre Unterwürfigkeit, nur nahm Ibrähim bald darauf von jenen Gegenden wieder Besitz. el-Schii selbst rückte über Miskijäna und Tabissa nach Madbara‘), wo er auf eine Ver- sammlung von Leuten aus Cacr el-Ifriki, Marmaganna, Maggäna und an- deren Orten stiess, welche sich dorthin geflüchtet und verschanzt hatten. Als er die Belagerung und den Kampf begann, erkrankte er an Steinbe- schwerden, die ihn zuweilen heimsuchten, so dass er mit sich selbst ge- 1) Ibn el-Athir VIII. 33, 4. Ein sonst nicht vorkommender Name; auch in den Varianten ist kein bekannter Ort zu entdecken. Prof. de Goeje hält es für sicher, dass 3,8 Madgara zu lesen sei, welches als Name des Berber-Stammes für ihre Hauptstadt stehe, die sonst Miliäna heisst. Vergl. al-Jaqubi, pag. 99. Dann ist auch 3,&0 als Ort Ibn ’Adsäri \W, 13 und als Stamm Bekri, V’Afr. 75 ult. der- selbe Name. 24 F. WÜSTENFELD, nug zu thun hatte und die Vorgänge nicht überwachen konnte, und während sich die Belagerten ergeben wollten und ein Theil seiner Armee die Capitulation annahm und die Festung besetzte, drang ein anderer Theil ein und fing an zu morden und zu plündern, worüber el-Schri sehr ungehalten wurde. Er. zog dann ab und belagerte el-Cacrein (die beiden Festungen) von Camüda, deren Besatzung sich ergab. /njädatallah hatte inzwischen den Oberbefehl seinem Verwandten Ibrähim ben Abul-Aglab übertragen, welcher auf die Nachricht, dass el- Schri Raccäda bedrohe, wo Zijädatallah nur wenige Truppen hatte, el- Urbus verliess und bis Durdamin') vorging. Hierhin richtete auch el- Schii seinen Marsch, seine Vorhut kam mit dem Feinde ins Gefecht, eine grosse Anzahl derselben wurde getödtet, die übrigen ergriffen die Flucht, als el-Schii, der sich verspätet hatte, mit der Hauptarmee noch eben rechtzeitig eintraf, die Fliehenden schon durch sein Erscheinen ermuthigte und zur Umkehr brachte, so dass sie den Angriff erneuerten und unter der Armee Ibrählms ein Blutbad anrichteten, welches erst durch die Nacht unterbrochen wurde. el-Schi’i wandte sich nun gegen Castilia’), welches sich nach einer kurzen Belagerung ergab; er nahm hier alle Schätze und Vorräthe weg, welche Zijädatallah zurückgelassen hatte, zog dann nach Cafca°’), dessen Einwohner um Frieden baten, kam hierauf wieder nach Bägäja, wo er eine Besatzung zurückliess, und kehrte zu- letzt in sein Winterquartier im Gebirge von Ikigän zurück. Diese Ge- legenheit wollte Ibrähim benutzen, um Bägäja wieder zu gewinnen, er erschien dort mit seiner Armee und schloss die Stadt ein; auf die Nach- richt hiervon sammelte el-Schrti in Eile ein Corps von 12000 Reitern und befahl dem Anführer, wenn er nach Bägäja komme und Ibrähim wieder abgezogen sei, ihn nicht weiter zu verfolgen. Die Besatzung hatte unterdess allein sich zur Wehre gesetzt zur Bewunderung und 1) de Goeje’s Vermuthung ist wohl nicht zweifelhaft, dass dies derselbe Ort sei, welchen Edrisi p. 91 Dür Madin nennt, sechs Tagemärsche von Cagrein. 2) Name eines Distrietes, der auch für die Hauptstadt Tauzar gebraucht wird. 3) Ein Knotenpunkt, wo die Strassen von mehreren Seiten zusammentreffen, von Keirawän 3 bis 4 Tagereisen, von Tauzar 1!/s Tagereise. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 25 Entmuthigung der Belagerer, und als das Hülfscorps sich näherte, trat Ibrähim den Rückzug nach el-Urbus an, so dass jenes Corps bei seiner Ankunft keinen Feind mehr antraf und nur einige zurückgelassene Ge- genstände als Beute davontrug. Beim Anbruche des Frühlings, als das Wetter günstig wurde, sam- melte el-Schti wiederum seine Truppen, die sich jetzt auf 200000 Mann Reiter und Fussvolk beliefen, und auch Ibrähim vereinigte bei el-Urbus eine zahllose Armee. el-Schi’i hatte seinen Leuten verboten Streifzüge zu unternehmen oder überhaupt ihren Platz zu verlassen, und sie blieben fast zwei Monate auf derselben Stelle ohne eine Bewegung zu machen, so dass einige meinten, er sei krank, andere sogar, er sei gestorben. Als er einmal eine Recognoscirung nach Castilia unternehmen liess, er- griffen die dortigen Anführer Abu Muslim Mancür ben Ismäil und Schabib ben Abul-Cärim die Flucht und zogen sich auf die Stadt Tauzar zurück; die Reiter el-Schi’i’s schwärmten umher, verbrannten die Dörfer "and stachen die Viehheerden nieder. Dies war die Veranlassung, dass am Hofe zu Raccäda sich eine Intrigue abspielte. Abdallah ben el- Cäig, der Rathgeber des Zijädatallah, war zur Zeit des Emir Ibrähim ben Ahmed Secretär jenes Abu Muslim gewesen, es hatte aber zwischen ihnen immer ein schlechtes Verhältniss stattgefunden, und sobald Ibn el-Gäig der Vertraute des Fürsten geworden war, hatte er nicht geruht, bis er Abu Muslim von seiner höheren Stellung verdrängt hatte. Jetzt mass er ihm alle Schuld an den Unglücksfällen bei Castilia bei und wusste den Fürsten so sehr gegen ihn aufzubringen, dass er sein Todesurtheil unterschrieb und Schabib zusandte. Dieser überreichte es selbst dem Abu-Muslim, welcher es mit grosser Gelassenheit las und dann sagte: Der unerfahrene junge Mann ist betrogen und wird sein Reich verlieren. Dann ergriff er mit der linken Hand seinen Bart und schlug mit der rechten sich selbst mehrmals an den Hinterkopf und sprach: Dies ist die Vergeltung für den, der gegen Gott ungehorsam war und den Men- schen gehorchte und unschuldiges Blut vergossen hat; wenn ich ihn sich selbst überlassen und ihm nicht den Rath gegeben hätte, seine Oheime und Brüder umzubringen, so wäre von seiner Seite das nicht Histor.-»hilolog. Olasse. AXVI 3: D 96 F. WÜSTENFELD, über mich gekommen, was mir jetzt bevorsteht. Dann wandte er sich an Schabib und sprach: Gewähre mir noch eine kurze Frist, bis ich mich gewaschen und zwei Gebete gesprochen habe, womit ich mein Leben beschliessen will. Dies wurde ihm gewährt, er betete und weinte, dann trat er vor und ihm wurde der Kopf abgeschlagen und sein Leichnam an’s Kreuz geheftet und am zweiten Tage begraben. Dies geschah in der Mitte des Monats Gafar'). Am 1. Gumädä II. 296 brach el-Schti auf, die beiden Heere stiessen auf einander, es entstand ein furchtbarer, lange anhaltender Kampf, der Sieg neigte sich schon auf die Seite der Truppen des Zijä- datallah, da wählte el-Schii 600 Mann zu Fuss aus und befahl ihnen, den Feind zu umgehen und im Rücken anzugreifen. Ibrähim hatte den- selben Plan gehabt und diese beiden Corps trafen in einem Hohlwege zusammen; Ibrähims Leute ergriffen die Flucht und es verbreitete sich in seiner Armee schnell das Gerücht, el-Schii habe einen Hinterhalt gelegt, wodurch die einzelnen Schaaren veranlasst wurden, sich eiligst davon zu machen und sich in ihre Gebiete zu zerstreuen. Ibrähim ent- kam mit einigen, die ihm treu geblieben waren, nach Keirawän; el-Schti machte viele Gefangene, erbeutete Pferde, Lagergeräthe und andere Dinge und zog am 23. Gumäda II. in el-Urbus ein, wo ein allgemeines Blutbad angerichtet wurde. Ein grosser Theil der Einwohner hatte sich in die Moschee geflüchtet und hier wurden über 3000 Personen?) nie- dergemetzelt, so dass das Blut in Strömen floss; die Stadt wurde den Soldaten zur Plünderung preisgegeben, dann ging el-Schii nach Bägäja zurück, weil er fürchtete, dass sämmtliche Africaner sich gegen ihn ver- einigen würden. 1) Ob in dieser aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen Erzählung der Begebenheiten immer die richtige Reihenfolge beobachtet ist, wage ich bei der spärlichen Angabe der Zeitbestimmungen nicht zu behaupten. 2) So Ibn el-Athir Tom. VIII. pag. 35; bei Ibn’Adsäri pag. 143 übertrieben in 30000, soviel konnten unmöglich an einem Tage von Morgen bis Abend umge- bracht werden. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 27 Zijädatallah erhielt die Nachricht von dieser Niederlage in Raccäda am folgenden Morgen, Sonntag den 24. Gumädä II‘); vor Schrecken liess er das, was er in der Hand hielt, auf die Erde fallen, er wusste, dass er nun sein Reich verlassen müsse. Ibn el-Cäig suchte noch das Gerücht davon zu dämpfen und liess vielmehr einen grossen Sieg aus- rufen; zum Beweise hatte er in die Kerker geschickt und den Gefange- nen die Köpfe abschlagen lassen, welche nun als die Köpfe der erschla- genen Feinde öffentlich gezeigt wurden. An den 'Thoren von Raccäda liess er bekannt machen, dass jeder Reiter, welcher sich wollte anwerben lassen, ein Handgeld von 20 Dinaren, ein Fussgänger 10 Dinare bekom- men solle. Allein das Volk liess sich nicht täuschen, die eiligen Zu- rüstungen zur Flucht, welche im Schlosse selbst getroffen wurden, liessen keinen Zweifel. Ibn el-Qäig versuchte noch einmal Zijädatallah zu be- wegen, dass er dableiben möchte, dieser aber erklärte gerade heraus, dass er ihn für einen Verräther halte, der mit el-Schti im Einvernehmen stehe. Er liess alle seine Habe auf die bereit gehaltenen Camele packen, auch ein Theil seiner Frauen wurde mitgenommen. Ein junges Mädchen, welches keinen Platz mehr hatte finden können und zurückbleiben sollte, ergriff im letzten Augenblicke der Abreise die Harfe und sang (aus einem älteren Liede): Nie werde ich den Tag des Abschiedes vergessen, als sie da stand die Augen in Thränen gebadet, Und als sie sprach, da der Zug sich in Bewegung setzte; du verlässest uns, o Herr, und gehst davon? In Gottes Schutz befehle ich eine Gazelle, die über die Trennung trauert, und mir macht die Trennung brennende Qualen. Zijädatallah’s Augen füllten sich mit Thränen, als er diese Worte von ihr hörte, aber im Drange der Umstände und in seiner gedrückten Lage konnte er sie nicht mitnehmen’). — Da bedenkliche Unruhen entstanden, 1) In diesem Jahre fiel nach unserer Rechnung der Sonntag auf den 25. Gumäda 11., indess abgesehen davon, ob ein Datum vor oder nach Sonnenuntergang, wo schon der folgende Tag beginnt, bestimmt ist, differirt die Africanische Rechnung meistens um einen Tag. 2) So Ibn ’Adsäri pag. 144; nach Nuweiri in der Note von Noel des Vergers D2 98 F. WÜSTENFELD, wurde schon die nächste Nacht auf den Montag für den Aufbruch be- stimmt, und während das letzte Abendgebet gehalten wurde, schwang sich Zijädatallah auf sein Pferd, zog sein Schwerdt, um sich nöthigen Falls einen Weg durch die Menge zu bahnen, und indem er die Camele vorangehen liess, stellte er sich an die Spitze seiner Frauen und Kinder, verliess Raccäda und begab sich nach Tripolis und nach einem Aufent- halte von 17 oder 19 Tagen von da nach Ägypten‘). Ibn el-Cäig dachte noch für sich und seine Umgebung zu sorgen und hatte mit einigen Verwaltern öffentlicher Gelder verabredet, dass sie dreissig Camele jedes mit 6000 Mithkäl beladen und sich dann an einen bestimmten Ort begeben sollten, wo sie sich treffen wollten; in- dess die Verwalter hintergingen ihn, sie schlugen bei Nacht einen an- deren Weg ein und zogen nach Süsa, wo sie aber von dem Präfecten Ibn el-Hamdäni festgenommen wurden, welcher das Geld in die Burg bringen liess, bis es den Schtiten in die Hände fiel. Ibn el-Cäig ging zu Schiff, um sich nach dem Orient oder nach Sicilien zu begeben, wurde aber durch widrige Winde nach Tripolis verschlagen, wo sich Zijädatallah damals noch aufhielt. Dieser liess ihn vor sich kommen und machte ihm Vorwürfe, dass er ihn verlassen habe, er entschuldigte sich, dass er in der Verwirrung und Angst ihm nicht habe folgen kön- nen, und Zijädatallah wollte ihm das Leben schenken, jedoch seine ganze Umgebung bestand auf seinen Tod, und ein Schwarzer Namens Räschid erhielt den Befehl ihm den Kopf abzuschlagen. Am Morgen nach der Flucht des Emir entstand vollständige Anarchie, ein grosser Theil der Einwohner von Raccäda war nach Keirawän ge- flüchtet, dagegen kamen die aus Keirawän und plünderten in Raccäda zu Ebn Khaldoun, hist. de l’Afrique, pag. 154 und dessen Hist. des Berberes par de Slane, Tome 1. pag. 442, liess Zijädatallah einem Maulthiere seine Ladung ab- nehmen und sie darauf setzen. 1) Seine ferneren Schicksale verfolgen wir hier nicht weiter, das Wesent- lichste davon ist schon in der Abhandlung über die Statthalter von Ägypten, Abth. IV. S. 9 (Bd. 21.), gesagt. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 29 alles, was noch zurückgelassen war. Ibrähim ben el-Aglab, welcher nun auch sich dahin begeben und von dem Palast Besitz genommen hatte, dachte diese Lage zu benutzen und sich selbst zum Emir aus- rufen zu lassen, allein das Volk wollte davon nichts wissen und er musste froh sein, dass er ohne weiteren Unfall nur von Verwünschungen begleitet!) zum Thore hinauskommen und sich Zijädatallah anschliessen konnte. Sobald el-Schri erfuhr, dass Zijädatallah geflohen sei, brach er von el-Urbus auf’), um sich nach Keirawän zu begeben; die Leute waren in grosser Angst und für ihr Leben besorgt und die Gelehrten und An- gesehenen der Stadt wollten ihm entgegen gehen, indess durch die Da- zwischenkunft des Mahbüb ben Abd rabbihi el-Hawwäri trennten sie sich wieder bei dem Orte Hafc Bärücas zwischen der Stadt Galülä und den Bädern el-Surädik und kehrten am Mittwoch d. 27. Gumädä Il. in der niedergedrücktesten Stimmung in die Stadt zurück. Sie richteten dann ein Schreiben an el-Schrti, worin sie ihre Lage schilderten und sich ent- schuldigten und ihn baten einen Ort zu bestimmen, wo sie ihn treffen könnten; er bezeichnete ihnen den Canal bei Mamas auf den Sonnabend. Er schickte nun den Garraweih ben Jüsuf el-Malüsi mit einer Abthei- lung Reiterei ab, um die Stadt Raccäda zu besetzen und das Eigenthum zu sichern, und dieser zog Freitag den letzten Gumädä II. dort ein; er traf die Leute frei aus- und eingehen und nur dies hinderte er durch die Sperrung der Thore, damit sie nichts mehr fortschleppen könnten, sonst war er sehr leutselig. el Schii folgte mit sieben Armeecorps, an- geblich 300000 Mann, Reiter und Fussvolk, und hielt seinen Einzug Sonnabend Morgens den 1. Ragab. Die Gelehrten, Vornehmen und an- gesehenen Kaufleute aus Keirawän waren ihm bis an den bezeichneten Canal bei Mamas entgegen gegangen, begrüssten ihn, bezeigten ihm ihre Ehrerbietung und baten um Gnade; er sicherte ihnen Amnestie zu 1) Das Arabische Wort heisst auch „mit Steinwürfen verfolgt“. 2) Also war er nach dem Rückzuge nach Bägäja (S. 26) am anderen Tage wieder nach el-Urbus vorgegangen. 30 F. WÜSTENFFLD, und versprach nach Recht und Billigkeit zu verfahren. Früher hatte er den Anführern und Mannschaften der Kitäma versprochen, dass er ihnen Keirawän überantworten werde, wo sie schalten und walten und das ganze Besitzthum der Einwohner unter sich theilen könnten. Als sie jetzt hörten, dass er sie amnestirte, wurden sie darüber unwillig, redeten ihn darauf an und erinnerten ihn daran, was er ihnen versprochen hatte, doch als Antwort citirte er ihnen den Koranvers (Sure 48, 21): ‚der anderen (Beute) habt ihr euch noch nicht bemächtigt, aber Gott hat sie schon in Sicherheit gebracht‘, und er setzte hinzu: dies ist Keirawän. Da beruhigten sie sich. Er liess dann das Heer rings um die Stadt Raccäda sich lagern und ging hinein, indem ein Vorleser die Worte las (Sure 29, 2): Er war es, welcher die ungläubigen Schriftbesitzer (Juden) aus ihrem Lande trieb bei der ersten Vertreibung — bis ans Ende des Verses, und (Sure 44, 24): Wie viele Gärten und Quellen haben sie verlassen, — bis ans Ende der Sure. Er stieg in dem so gen. Burg- schloss ab und da alle Cassen leer waren, sandte er Garraweih ben Jüsuf nach Süsa, welcher die Einwohner begnadigte und auf 28 Camelen die dort aufbewahrten Schätze herbeiholte.e Auch die Angehörigen der Fa- milie Aglab und ihre Führer, welche Zijädatallah zurückgelassen hatte, wurden begnadigt; nur die Neger-Sklaven dieser Familie wurden umge- bracht, und ein persönlicher Feind Ibrähim el-Tamimi mit dem Beinamen el-Kaus wurde erdrosselt, als er festgenommen werden sollte, und el- Schii sagte später: ich hielt mich in Africa nicht für sicher, bis ich el- Kaus aus der Welt geschafft hatte. el-Schii schickte dann nach Tripolis und liess seinen Bruder Abul- 'Abbäs holen, welcher aus Keirawän entkommen, aber in Tripolis wieder eingefangen war, so auch dessen Begleiter Abu Ga’far el-Chazragi und die Mutter des Obeidallah, die bei el-Chazragi lebte. Zum Statthalter von Keirawän wurde el-Hasan ben Ahmed Ibn Abu Chinzir ernannt und er erhielt den Befehl alle zu tödten, welche bei Nacht ihre Woh- nungen verliessen oder berauschende Getränke tranken oder bei sich führten. Die Statthalterschaft der Stadt el-cacr el-cadim (Altenburg) er- hielt Chalaf ben Ahmed, der Bruder des Hasan Ibn Chinzir, mit dem- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 31. selben Befehle. Bei dem Gebetausruf liess el-Schli nach dem ‚‚Herbei zum Gebet!‘ noch ‚„Herbei zu dem besten Werke‘ hinzusetzen und bei dem Frühgebet die Worte „Beten ist besser als schlafen‘ weglassen. Die in Raccäda geplünderten Werthgegenstände mussten eingeliefert werden, die Sklaven des Zijädatallah wurden zusammengebracht und für den Unterhalt seiner Sklavinnen gesorgt; die Aufsicht hierüber erhielt Ahmed ben Farruch el-Tubni. Vorstand der Münze wurde der Philosoph Abu Bekr gen. Ibn el-Camüdi, das Gepräge der Münzen lautete: Gelobt sei Gott, der Herr der Welten, und sie hiessen Seijidia. Die Inschrift des Siegelringes des Schii war (Sure 27, 81): „Also setze dein Vertrauen auf Gott, denn da stüztest du dich auf die lautere Wahrheit“; und auf dem Siegel, welches auf die Decrete gedruckt wurde, stand (Sure 6, 115): „Vollkommen sind die Worte deines Herren in Wahrheit und Gerech- tigkeit, Niemand soll an seinen Worten etwas ändern, und er hört und weiss alles.“ Das auf dem Hintertheil der Pferde eingebrannte Zeichen war: „das Reich ist Gottes.“ Auf den Fahnen stand geschrieben (Sure 54, 45): „In die Flucht wird geschlagen werden die gesammte Rotte und wird den Rücken kehren“; oder (Sure 17, 83): „Die Wahrheit ist gekommen und die Lüge vergangen, denn die Lüge ist vergänglich‘‘, und viele Verse aus dem Koran in ähnlichem Sinne. Er befahl in dem öffentlichen Gebete auch des ’Ali ben Abu Tälib zu gedenken nach dem Gebete für den Propheten, Fätima, Hasan und Husein; er zeigte offen seine Anhänglichkeit an ’Ali und seine Abneigung gegen diejenigen, welche einen anderen der Begleiter Muhammeds höher stellten als ihn. Die Lehre über die Bevorzugung ’Alil’s d. i. die Lehre der Schtiten ge- wann bald Eingang unter den Angesehenen des Stammes Kitäma und dann auch unter dem Volke, man nannte sie Orientalismus, weil man darin einem aus dem Orient gekommenen Manne folgte. Vorstehendes ist die Erzählung nach Ibn ’Adsäri pag. 146; bei Ibn el- Athir VII, 35 liest man über die Ereignisse nach der Flucht des Zijädatallah in einigen Punkten abweichend oder ergänzend folgendes: 39 F. WÜSTENFELD, el-Scht’i hatte bei Sabiba, zwei Tagereisen von Keirawän, Halt ge- macht; als er erfuhr, dass Zijädatallah geflohen sei, brach er auf, lagerte dann im Wädil-Naml, Ameisen-Thal, und schickte Garraweih ben Jüsuf und Hasan Ibn Abu Chinzir mit Tausend Reitern vorauf nach Raccäda. Sie fanden die Leute mit plündern beschäftigt, stellten Ruhe und Ord- nung wieder her, traten aber Niemandem hindernd entgegen, sondern liessen einem jeden, was er mit sich genommen hatte. Die Nachricht hiervon verbreitete sich rasch nach Keirawän, wo man darüber sehr er- freut war. Die Gelehrten und Vornehmen der Stadt gingen el-Schii ent- gegen, und als sie ihn trafen, grüssten sie ihn und wünschten ihm Glück zu seinem Siege, er erwiederte ihren Gruss höflich, unterhielt sich mit ihnen und versprach ihnen Sicherheit ihres Lebens und Eigenthums. Sie waren über seine Leutseligkeit ganz verwundert, freuten sich und tadelten Zijädatallah wegen seiner Schlechtigkeiten, worauf er ihnen er- wiederte: Er war nur ein kräftiger Mann und hatte Selbständigkeit und eine grosse Macht, und liess sich darin keine Beschränkung auf- legen, aber dem Rathschluss Gottes kann man weder ausweichen, noch sich ihm widersetzen. Da hielten sie ihre Rede im Zaume und kehrten nach Keirawän zurück. Sonnabend den 1. Ragab 296 hielt el-Schii seinen Einzug in Rac- cäda; er bezog eines der Schlösser, vertheilte die von den Einwohnern verlassenen Häuser an die Kitäma und liess eine allgemeine Amnestie bekannt machen, worauf die Leute nach ihren Wohnplätzen zurückkamen; dann schickte er neue Präfecten in die Provinzen und liess die Übelge- sinnten aufgreifen und hinrichten. Was Zijädatallah an Werthgegen- ständen, Waffen u. d. gl. noch zurückgelassen hatte, wurde zusammen- gebracht; es waren auch noch viele junge Mädchen von besonderer Schönheit zurückgeblieben und auf seine Frage, wem er die Sorge für sie anvertrauen könne, wurde ihm eine fromme Matrone genannt, welche Zijadatallah gehabt hatte; er liess sie kommen, empfing sie gnädig und übertrug ihr die Aufsicht über sie und sorgte für alle ihre Bedürfnisse, ohne eine von ihnen gesehen zu haben. Am nächsten Freitag, als in Keirawän und Raccäda der öffentliche Gottesdienst gehalten wurde, GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 33 durfte in dem Gebete kein Name eines Regenten genannt werden; auch die Münzen, welche geprägt wurden, hatten keinen Namen, sondern auf der einen Seite stand: „Der Rathschluss Gottes ist erfüllt‘, auf der an- deren: ‚die Feinde Gottes mögen zerstreut werden“; die Inschrift für die Waffen lautete: „Rüstzeug für die Sache Gottes“; das auf den Hintertheil der Pferde eingebrannte Zeichen war: „das Reich ist Gottes“. Sein Anzug bestand wie bisher aus einem rauhen Unterzeug und seine Mahlzeit aus weniger, harter Kost. In Tripolis hatte Zijädatallah den Abul-Abbäs noch angetroffen, ihn zu sich kommen lassen und noch einmal ins Verhör genommen, ob er der Bruder des Schii sei; er blieb standhaft dabei, dass er ein Kauf- mann sei und el-Schti nicht kenne, worauf er ihn frei liess, und el- Schii freute sich sehr, als er endlich in Raccäda ankam. Er war ein schwatzhafter, geistig etwas beschränkter Mensch und wollte in Keirawän, wahrscheinlich zur Vergeltung für seine Gefangenschaft, alle diejenigen ausrotten, welche der Lehre der dortigen Gelehrten folgten. Sein Bru- der gab ihm darin freilich nicht nach, ernannte ihn aber doch zum Statt- halter von Africa, stellte ihm indess den Abu Zäki Tammäm ben Mu’ärik el-Agäbi an die Seite. el-Schii hatte nun schon seit Jahren Öffentlich ausgesprochen, dass seine ganze Sorge und Thätigkeit nur darauf gerichtet sei, Obeidallah zum Oberhaupt der Muslimen zu machen und seine Rechte auf das Imamat und seine Lehre zur allgemeinen Anerkennung zu bringen, und nachdem die Hauptfeinde, die Aglabiten, gestürzt und vertrieben und die grössten und angesehensten Berber Stämme ihm beigetreten waren, kam es nur darauf an, den Imäm aus seiner Gefangenschaft in Sigil- mäsa zu befreien. Die Anwerbungen und Rüstungen zu einem Zuge dahin waren ungeheuer und an einem Donnerstag in der Mitte des Ramadhän 296 brach ein Heer, ausgedehnt wie die Heuschrecken, von Raccäda auf. In dem Gefolge befanden sich auch mehrere ausgezeich- nete Gelehrte, welche für die Verbreitung der Glaubenslehre der Schriten Histor.-philolog. Olasse. XXVL 3 E 34 F. WÜSTENFELD, wirkten, wie Ibrähim ben Muhammed el-Scheibäni gen. Abul-Jasar der Secretär, der Arzt Zijäd ben Chalfün, ein Freigelassener der Aglabiten Familie; als Soldat zu Fuss machte den Feldzug mit Ahmed ben Muham- med ben Sirin, ein Rechtsgelehrter nach den Grundsätzen der Lehre der ’Irakaner‘), der sich durch die Geltendmachung der Rechte des Imäm ein besonderes Verdienst zu erwerben hoffte und zur Belohnung für seinen Eifer in der Folge zum Cadhi von Barca ernannt wurde. Ganz Magrib erbebte vor einem solchen Heere, der mächtigste Stamm der Zanäta fürchtete sich, andere wichen dem Zuge nach beiden Seiten aus und schickten Abgeordnete, um ihre Unterwürfigkeit zu erklären. Um keinen Feind im Rücken zu lassen, war das nächste Ziel Tähart, wo die Banu Rustam seit 130 Jahren ein kleines unabhängiges Reich be- sassen. Die Stadt ergab sich auf Gnade und Ungnade, der damalige Fürst Jacdhän ben Abul-Jacdhän und mehrere Mitglieder seiner Familie wurden hingerichtet, ihre Köpfe nach Raccäda geschickt und erst hier, dann auch in Keirawän in den Strassen umhergetragen und zuletzt am Thore von Raccäda aufgesteckt. Die Verwaltung der Provinz Tähart wurde von el-Schfi dem Abu Hamid Dawwäs ben Caulät el-Lahidhi und Ibrähim ben Muhammed el-Jemäni gen. el-Hawwäri mit dem Beinamen „der kleine Herr‘‘ übertragen. Als el-Jasa’ ben Midrär, Emir von Sigilmäsa, von diesen Vorgängen Nachricht erhielt, liess er den gefangenen Obeidallah nochmals über seine Abkunft und sein Verhältniss zu el-Schii fragen, und ob dieser seinetwegen heranzöge ; Obeidallah betheuerte, dass er el-Schii nie gesehen habe und ihn nicht kenne. Ebenso geschah es mit seinem Sohne Abul- Cäsim, welcher dieselbe Antwort gab wie sein Vater, und sie wurden in strenger Einzelhaft gehalten in den oberen Zimmern der Mirjam, der Tochter des Midrär; einige Diener, welche sie noch bei sich hatten, wurden verhört und gefoltert, aber sie legten kein Geständniss ab. Sobald el-Schri dies erfuhr, war er sehr besorgt für das Leben der Gefangenen und 1) ’Irakaner heissen die Anhänger des Abu Hanifa. Vergl. Schahrastäm übers. von Haarbrücker. Th. 1. 8. 243. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 39° schickte an el-Jasa’ ein freundliches Schreiben, worin er ihn versicherte, dass er nicht komme um Krieg gegen ihn zu führen, er habe wichtigere Pläne, und er machte ihm schöne Versprechungen. el-Jasa’ warf das Schreiben zu Boden und liess die Abgesandten umbringen. el-Schii machte einen zweiten Versuch, um ihn durch Güte zu gewinnen aus Besorgniss für Obeidallah, dessen Namen er aber gar nicht erwähnte; auch diesmal wurde der Abgesandte getödtet. Nun beschleunigte el- Schfi seinen Marsch und als er vor der Stadt erschien, kam el-Jasa’ heraus, es wurde Sonntag den 6. Dsul-Higga den ganzen Tag gekämpft und man trennte sich, ohne dass eine Entscheidung erfolgt war; sobald indess die Nacht anbrach, ergriff el-Jasa’ mit seiner Familie und den Söhnen seines Oheims die Flucht. el-Schi’i brachte die Nacht in grosser Sorge zu, da er nicht wusste, wie es Obeidallah und seinem Sohne er- gangen sein möchte, bis am Morgen die Einwohner herauskamen und ihm meldeten, dass el-Jasa’ geflohen sei. Da zog el-Schti mit seinem Gefolge ein, begab sich sogleich an den Ort, wo Obeidallah sich auf- hielt, und als er ihn sah, fiel er vor ihm nieder und vergoss Freuden- thränen ). Dann führte er ihn und seinen Sohn hinaus und stellte ihn 1) Hier ist eine ganz verschiedene höchst anffallende Nachricht einzuschalten, welche ‘Gamäl ed-Din und Ibn Challikän Nr. 365 erwähnen, ersterer freilich mit einem „man sagt‘. „Als nämlich el-Jasa’ sich von dem Schlachtfelde zurückzog, verbot el-Scht’i ihn zu verfolgen; jener ging in die Stadt, raffte seine Habe zusam- men, nahm seine Familie mit sich und floh unter dem Schutze der Nacht. Man sagt, er habe die bei ihm gefangen gehaltenen Personen umbringen lassen und als el-Schi’ı hinkam und dies erfuhr, fürchtete er sich vor den Kitäma, weil er ihnen versprochen hatte, dass er ihnen den Mahdi herausführen werde, welcher nach seiner Behauptung die ganze Erde beherrschen würde. Er war nun in Angst, dass er mit Schande bestehen und von ihnen umgebracht werden und damit sein ganzes Streben in Nichts zerfallen könnte. Er nahm also einen Jüdischen Sklaven, den er bei dem Ermordeten antraf und der ihn bedient hatte, führte ihn hinaus und stellte ihn der versammelten Menge vor mit den Worten: Dies ist euer Imäm und der Imäm der Ismäfiliten“. An sich hat diese Erzählung nichts uuwahrscheinliches, im Gegentheile es wäre auffallend, wenn el-Jasa’ sich an dem, welchen er für die Ursache seines Un- E2 36 F. WÜSTENFELD, seinen Begleitern vor, indem er sprach: Dies ist mein und euer Imäm, Gott hat seine Verheissung erfüllt, er hat ihm Gerechtigkeit wieder- fahren lassen und seine Sache ans Licht gebracht. Die Menge brach in einen unbeschreiblichen Jubel aus, als wenn sie von Sinnen kommen wollte, er liess beide zu Pferde steigen, ging ihnen mit den Häuptern der Stämme zu Fuss voran und führte sie in ein Zelt, welches mittler- weile aufgeschlagen war. Zum Statthalter von Sigilmäsa ernannte Obeid- allah den Ibrähim ben Gälib el-Mazäti und liess bei ihm 500, nach anderen 2000 Reiter der Kitäma zurück, und 40 Tage nach der Ein- nahme der Stadt brach er in der Mitte des Muharram 297 mit seiner Armee wieder auf, nachdem noch kurz zuvor der Berber-Stamm der Banu Chälid durch eine Gesandtschaft seine Unterwürfigkeit erklärt hatte. Schon wenige Wochen nachher, Dienstag d. 3. Rabi’ I.') em- pörten sich die Einwohner von Sigilmäsa, ermordeten den Ibrähim ben Gälib und setzten el-Fath mit dem Beinamen Wäsäl, einen Prinzen aus einer Seitenlinie der abgesetzten Regentenfamilie Midrär, als Emir ein. In Tähart hatte unterdess Muhammed ben Chazar ben CGilät el- Zanäti einen Aufstandsversuch gemacht; er war dahin gekommen in der glücks halten musste, nicht gerächt hätte, da er in seiner Gewalt war. Nur sein Sohn Abul-Cäsim und el-Schi’i selbst kannten Obeidallah persönlich und eine Täu- schung war daher leicht möglich. Allein es muss als ganz unmöglich angesehen werden, dass ein Jüdischer Sklav in die Lehren und Absichten der Schi’iten so weit eingeweiht war, um die Rolle eines Imäm übernehmen und so glänzend durchführen zu können, wie es geschehen ist, und dass der schlaue Schi’i später, als er wohl wusste, dass er seinen Einfluss auf Obeidallah verloren habe, und für sein eigenes Leben besorgt sein musste, jenem nicht sollte zuvorgekommen sein und ihn auf die eine oder die andere Art unschädlich gemacht haben, ehe er selbst durch ihn bei Seite geschafft wurde. Wir tragen also kein Bedenken, diese Erzählung für eine Erfindung der Gegner zu halten. 1) Dieses Datum hat Ibn ’Adsari S. 154 und drückt es S. 156 in anderer Weise aus, dass der eingesetzte Statthalter Ibrähim nach 50 Tagen ermordet sei, mithin war die Ernennung drei Tage vor dem Abmarsche erfolgt. Man könnte ver- muthen, dass bei Ibn Chaldün in der Übersetzung Tome I. pag. 263 Deux annees plus tard ein Schreibfehler sei für Deux mois, allen im Arabischen Text Tome I. pag. 169 steht ausdrücklich die Jahreszahl 98, die nach Ibn Adsäri unrichtig ist. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 37. Absicht sich der Stadt zu bemächtigen, den Statthalter Dawwäs zu ver- treiben und el-Schii bei seiner Rückkehr den Weg abzuschneiden. Er zog die angesehene Familie der Banu Dalüs ins Complot und sie sagte ihm ihre Unterstützung zu, indess der Plan wurde verrathen und Daw- wäs liess die Familie verhaften und in der Burg der Bazfagäna!) in Alt- Tähart, fünf Meilen westlich von der neuen Stadt, einkerkern. Muham- med ben Chazar begann dennoch den Kampf, und bemächtigte sich einiger Häuser in der Vorstadt von Tähart, und als Dawwäs dies sah, flüchtete er zu Ibn Hamma in dessen Schloss?). Die Bewohner der Burg der Bazfagäna fielen jetzt über die bei ihnen gefangen gehaltene Familie Dalüs her und tödtete sie, und das Volk von Tähart vertrieb den Muhammed ben Chazar, verfolgte ihn und tödtete auch ihn, dann wurde Dawwäs davon benachrichtigt und kehrte zurück. Obeidallah hatte den flüchtigen Emir el-Jasa’ und seine Verwandten verfolgen lassen, sie hofften bei den Banu Chälid eine Zuflucht zu finden, wurden aber von ihnen gegen die Verheissung ihrer Sicherheit und Straflosigkeit an Obeidallah ausgeliefert, welcher sie in Fesseln mit sich fortführte. Als sie nach der Stadt Arfa kamen und die Geschichte mit Muhammed ben Chazar erfuhren, wussten sie ihrer Haft zu entkommen und gingen in die Wüste; el-Jasa’ indess, welcher krank war, wurde eingeholt, zurückgebracht und auf Obeidallah’s Befehl getödtet. Um dieselbe Zeit während des Rückmarsches im Monat Cafar fand auch in Keirawän eine öffentliche Hinrichtung statt. Die beiden Rechts- gelehrten Ibrähim ben Muhammed el-Dhabbi gen. Ibn el-Birdsaun und Abu Bekr Ibn Hudseil, in mancherlei Wissenschaften sehr bewanderte 1) Bei Bekri, l’Afrique pag. 67 u. 69 heisst der Stamm BDarkagänna. 2) Nach Ibn ’Adsari pag. 154 ist Be 7) der Name des Besitzers des Schlosses oder des Sehlosseommandanten, wenn man annehmen will, dass das Schloss in der Stadt lag, dann wäre aber nicht nöthig gewesen an ihn zu schreiben; es scheint also ein Schloss im Besitz des Ibn Hamma in der Nähe der Stadt gewesen zu sein. Nicholson pag. 109 hat übersetzt: to the castle of the son of his father-in- law, er las also > erh was besser au> en) lauten würde. 38 F. WÜSTENFELD, Männer, waren bei dem Statthalter Abul- Abbäs denuncirt, dass sie auf die Regierung geschmäht und ’Ali ben Abu Tälib mit Abu Bekr, Omar und Othmän auf eine Stufe gestellt hätten; Muhammed el-Kiläi, ein bei den Schriten wegen seiner milden Gesinnung beliebter Mann, und seine Freunde, welche der Lehre der 'Irakaner zugethan waren, hatten diese Denunciation angebracht. Abul-Abbäs liess die beiden ins Ge- fängniss werfen und ertheilte dem Ibn Abu Chinzir den Befehl, sie hin- zurichten, nachdem Ibrähim Ibn el-Birdsaun vorher noch 500 Peitschen- hiebe bekommen haben würde, weil die Aussage gegen ihn gehässiger und die Beschuldigung grösser war. Ibn Abu Chinzir irrte sich in der Person und liess Ibn Hudseil auspeitschen und dann umbringen, während Ibn el-Birdsaun ohne weitere Strafe getödtet wurde. Ihre Leichen wur- den nackend durch die Hauptstrasse von Keirawän geschleift und dann an’s Kreuz geschlagen und Abul-Abbäs machte darüber einen Bericht an seinen Bruder el-Schii. Dieser war darüber sehr aufgebracht gegen ihn, tadelte ihn und antwortete: Du hast uns einen sehr schlechten Ge- fallen gethan der Stadt und dem Volke gegenüber, eine solche Zurecht- weisung war von unsrer Seite nicht nöthig. — Noch auf dem Wege schickte Obeidallah nach Ikigän, liess durch eine Karawane die dort vorhandenen Schätze herbeiholen und nahm sie mit sich. I. Obeidallah el-Mahdi. Im dritten Zehnt!) des Monats Rabi II. 297 (Anfang Januar 910 Chr.) langte Obeidallah vor Raccäda an; die Einwohner der Stadt und die von Keirawän waren ihm entgegen gegangen, mehrere Gelehrte und Vornehme näherten sich ihm und brachten ihm ihre Huldigung dar, sie wünschten ihm Glück, bezeigten ihre Freude über seine Ankunft und baten ihn, das Versprechen der Amnestie zu wiederholen; er entgegnete: 1) So nach Ibn;,’Adsäri; nach "Gamäl ed-Din Donnerstag den 21. Rabi’ II., wobei Wochentag und Datum nicht zusammen passen. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 39 „Ihr und eure Kinder seid eures Lebens sicher“, von Eigenthum er- wähnte er nichts. Desshalb wiederholten einige die Bitte, die Sicherheit auch für ihr Eigenthum zu gewähren, da wandte er sich von ihnen ab und die Einsichtigeren fürchteten ihn seit dieser Zeit. — Bei seinem Einzuge trug er ein dunkelseidenes Gewand und einen eben solchen Turban und ritt ein braunes Pferd, hinter ihm sein Sohn Abul-Cäsim trug ein gelb- seidenes Gewand und einen solchen Turban und ritt einen Fuchs, el-Schti vor Obeidallah trug ein helles Gewand, leinenen Überwurf und Turban und eine Alexandrinische Schärpe, ritt einen Schecken und hatte in der Hand ein Tuch, womit er sich den Schweiss und Staub vom Gesichte abwischte‘). Das Volk um ihn und vor ihm grüsste ihn, er erwiederte den Gruss huldvoll und befahl ihm, sich nach Hause zu begeben. Er stieg in dem so gen. Schlosse el-Uahn ab, sein Sohn in dem Schlosse des Abul-Fath. Am nächsten Freitag”) wurde in dem Gebete in den Moscheen sein Name genannt mit dem Beinamen el-Mahdi, Fürst der Gläubigen, und damit war nicht blos die völlige Lostrennung von der Herrschaft der ’Abbasiden zu Bagdad ausgesprochen, sondern die Gleichberechtigung mit ihnen, ja die Superiorität über sie in An- spruch genommen. Nach dem Gottesdienste nahm ein Mann, der sich Scherif nannte, in der Moschee Platz und liess durch seine Helfer die Leute mit Gewalt herbeiführen und auffordern, sich zu ihrem Glauben zu bekennen; wer dem folgte, erhielt eine Belohnung, und wer sich widersetzte, wurde ins Gefängniss abgeführt. Nur wenige traten ihrer Lehre bei, viele, welche der Aufforderung nicht Folge leisten wollten, wurden getödtet. el-Schii stellte Obeidallah die zurückgebliebenen Frauen des Zijädatallah vor, er wählte aus ihnen eine Anzahl für sich aus, die übrigen vertheilte er unter die angesehensten der Kitäma. 1) Nach Ibn el-Athir VIII, 38 schritt ihm el-Schi’i mit den Häuptlingen der Kitäma zu Fuss voran. 2) Ibn Challikän No. 365 sagt „Freitag d. 20. Rabi’ II, was man als richtig annehmen kann, wiewohl dann der 19. als Tag der Ankunft nicht in das dritte Zehnt des Monates fiel. 40 F. WÜSTENFELD, Zunächst wurden dann die Regierungs- und Verwaltungs-Bureaux eingerichtet, die Beamten ernannt und neue Statthalter in die Provinzen geschickt: Nach Sicilien kam noch vor Ablauf des Jahres el-Hasan ben Ahmed Ibn Abu Chinzir'); zu Kammerherrn wurden ernannt Abul-Fadhl Ga’far ben ’Ali, Abu Ahmed Ga’far ben 'Obeid, Abul-Hasan Teijib ben Ismäil gen. el-Hädhim und Abu Said Othmän ben Said gen. Muslim aus Sigilmäsa; die Stelle des Staatssecretär erhielt Abul-Jasar Ibrähim ben Muhammed el-Scheibäni aus Bagdad, Schatzmeister wurde Abu Ga’far el-Chazarl, Steuerdirector Abul-Cäsim Ibn el-Cadim, Münzdirector Abu Bekr Ibn ei-Camüdi, Almosenier ’Abdün ben Habäsa, Cädhi von Raccäda Aflah ben Härün el-Malüsi und Cädhi von Keirawän el-Mar- wazl. An den Moscheen. grossen Cisternen, Schlössern und Brücken jiess Obeidallah die Namen ihrer Erbauer ausmerzen und seinen Namen an ihre Stelle setzen. Er kekannte seine Schfitischen Lehren offen und schmähte auf die Begleiter Muhammeds und seine Frauen mit Ausnahme von 'Ali ben Abu Tälib, el-Micdäd ben el-Aswad, ’Ammär ben Jäsir, Salmän el-Färisi und Abu Dsarr el-Gifäri, und behauptete, dass ausser diesen alle nach dem Tode des Propheten von seiner Lehre abgewichen seien. Der genannte el-Marwazi verbot den Richtern nach anderen Grundsätzen Recht zu sprechen als nach denen, welche er für diejenigen des Ga’far el-Cädik ausgab, z. B. dass eine absolute Ehescheidung nicht stattfinde, oder wie die Töchter an der Erbschaft theilnehmen u. d. gl. Aber nicht überall fügten sich die Berberischen Stämme dem neuen Herrscher, selbst unter den Kitäma erhob sich ein Häuptling Babäb und versammelte eine grosse Anzahl um sich; Obeidallah schrieb an die ihm ergebenen Kitäma und befahl ihnen, jene zu bekriegen, der grösste Theil wurde getödtet, Babäb selbst gefangen genommen und in Keirawän ein Siegesbericht öffentlich verlesen. Auch der Stamm Zanäta erschien vor Tähart und belagerte Dawwäs ben Caulät darin; gegen sie wurde ein 1) Die weitere Geschichte von Sieilien kann ich hier übergehen, da Amarti in seiner vortrefflichen Storia dei Musulmani di Sicilia dieselben Quellen theils gedruckt, theils handschriftlich schon benutzt hat. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 4l- Corps unter Anführung des so gen. Scheich el-Maschäich oder Ober- Häuptling der Kitäma geschickt, welcher sie in die Flucht schlug und viele tödtete. el-Schi’i selbst musste noch einen Feldzug unternehmen, um einige Unruhen zu schlichten, die Sicherheit der Wege herzustellen und die Aufstände mehrerer Stämme gegen ihre Präfecten zu unter- drücken; er unterwarf die Städte, liess einige der Anführer hinrichten, andere als Gefangene abführen und im ganzen Reiche wurden die Be- richte über seine Siege bekannt gemacht. Das Fest der beendigten Fasten am Ende des Ramadhän gab Ge- legenheit, dass der Prinz Abul-Cäsim zum ersten Male sich öffentlich zeigte, er begab sich mit el-Schfi und einem Gefolge von Generälen der Kitäma in einem Aufzuge nach dem Betplatze in Raccäda, sprach das Gebet und hielt vor dem versammelten Volke eine Predigt, und dies Ereigniss wurde von Obeidallah durch ein Schreiben, welches in Kei- rawän und dessen Districten von den Kanzeln verlesen wurde, zur öffent- lichen Kenntniss gebracht. Bisher hatte el-Sch!i alle Gewalt allein besessen, er musste sich desshalb sehr beschränkt fühlen, seitdem er die Herrschaft an Obeidallah übertragen und dieser sich seinem Einflusse alsbald entzogen hatte, und er bereute es, eine solche Übereilung begangen und eine so grosse Macht aus den Händen gegeben zu haben. Sein Bruder Abul-’Abbäs war auf dieselben Gedanken gekommen, und in einer vertraulichen Unterredung machte dieser jenem den Vorwurf, dass es der grösste Fehler gewesen sei, die Regierung ganz abgetreten zu haben; sie beide kennten doch ihre geheime Lehre am besten und hätten sich mit Obeidallah nur unter der Voraussetzung verbündet, dass sie die ganze Welt anders ordnen, den Islamitischen Glauben abschaffen, die Länder unter sich theilen, die Freuden des Lebens geniessen, die Männer beherrschen und Weiber und Kinder als Gemeingut behandeln wollten. el-Scht'i musste ihm darin Recht geben und sann auf Mittel den begangenen Fehler wieder gut zu machen. Noch in den letzten Tagen des J. 297 musste el-Schfi abermals eine Expedition gegen die Zanäta unternehmen, diesmal fünf oder sechs Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 3. F 42 F. WÜSTENFELD, Tagemärsche über Tähart hinaus bis nach der befestigten Stadt Tanas nicht weit von der Meeresküste. Als er hier in der Nähe des Vorge- birges el-Thaur lagerte, versammelte er am 27. Dsul-Higga um sich die obersten Ofliciere der Kitäma, unter denen sich Garraweih ben Jüsuf, Abu Zäkt Tammäm und Gabr ben el-Cäsim befanden. Er hielt an sie eine lange Anrede, worin er ihnen auseinander setzte, dass Obeidallah in seinen Handlungen nicht dem Mahdi gleiche, zu dessen Huldigung er aufgefordert habe, jener habe alle Gewalt an sich gerissen und sie davon ausgeschlossen; er müsse sich in der Person geirrt haben und es ihm so ergangen sein wie Abraham, als er in finsterer Nacht einen Stern sah und ausrief: Dieser ist mein Herr (Sure 6, 76). Es gäbe noch ein Erkennungszeichen, sowie nämlich Muhammed zum Beweise seines Prophetenthums ein Mal zwischen den Schultern gehabt habe, so müssten auch zwischen den Schultern des rechten Imäm die Worte stehen: „el-Mahdi der Gesandte Gottes“; auch müsse er Wunder thun können. Wenn das eine nicht zuträfe und er das andere nicht vermöchte, so müsse er beseitigt werden. Alle Anwesenden stimmten überein, diese Proben anzustellen, sobald sie nach Raccäda zurückkämen; Tammäm rief aus: bei Gott! ich werde mir alle Mühe geben um die Tage abzukürzen, wo der Rinderhirt (er meinte Garraweih) mein Anführer ist‘). Ein anderer äusserte: bei Gott! wir werden nicht von ihm gehen, bis er diese Schlösser, die er als Geschenk bekommen hat, unter uns getheilt und unsere Ver- hältnisse wieder so hergestellt hat, wie sie gewesen sind; wir werden unser Geld wieder mit uns nehmen, wir haben das Vorrecht an dem, was wir ihm dargebracht haben. Abul-Abbäs, der Bruder des Schi’, sprach: bei Gott! wir werden nicht dulden, dass ein Haus, welches wir mit unseren Händen gebaut und an dem wir uns abgemüht haben, von einem anderen bewohnt wird, bis wir selbst oben darin sitzen, oder wir werden das oberste zu unterst kehren. Der Feldzug dauerte noch mehrere Monate in das J, 298 hinein, 1) d. i. um diesem Feldzuge sobald als möglich ein Ende zu machen. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 43 bis die Stämme Cadina und Zanäta unterworfen, mehrere ihrer Städte eingeäschert, die Männer getödtet, Beute gemacht und die Kinder ge- fangen fortgeführt wurden, dann kam das Heer nach Raccäda zurück. Garraweih war der Verräther, welcher Obeidallah alles mittheilte, was in Tanas vorgefallen und verabredet war; Obeidallah sah sich dadurch zu erhöhter Wachsamkeit veranlasst, was wiederum dem Scht’i nicht entgehen konnte, so dass es ihm klar wurde, es müsse ein Verrath stattgefunden haben. — An die Stelle des am 16. Gumädä I. verstorbenen Staatssecretärs Abul-Jasar war Abu Ga’far Muhammed ben Ahmed el- Bagdadi gekommen, ein junger Mann, der in Spanien, besonders in Cor- doba eine vielseitige Bildung erhalten hatte und bei den angezettelten Intriguen durch seinen Rath von grossem Nutzen war. Der erwähnte Ober-Scheich, welcher wie viele andere durch die um- laufenden Gerüchte irre geworden war und sich Klarheit verschaffen wollte, begab sich zu Obeidallah und sagte: Wenn du der erwartete el-Mahdi bist, so lass uns ein Wunder sehen, wir fangen an, an dir zu zweifeln. Statt der Antwort liess er ihn umbringen. Die Gelegenheit, einen der Hauptverschworenen zu entfernen, bot sich bald. In der Provinz Tripolis hatte sich der Stamm der Hawwära aufgelehnt und den Abu Härün el-Hawwäri an seine Spitze gestellt, viele von den Zanäta, Lamäja und anderen Stämmen waren zu ihnen gestossen und belagerten Tripolis. Obeidallah schickte Abu Zäki Tam- mäm mit einer grossen Armee der Stadt zu Hülfe, welcher die Anführer schlug und zerstreute und viele Köpfe der Getödteten und Ohren mit Ohrringen nach Raccäda sandte. Jetzt erhielt der Stadthalter von Tri- polis Abu Jüsuf Makinün el-Agabi, ein Oheim des Abu Zäki, den Be- fehl, diesen umzubringen; er zeigte ihm das Schreiben und als Abu 'Zäki es gelesen hatte, sprach er: ‚mein Oheim! thuw, was dir befohlen ist“, er bot seinen Nacken dar, jener schlug ihm den Kopf ab und meldete dies durch eine Brieftaube nach Raccäda, welche alsbald die Nachricht dahin brachte. Dies geschah Dienstag früh den 1. Dsul- Higga 298. Jetzt glaubte Obeidallah die Zeit gekommen, wo er den Haupt- F2 44 F. WÜSTENFELD, streich führen könnte; er befahl Garraweih und Gabr ben el-Cäsim sich hinter seinem Schloss in einen Versteck zu stellen und wenn el-Schti und sein Bruder Abul-Abbäs vorüberkämen, sie zu überfallen und mit der Lanze niederzustossen. Sie nahmen einige ihrer Leute mit sich und versteckten sich, während jene beiden wie gewöhnlich zur Tafel einge- laden wurden, und als sie an dem Orte vorüberkamen, stürzten sie sich auf sie; el-Scht'i rief: o Garraweih! thu’ das nicht, mein Sohn! Er er- wiederte: dem du zu gehorchen mir befohlen hast und den du absetzen wolltest, nachdem du ihn eingesetzt hast, der hat mir befohlen dich zu tödten. Damit versetzte er ihm einen einzigen Stoss, der ihn todt zu Boden streckte; Abul-Abbäs erhielt fünfzehn Lanzenstiche. Dies ge- schah Dienstag d. 1. Dsul-Higga gegen Sonnenuntergang‘) und die bei- den Leichen blieben bis zum anderen Mittag liegen, dann liess sie Obeidallah in dem Park begraben und hielt ihnen selbst eine Grabrede, worin er die That zu rechtfertigen suchte. Hiernach hielt sich Obeidallah mehrere Tage vor den Kitäma, welche an der Verschwörung theilgenommen hatten, verborgen, dann that er wieder freundlich gegen sie, liess sie indess aus Besorgniss einzeln zu sich kommen, um sie zu beruhigen und sicher zu machen, und nach und nach wurde eine grosse Anzahl von ihnen auf verschie- dene Weise umgebracht. Es entstand ein Aufruhr, die Freunde der Ermordeten griffen zu den Waffen und wiegelten das Volk auf; Obeid- allah erschien selbst zu Pferde, beruhigte die Leute und nachdem dies gelungen war, verfolgte er die Aufrührer, bis er sie niedergeworfen hatte. Einen zweiten Strassenkampf zwischen den Kitäma und den Einwohnern 1) Ibn Challikän Nr. 198, Macrizi 1, 351 u. Il, 11 und Ibn Chaldün I, 522 setzen die Ermordnung schon in die Mitte des Gumäda II. 298, was nach der Rei- henfolge der Ereignisse nicht wahrscheinlich ist. Abulfid@ II, 230 hat sich darin geirrt, dass er angiebt, Ibn el-Athir setze diese Ermordung in das Jahr 296; er er- wähnt sie freilich unter diesem Jahre, welches Tom. VIII, 10 anfängt, erzählt aber die Geschichte des Schi’ dann gleich im Zusammenhange weiter bis zu seinem Tode im J. 298 (S. 39), ohne indess hier ein Datum anzugeben, nur sagt er 8. 41, dass er an demselben Tage getödtet sei wie Abu Zäki. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 45 - von Keirawän schlichtete Obeidallah ebenfalls durch seine persönliche Dazwischenkunft, nachdem bereits eine grosse Anzahl gefallen war, und er stand davon ab, von dem Volke das Bekenntniss der Schritischen Lehre zu fordern. — Noch vor dem Schlusse des Jahres empörte sich auch der Stamm Lawäta; ein zahlreiches Heer unter Sei ben Daucän und Ragä& ben Abu Oarna unterwarf sie bald und kehrte mit Beute und gefangenen Kindern zurück; die Siegesnachricht wurde in dem ganzen Districte von Keirawän verlesen. Bei dem Beginn des Jahres 299 sah sich Obeidallah schon wieder genöthigt, eine grosse Armee gegen die Zanäta zu schicken, welche in einer mörderischen Schlacht bei dem Orte Falack Madik') ungeheure Verluste erlitten; indess in ihrer Hauptstadt Tähart nahm das Volk gegen den Statthalter Dawwäs eine so drohende Stellung an, dass er mit Tausend Reitern nach Alt-Tähart flüchtete, wo er sich verschanzte, aber einen grossen Theil seiner Mannschaft verlor. Die Einwohner von Tähart riefen den Häuptling Muhammed ben Chazar zu Hülfe, ernannten ihn zu ihrem Führer, stellten die Mutter und die Familie des Dawwäs unter seinen Schutz und überlieferten ihm den grössten Theil von dessen Waffen. Man fand sich jedoch von beiden Seiten in seinen Erwartungen getäuscht, Muhammed ben Uhazar verliess sie wieder und kehrte in seinen Wohn- sitz zurück. Nun erschien ein zahlloses Heer vor Tähart und begann am letzten des Monats Muharram die Belagerung; drei Tage lang wurde gekämpft, bis die Stadt durch Verrath genommen wurde. Am Dienstag d. A. Gafar drang der Feind ein und richtete ein solches Blutbad an, dass 8000 Einwohner umkamen, und die Stadt wurde grössten Theils nie- dergebrannt. Die Statthalterschaft erhielt Macäla ben Habüs el-Miknäst, indem Dawwäs nach Raccäda zurückberufen und bald darauf ermordet wurde. — In diese Zeit fällt ein Erdbeben in Keirawän, welches be- sonders den an der Seeküste gelegenen Ort el-Bäs betraf, wo Mauern und Häuser einstürzten und versanken. Die Kitäma erinnerten nun Obeidallah an sein Versprechen, dass 1) Bei Nicholson S. 129 steht Falk Middak. 46 F. WÜSTENFFLD, er ihnen die Stadt Keirawän zur Plünderung preisgeben wollte, er hatte noch immer versucht sie damit hinzuhalten und zu beschwichtigen, ihr Übermuth und ihre Gewaltthätigkeiten gegen die Einwohner nahmen aber immer mehr zu und diese hatten lange dazu geschwiegen, bis ihnen endlich die Geduld riss. Am Dienstag d. 29. Scha’bän sahen sie, wie ein Soldat der Kitäma einen Kaufmann misshandelte und zu Boden warf, und als sie ihn von demselben frei machten, zogen die Kitäma die Schwerdter und wollten die Schankbuden plündern, die Marktleute riefen um Hülfe und es wurden über Tausend Kitäma getödtet. Der Statt- halter Ahmed ben Abu Chinzir erschien zu Pferde, stellte die Ruhe wieder her und liess die Erschlagenen fortschaffen und in die Abzugs- canäle werfen. Die Kitäma zogen sich nun aus Keirawän und der Um- gegend in ihr Gebiet zurück und lehnten sich offen gegen Obeidallah auf; sie wählten einen jungen Mann, Kädü ben Mwärik gen. el-Mäwati aus der Familie Aurisa, zu ihrem Oberhaupt, erwiesen ihm eine so hohe Ehre, dass sie sich beim Gebet nach ihm hinwandten, behaupteten, dieser sei der erwartete el-Mahdi, und schrieben ein Religions- und Gesetzbuch, welches ihnen angeblich offenbart war. Sie bemächtigten sich des ganzen Gebietes am Flusse Zäb, drangen bis Mila vor, ihre Macht nahm zu und sie wurden sehr gefährlich. Obeidallah schickte Truppen gegen sie aus unter mehreren Anführern, von denen einer, Caulät ben Gunda, mit etwa 200 Mann zu dem Feinde überging. Endlich übertrug Obeidallah seinem Sohne Abul-Cäsim den Ober- befehl; er verliess Raccäda Sonnabend d. 25. Ramadhän, eroberte Con- stantine und andere Städte der Kitäma und lieferte el-Mäwati mehrere Schlachten. Zu diesem waren freilich noch einige höhere Officiere über- gegangen, indess sie kamen zurück, nachdem ihnen Abul-Cäsim Straf- losigkeit zugesichert hatte. Im Anfange des J. 300 gelang es ihm, Mäwati mit seinem Gefolge gefangen zu nehmen, er kehrte mit ihnen nach Raccäda zurück, dann wurden sie auf Camelen durch die Strassen von Keirawän geführt mit hohen spitzen Mützen, die mit Hörnern und Affenbildern verziert waren, und zuletzt in Raccäda hingerichtet. Noch im J. 299 hatte sich Obeidallah mehrerer hoher Beamten in GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN, AT Keirawän entledigt, welche in dem Verdachte standen, mit el-Schii als Verschworene im Einverständniss gewesen zu sein. Zu den mit dem Tode bestraften gehörten unter anderen der Marktmeister (Polizeichef) Muhammed ben Abu Said el-Mili, Abdallah ben Muhammed gen. Ibn el-Cadim, Muhammed ben Abu Raggäl el-Bägäi, Abul-Wahb ben Amr ben Zurära el-Abdari und mehrere Mitglieder und Würdenträger der vertriebenen Aglabiten, sowie auch Abu Ibrähim gen. Ibn el-Bigäwi el-Kureschi, welcher schon unter dem drittletzten Aglabiten Ibrähim ben Ahmed mit den Einwohnern von Tunis einen Aufstand gemacht hatte. Der Statthalter von Tripolis, Mäkinün ben Dabära el-Agäbi, hatte nach und nach seine Stammesgenossen von den Kitäma dahin nach sich gezogen, welche sich allerlei Vorrechte anmassten und sich grosse Un- gerechtigkeiten zu Schulden kommen liessen. Desshalb erhob sich das Volk gegen sie, es gewann die Oberhand, schloss die Thore, tödtete sämmtliche Kitäma, welche in der Stadt waren, und wählte selbst Muhammed ben Ishäk gen. Ibn el-Karlin zum Präfecten. Mäkinün war bei Zeiten entkommen und hatte sich zu Obeidallah begeben und dieser schickte Truppen hin, welche die Stadt mehrere Monate ohne Erfolg belagerten. Nun ging wiederum Abul-Cäsim mit Verstärkung dahin ab; er brach von Raccäda auf Sonntag d. 3. Gumäda I1.‘) 300 und gleich- zeitig liess Obeidallah 15 Kriegsschiffe?) auslaufen. Als diese vor Tri- polis erschienen, fuhren ihnen die Tripolitaner mit ihren Schiffen ent- gegen, verbrannten die ganze feindliche Flotte und vernichteten die Mannschaft. Abul-Cäsim war durch einen Kampf mit dem Stamme Hawwära unterwegs aufgehalten, und als er endlich eintraf, schloss er die Stadt so fest ein, dass darin eine Hungersnoth entstand und die Ein- wohner schon ihre Todten verzehrten, bis sie Abul-Cäsim um Gnade baten und sich ergaben. Er gewährte ihnen Amnestie mit Ausnahme von drei Personen, deren Aburtheilung er sich vorbehielt: Muhammed 1) Ibn el-Athir VI, 50 sagt: im Gumädä I. 2) ’Arib bei Nicholson S. 135 giebt 60 Kriegsschiffe an; Ibn el-Athir erwähnt die Expedition zur See nicht. 