D LT ШТ / И, 7% 5 1 -— : N 7733 pA Ut TV. er. —C. =>. e-] Arnold Arboretum Library THE GIFT OF FRANCIS SKINNER OF DEDHAM IN MEMORY OF FRANCIS SKINNER (H. C. 1862) Received Zap. ] Я РО. 7 7 Z Digitized by the Internet Archive in 2015 https://archive.org/details/abhandlungenderk53koni 2201 ABHANDLUNGEN DER KÔNIGLICHEN BÖHMISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. FÜNFTER FOLGE DRITTER BAND VON DEN JAHREN 1843 — 1844. Vyřaděno „B мова biblietheky. MY, — 7. De PRAG, 1945. IN COMMISSION BEI CALVE. , 39403 ANTIMUA аила. KATTIHA 4481 — ERE VAARAL MAG Y OV | vpn i E x A © | om k nk ct = | и, = | OSD V : Ve S K А LUE IA & [ : : ^ o y, — pavo vencer ET AN uf ВИ P u —— SRE DARA | JYIAO 188 иотегтымоо и! 2i OPERA Je Ga MOS INHALT DES DRITTEN BANDES. FÜNFTER FOLGE. Geschichte der kón. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in den Jahren 1843 — und 1844. 1. Verhandlungen und Veränderungen der Gesellschaft . . . . . . . II. Berichte! der Sectionen von’ 1843 und 1844: . -. I wa, uembusM, ов, .—. « III, Eingesendete Werke . . . . . . pr У. Todesfälle der Mitglieder . . . . ion И гай VI. Personalstand der Gesellschaft am ae des PO ma ee À ABHANDLUNGEN. X. Philosophie. Seite B. Bolzano: Abhandlungen zur Ästhetik. a) Über den BecutfideshSchonen > ооо © © 2 s 1 — Versuch einer objectiven Begründung der Lehre von den drei Dimensionen des Raumes . 201 165 Е. Exner: Über Leibnitzens Universalwissenschaft . ШИ. Wathematik und Physik. Chr. Doppler: Über eine bei jeder Rotajion des Fortpflanzungsmittels eintretende eigenthümliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen 417 = Über die bisherigen Erklärungsversuche des Aberrationsphänomens 747 — Zwei Abhandlungen aus dem Gebiete der Optik. 1) Optisches ME 2) Über cin | Mintel, periodische Bewegungen von ungemeiner Schnelligkeit noch wahrnehmbar zu machen und zu bestimmen . 167 217 К. Kreil: Beobachtungen über den grossen Kometen von 1843 IV Inhalt. * ANE. Naturgeschichte. Seite F, Fieber: Entomologische Monographien =, x W. Haidinger: Úber die Pseudomorphosen und ihre anogene und katogene Bildung Zo UNE S. 2 — Über den durchsichtigen Andalusit von Minas novas in Brasilien und den Diaspor von Schemnitz, vorzüglich in Bezug auf einige ihrer merkwürdigsten optischen Eigenschaften . . . . . 261 — Über den Pleochroismus der Krystalle . . . - « © o. so. 2 - 9 39». 585 7. Hyrilelepidositen paradoxa, Monographien 2. <- MM MUS С. B@Presl: Hymenophyllaceae © -MEN -0-08 - №9 MM mc XM 9 — Botanische Bemerkungen . . 2 о ее © Vee o Ш. 2292929299 2 LO E EV. Geschichte, J. Freih. v. Hammer-Purgstall : Über die Verhaudlungen mit Herrn von Rosenberg wáhrend des Einfalls des Passau/schenuKuiessvolkescinsBohmeniit I 1001 v c -o LS W. Hóhmisch - slawische Philologie, Rozbor staročeské literatury, čítaný we schüzkach král. české společnosti nauk, r. 1843 a 1844. У. Jungmann : Тота$е Štítného Rozmluwyanabozuer. ‹. о. c ас. M = OT И’. Hanka: Smrti Tanec.. . б ое RS OR М. с 2 ar o l — Komedya česká. o bohatcy аГафатомуз) 55h. meurarpeberizrs 7 Dae rrawnrdh. 1.20%" 683 — Zrcadlo Maudrosti sw. Czrhy NN SES ARS X «No LO ae ee — Jakob Palaeologus i památník Matausi Kolinu z Chotériny . . . . . . . . . . 696 — Crtenie zimnicho čast <- 4 © ce 6 € . 3 NOTOS WE -- QOEM — Tři náboženské traktaty z 15. stoleti, filologicky wyswětleny. . » . . . . . . . 711 P. J. Šafařik: Ziwot pána Зее Kristalle 690, OZE IE „IIRA9EN923:) ab. Бовлешногно“ 726 — Evangeliumi sw20Matause(swykladem i- 7% Eccc ER o Geschichte der Gesellschaft. 1343 und 1544. Ре in Tu = dp [TI Verhandlungen und Veränderungen der Gesellschaft. Wenn der zuletzt erschienene Actenband der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften eine neuerlich gesteigerte Thätigkeit beurkundete, so bezeugt der gegenwärtige die Jahre 1843 und 1344 umfassende die ungeschwächte Fort- dauer derselben. | Es ist nicht zu bezweifeln, dass die Anregung dazu grossentheils den durch die neuen Statuten genehmigten Veränderungen, der Erwählung ausser- ordentlicher Mitglieder und den. wöchentlichen Sections - Versammlungen, zu ver- danken ist. Das Directorat führte nach der statutenmässigen Reihenfolge im J. 1845 Hr. Bolzano, im J. 1844 Hr. Hanka. Das Amt des Secretärs versah Hr. Pa- lack y bis zur Mitte des Jahres 1844, wo er durch Familienverháltnisse und drin- gende Geschäfte bewogen es niederlegte. Die Gesellschaft fühlt sich verpflichtet, ihm ihren besonderen Dank auszusprechen, da zumeist seme Vorschläge es bewirk- ten, wenn die gesellschaftliche Wirksamkeit sich gegenwärtig um ein Bedeutendes gefördert sieht, Zu seinem Nachfolger wurde den 7. Juli 1844 Hr, Exner ge- wählt. Als Geschäftsleiter der einzelnen Sectionen fungirten Hr. Exner in der Section für Philosophie und elassische Philologie, Hr. Bolzano in der mathematischen, Hr. Johann Swatopluk Presl m der naturwissen- schaftlichen, Hr. Palacky in der historischen und Hr. Hanka in der slawisch-philologischen Section; Hr. Palacky wird während seiner Abwe- senheit von Prag durch Hrn. Safarik vertreten. Hr, Spirk besorgte das Cassa- geschäft und die Leitung des Lesecabinets, Die im vorigen Actenbande begonnenen Berichte über die Sections- Ver- sammlungen werden in dem vorliegenden Bande fortgesetzt; es wird dafür gesorgt werden, dass sie künftig der wünschenswerthen Ausführlichkeit nicht entbehren | ar 4 Geschichte der Gesellschaft. und auch vor dem jedesmaligen Erscheinen eines Actenbandes in passenden Zwi- schenräumen veröffentlicht werden, Der Wunsch der Gesellschaft geht dahin, die Sections- Versammlungen so fruchtbar als möglich zu machen, und zu diesem Zwecke ist sie bestrebt, alle bedeutenderen wissenschaftlichen und auf die von ihr bearbei- teten Fächer gerichteten Kräfte Prags für dieselben zu gewinnen und ihnen beizu- gesellen. Aus demselben Wunsche ging der den 6. October 1844 gefasste Be- schluss hervor, künftig sowohl zu den ordentlichen Sitzungen als zu den Sections- Versammlungen jedesmal auch die in Prag anwesenden Ehrenmitglieder der Gesell- schaft einzuladen. Die Beschränktheit der Mittel erlaubt nur selten eine andere Ausgabe als jene für die Gesellschaftsschriften und die Gesellschaftsbibliothek. Die bereits im vorigen Bande erwähnte, von Hrn, Kreil auf Kosten der Gesellschaft unternom- mene Bereisung Böhmens zur Erforschung seiner magnetischen und meteorologischen Verhältnisse ist beendet, und der Bericht darüber wird dem Publicum vorgelegt werden, sobald der noch erwartete zweite Theil desselben wird eingelangt sein, Das Bedürfniss einer inländischen allgemeinen Literatur-Zeitung ist von der Gesell- schaft oft und lebhaft gefühlt worden. Da sie nicht selbst in der Lage ist, eine solche herauszugeben, so glaubte sie wenigstens einen anderweitigen Versuch nach Kräften unterstützen zu müssen, indem sie im Jahre 1844 auf eine grössere Anzahl von Exemplaren der durch Hrn. Dr. A. Schmidl herausgegebenen Österreichi- schen Blätter für Literatur und Kunst subscribirte und diess auch im Jahre 1845 thut. BERICHTE ÜBER DIE SECTIONS -VERSAMMLUN€C EN 44 DER KÖNIGLICHEN BÖHMISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN IM JAHRE 1843. ——ox0NS— = Mis wand auch eol X scheiräomen M D P м Нов} 1 dh hr. QU EL RE du qu A "im 1. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am 12 Jänner 1843. Anwesende: Palacky, Exner, Doppler und Hr. Wenzig als Gast. 1) Hr. Wenzig brachte und las, von dem kranken ordentlichen Mitgliede bolano dazu beauftragt, eine Abhandlung des Letzteren über das Erhabene vor. 2) Hr. Exner las eine Abhandlung über Leibnitzen’s Versuch, eine allgemeine Wissenschaft des Beurtheilens und- Erfindens aufzustellen. Beide Abhandlungen erscheinen in diesem Actenbande. 2. Versammlung der historischen Section am 19. Jänner 1843. Anwesende: Ritter Kallina, Palacky, Jungmann, Hanka, Kaubek. Hr. Palacky hielt einen Vortrag über einige bisher unbekannte Schriftsteller des XIVten Jahrhundertes, namentlich den Dominicanerbruder M. Zdislaus, Dietrich Prior von Königsaal, Peter Prior in Raudnitz, den Karthäuserbruder Michael und andere, so wie über deren Werke, unter denen sich des Letzteren Zrber de regimine prin- стрит vom Jahre 1387 auszeichnet. 3. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 26. Jänner 1843. Gegenwärtige: Presl, Hessler, Spirk, Doppler, Köhler. Hr. J. Sw. Presl legte eine Beschreibung und Abbildung einer neuen Art aus der Pflanzenfamilie der Zoragineen vor, und sprach über die Charaktere der drei Gattungen, welche sich aus der Gattung Cordea aufstellen lassen. LJ Geschichte der Gesellschaft. 4. Versammlung der slawisch-philologischen Section am f, Febr. 1843. Anwesende: Jungmann, 1. Sw. Presl, Hanka, Safaïik, Spirk, Kaubek. D HE Safar ik setzte seinen Bericht über die von ihm mit Rücksicht auf Grammatik und Lexikon durchgesehenen alten böhmischen Handschriften fort, und sprach diessmal über das Evangelium Matthäi mit Homilien von verschiedenen Kirchen- vätern, eine pergamentene Handschrift des XIVte Jahrhunderts in der hiesigen К. k. Universitätsbibliothek, welche auch darum als merkwürdig erscheint, weil sie die vom Kaiser Karl IV im J. 1338 ursprünglich lateinisch verfasste Homilie im einer fast gleichzeitigen böhmischen Übersetzung enthält, 2) Die Sectionsmitglieder, durch die Übersiedlung des ausserordentlichen Mit- gliedes Hın. Franz Celakowsky veranlasst, schlugen zu neuen ausserordentlichen Mit- gliedern der slawisch-philologischen Section die Hrn. Joseph Chmela, k. k. Gymnasial- professor und Zrasmus Wocel, vaterländischen Schriftsteller und gegenwärtigen Re- dacteur der böhmischen Museumszeitschrift vor. 5. Versammlung der historischen Section am 16. Februar 1843. Anwesende: Palacky, Jungmann, Hanka, Safaïik, Spirk. Hr. Sprrk las über die neuere Geschichte der k. К. Universitätsbibliothek in Prag, als Fortsetzung seines bereits am 17. Nov. 1842 begonnenen Aufsatzes, 6. Versammlung der stawisch-philologischen Section am 2. März 1843. Gegenwärtige: Palacky, Jungmann, Presl, Hanka, Spirk. Hr. Jungmann las eine Abhandlung über die von neueren Schriftstellern gegen den Geist der böhmischen Schriftsprache häufig gemachten Fehler, 7. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am 9. Márz 1843. Anwesende: Exner, Doppler, Swoboda; Prof. Wenzig als Gast. Hr. Wenzig las im Auftrage des durch Unpässlichkeit verhinderten Dr. Bol- zano die Fortsetzung von dessen Aufsatze: Uber das Schöne. Berichte der Sectionen. (1843, März.) 9 $. Versammlung der historischen Section am 16. März 1843. Gegenwärtige: Palacky, Jungmann, Hanka, Spirk, Kaubek, 1) Hr. Spir%k las den Schluss seiner Geschichte der К. k. Universitätsbibliothek in Prag, Der ganze Aufsatz ist gedruckt in Schmidls: Österreichische Blätter für Literatur und Kunst. Jahrgang 1844. 2) Hr. Hanka las Auszüge aus emem bisher unbekannten böhmischen Manu- scripte des XVten Jahrhunderts »Obrana wrery proti Pikhartom« genannt, als Bei- träge zur böhmischen Kirchengeschichte, namentlich über den Ursprung und die älteste Geschichte der böhmischen Brüder-Unität. Ein Abdruck des Manuseriptes erscheint in diesem Actenbande. 9. Versammlung der maturwissenschaftlichen Section am 23. März 1843. Gegenwártige: Zippe, Joh. Sw. Presl, Köhler. Hr. Zippe legte die geognostische Carte des časlauer Kreises von Böhmen vor und erklärte sie. 10. Versammlung der stawisch-philologischen Section am 30.März 1843 Gegenwärtige: Jungmann, Presl, Hanka, Safarik, Kaubek. 1) Hr. Jungmann las die Fortsetzung seiner Abhandlung über die von den neuern Schriftstellern gegen den Geist der böhmischen Schriftsprache häufig be- gangenen Fehler etc. 2) Dann las Hr. Zanka einen kurzen Aufsatz über eme bisher unbekannte polemische' Schrift „Dwacatero ресет, že lepe jest pfijimati. pod dwoji, nei pod Jednou,* deren Verfasser noch nicht ermittelt werden konnte, welche in derselben Handschrift des böhmischen Museums mit „Obrana илегу proti Pikhartom“ vor- kómmt, wie diese mehrere historische Data enthält, und von derselben Hand des Pauls von Sedlčan 1490 geschrieben ist. 10 Geschichte der Gesellschaft. 11. Versammlung der mathematischen Section am 6. April 1843. Anwesende: Bolzano, Kreil, Exner, Doppler. Vorgelesen wurde ein Aufsatz Zo/anmo's: „Von Haltung, Krümmung und Schnörkelung bei Linien sowohl als Flächen, sammt einigen verwandten Begriffen ;« wobei Anlass zu Besprechungen über das Vorgelesene und besonders zu Erläute- rungen von Seite des Verfassers sich darbot und benützt wurde. Da man mit Lesung des Aufsatzes nicht zu Ende kam, so wurde die Fortsetzung und der Be- schluss auf eine spätere Sitzung verschoben. 12. Versammlung der historischen Section am 2%. April 1843. Anwesende: Palacky, Jungmann, Hanka, Šafařik, Kaubek, Sommer. Hr. Palacky sprach über die Herrenburgen Böhmens im XIVte und XVten Jahrh. iiberhaupt, und las dann einen Aufsatz úber die Burg Bechin, als Probe einer critischen Bearbeitung der Geschichte sämmtlicher alten Burgen in Böhmen. 13. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 4. Mai 1843. Gegenwärtige: Jungmann, Hanka, Šafařik, Spirk, Kaubek. Hr. Safařik las über ein gereimtes apokryphisches Evangelium Infantiae in einer böhmischen Handschrift aus dem XIV!'*" Jahrhunderte in der hiesigen k. k. Universitáts - Bibliothek. 2) Hr. Hanka las über bisher unbekannte böhmische Reden des Magister Přibram aus einer Handschrift des XVter Jahrhunderts im böhmischen National- Museum. 14. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am 13.Mai 1843. Anwesende: Bolzano, Exner, Doppler; Prof. Schneider und Prof. Wenzig als Gäste. Hr. Wenzig las die Fortsetzung von Bolzano’s Abhandlung: Über. das Schöne, deren Inhalt besprochen ward. Berichte der Sectionen, (April — Octob. 1843.) 11 15. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 29, Mai 1843. Gegemvärtige: Zippe, J. Sw. Presl, Hessler, Kreil, Redtenbacher, Hr. Krei! las einen Aufsatz über den Kometen, welcher im März d. J. sich gezeigt. hatte. 16. Versammlung der slawisch-philologischen Section am {.Juni 1843. Anwesende: Palacky, Jungmann, Hanka, Šafařik, Chmela, Kaubek, Wocel. Hr. Sa faïik las einen literarhistorischen Aufsatz über den bulgarischen Bi- schof Clemens und seine Schriften. 17. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 21. Juni 1843. Anwesende: Karl Presl, Hessler, Corda und Doppler. Hr. Doppler las eine Abhandlung „über eme bei jeder Rotation des Fort- pflanzungsmittels mit Nothwendigkeit sich einstellende Ablenkung der Schall- und Lichtstrahlen.“ 18. Versammlung der slawisch-philologischenSection am 28. Juni 1843. Anwesende: Jungmann, Joh. Sw. Presl, Hanka, Šafařik, Kaubek, Wocel. Hr. Æanka las einen Aufsatz über das Litauische Statut in linguistischer Beziehung auf die ältere böhmische Gerichtssprache. Derselbe las auch eine biographische Skizze über einen bisher wenig be- kannten Schriftsteller des XVlte Jahrhunderts, den Ungrisch-Broder Dechant Paul Kirmizer von Kremniz. 19. Versammlung der mathematischen Section am 12. October 1813. Anwesende: Bolzano, Palacky, Exner, Doppler. 1) Hr. Erner las die Fortsetzung von Dokano’s Abhandlung „über die Hal- tung, Richtung, Krümmung und Schnörkelung bei Linien sowohl als Flächen.“ 2) Dann las Hr. Doppler einen von ihm erdachten sehr einfachen Beweis des Lehrsatzes, dass Factoren in veränderter Ordnung gleiche Producte geben. b* 12 Geschichte der Gesellschaft. 20. Versammlung der historischen Section am 19. October 1843. Anwesende: Ritter Kalina, Palacky, Šafařik, Hanka, Kaubek, Wocel. Hr. Wocel las einen Aufsatz über heidnische Gräber, deren Inhalt und Un- terschiede in Böhmen. 21. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 26, Оси. 1843. Anwesende: Zippe, Joh. Sw. Presl, Hessler, Doppler, Köhler. 1) Hr. Zippe übergab drei Abhandlungen des Hrn. Zaidinger in Wien: a) Über die Pseudomorphosen, b) über eine neue Varietát des Andalusit, c) über eine neue Varietät des Diaspor. Da diese Abhandlungen bereits in der Versammlung der Naturforscher in Gratz vor- getragen wurden, so schlug Hr. Zippe vor, sie ohne vorläufige Begutachtung durch zwei Mitglieder in die Actenbände aufzunehmen und dem Drucke zu übergeben; damit waren die Anwesenden einverstanden. 2) Hr. Zessler sprach über eie wesentliche Verbesserung der Hahnluft- pumpen durch Anwendung des Babinet'schen Prineips auf dieselben. Ferner theilte derselbe eine einfache und sichere Methode mit, sich thermoelektrische Säulen selbst der kleinsten Dimensionen mit Leichtigkeit und auf sehr wohlfeile Art zu verschaffen. 22. Versammlung der sJawisch-philologischen Section am 2. Nov. 1843. Gegenwärtige: Ritter Kalina, Palacky, Jungmann, Hanka, Šafařik, Swoboda. I) Hr. Sa/ařík erläuterte mit Hilfe slawischer Chroniken und Handschriften eine bis jetzt sehr dunkle mythologische Stelle in dem Chronikon Ditmar’s von Merseburg, über den altslawischen heidnischen Gott Swaroh oder Swarozie, das ist Feuergott. 2) Hr. Swoboda las aus einer Handschrift des XVITtn Jahrhundertes ein böhmisches Lied, worin der Zustand des Landvolkes in Böhmen während des da- mals so drückenden Krieges geschildert wird. Berichte der Seetionen. (Oct., Novemb. 1843.) 13 23. Versammlung der Section für Philosophie und elassisehe Philo- logie am 12. November 1843. Anwesende: Bolzano, Palacky, Jungmann, Exner, Doppler, Zimmermann; als Gáste: Schmidl, Schneider, Silhawy, Wenzig. 1) Hr. Palacky las die folgenden philosophischen Thesen, welche im Anfange des ХУ" Jahrhundertes an der Prager Universität öffentlich vertheidigt wurden. Utrum omnis res habens quidditatem habet. diffinitionem. essentialem ? Utrum omnis diffinitio essentialis rei sit tota perfectio essentialis diffiniti? Utrum absque virtute morali homo possit esse moraliter bonus? Utrum ex operationibus exterioribus possit in nobis virtus generari? Utrum corpori finito possit inesse perfectio infinita ? Utrum materia pura nee sub una forma substantiali et nec sub alia existens sit in- formis ? Utrum possibile est vere praedicari affirmative in recto abstractum de concreto ? Utrum ens rationis sit ens reale? Utrum forma naturalis, quam appetit materia, est quiddam optimum ac divinum ? Utrum prima causa agens ad extra cum causa secunda libere et contingenter sit ali quo termino terminata in potentia sua activa? Utrum anima intellectiva sit forma inhaerens corpori humano de potentia materiae per generationem. educta ? Utrum aliquae aves in fine aestatis recedunt a nobis et in fine yemis revertantur ? Utrum summum bonum sit per se notum habitu nobis naturaliter inserto ? Utrum homo injustus bona, quae possidet, possideat juste ? Utrum quodlibet suppositum humanum sit plurium naturarum substantialium essen- tialiter distinctarum? Utrum omnis similitudo aliquorum ad invicem sit causa delectationis eorundem in se ipsis ? Utrum excellens sensibile cnrrumpat sensum? Utrum vera felicitas creaturae sit status omnium bonorum aggregatione perfectus? Utrum peccatum mortale formaliter sumptum, quod non potest esse a deo volitum, potest crescere in infinitum? / Utrum sensationes fiunt per extramissionem virtutum ab Organis sensitivis ? Utrum corpora coelestia possunt agere in voluntatem et in intellectum. humanum nondum a corpore separatum ? Utrum corpora supercoelestia mediante lumine, motu vel influentia causent seu pro- ducant caliditatem et alias qualitates in istis inferioribus? Utrum ex motibus planetarum. mere naturalibus astronomus vere et certitadinaliter praedicere habet effectus supernaturaliter eventuros? 14 Geschichte der Gesellschaft. Sophisma : Corporeum est incorporeum, Utrum possibile est, produci effectum indesinibilem, ad cujus productionem concurrit causa de per se contingens ad utrumlibet ? Utrum possunt ira et passiones ceterae inexistere sapienti ? Utrum, sicut Deus libere ex pure nichilo creaturam produxit, sic eam libere in pure nichilum redigere possit ? Utrum ventus magis habet fieri in vere et autumpno, quam in hyeme et aestate ? Utrum secundum multitudinem orbium et motuum coelestium rationabiliter sit su- menda multitudo intelligentiarum ? Utrum omnes et singuli dies naturales sint ad invicem aequales ? Utrum luna a conjunctione usque ad oppositionem continue crescat in lumine? Utrum per artem compotisticam quinque festa mobilia invariabiliter possint designari? Utrum opera magorum et lapidum pretiosorum efficaciam habeant ex impressione corporum supercoelestium ? Utrum aurum artficialiter fieri sit possibile ? Utrum omne principium mathematicae, cujus objectum primarium est quantitas, sit necessarium ? Utrum universalia habeant. solum nudum pure esse in intellectu. divino vel praeter operationem intellectus creati subsistant realiter in propria forma? Utrum omnis veritas necessaria ex per se notis valeat demonstrari ? Utrum deus super mundum architipum seu multitudinem idearum, quae sunt rationes el ratio causae rerum mundi sensibilis aeternaliter. dominetur ? Utrum cujuslibet spiritus rationabilis eadem essentia sit substantialiter ratio, memoria et voluntas ? Utrum individuorum species et genera sunt eorum realia ac intrinseca principia ? Utrum justitia legalis virtutum. praeclarissima tota virtus. et maxime perfecta a qua- libet alia virtutum. divisim et ab omnibus simul realiter. disunguatur? Utrum per scientiam naturalem est demonstrabile, primum motorem esse bonum mutabilem ? Utrum cujuslibet dependentis | perfectio. ex propinquitate. vel distantia ad primum ens summe perfectum sit attendenda ? Utrum, si amicus et veritas dissentiant, veritas sit amico praeferenda, Utrum in politia bene recta ludi, solatia ac publica mala sunt permittenda. Ltrum summum bonum immutabile sit creator et conservator singulorum entium universi ? Utrum. quodlibet suppositum humanum. est plurium. naturarum substantialium | essen- ualiter distinctarum ? | Utrum compositio entis naturalis secundum triplex genus partium sit per se objectum naturalis philosophiae? Berichte der Sectionen. (November 1843.) 15 Utrum ens transcendens cum suis per se propriis passionibus sit Commune Deo et singulis. creaturis ? Utrum quaelibet virtus moralis consistat in medio duarum malitiarum extremarum ? Utrum judex, sciens testes false deponere, et accusatum esse innocentem, debet ipsum condempnare ? Utrum in acutis aegritudinibus dierum indicativorum et creticorum judicia ab oppo- siis signorum coelestium aspecubus sint sumenda? Utrum rectitudo vel pravitas voluntatis est ex suo fine judicanda? Utrum aliqua forma accidentalis sit proprie intensibilis et remisibilis? Utrum cujuslibet effectus dependentia a sua quidditate est naturaliter distincta ? Utrum possibile sit aliquod. futurum ut non eveniat? Utrum remota distinctione formali objectorum tollatur distinctio realis potentiarum ? Utrum in quolibet permanent continuo puncta indivisibilia sint ponenda? Utrum esse plures mundos corporeos distinctos totaliter sit possibile? Utrum quaelibet duo individua ejusdem speciei specialissimae sint essentialiter aeque perfecta? Utrum omnis malitia moralis sit vera res, sumpta in propria sui forma? Utrum judex corruptus, ferens injustam sententiam pro parte corrumpente, gravius peccet, quam pars corrumpens? Utrum contradictoria, quorum semper si unum est verum, reliquum est falsum et econtra, possint in rebus praeter signa logicalia inveniri ? Utrum sicut stante primaria significatione univoca terminorum et univoco modo limi- tatorum quaelibet propositio est tantum vera vel tantum falsa, ita omnis consequentia de forma est tantum bona vel tantum mala? Utrum omne, quod potest fieri prima causa ad actualem existentiam in propria forma possit producere et causare? Utrum Deus, qui solus potest rem creare, potest rem simpliciter annihilare ? Utrum stante fato et divina providentia possint existere effectus casuales fortuiti et contingentes aeternitates animarum ? Utrum prima rerum naturalium materia de una forma substantial in aliam trans- mutabilis possit in formis existere per tempus vel instans? Utrum divinatio futurorum vel praevisio per somnia insit hominibus a natura propria, vel a coeli influentia, vel supernaturaliter a prima causa? Utrum universalia a parte rei sunt ponenda? 2) Hr. Bolzano las eine Abhandlung über den Begriff der Ästhetik und der schónen Künste. 16 Geschichte der Gesellschaft. 24. Versammlung der historischen Section am 16. November 1843. Anwesende: Ritter Kalina, Palacky, Hanka, Spirk, 1) Ritter Aalina las einen Aufsatz über die in Böhmen vorfindlichen heid- nischen Schanzen und Wille. Der Aufsatz ist für die Abhandlungen der Gesellschaft bestimmt. 2) Hr. Palacky las einen, kurzen von Hrn. #2 W. Tomek verfassten Auf- satz: M. Marka Bydžowského z Klorentinu, Rudolphus rex Bohemiae. 25. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 23. Nov. 1843. Gegenwärtige: Bolzano, Palacky, Joh. Sw. Presl, Karl Presl, Hessler, Spirk, Kreil, Exner, Doppler, Ryba. 1) Hr. Karl B. Pres! las Folgendes über die vom verstorbenen Hofrath Mayer in den Gesellschaftsschriften vom J. 1785 und 1786 beschriebenen und ab- gebildeten. Pflanzen. Es ist zwar sehr angenehm, neue Arten und Gattungen von ‚Pflanzen zu entdecken und aufzustellen, wodurch der menschlichen Eitelkeit, deren sich der Botaniker auch nicht erwehren kann, hinlängliche Nahrung gegeben wird, indem der Name des Entdeckers einer neuen Gattung oder Art von Pflanzen eines durch Jahrhunderte fortwährenden Denkmals geniesst, oder vielmehr so lange, als die Wissenschaft die bisherige Richtung behält, auch in den Büchern bleiben wird. Nicht minder angenehm ist aber für einen Botaniker vom Fache die Aufhellung oder Entwirrung irgend eines dunkeln, verwirrten und lange Zeit zweifelhaften Gegenstandes, wie z. B. die Feststellung einer Art, welche in allen Species Plantarum und in den Floren als eine zweifelhafte angeführt worden ist, welche endlich als ein unerklärliches Räthsel ver- worfen wurde, da sich an der Auflösung derselben mehrere und berühmte. Männer versucht haben, ohne einen günstigen Erfolg zu erfahren. Eine solche Art ist die Gentiana flava, welche der verstorbene Mayer in den Ab- handlungen der böhmischen gelehrten Gesellschaft für das Jahr 1785 pag. 46 beschrieb, und auf der Tab. I. Fig. 1 abbilden liess. Diese Gentiana hat bisher alle böhmischen und deutschen Floristen beschäftigt, oder besser zu sagen gefoppt, da Mayer den Fundort nach 3öhmen in die Gegend von Morchenstern, bunzlauer Kreises, versetzte. Als Niemand so glücklich war, diese Pflanze bei Morchenstern aufzufinden, so erschöpften sich die Botaniker in allen möglichen Hypothesen, und die Meinung, dass die in Frage stehende Gentiana flava nichts anderes sei, als eine weissblühende oder im Trocknen gebleichte "Erythraea Centaurium, fand allgemeinen Eingang und Beifall. Berichte der Sectionen. (Novemb. 1813.) 17 Die Originalpflanze Mayer's hat die böhmische Gesellschaft der Wissenschaften als ein Andenken ihres thätigen Mitgliedes und Mitbegriinders unter Glas und Rahmen in ihrem Sitzungssaale aufbewahrt, nebst einigen andern Pflanzen, welche Mayer [gleichfalls in den Abhandlungen der Gesellschaft beschrieben hat und abbilden liess, und von denen sogleich die Rede sein wird. Es gehört unter die Sonderbarkeiten, die sich zuweilen ereignen, dass sich kein Botaniker, dem der Zutritt zu den Sammlungen der königlichen böhmischen Ge- sellschaft gestattet war, die Mühe nahm, diese Mayerische Originalpflanze der Gentiana flava anzusehen und die darüber erhobenen Zweifel und Controversen aufzuklären. Als aber die königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften ihren Sitzungssaal an die prager Universität abtreten musste, kamen ihre naturhistorischen Sammlungen in das bóhmische Museum, darunter auch die Mayerischen Pflanzen unter Glas und Rahmen, somit auch die Gentiana flava. Bei náherer Betrachtung dieser Pflanze fiel mir sogleich ihre grosse Ahnlichkeit mit der Gentiana humilis Bieb. auf, und nachdem ich Biebersteinische und Stevenische Originalexemplare der letztern mit der ersten verglich, und die Beschreibungen und Abbildungen zu Hilfe nahm, ergab sich das Resultat, dass die Mayerische und die Biebersteinische Pflanze eine und dieselbe Art aus- machen, und daher die eine oder die andere aus dem System ausgestrichen werden müsse. Der Mayerische Speciesname hat zwar die Prioritit für sich, jedoch glaube ich, dass er um so weniger fortbestehen kann, da er auf einer Eigenschaft der Corolle beruht, die nur die Folge eines schlecht getrockneten Exemplars ist, und wenn sie auch wirklich von der Natur hervorgebracht wáre, bloss als eine Abánderung gelten kann. Es ist daher künftighin der Gentiana humilis Bieb. die Gentiana flava Mayer als Synonym beizugesellen. Hiemit fállt auch der von Mayer seiner Gentiana gegebene Standort in das Reich der Vergessenheit, und es scheint demselben entweder ein übelverstandener Patriotismus, oder irgend eine Verwechslung, oder ein ihm von einem Boshaften gespielter Betrug vor- gekommen zu sein, dass er mehrere bloss in Russland wachsende Pflanzen als einheimisch in Bóhmen angeführt hat, und sie als neue Bürger der bóhmischen Flor anführte. Der- gleichen sind, soweit es aus den von Mayer noch verbliebenen Exemplaren auszumitteln war, noch folgende, deren systematische Bestimmung ich auch beisetze. Sisymbrium — Mayer in act. soc. erud. boh. 1785. II, p. 55 t. 4 est Sisymbrium junceum Bieb. var. f. Thlaspi cartilagineum Mayer in act. soc. erud. boh. 1786. p. 235. t. T. f. 1 est Lepi- dium amplexicaule Willd. Geranium pseudosibiricum Mayer in act. soc, erud. boh. 1786. p. 238 est G. caeru- leum Patrin in Cand. prod. 1. p. 642. Rubus. Mayer obs. bot. in act. soc. erud. boh. 17185. II. p. 50. t. 2 est species ab om- nibus hucusque cognitis distincüssima, cujus ampla et absoluta descriptio et satis bona icon a beato Mayero exhibita nil addere permittit, quam diagnosin reformatam. Nomen specificum tamen proponendum: А. Mayeri Presl. — Specimen siccum ex herbario Mayeri c 1% Geschichte der Gesellschaft. asservatum iconi citatae ex asse respondet. Affinis est R. saxatili et R. stellato, sed differt sufficientissime. Beatus Mayer hancce speciem in sylvis ad Stubenbach Bohemiae crescentem indicavit, verosimiliter erronee, quum nemo amplius hunc Rubum in Bohemia invenit, et potius assumendum, illum esse civem Sibiriae. — Rubus Mayeri Presl; fruticulosus glaber, caule erecto ramoso teretiusculo inermi, folis cordato-subrotundis trilobis inaequaliter. acu- minato-dentatis subtus ad costas (seu nervos primarios) petiolisque aculeato-hispidis, stipu- lis....., pedunculis axillaribus solitariis petiolo multoties brevioribus, calycis laciniis ovato- oblongis acuminatis sericeis. Cheiranthus fruticulosus Mayer act. soc. erud. boh. 1786. p. 237. t. 7 f. 2 — est Stevenia alyssoides Adams et Fisch. Potentilla foliis quinatis, foliolis lanceolatis inciso-pinnatis , caule repente, pedunculis unifloris Mayer act. soc. erud. boh. 1785. I. p. 48. t. f. f. 2 est Potentilla Tormentilla Nest. var. pentapetala et minor, seu Tormentilla erecta Lin, varietas pentapetala et minor. Dianthus bohemicus Mayer act. soc, erud. boh. 1787. p. 318 — est D. Mayeri Presl obs. bot. in act. soc. reg. boh. scient. series V. vol. Ш. 2) Derselbe las über die Maranta zebrina, welche eine eigene und neue Pflanzengattung in der Ordnung der Cannaceen ausmachen muss und mit dem Namen Chlorotaenia bezeichnet wird. Die Maranta zebrina des Sims, welche wegen der schónen Fárbung der Blátter ein beliebtes Ziergewáchs geworden ist, dafür aber unansehnliche Blumen hat, weicht in der Structur der Blumentheile so sehr von der Maranta, so wie von Calathea ab, dass sie mit der ersten dieser beiden Gattungen nicht vereinigt bleiben kann, zu der zweiten auch nicht gerechnet werden darf. Von der Gattung Phrynium, zu welcher sie Roscoe záhlen will, unterscheidet sie sich gleichfalls durch so viele wichtige Kennzeichen, dass man sie noth- wendigerweise trennen muss. Um diese Unterschiede deutlich zu zeigen, folgt hier die vollstindige Beschreibung der Blume der Maranta zebrina nach einem frischen Gartenexemplar, welcher ich die Zeich- nung in natürlicher Grósse beigegeben habe. Aus der Beschreibung und Abbildung kann Jedermann ersehen, ob ich mit Recht oder Unrecht aus dieser Pflanze eine neue Gattung gebildet habe. Hiebei muss ich bemerken, dass ich alle die Blume umgebenden, zur Blume selbst im strengsten Sinne nicht gehórenden Organe eine Hülle genannt habe, welche in eine allgemeine und in eine partielle (Hüllchen) unterschieden werden muss. Die innere oder partielle Hülle oder das Hüllchen wird von den meisten die Scitamineen und Cannaceen beschreibenden Botanikern mit grossem Unrecht der Kelch genannt. Bei diesen beiden Pflanzen- familien darf man den Kelch nur die äussere Reihe der Perigonialblätter nennen, welche übrigens wenige oder keine Eigenschaften eines Kelches an sich tragen, sondern petaloidisch sind; die innere Reihe der Perigonialblätter stellt die Corolle vor, Da bei den Mönokotylen Berichte der Sectionen. (Novemb. 1843.) 19 bald ein kelchartiges, bald ein korollenartiges Perigonium, aber immer ein Perigonium vor- kömmt, so sollte man endlich aufhören, bei den Monokotylen von Sepalen und Petalen zu sprechen, und vielmehr den von dem verstorbenen Candolle so glücklich und treffend vor- geschlagenen Ausdruck Tepala adoptiren, wie ich es in den folgenden Zeilen gethan habe. Chlorotaenia. Presl. Involuerum duplex. Exterius hexaphyllum, plerumque quadriflorum, floribus tantum duobus sese evolventibus, foliolis imbricatis membranaceis purpurascentibus basi albidis, extus subsericeis, extimo compresso tubuloso-urceolato carinato-alato antice longitudinaliter fisso apice irregulariter sexdentato, foliolis quinque interioribus minoribus intus versus de- crescentibus. Interius (seu involucellum) triphyllum, foliolis oblongo-lanceolatis obtusis erectis lateribus imbricantibus et tubum efformantibus tubo perigonii aequilongis apicem versus purpurascentibus involucro exteriore tenerioribus membranaceis. Perigonium tubo filiformi recto petaloideo, limbo duplici: exteriore (seu calyce) tritepalo, tepalis oblongo-lanceolatis obtusiusculis trinerviis aequalibus patentibus purpureo- violaceis, interiore (seu corolla) quoque tritepalo , sed inaequali, tepalo superiore obovato- obtusissimo plicato purpureo-violaceo reliquis intensius colorato, inferiore majore ovato-- oblongo obtuso laevissime crenulato subemarginato aut integro pendulo albo apicem versus violaceo-punctato, tertio seu labello reliquis duplo minore pendulo plano albo apice in acumen complicatum tortum violaceum incurvo basi cum tepalo inferiore (limbi interioris) conglutinato. Stamen unum: Filamentum erectum, petaliforme, album, hyalino-transparens, apice patens et angustius, tepalo inferiore (limbi interioris) duplo brevius. Anthera semilineam longa, subapicalis, lineari-oblonga, bilocularis, flavescens, Pistillum: Ovarium quadriloculare Stylus cylindraceus, crassus, albidus, stamine longior, versus petalum superius incurvus. Stigma emarginato-bilabiatum, plerumque polline cereaceo viscıdo obtectum, Radix perennis, repens. Herba sempervirens, glaberrima, acaulis. Folia mere radi- сапа, petiolata, elliptico-ovalia, acuminata, creberrime parallele nervosa, supra alternatim juxta decursum nervorum late pallide et intense viridi-striata, subtus. caerulescenti-purpurea, petiolis canaliculatis purpureis. Scapus semipedalis, radicalis, apice spicam capitato-sub- globosam gerens. Bracteae imbriatae, oblongo-subrotundae, virides. Chlorotaenia zebrina Presl. Maranta zebrina Sims bot. mag. t. 1926. Edw. bot. reg. t. 585. Link enum. alt. 1. 2.. Roem. Schult. mant. 1. p. 9, addit. 2. p. 83. Lodd. bot. cab. t. 494. Spr. syst. 1, 8. cur. post. p. 6. Phrynium zebrinum Roscoe ex Sprengel. Habitat in Brasilia ex Sims. P- P- 20 Geschichte der Gesellschaft. Explicatio iconis in Tabula. Fig. a. Foliolum extimum involucri exterioris, č Fig. b. Foliolum unum interius involucri exterioris. Fig. c. Flos sine involucro exteriore: « involucrum interius, В perigonu limbus exterior seu calyx, y, 0, « perigonii limbus interior seu corolla, et quidem у tepalum supe- rius, © tepalum inferius, & tepalum tertium seu labellum; « stamen; 7 stylus, Fig. d. Flos perigoni limbo exteriore explicato : В tepala perigonii limbi exterioris, 7, д, © perigonii limbus interior, et quidem у tepalum superius, д tepalum inferius, & tepalum tertium seu labellum; « stamen ; z stylus. — Omnes figurae in magnitudine naturali. 3) Hr. Doppler las Bedenken über die bisherigen. Erklärungsversuche des Bradley’schen Aberrations - T heorems. 26. Versammlung der siawisch-philologischen Section am 30. Nov. 1843. Gegenwärtige: Palacky , Presl, Hanka, Wocel, 1) Hr. Palacky las einen Aufsatz des Hrn. Jungmann über Thomas von Stitny's Unterredungen von Religionsgegenständen zwischen einem Vater und seinen Kindern, aus einer bóhmischen Handschrift des XVten Jahrhunderts, welche aus der von Gerstorfischen Bibliothek zu Budissin Hrn. Historiographen Palacky geliehen wurde. 2) Hr. Hanka las einen Aufsatz über Evangelien - Lectionen im Winter- Quartale aus einer Pergament-Handschrift des XIVt* Jahrhunderts der Büchersamm- lung des Hrn. Landraths Ritter von Neuberg, 27, Versammlung der mathematsichen Section am 7. December 1843. Anwesende: Bolzano , Hessler, Kreil, Doppler. Hr. Атей las seinen Aufsatz „Magnetische und geographische Ortsbestim- mungen in Böhmen” vor, 2$. Versammlung der historischen Section am 14. December 1843. Anwesende: Palacky , Hanka, Šafařik, Kaubek, Wocel. Hr. Palacky trug Bemerkungen vor über die Majestas Carolina, über deren neueste Herausgabe, so wie über die Bemühungen und Mittel, einen kritisch gesi- cherten Text derselben herzustellen. Berichte der Sectionen. (Decemb. 1843.) 21 29. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 21, Dec. 1843. Gegenwürtige : Joh. Sw. Presl, Karl B. Presl, Spirk, Corda, Köhler. Hr. Karl B. Presl trug vor „Bemerkungen über mehrere Herbarien." 30. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 28. Dec. 1843. Gegenwärtige: Graf Leo Thun, Palacky, Joh. Sw. Presl, Hanka, Safaïik , Spirk, Chmela, Kaubek. Hr. Safar ik las zwei kurze Legenden in altslawischer Sprache, die eine von der heiligen Ludmila, aus einem pergamentenen Prolog des XIVter Jahrhunderts in Moskau, die andere vom heiligen Iwan, aus einem Chronographen des XVllte Jahi- hunderts in St. Petersburg. et, viret Pe it há irse. Le rs: s ones , Nim hx pc it n Et . Jh ot a an vi k Je BERICHTE ÜBER DIE SECTIONS -VERSAMMLUNGEN DER KÖNIGLICHEN BOHMISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN IM JAHRE 1844. 1. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am lí. Jánner 1844. Anwesende: Bolzano, Palacky, Doppler, Zimmermann; Schmidl, Schneider, Syl- hawi, Wenzig als Gäste, Die Fortsetzung der Abhandlung des Hrn. Dr. Bolzano: Über den Begriff und die Arten der schönen Kunst wurde vorgelesen und besprochen. 2. Versammlung der historisehem Section am 18, Jánner 1844. Anwesende: Bolzano , Ritter Kalina, Palacky , Safarik , Hanka, Spirk, Kaubek. Hr. Palacky machte die Versammlung mit zwei noch ungedruckten, für die Geschichte des Constanzer und Basler Conciliums wichtigen Ouellen bekannt: 1) des Peter von Mladenowic Geschichte der den M. Joh. Hus betreffenden Verhandlungen des Constanzer Conciliums, und 2) des Taboritenpriesters Peter von Saaz Tage- buch der Verhandlungen der böhmischen Abgeordneten mit dem Basler Concilium im Jahre 1433, nach alten Handschriften. 3. Versammlung der naturwissenschaftlichenm Section am 25. Jan. 1844. Gegenwärtige : Zippe, Joh. Sw. Presl, Hessler , Köhler. Hr. Zippe zeigte einige Exemplare. von Orthoceratiten und einem Trilobiten, welche bei der Durchgrabung der Eisenbahntrace im Grauwackenschiefer hinter dem Weingarten Sluncowka gefunden worden. 4. Versammlung der slawisch=-philologischen Section am 1. Febr. 1844. Gegenwärtige: Palacky, Presl, Hanka, Safarik, Spirk, Chmela, Kaubek, Wocel. Hr. ZZanka las über einige meistens aus Bücherdeckeln abgelöste Pergament- fragmente der böhmischen Bibelübersetzung aus dem XIVt und XV'e Jahrhunderte. d 26 Geschichte der Gesellschaft. 5. Versammlung der historischen Section am 15. Februar 1844. Ev Ritter Kalina, Palackv, Hanka, Spirk, Wocel. 1) Ritter Aalina las über einige neue interessante Metallfunde aus heidnischen Grübern in. Bóhmen. 2) Hr. Wocel las über verschiedene Denkmäler der Architectur des Mittel- alters in Böhmen. 6- Versammlung dernaturwissenschaftlichenSection am 22.Febr 1844. Gegenwärtige: Joh, Sw. Presl, Karl B. Presl, Hessler, Spirk, Kreil, Exner, Doppler. 1) Hr. Doppler las eine Abhandlung über ein von ihm vorgeschlagenes Dia- stemometer, d. i. ein Instrument, wodurch man die Entfernung eines Gegenstandes vom Beobachter durch ein blosses Visiren desselben augenblicklich bestimmen kann. Sie erscheint in den Actenbänden. 2) Hr. Zessler zeigte Daguerreotype vor, welche nach Prof. Böttger’s Methode colorirt und demselben von diesem Gelehrten übersendet worden waren. Sie wur- den einstimmig für ausgezeichnet erklärt. 7. Versammlung der mathematischen Section am 29. Februar 1844. Anwesende: Bolzano, Kreil, Exner, Doppler. Hr. Doppler las Aphorismen über einige wichtige, bisher noch nicht mit cehóriger Schärfe bestimmte Begriffe der Geometrie. s. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 29. Febr. 1844. Gegenwůrtige: Joh. Sw. Presl, Hanka, Safařik, Chmela, Wocel, 1) Hr. Hanka las aus einer handschriftlichen Chronik der Regierung Ru- dolphs II. in der Prager Universitätsbibliothek 1. über die Gesandtschaft des mosko- witischen Grossfürsten an Kaiser Rudolph IE im Jahre 1595; 2. über das Grabmal des Žižka zu Caslau; 3. ein Lied über die Belagerung Prags durch die Schweden по Jahre 1648. Berichte der Sectionen. (Febr. — Mai 1844.) 2% 2) Hr. Wocel las einen Theil seiner Abhandlung über das altböhmische Costume. 9. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am T. März 1844. Anwesende: Bolzano, Exner, Doppler, Zimmermann. Hr. Bolzano las eine Abhandlung über den Begriff der Philosophie. 10. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 28. März 1844. Gegenwärtige: Palacky, Joh. Sw. Presl, Hanka, Šafařik, Spirk, Chmela, Wocel. Hr. Zanka las einen Aufsatz über Jacob Paläolog und den von ihm dem Professor der griechischen Sprache und Literatur Matthäus Collinus von Chotèrina im Carolino gesetzten Marmorstein. 11. Versammlung der historischen Section am 18. April 1844. Anwesende: Ritter Kalina, Palacky, Hanka, Šafařik, Spirk, Kaubek, Sommer, Wocel. |) Ritter Кайла las über einige in neuerer Zeit in Böhmen aufgegrabene interessante Alterthümer von Bronce. 2) Hr. Hanka theilte aus einer alten Handschrift die Nachricht mit, wie zwei junge Herren Griespeke aus Böhmen in der Bartholomäusnacht in Paris durch Zu- thun der Königin Elisabeth am Leben erhalten wurden. 12. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 3. Mai 1844. Gegenwärtige: Palacky, Hanka, Šafařik, Spirk, Chmela, Kaubek, Wocel. Hr. Safaf ik las Erláuterungen vom philologisch-historischen Standpuncte aus über den Gebrauch einer besondern Art rechtlicher Wette bei den alten Slawen und Litauern, slawisch wzdäni, mittelalterlich traditio, poena vallata, vadıum ge- nannt, und zwar nach den Zeugnissen der alten bóhmischen, polnischen, serbischen und litauischen Rechtsquellen. d* 28 Geschichte der Gesellschaft. 13. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie am 9. Mai 1844. Anwesende : Kreil, Exner, Fritsch, Smetana, Schneider, Wenzig. Hr. Prof. Wenzig las die Fortsetzung der Abhandlung Dr. Zokano's über den Begriff und die Arten der schönen Kunst. 14. Versammlung der mathematischen Section am II. Mai 1844. Anwesende: Bolzano, Exner, Kreil, Doppler, Fritsch. Die Fortsetzung eines Aufsaizes des Hrn. Zolzano „über Haltung, Richtung, Krümmung und Schnörkelung bei Linien sowohl als Flächen“ wurde gelesen. 15. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 23. Mai 1844. Gegenwärtige: Joh. Sw. Presl, Karl B. Presl, Hessler, Fritsch. Hr. Karl B. Presl las: 1) Über den Dičcismus der Serratula tinctoria. Zin. 2) Úber die Campanula Sternbergii, eine neue Art. 16. Versammlung der historischen Section am 13. Juni 1844. Anwesende : Palacky, Hanka, Šafařik, Kaubek, Wocel. 1) Hr. Palacky theilte Nachrichten über des M. Mathias von Janow Wider- ruf vom J. 1389 mit, und führte Beweise an, dass der Name „Faulfisch“ dem be- kannten M. Hieronymus von Prag irrig beigelegt wird, indem er eigentlich einer von ihm verschiedenen und fälschlich mit ihm verwechselten Person (Nikolaus Faul- fisch) angehörte, 2) Hr. Wocel las über die Malerei bei den alten Böhmen. 17. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 271. Juni 1844. Gegenwůrtige: Palacky, Joh. Sw. Presl, Hanka, Šafařik, Spirk, Kaubek. 1) Hr, Sa ıfarık las über Rudolphs IV., Herzogs: von Österreich (st. 1365) kryptographisches Alphabet, nach einer Handschrift der k, k. öffentlichen Bibliothek Berichte der Sectionen. (Mai — Novemb. 1844.) 29 in Prag vom J. 1434, durch welche die in Hengott's und Gerbert’s Taphographia principum Austriae (1112) enthaltene, von Usfach Kepfer herrührende Entzifferung der kryptographischen Inschrift in der St. Stephanskirche in Wien durch: Zie est sepultus dei gratia dux Rudolfus fundator, vollkommen bestätigt wird. 2) Hr. Hanka las über einige neuentdeckte Analogien in den Abstammungen und Übergängen der Formen der böhmischen Zeitwörter. 18. Versammlung der historischen Section am 10. October 1844. Anwesende: Jungmann, Hanka, Šafařik, Kaubek, Müller, Tomek. Hr. Safar ik las einen Aufsatz über den Namen und die Lage der Stadt Wineta vor, worin er aus dem Wortlaut der áltesten Zeugnisse zu erweisen suchte, dass alle die alten Namen Jumin oder Jomsburg, Julin und Wineta sich nur auf eine und dieselbe, gleichzeitig und später unter dem Namen Wolin bekannte Stadt beziehen. 19. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 34. Oct. 1844. Gegenwärtige: Jungmann, Hanka, Šafařik, Kaubek, Tomek, Wocel. Hr. Hanka las den Aufsatz „Diplomatische Untersuchung, in welcher Periode in Böhmen man den Laut A statt des ältern g, dann das vibrirende 7z statt des einfachen 7 zu schreiben angefangen.” 20. Versammlung der historischen Section am 7. Novemb. 1844. Anwesende: Ritter Kalina, Hanka, Šafařik, Kaubek, Müller, Tomek, Wocel. 1) Hr. Tomek las einen Aufsatz über die älteren Eigenthiimer des sogenann- ten Dr. Faustischen Hauses auf dem Viehmarkte in Prag, nach den sich darauf beziehenden Urkunden in den Prager Stadtbüchern des XIV' und XV'e Jahrhun- derts, woraus er den Ursprung des Namens dieses Hauses zu erklären versuchte. 2) Hr. Zan£a wies ein von ihm entdecktes Pergamentblatt vor, worauf sich die Grabschriften der böhmischen Landesfürsten ın der heil. Veitkirche in Prag in einer von der jetzigen verschiedenen Stylisirung, von einer Hand aus dem XIIe Jahrhundert geschrieben, vorfinden. 30 Geschichte der Gesellschaft. 21. Versammlung der naturwissenschaftlichem Section am 14. Nov. 1844. Gegenwärtige: Zippe, Joh. Sw. Presl, Spirk, Exner, Fritsch, Köhler. Hr. Zippe las einen Aufsatz: Uber einige geognostische Verhältnisse in den Gebirgszügen der Mitte Böhmens. Er erscheint in den Actenbänden. 22. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 21. Nov. 1844. Gegenwärtige: Jungmann, Joh. Sw. Presl, Hanka, Safarik, Chmela, Kaubek, Tomek, Wocel. Hr. Wocel las einen Aufsatz über die Hegung des Gerichtes in Böhmen. Darin wurde nachgewiesen, dass óffentliche Gerichte, in denen aus der Gemeinde gewählte Männer über ihre Standesgenossen das Urtheil sprachen, seit uralter Zeit in Böhmen bestanden. Die älteste Spur eines solchen Gerichtes findet man in der Dichtung Libušin saud (Libusa's Gericht); ferner geschieht in dem Gesetze des Fürsten Konrad von Brünn (im J. 1080) die Erwähnung eines for! communis, und aus dem Gesetze Otakar's II. über die Falschmünzerei erhellt, dass die Zeugen, deren Zeugniss mit dem Urtheilsspruche idenüsch erscheint, aus den Standesgenossen des Verklagten genommen werden mussten. Die letzten Spuren einer solchen Institution gewahren wir noch im XVI. Jahrhunderte, und zwar in den gehegten Gerichten (saudy zahájené), die aber mit den deutschen Schóppen- stühlen einige Ähnlichkeit hatten, weil wie bekannt seit dem Ende des XIII, Jahrhunderts der Sachsenspiegel auf die altbóhmischen gerichtlichen Satzungen einen máchtigen Einfluss übte. Die Art und Weise, wie ein Gericht in Stádten gehegt wurde, schildert eine bóhmische Ur- kunde vom J. 1516 über die Hegung des Gerichts in der königl. Stadt Böhmisch - Budweis. Eigenthůmlicher gestaltete sich ein solches Gericht auf dem Lande, in den unterthánigen Flecken und Dörfern, wo 12 Geschworene aus dem Bauernstande, unabhängig von den Beamten, über ihre Standesgenossen zu Gerichte sassen und das Urtheil fállten, Eine aus- führliche Schilderung eines solchen Bauerngerichtes im XVI. Jahrhunderte wird nach der An- gabe des Johann Brtwin von Ploskowič (in Weleslawiniw hospodář) ausführlich mitgetheilt. Endlich wird auf die grosse Ahnlichkeit zwischen dem gehegten Gerichte in Bóhmen und dem Serbischen Gerichte porota hingewiesen, und dieses letztere durch die Anführung einer Verordnung des Cars Stephan Dušan vom J. 1349 und Berufung auf die Gesetze des Cars Stephan Milutin vom J, 1275 — 1321 beleuchtet, und aus dieser Analogie geschlossen, dass jenes öffentlich gehegte Gericht in Böhmen sich aus uralten, allen slawischen Völkern ge- meinsamen Institutionen entwickelt habe. — Zum Schlusse wird noch eine Parallele zwischen Berichte der Sectionen. (Nov., Dec. 1844.) 31 dem erwähnten Gerichte und der englischen Jury gezogen, und einige Andeutungen über den Ursprung der böhmischen und englischen Legislatur angeführt. 2). Hr., Prof, Kaubek las einen Aufsatz über die schlesischen Slawen. 23. Versammlung der Section für Philosophie und elassische Philo- logie аш 28. Novemb. 1844. Anwesende: Bolzano, Exner, Fritsch; Wenzig als Gast. Hr. Zokano las einen Aufsatz: Gedanken über Gegenstände der allgemeinen Sprachlehre, worin er mit kritischen Blicken auf neuere Darstellungen die Begriffe eines einfachen Lautes, eines Selbst- und Mitlautes und einer Sylbe entwickelt. 24. Versammlung der historischen Section am 5. December 1844. Anwesende: Ritter Kalina, Jungmann, Hanka, Šafařik, Kaubek, Müller, Tomek, Wocel. 1) Ritter Kalina las über die bei Gelegenheit einer Grundausgrabung nahe am Dorfe Reschitz, Herrschaft Daubrawitz, Bunzlauer Kreises in Böhmen, zufällig Statt gehabte Ausgrabung zweier Menschenskelette verschiedenen Geschlechtes. Bei dem männlichen waren beide Arme gerade ausgestreckt, an der rechten Seite lag ein oxydirtes eisernes zweischneidiges, unten spitziges, oben 17, Zoll breites, sammt Griffstange 2 Schuh 1 Zoll langes Schwert, nebst einigen Eisenbruchstücken. Das weibliche Skelett hatte die eine Hand ausgestreckt, die andere auf der Brust liegen. Am rechten Zeige- und am linken Ohrfinger waren roh gearbeitete, 4 Linien hohe, bronzene, vom edlen Rost angegriffene Ringe. Mehre gebrochene, bronzene Fibeln, Kleiderringe und ein 3, Loth schwerer, fein und glatt in Form an einander ge- reihter grosser Perlen künstlich gearbeiteter, brauner und glänzender, von aussen übertünchter Armring, endlich einige graue, dicke, roh gearbeitete Urnentheile fan- den sich bei dieser Leiche. Der Armring öffnete sich in der Mitte der längern Seite auf einige Linien. Der Referent zeigte eine genaue Abbildung desselben in der Grösse des Originals, mit der Bemerkung, dass in Böhmen zum ersten Mal ein so grosser und so schön gearbeiteter Armring ausgegraben worden. Obschon Refe- rent mit Anführung der Gründe diese Leichen mit ihren Beisachen der heidnischen vaterländischen Vorzeit vindicirte, so konnte er sich doch keineswegs entschliessen, ihre Nationalität zu bestimmen, vielmehr sprach er seine Meinung dahin aus: dass wir noch viel zu wenige ausgegrabene heidnische Alterthümer besitzen, um durch 32 Geschichte der Gesellschaft, Combinationen verlässige Kennzeichen für die Nationalitát des Fundes, besonders m Ländern auszusprechen, wo keltische, germanische und slawische Bewohner wech- selten und wo ein Theil der Bewohner immer zurückblieb, wenn eine andere Nation das Land eroberte, welcher seinen Sitten, Gebräuchen treu blieb, seine Kunstfertig- keiten und manche Sprachausdrücke an die Sieger vererbte. Er forderte zum Schlusse zur fleissigen Aufsuchung, Beschreibung, Aufsammlung und genauen Ab- zeichnung des unterirdischen Nachlasses unserer heidnischen Vorfahren auf, um auf diesem Wege die charakteristischen, genaueren Kennzeichen der Nationalitát desselben zu erforschen. Der umständlichere Aufsatz ist bestimmt für den zweiten Theil des vom Hrn. Refe- renten herausgegebenen Werkes: Bóhmens heidnische Opferplátze, Gráber und Alterthümer. Prag 1836. 2) Hr. Müller las folgenden Aufsatz: Über die Analogie des óffentlichen Volkslebens und der innern Regierungspolitik der westlichen Türkei mit jener des slawischen Mittelalters. Wenn auch der osmanische Despotismus schwer auf dem Einzelnen lastet, so liess er dennoch im Ganzen den überwundenen Völkern, wenn sie nur die Abgaben zahlten, alle Freiheit ihrer innern Einrichtungen, Diese Thatsache allem erklärt den scheinbaren Widerspruch zwischen den Bedrückungen des Volkes mit den organischen Institutionen der rumeliotisch-arnautischen Provinz; das slawische Bildungs-Element, welches sich bereits im Mittelalter in der Regelung des öffentlichen Volkslebens aussprach, konnte sich allda bis auf unsere Zeit um so mehr wirksam erhalten, als der Arnaute, menschenscheu, und dem- nach jeder Neuerung abhold, sich in die bestehenden Einrichtungen zwar widerstrebend, aber dennoch fügte, und andererseits die osmanischen Sieger sich mehr um die Eroberungs- Percente als um das Rechtsverháltniss ihrer Unterthanen kümmern, nicht nur in der Hed- schiret, sondern auch in der Bildungsstufe überhaupt um 622 Jahre zurück stehen. Allerdings finden sich einzelne Institutionen vor, die offenbar dem byzantinischen Kaiserreiche nachgebildet; die pomphaften Titel, der Prunk in der äusseren Erscheinung, das ängstlich bestimmte, streng beobachtete und grausam durchgeführte Ceremoniell, das die eifersüchtige Schwäche der Türken an die Persönlichkeit ihrer Paschas und Ayans knüpfte — erinnern lebhaft an die einstigen Oberherren des abendländisch-römischen Reiches; der Kapidschi Baschť ist eine verunglückte Nachahmung des Curo palates; der Obergarderobeur Terzi Baschi äfft den einflussreichen Protovestiarius nach; die fremden Miethstruppen in slawischen Raja-Ländern, meist dem Tosken-Gebiete entsprossen, sind ein Conterfei der Berichte der Secttonen. (Dec. 1841.) 33 Spathartt, die schnell befórderten Leibpagen eine Copie der paläologischen Domestier. Selbst die Trennung der Justiz von der politischen Gewalt verkörpert in der Institution der un- besoldeten Kadı's, und das Zltizam, d. В. die alljährlich am Bairamsleste erfolgende Ver- pachtung der Provinzen an den Meistbietenden — alles dieses bildet Erinnerungs-Momente an das abendländische Staatswesen. Allein alle diese Verhältnisse berühren mehr die Verwaltung; die eigentliche Ver- fassung ist ein Schatten alter südslawischer Institutionen, wie diess ein kurzer Überblick auf die Rechtsverhältnisse der 1) obern, und 2) mittlern Gesellschafts-Classen mah o- medanischer Religion darthun wird, da der Christ als rechtslos in diese Beobachtungs- sphäre nicht gehört. 1. Als Vermittlungs-Princip zwischen Regierung und Volk finden wir in den ge- nannten türkischen Provinzen den Primaten-Stand unter verschiedenen Namen; als Knezí an der Moratscha, als Vetschardi (Vecchiardi mit venetianischer Aussprache des chi) in Pre serend und Skutari, als Рем in Ipek und Jakowa (vielleicht eine Verstümmelung des in der Zenta gebräuchlichen Ausdrucks D/řak, d. В. politisches Haupt eines albanischen Půrs). Die Ernennung zum Primaten erfolgt durch Geburtsrecht oder durch persönliches Ver- dienst um den türkischen Machthaber. Die Privilegien des Geburtsadels fussen auf die etwas zweideutige Abkunft von ehemaligen raszischen Königen, hauptsächlich vom Aragtiesich Marce; statt papierner Dokumente, die das Volk gegen die Aussage der Kalugeren im Diet- schaner Kloster verwahrt wissen will, vermag dieser Adel nichts anders als höchstens mittel- alterliche Reliquien aufzuweisen, wäre es auch nur irgend ein Splitter des riesigen Steins, den, der Mythe nach, Marco bei Kostow mit seinem Schwerte in zwei Hälften gespalten. — Persönlich werden die Primaten-Rechte erworben: durch die von Seite des Landespascha erfolgende Umkleidung mit dem Harwan, einem scharlachrothen faltigen Ehrenmantel, Seit einem Decennium, wo man die slawische Bevölkerung von Ipek, Jakowa und Priserend auf Kosten des arnautischen Volks-Elements zu heben versuchte, um die seit dem Sturze Aslan des Erbpascha von Jakowa immer grollenden und fast ununterbrochen im offenen Kampfe gegen Stambul begriffenen Albanesen in Schach zu halten, erfolgt diese Auszeichnung sehr häufig an Slawen, die durch grossen Grundbesitz, mächtige Verwandtschaft, oder eine hefuge Krwarina gegen arnautische Gegner die Aufmerksamkeit der Provinzregierung erregen. Dieser Primatenstand übt einen vorherrschenden Einfluss auf alle innern Angelegen- heiten seines Paschaliks. Dem Stambul-Pascha (wie das politische Oberhaupt der Provinz im Gegensatze zum Nizam-Pascha, dem Truppencommandanten, bezeichnet wird), bleibt ausser dem nominellen Oberbefehl über die regulären Truppen auch die ausschliessliche Lei- tung der Finanzgeschäfte, wobei demselben der K/aja als Stellvertreter, der Hasnadar als Finanzrath, und der Defterdar als Cassier zur Seite stehen; die politische Verwaltung ruht in den Händen der Primaten, deren Beschlüsse durch den Deviktar (Divanssecretär) medergeschrieben, und dem Pascha zur Sanctionirung vorgelegt werden, die in der Regel jedenfalls erfolgt, wenn eigenes Interesse nicht in’s Spiel kömmt, 34 Geschichte der Gesellschaft. Als besondere Momente der Thätigkeit jener Primaten werden bezeichnet: 4) die Vertheilungsart der von dem Pascha bereits festgestellten Totalsumme für die Grund- und Haus-Steuer (Zrzie und Redr/) unter die einzelnen Steuerpflichtigen; 6) die Aufsicht über die frommen Stiftungen, die für Arme bei jeder Moschee bestehen (Ewkuf); в) die Erhal- tung der dem religiösen Cultus gewidmeten Gebäude; d) die Instandsetzung guter Brücken und Wege mit der Ermächtigung, die diessfällige Auflage (Kores) eigenmächtig zu repar- tren; e die Abgabe von Vorschlägen Behufs etwaiger Abänderungen im Verwaltungssystem, wozu der Anfang des Aurban-Baisamalestes bestimmt ist; /) die Bekleidung sämmtlicher hö- heren politischen und Justiz-Stellen, mit dem Rechte des Sportel-Bezugs. Im Gebiete von Ipek sind überdiess die Fleki von allen Abgaben, mit Ausnahme der Zrzie, befreit; in Prise- rend unterliegen dieselben selbst in bürgerlichen Geschäften, namentlich bei Schuldklagen, nicht dem Forum des Ка, sondern unmittelbar dem Provinzpascha. Vergleichen wir hiemit die südslawischen, namentlich dalmatinischen Ver- hältnisse im Mittelalter: sämmtliche Verwaltungsstellen höherer Kategorie, selbst die Aus- übung der Advocatur, waren Monopole des Adels; der Adel befreite von jeder Verpflichtung zu persönlichen Leistungen und Abgaben an den Staat; der Adel gewährte in Privatrechts- sachen, namentlich wegen eingegangener Schuldverbindlichkeiten, Schutz gegen persönliche Verhaftung. Zu dieser Analogie gesellt sich dieselbe zweideutige Abkunft, angeblich von römischen Patriciern, die schon in der frühesten Zeit das ‚Schiboleth zur Constituirung des Adels in Form eines geschlossenen Standes wurde, wie diess aus dem bekannten Send- schreiben des Papstes Greger vom Jahre 596 erhellt, dessen Epigraphe: »Clero, nobilibus ac populo Jaderae consistentibus et militibus.« 2. Die Städtebewohner zerfallen in Albanien und Rumelien in zwei scharfge- sonderte Classen , die man allenfalls als Zünftige und Unzünftige bezeichnen könnte. Es sind nämlich in den Städten Skutari, Podgoriza, Jakowa, Ipek, Priserend, Scopia (Uskub), Ohr! und Abassan die wohlhabendsten Bürger in eigene Corporationen gereiht, denen verschiedene, meist bedeutungslose Namen (Terzi, Tabachť u. dgl.) beigelegt werden, deren Chefs /Baschi) bei besonderen, auf die Gemeinde-Verwaltung bezüglichen Anlässen Volksversammlungen einberufen können, und die eine constante Opposition gegen den Pri- matenstand bilden. Die bürgerlichen Vortheile der Incorporirten beziehen sich auf einzelne Monopole, z. B. das Sattler- und Barbier-Handwerk , auf unbedingte Handelsfreiheit, auf die Befreiung von der Steuer Peres, die zur Unterhaltung der Gemeinde-Beamten bestimmt, und nur den Unziinfugen aufgelegt wird, endlich auf das Vorrecht, ausschliesslich zu diesen Gemeindbeamtenstellen verwendet zu werden. — Die Unzünftigen seulzen dagegen unter der Last der besprochenen Steuern Иные, Redif, Evkuf, Pores und Kores (die Christen überdiess noch unter der weitern Verpflichtung zur Zahlung der Privatlieferungsgelder, Tačm, der Zug- und Saumvieh-Steuer | Djetete, der Militársteuer Dschal , der Frohne Begluk , des bedeutenden Haratsch u. s. w.) Überhaupt wird zu persönlichen Dienstleistungen, z. B. bei öffentlichen Bauten, nur die letztgenannte Bewohner-Classe in Anspruch genommen. Berichte der Sectionen. (Dec. 1844.) 35 Vergleichen wir diese Daten mit der Rechtsverfassung Dalmatiens im Mittelalter. Dort zerfiel der Bürgerstand gleichermassen in zwei Classen: И popolo und la plebaglia s populares et plebejů. . Die Erstern hatten in so weit Antheil an der Staatsver- waltung, als die niedern Stellen im Gebiete der Sicherheitspolizei ausschliesslich in ihren Händen waren; nur ihnen kam das Recht zu, Erwerbszweige aller Art zu betreiben, dem Handel ohne Beschränkung sich zu widmen; in einzelnen Districten hatten sie sogar das Monopol des Most- und Weinverkaufs, von allen Staatslasten fiel ihnen nur: die Verpflichtungf zu den sog. Angurte zu, d. В. öffentlichen Arbeiten für Staatszwecke bei Häfen und Canälen, bei Festungen etc. Den Plebeji wurden nebstdem Botenfrohnen und Steuern (Gabelle) au jeden speciellen Erwerbszweig auferlegt. Nach Art der in Rumelien gegenwärtig bestehenden städtischen Corporationen fand man in den dalmatinischen Städten in der berühmten Zeitperiode geschlossene Confra- ternitäten unter der Leitung eigener Chefs (Zupani) nach Art der venetianischen Scuole oder der deutschen Zünfte, die zugleich politische Zwecke verfolgten. Die Procuratoren dieser Vereine hatten das Recht, Volksversammlungen zu berufen, die den Communal-Versamm- lungen, d. h. der Elite des Adels und der Beamten entgegen gestellt, den Namen Universi- tät (Universitä) führten, wovon sich, wo nicht die Sache, doch wenigstens der Name in der eroatischen Turopelya — bekannten Jozipevich'schen Andenkens — bis auf unsere Zeiten erhielt, 3) Hr. Tomek las einen Aufsatz über verschiedene Veruntreuungen und Mal- versationen der Prager Neustädter Schöffen und anderer Stadtbeamten zur Zeit Kö- nig Wenzels IV, nach Daten, die darüber in verschiedenen bisher unbenützten gleich- zeitigen Stadtbüchern enthalten sind. Der Referent wies die Wichtigkeit dieser Nachrichten für die damalige Zeitgeschichte nach, indem sich daraus vorzüglich die Gereiztheit der niedern Volksclassen in Prag, welche sich zu Anfang des Hussiten- kriegs gegen die städtischen Vorgesetzten äusserte, erklären lässt. Es findet sich darin zugleich auch ein geringer Beitrag zu der bisher dunkeln Geschichte des im J. 1405 hingerichteten Unterkämmerers Sigmund Huler. Der in böhmischer Sprache verfasste Aufsatz ist für die Museumszeitschrift bestimmt. 25. Versammlung der naturwissenschaftlichen Section am 12 Decemb. 1844. Gegenwärtige: Joh, Sw. Presl, Karl B. Presl Fritsch. 1) Hr. Kar/ B. Pres! hielt einen Vortrag über einige Familien der Filicinéen, 2) Hr. Fritsch las einen Aufsatz über die periodischen Erscheinungen an den Pflanzen vor. Er erscheint in den Actenbänden. 36 Geschichte der Gesellschaft. Berichte der Scctionen. (1844, Dec.) 26. Versammlung der slawisch-philologischen Section am 19. Dec. 1844 Gegenwärtige: Hanka, Chmela, Kaubek, Müller, Tomek, Wocel. 1) Hr. Chmela las aus seinem grösseren Werke einen Aufsatz über die ersten Elemente der Sprache. 2) Hr. Hanka gab eine Übersicht des Deutschbroder Rechtsbuches, welches unter andern auch die älteste Übersetzung der zweiten Hälfte des Schwabenspiegels aus dem XJVter Jahrhunderte enthält. Ii. Eingelieferte Werke in den Jahren 1843 — 1844. A. Von Mitgliedern der Gesellschaft. Franz Palacký: Archiv Český, čili staré pisemné památky České i Morawské, Diltřetí, swazek 11—15. W Praze 1843—1844. 4. Dr. Jakob Philipp Kulik: 1) Lehrbuch der höheren Analysis. Zweite Auflage. Erster Band: Arithmetik und Algebra; zweiter Band: Integralrechnung und analytische Geometrie. Prag 1843—1844. 8. 2) Anfangs- gründe der höheren Mechanik mit Rücksicht auf ihre technischen Anwendungen. Erste und zweite Liefe- rung. Bogen 1-20, Tafel I— VII. 8. Karl Kreil: 1) Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag, in Verbindung mit mehreren Mit- arbeitern ausgeführt und auf öffentliche Kosten herausgegeben von K. Kreil. Dritter und vierter Jahrgang. Vom 1. August 1841 bis 31, Juli 1842, und vom 1. August 1842 bis 31, December 1843, Prag 1843, 1844. 4. 2) Astronomisch -meteorologisches Jahrbuch für Prag. Dritter Jahrgang: 1844. Prag. 12. 3) Obser- vations on days of unusual magnetic disturbance, made at the Britisch colonial magnetic Observatories under the departments of the Ordnance and Admiralty. Printed by the British Government under the superintendence of Lieut,- Colonel Edward Sabine, of the royal artillery. Part I. 1840 — 1841. London 1843. 4, Dr. Franz Exner: Die Psychologie der Hegelschen Schule beurtheilt, Erstes und zweites Heft, Leipzig, 1842, 1844. 8. Christian Doppler: Arithmetik und Algebra, Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des praktischen Lebens und der technischen Wissenschaften. Nebst einem Anhange von 450 Aufgaben. Der Elementar- Mathematik erster Band. Prag, 1844. 8. Joh. Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen, statistisch-topographisch dargestellt. Siebenter bis zwölfter Band. Klattauer, Prachiner, Budweiser, Taborer, Caslauer, Kauřimer Kreis, Prag, 1839—1844. 8. Joh. Erasmus Wocel: Grundzüge der böhmischen Alterthumskunde, Mit acht lithographirten Tafeln von Joseph Hellich, Custos der archäologischen Sammlungen des vaterl. Museums. : Prag, 1845, 8. Joh, Carl Freisleben: 1) Die Sächsischen Erzgänge in einer vorläufigen Aufstellung ihrer Formationen. Freiberg, 1843. 8. 2) Die Sächsischen Erzgänge in localer Folge nach ihren Formationen zusammengestellt. Erste Abtheilung, Die Altenberger, Annaberger und Freiberger Reviere. Freiberg, 1844. 8. Des Magazins für die Oryktographie von Sachsen erstes und zweites Extraheft. 38 Geschichte der Gesellschaft. Dr August Em. Reuss: Geognostische Skizzen aus Böhmen. Zweiter Band. Die Kreidegebilde des westlichen Böhmens, ein monographischer Versuch. Nebst Bemerkungen über die Braunkohlenlager jenseits der Elbe und einer Übersicht der fossilen Fischreste Böhmens. Mit drei lithographirten Tafeln, Prag, 1844. 8. B. Von anderen gelehrten Gesellschaften. Kön. preuss, Akademie der Wissenschaften zu Berlin: 1) Ahhandlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1841 ein Band, aus dem J, 1842 drei Bände. Berlin, 1843 und 1844, 4. 2) Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der kön. preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monate Juli 1842 bis Ende Juni 1844. Berlin. 8. Kön. bayerische Akademie der Wissenschaften: 1) Abhandlungen der philosophisch- plilologischen Classe der kön. bayer, Akademie der Wissenschaften, III, Bandes. 3. Ahtheilung und IV. Bandes 1. Abthei- lung. München, 1843—1844. 4. 2) Abhandlungen der mathematisch-physikal, Classe der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Ш. Bandes 3. Abtheilung und, IV, Bandes 1. Abtheilung. München, 1843— 1844. 4. 3) Abhandlungen der historischen Classe der kon. bayer. Akademie der Wissenschaften. III. Ban- des 2. und 3, Abtheilung, dann IV. Bandes 1, Abtheilung. München, 1842—1844, 4. 4) Deutsch und Welsch oder der Weltkampf der Germanen und Romanen, Vortrag, gehalten zur Feier des 84. Jahrtages der kón. bayer. Akademie der Wissenschaften am 28. Márz 1843 von Dr, Hans Ferd. Massmann. Mün- chen, 1843, 4. 5) Die Geologie in ihrem ‚Verhältnisse zu den übrigen Naturwissenschaften, Festrede für die Feier des Ludwigstages am 25, August 1843, gelesen in der óffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften zu München, von Dr, Carl Schafhäutel. München, 1843. 4. 6) Rede, gehalten zur 84sten Feier des Stiftungstages der kön. bayer. Akademie der Wissenschaften von ihrem Vorstande, dem königl. Staatsrathe Freiherrn von Freyberg. München, 1843. 4. 7) Rede zum Andenken an den Hochwürdigsten Herrn Ignaz von Streber, Weihbischof und Domprobst, Conservator des kön. Münzcabinets ete., gelesen in der óffentl, Sitzung der k, Akademie der Wissenschaften am 28. März 1843 von Dr, Franz Streber. Mün- chen, 1843. 4. 8) Der Fortschritt der Sprachenkunde und ihre gegenwártige Aufgabe, Festrede zur Feier des Ludwigtages, gelesen: in der öffentlichen Sitzung der k, Akademie der Wissenschaften zu München am 24. August 1844 von Friedrich Windischmann, München, 1844. 4. 9) Almanach der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften. München, 1843. 12. 10) Bulletin der kónigl. Akademie der Wissenschaften. Vom J. 1842 Nr. 1—22, vom J. 1843 Nr. 1--64 und vom J. 1844 Nr. 1—50. München. 4. Société géologique de France: Bulletin de la société géologique de France, Tome VII, Paris 1841 à 1842. 8. Société royale des antiquairs du Nord: 1) Mémoire sur la découverte de l'Amérique au dixième siècle. Par Charles Christian Rafn, II. Tirage. Copenhague, 1843, 8. 2) Mémoires de la société royale des anti- quaires du Nord. 1840— 1844, © Copenhague. 8. 3) Die kön. Gesellschaft für Nordische Alterthumskunde, Jahresversammlung 1842 und 1843, Copenhagen. 8. Schlesische Gesellschaft für vaterlándische Cultur: Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für vaterl, Cultur im Jahre 1843. Breslau, 1844. 4: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: 1) Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften durch ‘deren Secretär J. Leopold Haupt. Die Jahre 1842 und 1843, jeder Jahrgang zu vier Heften. Görlitz, 1842, 1843. 8. 2) Scriptores rerum Lusa- ticarum. ‘Sammlung Ober- und Niederlausitzischer Geschichtschreiber. Herausgegeben von der Oberlau- sitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. IL. Bandes 2. und letzte Lieferung. Görlitz, 1841. 8. Historischer Verein für Niedersachsen: 1) Vaterländisches Archiv des historischen Vere'ns für Nieder- sachsen. Herausgegeben von Dr. A. Broennenberg, Dr. VW. Havemann und Dr. А. Schaumann. Jahrgang 1842 und 1843, zu 4 Heften, | Hannover, 1842 und 1843. 8. 2) Sechste Nachricht über den historischen Verein für Niedersachsen. Hannover, 1843, 8. Eingelieferte Werke, 1843 — 1844. 39 Voigtländischer Alterthumsforschender Verein: Dreizehnter bis siebenzehnter Jahresbericht. Vier Hefte. Gera, 1838—1842. 8. Historischer Verein zu Bamberg: Sechster und siebenter Bericht über das Bestehen und Wirken des hi- storischen Vereins zu Bamberg in Oberfranken von Bayern. Bamberg, 1843 und 1844. 8. Kunstverein zu Bamberg: Bericht über den Kunstverein zu Bamberg seit seinem Entstehen am 12, Decem- ber 1823 bis zum Jahre 1843, Bamberg, 1843. 4. I. R. Istituto Lombardo di scienze, lettere ed arti: 1) Giornale dell’ i. r. istituto Lombardo di scienze lettere ed arti. "Tomo I—III. Milano, 1841—1843. 8. 2) Memorie dell’ i, r. istituto Lombardo di scienze, lettere ed arti. Vol. primo. Milano, 1843. 4. 3) Аш della distribuzione de’ premj d’ industria nella pu- blica solenne adunanza dell’ i, r, instituto di scienze, lettere ed arti il I. Giugno 1843. Milano, 1843. 4. e 8. Ferdinandeum zu Innsbruck: Neue Zeitschrift des Ferdinandeums für Tyrol und. Vorarlberg. Herausgegeben von den Curatoren desselben, 9, Band. Innsbruck, 1843. 8. Museum Francisco-Carolinum zu Linz: 1) Siebenter Bericht über das Museum Francisco - Carolinum. Linz, 1843. 8. 2) Zeitschrift des Museum Francisco - Carolinum auf das Jahr 1842 für Geschichte, Kunst, Natur und Technologie Österreichs ob der Enns und Salzburgs. Redigirt von Gisbert Карр. Linz. 4. К. К. Mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn: 1) Mittheilungen der k. k. Mährısch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues u. s. w. Jahrgang 1821 bis 1842, jeder Jahrgang zu vier Heften, Brünn, 4. 2) Miuhei- lungen über den Futterbau, und zwar I. Die nützlichen Futterpflanzen, von Johann Spatzier, И. Versuch einer Aufstellung der Regeln zur Ausmitilung des Viehstandes und des Futterbedarfes ete., von Franz Lux. Brünn, 1831. 8. 3) Mittheilungen Behufs der Vermehrung und Verbesserung der einheimischen Rindvieh- zucht. Brünn, 1833, 8. 4) Mittheilungen über zweckmässigste Wahl, Bereitung und Verwendung des Dün- gers. Brünn, 1835. 8. 5) Mittheilungen über I. Naturgemässe Aufzucht, Nahrung, Pflege und Benützung der landwirthschaftl. Hausthiere. II. Lein- Cultur und Flachs-Bereitung. III, Mastung des Schlachtviehes. Brünn, 1843. 8, K.k. patriotisch-ökonomische Gesellschaft im Königreiche Böhmen: Neuer Wirthschaftskalender für das gemeine Jahr 1845, 4 Stück, zwei in deutscher, zwei in böhmischer Sprache. Prag. 4. und 12. C. Von anderen Gebern und Verfassern. Heinrich Baron von Rottenburg: Versuch einer Geschichte und Beschreibung der Stadt Pola in Istrien. Triest, 1843, 8. Carl Catinelli: Kritische Bemerkungen über Dr. Hlubek's Beleuchtung der organischen Chemie des Dr J. Liebig. Stephan Vizer: Mappa geographica almae dioecesis Weszprimiensis per inclytos comitatus VVeszprim. Si- migh. et Zala. extensae, atque in quinque archidiaconatus et octodecim districtus divisae, astronomicis ob- servationibus et trigonometricis operibus superstructa. Anno 1841. A. Adolf Schmidl: 1) Das Kaiserthum Osterreich. Beschreibung von А. А. Schmidl. Erste bis neunte Abthei- lung: Tyrol mit Vorarlberg. Erzherzogthum Osterreich mit Salzburg. Steiermark. Ilyrien. Das lombar- disch-venetianische Königreich. Dalmatien, Böhmen. (Erste Hälfte.) Stuttgart, 1837—1843. 8. 2)Der Schnee- berg in Unterösterreich mit seinen Umgebungen von Wien bis Mariazell. Wien, 1831. 12. 3) Rudolph von Jenny’s Handbuch für Reisende in dem österreichischen Kaiserstaate. Durchaus umgearbeitete und vermehrte zweite Auflage von A. Schmidl. Erster bis vierter Band. Wien, 1834—1836. 4) Wien. Die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen. Beschrieben von A. A. Schmidl. Wien, 1843. 12. 5) Wiens Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise. Nach eigenen Wanderungen geschildert durch A. Schmidl. Vier Bände. Wien, 1835—1839, J. G. L. Dorst: 1) Würtembergisches Wappenbuch, oder die Wappen des immatriculirten Adels im König- reiche Würtemberg. In Buntdruck herausgegeben von J. G. L. Dorst. Erstes Heft. Halle, 1843. 8. 40 Geschichte der Gesellschaft. (Todesfälle.) 2) Grabdenkmäler. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters. An Ort und Stelle gesammelt und ge- zeichnet von J. G. Dorst. Erstes Heft. Görlitz, 1842. 4. 3) Allgemeines VVappenbuch. Ein Hand- und Musterbuch für Wappensammler, Graveure, Stein- und Glasschneider mw $. w. Gezeichnet und heraus- gegeben von J. G. Dorst. 1. und 2. Heft. Görlıtz, 1842 und 1843. 16. Friedrich Selner: Systematische Darstellung aller über das Strassenwesen und die Eisenbahnen bestehen- den k, k. österreichischen Gesetze und Verordnungen, mit vorzüglicher Rücksicht auf das Königreich Böh men. Karlsbad und Elbogen, 1843. 8. Dr. Anton Vällas: Beitrag zur Auflösung der höheren Gleichungen. Wien, 1843. 8. Dr. Joseph Müller: Albanien, Rumelien und die österreichisch - montenegrinische Grenze, oder statistisch- topographische Darstellung der Paschaliks Skutari, Priserend, Трек, Toli-Monastir, Jakova, Tirana, Kavaja Elbasan und Ohrida, so wie des Gränzdistriets von Budua in Österreichisch - Albanien, nach eigenen Be- obachtungen dargestellt von Dr. Joseph Müller. Mit einer Vorrede von Dr. Paul Jos, Schafarik. Nebst einer Charte von Albanien. Prag, 1844. 8. Wilhelm Matzka: Die Chronologie in ihrem ganzen Umfange. Wien, 1844, 8. Magistratzu Hannover: Verzeichniss der Handschriften und Incunabeln der Stadt-Bibliothek zu Hanno- ver von Dr. C. L. Grotefend. Hannover, 1844. 8. IV. Todesfälle der Mitglieder. Aus der Zahl der ordentlichen Mitglieder. Г) Herr Fůrcenz Julius Edler ven Krombholz, Dr. der Medicin, К. k. Gubernialrath und Professor der Anatomie und Physiologie, starb den 1. November 1843. 2) Herr Adam Bittner, Dr. der Philosophie, k. k. Astronom und Vorsteher der Stern- warte, К. k. Professor der theoretischen und praktischen Astronomie und der praktischen Geometrie, starb den 9. September 1844. 3) Herr Johann Christian Mikan, Dr. der Medicin, Magister der Geburtshilfe, emerit. k. k. Professor der Botanik, starb den 28, December 1844. Das bisherige ordentliche Mitglied Herr Ferdinand Hessler, welcher als Professor der Physik nach Wien berufen ward, erscheint gegenwärtig in der Zahl der auswärtigen Mitglieder. Die in den Jahren 1843 und 1844 vorgenommenen neuen Wahlen sind aus der fol- genden Rubrik zu entnehmen. —9>— Personalstand. 41 V. Personalstand der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am Schlusse des Jahres 1844. Präsident. Se. Excell. Herr Herr Franz Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky , Herr der Herr- schaften: Reichenau, Cžernikowitz, Wamberg, Maierhöfen, Pfrauenberg und Koschatek, dann der Güter: Borohradek, Horatitz und Schiesselitz in Böhmen, Ritter des goldenen Vliesses, Grosskreuz des kais. österr. Leopoldordens, (G. C.E.K.), Ehren-Bailli und Grosskreuz des souver, Ordens des heil, Johann von Jerusalem, Ritter des russ. Каз. Ordens des heil. An- dreas, des heil. Alexander-Newsky, des weissen Adlers, des heil. Wladimir und der heil. Anna erster Classe, Grosskreuz des kön. sächs. Ordens der Rautenkrone, Sr. К, К. apostol. Maj. wirklicher geheimer Rath und Kämmerer, К. k. Staats- und Conferenzminister, Protector des bühm. allgemeinen Witwen-, Waisen- und damit verbundenen Taubstummen-Privat-Insti- tuts, des ärztlichen Vereins in Wien, Curator der nieder-österr. wechsels. Capitalien- und Renten-Versicherungsanstalt in Wien, Curator des nıeder-österr. Gewerbsvereins, wirkliches Mitglied der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien, Ehrenmitglied der k. k. ökonomisch- patriotischen Gesellschaft in Böhmen, der К. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Krain, der isländischen Literatur- Gesellschaft, des k. К. Instituts der Wissenschaften und Künste in Mailand, der К, k. Akademie der schönen Künste in Mailand, der päpstl. Akademie der schô- nen Kůnste zu Bologna, des Athenáums in Brescia, des Ferdinandeums in Tyrol, des In- dustrie- und Gewerbs-Vereins für Innerósterreich, des Museums Francisco - Carolinum für Oesterreich ob der Enns und Salzburg, der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien, des Vereins für geognostisch-montanistische Durchforschung von Tyrol und Vorarlberg, des landwirth- schaftlichen Vereins in Bayern, und der grossherzogl. weimar'schen Societát für die gesammte Mineralogie zu Jena, Mitglied der k. К. Akademie der bildenden Künste in Wien, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen, wirkliches Mitglied der Gesellschaft des vaterländ. Museums in Böhmen, beitragendes Mitglied der Gesellschaft pa- triotischer Kunstfreunde zu Prag, ordentl, Mitglied der kön. Gesellschaft für nordische Alter- thumskunde zu Kopenhagen, Ehrenbürger der k, k. Haupt- und Residenzstadt Wien. f 42 Geschichte der Gesellschaft. Ehrenmitglieder nach ihrem Eintritte. Hr. Georg Franz August Lonqueval Graf von Buquoy, Freiherr von Vaux, Herr der Herrschaften: Gratzen und Rosenberg, und der Allodialgüter: Sitzkreis, Pernlesdorf und Zartelsdorf, dann Nussle und Wrschowitz in Böhmen, k. k. wirklicher Kämmerer, Dr. der Philosophie, Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde, des Vereins zur Beförde- rung der Tonkunst, der Gesellschaft des vaterländischen Museums, des Vereins der Kunst- freunde für Kirchenmusik, des Privatvereins zur Unterstützung der Hausarmen, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes und der böhmischen Gartenbau- gesellschaft, Mitstifter des Vereins der böhmischen Sparcasse, und beitragendes Mitglied des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge. Hr. Joseph Freiherr von Hormayr zu Hertenburg, К. bayr. Kammerherr, wirkl. Geheim- rath und Ministerresident bei den freien Hansestádten, Ehrenmitglied des vaterlándischen Museums in Bóhmen, der máhrisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, wie auch Mitglied mehrer gelehrten Gesellschaften. Herr Joh. von Abrahamson, kón. dánischer Oberst, Ritter mehrer Orden und Mit- glied gelehrter Gesellschaften. Se. Exc. Hr. Alexander Freiherr von Humboldt, kön. preussischer geheimer Rath und Kámmerer, Ritter mehrer Orden, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterlándischen Museums in Bóhmen, und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften. Hr. Friedrich Graf von Hohenegg , К. К. Kämmerer, Feldmarschall-Lieutenant, Inhaber des k. К. 20ten Linien-Infanterie-Regiments, Ehrenmitglied der landwirthschaftlichen Gesell- schaft in Görz. Se. Exc. Hr. Rudolph Graf von Lützow Dreylützow und Seederf, Grosskreuz des un- garischen St. Stephan- und des österreich. kaiserl, Leopold-Ordens, des päpstl. Ordens des heil. Gregor des Grossen (in Brillanten), des kön. dänischen Danebrog- und des grossher- zoglich toscanischen St. Joseph-, dann des constantinischen St. Georg- Ordens von Parma, k. k. wirkl. geh. Rath, Kämmerer, und ausserordentlicher Botschafter am päpstlichen Stuhle, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, correspondirendes Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag. Se. Exe, Hr. Karl Chotek Graf von Chotkow und Wognin, Ritter des goldenen Vliesses, Grosskreuz des kais. österreich. Leopold- und des kais. russischen St. Alexander - Newsky- Ordens (des letztern in Diamanten), Ritter des kön. sardinischen St. Mauriz- und Lazarus- Ordens, (S. C. E. K.), Sr. k. k. apost. Majestät wirklicher geheimer Rath und Kämmerer, Pro- tector des Vereins zur Befórderung der Tonkunst zu Innsbruck, der ersten als Musteranstalt Personalstand. 43 am Hradek gegründeten und der ersten israelitischen Kleinkinderbewahr- Anstalt, der Ver- sorgungs- und Beschäftigungs - Anstalt für erwachsene Blinde und des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge in Böhmen; Ehrenbürger der k. Hauptstadt Prag, Ehrenmitglied der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes- kunde, des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern, des Ferdinandeums zu Innsbruck und des geognostisch-montanistischen Vereins für Tyrol und Vorarlberg, wirkliches Mitglied der Aka- demie der bildenden Künste und der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums und des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik in Böhmen, wie auch der Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste zu Laibach. Se. Exc. Hr. Joseph Mathias Graf von Thun-Hohenstetn, Herr auf Klösterle, Sehuschitz, Bensen, Markersdorf, Fünfhunden ete. ete., k. k. wirklicher geheimer Rath und Kämmerer, Commandeur des kais, österr. Leopoldordens, und des herzoglich sächsischen Ernestinischen Hausordens (ter Classe; Beisitzer des verstärkten Landesausschusses, Inhaber der dritten Com- pagnie des К. k. priv. Scharfschützencorps in Prag, Assistenzrath des К, k. Damenstiftes auf der Altstadt Prag, Präses der К. К. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft, des pomologischen und Schafzüchter-Vereins; General-Director der k. k. privilegirten böhmischen wechselseitigen Brandschaden - Versicherungs - Anstalt; Ausschuss - Mitglied. und Cassier der Gesellschaft des vaterlándischen Museums, Ausschussmitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde, Ehrenmitglied der kais. russischen Landwirthschaftsgesellschaft in Moskau, und der kurfiirstl, hessischen Landwirthschaftsgesellschaft zu Cassel, correspondirendes Mitglied des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde zu Cassel, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes, Mitstifter und Obercurators - Stellvertreter der böhmischen Sparcasse, Mitglied der k, k. Landwirthschafts - Gesellschaft in Wien, der К. К. Landwirth- schafts-Gesellschaft für Tyrol und Vorarlberg, der böhmischen Gartenbaugesellschaft und der Vereine zur Beförderung der Tonkunst und der Kunstfreunde für Kirchenmusik in Böhmen. Hr. Joseph Graf von Nostitz-Rienek, К. К. wirklicher Kämmerer, Präsident der Gesell- schaft des vaterlándischen Museums in Böhmen, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermun- terung des Gewerbsgeistes in Böhmen, beitragendes Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde, der Vereine zur Beförderung der Tonkunst und der Kunstfreunde für Kirchen- musik ın Böhmen, dann des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge. Hr. Eugen Graf Czernin von und zu Chudenitz, k. К. wirklicher Kämmerer und Oberst- küchenmeister, Ehrenmitglied des pomologischen Vereins in Böhmen, wirkliches Mitglied der k. k. Landwirthschafts- und der Gartenbau-Gesellschaft in Wien, dann des nieder-österreichi- schen Gewerbsvereins, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes, und wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, beitragen- des Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag, und des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge in Böhmen. f* 44 Geschichte der. Gesellschaft. Hr. Leo Lecpold Graf v. Thun - Hohenstein, Vorsteher des Vereins zum Wohle ent- lassener Züchtlinge in Böhmen, Directions- Mitglied des Vereins zur Beförderung der Ton- kunst in Prag, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, beitragendes Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde. Se. Exc. Hr. Moritz Graf von Dietrichstein- Proskau-Leslie, Ritter des goldenen Vliesses, Grosskreuz des kais. österreichischen Leopold- Ordens, Ritter des russischen k. К. weissen Adlerordens, Grosskreuz des kön. dän. Danebrog-, des kön. sardinischen St. Mauriz- und Lazarus-, und des constantinischen St. Georg-Ordens von Parma, Ritter des Johanniter-Or- dens; К. К. wirklicher geheimer Rath, Kämmerer, Obersthofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin M. Anna (Carolina Pia), und Hofbibliotheks- Práfect in Wien; Ehrenmitglied, ordentliches und correspondirendes Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften. Hr. Joseph Freiherr von Hammer- Purgstall, Oberst-Erbland-Vorschneider im Herzog- thume Steyermark, Ritter des österreich. kaiserl. Leopold-, des russischen kaiserl. St. Annen- ordens 2. Classe (in Brillanten) und des kön. schwedischen Polarsternordens, Officier der kön. französischen Ehrenlegion, Commandeur des kön. dänischen Danebrog-, des kön. han- növerschen Guelfen- und des constantinischen St. Georg-Ordens von Parma, Ritter des kön. sardinischen St. Mauriz- und Lazarus-Ordens, des Verdienstordens der kön. bayerischen Krone, dann Inhaber des ottomanischen Verdienst- und des persischen Ordens des Löwens und der Sonne 2. Classe, k. k. Hofrath und Mitglied mehrer gelehrten Gesellschaften. (Gewählt den 9. Juli 1843.) Hr. Johann Parish Freiherr von Senftenberg, Herr der Herrschaft Senftenberg, Ehren- mitglied des pomologischen und Schafzüchter - Vereins, stiftendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes, beitragendes Mitglied der Gesellschaft patriotischer Kunst- freunde, des Vereins zur Beförderung der Tonkunst, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums und der Gartenbaugesellschaft in Böhmen. (Gewählt den 14. April 1844.) Ordentliche Mitglieder nach ihrem Eintritte. Hr. Bernard Bolzano, Weltpriester, emeritirter К. К. Professor und Decan, beitra- gendes Mitglied des Vereins zum Wohle hilfsbedürfüger Kinder. Hr. Mathias Ritter Kalina von Jäthenstein (Vater), Landstand in Böhmen, Mähren und Schlesien, Herr auf Zwikowetz und Chlum, D. s. R. und emeritirter Landes - Advocat, im Jahre 1819 gewesener Decan, Syndicus des prager hochwürdigen allzeit getreuen Dom- capitels, budweiser bischöflicher Consistorialrath, Notar der Appollinar-Jurisdiction, Comité- Mitglied der К.К. patriotisch-ökonomischen und der pomologischen Gesellschaft, Mitglied des _ Schafzüchtervereins, Ausschussmitglied, Secretär und Cassier der Humanitätsgesellschaft, Ehren- mitglied des Taubstummeninstituts und der kön. sächsischen Gesellschaft zur Erforschung und Erhaltung der Alterthümer, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Mu- Personalstand. 45 seums und dessen archáologischen Comités, Mitglied des Vereins der Kunstfreunde fiir Kir- chenmusik in Böhmen, correspondirendes Mitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissen- schaften, der k. k. máhrisch-schlesischen Gesellschaft fiir Ackerbau, Natur- und Landeskunde, dann des čnologisch - pomologischen Vereins daselbst, der kais. russischen Ackerbaugesell- schaft zu Moskau, der kônigl. preussischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, des kön. bayerischen landwirthschaftlichen Vereins zu München, der kön. sächsischen Landwirthschafts- Gesellschaft, der praktischen Gartenbaugesellschaft zu Frauendorf in Bayern, des landwirth- schaftlichen Vereins in Würtemberg, der kön. schwedischen Akademie der Landwirthschaft zu Stockholm, der kön. dänischen Gesellschaft zu Kopenhagen für nordische Alterthums- kunde, des voigtländischen alterthumsforschenden Vereins, des historischen Vereins zu Bam- berg und der Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer in Leip- zig, Beisitzer der Provinzial-Handlungscommission. Hr. Joseph Ladislaus. Jandera, vegulirter Chorherr des k. Prämonstratenserstiftes Strahof, Dr. der Phil, (G. G. C. У. M. © K.), К. k, Rath und ordentlicher Professor der reinen Elementarmathematik, fürsterzbischöflicher beeideter Notär, emeritirter Decan der phi- losophischen Facultät, wie auch Rector-Magnificus der prager Universität, Senior der philo sophischen Herren Professoren, Vicesenior der philosophischen Facultät, Beisitzer des akade- mischen Senats. Hr. Franz Palacky, wirkendes Ausschussmitglied und Geschäftsleiter der Gesellschaft des vaterlindischen Museums, beitragendes Mitglied des Vereins der Kunstfreunde für Kir- chenmusik in Böhmen, auswärtiges Mitglied der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, correspondirendes Mitglied der uugarischen gelehrten Gesellschaft in Pesth, des kön. preussischen Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg, der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur in Breslau und der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz. Hr. Jacob Philipp Kulik, Dr. der Philosophie, k. k. Professor der hóhern Mathe- matik, Mitglied der Landwirthschaftsgesellschaft in Steyermark, Ehrenmitglied des Lemberger Vereins für Kleinkinderbewahranstalten, emeritirter Rector- Magnificus, wie auch Senior der philosophischen Facultát zu Gratz, emeritirter Decan der philosophischen Facultát zu Prag. Hr. Franz Xav, Max. Zippe, Professor der Naturgeschichte und Waarenkunde, Aus- schussmitglied der Gesellschaft des vaterlándischen Museums, beständiger Secretär und wir- kendes Mitglied der k, К. patriotisch-ókonomischen. Gesellschaft, Repräsentant des Berg- und Hüttenwesens und wirkendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen, correspondirendes Mitglied der k.k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain, wirkendes Mitylied der böhmischen Gartenbaugesellschaft. Hr. Joseph Jungmann, Ritter des К. österreichischen Leopoldordens, jubilirter k. k. Präfect des prager altstädter akademischen Gymnasiums, wirkendes Mitglied der Gesellschaf 48 Geschichte der Gesellschaft. des vaterländischen Museums in Böhmen, in den Jahren 1828 und 1839 gewesener Decan der philosophischen Facultät, wie auch emeritirter Rector-Magnificus der К. К. Universität. Hr. Johann Swatopluk Presl, Dr. der Мест, К. k, Professor der speciellen Natur- geschichte und der Einleitung in das medicinisch - chirurgische Studium, Director des К. k. Nuturaliencabinets, wirkendes Mitglied der k. К. patriotisch - ökonomischen Gesellschaft und des pomologischen Vereins in Böhmen, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterlándischen Museums, des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen, correspondirendes Mitglied der К. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain und der К. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien. Hr. Wenceslaw Hanka, Ritter des kais. russischen Wladimir-Ordens, Bibliothekar, Archivar und Custos der ethnographischen, wie auch der Münzsammlungen des vaterländischen Museums in Böhmen, geschworner landrechtlicher und Prager Magistratual-Translator, Ehren- mitglied der kais. Universität zu Wilna, correspondirendesMitglied der kais. russischen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, der gelehrten Gesellschaft der Universität zu Krakau, der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften, der schleswig-holstein-lauen- burger Gesellschaft, der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde, der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, der königl. Gesellschaft der nor- dischen Alterthümer zu Kopenhagen, der Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, des Vereins für Geschichte und Alterthümer Mecklenburgs zu Schwerin und der Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Alterthümer zu Odessa. Hr. Karl Bořůvej Presl, Dr. der Medicin, Magister der Geburtshilfe, k. k. Professor der allgemeinen Naturgeschichte und Technologie, Custos der botanischen Sammlungen des vaterländischen Museums in Böhmen, wirkendes Mitglied der k. k. patriotisch - ökonomischen Gesellschaft. Hr. Paul Joseph Safarik, Dr. der Philosophie, Custos an der k. k. Universitäts- bibliothek zu Prag, k. k. Biichercensor im gemischten Fache, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, correspondirendes Mitglied der kön. preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin und der kön. bayer'schen Akademie zu München und wirkendes Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Alterthümer in Odessa. Hr. Anton Spirk, Dr. der Philosophie und emeritirter Decan der philosophischen- Facultät, emeritirter k. k. Professor der italienischen Sprache und Literatur, Bibliothekar der k. k. Universitätsbibliothek zu Prag, correspondirendes Mitglied des k. preussischen Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg. Hr. Karl Kreil, Adjunet an der k. k. Sternwarte in Prag, correspondirendes Mitglied der k. bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München und der k. Gesellschaft der Wissen- schaften zu Göttingen, auswärtiges Mitglied der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin, und ar- beitendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen. Personalstand. 47 Hr. Franz Exner; Dr. der Philosophie, К. К. Professor der theoretischen und Moral- Philosophie, dann der Geschichte der Philosophie, emeritirter Decan der philosophischen Facultät, beitragendes Mitglied des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge in Böhmen; beständiger Secretár der Gesellschaft. Hr. Christian Doppler, Professor der Elementar-Mathematik, praktischen Geometrie und Situationszeichnung, wirkendes Mitglied des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge. (Als ordentliches Mitglied gewählt den 31. December 1843.) Hr. Joseph Karl Eduard Hoser, Dr. der Medicin, Magister der Geburtshilfe, zugleich Mitglied. der Wiener medicinischen Facultát, k, k. Hofarzt, Hofrath und jubilirter Leibarzt Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Karl, Ehrenmitglied der kön. preussischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur, der prager Humanitäts-Privatgesellschaft und der К. k. Gesellschaft der Wiener Ärzte, wirkendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, Mitglied der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates, des Vereins zur Unter- stützung der bildenden Künste und des Hilfsvereins für verdiente Studenten in Wien, bei- tragendes Mitglied des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik in Böhmen. (Als ordent- liches Mitglied gswählt den 1. December 1844.) Ausserordentliche Mitglieder in alphabetischer Ordnung. Hr. Karl Ammerling, Dr. der Medicin, wirkendes Mitglied des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge und hilfsbedürftiger Kinder. Hr. Karl Balling, Professor der allgemeinen und speciellen technischen Chemie, Bi- bliothekar und Rechnungsführer an der technischen Lehranstalt, wirkendes und beitragendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes, wirkendes Mitglied der К. К, pa- triotisch-ókonomischen Gesellschaft in Böhmen und der К. k. Landwirthschafisgesellschaft in Wien, correspondirendes Mitglied der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung. des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Hr. Joseph Chmela, Professor der Grammaticalclassen am Prager altstädter akade- mischen Gymnasium. (Gewählt den 9, April 1843.) Hr. August Joseph Corda, Custos der zoologischen Sammlung des vaterländischen Museums in Böhmen. Hr. Anton Dittrich, Capitular des Cistercienserstiftes Osek, k. k. Humanitätsprofessor und supplirender Práfect am akademischen Gymnasium, fürsterzbischöflicher beeideter Notär, leitendes und sammelndes Mitglied des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik, auswär- tiges Mitglied der oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, gewesener Decan der philosophischen Facultát. Hr. Karl Fritsch, Cameral-Concepts-Practicant. (Gewählt den 14. April 1844.) Hr. Johann Nepomuk Kaubek, k.k. Professor der böhmischen Sprache und Literatur, beeideter Dollmetsch in den polnischen und russischen Sprachen beim Prager Magistrate und k..k. Criminalgerichte, beitragendes Mitglied der Gesellschaft des vaterlándischen Mu- 4% Geschichte der Gesellschaft. seums in Böhmen, dann der Gesellschaft für die Herausgabe nützlicher Bücher in böhmischer Sprache, Ehrenmitglied der Sophienakademie zur Emporbringung des Gesanges und der Musik ın Prag. Hr. Joseph Köhler, Dr. der Medicin, Magister der Geburtshilfe, k. k. Professor der Vorbereitungswissenschaften für Hörer der Chirurgie, emeritirter k. k. Physicus des elbogner Kreises, beitragendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums und arbeitendes Mitglied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen. Hr. Joseph Müller, Dr. der Medicin, К. k. Kreisarzt des kauřimer Kreises, Mitglied der medicinischen Facultät von Prag und Padua, vormal. k.k, Sanitätscommissär in Albanien und Rumelien, Ehrenbürger der k. Stadt Budua in Dalmatien, Mitglied der k. k. Gesellschaft der Arzte in Wien, beitragendes Mitglied der Gesellschaft des vaterländ. Museums und des Vereins zum Wohle entlassener Züchtlinge in Böhmen, correspondirendes Mitglied des Vereins gross- herzoglich baden'scher Medicinalbeamten zur Förderung der Staatsarzneikunde zu Offenburg, der medicmisch-chirurgischen Gesellschaft zu Bologna im Kirchenstaate, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden, der phvsicalisch-medicinischen Gesellschaft zu Erlangen, der philo- sophisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg, der medicinisch- chirurgischen Akademie zu Ferrara, des Athenáums der Wissenschaften zu Treviso, der medicinischen Gesellschaft zu Leipzig, und der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg. (Gewählt den 6. October 1844. Hr. Joseph Redtenbacher, Dr. der Medicin, k. k. Professor der allgemeinen und phar- maceutischen Chemie, wirkendes Mitglied der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft, des Gewerbsvereins in Niederösterreich, der Gartenbaugesellschaft in Wien und der k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien. Hr. Joseph Ernst Ryba, Dr. der Medicin, Magister der Augenheilkunde, ständischer Augenarzt, Hr. Johann Gottfried Sommer, Ehrenmitglied des vaterländischen Museums. Hr. Wenzel Alois Swoboda, К. k. Humanitátsprofessor und Senior des Prager klein- seitner Gymnasiums, Unterrichts-Director des Taubstummeninstituts. Hr. Wenzel Wladiwoj Tomek. (Gewählt den 7. Juli 1844.) Hr. Johann. Erasmus Wocel, Redacteur der böhmischen Zeitschrift des Museums. (Ge- wählt den 9. April 1843.) Hr. Johann August Zimmermann, k. k. Humanitäts-Professor, Ausschuss - und beitra- gendes Mitglied des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik, beitragendes Mitglied des Vereins zum Wohle hilfsbedürftiger Kinder. Auswärtige Mitglieder nach ihrem Eintritte. Hr. Samuel Gottlieb Linde, Dr. der Philosophie, Ritter des Stanislausordens 2. Classe, Mitglied der gelehrten Gesellschaften zu Warschau, St, Petersburg, Wilna, Krakau, Kasan Perscnalstand. 49 Berlin, Königsberg, Göttingen und Paris; Oberkirchen- und Schulenrath, Präses der Elemen- targesellschaft, Reichstagsdeputirter, Generaldirector der öffentlichen Bibliothek und Rector des Lyceums zu Warschau. Hr. Georg Karl Rumy, Dr. der Philosophie, Ehrenmitglied der k. k. patriotisch-öko- nomischen Gesellschaft in Böhmen, und Mitglied mehrer andern gelehrten Gesellschaften Custos der Primatial-Bibliothek in Gran. Hr. Franz Seraphin Cassian Hallaschka, Weltpriester, Dr. der Philosophie und Mit- glied der Universitäten von Prag, Wien und Padua, inful. Probst des Collegiatstiftes zu Alt- bunzlau und Landesprälat des Königreiches Böhmen, k. k. wirkl. Hofrath und Referent über die philosophischen Studien; Direetor der philosophischen Studien und Präses der philosophi- schen Facultät an der Universität zu Wien, Prager Titular - Consistorialrath und beeideter Notär, Mitglied der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft und des Vereins zur Ermun- terung des Gewerbsgeistes in Böhmen und der К. К. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, cor- respondirendes Mitglied der k, k, mährisch-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, der kón. preuss. Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Bres- lau, der Gesellschaft für Natur- u Heilkunde in Dresden, Ehrenmitglied der Landwirthschaftsge- sellschaft in Górz, in Kárnthen und Krain, Tyrol und Vorarlberg, der Akademie der Wissen- schaften und Künste in Padua und Udine, Verona, Bergamo und Castel Franco, des Franz- Karl-Museums in Linz, des geognostisch-montanistischen Vereins für Tyrol und Vorarlberg, Mitglied der Akademie zu Roveredo, des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik in Prag und des Unterstützungs- und Pensions-Vereins für Schulgehilfen in Wien, im Jahre 1832 gewesener Rector-Magnificus an der Prager, 1834 Rector-Magnificus an der Wiener Universität. Hr. Max. Freiherr von Freyberg - Eisenberg, Vorstand der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften, k. bayerischer Staatsrath und Director des Reichsarchivs in München. Hr. Wilhelm Haidinger, k. k. wirklicher Bergrath, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, correspondirendes Mitglied der kön. preussischen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin und des naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Hr. C. C. Rafn, Doctor und Professor, Ritter des kön. dänischen Danebrog- und des kön. schwedischen Ordens des Nordsterns, mehrer gelehrten Gesellschaften Mitglied, und Secretär der kön. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde in Kopenhagen. Hr. Alois Mater , pensionirter k. k. Hofrath der Hofkammer im Münz- und Bergwesen, correspondirendes Mitglied der К. k. patriotisch- ökonomischen Gesellschaft und des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen, des Ferdinandeums zu Innsbruk ın Tyrol und der geologischen Societát zu Paris. Hr. Adolph Martin Pleischl, Dr. der Medicin, k. k. Professor der allgemeinen und pharmaceutischen Chemie an der Universität zu Wien, wirkliches und emeritirtes Comité- ку D 50 Geschichte der Gesellschaft. Mitglied der k. k. patriotisch -ókonomischen Gesellschaft, wirkendes Mitglied des pomologi- schen Vereins in Böhmen, Mitglied der К.К. Gesellschaft der Ärzte in Wien, wirkendes Mit- glied des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen, ordentliches Mitglied der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, des landwirthschaftlichen Vereins und Ehrenmit- slied des pharmaceutischen Vereins im Grossherzogthume Baden, der kön. preussischen öko- nomischen Gesellschaft zu Potsdam, der kön. sächsischen ökonomischen Gesellschaften zu Leipzig und Dresden, Mitglied der grossherzoglichen Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena, und der Gesellschaft der Naturforscher und Ärzte zu Heidelberg, correspondiren- des Mitglied der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain und Górz, des landwirthschaft- lichen Vereins des Kónigreichs Bayern, der schlesischen Gesellschaft für vaterlándische Cultur zu Breslau und der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gorlitz. Hr. Anton Bcezek (M. G. C. V. M. m. B.), máhrisch - stándischer Historiograph und Ar- chivar, emeritirter Professor der bóhmischen Sprache an der Ritterakademie in Ollmütz, Ehrenmitglied der Gesellschaft des bóhmischen Museums, correspondirendes Mitglied der К. К. máhrisch - schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, der kón. preussischen Gesellschaft fiir vaterlándische Cultur in Breslau, der nordischen Alterthumsgesellschaft in Kopenhagen und der oberlausitzer Gesellschaft der Wis- senschaften zu Görlitz. Hr. Franz Alois Wacek, Candidat der theologischen Doctorswürde, k. k. Hofcaplan, bischöflich königgrätzer Notär, Dechant in Kopidlno, wirkendes Mitglied des pomologischen Vereins und des Vereins der Kunstfreunde für Kirchenmusik, wirkendes und sammelndes Mitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, correspondirendes Mitglied der mährisch - schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Hr. Joseph Jüttner, k. k. Oberst und Commandant des Bombardiercorps, Ehrenmit- glied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, und correspondirendes Mit- glied der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Böhmen. Hr. Adam Burg, Ritter des kön. portugiesischen Christus- und des kön. belgischen Leopold-Ordens, Inhaber des herzoglich Lucca’schen Ehrenzeichens 2. Classe vom heil. Lud- wig für das Civilverdienst, Verdienstkreuz des herzogl. sächsischen Ernestinischen Hausordens, k. k. niederösterreichischer Regierungsrat und Professor der Mathematik und Maschinen- lehre am k. k. polytechnischen Institute in Wien, Mitglied des polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern, Mitglied der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, und des Vereins zur Ermunterung des Gewerbs- geistes in Böhmen, correspondirendes Mitglied der physisch- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, der oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, und der Gesell- schaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hilfswissenschaften zu Frankfurt am Main. Hr. W. Christian Adelph Peschek, Diaconus zu St. Johann, Prediger zu St. Peter Paul und Mitvorsteher des Schullehrer- Seminars in Zittau, Mitglied der oberlausitzischen Gesell- Personalstand. 61 schaft der Wissenschaften und der naturforschenden Gesellschaft zu Górlitz, der historisch- theologischen Gesellschaft und der deutschen Gesellschaft zu Leipzig, Hr. Leopold Freiherr von Buch, Ritter des kön. preussischen Ordens pour le mérite für Wissenschaft und Kunst, kön. preussischer Kämmerer, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, Mitglied der kön. Berliner Akademie der Wissen- schaften und mehrer anderer gelehrten Gesellschaften. Hr. Friedrich Gauss, Ritter des Danebrog- und Guelphenordens, dann des kön. preussischen Ordens pour le merite für Wissenschaft und Kunst, kön. grossbritannischer Hof- rath, Mitglied der Societäten der Wissenschaften in Göttingen und Berlin, und mehrer an- derer gelehrten Gesellschaften, Director der Sternwarte in Göttingen. Hr. Ludwig Augustin von Cauchy, Mitglied mehrer gelehrten Gesellschaften in Paris. Hr. J. A. Freiesleben, Ritter des kön. sächsischen Verdienstordens, kön. sächsischer Bergrath, Oberbergassessor zu Freiberg, Mitglied mehrer gelehrten Gesellschaften, Hr. Ferdinand Hessler, k. k. Professor der Physik am polytechnischen Institute zu Wien, Mitglied der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft und des Vereins zur Ermun- terung des Gewerbsgeistes in Böhmen, wirkliches Mitglied der naturforschenden Gesellschaft in Halle, emeritirter Decan an der Grätzer und Prager k. k. Universität. Hr. Joseph Christian August Clarus, Dr. der Philosophie, Medicin und Chirurgie, kön. sáchsischer Hof- und Medicinalrath, Professor der Klinik, Director der medicinisch- chirurgischen Akademie zu Leipzig, Ritter mehrer Orden und Mitglied mehrer gelehrten Gesellschaften, im Jahre 1840 Rector-Magnificus der Universität zu Leipzig. Hr. Eduard Eichwald, Dr. der Medicin, kais. russischer Staatsrath, öffentlicher und ordentlicher Professor an der medicinisch - chirurgischen Akademie zu Wilna, Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg und anderer gelehrten Gesellschaften. Hr. Jos. Chmel, regul. Chorherr des Stiftes St. Florian, k. k. Rath und erster ge- heimer Archivar des k. k. geh. Haus-, Hof- und Staats-Archives in Wien, Ehrenmitglied der historischen Vereine zu Bamberg und Würzburg und correspondirendes Mitglied des kön. preuss. Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg, und der schleswig-holstein-lauen- burgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte in Kiel. Hr. Karl Czürnig, k. К. wirklicher Hofcommissionsrath und Referent beim К. К. General-Rechnungs-Directorium, Inhaber des herzogl. Lucca'schen Civilverdienst-Ordens des heil. Ludwigs 2. Classe, Director der administrativen Statistik, Director der К.К. priv. Wien-Glogg- nitzer Eisenbahn, Ehrenmitglied der k. k. Akademie der schönen Künste in Mailand, der Athenäen in Bergamo und Brescia, und des österreichischen Lloyd, correspondirendes Mit- glied der patriotisch-ókonomischen Gesellschaft in Böhmen, der máhrisch - schlesischen Ge- sellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, und der Academia economico-agraria de Georgofili in Florenz, wirkliches Mitglied des Vereins zur Ermunterung 52 Geschichte der Gesellschaft, Personalstand. des Gewerbsgeistes in Böhmen, der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, der Land- wirthschafisgesellschaft zu Görz und des nieder-österreichischen Gewerbsvereins. Hr. Johann Purkinje, Dr. der Medicin, Ritter- des kön. preussischen rothen Adler- ordens 4. CL, Correspondent der russischen kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Peters- burg und der Akademie der Medicin in Brüssel, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vater- ländischen Museums in Böhmen, ordentlicher Professor der Physiologie und Pathologie und emeritirter Decan der medicinischen Facultät an der Universität zu Breslau. Hr. Franz Ladislaw Celakowsky, Professor der slawischen Philologie an der Univer- stát in Breslau. Hr. Gustav Adolph Wolf, Dr. der Medicin, Magister der Geburtshilfe, k. k. Professor der chirurgischen Vorbereitungswissenschaften am Lyceum zu Salzburg, correspondirendes Mitglied der k. k. Gesellschaft der Arzte in Wien. Hr. Johann August Grunert, Dr. der Philosophie und ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität zu Greifswald. Hr. August Emil Reuss, Dr. der Medicin. Hr. Stephan Ladislaw Endlicher, Dr. der Medicin, k. k. Professor der Botanik an der Universität in Wien, Mitglied der k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, erster Mitbegründer und immerwährendes Ausschussmitglied der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien, correspon- direndes Mitglied der Linnéschen Gesellschaft in London und der American philosophical society in Philadelphia. (Gewählt den 2. Februar 1843.) Hr. Georg Heinrich Pertz, kön. preussischer geheimer Regierungsrath und Oberbiblio- thekar, Ritter des schwarzen Adlerordens, ordentliches Mitglied der Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. (Gewählt den 5. November 1843.) Hr. Johann Friedrich Böhmer, Vorsteher der Stadtbibliothek zu Frankfurt am Main. (Gewählt den 5. November 1843.) Hr. Johann Labus, Ritter des k. sardinischen St. Mauriz- und Lazarus-Ordens und des päpstlichen Ordens des heil. Gregor des Grossen, Secretär des k. k. lombardischen Instituts der Wissenschaften und Künste in Mailand, k. k. Hof-Epigraph, Mitglied vieler gelehrten Ge- sellschaften. (Gewählt den 5. November 1843.) Actuar der Gesellschaft. Hr. Karl Erben. Abhandlungen. ES bh m | Um rá AR Me. | rr B ow do ilt cn -= , - . 0 sa n P" Mo i yvy ON sr m T R Print. + ФА erbe, emi | anie pei NM Us А. Мм bd a ) 2a м”: dla lue LO i si, a doc te ja m p № END Яна bis roe atia у ae Fa MR пи den & CST + m. Ир «A нам. Peer №. А vor udí Wi [espe ben Chii: al oil N DIL ae —— [n de^ Wyditneehulcg ı "faite Mé“ Silii. % k- ws, ae "(Gebh de 6, № QU рум» " 9 ká. B EI d j A, id hd did LU if UL MICE Mettre Ps $ er) UNES | | Abhandlungen zur Ästhetik Dr. Bernard Bolzano. Über den Begriff des Schönen. Eine philosophische Abhandlung Dr. Bernard Bolzano. й JonódoÀ aob Miro mob db j "A A | esugibusddA odoaidqoaolidq o mill .0m6531018 bssm»9E „1 Pai Fr | 7M 68 k TOR "Lo Y \ | 1 a^ |. 54} Vorwort. D: ich mit der Zergliederung eines einzigen Begriffes so viele Seiten angefůllt, wird in den Augen Mancher einer Entschuldigung bedürfen. Ich habe nichts Anderes anzuführen, als dass mir dieser Begriff von einer vorzüglichen Wich- tigkeit geschienen, und dass Begriffszergliederung ein Geschäft ist, das insgemein etwas weitliufigere Untersuchungen fordert, soll es anders nicht bloss gesagt werden, dass man sich den Begriff aus diessn Theilen bestehend denke, sondern soll diess zu einer die Leser auch nur einigermassen befriedigenden Überzeugung erhoben, somit auch nachgewiesen werden, dass die bisher versuchten andern Erklirungen mehr oder weniger verfehlt gewesen sind. Nachdem ich diess aber bei dem ersten und wichtigsten Begriffe der Asthetik geleistet, erachte ich es nicht für nóthig, in den folgenden Abhandlungen mit einer ähnlichen Umstándlich- keit zu verfahren. | J"owtoV A H р | . и - Au E EA E AA "* } I nslia® 9[91* 08 egflrrofi qovixüio 2909 gausoboilytoX EE doi ees (T à oded dor | nshiübed gausibludsent 459nio 49505M moauA mob ai Бабу eMlifionag -Ф5ГИ aodoilaiistov 19ni9 aov Tlira9d 49e5ib. чи 22nb. elo „rordilusas esvobad aix aigmogani eb Jei Slidoaoc) nie smmroboilooseMirgsl zanb bar «лов Нэдзи 125293 eeold мт алэБав e» loa 315b101 atogaudonerotu owwvalusltsw ana aiobuoe 54b bnodotaod aoliod T nzesib eus Tings nob doie msur 226b „nsbrow xarguestodi nobnegibsiled mozesarısginio aud ius 19291 о 19 их eesib loe irobns поЧоцалюх zadeid oib easb саэбчоч nsesiwogdosa dous Jiu .nsdodr3 19ds essib doi mobdon/ baie aoeswoy jldsbm 19ginovw 19bo door ascia: es doi otdogt9 «за Aito die ob sfrost mojesihlore ban roter mob iod -doslbaitem) mod silndii 199 Ног aaganlbasddA nobavglc! ‚mob mi gulom 4H зонт _ „полет их 3j94 S. E. ist in dieser Abhandlung meine Absicht, eine Erklärung oder Definition zu liefern von einem uns Allen sehr bekannten und geläufigen Begriffe; dem nämlich, welchen wir mit dem Worte: Schón, verbinden, so oft wir dasselbe in seiner eigenthümlichen und besonders in den Lehrbüchern der Ästhetik zu betrachtenden Bedeutung nehmen. Unter jener Erklárung oder Definition aber verstehe ich wieder nichts Anderes, als eme Unter- suchung, ob der in Rede stehende Begriff einfach oder zusammengesetzt sei, und falls er das Letzte ist, eine Entscheidung darüber, aus welcher anderer Begriffe Verbindung er hervor- gehe, und auf welche Weise er aus denselben zusanimengesetzt sei. Ich bezwecke also in diesen Blättern nichts weniger als die Aufstellung oder Einführung eines neuen, den Lesern bisher noch. unbekannten Begriffes, sondern die blosse Angabe der Bestandtheile, aus denen sie einen in ihrem Bewusstsein lange schon vorhandenen Begriff selber zusammengesetzt haben, nur vielleicht ohne sich der Art, wie sie dabei verfuhren, deutlich bewusst geworden zu sein, oder sich ihrer jetzt noch erinnern zu können. Denn dass uns dergleichen allerdings begegne; dass wir nicht immer anzugeben wissen, aus welchen Theilen ein Begriff, den wir doch selbst gebildet haben, bestehe: das lehren die gemeinsten Beispiele; oder woher sonst die Verlegen- heit, in welche wir fast jedesmal gerathen, wenn man uns die Erklárung eines auch noch so alltäglichen Begriffes ‚abverlangt? und woher, dass wir uns über dergleichen Definitionen so selten vereinigen können ? Dass aber auch der Begriff des Schönen einer derjenigen sei, davon die mannigfaltigsten Erklárungen bisher versucht worden sind; dass er für einen der schwie- rigsten Begriffe angesehen werde: wem brauche ich das erst zu sagen? Ohnehin werde ich es für meine Pflicht erachten, im Verlaufe dieser Abhandlung auch die wichtigsten der bis- herigen Erklárungen zu erwáhnen, und die Gründe anzugeben, warum ich bei keiner der- selben stehen geblieben bin. Bevor ich jedoch meine Untersuchung beginne, dáucht es mir nóthig, einige Puncte zu bezeichnen, die ich als eben so viele bei meinen Lesern im voraus festzustellende Über- zeugungen betrachte; weil in dem Falle, dass sie schon hierüber sich mit mir nicht vereinigen könnten, eine Verständigung zwischen ihnen und mir über das Folgende kaum zu erwarten wäre. 1. Wie schnell und oft wir auch bei unserm Nachdenken sowohl als bei einem jeden Denken überhaupt unsere Vorstellungen wechseln und umstalten mógen; und wie háufig es uns мере! begegnen mag, dass wir von einem erst eben gefállten Urtheile zu seinem ge- 8 Bolzano, Uiber den Begriff des Schönen. raden Gegentheil übergehen; ein Ereigniss, welches wir allenfalls ein Umschlagen unserer Gedanken nennen künnten, das jedoch in gewisser Weise nicht nur unschádlich, sondern selbst unvermeidlich ist, wenn eine Berichtigung und Vermehrung unserer Erkennt- nisse statt finden soll: so kann doch bei dem, was ich Sátze und Wahrheiten an sich oder objective Sátze und Wahrheiten, so wie auch bei dem, was ich Begriffe und Vorstellungen an sich oder objective Begriffe und Vorstellungen nenne, von einem solchen Verwandeln oder Umschlagen gar keine Rede sein, Diese Sätze und Vorstellungen an sich oder im objectiven Sinne sind von den subjectiven oder gedachten Sätzen und Vorstellungen (von Urtheilen u. dgl.), die deren Erscheinungen in dem Gemiithe eines denkenden Wesens sind, so leicht zu unterscheiden, dass man die Kenntniss dieses Unterschiedes wirklich bei Jedermann antrifft; indém mich Jeder versteht, wenn ich z. B. sage, »dass es nur einen einzigen Begriff an sich gebe, den das Wort G ott in der Philosophie bezeichnet, dass es aber unendlich viele und einander nicht immer gleiche, sondern mehr oder weniger verschiedene, mehr oder weniger deutlich gedachte, zum Theil auch unrichtige Begriffe und Vorstellungen gebe, welche die einzelnen Menschen mit diesem Worte verbinden;« wo ich denn zuerst von dem Begriffe Gottes in der objec- tiven, dann aber in der subjectiven Bedeutung sprach. Nichts desto weniger hat man es bis auf den heutigen Tag unterlassen, diesen sich uns doch so vielfáltig aufdringenden Unterschied gehörig zu beleuchten, und besonders die Beschaffenheiten, welche den Sätzen und Vorstel- lungen im objectiven Sinne zukommen, einer ausführlicheren Betrachtung zu unterzichen; so dass der diessfállige Versuch, den ich in den zwei ersten Bánden der »Wissenschaftslehre« gemacht, bis jetzt noch keinen Nachfolger gefunden *). Diesen Unterschied einmal erfasst und zugegeben, wird man mir hoffentlich auch zugeben, dass wohl gedachte Sätze und Vorstellungen, die zu bestimmter Zeit in bestimmten denkenden Individuen auftreten, einer Veränderung unterliegen, wechseln und in ihr Gegentheil umschlagen können, dass aber nichts dergleichen statt finden könne bei Sätzen an sich und ihren Bestandtheilen, den Begriffen und Vorstellungen an sich, weil diese schlechterdings nichts Existirendes oder Seiendes, Wirkliches sind, und also eben darum auch keine Art von Veränderung zu erleiden vermögen, Von einem Übergehen einesBegriffes in einen anderen also, von einem Umschlagen desselben in sein gerades Gegentheil, von einer dialektischen Fortbewegung der uns vorliegenden Begriffe und Vorstellungen dürfen wir schlechthin nie sprechen, so oft wir von Begriffen und Vorstellungen im objectiven Sinne zu reden vorhaben. Da wir nun gegenwärtig den Begriff des Schönen erklären sollen, nicht jenen subjectiven und allerdings wandelbaren, den etwa wir selbst mit diesem Worte in den verschiedenen Perioden unsers Lebens, als Kinder, Jünglinge u. s. w. verbanden, sondern den Einen unwandelbaren, der in den Lehrbüchern der Aesthetik' mit diesem Worte bezeichnet *) Und doch geht aus diesem Versuche deutlich genug, wie ich meine, hervor, dass das zomTov yeudos der neueren Philosophie nur dadurch veranlasst worden sei, dass man den rechten Begriff davon, was der Jegriff an sich sei, nicht deutlich aufgefasst, sondern denselben bald mit dem Gedanken, bald vollends mit dem Dinge, welches sein Gegenstand ist, vermengt hat. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 9 wird und bezeichnet werden soll: so haben wir es hier eigentlich zu thun mit der Bestimmung eines Begriffes im objectiven Sinne, der freilich, wenn wir im Stande sein sollen, über ihn zu urtheilen, auch zugleich als Erscheinung in unserm Gemüthe, d. h. als subjectiver Be- griff bei uns vorhanden sein muss. Derjenige Begriff also, von dem wir hier eigentlich zu reden, den zu erklären, d. h. (falls er doch wirklich zusammengesetzt ist) den wir in seine Theile aufzulösen haben, ist ein Begriff an sich, und wir haben somit von keiner Be- wegung desselben, von keinem allmáligen Übergange in einen andern, auch von keinem plötz- lichen Umschlagen desselben in sein gerades Gegentheil, und von nichts Ähnlichem zu sprechen. 2. Wollen wir uns bei unserm eigenen Nachdenken möglichst verwahren vor Verirrungen, und bei der Mittheilung unserer Gedanken an Andere nicht selbst daran schuld sein, dass sie uns missverstehen, und mebr verwirrt als belehrt durch uns werden: so müssen wir es uns als eine Regel vorschreiben, ein und dasselbe Wort nicht bald in dieser, bald wieder in einer anderen Bedeutung anzuwenden, d. h. bald diesen, bald wieder einen anderen Begriff damit zu bezeichnen. Und so werden wir denn eben desshalb auch von einem jeden unserer Worte, oder vielmehr von dem Begriffe, den es uns bezeichnet, nur eine einzige Er- klärung oder Definition zu liefern haben. Für einen Übelstand muss ich es also er- klären, wenn uns so manche Philosophen, besonders in neuerer Zeit, von einem und eben demselben Begriffe oder Worte der Definitionen mehrere aufstellen, indem sie, wie z. B. J. H. Fichte mit dem Begriffe des Absoluten verfáhrt, die folgende Erklärung immer für reicher als die vorhergehende, oder die eine als geflossen aus diesem, die andere als geflossen aus einem anderen Gesi chtspuncte bezeichnen. Es ist nicht, wie sie sagen, ein und derselbe Begriff, sondern es sind so gewiss, als die gegebenen Erklärungen nicht etwa bloss in einem zufälligen Ausdrucke, oder in ihrer grösseren oder geringeren Ausführlichkeit, d. h. nur darin abweichen, dass in der einen nur die nächsten, in der andern auch einige der entfernteren Bestandtheile angegeben wurden, — der Begriffe mehre, welche sie hier mit einem und eben demselben Worte bezeichnet wissen wollen in einer Weise, die noth- wendig nur Verwirrung herbeiführen muss. Denn wenn wir den’ günstigsten Fall, der hier eintreten kann, annehmen, dass nämlich die Erklärungen, die man der Reihe nach uns vor- führt, Begriffe darstellen, welche ich Wechsel- oder einander gleichgeltende Begriffe nenne, 4. В. welche dieselben Gegenstände umfassen: so sind es doch noch immer ver- schiedene Begriffe, und es hat seinen Nachtheil, wenn wir sie unter einander vermengen und für einerlei erachten, statt ihre inneren, oft sehr wesentlichen Unterschiede immer im Auge zu behalten. So hat man — um das Gesagte durch das Verfahren in einer Wissen- schaft zu erläutern, welche man ilirer Genauigkeit wegen Jahrtausende lang als Muster und als ein unerreichtes, ja oft selbst unerreichbares Muster für andere angesehen hat — in der Mathematik nie sich erlaubt, Wechselbegriffe, wie etwa den eines Vierecks mit gleichlangen und den eines Vierecks mit gleichlaufenden gegenüberstehenden Seiten als Definitionen eines und eben desselben Begriffes, hier für den eines Parallelogramms aufzustellen; sondern nur einer dieser Begriffe ward als Erklärung angenommen, und von dem andern dann erwiesen, dass er desselben Umfanges sei. Lasst uns dieselbe Genauigkeit auch bei dem Begriffe des Abh. V. 3. 2 10 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. Schönen befolgen; und wenn wir glauben werden, eine Erklärung. gefunden zu haben, welche die Vorstellungen angibt, ‚aus denen dieser Begriff: nach dem Zeugnisse unsers Be- wusstseins in der That hervorgeht: so wollen wir nicht, wie es wohl Einige thun, noch eine zweite und dritte Erklárung beifügen, d. h. behaupten, dass auch gewisse andere, von jenen wesentlich. verschiedene Merkmale. verknüpft den námlichen Begriff erzeugen. 3. Es ist nicht Barbarei (wofür. es Hegel einst zu erklären beliebte), sondern es st vielmehr eine der Wahrheit vollkommen gemásse, eine durch unser. innerstes Bewusstsein und durch. die einleuchtendsten Beispiele sich bestätigende Lehre, dass. sich Begriffe (oder Vorstellungen überhaupt) in einfache und zusammengesetzte eintheilen lassen, und dass die letzteren aus einer gewissen Verbindung anderer einfacheren hervorgehen. Wird es vor Allem. nicht. durch unser eigenes Bewusstsein schon bezeugt, dass wir gewisse Begriffe nur durch Verknüpfung anderer erst gewinnen? So siehst du vielleicht eben einen irdenen Becher, und seine Farbe oder vielleicht seine Gebrechlichkeit erinnern dich an ein erst kürzlich ge- sehenes Federharz und an verschiedene daraus bereitete Waaren; diess Beide aber, du bist es dir deutlich bewusst, führt dich zu dem Gedanken eines Bechers, der statt der Erde aus Federharz bereitet wäre; d. h. du setzest aus den Begriffen von Becher und Federharz den neuen Begriff eines elastischen Bechers zusammen, Bei vielen Begriffen sind wir uns freilich der Theile, aus denen wir sie zusammensetzen, nicht eben so deutlich bewusst; be- sonders wenn wir sie in früher Kindheit, oder nicht mit einem Male, sondern durch stufen- weise Abänderungen gebildet, oder uns die Bedeutung eines Wortes nur durch vielfältige Beobachtung seines Gebrauchs allmälig abgezogen haben. Allein dass auch diese Begriffe nur Eines von Beidem sein kónnen, entweder einfach, oder aus andern Begriffen, denen zum Theile vielleicht auch einige Anschauungen beigefügt sind, zusammengesetzt sein müssen, das können wir doch im Ernste nicht bezweifeln. Denn woraus anders soll eine Vorstellung, wenn wir sie nicht als einfach anzuerkennen vermógen, bestehen, als — aus andern Vorstel- lungen? — Nur dürfen wir uns nicht einbilden, was viele Logiker noch fortwáhrend glauben, dass ein jedes an den Gegenstánden eines Begriffes zu findende Merkmal auch ein Be- standtheil des Begriffes selbst sein müsse. Denn so wahr es auch ist, dass die meisten Bestandtheile, aus denen ein Begriff besteht, gewisse an seinen Gegenstünden all- gemein anzutreffende Merkmale vorstellen: so muss doch sicher nicht jeder Begriff, der uns eine Beschaffenheit gewisser Gegenstände vorstellt, in dem Begriffe dieser Gegenstände als ein Bestandtheil auftreten; wie man schon daraus schliessen kann, weil wenn diess also wáre, der Inhalt jedes Begriffes ein unendlicher sein müsste, indem: die Menge der Beschaffenheiten, die einem jeden einzelnen Gegenstande, ja auch schon einer jeden Gattung. von Gegenstünden zukommt, eine unendliche ist. So ist z. B. der Begriff eines menschlichen Leibes« lediglich der, dass es ein Leib sei, wie ihn Menschen, d. h. sinnlich vernünftige Bewohner der Erde besitzen. Dass dieser Leib solehe und solche Gliedmassen und Einrichtungen habe, das Alles sind. Begriffe von Beschaffenheiten, welche den Gegenständen dieses Begriffes wohl freilich zukommen; doch in dem Inhalte desselben wird ihrer keineswegs erwähnt, Haben wir also einen Begriff zu erklären, so haben wir allerdings zu bestimmen , ob derselbe ein- Bolzano, (бег den Begriff des Schönen. 11 fach oder zusammengesetzt sei, und in dem letzteren Falle die sämmtlichen Bestand- theile desselben anzugeben, keineswegs aber die sämmtlichen Beschaffenheiten, die seine Gegenstände alle gemeinschaftlich haben, herzuzählen; sondern wir haben lediglich diejenigen derselben anzuführen, die in dem zu erklärenden Begriffe in der That vorkommen. So werden wir denn auch mit dem Begriffe des Schónen verfahren müssen; Eines von Beidem, entweder dass er einfach, oder dass er aus mehreren andern Vorstellungen zusammen- gesetzt sei, müssen wir darthun; keineswegs aber lieget uns ob, eine Erklárung zu geben, in welcher alle Beschaffenheiten des Schónen namentlich aufgeführt sind; sondern es ist genug, wenn sich diejenigen, welche in der Erklárung nicht angegeben sind, aus ihr nur ab- leiten. lassen. 4. Aus dem Gesagten mag man nun schon entnehmen, dass es gar keine leichte Aufgabe sei, einen Begriff an sich, der uns auf eine solche Weise wie der Begriff des Schónen gegeben ist, zu erkláren, und dann noch Andere von der Richtigkeit dieser Erklárung zu überzeugen. Erklären wir den gegebenen Begriff für einfach, so können wir unsere Be- hauptung nur dadurch einigermassen erhárten, dass wir nachweisen, wie ein jeder Versuch, diesen Begriff aus einer Verbindung etlicher anderer zu erzeugen, misslinge; und dieses ver- mógen wir wieder nicht anders darzuthun als dadurch, dass wir zeigen, wie die versuchte Erklárung den zu erklárenden Begriff in einem ihrer Worte noch unzerlegt enthalte; oder dass sie auf jeden Fall nicht den gegebenen, sondern einen von ihm wesentlich unterschiedenen Begriff darstelle. Erklären wir den Begriff für zusammen ge setzt, und geben an, welche Bestandtheile und in welcher Verbindung er diese Bestandtheile enthalte: so müssen wir vor Allem nachweisen, dass der Begriff, der sich aus dieser Verbindung von Theilen ergibt, weder ein engerer, noch ein weiterer als der zu erklirende sei. Und dieses vermógen wir abermal nur zu erweisen, indem wir zeigen, wie sich der von uns angegebene Begriff auf alle Gegenstände, die der gegebene umfasst, und auf nicht mehre erstrecke, weil jede Eigenschaft, welche den Gegenstinden des gegebenen Begriffes zukommt, auch aus dem unsrigen sich ableiten lásst, und weil auch umgekehrt jede Beschaffenheit, welche aus unserm Begriffe sich ableiten lásst, sich an den Gegenstánden des gegebenen Begriffes in Wahrheit vorfindet. Allein selbst wenn wir diess Alles geleistet: so ist damit noch immer nicht dar- gethan, dass der nach unserer Ángabe gebildete Begriff wirklich der námliche mit dem ge- gebenen sei, weil es ja auch ein blosser Wechselbegriff sein kónnte, Um auch noch diesen letzten Zweifel zu heben, besitzen wir wirklich kein anderes Mittel zu unserer eigenen Überzeugung, als zu beachten, was unser eigenes Bewusstsein aussagt, wenn wir es auf die gehórige Weise befragen; und zur Überzeugung der Leser nur die Aufforderung, dass sie ein Ähnliches versuchen. Die rechte Art aber, wie das Bewusstsein hierüber befragt werden kann, ist keine andere, als dass wir unsere Aufmerksamkeit so angestrengt, als es nur móglich ist, auf unser Inneres richten, um uns bewusst zu werden, was bei dem Denken jenes Begriffes in uns selbst vorgehe, ob wir uns da nichts Anderes, als was die vorliegende Erklárung sagt, vorstellen. Je čfter wir dieses Hineinschauen in unser Inneres wiederholen, und je bestimmter uns dann unser Bewusstsein bezeugt, dass wir beim Denken dieses Be- 9 * 12 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. griffes wirklich nichts Anderes denken: mit um so grösserer Wahrscheinlichkeit werden wir annehmen dürfen, dass wir die richtige Erklärung aufgefunden haben. Aber ein solches Hineinschauen in unser Inneres ist ein Geschäft, welches nicht Jedermann liebt, und worin wir eine Fertigkeit insgemein dann nur erlangen, wenn wir uns schon von unserer Jugend an darin geübt, und es uns nie erlaubt haben, uns irgend etwas von dem, was in unserm Innern vorgeht, geflissentlich zu verhehlen. Wer keine Übung in dieser Art von Aufmerk- samkeit auf sich selbst, oder nicht einmal vielleicht den guten Willen dazu hat: der wird, was wir auch sagen mögen, immer entgegnen, und in gewissem Betrachte sogar mit Wahr- heit entgegnen, dass er dasjenige, was wir in unserer Erklärung vorgeben, in seinem eigenen Bewusstsein gar nicht finde. So misslich steht es mit unseren Erklärungen von Begriffen, wenn es zuletzt nur auf den Ausspruch unsers Bewusstseins allein ankommt, ob der zu er- klärende Begriff dieser oder ein anderer sei. Eine Bemerkung aber, die uns zum Troste dienen kann, ist, dass es bei weitem in den meisten Fällen, wo wir Begriffe in einem wissenschaftlichen Zusammenhange aufstellen, wenig verschlägt, ob die Erklärung, die wir von ihnen aufführen, wirklich in allen ihren Theilen denjenigen Begriff darbiete, den wir mit dem zu seiner Bezeichnung gewählten Worte bisher verbunden hatten, wenn es nur jedenfalls ein zweckmässiger Begriff ist, und ein Begriff, der an dem Orte, wo wir ihn auf- stellen, verdient, betrachtet und bei den Lehren, die wir über seinen Gegenstand vortragen sollen, zu Grunde gelegt zu werden — eine Sache, bei der es begreiflich auf Betrachtungen einer ganz anderen Art ankömmt, und die wir glücklicher Weise oft aus sehr einleuchtenden und keinem Widerspruche unterliegenden Gründen entscheiden können. Nach diesen Vorausschickungen darf ich wohl meine Bestimmung des Begriffes der Schönheit damit beginnen, dass ich erst einige verneinende Sätze über denselben auf- stelle, d. h. dass ich erst Einiges als ein solches, so wir bei diesem Begriffe uns gewiss nicht vorstellen, beseitige. Ich behaupte nun, dass der Begriff des Schönen weder mit dem des Guten, noch mit dem des Angenehmen, noch auch mit dem des Reizenden einerlei sei; so zwar, dass keiner dieser Begriffe auch nur denselben Umfang mit dem des Schönen habe, d. h. ein Wechselbegriff mit ihm sei, geschweige denn dass er dieselben Bestand- theile (denselben Inhalt) besässe. 1. Denn was zuerst das Gute anbelangt: so will ich es vor der Hand weder behaup- ten, noch in Abrede stellen, dass alles wahrhaft Gute, also das Sittliche, zugleich auch eine Art von Schönheit besitze; ich will mich überdiess schon hier mit Entschiedenheit zu der Überzeugung bekennen, dass allem sittlich Bösen eben desshalb, weil es das ist, wahre vollendete Schönheit stets müsse abgesprochen werden: dennoch besteht zwischen den beiden Gebieten des Schönen und des Guten ein so grosser Unterschied, dass er, wie ich erachte, fast nicht zu verkennen ist; woraus denn schon von selbst folgt, dass beide Begriffe auch in ihren Bestandtheilen unterschieden sein müssen. Unläugbar gibt es nämlich eine Menge Belzano. © Uiber den Begriff des Schönen. 13 von Gegenstünden, welche wir schón finden, ohne sie uns in irgend einem Zusammenhange mit den Gesetzen der Sittlichkeit zu denken. Wenn wir z. B. die Schónheit einer Gegend, eines Gebáudes, einer Blume, einer harmonischen Musik bewundern: wer kónnte nachweisen, dass wir hier überall gewisse Gesetze der Siulichkeit beobachtet finden, und eben nur um deren Beobachtung wegen die genannten Gegenstände für schón erkláren? So wahr es also sein mag, dass die vollendeteste Schónheit nur. Wesen zukómmt, die wie der Mensch oder andere noch höhere Geister, auch einer sittlichen Vollkommenheit nicht blos fähig sind, sondern sie wirklich besitzen; und so viel Lob es verdient, wenn man bei solchen Wesen sich nie bestochen und befriedigt durch ihre theilweise Schónheit zeigt, wenn sie der Sittlichkeit ermangeln: so dürfen wir doch auch andererseits nicht besorgen, dass der Tugend Abbruch geschehe, wenn zugestanden wird, dass sich ein niedrigerer Grad der Schönheit vorfinden könne auch bei Wesen, die nicht zu den sittlichen gehören, und dass somit das Gebiet des Schönen jedenfalls noch gar viele andere Gegenstände, als die sittlich guten, umfasse. 2. Aber nicht minder offen liegt auch der Unterschied. zwischen dem Begriffe des Schónen und dem des Angenehmen vor. Das Angenehme, wenn wir es nicht, wie Kant, ohne alle Noth und dem herrschenden Sprachgebrauche zuwider blos auf dasjenige beschränken, »was durch die Sinne gefällt,« welches wir billig nur das sinnlich Angenehme nennen, umfasst jeden Gegenstand, der uns in irgend einer Weise und aus was immer für einem Grunde vergnügt, d. h. ein Wohlgefallen verursacht. Von allem Schónen nun setzen wir obne Zweifel voraus, dass es uns unter gewissen Umständen, na- mentlich wenn wir demselben unsere Aufmerksamkeit zuwenden, und es gehórig betrachtet und aufgefasst haben, ein Vergnügen gewähren kónne. Was uns in keiner Weise ein Wohl- gefallen abzugewinnen vermag, werden wir sicher nicht für schön erklären wollen. Das Schöne ist somit unstreiüg ein Gegenstand, der, wenn er nicht in der That angenehm ist, wenig- stens angenehm werden kann. Aber es gilt nicht umgekehrt, dass Alles, was unter gewissen Umstánden uns angenehm werden kann, oder es wohl schon ist, darum auch schón zu heissen verdiene. Denn was ausschliesslich nur unseren Sinnen angenehm ist, d. h. uns nur ergótzt durch die Veránderung, die es in unseren Sinnesorganen hervorbringt, so- fern die Thátigkeit, in welche unsere Seele hiedurch versetzt wird, noch keine hóhere ist, als wir sie auch den Seelen der Thiere zuzumuthen pflegen, das záhlen diejenigen, welche den eigenthümlichen Begriff des Wortes kennen, noch keineswegs zum Schónen; sie finden es eben desshalb unrichtig gesprochen, wenn z. B. Jemand den Geschmack eines Apfels schón nennen will, weil er blos sinnlich angenehm ist. Der Begriff des Angenehmen also, oder vielmehr der Begriff desjenigen, was angenehm werden kann, verhált sich zu dem Begriffe des Schónen wie irgend ein hóherer zu seinem niedrigern Begriffe. 3. Endlich nehme ich auch trotz dem, was Kant dagegen gesagt hat, keinen Anstand, alle oder doch sicher die meisten schónen Gegenstände in einem gewissen Grade auch noch für reizend zu erklären, d. В. von ihnen zu behaupten, dass sie auch ein ge- 14 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. wisses Verlangen in uns erwecken. Denn wenn wir einen Gegenstand einmal als schôn kennen gelernt haben, wenn wir durch seine Betrachtung bereits ein oder etlichemal ver- gnügt worden sind: was ist natürlicher, als dass er in uns ein Verlangen nach der Wieder- holung dieses Vergnügens zurücklässt? Ein Verlangen, das — falls wir zu diesem Zwecke, nämlich um uns die Vorstellung von dem schönen Gegenstande mit Leichtigkeit und in der gehörigen Lebhaftigkeit zu verschaffen, seiner sichtbaren Gegenwart bedürfen, — auch noch das fernere Verlangen, denselben in unserer Nähe zu haben, herbeiführen wird. Nennen wir also Alles, was irgend ein Verlangen in uns hinterlässt, reizend: so werden wir schwerlich in Abrede ‚stellen können, dass schöne Gegenstände insgemein auch reizende Gegenstände seien; wie denn auch in der That der Ausdruck: »Reiz der Schönheit,« ein sehr ge- wöhnlicher ist. Dass sich diess aber nicht umkehren lässt, d. h. dass nicht ein jeder reizende Gegenstand ein schóner sei: das brauchen wir wohl nicht erst mit Mehrem darzuthun. Wie viele Gegenstánde sind nicht für unsere Sinnlichkeit reizend, denen doch Niemand, der den Begriff des Schónen gefasst hat, Schónheit einräumen wird! — $. 3. Wenn es aber wahr ist, was wir vorhin gesehen, dass alles Schóne unter gewissen Umständen uns angenehm, Quelle eines eigenen Vergniigens werden kann: so fragen wir mit Recht, unter welchen Bedingungen oder auf welche Weise und aus welchen Griinden jenes Vergnügen, das uns der schöne Gegenstand gewähren kann, hervorgehe und hervor- gehen müsse, soll er den Namen eines schönen Gegenstandes verdienen? Hierauf nun glaube ich erwidern zu können, dieses Vergnügen dürfe auf keine andere Weise, als aus der blossen Betrachtung des Gegenstandes hervorgehen. Was für Empfindungen der Gegenstand in uns anregen könnte, wenn wir ihm irgend eine andere Art von Einwirkung auf uns erlaubten, als nur eben eine solche, die nöthig ist, damit wir eine Vorstellung von ihm erhalten, und mit dieser Vorstellung uns beschäftigen können; was für Empfindungen in uns zum Vorscheine kämen, wenn wir noch irgend eine anderweitige Wechselwir- kung zwischen ihm und uns, als eine solche, wie sie zu seiner Betrachtung erforderlich ist, eintreten liessen; wenn uns erlaubt würde, ihn auf beliebige Weise erst noch zu ver- ändern, in Verbindung mit uns zu setzen, u. s. w.: das Alles müssen wir, wenn wir die reine Schönheit desselben beurtheilen wollen, völlig bei Seite setzen, und nur die Frage allein untersuchen, ob er im Stande sei, durch seine blosse Betrachtung, d. h. (dass ich diess noch einmal sage) durch die blosse Aufnahme einer vermittelst seiner Einwirkung auf uns entstandenen Vorstellung, und durch Bescháftigung mit dieser Vorstellung selbst, uns zu vergnügen? Vermag er diess nicht, so kónnen wir ihn für alles Andere, nur nicht für schón erkláren. $. 4. Sollte diess eben gefundene Merkmal des Schönen nicht zum Begriffe desselben gehören, ja stellt es nicht vielleicht diesen Begriff schon ganz dar? Dann wäre für schön Bolzano. Uiber den Begriff des Schünen. 15 zu erklären Alles: und Jedes,. was ‚so. beschaffen ist, dass es durch seine:blosse Be- trachtung uns zu vergnügen vermag. st diess nun wahr? ‚Ich ‚glaube: keineswegs; sondern ich meine eine unzählige Menge von Dingen zu kennen, deren Betrachtung uns ver- gnügt, obgleich‘ wir ihnen auch nicht den. niedrigsten Grad. der Schönheit zugestehen mögen. Alles, was sinnlich angenehm ist; alles, was irgend. einen wichtigen Vortheil, zumal uns selbst verspricht: betrachten wir es nicht eben desshalb mit mehr oder weniger. Vergnügen? aber fällt uns:wohl ein, es darum auch schon immer für schön auszugeben? Der spitze, an seinem breiteren Ende mit einem Querloch versehene Stein, den Campe's Robinson auf seiner Insel fand, wurde von ihm gewiss mit der lebhaftesten Freude betrachtet; er mochte ihn einen kostbaren, herrlichen, ja unvergleichlichen Fund nennen; für einen schönen Gegenstand aber in der Bedeutung, in der wir diess Wort in der Ästhetik neh- men, hat er ihn sicher nicht erklärt. Wir sehen also, dass der Begriff, den uns diess Eine Merkmal des Schönen darbeut, noch viel zu weit sei, und müssen demnach auf eine Be- schränkung desselben durch die Hinzufügung einiger anderer Merkmale denken, Diese können wir nun wohl am ehesten zu finden hoffen, entweder in einer nähern Bestimmung der Beschaffenheit jener Betrachtungen, in welche uns ein schöner Gegenstand versetzt; oder wir können sie suchen in einer genaueren Angabe der Art des Vergnügens, das wir bei diesen Betrachtungen empfinden, wie etwa in der Bezeichnung des besondern Grundes, aus dem dasselbe hervorgeht; oder es wird vielleicht Beides zugleich erforderlich werden, qu Richten wir also zuerst unser Augenmerk auf die besondere Beschaffenheit jener Betrachtungen, durch welche uns der Genuss der Schönheit eines Gegenstands zu Theil wird; fragen wir namentlich nach ihrem Inhalte. Worauf denn eigentlich sind unsre Gedanken bei einem jeden Gegenstande gerichtet, wenn seine Schönheit von uns empfunden werden soll? Dass wir noch fragen können nach diesem Umstande, dass es uns Allen nicht schon von selbst bekannt ist, diess eben lehrt uns gleich eine Eigenheit jener. Betrach- tungen kennen. Es beweist uns nämlich, dass die Gedankenreihe, welche bei. der Be- trachtung des Schönen-vor unserer Seele vorüberzieht, mit einer solchen Leichtigkeit von uns gebildet werde und: so schnell vorübereilen müsse, dass sie uns in den gewöhn- lichen Fällen gar nicht zu einem deutlichen Bewusstsein gelangt. Denn wenn das Gegentheil wäre, wenn wir uns jene Vorstellungen, Urtheile und Schlüsse, die wir bei der Betrachtung eines schönen ‚Gegenstandes in uns erzeugen, selbst wieder zur An- schauung brächten und es uns sagten, dass wir sie haben, ja wenn diess Letztere auch nur bei einem Theile unserer Gedanken, etwa demjenigen geschähe, der das Gemeinschaft- liche enthält, welches bei der Betrachtung aller schönen Gegenstände in unserer Seele vorgeht: würden wir da nicht Alle, ohne uns erst viel zu besinnen, im Stande sein anzu- geben, worauf wir eigentlich, so oft wir einen Gegenstand schön finden, denken? Auch dieses also gehört zu den Merkmalen des Schönen: ein schöner Gegenstand vermag uns. zu 16 Bolzano. (бег den Begriff des Schönen. vergnügen durch eine Betrachtung, die wir mit solcher Leichtigkeit und Schnelle verrichten, dass wir uns unserer dabei vorkommenden Gedanken nicht ein- mal deutlich bewusst zu werden brauchen. Indem ich mich des so eben gewählten Ausdruckes bediene, gebe ich schon zu erkennen, dass es nicht meine Meinung sei, ein Ge- genstand höre auf, uns das Vergnügen der Schönheit zu gewähren, sobald wir die Reihe der Vorstellungen, welche bei seiner Betrachtung vor unserer Seele vorüberziehen, zu einem deutlichen Bewusstsein erheben. So ist es freilich nicht, obgleich sich Viele so ausgedrückt, und Einige die Sache sich auch wirklich so vorgestellt haben. Was ich zu behaupten wage, ist bloss, zur Schönheit werde erfordert, dass die Gedankenreihe, welche der schöne Gegen- stand in uns veranlasst, mit einer solchen Leichtigkeit sich in uns entwickle, dass wir im Stande wären, sie zu entwickeln und bis an ihr Ende zu führen, ohne uns eines jeden einzelnen dieser Gedanken bewusst zu werden, d. h. (um diess noch einmal zu sagen) ohne das Urtheil, dass wir ihn haben, zu fällen, oder ihn uns auch nur durch eine eigene sich bloss auf ihn beziehende Anschauung vorzustellen. Diess, denke ich, gehört nothwendig dazu, wenn die Betrachtung eines Gegenstandes uns jenes eigenthümliche Vergnügen, das wir das Wohlgefallen am Schönen nennen, gewähren soll. Denn wenn der Gegen- stand von einer solchen Beschaffenheit ist, dass die Gedankenreihe, zu der er uns veranlasst, sehr langsam und schwerfällig fortschreitet, wenn wir nur dadurch mit ihr zu Stande kommen, dass wir die meisten Schlüsse und Urtheile, welche wir bilden, uns bis zum deutlichen Be- wusstsein bringen : so fällt es uns entweder gar nicht ein, von einem Vergnügen, das wir gehabt hätten, zu reden, oder wir nennen unser Vergnügen gewiss doch keine Lust am Schönen. Wer mir diess zugesteht, bekennt eben hiedurch, dass er das jetzt besprochene Merkmal der Schönheit als ein allgemeingiltiges erkenne. Ob es indessen ein solches sei, das wir als einen Bestandtheil in unsern Begriff des Schönen selbst aufzunehmen haben, das wird erst davon abhängen, ob es durch seine Verbindung mit den schon früher angenommenen Bestandtheilen einen Begriff bilde, der nichts Überfülltes hat, und ob in dem Falie, dass dieser Begriff sich uns noch immer als ein zu weiter darstellt, nicht durch die Merkmale, die wir dann ferner aufsuchen müssen, sich ein Begriff zusammensetzen lasse, darin es ein müssiger ihn nur überfüllender Zusatz wäre. Der Begriff nun, den wir durch die erwähnte Verbindung erhalten, ist offenbar nur dieser: Schön ist ein Gegen- stand zu nennen, wenn er durch seine blosse Betrachtung uns zu vergnügen 5 vermag, und diess zwar durch eine Betrachtung, die wir mit solcher Leichtigkeit verrichten, dass wir uns nicht einmal der einzelnen in ihr vorkommenden Ge- danken deutlich bewusst zu werden brauchen. Schwerlich wird Jemand behaup- ten wollen, dass dieser Begriff — (abgesehen von den Worten, in welchen man eine gewisse Art von Überfüllung freilich nie ganz vermeiden kann, will man nicht gegen alle Regeln des Sprachgebrauchs und der Grammatik verstossen) — entbehrliche Theile ent- halte; wohl aber zeigt es sich bald, dass er noch immer zu weit sei. Denn sieher muss nicht jeder Gegenstand schön sein, der uns durch seine blosse Betrachtung, und wäre es auch durch eine Betrachtung, die wir mit grösster Leichtigkeit und Schnelle anstellen können, Bolzano. .Utber den Begriff des Schönen. 17 vergnügt. Keines langen und mühevollen Nachdenkens bedurfte es für unsern Robinson, inne zu werden, welche höchst wichtige Dienste ihm jener Stein zu leisten vermóge; und mit Entzücken wird er ihn gewiss betrachtet haben, obgleich, wie wir schon angemerkt, derselbe eben nicht schön zu sein brauchte, $. 6. Wir müssen also noch immer neue Merkmale des Schönen aufsuchen. Wenn wir zu diesem Zwecke noch einmal auf die Art zurückblicken, wie wir auf das so eben gefundene Merkmal geriethen: so zeigt sich, dass wir es keineswegs fanden, indem wir die Frage, welche wir uns im Anfange des vorigen $ aufgeworfen hatten, zu beantworten suchten, sondern bloss dadurch, dass wir erórterten, woher es kommt, dass auch nur so gefragt werden kónne? Wir hatten uns námlich die Frage vorgelegt, von welchem Inbalte doch jene Betrachtungen seien, in welche wir uns bei dem Genusse des Schönen vertiefen? Und wir zogen daraus, dass wir diess noch erst fragen kónnten, den Schluss, dass die Gedanken- reihe, welche bei dieser Gelegenheit vor unserer Seele vorübereilt, eine solche sein müsse, die uns zu keinem deutlichen Bewusstsein gelangt. Diess ist nun offenbar eine Beschaflen- heit, die nicht im Geringsten den Inhalt, sondern vielmehr nur die Form unserer Be- trachtungen betrifft. Sie durfte uns nichts desto weniger willkommen sein, weil wir an ihr jedenfalls ein neues wichtiges Merkmal des Schónen kennen lernten. Da wir jedoch zuletzt gesehen, dass wir noch immer nicht genug dieser Merkmale haben; so geziemt es sich wohl, mit Fleiss zu versuchen, ob wir die einmal schon aufgeworfene Frage nicht in der That zu beantworten vermógten; denn eine jede richtige Antwort, die wir auf sie ertheilen, wird uns ein neues Merkmal des Schönen kennen lehren, Also was ist es, worauf unsere Gedanken bei der Betrachtung eines schónen Gegenstandes gerichtet sind, wenn es nur eben die Schón- heit desselben ist, die wir betrachten? Das Erste, was ich hierauf zu erwidern wage, ist folgende, freilich bloss negative Bestimmung: Nicht auf ein blosses Verhältniss, in welchem der Gegenstand ausschliesslich nur zu unserm Individuum steht, ist unser Sinn gerichtet, wenn er die Schónheit desselben geniesst. Also erhellt es ganz offenbar daraus, weil wir, so oft wir einen Gegenstand für schön erklären, ihm diese Eigenschaft nie als eine, die er nur in Beziehung auf uns allein hátte, beilegen, sondern uns immer berechtigt halten zu der Erwartung, dass auch noch andere, sich in ganz anderen Verháltnissen zu ihm befindliche Menschen ihm diese Eigenschaft eben so zu- gestehen kónnten und sollten, wie wir. Alle Ästhetiker setzen, wie schon Kant angemerkt hat, voraus, — (und ihre ganze Wissenschaft beruht wesentlich auf dieser Voraussetzung) — dass unser Urtheil über die Schönheit einen gewissen Anspruch aufAll- gemeingiltigkeit mache, Einen gewissen nur, behaupte ich; und man erachtet von selbst, dass es uns die Auffindung des wahren Begriffes der Schönheit gar sehr er- leichtern dürfte, wenn wir mit möglichster Genauigkeit zu bestimmen suchen, von welcher Art die hier vorausgesetzte Allgemeingiltigkeit sei. Dass jeder Gegenstand, welchen Abh. V, 3, 3 18 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. wir Menschen schön finden, auch von allen andern empfindenden Wesen ganz ohne Aus- nahme als schön empfunden werden müsse, hat wohl noch kein Ästhetiker behauptet. Solchen Wesen, welche auf einer niedrigern Stufe. als der Mensch stehen, den Thieren namentlich, hat man mit einer beinahe allgemeinen Übereinstimmung von jeher alle Em- pfänglichkeit für das Gefühl des Schönen abgesprochen. Aber auch zwischen Menschen und Menschen hat man gar viele und grosse Unterschiede hinsichtlich auf die Feinheit und Richtigkeit ihres Geschmackes niemals in Abrede gestellt; immer vielmehr vorausgesetzt, dass die Geschicklichkeit, das Schöne zu beurtheilen, und einen eigenen Genuss in der Be- trachtung desselben zu finden, nur erst allmälig erworben werden könne, und dass hiezu eine naturgemässe Ausbildung aller unserer, besonders aber der auf das Erkennen gerichteten Kräfte und eine eigene Übung erforderlich sei. Den Wesen endlich, die wir als höhere Geister uns denken, hat man zwar nie die Kenntniss des Schönen, d. h. die Geschicklichkeit, es zu beurtheilen und von dem Unschönen zu unterscheiden, abzusprechen gewagt, wohl aber bezweifelt, ob die Betrachtung des Schönen auch ihnen eine Freude gewähre. Ja Viele haben diess nicht bloss bezweifelt, sondern mit völliger Entschiedenheit geläugnet *). Ob wir nun einige dieser so eben angedeuteten Bestimmungen, oder gar alle zur Bildung unsers Begriffes vom Schönen in der Weise werden anwenden dürfen, dass wir sie als Bestandtheile in denselben aufnehmen, das wird sich erst in der Folge beurtheilen lassen. Dass aber diese Bemerkungen, näher ins Auge gefasst, uns sehr brauchbare Aufschlüsse über das Wesen der Schönheit geben dürften, lässt sich schon jetzt vorhersehen. Denn wenn wir erwägen, das Schöne sei einerseits etwas Solches, dass zur Beurtheilung und zum Genusse desselben der Mensch erst dann geschickt wird, wenn seine auf das Erkennen gerichteten Kräfte schon einigermassen entwickelt und eigens eingeübt worden sind; und wenn wir ferner erwägen, das Schöne sei andererseits auch etwas Solches, dass ein viel höherer Grad dieser Krälte zwar nicht die Fähigkeit zur Beurthei- lung des Schönen, aber doch das Vergnügen daran sehr schwächen, ja ganz vernichten dürfte; 'wenn wir diess Beides erwägen, und über die Ursache, woher es kommen mag, nach- denken: so kann es nicht fehlen, das Eine muss uns vornehmlich über die Frage, welches der Inhalt unserer Betrachtungen bei dem Genusse des Schönen sei, das Andere vornehm- lich über die Frage, aus welcher Quelle unser Vergnügen am Schönen entspringe, die er- wünschtesten Aufschlüsse geben. Lasset uns Beides versuchen. *) Wer erinnert sich hier nicht an den Ausspruch eines der feinsinnigsten Beurtheiler des Schönen, der zu- gleich einer der grössten und liebenswürdigsten Meister in der Hervorbringung desselben war? »Dein Wissen theilest du mit vorgezog'nen Geistern: Die Kunst, o Mensch! hast du allein.