48 F. WÜSTENFELD, ben Ishäk el-Kureschi'), Muhammed ben Nacr und ein Mann mit Namen el-Huweig. Nach seinem Einzuge legte er den Einwohnern eine Con- tribution von 300000 Dinaren auf, sie mussten ausserdem alles liefern, was seine Armee nöthig hatte, eine Anzahl Geisseln stellen, und nach- dem er einen neuen Statthalter ernannt hatte, kehrte er mit den drei ge- nannten Personen nach Raccäda zurück, welche dann mit hohen spitzen Mützen auf Camelen in Keirawän umhergeführt und hiernach hinge- richtet wurden. Um sich gegen einen plötzlichen Überfall zu schützen, wie er be- vorgestanden hätte, wenn die Verschwörung des Abu Abdallah el-Schri und der Kitäma zum Ausbruch gekommen wäre, oder, wie erzählt wird, in Folge einer Weissagung, welche Obeidallah in ihren Schriften ge- funden haben wollte, dass einmal ein Empörer Namens Abu Jazid das Reich bedrohen würde, fasste er den Entschluss, einen Platz zu suchen, wo er sich eine neue befestigte Residenz bauen könnte, in welcher er mit seiner Familie eine sichere Zuflucht hätte. Er durchzog die Gegend von Tunis, Carthago und an der Seeküste, bis er auf der Rückkehr nach der Halbinsel Hamma°) kam, die ihm für seinen Zweck am geeignetsten schien; er traf dort in einer Höhle einen Einsiedler, welcher auf die Frage, wie der Ort heisse, antwortete: „die Insel der Chalifen“. Dies nahm Obeidallah für eine gute Vorbedeutung, der Bau wurde im J. 300 begonnen’), und nachdem im Rabi’ I. 304 die Ringmauern und Thore, von denen jeder der eisernen Flügel Hundert Centner wog, und im J. 305 oder 306 der innere Ausbau vollendet war, stieg Obeidallah oben auf die Mauer und befahl einem Bogenschützen einen Pfeil nach Westen abzuschiessen; er fiel auf dem öffentlichen Betplatze nieder und Obeid- allah sagte: ‚dies ist die Stelle, bis wohin der Eselreiter kommen wird“, 1) Vermuthlich der oben genannte von ihnen erwählte Präfect. 2) Dozy, Ibn Adsari S. 170 giebt der Lesart Gamma den Vorzug. 3) Nach anderen erst am 6. Dsul-Ca’da 303. Über die weitere Beschreibung vergl. Bekrt, l’Afrique S. 29. Jäcät IV, 693. Edrisi S. 107. Abulfeda, Geogr. S. 140. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 49 womit er Abu Jazid meinte. Nachdem er alles besichtigt und seinen Erwartungen gemäss gefunden hatte, rief er aus: „Jetzt bin ich beruhigt über das Schicksal der Fatimidinnen‘“, womit er seine Töchter meinte. Aber erst im J. 308 bezog el-Mahdi seine neue Residenz, welche er el-Mahdia nannte. Ein Kaufmann aus Spanien Namens Abu Ga’far Ibn Habrüm, welcher in Keirawän eine prächtige Moschee und die Logirhäuser für die Kaufleute in der Nähe des Gefangenhauses hatte bauen lassen, wurde bei dem Cadhi el-Marwazi angeklagt, dass er einen grossen ihm anver- trauten Schatz bei sich habe und nachdem dies durch Zeugen erhärtet war, wurde er zur Herausgabe aufgefordert und so lange gefoltert, bis er starb. Im J. 301 begann Obeidallah den weiteren Kampf gegen die ’Ab- basiden, welche in Africa noch Truppen unterhielten; er sandte eine Armee unter dem Befehle des Chubäsa ben Jüsuf aus, welcher zunächst in die Stadt Surt ohne Kampf einzog, nachdem die ’Abbasidische Be- satzung geflohen war. Ebenso ging es mit A’gdäbia, Barca und anderen Städten, und so oft er eine derselben einnahm, brandschatzte, marterte und tödtete er die Einwohner und hatte daran sein Vergnügen‘). In Barca z. B. traf er eine Gesellschaft, welche mit Tauben spielte, er liess ein Feuer anzünden und sie um dasselbe herum Platz nehmen, dann befahl er, ihnen Stücke Fleisch abzuschneiden, dies zu braten und von ihnen selbst essen zu lassen, danach warf er sie ins Feuer, indem er behauptete, sie hätten Brieftauben, welche ihnen Nachrichten von den ’Ab- basiden brächten. — Er liess auch in Barca öffentlich bekannt machen, wer ein Geschenk oder eine besondere Belohnung zu haben wünsche, solle zu ihm kommen; es liess sich dann eine grosse Anzahl bei ihm einschreiben und er befahl den Vornehmsten der Kitäma, sich diese 1) Hier und in dem Folgenden musste der Vollständigkeit wegen einiges aus der Abhandlung über die Statthalter von Ägypten 4. Abth. wiederholt werden. Histor.-philolog. Class. XXVL. 3. G 50 F. WÜSTENFELD, Personen zu merken, indem er einem jeden von ihnen einen derselben zum Geschenk machte. Er bestellte sie dann auf den folgenden Morgen wieder zu sich und als sie erschienen, um die Geschenke in Empfang zu nehmen, liess er sie sämmtlich umbringen, es waren ihrer gegen Tausend. Ihre Leichen wurden zusammengelegt, darüber ein Thron er- richtet, auf den er sich setzte, dann wurden die vornehmsten Einwohner herbeigeführt, um dieses grässliche Schauspiel anzusehen, bei dessen An- blick drei derselben vor Furcht und Schrecken starben. Nach einer so grausamen Behandlung schalt er sie noch aus und sagte dann, wenn sie ihm am nächsten Morgen nicht 100000 Mithkäl (Ducaten) brächten, würde er sie sämmtlich tödten lassen; und sie brachten ihm das Geld. Chubäsa liess in Barca auch Härith und Nizär, die Söhne des Ham- mäl el-Manäzi, mit mehreren ihrer Söhne und Vettern umbringen, ihre Frauen verkaufen, ihr Vermögen einziehen, alles wie Obeidallah ihm befahl, weil dieser vorgab, dass sie ihn auf seiner Reise von Ägypten her ausgeplündert hätten, und als die Einwohner von Barca bei Obeidallah sich hierüber beklagten, entschuldigte er sich bei ihnen und schwor, dass sein Befehl sich nur auf drei Personen erstreckt habe, zugleich schrieb er an Chubäsa von dort abzuziehen und dieser rückte desshalb weiter nach Ägypten vor. Eine Armee, welche unter Abul-Jumn von Fustät aus gegen ihn geschickt wurde, brachte ihm anfangs mehrere schwere Niederlagen bei, wurde aber zuletzt von ihm in die Flucht ge- schlagen und verfolgt. Abul-Cäsim kam nun auch von Raccäda mit 100000 Mann im Dsul-Higga nach Barca und zog am 1. Muharram 302 mit Chubäsa ohne Widerstand in Alexandria ein, weil die Stadt leer war, indem die Einwohner sich auf die Schiffe gerettet und alle ihre leicht fortzuschaffende Habe mit sich genommen hatten; was zurück- gelassen war, eigneten sich die Sieger an und marschirten dann weiter, während im Gafar ein Hülfscorps des Chalifen aus ’Iräk in Micr eintraf. Für den ferneren Vormarsch hatte Abul-Cäsim den Oberbefehl dem Abu Faridun übertragen und Chubäsa befohlen, bei ihm zu bleiben. Das empörte diesen aber so sehr, dass er im Ärger ausrief: Nun, da ich nahe dabei bin das Land in Besitz zu nehmen, soll Abu Faridun den GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. Si Vortheil und Ruhm davon haben! Er verliess die Armee heimlich mit etwa dreissig Reitern, seinen nächsten Verwandten, und begab sich auf den Rückweg nach Magrib. Abul-Cäsim schrieb an die Distriets-Beamten, und befahl ihnen auf die Flüchtlinge zu fahnden und sie im Betretungs- falle fest zu nehmen, zugleich setzte er seinen Vater Obeidallah von dem Vorfalle in Kenntniss?). Als nun die feindlichen Armeen im Gumädä I. auf einander stiessen, kam es zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher auf beiden Seiten viele Tausende blieben, bis die verbündeten Ägyptier und ’Iräkaner den Sieg errangen, wonach sie die Magribiner aus Alexandria vertrieben und bis Barca verfolgten. Diese hatten 7000 Mann an Todten und Gefangenen verloren und der Rest des Heeres kam in dem kläglichsten Zustande wieder nach Magrib; sie hatten kaum ihre leichten Gegenstände an Waffen und Kleidern mit sich fortbringen können, die Nachhut hatte ihre Zelte, Waffen und Geräthe im Stiche lassen müssen. Chubäsa hatte sich durch das Gebiet von Barca nach Nafzäwa be- geben und brieflich seinen Bruder Garraweih ben Jüsuf, der sich gegen Obeidallah aufgelehnt hatte, benachrichtigt, dass er zu ihm nach Tähart kommen wolle, um mit ihm gemeinschaftliche Sache zu machen. Da er verfolgt wurde, trennten sich seine Begleiter von ihm, er wurde gefangen genommen, zu Obeidallah geführt und eingekerkert; Garraweih hatte die Flucht ergriffen, wurde am Berge Auräs eingeholt und getödtet und sein Kopf zu Obeidallah gebracht. Da dieser jetzt erfuhr, dass Chubäsa mit ihm im Einverständniss gewesen sei, liess er ihn und alle seine Ver- wandten aus dem Gefängnisse holen und ihnen die Köpfe abschlagen, denen Papierstreifen mit ihren Namen an die Ohren gehängt wurden, und als man sie so Obeidallah zu Füssen legte und er die Köpfe der beiden Brüder betrachtete, sagte er: Wie wunderbar ist doch der Lauf der Welt! der Orient und der Occident war zu eng für diese Köpfe, nun kann sie 1) Die Angabe bei Abul-Mahäsin II, 193, dass Chubäsa in der Schlacht in Ägypten gefallen sei, ist eben so unrichtig, als dass Obeidallah selbst diesen Feld- zug unternommen habe. G2 92 F. WÜSTENFELD, dieser Kasten fassen. Er befahl, sie heimlich in die Moschee von Alexandria zu bringen. Als Abul-Cäsim auf der Flucht wieder durch Barca kam, empfingen ihn die Einwohner mit Glückwünschen und er redete ihnen ein, dass er nur Chubäsa verfolgen wolle, um ihn zur Strafe zu ziehen für die schlechte Behandlung, die er ihm habe zu Theil werden lassen; er be- fahl ihnen, die Beschädigungen ihrer Stadt wieder auszubessern, und liess einen der Kitäma als Präfecten zurück. Nachdem er sich aber ent- fernt hatte und die näheren Umstände bekannt wurden, wesshalb er aus Ägypten zurückgekehrt sei, rottete sich das Volk zusammen und tödtete den Präfecten sammt seiner Begleitung. Abul-Cäsim kam am 10. Dsul- Ca’da 302 wieder in Raccäda an. Das Jahr 303 machte sich bemerklich durch eine in Africa und den angränzenden Ländern wüthende Pest, welcher auch viele Gelehrte und Beamte zum Opfer fielen. — Der Cadhi Abu Ma’mar ’Imrän ben Ahmed wurde mit der Regelung der Grundsteuer beauftragt und führte ein gemässigtes System ein, indem er von allen bebauten Flächen von Africa den höchsten und niedrigsten Ertrag des Zehnten in einem Jahre berechnete, hiervon die Hälfte nahm und dies als Abgabe von jedem Acker festsetzte. Obeidallah war in dieser Zeit durch die Angelegenheiten Siciliens sehr in Anspruch genommen, indess hatte er ein neues Heer ausgerüstet, welches unter Anführung des Abu Madini Ibn Farrüch wieder gegen Barca marschirte, aber erst nach einer Belagerung von 18 Monaten, während welcher eine grosse Zahl der Einwohner umgekommen war, gelang es im J. 304 die Stadt zu erobern; viele mussten jetzt noch den Scheiterhaufen besteigen, ihr Vermögen wurde eingezogen und eine Menge schickte Abu Madini noch zu Obeidallah, welcher sie umbringen liess. Abu Madini blieb als Commandant in Barca, bis er im J. 306 starb. Zu denen, welche Obeidallah schriftlich aufgefordert hatte, seine Oberhoheit anzuerkennen und seine Lehre anzunehmen, gehörte auch Said ben Gälih, ein kleiner Fürst zu Nakür fünf Meilen vom mittel- n— GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 53 - ländischen Meere, welcher indess eine beleidigendg abschlägige Antwort gab. Desshalb ertheilte Obeidallah seinem Statthalter in Tähart, Macäla ben Habüs, den Befehl nach Nakür zu marschiren und Said mit Krieg zu überziehen. Er brach am 1. Dsul-Higga 304 mit seiner Armee von Tähart auf, und als er eine Tagereise von Nakür bei dem Orte Nasäft lagerte, kam ihm Sa’id entgegen, und es wurde drei Tage lang gekämpft, ohne dass eine Entscheidung erfolgte. Said hatte in seinem Gefolge einen äusserst tapfern Mann Namens Hamd ben el-Ajjäsch') aus der Familie Ituweft, welcher den Plan fasste, mit sieben Reitern in Macäla’s Zelt einzudringen; er stürzte hinein, aber die Leute erhoben ein Geschrei, er wurde überwältigt und mit seinen Begleitern gefangen genommen. Als Macäla befahl, ihnen die Köpfe abzuschlagen, entgegnete Hamd: Ein Mann wie ich wird nicht getödtet. — Warum nicht? fragte Macäla. — Weil du nur durch mich gegen Said etwas erreichen kannst. Er liess ihn am Leben, behielt ihn in seiner Nähe und wurde so vertraut mit ihm, dass er ihm ein Oorps übergab, womit er unvermuthet von einer schlecht bewachten Seite in das Lager Sald’s eindrang, dessen Truppen sich zur Flucht wandten. Da Said die Unmöglichkeit sah Widerstand zu leisten, schickte er eiligst nach der Stadt Nakür und befahl, seine Angehörigen, namentlich seine drei Söhne Cälih, Idris und Mu’tacim, nebst den Kostbarkeiten aus dem Schlosse auf eine Insel im Hafen zu bringen, während er selbst kämpfte, bis er getödtet wurde. Macäla zog Donnerstag den 3. Muharram 305 in die Stadt ein, gab sie der Plünderung preis, liess die Männer umbringen, die Frauen und Kinder als Gefangene abführen und meldete Obeidallah diesen Sieg, in- dem er zugleich die Köpfe des Salid und seiner Begleiter mitschickte, welche in Keirawän im Triumphe umhergetragen wurden. Die flüchtigen Prinzen setzten nach Spanien über und blieben unter dem Schutze des Chalifen el-Näeir Abd el-Rahman in Malaga und Pechina. 1) So bei Bekri, l’Afrique pag. 95, Journ. Asiat. Tome XIII. pag. 176, wo- für in der ganz gleich lautenden Erzählung bei Ibn ’Adsäri S. 182 Ahmed ben el-’Abbäs vorkommt. 54 F. WÜSTENFELD, Macäla verweilte in Nakür sechs Monate, dann setzte er einen Offcier aus seinem Gefolge Namens Dsalül zum Präfecten ein und kehrte nach Tähart zurück. Bald nachher lehnten sich die Soldaten gegen Dsalül auf und sobald die vertriebenen Prinzen dies erfuhren, beschlossen sie, ihr Reich mit Hülfe der ihnen treu gebliebenen Berbern wieder zu er- obern. Sie kamen überein, in drei Schiffen hinüberzufahren, und wer von ihnen zuerst die Africanische Küste erreichte, solle Regent werden. Der jüngste Cälih kam noch in derselben Nacht, wo sie zu gleicher Zeit abgefahren waren, in die Bucht von Nakür und lief am anderen Morgen in den Hafen von Wadil-Bacar bei Tamsämän ein und auf die Nachricht hiervon strömten die Berbern herbei, erkannten ihn als ihren Herrscher an und nannten ihn wegen seiner Jugend den Waisenknaben. Sie zogen gegen Dsalül, nahmen ihn mit seinem Gefolge gefangen und kreuzigten sie sämmtlich an beiden Ufern des Flusses von Nakür. Während der Zeit hatte Macäla in die ihm verliehenen westlichen Provinzen einen Feldzug unternommen, sich der Hauptstädte Fäs und Sigilmäsa bemächtigt und Jahjä ben Idris gezwungen, die Oberhoheit Obeidallahs anzuerkennen. In Fäs setzte er Jahja gegen Bezahlung eines Tributes wieder als Regenten ein und Sigilmäsa theilte er dem Gebiete seines Vetters Müsä ben Abul-Äfia zu, welcher als Häuptling der Miknäsa in Tasül seinen Wohnsitz hatte; dann trat Macäla den Rückweg nach Keirawän an. Obeidallah hatte fortwährend Verbindungen mit der unzufriedenen Partei in Ägypten unterhalten, wiewohl der dortige Statthalter Dsukä mit aller Strenge verfuhr und die Verdächtigen ausweisen oder ins Ge- fängniss werfen oder umbringen liess, bis im J. 306 ein zweiter Zug dahin unternommen wurde. Abul-Cäsim hatte ein grosses Herr von Kitäma und anderen Berberischen und Arabischen Stämmen gesammelt und brach damit am Dienstag den 1. Dsul-Ca’da auf; in seiner Beglei- tung befanden sich unter anderen Chalil ben Ishäk, der Secretär Abu Gänim und Mannallah ben Hasan ben Abu Chinzir, welcher bis dahin Präfect von Keirawän gewesen und jetzt durch den bisherigen Statt- halter von Sicilien Abu Said Müsä ben Ahmed el-Dheif ersetzt war. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 99 Nachdem Abul-Cäsim über Barca bis an die Gränze bei Lübia und Makäria gekommen war, schickte er den vorzugsweise aus Berberischen Reitern vom Stamme Kitäma bestehenden Vortrab unter Suleimän ben Käfi nach Alexandria voraus. Die Einwohner wurden in völliger Sorg- losigkeit überrascht und flüchteten zu Wasser und zu Lande nach Syrien, ein grosser Theil derselben kam aber unterwegs um. Abul-Cäsim rückte mit der Hauptarmee nach und hielt am 8. Cafar 307 seinen Einzug in die Stadt, welche der Plünderung preisgegeben wurde, und setzte seinen Vater von der erfolgten Einnahme in Kenntniss. Hierauf ging Suleimän ben Käfi bis Fajjüm vor, welches mit dem Schwerdt erobert und eben- falls geplündert wurde; die Kinder wurden zu Gefangenen gemacht und die Zehntabgaben eingefordert. Von der Africanischen Armee folgte ein Theil dem anderen nach, Abul-Cäsim erhielt unzähligen Zuzug und ver- legte sein Hauptquartier von Alexandria nach Fajjüm, nachdem der Ort Tarnüt an der Hauptstrasse zerstört war; im Ragab wurde auch el- Uschmunein besetzt. Hier lagen die Früchte auf den Tennen, ohne schon aufgespeichert zu sein; die Soldaten nahmen davon, was sie ge- ‚brauchten, aber die Vergeudung hatte bald einen allgemeinen Mangel und Theuerung zur Folge, wozu sich noch sowohl unter den Einwohnern, als auch in der Armee verschiedene Krankheiten gesellten, namentlich die Pest, welche diese wahrscheinlich von Africa einschleppte, wo sie in diesem Jahre sehr heftig auftrat. Unterdess hatte sich Dsukä gerüstet, um sich dem Feinde entgegen zu stellen, aber es kostete grosse Mühe die widerstrebenden Truppen zum Ausmarsch zu bewegen; sie bezogen erst bei Giza ein Lager, der Steuerverwalter Husein vertheilte Geschenke unter sie, um sie zufrieden zu stellen, dann wurden die Vorbereitungen zu einem Kampfe mit allem Eifer betrieben, auch eine Verschanzung um das Lager aufgeworfen, um gegen einen Überfall sicher zu sein. Da erkrankte Dsukä und starb in Giza Mittwoch Morgens den 11. Rabi’ I. 307. Während der Zeit hatte der Chalif in Bagdad ein neues Heer aus- ‚rüsten lassen, welches er unter der Anführung der Emire Ibrähim ben Keigalag und Mahmüd ben Hamal zur Hülfe nach Ägypten schickte, 56 F. WÜSTENFELD, und es traf noch im Rabr’ I. dort ein, als Dsukä& eben gestorben war. An seine Stelle aber sandte der Chalif den früheren Statthalter Taktn wieder dahin, welcher am 21. Scha’bän ankam, die Ausrüstung eifrig fortsetzte und eine zweite Verschanzung um das Lager aufwerfen liess. In Alexandria hatte die Auswanderung immer mehr zugenommen, viele hatten sich besonders nach Dsukä’s Tode nach Culzum und Higäz be- geben, indess kehrten nach Takin’s Ankunft manche wieder zurück. Aus Africa war eine Flotte von 80 Schiffen Abul-Cäsim zur Hülfe gesandt und hatte bei Alexandria die Anker geworfen, sie wurde von dem Eunuchen Suleimän und Ja’cüb el-Kitämi befehligt, welche sich be- reits durch Tapferkeit und regen Eifer ausgezeichnet hatten. Der Chalif liess desshalb auch eine Flotte von Tarsus aus den Syrischen Häfen unter Abul-Jumn und Thamil nach Ägypten segeln; sie bestand freilich nur aus 25 Schiffen, war aber mit Naphtha und anderem Kriegsmaterial wohl versehen. Bei Raschid (Rosette) wurde Sonntag den 18. Schawwäl eine grosse Seeschlacht geliefert, in welcher die Schiffe des Chalifen den Sieg erfochten; der grösste Theil der feindlichen Flotte wurde verbrannt, die Mannschaft getödtet oder zu Gefangenen gemacht. Die letzteren, grösstentheils vom Stamme Kitäma, wurden nach Fustät gebracht und im Triumphe durch die Stadt geführt, darunter befanden sich die beiden Anführer Suleimän, der im Gefängnisse zu Fustät starb, und Ja’cüb, der nach Bagdad geschleppt von dort entkam und nach Africa zurückkehrte. Die Magribiner hatten wegen der erschlaffenden und verheerenden Krankheiten längere Zeit fast ganz unthätig in Fajjüm zugebracht, selbst Abul-Cäsim war schwer erkrankt und mehrere der ersten Corpsführer, unter ihnen Däwüd ben Chubäsa, waren gestorben. Endlich in dem- selben Monate Schawwäl setzten sie sich in Bewegung gegen Fustät; Takin erwartete sie in seinem verschanzten Lager und es kam hier zu einem heftigen Kampfe, aus welchem Takin als Sieger hervorging. In- dess brachte ihm dieser Sieg weiter keinen erheblichen Vortheil, die Magribiner wandten sich nach Ober- Ägypten und er kehrte nach Fustät zurück und blieb hier, bis im Muharram 308 Münis mit 3000 Mann frischer Truppen aus’Iräk eintraf. Es währte jedoch noch längere GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. Se Zeit, ehe Takin zum Angriff überging und Ibrähim ben Keigalag mit einem Oorps nach el-Uschmunein schickte; da dieser aber am 1. Dsul- Ca’da in el-Bahnesä starb, so hatte auch dieser Zug weiter keine Folgen. Die Magribiner hatten sich in Fajjüm, Uschmunein und mehreren anderen Städten festgesetzt, und 'lakin war ihnen nicht gewachsen, um sie angreifen zu können, bis im Dsul-Higga ein zweites Hülfscorps aus ’Iräk unter Anführung des Eunuchen Ginni eintraf, welches gleich nach Giza weiter marschirte, und nun ging die ganze Armee zum Angriff vor, lieferte den Magribinern bei Fajjüm und Alexandria mehrere Schlachten und Gefechte‘), bis Abul-Cäsim sich wieder ganz nach Barca zurückzog und Sonnabend den 1. Ragab 309 nach einer Abwesenheit von zwei Jahren und acht Monaten in el-Mahdia eintraf, wohin Obeidallah am 8. Scha’bän 308 schleunig mit seiner Familie übergesiedelt war, weil in Keirawän und Raccäda durch unaufhörlichen Regen die Wohnungen grossen Schaden gelitten hatten. Die erst im J. 263 von dem Aglabiten Ibrähim erbaute Residenz Raccäda wurde nun von den Einwohnern ver- lassen und verfiel sehr bald gänzlich in Ruinen. Gleichzeitig mit der Expedition nach Ägypten hatte Obeidallah eine andere nach Westen unternehmen lassen, indem Macäla mit einer Armee im J. 308 wieder nach Nakür gesandt wurde. Cälih ben Said kam ihm von dort entgegen und verschanzte sich bei dem Berge Abul- Husein, konnte es aber nicht verhindern, dass Macäla sich der Stadt bemächtigte. Dieser setzte dann nach einiger Zeit seinen Marsch weiter fort nach Fäs, um Jahjä ben Idris wieder zu unterwerfen, welcher den Tribut verweigert und gegen Müsä ben Abul-Äfia Feindseligkeiten be- gonnen hatte, um ihn dafür zu züchtigen, dass er Macäla gegen ihn 1) In einer Schlacht sollen 50000 Magribiner geblieben sein und davon das Schlachtfeld im Distriete von Giza den Namen ardh el-chamsin das Land der Funfzig (Tausend) erhalten haben. In dem Ortsverzeichnisse des Ibn Mammäti ist el vocalisirt, was el-chumsin oder el-chumsein lauten und „die Fünftel“ oder „zwei Fünftel‘‘ bedeuten würde und sich auf die Äcker oder die Abgaben davon beziehen könnte. Histor.-philolog, Class. XXVI. 5; H 58 F. WÜSTENFELD, unterstützt hatte. Nachdem zuerst die befestigte Residenz el-Zeitün ein- genommen war, wurde nach einer Gegenwehr von einigen Tagen auch Fäs erobert und Jahjä gefangen genommen, er musste gegen die Aus- lieferung aller seiner Schätze seine Freiheit erkaufen, wurde dann ver- trieben!) und die Verwaltung von Fäs dem Kitämier Rihän übertragen. Von hier wandte sich Macäla im Jahre 309 nach Sigilmäsa, eroberte und plünderte die Stadt im Muharram, tödtete den Fürsten Ahmed ben Midrär und setzte einen von dessen Verwandten, el-Mu’tazz ben Muham- med Ibn Midrär, zum Regenten ein, welchem nach seinem Tode im J. 321 sein Sohn Muhammed folgte. Als Macäla von diesem Zuge im Scha’bän 310 nach el-Mahdia zu- rückkehrte, schickte ihn Obeidallah einige Tage nachher wieder nach Tähart. Fr unterwarf von hier aus die Zanäta und machte viele zu Gefangenen, als er aber dann ein Reitercorps, in welchem sich die besten seiner Leute befanden, in das Gebiet des Häuptlings Ibn Chazar ent- sandte und nur wenige Truppen bei sich behielt, wurde dies Ibn Chazar hinterbracht, er wich dem ihm entgegen geschickten Corps aus und sing dann direct auf Macäla los, es entspann sich zwischen ihnen ein harter Kampf, in welchem Macäla fiel und seine Armee Freitag den 19. Scha’bän 312 in die Flucht geschlagen wurde. Wie streng die Befolgung der Schfitischen Lehren und Vorschriften gehalten wurde, zeigte sich bei vielen Gelegenheiten. Im J. 307 wurde 'Abdüs, der Gebetausrufer an der Moschee Ibn ’Ajjäsch in Keirawän, ein frommer Mann, der sich mit Getreidemahlen und Mattenflechten sein Brod erwarb, angeklagt und durch das Zeugniss einiger Anhänger des Orientalismus für überführt erklärt, dass er beim Ausruf die Worte „herbei zum besten Werke!‘ weglasse; nachdem er gegeisselt und ihm die Zunge ausgeschnitten war, wurde er getödtet. — Besonders der 1) Nach der Reihenfolge der Ereignisse Ende 308 oder Anfang 309, nicht 307, wie Bekri, l’Afrique, pag. 155 sagt. u m — T——— GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 99. Präfect von Keirawän Abu Said Müsä verfuhr mit rücksichtsloser Strenge auch aus persönlicher Rachsucht. Der Arzt Zijäd ben Chalfün, welcher schon den Aglabiten Fürsten gedient hatte, war als ein gelehrter und einsichtiger Mann auch von Obeidallah zu Rathe gezogen und er hatte ihn gern in seiner Nähe. Da er wusste, dass er mit Abu Said auf gespanntem Fusse stand, warnte er ihn und rieth ihm, niemals Keirawän zu betreten, wenn Abu Said dort sei. Zijäd richtete sich danach, bis er einmal doch in Keirawän übernachtete, während Abu Sa’id in Raccäda war; dieser wurde sogleich durch seine Spione davon benachrichtigt, schickte einen Helfershelfer in seine Wohnung und liess ihn dort um- bringen im J. 308. — Ein anderes Opfer seiner Privatrache wurde in demselben Jahre ’Ali ben Muhammed ben Abdallah el-Teimi aus der Nachkommenschaft des Chalifen Abu Bekr. Diesen hatte Abu Sa’id Müsä im Verdacht, dass er an Obeidallah ein Schreiben gerichtet habe, worin er ihn beschuldigte, er wolle mit den Einwohnern von Keirawän einen Aufstand gegen ihn anstiften. Obeidallah verurtheilte ihn, er wurde ins Gefängniss geworfen und dann erdrosselt. Um seinen Lehren weitere Verbreitung zu verschaffen, hatte Obeid- allah im J. 309 den Munib ben Suleimän el-Miknäsi nach der Umgegend von Tähart geschickt, wo er den Orientalismus predigte; er begab sich auch in seine Heimath am Berge Wänscharis, indess die Schändung ihrer Frauen und noch Verhöhnung dazu wollten sich die Berbern nicht gefallen lassen, sie tödteten mehrere seiner Begleiter und machten sich dadurch frei. — Dagegen hatten die communistischen, atheistischen und cynischen Grundsätze in Keirawän, Bäga und Tunis Eingang gefunden, Weibergemeinschaft fand offen statt, man ass Schweinefleisch und trank Wein selbst in dem Fastenmonate Ramadhän öffentlich, Hohen und Niedern war dies bekannt, selbst Abul-Cäsim musste, als er in Fajjüm war, Schmähreden darüber höhren und es wurde viel darüber gesprochen. Hierdurch sah sich Obeidallah endlich genöthigt dagegen einzuschreiten, er schrieb an die Statthalter der genannten Orte, die Compromittirten festzunehmen und gefesselt zu ihm zu bringen, es wurden gegen 200 Personen ins Gefängniss gebracht, von denen die meisten darin starben. H2 60 F. WÜSTENFFLD, Es waren lauter in Africa bekannte Leute, wie der Sklavenhändler Ahmed el-Balawi, welcher das Amt des Vorbetens versah und, solange Obeidallah in Raccäda wohnte, sich beim Gebete dahin nach Westen gewandt hatte, und nachdem er nach el-Mahdia gezogen war, sich dahin nach Osten wandte. Er pflegte zu sagen: ‚ich gehöre nicht zu denen, welche ein Wesen anbeten, das man nicht sieht‘; er stellte sogar Obeidallah zur Rede: „steige auf gen Himmel, wie lange willst du noch auf der Erde bleiben und in den Strassen umhergehen?‘“ Den Ein- wohnern von Keirawän redete er vor, dass Obeidallah alle ihre geheimen Gedanken und Absichten kenne; eines Tages, als er eben dies sagte, näherte sich ihm ein Mann, ergriff ihn beim Ohre und rief hinein: „Obeidallah, von dem du sprichst, ist ein liederlicher Mensch, der Sohn einer liederlichen Dirne, wenn er gewusst hat, dass ich dir dies sagen würde, so hätte er dem zuvorkommen sollen.“ Da schrie jener laut auf und sprach: „Du Elender, er weiss es sehr wohl, aber er beeilt sich nicht“. — Ein anderer Namens Ibrähim ben Gäzi in Cacr el-Tüb in der Nähe von Susa, welcher zur Zeit der Aglabiten ein so frommer und eifriger Muslim gewesen war, dass ihn die Einwohner von Susa zum Vorbeter beim Freitags-Gottesdienst wählen wollten, hatte jetzt nach der neuen Lehre das Fasten im Ramadhän nicht gehalten, sondern öffentlich gegessen und sich andere schwere Sünden zu Schulden kommen lassen. — Mehrere Bewohner von Keirawän erschienen mit ihren Frauen und Kindern vor dem Prinzen Abul-Cäsim, beklagten sich vertraulich über die Ungerechtigkeit des Abu Said und seiner Wachen und schilderten ihre Verworfenheit und ihre Eingriffe in ihre Eigenthumsrechte; Abul- Cäsim verschaffte ihnen eine Audienz bei seinem Vater und sie wieder- holten hier in Gegenwart des Abu Said dieselben Klagen, worauf Obeidallah heilig versicherte, dass er von ihrer Bedrückung nichts ge- wusst habe, und er entliess sie mit dem Versprechen, Abhülfe zu schaf- fen. Dann befahl er dem Abu Salid, seinen Secretär und die Mann- schaft seiner Wache zu ihm zu schicken, er liess letztere ins Gefängniss stecken und gab dem Secretär den Abschied. Gleichwohl verfolgte Obeidallah seinen Plan weiter. Den Rechts- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 617 gelehrten Abu ’Ali Hasan ben Mufarrag, den frommen Muhammed el- Schadsüni und andere, welche bei ihm angeklagt waren, dass sie einigen Begleitern des Propheten vor ’Ali den Vorrang gäben, liess er hinrichten. — Der nächste Weg, um von Keirawän die Pilgerreise nach Mekka zu machen, ging weit an el-Mahdia vorbei, Obeidallah befahl aber, dass die Pilger über el-Mahdia reisen und niemand daran vorbeigehen solle, um hier erst eine bestimmte Abgabe zu bezahlen. Die Einwohner von Keirawän hatten ein altes Sprüchwort, um das Unternehmen einer widerwärtigen Sache zu bezeichnen: „Wenn du die Pilgerreise machen willst, so nimm den Weg über Bandün‘‘; dies war ein Dorf auf dem Wege nach der Halbinsel Hamma, auf welcher el-Mahdia erbaut wurde; als nun Obeidallah jenen Befehl erliess, wurde das alte Sprüchwort zur Wahrheit. Im J. 310 liess Obeidallah in der Moschee von Keirawän ein Schreiben verlesen über eine Schlacht, welche zwischen Faläh ben Camün und den Ägyptischen Truppen bei Dsät el-Humäm zwischen Barca und Alexandria stattgefunden haben sollte. — Um dieselbe Zeit hatte er einen seiner Generäle, Abu Ma’lüm Fahlün el-Kitämi nach dem Berge Auräs geschickt, welcher die Leute über die Maasse bedrückte und sie zwang, ihr Viehfutter nach el-Mahdia zu bringen. Sie gaben sich den Anschein, als ob sie ihm gehorchen wollten, und fingen an, seinem Be- fehle nachzukommen, aber in einer Nacht überfielen sie ihn und die Soldaten von Kitäma, welche er bei sich hatte, und machten sie sämmt- lich nieder. — Auf der anderen Seite lehnte sich der Stamm der Nafüsa auf; sie wählten Abu Batta zu ihrem Anführer, um welchen sich eine grosse Schaar sammelte, die sehr bedrohlich wurde. Obeidallah liess den "Ali ben Abu Salmän mit einem zahlreichen Corps gegen sie mar- schiren, doch als er in ihre Nähe kam, griffen sie ihn an und tödteten viele von seinen Leuten, die übrigen ergriffen die Flucht und trennten sich von ’Ali. Dieser begab sich nach Tripolis und berichtete darüber an Obeidallah, welcher nun seinem Verwalter in Cäbis den Befehl gab, alle Flüchtlinge, welche in jener Gegend vorüberkämen, zu tödten, und dieses Urtheil wurde an vielen von ihnen vollzogen. Dem ’Ali schickte 62 F. WÜSTENFELD, er ein frisches Corps, womit er die Nafüsa in ihrer Festung scharf be- lagerte, bis er sie nach mehreren Gefechten Dienstag den 17. Scha’bän 311 einnahm und zerstörte; die Männer wurden niedergemacht und die Kinder gefangen weggeführt. Vorher, Sonnabend den 19. Gumädä Ill. 311, war Ishäk ben Abul- Minhäl seines Postens als Cadhi von Keirawän enthoben, nicht wegen eines Vergehens, wie ihn Obeidallah wissen liess, sondern weil er zu milde und nachsichtig sei; an seine Stelle kam Muhammed ben ’Imrän el-Nafti, welcher bisher Cadhi von Tripolis gewesen war, wo er durch Bestechungen und Erpressungen grosse Summen zusammengebracht hatte, die er jetzt Obeidallah überreichte, wodurch er sich bei ihm in hohe Gunst setzte. Indess starb er schon im Rabi’ I. 312, nachdem er sich auch hier für seine Urtheilssprüche hatte bestechen und sich vielerlei Unge- rechtigkeiten hatte zu Schulden kommen lassen. Nun berief Obeid- allah den Ishäk ben Abul-Minhäl wieder und schrieb in sein Anstellungs- decret: Wegen deiner Milde und Nachsicht hatten wir dich entlassen und wegen deines Glaubens und deiner Treue setzen wir dich wie- der ein. Der Rechtsgelehrte Muhammed ben el-Abbäs el-Hudseli wurde in der Moschee nackend ausgepeitscht und so mit Ohrfeigen tractirt, dass ihm das Blut am Kopfe herunterfloss, dann wurde als Grund hiervon öffentlich auf den Marktplätzen von Keirawän bekannt gemacht, dass Anhänger des Orientalismus bezeugt hätten, er habe auf den Fürsten geschimpft und nach der Lehre des Mälik Recht gesprochen. — Masrür ben Suleimän ben Käfı war in die Oasen eingedrungen, wo mitten in der Sandwüste zwei Burgen lagen, welche unter einem Präfecten des Beherrschers von Ägypten standen; diesen vertrieb Masrür, nahm seine Kinder und einen Sohn seines Bruders gefangen und bemächtigte sich des Ortes; dann brach die Pest unter seinen Leuten aus, er zerstörte die beiden Burgen, nahm die Früchte mit sich und kehrte nach Barca zu- rück. Dies wurde als Siegesbotschaft Donnerstag den 22. Muharram 312 in Keirawän öffentlich bekannt gemacht. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 63° Muhammed ben Chazar war in Folge der Niederlage, welche er Macäla beigebracht hatte, bis Tähart vorgedrungen und bedrohte die Stadt, wurde aber zurückgeschlagen und Obeidallah schickte den Müsä ben Muhammed el-Kitämi mit mehreren Corpsführern zu seiner Ver- folgung nach. Als diese nach Tubna kamen, zog sich Ibn Chazar in die Wüste zurück und überliess die Führung seines Hauptcorps seinem Bruder Abdallah, welcher in den Pässen des Gebirges Matmäta den Feind erwartete, und hier kam es zu einer grossen Schlacht, in welcher die Truppen des Ibn CUhazar einen vollständigen Sieg errangen. Durch diesen Erfolg kam ganz Magrib in Bewegung, vergebens schickte Obeid- allah ein Corps unter Ishäk ben Chalifa zur Hülfe, die Lamäja und die angränzenden Stämme erhoben sich, setzten sich mit Ibn Chazar in Ver- bindung und baten ihn um Unterstützung, er sandte ihnen seinen Bru- der Abdallah als Anführer, welcher den Schriten mehrere Schlachten lieferte. Endlich entschloss sich Obeidallah seinen Sohn Abul-Cäsim mit einer neuen Armee zu entsenden. Er brach Donnerstag den 10. Cafar 315 von el-Mahdia auf, nahm seinen Weg über Keirawän und lagerte bei el-Urbus mehrere Tage, um die Truppen um sich zu sammeln; dann marschirte er über Bägäja nach Kitäma und gelangte an einen Berg, wo ihm die Banu Barzäl und Leute vom Stamme Makläta den Weg verlegten; er griff sie an, bis er sie zurückdrängte und wandte sich nach Madgara, dann nach Sük Ibrähim. In dieser Gegend blieb er über einen Monat, weil ein strenger Winter eintrat und in den grund- losen Wegen die Pferde nicht von der Stelle konnten. Ein Mann aus der Umgebung des Obeidallah erzählt: Ich befand mich mit mehreren von seiner Dienerschaft und seiner Umgebung bei ihm, es waren lange keine Nachrichten von Abul-Cäsim angekommen, so dass er sich um ihn Sorge machte, da wurde von ihm ein Schreiben an seinen Vater ge- bracht, grade als wir zugegen waren, und als er es geöffnet und gelesen hatte, fing er an zu weinen. Wir fürchteten, dass etwas Schlimmes vor- gefallen sei und wollten auch anfangen zu weinen, da hub er an zu reden und sprach: o Gott! du weist, dass ich nur desshalb gewünscht habe, dass er nach Magrib auszöge, um dir wohlgefällig zu sein, deiner 64 F. WÜSTENFELD, Religion zum Siege zu verhelfen und deine Feinde zu unterwerfen; es wird mir nicht leicht, nur einen Tag von ihm getrennt zu sein‘. Dann wandte er sich zu uns und sprach: Euer Gebieter schreibt in seinem Briefe, dass er auf ein und demselben Lagerplatze einen vollen Monat gelegen habe, jeden Tag mit Regen vom Morgen bis Abend, dass er viele Strecken habe zu Fuss machen müssen, weil das Reiten wegen der beschwerlichen Wege nicht möglich war, und dass er manchen Tag nur ‘ein Ei oder etwas Ähnliches genossen habe, weil die ganze Armee grosse Noth litt. Erst mit dem Beginn des neuen Jahres konnte Abul-Cäsim den Marsch gegen die feindlichen Stämme fortsetzen und am 16. Muharram 316 erschien er auf der mit Steinen bedeckten Ebene vor der Festung Agzar und fing an, sie zu belagern. Die Mauer wurde berannt, bis sie einstürzte und darunter eine grosse Menge der Vertheidiger, welche dar- auf und daneben gestanden hatten, begraben wurde. Als die Belagerten sahen, dass sie unterliegen würden, verbrannten sie ihre Geräthe, schnitten den Pferden und Rindern die Fusssehnen durch und kämpften dann, bis sie getödtet wurden, nur wenige ergaben sich als Gefangene; die Festung wurde ausgeplündert und die Hawwära und Lamäja erklärten die Schii- tische Lehre annehmen zu wollen, worauf Abul-Cäsim sie begnadigte. Er zog hierauf nach der Gegend von Tähart, blieb dort etwa einen Monat und rückte dann weiter vor nach 'Tämagilt, wo er zwei Monate verweilte, um Ibn Chazar zu erwarten, welcher sich damals in Währän (Oran) aufhielt. Plötzlich bog Abul-Cäsim nach Tubna ab und kehrte nach el-Mahdia zurück, ohne mit Ibn Chazar zusammengetroffen zu sein. Als Grund hiervon wird angegeben, dass sein Sohn Cäsim ihn benach- richtigt habe, die Leute redeten davon, Obeidallah wolle seinem Sohne Abu ’Ali Ahmed als seinem Nachfolger huldigen lassen, dieser habe schon am Feste der beendigten Fasten des Ramadhän und am Opferfeste den 10. Dsul-Higga das öffentliche Gebet gehalten, (was sonst nur von 1) Merkwürdige Äusserungen eines Gottesläugners, den das Mitleid und die Besorgniss um einen geliebten Sohn übermannt hat. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 65 dem Herrscher geschieht,) und dies beunruhigte ihn so sehr, dass er nach el-Mahdia eilte. Auf diesem Feldzuge‘) gründete Abul-Cäsim eine neue Stadt, welche er nach seinem angenommenen Namen Muhammed el-Muham- media nannte. Das Gebiet gehörte den Banu Barzäl und Banu Kamlän, die letzteren liess er von dort auswandern und verpflanzte sie in die Umgegend von Keirawän, weil er von ihnen nichts Gutes erwartete und sie desshalb urfter Aufsicht in seiner Nähe haben wollte, was sich frei- lich später als sehr nachtheilig erwies, da sie sich an den Aufrührer Abu Jazid anschlossen. Zum Ersatz liess er andere Familien nach Muhammedia übersiedeln und befahl dem Statthalter, stets reichliche Vorräthe für die Truppen bereit zu halten, so dass die Magazine dort immer gefüllt waren. 1) Ibn ’Adsäri pag. 196 und 223 und Bekri pag. 59 setzen die Erbauung schon in das J. 313, wo Abul-Cäsim gar nicht in jener Gegend gewesen ist; Jdcnt IV. 430, Ibn el-Athir VIII. 131 und Abulfidä pag. 139 geben das J. 315 an; Ibn el-Athir und Ibn Chaldim II. 527 bemerken, dass die Gründung auf der Rückkehr von dem Feldzuge stattgefunden habe, mithin kann sie erst in das J. 316 gesetzt werden. Mit der Leitung des Baues wurde ’Ali ben Hamdün el-Gudsämi gen. Ibn el-Andalüsı beauftragt und auch, als sie fertig war, dort zum Statthalter der Provinz el-Zäb ernannt. In der Folge hiess der Ort el-Masila. Bei Edrisö kommt der Name Muhammedia nicht vor und er sagt S. 85, dass Masila unter der Regierung des Idris ben Abdallah (gest. im J. 175) erbaut sei. Man könnte nun annehmen, Abul- Cäsim habe den Ort Masila nur erneuern, in der von ihm umrittenen Ausdehnung vergrössern und mit einer Mauer umgeben lassen, und dass er ihn hierauf Muhawm- media genannt habe, wenn man den von Abulfidä’s Gewährsmännern gebrauchten Ausdruck va>! „etwas ganz neues machen‘ nicht zu streng nehmen wollte, so dass der neue Name Muhammedia nicht recht aufgekommen, sondern der ältere Masila im Gebrauch geblieben wäre. Nur darin irrt ZEdrist, dass er den Leiter des Baues Ibn el-Andalüsı in die Zeit des Idris setzt, da ’Alı im J. 334 in einer Schlacht blieb und sein Sohn Ga’far ihm als Dynast von Zäb folgte und bis zum J. 360 dort blieb. Ibn Challikan No. 136 stimmt damit überein, nur sagt er, Masila sei von ’Alı Ibn el-Andalüsı erbaut, was man aber auch von dem Wiederaufbau nach einer Zerstörung verstehen kann; auch er erwähnt den Namen Muhammedia nicht. Ibn ’Adsäri pag. 233 sagt: Masila nennen die Schi’iten Muhammedia. Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 3. I 66 F. WÜSTENFELD, Um diese Zeit traten in Africa mehrere neue Sectenstifter auf. Mit Abu Muhammed Hämim') ben Mannallah gen. el-Muftirt d. i. „der Lügner‘ im fernen Westen bei Titäwän (Tetuan) und Tanga (Tanger) kamen die Schiiten nicht in Berührung, desto gefährlicher für sie wurde Abu Jazid Machlad el-Zanäti. Sein Vater Keidäd’), ein Kaufmann in Tauzar, der Hauptstadt des Gebietes von Castilia, hatte eine Frau Namens Sabika vom Stamme Hawwära, mit welcher er in Handelsgeschäften nach Südän gereist war, und hier wurde Abu Jazid in der Stadt Kükü geboren. Nach ihrer Rückkehr nach Tauzar wurde er in die Schule geschickt und lernte den Korän, gerieth aber dann in die Gesellschaft der Nakkarier, einer Secte der Cufria, an deren Spitze Abu ’Ammär Abd el-Hamid el-A’mä stand, nahm ihre Lehren an und begab sich darauf nach Tähart, wo er den Kindern Unterricht gab. Hier war er zu der Zeit, als el-Schii dorthin kam, um zur Befreiung des Obeidallah nach Sigilmäsa zu marschiren; damals verliess Abu Jazid Tähart, wandte sich nach Takjüs, einem freundlichen Städtchen zwischen el-Hamma und Cafca, kaufte sich hier eine Besitzung und setzte den Unterricht der Schulkinder fort. Er hatte sich nun ein eigenes com- munistisches System ausgebildet, lehrte die Auflehnung gegen die Re- gierung, Weiber- und Gütergemeinschaft, Mord, Verleitung zum Abfall von dem orthodoxen Glauben, schimpfte auf ’Ali ben Abu Tälib und tadelte die Leute wegen vieler ihrer Handlungen, besonders wegen ihrer Bereitwilligkeit von ihrem Vermögen Abgaben zu geben. Sein Anhang wurde immer grösser und im J. 316 stachelte er das Volk auf, den Ver- walter von Takjüs umzubringen und dies wurde ausgeführt. Nach der l) Der Name Hämim ist aus den beiden Buchstaben Ad und mim gebildet, welche zu Anfang mehrerer Suren des Korän stehen und einen mystischen Sinn haben sollen. Der Berg Hamim bei Tetuan, wo Abu Muhammed wohnte, hat von ihm den Namen. 2) An vielen Stellen findet sich die Lesart Kandäd, z. B. Abulfeda, Annal. T. II. pag. 430, wo der Verfasser selbst in dem Pariser Codex 3}8&5 Kandäds vo- calisirt hat. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 67° That gerieth Abu Jazid doch in Angst und er verliess die Stadt, um die Wallfahrt zu machen, als er indess nach Tripolis kam, war daselbst von Obeidallah ein Schreiben eingegangen, die durchziehenden Berbern an- zuhalten. Er ergriff desshalb die Flucht mit seinem Lehrer Abu ’Ammär, der ihn begleitet hatte, und kehrte nach Takjüs zurück. Aber auch hier war bereits der Befehl zu seiner Verhaftung eingetroffen und er musste sich längere Zeit verborgen halten. Zu der Noth und dem Elend, in welches in den Jahren 316 und 317 die ganze Nordküste von Africa durch eine verheerende Pest und gleichzeitige Theuerung versetzt wurde, kamen die erneuerten Aufstände, wodurch mehrere Provinzen auf längere Zeit für Obeidallah verloren gingen. Bald nach dem Abzuge des Abul-Casim war Muhammed ben Chazar wieder vor Tähart erschienen und hatte sich des ganzen Gebietes el-Zäb bemächtigt. Zu gleicher Zeit erklärte sich Müsä ben Abul-Afia in Fäs für unabhängig und marschirte gegen Nakür, eroberte die Stadt im J. 317, tödtete den Fürsten el-Muajjid ben Abd el-Badi, vertrieb die anderen Idrisiten aus ihren Besitzungen, ebenso die Besatzungen und Präfecten des Ibn Chazar und machte sich zum Herrn des ganzen Landes von Tähart bis el-Süs el-acca. Obeidallah war damals nicht im Stande ihm einen Widerstand entgegen zu stellen, und selbst, als ohne seine Erlaubniss im J. 318 sich der General Humeid ben Jacil') nach Tähart begeben hatte, um für ihn thätig zu sein, liess er ihm durch dessen Vater, den dortigen Statthalter Jacil ben Habüs befehlen, unverzüglich wieder zurückzukommen, und er leistete diesem Befehle augenblicklich Folge. — Noch bedenklicher wurde die Lage für Obeidallah, als im folgenden Jahre 319 Müsä sich unter den Schutz des Abd el-Rahman 1) Ibn’Adsäri pag. 202 ua, Dekri pag. 128 Juo, Ielt, Ibn Ohaldin „Zube; in der Übersetzung Tome I, 268 und II, 528 Isliten, was auch der Name eines Berberischen Stammes ist, Behri pag. 94; in der zweiten Stelle des Ibn Chaldün ist jedenfalls Ahmed unrichtig statt Humeid. 12 68 F. WÜSTENFELD, el-Näcir, Chalifen von Cordoba, stellte, der sein desfallsiges Gesuch sehr freundlich aufnahm, ihn mit Geld und Waffen zu unterstützen ver- sprach und ein damit beladenes Schiff von Spanien abschickte, welches in dem Hafen von Guräwa landete. Dieser Ladung bemächtigte sich indess der dortige Herrscher el-Hasan ben Abul-Aisch und weigerte sich sie wieder herauszugeben, als Müsä sie forderte, ungeachtet sein eigener Cadhi und die angesehenen Einwohner der Stadt ihm desshalb. Vorstel- lungen machten. Müsä zog desshalb von Nakür gegen ihn aus, kam zunächst nach Qä, vertrieb daraus ’Amir ben Abul-’Aisch, den Bruder des Hasan, während er die Einwohner in Ruhe liess, und wandte sich dann nach Zugäwa, wohin ihm Hasan ben Abul-’Aisch entgegen ging. Als dieser aber die Menge der Feinde sah, kehrte er um, ohne einen Kampf zu wagen, Müsä verbrannte die Umgegend von Guräwa und schloss die Stadt ein; dann kam es zu Unterhandlungen, Ibn Abul-’Aisch wünschte Frieden zu machen und verstand sich zur Herausgabe des Weggenommenen, worauf der Friede geschlossen wurde und Müsä in sein Land zurückkehrte. Bald darauf zog er nach Auzakkür und die Einwohner von Kulu’ Gära baten Ibn Abul-Aisch gegen ihn um Hülfe, dieser schickte ihnen ein Reitercorps, welches einen Einfall in das Gebiet des Müsä machte, ihm viele Camele wegführte und die Beute mit Ibn Abul-’Aisch theilte, und in Folge dessen fing der Krieg zwischen ihnen aufs neue an. Die Einwohner von Guräwa schrieben an Müsä, luden ihn ein, zu ihnen zu kommen, und stellten sich unter seinen Schutz; dann wandte er sich gegen die Banu Mancür und forderte sie auf, sich ihm zu unterwerfen, einige gehorchten, die übrigen zwang er und tödtete viele derselben. Unter den Gefangenen befand sich die Frau des Ibn Abul-’Aisch, eine Kure- schitin, und seine Kinder, auch seine Pferde und Waffen fielen in seine Hände; ihre Stadt verbrannte er, kehrte dann in seinen Wohnsitz zu- rück und schickte die Frau unter sicherer Bedeckung einiger Einwohner von Guwära ihrer Familie zu. Alle diese Vorgänge beunruhigten Obeidallah so sehr, dass er an die Stämme von Magrib schrieb und sie aufforderte, sich ihm anzuschliessen, GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 69 und er machte sie geneigt, ihm Hülfe und Beistand zu leisten. Mehrere Häuptlinge, deren Treue nicht zuverlässig war, wurden von dem Statt- halter von Tähart, Humeid ben Jacil, überfallen und Donnerstag den 2. Gumädä II. 320 drei Monate lang in der Burg des Abu Hamlil einge- schlossen, darunter dieser Abu Hamlil selbst, Däwüd ben Macäla und Sinän, viele ihrer Anhänger wurden getödtet. Um dieselbe Zeit hatte Muhammed ben Chazar an Müsä ben Abul- ’Äfia geschrieben und ihm seine Unterstützung gegen Ibn Abul-’Aisch angeboten; Müsä hatte dies Anerbieten unwillig zurückgewiesen, da er allein ihm gewachsen zu sein glaubte oder weil er eine verrätherische Absicht dahinter vermuthete, und zum Dank unternahm er in aller Stille einen mehrtägigen Marsch, überraschte ihn, griff ihn an und schlug ihn in die Flucht, wobei Ibn Chazar viele seiner Leute verlor, dann kehrte Müsä nach Guräwa zurück. Auf die Vorstellung der einflussreichsten Personen, die Idrisiten nicht gänzlich dem Elende und Untergange Preis zu geben, hatte ihnen Müsä einen einzigen Ort, die Festung Hagar el-Nasr'), als Aufenthalts- ort gelassen, jedoch in deren Nähe bei Täwint ein Observationscorps unter Abu Camh aufgestellt, um den Verkehr mit ihren Anhängern zu verhindern; sein Sohn Madjan war Befehlshaber in Fäs. Dies dauerte, bis im J. 321 Humeid ben Jacil in Begleitung des Hämid ben Hamdün el-Hamadäni, welcher schon früher in Fäs eine Rolle gespielt hatte, dort erschien; Madjan ergriff die Flucht und Hämid wurde als Statthalter eingesetzt. Inzwischeu war es den Idrisiten doch gelungen ein Heer zusammen zu bringen, sie überfielen Abu Camh, schlugen ihn in die Flucht und erbeuteten fast seine ganze Feldequipage. Bei Obeidallah’s Tode erhob sich Ahmed ben Bekr ben Abd el-Rahman el-Gudsämi in Fäs, bemächtigte sich der Regierung, tödtete Hämid und seinen Sohn und schickte ihre Köpfe an Müsä ben Abul-’Afia, welcher sie weiter nach Cordoba gelangen liess. So gingen die Erfolge Humeid’s wieder 1) d. i. Adlerstein, zwischen Sabta und Fäs, wahrscheinlich einerlei mit Cachra el-Nasr d. i. Adlerfels, S. 72 vorl. Z. 70 ' FE. WÜSTENFELD, verloren, welcher überdies, da er den Zug ohne Öbeidallah’s Auftrag unternommen hatte, bei seiner Rückkehr eingekerkert war und als er aus dem Gefängnisse entkam, sein Heil in der Flucht nach Spanien suchte. Obeidallah starb Dienstag den 14. Rabi’ I. 322 in dem Alter von 62 bis 63 Jahren nach einer Regierung von 24 bis 25 Jahren; er hin- terliess von sechs Frauen sechs Söhne und sieben Töchter. Die Söhne waren: Abul-Cäsim Abd el-Rahman, welcher sich selbst den Namen Muhammed beilegte; Abu ’Ali Ahmed gest. in Micr Mitte Dsul-Ca’da 382; Abu Tälib Müsä gest. daselbst im Dsul-Ca’da 363; Abul-Husein Isä gest. in Raccäda im J. 382; Abu Abdallah el-Husein gest. in Magrib noch unter el-Cäim’s Regierung und Abu Suleimän Däwüd gest. in Magrib im J. 341‘). — Die obersten Richterstellen bekleideten Abu Ga’far Muhammed ben ’Ammär el-Marwarrüdsi, starb nach seiner Ab- setzung im J. 303; Ishäk ben Abul-Minhäl, welcher nach Sicilien ver- setzt wurde; Muhammed ben Mahfüdh el-Camüdi gest. im Muharram 307; Muhammed ben ’Imrän el-Nafti gest. im J. 310, und Ishäk ben Abul-Minhäl zum zweiten Male. Sein Kammerherr war Ga’far ben ’Ali, sein Sonnenschirmträger Mas’üd el-Caklabi, darauf Girs el-Caklabi. I. Abul-Cäsim Muhammed el-Cäim. Abul -Cäsim Abd el-Rahman, mit dem angenommenen Namen Muhammed, war von seinem Vater zum Nachfolger designirt und hatte schon bei dessen Lebzeiten die Huldigung empfangen, Decrete mit seinem Namen unterzeichnet und die Ehre genossen, dass bei Aufzügen der Sonnenschirm über seinem Kopfe getragen wurde, und noch am Todes- tage seines Vaters wurde die Huldigung erneuert”), wobei er sich den 1) Es wird wohl 331 heissen müssen, weil auch hier steht „unter el-Cäim’s Regierung“, wenn dies nicht aus der vorigen Zeile unrichtig wiederholt ist. 2) Diese Angabe von 'Gamäl ed-Din und Ibn "Adsäri S. 216 ist wahrschein- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 71 Beinamen el-Cäim biamrillahi d. i. der Standhafte in der Sache Gottes, beilegte. Während Obeidallah niemals in Person einen Feldzug unter- nommen oder eine Schlacht geschlagen hatte, war sein Sohn schon ın jungen Jahren an die Kriegführung gewöhnt, und wenn auch die beiden Expeditionen nach Ägypten nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatten, so hatte er sich doch darin bewährt und Erfahrungen gesammelt, so dass er in der Folge mehrmals die Armeen seines Vaters zum Siege führte, nachdem andere Führer vergebens darum bemüht gewesen waren. Gleich bei seiner Thronbesteigung erhob sich gegen ihn Ibn Tälüt el-Cureschi in der Gegend von Tripolis, welcher sich für einen Sohn el-Mahdi’s ausgab; er sammelte eine grosse Menge von Berbern um sich, die ihm Glauben schenkten, und zog mit ihnen nach Tripolis. Hier setzten sich ihm die Einwohner zur Wehre und tödteten eine An- zahl seiner Anhänger, und als die Berbern einsahen, dass er sie be- trogen habe, tödteten sie ihn selber und brachten seinen Kopf zu el- 'Cäim. — Dieser erliess an die Präfecten im ganzen Reiche den Befehl, Waffen und Kriegsgeräth aller Art anfertigen zu lassen, dann sandte er den Eunuchen Meisür mit einer grossen Armee wieder nach Magrib, um Fäs und Nakür') zum Gehorsam zu bringen. — In Fäs hatte Müsä ben "Abul-Äfia den Ahmed ben Bekr ben Abu Sahl el-Gudsämi zum Re- genten eingesetzt und dieser kam Meisür bei seiner Annäherung ent- gegen, um sich ihm zu unterwerfen, indess Meisür täuschte seine Er- wartungen, nahm ihn gefangen und schickte ihn nach Mahdia. Die Einwohner von Fäs dachten aber nicht daran, sich gutwillig zu ergeben, ernannten vielmehr den Hasan ben Cäsim el-Lawäti zu ihrem Ober- haupte und Meisür führte den Krieg sieben Monate lang, ohne etwas zu erreichen. Da er längere Zeit keine Nachricht nach el-Mahdia hatte licher als die des Ibn el-Athir VIII, 212, dass er den Tod seines Vaters ein Jahr lang verheimlicht habe aus Furcht vor einem Aufstande, bis er sich stark genug fühlte, um selbständig seine Pläne durchzuführen, wie es bei seinem Tode el-Mancür machte. 1) So ist unstreitig bei Ibn el-Athir VII, 212 zu lesen anstatt Takrür. 72 F. WÜSTENFELD, gelangen lassen, wurde el-Cäim um ihn besorgt und schickte ihm ein Hülfscorps unter dem Eunuchen Candal nach, welches im Gamädä II. 323 aufbrach. Candal marschirte aber zunächst auf Nakür zu, welches der Idrisit Ismäil ben Abd el-Malik nach der Zerstörung im J. 317 wieder aufgebaut, bevölkert und zum Sitz seiner Regierung gemacht hatte. Auf dem Wege dahin hielt er in Guräwa bei Hasan ben Abul- ’Aisch einen Ruhetag und zog dann weiter nach Harräs, von wo er an Ismä’il schrieb und ihn aufforderte zu ihm zu kommen. Ismäll hatte Nakür schon verlassen und sich in die Festung Akri eingeschlossen und versicherte in einem Antwortschreiben seinen Gehorsam. Damit nicht zufrieden liess Candal seine Aufforderung durch Abgeordnete wiederholen, welche aber von Ismä’il umgebracht wurden. Nun rückte Qandal gegen Akri vor, lagerte in der Nähe bei Nasäft, dem Orte, wo Macäla den Said ben Cälih getödtet hatte, und nach achttägigen Kämpfen, in deren letztem Ismäil und die meisten seiner Leute fielen, wurde die Festung an einem Freitage im Schawwäl 323 erobert und die Frauen, Verwandten und zwei Kinder des Ismäil zu Gefangenen gemacht. Candal setzte einen Kitämier Namens Marmäzü als Statthalter von Nakür ein, sobald er aber abgezogen war, kehrten die geflüchteten Einwohner in die Stadt zurück, ernannten Müsä ben el-Mu’tacim gen. Ibn Rümi von den Banu Icliten im Gebirge Abul-Hasan zu ihrem Oberhaupt, tödteten Marmäzü mit allen seinen Begleitern und schickten den Kopf des ersteren nach Spanien an Abd el-Rahman el-Näcir. Candal hatte sich mit Meisür vereinigt, welcher von Fäs herkam, sie wandten sich der Küste zu, wo sie durch die Idrisiten Gebrüder Hasan, Ibrähim el-Ramüni und el-Cäsim gen. Kunün, "Söhnen des Muhammed ben el-Cäsim, mit ihren Truppen unterstützt wurden, und mit ihrer Hülfe gelang es, Müsä ben Abul-Äfia so in die Enge zu trei- ben, dass er sich in die Wüste flüchten musste, nachdem sein Sohn el- Büri in Gefangenschaft gerathen war. Meisür übertrug aus Dankbarkeit an Kunün die Regentschaft unter der Bedingung die Oberhoheit el- Cäim’s anzuerkennen, Kunün nahm seinen Sitz in Cachra el-Nasr und Meisür kehrte im J. 324 nach el-Mahdia zurück. a GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 73. Gleichzeitig hatte el-Cäim noch im J. 322 oder 323 eine Flotte unter dem Befehle des Ja’cüb ben Ishäk auslaufen lassen, welche zu- nächst an der Küste von Frankreich grosse Verheerungen anrichtete und viele Gefangene machte, hierauf vor Genua erschien, welches nach kurzer Blockade erobert wurde, dann segelte sie hinüber nach Sardinien und von hier an die Küste von Calabrien, zuletzt nach Carcana'), überall mordend und plündernd und die Schiffe verbrennend, und kehrte wohlbehalten wieder zurück. Im J. 323 machte el-Cäim einen dritten Versuch Ägypten zu er- obern. Er schickte dahin eine Armee von 10000 Mann unter dem Eunuchen Zeidün in Begleitung von ’Ämir el-Magnin und Abu Zurära; in Barca schloss sich noch ein Theil der dortigen Besatzung an, die aus Kitämiern bestand. Nachdem sie schon in Alexandria eingerückt waren, sandte ihnen der Ägyptische Statthalter Muhammed ben Tugg seinen Bruder Obeidallah mit 15000 Reitern entgegen, welche sie wieder aus der Stadt hinausdrängten und ihnen 38 Arabische Meilen von dort bei Dsät el-Humäm eine solche Niederlage beibrachten, dass sie mit Zurück- lassung vieler Gefangenen in voller Flucht wieder in Barca ankamen. Das Gebirge Auräs, welches einen Theil des Atlas bildet und sich 7 oder 12 Tagereisen lang ausdehnt, wurde von den Stämmen Hawwära und Miknäsa bewohnt, die darin zahlreiche feste Burgen besassen und sich zu der Secte der Ibädhier bekannten; dort war auch der Wohnsitz ihrer Wahrsagerin. Die alte Hauptstadt el-Rummänia in der Nähe von 1) Eine kleine Insel in dem Golf von Cäbis, Safakis gegenüber. Jäcät geogr. Wörterb. IV, 66. Edrisi S. 127. Dieser Name liegt in den Varianten bei Ibn el- Athir VII, 232 umu55, KamdS, Kuss viel näher als Kam Cäsarea an der Syri- schen Küste, wie de Slane, hist. des Berberes II, 529 geändert hat, und es ist nicht wahrscheinlich, dass die Flotte sich soweit entfernt habe. Da Cäsarea die Station eines Theils der Syrischen Flotte war, so wäre es schon der Mühe werth gewesen, sie dort aufzusuchen und zu vernichten, indess scheint ein solches Unternehmen doch zu gewagt und die unbehelligte Ausführung ohne eigene Verluste nicht glaub- lich; ein so wichtiges Ereigniss würde auch von anderen Seiten nicht mit Still- schweigen übergangen sein, wir wissen aber sonst nichts darüber. Histor.