« Hier darf unter Kunst offenbar nur die mit Empfindung verbundene Kunst verstanden wer- den; nur das die Betrachtung des Schönen begleitende Wohlgefallen daran soll ein ausschliessliches Eigenthum unsers Geschlechtes sein. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 19 № 1. Fragen wir also noch einmal: Was ist es eigentlich, worauf wir unsere Gedanken bei der Betrachtung des Schönen richten? Fragen wir diess aber jetzt in Benützung des Lichtes, welches der Umstand, dass wir die Fähigkeit wie zur Beurtheilung, so zum Genusse des Schönen erst erlangen, wenn unsere Geisteskräfte einigermassen entwickelt, und dazu eigens eingeübt worden sind, auf diese Frage wirft. Zuerst, was thun wir allgemein bei der Be- trachtung eines Gegenstandes, wenn wir nicht eben, getrieben durch ein dringendes Bedürfniss, nur ein Mittel zu dessen Befriedigung suchen? was thun wir sonach bei einer jeden Betrachtung, bei welcher es eben nichts Anderes, als eine blosse Betrachtung ist, die wir beabsich- tigen? Wir machen, kann man hier ohne Zweifel sagen, in solchen Fällen uns nur die Auf- gabe, zu erfahren, was für ein Ding das vor handene sei? Aber fragen, was für ein Ding ein vorliegendes sei, heisst doch nichts Anderes, als forschen nach einem Begriffe, aus welchem — oder was eben so viel heisst, nach einer Vorstellung oder Regel, aus welcher sich die Einrichtungen und Beschaffenheiten des Dinges ableiten lassen. Sollte diess also nicht auch die Aufgabe sein, die wir uns bei der Betrachtung jedes schönen Gegenstands setzen? Sollten wir nicht auch hier — wir mögen uns dessen ganz deutlich bewusst sein oder nicht — uns beschäftigen mit der Erzeugung einer Vorstellung, die uns die sämmtlichen Einrichtungen und Beschaffenheiten dieses Objectes theils unmittelbar, durch ihre eigenen Bestandtheile angibt, theils doch auf eine solche Weise bestimmt, dass wir sie aus derselben abzuleiten vermögen? Etwas der Art dürfte bei der Betrachtung eines schönen Gegenstandes unstreitig geschehen. Allein sollten wir nicht noch näher angeben, von welcher Beschaffenheit die zu erzeugende Vorstellung sein müsse: ob eine bloss einfache Vorstellung, wenn sie nur so geartet ist, dass sie den vorliegenden Gegenstand ausschliesslich vor- stellt, d. h. ob eine blosse Anschauung von demselben genüge? oder ob eine zusammen- gesetzte Vorstellung nothwendig sei, ob diese ein gemischter oder ein durchaus reiner Begriff sein müsse? Diess wird sich zeigen, sobald wir den Umstand, den zu beachten wir uns hier vornahmen, vergleichen. Aus diesem entscheidet sich alsbald, dass.die Erzeugung einer blossen den schónen Gegenstand darstellenden Anschauung in keinem Falle genügen könne; denn blosse Anschauungen sich zu verschaffen vermögen ja auch Kinder, selbst Thiere. Auch ihnen also müsste ein Sinn für das Schóne zuerkannt werden, wenn die Betrachtung, durch welche wir des Schónen inne werden, und es vom Unschónen unterscheiden, nichts Anderes als eine blosse einfache Vorstellung, als eine Anschauung von demselben wáre. Nein, wenn nur ein Mensch, dessen Erkenntnisskräfte schon einigermassen entwickelt und eigens dazu eingeübt worden sind, das Schóne zu erkennen vermag: so müssen alle unsere auf das Erkennen gerichteten Krätte, also nebst unserm Anschauungsvermógen auch unser Gedächtniss, unsere Einbildungskraft, unser Verstand, unsere Urtheilskraft, unsere Vernunft sogar *) bei der Betrachtung des Schónen mitwirken. Um einen schónen *) Diese Erwähnung so vieler Seelenkräfte rechifertigt sich (wie ich hoffe) durch das, was ich anderwárts, besonders in der Wissenschaftslehre, hierüber gesagt. Denn wie verderblich auch für viele Wissen- 9»* 20 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. Gegenstand als solchen zu erkennen, müssen wir also wohl freilich — wenn er ein sinnlich wahrnehmbarer ist — damit beginnen, uns gewisse auf ihn sich beziehende Anschauungen zu verschaffen; aber wir müssen, hiebei nicht stehen bleibend, sofort diese Anschauungen durch den Verstand Begriffen unterstellen, d. В. zu der Vorstellung übergehen , dass hier ein Gegenstand sei, der diese und jene Beschaffenheiten an sich hat. Wir diirfen es wieder nicht bei den bloss wahrgenommenen Beschaffenheiten bewenden lassen: sondern durch unsere Einbildungskraft versuchen, gewisse andere Beschaffenheiten von der Art auszusinnen, dass sich aus ihrer Verknüpfung mit den vorigen ein (gleichviel ob reiner oder gemischter) Begriff ergibt, aus welchem auch diejenigen Beschaflenheiten des Gegen- standes, die uns die fernere Beobachtung noch darbeut, von selbst folgen, und also von uns gleichsam vorhergesehen wurden. Diess darf uns nicht durch einen blossen Zufall, sondern es muss uns nur dadurch gelingen, dass wir unter der Menge der Beschaflenheiten und Ein- richtungen, welche die Einbildungskraft uns vorhält, vermittelst unserer Urtheilskraft und Vernunft eine geschickte Auswahl zu treffen wussten. Und dieses Alles muss uns endlieh so leicht fallen und so schnell von uns verrichtet werden, dass wir nicht einmal nöthig haben, es uns zum deutlichen Bewusstsein zu bringen, und uns zu sagen, dass wir es thun. Man weiss aus 9.5, mit welchem Rechte wir diese letzte Bestimmung beifügen. In Wahrheit aber, nur wenn diess Alles verlangt wird, lässt sich begreifen, wie die Geschicklichkeit, das Schöne zu erkennen und mit Lust zu empfinden, dem Menschen erst allmälig zu Theil werden könne, und eine gewisse Entwicklung aller seiner, besonders auf das Erkennen gerichteter Kräfte, endlich auch eine eigene Üb ung in diesem Geschäfte erfordere. Denn nur eine Einbildungskraft, die uns aus ihrem reichen Vorrathe recht viele und verschieden- artige, an einem Gegenstande, wie der von uns betrachtete, mögliche Einrichtungen oder Beschaffenheiten vorhält, wird unter ihnen uns auch dasjenige, was sich hier wirklich befindet, vormalen. Nur eine schon entwickelte Urtheilskraft und Vernunft werden erkennen, welche aus diesen verschiedenartigen Beschaffenheiten hier noch am ehesten zu vermuthen sein dürfte. Nur Geisteskräfte, die in dergleichen Betrachtungen öfters schon thätig gewesen, die sich schon etwas eingeübt haben, werden mit solcher Leichtigkeit und in solcher Schnelle wirken, dass uns die einzelnen Vorstellungen, Urtheile und Schlüsse, dia wir dabei anstellen, gar nicht zum deutlichen Bewusstsein kommen. $. S. Wir hátten also jetzt allerdings näher bestimmt, von welchem Inhalte die Betrach- tungen sein müssten, die wir — ohne uns ihrer selbst deutlich bewusst zu sein, — bei dem schaften, zumal für die Vervollkommnung der Psychologie Jas Vorurtheil gewesen, als ob man schou etwas für die Erklärung einer Erscheinung gethan, wenn man nur den Begriff einer besonderen Kraft, die diese Erscheinung hervorbringe, eingeführt hatte: so wahr ist es doch, dass auch diejenigen wieder zu weit gehen, welche von Kräften in der Mehrzahl und bei so einfachen Wesen, dergleichen unsere Seele, gar nie gesprochen wissen wollen, Bolzano, Utber den Begriff des Schönen. $24 Genusse des Schönen anstellen. Wir haben ein neues allgemein gültiges Merkmal des Schönen kennen gelernt; untersuchen wir nun, ob nicht schon dieses in Verbindung mit den (rüheren zur Besummung des Schónen hinreiche; damit wir erst, wenn ein erwiesenes Bedürfniss vor- liegt, zur Lósung unserer zweiten Aufgabe (S. 6) schreiten. Diess wird erfolgen, wenn ich zeige, wie wir selbst in dem Falle, dass wir die bis jetzt aufgefundenen Merkmale alle zusammen- fassen, einen Begriff erhalten, der immer noch weiter als der zu erklärende ist. Hiezu be- darf es wieder nur einen einzigen Gegenstand namhaft zu machen, der die erwäbnten Merk- male alle an sich hat, und doch entschiedenermassen kein schóner Gegenstand ist. Ich hoffe nun, dass mir die Leser zugestehen werden, jede naturgetreue Abbildung einer historisch merkwürdigen Person, welche durchaus nichts Schónes in ihrem Äusseren hatte, biete ein Beispiel eines solchen Gegenstandes dar. Denn wenn das Original durchaus nichts Schönes an sich hatte, so werden wir wohl auch in dem Abbilde, sofern es nur getreu ist, nichts Schónes anzuerkennen vermógen; und gleichwohl dürfte es allen in dem Bisherigen von uns beschriebenen Merkmalen entspreehen. Denn dass uns die Betrachtung eines solchen Bildes ein eigenes Vergnügen gewähren kónne, wie namentlich aus dem Grunde, weil eme so ge- treue Darstellung der Gesichtszüge einer sehr merkwürdigen Person theils zur Erweiterung und Bestätigung unserer physiognomischen Kenntnisse beitrágt, theils auch auf ihren eigenen Charakter uns manche Rückschlüsse erlaubt, wird Niemand in Abrede stellen, Eben so un’ streitig ist aber auch, dass wir, um diess Vergnügen zu empfinden, nicht nóthig haben, uns alle oder auch nur die meisten eínzelnen Gedanken, welche bei der Betrachtung dieses Bildes vor unserer Seele vorüberfliegen, zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen. Sind wir doch selbst, wenn wir uns eigens darum bemühen, nicht immer пп’ Stande, mit Bestimmtheit ar- zugeben, in welchen Zügen wir diesen und jenen Charakter erkennen. Gewiss ist ferner auch, wenigstens in dem Falle, den ich zuvor andeutete, dass unser Vergnügen an dem vor- liegenden Gegenstande keineswegs aus einem Verhältnisse, in welchem derselbe ausschliess- lich nur zu unserm Individuum steht, entspringe; denn nicht aus einem Vortheile, den nur wir selbst davon haben, freuen wir uns der so gelungenen Abbildung, sondern wir freuen uns, weil sie ein Interesse, das Tausende haben können und sollen, befriedigt. Wir können es also auch hier ganz so, wie es bei einem schönen Gegenstande verlangt wird, jedem Ge- bildeten zumuthen, dass er gemeinschaftlich mit uns sich des Vorhandenseins, ja der Betrach- tung dieses Abbildes erfreue. Dass endlich ein Portrait auch kein so einfacher Gegenstand sei, dass es im Gegentheil hier eine sehr betráchtliche Anzahl von Theilen und Einrichtungen gcbe, deren die eine nicht durch die andere bestimmt wird, dass eben darum auch die Bil. dung eines Begriffes, der alle diese Beschaffenheiten umfasst, keine so leichte Sache sei; zu- mal wenn wir verlangen, dass der Betrachtende das Eigenthümliche und die Bedeu- tung jedes Gesichtszugs erfasse, dass hiezu eine gewisse Entwicklung aller unserer, beson- ders auf das Erkennen gerichteter Kräfte, viele Erfahrung und Übung nothwendig sei: das werden mir die Leser gewiss von selbst einräumen. Somit ist aber auch schon erwiesen, dass wir der Merkmale des Schónen noch immer nicht so viele kennen, als wir zur Bildung eines Begriffes bedürfen, der auch nur von demselben Umfange mit dem des Schónen wire. 29 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. Nothwendig müssen wir also noch weiter suchen, und schwerlich dürfte sich zu diesem Zwecke etwas Besseres thun lassen, als was wir uns bereits vorgenommen haben. $. 9. Da wir jetzt untersuchen sollen, aus welcher Ouelle das Vergnůgen am Schönen entspringe; so dürfte es wohl zweckmässig sein, von der allgemeineren Frage auszugehen, was denn überhaupt Quelle der Lust und des Vergnügens für uns und alle endliche Wesen sei? Von Wesen, die endlich, d.h. beschränkt in ihrem Kraftmasse sind, lasst uns allein hier sprechen; denn mit dem unendlichen und allvoll- kommenen Wesen, welches wir uns zwar auch als ein empfindendes und in dem Besitze der höchsten Seligkeit befindliches Wesen denken, muss es in dieser Beziehung doch eine ganz andere Bewandtniss, als mit uns endlichen Wesen, seinen Geschöpfen, haben. Gottes Seligkeit denken wir uns gewiss mit dem vollesten Recht als eine sich immer gleich- bleibende und nur in ihm selbst, ‘и dem Bewusstsein seiner Allvollkommenheit gegründete, so dass wir ausser ihm befindliche Wesen weder zu ihrer Erhóhung noch Verminderung etwas beitragen kónnen. Nicht also bei uns, deren beschránkte Kráfte bald wachsen, bald wieder abnehmen kónnen. Hier nun behaupte ich, jede Vermehrung unserer Kráfte werde von uns als Lust, jede Verminderung derselben werde als Schmerz empfunden. Da aber auch das blosse Bewusstwerden einer uns zustehenden Kraft oder Fáhigkeit des Wirkens schon an sich selbst wieder eine gewisse Erhóhung unserer Vermógen ist ; besonders weil diess Bewusstwerden uns erst in den Stand setzt, einen recht zutráglichen Gebrauch von unsrer Kraft zu machen: so begreift sich, wie uns auch alles dasjenige erfreulich und ange- nehin sei, was uns mit unsern Kráften bekannt macht; wie das z. B. geschieht, wenn uns irgend eine Wirkung, die wir durch unsere Kräfte hervorgebracht haben, zur Anschauung ge- langt. Je edler und wichtiger aber eine Kraft ist, desto mehr Lust empfinden wir bei ihrem Wachsthume, selbst wenn wir uns desselben nicht bewusst sind; um so mehr, wenn wir es sind. Jede Beschäftigung unserer Kräfte, welche nicht allzu leicht, aber auch nicht so schwer, oder so anhaltend ist, dass wir sie nicht ohne dieser oder anderer Kräfte Schwächung und Beeinträchtigung zu Ende führen können, gewährt uns abermal Vergnügen. So insbesondere freut uns auch jedes nicht allzu anstrengende Nachdenken, zumal wenn dabei alle unsere auf das Erkennen gerichtete Kräfte in Thätigkeit gesetzt sind, und zuletzt der Erfolg selbst uns belehrt, dass wir nicht unrichtig geurtheilt haben, Unser Vergnügen ist um so grösser, wenn wir bei diesem Nachdenken nicht nöthig hatten, uns jeden einzelnen Gedanken zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen; wenn wir mit einer solchen Leichtigkeit und Schnelle dabei verfuhren, dass wir uns hinterher selbst nicht auzugeben wissen, wie wir es thaten, und dennoch finden, dass wir ein richtiges Resultat herausgebracht haben. Ist irgend ein erst noch zu erwartendes Ereigniss von einer solchen Art, dass wir von dessen Eintritte uns Lust und Vergnügen versprechen: so ist nichts begreiflicher, als dass uns auch Alles freut, was sich uns als ein Mittel zur Herbeiführung dieses Ereignisses darbeut, ja auch Alles, was Bolzano. Utber den Begriff des Schönen. 23 nur ein Zeichen seines nahenden Eintrittes ist. Sind endlich die Gebote der Pflicht eine bleibende Richtschnur unseres Willens geworden; leben wir überdiess der Überzeugung, dass wir durch eine jede Abweichung von unserer Pflicht auch unser eigenes Wohl. ше wahrhaft fördern, sondern nur stören; ja haben wir uns erhoben zu dem Bewusstsein der allgemeinen Wahrheit, dass es der Glückseligkeit in der Welt für Jeden um so mehr geben werde, je heiliger die Gesetze der Sittlichkeit in ihr beobachtet werden: dann sind wir im Stande, uns über jegliches sittliche Gute, was uns oder Anderen zu vollziehen gelingt, ja über jeden Gegenstand, der eine gewisse Tauglichkeit zur Förderung sittlicher Zwecke verräth, zu freuen. S. 10. Doch schon genug von diesen allgemeinen Bemerkungen; schreiten wir nun zu ihrer Anwendung auf die uns vorliegende Aufgabe. Die Quelle sollen wir also entdecken, aus welcher das Wohlgefallen am Schönen entspringt; und als Leitfaden sollen wir uns den Um- stand dienen lassen, dass es nur eben der gebildete Mensch ist, dem wir Empfänglich- keit für diess Vergnügen zuschreiben, während wir Thiere als desselben unfähig, Wesen von höherer Art aber als schon hinausgerückt über dasselbe erachten. Aus diesem Umstande leuchtet zuerst hervor, jenes Wohlgefallen am Schönen entspringe sicherlich nicht aus dem Gedanken, dass der schöne Gegenstand uns oder Anderen gewisse Vortheile, wie wichtig sie auch immer sein mögen, entweder schon gebracht habe, oder erst noch ver- spreche, oder so eben gewähre. So wahr es nämlich auch ist, dass der Gedanke an wich- tige Vortheile, die uns ein Gegenstand geleistet hat, oder noch verspricht, bewirken könne, dass wir denselben mit einem eigenen Woblgefallen betrachten: so kann doch das Wohl- gefallen am Schönen aus einem solchen Gedanken schon desshalb nicht hervorgehen, weil sich da gar nicht begreifen lesse, wie der Zweifel, ob auch Wesen von hóherer Art das Schóne mit Wohlgefallen betrachten, uns je hátte beikommen kónnen? Denn hóhere Wesen, mindestens gut gesinnte, denken wir uns doch immer so beschaffen, dass sie an Allem, was gut und erspriesslich, wenn auch nicht für sie, sondern für Andere ist, ein Wohlgefallen finden. Wie also kónnten sie das Schóne, wenn es doch etwas uns Vortheil Bringendes ist, mit gleichgiltigem Auge ansehen? Wie sollten wir nicht glauben, dass ihr Wohlgefallen daran ein um so hóheres ist, je klárer und deutlicher sie das wahrhaft Heilsame daran erkennen? — Aber diese Vorstellung von der Natur des Schónen und der Entstehungsart unseres Wohl- gefallens daran wird auch durch unser innerstes Gefühl selbst widerlegt. Wäre es der Ge- danke an einen Nutzen, welchen der schóne Gegenstand uns oder Anderen leistet, der unser Wohlgefallen an ihm hervorruft; müssten wir da nicht im Stande sein, durch wiederholte Betrachtung, durch ernstes, angestrengtes Nachdenken und Untersuchen diesen uns immer schon. dunkel vorschwebenden Nutzen endlich ins klare Bewusstsein zu bringen? Dieses ver- mógen wir aber durchaus nicht; sondern es gibt tausend Gegenstünde, die wir sehr schón finden und mit dem lebhaftesten Wohlgefallen betrachten, ohne nur Einen uns oder Anderen aus ihnen zufliessenden Nutzen bezeichnen zu können, so lange wir auch zur Rechtferugung 21 Bolzano, Utber den Begriff des Schönen. unserer Vorliebe für sie darüber nachgedacht haben mögen. Den farbigen Bogen am Himmel nennt gewiss Jeder schön, ohne an irgend einen Nutzen desselben zu denken; das bunt- gestreifte Gras erklären wir Alle für schöner als den Weizenhalm, obgleich wir jenes zu nichts zu gebrauchen wissen, dieses so nützlich für uns finden; den Tiger erblicken wir mit Grausen, wenn wir ihn losgelassen uns denken; im Käfig eingesperrt betrachten wir seine Schönheit mit Wohlgefallen. Also noch einmal, nicht in der vorgestellten Tauglichkeit eines Gegen- standes zu gewissen Zwecken, die für uns wichtig sind, liegt der Grund unseres Wohlgefallens an ihm, wenn wir ihn schön nennen: wo also kann dieser Grund sonst noch gelegen sein? Wenn er nicht liegt in dem, wofür sich das Schöne durch unsere Betrachtung uns zu erkennen gibt: so kann er nur liegen in dem, was wir bei dieser Betrachtung selbst thun; in der Beschäftigung, welche es unsern auf das Erkennen gerichteten Kräften gewährt. Wenn weder Geschöpfe mit geringeren, noch Geister mit höheren Kräften als wir das gleiche Wohlgefallen am Schönen fühlen sollen: so muss es offenbar bedingt sein durch das Verhältniss, in welchem der schöne Gegenstand gerade zu unsern Erkenntniss- kräften steht. Es rührt also lediglich daher, weil er diese Kräfte insgesammt anregt und in eine Thätigkeit versetzt, die für sie weder zu leicht, noch zu anstrengend ist, sondern durch ihre Angemessenheit eben das Wachsthum derselben befördert. Diess Wachsthum unserer Kräfte also ist es, welches wir selbst in dem Falle, wo wir uns desselben nicht deutlich bewusst werden, — doch fühlen und mit Lust fühlen; und dieses Lustgefühl ist das Wohlgefallen, das wir an der Betrachtung des Schönen finden. In einem Augenbiicke, da wir so eben von keinen dringenden Bedürfnissen gequält sind, begegnet unserm — geistigen oder körperlichen — Auge ein Gegenstand, der durch die ersten Vorstellungen, welche er in uns erweckt, unsere Aufmerksamkeit an sich zieht, und uns zu seiner nähern Betrachtung einladet. Wir begegnen einer bedeutenden Menge von Einrichtungen und Beschaffenheiten, deren die eine wir nicht gleich von der andern abzuleiten vermögen. Sofort beschliessen wir — (ohne es uns erst eben ausdrücklich sagen zu müssen, d. h. ohne diesen Entschluss selbst uns zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen) — einen Begriff zu bilden, der diesen Gegenstand erschöpfend darstelle. Alsbald geräth unsere Einbildungskraft in die lebhafteste Thätigkeit, und malt uns eine grosse Anzahl von Beschaffenheiten, die wir an Gegenständen der Art, wie der vorliegende, schon sonst gefunden, an diesem aber noch nicht bemerkt haben, vor; und indem wir nun durch Urtheilskraft und Vernunft eine zweckmässige Auswahl unter denselben versuchen, und die gewählten Merkmale zu den schon vorgefundenen hinzu- thun, erzeugen wir einen Begriff, den wir mit unserm Gegenstande vermittelst dessen fort- gesetzter Betrachtung vergleichen und prüfen. Zeigt sich jetzt in der That, dass der vor- liegende Gegenstand so beschaffen ist, wie unser Begriff es angibt; d. h. zeigt uns die fernere Beobachtung Einrichtungen und Beschaffenheiten, die wir im voraus schon geahnet, oder die sich aus den von uns vermutheten doch ableiten lassen: so erhalten wir einen Beweis, richtig geurtheilt zu haben; und unsere sämmtlichen auf das Erkennen gerichteten Kräfte thun einen Fortschritt, weil sie in ihrer Verfahrungsweise als einer richtigen bestärkt worden sind. Es ist somit kein Wunder, wenn wir am Schlusse unserer Betrachtung ein Vergnügen eigener Bolzano. Utber den Begriff des Schönen. 25 Art empfunden. Doch wenn das Wohlgefallen am Schönen keine noch näher bestimm- bare Eigenheit haben sollte, als dass es eine Beschäftigung sei, die unsere Erkenntnisskräfte übt und stärkt: dann müsste es ganz von derselben Art mit dem Vergnügen sein, das wir bei einer auch noch so tiefsinnigen, sich durch ihr Endergebniss als richtig bewährenden Untersuchung, z. B. beim Durchdenken eines mathematischen Beweises, empfinden. Diess unterscheiden wir aber gar sehr; und während fast alle Menschen eine gewisse Em- pfänglichkeit für das Vergnügen am Schönen an den Tag legen, gibt es nur Wenige, deren Geisteskräfte in einer solchen Weise entwickelt sind, dass sie an mathematischen Schlüssen und echter Speculation *) Behagen finden können. Woher diess? Wenn wir in einer mathematischen oder gar speculativen Untersuchung begriffen sind, thun wir etwas Anderes, als wenn wir uns in die Betrachtung eines schönen Gegenstandes verlieren. In dem ersten Falle suchen wir unsere Gedanken alle so deutlich als möglich auseinander zu setzen, und schreiten von Einem Begriffe, Satze und Schlusse zum andern mit klarem Bewusstsein fort. Im zweiten Falle dagegen bekümmern wir uns um nichts weniger als um ein deutliches Bewusstsein von dem, was wir so eben denken; eilen vielmehr so schnell als möglich von Einem Gedanken zum andern, bis wir bei einem Begriffe angelangt sind, der uns den Gegenstand in einer Weise darstellt, dass wir die sämmtlichen Theile und Einrichtungen, welche uns theils die schon frühere, theils die noch fortwährende Betrachtung zeigt, in unserm Begriffe schon angedeutet finden. Wie also dort unsere Geschicklichkeit im klaren und *) Ich sage absichtlish: an echter Speculation, und verstehe da eine solche, bei der wir uns bestreben, jeden unserer Gedanken zu einem möglichst deutlichen Bewusstsein seines Inhaltes sowohl als seiner Gründe zu erheben; eine Sache, die auch bei mathematischen Untersuchungen grossentheils geschehen muss, in einem noch weit höheren Grade aber nothwendig ist in den Untersuchungen der Philosophie, wenn wir die hier von allen Seiten uns bedrohenden Fehl- und Trugschlüsse glücklich vermeiden wollen. Denn an allen Irrthümern, welche — mindestens in demjenigen Theile der Philosophie, der seine Lehren aus keiner Erfahrung, sondern nur aus der Vernunft allein zu schöpfen vermag, — zu irgend einer Zeit geherrscht haben, ist meines Erachtens immer nur Eines von Beidem, Mangel an deutlichen Begriffen oder (in einzelnen Fällen auch wohl) eine die Urtheilskraft verdunkelnde Leidenschaft Schuld gewesen. So gewiss es mir aber auch scheint, dass man zu keiner Zeit noch für den Zweck der Verdeutlichung seiner Begrilfe und Lehren so viel geleistet habe, als auch bei der reinsten Liebe zur Wahrheit erforderlich gewesen wäre, um nicht sehr oft in Irrthum zu gerathen; ja obgleich ich sogar der Meinung bin, dass man nicht einmal darüber, was wahre Deutlichkeit sei, und was sie fordere, zu einem deutlichen Begriffe sich erhoben habe: so wage ich doeh die Behauptung, dass man gerade in unserer Zeit und in derjenigen Philosophie, die sich für die allein berechtigte ausgibt, die Pflicht der Deutlichkeit in einem Grade, wie viel. leicht nie geschehen, hintansetze, ja gar nicht anerkennen wolle. Wodurch diess veranlasst worden, ob vielleicht bloss durch den Eckel vor jener allerdings höchst abgeschmackten und nutzlosen Weise, in der einst Wolf und einige Andere dieser Pflicht zu entsprechen vermeint hatten, will ich nicht untersuchen: die Thatsache selbst aber liegt, denke ich, unwidersprechlich vor. Oder kann man es etwa läugnen, dass unsere modernen Philosophen gerade diejenigen Worte und Redensarten, welche in ihren Systemen die wichtigste Rolle spielen: das Absolute, die Identität des Verschiedenen, Gewissheit und Wahrheit, Begriff und Gegen- stand, Vorstellung und Idee, Urtheil und Schluss, Verneinung, Aufhebung, Verbindung, Widerspruch, Mög- lichkeit, Wirklichkeit und Nothwendigkeit, Endliches und Unendliches, Wesen, Substanz, Persönlichkeit, Freiheit, Ewigkeit u, m. A, in so unbestimmten, dunkeln und hin und her schwankenden Bedeutungen nch- 4 26 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. deutlichen Denken, so wird hier umgekehrt unsere Geschicklichkeit in einem Denken ver- mittelst dunkler Vorstellungen in Übung gesetzt und vermehrt, Es ist: daher begreiflich, dass auch ‚unser Vergnügen in dem Einen Falle ganz anderer Art als in dem anderen. ist. Da aber die Fertigkeit in einem richtigen Denken. durch die Vermittlung blosser, dunkler Vorstellungen, obgleich: das Leichtere, doch nicht von geringerem Werthe, ja von einer viel allgemeineren Brauchbarkeit für das praktische Leben ist: so mag man sich nicht wundern, dass wir uns der Erhöhung dieser Fertigkeit, die ihr durch jede Ausübung wird, ingleichen auch jeder Gelegenheit, bei der sie uns wieder zur Anschauung kommt, mit vieler Innigkeit erfreuen. | Dieses nun ist, näher beschrieben, das Wohlgefallen, das wir bei der Betrachtung eines schönen Gegenstandes empfinden, wenn wir nur eben die Schönheit desselben auffassen. Es ist im Grunde ein Wohlgefallen an ‚unserer eigenen Betrachtung selbst, welches wir aber auf ihren Gegenstand, als ohne dessen Vermittlung, uns eine solche Übung unserer Kräfte gar nicht zu Theil, geworden wäre, um so nothwendiger übertragen, da wir den eben gemachten Fortschritt in unserer Fertigkeit nur fühlen, nicht aber uns. zu einem deutlichen Bewusstsein bringen, nicht ihn uns vorstellen, also auch nicht über ihn urtheilen können. — Ist diese Erklärung der Art, wie unser Wohlgefalien am Schönen 5 5 entsteht, richtig: so liegt ein merkwůrdiges Beispiel, wie. der Mensch auch aus, dunkeln Vordersätzen richtige Schlüsse abzuleiten vermöge, darin, dass man, ob man sich gleich die 5 5 5 Entstehungsart jenes Wohlgefallens nicht deutlich anzugeben wusste, dennoch ganz richtig, ge- urtheilt habe, es sei diess jedenfalls ein Vergnügen, das weder Geschöpfen von einer niederern men, dass die Verwirrung nie grösser gewesen? Kann man es läugnen, dass Einer.den Andern beschuldigt, ihn nicht verstanden zu haben, und dass sich gleichwohl Keiner herbeilässt, über den, Sinn seiner Worte nur eine Verständigung zu liefern, geschweige denn uns die Bestandtheile des Begriffs, den er durch sie bezeichnet wissen will, aufzuzählen? Doch was entscheidender als alles Übrige ist, hat die Ge- schiehte der Philosophie ein Beispiel aufzuweisen, dass es einem Manne, welchem die Gabe des deutlichen Denkens in einem solchen Grade versagt war, dass er — wie sich urkundlich. darthun lässt, — auch die einfachsten mathematischen Beweise nicht aufzufassen vermochte, obgleich er, eigenem Geständnisse zufolge, 25 Jahre lang sich damit abgemüht, gleichwohl gelungen sei, sich auf dem Felde der Philosophie zu einem solchen Ansehen zu erheben, als es G. W. F, Hegel erreichte! Ich frage nun, ob Ihr nicht an ein Wunder, an ein viel grösseres und unglaublicheres Wunder, als alle diejenigen, die ‚Strauss bestritten hat, glaubet, wenn Ihr von Männern, wie Jener, die über ihr eigenes Denken sich so wenig klar geworden sind, ein philosophisches System: zu besitzen meinet oder erst noch erwartet, welches »die Wahrheit und die ganze Wahrheit,« ja mehr noch die sich selbst durchsichtig gewordene W ahrheit« seyn soll? — Nein, die Abstractionen der Philosophie sind in der That unendlich schwerer als jene der Mathematik, und wer schon hier, wo: bald Figuren, bald. symbolische Gonstructionen, bald die Zurůckfůhrung der allgemeinen Formel auf einen einzelnen Fall zu Hilfe kommen und den Irrthum ‚aufdecken können, sich nicht zurecht findet, der sollte es nicht wagen, in der Philosophie auch nur einen Mitsprecher machen zu wollen. In dieser Wissenschaft. wird man nicht eher: zu | einiger Übereinstimmung kommen, oder (nach Kanťs Aus- drucke) einen festen: Fuss fassen, als bis man sich entschliesst, nicht nur sich über. die Bedeutung eines jeden Ausdrucks auf das Genaueste zu verständigen mit seinen Lesern, sondern auch überdiess nicht die Erörterung scheut, ob der bezeichnete Begriff ein einfacher, oder aus welchen anderen Begrilfen er zusammengesetzt, sei, Diese scheinbar so gleichgiltige Untersuchung führt zu den überraschendsten Ergebnissen, und entscheidet Streitigkeiten, welche man ohne sie ewig nicht würde beendigt haben. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 27 Art'als wir, noch höheren Geistern zugemuthet werden könne. Die erstern — so offenbart sich uns jetzt der Grund, auf welchem diess Urtheil beruhte, ganz deutlich — die Thiere ver- mögen die Betrachtungen, um die es sich hier handelt, noch gar nicht anzustellen; den letz- teren aber können dergleichen Betrachtungen keine ihren Kräften angemessene Übung, also auch keine Stärkung derselben, mithin auch nicht das eigenthümliche Vergnügen, womit der Mensch sie anstellt, gewähren. S. 11. Wir hätten also durch Beantwortung der zweiten S. 6 aufgeworfenen Frage abermal ein neues, wie sich zeigt, sehr zusammengesetztes Merkmal des Schönen kennen gelernt. Das g allen in ihren Erkenntnisskräften gehörig entwickelten Menschen ein Wohlgefal- Schöne muss nämlich ein Gegenstand sein, dessen Betrachtun len, und zwar aus dem Grunde gewähren kann, weil es ihnen nach Auffas- sung einiger seiner Beschaffenheiten weder zuleichtist, nochauch die Mühe des deutlichen Denkens verursacht, einen Begriff von ihm zu bilden, der sie die übrigen, erst durch die fernere Betrachtung aufgefassten Beschaf- fenheiten errathen lässt, hiedurch aber ihnen die Fertigkeit ihrer Erkennt- nisskräfte zu einer mindestens dunkeln Anschauung bringt. — Da für die richtige Bestimmung unsers Begriffes Alles daran gelegen ist, dass wir uns in der Auffassung dieses Merkmales nicht irren, d. h. dass das Wohlgefallen am Schönen in der That so ent- stehe, wie es hier angegeben wird: so dürfte es nicht überflüssig sein, zu dem bisher Ge- sagten noch einige fernere Beweise beizufügen. Auf die unmittelbarste Art würden die Leser sich von der Richtigkeit dieser Erklärung überzeugen, wenn es ihnen durch verschärftes Auf- merken auf das, was bei Betrachtung eines schönen Gegenstandes in ihrem Innern vorgeht, gelänge, sich es zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen, dass in der That Ge- danken, wie die angegebenen, sie hier bescháfugen. Da es uns aber ohne Zweifel leichter wird, uns dessen, was bei einer gewissen Gelegenheit in unserer Seele vorgeht, deutlich be- wusst zu werden, wenn es ein Anderer ausspricht; so sei es mir erlaubt, an einigen einzel- nen Beispielen des Schönen anzugeben, was in der Secle dessen, der diese Gegenstände be- trachtet und ihre Schönheit empfindet, meiner Ansicht nach vorgehe. Wenn man uns eine mit ziemlicher Genauigkeit verzeichnete logistische Spirale, etwa eine solche, die ihren Strahl unter einem Winkel von 45° schneidet, mit der Frage, ob wir diese Zeichnung schón finden, vorlegt: so werden wir nach einigen Augenblicken der Betrachtung gewiss gestehen, dass diese Linie uns gefalle. "Was war es nun doch, womit wir in diesen Augenblicken be- schäftigt wären, und was uns dieses Vergnügen gewährte? Ich sage, wir hatten uns die 8 Frage, die uns bei einem jeden Gegenstande einfällt, den wir mit einiger Musse betrachten was für ein Gegenstand ist das? welchem Begriffe untersteht er? — auch bei der Be- trachtung dieser Zeichnung gestellt; und wir vermochten, si» uns zu beantworten, Wir nah- men gleich auf den ersten Blick wahr, dass wir hier eine Linie vor uns haben, die mit 4% 4 28 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. dem Einen ihrer Zweige einem gewissen Рипае (nämlich dem Mittelpuncte der Spirale) immer näher rückt, mit dem andern dagegen je mehr und mehr sich entfernt. Wir erkannten dun- kel, dass wir, um einen Begriff zu erhalten, der uns diese Linie erschöpfend, vorstelle, vor Allem nóthig hátten, das Gesetz zu kennen, dem diese Annáherung nach der Einen, und Ent- (ernung nach der andern Seite hin gehorche? und sehr begreiflicher Weise verfielen wir bald auf den Gedanken, ob diess Gesetz nicht etwa das der Gleichfórmigk eit wáre, d. h. ob nicht innerhalb gleicher Winkel der Abstand vom Mittelpunkte um ein gleich grosses, oder falls dieses nicht ist, um ein Stück, das zu dem ganzen Abstande immer dasselbe Ver- hältniss beobachtet, wachse? Indem wir nun unsere Betrachtung fortsetzten, fanden wir un- sere letzte Vermuthung in der That bestátigt; der Abstand vom Mittelpuncte wurde mit jedem neuen Umkreise verdoppelt; nümlich so weit diess durch den blossen Augenschein, ohne wirkliche Messungen, ja ohne dass wir uns dieses Gesetzes selbst deutlich bewusst wurden, es In ausgesprochene, oder auch nur gedachte Worte zu kleiden nóthig hatten, geschehen konnte. Dieses nuu freute uns, und darum nannten wir die Linie schón. — Es werde uns nun ein Gedicht, etwa die Fabel vom Wolfe und dem Lamme, zum erstenmale in unserm Leben vorgelegt. Wir haben nur einige Zeilen gelesen, als wir schon einige Vermu- thungen darüber fassen, wen dieser Wolf, und wen diess Lamm vorstellen soll, und wel- chen Ausgang das Ganze nehmen werde. Indem wir allmálig weiter lesen, werden diese Vermuthungen zum grossen Theile bestätigt, und eben diess geschieht auch mit den neuen, die wir beim weitern Fortlesen, bei dem Vernehmen der neuen Beschuldigungen, welche. der Wolf erhebt, uns bilden. Am Ende, wenn wir noch einmal Alles überblicken, sehen wir, wie jedes Wort dem Zwecke, welchen der Dichter’ bei seiner Arbeit gehabt, der von uns selbst schon geahneten, von ihm aber zuletzt ausdrücklich angegebenen Lehre entspreche. Dass wir das Eine zu ahnen, das Andere noch hinterher einzusehen vermögen, und mit sol- cher Leichtigkeit und so schnell, dass wir die einzelnen Gedanken, worauf alle diese Schlüsse beruhen, uns gar nicht zum deutlichen Bewusstsein zu bringen brauchen, ergótzt uns als ein jeweis unserer Denkfertigkeit, und darin liegt der Grund, dass wir die Dichtung schön fin- den. — Es werde uns endlich ein Ráthsel aufgegeben; und nachdem wir einige Zeit hin und her gedacht, welche Bedeutung es habe, soll uns der Gegenstand desselben einfallen; uud ein solcher seyn, den zu errathen weder so leicht war, dass ihn ein Jeder gleich in dem ersten Augenblicke erkennen müsste, noch auch so schwer, dass wir nur durch einen Zufall ihn fanden. Es soll uns vielmehr gelungen sein, indem wir den Kreis der Gegenstánde, die hier gemeint sein konnten, durch die Betrachtung der angegebenen Merkmale immer enger und enger zusammenzogen. Diess Alles sollen wir aber ausgeführt haben in wenigen Augenblicken, ohne uns in ein peinliches Nachdenken zu vertiefen, ohne die Schlüsse, die wir dabei gemacht, uns selbst ganz deutlich vorgestellt zu haben. Und nachdem wir endlich den rechten Gegenstand gefunden, soll uns klar einleuchten, zu welchem Zwecke der Dich- ter jedes in sein Räthsel aufgenommene Merkmal gerade so und nicht anders ausgedrückt habe. Dann werden wir gewiss ein eigenes Wohlgefallen an diesem Ráthsel finden, weil es uns die uns beiwohnende Fertigkeit im Errathen zur Anschauung gebracht, und unsere Ur- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 29 theilskraft durch die ihr dargebotene Übung erhöht hat; wir werden es ein schönes Räth- sel nennen. $. 12. Doch ich glaube die Richtigkeit meiner $. 10 gelieferten Erklärung von der Entste- hungsart unseres Wohlgefallens am Schönen noch durch ein Paar andere Beweise erhärten zu können, wobei ich freilich nicht auf so geradem Wege schliesse; aber auf Gründe mich stůtze, die an sich selbst vielleicht nicht so bestritten werden können, als die im vorigen 6. gewagte Berufung auf das Selbstgefühl eines Jeden. Unser Wohlgefallen am Schönen — so lautet mein erster Beweis -— kann auf keinem anderen allgemein Statt findenden Grunde, als dem von mir angegebenen beruhen, weil es Fälle und unzählige gibt, in wel- chen gar kein anderer Erklärungsgrund für die Entstehung jenes Vergnü- gens erdenklich ist. Um uns hievon zu überzeugen, brauchen wir nur auf die im vo- rigen $. gegebenen Beispiele zurückzublicken. Man erkläre uns doch, woher jenes unläug- bare Vergnügen, das die Betrachtung einer schönen Spirale oder so mancher anderen Linie uns gewährt, rühre, wenn der von mir angedeutete Grund nicht Statt haben soll. Es ist da offenbar, wie an keinen Nutzen dieser Linien, so auch an keine Ähnlichkeit derselben mit etwas uns Werthem, kurz an nichts Anderes, das eine verständliche Erklärung darböte, zu denken. Wird man glücklicher sein in der Erklärung des Wohlgefallens, welches wir an der Fabel vom Wolf und Lamme finden? Wird ihre Schönheit nieht zerstört, sobald nur irgend ein Bestandtheil aufgenommen wird, von dem wir uns den Zweck, zu welchem ihn der Dichter aufgenommen hat, nicht zu erklären wissen? Bei einem schönen Räthsel endlich dringt es sich uns beinahe unwillkürlich auf, dass hier nichts Anderes der Grund unsers Wohlgefallens sein könne, als das Bewusstwerden unserer eigenen Fertigkeit im Denken und Errathen. $. 13. Der zweite Beweis, den ich für die Richtigkeit meiner Erklárung anzuführen habe, ist, dass der Grad des Vergnügens, das die Betrachtung eines schönen Gegenstandes gewährt, unter übrigens gleichen Umständen gerade so steige, wie die Geschick- lichkeit, die wir bei seiner Auffassung an den Tag legen, oder die Übung und Forderung, welche er unseren Erkenntnisskráften gewährt. So gefällt 7. В. wohl schon ein einfacher, 4. i. ein nur aus zwei Tönen zusammengesetzter Accord, wenn er durch eine etwas längere Zeit hindurch in völliger Reinheit ertönt, wie etwa der Grundton und seine Octave; denn um auch nur einen solchen gehörig aufzufassen, und als einen solchen (d. h. dass es der Grundton und die Octave sei) beurtheilen zu können, ge- hört einige Übung. Sind aber der zusammenstimmenden Töne mehre, wie beim Drei- klang, so ist das Wohlgefallen, welches wir an ihm finden, unläugbar grösser, und wächst, wenn wir mit Bestimmtheit anzugeben wissen, welche die hier zusammenstimmenden Töne sind. Warum? offenbar nur, weil das Letztere mehr Übung und Geschicklichkeit erfordert als das Erste. Noch oflenbarer ist es, dass nur aus diesem Grunde das Wohlgefallen, mit dem wir vor dem Abrisse eines schönen Palastes oder Tempels verweilen, grösser ist, als 30 Bolzano. Uber den Begriff des Schönen. dasjenige, was wir beim Anblické eines Blossen Theiles desselben‘, z. B. des Eingangstkores, empfinden. Und dass ein Ráthsel uns um so lebhafter ergótze, und dass wir seine Séhôn- heit um desto mehr erheben, je glänzender wir unsern Witz durch seine Auflösung beur- kunden, wird ‚Niemand in Abrede stellen; .Unsere Ansicht von dem Vergnügen, das wir im Schönen finden, muss also: wohl | nicht. unrichtig sein, da sie auch über / die, verschiedenen Grade desselben. einen genügenden Aufschluss: ertheilt. i S. 14. Sind wir einmal über die Giltigkeit unsers letzt aufgefundenen Merkmals des Schönen (S. 11) ausser Zweifel: so ist es an der Zeit zu untersuchen, ob wir durch dessen Benützung, besonders in, Verbindung mit den schon früher aufgefundenen, endlich. im Stande sind, einen Begriff; zu erzeugen, der wenn nicht derselbe, doch von demselben Umfange mit dem des Schónen wäre. ‚Dass ein zu enger Begriff zum Vorschein kommen werde, haben wir nicht zu besorgen, selbst wenn wir die uns seither bekannt gewordenen Merkmale (S. 3, >, 6,.1,-10) alle zusammenfassen; denn da ein jedes derselben ein allgemeingiltiges ist, so kann auch aus ihrer Zusammenfassung kein Begriff hervorgehen, der nicht auf jeden schönen. Gegenstand passte. Aber einen andern Fehler, nämlich jenen der Überfüllung, könnte. ein so gebildeter Begriff wohl haben; Bestandtheile könnte er haben, welche wir ohne Erweiterung seines Umfanges weglassen können, weil sie nur solche Beschaffenheiten vorstellen, die sich schon aus den übrigen Theilen ergeben. Und dieser Fall würde in der That eintreten, wenn wir dem zuletzt; aufzefundenen Merkmale, in der Art, wie wir es S. 11 ausdrückten, nur irgend eines der früheren noch hinzufügen wollten; denn es enthält sie ja schon alle, entweder unmittelbar als in ihm vorkommende Bestandtheile oder vermittelst eines Schlusses. Erklären wir nämlich den schönen Gegenstand als einen solchen, dessen Betrachtung allen in ihren Erkenntnisskräften ‘gehörig ent wickelten Menschen ein Wohlgefallen und zwaraus dem Grunde zu gewähren vermag, weil esihnen weder zu leicht ist, noch auch die Mühe dés deutlichen Denkens verursacht, nach Auffassung einiger'seiner Beschaffenheitén einen Begriff von ihm zu bilden, der sie die übrigen, erst durch die fernere Betrachtung wahrzunehmenden Beschaffenheiten errathen lässt, hiedurch aber ilinen die Fertigkeit ihrer Erkenntnisskräfte zu einer mindestens dunkeln Anschauung bringt: so wird es ja schon in dieser Erklärung selbst gesagt, dass jeder schöne Gegenstand ein solcher sei, der uns durch 5 seine blosse Betrachtung zu vergnügen vermag; eine Beschaffenheit, die unser erstes S. 3 aufgefundenes Merkmal gewesen. Eben so wird auch in dieser Erklärung selbst schon gesagt, dass die Betrachtung, dürch welche der schóne Gegenstand uns zu vergnügen vermag, mit einer solchen Leichtigkeit und Schnelle vor sich gehen müsse, dass wir uns unserer dabei vorkommenden Gedanken nicht einmal deut- lich bewusst zu werden brauchen; welche Eigenheit wir in unserm zweiten Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen. 31 Merkmale S. 5 gefordert. Was wir in unserm dritten. Merkmale 5. 6 verlangten, nicht auf ein blosses Verháltniss, in welchem der Gegenstand ausschliess- lich nur zu unserm Individuo steht, dürfe unser Sinn gerichtet sein, wenn wir die Schönheit desselben betrachten; das sagt, zwar unsere Erklärung. nicht aus- drücklich; aber es folgt aus dem, was sie sagt, schon von selbst. Denn wenn das, Schöne uns nur ergötzt, weil wir im Stande sind, uns von demselben einen Begriff von der dort näher angedeuteten Beschaffenheit zu bilden; und wenn diess jeder andere, in seinen Kräften gehörig | entwickelte Mensch. gleich uns im Stande sein muss: so beruht ja freilich, die Schönheit nicht auf einem Verhältnisse ausschliesslich nur zu unserm :Individuo. Aber auch alles Übrige, was wir in diesem 6. über die Natur. der Schönheit, ‚gesagt, trifft Бей Чет obigen Begriffe zu: dass unser Urtheil über das Schöne einen gewissen Anspruch auf Allgemein- giltigkeit mache, dass man es nämlich allen in ihren Kräften, besonders den Erkenntniss- kräften, gehörig ausgebildeten Menschen zumuthe, auch ihnen solle gemeinschaftlich mit uns gefallen, was uns als schön gefällt; dass man dagegen die Thiere, wie auch das noch ganz ungebildete Kind für unfähig erkläre, das Schöne zu empfinden; dass man endlich Geistern: von höherer Art als wir zwar die Erkenntniss des Schönen, nicht aber den Genuss daran einriume. Endlich wird auch alles dasjenige, was wir S, 7 festsetzten, als wir den Inhalt einer auf die Schönheit, eines Gegenstandes gerichteten Betrachtung näher zu bestimmen suchten, in unserer Erklärung theils ausdrücklich gesagt, theils, folgt es aus dem Gesagten auf so einleuchtende Weise, dass jede Auseinandersetzung der Sache über- flüssig ‚wäre. So wird denn durch dasjenige Merkmal des Schönen, das wir zuletzt gefunden, jedes der ‚früheren entbehrlich: aber muss denn auch nur Alles, was wir in diesem Einen Merk- male zusammenfassten, nothwendig ‚beibehalten werden ? kann nicht auch hier noch, ein ‘oder der andere Umstand weggelassen werden, ohne den Begriff wesentlich zu erweitern ? Sowohl der Umstand, dass die Betrachtung des schönen Gegenstandes, ein Wohlgefallen verursachen müsse, als auch der Umstand, dass dieses Wohlgefallen daraus hervorgehen müsse, dass uns die Fertigkeit unserer Erkenntnisskräfte zu einer mindestens dunkeln Anschauung gelange, ist, wie es scheint, entbehrlich; denn Beides dürfte ja schon aus dem Umstande, dass die Betrachtung des Schönen von der dort näher angegebenen Beschaf- fenheit sei, von selbst folgen. Ist nämlich ein Gegenstand nur erst von solcher Art, dass es ‚allen in ihren. Kräften gehörig, entwickelten Menschen weder allzuleicht ist, noch auch die Mühe des. deutlichen Denkens verursacht, . sich ‚nach der Auffassung | einiger ‚seiner, Be- schaffenheiten einen Begriff von ihm zu bilden, der sie die übrigen, der ferneren Betrachtung sich noch ‚darbietenden, Beschaffenheiten sofort. errathen lässt: folgt. da nicht schon von selbst, dass, dieser Gegenstand eben ‚hiedurch ihnen die Fertigkeit ihrer Erkenntnisskräfte, zu, einer mindestens . dunkeln Anschauung bringen | müsse; und folgt nicht hieraus, wieder, dass seine Betrachtung em Vergnügen gewähren misse? — So folgt es wohl in vielen, aber gewiss nicht in allen Fällen. Denn, wenn wir z. В. einem Menschen zusehen, der mit allen Zeichen der Verzweif- lung am,Ufer eines reissenden Stromes hin, und her rennt, und bei der tiefsten Stelle desselben 32 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. stehen bleibt; uns aber steigt die Ahnung auf, er wolle sich ertränken, was in dem nächsten Augenblicke auch bestätiget wird: wer wird diesen Anblick schön nennen wollen? Obgleich wir nämlich auch hier eine gewisse Fertigkeit unserer auf das Erkennen gerichteter Kräfte an den Tag legen mochten: so ist doch diess Ereigniss für alle gehörig gebildete Menschen einer zu grässlichen Art, als dass es ihnen auch nur einfallen könnte, an ihre hiebei bewie- sene Fertigkeit im Erkennen zu denken, und sich derselben zu freuen. Also nicht überall, wo unsere Erkenntnisskräfte in eine Thätigkeit versetzt werden, die weder allzu leicht ist, noch auch die Mühe des deutlichen Denkens fordert, muss uns die Fertigkeit derselben zu einer auch nur dunkeln Anschauung kommen, und ein Vergnügen erzeugen; und nur, wo dieses geschieht oder nach der Natur des Gegenstandes doch zu geschehen vermag, gestehen wir diesem wahre Schönheit zu. $. 15. Aus der im Anfange des vorigen S. aufgestellten Erklärung lässt sich also nichts weg- lassen, ohne ihren Begriff wesentlich zu erweitern: aber sollte es nicht nöthig sein, ihr noch etwas zuzusetzen, damit sie den Begriff, welchen wir mit dem Worte schön bezeichnen, oder doch einen ihm völlig gleichgeltenden darstelle? Ist sie nicht immer noch eine zu weite Erklärung für den Begriff des Schönen? Wäre diess, sc müsste irgend ein beschrän- kender Zusatz angeblich sein, durch dessen Beifügung sie endlich den gehörigen Umfang erhielte. Allein von welcher Beschaffenheit sollte wohl dieser sein? Wollen wir etwa die Gattung der Gegenstände, welche uns die in unserer Erklärung beschriebene Betrachtung verstatten, enger beschränken? wollen wir sagen, dass es nur Gegenstände einer beson- deren Art, vielleicht nur sinnliche sein dürften? Jedoch der Sprachgebrauch erlaubt, ja fordert es sogar, auch übersinnlichen Objecten Schönheit zuzugestehen; denn wie oft sprechen wir nicht von einer schönen Seele? und hat man der Tugend, die doch gewiss nicht zu den sinnlichen Dingen gehört, hat man den seligen Geistern, ja der Gottheit selbst nicht seit den ältesten Zeiten schon einen hohen, ja den höchsten Grad der Schönheit zugesprochen? — Oder sollten wir vielleicht die Art des Vergnügens, oder den Grund, aus welchem es hervorgehet, noch genauer bestimmen, als es in dem vorge- schlagenen Begriffe entweder unmittelbar durch seine Bestandtheile oder durch die Folge- rungen, die ‘sich aus jenen ergeben, ohnehin schon geschieht? Ohnehin schon wird Alles, was uns bloss sinnlich angenehm ist, ingleichen Alles, was uns bloss durch sein Ver- hältniss zu unsererIndividualität, endlich auch Alles, was uns bloss wegen des Nutzens, den es uns oder Anderen gewähren kann ($. 10) an sich ziehet und erfreuet, — durch offen- bare aus unserm Begriffe sich ergebende Folgerungen aus dem Gebiete des Schönen ver- bannt; ohnehin schon wird durch unsere Erklärung bestimmt, dass unser Vergnügen an der Schönheit ein lediglich geistiges sein müsse, hervorgehend aus der uns gelungenen Ent- deckung einer Regel, aus der wir die sämmtlichen an dem schönen Gegenstande zu gewah- renden Einrichtungen abzuleiten vermögen; ohnehin schon wird verlangt, dass uns die Auf- Bolzanc. Uiber den Begriff des Schönen. 33 findung dieser Regel. weder allzuleicht, noch auch ‚so mühevoll sein dürfe, dass ein zum deut- lichen ‚Bewusstsein erhobenes Nachdenken dazu erforderlich wire: welche noch engere Be- schränkungen sollten denn also: angebracht werden? Dass wir die Anzahl der von einander unabhängigen Einrichtungen an dem schönen Gegenstande, die wir zur Bildung unseres Be- griffes von ihm brauchen, oder die wir aus dem bereits gebildeten Begriffe abzuleiten ver- mögen, dass wir diese Anzahl festsetzen sollen, das wird wohl Niemand im Ernste verlangen; so wenig, als dass wir den Grad des Vergnügens, den die Betrachtung des schönen Gegenstandes uns gewährt, bestimmen sollen. Nehmen wir doch eben darum, weil dieses im Begriffe des Schönen unbestimmt bleibt, Verschiedenheiten auch indem Grade der Schön- heit an. Oder sollten wir endlich an die Beschaffenheit dessen, dem wir Empfänglich- keit für den Genuss des Schönen zugestehen, noch andere Forderungen stellen, als was wir in unserer Erklärung schon verlangen, dass es einMensch von entwickelten Kräften, zumal den geistigen, sein müsse; woraus denn folgt, dass es nicht etwa nur von seinen Fehlern und Verkehrtheiten herrühren dürfe, dass ihm der Gegenstand gefällt. Ich kann nicht glauben, dass man in dieser Beziehung noch weiter gehen, und ein Mehres ver- langen werde. Doch selbst wenn durch die obige Erklärung, so ferne man sie für eine Er- klärung des Schönen gelten lässt, die Bedeutung dieses Wortes eine gewisse Erweiterung er- führe: auch daraus würde noch eben kein Nachtheil hervorgehen, wenn anders unser Begriff, wie er hier vorliegt, ein wichtiger und der Beachtung werther Begriff ist, was man mir hoffentlich nicht absprechen wird. Denn sollte in der That diejenige Gattung von Dingen, die jeden in seinen Kräften gehörig entwickelten Menschen durch ihre blosse Betrachtung schon zu vergnügen vermag, und es dadurch vermag, dass sie seine Fertigkeit in einem rich- tigen Denken vermittelst blosser dunkler Vorstellungen erhöhet, es nicht verdienen, von uns beachtet, und eben desshalb mit einer eigenen Benennung ausgezeichnet zu werden? soll- ten wir dergleichen Gegenstände nicht zum Zwecke unserer Erholung nach jeder angestrengten Arbeit, zur Erhöhung unseres Lebensgenusses benützen? ja sollten wir nicht, was noch ungleich wichtiger ist, besonders den erst heranwachsenden, erst noch zu bildenden Menschen mit solchen Gegenständen, die er gewiss bald lieb gewinnen, und mit immer steigendem Interesse aufsuchen wird, von allen Seiten umgeben, um durch Beschäftigung mit denselben nicht nur alle seine auf das Erkennen gerichteten Kräfte je mehr und mehr zu üben und zu vervoll- kommnen, sondern in ihrer Gesellschaft auch einer Menge der wichtigsten Wahrheiten und Überzeugungen willkommenen Eingang zu verschaffen? Immerhin müssten wir also, wenn wir es noch nicht hätten, jetzt noch ein Wort zur Bezeichnung für diese ganze Gattung von Gegen- ständen suchen; und welches würde sich jedenfalls besser als das Wort: Schön, dazu eignen? Doch ich bin der Meinung, es werde wirklich schon in diesem Umfange gebraucht, und die Erklärung des 8. 14 gibt, wenn nicht den Begriff, den die Ästhetiker seit einem vollen Jahr- hunderte schon mit diesem Worte verbinden, mindestens einen von demselben Umfange, einen gleichgeltenden an. — Warum ich nicht sage, denselben? — Wie strittig ist das! wer will es wissen, was sich so Mancher von seiner Jugend an gewöhnt hat, bei dem Worte: Schön, zu denken; und wieviel da von ihm noch jetzt immer unwillkürlich bei diesem Worte Abh. V, 3. 5 3+ Bolzáne. | Uiber den Begriff des Schönen. einfällt, und von ihm als der Bedeutung desselben wesentlich angehörend angesehen werden mag? Dass aber die Bestandtheile, die ich in meine Erklärung aufzunehmen wagte, diesem Begriffe jedenfalls nicht ganz fremd sind, dass sie in jener Vorstellung, welche die Meisten sich gebildet, wirklich enthalten sein mögen: erweiset sich daraus, weil so manche scharf- sinnige Denker, die eine Erklärung des Schönen versucht, auf diese Theile schon wirklich hingedeutet haben, wie noch in der Folge gezeigt werden soll. $. 16. Aus unserer Erklärung des Schönen ergeben sich so manche Folgerungen, welche mit dem, was die Bearbeiter der Ästhetik auch schon bisher gelehrt, so genau zusammen- stimmen, dass ich darin eine neue Bestätigung ihrer Richtigkeit zu finden glaube. Es sei mir desshalb erlaubt, nur die wichtigsten in Kürze anzuführen. 1) Aus unserer Erklärung begreift sich, woher es komme, dass wir — wie diess von allen Ästhetikern einmüthig eingestanden wird — so schwer oder gar nicht im Stande sind, Rechenschaft abzulegen über den Grund, warum wir einen vorliegenden Gegenstand schön oder nicht schön finden; dergestalt, dass man gar oft geglaubt, und hie und da noch glaubt, diess Urtheil werde unmittelbar gefällt; es lasse sich auf keine Begriffe oder Regeln zurück- führen, oder es fliesse aus Vordersätzen, die jedenfalls unaussprechlich wären. Diess Alles wurde auf sehr natürliche Weise veranlasst, bloss durch den Umstand, dass — wie unsere Erklärung es fordert — die Gedankenfolge, der wir uns bei dem Anblicke eines schönen Gegenstandes hingeben, sofern wir nur eben seine Schönheit geniessen wollen, mit einer solchen Leichtigkeit und Schnelle vor unserer Seele vorüber eilt, dass wir sie insgemein gar nicht zu einem deutlichen Bewusstsein zu erheben vermögen. Vorstellungen und Urtheile, die uns nicht deutlich. zum Pewusstsein kommen, erachten wir für unaussprechlich, oder st, ihr Dasein in unserer Seele zu läugnen, 2) Aus unserer Erklärung begreift sich, warum es — wie alle Ästhetiker lehren — wir sind sogar genei nur zwei unserer Sinne, die beiden höheren nämlich, der des Gesichtes und der des Gehöres sind, die uns Vorstellungen von sinnlicher Schönheit zuführen. Die Vor- stellungen, welche die unteren Sinne, namentlich der des Geruches und der des Ge- schmackes vermitteln, sind viel zu einlörmig, als dass sich bei ihrer Zusammenstellung oder Anfeinanderfolge eine Kegel beobachten liesse, deren Entdeckung uns durch die Ver- tigkeit unserer hiebei an Tag gelegten Geisteskrälte ein Vergnügen verursachen könnte, Wie sollte es uns z. В. bei einer Talel, wo der Gastgeber mehre Gerichte auftragen lässt, er- freuen, dass wir im Stande sind, das Gesetz, das er hiebei befolgt, z. B. dass abwechselnd ein süsses, saueres und salziges Gericht erscheint, zu errathen? An Gegenständen, die durch den Tastsinn wahrgenommen werden, an plastischen Gegenständen , wäre es allerd'1igs möglich, Verhältnisse kennen zu lernen, die mannigfach und dabei doch geregelt genug sind, uns unter gewissen Umständen, z. B. wenn das geübte Auge sie mit ein paar Blicken, über- sieht, zu vergnügen; aber die Art, wie diess geschehen müsste, wáre jedenfalls: zu. mühevoll Bolzanc. | Uiber den Begriff des Schönen. 35 und zu langsam, um das Vergnügen, welches dem Schönen eigenthümlich ist, in uns auf- steigen zu lassen. k 3) Aus unserer Erklärung begreift sich auf das Vollkommenste, warum ein Gegen- stand, der uns den vollen Genuss seiner Schönheit gewähren soll, ein uns noch unbekannter, jetzt eben zum erstenmale von uns betrachteter Gegenstand sein müsse, oder zum mindesten uns noch Seiten darbieten müsse, die wir an ihm früherhin übersehen hatten. Denn nur in diesem Falle gewährt uns ja seine Betrachtung diejenige Übung unserer auf das Erkennen gerichteter Kräfte, welche den eigentlichen Genuss am Schönen bedingt. Weil aber Gegen- stände, die eine grosse Anzahl von einander unabhängiger Theile und Einrichtungen dar- bieten, wie Gemälde oder Gedichte von grösserem Umfange, nur durch die vielfältigste Betrachtung erschöpfend aufgefasst werden können, daher die Erschemung, dass das Ver- gnügen, welches sie gewähren, durch eine längere Zeit hindurch mit jeder wiederholten Betrachtung nur wächst, während uns andere Dinge, deren Schönheit einfacher ist, nach einigen Augenblicken ihres Betrachtens schon gesättigt haben. 4) Eben so einleuchtend wird es jetzt, warum es nach der verschiedenen Stufe der Ausbildung eines Menschen verschiedener Gegenstände bedürfe, wenn er ihre Schönheit nicht bloss kalt zugestehen, sondern sich auch an ihr ergötzen soll. Dem Kinde und dem Wilden genügen die einfachsten Schönheiten; zusammengesetztere vermögen sie nicht zu fassen; Per- sonen, die ihren Geschmack vielseitig ausgebildet haben, sprechen zwar, sind sie nicht un- gerecht, auch jenen einfachen Dingen einen gewissen niedrigern Grad der Schönheit keines- wegs ab, doch können sie sich ihrer nicht freuen, sondern verlangen zu ihrem Genusse nach etwas Höherem, d. h. nach einem Gegenstande, der viel zusammengesetzter ist, und bei dem die Regel, nach welcher alle seine Theile und Einrichtungen geordnet worden sind, nicht so oflen vorliegt, und nicht so einförmig ist. s. 17. Ob man auch eine Folgerung, die ich jetzt anführen will, zu den Bestätigungen meiner Erklärung rechnen werde, muss ich dahin gestellt lassen; da ich nicht weiss, ob man mir diese Folgerung als eine schon früher gemachte und anderswoher für richtig erkannte Bemerkung zugestehen wolle. Aus meiner Erklärung würde sich nämlich ergeben, dass es nicht viele Gegenstände, sondern fast einzig nur Zeichnungen (Raumverhältnisse) und Ton- folgen von verschiedener Dauer (Zeitverhältnisse) seien, welche das reine, mit keiner andern Empfindung gemischte Wohlgefallen der Schönheit erzeugen; während bei den meisten übrigen Gegenständen das Vergnügen, das die Betrachtung ihrer Schönheit erzeugt, mehr oder weniger durch gewisse andere Annehmlichkeiten noch erhóbet wird. Sie besitzen z. B. nebst ihrer Schönheit noch eine eigene sinnliche Annehmlichkeit; oder vergnügen uns durch die Aussicht, welche sie uns auf einen nicht allzu fernen Genuss er- öffnen; oder wir werden durch die Betrachtung ihrer durchgängigen Zweckmássigkeit, ihrer hohen Brauchbarkeit für uns oder Andere; oder wohl gar durch ihren inneren 5 * 36 Bolzanc. Uiber den Begriff des Schönen. Werth, durch ihre sittliche Güte und Vortrefflichkeit aus einem noch ganz andern Grunde erfreut, als es bloss dadurch geschieht, dass diese Eigenschaften uns die Bildung eines sie erschöpfend darstellenden Begriffes möglich machen. Alle diese Vorzüge, zu welcher Höhe sie auch unser Wohlgefallen an solcheri ‚Gegenständen erheben 'können: sie sind doch, wenn meine Erklärung richtig ist, nicht in die Wagschale, auf der wir den Grad ihrer Schönheit abwiegen wollen, zu legen. Denn bei dem, was eigentlich schón an diesen Dingen ist, frágt es sich nur: darnach, wie viel Vergnügen sie uns durch ihre nicht allzu leichte und doch auch ohne die Mühe. des. deutlichen Denkens zu bewerkstelligende Auf- fassung unter einen Begriff, aus welchem sich die ganze Mannigfalugkeit ihrer Theile und Einrichtungen ableiten lässt, gewähren können. Was sie noch überdiess für Freuden uns auf eine andere Weise, aus anderen Gründen bereiten, gehört nicht. hieher. Wenn also, um diess nur durch ein paar Beispiele zu erläutern, der Grad der Schönheit einer Musik be- urtheilt werden soll, so ist dasjenige Vergnügen, das uns der Ton gewisser Instrumente; am meisten die Töne der menschlichen Stimme bloss dadurch verursachen, dass sie gewisse Empfindungen oder Gemüthsstimmungen ganz unwillkürlich in uns erwecken, (wodurch sie zuweilen mit einer Art von Zaubergewalt auf uns einzuwirken vermögen), eigent- lich abzurechnen; und nur die Zweckmässigkeit in der Wahl und Zusammen stel- lung dieser Instrumente, da bald das Eine, bald das Andere derselben einfällt, gehört in- sofern mit zu der Schönheit jener Musik, als ein verständiger und geübter Zuhörer im Stande ist, diese Zweckmässigkeit mindestens dunkel zu erkennen, und dieser Erkenntniss sich zu freuen. Jeder Gesang also, von einer uns sinnlich angenehmen, z. B., schmelzenden Menschenstimme vorgetragen, hat eine gemischte Schönheit. Von solcher. Art ist auch die Schönheit eines jeden Gedichtes, das wir begeisternd finden, das unsere Brust mit Gefühlen und Entschliessungen erfüllt, die wir nicht anders als mit Wohlgefallen. in uns ge- wahr werden. So ist besonders die Schönheit jeder menschlichen Gestalt eine sehr gemischte Schönheit zu nennen. Denn ausser dem, was ich nach meiner Erklärung hier allein schön finde, gibt es noch eine Menge vergnügender Vorstellungen, die uns beim An- blicke eines schönen Menschen in den Sinn kommen können und zum Theile wohl auch sollen. Oder gehört es zu einer vollendet schönen Menschengestalt etwa nicht, dass wir ihr leibliche sowohl als geistige Gesundheit ansehen, dass wir Vertsand und Urtheilskraft so- wohl als auch Güte und Wohlwollen in ihrem Angesichte lesen? Und können wir diess, ohne ein eigenes Wohlgefallen an dem Vorhandensein solcher Vollkommenheiten, schon an sich selbst zu empfinden? —- $. 18. Man stellt dem Schönen das Hässliche, oder — wie sich vielleicht bestimmter sagen liesse, wenn es nur gewöhnlicher wäre — das Garstige entgegen. Ist. also unsere Erklärung des Schönen richtig, $0! muss sich auch der Begriff des Hässlichen, erklärem lassen auf eine Weise, die ersicht'ch macht, wienach es dem Schönen wirklich entgegenge- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 37 setzt sei. Das lässt sich nun allerdings. © Wie ‚nämlich das Schöne ein Gegenstand: ist, dessen Betrachtung allen in ihren Kräften ‘gehörig entwickelten Menschen schon aus dem Grunde gefällt, weil sie; ohne die Mühe des deutlichen ‚Denkens zu haben, im Stande sind, nach Auffassung einiger seiner Beschaffenheiten, einen Begriff von ihm zu erdenken, der sie die übrigen erst durch die fernere Betrachtung aufzufindenden Beschaffenheiten desselben schon 'errathen lässt, und hiedurch ihnen die Fertigkeit ihrer Erkenntnisskrálte zu einer min- destens dunkeln Anschauung bringt: so ist dagegen das Hässliche ein Gegenstand, der den Verdruss uns verursacht, dass jeder Begriff, den wir aus der Auffassung einiger seiner Beschaffenheiten bilden, uns in der. Hoffnung, dass er dem- selben entsprechen werde, táuscht, indem wir auf etwas diesem Begriffe Widersprechendes stossen; diess Alles mindestens, so lange wir uns nicht die Mühe des deutlichen Denkens nehmen. Dass diese Erklärung nicht unrichtig sei, hievon können wir uns überzeugen, wenn wir sie auf verschiedene Beispiele anwenden. So finden wir es ohne Zweifel hässlich, wenn in einem gereimten Gedichte an einer Stelle der Reim entweder fehlt oder falsch ist. Warum? Aus keinem anderen Grunde, als weil wir durch den Umstand, dass in den übrigen Theilen des Gedichtes Reime vorhanden sind, zu der Erwartung veranlasst, ja berechtigt wurden, dass dergleichen Reime durchgängig anzu- treffen sein werden, und doch uns in dieser Erwartung zuletzt getäuscht sehen. Ein Ahn- liches gilt von einem Gebäude, das uns: durch mehre seiner Theile und Einrichtungen auf den Gedanken bringt, dass es nach dem Gesetze der Symmetrie ausgeführt sei, wenn wir endlich auf einen Theil stossen, der eine Abweichung hievon macht. Nicht vermindert wird unser Missfallen, wenn man uns durch genaue Messungen nachweiset, dass die Verstösse gegen Symmetrie und rationale Verhältnisse, die wir an einem Bauwerke wahrzunehmen glauben, nur scheinbar sind, und durch gewisse Theile, die unser Blick kaum erreichen kann, ausge- glichen werden; denn schon dass es dazu erst solcher Messungen bedarf, ist wider den Be- griff des Schönen. Aus dieser Erklärung ist nun deutlich genug zu entnehmen, nicht nur wie nach das Hässliche an und für sich Missfallen errege und dem Schönen entgegengesetzt sei, sondern auch dass es eben so wie eine gemischte Schönheit, auch eine gemischte Hásslichkeit gebe; wie wenn uns ein hässlicher Gegenstand auch sinnlich unangenehm ist, u. dgl. Auch lässt sich endlich begreifen, wie in einem schönen Ganzen, z. B. in einem Lustspiele, einzelnes Hässliche, etwa ein Mensch von hässlicher Gestalt, am rechten Orte erscheinen, und dann, als der Regel, welche wir uns von diesem Ganzen gebildet haben, völlig entsprechend, mit Vergnügen betrachtet, somit für etwas beziehungsweise Schönes erklärt werden könne. $: 19. Um mir das Bewusstsein zu geben, dass ich den Lesern nichts von dem vorenthalte, was bei Beurtheilung der Richtigkeit oder Unrichugkeit ‘meiner Erklärung beachtet werden muss, darf ich nicht verhehlen, was für Einwürfe gegen dieselbe sich vorbringen 38 Bolzane ‚Uiber den Begriff des Schönen. liessen. Die wichtigsten, so viel ich sie nämlich ‚vorherzusehen | vermag, will ich denn auf- richtig anführen; aber auch sagen, was ich. glaube erwidern zu können, Docli als geschlossen werde ich die Verhandlungen über diesen Gegenstand nicht zu betrachten mir ' erlauben, | be- vor ich nicht auch zuletzt noch die merkwürdigsten Erklärungen Anderer mitgetheilt und angegeben habe, aus welchen Gründen. mich keine derselben befriedigt habe. 1. Vor Allem dürfte man einwerfen, dass es auch Gegenstände gebe, die: unserer Betrachtung gar keine Mannigfaltigkeit von einander unabhängiger Theile und Einrichtungen darbieten, z. B. eine ganz einfache Farbe, einen ganz einfachen Ton, die man doch gleich- wohl schön finden könne; was denn geradezu beweise, dass die Art, wie ich in meiner Er- klärung die Entstehung des Wohlgefallens am Schönen beschreibe, unrichug sei. Oder wo gäbe es z. В. bei der Betrachtung einer einfachen Farbe Gelegenheit, bloss dadurch, dass man sich die Frage: was für eine Farbe: diess sei, zu beantworten sucht, seine sämmtlichen auf das Erkennen gerichteten Kräfte in eine solche Thätigkeit zu versetzen, die ihre Fertig- keit uns zur Anschauung bringt? — Hierauf erinnere ich, dass es lange noch nicht ent- schieden sei, ob man auch Gegenstände von einer solchen Einfachheit, wie einzelne Farben oder Töne, in der eigentlichen Bedeutung schön nennen dürfe; ob man sie nicht vielmehr dem bloss sinnlich Angenehmen unterzuordnen habe? Und die Entscheidung dieser Streitfrage hängt lediglich ab von dem Umstande, ob die Beschäftigung, die unser Geist bei der Betrachtung einfacher Farben und Töne findet, unter gewissen Umständen noch in etwas Mehrem bestehe, als in einem bloss sinnlichen Wahrnehmen, wie es auch Thiere vermögen; ob wir, um diese Gegenstände gehörig aufzufassen und zu unterscheiden, einer gewissen durch längere Übung erst zu erwerbenden Fertigkeit bedürfen, ob wir da etwas leisten, was — wenn nicht alle, doch die meisten unserer auf das Erkennen gerichteter Kräfte in Anspruch nimmt? — Wer glaubt, dass dieses Alles verneinend zu beantworten sei, wird eben desshalb gewiss nicht zugestehen, dass Farben und Töne wirkliche Schönheit hätten; somit aber durch die That selbst beweisen, dass er nach meinem Begrifle vom Schönen ur- theile. Ich bin inzwischen der Meinung, dass die obigen Fragen eine bejahende Antwort verdienen. Auch eine einzige Farbe, welche sich über eine gegebene Fläche von etwas grösserem Umfange ausbreitet und in allen Puncten derselben‘ ganz gleichmässig aufgetragen ist; auch ein einziger Ton, der mehrere Secunden lang in vollkommener Reinheit und mit gleicher oder gleichmässig abnehmender : Stärke anhält, sind Gegenstände , die eine grosse Anzahl von einander unabhängiger Theile und Einrichtungen haben ; und es ist eine Auffassung dieser Theile und Einrichtungen nöthig: es ist namentlich die Erkenntniss, dass die Dauer der Schwingungen, in welche das Anschlagen des Athers oder der. Luft unsere Nerven versetzt, oder vielmehr die Erkenntniss, dass die Dauer der Veränderungen, welche durch diese Nervenschwingungen in unserer Seele selbst hervorgerufen werden, eine be- stimmte Grösse habe, und während unserer ganzen Beobachtung diese bestimmte Grösse be- halte, erforderlich, wenn wir Gefallen an der Farbe und ihrer gleichfórmigen | Ausbrei- tung über die uns vorliegende Fläche, Gefallen an dem Tone und seiner Reinheit vad Ausdauer finden sollen. Da nun; wie die Erfahrung, selbst lehrt, das. Anstellen dieser Be- Bolzano. Uiber den Begriff. des Schönen, 39 obachtungen nicht so leicht ist, dass es nicht erst durch Úbung erlernt werden miisste; da es auch noch für denjenigen; der die: Geschicklichkeit besitzt, nothwendig wird, die Farben oder Töne, deren Schönheit er jetzt empfinden soll, erst etwas anhaltender zu betrachten, ja in ihrer Betrachtung: sich ‘gleichsam: zu verlieren, d. В. für einige Augenblicke ausschliess- lich nur mit ihnen ‘sich zu befassen ; da sehr einleuchtend ist, dass wir bei diesem Geschäfte nicht bloss unser sinnliches Wahrnehmungsvermögen, sondern auch unser Gedächtniss, unsere Einbildungskraft, unsere Urtheilskraft endlich ме ие anwenden müssen: so begreift sich auch aus meiner Erklärung, wienach das Wohlgefallen an solchen Gegenständen ein Wohlge- fallen am Schönen genannt werden dürfe. Wahr ist es zwar, dass sich durch Übung auch der Geschmackssinn verfeinern lasse in der Art, dass man, wie uns das Beispiel der Köche und Wohlschmecker zeigt, durch blosses Verkosten Getränke und Speisen sammt ihren näheren Bestandtheilen zu unterscheiden vermag, oft selbst genauer, als es durch eine chemische Analyse gelänge. Hieraus nun möchte vielleicht Jemand den Schluss ziehen, dass, memer Erklärung zufolge, von Menschen solcher Art auch die Genüsse des Geschmacks- sinnes als schöne Genüsse empfunden werden müssten. Allein ich verlange in meiner Er- klárung vom schönen Gegenstande, dass das Vergnügen, welches uns seine Betrachtung ge- währt, nur eben daraus hervorgehe, weil wir nach Gewahrung einiger seiner Einrichtungen nicht solche; die aus ihnen schon folgen, sondern gewisse andere, die von den wahrge- nommenen noch immer unabhängig sind, aber mit ihnen verbunden zur Bestimmung des ganzen Gegenstandes dienen, errathen haben: wo aber geschieht etwas dem Ähnliches, wenn uns ein Feinschmecker auseinander setzt, auf welchen Bergen und in welchem Jahre der Wein, den er in langsamen Zügen herunterschlürft, gereift sei; oder wenn er uns die Gewürze und anderen Ingredienzen aufzählt, aus welchen ein Ragout, das er so eben ver- zehrt, zusammengesetzt sein müsse? Nicht aus Beschaffenheiten, die er schon angetroffen, vermuthet er, dass auch noch andere zu treflen sein dürften, ob sie gleich keine Folge der ersteren sind; sondern aus Eigenschaften, welche er kennen gelernt, schliesst er auf das Vorhandensein gewisser anderer, welche mit jenen in einem nothwendigen Zusammen- hange stehen. Ganz anders ist unser Verfahren, wenn wir einem, wäre es auch noch so ver- einzelten, Tone lauschen. Wie nur die ersten Schwingungen desselben unser Ohr erreicht, versuchen wir schon die Höhe desselben zu schätzen, d. h. wir suchen das Verhältniss, in welchem die Dauer seiner Schwingungen zu irgend einer uns bekannten und als unveränder- lich betrachteten Zeitlänge (namentlich der einer gewissen Geistesverrichtung z. B. des Zäh- lens) steht; eine Bemühung, die uns — wenn wir uns in derselben erst hinlänglich eingeiibt haben, und wenn der Ton wirklich ein reiner ist, nicht zu misslingen pflegt; so wenig wir uns auch die Weise, wie wir dabei vorgehen, zu einem deutlichen Bewusstsein gebracht haben mögen. Ist diess geschehen, so untersuchen wir ferner, ob das in der nur eben ver- gangenen Zeit beobachtete Verhältniss in der nächstfolgenden noch fortdauern werde; und wenn sich auch diess bewähret, und wenn wir durch die ganze nicht eben unbedeutende Dauer (des Tones unsere gleich anfangs gemachte Schätzung fortwährend nur um so genauer bestätigt finden, je mehr wir unsere Aufmerksamkeit verschärfen: dann freilich fehlt nichts 40 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. mehr, was ich als wesentlich zu dem Vergnügen am Schönen: verlange, Dennoch gestehe ich, dass der Genuss, den uns ein einziger Ton, eine einzige Farbe auf solche Weise zu gewähren vermögen, nur gering sein könne, dass also die Stufe der Schönheit, auf wel- cher so einfache Gegenstände stehen, nur eine niedrige sei. Erst wenn wir der Tóne oder der Farben mehre in Verbindung antreffen, und wenn das Gesetz, nach welchem sich ihre Abstufung richtet, nicht allzu offen, aber doch offen genug vorliegt, um ohne die Mühe des Rechnens von uns erkannt zu werden, wird unser Vergnügen ein höheres sein, und das in Rede stehende Ganze wird unbestrittene Ansprüche auf den Namen eines schönen Gegen- standes erhalten. S. 20. 2. Wie es von Einer Seite Gegenstände gibt, deren. Auffassung viel zu leicht scheint, um sie nach meiner Erklärung den schönen beizáhlen zu dürfen: so gibt es, wird man sagen, von der anderen Seite auch wieder solche, die eine viel zu müh volle Auf- fassung haben, um für schön gelten zu können, wenn meine Erklärung die richtige sein soll. Denn. wie viel Studium verursacht oft die blosse Auffindung einer verloren gegangenen richtigen Lesart und die Bestimmung des Sinnes eines in einer alten Sprache uns zuge- kommenen Gedichtes, das wir: dann gleichwohl für ungemein schön erklären, trotz dem, dass wir die Mühe des deutlichen Denkens auf dessen Auffassung verwenden mussten. in ‚einem viel höheren Grade, als es vielleicht zur: Auffassung: eines: der schwierigsten: Lehrsätze im Euklides nöthig gewesen: wäre! Ich erwidere, wenn ein Gedicht: oder was immer: für ein an- derer. Gegenstand von uns für schön erklärt wird: so sagen wir damit keineswegs, dass eine jede, sondern. nur dass eine gewisse Betrachtung desselben für uns vergniůglch werden kónne. Wir wollen es ‚durchaus: nicht in Abrede gestellt wissen, dass oft. gar manche sehr mühevolle Untersuchungen eines Gegenstandes vorangehen ‚müssen, ehe endlich. jene vergnüg- liche Betrachtung. desselben eintreten kann. Zu den Betrachtungen, welche vorangehen müssen, mag immerhin ein Nachdenken, das seine Vorstellungen sich zu verdeutlichen ‘sucht, erfor- dert worden sein: genug wenn nur die. letzte Betrachtung. von einer solchen Art ist, dass sie vermittelst dunkler | Vorstellungen fortschreiten kann; und den schon mehrmal angege- benen Inhalt besitzt. © Diess letztere ist bei einem mathematischen | Beweise, auch. wenn wir Ши’ durch Ойеге Wiederholung uns so geläufig gemacht, dass wir die einzelnen Schliisse desselben uns gar nicht zu einem deutlichen Bewusstsein. zu bringen brauchen, noch immer nicht der Fall; denn hier gibt es;ja nichts zu rathen; sondern zu schliessen; hier liegt kein Gegenstand vor, zu dessen mannigfalůgen nicht: von, einander: abhängigen Beschaflen- heiten wir einen ste umfassenden Begriff auffinden sollen; sondern hier sollen wir die Folgen einsehen, die aus gegebenen ‚Voraussetzungen mit strenger Nothwendigkeit fliessen. $21. 3. Ein fernerer Einwurf, dem ich entgegen sehe, ist, dass meine Erklärung das Schöne dem Regelmässigen gleich setze; während es doch viel Regelmássiges gibt, Bolzano. Ост den Begriff des Schönen, 41 welches nichts weniger ist als schön, (z. E. ein sehr zweckmássig eingerichtetes Uhrwerk; so wie im Gegentheile nicht alles Schöne eben: sehr regelmässig zu sein braucht, Ча man be: kanntlich auch von unregelmässigen ‚Schönheiten spricht, — Meiner Erklärung zu- folge genügt nicht eine jede Regelmässigkeit zur Schönheit; sondern nur eine gewisse, nur eine solche, die ohne die Mühe des deutlichen Denkens geahnet und als vorhanden erkannt werden kann, verlange. ich, und finde ihr Dasein zum Wesen der Schönheit erst in dem Falle genügend, wenn ihre Auffassung unsere Erkenntnisskräfie in eine ihrem Wachsthum | fórder- liche Thätigkeit zu versetzen vermag. Hieraus begreift sich gleich Beides, sowohl wie nach es Regelmässigkeiten gebe, die Niemand schön findet, z, B. die nur durch mühevolle Zerle- gung "und. Untersuchung erst einleuchtend werdende Zweckmässigkeit einer Maschine; als auch, wie nach. es selbst Schönheiten gebe, denen eine gewisse Regelmässigkeit abgeht. Auch: eine Unregelmássigkeit nämlich, eine Abweichung sogar von einer solchen Regel, die wir bei unserm Gegenstande vermöge der Art, der wir ihn beizählen, erfüllt zu sehen er- warten durften, — zerstört nicht sofort alle seine übrigen Regelmässigkeiten, somit auch nicht die Schönheit, die ihm in Anbetracht ihrer zukommen kann. Hier also ist es, wo wir von einer unregelmässigen Schönheit sprechen. Hiezu kömmt, dass zuweilen eben dasjenige, was in gewisser Hinsicht Unregelmässigkeit ist, einer anderen Regel nur um so mehr entspricht, und somit selbst als Schönheit empfunden werden kann. So sind Erröthen, Stottern, Verlegensein: ohne Zweifel Unregelmässigkeiten in dem Benehmen eines Menschen: unter gewissen Umständen aber können sie uns als am rechten Orte und als eine in der That liebenswürdige Schönheit erscheinen, wie z. B. bei einer Jungfrau, der ihr Geliebter seine Gefühle gegen sie zum ersten Male ausspricht. 6. 22. 4. „Allein das Regelmässige, dürfte man ferner einwenden, ist so wenig das, wozu ich es hier erhebe, ein wesentliches Merkmal des Schönen, dass es demselben viel- mehr noch Abbruch thut. Denn ein Kunstwerk, das wir wahrhaft schön finden sollen, muss als das Erzeugniss einer ganz frei wirkenden Kraft erscheinen; und ein Werk, dem wir den Zwang der Regel, nach der es gebildet wurde, ansehen, muss uns schon eben desshalb missfallen. Hierauf entgegne ich, dass es die Frage nach der Entstehungsweise eines Ge- genstandes eigentlich gar nicht sei, die uns bei der Beurtheilung seiner Schönheit beschä f- tiget. Mag also immerhin die Zustandebringung seines Werkes dem Künstler noch so viel Mühe verursacht haben, mag er der Regeln dabei noch so viele beachtet und mit der peinlichsten Überwindung befolgt und ausgeführt haben: fehlt nur dem Werke selbst keine derjenigen Beschaffenheiten, die es besitzen soll; dann kann die Art, wie es sie erlangt hat, seiner Schönheit nicht das Geringste entziehen. Wir wissen es recht wohl, und es kann uns allenfalls selbst in dem Augenblicke, da wir eine schöne Statue bewundern, einfallen, dass ihre Zustandebringung dem Künstler unsäglich viel Arbeit gekostet, dass er viel tausend- Abh. У. 3. 6 4o Bolzaon. | Uiber den Begriff des Schönen. mal genóthigt gewesen, den Meissel anzusetzen, auch Zirkel und Richtscheit zu Hülfe ge- nommen u. s. w.; diess Alles mindert durchaus nicht das Lob, welches wir ihrer Schónheit zollen. Indessen lässt sich doch allerdings sagen, dass man die Mühe, welche die Befolgung einer Regel dem Künstler verursacht hat, »dem Werke nicht ansehen dürfe.« Denn was verstehen, was müssen wir, wenn wir nicht etwas offenbar Ungereimtes verlangen, unter dieser Redart verstehen? Einem Werke die Mühe, die es gekostet hat, ansehen, kann doch gewiss nur heissen, es aus irgend einer an dem Erzeugnisse selbst befindlichen Beschaffen- heit entnehmen, dass es viel Mühe gekostet. Wäre es aber nur eine ganz untadelige Be- schaffenheit des Gegenstandes, wohl gar nur eben der hohe Grad seiner Vollkommenheit, aus dem wir schliessen, dass die Darstellung desselben nicht ohne Mühe gelungen sein kónne: dann wird gewiss Niemand so unvernünftig sein, dieses bemängeln zu wollen. Wer also vor- schreibt, dass man dem schönen Werke die Mühe nicht ansehen soll, der kann, wenn er sich selbst versteht, nur wollen: man soll es aus keiner an dem Werke befindlichen Un voll- kommenheit, man soll es aus keiner daran bemerkbaren Verletzung einer Regel, die sich der Künstler vorgesetzt, aber nicht durchzuführen vermochte, oder die er sich jedenfalls doch hátte vorsetzen sollen, aber aus Erschópfung übersah, entnehmen kónnen, wie viele Mühe es iim verursacht habe. Gegen eine solche Auslegung jener Vorschrift ist nun auch aus dem Standpuncte meiner Erklärung nicht das Geringste einzuwenden. Oder wie sollte es nicht auch nach meinem Begriffe ein Kunstwerk entstellen, wenn wir die übergrosse Mühe des Künstlers an seinem Werke selbst daraus entnehmen kónnen, weil wir bei einer náheren Betrachtung gewahren, er habe eine Regel, die er sich vorgesetzt hatte, zur Hälfte nur be- folgt, oder ег habe, um dieser zu genügen, eine andere vielleicht noch wichtigere, deren Befolgung wir noch mehr zu erwarten berechtiget waren, verletzt? Das ist es eben, was wir nach unserer Erklärung oben (S. 18) das H ássliche nannten. Ein ganz alltägliches Beispiel der Art sind Gedichte, darin dem Versmasse oder dem Reime zu lieb Gedanken und Em- pfindungen entstellt sind. — Doch einige Neuere gehen so weit, zu behaupten, dass alles Schöne wesentlich »irrational« sein müsse; und in Chr. H. Weisse's Syst. d. Ásth. (Leipzig, 1830 S. 19) heisst es ausdrücklich, »eine ächt speculative Wissenschaft der Ästhetik kónne kein angelegentlicheres Geschäft haben, als das Vorurtheil, den Canon der Schón- heit in rationalen, d. h. verstandesmässig bestimmbaren Massverháltnissen zu suchen, wo möglich mit der Wurzel auszurotten.« Da ich jedoch in des Verf. »folgenden Bemerkungen,« in welchen er diess, »so viel an ihm liegt, zu vollbringen« sucht, — nichts ange- troflen habe, das einem Beweise seiner Behauptung nur ähnlich sähe: so halte ich es für gerathen, bei jenem »Vorurtheile« vor der Hand noch zu bleiben; zumal dasselbe durch die, bekanntlich nicht nur sehr rationalen, sondern auch sehr einfachen Verhält- nisse, die zwischen der Hóhe und Dauer von Tónen statt finden müssen, wenn sie einen schónen Zusammenklang oder eine schóne Aufeinanderfolge gewáhren sollen, so wie auch durch die ganz ähnlichen Verhältnisse, die zwischen den Dimensionen der Theile in jeder uns gefallenden räumlichen Ausdehnung, selbst in der Gestalt des menschlichen Leibes nicht fehlen dürfen, eine Bestätigung erhält, die Weisse anerkennt. Wahr ist nur so viel, Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. i3 dass Abweichungen von diesen rationalen Verháltnissen, die so gering sind, dass wir sie nicht bemerken, wie z. B., wenn der Eine Fuss eines Menschen nur eine Linie kürzer ist als der andere, der Schónheit des Gegenstandes auch keinen Abbruch thun. Und das wird man doch wohl begreiflich finden? das doch nicht für einen Beweis ausgeben wollen, dass jene Verháltnisse irrational sein müssten; wáhrend sich hóchstens daraus die Folgerung ziehen lásst, dass auch ein Verháltniss, das wirklich irrational ist, die Schónheit seines Gegenstandes nicht stóre, wenn es nur an ein rationales so nahe grenzt, dass unsere Wahrnehmung es für das letztere ansieht. Denn freilich kommt es bei der Frage, ob wir etwas schón finden, nie darauf an, wie es an sich beschaffen sei, sondern nur, wie es uns erscheine. $. 23. 5. Einige werden vielleicht gegen meine Erklárung einwenden, dass ihr zufolge ein Gegenstand stets um so schóner sein müsste, je leichter und schneller man aus der Wahr- nehmung einiger seiner Einrichtungen schon alle übrigen zu errathen vermag; dass also z. B. ein Drama um so mehr Beifall ernten müsste, je bestimmter wir gleich aus den ersten Scenen den Fortgang und das Ende entnehmen kónnen. So aber sei es doch eben nicht; vielmehr verlange man von einem jeden Stücke, dass es uns in einer Art von Ungewissheit und einer daraus hervorgehenden Spannung unserer Aufmerksamkeit bis an die letzte Scene erhalte; auch gebe es Überraschungen, d. h. Ausgänge einer Begebenheit, welche wir nicht er- wartet hatten, die uns demohngeachtet, ja mitunter gerade darum, weil wir sie nicht erwartet hatten, gefallen. Dass uns ein Gegenstand um so schóner erscheinen müsse, je leichter und bestimmter wir aus einigen seiner Einrichtungen schon alle übrigen errathen, das folgt aus meiner Erklá- rung so wenig, dass vielmehr in ihr schon angedeutet ist, wie nach es auch einen Grad der Leichtigkeit und Bestimmtheit in jenem Errathen gebe, der allzugross ist; einen solchen nämlich, der unseren Erkenntnisskräften keine ihnen angemessene, ihr Wachsthum fördernde Übung gewährt. Und eben weil es ganz richtig ist, dass eine Erzählung oder ein Drama unsere Aufmerksamkeit unmöglich fesseln könnte, wenn wir den ganzen Verlauf der Ereignisse bis auf die kleinsten Umstände schon voraus sehen könnten: so befindet sich unter den Regeln, deren Beobachtung wir bei jeder Arbeit der Art erwarten können, auch diese, dass wir nicht nur beim Anfange, sondern fortwährend in einiger Ungewissheit über das Folgende erhalten wer- den. Wir rechnen ihr also die Erfüllung dieser Regel zu einer Schönheit an. Wir finden daher selbst Überraschungen an ihrem Orte schön, besonders wenn wir — so wenig wir auch die Wendung vorhergesehen hatten, doch über die Gattung der Ereignisse, zu denen sie gehören würde, gar manche Ahnung gehabt, die wir bestätigt sehen. Som 6. Dem Schönen steht, wie ich selbst angemerkt habe, das Hässliche entgegen; ist also meine Erklärung des ersteren richtig, so muss es auch die auf diesen Gegensatz gegrün- 6* 44 Bolzane. Uiber den Begriff‘ des Schönen. dete Erklärung des Hässlichen (S. 18) sein. Aber diese, wird vielleicht Mancher einwenden, ist ja ganz offenbar verfehlt. Denn wie viel Dinge nennen wir hässlich, auf welche jene Er- klärung nicht im Geringsten passt! Dinge nämlich, bei deren Anblicke uns etwas ganz Anderes verletzt, als unsere Unfähigkeit, aus der Betrachtung: einiger Béschaffenheiten die übrigen zu errathen. Alles, was widrig auf unsere Sinne einwirkt, was Eckel oder sonst eine andere unangenehme Empfindung, wäre es auch durch blosse Ideenverbindung, erregt, z. B. ein Aas, ein Schiessgewehr, durch welches eine nns theuere Person verunglückte, heisst uns hässlich ohne alle andere Rücksicht. Diess Alles gebe auch ich zu; erinnere aber, dass es gar keinen Einwurf gegen die Richtigkeit meiner Erklärung, weder vom Schönen noch vom Hässlichen, enthalte, sondern bloss einen Beweis, dass wir das Wort: Hässlich nicht überall in der Bedeutung nehmen, in der es das gerade Widerspiel des Schönen bezeichnet; indem wir es eben so oft in einem Sinne gebrauchen, in welchem es nur dem Angenehmen überhaupt entgegensteht; in anderen Fällen sogar bei diesem Worte an seine Ableitung vom Hasse denken, und uns somit darunter etwas, welches ein Gegenstand unseres Hasses ist oder werden kann, vorstellen. In solcher Bedeutung dürfen wir freilich auch Dinge für hässlich erklären, welche nichts weniger als einen Gegensatz vom Schönen bilden, wohl gar trotz ihrer Hässlichkeit noch viel Schönes an sich haben können. <. 25. 7. Endlich dürfte man sagen, dass der Begriff des Schönen viel zu verbreitet unter uns Menschen sei, als dass er aus so vielen und so künstlich untereinander verflochtenen Theilen zusammengesetzt sein könne, wie meine Erklärung ihn darstellt. Denn bei allen, auch selbst den rohesten Völkern ist er zu finden; überall kennt man den Unterschied zwi- schen Schönem und Garstigem; und wie verschieden man auch in der Anwendung auf ein- zelne Gegenstände darüber urtheilen mag, ob sie den Schönen beigezählt zu werden ver- dienen, so liegt doch ein gewisser gemeinschaftlicher Begriff all diesen Urtheilen zu Grunde. Ja nicht nur der Erwachsene, auch schon das Kind in einem noch sehr zarten Alter lernt, sofern ihm nur mehre schöne sowohl als hässliche Gegenstände vor die Augen treten, jene von diesen allmälich unterscheiden, und an der Betrachtung der erstern sich ergötzen, d.h. der Begriff des Schönen kömmt bei demselben zum Bewusstsein. Wohl muss somit dieser Begriff entweder einfach sein, oder nur aus sehr wenigen und sich mit einer Art von innerer Nothwendigkeit an einander fügenden Theilen bestehen. Die grosse Verbreitung des Schönheitsbegriffes läugne ich durchaus nicht; aus ihr folgt aber keineswegs, dass derselbe nur aus sebr wenigen Theilen zusammengesetzt oder gar einfach sein müsse. Denn es gibt der Begriffe sehr viele, die eine eben so grosse, wo nicht noch grössere Ausbreitung haben, und doch entschiedenermassen äusserst zusammengesetzt sind. ‚Oder. wer könnte es in Abrede stellen, dass die tausendfálugen Begriffe, durch die wir Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 45 die sogenannten natürlichen Gegenstánde auf Erden unter bestimmte Arten und Gat- tungen bringen ; ich meine die Begrifle: Pferd, Hund, Katze, Vogel, Fisch, Baum, Strauch, Blume, Frucht, Apfel, u. s. w. alle so zusammengesetzt sind, dass nach den Erklärungen, die man bisher versucht hat, auch die einfachsten noch der Theile mehre enthalten, als der Begriff des Schönen nach unsrer obigen Erklärung? Und wie verbreitet sind sie doch! wie schnell erwirbt sie nicht ein jedes Kind! Wie das geschehe, ist kein Räthsel. Sobald mehre Gegenstände, die gewisse gemeinschaftliche Beschaffenheiten haben, unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen und sich uns wichtig gemacht, suchen wir einen sie ausschliesslich darstellen- den Begriff, und setzen ihn, wenn sonst auf keine andere kürzere Weise, aus den Vorstellungen jener gemeinsamen Beschaffenheiten selbst zusammen. Wir thun diess allmälich, indem wir bald. diesen, bald jenen Bestandtheil (eine so eben wahrgenommene Beschaffenheit der Dinge dieser Art) in unsern Begriff aufnehmen, bald wieder (wenn wir finden, dass diese Beschaffen- heit nicht ganz allgemein ist) aus ihm entfernen; diess Alles, ohne es uns zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen, d. h. ohne es uns zu sagen, ja in den meisten Fällen auch nur sagen zu können. Wenn nun jetzt insbesondere erklärt werden soll, auf welche Weise es geschehe, dass fast bei jedem Menschen, sobald er nur einigermassen sich über die thierische Rohheit erhoben hat, der Begriff der Schönheit sich einstellt: so brauchen wir nur an die bekannte Eigenheit unserer Natur zu denken, dass wir, sind nur erst unsere dringendsten Bedürf- nisse gestillt, uns durch die Thätigkeit unsers nie ruhenden Geistes selbst fortwährend ange- trieben fühlen, für jeden uns vorkommenden Gegenstand einen ihn so getreu als möglich darstellenden Begriff zu suchen. Gelingt uns diess leicht genug, sind wir dabei sogar im Stande, nach Wahrnehmung einiger seiner Beschaffenheiten, die übrigen, ob sie gleich keines- wegs aus jenen folgen, schon zu errathen, ohne uns die Mühe des deutlichen Denkens genom- men zu haben: so ist begreiflich, dass wir ein eigenes Vergnügen hierüber verspüren. Kommen uns: nun der Gegenstände, die uns auf solche Weise vergnügen, mehre vor; stossen wir ferner auch auf andere, bei denen wir dieses vergeblich versucht: so ist wohl sehr natürlich, dass wir die ersteren von den letzteren unterscheiden, d. h. uns die Begriffe des Schönen und Hässlichen bilden. Die Entstehung dieser Begriffe liegt somit in der Natur des mensch- lichen 'Geistes, und es darf nicht befremden, wenn wir sie überall, wo Menschen sind, in grösserer ‘oder geringerer Deutlichkeit entwickelt antreffen. $ 26. Wir wenden uns nun zur Betrachtung der merkwürdigsten Erklärungen die- ses Begriffes, welche von Andern aufgestellt worden sind. Ist die von uns gegebene richtig, so lässt sich erwarten, dass auch bei Andern etwas ihr nahe kommendes zu finden sei. Das ist nun auch der Fall. In der Leibnitz-Wolfischen Schule (wo man sorgfältiger als in der neuesten Zeit bemüht: war, seine Begriffe genau zu bestimmen, aber hierin freilich nur so viel leistete, als ohne Kenntniss des wichtigen Unterschiedes zwi- 46 Belzanc. Uiber den Begriff des Schönen. schen Merkmalen und Bestandtheilen eines Begriffes *) möglich war) gab man schon manche Erklärung , welche der unsrigen ziemlich nahe kómmt. Wenn man, wie das schon Baum- garten that, die Schönheit als eine sinnlich erkannte (oder erkennbare) Vollkommen- heit erklärte; unter der Vollkommenheit aber hier eine blosse Übereinstimmung des Man- nigfaltigen zu einer Einheit, und unter dem sinnlich Erkennbaren nur so viel als etwas durch verworrene oder dunkle Vorstellungen Gedachtes verstand: so gab man doch zwei Be- standtheile an, die wir uns auch in unsere Erklärung aufzunehmen genöthigt sahen; ob sie uns gleich für sich allein nicht zureichend erschienen. Und wenn es in E berhard's Ästhetik heisst, dass der schöne Gegenstand ein leichtesSpiel derSeelenkräfte bewirken müsse: so wurde hiedurch ein dritter in diesem Begriffe liegender Bestandtheil angedeutet, obwohl Spiel nicht der richtigste Ausdruck dafür gewesen. Die Erklärung aber, die Delbrück (»über das Schöne«) gegeben: »Das Schöne bestehe in einer zweckmässigen zusammenstimmenden Mannig- faltigkeit, welche die Phantasie in sich hervorruft, um zu einem gegebenen Begriffe viel Un- nennbares hinzuzudenken, mehr als auf der andern Seite deutlich daran gedacht werden kann; das Wohlgefallen an demselben werde hervorgebracht durch ein freies und doch regelmássiges Spiel der Phantasie in Einstimmung mit dem V erstande« — diese Erklä- rung, so fehlerhaft sie erscheint, wenn wir sie strenge nach ihrem Wortlaute richten, erinnert doch schon an die meisten in dem Begriffe der Schönheit wesentlich liegenden Theile, wenn meine Ansicht davon die richtige ist. Der schöne Gegenstand muss uns durch seine Betrach- tung ein Wohlgefallen gewähren; diess muss hervorgebracht werden durch die Beschäf- tigung, welche er unsern Erkenntnisskrálten (der Phantasie sowohl als dem Verstande) darbeut; diese Beschäftigung muss uns desshalb leicht werden, und mag in so fern ein freies und doch regelmässiges Spiel genannt werden, als sie nicht in blossen Schlüssen, sondern in einem Errathen besteht; wir beschreiben sie nicht ganz uneben, wenn wir sie darein setzen, »dass man zu einem gegebenen Begriffe viel Unnennbares, mehr als daran deutlich gedacht werden kann, hinzudenke;« denn der Gedanken, welche ein schöner Gegenstand in uns anregt, gibt es so viele, und sie werden von uns so leicht und schnell erzeugt, dass wir nicht einmal ihnen Worte zu geben vermögen, ihrer uns gar nicht deutlich bewusst werden können. — Noch übereinstimmender mit meinen Ansichten, zugleich auch deutlicher und geordneter erklärte sich Maass, in dessen Grundr. der Rhetorik (Halle, 1798) wir Folgendes lesen: »$. 2. Ein Gegenstand heisst schön, so fern die blosse Vorstellung von ihm mit einem Wohlgefallen verbunden ist. S. 3. Da alles Vergnügen auf einem belebenden, d. i. das Lebensgefühl erweckenden und unterhaltenden Spiele unserer Kräfte beruht, das Wohlgefallen am Schönen aber mit der blossen Vorstellung des Objects verbunden ist: so muss ein schöner Gegenstand so beschaffen sein, dass die Vorstellung von ihm unsere Erkenntnisskräfte in ein belebendes Spiel, d. h. in eine Thätig- keit derselben ohne bemerkbare Anstrengung, versetzt, Das Wohlgefallen an der Schönheit eines Objectes beruht auf einem Verhältnisse der Vorstellung von ihm zu unsern Erkenntniss- *) S. die Wissenschaftslehre Ва. I. 6. 64. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 47 kräften. — S. 4. Unsere Erkenntnisskráfte sind die Sinnlichkeit oder das Vermöen der Anschauungen und der Verstand, dessen Geschäft ist, durch Begriffe zu denken. Jedes schöne Object muss daher etwas Anschauliches sein, und dem Verstande etwas zu den- ken geben ; denn widrigenfalls bliebe entweder der Verstand oder die Sinnlichkeit beschäf- tigungslos; es wäre folglich kein belebendes Spiel der Erkenntnisskräfte vorhanden. Das angeschaute Mannigfaltige des Objectes muss also zu irgend einer Einheit für den Verstand zusammenstimmen. — 6. 5. Jeder schöne Gegenstand muss so beschaffen sein, dass Verstand und Sinnlichkeit in eine freie Thätigkeit gesetzt werden. Es dürfen keine Begriffe des Ver- standes zu Grunde gelegt, und der Sinnlichkeit als Regeln vorgeschrieben werden, wonach sie ihre Anschauungen zusammenzusetzen mit Bewusstsein genöthigt würde. Sie muss mit ihren Vorstellungen ganz frei zu spielen scheinen. Eben so müssen auch keine Anschauun- gen zu Grunde gelegt werden, wonach der Verstand seine Begriffe zu formiren mit Bewusst- sein genöthigt würde, sondern es muss das Ansehen haben, als wenn er nur zufälliger Weise bei den Vorstellungen der Sinnlichkeit etwas zu denken fände. Denn wenn das eine Vermögen durch das andere auf gedachte Art eingeschränkt würde, so würde das Gefühl dieser Einschränkung das belebende Spiel der Erkenntnisskräfte zerstören.« — An dieser Dar- stellung hätte ich zu tadeln, erstlich, dass die in den $$ 3 — 5 aufgezählten Beschaffenheiten als blosse Conseguenzen aus der Beschaffenheit des S 2 aufgeführt werden; da doch daraus allein, dass die blosse Vorstellung von einem Gegenstande mit einem Wohlgefallen ver- bunden ist, noch gar nicht folgt, dass diese Vorstellung unsere Erkenntnisskräfte eben in ein belebendes Spiel versetzt haben müsse; wie das schon oben von mir erwähnte Beispiel der mathematischen Beweise zeigt. Dann möchte ich nicht behaupten, dass jedes schöne Object etwas Anschauliches sein müsse, da es doch auch übersinnliche Schönheiten gibt. Was endlich über die Art gesagt wird, wie das Gefühl der Freiheit in dem Gebrauche unserer Erkenntnisskräfte bei der Betrachtung eines schönen Gegenstandes entspringe, das däucht mir nur auf einer unrichtigen Ansicht von der Entstehungsart unserer Urtheile über- haupt zu beruhen. Wir sind bei dem Genusse des Schönen nur insofern freier als bei dem Durchdenken eines Beweises, als es dort fast gänzlich von unserm Belieben abhängt, auf welche Beschaffenheiten des Gegenstandes wir unsere Aufmerksamkeit zuerst richten, und dass wir statt über die Folgen, die sich aus diesen Beschaffenheiten mit Nothwendigkeit ergebe.ı, nachzudenken, nur ratlıen, welche andere durch die wahrgenommenen keineswegs schon be- stinnmten Beschaffenheiten noch ferner anzutreffen sein dürften. $. 27. Fragen wir jetzt nach den merkwürdigsten Versuchen einer Erklärung des Schönen, wie sie der Zeit nach auftraten: so ist wohl Plato der älteste Weltweise, von dessen Ansichten über diesen Gegenstand wir einige etwas ausführlichere Äusserungen in seinen eigenen Schriften (besonders im Gastmahl, im grössern Hippias, im Phädrus und im Philebus) antreffen. 48 Bolzano. : Uiber den Begriff des Schönen. Wir sehen hieraus, dass dieser ehrwürdige. Weise das Schöne fast immer nur in Verbindung mit dem Guten. («eor x' буд о»), betrachtet, doch im Begriffe es nicht nur von diesem, son- dern auch von dem bloss Angenehmen, ja auch von dem bloss Nützlichen "unterschieden habe; dass er ferner nicht bloss eme sinnliche Schönheit (wie z. B. schon bei einzelnen Farben und Tónen), sondern auch eine verstándige und sittliche angenommen habe; dass er endlich die hóchste Schónheit nur dort anerkannt habe, wo wir an das Ewige, Sélbstständige, Vollkommene erinnert werden. Eine genaue Zerglie- derung seines Begriffes dürfen wir übrigens bei einem Manne von seiner Eigenthümlichkeit nicht suchen. — Etwas Bestimmteres würden wir vielleicht bei Aristoteles lesen, wären nicht mehre seiner in die Ästhetik. einschlagenden Schriften, namentlich jene » über das Schôüne « verloren gegangen. ‹ In. den cofouerois versucht er sich nirgends mit einem óorcpog, sondern begnügt sich, die Schönheit bloss auf eine ähnliche Weise, wie er es auch mit der Tugend machte, als eine Art von Mittelding, das weder zu gross noch zu klein, sondern durch Mass und Ordnung übersehbar sein müsse, zu beschreiben. Dass dieses aber nicht zulange, jenen Begriff zu bestimmen, darf ich wohl nicht erst darthun. — Tiefer gedacht ist, was uns Plotinus über die Natur des Schónen hinterlassen: der Genuss; den die Betrachtung des Schónen gewáhrt, sei eben kein anderer, als der aus der An- schauung einer Idee; schón námlich sei jeder anschauliche Ausdruck einer Idee; wird diese für sich selbst angeschaut, so sei es geistige, bedürfen wir-eines sinn- lichen Stoffes dazu, sinnliche Schönheit, welche in jedem sinnlichen Gegenstande liegt, wenn die Idee in dem Stoffe vollständig ausgedrückt ist. Auf diese Erklárung, weil sie in neuerer Zeit von sehr berühmten Philosophen wieder aufgegriffen wurde, kommen wir spáter zu sprechen. <. 28. Eine Erklärung, auf welche schon der älteste griechische »P hilosoph;« Pythagoras, doch nur in entfernter Weise soll hingedeutet haben, die aber erst Augustinus ganz deut- lich ausgesprochen und mit Gründen unterstützt hat, die auch seitdem die meisten Anhánger gezühlt, und noch in unseren Tagen ihre Vertheidiger findet, — setzt das Wesen der Schón- heit in eine das Mannigfaltige verbindende Einheit. So lesen wir, da Augustins Hauptwerk über diesen Gegenstand verloren gegangen, in einem seiner Briefe: Omnis puleri- (их forma unitas est; und in dem Buche de vera religione с. 32: Quacram, quare stat pulcra? et si titubabitur, subjiccam, utrum idee, quia. similes sibi. partes sint, et aliqua copulation, ad unam convenientiam redigantur? — Sollten wir diese Erklärung, zu deren Verbreitung besonders der französische Jesuit P. Andre, der Engländer Hutcheson, und mehre An- hänger der Leibnitz-Wolfischen Philosophie beitrugen, buchstäblich nehmen, so müssten wir ein sehr ungünstiges Urtheil über sie aussprechen. Denn es ist äusserst dunkel und un- bestimmt, was die beiden Worte: Mannigfaltigkeit und Einheit hier bedeuten sollen; und selbst, wenn man die fernere Erklärung beifügt, dass man sich unter der Mannigfaltig- Bolzano. © Uiber den Begriff des Schönen. 49 keit eine gewisse Menge von Beschaffenheiten, und unter der Einheit einen Begriff, der diese Beschaffenheiten zusammenfasst, denke, ist noch nichts gewonnen, weil auch der einfachste Gegenstand eine unendliche Menge von Beschaffenheiten hat, und für jeden auch ein Begriff, der diese unendliche Menge von Beschaffenheiten umfasst, angeblich ist, Soll also die Er- klärung nicht so weit sein, dass sie auf jeden Gegenstand passt, soll sie dem zu erklärenden Begriffe nur einigermassen sich nähern: so müssen engere Bestimmungen eintreten. Man muss, ohngefähr so, wie ich es oben gethan, die Mannigfaltigkeit des schönen Gegenstandes als eine Menge solcher Beschaffenheiten beschreiben, deren die eine nicht durch die übrigen bestimmt wird; und unter der Einheit in dieser Mannigfaltigkeit muss man verstehen, dass ein Begriff angeblich sei, aus welchem alle diese Beschaffenheiten folgen, obgleich er ein- facher ist als derjenige, den man durch blosses Zusammendenken aller derselben erhielte. So mag man es sich wohl auch gedacht haben; allein bei der Zergliederung eines Begriffes genügt es nicht, dewisse Bestandtheile im Sinne zu haben, sondern die Aufgabe besteht eben darin, diese uns dunkel Vorschwebenden Bestandtheile zum deutlichen Bewusstsein zu erheben und auszusprechen. Übrigens wissen die Leser bereits, dass der Begriff, den man erhalten hätte, auch wenn man diese Bestimmungen alle ausdrücklich angegeben hätte, noch immer viel zu weit gewesen wäre, um für den des Schönen zu gelten. $. 29. Das fühlte man denn auch bald genug; und besonders der Umstand, dass diejenige »Einheit im Mannigfaltigen,« die einen Gegenstand schön macht, ohne die Mühe des deut- lichen Denkens erkennbar sein müsse, lag der Beobachtung zu nahe, als dass man ihn hätte sehr lange übersehen können. Lehrte doch jeden die eigene Erfahrung, dass er sich jener Reihe von Vorstellungen, die bei Betrachtung eines schönen Gegenstandes vor seiner Seele vorüberziehen, nicht klar bewusst werde, und sie nicht anzugeben wisse. Somit verbesserte man die im vorigen $ besprochene Erklärung dahin, dass man das Schöne als ene dunkel oder (was man für einerlei hielt) sinnlich erkannte Einheit im Mannigfaltigen definirte. So wörtlich Eschenburg, Feder, Gäng u. A. Auch Hutchinson mit meh- ren Englándern, die überdiess einen eigenen Sinn für das Schöne vorauszusetzen pflegten. Was nun den Ausdruck: »dunkel erkannte« Einheit belangt, so weiss man schon aus $. 5, dass ich — hierin mit Mendelssohn (in den Briefen über die Empfin- dungen) gleichdenkend — nur verlange, dass der Begriff, der uns das Mannigfaltige des schó- nen Gegenstands in eine Einheit fasst, ohne die Mühe des deutlichen Denkens. gefunden werden kónne, keineswegs aber vermeine, dass es das Wohlgefallen an demselben stüre, wenn wir uns dieses Begriffes deutlich bewusst werden. Meiner Ansicht nach hátte man also statt des Ausdrucks: dunkel erkannte, eigentlich den: dunkel erkennbare Einheit, gebrauchen sollen. Dass man jedoch auch durch diese Bestimmung noch nicht die ganze Eigenthümlichkeit jener Einheit, die das Mannigfaltige eines schönen Gegenstandes verbinden muss, angegeben hätte, ist in dem Vorhergehenden bereits erwiesen. — Um aber auch beur- Abh. V, 3. 1 50 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. theilen zu kónnen, welche Bewandtniss es mit der noch immer nicht ganz verklungenen An- nahme eines eigenen Sinnes für das Schöne habe, wird nur nöthig sein, uns zu einem deutlichen Bewusstsein zu bringen, was wir uns unter einem solchen Sinne denken. Verständen wir unter einem Sinne für das Schöne nichts Mehres, als dass wir die Fähigkeit haben, das Schöne zu empfinden: dann wäre es freilich keinem Zweifel ausgesetzt, dass uns ein solcher Sinn beiwohne. Aber schon der Umstand, dass man hierüber doch gestritten, und deutlicher noch der Umstand, dass man diesem Sinne den Beinamen eines eigenen gegeben, beweiset, dass man dabei an etwas Mehres gedacht. Was ists denn allgemein, das wir uns denken, wenn wir sagen, dass wir für eine Art von Empfindungen oder Gefühlen, für eine Art des Wirkens und Leidens überhaupt einen eigenen Sinn, wohl gar ein eigenes Sinnesorgan besitzen? Weil wir darunter mehr als das blosse Vermógen zu dieser Art des Wirkens und Leidens denken: so müssen wir ohne Zweifel denken, dass es gewisse Kráfte und Einrichtungen in unserer Seele, und wenn wir überdiess ein eigenes Sinnesorgan annehmen — auch gewisse Theile und Einrichtungen in unserm Leibe gebe, deren wo nicht einzigêr, doch vornehmster Zweck darin liegt, jene Art des Wirkens und Leidens in uns unter gegebenen Umstánden hervorzurufen. Genau das meinen wir, wenn wir z. B. sagen, dass wir an unserem Auge ein eigenes Sinnesorgan fiir die Gesichtsvorstellungen hátten; denn damit wollen wir gewiss nur andeuten, dass wir an unserm Auge ein Organ haben mit einer Menge von Theilen und Einrichtungen, deren Zweck ist, uns das Sehen möglich zu machen. Frägt man nun nach, woraus wir diess Letzte schliessen; oder will man im Allgemeinen wissen, woraus wir ent- nehmen, dass gewisse Kräfte oder Theile und Einrichtungen an uns entweder ausschliesslich oder doch vornehmlich nur einen bestimmten Zweck besitzen ; so antworte ich: wenn wir gewahren, dieses sei die einzige nützliche Wirkung, die jene Kräfte, Theile und Einrich- tungen hervorbringen, und dass bei deren Abänderung auch diese Wirkung entweder weg- fiele oder höchst unvollkommen erreicht werden könnte. Um also berechtigt zu sein zu der Behauptung, dass wir ein eigenes Organ, oder auch nur einen eigenen im Innern unserer Seele liegenden Sinn für das Schöne besitzen , müssten wir nachgewiesen haben, es gebe Theile und Einrichtungen in unserm Leibe oder doch Kráfte in unserer Seele, die keinen Nutzen ausser dem Einen gewähren, dass wir ein Wohlgefallen an der Betrachtung des Schó- nen finden. Das aber ist bisher nie nachgewiesen worden, und dürfte wohl auch in Zukunft nie geschehen. Denn um das Wohlgefallen, das wir an der Betrachtung schóner Gegenstände finden, um das Vorhandensein eines Geschmackes zu erkláren, bedarf es, zufolge dessen, was unsere früheren Untersuchungen gezeigt, wahrlich keiner andern Annahme als des Daseins soleher Erkenntnisskráfte und Vermógen, von deren Vorhandensein wir aus andern Wirkungen derselben lange schon unterrichtet sind, und die uns noch tausend andere Dienste von gróss- тег. Wichtigkeit leisten. S. 30. Statt des Ausdrucks: »Einheit im Mannigfaltigen,« bedienten sich Viele, wie der schon einmal erwáhnte Baumgarten, dann Meier, Riedel, Kónig, Schott u. A. Bolzano. ÜUiber den Begriff des Schönen. 51 des Wortes Vollkommenheit, und lehrten somit, Schönheit sei eine dunkel oder sinn- lich erkannte (oder erkennbare) Vollk om menheit. Sagten sie nun, wie wirklich die Meisten thaten, dass ihnen Vollkommenheit hier eben nichts Anderes als Einheit im Mannigfaltigen be- deute: so hatten sie nur ein anderes (im Grunde schlecht passendes) W ort zur Bezeichnung eines Begriffes gewählt, den Andere zwar nicht gehörig, aber doch etwas näher schon be- stimmt hatten, wenn sie die mehren Worte: Einheit im Mannigfaltigen, setzten. Verstanden sie aber unter der Vollkommenheit eines Dinges die Übereinstimmung aller seiner Theile und Einrichtungen zu einem gemeinschaftlichen Zwecke: so nahmen sie in den Begriff der Schönheit einen Bestandtheil auf, der ihm meiner Überzeugung nach ganz fremd ist. Denn nicht bei allen schönen Gegenständen denken wir, wenn wir ihre Schönheit betrachten, an einen Zweck derselben, d. h. an eine Wirkung, welche von einem verständigen Wesen, das wir als ihren Urheber voraus setzen, gewollt worden sei. Nicht näher trat man der Wahr- heit, wenn man unter der Vollkommenheit, die im Schönen angeschaut werde, die Brauch- barkeit desselben zur Förderung des allgemeinen Wohles, oder endlich die Menge und Grösse der Kräfte oder Realitäten, die es in sich vereiniget, verstehen wollte. Denn auch von allem diesem ist bei der Beurtheilung der Schönheit eines Gegenstandes oflenbar keine Rede. Flachs kann der ganzen Menschheit bei Weitem nützlicher sem als Seide; ein Thier ist ohne Zweifel ein Wesen, das mehre und höhere Kräfte in sich vereinigt als eine Pflanze; doch fällt es Niemand ein, den Flachs der Seide, die Wanze der Rose an Schönheit vorzuziehen. S. 31. Moriz (in der Berliner Monatschrift. 1185. St. 3) setzte statt des Vollkommenen den Ausdruck: »das in sich Vollendete,« den er dahin auslegte, dass wir »das Schöne als ein Ganzes in sich, als seinen Zweck in sich selbt habend betrachten,« und dass es uns »ein Vergnügen um seiner selbst willen gewähre, indem wir nicht sowohl dem Gegenstande eine Beziehung auf uns (wie bei dem Nützlichen), sondern vielmehr uns eine Beziehung auf ihn gáben.« — Als ein »Ganzes in sich« kann man, würde ich meinen, jeden Gegenstand, wenn er nur eben kein durchaus einfacher ist, betrachten, z. B. auch einen Steinhaufen; und wirklich betrachten wir ihn als ein Ganzes in sich, so oft wir ihn eben nur als einen Steinhaufen betrachten: wird er uns aber hiedurch zu einer Schön- heit? — Dass auch das In sich haben eines Zweckes zum Wesen des Schönen weder gehöre, noch genüge, weiss man bereits. Eine Kröte betrachten: wir als ein Wesen, das sei- nen Zweck in sich hat, finden sie gleichwohl nicht schön; das bunte Farbenspiel auf den Flü- geln eines Schmetterlings dagegen finden wir schön, ohne an einen Zweck desselben zu denken. Der Behauptung endlich, dass uns das Schöne um seiner selbst willen ein Vergnügen gewähre, können wir beipflichten, weil der Zusammenhang, besonders der Gegensatz, den Moriz zwischen dem Schönen und Nützlichen macht, beweist, er habe damit nur sagen wollen, dass uns das Schöne keinen anderen Nutzen gewähre, als eben den, dass es uns Tr 52 Bolzano. Uiber den Begriff des Schünen. schon durch seine blosse Betrachtung bildet und vergnügt. Aber wie undeutlich, um nicht zu sagen, falsch, wird dieses ausgedrückt durch die Worte: »um seiner selbst willen,« und, »indem wir nicht sowohl dem Gegenstande eine Beziehung auf uns, sondern vielmehr uns eine Beziehung auf ihn geben !« — Gleichwohl reicht Alles diess nicht hin zu dem Begriffe des Schönen ; sondern es muss, wie wir gesehen, bestimmt werden, aus welcher Quelle das Vergnügen, das die Betrachtung des Gegenstandes gewährt, entspringe; es muss gesagt werden, dass es aus der Beschäftigung, die unsere Erkenntniss- kräfte hier finden, hervorgehe; dass es eine Freude sei, die uns das Innewerden unserer eigenen Fertigkeit im Beurtheilen vermittelst blosser dunkler Vorstellungen gewähret; u. s. w. $. 32. Ein neues der Aufmerksamkeit früherer Beurtheiler entgangenes Element in dem Be- griffe des Schönen glaubten diejenigen entdeckt zu haben, welche mit Loke, Home u. A. das auf der eigenthümlichen Verbindung zwischen unsern Vorstellungen (auf der Ideenassociation) beruhende Wohlgefallen an einem Gegenstande für seine Schönheit erklärten, oder doch dazu rechneten. Allein dass dieses unrichtig sei, kann man schon daraus abnehmen, weil es auf solche Art von einem zufälligen, bei verschiedenen Menschen sich sehr verschieden gestaltenden, ja bei demselben Menschen sehr wechselnden Umstande abhängen würde, ob wir etwas schön oder nicht schön nennen sollen. Denn eine und eben dieselbe Vorstellung ist bei verschiedenen Menschen, ist bei demselben Individuum zu verschiedenen Zeiten mit sehr verschiedenen Nebenvorstellungen verknüpft. Derselbe Gegenstand also, der uns durch die angenehmsten Nebenvorstellungen ergötzt, kann Anderen gleichgilug oder gar widerlich sein, weil er bei ihnen ganz entgegengesetzte Vorstellungen anregt; ja wir selbst werden vielleicht eine Person, die uns heut noch mit frohen Hoffnungen erfüllt, in einigen Wochen nicht ohne den herbesten Schmerz getäuschter Erwartungen an- blicken können. — Verbessert wird diese Erklärung allerdings, wenn man mit Sayers nur solche mit einem Gegenstande associirte Vorstellungen bei der Beurtheilung seiner Schön- heit beachtet wissen will, die wir als allgemein (universally). mit ihm associirt annehmen können. Und in der That, dass solche Nebenvorstellungen, ja auch schon solche, die nur bei vielen Menschen, z. B. bei Allen eines gewissen Geschlechtes, Lebensalters oder auch nur eines gewissen Landes und Zeitalters angetroffen werden, einen sehr mächtigen Einfluss auf das Urtheil nehmen, welches von uns über die grössere oder geringere Schönheit eines Objectes gefällt wird; dass wir fast überall, wo eine gewisse Schönheit mit ungewöhnlichem Enthusiasmus verkündigt wird, voraussetzen können, hier seien einige die Sinnlichkeit be- stechende, oder aus sonst einem anderen Grunde den Menschen angenehme Nebenvorstel- lungen im Spiele; dass es besonders im entgegengesetzten Falle die unüberwindlichsten Schwierigkeiten verursacht, einem Objeete die gereehte Anerkennung seiner Schönheit zu er- wirken, sobald es mit einigen dem Betrachter widerlichen Nebenvorstellungen assocint ist: das Alles ist unstreitig. Dennoch vermeine ich, dass dieses nur geschehe, weil man die reine Bolzano. ег den Begriff des Schönen. 53 Schönheit nicht von der gemischten scheidet, und die Lobpreisungen, die nur der letzteren gebiihren, in ungenauer Sprache auf die erste überträgt, Dasjenige Wohlgefallen an einem Gegenstande, das auf der blossen Association seiner Vorstellung mit anderen uns angenehmen Vorstellungen beruht, ist doch jedenfalls, auch wenn es noch so allgemein verbreitet sein sollte, etwas dem Gegenstande selbst so Fremdes und Zufälliges, dass wir es billig nicht vermengen sollten mit dem Vergnügen, welches er uns durch die Betrachtung seiner eigenen Beschaffen- heiten, namentlich durch die Tháugkeit, in welche er hiebei unsere Urtheilskraft versetzt, zu gewähren vermag. $. 33. Nur ihrer Eigenthiimlichkeit wegen, und weil sie doch von einem so scharfsinnigen Denker herrührt, erwähne ich der Erklärung, die Lambert (Architektonik. Th. I, S. 354) auf- gestellt hat: »Eine Verflechtung des Ahnlichen und des Verschiedenen, wenn sie auf ihr Maximum gebracht wird, macht eine Art von Vollkommenheit, welche wir über- haupt ideal nennen kónnten, weil sie fast ganz nur auf der Vergleichung der Dinge be- ruht. Man nennt sie insbesondere еше Schönheit, wenn sie in die Sinne fällt.« — Hier- nächst also wäre Schönheit eine sinnenfällige und auf ihr Maximum gebrachte Verflechtung des Ähnlichen und des Verschiedenen. Nun ist es wohl ausgemacht, dass jeder Gegenstand, der unserem betrachtenden Geiste die zur Empfindung des Schönen erforderliche Beschäfti- gung gewähren soll, mehre von einander unabhängige Einrichtungen oder Beschaffenheiten an sich haben müsse; und dass man diese als eben so viele Verschiedenheiten an ihm bezeichnen könne, ist nicht in Abrede zu stellen. Schon sehr gezwungen ist es jedoch, wenn man nebst solchen Verschiedenheiten auch das Vorhandensein vieler Ähnlichkeiten ver- langt, worunter man etwa versteht, dass mehre jener Einrichtungen sich, unter gemein- schaftliche Begriffe zusammenfassen lassen. Aber was soll es nun vollends heissen, dass jene Verschiedenheiten und Ähnlichkeiten sich untereinander verflechten, und dass diese Ver- flechtung ein Maximum erreichen müsse? Das ist doch wahrlich dunkel; und was im An- hange gesagt wird, trägt zur Aufhellung dieser Dunkelheit nichts bei. $. 34. Hemsterhuis (in s. Lettre sur la sculpture. Amst. 1169) glaubte das Schöne als das- jenige erklären zu dürfen, »was uns die grösste Ideenzahl in kleinster Zeit gewáhret.« — Er sprach hiemit die sehr richtige Bemerkung aus, dass jeder schöne Gegenstand die Thätigkeit unseres Geistes in einem hohen Grade anrege und anregen müsse; aber er scheint vergessen zu haben, dass dieses allein noch lange nicht das Wesen des Schönen erschöpfe, weil ja gar manche andere Gegenstände, die sinnlich reizenden z. B. das Námliche thun. — Inzwischen hat Göthe (Werke, B. 30 S. 239) dieser Erklärung die Ehre angethan, sie einiger- massen geändert auch zu der seinigen zu machen. »Hemsterhuis Philosophie« (heisst es a. a. O.),« die Fundamente derselben, seinen Ideengang konnte ich mir nicht anders zu eigen 54 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. machen, als wenn ich sie in meine Sprache übersetzte. Das Schöne und das an demselben Erfreuliche sei, so sprach er« (Hemsterhuis), »sich aus, wenn wir die grösste Menge von Vor- stellungen in Einem Momente bequem erblicken und fassen; ich aber musste sagen: das Schöne sei, wenn wir das gesetzmässig Lebendige in seiner grössten Thätigkeit und Vollkommenheit schauen, wodurch wir zur Reproduction gereizt, uns gleichfalls lebendig und in höchste Thätigkeit versetzt fühlen. Genau betrachtet (?), ist eins und eben dasselbe gesagt, nur von verschiedenen Menschen ausgesprochen, und ich enthalte mich mehr zu sagen; denn (?) das Schöne ist nicht sowohl leistend als versprechend, dagegen das Hässliche, aus einer Stockung entstehend, selbst stocken macht und nichts hoffen, begehren und erwarten lässt.« — So weit Göthe! dankbar für so viel Schönes, das er zu Tage gefördert, wollen wir nicht an der Erklärung des Begriffes mäckeln: sonst müssten wir fragen, ob denn nur das Lebendige, und das gesetzmässig Lebendige, und dieses aus- schliesslich nur in seiner grössten Thätigkeit und Vollkommenheit schön sei? ob nicht auch Todte, sogar Leichname schön sem können? ob nicht auch Gegenstände, die in der Ruhe s'nd, nicht die geringste von uns bemerkte Thätigkeit äussern, z. B. ein Schlafender, oder ein schlafend Dargestellter, eine Säule, ein Obelisk, u. dgl. Schönheit besitzen können? — WESS Doch auf eine Weise, die noch vielmehr zu verwundern ist, hat die Natur des Schónen Platner, dieser doch sonst so besonnene Denker, verkannt, wenn er in seiner »neuen Anthropologie« (1191) und in seinen erst [836 ans Licht getretenen »Vorlesungen über Ästhetik,« alles und nur dasjenige für schön erklärte, »was mehr oder weniger Ahn- lichkeit oder doch Apalogie mit den Reizen des Geschlechtstriebes hat.« — »Wir finden« (sagte er) »leichte Allmáhligkeit, d. h. alles, was stetig und ohne Schwierig- keit von statten geht, schón, z. B. die Wellenlinie, weil sie am weiblichen Kórper sich findet; wir finden Bewegungen schön, die sich am Weibe finden; Töne und Musik schón, worin Alles in einander verschmilzt; Gedichte schón, bei denen ein Gedanke leicht aus dem andern entspringt« — Welche Verirrung der Begriffe! Wenn es sich also verhielte, wie wáre zu erkliren, dass wir die eine weibliche Gestalt schóner als eine andere und viele hässlich finden? wie zu erklären, dass wir die Schönheit eines Weibes so sehr von ihren den Geschlechtstrieb anregenden Reizen zu unterscheiden wissen? Wie kommt es ferner, dass selbst Kinder, bei denen noch gar kein Geschlechtstrieb erwacht ist, Schónes und Háss- liches unterscheiden? und wie, dass Weiber nicht einen ganz andern Kanon der Schónheit haben, als Mánner? Wie unvollkommen endlich und hóchst gezwungen die Erklirung der Schónheit bei so manchen Gegenstánden, die mit dem Geschlechtstriebe nicht in der entfern- testen Beziehung stehen, hiernáchst ausfallen müsse, lehren die Beispiele, die Platner selbst gegeben. Oder wer wird wohl den Genuss, den uns die Schónheiten eines Gedichtes ge- währen, befriedigend erklärt glauben, bloss aus dem Umstande, dass ein Gedanke derin leicht aus dem andern entspringt? und welche dem weiblichen Leibe eigenthümliche Einrich- Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen. 55 tung wäre es denn, durch deren Ähnlichkeit oder nach deren Analogie es uns gefallen müsste, wenn wir irgendwo Eines mit Leichtigkeit aus dem Andern entspringen sehen? Wor- aus will man das Wohlgefallen erklären, womit wir bei der Betrachtung der logarithmischen Spirale, gewisser Sternfiguren und so mancher anderer geometrischen Objecte verweilen, welche nichts weniger als an einen menschlichen Leib und dessen Umrisse erinnern? — $. 36. Noch leichter aufzufinden sind die Fehler, die man in mehren anderen Erklärungen beging, welche wir eben desshalb nur anführen wollen, ihre Beurtheilung dem Leser selbst überlassend. So sagte Batteux (Einl. in die schönen Wissenschaften, nach Rammler): schön sei »diejenige Natur (?), welche die meiste Beziehung auf unsere eigene Vollkommen- heit (? und unsern: eigenen Nutzen (?) hat, und zugleich die vollkommenste an sich (?) ist.« — Crousaz verlangte, dass jeder schöne Gegenstand »Mannigfaltigkeit, Einheit, Regelmässigkeit, Ordnung und ein bestimmtes Verhältniss« habe, welches letzte er wieder als eine »unitd assaisonnee de variété, de regularilé et d'ordre dans chaque partie« er- klärte. — Diderot wollte Schönheit allem demjenigen beigelegt wissen, »was den Begriff von Verhältniss (?) oder Beziehung (?) in uns erweckt; am Ende, was zweckmässig und natürlich (?)ist.« — Shaftesbury dagegen wollte Schönheit ausschliesslich nur dem Guten und Wahren zugestehen, und setzte daher z. B. die Schönheit eines menschlichen Leibes nur darein, dass alle seine Theile so beschaffen sind, und in einem solchen Verhältnisse zu einander stehen, dass sie dem Menschen Kraft, Gewandtheit u. s. w. gewähren. — Burke beschrieb die Schönheit als diejenige Beschaffenheit eines Körpers, durch welche er Liebe, d. h. Vergnügen ohne Begierde oder eine andere Leidenschaft erregt. Marmontel gab (in der Berner und Lausanner Encyklopädie) la force, la richesse et l'intelligence als die drei zu jedem Schönen erforderlichen Beschaffenheiten an. Spaletti dagegen erhob die Eigen liebe zur Quelle alles Vergnügens am Schönen, und erklärte die Schönheit selbst als eine modificazione incrente all oggetto. osservato, che con infallibile caratteristica , quale il medesimo apparir deve allo intelletto, che compiacesi in riguardarlo, tale gliclo presenta. Quant (in d. Briefen über Italien) will alles Vernunftgemässe in sinnenfälliger Form schön finden, Eberhard u. A. wollen nur dort Schönheit gewahren, wo die deutlicheren (vollkomm- neren) Sinne (Gesicht und Gehör) vergnügt werden. Sulzer (im Wörterb.) verlangt vom Schönen, »dass es uns gefalle durch seine blosse Betrachtung, durch seine blosse Form, ohne Rücksicht auf seinen Stoff (?), entweder unmittelbar (?) oder durch Er- kenntniss, die man jedoch nicht bis zur Deutlichkeit steigert.« U. m. A. $. 37. Übergehen wir nun zur Prüfung jener berühmten Erklärungen über das Schöne, welche der Urheber der kritischen Philosophie aufstellte, nachdem er seine früheren 56 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. Ansichten über diesen Gegenstand aufgegeben. Aus Liebe zu seinen Kategorien nämlich und zu den vier Gesichtspuncten oder Momenten der Qualität, Quantität, Relation und Modalitát, nach welchen jeder Gegenstand betrachtet werden müsse, wenn er er- schöpfend betrachtet werden soll, beschenkte uns Kant, statt einer einzigen, sogleich mit folgenden vier Definitionen: »Schön ist, was ohne Interesse gefällt; schön ist, was ohne Begriff, doch allgemein gefällt; schön ist, was uns als zweck- mässig erscheint, ohne doch eine Vorstellung von seinem Zwecke zu haben; schön ist, was ohne Begriff gleichwohl als Gegenstand eines nothwendigen Wohlgefallens erscheint.« — (Kritik d. Urtheilskraft. 3. Aufl. Berlin, 1799 S. 5 u. ff.) Ob und wie nach diese vier Erklärungen wirklich den angegebenen vier Momenten unter- stehen, obgleich es scheint, dass jede der drei letzten ganz eben so gut wie die erste eine Qualität der Schönheit aussage; obgleich es ferner von Kant selbst zugestanden wurde, dass die zweite durchaus nicht von der Quantität des Geschmacksurtheils in logischer Bedeutung, sondern nur von dessen Allgemeingültigkeit handle, welche viel eher zur Modalität gehört; obgleich endlich durehaus nicht einzusehen ist, warum die dritte Er- klärung dem Momente der Relation nur im Geringsten mehr als schon die erste anheim falle: das will ich dahingestellt lassen, weil ich viel Wichtigeres an den Erklärungen selbst, und an demjenigen, was bei Gelegenheit ihrer Rechtfertigung vorgebracht wird, rügen zu müssen glaube. Bezüglich der ersten Erklärung behauptet Kant, man nenne Interesse dasjenige Wohlgefallen, welches wir mit der Vorstellung der Existenz eines Gegenstandes verbinden, Mit einem solchen Interesse sei nun das Wohlgefallen am Angenehmen, ingleichen das am Guten verbunden, das Wohlgefallen am Schönen aber sei damit nicht ‘verbunden, weil wir uns hier nur mit der blossen Vorstellung begnügen, und nicht die Existenz. des schönen Gegenstandes verlangen. Diess also sei die Erklärung des Schönen nach dem Mo- mente der Qualität. Die zu Grunde gelegte Erklärung des Wortes: Interesse, stimmt mit dem Sprach- gebrauche, wie mir däucht, schlecht überein. Dieser kennt allerdings zwei bis drei Bedeu- tungen jenes Wortes; wir sagen, dass wir Interesse an einem Gegenstande nehmen, oder dass er uns interessirt oder uns interessant ist, wenn wir ihn unserer Aufmerksamkeit werth finden; wir sagen ferner, dass wir ein Interesse bei einem Gegenstande finden, oder interessirt bei ihm sind, wenn wir irgend einen Vortheil fůr uns von ihm er- warten: aber zu keiner von diesen zwei Bedeutungen — (und eine dritte, nach welcher I n- teressen so viel als Zinsen bedeuten, gehört nicht hicher) — passt die Kantsche Er- klärung. Nehmen wir Interesse an einem Gegenstande, d. h. finden wir ihn unserer Beach- tung werth: so ist noch gar nicht nöthig, dass wir ein Wohlgefallen an seiner Existenz finden, ja er braucht nicht einmal unter die Dinge, denen Existenz zukommt, oder nur zu- kommen kann, zu gehören. So nehmen wir z. B. an blossen Wahrheiten, welche be- kanntlich doch nichts Existirendes sind, oft ein sehr lebhaftes Interesse, und es ist nichts ge- bräuchlicher als die Unterscheidung zwischen interessanten und gleichgültigen Sätzen. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 57 Sind wir dagegen interessirt bei einem Gegenstande, 4. В. erwarten wir Vortheil von ihm: dann isťs freilich wahr, dass wir ein Wohlgefallen an seiner Existenz finden; aber es geniigt nicht zu sagen, dass wir nur úberhaupt ein Wohlgefallen an dieser Existenz finden, sondern es muss hinzugefügt werden, dass wir diess Wohlgefallen aus einem eigennůtzigen Grunde, aus der Erwartung gewisser Vortheile, die er uns bringen wird, finden. Was nun das Schöne belangt: so ist es in der ersten Bedeutung gewiss falsch, dass wir am Schönen kein Interesse nehmen; denn alle Welt findet Objecte, die schön sind, eben desshalb auch interessant, d. h. unserer Beachtung werth. Nur in der zweiten Bedeutung könnte man sagen, dass unser Wohlgefallen am Schönen ohne ein Interesse dabei, also uninteressirt sei; indem wir ausser dem Vortheile, der eben in diesem aus der Betrachtung des Schönen entsprungenen Wohlgefallen besteht, sonst keinen anderen Vortheil erwarten, wenigstens nicht insofern, als wir den Gegenstand nur eben schön finden sollen. So, meine ich, müsse geurtheilt werden, wenn wir das Wort Interesse in den Bedeutungen nehmen, welche der Sprachgebrauch eingeführt hat. Sehen wir aber auf die Erklärung, die Kant davon auf- stellte, und verstehen wir sonach unter dem Interesse ein Wohlgefallen an der Vorstellung von der Existenz eines Gegenstandes: dann wird es abermal schwer zuzugestehen , dass uns das Schöne ohne alles Interesse gefalle. Denn das hiesse behaupten, dass wir die Exi- stenz des Schönen nie wünschenswerth fänden; wogegen ich vielmehr meine, dass wir in allen denjenigen Fällen, wo der schöne Gegenstand etwas an sich selbst Wirkliches ist, die Fortdauer seines Daseins schon aus dem Grunde wünschen, weil wir uns ausserdem nicht einmal eine Vorstellung von ihm mit der gehörigen Leichtigkeit und Lebhaftigkeit ver- schaffen können. Dieses wird noch befremdender, wenn eben das Interesse, welches dem Schönen abgesprochen, dem Angenehmen und Guten zuerkannt wird; wodurch denn beide Begriffe, sowohl der des Angenehmen, das man bisher dem Schönen überzu- ordnen, als auch der des Guten, das man demselben bisher unterzuordnen pflegte, mit dem Begriffe des Schönen in ein Verhältniss der Ausschliessung gerathen. Nichts Gutes soll schön, nichts Schönes angenehm sein! Ist das nicht sonderbar? — $. 38. Die zweite Erklärung: schön ist, was ohne Begriff allgemein gefällt, soll sich, wie Kant behauptete, aus seiner ersten: schön ist, was ohne Interesse gefällt, als eine blosse Folgerung ergeben. Denn weil sich das Woblgefallen am Schönen »auf keine Nei- gung des Subjectes, noch auf irgend ein anderes überlegtes Interesse gründet, sondern der Urtheilende sich in Ansehung des Wohlgefallens, welches er dem Gegenstande widmet, völlig frei fühlt: so kann er keine Privatbedingungen als Gründe seines Wohlgefallens finden, und muss es daher als in demjenigen begründet ansehen, was er auch bei jedem Andern voraussetzen kann; folglich muss er glauben, Grund zu haben, Jedermann ein ähnliches Wohlgefallen zuzumuthen.« — »Diese Allgemeinheit des Wohlgefallens kann aber nicht aus Begriffen entspringen,« erstlich schon (S. 21) weil dasjenige, was durch den Abh. V. 3. 8 - 58 Bolzano. | Uíber den Begriff des Schönen. blossen Begriff gefállt, gut ist. Um aber etwas gut zu finden, muss man immer erst wissen, was für ein Ding es sein soll, 4. В. man muss einen Begriff davon haben; um Schönheit irgendwo zu finden, ist dieses unnöthig. Denn (S. 49) »ohne Absicht in einander geschlun- gene Züge bedeuten nichts, hängen von keinem bestimmten Begriffe ab, und gefallen doch.« Zweitens ist (S. 18) »von Begriffen auch kein Übergang zum Gefühle der Lust oder Unlust, ausgenommen in rein praktischen Gesetzen, die aber ein Interesse bei sich führen.« — Endlich behauptet Kant (S. 27) noch, dass es eigentlich »die allgemeine Mittheilungsfáhigkeit des Gemiitbszustandes in der einzelnen Vorstellung sei, welche als subjective Bedingung: des Geschmacksurtheils demselben zu Grunde liegen müsse, und dieLust an dem Gegenstande zur Folge habe;« und $. 28, »dass die Erkenntnisskräfte bei der Betrachtung des Schönen in einem freien Spiele seien, weil kein bestimmter Begriff sie auf eine besondere Erkennt- nissregel einschränkt.« — Ich kann nicht umhin, den hier geführten Beweis als einen durchaus verunglückten zu bezeichnen. Denn wenn ich erstlich frage, wen eigentlich Kant unter dem Worte Jeder- mann in seinem Schlusssatze, dass wir das Wohlgefallen an der Schönheit eines Gegenstandes Jedermann zumuthen dürfen, verstehe: so kann die Antwort gewiss nicht lauten, dass schlechthin jedes beliebige Wesen, etwa auch Gott, gemeint sei; sondern der Satz muss jeden- falls bloss auf Menschen (wie das auch S. 32 geschieht), ja er darf eigentlich nur auf Men- schen von einem bestimmten Grade der Bildung eingeschränkt werden. Da zeigt sich aber sogleich, dass in den Vordersätzen, aus welchen jener Schlusssatz gezogen worden ist, nichts liege, wodurch dessen Beschränkung auf diesen besondern Fall gerechtfertigt wäre, ja sich als nothwendig herausstellte. — Offenbar also muss der ganze Beweis, weil er zu vıel beweisen würde, falsch sein. Und so ist es; denn wie könnte man bloss aus dem Um- stande, weil der einen Gegenstand für schön Erklärende sein Wohlgefallen schon an der blossen Vorstellung desselben findet, die Existenz aber nicht verlangt, berechtigt sein zu schliessen, dass alle anderen Menschen ein gleiches Wohlgefallen an dieser Vorstellung finden? Wie, wenn diess Wohlgefallen bei Jenem aus einer nur eben bei ihm stattfindenden Ideenassociation entspränge? müsste es wohl auch da Allgemeingiltigkeit haben? — Wienach man ferner behaupten könne, dass »sich der Urtheilende in Ansehung des Wohlgefallens, das er dem (schönen) Gegenstande widmet, völlig frei fühle;« und wie hieraus folgen soll, »dass er Grund haben müsse, Jedermann ein ähnliches Wohlgefallen zuzumuthen ,« ist noch schwerer zu begreifen. Wie sonderbar ist weiters die Behauptung und der Beweis, dass das Geschmacksurtheil ohne Begriffe erfolge und erfolgen müsse! Wenn nur gesagt würde, dass man sich der Begriffe, auf denen es beruhet, nicht immer deutlich bewusst zu werden brauche, ja sich derselben vielleicht niemal mit völliger Klarheit bewusst werde: dann wäre nichts einzuwenden; man hatte diess längst schon erkannt und gelehrt. Aber Begriffe, deren man sich nicht bewusst ist, können doch noch vorhanden sein, und müssen es sein, wo immer ein Urtheil gefällt werden soll. Sagt doch Kant selbst und wiederholt, dass das Wohlgefallen am Schönen »auf dem freien Spiele der Einbildungskraft und des Verstandes, welches das Schöne in jedem Subjecte hervorbringt (daher es auch allge- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 59 mein mittheilbar sein muss) beruhet.« Sind denn nun aber die Erzeugnisse der Ein- bildungskraft und des Verstandes etwas Anderes als Vorstellungen, und näher noch Begriffe? zumal so ferne sie mittheilbar sein sollen, was von Anschauungen *) eigentlich nicht gesagt werden kann? — Dass man, um etwas gut zu finden, einen Begriff, und zwar nicht nur von dem, was es sein soll, sondern auch von dem, was es ist, haben müsse, behauptet Kant mit Recht; dass dieses aber beim Schönen unnöthig wäre, beweisen die von ihm angezogenen Beispiele keineswegs. »In einander geschlungene Züge,« sogenannte »Zeich- nungen à la greeque« finden wir nicht eher schön, als bis wir uns einige Regeln, denen diese Züge entsprechen, wenigstens dunkel vorgestellt, also sie einigen Begriffen unter- geordnet haben. Dass wir gleichwohl zu sagen pflegen, diese Züge »bedeuteten nichts,« hat seine Richtigkeit; damit wollen wir aber gewiss nur sagen, dass diese Züge keine Bedeu- tung von solcher Art hätten, wie wir sie bei den meisten anderen Zeichnungen anzutreffen gewohnt sind; eine Bedeutung nämlich, welche die Einrichtung ihrer sämmtlichen Theile bestimmt, wie z. B. wenn sie das Laub einer wirklichen Pflanze mit botanischer Genauigkeit darstellen, oder Buchstaben sind, die ganze Worte und Sätze (zusammenhängende und einen vernünftigen Sinn enthaltende) ausdrücken. Wären wir aber in der That ganz ausser Stande, zu den vorliegenden Zügen nur irgend Eine Regel, der sie entsprechen, hinzuzudenken; dann würden wir an ihrer Betrachtung gewiss kein Wohlgefallen finden, vielmehr unsern Verdruss über sie mit den Worten ausdrücken, »dass gar kein Sinn und Verstand (das heisst doch wohl Begriff?) in diesen Zügen liege,« und ihnen sicherlich keine Schönheit zu- gestehen, Auch dem zweiten Grunde, den Kant zum Beweise seiner Behauptung ange- führt, nämlich dass »von Begriffen kein Übergang zu Gefühlen der Lust oder Unlust sei, aus- genommen »in rein praktischen Gesetzen,« kann ich nicht beipflichten. Einen Übergang zu Gefühlen der Lust oder Unlust gibts, denke ich, auch von theoretischen Begriffen; oder muss nicht ein mehr. oder weniger lebhaftes Vergnügen in uns erwachen, so oft wir durch rein theoretische Begriffe einen Gegenstand kennen lernen, der uns den Anblick einer hohen Vollkommenheit gewáhrt, oder auch nur uns Nutzen und Vortheil verspricht? Ja ist nicht namentlich auch dann ein Übergang, und ein sehr natürlicher, von Begriffen zu einem Lustgefühle vorhanden, wenn wir durch Bildung gewisser Begriffe unserer eigenen Kraft und Gewandtheit im Denken inne werden? ist's nicht natürlich, dass wir hier über Freude empfinden ? Das aber ist eben der Fall, der, wie ich dargethan, bei der Betrachtung des Schónen statt findet. Doch Kant will das Wohlgefallen, das die Betrachtung des Schönen gewährt, aus einem ganz anderen Grunde ableiten: aus der Mittheilungsfähigkeit unsers Gemüths- zustandes an jeden Anderen. Dass es nun seine Lust bei sich führe, seinen Gemůthszustand mittheilen zu kónnen,« gestehe ich gerne zu: allem gewiss kann nicht der einzige oder auch nur der hauptsáchlichste Grund jenes Vergnügens, das wir am Schónen finden, auf diesem Umstande beruhen; ja dieser Umstand dürfte bei Aufzählung der Gründe, auf welchen diess Vergnügen wesentlich beruht, ganz wegzulassen sein. Denn wenn das Gegentheil wäre, und das Wohlgefallen am Schónen entspränge einzig oder nur hauptsächlich aus dieser Quelle: *) S. die Wisseuschaftslehre Bd. I. 6. 75. S8 »* 60 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. dann müsste die Erfahrung lehren, dass Menschen, welche ganz abgesondert von allem Um- gange mit Andern leben, keinen Sinn für das Schöne an den Tag legen; dass sie ihre Um- gebung, Wohnung und Kleidung und alle zu ihrem Gebrauche dienende oder ihnen stets vor den Augen schwebende Gegenstände so durchaus nicht zu verschónern streben, dass sie nicht einmal dann das Schöne dem Hässlichen vorziehen, wenn es mit gleicher Mühe wie dieses beigeschafft werden kann. Diess aber findet sich eben nicht; sondern nur so lange, als der- gleichen einsam lebende Menschen noch so vollauf zu thun haben mit der Befriedigung ihrer dringendsten Bedürfnisse, dass ihnen keine Musse auf etwas Anderes zu achten übrig bleibt, denken sie auch nicht an Verschónerungen; aber wie ihre Lage sich bessert, wie sie versorgt sind mit dem Nothwendigen, erwacht auch ihr Verlangen nach dem Beguemeren, dem Besseren, Schóneren. Was endlich die Behauptung anlangt, dass die Erkenntnisskráfte bei der Betrach- tung des Schónen in einem freien Spiele seien, »weil kein bestimmter Begriff sie auf eine besondere Erkenntnissregel einschránkt:« so muss ich aufrichtig gestehen, dass ich in ihr wie in so mancher anderen Lehre des Kónigsberger Weisen, nur die Folge einer nicht tief genug eingedrungenen Forschung über den logischen und psychologischen Zusammen- hang unserer Vorstellungen erblicke. Auch bei der Betrachtung des Schónen werden be- stimmte Begriffe gebildet, ja es gibt überhaupt gar keine unbestimmte, wohl aber solche Begriffe in unserer Seele, die wir uns nicht selbst wieder vorstellen, d. h. dunkle. — Und so muss ich denn auch Kants zweite Erklárung des Schónen, dass es ohne Begriff doch allgemein gefalle, als eine irrige verwerfen; aber eben desshalb glaube ich mich auch berechtigt, jene berüchtigte, der ganzen Asthetik so verderbliche Behauptung dieses Welt- weisen, »dass es nicht eine einzige objective Geschmacksregel, welche durch Begriffe bestimmte, was schón sei, geben kónne,« und »dass ein allgemeines Kriterium des Schónen zu suchen eine fruchtlose Bemühung sei,« vor der Hand noch als etwas Unerwiesenes zu bezeichnen. S. 39. Seine dritte Erklirung: »Schón ist, was uns als zweckmässig erscheint, ohne doch eine Vorstelung von seinem Zwecke zu haben,« — sucht Kant auf eine Weise zu rechtfertigen, die noch verworrener und weitláufiger als die so eben betrach- tete Rechtfertigung der zweiten Erklärung war. Ich kann sie desshalb nur noch abgekiirzter als die vorige mittheilen, und muss mich in ihrer Beurtheilung nur auf das Wichtigste beschránken. Einem Geschmacksurtheile, d. h. dem Urtheile, dass ein gewisser Gegenstand schón sei, darf (wie Kant lehrte) nie ein wahrgenommener Zweck dieses Gegenstandes, weder ein sub- jeetiver noch objectiver, zu Grunde liegen. Kein wahrgenommener Zweck in der sub- jectiven Bedeutung; denn unter diesem wáre ein Grund, warum der Gegenstand uns gefalle, zu verstehen; wir müssten sonach ein Wohlgefallen nicht an der blossen Vorstellung des Gegenstandes, sondern an seiner Existenz selbst finden; er wäre somit nicht schön, son- dern uns angenehm. Auch keine Wahrnehmung eines Zweckes in objectiver Bedeutung Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen. 61 (welcher erklárt wird als »der Gegenstand eines Begriffes, so fern dieser als die Ursache von jenem, als der reale Grund seiner Möglichkeit anzusehen ist«) darf das Geschmacksurtheil bestimmen. Denn immer wäre es dann ein Urtheil, welches durch einen Begriff bestimmt würde. Obgleich aber kein schöner Gegenstand darum für schön erklärt werden darf, weil wir ihm diesen bestimmten subjectiven oder objectiven Zweck beilegen : so darf und muss er doch eine von uns wahrgenommene Form der Zweckmässigkeit haben, d. h. wir müssen uns, um seine Möglichkeit zu begreifen, vorstellen, dass ihn ein Wille nach einer gewissen Regel so angeordnet hätte , ohne dass wir den Zweck, wozu? anzugeben wüssten. »Denn eben diese blosse Form von Zweckmässigkeit am Schönen ist es, die jenes einhellige Spiel der Gemüths- oder Vorstellungskräfte hervorbringt, das für Jedermann mit dem Gefühle von Lust verbunden ist.« — So wäre z. B. eine Tulpe schön, weil sie in ihrer ganzen Structur eine gewisse Form der Zweckmässigkeit besitzt, weil ihre Blätter sich irgendwozu so zuwölben, ihre Farben zu irgend etwas so abzuwechseln schemen u. s w. Am Ende heisst es jedoch, dass die Zweckmássigkeit ohne Zweck, welche das Schöne haben muss, nichts Anderes sei, als »eine subjective Zweckmässigkeit der Vorstellungen, die es im Gemüthe des Anschauenden erzeugt,« eine gewisse Zweck- mässigkeit »des Vorstellungszustandes im Subjecte, die eine Behaglichkeit des- selben, eine gegebene Form in die Einbildung aufzufassen gewähret.« Über die hier zu Grunde gelegten Erklärungen der Begriffe eines subjectiven und objectiven Zweckes wollen wir hinausgehen, obgleich es offenbar ist, dass man nicht einen Begriff, sondern einen Willensentschluss als Ursache der Entstehung eines Gegenstandes angeben müsse, will man den Zweck desselben bezeichnen. Diess aber muss ich bekennen, dass die Beweise der beiden Behauptungen: einem Geschmacksurtheile dürfe weder ein wahrgenommener subjectiver noch objectiver Zweck zu Grunde liegen, für mich schon desshalb keine Überzeugungskraft besitzen, weil sie sich auf die zwei früheren mir als unrichtig erschienenen Sätze stützen: das Gefühl der Schönheit müsse ein Wohlgefallen nur an der Vorstellung, nicht an der Existenz eines Gegenstandes sein, und es dürfe aus keinem Begriffe von demselben hervorgehen. Was aber den von Kant aufgestellten Begriff von einer blossen »Form der Zweckmässigkeit ohne Zweck« betrifft: so möchte ich diesen noch nicht als einen sich widersprechenden Begriff bezeichnen, wenn es erlaubt wäre, darunter bloss eine solche Form eines Gegenstandes zu verstehen, dabei er uns wohl an einen ihm zu Grunde liegenden Zweck erinnert, wohl den Gedanken, als ob er zu einem gewissen Zwecke gebildet wäre, herbeiführt, aber doch in der That diesen Zweck nicht hat, ja auch nicht einmal zu dem Wahrscheinlichkeitsurtheile, dass er ihn habe, berechtigt. Denn solch ein Verhältniss kann sich wohl hie und da ergeben; wie mit dem Raben, den Kaiser Augustus erhielt. Allein die Worte, die Kant bei seiner Definition gebraucht, sind so ge- wählt, dass wir ihn wirklich kaum von dem Vorwurfe, hier einen in sich selbst widersprechen- den Begriff aufgestellt zu haben, befreien können. Er sagt uns nämlich, dass eine Form der Zweckmässigkeit ohne Zweck vorhanden sei, wo, »wir die Ursache der Form nicht in einen Willen setzen, aber doch die Erklärung ihrer Möglichkeit nur, indem wir sie 62 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. von einem Willen ableiten, uns begreiflich machen können.« Ist es nun nicht ein Wider- spruch, zu sagen: wir setzen die Ursache eines gewissen Dinges nicht in einen Willen, und wir können die Möglichkeit. dieses Dinges nicht begreifen, ausser wir setzen die Ur- sache desselben in einen Willen? Ist dieses nicht ein Widerspruch mindestens dann, wenn wir das Ding gleichwohl für möglich erklären, ja es wohl gar als wirklich vor uns sehen? — Allein hier findet sich etwas noch Sonderbareres. An mehren Stellen, namentlich in den Beispielen, welche Kant gibt, drückt er sich aus, als glaubte er, dass wir die Form der Zweckmässigkeit an einem Gegenstande gewahren könnten, ohne die Zwecke selbst, denen er kraft seiner Zweckmässigkeit gemäss sein soll, uns auch nur vorgestellt zu haben, Und .dieses ist doch, wie mir däucht, baare Unmöglichkeit; es sei denn in jenem einzigen Falle, wenn wir es anders woher schon wissen, dass unser Gegenstand von einem vernünf- ugen Wesen und somit zu einem bestimmten Zwecke hervorgebracht sei, wir mögen ihm den- selben abmerken oder nicht, Aber gerade dieser Fall wird, wie man sieht, hier ausgeschlossen ; weil ja hier eine blosse Form der Zweckmässigkeit herrschen, aber kein wirklicher Zweck vorhanden sein soll. Woran also, frage ich hier, will man doch diese Form der Zweck- mässigkeit erkennen? Wir sollen den Zweck, welchen die Farbenschattirungen an dieser Tulpe haben, durchaus nicht kennen; wir sollen sogar mit Bestimmtheit wissen, dass sie jedes Zweckes ermangeln: und dennoch sollen wir den Gedanken, dass jene Farbenschattirungen irgend- wozu dienen, nicht zu unterdrücken vermögen? Sonst wird doch insgemein nur in folgender Weise geurtheilt: wir schliessen, dass ein uns vorliegender Gegenstand zu einem Zwecke her- vorgebracht sei, wenn wir nach Untersuchung aller seiner Einrichtungen finden, er sei ge- eignet, einen gewissen Erfolg, der zugleich von der Art ist, dass ein verständiges Wesen ihn wollen kann, herbeizuführen. Wir erklären sofort diesen Erfolg als den Zweck, welchen der Urheber des Gegenstandes beabsichtiget habe, und finden seine Zweckmássigkeit um so grösser, je mehre Theile und Einrichtungen wir an ihm gewahren, die alle zur Herbeiführung jenes Erfolges das Ihrige beitragen müssen. Wahrnehmung der Zweckmässigkeit also setzt in der Regel immer Wahrnehmung eines bestimmten Zweckes schon voraus; und wo wir ausser Stand sind, auf einen Zweck zu rathen, da fällt uns auch nicht bei, eine Zweckmässigkeit zu vermuthen. Inzwischen kann es doch, wie ich schon zugestanden habe, Fälle geben, wo — etwa die Ähnlichkeit gewisser Einrichtungen an einem Gegenstande mit solchen, wie wir sie oft von vernünftigen Wesen hervorbringen sahen, uns veranlasst, von einer blossen Form der Zweckmässigkeit zu sprechen, obgleich wir wissen, dass hier kein wirklicher Zweck ob- walte. Wenn ein Kind, das weder lesen noch schreiben gelernt hat, und jetzt zum ersten Mal eine Kreide zur Hand nimmt, eine Figur hinzeichnet, die einige Ähnlichkeit mit einer Ziffer hat; so dürfen wir allerdings sagen, hier sei eine Form von Zweckmässigkeit ohne wirklichen Zweck: aber werden wir wohl sprechen, dass wir die blosse Form der Zweck- mässigkeit gewahren, aber den Zweck, nämlich den scheinbaren, dem diese Form gemäss seı, nicht anzugeben wissen? Die Ziffer ist es ja, die wir in jenem Zuge des Kindes erkennen, und die uns eben darum, weil sie ein Gegenstand ist, der sonst nur absichtlich hervorge- bracht zu werden pflegt, an einen Zweck erinnert, und uns hiedurch veranlasst, von einer Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 63 Form der Zweckmässigkeit zu reden. — Man erachtet nun schon von selbst, wie wenig ich der Kantischen Behauptung, dass eine solche Form der Zweckmässigkeit ohne Zweck an allem Schónen wahrnehmbar sein müsse, eben um es als schón empfinden zu künnen, beizustimmen vermöge. Nicht um die Nachweisung eines Zweckes, auch nicht, ja noch viel weniger um die Nachweisung einer blossen Zweckmässigkeit ohne Zweck handelt es sich bei der Betrachtung eines Gegenstandes, den wir als schön empfinden sollen, sondern hier handelt es sich einzig darum, aus den schon wahrgenommenen Beschaffenheiten desselben eine Regel oder einen Begriff zu ersinnen (sich zu einer mindestens dunkeln Vorstellung von einem solchen Begriffe zu erheben), dem alle, also auch noch diejenigen Beschaffenheiten des Gegen- standes, die erst die fortgesetzte Betrachtung kennen lehrt, entsprechen. Die Kantische »Form der Zweckmässigkeit« ist doch gewiss ein anderer "Begriff als diese hier eben beschriebene Art von Regelmässigkeit, die ein Ding haben muss, wenn wir es schön finden sollen. Dass aber beide Begriffe noch so viel Ähnlichkeit haben, dass ihre Verwechs- lung nichts Unbegreifliches ist, lasse ich gerne zu. Doch gehen wir weiter! — Der Grund, aus welchem Kant die Form der Zweckmässigkeit für alles Schöne verlangt, ist kein anderer, als weil nur eben sie »jenes einhellige Spiel der Gemüths- oder Vorstellungskräfte hervorbrächte, das für Jedermann mit dem Gefühle von Lust verbunden wäre.