-philolog. Class. XXV1. 3. K 74 F. WÜSTENFELD, Masila lag damals schon lange in Trümmern und der eine Tagereise von Masila entfernte Ort ’Ädsina') war gerade in der Zeit, als Meisür sich auf dem Rückmarsche befand, von dem Statthalter ’Ali ben Hamdün Ibn el-Andalüsi zerstört, vermuthlich weil Abu Jazid dort sein Unwesen trieb, da er besonders unter den Ibädhiern sich einen grossen Anhang ver- schafft hatte. Er wusste die Leute über seine eigentliche Absicht und Meinung zu täuschen und redete zu ihnen, als wenn er der rechtgläu- bigste Mann sei, der sie zu der wahren Religion führen und die Lehren der Sunna gegen die Schriten vertheidigen wolle. el-Cäim konnte dies Treiben nicht ruhig ansehen und sandte nach Castilia den Befehl, Abu Jazid festzunehmen, welcher sich der Ausführung dadurch entzog, dass er den Schauplatz seiner Umtriebe für einige Zeit verliess und jetzt eine Wallfahrt nach Mekka unternahm. Von dort im J. 325 sehr erschöpft zurückgekehrt, dachte er sich in Tauzar zu erholen, seine Ankunft wurde indess durch den Präsidenten Ibn Furcän dem Statthalter angezeigt, wel- cher ihn ins Gefängniss bringen liess. Auf die Nachricht hiervon eilten die angesehensten Zanäta unter ihnen sein Lehrer Abu 'Ammär herbei und verlangten seine Freilassung, und um Zeit zu gewinnen, gab ihnen der Statthalter die Antwort, dass sie erfolgen würde, sobald sie den rück- ständigen Tribut würden bezahlt haben. Nun sammelten sie sich um Fadhl und Jazid, zwei Söhnen Abu Jazid’s, machten einen Angriff auf das Gefängniss, tödteten die Wachen und setzten Abu Jazid in Freiheit. Er begab sich in das Gebiet der Banu Warkalän, blieb dort ein Jahr lang und ging dann bei den verschiedenen Stämmen im Gebirge Auräs umher um sie auf seine Seite zu ziehen, wobei Abu ’Ammär statt seiner das gegenseitige Gelöbniss gab und nahm, dass sie gegen die Schliten kämpfen und dafür gleichen Antheil an dem erbeuteten Vieh und den Gefangenen haben, und nach der Eroberung von el-Mahdia und Keira- wän die Regierung von einem Rath der Ältesten geführt werden solle. 1) So Bekri \’Afr. pag. 144, nicht Masila selbst, wie Ibn ’Adsäri pag. 222 sagt, welches erst im J. 316 von Ibn el-Andalüsi erbaut und seine Residenz war; vergl. oben S. 69. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 75 So war das Ende des J. 331 herbeigekommen und im Anfange des Jahres 332 war Abu Jazid so mächtig, dass er es mit den gegnerischen Armeen aufnehmen konnte, er schlug sie in mehreren Treffen, zwang el-Cäim sich nach el-Mahdia zurückzuziehen und richtete seinen Marsch nach Keirawän, wo er im Monat Cafar einzog. Durch sein Wohlwollen gewann er das Volk, er zeigte seine Rechtgläubigkeit dadurch, dass er bei der Erwähnung der Namen der Chalifen Abu Bekr und Omar den gebräuchlichen Segensspruch folgen liess, er forderte zum heiligen Kampfe gegen die Schiiten auf und befahl, nach den Lehren des Imam Mälik Recht zu sprechen. Die Rechtskundigen und Frommen erschienen auf den Märkten, wünschten sich Glück und sprachen den Segen über den Propheten Muhammed, seine Begleiter und seine Frauen und pflanzten zuletzt ihre Fahnen vor der Moschee auf. Am nächsten Freitag wurde ein Festzug zu Pferde nach der Moschee veranstaltet mit Waffen, Fahnen und Trommeln; es befanden sich darunter zwei grüne Fahnen mit In- schriften, auf der einen stand das Bismillahi und Muhammed ist der Gesandte Gottes, auf der anderen: „Hülfe von Gott und der Sieg ist nahe durch den Scheich Abu Jazid; o Gott! hilf deinem Stellvertreter gegen die Schmähungen seiner Gegner.‘ Andere Fahnen hatten In- schriften von Koran-Versen, wie Sure 9, 12. 14. 40. Als die Leute in der Moschee Platz genommen hatten, bestieg Abu Jazid die Kanzel und hielt eine begeisternde Rede, worin er zum heiligen Kampfe aufforderte und schilderte, welche Belohnungen dafür bevorständen, und sprach schliesslich den Fluch aus über Obeidallah und seinen Sohn Abul-Cäsim. Dadurch gewann er einen bedeutenden Zuwachs für seine Armee, so dass er weitere Züge unternehmen konnte. Da er indess der Haupt- macht el-Cäim’s, welche in der Nähe von Keirawän und Raccäda stand, sich noch nicht gewachsen fühlen mochte, wandte er sich erst wieder nach Westen, um den Zuzug der Berbern von dort her auf seine Seite zu ziehen. Seinen bisherigen Truppen hatte er die Weisung gegeben, wenn sie unter den Gegnern auf Einwohner von Keirawän stiessen, ihnen auszuweichen und den Kampf mit ihnen seinen jetzigen Anhängern von K2 76 F. WÜSTENFELD, dort zu überlassen, damit diese sich gegenseitig bekämpften und ihm keine Vorwürfe gemacht werden könnten. Sein nächstes Ziel war Bägäja; den Commandanten, welcher ihm von dort entgegen kam, schlug er zurück, konnte aber die Stadt selbst nicht einnehmen; er gab nach einiger Zeit die Belagerung auf und richtete an die Stämme von Castilia die Aufforderung, sich ihrer Haupt- stadt Tauzar zu bemächtigen. Jedoch auch diese Stadt widerstand im Anfange des J. 333 einer Belagerung, dagegen eroberte Abu Jazid Ta- bissa und Maganna, deren Mauern er zerstörte, während er die Ein- wohner begnadigte, dann zog er in Marmaganna ein. Hier führte ihm einer der Einwohner als Geschenk einen wohlgebauten grauen Esel vor, welchen Abu Jazid von nun an beständig zum Reiten benutzte, woher er den Namen Hammär Eselreiter bekam. Abu Jazid war von kleiner, unansehnlicher Gestalt und trug eine kurze wollene "Gubba Joppe. Er schlug dann die Kitäma in die Flucht, entsandte ein Corps nach Sabiba, welches erobert und dessen Präfect gekreuzigt wurde, er selbst zog nach el-Urbus, eroberte, plünderte und verbrannte die Stadt und liess die Einwohner, die sich in die Moschee geflüchtet hatten, hin- schlachten. Als diese Nachricht nach el-Mahdia kam, geriethen die Be- wohner in grosse Besorgniss, sie kamen zu el-Oäim und stellten ihm vor, el-Urbus sei das Thor von Africa, bei dessen Einnahme die Herrschaft der Aglabiten ein Ende genommen habe; er aber erwiederte gelassen nach der Vorhersagung seines Vaters: Es leidet keinen Zweifel, dass Abu Jazid bis an den Betplatz hier in el-Mahdia kommen wird, aber dort wird ihm ein Ziel gesetzt werden. Indess schickte er doch seine Armee hinaus, um das Land zu beschützen, ein Corps nach Raccäda, ein anderes unter Meisür nach Keirawän, und sammelte neue Truppen. Abu Jazid wagte nicht sie anzugreifen und beschloss, zuvor die übrigen Städte von Africa zu erobern und zu zerstören; sobald er aber erfuhr, dass das neue Corps unter dem Eunuchen Buschrä nach Bäga marschirt sei, liess er 400 Reiter ihr Gepäck ablegen, überfiel mit ihnen Buschrä, eroberte dessen Zelte, und schlug ihn in die Flucht, so dass er sich nach Tunis zurückzog, wobei eine grosse Anzahl der angesehensten Kitäma GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. ni den Tod fand. Abu Jazid zog in Bäga ein, plünderte es, steckte es in Brand, tödtete die Kinder und nahm die Frauen gefangen; er schrieb an die umwohnenden Stämme, sich ihm anzuschliessen, sie kamen auch herbei und er liess für sie Zelte, Fahnen und Kriegsgeräth anfertigen. In 'Lunis vertheilte Buschrä Geld unter die Leute und zog dadurch wieder eine grosse Menge heran, welche er ausrüstete und gegen Abu Jazid aussandte; dieser wurde in die Flucht geschlagen, indess begnügten sich Buschrä’s Truppen damit, Beute zu machen, und kehrten nach Tunis zurück. Hier brach bald nachher ein Aufstand aus, das Haus des Präfecten wurde geplündert, er selbst vertrieben und Abu Jazid ein- geladen dorthin zu kommen; er that dies, ertheilte eine allgemeine Amnestie, ernannte einen aus ihrer Mitte Namens Rahmün zum Prä- fecten und begab sich dann nach Fahg Abu Gälih'), Die Leute fürch- teten sich vor ihm, viele flüchteten nach Keirawän, manche schlossen sich ihm aus Furcht an. el-Cäim befahl jetzt Buschrä, ein Corps zum Recognosciren auszuschicken, Abu Jazid that ein Gleiches und ertheilte dem Anführer den Befehl, auf seinem Wege Niemand zu schonen, um alle in Schrecken zu setzen; beim Zusammenstoss in der Nähe von Harakla ı8 Meilen von Susa wurden Abu Jazid’s Truppen geschlagen und verloren 4000 Todte und 500 Gefangene, welche in Fesseln nach el-Mahdia geschleppt und dort hingerichtet wurden. Über diese Niederlage war Abu Jazid sehr aufgebracht, er sammelte alle seine Streitkräfte, zog damit den Kitäma entgegen, schlug sie bei Hariria in die Flucht und die Berbern verfolgten sie bis Raccäda; er lagerte dann mit 100000 Reitern auf der Westseite von Keirawän und stand am anderen Morgen östlich von Raccäda. Indess der Statthalter Chalil ben Ishäk bekümmerte sich gar nicht um ihn, obgleich die Leute zu ihm kamen und ihm die Annäherung des Feindes meldeten, vielmehr verbot er zum Kampfe hinauszugehen, er wollte die Ankunft Meisür’s 1) So Ibn el-Athir VII, 317; bei Keirawani pag. 98 steht dafür Fahe Abu Tälib, lieu encore connu de nos jours et qui se trowe pres de Zar'ouan. Dies Zaga- wän ist das Gebirge zwischen Tunis und Keirawän. 73 F. WÜSTENFFLD, mit seiner Armee abwarten. Abu Jazid dagegen liess eine Abtheilung seiner Truppen an die Stadt heranrücken, um die Einwohner zu engagi- ren, es entspann sich ein grosser Kampf, in welchem die Belagerten mit grossen Verlusten zurückgeschlagen wurden. Auf wiederholte drin- gende Vorstellungen sah sich Chalil endlich genöthigt, gegen seinen Willen aus den Thoren von Keirawän hinauszugehen, als aber der Feind sich näherte, zog er sich wieder zurück und schloss sich in seine Woh- nung ein, um Meisürs Ankunft zu erwarten; einige Berbern waren zu- gleich in die Stadt eingedrungen, wo ein Strassenkampf stattfand. Um diese Zeit hatte Abu Jazid noch ein Corps unter Ajjüb el-Zuweili nach Keirawän abgeschickt, welches am letzten Cafar sich vollends der Stadt bemächtigte, plünderte und mordete und auf die schrecklichste Weise hauste. Chalil wurde in seiner Wohnung belagert, ergab sich zuletzt mit seinen Leuten auf Gnade und Ungade und wurde zu Abu Jazid ge- führt, welcher ihn umbringen liess. Die Ältesten von Keirawän begaben sich zu Abu Jazid, welcher noch in Raccäda war, und baten um Frieden; er suchte sie durch Versprechungen hinzuhalten, während seine Soldaten das Morden und Plündern fortsetzten, und auf die wiederholte Klage, dass die Stadt zerstört werde, antwortete er: sind nicht auch Mekka und Jerusalem zerstört? Endlich befahl er der Verwüstung Einhalt zu thun, jedoch hörten die Berbern nicht auf, bis sich die Nachricht verbreitete, dass Meisür mit einem grossen Heere im Anzuge sei, worauf sie die Stadt verliessen. el-Cäim hatte in Erfahrung gebracht, dass die Banu Kamlän, die sich bei Meisür befanden, an Abu Jazid geschrieben hätten, sie wollten ihn in seine Gewalt bringen; el-Cäim benachrichtigte Meisür hiervon, ermahnte ihn zur Vorsicht und rieth ihm die Banu Kamlän zu ent- lassen. Dies geschah, sie gingen zu Abu Jazid über und sagten ihm, wenn er sich beeile, werde er den Sieg davon tragen. Er brach sogleich auf, bei el-Achawän zwischen Keirawän und el-Mahdia fand am Mitt- woch den 10. Rabi I. ein harter Kampf statt, sein linker Flügel wandte sich schon zur Flucht, da machte er einen Angriff auf Meisür, dessen Umgebung dadurch ins Weichen kam, und indem Meisür sein Pferd GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. I. herumwarf, stürzte es, er fiel herunter, seine Soldaten vertheidigten ihn noch, da eilten die Banu Kamlän herbei und nach einer verzweifelten Gegenwehr wurde Meisür getödtet, worauf seine ganze Armee das Weite suchte. Sein Kopf wurde zu Abu Jazid gebracht und danach durch die Strassen von Keirawän getragen und dieser Sieg im ganzen Lande ver- kündet. Durch diese Niederlage wurde nun auch el-Cäim für sich und die Seinigen in el-Mahdia besorgt; die Leute zogen aus den Vorstädten in die innere Stadt hinein und suchten Schutz hinter ihren Mauern; el- Cäim verbot ihnen dies und verhiess ihnen den Sieg und sie kehrten nach Zuweila') zurück. Abu Jazid blieb zwei Monate und acht Tage in dem Zelte des Meisür und sandte von hier aus Streifcorps nach allen Seiten, welche Beute machten und dann zurückkehrten. Ein solches Corps kam auch nach Susa, die Stadt wurde mit dem Schwerdt erobert und in Asche gelegt, die Männer umgebracht, die Frauen gefangen weggeführt, man schonte selbst das Kind im Mutterleibe nicht; in ganz Africa blieb kein Haus, kein Dach stehen, die Überlebenden kamen nackt und bar- fuss nach Keirawän, und die der Gefangenschaft entgingen, starben vor Hunger und Durst. Am letzten Rabri II. 333 liess el-Cäim noch einen Graben um die Vorstädte von el-Mahdia ziehen und schrieb an Zirl ben Manäd, den Fürsten der Canhäga, und an die Oberhäupter der Kitäma und anderer Stämme und forderte sie auf nach el-Mahdia zu kommen zum Kampfe gegen die Gottesläugner, und sie rüsteten sich zu die- sem Zuge. Sobald Abu Jazid hiervon Nachricht erhielt, rückte er näher nach el-Mahdia vor, lagerte 15 Meilen davon und liess Streifcorps bis an die Stadt ausschwärmen, welche alles plünderten und tödteten, was ihnen vorkam; die Leute zogen sich in die Stadt zurück und die Besatzung der Kitäma beschloss einen Ausfall zu machen, als sie erfuhren, dass der Feind sich auf Raubzügen zerstreut habe, und dies wurde Donnerstag 1) In diesem Gegensatze bedeutet die innere Stadt die befestigte Residenz und Zuweila die eigentliche Stadt von el-Mahdia. 80 F. WÜSTENFELD, d. 22. Gumädä I. ausgeführt. Bei Abu Jazid traf grade sein Sohn Fadhl mit einer Armee aus Keirawän ein, er schickte ihn sogleich den Kitäma entgegen und sie stiessen sechs Meilen von el-Mahdia auf einander. Abu Jazid sammelte die Truppen, die er noch bei sich hatte, eilte ihm nach und fand die Seinen schon im Rückzuge begriffen, nachdem sie viel Mannschaft verloren hatten; sobald aber die Kitäma ihn gewahr wurden, standen sie vom Kampfe ab und zogen sich zurück, Abu Jazid folgte ihnen, am Siegesthore drängten sich die Massen, er drang mit einigen Berbern hinein und stand dicht vor der Residenz. Er kehrte indess um, bezog bei Tarnüt sechs Meilen von der Stadt ein Lager und erneuerte erst acht Tage später im Gumädä II. den Angriff auf das Sie- gesthor, drang in Zuweila bis an das Thor Bekr vor, erstieg den neuen Wall und kämpfte oben auf demselben weiter; von hier gelangte er mit einer kleinen Schaar an die Seeseite und kam durch das Wasser, welches den Pferden bis an die Brust reichte, der neuen Mauer entlang, bis auf den grossen Betplatz, welcher von dem Schlosse nur einen Pfeilschuss weit entfernt war. Seine Soldaten hatten sich unterdess in Zuweila zerstreut, wo sie plünderten und mordeten, ohne zu wissen, wo Abu Jazid sei; besonders am Siegesthore warfen sich die Kitäma den Berbern entgegen und rich- teten ein grosses Blutbad unter ihnen an. Abu Jazid hörte aus der Ferne das Getümmel und erfuhr zugleich, dass Ziri ben Manäd mit den Canhäga angekommen sei und eilte, um ihnen in den Rücken zu fallen, mitten durch die Stadt herbei, so dass, als die Einwohner seine Trommeln hörten und seine Fahnen sahen, glaubten, el-Cäim selbst komme ihnen aus dem Schloss zu Hülfe, sie jubelten ihm entgegen, fassten wieder Muth und erneuerten den Kampf. Abu Jazid stutzte, er wurde erkannt, sie wandten sich gegen ihn und nur dadurch, dass einige seiner Soldaten eine Mauer demolirten, durch die er ins Freie kam, entging er dem Tode und erreichte gegen Abend das Lager. Sein Erscheinen belebte den Muth der Seinen und sie drängten ihre Verfolger zurück. Indess war er und seine Armee so erschöpft, dass er längere Zeit in dem Lager bei Tarnüt blieb und dasselbe mit einem Walle umgeben lies, um GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. s1 gegen einen Überfall gesichert zu sein. Hier sammelte sich nun wieder um ihn eine grosse Menge aus Tripolis, Cäbis, Nafüsa, el-Zäb und dem fernen Magrib, er schloss die Stadt eng ein und gestattete Niemandem den Ein- und Ausgang, bis er am 22. Gumädä II. einen neuen Angriff unternahm. Er kam wieder selbst bis nahe an das Thor, hier erkannte ihn einer der feindlichen Soldaten, ergriff sein Pferd am Zügel und rief: dieser ist Abu Jazid! und nur dadurch, dass einer von seinen Leuten hinzusprang und dem anderen die Hand abhieb, wurde Abu Jazid ge- rettet. Da er einsah, dass er gegen el-Cäim nichts ausrichten könne, schrieb er an seinen Statthalter von Keirawän und befahl ihm, alle streit- bare Mannschaft von dort zu ihm zu schicken, und er machte dann am letzten Ragab einen neuen Angriff, der ebenfalls mit grossen Verlusten abgeschlagen wurde, und ebenso wenig Erfolg hatte ein vierter Sturm, welcher im letzten Zehnt des Schawwäl unternommen wurde. In el-Mahdia herrschte indess grosse Noth. Zwar hatte el-Cäim die Magazine geöffnet und vertheilte die von seinem Vater gesammelten Vorräthe, aber diese Wohlthat kam nur seinen Soldaten zu Gute, das Volk litt durch Hunger entsetzlich und ass nicht nur Pferde, sondern seine eigenen Todten. Viele, besonders Marktleute und Händler suchten die Stadt zu verlassen, allein diese Unglücklichen fielen den Berbern in die Hände, welche ihnen den Leib aufschnitten in der Meinung, darin verschlucktes Gold finden zu können. Ein Corps der Kitäma, welches noch im Anzuge war und bei Oon- stantine lagerte, machte Abu Jazid etwas besorgt, er schickte ihnen aber einen seiner Generäle mit einer bedeutenden Schaar vom Stamme War- faggüna und anderen entgegen, welcher sie in die Flucht schlug, so dass sie sich zerstreuten. Die Berbern kamen noch fortwährend aus allen Gegenden zu Abu Jazid, aber sie hatten es nur auf Morden und Plün- dern abgesehen, dann kehrten sie in ihre Wohnsitze zurück, und als es in Africa nichts mehr zu plündern gab, blieben sie weg, bis er nur noch die aus Auräs und die Banu Kamlän bei sich behielt. Dies benutzte el-Cäim um einen Ausfall machen zu lassen, und am 6. Dsul-Ca’da fand ein heftiger, aber unentschiedener Kampf statt, und Histor.-philolog. Classe. XXV1. 3. L 82 F. WÜSTENFELD, _ als die Belagerten am anderen Morgen wieder hinauszogen, kam ihnen Niemand entgegen. Abu Jazid musste erst seine Truppen herbeirufen, ehe er aus seinem verschanzten Lager hervorkam, und als einer seiner besten Anführer fiel, zog er sich wieder hinter den Wall zurück. In- dess erneuerte er nachher den Kampf, es erhob sich ein heftiger Wind, der Staub verfinsterte die Luft, so dass man einander nicht sehen konnte, die Truppen el-Cäim’s wurden mit grossen Verlusten zurückgeschlagen und die Belagerung stand wieder auf dem Punkte wie vorher, und aber- mals flüchteten viele nach Sicilien, Tripolis, Ägypten und Syrien. Am letzten Dsul-Ca’da, als Abu Jazid wieder einige Verstärkung bekommen hatte, rückte er wieder gegen die Stadt heran, die belagerten Kitämier wählten 200 Reiter aus ihrer Mitte aus und machten einen Ausfall wie ein Mann, tödteten viele ihrer Feinde und nahmen eben so viele ge- fangen; fast wäre Abu Jazid selbst in ihre Hände gefallen, als er noch von seinen Soldaten herausgehauen und gerettet wurde. In der Stadt verbreitete sich grosser Jubel und man führte die Gefangenen gebunden hinein. Im Anfange des J. 334 trat in Africa ein Mann auf, welcher die Leute aufforderte, sich ihm anzuschliessen und seiner Führung zu folgen; er gab sich für einen 'Abbasiden von Bagdad aus und erschien mit schwarzen Fahnen. Fr erhielt auch einigen Anhang, indess genügte eine Abtheilung Soldaten, welche Abu Jazid ausschickte, um ihn gefangen zu nehmen, er wurde zu ihm geführt und hingerichtet. Bedenklicher für Abu Jazid war es, dass ein Theil seiner Truppen desertirte. Sie waren bei ihm verläumdet, es war zu Reibungen mit anderen Truppen gekommen, sie verliessen das Lager und gingen nach el-Mahdia über. Bei dem nächsten Ausfalle waren sie betheiligt, Abu Jazid erlitt eine Niederlage und dies hatte zur Folge, dass auch andere ihn verliessen und nur die Hawwära, die von Auräs und die Banu Kamlän bei ihm blieben, auf die er sich noch verlassen zu können glaubte. Aber auch diese fielen bald nachher von ihm ab; denn die Anführer beriethen sich unter einander und stellten dann ihren Mann- schaften vor, sie wollten nach Keirawän gehen, dort die Berbern sammeln GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 83 und wieder zu Jazid zurückkehren, da sie jetzt bei ihrer geringen Zahl nicht sicher wären, von el-Cäim überfallen zu werden. Der grösste Theil der Reiterei und des Fussvolkes brach also auf, ohne Abu Jazid etwas zu sagen, und als er hinter ihnen her schickte, um sie zurück- zurufen, weigerten sie sich ihm zu gehorchen. Desshalb zog er selbst mit den letzten 30 Mann eiligst ab, indem er sein Gepäck zurückliess, und kam am 6. Cafar nach Keirawän, wo er auf dem grossen Betplatze von Niemandem als von seinem Präfecten empfangen wurde, selbst die Kinder spotteten über ihn und lachten ihn aus. Nach seinem Abzuge kamen die Leute aus el-Mahdia und fanden in dem Lager ausser dem Gepäck und den Zelten auch noch bedeutende Mundvorräthe, welche ihnen nach der schweren Belagerung vortrefflich zu Statten kamen, und el-Cäim schickte in die nächsten Orte seine Ver- walter, welche die des Abu Jazid vertrieben. Als die Einwohner von Keirawän die geringe Anzahl der Truppen des Abu Jazid sahen, fürchteten sie sich vor el-Cäim und wollten Abu Jazid festnehmen und ausliefern, es fehlte ihnen indess an Muth und sie wandten sich schriftlich an el-Cäim, um ihn um Gnade zu bitten, er- hielten aber keine Antwort. Dies erfuhr Abu Jazid und machte dem Präfecten darüber Vorwürfe, sowie über seine schlechte Verproviantirung und anderes, und befahl ihm, die Truppen aus Keirawän hinaus in den Kampf zu führen. Er that dies, beruhigte die Leute über die unwilligen Reden Abu Jazid’s und setzte sie zugleich in Furcht vor el-Cäim, so dass sie sich zum Auszuge verstanden und sich ihm noch viele aus der Umgegend anschlossen. Indess die sesshaften Bewohner der Städte und Dörfer ergriffen die Verwalter Abu Jazid’s, tödteten einige derselben und schickten andere nach el-Mahdia. Auch die Einwohner von Susa hatten so mehrere aufgegriffen und zu el-Caim gebracht, welcher ihnen dafür dankte und ihnen sieben Schiffe mit Lebensmitteln zusandte. Abu Jazid schickte nun seine neu gesammelten Truppen aus mit dem Befehl , überall zu morden, zu plündern, zu zerstören und zu ver- brennen; sie kamen auch nach Tunis, drangen am 20. Cafar mit dem Schwerdt in die Stadt, tödteten die Männer, nahmen die Frauen und L2 84 F. WÜSTENFELD, Kinder gefangen und zerstörten die Moscheen; viele, die sich zur See retten wollten, kamen in den Wellen um. Die Truppen, welche el- Cäim zur Hülfe dahin schickte, wurden bei Wädi Muliän in die Flucht geschlagen, die Nacht unterbrach ihre Verfolgung, sie retteten sich in das Blei-Gebirge, "Gabal el-racde, dann nach Ictafüra; hier wurden sie von dem ihnen nacheilenden Feinde eingeholt, hielten aber jetzt besser Stand und brachten ihm eine solche Niederlage bei, dass sie am 5. Rabi’ I. in Tunis eindrangen und die Soldaten des Abu Jazid hinaus- trieben; grosse Vorräthe an Lebensmitteln fielen hier in ihre Hände. Abu Jazid hatte einen Sohn Namens Ajjüb, welcher auf die Nachricht hiervon mit einer grossen Armee herbeikam, die Vertriebenen an sich heranzog und damit Tunis wieder eroberte und in Asche legte; dann wandte er sich nach Bäga, welches gleichfalls verbrannt wurde. In dieser Zeit war ein Morden, Gefangennehmen und Zerstören, das jeder Beschreibung spottet. Eine Verschwörung gegen Abu Jazid, welche el-Cäim gebilligt und zu unterstützen versprochen hatte, wurde entdeckt und die Betheiligten hingerichtet. Einige Berbern hatten bei Nacht einen Einwohner von Keirawän überfallen und ihm sein Geld und drei erwachsene Töchter geraubt.e. Am anderen Morgen, als die Leute sich zum Gebet versammelten, stand der Mann in der Moschee auf, rief laut und erzählte, was ihm widerfahren sei; ein grosser Haufen rottete sich zusammen, begab sich zu Abu Jazid und liess ihn harte Worte hören; er entschuldigte sich bei ihnen, beschwichtigte sie und befahl, dem Manne seine Töchter wiederzugeben. Auf dem Heimwege fanden sie einen Ermordeten und nach näherer Erkundigung erfuhren sie, dass Fadhl, ein anderer Sohn des Abu Jazid, ihn getödtet und seine schöne Frau geraubt habe. Sie trugen den Ermordeten in die Moschee und riefen: wir gehorchen keinem anderen mehr als el-Cäim. Sie wollten Abu Jazid überfallen, doch schützten ihn seine Soldaten, machten ihm aber Vorwürfe, dass er selbst seiner Sache schade, zumal da el-Cäim ganz in der Nähe sei. Er liess desshalb das Volk zusammenkommen, entschuldigte sich und gab die Versicherung, dass das Morden und Plündern aufhören und ihre Frauen in Ruhe gelassen werden sollten. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 85 el-Cäim hatte unterdess seinen Statthalter ’Ali ben Hamdün auf- gefordert, ihn mit seinen Truppen aus Masila, Satif und der Umgegend zu unterstützen, und nachdem sich ihm auch einige von Harräs ange- schlossen hatten, brach er nach el-Mahdia auf. Dies erfuhr Ajjüb ben Abu Jazid, der noch in Bäga war, was ’Ali nicht wusste; er ging ihm entgegen, umzingelte ihn, schlug ihn in die Flucht und erbeutete das Gepäck. Ein Reitercorps, welches Ajjüb alsdann einer Abtheilung von el-Cäim’s Armee, die gegen Tunis anrückte, entgegensandte, warf diese zweimal zurück, unterlag aber bei dem dritten Angriffe und musste mit Zurücklassung des Gepäcks nach Keirawän flüchten; dies geschah im Rabi’ I. 334. Abu Jazid hielt durch diesen Schlag seine Lage für so bedenklich, dass er Keirawän verlassen wolite, es wurde ihm aber zu- geredet zu bleiben und sich nicht zu übereilen; er sammelte neue Truppen und sein Sohn Ajjüb führte sie wieder gegen ’Ali ben Hamdün. Bei Balta im Gebiete von Bäga wurde mit abwechselndem Glücke ge- kämpft; ’Ali glaubte die Bewachung des Ortes nur sicheren Wächtern anvertraut zu haben, es befand sich aber darunter ein Verräther Namens Ahmed, welcher gegen eine Belohnung Ajjüb die Übergabe anbot und das ihm zur Bewachung angewiesene 'Ihor den '[ruppen desselben öffnete, so dass ’Ali sich kaum noch mit 300 Reitern und 400 Fuss- gängern in das Gebiet der Kitäma rettete. Er erliess hier einen Auf- ruf an die Kitäma, Nafza, Mazäta und andere Stämme, brachte wieder ein grosses Heer zusammen, welches er nach Constantine führte, während eine Abtheilung gegen die ihm feindlichen Hawwära marschirte, sie schlug und ausplünderte. Von diesen grade hatte Abu Jazid Verstär- kung und Unterstützung erwartet und musste nun selbst grosse Truppen- massen dorthin schicken, um sich 'Ali entgegen zu werfen; ein Corps folgte dem anderen, es fanden viele Schlachten statt, in denen ’Ali stets Sieger blieb, bis er Tigis und Bägäja erobert hatte. Jetzt machte Abu Jazid die äussersten Anstrengungen, sammelte noch einmal alle seine Streitkräfte und begab sich am 6. Gumädä II. selbst nach Susa, wo das Hauptheer el-Cäim’s stand. Er fing eine strenge Belagerung an, täglich wurde gekämpft mit wechselndem Erfolg, er liess Sturmdächer 86 F. WÜSTENFELD, und Wurfmaschinen aufrichten, viele von den Bewohnern von Susa fanden ihren Tod, und mitten in dieser kritischen Lage erkrankte el- Cäim, machte im Ramadhän sein Testament, worin er seinen Sohn Ismäil zu seinem Nachfolger ernannte, und starb 55 Jahr alt Sonntag d. 13. Schawwäl 334 in el-Mahdia nach einer Regierung von 12 Jahren 7 Monaten und 1 Tage. Er hinterliess sieben Frauen, vier Töchter und sieben Söhne, diese waren: Abul-Tähir Ismäil, Abu Abdallah Ga’far, welcher unter dem Chalifat el-Mu’izz starb, Hamza, ’Adnän und Abu Kinäna, welche in Magrib starben, Jüsuf, gest. zu Barca im J. 362, und Abul-Furät Abd el-Gabbär, gest. im Ragab 337 in Ägypten. — In den ersten Jahren seiner Regierung blieb Ishäk ben Abul-Minhäl in seinem Amte als Ober-Cädhi, dann folgte ihm Ahmed ben Bahr, bis ihn im J. 333 Abu Jazid hinrichten liess, worauf Ahmed ben el-Walid von dem Volke ge- wählt und von el-Cäim bestätigt wurde. — Sein Oberst-Kammerherr hiess Gafar ben ’Ali. — Wiewohl el-Cäim in einigen Fällen sich sehr nach- sichtig und wohlwollend zeigte, soll er doch in der Befolgung der Schti- tischen Lehren und in der Forderung, sie von anderen anerkannt zu sehen, noch viel strenger gewesen sein als sein Vater; er spottete auf die Pro- pheten und liess sie als Betrüger öffentlich verfluchen und stand mit dem Karmaten Abu Tähir in Verbindung, welcher auf sein Geheiss in Bahrein und Haar die Moscheen und Koran-Exemplare verbrannte. II. Abul-Tähir Ismä/il el-Mancür. Abul-Tähir Ismäil war im J. 301 oder 302 zu Keirawän geboren, mithin bei seiner Thronbesteigung 32 oder 33 Jahr alt‘); er war sehr 1) ’Arib bei Nicholson pag. 135 nennt ihn Abul-Tähir Ismä’il ben Abul- Tähir anstatt ben Abul-Cäsim durch einen Schreibfehler, welchen Ibn ’Adsäri pag. 167 nachgeschrieben hat, wiewohl bei ihm pag. 226 das richtige steht. Seine Geburt setzen beide in das J. 299, Ibn ’Adsäri in der zweiten Stelle in das J. 302; Ibn Challikän Nr. 97 hat das J. 301 oder 302, bei '@amäl ed-Din sind Schreib- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 87 begabt, in mancherlei Wissenschaften bewandert und wusste seine An- sichten in beredter Weise darzulegen und seine Fähigkeit in der Krieg- führung und seine persönliche Tapferkeit und Unerschrockenheit hatte er schon bei mehreren Gelegenheiten bewiesen. Er verheimlichte den Tod seines Vaters, damit nicht Abu Jazid daraus Vortheil ziehen könnte, und liess noch lange Zeit die Aufschriften der Münzen und Fahnen unverändert, sowie auch sein Name nicht gleich in dem Kanzel- gebet genannt werden durfte; nachher nahm er den Beinamen el- Mancür an. Er ergriff mit kräftiger Hand die Zügel der Regierung und liess sogleich Schiffe bemannen und mit Lebensmitteln versehen und schickte sie nach Susa unter dem Commando des Secretärs Raschik und des Ja’cüb ben Ishäk mit der Weisung, den Kampf nicht eher anzufangen, bis sie seine Befehle erhielten. Am anderen Morgen brach er selbst nach Susa auf, ohne dass seine Umgebung seine Absicht kannte; erst als er mitten auf dem Wege war, erfuhren sie es und drangen in ihn umzukehren und sich nicht selbst der Gefahr auszusetzen; er gab ihren Vorstellungen nach, kehrte um und ertheilte nun Raschik und Ja’cüb den Befehl, den Kampf mit aller Kraft zu beginnen. Abu Jazid hatte schon Holz herrichten lassen, um Feuer an die Mauer zu legen, ein grosses Gerüste war als Sturmdach aufgestellt, da kam die Flotte bei Susa an; die Mannschaft derselben vereinigte sich alsbald mit der Be- satzung, sie machten einen Ausfall, Abu Jazid erschien selbst zu Pferde und es entspann sich ein heftiger Kampf; schon kamen die Truppen el-Mancür's ins Weichen und suchten die Stadt zu erreichen, da warf Raschik selbst Feuer unter das angesammelte Holz und an das Sturm- gerüst, der Dampf verfinsterte die Luft, das Feuer breitete sich weit aus, Abu Jazid und seine Soldaten geriethen in Furcht und glaubten, dass fehler in den Jahrszahlen, da er aber seine Lebenszeit auf 39 oder 40 Jahre an- giebt und das Todesjahr 341 unbestritten ist, so muss die Angabe Ibn Challikan’s als die riehtige angenommen werden. In el-Mahdia kann er nicht geboren sein, Ibn ’Adsärt pag. 226, weil diese Residenz damals noch nicht erbaut war. 88 F. WÜSTENFELD, ihre Cameraden in jener Gegend unterlegen wären, und es den Truppen el-Mancür's gelungen sei das Feuer anzulegen, da einer den anderen nicht sehen konnte. Abu Jazid ergriff mit den Seinen die Flucht, die Besatzung kam wieder aus der Stadt heraus, überfiel die Berbern und verbrannte ihre Zelte, und Abu Jazid floh in solcher Eile, dass er noch an demselben Tage vor Keirawän ankam, während seine Leute sich nach allen Seiten zerstreuten und die dem Schwerdte entgingen, vor Hunger und Durst umkamen. Die Einwohner von Keirawän verweigerten Abu Jazid den Eintritt in die Stadt, begaben sich vielmehr vor die Wohnung des Statthalters, belagerten ihn und wollten schon das Thor erbrechen, als er ihnen Goldstücke über die Köpfe streute, wodurch sie veranlasst wurden sich von ihm abzuwenden. Er eilte nun hinaus, Abu Jazid nahm seine Frau, die Mutter des Ajjüb, mit sich, seine Hofbe- amten mit ihren Familien folgten ihm und sie begaben sich in die Gegend von Sabiba, zwei Tagereisen von Keirawän, wo sie sich lagerten. el-Mancür kam nun selbst am 22. Schawwäl nach Susa und liess vor der Stadt sein Zelt aufschlagen; aus Freude über das Benehmen der Einwohner von Keirawän ertheilte er ihnen vollständige Amnestie, wäh- rend er wegen ihrer Anhänglichkeit an Abu Jazid Ursache gehabt hätte, | gegen sie aufgebracht zu sein; ein Herold verkündete diese Botschaft und nachdem auf diese Weise die Gemüther beruhigt waren, reiste er am 24. Schawwäl selbst nach Keirawän, wo ihm die Einwohner entgegen. kamen und er sein Versprechen wiederholte. Er traf dort noch mehrere Frauen und Kinder des Abu Jazid, liess sie nach el-Mahdia bringen und sorgte für ihren Unterhalt. Abu Jazid sammelte indess seine Truppen wieder und schickte ein Corps zum Recognosciren nach Keirawän, welchem el-Mancür auf er- haltene Nachricht ein Corps entgegensandte; es fand ein Zusammenstoss statt, die Truppen des Abu Jazid hatten einen Hinterhalt gelegt und zogen sich in verstellter Flucht zurück, und als ihre Gegner ihnen folg- ten, brach der Hinterhalt hervor und brachte ihnen eine vollständige Niederlage bei. In Folge davon sammelte sich bei Abu Jazid wieder eine grosse Menge, mit welcher er wieder nach Keirawän zog, wo el- GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 89 Mancür sein Lager mit einem Walle hatte umgeben lassen; Abu Jazid theilte seine Truppen in drei Abtheilungen und führte die tapferste selbst gegen die Verschanzung, wurde aber zurückgeschlagen. Bei dem wieder- holten Angriffe leitete el-Mancür in Person von 500 Reitern umgeben die Schlacht, wobei der über seinem Haupte getragene Sonnenschirm als Feldzeichen diente, bald rechts bald links sich wendend; er wurde aber von Abu Jazid durch eine Übermacht von 30000 Mann zur Flucht gezwungen, so dass die Verschanzung schon genommen war und das Lager geplündert wurde. el-Mancür hatte nur noch etwa 20 Reiter bei sich und wurde jetzt von Abu Jazid selber angegriffen, er zog sein Schwerdt, behauptete seinen Platz und stürzte sich auf Abu Jazid, so dass er ihn beinahe getödtet hätte. Dieser wandte sich zur Flucht, el- Mancür streckte alle nieder, die er erreichte, liess die Flüchtlinge, die schon den Weg nach el-Mahdia und Susa eingeschlagen hatten, zurück- rufen und verwandelte die anfängliche Niederlage in einen so vollstän- digen Sieg, dass dieser zu den denkwürdigsten aller Zeiten gerechnet wird, und die persönliche Tapferkeit, welche er dabei bewiesen und welche man ihm nicht zugetraut hatte, vermehrte die Ehrfurcht vor ihm. Es war gegen das Ende des Dsul-Ca’da 334, dass Abu Jazid von Keirawän abgezogen war, indess kehrte er bald zurück, es kam aber Niemand aus der Stadt heraus, dagegen setzte el-Mancür durch öffent- lichen Ausruf einen Preis von 10000 Dinaren auf seinen Kopf. Als er dann die Erlaubniss zu einem Kampfe gab, wurden seine Truppen geschlagen, die Verschanzungen erobert, dann wieder genommen, und dies wiederholte sich so mehrere Male, bis Abu Jazid die Verbindung zwischen el-Mahdia, Keirawän und Susa abschnitt und zu el-Mancür schickte und bat seine Frauen und Angehörigen in Freiheit zu setzen, dann wolle er sich mit seinen Leuten ihm unterwerfen; er bekräftigte dies mit einem feierlichen Eide. el-Mancür ging darauf ein, beschenkte noch die Familie mit Kleidern und entliess sie mit einer ehrenvollen Begleitung. Sobald sie bei Abu Jazid eintraf, brach er seinen Eid und sagte: er hat sie nur aus Furcht vor mir hergeschickt. Unter solchen Verhältnissen ging das Jahr 334 zu Ende und es Histor.-philolog. Olasse.e XXVI. 5 M 90 F. WÜSTENFELD, begann das neue; am 5. Muharram 335 fand wieder eine grosse Schlacht statt, in welcher die Berbern unterlagen und nach bedeutenden Ver- lusten sich zurückzogen. In der Mitte des Monats ordnete el-Maneür seine Truppen zu einer regelmässigen Schlachtordnung: auf den rechten Flügel stellte er die Africaner, den linken bildeten die Kitäma und er selbst führte das Centrum, welches aus seinen Leibregimentern bestand. Beim Beginn einer mörderischen Schlacht warf sich Abu Jazid auf den rechten Flügel und brachte ihn zum Weichen, dann wandte er sich gegen das Centrum, aber el-Mancür eilte herbei und rief: heute ist, so Gott will, der Tag des Sieges. Er machte mit seinem Corps einen ge- meinschaftlichen Angriff, Abu Jazid wurde zurückgedrängt, seine Leute fielen unter den Hieben ihrer Gegner, sie ergriffen die Flucht mit Zu- rücklassung ihres Gepäcks und Abu Jazid musste ihnen folgen. Die Zahl der Gefallenen war so gross, dass die Kinder aus Keirawän 10000 Köpfe zusammentrugen. Abu Jazid zog sich nach Tah Madit') zurück. el-Mancür beschloss nun, Abu Jazid keine Ruhe zu lassen, sondern weiter zu verfolgen und brach am letzten Rabi’ I. auf, indem er Maräm el-Caklabi”) als Statthalter zurückliess, und marschirte über Sabiba und Tabissa auf Bäga zu. Bis hierher war Abu Jazid gekommen und da ihm die Einwohner den Eintritt in die Stadt verweigerten, hatte er sie belagert und war nahe daran sie zu erobern, als er bei der Annäherung el-Mancürs abzog und einen Ort suchte, wo er sich einschliessen könnte, aber überall war ihm el-Mancür zuvorgekommen, bis er nach Tubna kam. Hier erhielt er die Nachricht, dass Muhammed ben Chazar el- Zanäti sich von ihm losgesagt und bei el-Mancür um Amnestie gebeten habe, welche ihm gewährt war unter der Bedingung, dass er sich an der Verfolgung Abu Jazid’s betheilige, und unter Zusicherung eines Geld- geschenkes von zwanzig Last, wenn er ihn gefangen nähme. Als dann el-Mancür in Tubna einrückte, kam ihm Gafar ben ’Ali, Gouverneur von Masila, entgegen und überreichte ihm eine bedeutende Geldsumme. 1) Ein unbekannter Ort; vergl. die Varianten Ibn el-Athir VIN, 329. 2) Ibn el-Athir VIII, 329 Mudsäm el-Cikilli, Ibn Chaldün II, 537 Merah. GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. OL Die Verfolgung wurde nun eifrig fortgesetzt; Abu Jazid machte von Biskara aus noch einen Versuch, Muhammed ben Chazar wieder für sich zu gewinnen, aber vergebens, und suchte dann Schutz in den Bergen der Banu Barzäl, welche seine Anhänger waren, und ging in die Sand- wüste, damit die Verfolger seine Spur verlören. Hier sammelten sich wieder viele um ihn, er kehrte zurück nach Maccara, einem Orte zwi- schen Tubna und Masila, wo el-Mancür stand, und legte sich hier in einen Hinterhalt. Als el-Mancür dies gewahr wurde, ging er vorsichtig vor, Abu Jazid ordnete desshalb seine Leute zur Schlacht und drängte den rechten Flügel el-Mancürs zurück, dieser machte aber dann selbst einen Angriff und schlug Abu Jazid, so dass er die Berge Sälät zu er- reichen suchte. el-Mancür folgte ihm auf dem Fusse, trieb ihn durch unwegsame Gebirge und tiefe Schluchten vor sich her und wollte noch immer weiter vordringen, doch machten ihm die Wegkundigen begreiflich, dass es für eine Armee unmöglich sei, weiter zu kommen, das Futter und Wasser für die Pferde sei nicht anzuschaffen und dann kämen erst die unbewohnten Sandwüsten und Einöden von Südän, wenn Abu Jazid sich dahin begeben würde, so wolle er lieber vor Hunger und Durst umkommen, als durch das Schwerdt sterben. Durch diese Vorstellungen liess sich el-Mancür bewegen, nach Maccara zurückzukehren und hier kam zu ihm der Emir der Canhäga, Ziri ben Manäd, der Stammvater der nachherigen Dynastie der Ziriden, welchen er sehr ehrenvoll empfing und auszeichnete, und bald darauf meldete Muhammed ben Chazar, dass er Abu Jazid’s Aufenthaltsort in der Wüste in Erfahrung gebracht habe. Allein el-Mancür verfiel hier in eine schwere Krankheit und konnte sich erst am 2. Ragab, nachdem er sich erholt hatte, nach Masila begeben, wohin ihm aber Abu Jazid, als er von der Erkrankung hörte, zuvorge- kommen war, so dass er die Stadt schon belagerte. Indess bei el-Mancürs Annäherung zog er ab und wollte sich nach Südän durchschlagen, woran ihn die Banu Kamlän und Hawwära hinderten, die jetzt treulos gegen ihn verfuhren. Er wandte sich desshalb in die Berge der Kiäna und ’Agisa, nahm dort eine feste Stellung und zog wieder Mannschaften zu sich heran, welche von hier aus Raubzüge unternahmen. Am 10. M2 92 F. WÜSTENFELD, Scha’bän traf el-Mancür dort ein, da aber Abu Jazid nicht herab kam, zog el-Mancür wieder ab, und nun überfiel Abu Jazid die Nachhut; daraus entspann sich eine Schlacht, da el-Mancür rasch umgekehrt war, und Abu Jazid wurde geschlagen, brachte aber noch seine Kinder und Angehörigen in Sicherheit. Zwei Reiter holten ihn ein, schnitten seinem Pferde die Fusssehnen durch, so dass er herunterfiel; einer seiner Sol- daten nahm ihn zu sich aufs Pferd, nun kam Ziri ben Manäd hinzu, traf ihn mit der Lanze und warf ihn herunter, es entstand ein heftiger Kampf um ihn, bis er von seinen Leuten gerettet wurde; an diesem Tage waren über 10000 seiner Anhänger geblieben. el-Mancür setzte am I. Ramadhän die Verfolgung fort, es wurde von beiden Seiten hartnäckig gekämpft, ohne dass es zu einer Entschei- dung kam, weil die Schluchten und das schwierige Terrain eine Ent- faltung der Streitkräfte nicht möglich machte. Endlich musste Abu Jazid sich doch zurückziehen, er verbrannte sein Gepäck, seine Leute erstiegen die Berge und warfen mit Steinen herab, el-Mancür war immer mitten im Kampfe, öfter wurde man handgemein und man hätte glauben sollen, dass sie sich sämmtlich gegenseitig vernichten würden, zuletzt rettete sich Abu Jazid in eine befestigte Burg (Cala) der Kiäna und schloss sich darin ein. Die Hawwära und der grösste [heil der übrigen Anhänger des Abu Jazid baten jetzt um Frieden; el-Mancür willigte ein und zog dann vor die Burg, belagerte sie und schloss sie von allen Seiten ein. Die Besatzung vertheidigte sich tapfer und erst nach wiederholten Angriffen gelang es einen Theil der Burg zu erobern; sie warfen Feuer hinein, wodurch die anderen zur Flucht gedrängt wurden, und Abu Jazid zog sich mit seinen Kindern und den Anführern in das Castell der Burg zurück. Die Thore wurden in Brand gesteckt und el-Mancür befahl auch das Gebüsch am Berge anzustecken, damit Abu Jazid nicht in der Dunkelheit entkommen könne, und die Nacht war taghell erleuchtet. Gegen Morgen nahmen ihn einige leute auf die Schultern und machten einen unerwarteten Ausfall, man liess sie durchkommen und er war in Freiheit. Nachher kam ein grösserer Theil von der Burg herab, sie GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 93 wurden fest genommen und erzählten, dass Abu Jazid die Burg bereits verlassen habe und el-Mancür befahl ihn zu verfolgen, indem er sagte: er muss noch ganz in unserer Nähe sein; und siehe, da wurde er schon herbeigebracht. Nämlich die drei Männer, welche ihn aus dem Bereiche des Kampfes fortgetragen hatten, weil er an einem Fusse gelähmt war, hatten ihn dann verlassen, er schleppte sich allein fort um von dem Abhange hinunter zukommen, fiel dabei in eine Vertiefung, wurde hier gefunden und zu el-Mancür gebracht, welcher bei seinem Anblick nieder- fiel und Gott dankte, während die Umstehenden ein Freudengeschrei erhoben. Dies geschah Sonntag den 24. Muharram 336 und Abu Jazid lebte danach noch vier Tage, dann starb er an den erhaltenen Wunden; el-Mancür liess ihm die Haut abziehen, sie mit Stroh ausstopfen und in einen eisernen Käfig setzen, worin zwei Affen um ihn spielten‘). Dies Ereigniss wurde im ganzen Lande verkündet. Diese siebenjährigen ununterbrochenen Kämpfe gegen Abu Jazid hatten noch ein kurzes Nachspiel, indem sein Sohn Fadhl die flüchtigen Truppen wieder sammelte, sich mit Ma’bad ben Chazar”) verbündete und der Nachhut el-Mancürs auf der Rückkehr bei Biskara und Tubna den Weg verlegte; ein Corps unter den Freigelassenen Schafi und Keicar, von Ziri ben Manäd mit seinen Canhäga unterstützt, zerstreute ihre Banden, el-Mancür verfolgte Ma’bad selbst noch bis Masila, wo er seine Spur verlor. Er erfuhr hier aber noch, dass Hamid ben Jacil, sein Präfect in Tähart, ihm den Gehorsam verweigert und sich in Tanas nach Spanien eingeschifft habe; er begab sich desshalb nach T’ähart, setzte hier und in Tanas neue Statthalter ein, wandte sich hierauf gegen die 1) So Ibn el-Athir und nach ihm Ibn Chaldün IL, 539; bei letzterem III, 211 und bei Ibn ’Adsäri pag. 228 heisst es, dass er in einem Käfig lebend mit nach el-Mahdia genommen, dort (Ibn Chald. gegen das Ende des J. 335 gestorben) um- gebracht und vor dem Thore, an welches er einst mit seiner Lanze angeklopft hatte, ans Kreuz geschlagen sei; jedoch kennt Ibn ’Adsäri auch die andere Überlieferung nach el-Cudhä’:. 2) Ibn el-Athir VIII, 332 nennt Muhammed ben Chazar, welcher sich aber el-Mancür unterworfen hatte, auch lässt er beide getrennt sich auflehnen. 94 F. WÜSTENFELD, Lawäta und trieb sie in die Sandwüste, und verfolgte dann el-Fadhl weiter, der sich nach Castilia zurückgezogen hatte, kam nach Cafca, von hier nach Maddila im Gebiete el-Zäb, eroberte die benachbarte Festung Mädäs, gab es aber endlich auf, ihn zu erreichen, weil er sich in die Wüste geflüchtet hatte und kehrte nach el-Mahdia zurück, wo er im Ramadhän 336 seinen Einzug hielt. el-Fadhl zeigte sich später wieder im Gebirge Auräs, erschien plötzlich vor Bägäja, welches er zu belagern anfing, wurde hier jedoch von einem seiner eigenen Leute, Batit ben Ja’lä, ermordet. der seinen Kopf zu el-Mangür brachte. — Auch Ajjüb, der andere Sohn des Abu Jazid, wurde bald nachher von Abdallah ben Bakkär, einem Häuptling der Magräwa, überfallen und getödtet, welcher ebenfalls seinen Kopf zu el-Mancür brachte, um sich dessen Gunst zu erwerben. el-Hasan ben ’Ali el-Kalbi, welcher wegen seiner ausgezeichneten Leistungen, die er als Anführer in den Kämpfen bewiesen hatte, bei el- Mancür in hohen Ehren stand, erhielt gleich darauf unter sehr schwie- rigen Verhältnissen die Statthalterschaft von Sicilien, und während nun dort gekämpft, auch noch eine Flotte an die Italienische Küste geschickt wurde, verliefen die nächsten Jahre in dem ganz erschöpften Africa ruhig. Es gelang noch im Anfange des J. 341 Ma’bad und seinen Sohn gefangen zu nehmen und sie wurden in Mancüria hingerichtet. Abu Gafar Ahmed ben Muhammed el-Marwarrüdsi erzählt aus seinem Leben: Ich begleitete el-Mancür auf einem seiner Züge gegen Abu Jazid und ging neben ihm her; er hatte zwei Lanzen in der Hand, von denen er eine mehrmals fallen liess, ich hob sie auf, reichte sie ihm hin und indem ich darin eine gute Vorbedeutung fand, citirte ich den bekannten Vers: Da warf sie ihren Stab hin und der Wohnplatz machte sie freudig bewegt, Wie sich im Auge des Wandrers bei der Heimkehr die Freude ausdrückt. Da sagte er: weist du nichts besseres als dies? treffender wäre doch (die Koranstelle Sure 7, 114—116): „Und wir offenbarten dem Moses: Wirf du den Stab hin; und siehe, dieser verschlang, was sie trügerisch gebildet hatten. So kam die Wahrheit an den Tag und wurde das, GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 95 was sie gemacht hatten, zu nichte, dort wurden sie besiegt und umge- kehrt in Verachtung gebracht.“ Da erwiederte ich: o Herr! du bist der Nachkomme des Gesandten Gottes und redest so nach deiner Pro- phetengabe. Abu Ga’far setzte noch hinzu: el-Mancür hatte einen scharfen Verstand, klare Einsicht, tiefe Kenntniss und eine vorzügliche Beobachtungsgabe. Ich recitirte ihm einmal einige Verse, worin ich darauf hindeutete, dass er seinem Sohne Ma’add als seinem Nachfolger möchte huldigen lassen, da antwortete er: ich hoffe, man wird auf den Kanzeln von Mekka, Medina und anderen Orten für ihn beten; und so geschah es. Nach seiner Rückkehr liess el-Mangür in der Ebene von Keirawän, wo das Haupttreffen gegen Abu Jazid stattgefunden hatte (vergl. S. 89), eine neue Stadt erbauen; hier stand die Vorstadt Cabra, welche erweitert wurde und einen schönen Palast erhielt, den er im J. 337 bezog, und die Stadt nannte er Mancüra oder Mancüriat. Das Ganze bildete dann nur einen zweiten Theil zu Keirawän, da aber auch die Markt- plätze dahin verlegt wurden, zog sich der ganze Verkehr dahin und die Altstadt Keirawän gerieth in Verfall. Noch mehr hatte el-Mahdia durch die Verlegung der Residenz zu leiden und es verfiel noch rascher wieder, als es dreissig Jahre zuvor entstanden war. | Um die Mitte des Jahres 341 hatte el-Mancür einen Ausflug nach Safakis und Tunis gemacht und war dann nach Cäbis gereist, von wo aus er die Einwohner der benachbarten Insel Garba zum Gehorsam auf- forderte, sie erklärten ihre Unterwürfigkeit und als Unterpfand ihrer Treue nahm er einen Mann von dort mit sich. Die Reise hatte einen Monat gedauert und nach seiner Rückkehr erliess er eine Bekanntmachung, worin er seinen Sohn Ma’add zu seinem Nachfolger ernannte. Im Ra- madhän unternahm er dann eine Vergnügungsreise nach Galülä, einem Städtchen eine TTagereise oder 24 Arabische Meilen von Keirawän auf 1) Es scheint, als wenn dieser neue Name, ebenso wie Muhammedia für Ma- sila, nicht recht in Gebrauch gekommen ist; Edrist nennt nur Qabra und das von ihm erwähnte Mangüria ist ein ganz anderer Ort. 96 F. WÜSTENFFLD, dem Wege nach el-Urbus und Masila, in dessen Nähe Sardänia, der schönste und angenehmste Aufenthaltsort von Africa, liegt; besonders prangt dort das Obst in üppigster Fülle und z. B. Citronen erreichen eine Grösse, dass vier Stück eine Camellast ausmachen! Solche Pracht- exemplare waren nach dem Schlosse zu Mancüria gebracht, Cadhib, die bevorzugte Geliebte el-Mancürs, hatte sie hier bewundert und den Wunsch geäussert, sie an Ort und Stelle an den Zweigen hängen zu sehen. Dies war die Veranlassung zu der Reise nach Galülä mit einem Gefolge; nach einigen Tagen trat aber eine sehr strenge Kälte ein und es erhob sich ein heftiger Wind, so dass el-Mancür beschloss zurückzu- kehren; unterwegs fiel hoher Schnee, er selbst ertrug das Unwetter standhaft, während mehrere von seinen Begleitern starben. Er kam ganz durchfroren und erschöpft in Mancüria an und wollte ein Bad nehmen, was sein Arzt Ishäk ben Suleimän el-Isräili verbot: er liess sich indess nicht abhalten und nach dem Bade nahm die natürliche Wärme nur noch ab und es trat Schlaflosigkeit ein. Da nach den Mitteln, welche Ishäk jetzt verordnete, die Schlaflosigkeit fortdauerte und ihm dies unerträglich war, fragte er einen der Diener, ob denn in Keirawän nicht ein anderer Arzt sei, der ihn davon befreien könnte, und erhielt die Antwort, dass grade ein junger Mann Namens Ibrähim dort angekommen sei. Er liess ihn holen und nachdem er ihm seinen Zustand beschrieben hatte, mischte jener ein Schlafmittel, that es in eine Flasche, hielt sie ans Feuer und liess ihn darauf riechen; nach einiger Zeit schlief er ein und Ibrähim entfernte sich sehr erfreut. Nun kam Ishäk hinzu um den Kranken zu besuchen, und als er erfuhr, dass er schlafe, sagte er: wenn er etwas bekommen hat, wonach er schlafen sollte, so ist er auch bereits gestorben. Als sie eintraten, fanden sie ihn todt, und wollten nun Ibrähim zu Leibe gehen, Ishäk erklärte in- dess, dass jenen keine Schuld treffe, er habe ihn nach der Vorschrift der Ärzte behandelt, nur habe er den Grund der Krankheit nicht ge- kannt und sie hätten ihm denselben verschwiegen; er selbst habe die natürliche Wärme beleben und dadurch den Schlaf herbeiführen wollen, da durch das angewandte Mittel diese Wärme nur noch mehr unterdrückt GESCHICHTE DER FATIMIDEN CHALIFEN. 97° sei, so habe er wissen können, dass er bereits todt sei. Er starb Freitag den letzten Schawwäl 341 nach einer Regierung von 7 Jahren und 16 Tagen und wurde in seinem Palaste zu Gabra oder in el-Mahdia be- graben. el-Mancür hinterliess fünf Söhne: Abu Tamim Ma’add, Häschim, Heidara, welcher im J. 382 in Ägypten starb, Abu Abdallah el-Husein in Magrib gestorben, und Abu Ga’far Tähir, ebenfalls in Magrib im Muharram 357 gestorben; dazu fünf Töchter und drei legitime Frauen. — Die Ober-Cadhis während seiner Regierung waren nach einander: Ahmed ben Muhammed ben Abul-Walid, Muhammed ben Abul-Mandhür, Abdallah ben Häschim, ’Ali ben Abu Schwaib in Mancüria, Abu Muham- med Zurära ben Ahmed und Abu Hanifa el-Nu’män ben Muhammed el-Tamimi; sein Oberst-Kammerherr hiess Ga’far ben ’Ali. Histor.-philolog. Olasse. XXVL. 3. N 5 ar er HR RER BUN 5) an Kay: NER. kSROTHEL REN Er Ne rl: Ban H ed DEN AUHERIRS Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden von Theodor Benfey. Fünfte Abhandlung. Composita, welche am Ende eines vorderen Gliedes a, ?, % in der Samhitä lang, im Pada kurz zeigen. Erste Abtheilung. (Vorgelegt in der Königl. Gesellsch. d. Wiss am 10. Januar 1880.) XV. St. Allgemeine Regel. I. Vor magha — ausgenommen Gen. Si. maghasya (vgl. Ausn. unter 3 und Bem. 1) — ist a, i gedehnt — u kömmt nicht vor — (RPr. 538; 557). Es sind folgende Fälle: 1. äcvä-magha. (In der 2ten Silbe) Rv. VII. 71, 1. 2. eiträ-magha. (In der 2ten) Rv. VII. 75, 5; 77, 3. — VIIL 58 (Väl. 10), 3. (4 in 8) Rv L 48, 10. 3. tuvi-magha. (2) Rve NV. 520 8. (6 in 8) oRy.. 1. 29, 1-7 (— Ath. XX424,, 17) Refrain. — VIII. 61050), 18 Svw.. IE 6. 1327.02) 31.70), 2. Sv. I. 1. 2..6..2). 02 (81), 29 (sv. II. 211.018. 2. = Ath, XX. 60, 2). Histor.-philolog. Classe. XXVI. 2. A 8 THEODOR BENFEY, Ausnahme: Zuvi-maghäsya. (6 in 11) Rv. V. 33, 6 | vöv — |, wo das Metrum keine Länge forderte, vielmehr | vvv — | viel häufiger ist ls |v —v — |. 4. eatä-magha. (6 in 8) Rv. VIIL 1, 5; 34,7. — IR.\62, 14. (10 in 12) Rv. VIIL 33, 5. 5. erutä-magha. (6 in 8) Ry.. VIII. 93 (82), 1 (— Sw.L. 2. 1.4. 1, Ath RX. 77h). 6. sahäsr ä-magha. (3.in 11), Ry. V-Il. 88, 1. Bem. 1. Ausser dem unter 3 angeführten Beispiel für die Aus- nahme, erscheint noch: malı-maghasya Rv. 1. 122, 8 metrisch, wie dort | vw — |. Bem. 2. Unter den 16 Stellen, in denen a, i vor magha gedehnt erscheint, sind 15, in welchen die Dehnung in Silben auftritt, in welchen Dehnung von Wortauslauten nothwendig (6 in 8; 10 in 12) oder sehr häufig (in der 2ten; A4ten) ist; nur eine einzige (No. 6) kömmt vor (in 3 in 11), die wir nicht aus dem Einfluss des Metrums zu erklären ver- mögen. Es ist also wahrscheinlich, dass wir trotz dieses Falles diese Dehnung nur dem Einfluss des Metrums zuschreiben dürfen. Dafür sprechen auch die beiden Ausnahmen unter 3 und in Bem. 1, in denen die Kürze bewahrt ist, weil das Metrum an dieser Stelle des Stollens (6 in 11) keine Dehnung erforderte. Ferner, dass agva, citrd, gatd, erutd und sahäsra im Rv. als vordere Glieder sonst nur kurz auslauten, über tuwi und sahdäsra s. $ 2, No. 67; 145. Die nicht-metrische Dehnung (No. 6) erklärt sich vielleicht aus dem Einfluss der 15 Fälle, in denen vor magha gedehnt ward. In nicht-vedischen Werken ist bis jetzt keine dieser Zusammen- setzungen nachgewiesen. II. Vor vası — ausgenommen, wenn vasu auch das vordere Glied bildet und in sahd-vasum — werden a, i, u gedehnt (RPr. 538; 555; 558). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 3 7. äkshitä-vasu. (6 in 8) Rv. VIII. 49 (Väl. 1), 6. 8. äghriza i-vası. (10 in 12) Ry. VIII. 60 (49), 20. 9. üpä-vası. (6 in 8) Rv. VI. 56, 6. (10 in 12) Rv. IX. 84, 3; 86, 33. 10. »itä-vasu. (6 in 8) Rv. VIII. 101 (90), 5. 11. gürtä-vasu. (6 in 8) Rv. X. 132, 1. Vgl. über das Metrum RPr. 905 und M. Müller p. CCCXIII, 5. Ich folge dem Pıräticäkhya, insofern ich dem ersten Stollen acht Silben gebe; um die überschüssige neunte zu entfernen, lese ich mit Einbusse des auslautenden m vor Vocalen : Yjäned für Yjdnadm id; dass auslautendes m vor Vocalen mehrfach eingebüsst wird, ist bekannt und auch von den Indern erkannt. Genaueres darüber bei Behandlung des vedischen Sandhi. | 12. eiträ-vasu (VPr. III. 96; TPr. IIl. 4). By ViS: III: 18:08. 1. 5. 5.4; 7,5. Zwar in einem Yajus, aber der Anfang ist sicherlich erster, und zwar achtsilbiger, Stollen eines Verses; darin bildet Zr& die zweite Silbe. [13. jenyä-vasu. Ich gebe dieses Wort in Klammern, weil es vom Standpunkt des Präticäkhya nicht hieher gehört; denn auch der Pada-Text hat 4; allein es ist keinem Zweifel zu unterwerfen, dass auch hier das Dehnung des a im Thema jenya ist. (6 in 8) Rv. VIII. 38, 7, z. 1. jeniävasü. (10 in 12) Rv. VII. 74, 3 (= VS. XXXIIl. 88) ebenfalls z. 1. jeniäv?). 14. purü-vasu (vgl. VPr. III. 96; Whitney zu AthPr. III. 12). (2), Rv. V. 42,7. — VII 32, 24 (—=.sy..I4 1.2.7); — VIII. 46, 13. (6 in 8) Rv. I. 81, 8 (— Ath. XX. 56, 5). — VII. 3, 3 (= A2 4 THEODOR BENFEY, Sv. I. 3.2.1.8 = VS. XXXIH. 81. Ath. XX 10471); 4, 15; 5, 45.8, 12; 32, 11; 46,1 (= Sv. I. 2. 2. 5. 9); 61 (60), 32 x on Bem. zu Rv.X. 24, 1: Vers 1—3 dieses Hymnus sind nur schein- bare ästärapankti 8 — S + 12 + 12), wie sie die Inder bezeichnen. In Wahrheit sind sie, wie die drei andern (4—6) Anushtubh, aber mit Einschiebung von vi vo made nach jedem dritten und vivakshase nach jedem vierten Stollen (vgl. X. 21, wo sie in allen acht Versen, und X. 25, wo sie in allen elf Versen in gleicher Weise den Refrain bilden). (10 in 12) Rv. I. 47, 10. — 11. 1,5. — V. 36,3. — VI. 1, 12 (= 81.1. 3.2.1.2 — Ath XIV22 47), 46010 (va.ı). a eiWwL.3 1. 5 gi Ah. xx 50 52 (Väl. 4), 5; 71 (60), 10. (='Sv.. I1V7..2.:8. 1):.109.02),13. (6 in 11) Rv. VL\22, 4, (= Ath. XX. 36,4). — VIE: 38, 8% Beidemal | v— v — |, während, die Kürze den häufigeren Rhyth- mus | vw — | ergeben haben würde. Bemerkung zu No. 14. Wir haben also pur@vasu in 21 metrisch entstandenen Fällen; in zweien nur (6 in 11) ist keine metrische Er- klärung zulässig; der eine (VI. 22, 4) gehört einer verhältnissmässig späten Zeit an, wie die wirkliche Einbusse des anlautenden @ in asu- raghndh wahrscheinlich macht. In beiden Fällen mag die Länge viel- leicht erst von Recitirern eingeführt sein, weil sie in allen übrigen Stellen sich durch das Metrum geltend gemacht hatte, oder auch, weil sie vor -vasu sonst stets die Länge bemerkt hatten. 15. prabh ü-vasu. (6 in 8) Rv. VIII. 45, 36. — IX. 29, 3 (= $v. 11.9. 1. 1.3); 35, 6. (10 in 12) Rv.1.57, 4 (=Sw.l. 4. 2. 4. 4—= Ath. XX. 15, 4). (6 in 11) Bv. VII. 22,2 (= Sy. II. 3.1. 13.2) u Bemerkung: In vier Stellen erklärt sich also die Länge durch den Einfluss des Metrums (6 in 8 und 10 in 12); in einer (6 in 11) nicht, da hier auch | von — | eben so gut gewesen sein würde; wir dürfen sie aber hier wohl aus dem Einfluss jener vier erklären. Auf demselben D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH. U. PADA-TEXTEN D. V. 5 beruht wohl auch, dass Prabhüvasu als Eigenname eines Dichters (von Rv. V. 35 und 36 und IX. 35 und 36) mit langem & gesprochen und geschrieben ward; oder sollte hier die Dehnung dazu dienen, das Wort als Eigenname vom Adjectiv zu scheiden, ähnlich wie im Griechischen mehr- fach die Accentuation? Im gewöhnlichen Sanskrit erscheint prabhu als vorderes Glied nur in zwei Zusammensetzungen prabhü-deva und prabhü- bhakta, in denen die Kürze bewahrt ist. Vgl. No. 17 vibhüvasu und No. 138 Vaibhüvasa. 16. radä-vası. 40. in 12) Rv. VIII. 32, 181(=Sv. I. 4.11.72,.8= Ath. XX. 82, 1); also metrisch. Bem. Leider erscheint das Wort bloss im Vocativ, so dass über die Accentuirung desselben keine absolute Sicherheit zu gewinnen ist; allein ohne die Länge, also in der Pada-Form rada-vasu, tritt es in die entschiedenste Analogie mit dem Eigennamen frasd-dasyu, welcher ent- weder für einstiges frasdd-dasyu (für ursprüngliches trasat-d0) steht, oder eine mit diesem begrifflich identische Bildung ist; es verhält sich dazu, wie z. B. griechisch g„sos-oz«yvio, yeo£-novo und andre der Art zu PE0ES-ORrES für peost-0ax&s, worin peget — sskr. bharat in bhardd-väja, und bedeutet ‘Die Dasyu’s (Feinde) erzittern machend’ (von tras 'zittern, sich fürchten’, mit Uebertritt in die transitive Bed. ‘zittern machen, wie das im Veda bei intransitiven Verben nicht selten, vgl. z. B. ran ‘sich freuen’ und ‘erfreuen’). Die metrische Kürze des a steht in trasdaasyu auf jeden Fall fest (vgl. Rv. I. 112, 14; IV. 38, 1 und VIII. 19, 36 [wo ain 6 in 11 we: IV. a2, 8; 9; VII. 19, 3. [wo es in 7 in 11 2]: X. 120, 5 [wo 7 in 12 —w—]; V. 27, 3 [wo 9 in 110——]; VII. 49 (Väl. 1), 10 [wo 9 in 12 9»—v —]|; sogar kurz in 6 in 8 [wo mit verhältnissmässig sehr wenigen Ausnahmen nur Länge erscheint, in Rv. Yul)s, 2] vw — — |]; endlich auch in der zweiten Silbe V. 33, 8; VIII. 36, 7; radavasu und trasddasyu, in denen das vordere Glied genau dieselbe categorische Bedeutung hat, wie die vielen Zusammensetzungen des Griechischen, in denen dieses auf & endigt — nämlich die eines das hintere Glied regierenden Ptcp Präsentis (rada-vasu ‘Reichthum spen- 6 THEODOR BENFEY, dend’) — treten also in die strengste Analogie mit diesen im Griechischen so zahlreichen vorderen Compositionsgliedern auf e und, wie ich es 1838) zuerst gewagt habe, auf zwei sanskritische Bildungen — die ein- zigen die mir damals zugänglich waren — und sehr wenige des Zends hin die arischen Zusammensetzungen dieser Art mit den griechischen zu identificiren, so halte ich jetzt für wahrscheinlich, dass der Mangel eines auslautenden ? in Zrasd- und rada-, wodurch sie mit den griechi- schen dieser Art, z. B. agy&-xaxog, der Bildung nach ganz zusammen- fallen, dafür spricht, dass Formen ohne dieses auslautende ? schon als indogermanisch anzuerkennen sind. Möge es mir verstattet sein hierbei kurz zu bemerken, dass auch die dem begrifflichen Werthe nach hieher gehörigen griechischen Zu- sammensetzungen auf auslautendes o im ersten Glied, wie dwot-duixos, dwoi-nvyos, Nppr. Awoi-Jeog, dsıoı-detuwv, Ösici-Feog, Avot-dıxos und viele andre ebenfalls in — soviel mir bekannt — zwei sskritischen Beispielen widergespiegelt werden, nämlich in dati-vära (Rv. 1. 65, 4; 167, 8; II. 51, 9; V. 58, 2; VI. 24, 2; VII 15, 12; 42, 24), welchem ein grie- chisches *dwoi-Fnoo ‘Wünschbares gebend’ entsprechen würde, und ranti- deva, nur als Eigenname bewahrt, aber (von ran) ‘die Götter erfreuend’ bedeutend. Auch diese Bildung scheint demnach schon der indogerma- nischen Zeit angehört zu haben. 17. vibhü-vasu. (10 in. 12) Rv. IX. 72, 7, 86, 0 e sv. LA mn Metrisch. 1) in den ‘Ergänzungsblättern zur (Hallischen) Allgemeinen Literatur-Zeitung', 1838 Mai, S.338. Rosen hat gleichzeitig dieselbe Bemerkung gemacht, allein, obgleich sie in demselben Jahr in seinen Anmerkungen zu ‘Rigveda-Samhita, liber primus’ p.XXIsqgq. gedruckt ward, kam dieses Werk doch erst bedeutend später in die Oeffent- lichkeit, weil Lassen ersucht war, es fortzusetzen. In dessen Händen war es noch im August 1838, wo er mir die Anmerkung zeigte, zugleich voll Erstaunen über das Zusammentreffen und noch mehr — wie er sagte — über meine erfolgreiche Kühnheit. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 7 18. vievä-vasıu (vgl. SvPr. 218 (das Wort findet sich jedoch nicht im Sv.); VPr. IIL. 100; Whitney zu AthPr. III. 9). (6 in 8) Rv. X. 85, 22 (— Ath. XIV. 2, 33 mit VV. LL.) — VS. II. 3 (der Anfang von a ist ein achtsilbiger Stollen). (2) Rv. X. 85, 21; 139, 4. 19. svä-vasu (vgl. AthPr. III. 12). (10 in 12) Rv. V. 44, 7 (zu lesen sud-vasuh). (6 in 11) Ath. VII. 50,3 @-"v— es ist nämlich ebenfalls sudvasum zu lesen). Die Dehnung ist im letzteren Fall nicht metrisch, da | vw — | noch häufiger. Der Vers ist aber identisch mit Rv. V. 60, 1, wo V. L. svava- sum (zu lesen sud-vasum) mit kurzem ad. Bem. Also einmal (10 in 12) metrisch; in dem anderen Fall ist die Leseart sehr zweifelhaft. Zu der Zeit, als sie sich im Ath. fixirte, konnte die Dehnung durch Einfluss der so häufigen Dehnungen vor hin- terem -vasu herbeigeführt sein, oder selbst durch Bekanntschaft mit der Regel des RPr. (citirt in$ 1. ID. Ausnahmen zu 1. väsu-vasu Rv. X. 76, 8 in der 2ten Silbe, wo die Dehnung nicht nothwendig. Ä sahä-vasum, Rv. IL. 13, 8, in 6 in 12 |wv — | , wo die Kürze in grösster Majorität vorhertscht. Bemerkung zu Il. Es sind also 42 Fälle, in denen sich die Deh- nung aus metrischem Einfluss erklärt, 5, in denen dies nicht der Fall ist, sie aber durch Einfluss von jenen — also, wenn auch nicht unmit- telbar, doch mittelbar — ebenfalls durch das Metrum entstanden sein mochte, 8 THEODOR BENFEY, 82. Aufzählung der übrigen hieher gehörigen Zusammen- setzungen in alphabetischer Ordnung nach dem Anlaut des vorderen Gliedes. 20—22. &A- privativum. Es erscheint lang in drei Wörtern und zwar in ’ 20. ä-deva (RPr. 180). (7? in 12) Rv. II. 22, 4, zu lesen abhi d’devam (der Vers kehrt Sv. 1. 5. 2. 3. 10 wieder, wo aber Aderam mit kurzem a und noch andre VV. LL.). — VIII. 59 (Väl. 11), 2. In beiden Stellen ww 7 —). Bemerkung: In den Göttinger Nachrichten, 1874, S. 641 habe ich angenommen, dass ddevih auch Rv. VI. 49, 15 —, wo die Inder die anlautende Länge für grammatisch nehmen, sie also auch im Pada- Text bewahrt ist — für adevih stehe; ich habe dabei übersehen, dass auch Grassmann (Wtbch 177, vgl. auch Uebersetzung, 1876, I. 279) es schon so aufgefasst hat. Auch Ludwig (Uebersetzung, 1876, I. 233) nimmt es eben so. Ausser dem für diese Auffassung in den Nachrichten angegebenen Grund — welchen ich weiter hätte fassen sollen, näm- lich: dass überhaupt solche theilweise Wiederholungen eines vorhergehen- den Stollens sehr häufig sind (vel. z. B. Rv. I. 137, 1—3 (in allen dreien im ersten und dritten Theil der Strophe); 138, 1—3; 139, 1—4 und 6—10. — 11. 43, a ZU HV. 11,2% 3.) 28 5052 Vera Wa 16; 17. — VI. 2, 11; 15, 3; 15; 48, 15 u. aa.) — vgl. man Vicah adevih VIII. 96 (85), 15%). — Das 4 fällt in die 3te Silbe. 1) Beiläufig bemerke ich, dass @deva schwerlich in anderer Weise zu erklären ist, als in der von Säyana zu Rv VI. 49, 15 gegebenen — trotz dem dass es ge- rade an dieser Stelle, wie bemerkt, für adeva steht. Er fasst es als eine elliptische Bahuvrihi-Composition: ägatä deva yäsu ‘zu welchen die Götter gekommen’. Sie passt Rv. IV. 1. 1, wo Agni so genannt wird als Repräsentant des Opfers, zu wel- chem die Götter kommen; das vor d’devam stehende vicvam übersetzt Grassmann (I. S. 107) durch *steten’ (als Beisatz des Agni), Ludwig (I. S. 359) durch ‘den all- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAWH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 9 An eben derselben Stelle der Nachrichten S. 639 ff. habe ich auch in Bezug auf Rv. 11. 23, 16 die Ansicht auszuführen gesucht, dass da- selbst statt d devdndm zu lesen sei d’devänäim, ebenfalls mit Dehnung des „Anlauts für adevändam. Hier fällt das anlautende ä in die erste Silbe des Stollens. 21 (2). & -rupita (RPr. 179). (5 in 11) Rv. IV.5,7 (Zw -). 22 (3). &-sant (RPr. 179; 180; Whitney zu AthPr. II. 21 und IV. 90). (dosın 11) Rv. VIL 104,12 = Ath. VIII, 12, (2) Rv. V. 12, a. (7 in 11) Rv. VII. 104, 13 = Ath. VIUIL 4, 13 —v—- —), zu lesen hanti ä'sad. (6 in 11) Rv. IV. 5, 4 —v—). (5 in 11) Rv. VII. 104, 8 = Ath. VIIL 4,8 (* w—). Bem. zu 20—22: Nur in der 2ten Silbe und in 10 in 11 kann gegenwärtigen’; Grassm. Uebersetzung ist völlig unzulässig (in seinem Wtbch fehlt diese Bedeutung und auch diese Stelle). Ludwig’s lässt sich durch die im späteren Sskrit erscheinende Bed. ‘Alles in sich enthaltend’ (St. Petersburger Wtbch V.1223 u, d. W.1. c) vertheidigen. Nur würde ich dann diese Bed. selbst oder ‘allumfassend’ gewählt haben. Die drei ersten Verse des Hymnus gehören zu den mit sehr küust- lichen Metren und den eben im Texte erwähnten mit theilweisen Wiederholungen, welche verhältnissmässig jüngeren Ursprungs zu sein scheinen. Nicht unmöglich wäre aber auch, dass wir in den beiden Wörtern die Vertreter eine der Zusam- mensetzungen zu erkennen haben, über welche ich zuletzt in den Nachrichten 1878, S. 193 ff. gesprochen habe, so dass die wörtliche Uebersetzung ‘den — allen — Götter- besuchten’ bedeutet ‘zu dem alle Götter kommen’. Eben so passt diese Bedeutung Rv. VIl. 92, 4, wo die Opferherrn als d’devä- sah ‘solche, zu denen die Götter [natürlich gern] kommen’, bezeichnet werden. Grassmann hat ‘den Göttern treu’ (1. 371), Ludwig ‘den Göttern benachbart’ (II. 333). Endlich auch in der dritten und letzten Stelle Rv. II. 4. 1 ädeve jane ‘bei dem von den Göttern besuchten Volke. Damit trifft Ludwig (l. 321) durch ‘mit den Göttern verkerend’ fast ganz zusammen. Grassmann hat (I. 10) ‘gottergeben'. Histor.-philolog. Classe. XXVI. 2. B 10 THEODOR BENFEY, die Länge als metrisch mit einiger Sicherheit betrachtet werden; in allen übrigen Fällen (7 in 12; 5 in 11; 6 in 11; 7 in 11) passte die Kürze auf jeden Fall eben so gut ins Metrum. Es entsteht daher die Frage, ob in diesen Fällen — und eben so in den griechischen ö- Iavaro, &-xduato, @-v£gsAo — die Länge nicht eher auf der ursprünglicheren Form an- beruht, welche bekanntlich im Deutschen (goth. un-) und La- teinischen (in-) die allein herrschende blieb, im Sskr. und Griech. aber sich nur vor vocalisch anlautenden Zusammensetzungen — oft überein- stimmend z. B. sskr. dn-agva = @v-ınno — ‚erhalten hat. Wurde sie einst, wie im Germanischen und Latein, auch im Sskrit noch vor Con- sonanten gebraucht, so entstand Beschwerung durch Position, welche nach Einbusse der Position sich — neben dem kurzen a — als langes & erhalten konnte (vgl. z. B. von Alam durch Wirkung der Positions- beschwerung Alän-td, von jan (vermittelst *jant«, dann *jäntd, mit Ein- busse des n) jJäta. | Ich glaube sogar die ursprüngliche Dehnung des a privativum auch noch in einer Stelle annehmen zu müssen, in welcher sie die Inder nicht annahmen, nämlich Rv. I. 63, 5, wo der erste Stollen in der Sam- hitä lautet: tvä» ha tyäd Indrä’rishanyan aber zunächst, mit den bekannten Aenderungen, um die Silbenzahl (elf) zu erhalten, zu lesen ist tuä» ha tyäd Indara ärishanyan. Dann erhalten wir jedoch den Rhythmus v— —v| — vw |o — — mit | — vov | im zweiten Fuss. In den Beiträgen zur vedischen Metrik werde ich aber beweisen, oder wenigstens höchst wahrscheinlich machen, dass, wie eine auslautende Kürze an dieser Stelle (8 in I1 und 12) ge- i dehnt ward, so auch weder eine in- noch anlautende Kürze in ihr er- laubt war, der Dichter also, wenn das a privativum zu seiner Zeit wegen‘ seiner Entstehung aus an vor Consonanten lang gebraucht werden konnte — wie wir eben annahmen — er es auch hier vor r lang sprach, und also in einem Versuch die ursprüngliche Form des Rv. herzustellen D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 11 ärishanyan zu schreiben ist. In Rv. IX. 111, 3 (= $Sv. Il. 7. 3. 10. 2), wo der 3te Stollen lautet väjrac ca yad bhävatho änapacyutä _— 1 — lu—v lve—v—| die Ste Silbe also ebenfalls in der Samhitä kurz erscheint, ist das » von an, nach der allgemeinen Regel (vgl. z. B. nemannishah Rv. I. 56, 2 aus neman-ish), welche übrigens im Veda nicht durchweg herrscht und bei dem an- priv. nicht gilt, dennoch vielleicht verdoppelt gesprochen. 23. akshä-nah (RPr. 547). (2) Rv. X. 53, 7, also nur metrisch. \acch ä-vakäa TS. VII 1. 5. 5 erscheint auch im Pada-Text mit langem 4 und ohne Trennung der Zusammensetzung; vgl. IVte Abhalg 1, S. 8, wonach der auslautende Vocal in dcchä zur Vedenzeit lang war]. [ati-käcä TS.I. 2. 2. 2 ohne Verkürzung und ohne Trennung im Pada; vgl. Pän. VI. 3, 122; 123]. 24. adhi-väsa (im Pada getrennt und mit < nach VPr. III. 96 und TPr. Ill. 7; im Rv.-Pada dagegen ungetrennt und mit 2; vol. Pän..V]. 3, 122; 123). 2) VS. X&XV. 39 — IS. IV. 6. 9. 2 Rv. 1.162, 16). (Rv. I. 140,9. — X. 5, 4) in allen drei Stellen metrisch. 25. ananü-yäja (TPr. III. 7 vgl. anüydja). (Prosa) IS. VI. 1.5. 3. 26. anapä-vzrit (RPr. 559, vgl. apdvrita dpavriti). (Sin 11) Rv. VI. 32, 5. — X. 89, 3. Metrisch. 27. anü-käca (VPr. III. 128; 'TPr. III. 7; vgl. atikaga). (Prosa) VS. XXV. 2. — TS. V. 3. 1.3. 28. amü-jahire (Whitney zu AthPr. III. 12). (2) Ath. XVIIl. 3, 46. Diess ist, wie Wh..a. a..©. p.:129 B2 12 29. THEODOR BENFEY, ausdrücklich bemerkt, die Leseart aller Mscpte des Athar- vaveda. Im Rv. dagegen, wo sich der Vs X. 15, 8 (mit VV. LL.) findet, erscheint in der Samhit& anühire, welches der Pada-Text in anu=-thire trennt. anü-bandhyä (TPr. II. 7). (Prosa) Is. I]. 219. 7. 30. anü-yaja (IPr. Ill. 7; nur in den Taittiriya-Büchern, Säyana 31. 32. 33. 34. 35. zu Aitar. Brähm. I. 11; im Rv. nur anüydja, z. B. X. 51, 8:19). (Prosa) TS. IL. 6. 9. 4 (zweimal); VI. 1. 5. 4. Auch in der Ableitung z. B. anü-yäja vat TS. VI. 1. 5. 3 und Zusammensetzungen z. B. an-an ü-yäja TS. VL 1. 5. 3. prayäjän ü-yäja z. B. TS. 1.7. 1. 1. anü-rädhä (Whitney zu AthPr. III. 12; TPr. II. 7). (6 in 11) Ath. XIX. 15, 2 (v2 — — | ein sehr auffallender Rhythmus, da durch anu der regelmässigste | we | ent- standen wäre. Als Name der Mondstation erscheint Ath. XIX. 7, 3 anürddhä | De |, aber in TS. IV. 4. 10. 2, in Prosa, anürädhä'). anü-v3°jj (Whitney zu AthPr. III. 12; TPr. II. 7). (6 in 8) Ath. IX. 4, 12; metrisch. (Prosa) TS. V. 7,., 23. annä-vzidh (RPr. 560). (2) Rv..X. 1, 4; metrisch. apari-vzrita (RPr. 559). (3 in 11) Rv. Il. 10, 3 ((w-v |, vielleicht metrisch, da sonst der erste Fuss vvvv geworden wäre). apä-märga (VPr. III. 128; ob auch der Pada-Text des Ath. apa- hat, ist bei Wh. AthPr. nicht angegeben; im classischen Sskrit ist die Dehnung, durch Einfluss der vedischen Stellen, D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMR.- U. PADA-TEXTEN D. V. 13 in denen sie durch Einfluss des Metrums (2te Silbe) entstan- den war, fixirt, vgl. Sch. zu Pän. III. 3. 121 und VI. 2. 144; es ist nicht mit dem St. Ptsb Wtbch in apa-d- zu trennen, wie auch Ath. IV. 18, 7 apdmärgo "pa märshtu zeigt, wo die bei- den letzten Worte gewissermassen die Etymologie geben). (2) VS. XXXV. 11.— Ath. IV. 17, 6; 18, 7; 19,4. — VO. 65, 3. Metrisch. 36. äpä-varita (RPr. 543). «on 12) Rv.t..57:71. 0 Ath. X 15, 1). Metrisch; doch auffallend, dass die Länge gerade vor v so oft erscheint, vgl. No. 37; 38; 40; 43; 44; 45; 82; 83; 103 —108 und in der gewöhnlichen Sprache prävara u. aa. s. St. Ptsb. Wtbch. 37. äpä-vzriti (RPr. 543). (10 in 12) Rv. VIll. 66 (55), 3. Metrisch, vgl. jedoch zu No. 36. 38. apä-vr-Itya (nicht von Whitney im AthPr. erwähnt, aber wahrscheinlich, wie 36 zu betrachten). (2), Ath. XII. '2,:34. Metrisch, vgl. aber zu 36. 39. api-jü (RPr. 559). (10 in 12) Rv. II. 31, 5; metrisch. 40. Api-varita (RPr. 543). @ERvT 121, 4 — II 11,5, — X, 32,8, Metrisch; vgl. aber zu 36. 41. abhi-modamüd (Whitney zu AthPr. III. 12). (2) Ath., XI 7,26. = 8, 24, , Metrisch. 42. abhi-läpalap (Whitney zu AthPr. Ill. 12). (2) Ath. XI. 8, 25. Metrisch. 43. abhi-varga (Whitney zu AthPr. III. 12), vgl. zu 36. (6 in 8) Ath. II. 5, 2. — VI. 54, 2. (2) Ath. XI. 2. 4. '14 THEODOR BENFREY, Metrisch. 44. abhi-vartä (RPr. 544; VPr. III. 96; AthPr.X. 12) vgl. zu 36. (2) Rv. &.174,) 1553 —| Ath2 1.929,10; 3.7 Meltrisch. (In Prosa) VS. XIV. 23. 45. abhi-verita (RPr. 543; TPr. III. 7; Whitney zu AthPr. IE. 12). (6 in 8) Rv. III. 44, 5. — VIII. 39, 5; 100 (89), 9. — X. 176, 3 (= TS. II. 5.511. 1). (10 in 12) Rv. I. 164, 29 (= Ath. IX. 10, 7). — V1. 70, 4. (2) Rv. I. 35, 4. — X. 73, 2 (RPr. 584). Alle metrisch; vgl. aber zu 36. Dagegen Kurz (in 2) abh-vritya (folgt eine positionslange Silbe vrity®) Rv. X. 174, 2| w—ov| (RPr. 441). 46. abhi-shäh (TPr. IIL 7). (Prosa) TS. II. 3. 2. € (abhishahä). Bemerkung: Der Nominativ Sing. dieses Themas, nämlich abhi- shöt, welcher im Rv. (VII. 4, 8) und im Ath. XII. ı, 54 erscheint, wird im Pada-Text ganz wie in der Samhitä geschrieben, und diese Regel gilt auch für alle Nom. Sing. derartiger Zusammensetzungen; im Rv. also für rishi-shä't, jand-sha't, turd-sha’t, nish-shät, purd-shä't, pritand-shät, pragu-shä't, bhüri-shät, rayi-shät, vane-shd't, vird-shät, vrithä-sha't, satrd- shät, demgemäss findet sich im RPr. über die Länge des dem sk vor- hergehenden Vocals in abhisha’t, janäshät, turäshät, virdshät keine Regel. In dem VPr. dagegen und dem AthPr. findet sich ausdrücklich ange- merkt, dort V. 30, hier IV. 70 (vgl. II. 82), dass die dort erwähnten Wörter auf sha’t im Pada nicht getrennt werden; im AthPr. endlich wird die Dehnung von Vocalen vor -shät bemerkt (III. 1), aber im Pada erscheinen sie wie in der Samhitä (s. Whitney zu AthPr. II. 82 und IV. 1); in der VS. finden sich nur zwei hieher gehörige Wörter und nur in dem einen derselben, ritäsha’t, ist der Vocal vor sh ursprünglich kurz. In dem Ath. erscheinen, ausser den schon aus dem Rv. ange- führten abhisha’t und turäshä't, noch drei hieher gehörige, nämlich nishät, vigvädshät und gatrüshät. In der TS. finden sich ritäshät und turä- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 15: shät im Pada ungetrennt und ohne Verkürzung (s. Whitney zu TPr. p: 99). Der gedehnte Vocal findet sich (in 2) in abhishät Ath. XII. 1, 54 und XIII. 1, 28 — catrü- shät (vgl. unter eätrü-sah No. 139) Ath. V. 20, 11. — ri- tdshat VS. XVII. 38 (= TS. TIL. 4. 7. 1). (4 in 11) in Zuräsh@t Rv. III. 48, 4. — Ath. II. 5, 3 — in ntshät Ath. V. 20, 11. (10in 11) in Zuräsh@t Rv. V. 40, 4 (— TS.1. 7. 13. 4 = Ath.XX. 12, 7). — V1. 32, 5. — X. 55, 8. und in viräshät Rv. 1. 35, 6. In diesen drei Silben kann die Dehnung durch metrischen Einfluss erklärt werden. Dies ist aber schwerlich möglich, wo sie erscheint in (7 in 8) in vigväsha’d Ath. XIL 1, 54. und (6 in 11) in abhishdt Rv. VII. 4, s|v—— — |, wo 6 | vv — — | viel besser gewesen wäre, und in jandshät Rv. 1. 54, 11|v—v— |. Diese drei Fälle und die Länge in a- bhishahä in Prosa in der TS. scheinen gegen metrische Ent- stehung derselben fast entscheidend zu sprechen. Dennoch ist es dem gegenüber auffallend, dass wir keine Dehnung in rishi-shät, prägu-shät, bhüri-shät und rayi-sh@'t finden, während die Dehnung des vi in abhi sich in No. 41—45, d.h. in allen übrigen Fällen, durch metrischen Einfluss erklärt, und eben so sonst auch in letzter Instanz die des a in vieva- (vgl. No. 128 —134); ich glaube daher, dass auch in vieväshd't die Länge in 7 in S sich aus metrischem Einfluss erkläre, nämlich ent- weder unmittelbar durch den Einfluss der später geltend ge- wordenen Umwandlung der vedischen Anushtubh in den Gloka, in welchem im zweiten Fuss des ersten und dritten Stollens vorwaltend, nächt |v— —v|, wie hier im Ath., der Rhythmus v — — — herrscht (vgl. meine Chrestomathie aus Sanskritwerken $. 324), oder mittelbar durch Einfluss von vievä-säh, wo sich das 4 durchweg durch das Metrum er- klärt (s. No. 133). Dann bleibt nur janäshät, dessen langes dä 16 THEODOR BENFEY, sich wohl dadurch erklärt, dass im Veda in Folge des metri- schen Einflusses sich keine Form auf -ashä’t erhalten hatte. 47. amiträ-yüdh (RPr. 560). (37 in .12) Ry.. III: 29,15. Würde unmetrisch sein. Sollte es aber nicht vielleicht aus amitra-ä-yüdh bestehen ? Die Verbindung des Präfixes « mit yudh erscheint zwar in der ve- dischen Sprache nur im Nomen d'-yudh-a, wohl aber im späteren Sskrit (auch pra-a-). 48. avä-yati’ (RPr. 560). (8 in 12) Rv. VIII. 91 (80), 1; Akanyä ist, wie — mit einer einzigen Ausnahme — allenthalben, dreisilbig, vielleicht noch in der ältesten Form kanid‘ zu lesen (auch IV. 58, 9 wohl kanteva statt kanyd-iva, im Pada kanyd'h-iva, vgl. Gött. Nachr. 1879, 8. 396 ff. und insbesondre die Iste dieser Abhdlgen S. 246 ff.) Metrisch. [av a-cringä TS. II. ı. 8. 5, aber im Pada-Text weder Verkür- zung, noch Trennung der Zusammensetzung, Whitney zu TPr. p. 99. Prosa] [ashZä- (AthPr. III. 2 betrachtet ashta- als vorderes Glied ei- niger Zusammensetzungen als Vertreter von ashta-, allein in demselben Präticäkhya wird IV. 94 ausdrücklich vorgeschrieben, dass der Pada-lext die Samhitä-Form nicht verändern soll. Aehnlich giebt SvPr. 225—227 Regeln über Dehnungen des Auslauts von ashta-, wenn es vorderer Theil einer Zusammen- setzung; aber der einzige Fall dieser Art, welcher im Sy. vor- kömmt ashtd'-padi (Sv. 11. 3. 2. 9. 3) hat ebenfalls im Pada- Text dieselbe Form wie in der Samhitä. Ausserdem stimmen AthPr. III. 2 und SyvPr. 225. 227 auch darin überein, dass sie auch Beispiele geben, welche weder im Ath. noch Sv. vorkommen. Die Regeln sind augenscheinlich aus andern grammatischen Arbeiten in diese Präticäkhya’s hinübergenom- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENHR. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 17 men. Dennoch will ich hier die Fälle mit ashtd- und ashta- im vorderen Glied, welche ich aus den Veden notirt habe, mittheilen. Man vgl. dazu ‘Abhdig III, S. 11’, wo man Z. 15 hinter ‘Rv. X. 27, 15’ hinzufügen möge: ‘wo Oontraction ein- getreten ist’; ausserdem vgl. man noch Pän. VI. 3, 47; 49; 126. 1) Mit langem: ash#ä-kapäla vgl. Pän. VI. 3, 126). VS REIN, 60 TS. VI. 5. 14.) Prosa. ash#ä’-cakra. B)rAth. X.2, 312 XI 4, 22. ash7äcatvärisca (abgeleitet von ashtä-catväriecat). IVISSEOXIV. 23° ES. IV. 3.8. Prosa. ash#ädacä (abgeleitet von ashtd-dagan). | VS XV 23 —. TS. "IV. 3.8: Prosa. | ash2ä-paksha. | 2) Ah. IX. 3, 21. ash2#ä-pada, fem. di. | (2) Rv. I. 164, 41 (= Ath. IX. 10, 21. — U. 7,5. — VS. VII. 30. — Ath. V. 19, 7. (4 in 8) Rv. VIII. 76 (65), 12 (= $v. II. 3. 2.9. 3 — Ath. XX,. 42, 1). — Ath. X. 1, 24. ash7ä-yoga. (6.in 8) Ath. VT. 91, 1. ash?ä-vandhura. (2) Rv. X. 53, 7. ash7äviscä (abgeleitet von ashtd'-viegati). DR MACh.) RUE 8,2. ash7ä-vivcati. VS. XVIH. 25. Prosa. 2) Mit kurzem a. ash2a-karzaä, fem. nt. (9 in 12) Rv. X. 62, 7. Der Stollen lautet: Histor.-philolog. Classe. XXVI. 2. C 18 THEODOR BENFEY, sahäsram me dädato ashtakarnyah, und das letzte Wort ist ashtakarniah zu sprechen; a0 bildet die erste Silbe der iambischen Schlussdipodie, welche in weit überwiegender Mehr- zahl kurz ist; auch ist die folgende Silbe Okarn? positionsschwer. ash7a-putra. (9 in 11) Ath. VIIL 9, 21. Aehnlich, wie im letzten Fall bildet a0 die erste Silbe des in der weit überwiegenden Mehrzahl elfsilbige Stollen schliessenden Bacchius und die folgende Silbe hat ebenfalls Position. ash7ä-yoni. (2) Ath. VIII. 9, 21, also in demselben Verse, in welchem das vorige Wort mit kurzem a erscheint. Auffallend ist die Kürze in der 2ten Silbe, und ich wäre sehr erfreut, wenn der Schol. zu AthPr. IV. 94 mit Recht ashtd-yoni mit langem & aufge- führt hätte. Allein Whitney bemerkt ausdrücklich zu dieser Regel des Pr., dass der Samhitä- sowohl als der Pada-Text kurzes a haben; auch ist im AthPr. III. 2 unter den The- men, vor welchen ashtd- mit langem dä erscheint, yoni nicht aufgeführt. Ich würde daher fast glauben, dass die Kürze durch Einfluss von ashta-putra in demselben Vers herbeige- führt sei, wenn ashta-yoni mit & nicht auch in Taitt. Ar. I. 13 erschiene. Der Atharva V. ist übrigens stark von der späteren Sprache beeinflusst, so dass manche seiner Formen für die alte — speciell vedische Sprache — von keinem gro- ssen Gewicht sind. ashda-verishä. (4 in 8) Ath. V. 16, 8; es ist yddi’ash® zu lesen. Bem. Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass sich ashtd- mit 4 im vorderen Compositionsglied noch in vielen Wörtern” der sich an die Veden schliessenden Literatur findet und selbst in der späteren, so z. B. (nach Pän. a. den aa. OO.) allein vor Zehnern z. B. nur ashta- dagan, achtzehn, neben a von ‘vierzig’ an, z. B. ashlä-catvarimgat und ashtä-catvärimgat “acht und vierzig’; von ‘hundert an wird nur askta- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 19. in der späteren Sprache erlaubt, z. B. nur ashta-cata “hundert und acht, aber im Cat. Br. X. 4. 2. 23; 24 findet sich auch statt dessen asktd- gata. Man sieht, dass die kleineren — häufiger als die grossen — ge- brauchten Zahlen die alte Form bewahrt haben, die grossen dagegen haben, der allgemeinen Regel gemäss, wonach T'hemen auf rn, wenn sie das vordere Glied einer Zusammensetzung bilden, nur dieses n einbü- ssen, ohne eine Veränderung des ihm vorhergehenden Vocals zu erleiden, ashta- als vorderes Glied. Von den übrigen Zahlwörtern, deren Thema auf an auslautet, näm- lich pancan, saptin, navan und ddcan erscheint das T'hema als vorderes Glied stets mit kurzem a im Auslaut, z. B. panca-racmi, sapta-dhätu, ndva-pad, daca-bhuji. Sollen wir danach annehmen, dass ashtä- als vor- deres Glied seine auslautende Länge nur dem Metrum verdanke? Frei- lich erscheint sie nur in der 2ten und 4ten Silbe, und in der 6ten eines achtsilbigen Stollens, in denen metrische Dehnung so überaus häufig ist; allein sie erscheint ausserdem sehr häufig in Prosa und hat sich selbst in der späteren Sprache erhalten. Ja! der Umstand, dass die Pada-Ver- fertiger sie nicht zu kürzen wagten, scheint — zumal in Verbindung mit ihrer Verwendung in Prosa und in der späteren Sprache — dafür zu sprechen, dass sie zu ihrer Zeit in der Sprache lebendig war. Dies alles blos aus den — zumal im Verhältniss zu den in der lebendigen Sprache sicherlich sehr häufig gebrauchten Zahlwörtern, wie 18, 28, 38, arbiträr 48, 58, 68, 78, 88, 98 — sehr wenigen Fällen, wo die Länge dem Metrum zugeschrieben werden kann, ableiten zu wollen, scheint mir doch höchst gewagt, ja wohl kaum zulässig. Ich schwanke zwischen zwei Erklärungen und gestehe, dass ich bis jetzt kein Moment erkennen konnte, durch welches eine der beiden entschieden überwiegend würde; doch neige ich mich ein wenig mehr der zweiten zu, weil sie in Analogie mit dem Griechischen und Latein tritt. Ich werde sie beide kurz mittheilen, in der Hoffnung, dass es einem der Mitforscher gelingen wird, einer dieser beiden durch Hervor- hebung eines mir entgangenen Momentes ein entscheidendes Ueberge- wicht zu verschaffen, oder eine andre unzweifelhafte zu gewinnen. C2 20 THEODOR BENFEY, Die erste Erklärung betreffend, so ist keinem Zweifel zu unter- werfen (vgl. weiterhin latein. octin-genti), dass die thematische Form ur- sprünglich ohne Veränderung vortrat, also im Sanskrit deren Reflex ashtan. Geschah dies nun vor consonantisch anlautenden hinteren Glie- dern, dann trat durch die Position eine Beschwerung des dem n vor- hergehenden Vocals ein, welche, nach Einbusse des n, sich in der Deh- nung desselben erhalten konnte. Die so entstandene Dehnung wäre in den Fällen, wo ashtä- erscheint, bewahrt. Diese Erklärung tritt in Ana- logie mit den ebenfalls nur wenigen Fällen, in denen a des an- priva- tivum lang erscheint (s. S. 8 fl.). Die zweite Erklärung findet nicht einen bloss quantitativen, ge- wissermassen zufälligen Unterschied in diesem ashtd- und ashla-, son- dern einen grammatischen. Im Griechischen sowohl als im Lateinischen finden wir wesentlich zwei Bildungen dieses Zahlwortes, wenn es als vorderes Element einer Zusammensetzung erscheint, nämlich griech. OXTW- (z. B. öxtw-ddzxrvRos) — latein. octo (z. B. octo-jugis); 2) griechisch öxz«- (z. B. öxre-ÖdxrvAos); diesem entspricht lateinisch octin-, wie dies durch das Verhältniss des latein. octin-genti zu griech. örte-x00101 und die so- gleich zu gebende Erklärung desselben über allen Zweifel erhoben wird. Was nun d«rw-, latein. octo- betrifft, so sind sie augenscheinlich die Form, welche dieses Zahlwort, indeclinabel geworden, in diesen Spra- chen stets hat, und darin ist sicherlich ein ursprünglicher Nominativ zu erblicken, welcher genau dem vedischen Nominativ desselben asht6’” ent- spricht (wahrscheinlich Nominat. plur. für ursprüngliches aktänd, vgl. IV. 3, S. 17 unter sapta; in den so häufig gebrauchten Zahlwörtern traten bekanntlich Verstümmelungen sehr häufig und wohl schon früh ein). Demgemäss bezweifle ich kaum, dass sskr. ashtä — als vorderes Glied einer Zusammensetzung — mit diesem Nominativ identisch ist und öxtw- lat. 0cto- genau widerspiegelt. Was dagegen öxww- als vorderes Glied betrifft, so ist schon lang — seit Bopp — bekannt, dass auslautendes «@ im Griechischen gewöhn- lich dafür entscheidet, dass ein ursprünglich folgender Nasal hinter ihm eingebüsst sei, z. B. ein m in &wye für !iwyeu, ein v im «- privativum D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH. U. PADA-TEXTEN D.V. 2t - für &v-, welches sich nur — gerade wie im Sskrit — vor Vocalen hielt, während es im Latein und Deutschen auch vor Oonsonanten bewahrt ist. Griech. öxte- deutet daher auf ein einstiges öxteu- oder Oxtev-. Von einer Form dieses Zahlworts mit auslautendem m findet sich aber auch nicht die geringste Spur; es ist also nur an dxrev zu denken, und diese Annahme erhält ihre unbezweifelbare Bekräftigung durch das schon an- gedeutete Verhältniss von oxte- in öxre-x00101 zu latein. octin-genti; lat. Oin- verhält sich zu 0&- genau so wie in- privat. zu d- privat. Diesem so erschlossenen dxzev entspricht aber genau das sskr. ashtan, welches die wunderbar grossen indischen Grammatiker als Thema dieses Zahl- wortes aus der Declination desselben gefolgert haben. Es ist demgemäss in lateinisch octin- = grdsprachlich aktan- das Thema dieses Zahlworts zu erkennen, welches nach der allgemeinen Regel gebraucht ward, wo dieses Zahlwort das vordere Glied einer Zu- sammensetzung bilden sollte. Dasselbe liegt im Griech. öxre-, sskr. ashta- zu Grunde, hat aber in beiden Sprachen, den in ihnen geltenden Regeln gemäss, das n eingebüsst; vgl. Göttinger Nachrichten, 1880 S. 1ff.). 49. ähuti-vzridh (RPr. 554; die Dehnung wird von Whitney nicht zu AthPr. III. 12 und überhaupt nicht erwähnt; sollte sie auch im Pada-Text des Ath. erscheinen und dieser die Zusammen- setzung nicht trennen?) (6 in 8) Rv. IX. 67, 29 Metrisch. 50. [ishZä-pürtä (Im Rv., der VS. und, dem Ath. (vgl. Whitney zu AthPr. IV. 50) hat der Pada-Text weder Trennung der Zu- sammensetzung, noch Verkürzung des 4 in ishtä-. Im dem —yAth. MIIE32,%1. TPr. III. 6 dagegen wird beides für einige Fälle vorgeschrieben, für andre nicht). Dass, das auslautende d in ishtd- ursprüng- lich kurz war, versteht sich wohl von selbst; denn ein Dvandva- Compositum ist es schwerlich. Auch erklärt sich die Deh- nung, wo sie in Versen erscheint, durch metrischen Einfluss, da sie nur in der 2ten Silbe vorkömmt; hier hat sie auch die TS. wie die andern Samhitä’s sowohl in der Samhitä als 22 THEODOR BENFEY, im Pada. In Prosa dagegen hat die TS. sie nur in der Samh., nicht im Pada, wo auch getrennt ist; nur in Prosa erscheint in der TS. das da- von abgeleitete ish@äpürtin. Die durch metrischen Einfluss entstandene Länge hatte sich in diesen Wörtern so fest gesetzt, dass sie auch in die Prosa überging. In den Hymnen wagte man nicht die Zusammensetzung zu trennen und die Quantität zu ändern, wohl aber in der Prosa. (2) ishtäpürtd Rv. X. 14,8 (= Ath. XVII. 1, 49). — VS. XV. 54 = TS. IV. 7. 13, 5. = VS. XVII 60° = 2S2 7. 7..2.—. Ath..1I..12, 4; 111.012, 85 129,01: X MIDI 02520592 (In Prosa) ishtäpürta (Pada: ishta-pürt®) TS. III. 3. 8. 5. (In Prosa) ishtäpürtin (Pada: ishta-pärt®) TS. 1. 7. 3. 3]. 51. ukthä-mada (RPr. 546 [es erscheint aber nicht in der Ry.- Samh.; der Commentar zum RPr. giebt ein Beispiel aus dem Ait. Brähm]; TPr. III. 2; Whitney zu AthPr. III. 12). (4 in 11) Ath. V. 26, 3; wohl metrisch. (Prosa) TS. II. a. 11. 6. — 111. 3. 2. 1. — V.6.8, 3 (vgl. No. 50). 52. ukth ä-casträ (VPr. III. 128). (5 in) 8). VS. XIX 28: Nicht metrisch. Das Wort ukthäcasträni ist aber eine Dvandva- Composition und besteht höchst wahrscheinlich aus zwei Nom. plur. Ntr. ukthä und casträ'ni, die ursprünglich nur zusammengerückt waren; indem die Zusammenrückung den Character der Zusammensetzung annahm, büsste das vordere Glied zwar seinen Accent, nicht aber seine, in den Veden vorherrschende, grammatische Form ein. 53. ugr ä-deva (RPr. 559). (2) Rv. I. 36, 18. Metrisch. [uttarä-säd. Das VPr. erwähnt es nicht; es wird also hier auch im Pada-Text, wie in der Samhitä langes d haben und mit Recht: denn das vordere Glied ist das Adv. uttard’ (vom Thema vsttara — vVorego, mit Accentwechsel, weil der ursprüng- liche Instrumental Adverb geworden ist; eben so in den zu Fa D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SA MH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 23 Adverben gewordenen Accusativen und Ablativ utlardm, utta- rdm, uttarät); die Känva-Recension hat aber kurzes a. (Prosa) -VS. IX. 35; 36). [upä-näh. Nach Pän. VI. 3, 116 ist das 4 'samhitäyäm’ lang; daraus sollte man schliessen, dass im Pada die gram- matische Kürze einträte; allein weder bei diesem (vgl. Whit- ney zu TPr. p. 99 und zu AthPr. p. 130), noch den in dem- selben Sütra angeführten pr d-vrish, marm d-vidh, ist dies im Veda der Fall; eben so wenig sind die Glieder der Zusam- mensetzung im Pada getrennt; beides dagegen geschieht in dem ebenfalls in diesem Sütra aufgeführten rit-shah. Die verschiedene Behandlung dieser Wörter im Pada ist immer auffallend, da es keinem Zweifel zu unterwerfen ist, dass die Verfertiger desselben sich im Allgemeinen bestrebten, die grammatische Form an die Stelle einer in der Samhitä erschei- nenden, von ihr abweichenden, zu setzen. Mir ist nicht un- wahrscheinlich, dass die Verfertiger des Pada nicht zu ent- scheiden wagten, ob das @ in den drei ersten Wörtern eine Verbindung von a-4 (upa-d-nah, pra-4-vrish, marma-d-vidh) oder blosse Dehnung des a sei. (22) Ath. XX. 133, 4. (Bro sa). ES. V. 4.4.4 6,6. 1). 54. urü-3s9asä (RPr. 547; Whitney zu AthPr. Ill. 12). Bley. X. 14, 12 —= Ath. XVII: 2, 13. Metrisch. 55. zitä-veidh (RPr. 548; VPr. III. 96; TPr. III. 2; Whitney zu AthPr. III. 24). (6 in 8) Rv. I. 18, 6; 14, 7, 23,5 (= vw. Il. 2. 1. 7. 2); Bas das ar, 1 (— Sv. 1. 4.12.12. 4, wo-aber 'VL.);; 3,8; Ma, 0. IR a1, 2 Sy 1 321.7, 10 — NS VI. = ST. 4.5). — IT. 62, 118 (— Sw. 11.71.51. 5.13). — V.65, 2.— VI. 52, 10; 59, 4. — VIL 66, 10. — X. 9, 3 (= Sy. Il. 3. 1. 16. 2);:42, 5; 102, 6.— X. 16, 11 (= VS. XIX. 65); 04 THEODOR BENFEY, 154, 4 (= Ath. XVII. 2, 15). — VS. XVII. 3, zweimal. — Ath. XI. 6, 19. (10 in 12)Rv. 1.106, 3; 159, 1.:— II 221. Voar ae VI. 15,.18; 75,10 (= VS.xXXX 7 = Ts vos a VII 66, 13; 82, 10..— VII: 89'(78), 1 Sv. I 3. 2.056 — VS. XX, 30). — X 65,3: 7; 66.01. (2) Bv. 1. 2,815 Sy. 1E.(2.72,0.6.02), (14 in 16) VS. IV. 12; XXVII. 5; den Schluss bildet eine Dipodia iambica |v**» — |, so dass die 14te Silbe durch Einfluss des Metrums ihren Vocal gedehnt hat. Alle bisher aufgeführten Fälle metrisch. Nicht metrisch ist ein einziger Fall, nämlich (6 in 11) Rv. VI. 50,14 (= VS. XXXIV. 53). Dadurch entsteht |v £ v — | im zweiten Fuss, während | vöv — | häufiger ist, jedoch auch |v #v— ! nicht selten. Dieser eine Fall fällt gegen die übrigen allsammt, d. h. 35, in denen sich die Länge durch das Metrum erklärt, natürlich nicht ins Gewicht; er könnte dadurch herbeigeführt sein, dass sonst stets die Länge erscheint; s. Bem. zu 46 und vgl. zu Zwfrdva No. 67. 56. [wit ä-shäd siehe Bem. zu No. 46 abh i-shah). Bemerkung zu 55 und 56. Man könnte auf den ersten Anblick glauben, berechtigt zu sein, zu sagen, die # sind in ritä-vridh und ritä-shät nicht Folge des Metrums, sondern sie stehen an diesen Stellen der Stollen, weil sie eben lang waren. Dagegen entscheiden aber die vielen andern Fälle, in denen rita als vorderes Glied von Zusammensetzungen mit kurzem a im Veda erscheint wie rita-cit, rita-jd', ritd-jäta, ritd-jäta-satya, rita-jit, rita-jür, rita-jnd, ritd-jya, rita-dyumna, rita-dhäman, ritd-dhiti, rita-nd', rita-pd', rita- pegas, ritd-prajäta, ritd-pravita, rita-psu, rita-yukti, rita-yuj, rita-väkd, rita- vädin, rita-sad, rita-sädana, rita-säta, rita-sö'p, rita-stübh, rita-sthä', rita- sprig. Wenn man hier sieht, dass das grammatische Thema rita in 28 Zu- sammensetzungen sein a ungedehnt bewahrt, und nur in zweien lang zeigt, in denen sich die Dehnungen — mit einer einzigen Ausnahme D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 25° unter 36 Fällen — aus dem Metrum erklären lassen, so wird, ja darf man kein Bedenken tragen, die Länge in diesen beiden Zusammen- setzungen der Wirkung des Metrums zuzuschreiben. 57. giti-shäah (Pada riti-sah; RPr. 540; VPr. IIL. 128; vgl. Pän. | VI 3! din). B)Rv: 164,15. (sein 8) Rv. VI.014, 4. — VII] 45, 35:5. 68.57), ı = Sv 1.4.2.2. 3); 88 (77), 1 (= VS. XXVI 11 = Ath. XX.9, 1). | Metrisch. | 58. „id ü-pe 59. zrid ü-varidhä (Ribr no): En ) Ryv. VII..77 (66), 11. (6 in 8) ridü-vridhä Die Dehnung könnte metrisch sein; aber in den Göttinger Nach- richten 1879, 8. 189 ff. ist nachgewiesen, dass ridü die grammatische Form ist (Femininum von *rid#) und dem zendischen Fem. eredvi — aredv! —= ardvi entspricht. Der Pada-Text hat also irrig das & für ve- dische Dehnung genommen; eben daselbst ist auch von vedisch rididara gehandelt, welches die Pada-Verfertiger gar nicht gewagt haben zu tren- | nen, wahrscheinlich weil sie über die Theilung eben so zweifelhaft waren, wie ich es noch bin; mag man aber — wie a. a. O. entwickelt — ridü- | udara theilen, oder ridi-dara (worin der Accent noch auffallender als | in ridü-udara s. a. a. O.), auf jeden Fall ist auch hier das vordere Glied ridü, mit grammatisch langem &. 60. evä-vädäsya (RPr. 561; vgl. IIIte Abhdlg. S. 12 und IVte, 15.8. 32), B)Bv, Ve. 44, 10, Metrisch, oder Bewahrung der ursprünglichen Länge (Instrumental Sing. von eva- — oo für offo, in adverbialer Bedeutung). 61. kshetr ä-säm (RPr. 561). (uRv. IV. 38,1. Metrisch. Histor.-philolog. Classe. XXVI. 2. D 36 THEODOR BENFEY, 62. ghritä-veridhä (RPr. 561). (6 in 8) Rv. VI. 70, 4. Metrisch. 63. | (RPr. 545; SvPr. 238, VPr. III. 128; 64. carshaae i-säah TPr.. I1.7). (6 in 8) carshani-dhritas, Rv. 1. 3, 7 (= VS. VII. 33 = TS. I. 4. 16. 1), — IIL 37,4 (= Ath. XX. 19); 59, 6 (= VS. XI. 62 = TS. Hl. 4. 11. 5. mit VL] — IV. 1.6. 3). carshani-dhritam, Rv. IV. 1, 2. carshani-saham, Rv. V. 35, 1. — VIII 1,2 (= Sr. II. 6. 1. 5.2. — Ath, XX 85.12) carshani-sahä, Rv. VII. 94, 7. carshani-sahe, Rv. IX. 24, 4 (= Sv. II. 3. 2. 3. 5, wo VL. carshani-dhritih). (10 in 11) carshani-dhrit, Rv. VIII. 96 (85), 20, zu lesen: sä vritrahä' I’ndarac carshanidhrit. (10 in 12) carshani-dhritam, Rv. IV. 1, 2. carshani-dhritä, Rv. VIIL. 90 (79), 5 (= $Sv. I. 3. 2. 1. 6, wo, wie eben, carshant-dhritih). carshani-säham, Rv. I. 119, 10. — VI. 46, 6 (= Ath. XX. 80, 2). — VIII 21, 10 (= Ath. XX. 14, 4). carshani-sahah, Rv. VIII. 19, 35. Bis hierhin sind alle Dehnungen metrisch. Nicht metrisch dagegen sind folgende drei Fälle (3 in 12) carshant-dhritam, Rv. Il. 51, 1 (= Sv. 1. A. 2. 4. 5). (7 in 11) carshani-dhrit, Rv. IV. 17, 20. Hier würde ohne Dehnung als zweiter Fuss | — vov | entstehen, ein schwerlich zu duldender; doch der durch die Dehnung entstehende |—v—ov| ist selten. Ferner Rv. X. 89, 1, wo durch die Dehnung der im Pathos be- liebte zweite Fuss | — v — — | entsteht, so dass man hier noch einen metrischen Einfluss erkennen könnte. Allein | — | ist auf jeden Fall viel häufiger. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 27 Ich vermuthe daher, dass die Länge in diesen drei Fällen eher dadurch herbeigeführt ist, dass in den übrigen — 14 — Fällen die Länge metrisch eingetreten war, und sich dadurch als characteristisch für diese beiden Composita in der vedischen Sprache fixirt hatte. Vielleicht verdankt das einzige noch übrige Compositum mit vorderem carshani, nämlich carshani-prä', die Bewahrung des kurzen ! nur dem Umstand, dass auf » Position folgt, welche ihm den Werth einer Länge verleiht. [janäshä’?, s. Bem. zu No. 46 abhishäh S. 14). 65. tardä-pati (Whitney zu AthPr. III. 12). (2) Ath. VI. 50, 3. Metrisch. 66. tugryä-vzaridh (RPr. 548). (6 in 8) Zugryä-vridhah, Rv. VIII. 1, 15. tugryä-vridham, Rv. VIII. 45, 29; 99 (88), 7 (= Sv. 1. 3. 2. 5.41 — Ath, XX. 105,3). Es ist tugri(y)ä-v® zu lesen, und so las, wie aus Pänini IV. 4, 115 hervorgeht, eine Cäkhä des Rv. in I. 33, 15, wo unser Text tügryäsu hat. Wenn, wie Pada und RPr. annehmen, das « in tugryd-vridh Deh- nung von @ ist, so ist die Dehnung metrisch. Naighantuka 1. 12 führt aber Zugry& in der Bedeutung ‘Wasser auf, und danach erklärt Säyana nicht bloss Zugryäasu in Rv. I. 33, 15, sondern auch in der Zu- sammensetzung tugryd-vridh an allen drei Stellen, zu VIII. 45, 29 mit ausdrücklicher Beziehung auf das Naighantuka. Dies war entschieden nicht die Ansicht der Verfertiger des Pada und Präticäkhya; denn sonst hätten sie das d als grammatisch fassen müssen und nicht dafür a sub- stituiren dürfen. Sie haben wahrscheinlich Recht und Tugrya (oder vielmehr T’ugria) ist Patronymicum von Tugra. [(turäshä s. Bem. S. 14 zu No. 46 abhishäh). 67. tuvi-räva (RPr. 539). Während zuwu- als vorderes Glied in ziemlich vielen Zusammen- setzungen stets mit kurzem ? erscheint, vor folgendem -magha (s. $ 1, S. 1) nur an Stellen, wo das Metrum es fordert, mit langem Auslaut (aber kurz, wo das Metrum einflusslos), erscheint es in der vorliegenden D2 28 THEODOR BENFEY, Zusammensetzung an allen drei Stellen, in denen es vorkömmt, mit 1, ohne dass man sagen könnte, dass das Metrum die Länge nöthig ge- macht hätte, nämlich an der 6ten Stelle eines zwölf- und zweier elfsil- biger Stollen, wo dadurch als zweiter Fuss | v — v» — | entsteht, während dieser sonst | vv — | lauten würde, was häufiger; vgl. jedoch zu No. 46 und zu No. 80. (6 in 11) Rv. X. 64, 16; 99,6. (6 in 12) Rv. X. 64, 4. 68. dirshä-dhi’ (RPr. 560; TPr. III. 5). @)Rv. LI.27,,22 18.3 Ho, 2 Ar Metrisch. 69. dyumnä-säham (RPr. 540). (2) Rv. 1.1208. Metrisch. 70. dhänyä-kzrita# (RPr. 545). (10 in 12) Rv. X. 94, 13 zu lesen dhänidkritah. Metrisch. 71. naghä-rishäm (Whitney zu AthPr. III. 12, S. 130). (6 in 8) Ath. VIII. 2, 6; 7, 6: — XIX. 39, 2; der letzte‘ Viers ist eine Pankti (5 x 8), deren erster Halbvers 3 Stollen um- fasst, während der zweite 2 enthält (vgl. RPr. 1050). Metrisch. 72. -ni-kaca (VPr. III. 128) in babhrü-ni® und dhümra-ni? (wohl in Prosa) VS. XXIV. 18. 73. nithä-vid (RPr. 554). (2) Rv. II. 12, 5187.11. 7,83.2 2. Metrusch 74. nmi-nähä (Ath. XIX wird im AthPrätic. nicht berücksichtigt s. Whitney AthPr. p. 251). th. XIX 57, 28 (wohl Prosa). 75. [(ni-vära(VPr. IIl.104, bleibt aber im Pada ungetrennt (V Pr. V.37), und kömmt in der Bedeutung ‘wilder Reis’ nur mit? vor; in der TS. bleibt esim Pada ungetrennt und mitLänge, Whitney zu TPr. p. 99). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 29 (Brosa): VS. X VIII 12 —: TS. IV..7...4. 2.] 76. ni-vid (Whitney zu AthPr. II. 12). (6 im 8) Ach. xl. 7, 19: Metrisch; im Rv. findet sich nur »i-vid mit kurzem ı, aber keine der Stellen, in denen es im Rv. erscheint, ist im Ath. wiederholt; dagegen erscheint es Ath. V. 26, 4 mit v, wo das Metrum die Länge nicht fordert: das Wort praish@, womit der Vers beginnt, ist entweder drei- silbig zu lesen, oder vertritt drei Silben; m ist dann im zweiten Fuss die 2te Silbe. welche in elfsilbigen Stollen in der weit überwiegend grössten Mehrzahl kurz ist. Ich lese diesen Stollen: praöshä yaj- | -n& nividah | suä’hä | vr — —ı—- wo Im In der VS. XIX. 25 findet sich »nı sogar in 6 in 8, wo, wie wir sahen, Ath. dehnt; beiläufig bemerke ich, dass nivid in dem St. Ptsbr. Wörterbuch (auch in den Nachträgen) fehlt und Ath. XI. 7, 19 unter nivid aufgeführt ist. 77. [mi-shäZ, s. Bem. zu No. 46 abhishäh). 78. [Wegen VPr. Ill. 104, wo gelehrt wird; ‘dass i in ni vor hära gedehnt wird, wo keine Trennung im Pada statt findet; dagegen kurz bleibt, wo der Pada-Text trennt‘, bemerke ich, dass nihara ‘Nebel’, und mhärd ‘Lohn’, zwei verschiedne Wörter sind. Jenes wird auch im Pada mit gesprochen und nicht getrennt (vgl.VPr.V. 37.— Rv. X. 82, 7 (=VS. XVIH. 31 = TS. IV. 6. 2. 2). — VS. XX1l. 26 (= TS. VII 5. 11. 1).— XXV. 9) weil es eben kein Compositum ist ll. Dieses dagegen wird 1) Ich habe nihära (in GWL. I. 54) von snih abgeleitet (vgl. Suffix ära in meiner Vollständ. Gramm. d. Sskritspr. 8. 151), und diese Ableitung ist mir noch jetzt wahrscheinlich, obgleich ich keine ganz analoge Fälle für 2 statt e im Sanskrit nachzuweisen vermag. Auffallend ist, dass auch griechisch vipy® statt veipyw einge- treten ist. Die Einbusse von Gruppen anlautendem s ist bekanntlich eine in ver- schiedenen Sprachen — und auch im Sanskrit — sehr häufige Erscheinung, vgl. 2. B. nära und nird, Wasser (mit © wegen Accent, wie in pitd von p& und vielen andern), auch im Griech. Nposvsg und NyAevs, ‘vom grundsprachlichen Verbum sn&, ‘fliessen, schwimmen, waschen’. 30 THEODOR BENFEY, im Pada getrennt, s. VS. III. 50, vgl. Mahidhara zu dieser Stelle und St. Petersb. Wtbch u. har mit ni). 79—84. pari- (RPr. 547; VPr. II. 128; TPr. III. 7; Whitney zu AthPr. IlI. 12) in folgenden: 79. pari-saäce, s. zu 79—84. (10 in 12) Rv. IL. 54, 1. Metrisch. 30. päri-asas-am (TPr. III 7); s. zu 79—84. (6 in 8) TS. II. 2. 12.6 = Rv. III. 24, 5. Doch hat der Pada- Text des Rv. und Sv. (in den übrigen Samhitä’s kommen keine Formen — ausser der aus der TS. schon angeführten Stelle und im XXten Buche des Atharvav. — von parinas oder parinasd vor) weder an dieser Stelle noch an der anderen Verkürzung des i und eben so wenig Trennung des Wortes in zwei Theile. Bem. zu 80: Die mit pdrinasam zusammenhängenden Formen, welche ausserdem vorkommen, sind par izsasam. par i-»sasad. pärigaasä, dieses auch in den Zusammensetzungen: gö-parizeasä (und gsöpar iaaasam, als VL. desselben in Sv. IL. 1. 1. 7. 3, wäh- rend Ath. XX. 22, 3 mit Rv. stimmend göparinasä hat). pärizeasi (nur im Sämaveda I. 1. ı. 3. 14 als VL. von Rv. VIII. sa (73), 7, wo partnasah). In allen diesen haben Rv.-Pada und Sv.-Pada parinas-, die Ver- fasser dieser Pada’s haben es also weder für eine Zusammensetzung ge- nommen, noch das für eine ungrammatische Länge. In dem erstren Punkte haben sie sicher Recht, ob im zweiten ist zweifelhaft, wie mir scheint, sogar nicht richtig. Erst nach ihnen, als die etymologische Erklärung die Herrschaft erlangte, fasste die Ansicht, welche wir bei Säyana finden (zu Rv. I. 56, 2; III. 24, 5; V. 10, 1), dass das Wort eine Ableitung von dem Verbum nas mit pari sei, festen Fuss, und führte die Pada-Lesung in der TS. herbei. Dass pdrinas eine Ableitung D.QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 31 von par ‘füllen’ sei, findet sich in meiner Vo.-Gr. d. Sskritspr. [1852] S. 165, $ 414 ausgesprochen; an eine Trennung des Wortes in zwei Theile ist demnach nicht zu denken. Wer aber die Abhandlg ‘Ueber einige Wörter mit dem Bindevocal i im Rigveda’ (im XXIVst. Bde) und den Aufsatz über ‘Das sanskritische Suffix ina u. s. w. (in Göttinger Nachrichten 1879, S. 109 ff.) gelesen und sich der Wörter mit unmit- telbar antretendem nas (wie z. B. ap-nas) erinnert, wird kaum umhin können, die ursprüngliche Länge des 7 sehr zu bezweifeln, und dieser Zweifel erhält keine geringe Berechtigung, wenn man sieht, dass das ö in allen sieben Wörtern und zwar, mit einer einzigen Ausnahme, in allen Fällen an Versstellen erscheint, in denen es höchst wahrscheinlich durch metrischen Einfluss entstanden ist. Es findet sich nämlich in (6 in 8) Rv. III. 24, 5 — TS. 11. 2. 12. 6). — IV. 31, 12. — V.10,1(=Sv.l 1.2.4. 1, wo aber eine andre Leseart). — VII 21, 75745, 4 (= SV: IM. 1. 2.7. 3 — Ath. XX, 22, 3); 77 (66), 9; 84 (73), 7 (= Sr. L 1. 1. 3. 14); 97 (86), 6. — X, 62, 10. (10 in 12) Rv. I. 56, 2; 129, 9 (zu lesen rd); 133,7 (= Ath. XX. 67, 1). D)ahy. 1X. 97, 9.(— Sv. I1.4.'2..1. 3). In diesen 13 Fällen dürfen wir also die Länge des : als Folge des Metrums betrachten. Nicht entschieden metrisch ist die Länge in (6 in 11) Rv. I. 166, 14, wo dadurch |v—v» — | als zweiter Fuss entsteht, während | vw — | häufiger ist, vgl. jedoch zu No. 46 und 67. Auf keinen Fall ist dieser einen unmetrischen Länge, den 13 übrigen gegenüber, ein Gewicht beizulegen; sie konnte auch durch die Zahl der letzteren herbeigeführt sein. Ist diese Annahme richtig, so steht parinas- für ursprüngliches pa- rinas- und ? ist der gewöhnliche Bindevocal, welcher sich, im Gegen- satz zu ar-nas, -bharnas aus dem vocalischen Theil des r entwickelt hat, und durch den Einfluss des Metrums zu 7? geworden ist (vgl. die er- 32 THEODOR BENFEY, wähnte Abhalg ‘Ueber einige Wörter mit dem Bindevocal ? insbesondre 8 7,8. 20 f.). 81. pari-zaah-am par i-aAh-i (6 in 8) Ath. XIX. as, 1. Metrisch; nicht entschieden metrisch (aber vgl. zu No. 46; 67; 80) in (6"in A) Rv. 183, 8. vgl. päri-zaahya No. 87. 82. pari-väpä, s. zu 79—84, (2) VS. XIX. 21. 83. päri-vzerita, s. zu 79—84. (6 in: S)"Rv..1.:130, 3°. —»Ath. xX.2,083 28.31. (40m 12) Rv&t 4130, 375 144, a nz 23 1 en IV 25, 222 0x) 118,6. Metrisch, vgl. jedoch zu 36; nicht entschieden metrisch in (6 in 11) Rv. VII. 27, 2 (wieder v — v — wie schon mehrfach, vgl. zu No. 81). 84. pari-cäsä, s. zu 79—84. (6 in 8) Ath. V. 14, 3. Metrisch. | Ss..zu 793 —SA! 85. parvatä-vwidh (RPr. 554). (6 in 8) Rv. IX. 46, 1. (10 in 12). Rv. IX. 71, A. Metrisch. 86. pavi-nasa (Whitney zu AthPr. III. 12). (2)=Ath. "VIII: 6, 21, Metrisch. 87. pär i-saahya (TPr. III. 7), abgeleitet von pari-asah (vgl. 81), in welchem die Länge des 7 in letzterem zu der Zeit der TS. fixirt war. (Prosa) TS. VL'2: 1.1. 88. pibä-piba (RPr. 545). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 33 - RL A, 11. x. 29.15, Die ürsprüngliche Länge (vgl. IVte Abhdlg, 1 Abthlg S. 34 unter kalpaya) ist im vorderen Gliede entweder bewahrt, oder durch das Me- trum wieder hervorgerufen. 89. puri-tät (VPr. III. 128; Whitney zu AthPr. III. 12). Es ist kaum zu bezweifeln, dass paritat (Pän. VI. 3, 116 Sch., Värtt. zu VI. a, 40, Vopad. 26, 78) eine Variante davon ist (vgl. Colebrooke’s parıtat statt purttat im Amarak. 2. 6. 2. 17 und St. Petersb. Wtbch unter purität). Welche Form die richtige sei, kann zweifelhaft scheinen, allein die Erklärung Mahidhara’s zu VS. XXV. 8 Aridayäcchädakam antram und die Vergleichung der Bedeutung ‘Leib, Körper’ (als Burg des Purusha gedacht) von pur (St. Petersb. Wtbch IV. 775 unter 2 pur, 2), pura, n. (ebdslbst 776, 2), purö, f. (ebdslbst 13, 6), sowie die Identität von purı mit puri machen es kaum zwei- felhaft, dass die Form mit « die richtige ist. (2) Ath2 x. 9, 15. (Prosa) VS. XXV. 8. — XXXIX. 