« Aber ist es denn wahr, dass diess ergötzende Spiel wirklich nur dann eintrete, wenn wir eine Form von Zweckmässigkeit ohne Zweck antreffen? Muss es uns nicht auch ergötzen, wenn wir, die Regelmässigkeit eines Dinges untersuchend, so glücklich sind, zeitlich genug und ohne viele Anstrengung eine Regel, nach der es eingerichtet ist, zu finden? — Betrachten wir die Bei- spiele, welche Kant anführt, so werden wir gewahr, dass er ganz unnöthiger, ja verkehrter Weise den Begriff eines Zweckes einmengt , wo der einer blossen Regel genügte. Wir sollen die Tulpe schön finden, »weil eine gewisse Zweckmässigkeit, die so, wie wir sie beurtheilen, auf gar keinen Zweck bezogen wird, in ihrer Wahrnehmung angetroffen wird ;« also etwa, weil uns ihre Farben zu irgend etwas so abgestuft scheinen, ohne dass wir diess wozu anzugeben vermógen. Wäre diess wirklich so; wahrlich, dann wäre weit leich- ter zu begreifen, dass die Betrachtung des Schónen uns Verdruss verursache, als dass sie uns »durch das einhellige Spiel unserer Vorstellungskráfte« vergnüget. Denn wenn wir inne würden, dass jeder schóne Gegenstand Einrichtungen besitzt, welche zu einem gewissen Zwecke zu dienen scheinen, obgleich wir uns ausser Stand fühlen, diesen Zweck anzugeben: würde uns da nicht jeder schóne Gegenstand an die Schranken unsers Wissens, an etwas, das wir suchen, aber nicht finden können, an ein uns unauflösliches Räthsel erinnern ? Und diese Er- innerung sollte uns willkommen sein? um ihretwillen sollten wir einen so hohen Genuss in der Betrachtung schóner Gegenstände finden? — Sonst ist es umgekebrt: Ráthsel, die wir nicht aufzulósen vermógen, legen wir unbefriedigt und mit einer Art von Verdruss bei Seite. Oder sagt man vielleicht, ein Verdruss könne hier aus dem ganz eigenthümlichen Grunde nicht eintreten, weil wir ja wüssten, dass die Zweckmüssigkeit des Schónen eine bloss schein- bare sei? Allein ich meine, dieser Umstand müsste unsern Verdruss über uns selbst nur erhöhen. Wissen sollten wir es, dass die Einrichtungen, die wir an dem Objecte gewahren, 64 Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen. in der That keinen Zweck haben; nichts desto weniger aber sollten wir ausser Stand sein, den falschen Schein, als ob sie doch einen Zweck hätten, zu zerstören; und wir sollten überdiess noch ausser Stand sein, auch nur zu sagen, was für ein Zweck das sei, dem diese Einrichtungen uns zu entsprechen scheinen: ist hier statt Einer nicht gleich eine doppelte Unwissenheit vorhanden? Und sollte uns diese nicht nur um so stärker beunrubigen, je mehr es sich als eine Art von Verkehrtheit in unserm eigenen Verstande heraus- stellen müsste, dass er uns eine Zweckmässigkeit vorspiegelt, wo er doch keinen Zweck, wel- chem entsprochen werden soll, weiss? — Aber die Sache ist zum Glücke ganz anders, als sie Kant darstellt: nicht Zwecke, sondern nur Regeln, nur Begriffe suchen wir beim Schönen, und diese finden wir auch. Wir betrachten z. B. eine Rose, und finden, dass sich die Blätter derselben alle nach der Form eines Kugelstücks wölben, wir finden, dass sie das eine ohn- gefähr wie das andere keine geradlinige Umgrenzung haben, sondern Ovale bilden; wir finden, dass ihre Verbindung abermal eine sehr regelmässige sei, dass sie mit ihrem untersten Theile alle am Fruchtknoten aufsitzen, rings um denselben gleichförmig vertheilt sind; wir finden, dass diese Blätter von Aussen gegen das Innere zu allmälig immer kleiner und kleiner wer- den, und so zusammen der Blume die Gestalt einer abgeplatteten Kugel ertheilen, u. s. w. Diese Bemerkungen über das Aussehen der Rose, die uns zu einem mehr oder weniger klaren Bewusstsein gelangen, oder uns auch nur dunkel vorschweben, jedenfalls aber uns nicht allzu- schwer fallen, obgleich wir sie andererseits auch nicht allzuleicht und zu einfach gefunden haben, diese Bemerkungen, sage ich, sind es, um derentwillen wir ein Vergnügen bei der Betrachtung dieses Gegenstandes empfinden, und ihm Schönheit zugestehen. Und wirklich, an einigen Stellen gewinnt es den Anschein, als ob Kant selbst geahnt hätte, auf diese, nicht aber auf jene früher beschriebene Weise entstehe das Wohlgefallen am Schönen, wenn er sagt, »dass die Zweckmässigkeit ohne Zweck, welche das Schöne haben muss, nichts Anderes sei, als eine subjective Zweckmässigkeit der Vorstellungen, die es im Gemüthe des Anschauenden erzeugt, eine gewisse Zweckmássigkeit des Vorstellungszustandes im Subjecte, die eine Behaglichkeit desselben, eine gegebene Form in die Einbildung auf- zufassen, angibt.« Diess möchte ja auch ich unterschreiben. Aber wie kann es dann heissen, was wir an einem spätern Orte (S. 70) lesen? »Eines von Beidem muss irrig sein: entweder jenes Urtheil der Kritiker, welche den geometrisch-regelmässigen Gestalten Schönheit beilegen, oder das unsrige, welches Zweckmässigkeit ohne Begriff zur Schön- heit nöthig findet?« Ist diese Zweckmässigkeit eine bloss subjective, besteht sie in der blossen Tauglichkeit des schönen Gegenstandes, durch seine Betrachtung in uns »eine Be- haglichkeit« zu erzeugen: warum könnten dann nicht auch alle Jene Recht haben, welche gewissen regelmässigen Gestalten eben um dieser Regelmässigkeit willen Schönheit bei- legen wollen? Dass es auch eine zu grosse, eine allzu auffallende, sich als Zwang ankündigende Regelmässigkeit gebe, welche der Schönheit Abbruch thut — worüber sich Kant in dem gleich Folgenden auslässt — ist allerdings nicht zu läugnen, erklärt sich aber aus dem Be- griffe vom Schönen, welchen wir aufstellen, genügend. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 65 $. 39. Um endlich seine vierte Erklärung des Schönen, dass es dasjenige sei, was ohne Begriff gleichwohl als Gegenstand eines nothwendigen Wohlgefallens er- kannt wird, zu rechtfertigen, erinnert Kant zuerst, dass die Nothwendigkeit, von der er hier rede, keine objective, und zwar weder eine theoretische, aus reinen Begriffen a priori erkennbare, noch eine praktische, d. h. Folge eines Vernunftgesetzes , das frei- handelnden Wesen zur Regel dient, sondern eine bloss exemplarische Nothwendigkeit sei, d. i. »die Nothwendigkeit der Beistimmung Aller zu einem Urtheile, das wie ein Beispiel einer allgemeinen Regel, die man nicht angeben kann, angesehen wird.« Diese Nothwendigkeit, fährt er dann weiter fort, sei eine subjective, sich kund gebend, indem »wer etwas für schön erklärt, will, dass Jedermann dasselbe gleichfalls für schön erklären solle, Doch sei diese subjective Nothwendigkeit nur eme »bedingte; man werbe nämlich um jedes Andern Beistimmung, weil man dazu einen Grund hat, der Allen gemein ist, wenn man nur sicher ist, dass der Fall unter diesem Grund als Regel des Beifalls richtig subsumirt sei.« Diese subjective Nothwendigkeit, behauptet er letztlich, werde »unter der Voraussetzung eines Gemeinsinns als objectiv vorgestellt.« Denn »in allen Ur- theilen, wodurch wir etwas für schön erklären, verstatten wir Niemand, anderer Meinung zu sein, obgleich wir uns nicht auf Begriffe, sondern nur auf unser Gefühl stützen, welches wir also nicht als Privatgefühl, sondern als ein gemeinschaftliches (einen Gemein- sinn) zu Grunde legen.« Dazu seien wir auch berechtigt; »weil alle Erkenntnisse und Urtheile sich, sammt der Überzeugung, die sie begleitet, allgemein müssen mittheilen lassen; denn sonst käme ihnen keine Übereinstim mung mit dem Objecte zu; sie wären ein bloss subjectives Spiel der Vorstellungskräfte. Sollen sich aber Erkenntnisse mittheilen lassen, so muss sich auch der Gemüthszustand, d. i. die Stimmung der Erkenntnisskräfte zu einer Erkenntniss überhaupt mittheilen lassen; weil ohne diese die Erkenntniss, als Wirkung, nicht entspringen könnte. Diese Stimmung der Erkenntnisskräfte (Einbildungskraft und Verstand) hat eine verschiedene Proportion; es muss aber Eine geben, in welcher das Verhältniss zur Belebung der einen durch die andere das Zutráglichste in Absicht auf Erkenntnisss ist; und diese Stimmung kann nicht anders als durchs Gefühl (nicht nach Begriffen) bestimmt werden.« Also muss sich auch diess Gefühl allgemein mittheilen lassen, also muss es einen Gemein- sinn geben. Also ist der Gemeinsinn »eine idealische Norm, unter deren Voraussetzung wir ein Urtheil und das in demselben ausgedrückte Wohlgefallen an einem Objecte mit Recht für Jedermann zur Regel machen, weil das Princip zwar nur für subjeetiv, doch aber für allgemein subjectiv angenommen wird, und somit gleich einem objectiven allge- meine Beistimmung fordern kann, wenn man nur sicher ist, darunter richtig subsumirt zu haben.« — Dass Geschmacksurtheile keine objective (d. h. nach meiner Ansicht, keine eigent- lich so genannte) Nothwendigkeit haben, denke auch ich, so oft sie Gegenstände, die wir nur durch empirische Vorstellungen aufgefasst haben, betreffen, z. B. diese Rose ist schön. Denn Abh. V. 3. 9 66 Bolzano. © Uiber den Begriff des Schönen. strenge Nothwendigkeit gestehe ich überhaupt nur reinen Begriffswahrheiten zu*). Wenn aber die Rede von andern Geschmacksurtheilen wäre, deren gesammte Bestandtheile reine Begriffe sind, z. B. das Urtheil: Jede Tugend ist schön, oder: Auch Gott hat Schönheit; dann sähe ich eben nicht, wie man dergleichen Sätzen, falls man nur ihre Wahrheit selbst nicht in Zweifel zieht, Nothwendigkeit absprechen könnte? Eben so dürfte es schwer sein, ‘Sätzen von solcher Art wie: Jeder gebildete Mensch sollte die Tugend schön finden, u, dgl. prak- tische Nothwendigkeit abzustreiten, — Was aber die von Kant so genannte exemplari- sche Nothwendigkeit anlangt, so bekenne ich, schon ihren: Begriff nicht gehörig fassen zu können. Die Nothwendigkeit der Beistimmung Aller zu einem Urtheile hängt wohl nicht ab von dem Umstande, ob man dasselbe als Beispiel einer allgemeinen Regel ansehe oder nicht; denn jedes wahre Urtheil — (und nur zu wahren Urtheilen wird man doch wohl die Beistimmung Allexg verlangen dürfen?) — lässt sich, so fern es nicht eben ein durchaus un- vermitteltes Urtheil, eine echte Grundwahrheit ist, und sofern es nicht überdiess noch zu seinem Subjecte nur einen einzelnen Gegenstand (Diess) hat, als Beispiel von einer allgemeinen Regel betrachten. Nicht nur das Urtheil: diese Blume ist schön, sondern ganz eben so auch die Urtheile: diese Blume ist wohlriechend, ist brauchbar für diese oder jene Zwecke u. s. м, lassen sich als besondere gewissen allgemeineren Sätzen: alle Blumen von dieser und dieser Beschaffenheit sind — schön, wohlriechend ; ‚brauchbar u. s. w., untergeordnete Fälle, somit als Beispiele, einer allgemeinen Regel ansehen. Dunkel ist es mir ferner, was ich mir unter einer »allgemeinen Regel, die man nur nicht angeben kann,« vorstellen soll? Ob diese Unmóglichkeit ihrer Angabe nur eine bei Diesem und Jenem, z. B. dem Urtheilen- den selbst, bis eben jetzt empfundene Unfihigkeit, oder eine absolute für alle denkende Wesen, oder mindestens für uns Menschen in alle Zeiten fortzubestehende Unmöglichkeit sei? In dem ersten Falle könnte von keiner Allgemeingiltigkeit der Geschmacksurtheile ge- sprochen werden; im zweiten Falle wäre: es wohl eine schwierige Aufgabe, zu beweisen, dass die allgemeine Regel, die wir nicht anzugeben wissen, nie und von Niemand werde ange- geben werden. Nicht unangefochten kann ferner die Behauptung bleiben, dass alle Urtheile sammt ihrer Überzeugung allgemein mittheilbar sein müssten. Wie doch wollten wir Urtheile von der Form: Ich fühle jetzt eben einen Schmerz, allgemein mittheilen, d. В, bei Jedem die Überzeugung von ihrer Wahrheit erzwingen? Und sind denn nur alle Geschmacks- urtheile mittheilbar? | Gewiss nur unter der Voraussetzung, dass Menschen, die einen hinrei- chenden Grad geistiger Ausbildung sich angeeignet haben, und in Beurtheilung von Objecten dieser Art bereits geübt worden sind, zu finden sind, und Gelegenheit erhalten, auch den in Rede stehenden Gegenstand mit der nóthigen Aufmerksamkeit zu betrachten. Wie sollte ferner daraus, weil sich ein Urtheil nicht mittheilen lásst, also weil es nicht móglich ist, von dessen Richtigkeit Jeden zu überzeugen, folgen, was Kant daraus folgert, dass diesem Urtheile keine Übereinstimmung mit dem Objecte, oder (was eben so viel heisst) keine Wahrheit zukomme? Der Umstand der Mit- oder Nichtmittheilbarkeit eines Urtheils ändert doch nicht das Geringste *) S, die Wissenschaftslehre Bd. II 6,152, Bolzano. бег den Begriff des Schönen. 67 an seiner Übereinstimmung mit dem Objecte. Auch wenn es auf dem ganzen Erdenrunde nur einen einzigen Menschen, oder auch gar keinen gäbe, also auch wenn gar keine Mittheilbarkeit statt fände, bliebe doch das Schöne schön und. das Garstige garstig. Warum sollte sich ferner das Verhältniss, welches das zuträglichste für die Erkenntniss ist, so durchaus nicht durch Begriffe, sondern (wie Kant behauptet) lediglich nur durch das Gefühl bestimmen lassen? Wenigstens Einiges über diess Verháltniss, würde ich meinen, müsse sich auch durch blosse Begriffe aussagen lassen. Und was ist denn überhaupt Gefühl, wenn es, wie hier von Kant, in der Bedeutung eines Vermógens zu Erkenntnissen genommen wird? Hier kann doch Fühlen nur heissen; etwas erkennen durch die Vermittlung dunkler, nicht zum Bewusstsein uns gelan- gender Vorstellungen und Vordersätze. Was aber dunkel in unserer Seele liegt, davon ist es an sich doch móglich, dass es uns durch verschárfte Aufmerksamkeit und durch wiederholtes Nach- denken endlich einmal ins Bewusstsein trete. Wie wunderlich ist es auch, wenn Kant das Dasein eines von ihm sogenannten Gemeinsinnes (der aber wohl übereinstimmender mit seinem Sprachgebrauch Gemeingefühl genannt werden müsste) $. 21 ausdrücklich behauptet und dar- thut, und dann doch wieder S. 22 erklárt: ob es einen solchen Gemeinsinn in der That gebe, das wolle und kónne er hier noch nicht untersuchen; daher er denselben hier auch »eine blosse 1d ealisch e Norm« nennt. Wenn aber dieser Sinn eine bloss idealische Norm ist, und wenn gleichwohl nur unter seiner Voraussetzung eine Übereinstimmung in den Geschmacksurtheilen Jedem mit Recht zugemuthet werden kann: so sollte ja die Nothwendigkeit der Geschmacks- urtheile nicht bloss von derBedingung, dass wir bei ihnen richtig subsumiren, sondern auch von der Bedingung, dass wir bei ihnen den Gemeinsinn mit Recht supponiren, ab- hängig gemacht werden. Endlich muss Jedem auffallen, wenn sich Kant in dieser ganzen Untersuchung über den Begriff des Schónen nach dem Momente der Modalitát, wo er die Nothwendigkeit des Geschmacksurtheils erweisen will, im Grunde mit nichts Anderem be- schäftigt, als mit dem Erweise der Allgemeingiltigkeit dieses Urtheils, welche er doch schon in der zweiten aus dem Momente der Ouantitát hervorgehenden Erklärung zu be- weisen hatte; so zwar, dass Alles, was er jetzt vorbringt, gar nicht hieher gehórt, sondern schon in der vorhergehenden Untersuchung hátte besprochen werden sollen. Wirklich hieher Gehóriges erscheint in dieser ganzen Abhandlung von 6. 18 bis 6. 22 nichts als das Wort: Nothwendig, von welchem, überdiess ohne allen Beweis, nur schlechtweg vorausgesetzt wird, dass allen solchen Urtheilen, welche Jedem Beistimmung ansinnen , Nothwendigkeit zu- komme; und diess war doch gerade das Einzige, was hier bewiesen zu werden brauchte. $. 40. So unvollkommen nun auch diese vier Kantischen Erklárungen sein mochten, so ist doch nicht zu láugnen, dass sie, verbunden mit den vielen andern hóchst eigenthümlichen Lehren dieses Weltweisen eine sehr grosse Veránderung in der Art und Weise, wie man die Lehre vom Schönen seit dieser Zeit behandelt hat, bewirkten. (Ob diese Veränderung in jedem Betrachte wohlthätig gewesen, darüber wird wohl erst eine spätere Zeit entscheiden: 9 * 68 Bolzano., Uiber den Begriff des Schönen. das aber wage ich offen herauszusagen, dass die Erklärungen vom Schönen, die seit der Er- scheinung der Kritik der Urtheilskraft ans Licht getreten sind, und auf deren Bildung sie einen Einfluss geübt, nichts von demjenigen, was schon vordem geleistet, worden war, über- treffen, sondern entweder schon längst Gesagtes in neu erfundenen Ausdrücken wiederholen, oder nur ungenauer und irriger sind. Einer der Ersten, die es für nöthig erachteten, dem Urheber der kritischen Philosophie wohl in einigen, aber nicht allen Puncten beizustimmen, war Salomo Maimon. In seinen Streifereien im Gebiete der Philosophie, 1793, setzte er die Schönheit »ihrem objectiven Merkmale nach in die Übereinstimmung mit einem Begriffe, oder einem Zwecke oder einer Regel, dem subjectiven Momente nach aber in die Hervor- bringung der grüssten Summe von Wirkungen der reproductiven und produc- tiven Einbildungskraft. — Man sieht von selbst, dass es ganz überflüssig war, nach den Worten: »Übereinstimmung mit einem Begriffe,« noch die Worte: »oder einem Zwecke oder einer Regel,« hinzuzufügen, wenn es nicht etwa der blossen Erläuterung wegen geschah ; denn was mit einem Zwecke oder mit einer Regel übereinstimmt, das muss wohl auch mit einem Begriffe übereinstimmen. Die Hervorbringung der gróssten Summe von Wirkungen der reproductiven und productiven Einbildungskraft von dem Schónen zu fordern, war schon kein neuer Gedanke, sondern bereits volle 24 Jahre früher von Hemsterhuis gesagt, wenn er verlangte, dass das Schóne die grósste Ideenzahl in der kleinsten Zeit anregen müsse; eine Ausserung, die vielleicht in so fern noch etwas richtiger ausgedrückt war, als es wohl nicht die blosse Einbildungskraft ist, welche bei der Betrachtung des Schónen in Thátig- keit versetzt wird; denn sicher müssen wir hiebei auch urtheilen. $ 41. Ď Es kommt mir nicht in den Sinn, den Ruhm eines Mannes, den ich verehre, nur im Geringsten schmálern zu wollen, wenn ich von einer in seiner Jugend versuchten Erklárung gestehe, dass auch sie mir nicht wesentlich besser erscheine, als andere áhnliche, die es schon vor ihr gab. In Zschokke's Ideen zu einer psychol, Ästhetik (Berlin, 1193) wird nämlich fol- sende Erklärung, die später auch Dambek in seine Vorlesungen über Ästhetik (Prag, 1822) aufnahm, angetroflen: »Schónheit ist der Ausdruck der vereinten theoretischen, moralischen und sinnlichen Vollkommenheit für das Empfindungsvermógen in einem Objecte, soviel die Natur desselben erlaubt.« — Durch den Zusatz: so viel die Natur des Objectes erlaubt, wird die geforderte Vereinigung jener drei Arten der Vollkommenheit wieder aufgehoben; auch muss ein Ding, um schón zu sein, nicht eben den hóchsten Grad der Schónheit, dessen es seiner Natur nach fáhig ist, erstiegen haben. $. 42. Dass ein so geistreicher Mann wie Schiller durch jenes Ansehen, das sich der Kónigsberger Weise erworben, sich wohl zu seiner Verehrung, keineswegs aber zu einer un- Bolzano. Uiber den Begriff dis Schönen. 69 bedingten Anhánglichkeit an alle seine Lehren verleiten lassen werde, stand zu erwarten. Darum enthalten auch Schillers ästhetische Abhandlungen ungemein viel Originelles, Treffen- des und noch jetzt Beachtungswerthes. In seinen Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen (1797) wagte er zwar nicht, es für eine schulgerechte Erklärung des Schönen aus- zugeben, dass es dasjenige sei, »was Gegenstand des Spieltriebes ist,« stellte indessen doch nie eine andere auf, und wollte es jedenfalls als ein charakteristisches Merkmal: der Schönheit angesehen wissen, »dass der Mensch mit ihr nur spielen, und nur mit ihr spielen solle.« Um zu beurtheilen, ob etwas Wahres an dieser Behauptung sei, werden wir erst in eine etwas genauere Bestimmung des Begriffes vom Spiele eingehen müssen. Wenn man, wie Schiller (ebend.), das Hervorbringen so vieler tausend Blüthen, die wieder abfallen, ohne in Früchte zu übergehen, ein Spiel des Baumes nennt, dehnt man die Bedeutung des Wortes gewiss über den Sprachgebrauch aus. Im eigentlichen Sinne nennen wir, wie ich meine, ein Spiel nur eine solehe Thätigkeit unserer Kräfte, die wir beginnen und fort- setzen, bloss um die Qual, welche das sogenannte Nichtsthun, d. В. der Mangel an abwechselnden Vorstellungen, verursacht, mit andern Worten, um uns die lange Weile zu vertreiben. Bei dieser Erklärung setze ich voraus (was in der Psychologie näher erwiesen werden muss), dass unsere Seele, ob sie gleich immer Vorstellungen, Empfindungen u. dgl. hat, doch nicht immer von denselben in gleicher Weise befriedigt werde, dass ihr besonders der Mangel an hinlänglich interessanten und abwechselnden Vorstellungen zuweilen eine eigene Unannehnlichkeit, die wir die lange Weile nennen, bereite; dass sie, um diese wegzu- schaffen, nach neuen, sie mehr interessirenden Vorstellungen strebe und allerlei Handlungen vor- nehme, wodurch sie dergleichen sich zu verschaffen hofft. So lange sie nun eben noch keinen anderen Antrieb zu ihren Handlungen hat, und auch nichts Anderes mit ihnen erreicht, als die Verbannung jener langen Weile, sagt man, sie spiele. Sobald wir dagegen irgend einen andern bestimmteren Zweck, den Genuss dieses oder jenes uns schon bekannten Vergnügens, oder auch die Verdrängung einer bestimmten uns unangenehmen Empfindung, welche nicht eben in blosser Langeweile besteht, suchen, z. B. einem Schmerzgefühle, einer uns anwan- delnden Furcht, unseren Gewissensbissen u. dgl. entfliehen wollen, oder so oft wir auch nur im Verfolge unserer Thátigkeit einen solchen anderen Zweck finden und ihn uns vorsetzen: sagt man, im ersten Falle, wir hátten gleich Anfangs nicht gespielt, im zweiten, wir hätten in der Folge zu spielen aufgehört und etwas Ernsteres begonnen. Wenn Jemand z. B. aus blosser langer Weile Seifenblasen zu machen sich vornahm, dann aber bei Be- ‚chauung derselben allmählich sich in optische Betrachtungen versenkt: so spielt er nur so lange, als er die Seifenblase eben nur bildete, um sich die Zeit zu verkürzen; sobald er sie aber zu bilden anfängt, um sich gewisse optische Wahrheiten klarer zu machen, hört er zu spielen auf.. In dieser strengen Bedeutung darf also keine Thätigkeit, die nebst der Vertrei- bung der langen. Weile noch irgend einen andern Zweck hat, z. B. wenn wir die Wir- kungen, die sie noch in der Folge hervorbringen kónnte, d. h. den Nutzen derselben be- zwecken, ein reines Spiel genannt werden; gesetzt auch, dass es im Übrigen eine Thátig- keit wáre, welche die grósste Ahnlichkeit mit einer solchen hat, die meistens nur als Zeit- 70 Bolzamo. © Uiber den Begriff des Schönen. vertreib gepflögen wird, d. h. ein Spiel zu sein pflegt. So spielt derjenige eigentlich nicht, der (wie man sich ausdrückt) um Gewinn spielt, auch nicht derjenige, der etwas thut, was wie ein Spiel aussieht, um Andere zu unterhalten, wie etwa der Violinspieler, der Schauspieler, der Taschenspieler u. m. A. Es ist leicht zu begreifen, warum man in diesen Benennungen das Wort Spiel beibehielt, ob es gleich in sehr uneigentlichem Sinne auftritt. Nicht einmal dann ist eine Beschäftigung ein blosses Spiel zu nennen, wenn wir des Vergnügens an ihr ehedem so viel gefunden, dass wir sie gegenwärtig aufsuchen, auch ohne von langer Weile geplagt zu sein, sondern vielleicht selbst mit Verabsäumung unserer Pflicht- arbeiten, z. B. das Kartenspiel, Ballspiel u. dgl., obwohl der Sprachgebrauch erlaubt, solche Beschäftigung fortwährend Spiel, aber zur Leidenschaft gewordenes Spiel zu nen- nen, und den Menschen, die solches thun, Spielsucht zur Last legt. Auch hier also nimmt man das Wort Spiel schon im uneigentlichen Sinne. Ein Gleiches geschieht auch, wenn wir von Thieren, z. B. Hunden, Katzen, sagen, sie spielen, wo wir doch eigentlich nur bemerken, dass sie eine Art von Thätigkeit äussern, die uns durch ihre Ähnlichkeit an das- jenige erinnert, was wir Menschen im blossen Spiele zu thun pflegen. Wenn aber, wie zuweilen geschieht, ein solches Spiel unter Thieren von verschiedenem Geschlechte mit dem Geschäfte der Begattung endet, wird Niemand auch diese noch zu ihrem Spiele rechnen; ohne Zweifel nur, weil die Begattung einen viel wichtigeren (freilich nicht von dem Thiere, sondern von dem Schöpfer desselben beabsichtigten ) Zweck hat, oder auch, weil die Lust, welche das Thier dabei empfindet, unserer Vorstellung nach stark genug ist, dass es schon bloss um ihretwillen (wenn es sie nämlich vorhersähe) die Handlung aufsuchen würde. Auch die sehr übliche Redensart: diese Arbeit lässt sich spielend verrichten, steht nieht im Wider- spruch mit unserer Wortbestimmung; denn damit will man nur andeuten, diese Arbeit sei eine so leichte Beschäftigung, dass man sie selbst in der blossen Absicht, um sich die lange Weile mit ihr zu vertreiben, vornehmen könnte. Dagegen begreift sich auf das Vollkommenste, warum vernünftige Menschen nur selten oder nie spielen; nämlich es kömmt bei ihnen zu jener langen Weile, die als Veranlassung zum Spiel vorhergehen muss, theils gar nicht, theils wissen sie zu ihrer Vertreibung gleich etwas vorzunehmen, was auch noch einen anderweitigen Nutzen und Zweck hat. Aus dieser Begriffbestimmung des Spieles ergibt sich nun, dass die in Rede stehende Behauptung unsers philosophischen Dichters unrichtig sei; wie sie denn auch der gesunde Menschenverstand gewiss einmüthig zurückweist Nicht zu dem elenden Zwecke, um nur die Zeit uns zu verkürzen, wählen und sollen wir uns in der Regel die Betrachtung schöner Gegenstände zu unserer Beschäftigung wählen; nicht also spielen sollen wir mit ihnen; es wäre vielmehr in den meisten Fällen eine wahre Entwür- digung des Schönen, könnten und wollten wir uns seiner lediglich zu einem solchen Zwecke bedienen. Ist es aber schon unrichtig, dass der Mensch mit dem Schönen nur spielen solle: so ist es noch unrichtiger, dass er nur mit dem Schönen spielen solle. Warum in aller Welt sollte uns nicht erlaubt sein, wenn wir schon überhaupt spielen dürfen, mit etwas Anderem, als nur eben mit dem Schönen zu spielen? Warum dürfte es durchaus nichts Anderes geben, was wir bei dem entstehenden Gefühl der Langeweile zu unserer Beschäf- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 71 tigung wählen, als die Betrachtung eines schönen Gegenstandes? Steht uns denn ein solcher auch nur immer zu Gebote? — Inzwischen ist es doch begreiflich, was Schillern zu dieser Behauptung verleitet haben mochte. Betrachtung des Schönen: ist jedenfalls. eine Beschäf- tigung, die uns Vergnügen gewährt, und die wir in so fern jeder anstrengenden mühevollen Arbeit entgegensetzen; wie auch ein Gleiches bekanntlich beim Spiele geschieht. Es ist überdiess eine Beschäftigung, bei welcher ein grosser und schneller Wechsel von Vorstellungen, also ein Zustand eintritt, der das gerade Gegentheil von dem der langen Weile ist, um derent- willen wir unsere Zuflucht zum Spiele eben zu nehmen pflegen. Eine. bedeutende Ähnlich- keit zwischen den beiden Beschäftigungen des Spieles und der Betrachtung. des Schönen wäre also jedenfalls vorhanden, und es liegt nichts so sehr Befremdendes darin , wenn sich zu einer Zeit, die bereits anfing, auf scharfe Begriffbestimmungen geringsehätzend herabzusehen, ein Dichter hóren liess, dass man bei der Betrachtung des Schónen nur spiele, jedoch in einer Weise, in der man eben nur mit dem Schönen allein spielen dürfe. Hatten doch früher schon ernstere Philosophen die Thátigkeit, in welche unsere Seelenkráfte bei der Betrachtung des Schónen gerathen, wie es scheint, bloss ihrer Leichtigkeit wegen mit einem Spiele zu vergleichen keinen Anstand genommen, S. 43. Wenn Hirt (»über das Kunstschóne,« in den Horen. 1791, St. 7) das Schöne als »das Vollkommene erklärte, welches ein Gegenstand des Auges, Ohres oder der Einbildungs- kraft ist oder sein kann:« so war er bei der Erklirung Baumgartens geblieben, nur dass er sie etwas verschlimmerte, indem er das Merkmal der dunkeln Erkennbarkeit wegliess, und statt dessen die unrichtige Beschránkung auf Gegenstinde des Auges, Ohres oder der Einbildungskraft aufnahm. Einen neuen Fehler beging er aber noch, wenn er das Vollkommene als »das Zweckentsprechende, was die Natur. oder Kunst bei Bildung eines Gegenstandes in seiner Gattung und Art sich vorsetzt,« erklärte; denn dass wir bei der Beurtheilung der Schönheit eines Gegenstandes nicht nothwendig auf den Zweck, den sich der Urheber desselben bei seiner Bildung vorgesetzt hatte, zu achten haben, wurde schon oft erinnert. Was aber der Beisatz: »in seiner Gattung und Art,« zu bedeuten habe; ingleichen wienach sich hieraus die Folgerung ergeben soll, die Hirt daraus zieht, dass wir, um die Schönheit zu beurtheilen, »unser Augenmerk auf die individuellen Merkmale, welche ein Wesen constituiren, auf das Charak- teristische desselben richten müssten;« endlich, dass unter Charakter als Kunstgesetz zu verstehen sei »jene bestimmte Individualität, wodurch sich Formen, Bewegung und Geberde, Miene und Ausdruck, Localfarbe, Licht und Schauen, Helldunkel und Haltung unterscheiden, uad. zwar so wie der vorgedachte Gegenstand es erfordert,« — das Alles finde ich sehr dun- kel und unrichtig ausgedrückt. Gerade an dieser Bestimmung aber hat Hegel (in den Vor- lesungen über die Ästhetik). seine Freude, und findet sie »schon bezeichnender als sonstige(?) Definitionen!« — Die weitere Auslegung nun, die er von diesem Hirt'schen 72 Bolzano. Обет den Begriff des Schönen. Princip des Charakteristischen gibt, dass in einem schönen Kunstwerke nichts müssig und überflüssig sein dürfe, sagt allerdings etwas sehr Wahres aus; aber wann hätte man das nicht gewusst, und wie nach gehört diess zum Begriffe des Schönen überhaupt? S. 44. Bendavid (Versuch einer Geschmacklehre, Berlin, 1799) beschránkte das Wesen der Schönheit auf die »blosse Form der räumlichen und successiven Verbindung zu einem Ganzen.« Wie liesse sich hiernach von poetischen Schönheiten reden? Denn diese bestehen doch wohl in keiner Form einer räumlichen und successiven Verbindung zu einem Ganzen; hier werden Gedanken an sich, Dinge, die weder etwas Räumliches noch Successives sind, verbunden, $. 45. Von Fichte, zu welchem Ruhme er sich auch als Philosoph erhoben, und so viel Achtung er als Mensch verdiente, möchte ich doch geradezu behaupten, dass ihm die Gabe, sich seiner Gedanken deutlich bewusst zu werden, in hohem Grade gemangelt; er also that nur wohl, eine bestimmte Erklärung von dem Begriffe des Schönen nicht einmal zu versuchen. Auch bei seinen Anhängern, namentlich bei Fr. Schlegel, trifft man dergleichen nicht an. Dass sie aber das Schöne, das vollendet Schöne, dem Sittlichen unterordnen, verdient auf jeden Fall nur Lob; wie man im Gegentheil die eben so verderbliche als verkehrte Lehre An- derer, dass es nur eine Einseitigkeit wäre, alle und jede (freie) Thätigkeit des Menschen einem und eben demselben Gesetze der Sittlichkeit unter- werfen zu wollen, nur mit Betrübniss und gerechtem Unwillen betrachten kann, und sich kaum erwehret, die Quelle einer. solchen Verirrung nicht in dem blossen Mangel deutlicher egriffe, sondern auch in dem Mangel eines echt sittlichen Charakters zu vermuthen. S. 46. Da Schelling seme Begriffe so oft schon und so bedeutend umgeändert, so können wir nicht beurtheilen, in welcher Weise er sich vielleicht auch über die Natur des Schönen noch aussprechen werde. Wir wissen nur, wie er hierüber gedacht in den Jahren 1800, 1803 und 1808, als er »das System des transcendentalen Idealismus« geschrieben, »die Vorlesungen über das akademische Studium« und die Rede »über das Verhältniss der bildenden Künste zur Natur« gehalten. Damals erklärte er nun in ziemlich platonischer Weise das Schöne als »diejenige Productivität des Kunstprincips, welche das Unendliche als enthalten im End- lichen darstellt, so dass dadurch der Gegensatz des Subjectiven und Objec- tiven aufgehoben wird;« oder er nannte das Schöne auch »das Verschwinden des Gegensatzes zwischen Natur und Geist; oder das in der conereten und abge- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 73 bildeten Welt erscheinende Unendliche;« oder er sagte, »dasjenige, wodurch ein Gan- zes eigentlich schó n wird, sei über die Form, sei Wesen, Allgemeines, Blick und Ausdruck des inwohnenden Naturgeistes, Erscheinung und Entfaltung des Wesens, das volle mangellose Sein;« die »Basis des Schónen bestehe in der Leben- digkeit der Natur;« u. s. w. — Man sieht wohl ohne meine Erinnerung, wie vieles Un- bestimmte in allen diesen Ausdrücken liege und selbst noch dann zurückbleibe, wenn wir versuchen, das darin Angedeutete in eine einzige Erklárung zusammenzufassen. Übrigens ist nicht zu verkennen, dass etwas von dem, was Schelling hier andeutet, in einer gewissen Art von Schónheiten, namentlich in den hóheren und hóchsten, in einer schónen Menschen- natur z. B., allerdings angetroffen werde und anzutreffen sein müsse. Eine Menschengestalt, aus der kein Geist spricht, wáre gewiss keine vollendete Schónheit zu nennen. Aber diess gilt nicht von Allem, was schón heisst und als schón empfunden wird. Von einer schó- nen Ellipse, von einer schónen Cadenz kann man doch wahrlich nicht sagen, dass hier sich im Endlichen etwas Unendliches darstelle, oder dass hier der Gegensatz zwischeg Natur und Geist verschwinde; noch lásst sich sonst eine andere der obigen Redensarten auf solche Schönheiten einer niedrigern Art anwenden. Wer aber eine Erklärung des Schönen geben will, der muss in seinen allgemeinen Begriff nur solche Merkmale aufnehmen, die sich an Allem, was schón heisst, nachweisen lassen. Inzwischen bei einem Manne von so poetischer Natur, der sich überdiess mit der Betrachtung jener hóheren Schónheiten in seinem Leben so viel beschäftiget hat, ist es begreiflich, wenn er der niederen darüber ganz vergass. $. 47. Nicht besser machte es sein Verehrer Lu den (in den Grundzügen ästhet. Vorlesungen. Göttingen, 1804), wenn er das Schöne als »dasjenige, welches den Gegensatz zwi- schen dem Realen und dem Idealen aufhebt, als die unmittelbare Erschei- nung des Góttlichen imIrdischen, der Idee in der Materie, der Seele im Kór- per« beschrieb, Es ist fast augenfällig, dass man hier an hóhere Schónheiten, namentlich nur an den Menschen gedacht. Denn wer móchte z. B. bei der Durchlesung eines artigen Sinngedichtes oder der Fabeln vom Lówen und der Maus, oder vom Wolf und Kranich u. m. a, sagen, dass ihm das Göttliche hier im Irdischen erscheine? Doch ist noch zu be- merken, dass es auch umgekehrt wieder gar manche Dinge gibt, in denen uns Göttliches, Gottes unendliche Weisheit, Güte, Gerechtigkeit: anschaulich wird; obgleich wir sie nichts weniger als schön nennen; z. B, die Einrichtung des menschlichen Ohres oder sonst eines andern Sinnesorgans, das schreckliche Ende eines Tyrannen u. m. A. S. 48. Noch ärger machte es Ast, wenn er (im Syst. d. Kunstlehre. Leipzig, 1805) erklärte, »die Schönheit sei die Harmonie zweier Elemente, gleichsam eines männlichen Princips, des Abh. V, 3. 10 7 Bolzano. © Uíber den Begriff des Schénen. Unendlichen, und eines weiblichen, des Endlichen.« — Wir sehen hier, wie der vom Meister begangene Fehler der Unbestimmtheit von seinen Schülern nur mit Vergrösserung wieder- holt ward; und wie bald es dahin kam, Ausdrücke für Erklárungen auszugeben, welche so wenig von dem zu erklärenden Begriffe selbst enthalten, dass sie nicht einmal mehr an ihn erinnern. Denn wenn man es als ein Räthsel aufgäbe: was für ein Ding wohl sei die Harmonie zweier Elemente u. 5. w., so wollte ich jegliche Wette eingehen, dass Niemand, der es nicht schon gehört, auf die Schönheit rathen würde. $. 49. Näher bei Kant sind Krug und Fries geblieben. Ersterer gab (im Syst. d. theor. Philosophie B. III, oder auch im Handbuch, Th. II) die drei Erklärungen: »1. Schön ist, was in dem Wahrnehmenden ein Wohlgefallen an semer Form erregt; 2; was das Gemiith helustigá, indem es vermóge seiner Form eine Ahnung des Unendlichen im Endlichen erregt; 3. was durch seine Form, Einbildungskraft und Verstand auf eine leichte und doch regel- mässige, mithin wohlgefällige Weise beschäftigt.« — Die »Ahnung des Unendlichen im Endlichen« hat ihre Erwähnung wohl nur den Schriften der späteren Philosophen zu verdanken; sie ist aber jedenfalls schlecht motivirt, und dürfte höchstens bei schönen Gegenständen einer ge- wissen Art eintreten, und selbst noch hier nicht zu der eigentlichen Schönheit derselben gehören. — Fries (in d. Kritik d. r. Vernunft u. a. a. O.) erklärt das Schöne als dasjenige, was »unmittelbar um seiner selbst willen gefällt;« gefällt »vermöge einer Regel, die un- aussprechlich ist, die wir gleichwohl Jedem zumuthen, der eine der unsrigen ähnliche Jildungsstufe des Geistes erreicht hat.« Das Schöne entzieht sich der Regel »bestimmter Be- griffe und folgt doch einem Gesetze der freien Zusammenfassung.« Unsere Urtheils- kraft reflectirt bei der Betrachtung desselben »nicht auf die Zusammenfassung des Mannigfaltigen unter einen bestimmten Begriff, sondern nur auf die Zweckmässigkeit der gegebenen Anschauung zur Zusammenfassung überhaupt.« — Die Leser wissen schon, was ich von allem Diesem, namentlich von einer Regel, die unaussprechlich sem soll, halte. $. 50. Pölitz (in s. Ästhetik, Leipzig, 1807), auch Bouterweck (in der I. Ausg. s. Ästh, 1806) sammt einigen Andern glaubten die Schwierigkeit in der Erklärung des Schönen dadurch entfernt zu haben, dass sie es als dasjenige bezeichneten, was das ästhetische Bedürfniss befriedigt, oder ästhetische Gefühle anregt. — Es ist aber einleuchtend, dass nun die ganze Schwierigkeit darin liegt, zu erklären, was ästhetische Bedürfnisse, ästhetische Gefühle u. dgl. seien. In der zweiten Ausgabe seiner Ästhetik (1815) erklärte Bouterweck das ästhe- tische Gefühl als ein »ursprüngliches Menschengefühl, oder menschliches Ur- gefühl, in welchem sich noch kein besonderes geistiges Interesse von dem andern, und selbst das geistige Interesse überhaupt noch nicht scharf von dem physischen geschieden hat; ein Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 75 Gefühl, in welchem die menschliche Natur noch wie ein ungetheiltes Ganze wirkt, und der denkende Geist, indem er sich über die Animalitát erhebt, doch noch keine andere Rich- tung als geradezu auf dasjenige, was ihn, den Gesetzen seines eigenen Daseins überhaupt gemáss, unmittelbar anzieht, fesselt, erfreut, oder wohl gar zur Begeisterung hinreisst.« — Wie viele Worte, und doch wie dunkel und unbestimmt! Wann können wir sagen, dass unsere Natur noch wie ein ungetheiltes Ganze wirke, da mehr oder weniger doch alle uns inwohnende Kräfte in fortwährender Thätigkeit sind? Wann fesselt uns etwas unmittelbar? Was sollen wir unter der Richtung, die unser denkende Geist so eben nimmt, verstehen? — - Doch in dieser zweiten Ausgabe erklärt der Verf. das Schöne auf eine von dem Begriffe des Ästhetischen nicht ferner abhängige Weise: »Das Gesetz, in welchem die Idee des Schönen gegründet ist, ist das Gesetz einer harmonischen Thätigkeit aller geisti- gen Kräfte und eines freien Emporstrebens zu dem Unendlichen, das kein Sinn erreicht. Was mit diesem Gesetze übereinstimmt, das ist schön, sei es eine Empfin- dung, ein Gedanke oder ein Gegenstand.« — Wie nach der Verf. jetzt »ein Empor- streben zu dem Unendlichen,« in der Betrachtung eines jeden schönen Gegenstandes finde, nachdem er früher noch selbst über die Ableitung des Schönen aus dem Absoluten gespottet, erklärt sich wohl nur daraus, weil es nun allgemeine Mode geworden ist, in der Erklärung des Schönen etwas von dem Unendlichen, dem Absoluten u. dgl. zu sprechen. Kurz und gut glaubte es Suabedissen (Betrachtung des Menschen, Cassel, 1815) zu machen, wenn er Schönheit »die Durchdringung des Äussern und Innern« nannte. Nur Schade, dass weder das »Äussere,« noch das »Innere,« noch die »Durch dringung« beider im eigentlichen Sinne zu nehmen sind, und dass eine Erklärung in so bildlichen und unbestimmten Redensarten eigentlich gar keine ist. Was doch wäre z. B. das Innere, was das Aussere, was endlich die Durchdringung beider in einem schönen Gemühe? oder kann ein Gemüth nicht schön sein ? S. 32. Herbart vermied es (wie es scheint) absichtlich, eine bestimmte Erklärung von dem Begriffe des Schönen zu geben, sondern begnügte sich (im Lehrb. z. Einl. in die Philosophie, in der vierten Ausg., 1837) zu sagen, dass der Begriff des Schönen, auch selbst im allge- meinsten Sinne (in welchen er auch das Sittliche befassen soll) in einer Reihe mehrer Begriffe liegt, welche das gemeinschaftlich haben, »dass sie in unserm Vorstellen einen Zusatz, nämlich ein Urtheil des Beifalls oder Missfallens herbeiführen.« Um aus dieser Reihe das Schöne zu erhalten, müssten wir vor Allem absondern »die Reihe der Er regungen,« mgleichen, »was sich auf den Standpunkt des Zuschauers als Bewunderers oder Kritikers bezieht.« Um uns hiernáchst vauf die wahren Elemente des Schönen 10* 76 Bolzano. Uiber den Begriff des Schénen. hinzuweisen,« warnet uns Herbart noch »vor der Verwechslung des Schónen 1) mit dem Nützlichen (das etwas Anderes, wozu es nützt, voraussetzt) und 2) mit dem Ange- nehmen (das nur in augenblicklichen Gefühlen gegenwärtig ist, während das Schóne einen sich gleichbleibenden Gegenstand hat, der uns zu denken gibt).« Endlich verlangt er, damit wir den Begriff des Schónen im engeren Sinne erhalten, auch noch »das Sitt- liche (als dasjenige, was nicht bloss als eine Sache von Werth besessen wird, sondern den unbedingten Werth der Personen selbst bestimmt)« auszuscheiden. — Was die Erregungen, die wir von dem Begriffe des Schónen ausschliessen sollen, bedeuten mógen, lásst sich wohl noch verstehen; allein sehr dunkel ist, warum und wienach wir »Alles, was sich auf den Standpunkt des Zuschauers als Bewunderers oder Kritikers bezieht, bei Seite setzen müssen.« Úberdiess fürchte ich, dass, auch wenn wir Alles, was Herbart hier verlangt, also nebst dem so eben Erwáhnten auch noch das Nützliche, das Angenehme und das Sitt- liche aus dem Gebiete dessen, was uns gefällt, ausscheiden, immer noch mehr zurückbleiben werde, als der Begriff des Schónen umfasst. Denn bleibt nicht immer noch alles dasjenige zurück, was uns gefüllt, erst wenn wir die Mühe des deutlichen Durchdenkens, des Messens und Recbnens darauf verwendet haben; und gehórt dieses unter das Schóne? — Von Her- bart wollen wir uns sogleich zu seinem Anhänger, auf den er selbst verweist, Griepen- kerl (Lehrb. d. Ästhetik , Braunschweig, 1827) wenden. Diesem zufolge ist »das Schöne nicht dem Stoffe eigen, sondern liegt einzig in den Verhältnissen, die er in sich bilden lässt.« Der Hervorbringer des Schönen, oder der Künstler richtet sich nach gewissen Vorbildern; »die höchsten werden Ideen genannt.« »Sie sind nicht Begriffe gewöhnlicher Art, die sich durch die Angabe ihrer einzelnen Merkmale bestimmen liessen.« »Das Wohl- gefallen, das sie erregen, fordert den Künstler auf, sie in einem Bilde nachzumachen. Schön heisst nun im Allgemeinsten Alles, was gefällt; wahrhaft schön, was nicht das einemal schön, das anderemal hässlich erscheint. Wird nun das unwandelbar Wohlgefällige durch das Wort Idee bezeichnet, so ergibt sich die Erklärung: Schön ist das Nachbild, das seinem Vorbilde, der Sammlung aller Ideen, gleicht.« — Diese Erklärung scheint mir viel mangelhafter zu sein, als es diejenige geworden wäre, die sich aus Herbart's Andeutungen hätte zusammensetzen lassen; wenn man auch schlechtweg nur gesagt hätte: Schön ist, was uns gefällt, ohne nützlich, angenehm oder sittlich zu sein. Denn ist es nicht schon eine unrichtige Voraussetzung, dass das Schöne lediglich auf Verhältnissen beruhen, und der dazu genommene Stoff ganz gleichgiltig sein soll; da wir doch auch an dem Stoffe, nach der Verschiedenheit seiner Wahl, Beschaffenheiten wahrnehmen, die bald einer Regel, deren Befolgung wir zu erwarten berechtiget waren, entsprechen, bald wieder nicht entsprechen? — Die Voraussetzung, dass jeder Künstler sich nach gewissen Vorbildern richte, will ich nicht bestreiten; gewiss ist es aber, dass nur das Kunstschóne, Kunst- werke nur, auf solche Weise entstehen: gibt es denn aber nicht auch Naturschónheiten? ja kónnte nicht auch der blosse, absichtslose Zufall zuweilen etwas Schónes (nämlich von niederem Range) hervorbringen? Müssen wir, um etwas schón zu finden, nothwendig erst voraussetzen, dass es beabsichtigte Nachbildung eines Vorbildes sei? Sicherlich nicht; somit Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. rar ist Griepenkerls Erklärung offenbar zu enge, denn sie gesteht Schönheit nur Kunstwerken zu. Dieser Verstoss ist um so auffallender, da der Verfasser nach seinen eigenen Worten: »Schön ist, was gefällt; wahrhaft schön, was unwandelbar gefälll,« — auch den Ideen, dem unwandelbar Wohlgefälligen, was sich der Künstler zum Vorbilde er- wählt hat — Schönheit zugestehen muss; obwohl nach seiner Erklärung diess nie geschehen könnte, weil ja dergleichen Vorbilder, dergleichen blosse Ideen nicht auch zugleich wieder Nachbilder sind, die irgend einem andern Vorbilde nachgeahmt wären. Wie aber diese Erklärung einerseits aus dem Gebiete des Schönen so Vieles ausschliesst, was doch dazu gehört; so nimmt sie andererseits auch wieder Vieles auf, was nicht dazu gehört. Denn einer Idee entsprechen, eund unwandelbar wohlgefallen kann ja auch das bloss Nützliche und das sittlich Gute, Dinge, die Herbart nicht mit Unrecht bloss desshalb, weil sie uns wohl- gefallen und unwandelbar wohlgefallen, noch nicht dem Schönen beigezählt wissen wollte. — Noch ein paar andere Sonderbarkeiten! Das Vorbild der Schönheit lässt Griepenkerl aus einer »Sammlung aller Ideen« entstehen; als ob z. В. Derjenige, der ein schönes Kind malen will, auch die Idee einer schönen Matrone, eines schönen Mannes, einer schönen Landschaft, eines schönen Trauerspiels u. s. w. sich vorstellen, und aus allen diesen Ideen das Vorbild eines schönen Kindes zusammensetzen müsste! Sodann: Eine Idee soll ein Begriff sein, der nicht durch Angabe sniner eigenen Merkmale dargestellt werden kann! — Als einer der selbstständigeren Denker, welche aus Fichte's und Schelling’s Schule hervorgegangen, ist Solger zu betrachten. Nach seinen Vorlesungen über Ästhetik (herausgegeben v. Heyse, Leipzig, 1829) und einigen seiner früheren Schriften sollte »das Schöne in einem Stoffe der Wahrnehmung bestehen, worin auf gewisse Weise die E rsehei- nung und das Wesen vereinigt sind, so zwar, dass in der blossen Wahrnehmung des Mannigfaltigen zugleich der Begriff, das Wesen, das Einfache mit erkannt werde.« — »Es muss keines Nachdenkens, keiner Reflexion bedürfen, das Schöne zu erkennen.« — »Der gemeinen Erkenntniss ist dieses unmöglich; die höhere Erkenntniss aber vermag die Elemente des Erkennens, das Allgemeine und das Besondere in Eines zu- sammenzufassen. Diess höhere Selbstbewusstsein, in welchem sich Allgemeines und Beson- deres durchdringen, heisst nun Idee. Und das Schöne ist eine der Offenbarungen der Idee. Im Schönen nämlich soll sich die Idee in der Existenz offenbaren; also die Existenz soll von der Idee durchdrungen sein; oder das Schöne ist Äusserung des Wesensals eines mit der Erscheinung Identischen.« — Ich kann nicht um- hin, jene angeblich höhere Erkenntniss, die man in neuerer Zeit gefunden haben will, diejenige, auf deren Standpuncte alle Unterschiede und Gegensätze in einer höhern Einheit verschwinden, auf deren Standpuncte also auch, namentlich bei der Anschauung des Schönen Erscheinung und Wesen, das Mannigaltige am Gegenstande und der dasselbe zu- sammenfassende Be griff, ohne alles Nachdenken und ohne alle Reflexion, »als in einan- 78 i Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. der verschmolzen, unmittelbar einleuchten sollen,« — für einen leeren, trau- rigen Wahn zu erklären, von dem man endlich doch wieder zurückkehren sollte. Nicht was vermengt und für einerlei hält, sondern was unterscheidet, ist eine höhere Erkennt- niss. Jener Anschein, dass etwas unmittelbar eingeleuchtet habe, was doch nur durch Nach- denken erkannt worden ist, wird bloss dadurch veranlasst, dass dieses Nachdenken grössten- theils oder auch gänzlich vermittelst blosser dunkler Vorstellungen vor sich geht. Die Ein- bildung, man habe die Identität zweier Dinge, welche doch in der That verschieden sind, erkannt, wird lediglich dadurch erzeugt, dass man, statt sie so scharf als möglich ins Auge zu fassen, seinen Gesicliispunct so weit von denselben zurückzieht, bis die unklaren Vor- stellungen, die man von beiden noch behält, keinen Unterschied mehr ausweisen. Lassen wir also fallen, was oflenbar falsch, ja unmöglich in der hier aufgestellten Erklärung des Schönen ist: so bleibt nur stehen, dass schön dasjenige Wirkliche sei, wozu wir den Muster- begriff, dem es entspricht, schnell und leicht aufzufinden vermögen, Aber nicht jeder schöne Gegenstand muss nach einem Musterbegriffe, weil überhaupt nicht nach einem Zwecke, eingerichtet sein. So bewundern wir das Farbenspiel an einer Muschel gewiss, ohne an einen Musterbegriff zu denken. Auch umgekehrt muss, wie wir schon wissen, nicht jeder nach einem Musterbegriff eingerichtete Gegenstand schön sein. S. 54. Hegels »Vorlesungen über Ästhetik« traten zwar erst 1837 ans Licht; da er aber die in denselben enthaltenen Lehren schon seit 1818 von der Katheder herab vortrug, so hatten Mehre, die seitdem über diese Wissenschaft geschrieben, seinen mündlichen Unter- richt genossen und benützt. Da nun er selbst die Hauptlehren seiner ganzen Philosophie, wie er nicht läugnen konnte, von Schelling entlehnte, in der Folge aber so wesentlich abänderte, dass während Jener ihm vorwarf, Alles verdorben zu haben, seine Schüler um- gekehrt behaupteten, ihr Meister erst habe den bisher immer gesuchten »Stein der Weisen gefunden:« so wird es wohl nöthig sein, bevor wir weiter gehen, auch Hegel’s Aussprüche über den Begriff des Schónen kennen zu lernen. Zu diesem Ende will ich den Lesern das Kapitel, welches die Überschrift: Begriff des Schönen überhaupt, führt, in einem Auszuge vorlegen. »l. Das Schöne ist selber als Idee, und zwar als Idee in einer bestimm- ten Form, als Ideal zu fassen. Idee nun überhaupt ist nichts Anderes als der B e- griff, die Realitát des Begriffs und die Einheit beider. Diese Einheit jedoch darf nicht als blosse Neutralisation vorgestellt werden, sondern der Begriff bleibt hier das Herrschende. a) Was nun die Natur des Begriffes als solchen anbetriflt, so ist er als Begriff schon die Einheit unterschiedener Bestimmtheiten, und damit concrete Totalitát. Er ist so sehr absolute Einheit seiner Bestimmtheiten, dass sie nichts für sich selber bleiben. Er enthált alle seine Bestimmtheiten in Form ihrer ideellen Einbeit und Allge- meinheit, die seine Subjectivität im Unterschiede des В ealen und Objectiven aus- Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen, 79 macht. So ist n B. das Gold von specifischer Schwere, bestimmter Farbe u. s. №. . Diess sind unterschiedene Bestimmtheiten, und dennoch schlechthin in Einem. Denn jedes feinste Theilchen Gold enthält sie in unzertrennbarer Einheit, — Als jene ideelle Einheit und All- meinheit negirt sich der Begriff, und entlässt, was diese in sich schloss, zu realer selbst- ständiger, Objectivitát. — 5) Die Objectivität für sich betrachtet ist nichts als die Realität des Begriffes. Doch gibt er seine Allgemeinheit in der zerstreuten Objectivität nicht auf, sondern macht seine Einheit gerade durch die Realität und in derselben offenbar. Маг so ist er wahrhafte Totalitit. c) Diese Totalitát ist die Idee. Sie námlich ist nicht nur die Subjectivität, sondern auch die Objectivitát desselben. Nach beiden Seiten des subjectiven und objectiven Begriffs ist die Idee ein Ganzes, zugleich aber die sich. ewig vollbringende und vollbrachte Einheit dieser Totalititen. Nur so ist die Idee die Wahrheit und alle Wahrheit.« »2. Alles Existirende hat desshalb nur Wahrheit, sofern es eine Existenz ist der Idee. Das Erscheinende námlich ist nicht dadurch wahr, dass es ein inneres oder äusseres Dasein hat, sondern dadurch allein, dass diese Realität dem Begriff entspricht. Kommt diese Identitát nicht zu Stande, so ist das Daseiende nur eine Erscheinung, in welcher sich statt des totalen Begriffs nur irgend eine abstracte Seite desselben objectivirt, welche, insofern sie sich gegen die Totalitát verselbststindigt, bis zur Engegensetzung gegen den wah- ren Begriff verkümm ern kann. »3. Sagten wir nun, die Schönheit sei Idee, so ist Schönheit und Wahrheit einerseits dasselbe. Das Schóne námlich muss wahr an sich selbst sein. Näher aber unter- scheidet sich eben so sehr das Wahre von dem Schönen. Wahr nämlich ist die Idee, wie sie ihrem allgemeinen Princip nach ist, und als solches gedacht wird. Dann ist nicht ihre sinnliche und äussere Existenz, sondern in dieser nur die allgemeine Idee für das Denken. Doch die Idee soll sich auch äusserlich realisiren. Das Wahre, das als solches ist, existirt auch. Indem es nun in diesem seinem äusserlichen Dasein unmittelbar für das Bewusstsein ist, und der Begriff unmittelbar in Einheit bleibt mit seiner äussern Erscheinung, ist die Idee nicht nur wahr, sondern schön. Das Schöne be- stimmt sich dadurch als das sinnliche Scheinen der Idee. — a) Für den Verstand ist es nicht möglich, die Schönheit zu erfassen, weil er, statt zu jener Einheit durchzu- dringen, stets deren Unterschiede festhält, in so fern ja die Realität etwas ganz Anderes als die Idealität, das Sinnliche etwas ganz Anderes als der Begriff, das Objective etwas ganz Anderes als das Subjective sei, und solche Gegensätze nicht vereinigt werden dürften. So bleibt der Verstand stets im Endlichen, Einseitigen und Unwahren stehen. Das Schöne dagegen ist in sich selber unendlich und frei. Denn wenn es auch von beson- derem und dadurch wieder beschränktem Inhalt sein kann, so muss dieser doch als unend- liche Totalität und als Freiheit in seinem Dasein erscheinen, indem das Schöne durchweg der Begriff ist, der nicht seiner Objectivität gegenüber tritt, sondern sich mit seiner Gegen- ständlichkeit zusammenschliesst und durch diese immanente Einheit und Vollendung in sich unendlich ist. In gleicher Weise ist der Begriff, indem er innerhalb seines: rea- 80 Bolzano. (ег den Begriff des Schönen len Daseins dasselbe beseelt, dadurch in dieser Objectivität frei bei sich selber. Denn er erlaubt es der äussern Existenz in dem Schönen nicht, für sich selber eigenen Gesetzen zu folgen, sondern bestimmt aus sich seine erscheinende Gliederung und Gestalt, deren Zusammenstimmung des Begriffs mit sich selber in seinem Dasein eben das Wesen des Schönen ausmacht. — b) Daher ist das Schöne in Beziehung auf den subjectiven Geist, weder für die in ihrer Endlichkeit beharrende unfreie Intelligenz, noch für die End- lichkeit des Wollens. Als endliche Intelligenz empfinden wir die Gegenstände, lassen sie an unsere Anschauung, Vorstellung, ja selbst an die Abstractionen unsers Verstandes kommen, der ihnen die abstracte Form der Allgemeinheit gibt. Hierbei liegt nun die End- lichkeit und Unfreiheit darin, dass die Dinge als selbstständig vorausgesetzt sind. Wir richten uns desshalb nach den Dingen, nehmen unsere Vorstellung u. s. w. unter den Glauben an sie gefangen. Mit dieser einseitigen Freiheit der Gegenstände ist unmittelbar die Unfreiheit der subjectiven Auflassung gesetzt. — Dasselbe findet, wenn auch in umgekehrter Weise, beim endlichen Wollen statt. Hier liegen die Zwecke im Subject, das sie gegen die Eigenschaften der Dinge geltend machen will; denn es kann sie nur ausführen, so fern es die Objecte verändert, Jetzt sind es also die Dinge, denen ihre Selbstständigkeit genom- men wird, indem das Subject sie in seinen Dienst bringt. — c) Die Betrachtung dagegen der Objecte als schöner ist die Vereinigung beider Gesichtspuncte; indem sie die Einseitig- keit beider in Betreff des Subjectes wie seines Gegenstandes und dadurch die Endlichkeit und Unfreiheit derselben aufhebt. Denn von Seite der theoretischen Beziehung wird das Object nicht bloss als seiender einzelner Gegenstand betrachtet, welcher desshalb sei- nen subjectiven Begriff ausserhalb seiner Objectivitát hat, und in seiner besondern Realität sich mannigfaltig nach den verschiedensten Richtungen hin zu äussern Verhältnissen verläuft und zerstreut; sondern der schöne Gegenstand lässt in seiner Existenz seinen eige- nen Begriff als realisirt erscheinen. Dadurch hat das Object die Abhängigkeit von Anderen getilgt, und für die Betrachtung seine unfreie Endlichkeit zu freier Unendlichkeit verwandelt. — Das Ich aber hört gleichfalls auf, nur die Abstraction des Beobachtens und des Auflösens der einzelnen Anschauungen in abstracte Gedanken zu sein. Es wird in sich selbst in diesem Objecte concret, indem es die Vereinigung der bisher in Ich und Gegenstand getrennten Seiten in ihrer Concretion selber für sich macht. — In Betreff des praktischen Verhältnisses tritt bei Betrachtung des Schönen die Begierde zurück, und das Subject betrachtet das Object als Selbstzweck. Dadurch löst sich die bloss endliche Beziehung des Gegenstands auf, in welcher derselbe äusserlichen Zwecken als nützliches Ausführungsmittel diente, und sich dagegen entweder unfrei wehrte oder be- zwungen ward. Zugleich ist aber auch das unfreie Verhältniss des praktischen Subjects verschwunden, da es sich nicht mehr in subjectiven Absichten und deren Mittel unterscheidet, und in der endlichen Relation des blossen Sollens bei Ausführung subjectiver Zwecke in den Objecten stehen bleibt, sondern den vollendet realisirten Begriff und Zweck vor sich hat. Desshalb ist die Betrachtung des Schönen liberaler Art, ein Gewährenlassen der Gegenstände äls in sich freier und unendlicher, Daher erscheint auch das Object als Schö- Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. S1 nes weder von uns gezwungen, noch von den übrigen Aussendingen bekämpft. Denn dem Wesen des Schónen nach muss in dem schónen Object sowol der Begriff, der Zweck und die Seele desselben, wie seine äussere Bestimmtheit, Mannigfaltigkeit und Realitit überhaupt, als aus sich selbst und nicht durch Andere bewirkt erschei- nen, indem es nur als immanente Einheit und Übereinstimmung seines Begriffs und dessen Daseins, wie wir sahen, Wahrheit hat. Da nun ferner der Begriff selbst das Concrete ist, so erschemt auch die Realitát desselben als ein in seinen Theilen vollstindiges Gebilde, wührend sich diese Theile in ideeller Einheit zeigen. Denn die Zusammensummung des Be- griffs und der Erscheinung ist vollendete Durchdringung. Desshalb erscheint die üussere Form nicht als eine von dem Stoff getrennte, demselben mechanisch aufge- drückte, sondern als die der Realitát ihrem Begriffe nach inwohnende und sich heraus- gestaltende Form. Endlich aber, wie sehr die Theile des schónen Objects auch zur ide- ellen Einheit ihres Begriffs zusammenstimmen, so muss doch diese Übereinstimmung nur so an ihnen sichthar werden, dass sie gegen einander den Schein selbststándiger Freiheit bewahren, d. h. sie müssen auch die Seite selbststindiger Realitit herauskehren. Beides muss im schónen Objecte vorhanden sein: die durch den Begriff gesetzte Nothwendigkeit der besonderen Seiten, und der Schein ihrer Freiheit als für sich und nicht nur für die Einheit hervorgegangener Theile. — Durch diese Freiheit und Unendlichkeit, welche der Begriff des Schónen in sich trägt, ist das Gebiet des Schönen der Relativität endlicher Verhältnisse entrissen, und in das absolute Reich der Idee und ihrer Wahrheit emporgetragen.« So weit Hegel. Eine Erklárung von dem Begriffe des Schónen finden die Leser in diesem Auszuge nicht; sie ist auch in demjenigen, was ich hinweggelassen habe, nicht an- zutreffen; und wie kónnten wir auch eine eigentliche Erklirung, eine Angabe der Be- standtheile dieses wie irgend eines andern Begriffes zu finden hoffen bei einem Philo- sophen, der die Ansicht, dass ein Begriff aus Theilen zusammengesetzt sei, für eine Barbarei erklárte? Es erübrigt uns also nur, die Behauptungen, die er hier über das Schóne aufze- stellt hat, einzeln zu erwägen, ob und in wiefern etwas zur Verdeutlichung unsers Begriffes vom Schónen benützt werden kónne. Da aber fast alle unserm Philosophen eigenthümlichen Kunstgriffe, durch deren immer wiederkehrende Anwendung er sein bewundertes System zu Stande gebracht, auch in diesem Kapitel vorkommen: so wäre eine erschópfende Beurtheilung derselben eine Widerlegung der ganzen Hegel'schen Philosophie, die man hierorts wohl nicht erwarten kann. Ich muss mich also nur auf einige kurze Andeutungen beschránken. Gleich der erste Satz, den wir hier lesen, spricht einen Irrthum aus, dem wir in Hegels Schriften auf jedem Blatte begegnen, und der so zu sagen das zo&zov weödog dieser Philosophie ausmacht, bestehend in einer Vermengung des Begriffes einer Sache mit dieser Sache selbst. »Das Schóne ist als Idee zu fassen, und zwar als Idee in einer be- stimmten Form, als Ideal. In diesen wenigen Worten wird die erwähnte Vermengung zweimal begangen. Das Schóne ist unwidersprechlich doch ein Gegenstand (z. B. diese Rose, diess Bild), Hegel aber will es hier als eine Idee, d. h. als eine Art von Begriff be- irachtet wissen. Eine Idee »von bestimmter Form ist und bleibt immer noch eine Idee Abh. V. 3, Dt 82 Bolzano. | Uber. den Begriff des Schönen. (zumal da jede Idee eine bestimmte Form haben muss), also ein Begriff, Hegel aber nennt sie ein Ideal, worunter doch alle Welt und er selbst nur einen Gegenstand, der einer Idee gemäss ist, versteht. Lesen wir aber weiter, so vernehmen wir noch viel ärgere Dinge. »Idee überhaupt,« heisst es nun, »ist nichts Anderes als der Begriff, die Realität des Be- griffes und die Einheit beider.« — Realität pflegt man sonst einem Begriffe nur zuzu- schreiben, so fern er Gegenstände, und vollends solche, die etwas Wirkliches (Reales) sind, vorstellt; wie die Begriffe: Welt, Mensch. Ich habe (in der Wissenschaftslehre) gezeigt, dass es Begriffe gibt, die gar keinen, dann solche, die nur einen einzigen, endlich auch solche, die mehre (wohl gar unendlich viele Gegenstände haben; z. B. die Begriffe Y—1, Weltall, Punct. Sollen wir nun auch in dem obigen Satze bei dem Wort: Realität des Begriffs, nur an diese Beschaffenheit eines Begriffes denken (wie es dem wórtlichen Ausdrucke am gemässesten wäre), oder sollen wir vielmehr an die dem Begriffe unterstehenden Gegen- stände selbst, und wenn ihrer mehre sind, an sie als Einzelheiten oder an ihren Inbegriff denken, und also z. B. unter der Realität des Begriffes Mensch das ganze Menschengeschlecht verstehen? Man wird ohne Zweifel sagen: das Letztere; aber keines von Allem gewährt einen vernünftigen Sinn für die Behauptung, dass eine Idee nichts Anderes sei als ein Begriff, die Realität dieses Begriffes und die Einheit beider. Freilich frägt sich jetzt noch, welch eine Art von Einheit hier gememt sei? Und Hegels Antwort: »nicht eine blosse Neutra- lisation, sondern der Begriff müsse das Herrschende bleiben,« — bestimmt die Natur dieser Einheit wahrlich noch nicht so, dass wir nicht abermal fragen müssten, was unter dieser Herrschaft des Begriffs über seine Realität zu verstehen sei, wie weit sie gehen und nicht gehen dürfe? Eben so frägt es sich endlich noch, welche Bedeutung das die drei Glieder: Begriff, Realität desselben und Einheit Beider, verbindende Und habe? ob seine ge- wöhnliche, nach der es einen wirklichen Inbegriff, ein Zusammen anzeigt, so dass hier- nächst die Idee nichts Anderes wäre als eim Zusammen der drei Dinge: eines Begrifls, seiner Realität und der Einheit beider; in eben dem Sinne, wie ein Besteck ein Zusammen von einem Löffel, einem Messer und einer Gabel? — oder ob man den Ausdruck lieber so auslegen solle: Eine Idee ist jedes dieser drei Dinge zugleich, sie ist ein Begriff, sie ist die Realität dieses Begriffes und sie ist auch die Einheit von jenen Beiden? nämlich ganz so, wie wir sagen können: Aristoteles sei ein Philosoph, ein Lelftrer des Alexanders und ein Stagirite gewesen? Aber auch hier ist wieder Eines so falsch und ungereimt als das Andere; oder wie widersinnig ist es z, В. nicht, zu sagen, die Idee der Menschheit sei folgendes Drei zu- gleich: der Begriff der Menschheit, das ganze Menschengeschlecht und die Einheit beider? Doch Hegel fährt fort: »Was die Natur des Begriffes als solchen anbetriflt, so ist er die Einheit unterschiedener Bestimmtheiten, und damit concrete Totalität.« Auch diesem muss ich widersprechen; denn es ist nur die Wiederholung eines freilich bei vielen Logikern anzutreffenden Irrthums, den aber derjenige, der keine zusammengesetzten Begriffe zugeben will, nur in einem Widerspruch mit sich selbst stehen liess, dass jeder Begriff aus mehren Bestimmtheiten (Merkmalen oder Bestandtheilen) bestehe. Es muss auch einfache Begriffe geben, und mit welchem Rechte mag man dergleichen »concrete Totalitäten« Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. s3 nennen? Doch diess mag dahin gehen; merkwürdig aber ist, wie Hegel durch das angezogene Beispiel vom Golde erläutert, in welcher Weise man sich die Einheit der verschiedenen Merk- male, die ein Begriff enthält, zu denken habe: »auch das kleinste Theilchen Goldes hat noch dieselbe specifische Schwere (?), Farbe(?) u. s. w.« Hiernächst müsste man, weil wir ein Säuge- thier als ein Thier erklären, welches lebendige Junge gebärt u. s. w., sagen können, dass auch der kleinste Theil eines Säugethieres lebendige Junge gebäre u. s. w. Wenn es dann weiter heisst, »dass der Begriff als ideelle Einheit und Allgemeinheit sich selbst negire, und, was diese in sich schloss, zu realer selbständiger Objec- tivität entlasse:« so möchte ich über diese und ähnliche Redensarten, wie von dem Um- schlagen der Begriffe in ihr Gegentheil, mit Schelling urtheilen, »dass man diess weder denken, noch imaginiren, sondern nur eben — sagen könne (Vorrede zu Victor Cousin u. s. w. S. ХИ). Durch solche Redensarten kommt Hegel inzwischen zu dem Schlusssatze: »Die Idee sei die Wahrheit und alle Wahrheit.« Ich aber denke: eine Idee sei ein Begriff, somit nur ein Bestandtheil eines Satzes, kein völliger Satz, somit auch keine Wahrheit, um so viel weniger der Inbegriff aller Wahrheiten. Und wie nun Be- griffe und Sätze (oder Wahrheiten) nicht zu verwechseln sind, so sollte man noch viel weniger eine Wahrheit und die Sache, welche sie betrifft, vermengen; also nie sagen, dass die Idee etwas Wirkliches ist, um so weniger »das allein wahrhaft Wirkliche;« man sollte nicht sagen, dass irgend etwas Existirendes Wahrheit habe; denn Wahrheit ist nur ein Prädicat von Sätzen; um so weniger sollte man sagen, dass alles Existirende Wahrheit und zwar nur desshalb Wahrheit habe, weil es eine Existenz der Idee ist. Wie solche uneigentliche Sprech- arten nur aus verworrenen Begriffen hervorgehen, so müssen sie auch die Verworren- heit unserer Gedanken. nur vermehren. Statt also zu sagen, »das Erscheinende sei nich! dadurch wahr, dass es ein inneres oder äusseres Dasein hat, sondern dadurch allein, dass diese Realität dem Begriffe entspricht,« sollte es vielmehr heissen: das Erscheinende sei weder wahr noch falsch. Dass es endlich »E rscheinungen gebe, in welchen sich statt des totalen Begriffes nur irgend eine abstracte Seite desselben objectivirt, die eben desshalb verkümmern müssten,« ist eine Täuschung. Alles, das Seiende sowohl als auch das Nicht- seiende, wenn es nur Etwas ist, entspricht ge wissen Begriffen, und diejenigen, denen es nicht entspricht, sind eben desshalb nicht seine Begriffe. Ich kann also auch die Behaup- tung, dass »Schönheit und Wahrheit einerseits dasselbe« sein sollen, nicht gelten lassen, obgleich mir bekannt ist, dass man schon vor Hegel zuweilen gesagt, das Schöne müsse wahr sem, Immer war diess uneigentlich gesprochen, und konnte nur zugestanden werden, wenn man es ohngefähr so auslegte: Ein Gegenstand, dessen Betrachtung uns das Vergnügen der Schönheit gewähren soll, darf uns wenigstens so lange, als wir Ши zu diesem Zwecke betrachten, nicht den Verdruss, durch ihn getäuscht worden zu sein, verursachen. Wenn uns z. B. Alles in einem Drama berechtigt hatte zu der Ewartung, dass der Ausgang desselben von einer gewissen Art sein werde, von der wir ıhn am Ende doch nicht finden, so ist uns diese Täuschung unangenehm, und wir sprechen dem Stücke Schönheit ab, wobei wir uns etwa des Ausdruckes, dass es der Wahrheit ermangle, bedienen. #1 * 81 Bolzano. Uiber den Begriff des Schünen. Hegel gesteht inzwischen selbst, dass sich das Wahre vom Schünen unterscheide, und verlangt, das Wahre müsse, um schön zu sein, »in seinem äusserlichen Dasein un- mittelbar für das Bewusstsein sein, und der Begriff unmittelbar in Einheit bleiben mit seiner äusserlichen Erscheinung.« Abgesehen davon, dass nicht alles Schöne eine äusserliche Erscheinung zu haben braucht, begegnen wir hier einem neuen Talis- man, dem Worte: unmittelbar, das unserm Philosophen durch die Unbestimmtheit, in der er es zu halten weiss, die herrlichsten Dienste leistet. Es ist entschieden, dass die Ein- heit zwischen der äusserlichen Erscheinung und dem Begriffe bei keinem Gegenstande un- mittelbar (im wahren Sinne des Wortes) erkannt werden könne, sondern dass diese Er- kenntniss immer durch die Vermittlung gar mancher Vorstellungsreihen bewirkt werden müsse, die beim Schönen nur das Eigene haben, dass wir uns ihrer nicht deutlich bewusst zu wer- den brauchen. Was gleich darauf dem Verstande nachgeredet wird, »dass er unfähig sei, die Schön- heit zu erfassen, dass er stets (nur) im Endlichen, Einseitigen, (sogar) Unwahren stehen bleibe,« davon begreift man den Grund sehr wohl: Hegels Philosophie hat alle Ur- sache, den Verstand und alles Dringen auf Verständlichkeit (klare Begriffe) zu schináhen. Wie man es übrigens mit den Benennungen unserer Erkenntnisskräfte halte, wie viel man dem Verstande, wie viel der Vernunft, wie viel einem blossen (intellectuellen) An- schauungsvermögen zuschreiben wolle: es bleibt dabei, dass Realität etwas Anderes sei als Idealität, das Sinnliche etwas Anderes als der Begriff, das Objective etwas Anderes als das Subjective, und dass man solche Gegensätze bloss einem sich selbst nicht verstehenden Philosophen zu lieb nicht vereinigen dürfe, Dass aber »das Schöne in sich selbst unendlich und frei« sei, wenn nicht auch diese wichtigen Worte in einer höchst unzweckmässig bestimmten oder vielmehr in einer höchst unbestimmten und schwankenden Bedeutung genommen werden sollen, möchte schwer zu beweisen sein. Was ist denn Unendliches und was ist Freies in einem schönen Oval? Doch Hegel treibt mit diesen Worten, namentlich mit dem Begriffe des Unendlichen*), den send Einem Betrachte unbegrenzt ist, 5 x schon ein Unendliches nennt und dagegen in so Manchem, wo echte Unendlichkeit ist, diese ärgsten Missbrauch, indem er Alles, was nur in ir nicht anerkennen will, bloss weil es nicht in jedem Betrachte unbegrenzt ist. Das Schöne soll »als unendliche Totalitát erscheinen, indem es durchweg der Begriff ist, der nicht seiner Objectivität gegenüber tritt, sondern sich mit seiner Gegenstándlichkeit zusammen- schliesst, und durch diese immanente Einheit und Vollendung in sich unendlich ist.« Als ob diess zu einer wahren Unendlichkeit genügte! als ob der Unterschied zwischen dem schónen und unschónen Gegenstande nicht auf einem blossen Grade beruhte! — Demselben Fehler unterliegt sein Beweis für die Freiheit des Schónen, die daraus folgen soll, »weil der Begriff es der äusseren Existenz in dem Schónen nicht erlaubt, für sich selber eige- nen Gesetzen zu gehorchen;« ingleichen die Beweise, durch welche er darzuthun sucht, »das *) S. die Erklärung dieses Begriffes in der Wissenschaftslehre Bd. I. 6. 87. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 83 Schöne sei weder für die in ihrer Endlichkeit beharrende unfreie Intelligenz, noch für die Endlichkeit des Wollens;« im Gegentheile hebe die Betrachtung der Objecte als schöner »die Endlichkeit und Unfreiheit Beider, wie des Subjects so auch des Gegen- standes auf.« Nichts kann gezwungener, nichts übertriebener sein, als die hier angebrach- ten Behauptungen und Schlüsse! Indessen erfahren wir hier, dass Hegel von einem schönen Gegenstande verlange, er soll »in seiner Existenz seinen eigenen Begriff als realisirt erscheinen« lassen; soll vsich als Selbstzweck darstellen,« er soll weder »als von uns,« noch »von den Aussen- dingen gedrängt und überwunden« erscheinen, soll »Mannigfaltigkeit« und »imma- nente Einheit« haben, »die nicht als durch Andere, sondern als aus sich selbst be- wirkt erscheinen ;« soll endlich »die durch den Begriff gesetzte Nothwendigkeit, ein Zu- sammengehören der besonderen Seiten, eben so wie den Schein ihrer Freiheit als für sich und nicht nur für die Einheit hervorgegangener Theile besitzen.« — Ich frage zuerst, ob nicht ein jeder, auch der hässlichste Gegenstand seinen eigenen Begriff in seiner Existenz als realisirt erscheinen lasse? Oder erscheint etwa in einem Thersites nicht eben ein Thersites ? Die Forderung, dass uns das Schöne als Selbstzweck erscheinen müsse, ist freilich schon oft aufgestellt worden, dennoch, wie ich gezeigt zu haben glaube, irrig. Die Forderung, dass uns der schöne Gegenstand weder als von uns, noch von den übrigen Aussendingen ge- drängt und überwunden erscheinen dürfe, sagt etwas ganz Anderes aus, als die oben er- klärte Redensart, dass man dem Kunstwerke keinen Zwang (den es nämlich dem Künstler verursacht hat) ansehen dürfe, Sie ist, so viel ich wüsste, neu; ob aber auch wahr ? mögen die Tragiker entscheiden, deren Helden und Heldinnen wir, wie ich glaube, schön finden, auch wenn sie der sie bedrängenden Aussenwelt und der Macht des Schicksals erliegen. Dass die Mannigfaltigkeit am Schönen und die Einheit desselben nicht als durch Andere, sondern wie aus sich selbst bewirkt erscheinen müsse, ist eine Behaup- tung, welche Musiker, Maler, Bildhauer und Baumeister schwerlich zugestehen werden; oder kommt es uns etwa bei der Betrachtung eines schönen Doms vor, als ob er »nicht durch Andere« erbaut worden, sondern sich selbst aufgeführt hätte? Die letzte Forderung endlich, das Schöne soll »die durch den blossen Begriff gesetzte Nothwendigkeit im Zusammen- hange der besonderen Seiten eben so wohl als den Schein ihrer Freiheit als für sich und nicht nur für die Einheit hervorgegangener Theile besitzen,« — sagt in so fern wohl etwas Wahres, als sie das schon Bekannte sagt, dass der schöne Gegenstand einerseits Regel- mässigkeit besitzen müsse, andererseits aber doch nicht Zwang verrathen (d. h. um Einer Regel wegen nicht andere verletzen) dürfe. Überblicken wir also noch einmal, was Hegel in diesem ganzen Abschnitte »über den Begriff des Schönen« in der schwer- fälligsten Weise gesagt hat: so stiessen wir auf vieles Eigenthümliche, das wir jedoch als falsch von uns weisen mussten, begegneten ferner so Manchem, was er von Andern angenommen, ohne es berichtigt zu haben, und trafen endlich auch einige richtige Bemerkungen an, die jedoch nur "dem dunkeln Ausdrucke, nicht der Sache nach neu und gelehrt sind, auf keinen Fall aber zu einer genauen Bestimmung dieses Begriffes hinreichen. 36 Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. Schliesslich ist es vielleicht nicht uninteressant, zu vergleichen, wie Hegel an einem anderen Orte vom Schönen spricht. In der Religionsphilosophie (Werke Bd. 11. S. 288) heisst es: »Schön ist wesentlich das Geistige, das sich sinnlich äussert, sich zeigt im sinnlichen Dasein, aber so, dass das sinnliche Dasein nicht sich selbst zeigt, sondern gleich etwas Anderes vorstellt, als es selbst ist.« Hiernächst also wäre »Mephistopheles« schön, denn er ist unläugbar etwas Geistiges, das sich sinnlich äussert, aber so, dass das Sinnliche gleich etwas Anderes vorstellt, als es selbst ist, . 55. Unter den Schiilern Hegels, die es frühzeitig gewagt, ihrem Meister in sehr wesent- lichen Puncten zu widersprechen, steht mindestens in Bezug auf die Ästhetik oben an Chr. H. Weisse, der die Methode Hegels*) zwar als die einzig wahre und heilbringende aner- kannte, die Resultate aber, auf die sein Lehrer durch diese Methode gekommen (sonderbar genug) verwerflich findet, In der Ästhetik zwar soll der Meister seine Methode nicht einmal angewendet haben, was sich nur daraus erkläre, »weil diejenigen, welche die Virtuosität der dialektischen Methode am höchsten ausgebildet besitzen, nicht eben die Nämlichen sind, wel- chen das tiefere Verständniss der ästhetischen Begriffe am hellsten aufgegangen ist.« — Indem nun Weisse (nämlich im Syst. d. Ästhetik. Leipzig, 1830) diesen wichtigen Fehler verbessert, erhalten wir freilich ganz unerhörte Aufschlüsse über die Natur des Schönen, von denen wir unser Lesern jedoch nur die im ersten Abschnitte: »von der Schönheit als solcher,« in Kürze mittheilen wollen. Da der Begriff der Schönheit zu seiner Voraussetzung (nach S. 4) die Idee der speeulativen Wahrheit hat; so folgt (nach S. 9), dass »die erste Definition der Schön- heit lauten müsse: sie sei die — aufgehobene Wahrheit, d. h. nicht Unwahrheit, son- dern eine höhere Wahrheit als die Wahrheit selbst« (!) Daraus folgt (nach 6. 10) weiter, dass sie „absolut geistiger Natur, und ihre unmittelbare Substanz((!) die Phantasie« sei; woraus wieder nach (6. 11) folgt, dass sie »nicht selbst ein Seliges, son- dern ein Beseligendes ist, und demnach wesentlich Gegenstand oder Object für em Subjeet ist,« und (nach $. 12) »dass sie wesentlich eine absolute, d. h. unbegrenzte Vielheit schöner Gegenstände ist.« Jeder derselben ist (nach S. 13) »ein unendlich(?) einzelner.« — »Das Schöne, als untheilbares(?) Individuum gedacht, ist daher (nach $. 14) wesentlich ein Mikrokosmus und ein Mysterium. Seine Wirklichkeit muss (nach $. 15) zugleich die Wirklichkeit eines besondern, natürlichen und endlichen Dinges sein.« — Nach 6. 16 »erscheint die Schönheit wesentlich und nicht bloss beiläufig als ein Attribut oder eine Eigenschaft der endlichen Dinge. Als solche ist sie ein Quan- titatives; steht aber (nach $. 17) dennoch stets zugleich in einem Verhältnisse des Unter- *) Eine Beurtheilung dieser Methode findet sich in der Wissenschaftslehre Bd, IV. 6. 718; auch in Prof. Exner’s: Die Psychologie der Hegelschen Schule u. s. м. Leipzig b. Fleischer, 1842. Bolzano. Uiber den Begriff des Schönen. 87 schiedes zu ihnen, das sich zum Gegensatze, ja Widerspruche steigert. Schönheit ist daher nicht eine wesentliche Eigenschaft des Dinges, sondern еше äusserliche Be- schaffenheit oder Erscheinung und Form desselben.« Daraus folgt weiter (S. 18), »dass sie wesentlich eine Regel oder ein Kanon ist.« Dieser Kanon ist (S. 19) »einerseits iden- tisch mit den Massverhältnissen der endlichen Erscheinung, andererseits die ausdrückliche Negativität des gesammten Begriffs endlicher Massverhältnisse, bestehend in dem Unend- lichen oder Irrationalen der schönen Verhältnisse.« Endlich muss sich (nach $. 20) »der Unterschied zwischen der Allgemeinheit des Schönen und seiner unendlichen Einzel- heit als Gegensatz und Widerspruch äussern, und es gehen hieraus die Begriffe der Erhaben- heit, der Hässlichkeit und des Komischen hervor.« — Man muss gestehen, der Schüler hat den Meister überflügelt; indessen dürfte es um so weniger der Mühe lohnen, in eine genauere Prüfung all dieser Aussprüche einzugehen, je ungewisser es ist, ob ihr — im steten Fortschritte begriffene — Urheber selbst noch an ihnen festhalte, oder sie (wie wir wenigstens hoflen) bereits überwunden habe. $. 56. Verwandt mit der Erklärung, der wir so oft schon, nur in veränderter Form (bei Plo- tinus, Schelling, Suabedissen, Hegel u. A.), begegneten, sind auch noch folgende: Ficker (Ästhetik. Wien, 1830) sagt, das Schöne sei »Darstellung einer Idee in einer entsprechenden anschaulichen Form, wodurch die harmonische Thätig- keit der Gemüthskräfte erregt wird.« — Dass dieser letzte Beisatz eine Verbesse- rung sei, muss zugestanden werden; nur fehlt es demselben noch an gehöriger Bestimmtheit. Denn harmonisch als Prädicat der Thätigkeit unserer Gemüthskräfte ist wohl ein unbe- stimmter Ausdruck, der in seiner strengeren Bedeutung den Begriff der Schönheit sogar schon in sich fasst. Statt der »Gemüthskräfte« aber sollten nach meiner Ansicht nur die Er- kenntnisskräfte genannt sein; denn die Erregung der übrigen, nicht auf das Erkennen gerichteten Kräfte gehöret meines Erachtens nicht zu der reinen Schönheit. Kaum ein Jahr später erklärte auch wieder Carus (in s. Briefen über Landschafts- malerei. Leipzig, 1831), »die Schönheit bestehe in der Darstellung des Gottesgeistes in der Sinnenwelt, oder anders ausgedrückt, in der innigen Verschmelzung von Natur und Vernunft.« Dass dieses Zweite nur ein anderer Ausdruck für das zuerst Gesagte sei, würde ich nicht wissen, wenn der Verf. es nicht selbst versicherte; gestehen aber muss ich, dass keines von Beiden mir genüge. Warum das Erste nicht, weiss man aus Früherem; »innige Verschmelzung von Natur und Vernunft« aber scheint mir ein äusserst unbestimmter Ausdruck; denn wie vieldeutig sind nicht die Worte Natur und Vernunft selbst noch in diesem sie einigermassen erklärenden Gegensatze? Und muss denn alles Schöne der Natur sowohl als auch der Vernunft angehören? Bei Dr. Friedr. Fischer (Naturlehre d. Seele. Basel, 1834, S. 417) lesen wir, »die Schönheit sei eine übereinstimmende und treffende Darstellung des Inneren im Äussern. SR Bolzanc. Офсет den Begriff des Schönen. Denn schön nennen wir jeden treffenden und vollendeten Ausdruck des Innern, seïs in Worten, Tönen oder sichtbaren Gestalten.« Ich glaube, dass man nur in so fern in jeder Schönheit, z. B. selbst in Hogarths berühmter Schönheitslinie, den Ausdruck eines Gedan- kens finden könne, als man die Regelmässigkeit des Schönen einen Ausdruck der Regel und diese einen Gedanken nennen will. Aber umkehren wenigstens liesse sich diese Erklärung nicht; denn gewiss nicht jeder »übereinssimmende, treffende und vollendete Ausdruck eines Innern, z. B. Weinen, Lachen, die Gesichtszüge des Stolzes, des Zornes u. dergl. A. sind etwas Schónes zu nennen. Dr. W. C. Weber (Asthetik. 2 Thle. 1834. 35) erklárte das Schóne für »das an sich Eine untheilbare góttliche Leben, in so fern es sich in der Erscheinung in und an individuellen Gegenstinden kund gibt, wo es sich denn durch eine in sich selbst bestehende, freie Genüge, Übereinstimmung mit sich selbst und wohlge- fälliges Dasein offenbaret.« — Ich finde nicht, dass diese Erklárung durch die ihr eigen- thümlichen Zusätze vor andern einfacheren, aus denen sie hervorging, etwas gewonnen hätte. In Eschenburgs von Dr. Moriz Pinder völlig umgearbeitetem Entwurfe einer Theorie und Literatur d. schönen Redekünste« (Berlin, 1836) wird das Schöne beschrieben als eine »unmittelbare Gegenwart der Idee in der einzelnen Erscheinung:« wobei es offenbar ist, dass der Ausdruck: Gegenwart, und die noch nähere Bestimmung unmittelbar, da jener bloss bildlich, dieser sogar falsch ist, — nichts an dem früher schon Gesagten bessern. Endlich erkliren auch Winter (Dichterlehre. Kasan, 1840) und Bratranek (Zur Entwicklung des Schónheitsbegriffes. Brünn, 1841) in Schellingischer Weise, der Erste, die Schónheit bestehe »in dem Widerscheine der einen oder der andern idealen Vernunftidee;« der Andere, das Schóne sei »die im Natürlichen dargestellte Wahrheit des Geistes.« — Nur neue Worte für alte Begriffe! — S. 57. Mehr Eigenthümliches haben folgende Erklárungen, mit deren kurzer Anführung wir unsere Abhandlung beschliessen wollen. Hausmann (Allgemeine Geschmakslehre. Zerbst, 1830) sagt: »Schón ist, was durch Form und Darstellung den Sinnen, dem innern Gefühl und dem Ver- stande zugleich gefállt.« Ein Jenaer Recensent wünscht noch den Beisatz: »mit dem An- spruch auf allgemeine Beistimmung.« — Hiegegen wäre meines Erachtens vornehmlich zu erinnern, dass das den Sinnen Gefällige eben noch nicht zu dem Schónen, als solchem, gehóre; und dass die hier gemachte Unterscheidung zwischen dem innern Gefühl und dem Verstande wohl nur auf einer irrigen psychologischen Ansicht beruhe, weil alles, was wir durch unser sogenanntes inneres Gefühl erkennen, wesentlich doch durch den Ver- stand erkannt wird; dass endlich das Wohlgefallen weder den Sinnen, noch dem Ge- fühle, noch dem Verstande, sondern dem Empfindungsvermógen zuzuschreiben sei, Bolzano. (ег den Begriff des Schönen. 89 Der Franzose Damiron (im Cours de Philosophie. T. 4. Bruxelles, 1834) setzt im Widerspruch mit uns Deutschen das Schöne noch über das Gute, es sei ein höherer Grad, ja die Vollendung des Guten. Bei Bobrik (freie Vortráge über Asthetik. Zürich, 1834) heisst es, die Schönheit wäre »ein solcher Contrast, dass entweder der Gegensatz der contrastirenden Elemente das in ihnen vorhandene Gleiche überwiegt, oder das Letztere gerade das an ihnen Ent- gegengesetzte unmerkbar macht, ohne sie desshalb als Eines erscheinen zu machen.« Es ist räthselhaft, was den Verf. (einen Schüler Herbarts) zu der Behauptung veranlasst hat, dass sich in allem Schönen ein Contrast vorfinden müsse; noch sonderbarer, was er von der Beschaffenheit dieses Contrastes verlangt, dass nämlich entweder der hier vorhandene Gegensatz das Gleiche überwiege, oder dass umgekehrt das Letztere den Gegensatz unmerklich mache, ohne die Elemente desselben als Eines erscheinen zu lassen. Denn da vorauszusetzen ist, dass Einer von diesen beiden Fällen fast immer Statt finde, indem der einzige noch übrige Fall, nämlich derjenige, wo des Entgegengesetzten gerade eben so viel als des Gleichen angetroffen wird, nur äusserst selten eintreten kann, weil er nur eintritt, wenn aus unzählig vielen andern gleich möglichen Verhältnissen gerade das Eine sich verwirklicht: so hätte man viel eher erwarten mögen, dass der Verf. die Schönheit, welche nicht das Alltägliche, sondern das Seltenere ist, dort suchen werde, wo statt der Überwucht auf der einen oder der andern Seite ein Gleichgewicht sich einstellt. Überdiess finde ich es nicht recht begreiflich, wie in dem Falle, wo die Menge des Gleichen jene des Ungleichen »unmerkbar macht,« doch noch verhindert werden könne, dass die contrastirenden Ele- mente nicht vollends als Eines erscheinen. A. E. Umbreit (Ästhetik , Th. 1. Leipzig, 1838) stellt die Erklärung auf: »Schön- heit ist Welt und Leben, wie sie von Innen heraus sich gestalten, um die ihnen eigenen Beziehungen zur vollgültigen Menschheit für die Anschauung zu exponiren.« — Hier sind drei Puncte, zu deren Erláuterung er noch Mehres beibringt. »1. Schönheit ist Welt und Leben. Bei jeder Anschauung eines höhern Grades von Schónheit entsteht um und in uns eine unendliche Lebensbewegung. — Seht ihr nicht Welt und Seele vor euch aufgeschlagen, wie sich aus ihnen Gestalten hervordrüngen, tausend und aber tausend? und hórt ihr sie nicht euch zurufen: Kennt ihr uns nicht? wir sind ja eure alten Bekannten, mit denen ihr bestándig verkehrtet, ja zu denen ihr selber gehórt!« »2 Exposition des lebendigen und vollen Inhaltes der Schönheit für die Anschauung. Diess Exponiren muss ein sich Gestalten von innen her- aus sein; wir müssen den Gehalt des Gegenstandes unmittelbar in seiner Anschaulichkeit finden, und nur wenn diess der Fall ist, befriedigt die Anschauung unser Bewusstsein. Darum ist uns das Wesen der Schónheit unaussprechlich; denn jener Gehalt spricht sich nur durch sich selbst aus, uns bleibt das Zusehen und Andeuten.« »3 Die menschlichen Beziehungen. — Hier sind bestimmte Verhältnisse von Welt und Leben ausgesprochen, die, wenn sie anschaulich sind, den positiven Abh. V. 3, 12 90 Bolzano. (фест den Begriff des Schönen. Inhalt der Schönheit ausmachen. Es ist das ausgedrückte Centralverháltniss der Menschheit zu Welt und Leben. Dieses Verhältnisses sind wir uns immer bewusst . Alles, was lebt und webt und ist, wissen wir in Beziehung auf uns, aber nicht auf ein bloss Den- kendes oder bloss Wollendes, sondern auf die Vollgiltigkeit unserer Erscheinung.— Endlich sucht, der Verf. seine Erklärung noch an Beispielen »recht deutliche zu machen. »Warum ist Alles an einem schónen Menschen so schón? Weil die voll- giluge Menschkeit in seiner Erscheinung uns entgegentritt. Trägt nicht ein schöner Mensch seine unendlichen Beziehungen zur Welt zur Schau? Welch ein volles, reiches Leben des Da- seins tritt uns mit ihm entgegen!« — Dass auch »in schónen Thieren uns ein volles, in sich begründetes Leben entgegen tritt, ist offenbar; dass aber auch Beziehungen zur vollgil- tigen Menschheit ausgedrückt vorliegen,« beweiset Umbreit aus den Gleichnissen, die wir so háufig von Thieren nehmen: »Kühn wie ein Lówe, geduldig wie ein Lamm« u. dgl. »Eine schóne Gegend; wir fühlen uns hier so recht als ein Ganzes mit der gesammten Aussen- welt.« — »Und wie viele schöne Landschaften sind nicht gerade desswegen schön für euch, weil sie so recht eigentlich euch einladen, euerer Neigung, euerer Thätigkeit entsprechen!« — Nur das Beispiel einer »schónen Rose« und einiger anderer Schónheiten niederer Art macht dem Verf. einige Verlegenheit, wie es scheint; doch getraut er sich, auch an ihnen seine Erklärung nachzuweisen, will diess jedoch »einem Jeden selbst über- lassen, dieses zu thun,« und empfiehlt uns zu diesem Zwecke nur zu beachten, zu wel- cher Jahreszeit und in welchen Umgebungen die »Rosen blühen.« So viel wird hinreichen, zu zeigen, dass Umbreits Erklárung und Art zu philoso- phiren, ganz das Gepráge der modernen Zeit (der er sich S. 111 selbst beizáhlt) an sich trage, und dass er besonders von der so nöthigen Unterscheidung zwischen reiner und gemischter Schónheit gar keine Ahnung habe. Dr. G. M. Dursch, dessen »Asthetik auf dem christlichen Standpuncte« (Stuttg. und Tüb. 1839) mich mit recht vieler Achtung für des Verf. ernsten, moralischen Sinn erfüllt hat, äussert sich über den Begriff des Schönen S. 8 in folgender Weise: »Schön im wei- tern, aber doch eigentlichen Sinne ist alles Sein oder Wahre in einer dem Sein an- gemessenen Form oder organischen Gestalt; jedes organische Wesen von dem Krystall bis zu dem Menschen; schón ist der Menschengeist und die Geisterwelt; die höchste oder vollkommenste Schönheit ist Gott.« — Und etwas tiefer S. 10 heisst es: »Wenn das Sein oder Wahre als individuelle Gestalt erscheint, oder wenn der Kreis, das Quadrat in ein organisches Gebilde übergeht, erhalten sie den Charakter der Schön- heit. Das Schóne dagegen ist wahr, weil es ein Sein in individueller Gestalt ist, oder insoferne es ein Sein ist. An und für sich betrachtet, ist das Schóne noch nicht gut, weil es noch nicht in Beziehung auf seine naturgemüsse Thátigkeit aufgefasst wird. Der freie Geist kann seiner Natur und Bestimmung zuwider handeln, böse werden; allein eben dadurch hört er auch auf, schön und wahr zu sein. Er ist nicht mehr wahr , weil er nicht mehr das Sein ist, das er eigentlich sein sollte. Was daher gut ist, ist auch schön und wahr.« Und endlich S. 14: »Zur Verhütung der Missdeutung der gegebenen Begriffs- Bolzano. | Utber den Begriff des Schönen. 9 bestimniung von dem Schönen: es ist das Sein in angemessener Form, muss noch be- merkt werden, dass nicht gemeint ist, dass die Form das Wesentliche und Haupt- sächliche des Schönen sei. Das Sein ist das Wahre, oder, wie Schelling sagt, der ewige Begriff, der jedem Dinge vorsteht, und in dem unendlichen Verstande entworfen ist. Das Sein ist daher auch die Idee, wie andere Ästhetiker das Wesentliche des Schönen nennen. Wenn wir nun unter Sein die ewigen Ideen oder Begriffe verstehen, so erhellt von selbst, welche Bedeutung der Ausdruck »Sein« in der Definition des Schönen habe. Es kann daher nur diejenige Form oder Erscheinung schón genannt werden, welche eine ewige Idee oder einen ewigen Begriff versinnlicht, oder das angemessene Mittel ist, wodurch jene in die Erscheinung tritt, Mangelt der Form das Sein oder die Idee, so ist sie komisch oder auch bizarr; und entspricht der Idee nicht die angemessene Form, so kommt diese nicht zur vollen Erscheinung.« — Hr. Dursch beurkundet sich, wie gesagt, in seinem Buche als einen sehr achtungswürdigen Denker sowohl als Menschen ; dennoch wie sehr kleben die Mängel unserer neuesten Art zu philosophiren auch ihm an! Nachdem er schon mehre Blätter hindurch (von S. 5 bis S. 14) vom Sein und vom Wahren (die er als Wechselbegriffe betrachtet) und von den daraus abzuleitenden Begriffen des Schönen und Guten geredet, fällt ihm erst ein, ob seine Leser auch errathen können, was er unter dem »Sein in angemessener Form« verstehe, und »welche Bedeutung der Ausdruck »Sein« in der Definition des Schönen habe.« Was thut er nun — jedenfalls etwas spät — um die besorgte Missdeutung zu verhüten, oder vielmehr um die vielleicht schon ein- getretene zu heben? Nur dieses Beide: erstens, versichert er uns, es sei nicht gemeint, dass die Form das Wesentliche und Hauptsächliche des Schönen sei; zweitens empfiehlt er uns, »unter dem Sein die ewigen Ideen oder Begriffe zu verstehen.« Die erste Bemerkung ist aber nur geeignet, uns zu verwirren; denn, weil die gegebene Erklärung des Schönen lautete, dass es das Sein in angemessener Form sei: so mussten wir eine angemessene Form wohl als etwas zum Schönen wesentlich Gehöriges betrachten; wie also sollen wir jetzt nicht irre werden, wenn wir hören, dass die Form nicht das Wesentliche sei? Die zweite Bemerkung war entbehrlich, weil wir die Formeln: alles Sein ist wahr, und alles Wahre ein Sein, in dem Vorhergehenden schon mehrmal zu lesen bekamen. — Aber freilich können wir diess, auch wenn es uns hundertmal gesagt würde, nicht als wahr annehmen und fest- halten; denn der Begriff des Seienden und der des Wahren schliessen einander aus. Úber- liess möchte ich wissen, warum der Kreis, das Quadrat den Charakter der Schönheit erst erhalten, wenn sie in organische Gebilde übergehen? Eben so möchte ich wissen, wie- g eine seinem Sein angemessene Form oder organische Gestalt verlangt, gleich darauf sagen könne, die höchste oder vollkommenste Schönheit sei ihm — Gott? — nach derjenige, der erklärt, dass er zum Schönen selbst in der weitern Bedeutun Endlich hat auch ein Ausländer, und zwar der so berühmte Abbe Lamennais, unseren modernen Philosophen die Freude gemacht, in seinem »Grundrisse einer Philosophie « (deutsche Ausgabe, Paris, 1841) so ziemlich mit einzusimmen in ihre Weise zu philosophiren, mindestens manche ihrer Formeln ihnen abgeborgt zu haben. In dem Capitel von dem 92 Bolzano. | Uiber den Begriff des Schönen. Schönen (Bd. 2. S. 265 —8) heisst es: »Man könnte philosophisch (?) sagen, dass das Schóne das Wahre ist, sofern diess in seiner Manifestation gleichzeitig von der In- telligenz erfasst, und von der Liebe gefühlt wird.« — »In der That, keine Schönheit ohne Wahrheit. Der Begriff des Schönen schliesst jedoch nicht bloss das Wahre mit ein, sondern auch das geoffenbarte Wahre.« (Das klingt ja wie: Nicht bloss Alles, sondern auch Einiges!) — »und man könnte es als Form des Wahren definiren.« »Das Schöne muss drittens von der Intelligenz erfasst werden, und da das geoffenbarte Wahre Ordnung oder (2) Einheit in der Mannigfaltigkeit ist« (woraus folgt diess?), »so gehört die Ordnung zur Wesenheit des Schönen, und es ist Schön- heit vorhanden überall, wo Ordnung herrscht.« (Woher das Recht zu dieser Umkehrung des Satzes?) »Endlich das von der Intelligenz erfasste Schöne muss gleichzeitig von der Liebe gefühlt werden; denn alle Wesen« (alle? auch die leblosen, auch die Thiere ?) »wer- den natürlich zum Schönen hingezogen, streben sich mit ihm zu vereinigen;« (hier scheint der Franzose nicht zu wissen, dass sich der Deutsche mit der blossen Betrachtung des Schönen begnüge!) »und diese Bewegung ist in ihrem Prineipe nichts als die eingeborene Tendenz aller besonderen Formen nach der Einheit, um die universelle, die göttliche Form zu reproduciren.« — Vortreffiich ! unser Abbe, ist er nicht schon auf dem halben Wege zum Pantheismus des modernen Deutschthums? spricht er nicht schon von göttlichen universellen Formen, und kennt er nicht schon Productionen sowohl als Repro- ductionen derselben? — Doch schon genug dieser unklaren Erklárungen des Schónen, welche man, veil sie nicht einer einzigen Forderung, die der blosse gesunde Menschenverstand an Erklá- rungen macht, entsprechen, Muster der Hásslichkeit nennen kónnte. HYMENOPHYLLACEAE. Eine botanische Abhandlung von Prof. Dr. Karl B Presl. Mit XII Kupferiafeln. X D: Hymenophyllaceen bilden eine der schwierigsten Abtheilungen im Pflanzensystem, wie Jedermann gewiss zugeben wird. Diese Schwierigkeiten entstehen nicht etwa durch den grossen Umfang derselben, sondern theils durch die Kleinheit der hierher gehörigen Pflanzen, theils durch die grosse Aehnlichkeit, welche die meisten zu einander haben, theils aber auch durch die bisherige oberflächlige Beobachtung und Beschreibung derselben, so dass man die meisten Arten ohne gute Abbildungen oder ohne Beihilfe eines reichhaltigen mit Original- exemplaren versehenen oder mit dergleichen verglichenen Herbars zu bestimmen kaum wagen darf. Oft ist es sogar schwierig, die Gattung zu bestimmen, obschon die Hymenophyllaceen bisher nur zwei allgemein angenommene Gattungen haben, welche eine so grosse Aehnlichkeit besitzen, dass eine Trichomanes-Art mit abgebrochenem Receptaculum zu Hymenophyllum ge- bracht werden kann, wie es durch eine mehrfache Erfahrung bewiesen wird. Da nun diese : zwei ohnehin artenreichen Gattungen durch neue Entdeckungen täglich grösser werden, so wird auch die Schwierigkeit grösser, die Arten zu unterscheiden, zu bestimmen, und in die gehörigen Gattungen zu stellen. | Die beiden französischen Botaniker Desvaux und Bory haben den zwei bisher ange- nommenen Gattungen der Hymenophyllaceen noch drei andere hinzugefiigt, welche aber sehr arm an Arten waren und von den meisten Botanikern gar nicht anerkannt wurden. Desvaux und Bory haben aber unstreitig das Verdienst, dass sie durch eine strengere Berücksichtigung der Charaktere und durch die Ausscheidung der Arten, welche den zwei álteren Gattungen nicht mit vollem Recht zugezáhlt werden konnten, die Bestimmung erleichterten. Es ist wohl des Versuches werth, die Hymenophvllaceen genau zu untersuchen, ob sich nicht einige oder mehrere Kennzeichen finden, um Abtheilungen zu bilden, welche man als Gattungen oder Untergattungen gelten lassen kann, was im Grunde nur Eines ist, da dasselbe bei vielen andern Pflanzenordnungen auch geschieht. Meine Untersuchungen über die Venen der Filicaceen und die hieraus abstrahirten Ansichten über die Gattungen derselben und die darauf gegründete Zusammenstellung, wie ich sie in der Pteridographie der botanischen Welt vorgelegt habe, haben so günstige und allge- mein anerkannte Resultate hervorgebracht, dass ich auch bei den Hymenophyllaceen den Werth der Venen in Anschlag bringen und wenigstens bei einigen Gattungen derselben hervorheben muss, bei den übrigen aber, wo andere von den Fructificationsorganen hergenommene Charak- tere hinreichen, als ein sehr brauchbares Kennzeichen niemals vernachlässigte oder gar ver- warf. Die Theilung des Wedels, welche man bisher zur Unterabtheilung der Gattungen bei 96 K. B. Presl, den Hymenophyllaceen, so wie bei den Filicaceen angenommen hat, besitzt einen sehr unter- geordneten, manchmal gar keinen Werth, wie man sich leicht überzeugen kann, so dass es gánzlich überflüssig ist, Beispiele anzuführen. Man kann daher die Theilung des Wedels nur bei den Diagnosen der Arten und in der gróssten Noth und wo alle anderen Anhaltspunkte fehlen, bei der Abtheilung der Gattungen berücksichtigen. Da nun einige Gattungen der Hymenophyllaceen auf den von der Beschaffenheit der Adern hergenommenen Kennzeichen beruhen, so sollte ich vielleicht auch hier meine in der Pteridographie aufgestellten Ansichten und Behauptungen in Bezug auf diese von den Adern der Farrn hergenommenen Kennzeichen rechtfertigen, da mich mehrere einen grossen Ruf geniessende Botaniker nicht begriffen zu haben scheinen oder mich nicht begreifen wollen. Die schönste Apologie meines Systems der Filicaceen haben die gelehrten Professoren Hooker und Oken gegeben; ich kann daher mit der grössten Ruhe warten, bis die übrigen Botaniker sich gleichfalls die Mühe geben werden, meine Pteridographie mit grösserer Musse zu studiren und bis sie die veralteten angewöhnten Vorurtheile ablegen werden, welche gewiss der Wissen- schaft nur zum Nachtheil gereichen können. Dass der von mir eingeschlagene Weg gegen die bisher betretenen Bahnen im System der Filicaceen der bessere sei, zeigt auch die fragmen- tarische Abhandlung des allverehrten Robert Brown, welche leider wegen der so späten Be- kanntmachung des Horsfieldischen Werkes mir gänzlich unbekannt war und mich nicht leiten konnte, wohl aber zu meinem grössten Vergnügen als Bestättigung meiner Ansichten dient, Nachdem nun solche Koryphäen der Wissenschaft sich über den Werth oder Unwerth eines Systems oder seiner Hauptcharaktere ausgesprochen haben, so will ich der Zeit nicht vorgreifen, welche auch die andern Botaniker belehren und überzeugen wird. Um die Pteridographie jedoch zu verstehen, darf man sie nicht zerstückeln oder zerreissen, wodurch freilich das etwaige Gute wie ein buntfarbig gestopfter und überall zerrissener Lappen dargestellt wird. Uiber die Stellung der Hymenopbyllaceen im Systeme muss ich einige Betrachtungen anstellen und meine eigene unmassgebliche Meinung beifügen. Linné, Swartz, Willdenow stell- ten die von ihnen gekannten Hymenophyllaceen an das Ende der Farrnkräuter, und der erstere, so wie auch Sprengel liessen darauf die Moose folgen. Dieselbe Anordnung hätte Willdenow ebenfalls beobachten müssen, wenn er die Fortsetzung seiner Species erlebt hätte. Auch Robert Brown stellt sie an das Ende seiner Polypodiaceen, nach der Alsophila, und vor die Gleiche- niaceen, die darauf folgen. Auch Hooker glaubt, dass sie unter die Polypodiaceen gehören, und stellt sie in seinem neuesten Werke (Genera filicum, synopsis) als eine Abtheilung der Davalliaceen, und zwar zwischen die Davallieen und Lindsaeaceen. D. Don versetzt im Podromus der nepalischen Flora p. 11 die zwei Gattungen der Hymenophyllaceen zwischen Dicksonia und Peranema. Blume stellt sie zwischen Liadsaea und Davallia. Kunze betrachtet die Hy- menophyllaceen einmal als eine Abtheilung der Cyatheaceen, ein andermal versetzt er sie als eine eigene Ordnung oder Abtheilung an das Ende der Farrnkräuter, ist aber jedesmal die Angabe der Charaktere schuldig geblieben. Endlicher stellt sie in die Klasse der Farrnkräuter zwischen die Ordnung der Polypodiaceen und Gleicheniaceen und lässt sie auf die letzte Unter- ordnung der ersteren, nämlich auf die Parkerien, folgen. Hymenophyllaccae. 97 Der Streit über den rechten Platz einer Ordnung im Systeme ist oft schwer zu schlich- ten, da die beriihmtesten Botaniker sich über die Verwandtschaften nicht vergleichen kónnen. Vermöge der Gestalt der Kapseln, der Verhältnisse des elastischen Ringes und der Anheftung desselben stehen die Hymenophyllaceen den Gleicheniaceen gewiss am allernächsten, wie man sich jeden Augenblick durch die Vergleichung mit Gleichenia, Mertensia u. s. w. überzeugen kann. Die Parkeriaceen stehen aber durch die Bildung ihrer Kapseln den eigentlichen Filica- ceen und zwar den Cathetogyraten am nächsten und könnten vielleicht ohne grosse Gewalt auszuüben in dieselben eingereiht werden. Ob aber die Schizeaceen, Osmundaceen und Ophio- glosseen höher oder niedriger als die eigentlichen Filicaceen (mit den Gleicheniaceen) und Hymenophyllaceen zu stellen sind, weiss ich wirklich nicht zu entscheiden, und ich gestehe aufrichtig, dass ich diesen Rangstreit zu schlichten mich nicht unterstehe. Eben so geht es mir mit den Marattiaceen. Die Filicaceen scheinen aber wegen den unzweifelhaft dahin gehörigen Cyatheaceen die am vollkommensten organisirten Farrnkräuter zu seyn. Ich benütze hier die Gelegenheit, die in meiner Pteridograpie aufgestellte Meinung zurückzunehmen, wo ich die Hymenophyllaceen zwischen die Filicaceen und Marattiaceen schob. Hiebei kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass mir der vortreffliche Hooker mit Unrecht den Vorwurf macht, dass ich die Helicogyraten aufgestellt habe, da die Ehre der Unterscheidung der Farrn in die Helicogyraten und Cathetogyraten dem scharfsinnigen Bern. hardi angehört, und ich kann kaum glauben, wie ein mit den Farrn so vertrauter Forscher; wie Herr Hooker, die Helicogyraten eine unnatürliche und unhaltbare Unterordnung nennen kann, da selbe vier sehr natürliche Tribus, nämlich die Gleicheniaceen, die Loxsomaceen, die Cyatheaceen und die Alsophilaceen, und wenn man die Hymenophyllaeeen auch zu den eigent- lichen Farrn záhlen wollte, auch diese, folglich fünf Tribus enthált, daher die Gesammtheit auch eine gewisse Natürlichkeit und folglich auch eine gewisse Haltbarkeit besitzen muss. Wenn man die innere Organisation des Rhizoms und des Stipes der Hymenophylla- ceen so wie auch ihre Vernation betrachtet, so zeigt sich die grósste Analogie mit den Filicaceen in dem Sinn meiner Pteridographie; denn das Rhizom und der mit wenigen Ausnahmen immer walzenfórmige Stipes bestehen aus einem regelmássigen, parenchymatósen und prosenchyma- tösen Zellgewcbe, welches die treppenfórmigen und porósen Gefässe umgibt. Diese Gefásse, welche bei allen bisher bekannten Hymenophyllaceen nur einen einzigen walzenförmigen Bündel bilden, sind von einer Schichte schwarz glänzender und dickwandiger prosenchyma- tóser Zellen umgeben. Die Rinde ist sehr dünn, schwarz oder schwarzbraun, glänzend, und besteht aus dick- und hartwandigen parenchymatósen Zellen. Die Vernation ist spiral- fórmig eimgerollt. Betrachtet man hingegen die Gleichfórnugkeit und das gleiche Aussehen der beiden Blattflächen der Hymenophyllaceen, die gänzliche Abwesenheit der Spalióffnungen, das gross- maschige, durchsichtige und sehr dünne Parenchym, die grosse Hygroskopicitit, die ge- wóhnlich einfache Theilung der Venen, endlich die augenscheinliche Fortsetzung der beiden Blatthäutchen in das Indusium, wodurch der Sorus gleichsam in einer Spalte zwischen den beiden Blatthäutchen enthalten ist, so muss man zugeben, dass die Hymenophyllaceen von den Abh. V, 3, 13 98 K. B. Presl, Filicaceen ziemlich weit entfernt sind, und als ein Verbindungsglied mit den Moosen und Lebermoosen angesehen werden müssen. Dass sich das Receptaculum aus der Fortsetzung der Rachis, der Vene oder der Venula bildet, zwischen den zwei getrennten und zum Indusium verwandelten Blatthäuten des Wedels frei steht, sich mehr oder weniger verlängert, eine verschiedene Gestalt annimmt, sich physiologisch verändert, und die Kapseln trägt, ist keine so sehr auffallende Erschei- nung; indem bei den wahren Filicaceen die Venen und Venulen, bei der Monogramma die Mittelrippe, die Kapseln tragen, bei der Peranema sich die fruchttragende Venula ablöst und frei steht, bei den Moosen und Lebermoosen aber die Bildung der Borste als die Ablösung einer Faser oder einer sehr lang gezogenen Zelle sich annehmen lässt. Das Indusium der Hymenophyllaceen hat auch dadurch eine grosse Aehnlichkeit mit der Vaginula oder der ringförmigen Membran an der Basis der Seta der Moose. Ich habe mir die grösste Mühe genommen, alle gesehenen Arten genau zu unter- suchen und zu vergleichen, und lege in diesen Blättern meine Beobachtungen und Ansichten dem botanischen Publikum vor. Ich kann mir selbst das Zeugniss geben, dass ich eifrig gestrebt habe, Licht, Klarheit und Ordnung in den chaotischen Wust der Hymenophyllaceen zu bringen, und diese niedlichen Pflänzchen durch die leichtere Bestimmung angenehmer und genussbarer zu machen. Es sind zwar in den Herbarien noch mehrere Hymenophylla- ceen, die ich jedoch absichtlich wegliess, da ich entweder eine genaue Untersuchung nicht vornehmen konnte, oder weil ihnen die Früchte mangelten, und dadurch dasjenige Kennzeichen fehlte, wodurch sie in die Reihe ihrer Verwandten einzutreten befähigt waren. Vielleicht hätte ich diese zweifelhaften und mehrere neue Arten, vielleicht sogar neue Gat- tungen beschreiben und aufstellen können, wenn mir das Schicksal die Benützung der Her- barien Frankreichs, Englands u. s. w. gegönnt hätte, und bis dieses gesehehen kann, wollte und konnte ich die Veröffentlichung dieser meiner Arbeit nicht aufsch.eben. Auch die Brownische Gättung Loxsoma (Bauer et Hook. gen. fil. t. 15) habe ich ausgelassen, da der lederartige Wedel mit deutlich verschiedenen Flächen den Hymenophyl- laceen ganz fremdartig ist, indem man hieraus auf das Vorkommen von Stomatien zu schliessen berechtigt ist. Die Kapseln der Loxsoma deuten nebstdem vermöge ihres Ringes eine grosse Verwandtschaft mit den Gleicheniaceen an. Herr Hooker hat diese Gattung in der Synopsis der Farrngattungen unter die Davallieen gestellt zwischen Humata und Stenolobus. Die Gat- tung Loxsoma scheint zwar an dem von mir aufgestellten Stenolobus einen nahen Verwandten zu besitzen, sie ist aber von allen Cathetogyraten durch ihre Kapseln und ihren Ring voll- kommen unterschieden und muss ohne allem Zweifel unter die Helicogyraten gestellt werden, worin sie einzeln als ein Rudiment einer neuen Abtheilung oder Tribus zwischen den Glei- cheniaceen und Cyatheaceen stehen wird. Es ist hier nicht der Ort, um hierüber ausfübr- licher zu sein, was daher für eine andere passende Gelegenheit aufgespart werden muss. Es wird gewiss Jedermann überraschen, so wie es mich überrascht hat, unter den Hymenophyllaceen, und zwar unter den Trichomanoideen Pflanzen mit anastomosirenden Venen Hymenophyllaccae. 99 zu finden; dass Neurophyllum pinnatum dergleichen besitzt, hat schon der scharfsichtige Hedwig klar und deutlich dargestellt, obschon dieser sehr wichtige Umstand von keinem Botaniker berücksichtigt wurde; dass aber noch andere Anastomosirungen der Venen vor- kommen, habe ich mir selbst nicht vorgestellt, als ich die gegenwärtige Abhandlung zu schreiben begann. Hiedurch zeigt sich die Analogie der Organisation der Hymenophyllaceen mit den andern Ordnungen der Filicineen in dem schönsten Lichte, und man wird es auf- geben müssen, dieselben als die am allereinfachsten organisirten Filicineen anzusehen. So wie in meiner Pteridographie werden bei einer jeden Gattung der Hymenophyl- laceen die Arten nur aufgezählt, da ich noch nicht in den Stand gesetzt bin, von allen Ar- ten die Diagnosen zu geben. Zu den wenigen neuen Arten habe ich jedoch die Defini- tionen ausgearbeitet, und zu den Gattungen illustrirende Abbildungen grösstentheils von der Meisterhand meines geehrten Freundes Corda, dem ich hiemit Dank sage, beigegeben. Bei diesen Untersuchungen über die Hymenophyllaceen, welche ich schon seit mehr als acht Jahren vorbereitet habe, wurde ich von mehreren meiner geehrten Freunde gütigst unterstützt, welche mir entweder die Einsicht und Benützung ihres eigenen, oder des öffent- lichen ihrer Obsorge anvertrauten Herbars gestatteten, oder mich mit Darleihung von Bü- chern unterstützten. Ich sage daher meinen verbindlichsten Dank den Herren Professoren Kunth, Kunze, Nees von Esenbeck, Reichenbach, Schlechtendal und A. Sprengel, dem Herrn Rudolph Benno von Roemer, den Herrn Doktoren Fenzl, Klotzsch und Lucae, und erinnere mich mit wehmüthigem Gefühl an die trefflichen der Wissenschaft zu früh entris- senen Freunde Chamisso und Meyen. Prag, am 15. August 1342. 13* agii bar 19b: ronis qe M DE RSS Á t leu o Mcd See ne + E tiov. andis rare, К. B. Presl, Hymenophyllaceae ! 101 HYMENOPHYLLACEAE. Hymenophylleae. Bory in dict. class. VI. Link manuale 3. hort. bot. berol. 1833. p. 3. et 36. fil. hort. ber. p. 152. Martius гс. crypt. р. 102. Endl. prod. Л. norf. р. 16. gen. р. 6%. Kunze acotyl. afr. p. 13. — Cnemipterides. Wallroth fl. crypt. germ. p. XIV. et 28. — Cyathea- cearum pars secunda: Trichomanoideae. Kunze in Schlecht. Linn. vol. 9. p. 1. et sqq. — Filices desciscentes. Spreng. syst. 4. p. 1. et 128. — Polypodiacearum pars. Brown prod. p. 159. ed. A Nees 'p.. 12. Helicogyratae sporangiis sessilibus. Bernhardt in Schrad. neu. Journ. Y. pars 2. p. 4. Sorus marginalis, 1. e. aciei marginis plerumque apici laciniarum aut dentium in- sidens, vel intramarginalis, i. e. pone marginem frondis obveniens, parvus, brevis. Indusium e laminis frondis divisis constructum , texturam frondis possidens, vel infun- dibuliforme, vel campanulatum, vel tubuloso-cylindricum, integrum aut bilabiatum,/vel bipartitum. Receptaculum e costa aut costula vel vena aut venula ultra frondem exserta et physio- logice alterata constructum , vel filiforme exsertum aut inclusum, vel clavatum exsertum, vel inclusum aut teres aut. clavato-oblongum aut apice globosum. Capsulae aut Sporangia lenticulares vel breviter turbinatae, sessiles i. e. disco plus minus oblique affixae (unica vice more Filicacearum stipitatae), receptaculo aut in spirali longi- tudinali aut ejus apici insertae , minutae. Rhizoma perenne, in'plurimis repens, filiforme, tenue, teres, ramosum aut ramosis- simum, saepissime in cortice arborum inter Muscos et Jungermannias serpens, radicibus spar- sis tenuissimis simplicibus aut ramosis provisum, rarius est breve obliquum radicibus appa- renter fasciculatis donatum. Frondes tenerae, subpellucidae , stomatiis destitutae, exquisite hygroscopicae , verna- one circinnatae, stipitatae, integrae aut varie divisae, in rhizomate repenti sparsae, in obliquo aggregato-fasciculatae. Stipes teres, tenuis, ater aut fuscus, nitidus, unicum fasciculum vasorum conünens. Rachis tenuis, teres, atra aut fusca, pinnatim ut plurimum divisa, in frondibus venis flabellatis provisis deficiens. Costae tenues, utrinque teretes. Venae pinnatm flabella- Umve divisae, ita ut quaevis pinna aut pinnula aut lacinia venam aut venulam obůnet. Ve- nulae in quibusdam anastomosantes. Dividitur hic ordo in duas tribus, nempe in tribum primam Trichomanoidearum in- dusio tubuloso et receptaculo elongato basi capsulifero insignem, et in alteram. tribum, Ну- menophylloidearum indusio e laminis duabus constituto. bifido receptaculum varium sub- aequante distinctam. 102 K. B. Presl, TRIBUS PRIMA. 'TRICHOMANOIDEAE. Sorus in substantia ipsa frondis seu intra ejus laminas immersus, aut in apice venae venulaeve sessilis. Indusium tubulosum, tubo integro, limbo integro aut bipartito. Recepta- culum filiforme, exsertum, inferne capsulis spiraliter obsitum, caeterum nudum punctis ex- cavatis spiraliter ambientibus ornatum. SECTIO. I. TRICHOMANEAE. Indusii limbus integer, patens vel erectus, truncatus vel repando-crenulatus. I. FEEA. Bory. Trichomanis spec. Auct. Frondes dissimiles, Steriles: Venae internae, pinnatim alternae, simplices aut saepius furcatae. Fertiles: Venae creberrimae, brevissimae, pedicelliformes, soriferae. Sorus in vena pedicelliformi apicalis. Indusium clavato-infundibuliforme, ore crenulato. Receptaculum ex- sertum, tenuiter clavatum, basi capsuliferum. Capsulae sessiles, lenticulares. Rhizoma adscendenti-repens, polyrhizum. Frondes sparsae, valde approximatae ita ut fasciculatae videantur, transparentes, stipitatae, steriles a fertilibus difformes, Frons ste- rilis profunde pinnatifida aut pinnata, laciniis linearibus obtusis obscure repando-crenulatis, pinnis adnaus ovato-oblongis obtusis crenulatis, stipite basi tereti, in! una facie supra canali- culato in altera convexo, rachi hinc plana illinc convexa, costis tenuibus vix prominulis, venis internis pinnatim alternis angulo acuto patentibus simplicibus aut saepius furcatis venu- lisque ante marginem frondis desinentibus, parenchymate e cellulis hexagono-subrotundis constructo. Frons fertilis longius stipitata, ad meram rachidem reducta, venis brevissimis creberrimis pedicelliformibus soriferis. Indusium clavato-infundibuliforme, saepe incurvum, ore crenulato. Receptaculum indusio triplo longius, filiformi-subclavatum , basi capsuliferum, reliqua longitudine punctis impressis spiraliter ambientibus minutis, inde sub microscopio tantum visibilibus, ornatum. Duae hucusque cognitae species Americam tropicam incolunt, l. Gujanam , e in herbariis raro obviam veniunt, hinc praesertim ex iconibus notae sunt, genus tamen ab Hy- menostachyde et a Trichomane sufficienter diversum efficiunt. Species. Feea polypodina Bory dict. class. t. 68 ( Trichomanes spicatum Hedw. Sw., Trichomanes spicisorum Desv., Trich. elegans Rudge partim, Hook. exot. fl. t. 52), F. nana Bory dict. class. 1. t. 69. f. 1. (Trichomanes botryoides Rich. in Kaulf. herb). Hymenophyllaccae. 103 II. HYMENOSTACHYS, Bory. Trichomanis spec. Auct. Frondes dissimiles, Steriles: Venae internae, pinnatim alternae, simplices aut saepius furcatae, Fertiles: Venae creberrimae, parallelae, simplices, apice soriferae. Sorus intramargi- nalis, immersus. Indusium campanulatum, ore truncato integro. Receptaculum exsertum, filiforme , basi capsuliferum. Capsulae sessiles. Surpes tropicae, americanae, speciosae. Rhizoma adscendenti-repens, polyrhizum. Frondes sparsae quidem sed valde approximatae ita ut fere fasciculatae videantur, stipitatae, hygroscopicae, transparentes, steriles a fertilibus difformes. Frons sterilis pinnata aut pin- natifida, pinnis adnatis laciniisgue oblongis obtusis inaequaliter angulato - dentatis repandisve; costae tenues, vix prominulae; venae internae, tenues, pinnatim alternae, angulo acuto paten- tes, simplices aut saepius furcatae, venulisque ante marginem desinentes. Frons fertilis linearis, angusta, venis creberrimis parallelis simplicibus apice soriferis. Stipes in fronde fertili longior. Rachis...... Parenchyma....... Sori immersi, intramarginales. Indusium campanulatum. Receptaculum indusio triplo longius. Plantae in herbariis rarissimae, insufficienter a me indagatae, potissimum ex iconibus notae. An ambae species in unicam conjungendae? Nomen specificum Boryanum mutavi, cum utraque species diversifrons sit et nomini trivial! antiquiori non respondet. Differt hoc genus ab antecedente conditione frondis fertilis, indusio et receptaculo. Nescio an omni jure Trichomanes elegans Hook. gen. fil. t. 108 huc referendum sit, cum in figura secunda particulam frondis sterilis exhibente venae ramosissimae in maculas hexagonoideas elongatas anastomosantes repraesentantur. Quodsi haecce conditio venarum Trichomanis elegantis revera adest, quod non dubitandum, si accuratissimae icones Hooke- rianae contemplantur, Hymenostachys a Feea longo distaret intervallo et ad calcem Tricho- manearum post Neurophyllum inserenda esset. Species. Hymenostachys elegans (Trichomanes elegans Audge partim, exclusa nempe fonde fructifera dextra et figura 3 et 4), H. osmundoides (H. diversifrons Bory, Trichomanes osmundoides Por.) HI. LECANIUM. Trichomanis spec. Lin et Auct. Tabula I. Costa nulla, Venaeflabellatae, creberrimae, subparallelae, pluries furcatae, crassiores apice soriferae. Venulae tenuissimae in superiori раме frondis libere exorientes et squamas duas oppositas supramarginales pateraeformes patentes gerentes. Sorus intramarginalis, immersus. Indusium lineari-eylindricum, elongatum, limbo hypocraterimorpho patente crenulato, Capsulae 104 K, B. Presl, receptaculo filiformi indusium longe excedenti undigue affixae, sessiles, angulato - lenticulares, valde excentrice (pone marginem) affixae. Rhizoma repens, ramosum, filiforme, ramisque radiculis copiosisissimis fuscis piliformi- bus vestitum. Frondes sparsae, distantes, hygrometricae, flabellatae, irregulariter lobatae, in pagina utraque conformes, glabrae, transparentes. Stipes brevissimus (uni-trilinealis), com- pressus, paleis fuscis copiosissimis piliformibus brevibus vestitus. Rachis et costa nullae. Venae flabellatae, creberrimae, pluries furcatae, venulae aliae soriferae, aliae steriles furcatim in marginem excurcentes. Venulae aliae internae, in superiori parte frondis exorientes, ple- rumque binae, tenuissimae, liberae, gerentes in margine frondis organum peculiare constitutum e squamis duabus oppositis sessilibus liberis pateraeformibus concavis patentibus tenuiter mem- branaceis. Parenchyma e cellulis hexagonoideis, in limbo indusii e cellulis subquadratis con- structum. Indusium elongato-cylindricum v. lineare, immersum, limbo libero. Receptaculum in- dusio plus quam triplo longius, filiforme, rarissime conservatum, sed usque ad orem indusii abruptum. , Capsulae totam fere longitudinem receptaculi, saltem longe supra os indusii capsuliferum. Sporae tetračdricae, Species unica, antillana. Cuinam scopo haec organa marginalia e duabus squamis constructa, quae tamen a clar. Hookero in Exotic, Flora tab. 76 tamquam squamae peltatae orbiculatae integerrimae delineantur, inserviunt aut inservire possunt, plane ignoro. Jam in juvenilibus speciminibus soros nondum gerentibus fere in toto ambitu obveniunt, sed semper hucusque vacua visa sunt. Anne cum gemmis comparari possunt? In Hymenophyllacearum ordine unicum exem- ‚ plum haecce organa sunt et ad indumentum, sicuti ad pilos, paleas etc. numerari non possunt. Species. Lecanium membranaceum (Trichomanes membranaceum Lr.) IV. CARDIOMANES. Trichomanis spec. Forst. et Auct. Costa nulla. Venae pedato-flabellatae, crebrae, furcatae, steriles ante marginem fron- dis apice obtuso desinentes. Sorus intramarginalis, immersus. Indusium campanulatum, ore integrum. Capsulae lenticulares, receptaculo clavato obtuso demum exserto undique aflixae. Species unica Novam Zeelandiam inhabitans, elegantissima. Rhizoma late repens, ra- mosum, polyrhizum, radicibus flexuosis radiculis copiosissimis capilliformibus fuscis vestitis simplicibus ramosisve. Frondes sparsae, distantes, glaberrimae, vix aut non hygrometricae, firmiores et minus transparentes quam omnes reliquae Hymenophyllaceae, longe stipitatae, reniformi-subrotundae, integerrimae, in pagina utraque conformes. Stipes usque semipedalis, inferne teres, medio et superne anceps, apice frondis lamina decurrente marginatus, glaber- rimus. Costa media nulla. Venae ex apice stipitis pedato-flabellatim exeuntes, pluries furcatae, angulo acutissimo divisae, venulis subinde omnibus soriferis, sterilibus ante marginem frondis apice obtuso desinentibus. © Sorus intramarginalis, immersus. Indusium campanulatum, ore integro. Receptaculum indusio duplo longius, exsertum, clavatum, obtusum, rectum, rigi- ' Hymencphyllaccae. | * 105 dum, undigue usgue ad apicem capsuliferum, capsulis delapsis punctis impressis spiraliter ambientibus notatum, Сарзщае lenticulares, sessiles. . Cel. Hooker et Greville in ic. fil. t. 31 optimam figuram frondis exhibent, divisio- nem venarum primariarum minus bene tamen exprimunt et receptaculum lineare depingunt. con b. Schkuhrii soros receptaculis abruptis aut nondum exsertis demonstrat. Species. Cardiomanes reniforme (Trichomanes reniforme Ferst.). V. TRICHOMANES. . Trichomanis spec. Lin. et auct. — Achomanes. Neck. elem. 3. р. 313. Tabula II, figura A, B. — Tabula III, figura A, B, C. — Tabula IV, figura A, Venae pinnatae, alternae, simplices ramosaeve, steriles apice acuto libero desinentes. Sorus intramarginalis immersus aut supramarginalis exsertus. Indusium infundibuliformi-cylin- draceum, limbo integro vel crenulato. Receptaculum filiforme, elongatum, indusium excedens, inferne capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Rhizoma repens, paleaceo-pilosum, saepe (in T. crispo, T. plumoso et caet.) obliquum crassum simplex angulatum, saepissime filiforme teres ramosum elongatum, Radices filiformes, simplices aut ramosae, radiculis piliformibus. Süpes varie longus, in plurimis teres, in T. pennato, T. Sellowiano et aliis in una pagina canaliculatus in altera convexus, in T. plumoso et T. Henkaeano (an exsiccatione?) acute triangulus. Frons hygroscopica, tenera, transparens, sim- plex aut varie divisa, nempe lobata, pinnatifida, pinnata usque supradecomposita, paginis conformibus. Venae vix prominulae, e costa pinnatim exorientes, alternae, steriles venulis- que ante marginem frondis libere desinentes, in paragrapho prima crebrae I. creberrimae fere parallelae uni — pluries furcatae, venulis parum divergentibus, in paragrapho secunda et tertia distantes multo parciores pinnatim divisae, venulis divergentibus. Cellulae parenchy- maus hexagonoideae, latitudine duplo triplove longiores, minutae et minutissimae. Sorus aut intramarginalis seu frondi immersus, aut supramarginalis seu fronde obliterata apici venae venulaeve subdenudatae insidens. Indusium in Achomane infundibuliforme ore integro sim- plici, in Eutrichomane et Pachychaeto infundibuliformi - cylindraceum oris сгеищай repandive margine patentissimo subreflexo, unde limbus hypocraterimorphus quodammodo provenit. Receptaculum indusio duplo triplo quadruplove longius, saepissime setaceum flexuosum, rarius subclavatum, basi intra indusium capsuliferum, in parte superiori nuda punctis oblongis im- pressis spiraliter ambientibus notatum. In unico T. intramarginali (Hook. et Grev. ic. fil. t. 211) receptaculum indusio bre- vius conspicitur; anne tanta fragilitate donatum abruptum, anne specimina nimis juvenilia observata, unde receptaculum nondum exsertum? Receptacalum T. Luschnatiani, T. rigidi, T. firmuli, T. pyramidalis, T. speciosi et T. breviseti crassius quam in congeneribus et saepe jamjam exsertum capsulis hinc illinc obsitum obvenit. Haecce circumstantia indigitat recep- taculum Trichomanoidearum in primo exordio undique capsulis obtectum esse, deinde vero, Abh, V, 3, 14 106. ^ | K. B. Presl, cum excrescit, calvescere et punctis impressis spiraliter ambientibus seu punctis insertionis capsularum instructum. esse. Exinde patet, T, Luschnatianum cum consortibus propriam me- reri subdivisionem. Si definitiones Trichomanis apud varios auctores conferuntur et cum natura l cum speciminibus comparantur, mox observari licet, aliquas formas non fuisse mentionatas, quae characterem genericum apud auctores prolatum infirmant ita, ut ille aut amplificatus: esse debet aut tales species e' genere eliminandae sunt. Genus Trichomanes primum obvenit in Linnei Corollario generum plantarum (Lug- duni Batavorum 1131) cum sequente charactere: Calyx turbinatus, solitarius, erectus, ex ipso margine (ош. Stylus setaceus capsulam terminans. Beatus Swartz in synopsi filicum p. 141 characteres alios exposuit, scilicet: ' Capsulae in punctis marginalibus subexsertis, columnulae adsidentes, intra indusia urceolata mono- phylla exterius hiantia. Clarissimus Bernhardi in Schrader novo diario I. pars 2. p.-17 multo meliorem sed ab omnibus neglectam phrasim profert: Sporangia helicogyrata in Sporangiophoro subfili- formi, Perisporangium subcampanulatum, Beatus Willdenow in speciebus plantarum V. p. 498 iterum aliam: composuit defini- tionem: Sorus marginalis receptaculo columnari saepius setiformi insertus. Indusium urceolato- campanulatum monophyllum erectum sorum includens. Meritissimus Robertus Brown in immortali opere, cui titulus Prodromus Florae No- vae Hollandiae generi Trichomanes aliam phrasim characteristicam dedit: Sori marginales. Capsulae sessiles, receptaculo communi cylindraceo insertae, intra involucrum. monophyllum, urceolatum, ore hiante, textura frondis. aio Beatus Kaulfuss in enumeratione filicum pag. 260 insequentem construxit characterem eenericum: Sori marginales receptaculo elongato inserti. Indusia erecta campanulata. 5 o o Hancce phrasim beatus Sprengel in systemate vegetabilium tali modo modificavit: Receptacula campanulata. Capsulae columnae centrali setiformi affixae. Cum hisce definitionibus doctissimus Endlicher non contentus sequentem proposuit: Sporangia circa venam ultra frondis marginem in columellam filiformem producta sessilia, in- dusio frondi continuo eyathiformi cincta, Tales sunt phrases genericae praecipuae virorum illustrium, quae aut sibi contradicunt, aut characteres naturae minime consentaneos continent. Si definitio generis sensu Browniano et Kaulfussiano respicitur, genus Trichomanes omnes includit species, quae soros marginales sensu strictissimo possident, excludit ergo omnes has species, quae aliter positos soros ge- runt, e. ©. soros intramarginales. Cum doctissimus Brown generi Trichomanes indusium uv- ceolatum adscribit, eliminandae sunt porro omnes species cum indusio campanulato, quae quidem justa. Kaulfussium genus ipsum Trichomanes constituunt; nec minus excludendae sunt omnes species, quae indusium cylindraceo-cuneatum habent, deinde illae, quae recepta- culum clavatum, denique illae, quae indusium more Hymenophyl!orum bilabiatum possident. w Hymenophyllaceac, 10% His circumstantiis collatis et praemissis exoritur quaestio, quidnam sub genere Tricho- manes in sensu Linneano intelligendum est. Quaestioni respondendum, quod generi Tricho- manes omnes species accensendae sunt, in quas phrasis generica Linnei quadrat, vel si haec viciosa est, omnes illae species, quae cum illis a beato Linneo enumeratis congenericae sunt, in quibus ergo iidem characteres supponuntur. Beatus Linne genus Trichomanes in editione quinta generum plantarum (Holmiae 1754) inter Adiantum et Marsileam posuit. In horto Cliffortiano (1737) Trichomanes crispum men- tionatur, in editione secunda specierum plantarum (Holmiae 1763) undecim species enume- rantur. Ex his relata fuerunt Trichomanes hirsutum et T. tunbridgense ad Hymenophyllum, T. adiantoides ad Asplenium, T. chinense, T. canariense et T. capillaceum ad Davalliam. Re- manent ergo quinque species ab auctoribus neotericis ad genus Trichomanes relatae, quarum unica, nempe T. polvpodioides, dubis adhuc premitur. Hinc restant quatuor species, qua- rum tres, nempe T. crispum, T. pyxidiferum et T. radicans genuinas Trichomanis species efficiunt, quarta vero, nempe T. membranaceum, novi generis typum praesefert. Turba specierum magna divisionem generis postulat, quae ex divisione frondis haud petenda erit. Quodsi subdivisio generis in paragraphos tres omnibus numeris non respon- deat, saltem melior est quam nulla; paragraphus prima, Achomanes, species affinitate et pa- tria arcte junctas continet, quae prima fronte a reliquis speciebus distinguuntur. Conditio facierum stipitis difformium in nonnullis Achomanis speciebus facies frondis indicat, Paragra- phus secunda et tertia species Trichomanis habitu communi praeditas continet et facile ab invicem ex receptaculo dignoscuntur. Trichomanes incisum. Thunb. monente optime cel. Kunze e genere Trichomanes et ex ordine Hymenophyllacearum expungendum est; sed an parasitis accensendum vel tamquam peculiaris organisationis processus Cyatheacearum capensium considerandum, adhucdum, in tenebris versatur densissimis. S. I. aAcnomaxes, Venae crebrae I. creberrimae, parallelae, uni-pluries furcatae, ve- nulis subparallelis. Indusium infundibuliforme, ore integro simplici, Receptaculum setaceum. — Species tropicae, fere omnes americanae, duae philippenses, unica, quae transitum in pa- ragraphum sequentem efficere videtur, indica et javanica, Habeo speciem fronde bipinnata, stipite rachique hine canaliculatis illinc convexis insignem, a Museo botanico brasiliensi regio berolinensi sub n. 194 communicatam et ab indefesso Sellow in Brasilia lectam, quam non obstante fructu deficiente huic subgeneri adnumero et interea nomine T, lastreoides conservo. Species. Trichomanes pellucidum Aunze, T. Kaulfussii Hook. (T. lucens Heck. clim, T. astylum Kaul/. in Sieb. fl. mért. п. 340), T. fastigiatum Sieb. syn. fil, п. 144, T. hetero- phyllum Wild, T. cristatum Kau/f., T. Martiusii (T. pilosum Mart. crypt. bras. (,:68 fig. dea- tra), T. plumula (T. pilosum Hart, (. с. £. 68 fig. sinistra), T. pilosum Radďdr, T. crispum Lin., T. plumosum Aunze, T. Haenkeanum (T. crispum Presl in rel, haenk.), T. Sellowianum (Tri- chomanes spec. Herb. bras. reg. berol. n. 191), T. asplenioides, T. dimidiatum, T. javanicum Blume (Y. rigidum. Wall. cat. n. 161). | m E + 108 К. В. Presl, $. II. котвесномлмев. Venae distantes, simplices aut ramosae, venulis divergentibus. Indusium eylindraceo - infundibuliforme, limbo crenulato ut plurimum reflexo - patentissimo |. hypocraterimorpho. Receptaculum setaceum. — Species numerosae, inter tropicos utriusque hemisphaerae provenienies, paucae extratropicae africanae, novozeelandicae et novohollandi- cae, similitudine maxima junctae, subinde aegerrime distinguendae. A. Flabellata. Venae flabellatim ramosae pluries rarius simpliciter dichotomae. Species. Trichomanes Bojeri Æcck. et Grev. (T. undulatum Wall), T. digitatum Sw. (T. lanceum Bory), T. saxifragoides, T. palmatum. B. Pinnata. Venae pinnatim ramosae. Species, Trichomanes Hookeri (T. muscoides Heel, её Grev. ic. fil. (. 119), T. ero- sum J/d., T. parvulum Per. (T. sibthorpioides Bery), T. Thouarsianum, T. Poeppigii (T. sinuosum Aunze in Poepp. fil), T. sinuosum Rich. (T. incisum Kaulf.) T. cognatum, T. lucens Sw., T. alatum Sw., T. Bankroftüi Heck. et Grev. (T. coriaceum Kunze, T. pinnati- fidum Wild. herb. n. 20209), T. Ankersii Parker, T. intramarginale Hook. et Grev , T. luzo- nicum, T. acutum, T. venosum Brown, T. Belangeri Bory, T. melanotrichum Schlecht., T. brachypus Kunze (T. radicans Hook. et Grev. te. fil. t. 218), T. radicans Sw., T. pyxidiferum Lin., T. ambiguum Sieb. syn. fil. п. 143, T. brasiliense Desv., T. Bauerianum End/., T. tri- choideum Sw., T. tenerum Spr., T. exsectum Kunze, T. angustatum Carmich., T. mandiocca- num Raddi, T. scandens Lin. (T. radicans Kunze syn. fil. Pocpp., Hymenophyllum radicans Peeppig fil. exs.), T. umbrosum Wall, T. strictum Menz., T. tamarisciforme Jacg., T, achillei- folium Willd., T. longisetum Bory, T. Millefolium, T. apüfolium, T. bifidum Vent, T. emi- nens, T. foeniculaceum Bory, T. meifolium Bory, T. intermedium Kau//. S. III. pacuyenarrum. Venae et indusium sicuti in Eutrichomane. | Receptaculum sca- brum, crassiusculum, setaceo - clavatum, subinde usque ad apicem capsuliferum. — Habitus Eutrichomanis venis pinnatim ramosis. Species prima et tertia brasiliana , altera anullana et capensis, quarta indica, ultimae europaeae. Species. Trichomanes Luschnatianum (Trich. spec. Lucae herb.), T. rigidum Sw., T. firmulum (T. rigidum Beyrich herb.), T. pyramidale Wall., T. speciosum 1. T. bre- visetum Spr. VI. RAGATELUS. Trichomanis spec. Sw. et Auct. Venae prominulae, pinnatae, simplices, apice libero desinentes. Sorus immersus. In- dusium infundibuliformi - campanulatum , limbo patente subhypocraterimorpho repando. Re- ceptaculum indusio duplo triplove longius, setaceum, Рая turbinato - incrassatum transverse striatum, apice ovoldeo-incrassatum bifidum, laciniis inaequalibus obtusis oppositis setulam pallidam aequilongam interjectam foventibus. Capsulae lenticulares, sessiles, basi incrassatae receptaculi affixae. Hymenophyllaccae. ! 109 Rhizoma ignotum, verosimiliter tamen obliquum repens. Frondes in apice rhizomatis aggregatae, a beato Romano Adolpho Hedwig gregariae dictae, qui terminus tamen frondes fasciculatas in Hymenophyllaceis inusitatas vix designat, Stipes uni- bipollicaris, pilis paten- tibus hirsutus. Frondis limbus duos usque semitertium pollicem longus, basi pollicem plus minus latus, ovato- triangularis aut ovatus aut oblongus aut lineari-lanceolatus, acutus aut obtusus, pinnatus apicem versus pinnatifidus. Pinnae ovato - oblongae, obtusae, pinnatifidae, sessiles aut adnatae, oppositae, suboppositae alternaeque, approximatae, inferiores plerumque horizontales; laciniae frondis superiores pinnis conformes sed m rachide decurrentes et versus apicem frondis confluentes, laciniae pinnarum lineares aut cuneatae sinu rotundato interstinctae simplices aut bilobae lobisque linearibus obtusae pilis satis longis flexuosis articulatis e tuber- culo emergentibus simplicibus aut apice trifidis ciliatae. Parenchyma transparens, e cellulis subrotundis constructum. Rachis inferne nuda et verosimiliter teres, superne prominula. Costa flexuosa, fusca. Venae pinnatim exorientes , "simplices, fuscae, apice libero ante marginem frondis desinentes, saepe pilis supra descriptis, brevioribus tamen, adspersae. Sori in parte frondis superiori obvenientes, immersi, mediocres. Indusium pilis supra descriptus: ciliatum. Receptaculum fuscum, in parte setacea laeve et flexuosum. Mira conformatio receptaculi hancce stirpem, quam solummodo ex icone Hedwigiana cognovi, ab omnibus Trichomanoideis distinguit; nam non solum incrassatio receptaculi basi- laris capsulifera quam incrassatio apicalis bifida setuligera peculiaria signa sunt, quae in reli- quis Trichomanoideis non deprehenduntur. Phrasis generica et adumbratio stirpis in Jamaica provenientis juxta iconem Hedwigianam constructa est, de cujus fide et exactitudine nemo facile dubitat. Indagatio severa et iterata parüum fructificationis hujus Hymenophyllaceae tamen commendanda est. Species. Ragatelus crinitus (Trichomanes crinitum Sw. Hedwig). VII. CEPHALOMANES. Tabula V. Venae pinnatim exorientes, creberrimae, prominulae, uni- bifurcatae, venulisque steri- libus apice obtuso liberae, Sorus in dentibus frondis obliteratis terminalis, pedicellatus. In- dusium cylindraceum, limbo patente integro. Receptaculum indusio dimidio duplove longius, rectum, rigidulum, cylindricum, apice in globum incrassatum , basi capsuliferum. Capsulae sessiles, lenticulares. Rhizoma oblique repens, teretiusculum, intense fuscum, apice paleaceo -hirsutum, inferne glabrum, stipitibus aut illorum residuis aggregaus radicibusque duas trientes lineae crassis filiformibus flexuosis rigidis tam arcte obtectum, ut vix aut non conspicitur. Stipites pollicares, semilinea paululum. crassiores, teretes, paleis piliformibus fuscis flexuosis usque ses- quilineam longis adspersi, demum glabrati, basibusque residuis glabris rigidis in rhizomate 110 K. B. Presl, ggregati, ut fasciculati apparent, quamquam revera sparsi sunt. Frons (in strictissimo sensu) sex - septempollicaris, pollicem lata aut angustior, arcuato -subfalcata, exsiccata nigricans, line- ari lanceolata, acuta, basi angustata, pinnata. Pinnae (exceptis infimis paullo distantibus) con- tiguae, alternae, petiolulo vix semilineali insidentes, oblongae, rotundato - obtusae, inaequila- terae, latere superiori latiore basi truncato, sterili apiceque inaequaliter anguste. obtuseque dentato, fertili usque supra medium sorifero subinde dentes laciniaeformes elongatos anguste lineares gerenti, apice eodem modo ac in sterili dentato, latere inferiore duplo angustiore laci- niato basi acuto vel acutissimo apice ut in latere superiore dentato, laciniis sinu lato inter- ceptis anguste linearibus (exsiccatione apparenter setaceis) acutis simplicibus aut subinde bilobis, lobis divergentibus linearibus acutis. Pinnae .infimae sensim decrescentes oblongo- et inaequi- latere obovatae. Rachis inferne semiteres (hinc planiuscula illinc convexa), paleis piliformibus sesquilinealibus flexuosis fuscis adspersa, superne teres et glabra. (Costa vix prominula, basi satis crassa. Venae pinnatim exorientes, creberrimae, uni-bifurcatae venulisque subparallelae, in quolibet dente laciniave excurrentes, steriles apice obtusae liberae. Parenchyma e cellulis rotundato - hexagonoideis constructum. Sori solummodo in margine superiori pinnarum, apice tamen excepto, obvenientes, exserti, pedicello brevissimo quamquam bene conspicuo insiden- tes. Indusium linea paululum longius, cylindraceum, basi acutum, limbo brevissimo patente integro. Receptaculum indusio dimidio aut duplo longius, rectum, rigidum, setaceo-cylindri- cum, apice in globum plus minus regularem incrassatum, basi capsuliferum, Capsulae lenti- culares, sessiles, in facie superiori stellato - muldiratiatae. Habitus quarumdam specierum subgeneris primi Trichomanis, receptaculum attamen longe alium. * Differt hocce genus a Ragatelo soris, indusio, receptaculo totoque habitu. Unica hucusque nota species insulas Philippinas, verosimiliter insulam Luzon, inhabitat, unde clar. Cuming attulit et inter plantas philippinas exsiccatas sub numero 169 distribuit. Species. Cephalomanes atrovirens. VIII. NEUROPHYLLUM. Trichomanis spec. Aucr. Tabula IV, figura C. - Venae creberrimae, parallelae, simplices aut furcatae, in denticulos frondis excurrentes. Venulae secundariae tenuissimae, venas venulasque transverse arcuatim conjungentes, Sorus denti culo frondis adnatus, subpedicellatus, marginalis. Indusium infundibuliforme, ore integrum vel laeviter crenatum. Capsulae receptaculi clavato-filiformis exserti basi affixae, sessiles, excentrice disco adnatae, lenticulares, Species tropicae, americanae, typica in Americae parte occidentali et orientali obveniens. Rhizoma repens, polyrhizum, gemma subglobosa paleis fusco-nigricantibus filiformibus dense obtecta. Frondes sparsae, approximatae, stipitatae, vix aut non hygroscopicae, transparentes, simplices aut pinnatae, margine mucronato — creberrimeque denticulatae, Stipes digitalis usque © Hymenophyllaceae. 111 spithamaeus, faciem frondis indicans, hinc canaliculatus aut planus, illine convexus. Costa hinc acutangula, illinc convexa, saepe apice elongata nudague et gemmam globosam fusco- paleaceam radicantem gerens. Denticuli acuminato -cuspidati, fructiferi, alternis aut pluribus interpositis sterilibus. Venae creberrimae, parallelae, simplices aut furcatae „venulisgne cum venula marginante anastomosantes ac in denticulos excurrentes. Venulae secundariae tenuissimae, creberrimae, venas venulasque transversim conjungentes, extrorsum arcuatae, subinde ex arcu ramulum brevissimum obtusum liberum emittentes, subinde in medio decursu libere et acu- tiuscule desinentes. Parenchyma e cellulis subrotundis constructum. Sorus apici dentis insidens, pedicellatus aut. subpedicellatus aut sessilis. Receptaculum indusio duplo — triplo — quadruplove longius, basi capsuliferum, reliqua longitudine cicatriculis spiraliter dispositis impressis notatum, in prima specie filiformi -setaceum, in altera clavatum. Jam beatus Hedwig in iconibus filicum venarum venularumque conditionem optime.ex- hibuit, sed a nemine, in quantum mihi notum est, haec peculiaritas considerata aut indicata fuit. Species. Neurophyllum Vittaria (Trichomanes Vittaria De Cand.), N. pinnatum (Tri- chomanes pinnatum Hedďw.,.T. rhizophyllum Cav., T. floribundum Aumb.), N. pennatum (Tri- chomanes pennatum Kau//.) : IX. MICROGONIUM. Trichomanis spec. J/7/d. E (Tabula VI, figura A et B. : Уепае internae, crebrae, pinnatae, pluries furcatae, venulis apice infra marginem frondis utrinque ramum arcuformem cum opposito anastomosantem emittentibus, ramo hocce seu arcu latere inferiori plures venulas secundarias tenuissimas costam versus aut intra furca- turam decurrentibus et libere in varia alütudine desinentibus emittente, Sorus immersus. In- dusium infundibuliformi-eylindraceum, limbo patente repando. Receptaculum setaceum , in- dusio longius, basi capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Rhizoma repens, filiforme, tenue, paleis piliformibus nigro-fuscis tomentellum. Stipes quinque — octolinealis, paleis piliformibus intense fuscis patentibus dense tomentello-pubescens, inferne teres, apice fronde decurrente alatus. Frons usque semipollicaris, ex acuta cuneatave basi ovata, rotundato-obtusa, inaequaliter guingue — octoloba seu grosse crenata, lobis vel cre- nis rotundato - obtusis obsolete repandis, sinubus obtusis plicatis planisque. Costa vix ulla vel brevissima, tenuis, paululum prominula. Venae internae, crebrae, e lateribus et ex apice costae flabellatim exorientes, pluries furcatae. Venulae tenues, infra marginem frondis utrin- que arcum seu ramum arcuformem cum opposito anastomosantem emittentes , arcu hocce seu ramo latere inferiori plures ramulos seu venulas secundarias tenuissimas intra furcaturam venu- larum aut versus costam decurrentibus et libere in varia altitudine desinentibus emittente, Parenchyma e celluhs hexagonoideo-subrotundis constructum. Sori in apice frondis obvenien- tes, pauci (unus— duo), immersi. Indusium lineam longum „ infundibuliformi - cylindraceum, 112 KB Presl, limbo patente repando, Receptaculum setaceum, basi capsuliferum, indusio longius, sed inte- grum non observatum; Capsulae lenticulares, in statu destructionis visae. í Adumbratio stirpis inter Hymenophyllaceas valde memorabilis pertinet ad speciem typicam, beato Willdenowio jam notam, sed non satis exploratam. Venularum peculiaris et in ordine insolita diramatio diversitatem genericam indicat et Microgonium quibusdam gene- ribus Filicacearum, in quibus venularum arcus inframarginales venulas recurrentes liberas emittentes quoque obveniunt, e. g. Aspidio, Amphiblestrae, Phymatodi, Selligueae, Drymo- glosso et Gymnopteridi accedit. Cum Lecanio ob venulas secundarias libere desinentes et deorsum excurrentes quae- dam versatur analogia, sed in Lecanio tales venulae arcuformes venulas secundarias emittentes nullibi obveniunt. Adsociatur speciei certae species altera incerta ob soros hucdum ignotos. Conditio venularum in hac altera specie certe eadem; forsitan si sori natura cognita erit, peculiare genus efformabit. i Patria utriusque speciei est tropica; species typica nempe in insula Mauritii, altera in Antillis provenit. Species. Microgonium cuspidatum (Trichomanes cuspidatum Wlld.), M. Berteroanum (Trichomanes reptans Balbis herb.) X. ABRODICTYUM. Tabula VII. Venae prominulae, ramosae. Venulae crebrae, tenuissimae, flexuosae, in maculas irregulariter oblongas anastomosantes, ramosae, venulis secundariis pone marginem longitudi- naliter decurrentibus, aliis intra maculas brevibus liberis obtusis. Cellulae intra maculas trans- verse lineari-hexagonae, Sorus exsertus, pedicellatus, Indusium infundibuliforme, limbo pa- tente vel patentissimo integerrimo, © Receptaculum indusio triplo longius, setaceum, basi capsuliferum. Capsulae sessiles, lenticulares. Rhizoma lineam fere crassum , breve, oblique repens, teres, fuscum, paleis pilifor- mibus fuscis vestitum, radices filiformes flexuosas simplices breves firmulas emittens, apice apparenter fasciculum frondium gerens, quae vero tantum aggregatae et revera sparsae sunt. Supes circiter pollicaris, filiformis, teres, glaber, basi ima liinc inde palea piliformi minuta adspersus. Frons (in stricussimo sensu) hygroscopica, elastica, transparens, quadri- quinque- pollicaris, glaberrima, oblongo-lanceolata vel lineari-lanceolata, acuta, tripinnata, apicem ver- sus bipinnata, apice pinnata. Pinnae infimae petiolulo semilineali instructae , ovatae, reliquae sessiles, inferiores et mediae ovato-lanceolatae bipinnatae, superiores lanceolatae pinnatae, supremae lineares integerrimae acutae. Pinnulae primariae et secundariae sessiles, lineares acutae, integerrimae, semilineam latae, pallide virides (in sicco). Rachis primaria mferne Hymenophyllaceac. 113 teres filiformis, in reliquo decursu secundariisque tertiariisgue foliaceo-alata. Vena in qualibet pinnula solitaria, prominula, ramosa. Venulae tenuissimae, flexuosae, in maculas oblongas saepe irregulares subinde ad figuram hexagonoideam accedentes anastomosantes, venulis se- cundariis venulam inframarginalem longitudinaliter et undique decurrentem efficientibus, aliis intra maculas brevibus libere obtuse recteque desinentibus. Parenchyma e cellulis diversis constitutum, cellulae marginales et spatiorum angustorum macularum sunt nempe hexagonoi- deo-rotundatae, spatiorum latiorum macularum sunt transversae et lineari-hexagonoideae. Sori laterales, exserti, pedicello usque fere semilineali instructi, mediocres, pedicello foliaceo- alato. Indusium infundibuliforme , utrinque anguste alato-marginatum, limbo patente vel pa- tentissimo integerrimo vel obsolete repando. Parenchyma indusii e cellulis hexagonoideo- rotundatis constructum. Receptaculum indusio triplo longius, setaceum, rectum aut flexuosum, punctis impressis spiralibus notatum, basi capsuliferum. Capsulae sessiles, lenticulares. En stirpem ex ordine Hymenophyllacearum venulis in maculas anastomosantibus in- signem! Obiter adspecta frons magnam habet similitudinem. cum Trichomane Baueriano et T. angustato, sed venularum conditio memorabilis suadet aliud condere genus. Incolit hocce genus insulas Philippinas, verosimiliter insulam Luzon, unde clar. H. Cuming adportavit et sub numeris 208 et 358 distribuit. Species. Abrodictyum Cumingii. Abh. V, 3, E 15 114 K. B. Presl, SECTIO II. DIDYMOGLOSSEAE. Indusi limbus bipartitus, XI. DIDYMOGLOSSUM. Desv. Trichomanis spec. Auct. Tabula VIII, figura A, Venae aut flabellatae pluries dichotomo-furcatae, aut saepius pinnatae simplices ramo- saeve, steriles apice acuto libero desinentes. Sorus aut exsertus (supramarginalis) subsessilis, aut saepius immersus (intramarginalis. Indusium infundibuliformi-eylindraceum, limbo bi- partito , laciniis ovato-subrotundis obtusis demum patentibus. Receptaculum indusio longius, filiformi -setaceum, plus minus elongatum, basi capsuliferum. | Capsulae sessiles, lenticulares. Rhizoma repens, filiforme, teres, ramosum. Radices alternae , filiformes, simplices aut ramosae, radiculis aut paleis piliformibus vestitae. Frons hygroscopica, tenera, immo tenerrima, transparens, simplex aut varie divisa, nempe lobata, pinnatifida, pinnata usque supradecomposita, paginis conformibus. © Supes in quibusdam brevissimus I. subnullus, in plurimis varie longus, in omnibus teres, in multis fronde decurrente marginatus. Costa media in speciebus venis flabellatis donatis nulla aut non distinguenda, in reliquis utrinque teres, vix prominula. Venae vix prominulae, in D. punctato, in D. sphenoide et in D. Hookeri flabellatae uni-pluries furcatae , venulis subparallelis angulo acutissimo exorientibus, in reliquis speciebus venae pinnatim ramosae distantes multo pauciores, venulis divergen- tibus. Parenchyma e cellulis rotundato-hexagonoideis constructum. Sorus in plurimis spe- ciebus immersus seu intramarginalis, in quibusdam et quidem praesertim in illis, quae venis flabellaus donatae sunt et in illis, quae ad subgenus Chilodium nuncupatum pertinent, exsertus seu supramarginalis sessilis aut subsessilis aut brevissime pedicellatus. Indusi tubus saepissime cylindraceus, rarius infundibuliformis , limbus liber bipartitus, laciniis vel parütionibus ovatis aut ovato-subrotundis, obtusis aut acutiusculis, primo adpressis demum patentibus, in qui- busdam speciebus purpureo-marginatis, in speciebus ad subgenus Chilodium relatis dentato- lacimatis, in omnibus reliquis speciebus subgenus primum seu Eudidymoglossum constituen- tibus integerrimis. Receptaculum indusio duplo — triplo — quadruplove longius, rectum aut plus minus flexuosum (verosimiliter exsiccatione), setaceum, basi ima capsuliferum, in parte su- periori nuda punctis oblongis impressis spiraliter ambientibus notatum. Capsulae lenticu- lares, sessiles. Genus hoc a clar. Desvaux in ann. soc. lin. par. 1827 constitutum ab omnibus Bo- tanicis qua tale non admissum, immo saepissime plane neglectum, speciebus nunc satis co- Hymenophyllaceae. 115 piosis comprobatum esse videtur. Omnes hae species structura indusi |. ejus limbi optime conveniunt et in tres paragraphos, uti videtur a natura indicatas, commode dividuntur. Subdivisio prima majorem continet specierum. numerum et juxta diramationem venarum exquisitam denuo in duas partes disjungitur. Subdivisio altera duas, tertia tantum. unicam continet speciem. Major specierum numerus in America tropica praesertim in Antillis, duae species in insula Mauritii, quatuor in insulis Philippinis, unica in insula Java et Mauritii, una in Java et Luzonia, unica in insula Rawak Molluccarum et in insula Norfolk, unica species in insulis Societatis obveniunt. S. I. rupi»vwocLossux. Venae venulaeque aut flabellato-dichotomae creberrimae aut pinnatae alternae parciores. Indusii laciniae integerrimae. A. Flabellata. Venae venulaeque flabellatae, pluries dichotomae, creberrimae, Sorus in medio margine subsolitarius, semiimmersus aut subexsertus. — Species minutae, americanae. Species. Didymoglossum punctatum (Trichomanes punctatum Perr.), D. sphenoides (Trich. sphenoides Kunze, Hymenophyllum guadeloupense Spr), D. Hookeri (Trich. reptans Hook. set Grev. ic. fil. £. 32). B. Pinnata. Venae venulaegue distantes, pinnatae, simplices, divergentes, parciores. Sori in laciniis frondis immersi aut parenchymate frondis vix evoluto laterales apparenter subpedicellati segregative. — Species majores, americanae, asiaticae et caet. Species. Didymoglossum reptans (Trichomanes reptans $.), D. muscoides (Trich. muscoides Sw., Trich. apodum Hook. et Grev. ve. ДИ. ©. 117), D. Kraussu (Trich. Kraussii Hook. et Grev. te. fil. t. 149), D. quercifolium (Trich. quercifolium Hook. et Grev.), D. minu- tulum Gaudich. (Trich. minutulum Gaudich.), D. alatum (Hymenophyllum alatum Schkuhr fil, £. 135. b.), D. decipiens Desv., D. Filicula (Trich. bilabiatum Nees ct Bl., Hymenophyllum Filicula Bory), D. brevipes, D. undulatum, D. serrulatum. S. IL. cmmopıum. Venae venulaeque distantes, pinnatae, simplices, divergentes, parcio- res. Sori parenchymate frondis vix evoluto laterales, apparenter subpedicellati, in prima specie latere externo et interno longitudinaliter setosi, in altera nudi. Indusii laciniae den- tato-ciliatae. Receptaculum in prima specie indusium duplo superans rigidum rectum cras- siusculum scabrum , in altera specie longissimum setaceum arcuatum. — Prima species est herbula parva, luzonica, et, si synonyma recte relata, quoque javanica, Hymenophyllis non absimilis, laciniis sinuato-dentatis, dentibus cilüferis; altera species Trichomanes rigidum vel T. pyramidale refert. Species. Didymoglossum Меези (Trichomanes Neesii Blume, Trichom. denticulatum Blume excl. syn, Sw. et Willd., Hymenophyllum humile Nees et Blume et Hymenophyllam dichotomum Nees et Blume nec Cav.) , D. longisetum. $. HI. crepıpıun. Frons elevato-márginata. Venae venulaeque distantes, pinnatae, sim- plices, divergentes. Sori in laciniis frondis immersi. — Species unica, oceanica. Species. Didymoglossum humile (Trichomanes humile Forst.) 