9. — Ath. RX. 7, 11. Das ? könnte in der ersten Stelle metrische Dehnung sein; die grammatische Form purı- würde dann entweder als Locat. Sing. von dem in den Veden allein erscheinenden p&r zu betrachten sein, oder als das in den Unädi-Sütra IV. 142 angeführıe Thema puri, das treue Spiegelbild von 0%, beide für älteres pdri; denn die Oxytonirung am angeführten Orte ist sicherlich entweder irrig, oder spät, da pur nur eine Umwandlung (durch Kürzung des {) von puri dem Femin. von puüra ist, welches also wie dieses (und das griechische n04) wohl sicherlich paroxytonirt war. Bei beiden Annahmen würde die grammatische Form, wie VPr. und Ath.-Pada annehmen, in der That puri-tat sein. Allein das vordere Glied konnte auch puri selbst sein und dann wäre die Sanhitä-Form auch die grammatische und es würde sich leichter erklären, warum die Länge auch in Prosa erscheint. Dann entsteht aber die Frage, was dann die Verfertiger des VPr. Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 2. E 34 THEODOR BENFEY, und des Ath.-Pada hätte bewegen können, die Kürze desi in der gram- matischen Form anzunehmen. Es lässt sich zur Lösung ders@lben wohl einiges vorbringen, aber nichts — so viel ich sehe — entscheidendes; daher ich, zumal die Sache nicht von besonderer Wichtigkeit ist, für jetzt nicht weiter darauf eingehen will. [pur ü-rävas wird in keinem der Veda-Pada’s getrennt, oder mit « statt d geschrieben (vgl. Whitney zu TPr. p. 99). Den- noch ist es keinem Zweifel zu unterwerfen, dass die grammatische Form des vorderen Gliedes puru- ist. Die Entstehung der Länge könnte im Rv. metrisch sein. Denn sie erscheint in der 2ten Silbe und — was zwar nicht entschieden metrisch ist, aber schon mehrfach hervorgeho- ben — in 6 in 11 |vv—] statt | a |; vgl. Bem. zu 80. Die Länge in der Prosa des Yajus liesse sich aus den vier oder sechs Stellen erklären, wo sie metrisch im Rv. entstanden ist. Viel- leicht ist aber die Dehnung Folge davon, dass das Wort Eigenname ist. (2) Rv. I. 31,4. — X. 95, 2; 5; 15. (bin, ID Ry. X05,07 5211. (Prosa) VS.V.. 2 — 1S.1.3 7.1) 90. pur ü-vzrit (Whitney zu AthPr. III. 12). (2) At: X 2, 18. Metrisch. 91. püti’gandhä (TPr. III. 7). (Prosa) TS. II. 2. 2. 4 (ist im St. Petersb. Wtbch mit © ge- druckt, ohne Bemerkung, vgl. daselbst, puti-karanja, neben pütı-k°, 92—96. prati- wird im Ath.-Pada in den, mit 2 in der Samhitä vorkommenden, vier Wörtern mit © geschrieben und ge- trennt (s. Whitney zu AthPr. III. 12); im Rv. kömmt nur ein Wort vor, in welchem prati- für prati- erscheint, nämlich prati-vf', aber im Pada ebenfalls mit Länge und ungetrennt. Ausser diesen fünf habe ich keines mit D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENHA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 35 prati- in den Veden notirt. Ausserhalb der Samhitä’s er- scheint aber prati- als vorderes Glied einer Zusammen- setzung sehr oft, s. St. Petersb. Wtbch IV, 98s ff. Man vergleiche auch Pän. VI. 3, 122; 123. 92. prati-käca. (6 in 8) Ath. IX. 8, 6. 93. prati-bodha. (2) Ath. VIII. 6, 15. — IX. 35, 3. (6 in 8) Ath. V. 30, 10. Nicht metrisch (aber das Metrum mir noch nicht ganz klar) in Ath. VIII. ı, 13. 94. prati-varta. (2) Ath. VIII. 5, 4. (6 in 8) Ath. VII. 5, 16. 95. prat i-härä. (2) Ach. XI 7, 12. 96. prativi; prati wird im Pada, wie schon bemerkt, weder ab- getrennt, noch dessen 7 gekürzt; es erscheint nur der Accus. Sing. pratlvyam, zu sprechen prativi’am. Ä (om 8); RvaVEll. 23. 1°(—=:18v. TI. 2. 1.1. 7); 26,8; 39, 5°. Bemerkung zu 92 bis 96: Unter allen aufgezählten Fällen ist nur einer, der nicht metrisch zu sein scheint; ich sage scheint, weil, wie bemerkt, mir das Metrum noch nicht klar ist. Wir dürfen also, ohne Rücksicht auf die ? für : ausserhalb der fünf Vedentexte, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an- nehmen, dass in der Vedenzeit nur prati gesprochen ward und deren pratt- durch metrischen Einfluss entstanden ist. vl Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und Pada-Texten der Veden von Theodor Benfey. Fünfte Abhandlung. Composita, welche am Ende eines vorderen Gliedes a, ?, u in der Samhitä lang, im Pada kurz zeigen. Zweite Abtheilung. (Vorgelest in der Königl. Gesellsch. d. Wiss. am 6. März 1880.) 97—106. prä- (scheint in mehreren Fällen für pra- eingetreten zu sein, wird aber fast nie im Pada getrennt und verkürzt, mehrmals aber verkürzt, ohne getrennt zu werden; vgl. RPr. 587; VPr. III. 103; V. 37; Whitney zu TPr. II. 5 und zu AthPr. III. 12, S. 130). Hierhin gehören: 97. präkäcä, jedoch sehr fraglich: es ist eher eine Ableitung von prakäca (vgl. St. Petersb. Wtbch unter präkäga und unter prakägd IV. 903, g, auch Pän. VI. 3. 123, wonach das a von pra vor -käga nicht gedehnt werden darf). (Prosa) TS. 1. 8, 18 (im Pada ohne Kürzung und ohne Tren- nung). 98. prägharmasäd; Säyana zu Rv. VI. 73, ı scheint prä für pra zu nehmen, aber weder im Rv. noch im Ath. findet Kürzung und Trennung statt. (5 in 11) Rv. VI. 73,1 = Ath. XX. 90, 3. Nicht metrisch. 99. präzsähä; ein prandha ist zwar bis jetzt nicht nachgewiesen, doch könnte prän® auf einem solchen beruhen, oder pra- änäha sein, oder eine Ableitung von pra-dä-nah. Histor.-philolog. Classe. XXV1. 4. A THEODOR BENFEY, In der ersten Silbe Ath. IX. 3, 4, also 100. 101. nicht metrisch. (k&sara)-pr äbandhä. (5:in 8)-Ath. 'V. 8, 11. nicht metrisch; Eigenname, vgl. die 1ste Abthlg, S. 34. prä-yäsa, im Pada getrennt und verkürzt (VS. III. 103); im St. Petersb. Wtbch unrichtig accentuirt; vgl. prayäsa. (Prosa) VS. XXXIX. 11. 102. pr äyoga, im Pada weder getrennt noch verkürzt; Säyana nimmt aber prd für pra und im St. Petersb. Wtbch s. v. (IV, 1151) wird sogar vermuthet, dass die Kürze statt der Länge in den Text zu setzen sei. Das wage ich nun nicht; ebenso wenig kann ich der im St. Petersb. Wtbch aufge- stellten Theilung in prayo-gd beistimmen; präyogeva ist in Rv. X. 106, 2, der einzigen Stelle, in welcher es vorkömmt, wegen der Duale ushtd’rä, dütä, crayethe u. s. w. irrig im Pada für präyogä-iva genommen; es steht aber für präyogam- iva mit der bekannten und anerkannten, wenn gleich nicht regelmässigen, aber ziemlich häufigen, Einbusse des m vor Vocalen. Die Acvin’s werden im ersten Stollen mit einem Paar Ochsen (ush-tär für ursprünglicheres *uAsh-tar, von dem- selben Verbum wie uksh-an nach bekanntem Lautgesetz, was ich wegen Grassmann’s Etymologie bemerke) verglichen, im dritten sind sie Boten; so ist nichts natürlicher, als dass der zwischen diesem stehende zweite Stollen aussagt, dass sie sich, um den Botendienst ausrichten zu können, ‘anschirren lassen’; prayoga, welches im Veda nicht vorkömmt, was aber sicher rein zufällig ist, würde, von pra yuj ‘anschirren’ (wörtlich ‘vorspannen’) abgeleitet, die Bedeutung ‘Anschirrung’ haben; davon ist dann das Adjectiv präyoga abgeleitet, mit der Bed. ‘sich auf die Anschirrung beziehend’. Der Stollen, in welchem dieses Wort vorkömmt, lautet: präyogeva cvätryä cäsur ethah; D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 3 darin ist gudtryd (zu lesen gvd’trid) von Säyana, wahrschein- lich auch schon seinen Vorgängern, beirrt durch die Duale ushtärd, dütä, mahishä und das als Dual gefasste präyoga, ebenfalls so aufgefasst; es ist aber Acc. plur. des Adjectivs evä trya, dessen Bedeutung erkannt zu haben, eines der grossen Verdienste des St. Petersburger Wtbchs ist; als Mittel dazu diente die Vergleichung der Basis desselben cvätra mit dem zendischen gästra; die arische Grundlage von beiden ist *syäd--tra ?); im Veda ist £ für s eingetreten, wie z! B. in erw für sru, wahrscheinlich durch Einfluss einer Volkssprache (vgl. Lassen, Inst, 1. Präcrit. p. 395; 401; 406; 417; 423); evätryd, etymologisch ‘die versüssenden’ bezeichnet die ‘So- matränke’ (vgl. Rv. X. 49, 10, und (vätra Adj. VS. IV. 12; VI. 34. Demgemäss übersetze ich diesen Stollen wörtlich: ‘Ihr (Acvin’s) kommt heran zu den süssen (Tränken), welche einer sich auf Anschirrung beziehenden Aufforderung vergleichbar sind’ d.h. ‘Ihr kommi zu den Somatränken, welche bewirken, dass ihr euch dazu anschirren lasst als Boten unsre Wünsche auszurichten. Beiläufig bemerke ich wegen Ludwig’s Uebersetzung des 4ten Stol- lens (Bd. I, S. 85) — mäpa sthätam mahishevävapä'nät durch: ‘haltet euch nicht ferne wie Stiere von der Tränke' — 1) sväd-+-tra beruht auf dem Nomen agentis von svad, welches *svad-tar dann svattar lauten musste und ‘Versüsser’ hiess; davon dann dies Adj. svättrd (wie z. B. von twäshtar das Adj. twäshtra für Wwäshtar-a), mit € für s und Einbusse des einen Z, welches wegen der vorhergehenden Länge schwerlich stark ins Ohr fiel, gvätra als Adj. ‘versüssend, schmackhaft’, als Ntr. sbst. eigentlich ‘etwas schmackhaftes’, dann ‘schmackhafte Speise’, davon durch Suff. za (für ia) cvatria (für gvättria) später evätrya gesprochen, adj. mit gleicher Bedeutung; wegen des Accents vgl. man z.B. von mitrd: mitriya (für mitria aus mitria) und mitrya sowohl als mitrya, jenes mitria, dieses mitria zu lesen (vgl. die Abhalg ‘Ist... .. ein nominales Suffix ia oder ya anzusetzen’ in Bd XVI, 8. 95.n.). A2 mA THEODOR BENFEY, dass dies, obgleich wörtlich treu scheinend, einen Sinn giebt, welcher die Absicht des Dichters gerade umkehrt. Ich glaube wenigstens, dass Jeder diese Fassung so verstehen wird, als ob der Dichter sagen wollte ‘Bleibt nicht fern, wie Stiere (Büffel) von der Tränke fern bleiben. Da bekanntlich Büffel zu der Tränke so rasch als möglich zu kommen suchen, will aber der Dichter augenscheinlich sagen: ‘Gleich wie Büffel nicht fern von der Tränke bleiben, so bleibt auch ihr nicht fern!’ Ich habe schon — ich glaube öfters — darauf aufmerksam gemacht, dass die Negation ursprünglich den positiven Ge- gensatz bezeichnete (vgl. Gött. Nachrichten 1880, No. 1, S. 2; 19; 90) und zwar sehr oft stärker als eine positive Wendung und bin desshalb der Ansicht, dass die wörtliche Uebersetzung: ‘Als wäret ihr zwei Büffel, bleibt nicht fern von der T'ränke’ so zu verstehen ist, als wenn wir sagten ‘Eilt rasch herbei (zum Somatrank) wie ein Büffelpaar zur Tränke.. 103. prävaaaä (im Rv. und der VS. wird das 4 verkürzt, aber die Zusammensetzung nicht getrennt, s. RPr. 587; VPr. III. 103; V. 37; in der TS. wird auch getrennt, s. TPr. VIl. 7). In der ersten Silbe, Rv. III. 22, 4 = VS. XII 50 = TS. IV. 2. 4. 3. Also nicht metrisch; es kann aber, wie schon im St. Peters- burger Wtbch IV. 1154, bemerkt ist, auch eine Ableitung von pravand sein. Ich wage keine Entscheidung, da mir der Sinn der Stelle nicht klar ist. Säyana zu Rv. und Mahidhara zu der VS. weichen in der Auffassung von einander ab. 104. prävargä, nur in Rv. VIII. 4, 6, wo Säyana das d, mit Be- rufung auf Pän. VI, 3, 122, für Dehnung nimmt; das Wort ist im Pitsb. Wtbch wohl sicher richtig als Ableitung von pravargd gefasst. 105. prävzeita, in den Pada’s weder verkürzt noch getrennt (vgl. V.br..V..237). (8.in 11). Ry. I. 162, 2 ,(— VS.XXV. 25, = TS. IV 025 1). — Ath. XVII. 3, 3. (5 in 11) Rv. X. 82, 7 = VS: XV. .31. = TS.2]V 64279: D.QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 5° es entsteht dadurch der pathetische Fuss | —v — — | statt des häufigsten | ee I. (Prosa) Ath. XL 8, 15. Die Pada-Verfertiger haben nicht zu trennen gewagt, weil sie nicht zu entscheiden vermochten, ob das d Dehnung von a oder Zusammen- ziehung von 04-d4° (pra-ä-vrita) sei. Säyana glossirt das Wort zu Rv. 1. 162, 2 durch sarvato veshtita; da sarvatah seine gewöhnliche Glosse für das Präfix d ist, so dürfen wir daraus schliessen, dass er pra-d-vrita als grammatische Form annahm. Die unter No. 36 (1ste Abthlg, S. 13) aufgeführten Nummern u. s. w. sprechen aber sehr dafür, dass das Präfix nur Repräsentant von pra sei. 106. [pr ävzeitya. (3 in 8) Ath.-XI. 8, 15. Nicht metrisch; vgl. 1ste Abthlg zu No. 36 und weiterhin Be- merkung hinter No. 111]. 107. [prävz-ish (Pän. VI. 3, 116 betrachtet das 4 als Dehnung von a, vgl. upanah 1ste Abthlg, S. 23; die Pada’s trennen weder noch verkürzen sie). (6 in 8) Ath. XII. 1, 46; könnte metrisch sein. (5 in 11) Rv. VIL 103, 3 und 9|—w-— | zu lesen: prä- vrishi dgatäydm). 108. |prävzishi'zeä, wie die Basis prävrish unverkürzt und un- getrennt im Pada. (5 in 11) Rv. VOL. 103, 7|2v— — |) 109. prä-cringä (in der VS. getrennt und 4 verkürzt, s. VPr. III. 103; in der TS. weder getrennt noch verkürzt, Whitney zu Ler. p. 99). (Prosa) VS. XXIV. 17. .18.1. 129.154; 5. 110. [präsaca (weder getrennt, noch 4 verkürzt). (Prosa) TS. VII. 5. 11. 1]. 111. prä-säh (getrennt und @ verkürzt RPr. 541; TPr. III. 5; AthPr. III. 1). (6 in 8) Rv. I. 129, 4°. 6 THEODOR BENFEY, (8 in 12) Rv. I. 129, 4° (entweder vigvadyum zu lesen, oder im 2ten Fusse nur 3 Silben; ich ziehe die erstre Lese- weise vor). (4 in 8) Rv. V. 23, ı = TS.I 3. 14. 6 (präsdha steht für präsdhah Genetiv zu dyumnasya gehörig; & für as wie mehr- fach, vgl. Iste Abhandlung in Bd. XIX, S. 255 ft.). (4 in 11) Rv. X. 74, 6. In der ersten Silbe Rv. VIII. 46, 20. Kurz (9 in 11) Rv. VI. 17, 4. In 6 in8, S m 12, und 4 in 8 und 11 lassen sich die Längen als metrisch entstanden betrachten, dafür könnte man auch die Kürze geltend machen; allein die Länge in der ersten Silbe ist entschieden nicht metrisch und die Kürze, da sie nur in 9 in 11 erscheint, also in einer Silbe, in welcher Kürze weit überwiegend vorherrscht, könnte durch metrischen Einfluss an die Stelle der Länge getreten sein. Bemerkung zu 97—111. In den unter diesen Nummern aufgeführten Wörtern lässt sich die Länge in prä mehrfach durch Einfluss des Metrums erklären, vielleicht auch durch andre — wie man z. B, in einigen Fällen geneigt sein könnte der folgenden Liquida v einen solchen zuzuschreiben (vgl. 1ste Abthlg, No. 36) —; allein die Fälle, welche sich nicht dadurch erklären — wie die Länge in Prosa, in der 1sten und 3ten Silbe, in 5 in 8, vor db — sind in verhältnissmässig so beträchtlicher Anzahl vertreten, dass, wenn wir nicht eine rein zufällige Entstehung dieser Längen annehmen wol- len — wozu man sich auf dem heutigen Standpunkt der Sprachwissen- schaft schwerlich verstehen wird — man sich auch hier zu der Vermu- thung getrieben fühlt, dass — wie so vieles Uralte — so auch in prä sich in diesen Fällen — vielfach durch das Metrum geschützt, eine ur- sprünglichere Form dieses Präfixes erhalten haben möge; und dafür spricht schon im Allgemeinen der Umstand, dass diese Länge auch im Zend in frä erscheint (s. Justi unter fra S. 195, ferner von frdäpa, S. 202, an in mehreren Zusammensetzungen, endlich in der Verbindung mit Verben z. B. unter ©: /rd-yant, unter karet: frä-kerentat u. 8. W.). D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENHA. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 7° Dass die Indeclinabilia auf @ grösstentheils sicherlich einst statt dessen auf & auslauteten und in diesen Formen der alte Instrum. Sing. ihrer thematischen Basen zu erkennen, ist schon mehrfach bemerkt. Hier hat sich zumal diese alte Form in einem Worte erhalten, welches wir gewissermassen als Nebenform von prä betrachten können, nämlich in purd (für älteres pard’, vgl. purds = ndeog und GWL. I. 136 ff.; Fick, Indog. Wtbch I. 141); aber auch prä selbst ist in sskr. prd-tdr bewahrt, welchem der Bed. nach griech. ngwi entspricht; wie man auch über das in diesem letzteren Worte entscheiden mag (vgl. Fick I. 663), das now davor, so wie das entsprechende althochd. fruo, in welchem ein Reprä- sentant des griech. ı fehlt, dürfen wir unbedenklich dem sskr. prä in prätar gleichstellen. Sind diese Zusammenstellungen aber richtig, dann wage ich auch das now in ro®-rto damit zu identificiren und in diesem ein nach Ana- logie von r&ıeg-to (— sskr. catur-thd, lat. quar-to für quatvar-to u. s. w.) neun-to (= lat. quin-to für quinc-to = zend. pukhdha für arisches "pank- tha) &x-ro (— lat. sew-to, sskr. shash-thd für älteres svaks-tha) u. s. w. aus nrow- gebildetes Ordinale zu sehen, vgl. sskr. pra-tha-ma. Demgemäss dürfen wir — wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit — vermuthen, dass prd- in manchen der unter No. 92—106 aufgeführten Fälle, vielleicht in allen, die ursprüngliche Form des Präfixes pra sei, welche sich theils unter dem Schutze des Metrums, theils unmittelbar hier erhalten hat. 112. plihä-kärzea (VPr. III. 128, vgl. SvPr. 217, wo ausser diesem auch noch andre Zusammensetzungen aufgeführt wer- den, in denen ein auslautendes «a des vorderen Gliedes vor folgendem -karna gedehnt werde; aber keines der übrigen ist bis jetzt, so viel mir bekannt, belegt). (Prosa) VS. XXIV. 4. (Die theilweis entsprechende Stelle in der TS. V. 6. 12 hat V. L.). 8 THEODOR BENFEY, 113—114. makshü- (Irennung der Zsstzg und Verkürzung des ü, s. RPr. 437; 441, vgl. Illte Abhdlg, S. 24 unter makshü, und IVte, 3te Abthlg, S. 4: 5; so wie die VIte Abhandlung unter makshu). Vorbemerkung: Durch einen unglücklichen Zufall ist in der IVten Abhdlg, 3te Abthlg, S. 5 hinter der 5ten Zeile der Schluss des Artikels makshü, sowie der ganze Artikel mada und der Anfang des Artikels madata übersehen worden. Ich muss daher bitten hinter dieser Zeile folgendes in den Text zu setzen, nämlich für maksh4 die hier in den Text aufgenommenen Belege von ‘(4 in 8) an bis zu der Note, für mada und madata das in der Note mitgetheilte. (4 in. 8) Rv. I.. 39,17. (4. in:11)) Bv..1..58, 9 —=60,5.— 61, 162(=.Ath xx 35, 16) — 62, 13 = 63, 9 — 64, 15 (Refrain). — III. 31, 20 (vgl. sogleich) (5 in 8) Rv. VIII. sı (70), 9. (5 in 11) Rv. IX. 88 (77), 7. (5 in 12) Rv. VII. 22, 0| 2 —v— |). In der Zusammensetzung erscheint im vorderen Glied makshü- in 113. maksh ü-makshü. (2) Rv. III. 31, 20 (vgl. oben Z. 15). 1) Dahinter bitte ich in IV. 3, 8. 5 hinzuzufügen: „126. mada (KPr. 501). Rv. X. 63, 3 (eigentlich 8 in 12: denn es ist suastdye zu lesen, vgl. Ilte Abhdle, XIU. $. 6). Nimmt man es für die 2te Sing. Imptivi, dann erklärt sich die Länge durch die Zweizeitigkeit derselben (s. IVte Abhdlg, 1 S. 34 kalpaya) ; wahrscheinlich ist es aber die Iste Sing. für madäni (vgl. Ludwig in Abhdlgen d. böhm. Ges. d. W. 1874, S. 22). 127. madata (RPr. 502; SvPr. 246). Der Auslaut war doppelzeitig, s. IVte Abhälg, 2te Abthlg, S. 10 unter cakrıma.“ Dann folgt IVte Abh., Ste Abth., 2. 6. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 9 114. maksh ü-javasiama. (2) Rv. VI. 45, 14. Bemerk. zu 113. 114: makshu mit kurzem « erscheint nur in dem Worte makshum-gama (Rv. VIII, 22, 16), in welchem auch makshü mit langem ı& verkürzt worden wäre (s. Vollst. Gramm. der Sskrit-Spr. 8. 137, $. 374; Pänini VI. 3, 66), so dass diese Kürze nicht für ein Thema auf kurzes u entscheidet; eben so wenig giebt das dem späteren Sskrit an- gehörige gleichbedeutende mankshu das Recht im Veda makshu als Basis anzusetzen. Dennoch ist ein zu Grunde liegendes nominales Thema auf ü kaum wahrscheinlich; in primären Bildungen auf “, deren Zahl ge- ring ist, sind, wie schon (Vo.-Sskr.-Gr. S. 158) bemerkt ist, grösstentheils ursprüngliche Feminina von 'Themen auf & zu erkennen. Auch spricht die in der IVten Abhdl., 3te Abth., S. 5 angedeutete Etymologie dafür, dass ein reduplicationsloses Desiderativ zu Grunde liegt, von welchem bekanntlich die Nomina des den Verbalbegriff vollziehenden durch u ge- bildet werden. Wir haben demnach auch für makshü als Basis der Ab- leitung makshu zu Grunde zu legen; daraus können wir makshü, wo es in der 2ten und in der 4ten Silbe erscheiut, durch Einfluss des Metrums erklären; allein wo es in der 5ten Silbe (in 8, 11 und 12silbigen Stollen) erscheint, ist dies kaum erlaubt; ich wage desshalb für diese Fälle mit Entschiedenheit makshü als eine Zusammenziehung von makshu-d, vedi- schem Instrumental Sing. von makshü, zu betrachten (vgl. IVte Abhdlg, te Abth., S. 15), welches, wie so viele Instrumentale, zu Adverb ge- worden ist. Eben so ist makshü alsdann natürlich auch in den Fällen zu betrachten, in denen es andern Falls als metrisch entstanden anzu- sehen sein würde, d. h. wo es sich in der zweiten und vierten Silbe eines Stollens zeigt. Stimmt man mir hierin bei, dann dürfen wir auch in makshum-gamd das ö für ursprünglich halten; das ü in mankshu dagegen werden wir als eine in den Adverbien so häufige Verkürzung des Auslauts betrachten. In den in der Vlten Abhalg aufzuführenden Ableitungen von makshi, nämlich makshübhis, makshütama und makshüyu, Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 4. B 10 THEODOR BENFEY, in denen das “ nur in der 2ten Silbe vorkömmt, schreibe ich dagegen die Länge dem Einfluss des Metrums zu. 115. mati-vid (VPr. III. 96). (6 in 8) VS. XXIII. 12. Metrisch. 116. marmä-vidh (im Ath.-Pada weder getrennt noch mit ver- kürztem Vocal, doch wird Dehnung angenommen, vgl. Ath- Pr. IIl. 3; IV. 68 und dazu Whitney; s. auch Pän. VI. 3, 116). (2): Ath. XL. 10, 26. Metrisch. 117—118. mithü- (RPr. 545) s. Bemerkung zu 117—118. 117. mithü-ka’itam (dass das Thema mithäkrit, nicht, wie Säyana und St. Petersbger Wtbch annehmen, mithükrita sei, ist schon von Grassmann bemerkt; die Bed. ist ‘wetteifernd)). (6 in 8) ERV. X 3102,41. 118. mith ü-dae’ieä. (6. in=s)uURy.L. 29,3 — Ath. XX. 74, 3). (10 in 12) Ry. IL 31,5. Bemerkung zu 117—118. mithü erscheint in den Veden nur mit langem % (vgl. noch VPr. III. 128; TPr. III. 14); jedoch findet es sich unzusammengesetzt nur an Stellen, in denen ein auslautendes a, i, « nach der allgemeinen Regel gedehnt wird, nämlich (svin:11) Ry. VL 18,8 (10:in 11) Rv. 1.162,20 (=. VS. XXV.:43 — TS.:IV. 6.9.9: Kurzes «, nämlich mithu, erscheint in TBr. und Käth. (s. St. Pe- tersb. Wörterb. s. v. mithu V. 776); ausserdem beweist der vedische ad- verbiale Instrumental mithüyd (Rv. VII. 104, 13) unzweifelhaft, dass das Thema auf # auslautete. Da sich nun auch die Länge in den Zusam- mensetzungen (6 in 8 und 10 in 12) nur in Stellen fand, in denen sie D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 11 durch metrischen Einfluss entstanden sein kann, so könnte man geneigt sein, dem Pada und den Präticäkhya’s beipflichtend, mithü als eine nur durch das Metrum herbeigeführte Umwandlung von mithu zu betrachten ; es würde dessen Acc. sing. ntr. in adverbialer Bedeutung sein. Aber eben so gut kann die Länge grammatisch sein, nämlich aus dem alten Instrum. sing. mithud (wie S. 9 in makshü) durch Zusammenziehung von uä zu ü entsanden; dieses wird durch mithuy@' wahrscheinlich; dann wäre in dem späteren mithu das u Verkürzung, wie oft insbesondre in inde- clinabel gewordenen Casus (im Instr. der Themen auf a auch in der grössten Categorie der Nomina, vgl. Abhdlg IV, Abthlg 1, S. 28 fl.). 119. yajao ä-säh (RPr. 540). (2) yajnä-sa’ham Rv. X. 20,7 (über 4 in -säham vgl. VIte Abhdlg). Metrisch. 120. yavi-yüdh (RPr. 553). Von unserm Standpunkt aus würde, wenn das lange # wirklich als Dehnung einer grammatischen Kürze zu betrachten wäre, dieses Thema in die VlIte Ab- handlung zu verweisen sein. Denn es ist keinem Zweifel zu unterwerfen, dass es keine Zusammensetzung ist, sondern ein suffixloses Nomen, beruhend auf dem Frequentativ von yudh, gebildet nach Analogie der vedischen Frequentative tavitu von tu (Rv. IV. 40, 4), navinu von nu (Rv. VI. 3, 7; VII. 87, 2). Demgemäss ist das 7 nicht als Dehnung zu be- traehten, sondern nach den angeführten Analogien, zu denen dann in Bezug auf dieses { auch noch andre treten, wie z. B. von gam Frequentativ ganigam, von phan: pani-phan '!), deren i 1) Beiläufig erwähne ich die aus ‘Verz. d. Oxforder Handschriften 160, b, 5’ im St. Petersb. Wtbeh mitgetheilte Stelle mit den drei analogen Frequentativen von kar, bhar, har yo 'khilam jagat | carikarti baribharti sam jariharti lilayä ||. Ich übersetze sie: welcher spielend die ganze Welt wiederholt schafft, erhält und zerstört. B2 12 THEODOR BENFEY, auch weder von den Präticäkhya- noch den Pada-Verfassern verkürzt, also als grammatisch betrachtet wird. yavlyıdh ist demgemäss ein suffixloses Nomen agentis mit Intensivbe- deutung und heisst ein gewaltiger Kämpfer. Pada, Präticäkhya und Säyana fassen das Thema aber als eine Zu- sammensetzung; Säyana speciell, wie wir aus dessen Commentar zu Rv. X. 61, 9 ersehen. als eine von einem, bis jetzt nicht belegten Thema yavı, welches er von yu ‘mischen, mengen, verwirren’ in der Bed. stören (vgl. im St. Petersb. Wtbch 2 yu mit ö, ud-ä, pra, sam) ableitet und yudh; er glos- sirt es demgemäss durch yajnamigrayitrinäm rakshahprabhritinäm yoddhä “Be- kämpfer der das Opfer störenden Rakshas und andrer Dämonen. ZuRv. VII. 4, 6 fehlt in den Handschriften A. Ca. und B. 1 und demge- mäss in M. Müller’'s Text die Erklärung von yavlyudhä; in der Varietas lectionis (T. IV, p. 21) wird jedoch eine aus B. 4 mitgetheilt, nämlich vojräyudhena yuddhamänena, wo also das erste Wort ebenfalls durch yavi, das zweite durch yudh und das Compositum durch ‘mit dem Donnerkeil kämpfend’ erläutert wird; hier scheint yavi von 3 yu ‘fern halten, ab- wehren’ abgeleitet zu sein; das ganze Compositum wird dann im Text mit bala ‘Heer’ identificirt. Diese indische Auffassung ist ein weiteres und eines der schlagend- sten Zeugnisse für die geringe Kenntniss der vedischen Sprache, welche die Inder zur Zeit der Pada- und Präticäkhya-Abfassung besassen und zugleich welch geringen Einfluss die weitere Zunahme derselben bis zu Säyana’s Zeit auf die Interpretation auszuüben vermochte. Die Stellen, in denen das Wort vorkömmt, haben das Z in der I0ten Silbe eines elfsilbigen Stollens Rv. X. 61, 9 und eines zwölf- silbigen Rv. VIII. 4, 6. Die Länge könnte also Folge des Metrums sein. Dasselbe ist auch in der Mehrzahl der übrigen im Rv. erschei- nenden Intensiva mit ? möglich, nämlich (10 in 12) in samtavitvat Rv. IV. 40, 4 wo aber samtdvituat zu lesen (= VS. IX, 14 wo aber VL. — TS. I. 7. 8.3 wo, wie im Ry.), (10m. 11)/in. navenot Rv.2VL 37 und VII. 87, 2; (10 in 11) in avarivuh Rv. X. 51, 6 (dass es für ava- rivaruh steht, ist wohl nicht zu bezweifeln; Säyana nimmt an, dass ve- D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 13 . disch die Endung us eingebüsst sei; eher ist diese erhalten und ar ein- gebüsst, um den Stollen in Analogie mit den übrigen drei elfsilbig zu gestalten; die Einbusse wurde durch die Lautähnlichkeit des vorherge- henden vari nahe gelegt. Da übrigens zwölfsilbige Stollen und elfsilbige Stollen oft in einem und demselben Verse gemischt sind, könnte die Einbusse vielleicht noch eher einem der Recitirer, auf welchem der Text unsrer Stelle in letzter Instanz beruht, zuzuschreiben und anzunehmen sein, dass der Dichter die volle Form gebraucht habe); ferner 10 in 12 in vdrtvrjat (Rv. VI. 58, 2); dann noch (ebenfalls 19 in 12), in panipha- nat Rv. IV. 40, 4 (= V8. IX. 14 = TS. 1. 7. 8. 3) und Ath. III. 10, 6 in sarisripdm; endlich in 6 ın 8 in sarisripam Rv. X. 162, 3 = Ath. XX. 96. 13; ebenso Ath. XIX. 48, 3. In allen diesen Stellen war i, wenn es ursprünglich kurz war, noth- wendig zu dehnen, da die 10te Silbe in elf- und zwölfsilbigen Stollen, so wie die 6te in achtsilbigen wohl nie kurz sein durfte (darüber wird eingehend in den ‘Beiträge zur vedischen Metrik’ gehandelt werden). Dagegen erscheinen zunächst drei Stellen, in denen die Länge sich in der 2ten Silbe zeigt, nämlich varivrjat (Rv. VII. 24, 4), vanivänah (Rv. X. 47, 7), sarisripd'm (Ath. XIX. 7, 1); so wie eine, wo in 4 in 11, nämlich avarivah in Rv. X. 129, 1; da die 2te und 4te Silbe auch häufig kurz erscheinen, könnte man hier zweifeln, ob die Länge dem Einfluss des Metrums zuzuschreiben sei; allein wir haben in diesen Ab- handlungen schon so viele Fälle gesehen, in denen ursprünglich kurze Vocale an diesen Stellen gedehnt wurden (vgl. auch Ite Abhdlg, S. 231 d und e), dass wir wohl berechtigt sind, auch hier den Einfluss des Me- trums anzunehmen. Ferner findet sich eine Stelle, wo die Länge in 7 in 11 erscheint, ganigantiı Rv. VI. 75, 3 (= VS. XXIX. 40 = TS. TV. 6. 16. 1), iso dass als zweiter Fuss | — 9» — — | entsteht; die Dehnung ist zwar weit entfernt an dieser Stelle vom Metrum gefordert zu werden, da | — vo — | viel häufiger ist; allein jener Fuss scheint unter besonderen Umständen. — wo ein gewisses Pathos beabsichtigt ward, wie mir scheint —{";sehr 41 THEODOR BENFEY, beliebt gewesen zu sein und ich erblicke deshalb auch hier die Mög- lichkeit, dass die Länge durch das Metrum herbeigeführt sei. Stimmt man hierin bei, dann bleibt im Rv. nur eine Stelle, in welcher die Länge nicht als metrisch entstanden aufgewiesen werden kann, ‘nämlich Ry.'1. 164, 31 = M, 177, 3> — VS. XRXVH 173 Ath. IX. 10, 11, wo varivartti (so mit ft, wie VS. richtig hat, ist im Rv. und Ath. statt vardvarti zu schreiben) mit ? in der 3ten Silbe eines elfsilbigen Stollens (es ist bAuvaneshu antah zu lesen) erscheint. Dass das Metrum eine Dehnung in der 3ten Silbe habe veranlassen können, scheint mir bis jetzt weder bewiesen noch auch nur wahrscheinlich ge- macht werden zu können. Ich glaube aber kaum, dass diesem einen Fall — welcher schwerlich durch den sogleich zu erwähnenden zweiten aus der VS, Unterstützung erhält — den verhältnissmässig zahlreichen gegenüber, deren Länge sich aus dem Metrum erklärt, ein Gewicht bei- zulegen ist, zumal wenn man bedenkt, dass aus Pänini’s Lehre über die Intensiv- Reduplication (VII. 4. 82—87; 90—92) geschlossen werden darf, dass in den Schriften, auf welchen seine Regeln für classisches Sanskrit beruhn — und dies sind natürlich nicht die Veden-Samhitä’s — langes { herrschte (z. B. schreibt er von skand a. a. O. 84 caniskadya caniskand vor, wie der Sch. mit Recht annimmt, während Rv. VII. 103, 4 känishkan mit kurzem v hat); gewiss konnte dieses spätere Vorherrschen der Länge irgend einen der Recitirer, auf welchem in letzter Instanz die Fassung dieser Stelle beruht, dahin beeinflussen, dass er auch hier varivartti statt varıvartti !) sprach. Ausser dieser Stelle giebt es, wie schon angedeutet, nur noch eine zweite, in welcher das ? sich nicht mit Entschiedenheit oder hoher Wahr- scheinlichkeit aus dem Einfluss des Metrums erklären lässt; aber wenn überhaupt die vedischen Stellen, welche sich nicht im Rv. finden, für die Erkenntniss der vedischen Sprache nur mit Zurückhaltung benutzt werden dürfen, so ist dies speciell bei dieser dadurch noch mehr ge- 1) Die Schol. zu Pan. VII. 4. 90 führen beide Formen als Beispiel auf, was ich nur beiläufig bemerken will. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 15 boten, dass einmal der Vers, in welchem das für uns wichtige Wort er- scheint, entschieden an Verderbniss leidet und zweitens die Taittiriya- Samhitä, in welcher dieser Vers ebenfalls vorkömmt, statt dieses Wortes eine Variante hat. Der Vers lautet in der VS. XXI. 7 yad väto apö aganigan priyäm Undrasya tanvam | etä» stotar andna pathä’ pünar äcvam ä vartayäsi nah ||. Die TS., wo er sich VII. 4. 20. 1 findet, hat dgamad statt des gegen die Regel — da es von ydd abhängig ist — accentlosen aganigan, dann mit anderer Ordnung und Schreibart I’ndrasya tanıvam priyd'm und etena statt anena. Das Metrum wird im Commentar zu der VS. als Brihati bezeichnet, d.h. Ss + 8 + 12 + 3; das soll es auch unzweifelhaft sein, trotz dem, dass in beiden Texten der 3te Stollen nur 11 Silben hat und in der VS. der erste 9 statt 8. Was den 3ten betrifft, so ist der Schluss: pathd‘ puünar der regelmässige der zwölfsilbigen | vu — v — |, so dass der Mangel in den beiden ersten Füssen liegt, wohl am ehesten in dem zweiten; denn wenn der erste Fuss mangelhaft sein sollte, nur drei- silbig: | etd» sto | , dann würde das auslautende « in anena (oder etena) die Ste Silbe repräsentiren und hätte als die achte eines zwölfsilbigen Stollens nach der allgemeinen Regel gedehnt werden müssen. Den ersten Stollen können wir mit Leichtigkeit auf die richtige Zahl reduciren, wenn wir das anlautende « von aganigan durch das vorhergehende 6 ab- sorbiren lassen; dadurch ist dann auch der Accentfehler weggeräumt, indem der Accent dieses a in Folge davon mit dem von 6 in apd zusammen- fällt; freilich widerspricht diese Streichung desa dem VPr., indem diese Stelle nicht unter denen aufgeführt wird, in denen a hinter o einge- büsst sei. Das ist aber kein Grund uns abzuhalten; denn die Veden haben Fehler genug, welche älter als die Präticäkhya’s sind. Dass im 2ten Stollen tandam, oder mit der TS. fanivam zu lesen sei, wodurch die richtige Silbenzahl herauskommt, versteht sich von selbst. Der gewöhnliche Schluss eines achtsilbigen Stollens ist bekanntlich eine Dipodia iambica |! — v — |. Diesen bietet weder die Leseart der VS. noch die der TS. im ersten Stollen. Doch ist der gewöhnliche Schluss 16 THEODOR BENFEY, überaus häufig durch andere ersetzt und es kömmt sowohl der der TS. | — vwv | vor (vgl. z. B. bei Max Müller, Rig-Veda-Sanhita, translated etc., Preface p. CXXI—II), als der der VS. (vorausgesetzt, dass man ganigan liest) | — v —ö | (vgl. z. B. ebds. COXVI—VIII. Auch der 2te Stollen hat in der VS. nicht den gewöhnlichen Schluss, sondern | vovv |, statt dessen aber die TS., jenen bietet | v — v — |. Welche der beiden Lesearten 'ga- nigan (denn aganigan, glaube ich, dürfen wir unberücksichtigt lassen), oder dgamat die ursprüngliche des Dichters sei, ist mit Sicherheit schwer- lich zu entscheiden. Wäre sie *ganigan, dann hätten wir ö in einer Silbe, der siebenten eines achtsilbigen Stollens, in welcher zwar die Länge mehrfach erscheint, aber fast nie (fast habe ich wegen des in der Abhalg ‘Ueber einige Wörter mit dem Bindevocal £ u. s. w. S. 25 ff. besprochenen durdharitum, Rv. X. 20, 2 hinzugefügt) von dem Metrum hervorgerufen ist. Allein in diesem Fall würde ich — gestützt auf Unter- suchungen und dadurch empfangene Eindrücke in Bezug auf den Cha- racter und das Alterverhältniss des Yajurveda zum Rv., welche bestimmt sind in der Einleitung zu der Grammatik der vedischen Sprache ver- öffentlicht zu werden — unbedenklich wagen zu vermuthen, dass das Wort "ganigan vom Dichter durch Einfluss des im Rigveda überlieferten ganiganti gewählt sei und dass er in einer Zeit lebte, in welcher sich für die Intensiva mit eingeschobnem i schon, wie in Pänini’s Zeit, die Länge desselben zu überwiegender Geltung erhoben hatte. Freilich kann ich nicht leugnen, dass, obgleich 'ganigan dem dgamat der TS. ge- genüber den Eindruck einer doctior lectio macht, ich dennoch eher noch vermuthen möchte, dass «gamat vom Dichter herrührte und dass irgend ein Recitirer, oder die, welche den Text der VS. im Gegensatz zu dem der TS. fixirten — in einer Zeit, wo -— wie Päninis Regeln über die Intensivbildung durch die beträchtliche Zahl von Intensiven, die noch in keiner Schrift belegt sind, zeigen — der Gebrauch von Intensiven sehr beliebt war, die nach ganiganti des Rv. gebildete Form 'ganigan an die Stelle von dyamat gesetzt haben. Doch mag man darüber auch anders entscheiden, ich glaube den- noch mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen, dass dieser zweite Fall D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 17 den 16 gegenüber, in denen sich die Länge durch das Metrum erklärt, noch viel weniger Bedeutung hat, als der erste. Ich wage demnach unbedenklich anzunehmen, dass die Intensiva mit eingeschobenem 7 zur Vedenzeit aus solchen mit » durch Einfluss des Metrums entstanden sind und dafür spricht auch der Umstand, dass wir im Rv. — wahrscheinlich auch in den andern Veden, über welche ich nur nicht mit derselben Sicherheit sprechen kann, weil ich in deren Betreff meine Sammlungen nicht so leicht zu verificiren vermag, wie die für den Rv. — nicht ein einziges Intensiv mit ö vor Position antreffen, wie deren Pän. so viele vorschreibt — so z. B. im Rv. gant- gam in ganiganti, aber ydnıgm-at-am —; denn dass favitvat (Rv. IV. 40, 4) vom Dichter tavituat gesprochen ward, ist schon oben bemerkt. Ist dem Vorhergehenden gemäss das lange ö nur durch metrischen Einfluss aus kurzem ı entstanden — und ich glaube, dass man diess trotz der zwei Stellen, in denen diese Erklärung nicht zutrifft, kaum bezweifeln wird — dann fällt die von mir in ‘Kurze Sanskrit-Grammatik’ &. 90, S. 41 (1855) aufgestellte Entwicklung der Intensiv-Bildung zu Boden. Die irrige Auffassung findet ihre Entschuldigung — ja ihre da- malige Berechtigung — darin, dass, bei der damals noch geringen Kennt- niss der Veden-Grammatik und des Verhältnisses derselben zu der des classischen Sanskrits, ich speciell in diesem Fall fast ganz auf Pänini’s Grammatik bauen musste, in welcher ? an dieser Stelle fast allein er- laubt war, © — und zwar neben © — nur in der ersten Form (d. h. der ohne Suffix ya) und zwar einzig bei Verben, welche » als letzten oder vorletzten Buchstaben in den indischen Wurzelverzeichnissen haben (Pän. VII. 4, 91—92). Es würde nun zwar nothwendig sein, die richtige Auffassung an die Stelle jener unrichtigen zu setzen, allein diese ausführlich zu er- weisen, würde einen viel grösseren Raum in Anspruch nehmen, als ich mir hier verstatten mag, und eine viel längere Zeit, als ich jetzt wich- tigeren Aufgaben entziehen darf. Ich beschränke mich daher fürs erste darauf die vorzunehmenden Üorrecturen mit wenigen Worten anzugeben. Auch dieses würde ich mir nicht erlauben, wenn ich bei meinem Alter Histor.-philolog. Olasse. XXV1. 4. Ö 18 THEODOR BENFEY, hoffen dürfte, dass es mir noch vergönnt sein möchte, die Abhandlungen abzufassen, welche bestimmt sind einerseits die Brücke vom Indoger- manischen über das Arische hin zum vedischen Sanskrit und andrerseits von diesem zum classischen zu schlagen; denn hier erst kann die Ent- wicklung der Intensiv- oder vielmehr Frequentativ-Bildungen volles Ver- ständniss finden. Mit Unrecht habe ich die durch Verdoppelung gebildeten Nomina, wie caräcard, in der kurzen Sskr.-Gr. mit den Frequentativen zu eng verbunden; diese treten in enge Beziehung zu den durch Verdoppelung und Affix i gebildeten Adverbien (Vo.-Gr. d. Sskritspr. $. 682, III, S. 280; Pän. II. 2, 27; V. 4, 127). Ferner ist die Frequentativ-Bildung von mit a anlautenden Verben (so ist auch ri statt ar aufzufassen), wie agäg, zu welcher ich öor-wn mit Recht stellte (vgl. Leo Meyer, Vgl. Gramm. der Griech. u. Lat. Spr. I. 429), als eine besondre von der der conso- nantisch anlautenden zu trennen. In der letzteren hat die indoger- manische Grundlage kein der Reduplicationssilbe folgendes ? gehabt (griech. er-ndiiw von dreAAw ist sicher nur eine phonetische Umwand- lung von dr-ewwiiw), wie schon dadurch wahrscheinlich wird, dass sich in keiner der verwandten Sprachen ein Reflex dieses ı oder 7 findet (in zend. carekar, gegenüber von sskr. karikar und carikar, ist zend. e schwer- lich Reflex von sskr. «, sondern das gerade hinter r oft eingeschobene — vgl. z. B. karena — sskr. karna — so dass ihm sskr. carkar ent- spricht). Den vollen Beweis dafür liefern aber Formen, wie z. B. ga- nıgam (in ganıgmat-am) ganigam (in ganiganti.. Denn wenn das : 7 ur- sprünglich wäre, so stand nichts entgegen gamıyam, gamigam zu bilden; sie sind vielmehr augenscheinlich aus gangam oder mit nasalirtem a gägam (später Jangam) hervorgegangen, d. h. zu einer Zeit, wo das g der Reduplication noch nicht zu j geworden war (vgl. gdngä), dem durch folgende Consonanten bestimmten Nasalen stand aber der dentale Nasal am nächsten, vgl. khan aus khanj) (Vo.-Sskr.-Gr. $. 79, Bem. 3, S. 48). Dass nur ? ursprünglich zwischen Reduplication und Stamm trat und nur in Folge des Metrums gedehnt ward, hoffe ich im Obigen höchst wahrscheinlich gemacht zu haben. Einige Einzelheiten, welche einer D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 19 Erläuterung bedürfen, muss ich für die eingehende Behandlung auf- bewahren. 121. rathä-sah (RPr. 540). (6 in 8) Rv. VIII, 26, 20. Metrisch. 122. vayumä-vid (RPr. 554; VPr. III. 96; TPr. III. 2). Sn 12), Bv V.81,1 — Vs V.10= TS. 1...2.- 13: 1,.— IV. 01.1 Metrisch. 123. vasü-jü (RPr. 560). (6 ın 8) Rv. VIII. 99 (88), 8. Metrisch. 124. vi-barba (Whitney zu AthPr. III. 12). (5 in 8) Ath. II. 33, 7. Nicht metrisch. 125. vibhü-dävan (TPr. ILL 7). (Prosa) LS. IM. 5. 8. 1; 9. 2. 126. vibhvä-sah (RPr. 540). (6 in 8) Rv. IX. 98, ı (= Sv.L 6. 2, 1.5, wo VL. vibhä- säham, auch im Pada; vgl. auch Ed. Caleutt, Il. 160—162). (4 in 8) Rv. V. 10, 7. Metrisch; von vibhva oder dem gleichbedeutenden vibhvan. 127. [viräshäd s. Vte Abhalg, 1te Abthlg, S. 14, Bem. zu No. 46 abhishah]. 128—134. vievä- in 128. vievä-nara (im RvPada ohne Trennung und ohne Verkür- zung des d’; eben so im Sv. — trotzdem SyvPr. 218 die Deh- nung des a lehrt; vgl. Pän. VI. 3, 129; in dem VSPada ‚wird verkürzt, aber nicht getrennt, s. VPr. III. 101; V. 37). (in 2) Rv. 1. 186, ı (= VS. XXXII. 34). — VIL 76, 1. — VIIL 68 (57), 4 = Sv. I. a. 2.3. 5. C2 20 THEODOR BENFEY, (4 in. 12) Rv. X. 50,1 (= VS. XXXIILN23). Die Dehnung ist demnach ursprünglich wohl nur metrisch, aber durch die ausnahmslose Erscheinung derselben in den Veden für die spätere Zeit durchgehends fest geworden. Dafür spricht auch das davon abgeleitete vaigvänard, welches im Rv. 63 mal vorkömmt, und zwar 61 mal in der 2ten und 2 mal (nämlich Rv. VIII. 30,4; IX. 61, 16) in der 4ten Silbe, also beidesinal an Versstellen, in denen überaus häufig ursprünglich kurze Silben gedehnt werden. Vergleiche jedoch vicvd mitra. 129. vievä-püsh (RPr. 560; VPr. III. 100). Das Wort erscheint nur zweimal, beidemal in S in 12 und zwar das eine mal (Rv. I. 162, 22 = VS. XXV. 45) mit langem dä, das andere mal (Rv. VIII. 26, 7) mit kurzem a. Wir können daraus mit Entschiedenheit schliessen, dass die Länge nur metrisch ist. Denn da die Länge in 8 in 12 beliebt ist, würde sie sicher auch in der letzteren Stelle erscheinen, wenn sie grammatisch wäre; sie ist nicht eingetreten, weil sie nur am Ende eines Wortes regelmässig durch Dehnung herbei- geführt wird, in Mitten eines solchen aber nur sporadisch. 130. vievä-bhü' (RPr. 560; VPr. Ill. 100). (10:10 .12)-Rv..X. 50,1 — VS. XXXEN 23: ürı. Aey. Wenn aus vigva und bhü zusammengesetzt, wie die Pada’s, Präticakhya’s und indischen Commentatoren wohl mit Recht annehmen, dann ist die Länge metrisch entstanden. Sie wäre grammatisch, wenn Grassmanns Annahme richtig wäre, dass es aus vicva-äbhil‘ zusammenge- zogen sei; diese wird aber durch den Accent unwahrscheinlich, welcher in diesem Fall wohl auf der vorletzten Silbe des Themas stehen würde. 131. vievä-mitra (in dem TSPada getrennt und 4 verkürzt, =. TPr. III. 5; in dem der VS. 4 verkürzt, aber die Composi- tion nicht getrennt, s. VPr. III. 101; V. 37; in denen des Rv. und Ath. weder Verkürzung noch Trennung, vgl. Pän. VI. 3, 130 und SvPr. 219). (2) Rv. III" 1, 21353, 75.9%12,018. xX789 17. = AUhR IV: 29,:5.,— XVII. 3,15%16. als D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 21. (4% 12) Ry. Xx.167, 4 (vel. TS. II1.4.,7. 32 V..A. 11.8, wo Vicväamitra- Jamadagnt im Pada getrennt sind und das & natürlich nicht verkürzt ist; an beiden Stellen in Prosa). (6 in 11) Rv. III. 18, 4 (vgl. Bem.). (Prosa) VS. XIII. 57. — TS. IV. 3. 2. 2. — V. 2. 3—4; 4; 10. HAN 2 2: Bem. Kurz erscheint vicvamitra (in 6 in 11) Ath. XVIIL 3, 63. Dass auch hier die Vicvämitriden gemeint sind (nicht etwa die Kürze, nach Sch. zu Pän. VI. 3, 130, Abkömmlinge von irgend einem andern als dem Rishi bezeichne), zeigt das ganze Gedicht (des). Da weder das St. Petersb. Wtbch noch Whitney im AthPr. diese Form mit kurzem a statt des langen erwähnen, so möchte ich glauben, dass es ein Druck- oder anderer Fehler ist. Uebersehen wir die Stellen, so giebt es im Rv. nur eine, in welcher sich die Länge nicht als metrisch entstanden betrachten lässt; ausserdem mehrere in Prosa. Ich bin demnach geneigt, wie bei vievä'nara, auch hier anzunehmen, dass sie ursprünglich wohl nur metrisch war, aber durch das verhältnissmässig häufige Vorkommen im Rv. fest geworden ist. Doch will ich nicht in Abrede stellen, dass es nicht unmöglich ist, dass sie eintrat, um den Namen des grossen Rishi von andern — auch wohl etwaigem appellativen Gebrauch des Wortes — zu unterscheiden. Sehen wir doch z. B. im Griechischen nicht selten aus demselben Grund Accentwechsel eintreten, z. B. Eav9os, Adjectiv, aber Eav%os, Nomen proprium. 132. vievä-räj (IPr. V. 3, im Pada getrennt und 4 von vigvd- verkürzt, vgl. Pän. VI. 3, 128; SvPr. 218). (2% TS. I. 3. 2. 1; scheint in der zweiten Silbe eines acht- silbigen Stollens zu stehen (in der VS. V, 24 fehlt dieser Satz); in diesem Fall wäre die Länge metrisch. 133. vievä-sah (RPr. 540; VPr. II. 100; TPr. III. 5). (2) Rv. IIL 47,5 (= VS. VI. 36 = TS. I. 4. 17). — VID. 92 (S1, ı (= Sr. 1L 2.2. 2. 6). 22 THEODOR BENFEY, (4.in'8) Rv. VI44, 4.(—'8v. 1. 42.22 2.6) Metrisch. vievä-shäd s. Bemerk. zu No. 46 in der 1sten Abtheilung dieser Vten Abhdlg, S. 14. 134. vievähä (Im Rv.-Pada und im Sämaveda-Pada erscheint das Wort wie in der Samhitä, d. h. die vorsichtigen Verfasser dieser Pada’s nahmen entweder die Samhitä-Form für die srammatische, oder waren — was mir wahrscheinlicher — über die grammatische Auffassung zweifelhaft. Säyana bietet drei, oder vielmehr nur zwei Erklärungen; ob diese schon aus der Zeit der Pada-Verfertigung des Rv. stammen, ist natürlich zweifelbaf. Am häufigsten fasst er das Wort als eine Zusammensetzung von vieva und dhä, vedisch für ahänı, ‘alle Tage’ (vgl. die grammatische Erklärung zu Rv. I. 100, 19);'so zu Rv. I. 25,:125 90, 2; 1:00, 195.102, 11; 160,3. — 1J1. 46 9... VIL98.412 32,218, 192:20585 108 Diese Erklärung stimmt mit der Accentuation (vgl. z. B. vievd'yu aus vieva-dyu), passt an allen Stellen, ist von Grassmann (Wtbch 1306) mit Recht als einzige hingestellt und allent- halben genügend. An fünf Stellen des Rv. und der einzigen, in welcher es im Sv. erscheint, glossirt er es durch sarvada, ohne eine grammatische Erklärung zu geben. Da dieses wörtlich ‘zu allen Zeiten’ bedeutet, so fällt es wesentlich mit der ersten Erklärung zusammen; allein die Häufigkeit (zu Rv-Vl. 47, 19;:.75, 8; 17 (='8y. 1. 9. 3.6.3 ):wo' ebenso glossirt ist). — X.37,2 (zweimal); 7) und noch mehr die Ueber- einstimmung mit der Erklärung von vievaha (zu Rv. VII. 21, 9) und vievahd (zu VI. 47, 15. — VI. 43, 26; 44, 2. — X. 78, 6; 88, 14; 91, 6) scheint mir auf eine andere gram- matische Auffassung zu deuten, in welcher vicvd’hä nicht in vieva-ahä aufgelöst ward, sondern das auslautende Ad mit dem auslautenden hä in vievaha, oder noch eher, vigvä'hä geradezu mit vievahä und vigvaha identificirt ward (wie dies ja auch D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U.PADA-TEXTEN D.V. 23. im St. Petersb. Wtbch VI. 1240 und 1236 geschieht, wo zu- gleich eine Identität mit vievddha und vigvddha (VI. 1229) ange- deutet wird). Dafür spricht auch der Umstand, dass auch vig- vaha und vievahd, wie eben vigvd'hä, durch vieveshv ahahsu glossirt werden, jenes zu Rv. II. 12, 15. — VIII. 48, 14; dieses zu I. 11% 3.160, 5: 217.94, 15.2 32. 3; 35.714. = IV 31, 12.— X. 100, 4; das letztre auch noch durch sarveshu käleshu ‘zu allen Zeiten’, was mit ‘alle Tage’ wesentlich identisch. Ausser diesen wesentlich gleichen Glossen hat Säyana an einer Stelle (zu Rv. IV. 42, 10) eine ganz abweichende, nämlich vievasya hantar “Tödter, Vernichter von allem’. Sie wird bei Säyana ohne grammatische Erläuterung gegeben. Wir werden dieser aber sogleich bei Mahidhara zu der VS. XVII. 48 begegnen. Die Vf. des VPr. sind nicht so zurückhaltend, als die des RPr. Aus VPr. III. 101, verglichen mit V. 37, ergiebt sich, dass die Trennung in Compositionstheile zwar für den Pada-Text der Väjasaneyi verboten ist, die Verkürzung des d in vieva dagegen vorgeschrieben wird, also im Pada vievahd zu schreiben war. Die grammatische Auffassung, welche hier zu Grunde liegt, ist die, welcher wir eben in Säyana’s Glosse zu Rv. IV, 12, 10 begegnet sind, welche uns jedoch nur einmal, in Mahi- dhara’s Commentar zur VS. XVII. 48, aber etwas modificirt und zugleich mit der andern, durch ein ‘oder’ verbunden, entgegentritt; sie lautet hier vieväahä vievän sarvan (so bei Weber) gatrün & samantdd hanti; er zerlegte also vigevd'ha in vieva-d-ha, vielleicht des Accents wegen; doch ist damit wenig gewonnen, da das Präfix d — wenigstens der Regel nach — nicht bewirkt hätte, dass die bei der Auffassung dieses Wortes als vieva-ha mit der Bedeutung ‘alles tödtend’ nöthige Oxytonirung sich in Paroxytonirung verwandeln konnte); neben dieser Erklärung er- scheint dann die andre durch sarvany ahänı und sarvadd. An den übri- gen Stellen VS. VII. 10 (= Rv. IV. 42, 10); VII, 5; XVI. 49, XVII. 78 und XXIX. 45 wird das Wort durch vigvany ahäni und sarvadä glossirt. 1) In der Samhitä ist hier bei Weber vigvd hä in zwei Wörtern gedruckt, was natürlich zu ändern ist, da vigv@ allein paraxytonirt sein würde. 24 THEODOR BENFEY, In dem TPr. wird nun noch weiter gegangen; Ill. 5 wird gelehrt, dass in vigvd-, wenn es das erste Glied eines Compositum ist und im Pada Trennung Statt findet (vgl. III. 1 und 7), das 4 verkürzt wird. Whitney hat vicva-hd zwar in seinem Commentar zu III. 5 nicht auf- geführt; aber in der TS. IV. 6. 4. 5 findet sich im Pada (s. ed. Weber T. I. S. 393) in der That vigva-hd’, und zwar mit bei dieser Auffassung richtiger Oxytonirung, im Gegensatz zu Rv. (VI. 75, 17), Sv. (II. 9. 3. 6. 3) und VS. (XVII. 48), wo der Accent auf Oevd- fällt. Allein die TS. weicht in diesem Verse auch in andrer Beziehung von Rv., Sv. und VS. ab, welche wenigstens in der Paroxytonirung von vievd’hä mit ein- ander übereinstimmen. Sie hat nämlich als zweiten Halbvers Indro nas tätra vritrahä vicvähä cärma yacchatu || während Rv. und Sv. wesentlich identisch, statt dessen folgende drei Stollen darbieten täträ (Sv. Zdtra s. Illte Abhadlg, S. 16) no brähmanas pätir A’ditih cärma yacchatu vicvähä cärma yacchatu ||. Bezüglich der drei Stollen — statt der zwei der TS. — stimmt auch die VS. mit Rv. und Sv.; allein hier lauten sie tätra (so NB. ohne Zusammenziehung von -a i- zu e) Indro Brihäspätir A’ditih cärma yacchatu vievähä') cärma yacchatu ||. Die Hauptabweichung, oder wenigstens die für uns wichtigste, ist, dass die TS. vor vievahd’ als V. L. vritrah@' hat; denn dem Einfluss dieses Wortes wird wohl am Ende die Erklärung von vieva’ha als “All- tödter’ und in der TS. auch die Versetzung des Accents zu verdanken sein; der Commentar erklärt es hier wesentlich in Uebereinstimmung mit der 3ten oder vielmehr 2ten im Rv. durch parakiyasarvapränighätt ‘Vernichter aller feindlichen Geschöpfe’ (TS. ed. Cale. T. IV, p. 613, Z. 2). Ausserdem, bemerke ich beiläufig, bietet die TS. denselben Laut- complex, aber paroxytonirt IV. 6. 6.3 (= VS. XXIX. 45 = Rv. VI. 1) s. Note zu 8. 23. D.QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 25 75, 8), wo der Pada-Text ihn richtig als eine Composition von vigva-aha fasst und der Commentar ihn, wie im Rv. und der VS. vorwaltend, durch ‘alle Tage’ erklärt (ed. Calc. T. IV, p. 640). Endlich erscheint er auch proparoxytonirt und zugleich paroxytonirt vigvd'hä, wo er natürlich aus zwei Wörtern vigvd und ahä besteht. Die Stelle findet sich TS. IV. 6. 2. 6. Wenn sie alt ist, erhebt sie die überwiegend vorherrschende Auffassung von vigva’hä als Composition von viva und ahan im Plur. Acc. Ntr. aha (= dhäni) über allen Zweifel. Ich kann aber nicht leugnen, dass ich, obgleich es sich nicht streng be- weisen lässt, überzeugt bin, dass nur das vievd'hä des Rigveda überliefert war und sowohl das vievä'hä als vigvähd' der TS. auf den zwei andern versuchten Interpretationen beruhen. Wir haben dann hier zwei Fälle, wo der Interpretation zu Gefallen der ursprüngliche Accent auf zweierlei Weisen willkürlich geändert ist. Bemerkung: Ich konnte nicht umhin, im Vorhergehenden vieva- dhä, vicva dha, vigva'ha und vicvaha zu erwähnen und war genöthigt auch den Auslaut dieser Wörter zu untersuchen; diese Untersuchung bestätigt zwar im Wesentlichen nur, was ich schon in meiner Vo.-Sskr.-Gr. (1852) S. 237, CLI bemerkt habe, allein da es sich jetzt vollständig und mit wenigen Worten erweisen lässt, möge es mir verstattet sein, diese Ge- legenheit dazu zu benutzen. vigvadhä, vievadha und vigvaha kommen — so viel ich bemerkt habe — nur im Rv. vor; vicvahd im Rv. und ausserdem an drei Stellen des Atharva, welche sich nicht im Rv. finden. Der Pada-Text hat an allen Stellen dieselbe Form wie die Samhitä; so würde ihre Betrachtung eigentlich weder in diese Vte noch auch in die IVte Abhdlg gehören; allein, da es keinem Zweifel zu unterwerfen ist, dass der Auslaut ur- sprünglich entweder nur lang oder kurz sein konnte, so erlaube man mir einen von den Fällen dieser Art, welche die Präticäkhya’s unberück- sichtigt gelassen haben und von mir für eine VIlte Abhdlg aufgehoben waren — die aber wenigstens fürs erste nicht veröffentlicht wird — festzustellen. Histor.-philolog. Olasse. XXV1. 4. D 26 THEODOR BENFEY, Dass die Formen auf @ (d. h. alte Instrum. Sing.) die ursprüng- liche widerspiegeln, geht aus folgendem hervor. vievadha& findet sich zwar nur einmal, nämlich Rv. I. 141, 6 an einer Stelle, wo es nicht nothwendig metrisch hätte entstehen müssen, nämlich in 7 in 12 (— v——); dafür aber das, davon nur durch den bekannten Uebergang von dh in h verschiedene, vicvah@ä in mehreren, und zwar für den grammatischen Character des Auslauts entscheidenden, nämlich 1) am Ende eines Verses: Rv. 11. 32, 3. — X. 91, 6. — Ath. XI. 1, 17. — XIX. 50, 2. 2) am Ende eines Halbverses: Rv. VIII. 43, 26; 44, 22. — X. 78,6. — Ath. XI. 1, 27. 3) am Ende eines Stollens: Rv. I. 111, 3; 160, 5. — II. 24, 15. — X. 100, 4. In diesen drei Fällen ist kein metrischer Einfluss denkbar, so dass diese 12 Stellen dafür entscheiden, dass in der vedischen Zeit der Aus- laut dieses Wortes, so wie der des mit ihm identischen vievadhä noch mit Länge gesprochen ward. Aus den beiden Formen mit a, nämlich vicvadha und vievaha, möchte man nun vielleicht geneigt sein zu schliessen, dass in der Vedenzeit auch die Aussprache mit kurzem Auslaut sich geltend gemacht habe. Ich zweifle aber sehr, ob dieser Schluss gerechtfertigt sein würde. Diese beiden Formen erscheinen nämlich nur an Versstellen, in denen ein auslautender Vocal gedehnt werden muss, aber vor Position nicht ge- dehnt werden darf (vgl. Ilte Abhdlg). An allen diesen Stellen folgt ihnen nun Position und ich glaube daher, dass in der langen Zeit der Corruption, oder selbst erst bei der Feststellung des Textes, an diesen Stellen eben durch diese Position das a seine Länge eingebüsst habe (vgl. weiterhin zu Rv. VII. 21, 9). Hält man diese Annahme für zu kühn, so könnte man vermuthen, dass die Kürze zu einer Zeit einge- treten sei, wo sich die Verkürzung in dem Suffix dhä und hä, wie in adha, saha‘, so auch in vievadhäd und vigvahd angefangen hatte geltend zu machen und wegen der folgenden Position das Metrum nicht störte. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH. U. PADA-TEXTEN D. V. 27 Nicht unmöglich ist auch, dass die Verkürzung durch den Einfluss der Volkssprachen herbeigeführt ist, in denen eine natürliche Länge vor Po- sition verkürzt ward (vgl. Lassen Inst. l. Pracr. p. 138, E. Kuhn, Beitr. z. Päli-Gr. 8. 17). Die hieher gehörigen Fälle sind in Betreff von: vievädha: (8 in 11) Rv. I. 63, 8 (vor Ash), (10 in 11) Rv. I. 174, 10 (vor sy). — IV. 16, 18!) (vor sy). von vieväha: (8 in 11) Rv. II. 12, 15 — Ath. XX. 34, 18 (vor pr). — Rv. VIll. 48, 14 (vor pr). Demgemäss (vgl. noch einen Grund am Ende dieses Absatzes) be- trachten wir in vigvadhä die oben angeführte Länge in 7 in 12 als gram- matisch; eben so auch wo sie in 8 in 12 erscheint, Rv. IX. 79, 2; auch wo in 10 in 12, Rv. V. 8, 4. — Ebenso die in vievahd (in 7 in 11) Rv. II. 35, 14. — VL1,3.— X. 88, 14, und (in 10 in 12) Ath. 1X, 19, Ferner werden wir Rv. IV. 31, 12, wo die Krasis der beiden ersten Stollen aufzuheben ist vievahä schreiben, wie auch der Pada-Text hat, und können es nur billigen, dass der Pada-Text überhaupt, wo eine Krasis aufzuheben ist, die Länge schreibt, so vipevddhä Rv. VIL. 22, 7 (so wohl auch in Ath. XX. 73, 1, dessen Pada mir aber unbekannt) und Ry. VII. 5, ı = Sv. 1. 3. 1. 3. 6 wo aber vicevatha). — Ebenso vievahd Rv. VI. 47, 15. Auch in diesem Verfahren der Pada-Verfertiger dürfen wir einen weiteren Grund für unsre Annahme erkennen, dass in den Veden nur langes 4 als Auslaut anzuerkennen ist. Endlich ist in Rv. VII. 21, 9, wo sich vigvaha vor Position findet, scheinbar in der 9ten Silbe eines elfsilbigen Stollens, statt sakhäyas ta Indra vicväha syäama zunächst 1) In M. Müller’s Index S. 530 ist IV. 16, 18 unter vigvadhä zu streichen und unter vievadha hinzuzufügen; ferner ist IV. 19, 6 unter vöcvadha zu streichen. D2 28 THEODOR BENFEY, sakhäyas tendra zu lesen (vgl. IVte Abhdlg, 3te Abthl., S. 11). Dadurch wird die letzte Silbe von vicvaha die achte und zwar, da siäma zu lesen ist, eines elf- silbigen Stollens. Da also diese Position nur scheinbar ist, würde nach der allgemeinen Regel das a, selbst wenn es ursprünglich kurz wäre, zu dehnen sein, musste also auf jeden Fall hier seine Länge bewahren. Dass es kurz erscheint, ist sicherlich wieder nur Folge der scheinbaren Position und bestätigt die oben ausgesprochene Vermuthung, dass das a auch, wo es sonst kurz erscheint, nur durch die Einwirkung der Po- sition verkürzt ist. Dass der Dichter hier vigvaha sprach, ist keinem Zweifel unterworfen und in einem Versuch, dessen Fassung herzustellen, werden wir unbedenklich vicvähä siäma lesen. 135. vishü-vz°it (RPr. 554; Whitney zu AthPr. III. 12). (2) Rv. 11.40, 3. — X. 43, 3 — Ath. XX, 17, 3. (10 in 12) Ath. X, 2, 11. Metrisch (vgl. mit kurzem u vishu-driha, vishu-rüpa). 136. vsishä-yüdh (RPr. 552); vgl. Bem. zu 137. (2) Rvw..1..33,.6. 137. verishä-ravä (RPr. 559; SvPr. 216, ohne dass es sich im Sv. findet). (2). Rv. X. 146,2. Bem. zu 136. 137. Sonst im Veda stets vrisha- als vorderes Glied, z. B. vrisha-kratu u. s. w. (im St. Petersb. Wtbch VI. 1337 f£.); nur vrisha-kapi macht eine Ausnahme, welches aber auch im Pada mit ä geschrieben und nicht getrennt wird; wie aber in No. 136. 137 die Dehnung unzweifelhaft nur dem Metrum verdankt wird, so kann dies auch in diesem Wort der Fall sein, denn auch dieses erscheint nur in (6.in. 8) Rv. X.,86, 15,35. 45.8518: 20; 22. (— Ath, Xos 126, 1; 3 u. s. w. in denselben Versen), D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D.V. 29. (in 2), Rv. X. 36, 12.(— Ath. XXX 126, 2). (1074) Rv:.X..86, 12 (— Ath. XX.,126, 12). Eben so auch in vrishä-kapäyın (in 2) By. X 86, 13.[== Ath, .XX, 126,13). SvPr. 216 führt noch vrishämodani und vrishädarbha an, welche sich aber in keiner der Veden-Samhitäs finden; das erstere — aber in der Form vrishämodini — erscheint im Käthaka, das zweite im Mahäbhärata, 138. vaibh ü-vasa (RPr. 554); Patronymikum von vibhüvasu (8. No. 17), anomal gebildet; müsste, der Regel nach, -vasava auslauten. B)Rv. X. 46, 3. Metrisch. 139. Gatrü-säh (RPr. 540). (2) catrüshä'hah Rv. VIII. 60 (49), 6. — catrüshät Ath. V. 20, 11 (vgl. Bem. zu No. 46 in der ersten Abthlg dieser Ab- halg S. 14; über das -d- vgl. die VIte Abhdlg). Metrisch. 140. eusadh ä-kärgzea (VPr. III. 128). (Prosa) VS. XXIV. 4. 141. evä-pada (im Rv.-Pada, wie in der Samhitä, geschrieben; ebenso im Ath.-Pada, obgleich AthPr. III. 10 das @ als Deh- nung von a auflasst, vgl. Whitney zu der Regel; die Deh- nung erwähnt auch SvPr. 220, obgleich das Wort im Sy. nicht vorkömmt, vgl. Käcikä zu Pän. VI. 3, 137). gvd'pada erscheint in (6 in 8) Ath. XI. 9, 10; es ist gud’padam zu lesen. (10 in 12) Rv. X. 16, 6 = Ath. XVII. 3, 55; auch hier ist cuä padah zu lesen. (2) Ath. XI. 10, 8 ebenfalls cud’® zu lesen. In allen drei Fällen kann die Dehnung also durch metrischen Ein- 30 THEODOR BENFEY, fluss herbeigeführt sein, und dass dies wirklich stattgefunden habe, wird durch evapaddm (von cva'pad !) in Ath. VII. 5, 11 und XIX. 39, 4 höchst wahrscheinlich; denn £v@- erscheint in beiden Versen in der vierten Silbe eines achtsilbigen Stollens, in welcher die Länge nicht nöthig ist, aber doch so häufig vorkömmt und durch Dehnung herbeigeführt wird, dass man mit Sicherheit behaupten darf, dass, wenn in cvd- als vor- derem Glied das d grammatisch, und nicht metrisch wäre, die Länge sicherlich in dieser Versstelle erhalten wäre. Dass in beiden Stellen das hier in Frage kommende a — das erste in gvapad — der vierten Silbe des Stollens angehört, ist keine Frage; fraglich ist nur ob ähnlich wie in cvd'- pada zu lesen sei gua®, oder vielmehr gva® und vidghrah statt vydghrah. Für die letztere Lesung spricht — fast entscheidend — dass viäghra in allen metrischen Stellen, in denen es — so viel mir bekannt — im Veda vorkömmt, dreisilbig zu lesen ist, nämlich VS. XIX. 9. — Ath. IV. 3, 1; 3, 6. — VI. 38, 1; 110, 3 (wo auch dhmi a® z. 1.); 140, 1° (der zweite Stollen ist entweder verderbt oder in metrischer Beziehung sehr unregelmässig).. — XII. 2, 43. — XIX. 46, 5. (In XH. 1, 49 ist es des Metrums wegen zu streichen). 142. @Vä-vidh (VPr. III. 96; TPr. III. 2; in AthPr. III. 3 wird zwar die Dehnung anerkannt, aber nach IV. 68 wird im Pada nicht verkürzt und nicht getrennt, s. auch SvPr. 220, Pän.. VI. 3\.116). (In 1) VS. XXIII. 56. (3:in '8) Ath. 'V.:13,9. (Prosa) VS. XXIV. 33. — TS. V. 5. 20. Bem. Die Länge ist wohl durch Einfluss von gvd’pada (No. 141) fixirt. 143. sadan ä-säde (RPr. 561). 1) Denn dass cv@’pada eine Ableitung von gvapad durch sekundäres a sei, ist wegen des Accentes sehr unwahrscheinlich. Wäre sie es dennoch, dann wäre die Länge grammatisch; allein die indische Grammatik betrachtet sie als unregelmässig (nipätät), vgl. die angeführte Stelle der Käcik& mit Pän. VI. 3, 136. D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENH. IN D. SAMH.- U.PADA-TEXTEN D.V. 31 (6 in 8) Rv. IX. 98, 10 = $v. IL 5. 2. 18. 3. Metrisch. ı44. saazadhan ä-jit (Whitney zu AthPr. III. 12, p. 130). (6 in 8) Ath. XVIL 1, 1. (10 in 11) Ath. V. 20, 3. (10 in 12) Ath. XIIL 1, 37. Metrisch. 145. sahasrä-poshäa (Whitney zu AthPr. III. 12, p. 130). (3 in 11) Ath. VII. 48, 2 (aber Rv., wo der Vers II. 32, 5 erscheint, hat a4). (Metrum dunkel) Ath. VI. 79, 3. Kurz (5 in 8) Ath. VI. 141, 4. 146. sumati-vwidh (VPr. III. 96). (6 in 8) VS. XXII. 12. Metrisch. 147. sü-yamän (Whitney zu AthPr. III. 21, p. 138 und n. +); vgl. Bem. (5 in 12) Ath. IV. 27, ı (wodurch | v — — |, statt | vv —_ — | entsteht). Bemerkung. Im Rigveda findet sich säydma stets mit kurzem & und ebenso in den entsprechenden Stellen in den übrigen Samhitä’s; so eva 180. 1. 11.924, 15: 27.417 — 28,11 — 29,'7.— I 7, 3; 6172. — V.28, 3 (— VS. XXXII 12 —= Ath. VI 73, 10); 55, 1..— VI. 35, 2 (= Ath. XIX. 10, 2), — IX. 81,4. — X. 44,2 Ath. XX. 94, 2); 85, 23 (= Ath. XIV. 1, 34 wo aber V. L.) Ausser- dem saydma auch im Ath. VII. 82, 3. Selbst in der Stelle, wo es mit Länge angeführt ist, Ath. IV. 27, 1, hat der gedruckte Text nach zwei Handschriften die Kürze; Whitney corrigirt diese a. a. O. jedoch ausdrücklich; ob mit Recht, wage ich nicht zu entscheiden. Etwas zwei- felhaft werde ich dadurch, dass s# — ausser in einigen Stellen, welche in der folgenden No. angeführt werden — nur an Stellen gedehnt erscheint, in denen die Dehnung sich aus dem Metrum erklärt (vgl. IVte Abhdlg, 32 THEODOR BENFEY, Ste Abthlg, S.,19 ff. und in der VIten Abhalg sömdya, wo die Länge in 8 in 11 erscheint, also auch metrisch ist). 148. sü-yävasa, sü-yavasäd, sü-yavasini, sü-yavasyü (RPr. 544; TPr. Ill. 7; Whitney zu AthPr. IIl. 21); vgl. Bem. zu No. 147. ($;in 11)sRv. VI. 27, 7 (süyavasyü'). Entschieden metriseh. Dagegen fraglich ob metrisch. Rv. I. 190, 6 säöyavaso Il. 27, 13, säydvasd. — VI. 28, 7 süya- vasam (= Ath. IV. 21, 7, wo süyavase). — VII. 18, 4, süya- vase. — X. 106, 10 süyavasdt. In allen diesen Stellen (I. 190, 6 ist supraituh entweder Repräsen- tant von vier Silben, oder wahrscheinlich wirklich viersilbig supraetuh zu lesen) erscheint die Länge in der 5ten Silbe elfsilbiger Stollen, so dass — vv» — statt des minder gebräuchlichen von — als zweiter Fuss eintritt. Nicht metrisch: (1 Silbe) Rv. I. 164, 40, säyavasdd (= Ath. VII. 73, 11 — IX. 10, 20). — VI. 99, 3 säyavasini (= VS. V. 16 = TS. 1.2.18. 3. (3 in 8) Rv. I. 42, 8, sdydvasam. Sollte das häufige Vorkommen von sö mit metrischer Dehnung die nicht metrische Dehnung in diesen Zusammensetzungen herbeige- führt haben? oder wäre sie auch hier metrisch z. B. um bei sdyavasini in Rv. VII. 99, 3 u. s. w. den Proceleusmaticus vvvv im ersten Fuss zu vermeiden? Ich kann darauf noch keine bestimmte Antwort geben, ehe die Beiträge zur vedischen Metrik vollendet sind. 149. stanä-bhüj (RPr. 545). (2) Rv. I. 120,8. Metrisch. 150. svä-dhi (TPr. ILL. 5). (2) TS. I. 3. 14. 6; es ist suddhiyam zu lesen. Der Vers ist aus D. QUANTITÄTSVERSCHIEDENEH. IN D. SAMH.- U. PADA-TEXTEN D. V. 33 Rv. 1. 71, 8, wo der Pada-Text su-ädhyam theilt. Derselbe Vers erscheint auch in der VS. XXXIII. 11; dessen Pada- Text ist mir leider nicht zugänglich; wenn wir aber wagen dürfen anzunehmen, dass der Commentator Mahidhara ihn gekannt hat, dann stimmte er mit dem des Rv. überein; denn die Glosse lautet sushtu (= su) samantät (= ä) dhydyate (— dhi). Säyana zu der TS. erklärt svddhö hier und in der sogleich zu erwähnenden Stelle durch sväyattacitta (TS. ed. Calc. I. 578 und 580). (10 in 11) TS.I. 3. 14. 5 (es ist suddh’'h zu lesen) = Rv. X. 45, 1 = VS. XII. 18. Auch hier theilt Rv.-Pada su-ddhi’h und der Commentator zu der VS. glossirt auch hier, als ob der Pada-Text ebenfalls su-ädhöh getheilt habe, nämlich co- bhanä (— su) dhitä (— ä) dhih,; die damit wesentlich über- einstimmende Glosse zu TS. ist schon erwähnt. Ueberhaupt kennt in allen Stellen, in denen svädhX im Rv. er- scheint — und es sind deren ziemlich viele — der Pada-Text nur su- ädht',; auch im Sv.-Pada erscheint I. 6. 2. 1.4 (= Rv. IX. 101, 10) | su | ädhyah |. In Sv. 1.5. 2. 5.4 (= Rv. IX. 65, 4) erscheint statt der Leseart des Rv. eine stark abweichende Variante. 151. hari-cayä (VPr. III 127 in der Känva- Recension der VS.) (6 in 8) VS. V. 8 (in der Känva-Rec. cf. Weber’'s Ausg. p. 159; die Mädhyandina hat hars-. Die Dehnung ist wohl das rich- tigere; natürlich ist sie nur metrisch). 152. hasä-muda (Whitney zu AthPr. IV. 50. Der Pada-Text liest wie die Samhitä; es ist wohl kein Dvandva-Compositum, vgl. St. Petersb. Wtbch u. d. W.) (6 in 8) Ath. VII. 60, 6. (2) Ath. XIV. 2, 43. Metrisch. 153. hariday ä-vidh (RPr. 554; VPr. III. 96; TPr. III. 2; Ath- Pr. III. 3, vgl. IV. 68, wonach es im Ath.-Pada, wie in der Samhitä; Pän. VI. 3, 116). Histor.-philolog. Classe. XXV1. 4. E THEODOR BENFEY, (6 in 8) Ath. VIII. 6, 18. (8 in 11) Rv. IL 24,8 (= VS. VIIL 23 = TS. I. 4. 45. 1). Metrisch. 154. hrädun i-vzrit (RPr. 554). (10 in 12) Rv. V. 54, 3. Metrisch. Erklärung hebräischer wörter von Paul de Lagarde. In der königlichen gesellschaft der wissenschaften vorgelegt am 1 Mai 1880, \ We ein hebräisches wörterbuch schreiben will, hat zuerst für einen text des alten testaments zu sorgen, dem sämmtliche erreichbaren va- rianten der handschriften, übersezungen und grammatiker, und alle einem sachverständigen erwänungswert scheinenden conjecturen der kritiker untergelegt sind. er hat danach aus den alten übersezungen, den nachbiblischen schriften der Juden, soweit dieselben der vor dem siege der arabischen cultur liegenden zeit angehören, den lexikographen des mittelalters und den schriften indoceltischer philologen und theologen eine vollständige übersicht über die tradition und über die deutungsversuche derer zu liefern, welche die tradition nicht kannten, oder aber eine tradition nicht hatten. natürlich wird er angeben, was kirchenväter und rabbiner über die aussprache der vokabeln brachten, und er muß neben der pa- laestinischen auch die babylonische vocalisation verzeichnen. er hat danach das alte testament selbst zu studieren: seine bücher chronologisch zu ordnen: seine synonymik zu ergründen: durch syste- matische vergleichung der anderen semitischen dialekte festzustellen, was in der sogenannten hebräischen sprache semitisch, was hebräisch, was israelitisch, was jüdisch Ist. er hat die ergebnisse seiner forschung durch parallele untersuchun- gen der geschichte und der religion des alten testaments zu controllieren. nichts von dem allen ist bisher geschehen: man begreift sogar nicht einmal, daß es geschehen müsse. die aufgabe meines lebens wäre, soweit dieses leben wissenschaftliche Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 5. A 2 PAUL oe LAGARDE, aufgaben hat, gelöst, wenn ich nur einen teil der an erster stelle ge- nannten arbeit, so gut es gehn will, geliefert hätte. aber wer das ziel seit mehr als dreißig jaren im auge hat, sieht . nicht nur das, was unter seinen füßen ist, und was er schritt für schritt hinter sich bringt, sondern wenigstens ab und zu auch den weg in der ferne sich bergan winden, den er selbst nie wandeln wird. möge was er so gesehen zu haben meint, dereinst sich denen als tatsache erweisen, welche daran vorübergehn werden. mir scheint ratsamer was ich zum hebräischen lexicon zu bemerken habe, »in eignen heften vorzulegen als es in commentare unterzustopfen. ı1D’8 APeyron verzeichnet 150 als oberaegyptisch ein weibliches oyome, dem &s der Araber entlehnt sei, mit den citaten Zoega 355 SdeSacy Abdallatif 153, und läßt m9’8 der Hebräer und oil der Alexandriner dem oyome consonare: danach ein memphitisches, ebenfalls feminines oyums aus Kircher 143. er unterläßt anzufüren, daß PEJablonsky opuscula I 182 183 und noch vor diesem der von ihm citierte anonymus der göttingischen zeitungen von gelehrten sachen »IX 549«, vermutlich IDMichaelis, 75°%8 neben das koptische ums gestellt hat. Zoega hat an der angefürten stelle seines katalogs das oy jenes oyome als unbestimmten artikel angesehen, denn er sagt in der anmer- kung ome x modius, epha. ein memphitisches oyums dürfte ebenfalls zu beanstanden sein. Kirchers toywm mag sein oy dem einflusse des ent- sprechenden &u)) danken, denn in meinen texten findet sich nur um. um dies zu erhärten, muß man nur beobachten, wie teilungszalen mit unmisverständlichen wörtern verbunden werden. To teraeorov toü eiv Exod 29, 40 Num 15, 45 28,5 6 — $pea ioygm: To toitov rov eiv Num 15,6 —= bpet stoyasnt: vo Nuıov tov eiv Num 15, 9 10 — Bag fioygın. danach wird zo dexarov TOD Olpe bpesaur oyum: heißen, wenn dem oıyeı ws entspricht: sonst «Kpesusr doyoyumm. wir lesen aber stets nur gpeumnr toyumı. folglich ist $oywms ein fehler: es muß twms heißen, dem natürlich im Caid ein ‘some entsprochen hat. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 3 daß nun die Griechen in älterer zeit oyper, nicht vpn vpeı vpı, ge- schrieben, erhellt aus Epiphanius 26, 6. der bei Hultsch 1272,89 sinnlose text ist durch S hergestellt worden. man konnte aber ogyer wol nur dann als original von oıypeı ansehen, wenn oıyes in der anderen sylbe ein e hatte. daß der einfall an sich wertlos ist, bedarf keiner auseinandersezung. oo] = ög!v meint den singular des bekannten duals o»won Exod 9, 8 Levit 16,12 Ezech 10,2 7. in Eccles 4,6 wird vom x» für die säze des Epiphanius sehr erläuternd mit rinowuere dvo douxwWr gegeben. \ wenn N7D’N richtig mit yoivı& übersezt ist, so enthielt sie so viel mehl oder graupen, wie ein rüstiger mann an Einem tage verzehrte: Boeckh staatshaushaltung der Athener” I 128 396. IN Die lexikographen leiten, meines wissens mit nur einer einzigen aus- name, 4x von der wurzel bin ab. ich behaupte, daß es von ’bx herstammt. Wer sich über bx eine meinung bilden will, muß zuerst wissen, daß dies nomen sich auch im assyrischen, phoenicischen und: homeriti- schen findet, daß es im syrischen- und nord-arabischen nicht vorkommt. Allerdings verzeichnen die arabischen wörterbücher JS} (unter buy) und \): man lese EWLane 137, um zu erfaren, daß von 4! die Araber selbst wissen, daß es in irer sprache nicht ursprünglich ist. J) bedeutet im arabischen relationship: gibt man ihm irgendwo den sinn gott, so ist das für das hebräische one belang, da 5x nie, J überall ein dop- peltes L hat, mithin J} gott mit 48 gott nicht verwant, sondern J gott aus bu entlehnt ist. \ PSmith behandelt 150 151 W}: niemand, der Smiths material über- sieht, und dabei praktische kenntnis des aramäischen besizt, wird 4} für echt-syrisch halten. Wol aber ist bx phoenicisch. PSmith citiert als belag aus des Hieronymus briefe 136 Phoenieibus Il qui Hebraeis El. der brief an Marcella, welcher früher die nummer 136 trug, und bei Vallarsi die 25 trägt (1128 129 Vallarsi'), enthält diese worte nicht. aber in dem stücke, welches Eusebius noor«g«0xsvn 1 10 aus Sanchuniathon erhalten, A2 4 PAUL or LAGARDE, wechselt 36° Viger = I 80, 13 Gaisford IAog HAos Häıos, 37° — I82 Iios HAos OAos: zu 40° = 90,6 ist Valckenaer de Aristobulo 15 (= IV 354 355 Gaisford) nachzulesen. so ganz one vorbehalt vermag ich dies nicht anzunemen. wie gering der wert der ausgabe Gaisfords ist, weiß jeder der sie gebraucht hat: wie dürftig die für die ngorageoxevn zu gebote stehen- den hülfsmittel sind, kann bekannt sein: die in einem codex vom jare 411 erhaltene syrische übersezung der bücher Eusebs nei Ysoyaveias, welche große stücke der rgonao«oxevn in einem besseren texte als dem Gaisfords zur verfügung stellt, werde ich gelegentlich nuzbar machen. über Sanchuniathon selbst sind die akten noch nicht geschlossen. ich gebe zu bedenken, daß noch nicht erwogen worden, wie unfolge- richtig die umschreibungen semitischer vokabeln in dem stücke sind. Das homeritische bx ist seit EOsiander ZDMG X 53 nie bezweifelt worden. seine aussprache ist sicher IL gewesen, da IAdoegos Strabos one frage mit recht von EOsiander ZDMG XX 237 für nwbn gehal- ten wird, da wir u [= mnJ oder }n3Y) überliefert finden, und Xe- oıßanA des Periplus insofern dazu stimmt, als 7 sicher wie ı gesprochen wurde: vergleiche nur das Anue und Asıua mancher zeugen Matth 27, 46 — W, das mit dem syrischen Asu@ und dem hebräischen Aaua wechselt. Ueber das assyrische il schreibt mir Iulius Oppert — es ist selbst- verständlich, daß man über assyrisches nur bei ihm fragt —: das assyrische zeichen, welches gott ausdrückt, ist eines der ersten, die erkannt worden sind. schon de Sacy, Grotefend, Löwenstern und de Saulcy waren über seine bedeutung nicht im unklaren. seinen sylbenwert an hat erst Hincks 1849 gefunden, die assyrische aus- sprache ıLu hat Rawlinson festgestellt, und in seinem 1851 veröffent- lichten, leider unvollendet gebliebenen commentare zur inschrift von Behistün veröffentlicht. er fürt daselbst die babylonischen ziegel an, welche für Babylon entweder die zeichen tor-gott RA Kı —= land, erde geben, oder diese ideographischen zeichen durch die sylbenzeichen z4A BI I LU, BA BI LU, BAB BI LAV und änliche ersezen. Oppert fand dann 1855 in einem syllabare das zeichen an durch ıLu erklärt. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 5: auf sumerisch heißt gott pıngır oder DImIr, was RKawlinson schon vor langer zeit mit dem mongolischen tenghri verglichen hat. aber die aussprache ıLu oder ıL, plural ıLe oder ıLanı, ist keineswegs die primitive des zeichens an, das einen achtstraligen stern vorstellt. Oppert glaubte früher, diese hieroglyphe bedeute stern, doch hat er selbst diese vermutung zurückgenommen. diese acht stralen bezeich- nen wie im indischen die acht richtungen des himmels, und die hie- roglyphe bedeutete ursprünglich himmel, auf sumerisch anna, woher der sylbenwert an stammt: assyrisch lautet dasselbe zeichen dann SAME: die gewönlichste bezeichnung des semitischen worts ist AN-E, das heißt, himmel mit dem phonetischen complemente E. so heißt AN Kı nicht gott der erde, sondern ist der gewönliche ausdruck für himmel und erde. AN AN was im medischen und susianischen gott bedeutet: dreimal gesetzt verdoppelt — übereinander gesezt — hat den sylbenwert nar, AnAN entsteht das zeichen stern, syllabisch muL, assyrisch KARKAR. ich hatte vor 32 jaren den monatsnamen bb Va} mit In in ver- bindung gebracht. ich weiß, seitdem im September 1865 Oppert ZDMG XX 180 eine liste der assyrischen monatsnamen gegeben, daß Ululu die urform von bb ist, mithin Ybn, mag Ululu selbst herstammen woher es will, mit 48 nichts zu schaffen hat. Für ausgemacht halte ich nach dem vorstehenden, daß by bei As- syriern, Phoeniciern,, Homeriten Il lautete, was wir so wie so ansezen müssen, wenn wir das tiberiensische bx (mit Er) ins semitische zurückfüren. dabei kommen vielleicht noch ßeairvios und Parrviıov in betracht: ich bin aber nicht kenntnisreich genug, um über sie zu reden. Es fragt sich nun, wie man dies Il erklären soll. Eusebius noonaeoeoxevn XI 6,20 nennt eAwsıu und 4 verwant. Aweiuı neoe 10 mA. Toüro ÖR Egumvevovow loyiv zer Övvauır. Hieronymus im briefe an Marcella (25 oder 136 = 1129 Vallarsi'): primum nomen dei est El, quod Septuaginta deum, Aquila, &vuoloylar eius exprimens, Zoyvodv, id est fortem, interpretatur. am rande Gs findet sich dies öoyvoos häufig für bu. ' 6 PAUL oe LAGARDE die wurzeln 1% und ’y halte ich gar nicht für dreiconsonantig, son- dern — seit jaren habe ich dies öffentlich gelehrt — für zweiconso- nantig, erachte aber den langen vocal des ersten buchstaben für ursprüng- lich. grund: niemand vermag one künstelei „el ann oder un nnp aus aqwama gawamta zu erklären, zumal da ms ‚Ss> wsas und die vielen änlichen genügend erhärten, daß ein waw als zweiter radical semitischen oren durchaus nicht fremdartig klang: sa und “was sind unverwant. damit fällt für mich die nötigung fort, IX narr, und die berech- tigung Js! erster mit IX gott auf dieselbe wurzel zurückzufüren. N ist alltäglich als synonym von &>,: zwei beispiele in meinem psalterium Hieronymi 157 mitte: ECastle citiert aus Erpenius Iohann 16,20 5 don „> = n Avrın duwv eis yapdv yevjosıeı, Philipp 1, 19 sul 3 8 da HN) SR — mir uor dnoßrjostes sis Owıngiev, und aus dem Polyglotten- Araber Philipp 2,23 sl u) dei u wu), IS) — Ws Av enidw Te negi Eu£ (wohin es mit mir hinaus will). es ist billige gelehr- samkeit aus Hariri? 33,4 fl Hal WI) und 4242 I, & zu eitieren.. nur stellen wie die lezt angefürte möchten den einen oder andern auf die bedeutung der wurzel zu weisen scheinen, welche man als die gebräuch- liche ansieht, stark sein. KAbel hat an andern orten und in PLindaus nord und süd IX 359 £ darauf aufmerksam gemacht, daß die ältesten sprachen an homonymen überreich sind. ich habe ıhn daran erinnert, daß die Chinesen durch den accent buchstäblich gleich lautende sylben differenzieren, daß mit- hin die homonymie nicht so ausgedehnt gewesen zu sein braucht, wie es auf den ersten anblick scheint. nichts destoweniger muß ich auch für das semitische, das ja freilich keine einsylbige sprache, aber doch in der zal der wurzeln höchst beschränkt ist, an dem glauben festhalten, daß in den verschiedenen semitischen dialekten gleich aussehende wurzeln völlig unverwant sein können, weil sie ganz verschiedenen ursprungs sind. „> er brachte (Dozy supplement 238) entstand aus > =>, und ist mit ursprünglichem „> nicht zusammen zu werfen: auch ist denkbar, daß schon in der ältesten zeit ursprünglich einander fremde wurzeln sich vereinigt, wie das in [5 = 0) = 5, und [ER s.7> — > der fall ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 1 gewesen ist, one daß die dilettanten es gemerkt haben, welchen wir in unsrer weisheit handwörterbücher zu schreiben gestatten. die bedeutung dick, stark sein scheint mir die wurzel byx nicht gehabt zu haben: aus Ws widder, Sn hirsch, Y hülfe vermag ich sie nicht zu erschließen, und um by reo&ßıv$og aus ihr herzuleiten bin ich vollends zu unbegabt. übrigens sind Ws In — dßoyInvos Psalm 88,5 und nn Bonydsıe Psalm 22, 20 syriasmen: was PSmith bietet, reicht zum erweise dieser behauptung völlig aus. es wäre neu, nachdem man sich überzeugt hat, daß die Aramäer Un gott nicht kennen, das hebräisch-assyrisch-homeritische bx gerade aus einer aramäischen wurzel erwachsen sein zu lassen. wie alt bin widder und ®x hürsch ist, kann man daraus erschließen, daß die Kopten (Ignaz de’ Rossi etymologiae aegyptiacae 249 45) es als wıAs — ode und &soyA kennen: leute, welche deutsch als muttersprache reden, sollten, um dies beiläufig zu bemerken, sich schämen, 7b mit hindin zu übersezen, welche bildung (man sagt hinde) mit kühin, stutin, rickin, hennin auf Einer linie steht, was selbst im heutigen Deutschland noch nicht gewagt wird. | by gott als nächsten verwanten von Ss widder und Y8 hirsch zu betrachten — nun, auch dazu gehört ein kräftiger glaube, den ich weder besize noch zu erwerben geneigt bin. Sehen wir uns einmal nach analogien um. un gott behält sein cer& in der verbindungsform der einheit, vor dem suffixum der ersten person singularis und in beiden formen der mehrheit: alle anderen gestalten des wortes sind nicht nachweisbar. unverglichen müssen bleiben 43 — bya als nicht eigentlich hebräisch: an = S&> (vgl «as — (öis Lagarde zu Prov 25,10: = Je: M—-NnWY: DI = DM: DW —= wow Lagarde armenische studien $ 2129: mw, weil parallel mit }xw, und darum von NN abzuleiten. um hat neben sich yn, wie pm neben sich pm hat: D> scheint schreibefehler statt D3. unverglichen müssen ferner bleiben mn yMIMMTTINN DON DN ON IN Inwyppbwypmvmmabnsyp ebenso y7 von YP, ein infinitiv: 99, das «2/2 neben sich hat, weil 8 PAUL ou LAGARDE, ein Iu8 undenkbar ist: 23 t Mm 3 ny, weil 8 gott kaum ein neutro- passives particip sein kann: y%, weil es als fremdwort (von Is5 = sd)) und noch dazu als ein von den Aramäern übernommenes fremdwort für das den Aramäern fremde 4x nicht als analogie dienen darf. desgleichen 2 yy mw und nY = ww), weil sie in den verbindungs- formen des plurals und 33 wie DW vor suffixen den ersten consonanten nur mit halbem vocale sprechen: 8, da die herkunft dunkel, wie x3 Isa 16, 6 und vy Ps 45, 2, da die formen mit suffixen und die plurale un- belegbar sind: 33, weil es schwer verstanden werden kann (vergleiche zu Regn y 6,9 Lagarde armenische studien $ 499): w» und }9, weil sie keine nomina sind. so bleiben 13 Isa 50, 6 usw, DD —= Divw, und bedingungsweise o»b9, der plural zu »»>, zu dem verglichen werden kann, daß „Ns IB) auch als Naıw auftritt. damit dürfte erwiesen sein, daß 58 zur wurzel „58 gehört. Wenn es sich nunmer darum handelt, die ursprüngliche bedeutung dieses 98 zu finden, so müssen dem versuche es zu tun einige vorbehalte vorauf geschickt werden. falls 9x ursprünglich den planeten Saturn bedeutet, und erst später die allgemeine bedeutung gott angenommen hat — man mag denken, der Saturn als fernster planet sei als lezte instanz am himmel angesehen worden, und so 4x der name dessen geworden, der die weitgreifendste, ja allumfassende gewalt im himmel und auf erden besizt —, dann wird der sinn von 4x ein anderer sein, als wenn der umgekehrte weg gegan- gen worden. ich sehe keine möglichkeit, eine entscheidung für die eine oder die andere alternative zu treffen, da das gesammte system jenes uralten glau- bens, dessen reste einer 4x sein wird, mir unbekannt geblieben ist, und nur die einsicht in das ganze mir gewär dafür leisten würde, daß ich seine einzelnen teile nicht zu gröblich misverstanden habe. sodann sollte man nie vergessen, daß die sprache und die religion nicht den bedürfnissen entsprungen sind, sich mit dem nicht-ich durch eine phrase abzufinden — phrasen kann der mensch nur brauchen und ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 0% wendet sie nur an, wenn er weiß daß, er mag sie anwenden oder nicht, alles troz irer seinen geregelten gang geht —, daß sie vielmehr einer epoche entstammen, in welcher man durch tägliche kämpfe und versuche erobern und sich fügen lernte. in der ältesten sprache stand man, wenn es galt, göttlichen wesen einen namen beizulegen, lebendigen personen gegenüber: dieser personen namen flossen aus dem eindrucke, welchen die personen auf den nennenden machten. je genehmer eine etymologie derartiger wörter modernem empfinden ist, desto sicherer ist sie unrichtig. also nur eine vermutung gebe ich, freilich eine vermutung, welche mich glaublich däucht. fünf mal findet sich die redensart »p bab w’, Genesis 31. 29 Deut 28, 32 Mich 2, 1 Prov 3, 27 Nehem 5, 5. daß diese bedeutet es steht in meiner gewalt, ist zweifellos. daß nicht die famose wurzel IX dieses 4x hervorgetrieben hat, ist mir sicher, da »s widder und 8 hirsch nicht mit einem 4x zusammenhangen werden, welches nicht — wir würden sagen: pferdekraft — sondern ethisches vermögen bezeichnet. der tractat D’4BD 4, 9 hat ein böses gewissen, wenn er dies Ix als Sm bezeichnet. es ist für mich mit dx gott identisch: beide bedeuten das was in reichweite hiegt, IN ‚gott vielleicht den, welchem man zustrebt. sw“ Hafıs 487, 4. ich wieder- hole, daß eine bestimmtere deutung von IX gott zur zeit noch unerlaubt ist. mbN er schwor steht neben yawn, arabisch > neben 3 und IV V und VIII: syrisch braucht man 1%» (daher — mit artikel — lAwow, was vielfach pluralpunkte erhält, aber eine bildung wie 5%“ ist): aethio- pisch oO(hA: — zum beweise, daß die anschauungen über den eid bei den Semiten sich oft verändert haben: denn diese vokabeln müssen jede eine andere auffassung der sache spiegeln, oder aber die ceremonie be- zeichnen, welche den schwur begleitete und darstellte. vergleiche was ich über das persische (,2,> AS» in meinen beiträgen 18, 16 ff gelehrt habe. yawr nun erläutert sich aus Genesis 21, 28 [Herodot y 8] und den parallelen: "bs, wenn ich nicht irre, aus Genesis 24, 2 9 47, 29. bedeu- tete yawn zwischen sieben opfertieren oder opfertierstücken eine heilige handlung vollziehen, so muß son Jinstrecken, hinreichen nach bedeutet haben. | Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 5. - B 10 PAUL oe LAGARDE, diese vermutung wird bestätigt durch eine andere ableitung der wurzel bs, durch die praeposition bs, mehrheit on, arabisch in länge- rer form &, arabisch, syrisch, hebräisch, aethiopisch auch kürzer IJSb A. $) deute ich Je %: ist es ein nomen, so ist klar, warum N sowol ac- cusativ als dativ bezeichnen kann: es bezeichnet eben keinen von beiden, sondern aD «2ou ist = er gab in die gegend des mannes, ja, 1». — er schlug los auf den mann. und nun noch das phoenicische jbX gott, dessen aussprache alon Plautus bewart, dessen eigentliche gestalt zuerst der sarcophag des \my3nws geboten und der herzog de Luynes erkannt hat. bei }N an eine wurzel 4X zu denken ist mindestens nicht notwendig. Olshausen nennt g215° als nomina, welche durch -än von holen wur- zeln abgeleitet sind, ma zwb jr jww, auch 55 und einige eigennamen: er verschweigt nicht, daß diese nomina (was bei einer abstammung von y auffällig ist) in der verbindung und vor suffixen ihr erstes a ver- lieren, aber er hätte bedenken sollen, daß jnı vermutlich zu m ge- hört, zus sicher aS yo Arı’z2: neben sich hat, daß »eigennamen« wenig, »einige« eigennamen gar nichts beweisen. da wir INA INN JDN an da gm pas pp 2a gam gm jan unzweifelhaft von wurzeln »5 oder 5 ab- leiten müssen, ist mindestens warscheinlicher, daß wir IN ALON bei "58 unterzubringen haben. es zu deuten überlasse ich andern. wenn ich vorhin jn2 zu ou gestellt, so weiß ich, daß zu Gen 2,13 jm2 die gelegentlich nach 12 verschlagenen worte yaouerze N &ryvuns 1) orij9og gehören. nach Hieronymus onomI 6,23 Geon pectus sive praeruptum, nach dem anonymus ebenda I 189, 98 Teıwv o1j9os N gdoue N dıeroun xaogıos, Hoffmanns glosse 2865 „a „ye> MN la „2 cnasııo For gran, WO der punctator mit unrecht die Cor ß 9, 7 für i4eoos vorkommende stei- gerungsform von „n er freute sich suchte, da das aramäische aequi- valent von nm drust PSmith 1200 gemeint war, und man „.&* nicht als particip II Dozy II 248, sondern als übersezung jenes dseroun anzusehen haben dürfte: Lane 2361‘. n = xegıs, aber 3 = diewun? n2 Epiphanius schreibt neo uerew za oraguwv 21,10 Padov, nicht ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 11: Be1os: er sagt, das wort sei owwwrüuws ıw EAwuiorgißeio zaAovusvov BLF* Ba&dov yao Eounvevsıaı EAuvorgißeior. dagegen steht ß&dosg bei Epiphanius im griechischen und syrischen texte 21,5 und ß«ros in den xsyaiaıe 3, 6. an lezterer stelle geben S'S?” am rande flo. daneben gelegentlich ß&YJos. ß«&dos brauchen Lucas 16,6 nach LSX (wo AB und viele andere Berros haben): losephus archaeologie n 2,9: Hesychius, der ß«ros erst in zweiter linie auffürt. G nimmt n3 nicht originaliter herüber: n3 xosug Regn y 7, |26] 38: ueroov Paral # 2,9 Ezechiel 45, 10: weronms Paral ß 4, 5: xso«uıov Isaias 5, 10: xowwAn Ezechiel 45, 14 — eine abscheuliche liste. durch Hie- ronymus IV 75° (Vallarsi') lernen wir, daß Isaias 5,10 soli LXX. trans- tulerunt laguncula (er meint xsod@wıov, dessen syrisches aequivalent NP [mit-artikel xnbıp] Epiphan 829,1 32,3 37, 2 [= Ödete Epiphan 54,1 —=3,> Praetermissa 39, 84] = &% Dozy suppl&ment II 387 das original zu Epi- phans x644e3ov ist), omnes alii batum interpretati sunt, quod hebraice dieitur beth. dies beth des Hieronymus ist identisch mit dem Regn y 5,25 für 9 auftretenden ßar$ oder ßs$, wo andere ßedwv, der Syrer meiner Fragmenta lo: Theodorets frage 21 zu Baoıksıwöv y (1304 Sirmond —= I 466 Schulze) Nicephors catene II 677. hier hat G die richtige lesart aufbewart. batus, sagt Hieronymus IV 75°, in liquidis speciebus dici- tur, so daß er zum oele paßt, was der für trockene gegenstände be- stimmte “9 nicht tut. es ist nicht auszumachen, ob 3 in 73 oder in ma zu ändern ist. zunächst steht fest, daß ‚» in meinen Geoponikern ı@ 13 seite 85, 22 ganz unverkennbar das werkzeug ist, mit dem man oliven presst. Hoff- manns glosse 2246 „em! zazı Lo Je Jr le 495 Sul eo Bushs ‚» 12. Buxtorf belegt 260 das wort aus dem talmüp, RDozy supplöment 156 weist && im sinne dieses „> im arabischen nach. das &Awsorgıßeiov Epiphans ist mithin gerechtfertigt. na kann füglich eine zusammenziehung aus M73 sein: ein 54 ge- walt kennen die wörterbücher. B2 12 PAUL oz LAGARDE, ßddos entspräche dem masculinum ‚>, ß«3os und Prog dem femi- ninum M3, und zwar wäre Pd9os die ungelehrte, P«tog die gelehrte, auf die ungeschriebene verdoppelung des aus Mn? entstandenen M rücksich- tigende aussprache. Epiphanius 26, 3 lehrt, im hebräischen sei yowı& männlichen ge- schlechts. er kann nur M3 meinen, das allerdings bei Isaias 5, 10 wie sich geziemt weiblich, aber bei Ezechiel 45,10 nach Gesenius 251 männlich ist: aus Epiphans worten wird folgen, daß im vierten jarhunderte das M in n3 völlig unverstanden, und M3 nur männlich war. wer #3 für männ- lich ansah, durfte nur ßd&9os, nicht Pdrog, sagen. die tochter heißt hebräisch M3 mit a, arabisch wu mit 1: n 3 geht a neben i und & (Te3) her: so möchte ße$ sich erklären lassen. mny jezt, ein accusativ von MP = NY zeit, ist sehr belehrend für das verhältnis von ‚> na ße4. Gesenius nennt an einer stelle, wo sie nicht zu nennen waren, monumenta II 404, als beispiele der zusammenziehung von dt int = tt mb aus Mb, MMN aus AIMN und andere. doch ist auch möglich, wenn gleich sehr unwarscheinlich, daß ßs4 gar nicht einem n3, sondern einem 3 entspricht. auslautendes M schreiben die übersezer nicht selten $, wie auslautendes 4 g, um die anhauchung der buchstaben auszudrücken. dies ist so bekannt, daß umgekehrt To/ıaJ$ — my, weil der Syrer sein 9 für identisch mit dem von :#9 Lagarde psalterium Hieronymi xıv onomastica I 206, 75 oder von zwihl® — 1% nam, Fragmenta 65, 41 73, 20 und oft als RE daß ÖaAe$ — m47 Praetermissa 148, 19 und oft als „S> erscheint. da nach dem gesagten ‚„ der stempel ist, welcher in der presse auf das zu pressende niedergedrückt wird, dürfte ‚» mit 973 @vayogsvs Wogsvs uoxAos dıworno oxvreAn identisch sein. der ‚» arbeitet sehr gewaltsam, denn oliven werden nicht so one mühe zerquetscht wie weinberen: folglich muß der ‚> eine starke stange gewesen sein, so daß 3 füglich tragestange, hebel ‚ vorlegebalken be- deuten konnte. dadurch, daß ßd&dog neben M3 steht, ist unwiderleglich bewiesen, daß das maß M3 nicht unter die wurzel MM gehört. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 13 yon und mm So weit meine kenntnis der einschlagenden litteratur reicht, hat man sich noch niemals daran erinnert, daß es etwas anderes ist, den psalter, etwas anderes, die psalmen auslegen. dasselbe was ich in den Symmicta I 55 im jare 1870 für die ersten stücke des jüdischen canons, was ich ebenda 142 im jare 1876 für das jezt erste buch unter den propheten getan habe, tue ich hier für das jezt erste stück unter den hagiographen: ich frage, wie der psalter als ganzes zu ver- stehn ist. ihn für ein zufälliges aggregat von liedern zu halten geht nicht an. die zuerst bei Hippolytus von Rom erwänte einteilung des psalters in fünf bücher muß vom sammler selbst herrüren, da niemand glauben wird, daß irgend welcher spätere ansehen genug besessen, die schluß- formeln 41, 14 72, 19 89, 53 106, 48 zu bestandteilen des heiligen textes selbst zu machen, was dieselben one frage bereits für den ältesten grie- chischen übersezer allesammt, was die des vierten buches für den ver- fasser von Paral &@ 16, 36 gewesen. hat aber der sammler sein werk eingeteilt, so hat er auch nach einem plane geordnet. die fünf teile des psalters können nicht ursprünglich fünf einzelne hymnenbücher gewesen sein. wären sie das gewesen, so würde gott, falls anders mM und pinbs nach bestimmten grundsäzen abwechseln, allemal in ganzen büchern, nicht aber in teilen von büchern, unter glei- cher bezeichnung vorkommen. nun hat aber das dritte buch des psal- ters in 84 bis 89 mehr 9°, wärend es in 42 bis 83 meist DIAbN verwendet. außerdem findet sich in elohistischen teilen MM, in jahwistischen DIN zum beweise dafür, daß der gebrauch von My? und DYmbX nichts charak- teristisches für die einzelnen bücher als einzelne bücher ist. alles erklärt sich durch die anname, daß die fünf teile des psalters für fünf verschiedene teile des gottesdienstes bestimmt gewesen sind. wie es für die einzelnen Israeliten je nach den umständen einen u oder mbn oder Dimbn oder 1 gab, so auch für die gemeinde: es kann füglich ein fest mit der anrufung von Dimbn anheben, und mit der anrufung von MM schließen: es kann füglich an einem bestimmten 14 | PAUL oz LAGARDE, punkte der liturgie für angezeigt gegolten haben, unter die nennung ms die D’IMbNs, unter die nennung DYmbns die MM's zu mischen. bekanntlich finden sich einzelne psalmen des einen buches in einem andern wieder. ich kann mir nicht denken, daß die synagoge dies nicht bemerkt haben sollte. hat sie es aber bemerkt, so würde sie die wie- derholungen beseitigt haben, wenn dieselben nicht einen ihr bekannten zweck gehabt hätten. dieser zweck kann nur der gewesen sein, der ge- meinde oder aber dem tempelchore ein. an verschiedenen tagen des syna- gogenjares beim gottesdienste gebrauchtes lied jedesmal in der gestalt in die hand zu geben, in welcher es an dem einzelnen tage gebraucht wurde. schon der umstand stimmt für meine auffassung günstig, daß die ersten lieder des psalters, in dem 1 und 2 als vorwort galten, nämlich 3 und 4, abendlieder sind: der jüdische tag hob mit dem abende an, da- her mußte eine für den gottesdienst bestimmte sammlung an irer spize abend- gebete haben. daß die psalmen 113 bis 118 bei dem paschagottesdienste angewandt werden, kann helfen, den zweck des psalters zu ergründen. die sammlung ist natürlich eine sammlung einzelner lieder, welche vielleicht von dem sammler selbst nach bedarf bearbeitet oder aus eignen mitteln vervollständigt worden sind. der ursprüngliche sinn eines jezt im psalter stehenden gedichtes braucht durchaus nicht der zu sein, welchen der sammler ihm unterlegte, so wenig wie der von dem sammler ihm untergelegte sinn der gewesen zu sein braucht, welchen die christliche kirche mit ihm verband. das leben nimmt seine narung überall her, und macht dasjenige was es ergreift, eben dadurch sich nuzbar, daß es dasselbe sich amalgamiert: so lange es eine geschichte gibt, ist es so gehalten worden. was nicht erlaubt werden darf, ist nur das, daß der verstand, das heißt hier: die protestantische dogmatik, das sich anmaße, was das leben tun darf, und das andere, daß christliche theologie sich herausneme zu behaupten, der sinn, welchen die christliche kirche aus einem alten schriftstücke heraushört, weil sie ihn im herzen trägt, sei auch der ursprüngliche sinn des verfassers dieses schriftstückes, welcher christliche gedanken und empfindungen im herzen zu tragen schlechthin außer stande war. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 15 wer den psalter verstehn will, muß die ordnung des gottesdienstes kennen, bei welchem der psalter in anwendung kam. wer die psalmen verstehn will, muß zuvor den psalter verstanden haben, weil one weiteres gewiß ist, daß der sammler des psalters diejenigen psalmen, welche nicht von vorne herein für die sammlung angefertigt wurden, so zu- recht gemacht haben wird, daß sie seinem zwecke dienten, alle inter- polationen und textumgestaltungen mithin nur nach der idee des psal- ters erkannt werden können. ' der gottesdienst der synagoge hat sich merere male geändert. er wird ein anderer im tempel Salomons, ein anderer im tempel des Esdras, ein anderer im tempel des Herodes, ein anderer in den am ende der rö- mischen republik und zu anfang der Caesarenherrschaft an so vielen orten zu findenden proseuchen gewesen sein. in welche epoche gehört nun der psalter? sicher nicht in die epoche der proseuchen, weil er notorisch älter ist, als alle nicht in Palaestina selbst gelegenen proseuchen, man müßte denn proseuchen auch den zur zeit des Ieremias und früher nach Aegypten geflüchteten Juden zuschreiben. es wird sich unten erklären, warum der name Diomm den namen T’atoııo m AOHDAT: zu derselben zeit plaz machte, in welcher an die stelle des zerstörten dritten tempels end- gültig die von da ab synagogen genannten proseuchen traten. da nun an die zeiten des tempels Salomons niemand denken darf, weil eine lange reihe von psalmen ersichtlich spät ist, so bleibt nur übrig den psalter als das im tempel des Esdras gebräuchliche gesang- buch anzusehen. mithin wird, wer den psalter auslegen will, sich eine vorstellung von dem gottesdienste des zweiten tempels zu verschaffen haben. ich hoffe wenigstens eine kleinigkeit dazu beitragen zu können, eine solche vorstellung zu ermöglichen. daß im talmüp und den ihm gleichwertigen schriften vieles hergehörige steht, weiß ich: leider bin ich außer stande diese bücher ganz durchzulesen, um es zu sammeln, und one eine ganz vollständige sammlung der vorhandenen notizen wird man sicheres nicht gewinnen. 16 PAUL oe LAGARDE, Wir haben im jüdischen canon mehr als eine stelle, in welcher die musikeinrichtungen des hebräischen und jüdischen gottesdienstes er- wänt werden. am sichersten wird sein. von Nehemias 12, 27 ff auszu- gehn, weil wir da eine im wesentlichen auf Nehemias selbst zurückzu- fürende urkunde vor uns haben. es wird die einweihung des zweiten tempels beschrieben. bei dieser sind Leviten und priester tätig. die Leviten wonen im landbezirke von Ierusalem, heißen amp, und müssen, um bei der feier mitzuwirken, besonders beschickt werden. daraus folgt nicht notwendig, daß sie beim gewönlichen gottesdienste nichts zu tun hatten: jedes außerordentliche fest wie die tempelweihe war eigens anzusagen. die Leviten wirken mit drei instrumenten: oınbyp, D’433 und MN3>2. hingegen die priester sind in Ierusalem selbst angesessen: beim feste brauchen sie nach 34 ansıysm. den Leviten wird 27 nachgesagt, daß sie way nmna) nnaun maan machen, wonach wir berechtigt sind, die nn und den “'% auf ire drei instrumente zu verteilen, und vermutungsweise die nn den dınbun, den "ww den Db33 und M%3> zuzugesellen. Paral 8 5, 12 ff spielen unter Salomon die pw» oınb auf vınbun, ©8933 und M%>: sie stehn dabei unter der leitung von Asaph, Haeman, und Iduthun. inen zur seite werden priester genannt, welche pys1En blasen. hier werden »»b33 und n%33 deutlich als w »55 bezeichnet. man meint aus 13 herauslesen zu dürfen, daß den priestern und iren pasıyn zukam bbmb, wärend es der Leviten sache war nNmb. schreibt der gewärsmann sorgfältig, so gehören die anby» dem Asaph, die Dı533 dem Haeman, die n13> dem Iduthun. aus Paral «16, 5 ergibt sich we- nigstens, daß dem Asaph in der tat die oın)ym eigneten: noch Esdr « 3, 10 haben die söne, das heißt: nachkommen, Asaphs oın»y» in händen. Paral @ 16, 1—3 ist = Regn ß 6, 17—19 anfang: Paral &@ 16, 43 ist — Regn fß 6, 19 ende 20 anfang. Paral« 16, Ss—36 ist eine zusammenstel- lung von Psalm 105,1—15 96 106, 14748. so bleibt in der erzälung, wie David die stiftshütte nach Sion bringt, selbstständig nur Paral @ 16, 4—7. hier haben wir schwerlich den ursprünglichen text vor uns. es erscheinen auch hier wieder oınby», av533. m73> und mawıyn, allein die AMI21%N sind ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 17 42 den Leviten überwiesen, wärend sie in den vorher angefürten stellen den priestern eigneten, und auch 6 von priestern geblasen werden. auch daß 4 den Leviten nachgesagt wird, sie seien baby nn) varmby, fällt auf, da Paral $ 5, 12 das bb allein den priestern zuzustehn scheint: G las für arnby vermutlich Dymup —= dvaywvoüvres, was durch das fehlen von zei sich als echt erweisen dürfte: 5 ist nach »493 wol Yw ausgefal- len: freilich G &v öoydvoıs = B8593. es wird nicht ratsam sein, auf einen abschnitt, in dem so viel bedenkliches zu tage liest, irgend welche an- sichten zu gründen. jedenfalls auch hier vier instrumente. Paral @ 25, ı ff ist etwas verlässiger, aber auch in diesem abschnitte ist der text nicht unbeschädigt. denn von Haeman wird 5 pP Brand ausgesagt, und bei Asaph wird ein instrument gar nicht genannt. die redensart, yp Din hat Regn «a 2, 10 Ps [75, 5 6] 89, 18 92,11 148, 14 Thren 2,17 einen ganz bestimmten sinn (das horn blasen heißt Iosue 6, 5 ip2 109), so daß unter vergleichung von Paral ß 29, 15 (wo mm 2373 neben han miwn> steht) nur übersezt werden dürfte: um auf gottes geheiß |dem könige] mut zu machen. sollte nicht nach Paral «@ 15, 16 Ina piunb zu schreiben sein? als für die n73% zur zeit Davids tätig werden 1 die söne Asaphs und Haeman und Iduthun, werden 6 Asaph, Iduthun, Haeman genannt. die instrumente sind dieselben, welche wir bisher stets gefunden, nur ist ire reihenfolge unsicher: 1 9939, 8533, vınbun: 6 Dınbyn, Dıba3, MA3>2. vers 6 dürfte das richtige bieten. ich vermisse die erwänung der MASIYN, die unterscheidung von Leviten und priestern. eine wichtige notiz gibt endlich der abschnitt Par @ 6, 18—32. im musikantenpersonale des hauses Jahwes werden zu Davids zeit Haeman der nachkomme Cahaths, Asaph der nachkomme Gersons, Aethan der nachkomme Meraris aufgezält. die drei hauptabteilungen der Leviten- kaste sind mithin in der heiligen kapelle vertreten. ms für pm? be- gegnet hier zum ersten male. das ergebnis der bisherigen auseinandersezung ließe sich so zusam- menfassen: die .9DN ’3 — Gersoniden — spielten bei der tempelmusik die oınbzw, die joım »»2 — Cahathiden — die 8533, die jnIX »32 oder mm 33 — Merariden — die n%33. die leistungen dieser drei abtei- Histor.-philolog. Classe. XXVI. 5. C 18 PAUL oz LAGARDE, lungen zusammen hießen nn. 2533 und n13> fürten den gemeinschaft- lichen namen "sw »b3. den priestern stehn die ASIEN zu: was sie mit diesen verübten, hieß br. mir fällt nicht ein, in betreff von 79y1yn1 etymologische untersuchun- gen anzustellen. mn kann c oder >Y kann vo ve > und sogar -D sein: man kann "w1yn von sm ableiten, und zwar als Jess für yaym oder als es) (Kosegarten grammatica arabica $ 339, 3 383), oder aber man kann es zu „oe stellen. an einer stelle, an der so viel sandbänke und strudel drohen, lenke ich mein schiff vorbei: beobachtung des sprach- gebrauchs reicht übrigens für meine zwecke aus. Num 10, 2 wird ausdrücklich angegeben, zu welchem behufe Moses die ersten nAS1ym angefertigt hat: narmn ns yon may mpnb by. es wird Num 10, 7 ausdrücklich vermerkt, daß wer msysn3 ypn, etwas anderes bezweckte als wer masiwera yrar, und Num 10, 8 erscheinen die nmnsıym als ausdrückliches eigentum der Aharoniden, oby nnd d>b on omas. musik wurde mithin auf den MASS nicht gemacht: man gab durch sie signale. man sollte, wenn man wörter der semitischen dialekte vergleicht, Genesis 11, 6—9 nicht vergessen. : die dort erzälte sage kann doch nur auf grund einer beobachtung entstanden sein, und beobachtet wird man haben, daß die semitischen dialekte, welche für Semiten naturgemäß als ausgangspunkt der erwägungen dienten, gelegentlich gleichen wur- zeln und wörtern verschiedene bedeutung gaben: daß der Semitismus slwuol besizt. daß wir uns oft — troz der viel genannten türkischen überse- zung des Qämüs durchaus nicht immer: denn die bildung der semitischen idiome liegt jartausende vor unsrer zeit, ist in einer der unseren völlig unverwanten periode der entwickelung des menschengeschlechts vor sich ge- gangen, und zwar one zeugen und one deutlich redende denkmäler — daß wir uns oft die verschiedenen bedeutungen desselben wortes aus einer einzigen ableiten können, oder aber uns einbilden, sie ableiten zu können, beweist nichts gegen mich. etwa pwy und (j“s, pn» und =, Man und 3, "don und om>, mim und wo] waren den Semiten gerade in den jar- hunderten, in welchen sich ire dialekte im großen und ganzen noch. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 19 wenig unterschieden, rätsel, welche sie nicht lösten, sondern auf die Genesis 11 erzälte weise bei seite schoben. in betracht kommt auch hier was ich 6 $S über 4x handelnd erwänt habe. ich lene es also ab. die nach allen seiten auseinander stralenden bedeutungen von 57 \oa (jezt auch Numeri xy 19) 4 unter eine einzige zusammen zu quälen, welche notwendigerweise eine blaß kranke sein müßte, und seze 57 er leuchtete und 5m er schrie als grundverschiedene urwurzeln neben einander. ASprenger lehrt im leben Muhammads III 527 nach arabischen gewärsmännern, \\9 II bedeute »er sagte die formel a I) di %, hingegen 8 IV »er sagte Au»: über die &uls siehe die chroniken von Mekka 179.9 16,4. die formel 3 Ws} 3 ist islamisch: wenn \® II heißt sie hersagen, so wird das eine neue wendung der bedeutung der wurzel sein, welche selbstverständlich nicht semitisch sein kann. zu bedenken bleibt die möglichkeit, daß dies M® aus ‚Nu? entstanden sei, und Mu® ist eine ab- leitung eben jener formel, gehört also gar nicht zur wurzel 9: ERoe- diger de origine .... arab libr v t histor interpr 105 nennt es neben "Non ist der gegensaz zu faao = N39 totenklage, außerdem der name einer psalmodie: bon der jüdischen Aramäer das hochzeitslied. mithin ist sicher, daß 9% nicht jeden ruf, sondern den neu erwa- chendes leben grüßenden, vielleicht den verpflichtenden ruf bedeutet hat. ich möchte 392 (XJAA: ist lehnwort) aus diesem \® erklären, nicht aus dem andern, was leuchten übersezt wird. denn ‚„& und 5 wie 7 DC# > (wozu a3) und ID # jaw UVC: und 77Dd der Assyrier und Homeriten sind so dunkler ableitung, daß man darauf verzichten sollte, irgend einen mondnamen — der gewiß stets zu den ältesten wörtern ge- hört — überhaupt, und gar aus einer wurzel leuchten zu erklären: außerdem ist der neumond bei den Semiten gegenstand religiöser verehrung, und von vorne herein warscheinlich, daß er mit rücksicht auf diese genannt worden: drittens hat man, vorausgesezt daß JA» alt ist, nicht das recht, es als einen infinitiv anzusehen, sondern man muß es mit :®) und än- 2 20 PAUL oe LAGARDE, lichen auf Eine stufe stellen, das heißt, qitäl für magtül nemen. dann wäre J4® der mit eu) angerufene. die priester hätten, wenn sie nawyuna br, dem volkez,angezeigt, daß sie den irgendwie sich zu erkennen gebenden Jahwe grüßten. wel- ches analogon der wandlung im mess-opfer als erscheinung Jahwes ange- sehen worden ist, darf ich hier dahingestellt sein lassen. „5 ist kein name wie die namen der übrigen patriarchen, sondern ein adjectiv. 5 bedeutet sowol Levi wie Levit: zu onb 5b vergleiche DWITS ITS: es wird Eixod 6, 19 nbm gesagt wie Iud 11, 23 ann und Gen 10, 16 dia. das hauptwort, von welchem %5 abgeleitet sein muß, ist nicht mit unbedingter sicherheit anzugeben, da es männliche oder weibliche form gehabt haben, da es mit DW von “w, mit 1% von Mm, mit IND —= &5 und AND = &ur, oder mit IND o«rov analog gewesen sein kann. die wur- zel wird &s» oder (ss? sein. ich ziehe lezteres vor, stelle mithin 9% neben ZaS, welches ich lange vor GHoffmann ZDMG XXXII 753 als mehrheit, und zwar als mehrheit eines verschollenen faS — mb angesehen habe. ich erinnere, bevor ich weiter schreibe, daran, daß so wenig ein gotischer könig in Attilas tagen das war, was ein deutscher könig des jares-1880 ist, ganz genau so wenig ein 373 und "5 am Sinai das ge- wesen zu sein braucht und gewesen sein wird, was er unter Salomon und Esdras war: ich erinnere weiter daran, daß wir auf dem gebiete der wissenschaft allesammt darauf angewiesen sind zu combinieren, und daß ich mir in folge davon das recht nicht nemen lasse, ebenfalls zu combinieren, und meine combinationen auch dann vorzutragen, wann sie andern nicht gefallen. subjectivität gegen subjectivität: es fragt sich nur, welche der über das altertum forschenden subjectivitäten dem alter- tume, das heißt, dem ursprünglichen leben, innerlich am verwantesten ist: denn diese wird recht behalten. ich habe, an omby Sam mba Isa 14,1 und mm bx mban "23m 73 Isa 56, 3 denkend, lange die ansicht mit mir umhergetragen, die Leviten seien diejenigen Aegypter gewesen, welche sich den aus dem Nilgebiete nach Asien zurückwandernden Semiten angeschlossen haben. denn daß ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 21 Aegypter mit Osarsiph-Moses gezogen sind, wissen wir aus Exodus12, 38 (Num 11, 4°): so spät diese urkunde ist, verdient sie in dieser nachricht glauben, weil es gewiß keinem mitgliede des rassenstolzesten und dün- kelhaftesten volkes der erde freude machte zu gestehn, daß sein blut nicht ganz rein blau sei. aegyptische art ist in Israel erkennbar genug: die erzälung von den paradiesesflüssen (Lagarde armenische studien $14) die beschneidung (Symmicta I 117, 27ff) und vieles andere bezeugen es. die erzälung Exod 2, 1—10 braucht keinen andern wert zu haben als die fabeln der Perser, daß Alexander der große ein son des Darius, die der Aegypter, daß er ein son des Nectanebus gewesen: war Moses nicht israelitischer, sondern aegyptischer herkunft, so erklärte sich, warum er in den 9», seinen mit ihm gewanderten stammesgenossen, vorzugsweise seine stüze suchte und fand (umgekehrt, aber doch sehr vergleichbar die ‚beS} Muhammads): es erklärte sich, warum die Leviten die geistige leitung der israelitischen nation übernemen konnten — sie waren eben als Aegypter im besize einer höheren kultur als diejenigen, mit denen sie ausgezogen waren —: es erklärte sich, warum die Leviten im ge- lobten lande nicht als wirklicher stamm auftraten: es erklärte sich end- lich, was die aegyptischen quellen über den auszug der Israeliten aus Aegypten aussagen. Symmicta II 35. Israel ließ in alter zeit die bundeslade vor sich hergehn. die 398 bedurfte eines geleites: die D%b mögen die sie geleitenden gewesen sein. vergleiche Regn « 6, 15 ß 15, 24. mag man diese oder jene oder irgend welche andere erklärung des namens ®5 für warscheinlich halten, mag man 0373 und 8b für ur- sprünglich nahezu oder ganz gleichwertig oder ungleichwertig erachten, das alles gilt in unserm zusammenhange gleich wenig, für den allein der umstand von belang ist, daß im cultus zu der zeit, von welcher ich rede, 2373 und 85 unterschieden wurden. ich seze meinen versuch fort, in den cultushandlungen einen sinn zu finden, da ich nicht der meinung bin, daß nur um ire lungen zu üben, die 09373 geblasen, nur des vergnügens wegen die D’Yb musiciert haben. wenn bb, das den priestern eignete, semitisch ist, so ist das den 92 PAUL oz LAGARDE, Leviten zustehende MI nur aramäisch und spät-hebräisch. ‚sd! und A@"RP: (Dillmann 934) zeigen andern sinn als 90] und mm: möglich, daß nach einem systematischen studium der semitischen symbolik ein weiteres verständnis gewonnen werden wird, wie etwa „as N3% er ‚pries gott sich durch die anname mit ce er schwamm vereinigen läßt, daß beim zus (dies ist natürlich lehnwort) bewegungen, namentlich stel- lungen der hände und arme, vorgeschrieben waren, welche den bewe- sungen der schwimmenden glichen: beachte schon &su» Lane 1291 Hariri? 