15* 116 K. B. Presl, XII. MERINGIUM. Hymenophylli spec. Meyen herb. Tabula VIII, figura B. Venae alternae, pinnatim ramosae venulisque subprominulae et apice libero desinentes. Sorus lateralis, subpedicellatus, basi bibracteatus. Indusii tubus breviter campanulatus, limbo bipartito, laciniis late ovatis obtusis concavis demum divaricato-patentibus. Capsulae lenticulares , parti inferiori receptaculi filiformis rigiduli crassiusculi indusio longioris affixae, sessiles. Rhizoma repens, ramosum, filiforme, ramisque radicibusque paleis piliformibus hori- zontalibus rufis hirsutum. Stipes duos— semitertium pollicem longus, teres, paleis piliformibus flexuosis patentissimis vel divaricatis hirsutus, demum glabrescens. Frons (limbus) fusco-pur- purea, tres — quatuor pollices longa, oblonga, basi nempe angustior quam versus apicem, pin- nata, pinnis alternis petiolulatis lanceolatis acutis profundissime pinnatifidis vel si mavis pin- natis, in uno latere frondis majores quam in altero, laciniis vel pinnis secundariis sublanceo- latis obtusis quinque — quadri — tri—bilobis, lobis linearibus obtusis angulo acuto interstinctis api- cem versus argute serrulatis, infimis superioribus pinnularum superiorum in soros obliteratis et ita angustis ut pedicellum brevissimum mentiantur, Sorus ergo lateralis seu apparenter lateralis, subpedicellatus, multo major quam in Didymoglossi speciebus, basi bracteis duabus oppositis lineari — lanceolatis acutis serratis adpressis tubo indusii aequilongis instructus. In- dusii tubus breviter campanulatus, limbus tubo duplo longior, profunde bipartitus, laciniis late ovalis rotundato obtusis concavis patentibus demum divaricato-patentibus. Receptaculum indusio triplo fere longius, filiforme, rigidulum, quemadmodum in Trichomanis paragrapho tertia Pachychaetum dicta crassiusculum , cicatriculis spiraliter ambientibus sub lente composita visum instructum, rectum vel curvatum. Capsulae in inferiori parte receptaculi affixae, len- üculares sessiles. Non negandum, hocce genus Didymoglosso affine esse, differt tamen praecipue indusio, cujus tubus brevis campanulatus nec cylindraceo-tubulosus, et cujus limbus profunde bipartitus, laciniis latis concavis demum divaricatis, nec laciniis tubo duplo brevioribus ovatis planis demum patentibus ; demum differt receptaculo crassiusculo basi capsulas globoso-congestas gerente. Continet Meringium duas species, quarum prima certa et typica ad Manilam in in- sula Luzon a beato Meyen lecta fuit, altera incerta, quae indusio convenit, cüjus receptaculum tamen hucusque ignotum est, in insula Java provenit. Hanc posteriorem speciem solummodo ex icone novi, quae si melior esset, dubia citius solvisset. Inhabitant ergo ambae species tropicam regionem et insulas maris indici. Descriptio supra data speciem primam adumbrat. Species. Meringium Meyenianum (Hymenophylli species Meyen herb.), M? Blumeanum (Hymenophyllum pectinatum Nees ct Blume, Нут. Blumeanum Spr.). Hymenophyllaccae. 117 XIII. HEMIPHLEBIUM. Trichomanis spec. Sur. Tabula IX. Xachis in costas duas — tres pinnatim ramosa, Vena inframarginalis, interna, tenuissima, continua, latere interiore venulas plurimas tenuissimas simplices (rarissime duabus in unam coalescentibus) et rachim costamque versus directas ac libere desinentes emittens. Sorus aut exsertus (supramarginalis) subsessilis, aut semiimmersus (intramarginalis). Indusium infundibuli- forme, limbo bipartito , laciniis. ovato-semiorbiculatis marginatis. Receptaculum indusio lon- gius, filiformi-setaceum , elongatum, basi capsuliferum. | Capsulae sessiles, lenticulares. Rhizoma repens, tenuissimum, filiforme, ramosum, paleis piliformibus fuscis vestitum. hadices minutae, filiformes, piloso-tomentosae. Herbula semipollicaris, saepe minor. Frons hygroscopica, tenerrima, transparens, simplex, bi- triloba, margine pilis stellato-pluriradiatis remotiusculis instructa, paginis conformibus. Stipes vix linealis, fronde decurrente marginatus, ima basi nudus teres tenuissimus, fuscus. Rachis fusca, teres, prominula, juxta numerum loborum frondis in tot costas quoque fuscas teretes vix prominulas pinnatim divisa. Vena tenuis- sima, exoriens ad utrumque latus baseos rachidis, infra marginem frondis circum circa excur- rens et continua et cum apice costarum ad dextram et sinistram anastomosans , emittens ex latere interno venulas plurimas rectas tenuis$imas versus costam rachimque directas et apice acutissimo libere desinentes ut plurimum simplices rarissime duas in medio latere in unam con- fluentes. Parenchyma transparens, e cellulis subrotundo-hexagonis subregularibus constructum. Sorus aut exsertus sessilis, vel obsolete pedicellatus aut semiimmersus , in quovis lobo, fron- dis superiori solitarius. Indusium infundibuliforme, convexum, limbo bipartito, laciniis seu partitionibus semiorbicularibus elevato-purpureo-marginatis sinu obtuso interceptis paral- lelis aequilongis appositis. Receptaculum indusio plus quam duplo longius, setaceum, rectum, punctis spiraliter ambientibus notatum, basi capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles, crebrae. Differt hocce genus a Didymoglosso, quocum indusio convenit, vena inframarginali venulas plurimas liberas versus costam et rachim directas emittente, et hocce signo ad Mi- crogonium accedit, quamquam posterius venas furcatas gerit et indusium Trichomanis possidet. Jam beatus Hedwig in icone Trichomanis pusilli venulas recurrentes delineavit, sed nec venam vidit nec hanc conditionem venae ac venularum in descriptione indicavit. Pos- terioribus serutatoribus Hymenophyllacearum quoque haec peculiaris organisatio plane ignota remansit. Hac de causa non inutile esse censebam figuram totius plantae delineare et in tabula nona exhibere. Continet hoc genus unicam speciem a beato Swartzio in Jamaica lectam. Species Hemiphlebium pusillum (Trichomanes pusillum Swartz). 118 K. B. Presl. TRIBUS SECUNDA. HYMENOPHYLLOIDEAE. Sorus in dentibus aut laciniis frondis apicalis immersus vel his consumtis sublateralis exsertus, | Indusium e duabus laminis frondis divisis et alteratis constructum ; hae in varia altitudine marginibus connatae indusium ad medium usque ad basim bifidum efformant. Re- ceptaculum indusio longius vel aequilongum vel brevius, aut filiforme in parte superiore cap- suliferum inferne nudum, aut apice globoso-incrassatum ibidem capsuliferum inferneque nu. dum, aut cylindricum aut obovato-vel lineari- clavatum undique. capsuliferum. XIV. LEPTOCIONIUM. Tabula XI, figura D. Venae pinnatae, simplices, prominulae, libere desinentes. Sorus terminalis, sessilis. Indusium usque fere ad basim bipartitum suborbiculatum, laciniis planis appressis margine aequaliter serrato-ciliats. Receptaculum cylindricum, obtusum, undique capsuliferum, junius indusio aequilongum , adultum duplo longius nudum cicatriculis oblongis spiralibus notatum. Capsulae lenticulares, sessiles. hhizoma repens, filiforme, tenue, hinc inde paleis piliformibus patentibus adspersum, radicibus flexuosis pilis (radiculis) horizontalibus vestitis. Егоп4ез sparsae. Stipes semi-uni- pollicaris, teres, flexuosus, fusco-ater, aut glaber aut hinc inde paleis piliformibus adspersus. Frondis limbus semi-sesguipollicaris, lanceolatus, acuminatus, basi acutus, margine pilis bi- partitis seu dicranoideis crassiusculis rigidis acutissimis ciliatus, profunde pinnatifidus, laciniis alternis. oblongo-lanceolatis obtusis inciso-dentatis, dentibus obtusis apice serratis, serraturis remotis acutissimis subciliiferis. Parenchyma e cellulis hexagonis regularibus constructum, tenerum, transparens, in una pagina pilis bipartitis supra descriptus adspersum. Rachis pro- minula, flexuosa, fusca. Venae pinnatim exorientes, prominulae, fuscae, simplices, apice libero obtuso desinentes rachideque in una pagina pilis bipartitis supra descriptis longioribus tamen et subinde ad ortum venarum tripartitis vestitae, in altera glabrae. Sorus in dente infimo superiore laciniarum terminalis et illum absorbens vel obliterans, sessilis, parvus. Hymenophyllaceae. 119 Indusium fronde paululum tenerius, e cellulis Ша multo minoribus constructum, suborbicu- latum, usque fere 'ad basim bipartitum, laciniüs planis adpressis a medio usque ad apicem sinuato-aequaliter serratis, serraturis acutissimis in ciliam abeuntibus. Receptaculum cylin- dricum, obtusum, rigidum, rectum, junius indusio aequilongum undique capsuliferum, ad- ultum indusio duplo longius denudatum et cicatriculis ovali-oblongis spiraliter ambientibus (a capsulis delapsis) instructum, ima basi parumper incrassatum. Capsulae lenticulares, sessi- les. Sporae tetraédricae, verruculoso-punctulatae. Genus hoc unicam certam in Chile a clar, Cuming collectam et descriptione. supra data adumbratam, alteram dubiosam in Jamaica provenientem continet speciem et Hymeno- phyllo genuino quoad receptaculum cylindricum undique capsuliferum valde cognatum est. Sed est genus inter Trichomanoideas et Hymenophylloideas intermedium, priorum recepta- culum, posteriorum indusium possidens, sed magis Hymenophylloideis accedens et inde illis adnumeratum. | Afline quoque Myrmecostylo et Ptychophyllo; a primo tamen differt condi- tione receptaculi, ab altero indusio et receptaculo. Secunda species seu Hymenophyllum fucoides Swartz dubitanter huc refertur et qui- dem auctoritate iconis Hedwigianae; nam specimina authentica a me visa et examinata fruc- tum nimis juvenilem caeterum iconi Hedwigianae bene respondentem habent, pinnarum laci- niae quoque latiores sunt, quam icon laudata exhibet. Species. Leptocionium dieranotrichum, L? fucoides (Hymenophyllum fucoides Sw.). XV. MYRMECOSTYLUM. Hymenophylli spec. Hook. et Grev. Sw. Tabula X, figura A. Venae prominulae, pinnatim ramosae, venulis simplicibus liberis. Sorus terminalis, sessilis. Indusium ovale, utrinque convexum, profunde bifidum, lacinüs conniventibus apice serrulato - ciliatis aut integris. Receptaculum indusio dimidio longius, cylindricum, rigidulum, a medio ad apicem pulvinis capsularum crebre verrucosum ibique capsuliferum. | Capsulae turbinatae, sessiles. Rhizoma repens, teres, paleis piliformibus patentissimis vestitum, radicibus flexuosis radiculis piliformibus copiosis obsitis. Frons hygroscopica, stipitata, oblonga, utrinque acuta, glaberrima, bipinnata, pinnis oblongo-lanceolatis subpetiolulatis, pinnulis pinnatifidis, laciniis linearibus in typica et in chilensi specie sinuato - serrato - ciliatis undulatisque, in specie antil- lana integerrimis vel apice emarginatis. Stipes bi- tripollicaris, in M. tortuoso alatus, ala ser- rato-ciliata crispata versus basim decrescente, in M. clavato nudus teres filiformis. Raches fuscae, in M. tortuoso alatae, ala sinuato-serrato-ciliata undulato-crispata, in M. clavato te- retes nudae. Costae prominulae, fuscae, flexuosae. Venae prominulae, fuscae, pinnatim ramosae, venulis simplicibus apice libero desinentibus. Parenchyma transparens, e cellulis hexagonoideis constructum. Sori in laciniis frondis terminales, sessiles, satis magni. Indu- 120 K. B. Presl, sium lineam longum , ovale, utrinque convexum, usque supra basim bifidum , laciniis conni- vent bus, in M. tortuoso apice serrulato — longe ciliatis, in M. clavato integris emarginaus mar- gie planis aut undulatis repandisve. Receptaculum cylindricum, obtusum, rigidulum, rectum aut incurvum , junius indusio brevius aut aequilongum basi nudum et versus apicem capsuli- ferum , in M. tortuoso adultum indusio dimidio longius rarissime illo fere duplo longius et apicem versus pulvinis verrucaeformibus capsularum spiraliter dispositis scabris erebrisque instructum, in M. clavato conforme, sed pulvinis his minoribus. Capsulae lenticulari - turbi- natae, sessiles. Receptaculum indusio longius genus hoc cum Leptocionio, pulvini verrucaeformes capsularum cum Ptychophyllo consociat et inde Myrmecostylum medium est inter Leptocio- nium et Ptychophyllum, ab utroque characteribus sufficientibus diversum, uti e deseriptio- nibus et iconibus satis superque patet. Myrmecostylum quoque una cum Leptocionio phrasim Hymenophylloidearum infirmat, nam receptaculum exsertum et cylindricum stirpem Trichoma- noideam referret, nisi reliqua signa Hymenophylloideam indicarent. Transitum ergo e Tricho- manoideis in Hymenophylloideas nec minus efficit, uti jam in Leptocionio mentionatum fuit. Species prima, typica, a beato Banks in Nova Zeelandia lecta et Jacquinio communicata in herbario Jacquiniano nunc herbario Musei imp. viennensis inchoato nomine Trichomanis tor- tuosi Banks inscripta in speciminibus optime constitutis et evolutis ad manus erat, unde venit, quod icon Hookeri et Grevillei (fil. t. 129) minus accurata et soris nimis juvenilibus provisa censenda esse videtur. Alteram speciem, cujus authenticum specimen quoque vidi, cum receptaculis aut nondum excretis aut fractis observavi, quare de longitudine illius nondum certus sum, cum icon Hedwigiana dubia circa hanc rem versantia quoque non solvit. Vidi tertiam. speciem a clar. Cuming in Chile collectam sed ob sterilitatem. valde dubiosam, quae cum M. tortuoso rachi et stipitis apice alata, ala margineque frondis sinu- ato-serrulato-ciliata convenit et quam pro genuino Hymenophyllo dichotomo Cavanillesii habeo, cum similitudinem satis magnam cum Didymoglosso Neesii (Hymenophyllo humili Nees et Blume nec Cav.) quoque demonstrat et phrasis Cavanillesiana in plantam a Cumingio lectam optime quadrat, Species. Myrmecostylum tortuosum (Trichomanes tortuosum Banks in herb. Jacq. Hymenophyllum tortuosum Hook. et Grev.), M? dichotomum ( Hymenophyllum dichotomum Cav.), M. clavatum (Hymenophyllum clavatum Sw.). XVI. PTYCHOPHYLLUM. Hymenophylli spec. Kaulf. Tabula XI, figura E. Costa teres. Уепае pinnatae, alternae, distantes, ramosae, venulisque apice libero desinentes. Sorus in lacinia frondis terminalis, compressus, sessilis. Indusium ad duas ter- tias partes bifidum, laciniis ovatis obtusis, altera integra, altera bifida. Receptaculum lineari- Hymenophyllaceae. 421 cybndrieum basi incrassatum nudum, apicem versus pulvinis verrucaeformibus spiraliter dis- positis provisum. Capsulae lenticulares, verrucis receptaculi subobligue affixae. Rhizoma repens, filiforme, ramosum, radicibusque sparsis paleaceo - pilosum. | Frons stipitata, hygroscopica, tenera, transparens, tripinnata, pinnulis secundariis pinnatifidis integris- gue, laciniis inaegualiter acutiuscule serrulatis longitudinaliter plicatis, caeterum glaberrimis, rachibus margine foliaceo in dentes acuminatos diviso provisis. Stipes uni- tripollicaris, teres, bifarie paleaceus vel potius margine frondis utriusque in dentes acuminatos paleaeformibus dissoluto instructus. Costae tenues, prominulae, stipiteque rachibusque atro-fuscae. Venae ve- nulaeque tenues, steriles apice libero desinentes, Parenchyma e cellulis hexagonoideis con- structum, Sori in superiori frondis parte obvenientes, in lacini terminales, sessiles, com- presso-plani, mediocres. Indusium usque ad duas tertias partes longitudinis bifidum, laciniis ovatis obtusis conniventibus aequalibus, altera usque ad duas tertias partes longitudinis bi- fida, laciniis aequalibus sinu acutiusculo divisis, altera integra. Receptaculum indusio aequi- longum, rectiusculum, filiforme, teres, basi incrassatum inferneque cicatricibus linearibus lon- gitudinaliter spiralibus, a medio usque ad apicem pulvinis verrucaeformibus crebris patentis- simis spiraliter ordinatis apice truncatis suborbiculatis et coloratis instructum. Capsulae in verrucis seu potius pulvinis sessiles, oblique affixae, lenticulares, Species hucusque unica cognita in Chile a beato Chamisso et a clar. Cuming collecta, habitum Hymenophylloidearum praesefert, structura fructificationis tamen valde recedit, Pty- chophyllum cum generibus duobus antecedentibus seriem Hymenophylloidearum inchoat et transitum in Trichomanoideas efficit, siquidem receptaculi forma et indoles, ut fas est, respicitur. Peculiaria signa inter Hymenophyllaceas omnes sunt pulvini receptaculi, indusii lacinia una bifida, frondis laciniarum plicatio longitudinalis. Beatus Kaulfuss hancce stirpem obiter et partim erronee descripsit, frons nempe nec est caudata nec indusia sunt strobiliformia; talia signa nec in ipsissimis speciminibus Chamissonianis nec in satis copiosis Cumingianis optimis umquam vidi. Species. Ptychophyllum plicatum (Hymenophyllum plicatum Kau//., Hym. magellani- cum Willd. herb.) XVII. HYMENOPHYLLUM. Hymenophylli spec. Smith et Auct. Tabula XI, figura A, B, С. Tabula XII, figura A, B. Costa teres, prominula. Venae alternae, distantes, ut plurimum ramosae, saepius utringue pinnatae, in pinnis dimidiatis in latere inferiori deficientes, steriles venulisque apice libero obtuso desinentes. Sorus in lacinia terminalis, aut suborbiculatus aut saepissime ova- lis, utrinque convexus, sessilis aut subpedicellatus. Indusium bilobum, bifidum aut bipartitum, lobis laciniisve demum patentibus. Capsulae lenticulares, sessiles, receptaculo clavato obtuso undique affixae. Abh, V, 3, 16 122 K. B. Presl, Rhizoma repens, tenuissimum, filiforme, ramosum, radicibus alternis radiculisque pilis paleaeformibus copiosissimis vestitum. Frondes stipitatae, hygrometricae, tenerae vel tenerrimae, sparsae, transparentes, pinnatim divisae, rarius pilis a basi furcatis vestitae, sae- pius sinuato-serrulatae, serraturis subinde pilos simplices gerentibus, saepius glaberrimae, pa- ginis conformibus. Stipes variae longitudinis, teres, subinde marginato-alatus. Raches teretes, utrinque prominulae, saepe margine foliaceo alatae. Costae teretes, tenues, prominulae. Venae pinnatim exorientes, alternae, ramosae, non prominulae, venulisque apice libero obtuso aut acutiusculo desinentes, in quibusdam speciebus ob pinnas dimidiatas i. e. latere pinnarum inferiore deficiente solummodo in latere pinnarum superiore obvenientes. Parenchyma e cel- lulis hexagonoideis constitutum, tenerum vel tenerrimum. Sorus in lacinia frondis terminalis, saepissime laciniam ipsam efficiens, sessilis aut subpedicellatus, solitarius (in qualibet lacinia), mediocris, rarius parvus, in H. minimo solummodo in lacinia terminali obveniens et inde in fronde terminalis. Indusium e. cellulis hexagonoideis constitutum, fronde tenerius, aut sub- orbiculatum usque ad medium bilobum (in Cycloglosso), aut ovale ad duas tertias vel tres quartas partes bifidum (in Euhymenophyllo et Craspedophyllo), aut usque ad basim bipartitum (in Sphaerodio), lobis planiusculis conniventibus (in Cycloglosso), aut laciniis convexis conniven- tibus (in Euhymenophyllo), aut partitionibus valde convexis conchaeformibus (sie dictis in- flaus) demum patentissimis (in Sphaerodio). Receptaculum undique capsulis obsitum, cap- sulis delapsis cicatricibus linearibus spiraliter ambientibus instructum, m Cycloglossis et Euhy- menophyllis lineari-clavatum indusio aequilongum, in Sphaerodio oblongo-clavatum demum indusio longius vel sublongius. Capsulae lenticulares, sessiles, supra planae et simpliciter cellulosae, in Sphaerodio superne excentrice stellato -radiatae. Sporae tetraédricae, punctis minutis verruculatae. Receptaculum in soris juvenilibus plerumque indusio brevius, capsulis maturescentibus sensim. prolongatur, usque dum, praesertim his dejectus, longitudinem indicatam obtinet, Clarissimus Smith genus Hymenophyllum primo exstruxit et sequenti modo definivit: Sorus marginalis receptaculo cylindraceo insertus. Indusium bivalve sorum includens. — Clar. Bernhardi definitionem generis alteravit et in Schraderi novo diario botanico (I. pars 2. р. 17) sequentem exhibuit: Sporangia helicogyrata, sessilia, aggregata in Sporangiophoro subfiliformi. Perisporangium semibivalve. — Phrasim Smithianam beatus Kaulfuss parumper mutavit et quidem his verbis: Sori marginales receptaculo clavaeformi inserti. Indusia erecta bivalvia. — Definitionibus hisce eruditissimus Sprengel non contentus fuisse videtur, quare sequentes characteres genericos indicavit: Receptacula bivalvia. Capsulae columnae centrali subelavatae affixae. — Denique indefessus Endlicher sequentem phrasim permutatam dedit: Sporangia circa venam ultra frondis marginem in columellam subclavatam productam sessilia, indusio frondi continuo bivalvi cincta. Quodsi variae species hucusque generi Hymenophyllum adnumeratae accuratius con- templantur, in pluribus alia immo contraria signa obviam veniunt; tales species ergo in ge- nere Hymenophyllum amplius enumerari non possunt, Sic species cum venis crebris, paral- lelis, rectis et simplicibus, oppositis aut suboppositis, aut ilae receptaculo filiformi superne Hymenophyllaceae. 123 capsulifero inferne nudo, aut illae receptaculo cylindrico apice globoso-incrassato et ibidem capsulifero e genere notis supra indicatis circumscripto eliminari debent. Ex allatis definitionibus diversorum auctorum patet aut saltem verosimillimum est, definitiones has praecipue in Hymenophyllum tunbridgense et affinia cadere, et inde omnes reliquas species, in quibus similia aut eadem signa obveniunt, amplecti. Cum res se ita ha- heant, Hymenophyllo tunbridgensi tamquam antiquissimae speciei nomen genericum Smithia- num conservatur et reliquae species adduntur. Omnes species ergo e genere notis supra indicatis circumscripto eliminatae sunt, quarum venae, indusia et receptacula aliter constituta sunt, et de quibus in paginis antece- dentibus locutum est et in mox sequentibus sermo erit. Non obstante hacce restrictione et purgatione genus Hymenophyllum magnum continet specierum numerum, qui inspectis pluri- bus herbarii facile augeri potest. Dividitur Hymenophyllum in quatuor subgenera, ut jam supra indigitatum fuit, nempe in Sphaerodium , Euhymenophyllum , Cycloglossum et Craspedophyllum. Distinguuntur haec subgenera figura et divisione indusii, forma receptaculi et structura faciei superioris capsu- larum, denique fronde marginata. Subgenus secundum seu Euhymenophyllum subdividitur in pilosa, sinuato = serrulata et integra. Species pilis umbraculiformibus 1. e. apice stellatim ramosis vestitae mihi hucusque non obvenerunt. Sphaerodium notis propriis tantum a reli- quis recedit, ut peculiare genus efficere posset. Plurimae species extratropicae sunt et in America australi, praesertim in Chile, pro- veniunt, nonnullae in Africa australi, Nova Hollandia et Nova Zeelandia occurrunt, duae Europam inhabitant, scilicet una (Hymenophyllum tunbridgense) Angliam, Scotiam, Europae mediterraneae litora, insulas Tenerifa et Madera, altera (H. Wilsoni) Hiberniam; paucae sunt tropicae americanae, africanae et indicae. In America boreali, si Mexico excipitur, nulla species hucdum observata fuit. S. I. spuaeropıum. Sorus ovato-subglobosus. Indusium usque ad basim bipartitum, partitionibus ovato-subrotundis demum semigloboso - convexis patentissimis. | Receptaculum oblongo -clavatum, obtusum, basi angustatum, demum indusio longius. Capsulae turbinato- lenticulares, excentrice affixae, sessiles, in facie superiore cellulis linearibus e puncto excen- trico stellatim exeuntibus radiatae. — Species extratropicae, una europaea, altera capensis, tertia novohollandica, quarta americana. Frondis laciniae sinuato- arguteque serrulatae. Sori apparenter supraaxillares vel laterales subpedicellati, indusii laciniis integerrimis, Species. Hymenophyllum Wilsoni Hook. (H. tunbridgense Schk. fil, (. 135 d.), H. Meyeri (H. tunbridgense, b. Drége pl. cap. exs.), H. antarcticum (H. tunbridgense Sieb. syn. fil, m. 134, Л. mizta. n. 254), H. Menziesii (H. tunbridgense Jacq. herb. in Herb. mus. bot.imp. vienn.). $. IL Eunymenopuyrrum. Indusium ovale, convexum, usque ad duas tertias vel ad tres quartas partes longitudinis bifidum, laciniis conniventibus ciliato-serratis aut integris. Recep- taculum lineari-clavatum indusio aequilongum (in H. serra, H. pectinato, H. Dregeano, H.fumaroide brevius. — Species numerosae, gerontogeae, americanae et australicae , intratropicae et ex- tratropicae, nonnullae pilis a basi furcatis vestitae, plurimae glaberrimae aut sinuato-serrulatae 16:5 124 K B. Presl, aut integrae. Sori saepe apparenter laterales subpedicellati, saepius in laciniis frondis terminales. Pinnae in speciebus compluribus dimidiatae i. e. solum in latere superiori evolutae, latere inferiore praeter marginem foliaceum deficiente; tales species peculiarem habitum in reliquis Hymenophyl- laceis nondum observatum praeseferunt, attamen ab Hymenophyllis genuinis removendae non sunt, A. Pilosa. Pili a basi furcati simplicibus mixti. Indusii laciniae ciliato-serratae. — Species prima peruviana, altera antillana, Species. Hymenophyllum valvatum Hook, et Grev., H. blepharodes. B, Serrulata. Pinnae laciniaeve sinuato-arguteque serrulatae, serraturis subinde (an semper in juventute?) ciliferis. Indusii laciniae in quibusdam speciebus serrulatae, in alis integrae. — Species plurimae extratropicae in hemisphaera australi provenientes, chi- lenses, novo-zeelandicae, novo-hollandicae, unica extratropica ex hemisphaera boreali, а. Evoluta, pinnis (saltem inferioribus) utrinque evolutis. Species. Hymenophyllum minimum Less. et Rich., H. tunbridgense S., H. asperulum Kunze, H. cupressiforme Zabill, H. Dregeanum (H. tunbridgense, а. Drege pl. cap. exs.), H. peruvianum Heck. et Grev., H. seselifolium, H. multifidum Sw. (Trichomanes multifidum Forst.) b. Dimidiata , pinnarum latere superiori tantum evoluto, Species. Hymenophyllum unilaterale Bory, H. serra, H. pectinatum Cav., H. secun- dum Hook. -et Gra. C. Integra. Frondes nec pilis furcatis vestitae nec sinuato-serrulatae, sed laciniae integrae (si emarginatura apicalis passim obveniens excipitur). Indusii laciniae saepissime in- tegrae, in H. fraterno inaequaliter obtuseque denticulatae, in H. daedaleo apice lacero-denti- culatae. Numeravi huc quoque H. javanicum, sed dubitanter, cum icon in partibus fructifi- cationis non satis accurata, sicuti optandum, est. — Species intra- et extratropicae americanae, novohollandicae, novozeelandicae, africanae, asiaticae. Species. Hymenophyllum asplenioides Sw., H fumaroides Bery, H. Thunbergit chl. pl. cap. un. it. n. 92, (H. tunbridgense Kunze acot. afr. p. T4 partim), И. flabellatum Labill., H. nitens Brown, H. fraternum, H. Poeppigianum (H. clavatum Aunze in Pocppig fl), H. jalappense Schlecht., H. Grevilleanum (H. polyanthos Hook. et Grev.), H. polyanthos Sw. (H. millefolium Schlecht., — Mathews pl. per. exs. n. 1190), H. emarginatum Sw., H? java- nicum Spr. (H. crispum Nees et Blume), H. daedaleum Blume, H. paniculiflorum. 6. HI. ceycrocLossum. Indusium suborbiculatum, planiusculum , usque ad medium bi- lobum, laciniis conniventibus l. appositis, Receptaculum lineari-clavatum indusio aequilongum (in H. semibivalvi et H. caespitoso ex iconibus brevius) — Species prima falklandica, altera chilensis, tertia novozeelandica, quarta et quinta antillanae, sexta gujanensis. In H. caespitoso costae disticho-pilosae et illae pinnarum sterilium clavato-incrassatae ex icone apparent. Species. Hymenophyllum caespitosum Gaudich. in Freyc., Н. Cumingii, H. semibivalve Hoch, et Grev., H. decurrens Sw. (а. Jacquinianum, fronde lineari-lanceolata [Jacg. coll. 2. £. 2. /. 1, 2], В. Sieberianum, fronde ovata [Trichomanes clavatum Seb. syn. fil. n. 141. partim]) H. Kohautianum (Trichomanes clavatum Scb. fl. mart, n. 250, syn. fil. п. 141). H. Schomburghii (Hymenophyllum. Schomb. pl. guy. exs. n. 509). Hymenophyllaceae. 125 S. IV. cRAsPEDOPHYLLUM. Frons simplex bilobaque, glabra indusioque marginata. La- ciniae integrae. Sorus terminalis sessilis. Indusium bipartitum, integrum. — Species novohol- landica, mihi solummodo ex icone nota, verosimiliter genus proprium efficiens, Species. Hymenophyllum marginatum Hook, et Grev. XVII. SPHAEROCIONIUM. Hymenophylli spec. Smith et auct. Tabula IV, figura B. — Tabula X, figura B, C. Costa teres, prominula. Venae pinnatae, alternae, distantes, simplices ramosaeque, steriles venulisgue conformibus apice libero desinentes. Sorus in lacinia frondis terminalis, compresso-planus, sessilis. Indusium bifidum, laciniis ovato-orbiculatis obtusis adpressis, de- mum patentibus. Receptaculum indusio brevius, inferne cylindricum nudum, apice globoso- incrassatum et capsuliferum. Capsulae lenticulares, oblique stipitatae, Rhizoma repens, tenuiter filiforme, ramosum, saepe praeter radices alternas filiformes simplices ramosasque radiculis paleaeformibus piliformibus copiosissimis instructum. Frondes stipitatae, hygroscopicae, tenerae vel tenerrimae, sparsae, plus minus in rhizomate distantes, transparentes, pinnatim divisae, aut pilis apice stellatim ramosis (umbraculiformibus) praeser- tim in costis venis margineque ornatae, aut sinuato-serrulatae, serraturis subinde pilis sim- plicibus superatis, aut glaberrimae, paginis conformibus. Stipes variae longitudinis, teres. Raches teretes, utrinque prominulae, saepe una cum stipite margine foliaceo alatae. Costae teretes, prominulae. Venae pinnatim exorientes, alternae, simplices aut saepe ramosae, in- ternae venulisque apice libero desinentes. Parenchyma e cellulis hexagonoideis constitutum, tenerum. Sorus in dente laciniave frondis terminalis , solitarius, sessilis, compresso-planus vel disco convexiusculus, parvus. Indusium e laminis frondis disjunctis formatum, fronde multo tenerius, e cellulis hexagonoideis constitutum, usque ad tres quartas vel quatuor quin- tas partes longitudinis bifidum, laciniis ovato-rotundatis aut orbiculatis aut obcordatis primo adpressis deinde patentibus, in compluribus speciebus margine vel pone marginem pilis apice stellam ramosis ciliatis vel hirsutis, in alus speciebus serratis, in aliis serrato-ciliatis, in aliis integerrimis. Receptaculum indusio semper brevius, inferne cylindricum et nudum, apice globoso- vel subgloboso-incrassatum spongiosum et ibidem capsuliferum, capsulis delapsis ir- regulariter cicatrisatum. Capsulae lenticulares, margine undique annulo elastico circumdatae, plus minus stipitatae, stipite e prolongatione excentrica faciei capsulae inferioris constructo, plus minus longo, continuo, numquam septis transversis vel articulationibus quemadmodum in Filicaceis insignito. Sporae tetraédricae, verruculis minutis punctulatae. Genus hocce subgeneri tertio Hymenophylli genuini, seu Cycloglosso, si indusium solum respicitur, valde affine est, et habitum Hymenophyllorum in limites supra indicatas restrictorum prae se fert. Sed receptaculi figura et insertio capsularum satis grave signum videtur, ut Sphaerocionium ab Hymenophyllo separetur. 126 К. В. Presl, Subdivisio generis magnam copiam specierum continentis res perguam difficilis est et nescio aliam proponere guam inseguentem, guae nempe ex indumento, hoc est, e pilis vel apice stellatim ramosis seu umbraculiformibus vel a basi furcatis aut simplicibus ac denticulo insidentibus vel in omnis frondis parte deficientibus petitur; nam illa e partitione frondis ex- structa multo minus possidet pretium et solummodo adminiculnm parvi momenti subministrat. Forsitan serius meliora subdivisionis generis innotescunt indicia, 1. Stellata. Stipes et frons aut undigue aut solum in margine, rachi, costis, venis et in margine indusi pilis apice stellatim ramosis pilosa, inde tomentosa aut pilosa aut cili- ata, — Stirpes tropicae, fere omnes americanae, paucissimae mascarhenses, plures elegan- tissimae, hucusque satis confusae. Sphaerocionium elasticum glabrescentia transitum in divi- siones posteriores efficit. S. lineare et S. pulchellum pilos apice. stellatim ramosos | simplices- que furcatosque gerunt, posteriores in majori numero, hinc transitum in species pilosas efficiunt, Species, Sphaerocionium hirsutum (Hymenophyllum hirsutum Sw. excluso synonymo Plumier, Hym. attenuatum Beyrich herb. partim), S. sericeum (Hym. sericeum S.), S. tomen- tosum (Hym. tomentosum Kunze fil. Pcepp.), S. interruptum (Hym. interruptum Kunze), S. aureum (Hym. aureum Deyrich herb. ,, Hym. sericeum Herb. bras, reg. berol. n. 190), S. Plumieri (Hym. Plumieri Hoch. et Grev. excl. syn. Plum., Hym. hirsutum Presl in rel. Haenk.), S. Sie- beri (Trichomanes alatum Sieb. fl. mart. suppl. n. 11), S. pulchellum (Hym. pulchellum Schlecht., Hym. attenuatum Beyrich herb.), S. vestitum (Hym. hirsutum Beyrich herb.), S. hirtellum (Hym. hirtellum Sw.), S. ciliatum (Hym. ciliatum Sw., Trichomanes ciliatum MWagelt pl. surin. in Reichenb. herb.), S. Grevilleanum (Hym. ciliatum Hook, et Gre. ic. fil. £. 35), S. lineare (Hym. lineare Sw., Hym, species Herb. bras, reg. berel. п. 190, b.), S. Boryanum (Hym, Boryanum Wild), S. commutatum (Hym. Boryanum Ва fil, bras. t. 19), S. elasticum (Hym. elas- ücum 7744.) ! 2, Pilosa, Stipes et frons aut undique aut solum in margine, rachi, costis, venis et in margine indusii pilis a basi furcatis vel simplicibus pilosa aut ciliata, margine frondis saepe sinuato-serrulato, serraturis ciliiferis. — Surpes complures tropicae, plurimae ameri- canae, paucae gerontogeae, nonnullae extratropicae, Sphaerocionium pulchellum et S. line- are transitum ex anteriori divisione in hanc efficiunt, cum pili rariores apice stellatim ramosi simplicibus intermixü obveniunt, Plures species pilos in serraturis obvenientes demum deji- ciunt et tunc simpliciter serrata sunt; anne hae species potius in propriam sectionem remo- vendae? Adsunt in herbariis aliquot species ineditae ex Chile, quae verosimiliter huic sectioni adnumerandae, sed ob defectum fructificationis neglectae sunt. Species. Sphaerocionium diversilobum, S. Schiedeanum (Hymenophyllum ciliatum Schlecht), S. tifidum (Hym. trifidum Zook. et Grev.), S. pendulum (Hym. pendulum Bory) S. cristatum (Hym. cristatum Hook, et Grev.), S. bivalve (Hym, bivalve Sw.), S. scabrum (Hym, scabrum Less.) 3. Glabra. Undique glabra, nec sinuata-serrulata nec ciliata. — Stirpes tropicae et extratropicae, americanae, australasicae, et gerontogeae, difficillime describendae et distinguendae. S. gracile quoque in Peruvia aut in Chile obvenit. Hymenophyllaceae. 127 Species. Sphaerocionium infortunatum (Hym. infortunatum Bory), S. australe (Hym. australe Willd.), S. ricciaefolium (Hym. ricciaefolium Bory), S. rupestre (Hym. rupestre Raddi), S. caudiculatum (Hym. caudiculatum Mart., Hym. ciliatum Herb. bras. reg. bercl. n. 189), S. productum, S. dilatatum (Hym. dilatatum .$w.), S. crispatum (Hym. crispatum Hook. et Grev.), S. macrocarpum, 5. badium (Hym. badium Hook. et Grev., Cuming pl. exs. philip. n. 112), S. gracile (Hym. gracile Bory), S. demissum (Hym. demissum Sw.), S. sanguino- lentum (Hym. sanguinolentum Sw.), S. undulatum (Hym. undulatum .$w., Hym. fumaroides Chamisso herb. et inde Kaulfuss, Kunze, Hymenophylli species Herb. bras. reg. mus. berol. n. 188), S. axillare (Hym. axillare Sw,), S. abietinum (Hym. abietinum Hook. её Grev.) XIX, HYMENOGLOSSUM. Hymenophylli spec. Cav. Costa utrinque teres, prominula, flexuosa. Venae oppositae, suboppositae alter- naeque, angulo acuto exorientes, parallelae, utrinque prominulae, simplicissimae, in dentes frondis marginatae excurrentes, ante marginem obtuse desinentes, Sori in dentibus frondis apicales. Indusium....... Receptaculum ....... Capsulae...... Rhizoma repens, filiforme, glabrum, radicibus sparsis flexuosis simplicibus instructum. Frondes sparsae, distantes, glaberrimae, vix aut non hygrometricae, firmiores guam in reli- guis Hymenophylloideis, longe stipitatae, oblongo«lanceolatae, acutae, basi acutiusculae, excepta basi aequaliter vel subaegualiter obtuse dentatae, tenuiter marginatae, transparentes, in utraque pagina conformes, pallide virides aut purpureae, duos usque tres polices longae, in maxima latitudine (versus basim) decem lineas latae, in stipite pendulae. Stipes usque semipedalis, erectus, teres, filiformis, obscure flexuosus, glaberrimus, fuscus. Costa media utrinque prominula et teres, flexuosa, fusca, Venae circiter lineam ab invicem distantes, op- positae suboppositae alternaeque, angulo acutissimo exorientes, parallele excurrentes, rectae vel laeviter arcuatae, simplicissimae, prominulae et inde frondem lineantes, in eodem numero ae dentes frondis obvenientes (pro quolibet dente una), libere apice obtuso desinentes. Ve- nulae nullae. Parenchyma e cellulis hexagonoideis constructum. Sori in dentibus frondis terminales, caeterum ignoti. Species unica hucusque nota, a beato Née in insula Sancti Caroli de Chiloč, a beato Haenke in terris Mexici occidentalibus ad truncos arborum inventa, nitidissima, in paucis- simis herbariis obvia. Differt Hymenoglossum a reliquis Hymenophylloidearum generibus peculiari jam ha- bitu, l. frondis lamina in stipite pendula, fronde marginata reliquis firmiore, venis paral- lelis simplicibus. Species. Hymenoglossum cruentum (Hymenophyllum. cruentum. Cav.) 128 K. B. Presl, APPENDIX. DIAGNOSES HYMENOPHYLLACEARUM NOVARUM. TRICHOMANES MARTIUSII. T. fronde lineari-lanceolata elongata utrinque angustata stipiteque pilis patentibus hir- suta profunde pinnatifida, lacinüs horizontalibus angulo acuto interstinctis oblongis obtusis integerrimis contiguis, inferioribus decrescentibus, summis confluentibus , venis parallelis, re- ceptaculis setaceis longissimis, frondibus novellis (nondum evolutis) hirsutissimis , rhizomate crasso lignoso polyrhizo adscendente. T. pilosum. Mart. crypt. bras. p. 104. t. 68. fig. dextra, nec Raddi. Habitat in Brasiliae provincia Rio Negro in montibus Arara- Coara et Cupati fluvio Japurá imminentibus, ubi Januario fructificans collegit celeb. Martius. Diagnosis confecta ex icone optima, quum specimina authentica nondum vidi, alia cum icone comparare non potul. TRICHOMANES PLUMULA. T. fronde oblongo-lanceolata elongata apice angustata stipitegue pilis adpressis ar- ticulatis simplicibusque hirsuta pinnata aut profundissime pinnatifida apice pinnatifida, pinnis oblongo-linearibus obtusis integerrimis contiguis angulo acutissimo interstinctis horizontali- bus, inferioribus deorsum versis, infimis 2—3 utrinque subito decrescentibus, venis paral- lelis, receptaculis setaceis longissimis scabris, rhizomate crasso lignoso polyrhizo horizon- tali hirsutissimo. T. pilosum. Mart. crypt. bras. p. 104. (. 68. figura sinistra, nec Raddi. Habitat in Brasilia cum praecendente. Non solum a praecedente, sed quoque a T. piloso Raddiano sufficienter differt. — Diagnosis ex icone optima confecta. TRICHOMANES HAENKEI. T. fronde oblongo-lanceolata elongata acuta pubescente pinnata basi obtusa, pinnis adnatis angulo rotundato interstinctis oppositis alternisque oblongis obtusissimis crenulatis parallelis contiguis apice fructiferis, infimis aequilongis distantibus deflexis, reliquis horizon- Hymenophyllacear. 129 talibus, venis di- trichotomis, fructiferis simplicibus, receptaculis longissimis, stipite triquetro rachique hinc convexa illinc canaliculata pilis adpressis hirsuto. T. erispum, Presl relig. Haenk. 1. p. 69, Habitat in montanis huanoccensibus Peruviae, ubi legit beatus Haenke. Longe distat a T. crispo, quod T. pellucido magis accedit et quod T. Kaulfussii per- simile est. Magis accedit nostrum ad T. plumosum, quod longitudine stipitis (quoque tri- quetri), pinnis alternis longioribus fructiferis. brevioribus, venis, exceptis infimis et fructi- feris, tantum dichotomis differt. Pinnarum basis plerumque laceratione inaequaliter disjuncta angulum interceptum alienari videtur, si res mifüs attente adspicitur. Saepe venarum superiorum ramus superior fructifer. Fructus ut in congeneribus. TRICHOMANES SELLOWIANUM. T. fronde lineari-lanceolata elongata acuta profunde pinnatifida basi obtusa, laciniis oblongis obtusis inaequaliter denticulatis ciliatis undulatis sinu. rotundato minuto interceptis alternis contiguis horizontalibus, infimis paululum minoribus deflexis, venis di- trichotomis, in una facie costaque pubescentibus, receptaculis longissimis, stipite hinc convexo illinc cana- liculato rachique convexa pilis adpressis hirsuto. Trichomanes. Herb. reg. bercl. bras. n. 197. Habitat in Brasilia, ubi legit Sellow. Affine praecedenti et T. plumoso, differt stipite, rachi, pinnis, sinu pinnarum etc. Pinnae approximatissimae ita ut margines sese obtegunt. In hac specie et in quibus- dam aliis subgeneris Achomanes facies superior ab inferiori fere distingui potest; indicat illas nempe stipes, rachis et una facies (superior verosimiliter) glabra, altera (verosimiliter in- ferior) in venis et costa pilis obsita. Haec facierum diversitas in genuinis Trichomanis spe- ciebus seu Eutrichomane nullibi observatur et transitum in Filicaceas efficere videtur; valor hujus signi in Hymenophyllaceis non parvi aestimandus est, inde Achomanes potius tamquam typus generis proprii censendum esse opportet. TRICHOMANES ASPLENIOIDES. T. fronde lineari-lanceolata elongata glabra pinnata, pinnis alternis oppositisque ses- silibus oblongis obtusis crenulatis inaequilateris inferne angustioribus acutis superne latiori- bus truncatis auriculatis, fructiferis irregulariter fissis aut laceris, venis creberrimis furcatis venulisque crassiusculis, rachi inferne hinc canaliculata hinc tereti, stipite tereti basi hirsuto, rhizomate brevi oblique repente. Abh, V, 3, i —ı 130 К. B. Presl, Cuming pl. exs. philipp. n. 184. 1 Habitat in insulis Philippinis, ubi legit clar. Cuming. Rhizoma pollicare, crassum, obliquum, repens, radicibus usque spithameis teretibus flexuosis ramulosis glabris frondibusgue crebris sparsis obsitum. Frons usque spithamea, hygrometrica, elastica, exsiccatione nigricans, lineari-lanceolata, angustato - acuminata, pinnata. Supes sesquipollicaris, lineam fere crassus; teres, rigidus, glaber, basi tantum paleis piliformibus longis patentissimis nigris vestitus. Rachis glabra, arcuata, hinc (supra?) usque ad longitu- dinem duorum pollicum canaliculata, illinc (infra?) et in reliqua longitudine teres., Pinnae usque octo lineas longae, duas usque semiguartam lineam latae, alternae, suboppositae et oppositae, sessiles, patentissimae, inferiores et superiores sensim decrescentes, oblongae, rotundato-obtusae, crenulatae, more Aspleniorum inaequilaterae, latere nempe superiori latiores basi truncatae et obtuse auriculatae, latere inferiori duplo angustiores acutissima basi dimidiatae, supremae trapezoideae, frucuferae plerumque irregulariter fissae seu lacerae. Venae creberrimae, sim- pliciter furcatae, venulisque crassiusculae. Parenchyma e cellulis hexagonoideis satis magnis trans- parentibus constitutum, Sorus in pinnis integris immersus, in laceris supramarginalis subsessilis. Indusium infundibuliformi-cylindraceum , ore repando. Receptaculum setaceum, scabrum, in- dusio duplo longius, basi fructiferum, integrum non visum. Affine T. javanico, sed differt stipite, rachi, pinnis, venis, soris ete. — Quoque haec species cum consortibus ad Achomanes numeratis facies frondis diversas indigitatas habere videtur. TRICHOMANES DIMIDIATUM. T. fronde lineari longe angustato-acuminata pinnata, pinnis petiolulatis oblongis obtusis acuminatisve pinnatifidis basi inferne dimidiatis integerrimisgue, basi superne truncatis, laciniis subbilobis lobisque bidentatis obtusis, infima majori auriculaeformi, rachi hinc canaliculata illinc convexa stipiteque brevi villoso - paleacea, soris exsertis subpedicellatis, indusii limbo erecto. Cuming pl. xs. philip. n. 129. Habitat in insulis philippinis praesertim in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. lhizoma tres quartas partes lineae crassum, repens vel scandens, teres, paleis pili- formibus fuscis ultralinealibus patentibus vel patentissimis dense villosum, hinc inde radices simplices ramosasque filiformes flexuosas emittens, demum glabrescens. Stipes quatuor sex lineas longus, rigidus, paleis piliformibus flexuosis fuscis villosus, basi teres, apicem versus hine cana- liculatus illinc convexus. Frons (strictissimo sensu) decempollicaris et verosimiliter quandoque longior, linearis vel lineari- oblonga, longe angustato - acuminata, pinnata. Pinnae usque decem lineas longae, alternae, petiolulo semilineali vel paullo longiori insidentes, oblongae obtusae angustato - acuminataeve, ad modum plurimorum Aspleniorum tantum latere superiore evolutae, hinc basi inferne dimidiatae integerrimae, basi superne truncatae, in reliquo ambitu pinnatifidae, laciniis bilobis bidentatisve, lobis bidentatis dentibusque obtusis, lacinia basilari (infima) majori auriculiformi, Rachis primaria paleis piliformibus fuscis villosa, a basi usque Hymenophyllaceac. 131 ad dimidium longitudinis hine canaliculata, illine convexa, in reliqua longitudine teres. Costae versus basim paleis piliformibus fuscis adspersae. Venae crebrae, pluries furcatae, plus minus prominulae, apice liberae, Parenchyma e cellulis minutissimis hexagonoideo-subrotundis constructum. Sori copiosi, exserti, subpedicellati, inter minores, Indusium infundibuliforme passim basi utrinque marginatum, limbo erecto integro. Receptaculum undique abruptum, basi intra indusium degens filiforme. Haec species paulisper ad T. javanicum accedit etin illius vicinitate enumerandum est. Ab omnibus subgeneris Achomanes speciebus tamen facile differt. TRICHOMANES SAXIFRAGOIDES. T. fronde glaberrima orbiculato-flabellata digitato - quinquefida basi acuta, laciniis lo- batis dentatisve, lobis dentibusque obtusis, soro subsolitario, indusii limbo patente subrepando, stipite laminam superante rhizomateque filiformi. Cuming plant. exs. philip. n. 256. Habitat in insulis philippinis, praecipue in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. Species minuta, Rhizoma repens, filiforme, paleis piliformibus fusco-nigris densis vestitum, ramosum, radiciferum. Stipes semipollicaris, filiformis, tenuissimus, glaber excepta basi paleaceo-pubescente, teres, apice foliaceo — alatus, ala in laminam transeunte. Frons seu frondis lamina duas ad semitertiam lineam longa, quatuor ad quinque lineas lata, ex acuta basi orbiculato-flabellata, digitato-inaequaliter gumguefida, laciniis lobatis lobisque linearibus obtusis subinde dentatis, dentibus sinubusque quoque obtusís. Costa et rachis nulla, Venae а basi flabellato - divisae, venulis juxta numerum laciniarum, loborum dentiumque furcato- divisis, Sorus in una fronde plerumque unus laciniam mediam proximamve occupans, rarius plures lobo terminali laciniarum insidentes, semiexsertus, dimidio nempe inferiori in laciniam lobumve immerso. Indusium infundibuliformi - campanulatum, limbo patenti I, patentissimo plus minus repando. Keceptaculum filiformi-setaceum, indusio longius, basi capsuliferum, in- tegrum non visum. Capsulae aurantiacae,. creberrimae. Haec species cum nulla alia cognita confundi potest, nec cum T. sibthorpioide, nec cum T. cuspidato, quod posterius e genere expunctum est et quoad venarum decursum eli- minari debet. TRICHOMANES PALMATUM. T. fronde oblonga subramosa glaberrima pinnata, pinnís petiolulatis remotis, infimisuna- duabus digitato-multifidis basi cuneatis, laciniis linearibus obtusis, mediis (siadsunt) duabus oppositis trifidis, laciniis cuneato-linearibus obtusis subcrenatis, superioribus fructiferis bifidis simplicibusque laciniisque cuneato-linearibus, soris immersis, indusii infundibuliformis limbo patente integro. Cuming pl. exs. philip. n. 209. Habitat in insulis philippinis, praesertim in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. 11* 132 K, B. Presl, Rhizoma repens, tenuiter filiforme, ramosum, flexuosum radicibusque paleis pilifor- mibus minutis fuscis tomentellum. Stipes quadri- octolinealis, filiformis, teres, glaberrimus, laeviter flexuosus. Frons (in strictissímo sensu) semi-bipollicaris, glaberrima, lineari - oblonga, obtusa, aut simplex, aut ramis ex axilla pinnarum infimarum provenientibus ramosa, ramis lateralibus filiformibus plerumque usque ad apicem pinnas fructiferas gerentem nudis. Pinnae petiolulo circiter lineam longo instructae: infimae (saepe una, saepe duae) steriles alternae e cuneata basi semiorbiculatae bipartitae, partitionibus digitato- vel flabellato - multifidis, laciniis integris lobausve obtusis, pinnae mediae absentes aut praesentes oppositae cuneatae digitato-trifidae quoque steriles, laciniis lineari-cuneatis obtusis suberenatis, pinnae terminales tres— quinque ap- proxünatae lineari-cuneatae bifidae aut simplices solummodo fructiferae. Rachis filiformis, teres, nuda, glaberrima, internodio inter pinnas infimas brevi vel brevissimo, inter has et me- dias semipollicari et longiori, inter posteriores et terminales quoque semipollicari, Venae flabellatae, juxta divisuras pinnarum furcatae venulisque apice liberae. Parenchyma e cel- lulis hexagonoideo - subrotundis constitutum. Sori solummodo in superioribus pinnis illarum- que lacinüs obvenientes, immersi vel si mavis utrinque late foliaceo-marginati, linea paullo longiores, adultiores ob consumtionem pinnarum fere paniculam sistentes. Indusium infundi- buliforme, limbo patente integro. Receptaculum filiformi-setaceum, basi capsuliferum, indusio longius, integrum non visum. Species haec valde insignis est non tantum ramositate frequenti racheos, sed quoque etiam pinnis et soris. In serie specierum haecce sola est et nullam affinem hucusque co- gnovi. Ob venas flabellato- divisas. pinnarum infimarum subdivisioni primae subgeneris Eu- trichomanes adsociavi, TRICHOMANES THOUARSIANUM. T.fronde ovata obtusa'glaberrima profunde pinnatifida basi acuta, laciniis utrinque duabus oppositis terminalique cuneatis bifidis, lobis linearibus integris dentatisve dentibusque emar- ginatis, indusu limbo patente integro, stipite lamina breviore rhizomateque filiformi. Habitat in insula Borbonia, ubi legit Du Petit Thouars. Species minuta, elegans, semipollicem vix superans. Rhizoma repens, filiforme, pa- leis piliformibus nigricantibus tomeatellum. Stipes glaberrimus, filiformis, trilinealis , in pul- vino semilineali paleaceo-tomentello filiformi articulatus. Frondis lamina tres lineas paululum. excedens, glaberrima, transparens, hygroscopica, ovata, obtusa, basi acuta, utrinque in laci- nias duas oppositas profunde pinnatifida, laciniis lateralibus terminalique cuneatis bifidis, lo- bis aut linearibus aut lineari-cuneatis dentatis dentibusgue obtusis apice emarginatis. Costa venaeque simpliciter ramosae fusca. Sori in laeiniis lateralibus superioribus solitarii, frondi immersi, indusio infundibuliformi, ore integro, receptaculo filiformi-setaceo exserto. Nulli mihi hucusque cognitae speciei affine distinctissimnm et pone T. erosum collo- candum est. Hymenophyllaccae. 133 TRICHOMANES POEPPIGII. T. fronde lineari-lanceolata obtusa sessili pinnatifida pilis apice stellato - ramosis (um- braculiformibus) ciliata apice angustata basi acuta, lacinüs oblongis obtusis subrepandis su- perne obsolete unidentatis, venis pinnatis, laciniarum inferiorum. superiorumque simplicibus, indusii limbo patente integro, rhizomate filiformi piloso. T. sinuosum. Poeppig fil. amer, exs., Kunze fil. Poepp. in Schlecht, Linnaea IX. р. 103, Habitat in Peruvia, ubi legit clar. Poeppig. Specimina maxima digitalia. Rhizoma repens paleis piliformibus adpressis vestitum, Stipes nullus. Frons pilis apice stellatim ramosis (bi- tri- quadriradiatis) seu umbraculiformibus ciliata, laciniis infimis sinu lato rotundato, mediis et superioribus obtuso interstinctis, supremis denti- formibus distantibus. Venae in laciniis mediis pinnatim ramosae, venulis simplieibus, in laciniis inferioribus et superioribus simplices seu non ramosae. Soriin qualibet frondis lacinia solitarii, immersi, indusio infundibuliformi, limbo patente integro, receptaculo setaceo indusium fere triplo aequante, Pilorum stella subinde sessilis, unde pili furcati apparent. Valde affine T. sinuoso, quod in Lamarkii illustrationibus glabrum repraesentatur, quamquam pilosum ciliatumque est pilis apice stellatim ramosis, differt tamen T. sinuosum stipite usque semipollicari, fronde lineari obtusa basi acuta, laciniis frondis pluridentatis, re- ceptaculo indusium quadruplo superante. Aetate calvescit. TRICHOMANES COGNATUM. T. fronde oblongo-lanceolata obtusa glabra pilisve bi- trifidis ciliata pinnatifida basi in stipitem angustato - decurrente, laciniis ovato- oblongis obtusis obtuseque dentatis sinu. obtuso interstinctis, venis simpliciter ramosis, soris immersis, indusii infundibuliformis limbo truncato, stipite inferne filiformi supra basim articulato, rhizomate angulato paleaceo - piloso. Habitat in Serra d'Estrella Brasiliae, ubi legit Beyrich. hhizoma repens, paleis piliformibus nitidis patentibus adpressisve vestitum, uti videtur irregulariter triangulum. Stipes semi- unipollicaris, teres, glaber, supra basim articulatus, de- lapsus pulvinum uni- sesquilinealem derelinquens. Frondis lamina plus quam bipollicaris, aut glabra aut pilis furcatis tripartitisve sessilibus ciliata, pinnatifida, basi in stipitem. angustato- "decurrens. Rachis prominula, convexa, Venae prominulae, pinnatim ramosae, venulis sim- plicibus. Parenchyma e cellulis hexagonoideo - subrotundis majoribus quam in plurimis ge- neris speciebus constructum. Receptaculum setaceum indusio triplo longius. Quam maxime cognatum T. sinuoso, a quo pluribus notis differt et transitum in T. alatum. quodammodo efficere videtur. Frons sterilis Didymoglossum quercifolium refert. 134 K. B. Presl, TRICHOMANES LUZONICUM. T. fronde oblongo-lanceolata obtusa glaberrima profundissime bipinnatifida, laciniis primariis lanceolatis obtusis, secundariis linearibus integerrimis obtusis emarginatisve , stipite brevi apice alato, soris exsertis, indusii limbo patente crenulato, receptaculo recto. Cuming pl. exs. philip. n. 98. Habitat in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. Rhizoma filiforme, repens, pilis brevibus densissimis patentibus fuscis tomentellum, ramosum,. radices filiformes breves hinc illc emittens. Stipes duas lineas vix excedens, basi teretiusculus, apicem versus foliaceo-alatus, Frons (strictissimo sensu) sesquipollicaris aut paullo. longior, sex—octo lineas lata, glaberrima, oblongo-lanceolata, obtusa, hygroscopica, pro- fundissime bipinnatifida (aut si mavis bipinnata rachibus alatis), laciniis primariis lanceolatis ob- tusis alternis unam. usque duas lineas distantibus, secundariis linearibus integerrimis | obtusis aut rarius apice emarginulatis, supremis subinde coadunatis dentiformibus, infima superiori in sorum. abolita. Rachis primaria flexuosa, foliaceo-alata; Vena in qualibet lacinia. secundaria simplex, apice libera. Sorus in qualibet lacinia primaria solitarius et quidem in lacinia se- cundaria infima superiori abolescente proveniens, exsertus. Indusium infundibuliforme, vix ima basi marginatum, limbo patente crenulato-repando. Receptaculum filiformi-setaceum, rectum, indusio fere triplo longius, scabriusculum, basi capsuliferum. Species nitidissima ad Didymoglossum quercifolium alludens, sed praeter frondem magis divisum generice differt. TRICHOMANES ACUTUM. T..fronde oblongo-lanceolata obtusa glaberrima profundissime bipinnatifida basi pin- nata, laciniis primariis pinnisque oblongo-lanceolatis acuminatis, secundariis oblongis bi- trilo- bis, lobis linearibus acutis mucronulatis integerrimis, soris exsertis, indusii limbo patente in- tegro, receptaculo recto. 2 ho 5 Cuming pl. exs. philip. n. 219. Habitat in insulis philippinis, praesertim in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. Rhizoma ignotum, Stipes bipollicaris, filiformis, teres, glaberrimus. Frons quadri- quinquepollicaris, ex ovata basi oblongo-lanceolata, obtusa, ima basi pinnata, in reliqua lon- gitudine profundissime pinnatifida (ita ut sola rachis foliaceo-alata remanet), pinnis sessilibus, lacmiisque primariis ultrapollicaribus profunde pinnatifidis, lacinüs secundaris oblongis ob- tusis bi- trilobis sinu acuto interstinetis, lobis linearibus acutis mucronulatis integerrimis. Venae prominulae, simplices, in quolibet lobo una, apice liberae et inde mucronulum non efficientes. Hymenophyllaceae. 135 Parenchyma e cellulis ovali-hexagonoideis constructum. бот! majusculi exserti. Indusium infundibuliformi-campanulatum , basi utrinque anguste marginatum, limbo patente integro aut obsolete repando. Receptaculum indusio plus quam duplo longius, filiformi-setaceum, rectum, scabrum, basi capsuliferum. Color frondis exsiccatae fusco-glaucescens. Adest varietas fronde angustiore lanceolata basim versus angustata undique profun- dissime pinnatifida, laciniis primariis lineari-lanceolatis versus basim frondis decrescentibus et magis distantibus, secundariis linearibus integerrimis indivisis. TRICHOMANES MILLEFOLIUM. T. glaberrimum , fronde oblongo-lanceolata acuta tripinnata, pinnis pinnulisque primariis petiolulatis oblongo -lanceolatis obtusis, secundariis profundissime. pinnatifidis 1. pinnatis, lacinis anguste linearibus obtusis. integris bifidisque, soris exsertis pedicellatis, in- dusii cylindracei limbo patente brevissimo, receptaculo setaceo brevi, stipite. rachibusque tereti utrinque alato, rhizomate lignoso. Cuming pl. exs. plulip. п. 162. Habitat in insulis philippinis, verosimiliter. in. insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. Rhizoma lineam crassum, repens, flexuosum , glabrum, lignosum, radices filiformes flexuosas simplices apicem versus pilis minutis densis tomentellas et frondes. crebras. breviter ab invicem distantes emittens. | Stipes bi- sexpollicaris, usque lineam crassus, teres, rigidus, glaberrimus, usque fere ad basim ala angusta foliacea marginatus, rarissime apice tantum marginatus. Frons tri- duodecimpollicaris , duos — quinque pollices lata, oblongo - lanceolata, acuta vel acutissima ,. glaberrima , tri- vel potius quadripinnata , exsiccata fusco - virens, pinnis potiolulo usque sesguilineali suffultis pinnulisque | primariis oblongo lanceolatis acumi- natis, Pinnulae primariae usque pollicares, petiolulo lineali instructae , secundariae (pinnu- linae) usque quinquelineales, peuolulo semilineali instructae , lanceolatae , obtusae, tertiariae uni- trilineales , lineari- cuneatae , infimae bi- rarius trifidae, mediae bifidae, superiores laciniisgue anguste linearibus obtuse bidentatae aut emarginatae. Raches teretes, foliaceo- alatae, rigidulae. Venae simplices. Parenchyma e cellulis minutis subrotundo - hexagonoideis constructum. Sori lineam longi, exserti, pedicellati. Indusium cylindraceum , basi acutum, limbo patente brevissimo. . Receptaculum setaceum, indusio duplo longius (an abruptum ?), basi capsuliferum. Affine, quodammodo T. bifido, quod clar. Cuming in peninsula Malacca quoque legit et inter plantas philippinas sub numero 400 distribuit, et quod differt stipite, rachibus, pin- nulis, indusiis turbinato - infundibuliformibus ore truncato. Adnotari licet, T. bifidum quo- que frondem tri- vel potius quadripinnatam possidere. 136 К. В. Presl, TRICHOMANES APIIFOLIUM, T. fronde glaberrima oblongo -lanceolata acuta tripinnata , pinnis lineari- oblongis pinnulisque anguste oblongo-lanceolatis petiolulatis acutis, secundaris anguste linearibus obtusis, infimis subbifidis, soris exsertis pedicellatis, indusii turbinati ore truncato, recepta- culo setaceo indusio duplo longiore, stipite tereti rachibusque villoso, primaria apice secun- dariis tertiarisque alatis, rhizomate crasso lignoso obliquo frondes aggregatos gerente. Cuming pl. exs. philip. n. 137 ct n. 190. Habitat in insulis philippinis, verosimiliter in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. Rhizoma unam usque duas lineas crassum, oblique repens, ramosum, paleis pili- formibus brevibus fuscis densissimis vestitum, radices plurimas teretes filiformes glabras in caudam congestas et frondes crebras aggregatas emittens. Stipes uni- quinquepollicaris, teres (exsiccatione inaequali subinde canaliculatus), rigidus, fuscus, paleis piliformibus lineam longis horizontaliter patentibus copiosissimis fuscis vestitus. Frons in strictissimo sensu quadri- sex- pollicaris, exceptis rachibus glaberrima, oblongo-lanceolata, acuta, tripimnata. Pinnae us- que fere bipollicares, petiolulo semilineali instructae, lineari-oblongae, acutae. Pinnulae primariae brevissime petiolulatae, anguste-oblongo-lanceolatae, acutiusculae, quadri- quin- quelineales, secundariae anguste limeares, obtusae , indivisae, aut rarius infimae superiores pinnularum primariarum infimarum bifidae. Rachis primaria secundariaque pilis in stipite descriptis vestitae, inferne teretes, superne tertiariague alatae. Venae simplices. Parenchyma e cellulis subrotundo - hexagonoideis constructum. бот parvi, exserti, pedicellati, pedicello alato. Indusium semilinea brevius, turbinatum, ore ampliato truncato. Receptaculum indusio duplo longius, setaceum, rectum, basi capsuliferum. Non solum T. Millefolio , sed etiam T. bifido affine, ab ambobus tamen satis differt. Cum posteriore praesertim indusiis turbinatis ore truncatis convenit. TRICHOMANES EMINENS. T. fronde oblongo-lanceolata acutissima tri- quadripinnata, pinnis glaberrimis line- ari-lanceolatis acuminatis pinnulisque primariis lanceolatis obtusis petiolulatis, secundariis anguste linearibus obtusis, infimis superioribus subbifidis, rachibus inferne teretibus paleaceo- villosis, superne glabris alatis, soris exsertis pedicellatis, indusii infundibuliformis limbo erecto tubum subaequante, receptaculo setaceo, stipite tereti paleaceo - hirsuto. Cuming pl. exs. philip. п. 201. Habitat in insulis philippinis verosimiliter in insula Luzon, ubi legit clar. Cuming. hhizoma ignotum. Stipes, cujus frustum tripollicare superest, lineam crassus, teres, rigidus, paleis piliformibus patentissimis vel horizontalibus fuscis hirsutus. Frons (in strictis- Hymenophyllaceac, 137 simo sensu) pedalis usque sesquipedalis, oblongo-lanceolata, acutissima, laete viridis, multo magis transparens quam T. Millefolium et T. apüfolium, tri- quadripinnata. Pinnae glaber- rimae, petiolulo lineali insidentes, lineari- oblongae, angustato-acuminatae, mediae usque quatuor pollices longae, infimae suboppositae. Pinnulae primariae petiolulo semilineali in- structae, lanceolatae, obtusae, infimae superiores circiter semipollicares ; secundariae in speci- minibus minoribus anguste lineares obtusae integrae, infimae superiores passim bifidae, in speciminibus majoribus iterum pinnatae; pinnulae tertiariae anguste lineares obtusae integrae, infimae superiores subinde bifidae, laciniis quoque anguste linearibus obtusis. Venae sim- plices. Rachis primaria et secundaria usque ad mediam altitudinem teretes paleis piliformibus fuscis plus minus villosae, in reliqua longitudine tertiariaque (si adest) glabrae et margine foliaceo alatae. Parenchyma e cellulis subrotundo- hexagonoideis constructum. — Sori exserti, pedicellati, pedicello brevi foliaceo-alato. Indusium semilinea longius, infundibuliforme, limbo erecto integro aut laevissime repando tubo paululum breviore. Receptaculum setaceun, rectum , indusio duplo triplove longius, basi capsuliferum. Species elegantissima et speziosissima; affinis T. Millefolium, T. apiifolio et prae- sertim T. bifido, a posteriore praecipue differt praeter alias notas indusii limbo. Nec a T. foe- niculaceo multum distat. T. maximo Blume quoque affime videtur. TRICHOMANES LUSCHNATIANUM. T. fronde sessili oblongo-lanceolata acuta pinnata basi obtusa, pinnis subsessilibus lanceolatis acuminatis profunde pinnatifidis, laciniis inferioribus ovatis obtusis inferne lobatis superne dentatis, lobis dentaus, dentibus obtusis, soris immersis, indusi infundibuliformis limbo erecto, receptaculo crassiusculo scabro, rachi marginata, rhizomate tereti scandente. Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro, ubi legit Luschnat. Rhizoma duas tertias partes lineae crassum, scandens, teres, adultum glabrum, junius paleis piliformibus nigricantibus vestitum. Frons pedalis et longior, sessilis i. e. nullo stipite provisa, oblongo-lanceolata, acuta, pinnata, glaberrima, pinnis alternis brevissime petiolulatis lan- ceolatis acuminatis profunde pinnatifidis, a basi frondis usque ad medium sesquipollicaribus, ver- sus apicem sensim decrescentibus, laciniis inferioribus ovatis obtusis inferne lobatis superne lo- bisque obtuse dentatis, laciniis superioribus lanceolatis aut cuneato-lanceolatis tri- bifidis, lobo superiori infimo fructifero, laciniis supremis linearibus integris quoque fructiferis. Rachis pri- maria utrinque convexa, margine foliaceo alata, secundaria prominula. Venae pinnatim ramosae, venulis saepe furcatis. Sorus immersus. Indusium ultralineale, infundibuliforme, limbo erectiusculo vel erecto integro aut uno latere hinc inde fisso. Receptaculum indusio triplo longius, setaceo- clavatum, rigidulum, rectiusculum, prominentiis acutis scabrum, crassius quam in congeneribus, saepe quoque in parte exserta aut capsulas aut íllarum rudimenta gerens. Affinitas et habitus T. radicantis, quod in Brasilia quoque obvenit et stipitem brevis- simum possidet, sed frons in hoc revera bipinnata, pinnulae illarumque laciniae aliter consti- Abh, V, 3. 18 1383 K. B. Presl, tutae, sorus lateralis, indusium cylindraceum limbo patente, receptaculum tenuiter setaceum, cum in T. Luschnatiano omnia aliter sese habent. TRICHOMANES FIRMULUM. T. fronde oblongo-lanceolata acuminata glaberrima pinnata basi obtusa, pinnis sub- petiolulatis acutis profunde pinnatifidis, laciniis lineari-cuneatis tri- bifidis indivisisque lobisque acutiusculis, venis pinnatim ramosis, soris lateralibus, indusii infundibuliformis limbo erecto integro, receptaculo crassiusculo scabro, stípite rachique primaria tereti. T. rigidum. Beyrich herb. Habitat in Serra d'Estrella Brasiliae, ubi legit Beyrich. Affinitas maxima cum T. rígido, quocum beatus Beyrich commiscuit; sed in T. ri- gido stipes marginatus multo crassior triplo fere longior basi piloso-paleaceus, frons ovato-lanceolata (pinnis nempe infimis reliquis longioribus vel vix brevioribus), pinnae evidentius petiolatae, rachis marginato - alata. In T. firmulo, T. rigido et T. pyramidali sorus non est in substantia laciniae fron. dis immersus, sed hac consumta sublateralis exoritur, tantum basim versus margine foliaceo utrinque cinctus est. Hae tres species quoque indusium infundibuliforme ore erecto plus minus repando, receptaculum rigidulum crassiusculum 1. e. setaceo-subclavatum | subinde extra indusium hinc illinc capsuliferum prominentiis acutis scabrum commune habent. Observatic. Hymenophylli species Schlecht, in Schiede et Deppe pl. mex. exs. n. 121, quam solummodo sterilem vidi, forte ad genus Trichomanes pertinet et tunc pone T. melanotrichum | inserendum erit, vel ad Didymoglossum perünet et tum pone D. Filiculam collocandum erit. MICROGONIUM BERTEROANUM. M. fronde oblongo-lanceolata obtusa emarginatave grosse crenata glaberrima basi angustata, crenis subaequalibus obsolete emarginatis, stipite brevi rhizomateque paleaceo- tomentello. Trichomanes reptans. Balbis herb. Habitat in insnla S. Domingo , ubi legit infelix Bertero. hhizoma repens, ramosum, paleis piliformibus fuscis tomentosum. Stipes bi- quadri- linealis, basi teres et iisdem paleis piliformibus tomentosus, apice frondis basi decurrente marginatus. Frondis limbus uni- sesguipollicaris, usque quatuor lineas latus, oblongo- lanceolatus, obtusus aut emarginatus, grosse crenatus, basi angustato-acuminatus, glaber- rimus, transparens, tener, crenis subaequalibus subinde emarginatis. Costa seu rachis fle- xuosa, in frondis basi laeviter prominula et paleis fuscis piliformibus adspersa, in reliqua longitudine interna et tenuissima. Venae internae, tenuissimae, pinnatim exorientes, uni- bifurcatae (infimae simplices), venulisque ante marginem frondis utrinque in ramum arcu- Hymenophyllaceae. 139 formem cum opposito confluentem |. anastomosantem et margini frondis parallelum divisae. Hi rami arcuformes, vel arcus in latere interiori plures ramulos seu venulas secundarias tenuissimas retrorsum. costam versus excurrentes et in varia altitudine libere desinentes emit- tunt, Parenchyma e cellulis rotundato- hexagonoideis constructum. Sorus deficit. DIDYMOGLOSSUM BREVIPES. D. fronde breviter stipitata oblongo-lanceolata acuta pinnata, pinnis subsessilibus oblongis obtusis profunde bipinnaufidis glaberrimis , infimis horizontalibus, laciniis oblongo- lanceolatis obtusis, secundaris (lacinulis) linearibus obtusis integerrimis, soris exsertis sessi- libus, indusio infundibuliformi alato — marginato, limbi lacinus subrotundis, rachi superne alata, inferne stipiteque subnuda pubescente. Habitat in insulis Philippinis, verosimiliter in insula Luzon, unde retulit clar. Cuming et alis plantis immixtum sine numero communicavit. Rhizoma longe repens, teres radicibusque ramosis paleis piliformibus | densissimis nigricantibus tomentellum. Stipes duas— tres lineas longus, pilis brevibus horizontalibus pubescens, in fronde feruli teres nudus , in fronde sterili duplo minori basi teres apice ala- tus. Frons fertilis semiquartum , sterilis vix duos pollices longa, utraque ex ovata basi oblongo-lanceolata acuta pinnata excepta racheos basi glaberrima. Pinnae quinque — sep- temlineales, subsessiles, profunde bipinnatifidae, obtusae, in fronde sterili oblongo - lanceo- tatae, in fertili oblongo-ovatae, infimae horizontaliter patentes, omnes approximatae. La- ciniae primariae oblongo-lanceolatae obtusae, secundariae anguste lineares obtusae integer- rimae. Rachis frondis fertilis inferne teres pubescens, superne alata, frondis sterilis undique alata basi pubescens. Costa tenuissima, flexuosa. Venae pinnatim exorientes, pinnatim ra- mosae, venula in qualibet lacinia secundaria (lacinula) unica apice libera. Parenchyma e cellulis rotundato -hexagonoideis minutis constructum, Sori in suprema parte frondis ob- venientes, exserti, sessiles, pauci. Indusium lineam longum , infundibuliforme, angustissime alato - marginatum , limbo bipartito, laciniis subrotundis conniventibus integerrimis. Recep- taculum setaceum, indusio longius, integrum non visum , basi capsuliferum. Valde affine D. Fihcula, differt brevitate stipitis, figura pinnarum magis approxima- tarum et directione inferiorum, brevitate indusii evidentius pedicellati et latius alati, laciniis secundariis angustioribus integerrimis. Adnotari liceat, quod in hac specie, in D. Filicula et forte in aliis affinibus sub- inde praeter venulam cuilibet laciniae propriam utrinque striola lateralis longitudinalis ob- servatur, et talis quoque in icone Neesii et Blumii (in act. nat. cur. XI. I. t. 13. f. 2) con- spicitur; haec striola venulam inter marginem et venulam mediam excurrentem ct apice utrin- que arcuatim confluentem indicare videtur. Sed haec striola nil aliud. est quam plica longi- tudinalis tenuissima, nam in quibusdam laciniis conspicitur, in allis non, in aliis obvenit 18 * 140 KB Pres solummodo in uno latere, in altero deficit plane, vel in uno latere est irregulariter inter- rupta, in altero nulla. Plicam esse nec venulam docet quoque maceratio et solicita expla- natio laciniarum, ubi plane evanescit, cum venula maceratione evanescere non potest. DIDYMOGLOSSUM UNDULATUM. D. glaberrimum, fronde lanceolata angustato-acuminata pinnata, pinnis petiolulatis lanceolatis acutis profundissime pinnatifidis, laciniis linearibus obtusis integerrimis undulatis, soris exsertis subpedicellatis, indusio infundibuliformi alato, limbi laciniis ovatis obtusis, recep- taculo setaceo, rachibus stipiteque alatis, ala undulata. Habitat in insulis Philippinis, verosimiliter in insula Luzon, unde retulit clar. Cu- ming et aliis planüs mixtum. communicavit. Rhizoma repens, filiforme, tenue, radicibusque ramosis pilis brevibus densissimis tomentellum. Stipes quatuor— sex lineas longus, basi ima teres, caeterum ala foliacea satis lata undulata instructus, glaberrimus. Frons semialterum usque semitertium pollicem longa, exsiccata fusco-virens, glaberrima, anguste lanceolata, angustato-acuminata, pinnata aut potius bipinnata. Pinnae tres — quatuor lineas longae, brevissime petiolulatae, alternae, di- stantes, lanceolatae, acutae. Pinnulae seu laciniae lineares, breves, obtusae, undulatae, paucae. iaches ala latiuscula foliacea undulata instructae. Costae venaeque simplices, tenuissimae, apice liberae. Parenchyma e cellulis subrotundo - hexagonoideis constructum. Sori pinnulas seu lacinias superiores infimas obliterantes, exserti, alii sessiles, аш pedicellati, pedicello alato, Indusium fere sesquilineam longum, infundibuliforme, utrinque plus minus alatum, limbi la- ciniis ovatis. obtusis integerrimis tubo plus quam duplo brevioribus demum patentissimis, Receptaculum indusio duplo longius, setaceum, basi capsuliferum. Affine D. Filicula, D. minutulo et D. humili, differt praecipue pinnulis laciniisve racheosque alis latioribus undulatisque. А D. humili differt praecipue fronde non marginata. — Apex pinnularum subinde incurvo-mucronulatus esse videtur, quale signum tamen ex- siccationi el. corrugationi attribuendum est. DIDYMOGLOSSUM SERRULATUM. D. fronde ovata acuta aut lanceolata utrinque angustata bipinnata, pinnis petiolulatis oblongo-lanceolatis acutis, pinnulis lanceolatis obtusis profundissime pinnatifidis, laciniis inferioribus bilobis superioribus integris lobisque linearibus sinuato-serrulats, soris exsertis sessilibus, indusii tubo turbinato-infundibuliformi limbi laciniis ovatis obtusis aequilongo, receptaculo setaceo indusium duplo superante, rachibus superne alatis inferne teretibus costisque venisque paleis piliformibus adspersis glabrisve, stipite filiformi paleaceo - hirsuto. Cunung pl. exs. philip. п. 221. Habitat in insulis Philippinis, ubi legit clar. Cuming. Hymenophyllaceae. 141 Rhizoma repens, filiforme , tenue, paleis piliformibus pallide fuscis hirsutum, radices breves filiformes flexuosas emittens. Stipes ultrapollicaris usque fere semitertium pollicem longus, filiformis, teres, paleis piliformibus pallide fuscis flexuosis patentissimis hirsutus, demum glabratus. Frons elastico - hygroscopica, aut ovata acuta digitalis, aut lanceolata utrinque angustata sesquidigitalis, omnis bipinnata. Pinnae petiolulo semilineali insidentes, ob- longo-lanceolatae, acutae, patentes vel patentissimae, usque sesquipollicares, in fronde lan- ceolata infimae minutae late cuneatae digitato-divisae, supremae lineares obtusae sinuato- dentatae. Pinnulae lanceolatae, obtusae, profundissime pinnatifidae, basi angustato - acutae, laciniis inferioribus bifidis vel bilobis, superioribus integris lobisque linearibus obtusis sinuato- serrulatis. Rachis primaria inferne, secundaria basi teretes et paleis piliformibus supra descriptis adspersae, utraque superne alata costisque venisque hinc inde paleis piliformibus adspersa demum glabrata, (Costae tenues. Venae pinnatim ramosae, apice liberae. Paren- chyma e cellulis subrotundo-hexagonoideis minutissimis constructum. Sori in superiore frondis parte obvenientes, exserti, sessiles. Indusium lineam longum, tubo infundibuliformi- turbinato, limbi lacinus ovatis obtusis conniventibus tubo aequilongis. Receptaculum indusio duplo longius, setaceum, basi capsuliferum. Ab omnibus speciebus Eudidymoglossi praeter alia signa differt pinnulis laciniisque sinuato - dentatis, indusit tubo laciniis limbi aequilongo. Margine laciniarum pinnularumque frondis dentato ad subgenus alterum seu Chilodium transitum efficit. DIDYMOGLOSSUM LONGISETUM. D. paleaceo-pubescens glabratumve, fronde oblongo-lanceolata acuta bipinnata, pinnis petiolulatis oblongo-lanceolatis acutis, infimis suboppositis, pinnulis lanceolatis obtusis inciso-acute serratis basi angustatis, incisuris infimis tri- bidentatis, soris exsertis pedicel- latis, indusi tubo cylindraceo - infundibuliformi, limbi laciniis rotundatis. denticulatis, recep- taculo setaceo longissimo, stipite paleaceo-piloso tereti, rhizomate oblique repente. 9 Cuming pl. exs. philip. п. 189 et п. 134. Habitat in insulis Philippinis, verosimiliter in insula Luzon, ubi legit clar, Cuming. Rhizoma plus quam lineam crassum, oblique repens, densissime paleis brevibus fusco-atris vestitam, radices plurimas filiformes teretes flexuosas simplices et stipites aggre- gatos emittens, Stipes duos usque semiquartum pollicem longus, rigidulus, rectus aut flexuo- sus, paleis piliformibus fuscis patentissimis obsitus aut glaber, teres, exsiccatione hinc cana- liculatus illinc convexus. Frons tri- quadripollicaris, ex ovata basi oblongo-lanceolata, acuta vel acutissima, bipinnata, aut paleis brevibus utrinque plus minus pubescens aut rachidum basi excepta glabra. Pinnae pollicares et paullo longiores, breviter petiolulatae, oblongo- lanceolatae, acutae, infimae oppositae aut suboppositae, reliquae alternae. Pinnulae tres — quatuor lineas longae, lanceolatae aut oblongo-lanceolatae , obtusae, basi angustatae, inferne inciso- superne simpliciter serratae, incisuris tri- biserratis, serraturis acutis. Raches inferne teretes 142 K, B. Presl, paleis piliformibus adspersae, superne angustissime marginatae compressae ut plurimum glabrae. Costae tenuissimae. Venae simpliciter ramosae, venulis ad quamlibet serraturam excurren- tibus crassiusculis apice liberis. Parenchyma e cellulis rotundato - hexagonoideis minutis con- structum , parum transparens. Sori incisuras infimas pinnularum obliterantes i. e. laterales, exserti, pedicello evidentissimo nudo quamquam brevi insidentes. Indusii tubus lineam longus, infundibuliformi-cylindraceus, nudus, limbi laciniae. tubo. plus quam duplo breviores sub- rotundae acutissime denticulatae subciliolatae erectae, demum saepissime plus minus fractae. Receptaculum integrum plus quam semipollicare, setaceo - filiforme, falcato -incurvum, basi capsuliferum , saepe tamen abruptum. — Color frondis elasuco-hygroscopicae in sicco fusco - viridis. Habitus Trichomanis rigidi vel Trichomanis pyranudalis, a quibus praeter alias notas conditione limbi indusii differt. A prima specie subgeneris, cui haecce adjungitur, plurimis differt characteribus et habitu tam longe distat, ut forsitan D. longisetum non obstante limbo indusu denticulato ad Eudidymoglossa referri potest. HYMENOPHYLLUM MEYERI. H. glaberrimum, fronde oblonga obtusa pinnata, pinnis subpetiolulatis dimidiatis superne profundissime pinnatifidis, lacinüs linearibus. obtusis sinuato-acuteque serrulatis, soris sessilibus subglobosis, indusio integerrimo, receptaculo incluso, stipite rachique tereti nuda, petiolulo superne alato inferne nudo tereti. H. tunbr.dgense b. Drége pl. cap. exs. Habitat in Capite bonae spei, ubi legit clar. Drége. Valde affine H. Wilsoni; differt supite tereti nudo, rachi, si apicem angustissime alatum excipis, quoque tereti et nuda, petiolulis latere superiore alatus, inferiore teretibus et nudis, laciniis pinnarum linearibus angustis. — Pinnae in latere inferiore infra medium ad meram costam reductae, unde petiolulus inferne nudus exoritur, supremae tantum saepe alam angustissimam possident. HYMENOPHYLLUM ANTARCTICUM. H. glaberrimum, fronde oblonga obtusa bipinnata , pinnis subsessilibus oblongo - lan- ceolatis, pinnulis oblongo -lanceolatis obtusis sinuato-acuteque serrulatis decurrentibus, so- ris pedicellatis obovato-subglobosis, indusio integerrimo aut obsolete denticulato receptacu- lum aequante, stipite rachibusque alatis. H. tunbridgense. Sieb. syn. fil. n. 134, flora mata n. 254. Habitat in Nova Hollandia ad Port Jackson, ubi legit Sieber. Priori et H. Wilsoni affine; ab H. Meyeri differt pinnis utrinque evolutis , pinnulis latioribus oblongo -subinde obovato-lanceolatis, rachibus supiteque alatis, soris pedicellatis, Hymenophyllaceae. 143 indusio obovato-subgloboso , receptaculo indusii longitudine aut longiore. — Ab H. Wilsoni differt praecipue pinnis pinnulisque , soris, indusio et receptaculo. HYMENOPHYLLUM MENZIESII. H. glaberrimum, fronde lanceolata bipinnata, pinnis petiolulatis dimidiatis, pinnulis linearibus acutis mucronato - sinuato - serrulatis, soris pedicellatis obovato - subglobosis , recepta- culo indusium integerrimum aequante, rachibus superne alatus, inferne supitegue teretibus nudis. H. tunbridgense, Jacq. herb. in herb. mus. bot. imp. vien. Habitat in Staatenland , ubi legit Menzies. Affinior H. Meyeri, quam reliquis speciebus. Differt fronde lanceolata , pinnulis mu- cronato-serrulatis, pinnarum latere inferiori angustissimo sed quoque mucronato - serrulato, soris pedicellatis obovato-subglobosis; ab Н. antarctico differt praesertim pinnis, soris, in- dusio , receptaculo et caet. HYMENOPHYLLUM BLEPHARODES. H. fronde oblongo-lanceolata angustato-acuminata pinnata, pinnis oppositis alter- nisque petiolulatis lanceolatis obtusis profunde pinnatifidis, laciniis linearibus obtusis emargi- natis mucronato-serrulatis, soris sessilibus ovatis obtusis, indusii laciniis apice ciliato - ser- ratis demum patentissimis receptaculo longioribus, rachi superne alata, inferne stipiteque tereti costisque pilis simplicibus furcatisque aspersa. Habitat in insula Martinica, unde attulit Kohaut. Rhizoma filiforme, repens, paleis piliformibus minutis hinc inde adspersum. Stipes semipollicaris , filiformis, teres, pilis simplicibus rarius a basi furcatis patentissimis parvis ad- spersus. Frons (seu potius lamina frondis) usque tripollicaris, basi pollice paululum latior, ex ovata basi oblongo-lanceolata, angustato-acuminata, pinnata, hygroscopica, transparens, exsiccata obscure viridis. Pinnae angulo acuto patentes, petiolulo semilineali instructae, lan- ceolatae, obtusae, profunde pinnatifidae, basi acutae, excepta costa glaberrimae, inferiores oppositae, reliquae alternae. Laciniae tres lineas longae, duas trientes lineae circiter latae, lineares, obtusae , emarginatae, mucronato- aut potius acuminato - serrulatae , sinu obtuso interceptae, infimae superiores pinnarum inferiorum bifidae, lobis laciniis conformibus. Rachis pilis in stipite descriptis adspersa, inferne teres, filiformis, superne anguste alata. Petioluli utrinque alati. Costa flexuosa, prominula, pilis jam descriptis hinc inde adspersa. Venae vix prominulae, simplices aut juxta divisionem laciniarum divisae venulisque apice libero acutiusculo desinentes, ^ Parenchyma e cellulis. hexagonoideo rotundatis constructum. — Sori in pinnis superioribus obvenientes , sessiles, in laciniis terminales et subterminales. Indusium duas tertias aut tres quartas partes lineae longum, usque ad basim bipartitum, laciniis ovatis obtusis apice crebre ciliato-serrulatis seu pouus ciliato -fimbriolatis convexis demum paten- 144 K, B. Presl, tissimis. Receptaculum indusio paululum brevius, cylindricum , obtusum , rectum , undique capsuliferum. Capsulae sessiles , lenticulares. Accedit quodammodo ad H. valvatum et cum illo inter species pilosas militat , sed satis superque differt. Species serrulatae evolutae, in quantum mihi notae sunt, abunde distinctae sunt, HYMENOPHYLLUM DREGEANUM. H. glaberrimum, fronde lanceolata angustato-acuminata bipinnata, pinnis petiolulatis, pinnulis lanceolatis obtusis profunde pinnatifidis, laciniis inferioribus cuneatis bilobis, superio- ribus integris lobisque linearibus obtusis emarginatis argute serrulatis, rachibus petiolulisque alatis, primaria basi stipiteque filiformi nuda, soris pedicellatis, indusio obovato receptaculum superante apice inaequaliter denticulato. H. tunbridgense, a. Drege pl. cap. eas. Habitat ad promontorium bonae spei, ubi legit clar. Drege. Rbizoma repens, filiforme, ramosissimum, glabrum, frondes radicesque crebras emit- tens. Tota herba glaberrima. Stipes uni- sesquipollicaris, fere filiformis, fuscus, nitidulus, nudus. Frons seu limbus frondis tres usque quatuor pollices longa, lanceolata, angustato- acuminata, basi acuta obtusave, hygroscopica, bipinnata, exsiccata virescens. Pinnae oppo- sitae alternaeque, petiolulo semilineali instructae, lanceolatae, obtusae, usque semipollicares. Pinnulae lanceolatae, obtusae, basi acutae, profunde pinnatifidae, inferiores cuneato - lanceo- latae bilobae bifidaeve, superiores integrae lacinisgue lobisque anguste lineares obtusae emarginatae argute serrulatae. Rachis primaria inferne teres nuda, superne secundariisque petiolulisque alata, ala integra. Venae fuscescentes, simplices, apice liberae. Parenchyma e cellulis rotundato - hexagonoideis constructum, — Sori in pinnis superioribus obvenientes, breviter sed evidenter pedicellati. Indusium fere lineam longum, late obovatum, usque fere ad basim bifidum, laciniis rotundato-obtusis apice inaequaliter acutegue crebreque denticulatis disco convexis lateribus planis demum patentibus. Receptaculum indusi quarta parte bre- vius, cylindricum, crassum, rectum, undique capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Affinior H. cupressiformi quam genuino H. tunbridgensi, sed multo majus, magis compositum, pinnulis, laciniis, soris, indusio et receptaculo distinctum. HYMENOPHYLLUM SESELIFOLIUM. H. glaberrimum, fronde oblongo-lanceolata acuta tripinnata, pinnis petiolulatis alternis distantibus lanceolatis acutis, pinnulis primarii lanceolatis acutis, secundaris cuneato - lanceo- latis tri- bifidis, laciniis emarginatis bilobisve alisque rachidum stipitisque ciliato-serrulatis, soris sessilibus, indusu laciniis ovato-lanceolatis obtusis integerrimis receptaculo longioribus. Habitat in Chile, ubi collegit clar, Cuming. Hymenophyllaceae. 145 Rhizoma repens, filiforme, glabrum, in parvo fragmento visum. Stipes tripollicaris, rectus, rigidus, fusco-nigricans, glaberrimus, usque fere ad basim ala foliacea serrulata in- structus, serraturis ciliferis. Frons (in sensu strictissimo seu lamina frondis) quadripolli- caris, glaberrima, laete viridis, hygroscopico-elastica, transparens, oblongo-lanceolata vel ovato- lanceolata, acuta, tripinnata. Pinnae petiolulo lineali instructae, alternae, patentes, distantes, lanceolatae, basi apiceque acutae, infimae sexdecimlineales Pinnulae primariae petiolulatae, lanceolatae, acutae, infimae semipollicares, secundariae cuneato -lanceolatae obtusae, infimae trilineales tri- bifidae, superiores integrae laciniisgue lineares emarginataeque. Raches et pe- tioluli fusco-nigricantes, ala foliacea sinuato-ciliatoque serrulata instructae. Venae prominulae fuscae, furcatae simplicesque, venulisque apice libero obtuso desinentes, Parenchyma e cel- lulis subrotundo-hexagonoideis constructum. Sori in pinnís superioribus obvenientes, sessiles. Indusium duas tertias partes lineae circiter. aequans, usque fere ad basim bifidum, laciniis ovato-lanceolatis obtusis integerrimis. adpressis dorso convexis. Receptaculum indusio bre- vius, cylindricum, undique capsuliferum. © Capsulae lenticulares, sessiles. Affine H. mulufido, sed differt permultis notis, nempe figura frondis, stipite, rachibus petiolisque alatis et caet. HYMENOPHYLLUM SERRA. H. glaberrimum, fronde lanceolata acuta bipinnata, pinnis petiolulatis dimidiatis latere inferiore acuminato-serrulatis, pinnulis linearibus emarginatis rachibusque petiolulisque acumi- nato -serrulatis, infimis pinnarum inferiorum bifidis, soris sessilibus, indusio lanceolato obtuso integerrimo usque ad basim bifido receptaculum superante, stipite filiformi rachisque basi nudo. Habitat in Chile, ubi collegit clar. Cuming. Rhizoma ignotum. Stipes pollice brevior, filiformis, teres, nudus, laeviter flexuosus, fuscus frondeque glaberrimus. Frons seu lamina frondis semitertium pollicem circiter longa, lanceolata, utrinque acuta, virescens, hygroscopica, tenella, bipinnata. Pinnae alternae, paten- tes, petiolulo vix semilineali insidentes, dimidiatae, 1. e. in latere superiori evohitae, in latere inferiori ad meram rachidem secundariam alatam acuminato - serrulatam reductae, inferiores et superiores steriles, mediae circiter quinque lineas longae. Pinnulae infimae pinnarum in- feriorum bifidae, reliquae laciniisgue anguste lineares obtusae emarginatae acuminato-serrulatae faleato-incurvae. Rachis inferne filiformis, nuda, superne secundariaque petiolulisque alata, ala remote acuminato-serrulata. Venae vix prominulae, fuscae aut fuscescentes, simplicess apice libero terminatae. Parenchyma e cellulis rotundato - hesagonoideis constitutum. Sori pinnularum infimarum locum tenentes, sessiles. Indusium duas tertias partes lineae circiter longum, usque ad basim bifidum, laciniis lanceolatis obtusis integerrimis convexis fuscis demum pa- tenübus. Receptaculum indusio brevius, eylindricum, lineolis concavis spiraliter dispositis in- sertionem capsularum indicantibus insignitum. Capsulae ignotae, cum jamjam omnes dispersae erant. Affine quodammodo H. unilaterali, H. Dregeano et H. secundo, ab omnibus notis indicatis satis differt, Abh, V, 3, 19 146 K. B. Presl HYMENOPHYLLUM FRATERNUM. Н. glaberrimum, fronde oblongo-lanceolata acuta tripinnata, pinnis petiolulatis ovatis obtusis, pinnulis primariis cuneato -lanceolatis obtusis, secundariis cuneatis bifidis, laciniis linearibus obtusis integerrimis , rachibus petiolulis stipitisque apice alatis, soris sessilibus, indusii laciniis ovatis obtusis inaequaliter obtuseque denticulatis receptaculum crassum superantibus. Habitat in Jamaica; inventor ignotus. Rhizoma ignotum. Herba undique glaberrima. Stipes sesquipollicaris, laeviter fle- xuosus, fuscus, inferne teres, superne ala decurrente marginatus. Frons tripollicaris, ob- longo-lanceolata, hygroscopica, fusco-virens, tripinnata. Pinnae usque novem lineas longae, alternae, petiolulo semilineali insidentes, ovatae, obtusae, © Pinnulae primariae cuneato-lanceo- latae vel cuneato-obovatae, obtusae, inferiores pinnatae, superiores tri- bifidae, laciniis linea- ribus obtusis integerrimis, pinnarum supremarum trifidae vel bifidae vel simplices apice sori- ferae. Pinnulae secundariae lineari-cuneatae, inferiores bifidae, superiores indivisae laciniisque lineares obtusae integerrimae. Raches et petioluli alatae, ala integerrima. Venae fuscescen- tes, simpliciter divisae, apice liberae. Parenchyma e cellulis hexagonoideis constructum. Sori in pinnis supremis obvenientes, sessiles. Indusium semilinea parum longius, usque ad basim bifidum, laciniis ovatis obtusis aut acutiusculis apicem. versus inaequaliter obtuseque denticu- latis disco convexis demum patentibus. Receptaculum indusio triente. brevius, cylindricum, crassum, obtusum, rectum, undique capsulifernm. Capsulae lenticulares, sessiles. Unicum quidem vidi specimen, sed optime conservatum, unde differentiae ab omni- bus affinibus satis patent. HYMENOPHYLLUM POEFPIGIANUM. H. glaberrimum, fronde lineari-lanceolata angustato-acuminata tripinnata, pinnis petiolulatis oblongis obtusis, pinnulis primariis ovato-lanceolatis obtusis, secundariis tri- bifidis integrisque laciniisque late linearibus obtusis emarginatis integerrimis, rachibus petiolulis stipitisque apice alatis, soris sessilibus, indusii usque ad basim bifidi laciniis ovato - subrotundis integerrimis receptaculum superantibus. H. clavatum. Poeppig fil. exs., Kunze fil. Poepp. in Linnaca IX. p. 109. Habitat in Peruvia ad Pampayaco, ubi collegit clar, Poeppig. Rhizoma longe repens, filiforme, glabrum, radices plurimas filiformes flexuosas ra- mulosas breves et frondes valde distantes protrudéns. Stipes fere bipollicaris vel sesquipolli- caris, laeviter flexuesus, fuscus, inferne teres nudus, superne alatus. Frons quinquepollicaris et longior (sterilis brevior), lineari-lanceolata, angustato -acuminata, basi acuta, tripinnata, ex- siccata purpurascens. Pinnae alternae, petiolulo circiter semilineali instructae, oblongae, ob- Hymenophyllaccae. 147 tusae, mediae circiter decem lineas longae. Pinnulae primariae ovato-lanceolatae, obtusae, basi cuneatae, secundariae inferiores tri- bifidae, superiores integrae laciniisque lato - lineares obtusae emarginatae integerrimae. Raches petiolulique alatae, ala integerrima satis lata. Ve- nae fuscae, simpliciter pinnatim ramosae venulisque apice liberae. Parenchyma e cellulis minutus rotundato-hexagonoideis constructum. Sori in laeinis pinnulisque partis superioris frondis obvenientes, sessiles. Indusium duas trientes lineae longum, usque ad basim bifidum, laciniis ovato-subrotundis obtusis integerrimis disco convexis demum patentibus. Receptacu- lum indusio triente brevius, cylindricum, obtusum, undique capsuliferum. © Capsulae lenticu- lares, sessiles. Celeberrimus ac expertissimus Kunze hancce speciem cum H. clavato (nunc Myrmeco- styli specie) comnuscuit, quod non solum fronde, sed quoque indusio et receptaculo differt. HYMENOPHYLLUM PANICULIFLORUM. H. glaberrimum, fronde ovata obtusa, tripinnata, pinnis petiolulatis ovatis obtusis, pinnulis primariis lanceolatis obtusis, secundariis linearibus indivisis obsolete emarginatis integerrimis, stipite basi tereti apice rachibusque alato, soris in apice frondis paniculatis, indusii usque fere ad basim bifidi laciniis orbiculatis receptaculum superantibus. Cuming pl. philip. exs. n. 214. Habitat in insulis Philippinis, verosimiliter in insula Luzon, ubi legit clar. H. Cuming. Rhizoma ignotum, Herbula glaberrima. Süpes semipollicaris, subflexuosus, fuscus, filiformis, inferne teres nudus, apice alatus, ala integerrima. Frons seu frondis limbus ses- quipollicem longa, pollicem lata, ovata, utrinque obtusa, tripinnata, exsiccata purpurascens, Pinnae alternae, petiolulo semilineali instructae, ovatae aut ovato-lanceolatae, obtusae. Pinnu- lae primariae lanceolatae, obtusae, basi acutae, secundariae lineares, indivisae, obtusae, apice laeviter aut non emarginatae, integerrimae, planae. Raches petiolulique alatae, ala integer- rima. Venae simplices, fuscescentes, apice liberae. Parenchyma e cellulis hexagonoideo- subrotundis constructum. Sori in pinnis terminalibus omnibus fructiferis paniculae terminalis in modum dispositi, apicales, sessiles in pinnis pinnulisque reliquis. angustioribus. Indusium tres quartas lineae partes longum, usque fere ad basim bifidum, laciniis orbiculatis adpressis disco convexis integerrimis. Receptaculum indusio triente brevius, cylindricum, obtusum, undique capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Vidi solummodo duo specimina, unum sterile parvulum, alterum fertile supra descrip- tum. An omnia specimina fertilia soros in paniculam terminalem dispositos gerunt? Species caeterum distinctissima. 19 * 148 K. B. Presl, HYMENOPHYLLUM CUMINGII. H. glaberrimum, fronde lineari pinnata, pinnis cuneiformibus obtusis pinnatifidis, superio- ribus dimidiatis, laciniis lato - linearibus obtusis emarginatis, stipite. filiformi nudo, rachi alata, soris immersis, indusii ad medium bifidi laciniis orbiculatis integerrimis receptaculo aequilongis. Habitat in Chile, ubi legit clar. H. Cuming. Rhizoma ignotum. Herbula glaberrima, Stipes fere sesguipollicaris, setam porcinam crassus, flexuosus, teres, nudus, fuscus. Frons seu limbus frondis quindecim lineas longa, linearis, utrinque obtusa, pinnata, exsiccata flavescenti- viridis. © Pinnae semitertiam lineam longae, alternae, patentes, infimae duo utrinque evolutae et pinnatifidae, reliquae dimidiatae i, e. latere inferiori e margine foliaceo constituto , superiori evoluto et pinnatifido. Laciniae quatuor — tres, sinu acuto interstinctae, lato-lineares, obtusae, emarginatae, integerrimae, contiguae. Rachis alata, ala integerrima. Costa fuscescens, tenuis, flexuosa. Venae venu- laeque fuscescentes, tenues, apice liberae. Parenchyma e cellulis rotundato - hexagonoideis constructum. Sori in pinnis supremis obvenientes, in laciniis apicales semiimmersi. Indusium semilineam excedens, paulisper latius, usque ad medium bifidum, laciniis orbiculaus integer- ruinis, adpressis. Receptaculum indusio aequilongum , cylindricum, obtusum, cicatriculis elongato -linearibus spiraliter ambientibus instructum. | Capsulae ignotae. Species distinctissima , cum nulla alia cognita confundenda. HYMENOPHYLLUM KOHAUTIANUM. H. glaberrimum, fronde lineari-lanceolata acuta bipinnata basi angustata, pinnis petiolula- tis alternis lanceolatis obtusis, pinnulis cuneato-lanceolatis obtusis pinnatifidis, laciniis. linearibus emarginatis alisque rachidum integerrimis , rachibus peuolulisque alatis, stipite filiformi nudo, soris semiimmersis, indusio usque ad medium bifido, lacinüs obovato-orbiculatis integer- rimis receptaculo aequilongis. Trichomanes clavatum. Sieb. fl. mart. п. 250. syn. fil. п. 111 partim. Habitat in insula Marunica, ubi legit Kohaut. Rhizoma longissime repens, filiforme, teres, radices capillaceo - filiformes crebras, frondes tamen distantes emittens, radicibusque paleis piliformibus rufis parvis pubescens. Herba glaberrima. Stipes sesquipollicaris , filiformis, teres, nudus, fuscus. Frons seu fron- dis limbus decempollicaris et verosimiliter subinde longior, lineari-lanceolata, acuta, basi angustata, elastico- hygroscopica , exsiccata viridis aut fuscescens, bipinnata. Pinnae alter- nae, petiolulo vix semilineali instructae , infimae sensim decrescentes parvae subovatae ab invicem remotae, reliquae lanceolatae obtusae basi acutae, mediae circiter pollicares. Pin- nulae tri- quadrilineales, ex acuta basi lanceolatae, obtusae, pinnatifidae, laciniis smu acuto aut obtuso interstinctis linearibus obtusis emarginatis integerrimis. Raches alatae, ala integer- Hymenophyllaccae, 149 rima. Venae simpliciter ramosae venulisque apice liberae, Parenchyma e cellulis rotundato- hexagonoideis constitutum. Sori in laciniis frondis apicales, creberrimi, semiimmersi. In- dusium vix semilineam longum et latum, usque ad medium bifidum, laciniis ex acutiuscula basi obovato-subrotundis integerrimis. aut obsolete emarginatis disco convexis margine pla- nis nec demum patentibus sed appositis. Receptaculum longitudine indusü , tenuiter cylin- dricum , obtusum, undique capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Species haec elegantissima a Siebero ad Trichomanes relata fuit, quocum nec mini- mam analogiam possidet sed multis gravissimisque notis differt. SPHAEROCIONIUM AUREUM. S. pilis apice stellatim ramosis tomentosum flavescens, fronde lineari elongata pinnata utrinque obtusa, pinnis contiguis sessilibus lanceolatis acuminatis inciso-dentatis basi superiore truncatis subauriculatis inferiore cuneatis, rachi tomentoso - hirsutissima, stipite tereti glabro, soris immersis, indusio ad medium bifido, laciniis orbiculatis. Hymenophyllum aureum. Beyrich herb. Hymenophyllum sericeum. Herb. bras. reg. berol. n. 190. Habitat in Brasiliae Serra d'Estrella , ubi legit Beyrich, in Brasilia sine loci specialis indicatione collegit Sellow. Rhizoma repens, filiforme, teres, paleis simplicibus piliformibus rufis. densissimis patentissimis pubescens vel potius hirsutum. Supes pollicem parum superans, teres, flexuo- sus, fuscus, excepta ima basi glaber, junior verosimiliter pilosus, pilis, qui adsunt, simpli- cibus. Frons pedalis usque sesquipedalis, pilis apice stellatim ramosis tri- quadri- quinque- radiatis adpressis flavescenubus tomentosa, linearis, basi apiceque acuta, pinnata. Pinnae saepius pollicem, nonumquam sesquipollicem longae, exceptis infimis alternae, sessiles, ap- proximato-subcontiguae (exceptis infimis remotis), oblongo-lanceolatae , angustato - acumi- natae, incisae, basi superiore latiores truncalae breviter obtuseque auriculatae, inferiore angu- stiores cuneatae, incisuris obtusis, inferioribus mediisque bidentatis, superioribus indivisis linea- ribus. Rachis teres, nuda, pilis apice stellato -ramosis laxioribus tomentoso-hirsuta. Уе- nae creberrime furcatae venulisque subparallelae crassiusculae apice liberae. Parenchyma e cellulis minute subrotundo -hexagonoideis constructum, Sori superiorem pinnarum partem occupantes, in incisuris dentibusque apicales immersi aut semiimmersi. Indusium circiter semi- lineale, usque ad medium bifidum, laciniis orbiculatis integerrimis aut obsolete inaequaliterque emarginatis undique pube jam descripta tomentosis. Receptaculum indusio plus quam duplo brevius, basi cylindricum, apice globoso -incrassatum et capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles, crebrae. A S. sericeo et S. interrupto, quibuscum nostra species affinis est, plurimis dif. fert notis. 150 K. B. Presl, SPHAEROCIONIUM SIEBERI, S. pilis apice stellato-ramosis ciliatum et in stipite costis venisque pubescens , fronde lanceolata utrinque acuta pinnata, pinnis lanceolatis angustato-acuminatis pinnatifidis basi superiore semiadnatis inferiore acutis, lacinus semiovatis obtusis obtuse dentatis, rachi alata, stipite teret), $0115.....‹. Trichomanes alatum. Sieb. fl. mart. suppl. m. T1. Habitat in Martinica, ubi legit Kohaut, Rhizoma ignotum. Stipes bipollicaris, teres, subflexuosus, pilis apice stellato - ramosis rufis densis pubescens aut potius hirtus, inferne nudus, apice anguste alatus. Frons us- que decempollicaris, forsitan quoque longior, tenera, transparens, hygroscopica, lanceolata, angustato-acuta, basi ob pinnas decrescentes angustata, pinnata, Pinnae usque fere bipolh- cares, lanceolatae, angustato- acuminatae, pinnatifidae, latere superiori latiore basi semiad- natae, inferiori angustiore acutae, margine costaque venisque pilis apice stellato - ramosis instructae , aduitiores basibus pilorum delapsorum puncticulatae, juvenes sese evolventes utrinque pubescentes, pilis rufis. Laciniae semiovatae, obtusae aut obtusissimae , infimae undique, reliquae apice tantum obtuse denuculatae. ^ Rachis flexuosa, fusca, alata, pilis apice stellato -ramosis fuscis pubescens et ciliata. Costa tenuis, fusca. Venae fuscae, tenues uni- bifurcatae venulisque costisque pilis apice stellato- ramosis rufis pubescentes, venulis magis divergentibus quam in speciebus affinibus, scil, S. aureo, S. interrupto. Parenchyma e cellulis rotundato- hexagonoideis minutis constructum, | Sori ignoti. Species haec ob soros ignotos imperfecte nota praesertim S. aureo et S. Plumieri 8 | affinis est. А priore, quocum pinnarum figura satis bene convenit, differt indumento, teneri- tate et caet., a posteriore differt pinnarum figura, lacinis, dentibus et caet, SPHAEROCIONIUM VESTITUM. S. pilis apice stellato- ramosis ciliatum et in stipite rachi costis venisque pubescens, fronde lineari-lanceolata obtusa bipinnata, pinnis sessilibus oblongo-lanceolatis obtusis, pinnulis inferioribus tri- bifidis, superioribus indivisis laciniisque linearibus obtusis, rachibus stipiteque alatis, soris semiimmersis, indusii usque ad medium bifidi laciniis orbiculatis adpressis ciliatis. Filicula digitata. Plum. fil. р. 13. 4 50. / B. Hymenophyllum hirsutum. © Beyrich herb. Habitat ad Rio Janeiro Brasiliae, ubi legit beatus Beyrich; in Martinica legit Kohaut, Rhizoma repens, filiforme radicibusque tenuibus paleaceo-pilosum. Stipes vix sesqui- pollicaris , fuscus, basi teres, in reliqua longitudine alatus, pubescens et in ala ciliatus. — Pili süpitis ejusque alae, sicuti pili in omnibus reliquis partibus apice in stellam tri- quadri- Hymenophyllaceae. 151 quinqueradiatam divisi, rufi aut rufescentes, articulati aut continui. Frons seu frondis lim- bus quadripollicaris et longior, lineari-lanceolata, obtusa, hygroscopica, tenera, valde trans- parens, bipinnata. Pinnae octo circiter. lineas longae, sessiles, oblongo -lanceolatae , obtusae, infimae suboppositae, reliquae alternae. Pinnulae sinu obtusiusculo interstinctae, infimae superiores trifidae, mox sequentes et infimae inferiores bifidae, reliquae indivisae laciniisque lineares obtusae ciliatae, in pinnis superioribus infimae superiores tantuin. bifidae, reliquae indi- visae laciniisque eodem modo uti supra dictum constitutae. Raches fuscae, alatae, pubescentes, ala ciliata. Venae simplices aut simpliciter. ramosae, fuscescentes, apice liberae, utrinque pubescentes, Parenchyma e cellulis rotundato - hexagonoideis maximis quam in speciebus affi- nibus constitutum. Sori in pinnulis lacinisgue apicales, semiimmersi, Indusium semilineam paulisper superans, usque ad medium bifidum, laciniis orbiculatis densissime ciliatis adpressis. Receptaculum indusio triplo brevius, basi cylindricum nudum, apice globoso-incrassatum et capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Nulla species hujus generis et subdivisionis iconi Plumierianae tam bene respondet, quam haec, non obstante, quod Plumier omnes pinnulas indivisas delineavit, quales in specie supra descripta tantum superiores conspiciuntur. Adsunt tamen exempla plurima frondium simpliciorum et magis compositorum unius ejusdemque speciei, quare assumere licet, beatum Plumierum formam simpliciorem delineavisse, Differt a S. hirsuto, quod optime in iconibus Hedwigianis exhibetur et cujus formae simpliciores ab Hookero et Grevilleo nec non a Raddio repraesentantur, figura et divisione frondis, pinnularum et caet. — Specimen martinicense frondis figura et divisione cum brasi- liano supra descripto ex asse repondet, sed est paullo minus et stipes non est alatus. SPHAEROCIONIUM DIVERSILOBUM. S. fronde glabra lineari-lanceolata utrinque acuta inferne bi- superne simpliciter pinnata, pinnis adnatis, inferioribus in tres, mediis (unius lateris, frondis duplo majoribus quam alterius) in duas pinnulas divisis, superioribus indivisis pinnulisque linearibus | emarginatis denticulatıs, dentieulis ciliiferis, rachibus stipiteque alatis denticulato- ciliatis , pilis simplicibus, soris semi- immersis , indusii usque ad medium bifidi laciniis orbiculatis. ciliatis. Habitat in Antillis? Schedula originalis deperdita, sed si non fallor, a beato Bertero in Hispaniola lectum, Rhizoma repens, filiforme, tenuissimum, pilis flexuosis patentissimis rigidulis hirtulum. Herbula praeter margines ciliatos glaberrima. Stipes tres — sex lineas longus, basi capillaris teres pilis longis flexuosis hyalinis patentissimis hirtulus, superne alatus. Frons ultrapollicaris usque fere bipollicaris, lineari-lanceolata, basi apiceque acuta, inferne bipinnata, superne simpli- citer pinnata, Pinnae adnatae, inferiores oppositae alternaeque in pinnulas tres divisae, mediae solummodo in latere superiori pinnulam unicam — duas gerentes et in inferiori latere dimidiatae atque in uno frondis latere duplo majores magisque evolutae quam in altero latere, superiores 152 K. B. Presl, indivisae pinnulisque lineares emarginatae denticulatae ciliatae. Raches alatae, denticulatae, denticulis ciliam gerentibus. Venae fuscescentes, tenues, simpliciter ramosae aut simplices venulisque apice liberae. Parenchyma e cellulis rotundato- hexagonoideis magnis constructum. Sori in pinnulis basilaribus pinnarum mediarum et in pinnis superioribus apicales, semi- immersi. Indusium semilineam longum, usque ad medium divisum, laciniis orbiculatis ciliatis demum patentibus. Receptaculum indusio triplo quadruplove brevius, basi cylindricum, apice globoso-incrassatum capsuliferum. Capsulae lenticulares, sessiles. Pili cilias efficientes sim- plices rarissime a basi furcati, rigiduli, hyalini, articulati aut continui, patentissimi, satis longi. Differt praeter characteres indicatos ab omnibus in secunda paragrapho enumeratis speciebus jam solo adspectu inaegualitatis pinnarum. — Species insignis. SPHAEROCIONIUM SCHIEDEANUM. S. fronde ovata angustato-acuta bipinnata, pinnis sessilibus oblongo-lanceolaus obtusis, basi acutis, pinnulis linearibus emarginatis undulatis alague rachidum denticulatis pilisgue sim- plicibus ciliatis, stipite pilis simplicibus piloso apice alato, soris semiimmersis, indusii usque ad medium bifidi laciniis orbiculatis denticulatis ciliatisque. Hymenophyllum ciliatum. Schlecht. in Schiede ct Deppe pl. тех. exs. Habitat in Mexico, ubi legit clar. Schiede. Rhizoma filiformi - setaceum, repens, radicibusque filiformibus flexuosis pilis simpli- cibus rigidulis patentissimis 1. horizontalibus fuscescentibus pubescens. Stipes duas — quinque lineas longus, filiformi-setaceus, fuscus, inferne nudus pilisque simplicibus horizontalibus rufes- centibus plus minus dense pubescens, apice alatus, ala obtuse denticulata, denticulis ciliam seu pilum simplicem rigidulum hyalinum satis longum gerentibus. Frons (seu limbus frondis) sesquipollice longior, ovata, angustato - acuta vel acuminata, hygroscopica, tenera, bipinnata. Pinnae usque quinquelineales, sessiles, alternae, oblongo - lanceolatae, obtusae, basi acutae, utroque latere evolutae exceptis superioribus dimidiatis supremisque indivisis linearibus. Pin- nulae lineares, emarginatae, undulatae, obtuse denticulatae, denticulis ciliam simplicem supra descriptam gerenübus, caeterum glaberrimae, infimae superiores pinnarum infimarum bilobae, reliquae indivisae, lobis eodem modo constitutis. Raches foliaceo lateque alatae, pilis raris simplicibus rufescentibus adspersae, ala denticulato-ciliata obsolete undulata. Venae fusces- centes, simplices aut simpliciter ramosae venulisque apice liberae. Parenchyma e cellulis rotun- dato - hexagonoideis magnis constructum, Sori in pinnulis apicales, semiimmersi. lndusium trientem lineae longum, ultra medium bifidum, laciniis orbiculatis denticulatis glabris demum patentissimis, denticulis ciliam simplicem hyalinam rigidulam gerentibus, Receptaculum indusio plus quam triplo brevius, in globum capsuliferum subsessilem dilatatum. | Capsulae lenticu- lares, sessiles. Differt a S. ciliato praeter alias notas pilis cilusque simplicibus nec apice stellato- ramosis. Hymenophyllaceac. 153 SPHAEROCIONIUM PRODUCTUM. S. glaberrimum, fronde oblongo-lanceolata angustato-acuminata bipinnata, pinnis sessilibus lanceolatis, pinnulis cuneato - oblongis, inferioribus guadri- trilobis, mediis bilobis, superio- ribus indivisis lobisgue late linearibus obtusis emarginatis sinu obtuso interstinctis, terminalibus elongatis, rachibus late alatis, stipite alato basi tereti, soris exsertis, indusii usque fere ad basim bifidi laciniis orbiculatis repandis receptaculo duplo longioribus. Habitat in Chile, ubi legit clar. Н. Cuming. Quam maxime affine S. caudiculato, ita ut descriptio superflua videtur. Differt praecipue stipite longiori (semiquartum pollicem longo), indusiis duplo minoribus orbiculatis repandis. SPHAEROCIONIUM MACROCARPUM. S. glaberrimum, fronde ovata acuta tripinnata, pinnis petiolulatis ovato-lanceolatis, pinnulis primariis lanceolatis obtusis, secundariis cuneatis tri-bifidis, laciniis linearibus obtusis emarginatis alisque rachidum undulatis, stipite alato basi tereti, soris exsertis, indusii usque fere ad basim bifidi laciniis orbiculatis emarginatis longitudine latioribus receptaculum triplo superantibus. Cuming pl. exs. philip. n. 150. Habitat in insulis Philippinis, verosimiliter in insula Luzon, ubi legit clar, H. Cuming. Rhizoma repens, filiforme, teres, radicibusque simplicibus glabrum. Herba glaberrima. Stipes circiter quindecim lineas longus, fuscus, rigidulus, excepta basi tereti anguste alatus, ala plana. Frons (limbus frondis) semiquartum pollicem longa, ovata, acuta, tripinnata, hygro- scopico - elastica, exsiccata fuscescens. Pinnae alternae, petiolulo linea breviori suffultae, ovatae, obtusae, inferiores pollicares. Pinnulae primariae subsessiles, obtusae, basi acutae, inferiores ovatae, reliquae lanceolatae, supremae lineares indivisae, secundariae inferiores cuneatae saepius bi- rarius tri- aut quadrifidae, superiores indivisae laciniisque lineares integerrimae obtusae emarginatae undulatae. Raches prominulae, fuscae, alatae, ala undulata integerrima. Venae fuscae, simplices aut simpliciter ramosae venulisque apice liberae, Parenchyma e cel- lulis rotundato - hexagonoideis minutissimis constructum. Sori apicales, exserti, inter omnes hujus generis species excepto S. caudiculato maximi. Indusium lineam latum aut paulisper latius, linea brevius, usque fere ad basim bifidum, laciniis late orbiculatis emarginatis demum patentibus. Receptaculum indusio plus quam duplo fere triplo brevius, basi cylindrieum nudum, apice globoso -inerassatum et capsuliferum. —Capsulae creberrimae (copiosiores quam in omnibus caeteris speciebus), lenticulares, sessiles. Affine S. crispato; praeter alias notas differt praecipue figura et magnitudine indusii, copia capsularum, divisione frondis. — Filicineae a clar. Cuming ex insulis Philippinis relatae a clar. J. Smith in Hooker Journal of Botany volu. Ш determinatae occurrunt. Huncce tomum per bibliopolium Pragam adferendum fere per integrum annum frustra exspectavi et inde, in quantum Hymenophyllaceas respicit, negligere debui. 1e E 19 — (UT К. B. Presl, EXPLICATIO TABULARUM. Tabula I. Lecanıum membranaceum. Particula frondis cum squamis margina- libus, aucta. Particula frondis cum squamis margina- libus, magis aucta, Sorus cum particula frondis venarumque apice, auctus. Receptaculum apice abruptum cum cap- sulis et punctis linearibus spiralibus, ma- gis auctum. Capsula a dorso, magis aucta. Eadem disrupta sporis egredientibus, ad- huc magis aucta. Cellulae annuli elastici capsulae trans- versim sectae, magis auctae. Sporae, magis auctae. Eaedem, adhuc magis auctae. Spora disrupta, valde aucta. Parenchyma frondis i jen D .. jvalde auctum. Parenchyma limbi indusii | Tabula II, À Trichomanes plumosum. Particula frondis cum soris, aucta, Receptaculum abruptum. cum capsulis, magis auctum, Idem cum una capsula, adhuc magis auctum. Capsula, eodem modo aucta. 10. WI — Eadem a facie inferiore, plus aucta. Pars annuli elastici, valde aucta, Sporae a facie superiore et inferiore, valde auctae. Cellulae frondis, valde auctae. Granula in cellulis frondis contenta, valde aucta. B, Trichomanes radicans. Particula frondis cum soro, aucta. Sorus juvenilis longitudinaliter sectus cum receptaculo capsulifero nondum exserto, magis auctus. Capsulae a facie superiori, adhuc magis auctae. Capsula a latere, eodem modo aucta. Eadem disrupta cum sporis, valde aucta. Eadem magis disrupta, valde aucta. Pars annuli elastici, adhuc plus aucta. Cellulae annuli elastici transversim sectae, eodem augmento. ' Spora disrupta cum nucleo egrediente, eodem augmento. Nucleus sporae, maxime auctus. Tabula III. A. Trichomanes Haenkeanum. Particula frondis cum soris, aucta. Sorus longitudinaliter sectus cum recepta- culo capsulifero apice abrupto, magis auctus. WÍ rm Hymenophyllaceae. Receptaculum capsulis obsessum apice abruptum, magis auctum. Capsulae in diverso situ, valde auctae. Sporae, una disrupta, maxime auctae, B. Trichomanes scandens. Sorus cum particula frondis, auctus. Receptaculum cum capsulis, apice ab- ruptum, magis auctum. Pars annuli elastici et cellularum parietis capsulae, valde aucta. Sporae, maxime auctae. C. Trichomanes achilleifolium. Particula frondis cum soro, aucta. Sorus, receptaculo abrupto, magis auctus. Receptaculum abruptum cum capsulis, valde auctum. Capsulae in diverso situ, Ua: : maxime auctae. Sporae in diverso situ, Tabula IV. A. Trichomanes bifidum. Particula frondis cum soro, receptaculo abrupto, aucta. Sorus longitudinaliter sectus cum recepta- culo abrupto basi capsulifero, magis auctus. Capsula disrupta, magis aucta. Annulus capsulae cum rudimentis parie- tum et sporis, valde auctus. Spora, maxime aucta. B. Sphaerocionium elasticum. Particula frondis cum soro, aucta. Sorus indusii lacinia anteriori replicata, magis auctus. Receptaculum cum aliquot capsulis, ma- 215 auctum. 4. 455 Particula gyri seu annuli elastici capsu- larum, adhuc magis aucta. Sporae in diverso situ, valde auctae. C. Neurophyllum pinnatum. Particula frondis cum soris, aucta. Sorus longitudinaliter sectus cum recepta- culo abrupto basi capsulifero, magis auctus. Receptaculum abruptum basi capsulife- rum, adhuc magis auctum. Capsula a superiori facie, | Capsula ab inferiori facie, | valde aucta. Sporae in diverso situ, maxime auctae. Tabula V. Cephalomanes atrovirens. Pinna fructifera, naturali magnitudine. Sorus, auctus. Sorus longitudinaliter sectus,magis auctus. Particula receptaculi cum capsula, valde aucta, Sporae in diverso situ, maxime auctae. Tabula VI. A. Microgonium cuspidatum. Tota planta, magnitudine naturali. Frons fructifera, abrasis pilis stipitis, aucta. Particula frondis cum soro, magis aucta. B. Microgonium Berteroanum. Tota planta, naturali magnitudine. Frons, aucta. Particula frondis, magis aucta. Tabula VII. Abrodictyum Cumingi. Tota planta, naturali magnitudine. Pinnula cum soro, aucta, Pars pinnulae aliae cum venarum divi- sione et decursu parumper diverso. 20 * Tabula VIII. A. Didymoglossum Filicula. Particula frondis cum soro, naturali ma- gnitudine, Particula alia frondis cum soro, aucta. Sori duo juvenes, magis aucti. Sorus adultior, receptaculo apice abscisso, auctus, Isdem longitudinaliter sectus, auctus. Receptaculum ejusdem cum capsulis, apice abscissum, magis auctum. Sorus juvenis longitudinaliter sectus, ma- gis auctus. Capsulae in vario situ, valde auctae. Sporae in vario situ, maxime auctae. Sporae disruptae nucleum emittentes, maxime auctae. Sporodermis, maxime aucta. Nucleus, maxime auctus. B. Meringium Meyenianum, Particula frondis cum soris, naturali mag- nitudine, Sorus a dorso, auctus. Sorus a latere cum particula frondis et cum bracteis, magis auctus. Sorus longitudinaliter sectus, cum recep- taculo apice abscisso, adhuc magis auctus. ieceptaculi particula cum capsula, valde aucta. Capsula, maxime aucta. Sporae in vario situ, maxime auctae. Tabula IX. Hemiphlebium pusillum. Tota planta, naturali magnitudine. Frons ejusdem, aucta, Particula frondis, valde aucta. K, B. Presl, \ Tabula X. А. Myrmecostylum tortuosum. Sorus juvenis, valde auctus. Sorus adultus longitudinaliter sectus, cap- sulis delapsis, valde auctus. Capsula, maxime aucta. Sporae, maxime auctae. B. Sphaerocionium Boryanum. Sorus, auctus. heceptaculum, magis auctum. Capsulae, valde auctae. C. Sphaerocionium interruptum. Sorus adultus, auctus. Capsula disrupta, valde aucta. Cellulae annuli Cellulae capsulae, maxime aucta. Nuclei. Tabula XI. A. Hymenophyllum Cumingii. Particula frondis sorifera, naturali magni- tudine. Particula frondis cum soro adulto,aucta. Receptaculum, magis auctum. Cellulae frondis, maxime auctae. B. Hymenophyllum serra. Particula frondis cum soris adultis, aucta. Receptaculum, magis auctum. C. Hymenophyllum peclinatum. Particula frondis cum soris, uno juvene, altero adulto, aucta. Receptaculum cum capsulis e soro juveni, magis auctum. Capsulae a latere et a facie superiori, valde auctae. Particula frondis, maxime aucta. Hymenophyllateae. 157 D. Leptocionium dicranotrichum. 2. Sorus indusio replicato, valde auctus. 1. Particula frondis cum soro, aucta. 3. Capsula a facie di Á 4 n 4. Capsula a tergo | adhuc magis aucta. 2. Receptaculum, magis auctum, "ap 5 3. Capsula, valde aucta. 5, Sporae in diverso situ, | 4. Spora, 6. Sporae disruptae, maxime aucta. Ds рога ee maxime aucta. T. Nucleus, 6, Nuclei \ 2 B. Hymenophyllum fraternum, E. Ptychophyllum plicatum. ] i à : Ро P 1. Particula frondis cum soro juveni, aucta, bi 1 . ve E . 1. Particula frondis cum soro, aucta. 2. Sorus adultus indusii parte anteriori ab- 2: Rem cum particula indusii, ma scissa, magis auctus. gis auctum. E. 3. Receptaculum apice abruptum, magis 3. Capsula a facie superiori auctum 4. Capsula a latere valde aucta. à Ab is 4. Capsula, valde aucta. 5. Sporae maxime auctae. 5. Sporae, maxime auctae. Tabula XII. - A. Hymenophyllum antarcticum. 1. Particula frondis cum soro, valde aucta. ADDEN D A. " Pagina 101, linea 18 adde: Annulus elasticus seu gyrus capsulae aciem horizontalem undique cingens, latus, e cellulis (sic dictis articulis) semicircularibus copiosis constitutus, demum dissiliens et in fragments variae magnitudinis decedens, Sporae tetraédricae, lateribus con- vexis, ut plurimum puncticulato - verruculosae, demum saepissime regulariter juxta costas dis- rumpentes et nucleum ovalem emittentes, Pagina 115, linea 25, post D. decipiens Desv., adde D. capillatum (Trichomanes capil- latum Zaschner dissertatio de Trichom. [Jena 1843)), Pagina 128, linea 4 ab infra loco TRICHOMANES HAENKEI lege TRICHOMANES HAENKEANUM. 158 INDEX K. B. Presl, GENERUM, SPECIERUM ET SYNONYMORUM. ABRODICTYUM Presl.. Abrodictyum Cumingü Presl , ACHOMANES Presl.. . + . Achomanes Neck.. . . . CARDIOMANES Presl.. Cardiomanes reniforme Presl CEPHALOMANES Presl Cephalomanes atrovirens Presl.. CHILODIUM Presl . Cnemipterides Wallroth , CRASPEDOPHYLLUM Presl CREPIDIUM Presl Cyatheacearum pars secunda Kunze cvcLoGLossuw Presl DIDYMOGLOSSEAE Presl , DIDYMOGLOSSUM Desv. Didymoglossum alatum Presl brevipes Pres . . capillatum Presl decipiens Desv. Filicula Presl Hookeri Presl . humile Presl . Kraussii Presl . longisetum Presl minutulum Gaudich. Synonyma litteris italicis expressa sunt. . + 1152 Pag. 112 113 107 105 104 Didymoglossum muscoides Presl №ези Presl punctatum Presl « quercifolium Presl . reptans Presl serrulatum Presl sphenoides Presl . undulatum Pres] . . EUDIDYMOGLOSSUM Presl . EUHYMENOPHYLLUM Presl ae EUTRICHOMANES Presl . FEEA Bory Feea nana Bory — polypodina Bory . Filices desciscentes Spr. Helicogyratae sporangis sessilibus Bernh. HEMIPHLEBIUM Presl Hemiphlebium pusillum. Pres! HYMENOGLOSSUM Presl Hymenoglossum cruentum Pres/ HYMENOPHYLLACEAE Presl . Hymenophylle ac Bory HYMENOPHYLLOIDEAE Pres? HYMENOPHYLLUM Smith Pag. 115 115 L5 115 115 140. 115 140 115 123 108 102 102 102 101 101 117 117 127 127 101 101 118 121 Hymenophyllaceae. 159 Pag. Pag. Hymenophyllum abictinum Hook. et Hymenophyllum flabellatum Zabill. . 124 Grev, 03 CM зоол. —127 — fraternum Presl.. . . . 194, 146 — antarctücum Pres] . . . 123, 142 rn fupetdescSws vod iouis. 2119 — .asperulum Kunze sm, . . 1234 — .fumaroides Bory |. .. . . . 194 — ‚asplenieides Su. .. .. . . 124 — /umaroides Chamis. |. . . . 121 — attenuatum Beyrich . . . . 126 =, fumaroudes/Kaulfa seo. Liens. +127 — aureum Beyrich.. c 25... 196 — /umarcides Kunze . . . . . 191 +=" ауте, WalldaV ns ben + —126 = gracılenBühyn. Na, unubairnes 27 =, ala Sw. N IITT2EOIEN mem — .Grevilleanum Presl.. . . . 194 — байшт Hook. et Grev. . . . 127 — guadeleupense Spr. . » . . . ИБ M, bmpatye Sw voc ano. 126 =, hırsulum"Beyrich 8 om. -126 — blepharodes Pres] . . . 124, 143 =, Jrsutum Presl rel. Jus" 5... 126 — Blumeanum Spr. |. . . . . 116 — hüirsutum Sw. A мифе Иа... 126 +=. Boryanımıkaddunmmaag ul+dcao26 + hirtellineSwasrd. soll 300% + +126 — Beoryanum Wild, . . . . . 126 — humile Nees et Bl... . . +. 115 — caespitosum Gaudich. . . . . 124 — infertunatum Bory < . . . . 126 -— .caudiculatwn Mart; Av i0 24126 — interruptum Kunze . . . . . 126 — ciliatum Herb. bras. ber. . . 126 — jalappense Schlecht. . . . . 124 — ctliatum Hook. et Grev. . . . 126 ==? javanicum Sprint C124 — ciliatum Schlecht, . . . . . 126 — Kohautianum Pres] . . 124, 148 Et, Ст: Sw. A odes ОЕ 6 =. lneanelSuiD rose -126 — dlavatum Kunze . . . . . . 124 — тавеЙатсит Willd. . . . . 121 =. davatům Sa. MIO 1120 — marginatum Hook. et Grev. . . 125 — crispatum Hook, et Grev. . . 126 = Menziesii Руб 5.24123 , 143 — cerüstatum Hook. et Grev. . . 126 +=, Meyeri Риби: эВ „142 a verispum .Nees'et BIN. olea 124 — millefollum Schlecht. . . . . 124 dv erpentum:. Cava! v oka. +421 — minimum Less. e£ Rich. : 40. 124 — Cumingü Pres] . . . . 124, 148 — multifidum Sw. . < . . . . 124 — cupressiforme. Даб. © su... 124 FE nitensinBrownsı čus ul 124 — daedaleum Blume . . . . . 124 — paniculiflorum Presl они. 141 == .deeurrens"SwoUi mulclusibmos. .-124 — pectinatum Cav. H:uam:svisv. 124 = demissum Sw. eur Ja, vadného s -2 — pectinatum Nees et В. , . . 116 ==, dichotomum Gavsk 24030009, -120 — pendulum Bory . . . . . . 126 — düchotomum Nees et Bl. . . . 115 — peruvianum Hook. et Grev. . . 124 = „dilatatům?Sw Wt quiste. 426 = „plicatum, Kaulf. © «Mn, senpols. 421 — Dregeanum Presl.. ©. . 124, 144 — Plumieri. Hook. et Grev. . . 126 — elasticum Willd, " emitgislib. -126 — Poeppigianum Pre! . . 124, 146 — . emarginatum "$w. ©. <<. 124 — polyanthos Hook. et Grev. . . 124 =". PUl2Bory JA uses, АБ — polyanthos Sw. MHLOMOTI24 160 Hymenophyllum pulchellum Schlecht, . radicans Poeppig . . ricctaefcltum Bory « rupestre Raddi sanguincolentum Sw. scabrum Less. Schomburghii Pres? secundum Hook. et Grev. semibivalve Hock. et Grev. sericeum Herb. bras. berol. sericeum Sw. serra. Presl seselifolium Presl species Herb. bras. berol. species Herb. bras. ber. . species Meyen10ij species Schomb. . Thunbergii cA. tementosum Kunze tortucsum Hook. et Grev. trifidum Hook. et Grev. . tunbridgense, a Drege tunbridgense, b Drege . tunbridgense Jacg. tunbridgense Kunze tunbridgense Schk. . tunbridgense Sieb. tunbridgense Sw. undulatum Sw. unilaterale Bory valvatum Hook. et Grev. Wilson Hook. |. HYMENOSTACHYS Bory.. Hymenostachys diversifrons Bory elegans Presl osmundoides Presl. LECANIUM Presl Lecanium membranaceum Presl LEPTOCIONIUM Presl K. B. Presl, Pag. 126 E — E- -O jet wm Co C2 ое MN R- O -1 m EB. Co E] E 2 99. 99 ED JK 5 KO JN END END END 6 Et MOM. => => ыыы ыыы 2 02 = Leptocionium dicranotrichum Presl — .fucoides Presl MERINGIUM Presl . Meringium Blumeanum Presl — .Meyenianum Presl . MICROGONIUM Presl Microgonium Berteroanum Presl — .euspidatum Presl MYRMECOSTYLUM Presl Myrmecostylum clavatum Presl . — dichotomum Presl. — tortuosum Presl NEUROPHYLLUM Presl Neurophylium pennatum Presl — .pinnatum Presl , — ‚Vittaria Presl PACHYCHAETUM Presl Polypodiaccarum pars Brown. PTYCHOPHYLLUM Presl Ptychophyllum plicatum Presl RAGATELUS Presl Ragatelus crinitus Presl SPHAEROCIONIUM Presl Sphaerocionium abietinum Presl — aureum Presl — australe. Presl — ахШаге Presl — badium Presl — bivalve Presl à — Boryanum Presl — caudiculatum Presl — ciliatum Presl — commutatum Presl . — crispatum Presl.. — cristatum Presl — demissum Presl.. — dilatatum Presl . — diversilobum Presl + .elasticum Pres] . #02, 126 , 126, Pag. 119 119 116 116 116 111 138 112 119 120 120 120 110 111 ИЕ +11 108 101 120 121 108 109 125 127 149 126 126 127 126 126 126 126 126 126 126 127 126 don 126 Sphaerocionium gracile Presl — — Grevilleanum Presl hirsutum Presl + hirtellum Presl . , infortunatum Presl interruptum Presl lineare Presl . macrocarpum Presl pendulum Presl.. Plumieri Presl productum Presl pulchellum Presl ricciaefolium Presl . rupestre Presl + v + sangumolentum Presl . scabrum Presl Schiedeanum Presl sericeum Presl Sieberi Presl tomentosum Presl . trifidum Presl . undulatum Presl vestitum Presl SPHAERODIUM Presl.. . TRICHOMANEAE Pres . TRICHOMANES Zm. . , Trichomanes achilleifolium Да. . acutum Pres alatum Sw. alatum Sieb. ambiguum Sieb. angustatum Carmich. Ankersu Parker apüfolium Presl b apodum Hook. et Grev. asplenioides Presl . astylum Kaulf. Bankroftii Heok. et Grev. Bauerianum Endl. . *44 vg + 0 * * Hymenophyllaceae. * . 108, Pag. 121 126 126 126 126 126 126 153 126 126 153 126 126 126 127 126 152 126 150 126 126 127 150 123 102 105 108 134 108 126 108 108 108 136 115 129 107 108 108 Trichomanes Belangeri Bory . * .. « — bifidum Vent. . bilabiatum Nees et Bl. Bojeri Hook. et Grev. botryoides Rich. . brachypus Aunze brasiliense Desv. brevisetum Spr. capillatum Taschner саит Weigelt clavatum Sieb. . cognatum Presl.. . coriaceum Kunze crinitum Sw. crispum Zi. . . crispum Presl cristatum Kaulf. cuspidatum Willd. denticulatum Blume digitatum Sw, dimidiatum Presl eminens Presl elegans Rudge erosum Wılld. exsectum Aunze . fastigiatum Sieb. firmulum Presl Jtorbundum Humb. foeniculaceum Bory Haenkeanum Presl.. heterophyllum Wild, Hookeri Presl humile Forst. . incisum. Kaulf. intermedium Kau/f. * . 108 , intramarginale Æcok. et Grev. javanicum Blume Kaulfussu Hook. Kraussit Hook. et Grev. . . 20 ** 162 K, B. Presl, Раз, Pag. Trichomanes lanceum Bory . . . . 108 Trichomanes radicans Sw. . . . . 108 — longisetum Bory .. . . . . 108 — radicans Hook. et Grev. . . 108 LL. lucens So S 995 sup $08 — radicans Kunze „XK 108 = lucens-Hook № sol Fu 107 — reniforme- Forst, o3 b gps 105 — Luschnatianum Presl . . 108, 136 — reptans Balbis'X оли 112 2 Juzonicum Presl- ^. «12108, 134 — reptans Hook. et Grev. . . . 115 — mandioccanum Raddi . . . 108 -—ureptans SW. ns Ut — Martiusii- Presl -52 02717100, 128 — crhizophyllum Cav. <. . . 111 =. meifolium Bory ©. © .': 108 —" rigidum би; .. $^. ира 108 — melanotrichum Schlecht. . . . 108 — rigédum-Beyrich, 5: mum $08 — membranaceum Lin, . . . 104 = уют Wall "ev uwenueno £97 — .Millefolium Pres,» W208, 135 —- saxifragoides Presl. . . 108, 131 — minutulum Gaudich. . . . . 115 — scandens Lin. "V moju 108 — mullifidum Forst.» ;". "v 124 — Sellowianum Pres] . . 107, 129 — qusceides Hook. et Grev. . . 108 — sibthorpicides Bory зов 108 — muscoides Sw, - , MOTS «www 115 — sınuosum Rich» „N Ug 2972? 108 — Neesit Blume LADA, „dBA $5 — sinuosum Kunze uupge»bolie 108 æ— osmundoides Рош. u.s 103 — species Herb. bras. ber. . . . 107 — palmatum Presl му, 132 =, dpeties Lucae- «1 „W BG 108 — parvulum Perr. . „de Mn 108 — speciosum Willd. . . . . . 108 — pellucidum Kunze . . . . . 107 — sphenoides Kunze 7: 41474 115 2t epernatum: Кай.” MALE вии trt — spicatum Hedw. Sw. . . . . 102 -H oxpHlosum Аа‘. Зои“ mea OT "Us 1spraisonum: Desy. REN NEO = о Pulosum»Mart. BUN. quiso) 107 — strietum Menz. - ++ "PN (0108 — pimatifidum Willd. |... . . 108 — tamarisciforme Jacq. . . . . 108 4 pinnatum»Hedw. Na. MERE Е — tenerum Spr. HU — plumosum Kunze . . . . . 107 — Thouarsianum Pres] . . 108, 131 — plumula Риге и) MABHEON, 128 — tortuosum Banks . . . . . 120 — Poeppigü Pres] . . . . 108, 133 — trichoideum Sw. .. . . . . 108 — punctatum Poir. . - ©. . . 115 I) umbrosum Wall. „een 108 — pusülum Sw. . . usipoqeuv TT — undulatum Wall. . .'". . . 108 — pyramidale Wall. . . ;. . . 108 — venosum Brown. . . . . . 108 — pyxidiferum Zn. . . . . . 108 47 PFitania De Сава; Usa М — quercifolium Hook. et Grev. . 115 TRICHOMANOIDEAE Pres? . . . 102 Verde duo N v ABE a 4 CHOCO MILLE IZ IPRESL: SIR MO — zu irre = 3 CEI === APE, P = E: I = I ЕЕ = Sa === РЕ EEE Z = L = === === = TU. i "m NH ST ^ c № D CR 3 T: S > = Е Е IE 27 4 > A роется IM moneo AEN B. — — Zedisko se Di: ПИЛИ 209 E 220 SW. lorda dee. Zelisko se C DY, ФИ, JA REES — = РОСС РРР, . D. о 202220 22 € 220090 LAN. С. ir И ДО WALID. y Okno r A ss we « TA & P eee toes QI EE 1 р Ya MT Be UE М ^ gu Gab W. и = lorda del, Zelisko se. 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Obwohl nun dieser Gegenstand nie allein, sondern stets in Begleitung gewisser anderer auftritt, so ward ihm doch das Los zu Theil, seine Umgebung grösstentheils zu verdunkeln, und die Augen der Betrachter vorherrschend an sich zu fesseln. Wenn das Glänzendste gewöhnlich am ehesten beachtet wird, warum sollte es hier anders gegangen sein? — Die Menge der Sprachen auf der Erde, die Verschiedenheit der Begriffsbildungen in ihnen, wodurch sie für einander incommensurabel werden, das Schwankende endlich der Bezeichnungen einer jeden für sich sind hartempfundene Schranken für den Wunsch des Menschen, der auf möglichst ungehemmten Verkehr, auf Erweiterung des Wirkens und Er- kennens gerichtet ist; eine Schriftsprache, welche von Jedermann ohne erlernt zu sein ver- standen würde, und überdiess die Begriffe in unzweideutigen Gestalten wie scharfgeprägte Münzen vor die Augen legte, wäre gewiss eine herrliche Erfindung. Kein Wunder, dass man schon vor L. vielfach theils in geheimnissvoll abergläubischer Weise von ihr tráumte, theils mit wachem Bewusstsein nach ihr suchte. L. selbst erinnert an die Sage von der Adamitischen Sprache, an J. Böhmes Natursprache, und mehre Männer, deren drei dem zwanzigjährigen Jüngling bekannt waren, als er die oben zuerst genannte Schrift verfasste, beschäftigten sich unmittelbar vor seinem Auftreten mit der Lösung dieses Problemes. Ein bedeutender Name hatte zwar bis dahin der Sache gefehlt ; der Name Leibnitz, nachdem die ge- rechte Achtung Europas ihn erhoben, war nun ein solcher. Man erfuhr allmälich, dass der gefeierte Mann den Gedanken an sie nicht bloss als Knabe schon gefasst, als Jüngling auszuführen begonnen, sondern bis an seinen Tod mit besonderer Liebe gehegt habe; dass er voll religiösen Ernstes und Menschenliebe von ihr das Heil der Menschheit erwartet, und der Überzeugung gewesen, das Wichtigste für sie bereits gethan, und nur Weniges noch zu thun übrig gelassen zu haben. Hatten nun gleich gelehrte Zeitgenossen, denen er diess selbst mittheilte, ihn angehört, als ob, nach seinem eigenen Ausdrucke, er ihnen einen Traum erzählte, so rief doch ein so viel versprechender Gegenstand in Verbindung mit dem hoch- geachteten Namen allmälich in Frankreich und Deutschland eine Reihe von Schriften hervor; am grössten war bei uns das Interesse dafür am Ende des vorigen und am Anfange des gegenwärtigen Jahrhundertes; endlich liess man ihn, weniger weil ein festes Resultat erreicht 21* 161 F. Exner. Uiker Leibnitz ens war, als im Gefühle von Ermüdung fallen. Schleiermacher's den 7. Juli 1831 in der Ber- liner Akademie der Wissenschaften gehaltene Rede sucht geistreich, wie jede Arbeit dieses Mannes, das Resultat zu ziehen und unser Urtheil über L's Unternehmung abzuschliessen, indem sie zeigt, wie wir durch Assimilation oder Übertragung der philosophischen Kunstausdrücke aller philosophischen Sprachen in die unsrige allmälich erreichen, was erreichbar ist, und was L. eigentlich wollte: »ein System von Bezeichnungen, welche Jeder mit Leichtigkeit in seiner Sprache und als seine Sprache liest.« Allein es ist nicht richtig, dass L. dieses eigentlich gewollt. Der Gedanke einer allgemeinen Sprache ist bei ihm nur ein kleiner Bestandtheil einer grössern Gedankenmasse, ein Corollarium, das er sich gelallen lässt, aber keineswegs als Hauptsache betrachtet wissen will. Schleiermacher selbst fasst die Aufgabe, welche L. sich gestellt hatte, an einer frü- heren Stelle in folgende Worte: »Die Philosophie über die Irrungen hinauszuheben, welche nothwendig sowohl aus der Irrationalität der Sprachen gegen einander, als aus der Unbe- stimmtheit der Elemente einer jeden unvermeidlich entstehen, und kein System zu einer all- gemeinen Geltung gelangen lassen.« Sie drücken offenbar einen umfassenderen Zweck aus, als jene allgemeine Mittheilung, mit welcher die weitere Betrachtung und die oben angeführte Schlussstelle der Rede sich beschäftigen ; doch ist auch er noch zu eng, um Ls Gedanken richtig zu bezeichnen, zu dessen Charakterisirung es überdiess unerlässlich ist, nebst dem Zwecke auch noch das eigenthiimliche Verfahren anzugeben, wodurch er erreicht werden sollte. Worin nun beides, Zweck und Verfahren, bestehe, diess hiess sich schon aus den im Ein- gange genannten Schriften abnehmen: Herr Professor Erdmann hat uns aber kürzlich mit einer neuen Ausgabe der philosophischen Werke L's bereichert, welche durch eine Reihe bisher ungedruckter Aufsätze, von Seite 82 bis 99, ein helleres Licht über jene Gegen- stände zu verbreiten geeignet ist, L. beabsichtigte und glaubte grösstentheils auch vollbracht zu haben die Erfindung einer Methode, welche allem Wissen zur Nothwendigkeit und Evidenz der Mathematik ver- hilft. Wofür ausreichende bestimmende Data vorliegen, das erhebt sie zu unbestreitbarer Gewissheit; wo sie fehlen, da nähert sie sich derselben ohne Ende, oder bestimmt genau den Grad der obwaltenden Wahrscheinlichkeit. Sie setzt in den Stand, das vorhandene Wissen zu beurtheilen, und das nicht vorhandene aufzufinden. Hiezu führt sie zuerst die ganze Ge- dankenmasse des Menschen auf ihre wenigen Elemente, Stammgedanken zurück , und drückt jedes durch ein Zeichen aus; aus diesen aber leitet sie die zusammengesetzten Begriffe, und daraus alle weiteren Kenntnisse ab durch Operationen, welche dem Rechnen der Mathematiker :; sind. Die Wissenschaft dieser Methode, welche allen übrigen Wissen- schaften, auch der Philosophie und Mathematik, zu Grunde liegt, heisst serentia generalis oder untversaltss die Bezeichnung der Beeriffe charactcréstique; die Ableitungsweise calculus rattoci- ? D D 149 D vollkommen anal nator oder generalis 1; die so beschaffene Bezeichnung ist zugleich fähig, als allgemeine Sprache zu dienen. ') Erdmann’s Ausgabe S. 85, 92, 703 u. a. a. O. Universal - Wissenschaft. 165 Dass diess der wahre Inhalt und die richtige Stellung der in Rede stehenden Ge- danken zu einander sei, bedarf bei den jetzt vorliegenden Quellen keines Beweises mehr, sondern eben nur einer einfachen Durchlesung. Der Zweck, den L. verfolgte, hatte sich ihm wie vielen Andern ‚durch den Gegensatz der Festigkeit des mathematischen zur Unsicher- heit des philosophischen Wissens mit um so mehr Kraft aufgedrungen, je höher er die Ob- jecte des letztern achtete *), und gleiche Mittel schienen ihm die passendsten für gleiche Zwecke. Darum sollte die Methode eine möglichst mathematische, ein blosser calculus sein 3); eine Ansicht, der er mit mehr Energie und Gründlichkeit nachging als Höbbes und Spinoza, weil er die Mathematik besser kannte. Der Calcul setzte eine angemessene Bezeichnung voraus; desshalb war eine charakterische Spracbe nöthig, welche den Inhalt eines jeden Be- griffes äusserlich darstellte, und dadurch, wenn sie zu Stande kam, auch allgemein ver- ständlich, eine Universalsprache war. Diese letztere war also nicht beabsichtigt, sondern eben nur eine glückliche Folge; sie floss wohl aus der Natur der Unternehmung, nicht aber aus ihrem Zwecke. Wirklich führt die mathematische Zeichensprache zu demselben Zwecke mangelloser Evidenz, während sie keineswegs allgemein verständlich ist, sondern von Jeder- mann erst erlernt werden muss. Mit diesem Zusammenhange der Gedanken stimmt die Weise überein, in welcher L. seiner Universalsprache neben der scientia gencralis Erwähnung thut. Die zweite im Ein- gange genannte Schrift führt allerdings den Titel: Histeria ct cemmendatio linguae charactert- sticae universalis, aber mit dem Beisatz: quae simul sit ars inveniendi et judicandi 4); hiemit ist schon der Gegensatz seiner Unternehmung zu den bisherigen, die sich bloss mit Uni- versalsprache beschäftigten , bestimmt angedeutet, der Inhalt des kurzen Aufsatzes aber hebt ihn nicht bloss ausdrücklich hervor, sondern er legt alles Gewicht auf die /ingua charactert- stica als die Grundlage eines Calculs, ohne der /mgua universalis , die sich allerdings dar- unter versteht, weiter zu gedenken. Auf gleiche Weise verhált es sich mit dem erwáhnten Briefe an Remond. L. sagt darin 5), er glaube einen allgemeinen Calcul angeben zu können, vune maniere de Spécicuse Générale, ců toutes les vérités de raison seroient réduites à une facon de calcul; dann fügt er bei: »Ce pourrcit &re , en mémes tems , une maniere de Langue ou d' Ecriture: universelle, mais infiniment différente de teutes celles qu'on a prejetées jusgwici; car les caracteres, ct les paroles mêmes y dirigereient la Raison; ct les erreurs , excepté celles de fait, ny sercient que des errcurs de calcul.« In einem zweiten Briefe an denselben) erwähnt général und Charactcristique, von der Universalsprache aber ist keine Rede. Was endlich die dritte Schrift, welche auf diesen Gegenstand eingeht, die Jugendarbeit De arte combinatcria betrifft, so wissen wir durch eine spátere Ausserung Lis?) und ersehen aus dem ganzen Inhalte derselben, dass sie eben Nichts sein will als der erste Versuch einer Wissenschaft des Erfindens von Wahrheiten. Unter den zwölf Anwendungen der Combinationslehre, die er beispielweise auseinandersetzt , befindet sich auch die Bildung er wieder seiner Specieuse neuer Begriffe durch Combination von Eintheilungen, und nur ein hieraus fliessendes » Po- 2) 5. 109, 7) 5: 83, 93 n» d; a. O. ^3) S. 162. 9) S. 101, 9) S. 103. 7) S. 631. 166 F. Exner. Uber Leibnitz’ens risma« , ein Corollartum ist ihm die Universalsprache, die er als eilfte Anwendung beschreibt 5). Geht schon hieraus auf unzweifelhafte Weise die untergeordnete Stellung hervor , welche L, seiner Universalsprache im. Verhältniss zur serentia universalis gab, so kann man noch hin- zurechnen , dass sämmtliche neue Aufsätze, welche Erdmanns Ausgabe über diesen Gegen- stand enthält, von der letztern handeln, ohne der erstern auch nur zu erwähnen; endlich mag bemerkt werden, dass die ausserordentlichen Anpreisungen, womit er die Ankündigungen seiner neuen Erfindung begleitet, und die ungeheuren Erwartungen, welche er von ihr hegt, sich sämmtlich niéht unmittelbar auf die lingua universalis, sondern auf seine ars inventendi et judicandi , auf die scientia generalis, und nur insoweit auch auf jene beziehen, als sie im Gefolge von dieser erscheint ?). Es darf zwar nicht behauptet werden, L's Gedanke einer allgemeinen Wissenschaft sei gänzlich übersehen worden; Lambert, Plouquet, Tönnies u. A. hatten ibm ihre Auf- merksamkeit zugewandt. Alleın unvermögend, ihn zu bewältigen 1°), liessen sie ihn zu dem Versuche. einschrumpfen, die logischen Verhältnisse durch passende Zeichen auszudrücken; bei den meisten Denkern jener Zeit hingegen hatte das untergeordnete Project einer Uni- versalsprache ihn dermassen in den Schatten gestellt, dass nur dieses ernste Beachtung, wei- tere Bearbeitung und genaue Beurtheilung fand. Hiezu trug wahrscheinlich auch der Um- stand bei, dass L’s Schriften bei ıhrem Erscheinen auf ein Publieum trafen, dessen Interesse durch unmittelbar vorangegangene Versuche eben auf diesen Gegenstand gespannt, ihn mit einseitiger Aufmerksamkeit aus seiner Umgebung hervorhob. Einen auffallenden Beleg für diese einseitige Auffassung gibt die Pasigraphie, welche im Jahre 1791 von. einem Unge- nannten zugleich französisch und deutsch erschien, sich für eine Ausführung des Leibnitz’schen Planes gab, und auch dafür angesehen wurde. Doch war sie soweit entfernt, die wissen- schaftliche Bedeutung desselben zu erkennen, dass sie sich begnügte, durch Combination von zwölf willkürlich angenommenen Zeichen für eben so viele oberste Begriffe in dem einen Abschnitte, dem grossen Namengeber, für allgemeine Mittheilung sorgen zu wollen , in dem andern, dem kleinen Namengeber, aber für das Bedürfniss von Handlungsreisenden und an- deren Geschäftsleuten. Eine ähnliche Ansicht, wenn auch minder grell, herrscht bei spä- teren Schriftstellern bis auf die neueste Zeit !!). Ausserordentlich waren in der That L's Anpreisungen seiner Erfindung und die von ihr gehegten Erwartungen. Er versicherte, sie sei wichtiger, als die Erfindung der Mikro- skope, Teleskope und der Magnetnadel 1”); sie werde das menschliche Wissen ins Unermess- hche erweitern 13); eine philosophische Schule, welche dieser Art zu philosophiren sich. be- dient, werde sogleich bei ihrem Entstehen unbeschränkt über das Wissen gebieten, und nicht eher zu Grunde gehen oder auch nur erschüttert werden, als bis sämmtliehe Wissen- schaften unter einer neuen über das Menschengeschlecht hereinbrechenden Barbarei ihr Ende s) S. 279. 9) S. 87, 89, 163, 164 u. s. м. 10) S. Lambert’s deutscher gelehrter Briefwechsel, herausg. v. J. Bernoulli, Bd. I., S. 412 u. a. a. O. 11) 5. Rede — zum Andenken an G. W. Leibnitz, gehalten den 7, Juli 1842 in der К. preuss. Akademie der Wiss. von J. F, Enke, S. 6. 1?) $. 164. 13) S. 89. Universal - Wissenschaft. 167 gefunden 14), ausser Religiositit und Tugend, Freundschaft und Gesundheit gebe es Nichts, was besser und für das Heil der Menschheit zuträglicher wäre, als seine allgemeine Wissen- schaft, ja er wage zu behaupten, dass sogar Religiosität und Tugend stets, Freundschaft und Gesundheit aber meistentheils die Folgen ihres Besitzes seien 12); selbst zur Ausbreitung des wahren Glaubens trage sie bei in solchem Grade, dass nur die Wunder und die Heiligkeit irgend eines apostolischen Mannes oder die Siege eines grossen Monarchen es mehr thun hönnten; und er könne nicht oft genug wiederholen, dass ein Mensch, der nicht ein Prophet oder ein König ist, etwas Grösseres zum Heile der Menschheit und zur Ehre Gottes zu unternehmen nicht vermöge 16). Bei solcher Preiswürdigkeit des Unternehmens besorgt er einige Zeit dem Vorwurfe der Ruhmsucht nicht entgehen zu können, wenn er unter seinem eigenen Namen damit aufträte; er nennt also den Erfinder Gurlielmus Pacidius, glaubt aber zugleich es der Grösse der Sache schuldig zu sein, dass sie nicht ohne die Lebensbeschrei- bung ihres Urhebers zur Nachwelt gelange 17). Als er endlich dahin kommt, die gänzliche Ausführung ohne fremde Hilfe für unmöglich zu halten, beginnt er ein Memoire zu verfassen, wodurch der mächtigste König seiner Zeit, Ludwig XIV. und dessen Räthe nebst andern wissenschaftlichen Projecten auch für dieses gewonnen werden sollen; die Liebe aber, mit welcher der 68jährige Greis davon spricht, ist nicht schwächer als der Enthusiasmus war, womit der Knabe es einst ergriffen hatte. Waren seine Hoffnungen eitel? hat den grossen Denker sei langes Leben hindurch ein nichtiges Phantom getäuscht? Unterscheiden wir seinen Zweck und seine Mittel. Gesetzt, der Zweck wäre erreicht, und sámmtliches Wissen, das philosophische, theologische, juri- dische, naturwissenschaftliche u. s. w. zur Festigkeit und Evidenz des mathematischen er- hoben, und zugleich die Methode gefunden , von dem bereits erworbenen rasch und mit völliger Sicherheit zu immer neuem fortzuschreiten: würde dadurch das Heil der Menschheit in so hohem Grad gefördert werden, als er glaubt? Wir wagen nicht es zu verneinen. Zwar krankt* die Menschheit nicht bloss an Gedanken, sondern auch an Leidenschaften , welche von jenen nichts wissen wollen; doch dürfte die Thorheit immer ihr grösstes Unglück ge- wesen sein; und gleichwie das leidenschaftlichste Begehren nach irgend einem Baue verstummt vor dem mathematischen Beweise der Unausführbarkeit desselben, so dürften die Leiden- schaften, welche das Leben Einzelner und ganzer Massen zerrütten , allmälich zur Besonnen- heit kommen durch den mit mathematischer Strenge geführten Beweis, dass dasjenige, was sie erreichen, verwerflich und verderblich ist. Nicht der Nachbeter, wohl aber der Selbst- denker, kennt die Kraft, welche in der Wahrheit wohnt; L. hat sie auf das tiefste gefühlt; die Hoffnungen, welche er an die Verbreitung richtiger Einsicht knüpft, ehren gleich sehr den Kopf des Denkers, wie den Charakter des Menschen, Es ist der Schmerz eines edlen Geistes, der in folgenden Worten klagt: Ма ením mecum ratiocinabar: Geometriam , figuras et motus explicare, inde descriptionem Lerrarum et siderum vias habire, et superandis ponderi- bus machinas natas , unde vitae cultus. et gentium moratarum a barbaris discrimen. Sed scten- 14) 5. 163. 15) S. 87 19) S. 64. 17) S. 89 u. a. a. О. 168 F, Exner. Uiber Leibnitz’ens нат, qua probus improbo distinguatur , qua mentium arcanismus explicetur , et via ad felicita- tem aperiatur , negligi; de circulo haberi demonstrationes , de animo conjecturas; esse, qui metus leges severitate mathematica scribant, qui parem. ad cogitalionis arcana. scrutanda diligentiam adhibeat , non esse. Hunc. esse. fontem. miseriae humanae, quod de quovis pottus , quam de summo vitae cogitemus , quemadmodum. mercator negligens , qui principio dormitans, — crescente Jam libro rationum , ordinem. lucemque. horret, пес omnes accept capensique tabulas a primis énilüs resumere sustinet. © Hinc. secretum. quemdam. in hominibus Atheismum et horrorem mortis et de animae natura. dubitationes. et. pessimas de Deo sententias aut certe fluctuantes, multosque consuetudine pottus aut nccessttate quam judicio honestos esse‘). Aus solchem Schmierze ging die Begeisterung für den Zweck seines Unternehmens hervor, und Alle, die von den Be- dürfnissen der Menschheit etwas verstanden, haben sie von jeher mit ihm getheilt. — Über die Mittel, durch welche er seinen Zweck zu erreichen gedachte, ist das Uriheil minder leicht. Nicht ganz mit Unrecht hat man auf den Instinct von anderthalb Jahrhunderten hin- gewiesen, welche durch ihr passives Verhalten die Unzulánglichkeit derselben ausgesprochen; allein es wurde auch bemerkt, dass man über einer Nebensache den Hauptgegenstand gróssten- theils übersehen hatte, jedenfalls aber weiss der Instinct Nichts von Gründen, und aus einem so allgemeinen Urtheile ist nicht viel zu lernen. Nicht besser ist es, wenn man die Sache für abgemacht erklirt durch die vielleicht sehr richtige Bemerkung, L, habe von den ausserordentlichen Fortschritten der Mathematik sich verleiten lassen, ihre Methode voreilig auf das sämmtliche Wissen zu übertragen. Er hatte zu seinen Mitteln nicht geringere Zu- versicht als zu seinem Zwecke, das verdient doch wohl Beachtung. Die Ansichten grosser Denker sind ein heiliges Vermächtniss für die Nachwelt; die Ehre, welche diese ihnen zu erweisen hat, besteht darin, dass sie dieseiben entweder annimmt und wirken lässt, oder gründlich widerlegt. Überdiess sind ja selbst die Irrthümer solcher Männer längst für be- lehrender anerkannt als Wahrheiten von mittelmässigen Köpfen mitgetheilt, weil sie wurzelnd in einem reichen, vielverzweigten Denken die Kraft in sich tragen, auch ein solches anzu- regen, während jene in ihrer Vereinzelung unfruchibar bleiben. Auch gleichen sie oft nur der missgestalteten Kehrseite eines in Metall gepressten Kunstwerkes, welches man nur um- zuwenden braucht, um ein edles harmonisches Gebilde zu erblicken. Ein Versuch , in eine genauere Beurtheilung des Leibnitz’schen Gedankens einzugehen , wird demnach als gerecht- fertigt erscheinen. Er würde ohne Zweifel demjenigen am besten gelingen, der mit philo- sophischer Einsicht die genaueste Kenntniss der bisherigen Leistungen im Gebiete der reinen und angewandten Mathematik so wie der übrigen Naturwissenschaften verbände; in Ermange- lung eines solchen — mag gegenwärtiger gelten — und erproben, ob esihm gelingt, einen bes- seren — als er selbst ist — hervorzurufen. Die Schriften der Erdmann'schen Ausgabe, welche für den in Frage stehenden Ge- genstand Bedeutung haben, sind von Guhrauer ?) richtig bezeichnet und als Zeit der Abfas- sung ist für die meisten das vierte Decennium in L's Leben festgestellt worden; einige rück- ») S. 109. ?) Quaestiones criticae ad Leibnitii opera philosophica pertinentes ; Vratislaviae. Universal - Wissenschaft. à 169 sichtlich dieser Umstände aufgedeckte Nachlássigkeiten des Herausgebers werden anzuerken- nen sein. Zu wenig Gewicht scheint jedoch Guhrauer auf die im J. 1666 erschienene Ars combinatoria zu legen, wenn er !) sagt: Prima vero calcul. philescphicé vestigia certa. repe- riuntur in epistolis Leibnitié sub finem anni 1615 et anno 1616 datis. Die Ars combinateria enthält bereits Hauptgedanken der Erfindungskunst, und zwar nicht bloss im Keime, sondern in beträchtlicher Entwickelung. Die Betrachtung der Prädicamente weckte — nach L's eigenem Berichte — in ihm den Gedanken, aus wenigen Stammbegriffen alles apriorische Wissen abzu- leiten; die Combination schien ihm ein Mittel hiezu, von welchem er in jener Schrift eine Anwendung versuchte. Ähnliches war schon früher geschehen; L. nennt als seine Vorgän- ger Raym. Lullius, P. C. Thelesanus, Athan. Kircherus ?) und Joh. Hospinianus 3). Indem aber die Combinationsclassen der Binionen, Ternionen u. s. w. ein festgeordnetes vollstän- diges System der unter den Stammbegriffen enthaltenen Begriffe und zugleich eine einfache Methode ihrer Bezeichnung ergaben, traf er mit einer zweiten Bestrebung seiner nächsten Vorgänger zusammen, welche auf eine Universalsprache gerichtet war. Zwei Hauptwege, um zu diesem Ziele zu gelangen, hatte man schon vor L. und auch nach ihm eingeschlagen ; Versuche, auf einem dritten weiter zu kommen, blieben wenigstens ganz unbedeutend. Die Einen nämlich wollten Wörterbücher der verschiedenen Sprachen verfassen, worin jedes Wort durch beigefügte ‘Zahlen auf die numerirten Wörter in den Wörterbüchern anderer Sprachen hinweiset, so dass man mit ihrer Hilfe aus einer in jede andere Sprache und auch zurück sollte übersetzen können. Hieher gehört der v. L. 4) genannte Joachim Becher, des- sen Werk erst lateinisch, dann 1661 deutsch zu Frankfurt erschienen war. Die Anderen wollten alle Begriffe in eine Classification vereinen, und sie entweder durch Zahlen bezeich- nen, welche ihre. Stelle im Systeme nach Unter- und Überordnung angeben, oder durch wilkürliche Zeichen, welche sie aus einander ungefähr so glaubten ableiten zu können, wie ihnen die untergeordneten Begriffe aus den übergeordneten abgeleitet schienen. So, indem er sich der Zahlen bediente, verfuhr der Spanier, dessen L. 5) erwähnt, und der im J. 1653 zu Rom, also ebenfalls ein älterer Zeitgenosse L's war. Später haben bekanntlich der Ver- fasser der schon früher genannten Pasigraphie, ferner Wolke, Wilkins, Schmied u. A. theils den ersten, theils den zweiten Hauptweg betreten. Auf dem letztern aber war es entscheidend, ein System sämmtlicher Begriffe aufzustellen , welches frei von Willkür einem jeden Denker auf gleiche Weise mit gesetzmässiger Nothwendigkeit sich ergibt; nur so konnte ein Jeder die Bedeutung der angewandten Zeichen finden. L’s Begriffsystem, von nothwendigen Stammbegriffen ausgehend und nach den Gesetzen der Combinationslehre fortschreitend, bot diese Vorzüge dar; so kam unser zwanzigjähriger Philosoph auf den Ge- danken, für sein Begriffsystem die nöthigen Zeichen festzustellen, und seine Erfindungskunst zugleich zu einer Universalsprache zu benützen. Was die Ars combinatoria in solcher Weise begonnen hatte, wurde später näher bestimmt und vervollständigt. Je mehr L. die Mathe- matik schätzen lernte und selbst in ihr schöpferisch wirkte, desto lebhafter wünschte er, die 1) S. 20. 3) $. 23. 2) S. 26. 4) S. 27. 5) Ebenda. Abh. У. 3, WI 13 170 : F. Exner. | Uber. Leibnitz ens Philosophie eben so gedeihen zu sehen und zu fördern. Die Zeichen seines Begriffsystems, anfangs für den Zweck allgemeiner Mittheilung gesucht, sollten nun vor Allem darauf einge- richtet werden, zu einem Calcul, ähnlich dem mathematischen, zu dienen, indem hievon die Erreichung mathematischer Evidenz abzuhängen schien !); zur Erfindungskunst ward die Kunst gefügt, das erfundene Wissen zu beurtheilen, und beide zusammen vollendeten die screntia universalis. Diese besteht ihm demnach aus zwei Theilen: der erste, die Beurthei- lungskunst, ist synthetisch oder combinatorisch, und leitet aus den Stammbegriffen durch eine Art von Calcul das gesammte vorhandene Wissen ab; der zweite, die Erfindungskunst, ist analytisch, und lehrt aus gegebenen Daten einzelne Theoreme oder Probleme lösen ©). Sehen wir nun genauer zu, wie L. seinen Plan in Ausführung bringt, so fällt vor Allem auf, dass er diess in keiner der uns bekannten Schriften wirklich thut. Sie enthalten entweder nur gelegentliche Ausserungen darüber, oder behandeln ihn in kurzen, unzusam- menhängenden Frasmenten, die wieder zum grössern Theile erfüllt sind mit allgemeinen An- preisungen, Versicherungen der Ausführbarkeit und des wirklichen Besitzes der Sache. Wir müssen uns also bequemen, die zerstreuten Andeutungen zu sammeln. Es ist klar, dass der analytische Theil den synthetischen voraussetzt, denn er nimmt von diesem die Bezeichnung und den ganzen Calcul. Die Synopsis (фир, cut titulus cr: Screntia nova generalis ?) stellt ihn desshalb auch voran. Er hat aber zuerst die Stammbegriffe anzugeben und ihre Bezeichnung. Über jene finden wir nun zweierlei Ausserungen. Die älteste, in der Ars combinatoria *), will, dass jeder Begriff durch eine Definition in seine Theile zerlegt werde, und diese wieder, bis man zu den einfachen Urbestandtheilen gelangt, welche die Stamm- begriffe sind. Später?) wird bloss im Allgemeinen gesagt, dass unsere sámmllichen Ge- danken sich auf Urbestandtheile, cogrtationes prünitivas, worunter er besonders die Kategorien zu verstehen scheint, zurückführen lassen, und die Versicherung beigefügt, es seien ihrer nur sehr wenige. Was die Zeichen betrifft, so schlägt die Ars comb. 9) vor, die. Stamm- begriffe. der Reihe nach mit Zahlen von Eins angefangen zu bezeichnen, weil man dadurch iür die durch Combinauon abgeleiteten sehr bequeme Ausdrücke, námlich Brüche, gewinne, deren Nenner die Combinationsclassen, die Zähler aber die Stellen in denselben ‚angeben, d. 1. die Grade der Unter- und die Stellen in den Nebenordnungen. Doch sollen diese Zeichen nicht für die Universalsprache gelten, für welche es vielmehr eine Aufgabe sei, möglichst natürliche, ohne Wörterbuch für Jedermann lesbare aufzufinden, z. B. für die Ein- heit einen Punct, für die Zahlen mehre Puncte, für die Verháltnisse der Dinge zu einander Linien 7). Keine der späteren Schriften, eine ausgenommen, geht genauer auf die Natur dieser Zeichen ein. Der offenbar hieher gehörige Dialogus de connexione inter res et verba v. J. 1677 meint sogar 3), die Zeichen an sich seien willkürlich; nur der Gebrauch und die Verbindung derselben, indem ihre Verháltnisse den Verháltnissen der Dinge entsprechen, begründen die Erfindung der Wahrheit. Weiter, indem der Gedanke an einen Calcul im- mer mehr hervortritt, wird von ihnen nur gefordert, dass sie charakteristisch seien und 1) S. 82. 2) S. 85. 3) S. 88, +) S. 23. 5) S. 93.u a. ài 0. 5) $293 им. 2), 2% 9) S. 71. Universal- Wissenschaft, 171 tauglich, einer Rechnung zur Grundlage zu dienen. Eine Ausnahme aber macht die Historia et commendatio linguae. characteristicae untversalis, welche als Zeichen der Begriffe charakte- ristische Zahlen fordert. Sollen diess nur jene oben erwähnten Zahlen sein, von denen die Ars combinateria spricht, die Zahlen für die Stellung der Begriffe in der Classification ? Allein diese sind wenigstens für die Stammbegriffe rein willkürliche Zeichen, und desshalb dort schon für unfähig erklärt, einer Universalsprache zu dienen; eine Universalsprache wird aber hier wieder, wenigstens nebenher, in Aussicht gestellt. Hier ist überdiess die Rede von der Wichtigkeit, welche den Zahlen schon bei der Schöpfung zugetheilt worden, indem Gott ein jegliches Ding nach ihnen gebildet; von den Mysterien der Pythagoräischen Zahlenlehre ; von der Adamitischen Sprache, deren Namen das Wesen der Dinge geoflenbart. Diess scheint darauf hinzudeuten, als sollten die charakteristischen Zahlen nicht bloss die Zusam- mensetzung der abgeleiteten Begriffe, sondern auch das Wesen der einfachen, der Stamm- begriffe ausdrücken.. Was L's Meinung gewesen, lässt sich nicht ausmachen ; gewiss aber ist, dass er keines der charakteristischen Zeichen jemals aufgestellt. In einer der wichtigsten Schriften über unsern Gegenstand, Fundamenta. calculé rattocinatoris !) , erklärt er: Cum au- tem nondum: constituere. licuerit, quomodo signa formari debeant, interdum pro ıpsis т futurum formandis exemplo. Mathematicorum utamur. litteris Alphabeti alüsve notis arbitraris quibuscum- que, quas progressus aplissimas suppeditabit; und so verfährt er auch hier und an den weni- gen anderen Stellen, wo er náhere Zuriistungen zu seinem Calcul macht oder Beispiele für denselben gibt. In der #rstoria et commendatio etc. meint er zwar?), mit Hilfe einiger tüch- tiger Arbeiter werde es ein Leichtes sein, Grammatik. und Wórterbuch der neuen Sprache zu verfassen; wegen der wunderbaren Verknüpfung aller Dinge unter einander aber sei es sehr schwer, die charakterisuschen Zahlen einiger weniger abgetrennt von den übrigen aul- zufinden, wesshalb er für jetzt ein schónes Kunststück ausgedacht habe, indem er diese Zah- len vorläufig als gefunden voraussetze. Auch im J. 1696 getraut er sich noch nieht, wirk- liche Proben seiner Kunst zu geben 3) und im J, 1714, also zwei Jahre vor seinem Tode, hält er die Erfindung der Charaktere noch für sehr schwer “). 4 Wie aber gedachte L. von den Stammbegriffen aus weiter zu kommen, wie nament- lich seinen Calcul einzuführen? Es wird zweckmässig sein, auch hiebei sich zuerst an seinen ältesten Versuch, die Ars comb., zu wenden. Da wird denn erklärt, dass jener Theil der Lo- gik, welcher den Namen Erfindungskunst führt, ein Werk der Kunst des Combinirens sei: durch diese nämlich finde man aus den einfachen Begriffen alle möglichen zusammengesetz- ten. Besondere Dienste leiste sie den Eintheilungen, indem sie für jeden Begriff, wenn sein Eintheilungsgrund gegeben ist, die Eintheilungsglieder vollständig aufstelle, mehre Unterein- theilungen richtig verbinde, und für jeden Begriff alle ihm übergeordneten bilden lehre. Aber nicht bloss die Begriffe lehre sie erfinden, sondern auch die Urtheile und Schlüsse. Weil nämlich in jedem bejahenden Urtheile das Prädicat ein Theil des Subjektes sei, so kónne man, vorausgesetzt das System aller Begriffe sei vorhanden, für jeden Begriff alle ihm 1) S. 92 и. м. ?) S. 163 и. м, 3) S. 423. 4) S. 701 u. 703. 172 F. Exner. Uiber Leibnitz ens über- und untergeordneten, und durch deren Subtraction von der ganzen Zahl der Begriffe auch alle nicht in diesem Verhältniss zu ihm stehenden angeben; damit aber habe man alle möglichen Subjecte, so wie alle positiven und negativen Prädicate dieses Begriffes, also alle allgemeinen Urtheile, aus welchen durch Unterordnung und Umkehrung die besonderen ge- funden werden, Auf demselben Wege finde man für je zwei Begriffe die dazwischen liegen- den Mittelbegriffe zum Bebufe der möglichen Schlüsse . So weit die Ars combinatoria. Diese wohl gar zu einfache Methode genügte dem gereifteren Denker nicht mehr; die spä- teren Schriften, Fundamenta. calcul ratiocinatoris und Non inclegans specimen. demenstrandi in abstractis ?) suchen gründlicher zu Werke zu gehen. Sie bemerken, dass alle menschlichen Gedanken in wenige primitive aufgelöst, diese aber bezeichnet werden können; dass sich daraus die Bezeichnungen der zusammengesetzten Begriffe ableiten lassen, aus denen wieder die Definitionen dieser Begriffe und hieraus die aus den Definitionen beweisbaren Beschaf- fenheiten, affectiones, gefunden werden. Wie man die zusammengesetzten Bezeichnungen aus den einfachen zu bilden habe, wird nicht gesagt; nach dem Friiheren ist anzunehmen, dass es durch Combination geschehen soll, wobei die Buchstaben vorláufig als Zeichen dienen. Ein aus einfachen Charakteren zusammengesetztes Zeichen wird Formel genannt. Es wird dann die Zusammensetzung der Formeln betrachtet und gezeigt, dass ein einfacher Charakter in einer Formel entweder offen oder versteckt, entweder direct oder indirect, d. i. selbst- ständig oder abhängig von einem andern vorkommen und dass die Zusammensetzung mehrer Formeln gleich- oder ungleichfórmig sein könne. Hierauf folgt die Untersuchung der Ver- hältnisse, relatrones. welche zwischen zwei oder mehren Formeln Statt finden, und es ergeben sich die Verhältnisse der Koincidenz oder Identität, der Aequipollenz oder Substituirbarkeit, der Verschiedenheit, Einschliessung und Ähnlichkeit. — Die bisher besprochenen Formeln und Relationen entsprechen den Begriffen und Urtheilen der Logik; was aber entspricht ihren Schlüssen? Der Calcul oder die Operation, d. i. das Hervorbringen von Beziehungen durch Umänderung der Formeln nach vorgeschriebenen Gesetzen. Denn: »/d scrlicet efft- ciondum est, ut omnis paralogismus nihil aliud sit quam error calculi, et ut sophisma, in hec novo scripturae genere expressum, revera nihil aliud. sit quam scloecismus vel barba- rismus, ex tpsts grammatices hujus philosophicae legibus revincendus 3). Hier also sind wir bei dem Hauptgegenstande der ganzen Untersuchung angelangt, und erwarten begierig, wel- che gesetzmässige Umänderungen der Formeln man uns lehren werde. Wirklich erhalten wir auf dritthalb Seiten dreizehn Theoreme, welche die Begriffe des Substituirens, Addirens und Subtrahirens anwenden auf die oben aufgestellten Verhältnisse der Gleichheit, Verschie- denheit und Ähnlichkeit zweier Formeln, und uns beweisen, dass Gleiches zu Gleichem ad- dirt Gleiches gibt, dass das Einschliessende eines Einschliessenden auch ein Einschliessendes ist für das von diesem Eingeschlossene u. dgl. In dem nächsten Aufsatze: Addenda ad spe- címen calculi untversalis werden als Voraussetzungen des Calculs zuerst sechs an sich wahre Sätze angeführt, verschiedene Ausdrücke der sogenannten logischen Gesetze der Identität, 1) S. 12, 21, u. м. ?) S. 92 u. м. 2)S. 83. Universal- Wissenschaft. 173 des Widerspruchs und des ausgeschlossenen Dritten; ferner eine an sich wahre Folgerung, die Schlussform im modus Barbara sammt dem darauf ruhenden Aristotelischen Sorites ; endlich werden noch einige principia calculé genannt, unter denen folgende die bedeutende- ren sind: Die Buchstaben einer Formel können in beliebiger Ordnung gesetzt werden; die Wiederholung des nämlichen Buchstaben in einer Formel ist unnütz; man kann jede belie- bige Anzahl von Urtheilen in ein einziges verwandeln, indem man alle Subjecte und Prädi- cate addirt; man kann ein Urtheil in so viele, jedes mit dem alten Subjecte, zerlegen, aus wie vielen Theilen das Prädicat desselben besteht. — So viel von dem ersten, synthetischen Theile der seientia generalis. Über den analytischen erfahren wir, er lehre aus vorliegenden Daten vereinzelte Theoreme beweisen und Probleme lösen, vorausgesetzt, dass die Daten ausreichend sind. Gleichgiltig sei es aber, ob sie durch Erfahrung oder a priori gegeben sind. So hätte man, nachdem die Erfahrung den Magnet kennen gelehrt, durch jene Kunst alsogleich die Anwendung desselben auf die Schifffahrt zu entdecken vermocht. Ferner un- terweise sie, wie man ein neues Problem auf eines oder mehre schon bekannte, leichtere zurückführe, Unbekanntes als Bekanntes behandle u. dgl. !\. Diess ist Alles, was wir von L. als Ausführung seines Planes besitzen. Er selbst erklärt, wegen der Neuheit der Sache nur Anfänge geben zu können ?); ihre Ausführbarkeit aber getraut er sich mit geometri- scher Gewissheit darzuthun 3). Eine Anwendung seiner Methode auf einen einzelnen Gegen- stand liegt nicht vor; doch behauptet er sehr bestimmt, die Regeln der Logik sammt seinen neuen Erfindungen in der Mathematik nach ihr beweisen zu können, und die definitiones lo- gicae *) scheinen eine Vorbereitung hiezu zu sein. Dennoch klagt er wieder im spätesten Alter, dass er aus Mangel an hinreichenden Proben seinem Gedanken eine lebhaftere Theil- nahme bei ausgezeichneten Gelehrten zu gewinnen nicht vermöge, unterlässt aber nicht bei- zufügen, es habe dieser Mangel nicht im Unvermögen, sondern im Drange von Geschäften seinen Grund. Indem nun der Thatbestand vorliegt, sind für die Beurtheilung feste Anhaltspuncte gewonnen, Dabei kann, was das Project einer Universalsprache betrifft, füglich unerörtert bleiben, da wir bereits ältere gründliche Beurtheilungen dieses Gegenstandes besitzen ?). Wir wenden uns zum ersten Haupttheile, der Aufstellung der Stammbegriffe und ihrer Bezeichnung. Dass L. unter den Stammbegriffen in seiner früheren Zeit die einfachen Bestand- theile aller Vorstellungen, später aber wahrscheinlich die obersten Kategorien verstanden, ist bereits gesagt worden; beide Ansichten haben wir also in Betracht zu ziehen. Unzweifel- haft aber ist das Wort Begriff hier nicht in jener engern Bedeutung zu nehmen, nach der es häufig im Gegensatze zu Anschauungen, Ideen oder irgend einer andern Classe von Vorstellungen gebraucht wird, sondern als gleichbedeutend mit Vorstellungen jeder Art. Denn sowohl die apriorischen als auch die aposteriorischen Daten heissen hier ohne Unter- schied Begriffe, und die allgemeine Methode soll auf beide gleichmässig angewandt werden; die letztern aber müssen mannigfache Anschauungen enthalten. Man erinnere sich nur an 1) S. 86. 7) S. 87. 3) S. 83. 4) 100. 5) S. z. B. Pasigraphie und Antipasigraphie у. G, S. Vater; 1799. 174 F. Exner. Uiber Leibnitz ens das Beispiel vom Magneteisenstein. Wären aber die einfachen Bestandtheile unserer Begriffe die Stammbegriffe, so weiss man ohnehin, wie häufig ihre Analysis auf Anschauungen führt. Fassen wir nun den ersten Fall ins Auge, so lautet das erste von der allgemeinen Wissenschaft zu lösende Problem: Es sollen die einfachen Bestandtheile aller unserer Vor- stellungen aufgezählt und bezeichnet werden. Aller unserer Vorstellungen heisst aber doch so viel, als aller Vorstellungen, in deren wirklichem Besitze wir sind. Wer aber, der das mühselige Geschäft einer solchen Analyse wagt, könnte jemals gewiss sein, von den zahl- losen Vorstellungen, die zu irgend einer Zeit seines Lebens in seinem Bewusstsein vorhanden waren, und nun in der Tiefe der Seele ruhen, eine jede an ihrer rechten Stelle hervor- gezogen und durchforscht, und keine vergessen zu haben? L. selbst lehrt das Dasein un- zähliger kleiner Vorstellungen, deren wir uns gar nicht bewusst sind. Wo gibt es ferner einen Gelehrten oder eine Gesellschaft von Gelehrten, welche behaupten dürfen, die Vor- stellungen der ganzen gegenwärtigen Entwicklungsstufe der Menschheit in sich zu vereinen ? Und wie, wenn selbst diese alle nicht hinreichten , unser Denken zu einem Wissen zu er- heben, sondern hiezu die Erwerbung und Bildung einer oder vieler, teilweise oder ganz neuer nothwendig wäre? Schwerlich wird man läugnen, dass bisher neue Vorstellungen die Bedingungen neuer Entwicklungen des menschlichen Geistes waren; dass sie aber neu stets nur in ihrer Form, nicht auch in diesen oder jenen Elementen gewesen, wird kaum zu be- weisen sein. Doch L. würde uns erinnern, dass solche Mängel eben nur eine Unvollständig- keit der Daten wären, welche der Calcul selbst verrathen und zu verbessern drängen werde; allein offenbar” würde es dann nur von dem Umstande, wie tief die fehlenden Daten in das vollendete Gewebe des Wissens hineingreifen, abhängen, ob nicht das, was übrig bleibt, ein zusammenhangloses Stückwerk , und eine screntia untversalis, deren Bestand ganz eigent- lich auf der Vollständigkeit der Stammbegriffe beruht, wenigstens für jetzt eine Un- möglichkeit sei. Doch mag man diese Zweifel für übertrieben halten , und den Erfolg zum Richter nehmen wollen, so würde man zunächst, um einige Ordnung in das Geschäft zu bringen, sich eine Übersicht der menschlichen Vorstellungen, wie sie erfahrungsmässig bestehen, ver- schaffen müssen. Ob dieses leicht sei, darum frage man unsere empirischen Psychologien. Wir halten uns an die neueste, welche wir besitzen !), und die in dieser wie in so manchen anderen Beziehungen eine dankenswerthe Ausnahme macht. Da treffen wir zuerst auf die Classe der sinnlichen Vorstellungen. Den für die gegenwärtige Untersuchung unerheblichen Unterschied, ob sie ihr Dasein einer gegenwärtigen oder früher stattgehabten Sinnesaffection verdanken, bei Seite lassend, heben wir die erste Art derselben, die einfachen sinnlichen Vorstellungen heraus, wozu Drobisch diejenigen rechnet, welche durch die sogenannten fünf Sinne entstehen. Die Gesichtsvorstellungen, die Vorstellungen nämlich einzelner, bestimmter Farben, abgesehen von deren räumlicher !) Empirische Psychologie nach naturwissenschaftlicher Methode, von M, V. Drobisch; 1842. Universal - Wissenschaft. 175 Ausbreitung, gelten ziemlich allgemein für einfach. In Bezug auf sie sagt Herschel), dass die Anzahl der Farben, die von den römischen Künstlern in der Mosaik unterschieden wurden, 30000 betrage. Er meint aber, der wirklich wahrnehmbaren seien wohl zehn- mal so viele; ja indem er eine Formel als allgemeinen Ausdruck für alle Farben aufstellt, hält er es für nóthig, ihr eine Grundlage zu geben, vermöge welcher sie eine Million Farben umfasst. Auf die Gehörvorstellungen übergehend erinnern wir uns der Lehre der Physiker, dass die Schwingungszahlen der reinen Töne 16 bis 16000 für die Secunde sind. Zwar muss jede Vermehrung der Schwingungen um eine Einheit innerhalb dieser Grenzen einen andern Eindruck auf unsern Gehórnerven machen; nur vermögen wir so kleine Unterschiede nicht zu bemerken; wenn jedoch ein Viertelton von einem wenig-, ein Achtelton von einem wohlgeübten Ohre noch unterschieden wird, und unsere musicalischen Instrumente bereits 10 Octaven umfassen ?): so darf man wohl ohne Fehler wenigstens 50 unterscheidbare Töne einer Octave, somit 500 als die Anzahl einfacher Tonvorstellungen, die gegenwärtig durch unsere musicalischen Instrumente hervorgebracht werden, annehmen. Hiemit ist jedoch nur jener Unterschied der Töne berücksichtigt, der in ihrer Höhe und Tiefe liegt; es kommen aber ausserdem noch zwei Factoren zu berücksichugen : die Stärke und das, was man den Laut, die Qualität oder den Klang des Tones nennt, und wodurch z. B. die Menschenstimme sich vom Tone einer Violin oder Hoboë unterscheidet. Die Physik hat noch kein brauchbares Instrument, um die Tonstärke zu messen, noch weniger ist die mög- liche Verschiedenheit rücksichtlich des dritten Factors erforscht; überlegt man aber die Verschiedenheit, welche uns die tägliche Erfahrung in der Stärke der Töne zeigt, ferner die Mannigfaltigkeit, welche schon in der Qualität des Tons mehrer Violinen oder mehrer Menschenstimmen von gleichem Umfange gefunden wird, so wird man die Zahl der unter- scheidbaren Tonvorstellungen kaum geringer als auf mehre Millionen veranschlagen. Und doch sind hiebei nur solche Töne berücksichtigt, welche zwischen den von den Physikern festgestellten äussersten Grenzen der reinen Töne liegen, nicht aber jene Arten von Schall, die durch eine grössere oder kleinere Anzahl von Schwingungen entstehen, noch weniger die zahllosen Arten von Geräuschen, welche durch mannigfache gleichzeitige, sich gegenseitig störende Schwingungen verursacht werden, Die Vorstellungen dieser letzteren scheinen nicht mehr einfach zu sein., Es ist nicht unmöglich, dass auch die eben in Rechnung gebrachte Qualität des einfachen Tones hierher gehört, nur ein den Ton begleitendes Geräusch ist. Damit kommen wir aber zu Drobisch's zweiter Art sinnlicher Vorstellungen, nämlich zu den gemischten, subjectiven. Hierher rechnet er die mannigfachen körperlichen, angenehmen und unangenehmen Empfindungen, welche sich auf Zustände theils des ganzen Körpers, theils einzelner Theile erstrecken; ferner die Empfindungen der Muskelthätigkeiten. Alle diese Empfindungen und die reproducirten Vorstellungen derselben unterscheiden sich von den einfachen Farben- und 1) Vom Licht von J. F. W. Herschel, übersetzt v. Schmidt; 1631. $. 259. ?) Lehrbuch der allgemeinen Musikwissenschaft von Dr. G. Schilling, 1839. S. 129, 176 F. Exner. Uiber Leibnitz ins Tonvorstellungen dadurch, dass sie sich nicht mit gleicher Bestimmtheit von einander unter- scheiden lassen, sondern in einander überfliessen und sich vermischen , wesshalb sie nicht fähig sind, bestimmte Formen mit einander zu bilden. Daraus wird geschlossen, dass eine jede derselben nicht mehr rein einfach, sondern gemischt sei. Dieselbe Besehaffenheit, wenn gleich zum Theile in geringerem Grade, haben jene Vorstellungen, welche durch den Ge. schmack-, Geruch- und Tastsinn erworben werden, so wie die erwähnten Gehörvorstellungen der Geräusche; sie sind also jenen beizuzählen. Es ist aber zu bemerken, dass die Zu- sammengesetztheit aller dieser Vorstellungen bisher mehr vermutbet, als zuversichtlich be- hauptet wird; die wissenschaftliche Entscheidung dürfte von Resultaten physiologischer, physi- kalischer und psychologischer Forschungen abhängen, die bis jetzt nicht gewonnen sind. Für Leibnitz’ens Untersuchung wären daher hier die Fragen zu lösen , ob die Vorstellungen die- ser ganzen Classe wirklich zusammengesetzt, ob vielleicht einfach sind, und wenn jenes, aus welchen einfachen Theilen sie bestehen. Gesetzt, die Analyse der Vorstellungen von den Geräuschen gelänge, so würde sie auf keine neuen einfachen Gehörvorstellungen führen ; ja die angenommene Zahl der letztern müsste sich sogar bedeutend vermindern, falls auch die Analyse der Qualität des Tones, als einer besondern Art des Geräusches zu Stande käme. Die Analyse der übrigen Vorstellungen dieser Classe jedoch könnte unmöglich auf Gehör- und Gesichtsvorstellungen führen, die hier gewonnenen Urbestandtheile müssten also die oben erörterte Zahl einfacher Vorstellungen gar sehr, nach der Analogie zu schliessen, um Millionen vermehren. Diess wenn die Analyse gelänge; im entgegengesetzten Falle bliebe nichts übrig, als die gemischten. Vorstellungen vorläufig für einfache gelten zu lassen; wo- durch, abgesehen von der Schwierigkeit, das in einander Verschwimmende zu scheiden, die Anzahl der als einfach anzunehmenden Begriffe sich ins Ungeheure steigern würde. Neben den zusammengesetzten, subjectiven, sinnlichen Vorstellungen stehen die ob- jectiven, die Vorstellungen sinnlich wahrnehmbarer Aussendinge. Sie sind auf der Stufe des gemeinen Bewusstseins nichts als Verbindungen der besprochenen einfachen oder zusammen- gesetzten sinnlichen Vorstellungen, und lassen sıch daher in jene auflösen. Es is also, inso- weit es sich um die Auffindung der Urbestandtheile unserer Vorstellungen handelt, über sie nichts weiter zu sagen. Wir kommen zur zweiten Hauptclasse aller Vorstellungen, den nicht sinnlichen, deren erste Art diejenigen bilden, welche nach Drobisch ohne Gegenstand sind, d. i. die Vorstellungen von den Formen des Wissens. Hier treffen wir zuerst die Vorstellungen der logischen Formen, der Verhältnisse der Über- und Unterordnung sammt den davon ab- hängigen Formen der Urtheile, Schlüsse u. s. w.; darauf folgen die Vorstellungen der ma- thematischen Formen, der Begriffe der Grössen und ihrer mannigfachen Verhältnisse; end- lich die Vorstellungen der metaphysischen Formen. Hieher gehören die Begriffe von Sub- stanz und Accidenz, Veränderung, Thun und Leiden, Vermögen und Kraft u. s. w.; der Begriff des Ich und die damit verknüpften psychologischen Begriffe; die Begriffe von Zeit und Raum mit den davon abhängigen Begriffen der Naturphilosophie. Die zweite Art der nicht sinnlichen Vorstellungen sind diejenigen, welche einen Gegenstand haben, die trans- Universal - Wissenschaft. 17% scendenten Vorstellungen oder Ideen. Mit ihnen treten wir in das Gebiet der gesammten Ästhetik und praktischen Philosophie, woran sich die Verstellungen vom Wesen und der Fortdauer der Seele, von den zeitlichen und räumlichen Gränzen der Welt, von Gott und dem Reiche Gottes schliessen. Diese Klasse von Vorstellungen umschliesst also die Begriffe zweier grosser Wissenschaften, der Mathematik und Philosophie, dann aber auch der simmt- lichen Erfahrungswissenschaften, insoweit diese in jene eingreifen. Denn dessen Versäumniss in der neuern Philosophie sich so schwer gerächt hat, auf das wollen wir hier nicht ver- gessen; dass nämlich die sämmtlichen Erfahrungswissenschaften, gleichwie sie erst durch die Philosophie wahrhaft belebt und begeistet werden, ihrerseits wieder den Leib bilden, in welchem allein die Philosophie ihr Dasein und die Bedingungen ihrer gesunden Entwick- lung hat. Namentlich gilt diess von der Naturphilosophie und den angewandten Zweigen der praktischen Philosophie. So sind Philosophie und Naturwissenschaften bestimmt, sich gegen- seitig an einander fortzubilden, und keine wird vollendet sein, bevor es die andere ist. Wieder entsteht nun die Frage, ob die in der zweiten Hauptklasse enthaltenen Begriffe ein- fach sind oder zusammengesetzt, und wenn das letztere, aus welchen Haupttheilen sie bestehen. Wie schwer es sei, über dieEinfachheit irgend eines der angedeuteten Begriffe mit Sicher- heit zu entscheiden, ist bekannt. Zwar gibt es manche unter ihnen, z. B. die Begriffe Etwas, Sem, Vorstellung, Punct, Sollen u. dgl., welche hier oder dort für einfach gelten; kaum aber dürfte man drei namhaft machen können, welche durch den einstimmigen Ausspruch der namhaftesten Denker dafür erklärt werden. Wie ist also hier zu helfen, und wie sind, da doch die ungeheuere Mehrzahl derselben allgemein für zusammengesetzt gilt, die ein- fachen Bestandtheile derselben auszufinden? Durch Zerlegung ihrer Definitionen antwortet L. Wie nichtssagend jedoch blosse Namenerklärungen sind, weiss er, der so entschieden statt ihrer auf Sacherklärungen dringt, sehr wohl, und wir haben alle Ursache ihm beizustinimen. Allein Sacherklärungen sind nicht wie Plumen, die man am Wege pflückt; sie gleichen viel- mehr den Siegeskränzen, welche am Ziele der Laufbahn den glücklichen Vollender schmük- ken. Die Sacherklärungen können, und mit ihnen allmälich auch die einfachen Bestand- theile aller eben angedeuteten Begriffe, nur dann erst aufgefunden werden, wenn die Philo- sophie sammt den Naturwissenschaften, von denen sie abhängt, ihre Aufgabe völlig gelöst haben wird. Und es ist der Zweifel erlaubt, ob diess je geschehen werde. Sonderbar genug, dass wir bei L. selbst in den Meditationes de cognitione, veritate et ideis *) die Äusse- rung finden: An vero unquam ab hominibus perfecta institut. possit. analysis notionum, sive. an ad prima possibilia ac notiones. irresolubiles , sive qued eodem redit, ipsa absoluta attributa. Det, nempe causas primas atque ultimam. rerum ralionem , cogitaliones suas reducere possint, nunc quidem definire non ausim. — Wollte man aber die Analyse als gelungen annehmen, so müsste sie jedenfalls die schon oben gefundene ungeheure Zahl einfacher Vorstellungen noch um Vieles vermehren. 1) 5. 80: Abh. У. 3, 23 178 Е. Exner. Uiber Leibnitz’ens Vielleicht aber hofft Jemand die Schwierigkeit, welche in einer Analyse simmtlicher philosophischer und anderer Begriffe liegt, durch die Betrachtung zu umgehen, dass die einfachen Empfindungen der vollständige Stoff sind, aus welchem alle unsere Begriffe, höhere und niedere gebildet werden; dass also, kennt man jene, diese sich durch Combination von selbst und auf einem vollkommen sichern Wege ergeben. Nach dieser Ansicht, die der Sensualismus nicht selten eifrig vertreten hat, sind alle oben geschilderten nicht sinnlichen Vorstellungen nur Zusammensetzungen aus den sinnlichen. Allein abgesehen davon, das sich, wie wir sehen, auch der Auffindung aller einfachen sinnlichen Vorstellungen eine sehr schwie- rige Analyse entgegen stellt, ist die Ansicht selbst falsch. Wohl bilden die sinnlichen Vor- stellungen den Boden in unserm Bewusstsein, auf welchem alle anderen Begriffe erwachsen ; doch sind diese keineswegs nur Zusammensetzungen aus jenen. Wie könnte es sonst unter ihnen auch nur eine einzige einfache Vorstellung, wie ferner z. B. nur den Begriff eines Verhältnisses geben? Wir verweisen auf das, was Drobisch !) über die Vorstellungen der Formen und Herbart ?) über die psychologische Entwicklung des zeitlichen und räumlichen Vorstellens, der Kategorien u. dgl. lehrt. Zeigt die bisherige Untersuchung, dass der Versuch, alle einfachen Vorstellungen auf- zuzählen, ins Abenteuerliche fällt: so betrachten wir nun, was herauskömmt, wenn man die Kategorien als Stammbegriffe der ganzen Unternehmung zu Grunde legt. Natürlich frägt es sich vor Allem, welche Kategorien? Jene des Aristoteles, oder Kants, Hegels oder Herbarťs, oder irgend welche von den unzähligen Abarten derselben? Ohne Zweifel nur die wahren. Aber welche sind es? Hätte L. uns auch eine Antwort hierauf gegeben, so ist es höchst wahrscheinlich, dass wir sie heute nicht mehr würden gelten lassen. Ein Beispiel der Zusammensetzung geometrischer Begriffe aus höheren gibt er zwar 3), allein die voraus- gesetzten sind nicht die allgemeinsten Kategorien, nicht einmal die allgemeinsten Begriffe der Geometrie, sondern eben nur beliebig angenommene Begriffe, welche höher sind, als die aus ihnen durch Zusammensetzung zu gewinnenden. Wollte nun Jemand unternehmen, an L's Stelle eine Kategorientafel aufzustellen, so würde er wohl so vielerlei Gegner finden, als wie vielerlei philosophische Systeme sich fortwährend bekämpfen, zum Zeichen, dass, gleichwie die Realdefinitionen nicht am Anfange der Philosophie liegen, auch die Kategorien nur die Frucht eines schon zu ziemlicher Reife gekommenen Denkens sind. Wer Frieden stiften will zwischen Streitenden, der sehe zu, ob er auch die Macht dazu hat; sonst wird er verlacht, oder mit in den Streit verwickelt. Die Kategorien haben noch nicht das nöthige Ansehen, um den von L. bezweckten ewigen Frieden in den Wissenschaften herzustellen. Was die Bezeichnung der Stammbegriffe betrifft, so bedarf es jetzt wohl keines Be- weises, dass Zeichen, welche gleich den Adamitischen Namen die Natur der einfachen Vor- stellungen zu erkennen gehen, und dieselben zu vertreten vermögen, eine Chimäre sind. Jedes Zeichen erregt unmittelbar die Vorstellung seiner selbst, und nur mittelbar eine mit dieser verknüpfte, welche bereits in der Seele des Vorstellenden vorhanden sein muss. So 1) Empirische Psychologie. S. 54 u. w. 3) Psycho'ogie als Wissenschaft; 2 Thle.; 1825. *) S. 26. Universal - Wissenschaft. 179 wenig man nun mit den Augen hören, oder auch nur mit gesunden Augen ohne weitere Dazwischenkunft durch rothe Lichtstrahlen die Vorstellung der blauen Farbe erwerben kann, so wenig können sichtbare Zeichen unmittelbar die Vorstellungen durch andere Sinne wahr- nehmbarer Gegenstände erzeugen und sie vertreten. Unmöglich wäre es hingegen vielleicht nicht, für die ungeheure Menge einfacher Vorstellungen Zeichen zu erfinden, von denen einige oder zahlreiche Gruppen sich gesetzmässig bilden, und bequem überschauen liessen. So könnte z. B. die Formel zB+yG+:R, welche Herschel als allgemeinen Ausdruck der Farben aufstellt, zur Bezeichnung aller Farben dienen, vorausgesetzt, dass die Coefficienten der blauen, gelben und rothen Strahlen für jeden einzelnen Fall sich bestimmen lassen. Diess ist aber bis jetzt nicht der Fall, ja es ist noch nicht einmal ausgemacht, ob das weisse Licht wirklich aus jenen drei Arten von Strahlen besteht. In ähnlicher Weise liessen zur Bezeichnung der Töne sich vielleicht die Schwingungszahlen benützen , und die Gradunter- schiede aller Arten von Vorstellungen, wenn sie genauer als bisher bestimmt wären, durch Zahlen ausdrücken. Allein ungleich schwerer, als für die Gesicht- und Gehörvorstellungen, würde man für die übrigen sinnlichen Vorstellungen, deren Einfachheit zweifelhaft ist, ein einfaches Gesetz zweckmässiger Bezeichnung auffinden; die Menge der Zeichen, an Zahl nicht geringer als jene der zu bezeichnenden Vorstellungen, müsste eine unerträgliche Last dem Gedächtnisse, und die Ausdrücke, welche sich für die gewöhnlichsten Begriffe, z. B. Eisen, Baum ergäben, von einer Unförmlichkeit sein, welche jede Manipulation mit ihnen fast unmöglich machte. Um aus den Stammbegriffen das sämmtliche Wissen abzuleiten, will L. aus ihnen zunächst zusammengesetztere Begriffe bilden, deren Bezeichnungen er Formeln nennt. In diesen Formeln sind die Definitionen der Begriffe enthalten, oder vielmehr mit ihnen sind sie gegeben. Die Methode der Ableitung ist die Combination. Untersuchen wir, was diese vermöge. Als Л. Lullus seine grosse Kunst erfunden, rühmte er sich, durch Combination der von ihm aufgefundenen Gesichtspuncte so viele Fragen aufstellen zu können, dass ein Mann in 100000 Jahren sie nicht niederzuschreiben vermöchte, schriebe er auch stündlich eine Million. Er hätte wohl noch eine grössere Kunst erfinden können, diejenige nämlich, sie zu beantworten. Um aus den sämmtlichen einfachen Vorstellungen das vollständige System der möglichen zusammengesetzten Begriffe abzuleiten, würde nicht weniger Zeit erforderlich sein. Nur müsste man, was L. auch nicht übersieht '), auf die Erzeugung derjenigen Be- griffe verzichten, in denen ein Bestandtheil sich wiederholt, weil man sonst, da die Wieder- holung keine Gränzen hat, selbst in einer unendlichen Zeit nicht fertig würde. So müsste man z. B. darauf verzichten, zu dem Begriffe eines Productes, d. i. einer Zahl, die durch Multiplication mehrer Zahlen entsteht, zu gelangen, weil in ihm der Begriff Zahl zweimal vorkömmt. Das Beispiel zeigt, wir dürften auf diese Weise um viele sehr wichtige Begriffe gebracht sein. Allein L. übersieht, dass wir uns auch wahrscheinlich auf viele andere Be- 1) 5. 25, 180 F, Exner. | Uber Leibnitz’ens griffe keine Hoffnung machen dürften, auf alle námlich, in denen ein negatives Merkmal er- scheint. Denn jene einfachen Begrifle sind alle positiv, ihre Combination ist also frei von Negationen, und vermôchte sie nur um den Preis einer ungeheuren Vermehrung des Ge- schäftes in sich aufzunehmen. Gesetzt aber, das Riesenwerk wäre vollbracht, so gäbe ss auch hier noch eine grössere Kunst zu üben, nämlich die sich widersprechenden Begriffe von den widerspruchlosen, die gilugen, d. i. für unsere Erkenntniss fruchtbaren, von den leeren Hirngespinnsten, die sinnlosen von den bedeutenden zu sondern; und hiezu besässe L's allgemeine Wissenschaft kein Mittel. Wären auch unter Voraussetzung negativer Elemente die contradictorischen Gegensätze allenfalls erkennbar, so entbehren doch die contráren jedes allgemeinen Kennzeichens und keine Combinationsregel, sondern nur das Eingehen auf das Wesen der verknüpften Bestandtheile macht sie sichtbar. Glaubt man, dass eine Synthese, welche sich auf eine Analyse giltiger Begriffe stützt, auch nur zu gilugen Begriffen führen könne, so ist zu erwidern, dass dieses nur und selbst dann nicht ohne Einschränkung wahr sei, wenn die Analyse nicht zu weit getrieben ist. Den zusammengesetzten giltigen Begriffen, bei welchen die Analyse ihr Geschäft vornimmt, ist nicht bloss die Materie, aus welcher sie bestehen, sondern auch die Form, die Art der Zusammensetzung wesentlich; eine Analyse, welche zu den einzelnen Bestandtheilen zurückgehend diese Form zerstört, wird der Synthese wohl ein reiches Materiale, aber gar keine Bürgschaft dafür bieten, dass die neuerzeugten Formen die Stelle der zerstörten einzunehmen berechtigt sind. Doch wie steht es überhaupt mit der Form der Begriffe, welche durch Combination entstehen ? Sie ist nur eine einzige, nämlich die Summenform, in welcher alle Bestandtheile im gleichen Range und in beliebiger Ordnung neben einander stehen; und gerade diese Form hat kein einziger brauchbarer Begriff. Es ist neuerlich mit Nachdruck und grossem Rechte darauf aufmerksam gemacht worden, wie sehr man fehle, wenn man die Bestandtheile der Begriffe als blosse Summanden denke ?; und die Zergliederung eines jeden Begriffes kann darüber belehren. In dem Begriffe »eine sittliche Handlung« behaupten die Bestandtbeile »Handlung« und »sittlich« keineswegs einen gleichen Rang, jener zeigt sich vielmehr, sobald man die Form derselben näher betrachtet, als der vorausgesetzte, dieser als der hinzu- kommende, und ihre Stellung lässt sich wohl sprachlich, aber nicht begrifflich verwechseln. Summen von Bestandtheilen können allerdings in einem Begriffe vorhanden sein, aber dann zeigt sich neben ihnen stets noch ein anderer Theil, der ausser diesem Verhältnisse und in dem oben angedeuteten steht. Von solcher Art wäre z. B. der Begriff: Ein unorganischer Körper von der Krystallgestalt a, der Härte 5, dem specifischen Gewichte c, der Farbe 4 u. s. w. Doch diese Formen gehören zu den einfachsten. Man betrachte folgende Begriffe : A, der den B schlägt; A, der die Fehler der Producte seiner Feder mit einer unbegreif- lichen Hartnäckigkeit vertheidigt; und man wird eine ungleich grössere Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung ihrer Theile entdecken. Dass die Urtheilsform im Ausdrucke etwas Zufälliges ist, versteht sich von selbst. Diese Formen sind bisher von den Grammatikern 1) Bolzano's Wissenschaftslehre, Th. T. $. 251 u. w. Trendelenburgs logische Untersuchungen; Th. 1 S. 9. Universal- Wissenschaft. 181 zum Theile untersucht, von den Logikern zum Nachtheil mancher wichtiger Doctrinen 1) fast ganz übersehen worden; ein Vorwurf, der jedoch L. nicht überall trifft. Schon indem er in der Ars combinatoria ein Beispiel der Bildung von Begriffen durch Combination zu geben versucht, stösst er auf die Formen. Nachdem er?) 21 mathematische Begriffe aufgestellt und durch fortlaufende Zahlen von Eins anfangend bezeichnet hat, bildet er zuerst den ab- geleiteten Begriff der Quantität. Er sagt: Quantitas est 14 тор 9; die Zahl 14 bedeutet aber numcrus, 9 den Begriff pars; die Definition lautet demnach: Quantitas est numerus. partium. Die blosse Combination ergäbe: Quantitas est numerus pars, eine sinnlose Zusammenstellung; das тб» muss aushelfen, und die Form bestimmen. Ähnlicher Auskunftmittel bedient er sich bei den folgenden Verknüpfungen, wo er ausser den Casuszeichen sogar Vor- und Zeit- wörter gebraucht, Ungleich wichtiger sind die Bemerkungen der spätern Schrift, Funda- menta calculi. ratiocinatcris, мо er, wie wir gesehen, darauf aufmerksam macht, dass ein Bestandtheil in einer Formel offen oder versteckt, direct oder indirect gesetzt ist, und dass mehre Formeln eine gleichförmige oder ungleichfürmise Zusammensetzung haben; Betrach- tungen, zu denen die späteren Logiker mit seltenen Ausnahmen nicht wieder gekommen sind. Nirgends aber gibt er einen Weg an, auf dem man mit Beibehaltung der Methode der Combination diese Formen bei Bildung der Begriffe zu erreichen vermöchte. Auch ist wirk- lich nur einer denkbar; er bestände darin, dass man alle möglichen einfachen Arten der Verknüpfungen aufzählte, neben die oben besprochenen einfachen Vorstellungen reihete, und durch die Combination mit ihnen verbände. Hiedurch müssten jedoch die dargestellten Mängel dieser Methode sich um ein sehr Beträchtliches vergrössern, zugleich wäre die Auf- findung der möglichen Verknüpfungsarten ein vor der scientia universalis zu vollbringendes, philosophisches Unternehmen , was nicht den leichten beigezählt werden darf. Einem Manne, der so gut zu rechnen verstand wie L., konnten die in der Combi- nation so vieler Elemente liegenden Schwierigkeiten nicht entgehen; daher ist es wohl zu er- klären, wenn er später nur von wenigen Stammbegriffen spricht, welche er zu Grunde zu legen denkt. Nehmen wir also an, die Kategorien als die allgemeinsten, alle anderen unter sich enthaltenden Begriffe seien richtig aufgestellt, was würde unter solehen Umständen die Combination zu leisten vermögen? Sie ergäbe, wenn der Elemente nicht sehr wenige sind, allerdings eine nicht unbedeutende Zahl untergeordneter Begriffe; allein rücksichtlich ihrer Form gälte, was oben eingewendet ward. Dabei würde es nicht an anderen Schwierigkeiten fehlen. In den durch Abstraction entstandenen Kategorien müsste natürlich eine ungeheuere Menge von Merkmalen feblen, welche in den Begriffen der gewöhnlichen Gedankenkreise, aus denen jene abstrahirt worden, vorhanden sind; und dasselbe wäre bei den aus ihnen combinirten der Fall. Der ganze gewonnene Vorstellungskreis würde also noch in einer Höhe über den wirklichen Dingen schweben, von wo aus eine Erkenntniss dieser unmöglich wäre. Doch ist sie beabsichtigt; es ist also vorausgesetzt, dass die Erfahrung oder irgend ein anderes Denken die näheren Determinationen herzugeben habe. Von den Daten, welche 1) S. des Verfassers: Über Nominalismus u. Realismus; Prag 1842. — +) S. 26. 182 F. Exner, | Uber. Leibnitz’ens die Erfahrung liefert, ist bei L. ausdrücklich die Rede. Zweierlei aber stellt sich hier ent- gegen. Sollen die anderswoher vorhandenen Begriffe den durch Combination gewonnenen richtig eingefügt werden, so muss eine vollkommen gelungene Bearbeitung beider voraus- gegangen sein; und soll die Determination lückenlos vorwärts schreiten, so ist eine Auflösung derselben in ihre einfachen Bestandtheile unerlässlich. Somit treffen wir hier auf dieselben Schwierigkeiten, welche oben sich gezeigt. Man könnte vielleicht erwidern, die Ent- wicklung unserer sämmtlichen Begriffe aus wenigen Stammbegriffen sei ein Factum ; mit einem solehen habe die Wissenschaft sich in Einklang zu setzen, umsonst aber würde sie es für unmöglich erklären. Becker !) behauptet, für alle Begriffe, welche die von den sinnlichen Erscheinungen ausgehende Sprache ausdrückt, sei der Begriff des Bewegens der oberste Stammbegriff, aus welchem zunächst 12 Kategorien, aus ihnen aber alle übrigen Begriffe hervorgehen. Von Seite der Sprachforschung ist dagegen eingewandt worden, dass J. Grimm in der deutschen Sprache 631 starke Verben aufgefunden, welche auf eine weit grössere Zahl von Wurzeln führen. Wie immer sich dieses verhalte; vom philosophischen Standpuncte aus wird zu bemerken sein, dass die Sprachforschung allerdings über die Ableitung der Wörter, über die Verhältnisse der Begriffe hingegen nur die Philosophie zu entscheiden habe, wenn gleich Sprachforschung und Philosophie sich gern gegenseitig Dienste leisten. Die Sprache verfährt bei Bezeichnung der Dinge wie die Kinder; sie geht den Aehnlichkeiten nach, und liebt kühne Tropen. Die übertragene Bedeutung wäre aber nicht, was ihr Name sagt, wenn der durch sie bezeichnete Begriff derselbe wäre mit jenem, welchem die ur- sprüngliche Bedeutung gilt. Wer demnach auf jene Ansicht von den sinnlichen Grundbe- griffen der Sprache ein metaphysisches System erbauen wollte, indem er von jenen zwölf Begriffen die übrigen als untergeordnete ableitete, der würde eines starken Missgriffs können überwiesen werden. Es würde genügen, von ihm die strenge Nachweisung darüber zu for- dern, wie er zu den Determinationen der übergeordneten Begriffe komme, und dass in den untergeordneten jene nicht bloss dem Namen nach, sondern sie selbt als Begriffe noch enthalten seien. Es darf jedoch zur Steuer der historischen Wahrheit nicht übersehen werden, dass die Annahme nur auf einer Vermuthung beruht, L. habe später, wo er nicht mehr alle ein- fachen Begriffe, sondern eine beschränkte Anzahl von Stammbegriffen in seiner Universalwissen- schaft zu Grunde legte, aus diesen durch Combination neue Begriffe zu bilden gesucht; vielmehr ist est sehr wohl möglich, dass er von ihnen und ihrer Bezeichnung, den Formeln, alsogleich zur Aufstellung der Relationen und von da zur Anwendung des Calculs überzu- gehen gedachte. Ja es ist sogar möglich, dass er unter den cogitationes primitivae nicht bloss gewisse, relativ allgemeinste Begriffe, Kategorien, sondern auch jene schon oben angeführten evidenten Urtheile verstand, welche er für den Calcul voraussetzte, und auf die wir zurück- kommen werden. Für jetzt wollen wir die in der Ars combinatoria enthaltene Jugendansicht kurz besprechen, kraft welcher aus dem durch Combination der einfachen Begriffe ent- 1) Organismus der Sprache von Dr. К. Е. Becker. 2. Ausg. S. 62 u. w. Universal - Wisserschaft. 183 standenen Systeme aller Begriffe für jedes Subject seine möglichen Prádicate, und umgekehrt für jedes Prädicat seine möglichen Subjecte, ferner für je zwei Begriffe die möglichen Mittelbegriffe sollen gefunden werden, Dass diese Erfindungskunst schon an ihrer Voraussetzung, Auffindung aller einfachen Begriffe und deren vollständige Combination, scheitern müsse, wurde gezeigt. Sie leidet aber noch an einer zweiten unhaltbaren Voraussetzung, nach welcher alle Urtheile analytisch sind, alle Schlüsse aber nach der Regel: nota notae est eriam mota rei gebildet werden. Diese An- sicht zu widerlegen, ist bei dem gegenwärtigen Stande der Logik nicht nöthig ; die Erläute- rungen, die etwa noch wünschenswerth sind, könnten nicht ohne eine Weitläufigkeit gegeben werden, welche hier sich nicht an ihrem Platze befánde. Wir bemerken daher weiter, dass eine Erfindungskunst, wie sie hier projectirt wird, sich selbst überflüssig macht, indem jede Verknüpfung oder Trennung von Begriffen, welche durch Bildung der Urtheile oder Schlüsse zu Stande gebracht werden könnte, in dem vollständigen Systeme der vorausgesetzten Be- griffe schon verwirklicht ist. Der ganze Vortbeil der Urtheils- und Schlussbildung bestände darin, dass was in den Begriffen bereits verbunden ist, dort erst verbunden wird. Hie- durch könnte man höchstens analytische Deutlichkeit gewinnen, welche aber auch bereits besteht, da die zusammengesetzten Begriffe nicht als solche gegeben , sondern selbst aus ıhren einfachen Bestandtheilen mit klarem Bewusstsein des Thuns waren gebildet worden. Ein System von Begriffen, wie das hier vorausgesetzte, machte nicht ein weiteres Wissen erst möglich , sondern es wäre selbst schon der Inbegriff aller Wissenschaften. Wir gehen auf den ungleich wichtigern später von L. aufgenommenen Gedanken über, nach welchem eine beschränkte Anzahl von Stammbegriffen oder Urgedanken die Basis des weitern Verfahrens bildet. Es ist nicht zu verkennen, dass die Formeln, als durch Zusammen- setzung gebildete Zeichen der zusammengesetzten Begriffe, wären sie ausführbar so wıe sie beabsichtigt worden, wirklich eine sehr wünschenswerthe Ausdruckweise unserer Begriffe darböten; denn sie stellten nicht bloss die Bestandtheile derselben, sondern auch ihre Ver- bindung, so weit L. überhaupt darauf einging , mit Klarheit heraus. So sagt nach ihm die Formel ABC, dass der bezeichnete Begriff aus den Tbeilen A, B u. С besteht; eine Lime über den Buchstaben 4 B deutet aber an, dass der Theil B indirect, d. i. als abhängig von 4, dieser aber und der Theil O direct gesetzt sind. Es ist also die Formel wirklich die Defini- tion des Begriffes, und alle in dieser Weise ausgedrückten Begriffe wären logisch vollkommen. Leider setzt nur die Gewinnung logischr so vollkommener und zugleich giltiger Stammbegrille eine Arbeit voraus, die wenn einmal gelungen, die ganze scientia universalis entbehrlich machte, weil damit so ziemlich der schwierigste Theil des menschlichen Forschens voll- bracht wäre. Jene Formeln vorausgesetzt, so ist nun L’s nächstes Geschäft , die Relationen auf- zusuchen, welche zwischen ihnen statt finden. Es ist aber gesagt worden, dass die wirklich von ihm aufgestellten Verhältnisse sich auf Gleichheit, Substituirbarkeit, Ähnlichkeit, Ver- schiedenheit, Ein- und Ausschliessung reduciren; die Einschliessung aber ist ein besonderer Fall der Ähnlichkeit, nämlich das Verhältniss des Ganzen zu seinem Theile. Man sieht, 181 Е. Exner. Uber. Leibnitz’ens dass sie ganz dieselben sind, welche die formale Logik gewöhnlich als die allgemeinsten Begriffsverháltnisse aufzählt, mit Ausnahme des eigentlichen Gegensatzes. An die Relationen schliessen sich noch andere nächste Voraussetzungen des Calculs, nämlich der Begriff des allgemein bejahenden Urtheils mit seiner Bezeichnungsform 4A est В; ferner die schon er- wähnten an sich wahren Sätze, verschiedene Ausdrücke der Gesetze der Identität, des Wider- spruchs und des ausgeschlossenen Dritten, womit also auch das Verhältniss des contradicto- rischen Gegensatzes auftritt; endlich sogar die einfachste Form des kategorischen Schlusses, sammt dem Aristotelischen Sorites. Diess sind so ziemlich die Hauptpuncte der formalen Logik. Es muss einige Verwunderung erregen , wie die Universalwissenschaft, die Grundlage aller Wissenschaften, so viel voraussetzen könne, was doch wohl nicht Alles ohne weitere Erörterung als evident gelten möchte; andererseits muss sich die Frage aufdrängen, ob die wenigen höchst allgemeinen Begriffsrelationen im Stande sein werden, mit Hilfe der eben so allgemeinen logischen Urtheils- und Schlussformen einen Calcul zu begründen, der ein be- deutendes Wissen erzeugt. Der Calcul besteht nach L., wie bereits gesagt ist, in der Hervorbringung von Be- ziehungen durch Umänderung der Formeln nach vorgeschriebenen Gesetzen. Er bewirkt, dass jeder Fehlschluss sich als ein Rechnungsfehler , jedes Sophisma als ein Solócismus oder Barbarismus der Zeichensprache darstellt. Quo facto, quando ortentur controverstae , non magis disputatione opus erit inter duos philosophos, quam inter ducs computistas. Suffieiet ením, cala- mos in manus sumere, sedere ad abacos, et sibi mutuo. (accito si placet amico) dicere: calcu- lemus. Die hervorzubringenden Beziehungen kennen wir bereits, und eben so wissen wir, was man unter den Formeln versteht; welche sind nun die gesetzmässigen Umänderungen, die mit den letztern sich vornehmen lassen ? Wir haben bereits gesehen , dass L. ausser der Substitution nur das Addiren und Subtrahiren nennt, und in Anwendung bringt. Aber jene Operation gibt nur Summen, diese setzt sie voraus, und Summen sind die Begriffe nun ein- mal nicht. Die bei der Lehre von den Formeln wenigstens einigermassen beachtete Form der Begriffe ist hier wieder ganz vergessen. Schon unter den Sätzen, die als an sich wahre vorausgesetzt werden, kommt desshalb ein offenbar falscher vor. Es soll nämlich 48 est A allgemein gelten, A mag was immer für ein Bestandtheil des Begriffes AB sein. Ein Dreieck ist aber oflenbar keine Linie, obgleich der Begriff Linie als Bestandtheil im Begriffe Dreieck enthalten ist. Aus demselben Grunde sind mehre von den 13 zur Einleitung des Calculs bewiesenen Theoremen falsch. Das siebente lautet: 57 quid additur er, cut tnest, nil constilur- tur now. Gesetzt, ich habe den Begriff einer geradlinigen Figur mit gleichen Seiten, uud füge den Bestandtheil »gleich« noch einmal hinzu, jedoch so dass ich ihn zunächst mit dem in dem Begriffe einer gleichseitigen Figur eingeschlossenen Bestandtheil Winkel verknüpfe, so entsteht der Begriff einer geradlinigen Figur mit gleichen Seiten und gleichen Winkeln, der doch wohl etwas Neues ist, Gerade so behauptet das zehnte Theorem: Detractum et residuum sunt incommunicantia, d, 1. wenn ein gewisser Bestandtheil von einem Begriffe sub- trahirt wird, so kann der Rest einen gleichen Bestandtheil nicht mehr enthalten, Nach dem fünften hingegen müsste der Begriff einer Figur mit gleichen Seiten und ungleichen Winkeln Universal- Wissenschaft. 185 auch die zusammengesetzten Bestandtheile: »ungleiche Seiten, gleiche Winkel« enthalten, weil er die relativ einfachen Bestandtheile »gleich, ungleich, Seite, Winkel« enthält, indem es heisst: Cui singula insunt, etiam ex пря constitutum. inest. Daran schliesst sich der sechste: Constitutum ex contentis inest. constituto ex centinentibus , und der vierte: Cententum contenti. est contentum continentis, beide gleich fehlerhaft, wenn die Form der Begriffe berücksichtiget wird. Die übrigen Theoreme sind bekannte Sátze über die Verháltnisse der Gleichheit und Sub- stituirbarkeit, von denen weder gezeigt noch auch leicht abzusehen ist, wie sie zu dem be- absichtigten Caleul führen sollen. Doch sind sie offenbar blosse und sehr abgerissene Frag- mente, An derselben Nichtbeachtung der Form der Begriffe leiden die angeführten Princi- pien des Calculs, welche postuliren, dass man die Buchstaben einer Formel in beliebiger Ordnung setzen kann, dass die Wiederholung eines Buchstaben in einer Formel unnütz, dass jedes Urtheil in so viele einfachere aufgelöst werden kann, aus wie vielen Theilen das Prädicat besteht. Wie gewaltsam aber L. seinen Calcul einzuführen sucht, davon zeugt ganz besonders die Behauptung, man könne jede Anzahl von Urtheilen in ein einziges ver- wandeln, indem man alle Subjecte und Prádicate addirt, Sein Beispiel lautet: Deus est omnipotens, homo cst corpore praeditus, crucifixus. est patiens; ergo: Deus homo crucifirus est omnipotens, corpere praeditus, patiens. Wenn auf diese Art auch Unverträgliches verknüpft würde, so sei, meint er, nichts daran gelegen, und so bildet er denn ohne Anstand das Urtheil: Crreulus guadratum est nullangulum quadrangulum. Demnach würde er auch gegen das Urtheil: Seele, Gold, Wasser ist unsterblich, in Kónigswasser auflósbar, flüssig, Nichts einwenden, ja sogar wegen der postulirten Versetzbarkeit der Bestandtheile erlauben zu sagen: Seele, Gold, Wasser ist in Kónigswasser lósbar, flüssig, unsterblich u. s. f. durch die móg- lichen Permutationen; ein Verfahren, welches statt durch Umänderung der Formeln Be- ziehungen hervorzubringen, die vorhandenen vielmehr von Grund aus auflóst. Die Opera- tonen des Addirens und Subtrahirens sind viel zu roh, als dass sie nicht den feiner Bau der meisten Begriffe zerstórten. Wir haben noch auf den zweiten oder analytischen Theil der Universalwissenschaft, der aus bekannten Daten vereinzelte Theoreme oder Probleme lósen lehrt und desshalb Er- findungskunst im engeren Sinne heisst, einen Blick zu werfen. Es genügt jedoch zu bemer- ken, dass die Übersetzung der Daten in die Formeln und die weitere Ableitung aus diesen Alles als geleistet voraussetzt, was der synthetische Theil zu leisten unternahm, Die Schwie- rigkeiten, welche jenen drücken, lasten demnach auch auf diesem und in so weit jener hinter dem Ziele zurückgeblieben, vermag auch dieser dem seinen nicht zu nahen. Fassen wir nun das Gesagte zusammen, so ergibt sich Folgendes. L's Jugendge- danke war darauf gerichtet, durch Aufstellung aller einfachen Bestandtheile unserer Vorstel- lungen und deren Combination ein vollstándiges System der Begriffe zu bilden als Grundlage der Kunst, alle möglichen Urtheile und Schlüsse aufzufinden. Wir haben dagegen erinnert, dass die Aufstellung aller einfachen Vorstellungen ein äusserst schwieriges, ja wenn nicht ge- radezu, so doch für jetzt unmögliches Beginnen, ihre Combination eine endlose Arbeit sei; dass die Combination keine brauchbare Form der Begriffe liefere, oder wiefern sie diess solle, man sich genöthigt sähe, die möglichen Formen schon mit in die Combination aufzunehmen, Abh. V. 3, 24 186 F. Exner. Uiber Leibnitz’ens wodurch die obigen Mángel sich steigern wůrden; dass die Methode jedes Princips ermangle, um die giltigen Begriffe von den ungiltigen zu sondern; dass endlich die Ausführung des Unternehmens mit sich selbst in Widerspruch gerathe, indem einerseits der Zweck, die Er- findung von Urtheilen und Schlüssen, durch sein Mittel, das vollständige System der mögli- chen Begriffe, überflüssig gemacht wäre, da jene in diesen bereits vorlägen, andrerseits aber die Auffindung aller einfachen Vorstellungen und ihrer Verbindungsweisen nebst der richtigen Ausscheidung der giltigen Begriffe aus den ungiltigen eine Reife der sámmtlichen Wissen- schaften voraussetzte, deren Vorhandensein die Erfindungskunst leicht entbehrlich machte. Richtig ist jedoch die von L. gemachte Anwendung der Combinationsmethode auf die Bildung der Eintheilungen, so wie seine Methode, die Zahl der übergeordneten Begriffe und anderes damit Zusammenhängende zu berechnen; nur ist auch hier auf die Form der Begriffe die nöthige Rücksicht zu nehmen. In reiferem Alter änderte L. seinen Gedanken dahin um, dass der Plan einer Erfindungkunst sich erweiterte zu dem Plane einer Methode, welche ma- thematische Evidenz alles Wissens gewährt, die Basis aber sich verengerte und von der un: übersehbaren Menge der einfachen Vorstellungen auf eine beschränkte Zahl von Stammbe- griffen sich zusammenzog. Die Stütze der Methode sollte ein Calcul, seine Grundlage die Formeln jener Begriffe und ihre Relationen in Verbindung mit den allgemeinsten logischen Wahrheiten sein. Es zeigte sich aber, dass die Aufstellung der Stammbegriffe in der zur Formuliruag nothwendigen logischen Vollkommenheit wieder eine Reife der übrigen Wissen- schaften voraussetzt, welche hervorzubringen eben der Zweck der ganzen Methode ist; dass L. der Relationen nur eine ganz kleine Anzahl und zwar die bekanntesten vorgeführt, den Calcul aber in einer Weise eingeleitet hat, welche nicht bloss nicht einsehen lässt, wie da weiter zu kommen sei, sondern auch unmittelbar grobe Irrthümer veranlasst. — Ist denn aber sein Gedanke unausführbar, weil ihm die Ausführung nicht gelungen ? Und wenn eine allge- meme Methode dieser Art unmöglich wäre, könzten nicht doch vielleicht einzelne Zweige des Wissens in solchem Sinne bearbeitet werden und dadurch ihr Gedeihen finden? Ein einzelner Zweig gewiss, denn die Mathematik ist so bearbeitet, und ihr Beispiel war es, was L. bei seinem Unternehmen vor Augen hatte, Darin liegt die Aufforderung nachzusehn, worauf denn die Möglichkeit der mathematischen Methode und biemit die Festigkeit dieser Wissenschaft beruhen; das Ergebniss wird zeigen, ob die gleichen Bedingungen auch bei andern Wissenschaften und namentlich bei der Philosophie vorhanden sind, oder doch her- beigeschafft werden können. Die Zeit ist vorüber, wo man das Wesen der Mathematik darein setzte, dass man wie Euklid mit Definitionen und Axiomen beginnt und zu Theoremen und Problemen fort- schreitet. Wer jetzt so etwas in der Philosophie versuchte, hätte zwar nicht zu fürchten, dass er wie einst Wolf die Theologen beunruhigte ; wohl aber müsste man ihn an Kants Aus- spruch erinnern, dass die mathematische Methode, jene Euklidische námlich, der Philosophie bisher nichts genützt, vielmehr wesentlich geschadet habe. So urtheilten bekanntlich mehre ältere Denker; А. Trendelenburg aber hat neuerlich !) bemerklich gemacht, wie Spinoza durch 1) Logische Untersuchungen. Universal - Wissenschaft. 187 jene Methode für mehre höchst wichtige Begriffe seiner Ethik sich zu leeren Namenerklä- rungen habe verleiten lassen, und Leibnitz selbst sagt von demselben Werke, es sei trotz seiner mathematischen Form »s? plan de manquemens, que je m'étonne !).« — Bolzano nun führt drei Gründe an, aus welchen unsere Behauptungen im Gebiete der Mathematik um so viel mehr Zuversicht haben als im Gebiete der Philosophie °). Es sind nämlich die mathema- tischen Lehren von solcher Art, dass sie meistens sich durch die Erfahrung bestätigen lassen; es stimmen ferner Alle, welche mit ihrer Untersuchung sich ernstlich beschäftigen, in den Resultaten vollkommen überein; endlich sind die Objecte der Mathematik so beschaffen, dass sie sich gleichgiltig verhalten zu unseren Leidenschaften, aus welchen am leichtesten der Streit hervorbricht. Das Gewicht dieser Gründe ist fühlbar genug, wenn gleich auch viele Lehren der Philosophie, namentlich der Psychologie und Naturphilosophie durch die Erfah- rung controllirt werden können, viele der Mathematik hingegen nicht, und wenn gleich Eitel- keit und Rechthaberei sich leicht in jede Untersuchung mengen. Der wichtigste ist die allge- meine Übereinstimmung ; er aber fordert auf, unsere Untersuchung dahin zu richten, woher diese Übereinstimmung und mit ihr die Zuversicht stammt, welche die Mathematik zur Köni- gin der Wissenschaften erhoben. Welcher ist der geheime Zauber, kraft dem sie eine unge- heure Menge der feinsten und complicirtesten Wahrheiten aus dem Dunkel ans Licht gerufen und mit Leichtigkeit zu allgemeiner Anerkennung gebracht hat? Es ist der Calcul, sagt uns Leibnitz; aber was ist der Calcul? Er ist, so sagt L., die Hervorbringung von Beziehungen durch Umänderung der Formeln nach vorgeschriebenen Gesetzen: eine Erklärung, der wir gern beistimmen. Die Hervorbringung von Beziehungen für sich genommen ist nun aber offenbar kein Prürogativ der Mathematik, sondern allen Wissenschaften gemein. Wo eine Wissenschaft einen Begriff fixirt, ein Urtheil fállt, da stellt sie Beziehungen auf; wo sie folgert, bringt sie Beziehungen hervor. Die Art- und Gattungsbegriffe der niedrigsten Art empirischer Wissenschaften, deren Geschäft mit der Classification eines durch die Erfahrung gegebenen Materials abgethan ist, so wie die Ergebnisse der verwickeltsten Schlüsse apriorischer Wissenschaften, sind hervor- gebrachte Beziehungen. Nicht dass, sondern wie die Mathematik Beziehungen hervorbringt, darin müsste somit ihre Eigenthümlichkeit liegen, also nach Obigem in der Umänderung der Formeln nach vorgeschriebenen Gesetzen. Formeln aber sind hier Bezeichnungen von Be- griffen und Begriffsverháltnissen © Ist es vielleicht die Art der Zeichen, welche solche Wun- der wirkt? Zeichen haben alle Wissenschaften, die Worte, und es lässt jeder mathematische Ausdruck sich in Worte übersetzen; die Mathematik aber hat eigene Zeichen, besonders kurze, welche eine Menge von Begriffsbeziehungen mit grósster Genauigkeit so ausdrücken, dass sie mit einem Blicke kónnen übersehen werden. Diess muss das Auffassen gebildeter Begriffsverháltnisse und die Ableitung neuer sehr erleichtern. Allein wenn es auf nichts wei- ter ankommt, als auf die Kürze und Bündigkeit der Zeichen, warum haben die übrigen Wissenschaften sich nicht längst ähnliche geschaffen? Auch mag jene Beschaffenheit der Zei- chen erkláren, warum die Mathematik leichter erlernt wird, und rascher sich fort entwickelt 1) S. 168. 2) Wissenschaftslehre. Bd, III. S. 244. 13 > * 188 F. Exner, | Uber. Leibntz’ens hat, als die Philosophie, aber der Unterschied beider liegt nicht in einem Mehr der gemachten Ableitungen und Fortsátze, sondern er durchdringt gleichmássig die Anfänge und ersten Ent- wicklungsstufen. Es scheinen demnach die mathematischen Zeichen noch ein anderes Ge- heimniss in sich zu schliessen. Hier tritt uns eine merkwürdige Ansicht L's entgegen. Er behauptet !), dass die mathematischen Zeichen sich behandeln lassen wie die durch sie bezeichneten Dinge, und bezweckt bei den Zeichen seiner Universalwissenschaft dieselbe Beschaffenheit. Lambert ?) fordert von jeder wissenschaftlichen Bezeichnung, dass die Theorie der Sache und die Theo- rie der Zeichen sich mit einander verwechseln lassen, und meint, die Mathematik habe diese Forderung bisher am vollkommensten erfüllt. Kant?) findet in dieser Beschaffenheit der mathematischen Zeichen einen Hauptunterschied zwischen mathematischem und philosophischem Denken, und Fries?) stimmt bei, wenn er sagt: »die reinen Grössen-Gesetze sind blosse Gesetze der Combination, die man an den Zeichen, wie an der Sache selbst darstellen kann.« Wenn diese Ansicht richtig ist, so besitzen die mathematischen Zeichen allerdings eine höchst merkwürdige Eigenschaft, deren sich keine andere Art von Zeichen rühmen kann. In der That lassen die Zeichen der Grössen sich zusammenfügen und trennen, wie die Grössen, sie können combinirt, permutirt und varürt werden, wie diese, den veränderten Verhältnissen der Grössen zu einander entsprechen Veränderungen der Verbindungen der Zeichen und umgekehrt; allein damit ist noch nicht bewiesen, dass alle Operationen , welche wir mit den Grössen vernehmen, auch mit ihren Zeichen vollbracht werden können, und es lässt sich nicht beweisen. Wir addiren Grössen und auch ihre Zeichen, letzteres, indem wir sie neben einander hinstellen; aber schon hier zeigt sich eine Verschiedenheit. Das zweite Zeichen können wir dem ersten beifügen oben, unten, rechts oder links u. s. w., was für die Addi- tion reiner Grössen keinen Sinn hat. Wenn wir es in unseren Schriften auf eine wagerechte Linie neben jenes und noch dazu das Additionszeichen dazwischen stellen , so ist diese Art der Zusammenstellung eine willkürliche; sie ist zweckmässig gewählt, und zeigt die Addition der Grössen an, ist aber so wenig eine Addition der Zeichen, dass die Muluplication, für welche als die häufigste Operation man das einfachste Zeichen, die Nebeneinanderstellung ohne Zwischenzeichen gewählt hat, mit weit grösserem Rechte dafür anzusehen wäre. Man kann Grössen mit Grössen multipliciren, nicht aber Zeichen mit Zeichen, noch kann man diese potenziren, differenziren u. s. w. Durch schriftliche Zeichen, und somit auch durch mathematische, lassen die einfachsten Rechnungsoperationen sich allerdings veranschaulichen, gleichwie durch Steinchen oder Rechenpfennige , keineswegs aber imaginäre Grössen oder die Eigenschaften der Wurzeln einer Gleichung u. dgl. Vielmehr gibt man statt einer Ver- sinnlichung, welche nur für Kinder taugt, den Operationen Zeichen, welche rein willkürlich sind, und wendet sie an in einer Weise, welche mit dem Bezeichneten nicht die entfernteste Ähnlichkeit hat. Oder welche Ähnlichkeit hätte die Zusammenstellung der Zeichen y^— a, ^) 5. 82. ?) Neues Organon, Bd. 2, S, 16. 3) Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natůrl, Theologie und Moral; Kanťs Werke, herausg. у. С. Hartenstein, Bd. 1, S. 84. +) System der Logik, 3. Aufl., S. 287. Universal- Wissenschaft. 189 d. sin. т. mit den durch sie angezeigten Operationen, oder die wirklich vollzogenen Opera- tionen mit der Art, wie man sie ausdrůckt? Die Prácision, womit die mathematischen Zeichen die Begriflsverhálinisse darstellen, mag den Schein veranlasst haben, als wären die Umände- rungen der Zeichen mit den Umänderungen der Begriffe identisch; es hat aber ein solches dem Wesen eines Zeichens geradezu widersprechendes Verhältniss hier so wenig statt, als bei irgend einer andern Art von Zeichen, so dass wir jene Ansicht trotz dem Gewichte der sie vertretenden Namen entschieden müssen in Abrede stellen. Es ist in der Mathematik in dieser Beziehung gar nicht anders als in den übrigen Wissenschaften. Die Zeichen sind will- kürlich gleich den Wörtern; andere Verbindungen derselben drücken andere Begriffsverhält- nisse aus; diese gibt einen giltigen, jene einen widersprechender, eine dritte einen ganz sinnlosen Begriff. Welcher Fall eben vorhanden sei, das sagt nicht die angestrengteste Be- trachtung der Zeichen, sondern nur das Verständniss der Begriffe demjenigen, welcher die Bedeutung der Zeichen erlernt hat; die Operationen mit den Zeichen und jene mit den Be- griffen haben nicht viel mehr als gar Nichts gemein. Wenn Fries alle arithmetische Opera- tionen für blosse Zusammensetzungen erklärt, so hat er in so weit Recht als alles Denken ein Zusammensetzen ist; doch lässt sich nicht jede Zusammensetzung auf dem Papiere ma- chen, wenn gleich durch passende Zeichen auf ihm ausdrücken. Können wir in der Natur der Zeichen, aus welchen die mathematischen Formeln be- stehen, nichts finden, was die Eigenthümlichkeit der Mathematik erklärt, haben vielmehr alle Wissenschaften durch Zeichen ausgedrückte Begriffe und Begriffsverháltnisse, die man wohl auch Formeln nennen könnte; so bleibt weiter zu untersuchen, ob in der Umänderung der Formeln nach vorgeschriebenen Gesetzen das Unterscheidende jener Wissenschaft liege. Eine Formel umändern, heisst eben so viel als eine neue aus ihr ableiten. Diess geschieht bekanntlich nicht mit spielender Willkür, sondern nach vorgeschriebenen Gesetzen , deren Giltigkeit vorher erwiesen wurde. Hiebei bilden die umzuändernde Formel zusammen mit den Gesetzen der Umänderung die Prämissen, welche zur Ableitung eines Schlusssatzes, der neuen Formel, benützt werden. Solche Ableitungen aber treffen wir wieder in jeder andern Wissenschaft. Wenn die Gesetze, nach welchen man in der Mathematik eine Gleichung auflöst, einen Ausdruck differenzirt, zum vorhinein schon bekannt sind, so müssen es auch die Prämissen sein, aus welchen man in der Philosophie folgern will; wenn die Anwendung der Gesetze dort bei Geübten mit grösster Leichtigkeit von Statten geht, so hat auch hier der geübte Denker seine ihm wohl bekannten Gedankenreihen, die er mit Schnelligkeit durchläuft und anwendet; wenn aber dort Jemand ein Verfahren rein mechanisch ohne Kenntniss seiner Gründe durchführen und dennoch das richtige Resultat erreichen kann, so hat hiemit die Wissenschaft nichts zu thun. Ein Solcher ist ein Rechner, eine Art von Hand- arbeiter, kein Mathematiker, gleichwie ein Fabrikarbeiter, welcher stets nur einen Bestand- theil einer Maschine macht, ohne von der Beschaffenheit der übrigen eine Ahnung zu haben, kein Mechaniker ist, So entdecken wir demnach in dem ganzen Verfahren der Mathematik, welches der Calcul genannt wird, nichts, was diese Wissenschaft von den übrigen wesent- lich unters:heidet, ja es zeigt sich, dass der Calcul der Hauptsache nach nichts ist, als das gewöhnliche logische Verfahren. Und diess weiss L. wieder sehr wohl. In seinem Schreiben 190 F. Exner. Uber Leibnitz’ens an G. Wagner !) sagt er, nachdem er das Verdienst der logischen Schriften des Aristoteles gerühmt: »Zwar ist diese Arbeit des Aristoteles nur ein Anfang, und gleichsam das ABC, wie es dann andere, mehr zusammengesetzte und schwerere Formen gibt, die man alsdann erst brauchen kann, wenn man sie mit Hilfe dieser ersten und leichten Formen festgestellt, als zum Exempel die Euclidischen Schlussformen, da die Verhaltungen /prepertiones) versetzt werden invertende, componendo , dividendo raticnes etc. Ja selbst die Additionen, Multiplica- tionen oder Divisionen der Zahlen sind Beweisformen (Argumenta in ferma) , und man kann sich darauf verlassen, weil sie kraft ihrer Form beweisen; und auf solche Art kann man sagen, dass eine ganze Buchhalterrechnung förmlich schliesse, und aus Argumentis in forma bestehe. So ist es auch mit der Algebra und vielen andern förmlichen Beweisen bewandt, so nämlich nackend und doch vollkommen. Es ist nicht eben nöthig, dass alle Schluss- formen heissen: Omnis, atqui, ergo: т allen unfehlbaren Wissenschaften, wenn sie genau bewiesen werden, sind gleichsam höhere, logische Formen einverleibt, so theils aus den Aristotelischen fliessen, theils noch etwas Anderes zu Hilfe nehmen. Cardan hat diess in seiner Logik ersehen, und gleichwie man den Bauern überlässt, mit den Fingern zu zählen, und mit Strichen und Kreuzen sich zu behelfen, da hingegen ein Rechner viel höhere Künste hat; also nachdem man die Logik in den rechten Wissenschaften höher gesteigert, hat man den Schülern überlassen, dass sie mit emis, atqui, ergo, gleichsam an den Fingern rechnen, und so zu sagen, auf einmal nicht mehr als 3 zählen können, weil ihre Schlüsse und Syllc- gismi tritermíní nur 3 Sachen und 3 Sätze haben.« Und gleichwie er hier den mathema- tischen Calcul für eine logische Operation erklárt, so nennt er anderswo ?) die logischen Operationen einen Calcul. Weder die Zeichen noch die allgemeine Methode der Operationen erkláren uns also, woher die bewunderten Vorzüge der Mathematik stammen; ausser ihnen bleibt aber nichts übrig, als die Begriffe, welche bezeichnet und nach der Methode bearbeitet werden: ihre eigenthümliche Natur muss demnach das Ráthsel lósen. Da ist es denn leicht zu sagen, die ausgezeichnete Deutlichkeit der mathematischen Begriffe mache die Prácision der Bezeichnung, die Sicherheit der Operationen móglich ; man kann sogar die Erfahrung zum Zeugniss auf- rufen, dass die Festigkeit der Mathematik jedem Calcul zum Trotze wankend wird, wo dunk- lere Begriffe sich ihr entgegenstellen, und an die Parallelen-Theorie, an die Irrthümer, deren ein Euler und Lagrange in der Anwendung der unendlichen Reihen, ja der musterhafte Euklid selbst in seiner Stereometrie überwiesen worden u. s. w. erinnern, Es entsteht aber die weitere Frage, woher die Deutlichkeit eben der mathematischen Begriffe? — Eine Antwort ist von der kritischen Schule schon lange gegeben. Sie unterscheidet Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, als die Zweige unsers Erkenntnissvermógens; die reine Anschauung aber als die apriorische Form der Sinnlichkeit ist ihr die Quelle der Mathematik. Darum betrachtet diese das Allgemeine unter dem Zeichen n concreto, die Philosophie hingegen neben dem Zeichen in abstractos jene gibt intuitive, diese discursive Construction der Begriffe, und die Schemata der Einbildungskraft machen dort die Anwendung der Zeichen so nutzbringend. Diese An- 1)'S. 421. *) S. 81. Universal - Wissenschaft. = 191 sicht hat auch gegenwártig noch ihre Freunde; doch glauben wir einer Widerlegung derselben, die bereits oft und von den verschiedensten Seiten her gegeben ist, überhoben zu sein. Es muss endlich auch in der Philosophie dahin kommen, dass das hartnäckige Wiederholen einer Behauptung nicht für einen Beweis derselben gilt, nech das Ignoriren der Gegengründe für Widerlegung; und so verwerfen wir:einfach jene Theorie der Seelenvermögen, die reine Anschauung und den darauf gebauten Unterschied der Philosophie und Mathematik. Äussere Hilfsmittel des Denkens, Veranschaulichungen, Bezeichnungen sind eben dem Denken äusser- lich, und können in ihm keinen Unterschied begründen; das Denken selbst aber besteht überall im Auffinden von Verhältnissen, wie verschieden auch in den mannigfachen Wissen- schaften die Verhältnissglieder und die aufgefundenen Verhältnisse selbst sein mögen. Mag daher Hegel zusehen, wie er mit seiner Behauptung‘, in der Arithmetik »befinde sich das Denken in einer Thätigkeit, die zugleich die äusserste Entäusserung seiner selbst ist, in der gewaltsamen Thätigkeit, sich in der Gedankenlosigkeit zu bewegen, und das keiner Noth- wendigkeit Fähige zu verknüpfen ')« den Geistern eines Euler und Gauss, eines Lagrange, Legendre u. $. w. gegenüber treten werde; sie werden sich darüber schwerlich ereifern, son- dern im Bewusstsein der Ewigkeit ihrer Werke lächelnd abwarten, wie viele von den Meinungen unseres Philosophen das nächste Decennium etwa übrig lassen wird. Wir wenden uns lieber zu einigen anderen Aeusserungen unseres ungeachtet so mancher Irrthümer doch grossen Kant. In seiner oben angeführten Schrift erwähnt er des Gegensatzes von gemachten und gegebenen Begriffen und fügt bei, dass das Object der Mathematik leicht und einfach sei; hiedurch soll ausser dem zuvor Besprochenen .diese Wissenschaft von der Philosophie sich unterscheiden. Hierin finden wir Wahrheit, die jedoch eine sorgfältigere Auseinandersetzung verdient. Die Mathematik, soweit sie reine Grössenlehre ist, beruht auf dem Begriffe der Wie- derholung einer in Gedanken gemachten Setzung. Die stufenweisen Zusammenfassungen der gemachten Setzungen geben die Anzahlen der gesetzten Dinge und damit die Reihe der ganzen Zahlen, welche unendlich ist, da die Wiederholung an sich keine Gränzen hat. Das Zählen ist die Grundoperation, die Zahlenreihe stellt die Reihe der Grundbegriffe dar. Mit dem Begriffe der Anzahl entsteht der Begriff der Grösse in seiner einfachsten Form, als emes Ge- setzten, welches durch eine Wiederholung von Setzungen gedacht wird. Er bildet sich weiter aus, indem jene Grundbegriffe sich weiter entwickeln. Sobald die Zahlenreihe vorliegt, ist in ihr auch die Möglichkeit eines doppelten Fortschrittes, nach vor- und rückwärts gegeben und hiemit der Gegensatz des Zu- und Wegzählens, des Vermehrens und Verminderns. Es lassen sich aber beim Zu- und Wegzählen statt einfacher Setzungen Gruppen derselben, d. i. Zahlen ins Auge fassen, oder es lässt sich das Zu- und Wegzählen innerhalb festgestellter Gränzen machen, woraus die Begriffe des Addirens und Subtrahirens, nähere Bestimmungen jener Operationen durch die vorliegenden Zahlenbegriffe entstehen. Gleichwie nun das Ad- diren und Subtrahiren besondere Fälle des Zu- und Wegzählens und dabei wie diese einan- der entgegengesetzt sind, so ist ferner das Multipliciren ein besonderer Fall des Addirens, wo nämlich die Addirten gleiche Zahlen sind, und das Dividiren, ein besonderer Fall des 1) Wissensch. der Logik; Werke, Bd. 3, S. 246. 192 Е. Exner. Uiber Leibnitz ens Subtrahirens, ist der Gegensatz des Multiplicirens. Wieder ein besonderer Fall des Multi- plicirens ist das Potenziren, ein Multipliciren gleicher Factoren, und sein Gegentheil das Wur- zelziehen. Es sind demnach alle diese Operationen nur Wiederholungen der Grundoperation, des Záhlens, und seiner beiden obersten Gegensátze des Zu- und Wegzählens. Die abgeleiteten Operationen weisen ihrem Begriffe nach auf die Zahlenreihe zurůck, und lassen sich also auf sie anwenden. Da diese unendlich ist, so gibt es fůr jede Operation unendlich viele Anwendungen; schon hier entfaltet sich also der Reichthum der Mathematik. Doch es entwickeln sich auch neue Begriffe. Die durchgeführte Anwendung der Subtraction erzeugt negative Zahlen. Mit ihnen erhalten wir eine zweite Hälfte der Zahlenreihe; ihre Unendlichkeit erstreckt sich nun nach beiden Seiten, und dadurch gewinnen sämmtliche Ope- rationen eine doppelt grosse Basis, Das Dividiren führt zu den Brüchen, deren eine unend- liche Reihe sich zwischen je zwei Glieder der Zahlenreihe einschiebt. Das Wurzelziehen führt zu den irrationalen Zahlen, welche sich wieder zwischen die Brüche schieben und die Reihe immer mehr verdichten, was durch andere Operationen noch fortgesetzt wird, Das Wurzelziehen auf die negativen Zahlen angewandt, bringt auch die imaginären Grössen zum Vorschein. So bildet sich die Zahlenreihe und mit ihr der Begriff der reinen Grösse immer mehr aus; jede Vermehrung aber der Zahlenbegriffe vervielfältigt auch wieder die Anwen- dungen der Operationen. Gleichwie ferner die Operationen auf die Zahlenreihe angewandt werden können, so auch umgekehrt die Zahlenreihe auf die Operationen. Damit gewinnen die Exponenten der Potenzen und Wurzeln ihre Mannigfaltigkeit und der Begriff des Loga- rithmus entspringt, der sogleich wieder mit der Zahlenreihe und den Operationen seine Ver- bindungen eingeht. Auf der Combination der durch das Zählen gewonnenen Operationen mit der Zahlenreihe beruht also die weitere Entwicklung der mathematischen Begriffe. Die Mathematik hat aber nicht bloss Operationen, sondern auch Verhältnisse; denn die Operationen erzeugen Grössen aus Grössen, und die erzeugten sind abhängig von den er- zeugenden. Schon die Operation des Vermehrens und Verminderns ergibt die Verhältnisse des Grösser-, Kleiner- und Gleichseins; die Summe ist abhängig von den Summanden, der Rest von dem Minuendus und Subtrahendus, das Product von den Factoren, die Potenz von der Wurzel und dem Exponenten u. s. w. Diese Abhängigkeit der Verhältnisse von den Operationen macht es möglich, durch Operationen gewünschte Verhältnisse hervorzubringen, und vorliegende Verhältnisse zu bestimmten Zwecken durch bekannte Operationen zu ver- ändern, d. i. Operationen und Verhältnisse mannigfach zu verbinden. Bei der Untersuchung der aus den Operationen hervorgehenden Grössenverhältnisse wird der numerische Werth der Grössen gleichgiltig; man wählt allgemeine Zeichen für sie und gelangt zur Algebra. Die Functionenlehre ist die Fortsetzung der Untersuchung über die Abhängigkeitsverhältnisse der Grössen von einander, deren Gipfel die mächtige Differential- und Integralrechnung ist. Neue Verhältnisse begründen neue Operationen. Die ganze bewundernswerthe Ausbildung dieser Lehren entwickelt sich aber auf Grundlage und durch Anwendung jener ersten Operationen und Verhältnisse. Jedes Folgern besteht in dem Auffinden eines neuen Verhältnisses zwischen zwei Begriffen durch Vermittlung schon bekannter Verhältnisse, in welchen jeder der beiden Be- Universal - Wissenschuft 193 griffe steht. Die Mathematik entwickelt, wie wir gesehen, auf ihrer Grundlage eine unendliche Menge von Grössenverhältnissen und hiemit stehen ihr für ihre Folgerungen unendlich viele Prämissen’ zu Gebote. Dieser Vortheil gewinnt ausserordentlich an Wichtigkeit, wenn man bedenkt, dass sie jede einzelne Grösse und zwar auf mehre Arten in unendlich vielen Formen darstellen kann, deren jede eine grössere oder kleinere Menge von Verhältnissen derselben vor die Augen bringt. So kann sie eine Grösse als Summe oder als Summande im Verhält- niss zu andern darstellen, beides auf unendlich viele Arten; ferner als Minuendus, Subtrahen- dus oder Rest, als Factor oder Product, als Potenz oder Wurzel, als Reihe u. s. w. u. $. w. Will sie also zwei Grössenbegriffe in einem Schlusssatze mit einander verknüpfen, so wird unter den unendlich vielen Verhältnissen, in welche sie eine jede derselben zu versetzen weiss, sich unschwer ein Paar finden, durch welches jene Verknüpfung vermittelt wird. Allerdings ist es nicht immer der nothwendige Entwicklungsgang der einer Aufgabe zu Grunde liegen- den Begriffe, welcher zu den passendsten Umformungen der Grössen führt, sondern diese Umformungen beruhen oft auf rein zufälligen Ansichten und sind dann ein glücklicher Griff des Genies; doch hat diese Schwäche die riesenhaften Fortschritte der Mathematik zwar im Einzelnen hemmen, im Ganzen aber nicht verhindern können. Ein merkwürdiges Beispiel dieser zufälligen Ansichten and des Nutzens der Umformungen bildet die Anwendung der trigonometrischen Functionen in der reinen Analysis, insofern diese in ihrer ursprünglichen Bedeutung genommen werden. Die Geometrie, indem sie den Kreis untersucht, legt in den Verhältnissen des Radius zum Sinus und Cosinus, zur Tangente und Cotangente u. s. w. ein reiches Gewebe von Verhältnissen dar. Diese lassen sich in Zahlen ausdrücken, und daher vermag man umgekehrt Zahlenverhältnisse durch trigonometrische Functionen darzustellen. Im Begriffe einer Zahl liegt jedoch nichts von jenen Linien. Die Umgestaltung einer reinen Grösse in eine trigonometrische Function beruht also zwar auf einem richtigen, aber rein zufälligen Verfahren. Allein sobald sie vollbracht ist, ist auch die behandelte Grösse mitten in ein ihr ganz neues Gewebe von Grössenverhältnissen, Prämissen für zu findende Schluss- заме versetzt, und dadurch wird bekanntlich oft allein ein Weiterschreiten in den Folgerungen möglich. Auf ähnliche Weise verhält es sich mit dem Gebrauche der elliptischen Functionen, und wie bisher so wird auch künftig jede neue Form, Grössenverhältnisse darzustellen, für die Mathematik eine neue Entwicklungsperiode herbeiführen. Auf der Unendlichkeit der Zah- lenreihe sowohl nach beiden Seiten hin als zwischen je zwei Gliedern derselben, auf dem Reichthume der Operationen und Grössenverhältnisse und der möglichen Combinationen der- selben beruht die unendliche Fortbildbarkeit der Mathematik , auf den Transformationen der Grössen ihre Stärke, Neues zu erfinden. Die folgenden Resultate fliessen aus dem Gesagten. Erstens: die reine Grössenlehre hat einen einzigen Grundbegriff, den des Zählens; aus ihm entwickeln sich alle andern Be- griffe und Verhältnisse. Zweitens: dieser Grundbegriff, obgleich eine Beziehung auf die Aussen- dinge, das Gezählte enthaltend, hat doch zum unmittelbaren Gegenstande unsere eigene Seelen- thätigkeit, das Setzen, Wiederliolen desselben und Zusammenfassen des Wiederhohlten. Gleich ihm sind auch alle aus ihm abgeleiteten Begriffe der Operationen und Verhältnisse frei von jeder nothwendigen Zuthat von Aussen, von allem Gegebenen, was durch die Empfindung als Abh. V, 3, bj 194 F. Exner. Uiber Leibnitz’ens Beschaffenheit eines Aussendings in die Seele gelangt; sie sind reine Hervorbringungen der innern Thätigkeit und in diesem Sinne sind sie gemachte, nicht gegebene Begriffe. Drittens: Das Zählen kann betrachtet werden als Seelenthätigkeit, und diess fällt der Psychologie an- heim; es kann die Bedeutung desselben für die gezählten, wirklichen Dinge, das Wesen der Zahlen untersucht werden, was Geschäft der Metaphysik ist. Die Thätigkeit aber lässı sich auch ins Auge fassen an und für sich, abgesehen davon, aus welchem Grunde sie stamme und welche Geltung ihren Resultaten mitten in der Wirklichkeit gebühre; diess (hut die Mathe- matik. In so weit aber besitzt jener Grundbegriff vollkommene logische Deutlichkeit. Vier- tens: Dieselbe Deutlichkeit besitzen die aus ihm abgeleiteten Operationen und Verhältnisse; denn nur so weit sie mit klarem Bewusstsein abgeleitet worden, werden sie festgehalten und geltend gemacht. Auf ähnliche Weise verhält es sich mit der Geometrie. Ihr Grundbegriff ist der des einfachen Nebeneinanderseins. Er entwickelt sich zum Begriffe einer Reihe, der Linie, wie dort die Zahlenreihe entstand; und gleich dieser gewinnt auch jene eine Unendlichkeit nach beiden Seiten und in ihrem Innern zwischen je zwei festen Puncten. Die Vorstellung des ganzen Raumes ist weiter eine Combination der Linien; das Geschäft der reinen Geometrie besteht aber darin, die Formen des Nebeneinanderseins, von den einfachsten zu den zusam- mengesetztesten, als Combinationen von Linien zu verdeutlichen. Ihre wissenschaftliche Grösse jedoch verdankt sie der Analysis. Die Resultate der Betrachtung derselben sind dem Wesen nach dieselben, welche wir oben in Bezug auf die reine Grössenlehre gezogen. Hieraus begreifen sich Wirkung und Werth der mathematischen Zeichen. Ein beson- deres Zeichen ausser den Worten der Sprache für einen Begriff zu adoptiren, veranlasst oft das Bedürfniss der Kürze. Diess tritt aber nur da ein, wo ein und derselbe Begriff häufig wiederkehrt. So wendet der Physiker in der Elektricitátslehre die Zeichen +, —, £ an, um die Worte positiv, negativ, Elektricität nicht immer wiederholen zu müssen, und Ähnliches finden wir anderwärts in ähnlichen Fällen. Der Mathematiker bedient sich auch keineswegs für alle seine Begrifle eigener Zeichen, sondern er gebraucht in seinen Werken oft Worte. — Andererseits, wenn er in der Lage ist, einen Begriff häufig anzuwenden, der noch kein eigenes Zeichen besitzt, erfindet er ein neues, ja er thut diess sogar für bestimmte Zahlen, wie es z. B. mit den Zeichen z, e geschehen. Da nun die mathematischen Grundbegriffe solche sind, die stets wiederkehren, so muss eine kürzere Bezeichnung derselben sich wohl lohnen. Ein anderer Vortheil der mathematischen Zeichensprache ergibt sich aus dem Umstande, dass der mathematischen Hauptbegriffe nur wenige sind, aus deren Combination unter einander und mit der unendlichen Zahlenreihe die abgeleiteten sich entwickeln. Es sind also auch nur wenige Grundzeichen nöthig, deren Bedeutung leicht behalten wird und deren leichtfassliche Combination. die zusammengesetzten ergibt. Und gleichwie die Hauptbezriffe nach einem einfachen Gesetze sich zu unendlichen Reihen von Begriffen entwickeln, z. B. zur Reihe der Potenzen, der Logarithmen, so bilden die Zeichen dieser Begriffe Reihen nach einer höchst einfachen Regel, und werden darum trotz ihrer unendlichen Zahl leicht gehandhabt. Die Wich- tigkeit der Kürze der Bezeichnung zeigt sich am auffallendsten, wenn es durch sie móglich wird, eine grosse Menge von Begriffen und deren Verhältnissen auf einmal mit Leichtigkeit Universal- Wissenschaft. 195 zu überschauen. Diess leisten die mathematischen Zeichen bekanntlich im ausserordentlichen Grade. Allein die Kürze der Zeichen für sich allein vermag nicht diess Alles zu bewirken. Wo die bezeichneten Begriffe unklar sind, da ist es auch die Bedeutung ihrer combinirten Zeichen, und die Verwirrung wächst nur mit dem Reichthume einer Zeichencombination; die völlige Deutlichkeit jener hingegen macht diese erst brauchbar. Auf ihr beruht demnach der Nutzen der mathematischen Formeln. Dasselbe aber gilt von den mathematischen Operationen. Sie werden gewöhnlich leicht und sicher vorgenommen nach vorherbestimmten Regeln ; feste Regeln aber und sichere Anwendung derselben auf vorliegende Fälle sind nur möglich bei völliger Deutlichkeit der zu Grunde liegenden Begriffe. In dieser also liegt die Möglichkeit und die Macht des mathematischen Calculs. Zwar kann es scheinen, als hätten die mathe- matischen Zeichen zuweilen für sich, unabhängig von den bezeichneten Begriffen, der Wissen- schaft wesentliche Dienste geleistet. So entwickelte sich die Lehre von den Potenzen und Wurzeln erst nachdem man auf den Gedanken gekommen war, das Zeichen einer Potenz zusammenzusetzen — aus den Zeichen der Wurzel und des Exponenten; allein diese Bezeich- nung selbst war nur die Folge des deutlich gedachten Begriffes der Potenz, indem die Theile der Bezeichnung den Haupttheilen des Begriffes entsprachen, und so war es wieder die Deut- lichkeit des Begriffs, welche allerdings unterstützt durch das sinnliche Zeichen die Weiterent- wicklung begründete. Indem wir den Begriff des Calculs untersuchten, schien es, als ob sein Wesen jeder Wissenschaft zuerkannt werden müsste, welche nicht bloss Begriffe classificirt, sondern auch Urtheile ableitet. Diess ist jedoch mit dem allgemeinen Sprachgebrauche nicht im Einklange. Da aber kein Grund vorliegt, das Gesagte zurückzunehmen, da vielmehr ohne Zweifel in jeder solchen Wissenschaft Gedanken aus Gedanken abgeleitet werden, so ist leicht zu er- sehen, worauf im Begriffe des Caleuls der Nachdruck liegt. Auf den Zeichen nämlich, welche eigene, nicht Worte sind; auf der Schärfe, womit sie die Begriffe und ihre Verhält- nisse ausdrücken, und auf der Genauigkeit, mit welcher zum voraus viele Regeln und somit Methoden der Ableitung bestimmt sind. In diesem Sinne kann man von einem wirklichen Caleul der Mathematik und von einem vorerst nur möglichen anderer Wissenschaften spre- chen. — Wir haben also die Bedingung, unter welcher die mathematische Methode so Grosses zu leisten vermochte, untersucht und gefunden, dass sie in der vollkommenen Deut- lichkeit aller Begriffe besteht. Diese Deutlichkeit selbst aber fanden wir bedingt durch das Minimum der Anzahl von Grundbegriffen, welche in dieser Wissenschaft bearbeitet werden, ferner dadurch, dass sämtliche Begriffe nichts von Aussen Gegebenes enthalten, sondern als Grundbegriffe eine innere Thätigkeit zum Gegenstande haben, deren wir uns unmittelbar und klar bewusst sind, als abgeleitete aber mit bewusster Thätigkeit aus jenen gebildet werden. Ob dieselben Bedingungen für die übrigen Wissenschaften vorhanden seien, ist nicht zweifelhaft. Geriebenes Siegellack zieht Papierstückchen an und stösst sie wieder ab; gewiss ein höchst einfacher Vorgang, für welchen man den Namen eines elektrischen erfunden. Aber Glas, Harz, Seide leisten das Nämliche, Eisen hingegen u, s. w. nicht; dabei zeigt sich ein Gegensatz, wesshalb man von gleichen und entgegengesetzten Elektricitäten spricht, wovon jene sich abstossen, diese anziehen. Doch nicht die Reibung allein vermag Elektricität zu er- 25 * 196 F. Exner. Uiber Labnitz’ens wecken; auch Druck, Erwármung und Erkáltung kónnen es, die Beriihrung zweier Kórper, der Magnetismus, der chemische und der Lebensprocess; überdiess tritt sie nicht bloss im Zustande der Ruhe, der Spannung auf, sondern auch in dem der Bewegung, des Stromes; sie inducirt ähnliche Zustände in nahe gebrachten Körpern; sie bringt nicht bloss Anziehung und Abstossung hervor, sondern wirkt auf unsere Sinnes- und Empfindungsnerven, erzeugt chemische Processe, Licht- und Wärmeentwicklungen. Diess berichten uns die Physiker und so viel Anderes dazu, dass dessen Behalten das beste Gedächtniss des geübtesten Experimen- tators in Verlegenheit setzt. Und doch dient Alles in wissenschaftlicher Beziehung zu Nichts weiter, als zur Feststellung des Begriffes der elektrischen Erscheinung. Er ist das Kind von Millionen Erfahrungen, welche nicht an unserem Innern, sondern an den Dingen ausser uns gemacht worden, und zusammengesetzt aus einer Menge einzelner Merkmale oder Gruppen von Merkmalen, welche bis jetzt grösstentheils noch unabhängig von einander bestehen. Aber die Physik will jene Erscheinungen auch erklären. Sie nimmt zu diesem Zwecke bald eine besondere Affeetion eines allgemeinen Stoffes, bald einen besondern Stoff, oder gar deren zwei an, und ruft die Lehren der Statik und Dynamik zu Hilfe. Sie thut durch Experi- mente die fast unzweifelhafte Einheit von Elektricität und Magnetismus dar, und lernt daraus, dass sie keine Hoffnung habe, jene zu erklären ohne diesen, und umgekehrt. DasLetztere gilt aber auch von Licht und Wärme und den chemischen Veränderungen, da sie bald als Ursachen, bald als Wirkungen von jener auftreten. Der Druck, als Quelle der Elektricität, die Wärme mit ihrem Einflusse auf das Volumen, die verschiedene Leitunysfähigkeit der Körper, der elektrische Strom führen zu den Aggregationszuständen, zu der Wirkung der Molekeln auf einander. So hängen die elektrischen Erscheinungen aufs innigste zusammen mit den Problemen auf den sämmtlichen Hauptgebieten der Physik, ja selbst der Physiologie, und nur wenn alle be- deutend aufgehellt sind, wird es auch mit der Elektricität der Fall sein können, und jene Erscheinung mit den Papierstückchen wird einigermassen verstanden werden, Selbst die Ma- thematik vermag nur hie und da ein Stück in Zusammenhang zu bringen, dessen Anfang und Ende sich in dem allgemeinen Dunkel verliert. Die Naturwissenschaften gleichen noch einer grossen verschlungenen Zeichnung, die durch ein darauf gelegtes durchlöchertes Papier ge- sehen wird. Hie und da erblicken wir durch die Öffnungen ein Paar Linien, einen Knoten, einen kurzen Verlauf derselben; ihr weiterer Gang ist verhüllt, und von dem Bilde haben wir kaum eine Ahnung. Ähnliches haben wir von der Philosophie schon früher bemerkt. Auch sie hat es nicht mit einem einzigen, sondern mit einer Menge von Grundbegriffen zu thun, welche von einander unabhängig und nicht gemacht, sondern gegeben sind. Auch bei ihr hat die weitere Entwicklung nicht die Aufgabe, Verhältnisse hervorzubringen, sondern den bestehenden nachzugehen; auch hier handelt es sich nicht um eine einzige Gattung von Ver- hältnissen, wie etwa die mathematischen, sondern um höchst mannigfaltige, die sich weder auf einander, noch auf Grössenverhältnisse zurückführen lassen. Oder welche Mittel hätte man, um das Verhältnis der Substanz zur Inbárenz, der Freiheit zur Pflicht u. dgl. zu einem Grössenverhältnisse zu machen? Auch hier endlich führen die Entwicklungsreihen häufig zu einem Durchkreuzungspunete, den die eine nicht zu durchschreiten vermag, so lange nicht auch die andere dabei angekommen, und die Fortbildungen werden um so verwickelter, je Universal - Wissenschaft. 197 mannigfaltiger die Ausgangspuncte sind. „Kein Wunder also, wenn Erfahrungswissenschaften und Philosophie jene Deutlichkeit ihrer Begriffe und Begriffsreihen nicht besitzen, welche wir als Bedingung des mathemathischen Calculs kennen gelernt; es wird ihnen eben nicht so leicht, wie es der Mathematik geworden. Diese hat Ursache stolz zu sein und sich den übrigen Wissenschaften als Muster entgegenzustellen, denn ihre Ausbildung ist gross; nur darf sie nicht vergessen, dass sie ihre Grósse der Armuth ihrer. Grundbegriffe verdankt, dass sie uns kein Ding, sondern nur Verhältnisse kennen lehrt, und von allen möglichen Arten der Verhält- nisse wieder nur eine einzige, welche noch dazu, genau betrachtet, nicht Verháltnisse der Dinge, sondern nur unseres eigenen, innern Thuns umfasst. о Wenn sie doch ein so grosses, máchtiges Werk geworden, so hat sie nur bewiesen, dass sie auf schmalem Boden hoch zu bauen versteht. Diesen Boden selbst trágt sie jedoch nur zu Lehen; er fállt der Philosophie anheim, welcher sie das schwere Geschäft ‚überlässt, seine Natur und damit auch ihre Haltbarkeit auf ihm zu erforschen. Ihre Lehren aber übergibt sie zur Anwendung den andern Wissenschaften, welche. von den wirklichen Dingen mehr zu erkennen streben, als sie zu offenbaren weiss. Als wir L's Plan einer Universalwissenschaft náher betrachteten, da zeigte sich, dass die Ausführung desselben einen Grad der Vollendung für die übrigen Wissenschaften, na- mentlich die Philosophie, voraussetzt, der bisher wenigstens nicht erreicht ist; dasselbe Re- sultat ergab sich jetzt aus der Untersuchung derjenigen Wissenschaft, deren musterhafte Be- schaffenheit jenen Plan veranlasst hatte. Mit Recht sagte daher schon Lambert !) in Bezug auf die von ihm. projectirten Zeichen: »Da die Zeichen von der Art sein müssen, dass ihre Theorie statt der Theorie der Sache selbst dienen soll, so ist unstreitig, dass man erst letz- tere vollstándig vor sich haben muss, wenn man die Zeichen ganz dazu will eingerichtet haben,« und in einer Stelle, welche Guhrauer ?) aus einem Briefe L's anführt, äussert sich dieser: selbst dahin, dass die von ihm gesuchten Charaktere die wahre Philosophie voraus- setzen, Wir aber glauben nun zu dem Schlusse berechtigt zu sein, dass ein allgemeiner wissenschaftlicher Calcul keineswegs etwas Unmögliches sei, so wenig als der mathematische, dass er aber einen Zustand der erklärenden |Erfahrungswissenschaften und der Philosophie bezeichne, welcher als das Ideal derselben anzuerkennen ist. Damit ist nicht gemeint, dass mit dem Móglichwerden des Caleuls jede weitere Thátigkeit in den Wissenschaften ihr Ende erreicht haben würde; das Weiterbilden wäre wohl nie zu Ende; aber das Wichtigste müsste allerdings gethan, feste Grundlagen und sichere Methoden des Fortschrittes müssten in weitem Umfange gewonnen sein, und in Folge dessen die Philosophen mit derselben Eintracht zusammen zu arbeiten vermögen, durch welche die Mathematiker so; weit gekommen sind. Wer zwar die Philosophie für verurtheilt hält, immer nur eine subjective Meinung zu bleiben, der wird einen solchen Zustand allerdings auch für immer einen utopischen nennen; er muss aber dann gestehen, dass auch diese seine Ansicht zu den subjectiven Meinungen gehört, und dass wenigstens die sämmtlichen Erfahrungswissenschaften, wie sehr sie sich auch künftig in die Breite dehnen mögen, in die Tiefe doch niemals mehr gedrungen sein werden, als die Philo- sophie. Wer hingegen durch einen Calcul die productive Genialitát gefährdet wähnt, der mag vielleicht an luftigen Einfällen mehr Freude haben, als an strengen Gedanken, von der 1) Neues Organon; Bd. 2, S.28. ?) G, W. Fr. v. Leibnitz, eine Biographie von Dr. E. Guhrauer, Th. 1, S. 328. 198 Е, Exner. Uiber Labnit?ens Mathematik hat er aber gewiss nichts Gründliches verstanden. Gerade sie, die Zeugin hoher Genralitát im Menschen, flósst uns das Vertrauen ein, dass wir auch auf andern verschlunge- nern Wegen nicht müssen in der Irre gehen. Wenn die entwickelte Ansicht, dass vollkommene Deutlichkeit der Begriffe die Grund- lage eines in allen Wissenschaften möglichen Calculs bilde, richtig ist, so darf man erwarten, auch schon in den Wissenschaften, wie sie gegenwärtig bestehen, hie und da einen Ansatz zu einem Caleul zu finden und zwar an denjenigen Stellen, wo bereits eine grosse Deutlichkeit gewisser Begriffe, namentlich solcher, die oft wiederkehren und innerhalb welcher das Denken sich für einige Zeit hält, gewonnen ist. Einige Beispiele werden zeigen, dass diese Erwartung nicht eitel ist. Die Anfänge des Calculs sind offenbar präcise Darstellungen der Begriffe dureh besondere Zeichen, seine Fortsetzung die Auffindung von neuen Beziehungen aus jenen» welche wieder durch Formeln ausgedrückt werden. Wir erinnern zunächst an die Weise, in welcher von den Mineralogen die Combinationen der Crystallgestalten, sammt den Gestalten der zusammengesetzten Mineralien angezeigt werden !). Diese Formeln drücken zwar nicht den vollständigen Begriff eines Minerals aus, sondern eben nur seine Gestalt, diese aber so, dass kaum etwas zu wünschen bleibt. Sie sind ferner, obgleich nicht ohne Hilfe der Mathematik zu Stande kommend, doch ihrer Wissenschaft ganz eigenthümlich; auch dürfte es nicht schwer halten, für die übrigen naturhistorischen Eigenschaften, wie Mohs sie bestimmt, ent- sprechende Zeichen zu erfinden, welche in Verbindung mit jenen vollständige Ausdrücke unserer Begriffe von den einzelnen Mineralien wären. (Ob eine solche Mühe für den Zweck der Naturgeschichte, deren weiteres Geschäft eben nur im Classificiren besteht, sich lohnte, ist zu bezweifeln; anders aber könnte die Sache sich vielleicht künftig gestalten, insofern die Natur- geschichte die Grundlage der übrigen Naturwissenschaften ist. Auch die Chemie hat ihre Formeln, durch welche sie die Bestandtheile und stöchiometrischen Verhältnisse ihrer Objecte und somit die Begriffe ausdrückt, welche sie sich von diesen macht. Dass ein zusammen- gesetztes Ding aus diesen oder jenen Elementen besteht, diess ist kein mathematisches Ver- hältniss, nur die Quantitätsverhältnisse der Elemente fallen der Mathematik anheim. Die Chemie benützt aber ihre Formeln schon zu Ableitungen, welche sie häufig wieder in Formeln dar- stellt. So gibt ihr der Ausdruck: С, H,, O, genau die Bestandtheile und quantitativen Ver- hältnisse des Ameisenäthers an, und sie liest aus ihm alle die möglichen Stoffe und Verbin- dungen von Stoffen heraus, welche sich daraus gewinnen lassen; und wenn sie ihn in den Ausdruck: С, H, О, + С, H,, O umformt, so gibt sie dadurch zu erkennen, dass Ameisen- äther zunächst aus Ameisensäure und Aethyloxyd besteht. Diess sind offenbar Anfänge eines Calculs, obschon nur sehr schwache. Dagegen finden wir einen schon weit mehr ausgebildeten Calcul in der musicalischen Compositionslehre. Wenn dem Anfänger die Aufgabe gestellt wird, zwei Accorde durch Übergänge mit einander zu verbinden, oder zu einer vorgeschrie- benen Melodie die begleitenden Stimmen zu finden, so werden ihm Formeln gegeben, aus denen er nach festen, vorherbestimmten Regeln Beziehungen zu bilden und die gefundenen wieder durch Formeln auszudrücken hat. In der Philosophie enthält das auffallendste Bei- spiel eines nicht mathematischen Calculs jener Theil, welcher entschieden bereits die festeste !). Naturgeschichte des Mineralreichs v. Е. Mohs; 2. Aufl. 1. Th. Universal- Wissenschaft. 199 Ausbildung erlangt hat, die formale Logik. Brauchbare Formeln für zusammengesetzte Be- griffe sind zwar noch nicht vorhanden, da, wie bereits wiederholt bemerkt wurde, die Form der Begriffe noch nicht genug untersucht ist; hingegen besitzt sie Formeln für die Arten der Urtheile, Die Umkehrung der Urtheile ist eine Umgestaltung dieser Formeln; die verschie- denen Arten der einfachen und zusammengesetzten Schlüsse aber sind ein eigentlicher Calcul. Es ist nicht zu bezweifeln, dass die formale Logik hierin noch weiter gehen kann, als es bereits geschehen, und zwar nicht bloss durch Anwendung des mathematischen Calculs, wie sie Drobisch gemacht, sondern auch durch Erweiterung des rein logischen. Einen Versuch hiezu finden wir in der schon genannten Wissenschaftslehre von Dr. Bolzano, wo durch Nach- weisung veránderlicher Bestandtheile in den Begriffen und Urtheilen einer der mathematischen Functionenlehre ähnlichen Betrachtungsweise der Weg angebahnt ist. Wir haben nun L's Universal-Wissenschaft geschildert und beurtheilt, und es hat sich gezeigt, dass sie durch ihren Zweck, den sämmtlichen Wissenschaften und vorzüglich der Philosophie zur Evidenz der Mathematik zu verhelfen, sich in einem fehlerhaften Cirkel ver- liere, indem. sie als erreicht voraussetzt, was durch sie eben erst zu Stande kommen soll. Wir haben zugleich gefunden, dass ein allgemeiner wissenschaftlicher Calcul nichts an sich Unmögliches, dass er vielmehr ein Ideal sei, dem die Wissenschaften sich immer mehr, aber wegen der Menge ihrer von einander unabhängigen Grundbegriffe und deren vielen nicht mit ihnen zugleich gegebenen, sondern grösstentheils sehr verborgenen Beziehungen nur langsam nähern können. Nachdem wir so die Kehrseite des L’schen Werkes betrachtet, können wir es nun umwenden, um zu sehen, welches Bild die andere Seite zeigt und ob vielleicht hinter dem Verfehlten ein richtiger Grundgedanke sich versteckt. Wirklich liegt dieser und ziemlich offen vor. Der Calcul sollte den Wissenschaften aufhelfen. Er ist aber nur möglich bei grösster Deutlichkeit der zu bearbeitenden Begriffe, ihrer Grundverháltnisse, und einem hie- durch vollkommen gesicherten Entwicklungsgange; und diess heisst nichts anderes, als dass nach L. in der Beachtung der Logik im formalen Sinne. dieses Wortes das Heil der Wis- senschaften ruht. L. selbst hat es mehr als einmal deutlich ausgesprochen, dass dieser Ge- danke den Kern seines Unternehmens bildet. Seine Universal-Wissenschaft ist ihm die wahre Logik !); beide, Universal-Wissenschaft und Logik, sind ihm die Kunst des Beurtheilens und Erfindens ?); mathematisch ‚schreiben heisst ihm in forma schreiben, was er auch ausserhalb der Mathematik für möglich hält?); die logische Schlussform ist ihm ein Caleul 4); die For- meln, Relationen und Operationen seiner Universal-Wissenschaft entsprechen. den Begriffen, Urtheilen und Schlüssen der Logik5); der zweite Theil der Universal-Wissenschaft endlich, die Erfindungskunst, ist ein Inbegriff relativ allgemeiner logischer Methoden 6). | Einer Über- schátzung der Logik können wir ihn hiebei nicht beschuldigen. © Es war nicht seine Meinung, dass die blosse Kenntniss der logischen Regeln so Grosses zu leisten vermöge, sondern ihre Anwendung, worin sich bekanntlich Männer oft sehr schwach gezeigt, welche jene in hohem Grade besassen; ‚eben so wenig hielt er diese Anwendung für eine bloss äusserliche, mecha- nische, sondern, indem er ernstlich statt der scholastischen Namenerklärungen auf Sacherklá- rungen drang, erkannte er an, dass in jedem besondern Falle die logischen Formen aus dem AS 171. M) S419 205) S05) ES TETE 5) 5.93. 6).5. 85 u. м. 200 F. Exner. Uiber Leibnitz’ens Universalwissensehaft. Innern der Begriffe sich entwickeln müssen. © Am wenigsten war es ihm darum zu thun, die Wissenschaften in forma aus lauter Syllogismen zu erbauen, was er vielmehr eine Bauern- rechnung und Kinderlogik nannte, während er zugleich die wissenschaftliche Bedeutung dieser Formen anerkannte. Die oben citirte Stelle aus seinem Briefe an Wagner setzt er!) so fort: »Doch ist's bisweilen rathsam, dass man sich an solche Bauernrechnung und Kinderlogik halte; denn gleichwie man geringeres Geld mit Würfen annimmt, grosse Stücke aber, zumal von Gold, lieber zählt und wenn man Diamanten zu berechnen hätte, gern die Mühe nehmen würde, solche an den Fingern abzuzählen, weil diese Rechnung zwar am schlechtesten, doch am ‚sichersten ist; da hingegen je höher, künstlicher und geschwinder die Rechnung, je leichter auch, sich zu verrechnen: so ist es auch in der Logik bewandt, dass man nämlich in wich- tigen, zumal theologischen Streitsachen, so Gottes Wesen und Willen, auch unsere Seele be- treffen, wohl thut , wenn man Alles mit grossem Fleisse auflöst und auf die allereinfältigsten und handgreiflichsten Schlüsse bringt, da auch der geringste Schüler ohnfehlbar sehen kann, was folge oder nicht; es wird sich finden, dass man oft bei wichtigen Gegenständen stecken bleiben oder stillstehen müsse, weil man von der Form abgewichen , gleichwie man einen Zwirnsknául zum Gordischen Knoten machen kann, wenn man ihn unordentlich aufthut.« Die Logik war ihm, was sie wirklich ist, die Wissenschaft, welche das Ideal aller Wissen- schaften zeichnet, dem eine jede auf ihre Weise sich zu nähern hat. Und diess Ideal selbst ist nichts Anderes als vollkommene Deutlichkeit aller Begriffe und ihrer Beziehungen, wofür der Caleul nur eine besondere Weise der Darstellung wäre. Echte Wissenschaft und Einig- keit der Denker fliessen alleın aus der Klarheit der Gedanken. Diesem Ideale entspricht unsere moderne Philosophie allerdings grossentheils sehr schlecht, und so dürfte auch das aus der Untersuchung des L’schen Gedankens erhaltene Resultat wenig nach ihrem Geschmacke sein. Sie hat der Deutlichkeit der Begriffe eine ne- belhafte Verschwommenheit, der Sicherheit der Entwicklungen den kühnen Sprung vorgezo- gen; weil die Logik protestirte, ward sie in Bann gethan; weil das Verfahren der Mathematik warnte, ward sie für einen unwissenschaftlichen Popanz erklärt. Was hat man gewonnen ? Verachtung von Seiten anderer Wissenschaften, das Misstrauen des grossen Publicums, das Zerwürfniss der Schulen und die beschämende Erfahrung, trotz langer Mühe so wenige ge- sicherte Fortschritte gemacht zu haben, dass noch heute kaum eine Lehre absurd genug ist, um nicht für einige Zeit ihre Anhänger zu finden. So erleben wir es auch, dass eine Phan- tasterei, welche im Anfange des Jahrhunderts als eine vorherrschend libertinistische unter Applaus sich erhoben, nach langer Verpuppung in eine mystisch - pietistische umgewandelt — unter gleichem Applause wiederersteht; und die Gegnerin, welche zunáchst von ihr verdrángt wird, die lang als unwiderstehlich gepriesene, hat in ihrem ganzen Arsenal keine Waffe, es zu verhindern: sie und die Philosophie müssen es dulden. Denn an eine Herrschaft, die sich auf Willkür gründet, haben Alle gleichen Anspruch, und das Übrige ist dann, wie Fal- staff sagt, Alles nur Glück. Bei solcher Verwirrung kann es frommen, auf Ansichten von Mánnern aufmerksam zu machen, welche als gesunde Denker mehrfach bewáhrt sind. 1) S. 422. Versuch objectiven Begründung der Lehre von den drei Dimensionen des Raumes. : Von Dr. Bernard Bolzano. (8 ^" ^5 yo Cosi ni ood som a i te ann geler men à 4 M B! re on — wea code, yet wr dem 9 = omi at m om laty LES м sch R re rem = oh íve LI (10 po, Medo edo into cod Eve pra vlků VÁ uid pád ть очи = "e TP o to werden nk ky einer dli à à y ке dom ssa T dw ITS Z2 в - "T ken =" mi rn a te Longs FA jar her E r^ Le qud i LT ET "4 i & Tl d E Ako tr €: >. ehe kei * l "ul Bees tdm Macte № ulla HE - гыг ani. diii ve diens conduit Late tts m fe - = ^ T „JME | T | ků on5sxio! | : is Bde moe idis die Macc: Ms dm: dr EL M | | EV. EE Ken De Wenlgb c = j Juittts quss iie sii. trieste kan c ien T" i | Fee u 5 — ším RM | wine р №. 5 men, Mae dés ©. vip mn eoru | i > : " b "T | | üi jn. ti m 1 : m ; TT eins urn rin, weh ipn... d "a И er т V um ; i esie en | rompt re ab me NP da Fo ot hien MU wf inb: Me CE TARN af ь pře PIN ufi Фи ет a mm Vorwort. Nicht gross ist in unseren Tagen die Zahl der Philosophen, deren ma- thematisches Wissen viel über den Satz, dass 4 gleich 4 ist, hinausreicht. Noch kleiner ist jedoch die Zahl der Mathematiker, die zuzugestehen bereit sind, dass ihre eigene Wissenschaft durch Hilfe der Philosophie zu einer höheren Stufe der Vollkommenheit erhoben werden könnte; die — um diess näher zu bestimmen — zugeben, dass es ein Gewinn für ihre Wissenschaft wäre, wenn es uns gelänge, so viele hier vorkommende Begriffe, die man als ohnehin Jedem bekannt, ohne alle Erklärung lässt, in ihre wahren Bestandtheile zu zerlegen, und eine Menge von Sätzen, die man entweder gar nicht, oder ohne alle Beweise als für sich selbst einleuchtend aufstellt, aus ihren objectiven Gründen, d. h. aus gewissen reinen Be- eriffswahrheiten, welche viel allgemeiner sind als sie, zu folgern. Der ausgezeich- neten Männer, die sich durch die Erweiterung des Gebietes dieser Wissenschaft oder durch ihre Anwendung auf die verschiedenartigsten Objecte des menschlichen Wissens allgemein zugestandene Verdienste sammeln, gibt es in unserer Zeit gewiss sehr viele: wie äusserst wenige dagegen, die an der festeren Begründung des ma- thematischen Systemes arbeiten! Eine Arbeit, die freilich nicht dazu nothwendig ist, um den Lehren der Mathematik erst Sicherheit zu verschaffen, die aber, wird sie anders mit einem nicht ganz unglücklichen Erfolge unternommen, die wesent- lichsten, wenn gleich nicht eben zunächst materiellen Vortheile gewährt. Doch wie immer diess sei, nur der sehr kleine Kreis von Philosophen und Mathematikern, wie ich so eben sie näher bezeichnet habe, ist es, von denen ich, wie meine frühe- ren in das Gebiet der Mathematik einschlagenden Abhandlungen, so auch die gegenwärtige beurtheilt zu sehen wünsche. Diese besteht in einem Versuche, den ich bereits im Jahre 1815 entworfen, der sonach das Horazische: Млим 204 Vorwort. prematur in annum, schon mehr als dreimal erfüllt hat, und in diesem Zeitraume von mir vielfältig überprüft, aber nur drei oder vier Personen mitgetheilt worden ist; unter welchen sich auch derselbe Ritter von Slivitz befindet, dessen in meinen mathematischen Arbeiten mir geleistete Hilfe ich schon in der Abhandlung »Über die Zusammensetzung der Kräfte« S. 33 angerühmt. Indem ich nun diesen Versuch endlich veröffentliche, erübrigt mir nichts Anderes als die Bitte, die ohnehin sehr geringe Anzahl von Gelehrten, die Sinn für solche Untersuchun- sen haben, wolle den kleinen Aufsatz einer um so sorgfältigeren Beachtung wür- digen, und ihr Urtheil über ıhn um so gewisser mich erfahren lassen, als der hier eingeschlagene Weg ein ganz verschiedener ist von denjenigen, die bisher Andere, namentlich Kant, Schelling, Fries, Herbart, Hegel, Weisse, Rosenkranz, Trendelenburg betraten; und als sich die hier angewendeten Begriffe und Grund- sätze gebrauchen lassen, um nicht nur den auf dem Titel angegebenen Satz von den drei Dimensionen, sondern auch alle übrigen Beschaffenheiten des Raumes auf eine Weise herzuleiten, die mir, wenn irgend eine, den Namen einer objectiven Begründung (im Sinne der Wissenschaftslehre Bd. IV. 525) zu verdienen scheint. S. 1. D... die Begriffe der Zeit und des Raumes in einem innigen Zusammenbange stehen, hat man von jeher erkannt; daher die Philosophen auch beide Begriffe fast immer mit. einander zusammengestellt, und in einer gewissen Verbindung abgehandelt haben. Маг darüber war man nicht einig, ob es geziemender sei, den Begriff der Zeit vor dem des Rau- mes, oder umgekehrt jenen des Raumes vor dem der Zeit in Untersuchung zu nehmen. Mir nun dáucht, dass der Begriff der Zeit einfacher sei als der des Raumes, so zwar, dass dieser jenen in. der That schon als einen Bestandtheil enthalte; und dass wir somit die Eigenschaften des Raumes, wenn wir sie ableiten wollen aus ihrem objectiven Grunde, aus jenen der Zeit herleiten müssen; woraus sich denn von selbst ergeben würde, dass man die Lehre von der Zeit bei einer streng wissenschaftlichen Abhandlung jener vom Raume voraus- zuschicken habe. Was aber fast ohne Widerspruch von Jedem mir dürfte zugegeben werden, ist, dass die aus beiden Begriffen der Zeit und des Raumes auf eine gleiche Weise zusammen- gesetzten Begriffe des Zeitlichen und des Ráumlichen (d. i. des in der Zeit und des im Raume sich Befindenden) in dem Verhältnisse eines höheren und eines ihm unter- geordneten Begriffes stehen; oder dass alles Räumliche schon eben darum auch etwas Zeitliches, nicht aber umgekehrt, ein jedes Zeitliche auch etwas Räumliches sei. Denn was einen Ort, und wäre es auch nur den eines Punctes, erfüllt, das muss ihn auch erfüllen zu einer gewissen Zeit, also ein Ding in der Zeit sein. Dagegen gibt es unstreitig Dinge, die in der Zeit und doch in keinem Raume sind, z. B. Gedanken, die in dem Ge- müthe eines denkenden Wesens zu bestimmter Zeit entstehen und auch wieder aufhören. Wollte man auch einwerfen, dass dergleichen Gedanken immer nur vorhanden sein können in dem Gemüthe eines denkenden Wesens, einer Substanz, die wir trotz ihrer Einfachheit in einen Ort, nämlich nur in den einfachen eines einzigen Punctes versetzen: so wird doch kein Vernünftiger behaupten, dass Gedanken den Raum in einer solchen Weise erfüllen, dass, wo der Eine sich befindet, nicht gleichzeitig noch mancher andere sein könne; was wir jeden- falls bei Substanzen, welche den Raum erfüllen, nicht zugestehen. — Ist aber der Begriff des Zeitlichen unstreitig weiter als jener des Räumlichen: so folgt schon: daraus allein, dass es gerathener sei, die Lehre von der Zeit jener vom Raume vortreten zu lassen. Wundre man sich also nicht, wenn ich auch hier für nöthig erachte, erst eine Erklärung von dem Begriffe der Zeit und die Angabe einiger ihrer Beschaffenheiten vorauszuschicken, ehe ich den Begriff des Raumes bestimme, und die versprochene Ableitung des Lehrsatzes von den drei Dimensionen des Raumes versuche. 206 B. Bolzano. | Uber. die Was ist denn nun die Zeit? Eine beriihmte, schon seit Jahrtausenden besprochene Frage! Wir babnen uns aber den Weg zu ihrer Beantwortung, wenn wir erst Einiges, was die Zeit nicht ist, ausscheiden, 1. Die Zeit ist erstlich offenbar — keine Substanz. Denn sie müsste da entweder eine abhängige oder die eine unabhängige und eben desshalb allvollkommene Substanz der Gottheit selbst sein. Beides widerspricht durchaus dem Begriffe, den wir uns von der Zeit bilden. Die abhängigen oder bedingten Substanzen betrachten wir insgesammt als veränderlich, und setzen darum voraus, dass sie sich alle selbst in der Zeit befinden; wer aber könnte die Zeit (nämlich die Zeit an sich oder im eigentlichen Sinne genommen) für etwas Veränderliches erklären und somit e'ne andere Zeit, in der sie eben sich verändert, und für diese wieder eine dritte und so ohne Ende fort annehmen? Noch weniger können wir bei reifer Úberlegung die Zeit mit der allvollkommenen Substanz der Gottheit ver- wechseln; schon darum nicht, weil wir genöthigt sind, das allvollkommene Wesen uns als dasjenige zu denken, das alles andere Wirkliche, so es noch ausser ihm gibt, schaflt und bewirkt; die Zeit aber denken wir uns als durchaus nichts für sich allein bewirkend, sondern nur als dasjenige, worin alle in einer blossen Veränderung bestehenden Wirkungen vor sich gehen. 2. Die Zeit ist auch keine eigentliche Beschaffenheit der Dinge, die sich in ihr befinden. Denn wir betrachten es doch gewiss nicht als eine von den Beschaffenheiten, die z. B. diese so eben in uns vorhandene Empfindung hat, dass sie so eben in uns vorhanden sei, da wir ja diesen jetzt eben gegenwärtigen Zeitpunct an und für sich (d. В. abgesehen von den Ereignissen, die in ihm Statt finden) als einem jeden andern vollkommen gleich erachten. Zu den Beschaffenheiten einer Empfindung zählen wir z. B., dass sie angenehm oder unangenehm oder gemischt sei u. dgl. Wollten wir aber auch die Zeit, in der sie Statt findet, zu ihren Beschaffenheiten zählen; dann müssten wir ganz gegen allen Sprachgebrauch sagen, unsere Empfindung habe sich geändert, sobald sie aus einer Zeit in eine andere über- gegangen, auch wenn sonst alle ihre Beschaflenheiten die nämlichen geblieben wären. 3. Die Zeit ist auch kein blosses Verhältniss. Denn jedes Verhältniss ist nur eine gewisse Beschaffenheit, welche dem Ganzen, zwischen dessen Theilen es besteht, zukommt. So oft wir auch die Zeit ein Verhältniss zu nennen pflegen, geschieht es also doch nur un- eigentlicher Weise, und wir wollen damit bloss sagen, dass die Theile der Zeit in verschie- denen Verhältnissen unter einander stehen. So steht z. B. der Zeitpunct, in welchem Ale- xander der Grosse geboren ward, zu dem Zeitpuncte der Geburt des Julius Cäsar in dem Verhältnisse eines frühern zu einem spätern Zeitpuncte ; die Dauer des dreissigjáhrigen zur Dauer des siebenjährigen Krieges in dem Verhältnisse der Zahlen 30 zu 7; allein nicht dieses letztere Verháltniss 30 : 7 selbst schon ist eine Zeit zu nennen. 4. Die Zeit ist endlich auch keine blosse Vorstellung, weder in der subjecti- ven noch objectiven Bedeutung des Wortes. Wäre die Zeit eine subjective, d.h. gedachte Vorstellung, ein Gedanke: so hätte sie namentlich bei uns Menschen ein Da- sein; sie würde entstehen, nämlich in dem Gemüthe desjenigen , der eine gewisse Zeit dra Dimensionen des Raumes. 207 sich eben jetzt denkt, und wieder vergehen, wenn dieser Gedanke verginge, um einem anderen Platz zu machen ; Behauptungen, die kein Vernünftiger zugeben wird, weil nicht die Zeit an sich, sondern nur die Ereignisse in der Zeit entstehen und vergehen. Die Zeit ist aber auch eben so wenig eine bloss objective Vorstellung, d. h. eine Vorstellung an sich, durch deren Auffassung in das Gemüth eines denkenden Wesens erst eine subjective Vor- stellung entsteht. Denn wie verschieden sind nicht die Beschaffenheiten der Zeit und der Vorstellungen an sich! So lässt sich z. B. jede Zeitlänge theilen in jede beliebige An- zahl von Theilen, die wieder und zwar ihr durchaus ähnliche Zeitlängen sind: von welcher Vorstellung aber könnte man sagen, dass sie sich theilen lässt in andere ihr durchaus ähn- liche Vorstellungen? 5. Um von diesen negativen Bestimmungen nunmehr zu einer positiven zu übergehen, bemerke ich, dass die Zeit, in der sich ein Ding befindet, obgleich sie nicht zu den Be- schaffenheiten desselben gehört, doch gewiss eine seiner Bestimmungen ist, diess Wort genommen in der Bedeutung, die ich bereits in der Wissenschaftslehre, Bd. I. S. 80, besprochen habe. Eine an einem Gegenstande X befindliche Bestimmung nenne ich nämlich jedes beliebige Etwas = A, wenn dessen Vorstellung den Gegenstand X —- gleich- viel ob ausschliesslich oder zugleich mit mehren andern — vorstellt. Befindet sich nun ein Gegenstand X in der Zeit /, so ist die Vorstellung »eines in der Zeit / Seienden« — ohne Zweifel eine derjenigen, welche den Gegenstand X vorstellen, also »das Sein in der Zeit /« eine Bestimmung von X. — Das Verhältniss, in welchem Beschaffenheiten zu den Bestimmungen stehen, erkläre ich dahin, dass jedes zu einer Beschaffenheit d gehörige Concretum, d. h. die Vorstellung: »Etwas, das (die Beschaffenheit) b hat«, zugleich eine Bestimmung des Gegenstandes X ist, dem die Beschaffenheit 5 zukommt; dass aber nicht umgekehrt jede Bestimmung des X auf einer Beschaffenheit desselben beruht. Hier eben haben wir an den Zeiten, in welchen die Dinge sich befinden, ein Beispiel von Bestimmun- gen, die keineswegs Beschaffenheiten sind, wie vorhin gezeigt worden ist. 6. Untersuchen wir endlich genauer, was für eine Bestimmung es sei, welche wir uns an einem Gegenstande denken, wenn wir denselben als befindlich in diesem oder jenem Zeitpuncte denken: so wird uns kaum entgehen, dass die Bestimmungen der Zeit das Eigne haben, dass sie sich nur an Dingen, die etwas Wirkliches sind, befinden, an diesen aber auch durchaus — mit Ausnahme der einzigen allvollkommenen Substanz der Gottheit — anzutreffen sein müssen. An jedem Wirklichen, wenn es ein Abhängiges ist, haftet die Zeit- bestimmung. Es kann uns ferner auch nicht entgehen, dass alle diese bedingten Wirklichen veränderlich sind, und dass es eben nur die Zeit sei, in welcher sie sich verändern können; dass es endlich nur, wenn wir die Zeitbestimmung mit in die Vorstellung von einem solchen Wirklichen aufnehmen, d. h. wenn wir uns von demselben die Vorstellung: »diess in der Zeit befindliche Wirkliche« bilden, gelte, dass von je zwei einander widersprechenden Beschaffenheiten immer die eine demselben beigelegt, die andere abgespro- chen werden müsse. So lässt sich z. B. von einem Baume, wenn wir in die Subjectvorstel- lung unseres Urtheiles über denselben die Vorstellung einer Zeit (namentlich eines bestimm- ten Augenblicks) nicht mit aufnehmen wollen, also vielleicht nur schlechtweg »dieser Baum« 208 В. Bolzanc. Uiber die sagen, mit Wahrheit weder das Urtheil: er blühe, noch auch das Urtheil: er blühe nicht, fällen ; weil weder das Eine, noch das Andere zu allen Zeiten geschehen mag. Fügen wir aber die Zeit oder eigentlich den einfachen Zeitpunct, in welchem sich befindend er in dem Satze gedacht werden soll, hinzu; bilden wir also eine Subjectvorstellung von der Form: »dieser Baum in dem Zeitpuncte t«: dann ist unstreitig einer der beiden Sätze: er blüht, und er blüht nicht, wahr und der andere falsch. Sollte Jemand vermeinen, dass auch schon unter den beiden Sitzen: dieser Baum blüht, oder blüht nicht, ein wahrer sein müsse: so käme das nur, weil er sich die Bedingung: »in der Gegenwart«, also doch Eine Zeitbedingung stillschweigend hinzudenkt. 7. Man überzeugt sich bald, dass die so eben betrachtete Eigenschaft der Zeit aus- schliesslich zukomme. Wofern sie also nicht den wirklichen Begriff der Zeit darbietet, so bietet sie wenigstens einen demselben gleichgeltenden Begriff dar. Allein ich glaube nicht zu irren, wenn ich (aus Gründen, deren Auseinandersetzung hier zu weitläufig wäre) behaupte, dass wir, so oft wir uns den Begriff der Zeit, oder genauer zu reden, den eines einfachen Zeittheiles, d. h. eines Zeitpunctes oder Augenblicks denken, in der That gar nichts Anderes denken, als den Begriff eines Etwas, das zu der Vorstellung jedes bedingten Wirklichen, als eine nähere Bestimmung desselben hinzugefügt werden muss, wenn von je zwei einander widersprechenden Beschaffen- heiten eine mit Wahrheit ihm beigelegt, die andere abgesprochen werden soll. Der Inbegriff aller Zeitpuncte, die zwischen zwei gegebenen liegen, bildet eine Zeit- dauer oder Zeitlänge; der Inbegriff aller Zeitpuncte, die es nur überhaupt gibt, bildet die Eine vollständige Zeit. $. 3. Aus diesem Begriffe der Zeit lassen sich alle Beschaffenheiten derselben, deren An- gabe und objective Begründung der reinen Zeitlehre obliegt, entwickeln. Hier werde ıch nur etliche dieser Beschaffenheiten, die zu dem Lehrsatze von den drei Dimensionen des taumes führen, hervorheben, ohne mich jedoch in eine objective Begründung derselben einzulassen. |. Jeder einfache Zeittheil oder Augenblick ist jedem andern ähnlich in der Be- deutung, die in der Wissenschaftslehre (Bd. I. S. 91. Anm. 4.) oder auch in der Abh. über die Zusammensetzung der Kräfte (S. 6.) erklärt. ist *), d. h. es ist kein durch *) Es sei mir erlaubt, über die hohe Wichtigkeit dieses Begrifles einige Worte zu sagen. Nur einer deutlichen Auffassung dessen, was Ähnlichkeit ist, bedarf es, um die schon tausend Jahre lang immer vergeblich gesuchte richtige Theorie der Parallelen, die Lehre von der Ähnlichkeit der Linien, Flächen und Körper, die bekannten Lehrsätze von der Rectification, Complanation und Cubirung, die statischen Lehren von der Zusammensetzung der Kräfte an einem sowohl als an mehren Puncten, und viele andere wichtige Wahr- heiten in den verschiedensten Zweigen der Mathematik, welche man ausserdem höchst mühsam oder gar nicht zu erweisen, geschweige denn aus ihrem objectiven Grunde abzuleiten verměchte , ‚mit vieler Leich- tigkeit zu begründen, Ich habe diess hinsichtlich auf die zwei erst genannten Gegenstände. in der kleinen drei Dimensionen des Raumes. 209 blosse Begriffe erfassbarer Unterschied in ihren inneren Beschaffenheiten zu finden: sondern wir können dergleichen Augenblicke bloss durch ihre Verhältnisse, z. B. dadurch unterscheiden, dass wir den Einen als denjenigen, in welchem diese, den andern als denje- nigen, in welchem eine andere mit jener in Widerstreit stehende Erscheinung Statt gefunden hat, bezeichnen. 2. Auch die zwischen zwei Augenblicken Statt findende Entfernung oder Zeit- länge ist jeder anderen zwischen zwei Augenblicken statt findenden ähnlich. Wir können die Zeitlänge einer Minute von der einer Secunde durch keinen bloss auf ihre innere Be- schaffenheiten gerichteten Begriff, sondern nur durch Verhältnisse unterscheiden; wenn wir z. B. die eine als die Dauer eines unserer Pulsschläge, die andere als eine sechzigmal län- gere beschreiben. 3. Auch welcher von zwei Augenblicken der frühere oder spätere sei, lässt sich durch keinen inneren Unterschied zwischen denselben, sofern er durch einen blossen Begriff aufgefasst werden soll, erkennen. So schliesse ich, dass der Augenblick, in welchem ich eine gewisse Empfindung gehabt, ein früherer sei, als der, in welchem ich eine gewisse andere Empfindung gehabt, etwa nur daraus, weil bei der letzteren mir eine Erinnerung an die erstere kam. 4. Wenn Ein Augenblick /, dann die zwischen ihm und einem anderen # statt fin- dende Entfernung, endlich auch noch der Umstand, welcher von diesen beiden Augen- blicken der frühere sei, gegeben ist: so lässt sich keines von diesen drei Stücken weder (wie wir so eben gesehen) für sich allein, noch auch aus seinem Verhältnisse zu den beiden andern durch blosse Begriffe bestimmen. Aus der Verbindung dieser drei Stücke aber lässt sich jeglicher andere Augenblick x vermittelst blosser Begriffe (die sein Verhältniss zu jenen drei Stücken betreffen) dergestalt bestimmen, dass es nur einen einzigen gibt, der diesen Begriffen entspricht. Gibt man uns nämlich an (was man durch blosse Begriffe angeben kann), welches Verhältniss die zwischen dem gegebenen Augenblicke / und dem zu bestimmenden + Statt findende Entfernung zu der gege- benen zwischen £ und 9 Statt findenden Entfernung habe; und sagt man uns noch (was sich abermals durch blosse Begriffe ausdrücken lässt), ob der Augenblick 7 ein späterer oder ein früherer sei als £: so ist durch diese Angaben z völlig bestimmt, d. В, es gibt nur einen einzigen Augenblick, bei welchem die angegebenen Begriffs-Verhältnisse Statt finden. 5. Da nun, was wir von + gesagt, von jedem in der Zeit befindlichen Augenblicke, also auch von der ganzen Zeit überhaupt gilt: so gibt es drei, und nicht mehr als drei Schrift: Betrachtungen über einige Gegenstände der Elementargeometrie (Prag) schon im J. 1804, hinsichtlich des dritten Gegenstandes in der Schrift: die drei Probleme der Rectification n. s. w. (Leipzig bei Kummer, 1817), hinsichtlich der zuletzterwähnten Lehren theilweise in der schon oben gedachten Abhandlung über die Zusammensetzung der Kräfte (Prag, 1842) nachgewiesen; denn noch jetzt halte ich die in diesen Schriften gewagten Versuche für richtig, und nur in Beireff einiger, an der Hauptsache nichts verändernder Puncte, die in der zweiten Abtheilung der Betrachtungen besprochen werden, denke ich gegenwärtig anders. Abh, V, 3, 9" 210 Bolzano. Uiber die Stücke in der Zeit, deren jedes für sich allein sowohl als auch durch sein Verháltniss zu den beiden andern vermittelst blosser Begriffe unbestimmt bleibt, die aber, wenm sie uns (etwa durch die Beziehung auf gewisse Anschauungen, wie in N°. I.) gegeben sind, hinreichen, jeden andern Augenblick in der Zeit, somit die ganze Zeit überhaupt vermittelst blosser Begriffe (solcher nämlich, die ihre Verhältnisse zu jenen drei gegebenen Stücken beschreiben), zu bestimmen. $. 4. Aus diesen wenigen, der reinen Zeitlehre entnommenen Wahrheiten werden wir den Lehrsatz von den drei Dimensionen des Raumes so objectiv, wie die Folge aus ihrem Grunde, ableiten können, sobald wir nur noch den Begriff des Raumes selbst in seine Bestand- theile aufgelöst haben. Von diesem gegenwärtig. 1. Ähnlich wie von der Zeit ist auch vom Raume einzusehen, dass er fürs Erste keine Substanz sei. Keine abhängige oder bedingte, denn diese versetzen wir selbst in den Raum; wir lassen sie ferner die eine auf die andere einwirken, während doch Niemand sagen wird, dass Ein Theil des Raumes auf den andern einwirke, d. h. Veränderungen in ihm hervorbringe! Auch nicht die unabhängige Substanz der Gottheit ist der Raum; denn er für sich allein wirkt ja gar nichts, geschweige denn, dass er die Ursache von dem Vorhan- densein aller abhängigen Substanzen wäre, 2. Der Raum ist auch keine eigentliche Beschaffenheit der Dinge, welche sich in ihm befinden. Denn Jedermann gesteht, dass ein Ding keine Änderung in seinen Beschaf- fenheiten erfahre, wenn sich nichts Anderes als nur der Ort, in dem es sich befindet, ändert. 3. Der Raum ist also auch kein Verhältniss ($. 2. №. 3), sondern diejenigen Ver- hältnisse, welche man räumliche zu nennen pflegt, und mit dem Raume selbst zuweilen verwechselt, sind nur Verhältnisse zwischen verschiedenen O.rten. So sind z. B. Rechts und Links offenbar nur Verhältnisse zwischen den Orten, welche gewisse Theile unseres Leibes einnehmen können; Oben und Unten Verhältnisse nur zwischen den Orten, welche die Erde und die auf oder ausser ihr befindlichen und von ihr angezogenen Körper einnehmen, u. s. w. 4. Der Raum ist endlich auch keine blosse Vorstellung. Keine subjective oder gedachte, weil er sonst etwas wäre, das anfangen und aufhören kann. Auch keine objec- tive; denn wie ungereimt wäre es zu sagen, dass eine objective Vorstellung drei Dimen- sionen habe, sich theilen lasse in das Unendliche, dass man aus Einer Vorstellung, nämlich derjenigen, welche ein Punct ist, ein Loth fällen könne auf eine andere Vorstellung, nämlich auf diejenige, die eine gerade Linie ist, u. s. w. 5. Der Raum, oder vielmehr der Ort, den ein Ding einnimmt, ist eine an demselben befindliche Bestimmung (6. 3, №. 5); es befinden sich aber bloss Substanzen, und zwar abhängige (bedingte, endliche) im Raume, und jede einzelne behauptet in jedem einzelnen Augenblicke nur einen einzigen einfachen Ort, einen dergleichen wir auch einen Punct zu nennen pflegen. 6. Wenn wir nun nachdenken, welche an den geschaffenen Substanzen haftende Be- stimmung es eigentlich sei, die zu erfahren wir verlangen, indem wir nach ihren Orten drei Dimensionen des Raumes, 211 fragen: so kann es uns fast nicht entgehen, es sei diejenige, die den Grund angibt, warum jene Substanzen bei den Kráften und sámmtlichen übrigen Beschaffenheiten, welche sie haben, innerhalb einer gegebenen Zeitdauer gerade diese und keine andere Veränderungen in einander bewirken. Die besonderen Orte, welche so eben ich selbst, diess vor mir lie- gende Papier, jene an meiner linken Hand stehende Lampe, die hinter mir sich befindende Wanduhr einnehmen u. s. w., erkláren, aus welchem Grunde die Lampe das Papier in der Art beleuchtet, dass ich darauf zu schreiben vermag, wáhrend die Wandubr von mir zwar nicht gesehen, aber doch gehört wird, u. s. w. T. Unstreitig ist die hier besprochene Eigenschaft еше dem Raume ausschliesslich zukommende, ja wir werden uns, je öfterer wir uns prüfen, um so vollkommener überzeugen, dass sie allein es sei, woran wir denken, wenn wir die Orte der Dinge erfahren wollen. Ich stelle es somit als eine Erilirung auf: Die Orte der abhängigen Substanzen sind diejenigen Pestimmungen derselben, in denen der.Grund liegt, dass sie bei ihren Beschaffenheiten gerade diese und keine anderen Veränderungen, die Eine in der andern, innerhalb einer gegebenen Zeitlänge bewirken. Dasjenige Ganze endlich, in welchem Alles, was ein Ort sein kann, für irgend eine abhängige Substanz, als Theil enthalten ist, nenne ich Raum überhaupt, oder den ganzen Raum. $. 5. 3 Diese Erklirung von dem Begriffe des Raumes lásst uns sogleich erkennen, dass die Beschaffenheiten desselben von jenen der Zeit abhangen. Soll uns jedoch vollkommen klar werden, in welcher Weise das geschehe, so müssen wir uns erst noch mit folgenden der Metaphysik entlehnten Wahrheiten vertraut machen. E 1. Wir sagen, dass ein Gegenstand N durch den Begriff 3 des Verhältnisses, in welchem er zu einem andern M steht, entweder nur theilweise oder auch ganz bestimmt werde, wenn es irgend eine reine Begriffswahrheit gibt, vermittelst deren als eines Obersatzes sich entweder nur einige oder auch alle Beschaffenheiten und Bestimmungen des N aus denen des М ableiten lassen. Sage ich ohne Beisatz, dass ein Gegenstand N durch einen andern M bestimmt werde, so verstehe ich immer eine voll- stándige Bestimmung. 2. Der erwähnte Obersatz muss also ein Satz von der Form sein: Wenn ein gewisser Gegenstand (M) die Beschaffenheiten und Bestimmungen m, m’, m^,.... hat, so muss ein anderer (N), der zu ihm in dem Verhältnisse ® steht, die Beschaffenheiten und Bestimmungen n, n, n',.... haben. 3. Wenn N durch M vollständig (d. h. in allen seinen Beschaffenheiten und Bestimmungen) bestimmt wird, so gibt es zu einem einzigen M auch nur ein einziges N, das in dem angegebenen Begriffsverhältnisse B zu demselben steht. Denn gäbe es zwei, so müssten sie durchaus die námlichen Beschaffenheiten und Bestimmungen haben, was (nach dem Leibnitzischen Grundsatze von der Einerleiheit des Nichtzuunterscheidenden) ungereimt ist; denn soll der Gegenstand JN“ ein anderer sein als N^, so muss es für 2 S 212 Bolzano. Uiber die jeden aus ihnen auch eine eigene ausschliesslich ihn nur darstellende Vorstellung geben, und dieses schon ist ein Unterschied zwischen ihnen. 4. Welche Beschaffenheiten oder Bestimmungen an N durch blosse Begriffe vor- gestellt werden können, diese müssen sich aus Beschaffenheiten oder Bestimmungen an M, die gleichfalls durch blosse Begriffe vorgestellt werden, ableiten lassen; denn in diesem Falle muss es einen Obersatz von folgender Form geben: Wenn der Gegenstand M die Beschaf- fenheiten oder Bestimmungen m, m’, m^,.. hat, so muss der Gegenstand N die Beschaffenheiten oder Bestimmungen я, n‘, n“,.. besitzen, worin die Buchstaben M, N, m, m‘, m!',.., n, né, n4,., blosse Begriffe bezeichnen. Denn nur wenn es einen solchen Obersatz gibt, lässt sich nach №. I behaupten, dass der Gegenstand W durch sein Verhältniss zu N den Gegenstand N bestimme. 5. Wenn es dagegen an N selbst gewisse Beschaffenheiten oder Bestimmungen gibt, die sich durch keine Begriffe (ausschliesslich) vorstellen lassen *): so muss es auch an M sewisse durch keine Begriffe erfassbare Beschaffenheiten oder Bestimmungen geben, deren Voraussetzung uns jene an N befindliche Unbestimmtheit erklärt. Denn wenn. wir uns mehrere N, z. В. N’ und N‘ denken, die bloss in einem durch keine Begriffe erfassbaren Um- stande, der in dem einen v“ in dem andern »’ heissen mag, sich unterscheiden: so! muss, es zur Erklärung dieses Unterschiedes auch in den ihnen zugehörigen M“ und М“ eine Ver- schiedenheit geben, welche sich uns gleichfalls durch keine Begriffe kund gibt. Denn würden sich M“ und W“ in gar keiner Weise unterscheiden, so könnten sich (nach №. 1) auch № und N’ in gar keiner Weise unterscheiden. Würden sich aber M“ und М“ in einem Um- stande unterscheiden, der durch ein paar reine Begriffe m’ und "^ vorgestellt werden könnte: so müssten sich nach N*. 3 auch N‘ und M“ im Begriffe unterscheiden. 6. Wenn endlich der Gegenstand M, der den N vollständig bestimmt, seinem Begriffe nach ‚durchaus nichts anderes ist und sein soll, als irgend ein Etwas, das uns das Dasein von № und dessen sämmtliche Beschaffenheiten und Bestimmungen ‚erklärt: so dürfen wir der durch keinen Begriff erfassbaren Eigenheiten, oder, wie sich das auch ausdrücken lässt, der Unbestimmtheiten an W nie mehre annehmen, als nach dem №. 5 Gesagten noth- wendig sind, um die an N vorfindlichen Unbestimmtheiten zu erklären. Denn ein Mehres wäre, offenbar überflüssig, weil wir uns niemal genóthigt finden, uns auf dergleichen Un- bestimmtheiten zur Erklärung der an N wahrgenommenen Beschaffenheiten oder Bestim- mungen zu berufen. $. 6. Wir können nun ungebindert folgende Wahrheit, welche dem Lehrsatze von den drei Dimensionen des Raumes gleichgilt, auf eine objective Art begründen. *) Wenn.man von irgend Etwas sagt, es sei durch keinen Begriff erfassbar oder vorstellbar, so versteht man darunter immer nur, es gebe keinen Begrif, der dasselbe ausschliesslich vorstellt, d. h. es zu seinem einzigen Gegenstande hat; denn einen Begriff, der es gemeinschaftlich mit andern Dingen vorstellt, gibt es freilich für jedes beliebige Etwas. dra Dimensionen des Raumes 213 Es gibt Systeme von vier Puncten, in welchen keiner wie nicht an sich, so auch nicht durch sein Verhältniss zu den drei übrigen, so fern es durch einen reinen Begriff aufgefasst werden soll, bestimmt wird. Ist aber ein solches System von vier Puncten gegeben, so lässt sich ein jeder andere Punct und jeder Inbegriff von Puncten (jegliches Raumding also) durch blosse Begriffe, die dessen Verhältniss zu jenen vier Puncten ausdrücken, be- stimmen. Beweis. 1. Nach 6, 4 sind die Orte der Dinge diejenigen Bestimmungen an denselben, m denen der Grund liegt, dass sie bei ihren Beschaffenheiten gerade diese Veränderungen inner- halb einer gegebenen Zeit gegenseitig hervorbringen. Sind also die Orte, in welchen sich gewisse auf einander einwirkende Substanzen so eben befinden, "bestimmt: so ist. hiedurch auch bestimmt und vollkommen bestimmt, welche Veránderungen sie innerhalb einer bestimmten Zeitlánge nach ihren Kráften und gesammten übrigen Beschaffenheiten hervorbringen müssen: ja wir haben von dem, was jene Orte sind, gar keine andere Vorstellung, als nur eben die, dass sie dasjenige sind, was die besagten Veränderungen in jenen Zeiten vermittelst der gege- benen Kráfte bewirkt. Die Orte, in denen die auf einander wirkenden Dinge von gegebener Beschaffenheit sich befinden, einerseits, und die Veránderungen, die diese Dinge in gegebener Zeitlinge erfahren, andererseits — sind also ein Paar Gegenstände, die zu ein- ander in demselben Verhältnisse stehen, wie die in S. 5 besprochenen M und №. Wir müssen daher so viele, aber auch nur so viele in den möglichen Orten der Dinge, d. h. im Raume überhaupt, Statt findende Eigenheiten, die sich durch keine Begriffe bestimmen lassen, vor- aussetzen, als die auch in der Zeit Statt findenden Eigenheiten, die sich durch keine Begriffe bestimmen lassen, erheischen. 2. Um zu erkennen, wie viele und welche nicht durch Begriffe zu bestimmende Eigen- heiten im Raume zu diesem Zwecke vorausgesetzt werden müssen, wird es am dienlichsten sein, von einer môglichst einfachen Begebenheit in der Zeit auszugehen, wenn es nur eine solche ist, darin alle in der Zeit obwaltende Unbestimmtheiten vorkommen. Denn jeder Umstand, den wir noch überdiess aufnehmen , würde die Untersuchung ohne Noth nur ver- wickelter machen. Eben so müssen auch die räumlichen Verháltnisse, die wir bei jener Bege- benheit zu Grunde legen. so einfach als móglieh angenommen werden, sind sie nur doch so zusammengesetzt, dass wir der Unbestimmtheiten darin so viele unterscheiden kónnen, als gemäss allen in der Zeit möglichen Unbestimmtheiten erforderlich sind. "Was mehr ist, würde die Betrachtung abermal nur verwickelter machen. 3. Der erste und einfachste Fall, bei welchem eine Unbestimmtheit in der Zeit em- witt, ist bekanntlich schon da, wenn wir nur einen einzigen, einfachen Zeittheil, d. h. einen blosen Augenblick, annehmen. In einem solchen kann aber noch keine Ver än derung vor sich gehen, sondern es kónnen nur Ursachen vorhanden sein, die, wenn sie fortdauern, innerhalb einer bestimmten Zeilánge erst eine bestimmte Veränderung bewirken. Allein der einlachste zu dem Vorhandensein einer solchen Ursache gehörige Fall erfordert schon das 214 Bolzano. Uiber die Dasein mindestens zweier einfacher Substanzen. Denn zwei ist die kleinste Zahl von Sub- stanzen, welche in dem Verhältnisse einer gegenseitigen Einwirkung auf einander befindlich sein können. Zu diesen gehören denn auch zwei einfache Orte oder Рипсте, Wie also nach 6. 3. N°. 1 kein einzelner Augenblick durch diejenigen seiner innern Beschaf- fenheiten, welche durch blosse Begrifle erfassbar sind, bestimmt wird: so darf nach S.5 Ne. 5 auch kein System zweier Puncte (um so weniger also ein einzelner Punct) durch diejenigen seiner inneren Beschaffenheiten, welche durch blosse Begriffe erfassbar sind, bestimmt werden. 4. Das Nächste ist nun, dass wir nebst dem bisher betrachteten Einen Augenblicke 4 noch irgend einen andern (gleichviel ob er ein früherer oder ein späterer sei) annehmen und voraussetzen, dass in diesem ein Zustand obwalte, der sich von dem in 2 vorhandenen unterscheide. Dann muss nothwendig auch entweder in den Beschaffenheiten der beiden Substanzen oder ın ihren Orten eine Veränderung vor sich gegangen sein, oder es muss irgend eine dritte Substanz mit ihrer Einwirkung hinzugetreten sein. Und wenn uns der an- genommene Fall eine Gelegenheit darbieten soll, auf die Beschaffenheiten des Raumes zu schliessen: so müssen wir voraussetzen dürfen, dass in den räumlichen Verhältnissen etwas geändert worden sei. Das Geringste ist nun, dass wir statt zweier Puncte jetzt drei zu be- trachten haben; wie etwa, wenn die eine der beiden Substanzen in dem einen Augenblicke an einem andern Orte als in dem andern sich befände. Da sich jedoch in dem Verhältnisse der beiden Augenblicke 7 und 9 eine Entfernung befindet, welche sich nach $. 3 №, 9 durch keinen blossen Begriff ihrer innern Beschaffenheit nach unterscheiden lässt, in dieser Beziehung also unbestimmt bleibt: so müssen wir nach S. 5 N°. b annehmen, dass es Sy- steme von drei Puneten geben könne, die sich durch keinen blossen Begriff, sofern wir nur ihre inneren Beschaffenheiten allein berücksichtigen wollen, völlig bestimmen lassen. 5. Allein noch nicht genug! Aus $. 3 No, 3 wissen wir, dass es an einem Systeme zweier Augenblicke nebst ihrer Entfernung von einander noch eine dritte durch keinen bloss von den inneren Beschaffenheiten dieses Systemes hergenommenen Begriff zu behebende Unbestimmtheit gebe, bestehend darin, welcher von beiden Augenblicken der frühere oder spätere sei. Nach 6.5 N°. 5 muss es also nebst den bisher gefundenen noch eine fer- nere Unbestimmtheit auch im Raume geben. Das Geringste, was wir annehmen können, ist offenbar nur, dass zu den drei Puncten, die wir so eben betrachteten, noch irgend ein vierter hinzukomme. Es muss also selbst Systeme von vier Puncten geben, in welchen keiner durch seine blossen Verhältnisse zu den drei übrigen, sofern sie durch reine Begriffe auf- gefasst werden sollen, bestimmt wird. 6. Wenn aber erst Ein Augenblick 7, sodann die zwischen ihm und einem andern 4 Statt findende Entfernung, endlich auch noch der Umstand, welcher aus beiden der frühere sei, gegeben ist: so gibt es nach 6. 3 №. 4 in der ganzen Zeit keinen einzigen Augenblick mehr, der sich nicht durch blosse Begriffe (beschreibend sein Verháltniss zu jenen drei ge- gebenen Stücken) bestimmen liesse. Nach 6. 5 N°. 6 dürfen wir also auch im Raume nebst den bisher gefundenen sonst keine weiteren Unbestimmtheiten voraussetzen ; wir müssen dem- nach schliessen, dass sich aus einem Systeme von vier Puncten, die so gelegen sind, dass keiner derselben durch sein Verhältniss zu den drei übrigen, sofern es durch einen reinen drei Dimensionen des Raumes. 215 Begriff aufgefasst werden soll, bestimmt wird, jeglicher andere Punct durch blosse Begriffe, die sein Verhältniss zu jenen vier Puncten ausdrücken, bestimmen lasse. $. 9. Wird es wohl nöthig sein, mit einigen Worten noch zu zeigen, dass die so eben er- wiesene Wahrheit dem Lehrsatze von den drei Dimensionen des Raumes gleichgilt? Unter dem Letztern versteht man eigentlich den Satz, dass es drei, aber auch nicht mehr als drei auf einander senkrechte Richtungen aus Einem Puncte gebe. Nun folgt schon daraus allein, dass es zu jedem Puncte a noch einen zweiten ^ gibt, es müsse aus jedem Puncte wenigstens Eine Richtung (ab) hervorgehen. Sind aber zwei Puncte a und b gegeben, so lässt sich eine unendliche Menge anderer (welche zusammen genommen die unbegrenzte durch a und b gehende Gerade ausmachen) vermittelst blosser Begriffe be- stimmen, namentlich jeder derselben æ durch die blosse Angabe des Verhältnisses der Ent- fernungen ax und bz zu der gegebenen ab, sofern diess Verháltniss nur so geartet ist, dass eine von den drei Entfernungen ab, ax, bx der Summe der beiden übrigen gleicht. Gibt es jedoch zu je zwei Puncten a, 6 einen dritten c, der durch sein Verháltniss zu jenen beiden, sofern es durch blosse Begriffe aufgefasst werden soll, noch nicht bestimmt wird: so folgt, dass c ausser der Geraden ab liege, dass somit die Richtung ас mit der ab weder einerlei noch ihr entgegengesetzt sei, sondern einen wirklichen Winkel mit ihr bilde; und es ist leicht zu zeigen, dass es auch einen solchen Punct c gebe, für welchen die Richtungen ab und ac auf einander senkrecht stehen. Eben so lásst sich erweisen, es gebe abermal eine unendliche Menge von Puncten, die durch ihr blosses Verháltniss zu jenen dreien a, 5, c, sofern dasselbe durch blosse Begriffe aufgefasst werden soll, bestimmt sind; es sind diess námlich alle diejenigen, deren Inbegriff die unbegrenzte durch а, 6, c gehende Ebene bildet. Wofern es aber zu jedem Systeme von drei Puncten a, b, c noch einen vierten d gibt, der durch sein blosses Verháltniss zu jenen, sofern es durch reine Begriffe dargestellt werden soll, noch nicht bestimmt ist: so folgt, dass der Punct d ausserhalb der Ebene abc liege ; und es ist nun ein Leichtes zu erweisen, dass es ein Loth aus 4 auf die Ebene abc und eine diesem Гоше parallel laufepde Richtung aus а gebe, die mit den beiden ab und ac ein Sy- stem dreier auf einander senkrechter Richtungen darbeut. Gibt es endlich, wenn die vier Puncte а, 6, c, d die angegebene Beschaffenheit haben, keinen fünften, der nieht durch einen blossen Begriff seines Verhältnisses zu jenen schon bestimmt wäre: so folgt, dass jede andere aus a hervorgehende Richtung, welche auf zweien der nur eben gefundenen senk- recht aufsteht, mit der dritten entweder einerlei oder ihr entgegengesetzt ist; genau das- jenige, was in dem Lehrsatze von den drei Dimensionen des Raumes gemeint ist. 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Gesellschaft in Göttingen correspondirendem Mitgliede, La | "- "m SA! 3M SLM n is au NÉ ANTA A Som | „+= ym TOUT MEME pese CHEN wi "—— Г dte 4 bajka mehrsnk Der grosse Komet vom Jahre 1843. D. Komet war in mehr als einer Beziehung eine höchst merkwürdige und inter- essante Erscheinung. Schon sein erstes Auftreten war ungewöhnlich, da er nicht, wie es bei diesen Himmelskörpern meistens der Fall ist, als kleiner, dem freien Auge kaum sichtbarer Nebel entdeckt wurde, sondern hinter einer Wolkenhülle, welche in den letzten Tagen des Februar und in der ersten Hälfte des März den grössten Theil des mittleren Europa bedeckte, verborgen sich nahte, und als diese am 17. des letztgenannten Monates zerriss, dem erstaunten Blicke die ganze Pracht seines hellen, dünnen und langgestreckten Schweifes zeigte, der eine Länge von beinahe 60 Graden erreichte, und seiner Form nach den lichten Wolkenstreifen ähnlich war, die in die Classe der gestreiften Federwolken (Cirrostratus) gehören, daher er auch von manchen Beobachtern damit verwechselt, und erst, nachdem man sich von seiner fast unveränderlichen Lage am Himmel überzeugt hatte, als der Schweif eines Kometen er- kannt wurde. Diess geschah namentlich von Hrn. Edward Cooper in Nizza, der ihn schon am 12. März gesehen, und am 14. den Kern entdeckt, also sich von der kometenartigen Natur der Erscheinung zuerst überzeugt hatte. Doch konnte er die Lage desselben nur genähert aus den zunächststehenden grösseren Sternen angeben, so dass eine eigentlich astronomische Bestimmung, welche zur Berechnung seiner Bahn geeignet wäre, nicht ausgeführt werden konnte. Die erste bis jetzt bekannte genaue Beobachtung ist aus om von Hrn. de Vice, Director der Sternwarte des Co//egro Romano, und aus Neapel von Hrn. Capocct; an beiden Orten wurde er am Abende des 17. März zuerst beobachtet. Hiemit beginnen die schärfern und zur Bahnbestimmung brauchbaren Beobachtungen und gehen, so viel jetzt bekannt ist, bis zum 6, April, nach welchem Tage das Mondeslicht den ohnehin von Tag zu Tag schwä- cher werdenden Kometen unsern Blicken entzog, und es blieb wenig Wahrscheinlichkeit übrig, dass er nach dem Vollmonde wieder aufgefunden werden könne. Mir wenigstens ist diess an den beiden Abenden des 15. und 16. April, von denen der zweite besonders heiter war, nicht gelungen, und ich habe auch nicht gehört, dass er irgendwo um diese Zeit beob- achtet worden sel. 28 * 220 K. Kreil, In Prag konnten nur an fiinf Abenden, am 25., 29., 30., 31. Márz und am 1. April Beobachtungen angestellt, und dabei der Komet höchstens eine halbe Stunde bis zu seinem Untergange verfolgt werden. Wenn schon die Kürze der Zeit und die Nähe des Horizontes Umstände waren, welche der Genauigkeit seiner Ortsbesummung wesentlichen Eintrag thaten, so war diess noch mehr der Fall durch den Mangel irgend eines glänzenden oder ausgezeich- neten Punctes im ganzen Umfange seines Nebels, der sich ohne Kern nur als verdichtete Dunsthülle darstellte, sich enge um den Kopf anlegte, und in einen langen und schmalen Schweif auslief, welcher bei einer Länge von ungefähr 30 Graden kaum die Breite eines Grades erreichte, dabei aber an der Stelle, wo ihn weder die Nähe des Horizontes, noch die zu grosse Entfernung vom Kopfe schwächte, mit einem milchweissen Lichte schimmerte, das in den frühern Tagen seiner Sichtbarkeit jenes der Milchstrasse an Helle weit übertraf. Am 21. März zog er in geradliniger Richtung von beiden Seiten ziemlich paralell begrenzt zwischen den Sternen ı, #, 4, v des Hasen hindurch, und verlor sich in der Mitte der geraden Linie, welche die Sterne x im Orion und Sirius verband, nahe bei 9 im Hasen. Am 92. war der Schweif merklich gegen Norden, also der die Sterne x und В im Orion verbindenden geraden Linie näher gerückt, während seine Neigung gegen dieselbe, die ungefähr 19 betrug, keine erkennbare Änderung zeigte. Die südliche Seite des Schweifes lief sehr nahe unterhalb ı und » im Hasen und oberhalb у und д im Zridanus. Am 23. war der Schweif nur zwischen Cirrus - Streifen, daher unterbrochen sichtbar und weniger glänzend als an den vorhergehenden Tagen. Seine südliche Grenze war schon über die Sterne « und » des Hasen hinaufgerückt. Sein Ende schien mehr ausgebreitet zu sein. Der Kern konnte wegen Wolken nicht gesehen werden. Am 24. März war die Ortsänderung dieselbe wie in den vorhergehenden Tagen, doch war sein Licht viel heller. Die ersten Spuren wurden um 7^ 30° mitil. Zeit wahrgenommen. Der Kern war jedoch auch an diesem Tage von den über dem Horizont schwebenden Cirrus- Streifen verdeckt. / Am 25. März streifte die nördliche Lángengrenze des Schweifes sehr nahe bei x im Orion vorbei, und sein Ende reichte über A im Einhorn hinaus. Er schien also länger als in den früheren Tagen, obschon er nicht so hell war wie gestern. Auch konnte heute das andere den Kern umgebende Ende mit freiem Auge ziemlich deutlich und abgerundet wahr- genommen werden. Es war kaum einen halben Grad breit, während das entgegengesetzte sich bis beinahe zwei Grade ausgebreitet hatte. Der Schweif war noch immer geradlinig be- grenzt, und gegen den Kern zu merklich heller als im übrigen Theile. Nimmt man an, dass das Ende des Schweifes eine Rectascension von 88° hatte, so folgt, da der Kern bei 53° Rect- ascension beobachtet wurde, eine Länge des Schweifes von 35 Graden. Am 29. März konnte der Schweif mit freiem Auge erst um 7 56° wahrgenommen werden. Er war viel lichtschwächer als an den vorhergehenden Tagen, und schien kaum über einen Grad breit zu sein. Er reichte nur wenig über z im Orion hinaus, welches mitten darin stand. В im Orion lag ganz nahe an seiner nördlichen Grenze. Der Kopf konnte mit Der grosse Komet von 1843. 