650,8 und das verhältnis, in welchem AnrP.EP: zu dem doch nahe verwanten 20N@] steht. mich däucht, MM bezeichne die zustimmung der durch die Leviten vertretenen gemeinde zu dem Jahwen von den priestern gespendeten sruße. sie ist so vielstimmig und vieltönig wie möglich, um auszu- drücken, daß alles einig ist, den rum des den Aharoniden sich zeigenden gottes zu verkünden. 1.502 ist edyeoıorie auch in dem streng kirchlichen sinne dieses von Suicer” I 1269ff Bingham lat? VI 230 ff —= englisch’ V 210 ff behandelten wortes. je tiefer die kirche sank, desto mehr wurde 1902 (und 2a) auf das bekenntnis zu einer dogmatischen formel beschränkt, wärend sie ur- sprünglich die anerkennung des offenbarten lebens gottes und den dank für dasselbe bedeutete. wenn mir möglich wäre, hier auf die opfer des alten testaments mich einzulassen, so würde ich besprechen, daß nach Lev 7, 11—21 der Dobun mar in drei arten zerfällt, nynn mar, 173 und 73%), und daß, da 773 und 73793 unzweifelhaft auf specialfälle gehn, Inn ein generale, der dank für die gesammte fürung des lebens durch gott, sein muß. Es wird sich jezt auch ein versuch machen lassen die namen in den überschriften der psalmen zu deuten. wenn man Psalm ss np 2» neben matnıı joınh liest, und Psalm 39 nme) neben 75, wenn man in eilf überschriften np ‚335 findet, so hätte von vorne herein für ver- boten gelten müssen, diesen formeln den sinn unterzulegen, als nännten sie verfasser. in der art, in welcher Scribe und Meilhac zusammen gearbei- tet, haben die np »32, oder jo mit den mp 933, oder 77 mit NIT sicher ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. Ä 23 nicht zusammen gearbeitet. wollte man annemen, in Psalm 88 und 39 seien zwei ursprünglich allein lebende angaben später zusammengeflossen, für map ’32 reicht das nicht aus: niemand hätte meinen dürfen, daß ein ganzes geschlecht einzelne psalmen gedichtet, etwa wie das apostolische symbolum aus bekenntnissen der einzelnen zwölf zusammengewachsen sein soll. ich vermute, non) wie mp »335 und alle änlichen ausdrücke haben den psalm der auffürung durch eine bestimmte riege der tempelmusik zugewiesen, wo dann möglich war, daß ein und dasselbe gedicht sowol den mp 32 als dem chore des 3977 zuerteilt wurde. 7b ist mir kein hindernis. so gut es in Oxford und Cambridge Queens’ und Queen’s College neben Gonville and Caius und Balliol und Oriel— Oratoriolum, so gut es unter den professoren den Regius neben Margaret’s und Savilian und Laud’s und Hulsean und Lord Almoner's gibt, ganz genau so gut konnte im tempelchore die eine abteilung nach David, die andere nach Aeman oder Core oder sonst wem heißen. auch das rürt mich nicht, daß eine reihe von psalmen dem 175 zusäze beifügen, welche das gedicht auf vorgänge aus des königs David leben beziehen. denn einmal sind diese zusäze augenscheinlich wertlos: David wird zum beispiele, als er vor Abessalom floh, wenn er in dieser lage überhaupt »dichtete«, Jahwen ganz andere dinge vorgetragen haben als wir im dritten psalme lesen: abgesehen davon, daß individuelle poesien kaum geeignet sind gemeindelieder zu werden. sodann sind die über- schriften dem Syrer unbekannt, mithin nicht ursprünglicher bestandteil, ich will gar nicht sagen, der einzelnen psalmen, sondern: auch nur des tempelgesangbuches. es erklärt sich in diesem zusammenhange weiter, wie Dybnn dem namen ul „as DH ZTt: plaz gemacht. mbrnn — gebildet wie nban mann nonn öpas SdeSacy $628 Olshausen $ 213? — macht nbnn, wenn es im eigentlichen sinne gebraucht wird, pyomn, wenn es übertra- gen — nicht in bezug auf den inhalt, sondern auf die äußerliche ver- wendung bezeichnet — werden soll. immer aber wird nbnn und pıbnn "DD etwas gewesen sein, was auf den tempeldienst beschränkt blieb: was den 24 PAUL oz LAGARDE, proseuchen zu brauchen verstattet war, trägt, däucht mich, deshalb die bezeichnung 9, und diese mußte vo»bnn verdrängen, nachdem nach dem falle des tempels der Ju der priester unmöglich geworden, und nichts als Dat» noch denkbar waren. den namen 7° sprach bekanntlich der hohe priester Einmal im jare auch zu einer epoche aus, in welcher er sonst durch 8 ersezt wurde: am versönungsfeste. es ist in der ordnung, daß die nd» br MAN den 445 hausvätern schon erlaubt hat, als die priester noch im tempel des bb warteten. Israel steht in der meinung der damaligen theologie dem nicht-Israel so gegenüber, wie der 773 dem ya Dy, dessen beauf- tragter vertreter der ») war: der MdB ist der geburtstag des priestervol- kes, daher jedem Israeliten an ihm der JS wenigstens dem namen nach verstattet wurde. Sehen wir die stammlisten Paral «@ 6 näher an, so ergibt sich, daß von Levi bis auf Aethan (Levi und Aethan selbst mitgerechnet) 14 glieder gezält werden: von Levi bis Asaph sind irer 15, von Levi bis Haeman 22, wärend die hohenpriesterliste von Levi bis auf Achimaas, den zeit- genossen Davids, der also auch zeitgenosse von Asaph, Aethan und Hae- man sein müßte, 15 geschlechter aufweist. daran kann kaum gezweifelt werden, daß man in Israel über die reihenfolge der hohenpriester na- mentlich in der zeit vor Saul bescheid wußte: daß Achimaas der eilfte hohepriester — ich sage nicht: nach Aharon — war, scheint mir eine sichere tatsache. die eilf geschlechter der Aharoniden, welche zu Da- vids zeit gezält wurden, geben eine gewär dafür, daß die genealogie Aethans und Asaphs im wesentlichen richtig ist, da sie ungefär ebenso viele glieder zwischen der zeit Davids und den anfängen der israeliti- schen geschichte rechnet wie die genealogie der Aharoniden. zugleich aber sehen wir, daß die auf Haeman auslaufende reihe falsch sein muß: es sind in ihr 7 oder 8 namen zu viel. doch können wir noch hinter die warheit kommen. Haeman ist ein enkel Samuels, und Samuels stammbaum ist auch Regn &.1,1 erhalten. ich neme an, daß von Elcana, dem vater des großen Samuel, merere genealogien umliefen, die Paral & 6, 18—23 (wo Elcana dreimal vorkommt), statt als varianten neben ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 25 einander gestellt zu werden, über einander geschoben sind. im volke wußte man offenbar das geschlecht Samuels nicht über die namen hin- auszufüren, welche in diesen varianten genannt werden: diese namen allein halte ich für die namen von einzelpersönlichkeiten: was Paral « 6, 22 und 23 über sie hinausliegt, sind eponymen von M38 ’M3, die von gelehrter forschung dem wirklich bekannten stammbaume aufgesezt wur- den. ich schreibe die namen, welche ich für identisch halte, unterein- ander: in der lezten reihe sind die obersten glieder in der urkunde ver- stellt: way und my sind das eine aus dem andern oder beide aus einem dritten verlesen: mapbn Emm mon Inn. ms mıpbn Dom bon min... m mıpbs nn ug mapıR DR man mSBS Xxnmn so verlieren wir S namen, und finden, daß Haeman als der vierzehnte von Levi im hause Cahath gegolten hat, ganz wie Aethan als der vier- zehnte von Levi im hause Merari galt, und Asaph der fünfzehnte von Levi unter den Gersoniden sein wollte. mich däucht, wir sind mit den namen Asaph, Aethan, Haeman als den namen von musikmeistern unter David durchaus auf geschichtlichem boden. das haus Samuels ist schwerlich nach seinem höchsten glanze so tief in den schatten getreten, daß seine angehörigen der nation aus den augen gekommen wären: Haeman, Samuels enkel, wird sich nicht anzweifeln lassen. das gleichweitreichen aber der stammbäume von Hae- man, Aethan und Asaph spricht für die gleichzeitigkeit der drei, also auch für die geschichtlichkeit Aethans und Asaphs. man wird im zusam- menhange dieser tatsachen den namen ?MN für echter halten als den an- derswo an seiner stelle erscheinenden HM. Regn y 5, 11 heißt Salomon weiser als 4»b3) Om MR MIN bumm 33 yanıı, wobei dahingestellt bleibt, ob diese vier gerade zeitge- nossen Salomons waren: man sollte es fast nicht denken. bymn »33 ließe sich wie wm n33 Eccl 12, 4 deuten, und neben »ynp» —= MooAeı stellen. die stelle erläutert und ergänzt sich aus Paral « 2, 4 fi. dort hat Histor.-philolog. Olasse. XXVI. 5. D 26 PAUL oe LAGARDE, mat. ein son des erzvaters Iuda, fünf söne ya) babaı mm mm) nr. weiterhin erscheint 943 33 39 als naher verwanter der ebengenannten. dadurch kommen wir auf losue 7, 18 und mat a ara ma ay mm 23. offenbar sind wir in einem ganz andern überlieferungskreise als vorher. dort Leviten, hier Iudäer oder &yvAor: dort namen, die in erb- ämtern sich erhalten haben, hier namen, die halt- und zeitlos in der luft schweben, oder aber im höchsten altertume unterzubringen sind. der verfasser der urkunde, aus welcher Paral « 2, 4 Regny 5, 11 geschöpft, hat offenbar von Aethan und Haeman als stammvätern zweier für den tempeldienst wichtigen familien keine kenntnis: er kann diesen tempel- dienst selbst nicht kennen. da Esdras NDN 33, also im grunde alle drei familien nennt, werden wir zu dem schlusse berechtigt sein, daß der verfasser von Regn y5 Par « 2 zu einer zeit geschrieben hat, in der vom tempeldienste keine rede war, also nach 586 und vor 450. der name MX ist nun völlig gesichert, da ihn zwei von einander unabhängige überlieferungen bieten. die vergleichung dieser überlie- ferungen ergibt aber noch mehr als das negative resultat, daß mm unhaltbar ist. Da unmöglich jemand zu gleicher zeit von väterlicher seite von Levi und von luda abstammt, kann ’MYI8M MN nicht wohl mn der Levit sein, oder wir müssen unsere bisherigen ansichten über die Le- viten aufgeben. nach der darstellung der Genesis 38 hat Iuda von der 'Thamar zwei söne, y"D und Mt: lezterer hatte eigentlich anspruch auf die erstgeburt, allein sein zwillingsbruder sah tatsächlich das licht der welt vor ihm. =on ist das land, welches von den gohızss —= DION Powien genannt wurde. in diesem sollte von rechts wegen mr die erste rolle spielen, das heißt Min, der autochthone, Lev 16, 29 18, 26 vgl Ps 37, 35: tatsächlich aber ist 998 herr, das heißt, der gewaltsam eingedrungene fremde, der Anoıns, wie die bekannte inschrift bei Procop Bavdıl ß 10 den Iosue nennt. allein Israel vermochte nicht die ureinwoner völlig oder auch nur zum größeren teile auszurotten, und so wonten Phares und Zare als zwillings- ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 27 brüder nebeneinander. heißen yon und MIN Ps 88,1 89, 1 Regn y 5, 11 saatn. oder heißt mar Paral @ 2, 6 der vater von Haeman und Aethan, so bedeutet das, die — wie wir anderweitig wissen, im tempeldienste an hervorragender stelle bediensteten — familien Haeman und Aethan waren keine Israeliten, sondern Phoenicier. sie galten aber als Im 33, weil ire wonsize in dem Iuda zugewiesenen gebiete lagen. sie konnten aber auch 945 heißen, weil sie ämter beim gottesdienste bekleideten. die celtischen Halloren zu Halle gehören politisch zur provinz Sachsen, halten sich für Deutsche, und könnten, da sie seit unvordenklichen zei- ten das recht und die pflicht haben, die in Halle gestorbenen zur gruft zu befördern, auch kirchendiener genannt werden. son abm II mit dem objecte nbaw bedeutet Gen 41, 14 Regn ß 12, 20 er vertauschte — nAdate. die Syrer brauchen ihr “aN» II ebenso. nament- lich gilt inen «aQS» II vom wechseln des geldes: PSmith hat aus sei- nem Cyrill 367, 16 lans „aNuo doyvpauoıßoi citiert: ich berufe mich auf meinen Epiphanius $ 54,25. das m der wurzel lautet im arabischen 2. von pbm II bildet sich das von Buxtorf 772 behandelte nıym @Adeyue. die phoenicische gestalt dieses wortes erkenne ich in 6 »vöv x0AAvßos @iAcayn Tulius Pollux & 170, x0AAvßov Asntov u vowouctov derselbe $ 72. die consonanten sind, da x04Avgos für Griechen so unhörbar und un- sprechbar war wie Jofye, verändert worden. vgl Odwexos mit MDDnN. in FPassows wörterbuche finde ich II 1777?” der fünften ausgabe die bemerkung »das wort soll phoenikisch seyn«: alle näheren angaben fehlen. male Unabhängig von IClericus habe ich im Januar 1868 m als ein causativum erklärt: siehe meine Symmicta I 104, 8 ff psalterium iuxta Hebraeos Hieronymi 153—158 armenische studien $ 214. da man den für solche entdeckungen als publicum in betracht kommenden leuten alles doppelt und dreifach sagen muß, bemerke ich, daß erstens infecta der vierten form durchaus keine »der alten zeit fremde abstraction der namenfindung« voraussezen, wie die von mir 1874 D2 28 PAUL oe LAGARDE, angefürten, ausgiebig concreten beispiele 8° za Ana: Sul nal hinreichend erhärten: daß zweitens es nichts gegen mich beweist, daß ein causativ von mm = nn im hebräischen nicht vorkommt. man nimmt den mund voll wie ein commissionär, wenn man sagt »in den jartausenden, die wir über- blicken können, nicht vorkommt« denn das älteste stück hebräischer sprache, welches wir übrig haben, ist die um 900 vor Christus fallende inschrift des Mesa — von David oder gar von Moses ist uns sicher keine zeile übrig —: die hebräische sprache geht durch das babylonische exil, also nicht vierhundert jare nach jener inschrift, als lebende sprache unter: nur technische formeln dauern noch in der talmünischen epoche: der gegen mich angerufene Aharon der son des Elias aus Nicomedien sprach als muttersprache neugriechisch, schrieb um 1350 unsrer aera hebräisch nicht anders als ein heute lebender pandit sanskrit oder ein italienischer priester lateinisch schreibt, und beweist für den sprachgebrauch Davids oder Mosis genau gar nichts: es fällt uns also gar nicht ein, »jartausende des lebens der hebräischen sprache überblicken« zu können. allerdings stammt die punctation des jüdischen canons schon aus dem siebenten jar- hunderte unsrer zeitrechnung: von einem in dem unpunctierten talmüp vorkommenden ausdrucke weiß kein mensch, wie er im altertume ge- sprochen worden, also auch nicht, zu welcher form ein talmünpisches m79 zu ziehen ist. von 8 gibt.es kein 8), obwol von dem mit „,$ identi- schen 39 ein 379% alltäglich war: umgekehrt braucht man (59), wenn schon rm unbelegbar bleibt. man könnte meinen, es liege in der natur der dinge, daß von einem zur copula gewordenen zeitworte ein causativum gewönlich nicht gebildet werde, sondern wenn es vorkommt, emphatischen charakter tragen müsse: man könnte sogar das fehlen von mM und der übrigen formen der vierten als beweis dafür ansehen, daß 1° als cau- sativum gedacht wurde: dann würde der heilige name gehindert haben, die wurzel in der form zu brauchen, welche ihn hervorgebracht hatte: daß drittens nach altem sprachgebrauche die zweite und die vierte form des verbums sich überall erheblich von einander unterscheiden: daß mithin, wenn wirklich ein 9 II im talmüpischen eherechte vor- ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 295. handen war, dies so gewiß nichts gegen die existenz von M7 IV beweist, wie „@ II gegen die existenz von „9 IV: daß es viertens eine petitio principii ist, gegen oder für eine deu- tung von mM daraus zu argumentieren, daß Mm alt oder aber jung sei. wir wissen, daß könig Mesa um 900 vor Christus den mM als den israelitischen gott dem %»> als dem moabitischen entgegengestellt, daß der hexateuch als ganzes der zeit des Perikles angehört, daß über das alter der abschnitte Exodus 3 6 mit sicherheit nichts behauptet werden darf. darüber, ob 17° ein aus dem Semitismus überkommener ausdruck oder aber ein theologumenon ist, und darüber, welcher zeit er angehört, falls er das leztere wäre, darüber wissen wir aus unsern urkunden nichts, vorausgesezt, daß wir diese urkunden mit der andern urkunden gegenüber überall geforderten kritik benuzen. vermuten läßt sich, daß m nicht semitisch, sondern ein israelitisches theologumenon, und zwar kein beson- ders altes theologumenon ist. denn Mr? mag zur ersten oder zur vierten form gehören, immer nimmt man als die dem min zukommende bedeutung sein an. MM hat aber gar nicht ursprünglich die bedeutung sein, sondern die bedeutung fallen. darüber hat ASchultens im jare 1748 zu Pro- verbien 10, 3 gehandelt, und WGesenius im jare 1829 im thesaurus 375 geschrieben, paene recepta opinio est, primam significationem esse in cadendo, so daß es unzulässig ist, für diesen gemeinplaz HLFleischer als vermeintlichen entdecker aufzuloben. es muß also mn schon in me- taphorischer bedeutung üblich gewesen sein, ehe es einen gottesnamen 19 hergeben konnte. in semitischer zeit würde m als IV den fäller, als I den faller bezeichnet haben. lezteres würde höchstens passen, wenn man mm als baetyl, ersteres nur, wenn man m = Jan als gewittergott an- sehen wollte: für keine der beiden ansichten haben wir eine empfehlung. folglich ist MM ein theologumenon. es gehört eine übermenschliche geduld dazu, gegen üblen willen zu kämpfen, wenn er mit einem so ungewönlich großen maße von leicht- fertigkeit und unwissenheit vergesellschaftet ist, wie in dieser frage zu tage tritt. vergleiche Lagarde Symmicta II 221. 30 PAUL oz LAGARDE, was den vokal anlangt, mit welchem das infectum der ersten seinen praeformanten ausspricht, so sollte man einsehen, daß bei den Hebräern nicht alle zeitwörter über Einen kamm geschoren gewesen sind. soge- nannte gutturale können beigetragen haben, einen fremdartigen vokal zu erhalten, geschaffen haben sie ihn nicht: so wenig 038° sein a dem 8 dankt oder WW» das seine dem ” oder m%3° das seine dem mM — wir ha- ben eben verba mediae i vor uns —, ganz genau so wenig rürt das a von MMM’ und anderen bei Olshausen $ 240° verzeichneten von fi oder y her. vielmehr wie 39% — —, den praeformanten des imperfects mit i, Dp mit a, bar mit a, Sr® und MMN mit i sprechen und seit unvordenk- lichen zeiten sprachen — die Aegypter werden es uns noch einmal er- weisen —, ganz ebenso ist bei Mm7 den Hebräern die urform des imper- fectum yınwayY noch in späten tagen geblieben und stets von [vauwi oder] YAHWE so wesentlich verschieden gewesen, daß nicht etwa ein YAHwE ein archaisches YınwE hat sein können. 2 Da die arabischen wörterbücher unter 5 ein hauptwort S auffüren, welches ein maß trockner dinge bezeichnet, scheint zweifellos, daß 9 mit 5 identisch ist. Zamagsarl sagt in der „oI) Kaıke nur (Jam 30510 5, WO (dw — guo Grm, so daß der 5 720 gbo wäre. der Qämüs I 647 beschränkt das wort auf Iraq 191 eyymale Iznid up 95 „LE Ef Ri ll Ju wall S, woraus, zu fol- gen scheint, daß die zenidn = xzantıs = „EB — Auuyff = YBD = as Lagarde armenische studien $ 1108 Symmicta II 128 BZuckermann das jüdische maßsystem 38—40 sich zur dez&ßn so verhielt, daß 60 zaenideı — 40 doteßeı waren. da Lucas 16, 7 20005 vorkommt, und da G auch an stellen, in denen nicht 9, sondern "am im urtexte steht, 20005 verwendet, ist gewiß, daß der 99 auch in südwestAsien, nicht bloß in Babylonien üblich gewesen ist. dies folgt, die richtigkeit der gleichung 9 = 5 vorausgesezt, auch daraus, daß die Griechen x0g0g mit Einem o schreiben. denn wenn „> — „> = !7n Keogeı, das arabische 19 = + uvoge lautet, wird zög0s — => derselben landschaft angehören, welche 1y Tai, "8 Tugos, 923 ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 3l Kaßsıgos, DND Kinov, 793 zwVge, n2 Pdos oder Pdros, 42 x«dos, 37 xdßos sprach, das heißt, es wird in Palaestina zu hause sein. Epiphanius 21,7 allerdings leitete 93 nicht von 9%, sondern von 7% ab. zu seinem 00 vergleiche die glosse in meiner Genesis zu 2, 13. Adysını, meint Epiphanius‘, «no tijs tod Povvoö vnodEosws‘ yapıa yao xukeiree Bovvos‘ BovvıodE&vres yag oi 1o1Ezxovre uodıoı no10Voı Yogıiov xaumAov. l.;>2 ist vorhanden. Elias von Nisibis in meinen Praetermissa 79, 100 erklärt es Ki e),D: die vokale der handschriften habe ich nicht ange- merkt. GHoffimanns glosse 4853 spricht gıeı@: von weizen und gerste — roggen und hafer wurden eben nicht gebaut — bedeutet dies zuge was von stroh — abfall, sollte ich für uns verständlicher sagen — auf dem worfelplaze gereinigt und an Einer stelle gesammelt wird (is besen) — 3&r &bi> oder (55. des in Palaestina geborenen Juden Epi- phanius landsmann, der die Paralipomena ins »chaldäische« übersezt hat, gibt #31, 6 May durch 93: andere landsleute, C'C!, Exodus 8,14 |=10] Numeri 11, 32 Ban durch 199, das im Exodus den vokala für sein 9 erhält, mithin genau zu Epiphans xeoı stimmt. schon der alte Ascher hat die von SDLuzzatto 54 bestätigte bemerkung gemacht, daß der traktat D999 in der sprache von den übrigen traktaten des talmüp ab- weiche: SDLuzzatto nennt 897%) und 3 palaestinisch, und D9993 19 steht »99 für haufen. Nathan vum’ (1532) gibt nichts näheres. bemerke, daß für 0:2 Exod 8, 14 nach FFieldhexaplal163 eine glosse nötig ist, mit- hin 0:2 später oder in manchen gegenden unverständlich war. PSmith 1806 1807. («55 in Hoffmanns glosse ist der plural des im spanischen nach Dozy-Engelmann® 93 als alcora fortlebenden 85, das sich zu VI ver- hält wie &J zu &: was Kosegarten $ 656 bietet, genügt nicht, weil &#+ wm Ki schwerlich für 3) ösiw 38% stehn, also nur 85 und 3) für die regel beweiskräftig sind: W Wright? 18 299° nennt allerdings wie Kose- garten Kl Kim Küh, aber Ks) U Ki daneben. man denke noch an 3» und ö,9. der plural sS von 55 hat seine analogie an „„S von &: da 35 — pedantisch gesprochen — für #,% gilt, vergleiche man auch (s# de, von u üJ> =. man lese auch Olshausen g1a7®. 32 PAUL oz LAGARDE, ist nun 55 von ),S möglich, so ist 5 one tasdid von 15 wenigstens höchst unwarscheinlich, denn & stammt nicht von \&%, sondern die spä- tere sprache, welche trilittera als die regel erachtete, hat so getan, als stamme es davon oder von S%. allenfalls darf man mit Olshausen 146° So — (so herziehen: bedenke y von Jas: das von Olshausen 159 verzeich- nete 7% Iobs — (sdS5 würde genau zu "3 stimmen. nimmt man diese er- klärung an, so würde das Rr des iräqischen S wie das pp des von Flei- scher in den glossis habichtianis I 9 belegten, mir aus christlich arabi- schen handschriften sehr geläufigen As — yAaDD anzusehen sein. für die durch Epiphanius überlieferte erklärung des “9 mag iren urhebern gesprochen haben, daß x0005 Levit 27,16 Num 11,32 Ezech 45, 13 von G für “on gebraucht, und poor Exod S, 14 [=10] den sinn von SInuwvie hat, welches Inuwvie A® Iob 21, 32 G lob 5, 26 (dieser mit &Awvos) für wı3, G Cant 7, 3 für mmny, also so brauchen, wie Epi- phanius es für sein g«oı« wünschen muß: 0weos do@yudıwv Hesychius. =) wäre wie "aM haufen: erst danach ein bestimmtes maß. G gibt Sophonias 2, 9 nba m3n Inuwvia &Awvos, wo c @40g hat: SBochart hierozoicon y16 —= opera°® II 872 weiß von der lesart @Aw|vos] nur aus $ („Au As,e), da er c oder einen abdruck von c benuzt, erläu- ‘tert aber 7939 Inuwvie aus 3193 CC" Exod 8, 10 [= 14] und dem tal- müpischen »93. ich weiß, daß die classiker $nuovı& gesprochen haben sollen. m) — AsdEr. Epiphanius erklärt 21, 8 &negue. Gesenius im thesaurus 764 läßt "n5b ab effundendo gesagt sein, was FMühlau und WVolck wiederholen: die etymologie steht mit der bekannten des lucus a non lucendo auf Einer höhe. ERoediger hat 96 zu Gesenius nichts nachzutragen gefun- den, und Mühlau und Volck wissen, trozdem BZuckermanns buch über das jüdische maßsystem schon 1867 erschienen ist, noch 1878 aus 45 46 desselben nicht, daß der talmüp n5 merere male braucht. Epiphans !regue erläutert sich aus der von Zuckermann citierten stelle sy'y» 833 80, welche jeder jezt in ASammters übersezung 80 und in IMRabbinowicz legislation eivile du Thalmud III 355 nachlesen kann. es wird lonen Abülwalid 360, 9—12 anzusehen, dessen 9,9 531 iu gs ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 33. = den MNPINN MIND © gıpbn a Salomon Parchons 34? sind: das heißt, der 9 = N ist auf 7200 unzen gerechnet, denn der mb ist der halbe > = mn. wenn Abülwalid den n» für den gb erklärt, so muß Lane 2437! verglichen werden, bei dem Jaz@li „Si sich aus Epiphanius $ 21, 19 erläutert. AMerx hat in seinem archive I eine jüdisch-arabische über- sezung des Osee veröffentlicht, in der an = > [gppı Lagarde arme- nische studien $ 536] und nb = was ist. die wurzel nb existiert im syrischen, one daß ich absähe, wie sie zur erklärung unsres wortes zu nuzen wäre. Hoffmanns glossen 5287 —5290 1955 7203 Athanasius 33, 16 46, 1 Praetermissa 113,10. y Nach dem vorgange von Philipp Buttmann (mythologus I 152 ff) und ChrKIBunsen (es genügt sein bibelwerk, bibelurkunden I 5iff, zu citie- ren) stellt man aus Genesis 4 5 jezt vielfach folgende tafel zusammen nw mm WIN DIN pP TYP ybbmn m my m Ela) nbennn Inunnd nd nb und macht darauf aufmerksam, daß die listen zwei namen, 73N und nb, geradezu gemein haben, daß p dem 3379, Typ dem 7), bunmn dem uybbmn, buennn dem mbennn sehr änlich sche. man schließt aus diesen tatsachen, daß die hebräische überlieferung ursprünglich nur Eine ge- nealogie der ältesten menschen gehabt, und erst später, nachdem sich in diese genealogie varianten eingeschlichen, zwei listen entstanden seien. zuvörderst muß bemerkt werden, daß G in allen echten texten einen Yaunmd gar nicht kennt, sondern den vater des Lamech, der von Cain abstammt, ganz wie den vater des von Enos hergeleiteten Lamech nbenınn nennt, wodurch die übereinstimmung noch größer wird. Genesis 4, 18 MedJovoaeie — saaeoycaAa (auch die pariser handschrif- Histor.-philolog. Classe. XXV1. 5. E 34 PAUL oz LAGARDE, ten nach AFallet one variante) — I[jwnıuwgw (fast so auch der unter Ephraims von Edessa namen laufende armenische commentar 36, 15) — AkrıN\: in einem scholion von b, welches ich auch in meinem r ge- funden, lesen wir: neo«@ rois Eßdounxovt«e Masovoaia zeiten. Toüto dR nÄcvyn yoayızı) Eou. Ö ydo MaIovodia Ex TS OVveowWong ysvsas Lou 100 x79. 6 [+ ydor) dno wü Kaw Madovoaid zarsiran, ös EEwgioreı were wöv Aoınav. diese worte stehn unter der aufschrift &dyjAov auch in der catene des Nicephorus I 116, wo nur der nachkomme Cains MeJovoai& geschrieben wird. dieser scholiast will also den frommen und den gott- losen durch den accent unterscheiden: später ist man dreister geworden. in Holmes 130 hat der rand mit roter farbe napo« Tois o Madovoaie dxsıro, Ö negedıwo9woruev, yoayızıjv eVgovVreg nAdvyv olcar. 6 yao Mea- Sovoaie vios Eotıv Toü 'Evox, Ex Tijs OVvsoTWong yeveds TWv ano Tod Adau, ö d& Madovoani dnoyovos Wv Tod Kaıw £Sögıwrog ano ıWv Aoınuv 1Wv övrwv xt. ziemlich dasselbe soll unter dem namen des Origenes codex 127 geben. Holmes merkt aus 16 130 134 Medovoania, aus 71 Mea- Jovoayi an: et sic In primo loco cum 74 a manu secunda in rasura, in secundo loco Medovoanie 131. ich habe in meinem r uesovoanA als correctur des MÜrusius gefunden. der Syrer Uerianis hat das bei ihm zu erwartende Wslsonso (monumenta II 16). ob bei Iosephus @ 2, 2 in allen handschriften Medovodias gelesen wird, hoffen wir aus BNieses ausgabe bald feststellen zu können. Philo eg Kaw exyovav 21 (— 1239 Mangey) hat nicht allein Ma9Jovoaie auch unter Cains nachkommen, sondern erklärt sogar &&anooıoin tod Yavarov: da nyw in G oft genug durch &erttorsıle gegeben wird (KKircher 1992ff), ist völlig gewiß, daß Philo Genesis 4, 18 nicht bonn», sondern mbennn gelesen. ein scholion in meinem r MaJovoade Iavarog EEunootsildusvog will auf dieselben vokabeln hinaus, welche Philo suchte. MaYovoai« in meinen Onomastica 1 203, 11 geht nach dem accente auf den Cainiten: die übersezung die N000WNoV Aaimoes, dnsoreAugvos ist nicht ganz Ver- ständlich. Hieronymus sezt ebenda I 8, 10 eine glosse Mathusale mortis emissio (so FH, concussio B) vel mortuus est et interrogavit zu Genesis 5, 21 — einer stelle, in welcher nbesyn» von niemandem bezweifelt wird: ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 35 das moriuus est et interrogavit entspricht ebenso augenscheinlich dem Inun nn — bnwinn der Genesis 4, 18 im synagogentexte und bei Origenes, wie mortis emissio das zu Genesis 4, 18 alter lesung gehörige &fanooroAn tod Javcrov Philos ist. über den nr» oder Im» unsres textes ist vorläufig nichts un- bedingt sicheres zu sagen. Philo negi Kdw &xyovor 20 (= 1238) er- klärt den namen, welchen er — oder tun es nur unsere drucke seiner werke? — Men4 schreibt, durch &no {wis so, hat mithin bs m» in dem namen gesucht und Genesis 4, 18 unzweifelhaft nicht unbban ge- lesen. Hieronymus OS I 8, 9 folgt dem Philo, wenn er außer quis est dominus deus = 4x m nn ’w zu Mauiahel ex vita deus sezt. bei Theophilusan Autolycus # 30 hat die venediger und hat die oxforder hand- schrift Men4, wo Fell und Wolf MeAeienA haben drucken lassen. Meam/, was mit Mey4 identisch ist, bieten bei mir Acmr, eine fülle minuskeln bei Holmes, und der Armenier. dem Inn% entspricht so ziemlich MeovınA meines E, aus dem mir Ds ueovex und das bei Wilkins (aus dem hun- tingdonianus 33 2), in folge davon bei mir, und in einem pariser codex Fallets auftretende sweoysa verstümmelt scheint (A wurde A gelesen), obwol Cyrill I 21° einen nominativ Meovies und einen accusativ Meovier vorfür. hat aber Holmes recht, die glosse seines 130 Maovıwaev woy forte pro woıy — woıyerns zu deuten, so würde Meovien4 (denn das muß ueovıvev meinen) eine correctur des dritten jarhunderts sein, für welche ich es von anfang an gehalten habe: Me&ovnA und MeovmA wären ebenso verstümmelungen dieses origenischen Meovien4 wie das schon erwänte Meovwe-s Uyrills. diesem Meni und Meovieni steht nun in abz MwAsAeni, bei dem Aethiopen RAAAA;:, in Fallets Copten szededena gegenüber, welches dem sethitischen babbnn ganz genau entspricht. mindestens also ist er- wiesen, daß bs’mm nicht die einzige lesart in Genesis 4, 18 war: da wir schon drei namen in den beiden listen identisch fanden, und die anname unmöglich scheint, daß in alter zeit ein Sethitenname absicht- lich in die Cainitenreihe übertragen sein sollte, möchte ich Genesis 4, 18 bybbmn für ursprünglich erachten. E2 36 PAUL oz LAGARDE, ich kann mir auch denken, warum IxybnD in Genesis 4, 18 besei- tigt wurde: der name klang für einen Cainiten zu fromm: ist die deutung des bunmn oder IaWmn von gott geschlagen vyichtig, so spricht sie für mich. denn einmal wird der frechste gottesleugner — und als solchen dachte man sich ja jeden Cainiten — sicher nicht ein neugeborenes kind von gott geschlagen nennen: das kann nur ein diaskeuast oder ein lexicograph für möglich halten. sodann ist Mm er schlug ein Aramaismus: I» — ya steht für ym® und ist von mm» = = himmelweit verschieden. nur ein ganz später Hebräer, dem aramäisch muttersprache war, war im stande Innmn von gott geschlagen zu bilden: die variante Ix"Mn scheint ursprüng- licher, da byop aramäisch Nado lautet. die Elohim-urkunde ist es, welche diesen sprachfehler begangen hat: sie muß aus aramaisierender zeit stammen. wenn G Genesis 4, 18 wirklich Ma4sieni gegen MeovıenA oder MenA bevorzugt hat, ist die Cainitenliste ihm nicht bloß aus dem buche, sondern aus dem leben be- kannt gewesen. mithin ist fast gewiß, daß nach G die beiden listen nicht zwei, son- dern vier namen identisch haben. dieser umstand gewinnt dadurch an bedeutung, daß G sich im namen 9% als höchst unterrichtet erweist. denn Taıded kann seines y und seines @ wegen nicht lesefehler, sondern muß alte überlieferung sein. Taıded ist eigentlich one variante überliefert. im armenischen Ephraim I 36, 15 ist g64wg. leicht aus abywy hergestellt: yaid« am rande meines r ist wol nur schreibefehler, ebenso TasaaA einer handschrift bei Fallet. yewdes bei Theophilus an Autolycus 8 30 würde, wenn es auf handschriften beruht, graecisierung von yadad sein: guykpfywn der Ar- menier ist ein offenbarer fehler, zu dessen entstehung Vy% Hs und Cerianis ?%s> mitgewirkt haben mögen. Philo negt Kaw &xyovav 19 (1237) erklärt noduvıov. dies beweist, daß Philo 7% in einem hebräischen codex gelesen, und das vermeint- lich oder wirklich gesehene 4% in einem wirklichen wörterbuche nach- geschlagen hat. 7% ist oft durch zosuvıov übersezt: von Taıded konnte niemand auf noiuvıov kommen. ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 37 Wie losephus den namen gesprochen hat, werden wir durch Bliese leınen. «2,2 liest man Iegedns, in der lateinischen übersezung larad: ich vermute Aroadns sei das richtige. hat losephus Ieogsdng oder Iergad geschrieben, so würde 7%y der Cainiten mit 7% der Sethiten sich decken. Hieronymus hat 2Y'y, wol wegen der abweichung der hebräischen von der griechischen form, in seinem onomasticum ausgelassen. denn da die drei namen Irad Iram Iras in den verschiedenen handschriften dieses onomasticum an verschiedenen stellen stehn (in FH zwischen 33% Gen 10, 29 und 7389 Gen 11,29 — wo sie alle drei unpassend sind —, in B zwischen nn’ Gen 36, 40 und bs) Gen 46, 10 — wo wenigstens Irad nicht geduldet werden durfte), so wird der schluß erlaubt sein, daß sie als zusaz eines gelehrten lesers, welcher sie vermißte, am rande eines exemplares nachgetragen waren, und von da her in verschiedenen abschriften an verschiedenen pläzen eingeschaltet worden sind. auch die erklärung von 7% durch civitatis descensio (Yy und 7%) stimmt nicht zu dem sonderbaren Taıudad rersızıousvn Onomastica I 180, 54 (woher das femininum?), dürfte also nicht alt sein. G hat durch sein Taıdad bewiesen, daß der name ihm noch aus lebendiger überlieferung bekannt war. yowog = my („Ueli doayuare Psalm 128, 7 in yPy”, vgl y° „es, C 129,7 nyn), KodoAloyouoo = WYI73,_ Oapyai — Syan (sollte Oaiyai aus OadyeA verlesen sein? jedenfalls haben alle zeugen y für 9), Peyue = my, Touogoea = NW, Tale — my, Tcı = W, Zoyogea = WS, IaıßeA — Yary lehrt, daß diese namen den ältesten übersezern nicht bloß aus der rolle bekannt waren, welche sie zur übertragung vor sich hatten: die namen sind also nach mereren richtungen hin von bedeutendem werte. dasselbe was von inen gilt, wird auch von My gelten, wenn G dafür Taıded hat, nur daß aller- dings ein fehler in unserem texte angenommen werden muß. =7'y ist nach analogie von 7777 und b3’y zu sprechen: es gehört zu 2. Olshausen $ 181°” Kosegarten $ 676. Kawev — j3p unsrer liste ist wol nur scheinbar analog, da es vermutlich nicht zu .z, sondern zu 3 steht. was losue der son Levis in M39 nWs%3 23 über die namen der Caini- ten insgesammt und 9% insbesondere vorträgt, unterneme ich nicht zu 38 PAUL or LAGARDE, deuten. wann werden wir von den ältesten denkmälern der nachbibli- schen litteratur der Juden brauchbare ausgaben besizen, die so one un- nüze gelehrsamkeit bearbeitet sind wie MSZuckermandels pn? wenn die Cainiten wirklich dieselben namen tragen wie die Se- thiten, muß Taıded als die älteste gestalt von y und 77° gelten. er steht in einer Iahwe-, nicht in einer Elohim-urkunde. Nöldeke ZDMG XXXII 401. 23 Lagarde Symmicta II 95 8 10. Pe Wie die Phoenicier das participium activi ausgesprochen haben, ist noch nicht gewiß. daß die Punier genau dieselben vokale gehabt haben wie die Carthager, und zwar zu allen zeiten, will mir nicht glaub- lich scheinen. aus den seit Bochart viel genannten formen rufe — 89 arzt. jusim — D’NY? eweuntes, suffes [doch wol sufes?] = vBw möchte ich daher gegen das allerdings nach allen richtungen hin bedenkliche Iwgnoaumy — oÜpavod zawınıeı — DWw ’D3 Sanchuniathons nicht ope- rieren. aber wenn die Griechen ovgıy& haben, so haben sie vermutlich ein particip der wurzel p9% im altphoenicischer form, von dem dann weiter ovglzzeıw ovoiodev in Griechenland selbst hergeleitet worden sind. GCurtius? 287 erklärt -ıy& in odAnıyE yogwyS AdıyE nAdouys für »individualisierend«, wobei ich mir nichts zu denken vermag. wie das niederländische die französische endung -esse stark. und auch da ver- wendet, wo es eigne mittel des ausdrucks hätte, so kann -ıyy- aus einer fremden sprache in das griechische gedrungen sein. da das allein ste- „ hende db Prov 16, 11 Isa 40, 12 donn oresuos bedeutet, wäre nicht unmöglich, daß gleich nAdouy& ein mit der fremdartigen endung bela- stetes MDYB gewesen. für vollkommen entscheidbar halte ich derartige controversen nicht. ager bespricht RRoth ZDMG II 229, und sezt das avestische kameredha daneben. die Araber aber nennen dasselbe glied öS Avicenna I 563, 25 566, 18: wo ist die heimat? welche die etymo- logie? die 55 ist so alt wie die schöpfung, und jeder mann trägt sie. man So lange hebräisch geredet worden ist, hat >! m bedeutet er zeugte emen son. denken wir nun Araber an der stelle von Hebräern, ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 39 so würden sie von &s} und My II Ass oder 55, auch wol 5445, her- leiten, nur mit dem bemerken, daß diese bildungen zur vierten zu ziehen nicht mehr üblich sei, da man sie als derivate der zweiten zu brauchen sich gewönt habe. 12,202 Jmwüll Praetermissa 10, 3. ECastle 943 ceitiert Avicenna I 142, 12 LI wuls Kell ya all — weil sie schleim erzeugt. danach kann amNa8 nubin nur dasjenige sein, was Abraham erzeugt hat. das heißt, Abrahams söne und nachkommen. ist dies der sprachgebrauch, so müssen wir ihn überall fest halten. dann aber ist Genesis 2, 4 fehlerhaft, denn in dieser stelle ist der sprachgebrauch nicht fest zu halten. bekanntlich streiten die allezeit uneinigen ausleger noch darüber, ob der vers ganz oder teilweise überschrift oder ganz oder teilweise unterschrift sei. die entscheidung ist für diese untersuchung gleichgültig. yaam Dmen pnebın kann in dem einen wie in dem andern falle nur be- deuten dasjenige was himmel und erde erzeugt haben. himmel und erde haben aber nach hebräischer vorstellung gar nichts zu erzeugen: zu anfange der Genesis haben sie es erst recht nicht, wo alles darauf an- kommt, Jahwen als ursache und herrn der welt darzustellen, welcher, weil er dies ist, das recht und die macht habe, den sich zu ihm be- kennenden (Iosue 24,15 Lagarde Symmicta 155,40) das gelobte land auch ein anderes mal zu schenken. die 795» berichtet I 81 (Frensdorff) 8997 899 3 mabin, wozu Frens- dorff »die form findet sich dreizehnmal in der bibel: zweimal Gen 2, 4 Ruth 4, 18 doppelt plene: einmal Gen 25, 12 doppelt defectiv: dreimal deiectiv nach N und plene nach 7 (Gen 36, 1 9 37, 2): die übrigen sieben male plene nach dem m und defective nach dem *« [wie es sein sollte — taulidät]. vergleiche 73% mwx”na bei Ramon Martinez pugio fidei 111 2, S (seite 481 Voisin). ich möchte auf diese tatsachen kein gewicht lesen, da änliches oft genug vorkommt, one von wert für die kritik des textes zu sein. ich glaube nicht, daß Genesis 2, 4 nbın so, wie die Tiberienser es sprechen, gesprochen werden dürfe. 40 PAUL ve LAGARDE, in meinen hagiographen 206,5 wird der Esther vorgeworfen, daß sie amabm may nicht angezeigt: es gibt mithin ein ı9bn herkunft. ebenda 244, 9 heißt es vom menschen x'33 mmbn3: es gibt mithin ein yzbın geburt, der vorgang des geborenwerdens. sollte nicht dies leztere wort Gen 2, 4 gesucht werden müssen? das durch oxN373 erklärt wäre? vergleiche die parallelen in der nachher aus MIN MWNNI angezogenen stelle. wenn wir das » Hagiogr 244, 9 gel- en lassen, läge eine form wie wm most, Mwabn kleidung vor: doch wäre des Samaritaners IN zu erwägen, neben dem m aus Adlers evan- geliar zu stehn käme, bildungen, auf welche näher einzugehn ich außer stande bin, neben denen ich aber das über M5* von AU} (— al, VIII, vgl A=' und „= Lane 298° 299°) herstammende SU Hamäsa 31, 13 AL Hamäsa 699, 23 Hariri?” 317. 6 wenigstens erwänen will. ich würde die vermutung nicht geäußert haben, wenn nicht aus dem hexateuche selbst ihr ein helfer erstünde. ehe ich ihn herbeirufe, muß ich freilich behaupten, daß Gen 36, 8 die worte DI8 a8 woy nn mb) als fehlerhafte wiederholung aus vers 1 zu streichen sind. der augenschein hilft mir. erinnern wir uns an die nach IFürst von 'ThNöldeke untersuchungen 16 17 bemerkte wiederkehr der zal 70 in der Genesis, so können wir auch glauben, daß die nbınformeln, an denen sich ja die erzälung wei- terhilft, durch eine heilige zal gemessen seien, um so mehr als von Adam bis Noe, und von Noe bis Abraham je zehn geschlechter angefürt wer- den, also auch an einem andern punkte das aus Matthaeus 1 bekannte prineip zur geltung zu kommen scheint — den wert von Opperts ent- deckung Lagarde Symmicta II 6 allezeit vorbehalten. es sind uns dann im hexateuche zehn glieder geblieben: DIN non SBD mr Gen 5, 1 ma nabın non Gen 6,9 ma 22 nmbın mh) Gen 10, 1 av nabın mon Gen 11, 10 man non mb) Gen 11, 27 bnynen mabın mbny Gen 25, 12 ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. 41 pro nıabın monı Gen 25, 19 wy mabın mb Gen 36, 1 app nabın mon Gen 37, 2 pm nn mom) Num 3, 1. ich habe allerdings gegen diese anschauung das bedenken, daß der sprung von Jacob auf Aharon ein sehr weiter ist, und gebe zu erwägen, ob nicht Gen 46, 8 nn% in nybın geändert werden muß. aus nam Yan 60° 16 Wien = 24° 31 Bomberg (woraus v9 zu Exod 1, 1 schöpft) hebe ich beiläufig hervor, daß die Juden zwischen MIX und mb) einen unterschied machen, wonach mit Adam, Noe, Sem, Iacob die hauptab- schnitte anheben würden. auf jeden fall läuft der schematismus auf die Aharoniden aus, das heißt, es kommt dem hexateuchiker auf das priestertum an. dadurch allein wird der hexateuch als ganzes aus der königszeit herausgewiesen. so lange ein nachkomme Davids auf dem throne saß, war es unmöglich, das haus Aharons in den mittelpunkt der geschichte zu schieben. dies konnte man nur entweder vor David oder nach dem exile tun. da nun aber an die zeiten vor David und Saul zu denken nicht angeht, so er- härtet Num 3, 1 und das verhältnis dieser stelle zum ganzen werke, daß der hexateuch nach dem exile, mitten in der theokratie, zusammenge- tragen ist. die tatsache ist um so interessanter, als wir noch eine antwort der monarchisch gesinnten partei auf diese von den theokraten in umlauf gesezte anschauung der jüdischen geschichte besizen. Ruth 4, 18 erscheint der saz ya» nıbın hm. die priesterpartei konnte den umstand, daß Ruth Davids ahnfrau gewesen, gegen die nach- kommen des alten königshauses benuzen: angesichts des gebots Deut 23, 4 und der Esdr 8 13, 1ff erzälten vorgänge wird man geneigt sein zu glauben, daß es wirklich geschehen sei. der verfasser des buches Ruth will nun durch anwendung der geheiligten formel des hexateuchs das haus Davids dem hause Aharons als gleichwertig zur seite stellen. man weiß, daß jezt sein werk nur unter den BI31N> erscheint: totzuschweigen muß es aus uns unbekannten gründen nicht gewesen sein. Histor.-philolog. Classe. XXV1. 5. F 42 PAUL oe LAGARDE, ERKLÄRUNG HEBRÄISCHER WÖRTER. JJWetstein hat aus 73% MWNN3 12 zu Matth 1, 1 folgende säze an- gemerkt: alles hat töl’DOT: himmel und erde nach Genesis 2, 4: die berge nach Psalm 90,2: regen und tau nach Iob 38,28. ... alles was tölDOT hat, stirbt und wird alt, ist geschaffen und nicht schöpfer: alles was keine töl’D6T hat, stirbt weder noch wird es alt, ist schöpfer und nicht geschaffen. daß diese stelle unter berücksichtigung von Matth 1, 1 gegen die kirchenlere von lesus gerichtet ist, leuchtet ein: recht schmackhaft wird die polemik erst durch die anname, daß der verfasser Curetons evangelium vor sich hatte, welches mit Naas 012,202 {o4> anhebt: die spätere kirchenüber- sezung hat 20,3%, gegen welches der rabbiner das nicht hätte sagen können, was er gesagt hat. 12,202 Gen 2, 4 ist, soweit ich sehe, ein hebraismus. man sagte echt syrisch HaNS} 10m [542 (vgl Titus von Bostra 9, = [syr 13,5] 13, 37 [18, 13] 19/20 [25, 31] 65, 38 |81, 9) Athanasius festbriefe 2 6) wie arabisch EN 2, „US nach meinen materialien IT 1. hingegen FOAR* scheint mir, dem wenig sachverständigen, echt aethiopisch. ADillmann grammatik $ 111 weist RA,P*; daneben nach, und heißt tewled und tüled lesen. ich erblicke in diesem "PWrA.P*: ein seitenstück zu „ASS «M& und änlichen: nach Dillmanns wörterbuche 888 für &xyovov neroie y£veoıs. s Ueber den Hebräer Ephraims von Edessa von Paul de Lagarde. Zu Genesis 1 bis 38. In der königlichen gesellschaft der wissenschaften vorgelegt am 6 März 1880. Nur wenigen unter den vielen, welche sich mit dem alten testamente abgeben, wird bekannt sein, wie unsicher der boden, auf welchem sie wandeln, auch in lexikalischer hinsicht ist. bei einer langen reihe von hebräischen vokabeln kann von einer überlieferung in betreff irer be- deutung im ernste nicht die rede sein: wir übersezen oft nur nach ver- mutung, und sollten uns dadurch, daß eine vermutung schon in alter zeit ausgesprochen worden, nicht verleiten lassen, sie für ein durch treue gewärsmänner an uns gelangtes wissen zu halten. allen lexikographischen versuchen muß die kenntnis der lexikalischen tradition und der lexikalischen conjectur voraufgehn. auf den folgenden blättern stelle ich einige notizen zusammen, welche für die hebräische philologie nicht one wert sein werden, falls sie sich bequemen sollte, auf den von mir gewiesenen weg einzulenken. Ich habe schon 1862 im vorworte zu meiner ausgabe der diere£eis o100T0Awv auf die zu Venedig 1836 veröffentlichten dünfbwgpnefrl.e Eph- raims aufmerksam gemacht. um diese handelt es sich in dieser abhand- lung, und zwar nur um iren ersten band. es ist nach mehr als Einer richtung hin unmöglich gewesen, die untersuchung auf den ersten wurf zu ende zu füren. vor allem auf die eigentlich notwendigen vorläufigen betrachtungen über die echtheit und unversehrtheit der von den Mekhitharisten mitge- teilten armenischen übersezungen Ephraims und über ihr verhältnis zum 22 44 PAUL oz LAGARDE, römischen drucke und den handschriften habe ich nicht die muße mich zu verbreiten: auch fehlen die erforderlichen typen. für die diesmal verfolgten zwecke durfte ich zum glücke auf jene betrachtungen ver- zichten, da mein material sich in den meisten fällen aus in ihm selbst liegenden gründen als zuverlässig erwies. auch werden sich noch von mir übergangene stellen der catene fin- den, welche als bemerkungen des Hebräers angesehen werden dürfen, obwol der Hebräer nicht ausdrücklich genannt ist. sie zu besprechen, reicht mein material nicht aus. C!C’C"GHS sind leicht verständliche abkürzungen, die ich auch sonst schon gebraucht habe: W nenne ich dieses mal die in meinen materialien veröffentlichte arabische catene zur Genesis, über welche jezt auch Lagarde Symmicta II 7 nachzusehen sein wird. die vorliegende abhandlung ist nicht als die erste einer reihe be- zeichnet worden, da ich vorläufig keine neigung spüre, die feder zu eignen schriften weiter in die hand zu nemen. 1. Genesis 2, 12 omwn jamı mbuan ow. Ephraim 10, 4—8. G Exei 6 @vdoa& zer Ö Al9os 6 nodowos: den Aquila wage ich nicht zu citieren, S nicht zu deuten. aus G floß was Ephraims Hebräer be- kämpft, der selbst w2yz dwpgwpfun L whwip ywanıwhwi,g dort perle und edle steine übersezt. daß nb73 den Juden als perle galt, erhärtet SBochart hierozoicon s5: für Hariris? 27, 7 28,1 Js) verwendet noch Harizi nb73. für prwn Jan bietet auch C' nur das unbestimmte 73% 7338: sein 97 ist glosse: eine überlieferung über BA% hat weder C' noch Ephraims Hebräer besessen. 2. Genesis 2, 14 Ws nasp nn sin. Ephraim 10, 8—10. G oöros 6 ngonogevVSusvog zav !varıı ”Acovgiwv, wonach S oc ANc} 502] NasaN il2: vergleiche NacsaN für muy) Exodus 25, 27 [28, 27] und meinen Epiphanius $ 63, 2 und sonst. falls G in 9 die Assyrier suchte, konnte er mit der notiz nichts anfangen, daß der Tigris östlich von TON fließe: unter den älteren Ptolemäern war ein Jude in Alexandria gewiß wenigstens soweit unterrichtet über Assyrien wie Strabo vg 1,1 es unter Augustus gewesen ist. daher das farblose zer’ &varu. C'C? Saadias sahen in WWN die stadt „us Yaqut I 119, 16 III 113, 22 ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 45 Assemani Ill? 709 711 Hoffmanns glosse 1799, also — grob gesagt — Jossi Lagarde Praetermissa 52, 3, einst nach Ptolemaeus Aaßpßave — twilerie, danach w)) %» = „ =] 5 Yäqüt IV 683, 10 |Hamza 47, 18] geheißen. da der Tigris wirklich östlich von diesem ,‚,) fließt, hatten sie keine veranlassung, N97P umzudeuten oder abzuschwächen. Ephraim las 'p4uwl bpfuy ES zubzfilub Yonpkunwbp, also, da gel yubgflul g00wno»v nods noöownov Gen 32, 30 oder zer& nodownov Ezech 41, 21 ist, im wesentlichen wie GS. gegen ihn wendet sich der He- bräer mit ywpkbjbg Haydiusk Wunpbunubf, aber in sehr unverständiger weise. denn allerdings stellt er an der östlichen seite (vergleiche 8 Exod 36, 12) richtig her, aber er läßt Assyriens, und damit den stein des anstoßes für alle unterrichteten, stehn. Yägüt „U I 119, 17 die 102, 3 nennt neben ,y auch „B) und ze). es muß (siehe JA) ,) hergestellt werden. Abulfarag fürt freilich, wenn ich mich recht erinnere, nur aus Palaestina an, daß man Z wie «& gesprochen habe, allein 23 für 25 kennen auch Gauhari II 322 Busdäni 1644°, das umgekehrte «= für =" Ibn Hisäm 152, 4, so daß ‚sg nicht unwarscheinlich ist. 3. Genesis 2, 21 mann. Ephraim 11, 10—11. G &oiwors, S “ne: gegen lezteres, das der übersezer %fp$ schlummer übertragen, richtet Ephraims Hebräer sein .grıt% schlaf. in der tat sezt -C! für mann Gen 2, 21 lob 33, 15 89my n3W, Sam «a 26,12 NDN N3W, Gen 15, 12 8003 upmay Na, sogar S lob 4, 13 lasson lie, 4. Genesis 2, 23 muyn DSy DyBm Ant. Fiphraim 12, 10—12. S (vergleiche Exod 10, 17 lası aaa doch wol —= ByBn 8 gegen NN! oyan IAr2ı har Tudd 16, 28: für die stellung M37 Ar Esdr 3,12) ist es nicht, gegen den Ephraims Hebräer sich wendet, sondern G. der Hebräer übersezt uyu widncufb fi nuhp yauhhpwg fulag diese |ist| meine ehefrau, bein von meinen beinen. im Man man 18 heißt es mm pn aa bp wenns mmnpw nm nat aba nhrbn ba anayan mm nm a Ham ar JOD TONMNT. nun wird 30yD Exod 28, 33 39, 25 26 von C° mit 31, von Smıit u!= &; (vergleiche qwbgwl) übersezt, Lagarde abhandlungen 41, 10 studien $ 751. dies aus 46 PAUL oe LAGARDE, 33? zusammengefallene Ar erscheint in einzelnen büchern als at: Rabbi- nowicz hat zu n3W 54° 58°? keine variante bemerkt, misno 113 6, 2 388 5° 46 sind noch one apparat: aus der mißno nennt Abülwalid 578, 7 (wo der bequeme herausgeber kein citat gibt) ebenfalls Ar, wärend er 9 Ar bie- tet, und aus Num 6, 4 nach überlieferung deutet. durch dies ar lag nahe, bei 2 = pyD an “0 Ceöyos zu denken, um so näher, als der ar oder oda» einen 433% oder ZußoAos haben mußte, und so die zote unschwer zu stande kam: &ußo4os als klöppel der glocke bin ich außer stande zu belegen, die Araber haben irem ie und &lie wie die talmüpisten dem bayıy (Buxtorf ee) eine semitische etymologie zurecht gemacht. sollte Ephraims Hebräer nicht auf diesem wege seine ehefrau aus DyD herausgedeutet haben ? 5. Genesis 3, 8 Ddya mıab. Ephraim 19, 9. G 1o deiAwov, S loay uıaN (Ephraims syrische werke I 33® 140®), was gleichbedeutend ist: 3% muDb 10 005 ÖsiAng Gen 24, 63. delin Exod 18,14 = 3% abend, aber Regn y 18,29 vertritt — das von defAn abgeleitete und darum mit ihm nicht identische — zo dsıAwov DIamSN, die zeit, wo die sonne am gb = jew des himmels steht und abwärts zu steigen be- ginnt: 265 abend braucht, wenn ich nicht irre, Ibn Arabsäh: «12 steht als on&o« dem :2, owi gegenüber Macc @ 10, 80: die mitte zwischen mittag und sonnenuntergang ist nach Elias Praetermissa 57, 18 Jlajl loas ars — die zeit zwischen mittag und drei uhr nachmittags. der armenische übersezer Ephraims drückt übrigens die ableitung des aa von Lıs EnavnA$s Religq 76, 3 —gr 46, 14 dadurch aus, daß er ply gundwy wenrpb braucht: denn gwabup — Enavfoyeoder Luc 19, 15 und oft. dieser erklärung sezt Ephraims Hebräer ’f 2g4,) wınıpb entgegen. ägh) stammt von fg: ich notierte es mir für ond&v (object «&£ee) Sap 7, 3: on&o9aı (udyaıgav) Marc 14, 47: EAxdeıw (udxeaıper) Ioh 18,10: Zniondoser (0Asdoov) Sapı,12: BdAAsıw (PEÄos) Sap 5, 12: Exzeivew (xeige) Gen 3, 22 (dyxögas) Act 27, 30 (diewe) Prov 1, 17 (oügavov woei dEgEW) Ps 9 = ey,3. daher ägul,p nınfulug ort zum ausbreiten der neze = wuyuos cayyvov FEzech 26, 5 14. die redensart &g4; winıpk habe ich nirgends sonst gelesen: die erklärung Ephraims verstehe ich nicht. ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 47 ich hüte mich um so sorgfältiger, mich bindend zu äußern, als die lesung der stelle Gen 3, 8 unsicher ist. durch meine ausgabe der quae- stiones des Hieronymus 6, 23 ist ans licht gekommen, daß die handschrif- ten des stridonensers zwischen barua haium und laroe aiom schwanken. da niemand, der den text der 'Tiberienser für heilig hielt, laroe anzutasten veranlaßt war, da dies dem üblichen m}%5 entsprach, halte ich barua — ny2 für die dem Hieronymus eigentümliche lesart. ob Ephraims He- bräer m93 statt mb gelesen, kann ich noch nicht feststellen: wenn er dem alten ply yunduy sein 'k dg6j entgegensezt, scheint er allerdings eine andere praeposition als das in mıaN vorliegende I haben andeuten zu wollen. wenn endlich Abülwalid 670, 11 ff Sam « 16, 23 Ilob 32, 20 Esther 4, 14 Exod 8, 11 Gen 32, 17 mit ao» mb Gen 3. 8 zusammen- bringt, dürfte er nicht wie die Tiberienser ausgesprochen haben: er übersezt „u ie, & und erklärt MU 3 Sa5l om: Lane 1182. jedenfalls wich Ephraims Hebräer in der deutung des ausdruckes wesentlich von GS ab. ich verweise auf NFullers miscellanea sacra 3,5 — critici sacri (Amsterdam) VIII 970. 6. Genesis 3, 24 np 7) opn pw. Ephraim 24, 10—14. G hat Gen 3, 24 einen vollständigeren text gehabt als wir haben, oder er hat — was ich nicht glaube — aus eignen mitteln seine vor- lage vervollständigt: nach 981 + MS, nach 779 — my” oder pw oder jnn. S wie H, nur gibt S für jawn „lo: W 44, 28 47, 4 folgt zum teil G, der römische Ephraim 1 39°, der venediger (4 quwunbwg) ] 24,10 und Hoffmanns glosse 700 lesen wie Lee: qwuby riegixveAoov Gen 19, 4 Num 21, 4 Iosue 7, 9 xvxAovv Iudd 19, 22 20, 5: für &vzvAioosıw Matth 27, 59 zveıdeiv Marc 15, 46 d&sw Ioh 19, 40 braucht 8 ywu&; , wo der Syrer „io verwendet. vergleiche auch Bort2> A272 mit ywantug 'p bwbäupnıpu Lucas 2,7: 5oir& Praetermissa 38, 60 — dies bemerke ich beiläufig — und fwbdwpaup sind ein und dasselbe wort, wie nicht nur aus Luc 2, 7, sondern auch aus Ezech 16, 4 Sap 7, 4 leicht erhellt, wenn man 8 und D neben ein- ander liest. ich bitte überhaupt das armenische für das syrische nicht außer acht zu lassen. wenn wir zum beispiel neben I&o[As>2] Praeter- missa 29, 60 Michaelis 485 Hoffmanns glosse 5451 10 Michaelis 525 an- 48 PAUL ve LAGARDE, treffen, so möchte ich dies leztere nicht von vorne herein verwerfen, da funwb im sinne von vorratskammer, weinkeller ein sicheres armenisches wort ist: ich entneme dem großen venediger wörterbuche II 210° das citat Faustus von Byzanz d 12 [= 108, 17 dinub.p gfbın)| und stelle fest, daß aus Euseb KG y 6 das wort dnwb citiert wird, aber in dem 1877 er- schienenen abdrucke [y 6, 2 seite 155 lezte zeile des alten texts] ver- schwunden ist: ein neuer belag für die kritiklosigkeit der Mekhitharisten. S hat sich also die Cherubim die runde machend, nicht an Einer stelle postiert gedacht, und schwerlich 233% vor sich gehabt, sondern 39%: vergleiche «13,00 für 9330% Ezechiel 47, 2. ihm sezt Ephraims Hebräer in ‚übereinstimmung mit C's C’s I1WN) plwbhgeyg er machte wonen entgegen. 7. Genesis 4, 15 x pp mm own. Ephraim 36, 28—29. Der Hebräer & ky wip Iqwb 'h Zuyb. dies entspricht S 12] Iso >awo „taz und der armenischen bibel (G za 24ero xzUpios 6 Eds onuslorv To Key), so daß ich mein unvermögen die glosse zu begreifen, bekennen muß. 8. Genesis 4, 24 9 Dp’ Dinyaw 3. Ephraim 39, 26— 27. Der Hebräer sagt gb pta Jhr) LEG Sunargnıdb Sumnıgwi huytıp. da ist Swnnıgadb — Avruuodie Cor ß 6,13: avrenodoue Luc 14, 12 Rom 11,9: @nodoue Num 8, 11: doue Num 3, 9: kurz, = Sja2. ebenso alltäglich Swinnıgwibj). aber was soll der aorist Swwnıgun ? 9. Genesis 9,5 mm 43 7%. Ephraim 49, 31—33. Statt zu sagen Euer blut werde ich von allen tieren suchen, sagt der Hebräer Von den händen aller lebendigen. vergleiche G &x xsıpös navıwv zuv Inoiww, S 12a» Vo » D. 10. Genesis 10, 10 11. Ephraim 53, 22 ff. Es ist sicher, daß die worte Jbphpe yujbdubk by wunpbunwbbuyu Gen 10,11 dem %jo2] aaı „oc 155] -o Ss entsprechen: an die stelle der bei- den lezten vokabeln wird 4, wunıp gesezt, one daß gesagt würde, ob dies dem &&jAev ’Aooovo |’Aoovoe acıtz) Gs oder dem WEN 0%? Hs entspre- chen soll. nach dieser mitteilung greift die catene auf 10 zurück und berich- tet np&p (= Ogex Gs, nicht „1 Ss, da dessen aussprache durch Hoffmanns glosse 1498 feststeht) sei nunfrw, also s@,J) Edessa: wpunfuf (= einem ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 49 in Di] verlesenen, aus Aoyed Gs entstandenen ‚>, über dessen P = ? oben seite 12) sei ZSpfL, also yuwas Nisibis: ‚puqubk (— XaAavn G mtz, nicht »S> Hoffmanns glosse 4733) sei mfupob Ctesiphon. hierzu stimmt in der römischen ausgabe I 58? 1I20 . amazı ol ;0] . Aal oldalı Zi] camıNo ol), nur daß die erklärten namen in den formen Ss, nicht in denen Gs vorliegen. ebenso stimmt dazu C! pabrop) 239) DIN, wo U yBpwp: zum dritten namen sezt C! pwaaT [?), C* 5331. man möchte glauben, daß die erklärung des 718 durch Edessa nur dadurch enstanden- sei, daß man „oso| für entstellung jenes 8 ansah: man kann von GHoffmann ZDMG XXXII 742 743 lernen, was diese an- sicht wert ist. es gibt eine stadt J,) auf dem wege von Beroea in Coelesyrien nach Palmyra, die Yäqüt I 210, 16 Arak spricht, dabei aber meldet, Ibn Duraid nenne sie Urak (also genau = Oosy). an sich wäre es nicht unmöglich, daß diese früher bedeutend gewesen, und später — etwa durch Palmyra — herabgekommen wäre, wie ja das bei Isaias 10,9 36, 19 und leremias 49, 23 als mächtig genannte DAN bis auf ERoediger zu Gesenius the- saurus 112 Nöldeke ZDMG XXV 258 Haußknecht und Kiepert ebenda 655 hat warten müssen, um mit ob), drei meilen nördlich von Halab an der straße nach KfiAıka identificiert zu werden: sie könnte G sein Oosy geliefert haben, one daß darum X selbst nicht =8,,J) Yäquüt IV 922, 13 wäre, für welche die Assyriologen (wer unter inen zuerst?) jezt = halten. wie elend der text der armenischen catene ist, möge daraus erhellen, daß Ss worte wuN2 Auso laıaı Ar) RN) BINIINE 1As;0 Zoom; durch gSunpeolb gfewgwp L gzwgufu gewph I gqwull‘ gegeben werden. man er- kennt in Dasem 359, in Hroboth nam, in Chalakh Mb9: gbumu,p möchte des römischen Ephraim I 58? glosse «22,» sein, in dem «> in «2 verle- sen worden, also Adiabene Lagarde Semitica I 28: Chark steht auf jeden fall an der unrichtigen stelle, und mag sich aus Saadias erläutern, der zu gut über Edessa, Nisibis und Ctesiphon bescheid wußte, um die hier genannten, in ya gelegenen, städte in inen zu erkennen, und daher 8 durch 25 [welcher der vielen orte des namens?], 38 durch ;1! Histor.-philolog. Olasse. XXVLI. 6. G 50 PAUL oe LAGARDE, [plural von 52, durch einen Sapores gegründet], m3b3 durch [das vom khalifen Omar erbaute] &ss erklärt. der römische Ephraim läßt seite 58 zeile 16 «SS, welches, da laS9 bereits in zeile 15 dagewesen (die punctation ist schwerlich alt, durch welche die römischen herausgeber die beiden I» unterscheiden), ver- mutlich in «“S2 umzuschreiben ist, 14» "Arge, lo} (das wäre }Dn) l1as 255 Procıwva sein. für das syrische wörterbuch merke ich an, daß 993 (Lagarde ar- menische studien $ 1605) vom Armenier Namraud gesprochen wird: auf au ist dabei kein gewicht zu legen: das a der ersten silbe darf man nicht one weiteres vergessen. 11. Genesis 10, 21 Yan m» mn. Ephraim 54, 22— 24. Die armenische catene gibt mit Zygopk (wghlFh kpfger den text der armenischen bibel, nicht den Ss wieder. zur erläuterung bemerke ich, daß #p&y nicht, wie der berliner akademiker IHPetermann einst dem von ihm nicht genannten Schröder nachschrieb (Lagarde armenische studien 8 722) = Ieoevs ist, sondern den erstgeborenen bedeutet. der Armenier drückt nur frei Gs dösAyo ’IdpsI Toü usltovog aus. Dachsel belehrt I 147 148 über die accente Hs. der Hebräer Ephraims sezt dieser auf- fassung der stelle entgegen #gropb {jwehf&h ap dest & pw gl dem bruder Iaphets, welcher größer ıst als er, womit er doch wol dem Sem die erst- geburt zuzuschreiben gesonnen war. C! wagt noch nicht von der auf- fassung Gs so abzugehn, daß er den Sem zum erstgeborenen erklärte — die öffentliche meinung muß damals noch den laphet für den ältesten gehalten haben — : er zieht aber 4737 schon zu mx und deutet dem an gottesfurcht großen bruder Iaphets, wo der bescheidene mann bei großen natürlich größeren dachte. 12. Genesis 10, 21 nay 32. Ephraim 54, 19— 22. Statt zu sagen ;@> «ı2 Wo} ‚omaz] >auso der Hebräer v3 437 MEN ‚sasy. ich habe gleich hingesezt was C' gibt, denn dessen auffassung teilte Ephraims Hebräer. von 3% stammten nicht bloß die später allein nach "3% genannten D'93y her, da er 359 (heißt das s an der straße von Bagra nach Yamäma? ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 51 Wüstenfeld Bahrein und Jemama 175 und auf der karte: Yägüt III 910, 3—21) und op? — „a=ö zu sönen hatte, also nord- und süd-Araber, und erst von Phalegs son Ragau Abraham herkommt. Ephraims Hebräer und C! meinen nun den heiligen text corrigieren zu müssen: es wäre, mögen sie gedacht haben, eine wertlose bemerkung gewesen, daß von Sem alle von Phaleg und loctan ihr geschlecht herleitenden abstammen — wozu gerade diese auszeichnen ?—: hingegen lonte es anzumerken, daß die später so berümten Hebräer par excellence Sem zum ahnherrn haben, da nur durch diese nachkommen jener alte mensch einen wert erhalten hat. 13. Genesis 13, 11 op» vb yon. Ephraim 58, 33—35. G xei dnjoe Awt ano dvaroAov, S lo Do ZaN N\aso, C! anaıman vr) bon. Abraham wonte zu der zeit, von welcher hier geredet wird, nach 13, 3 yapay ba mi2 j}2. war Lot bei Abraham, so konnte er nicht von osten aufbrechend nach dem „= kommen. deshalb hat Ephraims Hebräer jwplkj bg von osten durch ywawpwanyb verbessert, das —= rıg0Teg0v Ioh 9, 8 [hier mit zo] Hebr 4, 6 usw. was er sich aber dabei, und was sich ©? bei seinem ja7p5%» gedacht, weiß ich nicht. jedenfalls hat auch MWN13 ran $ 41 für nötig gefunden, dem texte ein schnippchen zu schlagen: obıy bo amapn Yosy yon: blatt 51' 4 Stettin. Ephraim selbst schreibt | «ı&# für vıb, sein Hebräer '}njım. ich weiß nicht, ob das absicht ist: vergleiche 75, 29 32 77, 36 78, 23. zo „Aıvousvov TS Wuyis nı00s 10 aiodntov eidos Philo über ‚die wanderung Abrahams 3 (I 438 Mangey): vinctus sive declinatio OS I 8, 5: ligatus aut declinans aut vacans 65, 6: declinans sive vinctus 73, 3. daraus erhellt, daß 176, 49 AsAvrgwusvos 1 dnoxisiov, 181, 75 AsAvrgwusvog, 194, 51 dxxeAmoıaorod auroo 1) AsAvrpwusvos Eoyarov, 203, 9 dnoxdsıcıg bedenklich sind, zumal declinatio auch durch Hieronymus VI 575? (Vallarsi') ge- sichert wird: mindestens muß @noxAtvwv für dnoxisiov und anoxkıoıg für dnoxAsıcıs geschrieben werden. für das verständnis der variante quı[& qmfın bleibe ich ratlos. 14. Genesis 13, 12 "997 92 238%. Ephraim 58, 35 36. Der jqyn 22 ist bekanntlich mit der nsoigwgos Tod ’Iogdavov des Matthaeus 3, 5 und dem ,s£ der Araber identisch: die urkunde meinte G2 52 PAUL on LAGARDE, wol, die städte seien die durch feuer nachmals untergegangenen Gomorra Adama Seboim Zogora: es folgt aus irem aD y bunn, daß sie Sodoma als die von Bethel und Gai fernste derselben angesehen hat. G hat dies nicht verstanden: sein zawxnoev &v noAsı TWv EQLXWEWV nimmt 33 etwa in dem sinne, in welchem es Nehem 12, 28 steht, wä- rend S den terminus technicus beibehält: ;a23 lsaa> «24». die armenische catene hat 4 pluhbgw ' gugwp quznfb ıhafowbwl [,pwpuy. ich vermute hier einen fehler der überlieferung. ob noch der Hebräer redet, weiß ich nicht. [Lewpuy scheint mir 222 Ss ausdrücken zu sollen, in welchem falle vorne ein .g weggefallen wäre. dann besagte der text, daß für ‚222 Ss, das natürlich dem Ephraim vorlag, zu sezen sei qgwompb. qupın ist wuö0 Lagarde armenische studien $ 569 — nediov Gen A, 8. Ephraims Hebräer würde mithin gegen G zu dem ww» mD2 C!s stehn. in der venediger ausgabe würden nach zwgmf% und vor [\.pwpuy anfürungszeichen zu sezen sein. 15. Genesis 16, 7 ww 293. Ephraim 66, 39—67, 3. Statt zu sagen bafın Spkzwwlb bp fbpuy SubuywpSft up Swbkp ’p gbgwp Gegda '4 Swbuyupspb Vwpuy sagt der Hebräer uyu frpb Vunpkumubp. zunächst steht fest, daß schon Ephraim den fehler unsrer ausgaben Ss in seinen exemplaren gefunden hat Su» wo es so gut wie sicher in? (Tso«owv Socin? 207) heißen muß. sodann ist @wpuy eben die ’A9doe, deren nennung bei einem ar- menischen historiker ich in den gesammelten abhandlungen 183, 15 nicht wiederfinden konnte, und welche darum in den studien $ 21 ein gedächt- nisfehler heißt: in den Symmicta II 111 ist er — was ich bedaure — nicht erwänt: vergleiche studien $ 846. ist nun T@wpuy — ’AIdoa nach Strabo ıs4, 27 mit der "Ardoyeus und Asoxerw identisch, so ist mir äußerst unwarscheinlich, daß der text der catene richtig sei. bis Zngdt geht was aus S stammt. kein Hebräer dürfte so unwissend gewesen sein, 1% an der grenze Aegyptens mit Yon zu verwechseln, und 1% 7773 für auf dem wege nach Assyrien zu erklären. das steht aber in der catene, und vor dem sagt der Hebräer lesen wir auf dem wege von Athara. ich vermute, dies sei was der He- ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 53 bräer als berichtigung von S geboten hat, und es entspreche ungefär dem nyıbon ws C’s. über die wüste Gifär, yon — ”’EAovoe, und nam C'C°s handelt FTuch ZDMG I 173—181, über 1% sehe man noch Wellhausen text der bücher Samuelis 97°. weiter vergleiche Lane unter &al>. 16. Genesis 19, 20 sm yx» abm. Ephraim 78, 4—6. S „or last for, aber so hat Ephraim nicht gelesen. die catene statt iren namen Segör zu nennen, sagt der Hebräer »klein«: »siehe, klein ist sie«. das wäre ja eben was unser S bietet und auch C! gibt un na nbn. die hiermit gewonnene ursprüngliche lesart Ss halte ich für die wieder- gabe des noch unverfälschten urtextes. Lot will die stadt verschont wissen, weil sie yyn sei, und fragt zum beweise des Ayynseins heißt sie denn nicht ebendarum yS, weil sie nur Ay ist? 17. Genesis 20, 12 m n2 05 78 NN JaN M3 MMS ION DM. Ephraim 55, 15—17. G ze yao dAnIos ddeiyn uov Eotiv Er naıgos, AAN oöx Ex umtodg — $ ao] Z2 Jo un] Zi „a As Loljsjs 2. Ephraims Hebräer wpyupk prpwf&fe E [il un ’p Sop£ Lk ag wn 'b Jopk. der unterschied besteht darin, daß für emp schwester .enypwfdhr als schwester gerechnet gesezt ist, um dem patriarchen den vorwurf der blutschande abzunemen. das stimmt im principe zuC'xoı8 ND30 8) 593 N’ N2NT NIS N93 IMMN NOEND3 DOM. der römische Ephraim I = Wade weil ;2 ya aD Zoo laamı als al No oM2ie », Zoo Naso on, orlooa) Amufı „a1 an 200 laamı J5a2 202 25 JaNuNo [mNo or2 ZalN JaNZ2o «0a9d d2,. vergleiche was HRoensch Leptogenesis 370 371 zusammengestellt hat. 18. Genesis 21, 15. omwn ne nnn. Ephraim 82, 26—28. Statt zu sagen ’b bkp.pny Fgllıny dbey, sagt der Hebräer ’f thppny Sunny. G Vnoxdıw wies EAdıns. dem entspricht dem ersten anscheine nach der text, gegen welchen Ephraims Hebräer sich richtet: &4&m wird auch in der aus G geflossenen armenischen bibel an unserer stelle Zy4ft Sun übertragen. S lwum «DO „u Aus2 zeigt schon durch den plural, den er anwendet, daß er mit dem texte in Ephraims catene nicht stimmt: sein 54 PAUL ve LAGARDE, lin ist deutlich oınw. Ephraims Hebräer sezt nun dem &4dm das einfache baum entgegen. das stimmt mit C’ ubn a 7m nınn: aus CC’, der viel mehr als C? hat, ergibt sich nichts genaueres. die pflanzenwelt zerfällt Gen 2, 5—9 innw, 3wy und yy. die ent- stehung von MW und 3WY wird gar nicht erzält, so daß entweder hinter 6 und auch wol später irgendwo etwas fehlt (da 5 den eindruck macht, geschrieben zu sein, um eine erzälung über die schaffung von n’w und swy einzuleiten), oder aber der verfasser ungeschickt und unachtsam ist: die BYyY erscheinen besonders, und jedenfalls sind sie von MW und awY verschieden. bekanntlich zerfällt 1, 11 [12°] die vegetation (8%) nur in 3wy und yy, und tritt zu derselben zeit ins dasein. nun ist a um Avi- cenna I 79, 13 256, 44 Qazwini I 289, 17 Ibn Baitär II 75 wenigstens im mittelalter (als sceha in Europa) absinthium marinum, jezt artemisia maritima — semen sacrum — seestrandbeifuß. aus Plinius x& 28 (45—52) interessiert uns, daß im Pontus pecora pinguescunt illo, aus Xenophon anab « 5, 1, daß in der arabischen wüste längs des Euphrat eine menge awiv3ıov (Lagarde beiträge 5, 7 studien $ 2401) wuchs. es ist also ganz in der ordnung, daß Hagar in der wüste iren son Dinwn “ms mmn legt: wir haben in nordDeutschland wildwachsenden beifuß von etwa fünf fuß höhe, so daß auch bei uns ein kind in seinen schatten gelegt werden könnte. G nun wie Ephraims Hebräer und C'C? kennen diese tatsachen nicht, haben also ferne von gegenden gelebt, in denen DM’W in menge und als geschäztes viehfutter wuchsen — der morgenländische wermut ist nur wenig bitter: je weiter nach norden sie wächst, desto bitterer wird die pflanze: 2>aäu heißt eine gegend wie die von Xenophon anab e 5, 1 geschilderte —: S wußte bescheid. Tabernaemontanus* 24D 23D. nun schreibt das große wörterbuch der Mekhitharisten I 654° unter berufung auf »ärzte« und ein »altes wörterbuch«: #yhfu heißt auch eine art wermut. es sezt 24SkpdEup, dorswoie aus Galenus, yEpEbSwuk, yanuk &bstjybtht wqp, seme santo, qwanfb&, ppbjwufy zur erläuterung daneben. da erkennt man sofort Amls's — wl=', Dioscorides y 26: für yaquı möchte ich gozwb haben, und dies als das türkische „&%ss ansehen, OBlau bos- nisch-türkische sprachdenkmäler 155 226 246. Dozy supplement179'8s08°. ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 55 ich darf nicht zweifeln, daß es wirklich ein armenisches Zg&ft wermut gibt: dadurch wird ungewiß, was der text besagte, gegen welchen Fphraims Hebräer kämpft. 19. Genesis 22, 2 mon yan bs. Ephraim 82, 31—32. G eis tiv yiv unv öynAıv, S Isasclz 1551: |lezterem entspricht in der catene söphppt winepSwgeng, dem der Hebräer ybphpprn diunfwgıayg gegen- überstellt. es ist bekannt, daß allerdings Iosephus archaeol «@ 13, 1 von zo Mw- 010” 0005 redet, wenn er von Abrahams opfer erzält, und daß Paral 83,1 der tempelberg 79% heißt: daß aber Philo über Abraham 32 (= II 25) das oyeyıdoaı Ent Twog ÖıymAordtov zoAwvod, NOEEWIATW NOAEWS ENOOTEVIE toıwv Ödov nusowv behandelt, also nicht an den tempelberg gedacht hat: daß freilich C! wanbyp yanb überträgt, aber CO’ mom ob bietet. durch Ephraims Hebräer kommen wir etwas weiter. dieser hat Mn aus einem aramäischen documente, und jedenfalls defectiv geschrieben gehabt, sonst hätte er nicht Mar- sezen können. sein dünfwgf steht zu Maria, wie yungqfugb Gallier zu zgwggfw TeAiie steht. aber wofür er die Mariter gehalten hat, in deren land er den Abraham ziehen läßt, das weiß ich nicht. 20. Genesis 24, 63 mwb. Ephraim 85, 34. zpfkı plrg qywzunulngds der catene gibt Ss INam2 anInmaN. dem sezt der Hebräer ywyol@u Zw im gebete stehn gegenüber. C! 5303 nnbyb xn2, C’ abpra nnbyb. G Aquila Symmachus stimmen sicher nicht zu S. der römische Ephraim I 173? stimmt zum venediger: aaIataN; „ci AU. 1422 De] 0,0, wozu schon JPerles meletemata »peschitthoniana« 51 aus M37 MWNN2 $ 60 die worte nbpn nbn mmiw PN citiert hat. 21. Genesis 25, 25 pw MTN>3. Ephraim 86, 13—15. Wbbuyb Skpp Topu guögnep Ef der catene entspricht Ss Asıs auaso 122 so leidlich: alle seine hare waren kraus: in Praetermissa 12, 42 werden 1203 [ASı2 durch zu a> erklärt: Tudd 16, 19 aa Ic, — 52% Ja>: vgl 13. wenn anders lors richtiger als lo,s ist, sind in lor> die zwei arabischen wörter ge und &l;e Praetermissa 10, 2 zu- sammengeflossen. dagegen der Hebräer npy&u Swlykpdu Jügbgktb wie ein 56 PAUL oz LAGARDE, kleid von haren. über $wbrbp& Lagarde armenische studien $ 1239, über dugbgktb ebenda $ 1401. auch hier stimmt der römische Ephraim zum venediger. es heißt I 173° Was ;o] Ian ISd0] em os an. oroAy ist Sulepkpd :Apocı:7,.9 13. 22. Genesis 26, 26 IN3% "W. Ephraim 86, 32—33. G 6 doxıorgdinyos Tis Övrdusws @VTOd, N uywmpumybın gopug Tapw, die catene wie g. Ss ID2» «25 entspricht dem armenischen ausdrucke nicht, da «55 weit allgemeiner als wywpwuytın Lagarde studien $ 2044. der Hebräer Ephraims sezt fr kwbp gopwg Unpw, also herr statt reiterfürer. 23. Genesis 29, 15 aan na. Ephraim 92, 13—16. Statt zu sagen ng bt upl& fg by& gig dw & Swauyby fi 2ph sagt der Hebräer $wnuykghbp [iA App wu bob. was bekämpft wird, deckt sich weder mit $ noch mit G. nz &#E braucht man wie Jon 1: vergleiche Genesis 45, 8 odal Jon P leoro — K up ng bl#k yaıp habt mich hierher ge- schickt, sondern gott: Matth 10,20 odal tal —= nz EE ynıp seid es, die reden, sondern der geist: so daß in der tat ein syrisches original vorge- legen zu haben scheint: nicht ist es dir möglich zu bleiben und mir umsonst zu dienen. dafür soll nun der Hebräer haben du dientest mir umsonst sieben jare, womit ich nichts anzufangen weiß. 24. Genesis 30, 32 on. Ephraim 95, 38—96, 1. Statt zu sagen wihbuyb fvuymwfuwppı [uf bu sagt der Hebräer wlkluyu np Pfwgnyt ynz pwpu pn. unmittelbar vor diesem saze wird Gen 30, 13 ’Aone, unmittelbar nach ihm Gen 31, 20 &xAews besprochen, so daß aus dem zusammenhange nichts zu erschließen ist. ein fu #4 — ooa «a oder guoi eioı lese ich bei SG nicht, weiß also denjenigen nicht zu finden, gegen den Ephraims Hebräer kämpft. kuymwpwppı und Pbwenyb unter- scheiden sich jedenfalls so, daß das erste helles grau, das lezte dunkles grau bedeutet. zunächst bedenke man, daß Qamhi 139 [schr 237 Elias Levita] lehrt, yıR NA? 32 aD MM WANN 222.097 739 33.017 MOND) NIT TAN au) 222 und 218 x NAD? mwN Yan a mw j2 v22 09p2, wozu nach unseren begriffen von styl nicht ganz gut paßt, daß Lev 12,6 23,12 Num 6, 14 ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 57 usw zu W353 ausdrücklich ın3w 32, zu 72923 Num 6, 14 anw n3 und zu ows> Num 7, 17 usw 73% 33 zugesezt wird: wozu gar nicht paßt, was der Qämüs I 845 aussagt eb, >> Sl} ill) GMT und Damirt II 316 1158 ia al I ea) I yufl, wärend S sehr gut dazu stimmt, wenn man bei ihm Gen 30, 32 33 mit PSmith 1228 in 1>as> nicht eine bezeichnung der farbe (Added — bemerke das aspi- rierte 2, wie in Maoda Bıoda Tadıoda xzaßogda aoxegde — Epiphanius nısgi u£ıoav $ 64, 2), sondern ws „ y,> Pa» Praetermissa 78, 67 (ein anderes wort Praetermissa 42, 56) sieht: wenn Elias $ 16, 4 —= Praeter- missa 42, 53 198 ul bietet, so wäre «>i= 201pog selbst, und auch dies würde zu Qamhis behauptung stimmen. seit 1866 weiß man durch mich (jezt armenische studien $ 2391) daß go — gwız aus a2 entstanden ist, und für 939 gegen 385 wie für den vokal a gegen i zeugt. siehe auch ESchrader keilinschriften und geschichtsforschung 216’, der 79 wie WvBaudissin studien II 270 Lagardes Symmicta I 121” ignoriert. Hoffmanns glosse 672 geht auf unsere stelle, und gibt 13as2 Saal durch el Slums „>1: „>| Hamäsa 90, 16 179,4 348, 11 Amrulgais seite 34, 2 (Slane): 4%) Hamäsa 305, 29 Aevxog Apoc 19, 14° Zach 1, 8 6, 3 6: das beste ambra ist „4“ Avicenna I 231, 6 [aus Castle]: EBöh- mer romanische studien I 287, zu welcher stelle ich anmerken will, daß das dort von mir vermutete „7 sich in meinen Praetermissa 79, 94 PSmith 1580 (unter fs») wirklich gefunden hat: Dozy I 319 hat es eingetragen. dies mußte besprochen werden, weil ich mich gegen den einwand zu sichern hatte, S für unsern ausdruck nicht ausgenuzt zu haben. so möchte ich für HSGC’C°Saadias, deren text wenig erfreulich ist, folgende tafel aufstellen: pP min Öarros =193 [1% t Ben NL 2 dıaAevxos mp amp" (at on a2] yaıog wm) Dimw Sal hierbei erläutert sich “22 aus meinen abhandlungen 75 studien $ 1887, wo zu «29 zu bemerken ist, daß es Praetermissa 58, 56 durch das zu 993 stimmende „“ erklärt wird: “2 nicht aus &>3 Iob 2, 7° —= wa — &Axos, Wozu ze > ulceratio Avicenna IV y2, 15 =1Il 75, 19, Histor.-philolog. Classe. XXV1. 6. H 58 ® PAUL or LAGARDE, sondern aus SE) md b m) > 3 &>5 Gauharis: (54) aus EBöhmers romanischen studien I 230 290 und % Zacharias 1 und 6. Ephraims Hebräer scheint sich so wol gegen %>| Ss, wie gegen gyaıös Gs zu richten: er will eine dunklere farbe — PAbwynyb wäre us- Adyxoovs — haben als yaıös, das nicht >asol, sondern a2] ist. 25. Genesis 33, 17 M3d. Ephraim 100, 1—2. Statt zu sagen Er nannte seinen namen Sachöth, der Hebräer Zelte. die glosse steht an der unrichtigen stelle. sie geht gegen S, denn nur aus Zaaw, nicht aus Xoxxw9 konnte zupnf & fließen. über nY siehe Lagarde Symmicta I 116, 15—19. C'C? behalten mıB. 26. Genesis 36, 24 BWIN MN 039. Ephraim 99, 37—39. Statt zu sagen Er fand eine quelle wasser, als er die maulesel seines vaters weidete, sagt der Hebräer Er fand riesen in der wüste, maulesel sind nicht. in unserem S steht das vom Hebräer bekämpfte nicht, denn der hat 1222 Wo N «mal: wol aber bieten griechische handschriften als lesart des Ivoos, und zwar schon unter der auctorität des Diodor von Tarsus, eöos anyıv &v ci) Eonuw. maulesel für DM treffeich — wol aus nwi-ovos geraten — bei Hieronymus 57, 6—8 meines abdruckes, bei C!, bei Saadias (W I 41, 22 und im citate bei Abülwalid 284, 30), bei Scharrirä, den Abülwalid mit Wanas und Js anfürt, bei Qamhi 196 und dem Graecus Venetus: Aquila Symmachus 'Theodotion behalten 8% ori- ginaliter bei, das heißt, sie hatten keine überlieferung über das wort. Ephraims Hebräer geht mit C?, der an DON Gen 14, 5 gedacht haben wird, als er 8°933 übertrug. Perles meletemata 9/10 52. 2%. Genesis 37,2 993. Ephraim 103, 10—1A. Der Hebräer, statt zu sagen Er wurde erzogen mit den sönen der Balllla und Zelpha, sagt Er war jünger als die söne der Balla und Zelpha. der Hebräer hat wol nur einem chronologischen systeme zu liebe den text verdreht: das was er verwirft, steht in C! 32 oy »annn nbv m “sy amba und Ö? “3 933 Dy 398 Nm wie in S >as Jocı [25 oo und Saadias 28. Genesis 37,3 DD man3. Ephraim 103, 22—24. G xırWve noixikov, Aquila tunicam doweyadiwv |so Field für astra- 7% P Y “ ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 59 galon meiner drei handschriften] id est tunicam talarem, Symmachus tunicam manicatam — yırova yeıpıdwıov, S Worzr IasZao, C! ann ma9B, C? 897 n31n9. Saadias u &e5. ber NI9B rrepaeyavdns wupbyon siehe mich an den in den armenischen studien $ 1863 angefürten stellen, über &Ss5 Dozy supplement I 155. die catene zwuphu Fbqubhop. da ist zwufh = sh — grtw Lagarde Symmicta I 35, 7 studien $ 1678. P#qwl dürfte xo0xn übersezen Levit 13.48 f, und dem omjuwv — waty gegenüberstehn. Phyutkuy so viel wie fqwbuunp, das Elische 213 (ende) als &dkpwubh winterlich dem Znyng ulupwbp — dem sommerlichen xoAoßıov entgegenstellt: vergleiche in des Hieronymus quaestiones 57 quod haberet manicas: antiqui enim magis colobiis utebantur mit DuCange 684 HLFleischer glossae habichtianae 1 32 und laNoo — _Uält, „um Praetermissa 20, 36 — „ösä) ebenda 36, 26. RDozy läßt im dietionnaire des vetemens „JS ganz aus, im supplement Il 390° erkennt er es nicht als das von dem (von GCurtius? 585 für gut griechisch angesehenen) x040ßos herstammenden x0A0ßıov, das durch seine ableitung erweist, daß kleider mit langen ärmeln ursprünglicher waren als solche mit kurzen: man kann doch ein ärmelloses kleid nicht ein verstümmeltes nennen, wenn man nicht ein ärmelkleid für das ord- nungsgemäße ansieht. über ‚3% gibt Dozy im suppl&ment I 739° weniger als im dictionnaire des vetements 216—219 und vor ihm Freytag II 405°. entstanden ist die deutung ärmelkleid bekanntlich dadurch, daß man 5155 als mehrheit von las nam, Praetermissa 9, 84 10, 91. diesem ärmelkleide sezt Ephraims Hebräer zwufhiu Thwpkbo Aug hbuyu entgegen — buntes geblümtes kleid. 29. Genesis 37, 33 nya Mm. Ephraim 107, 17—19. Statt zu sagen Irgend ein tier zerbrach den Ioseph mein sönchen, sagt der Hebräer Irgend ein böses tier fraß ihn. die getadelte übersezung kehrt in der catene 109, 31 wieder: sonst finde ich sie nirgends. für av uw gleich nachher hat S ;.22 ;>A0, was zu &ekh veranlassung gegeben haben könnte. dem pn entspricht Mas2 S, novneov G, 02 U’: des CO! Na Mym meint so viel wie Mya mn. H2 60 PAUL on LAGARDE, 30. Genesis 38, 9 9 x5. Ephraim 100, 29—31. Statt zu sagen Es wußte Onan daß [nicht ihm sei der same, der He- bräer Und es wußte Onan, daß nicht auf seinen namen genannt werde sein same. zeile 29 fehlt nz, das ich ergänzt habe. GS übersezen H wört- lich: C* 932 gmpın maw by ab Dias jan ya, CO? mom by ab van gan 279 ya pn», also beide annähernd wie Ephraims Hebräer. 31. Genesis 1, 2. Ephraim 2, 9 ff. durch meine schuld an der richtigen stelle ausgelassen. Die venediger catene hat gleich durch ire ersten worte gezeigt, daß sie wenigstens teilweise auf syrische quellen zurückgeht. denn gSwomwmn fr bphüfg und gSwummmne[Fpet kphph ist deutlich Tas 4» und 135] bo — sw) wid und 6-Je)) wö W 4, 18: über Swuawn sehe man Lagarde armenische studien $ 1249: das von Suwumum abgeleitete Swunawnnbhrtb übersezt Petr # 3, 17 omoıyuos, Phil ı, 7 Hebr 6, 16 ßs- Beiwors, Hebr 3, 14 11, 1 Unooreons. auch nachher ist syrisches original in @=$ 4 g$ erkennbar, das Ss osiano aoZ wiedergibt. aber in der besprechung dieses ausdruckes wird der Grieche erwänt, welchen Ephraim selbst kaum eingesehen haben dürfte (2, s — doparos za) ExaraoxsVaoTos). endlich 3, 11 lesen wir der Hebräer statt zu sagen Bnfu L gofa sagt frrp & kunwp, worauf die worte folgen 4 frweup nıt&p ’p Ydbpuy fonpng, wä- rend 2, 26 für am »33 by wm fourup hu Ep ’b ıbpuy wbgbgng gesezt worden war: vglden römischen Ephraim I s® Iso “al IS locı 2ms;07 lsaan. über nf und pre — n$ und gr$ habe ich schon in meinen bei- trägen 80, 15 eine bemerkung gemacht: vergleiche jezt auch oben 48, 33. aa>2o mo2 möchte troz azaı2Z2] (zwischen a2 und 122 Assemani BO III? 268, 17) und asoa> Hoffmanns glosse 2279 nicht ganz gegen den verdacht geschüzt werden können ein hebraismus zu sein. wäre dieser verdacht begründet, so folgte, daß na ınm bei den Juden eine alltäg- liche redensart gewesen ist, denn nur solche gehn in der weise in schwe- sterdialekte über, in welcher 9731 mn in das syrische übergegangen ist. daß die verbindung 73) ı7n im hebräischen sehr gebräuchlich war, er- hellt in der tat daraus, daß das urspüngliche a des ) sich in ihr er- ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 61 halten hat, wie es das auch in ırm) m Isa 41, 29 und 17m DEN Isa 40, 17 getan: gelehrte, welche aus Ierem 4, 23 |Isa 34, 11] schließen wollen, daß Gen 1, 2 dem leremias [und Isaias] bekannt gewesen und als vor- bild benuzt worden ist, werden gut tun, die überlieferte aussprache von 73) zu ändern, oder einzugestehn haben, daß alle diejenigen, welche englisch schreibend die auch in Deutschland noch übliche redensart forgive and forget brauchen, aus Shakespere Richard II ı, ı All’s well 5, 3 Lear 4, 7 entlenen — und so fort. die griechischen übersezer wenden zur wiedergabe von 193) Inn ne- gationen an: G &oowrog xai dxaraoxsveoros, Aquila (dem gnostiker mit irem nAyowue bekannt sein mochten) ztvou« zei ovdev — weder an in- halt noch an form etwas, Symmachus «&oyov za ddıezoriov, "Theodotion (dessen erst durch mich in irer waren gestalt bekannt gewordene über- sezung von einzelnen handschriften Bar Esräyäs mit >00 No yo, aber nicht von Larsows drucke 3! 13 bestätigt wird) Ir za oüdEr. C! fügt zu seinem 079) 0’An die glosse unbewont von menschen und leer an vieh, CO? greift aus dieser glosse sein N3P’W 073 heraus, der Samariter dürfte sein 1391 MOnw aus O° haben. Saadias gibt sum sale (vgl Hamäsa 567, 16 Nächte [Büläq’| II 132, 27 Ibn Arabsäh Timür [Golius] 246, 11 neben 245, 8): der arabische übersezer der Samariter überarbeitet dies zu 3m, Sr. WA,18 6,3 um ely) &ul>, anderswo Kyl> ul>. zu diesen deutungen tritt nun die hinzu, welche Ephraims Hebräer gegeben. Jinp steht sonst für ßo9vvog Lagarde abhandlungen 223, 17 oder (Sap 4, 3) P&Iog, fruuwp ist — persischem ‚st> finsternis studien $ 982. das sind üble ratereien. nm ist Iob 12, 24 die weglose, unbehagliche wüste = Psalm 107, 40 Iob 6, 18 Deut 32, 10. Isa 41, 29 steht nm m mit DDN N, Isa 49, 4 bamı ınnb mit pP parallel, Isa 59, 4 nm neben sw, nach Isa 40, 17 ist > soviel wie nm) DENN, nach Isa 40, 23 zn) soviel wie ı7m3. endlich Regn « 12, 21 erscheint nn auf die götter der nichtlsraeliten angewendet, wozu Isa 44, 9 zu vergleichen ist. bemerkt werden muß, daß nn im zweiten teil des Isaias und im lIob, schriften, welche in der zweiten 62 PAUL or LAGARDE, hälfte des sechsten jarhunderts zu Ierusalem verfaßt worden sind, so häufig ist. die redaction des hexateuchs gehört ebenfalls nach Ierusalem, nur fällt sie etwa achtzig bis hundert jare später als Iob und die redac- tion des Isaias. wie man aus man obs Gen 1,26 — in älterer zeit sagte man MX») Änn Gen 39, 6 — etwas schließen darf, so sicher auch aus na) ıın. das dem ersichtlich nach Mesopotamien gehörenden He- bräer Ephraims eben darum ein ziel für vermutungen war. weil es dem westlichen zweige des Aramaismus angehörte. noch die Ixw" yAN MIN (Rasi zu Genesis 47. 2), also unser 713% MwWx"3 wW79 (Zunz gottesdienst- liche vorträge 176) braucht die wurzeln x”n und x713, und ist in Palae- A stina geschrieben. y leidet vor sich a in p 18, o in my wy bw ımw, & in 33 yo, iin YaN YMN »D, aber niemals e: für hagw gilt man, für giew 739, für nidw 793. auch die Araber sprechen nach Kosegarten $ 253 badu hülu, von denen sich 72 und nn nur durch die im systeme von Tiberias notwendige umwandlung des u in cholem unterscheiden. ich erlaube mir einige worte auch über Ephraim 3, 14 zu sagen, wo Ss las; durch zpJ£p & gpguyp ausgedrückt wird. sehr bekannt ist ja was der ZVoog dvno dem Basilius S, 1Sff [Froben?] über Eneyeosro — ovvederne zul E£woyoveı berichtet hat: mein m 23° hat es aufgenommen, Ambrosius hexahemeron &@ 29 abgeschrieben, Diodor von Tarsus bei Ni- cephorus I 16/17 m 23° Hieronymus quaest 4, 10 haben es berücksichtigt, Diodor mit der bemerkung (Symmicta II 186") @g oyevdornung N To&orng reg’ nulv utv did wies Atfews onuelvergı, naod Zvooıs dE die Övo [die schlecht syrische hexapla Iudd 20, 16 Regn d 3, 25 WNo gegen Nas |, Ss], ovrw zei 10 ’Ensg£osıo uie ulv Eon Atfıs neo’ "Eßoewioıs, neo’ nuiw d2 die was Atfews oöz &v negeorem. FEphraims zp9&p entspricht dem lascıw, womit Hoffmanns glosse 6671 la»; erklärt (der glosse arabische über- sezungen stammen aus den verschiedensten schriftstellern, und sind alle dogmatisch krank): das von zuupf Exod 25, 11 abgeleitete zpf fr fand sich oben $ 20 für andnw, es steht für negseogeoder Sap 6, 17 Tim « 5, 13 Act 19, 13 (das activ zpf&; uerworo&gew Gal 1, 7) usw. gpguy, das zunächst in betracht kommt, kann ich nicht belegen. gpg#; — von efpg &neA0s Deut 28, 54 56 Isa 47,1: mit wypfb onereAooe Tim @5,6: mit dem ÜBER DEN HEBRÄER EPHRAIMS VON EDESSA. 63 sonst zovpsoos übersezenden unfaıd zusammen für eönesw@v Psalm 91, 15 — nsonpvyew Sirach 30, 7: auffällig für noArrevsodar Maccab ß 11, 25: vergleiche auch die alte armenische übersezung des Basilius 35, 28 32 mit dem griechischen 8, 21 Frobens”, obwol sie vermutlich aus dem sy- rischen gemacht ist: denn wie Löus, (so die leidener handschrift) in der arabischen übersezung des Dioscorides @ 10 auf sh las; — Aayoßooxov, wie Lö} ‚» ebenda @ 124 nicht auf onggue daris, sondern auf Laolz Fr, wie mar) ebenda @ 12 nicht auf degyvius, sondern auf ein als das rela- tivum enthaltend angesehenes «m4u12P?, wie sul „9, 155 ebenda @ 124 nicht auf xuneos, sondern auf ein verlesenes oder verschriebenes 12a» PSmith 1799 zurückgeht, wie (Uamw we (5 wid — ovxduwa Eile ebenda « 129 auf ein original fürt, in welchem 2 und » oder = verwech- selt werden konnten, und dies alles auf eine syrische vorlage der ge- dachten übersezung hinweist, so schließe ich aus Suyywbäpr.p oder Suyyubgf.p 30, 20 — OeAevıvoı 7, 12 und änlichem auf syrischen urtext, denn troz der feinen erläuterungen des großen wörterbuchs I 1004! dürften hier ana Acıoayiraı anhänger des Bardesanes gesucht werden müssen. Ephraim hat das enepeosıo oder Errupsodusvov » der verschiedenen Griechen mit der durch den Syrer des Basilius in umlauf gesezten er- läuterung vereinigt. Anhang. Zum zweiundzwanzigsten psalme. man Psalm 22,5 beweist, daß die redende person sich aus einer vielheit von individuen zusammensezt, daß sie Israel ist. der redende ist entschieden derselben art wie die väter. der psalmist braucht dieselben ausdrücke wie der herausgeber des Isaias: es genügt neben- einanderzustellen Isa 41, 14 nybın Psalm 22,7 nybın Isa 53, 3 OwıR Jan mtl diese ausdrücke keren auch bei Nehemias wieder, bei dem es 2, 19 von Samaritern, Ammoni- tern und Arabern heißt andy 3%. die änlichkeit wird noch schlagender, wenn man bedenkt, daß ER) y ph voraufgeht, und Psalm 22, 8 a) Y ayb' IN bs sagt. wir wissen von vier feinden der aus dem elende zurückgekehrten Iudäer: die Samariter, Tobias der Ammonit, Sanaballat der Horonit, Gosem der Araber stehn gegen sie zusammen. Tobias und Sanaballat waren beide nachkommen Lots. der zweiundzwanzigste psalm schildert die den sprechenden bedrängende not einmal als durch krankheit, das andere mal als durch tiere veranlaßt. 64 an tieren werden genannt DD und wa man 13: an 14 22 und nach der meinung vieler x 17: o53 17, wo AkSymm $oezei, Hieronymus venatores — kallabim: 53 21. dazu kommen scheinbar die ‘9 des verses 22. ich beziehe die “5 auf die Ammoniter, den yY7x auf Gosem, die o3 auf die Samariter. die krankheit ist der aussaz. der aussaz aber ist ein typus im Iob, den ich mit der alten synagoge als Sys fasse, und eigentlich überall im alten testamente. aber y> 17 aus syrischem ws PSmith 1378 aussaz zu erklären geht nicht, weil die entsprechung der stichen zerstört würde. wir haben nämlich jedesmal sieben glieder (ich lese mit Saadias ym für n3): om Dom mı22D * aa) D’ma ” and WI TR ınnsy 55 arm Don Yy ıyD " Em arz an AND MIN ya ın2 DO) Pa Ser el ae Vi ‚an wuna wa" an, DynD nIy mpsn Pan mw FAT IT IND Yndvwn min "By9) daraus folgt vielleicht, daß 5 troz dessen was IDMichaelis in der orientalischen und exe- getischen bibliothek XI 209—220 auseinandersezt, richtiger als 73 ist, sicher, daß vers 17 an der falschen stelle steht. arabisches I‘ ist das wilde rind, also kaum ein gefärliches tier: es steht neben b) ay Ps 29, 6 oder ww Deut 33,17 oder HS und 13 Isa 34, 7: es ist scheu und unzämbar Iob 39,910, dann aber auch dem menschen nicht feindlich. daraus folgt, daß Ps 22, 22 ‘9 nur der poetisch sein sollende fehler eines die sprache seiner väter nicht wirklich kennenden spät- lings für Oma ist: 395 21, mag und DIN]n 22 sind 1293 (also gegen AgqSymmHieronymus zu sprechen) 17, mx 14? mx 17°, SS 13!. Sanaballat und Tobias gelten nur für Einen feind. Verbessere 8, 32 den bedürfnissen in dem bedürfnisse. 19, 26 im ersten aethiopischen, 23, 28 im aethiopischen worte muß das lezte zeichen in der siebenten form stehn. 23, 9 übrig schreibe erhalten. 38, 10 Punier schreibe Phoenicter. Die armenischen typen der offücin sind, weil viele jare hindurch nicht gebraucht, durch rost in einen haufen meist völlig wertloser metallstäbchen verwandelt worden: es hat große mühe gekostet, so viel in brauchbarem zustande befindliches material zusammenzubringen wie verwen- det worden ist, aber selbst durch die lupe ließen sich g und d und änlich gleiche gestalten im correetursaze nicht immer unterscheiden. ich lene sowol was den sezer als was mich selbst an- geht, jede verantwortung für die zum glücke wenig zalreichen fehler ab, welche im armenischen saze sich finden, welche ich nicht einmal hier verzeichnen kann. Praetermissa 45, 38 ist sg} gemeint. Symmicta II 224 streiche zeile 11. Im drucke beendet am 5 Juni 1880. Zur Erinnerung an KARL von SEEBACH. Von CO. Klein. Vorgetragen in der Sitzung der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften am 1. Mai 1880. GÖTTINGEN, in der Dieterichschen Verlags -Buchhandlung. 1880. Noch lebt in Aller Gedächtniss die Erinnerung an jenen Morgen des 21. Januar, an dem die Trauerbotschaft unsere Stadt durchlief, Prof. von Seebach sei gestorben und wenn es auch leider nur zu gewiss war, dass bei der Schwere seines Leidens keine Hoffnung auf Genesung ge- wesen, so traf die Nachricht von dem Dahinscheiden doch ein jedes Ge- müth, musste man sich sagen, dass der Tod einen der Besten in der Blüthe seiner Jahre und mitten aus segensreichstem Wirken hinweg gerafft hatte. Karl Albert Ludwig Freiherr von Seebach wurde am 13. August 1839 zu Weimar geboren als ältester Sohn des Major Kammer- herrn von Seebach und seiner Gemahlin, einer Freiin von Oldershausen, Schon früh traten bei dem leichtbeweglichen und für alles Schöne und Gute empfänglichen Knaben die vielseitigsten Anlagen hervor ; Vater und Mutter waren bestrebt dieselben auszubilden und durch Anerziehung ei- nes ‚selbstständigen Charakters Halt und bestimmte Richtung dem Wesen des heranwachsenden Jünglings zu verleihen. Selten haben der edle, ritterliche Sinn eines Vaters und der klare, umfassende Verstand einer Mutter harmonischer zusammengewirkt in solchem Bestreben, das von dem bestem Erfolge gekrönt war, so dass der Sohn recht eigentlich das geistige Ebenbild seiner Eltern genannt werden konnte. Von seinem neunten Jahre an besuchte Seebach die Fröbel’sche Erzie- hungsanstalt zu Keilhau bei Rudolstadt, damals unter der Leitung von Barop und Middendorf stehend, welche Männer auf die ihnen anvertrauten Knaben den wohlthätigsten Einfluss rücksichtlich der Ausbildung von Verstand und Gemüth übten. Die Pflege des Körpers wurde dabei nicht versäumt und die freie Zeit mit allerhand jugendlichen Spielen im Freien, Ausflügen in die nächste Umgebung ausgefüllt. Auf einer solchen Fe- 4 rienreise lernte Seebach die grossartige Alpennatur des Salzkammergutes kennen und bestieg den Watzmann. Die angeborene Beobachtungsgabe des Knaben fand bei solcher Lebensart reichliche Anregung, die Freude an der Natur wurde geweckt und der Keim für den zukünftigen Beruf gelegt. Mit dem 15. Jahre kehrte er in’s elterliche Haus zurück und trat in das Gymnasium seiner Vaterstadt ein, an dessen Spitze seit 1845 Her- mann Sauppe stand. Die klassischen Studien traten nun in ihre Rechte, ohne dass die ein mal liebgewonnene Beschäftigung mit der Natur zu- rückgedrängt worden wäre. Für diese Beschäftigung war es von ganz besonderer Bedeutung, dass Seebach’s Vater sich vom Militair zurückge- zogen hatte und dadurch dem Sohne sich sehr widmen konnte. Frei- herr von Seebach war in jungen Jahren ein Liebling Goethe’s gewesen, der ihm wiederholt seine eigene Mineraliensammlung gezeigt, erläutert und selbst eine kleine Sammlung angelegt hatte. Diese ward vervoll- ständigt, geordnet; daneben wurden vom jungen Seebach die Versteine- rungen der Umgegend gesammelt und so die Grundlage zu dem Mate- vial gelegt, auf Grund dessen er sich später den Doctorgrad erwarb. Seine erste wissenschaftliche Arbeit über die Entomostraceen Thüringens stammt sogar noch aus der Gymnasialzeit (1857). Sämmtliche Sammlungen Seebach’s, auch die, welche er später auf seinen Reisen zusammenbrachte, hat er in hochherziger Weise dem geo- logischen Museum der Universität Göttingen geschenkt, dem sie dauernd zur Zierde gereichen werden. Von hervorragendstem Einfluss auf die ganze Geistesrichtung See- bach’s war es aber, dass er grade die Zeit, in der das Gemüth noch für hohe und hehre Eindrücke besonders empfänglich und durch sie bildsam ist, im Vaterhause zubrachte. Musste es nicht auf das Günstigste auf ihn einwirken, dass eine Reihe bedeutender Männer, in denen die Tra- ditionen des alten Weimar lebendig waren, daselbst verkehften! In solcher Umgebung konnte der hohe Sinn entwickelt werden, der dem Wesen des Mannes später ein so eigenartiges Gepräge verlieh und all sein Thun und Lassen kennzeichnete. Zu Ostern 1859 verliess Seebach nach vorzüglich bestandenem Exa- TR in 5 men das Gymnasium. Zunächst widmete er sich zu Kamsdorf den prak- tisch-bergmännischen Arbeiten, bald aber wurde der Drang nach wissen- schaftlicher Beschäftigung so mächtig, dass er nach einem Jahre die Universität Breslau bezog, um unter Ferd. Römer’s Leitung sich der Geologie und Paläontologie ganz zuzuwenden. Die Breslauer Zeit hat zu den glücklichsten seines Lebens gehört und er gedachte ihrer und seines von ihm hochverehrten Lehrers stets mit vieler Liebe. Von Breslau ging er Ostern 1861 nach Göttingen und vollendete seine Studien unter Beyrich’s Leitung in Berlin. In die Zeit des Breslauer Aufenthalts fällt eine von Seebach un- ternommene Reise in die Karpathen, dann ging er mit Römer nach Russland und besuchte später Dänemark und England. Seine Arbeiten und seine ausgedehnten Bekanntschaften, nicht minder endlich seine ganze hervorragende Persönlichkeit, hatten früh die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf ihn gelenkt und so geschah es — ein gewiss seltener Fall — dass noch bevor er promovirt hatte ihm die Uebernahme der neu begründeten ausserordentlichen Professur für Geo- logie und Paläontologie in Göttingen angetragen wurde. Dabei ward die Erwartung ausgesprochen, dass er demnächst eine grössere wissenschaftliche Arbeit veröffentlichen werde. Sein Werk über den hannover'schen Jura erfüllte jene Vorbedingung. 1862 promovirte Seebach in Göttingen mit seiner Arbeit über die Conchylien-Fauna der Weimar’schen Trias und trat 1863 die Professur an mit dem Vorbehalte jedoch im nächsten Jahre noch eine grössere wissenschaftliche Reise unternehmen zu können. Er unternahm dieselbe 1864 nach Uentralamerika. Dort wandte er sich ganz vorzugsweise dem Studium der Vulkane zu und hat seine Beobachtungen in einem grös- seren Werke, der Hauptarbeit seines Lebens, das leider durch den Um- stand nicht veröffentlicht werden konnte, dass seine epochemachenden Untersuchungen über das mitteldeutsche Erdbeben v. 6. März 1872 da- zwischen kamen, niedergelegt. Möge es gelingen jenes Werk im Geiste des Entschlafenen zu veröffentlichen und so dem wissenschaftlichen Pub- likum seinen reichen Inhalt zugänglich zu machen ! 6 Von seiner Rückkehr aus Centralamerika bis zu seinem Tode wirkte Seebach ununterbrochen als Lehrer in Göttingen. 1870 zum ordentli- chen Professor ernannt, betheiligte er sich nun noch mehr als früher an den Angelegenheiten der Universität, der er, trotz eines verlockenden Rufs nach Strassburg, treu blieb. — 1876 ehrte ihn die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften durch Ernennung zum ordentlichen Mitgliede. In den Ferien betheiligte er sich an den Arbeiten der preussischen geologischen Landesaufnahme und bearbeitete mehrere thüringische Sec- tionen der grossen Karte. Auch die Umgegend von Göttingen zog er in den Kreis seiner Beobachtungen, es war ihm aber nicht mehr beschieden diese Arbeit zum Abschluss zu bringen. Einer wissenschaftlichen Reise nach Santorin, in den Frühjahrsfe- rien des Jahres 1866 unternommen, ist hier noch zu gedenken. Im Frühjahre 1867 verheirathete er sich mit Bertha Sauppe, der zweiten Tochter des Geh. Reg. Raths H. Sauppe. Kein schöneres und innigeres, auf gegenseitiges ’Verständniss und Liebe gegründetes Fami- lienleben, dessen Kreis vier prächtige Kinder zierten, kann gedacht werden, und sicher hat jeder Freund und Fachgenosse, der von der Gastfreund- schaft des Hauses Seebach Gebrauch machte, diesen wohlthuenden Ein- druck empfangen. In seiner Eigenschaft als Lehrer war es Seebach, wie wenig An- dern, gegeben, anzuregen und zu zünden. Von der studirenden Ju- gend hochverehrt, die begeistert an den Lippen ihres Lehrers hing, hat er es verstanden dem Fache Jünger in ansehnlicher Zahl zuzuführen und über die Kreise derselben hinaus seine Wissenschaft geehrt und angesehen zu machen. Re Eine seiner grössten Leistungen ist die Gründung der geologisch- paläontologischen Sammlung, die heute in dem neuen grossen Gebäude prächtig aufgestellt, ein ausgezeichnetes Lehr- und Arbeitsmaterial dar- bietet. Und wie ganz anders war es als Seebach die Stelle antrat! Von einer Sammlung nur soviel vorhanden, theilt er in seinen Aufzeich- nungen mit, als eine mittelmässige Realschule heutzutage besitzt, dabei 4 7 in ungleichmässigster Art durcheinander, Kostbares und Werthloses gleich schlecht behandelt und nur erst durch langes Mühen, entsagende emsige Arbeit in den Zustand zu bringen, in dem durch jahrelange Pflege die Sammlung heute ist und von der wie eine Fabel das Wort klingt, das Seebach, als er sie übernahm, niederschrieb; „Nie in meinem Leben habe ich etwas so Trauriges gesehen, als der Zustand der academischen Sammlung damals war. — Wohl stand er vor der Vollendung seines Werks auf der Höhe seiner Entwickelung, eine imponirende, vornehme Erscheinung, aber dem aufmerksamen Beobachter entging nicht eine leise Veränderung in sei- nem Wesen: der Keim jener entsetzlichen Krankheit, der er erliegen sollte, hatte sich in seine Brust gesenkt. „Ich kann nichts mehr arbeiten, lieber Freund,“ das waren die Worte, die er mir fast täglich wiederholte, und die ich Anfangs im Glau- ben, es handle sich um eine vorübergehende Abspannung immer, aber leider stets erfolglos, ihm auszureden suchte. So kam der Herbst 1877 heran. Auf der Versammlung der deut- schen geologischen Gesellschaft zu Wien fasste man den Beschluss im kommenden Herbste die Versammlung in Göttingen abzuhalten und See- bach, in Wien anwesend, konnte und mochte sich den Wünschen seiner Fachgenossen nicht entziehen. Nun galt es den Umzug der Sammlungen und die Aufstellung in's Werk zu setzen! Eine Schonung war dabei nicht möglich, denn die Zeit drängte. Zu all dem gesellte sich bei Seebach im Winter 1877/78 ein hef- tiger Katarıh, der beim Aufenthalt in den schlecht heizbaren und zum Theil überhaupt nicht zu erwärmenden Räumlichkeiten immer mehr um sich griff und edlere Theile in Mitleidenschaft zog. Alles Bitten, alle ‘ ernsten Vorstellungen waren umsonst, zu einer Schonung seiner Person war Seebach nicht zu bringen. Der Sommer 1878 brachte wenig Besse- rung, mit knapper Noth ward die Vorlesung zu Ende geführt. Im Herbst 1878 fanden die Theilnehmer der deutschen geologischen Gesellschaft ein vorzüglich geordnetes und eingerichtetes Institut vor — aber See- bach’s Kräfte waren erschöpft. Viele, die ihn in den Jahren seiner 8 Kraft gekannt hatten, erschracken ob seines Aussehens, kaum konnte er während der Tage der Versammlung sich aufrecht halten. Es musste nun ernstlich daran gedacht werden, etwas zur Wieder- erlangung der Gesundheit zu thun und so fasste Seebach den Beschluss den Winter im Süden zuzubringen. Er wählte hierzu Portugal, welches Land ihm auch überdies in geologischer Beziehung Manches zu bieten schien. Aber gerade hierin lag vielleicht etwas Verderbliches für ihn. Von der Schönheit des südlichen Portugal angeregt und durch den geo- logisch interessanten Bau des Landes zur Erforschung desselben getrie- ben, arbeitete Seebach dort rastlos, wie ein Gesunder. Zeuge dessen sind die erheblichen Sammlungen, die er in kurzer Zeit zusammen- brachte. Von der portugiesischen Regierung aufs Liberalste unterstützt, konnte er Material und Daten zu einer neuen Arbeit sammeln, die er nach der Heimkehr vorzunehmen gedachte. Leider hielt die Besserung nach der Rückkunft nur kurze Zeit an. Bald wurde er kränker als je, und als der Winter kam, mussten sich seine Freunde sagen, dass es um ihn geschehen sei. Er selbst mag sein herannahendes Ende nur ganz vorübergehend gefühlt haben, jedenfalls hat er unter der aufopfernden Pflege seiner Gattin und seiner Schwester Anna doch recht oft wieder der Hoffnung auf Besserung Raum und Ausdruck gegeben. Noch kurz vor seinem Hinscheiden sprach er mit mir eingehend über das im Sommer Vorzunehmende Da verschlimmerte sich gegen den 18. Januar 1880 sein Befinden merklich, grosse Abspannung trat ein und am Morgen des 21. entschlief er ruhig und sanft. Am 24. Januar wurde er unter grosser Betheiligung von Universität und Bürgerschaft, die ihn seines treuen nationalen Sinnes wegen hoch verehrte, bestattet. — Der Tag war bitterkalt und Strauch und Baum bereift, prangte die Landschaft in winterlicher Pracht, — es war als ob die Natur ihr Festkleid angelegt hätte um den im Tode zu ehren, dem sie so oft im Leben ihre Geheimnisse entschleiert hatte. 9 Von der grossen Vielseitigkeit des zu früh Geschiedenen legt die nachfolgende Liste seiner Arbeiten, nach dem zugänglichen Material zu- sammengestellt, Zeugniss ab. Die Bedeutung Seebach’s als Gelehrter hat sein nächster Fachcollege Prof. Benecke in einem Nachrufe mit folgen- den Worten hervorgehoben: „Dass die Umgebung in der er aufwuchs, Seebach zunächst zu pa- läontologisch-stratigraphischen Arbeiten anregte, ist begreiflich. Die Trias und ihre organischen Einschlüsse war Gegenstand seiner ersten Un- tersuchungen. Zu einer in grossen Zügen gegebenen Zusammenfassung des hannöverschen Jura veranlasste ihn der Aufenthalt in Göttingen. Eine Reihe kleinerer Arbeiten rein paläontologischen Inhalts zeugen von seiner ausserordenlichen Combinationsgabe, wir erinnern nur an die „Phyllo- somen‘“. Am liebsten beschäftigte er sich jedoch mit den Vulkanen, Seine umfassenden Studien über dieselben sollten in dem grossen Werke über Oentralamerika niedergelegt werden. Die Vulkane leiteten zu den Erdbeben hinüber und die Arbeit über das mitteldeutsche Erd- beben ist ein sprechender Beweis seines ausserordentlichen Talents. Sel- ten wird es vorkommen, dass ein Forscher, dessen Untersuchungen sich bisher ausschliesslich in dem sogenannten beschreibenden Gebiete be- wegten, sich plötzlich der exacten Richtung mit solchem Erfolge zu- wendet‘‘. 1857. Entomostraceen aus der Trias Thüringens. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. IX. S: 198. 1860. Über den wahrscheinlichen Ursprung des sogen. tellurischen Eisens von Gross- Kamsdorf. Das. Bd. XI. S. 189. 1861. Die Conchylienfauna der Weimarischen Trias. Das. Bd. XII. S. 551 und Inaugural-Dissertation. Göttingen, 1862. 1862. Notiz über ein neues Vorkommen von Analeim. Nachricht. d. kgl. Gesellsch, d. Wiss. zu Göttingen. S. 334. 1864. Über Orophoerinus, ein neues Crinoidengeschlecht aus der Abtheilung der Blastoideen. Das. 8. 110. — Der Hannover’sche Jura. Berlin. 1865. 1867. 10 Reise durch Guanacaste (Costa Rica) 1864 und 1865. Petermann’s geogr, Mittheil. Bd. 1865. S. 241. Besteigung des Vulkans Turrialba in Costa Bon Das. S. 321. Beiträge zur Geologie der Insel Bornholm. Zeitschr. d. d. geolog. Gesellsch. Bd. XVII. S. 338. Über den Vulkan Jzalko und den Bau der centralamerikanischen Vulkane im Allgemeinen. Nachricht. d. kgl. Ges. der Wissensch. zu Göttingen. S. 521. . Bericht über die vulkanischen Neubildungen bei Santorin. Das. S. 149. Die Zoantharia perforata der paläozoischen Periode. Zeitschr. d. d. geolog. Gesellsch. Bd. XVII. S. 304. Über die diluviale Säugethierfauna des oberen Leinethals und über einen neuen Beweis des Alters des Menschengeschlechts. Nachricht. d. kgl. Ges. d. Wissensch. S. 293. Vorläufige Mittheilung über die typische Verschiedenheit im Bau der Vulkane und deren Ursache. Zeitschr. d. d. g. Ges. Bd. XVII. S. 643. Erster Berieht über die geognostisch - paläontologische Sammlung der Univer- sität Göttingen. Nachricht. d. kgl. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen. 8. 19. Zur Kritik der Gattung Myophoria Bronn und ihrer triasinischen Arten. Das. S. 375. Der Vulkan von Santorin, nach einem Besuch im März und April 1866. Vir- chow-Holtzendorff, Vorträge. No. 38. Über den Vulkan von Santorin und die Eruption von 1866. Abhandl. d. kgl. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen. Bd. XIIL. . Über die Entwickelung der Kreideformation im Ohmgebirge. Nachr. d. kgl. Ges. d. Wissensch. in Göttingen. S. 128. Über die vulkanischen Erscheinungen in Centralamerika. Verhandl. d. geolog. “ Reichsanst. S. 219. (Brief an Prof. v. Hochstetter.) Über Estheria Albertii Voltz sp. Nachr. d. Kgl. Ges. d. Wissensch. z. Göt- tingen. 8. 281. . Zweiter Bericht über die geognostisch-paläontologische Sammlung der Univer- sität Göttingen. Das. 8. 71. Über die Eruption von Methana im 3. Jahrhundert v. Chr. Geb. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. Bd. XXI. S. 275. . Dritter Bericht über die geognostisch -paläontologische Sammlung der Univer- sität Göttingen. Nachrichten d. kgl. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen. 8. 7. . Vierter Bericht über die geognostisch-paläontologische Sammlung der Ener sität Göttingen. Das. S. 158. Über Pemphix Albertii aus dem unteren Nodosus-Kalk des Hainberges. Das. $.185. 1872. 1879. 11 Über die Wellen des Meeres. Virchow-Holtzendorff, Vorträge, No. 153. Blatt Worbis No. 274 der geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Blatt Niederorschla N. 295 ders. Karte. Das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872. Ein Beitrag zur Lehre vom Erdinnern. Leipzig. Centralamerika und der interoceanische Kanal. Virchow-Holtzendorff, Vorträge. No. 183. Über fossile Phyllosomen von Solenhofen. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd.XXV. S. 340. Über den Bau des Vulkan del Fuego und dessen Besteigung. Nachr. d. Kgl. Ges. d. Wissenschaften zu Göttingen. 8. 734. (Vortrag, wurde nicht gedruckt.) Vorläufige Mittheilungen über den Foyait und die Sierra de Monchique. Das. S. 81. aa = “ Br Wehr, ge 10% j w w Re an x ErrrE he Er pre u WANNE ann ee ae ren EEE ee er eisen Bar nme mer