221 freiem Auge nicht gesehen werden, und die Sichtbarkeit des übrigen Schweifes war sehr veränderlich. An keinem Tage konnte man sich von irgend einer Krümmung des Schweifes über- zeugen, sondern er bildete stets einen geradlinigen schmalen Streifen. Diese Ortsbestimmungen des Kometenschweifes verdanke ich den gütigen Mittheilungen des Hrn. Fritsch, da ich selbst während der kurzen Sichtbarkeit des Kometen mit dem Auf- suchen und den astronomischen Beobachtungen des Kernes zu sehr beschäftigt war, um auch die an den übrigen Theilen dieses Himmelskörpers vorgehenden Änderungen beachten zu können. Wenn man mit einem nicht sehr vollkommen gebauten paralaktischen Instrumente die Lage eines Gestirnes am Himmel aus der Vergleichung mit andern, deren Ort bekannt ist. bestimmen will, so hat man vor allem darauf zu sehen, möglichst nahe gelegene Vergleich- sterne zu wählen, weil mit der Entfernung derselben der Einfluss wächst, welchen die Fehler des Instrumentes auf die Genauigkeit der Bestimmung ausüben müssen. Ich pflege daher immer die nächsten Sterne, wenn sie ja die neunte Grösse erreichen, also mit gewöhnlichen Meridianinstrumenten noch gut zu beobachten sind, mit dem Kometen zu vergleichen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie in keinem Sternkataloge zu finden seien. Hat man an demselben Abende zwei oder mehre beobachtet, so sind sie aus ihrer gegenseitigen Lage und aus den genäherten Angaben des Instrumentes, wenn es früher einigermassen berichtigt worden ist, leicht wieder aufzufinden, und können in den Sternverzeichnissen nachgesucht werden. Sollten sie aber in keinem derselben vorhanden, oder die darin angegebenen Orte nicht hinlänglich genau sein, und ist die Beobachtung überhaupt von Werth, so wird gewiss, wenn auch der Beobachter selbst nicht ım Besitze von Meridian- oder anderen Instrumenten wäre, welche ihre genaue Lage am Himmel angeben, irgend eine damit versehene Sternwarte gerne die Mühe übernehmen, ihren Ort zu irgend einer Zeit zu beobachten, um daraus den, welchen sie am Tage der Vergleichung inne hatten, ableiten zu können. Wenn gleich eine solche iestimmung nicht die Sicherheit hat, mit welcher wir die jedesmalige Lage der sogenannten Fundamental- oder anderer oft beobachteter Sterne kennen, so ist doch dieser Nachtheil im Vergleich mit dem aus der grösseren Entfernung der zu vergleichenden Gestirne hervor- gehenden so gering, dass er meines Erachtens gar nicht in Betracht gezogen werden darf. Die Sterne, mit welchen ich diesen Kometen verglichen habe, sind sämmtlich in der 264. und 270. Zone von Zessel's Zonenbeobachtungen enthalten, und nach den dort gegebenen Vorschriften und den im Berliner Jahrbuche für 1843 enthaltenen Formeln und Tafeln wur- den die scheinbaren Orte dieser Sterne für den Tag der Vergleichung abgeleitet. Diese Orte sind : " für die Vergleichsterne am 25. Márz: Stern a. Scheinb. Rectasc. = 529 43/ 5743, р Declm = — 1 55492958; Stern b. Scheinb. Rectase. = 53 38 32,0, » Dechn.2.—T 45 "0,93 222 K. Kreil, tür die Vergleichsterne am 29. März: Stern a. Scheinb. Rectasc. = 59° 4“ 11,8, » Declin, = —6 29 16,1, Stern b. Scheinb. Rectasc. = 59 12 5,8, » Declin. = —6 36 26,5. Am 30. Márz wurde der Komet mit den beiden Sternen des vorhergehenden Tages, und mit noch zwei anderen verglichen, deren scheinbare Orte sind: Stern c, Scheinb. Rectasc. = 59° 14° 3443, » Declin. = —6 36 11,9, Stern d. Scheinb. Rectasc. = 59 57 0,0, » Declin. = —6 25 54,9. Vergleichsterne am 31. März: Stern a. Scheinb. Rectasc. 609 37^ 38,40, » Declin. =.-6 28 36,4, Stern b. Scheinb. Rectasc. = 61 19 59,2, » Declin. = —6 47 VS. Vergleichstern am 1. April: Scheinb. Rectasc, = 619 474 4,43, » Dechn: = —5, 47.53.83. Die Entfernungen des Kometen von diesen Sternen wurden mit einem Kreismikrometer gemessen, dessen Halbmesser zu 1202,25 Secunden aus früheren Beobachtungen gegeben war. Mit diesem Werthe des Halbmessers wurde eine Tafel gerechnet, welche aus der Zeit, binnen welcher ein Gestirn irgend eine Sehne des Kreismikrometers beschreibt, und aus der Declination, auf welche das Instrument eingestellt ist, sogleich den Abstand der durchlaufenen Sehne von dem Mittelpuncte des Kreises gıbt. Die Entfernung beider Gestirne in Declination ist die Summe oder Differenz der so gefundenen Abstände vom Mittelpuncte, je nachdem dieser zwischen beiden Sehnen, oder auf derselben Seite beider Sehnen gelegen ist. In den folgenden Beobachtungen sind die Ein- und Austritte der Gestirne in Stern- zeit angegeben; (, 4, /.... bedeuten die Durchgangszeiten des Gestirns durch die Mitte des Kreismikrometers, d. h. das Mittel zwischen den Zeiten des Ein- und Austrittes, wobei / immer für den Kometen, +, £“.... für die Sterne gelten; daher t —//^, £—*“,... die uncorrigirte Rectascensions-Differenz in Sternzeit ist. X ist die Zeit, welche das Gestirn brauchte, um seine Sehne zu durchlaufen, also der Zeitunterschied zwischen dem Ein- und Austritte. Beobachtung am 25. März. I. Stern a. Eintr. 8h 8 3,40, Stern a. Austr. ($ 10 43,0, &— 88 97 23,40, У — A 40,440, Der grosse Komet von 1843. 223 Komet Eintr, 8h 11/ 8,“0, Komet Austr. 8’ 13 48,0, с = 85.124 28403 Z 1:23:40,40), II. Komet Eintr. 8h 15“ 29.0, Stern br Eintr=8 16» 8:0, G = 8h 716% 48:705 > „=, 2/,38,/40. Komet Austr. 8 18 7,0, Stern 2Anmstr.08 18 024051448 16:0, >= 16.0. - M Ш. Stern a. Eintr. 88 20“ 6,40, Stern а. Austr. 8 227420, И = 844 2445194306540, Komet Eintr. 8 23 14,0, Stern 6. Eintr. 8 23 41,0, 6 — 8 24 32,0, Z =? 36,0, Komet Austr. 8 25 50,0, Stern 2» Austry 812620, 4 —u8 125: «0,5 0..4 == 2, 39.0 Der Komet stand sehr nahe auf dem Parallel des Sternes a, so dass weder aus der Zeit der beschriebenen Sehnen, noch aus den Antrittspunkten ein Declinations-Unterschied wahr- genommen werden konnte. Beobachtung am 29. März. I. Komet Eintr. 8h 41“ 25,0, Komet Austr. 8 43 44,0, © — 8h 44 34,%5, Z — 2 19,0. Stern a. Eintr. 8 43 48,0, Stern b. Eintr.. 8 44 4,0, 4 — 8 44 41,0, Z/—= 1 58,0. Stern a. Austr, 8 45 46,0, Stern, 2 Austr“ 8:46 36,0, = 181.45,.20,0, A". 2 ©) Co 19 vw = IL. Komet Emtr, 8h 50° 28,/0, Komet Austr. "8 52 59.0, 22 =’ 887517 49,75, 2 — 24 31,40, Stern а. Eintr. 8 58 4,0, Stern 5. Во 9 536,0 9 — 8753 515, © — 1 35.0 Stern а. Austr. 8 54 39,0, Stern 18. "Austr? 6771355. 39:097 77 — 8 "S54 21,0, 22 220. Der Komet ging unter, die Sterne iiber dem Mittelpuncte des Kreismikrometers durch. Beobachtung am 90. Márz. I. Stern a. Eintr. 8h 32“ 44,0, Stern 6. Eintr. 8 32 31,0, 224 Stern c. Eintr. Komet Eintr. Stern a. Austr. Stern b. Austr. Stern c. Austr. Komet Austr. Stern а. Eintr. Stern b. Eintr. Stern c. Eintr. Komet Eintr. Stern a. Austr. Stern 4. Austr. Stern c. Austr. Stern d. Eintr. Komet Austr. Stern d. Austr. Stern 4. Eintr. Stern c. Eintr. Komet Eintr. Stern b. Austr. Stern c. Austr. Komet Austr. Stern a. Eintr. Stern 6. Eintr. Stern c. Eintr. Komet Eintr. Stern a. Austr. Stern 6. Austr, Stern c. Austr. Stern d. Eintr, Komet Austr, Stern d. Austr. © O0 Oo © OO co QOO Oo Oo QO Oo OO COO mw 8 8 8 8 8 8 8 8 8 59 K. Kral, 46,0, 22,0, 44,0, Mox 9" 15,0, NS 25.0, 7/142 1g 590, ^ — © II. 2,40, 39,0, 42,0, 19,0, 39,0, # = 8h ROS 38 ZE 8 SOU, Y — © Su; 8 6,0. Ш. 220, 12,0, 52,0, 310 Alo 46,0, eu — 8 11056138 IV. 12,40, 41h, 57,8, 38,0, 54,0, 2 =. Ри — 9 34,0, 44 = 8 45,0, ВО, de acm 22,0, VE b, c und der Komet unter demselben. 994 24,70. м = 33 56,0, 24— 9 380: 2 2 34 41% 20,95, 31 4l 53,0, X^ 42" 2:9, ZW 49 31,0, У 44 51,0, 2% 49^ 19,75, 49 29:0, 227 sf“ £5, 2 544 93,40, 27 55 .6,25, X" 595.155, „I 56, 52,0, 0 2 58 эх AIV Die Sterne a und 4 gingen über dem Mittelpuncte des a BOR BONO, = ZE ИИ 40,40. 89,0. 33,0. 4 37,40, 40,0, 40,0, 36,0, 30,0, WU 19 (2 (5 4 35,40, 4,0, 5,0. W 09 5 KO) — 21 42,40, = о, ==. Diss 228.0: 9. 311.0; Kreismikrometers durch, Stern a Eintr. Komet Eintr. Stern а Austr. Komel. Austr. Stern 5 Eintr. Stern b Austr. Stern a Eintr. Komet Eintr. Stern a Austr. Komet Austr. Stern 4 Eintr. Stern b Austr. Stern a Eintr. Komet Eintr. Stern a Austr. Komet Austr. Stern b Eintr. Stern В Austr. Qo © © NSS © Der grosse Komet von 1843. Beobachtung am 31. März. 56 I. 27,40, 49,0, 4,5, U = 8h 381 45,415, 3^ — A 31,5. 2%0, BES |5:5 S 29 33,0. 38,5, | 26,5, 0“ — 8441 392,5, — X" 48,0. II. 2,40, 25,0, 38,0, # — 8h 457 20,40, ZI = 91 36,40. 55.0, P. —"^8 45 40,0, 2 — 230,0. 9,0, 6,0, 4 — 8 48 7,5, Z4—1 570. Ш. 29,40, 52,0, 0,0, № — 8h 5% 44,45, № — A 31,40. POE USES UB 530 5 BABY 20, 31,0, 44 —'8 55 32,0 zu = 910,0: 225 Der Komet und Stern a gingen über dem Mittelpuncte, Stern b unter demselben durch den Kreis. Komet Eintr. Stern Eintr. Stern Austr. Komet Austr. Komet Eintr. Stern Eintr. Stern Austr. Komet Austr. oh Qo © © Beobachtung am 1. April. 51' 52 I. 49,"0, 11,5; 59,027 == 9.527 56.0. 3 2 1470; 4050, VSP 4355, 8,0, /— 8 53 II. 33,40, 1,5, 54,0, 4 = 8 57 50,15, 5,25, P» 4— Po] ln, EU UN 2’ 138,3. 29 226 К; Král, L < Komet Eintr. 9^ Stern Eintr. 9 Stern Austr. 9 Komet Austr., 9 11,40. 42,0, | 11,0, 6 — 9^ 34 24,40, X = 2 96,40, 310,722 9,3 96,5, 5 = 1 29,0. + À Ww 02 IV. Komet Eintr. 9 8 20,0, Stern Вит. © 9 9. 0, Stern Austr. 9 10 140,4 = 9 35,40, = = A 30,40. Komet, Austr, 9 10725002 2 = 97 9 990.100. Der Stern ging nördlich, der Komet südlich vom Mittelpuncte durch den Kreis. Da die Beobachtungen nahe am Horizonte angestellt wurden, so musste, obschon die Entfernung der verglichenen Gestirne sehr gering war, doch der Unterschied der Refraction berücksichtigt werden. Diess geschah nach der Weise, welche Bessel in Nr. 69 der Astro- nomischen Nachrichten angegeben hat, indem man die Grössen w, z, / aus den Formeln tang. + — Cotg. q Cos. т Sin. ф Sin. (W + d) . Cos. z д Cos. ap f ERA k Sin. 1^ Sin. ? (w + d) berechnete, in denen œ die Polhóhe, z den Stundenwinkel, z die Zeitdistanz, d das Mittel der Declinationen beider Gestirne bedeutet, und die Grösse k aus einer Tafel zu nehmen (Cos, ? y Cotg. ?. p + Sin. d Sin. 2 w + d)) ist, in welche man mit dem Argumente z eingeht. Hat man / gefunden, so kann man die gemessenen Sehnen X damit multipliciren, und mit dem Producte / X aus der früher er- wähnten Tafel den Abstand 4 der corrigirten Sehne vom Mittelpuncte des Kreises finden. Dann ist die Entfernung beider Gestirne in Declination k Ban E e p ZM Sin. (+ d) nnd in Rectascension Сена ED 2% az at ŘP BT 07 Sin. ? (y + а) Cos. d Nach diesem Verfahren wurden folgende, wegen Refraction corrigirte Abstände des Kometen gefunden ; Der Komet von 1843. 227 Abos traln. d Stern T . * . + . in Rectascension in Declination 46! T 25. Márz |. Е 99. Márz 50. Márz 31. Márz 5-е C0 ет pim c A Icd dI 1. April | Mittelst dieser Abstände und der früher gegebenen Órter der Vergleichsterne findet man folgende scheinbare Positionen des Kometen. DesKometen 1843 Mittl. Zeit von Prag Rectascension Declination . Márz 544, sol ,/49 März : 58 54.123 . März 5 59 39 50,5 . März 14 60 3, 28. 10.1 . April 5 61, 4 14, 32,3 Unter diesen Positionen schienen die vom 29., 30. und 31. Márz die sichersten zu sein, welche auch für die Bahnbestimmung den Vortheil sehr nahe gleicher Zwischenzeiten darboten, daher aus ihnen zuerst die parabolischen Elemente gerechnet wurden. Wenn auch das erlangte Resultat nicht ganz verwerflich war, so überzeugte ich mich doch, dass bei einer grósseren Zwischenzeit zwischen den einzelnen Beobachtungen ein viel besseres erreicht werden kónnte. Aus diesem Grunde berechnete ich aus den äussersten Beobachtungen des 25. März und 1. April mit Zuhilfenahme des 29. Márz die Elemente aufs Neue, und gelangte zu fol- gender Bahn: Durchgang durch das Perihel am 27,557. Febr. mittl. Zt. von Prag, Logarithmus der kürzesten Entfernung = 1,99632 Länge des Perihels . . . . . . — 2169 37 5 228 К. Kreil, Länge des aufst, Knotens = 3° 55“ 6" Neigung = 35 19 12 Bewegung rückläufig. Diese Elemente geben für die mittlere Beobachtung Länge — 54° 35“ 28" Breite — — 269 34“ 384 die Beobachtung gibt 54 34 7 — 26 34 13 Unterschied 1 21 0 25 Der Unterschied zwischen den beobachteten und berechneten Lángen des Kometen zur Zeit der mittleren Beobachtung ist zwar allerdings grösser, als er in gewöhnlichen Fällen bei ganz scharfen Beobachtungen zu sein pflegt; und wenn ich gleich nicht in Abrede stellen will, dass ein Theil davon der Beobachtung oder vielmehr den ungünstigen Umständen, unter denen sie ausgeführt wurde, und unter welchen nebst den früher erwähnten auch der unzweck- mässige Zustand unserer Sternwarte aufgeführt werden muss, zur Last fallen mag, so lehrt doch schon der blosse Anblick der Elemente, dass dieser Komet nicht unter die gewöhnlichen Fälle zu rechnen ist, dass vielmehr der ungemein kleine Abstand, in welchem er sich zur Zeit des Durchganges durch das Perihel von der Sonne befand, ein ganz ungewöhnlicher, ja nach anderen Astronomen, welche aus ihren Beobachtungen diesen Abstand noch viel kleiner fanden, ein völliger Ausnahmsfall genannt werden muss, da noch kein anderer der bis jetzt berechneten Kometen in solche Nähe zur Sonne gedrungen ist. In einem solchen Falle mögen wohl allerdings ausser der Schwerkraft, die man bei der Berechnung der Elemente allein zu berücksichtigen pflegt, noch manche andere Kräfte, deren Dasein schon aus den Untersuchungen über den Kometen von 1811 und den Halley'schen vom Jahre 1835 geschlossen wurde, kräftiger als gewöhnlich aufgetreten sein, und sich einer genauen Übereinstimmung zwischen den berechneten und beobachteten Orten entgegen- gestellt haben. Ausser dieser Betrachtung verdient noch eine andere wohl berücksichtigt zu werden. Die Annahme, dass ein Komet eine parabolische Bahn beschreibe, ist eine rein willkürliche, welche zwar bei den meisten dieser Himmelskörper sehr nahe, aber nicht bei allen genügt. Die wenigen Fälle, in denen ein Komet eine von einer Parabel merklich abweichende Bahn durchläuft, lassen sich daraus erkennen, dass die aus drei Beobachtungen gerechneten Elemente die übrigen Beobachtungen nicht darzustellen im Stande sind, und in diesem Falle pflegt man zu untersuchen, ob nicht ein anderer Kegelschnitt den Beobachtungen besser genüge. Da nun in unserem Falle auch von anderen Astronomen, denen alle Mittel gegeben sind, bei ihren Messungen die grösste Schärfe zu erreichen, eine solche Nichtübereinstim- mung bemerkt wurde, ja sogar unter Voraussetzung einer parabolischen Bahn sich Folge- rungen ergeben, welche, wie das Eindringen des Kometen in den Sonnenkörper, völlig un- zulässig sind: so wurde diese Untersuchung von Encke bereits angestellt, und es ergab sich, dass die Bewegung des Kometen in einer Hyperbel, deren Elemente er mittheilt, der Be- obachtung Genüge leistet. Der grosse Komet von 1843. 229 Andererseits hat Cooper die Vermuthung ausgesprochen, dass der jetzt erschienene Komet mit dem von Cassini im Jahre 1668 und von Maraldi im Jahre 1702 beobachteten identisch sei, und dass ihm also eine Umlaufszeit von 34 Jahren zukomme, mit welcher freilich parabolische Elemente sich nicht vereinigen lassen würden. Schumacher hat diese Ansicht einer genauern Untersuchung unterzogen, indem er aus den in Berlin gefundenen Elementen den Ort ableiten liess, welchen der Komet zur Zeit jener beiden Erscheinungen am Himmel einnehmen musste. Obschon weder Cassini noch Maraldi den Kopf des Kometen beobachtet, sondern nur die Lage seines Schweifes angegeben haben, so konnte man doch mit Sicherheit so viel daraus abnehmen, dass der von Maraldi gesehene Komet mit dem unsrigen nicht identisch sei; wohl aber ist es möglich, dass die jetzige Erscheinung еше Wiederkehr das von Cassint im Jahre 1668 beobachteten Kometen sei, dem man also nach dieser Annahme eine Umlaufszeit von 175 Jahren anweisen könnte. Wirklich wurden, wie Schumacher zeigt, in den Jahren 1493, 1317, 1143, 968, 442, 268 nach Chr. Geb, grosse Kometen gesehen, welche die frühern Erscheinungen des jetzt beobachteten sein könnten. Lei- der umfassen unsere Beobachtungen eine so kurze Zeit, dass sie diese interessante Frage vielleicht noch gar nicht entscheiden können, sondern dass sie bis auf die nächste Wieder- kehr, also bis auf das Jahr 2018 vertagt werden muss. Es ist aber diess nicht der einzige Grund, aus welchem wir es zu bedauern haben, dass der Komet erst in der zweiten Hälfte des März beobachtet werden konnte. Wäre sein Schweif am Abende des Durchganges durch das Perihel sichtbar gewesen, so hätte er einen schönen Beitrag liefern können zur Entscheidung der Frage, ob der Weltraum mit Äther erfüllt sei oder nicht; denn es wird sich wohl nicht bald wieder eine Gelegenheit. darbieten, einen materiellen Stoff jenen Raum mit solcher Schnelligkeit durcheilen zu sehen, wie diess bei den entferntern Theilen des Kometenschweifes an jenem Tage der Fall war, an welchem der Kern den starkgekrümmten Bogen seiner Bahn in der Náhe des Perihels zurücklegte. Eine einfache Rechnung ergibt námlich, dass der Kopf des Kometen die Sonnennáhe mit einer Schnelligkeit von 80 Meilen in der Secunde durchlief, dass aber das Ende des Schwei- fes, wenn er 20 Millionen Meilen lang war, was einer scheinbaren Lánge von 60 Graden entspricht, nicht weniger als 15000 Meilen in der Secunde zurücklegen musste, wenn er die von der Sonne abgewendete Richtung beibehalten wollte. Die Beobachtungen hátten wenig- stens darüber entscheiden kónnen, ob der Schweif, seiner Lage und Form nach zu urtheilen, einen Widerstand erfuhr, und ob dieser Widerstand der Art war, dass die Behauptung, kleinere Kometen würden durch ihn zu einer schnellern Wiederkehr zu ihrem Perihelium genóthigt, gegründet sei, oder nicht. Die spátern Beobachtungen, wenn sie auch nur we- nige Tage von der Durchgangszeit entfernt waren, sind hiezu nicht mehr geeignet, weil der Komet mit einer solchen Schnelligkeit von der Sonne weggeschleudert wurde, dass z. B. am 25. Márz seine wahre Anomalie schon über 168 Grade betrug, und er nur mehr 12 Grade von seinem Aphelium entfernt, daher seine Bewegung in der Bahn schon so langsam war, dass er in den 7 Tagen vom 25. März bis 1. April nicht viel mehr als einen halben Grad zurücklegte. Auch diese Frage bleibt daher unsern spáten Nachfolgern zu beantworten übrig, 29 ** 230 К. Krel, der grosse Komet vom Jahre 1843. und sie werden gewiss nicht ermangeln, wenn sie nicht früher entschieden werden sollte, und der Komet sich vielleicht nach 175 Jahren wieder bei ihnen einfindet, von ihm dariiber Aufklárung zu verlangen *). +) Nachdem dieser Aufsatz schon vollendet war, wurde mir úber diesen Punct von Hrn. Dr. Colla, Director des meteorologischen Observatoriums der Universitát zu Parma, folgende interessante Nachricht unterm 4, Mai mitgetheilt: »Ella avrá rilevato dai giornali che la grande Cometa che abbiamo ammirata nella seconda metà del passato marzo, fu veduta per la prima volta quasi dappertutto nella sera del 17. In alcune localitá peró essa presentossi alquanto prima, e cosi p. e. ad Antigoa fu veduta nella sera del 3, ad Atene e a Cuba in guella del 5; ad Algeri ad a Pau in quella del 7 ete. etc. Cid che sono per dirle č ben più strano. A Parma, in molti luoghi circonvicini, come pure a Bologna e a Genova la cometa č stata veduta ad occhio nudo in pieno giorno nel di 28 di Febbrajo! Io non la vidi, perché non ne fui avvertito, ma un amatore di astronomia che fu spettatore del fenomeno nella /illa dí Colorno, da noi distante circa 10 miglia verso il Nord, me ne mandó la seguente relazione.« »Nella mattina del 28 di Febbrajo io vidi a cielo sereno a poca distanza dal Sole verso l'Est un corpo luminoso que rassomigliava perfettamente ad una cometa brillante di una luce vivissima, Questo corpo luminoso consisteva in una bellissima stella seguita immediamente da una coda giallastra alquanto piů pallida, ma tuttavia ben dichiarata, la quale estendevasi verso levante per un tratto di 4 a 5 gradi e la cui estremità terminava in punta. La distanza di questo corpo dal Sole era assai piccola, per cui non poteva osservarsi essatamente che colocandosi opportunamente entro ad una porta o ad una finestra o di dietro ad un muro in modo da occultare interamente il sole. Durante l'osservazione che io feci, dalle 10h 45“ alle 11^ 45“ non rimarcai alcuna scintillazione nella stella, ně alcun movimento intestino. nella coda e non potei constatare alcun cambiamento nella figura, nell'intensità luminosa e nella direzione della coda, la quale rimase constantemente rivolta a levante.« | А Parma questo fenomeno fu veduto egualmente tra le 10 e le 12 di mattina, dopo di che disparve dietro a delle nuvole che persistettero, piů a meno dense, nel rimanente della giornata. Nel 1° di Marzo Vatmosfera si tenne constantemente nebulosa, e nei giorni seguenti il tempo guastossi completamente, —— One E Über die Pseudomorphosen und ihre anogene und katogene Bildung. Von W. Haidinger. Vorgetragen am 19. September 1843 in der mineralogischen Section der Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Gratz, fa dik ewm . e will de dod yt v nter ren . tue batis M" 1 V PONT W b. cómo ui LE OA; Über die Pseudomorphosen und ihre anogene und katogene Bildung, Von WW. Haidinger. M begann das Studium. der Pseudomorphosen mit ihrer Erklirung. Man glaubte sie zu kennen, weil man wusste, was Ausfüllung und was Überzug sei. Haüy's Begriff der Epigenese entspricht gut dem allgemeinen Vorgang der Bildung dieser Kórper, die spátere Entstehung bezeichnend. Erst in der neueren Zeit begannen die Mineralogen die einzelnen Fälle genauer zu studiren, und wir besitzen schon so viele Beobachtungen, und diese werden noch immerfort durch neue in solcher Ausdehnung vermehrt, dass die Anordnung derselben nach gewissen Gesichtspuncten zum Bedürfniss geworden ist, um das Mannigfaltige leichter zu übersehen. Ich hatte manches bis dahin nicht Beschriebene in der Natur beobachtet, und nebst mehrerem Bekannten in einem Aufsatz zusammengestellt, der im Jahre 1827 in den Schriften der kónigl. Gesellschaft in Edinburg erschien. Um die zunáchst mit einander zusammenhángenden Fälle möglichst nahe zu betrachten, versammelte ich sie in gewisse Gruppen, nach einem her- vorstechenden chemischen Bestandtheile, der besonders interessante Verháltnisse zu berühren schien. Die Silicate, noch jetzt nicht vollstindig durchforscht, boten damals noch weniger Anhaltspuncte. Das Fortfiihren von mancherlei Beobachtungen, die ich spáter sammelte, um den Gegenstand ausführlicher wieder vorzunehmen, wurde durch meine Verháltnisse unter- brochen; aber andere Forscher haben auf demselben Felde reiche Ernte gehalten. Mitscher- lich, Gustav Rose, Breithaupt, Marx, Zippe gaben manche werthvolle Beobach- tungen. Landgrebe *) und Blum **) wurden durch die stets wachsende Menge, die insbesondere Blum durch vieles wichtige Neue vermehrte, zur Aufstellung von allgemeinen Ansichten der Betrachtung dieser Körper bewogen, je nachdem sie. durch Aufnahme oder Verlust von Stoffen, durch Austausch gewisser Bestandtheile, oder endlich durch Ersetzung der ganzen Species durch eine neue gebildet werden. *, Über Pseudomorphosen des Mineralreiches etc. v. Dr, Georg Landgrebe. **) Die Pseudomorphosen des Mineralreiches v. Dr. J. Reinhard Blum, 30 * 234 W. Haidinger, Obwohl in kleinere Abtheilungen geschieden, erhált die allgemeine Betrachtung der vorkommenden Fälle auf diese Weise doch keinen rechten Anhaltspunet. Man sondert gewisser massen nur im Grossen einige Fälle ab, bei welchen die chemische Erklärung durch Verlust oder Aufnahme von Stoffen sich dem Forscher aufdringt, von denjenigen, bei welchen sie weniger leicht erscheint, durch theilweisen Austausch gewisser Bestandtheile, d. i. theilweisen Verlust und Aufnahme zugleich; von den noch schwerer erklärbaren endlich, von welchen die ursprüng- lichen Bestandtheile der übrigbleibenden Form gänzlich verschwunden sind, und durch einen neuen Körper ersetzt werden. Stets wird aber doch die eine mineralogische Species durch eine andere vollständig verdrängt, wenn auch jederzeit durch eine solche, die in der Art, in der Anzahl. oder in der chemischen Beziehung ihrer Bestandtheile mehr und weniger mit ihr zusammenhängt. In jeder Abtheilung bleibt jeder Fall als ein einzelnes Factum stehen, ohne Zusammenhang mit andern. Wenn aber ein Körper in einen andern verwandelt wird, oder seine Theilchen denen des andern weichen, so müssen wir billig einen dritten voraussetzen, der unter mancherlei beglei- tenden Umständen im Stande ist, diese Veränderung hervorzurufen. Wir dürfen wohl einen Strom von gewisser Beschaffenheit annehmen, in dem sich dieser Körper bewegt, der eine auflösende Kraft auf die Materie des gegebenen Krystalls besitzt. Entweder der Strom löste einen Bestandtheil dieser Materie auf, und führte ihn mit sich fort, so dass der Rest in der Form, gleichsam auf einem Filtro unaufgelöst zurückblieb, oder die Materie fällte aus der Auflösung, die in dem Strom vorüber ging, einen Körper, der mit ihr oder anstatt ihr unauflöslich zurück blieb. Die Wirkung ist stets chemisch, aber nicht ohne eine mechanische Annäherung der Theilchen, bis zu der Entfernung, wo sie erst chemisch auf einander wirken können. Schlüsse auf diese Körper und die Verhältnisse, welche wirksam gewesen sein können, werden am sichersten begründet, wenn man die Mischungsverhältnisse der zwei gegebenen, des verschwundenen und des pseudo- morphen oder neu gebildeten, aus allgemeineren Gesichtspuncten mit einander vergleicht, und dazu ist wohl der elektrochemische Gegensatz derselben der natürlichste, der denn auch die- jenigen Fälle, in welehen der Inhalt gänzlich verändert wurde, auf gleiche Stufe mit denen bringt, bei welchen nur Weniges verändert worden ist. Gewisse Veränderungen, wobei die Form der Körper bleibt, die Materie verändert wird, sind wir im Stande, nach Willkür hervorzurufen. Die wichtigsten allgemeinen Beding- nisse sind Temperatur und Pressung der Atmosphäre bei allen Processen, die wir vornehmen, und wo es auf Bildung oder Zerstörung von Körpern durch das Spiel der Affinität ankómmt, welche beide eigentlich auf Eins hinauslaufen; denn jede neue Verbindung löst alte auf. Ob wir bei der gewöhnlichen Temperatur absichtlich Wasser im flüssigen Zustande, oder unter dem Gefrierpuncte als Eis, oder in der Glühhitze als Dampf mit Eisenfeile von gleicher Tem- peratur zusammenbringen: so werden selbst bei gleicher Pressung der Atmosphäre die Resul- tate sehr verschieden sein. Aber schon der natürliche Weg im Wechsel der Jahreszeiten bringt so manche auf- fallende, wenn auch alltägliche Erscheinungen hervor. Der Winter verwandelt das flüssige Wasser in festes Eis. Im weitesten Sinne könnte man annehmen, dass dabei eine Art von über die Pseudomorphosen. 235 Pseudomorphose gebildet werde, denn das Eis nimmt den äussern Raum ein, den das Wasser früher erfüllte. Ebenso schiesst der krystallisirte Zucker innerhalb der bekannten stangen- förmigen Gestalten des geschmolzenen amorphen Zuckers an. Diess sind die einfachsten Ver- hältnisse des Vorkommens von Bildungen eines zweiten Körpers in dem von einem andern er- füllten Raume, die man jedoch gewöhnlich nicht mit den eigentlichen Pseudomorphosen be- trachtet, weil die Körper, welche die Gestalt liefern, selbst amorph sind; obwohl man sich ihrer nützlich als Anfangspunct bei den dahin gehörigen Betrachtungen bedienen kann. Der amorphe Zucker ist ebensowenig individualisirt, als das Wasser; erst der krystallisirte, so wie das Eis nimmt unorganische Gestaltung an, er verhält sich zum Zucker wie Wasser zum Eis, er zeigt den Wasserzustand des Zuckers. Die Physik unterscheidet die Zustände fest und flüssig. Das Flüssige des Wassers zeigt uns keine solche Verschiedenheiten wie das Flüssige der Zuckerlósung oder des geschmol- zenen Zuckers selbst. Der letztere geht durch Temperatur-Abnahme durch alle Abstufungen des Dünnflüssigen, Dickflüssigen und Zähen bis zu dem Punct, dass längere Stangen noch biegsam sind, und Eindrücke vom Fingernagel annehmen, und dabei ihre vollkommene Durch- sichtigkeit und muschligen Bruch beibehalten und auch noch jenseits desselben, so dass sie vollständig fest erscheinen. Aber zwischen diesen Zuständen existirt kein fester Schmelzpunet. Die Substanz geht allmálig aus dem festen in den flüssigen über. Wir finden keine feste Grenze. Man begreift diese Art des Festen und das Flüssige unter dem Namen des Amorphen, "Aber in dem amorphen Zucker, obwohl scheinbar fest, sind die Theilchen noch so beweglich, dass sie der Krystallisationskraft folgen können, wodurch Individuen gebildet werden. Dieser eine feste Punct findet bei verschiedenen Körpern auch in verschiedenen Temperaturen statt. Die Eigenschaft der Biegsamkeit bei angewandtem Drucke kommt aber auch krystal- lisirten Körpern zu. So ist das Steinsalz in den schönsten Krystallblättehen biegsam und nimmt Eindrücke vom Fingernagel an. Wohl darf man annehmen, dass jedes krystallinische Atom ursprünglich bei durchweg gleichbleibenden Verhältnissen eine ebenflächige Lage an- nimmt,, Aber wir treffen theilbare Steinsalz-Varietäten mit in mancherlei Richtungen geboge- nen Flächen. Die Mineraliensammlung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen be- wahrt deren mehrere, vorzüglich von Aussee in Steyermark. Es lässt sich dabei eine Verän- derung der Lage der Theilchen durch Druck voraussetzen. Diese geschah in einem festen individualisirten Minerale. Die Theilchen verschoben sich aneinander, aber doch nur mecha- nisch, und befinden sich nun in einer Spannung, welche chemischer Aflinität, oder erneuerter gegenseitiger individualisirender Anziehung Raum gibt. Wenn in den bekannten, im Mergel schief gedrückten Salzwürfeln die Theilbarkeit unterbrochen erscheint, und sich neue Individuen mit wenig verschiedener Stellung bilden, so sind diess wahre Pseudomorphosen von Steinsalz nach Steinsalzformen. Denn es findet im Innern eines schon gebildeten Krystalles durch die individualisirende Kraft eine neue An- ordnung der Theilchen statt. Bei lessularischen Formen, wie beim Steinsalz, ist natürlich die Ausdehnung jederzeit gleich, in drei senkrecht auf einander stehenden Richtungen. Bei den rhomboedrischen des 236 W. Haidinger, Kalkspathes findet durch die Wärme eine stärkere Ausdehnung in der Richtung der Axe statt, als senkrecht auf dieselbe. War daher bei einer Temperatur die Spannung ausgeglichen, so muss bei einer höheren eine neue von der vorigen verschiedene eintreten, die zur Geltend- machung von neuen Affinitäten Raum gibt. Während wir oben aus einem Steinsalz - Individuum durch Pressung mehrere entstehen sahen, so gibt eben diese Species Beispiele, wie sich im Laufe der Zeit mehrere nahe an einander liegende nach und nach zu einem einzigen Individuum umbilden. Die k. k. Hofkammer- Mineraliensammlung bewahrt Stücke von Maros Ujvár in Siebenbürgen, welche dieses Ver- háltniss deutlich darthun. Das Salz, wie es noch vor unsern Augen sich anháuft in den Salzseen, in den Meer- salinen, künstlich oder natürlich wie in den Limans in Bessarabien, besteht aus einer Menge einzelner, lose an einander liegender Krystalle, oder vielmehr krystallinischer Anschüsse, die erst spáter durch fernern Ansatz in ihrer neuen Lage zu Krusten zusammenwachsen, die ein kórniges Gefüge haben. Die Krystalle liegen darin natürlich in mancherlei zufälligen Richtun- gen. Dicke Massen solcher Niederschláge, unter Thon und Schlammschichten begraben, erlauben noch den Salztheilchen einige Bewegung. Die zunáchst an einander liegenden ordnen sich zu grösseren Individuen. Hexaedrische Theilbarkeit geht durch viele hindurch, zeigt aber keine vollkommen glatte und ebene Flächen. Jede derselben ist wie von Mosaik aus einer Menge in ihrer Stellung wenig abweichender Individuen zusammengesetzt, Nach der Mittheilung meines gewesenen Zuhörers Herrn Karl Foith, von Deesakna, findet man mehr als centner- schwere Massen, welche diese Beobachtung bestättigen. Zu entfernteren Krystallisationssphären gehörige Theilchen grenzen dann entschieden in abweichenden Stellungen an einander, und bilden grobkörnige oder grosskörnige Zusammensetzungen. Bei diesen Bewegungen der kleinsten Theilchen werden fremdartige Stoffe ausge- schieden, so das Wasser, atmosphärische Luft, Kohlenwasserstoffgas, das in dem Knistersalz von Wieliczka in so gepresstem Zustande vorhanden ist, dass es bei der Auflösung in Wasser das umgebende Salz zersprengt, auch die bituminösen Stoffe, welehe hier insbesondere einen deutlichen Stinksteingeruch hervorbringen, diese ursprünglich durch organisches Leben be- dingt, wie man denn in einigen Varietäten des Spizasalzes von Wieliezka Foraminiferen u. s. w. findet; endlich erdige Stoffe, nach Massgabe der Pressung wasserhaltiger Gyps, oder wasser- loser Anhydrit, Thon, der später zu Mergel wird, in dem letztern Schwefelkies u. s. w. Schon in diesem Falle wird gewiss die Beweglichkeit der Theilchen bedeutend durch die gegen die Tiefe zu steigende Temperatur und den gleichzeitig statt findenden Druck, die Spannung von allen Seiten modifieirt und erleichtert. Die Materie selbst befindet sich dabei in einem geschlossenen Raume. Bekanntlich ist in geschlossenen Räumen die Spannung durch die Temperatur bedingt. Cagniard de la Tour fand, dass Wasser mit dreimal soviel Luft m einem Gefáss hermetisch geschlossen bei 4009 den ganzen Raum gasförmig, als em gleich- fórmiges Fluidum erfüllte. Flüchtigere Kórper bei niedrigeren Temperaturen, wie denn eine in der Höhlung eines Amethystkrystalles von Sir David Brewster entdeckte Flüssigkeit dieses Phänomen‘ durch die Hand erwärmt zeigte. — Nach dem Gesetze, dass die Temperatur bei über die Pseudemorphosen. 237 100 Fuss um einen Grad steigt, genügt für diesen Effect schon eine geringe Tiefe zwischen anderthalb und zwei Meilen. Es ist erlaubt. anzunehmen , dass bei einer gróssern Tiefe Tem- peraturgrade eintreten, welche hei: dem auf der Oberfláche bestehenden geringen Druck Alles in geschmolzenen Zustand versetzen würden. Vieles wird in dieser Temperatur durch den Druck von Oben abgeändert. |. Aber Wirkung und Gegenwirkung sind stets’ einander gleich. Wichtig für die Wirkung von Pressung scheint eine Beobachtung. Jeffrey's, von wel- cher Berzelius*) Nachricht gibt. Schwach gebrannte Mineralwasser- Fhonkrüge gefüllt, mit einer Auflösung von 11 Drachmen kohlensauren Natrons in 20 Unzen Wasser und Kohlen- sáure, unter dem Druck von 8 Atmospháren, liessen beides, Gas und Wasser durch. Stärker gebrannte liessen blos Gas durch, kein Wasser. Noch stärker gebrannte kein Gas, sondern Wasser mit sammt dem aufgelósten Salze. Bodensátze von Schlamm, von Thon, von Sand, so wie das Wasser selbst üben einen der Tiefe entsprechenden Druck aus. Aber nicht Alles ist Druck von oben. Der Bergmann weiss sehr gut, dass der Firstendruck verháltnissmássie stärker ist, wenn er wenig Erdreich, besonders rolliges, über sich hat. In tieferen Strecken, ganz im festen Gestein, bemerkt man keinen Druck; die Festigkeit. desselben ist selbst das Resultat der Ausgleichung des früher vorhandenen Druckes bei einer Temperatur, welche neuen Affinititen Bahn machte. So gross sind wir berechugt, den Grad der gegenseitigen Pressung anzunehmen, dass im Verg!eich mit demselben die Schwere, das Resultat der Anziehung aller. Körper gegen ihren gemeinschaft- lichen Schwerpunct oder den Mittelpunet der Erde, höchst unbedeutend erscheint. Hier im Kleinen wird nun die individualisirende oder Krystallisationskraft thátig, die unter diesen Verhältnissen viel ungehinderter wirken kann als in unseren Laboratorien, wo wir nur bei der einseitigen gewöhnlichen Pressung der Atmosphäre arbeiten. | Manches gelingt daher in jenen Räumen, was uns zu erzeugen unmöglich bleibt. Die Gesammtmassen jedoch äussern auch wieder ihren proportionellen Druck ‘gegen ‘die Unterlagen und in der Nachbarschaft. Stôrungen geben Anlass zu vulcanischen -Eruptionen, als Sicherheits- Processe für die Gestalt der Erdoberfliche, zu Erdbeben, wobei sich jene Stórungen wieder ausgleichen, deren gross: artigste Ereignisse aber jene ungeheueren Zerreissungen der Erdrinde darstellen, wodurch ‚eine neue Form derselben hervorgebracht wird; und Theile einer und der nämlichen Schicht hoch über das Niveau der frühern Lage als Gebirgsmassé emporgehoben wird, während das Gleich- gewicht és erfordert, dass sich ein angemessener Theil m die Tiefe hinabgedrückt finde. Ganz verschiedenen Zuständen sind nun zusammenhängende Theile einer gleichfórmig ‘gebildeten Gebirgsschicht preisgegeben, Während der emporgehobene Theil nach und nach eine niedri- gere Temperatur annimmt, und während er auf der Oberfläche auf mehr mechanische Weise austrocknet, steigt die Temperatur 'stufenweise‘in der Tiefe, bis sie denjenigen Grad ‚erreicht hat, welcher der! Depression entspricht. Neue Verhältnisse finden nun Statt, eine neue Modi- fication von Druck in den Massen, die ihren Seiten- Zusammenhang verloren haben; endlich werden neue Sáttigungspuncte hervorgerufen; die «den neuen Verháltnissen von Druck und Temperatur angemessen sind. *) Jahresbericht 21. IL p. 36. 238 WF. Haidinger, Die Veränderungen, obwohl gewaltthätig im Ganzen und ungeheuer, aus einem all- gemeinen Gesichtspuncte, gehen ой über die feinsten, zartesten Bildungen schonend hinweg. Die ursprünglichen Former organischer Wesen, von Pflanzen und Thieren bewundern wir noch in harten Substanzen, die allmálig den Platz der organischen Materie eingenommen haben. Eben so treffen wir noch die Formen von Krystallen verschwundener Mineralspecies erfüllt von neuen, denen sie fremd sind. Bei einer allgemeinen Betrachtung können wir Verstei- nerungen und Pseudomorphosen nicht trennen, so wie denn beide am nützlichsten zu dem Zwecke des Verständnisses aus einem gemeinschaftlichen Gesichtspuncte mit den Verände- rungen der Gestaltung der unorganischen Materie überhaupt zu betrachten sind, mag diese individualisirt sein oder nicht. Aber um dieses Chaos in Massen zu sondern, dienen uns beide als feste Vergleichungspuncte. Immer und überall wirken die Stoffe nach den ihnen eigenthümlichen Eigenschaften ; in vielen Wirkungen sind wir Herren derselben, andere hängen von Verhältnissen ab, die über unsere Kräfte sind. Diese Verhältnisse zu erforschen, sie in allgemeinen Bildern dar- zustellen, wird daher der Gegenstand unseres Studiums bei den Pseudomorphosen sein. Unterstützt von Temperatur-Differenz und Pressung, sind die allgemeinsten Stoffe, deren Wirkung sich bemerkbar macht, die sogenannten atmosphärischen Agentien, Luft und Wasser. In dem letzteren insbesondere sind die wichtigsten, kraftvollsten Stoffe, Oxygen und Hydrogen. mit einander gesättigt, und erwarten, um kräftigst auf andere einwirken zu kön- nen, nur die Zerlegung, welche durch die so allgemein verbreitete Elektricität, in ihrer gal- vanischen Wirksamkeit nicht ausser dem Kreise unserer Betrachtung liegt. Übereinstimmend wird die Vergleichung der Mischung in den Pseudomorphosen mit der elektrochemischen Reihung der einfachen Stoffe, und ihr relativer Gegensatz für ihre leichtere Übersicht im Zusammenhange mit einander grosse Vortheile gewähren. Eine jede Pseudomorphose drückt uns zwei feste Puncte in der Reihung chemi- scher Verbindungen aus. Die ursprüngliche Species ist der Anfangspunct, die neue in der Pseudomorphose auftretende die Richtung der Veränderung. Setzen wir Oxygen als Anfang, Kalium als Ende, so erscheint uns Reduction als progressiv, Oxydation als retrograd. So wird die Bildung von Bleiglanz nach Pyromorphit als der Reduction, die von Pyromorphit nach Bleiglanz als der Oxydation analog betrachtet werden können. Ein gänzlich paralleles Ver- halten mit dem ersten Beispiel hat der gewässerte Brauneisenstein gegenüber dem Schwefel- kies; nebst der Oxydation tritt aber hier noch Wasser zu der Mischung. Wasser selbst spielt aber auch oft die Rolle einer Säure. Eine gewässerte Verbindung steht dann dem Oxygen- Anfangspuncte näher als eine wasserlose. Ein diesem Verhältnisse entsprechendes Beispiel, wenn auch mehr durch die Verhältnisse des Vorkommens in der Natur genähert, ist der Gyps in Anhydrit-Formen. Wir betrachten diess als eine der Oxydation analoge Bewegung. Mennige statt Bleiglanz ist gewiss Oxydation, Weissbleierz in Bleiglanzformen eben- falls, letzteres noch dazu in Verbindung mit Säure, Salz statt Sulphuret. Aber die Bildung von Mennige in Weissbleierzformen bleibt immer noch Oxydation, denn das Oxygen selbst ist doch der in der Reihe ganz am Anfange gestellte, der elektronegativste Stoff. über die Pseudomorphosen. 239 Die Bildung von Quarz, Kieselsäure, in seinen verschiedenen Abänderungen als Pseudo- morphose gehört hierher, so wie er abgesetzt erscheint in den verschiedenartigsten Formen nach so manchen theils kieselerdehältigen Verbindungen, in welchen nur die Basen durch die Säure ersetzt werden, und daher das Ganze mehr elektronegativ erscheint, theils nach ganz fremdartigen Verbindungen von anderen Säuren mit Salzbasen. Betrachten wir im Allgemeinen einige Umstände, welche das Vorkommen von Ver- änderungen in der Mischung der Körper in der Natur begleiten, so ist insbesondere die Bildung von Schwefelkies und Brauneisenstein höchst lehrreich. In den Thonstraten, manchen Sandsteinen, Mergeln u. 5. w. finden wir einen grauen Kern, von Eisenoxydul gefärbt, und Schwefelkies, manchmal kohlensaures Eisen enthaltend, umgeben von einer gelben oder braunen Rinde, die Eisenoxydhydrat enthält. Die Rinde und der Kern stehen in dem Ver- hältnisse von oxydirten und -reducirten Körpern. Während die Reduction statt fand, musste die Schicht in anderen Verhältnissen sich befunden haben als nun, wo der entgegengesetzte Process vor sich geht. Sie befand sich in grösserer Tiefe abgelagert, dadurch unter stärkerer Pressung, die jetzt entzogen wird. Die mindere Pressung ist also nun der Oxydation, die stärkere war der Reduction günstig gewesen. Bei gleicher Pressung ruft Veränderung der Temperatur für sich neue Verwandt- schaften des Oxygens hervor; so bekanntlich beim Mercur die Reihe von unserer gewóhn- lichen bis zur schwachen Rothglühhitze dreierlei Zuständen entspricht. Bei der ersten ist das Mercur und sein Oxyd unverändert, bei der letzteren wird das Oxygen aus dem Oxyd geschieden, und Metall gebildet. In einer Zwischentemperatur entsteht aus dem Metall Oxyd durch Aufnahme desselben Stoffes. Eisenvitriol, sehr langsam bis zum Glühen erhitzt, gibt Pseudomorphosen von Eisenoxyd ; ich machte diese Beobachtung gelegentlich in einem Porzellan-Glühofen; für das Eisen bedingt also eine höhere Temperatur bei gleichem Drucke Oxydation, ein Umstand, der wohl zu manchen Pseudomorphosen von Eisenglanz nach Magnet- eisenstein , z. B. bei den Varietäten aus Brasilien, Veranlassung gewesen sein mag. Aber auch Oxydation mit gleichzeitiger Entwässerung schliesst sich an Processe dieser Abtheilung an, wie unter Andern die Bildung von Pyrolusit nach Manganit, oder von Roth- eisenstein nach Würfelerz. Alles diess in elektronegativer Richtung. Die entgegengesetzte Richtung, Verminderung des Wassergehaltes nebst dem: Ab- gange einiger Bestandtheile, wie bei Prehnit nach Analzim, oder Schwefelung statt Oxydation, wie bei dem oben gegebenen Beispiele des Bleiglanzes nach Pyromorphit, die Bildung des Schwefelkieses überhaupt, die wir im Gefolge stärkerer Pressung sehen, strebt zum elektro- positiven Endpunct der Reihe. Hier gibt uns aber der Wassergehalt ganz eigenthümliche Betrachtungen an die Hand. In einer nicht zu grossen Tiefe vermehrt die Pressung die Affinität des Wassers zu gewissen festen Stoffen, während die höhere Temperatur in grösserer Tiefe keinen wässrigen Bestandtheil mehr zulässt. Von dem erstern liefert der Kaolin nach Feldspath einen augenscheinlichen Beleg. In dem Kaolin von Zettlitz in Böhmen finden sich Schwefelkieskugeln. Ich verdanke meinem verehrten Freunde, dem Herrn Geheimen Medicinal- rathe Mitscherlich, mit dem ich vor vielen Jahren diese Localität das erstemal besuchte, Abh. V, 3. 31 249 W. Haidinger, * die Berichtigung der bis dahin dort geltenden Ansichten. Man hatte den Kaolin als Resultat der Verwitterung von Granitsand betrachtet. Mitscherlich sprach ihn als an Ort und Stelle verwitterten Granit aus, gestützt zum Theil auf das Vorkommen von nicht verändertem Turmalin. Die Schwefelkieskugeln aus diesem Kaolin sah ich vielfältig in den Lieferungen von diesem Materiale, wie es der Elbogner Porzellanfabrik zugefahren wurde. Wäre der Veränderungsprocess der Oxydation analog gewesen, so würden sich gewiss nicht Schwefel- kieskugeln zusammen gezogen haben, sondern alles Eisen wäre zu Brauneisenstein verwittert. Der Process der Kaolinbildung ist also ein in elektropositiver Richtung fortschreitender, der Reduction analog. Die Bildung dioritischer Gesteine mit ihren Schwefelkiesen, aber auch ihre Verwitte- rung, bei der sie als weisse wasserhaltige Massen erscheinen, denn auch in diesen kommt der genannte orientirende Körper vor, gehört zu dieser Abtheilung fortschreitender Bil- dungen, wenn auch in verschiedenen, jener in tieferen, dieser in höheren Lagen innerhalb der Erdrinde, während das der Oxydations- oder elektronegativen Richtung entsprechende Nebenproduct, der mit den Alkalien als ein Theil der Kieselerde aus der Mischung jener Gesteine verschwundene Körper in mannigfaltigen Varietäten, als: Quarz, Hornstein, Chal- cedon, Jaspis u. s. w. in Gängen ausgeschieden erscheint. Speckstein nach Quarz, nach so manchen anderen Species in Pseudomorphosen er- scheinend, gehört hierher , während wir genöthigt sind, denselben Körper nach Dolomit gebildet für der Oxydation oder Säuerung analog zu nehmen. Die Bildung von Braunspath, von Dolomit selbst, aus und nach Kalkspath ist deutlich fortschreitend in elektropositiver Richtung. Fehlte uns Alles, so würden die Schwatzer Fahl- erze als Beweis gelten, die sich aus dem Dolomit, ‚also reducirt ausgeschieden haben. Eine spätere geognostische Höhenstellung gab an diesem Orte Veranlassung zu neuen Bildungen im entgegengesetzten Wege, Malachit nach Kalkspathformen, von Blum beschrieben, Kupfer- lasur nach Fahlerz, wovon ein schönes Beispiel in dem k. К. montanistischen Museum zu sehen: ist. Zur Bezeichnung dieser zwei grossen und wichtigen Abtheilungen der Vorgänge in den Pseudomorphosen durch eigene Ausdrücke passen keine von allen denen vollständig, die im Vorhergehenden angewendet wurden, sobald man ein einzelnes allgemein gültiges Wort auswählen will. Die auf die veränderte geognostische Höhenstellung bezüglichen Aus- drücke anogen und katogen, von den allgemein gebräuchlichen griechischen Wörtern &vo hinauf und хбло hinab, scheinen alle wünschenswerthe Beziehungen auszudrücken, indem sie nebst diesem Verhältnisse auch auf den verschiedenen Grad der Pressung, endlich auf den galvanischen Gegensatz der Pole einer Säule hindeuten, in welcher diese beiden Stamm- sylben in Anode, dem Zinkpole, an dem sich der Sauerstoff entwickelt, und Kathode, dem Kupferpole, an dem sich der Wasserstoff etwickelt, enthalten sind. Wir betrachten daher die Pseudomorphosen in zwei grösseren Abtheilungen oder Classen, den anogenen und den katogenen, eine jede unterabgetheilt nach der Gegen- wart oder dem Abgange des Wassers in dem Producte, um die Anzahl der zugleich zu be- über die Pseudomorphosen. 211 trachtenden Fálle in etwas zu vermindern, obwohl auch hier, wie bei allen Reihen die Grenzen nicht fest sind; denn die Quantität des Wassers ist oft an sich sehr geringe , oder es hängt von theoretischen Betrachtungen ab, ob es als der Mischung wesentlich erscheine. So geben frühere Analysen von Klaproth und von Bucholz und Brandes dem Gópfers- grüner Speckstein 51 pCt. Wasser. Lychnell fand gar keines, aber er hatte das Mineral im luftleeren Raume über Schwefelsäure getrocknet. Es darf hier billig gefragt werden , ob nun dieses letzte Resultat die wahre Mischung des Specksteines, wie er sich in der Natur gebildet vorfindet, darstelle, oder vielmehr die Mischung einer neuen künstlich hervorge- brachten Pseudomorphose nach natürlichem Speckstein, so wie etwa pulveriges wasserloses Glaubersalz auf die námliche Art aus dem krystallisirten gewásserten erhalten würde, ohne dadurch die wahre Mischung jener Species darzustellen. In einer gewissen Tiefe der Schichten von der Oberfläche nieder erscheinen Thon und andere nicht krystallisirte Mineralien im constanten feuchten Zustande; die Untersuchung dieses Zustandes wáre gewiss nicht unwichtig zur Beurtheilung des Abstandes dieser Kórper von dem Zustande bei der gewóhnlichen Austrocknung an der Atmospháre von einer gewissen Durchschnittsbeschaffenheit. Die Zweckmássigkeit der Anwendung einer so gewaltsamen Aus- trocknungsmethode, als die bei gänzlich aufgehobener Pressung, muss wohl immer dem Ur- theil des Analytikers anheim gestellt werden. Bei dem Speckstein gibt der Versuch in der Glasröhre oder im Kolben über der Spirituslampe stets Wasser, selbst bei Stücken, die lange Jahre in trockenen Sammlungen gelegen hatten. In dem nachstehenden Verzeichnisse habe ich die meisten der von Blum ge- sammelten Pseudomorphosen nach den elektrochemischen Gegensätzen in den angeführten zwei grossen Abtheilungen und innerhalb derselben in kleinere Gruppen zur bequemeren Übersicht gesondert. Vollständigkeit suchte ich hier nicht zu erreichen, so dass auch mehrere, die ich theils selbst beschrieben, theils später beobachtet, nicht mit registrirt sind. Manche problematische, auch die von Blum als solche betrachteten, blieben weg. Es war mir hier mehr um das Princip, die allgemeine Ansicht dieses Verhältnisses zu thun. Überhaupt ist es keineswegs für wahre Kenntniss förderlich, die unsicheren Angaben älterer Schriftsteller gleichen Schrittes mit den genaueren Angaben bewährter Mineralogen der neueren Zeit aufzuführen. Auch verdienen diese Angaben selbst die möglichste Sich- tung. Besser ist es weniger, und das mit möglichster Sicherheit zu geben., Sind die Daten erst festgestellt, dann gebietet die literarische Gerechtigkeit, den Quellen nachzuforschen ; nur heisse es immer »amicus Plato, sed magis amica verttas.« Erst die Natur, dann die Autoritát. Bei den Pseudomorphosen so vieler Silicate entbehren wir noch der genauen Kennt- niss der Mischungen der ursprünglichen und der neu gebildeten Species. Aber was noch jeder Schriftsteller, der sich mit diesem Gegenstand bescháftigte, gewünscht hat, wir werden nach und nach von dem Eifer und der Anzahl der Naturforscher alle Verhältnisse, die genaue Bestimmung der Species, das vollständig beobachtete geognostische Vorkommen in 31 * 212 W. Haidinger, der Natur, endlich die Mischung der beiden Species, mit einem Wort die genaue Kenntniss der beiden festen Puncte in der elektrochemischen Reihe, erhalten. Zu mehreren Abschnitten folgen kurze Bemerkungen, die mehr das einzelne Detail berühren. Ob auch Alles richtig gedeutet sei? Ich will es nicht behaupten, doch scheint mir dieser erste Versuch einer elektrochemischen Reihung viel für die spätere Ausführung zu versprechen. 12 = © = 6 1 — - CO t9 — I. Anogene Pseudomorphosen. 1. Wasserlose. a) Sulfurete nach Sulfureten. . Buntkupfererz nach Kupferglanz, . Kupferkies nach Kupferglanz. Kupferglanz wird zu Buntkupfererz Ču zu Gu? Fe, durch Aufnahme von zwei Drittel Atomen des elektropositiven Eisens gegen eines des elektronegativen Schwefels, bei gleichbleibenden Kupferverhältnissen zu Kupferkies Ču Fe durch Aufnahme von 2 Fe und 3 S, also mehr des elektronegativen als des positiven Elementes. Sie finden sich in Cornwall. Ich beobachtete sie unter andern in Allan’s Sammlung. . Schwefelkies nach Arsenikkies. Diese Verbindung Fe nach Fe S?+Fe As? entsteht durch Verschwinden des elektropositiven FeAs?. Sie wurde von Blum an einer Freiberger Varietät beschrieben. Der mehr negative Zustand der pseudomorphen gegen die ursprüngliche Species ist klar, weniger auffallend jedoch als bei den nun nachfolgenden Abtheilungen bis zu den Bildungen von Salzen in den Formen anderer Salze. b) Oxyde nach Metallen oder Sulfureten. Antimonit nach Antimon, . Antimonit nach Antimonglanz, . Pyrantimonit nach Antimonglanz, . Wismuthocher nach Nadelerz, . Mennige nach Bleiglanz, . Rotheisenstein nach Eisenkies. c) Salze nach Sulfureten. . Bleivitriol nach Bleiglanz, . Pyromorphit nach Bleiglanz, Weissbleierz nach Bleiglanz, . Gelbbleierz nach Bleiglanz. e 02 19 m 2 über die Pseudomorphosen. 243 d) Oxyde nach Salzen. Mennige nach Weissbleierz, . Rotheisenstein nach Spatheisenstein, . Pyrolusit nach Kalkspath, . Hausmannit nach Kalkspath, . Rotheisenstein nach Kalkspath. c) Oxyde nach Oxyden, Fluoriden. . Eisenglanz nach Magneteisenstein, . Rotheisenstein nach Fluss. J) Salze nach Salzen. . Schwerspath nach Witherit. Bei der Bildung von Schwerspath Ba S nach Witherit Ba С tritt die elektro- negativere Schwefelsäure an die Stelle der Kohlensäure, welche als mehr positiv ver- schwindet. Die Varietäten von Dufton. . Pyromorphit nach Weissbleierz, Die chemichen Zeichen des ersteren PbCI--3Pb? P und des zweiten Pb С stellen keinen klaren Gegensatz dar. Dass die Pseudomorphosen hier ihren. richtigen Platz haben, schliessen wir aus dem auf dem Gange zugleich vorkommenden Brauneisenstein nach Spatheisenstein (I. 3. e.), in welchem diese Richtung unverkennbar ist; wie diess Blum an dem von ihm beobachteten Falle von Markirchen beschreibt. . Speckstein nach Dolomit oder Bitterspath. In den Formeln Mg Si nach Са C + Mg C erscheint die Veränderung deutlich. Erst verschwindet das elektropositive Element Ca C, dann wechselt die positive Kohlen- säure С gegen die negativere Kieselsäure Si. . Speckstein nach Spinell. Hier weicht Mg Al dem Mg Si, theoretisch also die positivere Alaunerde der negativeren Kieselsäure. Der Pleonast vom Monzon enthält nach Abich: Kieselsäure . . . 1,23 Thonerde ©. . 66:89 iRalkerde 92.2.2361 Eisenoxydul ©. . 8,07 99,50 In den pseudomorphen Octaedern aus dem Fassathal fand einer meiner Zuhörer, Hr. Joseph Stadler in Lö we's Laboratorio 244 W. Haidinger, Kieselsáure . . . 37,5 Thonerde. . . . 15,1 Talkerde . . . . 25,8 Kalkerde . о.’ . дл Eisenoxyd о „Аь 4:6 Manganoxyd. . . 1,1 Wasser © M00 100,0 Diese Analyse stimmt keineswegs mit der obigen theoretischen Formel für das, was Speckstein sein sollte, wobei noch nach Lychnell ein gánzlicher Abgang an Wasser angenommen ist. Die Fassa'er Pseudomorphosen wurden übrigens auch über Schwefel. sáure, aber bei der gewóhnlichen Pressung der Atmospháre getrocknet. g) Süuren nach verschiedenen, Kórpern. 1. Quarz nach Bleiglanz, 2. Quarz (Quarz, Chalcedon, Hornstein) nach Fluss, 3. Quarz (Quarz, Prasem, Eisenkiesel, Chalcedon, Karniol, Hornstein) nach Kalkspath, 4. Quarz mit Feldstein nach Kalkspath, 5, Quarz (Chalcedon, Quarz) nach Bitterspath, 6. Hornstein nach Spatheisenstein, . Quarz (Quarz, Chalcedon) nach Baryt, 8. Quarz nach Weissbleierz, -I 9. Quarz nach Pyromorphit, 10. Ouarz nach Scheelit, 11. Ouarz nach Datolith, 12. Jaspis nach Hornblende, 13. Hornstein nach Glimmer. Unbezweifelt ist das Vorkommen dieser Kórper ein Fortschritt der Bildung in elektronegativer Richtung. Den Ouarz mit Feldstein reihen wir billig hier an (4), so wie den nachfolgenden Ouarz mit Zinnstein, wenn auch letztern mit minderer Evidenz, beides Gemenge. h) Säuren und Oxyde, gemengt nach Salzen. 1. Quarz und Zinnstein nach Feldspath. D Dünorphe Körper. 1. Kalkspath nach Aragon. Vorzüglich deutlich tritt aus den Beobachtungen die bestimmte elektronegative Richtung der Umwandlung von Aragon zu Kalkspath hervor. Bei gleichem Druck bildet über die Pseudomcrphosen. 245 sich nämlich in höherer Temperatur unter dem Siedpuncte des Wassers Aragon, bei geringerer Kalkspath. Über der Temperatur der Aragonbildung tritt zwar ebenfalls Kalk- spathbildung ein, doch lässt sich jene erstere in den Pseudomorphosen nachweisen. Die Temperaturgrenzen sind übrigens nicht erforscht. 2. Entwässerte. a) Oxyde nach Oxyden. 1. Pyrolusit nach Manganit, } 2. Hausmannit nach Manganit. Pyrolusit entsteht häufig zugleich mit Brauneisenstein aus der Verwitterung des Spatheisensteines durch elektronegativen Fortschritt. Er zeigt geringere Affinität zum Wasser als der letztere, daher kann auch in den oben benannten Pseudomorphosen ein vollkommen analoger Fortschritt statt finden, obwohl der Körper entwässert wird. b) Oxyde nach Salzen. 1. Rotheisenstein nach Würfelerz. Bei der Bildung von Rotheisenstein überhaupt nehmen ‚wir billig ohne Fehler eine höhere Temperatur als jene an, bei welcher sich durch Hydro-Oxydation ebenfalls elektronegativ Brauneisenstein gebildet hätte. Diese, so wie der nächste Fall, Quarz nach Gyps, schliessen sich vollständig an die vorhergehende Abtheilung an. c) Säuren nach Salzen. 1. Quarz nach Gyps. 3. Gewässerte. a) Oxyde nach Sulfureten. 1. Göthit und Brauneisenstein nach Schwefelkies, 2. Brauneisenstein nach Strahlkies, 3. Brauneisenstein nach Bleiglanz, 4. Antimonocher nach Antimonglanz, Or . Kupferschwärze nach Kupferglanz, 6. Kupferpecherz nach Kupferkies, b) Salze nach Sulfureten, Arsenieten u, s. w. 1. Eisenvitriol nach Eisenkies, 2. Kobaltblüthe nach Speisskobalt, 2 246 W. Haidinger, 3. Malachit mit Braunčisenstein nach Kupferkies, 4, Kieselzink nach Bleiglanz. c) Oxyde nach Oxyden, Fluoriden u. s. w 1. Brauneisenstein nach Eisenglanz, 2. Brauneisenstein nach Rothkupfererz, 3. Brauneisenstein nach Fluss, 4. Psilomelan nach Fluss. d) Salze nach Oxyden, Fluoriden u. ss w. 1. Malachit nach Rothkupfererz, 2. Kupferlasur nach Rothkupfererz, 3. Steinmark nach Fluss. e) Oxyde nach Salzen. 1. Brauneisenstein nach Spatheisenstein, 22 » » Ankerit, 3 » » Kalkspath, 4 » » Bitterspath, 5 р » Weissbleierz, 6 » » © Pýromorphit, 76 » » Baryt, 8 » » Skorodit, 9 » » Wuürfelerz, 10. Manganit nach Kalkspath, 11. Psilomelan nach Barvt, 12. Psilomelan nach Würfelerz, Bei allen diesen Fällen ist wohl der elektronegative Fortschritt augenscheinlich und unzweifelhaft, nämlich bei der Bildung von gewässerten Oxyden und Salzen nach Sulfureten, nach Oxyden, Fluoriden und wasserlosen Salzen. J) Salze nach Salzen. 1. Gyps nach Anhydrit. Diese in geognostischer Beziehung wichtige Thatsache, die Entstehung von Gyps an der Oberfläche von Anhydritmassen, gehört offenbar hierher, es ist eine anogene Bildung. 2. Malachit nach Kupferlasur, 3. Malachit nach Kalkspath, 4. Malachit nach Weissbleierz, über die Pseudomorphosen. 247 Chrysokolla nach Weissbleierz, Kieselzink nach Kalkspath, Kieselzink nach Bitterspath, Meerschaum nach Kalkspath. Die Malachitbildung nach verschiedenen Carbonaten, die Silicate nach Carbonaten, beurkunden die elektronegative Bildungsrichtung. 9. Kieselzink nach Pyromorphit, 10. Pseudotriplit nach Triphylin. Ein phosphorsaures Lithion verschwindet, um einem neuen Antheil Oxygen und ox enr Wasser Platz zu machen. 11. Cimolit nach Augit. Bei den Silicaten fehlt ой ein bestimmter Anhaltspunct. Der von Rammels- berg analysirte Cimolit nach Augit von Bilin, zusammengehalten mit einem Augit aus dem Rhöngebirge, von Kudernatsch analysirt, nicht mit dem Augit von dem glei- chen Fundorte, der nicht analysırt ist, zeigt anstatt der elektropositiven Basen, Magnesia, Kalkerde und Eisenoxydul, welche verschwanden, Alaunerde und Wasser. Auch Dr. Reuss’ Beobachtung eines Oxydationsprocesses in den begleitenden Gesteinen spricht für die anogene Bildung. 12. Serpentin nach Augit. 13. Serpentin nach Amphibol. 14. Serpentin nach Chrysolith. Die Bildung von Serpentin in Augit und Amphibolformen deutet auf eine chemi- sche Veränderung in elektronegativer Richtung, durch Verlust von Kalkerde, Aufnahme von Magnesia und Wasser; doch bleibt nicht ganz fest, ob er nicht ein positiver Rück- stand eines elektronegativen Processes sei, dessen mehr negatives Ergánzungsproduct sich jedoch nachweisen lassen müsste. Diess dürfte jedoch mehr der Fall mit dem vielbe- sprochenen Serpentin nach Chrysolith sein, obwohl er hier mit aufgeführt ist, da z. B. der von Snarum von krystallinischem Dolomit, einem unzweifelhaft katogenen Körper begleitet ist. g) Säuren nach Salzen. 1. Opal nach Kalkspath, 2. Opal (Kieselhydrat) nach Augit. Diese Bildungen sind wohl unbezweifelbar von anogener Natur, der Oxydation analog. Abh. У, 3. 39 248 W. Haidinger, II. Katogene Pseudomorphosen. 1. Wasserhaltige. . a) Salze nach Chloriden. 1. Gyps nach Steinsalz, 2 1 2 3 4 5. 6 ”) . Polyhalit nach Steinsalz. Die katogene Bildung von den unlôslichen Salzen nach dem mehr lóslichen Steinsalz ist augenscheinlich unter vermehrtem Drucke geschehen, da sich ja sonst das Salz nur spurlos verloren hätte. b) Hydratsalze nach Hydratsalzen. . Prehnit nach Analzim, . Prehnit nach Laumonit. Auch Prehnit nach Leonhardit. Nach Zippe *) liegt die Abweichung der Axe beim Laumonit in der Ebene der grossen Diagonale, nicht wie Blum **) angibt in der Ebene der kleinen Diagonale, die schiefe Fläche ist daher überall auf die scharfe, nie auf die stumpfe Kante aufgesetzt. Die Bestimmung des Leonhardits ist daher eine Be- richtigung einiger der früheren Angaben über Laumonit. Die katogene Bildung durch vermehrte Wärme und entsprechenden Druck ist bei der Bildung des Prehnits nach mancherlei Kuphonspathen, denn auch Mesotyp kommt auf diese Art verándert vor, unzweifelhaft. c) Hydratsalze nach wasserlosen. . Kaolin nach Fedspath, . Kaolin nach Porzellanspath, . Kaolin nach Leuzit. Feldspath zertheilt sich, um Kaolin zu bilden, in zwei Mischungen. Die elektro- negative auflósliche Ka? Si$ wird von dem zersetzenden Strome hinweggeführt; die elek- tropositive AI? Si^ bleibt unauflóslich zurück, und erhált noch Wasser. Dass der Fort- schritt der Veränderung in positiver Richtung ging, beweisen überdiess die Schwefelkies- kugeln, welche in dem neugebildeten Kaolin sich ausscheiden. . Chlorit nach. Amphibol, Chlorit nach Feldspath, . Steinmark nach Topas. M ohs 2. Theil p. 258. **) Pseudomorphosen p. 105. 1. m 2. K 2. 3. über die Pseudomorphosen. 249 d) Oxyde nach Säuren. Brauneisenstein nach Quarz. Bei dieser sonderbaren Pseudomorphose, von Blum nach einem Elbaner Vor- kommen beschrieben, ist doch die Basis des Brauneisensteines gegenüber der der Kiesel- erde bei gleicher Sauerstoffmenge elektropositiv 4 Fe 3 H gegen 3 Si. Die Angaben der natürlichen Verháltnisse des Vorkommens fehlen. 2. Wasserlose. a) Salze nach Hydratsalzen. Kalkspath nach Gaylüssit, Kalkspath nach Gyps. b) Salze nach Chloriden, Oxyden ete, Anhydrit nach Steinsalz. c) Salze nach Salzen. Kalkspath nach Feldspath. Die zersetzten Feldspathkrystalle von Ilmenau aus dem rothen Porphyr bestehen nach G. Crasso aus einem Gemenge von kohlensaurem Kalk, etwas Eisenoxyd und in Sáuren unlóslichen Silicaten. Kalkspath nach Augit. Der Gehalt an kohlensaurem Kalk, 15,24 Procent nach Rammelsberg, in, der sogenannten krystallisirten Grünerde aus dem Fassathal von Bufaure, verdient es hier die Pseudomorphose zu erwähnen, da dieses Vorkommen hauptsächlich den Char- akter einer katogenen Bildung darbietet. Dolomit nach Kalkspath. Unbezweifelt ist die Bildung von Braunspath oder Dolomit nach Kalkspath in katogener Richtung fortgeschritten, obwohl ein mehr elektronegativer Bestandtheil Mg C zu dem Сас, nämlich Magnesiakarbonat zu dem Kalkkarbonat , getreten ist. Aber schon das Krystallinischwerden des Kalkspathes selbst, ist ein katogener Fortschritt; auch bei diesem scheiden sich, wie in Rezbänya, Schwefelverbindungen aus. Das Gleiche findet bei Dolomit Statt. Auf so manchen Erzgängen ist der Kalkspath in beiden Rich- tungen der Zerstörung ‚ausgesetzt, und weicht in elektronegativer Richtung dem Quarz, in elektropositiver Richtung dem Braunspath. Die krummen Flächen des letzteren in den Pseudomorphosen lassen wohl auf eine fortgesetzte allmälige Temperaturveränderung während der Bildung schliessen. Wurde Kalkspath in einem Gange sammt dem um- gebenden Gestein tiefer hinabgedrůckt, und während der allmáligen Erwärmung durch Braunspath ersetzt, so konnte dieser bei einer neuen später erfolgten Erhebung des 32 * 4. 5. 6. ji 8. 9. W. Haidinger, Ganzen wieder von Ouarz verdrángt werden. Die Sammlung des k. k. montanistischen Museums in Wien besitzt einen merkwürdigen Fall dieser Art von den mächtigen Gängen von Felsöbänya in Ungarn. Aber auch zu Kalkstein wird der Dolomit durch den Process der Anogenie wie- der umgebildet, wenn er in eine dazu günstige Lage sich gehoben findet. © Bekanntlich treffen wir ihn oft zerklüftet, so dass er beim Daraufschlagen sich leicht in eckige Fragmente trennt. In den Klüften setzt sich Kalkspath in gangförmigen Massen ab; die Dolomit -Individuen in den Fragmenten verlieren ihren Zusammenhang und zerfallen zu Pulver, welches durch Auflösung immer mehr und mehr vermindert, endlich nur ein körperliches Fachwerk von Kalkspath zuriicklásst, porós, und die Eindrücke des früheren Gesteines zeigend. Während des Zerstörungsprocesses trifft man oft Gyps in kleinen Krystallen in den Höhlungen. Dieses Stadium der Zersetzung zeigen insbeson- dere Varietäten von Pitten in Österreich und zwar südwestlich von diesem Orte in der Nähe des Kalkofens. Ich sammelte sie dort in Gesellschaft des k. k. Herrn Hofraths Grafen A, Breunner für das k. k. montanistische Museum. Schwefelkies, der sich in Dolomit katogen ausgeschieden, verándert sich bei diesem anogenen Process in Braun- eisenstein, der unter Andern in der Náhe, in dem Rudolphibaue dieses Eisenwerkes, eine unregelmássige Folge unterbrochener Massen bildend, zu Gute gebracht wird. Rauch- wacke, auch Zellenkalk genannt, und Asche sind das Resultat der fortschreitenden Zer- setzung des Dolomits in elektronegativer Richtung, so wie dieser früher in elektropositiver aus Kalkstein gebildet wurde. Durch meinen verehrten Freund Wöhler wurde ich auf die Beobachtung, die auch Mitscherlich und L. Gmelin anführen, aufmerksam gemacht, dass man Dolomit in Pulverform künstlich zerlegen kann, wenn man eine Auflösung von Gyps durch denselben dringen lässt. Bittersalz wird gebildet und kohlensaurer Kalk bleibt zurück. Dieser Versuch erläutert wohl mit hinreichender Evidenz die Bildung des Kalkspathes aus Dolomit bei unserer gewöhnlichen Temperatur und atmosphärischer Pressung. Häufig beobachtet man in den vielen Gypsbrüchen der östlichen Alpen, z. B. zu Füllenberg bei Heiligenkreuz unweit Baden, zu Weidmannsfeld östlich von Bernitz Ausblühungen von Bittersalz als Vollendung des Kreislaufes in der Bildung und Zerstörung von Dolomit. Zinkspath nach Kalkspath, j Spatheisenstem nach Kalkspath, Spatheisenstein nach Bitterspath, Weissbleierz nach Bleivitriol. Wir haben augenscheinlich katogene Bildungen, wo immer Kohlensäure statt Schwefelsäure in die Verbindungen eintritt. Weissbleierz nach Leadhillit, Weissbleierz nach Schwerspath, 10. Wolfram nach Scheelit, 11. Amphibol nach Augit. 19 19 19 02 über die Pseudomorphosen. 25 1 Blum rechnet nach den Analysen von nicht eisenhaltigen Varietáten, dass Am- phibol aus Augit gebildet wird durch Verlust von 5 Č gegen 3 Mg, also Verlust des posi- tiveren gegen den negativeren Bestandtheil, ganz wie beim Dolomit nach Kalkspath. Auch hier dürfen wir dennoch katogene Veränderung annehmen. Augit kónnen wir durch Schmel- zung bei der gewöhnlichen Pressung der Atmosphäre hervorbringen, Amphihol nicht. Überhaupt ist aber Gustav Rose's Ansicht*), dass der Uralit durch pseudomorphe nldung aus Augit entstehe, bis ins Kleinste der Dolomitbildung analog. Das Vorkommen der mit Amphibol besetzten Augitkrystalle in Arendal u. s. w. stellt sich parallel den Schemnitzer Braunspathen; bei den einen wie bei den andern sind die Individuen in symmetrischer Lage in Bezug auf die Krystalle. Das den Gebirgsdolomiten analoge Vorkommen ist der Uralit im Uralitporphyr. Die Vergleichung der chemischen Mischung fehlt, da wohl der Amphibol, nicht aber der Augit des Uralits analysirt ist. 12. Disthen nach Andalusit, 13. Glimmer nach Andalusit, 14. Glimmer nach Wernerit, 15. Glimmer nach Turmalın, 16. Talk nach Disthen, 17. Talk nach Feldspath, 18. Talk nach Pyrop, 19. Speckstein nach Quarz. Die chemische Stellung des Specksteines gegenüber der reinen Kieselsäure ist gewiss eine elektropositive. Es war ein katogenes Fortschreiten, welches diese Pseudo- morphose bedingt. Dennoch muss der krystallisirte Quarz selbst früher ebenfalls einem ähnlichen Process seine Entstehung verdanken, und zwar in einem absolut tieferen Niveau, als dasjenige, in welchem er dem Speckstein zuletzt weichen musste. Dieses plötzlich verändert, gab zu dem neu eingeleiteten Process Anlass. Mehrere andere Speckstein-Vor- kommen sind hierher geordnet, obwohl in einigen der Speckstein als Silicat negativer dasteht als die Drittelsilicate des Granates oder Glimmers, oder die Zweidrittelsilicate der Augite und Amphibole. Aber im Grunde sind uns in den meisten Fällen die eigentlich mit einander zu vergleichenden festen Puncte unbekannt. Wir besitzen Analysen der Körper, suchen allgemeine Ansichten zu entwickeln, vergleichen sie hypothetisch , aber den einzelnen Fall gerade von dem Speckstein, und gerade das Vorkommen der ein- zelnen Varietät der andern Species, mit welcher er verglichen werden soll, das eben fehlt. 0. Speckstein nach Topas, IR » » Glimmer, 9, » » Wernerit, 3. » » Turmalın, *) G. Rose Ural, Bd. II. p. 247 — 378 252 W. Haidinger, 24. Speckstein nach Staurolith, 2b. » » Granat, 26. » » ]dokras, dale » » © Amphibol, 98. » » Augit. 4) Sulfurete nach Salzen. 1. Bleiglanz nach Pyromorphit. Die elektropositive Richtung der Sulfuret-Pseudomorphosen nach Salzen, im Bleiglanz nach Pyromorphit besonders ausgezeichnet, ist nicht zu verkennen. . Schwefelkies nach Kalkspath, . Strahlkies nach Kalkspath, . Schwefelkies nach Baryt. U v2 + e) Sulfurete nach Sulfureten. 1. Glaserz nach Rothgiltigerz. Das elektronegative Schwefelantimon oder Schwefelarsenik verschwindet aus der Verbindung mit Schwefelsilber, um Glaserz pseudomorph nach Rothgiltigerz zurück zu lassen. 2, Schwefelkies nach Sprödglaserz, 9. Strahlkies nach Sprödglaserz, 4. Schwefelkies nach Rothgiltigerz, 5. Strahlkies nach Rothgiltigerz. Bei den Pseudomorphosen von Eisenkies nach den bekannten silberhaltigen Sul- fureten tritt das elektronegative Antimon und Silber gegen das positivere Eisen aus. Schon bei der Aufzählung der einzelnen Pseudomorphosen verlangten die den- selben in vieler Beziehung parallel gestellten, analoge Verhältnisse darbietenden Gebirgs- gesteine Berücksichtigung. Auch bei diesen lassen sich in grosser Allzemeinheit die beiden Bewegungen des Zustandes, in elektropositiver und elektronegativer Richtung, die katogenen und anogenen Resultate verfolgen. Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Bildungen, wie sie vor unsern Augen entstehen. Einfache mechanische Ablayerungen aus Wasserfluthen sind Gerölle, Schotter, Sand, Schlamm; Producte des organischen Lebens, Kiesel;uhr und Infusorienlager, Humus- bildung, Torfmoore und Treibholzablagerungen. Die vulkanischen Producte erscheinen als glasige und steinige Laven, als Auswürflinge und Asche, die mit Wasser gemengt die Schlamm- fluthen, Breccien und Tufe geben. Jedes einzelne dieser Glieder für sich von den neuesten Perioden nieder verfolgt, erlaubt die Herstellung einer Reihe von Felsarten, von welchen je zwei stets unmittelbar aneinander gekettet sind. Schlamm setzt sich bald so fest zusammen, über die Pseudomorphosen. 253 dass die Thone entstehen, in welchen sich bereits so manche erkennbare mineralogische Species ausscheiden, während die Grundmasse, ein Gemenge aus zerstörten zerriebenen Mine- ralien, keine methodische Bestimmung zulässt. Während des Festwerdens sondern sich die Be- standtheile. Besonders erscheinen Kalkconcretionen und Schwefelkies, letzterer vorzüglich in der Nähe vegetabilischer Reste; der kohlensaure Kalk oft sich in den kalkhaltigen Schalen anlegend, die nun nicht mehr locker, sondern späthig erscheinen, oder auch Salz, Gyps, Spatheisenstein. Beides, kohlensaurer Kalk und Schwefeleisen sind charakteristische Resultate katogener Bildung in elektropositiver Richtung fortschreitend. Die Mergel, die Schieferthone zeigen schon ein festeres Gefüge, obwohl sie sich unmittelbar an die vorhergehenden anschliessen. Die Anzahl der in denselben sich ausscheidenden Mineralspecies wird immer grösser , sie sind oft weniger auf- löslich im Wasser; unter den Pseudomorphosen dieses und des vorigen Stadiums erwähnen wir des Gypses, des Anhydrites nach Steinsalz von Gössling und Hall. Mergel und Schieferthon zertheilen sich nicht mehr wie der Thon im Wasser. Man trifft sie aber dafür vielfältig zerspalten und zerrissen an. Die Wässer, welche in den Klüften ausgepresst werden, stellen die Verbindung mit der Oberfläche her. Während nämlich vor unseren Augen, bewiesen durch die Producte katogener Bildung, ein elektropositiver Fort- schritt, eine wahre Reduction vor sich geht, was sich insbesondere durch die graue Färbung, durch Eisenoxydul verräth, findet an der Oberfläche und entlang den Klüften das Entgegen- gesetzte statt, das Eisenoxydul verwandelt sich in Eisenoxydhydrat, erkennbar an den gelben Fig. 1. und braunen Farben. So ist in Fig. 15 der Kern g grau, die Rinde b braun, letztere oft mit concentrischen , mehr und minder dunklen Streifen gezeichnet. Die Umgegend Wiens in den Schichten des Wienersandsteines zeigt mannigfaltige dahin gehörige Erscheinungen. So die Ruinenmarmore gelblich oder graulich des Leopoldsberges u. s. w., die von den feinsten nur etwa 8 Procent Thon haltenden Schichten bis zu den gröberen festeren übergehen, welche gegen 60 Procent Silicate enthalten. Man wird manche Varietäten mit Nutzen zu hvdraulischen Cementen verwenden können. Die Theorie einer ; ewissen Classe von Gan;bildungen mit den zugleich stattfindenden Veränderungen der Grundmasse kann man nirgends besser studiren, als in einem Abraum zwischen Lainz und Ober St. Veit, südwestlich von Wien, aus dem der Stein für die Sırassenbeschotterung gewonnen wird. Dünne Lagen, im Durchschnitt. von zwei bis acht Zoll dick festeren , Gesteines liegen zwischen Schichten von rothem Mergel mit Aptychus imbricatus und latus, mit Belemnites clavatus, und angeblich Ammoniten. Der Aptychus imbricatus setzt noch in den darunter hervorkommenden Kalkstein nieder, die Schichten sind in der Mitte des Abraums, der auf einem Hügel liegt, horizontal, und neigen sich südlich und nördlich, fast wie die Oberfläche desselben. Der Kalkstein setzt westlich gegen St. Veit mit dem Aptychus fort. Bei St. Veit selbst sind vor vielen Jahren in den südiich vom Orte gelegenen jetzt nicht mehr bearbeiteten Steinbrüchen mehrere Exemplare von Ammonttes humphriesianus gefunden und von Seiner kaiserlichen Hoheit, dem durchlauch- tigsten Erzherzoge Rainer, in dem k. k. Hofmineraliencabinete uiedergelegt worden. 251 W. Haidinger, Ich fand kiirzlich Fragmente gleich ausser dem Orte. Die rothen Mergel sind von Eisenoxyd gefärbt, der grössere Theil der Hornsteine zeigt dieselbe Farbe, auch einige der damit zusammen vorkommenden Kalksteine, doch sind die letzteren häufig grünlich grau. Aber in beiden lässt Fig. 2. sich oft die Beobachtung Fig. 2 bestätigen. Der Kern ist roth gefärbt durch Eisenoxyd, die Rinde grünlich grau durch Eisenoxydul. Wir dürfen wohl für das Fortschreiten in den beiden Fällen Fig. 1 und 2 ein und dasselbe Ge- setz annehmen, ebenso wie Eisenoxydhydrat gegen Oxydul anogene Bildung ist, ebenso letzteres gegen Oxyd. Aber absolut wird das Oxydul in Gesteinen dieser Art nur durch Depression, durch Katogenie hervorgebracht. Es ist gewissermassen eine Ana- katogenie, eine Wiederholung des Processes fortschreitender Bildungen in elektropositiver Richtung, wenn man annimmt, dass zur.Färbung durch Oxyd eine der tieferen Senkung Fig. 3. entsprechende höhere Temperatur erforderlich war, als zur Färbung durch r Oxydhydrat. Das Vorkommen gewisser Hornsteinmassen mit einem von braunem ® Oxydhydrat gefärbten Kern, umschlossen von einer rothea Rinde, spricut dafür, i dass das Eisen in der Hornsteinmasse bereits durch Anogenie hydro-oxydirt war, und späterhin erst in grösserer Tiefe durch die zunehmende Temperatur von aussen hinein in Oxyd verwandelt wurde, Obwohl von einer andern Localität, und ein anderes Verhältniss erläuternd, muss ich hier die in Fig. 4 dargestellten Hornsteingeschiebe des Puddingsteines Fig. 4. erwähnen. Sie haben häufig einen von Oxydhydrat braun gefárbten Kern, und werden von aussen hinein schwarz gefärbt durch Oxvdul, vermittelst des reducirenden Processes der Katogenie, dem das ganze Flótz unterlag. Die Umbildung schreitet von aussen gegen innen vor, und ist noch nicht vollendet. Höchst merkwürdig sind in dieser Beziehung gewisse rhomboidalisch zerklüftete Mergel, die bei Gelegenheit eines Strassenbaues unweit Wilenz auf der gräflich Černin'schen Herrschaft Petersburg in Böhmen gefunden wurden. Die Stücke, welche ich bei der Ver- sarnmlung der Naturforscher in Gratz vorzeigte, wurden mir zu diesem Zwecke von dem Herrn Director des k. К. Hof-Naturalien-Cabinets, Hofrath Ritter von Schreibers, anvertraut, Er selbst hatte sie von dem tierrn Gralen Eugen von Cernin erhalten. Die einzelnen Stücke stellen mit fast krystallographischer Genauigkeit niedrige, gerade, rhomboidische Prismen vor. Die rhomboidische Basis ist Schiehtungsfläche, die Seitenflächen durch Zerklüftung entstanden Zerbricht man die Stücke nach der Richtung aa in der bei- Fig. 5. gefügten Skizze, parallel der Rhomboid -Fläche, so geht der Sprung nicht ganz gleichmässig hindurch , sondern es schält sich im Innern, von rundlichen Flächen begrenzt , ein Kern heraus, während sich eın s ob sl “ Deckel von einer oder der andern Seite ablóst. Der Kern ist blass weisslichgrau, die Schale braun. von Eisenoxydhydrat gefärbt. Olıne Zweifel hat eine durch die Кайе hindurch gepresste alkalische Flüssig- Über die. Pseudomorphoson, 255 keit den Eisengehalt, als Oxydhydrat aus der ganzen Masse an die Oberfläche gezogen und daselbst prácipitirt, nachdem ursprünglich alles in gleichfórmiger Mengung abgesetzt worden, und das Eisen in dem Zustande von Oxydul darin enthalten war. Durch die Verfolgung der Thone, welche die Braunkohlenflötze überdecken, und die selbst schon manchmal fest genug sind, um dem Schieferthon unmittelbar sich zu nähern, gelangen wir zu diesem selbst, zu den Deckschiefern der Alpenkohlen, der Schwarzkohlen, der Anthracite; mit ihren Floren, die eine ursprünglich Thonbildung unabweislich andeuten, und die sich unmittelbar an die Thonschiefer anschliessen, Die geognostischen Übergánge aus dem Thonschiefer, der selbst in so vielartigen, mehr oder weniger ausgezeichneten Varietáten, von mancherlei Farben, Gefüge und Be- schaffenheit erscheint, in die verschiedenen anderen Schiefergesteine, besonders den Chlorit- schiefer und Dioritschiefer, endlich selbst in Gneuse und Glimmerschiefer, Чешме ich hier nur mit wenigen Worten an. Sie bilden wahre Reihen, die man nur recht zahlreich machen muss, um sie auch deutlich und vollständig zu haben. Zwischen die durch eigene Namen bezeichneten Charakter - Varietäten reihen sich die, wo man oft in der Praxis zweifelhaft wird, zu welchen Gliedern man sie záhlen soll. Bei den Veránderungen zu den krystallinischen, den metamorphis chen Gesteinen, bemerken wir, je tiefer und álter desto mehr Zerstórung der Bisilicate, die sich in einfache Silicate (Glimmer, Granat) und Trisilicate (Feldspathe) lösen, wobei noch überdiess reine Kieselsáure (Quarz) ausgeschieden wird, dabei Schwefelkies, Magneteisenstein, Eisenglanz. Unter dieser hohen Pressung und Temperatur bemáchtigt sich die Kohlensáure des Kalkes; bei hoher Temperatur, aber geringerer Pressung muss die Kohlensáure der Kiesel- sáure weichen; bei geringerer Temperatur und Pressung endlich ist die Kieselsáure stark genug durch den langsamen Process der anogenen Pseudomorphosen die Kohlensáure sammt, dem Kalke zu vertreiben. Aber es verdient stets unsere Aufmerksamkeit, zu beobachten, ob der Quarz in der ersten Stufe der Bildung, als Hornstein, Feuerstein, Chalcedon mit verschwindenden Indivi- duen auftrete, oder krystallinisch als Quarz mit deutlichen Individuen. Letztere finden wir vorzüglich als katogene Bildung fortschreitend in elektropositiver, erstere als anogene Bildung zurückgeworfen in electronegativer Richtung. Gleicherweise ist der Kalkspath, die Zusammensetzungs-Individuen im kórnigen salini- schen Marmor katogene Bildung, während der auf Gángen gebildete háufig em elektropositives Nebenproduct eines Fortschreitens in negativer Richtung ist, so der Absatz in den Klüften, des verwitterten Spatheisensteines, der anogen zu Eisenoxydhydrat wird. Bilig hat Berzelius verlangt , man solle die chemische Orientirung bei einer Bildung, wie die von Keilhau aufgestellte des Porphyrs aus Sandstein, nicht aus den Augen setzen, Die Chemie muss uns stets leiten. Aus Sandstein, der nur Quarzgeschiebe enthült, werden wir wohl auf nichts, als auf die grobkórnige Grauwacke geleitet, und sodann auf mehr krystallinisches Quarzfelsgestein. Aber wir haben so viele Gesteme, auch Sandsteine, die nicht bloss aus Quarz bestehen, die wir in ihrer Depression verfolgen kón- Abh V, 3, 33 246 W. Haidinger, nen, dass uns ein Weg ohne zu gewagte Hypothesen offen stehen wird. Auch die Verán- derung in der Masse so mancher abnormer Gesteine wird uns dabei in den Forschungen leiten, doch verfolgen wir sie hier nicht weiter. Das nach und nach immer mehr Krystallinischwerden der, sei es organischer, sei es sedimentärer Absätze von kohlensaurem Kalke verlangt nur erwähnt zu werden. Die Reihe ist leicht mit denen in der Natur verkommenden Varietäten vollständig gemacht. Dass es ein wirklich katogener Process sei, beweist das Vorkommen von Schwefelkiesen, und so mancherlei anderer Schwefelmetalle, die man in dem Kalksteine , vorzüglich in den zunächst der Sohle der Flötze liegenden Theilen antrifft, wo sie sich während des Krystallinisch- werdens des darüber liegenden Kalksteins zusammengezogen. Ein Gleiches findet während der Dolomitisation Statt. Die organischen oder mechanischen sedimentären Quarz-Ablagerungen von Infusorien oder feinem Sand werden nach und nach zu Hornstein, Kieselschiefer, Wetzschiefer, Quarz- fels. In der Ratten in Steiermark zeigt ein merkwürdiger, zu dem dortigen Übergangs: gebirge gehöriger Wetzschiefer einen unreinen geschichteten gemeinen Quarz von grünlich grauer Farbe, der von ganz reinen Bergkrystall - Gängen durchsetzt wird. Er bildet ein vollständiges Analogon zu den von Kalkspathgängen durchsetzten dichten und geschichteten Kalksteinen. Die katogene Bildung von Kalkspath in der Stelle der organischen Räume zwischen den schon als Kalkspath in den Schalen gewisser Thierclassen gebildeten Gerüste von kohlensaurem Kalke ist vorzüglich dadurch merkwürdig, dass die Lage der Krystallaxen durch die in lebenden Körpern schon vorhandenen krystallinischen Kalkabsätze bedingt wird. So in den Radiarien u. s. w. Die Verkieselung des Holzes erhält die feinsten Details unverändert dadurch, dass verschwindend kleine Individuen von Hornstein u. s. w. oder auch der amorphe Opal nach und nach dieselben Gefässe zwischen den organischen Theilen erfüllt, welche das Wasser einnimmt , wenn Holz damit durchdrungen wird. Warum sich Opal, warum sich Horn- stein bilde, der amorphe oder der rhomboedrische Quarz, ist so wenig ausgemacht, als warum prismatischer oder hexaedrischer Eisenkies krystallisiren. Manches spricht dafür, dass auch hier, wie beim Aragon und Kalkspath Temperatur-Verschiedenheiten Veranlassung zur Bildung des einen oder des anderen geben. Oft bildet sich erst prismatischer Eisenkies, dann Schwefel- kies, mit welchen die Krystalle des ersteren, z. B. in Littmitz, in merkwürdig paralleler Stel- lung besetzt sind. Aber auf diesen ist wieder neuerdings prismatischer Eisenkies in schönen Krystallen abgelagert. Der Thon, in welchem sie eingewachsen vorkommen, ist unter Ver- hältnissen entstanden, wenig abweichend von dem Basalttuf, der bei Schlackenwerth die zu Kalkspath gewordenen Aragon-Baumstämme enthält, und bei dem wir sicher genug Abküh- lung voraussetzen. Hier lässt sich ein Wechsel vermuthen. Prismatischen Eisenkies kennt man auch in zarten Flimmern im edeln Opal einge- wachsen, zu Czerwenitza. Ein höchst merkwürdiges Stück davon findet sich in der Samm- lung des Johanneums zu Gratz. úber die Pseudomorphosen, 257 Bei Baszarabasza in Siebenbiirgen kommt versteinertes Holz vor, das im Kern von Hornstein, an der Aussenseite von Opal versteinert ist. Die Farben von zufállig anwesendem Eisengehalt deuten darauf hin, dass sich der Kern gegen die Schale im katogenen Reductions- process befinde. Vorzüglich merkwürdig, und ganz den Veränderungen in unorganischen Sedimentär- bildungen entsprechend, sind insbesondere die Veränderungen in den vegetabilischen Körpern. Das Leben, die Existenz alles Organischen schwebt, wie Liebig insbesondere in neuerer Zeit so umfassend dargethan und ausgeführt hat, vornehmlich zwischen den Einwirkungen des Sauerstoffs, des Wasserstoffs, des Kohlenstoffs, also einer fortgesetzten Oxydation und Re- duction. Von dem Oxygen der Atmosphäre getrennt, können wir auch hier eine fortgesetzte Reduction, eine Veränderung in elektropositiver Richtung oder Katogenie erwarten, die denn wirklich auch, begünstigt durch Druck und steigende Temperatur, nach und nach eintritt. Schon im Torf beginnt die Entfärbung der organischen Stoffe, im mineralischen Torfe schlägt sich, wie in Franzensbad, Schwefelkies in den Quellengängen, den Wurzeln u. s. w. nieder, Es entsteht Essigsäure, Schwefelnatrium. Kohlensäure, gleichzeitig gebildet, bricht mit den Mineralwässern und für sich in Gasquellen aus. Noch dauert auch in manchen Braunkohlen die Entwieklung von Kohlensäure fort, während durch den andern Bestandtheil des Wassers, das Hydrogen, mancherlei Kohlenwasser- stoffverbindungen gebildet werden. Die Kohlen der Alpen, noch mehr die Schwarzkohlen in verschiedenen Ländern, selbst schon reicher an Kohlenstoff, schreiten nun weiter in elektropositiver Richtung fort, durch Ausscheidung gasförmiger Kohlenwasserstoffverbindungen, bis endlich im Anthracit der reine Kohlenstoff übrig bleibt. Dieser wird krystallinisch im Graphit, dessen geognostische Verhältnisse in den kry- stallinischen Schiefern so sehr an das Vorkommen der Steinkohlen erinnern, endlich erscheint der elektropositivste Körper der Reihe, der Diamant in seinen ursprünglichen Lagerstätten nach den neuesten Nachrichten, unter Verhältnissen, die ihm, analog den Granaten im Glim- merschiefer, seinen Platz im Quarz, Itacolumit, eingewachsen anweisen, der selbst eine Säure, also negativ gegenüber dem Diamant steht, aber katogen gebildet. Bei dem Fortschritte der Bildung war keine Basis gegenwärtig, mit welcher der Kohlenstoff in der Gestalt von Kohlen- säure Verbindungen hätte eingehen können. Es musste also entweder Kohlenstoff oder Sili- cium entstehen. Höchst merkwürdig bleibt das Vorkommen des Diamants mit Kieselsäure, dem Quarz, verglichen mit dem Vorkommen des Graphits mit mancherlei Silicaten. In der ganzen Reihe der Steinkohlenbildung verschwindet zunächst der Oberfläche der Sauerstoff, doch nicht ohne Kohlenstoff mit sich hinwegzunehmen, sodann der elektro- positivere Wasserstoff, der gleichfalls Kohlenstoff auflöst; das elektropositivste Glied, der Kohlenstoff, bleibt zuletzt rein übrig. Die Wasserbildung im Anfange der Zersetzung aus den zwei elektronegativsten Körpern gibt ein Product, das weniger auffallend erscheint, als die anderen, weil es ohnediess überall verbreitet ist. 33 * 258 W. Haidinger, Nicht uninteressant wird die Betrachtung der besonderen: Lagerstátten , Lager und Gänge in Verbindung gebracht mit den beständig fortschreitenden Veränderungen der Ge- steine. Aus den Thonen, im Reductionsprocesse begriffen, so lange sie nicht zu fest gewor- den sind, setzen sich die Schwefelmetalle u. s. w. nach ihrer Schwere ab, und da diess wäh- rend der ersten Absatzperiode geschehen musste, so sind die Lager den Schichten der Schiefer- gesteine parallel. Sie tragen in ihrer Zusammensetzung den vollständigen Charakter katogener Bildung, indem sie Quarz neben kohlensauren Basen, Kalk, Eisen u. s.'w., Schwefelmetalle und dergleichen enthalten, Den gleichen. Charakter zeigen andere Gänge, besonders in den grösseren Teufen. Sie entstanden aus Gesteinen, in welchen die perpendiculäre Bewegung der reducirten Körper- theilchen durch die bereits erreichte ‘grössere Festigkeit des Gesteines unmöglich war. Dieneu gntstandenen Species sammelten sich an den Kanten der guer durchgebrochenen Schichten, wie wir diess in kleinen Beispielen leicht iibersehen, aber auch von diesen bis in die, durch den Bergbau erschlossenen, von den grössten Abmessungen; verfolgen :künnen; wenn auch eben das Gigantische der Letzteren gar oft einen Massstab erfordert, den man kaum anzu- legen wagt. Hier sind wir aber eigentlich erst, auf den wahren Schauplatz der Pseudomorphie angelangt. Die Gánge stellen in vieler Beziehung die Fortsetzung der Oberfláche vor, ge- schützt von den wilden Einflüssen mechanischer Kraftäusserungen. Nach Henwoods Beob- achtungen *) sind die Gánge in Cornwall kálter, als das sie enthaltende Gestein, ein ent- schieden elektronegativer Gegensatz, der insbesondere bei der anogenen Pseudomorphosen- reihe durch die Bildung von Eisenoxydhydrat aus Schwefelkies oder Spatheisenstein, bei der Bildung der Bleisalze aus Bleiglanz, bei der Bildung der Quarzpseudomorphosen nach Kalk- spath u. s. w. durch zahlreiche Beweise dargethan wird. Eine entgegengesetzte Richtung, das katogene Ersetzen von Kalkspath durch Braunspath zeigt sich bei anderen Gängen. Bei vielen sind zahlreiche Abwechselungen wahrzunehmen, sei es in der schichtenweisen Ablage- rung verschiedener Mineralspecies an ihren Seiten, sei es durch die mannigfaltig wiederholten Processe der Pseudomorphie, die sich an denselben beobachten lassen. Aus diesem Gesichtspuncte sind die Pseudomorphosen von unendlicher Wichtigkeit für die Theorie der Bildung unseres Erdkórpers. Wenn die Formen von organischen Wesen früherer Zeit uns Beweise von aufeinandergefolgten Epochen geben, so sind nicht minder die Formen von unorganischen Species Beweise für einen früheren Zustand, der verschieden von dem gegenwärtigen an dem Orte war, welchen wir jetzt zu betrachten im Stande sind, aber gánzlich gleich mit andern Zustánden, die uns wohl bekannt sind. Dort erscheint ein Fortschreiten, hier ein Kreislauf der Verhältnisse, ein Beweis für die Bestándigkeit der Naturgesetze. Wo immer die Pseudomorphosen und ihr Vorkommen einigermassen genau be- trachtet wurde, lässt sich die Richtung der Veränderung leicht erkennen; stets leitet aber *) London Literary Gazeite, Schwarz polyt. Journ, 1843 JV, 71, über die Pseudomorphosen. 259 doch ein Vorkommen auf Fragen, die nur durch absichtliches Forschen aufgehellt werden können. Die Ströme lösten selbst manchmal gerade das charakteristische Product auf, und führten es mit hinweg, so den Gyps bei der Dolomitbildung, während ein scheinbar nega- tiveres als Resultat eines wahren positiven Fortschrittes zurückblieb. Am meisten unsicher bleiben wir beim Speckstein. Hier erwarten wir selbst jetzt noch das Beste von der Zukunft, von den neuen Analysen gerade derjenigen Varietäten, und der dabei möglichst zu erhaltenden Species, die zerstört wurden, nebst der ganzen Geschichte der Localität. Diess ist nun freilich oft in Handstücken gar nicht zu erreichen. Die Vergleichung der Mischungen von Pseudomorphosen mit anderen unzersetzten Varietäten entfernter Orte erscheint gänzlich unstatthaft, vorzüglich bei diesen erdigen Mineralien, bei denen von einer Varietät zur andern die Bestandtheile variiren, oder gar theoretisch fest- gesetzt werden müssen, so die Augite, Amphibole, Feldspathe, Kaoline, Specksteine, Stein- marke u, $. w.. bei deren Analyse immer am Ende die Beurtheilung folgt, jwas in ihrer Mischung wesentlich sei, was nicht, Die Pseudomorphosen mit den ursprünglichen Species verglichen, bilden also auch jetzt noch die interessanteste Aufgabe für die Naturforscher. Wenige sind mit allen Neben- umständen des Vorkommens ausführlich dargestellt. Diese insbesonders mit der durch die Analyse gewonnenen chemischen Kenntniss der Zusammensetzung, verdienen wiederholt in der Natur beobachtet zu werden. Manche Frage wird sich dann genügend beantworten lassen, welche in der ersten Beobachtung unzusammenhängend erschien. Vorzüglich wird es dann möglich die ergänzenden Beobachtungen zu machen, woher die neu hinzugetretenen Stoffe kamen, und wohin die fehlenden ausgeschieden wurden. So die Aragone und Kalkspathe , die selbst im katogenen Gegensatze, zu anogenen Quarzen, dem braunen Glas- kopf und Wad stehen, bei der Anogenese des Brauneisensteines aus Spatheisenstein. > sabrow bau ‚tus "BI "us DD we zie m aw E slodrsboiv ; nome cl bw ioifgsro V. oo udn ab odor v 12 sib dob. 19b D u обе le Au bas anogsıh sib dB «en nonem nob d mom "d ) isienseadinqe aug влада inue Val 4 ui ed i i i | n = " 9ái E г ei M sonet a 904. Sid. u пр hi "m "kf mm Ari 5 № у p M sac Ma ud rs р | . Des 4 dors ADT US pen h j Wu TET "Kon Wein ji р | - der p „čtu => j l, —Á E "v | ra sind fort Tube dites. Sm пох ONE NNNM D uri, don | ath IE M ZMÍNÍ | a : dti er: vý M | B hein wind ade Výše v "eh T" m^ yevdu fun CECAL. poor f Verte IDEM lj sibi ré. „vu 9 ral yh N den durchsichtigen Andalusit von Minas novas т Brasilien und den Diaspor von Schemnitz, vorzůglich in Beziehung auf einige ihrer merkwůrdigsten optischen Eigenschaften. Von W. Haidinger. Vorgetragen am 19 September 1843 in der mineralogischen Section der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Gratz, 15400 T ums mm ub ELA ss 9x50 em so „ à ni, | axinmodoa ov voqasid ab in. ut qotili opinio 1us gandainodl qi doilgistov * .aofladoaasgitl imm ao. ' \ zag2nibisH W - - [ | ' до 10doatuats smol 194 taby 003056 aodasisolaiontm job m СР! vd di né AJ% 1177714 4 Über den durchsichtigen Andalusit aus Brasilien. Von WW. Haidinger. D, Zurückführen von neuen Varietáten auf alte, lángst zu den bekannten gezáhlte Species besitzt einen besonderen Reiz, vorzüglich wenn jene unter Verháltnissen vorkommen, die es problematisch erscheinen lassen, ob man sie nicht gar als eigene Species bestimmen sollte. Diess ist vollends dann der Fall, wenn die vollkommensten Varietäten noch mangeln, so wie bisher der vollkommen durchsichtige Andalusit. Als ich im Frühjahr 1826 in Gesellschaft meines verehrten Freundes, des Herrn Robert Allan, die Mineraliensammlungen Wiens besuchte, bemerkte ich in dem damaligen brasilianischen Museum unter Dr. Pohl's Direction gewisse grüne brasilianische Edelsteine, die wie die Topase, Chrysoberylle, Turmaline in abgerundeten Krystallfragmenten gefunden worden waren. Man záhlte sie dem Turmalin bei. Allerdings zeigten sie einen auffallenden Dichroismus, aber dieser war nicht in Bezug auf eine einzige rhomboedrische Axe vertheilt, parallel derselben und senkrecht darauf, sondern die Farbe war grün in Richtungen, welche man senkrecht und parallel einer Axe annehmen konnte, zeigte aber ein reiches Hyacinthroth in gewissen schief gegen die Axe geneigten Richtungen. Es war damals nicht móglich gewesen, eine vollständige Untersuchung anzustellen; die Fortsetzung der Reise führte mich bald wieder von Wien hinweg. Spáter wurde die minera- logische Abtheilung des Museums mit dem k. k. Hofnuneraliencabinete vereinigt. Erst neuer- lich hatte ich Veranlassung, diesen Gegenstand wieder vorzunehmen, als mir durch ämtlichen Auftrag vergónnt war, einige Fragen von wissenschaftlichem Interesse unserem unternehmenden brasilianischen Reisenden, Herrn Virgil von Helmreichen, mitzutheilen. Wir dürfen manche interessante Resultate von diesem ausgezeichneten Montanisüker erwarten, der durch einen bereits mehrjährigen Aufenthalt im Lande dazu vorbereitet, mit der besondern Unterstützung unserer Regierung noch ein paar Jahre wissenschaftlichen Forschungen, vorzüglich auf einer Reise quer durch Südamerika weihen wird. Abb. V, 3. 34 264 W. Haidinger, Um ihm genauere Daten über dieses höchst merkwürdige Mineral zu geben, suchte ich nun meine alten brasilianischen Freunde in dem k. k. Hofmineraliencabinete wieder auf. Mit der grössten Bereitwilligkeit übergab mir auch der k. k. Herr Custos Partsch mehrere derselben zu den nothwendigen Versuchen. Die optischen Verhältnisse insbesondere stellten sich dabei so wunderbar hervor, dass ich lange von dem Gesichtspuncte auszugehen ver- mocht war, ich habe es mit einer neuen Species zu thun, bis mir endlich die Vereinigung mit dem Andalusit gelang. Wenige Varietäten dieses Letztern zeigen einen hinlänglichen Grad von Durchsichtigkeit; umogenauere optische Untersuchungen zu gestatten, darunter aber vor- züglich die von Goldenstein in Máhren, eine zuerst von Glocker*) hervorgehobene Erschei- nung. Nachdem aber einmal diese Übereinstimmung der vollkommen durchsichtigen brasi- lianischen Varietäten mit den gewöhnlichen in Quarz eingewachsenen nachgewiesen war, reih- ten sich die auffallenden Phänomene auch an diejenigen an, welche früher keinen Vereini- gungspunct, darzubieten schienen, Die in dem Kataloge des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes nach Dr. Pohls Angabe registrirte Localitát ist Rio dos Americanas in Minas novas in der Capitanie von Minas geraes, eine sehr ausgedehnte Localität, da sie einen ganzen Fluss begreift. Es ist allerdings nicht leicht, Forschungen auf eine so sehr allgemeine Angabe anzustellen, doch ist auch selbst dieses Wenige noch mehr als die Nachweisung, welche Dombey über die ersten peruanischen Euklase mitbrachte, wie diess Haüy erinnert **), | Es fanden sich keine eigentlichen Krystalle darunter, nur Bruchstiicke, an den Kanten etwas abgerundet, aber zur Erkennung der regelmässigen Formen und zur Orientirung der optischen Phánomene doch sehr glatte, glánzende und regelmässige Theilungsfláchen, wenn auch durch muschligen Bruch unterbrochen, Ziemlich genügende Messungen mit dem Reflexions-Gonyometer zeigten den Winkel eines wenig geschobenen Prismas — 90° 50“ und 899 10°. Diess stellt die Grenze der Reihe der Orthotype nach der krystallographischen Methode von Mohs vor, oder oO. Wir haben daher &O = 909 50° als Datum der Beobachtung. Ich bediene mich hier zur Bezeichnung nicht ganz der Mohsischen Methode, vor- zůglich um die vielfach angefochtenen Zeichen der Addition und Subtraction, + und —, zu vermeiden, wie diess auch Naumann, mehr dem Geiste, als der Observanz des Meisters folgend, bereits als eine wesentliche Verbesserung eingeführt hat. Den Anfangsbuchstaben О (Orthotyp) statt P (Pyramide) anzuwenden erscheint empfehlungswerth, um еше gróssere Ver- schiedenartigkeit in den Zeichen zu bedingen. Eine zweite Beobachtung liess Theilungsflächen in einer gegen die Axe geneigten Lage erkennen, die auf ein horizontales Prisma oder Doma führen, dessen Axe ın der Richtung der grösseren Diagonale der Basis jenes Prismas ausgedehnt erscheint. Die Flächen treten also auf die stumpferen Kanten aufgesetzt, als Zuschärfung hervor, und ihr Zeichen *) Grundriss der Mineralogie, p. 482. ** y Traite, Г. Ш. 031. über den durchsichtigen Andalusit aus Brasilien. 203 wird D sein; als ein Doma, welches in den stumpferen Axenkanten des Grund - Orthotypes liegt. Der Winkel an der Stelle der Endkante betrug etwa 1099, doch waren die Beob- achtungen ziemlich schwierig und nicht so vollkommen, dass nicht einige Minuten fehlen sollten. Aus den beiden obigen Daten ‚annähernd berechnet, fand sich das Verháltniss der Axe und der Diagonaleu des Orthotypes O, nach der Aufeinanderfolge in den M ohsischen Schematen : as bum 1:122 19:47 1,91 die stumpferen und die schärferen Axenkanten, und die Seitenkante der Grundgestalt O, welche hypothetisch angenommen ist, oder & =, 19007504, 119° 30% 909 Durch die Annahme der Axenverhältnisse modifieiren sich die Winkel des Pris- mas auf 909 51’, des Domas auf 109° 4°, wie wir sie nun als Vergleichungsform annehmen, Die Figur 1 zeigt das Zusammenvorkommen der beiden Formen, nach welchen Theilbarkeit zu beobachten ist, das Prisma о О = 90° 51“ und das Doma D = 1099 4° mit der Fläche senkrecht auf die Axe. Zur Orienürung entworfen, gibt diese Figur zugleich die Darstellung der gewóhnlichsten Andalusitkrystalle von den verschiedensten Localitäten, von welchen hier insbesondere die grauen pseudomorphen Bildungen von Disthen nach Andalusit, von Lisenz in Tyrol, namhaft gemacht werden mógen. Die Winkel der Formen wurden bisher angegeben *), und sind nun neu revidirt, wie folgt. Form bisher neu D 1089 1090 44 o O 919 33/ 909 51/ Die neuen Winkel sind genauer als die álteren, die ja auch nur annähernd mit dem Hand- gonyometer bestimmt waren, obwohl auch sie bei vorkommenden vollkommenen Varietäten noch eine kleine Berichtigung zulassen dürften. Mit den solcher Gestalt entwickelten regelmässigen Formen vergleichen wir nun die optischen Verhältnisse, welche bei dem bedeutenden Grade der Durchsichtigkeit der brasi- lianischen Varietäten sehr leicht beobachtet werden können. Man nimmt die Phänomene allerdings schon an den mit rauhen abgeriebenen Ober- flächen versehenen natürlichen Geschieben wahr, aber vollkommener doch, wenn man sie in gewissen Richtungen geschliffen und polirt beobachten kann. Mehrere von den Stücken, welche ich untersuchte, wurden auch zu diesem Zwecke vorgerichtet, und sind nun in dem k. k. Hofmineraliencabinete aufbewahrt. Wir setzen hier voraus, dass man solche geschliffene Exemplare vor sich habe, welche die Beobachtung im vortheilhaftesten Lichte zeigen. Ein Individuum in der Form Fig. 2 geschliffen, nämlich blos von der Fläche senk- recht auf die Axe, und den Flächen « D, parallel der grösseren, und c D, parallel der klei- neren Diagonale des Prismas von 90? 51“ begrenzt, zeigt bei durchfallendem Lichte eine deut- *) Mohs von Zippe, II Theil pag. 334 nach v. Leonhard, c = * 266 W. Haidinger, liche Verschiedenheit in den grünen Nuancen in den drei verschiedenen senkrecht auf čin- ander stehenden Richtungen. Senkrecht auf die Fläche &D, oder in der Richtung der kürzern Diagonale gesehen, erscheint ein schönes gelbliches Ölgrün. Senkrecht auf die Fläche x D, oder in der Richtung der langen Diagonale des Prismas von 909 51“ ein etwas schwärz- liches Olivengrün, doch beide vollkommen klar. Senkrecht auf die Fläche oO , oder in der Richtung der Axe des Prismas beobachtet man eine Zwischenfarbe zwischen Ölgrün und Oliven- grün. Das letztere hat bedeutend mehr Schwarz, das erstere Gelb in seiner Mischung. Ein Prisma Fig. 3, senkrecht auf die Axe und parallel den Seitenflächen des Prismas von 90° 51^ geschnitten, zeigt durchaus jene Zwischenfárbung, in senkrechter Richtung gegen die Flächen. Betrachtet man Fig. 3, in gegen die Axe geneigten Richtungen, so erscheint in einer Richtung senkrecht durch die Kanten zwischen oO und ©O, das ist in den Richtungen senkrecht durch die Flächen des hypothetischen Grundorthotvpes O, so wie dieses in der Fig. 4 durch künstliche Flächen dargestellt ist, ein schönes, tiefes Hyacinthroth. Die grösste Tiefe dieser rothen Farbe erscheint gegen die stumpfere Kante y zu, während sie gegen die schärfere x zu etwas abnimmt. Die Beobachtung durch künstliche Flächen, wie Fig, 5, zeigt Modificaticnen jener Er- scheinung. — In der Richtung 00, D, «D gedreht, sieht das Auge durch D nur einen schwachen Grad der Erhöhung der rothen Farbe, Die gemischte grüne Farbe durch die Flächen 00 geht durch eine schwache röthliche Tinte in das Olivengrüne der Diagonalfláchen xD über. Eine viel interessantere Erscheinung bietet das Flichenpaar von D. Dreht man das Individuum Fig. 5 in der Richtung von 00, D, æD, so zieht sich in der Fläche D ein heller ölgrüner Streif zwischen tief hyacinthrothen Sectoren hindurch, so dass der Effect durch D und die gegenüberliegende Fläche gesehen, wie Fig. 6 erscheint. Natürlich lassen sich die Sectoren in jedem der zwei Flächenpaare des Domas D beobachten, Fig 7. Die Richtungen, in welchen sie erscheinen, schliessen also einen Winkel mit einander ein. Sehr auffallend erscheint alles diess in zu diesem Zwecke in der erforderlichen Rich- tung geschnittenen Platten. Je dünner übrigens diese sind, desto weniger deutlich geschie- den erscheinen die Farben. Das Roth ist an und für sich schwächer in den rothen Stellen, und in den grünen werden die durchgehenden rothen Strahlen nicht so vollständig absorbirt. Besonders schön zeigen sich die rothen Sectoren neben den zu beiden Seiten diver- girenden ólgrünen Balken, wenn ein Individuum in der Gestalt einer Kugel geschliffen wird, Fig. 8. oder eines Cylinders, Fig. 9. Vier solche Systeme von grünen Strahlenbündeln mit rothen Sectoren erscheinen bei einer Umdrehung um die längere Diagonale der Basis von O. Die Puncte der möglichsten Annäherung zweier gegenüber liegender rother Sectoren oder die Mittelpuncte der Farbensysteme zeigen die Lage der sogenannten resultirenden opti- über den durchsichtigen Andalusit aus Brasilien. 267 schen Axen, oder derer Linien, parallel welchen in dünnen Bláttchen im polarisirten Lichte die ovalen farbigen Ringsysteme beobachtet werden. Der optische Charakter der Ringsysteme ist derselbe wie der des Kalkspathes, indem unter den gleichen Verhältnissen das schwarze Kreuz am Kalkspath und schwarze Linien in den elliptischen Ringsystemen des Andalusits erscheinen, Den Winkel, welchen die zwei Axen no und pg mit einander einschliessen, fand ich — 929 27“ und 870 33°, und zwar in der Lage, wie die 10te Figur darstellt. Die Haupt- axe der Grundgestalt, senkrecht durch оО gehend, halbirt den Winkel von 929 27°. Zur Messung beobachtete ich die Aufeinanderfolge der vier Systeme an einem kuglig geschliffenen Krystall, auf einem weissen Papierschirme vor einem hellen Lichte, und die Übereinstimmung ihrer Mittelpuncte mit einer der Axe der Bewegung parallelen Linie. Sir David Brewster hat ein Phänomen ganz dem vorhergehenden analog am Dichroit beobachtet. In Allan's Sammlung in Edinburg befand sich ein geschliffenes Exemplar dieses Minerals, an welchem die Richtung der Schnitte durch Brewster so gewählt worden war, dass die schönen dunkelblauen Sectoren neben den röthlichgrauen durchlaufenden divergiren- den Lichtbündeln genau so erscheinen, wie die rothen und grünen am Andalusit. Der Andalusit zeigt aber seinen Dichroismus oder vielmehr Trichoismus noch auffal- lender im polarisirten als im gewöhnlichen Lichte. Den Contrast der Farben beobachtet man am besten, wenn die verschiedenen Nuancen nebeneinander erhalten werden können, wie diess bei der einfachen Beobachtung durch ein Stück Doppelspath geschieht, da bekanntlich die zwei Bilder desselben entgegengesetzt polarisirt sind. Man kann bei geringer Stärke ziem- lich lange Theilungsgestalten zu diesem Zwecke benützen, wenn man wie in Fig. 1| an die geneigten Enden Glasprismen von etwa 18? anklebt. Der durch die Lichtöffnung L eintre- tende Strahl erscheint am andern Ende mit beiden Arten der entgegengesetzten Polarisation, und zwar in O der gewöhnliche, in E der ausserordentliche, wenn bei a der stampfe Winkel des Rhomboeders ist. Man kann auch noch einfacher blos ein Stück Papier mit einer kleinen Lichtöffnung auf ein Stück Doppelspath aufkleben, so dass die zwei Bilder vollständig geson- dert sind. Das Nichol'sche Prisma gewährt nur ein Bild auf einmal, das andere erscheint nach einer Umdrehung desselben um seine Axe von 90°, während welcher das erste ver- schwindet. Man beobachtet durch die Kalkspath - Vorrichtung die Andalusitkrystalle in verschie- denen Stellungen, die Vorrichtung selbst bleibt immer so, dass der ordentliche Strahl ober dem ausserordentlichen erscheint. Hält man die Axe des Andalusites horizontal hinter die Lichtóffnung wie in Fig. 12, so erscheint das obere Bild roth, und zwar bei einer Dicke von etwa einer Linie schon so dunkel, dass es schwarz zu sein scheint, Nur das hellste Sonnenlicht zeigt noch ein dunkles Blutroth. Das untere Bild ist grün, und zwar je nachdem man die Diagonalen hält, entweder ölgrün oder olivengrün , ersteres senkrecht auf ©, letzteres senkrecht auf © D gesehen. 268 WF Haidinger, Gibt man dem Andalusit die Lage Fig. 13, so dass seine Axe vertical ist, so erscheint das obere Bild griin, das untere roth. Der Contrast zwischen den beiden Farbenschattirungen, den grünen und den rothen, ist so gross, dass dieser Versuch zu den interessantesten gehört, die man; nur immer in Bezug auf diese Abtheilung von Erscheinungen machen kann, Begreiflich lässt sich der Versuch auch umkehren ; man betrachtet: die. hellen weissen Doppelspathbilder durch Andalusitplatten. Bei geringerer Dicke derselben ist die Polarisation wohl noch unvollständig, so dass nur die Bilder grün oder roth erscheinen. Erst bei der Dicke von etwa einer Linie tritt Schwarz ein, indem das Rothe immer dunkler wird, aber selbst dann ist das grüne helle Bild so klar, dass man die feinsten Schriftzüge dadurch er- kennt, Platten von Andalusit von der erforderlichen Klarheit und Dicke würden daher sehr werthvolle optische Apparate bilden, ganz so wie die der Axe parallel geschnittenen Platten von Turmalin, aber durch den stärkeren Contrast der vollkommeneren Durchsichtigkeit mit dem tiefern Schwarz noch wünschenswerther. Vielleicht gelingt es später in grösserer Menge dergleichen Varietäten aufzufinden. a Zwei Andalusitplatten in paralleler Stellung zeigen die grüne Farbe, welche ihrer Dicke, beide Platten zusammengerechnet, zukómmt. Миг bei einer gewissen Dicke wird alles Roth absorbirt, daher ganz dünne Platten róthlich sind, dickere grün. Legt man zwei ganz dünne Platten in paralleler Stellung aufeinander, so entsteht eme mehr grüne Schattirung. Analog be- o merken wir auch an den grünen Krystallen oft róthliche Splitter, die sich durch Sprünge davon weggezogen haben. Die Lage der Axe in den Andalusitplatten lásst sich sehr leicht durch eine besondere Art von Streifung, Fig. 14, erkennen, welche sie im Innern zeigen, selbst wenn die Flüchen ganz vollkommen geschliffen und polirt sind. Man bemerkt námlich stets deutliche. Streifen in einer auf der Axe senkrecht stehenden Richtung, und zwar jeder Zeit, man mag durch zwei entgegengesetzte Flichen des Prismas © O von 909 51^ hindurch sehen, oder durch die Diagonalflächen © D oder æ D. Sowohl die brasilianische Varietät, als auch die von Golden- stein in Mähren, zeigt diese Eigenthümlichkeit, Zwei Andalusitplatten mit ihren. Axen gekreuzt, Fig. 15, zeigen die nach Verháltniss der Dicke hyacinth- oder blutrothe Farbe, so wie zwei Turmalinplatten gekreuzt diejenige Farbe zeigen, welche man bei der letztern Species im gewöhnlichen Lichte bemerkt, wenn man in der Richtung .der Axe hinsieht, Andalusitplatten und Turmalinplatten zusammen geben aber die dunkleren Farben in paralleler Stellung, die lichteren in gekreuzter. Es zeigt sich daher in Bezug auf die rhom- boedrische Hauptaxe des Turmalins und die prismatische Hauptaxe des Andalusits der gerade entgegengesetzte optische Charakter. Ein vertical gestelltes Andalusit-Prisma a erscheint roth durch ein horizontal gestelltes gleiches Prisma von Andalusit b, oder durch eine vertical gestellte Platte von Turmalin c; die beiden letztern bringen gleiche Wirkung hervor. Ebenso wie die Farbe der senkrecht auf die Axe betrachteten Prismen sich durch den Doppelspath in Grün und Roth zerlegen lässt, ebenso gelingt eine Zerlegung der Farben, über den durchsichtigen, Andalusit aus Brasilien. 269 wenn man in der Richtung der Axe selbst binsieht. Die natürliche Farbe ist dem Ölgrünen genähert, die beiden Bilder erscheinen im Contraste gegeneinander , das eine ölgrün, stark gelblich‘, und das andere bleich olivengrün, genau wie. die zwei Schattirungen sich unter- scheiden, welche man senkrecht auf die Axe der Prismen durch die Diagonalfláchen «D und «D hindurch. wahrnimmt, | Die Lage der Farben wird aus Betrachtung von, Fig. 19 klar werden. Man. bringe hinter die Lichtöffnung eines Doppelspathes ein Stück Andalusit in. einer solchen Газе,‘ dass die Diagoralflächen von © D horizontal erscheinen, dass man sonach in verticáler Richtung die ölgrüne, in horizontaler die olivengrüne Farbe beobachten kann. In dieser‘ Voraussetzung finden wir'das obere Bild ólgrün, das untere olivengrün, beide gegen einander lebhaft contrasurend, so wie überhaupt diese Zerlegung der Farbe die kleinen Ver- schiedenheiten der beiden grünen Nuancen in den zwei senkrecht auf die Axe stehenden Richtungen eigentlich erst recht hervortreten lässt. Der vergleichende Eindruck auf das Auge macht das Bild der Verschiedenheit erst nett und klar. Entgegengesetztes, das ölgrüne Bild unten, das olivengrüne oben, wird durch eine um 909 gedrehte. Stellung des Andalusits hervorgebracht, wenn námlich © D horizontal ist. In der Stellung der Fig. 19 lásst sich noch eine Beobachtung in Bezug auf die Farben- verhältnisse machen. Dreht man námlich den Andalusit um eine horizontale auf der Gesichts- linie senkrechte Axe ein wenig nach oben und unten, so bleibt die ölgrüne Farbe des obern Bildes unverándert, wáhrend das Olivengrün des untern sogleich dem Hyacinthroth Platz macht. Dreht man dagegen den Andalusit um eine verticale Axe ein wenig gegen rechts oder links, so bleibt das untere Olivengrün unverändert, das Roth tritt in das Feld des obern Ölgrün ein. Die Strahlenbrechung zur Bestimmung des Exponenten wurde gemessen durch ein Prisma von zwei künstlichen Flichen, welche sehr nahe die Lage hatten von einer Flüche des Prismas с O und von der Fläche o D, welche der längeren Diagonale des Prismas von 909 51° parallel ist; so wie diess Fig. 17 zeigt. Krystallographisch wäre dieser Winkel 449 40°. Die geschliffenen Flächen waren unter 44? 24^ geneigt. Die Messung gab nun für die sehr wenig von einander getrennten zwei Bilder, von welchen das weniger gebrochene mit rother Farbe, das stärker gebrochene mit grüner erschien. unabhängig der prismatischen Ränder, folgende Werthe zur Berechnung. Für das weniger gebrochene rothe Bild 15° 40%, für das mehr gebrochene grüne Bild . 15° 50% Wir haben daher 5 5 sin. 229 12/—E [59 50! sn. 229 117 : : 4 '^ 999 194 59 404 nn zweiten Balle E — 9M 4^ = T7 9 = 197 15° 40 , oder sın 220) 194 im ersten Falle E — 270 W. Haidinger, den Exponenten 1,624 für Roth und 1,631 für grün. Mit dem Doppelspathe untersucht, bleibt das gebrochene Bild im obern ordinären Strahle unverändert, während das rothe verschwindet. Im untern extraordinären Strahle bleibt das rothe gebrochene Bild unverändert, das grüne verschwindet. Der stärker gebrochene grüne Strahl nach dem Exponenten 1,631 ist daher der ordentliche Strahl, oder derjenige, welcher im Andalusit die gewöhnliche Brechung erlitten hat. Der schwächer gebrochene rothe, nach 1,624, repräsentirt die ausserordentliche Bre- chung. Der letztere wird zugleich in der Richtung senkrecht auf die Hauptaxe von der Substanz der Krystalle absorbirt nach Massgabe der Dicke. So wie im obern Strahle des Doppelspathes, verschwindet das rothe Bild, wenn man durch eine analysirende Turmalinplatte hindurchsieht, deren Axe senkrecht steht auf der Axe des brechenden Andalusitprismas von 44° 24“. Das rothe Bild verschwindet gleichfalls, wenn man es durch eine analysirende Anda- lusitplatte beobachtet, deren Axe parallel ist der Axe des brechenden Prismas, das heisst, wenn die Axen der beiden Individuen einander parallel sind. Das grüne Bild dagegen verschwindet im untern Doppelspathstrahle, ferner bei paral- leler Stellung der Axe des Turmalins und bei senkrechter Stellung der Axe des Andalusits gegen die Kante des brechenden Prismas. Die Turmalinplatten sind zu diesem Versuche vorzüglich anwendbar, da die alterniren- den Bilder durch sie vollständig verschwinden. In der Eigenschaft der Härte und des eigenthümlichen Gewichtes stimmen die durch- sichtigen brasilianischen Andalusite vollkommen mit unsern andern wohlbekannten Varietäten. Die Härte ist = 7,0 bis 7,5. Sie übersteigt die des Quarzes vorzüglich in der Richtung der Axe der Krystalle. Das eigenthümliche Gewicht fand ich = 3,170. Über den Diaspor von Schemnitz. Von WW. Haidinger. Duc Herrn Dr. Baader erhielt ich vor etwa zwei Jahren die ersten Proben eines merkwürdigen Vorkommens aus Schemnitz, die zwar für eine ganz genaue Bestimmung nicht genügten, da insbesondere die Formen nicht vollständig zu entwickeln waren, die mir aber doch am náchsten mit dem Diaspor übereinzukommen schienen. Ich hatte das eigenthüm- liche Gewicht — 3,303 gefunden, die Härte = 6. Zwei Krystallfláchen , von welchen einer eine sehr vollkommene Theilungsfláche parallel ging, schnitten sich etwa unter 115?, dem Supplement des von Phillips angegebenen Winkels von 65°, doch zeigte sich noch eine zweite, ähnlich gegen die vollkommene Theilungsfläche gelegene Krystallfláche. Übrigens stimmte das heftige Zerspringen in einer Glasróhre in der Spiritusflamme, die Entwicklung von viel Wasser erst nahe an der Glühhitze, endlich die blaue Farbe mit Kobalt - Solution vor dem Löthrohr, die ich vergleichend an dem Schemnitzer Mineral und dem Sibirischen Diaspor untersuchte. Später erhielt ich durch die Schemnitzer Berg-Akademiker, Herren Franz Ritter von Hauer, und Adolph Patera, eine grössere Auswahl von Stücken zur Untersuchung, an welchen schon die Formen einige nähere Bestimmung erlaubten. Auch Herr Professor Nie- derrist, gegenwärtig k. k. Bergverwalter in Raibl, sandte mir mehrere schätzbare Varietäten; Einiges gab mir der tyroler Mineralienhändler Augustin. Endlich verdankte ich dem k. k. Herrn General-Land- und Hauptmünzprobirer Löwe eine höchst interessante und reich- haltige Suite, theils zur Untersuchung, theils für unsere montanistische Hofkammer-Saminlung. an der ich nun, so weit diess thunlich scheint, die Formen und die merkwürdigen optischen Eigenschaften wahrnehmen konnte. Zugleich unternahm Löwe selbst die chemische Analyse, und verschaffte noch nachträgliche Sendungen und Notizen von dem k. k. Herrn Bergrathe und Oberhüttenverwalter Ertel in Schemnitz, von welchem ihm auch die früheren mitge- theilt worden waren. Abh. V, 3. 35 272 W. Haidinger, Ich führe hier die Eigenschaften der neuen Varietát in der Ordnung der M ohs'schen Schemate auf und vergleiche sie unmittelbar mit den gleichartigen Eigenschaften des Diaspor's in den mineralogischen Werken, welche ihm ungemein nahe stehen, wenn sie auch selbst noch im Grunde sehr unvollkommen untersucht sind. 1. Form. Die Krystalle kommen eingewachsen in einer dichten Masse vor; die regelmássigsten, welche man beobachten kann, haben die Form Fig. I. Die am deutlichsten ausgebildete Fláche M entspricht einer hôchst vollkommenen Theilbarkeit, auch die Prismen s und p sind gut gebildet, und mit einiger Genauigkeit messbar; sie geben, p gegen p anliegend, 1290 54, über M 509 6°, s gegen s über M 1099 6/, über p und p 709 54“, entsprechend dem Verhältniss der dreifachen Diagonale des Querschnittes, wenn die andere unverändert bleibt. Die Winkel der beiden Flächen nn sind = 151° 54‘, o gegen о an derselben Kante -— 479 5% das Querschnittsverhältniss — 1: 8. Die übrigen Winkel von o gegen о anliegend, und über die Spitze waren 1519 54“ und 379 56“, das Supplement des letzteren an der Basis des Orthotypes 142° 44, Der ebene Winkel « folgt mit der Beobachtung ziemlich übereinstimmend = 1059 504. Die in der Figur angegebene Abrundung der Kanten erschwert das Studium unge- mein, obwohl die kleinen Krystalle dadurch sehr charakteristisch erscheinen, Die Winkel, parallel der verticalen Axe und der Axenkante zwischen n'und'n sind ziemlich genau bestimmt, für die übrigen Abmessungen musste ich mich mit Annäherungen begnügen, um das Verhältniss der Axen in der Grundgestalt O zu bestimmen, wie folgt: ab. exssslps albido SANTO Zwischen o und M bemerkt man öfters Abstumpfungen, die ein anderes Orthotyp bezeichnen. Endlich erscheint zuweilen in. einzelnen Krystallen eine Fläche senkrecht auf die Axe оО, nur mit der verticalen Fläche combinirt, Die Formen der Schemnitzer Varietät gehören nach den deutlichsten der |. vorkom- menden Krystalle in das orthotype System. Wohl sind sie gewöhnlich nur zunächst einer der acht Flächen: des Grundorthotyps vollständig ausgebildet an den andern ganz unregel- mässig; auch habe ich viele einspringende Winkel bemerkt, an der Stelle der verticalen Kante zwischen p und p und den geneigten Kanten zwischen n und n, und zwar nach beiden, sowohl den schárferen als den stumpferen Axenkanten; dennoch war es mir nicht möglich, eine Regel in diese Erscheinung zu bringen, indem es keine regelmässige Zusammensetzung im Innern wahrzunehmen gab. Allerdings ist hier noch eine andere Art von regelmässiger Zusammensetzung möglich, selbst nicht unwahrscheinlich, wenn wir den Isomorphismus von Aluminium und Eisen er- wägen; da nach Hess der Diaspor die Formel des Nadeleisenerzes hat, АН und FH, und letzteres wieder isomorph ist mit dem Manganit MnH. An letzterem beobachtete ich eine geneigtflächige Hemiedrie und regelmässige Zusammensetzung zur Ausgleichung des ge- über den Diaspor von Schemnitz. 273 störten Ebenmaasses; an dem Eisenerz beobachtete Breithaupt ein gleiches Verhältniss. Hoffentlich wird man in der Folge auch am Diaspor hinlänglich gute Krystalle finden, um diesen interessanten Punct sicher zu stellen. Ein Mangel an Symmetrie dieser Art könnte den anorthischen Charakter bedingen, welchen man am sibirischen Diaspor beschreibt, dessen Formen überhaupt noch sehr unvoll- kommen bestimmt sind. Das Wichtigste davon, die einzelne ausgezeichnete Theilungsfläche und die Neigung der anstehenden Krystallfläche stimmt übrigens sehr genau mit den gleich- namigen Flächen der neuen Varietät, von Phillips zu 115° angegeben, oben als Combinations- kante zwischen M und p = 114° 57% Diess letztere, und die Beschaffenheit der Theilungsflächen selbst, die ungemeine Ähnlichkeit zwischen den Varietäten von Schemnitz, Broddbo, Miask, auch in der Art ihrer Zusammensetzung stellen die Übereinstimmung derselben in Aussicht. Die letzteren Varie- täten verglich ich an Stücken in dem К. k. Hofmineraliencabinet. 2. Optische Eigenschaften. Hier kommen wir zu dem, wenn auch längst nicht mehr auf eine Species beschränkten, doch immer höchst wunderbaren Phänomene des Dichroismus und Trichoismus, der nach den auf einander senkrecht stehenden Axen ausgetheilt ist. Zur besseren Versinnlichung nehme man die natürlichen Krystalle, oder auch unvoll- kommene, um und um in der Grundmasse eingewachsene Individuen in paralleler Stellung Fig. 2, künstlich geschliffen in den drei senkrecht auf einander stehenden Richtungen, und mit den Haůyschen Buchstaben P, M, T bezeichnet. Die Varietáten sind von sehr verschiedenem Grade der Fárbung, vom gánzlich farb- losen bis.zu einem dunkeln Violblau, welches in manchen eingewachsenen Krystallen wahr- genommen wird. Untersucht man diese näher, indem man sie von allen Seiten frei macht, so erscheint in der Richtung senkrecht auf M ein vollkommenes Violblau mit deutlicher Nei- gung ins Blaue, senkrecht auf P ist ein röthlicheres Pflaumenblau, senkrecht auf T endlich ein sehr blasses Spargelgrün. Noch auffallendere Contraste gibt die Betrachtung der Individuen im polarisirten Lichte, indem man durch zwei Kalkspaththeilungsflächen in der Richtung des Hauptschnittes durch eine an der entgegengesetzten Seite angebrachte Blendung hindurch sieht. Die Fläche M erscheint in verticaler Stellung im oberen ordentlichen Lichtstrahle viol- blau, im unteren ausserordentlichen himmelblau, in horizontaler Stellung im oberen himmelblau, im unteren violblau. Die Fläche T in verticaler Stellung im oberen ordent- lichen. Strahle honiggelb, im untern ausserordentlichen himmelblau, in horizontaler Stellung im obern Strahl himmelblau, im untern honiggelb; die Fläche P endlich mit ihrer PM Kante vertical, im: obern ordentlichen Strahle honiggelb, im untern violblau: mit ihrer PM Kante horizontal, im obern violblau, im untern honiggelb. 35 * 274 W. Haidinger, Zur leichteren Übersicht dient folgende Tabelle. TIT = M | T P m vertical | horizontal | vertical и |. horizontal, horizontal P M vertical| P M horizontal violblau himmelblau honiggelb himmelblau honiggelb . .violblau E | м т T | = | rcs | himmelblau violblau himmelblau honiggelb violblau honiggelb Dreht man ein Individuum um die Axe M T, wenn us sich in horizontaler Lage befindet, so bleibt himmelblau\im obern Bilde in jeder Stellung, im untern wechseln violblau und honiggelb; ist die Axe MT vertical, so findet das Umgekehrte statt, himmelblau ist con- stant im obern Bilde, im untern wechseln violblau und honiggelb. Bei einer Drehung um die Axe MP ist violblau constant, bei einer Drehung um P T honiggelb. Die Farben sind meistens blass, vorzüglich das Himmelblaue, das sich dadurch dem Berg- grün nähert; ganz die Farbe gewisser Aquamarine oder Berylle. Ebenso geht das blasse Honiggelb in Weingelb über. Keine Spur einer Zusammensetzung lässt sich im polarisirten Lichte entdecken. Die Farbe des schwedischen Diaspors ist ein blasses Berggrün, dabei ist er nur schwach durchscheinend; der stark durchscheinende sibirische ist bei durchfallendem Lichte dunkel honiggelb, indessen verräth der Querbruch, dass ihm diese Farbe nicht eigenthümlich, son- dern dass auch er weiss ist. Die gelbe Farbe scheint von dünnen Blättchen herzurühren, die zwichen den Diasportheilchen liegen, wie sich diess insbesondere deutlich zeigt, wenn er geglüht wird. Die Grundmasse wird weiss und undurchsichtig, jene Blättchen roth von Eisen- oxyd nach dem Verlust des Wassers. Die gelbe Farbe kann durch den Kalkspath nicht zer- legt werden, In jeder Richtung, parallel oder senkrecht auf die Axe desselben gehalten, bleibt die nämliche Schattirung unverändert. Die doppelte Strahlenbrechung in Bezug auf den Exponenten wurde nebst der ein- fachen durch die zwei Flächen p und p gemessen, die einen Winkel von 50° 6’ mit einander einschliessen, Die zwei Bilder einer Kerzenflamme waren deutlich. getrennt, um einen Winkel von 0° 49°, bei einer Abweichung von derselben von 219 54“ und 219 6. Die Exponenten folgen daraus — 1,652 und == 1,694. Das entferntere Bild verschwindet, wenn die Axe des analysirenden Turmalins der Axe des brechenden Prismas parallel ist; der Charakter dieses Bildes ist daher gleich dem des ordentlichen Strahles am Kalkspath. Die stärkere Brechung ist daher die ordentliche, die schwächere die ausserordentliche, über den Diaspor von Schemnitz, 275 Der Glanz auf den Theilungsflächen ist vollkommener Glasglanz in dem Individuum; wo aber mehrere zusammengewachsen erscheinen, oder unvollkommener gebildet sind, neigt er sich ins Perlmutterartige. Der Querbruch im Innern etwas fettig, wie diess auch vom Diaspor angegeben ist. Die gegen die Axe geneigten Orthotypflächen sind oft gekörnt, und zeigen einen deutlichen Diamantglanz. Der Schemnitzer Diaspor ist, wie ich diess einer gütigen Mittheilung des k. k, Herrn Bergraths Ertel verdanke, auf dem Kronprinz - Ferdinand -Erbstollen beim Dillner Georgi - Stollen unter ganz eigenthümlichen Verhältnissen gefunden worden. Die einge- wachsenen Krystalle und unregelmässig gebildeten Individuen und strahligen Massen des- selben kommen in einer weissen Bildstein- und Agalmatolith genannten Grundmasse vor, die selbst ebenfalls eine genauere Untersuchung verdient. Diese erscheint in einigen unregel- mässigen Flötztrümmern von verschiedener Färbung und Beschaffenheit zwischen Dolomit und Kalkstein, und zwar zugleich mit Schwefelkies, der Dolomit bildet das Hangende, doch ist mir die Neigung der Auflagerungs- Fläche unbekannt. Das Ganze ist zu beiden Seiten von Dioritporphyr eingeschlossen. Wenn auch zur vollständigen Darstellung insbesondere die Kenntniss der begleiten- den Gesteinsvarietáten noch wünschenswerth bleibt, so ist doch auf jeden Fall so viel klar, dass wir es hier mit einem Repräsentanten einer reductiven oder katogenen Bildung zu thun haben. Noch ist der Schwefelkies ein neu gebildeter Begleiter. Der sibirische Diaspor bildet Gangausfüliungen im Granit. Zwischen den Blättern desselben sind in den Winkeln Schwefelkieskrystalle, die Combination des Hexaeders und Octaeders, abgesetzt, aber sie sind verwittert zu Eisenoxydhydrat geworden. Der Diaspor war also hier auch unter ähnlichen Umständen, wie der von Schemnitz gebildet, und dazumal war er wohl auch weiss, ‚oder zeigte selbst den charakteristischen Trichoismus des schönen ungarischen Minerals ; doch ist er später sammt seiner Umgebung den Oxydations-Processen der Anogenie unterworfen gewesen, die statt Schwefelkies Brauneisenstein - Pseudomorphosen zurückliessen, und während dieses Vorganges sind wohl erst jene oberflächlichen Häutchen von Eisenoxydhydrat in den Sprüngen des Diaspors abgesetzt worden, welche nun die gelbe Farbe desselben bilden, und die Berzelius zuerst als ausserwesentlich betrachtete. Der Diaspor selbst aber blieb unverändert. Bei der Verschiedenheit in den Angaben in Bezug auf die Krystallisationsverhältnisse, indem gewiss das Schemnitzer Mineral dem orthotypen Systeme angehört, während das anor- thische dem Diaspor zugeschrieben wird, und bei dem höchst charakteristischen Trichoismus des ersteren, hätte ich ihn wohl gerne als eine von dem sibirischen Diaspor verschiedene Species aufgestellt. Aber die Unvollkommenheit in der Kenntniss des ersteren hielt mich zurück, und ich kann jetzt nur die Mineralogen, denen gute Stücke zu Gebote stehen, bitten, ihre Arbeiten in dieser Beziehung neu vorzunehmen, damit sie endlich einen Schluss fassen können, — #4 — — VW% 1 €: à čte umsobivibal mob ni | lo | E duod mt slavilo | ‘за bob: .9buognsH enb soblid fimolo! ds | nor fior nobisd us dre aid. slot + — slut | ume ah BERU: ra а Bnullosest n sis d el Toiv ox Ust, noboj, due abob dei oa dál yo wenldind Mo i dt. их ane PRIME, 1bo orten voni RE \ oliofgad oh 33 "He ni» il "ib d iai mia roll. wa i Jia) di iogauilfijle ий о mebluď зоба „bag suahaszalk-eah пой ено mb сотона” di ‘пода 120 ‚uobrowsg, nibyslbyzonosiáí "s "kon ham 3% до alter Isnussh bau, soblidag share 56 nor. об-е „obuté voritads чения dis | noginlse esb говорит, mail: зевак LU dedís« olyios 1bg« asdf penc oaegoa rotu brzo ab. 3t nud»: ami qonioà "jitra Ed 15 di dob Fett noiloinei nv aT a nozodky rojo buo - - 0103815 елок borde DM ib videsis n их opor ab- nadosRH mosloidočhaodo возр se Мом. m gatio V anas bl nmel Eriruns odloy sb apm odolow «пони sloeag di s1oqasitd. z a3b inti qa POINTE i tias 107 u 30qanict 430 515utosgusd donnees alé seat Interna ib bna 3 Miel nuitioes i^ die] tab "deild зело © - "agb id ^ MN | „дай м. 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Bei dem gegenwärtigen Stande der Entomologie als Wissenschaft, der wachsenden Zahl der Freunde derselben, und den täglich sich häufenden Ent- deckungen in der Insectenwelt, ist es dem einzelnen Forscher nicht môglich, die in den Sammlungen europäischer Entomologen vorhandenen Insectenarten nach ihrem ganzen Umfange so zu studiren und zu beschreiben, wie es einst Fabricius mit mächtigem Geise gethan; wir werden uns daher auch nicht so bald einer, von einem einzigen Forscher und von einerlei Gesichtspuncte aus betrachteten und consequent durchgeführten, so sehr wünschenswerthen Synopsis Insectorum erfreuen können, da ein Menschenleben wohl kaum mehr hinreicht, ein Riesenwerk der Art zu vollenden. Wenn uns aber auch die von einem einzigen Geiste darzubietende conse- quente Forschung verloren geht, so geniessen wir durch die Vertheilung dieser Arbeit unter eine grosse Zahl Forscher den erheblichen Vortheil, dass oft ein und dieselbe Ordnung, Familie oder Gattung von höchst verschiedenen Standpuncten aus be- trachtet, bearbeitet wird — und wenn auch auf diesem Wege die sich oft häufenden Synonyme das Studium der Entomologie erschweren, so sind doch die daraus her- vorgehenden Vortheile der einzelnen genauen monographischen Untersuchungen zu erheblich, um sie nicht als eine erfreuliche Schöpfung unserer Zeit anzuerkennen. Ist der als Monograph auftretende Naturforscher mit den zu bearbeitenden Familien, Ordnungen etc. und den Angränzenden derselben bekannt, hat derselbe die so nothwendige durch comparative Anatomie geschaffene Organographie im wei- tern Umfange inne, dann kann er hoffen, nicht allzu einseitig seine Lieblinge und ihre Lebensverhältnisse betrachtet zu haben. Von dieser Ansicht geleitet und in das Studium der Naturkunde eingeweiht, erwählte ich die Entomologie zu dem Felde meiner Forschungen. Eine lange Reihe Abh. V, 3- 36 280 Vorwort. von Jahren hindurch vertraut mit der Pflanzen- und Insectenwelt, waren es die früherhin wenig beachteten Rhynchoten und Orthopteren, auf welche ich meine Auf- merksamkeit vorzüglich lenkte, Bemiiht, die im Vaterlande aufgefundenen Insecten-Arten kritisch zu unter- suchen und zuvorkommend unterstützt von meinen Freunden Herren Dr. H.Schmidt- Göbel, А. C. J. Corda, Sprachlehrer Schmidt in Böhmisch-Leippa und mehren auswártigen: als Herrn k. k. Hofnaturaliencabinets -Inspector V. Kollar, Ferdi- nand Schmidt in Laibach und Dr. Waltl in Passau, welchen ich hiemit meinen herzlichsten Dank bringe, endlich durch die von den beiden verstorbenen Entomo- logen Böhmens, J. Dan. Preysler und Dr. Helfer, erhaltenen Sendungen, sah ich mich im Besitze eines reichhaltigen Materials, um eine später erscheinende In- sectenfauna Böhmens zu begründen, gegenwärtig aber mehre monographische Bear- beitungen dem entomologischen Publicum unter dem Titel: » Entomologische Monographien« vorzulegen. Der bei den Rhynchoten so wenig oder gar nicht beachtete Bau der Körper- theile, vorzüglich aber der Bruststücke, und die Stellung der Gelenkpfannen, mit mehren anderen Kennzeicken in Zusammenhang gebracht, bildet den Gattungs- charakter, da ein verschiedenartiger Bau der Körpertheile auf die Lebensweise und also auch auf die generische Verschiedenheit des Insectes schliessen lässt. Prag, den 10. Jänner 1843. Franz Xav. Fieber. Einleitung. VV oon auch die Orismologie ( Terminologie) der Insectenkunde manchen Entomo- logen nicht so wichtig erscheint als sie wohl sollte, und man mit Hilfe der allerdings treff- lichen Werke eines Kirby, Strauss- Durkheim, Burmeister und Lacordaire classi- sche Beschreibungen in mehren Insectenordnungen zu liefern vermag, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, dass die Orismologie der Insectenkunde noch weiterer Ausbildung bedarf, da sie noch nicht auf jener Stufe steht, auf der sie zeitgemäss wie jene der Botanik, stehen sollte, und dass namentlich in einzelnen Ordnungen noch neue Bezeichnungen für einzelne gar nicht oder wenig beachtete charakteristische Theile des Insecten- körpers begründet werden können und müssen, um Bestimmtheit in die Diagnosen und Be- schreibungen zu bringen. Eine der obigen Ordnungen sind die erst in neuerer Zeit mehr beachteten Rhynchoten, da man sich bisher blos begnügte, ihre Oberflügel flüchtig als ein ganzes Stück zu betrach- ten, ohne ihre verschiedene Zusammensetzung zu untersuchen und in den Beschreibungen genau zu bestimmen, auf welchem Stücke, an welchem Rande, in welchem Winkel derselben die Zeichnungen etc. vorkommen. In den Beiträgen zur Entomologie der schles. Gesellschaft für vaterlándische Cultur, I. Band p. 34, hat Schilling die Halbdecken der Rhynchoten hinsichtlich ihrer Zusammen- setzung untersucht, ihre Theile bezeichnet und benannt, Burmeister hat später in seinem Handbuche der Entomologie 1. B. p. 91 -— 99. in Anerkennung der Nothwendigkeit der Unter- scheidung der verschiedenen Stücke der Halbdecken dieselbe Ansicht entwickelt, und die von Schilling diessfalls gegebenen Benennungen beibehalten, ohne jedoch der früher erschienenen Arbeit desselben zu erwáhnen. Bei Ausarbeitung eines Aufsatzes über neue und wenig bekannte Rhynchoten in Dr. Weitenweber's Beitrágen zur Natur- und Heilkunde, Prag 1837, sah ich mich bewo- gen, den oben bezeichneten Gegenstand neuerlich aufzufassen und die Halbdecken der Rhyn- choten genauer zu beschreiben, die Theile, aus welchen sie bestehen, die Ránder, Náhte und Winkel derselben náher zu bezeichnen, und theilweiše die von Schilling und Burmeister gebrauchten Ausdrůcke zu berichtigen Dr. Burmeister unterscheidet in seinem Handbuche, I. B. p. 100, ganz richtig die Halbdecken (Hemielytra) von den Decken (Tegmina). 26 * 282 Franz Xav. Fieber, Die Halbdecken (Hemielytra) Taf. X, Fig. 20, 21, 26, 27, sind den Decken zuweilen in ausnahmsweisen Fällen sehr ähnlich, der Ausdruck »Halbdecken : (Hemielytrum) zeigt aber schon an, dass dieselbe aus zwei Theilen verschiedenartiger Substanz bestehe, nämlich aus dem vordern lederartigen und dem hintern häutigen Theile; bei genauer Betrachtung zeigt sich weiter, dass der lederartige Theil aus zwei oder drei Stücken zusammengesetzt sei, und dass man sonach auf den Halbdecken je nach ihrer Zusammensetzung 2, 3 oder 4 unter einander durch Nähte verbundene Stücke zähle. Durch die stets vorhandene mehr oder weniger dünnhäutige Membran und die, die- selbe meist durchlaufenden Adern (abgesondert von jenen Längsadern des lederartigen Theiles) unterscheiden sich die Halbdecken bei Pachymerus, Lygaeus und den Pentatomen etc. von den Decken der Cicadarien, Velia, Hydrometra, Ploa, und es ist die Anwendung der Bezeichnung der verschiedenen Stücke »durch Felder« nicht wohl anwendbar — was auch schon Bur- meister gefunden, der die Bezeichnung nach Schilling angenommen hat — die Membran aber, als ein ganz verschiedenartiger Theil, kein Feld genannt werden kann — und »Felder« erst auf den einzelnen Stücken der Decken, Halbdecken oder den Flügeln durch Längsadern abgegränzt werden. ; Die gewóhnlichste Zusammensetzung der Halbdecken ist jene aus drei Stücken. Das äussere grosse lederartige Stück a. Taf. X, Fig. 20, 21, 26, 27, ist das Corium, an ihm ist die Membran 5. angewachsen, die durch die Verwachsung gebildete Linie ist die Membrannaht, das nach innen am Schild liegende, in einer beweglichen Naht am Corium verbundene, kleinere, meist trapezfórmige oder langgespitzte dreieckige Stück ist der Clavus, das Schlussstück c, nach Schilling und Burmeister; die Naht zwischen beiden Stücken ist die Schlussnaht Sutura clavi; der am Schild liegende Rand des Clavus ist der Schildrand- (margo scutellaris), jener, wo die gleichnamigen Ränder des Clavus aneinander stossen, ist der Schlussrand (commissura), statt der Naht (sutura *); der spitzige Winkel, «, welcher durch den Schlussrand und die Schlussnaht gebildet wird, ist der Schlusswinkel (angulus clavi), der stumpfe durch den Schild- und Schlussrand gebildete Winkel В. ist der Schildwinkel (angulus scutellaris Die übrigen Winkel am Grunde sind bekannt. Zuweilen ist der Clavus nicht trapezfórmig, sondern langgespitzt dreieckig, dann ent- fäll der Schildwinkel des Clavus, wie z. B. bei Pentatoma, Reduvius etc. Der trapezfórmige Clavus kómmt bei Lygaeus, Pachymerus etc. vor. Eine andere Art der Zusammensetzung ist jene bei Phytocoris und Anthocoris, Taf. X, Fig. 21, hier besteht die Halbdecke aus vier Stücken, nämlich dem trapezfórmigen Clavus c, dem Corium a, der Membran 6, und einem vierten, zwischen das Corium und die Membran von Aussen her in die Fláche gleichsam eingekeilten meist drei- oder viereckigen Stücke d, *) Der Ausdruck Sutura, Naht, ist streng genómmen unrichtig, denn nur in seltenen Fällen sind die beiden Hálíten der Decken bei den Coleopteren fest verwachsen und bilden eine Sutura vera; in den übrigen Fällen sind sie durch eine Nuth und Falz verbunden, und leicht trennbar, bilden dann die Sutura spuria. Bei den Rhyn- choten tritt der Fall der Verwachsung nie ein, im Gegentheil ist das Endfeld und die Membran gekreuzt, und nur die obern Ränder liegen aneinander und bilden daher die Commissura, Schlussrand oder Hinterrand. entomologische Monographien. 283 welches ich seiner besonderen Einfügung wegen den Keil (cuneus) nenne, obgleich Schilling а. а. О. und nach ihm Burmeister dasselbe Stück uneigentlich mit Appendix, »Anhángsel« bezeichnen und Andere ihm den Ausdruck »area apicalis« beilegen wollen, welche Ausdrücke hier der Natur der Sache nicht entsprechen, und desshalb geändert werden mussten. Die übrigen Benennungen der Ränder, Winkel etc. sind dieselben wie früher, Die Decken (Tegmina), Taf. X., Fig. 22, 24, unterscheiden sich wesentlich von den Halbdecken, dass sie in der ganzen Fläche von pergament- oder hautartiger dünner Substanz, auch wohl glasartig durchsichtig und nur am Grunde verdickt oder lederartig sind, die Adern vom Grunde an, der ganzen Länge der Decken nach verlaufen, und durch Queradern zuweilen in grosse Zellen getheilt werden. Sie bestehen meist aus einem Stücke, Fig. 24, bei Velia, Hydro- metra ete., aus zwei Stücken, Fig. 24, bei Blatta etc., wovon das zweite innere der Clavus, dem äussern durch eine Naht angefügt, leicht trennbar ist, Durch Abgránzung mittelst stárkeren Lángsadern hat man drei Felder unterschieden, wovon das äussere Fig. 22, e, das Randfeld (area costalis oder marginalis), das Mittelfeld / (die area intermedia oder discoidalis), das dritte dem Clavus analoge, g, aber das Nahtfeld ge- nannt wurde. Die Decken von leder- oder pergamentartiger Substanz bei den Cicadarien, Taf. X. Fig. 23, haben einen deutlich unterschiedenen, in der Naht beweglichen Clavus, c, bestehen daher aus zwei Stücken, ebenso jene der Blattae, bei welchen der Clavus, die area analis, g, (als das Nahtfeld betrachtet) in die Fläche der Decke eingeschnitten ist, und seiner eigen- thümlichen Einfügung wegen weniger Beweglichkeit hat; eine ähnliche Bildung zeigen die Decken der Locusta und Gryllus bei männlichen Individuen, welche nach Burmeister H. 2. B. p. 668, in dem häutigen Nahtfelde das Stimmorgan haben; überhaupt ist bei den Orthopteren, namentlich den Acridien, Locusten ete. das Nahtfeld nur von der daselbst vor- handenen starken Rippe geschieden, und es bestehen deren Decken aus einem einzigen nicht zusammengesetzten Stücke. Decken von häutiger Substanz aus einem Stücke sind, wie oben erwähnt, den Rhyn- choten-Gattungen Velia, Hydrometra und Gerris eigen, bei welchen Längsadern die ganze Fläche durchlaufen. Taf. X. Fig. 24. Ploa dagegen besitzt Decken aus zwei Stücken horniger Substanz, wo man auf dem Corium, a, keine Felder zu unterscheiden vermag, der Clavus, c, ist gross und trapezförmig. Taf. I; Eig 35, 31. Eine eigenthümliche Art Decken, die ich Netzdecken (Sagenae) nenne, Taf. X. Fig. 25, 28, 29, besitzen die Tingiden; sie sind glasartig oder häutig, mit einem mehr oder weniger dichtem kleinmaschigem Netze belegt, bestehen aus einem oder zwei Stücken, wovon das innere Stück der Clavus ist, welcher zuweilen durch grosse Maschen repräsentirt wird, Fig. 25. 0, oder ganz fehlt; auf dem äussern Stücke unterscheidet man vier Felder, jenachdem das Mittelfeld durch 2 oder 3 Kiele gebildet wird, nämlich: das Randfeld, A, ist stets vorhanden, an dieses schliesst sich ein schiefliegendes Feld an, ich nenne es das Seitenfeld, z, nächst diesem liegt das Mittelfeld, А, endlich das Schluss- oder Hinterfeld, //, Fig. 29. Dieses kömmt vor bei 284 Franz Xav. Fieber, entomologische Monographien. Orthosteira, Campylosteira, Teleja, und läuft von der Spitze der Decke bis an den Grund am Hinterrand hinauf. In dem Falle als das Mittelfeld dreieckig, und der innere Kiel desselben winkelig gebrochen ist, erscheint der Clavus, Z, und es zeigt sich ein fast rautenähnliches End- feld (area apicalis), Taf. X, Fig. 28, m, welches vom Bogen- und dem halben Hinterrande der Decken begränzt wird. Noch muss ich zum Schlusse einer, so viel mir bewusst, bisher gänzlich unbeachtet gebliebenen Zusammensetzung der Halbdecken bei den Gattungen Corixa, Naucoris, Belosto- mum und Diplonychus, Taf. X. Fig. %6, 27, erwähnen; hier ist am Grunde des Randfeldes ein langes viereckiges Stück von meist dickerer Substanz eingefügt, welches auf seiner Unter- seite das Schloss zum Einhängen der Halbdecken im Ruhezustande trägt, dieses Stück, Taf. X. Fig. 26, n, bezeichne ich mit Embolium, das Einsatzstück. Bei Belostomum bildet dasselbe Stück, Fig. 27, in etwas veränderter Form den Grund der starken Vorderrandrippe, welche dem Einsatzstücke durch ein unbewegliches Gelenk an- gefügt ist. Bezüglich der aufgenommenen Ausdrücke: Corium, statt area costalis und intermedia (beide auf einem und demselben Stücke), Clavus, statt area analis; Membrana, statt area apicalis — als hätte ich hiedurch eine, doch nur scheinbar unnöthige, Vermehrung der Kunstausdrücke bezwecken wollen — berufe ich mich blos auf die Herren Schumml und Dr. Burmeister, welche bei Bearbeitung der Rhynchoten — schon vor mir — die Nothwen- digkeit der genaueren Bezeichnung der Zusammensetzung der Halbdecke erkannt haben, die Aufnahme dieser Ausdrücke aber Kürze und Bündigkeit bezweckt, Bestimmtheit in die Be- schreibungen bringt — ohne eine unnütze Vermehrung der Kunstausdrücke befürchten zu müssen. Rhynchota. Zunft L Cicadina. Die Cercopis - Arten der deulschen Insecten- Fauna. Wi. něthig es sei in gegenwártiger Zeit die zu beschreibenden Insecten und den Bau ihrer Organe genau kennen zu lernen, wie auch „die vorkommenden Zeichnungen und ihre Lage genau anzugeben, um Bestimmtheit in die Beschreibungen zu bringen und Ver- wechslungen zu vermeiden, hierzu liefert die an europäischen Arten so arme Gattung den Beweis. Lange Jahre hindurch kannte man die einzige Cercopis (Cicada) sanguinolenta L., bis Illiger hievon die Cercopis vulnerata — Germar aber die C. mactata unterschied ; eine vierte Art ist die, mir bisher nur aus Bóhmen bekannte neue C. arcuata. Die nahe Verwandtschaft der oben genannten Arten fordert die vergleichende Zu- sammenstellung derselben. Allgemeine übereinstimmende Merkmale sind die generischen; die Sculptur bilden seicht oder tief eingestochene Puncte; die Farbe ist schwarz, der Glanz aber durch die eingestochenen Puncte gemildert, matt; die Farbe der Zeichnungen ist blutroth. Wenn gleich Burmeister in seinem Handbuche der Entom. 2. p. 125. 7. unter b. und c. die C. vulnerata und mactata mit der von ihm unter a. daselbst aufgeführten C. san- guinolenta zusammenzieht, so kann ich doch nach den aufgefundenen, bei einer grossen An- zahl verglichener Exemplare der Cercopis- Arten immer constant bleibenden Kennzeichen seiner Ansicht nicht beipflichten, und es folgen demnach: 1. С. vulnerata. Nlig. Taf. L Fig. 1 — 2. Pronotum hinter den Schultern geradlinig. Schild lang gespitzt. Grundfleck des Clavus hinten wellig, auf der Mitte der Decken eine auswárts abgekürzte, winkelig gebro- chene, vor dem verlängerten Ende der Decken eine hufeisenfórmige Binde. Cicada sanguinolenta Panz. F. G. 33, 19. — Cercopis vulnerata Пе. in Germ. Mag. d. Е. 4. B. p. 45. 15. — Cercopis sanguinclenta var. c. Burmeist. H. 2. 5 V4 P 5 р. 126. T. In Gebirgsgegenden in Böhmen, Östreich, Krain, Illyrien, Bayern. 286 Franz Xav. Fieber, Lánge 5 Linien. Schwarz mit blutrothen Zeichnungen, seicht punctirt. Der Kopf kurz, mondförmig, oben mit einer Lángswulst. Stirne bogig gewölbt, Pronotum hochgewölbt, vorn gerade, hinter den Schultern gradlinig, Seitenrand breit, aufgebogen. Der Ausschnitt des Pro- cessus über dem langgespitzten Schildchen tief, eine seichte Längsfurche auf der Mitte des Hinter- randes. Am Grunde des Schildchens eine Grube, der Rand hochgewólbt. Die Decken langgestreckt, am Ende verschmälert, stumpf. Der Grund des Clavus bis zur Schildspitze blutroth, dieser dreieckige Fleck hinten wellenrandig; im Schlusswinkel ein länglich vier- eckiger Fleck, an demselben anliegend eine hufeisenförmige Binde gegen das Ende der Decken; an der Mitte der Schlussnaht eine breite, winkelig gebrochene, auswärts abgekürzte Binde Flügel schwärzlich, an der Spitze dunkler, Grund röthlich, die Rippen vom Vorder- rand bis auf halbe Flügelbreite röthlich, jene der Hinterhälfte schwarzbraun. Unterseite schwarz, die Bauchschienen am Hinterrande mit einer feinen rothen Linie Rücken bräun- lichroth. Beine schwarz. Fig. 2. Kopf von der Seite. a, der Bauch. 2. С. mactata. Germar. Taf. I. Fig. 3, 4. Pronotum hinter den Schultern geschweift. Schild kurz gespitzt. Grundfleck des Clavus hinten abgerundet, an der Schlussnahtmitte eine quer viereckige abgekürzte gezahnte Binde und eine winkelig gebrochene an dem abgerundeten Ende der Decken. Cicada sanguinolenta Scop. Е. Carn. 112. 330. — Cercopis mactata Germ. Mag. d. E 4. B. 44. 14. — Ahr. F. E. 14. 11., ziemlich unrichtig gezeichnet. — Cecropis sanguinolenta var. b. Burm. H. d. E. 2. p. 125. 1. Gemein in Obstgárten, auf Grasplátzen, in Hainen und auf Wiesen. Vier Lin. lang, etwas kleiner als vorige und wie diese gefárbt. Kopf fast halbmond- fórmig mit einer zwischen den Stemmaten durchlaufenden erhabenen Linie. Stirne flach, nach unten mehr gewólbt. Pronotum vorn hoch, hinten flach gewölbt; Vorderrand etwas ausge- bogen. Die Sculptur tief, fast runzelig. Seitenrand schmal aufgebogen, unmittelbar hinter den Schultern ausgeschweift, der Ausschnitt ober dem Schild im Processus tief, ein schwacher Lángs- eindruck am Hinterrande und eine kurze Linie auf der Mitte des Pronotum. Decken hinten abge- rundet. Grund des Clavus bis zur kurzen Schildspitze blutroth, der Fleck hinten abgerundet, die Spitze des Schlusswinkels blutroth, an der Seite schliesst sich eine unter stumpfem Winkel nach hinten gebrochene, auswárts schief abgeschnittene breite Binde an, auf der Mitte der Schlussnaht liegt eine fast quer viereckige, etwas gebogene, abgekürzte, am Vorder- und Hinterrand gezahnte Binde. Schild am Grunde mit rundem Höcker, Unterleib schwarz, die Bauchschienen mit schmaler blutrother Hinterrand- Linie, die Seiten breit gesáumt mit schwarzen Flecken, die zuweilen fehlen. Rücken hellroth. Beine schwarz, Flügel schmutzig. Spitze schwarz, Vorderhálíte so wie die Rippen róthlich, die übrigen Rippen schwárzlich, Var. В. Am Grunde des Clavus ein ovaler Fleck, die Binde in der Mitte der Decken und am Ende derselben fast verloschen, nur als braunrothe Stellen sichtbar. Fig. 4. Kopf von der Seite, р. der Bauch. entomologische Monographien. 287 3. C. arcuata. * Taf. I. Fig. 5—1. Pronotum flach gewólbt, hinter den Schultern gerade. Schild kurz gespitzt. Clavus- grund mit einem Längsstreif an der Schlussnaht; ein quer-ovaler wellenrandiger Fleck auf der Mitte und eine mondförmige Binde an dem runden Ende der Decken. Beine schwarz. Im Mittel- und Vorgebirge Böhmens, von Dr. Helfer um Gitschin gesammelt; wahr- scheinlich auch an andern Orten in Deutschland, und für eine Varietát der vorbeschriebenen C. mactata gehalten, der sie ähnlich ist, Länge 3! Linien. Der Kopf halbmondfórmig mit einer erhöhten Linie, welche zwischen den auf einer Querwulst stehenden Stemmaten durchläuft. Stirne fast aufgeblasen, besonders nach unten stark gewölbt. Vorderrand des Pronotum fast gerade, Processus ober dem Schildchen bogig ausgeschnitten, und eine erhabene, auf dem sehr flachge- drückten Hintertheil des Pronotum sich verlierende Mittellinie. Die Seiten schmalrandig, auf. gebogen, hinter den Schultern geradlinig. Die Sculptur des Pronotum und der Decken er- scheint durch die dicht gestellten tiefen Puncte fast runzelig. Schild gewölbt mit einem flachen Eindruck am Grunde. Die Decken am Grunde erweitert, am Rande bogig, hinten abgekürzt, rund; an der Schlussnaht im Grunde des Clavus ein Streif, ein kleiner Fleck im Schlusswinkel, daneben eine schmale, mondförmige Binde am Ende, und ein freier quer- ovaler gekerbter Fleck auf der Mitte der Decken, Flügel schmutzig, Spitze schwärzlich, Grund hell; die Rippen röthlich, am Rande der Flügel schwärzlich. Unterseite und Beine schwarz. Bauchschienen roth gesäumt, die Seiten breit roth mit schwarzen Flecken. Rücken hellroth. Fig. 6. Der Kopf von der Seite, Fig. 7. die Unterseite des Hinterleibes. 4. С. sanguinolenta L. Taf. I. Fig. 8 — 10. Pronotum flach gewölbt, hinter den Schultern gerade. Schild langspitzig, im Grunde des Clavus ein freier Längsstreif, auf der Mitte des Corium ein rundlich viereckiger Fleck, an dem abgerundeten Ende eine wellenförmige schmale Binde. Knie und Grund der Schienbeine blutroth. Cicada sangutnolenta L. S. N. 2. 108. 23. — Cercopis sanguinclenta. Fab. 5. R. р. 92. 20. (pro parte.) Germ. und Zink. Mag. 4. 44. 13 — Ahr. Е, G. 4. t. 20. — Cercopis sangutnolenta, var. a. Burm, H. 2. р. 125. 1. Im südlichen Deutschland. Übrigens in Frankreich und den Küstenländern des mittelländischen Meeres. Vier Linien lang. Ähnelt am meisten der Cercopis arcuata im Bau und Zeichnung. Kopf halbmondförmig, auf dem Scheitel eine zwischen den Stemmaten durchlau- fende geschärfte Wulst, Stirne stark nach unten geneigt, bogig. Pronotum flach ge- wölbt, Vorderrand etwas bogig, Seiten gerade, der Rand vorn breiter aufgebogen als hinten an den Schultern wo sich der Rand verliert, der Ausschnitt ober dem Schild bogig. Schild lang gespitzt. Im Grund des Clavus ein freier schmaler Mittellängsstreif, der hinten erweitert und abgerundet ist, Spitze des Schlusswinkels blutroth; an die Seiten dieses Fleckes schliesst Abh. V, 3. 31 288 Franz Xav. Fieber, sich eine wellenfórmige winkelige Binde, die den Aussenrand nicht berührt. Auf der Miue des Corium ein quer rundlich - viereckiger Fleck, frei wie bei C. arcuata, die Schlussnaht nicht berührend. Rücken bluthroth, Flügel schmutzig, an der Spitze schwärzlich. Brust- stücke schwarz. Am Grunde der Schenkelkópfe ein blutrother Fleck. Schenkelhöcker und untere Hälfte der Schenkel schwarz, deren obere Hálfte und das obere Drittel der schwarzen Schienbeine blutroth. Bauchringe schwarz mit rothen Rändern, die zwei letzten hinge roth, die Bauchseiten roth mit grossen schwarzen viereckigen Flecken, After schwarz. Die Bekleidung sind gelbliche kurze anliegende Hárchen sowohl auf der ganzen Ober- als Unter- seite als auch auf den Beinen, wesshalb das Thier ein graugelbliches Aussehen hat. Fig. 9. Kopf von der Seite. Fig. 10. Der Bauch. entomologische Monographien. 289 7 wn? o1 o EE" Фе о зе ог ие! S. Monographie der Gattung Sigara. Den wenigsten Entomologen, insbesondere Jenen, die sich mit Rhynchoten befassen, dürfte wohl die einzige bei uns einheimische Sigara minuta der Natur nach bekannt sein, da dieses Insect einestheils sehr klein ist, anderntheils die Eigenthiimlichkeit seines Aufenthalts- ortes die Auffindung desselben erschwert. Die einzige vorhandene Abbildung hat Coquebert in den Illustrat. icon. T. 14, Fig. 3. gegeben, das Insect in natürlicher Grösse abgebildet, ist aber unkenntlich, und die Beschreibung der Gattung in Burm. Handb. d. Entom., 2, Bd. p. 188. 2., zum Theil unrichtig. ] Sigara (Taf. Г. Fig. 11 — 26) gehört, in die Abtheilung der Hydrocorisiae. Der Körper ist oval, sehr plattgedrückt, der Scheitel mit den grossen eingesenkten Augen mondfórmig, flach. Stirne (bei Fig. 14, a) fast senkrecht, in den Scheitel bogig übergehend. Schnabel- scheide (Fig. 13. z) von unten frei sichtbar, sehr kurz, zweigliedrig, von oben durch eine quergeriefte dreieckige Platte verdeckt (Fig. 12. а), das Wurzelglied breit, trapezfórmig mit bogigen Seiten, das zweite Glied klein, fast halb so lang als das erste, und schmal. Fühler dreigliedrig, fein behaart; an der Unterseite der Wangen nahe am Rande in einer Rinne liegend, gegen die Augen gerichtet (Fig. 13. 6), die beiden Grundglieder kurz, zusammen fast nur halb so lang als das dritte — entweder dicke spindelförmige (bei den europäischen) (Fig. 19. a), oder platt und schief eilanzettlich, am Grunde verschmálert (bei den indischen Fig. 20. а). Das Pronotum ist entweder querüber dreieckig oder quer elliptisch (bei den indischen). Das Schildchen frei, klein, dreieckig. Die Hüftpfannen der Beine am Hinterrande der Bruststücke eingeschnitten, (Fig. 18. а). Die Schenkelköpfe dick, gross, die vordern schlank, zusammengedrückt, fast so lang als die Schenkel. Schenkel der Vorderbeine (Fig. 15. а) am Grunde dicker als oben. Endglied oder Schiene (/) schief rautenfórmig ausgehöhlt, am Grunde fast gestielt und abwärts gekrümmt, an dem untern scharfen Rande langborstig, kammförmig gewimpert, am obern Rande mit einzelnen Borsten besetzt, an der Spitze ein langer horniger gekrümmter Dorn. Die Schenkelköpfe der Mittelbeine (Fig. 16, а) sind kurz, die Schenkel (4) schlank und lang, nach vorn nur wenig verdickt, die Schienbeine (с) 11mal kürzer als die Schenkel, rund- lich, dünn, unten etwas verdickt, das Fusswurzelglied (d) gleich stark, um weniges länger als das Schienbein, wie dieses mit langen Haaren und einzelnen Borsten besetzt, Ein Fussglied an a 290 Franz Xav. Fieber, den Mittelbeinen, die zwei Klauen (Fig. 16. c) lang, borstenfórmig. Hinterbeine (Fig. 17) zum Schwimmen, Schenkel (a) breit, etwas zusammengedrückt, am Grunde verschmälert. Schienbein (b) fast $ kürzer als der Schenkel, mit dem ersten etwas längeren Fusswurzelgliede (c) fast von gleicher Form, plattgedrückt, auswärts am Rande mit abstehenden Haaren gewim- pert, das zweite (d) halb so lang als das vorige, kegelförmig, mit einer Klaue. Halbdecken pergamentartig. Flügel häutig, durchsichtig. Die Gattung Sigara hat das Eigenthümliche, dass nur an den Halbdecken der linken Seite die Membran deutlich abgesetzt und ungefärbt vorkömmt, wesshalb alle Zeichnungen auf derselben, an der Membrannaht abgekürzt erscheinen , auf der rechtseitigen Decke aber über die dünnhäutige Stelle der Menıbran fortsetzen. Der Clavus ist stets vorhanden. Bauch- schienen parallel, Aussenrand kerbzähnig mit kurzen Borsten in den Zahnschnitten. (Fig. 18, b.) Sigara schliesst sich nach dem Baue des Kopfes, der sehr kurzen, bedeckten Schnabel- scheide, der Lage des Kopfes auf dem Vorderbruststücke, und der an dem Hinterrande der Bruststücke ausgeschnittenen Hüft-Pfannen — der Gattung Corixa an. Beide Gattungen unter- scheiden sich in Folgendem: Sigara. Schnabelscheide sehr kurz, zwei- gliedrig, oben von einer Platte bedeckt, unten frei. Fühler dreigliedrig, Wurzelglied kurz, das dritte entweder dick spindelförmig, oder platt und schief eilanzettlich. Bruststüc ke einfach. Pronotum quer elliptisch oder quer dreieckig, bogenlinig, nach vorn eckig. Schildchen frei, dreieckig. Schiene der Vorderbeine fehlt, das Fussglied schief, rauten- förmig, am Grunde gekrünmt. Hinterschenkel mit langen dicken Schenkelköpfen, fast gleich breitem, am Ende wenig erweitertem ersten Fussgliede. Corixa. Schnabelscheide sehr kurz, zwei- gliedrig, oben und unten von einer an den Rändern verwachsenen Platte bedeckt. Füh- ler viergliedrig. Wurzelglied kurz, drittes lang, spindelfórmig, viertes pfriemenfórmig, An dem Mittelbruststück ein Parapleu- rum, Pronotum fast gleichseitig dreieckig, bogenlinig, nach hinten spitzig, das Schild- chen deckend. Schiene der Vorderbeine kurz, meist gekrümmt, birnförmig, das zweite mehr oder minder muschelförmig (myuli- forme), Schenkelkópfe der Hinterbeine fast kugelig, das erste Fussglied auswárts bogig erweitert. Nach der Bildung der Fühler und des Pronotum lassen sich in der Gattung Sigara zwei Abtheilungen aufstellen, a. Fühlerglieder dick , erstes birnförmig, zweites Glied kurz, fast kugelig, drittes spindelför- mig. Pronctum querüber schmal dreieckig, das stumpfe Eck nach vorn gekehrt. Hieher gehört Sigara minuta Fab. Die von Spinola in den Essai sur les Hemipt. aufgestellte Sigara leucocephala ist nicht mit Gewissheit hier einzureihen, da aus der sehr mangelhaften und oberflächigen Beschreibung derselben hierüber nicht geurtheilt werden kann, sie folgt demnach weiter unten auch nur fraglich angeführt. entomologische Monographien, 291 1. S. minuta Fab. Taf. I. Fig. 11 — 19. Graugelblich, ein schiefer Strich im Grunde des Clavus und im Schlusswinkel, am Grunde des Corium eine 4 fórmige Zeichnung, auf der Mitte fünf Striche in zwei Reihen, Notonecta minutissima Linn. 5. М. I. 2. 113. 5. Е. S. p. 244, 905. — Sigara minuta Fab. S. В. 105. 6. Leach. Class. Мот. in Linn. Trans. XII. p. 14. Isis. 1899. ip. 1816 Abbild. Coqueb. Ш. T. 14. Fig. 3. unkenntlich. (Mit Gewissheit können nur obige Citate angeführt werden.) An flachen Ufern der Moldau bei Kuchelbad und Königsaal unweit Prag, zwischen kleinen vom Wasser bespülten oder bedeckten Steinen, wo sie durch ein leises Schwirren, ähnlich jenem der kleinen Arten Chironomus, und Culex ihre Anwesenheit mit grosser Behen- digkeit zu erkennen gibt. Eine par. Linie lang. Schmutzig graugelb, unten weissgelb. Der Kopf weissgelblich, am Hinterrande seicht winkelig ausgeschnitten, auf der Mitte des Ausschnittes kantig erhaben mit einem schwärzlichen Fleck, Scheitel und die halbe Stirne mit einem rostrothen Streif. Augen schwarz. Pronotum schwärzlich graugelb, aın Hinterrande gelblich gesäumt. Halb- decken schmutzig graugelblich, ein schiefer schwärzlicher Fleck auf dem Clavus nahe am Schildchen, ein Strich im Schlusswinkel, am Grunde des Corium eine nach hinten geöffnete gabelförmige Zeichnung, drei längliche Flecke schief über die Mitte, zwei ähnliche hinter den- selben nach innen, und zwei Randstriche schwárzlich. Membran schmutzig gelblich, durch- scheinend. Unterleib weissgelblich, 3 — 4 Bauchschienen am Grunde schwarz. Beine weiss- gelblich. Fig. 12. Der Kopf von vorn. Fig. 13. Derselbe von unten. Fig. 14. Derselbe von der Seite. Fig 15. Das rechtsseitige Vorderbein, (b) desselben Schienbein von vorn ge- sehen. Fig. 16. Das Mittel-, Fig. 17. das Hinterbein. Fig. 18. Der Körper von unten, Fig. 19. Ein Fühler. 1. Anmerkung. Dr. Burmeister bemerkt in seinem Handb, d, Ent. 2, p. 189, dass so häufige Verwechs- lungen in den Citaten dieses Insectes mit Ploa minutissima vorkommen, wozu die Ähnlichkeit der Artnamen beigetragen haben mag. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass Linnés Notonecta minutissima die Sigara minuta Fab, sei, da es in der Fauna svecica p, 244, 905 heisst: »elytris cinereis, maculis longitudinalibus fuscise — dann weiter in der Beschreibung: »Pedes posteriores longiores, primum par minimum, de- pressa est:« was bei Ploa minutissima der Fall nicht ist, welche mit »compressa« seitlich zusam- mengedrückt und hochgewölbt bezeichnet werden müsste. Fabricius s. Syst. Rhynch., p. 105. 6, sagt bei Sigara minuta zwar »elytris cinereis virescen- ubus immaculatis,« es mögen aber jene beschriebenen Individuen der Sigara sehr blass, und die schwärz- lichen Striche der Halbdecken ausgebleicht gewesen sein, 2. Anmerkung. Irrig zieht hieher Leach a. a, O. auch die Panzersche Figur der F, G, im Heft 50, t. 24, diese gehört zu Corixa coleopterata; es hat zwar jene Zeichnung ein sichtbares Schildchen und ein nach vorn stumpf dreieckiges Pronotum, wodurch sich dieselbe von Cor, coleoptrata unterscheidet, und eine andere Art vorstellen würde, wenn nicht etwa Zeichnungsfehler unterlaufen sind. Die mittleren Beine ähneln jenen der Ploa, dahingegen der Bau der Vorder- und Hinterbeine jener der Corixa coleoptrata ist — nur in etwas anderem Verhältnisse der Gliederung. 292 Franz Nav. Ficber, Die von Spinola in d. Essai sur les Hemipt. p. 59. Gen. 10,2 aufgeführte zweite europäische bekannte Art ist: 2. S. leucocephala Spin. Roth. Kopf und Beine bleich, ein rother Strich über Stirn und Scheitel. Pronotum und die Halbdecken roth wie reife Brustbeeren, eine dunklere Querbinde auf 2 deren Länge. Unterseite des Körpers schwarz. Um 1 kleiner als die Vorige. Diese von Prof. Gene in Sardinien entdeckte Art hat Spinola a. a. O. sehr ober- flächig behandelt, wie hier unten aus dessen wörtlich wiedergegebenen Beschreibung ersichtlich ist. Tete et pattes páles. Dos du prothorax et ailes supérieures rouge de jujube můre*), une band transversale plus foncée au de là des deux tiers de celles-ci, Dessous du corps noir. On observe dans quelques individus, une ligne longitudinale rouge sur le front, plus foncée sur le vertex, et se perdant avant de joindre le labre. b. Fühlerwurzel cylindrisch dick, zweites Glied dünner und kürzer, am Grunde keulig ; drittes plattgedrückt, schief ellanzettlich, am Grunde stielrund , verengt. Pronctum quer elliptisch. Aus dieser Abtheilung kenne ich die vier folgenden von Dr. Helfer in Ostindien gesammelten Arten. 3. S. grisea * Taf. I. Fig. 21. Graugelblich, ein winkeliger Streif auf dem Clavus, im Grunde des Corium ein Streit und ein Punct, auf der Mitte еше Aförmige Zeichnung, nach hinten und innen ein Strich und Punct schwárzlich, 11 Linien lang. Die grösste der Sigara - Arten. Oben graugelblich. Pronotum schwärzlichgrau, Hinterrand blass gesäumt. Auf der Mitte des Clavus ein schiefer, bogig gebrochener schwärzlicher Streif; im Grunde des C orium ein Punct und ein Lángsstrich, auf der Mitte nach Aussen eine Aförmige Zeichnung, dahinter nach innen ein Strich und ein Punct im Innenwinkel, die etwas deutlicher abgesetzte Membran auf der rechtseitigen Halb- decke glasartig durchscheinend. Unterseite und Beine gelblichweiss, 4. S. striata. * Taf. L Fig. 22 — 24. Schwárzlichgrau, schwarz gestreift. Pronotum mit drei schwarzen Querlinien. Clavus mit zwei Längsstreifen und einem schiefen an der Schlussnaht. Corium mit vier Lüngsstreifen, die áussern bogig verbunden. Eine bis 11 Linie lang, schwárzlich grau. Kopf schmutzig weissgelb, am Nacken- ausschnitt ein erhabener Punct, Augen grau, schwarz punctir, Pronotum schwärzlich, der Vorderrand, eine Mittelquerlinie und eine Bogenlinie an dem gelbgesäumten Hinterrande schwarz. Schild braun, die Ränder hell. Halbdecken schwärzlichgrau, etwas ins Bräun- liche ziehend, schwarzbraun linirt, äusserst fein und dicht punctirt, und sehr fein behaart, mit schwach erhabenen Kielen zwischen den 4 dunkeln Streifen. Clavus mit zwei Längs- *) Der Ausdruck für die Farbe »rouge de jujube müre« soll wohl heissen coccineus? da die Mischung der Fa be von Spinola nicht näher bezeichnet worden ist, und »jujube müre« wohl auf die im reifen Zustande rothe Frucht des Zizyphus vulgaris Bezug hat, entomologische Monographien. 292 streifen und einem schiefen diese verbindenden, an der Schlussnaht, vier Längsstreifen vom Grunde des Corium nach hinten auseinander laufend, der innere an der Schlussnaht verbindet durch einen Bogen die zwei äussern Streifen, der mittlere ist frei. Die Zeichnung der linken Halbdecke ist auf der schwärzlichen Membrannaht abgeschnitten, die Membran schmutzig, durchscheinend, am Aussenrande braun verwaschen. Beine und Unterseite des Körpers weissgelb, Zwei Hinterleibschienen am Grunde schwärzlich, Das Weibchen hat nur zwei Linien auf dem Clavus, die ein schwarzliniges Dreieck bilden (Fig. 23, a), da die Linie an der Schlussnaht die andere innere bogige an den Enden berührt, Fig. 24. Das rechterseitige Vorderbein. Fig. 24 a. Das Schienbein von vorn. 5. S. lineata.* Taf. I. Fig. 25. Schwärzlichgrau , fein linirt , Pronotum schwärzlichgrau mit dunkler Rand- und einer Mittellinie. Corium mit drei am Grunde verbundenen Längslinien, die äussere mit einer randständigen in der Mitte vereint. Randfeld mit fünf Flecken. 14 Linie lang, schwärzlichgrau. Kopf gelblichweiss mit zwei Strichen oberhalb der dreieckigen Decke des Schnabels. Auf der Stirne zwischen und an den Augen ein schwärz- licher Strich. Pronotum schwärzlichgrau, mit dunkler Linie in der Mitte, am Vorder- und Hinterrand. Auf dem Clavus vom Grunde schief gegen die Spitze des Schildes eine Furche, am Schlussrande eine feine Linie, die im Schlusswinkel mit einer an der Schlussnaht liegen- den, von der Mitte an gabelig getheilten, gegen den Grund des Clavus laufenden Linie sich verbindet. Randfeld mit 4 — 5 schwärzlichen Flecken. Corium mit 3 durch eine Linie an der Schlussnaht verbundenen, braunen, am Ende erweiterten Linien, die äussere gebogene mit einer bogigen Randlinie an deren Mitte vereint. Unterseite und Beine weisslichgelb. Schenkelköpfe sehwärzlich. Fig. 25. Ein Fühler. 6. S. punctata. * Taf. L Fig. 26. Graugelblich. Clavus und Halbdecken mit zerstreuten schwarzen Puncten und zwei schwärzlichen Bögen am Ende der Decke, im Randfeld einige schwärzliche Striche. 11 Linie lang. Graugelblich. Kopf weisslichgelb mit zwei schwärzlichen Strichen ober- halb der Schnabeldecke. Pronotum schwärzlich, Hinterrand gelblichweiss gesáumt. Clavus am Schildrande mit einem breiten glasartigen feinpunctirten Grundreif, der übrige Raum auf der Mitte und im Schlusswinkel mit mehren zerstreuten schwarzen Puncten, dergleichen Puncte und Flecke auf dem Corium hin und wieder gehäuft, ein hufeisenförmiger Bogen an dem schwarzen Endrande, im Randfelde einige schwärzliche Striche, Brust weisslichgelb. Hinterleib schwärzlich, die Leibringe gelblich gesäumt. Rücken gelblich, Schenkel und Schienbeine mit weissen anliegenden glänzenden Haaren besetzt. B. Schenkel der Hinterbeine und die Schienen derselben, so wie die obere Hälfte der Mittelbeine schwárzlich. 294 Franz Xav, Fieber, Monographie der Gattung Ploa. At der bisher bekannten, von Fabricius in seinem systema Rhyngotorum p. 104, 10, ohne eine Beschreibung aufgeführten Notonecta minutissima — jetzt Ploa — kenne ich noch drei hieher gehörige Arten, von welchen Dr. Helfer in Ostindien zwei entdeckte; beide ähneln im Baue der europäischen, eben so die vierte amerikanische Art; drei sind untereinander gleich gross, die vierte jedoch um die Hälfte kleiner, Die mit Ploa nächst verwandte Gattung ist Notonecta, und der Gattungscharakter von Beiden folgender: Ploa. Schnabelscheide kurz, zweigliedrig, Oberlippe fehlt. Körper hochgewölbt, hinten schief abge- Fühler dreigliedrig. stutzt, seitlich zusammengedrückt (compres- sus. Fussglieder drei an allen Beinen, an allen zwei Krallen. Hüftpfannen gross, in den Körper eingesenkt, Die Bruststücke nur an den Seiten als dreieckige Platten sichtbar, ein Scapularium an dem Mittel- bruststücke. Vollkommene Decken, horn- artig, mit dem Clavus, Notonecta, Schnabelscheide lang, viergliedrig. Oberlippe dreieckig. Fühler viergliedrig. Körper oben halbrund walzig, Fussglie- der an allen Beinen zwei. Hinterbeine zum Schwimmen geeignet, ohne Krallen; an den Vorder- und Mittelbeinen zwei Krallen. Hüft- pfannen an den Hinterrändern der Brust- stücke eingeschnitten, ein Parapleurum zwi- schen dem zweiten und dritten Bruststůcke, Halbdecken mit dem Clavus. Der Körper. bei Ploa ist hochgewölbt, hinten schief abgestutzt, seitlich zusammen- gedrückt. Kopf von vorn fast dreieckig (Fig. 28), seitlich schmal (Fig. 29). Scheitel kurz, Stirn (Fig. 29, a), nach vorn und unten geneigt, in den Scheitel bogig übergehend. Die Schnabelscheide (Fig. 28, «) zweigliedrig, kurz, das Wurzelglied stark. Augen drei- 5. = eckig, wenig vorragend, gewölbt. Fühler (Fig. 30) dreigliedrig, das dritte Glied sehr dick aufgetrieben, spindelförmig, einseitig, oben langhaarig, Endglied seitlich an der Spitze ein- gefügt, 4 so lang als das vorige, keulenförmig, stumpf spitzig, seitlich zottig behaart, Wurzel- glied knieförmig (scheinbar gegliedert). Pronotum querüber sechseckig, zwischen den Schul- tern breiter als der Kopf. Schild gross, dreieckig, spitzig. Decken hornartig, hoch- gewölbt, hinten schief abgeschnitten, der Vorderrand erhaben gesäumt, daneben eine einfach entomologische Monographien. 295 punctirte Rinne, die Wölbung der Seiten etwas üher den Rand überhängend, an den Schul- tern schief abgeschnitten, und dem fast herzförmigen stumpfspitzigen Scapularium (Fig. 31 und 31“ a) anliegend. Die Hüftpfannen, (Fig. 31 und 31“ 5 der Körper von unten und von der Seite), weit, tief in die Brust eingesenkt, von einander durch dünne Wände geschie- den; die Bruststücke (c) nur als seitliche gerandete Dreiecke sichtbar, das vordere Bruststück zum Theil durch das Scapularium gedeckt, Beine mit dieken Schenkelköpfen, und verkehrt keulenförmigen Schenkeln. — Fig. 32 ein Vorder-, Fig, 33 ein Mittel-, Fig. 34 ein Hinterbein, jedes derselben mit drei Fussgliedern, wovon das Wurzelglied sehr klein, die beiden andern unter einander fast gleich gross und länger, zwei Klauen an allen Füssen, borstenförmig. 1. P. minutissima. Fab. Taf. I. Fig. 27 — 35. Rücken gleichhoch. Stirne mit braunem Mittelstrich. Augen schwarz. Schild bráun- lich. Clavus an der Schlussnaht und das Ende der Decken braun, vor der Mitte des Corium ein schiefer Fleck. Notonecta minutissima: grisea, capite fusco, elytris truncatis. Fab. Е. S. 4. 59. 6. S. А. 140. 10. — Panz. F. G.' 2. 14. — Latr. G. I. et C. 3. 150. — Ош. Enc. M. 8. 389 — Fourer. E. P. 1. 220, 2. — Notonecta cinerea anelytra Geoff. Ins. Par. 1. 477. 2. — Ploa minutissima. Leach. in Lin. Trans. ХИ. p. 14. I. grisea fronte linea. fusca, thorace clytrisque subtilissime punctatis, — Steph. C. Gen. 51. 1. und 2. 354. 9183. — Schaw. Gen. Zool. 6, 156. č. 54. f. med. In Teichen und Seen unter Lemna, Callitriche, Zanichellia in Böhmen, und fast überall in Deutschland, Schweden, England, Italien und Frankreich, Sie ist 3— 11 pariser Linien lang. Weissgrau, vom Scheitel bis auf die halbe Stirne herab ein brauner Streif, am Vorder- und Oberrande der Mundöffnung ein brauner Strich neben einer kleinen Längswulst, im Nacken unter dem Vorderrande des Pronotum ein brau- ner Querstreif. Wurzelglied der Schnabelscheide braun, das zweite Glied schwarz. Schild gelblich, zuweilen braun, oder am Rand fleckig. Schlussnaht der Decken beiderseits braun, die Streife vorn abgekürzt, Corium vor der Mitte mit einem braunen schiefen Querfleck. Ende der Decken mit einem grossen braunen Fleck, neben dem erhabenen Aussen- rande eine braune punctirte Furche, Der Körper, besonders die Decken gleich hoch gewölbt, seitlich zusammengedrückt, schief von oben herab abgeschnitten. Die Sculptur und theilweise Färbung der Decken bilden trichterförmige Grübchen, in deren Grunde (auf den bräunlichen Stellen) ein brauner Punct; die ganze Oberfläche erscheint daher fein run- zelig und matt; zwischen den Grübchen zerstreute, aufgerichtete Härchen. Unterleib pech- braun, mit dicht anliegenden Härchen belegt. Beine weisslichgelb, die Schienbeine und das Klauenglied an der Spitze, so wie die Krallen schwarzbraun. Die mir bekannten vorkommenden Verschiedenheiten der Zeichnung und Färbung sind folgende: В. Kopf gelblich, der Mittelstrich rothbraun. Pronotum ungefleckt, Schild bleich, mit bräunlichen Puncten auf der Randmitte, Abh. V, 3. 38 296 Franz Xav. Fieber, y. Kopf weissgelblich, der Mittelstrich schwarz.. Pronotum am Vorderrande. bräunlich ver- waschen; : Schild mit zwei schiefen braunen Strichen von der Randmitte nach, Innen. д. Kopf bräunlich, der. Mittelstrich schwarz, Pronotum am Vorderrande braun verwaschen, Schild. braun mit gelblicher Mittellinie. Die Zeichnungen der Decken ‚ausgebreitet und genähert, braun. Anmerkung. Leach a a. O. in der Trans, p. 14 glaubt die Panzer’sche Figur im Ней 2. 14 wegen des mehr abgerundeten und über dem Schild tiefer eigeschnittenen Pronotum nicht wohl mit Ploa minutissima Fabricii vereinen zu können, da sie wohl die Zeichnung von einer zweiten bisher nicht wieder gefundenen Art sein dürfte, wenn nicht blosse Zeichnungsfehler den Verschiedenheiten zum Grunde liegen. Fig. 28, der Kopf von vorn; Fig. 29, von der Seite; Fig. 30, ein Fühler; Fig. 31 der Körper von unten und Fig. 31^, von der Seite; Fig. 32, ein Vorder-, Fig. 33, ein Mittel-, Fig. 34, ein Hinterbein, Fig. 35, der Kórper von der Seite. Die náchstverwandte Art ist: 2. P. frontalis. ' Taf. L Fig. 36 — 39. Hinten höher gewólbt. Stirne mit drei kurzen Strichen, zwei Flecke im Nacken. Augen rothbraun, Schild weissgelblich, | Clavus im Schlusswinkel mit braunem Fleck. Hinter- hälfte des Corium durch braune Puncte scheinbar gefärbt. Aus Osündien. Dr. Helfer. FF Eine paris. Linie lang; im Baue der Vorigen fast gleich, bleich weissgraa. Auf. dem Scheitel zwei blassbraune genäherte ovale Flecke, auf der Stirne zwei blassbraune Striche, ein kurzer etwas tiefer gestellter zwischen beiden. Endglied der Schnabelscheide schwarz. Wurzelglied braun. Augen flach gedrückt, rothbraun. Pronotum und Schild unge- fleckt, so wie die Decken flach grubig, die Zwischenräume glatt, fast wie polirt, unbehaart. Decken hinten etwas höher gewölbt als vorn. Im Schlusswinkel des Corium ein kleiner braungelber Fleck. Die Hinterhälfte der Decken erscheint durch die in den Grübchen lie- genden Puncte bräunlich. Decken hinten schief abgestutzt, eine Reihe feiner bräunlicher Puncte in der Rinne neben dem erhabenen Randkiel. Der Rand wird von den gewólbt über- ragenden Seiten verdeckt, Unterseite pechbraun. ‚Beine weissgelblich, die Spitzen der Fussglieder braun. Fig. 31. Der Körper von der Seite. Fig. 38. Der Kopf von vorn. Fig. 39. Der- selbe seitlich. 3. P. striola. * Taf... Fig. 1— 3. Hinten hochgewölbt, Decken zugespitzt, Stirne mit braunrothem Mittelstrich. Augen schwarz. Hinterhälfte der Schlussnaht braun. Aus Nordamerika. K. k. Wien. Museum. Sie ist 3 Linien lang. Ahnelt den beiden Vorigen, ist aber hinten bedeutend ver- schmálert und zugespitzt. Graugelblich. Über die Stirne ein braunrother Mittelstreif. Augen schwarz. Die ganze Oberseite ist ungefleckt, die Decken sind hinten ober dem schiefen Abschnitt viel hóher gewólbt, als bei den übrigen Arten. Schlussnaht an der Hinter- hälfte braun. Unterseite braun, an den Rändern dunkler. Beine gelblich. Klauen- entomologische Monographien. 297 glied an der Spitze braun. Schenkel am Grunde dunkelbraun. Die Sculptur sind ein- gestochene Puncte in der Mitte der 5 — 6eckigen gelben Netzmaschen, in der Substanz der Decken deutlich sichtbar, ein sehr kurzes feines Borstenhärchen steht auf jedem Punct, das nur bei genauer Beobachtung sichtlich ist. Fig. 2. Der Kopf von vorn. Fig. 3. Der Körper von der Seite angesehen. 4. P. liturata. * Taf IL Fig. 4 — 6. Hinten etwas höher gewôlbt. Stirne mit zwei kurzen Strichen. Augen braun. Ein schwarzer Punct auf der Schulterecke und. der Hinterrandmitte des Pronotum. Schild mit zwei Lüngsstreifen. Corium mit dreieckiger Querbinde und braunem Fleck am Ende, Aus Ostindien. Dr. Helfer. | Schmutzig gelblich, 3 Linien lang, braun punctirt, Auf der Stirnmitte zwischen den Augen zwei kurze braune Striche. Pronotum nahe am Vorderrande mit zwei Quer- wulsten, die Schulterecken und ein Hócker auf der Hinterrandmitte mit einem schwarzen Punct. Schild schmutziggelb mit zwei am Grunde breiten, nach hinten abgekůrzten Lángs- streifen. Decken hinten fast senkrecht abgestutzt, hinten etwas höher gewolbt als vorn, eine von der Aussenrandmitte breite, nach innen schief und dreieckig verschmälerte, bis auf den Schlusswinkel des Clavus reichende braune Binde mit schwärzlichen Puncten in den Grübchen. Ende der Decken mit braunem fast viereckigem Fleck. Unterseite bráunlich- gelb. Beine weissgelblich. Fig. 5. Der Kórper seitlich gesehen. Fig. 6. Der Kopf von vorn. 38 * 298 Ahr. u. Ger. Е. E, Boit. M. Burm. H, Curtis br. De Geer. Enc. m. Fab, M. I. Fab, E, S. Fab, F. 5. S, Fab, S, R, Fall, C. Fall. H, Gmel, Lin, Geoff, h, Hahn u. Schäff. W. I. Jacg. Coll, Lap. Ess. Latr. h, Latr. G, Lat. Cons. Lin, S, М. Lin, F, Sv. Panz. F. G. Ramb, F. A. Réaum. Rossi F, E. Rossi F, E, M, Franz Xav. Fieber, Zunft Ш. Geocores. Monographie der Tingideae. Literatur. Ahrens-Germar Fauna Insector. Europae. 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Durch die von Fallen, Panzer, Wolff und Andere gemachten Entdeckungen wurde die Fabriciussche Gattung Tingis an Arten bedeutend reicher, und der habituelle Charakter mehrer derselben veranlasste Curtis, Westwood, Laporte, St.'Fargeau et Serville und Spinola einige Gattungen darauf zu gründen. Laporte endlich erhob die gesammten bekannt ge- wordenen Tingis-Arten zu einer eigenen Familie die »Tingidites« in dem Essai d'un classi- fication systematique de l'ordre des Hemipteres (aus dem Magasin de Zoologie par Guerin, 1833, besondes abgedruckt). Man zählt daselbst sechs Gattungen, wovon jedoch die sechste (Lasiocera) zu den Reduvien gehört, und wie weiterhin, p. 30, daselbst zu ersehen, als Holop- tilus benannt wurde. Tingis, als erste Gattung in diesem seinen Werke, zerfällt in zwei Divisionen, wo- von die erste die Tingis-Arten mit breiten glasartigen Rändern des Pronotum und der Decken (Tingis und Dietyonota) — die zweite aber jene mit schmalen Rändern des Pronotum, nám- lich Monanthia Lepelt. et Serv. der Enc, méthodique unfasst, und hiebei die Tingis Echii (Monanthia!) aufgeführt erscheint. Die zweite Gattung Piesma. Lep. et Serv. mit P, tricolor, welches wahrscheinlich die Tingis laeta Fall. ist, hatte Westwood schon früher mit dem Namen Agramma belegt. Die dritte Gattung Zosmenus Lap. umfasst die von Wolff in der Monographie der Wanzen aufgeführte Acanthia capitata; Laporte selbst stellt Zosm, maculatus auf. Eurycera nigricornis Lap. ist jedoch die Tingis clavicornis Fabr., sie wurde wohl mit Recht zur Gattung erhoben, allein der Name muss geändert werden, da einestheils die Bezeichnung mit Eurycera ( breitfühlergliedrige ) unrichtig ist, anderntheils aber der Name Eurycera von Dejean an eine Coleopteren-Gattung vergeben war, wesshalb ich statt Eurycera den Namen Laccometopus gewählt habe. 300 Franz Xaw. Fieber, Dietyonota Curtis Britt. E., p. 144, bildet die fünfte gut begründete ‚Gattung. Dem ganzen Werke fehlt Gediegenheit in der Ausarbeitung, die Gattungen sind leichthin untersucht, daher auch die Zusammenstellungen mangelhaft. Ohne mich in eine kritische Revision des von Spinola edirten Werkes »Essai sur les Genres d’Insectes appart à l'ordre des Hemipteres, Paris 1840, einzulassen, bemerke ich über die daselbst aufgeführte Familie der Tingidites, p. 161, Nachstehendes: Die Eintheilungsmethode nach der vorhandenen oder fehlenden Halsblase (am Vorder- rande des Pronotum), so wie nach der Behaarung der Fühler ist nicht durchführbar, es ist jedoch die Gattung Derephysia Spinola, zu welcher Tingis, foliacea Fall. gehört, als eine gut begründete Gattung beizubehalten, weil sich die Gattungskennzeichen im Bau der Brust- stücke, des Kopfes und der Netzdecken vorfinden ; die von Spinola an demselben Orte bei- gezogene Monanthia reticulata Scháff. ist zu streichen und bei Monanthia zu belassen. Ob Spinola die wahre Monanthia reticulata Schäffer vor sich gehabt. habe, ist zu bezweifeln; es ast jedoch diese mit Gewissheit meine Monanthia ciliata, welche ich schon früher unter diesem Namen an Dr. Waltl mittheilte, und es ist dieselbe, deren Spinola am a. О. р. 166. 2. erwähnt. Die Gattung Galeatus Spin., zu welcher Tingis spinifrons gezählt wird, muss auf. gelöst und zur Gattung Tingis gezogen werden, weil sie mit den. übrigen Arten derselben Gattung im Baue übereinstimmt. Die Gattung Eurycera Гар. ist, wie früher gesagt, Laccometopus. Die Gattung Catoplatus Spin. ist eine wahre Monanthia, und zwar die M. costata ; es muss also die Gattung Catoplatus aufgelöst werden. Serenthia Spin. ist eine überflüssige Umtaufung der, bereits von Westwood mit Agramma, von Laporte mit Piesma bezeichneten Tingis laeta Fall, Spinola bezeichnet zwar mit Serenthia eine neue Art: die S. atricapilla; zieht auch hiezu die Tingis laeta Fall, pag. 170, als zweite Art, und belässt Piesma für die Piesma tri- color Lap. (p. 235); da sich aber eben diese Art als die Tingis laeta Fall. darstellt, muss Serenthia mit Piesma zusammenfallen, und zu Agramma Westwood, der älteren Benennung, gezogen werden. Dem ganzen Werke, obgleich mit vielem Wortschwall bearbeitet, mangelt nach obigen Daten Gediegenheit in den Untersuchungen, und es werden wohl alle daselbst aufgestellten Gattungen einer genauen Revision bedürfen, Spinola macht sich übrigens auch noch des in der Wissenschaft nicht zu duldenden Unfuges schuldig, ein willkürlich anzenommenes Wort, z. B. Valerius und Theresina auf meh- rerlei Art in Sylben und Buchstaben zu verdrehen und hieraus, p. 50, Elvisura, Vulsirea, Arvelius, Verlusia — dann Atheneris, Niesthrea, Sethenira und Serenthia zu bilden, was dem Grundsatze: »der Name gehóre einer Sprache an und habe einen Sinn« gerade zuwiderläuft, Was nun das von H. Schäffer im 4. Bande 3. Ней der wanzenartigen Insecten gege- bene, eine Revision sein sollende Machwerk über die Tingitides Lap. betrifft — so beklagt sich H. Schäffer am a. O., dass die Gattung Tingis von Westwood, Curtis, Laporte, St. Fargeau entomologische. Monographien. 301 et Serville, Burmeister und Spinola behandelt — und auch misshandelt worden sel; leider hat es aber auch Scháffer nicht vermocht, das von ihm neu geschaffene Chaos zu beleuch- ten und Ordnung darin herzustellen; denn man sucht mit vieler Mühe stůckweise das zu- sammen, was in einer Revision gesichtet beisammen stehen soll, abgesehen noch von einer, für jenen kleinen Aufsatz grossen Zahl von Druckfehlern und falschen oder ausgelassenen Beziehungen seiner eigenen Zeichnungen. Viele dieser Zeichnungen sind nichts weniger als correct zu nennen und die Beschrei- bungen äusserst mangelhaft. Im 4. Bande 3. Heft führt H. Schäffer die Gattungen Serenthia, Monanthia, Eurycera, Tingis, Derephysia auf, und schliesst Galeatus und Catoplatus mit Recht aus, worüber das Náhere bei der Beurtheilung von Spinola's Arbeit oben gesagt wurde. Die Gattung Derephysia Spin., wozu Tingis crıstata Panz. und T. foliacea Fall. gehört, zieht Scháffer mit Unrecht ein, und belegt mit diesem Namen einige wahre Monanthia-Arten mit langbehaarten Fühlern und behaarter Oberseite, námlich seine M. reticulata, angusticollis, gracilis und crispata. Die Trennung dieser Arten von Monanthia ist aber mit Nichts zu be- gründen, die Bekleidung ist zum Gattungsmerkmal untauglich, wesshalb ich auch die Gattung Derephysia Schäffer, aufzulósen und jene des Spinola mit T. cristata und foliacea beizube- halten mich bewogen finde. Es folgt nun die Berichtigung der Fehler in dem eben besprochenen Werke des Herrn H. Schäffer : Im 4. Band 3. Heft p. 43 Zeile 9 v. o. lese: rotundata statt globosa. » 58 DV Un sl ДО Statt. » 67 » 15 fig. 391 у. u. soll anders lauten, denn Fig. 391 ist ja wieder M. dumetorum. : D50 № 8. о. lese: u XXV 'statt t, GX XI. Im 4. Band 4. Heft » 68 » 3 » » setze hinzu t. 126 Fig. 393. » 68 D OR. UP» » t. 126 fig. 394. » 69 » 10, у.го. lese: t. 126 statt 122. auf t. 130 lese: ad T. cristata statt ad T. costata. р. T08ber No.* 8. "lese: EK. 1. statt H. FK: » 70 bei No. 7 lese: M. №. statt L. M. Wohin gehórt auf t. 130 Fig. F.? Dr. Burmeisters Handbuch der Entomologie kann nur als solches im Allgemeinen dienen, obgleich es erwünscht wáre, alle daselbst abgehandelten Gattungen und aufgeführten Arten gesichtet zu finden; so ist z. B, unter der Gattung Piesma 2. B. p. 253. 2. P. melano- cephalum das gleiche Insect Tingis melanocephala Panz., die zu Monanthia gehört. Eben da wird Piesma marginatum mit dem Citat von Tingis crassicornis aufgeführt, was unrecht ist, da P. marginatum eine Orthosteira und T. crassicornis eine Dictyonota ist. Eurycera ist bereits früher besprochen. 802 Franz Xav. Fieber, Bei Tingis p. 259 wird Tingis Echii Fab. (Monanthia) aufgeführt, diese gehört aber zu den Monanthien, und ist nicht die des Fabricius, sondern meine M. vesiculifera, Unter Monanthia steht T. clavicornis, welche Laporte als Eurycera aufführte, sie bildet die Gattung Laccometopus. Monanthia carinata, p. 262, ist eine Orthosteira, keineswegs gehórt die T. cassidea Fall. zu dieser Art. Monanthia pusilla gehórt zu Orthosteira. Nach Sichtung der Gattungen in den über Tingiden handelnden Werken bleiben nur die nachfolgenden übrig: Zosmenus. Lap. — Agramma Westw. (Piesma Lep. Serenthia Spin.) — Monanthia, — Dictyonota Curtis. — Derephysia Spin. — Laccometopus Fieb. (Eurycera Lap.) und Tingis Fab. — welche in der gegenwártigen Schrift auch beibehalten worden sind, Die Trennung der von mir, aus bekannten europäischen, bisher zu Monanthia gezo- genen Arten, und als neu aufgeführten Gattungen: Campylosteira und Orthosteira — ist durch den verschiedenen Bau des Kopfes, des Pronotum und der Netzdecken am gehórigen Orte gerechtfertigt, es erübriget daher nur noch, der Gründe zu erwähnen, die mich zu einer neuen Eintheilung der Gattungen und Arten bestimmten, Wenn gleich H. Scháffer W. T. 4. D. 3. H. p. 44 behauptet: das Verháltniss der Decken (d. h. das Vorhandensein der Membran) sei untauglich als Kennzeichen zu generischer Tren- nung, und es gebe die Bekleidung der Fühler ein besseres Kennzeichen zur Bildung von Gruppen ab, so sehe ich mich gedrungen, dieser Ansicht zu entgegnen, dass das Vorhandensein einer vollkommenen Membran gewiss auf das Vorhandensein noch anderer Kennzeichen der Gattung schliessen lasse, wenn gleich auch die Membran etwas verkümmert und mit Netzmaschen belegt ist, welcher Fall wirklich bei Zosmenus eintritt. Н. Schäffer sowohl als Spinola schliessen Zosmenus von der Familie der Tingiden aus, diess ist aber nicht wohl thunlich, da der Familiencharakter der Tingiden auch Zosmenus umfasst, und das Pronotum bei mehren auslándischen Gattungen und Arten gleichfalls ohne Pro- cessus, das Schildchen und der Clavus der Decken dann auch vorhanden und frei ist, die Wangen gleichfalls mit Platten, nach unten erweitert, versehen sind, und den Bruststücken bei Zosmenus nur die Brustplatten fehlen, welche allen übrigen Tingiden eigen sind, wonach denn auch die oben erwáhnten auslándischen Arten und Gattungen von den Tingiden getrennt werden müssten; es bildet aber vermóge der übrigen Unterschiede Zosmenus eine eigene Ab- theilung in dieser Familie, Die Eintheilung der Tingiden bei Schäffer W. I. 4. 3. p. 45 u. 46. nach bebaarten und glatten Fühlern ist unrichtig, da bei keiner der von mir untersuchten vielen Arten nackte Fühler vorkommen. Die Fühler der Tingiden sind mehr oder weniger fein behaart, also nur scheinbar kahl, und die Bekleidung mit einer guten Loupe — oft schon mit freiem Auge sichtbar; zuweilen sind die Fühler fein gekórnt, zottig, striegelig, oder fast borstig behaart. In die erste Abtheilung mit nackten Fühlern stellt Schäffer s. dess. W. I. 4. 3, p. 64, АТ. u. у. die Gattungen Serenthia und Monanthia ein, deren Arten aber bei aufmerksamer Betrachtung behaarte Fühler zeigen, welchem nach auch sein Schema aus diesem einen Beispiele sich als unhaltbar darstellt, und zerfallen muss. entomologische Monographien. 303 Bessere Kennzeichen zur Trennung von Gattungen und zur Eintheilung der Tingiden überhaupt, gibt der Bau der Körpertheile des Insectes, nämlich : »Die fehlenden oder vorhandenen, eine Rinne für die Schnabelscheide bildenden Brustplatten, « »der Kopf, die Stellung der Fühler an demselben, die 4- oder 5gliedrige Schnabel- scheide, ihre Länge und die der Glieder unter einander, « »die Bruststücke, die Stellung der Pfannen in denselben, der fehlende oder vorhan- dene Processus des Pronotum, das sichtbare oder bedeckte Schildchen, das Vorhandensein des Clavus oder der Mangel desselben, und das verschiedenartige, länglich rautenförmige, drei- eckige, lanzettliche oder fehlende ; ebene, vertiefte oder blasig erhöhte Mittelfeld der Netz- decken. Eben so bieten der verschiedenartige Bau der Halsblase auf dem Vorderrande des Pronotum, die Seitenränder desselben, die Felder der Netzdecken, ihre Breite und die Zahl der Maschen in denselben, so wie auch oft der Bau der Fühler untrügliche Kennzeichen zur Unterscheidung der Arten.« Auf Grundlage des so verschiedenartigen Baues der Kórpertheile und anderer ab- wechselnd vereint vorkommenden Kennzeichen führte ich die Eintheilung der Tingiden durch, und stellte, auf jene Charaktere gestützt, die meist anderen Welttheilen eigenthümlichen neuen Gattungen auf. Bevor ich noch zu dem beschreibenden Theile dieser Abhandlung übergehe, finde ich für nöthig, das Verhältniss der Familie der Tingiden zu Andern nahe stehenden darzu- stellen. Mit dem Familien-Namen der »Membranacei« umfasst Dr. Burmeister in seinem Hand- buche der Entomologie 2. B. p. 249, drei — von Laporte in dem Essai d’un Classification systematigue de l'Ordre des Hemiptéres (Heteroptéres) mit vollem Rechte aufgestellte Rhyn- choten-Familien, námlich die Phymatites, Tingidites und Cimicites. Dr. Burmeister findet nach seinen eigenen Worten, p. 249 a. a. O. eine allgemeine umfassende Schilderung der von ihm aufgestellten Rhynchoten-Familie »die Membranacei,« nicht gut möglich, was allerdings wahr ist, wenn drei Familien von so heterogenem Bau fast aller Körpertheile, unter eine Einzige gebracht werden wollen. Die Familie der Phymatites Lap. gehört nach der Bildung der Schnabelscheide in die Nähe der Reduvieae, und kann des verschiedenen Kopfbaues wegen nicht zu den Tingi- den gezogen werden. Zu den Phymatites zählt Laporte die Gattungen Phymata Lat. (Syrtis Fab.) Disco- merus Lap. und Macrocephalus Sweder. in den Nov. Act. Holm. 1787. 3. t. 8. fig. 1. Mit Unrecht zieht Dr. Burmeister Herrn Latreille als Auctor zu Macrocephalus, da doch Sweder a. a, O. die Syrtis manicata — als Macrocephalus — von Syrtis trennte, Phymata Latr. ist Syrtis Fab. und dieser Gattungsname als der ältere, vor jenem des Latreille beizubehalten. Bei Discomerus Lap. stimmt der ganze Bau mit Syrtis überein, weshalb diese Gattung einzuziehen ist. Abh. V, 3. 39 301 Franz Xav. Ficher, Macrocephalus Swed. ist eine mit guten Unterscheidungsmerkmalen aufgestellte Gaitung. Der Familiencharakter der Phymatidae ist Nachstehender: Kopf lánglich vier- eckig, gerandet, vorn eingeschnitten, Stirne senkrecht wulstartig, von den Wangenplatten seitlich gedeckt. Fühler viergliedrig, unter dem Kopfrande vor den Augen eingefügt, bis unter das Pronotum zurücklegbar. Schnabelscheide viergliedrig, sehr kurz und krumm. Stemmata 2 vorhanden. Pronotum lánglich trapezförmig mit geschweiften Seiten und zwei Rückenkielen. Schild frei, dreieckig, fast gleichseitig oder so lang als der Hinterle'b und schmal. Halbdecken viel schmáler als der lánglich -rautenfórmige Hinterleib, von dem zuweilen langen Schild bedeckt (Macrocephalus), mit breitem Randfeld. Mittelfeld breit, hinten mit einem dreieckigen Seitenfeld, Hinterfeld schmal. Pfannen aller Beine am Hinterrand der Bruststücke ausgeschnitten. Vorderbeine Raubfüsse mit dicken platten Schenkeln und krummen klauenfórmigen Schienen, die beiden hinteren Paare zum Gehen geeignet. Fussglieder zwei, Wurzelglied sehr klein. Laporte zählt unter seine Cimicites Cimex (lectularius) — A canthia (saltatoria) Pe- deticus Lap. — Megymenum Lap. — Aradus - Piestosoma (Arad. depressus) und Brachyrhynchus mit den Untergattungen Aneurus — Brachyrhynchus und Dysodius. Da aber die Gattung Pedeticus Lap. nicht zu entráthseln ist, und wahrscheinlich in die Nähe oder gar zu Anthocoris Fall. gehört, — sein Megymenum dentatum bei den Scu- telleriden oder Tessarotoma stehen sollte, (siehe Voyage de Duperry t. 12, fig. 1.) und Pies- tosoma von Aradus nicht getrennt werden kann, die von Laporte gebildeten Untergattungen aber sehr gut geschiedene Gattungen sind, so erübrigen für die Familie der Cimicites noch folgende Gattungen mit Ausnahme des Cimex lectularius, welcher in die Nähe von Anthocoris gehört, und zu welchem Lyctocoris domesticus den Übergang bildet — nämlich Acanthia, Aradus, Aneurus, Brachyrhynchus und Dysodius. Acanthia gehört jedoch einer eigenen Familie an, die von Burmeister mit Riparii bezeichnet und weiter. unten besprochen wird. Es bilden daher nur die letzten vier Gat- tungen eine natürliche Familie, welche ich in de Carro’s Almanach von Karlsbad 1843, p. 54, mit dem Namen der Aradieae bezeichnete. Die Charakteristik dieser Familie ist folgende: Kopf meist länglich viereckig, Scheitelfortsatz stumpf oder eingeschnitten, Stirne sehr kurz, wulstartig in den Scheitel übergehend. Fühler viergliedrig, kurz, vor den Augen ein- gefügt. Schnabelscheide dreigliedrig, kurz, gerade, in einer Furche am Unterkopf liegend, meist so lang als dieser, oder wenig länger. Pronotum trapezförmig, Schild gross, zungenförmig, frei. Halbdecken schmäler als der ovale Hinterleib. Die Pfannen klein, auf der Hinterrandmitte des Vorderbruststückes liegt stets das vordere Paar aneinander; die beiden hintern Paare — durch die breite Brustfläche nach aussen gerückt — liegen am Hin- terrande der Bruststůcke, Beine zum Gehen geeignet. Fussglieder zwei, Wurzelglied sehr klein. entomologische Monographien. 305 Die Gattung Acanthia Lat. (Salda Fab.) und Leptopus, belegt Burmeister in seinem Handbuche 2. p. 215, mit dem Familiennamen Riparii. Es gehört zu diesen beiden Gattungen aber auch noch Pelogonus, da nicht allein der ganze áussere Bau, sondern auch die Gliede- rung der Schnabelscheide, seine Lánge, die Stellung der Netzaugen, der Bau der Fühler und der Beine, hiefiir das Wort sprechen. Burmeister záhlt die Gattung Pelogonus zu den Galgulini. Fabricius nennt Acanthia saltatoria im dem Syst. Rhyng. p. 113. Salda, und hat in dieser Gattung verschiedene, von neueren Entomologen hieraus gebildete Gattungen: als Oph- thalmicus und Anthocoris, mitbegriffen, ich glaube aber doch für Acanthia saltatoria und die biemit verwandten Arten den ältern von Fabricius gegebenen Namen Salda beibehalten zu sollen. Da nach dem Vorhergesagten die Familie der Membranacei Burm. aufgelöst wer- den musste, so ist die dritte der ausgeschiedenen Familien mit ihrer Charakteristik jene der Tingideae. (Tingidites Lap.) TINGIDEAE *. Kopf drei- oder viereckig; mit wulstig vorstehender Stirne, die in den Scheitel mehr oder weniger bogig übergeht. Wangen nach abwárts plattenfórmig erweitert (Wangenplatten. Fühler viergliedrig, das dritte Glied das längste (fädig, walzig oder keulenförmig). Schnabel- scheide meist vier- oder fünfgliedrig (blos Monanthia. Oberlippe lanzett- oder pfriemenfórmig. Bruststücke mit hinterrandstándi- gen tief ausgeschnittenen Pfannen. Brustplatten netzmaschig, zu- weilen nur auf dem Mittelbruststück vorhanden oder kielfórmig (Zosmenus. Pronotum trapez- oder rautenfórmig, Schild und Clavus frei, oder unter dem nach hinten verlängerten Pronotum verbor- gen. Die Halb- oder Netzdecken den Rücken überragend. Clavus theils vorhanden, theils durch Netzmaschen repräsentirt, Beine zum Gehen geeignet. Fussglieder zwei, das Wurzelglied sehr klein. Es folgt nun noch die nähere Beschreibung des äussern Skelettes der Tingiden. Der Kopf, von oben gesehen, ist drei- oder viereckig, mit wulstartig vorstehender Stirne, welche mehr oder weniger schief geneigt oder senkrecht, bogig in den Scheitel über- geht, wenn derselbe nicht — wie bei Laccometopus — nach vorn spitzig verlängert ist, wo dann der Kopf seitlich viereckig, die Stirne grubig vertieft erscheint. Augen halbkugelig oder länglich und vertical gestell. Scheitel mit Dornen besetzt, selten ganz unbewehrt; seitlich an den Fühlern und vor den Augen stets ein, meist kurzer starker, oft spitziger vorwärts ge- richteter Höcker, wodurch der Kopf, von oben angesehen, zuweilen ein querviereckiges Aus- sehen erhält; ist der Kopf von oben dreieckig, so hat er auch diese Form nach der Seite angesehen, Stirn und Scheitel liegen dann in schiefer Ebene, (Taphrostethus, Teleia, Phat- 39 * 806 Franz Xav. Fieber, noma, Elasmognathus). Die Wangen sind abwärts in eine netzmaschige Platte erweitert, die ich Wangenplatten (Bucculae) nenne (Taf. II. Fig. 8. und 10 a, dann Taf. V. Fig. 3. d), sie stehen meist parallel von einander, und sind vorn bogig geschlossen, oder sie laufen schief zusammen, wenn der Kopf dreieckig ist: zwischen diesen Wangenplatten liegt das Wurzelglied der Schnabelscheide, welches am Grunde von der lanzett- oder pfriemenförmigen Oberlippe (Fig. 8. e. und 10. b) bedeckt ist. Vier Glieder der geraden Schnabelscheide sind die gewöhn- liche Zahl, fünf bei Monanthia. Bei Zosmenus steht vor den Wangenplatten beiderseits der Stirnwulst ein hornförmiger Wangenfortsatz, (Corniculum, Taf. IL Fig. 9. р und Fig. 10. /). Fühler viergliedrig, die Wurzelglieder die kürzesten, das dritte Glied das längste, bald dünn fädig, walzig, oder keulenförmig, das vierte Glied spindelförmig oder länglich, mehr oder weniger dick, die Spitze desselben in der Axe des dritten; nur bei Laccometopus ist das Endglied seitlich gekrümmt und ausserhalb der Axe des dritten. Die Bekleidung der Fühler ist mehr oder weniger fein, zuweilen langhaarig. Bruststücke drei, einfach, die Pfannen sind an ihrer Hinterrandmitte ausgeschnitten; der Länge nach zwischen denselben liegen die meist blattartig erhöhten netzmaschigen Brustplatten, wovon die des Hinterbruststückes, zuweilen bogig gekrümmt, ein Oval umschliessen, durch welches die Mittel- und Hinterpfannen nach Aussen gerückt werden (Monanthia, Tingis, Agramma, Derephysia), zuweilen fehlen die Platten an der rundlichen Scheibe (Elasmognathus). Das Pronotum ist trapezförmig oder nach hinten in eine dreieckige Spitze — den Processus — verlängert und fast rautenförmig; meist mit drei durchlaufenden oder seitlichen abgekürzten, geflügelten oder geschärften Kielen versehen, die auch zuweilen fehlen; stets durchläuft aber der Mittelkiel das Pronotum und setzt oft auf die Halsblase am Vorderrande fort; die seitlichen Kiele erscheinen bei Tingis als ellipsoidische (schalenförmige) Aufsätze. Der Seitenrand des Pronotum ist entweder blatt- artig, flach, umgeschlagen, oder als Leiste vorhanden, welche vorn ein blattartiges Stück des Seitenrandes einschliesst. Bei Zosmenus sind vollständige Halbdecken mit Corium, Clavus und Membran vorhanden, bei den übrigen Gattungen sind es Netzdecken (Sagenae), welchen die Mem- bran fehlt, der Clavus ist theils vorhanden, theils durch Maschen repräsentirt (Campylosteira, Orthosteira, Derephysia, Tingis), der Clavus nebst dem Scutellum ist unter der Verlängerung des Pronotum (dem Processus) verborgen, oder auch unbedeckt, sichtbar. Der durch Rippen deutlich gesonderten Felder der Netzdecken sind vier, nämlich das Randfeld (Taf. X. Fig. 28 und 29, A) ist bei allen vorhanden, eben so das Mittelfeld (A), welches theils länglich-rautenförmig , lanzettfôrmig oder dreieckig ist; nach dem verschiedenen Vor- kommen dieser Mittelfelder wechseln auch die übrigen in ihrer Form. Bei den rautenförmigen und bogigen Feldern ist ein langes Schlussfeld oder Hinter- feld vorhanden (area analis. Taf. X, Fig. 29, //). Bei. den lanzettlichen und dreieckigen Mittel- feldern fehlt das Hinterfeld, und es ist der Clavus vorhanden (Taf. X, Fig. 28, /), hinter dem Mittelfeld liegt dann ein freier netzmaschiger Raum, das Endfeld (area apicalis, Taf. X, Fig. 28, m), zwischen dem Rand- und Mittelfelde liegt das schiefe Seitenfeld (area lateralis, Taf. X, Fig. 28, 29, 6), welches gleichfalls bei allen Tingiden der zweiten Abtheilung vor- entomologische Monographien. 307 kómmt. Der Hinterleib hat nichts eigenthiimlich, es sind 7 Bauchschienen, wovon die letzte beim Weibchen winkelig ausgeschnitten, am Grunde in eine dreieckige Spitze verlán- gert ist, und auf den meist guer rautenfórmigen After überragt. Die letzte Bauchschiene beim After des Männchens ist rund ausgeschnitten. Die Beine sind meist schlank gebaut, die Schenkel zuweilen verdickt (Agramma), am Knie mit einem dornförmigen Fortsatz versehen. (Elasmognathus.) Die Schienbeine sind am Grunde verdickt, und an der Einlenkung gekrümmt. Fussglieder zwei, das Klauenglied gross, vorn verdickt, etwas gebogen; Wur- zelglied sehr klein. Klauen zwei; Empodium klein. Nach der Beschaffenheit der Netzdecken, den fehlenden oder vorhandenen Brust- platten und den Corniculis lassen sich die Tingiden in zwei Hauptabtheilungen unterbringen, in deren erste die von einigen Entomologen von der Familie der Tingiden ausgeschlossene Gat- tung Zosmenus Lap. gehört, demnach die schematische Übersicht der Eintheilung wie folgt. E. Schnabelscheide frei auf der Brust liegend. Brustplatten fehlen (kielfórmig), Kopf mit zwei hornfórmigen Wangenfortsátzen ( Corni- cula. Pronotum trapezförmig. Haibdecken (mit zuweilen netzmaschi- " get Membran) <.. 6089654 срам пила sms, le leo dsmenusi Lap. и. Schnabelscheide zwischen den blattartigen Brustplatten liegend, Kopf ohne Fortsátze an den Wangen. Netzdecken (Sagenae). А. Pronotum rautenförmig, mit rundlichen Seiten und schwachem Mittelkiel. Netzdecken flach gewölbt, ohne deutlichem Mittelfeld . Agram та. Westw. B. Pronotum viereckig oder rautenförmig, mit blattartigen, wulstartig blasig auf den Rücken umgeschlagenen oder als Leiste vorhande- nen Seitenründern, Mittelfeld deutlich. I. Mittelfeld flach oder vertieft, dessen Kiele erhöht. A. Mittelfeld doppelt, Clavus frei. Pronotum hinten kurz ver- längert, fünfkielig t w-19 La, dia 33.31.1226 1E a pibir ostethos.* B. Mittelfeld einfach, Pronotum mit einem oder c Kielen. 1. Mittelfeld bogig durch die ganze Decke laufend, Pronotum Essudauscesclimiten sos sam De cod nn scie era umipiyilos tel ra. * 2. Mittelfeld gerade , fast rautenförmig - lánglich, innerer Kiel gerade, parallel mit dem Schlussrande. 4. Pronotum-Scheibe fünfeckig, fast 6eckig durch den blasig überragenden Vorderrand. Clavus durch Maschen reprä- sentirt, nebst dem Schildchen bedeckt . . . . . . . Orthosteira.* b. Pronotum - Scheibe viereckig, Vorderrand ausgeschnitten. Clavus und Schildchen vollkommen, йе... . . . Teleia. * 308 Franz Xav. Fieber, 3. Mittelfeld lanzettfórmig oder lánglich-dreieckig, innerer Kiel bogig oder winkelig gebrochen. a. Letztes Fiihlerglied gerade, spindelförmig, in gleicher Axe mit dem dritten Gliede. A, Pronotum-Scheibe trapezförmig. Clavus und Schild vollkommen, frei, Mittelfeld schmal lanzettförmig . Phatnoma.-* B, Pronotum - Scheibe rautenfórmig, Schildchen unvoll- kommen, nebst dem Clavus vom Processus bedeckt, Mittelfeld länglich dreieckig. 1. Fühler behaart, das dritte Glied fádig oder cylindrisch. «, Kopf kurz, seitlich viereckig. Schnabelscheide lang, fünfgliedrig . . . $ doma „bios MonlanthiadN es: B. Kopf dreieckig spitzig. Sohnahelscheitle Le. dick, viergliedrig . . . оао ставь ва . Fühler gekörnt, striegelig, dines Glied dick, “lib Dictyonota. Curt. b. Teu Fühlerglied dick, kurz, vom Grunde an seitlich gekrümmt, ausser der Axe des keulenfórmigen dritten. Laccometopu s. * II. Mittel- und Seitenfeld zusammen dachfórmig blasig, Netzdecken glasartig, grossmaschig, drittes Fühlerglied fádig. A. Netzdecken über die ganze Lánge dachfórmig blasig, oben gekielt. Processus abgerundet oder spitzig .. . . « . Derephysia Spin. B. Netzdecken mit kurzer eifórmiger, seitlich auswärts-gedrückter Blase, die im Mittel - und Seitenfeld beschránkt, bis auf die halbe: Netzdedke reielit smslnilunh dudo dile Vos Tani giso Rab: + I. Schnabelscheide frei auf der Brust liegend. Pronotum vier- eckig. Schildchen frei. Halbdecken mit Corium, Clavus und glatter, zuweilen netzmaschiger Membran. Fühlerwurzel kreiselförmig. Die Pfannen winkelig ausgeschnitten. Die blattartigen Brust- platten fehlen und sind nur als Kiele angedeutet. Gen. L Zosmenus Laporte. Taf. IL Fig. 1— 2 Acanthia. Wolff, — Tingis. Fall. Westw. — Piesma und Aspidetoma Curtis (nach Spinolä’s Ess. p. 231). Die beiden hintern Pfannenpaare aneinanderliegend, der Breite nach durch eine sechs- eckige Tafel auseinander gerückt. Kopf kurz, dreieckig, mit zwei hornförmigen Wangen- fortsätzen nach vorn, Fühler seitlich am Kopfe, Wurzelglied dick, kreiselfórmig. Schnabel- entomologische Monographien. 309 scheide kurz, viergliedrig. Schildchen frei. Halbdecken mit Corium, Clavus und glatter oder zuweilen netzmaschiger Membran; Corium auf der Mitte durch drei Lángsrippen in zwei spitzwinkelige dreieckige Felder getheilt, Kopf (Fig. 9) von oben dreieckig, kurz, vorn abgestutzt; die Stirne (a) kielförmig vorstehend, beiderseits am Ende derselben ein vorn hornförmig gekriimmter Wangenfortsatz (corniculum Fig. 9. 6). Wangenplatten (Fig. 10, a) schmal, die viergliedrige kurze Schnabel- scheide (Fig. 10, e) seitlich deckend. Fühler (Fig. 11) an den Seiten des Kopfes vor den Augen eingefügt (Fig. 8. /. u. Fig. 10. c), seitlich ein kurzer starker Hócker (Fig. 8, 9, 10, d). Fühler-Wurzelglied dick, kreiselförmig, kurz gestielt, zweites Glied keulenförmig, wenig kürzer als das erste, drittes fädig, oben etwas stärker, viertes spindelförmig, dick. Pronotum viereckig, trapezförmig, vorn wulstig, dahinter querüber eingedrückt, mit 2 — 3 kurzen, vorn und hinten abgekürzten, kaum auf die Mitte des Pronotum reichenden Kielen. Die Seiten auf der Vorderhälfte blattartig. Bruststücke (Fig. 8) ohne Platten, statt derselben zwei kleine Kiele (b) auf der Mittelbrust, die beiden hintern Paare der Pfannen aneinander liegend, der Breite nach durch eine sechseckige Tafel (c) auseinander gerückt. Vorderes Pfannenpaar wegen der kurzen Mittelbrust den hintern beiden Pfannen genähert. Vorderrand der Vorder- brust breit. Schildchen frei, dreieckig. Halbdecken mit Corium, Clavus und Membran. Clavus trapezoidisch, Corium auf der Mitte durch drei Rippen vom Grunde gegen die Mem- brannaht in zwei spitzwinklige dreieckige Felder getheilt; Randfeld schmal. Membran glasartig durchscheinend, mit 4 schiefen Rippen durchzogen oder zuweilen (bei zwei Arten) ganz netz- maschig ohne Rippen, und in diesem Falle ist die Membran nur wenig gekreuzt. After des Männchens rundlich , letzter Leibring bogig ausgeschnitten (Fig. 12). After des Weibes fast fünfeckig. Letzter Leibring am Grunde gerade, seitlich winkelig ausgeschnitten (Fig. 13). Der Aufenthalt dieser Insecten ist lockere Erde unter Laub und Moos, an sandigen Orten unter Pflanzen. a. Pronotum viereckig, mit blattartigen bogigen Seiten. 1. И. quadratus *. Taf. II, Fig. 7, 9, 11. Gelblichweiss. Pronotum vorn mit drei kurzen Kielen. Halbdecken mit viereckigen, gelbbräunlichen Flecken, Rand mit mehren dunklen Strichen. Mittelbrust mit schwarzem Fleck. Hinterleib braunröthlich gefleckt. Um Triest von Herrn Jos. Holzer entdeckt. In Österreich um Wien. (Jos. Ullrich.) Länge 12 Linie pariser Mass. Die grösste der mir bekannten Arten. © Gelblichweiss, ins Grüne ziehend. Kopf gelblich mit zwei rostrothen Suürnstrichen. Cornicula und die stumpfen, kurzen, auswärts geneigten Höcker vor den Augen weissgelb. Fühler schmutzig weissgelb ; Endglied an der Spitze rothbraun, Pronotum viereckig, flach gewölbt. Hals- winkel breit blattartig, abgerundet, bogig in den stumpfen Schulterwinkel verlaufend, auf dem Halswinkel ein Höcker. An der Vorderrandmitte drei, auf der Mitte des Pronotum abge- kürzte Kiele. Schild gross, schwarz, mit weissgelber, knotiger Spitze. Halbdecken mit gelbbráunlichen, viereckigen Flecken in den Feldern, das breite Randfeld aussen mit 5 — 6 310 Franz Xav. Fieber, schwárzlichen Strichen, die Rippen der Felder bráunlich. Membran weissgrau mit dunklen Rippen. Unterseite weissgelb, braunröthlich gefleckt. Mittelbrust zwischen den Beinen schwarz. Beine bräunlichgelb. Klauenglied am Ende, und die Klaue schwarz. В. Pronotum zuweilen auf der hintern Hälfte bräunlich gefleckt. Fig. 7. Das Insect vergróssert. Fig. 9. Kopf von oben. Fig. 11. Ein Fühler. b. Pronotum trapezförmig, nach vorn verschmälert, Seiten geschweift. * Membran vollkommen vorhanden, gekreuzt, mit vier schiefen Rippen, am Grunde der Mem- bran einige Reihen Maschen. 2. 7. variabilis *. Taf. IL Fig. 8, 10, 12 — 16. Grünlichweiss, schwärzlich gefleckt. Kopf bräunlich, Pronotum mit drei kurzen Kielen am Vorderrand. Rand der Halbdecken mit 3—4 Strichen. Unterseite grůnlichweiss, Zosmenus maculatus Lap. Ess. р. 49. — Burm. Handb. p. 262. 2, — Spin. Ess. p. 231. (Die von Laporte angegebenen Kennzeichen des Z. maculatus sind nicht genügend, um mit Bestimmtheit über das Zitat zu entscheiden.) An sandigen Orten, an Feldrindern, auf Triften unter Herniaria glabra und den Thymus-Arten. In Bóhmen, um Prag bei Modřan unfern der Mühle, und in den Buczek'schen Anlagen, den Sommer hindurch. Auch in Ósterreich um Wien. Eine bis 11 par. Linien lang. Grünlichweiss. Kopf bráunlich, zwei braune Striche auf der Stirne. Cornieula gerade. Fühler lehmgelb, obere Hälfte des Endgliedes bräunlich. Pronotum viereckig (trapezfórmig), vorn nur wenig schmäler als hinten. Seiten schmal blattartig, seicht ausgeschweift. Halswinkel mit einem Hócker, und wie die Schulterwinkel abgerundet. Am Vorderrande querüber scharf eingedrückt, mit drei vorn abgekiirzten, auf der Mitte des Pronotum verlaufenden Kielen, der mittlere schwácher als die seitlichen, an welchen ausserhalb in der Querfurche eine bráunliche flache Grube liegt. Schild braun mit weissgelbem Mittellángsstrich. Halbdecken in der Mitte sehr erweitert. Randfeld breit, 3— 4 breite schwärzliche Striche an der Randlinie, und mehrere zerstreute, unregel- mássige, kleine Flecke auf dem Pronotum, dem Clavus und zwischen den Feldern des Co- rium, Spitze des Schlusswinkels braun. Membran weisslich. Unterseite des Mánnchens bráunlichgelb, mit einer Reihe weisser Flecke an den Seiten des Bauches, und weissem Saume an dem weisslichen Afterstücke. Weibchen unterhalb grünlichweiss. Schenkelköpfe braun mit weissgelben Enden. Beine bei beiden Geschlechtern lehmgelb. Klauenglied am Ende, und die Klaue schwarz. Die vorkommenden Farben und Zeichnungsánderungen sind folgende: Var. b. Beiderseits gelblich ohne alle Zeichnungen. Vor. c. Unterseite gelblich. Endglied der Fühler oben braun. Halbdecken róthlichweiss- gelb, am Randfeld weisslich, mit einigen braunröthlichen und zerstreuten weiss- lichen Flecken, auf dem mittlern Felde Schild ganz weissgelblich. Var. d. 9 Bráunlichgrau. Augen braun, eben so zwei Striche auf der Stirne, Vorderrand entomolegische Monographien. 311 des Pronotum bis zum Ouereindruck, der halbe Seitenrand, ein Fleck am Grunde der Halbdecken, ein anderer auf der Mitte der Schlussnaht, weissgelb. Die zerstreu- ten Flecke des Pronotum und der Halbdecken dunkelbraun. Vorderbrust mit breitem weisslichem Saum und weissgelblichen Seiten der Pfannen. Hinterleib und Hinter- brust nussbraun, am Grunde jedes Leibringes seitwärts ein dreieckiger weisser Fleck. Beine braungelb. Var. e. © Zeichnungen wie bei d, aber noch dunkler, die Flecke fast zusammenfliessend. Kopf gelblich, Schild braun mit weissgelbem Mittelstrich. Unterseite und Beine gelb- lichbraun, an den Seiten des Hinterleibes zwei Reihen weisser Flecke, auf der Mitte ein röthlicher Streif vom Grunde an. Fig. 8. Brust und Kopf von unten. Fig. 10. Kopf von der Seite. Fig. 12. After des Mannes, Fig. 13. des Weibes. Fig. 14. Das Insect vergrössert. Fig. 15. Kopf von oben. Fig. 16. Ein Fühler. 3. Z. Laportei*. Taf. IL Fig. 17. Gelblich. Pronotum - Vorderrand mit zwei kurzen Kielen. Seiten tief ausgeschweilt. Halbdecken mit grossen viereckigen Flecken, am Grund weissgelb. Rand mit fünf, Mittel- brust mit zwei schwarzen Strichen. Hinterleib braun, zwei Grübchen am Grunde. ? Zosmenus maculatus Lap. №. p. 49. Ich würde diese Art für den Z. maculatus Lap. halten, allein das Kennzeichen des schwarzen Schildes ist nicht hinlánglich kritisch, und die übrigen wenigen von Laporte ange- gebenen Merkmale zu allgemein. Mit der vorigen Art an gleichen Orten. Lánge 1— 12 Linien. Graugelb. Kopf oben gelb; der Nacken, Unterkopf und zwei Striche auf der Stirne nebst den Augen braun. Cornicula vorn einwárts gekrümmt, weiss- gelb. Fühler gelblich, Endglied braungelb. Schnabelscheide braungelb, an der Spitze braun. Pronotum-Seiten tief ausgeschweift, Hals- und Schulterwinkel rund vorstehend. an dem Einbuge schmal blattartig, im Halswinkel eine schiefe nach innen gerichtete Wulst. Vorderrand breit, wulstig, mit zwei vorn abgekürzten Kielen über die Querfurche; beider- seits der Kiele auswürts in der Furche, eine braune Grube. Schultern mit niederem Hócker. Auf der hinteren Hälfté des Pronotum mehr oder minder deutliche, schwärzliche Striche. Schild schwarz mit einer Längswulst. Halbdecken weisslichgelb mit grossen, guer-vier- eckigen, schwárzlichen Flecken; das schmale Randfeld aussen mit fünf schwarzen Strichen. Membran hell. Bruststücke weissgelb. Mittelbrust mit zwei schwarzen Strichen. Hin- terleib braungelb, auf der Mitte des Grundes zwei Grübchen. After des Mánnchens braun. Beine schmutzig gelblich. Bleiche Exemplare haben gelbe Unterseite, ganz gelben Kopf, blassbraune Brust, weissgelben Vorderrand und Halswinkel des Pronotum. Die vorkommenden Spielarten sind: Var. 6. Scbenkelkópfe braun. Var. с. Spitze des schwarzen Schildes rothbraun. Abh. V, 3. 40 312 Franz Xav. Fieber, Var. a. Kopf schwarzbraun , ein Fleck: vor der Fühlerwurzel, die kurzen Cornicula und die Spitze der Dorne vor den Augen weissgelb. Var. с. Halbdecken grau, mit grossen, viereckigen, schwärzlichen Flecken. Var. f. Bráunlichgelb, Vorderrand des Pronotum und dessen Seitenrand weisslich, ein Fleck am Grunde der Decken. sehr blassgrau. Membran schmutzig. Schild schwarz. Var. g. Halbdecken weisslichgelb, am Grunde eine helle Mackel, die Flecke in den Fel- dern gross und dunkel. Kopf im Nacken schwarz. Var. 4. Schild schwarz mit braungelbem Mittelstrich, die Flecke der Halbdecken blass gelbbraun auf weissgrauem Grunde. Var. г. wie bei h. einige Flecke und Längsstriche auf der, hinteren Hälfte des Pronotum blassbraun, Membran hell. 4. 7. capitatus. Wolf. Taf. IL Fig. 18. Graugelb. Pronotum - Seiten sanft geschweift, zwei kurze Kiele am Vorderrand. Halb- decken am Grunde weissgelb. Unterseite schmutziggelb mit zweischwarzen Strichen der Mittelbrust, Acanthia capitata. Wolff W., 4. p, 131. 125. 4 13,/, 125. а. b. — Tingis ca- риса. Panz. К. С. 100. 19, — Fall. С. р. 40. 12. — Нет. р. 150. 14. — Schäff. Nom. 1. p, 59. — Zett. Е. Lapp. 1. 481. 4, — Ins, Lapp. p. 269. 6. — Zosmenus capitatus, Burm, Handb, II. p. 262. 1. Vom Frühlinge bis in den Spátherbst in lockerer Erde unter Laub. Länge 14 parier Linien. Graugelb. Kopf bräunlichgelb mit zwei schwarzbraunen Stirnstrichen. Nacken schwärzlich. Cornicula gelb, kurz. Fühler gelblich, Endglied an der Spitze braun. Pronotum trapezförmig, fast so lang als hinten breit. Seiten an der Vorderhälfte blattartig, Höcker. Der wulstige breite Vorderrand und die Seiten weigsgelb; auf dem breiten Vorder- rande fast im Quereindrucke anfangend, zwei, auf der Mitte des hochgewölbten Pronotum sanft geschweift, Hals und Schulterwinkel rund, Schultern mit einem abgekürzte, Kiele, beiderseits derselben nach aussen in der Furche ein brauner, . vertiefter Fleck, Pronotum bráunlich. Schild braungelb mit weissgelblicher Spitze. Halbdecken graugeiblich, zuweilen blass. schwärzlich. gefleckt, Randfeld schmal, linienförmig. Unter- seite gelblich, auf der Mitte zuweilen röthlichgelb. — Mittelbrust mit zwei schwarzen Flecken vor den Mittelbeinen. Schenkelköpfe braun. Beine blassgelb, oder rothlichgelb, Var, р. Schwärzlichgrau. Kopf und Schild schwarz, letzteres mit röthlichgelber Spitze, Beine róthlichgelb. _Hinterleib: graubraun mit Querstrichen am Grunde, jede Bauch- schiene auf der Mitte und an den Seiten mit weisslichen Flecken. Fig. 18, Das Insect vergróssert. ** Membran wenig gekreuzt, ganz netzmaschig ohne durchlaufende Adern, 5. И. anticus. * Steph. Taf. IL Fig, 19. Bräunlichgelb. Cornicula gelblich. Pronotum - Seiten sanft geschweift, zwei schwache Kiele am Vorderrand. Halbdecken mit einigen blassbraunen Flecken: am Grund weissgelb. Hinterleib unregelmässig grubig. entomologische Monographien. 313 T ing is capitata. B. Fall. С. p. 4. 12. — Hem.S.p. 150. 14. — Tingis antıca, Steph. Cat: Gen. 5. 2. -— Tingis pedicularis: Schá ff. №. p. 59. — Panz. F. G. 118. 19. a., b. eine Halbdecke, wahrscheinlich von Z. Laportei, c. undeutliche Zeichnung eines Kopfes von Zosmenus, — Tingés collaris. Zett, F, Lapp. 1. 481. 5, — Ins. Lapp. p. 269. 1. Lánge 11 par. Linie. Bráunlichgelb, etwas grósser als die folgende Art. Kopf braun- gelb. Coruicula weissgelblich, gerade. Dorne vor den Augen auswärts gekrümmt, kurz, gelb. Der Nacken und zwei Stirnstriche schwárzlich, Fühler und Schnabelscheide lehm- gelb. Pronotum trapezfórmig, flach gewólbt, grubig-maschig. Vorder- und Hinterrand ge- rade. Halswinkel zugeruridet, mit einer Grube nach innen, Vorderhálfte breit, blattartig, auf der Randmitte geschweift, Vorderrand weissgelb. Quereindruck seicht, zwei schwache kurze Kiele am Vorderrande, ibeiderseits nach aussen in der Furche eine flache braune Grube, Schild braun (zuweilen schwarzbraun) mit gelbbrauner Spitze. Halbdecken bráunlich- gelb, fast grubig-maschig, am Grunde des Corium ein grosser, weissgelblicher, dreieckiger Fleck, auf den Feldern einige blassbraune Flecke an der Mittelleiste; ein Streif auf dem Clavus bráunlich, der Schildrand weissgelb gesäumt, ein brauner Strich im Schlusswinkel. Randfeld der Halbdecken schmal. Unterseite gelblich, an den Seiten unregelmässig grubig. Brust weissgelb. B eine lehmgelb. Var. b. Schild schwarzbraun mit gelbbrauner Spitze. Ein Mann. Fig. 19. Das Insect vergróssert. 6. Z. Stephensii *. Taf. II, Fig. 20, 21. Schwärzlichgrau. Cornicula schwärzlich, vorn gelb. Pronotum-Seiten kaum geschweift, ım Halswinkel und in der Vorderrandmitte eine Grube, beiderseits ein vorn breiter Kiel. Schild mit kantiger Mittellinie, Halbdecken am Grunde weissgelb. Hinterleibseiten mit einer Reihe Grübchen. Selten und einzeln um Prag, mit den Vorigen. s Eine Linie lang. Kopf gelbbraun; im Nacken bis zu den Augen, und zwei Stirn- striche schwarz. Hócker vor den Augen kurz, gerade, weisslich. Fübiler lehmgelb, Wurzel- glied braun. Cornicula schwärzlich, vorn gelb. Schnabelscheide lehmgelb, Endglied braun. Pronotum schwarzgrau, trapezförmig, pockengrubig, Vorderhälfte der Seiten schmal gerandet, kaum geschweift. Vorder- und Hinterrand gerade. Halswinkel rund, unter die Augen niedergedrückt mit einer schiefen nach innen gerichteten erweiterten Grube, von er- habenem Rande begränzt. Schulterwinkel stumpf. Vorderrand quertüber fast blasig gewölbt, eine Grube mit einem kurzen Kiele an der Vorderrandmitte, beiderseits ein vom Vorderrand breit, nach hinten auf der Mitte des Pronotum schmal verlaufender Kiel, der die Halsgrube seitlich umgibt. Pronotum auf der Mitte querüber gewölbt, gegen den Hinterrand flach, der nur wenig blattartige Seitenrand mit gelber Linie gesäumt; auf jeder Schulter ein Hôcker. Schild braun, mit stumpfer schmutziggelber Spitze und einer abgekürzten kantig erhabenen Mittellinie. Halbdecken schwärzlichgrau, pockengrubig, grob netzmaschig, am Grunde ein weissgelber Fleck, der Schildrand des Clavus weissgelb gesäumt. After des Männchens 40 * 314 Franz Xav. Fieber, braun. Brust weissgelb; Vorderbrust pockengrubig.. Hinterleib weissgrau, an den Seiten am Grunde jeder Bauchschiene eine bräunliche Grube (Fig. 21, а), auf der Mitte ein bräun- licher Längsstreif. Beine lehmgelb. Fig. 20. Das Insect vergrössert. Fig. 21. Der Unterleib eines Mannes. Anmerkung. Spinola, (s. dessen Essai. p, 231), iis unter Piesma der Enc. die Gattung Zosmenus Lap. (As- pidotoma Curtis) auf, nachdem er diese Gattung ganz von den Tingiden getrennt und zu den Lygaeoden gestellt hat; dass diese Trennung nicht Statt finden kónne, wurde bereits früher besprochen. Spinola führt an dem oben angegebenen Orte den Zosm. maculatus blos namentlich auf, Zu was für einer Gattung oder Art die daselbst weiter benannte Tingis bimaculata Sturm und Tingis affinis Ziegler, (welche Spinola Tin- gis humeralis nennt) gehöre, kann nach den blossen Namen nicht sichergestellt werden, eben so wenig ist diess der Fall bei Tingis quadricornis Duf., welche wahrscheinlich ein Zosmenus ist. Aus den wenigen all- gemeinen Kennzeichen ist nichts weiter zu entnehmen. EX. Schnabelscheide zwischen denvorhandenen blattartigen, eine Rinne bildenden Brust- und Wangenplatten liegend. Cornicula feh- len. Netzdecken (Sagenae) meist mit dem Glavus versehen. Prono- tum nach hinten in ein Dreieck verlängert (rautenförmig), oder abge- stutzt. Schild und Glavus entweder vom Processus bedeckt, oder frei. Die Hüft-Pfannen rund ausgeschnitten. A. Pronotum rautenförmig, an den Seiten rund, ohne blattartige Ränder, ein schwacher Rückenkiel. Netzdecken flach gewölbt, ohne deutliches Mittelfeld, dickes Netz und grubige Maschen. Schildehen unvollkommen, nebst dem Clavus vom Processus bedeckt. Gen. IL Agramma. Westw. Mss. Taf, U, Fig. 22 — 28 und Taf. IM. Fig. 1 — 11. Tingis Fall. — Piesma Lap. — Serenthia Spin. Die hintern Pfannenpaare aneinanderliegend ‚der Breite nach Arch die in einem Oval stehenden Platten auseinander gerückt. Kopf kurz, Stirne schief. Fühler vorn an der Stirne. Schnabel viergliedrig, zum zweiten Fusspaar reichend, Pronotum rautenfórmig. Schild und Clavus gedeckt. Kopf kurz (Fig. 23 u. 24). Scheitel gewölbt. Stirne fast senkrecht, nur wenig schief in den Scheitel unter einem Viertel-Kreisbogen übergehend. Hócker vor den Augen kurz, stumpf (Fig. 24, a). Fühler (Fig. 25) vorn an der Stirne, fein behaart; Wurzelglied cylin- drisch - keulenfórmig, kurz gestielt, zweites Glied 2 so lang, eylindrisch und etwas weniger dick, drittes spulenförmig, Endglied spindelförmig dick, Schnabelscheide (Fig. 26. a) vier- gliedrig, bis zum zweiten Fusspaar reichend, Wurzelglied das längste, ‚die beiden mittlern etwas kürzer, einander fast gleich lang, Endglied das kürzeste. Pronotum rautenfórmig, vorn abgestutzt und ausgeschnitten, an den Seiten. rund „mit einem kleinen Kielansatz an dem entomologische | Monographien. 315 wulstigen fast. abgeschnürten. Vorderrande, querüber zwischen, den Schultern gewólbt. Pro- cessus lang, spitzig, fast auf den halben Rücken reichend,. Bruststiicke mit Platten, die Hüftpfannen (Fig. 26, 6) der Breite nach durch die ein Oval bildenden Platten etwas. aus ein- ander gerückt, der Lánge nach etwas von einander entfernt. © Die vordern Pfannen durch das Mittelbruststück weit entfernt, Vorderrand der Vorderbrust schmal. © Die, Wangen- platten (Fig. 23, a, und Fig. 26, c) vorn in einem Bogen geschlossen. Schild verkiim- mert, und wie der Clavus vom Processus bedeckt, Netzdecken flach gewölbt, ohne deut- liches Mittelfeld, doch am Aussenrande eine Längsrippe, welche das Randfeld abschliesst. Das Ende der Netzdecken von der Spitze des Processus an gekreuzt. Der Aufenthalt dieser Insecten sind Wiesenpflanzen, besonders Gräser, und sie finden sich auch auf Hügeln unter Moos und auf der Erde vor. 1. A. laeta. Fall. Taf. IL Fig. 122 — 28. Gelblichweiss, Scheitel mit mehren Punctreihen. Fühler schwarzbraun, zweites und drittes Glied oben, viertes unten gelbroth, spindelfórmig, dick; das dritte unten dicker als oben. Pronotum mit schwachem Mittelkiel. After des Weibes dreieckig. Tingis laeta. Fall. C. Sv. 40. 13. — Hem. 151, 15. — Ahr. u. Germ. F. Е. 10, 14. Schäff. N. p. 59. — Agramma laeta. Steph. C. Gen. 4, 1. — Piesma tricolor, Lap. Ess. p. 48. Gen, 3. — Piesma laetum. Burm. H. II. p. 251: — Serenthia laeta. Spin. Ess. р. 110, — Schaf. W. I. 4 B. 3. H. р. 49, t. 122, fig. 388 u. t, 125. C, Thorax. Auf trockenen grasigen Hügeln in Böhmen,‘ bei Prag selten. Übrigens in Deutsch- land, Italien, Frankreich und England. Länge 11 par. Linien. Der gewölbte grobpunctirte Kopf und die Augen schwarz; die Puncte bilden auf dem Scheitel einige Reihen. Oberhalb zwischen den Fühlern zwei sehr kurze gelbe stumpfe Dorne. Das Ende der stumpfen Höcker beiderseits der Fühler gelb. Fühler schwarz oder schwarzbraun, fein gekörnt, und etwas abstehend fein behaart, zweites und drittes Fühlerglied oben, viertes am Grunde сего, dick spindelfórmig; drittes Glied unten dicker als oben. Pronotum "besonders zwischen den Schultern gewôlbt, die Puncte auf der. Mitte seichter als an den Seiten, Mittelkiel schwach. ^ Vorderrand | weiss- gelb gesáumt, nebst einer braunen Linie, von welcher an der ganze Rücken bis hinter die Schultern auf dem weissgelblichen Processus bogenförmig abgegränzt , röthlich-schwarzbraun gefärbt ist. Hinter jeder Schulter eine querliegende Grube. Netzdecken gelblich oder bräunlichweiss, flach gewölbt, Mittelfeld undeutlich; Randfeld sehr schmal, das Netz 'sehr dick, die Maschen klein, fast grubig. Unterseite schwarz. Vorderrand der Vorderbrust, die Wangenplatten am Rande, die Brustplatten und ein kleiner Strich des Aussenrandes auf dem Hinterbruststüeke, weissgelb. Alle Brustsücke grobpunctirt. Schenkelköpfe schwarzbraun, Beine rostroth. Klauenglied am: Ende. bráunlich. © Klaue schwarz. After des Weibchens nach hinten dreieckig vorstehend, die seitlichen Ecken abgerundet; jedes Spaltstück in der Mitte gewölbt, der Innenrand der Spalistücke | kielfórmig. erhöht. -Der letzte, Leibring nach hinten in eine lange getheilte Spitze ausgehend. 316 o Franz Nav. Fieber, Fig. 22, | Das Insect vergróssert. © Fig. 23. Kopf von der Seite, Fig. 24. Derselbe von oben. Fig. 25. Ein Fühler.. Fig. 26, Brust und Kopf von unten. Fig. 27. Dieselben von der Seite, Fig. 28, Ein weiblicher After. Specifisch verschieden von Agramma laeta ist die folgende, welche von einigen Ento- mologen für eine Varietüt derselben gehalten wird. 2. A. ruficornis. Germ. Taf. III. Fig. 1 — 6. * Gelblich weiss, Auf der Scheitelmitte zwei Punctreihen, im Nacken zwei Grübchen mit einer Furche nach vorn. Fühler rostgelb, drittes Glied oben verdickt, viertes spindel- unten dünn. After des Weibchens hinten abgestutzt, Tingis ruficornis Germ, Ahr, F. E. 15. 12, -— Schaff. №. 1. p. 59. — Serenthta ruficornis. Schàff. W. I. 4. Ва. 3, p. 48. ‚ I Böhmen um Prag, in Bayern, Óstreich und Italien, formig, | Länge 11 Linie. Kopf schwarz, glänzend. Scheitel hochgewölbt, auf der erhöhten Mitte zwei tiefpunctirte Linien, eine solche vom Nacken schief gegen jedes Auge. Oberhalb und zwischen den Fühlern zwei abwärts geneigte gelbgespitzte sehr kurze Dorne. Fübler rostgelb, fein behaart, drittes Glied allmählig nach oben verdickt, viertes spindelförmig. am Grunde dünn. (Fig. 4.) Pronotum-Vorderrand weissgelblich, der übrige Theil bis hinter die Schultern auf dem Processus elliptisch abgegränzt, schwárzbraun; nahe am Vorderrand ein geglätteter Ouerstreif, auf. dessen Mitte beiderseits des deutlichen Mittelkieles eine trich- terförmig eingebohrte Grube; hinter: jeder Schulter querüber ein flacher Eindruck. Die grösste Wölbung des Pronotum liegt vor den Schultern. Bruststücke schwarz, grobpunc- tirt. „ Vorderbruststück. vorn weissgelblich gesäumt, | Hinterleib schwarz, Bauchschienen am Hinterrande glatt, übrigens fein punctirt. After des Weibehens hinten abgestutzt, in der Mitte lappenfórmig vorspringend, die Seitenecken abgestumpft. Der letzte Leibring springt in einem kurzen stumpfen dreieckigen Lappen vor, Beine rostroth, Klauenglied am Ende braun, Klaue schwarz. Fig. 1. Das Insect vergrössert. Fig. 2. Kopf von oben, Fig. 3. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 4, Ein Fühler, Fig. 5. Ein Fuss, Fig. 6. Der weibliche After, 3. A. gibba.* Taf. Ш, Fig. 7 — 11, Gelblichweiss, auf der Scheitelmitte zwei und neben jedem Auge eine Reihe Puncte, Fühier gelbroth, drittes Glied‘ walzig. Pronotum hochgewölbt, Processus mit dem Mittel- kielrudiment, In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Eine Linie lang, Kopf schwarz, glánzend; auf der Stirne, ober und zwischen den Fühlern zwei kurze, abwärts geneigte gelbspitzige Dorne, Wangenplatten schwarz, am Hinter- rand weissgelb, Scheitel auf der Mitte mit zwei Punctreihen, und einer neben jedem Auge. Fühler gelbroth, drittes Glied walzig; Pronotum querüber vor den Schultern hochge- wölbt, grobpunctirt; am Vorderrande weissgelb, beiderseits der Mitte eine flache Grube, die entomologische Monographien. 317 braunrothe Färbung bis hinter die Schultern reichend und in einem flachen Bogen abgegränzt. Mittelkiel auf der Wölbung schwach, auf dem Processus deutlich sichtbar. Netzdecken schmal, langgestreckt, gelblichweiss, am Ende bräunlich, mit einer deutlichen Rippe am Rand- feld. Randfeld erhaben gesäumt, Hinterleib und Rücken braun. Brust röthlichbraun, grobpunctirt; Vorderbrust am Vorderrande und die Hinterbrust am Hinterrande weissgelblich. Hüftpfannen braungelb. Beine rostgelb. Fig. 7. Das Insect vergrössert. Fig. 8. Kopf von oben. Fig. 9. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 10. Der männliche After von oben. Fig. 11. Derselbe von unten. 4. A. atricapilla. Spin. Bleich, mit zwei schwarzen. Flecken am Pronotum-Vorderrande und „dem Mittelkiele, Fühler gelb-röthlich, drittes Glied dünn, vom Grunde gegen die Spitze. verschmälert. Serenthia atricapilla. Spin: Ess. р. 168. Aus Sardinien von Prof. Gene an Spinola in einem. einzigen Exemplare mitgttheilt, Die Übersetzung des französischen Textes, aus welchem vorstehende Diagnose gezo- gen, ist nachstehende: Eine Linie lang, i Linie breit. Fühler gelbröthlich , ziemlich dick, kürzer als der Körper; das erste Glied eylindrisch, dick, fast von der Länge des Kopfes, das zweite gleich- fórmig; aber im Ganzen dünner und halb so lang, das dritte linger als die beiden andern zusammen, das dünnste von allen, von der Basis bis zur Spitze nach und nach verdünnt, das vierte ein wenig dicker, von der Lánge des ersten, lánglich oval. Kopf schwarz, die obere Fläche bis zu den Augen dreieckig; die Spitze des vordern Winkels ‚abgerundet. Rüssel kurz, das vordere Fusspaar nicht überragend; die Rüsselfurche | nimmt nur die Fläche‘ des Kopfes und Pronotums ein, ihre Wandungen weiss. Unterseite des Körpers schwarz. Meso- sternum und Metasternum flach, ohne Spuren einer Lángsfurche, Seitenränder etwas hervor- gehoben. Pronotum bleich mit zwei schwarzen Flecken am Vorderrande; weder aufgedunsen, noch laterale Ausbreitung, noch Rauheiten ‘darbietend, ist es nur stark punctirt, und die Puncte gleichmássig über seine ganze Fläche vertheilt. Die drei Längskiele, welche man bei allen andern Tingiditen am nicht aufgedunsenen Prothorax findet, sind hier auf einen einzigen mittleren zurückgeführt, welcher aus der Mitte des, vordern Randes entspringt, und | sich bis zum hintern Ende verlängert. Füsse von der Farbe der Fühler. Zwei Tarsenglieder, deren erstes dem unbewaffneten Auge kaum bemerkbar. Die obern Flügel an Härte durchaus gleich- artig; keine Rippen, selbst keine Spuren von Nerven, welche dafür angesehen werden kónnten, als theilten sie dieselben in zwei Theile ; doch ist es schwer zu bestimmen, ob sie lederig oder háutig sind. Auf den ersten Anblick scheinen sie von derselben Substanz, als der Rücken des Prothorax zu sein; sie sind von derselben Farbe, und zeigen gleich ihm die vertieften, gleichmássig vertheilten Puncte; nur bei aufmerksamer Betrachtung gewahrt man, dass diese Puncte eben so viel abgerundete Zellen sind, deren Inneres aus einer zarteren Substanz und etwas durchsichtiger: erscheint, und -dass die ohern Zwischenräume eben so viele Verästungen der Nerven sind, deren Anastomosen ein sehr enges netzfórmiges Gewebe bilden. 318 Franz Xav. Fieber, Anmerkung. In der Note ist Herr Spinola durch Laporte verleitet, der Meinung: als habe Piesma tricolor ein grosses,Riickenschild (welches eigentlich , der. gelblichweisse Processus ist), und glaubt, dieselbe noch wegen der etwas verlängerten Schnabelscheide in eine andere Gattung versetzen zu kónnen, wenn diese zwei Merkmale wirklich vorhanden sind; da aber — wie Herr Spinola a. a. O, sagt — Piesma tricolor die Tingis laeta Fallén sein dürfte (was auch der Fall ist), so ist Herr Spinola der Mühe der vorgedachten Versetzung üherhoben. 5. A. nigra. *, Taf. Ш. Fig, 12 — 17. Schwarzbraun. Scheitelmitte puncurt, eine Punctreihe an jedem Auge aus, einer Grube im Nacken, Fühler schwárzlich rothbraun. Pronotum mit deutlichem Mittelkiel. In Sicilien unter Statice, von Dr. Helfer gesammelt, | Eine Linie lang. Kopf schwarz, glänzend, gewólbt. Auf der Mitte des Scheitels eine Längswulst mit drei irreguláren Punct-Reihen, und an jedem Auge eine solche, die im Nacken von einer Grube furchig ausgeht. Zwei kurze Stirnhöcker schwarz, die Stirne unter- halb derselben eckig vorspringend. Die Spitze der Höcker vor jedem Auge rostroth. Füh- ler schwärzlich-rothbraun „ fein behaart, drittes Glied walzig. Pronotum querüber vor den Schultern flach gewölbt, ein deutlicher Mittelkiel. Vorderrand schmal, weissgelb gesäumt. Die Sculptur ist fast pockengrubig. Processus gelblichbraun. Decken schwarznetzig, die Haut in den Maschenräumen gelblich, durchscheinend; wegen des starken ‚Netzes erscheinen die Decken schwärzlich, das Ende hell,- Brust schwarz, grob puneurt, mit gelblichen Brust- platten. ‚ Hinterleib flach gewölbt, schwarz, glänzend, fein punctirt.. Rücken ‚schwarz. Beine rothbraun, Fig. 12. Das Insect vergrössert. Fig. 13. Kopf von oben. Fig. 14. Zwei Fühler- glieder vom Grunde. Fig. 15. Pronotum und Kopf seitlich. Fig. 16. Ein Bein. Fig. 17. Der männliche After von unten. EB. Pronotum viereckig oder rautenförmig mit gerandeten Sei- ten, die Ränder flach ausgebreitet, auf den Rücken umgeschlagen, wulstartig - blasig, oder als Randkiel mit einem kleinen blatt- artigen Einsatzstücke, E. Mittelfeld flach oder vertieft, Kiele erhöht, Netzmaschen klein. A. Mittelfeld doppelt, Seitenfeld langgezogen, bogig dreieckig. Kopf lang, dreieckig. Gen. Ш. Taphrostethus *. Taf. Ш. Fig. 18 — 22. Die Pfannen fast in gerader Linie, die hintern beiden Paare nur wenig auswärts gerückt, und etwas von einander entfernt. Brustplatten gerade. Eine schmale tiefe Grube auf der langen Mittelbrust. Kopf lang, dreieckig. Stirne schief. Schnabel viergliedrig ins dritte Fusspaar reichend. Pronotum lánglich fünfeckig. | Processus kurz, fast rechtwinkelig Schild gedeckt, Clavus frei. Netzdecken mit doppeltem Mittelfelde, und langgezogenen entomologische Monographien. 319 bogig dreieckigem breitem Seitenfeld. Randfeld sehr schmal, vom Seitenfelde durch einen breiten netzmaschigen Raum getrennt. Kopf von unten und von der Seite gesehen dreieckig, langgespitzt (Fig. 19. und 20. a). Scheitel und Stirne in schiefer Ebene. Fühler hinter der Mitte an den Seiten des Kopfes; die beiden Wurzelglieder kürzer als der Kopf, dessen Wangenplatten den Schnabel- scheidengrund weit überragen (Fig. 19. b, und Fig. 22. 4). Schnabelscheide (Fig. 21 und Fig. 22, а) viergliederig, bis ins dritte Fusspaar reichend. Wurzelglied mit dem dritten und vierten fast gleichlang, das zweite das längste. Pronotum (Fig.20) länglich fünfeckig, vorn ausgeschnitten, Processus kurz, die Seiten (Fıg. 20, c) blattartig, aufgerichtet, gerade; drei durchlaufende Kiele auf der Scheibe, wovon die seitlichen in der Mitte auswärts gebo- gen und vorn gegliedert erscheinen (Fig. 20, d); auf den Schultern ein vorn abgekürzter Kiel (Fig. 20, 5). Schild unter der fast rechtwinkeligen Spitze des Processus verborgen. Clavus (Fig. 18, a) frei. Netzdecken durchscheinend, braungelb, hinten erweitert; eine fast blattartige Mittelleiste theilt die Decke in zwei dreieckige spitzige Felder (Fig. 18, b), durch die Vereinigung der äusssern dritten Leiste mit dem Ausläufer der Gabel wird ein schief- liegendes ziemlich breites langgestrecktes dreieckiges Seitenfeld (c) gebildet, zwischen welchem, und dem schmalen mit einer Reihe viereckiger, kleiner Maschen besetzten, aufgebogenen Rand- felde (d) ein breiter Streif (e) liegt, welcher wie der übrige Raum mit kleinen Maschen belegt ist. Die Netzdecken vom Schlusswinkel an gekreuzt. Flügel vollkommen. Vorder- brust lang, Vorderrand breit; die Hüftpfannen der Vorderbeine flach-bogig ausgeschnitten (Fig. 22, 5), von den beiden hintern etwas von einander geschiedenen Paaren durch die lange Mittelbrust entfernt; die Brustplatten gerade (Fig. 22, c); die mittlern Pfannen mehr auseinander gerückt als jene des hinteren Fusspaares. Mittelbrust der ganzen Länge nach mit einer schmalen tiefen Grube versehen, von welcher auch der Gattungsname hergeleitet ist. Die einzige mir bekannte Art ist: à 1. T. guinguecostatus “. Taf. Ш. Fig. 18—22. Bráunlichgelb. Kopf mit vier anliegenden langen Dornen besetzt. Pronotum mit drei durchlaufenden niedern Kielen, die seitlichen gebrochen; auf jeder Schulter ein kurzer Kiel. Randfeld der Decken sehr schmal, mit einer Reihe kleiner Maschen. In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Länge 21 Linie. Ganz bräunlichgelb, ungefleckt, Die Dorne des Kopfes anliegend, die vordern zwei kurz, zwei stärkere lange, am Grunde etwas gekrümmte, vorwärts gerich- tete, an den Augen entspringend. Schnabelscheide und die fädigen Fühler gelblich. Pronotum länglich fünfeckig, die längeren Seiten auswärts; am Vorderrande eine Quer- furche; zwischen den stumpfen Schulterwinkeln gewölbt. Der kurze Processus als fünftes Eck, mit bogigem an dem Ende der Seitenkiele vorspringendem Rande (Fig. 20, e). Aussenseiten des Pronotum blattartig, aufgerichtet, gerade, schmal, am Halse erweitert, an den Schultern bogig, kleinmaschig. Auf der Mitte des Pronotum drei durchlaufende Kiele, niedrig, mit einer Abh. V, 3, 41 320 Franz Xav. Fieber, Maschenreihe, die seitlichen vorn in der Ouerfurche gliedartig zusammengesetzt, auf der Mitte winkelig auswärts gebrochen, hinten zusammengeneigt, am Pronotum - Hinterrande in einen stumpfen Zahn vorspringend; jede Schulter mit einem kurzen, vorn abgekiirzten Kiel. Scheibe maschenartig, dicht punctirt. Schild unausgebildet, verdeckt. Unterseite, Rücken und Beine graugelb. Klauenglied am Ende und Klauen braun. Fig. 18. Das Insect vergrössert. Fig. 19, Pronotum und Kopf von der Seite. Fig. 20. Dieselben von oben. Fig. 21. Der Kopf und die Schnabelscheide. Fig. 22. Brust und Kopf toje — von unten gesehen. В. Mittelfeld einfach. Pronotum mit einem oder drei Kielen. 1. Beide Kiele des Mittelfeldes mit dem Innen- und Aussenrand paral- lel, bogig durch die Decke laufend. Pronotum vorn ausgeschnitten. Gen. IV. Campylosteira*. Taf. Ш. Fig. 23 — 38. Tingis Fall, Schäff. — Monanthia Schäff. Burm. Hüft-Pfannen in gerader Linie neben den geraden Brustplatten, die hintern Paare etwas von einander entfernt. Kopf oval, Surne schief, Fühler an den Seiten des Kopfes vor der Mitte, Schnabelscheide bis ins dritte Fusspaar reichend, viergliedrig. Pronotum fiinfeckig, schmalrandig, Vorderrand ausgeschnitten. Netzdecken mit bogigem Mittelfelde. Clavus fehlend, durch Maschen reprásentirt. Kopf oval; Scheitel gewölbt, in die mit zwei Höckern versehene, wulstige Stirne übergehend. Fühler (Fig. 25) seitlich am Kopfe eingefügt, etwas entfernt von den Augen (Fig. 26. d.); Wurzelglied cylindrisch, dick, wenig länger als der Kopf, zweites kreiselförmig, drittes eylindrisch, lang, viertes spindelförmig dick. Schnabelscheide (Fig. 26. a.) vier- gliedrig, ins dritte Fusspaar reichend, das zweite Glied am längsten. Pronotum fünfeckig, vorn tief ausgeschnitten. Seiten mit schmalem blattartigem netzmaschigem Rande, | Processus kurz, die halbe Länge der Oberseite nicht erreichend, Schildch en und der durch Maschen reprásentirte Cla vus sind unter dem Processus versteckt; Scheibe des Pronotum mit drei durchlaufenden Kielen. Netzdecken grossmaschig; das bogige, die Decken fast ganz durch- laufende Mittelfeld (Fig. 23, а) ist mit seinen Kielen dem Aussenrande parallel, Ende der Netz- decken verschmělert, nur wenig übereinandergelegt. Flügel fehlen, oder sind als Rudimente sichtbar. Der Bau der Bruststücke ist fast gleich mit jenem der folgenden Gattung; doch sind die beiden hintern Pfannenpaare (Fig. 26. 5.) etwas von einander entfernt, und die Mittel- brust länger. Alle Pfannen in gleicher Linie neben den geraden Brustplatten ; die Wangen- platten (Fig. 26. с.) parallel, vorn bogig geschlossen. entomologische Monographien. 321 1. C. Falleni *. Taf. rfr. Fig. 23 — 26. Drittes Fühlerglied cylindrisch, lang. Processus kurz, hinten bogig. Pronotum- Sei- tenrand mit zwei Reihen Maschen. Rückenkiele gerade, Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe lánglicher Maschen ; Seitenfeld mit zwei Reihen viereckiger Maschen. Um Prag auf waldigen Hügeln, unter abgefallenem Laube, selten. Länge 11 Linie. Braun. Kopf schwarz, punctirt, länglich, mit zwei kleinen Hóckern am Ende der Längswulst des Scheitels. Hócker vor den Augen kurz, stumpf. Schnabel- scheide gelb. Fühler rostroth, fein behaart, drittes Glied cylindrisch, 21 mal so lang als beide Wurzelglieder zusammen; Endglied spindelförmig, etwas länger als die Hälfte des dritten, lang behaart, die obere Hälfte schwarzbraun; die grob-punctirte Scheibe des Pro- notum und das Netz der blattartigen Seitenränder dunkelbraunroth. Vorderrand des Pro- notum rund ausgeschnitten, etwas aufgeworfen, mit einer Querfurche über die Kopfbreite, mit Maschen besetzt. Seitenränder vorn breiter als hinten, mit zwei Reihen Maschen, aussen ge- schweift; Halswinkel stumpf, Schulterwinkel rund, dahinter eingeschnitten, in den kurzen, bogig abgeschnittenen Processus übergehend; der Rand mit einigen Netzmaschen. Rücken- kiele gerade, der mittlere von der Querfurche an blattartig, flachbogig erhöht, am Ende ein- gesenkt, mit einer Reihe rechtwinkeliger hoher Maschen , wie die vorn etwas abgekürzten Seitenkiele besetzt. Netzdecken lang, hinten verschmälert, abgestumpft. Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe länglicher Maschen, die an dem erweiterten Grunde an Grösse zu- nehmen. Mittelfeld schmal, mit zwei Reihen unregelmässig viereckiger — an dem bogigen Schlussrande eine Reihe grosser — auf dem schiefen Seitenfelde zwei Reihen kleinerer vier- eckiger Maschen, deren Netz rothbraun, die Haut in den Maschenräumen aber schmutzig und durchscheinend ist. Unterseite haarbraun. Brust grobpuncurt. Hinterleib in der Mitte der Länge nach gewölbt. Spiracula schwárzlich. Schenkel bräunlich. Schien- beine bräunlichgelb. Anmerkung, Ich habe diese Art anfänglich für Tingis verna Fall. gehalten, allein die Worte bei T. verna Fall. Hem. p. 16. Thorax subtricarinatus, endlich die von Schäffer in den W. I., Taf, 127, F. 398, gegebene Abbildung der T. verna, bestimmten mich, die oben beschriebene Art aufzustellen, Fig. 23. Das Insect vergrössert. Fig. 24. Pronotum und Kopf von der Seite. Fig, 25. (a). Ein Fühler, und (6) der Kopf von oben, Fig. 26. Kopf und Brust von unten. 2. С. brachycera *. Taf. Ш. Fig. 27 — 32. Fühler kurz, dick, drittes Glied cylindrisch, viertes spindelförmig. Processus kurz, stumpf. Pronotum-Seitenrand vorn breit mit zwei, hinten schmal, mit einer Reihe Maschen. Die seitlichen Kiele schief, Randfeld verloschen; auf dem dicken Rande kleine Gruben; Seitenfeld mit zwei Reihen fünfeckiger Maschen, Um Prag, auf waldigen Anhöhen unter Moos, selten. Ein und + Linie lang; braun. Kopf braunroth, länglich, flach gewölbt, vorn zwei kurze spitzige Dorne. Stirne senkrecht. Augen schwarz. Schnabelscheide gelb. Füh- ler kurz, rostroth, fein behaart, drittes Glied kurz, cylindrisch, dick, Endglied dick spindel- It 322 Franz Хил. Fieber, förmig, halb so lang als das dritte, die obere Hälfte schwärzlich. Pronotum vorn bogig ausgeschnitten, mit einer Reihe Maschen auf dem erhöhten Vorderrande, dahinter querüber eingedrückt. , Seitenrand vorn nach einwärts erweitert, mit zwei Reihen, an den Schultern schmäler, mit einer Reihe Maschen, Hals und Schulterwinkel stumpf, hinter den Schultern eingeschnitten, in den kurzen fast rechtwinkeligen stumpfen Processus mit etwas bogigen Sei- ten iibergehend, Scheibe braunröthlich, grobpuncurt, zwischen den Schultern querüber flach gewölbt. Mittelkiel vom Vorderrande an geradlinig, sehr flachbogig, blattartig erhöht, mit einer Reihe viereckiger Maschen und dickem schwärzlichem Netz; die seitlichen Kiele gerad- linig, vorn abgekürzt, schief nach hinten gestellt. Netzdecken am Ende verschmálert, ab- gerundet, fast gleichbreit, bogig, der innere Kiel des Feldes sehr niedrig, der äussere hoch und stark, im Mittel- und auf dem Seitenfelde zwei Reihen fiinfeckiger Maschen, braun genetzt. Randfeld verloschen, statt desselben eine starke Randrippe, die am Grunde etwas erweitert : und mit mehren Grübchen besetzt ist, die einzeln jeder Masche des Seitenfeldes gegenüber stehen, Am Schlussrande eine Reihe fiinfeckiger Maschen. Unterseite, Schenk elköpfe und Beine bräunlich-rothgelb. Fig. 27. Das Insect vergrössert. Fig. 28, Der Kopf und ein Fühler. Fig. 29, Der Kopf und das Pronotum seitlich. Fig. 30. Der Seitenrand des Pronotum. Fig. 31. Der After des Männchens, und Fig. 32, jener des Weibchens. 3. С. ciliata *. Taf. IM. Fig. 33 — 31. Drittes Fühlerglied nach oben zu dicker. Processus lang, spitzig. Pronotum-Seiten- rand gleichbreit, mit einer Reihe Quermaschen. Rückenkiele gerade. Randfeld verloschen, die dicke Randrippe mit mehren feinen Borstenhaaren gewimpert; Seitenfeld mit einer Reihe viereckiger Maschen. Um Prag an gleichen Orten mit den vorigen Arten. Eine Linie lang, braun. Kopf kurz, hochgewölbt, schwarz, grob punctrt. Stirne fast senkrecht, wulstig, vorn ober den Fühlern und zwischen denselben zwei kurze stumpfe Dorne. Hócker vor den Augen seitlich den Fühlern, spitzig, einwärts gekrümmt. Schna- belscheide gelb. Fühler rostroth, fein behaart, drittes Glied 21mal so lang als beide Wur- zelglieder zusammen, nach oben allmálig dicker. Endglied lang, spindelfórmig, 3 so lang als das dritte, die obere Hälfte schwarz, Pronotum am Vorderrande tief, fast winkelig ausgeschnitten, auf der Mitte kammfórmig erhóht, in den vorn hohen, nach hinten allmälig niedriger verlaufenden Mittelkiel übergehend. Mittelkiel blattartig, die seitlichen vorn abge- kürzt, bogig blattartig, wie der Mittelkiel geradlinig, und mit einer Reihe Maschen; der Vor- derrand selbst mit zwei Reihen kleiner Maschen. besetzt. _ Seitenrand schmal, gleich breit, blattartig, am Rande wenig geschweift, mit einer Reihe (6 — 7) Quermaschen. Halswinkel stumpf, Schulterwinkel rund, hinten eingeschnitten, geradlinig in den langen spitzigen Pro- cessus übergehend. Processus gelblich, mit Netzmaschen besetzt. Scheibe des Pronotum rothbraun, grobpunctirt. Netzdecken bogig, am Ende verschmálert, abgerundet, in der Mitte erweitert, das Netz bräunlichgelb. Zwischenräume grau, glasartig durchscheinend, Rand- entomologische Monographien. 323 feld verloschen, statt desselben eine starke Rippe, die am Grunde ein Stück des Feldrudi- mentes mit einigen Maschen umschliesst. Randrippe mit mehren weissgrauen Borstenhärchen gewimpert, am Endrand der Netzdecken einige kleine Maschen. Mittelfeld mit zwei Reihen fünfeckiger, Schlussrand und das schiefe Seitenfeld jedes mit einer Reihe viereckiger grosser Maschen, der äussere Kiel des Feldes ebenfalls wie der Aussenrand mit Borstenhaaren ge- wimpert. Brust- und Wangenplatten schwarz. Brust schwarz, grobpunctirt, Hinterleib und Beine bräunlich -gelbroth. Fig. 33. Das Insect vergrössert. Fig. 34. Kopf und ein Fühler, Fig. 35. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 36. Schnabelscheide, Fig. 37. Der männliche After, 4. С. verna. Fall. Taf. IH. Fig. 38. Von dieser Art gibt H. Schäffer (siehe dessen Wanz, Ins. Taf. 127, Fig. 398), eine Abbildung; ich besitze jedoch kein Insect, welches dieser Abbildung gleicht. Wenn man annehmen dürfte, dass die eben bezo- gene Zeichnung richtig entworfen ist, so wáren meine vorhin unter 1, 2 und 3 aufgestellten, genau nach der Natur gezeichneten und beschriebenen Arten als neue Arten beizubehalten; im Gegentheile — wenn sich Schäffer’s gegebene Abbildung der Tingis verna Fall. als unrichtig entworfen erweisen sollte — kónnte ich nur Campy- losteira ciliata oder C, brachycera für Tingis verna Fallén erkennen, weil man bei den so mangelhaften Beschrei- bungen der T. verna nicht mit Bestimmtheit hierüber entscheiden kann. — Da mir, wie früher erwáhnt, keine Exemplare der T. verna zur Untersuchung zu Gebote stehen, die Abbildung bei H. Schäffer aber eine Campy- losteira vorstellt, so gebe ich die vorhandenen Beschreibungen wörtlich, und die getreu copirte Zeichnung aus H. Schäff, W. I. a. a. O. Die nach den Beschreibungen und der Abbildung entworfene Diagnose ist folgende: C. verna. Fiihler fádig, lang. Processus sehr kurz, stumpf. Seitenrand sehr schmal, mit einer Reihe viereckiger Maschen. Die seitlichen Клее gekrümmt. Netzdecken eilánglich, hinten rund. Randfeld schmal, mit einer Reihe viereckiger, Seitenfeld mit zwei Reihen irregulärer Maschen. Aus Fallens Hemiptera Sveciae, p. 147, 9, folgt über Tingis verna: Supra obscura: corpore pedibusgue ferrugineis, thorace scabro inaequali; elytrorum stria media altiori. Tingis verna. Fall, Suppl. Cim. 5%. р. 16. Mas. et fem. Tinge pusilla fere minor. Antennae rufescentes: articulo ultimo cras- siori, nigro. Caput et thorax subtricarinatus, nigra; dorsum autem thoracis quasi scabrum et inaequale. Pectus nigrum, pro luminis situ albo-micans, Abdomen ferrugineum ; interdum fuscum. Elytra reticulatim nigro-nervosa, fusca seu brunnea; stria elevata longitudinali, seu carina media elytris striis marginalibus altiori. Pedes ferruginei. Alae nullae. Differt a T. parvula: elytris magis convexis (nec ita depressis, ut et colore superno obscuriori. A. T. pusilla: colore superno et stria modo media quam marginalibus magis elevata, Ab utriusque thorace elytrisgue angustioribus thoracis lateribus scilicet non ita mar- ginatis, nec ita rotundatis, Forsitan Species perfectiori explicationi obnoxia? 324 Franz Xav. Fieber, Aus Н. Schäffer's Wanzenart, Insecten. 4. Band 3. Heft p. 64. folgt Monanthia verna, Taf. 127, Fig. 898. Fusco-brunnea elytris subhyalinis, subdecussatis grosse, apice grossius reticulatis, tri- carinatis, carina interna postice evanescente, capite inermi, Kleiner und schmáler als Mon. pusilla, durch unbewehrten Kopf, den hinten fast ab- gerundeten Thorax (was mit seiner Abbildung nicht übereinstimmt, Fieber.), die innen und hinten gróber gegitterten Decken, deren innerster Kiel sich nicht hinter der Deckenmitte mit dem ihm nächsten verbindet, sondern sich in Andern auflóst, und deren Innenrand sich nicht ans Schildchen anschliesst (der Schild ist ja gar nicht vorhanden, es soll wohl heissen: »an den Processus anschliesst.« Fieber); sondern hinter diesem die Flügel in einem dreieckigen Raume unbedeckt lässt, von allen Arten dieser Gattang (Monanthia nach Schäffer) verschie- den (ganz natürlich, sonst wäre sie ja eine von diesen Arten, und nicht die T. verna, — Fieb.), und einen schónen Übergang zu den wahren Tingis-Arten bildend, namentlich manche Ana- logie mit Tingis cristata (Derephysia Spin.) zeigend. 2. Innerer Kiel gerade, parallel mit dem Schlussrande (Nuth) des geraden, fast rautenfórmigen Mittelfeldes. €. Pronotum-Scheibe fünfeckig, mit blasig überragendem Vorder- rand. Clavus durch Maschen repräsentirt, nebst dem unvollkom- menen Schildchen bedeckt. Gen. V. Orthosteira *. Taf. Ш. Fig. 39 — 45 und Taf. IV, Fig. { — 25. Acanthia. Wolff. — Tingis. Fall. — Monanthia. Auct. Hüft-Pfannen in gerader Linie neben den geraden Brustplatten, die beiden hintern Pfannenpaare aneinander liegend. Kopf kurz, Stirn und Scheitel fast unter rechtem Winkel. Fühler seitlich am Kopfe nahe an der Stirne. Schnabelscheide zwischen das dritte Fusspaar reichend, viergliedrig. Pronotum fast sechseckig (durch den kappenförmig spitzig überragenden Vorderrand), gekielt, breitrandig. Netzdecken mit fast rautenförmigem Mittelfelde; innerer Kiel mit der Ма parallel. Clavus durch Maschen repräsentirt. Kopf kurz. Die fast senkrechte wulstartige Stirne in den Scheitel fast unter rechtem Winkel abgerundet übergehend (Taf. IV. Fig. 13, 5 und Fig. 23, а). Fühler (Taf. IH. Fig. 40, a) seitlich, doch nahe an der Stirne (Taf. III. Fig. 42, a), etwas entfernt von den Augen stehend, fein behaart; Wurzelslied cylindrisch, wenig über die Stirnwulst vorragend, zweites Glied halb so lang, birnförmig, drittes fädig, viertes spindelförmig dick. Schnabel- scheide viergliedrig bis ins dritte Fusspaar reichend (Taf. Ш. Fig. 42, 6), das zweite Glied das längste, die anderen unter einander fast gleichlang, Pronotum quer sechseckig , die Scheibe fast herzförmig, nach hinten mit einem kurzen spitzigen Processus versehen. Seiten- ränder breit, blattartig, netzmaschig. Vorderrandmitte satteldachförmig erhöht, kappenförmig, über den Nacken ragend. Drei Längskiele, meist blattartig erhöht, netzmaschig; die seitlichen zuweilen vorn abgekürzt. Schild unvollkommen, unter dem Processus verborgen. Netz- entomologische Monographien. 325 decken mit geradem fast rautenförmigem vertieften Mittelfelde; der innere Kiel (Taf. Ш. Fig. 39, a und Taf. IV. Fig. 4, a) gerade und parallel mit der Ма oder dem Schlussrande; das Ende der Decken selten etwas übereinander gelegt; Clavus durch einige Maschen reprä- sentirt, unter dem Processus verdeckt. Flügel fehlen. Die Bildung der Bruststücke ist fast gleich mit jener bei der folgenden Gattung; die Pfannen (Taf. III. Fig. 42, c) liegen in gerader Linie neben den geraden Brustplatten (Taf. III. Fig. 42, d), die Pfannen der Hinter- beine aneinanderliegend, die vordern Pfannen durch das kurze Mittelbruststück wenig von den hintern entfernt. Vorderrand des Bruststückes nicht sehr breit, die Wangenplatten vorn bogig geschlossen (Taf. Ш. Fig. 42, e). a. Randfeld mit zwei Reihen Maschen. 1. ©. cassidea. Fall. Taf. III. Fig. 39 — 42. Oval, bräunlichgelb. Kopfdorne gerade, vorgestreckt. Pronotum mit einem Mittel- kiel, Seiten breit, gerade. Schultern rund, hinten eingeschnitten. Mittelfeld 2 der Decken- länge, mit sechs Reihen, Schlussfeld mit einer Reihe Maschen. Cimex musci, Schrank En. p. 265. — Tingis cassidea. Fall. С. Sv. 31, 6. — H. Sv. 146. 1. — Schäff. N. р. 59. — Steph. С. Gen. 5. 12. In Deutschland, in Böhmen, Illyrien, Krain, Ostreich, Baiern, Italien, Schweden. Eine bis 11 Linie lang. Oval, bräunlichgelb. Kopf bräunlich, auf dem Scheitel zwei gerade vorgestreckte, starke, gelbe Dorne, Augen blutroth (nach Fallén schwarz). Wan- genplatten am Grunde schwárzlich. Fühler röthlichgelb, fein behaart, drittes Glied oben schwärzlich und dünner als am Grunde, viertes spindelförmig, schwarz, grau behaart. Pro- notum doppelt so breit als in der Mitte lang, dachförmig erhoben, scharf gekielt, netzmaschig, der Kiel über den spitzig vorragenden hohen Vorderrand nach hinten niedrig verlaufend; hinter dem wulstigen Vorderrand im Halswinkel der Scheibe ein rundlicher flacher Höcker. Seitenrand breit, etwas aufgebogen, mit drei Reihen schmaler Quermaschen, vorn rechtwin- kelig, seitlich sanft geschweift; Schulterwinkel rund, fast lappenfórmig , auf den Grund der Netzdecken überliegend. Netzdecken breiter als das Pronotum. Randfeld breit, aufge- bogen, am Grunde nach innen erweitert; Seitenrand fast gerade, hinten in einen flachen Bogen verschmälert, mit zwei Reihen gepaarter viereckiger Maschen. Mittelfeld auf beinahe 3 der Deckenlänge reichend, mit sechs geraden Reihen kleiner Maschen, das schiefe Seiten- feld am Grunde verschmälert. Rücken gelbbraun. Unterseite schwarzbraun, in der Mitte schwarz. Beine bräunlichgelb. Klauenglied schwärzlich, var, В. Fühler, Beine und Unterseite rothbraun. Wangenplatten und Ränder der Pfannen gelb, auf dem Seitenrand des Pronotum ein Fleck, und vier Flecke aus schwärzlichen Maschen bestehend, auf den Netzdecken; ein Fleck davon am Grunde, einer an der Spitze, zwei auf der Mitte, Anmerkung. Schäffer hat diese oben beschriebene Art wohl in seinem Nomenclator Ent. als Tingis cassidea aufgeführt, in den Wanz, Ins, aber übersehen, 326 Franz Xav. Fieber, Fig. 39. Das Insect vergróssert. Fig. 40. Kopf und ein Fühler. Fig. 41. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 42. Kopf und Brust von unten gesehen. +. 0. brunnea. Germ. Tingis brunea. Germ. Е. Е. 18, 23. Von dieser Art, welche nach der Bildung des Pronotum und der Netzdecken zur Gattung Orthosteira gehört, stehen mir keine Originalexemplare zur Untersuchung zu Gebote, obgleich ich den Herrn Entdecker um Mittheilung derselben zur Ansicht ersuchte. Die von Prof. Germar, als dem Entdecker obiger Art, in der Fauna Europaea, Heft 18, T. 23, ge- gebene Abbildung ist hier auf Tafel III. Fig. 43. getreu copirt, Nach den Beschreibungen und Abbildungen hege ich gegründete Zweifel über die Selbstständigkeit dieser Art, und gebe demnach wörtlich die vorhandenen Beschrei- bungen über dieselbe : Tingis brunnea. Germ, F. E, 18. 23. Taf. III. Fig. 43, 44. »Obovata fusca undique. reticulata, thorace brevi, transverso, antice emarginato, carina unica, apice: producta, elytris thorace latioribus, margine rotundatis dilatatis, In Austria, Affinis T. cervinae, paullo tamen minor, thorax antrorsum magis angustatus, unicari- natus. Caput parvum fuscum basi bispinosum, antennis rufis apice nigris. Thorax brevis trans- versus, reticulatus, margine laterali dilatato, elevato, antrorsum angustato angulis anticis trun- catis, postice medio in modice productus, carina media solitaria percurrente, apice supra capitis basin porrecto. Elytra basi thorace parum, medio multo latiora, margine laterali elevato undique reticulato. Corpus subtus fuscum pedibus ferrugineis.« Fig. 43. Das Insect nach Germar copirt. Fig. 44, Eine Hálfte des Pronotum, eben daher entlehnt. Auffilig verschieden von Germars Abbildung ist jene des H, Schäffer, welcher in den Wanzenartigen Insecten, 4. B. 2 H. Tafel 118. Fig. 374 (hier auf Tafel III, Fig. 45) eine — wie derselbe sich pag. 25 ausdrückt — nicht überflüssige Abbildung der T. brunea Germ. liefert, die jedoch ganz das Gepräge der T. cassidea trägt, abgesehen noch davon, dass seine Beschreibung der Farbe des Insectes nicht mit jener bei Germar übereinstimmt. Wahrscheinlich ist T, brunnea, Germ, die T, cassidea. Fallen. Monanthia brunnea Germar, (in Schàff. И’. 1.) Vaf. Ш. Fig. 45. »Ochracea, capite nigro, antennis pedibusque bruneis, thorace unicarinato elytrorum costa serie cellularum duplici disco opaco subtus reticulato, verticis spinis subconvergentibus. Jederseits vor den Augen ein spitziger abstehender Dorn, die beiden Scheiteldorne convergiren beinahe. Diese breite fast ockergelbe Art hat nur einen Kiel des Thorax, an welchem beiderseits nach vorn zwei schiefe dunkle Schwielen liegen, Scháffer, « Anmerkung. Da bei Germar's Zeichnung gegründete Zweifel über die Richtigkeit derselben obwalten, die durch seine unvollstindige, meist allgemeine Bezeichnungen der Gattungscharaktere enthaltende Beschreibung nicht behoben werden, so ist auch Tingis brunnea nur als zweifelhafte Art zu beachten. 2. OQ. cervina. Germ. Taf. IV. Fig. 1 — 3. Bräunlichgelb. Kopfdorne aufgerichtet, divergirend, Pronotum mit drei blattartigen hohen Kielen, die seitlichen schief. Seiten breit, fast gerade. Schultern. stumpf, hinten schief, Mittelfeld £ der Decken, mit vier Reihen — Schlussfeld mit zwei Reihen Maschen. entomologische Monographien. 327 Tingis cervina. Germ. Е. E. 18, 22. — Monanthia cervina. G. Schàff. W. I. 4. 9, H. p. 26. T. 118, Fig. 315 und 4. В. 3. p. 63, T. 129, Fig. G. Kopf, dann 4. B. 3. H. p. 53 in der Übersicht. In Deutschland. Um Leipzig (Germar. Um Wien (Ullrich.) Bräunlichgelb. Das Weibchen 17, das Mánnchen 11 Linie lang und verháltniss- mässig schmáler, Der Kopf schwarzbraun, auf dem Scheitel zwei divergirende aufgerichtete Dorne, die Hócker vor den Augen spitzig Augen schwarzbraun. Fühler róthlichgelb, fein behaart, das dritte Glied füdig, unten kaum merklich dicker als oben, an der Spitze schwarz; beim Männchen bis zur Hälfte herab verwaschen schwárzlich, Endglied dick, spin- delfórmig, schwarz, oben weisslich behaart. Pronotum zwischen den Schultern fast dop- рее so breit als lang, Halsblase hoch, rautenfórmig, bogig gekielt, hinten gesenkt in den blattartigen hohen Mittelkiel ausgehend. Seitenkiele ganz, niedrig, hinten schief auswärts ge- richtet, mit hohen schmalen viereckigen Maschen wie der Mittelkiel, Seiten breit, aufgebogen, mit drei Reihen rundlich - fiinfeckiger Maschen, der Rand fast gerade; Hals und Schulter- winkel stumpf, hinten schief in die Seiten des kurzen fast rechtwinkeligen Processus verlau- fend. Seite des Pronotum grubig punctirt, auf dem Processus grubig-netzmaschig; im Hals- winkel der Scheibe ein brauner Fleck, aus dessen Mitte der Seitenkiel entspringt. Netz- decken breiter als das Pronotum. Randfeld aufgebogen, mit zwei Reihen kleiner vierecki- ger Maschen. Mittelfeld $ der Deckenlinge, mit 4 Reihen — Schlussfeld mit zwei Reihen Maschen. Rücken und Unterseite des Mánnchens bráunlichgelb, beim Weibchen braun. Beine róthlichgelb. Klauenglied an der Spitze braun. Der zuvorkommenden Güte des Herrn Jos. Ullrich, К. k, Staatsbeamten in Wien, verdanke ich diese Art, welche auch Germar ebendaher erhielt. Fig. 1. das Insect vergrössert. Fig. 2. Der Kopf mit einem Fühler (a.) und dem Vordertheil des Pronotum (b.) Fig. 3. Kopf und Pronotum seitlich gesehen. Anmerknng. Über die von Germar und Schiffer an oben angeführten Orten gegebenen Zeichnungen der O. cervina bemerke ich nur, dass sie eben so sehr von einander verschieden sind, als es bei Tingis brunnea der Fall war, und dass keine der beiden Zeichnungen naturgetreu ist, b. Randfeld mit einer Reihe Maschen. Pronotum mit drei blattartigen Kielen. * Das Mittelfeld fast so lang als die Netzdecken, & oder $ ihrer Länge, innerer Kiel des Feldes ganz gerade. 3. 0. macropthalma *. Taf. IV. Fig. 4— 7. Schwärzlich. Augen gross, kugelig. Fühler schwarz, nach oben dicker. Pronotum mit runden breiten Seiten, und 21 Reihen Maschen. Vorderrand mit kurzer stumpfer querer Blase. Seitenkiele schief, bogig, vorn abgekürzt. Netzdecken hinten erweitert. Acanthia marginata, Wolff. W. р. 131. 4 13. Е. 126. — ? Tingis carınata. Panz. F. g. 99. 20. — ? Tings pusilla. Fall. C. Sv. p. 38. 1. — Н. Sv. p. 146. 8. — Monanthia pusilla. Fall. Scháff. W. I. 4. B. 2. H. p. 24. t. 148. f. 313. und 4. B. s; H. p. 64; 6. 129. "RS der Kopf zu Fig. 313. C, Brust. Ahh, У, 8. 49 328 Franz Xav. Fieber, i In Schweden und Deutschland... In. Böhmen "und Óstreich ‚auf, waldigen Anhóhen an steinigen Orten: unter Cenomyce, | bus. Eine Linie lang, schwärzlich, Kopf schwarz, breit, grobpunctirt. , Nacken \gewölbt, auf dem Scheitel zwei aufgerichtete, divergirende, graue Dorne, Die Hócker vor jedem Auge kurz, schwarz. Augen gross, kugelig, vorstehend, schwarzroth. Fühler schwarz, drittes Glied allmáhlig nach oben dicker: Pronotum . breiter als lang; die breiten weiss- gelblichen etwas aufgebogenen Seiten rundlich, über den Grund der Netzdecken. ragend, mit 2} Reihen fünfeckiger grosser Maschen. © Vorderrand auf der Mitte mit stumpfer, wenig vorragender, quer viereckiger, kleinmaschiger Halsblase. Scheibe des Pronotum grobpunetirt, besonders auf der Hinterhälfte mit deutlichem Netz, aus 5- oder Geckigen Maschen. Mittel- kiel geradlinig, bogig, blattartig erhóht, auf der Mitte etwas eingesenkt, und wie die etwas auswürts gebogenen, schiefen, vorn abgekürzten Seitenkiele mit einer Reihe (4 — 5) grosser viereckiger Maschen versehen. Processus rechtwinkelig. Netzdecken am Grunde ver- schmälert, hinter der Mitte erweitert, breiter als das Pronotum. Mittelfeld gross, über die ganze Fláche der Netzdecke legend, reicht mit der Spitze fast an das Ende der Decken; das Schiussfeld schmal, mit 2 Reihen Maschen, das Mittelfeld mit vier irregulären Reihen sechseckiger grosser Maschen. Randfeld breit, mit starkem Netz und einer Reihe rundlicher Maschen ; Seitenfeld sehr schmal, von oben kaum bemerkbar, Unterseite schwärzlich. Hin- terleib schwarzbraun, glänzend. Rücken und Schenkel schwarz oder schwarzbraun, am Grunde gelblich. |. Schienbeine braungelb, am Grunde schwärzlich. . Fig. 5. der Kopf und ein Fühler (a). Fig. 6. der Kopf seitlich, Fig. T. die Rücken- kiele seitlich. | Anmerkung. Unbedingt würde ich die eben beschriebene Art für Tingis pusilla Fall. erkennen, wenn die Beschreibung bei Fallén nicht eben sowohl auf andere Arten, als: O. cinerea und platycheila, Anwen- dung fände. — Nach H. Schäffer’s Beschreibung der T, pusilla würde wohl meine O, macropthalma die T. pusilla Fall, sein; Fallen erwähnt aber nicht der Form der Halsblase, und nicht der Farbe der Fühler, seine Bezeichnung der T. pusilla ist zu mangelhaft, um mit Gewissheit entscheiden zu können, übri- gens noch zu bezweifeln ist, ob H. Schäffer Original-Exemplare vor sich hatte, da er der Meinung ist, dass Acanthia marginata Wolff. und Tingis carinata Panz. zu seiner M. pusilla gehören (W, I. 4. В. 3. Н. p. 64 in der Note). Mit Sicherheit kann das Citat von Ac. marginata Wolff nicht angeführt werden, da jene Beschreibung und Abbildung von meiner oben gegebenen bedeutend abweicht, obgleich nach der Zeichnung die grösste Ähnlichkeit im ganzen Baue, selbst in der Länge. des Mit- telfeldes, vorherrscht, und die Fühler, wenigstens der linkerseitige, nach oben allmáhlig ver- dickt erscheinen, und jene Abbildung auch sehr viel Ähnlichkeit mit O. cinerea hat. Der Vergleichung wegen folgen die bezeichnenden Charaktere der Ac. marginata, und die getreu copirte Abbildung im Umrisse. „Acanthia marginata. Wolf. Taf. IV. Fig. 8. Thorace lineis tribus elevatis, nigra, thoracis elytrorumque margine punctis fenestratis, antennis pedibusque nigris, entomologische Monographien. 329 Aus Ungarn. Fübler schwarz, der schwarze glánzende Kopf beiderseits vor den Füh- lern mit einem kleinen Dorn, die kleinen Augen braun, Bruststůck braun mit drei ıerha- benen Linien, die mittlere durchlaufend, die beiden krummen Seitenlinien aber reichen nur bis an den Grund des Schildchens. Seitenränder rund, vorragend, mit vielen durchsichtigen grossen Puncten. Halbdecken lederartig, den schwarzen Hinterleib ganz deckend, stumpf, braun, mit zwei erhabenen, an der Spitze zusammenlaufenden Linien, netzfórmig geadert, an den Seitenrändern mit grossen durchsichugen Puncten geziert, Brust und Schenkel schwarz. Schienen braun.« ^ Wolff a. a. O. Anmerkung. Der kleine Kopf und die kleinen Augen, die ganzen, gebogenen seitlichen Rückenkiele , die ovalen Netzdecken, scheinen die Acanthia marginata von meiner Orth. macropthalma hinlänglich zu unterscheiden, wenn nicht etwa — wie es sehr wahrscheinlich ist — die ungeübte Hand und das schwach bewaffnete Auge des Zeichners jener Ac. marginata Schuld an diesen Differenzen trägt, Sollte aber die Identität beider Arten erwiesen werden, dann wäre der Artname »marginata,« obgleich der ältere, zu ändern und »macropthalma beizubehalten, weil der Ausdruck »margivata« allen an- deren Arten dieser Gattung gleichfalls zukömmt, die grossen Augen diese Art aber besonders auszeichnen. „©. pusilla. Fall. Taf. IV. Fig. 9. Copie aus Schäff. W. I. t. 118, fig. 318. Tingis pusilla. Fall. С. Sv. р. 38 1. — H. Sv. p. 146. 8. In Schweden unter Steinen in Nadelwäldern. Fallen. Nach Schäffer im Winter unter Moos bei Regensburg. Nach Fallen lautet die Beschreibung am a. O, folgends: Ovata obscura, supra cinerea, čapite bispinoso, thoracis carinis tribus distinctis. d et ©. Caput nigrum, spinis duabus vertieis hispidis minutis armatum, — Corpus obscure ferrugineum, supra aut obscure cinereum, aut nigricans, subtilissime reticulatum, An apterum? A T. cassidea distinguitur figura corporis ovata haud. rotundata et magni- tudine: minori. « H. Schiffer in den W. I., 4. B. 2. p. 24, sagt über seine Tingis pusilla Fall. W. I. t. 118. fig. 373: »Cinerea ovata, thorace tricarinato, elytrorum costa serie cellularum simplici. . Hat eine schmale hinten weniger bauchige Eiform, schwarze dicke Fühler, graue Farbe des Thorax und der Decken (auf der Abbildung ist die Farbe bráunlichgelb angegeben. Fieber), fast weissliche der Halsblase, hinten kaum erweiterten Thorax, viel lángere Decken, deren beide Kiele fast parallel laufen und weiter.hinten sich vereinigen; und „lm 4. Bande 3. Heft. p. 64.6. 129, fig, 373 als. Nachtrag: »Monanthia pusilla. zeichnet. sich. vor. den: bisherigen M, nigrina (gehört zu den wahren Monanthien, wie weiter unten gezeigt wird, Fieb.), fracta und. acuminata (zwei von mir vor- herbeschriebene von Schäffer mit Unrecht sich zugeeignete Arten, da ich ihm dieselben bereits unterschieden und benannt mitgetheilt habe, Fieber), durch, dickeres drittes und weniger behaartes. viertes! Glied .der. Fühler, in die Ouere gezogene Halsblase, stumpfen Winkel des schildchenähnlichen Fortsatzes des Thorax und gerade. innere Begränzung der 3 der Decken 42* 330 Franz Xav. Fieber, langen Mittelzelle aus. Die Randzellen der Decken erscheinen bisweilen stellenweise in dop- pelter Reihe; die Farbe ist gewöhnlich dunkelgrau, seltener gelblich. « Fig. F. zeigt auf t. 129 der W, 1. den Kopf mit einem Fühler. С. die Brust. In die Reihe der zweifelhaften Arten gehört auch die von Panzer in der Fauna Ger- manica, Heft 99. Taf. 20, beschriebene und abgebildete Tingis carinata. Es stellt diese Abbildung ein von der vorher besprochenen O. macropthalma, mar- ginata und pusilla ganz verschiedenes Insect dar — wenn die Richtigkeit der Zeichnung nicht bezweifelt werden wollte — da in der Beschreibung Charaktere vorkommen, welche sie als das Weibchen von O. pusilla oder macropthalma, der breiten Form wegen bezeichnen — abgesehen davon, dass der Rand des Pronotum und das Mittelfeld anders als bei jenen ge- bildet sind, und mehr dem der О. cervina ähneln, von der sich aber О. carinata wieder durch verschiedene Fárbung der Fühler, Beine und der Oberseite unterscheidet. Monanthia carinata in Burm. Handb, d. E., 2. p. 262. 7, ist nicht das gleichnamige Insect des Panzer, obgleich daselbst der Heft 99, Fig. 20, dann auch Tingis cassidea, Fall. citirt wird; denn es heisst am o. a. O, »grisea, corpore nigro, antennis pedibusque luteis, antennarum articulo nigro,« welches besser auf Tingis cassidea Fall. passt, die Burmeister nicht gekannt haben mag. Die aus der Abbildung zu entnehmenden Kennzeichen mit jenen aus der Beschrei- bung geben nachstehende Diagnose: ingis carinata. Panz. Taf. IV. Fig. 10. Fühler nach oben allmálig dicker, schwarz, Pronotum vorn mit stumpf vorragender querer Halsblase. Seiten breit, flach bogig. Halswinkel abgerundet, Schulterwinkel stumpf. Seitenkiele ganz schief nach hinten auswärts. Mittelfeld schmal. Tingis carinata. Panz. F, G. 99. 20. Nigra, thorace crista dorsali triplici, elytris reticulatis lineis duabus elevatis carinatis, sibus pallidis. Corpus minutum nigrum, supra nigricans. Caput nigrum parvum, apice producto- acuminatum. | Oculi brunnei admodum protuberantes. Antennae nigrae. Thorax nigricans reticulatus margine laterali alato dilatato, dorso limeis valde elevatis tribus, cristam acutam triplicam constituenübus, Elytra dilatata, margine laterali alato - dilatato reflexo lineis duabus dorsalibus elevatis acutis carinatis. Abdomen subtus nigrum, femora nigra tibiae pallidae.« 4. O. cinerea *. Taf. IV. Fig. 11 — 14. Aschgrau. Drittes Fühlerglied fädig, oben dicker. Seiten des Pronotum breit, rund- lich, mit 2? Reihen querer ovaler Maschen. Vorderrand mit kurzer querer Blase, Seitenkiele vorn wenig abgekürzt, flach ausgebogen. An Acanthia marginata, Wolff. W. p. 131. T. 13. Fig. 126, In Böhmen, an sonnigen Hügeln unter Moos. Länge 11 Linie, Länglich, aschgrau. Die Weibchen breiter als die Männchen. Kopf schwarz, zwei kurze, wagrecht vorstehende Dorne auf dem Scheitel. Augen rothbraun, vor entomologische Monographien. 331 jedem ein stumpfer kurzer Höcker. Fühler schwarz, drittes Glied rostroth, allmälig gegen die Spitze dicker und schwärzlich, viertes dicht und lang behaart. Pronotum breiter als lang, fast kurz herzförmig, die Seitenränder breit, Hals- und Schulterwinkel rund, in den Sei- tenrand sanft bogig verlaufend, mit 2% Reihen querer ovaler Maschen. Vorderrand kurz, auf den Nacken vorragend, fast quer rautenförmig, blasig, auf der Mitte scharfkantig, in den hoch- blattartigen mit 7 grossen rechteckigen Maschen versehenen Mittelkiel fortsetzend. Seitenkiele vorn wenig abgekürzt, niedrig, in der Mitte etwas auswärts gebogen. Scheibe schwärzlich, grobpunctirt. Processus fein netzmaschig, beiderseits der Spitze eine Furche am Rande. Netzdecken aschgrau, hinter der Mitte so wie das Mittelfeld erweitert, welches vier irregu- läre Reihen Maschen enthält, Randfeld mit einer Reihe rundlich viereckiger Maschen, Seiten- feld schmal, kleinmaschig, wie das mit zwei Reihen abwechselnder Maschen belegte Schluss- feld. Hinterleib braungelb. Rücken schwarz, Bruststücke weissgelb, aussen schwärzlich. Brust. und Wangenplatten weissgelb. Schenkel und Hüftstücke braungelb, Hinterschenkel an der obern Hälfte schwärzlich. Fig. 11. Das Insect vergróssert. Fig. 12. Der Kopf. Fig. 13. Derselbe seitlich, пез, der Schnabelscheide (a). Fig. 14. Die Rückenkiele von der Seite gesehen. 5. O. platycheila*. Taf. IV. Fig. 15 — 18. Graugelblich. Drittes Fühlerglied fädig. Seiten des Pronotum breit, etwas bogig, parallelrandig, am Halse rechtwinkelig, an den Schultern rund, mit drei Reihen fünfeckiger Maschen. Halsblase lang vorragend. Kiele gerade, die seitlichen vorn abgekürzt. Bisher nur in Böhmen und Östreich aufgefunden. Etwas weniges über eine Linie lang. Länglich. Graugelblich. Kopf schwarz, Scheitel mit zwei fast divergirenden schwarzen aufgerichteten Dornen. Vor den Augen kurze stumpfe Höcker. Fühler fein behaart, schwarz, zweites und drittes Glied bräunlichgelb, das Endglied dicht behaart. Pronotum fast so breit als lang, am Vorderrande eine viereckig-rautenförmige, auf den Nacken stumpf vorragende Blase, die oben gekielt ist, und in den auf der Mitte etwas eingesenkten, mit 12 — 13 grossen, rechteckigen, hohen Maschen vom schwarzbraunen Netz ver- sehenen Mittelkiel fortsetzt. Seitenkiele gerade, vorn abgekürzt, bogig, blattartig erhöht, doch niedriger als der Mittelkiel, mit 7 hoch viereckigen Maschen, wovon einige, so wie jene au dem Mittelkiel gabelig. Seiten breit, fast parallel bogenrandig, mit drei Reihen fünfeckiger schwarznetziger Maschen. Hals rechtwinkelig, Schulterwinkel rund, Scheibe graugelb, vorn bräunlich, fein punctirt. Processus spitzig, klein netzmaschig. Netzdecken durchscheinend, hinter der Mitte am breitesten, Grundwinkel rund, das Ende stumpfspitzig, mit kleinen schwärz- lichen Maschen, wovon vier gerade Reihen in dem schmalen Mittelfelde, zwei Reihen auf dem Schlussfelde. Das Seitenfeld breit, das Mittelfeld vertieft; die Kiele geschärft, hoch, die äusseren flach ausgebogen. Randfeld mit einer Reihe grosser quer viereckiger Maschen ; Bruststücke gelbbráunlich, grob netzartig punctirt. Hinterleib schwarzbraun, glänzend, die Wangen- und Brustplatten weissgelb. Rücken schwarz. Schenkel braungelb. Klauen- glied und Spitze der gelben Schienbeine schwärzlich. 332 Franz Xav. Fieber, Fig. 15. Das Insect vergrössert. Fig. 16. Kopf, Fühler und der Vorderrand des Pro: notum. Fig. 17. Kopf seitlich. Fig. 18. Pronotum seitlich. b 6. О. gracilis *. Taf. IV. Fig. 19 — 21. Schwärzlichgrau, drittes Fühlerglied fädig, am Grunde kolbig,, Seiten des Pronotum schmal, flach bogig, mit zwei Reihen Maschen. Halsblase gross, vorn spitzig. Kiele ganz, gerade. Um Prag, im Friihlinge unter Thymus serpyllum, auf sonnigen Hügeln. Eine Linie lang. Länglich, schwárzlichgrau, das Netz rothbráunlich. Kopf schwarz, mit zwei aufgerichteten divergirenden Dornen auf dem Scheitel, ein kurzer stumpfer Höcker vor jedem der rothbraunen Augen. Fühler rostgelb, das Wurzel- und das borstenhaarige Endglied schwarz, drittes Glied am Grunde kolbenförmig, nach oben fädig. Pronotum- Seitenrand nicht sehr breit, flach ausgebogen, mit zwei Reihen fünfeckiger Maschen. Hals- und Schulterwinkel stumpf. Processus spitzig, netzmaschig. Scheibe des Pronotum schwarz- braun, fein punctirt. Vorderrand mit grosser vorn spitzig über den Nacken ragender weiss- : grauer Halsblase. Rückenkiele gerade, hoch, blattartig, die seitlichen flach bogig erhöht, der mittlere hinter der Halsblase etwas eingesenkt, ebenfalls mit 6 — T grossen vieréckigen Ma- schen. Netzdecken am Grunde verschmälert, so breit als das Pronotum, bis hinter die Mitte erweitert, gegen die abgerundete Spitze verschmälert, und sanft geschweift, immer nur wenig übereinandergelegt. Mittelfeld schmal, die äusseren Клее mit dem Aussenrande parallel bogig, im Felde vier gerade Reihen sechseckiger Maschen, auf dem Schlussfelde zwei Reihen derselben. Randfeld schmal, gleich breit, mit einer Reihe kleiner quer viereckiger Maschen, Seitenfeld schmal. Unterseite hellbraun, Brustseiten schwärzlich. Rücken braun. Schen- kel gelbbraun, in der Mitte breit, schwärzlich, Hüftstücke und Schienbeine gelbbraun. Fig. 19. Das Insect vergrössert. Fig. 20. Kopf und Fühler von oben. Fig. 21. Kopf und. Pronotum seitlich. Anmerkung. H. Schäffer, welchem ich bei seiner Anwesenheit zu Prag im Jahre 1837 unter vielen anderen Rhynchoten auch Tingis-Arten, bereits unterschieden und benannt, mitgetheilt habe, hat sich erlaubt, meine gegebenen Namen zu ändern, und diese Insecten als seine neuen Arten aufzustellen, Monanthia fracta und acuminata des Schäffer sind zwei der hier beschriebenen Arten, welche ich ihm nur in einzelnen Exem- plaren mitgetheilt habe. Da ihm das Recht der Aufstellung unter anderen als ‚den vou mir gegebenen Namen nicht gebührt,. so vindicire ich dieselben. Der Monanthia fracta und acuminata erwähnt Schäffer im 4 Band 3. Heft p. 63. : ** Mittelfeld breit, viel kürzer als die Netzdecken, 3 derselben lang, die Kiele am Ende ein- gebogen, 7. О. obscura. Schäff. Taf. IV. Fig, 22 — 2, Braun, drittes Fühlerglied fädig, unten kolbig. Pronotum-Seitenrand breit, parallel, mit zwei Reihen Maschen. Kiele niedrig, die seitlichen schief, mit lánglich viereckigen Maschen. Decken und Mittelfeld breit. 2 йа 922 dos n | Monanthia obscura. Schaff. WET. 4. B. 2. H. p. 29: t. 148. 5//9.:312- und 4. B. 3. H. p. 63 im Text, — Monanthia pusilla, Burm, H. 2, B.' p. 262,8. (Nach Scháffer, wegen der dunklen Farbe und Grósse.) b oxtiqé | entomologische. Monographien. 834 liil Um Prag, an.Feldrainen unter Thymus serpyllum, In Baiern und ‚Östreieh. |, Länge 4 Linien. Länglich, bráunlieh. Kopf und Augen schwarz. Zwei kurze etwas divergirende Dorne auf. dem Scheitel, die Höcker vor.den Augen kurz, dick, stumpf. Wangenplatten schmal, die Ränder gelb. Fühler fein ‚behaart, rostgelb , erstes. und viertes Glied schwarz, drittes fädig, am Grunde dick kolbig, an der Spitze auch etwas. dicker, Pronotum: vorn mit grosser stumpf-spitziger, auf den Scheitel überragender weissgelblicher Halsblase, deren Kiel hóher liegt als der gerade blattartige, mit einigen langen viereckigen Maschen besetzte Mittelkiel. Seitenkiele ganz, von der Halsblase an schief nach hinten und aussen laufend, sehr niedrig, mit wenigen lánglichen viereckigen Maschen. Die Scheibe des Pronotum grobpunctirt, auf dem fast rechtwinkeligen Processus klein-netzmaschig. | Seiten- ränder breit, parallel, fast gerade, mit zwei Reihen Maschen. Hals und Schulterwinkel rund- lich. Netzdecken in der Mitte erweitert, hinten verschmálert, etwas geschweift, die Spitze zugerundet. Mittelfeld breit, kürzer als bei den vorherbeschriebenen Arten, fast nur von 3 der Deckenlänge, der innere Kiel hinter der Mitte gegen den äusseren gewendet; der äussere Kiel gegen das Ende stark eingebogen, bildet mit dem innern einen spitzen Winkel, von welchem ein einfacher Kiel gegen das Ende der Decke fortsetzt. Im Mittelfelde vier irregu- lire Reihen Maschen, im schmalen Schlussfelde eine Reihe derselben; Randfeld schmal, mit einer Reihe quer viereckiger kleiner Maschen. Unterseite schwarzbraun, glänzend. Hin- terleib am Grunde gelbbraun. Rücken schwarzbraun. Schenkel schwarz, glänzend, Schienbeine gelb. Fig. 22. Das Insect vergrössert. Fig. 23. Kopf und ein Fühler von oben. Fig. 24. Kopf seitlich. Fig. 25. Die Rückenkiele seitlich. H. Schäffer bemerkt im 4. B, 3. Hft. der Wanz. I. p. 63 Folgendes über Monanthia obscura (siehe dessen W. I. auf Taf. 118, Fig. 372): »Monanthia brunnea (cassidea Fall.?) und cervina sind leicht zu unterscheiden ; auch noch obscura durch den eigenen, vorn schmalen, hinten breiten Umriss, das dünne dritte, und stark behaarte vierte Fühlerglied, dunkle Farbe, längliche Halsblase, spitzwinkeligen Hintertheil des Thorax, nur auf ? der Deckenlänge reichende Zelle derselben mit convexem Innenrand.« Anmerkung. Die Figur 372 der Tafel 118 Monanth. obscura in den Wanz, Ins. liefert neuerdings den Be- weis, wie schleuderhaft die Zeichnungen in jenem Werke behandelt wurden; die Rückenkiele und das Mittel- feld sind ganz falsch angegeben. b. Pronotum- Scheibe viereckig, Vorderrand ausgeschnitten, Processus fehlt, Clavus und Schild vollkommen, frei. Gen, VI. Teleia* Taf. IV. 26 — 32, Hüft-Pfannen in gerader Linie neben den geraden Brustplatten, die beiden hin- tern Pfannenpaare aneinanderliegend, Kopf lánglich, dreieckig mit schnabelförmiger Spitze. Scheitel und Stirn in flachem Bogen. Fühler in der Mitte der Kopfseite. Schnabel. 334 Franz Xav. Ficber, scheide viergliedrig, hinter das dritte Fusspaar reichend. Pronotum trapezfórmig. Schild und Clavus frei. Netzdecken mit rautenförmigem Mittelfeld. Kopf (Fig. 27. von oben und Fig. 28. von der Seite) länglich dreieckig, vorn stumpf, mit schnabelförmig verlängerten, unterhalb geschweiften Wangenplatten (Fig. 28. a). Scheitel in die schiefliegende, mit kurzen aufgerichteten Dornen besetzte Stirne, bogig übergehend. Nacken hochgewölbt. Schnabelscheide viergliedrig, bis hinter das dritte Fusspaar rei- chend (Fig. 29, a), die drei ersten Glieder fast gleichlang, das Endglied am längsten, fast 3 länger als jedes der übrigen. Fühler (Fig. 30) in der Mitte der Seiten des Kopfes ein- gefügt (Fig. 29, 6), Fühlerwurzel kolbig, dick, zweites Glied kaum halb so lang, fast kugelig, drittes fadenfórmig, nach oben allmälıg dicker. Endglied spindelförmig, fast walzig, etwa 1 so lang als das dritte Glied. Pronotum guerůber trapezfórmig, vorn nach der ganzen Breite des Kopfes ausgeschnitten, Hinterrand sehr flach bogig, fast gerade. Schild frei, klein, dreieckig. Netzdecken mit trapezfórmigem Clavus und fast rautenförmigem Mittelfelde, ähnlich jenem bei Orthosteira. Flügel fehlen. Mittelbrust lang; die hintern beiden Pfannen- paare aneinanderliegend, alle in gleicher Linie neben den geraden Brustplatten (Fig. 29, c). Knie oben dornartig verlängert (Fig. 31, a). 1. T. coronata *. Tal. IV. Fig. 26 — 32. Graugelblich. Stirne vorn mit fünf Hóckern in zwei Reihen. Nacken mit zwei lan- gen anliegenden Dornen. Rückenkiele schief, bogig, niedrig, mit einer Reihe viereckiger, das Randfeld mit zwei Reihen kleiner Maschen. In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Länge 1! Linie. Ellipusch. Graugelblich. Kopf schwarzbraun, punctirt. Auf der Stirne fünf aufgerichtete Höcker in zwei Reihen, davon drei in der ersten, zwei in der zwei- ten Reihe stehen; im Nacken zwei anliegende lange Dorne gelb. Schnabelscheide gelb, Spitze bráunlich. Fühler lang, bräunlichgelb, fein behaart, Endglied schwarz. Pronotum trapezförmig, grubig-netzmaschig; Hinterrand gelblich, Seitenrand weisslich, mit zwei Reihen kleinerer irregulärer Maschen; vorn an dem spitzigen Halswinkel geschweift; Schulterwinkel stumpfeckig, eine Querfurche an dem nach der ganzen Kopfbreite tief bogig ausgeschnittenen Vorderrande. Rückenkiele niedrig, die seitlichen vorn abgekürzt, schief und flachbogig, hinten auswärts gehend, mit einer Reihe viereckiger Maschen; auf den Schultern längliche Wulste. Schild klem, dreieckig, weisslichgrau. Die freien Schlussstüke am Grunde mit grossen grauen Flecken. Corium erdgrau, Клее des Mittelfeldes niedrig, geschärft, blattartig, mit einer Maschenreihe; das breite Randfeld mit zwei Reihen, das Mittelfeld selbst mit vier un- regelmässigen Reihen sechseckiger Maschen. Bruststücke graubraun; Brustplatten gelblich. Hinterleib und Rücken des Weibchens braun. After hellbraun. Schenkel braun, am Grunde gelblich. Schienbeine bräunlichgelb. Fig. 26. Das Insect vergrössert. Fig. 27. Kopf und Pronotum-Vorderrand von oben. Fig. 28. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 29. Kopf und Brust von unten, Fig. 30. Ein Fühler. Fig. 31. Ein Knie, Fig. 32. Der weibliche After, entomologische Monographien. 335 3. Mittelfeld lanzettfórmig oder länglich-dreieckig, innerer Kiel an der Spitze des Processus bogig, oder stumpfwinkelig gebrochen. a. Letztes Fiihlerglied gerade, spindelförmig, dessen Spitze in gera- der Axe mit dem dritten Gliede. a. Pronotum - Scheibe trapezfórmig; Hinterrand gerade, in der Mitte kurz vorspringend. Schild und Clavus frei, vollkommen. Mittelfeld schmal, lanzettförmig. Gen. УП. Phatnoma* Taf. IV. Fig. 33 — 38. Hüft-Pfannen fast in gerader Linie neben den geraden Brustplatten. Kopf läng- lich dreieckig, zugespitzt. Fühler in der Mitte an den Seiten des Kopfes. Schnabel- scheide viergliedrig. Pronotum guer-viereckig mit vorgezogenen breiten Seiten. Clavus und Schild frei. Netzdecken mit schmal - lanzettfórmigem Mittel - und Seitenfeld, und querliegenden Rippen in denselben. Kopf (Fig. 34, a, seitlich, und Fig. 37. a, von oben) länglich dreieckig. Stirne und Scheitel in schiefer Ebene, mit langen Dornen besetzt. Nacken hoch gewólbt. Wangen- platten (Fig. 34, 6) schnabelförmig verlängert, am Grunde der Schnabelscheide geschweift. Schnabelscheide (Fig. 35 und Fig. 36, 5) viergliedrig, bis hinter das dritte Fusspaar reichend; das Endglied das längste, die übrigen Glieder unter einander fast gleichlang. Füh- ler (Fig. 36, a) fádig, in der Mitte der Seiten des Kopfes eingefügt (Fig. 34, c). Pronotum kurz, querüber breiter als lang, flach. Hinterrand gerade, über dem sichtbaren dreieckigen Schild mit einem kurzen stumpfspitzigen Vorsprung. Die Seiten breit blattartig, nach vorn gewendet, tief eingeschnitten, die Lappen scharf spitzig. Der Vorderrand gerade, hinter dem gewölbten Halsrande querüber tief eingedrückt. Ein durchlaufender, in der Furche eingesenkter, hinten blattartiger niedriger Mittelkiel (Fig. 34, с) auf der Scheibe. Seitenkiele von der Hals- blase anfangend, etwas ausgebogen, niedrig, blattartig (Fig. 34, d, und Fig. 37, 6). Netz- decken mit trapezförmigem Clavus (Fig. 33, a). Corium mit schmalem lanzettförmigem Mittelfelde (Fig. 33, 6), und einigen querliegenden Rippen, wie in dem schiefen Seiten- und dem breiten Randfelde. Hüftpfannen des ersten und dritten Fusspaares in gleicher Linie nahe an den geraden Brustplatten (Fig. 36, c); das mittlere Paar etwas auswärts gerückt, und von dem hinteren Paare entfernt. Mittelbruststück lang. Vorderrand der Vorderbrust schmal, schief und spitzig (Fig. 36, d). 1. P. laciniata *. Taf. IV. Fig. 33 — 38. Staubgelb. Auf der Stirne fünf, im Nacken zwei sichelförmige Dorne. Seiten des Pro- notum breit, nach vorn gewendet, vielmaschig , tief eingeschnitten, die Lappen scharf-spitzig. In Ostindien von Dr. Helfer entdeckt. Eine und 3 Linien lang. Staubgelb. Kopf mit sieben Dornen; fünf auf der Stirne, die beiden vordern sichelförmig, abwärts gekrümmt, die zwei hintern vorgestreckt, am Grunde Abh. У, 8. 43 336 Franz Xav. Fieber, etwas gebogen, der: fünfte mittlere gerade; die beiden hintersten, als die siebenten im Nacken, fast aufliegend. Die Hóckér vor den Augen spitzig. Fühler: fädig, gelblichgrau. Wangen- platten und Schnabelscheide schmutzig ‚gelb. Scheibe des Pronotum trapezfórmig, vorn an den Seiten geschweift, Die Schultern zugerundet. Seitenrand: vielmaschig, breit blattartig, seitlich vorwärts gewendet (es erscheint dadurch der Kopf in einem grossen Sinus liegend), auf der Mitte von Aussen her tief eingeschnitten, die Lappen scharfspitzig, Hinterrand der Seiten S-fórmig geschweift, an den Schultern zugerundet, Netzdecken oval; Schulterwinkel zugerundet, das Ende rund. Randfeld breit, hinten erweitert, dicht- und kleinmaschig , mit querliegenden verzweigten dunklen hippen versehen. Mittelfeld vertieft, und wie das schmal- lanzettliche Seitenfeld durch einige gelbe Querschwielen in ungleichgrosse Felder getheilt. Die Maschen der Felder sehr. klein, das Netz dick, daher die Netzdecken so wie die Scheibe des Pronotum. punctirt erscheinen; einige blasse Flecke und Puncte sind auf den Netzdecken zer- streut. Bruststücke und Schenkel gelbbraun, Schienbeine schmutziggelb. Hinterleib fein. goldgelb behaart. . T Fig. 33. Das Insect vergróssert, Fig. 34. Kopf und Pronotum seitlich. | Fig. 35. Die Schnabelscheide. ‚Fig. 36; Kopf und Brust von unten. Fig. 37. Kopf und Pronotum von oben. Fig. 38. Der. weibliche After. | s. Pronotum-Scheibe rautenfórmig, Processus lang. Scutellum unvoll: kommen, nebst dem Clavus unter dem Processus verborgen. Mittel- feld lánglich dreieckig. ; K. Fühler behaart, drittes Glied fädig oder cylindrisch. а. Kopf kurz, seitlich viereckig, Schnabelscheide fünfgliedrig, lang. Gen. VIH. Monanthia. Lepell. et Sery. Taf. V. Fig. 1 — 38, Taf. VL Fig. 1—40 und Taf. УИ. Fig. 1 — 32. Сттех. Linn. Fab. — Acanthia. Fab. — Tingis. Fab. Fall, Schaff. — Piesma. Burm. p. parte. — Derephysia. Schäff. р. parte. — Monanthia. Lep. et Serv, Burm. Schäff. Spin. Die beiden hintern Pfannenpaare aneinanderliegend, durch eine rundliche oder ovale, von netzmaschigen Platten umgebene Scheibe auwärts gerückt; die Platten theils auf- gerichtet, theils ausgebreitet (Mon. sachari). Kopf kurz. Stirne fast senkrecht. Schnabel- scheide lang, fůnfoliedrig. Pronotum rantenförmig; Seitenrand entweder blattartig abstehend, auf den Rücken umgeschlagen, oder kielförmig. Schild und Cla vus bedeckt; Mittelfeld. dreieckig. Kopf kurz (Taf. У. Fig. 2, а). Der mit Dornen bewehrte Scheitel (Fig. 3, «) fast unter rechtem Winkel oder etwas schief geneigt, in die Stirne (Fig. 3, c) übergehend. Wan- genplatten parallel (Fig. 4,'a). Fühler (Fig. 2, 6) vorn an der Stirne (Fig. 4, b), fein behaart; drittes Glied theils faden - oder walzenförmig , viertes spindelfórmig. Schnabel- entomologésche. Monographien. 337 scheide lang, fünfgliedrig, bis zum zweiten oder dritten Fusspaar reichend (Taf, У; Fig. 4, c). Scheibe des Pronotum stets rautenfórmig, am Vorderrande abgestutzt und dachförmig er- höht, mit einer kappenfórmigen oder pyramidalen, über den Nacken. vorragenden Halsblase versehen. Processus lang, dreieckig, spitzig, reicht meist bis auf den halben Rücken, bedeckt das unvollkommene $ childchen und den Clavus. Die Seitenränder sind theils blattartig, flach (Subgénus Ph yllontocheila), oder blattartig und auf den Rücken wulstig umgeschlagen (Subgenus Physatocheila), oder es sind die Seiten: mit einem dicken Клее gesáumt, der vorn-ein blattartiges Randstück einschliesst (Subgenus Tr opid ocheila). Der Mittelkiel durch- läuft stets das Pronotum, die seitlichen Клее reichen entweder bis zu dem wulstigen Halsrande, oder sie sind auf der vordern Hälfte des Pronotum abgekürzt, und es ist nur die hintere Hälfte derselben vorhanden, wovon auch zuweilen nur Ansátze sichtbar sind. Mittelfeld der Netzdecken lánglich-dreieckig, die grösste Seite des Dreieckes nach Aussen liegend, die beiden anderen Seiten: bilden an der Spitze. des Processus stets einen mehr oder minder scharf gebrochenen oder stumpfen Winkel. Der hintere Theil der Decken, welcher die Membran vorstellt ( das Endfeld Taf. X. Fig. 28, m und Taf. V. Fig. 1, a), ist stets netzmaschig und vom Processus anfangend, gekreuzt. Flügel vorhanden. Die Pfannen der Hinterbeine sind theils durch eine ovale oder rundliche, am Rande mit Platten versehene Scheibe auseinander gerückt. Die Mittel - Brustplatten sind theils gerade, theils wie die hintern Platten fast schalenfórmig. © Die Formen und Stellung der Hinterbrustplatten ist: 1. schief nach hinten und etwas bogig (bei M. Stachydis Fig. 9, a), 2. schalenförmig, fast ebenso die Mittelbrustplatten (bei M, Echii. Fig. 9, à und M. ciliata); 3. um ein Oval gestellt und aufrecht (bei M. dumetorum und quadrimaculata); 4. um einen Kreis gesteilt, aufrecht (bei M. cardui, Fig. 4. M, mela- nocephala, M. costata, M. pilosa etc.). Subgenus: A. Phyilontocheila*. Ми. blattartigen, dem Rand der Scheibe des Pronotum parallelen, oder spatel förmig erweiterten, flachen oder aufgebogenen, netzmaschigen Seiten. ‘a. Innere Kiele des Mittelfeldes unter scharfem Winkel gebrochen. A. Mit kahlen Netzdecken und Rändern derselben, * Halsblase sechseckig, dachförmig, auf den Nacken kurz vorragend ‚ Kopf mit fünf Dornen, zwei auf der, Stirne, einer auf dem Scheitel, zwei auf dem Nacken Mittel- kiel das. Pronotum ganz. durchlaufend. 1. М. ampliata". Taf. V. Fig. 10 — tt. Grau. Drittes Fühlerglied fädig. Pronotum-Seiten breit, vorn erweitert, rechtwinkelig; aussen sanft bogig, an den Schultern abgerundet. Randfeld der gefleckten Decken breit, aussen fast geschweilt, Monanthia ampliata. Fieber. Schäff., W. I. 4. B. 3, H. р. 62. t. 127, fig. 391, a. 43 * 338 Franz Xav. Fieber, Gesellschaftlich unter den wolligen Arten der Verbasca, auf Hügeln und Bergen, in Holzschlägen. In Böhmen, Östreich, Illyrien und Italien. Zwei Linien lang. Grau. Kopf schwarz, mit fünf gelben Dornen, wovon drei vorn am Scheitel zusammengeneigt, zwei im Nacken neben jedem Auge. Höcker vor den Augen stumpf, dick. Fühler blassgelb, fein behaart; Endglied schwarz, lánglich-spindelfórmig, drittes Glied fädig, an der Spitze etwas dicker und schief abgeschnitten. Scheibe des Pronotum mit sehr kleinen Netzmaschen und äusserst feinen staubáhnlichen Hárchen belegt. Seitenrand breit, flachbogig, vorn erweitert und rechtwinkelig. Schulterwinkel abgerundet, im Hals- und Schulterwinkel braunmaschige grosse Flecke. Rückenkiele gerade, die seitlichen vorn etwas gekrümmt, alle Kiele niedrig, mit einer Reihe kleiner Maschen; auf den Schultern kurze Wulste. Netzdecken fast gleichbreit, Aussenrand etwas geschweift. Randfeld breit, am Grunde abgerundet, mit fünfReihen kleiner Maschen und einigen viereckigen braunmaschigen Flecken, mehre unregelmássige Flecke auch im Mittelfelde. Unterseite pechbraun. Beine röthlichgelb. Var. b, Schenkel zuweilen schwärzlich. Fig. 10. Das Insect vergróssert. Fig. 11. Der Kopf von oben gesehen. Anmerkung. Diese Art habe ich an Ilerrn Schäffer, wie derselbe am oben angegebenen Orte selbst gesteht, unter dem Namen Mon. ampliata im Jahre 1837 nebst vielen andern Rhynchoten unter der von ihm ange- nommenen Bedingung mitgetheilt, die von mir als neu aufgestellten Arten nur unter den, denselben bereits beigefügten Namen zu publieiren, Herr Schäffer hielt jedoch sein gegebenes Wort nicht, und eignet sich die Entdeckung dieser wie auch mehrer anderer ihm von mir mitgetheilten neuen Arten mit Unrecht zu; indem ich Herrn Schäffer eines Wortbruches zeihe, vindicire ich zugleich die Entdeckung und Benennung bei jenen Arten, welche derselbe in obiger Art behandelte. 2. M. sinuata*. Taf. V. Fig. 12 — 15. Gelblich. Drittes Fühlerglied walzig. Pronotum-Seiten breit, tief ausgeschweift; Hals- und Schulterwinkel rund vorstehend. Netzdecken in der Mitte erweitert. Randfeld schmal, gefleckt. Клее des Rückens und des Mittelfeldes mit einigen schwarzen Strichen. Monanthia Cardui. Schäff. W, I. 4. B. 3. H. Taf. 121. Fig. B. der Thorax. In Böhmen. In Östreich um Wien. In Illyrien um Laibach (Schmidt). In Sicilien unter Statice (Dr. Helfer). Zwei Linien lang. Gelblich. Kopf schwarz, mit fünf weissgelben Dornen, davon drei aneinander liegende zusammengeneigte vorn an der Stirne, zwei schief auswärts gerichtete neben jedem Auge im Nacken. Wangenplatten gelb. Fühler roströthlich , fein kurzhaarig, drittes Glied walzig, zuweilen an der Spitze braun. Endglied schwarz. Rand des Pronotum breit, ausgeschweift, mit vielen kleinen Maschen und einem bräunlichen Fleck gegen den Schulterwinkel; dieser, so wie der Halswinkel, rund vorstehend. Mittelkiel hinter der Hals- blase eingesenkt, auf der Mitte der gewölbten Scheibe erhöht, und so wie die geraden seit- lichen, vorn nur wenig gekrümmten Kiele sehr niedrig, mit einer Reihe sehr kleiner Maschen; vor dem Ende jedes Kieles und vorn am Grunde der Seitenkiele ein schwarzer Strich. Auf den Schultern eine gekrümmte Wulst. Netzdecken oval, mit schmalem, in der Mitte etwas entomologische Monographien. 339 erweitertem Randfeld; dieses ist mit vielen kleinen Maschen belegt, wovon mehre aneinander- liegende, braungefärbte Querstriche bilden; einige schwarze Längsstriche liegen im Mittelfelde an den Kielen. Brust schwärzlich. Hinterleib zimmtbraun. Beine bräunlich-gelbroth. Fig. 12. Das Insect vergrössert. Fig. 13. Kopf mit einem Fühler und dem Vorder- rand des Pronotum. Fig. 14. Die drei vordern Kopfdorne. Fig. 15. Kopf und Pronotum seitlich, Anmerkung. Irrigerweise hält Herr Schäffer obige Art für eine Varietät von M. Cardui, und bildet am angege- benen Orte das Pronotum der M. sinnata ab. 3. M. Cardui. Lin. Taf. V. Fig. 1 — 8. Grau. Drittes Fühlerglied dünn, walzig. Drei zusammengeneigte Dorne am Scheitel- ende, zwei kurze im Nacken. Seiten des Pronotum breit, gerade parallel. Seitenkiele S-förmig gekrümmt. Randfeld der Decken breit, mit drei Reihen Maschen, Cimezx Саташ. Lin. S, N. 2. 118. 21. — Е. Sv. Ed. II. p. 241. 920. — Schrk. En. p. 266. 514. — Will, Ent. 1. р. 486, 23, — Acanthia Саташ. Fab. E, S. 4. T1. 42. — De Geer. 3, 201. 86, £. 16. fig. 1—6. — Schrk, Е. Boi. 2, р. 65. 1088. — Acanthia clavicornis. Panz. F. G. 3. fig. 24. — Tingis Cardui, Fab. S. R. p. 125. 3. Fall. С. Sv. p. 63. 2. — Н. Sv. 143. 2. — Steph. Cat. Gen, 5. 4. — Scháff. М. p. 58, — „Monanthia Cardui, Burm. H. 2. p. 260. 2. Schaff. W. I. 4. B. 3. H. p. 61. 4 121. А. — Spin. Ess. p. 1671. 1. An den Köpfen des Carduus nutans und acanthoides, Vom Mai bis October, auf Feldern, Wiesen, Triften und in Holzschlágen; fast überall in Europa. Zwei Linien lang, grau oder graugelblich. Kopf und Augen schwarz. Wangenplat- ten mit weissgelbem Rande, Vorn auf dem Scheitel zwei zusammengeneigte Dorne, ein dritter darüberliegender gerader, und im Nacken neben jedem Auge ein kürzerer Dorn, gelb. Fühler fein behaart; Wurzelglied braun, drittes Glied róthlichgelb, dünn walzig, viertes schwarz, weisslich behaart, Pronotum-Seitenrand breit, parallel, fast gerade, mit drei Reihen Maschen; Halswinkel wenig vorstehend, stumpf; Schulterwinkel rund, einzelne Maschen des Randes braun. Rückenkiele niedrig, der miulere Kiel über die Halsblase gleichhoch, sanft bozig erhöht, nach hinten verlaufend, die Seitenkiele sanít S-förmig gebogen, mit einer Reihe niedriger viereckiger Maschen, beiderseits der Kiele ein schwárzlicher Strich, auf den Schultern eine kurze dicke Wulst. Netzdecken oval, kleinmaschig. Randfeld breit, bogig, parallel, mit zwei und einer halben Reihe kleiner Maschen; mehre derselben braun gefárbt, bilden Ouerstriche und Puncte. Mittelfeld breit, der äussere und hintere Kiel mit einigen schwarzen Puncten. Seitenfeld schmal, fast senkrecht abgedacht. Brust und Hinterleib schwarz, letzterer glänzend; Rück en braun. Vorder- und Hinterbrustrand, die Brustplatten und Ränder der Pfannen weissgelb. Schenkel und Klauen schwarz. Knie, Schienbeine und Fussglieder gelbróthlich. Fig. 1. Das Insect vergróssert. Fig. 2. Der Kopf, Fühler und Pronotum-Vorderrand. Fig. 3. Der ganze Kopf seitlich. Fig. 4. Kopf und Brust von unten, Fig. 5. Kopf und Pro- notum seitlich. Fig, 6. Der männliche, Fig. 7. Der weibliche After. Fig. 8. Ein Fuss. 340 Franz Xav. Fieber, Anmerkung. Ob die in W olff's Abb. d, Wanzen 2, Ней, (p. 45, t. 5. Fig. 42) gegebene Abbildung ızu obiger Art zu ziehen sei, ist sehr zu bezweifeln, da der Seitenrand des Pronotum umgeschlagen | erscheint, und die Form ‚der Decken, so wie überhaupt die ganze Figur der Monanthia Cardui nicht ähnelt. 4. M. angustata. Schäff. Taf. V. Fig. 16—18. Staubgelb. Zwei gepaarte gerade Dorne am Scheitelende, ein spitziger Dorn auf der Mitte, zwei kleine Hócker im Nacken. Seiten des Pronotum schmal. Seitenkiele gerade. Rand- feld der Decken schmal, mit einer Maschenreihe. Monanthia angustata, Schäff. W. I. 4. B. 3. H. р. 61, t. 121, fig. 391, b. In Böhmen, Ostreich, Baiern und Illyrien auf sonnigen Hügeln unter niedern Pflanzen. Ein und 5 Linie lang. Staubgelb. Wenig kleiner und schlanker gebaut als M. Cardui. Kopf und Augen schwarz. Kopf und Unterseite des Körpers mit kurzen, weissen, glänzen- den, anliegenden Härchen belegt. Vorn am Scheitel zwei gerade, stumpfe, aneinanderliegende Dorne, auf der Scheitelmitte ein spitziger: vorwärts gerichteter — und ein kleiner sehr kurzer Dorn auf dem Nacken neben jedem Auge, gelb. Fühler fein behaart, gelbröthlich; Endglied schwarz, Pronotum-Seiten schmal, kaum geschweift, etwas aufgebogen mit drei. Reihen kleiner Maschen ; der Halswinkel schliesst ohne Vorsprung an das vordere Eck der Halsblase an; Schulterwinkel zugerundet. Rückenkiele gerade, vorn. etwas gekrümmt, hinten kaum merklich schief gegen den Mittelkiel gewendet. Netzdecken länglich, hinter der Mitte am Rande etwas geschweift. Randfeld sehr schmal mit einer Reihe kleiner Maschen, am Grunde erweitert und mit zwei Reihen Maschen’ belegt. Mittelfeld schmal, | dessen äusserer Kiel fast gerade, das Seitenfeld breit, schiefliegend. Einige braune Maschen auf der Mitte des Rand: feldes und an dem Schulterrande des Pronotum bilden blasse bräunliche Flecke. |. Unter- seite braun. Beine bräunlich-rothgelb. Klauenglied schwärzlich. Fig. 16. Das Insect vergrössert, Fig. 17. Kopf und Fühler, Fig. 18. Kopf und Pro: notum seitlich gesehen. ** Halsblase elliptisch, über den Nacken ragend. Kopf mit zwei Dornen auf dem Scheitel. Mittelkiel von der Halsblase ausgchend. 5. М. Echinopsis *. Taf. V. Fig. 19 — 22. Grünlichgrau. ‚Scheitel, mit zwei Dornen, neben jedem Auge еше, Wulst. Rücken- kiele gerade, blattartig, mit zwei Reihen fünfeckiger Maschen. Mittelkiel auf dem Processus eingesenkt, Randfeld der Netzdecken breit, vielmaschig. Tingis testacea, Schàff. Е. G. 118. 23, — Nom. р. 58. et 95, — Monanthta tes: tacea. Schäff. W^, I. 4. В. 3. H. p. 60. t. 125, fig. H. der Kôrper-seitlich 7, Pronotum von oben. — Monanthia Echinopsis. Fieb, M, S. und Schäff. WF. I. 4. В 3. H. p. 60. In den Blüthenkópfen des Echinops sphaerocephalus, um Prag bei Kuchelbad und in der Scharka, dann im prager k. k. botanischen Garten auf Echinops Ritro und dem Vo: rıgen. In Baiern, nach H. Schäffer, Oval, 13 Linien lang, Grünlieh-grau, im todten Zustande weissgelblich. Kopf und Augen schwarz, Die kurzen dicken Hócker vor den Augen, zwei kurze Dorne auf dem Scheitel entomologische Monegraphien. 341 und eine schmale Wulst neben jedem ‚Auge, gelblich. © Wangenplatten am Rande, und. die Schnabelscheide gelblichweiss. Fiihler bräunlichgelb , fein behaart, Endglied schwarz , am Grunde gelb, dick, spindelförmig, fast halb so lang als das fádige dritte Glied. Halsblase des Pronotum gross, elliptisch, auf der Mitte hochgewölbt, über den Nacken und Scheitel ragend. Mittelkiel hinter der Halsblase und auf dem Processus eingesenkt, auf der Scheibe. des Pro- notum bogiy erhöht, und wie die ganzen, geraden, bogig erhöhten Seitenkiele mit zwei Reihen fünfeckiger Maschen: versehen. |: Scheibe grobpuncurt. Processus netzmaschig, weissgelb ; die vor- dere Hälfte des Pronotum zuweilen braun oder schwarz. Seitenrand breit, blattartig,, gerad- linig, parallel; Hals und Schulterwinkel stumpf. Der Rand am Halse etwas breiter als an den Schultern, mit zwei Reihen Maschen. Netzdecken breit, oval. Randfeld breit, bogig, mit drei Reihen kleiner Maschen. Schulterwinkel abgerundet; einige blassbräunlich gefärbte Ma- schen bilden Flecke am Endrande. Unterseite braun, bei älteren: Individuen schwárzlich- braun, glänzend; mit sehr kurzen weissen Härchen helegt. Die Pfannenränder, ein Quer- strich an den vorderen Fusspaaren , der Rand der Bruststücke und die Brustplatten gelblich- weiss, Schenkel braun, Schienbeine gelblichweiss, steifhaarig. Klauenglied an der Spitze und die Klaue schwarzbraun. Var, b. Pronotum auf der Vorderhálfte braun oder schwarz. Hinterleib schwarzbraun. Fig. 19. Das Insect vergrössert, Fig. 20. Kopf von oben. Fig. 21. Ein Fühler, Fig, 2%. Kopf und Pronotum seitlich, Anmerkung. Da die Färbung dieser Art im lebenden Zustande dem von H, Schäffer ihr beigelegten Namen — M. testacea, nicht entspricht , er daher unrichtig gegeben ist — behielt ich zu ihrer Bezeichnung den schon früherhin gewählten Namen, M. Echinopsis, von ihrem Aufenthaltsorte bei, da sie stets gesell- schaftlich nur in den Blüthenkópfen der Echinops-Arten wohnt, 6. M. nigrina. Fallen, Taf, V. Fig. 23, ?4. Da mir von dieser Art keine authentischen Exemplare zur Untersuchung zu Gebote stehen, die vor- handenen Abbildungen untereinander. nicht übereinstimmen , so folgt die Originalbeschreibung aus Fallén's Hem. Sv. p. 145, 5. Tingis nigrina. Obscura, elytris thorace latioribus cinereis, fusco-nervosis. Tingis nigrina. Mon. C. Sv, 31, 4, Fem. Ting. humuli paullo minor. Caput nigrum, antennis brevibus clavaus. Thorax tricarinatus versus caput angustior, margine tenui reticulatim nervoso, Elytra thorace latiora cinerea diaphana, immaculata, nervis tantum nigris subtilissime reticulata, Abdomen et pedes obscure ferruginea. Alae metallice nitentes. Nach der eben wórtlich wiedergegebenen, allgemeine Charaktere enthaltenden Diagnose und Beschreibung ist es äussert schwer, die gemeinte Art zu erkennen, und es zeigt die von Schäffer in der F, G. 118, 16 (hier auf Taf. V. Fig. 23) gegebene Abbildung mit ausgesprei- teten Decken und Flügéln einen Bau des Pronotum, des Kopfes und der Netzdecken, wel- cher mir in der Natur noch nicht vorgekommen ist, Н. Schäffer bildet im 4. Band, 3. НЙ. Taf. 125, Fig. G. der W. I, noch das Pronotum der Tingis nigrina ab; die Form dieses 342 Franz Xav. Fieber, Pronotums, welches ich auf Taf. 5. Fig. 24 getreu copirte, ist aber gänzlich verschieden von jenem, welches H. Schäffer bei der ganzen Figur des Insectes in der F. G. 118, 16 gezeichnet hat (hier auf Taf. V. Fig. 23. copirt, und die Decken zusammengelegt). Bei so auffälliger Ver- schiedenheit der Form der beiden eben bezeichneten Pronota müsste das eine oder das andere der Insecten, nach weichen dieselben entnommen wurden, eine neue Art sein, wenn ich nicht mit fast völliger Gewissheit annehmen dürfte, dass die Figur in der F, G. 118. 16. unrichtig ist, wie überhaupt sich H. Schäffer in Lieferung vieler soleher mittelmässiger, unrichtiger oder, gar schlechter Zeichnungen zu befleissen scheint, Im 4. Band 3. Hft. p. 62 der W. I, zählt Herr Schäffer die Tingis nigrina zu den Arten mit geradnahtigen Decken (Orthosteira), wie derselbe sich ausdrückt, und spricht der Tingis nigrina eine entwickelte Membran zu; diess Vorgesagte steht aber im Wider- spruch mit seiner Abbildung, denn es gehört, nach dieser zu schliessen, jene T. nigrina Fall. wegen des dreieckigen Mittelfeldes der Netzdecken nicht zu Orthosteira, sondern zu Mo- nanthia. H. Schäffer zieht in seinem Nomencl. Ent. р. 58 die T. nigrina in die Nähe der Mon. Cardui, und scheint über Tingis nigrina in Ungewissheit zu schweben , da der- selbe im 4. B. 3. H. p. 62 der W. I. hievon keine Beschreibung liefert, nur der Kopfdorne erwähnt, und sich blos auf Fallen M. С. Sv., dessen Нет. Sv. und auf seinen eigenen Auf- satz in der F. G. 118, 16. bezieht. Aus Н. Schäff. W. I. 4. B. 3. H. p. 62 folgt Nachstehendes über: Monanthia nigrina: »Mit dieser Art beginnt eine andere Bildung der Kopfdorne, analog derjenigen, die wir bei der Gattung Dictyonota Anden werden, die des mittleren Paares stehen mehr auf- als vorwärts, und divergiren, während sie bisher sich an der Spitze fast berührten, und die bisher am Innenrand der Augen sitzenden stehen nun vor den Augen, so dass sie von oben sehr wohl sichtbar sind, während man sie bisher nur von der Seite des Thieres aus, sehen konnte. Hier ist es nun, wo jene Arten mit geradnahtigen Decken er- wähnt werden müssen. Sie stimmen im übrigen Bau so genau mit T. nigrina überein, dass ich immer noch nicht den Gedanken aufgeben kann, sie als nicht vollständig entwickelte Exemplare anzusehen, die aber fortpflanzungsfähig sind, und vielleicht nur theilweise unter besonders günstigen Verhältnissen sich vollkommen entwickeln, diess muss jedoch selten der Fall sein, weil bei vier bis fünf gewiss verschiedenen Arten immer nur die eine, T, nigrina mit entwickelter Membran vorkam, und auch diese sehr selten ist.« (Schäffer.) 2. Mit behaarten Netzdecken und Rändern derselben. * Drittes Fühlerglied dick. Kopf mit drei oder fünf Dornen. Die seitlichen Kiele S- fórmig gekrümmt. 7. M. grisea. Germ. Taf. V. Fig. 25 — 27. Grau, filzig. Kopf fünfdornig; zwei Dorne vorn. Drittes Fühlerglied dick, unter der Spitze verengt. Endglied keulig, $ so lang als das dritte. Schulterwinkel rund, hinten ein- geschnitten. entomologische Monographien. 343 Tingis grisea. Germ, Е. Е. 15. t. 13. — Monanthia grisea. H. Schäf. W. I. 4. B. 3. H. p. 60, (. 135. D. Das Pronotum (unrichtig citirt mit t. 120), Auf Centaurea paniculata an sonnigen Hügeln in Böhmen um Prag. In Sachsen und Östreich, Länglich. 1! Linien lang. Weissgrau oder graugrünlich. Kopf schwarz, fünfdornig, die zwei vordern Dorne gerade, voneinander stehend, ein Dorn auf der Scheitelmitte, einer neben jedem Auge, gelb. Fühler kurz, dick, mit abstehenden, grauen, feinen Haaren; Wurzel- glied schwärzlichbraun, drittes Glied braunroth, walzig, dick, nach oben dünner, an der Spitze wieder etwas verdickt, fast um 1 länger als beide Wurzelglieder; Endglied schwarz, nur 2 so lang als das dritte Glied. Pronotum- Vorderhälfte punctirt, hinten mit dickem Netz und punctförmigen Maschen; die sechseckige Halsblase auf den Nacken kurz überragend, oben gekielt, dachförmig. Seitenrand breit, blattartig, geradlinig, etwas aufgebogen, vorn wegen der verengten Scheibe des Pronotum innerwärts breiter, mit zwei Reihen fünfeckiger Maschen; Halswinkel stumpf, Schulterwinkel rund, hinten eingeschnitten und abgesetzt. Die Maschen sind am Rande mit einem schwarzen Striche besetzt. Mittelkiel niedrig, vorn gerade. Seiten- kiele schwach S-fórmig, vorn einwárts, hinten auswárts gebogen, alle drei Kiele mit schwar- zen Strichen vor dem Ende. Netzdecken in der Mitte nur weniges breiter als das Pro- notum an den Schultern. Randfeld schmal mit zwei Reihen Maschen; der äussere Kiel des Mittelfeldes und das Netz der áussern Reihe Maschen am Rande mit schwarzen Puncten be- setzt. Vorder- Bruststück bráunlichgelb mit schwarzen dreieckigen Flecken, Mittelbrust- stücke schwarz, glánzend, glatt, die Pfannenseiten mit weissgelbem Fleck. Rücken schwarz. Hinterleib und Schenkel schwarzbraun, mit sehr kurzen, gekrümmten, anliegenden Hárchen belegt, so wie überhaupt die Behaarung der ganzen Oberseite, der Ránder, der Maschen und Kiele dieselbe ist, filzartig erscheint, dem Insect ein weissgraues oder grünlichgraues Aussehen gibt, und selbst die schwarzen Stellen grau erscheinen macht. Die Haare der Ránder, der Kiele und der Maschen sind an der Spitze hakenfórmig gekrümmt. Schienbeine bráun- lich-gelbroth, am Grunde schwärzlich. Klauenglied an der Spitze braun. Klaue schwarz. Wangen- und Brustplatten weissgelb. Fig. 25. Das Insect vergróssert, Fig. 26. Der Kopf mit einem Fühler, und ein Theil des Pronotum. Fig, 27. Kopf und Pronotum seitlich. Anmerkung. H, Schäffer, welchem ich diese Art mitgetheilt habe, gibt hievon weder eine Diagnose noch Be- schreibung, und berührt diese Art hóchst oberfláchig a. a. O. Ob Tingis parvula Fall, H., p. 145. 6, zu M, grisea zu ziehen ist, wie H. Schäffer in seinem Nomen- clator E.. p. 95, es gethan, und also Mon. grisea die Tingis parvula Fall. sei, kann mit Sicherheit nicht entschieden werden; doch dürfte T. parvula Fall. — wenn sie wirklich als eigene Art sich bewähren sollte — der M, grisea zunáchst stehen, da schon Fallén sie in die Náhe der mit blattartigem Rande des Pronotum versehenen M. Cardui stellt, welche unter den wenigen schwedischen Tingis- Arten, nach seinen Worten zu schliessen, die ihr ähnlichste ist, und sich von ihr durch die Grósse, und die kurzen dicken Fühler unterscheiden soll. Da keine andere Beschreibung von T. parvula als die in den Hem. Sv, p. 145, 6, enthaltene, vorhanden ist, folgt dieselbe wörtlich: Abh. У, 3. 44 344 Franz Xav. Fieber, 8. M. parvula. Fallén. Ferruginea, supra grisea, nigro-nervosa; elytris aequalibus immaculatis. Tingis parvula, Fall, — Men. C. Sv. p, 31. 5. — Hem, Sv. p. 145. — 6. Fem. In Esperód. Scan. ad radices arboris duo legimus individua. Figura corporis similis atque in Tinge Cardui, at magnitudo plus duplo minor.’ Corpus ferrugineum, supra obscure griseum, subtilissime reticulatim nigro-nervosum, immaculatum. Antennae breves clavatae. Thorax tricarinatus, marginatus. Elytra aequalia, nullis scilicet nervis longitudinali- bus cariniformibus (ut in Tinge pusilla), instructa. Pedes ferruginei. Anmerkung. Es hat zwar H. Scháffer in den W, I, 4. 3, p. 56 die Tingis parvula zu seiner Mon, maculata gezogen, zweifelt aber, ob sie dahin gehöre. M on, maculata Schäff, ist meine weiter unten beschriebene M. Stachydis, welche keinen blattartigen Rand am Pronotum hat, und diese gehórt in die zweite Ab- theilung der Monanthien (Tropidocheila), dürfte also nicht mit T. parvula Fall. zusammengezogen wer- den, weil а a, О. Fallen sagt: Thorax — — marginatus, Antennae breves clavatae, 9. M. crispata. Scháff. Taf. V. Fig. 28 — 30. Mir stehen von dieser Art -— wenn sie sich als eine eigene, nicht mit M. grisea identische, erweisen sollte — blos die Abbildung (hier unter Fig. 28 — 30 copirt und etwas verkleinert) und Beschreibung nach Herrn Schäffer, in dessen W, 1. 4. B. 4. H. p. 72, t. 128, fig. 399, zu Gebote. Н. Schäffer hat dieser so wie einigen anderen Arten den von Spinola für die Tingis cristata aufgestellten Gattungsnamen Derephysia -— beigelegt, und die Gat- tung Derephysia des Spinola aufgehoben; hierin aber sehr irrig gehandelt, aus Gründen, die hier pag. 301 entwickelt wurden, wesshalb Derephysia crispata so wie alle andern von Schäffer dahingestellten Arten unter den Monanthien stehen bleiben müssen, da sie wahre Monanthien sind. Aus Schäff. W. I. 4. B. 4. H. p. 12, folgt nun: Dere p h ys ia cris pata: »Lanuginosa, antennis pilis densis, marginibus curvatis obsitis; antennarum articulo quarto tertio. vix duplo breviori, non crassiori. Schäff. W. I. t. 128. f. 399. A. Kopf, B. Brust, C. Pronotum. Weicht von den übrigen Arten durch die fast filzartige Behaarung des Kórpers, die dichtere der Fühler und die schlingenartig gekrümmte der freien Ránder ab, das vierte Fühler- glied ist mehr als halb so lang als das dritte, und nicht dicker als dieses an der Wurzel. Die Dorne des Kopfes sind kaum zu unterscheiden, und die Halsblase nimmt die flache sechs- eckige Form mehrer Monanthien an. (Schäffer.)« In Ungarn. Die einzelnen Kennzeichen, welche ich nach der von H. Schäffer gegebenen, sehr mittelmássigen Beschreibung und Abbildung zur Unterscheidung. von M. grisea auffinden konnte, sind folgende: Grau, filzig. Kopf mit drei Dornen, einer vorn am Scheitel. Drittes Fühlerglied dick, nach oben verschmälert, viertes halb so lang als das dritte, walzig, spindelfórmig. Schulter- winkel stumpf, hinten gerade. Die Seitenkiele des Pronotum haben dieselbe S-fórmige Biegung wie bei M. grisea; auch sind Randmaschen in doppelter Reihe vorhanden, und es müsste, wenn sich der Unter- entomologische Monographien. 345 schied in den Fühlern, im Pronotum und der Zahl der Kopfdorne als Zeichnungsfehler er- weisen sollte, M. crispata Schäff. wieder eingezogen werden. Fig. 28. Das Insect vergrössert. Fig. 29. Der Kopf von oben. Fig. 30. Kopf und Pronotum seitlich. ** Drittes Fühlerglied fädıg. Kopf mit fünf Dornen. 10. M. ciliata *. Taf. V. Fig. 31 — 33, Länglich, behaart, bráunlichgelb. Halsblase rautenähnlich, gekielt. Pronotum-Seiten breit, bogig, mit vier Maschenreihen und bräunlichem Randfleck. Die Schultern rund. Seiten- kiele gerade, vorn gekrümmt. Randfeld breit, mit drei Reihen kleiner Maschen, mehrere davon braun. Tingis reticulata. Schäff. N. p. 58 und 95. — Tings ciliata. Fieb. non Wall in Spin. Ess. р. 166. 2. — Monanthia reticulata, Schaff. W. I. 3. B. 4. H. p. 72. & 955 Fig. 1288 — Derephysia reticulata. ‚Schäff. W. I. 4. B. 4. H, p. ТИ. — Spin, iEn; | p 66. Вы — Böhmen. Im Mittelgebirge des leitmeritzer Kreises, in Holzschlägen unter den Wurzel. bláttern des Verbascum thapsus, und andern wolligen Arten dieser Pflanzen-Gattung, auch einzeln an sandigen Orten unter Senecio Jacobaea, im Monate October. Übrigens in Baiern, Óstreich und Italien. Lánglich. 21 Linie lang. Im Alter und todten Zustande bräunlichgelb, im lebenden Zustande grau, und gleichsam weiss bereift, überall auf der Oberseite und den Rándern be- haart. Kopf graugelblich. Augen und Stirne schwarz. An jedem Auge eine weissgelbe Wulst und ein Dorn daneben, so wie drei aufgerichtete Dorne vorn am Scheitel, gelb. Die zwei vordersten Dorne mit den Spitzen zusammengeneigt. Fühler gelblich, abstehend-steifhaarig. Drittes Glied fädig, Endglied spindelförmig mit dünnem Grunde, schwarz, und Ва so lang als das dritte, die beiden Wurzelglieder kurzhaarig. Schnabelscheide gelblich, Grund und Spitze schwarz. Pronotum mit rautenfórmiger, hinten verlängerter , sattelförmiger, gekielter Halsblase, die kurz auf den Nacken überragt; an den seitlichen Winkeln schliesst sich ohne einen Vorsprung der breite bogige Seitenrand an, welcher an den Schultern abgerundet verläuft. Seitenrand mit drei bis vier Reihen kleiner Maschen, wovon mehrere braun gefärbte auf der Randmitte einen Fleck bilden. Scheibe des Pronotum klein, grubig, fast netzmaschig. Der Mittelkiel ist hinter der Halsblase eingesenkt, und wie die Seitenkiele niedrig, sanft bogig erhöht, mit einer Reihe kleiner Maschen aus schwarzem Netz versehen. Die Seitenkiele sind geradlinig, vorn gekrümmt. Netzdecken mit breitem, hinten erwei- tertem Randfeld und drei irregulären Reihen Maschen desselben, mehrere davon braunge- färbt, bilden kleine Flecke und zerstreute Puncte an der Randrippe. Die Maschen im Mittel- felde sind viel kleiner, als jene des übrigen Raumes. Das Netz aller Maschen der Oberseite, so wie die Ränder und Kiele, sind kurzsteifhaarig, und die Spitzen der Randhaare schwarz. Brust braungelb, weiss bereift, eben so die Brustplatten. Hinterleib schwarzbraun, oder 44% 346 Franz Xav. Fieber, bei jungen Exemplaren braungelb, fein behaart. Beine bräunlichgelb, kurzsteifhaarig. Fussglieder braun, Spitze des Klauengliedes und die Klaue schwarz. Fig. 31. Das Insect vergrössert. Fig. 32. Kopf, Fühler und Halsblase von oben. Fig. 33. Der Kopf und die Rückenkiele seitlich. Anmerkung. Der so allgemein den Tingis-Arten zukommende Ausdruck »reticulata« hat nichts Unterschei- dendes für eine einzelne Art, ich behielt demnach statt der Benennnng M. reticulata Schäff. meine frühere mit M, ciliata bei. Übrigens hat auch schon Rambur in der Fauna Andalusiae eine Monanthia reticulata aufgestellt. Die vorbeschriebene Art ist jene, welcher H. Schäffer im 3. B, 4. Н. р. 72 der W. I., und Spi- nola p. 166. 2. als von Dr. Waltl in Passau unter dem Namen T, ciliata Fieber erhalten — erwähnt, 11. M. setulosa *. Taf. V. Fig. 34 bis 38. In dem 118. Hefte t. 20 der Fauna Germ. bildet. H. Scháffer eine Monanthia unter dem Namen Tingis gracilis ab und gibt in einer kurzen, aber dennoch fehlerhaften Note einige Kennzeichen derselben an. Im 4. Band, 4. Heft p. 72. der W. I. beruft sich H. Schäffer auf obige Zeichnung, und hält dieselbe für identisch mit jenem Insecte, welches später Germar in der Fauna Europaea Heft 18. t. 24. als T. capucina abbildet, ist aber der Meinung, beide Insecten unter den ihnen gegebenen Namen als Arten beizubehalten, wenn sich dieselben als verschieden darstellen sollten. Nach meiner eignen Überzeugung finden sich aber wirklich einige Abweichungen im Baue der Halsblase und den mehr ausgebildeten Netzdecken in der Natur vor, kann aber nur annehmen, dass klimatische und andere Verháltnisse hier theilweise ihre Einwirkung in mehrer Ausbildung einzelner Theile des Körpers geäussert haben. Da sich jedoch die übrigen Artkennzeichen stets gleich bleiben, umfasse ich beide Formen unter dem Namen: Monanthia setulosa. Grau. Alle Ránder und das Netz kurzborstig. Pronotum mit langen oben gekrümmten Steifhaaren. Mittelkiel hinter der Halsblase winkelig aufsteigend. Seiten aufgebogen, vorn schmal, an den Schultern sehr erweitert. Seitenkiele S- fórmig. Randfeld der Netzdecken breit, mit zwei Reihen Maschen. Form a. capucina. Fig. 34 — 36. | Oval. Halsblase breit, oval, niedrig kegelig, stumpf. Seitenkiele stark gekrümmt. Seiten- feld der Netzdecken schmal, deren Ende abgerundet. Das ganze Pronotum besonders die Seiten oben und unten langhaarig. Tingis сариста. Germ. Е. S. 18. 24. — Monanthia setulosa. Fieb, М. S. 5; An Feldrainen unter Thymus serpyllum, und kurzem Grase. In Böhmen und Sachsen. Oval. 11 Linie lang, zuweilen noch etwa grösser. Grau. Die ganze Oberseite, die Ränder der Netzdecken, die Fühler und Beine mit abstehenden Borstenhaaren ‚besetzt und gewimpert, Kopf schwarz, mit fünf gelben Dornen. Die zwei vordersten Dorne zusammen- geneigt, ein Dorn auf der Scheitelmitte, einer im Nacken neben jedem Auge aufgerichtet. Augen schwarz. Schnabelscheide bis vor das zweite Fusspaar reichend; gelb, Grund und Spitze schwarz. Wangenplatten bráunlichgelb. Fühler róthlichgelb, mit abstehenden Borsten- entomologische Monographien. 317 haaren besetzt; das dritte Glied nach oben zu etwas schwácher und zweimal lánger, als das schwarze spindelfórmige Endglied. Pronotum mit einer grossen ovalen, nach vorn ge- neigten, schief kegelförmigen, netzmaschigen Halsblase, die fast 4 der Länge des Pronotums misst. An dem hintern Rande der Halsblase steigt der Mittelkiel winkelig auf, und ist auf dem Processus eingesenkt, niedrig, zuweilen auch gerade, und wie die flach-bogig aufstei- genden, S-förmig, stark gekrümmten Seiten-Kiele, mit einer Reihe viereckiger Maschen ver- sehen. Scheibe des Pronotum, vorn schwärzlich oder braun, grobpunctirt, hinten gelblich- weiss, netzmaschig, mit langen, oben hakig gekrümmten Steifhaaren besetzt. Seitenränder an den Schultern sehr breit, parabolisch, aufgebogen , vorn und hinten sehr schmal, ohne vorspringende Winkel verlaufend, mit zwei Reihen meist lánglich-viereckiger Maschen, einige derselben braun. Netzdecken oval, breit. Randfeld breit, parallel, mit zwei Reihen grosser, länglich-fünfeckiger Maschen. Das Netz ist braun oder schwärzlich gewechselt. Der übrige Raum ist so wie das schiefe, breite Seitenfeld, mit zwei Reihen kleiner Maschen versehen. Das Netz und die Ránder der Decken sind mit aufgerichteten kurzen Borsten ziemlich dicht besetzt; im Mittelfelde ist ein schiefer Strich, von vorn nach hinten und innen ge- richtet, braunschwarz. Brust schwarz, die Ránder der Bruststücke und die Pfannen rost- roth. Hinterleib braunroth, am Rande schwárzlich, mit krausen weissen Haaren bedeckt. Schenkel, Schienbeine und Fussglieder gelblich-rostroth, borstenhaarig. Klauenglied an der Spitze, und die Klaue ganz schwarz. Fig. 34. Das Insect vergróssert, Fig. 35. Kopf und ein Fühler. Fig. 36. Kopf und Pronotum seitlich, (а) die Halsblase, ($) der Mittelkiel, (c) der Seitenkiel. Die oben beschriebene Form ist jene Tingis capucina, welche Prof. Germar im 18. Hefte der Fauna Europaea auf t. 24. ziemlich unrichüg und so klein darstellt, dass man nur rathen muss, — es sei die hier unter Fig. 34. naturgetreu abgebildete Art, Die nun folgende Form ist in dem 118. Heft t. 20. der Fauna Germanica als Tingis gracilis Schäff. abgebildet; im vierten Band, vierten Heft, p. 72. der W. I. wird dieselbe als Derephysia gracilis, Schäffer aufgeführt. „Form 6. gracilis. Fig. 37. 38. Lánglich. Halsblase länglich, hoch und schief kegelig, oben fast übergeneigt und abge- rundet, Seitenkiele sanft gebogen. Seitenfeld der Netzdecken schmal. Ende derselben breit, fast abgestutzt. Pronotum, besonders die Seiten oben und unten dicht, lang und steifhaarig, Tingis gracilis. Schäff. Panz. F. G. 118. 20. — Derephysia gracilis. Schaf. een. 1. НЫ. D. 12. In Östreich um Wien. (Ullrich) In Bayern um Regensburg. (Schäffer.) Länge 14 Linie. Länglich, Ausser den oben angegebenen Unterschieden, ist alles Übrige mit der vorigen Form gleich. Zur Vervollständigung gegenwärtiger Schrift folgt H. Schäffer’s wörtlich wiedergegebene Beschreibung aus dem Heft 118. der F. G. Tingis gracilis: reticulata, marginibus pilosis, subhyalinis; capite inter antennas bispinoso, thoracis carina solum media elevata, reticulata, lateralibus flexuosis; elytris serie duplici cellularum radialium. 348 Franz Xav. Fieber, Der Kopf hat zwei starke übereinander gelegte Dorne, die Halsblase ist länglich- viereckig. Schildchen schwach gegittert, die Zellen der äussersten Reihe an Thorax und Decken sind durch stark schwarze Adern getrennt.« Fig. 37. Das Insect vergróssert. Fig. 38. Kopf und Pronotum seitlich. (а) die Hals- blase, (5) der Mittelkiel, (c) der Seitenkiel. Anmerkung. H, Schäffer hat die Zahl und Stellung der Kopfdorne nicht genau untersucht, und nicht be- achtet, dass ein Unterschied zwischen Schild und Processus zu machen ist, da es kurz vorher in seiner Beschreibung lautet: »Schildchen schwach gegittert,« was eigentlich vom Processus des Pronotum gilt, weil hier das Schildchen fehlt. Der Seitenrand des Pronotum ist im Heft 118. 1. 20 falsch gezeichnet, da derselbe nicht gleich breit ist, b. Innerer Kiel des Mittelfeldes bogig, lángs des Processus hinauflau- fend. Kopf fünfdornig. * Seiten des Pronotum breit, parallel, ти drei Reihen Maschen, Netzdecken schmal; fast gleichbreit. 12. M. tabida. Schiff. Taf. VI. Fig. 1. Diese Art kenne ich blos aus der Beschreibung und Abbildung des H. Scháffer im 5. B. 5. H. der W. I. p. 86. t. 113. f. 535. Beides folgt treulich copirt zur Vervollständi- gung gegenwärtigen Aufsatzes, Die aus der Beschreibung und Abbildung gezogene Diagnose ist folgende : Schmal. Seitenrand des Pronotum breit, gerade, parallel, mit drei Maschenreihen. Halswinkel stumpfspitzig, vorstehend, Schulterwinkel abgerundet. Kiele gerade, ganz. Netz- decken schmal, am Rande geschweift. Randfeld mit zwei Reihen Maschen. M. tabida. Schiff. Angustata, thoracis lateribus rectis, capite spinis 5 longis; testacea, medio subferruginea. »Den meisten Merkmalen, besonders dem Habitus nach eine Monanthia; nur das dünne und lange dritte Fühlerglied, die starke Behaarung des vierten und die langen Dorne des Kopfes zeigen einige Annäherung an Tingis. Schmäler als die europäischen Arten, der Thorax mit schmalen, schneidigen Seitenrándern, und drei gleichen Kielen, vorne mit rhombischer Platte. Decken gekreuzt. Kopf mit fünf langen Dornen. Bleichgelb. Mitte des Thorax und die Decken innen mehr rostgelb.« In Mexiko. (Scháff. a. a. О.) Fadenfórmige dritte Fühlerglieder haben mehre Arten aus verschiedenen Gattungen der Tingiden, und es ist diess kein besonderes Merkmal, welches die Annäherung an die Gattung Tingis anzeigen soll, es kann nur der Bau der Bruststücke, oder vielmehr die Stellung der Pfannen, und das vielleicht blasige. Mittelfeld der Netzdecken, den etwa vor- kommenden Zweifel über die Einreihung dieser Art beheben; allein dieser Kennzeichen er- wähnt H. Schäffer nicht. ** Seiten des Pronotum sehr, breit, am Rande gezahnt, vielmaschig, ‚Halsblase vierseitig, pyramidal — Netzdecken sehr breit , bogenrandiz. entomelogische. Monographien. 349 13. М. dentata *. Taf. VI. Fig. 2— 4: Gelblich. Pronotum-Seiten breit, viereckig, am Rande dreizahnig. Seitenkiele gerade, vorn abgekürzt. Netzdecken oval, zerstreut féinhaarig. Randfeld nach hinten erweitert, vor der Mitte und am Ende ein grosser Fleck, mehre kleinere Flecke auf dem Mittel- und Seitenfeld, braun. In Ostindien von Dr. Helfer entdeckt. Oval. 24 Linie lang. Schmutzig gelblich, Kopf und Fühler nicht gesehen. Vorderrand des Pronotum mit einer vierseitigen, niedrig-pyramidalen, vorn etwas kappenfórmig vor- ragenden, netzmaschigen Halsblase versehen. Pronotum auf der Mitte querüber hochgewölbt, fein punctirt. Kiele sehr niedrig, nach der Wölbung des Pronotums erhöht und eingesenkt, mit einer Reihe kaum merklicher Maschen. Die seitlichen Kiele vorn bedeutend abgekürzt, geradlinig, Seiten sehr breit, blattartig, viereckig, vorn abgestuzt, am Halse mit einem Zahn, der Aussenrand dreizahnig; fünf Reihen kleiner Maschen, wovon mehre braun ge- färbte im Schulterwinkel einen Fleck bilden. Die Netzdecken bilden zusammen ein Oval, die einzelnen sind länglich, dreieckig, hinten schief abgestutzt, an der Spitze zugerundet. Aussenrand bogig. Randfeld am Grunde spitzig, hinten erweitert; die Maschen desselben und des hintern Theiles der Netzdecken ungleich an Grösse und Figur, drei-, vier-, fünf- und sechseckige gemischt, und wie die Kiele der Felder mit sehr feinen aufgerichteten Härchen besetzt. Die Haut der Maschen ist durchscheinend. Die Maschen des Mittel- und Seitenfeldes sind sehr klein, kaum merklich, mehre Querstriche auf beiden, Feldern, so wie ein quer viereckiger Fleck vor der Mitte des Randfefdes, und ein zweiter am Ende der Decken, braun. Unterseite und Beine schmutziggelb, Bruststücke netzmaschig. Fig. 2. Das Insect vergrössert. Fig. 3. Pronotum seitlich. | Fig. 4. Vorderrand des Pronotum. 14. M. erosa *. Taf. VI. Fig, 5 — 9. Braun gebändert. Pronotum - Seiten breit, spatelfórmig mit ausgebissen gezähntem Aussenrand. Fast rautenfórmige Netzdecken. Randfeld, sehr breit, vor der Mitte erweitert und gezáhnt, hinten geschweift, mit einer breiten Querbinde; der hintere Aussenwinkel braun. In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Es ist diess die grósste der mir bekannten Arten der Tingideae, 31 Linie lang, schmutzig gelb, braun gebändert. Kopf schwarzbraun, hinter den Augen gelb. Auf dem Nacken hinter den Augen beiderseits nach innen ein langer angedrückter Dorn, gelb, ein Dorn auf der Scheitelmitte, und zwei gepaarte gerade, vorn. Wangenplatten etwas unter der Stirne vorstehend. Die Höcker vor den Augen spitzig, gelblich, gerade, Schnabelscheide braungelb. Fühler fein, goldgelb behaart; Wurzelglieder braun, drittes röthlich braun- gelb; Endglied braun, am Grunde gelblich, borstig behaart. Pronotum querüber hoch- gewölbt, schwarzbraun, grobpunctirt. Kiele geradlinig ; die seitlichen ganz, niedrig, schneidig, mit einer Reihe kleiner Maschen. Processus mit stumpfer Spitze. Vorderrand des Pronotum mit etwas zusammengedrückter, vierseitiger, pyramidaler, gelblicher, netzmaschiger Hals- 350 Franz Xav. Fieber, blase, die vorn nur wenig auf den Nacken überragt. Seiten des Pronotum breit, spatel- förmig nach aussen erweitert, am Rande ausgebissen, scharf gezáhnt, der Vorder- und Hinterrand bogig ausgeschweift; braunroth, am Grunde hell. Netzmaschen und Rippen schwarz- braun. Netzdecken fast rautenförmig mit sehr breitem am Grunde verschmälertem Rand- felde; dieses ist vor der Mitte bogig erweitert, dreizähnig, mit einer breiten braunen Quer- binde ; hinter der Mitte bogig ausgeschweift, in den rund vorstehenden mit einem, grossen braunen Fleck versehenen Aussenwinkel übergehend. Der Innenrand und die Maschen sind bräunlich gefärbt, die beiden hellen Flecke des Randfeldes braun geadert, und mit grösseren Maschen versehen, als sich auf den braunen Stellen befinden. Mittel- und Seitenfeld braun, mit sehr kleinen Maschen belegt. Unterseite röthlichbraun. Brust eingestochen - punctirt, mattglänzend. Hinterleib hellglänzend, platt, mit äusserst feinen goldgelben Härchen belegt, Hinterrand der Hinterbrust, dıe Brustplatten, der Rand der Wangenplatten und die Schien- beine braungelb. Beine schlank. Schenkel schwarzbraun. Fig. 5. Das Insect vergróssert, Fig. 6. Der Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 1. Die Kopfdorne mehr vergróssert. Fig. 8. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 9. After des Weibchens mit den zwei letzten. Bauchschienen. Subgenus B. Tropidocheila*. Mit erhabener Linie gesäumten Seiten des Pronotum. Im Halswinkel ein kleı- nes blattartiges, netzmaschiges Randstück sichtbar. a. Mit nackter Oberseite. Drittes Fühlerglied meist cylindrisch, dick. 1. Kopf oben mit fünf kürzern und längern Dornen besetzt. a. Drittes Fühlerglied, dick, walzig. * Die beiden vordersten Kopfdorne grösser als die übrigen, mit den Spitzen zusammen- geneigt, 15. M. costata. Fab. Taf. VI. Fig. 10 — 12. Länglich - eirund. Bräunlichgelb. Drittes Fühlerglied dick, nach unten schwächer, viertes länglich. Schuitern hinten eingeschnitten. Netzdecken sehr erweitert. Randfeld breit, mit drei Reihen kleiner Maschen, einige braune Querstriche und Flecke am Ende. Acanthia costata. Fab. E. S. 4. р. 11. 39. — Tingis, costata. Fab. S. R. 125. 2. — Fall. С. Sv. p. 63. 1. Нет. Sv. p. 142. 1. (excl. Syn. Panz. et Reaum.) — Schäff. Nom. 1. р. 58. et 95. — Germ. Е. Е. 18. 25. — Monanthia costata. Schäf. W. I. 4. В. 3. H p. 55. & 123. Fig, 390. D. Е. F. G, — Catoplatus costatus. Spin. Ess. p. 167. Gen. 711. In Deutschland, Bayern, Italien, Ungarn, Schweden und England, Eine der gróssten europáischen Arten, 15 Linien lang. Lánglich-eirund, bráunlich- gelb. Kopf schwärzlich, mit fünf Dornen, die beiden vordersten am Scheitel fast dreimal entomologische Monographien. 351 länger ‘als die übrigen, mit den Spitzen zusammengeneigt, nahe hinter diesen | beiden einer auf der Mitte, im Nacken neben jedem Auge ein kurzer gelber Dorn. Die stumpfen, dieken, etwas einwärts gekrümmten Höcker vor den Augen gelb. Fühlerglieder dick, fein ge- kórnt, mit angedrückten Hárchen bekleidet, wesshalb die Fühler fast kahl erscheinen; das Endglied linglich, schwarz, dicht behaart, fast so dick als die Wurzelglieder, drittes. Glied dick, walzig, nach unten etwas schwächer. Pronotum vorn schmal , .gerade abgeschnitten, mit kantiger, hinten elliptischer Halsblase, über welche der Mittelkiel gerade verläuft. Seiten- kiele ganz, geradlinig. Seiten des Pronotum geschweift, an den Schultern eckig, hinten zahn- fórmig eingeschnitten, in den Processus übergehend. Auf den Schultern eine kurze Wulst. Das blattartige Stück vorn am Halswinkel aufgerichtet. Netzdecken oval, in der Mitte sehr erweitert, kleinmaschig. Randfeld breit, vorn mit zwei Reihen , auf der Hinterhälfte etwas erweitert, mit drei Reihen kleiner Maschen; einige Querstriche vor der Mitte, zwei gróssere länglich - viereckige Flecke am Ende, und ein kleinerer Fleck im Mittelfelde an der äussern stark ausgebogenen Rippe, sind braun. Das schiefe Seitenfeld ist von oben nur schmal sicht- bar. Unterseite braun. Beine bräunlichgelb. Klauenglied an der Spitze, und die Klaue schwarz. Spiracula mit einem schwarzen Querstrich, Var. b. Unterseite zuweilen schwärzlich. Ränder der Brust gelbbraun. Fig. 10. Das Insect vergrössert. Fig. 11. Kopf und Fühler. Fig. 12. Rückenkiele. Anmerkung, Monanthia costata. Burm. Н. 2. p. 261. 4. ist nicht die gleichnamige des Fabricius, da es dort lautet: »pronoti margine incrassato elytrisque luteo-cinereis, nigro-reticulatis, his medio dilatatis, disco nodulis duobus nigris, margine punctato. H. Schäffer ist nach Annahme des Dr. Burmeister in denselben Irrthum verfallen, welcher jedoch im 4. B. 3. H, p. 55 der W. I. verbessert wird; das weitere ist bei Mon. vesi- culifera zu ersehen. ** Die beiden vordersten Kopfdorne kurz, gerade, Die Seitenktele des Pronotum ganz, geradlinig, 16. M. Stachydis *. Taf. VL Fig. 13 — 15. Länglich. Graugelb. Drittes Fühlerglied an der Spitze kolbig, viertes spindelfürmig, Schultern rundlich, hinten gerade. Netzdecken schmal, mit einigen schwarzen Puncten auf den Kielen des Mitelfeldes; das ‘schmale Randfeld mit einer Reihe schwarzer, viereckiger Maschen. I Tingis grisca. Schäff. Nom. p. 58. (nach seiner eigenhändigen Bemerkung in meinem Kataloge). — Monanthia maculata, Schäff. W. I. 4. B. 3. H. p. 56. r. 123. J. 389. A. B. C. Lebt an Stachys erecta, auf steinigen, begrasten sonnigen Hügeln um Prag in Bóh- men, kómmt auch im Frůhlinge und Herbst in der Náhe jener Pflanze unter Steinen vor. Ist auch in Östreich und Baiern gefunden worden. ; р Der Mon. costata ähnlich , aber schmáler und kürzer, nur 11 Linie lang. Graugelb oder bräunlichgelb. Kopf und Augen schwarz. Vorn an der Stirne zwei kurze gerade, stumpfe Dorne, einer auf der Scheitelmitte, einerim Nacken neben jedem Auge, gelb. Wangen- platten gelblich. Fühler gelblich oder röthlichgelb, das dritte Glied schwächer als die Wurzel Abh. V, 3. 45 352 Franz Xav. Fieber, glieder, an der Spitze kolbig verdickt, sehr fein gekörnt und anliegend fein behaart, End- glied spindelförmig, fast 3 der Länge des dritten, schwarz, weisslich behaart. Pronotum vorn gerade. Halsblase breit, hinten oval, der Mittelkiel über die Halsblase laufend, hinter derselben eingesenkt und geradlinig, wie die ganzen, niedern Seitenkiele verlaufend. Seiten- randlinie dick, sanft geschweift. Schultern rund vorstehend, hinten geradlinig in den Pro- cessus übergehend; auf den Schultern eine kurze Wulst. Scheibe des Pronotum punctirt. Processus netzmaschig. Netzdecken lánglich, schmal, flach ausgebogen. Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe viereckiger mittelgrosser Maschen aus schwarzbraunem Netz, die kurzen Quer- linien des Netzes bilden eben so viele schwarzbraune Puncte, Der übrige Raum der Netz- decken ist mit kleinen Maschen belegt. Mittelfeld langgezogen, schmal, bis nahe an den End- rand reichend ; der auslaufende Kiel kurz; die Kiele des Mittelfeldes hoch und stark, mit scheinbar schwarzen Puncten, aus braunen Maschen, besetzt, wovon vier auf dem áusseren Kiel. Brust gelbbraun. Hinterleib schwarzbraun, glánzend. Schenkel schwarzbraun, am Knie so wie die Schienbeine pechbraun. Beine kurz-steifhaarig. Var. 2. Schmutziggelb, die Puncte blassbraun, Unterseite gelbbraun. Seiten und Grund der Bauchschienen schwárzlich. Bruststücke, Wangen- und Brustplatten gelblich, Schenkel braun, mit breitem gelbem Ring am Knie. Schienbeine braun, untere Hälfte gelblich. Var. с. Dunkel durch die bräwnlichen Maschen der ganzen Oberseite. Bruststücke gelb- lich. Hinterleib róthlich -braungelb. Beine schwärzlich -braunroth. Var. d. Beiderseits braungelb, Schenkel und Schenkelkópfe braun, Schenkelgrund schwärz- lich, Schienbeine braungelb, die Spitze und Fussglieder schwarz. Fig. 13. Das Insect vergrössert. Fig. 14. Kopf und ein Fühler. Fig. 15. Die Rückenkiele. H. Schäffer zieht auch Tingis parvula Fallen (siehe dessen W. I. 4. B. 3. H. p. 56) zu seiner M. maculata, allein Fallén erwáhnt der ungefleckten Decken, der kurzen, dicken Fühler und des gerandeten Thorax,« wesshalb sie die oben beschriebene M. Stachydis (М. maculata Schäff.) nicht sein kann, da sie wahrscheinlich zu Mon. grisea in die erste Abtheilung der Monanthien (Phyllontocheilae) gehört, Anmerkung. Da der von H. Schäffer gewählte Name, M, maculata, der Zeichnung dieser Art nicht ent- spricht, wohl Puncte (schwarz oder braun) nicht aber Flecke auf den Kielen vorhanden sind; so habe ich für nöthig erachtet, den Namen M. maculata zu ändern, und jenen — Monanthia Stachydis — von der Pflanze Stachys erecta entlehnt, beizubehalten, da das Insect auf derselben seinen s'ätigen Aufenthalt hat. 17. M. liturata*. Taf. VI. Fig. 16 — 18. Rostbraun. Drittes Fühlerglied walzig, viertes länglich, dick. Schultern stumpfeckig. Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe kleiner rundlicher Maschen, einzelne davon braun. Mittel- und Endfeld mit einigen braunen verwischten Flecken, fünf bis sechs schwarze Striche auf dem äussern Kiele des Mittelfeldes. In Andalusien von Dr. Waltl gesammelt, Rostbraun. Länglich. 13 Linien lang. Kopf schwarz. Vorn am Scheitel zwei neben einander liegende gerade, kurze Dorne, die übrigen drei etwas länger und stärker, einer auf entomologische Monographien. 353 der Mitte, zwei im Nacken. Augenkreise und Dorne so wie die Wangenplatten gelb. Fühler gelblichbraun; das Wurzelglied am dicksten, zweites Glied halb so gross, kreiselförmig, drittes walzig, ?1mal so lang als die beiden ersten, viertes Glied länglich, dick, halb so lang als das dritte, schwarz, kurzhaarig. Des Pronotum vordere Hälfte ist punctirt und braunröthlich, in der Mitte zwischen den Schultern querüber flach gewölbt. Processus netzmaschig, gelblich. Auf jeder Schulter eine flache Wulst, Schultern stumpfwinkelig vorstehend, hinten geradlinig in den Processus verlaufend, Halsblase des Pronotum kurz, vorn fast gerade, hinten halb- rund, flach gewölbt, oben gekielt; der Mittelkiel ist hinter der Halsblase etwas eingesenkt, und so wie die geradlinigen ganzen Seitenkiele sehr niedrig, schneidig, mit einer Reihe rundlicher, kleiner Maschen versehen; vor dem Ende des Mittelkieles ein schwarzer Strich. Netzdecken in der Mitte bogig erweitert. Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe kleiner rundlicher Maschen von der Grösse jener der übrigen Fläche; fünf bis sechs Maschen derselben gleich weit von einander entfernt, bilden braungefárbte Augenringe. Mittelfeld schmal, langgezogen, der äussere Kiel flach ausgebogen , mit fünf bis sechs schwarzen Strichen, ein Strich auf dem Endkiele ; der innere Kiel an der Spitze des Processus bogig; braun gefárbte aneinanderliegende Maschen bilden grosse rundliche Flecke mit verwaschenen Rándern, wovon ein Fleck im Mittelfelde hinter der Mitte am äussern Kiele, einer im Innenwinkel, und ein dritter auf dem hintern Kiele des Mittelfeldes, in der Náhe des Gabelgrundes liegt. Endfeld schmal, nur wenig über- einandergelegt. Bruststücke gelblich, grobpunctirt, weissgelb fein behaart. Hinterleib braungelb; die Bauchschienen mit feinen Borstenhaaren gewimpert. Schenkel braungelb mit anliegenden Haaren bekleidet. Schienbeine bräunlichgelb. Fig. 16. Das Insect vergróssert. Fig. 17. Der Kopf mit einem Fühler. Fig. 18. Der Kopf und die Rückenkiele seitlich gesehen 18. M. geniculata *. Taf. VL Fig. 19 — ?1. Staubgelb. Fübler schwarz; drittes Glied walzig, vigrtes spindelfórmig dick. Schul- tern rundlich, stark vorstehend. Randfeld schmal, mit einer Reihe Maschen. Schwärzliche zerstreute Puncte auf den Netzdecken, In Ungarn, Ostreich, Illyrien. Länglich. 13 bis 2 Linien lang. Staubgelb. Kopf und Augen schwarzroth. Wurzel- glieder der Fühler braunroth; das dritte Glied an der Spitze sehr wenig verdickt, feinhaarig, meist rostróthlich, zuweilen sehwiirzlich; viertes spindelförmig dick, steifhaarig. Die Scheitel- dorne kurz, fast höckerig, gelb. Die Hócker vor den Augen kurz und stumpf. Scheibe des Pronotum eingestochen-punctirt, auf der Mitte querüber hochgewólbt. Vorderrand gerade, mit einer flachen, fast fünfeckigen, oben gekielten Blase. Die Seiten vor den Schultern etwas geschweift. Schultern stumpf, vorstehend, mit einer kurzen Wulst besetzt. Seitenkiele gerad- linig, ganz, vorn etwas gekrümmt, wie der Mittelkiel geschärft, niedrig, ohne deutliche Maschen; an den Seiten der Клее schwarze Lüngsstriche, Netzdecken schmutzig-gelb. Randfeld sehr schmal, aufgebogen, am Grunde und Ende verschmälert, mit einer.Reihe kleiner, läng- lich - viereckiger und gabeliger, auswárts schwarzbraungefárbter Maschen. Mehre braune Ma- 45 * 354 Franz Xav. Fieber, Maschen auf der Mitte des Randfeldes und dem übrigen Theil der Netzdecken gehäuft, ‚bilden zerstreute Flecke. ' Kiele: des Mittelfeldes geschärlt und. erhöht, ‘Auf dem Endfelde liegen deutliche‘, schiefe Reihen. viereckiger Maschen , der Endrand ist mit einer Reihe solcher Maschen gesäumt. Brust schwärzlich, mit gelben Flecken an den Aussenseiten der Pfannen. Hinterrand der Hinterbrust, so wie die Spiracula weisslich. Zuweilen ist die ganze Unterseite röthlich-braun, und graugelb fast schuppig bereift. Rücken schwarz. Brust- und Wangen- platten rothgelb. Schenkel schwarzbraun, am Grunde rothlichbraun, Knie und Schenkel- anhánge rostroth. Schienbeine róthlichgelb, die Spitzé, zuweilen schwarz. B. Drittes Fühlerglied fadenförmig, lang. Seitenkiele S - fürmig. 19. M. Sachari. Fab. Taf. VI. Fig. 22 — 25. Schmal. Bräunlichgelb. Drittes Fühlerglied fädig. Pronotum vorn zusammengeschnürt. Schultern abgerundet. © Seitenkiele S-formig. Netzdecken: schmal, am Grunde und vor dem rundlichen mit einer glashellen Mackel besetzten Ende, geschweift, Randfeld mit einer Ma- schenreihe. Acanthia Sachari. Fab. Е. S. 4, Tl. 40. — Tingis, Sachari, Fab. S. В. 126. 5. — Monanthia Sachart. Fab. Scháff. JW. I. 5. B. b. H. p. 85. Taf. 113, Fig. 533. In Brasilien und Mexiko, — Ein Exemplar von der Insel Martinique verdanke ich Herrn Jos. Ullrich in Wien. Bräunlichgelb. 1% Linie lang, schmal. Kopf braun, Augen schwarz. Fühler fein- haarig, drittes Glied lang, dickfádig, vor der Spitze etwas gebogen, die beiden dicken Wurzel- glieder, so wie die obere Hälfte des am Grunde schmutzig-gelben Endgliedes, braun;, weisslich behaart. Die Kopfdorne und Höcker vor den Augen gelblich - weiss; die drei vordersten Scheiteldorne spitzig, kurz, aufeinanderliegend; die beiden untern zusammengeneigt, die nacken- ständigen vorn einwärts gekrümmt. Wangenplatten breit, und unter der Stirne' schnabel- förmig vorragend (Fig. 23. а). ®ronotum auf der Mitte zwischen den Schultern hochge- wölbt; vorn am Kopfe verengt, der Vorderrand etwas vorstehend und aufgerichtet, spitzig. Der mittlere Rückenkiel verläuft über die ganze Länge des Pronotum niedrig und geschärft. Die ganzen Seitenkiele, welche vorn an den blasig erhöhten und verengten Vorderrand an- stossen, sind sanft S-förmig gekrümmt, und laufen hinten geradlinig, schief aus. Alle Rücken- kiele haben nur undeutliche kleine Maschen in einer Reihe. Die Scheibe des Pronotum ist schmal, lang rautenförmig, von mehr als halber Länge der Oberseite; die Seiten sind ausge- bogen, die Schultern abgerundet. Der Randkiel ist dick, mit vier bis fünf schwárzlichen Puncten besetzt. Netzdecken schmal, braun, undurchsichtig, kleinmaschig, am Ende abge- rundet, mit einem grossen, fast dreieckigen, glashellen Fleck mit schwärzlichem Netz. © Rand- feld schmal, fast gleichbreit, am Grunde und hinter der Mitte ausgeschweift, mit einer Reihe langer viereckiger ‚ schwarznetziger Maschen. Im innern Grundwinkel des. Endfeldes ein dunkler brauner Längsstreif, einige kleinere zerstreute lángliche Flecke in, dem Mittelfelde- Das Seitenfeld von oben kaum sichtbar. Flügel schwärzlich, hinten blässer. Beine schmutzig- gelb. Schienbeine an der Spitze braun. Fussglieder schwarzbraun. . Die ganze Unter- entomologische: Monographien. 355 seite bräunlich-gelbroth, mit kurzen starken weisslichen Haaren bekleidet, die der Fläche ein schuppiges Aussehen geben. Die Scheibe zwischen den Hinterpfannen mit niederem ausge- breitetem dicken Rande, Fig. 22. Das Insect vergróssert. Fig. 23. Der Kopf und Vorderrand des Pronotum. Fig. 24. Dieselben von oben gesehen. Fig. 25. Das Pronotum von der Seite. Nach den Worten des Fabricius, in dessen viertem Bande (der E. S. p. 77. 40. bei Tingis Sachari, halte ich die eben beschriebene Art, für die gleichnamige des Fabricius, da es an jenem Orte lautet: »thorace scutelloque lineis tribus elevatis, fusca. alis apice hya- linis reticulatis,« und weiter: »Statura et magnitudo. omnino. (Acanthiae) Tinge costatae; An- tennae obscure ferrugineae — — Elytra fusca, immaculata, | Alae fuscae, apice hyalinae reticulatae.« — Hier ist der einzige Umstand zu bemerken, dass es dort heisst: »Elytra fusca immaculata,« und »Alae fuscae apice hyalinae;« es ist wohl in jener Beschreibung Elytra statt alae, und alae statt Elytra zu setzen, um ganz auf die oben beschriebene und abge- bildete Art zu stimmen, und mit Scháffers — wiewohl mangelhafter Beschreibung und un- richtiger Zeichnung — übereinzukommen. H. Scháffer ist am a. O. der Meinung, Monanthia (Tingis) Sachari würde fast besser bei Serenthia (Agramma) stehen, Hierauf ist nur zu erwiedern, dass sich die Über- zeugung ihres richtigen Standes unter Monanthia leicht durch eine Vergleichung der Cha- raktere beider Gattungen verschafft werden kann. 2. Kopf mit vier oder zwei kurzen Dornen besetzt. Seitenkiele des Pro- notum geradlinig. : 20. M. melanocephala. Panz. Taf. VI. Fig 96—30. ' Halb weisslich und braunroth. Drittes Fühlerglied walzig. Schultern stumpf, hinten gerade. Netzdecken breit, am Grund und Ende geschweift. Schienbeine gleichdick, schwarz. Tingis melanocephala. Panz. F. G. 100. 21. *) — Schäff. Nom. p. 58 und 59. — Tingis Eryngü, Latr. H. 13. 253. — Piesma melanccephalum. Burm. H. 2. p. 258. 2. — Dictyonota Eryngü. Curtis. B. E. — Monanthia melanocephala. P. Schaff. W. 4. B. 3. H. p. 51. Auf den Blüthenkópfen zwischen den Blumen, und den Gabeln der Áste des Eryngium campestre, Um Prag in Böhmen, Baiern, Illyrien, in Östreich und wahrscheinlich durch ganz Deutschland. In Italien, Frankreich und England, Weiss, ins Grünliche oder Bráunliche spielend , zur Hälfte braunroth. Zwei Linien lang. Kopf, Fühler und Beine tiefschwarz. Vorn am Scheitel zwei gepaarte gelbe kurze Dorne am Ende der Längswulst des Scheitels, auf der Mitte der Wulst eine Reihe Puncte; im Nacken neben jedem Auge ein sehr kleiner gelber Dorn. Wangenplatten weissgelb- ge- randet. Fühler fein gekórnt und anliegend behaart; drittes Glied walzig, zuweilen braun; *j Die Färbung des Insectes in der neuen Ausgabe der F.-G. von Schäffer ist unrichtig als ganz braunroth angegeben, und im wahren Sinne des Wortes: »die Zeichnung ist. verschmiert.« 356 Franz Xav. Fieber, Endglied dick, spindelförmig, weisslich borstig-behaart. Pronotum vorn fast gerade, kaum ausgeschweift, mit nach hinten fünfeckiger oben gekielter, weissgelber Halsblase, von dieser anfangend bis auf die Wölbung zwischen den Schultern rothbraun und punctirt, Processus netzmaschig und so wie das blattartige Seitenstiick am Halse weisslich. Schultern stumpf, hinten geradlinig in den Processus ausgehend. Rückenkiele gerade, die vordere Hälfte der Seitenkiele zuweilen abgekürzt, oder schwach sichtbar. Netzdecken weisslich, ins Gelbe oder Grüne spielend, breit, am Grunde und hinten geschweift. Randfeld sehr schmal, linienförmig, mit erhabener Rippe gesäumt, und mit einer Reihe kleiner Maschen belegt. Unterseite und Rücken schwarz, oder bei jüngeren Individuen braun, die Ränder und Afterstücke roth- braun. Afterstück des Männchens fast halbrund mit wulstigen Seiten. Afterstück des Weibchens in die Quere fast rautenförmig, die letzte Bauchschiene mit einem dreieckigen, spitzigen Vorsprunge. Flügel goldgelb und blau metallisch glänzend, die Spitze schwärzlich. Die vorkommenden Farbenspiel-Arten sind folgende: Var. b. Die ganze Oberseite weissgelblich. Var. c. Mann und Weib. Pronotum bis zwischen beide Schultern braungelb. Unterseite schwarzbraun. After und letzter Leibring braungelb. Wangen- und Brustplatten wie die Seiten der Pfannen weissgelb. Var. d. Mann und Weib. Brust braun. Hinterleib braungelb. Seiten schwarzbraun. Rücken bräunlich. Übrigens wie bei var, c. Fig. 26. Das Insect vergrössert. Fig. 27. Kopf, Fühler und Halsblase von oben. Fig. 28. Die Schnabelscheide. Fig. 29. Der männliche, Fig. 30. der weibliche After. 21. M. Scháfferi *. Taf. VI. Fig. 31 — 35. Halb weisslich und braunroth, schlank. Drittes Fühlerglied nach oben dünner. Schul- tern rundlich, hinten eingeschnitten. Netzdecken schmal, aussen bogig. Untere Hälfte der Schienbeine dünner und gelblich. Monanthia albida. Schàff. W. I. 4. B. 3. H. p. 54. Taf. 126. Fig. 396 (nicht naturgetreu) und Taf. 125. P. das Pronotum. Auf Seseli glaucum gesellschaftlich. Um Kuchelbad auf felsigen Anhöhen bei Prag in Bóhmen. In Ungarn, Ostreich und Baiern. Der M. melanocephala zunáchst verwandt, etwas kleiner als diese und schlanker. Weiss- lich, ins Grünliche oder Gelbe spielend; die gelbliche Fárbung herrscht im Alter und im todten Zustande vor. 13 Linien lang. Kopf, Augen, Fühler und Schenkel schwarz. Vorn am Scheitel zwei gelbe auseinanderstehende kurze stumpfe Dorne; zwei Wulste von denselben über den Scheitel nach hinten verlaufend. Fühler anliegend, sehr fein behaart. Die beiden Fiihlerwurzelglieder mit dem Grunde des dritten, nach oben allmálig schwácheren, gleichdick; Endglied länglich. Pronotum vorn seicht ausgeschnitten, mit einer nach hinten fast fünfeckigen, sattelfórmigen, am Vorderrande niedergedrückten Halsblase. Seitenkiele ganz, geradlinig. Von der weisslichen Halsblase anfangend ist die Scheibe des Pronotum bis zwi- schen die Schultern braunroth, punctirt, daselbst etwas hóher gewólbt als bei der vorigen entomologische Monographien. 357 Art; Processus netzmaschig. Fast auf der Mitte des Mittelkieles und auf den Seitenkielen vor und hinter der Wólbung der Scheibe, ein schwarzer Strich. Auf den rundlichen, hinten zahn- förmig eingeschnittenen Schultern eine kurze Wulst. Der Seitenrand vorn am Halse mit kaum merklichem Blattansatze. Netzdecken schmal, flach ausgebogen. Randfeld schmal, doch etwas breiter als bei der Vorigen, mit zwei Reihen Maschen, welche wie bei der vorigen Art ein starkes Netz haben. Unterseite schwärzlich oder braun. Beine kurz. Schenkel schwarz, dicker als bei der vorigen Art. Schienbeine am Grunde wulstig, verdickt, obere Hälfte schwarz, die untere beträchtlich dünner und gelblich, After des Mannes ähnlich dem Leistchen neben dem Längsschnitt; auf der Hinterrandmitte mit seichtem Einschnitt. Die bei der Vorigen, jener des Weibchens halbrund, zwei Farbenspielarten sind folgende : Var. b. Brust braun, die Pfannenränder, Wangen- und Brustplatten weissgelb. Schenkel- köpfe braun. Var. c. Unterseite ganz schwarz. Vorderbrust und Pfannenseiten bräunlichgelb. Brust- und Wangenplatten weissgelb. Pronotum mit ganzen, deutlichen Kielen. Var. d. Bei zwei Exemplaren meiner Sammlung sind die Beine ganz weissgelb. Die Unter- seite bräunlichgelb. Das Klauenglied an der Spitze schwarz. Die Scheibe des Pro- notum bis zwischen die Schultern von der Halsblase an bräunlichroth. Die Seiten- kiele auf der Vorderhälfte abgekürzt, nur von der Wölbung an auf dem Processus vorhanden. Fig. 31. Das Insect vergrössert, Fig. 32. Kopf und Fühler. Fig. 33. Das Scheitelende mit den zwei Dornen (a) und der in der Mitte vorstehenden kantigen Stirne (P), Fig. 34. Der männliche, Fig. 35. der weibliche After. Anmerkung. Der von H. Schäffer obiger Art beigelegte, nur von der bleichen Varietät entlehnte Name ist nicht annehmbar; ich habe demnach den Namen M. albida in M. Schäfferi umgeschrieben, Die Abbildung der М. albida in den W. I. ist vom Н. Schäffer unrichtig entworfen, sie zeigt einen schwarzen blattartigen Ansatz an den Halsseiten, stumpfeckige Schultern und an der untern Hälfte gleichdicke, obwohl daselbst gelbliche Schienbeine; übrigens erwähnt die Beschreibung eines breiten Ansatzes am Halsrande, der jedoch bei M. melanocephala breiter ist, als bei M. Schäfferi (M. albida). Der Umriss der Netzdecken ist gleichfalls unrichtig, da er die grösste Breite am Grunde zeigt b. Mit behaarter Oberseite und gewimperten Rändern. Kopf fünfdornig. 22. М. pilosa*. Taf. VI. Fig. 36 — 37. Schmutziggelb. Drittes Fühlerglied unten etwas kolbig, oben allmälig dicker. Rücken- kiele gerade. Schultern rund, hinten fast eingeschnitten. Randfeld breit, mit drei Reihen kleiner Maschen und braunen Querstrichen. Monanthia angusticollis. Schàff. W. I. 3. B. 4. H. p. 12. t. 95. fig. 288. — Monanthia pilosa. Fieber. Mss. In Holzschligen unter Gestráuche und Laub. In Bóhmen, Baiern, Sachsen, Schlesien und Óstreich. Lánglich, zwei Linien lang. Schmutzig-graugelb. Alle Ránder gewimpert, die Maschen mit feinen aufgerichteten Haaren besetzt. Kopf und Augen schwarz. Die drei vordern Scheitel- 358 Franz Xav. Fieber, dorne gross, die beiden vordersten zusammengeneigt, die im Nacken neben jedem Auge stehenden beiden: Dorne sehr klein. Alle Dorne gelblich, wie auch die stumpfen, kurzen Hócker vor den Augen. Fühler röthlichgelb, die beiden Wurzelglieder kraushaarig, das dritte Glied am Grunde kolbig, in der Mite am dünnsten, nach oben allmälig dicker, dicht feinhaarig ; viertes Glied halb so lang als das dritte, spindelförmig, mit verschmälertem Grunde, schwarz und behaart wie das dritte. Pronotum- Vorderrand etwas ausgeschnitten, mit einer flachen fünfeckigen Blase, über welche der Mittelkiel läuft. Seitenkiele geradlinig, vorn etwas gekrümmt. Alle Клее gesčhárft, ohne Maschen, aber schwarz gefleckt. Scheibe punctirt. Processus netzmaschig. Halsseiten mit einem schmalen, blattartigen, netzmaschigen, aufgerich- teten Vorderrandstücke (Fig. 37. a). Schultern rundlich, hinten fast eingeschnitten, dann in den. Processus gerade auslaufend. Netzdecken breit, aussen bogig. Randfeld breit, mit drei Reihen kleiner Maschen, auf demselben mehre (8 — 10) Querstriche, wie auch im Mittel- felde einige schiefe Striche aus braunen Maschen gebildet. Unterseite schwarzbraun, glän- zend. Brust grobpunctirt, matt. Schenkel dunkelbraun, mit röthlichen Knien. Schienbeine rothlichgelb, Fussglieder schwárzlich. Fig. 36. Das Insect vergrössert. Fig. 37. Kopf und Fühler von oben gesehen. Anmerkung. Da das Pronotum dieser Art nicht zu den schmalen gehört, es in dieser Abtheilung der Monan- thien, Arten mit noch viel schmälerem Pronotum gibt, so ist auch der von H. Schäffer gewählte Name M, angusticollis unrichtig, und ıch behalte den dieser Art schon früher beigelegten Namen, M. pilosa, bei. So elend übrigens die von H. Schäffer (siehe dessen W. I. Taf. XCV. Fig. 289) gelieferte Zeichnung ist, bleibt daraus doch das ziemlich breite Pronotum ganz deutlich ersichtlich. Subgenus €, Physatocheila*. Mit breiten, auf die Seiten des ‚Pronotum umgeschlagenen, blattartigen, mehr oder weniger blasig aufgetriebenen netzmaschigen Rändern. Drittes Fühlerglied fädig, zuweilen etwas bogig gekrümmt. Die Pfannen der beiden hintern anemander liegen- den Fusspaare durch ein Oval auswärts gerückt. Die Brustplatten fast schalenförmig, gegeneinandergestellt. u. Netzdecken flach gewólbt. Mittelfeld breit; die Kiele desselben, un- deutlich, der äussere Kiel an den Rand gerückt. Seiten des Pronotum halbrund auf den Rücken umgelegt, gewölbt. #3. M. scapularis *. Taf. VI. Fig. 38 — 40. Braun, linglich, Kopf schwarz; vorn. mit drei zusammengeneigten Dornen. Halsblase drejeckig, hinten spitzig, Seitenkielrudimente nach hinten schief auswärts. Randfeld linien- fórmig, mit einer Maschenreihe. à Tingis simplex. Schäff. Panz. Е. G. 118. 21. (die Farbe unrichtig rothgelb) Nom. p. 99 und 95. — Monanthia simplex. Schäff. W. I. 4. B. 3. H. p. 59. Taf. 125. F. der Thorax. entomologische Monographien. 359 An sandigen-Orten um Prag, unter Senecio Jacobaea, am Fusse des Berges Bořen bei Bilin, Leitmeritzer Kreises in Böhmen. In Östreich (Ullrich), Italien (Jan.), Baiern (Scháff.). Braun, längliehs 11 Linie lang. Kopf schwarz, grob punctirt. Vorn am Scheitel zwei zusammengeneigte lange, gelbe Dorne, ober denselben ein dritter, der hinten in eine über den Scheitel laufende Wulst endet. Neben jedem Auge eine kammförmige bogige Wulst. Fühler róthlichgelb , feinbehaart. Drittes Glied lang, fädig; viertes schwarz. Pronotum sehwarz, punctirt,' auf dem Processus netzmaschig und weisslichgelb ; die daselbst vorhan- denen Seitenkielrudimente liegen schief, hioten auswárts gerichtet, Seiten des Pronotum von dem fast halbscheibenfórmigen, umgeschlagenen, etwas aufgetriebenen, netzmaschigen Rand bis zum Mittelkiel bedeckt; an den Schultern rund. Netzdecken flach -gewólbt, aussen flach- bogig, am Grunde breit. Mittelfeld sehr breit, der äussere Kiel nahe an den Rand gerückt. Randfeld linienfórmig, mit einer Maschenreihe. Das Seitenfeld fast senkrecht an dem Rand- felde aufstehend,'schmal, von oben kaum sichtbar. Die Kiele erscheinen durch das dicke anstossende Netz der Maschen ungleich, wie ausgenagt. Am Grunde, in der Mitte und am Ende der Netzdecken ein lichter Fleck aus grauen Maschen. Unterseite, Rücken uud Schenkel schwarz. Die Knie und Schienbeine rostroth, Var. b. Die Färbung ist rostbraun. Fig. 35. Das Insect vergrössert. Fig. 39. Der Kopf von oben und der Vorderrand des Pronotum. Fig. 40. Der Körper seitlich gesehen, Anmerkung. H. Schäffer zeichnete in der oben angeführten Abbildung »gerade« Seitenkiele, die doch abge- kürzt sind und schief liegen. 2. Netzdecken flach. Die Kiele des Mittelfeldes erhaben. a. Seitenkiele des Pronotum über die ganze Länge desselben vorhan- den. Kopf fünfdornig. * Der umgeschlagene, etwas aufgetriebene Rand über die ganze Länge der Seiten des Pronotum gleichbreit. Die beiden vordersten Scheiteldorne mit den Spitzen zusam- mengeneigt. 24. M. quadrimaculata. Wolff. Taf. VII. Fig. 1-— 3. Länglich. Zimmtbraun. Kopfdorne kurz. Randfeld auf der Mitte mit langem brau- nem Streif, Grund und Ende der Netzdecken glashell, grossmaschig. Acanthia guadrimaculata, Wolff. W. p. 132. t. 13. fig. 121. а. b. — Tingis quadrimaculata. Fall, H. p. 144. 4. — Schäff. N. p. 58 und 95. — Tingis corticea. Schäff. Panz. F. G. 118. 22. (etwas unförmlich). — Monanthia quadrimaculata, Burm, Н. 2. р. 261, 6. — Schaff. W. I. 4. B. 3. H. p.58. t. 125. (4. der Thorax mit gekrümm- ten Seitenkielen ist unrichtig gezeichnet.) In Böhmen, Östreich, Baiern, Italien und Schweden, auf Gebüschen einzeln, wahr- scheinlich durch ganz Deutschland vorkommend. Lánglich. Zimmtbraun. 13 Linien lang. Kopf und Augen schwarz. Fünf kurze gelbe Dorne auf dem Scheitel; die beiden vordersten zusammengeneigt, die beiden im Nacken Abb. V, 3. 46 360 Franz Xav. Fieber, stehenden schief. Fühler róthlichgelb, sehr fein behaart; Endglied sschwarz. Vorderrand des Pronotum mit etwas. vorragender quer-rautenförmiger, oben bogiger, gekielter Halsblase; Der hinter der Halsblase eingesenkte Mittel- und die geradlinigen Seitenkiele über. das gewölbte Pronotum geschärft, niedrig verlaufend. : Vorn am Grunde des Mittelkieles beiderseits ein schwarzer Punct. Die Scheibe seicht grubig-maschig und wie der Kopf fein goldgelb behaart. Die umgeschlagenen Ränder aufgetrieben, vorn an den Seitenkielen bogig abgeschnitten, an den Schultern rundlich; in vier Reihen fast grubig-netzmaschig. Netzdecken zimmtbraun, undurchsichtig, dicht und sehr kleinmaschig. Randfeld breit, glasartig durchscheinend , mit gabelförmigen und dreieckigen wechselnden Maschen in einer Reihe; auf der Mitte ein langer, brauner, kleinmaschiger, undurchsichtiger Streif, Vor derbrust gelbbraun, Маме газе schwärz- lich. Hinterränder der Bruststücke, die Pfannen und die Wangenplatten zimmtbraun. Hin- terleib rostroth, Rücken bräunlich. Schenkel braunröthlich. Schienbeine gelbróthlich. Fig. |. Das Insect vergróssert. Fig. 2. Kopf und Vorderrand des Pronotum. Fig. 3. Kopf und Pronotum seitlich. Der eben beschriebenen sehr ähnlich ist die folgende: 25. M. dumetorum. Schiff. Taf. VII. Fig. 4 — 6. Länglich. Zimmtbraun und weissselb, Kopfdorne lang. Netzdecken weisslichgelb, mit breiter, brauner Querbinde, ein Fleck am Endrand. Mittelkiel des Pronotum mit zwei schwarzen Strichen, Monanthia dumeterum. | Schaff. WW. I. 4. B, 3. H. р. 51. £. 124. Др. 391. A. B. D. Е In Böhmen. Um Prag auf Gebüschen selten. In Baiern und Östreich. Länglich. Zimmtbraun und weissgelb. Ein und 1 Linie lang. Etwas kleiner als die Vorige. Kopf schwarz. Die Dorne lang, gelb, am Grunde schwarz ; die beiden vordersten etwas kürzer als die übrigen, vorn zusammengeneigt; zwei lange, etwas gekrümmte ange- drückte im Nacken. Augenkreis gelb. Fühler roströthlich, fein behaart, Endglied schwarz. Pronotum netzmaschig, in der Mitte bräunlich. Der Processus und der umgeschlagene Rand weissgelb, mit drei Reihen seichter Maschengrübchen. Halsblase auf den Nacken etwas vorragend, quer-rautenförmig. Der Mittelkiel hinter der Halsblase eingesenkt, über das ge- wólbte Pronotum verlaufend; mit zwei schwarzen Strichen, einer am Grunde, der andere am Ende. Seitenkiele geradlinig, niedrig und geschärft wie der Mittelkiel. Netzdecken am Grunde verschmälert, hinten ausgeschweift, in der Mitte erweitert; weisslichgelb , mit einer innerhalb breiten, auswärts schmäleren Querbinde. Randfeld glashell, in der Mitte durch die bis an den Aussenrand reichende braune Binde unterbrochen und klemmaschig; die Rippen der hellen Stellen gabelförmig, mit der Gabel das Mittelfeld berührend. Am Endrande ein brauner Fleck. Flügel schmutzig, glänzend, rothschillernd. Vorderbrust bräunlichgelb. Mittel- und Hinterbrust schwarz, matt, grob punctirt. Brustplatten gelb. Hinterleib und 5 Schenkel rostroth. Rücken braungelb. Schienbeine bräunlichgelb. entomologische Monographien. 361 Fig. 4. Das Insect vergrôssert. Fig. 5. Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 6. Kopf und Pronotum seitlich gesehen. ** Der umgeschlagene Rand vorn schmal, hinten an den stumpfen Schultern erweitert , und einwärts gedreht. Die beiden vordersten Scheiteldorne gerade, ancinanderliegend. 26. M. gibba *. Taf. VII. Fig. 1 — 12. Schmal. © Zimmtbraun. Halsblase schief nach vorn kegelfórmig, kurz vorragend Pronotum hochgewölbt, die Kiele niedrig. Randfeld breit, glashell, mit einer Reihe drei- und viereckiger Maschen, ein bräunlicher Fleck auf der Mitte. Der äussere Kiel auf der Mitte blasig, zusammengedrückt. In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Zimmtbraun. Schmal, lánglich. (1 Linien lang. Kopf braungelb. Vorn am Scheitel zwei aneinanderliegende gerade Dorne; ein kürzerer auf der Scheitelmitte, im Nacken neben jedem Auge ein langer, vorn einwärts gekrümmter Dorn, fast bis zu der Fühlerwurzel reichend. Alle Dorne gelb. Augen braun. Fühler gelb, kurz und fein behaart. Die Wurzelglieder schwärzlichbraun; drittes Glied zimmtbraun, an der Spitze verdickt; viertes schwarz, dick spindelförmig mit verengtem Grunde. Schnabelscheide gelb. Blase am Pronotum-Vorder- rande schief kegelförmig spitzig nach vorn geneigt, vorn stumpf, wenig auf den Nacken vor- ragend. Pronotum in der Mitte querüber sehr hoch gewölbt. Der hinter der Halsblase eingesenkte, über die Wölbung erhöhte, hinten gesenkte Mittelkiel ist niedrig, blattartig, mit einer Reihe viereckiger grosser Maschen besetzt, eben so die ganzen geradlinigen Seitenkiele. Der umgeschlagene Rand ist vorn etwas von der Halsblase entfernt, verschmälert, aussen ge- schweift, innen aufgerichtet, nach hinten gleichbreit, an den stumpfen Schultern einwärts gedreht und abgerundet, der Rand kantig aufstehend, klaffend. Scheibe des Pronotum grob- punctirt, Processus netzmaschig. Netzdecken in der Mitte fast winkelig erweitert, am Grunde und hinten sanft geschweift. Randfeld breit, glashell, mit einer Reihe auswärts oft gabeliger Rippen der Maschen, die an der Randrippe mit schwarzen Puncten enden. Auf der Mitte des Randfeldes ein bräunlicher Fleck. Kiele des Mittelfeldes geschärft; der äussere Kiel auf der Mitte mit einer braunen schiefliegenden zusammengedrückten Blase bogig aufsteigend. Auf der Mitte des Endfeldes bilden dunkler braun gefärbte Maschen einen Fleck. Brust schwarz, Hinterleib rothbraun. Brustplatten gelb. Beine bräunlichgelb. Fig. 7. Das Insect vergróssert, Fig. 8. Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 9. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 10. Das Fiihlerendglied und die Spitze des dritten. Fig. 11. Die beiden vordersten Kopfdorne. Fig. 12. Der senkrechte Durchschnitt des Pronotum, ** Der umgeschlagene Rand des Pronotum bis an die Seitenkiele reichenď, gerade, auf den Seiten und Schultern fast halbkugelig. Kopfdorne gerade, kurz, die drei vordersten an- etnanderliegend, 46 * 362 Franz Xav. Ficber, 27. M. fasciata*. Taf. УП. Fig. 13— 16. Schmutziggelb. Lánglich. Halsblase kappenförmig, niedrig, spitzig vorragend. Pro- notum hochgewölbt. Kiele hoch, blattartig, mit horizontal abstehenden Borsten besetzt, Netz- decken mit brauner Querbinde, und schmalem Randfeld. In Ostindien von Dr. Helfer entdeckt. Schmutziggelb. Länglich. 13 Linien lang. Kopf schwarz. Scheiteldorne gelb, die drei vordersten an und übereinanderliegenden gerade, horizontal. Schnabelscheide, Wangen- platten und die kurzen Hócker vor den Augen gelb. Fühler weissgelb, sehr fein behaart, Endglied bräunlich. Pronotum querüber hochgewölbt; die blattartigen hohen Kiele haben hohe viereckige Maschen, und sind mit horizontal abstehenden Borstenhaaren besetzt. Mittel- kiel hinter der niedrigen, kappenfórmigen, spitzig auf den Nacken überragenden Halsblase eingesenkt, dann bogig aufsteigend, und wie die Seitenkiele geradlinig, auf dem Processus gesenkt. Die Seiten des Pronotum bis über die Schultern fast halbkugelig erhóht, vorn etwas geschweift, innerwárts flach-bogig an den Seitenkielen liegend, grubig -netzmaschig. Netz- decken ausgebogen, hinten geschweift. Aus dem Innenwinkel des Mittelfeldes eine schmale braune Querbinde bis an den Aussenrand reichend, welche dann aus dem Innenwinkel am Hinterrande auf das Endfeld fortsetzt. Am Ende der Netzdecken nach aussen ein schiefer lánglicher Randfleck. Die Bruststücke und Brustplatten weisslichgelb. Hinterleib braun, oder gelbbraun. Beine weissgelb. Schenkel mit braunem Ringe auf der Mitte. Schien- beine mit braunen Spitzen. Vorderhälfte des Klauengliedes braunschwarz. Klaue schwarz. Fig. 13. Das Insect vergróssert. Fig. 14. Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 15. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 16. Die drei vordersten Scheiteldorne. b. Seitenkiele des Pronotum vorn abgekürzt, nur auf dem Processus sichtbar. Der umgeschlagene Rand wulstig, gleichbreit. fast gerade oder nierenförmig gekrümmt. * Längliche. Vorderrand des Pronctum gerade, Halsblase flach-gewölbt. Drittes Fühler- gied gerade. Seitenkielrudimente mit dem Mittelkiele parallel. 28. M. humuli. Fab. Taf. VIL Fig. 17 — 18. Schmutziggelblich. Fühler rostroth, zweites und viertes Glied braun. Kiel und Vor- derrand der schwarzen Halsblase gelb. Scheibe des Pronotum schmutziggelb. Seitenrand breit. Mittelkiel vor dem Ende blasig. Randfeld mit zwei schwarzen und einer weissgelben Quer- rippe wechselnd, Beine lehmgelb. Acanthta humuli. Fab. E. S. 4. p. Tl. 43. — Tingis humuli. Fab. S. R. p. 126. 1. — Monanthia convergens. Klug. in Burm. Handb. II. p. 261. 5. — Н. Schäf. WW. I. 4. B. 1. H р. 15. & 114. fig. 361. und 4. B. 3. H. p. 58. In Östreich, Krain, Baiern, Böhmen, Preussen und England. Nach Herrn Dr. Bur- meister auf Myosotis palustris, Länglich. Schmutzig-gelb, 11 Linien lang. Kopf schwarz, tief. punctirt. Vorn am Scheitel zwei zusammengeneigte, gelblichbraune, kurze Dorne. Fühler röthlichgelb, sehr fein entomologische Monographien. 363 behaart; Endglied schwarz, borstenhaarig, das, zweite ‚Glied bräunlich. Scheibe des Pro- notum schmutziggelb, fein punctirt; die fast dreieckige Halsblase schwarz, der gerade Vor- derrand und Kiel derselben ist gelb, Der Mittelkiel über den flach gewölbten Rücken ist als erhöhte Linie ganz sichtbar, gelb, am Ende mit schmaler niedriger Blase. Die umgeschlagenen Ränder schmutziggelb, bauschig und netzmaschig, wie. der Processus. Netzdecken nach Aussen in der Mitte erweitert, hinten geschweift.. Randfeld breit, mit, querviereckigen Maschen, wobei zwei schwarzbraune Querrippen mit einer weissgelben abwechseln. ‚Mittelfeld erweitert, der äussere Kiel bogig, mit drei schwarzen Strichen; einer am Grunde, in der Mitte und am Anfange des Kieles. Im Mittel- und Endfelde ein grosser Fleck aus dem braungefärbten Netz der Maschen gebildet. Unterseite schwarz, matt, Brust grobpunctirt. Vorder- und Hinterrand der Brust, dann die Ränder der Pfannen breit weissgelb. Hinterleib schwarz, glänzend. Schenkelköpfe schwarz. Beine schmutziggelb. Klaue schwarz. Var. b. Schenkel am Grunde schwarz. Fig. 17. Das Insect vergrössert, Fig. 18. Der Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben gesehen. Monanthia convergens. Klug. ist die Tingis /Monanthia) humuli Fab.; diess erhellt aus der Vergleichung der Beschreibung bei beiden Autoren: Tingis humuli (Acanthia) Fab. a. a. O.: »— — — subtus atra, pedibus rufis, antennae rufae, apice nigrae. Thorax singularis griseus. Elytra nigro- cinereoque varia, apice oculata — — —« Monanthia convergens. Klug. in Burm, H. a. a. O.: »corpore nigro, supra pallida, fusco-conspersa, pedibus antennisque flavorufis. Bei dem ausgebildeten Insecte ist der Vorderrücken ganz graugelb, und bei manchen Individuen jederseits neben dem Mittelkiele schwarz, Schenkel am Grunde bräunlich. Flügeldecken ziemlich lang gestreckt, überall fein schwarz gegittert Zweites und viertes Fühlerglied schwärzlich, das erste und dritte gelblich, wie die halben oder häufig die ganzen Schenkel, die Schienen und die Füsse.« (Burm.) Anmerkung, H. Schäffer hat im 4. Band 3, H. р. 52. der W. I. die Mon. echii, lupuli, convergens, humuli und simplex blos namentlich zusammengestellt, nirgends aber die M. humuli beschrieben, und scheint daher über diese Arten in Ungewissheit zu sein; das Weitere hierüber bei M. vesiculifera. Da der Artname T. humuli. Fab. der ältere ist, habe ieh denselben vor jenem des Herrn Klug — T. con- vergens. beibehalten. 29. М. lupuli. Kunze. Taf. VII. Fig. 19 — 21. Schmutziggelblich. Fühler schwarz, drittes Glied rostroth. Halsblase des schwärz- lichen Pronotum gelb. Seitenrand breit. Mittelkiel einfach. Randfeld mit braunen Quer- Rippen. Schenkel schwarz. Schienbeine lehmgelb. Monanthia lupuli, Kunze in Schäff. W. I. 4. B. 1, H. p. 13. 4 114, fig. 359. In Böhmen, Ungarn, Illyrien und Baiern, Schmutzig-gelblich. Länglich. 13 Linien lang. Kopf schwarz. Scheitel vorn mit zwei sehr kurzen, stumpfen, gepaarten, gelblichen Dornen. Fühler sehr fein behaart, schwarz, 364 Franz Xav. Fieber, drittes Glied röthlichgelb. Scheibe des Pronotum auf der Vorderhälfte schwarz, punctirt. Processus mit braunen Maschen. Der umgeschlagene Rand breit, wulstig, mit vier Reihen Maschen. Halsblase des Pronotum gelblich, nach hinten spitzig-dreieckig, der Mittelkiel über dieselbe niedrig und geschärft verlaufend, gelb, wie die Séitenkielrudimente, Netz- decken länglich. Randfeld etwas schmäler als bei der Vorigen, mit einer Reihe Ouer- maschen besetzt, deren Netz braun gefärbt ist; die Randlinie ist gelb. Mittelfeld schmal, der innere Kiel bogig; der äussere fast gerade, nach hinten etwas bogig, mit drei Strichen aus dem schwarzen Netz der beiderseits liegenden braunen Flecke gebildet, wovon ein Fleck am Anfange, in der Mitte und am Ende des Kieles. Auf der Mitte des Endfeldes sind mehre Netzmaschen braun. Brust schwarz, punctirt, matt; Vorder- und Hinterrand, die Brust- und Wangenplatten, dann die Pfannen weissgelb, Hinterleib schwarz, glänzend. Rücken schwarz, matt. Schenkelköpfe schwarz, oben braun. Schenkel schwarz mit röthlichgelben Knien. Schienbeine schmutziggelb. Klauenglied an der Spitze braun, Klaue schwarz. Fig. 19. Das Insect vergrôssert, Fig. 20. Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 21. Kopf und Pronotum seitlich gesehen, 30. M. Wolfii *. Taf. VH. Fig. 22 — 24. Schmutzigweiss. Fühler schwarz; drittes Glied róthlich-gelb. Halsblase des schwarzen Pronotum kurz, gelblich. Seitenrand schmal, binten einwárts gedreht, Mittelkiel am Ende blasig. Randfeld mit zwei schwarzen und einer weissgelben Querrippe wechselnd. Schenkel schwarz, Knie und Schienen gelb. Acanthia Echü. Wolff. W, p. 130. &. 13. fig. 124. a. b. — Tingis humulr. Fall. C. Sv. p. 62.3. — H. Sv. p. 144. 3. zum Theil (das Weitere bei Mon. vesiculifera). — Monanthia humuli, Burm, H. 2. p. 261. 3. (mit Ausschluss des Citates der T. humuli Fab. — Monanthia Echi. Scháff. W. I. 4. B. LL р. 14. £. 114. Sig. 360 и. 4. B. 9. Н. 6. 124. fig: C. (Brust) Auf Echium vulgare; gemein an trockenen sonnigen, steinigen Hügeln in Deutschland, Frankreich, Italien; Ungarn, Schweden und England. Länglich. Schmutzigweiss, 14 bis 13 Linien lang. Der ganze Kopf schwarz, unbe- wehrt; die fein behaarten Fühler schwarz, drittes Glied róthlichgelb, an der Spitze etwas ver- dickt. Pronotum schwarz, ganz punctirt, Halsblase nach hinten fast halbrund, niedrig, gelblich; der Mittelkiel über dieselbe so wie über die gewölbte Scheibe geschärft, niedrig, am Ende in eine lingliche, zusammengedrückte, gelbliche, netzmaschige kleine Blase aus- laufend. Die Seitenkiele gelb, am Ende mit dem Ansatze zu einer Blase und mit einer Reihe niedriger Maschen besetzt. Der umgeschlagene Rand schmal, wulstig, gelblichweiss, auf den Schultern einwärts gedreht und abgerundet Netzdecken schmutzigweiss, flach ausgebogen. Randfeld breit, etwas aufgerichtet, vorn schmáler als hinten, mit einer Reihe quer-viereckiger Maschen, bei welehen zwei schwarze Rippen mit einer weissen wechseln. Das Netz der Ma- schen am. Endrande schwarzbraun, auf dem Endfelde grössere Maschen als auf dem vordern entomologische Monographien. 365 Theile, von; welchen, mehre braungefärbte einen Fleck bilden. Mittelfeld schmal ;. innerer Kiel am Processus stumpfwinkelig gebrochen, der äussere fast gerade, hinten etwas ausgebogen ; auf der Mitte und hinten im Gabelgrunde ein braunschwarzer Fleck. Die Kiele an der Stelle der Flecken. haben (einen, schwarzen: Strich.' Einige ‚zerstreute Maschen im. Mittelfelde sind braun: Unterseite. schwarz, glänzend, Vorder- und Hinterrand der Brust und die Brust- platten weissgelb, . Schenkel schwarz. Knie und Schienbeine róthlich - gelb. Fussglieder schwarz. Fig. 22. Das Insect vergróssert. Fig. 23. Kopf und Pronotum-Vorderrand. Fig. 24, Kopf und Pronotum seitlich. Anmerkung. Hieher gehört. mit voller Gewissheit die Monanthia humuli. Burm., jedoch mit Ausschluss des Citates der T, humuli Fab. — aus Gründen, die vorhin bei dieser Art angegeben wurden. Da jedoch für zwei Arten gleiche Namen nicht bestehen kónnen, und die von Fabricius aufgestellte T, echii eine an- dere weiter unten beschriebene Art ist, habe ich für nóthig befunden, den Namen Monanthia «Acanthia) echii Wolff, in Monanthia Wolffii umzuándern, Über T. humuli Fallén das Weitere unten bei M. vesiculifera, ** Eirunde. Vorderrand des Pronotum mit vorragender Halsblase. Drittes Fühlerglied lang, fädig, bogig. Seitenkielrudimente schief nach Aussen laufend, oder fchlend. 31. M. vesiculifera *. Taf. VII. Fig. 25 — 26. Gelblich. Halsblase rautenförmig, niedrig. Seitenrand breit, gerade. Processus eben. Randfeld am Grunde und hinten erweitert. Ausserer Kiel des Mittelfeldes mit zwei zusammen- gedrückten Blasen. Beine gelb, Monanthia costata. Schäff. W. I. 4. B. 1. H. p. 15. t. 114. fig. 362 (mit Aus- nahme des Citates der T. humuli. Fab.) — ?Monanthia Echi. Burm, H 2. p. 259. 4. In Sicilien (Dr. Helfer), in Italien (Jan.), in Baiern um Regensburg (Schäffer), in Öst- reich um Wien auf Distein an trockenen Orten (Ullrich). Gelblich, breit-eifórmig. Zwei Linien lang. Kopf schwarz, grob-punctirt, fast run- zelig. Vorn am Scheitel zwei kurze, gerade, schwarze Dorne. Hinter den schwarzen Augen ein orangegelber Fleck, unter den Augen ein weissgelber Strich. Fühler röthlichgelb; End- glied spindelförmig, unten röthlichgelb, obere Hälfte schwarz, drittes Glied fadenförmig, bogig. Vordere Hälfte des Pronotum bis zwischen die Schultern schwarz, eingestochen punctirt Processus weissgelb, braunmaschig. Seitenrand breit umgeschlagen, aufgetrieben, gelblich, in fünf Reihen grubig-netzmaschig. Vorderrand des Pronotum mit rautenförmiger, vorn kurz überragender, hinten spitzig verlängerter, gelblicher Halsblase in den Mittelkiel auslaufend. Mittelkiel hinter der Blase und auf dem Processus eingesenkt, niedrig, mit einer Reihe Ma- schen versehen, am Ende etwas bogig erhoben. Kiele gelb, die seitlichen Rudimente schief nach Aussen laufend , etwas einwártsgebogen. Netzdecken mit ungleich-breitem Randfelde, welches am Grunde abgerundet, und wie auf dem hintern Theile erweitert, in der Mitte aber schmal, mit: ungleich - grossen viereckigen, zuweilen braungefärbten Netz- Maschen ver- sehen ist, wobei die hintern fünfeckigen Maschen in zwei Reihen stehen, und an der Rand- 366 Franz Xav. Fieber, rippe mit einem schwarzen Puncte enden, Mittelfeld breit, der áussere Kiel stark ausgebogen, auf der Mitte und im Gabelgrunde mit einer zusammengedrückten braunen Blase versehen, über welche der Kiel läuf. Unterseite und Rücken schwarz. Brust grobpunctirt, am Vorder- und Hinterrande gelb. Wangen- und Brustplatten weissgelb. Beine röthlichgelb. Schienbeine an der Spitze bräunlich. Klauenglied an der Spitze und die Klaue ganz schwarz. Fig. 25. Das Insect vergrössert. Fig. 26. Kopf und Pronotum seitlich, H. Schäffer hat im 4. B. 1. H. p. 15, t. 110, fig. 362 der W. I. obige Art als Mon. costata Fab. beschrieben und abgebildet, hiezu aber noch Tingis humuli Fab. aus Fallen’s H. Sv. als Synonym gezogen, beides ist aber mit Unrecht geschehen. Fallen hat an dem oben angegebenen Orte unter dem Namen T. humuli Fab. die Acanthia (Tingis) echii. Wolff (hier als M. Wolffü) richüg beschrieben, obgleich er mitunter einige Exemplare der wahren M. humuli vor sich gehabt haben mag; denn Fallen sagt: »das Endglied der Fühler und das Pronotum sei schwarz, die Decken mit zerstreuten kleinen Flecken besetzt, (was sich wohl auf die kleinen braunen Maschen der Netzdecken bezieht, Fieber) und dass die Schenkel oft schwarz sind.« Hier dürfte Fallen Exemplare der T. humuli gesehen haben, die ent- weder ganz gelbe oder nur am Grunde schwarze Schenkel hat. Bei M. (echii) Wolffii finden sich nur schwarze Schenkel mit gelben Knien vor. Dass aber die von H. Schäffer als T. costata a. a. O. beschriebene Art eine ganz andere sei als T. costata Fab. (hier Taf. VI. Fig. 10 — 12), fliesst aus H. Scháffers eigenen Worten im 4. B. 4. H. p. 55. in der Bemerkung bei der wahren Monanthia (Tingis) costata Fab., wo jedoch H. Schäffer seine Figur 362. auf Taf. 110 — die er früher für T. costata hielt — nun eben so irrig für die Mon. (Tingis) humuli Fab. erklärt, Anmerkung. Da für die von H. Schäffer bald als T, costata, bald als T, humuli erklärte Art kein neuerer Name besteht, beide eben genannten aber- zwei von dieser oben beschriebenen ganz verschiedene Arten sind, habe ich derselben den Namen M. vesiculifera belassen. — Mit Gewissheit lässt sich das Citat aus Burm. Handb, hier nicht anführen, aus Gründen, die bei der folgenden Art in der Anmerkung dargethan sind, 32. M. Echii. Taf. VII. Fig. 27 — 32. Graulichweiss. Halsblase kappenfórmig, hoch. Seitenrand nierenförmig gekrümmt, aufgeblasen. Processus blasig. Randfeld am Grunde schmal, hinten erweitert. Äusserer Kiel des Mittelfeldes mit zwei rundlichen Blasen. Tingis Echü, Fab. S. В. p. 126. 8. — ? Burm. Н. 2. р. 259. 4. — Spin. Ess. p. 166. Gen. 74. 2, (bloss der Name mit dem Citate des Fabricius. — Tingis rotun- data. Schäff. N. р. 59 u- 95. — Monanthia rotundata, Schäff. W. I. 4. B. 3. H. p.52. u. р. 59. 1. 124, fig. 392. F. G. Auf Echium vulgare in Böhmen um Prag auf sonnigen steinigen Hügeln an einzelnen Pflanzen oft häufig. In Baiern (Waltl.), Italien (Jan.), Illyrien (Ferd. Schmidt), in Östreich um Wien (Ullrich). Bei dieser Art kommen meist Weibchen mit nur wenig entwickeltem Endfelde der Netzdecken vor, welches sich hinten nur wenig kreuzt; bei den Männchen, obwohl seltener, entomologische Monographien. 367 ist das Endfeld mehr in die Länge gezogen, rund, das Randfeld hinten sehr erweitert, gross- maschig, da hingegen das Ende der Decken bei den Weibchen verschmälert und stumpf er- scheint, das Randfeld hinten aber nur allmälig erweitert ist. Das Männchen ist vom Kopf bis zum Ende der ausgebildeten Netzdecken 13, das Weibchen nur 13 Linien lang. Graulichweiss, Länglich oder eirund. Kopf schwarz. Vorn am Scheitel zwei gerade Dorne, auf der Scheitelmitte ein aufgerichteter kurzer Dorn. Hinter den schwarzen Augen ein langer orangegelber Fleck, Fühler röthlichgelb, fein behaart, die beiden Wurzelglieder am Grunde bräunlich; Endglied spindelfórmig, dick, schwarz, der Grund gelb; gelbweiss be- haart; drittes Glied fadenförmig, bogig, an der Spitze etwas verdickt. Scheibe des Pro- notum schwarz, grob punctirt. Halsblase querüber viereckig, hochgewölbt, gekielt, und über den Nacken vorragend, netzmaschig. Die nierenförmigen, hohen, blasig aufgetriebenen, bis auf den halben Rand des Processus reichenden, umgeschlagenen Seiten des Pronotum sind am Anfange und Ende rundlich. Der Mittelkiel ist gelblich, mit braunem Netz, ganz vorhanden, auf dem blasigen gerundeten Ende des gelblichen Processus verlaufend. Seitenkielrudimente kaum sichtbar, unter dem blasigen Seitenrande verborgen. Netzdecken glasartig, grossmaschig, graulichweiss; bei den Weibchen mit wenig erweitertem stumpfem Endfelde. Bei den Männ- chen ist das Endfeld verlängert, rund; das Randfeld bei den Weibchen am Grunde schmal, allmálig nach hinten erweitert, mit zwei Reihen fast dreieckiger abwechselnder Maschen, die mit den Spitzen gegen und zwischen einander gelegt sind. Bei den Männchen sind die Maschen auf dem hinten sehr erweiterten Randfelde fünfeckig, die Randmaschen grösser als die nach innen liegenden. Randrippe gelb, von den schwarzen Enden der Rand- Maschen punctartig unterbrochen. Mittelfeld breit, äusserer Kiel hinter der Mitte ausgebogen, auf der Mitte eine schiefe, nach aussen geneigte, im Gabelgrunde eine rundliche braunmaschige Blase, über welche der Kiel läuft. Unterseite schwarz, Brustplatten weissgelb. Vorderbrust gelb- lich, Mittelbruststücke punctirt, Schenkel schwarz, zuweilen braun, mit breitem röthlich- gelben Ende, Schienbeine röthlichgelb. Klauenglied an der Spitze schwärzlich. Klaue schwarz, Fig. 21. Das Weibchen vergrössert, von oben gesehen. Fig. 28. Das Männchen von g. 2 oben gesehen, vergróssert, Fig. 29. Dasselbe von der Seite. Fig. 30. Der Kopf und Fühler von oben. Fig. 31. Kopf und Vorderrand des Pronotum seitlich. Fig. 32. Die Schnabel- scheide, Herr Burmeister 2АЪ a. а. О. diese Art zur Gattung Tingis, worunter jedoch be: ihm Arten aus mehren Gattungen der Tingiden stehen, und sagt p. 259. 4. bei T, Echii: »nigra, Supra grisea, fusco-punctata, margine pronoti crasso, elytris nodulis duobus. Beine und Fühler gelblich, Kopf braun, behaart.« Der Ausdruck »nodulis duobus,« so wie noch mehr die gelben Beine und Fühler sind auf die vorhergehende Art zu beziehen, und es zeigen diess auch noch die Worte: »margine pronoti crasso,« denn Fabricius definirt seine T. Echii folgends: »antennae ferru- gineae, articulo ultimo nigro, thorax margine antico et lateralibus valde elevatis, crassis, in- flatis albis, nigro reticulatis. Pedes testacei femoribus nigris.« Wenn auch Fabricius die Blasen auf den Decken übersehen haben mag, so bezeichnen die übrigen Ausdrücke ganz Abh. V, 3. 41 368 Franz Nav, Fieber, gut seine T, Echii, und sind eben auch nur auf die Mon. rotundata, Schäffer anwendbar, da sie mit M. Echii ein und dieselbe Art ist. 33. M. reticulata. Ramb. Faun. And. Cimie. p. 166. 1. Zu welcher der Arten in dieser dritten Abtheilung die von Rambur in Andalusien entdeckte M, reticulata gehört, kann aus seiner hier wörtlich folgenden Beschreibung nicht erörtert werden: »nigra, thorace supra ad latera inflato-reticulato , pallide griseo , margine antico albido, carinis tribus, duabus abbreviatis, gracilibus, pectore ad latera punctis nume- rosis, antennis articulo ultimo nigro, pedibus rufis, tarsis apiceque nigris.« B. Kopf dreieckig-spitzig, Schnabelscheide viergliedrig, kurz, dick. Gen. IX. Elasmognathus*. Taf. VIL Fig. 33 — 4t. Die beiden hintern Pfannenpaare durch eine rundliche, hinten ausgeschnittene Scheibe auswärts gerückt, aneinanderliegend. Kopf kurz, dreieckig. Scheitel und Stirne in schiefer Ebene. Die Wangenplatten breit, schnabelfórmig spitzig, vorragend. Schnabel. scheide viergliedrig, kurz, dick; Pronotum rautenfórmig, mit ohrmuschelformigen Schulter- aufsätzen. Schild und Clavus bedeckt. Mittelfeld dreieckig. Kopf kurz, nach der Seite (Taf. VH. Fig. 34) fast rechtwinkelig dreieckig, vorn spitzig, da die schiefe bogige Linie des Scheitels zur Surne, bis über den Rücken der vor- stehenden breiten Wangenplatten (a) herab, die Hypothenuse bildet. Scheitel mit langen ge- krümmten starken Dornen bewehrt. Die abwärts krummen Hócker vor den Augen sind von unten durch die plattenförmig erweiterten Backen (Fig. 31. b) gestützt. © Sehnabelscheide (Fig. 35, und Fig. 36. a) kurz, dick, viergliedrig, auf die Mitte des Mittelbruststückes reichend, die ersten drei Glieder untereinander fast gleichlang, das Endglied etwas kürzer. Fühler fein behaart, beinahe vorn am Kopfe eingefügt (Fig. 36. 5. und Fig. 58. a). Fühlerwurzel (Fig. 37. a) lang, walzig, am Grunde seitlich, dünn gestielt; zweites Glied (b) 4 so lang als das erste und dünner; drittes fadenförmig, gerade; viertes Glied spindelfórmig. Pronotum mit durchlaufendem Mittelkiel. Vorderrand mit niedriger, kappenförmiger, spitzig vorragender Halsblase (Fig. 38. b). Die Seiten vom Halse an bis auf den halben Processus mit ohr- muschelförmigem, über die Schultern vorstehendem Aufsatz (Fig. 33. a. und derselbe in Fig, 39 seitlich), an dessen hinterem Theile auf dem Processus das Seitenkielrudiment (Fig. 33. 6) sichtbar ist. Netzdecken mit dreieckigem Mittelfelde. Clavus und Schild verborgen. Die Stellung der Hüft- Pfannen ist wie jene bei Monanthia, doch sind die beiden hintern aneinanderliegenden Pfannenpaare der Breite nach durch eine schalenfórmige, grosse, rund- liche, hinten ausgeschnittene Scheibe ohne Randplatten (Fig. 36. c) auswärtsgerückt. Die Kiele der Mittelbrust sind (Fig. 36, d) schief von vorn nach hinten und aussen gerichtet. Schenkel am Knie mit einem dornfórmigen Fortsatze (Fig. 40, а). Flügel vorhanden. After des Weibchens länglich-dreieckig, stumpf, gewólbt. an den Seiten etwas geschweift (Fig. 4t). entomolegısche Moncgraphien. 369 1. E. Helferi*. Taf. VII. Fig. 33 — 41. Länglich. Gelblichweiss. Scheitel mit fünf krummen langen Dornen, Halsblase rauten- förmig, vorn spitzig, Seiten des Pronotum mit grossem ohrmuschelförmigem Aufsatz, Rand- feld breit, am Grund verschmälert, mit unregelmässigen Maschen, In Ostindien von Dr. Heifer entdeckt. Länglich, 23 Linien lang. Gelblichweiss ins Bräunliche ziehend, Kopf gelblich. Scheitel mit fünf bogig-gekrümmten starken Dornen; zwei anliegende Dorne neben jedem Auge (Fig. 34. und 38. c), drei Dorne auf dem Scheitel (d. bei Fig. 34 und 38) neben und übereinander, aufgerichtet. Stirne (Fig. 34. e) wulstartig erhöht. Höcker vor den Augen abwärts geneigt, kurz, pfriemlich, unterhalb von der erweiterten Backe gestützt. Augen schwarzbraun. Schna- belscheide lehmgelb, das Endglied an der unteren Hälfte schwarz. Pronotum mit rau- tenförmiger, gekielter, spitzig überragender Halsblase. Mittelkiel niedrig mit einer Maschen- reihe. Vom Mittelkiel an ist die ganze Seite des Pronotum bis auf den halben Processus mit einem hohen ohrmuschelförmigen, über die Schultern kopfförmig vorragenden, braungefärbten Aufsatz geziert. Die Seitenkiel-Rudimente gerade. Netzdecken auf der Aussenrandmitte etwas winkeligvorstehend. Randfeld am Grunde schmal, bis zur Mitte erweitert, dann gleich- breit, mit unregelmässigen kleinen und grössern, drei- und viereckigen Maschen besetzt. Vor der Mitte des Randfeldes ein Querfleck, am Ende der Decken zwei kleinere verbundene Flecke bráunlich, Die Maschen des Mittelfeldes sehr klein. Endfeld mit grossen sechseckigen, am Rande selbst mit fünfeckigen Maschen, Rücken bráunlich. Flügel schwärzlich, Unter- seite wie die Beine weissgelb. Schenkel am Ende in einen aufgerichteten Dorn endigend, unterhalb desselben zwei warzenförmige , braune, in der Mitte der Vorderschenkel und der Schienbeine drei in einer Reihe stehende Puncte. Schienbeine an der Spitze, und die Fuss- glieder schwarzbraun. Fig. 33. Das Insect vergrössert. Fig. 34. Kopf und Vorderrand des Pronotum seitlich. Fig. 35. Die Schnabelscheide, Fig. 36. Kopf und Brust von unten. Fig, 37. Die beiden ersten Fühlerglieder und ein Stück des dritten. Fig. 38. Kopf und Vorderrand des Pronotum von oben. Fig. 39. Der ohrmuschelförmige Aufsatz seitlich gesehen. Fig. 40. Das Knie. Fig. 41. der weibliche After. 2. Fühlerglieder dick, walzig, gekörnt, striegelhaarig. Gen. X. Dietyonota. Curtis. Taf. VII. Fig. 42 —41. und Taf. VII. Fig. 1 — 9. Tingis. Fallen. Dietyonota. Curtis. Britt. Е. (. 144. Die Pfannen der Hinterbeine aneinanderliegend, nur wenig durch eine, zuweilen ovale, mit Platten umgebene Scheibe auswärts gerückt. Mittelbrust sehr kurz. Kopf drei- eckig, stumpf. Fühler dick, walzig, striegelhaarig, seitwärts vor der Mitte am Kopfe einge- fügt. Scheibe des Pronotum rautenförmig. Seitenränder breit, blattartig. Schild und 47 * 370 Franz Xav. Ficber, der durch Maschen repräsentirte Clavus bedeckt. Netzdecken glasartig durchscheinend. Mittelfeld dreieckig mit bogigem inneren Kiele. Kopf (Fig. 43, a) seitlich, kurz dreieckig. Scheitel und Stirne in sanften Bogen übergehend , meist mit zwei gepaarten Dornen bewehrt (Fig. 45. a). Schnabelscheide (Fig. 44. a, und Taf. VII. Fig. 7) viergliedrig, bis ins dritte Fusspaar reichend, das erste und vierte sind die kürzesten Glieder, das zweite Glied das längste. Fühler seitwärts vor der Mitte des Kopfes eingefügt (Fig. 44. b); Wurzelglied walzig oder kolbig, zweites Glied fast kugelig, drittes Glied dick walzig, fast dieker als das Wurzelglied und dicht mit warzenför- migen Körnern besetzt, die an ihrer Spitze kürzere oder längere Borsten tragen, und den Fühlern ein striegelartiges Aussehen geben (Fig. 45. 6). Scheibe des Pronotum rauten- förmig, vorn abgestutzt, mit einer gewölbten, hinten balbrunden Halsblase versehen (Fig. 43. b), Rückenkiele meist ganz. Seitenrand breit, blattartig. Der Clavus ist durch Maschen reprá- sentirt, und nebst dem unausgebildeten Schild unter dem Processus verborgen. Das vertiefte Mittelfeld der grossmaschigen glasartigen Netzdecken ist dreieckig, der innere Kiel bildet einen Bogen. Die Pfannen der beiden hinteren Fusspaare aneinander liegend, der Breite nach nur wenig durch die fast geraden, etwas bogigen Platten auseinander gerückt (Fig. 44. c). * Mittelfeld dreieckig, innerer Kiel flach-bogrg. Pronotum-Seitenrand gleichbreit , vorn schief abgeschnitten, an den Schultern rund. Körner der Fühler langberstig. 1. D. crassicornis. Fall. Taf. УП. Fig. 42 — 41. Grau. Kopf, Fühler, Augen und Pronotum schwarz. Seitenrand mit drei Reihen kleiner Maschen. Surne bogig. Netzdecken kleinmaschig. Mittelfeld mit vier Reihen Maschen. Randfeld schmal. Tingis crassicornis. Fall. С. Sv. р. 38, 8. — Н. Sv. p. 147. 10. — Schäff. N. p.57 u. 95. (excl. Syn. T. erythrophthalmae.) — ? Tingis pilicornis. Schäff. Е. С. 118. 11. — Dictyonota crassicornis. Curtis Br. E. IV. t. 154. — Steph, C. Gen. 6. 1. — Гар. H, р. 50. — Schájř. W. I. 4. В. 4. H. p. 14. t. 129. B. (der Kopf). — Spin. Ess. р. 165. Gen. 12. 1. — Piesma marginatum Burm. Н, II, p. 258. 3. Einzeln, auf trockenen Wiesen, Grasplätzen, in Gehólzen an sandigen Feldrainen unter Artemisia campestris in Östreich, Böhmen, Italien, Frankreich, England und Schweden. Grau. Länglich. Fast 2 Linien lang. Kopf rechtwinkelig dreieckig, schwarz. Schei- tel und Stirne bis über die unten fast horizontalen Wangenplatten bogig. Auf dem Scheitel zwei aneinanderliegende (Fig. 48), oder nur wenig von einander getrennte (Fig. 45, a), auf gemeinschaftlichem Grunde stehende, aufgerichtete, schwarze Dorne. Höcker vor den schwarzen Augen kurz, stumpf, etwas auswártsgebogen, Fühler schwarz; drittes und viertes Glied mit länglichen, schiefliegenden Körnern besetzt, die an ihrer Spitze eine schwarze ab- stehende Borste tragen. Endglied länglich; wegen den dichtgestellten Körnern und über- einander liegenden Haaren ist die Anheftung des Endgliedes an dem dritten Gliede nicht deutlich sichtbar. Scheibe des Pronotum schwarz, punctirt. Spitze des Processus weiss- lich, mit schwarzen Netzmaschen. Vorderrand gerade, mit einer fast halbkugeligen Halsblase, entomologische Monographien. 371 an welche sich etwas niedriger liegend der, wie die ganzen vorn etwas gekriimmten Seiten- kiele, nur flach bogig erhöhte, mit einer Reihe viereckiger Maschen versehene, Mittelkiel an- schliesst. Seitenrand breit, fast parallel, vorn schief abgeschnitten, der vorstehende Hals- winkel ist stumpf, an den Schultern rund, mit dreiReihen kleiner, querliegender, fünfeckiger Maschen, Netzdecken grau, glasartig durchscheinend, um weniges breiter als das Prono- tum an den Schultern, und mit kleinen sechseckigen Maschen besetzt, wovon vier Reihen im Mittelfelde, dessen Kiele blattartig erhöht, mit einer Reihe viereckiger Maschen versehen sind. Randfeld nicht sehr breit; Randlinie fast gerade, hinter der Mitte bogig in das rundliche Ende der Netzdecken übergehend. Randfeld auf der Mitte mit einer Reihe querviereckiger Maschen, am Grunde und auf der Hinterhälfte zwei Reihen lánglich - fünfeckiger Maschen. Hinter- leib schwarzbraun. Rücken schwarz, Brust schwarz, grobpunctirt. Schenkelköpfe braun. Schenkel röthlich - braungelb (zimmtbraun), Knie und Grund heller. Schien- beine und Fussglieder gelblich. Klauenglied an der Spitze braun. Klaue schwarz. Fig. 42. Das Insect vergrôssert. Fig. 43. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 44. Kopf und Brust von unten. Fig. 45. Kopf und ein Theil des einen Fühlers von oben, Fig. 46. Pronotum und Netzdecken seitlich gesehen. Fig. 47. Der weibliche After. Fig. 48. Zwei aneinanderliegende Kopfdorne, Ich halte diese eben beschriebene und abgebildete Art für die wahre T. crassi- cornis Fall. M. C, Sv. p. 58. 8. und H. Sv. p. 147. 10, da es dort lautet: »Magnitudo T. Cardui, paullo lauor. Antennae »densae hirsutae,« und in der Note: »ob densam hirsutiem non conspicitur articulatio antennarum, nec clava observari potest.« . Wenn gleich Fallén die Fárbung mit »ferruginea« bezeichnet, so scheint es, dass dem- selben erst kürzlich entwickelte Exemplare dieser Art vorgelegen sind, da im Alter die Fár- bung nachdunkelt. Tingis crassicornis des H. Schäffer, wovon derselbe in den W. 1. 4. B. 4. H. p. 14. eine kurze Note gibt, und auf Tafel 129. B. den Kopf im Umrisse abbildet, gehórt wahrscheinlich zu meiner weiter unten beschriebenen Dictyonota strichnocera, da H. Scháffer a. a. O. sagt: »unterscheidet sich von D. pilicornis (deren Beschreibung weiter unten) durch bedeutendere Grösse, längere Decken, besonders von dem mittlern Felde an ge- rechnet, schwarze Schenkel, divergirende, an der Spitze. weissliche Dorne des Kopfes, weiss- liche innere Orbita, viel kürzere, einwárts gebogene Seitendorne, niedrigere, wenig gegitterte Seitenkiele des Thorax.« Dietyonota pilicornis Schäff. in den W. 1. 4. B. 4. H. ohne Beschreibung, jedoch mit einer Abbildung auf Tafel 129, Fig. 401 (im Text unrichtig mit Fig. 302 angeführt) zu wel- cher die Tafel und Beschreibung der D. pilicornis (hier auf Tafel VIII. Fig. 9) aus der F. G. 118. t. 17 citirt wird, zeigt im Vergleich mit der eben. angeführten Figur der Fauna German. solche Unterschiede, dass man diese Abbildungen als von zwei verschiedennn Arten entlehnt ansehen, und trennen muss (obgleich sie H, Schäffer zusammenzieht), wenn man nicht annehmen will, dass die bei H. Schäffer gewolinte Schlenderhaftigkeit in der Zeichnung als Fehler zum Grunde liegt. Die Figur 17. des 118. Heftes der F. G. würde ich unbezweifelt zu D. 372 \Franz Xav. Fieber, crassicornis ziehen, da der Bau des Pronotums dieser Art ganz entspricht, obgleich aus der höchst mittelmässig gezeichneten kleinen Figur (bei dem noch vielen übrigen leeren Raume des Papieres jener Tafel) nicht viel mehr zu entnehmen ist, als dass noch die Seitenkiele des Pronotum wie bei D. crassicornis gerade — bei D. pilicoruis aber S-förmig gekrümmt, die breiten geraden Seiten vorn abgestutzt, deren Hals- und Schulterwinkel stumpf sind. Bei D. pilicornis ist der Seitenrand breit, halbrund und vorn mit einer grossen Halsblase versehen. Nachdem mir nur die Abbildungen und die oberflächige Beschreibung der eben be- sprochenen D. pilicornis Schäfl. vorliegen, sehe ich mich genöthigt, die getreu copirten Figuren von den angegebenen Orten aufzunehmen und die D. pilicornis in so lange als dubiose Art beizubehalten, bis die Zweifel über deren Selbststindigkeit gelóst sind. 2. D. erythrophthalma. Germ. Taf. УШ. Fig. 1 — 3. Bräunlich-weissgelb. Fühler bráunlichgelb, Endglied schwarz. Augen blutroth. Surne über die schiefen Wangenplatten vorstehend. Pronotum - Seiten mit zwei Reihen grosser Quermaschen. Netzdecken grossmaschig. Mittelfeld mit zwei und einer halben Reihe Maschen. Randleld breit, geschweift. Tingis erythrophthalma. Germ. Ahr. Е. E, 3.25. — Dictyonota erythrophthalma, Schäf. JW. I. 4; B. 4. Ho p. T4 Auf sandigen Wiesen, unter Senecio Jacobaea, auf der Trojainsel bei Prag in Böh- men. Scheint in Deutschland sehr selten zu sein. Um Leipzig (Germar) In England (Marsham). B Bráunlich-weissgelb. Länglich. 11 Linien lang. Kopf braungelb. Augen blutroth. Auf dem Scheitel zwei nahe an einander liegende spitzige, etwas gekriimmte und aufgerichtete, am Grunde vereinte Dorne. Die Stirne über die schief von oben gegen die Brust geneigten Wangenplatten vorstehend. Fühler bräunlichgelb, drittes und viertes Glied mit dichtstehen- den länglichen Körnern besetzt, die oben eine gelbliche Borste tragen; Endglied schwarz. Scheibe des Pronotum braungelb, punctirt. Processus netzmaschig. Vorderrand der ge- wölbten, niedrigen Halsblase etwas bogig vorstehend, Hinterrand halbrund. ‘Der breite, mit zwei Reihen grosser querliegender fünfeckiger Maschen besetzte, aufgebogene Seitenrand ist vorn schief abgeschnitten; Halswinkel stumpf, an den Schultern verschmälert und abgerundet. Rückenkiele gerade, ganz; die seitlichen vorn etwas gekrümmt, bogig erhöht, der Mittelkiel ist etwas niedriger als die Halsblase; alle Kiele sind mit grossen viereckigen Maschen in einer Reihe besetzt. Netzdecken glasartig, grossmaschig, etwas breiter als das Pronotum, hinten rund, Randfeld breit, am Grunde erweitert und abgerundet, aussen etwas geschweift, die Maschen blassbraun, quer- viereckig, zuweilen durch eine Längsrippe getheilt. Am Grunde und Ende des Seitenfeldes zwei Reihen fünfeckiger Maschen. Mittelfeld mit zwei Reihen ganzer und einer halben Reihe fünfeckiger Maschen am innern Kiel, Unterseite, Beine, Wangen- und Brustplatten gelbbraun. Klauenglieder braun. Fig. 1. Das Insect vergrôssert. Fig. 2. Kopf und ein Fühler. Fig. 3. Kopf und Pronotum seitlich. entomologische Mo nographien. 373 ** Mittelfeld dreteckig, fnnerer Kiel stumpfwinkelig „ fast gebrochen. © ‚Seiten | des Prono- tum rund. 3. D. strichnocera * Taf. THI. Fig. 4 — 7. Ста» Fühler dicht gekórnt, kurzborstig, nebst Kopf und Pronotum schwarz. Seiten- rand flach bogig. Hals und Schulterwinkel rundlich, Rückenkiele geradlinig, die seitlichen abgekürzt. Netzdecken hinten gleichbreit. Randfeld mit zwei Reihen unregelmässiger Maschen. Unter Weidenstócken an Flussufern der Moldau in Bóhmen bei Prag. In Óstreich um Wien (Ullrich. Um Laibach (Schmidt). Grau. Länglich. Etwas über zwei Linien lang. Kopf schwarz. Surne über die schief von oben gegen die Brust liegenden Wangenplatten stumpfspitzig vorstehend. Die Hócker vor den Augen kurz, dick, stumpf. Auf dem Scheitel zwei kurze spitzige, am Grunde vereinte gelbe, im Nacken zwei gelbe aufliegende etwas einwärts gekriimmte Dorne. Schnabel- scheide braungelb. Fühler schwarz, alle Glieder fein und dicht gekörnt; die Körner mit sehr kurzen etwas angedrůckten Borsten besetzt, wesshalb die Fühler bei schwacher Vergrösserung nur gekórat scheinen. Endglied länglich, kurz; Wurzelglied birnfórmig, zweites Glied fast kugelig; drittes: walzig, lang, nach oben allmálig etwas schwächer. Pronotum mit guer-vier- eckiger, gewölbter, auf den Nacken vorragender Halsblase. © Scheibe hochgewölbt , schwarz, oder schwarzbraun, fein und dicht punctirt. Processus weissgrau, netzmaschig. Seitenrand breit, flach ausgebogen, glasartig -schmutzig, mit drei Reihen Maschen, die äussere Reihe. Ma- schen grösser, Randrippe gelb. | Hals und Schulterwinkel rundlich. Mittelkiel hinter der Halsblase eingesenkt, auf der Mitte des Pronotum wie die Seitenkiele nach ihrer, hochgewölbten Basis bogig erhöht, hinten gesenkt. Seitenkiele gerade, vorn abgekürzt, niedrig, mit einer Reihe kaum merklicher runder, Mittelkiel hoch blattartig, mit einer Reihe hoher viereckiger Maschen. Netzdecken glasarug, schmutzig. Randfeld breit ,; hinter der Mitte etwas ge- schweift, und nach innen etwas breiter als hinten, mit zwei Reihen unregelmässiger, drei-, vier- und fiinfeckiger, das Mittelfeld mit drei Reihen meist sechseckiger Maschen, die so gross wie jene des Endfeldes sind. Unterseite schwarz. Wangenplatten am Rande, so wie die Brustplatten und Ränder des Vorderbruststückes weissgelb. Schenkelköpfe, Schenkel- anhänge und Knie der schwarzen Schenkel, rostroth. Obere Hälfte der Schienbeine rost- roth, am Grunde gelblich, Klauenglied und Klaue schwarz, Fig. 4. Das Insect vergrössert. | Fig. >., Kopf. und, ein ‚Fühler von oben. Fig. 6. Kopf und Pronotum seitlich. Fig. 7: Die Schnabelscheide. 4 D. pilieornis. Schäff. Taf. VII. Fig. 8 — 9. Grau, Fübler langborstig, nebst Kopf und Pronotum schwarz. Seitenrand breit, fast halbrund. Seitenkiele S-fórmig gekrümmt. Netzdecken hinten erweitert. Randfeld mit zwei Reihen grosser fünfeckiger Maschen. | ? Tingis pilicoruis.. бра. F.G. 118. АЛ, (dieses Citat gehört wahrscheinlich zu D. crassicornis, und es ist das weitere dort erláutert.) — Vom. p. 91 u, 95. — D tetyo 374 Franz Nav, Fieber, nota pilicornis. Schäff. WI. A. B. 4. H, p. 14. 6 129. Ag. 401. (im Texte falsch mit Fig. 302 angegeben). Es stehen mir von dieser Art keine Original- Exemplare zur Beschreibung und Ver- gleichung zu Gebote, obgleich ich den Herrn Entdecker um Mittheilung derselben zur An- sicht ersuchte. Ich gebe demnach jene Beschreibung und Abbildung getreu copirt wieder (hier auf Tafel VII. Fig. 9), die H. Schäffer im 118. Heft Taf. 17 liefert, und auf die sich derselbe im 4. Bande ^. Ней p. 74 der W. I. beruft, welche Zeichnung jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach zu D. crassicornis gehórt, was aus dem Vergleich jener Figur 17. im 118. Heft mit der in den W. I. von Schäffer ohne weitere Beschreibung neu gegebenen Zeichnung (hier auf Taf, VIII, Fig. 8) ersichtlich wird. Die Beschreibung in Schäffer’s Fortsetzung der F. G. 118. 17. lautet: „Tingis pilicornis: Nigricanti diaphana, rete fusco; capite supra antennas spinis 2 validis, basi connatis, thorace carinis tribus reticulatis, margine diaphano: serie cellu- larum triplici interdum. quadruplici. Fühler dicht mit starken, fast anliegenden Borsten besetzt. Schildchen gegittert (soll wohl heissen Processus) und in grósserem Umfange blass, als in der Abbildung. Halsblase aus zwölf regelmässig gestellten Zellen bestehend.« — Bei Regensburg. Anmerkung. Die aus der Abbildung sich ergebenden weitern Kennzeichen sind vergleichend bei D. crassi- cornis zu ersehen. b. Letztes Fühlerglied dick, kurz, von der Basis an seitlich gekrümmt, die Spitze ausserhalb der geraden Axe des dritten, nach oben keulen- fórmigen, Gliedes. Genus XI. Laccometopus“. Taf. VII. Fig. 10 — 22. Cimea. Linn. Acanthia, Tingis. Fab, — Eurycera, Lap. Monanthia. Burm. Pfannen fast in gerader Linie neben den geraden Brustplatten. Die beiden hinter. Paare aneinanderliegend. Kopf kurz, seitlich fast viereckig. Stirne grubig eingedrückt. Scheitel spitzig vorragend, unterhalb der Stirngrube ein krummes Horn, Fühler vorn am Kopfe, Endglied gekrümmt, die Spitze ausserhalb der geraden Axe des dritten nach oben keulenförmigen Gliedes. Schnabelscheide viergliedrig, lang. Pronotum rautenförmig. Clavus dreieckig, langgespitzt, nebst dem Schildchen verdeckt, Mittelfeld der Netz- decken dreieckig. Kopf kurz, seitlich (Fig. 11. und 12. a) viereckig. Scheitel (v) gerade, vorn in eine Spitze (Fig. 11. und 12, D) auslaufend, beiderseits derselben etwas unterhalb ein Dorn (Fig. 11. und 12. с. und Fig. 18. 19. a). Stirne grubig ausgehöhlt, unter dieser Štirngrube auf der Nasenkuppe ein aufwärts gekrümmtes Horn bald länger (Fig. 11. d), bald kürzer (Fig. 19. 2), von welchem die Wangenplatten (с) anfangen. Höcker vor den Augen kurz, stumpf (Fig. 11, / und 12. 4). Fühler (Fig. 13) seitlich der Stirngrube, vorn am Кор (Fig. 12. e. und entomologische Monographien. 3175 Fig. 14. а). Wurzelolied (Fig. 13.4) dick, keulig wie das zweite etwas kürzere und schwächere (b), drittes Glied (Fig. 13. und 20. c) nach oben keulenförmig, oft einseitig verdickt, viertes Glied (d. bei Fig. 13. und 20) lánglich, von der Basis an seitlich. gekrümmt, die Spitze desselben ausserhalb der Axe des dritten Gliedes. Schnabelscheide (Fig. 14. b. und Fig. 15) vier- gliedrig, bis zwischen das dritte. Fusspaar reichend; das erste, zweite und vierte Glied fast gleichgross, das dritte Glied das lángste. Pronotum rautenfórmig; vorn etwas ausgeschnitten. Seitenrand schmal, blattartig, flach. Scheibe mit drei durchlaufenden Kielen. Schildchen verkümmert, nebst dem langgespitzten dreieckigen Clavus unter dem Processus verborgen. Mittelfeld der Netzdecken dreieckig. Die Hüft- Pfannen (Fig. 14. c) der beiden hintern Beine aneinanderliegend , erstes und drittes Pfannenpaar in gleicher Linie, das mittlere Paar etwas weniges auswärts gerückt. Vorderes Pfannenpaar fast um die doppelte Pfannenbreite von dem mittlern Paare entfernt. Brustplatten (Fig. 14. d) gerade. Vorderbrust mit einem kurzen Ansatze der Platten. 1. L. clavicornis. Lin. Taf. VII. Fig. 10 — 16. Braun. Kopf und Fühler schwarz, Im Nacken zwei spitze Dorne, die beiden vordern Scheiteldorne zusammengeneigt. Drittes Fühlerglied einseitig, verdickt, keulenförmig ; End- glied dick, stumpf, beide langhaarig. Randfeld und Pronotum-Seiten bandfórmig. Cimex clavicornis. Lin. S. N. 2. ТИТ. 16. — Е. Sv, р. 246. 911. — Cimex Tigris, Geoff. Ins, par. 1. 461. 56. — Céme Теисти. Host. in Jacq. Collectan, II. p. 255. Taf. 18. Fig. 1. (а. — d). — Acanthia clavicornis. Fab. E. S. 4. 10. 10. — Tingis clavi cornis. Fab. S. R. 124..1. — Panz. Е, G, 23. 23. — Fall, C. Sv. p. 41. — Schäf. N. р: 51. und 94. — Tingis obscura. Steph. Cat. Gen. 5, 16. — Eurycera nigricornis. Lap. Ess. p. 49. Gen. 4. — Burm, H. II. p. 258. 1. — Spin. Ess. р. 161. Gen. 16. — Eurycera clavicornis. Schäff. W. I. 4. B. 4. H. p. 61. Taf. 129. Fig. 301. — Monan- thia clavicornis. Burm. H. И. р. 260. 1. Zwischen den verkrüppelten Blättern und Blüthen des Teucrium chamaedrys, bei Kuchelbad unweit Prag. Fast durch ganz Europa verbreitet, aber doch nicht gemein. Zimmtbraun. Lánglich, 11 — 2 Linien lang, die kleinen Exemplare stammen aus Ita- lien. Kopf, Augen und Fühler schwarz. Drittes und viertes Fühlerglied fein lángsrunzelig, mit langen, feinen, zerstreuten, abstehenden Haaren besetzt. Viertes Glied dick, im Quer- schnitte rund, stumpf. Unterhalb der Scheitelspitze zwei zusammengeneigte, und im Nacken zwei schiefe Dorne, gelb. Scheitel mit einer rautenfórmigen, grobpunctirten, vorn in eine Spitze endigenden Platte. Am Ende der Stirne ein aufgebogenes starkes Horn. Pronotum schwarz, grobpunctirt. Processus braun, fast netzmaschig. Vorderrand des Pronotum sanft ausgeschweift, mit dreieckiger weissgelber Halsblase. Rückenkiele gelb, gerade; die seitlichen vorn etwas abgekürzt, niedrig, geschärft, ohne deutliche Maschen. Auf jeder Schulter eine kurze Wulst, Seitenrand glasartig , bandförmig, vorn etwas geschweift, ohne Vorsprung an die Halsblase anschliessend, an den Schultern abgestumpft; mit fünf bis sechs langen vier- eckigen Maschen in einer Reihe , das Netz schwarzbraun. Das Netz der Decken braun. Abh. V, 3 48 376 Franz Nav. Fieber, Das Mittel- und das schiefe Seitenfeld mit sehr kleinen, das Endfeld mit grossen irreguláren Maschen belegt. Im Mittelfelde bilden mehre verástelte Rippen ein grósseres Netz und drei- eckige grosse Maschen über dem sehr kleinmaschigen Raum, Randfeld bandförmig, hinter der Mitte etwas erweitert, mit einer Reihe viereckiger, ungleich grosser Maschen aus zwölf bis dreizehn schwarzbraunen, zuweilen zwei und zwei genäherten, und einigen gegabelten Rippen gebildet. Auf dem Endfelde ein brauner Fleck. Unterseite braun, oder schwarzröthlich. Vorder- und Hinterrand der Brust und der Rand der Wangenplatten weiss- gelb. Die Bauchschienen querüber runzelig, äusserst fein kurzhaarig, die Haare ange- drückt, goldgelb, glänzend. Rücken braungelb. Flügel glasartig, die Spitze und die Rippen schwárzlich. Schenkel schwarzbraun, oder pechbraun. Schienbeine und Fussglieder röthlichgelb, Klauenglied an der Spitze braun, Klaue schwarz. After des Weibchens viereckig- rautenförmig, hinten spitzig. Letzte Bauchschiene in eine kurze Spitze vorspringend. Fig. 10. Das Insect vergrössert. Fig. 11. Der Kopf von der Seite. Fig. 12. Der Kopf von oben. Fig. 13. Ein Fühler. Fig. 14. Kopf und die Brust von unten. Fig. 15. Die Schnabelscheide. Fig. 16. Der weibliche After. Anmerkung. Die Abbildung in den Collectan, a. a. O. ist zwar etwas unförmlich aber noch kenntlich; das Endglied der Fühler ist (unrichtig) dick, elliptisch, das dritte ist weniger dick als es sein sollte. Die zott ge Behaarung ist richtig angegeben, Die Figur in Panz. Е. С. 23. 23. hat zu kleine Fühler und ist nicht natur- getreu, obwohl viel besser als jene des Jaquin, gezeichnet. 2. L. Kollari*. Taf. VII. Fig. 11 — 22. Rostroth. Kopf, Beine und Fühler rostroth. Die beiden vordern Scheiteldorne kurz, gerade. Fühler fein behaart, drittes Glied lang, vom Grunde allmálig nach oben dicker. Endglied soitzig, schwarz, Grund rothbraun, ‘Seitenrand des Pronotum und das Randfeld linienfórmig Von der Insel St. Mauritius, Im Wiener k. k, Hof-Naturaliencabinet, Vordere Hälfte braunroth. Netzdecken bleich. 21 Linien lang. Der Kopf, die schlan- ken Fühler und das Pronotum braunroth. Letztes Fühlerglied im Durchschnitte rund, ge- krümmt, spitzig, schwarz, am Grunde rothbraun, gekórnt, mit feinen, anliegenden, grauen Borstenhärchen, wie das lange nach oben allmälig dickere dritte Glied, belegt. Ein aufge- richtetes kurzes Horn auf der Stirnmitte, welches kürzer ist als die seitlichen Hócker vor den Augen. Zwei zusammengeneigte Wulste auf dem Scheitel bilden ein Oval, in welchem ein vorn abzekürzter Kiel liegt. Augen schwarz. Das Horn am Ende der Stirne ist kurz, von der Seite angesehen, ist es kaum länger als die Höcker vor den Augen, Pronotum auf der Mitte zwischen den Schultern hochgewólbt, mit drei geraden Rückenkielen, Die Scheibe ist grob-punctirt, netzmaschig, die Maschen auf dem Processus sind vertieft. Seiten- rand sehr schmal, linienfórmig, mit vielen kleinen braunnetzigen Maschen in einer Reihe. Halswinkel spitzig. Halsblase hinten rundlich. Netzdecken bleich-bráunlichgelb. Randfeld sehr schmal, linienfórmig, aufgebogen; mit einer Reihe kleiner, viereckiger Maschen; ein vier- eckiger Fleck auf der Mitte und am Ende des Randfeldes, aus braunen Maschen. Das Seiten- entomologische Monographten. 377 feld mit drei Reihen Maschen, and einem bräunlichen Streif neben jenem im Randfelde. Die Maschen des übrigen Raumes der Netzdecken sind klein. Das grosse Netz im Mittel- und das Netz der sechseckigen Maschen im Endfelde sind braun, die kleinen Maschen des Endfeldes sehr blass. Beine rostroth. Klauenglieder an der Spitze schwarz. Flügel glasartig, roth- violett schillernd, an der Spitze rauchbraun. Brust und Rücken zimmtbraun. Bauch schwárzlichbraun, mit sehr kurzen grauen Haaren belegt. Bruststücke grob netzmaschig. Fig. 17. Das Insect vergrössert. Fig. 18. Der Kopf von oben. Fig. 19. Derselbe seitlich. Fig. 20, Ein Fühler. Fig, 21. Das Pronotum seitlich. Fig. 22, Der männliche After. EE. Mittel- und Seitenfeld zusammen dachförmig, blasig. Netzdecken glas- artig, grossmaschig, drittes Fühlerglied fädig. А. Netzdecke der ganzen Länge nach dachfórmig, blasig. Processus abgerundet oder spitzig. Gen. XI. Derephysia. Spin. Taf. VII. Fig. 23 — 33. Tingis. Panz. Fall. — Dictyonota. Steph. — Derephysia. Spin. Hüft- Pfannen fast in gerader Linie, die hintern beiden Paare etwas von einander entfernt, die vordern genähert. Brustplatten flach-bogig, Kopf kurz, seitlich dreieckig, Stirn und Scheitel in einen Bogen übergehend. Fühler nahe an der Stirne; drittes Glied fádig. Schnabelscheide viergliedrig, lang. Netzdecken glasartig, grossmaschig, der Länge nach dachförmig, blasig erhoben. Clavus durch Maschen repräsentirt, Kopf (Fig. 24. a) kurz, seitlich, fast rechtwinkelig dreieckig. Scheitel und Stirn in einem Bogen übergehend. Fühler (Fig. 26) nahe an der wulstigen Surne (Fig. 25. а). Wurzel- glied über den Kopf vorragend, drittes Glied fädig, dick. Schnabelscheide (Fig. 25. b) viergliedrig, etwas über das dritte Paar der Hüft- Pfannen hinausreichend; das zweite Glied das längste; Wurzelglied wenig kürzer als das zweite; drittes Glied, halb so lang als das zweite; Endglied das kürzeste. Pronotum theils mit spitzigem, theils abgerundetem Processus; theils mit, theils ohne Seitenkiele. Die Seiten des Pronotum sind breit, blattartig, grossmaschig ; Halswinkel lappenfórmig vorstehend. Die den Kopf von oben deckende Halsblase (Fig. 24. b) ist, seitlich gesehen, kappenförmig aufstehend; der Mittelkiel (Fig. 24. und 32. d) ist hinter der Halsblase eingesenkt, bogig erhöht, blattartig. Netzdecken grossmaschig. Der Clavus ist durch zwei Maschen repräsentirt, das Mittelfeld ist dachförmig, fast über die ganze Netz- decke liegend (Fig. 24. с). Die Pfannen der beiden hintern Fusspaare sind etwas von ein- ander entfernt, fast unmerklich auswärts gerückt. Mittelbrust kurz, die vorderen Pfannen sind kaum um die halbe Pfannenbreite von den mittlern entfernt. Die Brustplatten (Fig. 25. c) flach bogig. Vorderbrustrand schmal, mit einem kurzen Ansatz der Brustplatte. 1. D. foliacea. Fall. Taf. VIII. Fig. 23 — 27. Pronotum mit drei Kielen; Processus spitzig. Die dachfórmige Blase ist kürzer als die Netzdecke. Randfeld breit, mit zwei Reihen irregulárer viereckiger Maschen, 48 * 378 Franz Xav. Fieber, Tingis foliacea. Fall. С. Sv. 39. 10. — Schaff. in Panz. Е. С. 118. 18. — Nom. р. 58. и. 96. — WF. I. 4. B. 4. H. p. 10. 7. v. 129. D. (Kopf und Fühler). 7af, 130. M. (Pronotum seitlich) №, (dasselbe von oben). — Dčc/ycnota foliacea. Steph. C. Gen. 6. 5. — Derephysta foliacea. Spin. Ess. p. 166. Gen. 13. (mit Ausschluss der D, reticulata. Schiff, welches meine Monanthia pilosa ist). An sandigen Orten an Feldrainen unter Artemisia campestris, und auf Wiesenpflanzen einzeln. In Schweden, Bóhmen, Ostreich, an mehren Orten in Deutschland und Italien. Glasarug; 13 Linien lang. Kopf rostroth, Augen schwarz. Vorn am Scheitel zwei kurze, stumpfe, aneinanderliegende Dorne. Die Hócker vor den Augen sehr kurz, stumpf- spitzig. Wangenplatten schwarz. Fühler bräunlich, langbehaart, das dritte Glied fädig, unten dick, nach oben allmálig etwas dünner ; Endglied schwarz, spindelförmig stumpf, fast halb so lang als das dritte Glied. Scheibe des Pronotum schwarz, grob-punctirt. Der Processus gelblichweiss, netzmaschig. Seiten breitrandig, vorn erweitert, mit drei Reihen fünf- eckiger Maschen, wovon die grösseren am Rande liegen, der Rand an den Kopfseiten aus- geschweift ; Schulterwinkel abgerundet und verschmälert Die Halsblase von oben gesehen ist eilörmig , vorn spitzig , seitlich gesehen helmförmig, vorn aufgerichtet und den Scheitel von oben deckend , netzmaschig. Der geradlinige Mittelkiel ist hinter der Halsblase eingesenkt erhebt sich dann blattartig, bogig, mit einer Reihe schiefliegender, schmaler, viereckiger, dick- netziger Maschen. Seitenkiele S-fórmig gekrümmt, flach-bogig, blattartig erhöht, mit einer Reihe niedriger, länglich - viereckiger Maschen von ungleicher Grösse. Netzdecken hinten erweitert. Randfeld am Grunde schmal, am Ende breit, mit zwei Reihen ungleich grosser vier- und fünfeckiger Maschen. Auf der Mitte der Netzdecken liegt die hohe, bogige, oben gekielte, dachförmige, auswärts gedrückte Blase, die aus dem Mittel- und Seitenfelde gebildet ist, und nahe an der Spitze der Netzdecken endet. Das schiele Mittelfeld (Fig. 23. a und Fig. 24. c) hat zwei Reihen fünfeckiger Maschen. Das schiefe Seitenfeld (Fig. 23. b) ist so wie der Innen- und Endrand mit einer Reihe viereckiger Maschen besetzt. Brust braun, die Seiten schwarz, Hinterleib und Rücken hellbraun, Beine braungelb. "Fig. 23. Das Insect vergrössert. Fig. 24. Kopf, Pronotum und das Mittelfeld der Netzdecken seitlich gesehen. Fig. 25. Kopf und Brust von unten. Fig. 26. Ein Fühler. Fig. 27. Der Kopf von oben. 2. D. cristata. Panz. Taf. VII. Fig. 28 — 33. Pronotum ohne Seitenkiele. Processus abgerundet. Der ganze Raum der Netzdecke ist dachförmig erhoben. Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe viereckiger, kleiner Maschen. Tingis cristata. Panz. F.-G. 99. 19 — Schäff. N. р. 58. и. 95. — JF. I. 4, B. 4, H. р. 10. 8. Taf. 130, I. K. L. (falsch mit H. I. К. bezeichnet.) — Burm. H. 2. p. 259. — Dictyonota cristata, Рё. Steph. C. Gen. 9. 4. In Böhmen, Östreich, und wahrscheinlich durch ganz Deutschland, einzeln; in England. Glasartig. Oval. 11 Linie lang. Kopf gelbbraun. Zwei gerade aufgerichtete Dorne auf dem Scheitel, hinter denselben ein Quereindruck. Fühler gelbbraun, mit feinen, langen, entomologische Monographien. 379 dichten Haaren. Endglied schwarz, spindelförmig, drittes. Glied dickfädig, doppelt so lang als das vierte. Scheibe des Pronotum schwarz oder braunroth , grob -punctirt, an den Schultern eingeschnitten. Processus kurz, flach-bogig abgerundet. Seitenrand breit, blatt- artig, fast gerade und gleichbreit, mit zwei Reihen irregulärer Maschen. Halswinkel stumpf- spitzig vorstehend, an den Schultern rechtwinkelig, stumpf. Die Halsblase von oben gesehen ist eifórmig, von der Seite kappenförmig, aufgerichtet, der Mittelkiel ist hinter derselben ein- gesenkt, gleichhoch, blattartig, am Ende abgerundet, mit zwei Reihen irregulärer Maschen be- setzt. Seitenkiele fehlen. Netzdecken bogig-gekrümmt, die einzelnen Decken sind nieren- förmig, am Ende verschmälert und abgerundet, Randfeld sehr schmal, mit einer Reihe kleiner viereckiger Maschen. Den übrigen Raum der Decke nimmt die bogig erhöhte, dachförmige Blase, aus dem Mittel- und Seitenfeld gebildet, ein, an deren hin- und hergebogenen Rücken- kiel schliessen sich die sechs bis sieben fünfeckigen sehr grossen Maschen an, wovon jene des breiteren Seitenfeldes wabenartig vertieft, die des inneren schiefen Mittelfeldes (Fig. 28. a) aber flach eingedrückt sind. Schlussfeld fehlt, da das Seitenfeld sich bis an den Schlussrand erstreckt. Brust braun. Hinterleib und Rücken braungelb. Beine bräunlichgelb. Klauenglied braun, Klaue schwarz. Flügel fehlen. Fig. 28. Das Insect vergrössert. Fig. 29. Kopf und Fühler von oben. Fig. 30. Kopf seitlich, mehr vergróssert. Fig. 31. Schnabelscheide. Fig. 32. (v) Kopf, (^) Pronotum und (c) die Netzdecke seitlich gesehen. Fig. 33. After des Weibchens B. Blase der Netzdecke im Raume des Mittel- und Seitenfeldes be- schränkt, gekielt, von innen schief nach aussen gedrückt; halb so lang als die am Grunde sehr verschmälerten Netzdecken, Gen. ХШ. "Tin gis. Fab. Taf. VII. Fig. 34 — 38. und Taf. IX. Fig. 1 — 22. Cimex. Linn. — Acanthia, Tingis. Fab. — Dictyonota. Steph. Die beiden bintern Pfannenpaare etwas von einander entfernt, durch zwei ovale, vorn und hinten gerade ausgehende Platten auseinander gerückt. Kopf kurz. Stirne fast senkrecht. Schnabelscheide viergliedrig, kurz. Fühler vorn am Kopfe. Pronotum- Scheibe kurz, rundlich-fünfeckig. Seitenkiele vorhanden, blattartig, schalenfórmig (ellipsoi- disch) oder fehlend. Netzdecken glasartig, grossmaschig ; die Blase kurz, gekielt, Clavus durch Maschen repräsentirt. Kopf (Taf. VII. Fig. 36. a. dann Taf. IX. Fig. 2 und Fig. 8 von der Seite gesehen) sehr kurz. Die fast senkrechte Stirne bildet mit dem Scheitel einen Viertelkreisbogen, ist auf der Mitte zuweilen eingedrückt und unterhalb des Eindruckes höckerig (Taf. IX. Fig. ?. und Fig. 8. a). Scheitel meist mit langen Dornen bewehrt. Fühler (Taf. IX. Fig. 11) vorn an der Stirne (Taf. VII. Fig. 35. a), das Wurzelglied kolbig wie das zweite, fast nur halb so lange Glied, drittes fadenförmig, viertes spindelförmig, dünn. Das dritte und vierte Fühler- glied ist feinborstig behaart. Schnabelscheide (Taf. VII. Fig. 35. 6. und Taf. IX. Fig. 10) viergliedrig, meist nur bis zwischen das zweite, zuweilen auch bis zwischen das dritte 380 Franz Xav. Fieber, Pfannenpaar reichend (T. globosa). Pronotum mit flachem oder blasig erhöhtem Processus, Halsblase (Taf. VIII. Fig. 36. 6) gross, zuweilen über den Kopf weit hinausrasend, vorn oft überhängend (Taf. VIL Fig. 38. b. und Taf. IX. Fig. 3. a), hinten in den blattartigen, am Ende meist blasigen Mittelkiel des Processus (Taf. VII. Fig. 38. c) endigend. Seitenkiele fehlen zuweilen, oder sind hinten nur als Rudimente sichtbar, oder es sind statt derselben schalen- förmige (ellipsoidische) oder halbkugelige Aufsätze vorhanden. Der Seitenrand ist stets glas- artig, breit, fast halbkreis- oder halbeirund, vorn lappig vorstehend, Netzdecken glasartig, meist grossmaschig, die Ränder zuweilen gewimpert. Mittel- und Seitenfeld zusammen blasig erhöht (Taf. УШ. Fig, 34. a), schief auswärts gedrückt, oben gekielt, hinten mit einem Kiel- fortsatze versehen. Die Pfannen der Hinterbeine sind durch einen von zwei halb-ovalen, vorn und hinten geraden Brustplatten umgebenen Kreis auswärts gerückt (Taf, VIII Fig. 35. c), Die Pfannenpaare selbst sind etwas von einander entfernt, Mittelbrust kurz, mit geraden Platten, die vordern Pfannen nur um eine Pfannenbreite von den beiden hintern Paaren ent- fernt. Vorderbrustrand schief abgeschnitten, wulstig, mit einem kurzen Ansatze der Brust- platten. * Pronotum mit grosser eiförmiger Halsblase und blattartigem Mittelkiel. Die Seitenkiele sind theils ganz vorhanden, theils abgekürzt, oder sie fehlen. Seitenrand fast halb-kreisrund. Alle Ränder kurzborstig gewimpert. Randfeld nicht deutlich geschieden. 4. T. Pyri. Geoff. Taf. УШ. Fig. 34 — 36. Halsblase eiförmig, hinten hochgewölbt. Seitenrand halbkreisrund. Seitenkiele gerade, vorn abgekürzt. Netzdecken länglich, vor der Mitte erweitert, mit schiefer brauner Quer- binde und braunem Netz auf dem Endfelde. Acanthia Pyri. Geoff. Ins. |. 461. 51. — Fab, E. S. 4. p. 18. 44. — Cimez appendiceus. Vill. E. 1. p. 488. £&, 3. fig. 19. — Tingis. Рута Fab. S. В. 126. 9. — Fall. C. Sv. p. 39. 11. — Hem. 149. 13. — Lap. Ess. p. 48. Gen. 1. — H. Schäff. N. p. 58. и. 95. — JF. I. 4. B. 4. H. p. 69. t. 126. fig. 395 (im Text irrig mit Taf, 122) und (, 130. D. (Pronotum). — Spin. Ess. p. 166. Gen. 4, 1. — Dictycnota Pyri. Steph. C. Gen. 6, 6. In Bóhmen, Ostreich, Baiern, Ungarn, Italien, Frankreich, England und Schweden, Auf frischem Birnbaumlaub, Weisslich, Glashell. 14 Linie lang. Alle Ränder mit kurzen, weisslichen Borsten gewimpert. Körper schwarz, glänzend. Auf dem schwarzen Kopfe im Nacken zwei gelbe Dorne, Wangenplatten und die fein behaarten Fühler weissgelb. Endglied der Fühler braun- gelb, steifhaarig, Pronotum kurz, rautenförmig, fein punctirt, braungelb; mit einem durch- laufenden Mittel- und zwei geradlinigen, vorn abgekürzten, niedrigen Seitenkielen, Halsblase von oben gesehen eilörmig, über den Kopf spitzig vorragend, hinten auf der grössten Breite hoch gewölbt, mit blassbräunlichem Netz, welches kurzborstig gewimpert ıst, Seiten halbkreis- rund, mit vier Reihen Maschen, wovon die grössten am Rande liegen. Netzdecken läng- lich, vor der Mitte erweitert, allmálig gegen den Grund verschmälert, am Ende rund; die entomologische Monographien. 381 elliptische Blase hinten braun, dieser Fleck ist mit einem braunen Ouerfleck am Randfeld verbunden, auf dem Endfelde viele Maschen mit braunem Netz. Beine strohgelb. Klauen- glied schwarz. Fig. 34, Das Insect vergróssert. Fig. 35. Kopf und Brust von unten. Fig. 36. Kopf (a) mit der Halsblase (5) seitlich gesehen. 2. T. rhomboptera *. Taf. VII. Fig. 37. 38. Halsblase lang, elliptisch, zusammengedrückt, vorn überhängend. Pronotum-Seitenrand nierenfórmig. Mittelkiel kurz. Seitenkiele fehlen, Netzdecken lang, rautenfórmig, am Rande ausgeschweift, Im stumplen Schulterwinkel auf der Randmitte, und am Ende der Netzdecken ein brauner Fleck, Auf Malvacéen der Insel Lucon. Lánge 14 Linien. Weissgelb, glasartig, durchsichtig. Alle Maschen und Ránder sind mit weissgelben, kurzen, an der Spitze gelbbraunen Borsten besetzt, Kopf blassbraun, Fühler weissgelb, mit wagrecht abstehenden Borsten und feinen anliegenden Hárchen bekleidet, Fast über die ganze Lánge der Scheibe des Pronotum liegt eine elliptische, zusammengedrückte, gekielte, vorn braune, schnabelfórmig über den Kopf hángende Blase, die hinten etwas er- höht ist, und in den kurzen blattartigen Mittelkiel auf dem kurzen, dreieckigen Processus aus- läuft (Fig. 38. c). Seiten des Pronotum breit, nierenfórmig, mit vier Reihen Maschen, eine braune Makel auf der Randmitte, Netzdecken lang, rautenfórmig ; Schulterwinkel stumpf, vorstehend, mit rundem braunem Fleck ; ein viereckiger Fleck auf der Mitte des geschweiften Aussenrandes. Die niedrige, von innen schief auswürtsgedrückte, gekielte Blase der Netz- decken, und eine Reihe Maschen am Schlussrand sind braun, Am Ende der Netzdecken bil- den mehre braungefärbte Maschen einen Fleck, Unterleib blassbraun. Beine weissgelb, Fig. 31. Das Insect vergrössert. Fig. 38. Kopf (a), Halsblase (5), Mittelkiel (c), Blase der Netzdecken (d). 3. Г. hyalina. Mus. Berol. Taf. IX. Fig. 1 —4. Pronotum-Seitenrand breit, ohrfórmig. Halsblase eilinglich, niedrig. Mittelkiel ge- schärft. Seitenkiele am Rande des Processus, abgekürzt, schief. Netzdecken lánglich-vier- eckig, das Ende rund, Seiten geschweift. Tingis hyalina. Mus. Berol. in Schájf. W. I. 5. B. 5. H. p. 84. Taf. 113. Fig. 532. In Nordamerika. (Vom Ilerrn Legationsrath von Roser in Stuttgart.) Ein und 3 Linien lang. Milchweiss. Durchscheinend. Alle Ránder und Maschen mit kurzen, schwarzen Borsten gewimpert. Fühler gelblich, borstig behaart. Pronotum schmutzig- gelb; die Seiten. breit, ohrfórmig, flach ausgebogen mit fünf Reihen kleiner Maschen. Hals- winkel stumpf, Schulterwinkel rund. Halsblase eilänglich, niedrig, oben gekielt, ragt über den schwarzen Kopf weit vor, und endet hinten fast auf der Mitte des Pronotum. Der Mittel- kiel ist niedriger als die Halsblase und wie die vorn abgekürzten, schief am Rande des Pro- cessus liegenden seitlichen Kiele blattartig. Wangenplatten am Rande gelb. Netzdecken 382 Franz Xav. Fieber, länglich-viereckig, hinten abgerundet; am Grunde rechtwinkelig, abgestumpft; die geschweiften Seiten sind bis zur Hälfte des Hinterrandes gewimpert. Die Blase der Netzdecken ist hoch, von innen schief auswärtsgedrückt, oben gekielt, hinten braun und mit dem Kieifortsatze versehen. Randfeld mit drei Reihen grosser, sechseckiger Maschen, aus starkem Netz gebildet. Unterseite undRücken schwarz, glänzend. Brust mit drei weisslichen Seitenflecken. Beine weissgelb, fein behaart, Schenkelköpfe und die Spitze der Klauenglieder bräunlichgelb. Schien- beine an der Spitze gelb. Fig. 1. Das Insect vergrössert. Fig. 2. Der Kopf seitlich. Fig. 3. Pronotum und Kopf seitlich, (а) die Halsblase, (5) Seitenkiel, (c) Seitenrand, Fig. 4. After des Männchens, 4. T. Gossypii. Fab. Taf. IX. Fig. 5. Pronotum-Seiten breit, ohrförmig, mit braunem Rand-Querstreif. Halsblase eilänglich, mit braunem Querband. Seitenkiele fehlen. Netzdecken lánglich- viereckig, Seiten gerade, am Rande mit einigen braunen Querstrichen. Acanthia Gossypü. Fab. E. 5. 4. 18. 45. — Tingis Соззури. Fab. 5. В. 126. 10. — H.Schäff. W. I. 5. B. 5. H. p. 85. Taf. 113. Fig. 534. — Burm. H. II. p. 259. 2. Diese Art ist mir nur aus der Beschreibung und Abbildung in den obigen Werken bekannt, daher folgt aus Fabricius S. R. p. 126. 10: »Tingis Gossypii: thorace trialato: lateralibus serratis, scutello foliato, elytris hyalinis reticulatis. Americae meridionalis Insulis. Summa affinitas. Acanthia Pyri. Antennae. pallidae. Thorax alis tribus: lateralibus planis, rotundatis, serratis, intermedia majori, gibba, Scutellum alatum. Alae hyalinae, reticulatae, vix fusco maculatae.« Aus Schäff. W. I. 5, B. 5. H. p. 85. 4. 112. f. 534. (kopirt auf. Taf. IX. Fig. 5): „Tingis Gossypii: venis spinulosis, passim fusco-tinctis. Kürzer als T. hya- lina, lánger bedornt, der Mittelkiel des Thorax hóher, der Mittelhócker der Decken mehr comprimirt; die Farbe ist im Ganzen gelblicher, die Venen sind ziemlich symmetrisch, stellen. weise braun angelaufen. Von der Insel St. Thomas in Westindien.« Schäffer, H. Schäffer erwähnt nicht der Seitenkiele, welche Fabricius anführt, Wahrschein- lich bezeichnet der Ausdruck lateralibus planis, rotundatis serratis in der Diagnose bei Fabricius die borstig-gewimperten Seitenránder des Pronotum, und jener: — — — inter- media majori gibba, die in den Mittelkiel endende Halsblase. Die Blase der Netzdecke ist auf dem Rücken und hinten braun. ** Pronotum mit eckiger, fast rautenförmiger Halsblase; blattartigem Mittelkiel, blasigem Pro- cessus , und ellipsoidischen oder halbkugeligen , seitlichen Aufsätzen. Seitenrand vtertel- oder halbkreisrund. Scheitel mit fünf langen Dornen bewehrt. 5. T. spinifrons. Fall. Taf. IX. Fig. 6 — 12. Pronotum mit fast halbkreisrunden Seiten und fünf grossen Quermaschen. Processus lanzettlich, hoch blasig, zusammengedrückt, Die ellipsoidischen Aufsätze zu einander parallel. entomologische Monographien. 383 Netzdecken mit elliptischer Blase, und seckseckigen vertieften Maschen, Randfeld am Grunde schmal, stumpf, hinten erweitert. Tingis spintfrons. Fall. C. Sv. p. 38, 9. — H. Sv. р. 148. 11. — Germ. Ahr, F. E. 13. 18. — Schaf. № p 958. .u,:95, — И I. 4,.B. А, H. p. 61, 1. Taf. 130, 4. B. С. G. H. — Dictyonota spinifrons, Steph. C. Gen. 6, 3. — Galeatus spinifrons. Curtis. Spin, Ess. p. 164. Gen. T1. Auf Wiesenpflanzen, auch auf sandigen Orten an Feldrainen unter Artemisia cam- pestris. In Bóhmen bei Prag einzeln. In Ostreich um Wien. In Baiern, Italien, Schweden und England. Zwei bis 21 Linien lang. Glasartig, durchscheinend, Das Netz der Maschen gewim- pert. Kopf braunroth. Stirne oberhalb der Wangenplatten höckerig. Scheitel mit fünf schwarzbraunen, langen Dornen besetzt, wovon zwei vorn, zwei im Nacken, einer auf der Mitte des Scheitels; Augen schwarz. Wangenplatten schwärzlich, gelb gerandet. Fühler röthlichgelb, spärlich behaart; Endglied spindelförmig, dünn, schwarz, die Wurzelglieder kurz- borstig. Pronotum braun. Die Seiten breit, glasartig, fast halbkreisrund, mit fünf cen- trischen grossen Maschen, vorn spitzig, bis an die Spitze des Fühlerwurzelgliedes reichend, an den Kopfseiten gerade. Schulterwinkel rund, Halsblase kurz, vorn schief unterschnitten, auf den halben Scheitel überragend, blasig, zusammengedrückt, niedrig. Zwischen den Schul- tern von der Halsblase anfangend steigt der Mittelkiel hoch, parabolisch, blattartig auf und endet auf dem Processus in eine lanzettliche, zusammengedrückte Blase (Fig. 9. 6). Beider- seits des Mittelkieles, vor der grössten Höhe desselben, liegt eine schief‘ vorwärtsgeneigte, ellipsoidische Schale, parallel mit der gegenstehenden (Fig. 9. а). Diese ellipsoidischen Auf- sätze, als auch der Mittelkiel sind mit unregelmässigen vier-, fünf- und sechseckigen, schwarz- braunen, kurzborstig gewimperten Maschen versehen, die ziemlich gross sind, von zwei Rippen am Grunde der Aufsätze entspringen. Netzdecken fast doppelt länger als der Rücken, am Grunde sehr schmal keilförmig, hinten erweitert, rund. Schulterwinkel stumpf. Seiten fast gerade, die Rippen braun gefärbt. Die elliptische, auf der Mitte niedrig kegelig erhöhte Blase reicht über die halbe Netzdecke, Der Rückenkiel der Blase ist hin und her gebogen, an den Seiten liegt beiderseits eine Reihe unregelmässiger, sechseckiger vertiefter Maschen, Das Randfeld ist durch eine starke Rippe geschieden, am Grunde sehr schmal, allmälig nach hinten erweitert, mit einer Reihe ungleich breiter Quermaschen. Der übrige Raum der Netzdecke ist mit vier- und fünfeckigen Maschen belegt. Das Netz der Maschen auf der Hinterhälfte der Netzdecken ist bräunlich umschattet, Vorderbrust gelbbraun. Mittel- und Hinterbrust schwarz, Hinterleib schwarzbraun, glänzend; der Rand und ein Fleck am After rothbraun. Beine gelbbraun, sehr fein behaart. Vorderschenkel am Grunde schwarz. Klauenglied schwarzbraun, Fig. 6. Das Insect vergrössert. Fig. 7. Der Kopf von oben gesehen. Fig. 8. Der- selbe seitlich, Fig. 9. Kopf, Pronotum und die Decken von der Seite. (a) die seitlichen Aufsätze des Pronotum, (b) der Mittelkiel, (c) die Blase der Netzdecke. Fig. 10. Die Schnabel- scheide. Fig, 11. Ein Fühler. Fig. 12. Der männliche After. Abh. V,3. 49 384 Franz Xav. Fieber, 6. T. affinis. Schäff. Taf. IX. Fig. 13 — 16. Pronotum mit viertelkreisrunden Seiten und vier Quermaschen; an den Schultern zu- gerundet. Processus oval, blasig. Die ellipsoidischen Aufsätze vorn zusammengeneigt. Netz- decken mit eingedrücktem Mittelfeld. Randfeld gleichbreit. Tıngis affinis. Schäff. М. р. 98. — W, I.. 8. В. 4. H, p. 13. Taf. 95. Fig. 290. und 4, В., 4. H. p. 61. In Baiern, Östreich und Böhmen mit der Vorigen an gleichen Orten. Glasartig, durchscheinend; 14 Linie lang, Kopf schwarz. Scheitel mit fünf schwarzen langen Dornen. Strn und Scheitel, fast in einem Viertelkreisbogen übergehend, Wangen- platten unter dem Stirnende abgekürzt. Fühler gelbbraun, spärlich behaart, mit unter- mischten Borsten besetzt, Pronotum schwärzlich. Halsblase lang, niedrig, vorn schief von oben abgeschnitten, bis auf die halbe Scheibe reichend, von da an in den bogig erhöhten, auf dem Processus in eine ovale, hinten braune Blase endenden Mittelkiel auslaufend (Fig. 16. D). Seitenrand breit, viertelkreisrund, mit vier centrischen grossen Maschen aus starkem Netz versehen. Schulterwinkel abgerundet. Halswinkel spitzig, bis an die Spitze des Fühler- wurzelgliedes reichend, an dem innern Rand gegen die Kopfseite etwas geschweift. Die ellip- soidischen sehr schief gelegten Aufsätze sind vorn zusammengeneigt, hinten weit abstehend, mit grossen sechseckigen, braunnetzigen, umschatteten Maschen belegt, Netzdecken am Grunde etwas verschmálert, die grósste Breite derselben liegt vor der Mitte, hinten sind sie fast gleichbreit, am Ende abgerundet. Die Blase reicht bis auf die halbe Netzdecke, ist eifórmig und endiget hinten in einen langen Kiel, Das Mittelfeld íst eingedrückt, das Seiten- feld bis an den Kielfortsatz verlingert und mit quer-viereckigen Maschen so wie das gleich- breite bogige Randfeld belegt. Der übrige Raum am Innenrande ist mit kleinen. sechseckigen Maschen versehen. Unterseite schwarz, Beine braungelb. Klauenglied und Schenkel- grund schwárzlich. Fig. 13. Das Insect vergróssert, Fig. 14, Der Kopf von oben, Fig. 15. Derselbe seitlich mehr vergrössert. Fig. 16. Pronotum und Netzdecke (a) von der Seite, der seitliche Aufsatz ‘des Pronotum, (b) der Mittelkiel, (c) das verlängerte Seitenfeld an der Biase der Netzdecke, (7) die Halsblase. 7. Т. subglobosa. Scháft. Taf. IX. Fig. 11 — 20. Gefleckt. Pronotum mit halbkreisrunden Seiten und vier grossen Maschen, Die ellip- soidischen Aufsätze vorn zusammengeneigt. Processus mit zusammengedrückter lanzettlicher Blase. Netzdecken länglich-viereckig, hinten abgerundet; die Blase elliptisch, hoch. Randfeld breit, mit sechs Maschen und braunen Flecken der Queradern. Tingis Рут. Schäff. И”. [. 3. В. 4. H. p. 14. T, 95, Fig. 291. — Tingis sub- globosa. Schàff. W. I. 4. B. H. 4. p. 68. 4. In Holzschlágen auf Gras, selten. Bisher nur in Bóhmen, Baiern und Östreich auf- gefunden. entomologische Monographien. 385 Breit-oval. 11 Linie lang. Glasartig. Kopf schwarz. Scheitel mit fünf langen schwarzen Dornen. Stirne am Ende höckerig, vorstehend. Fühler spärlich borstig behaart; schwarz, drittes Glied braun. Seiten des Pronotum breit, fast halbkreisrund, mit vier cen- trischen Maschen, deren zwei vordere Rippen am Rande braun gefleckt sind; Vorderwinkel scharfspitzig und kürzer als die Halsblase, der Innenrand etwas geschweift, Halsblase (Fig. 20. b) lang, niedrig, kappenförmig, vorn dreieckig zugespitzt, weit über den Kopf vorragend; schwärzlich, mit drei oder fünf grossen Maschen. Als blattartiger Mittelkiel setzt die Hals- blase über die schwarze Scheibe des Pronotum in die lanzettliche, erhöhte, zusammengedrückte, oben geschärfte Blase des Processus fort (Fig. 16. c). Die ellipsoidischen Aufsätze (Fig. 16. а) sind oval, schiefliegend, vorn zusammengeneigt, hinten entfernt von einander, und mit drei grossen Quermaschen, und hinten mit einem braunen Fleck versehen. Netzdecken länglich- viereckig, mit abgerundetem hinteren Aussenwinkel und rechtwinkeligem stumpfen Grunde. Randfeld breit, etwas aufgebogen, hinten nach innen erweitert; mit fünf bis sechs grossen Quermaschen, deren Rippen auf der Mitte mit braunen Flecken belegt sind. Die verkehrt- eiförmige, zugespitzte, hochgewölbte Blase der Netzdecke ist hinten schwarzbraun. Das Mittel- feld (Fig. 17. «) hat drei bis vier grosse irreguläre Maschen; das Seitenfeld (b) ist mit drei, länglich-viereckigen, grossen, und der Innenrand (c) mit einer Reshe schmaler, viereckiger Maschen besetzt. Unterleib schwarzbraun. Rücken schwarz, Schenkel schwarzroth. Schien- beine braunröthlich, Fussglieder schwärzlich. Fig. 17. Das Insect vergrössert. Fig. 18. Kopf von oben. Fig. 19. Derselbe von der Seite. Fig. 20. Kopf, Pronotum und Netzdecke seitlich, (a) der seitliche Aufsatz des Pro- notum, (2) die Halsblase, (с) der Mittelkiel auf dem Processus, (4) die Blase der Netzdecke. Die nun folgenden beiden Arten kenne ich blos aus den von Herrn Herrich-Schäffer gegebenen, nichts weniger als musterhaften Beschreibungen und Abbildungen, die hier zur Vervollständigung gegenwärtiger Schrift treu copirt erscheinen; nach denselben sind auch die beiden Diagnosen entworfen. S. 'T. maculata. Schäf. Taf. IV. Fig. 21. Gefleckt. Pronotum mit halbkreisrunden, vorn schief abgeschnittenen Seiten und fünf Maschen derselben. Die schalenförmigen Aufsätze vorn zusammengeneigt, ein Mittelfleck braun, Netzdecken lánglich-viereckig, die Blase braunmaschig. Randfeld mit mehren braun- gefleckten Quermaschen, Ting (s maculata. Schäff. W. I. 4. B. 4. H. р. 68. und 4. B. 3. H. t. 126. fre. 393. (im Text fehlt das Citat der Tafel). »lingis maculata: capite 5-spinoso, elongata, nervis cellulas marginales sepa- rantibus fusco - maculatis. Wieder der T. spinifrons und noch mehr der T. affinis sehr nahe, doch glaube ich sie in Rücksicht auf die sehr auffallende Zeichnung trennen zu dürfen.« (Schüffer.) Die übrigen aus der Abbildung zu entnehmenden Kennzeichen sind noch folgende: 49* 386 Franz Xav. Fieber, Weisslich. Kopf fünfdornig. Die Halsblase lang, schmal, vorn dreieckig, zugespitzt, über das erste Fühlerglied vorragend, oben gekielt. Der spitzige Processus ist wahrscheinlieh blasig, mit braunem Netz. Pronotum vorn schwarz. Die seitlichen Aufsätze sind schalen- förmig, vorn zusammengeneigt, hinten entfernt von einander, mit einer braunen Querbinde, Seiten halbkreisrund mit fünf grossen Quermaschen, die Rippen der beiden hintern Maschen braun gefleckt; vorn schief abgeschnitten, der Vorderwinkel stumpf. Netzdecken lánglich- viereckig, am Ende rund, am Grunde keilförmig verschmälert, mit stumpfen Schulterwinkeln. Aussenrand geschweift, schwarzbraun. Randfeld breit, hinten nach innen erweitert, mit zehn bis zwölf ungleich-breiten Quermaschen, deren Rippen auf der Mitte mit einem braunen Flecke besetzt sind, Blase der Netzdecke mit vorn braunem, hinten schwarzem Netz der grossen Maschen. Beine gelb. Ohne Angabe des Vaterlandes. 9. Т. sinuata. Schiff. Taf. IX. Fig. 22. Gefleckt, Pronotum mit halbovalen gestreckten Seiten und vier Maschen mit braunem Fleck der Rippen. Schulterwinkel rund. Halsblase rautenfórmig. Die schalenfórmigen Auf- sitze kurz, parallel, mit braunem Mittelfleck. Netzdecken rechtwinkelig - dreieckig. Randfeld gleichbreit, mit viereckigen braunen Maschen und braunen Rándern. Tingis sinuata, Schäff. WW, I. 4. B. 4. H. p. 68. 6. 126. f. 394. (ist im Text nicht citirt,) Nach H. Scháffer (W. I. a. a. O.) ist die Beschreibung folgende: »Postice attenuata, nervis fusco-adumbratis, capite bispinoso. Zeichnet sich durch den Umriss ihrer, im Ver- hältniss kleinen Decken vor den vorhergehenden Arten aus. Am Kopfe kann ich nur zwei Dorne entdecken; doch ist es móglich, dass die zwei hintern unter der weit vorragenden Hals- blase versteckt sind. An den Decken ist die hintere Erhabenheit hóher, der Raum zwischen beiden an ihrer Innenseite dunkel rothbraun. Aus Ungarn.« (Scháffer.) Aus der Abbildung sind noch folgende Merkmale zu entnehmen: Die rautenfórmige, langgespitzte, bis an das Ende des ersten Fühlergliedes reichende Halsblase ist mit einer braunen Querbinde versehen, die beiden vordern Querrippen der vier Maschen am Seiten- rande des Pronotum haben braune Mittelflecke. Die schalenfórmigen Aufsátze des Pronotum sind kurz und haben oben einen braunen, ovalen Fleck. Die beiden nachstehenden Tingis-Arten sind, ausser von Fabricius (s. d. Syst. Rhyn- gotorum), von Niemandem Andern wieder beschrieben worden; sie folgen demnach wörtlich aus dem angeführten Werke: Tingis Sidae. Fab. »Thorace scutelloque lineis tribus elevatis, cinerea, alis hyalino - albis reticulatis. Acanthia Sidae. E. S. 4. TT, Al. — Tingis Sidae, S. R. p. 126. 6. Statura omnino praecedentium (T, Sachari, costata, Cardui ete.). Corpus totum obscure cinereum, alis solis hyalinis, reticulatis,« entomologische Monographien. 387 Nach der kurzen Andéutung glaube ich diese Art zu den Monanthien in die zweite Abtheilung der Tropidocheilae zählen zu důrfen, T. virescens. Fab. » Virescens, antennarum articulo ultimo nigro. Acanthia virescens. Е. 5. 4. p. 10. 12. — Tingis virescens. Fab S. R. p. [21% DES In Americae meridionalis Insulis. An hujus generis? Parva. Antennae virescentes, articulo ultimo crassiori, ovato, nigro. Caput et Thorax virescentia immaculata. Elytra virescentia, punctis duobus approximatis fuscis in medio et tribus ad marginem posticum. Alae hyalino albo. Corpus virescens.« Ob diese Art zu Tingis, oder zu welcher anderen Gattung gehóre, oder ob sie eine eigene Gattung bilden móge, ist aus den wenigen Kennzeichen, die Fabricius anführt, nicht wohl zu entnehmen; doch dürfte sie nach der fraglichen Anmerkung des Fabricius wohl gar in eine andere Familie zu záhlen sein. Die in dem Syst. Rhyngotor. p. 125. 2. von Fabricius aufgeführte Tingis alata ist der Aradus depressus, Fab. Syst. Rhyng. p. 119. 10; es erscheint daher ein und das- selbe Insect von Fabricius unter zwei Namen in zwei Gattungen aufgeführt. Nach beendigter Untersuchung einer neuerlich erhaltenen Sendung Tingiden sehe ich mich veranlasst, bei Zosmenus, einigen Arten der Gattungen Orthosteira und Mo- nanthia Nachstehendes beizufügen : Die Figur 125. der Tafel XIII. Acanthia capitata (Zosmenus) in Wolff's Abbild. der Wanzen zeigt zwar eine mit grossem Gitter (wie Wolff sich ausdrückt) versehene Mem- bran; allein diess ist ein Zeichnungsfehler, da die ausgebildete Membran, welche auch dort als solche gezeichnet wurde, nur drei bis vier einfache schiefe Rippen durchlaufen, und sich mit jenen durchscheinenden der unterliezenden Membran zwei bis dreimal in der Art kreuzen, wie diess hier auf Tafel II. bei den Figuren 7. 14. 17. und 18. angegeben ist. Um jeden Zweifel über die Richtigkeit des Citates zu beseitigen, bemerke ich den obigen Umstand, und jedenfalls ist die Beschreibung der Ac. capitata des Wolff bezeichnender als die von Herrn Sturm hiezu entworfene Abbildung Fig. 125, deren Pronotum jenem des Z. Stephensii ähnelt, aber in den andern Merkmalen des Insectes nicht übereinstimmt. Dass aber auch Wolff mehre Arten Zosmenus vor sich gehabt, dieselben aber nicht unterschieden habe, wird aus dessen, der Beschreibung angefügten Note ersichtlich. Die Abbildung in der Fauna Germ, von Panzer, Heft 100. t. 19. kómmt mit der von mir gegebenen Zeichnung des Z. capitatus überein. Bei Orthosteira cervina, pag. 326, ist das dritte Fühlerglied róthlichgelb, an der Spitze schwarz und verdickt. Die beiden Wurzelglieder der Fühler sind bráunlich. Orthosteira macropthalma, pag. 327, und O. cinerea p.330. sind bei flüch- tiger Ansicht leicht zu verwechseln, besonders ist diess der Fall bei den mit breiten Netz- decken versehenen. Weibchen. Um allenfállige Zweifel bei der Bestimmung zu beheben,. 388 Franz Nav. Fieber, folgen die unterscheidenden Kennzeichen beider Arten in beiden Gesehlechtern, vergleichend herausgehoben, O. macro pt halma: Schwárzlich. Augen sehr gross. Fühler ganz schwarz, drittes Glied nach oben allmálig dicker. Pronotum zwischen den Schultern wenig erweitert; die Seiten fast kreisrund. Seitenkiele schief. Acanthia marginata, Wolff. — ? Tin- gis pusilla. Fall. In beiden Geschlechtern kleiner als O. Beim Münnchen sind die Netz- decken aussen flachbogig, Das Randfeld hat eine, das Sehlussfeld zwei Reihen, cinerea. fast gerade. das schmale vertiefte Mittel- und das Seiten- feld drei Reihen irregulárer Masehen, jene des Randfeldes sind rundlich - viereckig. Die Netz- deeken der Weibehen sind breiter als beim Mánnchen, aber von gleicher Form, auf der Mitte etwas gewölbt, und hinten abgedacht, Das Mittelfeld. ist breit und hat so wie das Sei- tenfeid vier Reihen Masehen, die übrigen Fel. der haben mit jenen des Männehens eine gleiche Zahl Maschenreihen, O. cinerea: Aschgrau. Augen mittel- gross. Drittes Fühlerglied röthlichgelb, an der verdickten Spitze wie die übrigen Glieder schwarz. Pronotum zwischen den Schultern sehr breit; die Seiten breit, flach ausgebogen, Hals- und Schulterwinkel rund. Seitenkiele schief, Tingis carinata. Panz. — ? Tingis pu- sila, Fall. In beiden Geschlechtern grósser als O. macropthalma. Beim Mánnchen sind die Netzdecken hinter der Mitte erweitert, das Sehlussfeld hat nur zwei Reihen Maschen, das Seitenfeld und das schmale vertiefte Mittelfeld Die Netzdecken des Weibchens sind viel breiter als jene des Männchens, der Rand ist stark ausgebogen. Im Schlussfelde liegen drei Reihen Maschen, das erweiterte Mittelfeld und das Seitenfeld haben wie bei dem Männchen vier Reihen Maschen, Die Netzdecken der Weibchen sind mehr gewölbt als bei jenen der O. macrop- hahen vier Maschenreihen. thalma, und hinten abgedacht. Orthosteira platyeheila. pag. 331 ist in die erste Abtheilung dieser Gattung unmittelbar hinter O. cervina anzuschliessen, da sie im Baue dieser so wie der O. cassidea ähnelt, nur etwas mehr gestreckt ist, und auch zwei Reihen Maschen im Randfelde hat. Jenes Exemplar, nach welehem a, a. O, die Beschreibung entworfen ist, macht eine kleine Ausnahme, da nämlich die doppelte Reihe der Maschen im Randfelde auf dessen Mitte (als seltenes Vor- kommen) in einer Strecke durch mehre aufeinanderfolgende querliegende, fast viereckige Maschen unterbrochen ist, daher irrigerweise in der zweiten Abtheilung steht. Orthosteira (Tingis) earinata, Panz. pag. 330 ist höchst wahrscheinlich, nach dem breiten Baue der Netzdecken und des Pronotum zu schliessen, das Weibchen der O. cinerea, obgleieh die Fühler als ganz schwarz angegeben werden, welches Kennzeichen auf O. macropthalma Bezug hat. In Folge der neuerlichen Untersnchung frischer Exemplare der Monanthia Cardui und M. ampliata habe ich entdeckt, dass die ganzen Ránder und die Kiele des Pronotum und der Netzdecken mit sehr feinen, kurzen, zurückgekrümmten, bei Monanthia gen entomologische Monographien. 389 culata aber nur die vordere Randhälfte des Pronotum mit sehr feinen, kurzen, geraden, die Vorderrandhälfte der Netzdecken und alle Kiele mit sehr feinen kurzen, zurückgekrümmten Härchen besetzt sind, welche aber bei den drei genannten Arten nur mittels starker Ver- grösserung sichtbar sind, wesshalb die Netzdecken auch bei schwacher Vergrösserung kahl erscheinen, es wäre daher р, 331. Z. 9 von unten hinter » Mit« zu setzen. »scheinbar,« und pag. 342. Zeile 7. v. u. hinter »Mit« zu setzen »kurzhakigen, steifborstigen oder«. BeiMonanthia setulosa. Form. d, gracilis (Derephysia gracilis) hat schon H. Herrich- Schäffer die Bemerkung gemacht (4. B. 4, H.. p. 72. W. I), dass die Gestalt der Halsblase in jene bei der Form. a. capucina übergehe; diese Überzeugung habe ich mir gleichfalls an Exemplaren aus Östreich verschafft, und kann mich daher nicht veranlasst finden, beide Formen als Arten aufzuführen. Bei Monanthia scapularis, pag. 358, finde ich bei ganz gleichen Kórperformen je nach der verschiedenen Grösse auch eine veränderte Stellung der hinteren an den Augen liegenden kamm- oder dornfórmigen gelben Wulste. Bei den kleinen Exemplaren aus Bóh- men und Italien, von 11 Linien Lánge sind jene dornfórmigen Wulste gerade, und liegen an den Augen; bei den grösseren Exemplaren aus Ostreich von 13 Linien Länge, welche ich der Güte des Herrn Ullrich verdanke, liegen diese Dorne nur mit dem Grunde an den Augen, und wenden sich gekrümmt nach innen gegen den mittelstándigen Dorn, Die lichten Flecke der Netzdecken bei den schwärzlichbraunen kleineren. Exemplaren, so wie der gewóhnlich weisslichgraue Vorderrand des Pronotum sind bei den rostbraunen grósseren Exemplaren aus Ostreich und Baiern licht zimmtbraun, einzelne Individuen hievon haben ganz rostróthliche Beine. Die Weibchen der Derephysia foliacea, pag. 378, haben breitere, mehr gerun- dete blattartige Seitenránder des Pronotum, und breitere Netzdecken als die Mánnchen. Bei Tingis Pyri, p. 380, steigt unmittelbar hinter der Halsblase der Mittelkiel (с. Fig. 34, Taf. VHI.) hoch, parabolisch, blattartig auf, ist mit lánglich -fünfeckigen Maschen in fast drei Reihen übereinander versehen, und trágt fast auf der Mitte der Seiten einen änglich - dreieckigen braunen Fleck. 390 Ann, Soc. E, Burm. H. Beitr. z. E, Enc. m, Fab; E. S. Кар. $. R, Fall. (С. Fall. Н. Gmel. Lin, Germ, Hem. Has WO. H-Schäft. N, Lap. Ess. Latr. Gen, nN: LAPS Nov. Act. Leop, Panz. F. G. Ramb. F. A. Schill, H. Spin. Ess. Vill. E. Waga. Wolff VY. Zett. L. Franz Xav. Fieber, Monographie der Gattung Ophthalmicus. Literatur. Annales de la Société Entomologigue de France, Paris, 1839, Burmeister Handbuch der Entomologie. Berlin 1839. Beiträge zur Entomologie, der schles. Gesellschaft für vaterländische Cultur, Breslau 1829. Encyclopédie méthodique. Zoologie X. Fabricius. Entomologia Systematica. IV, Tom. 1792, » Systema Rhyngotorum, Brunsvigiae. 1803, Fallen, Monographia Cimicum Sveciae, Hafniae. 1807. » Hemiptera Sveciae, Lundini Gothorum. 1829, Gmelin, Linnaei Systema Naturae, Ed. XIII, Lipsiae 1788. Germar. Hemiptera heteroptera Promontorii bonae spei, nondum descripta quae collegit С. F. Drěge. — In der Revue Entomologigue. 27 — 28. Liv. Tom. V. 1837. Hahn und Herrich-Schäffer, Wanzenartige Insecten. Herrich-Schäffer. Nomenclator Entomologicus. 1835, Laporte Essai d’une Classification system, de l’ordre des Hémipteres, aus Guerin Magazin de Zoologie, 1833. Latreille, Genera Crustaceor, et Insectorum. Paris, 1806, Linné, Systema Naturae, Ed. XII. 1766 — 68. » Fauna Svecica. Ed. I. 1746. — Ed, II, 1761. Nova Acta Academiae Caes. Leopold. Natur, Curiosor. Tom. XVI. Suppl. I. Wra- tislaviae, 1834. Panzer. Fauna Insectorum Germaniae, fortgesetzt von Herrich - Schäffer. Ней 1 — 118. 1793 — 1843. Rambur. Faune Entomologigue de Andalousie, Paris, 1.— 4. Heft. Schilling, Hemiptera heteroptera Silesiae, in den Beitr, zur Ent. der schles. Gesellsch. für vaterl. Cultur, Spinola, Essai sur les Insectes Hemiptéres, Paris 1840, Villers, Entomologia Linnai Faunae Sveciae. Lugduni I. — IV. 1789. Siehe Ann, de la Soc, Ent. de France, Wolff. Abbildungen der Wanzen, Erlangen 1800 — 1811. Zetterstaedt, Insecta Lapponica, Lipsia. 1840. Den ersten bekannt gewordenen Ophthalmicus beschrieb Linné als Cimex gr yl- loides; nach ihm hat Fabricius (in dessen Entomologia Systematica) noch den Ophthal- micus ater als Acanthia atra aufgestellt, welche beide Arten Wolff (s. dessen Abbil- entomologische Monographien. 391 dungen der Wanzen) unter Nro. 40 und 41 auch als Acanthia beschrieb und abbildete. In dem Systema Rhyngotorum vom Jahre 1803 stellte Fabricius beide vorgenannten Arten und eine dritte, den Ophthalmicus albipennis, mit dem neuen Gattungsnamen Salda auf, um- fasst aber unter demselben, wie hier früher p. 305 erwähnt wurde, mehre, in verschiedene Familien und Gattungen gehörige Arten. Herr Schilling hat in seiner systematischen Aufstellung der Hemiptera heterop- tera Silesiae, pag. 37 (siehe Beiträge zur Entomologie der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, 1. Heft vom Jänner 1829) für die Salda grylloides und S. atra den Gattungsnamen Ophthalmicus geschaffen, hiezu aber eine dritte Art als Ophth. Loni- cerae Schill. gezogen, welche der Pachymerus (Lygaeus) rufipes Wolff ist, und daher aus der Gattung Ophthalmicus ausgeschieden werden muss, Fallen (s. 4. Monographia Cimicum Sveciae 1807, p. 63. 1) hat die Acanthia gryl- loides als Lygaeus in der ersten Section mit Lyg. urticae (Heterogaster. Schill.) unter- bracht, und für die drei Arten, Salda atra, S. grylloides und $. albipennis, in seinem fast gleichzeitig mit der von Schilling gegebenen Bearbeitung der schles. Hemipteren erschie- nenen Werke die »Hemiptera Sveciae« (Cont. IV. vom Juni 1829, pag. 69) den Gattungs- namen Geocoris aufgestellt, welchen auch Zetterstaedt (s. d, Fauna Lapponica) angenommen hat; Ophthalmicus ist aber der ältere Gattungsname, und statt jenem des Fallen — Geo- coris — beizubehalten. Laporte (s. d. Essai) nahm den Gattungsnamen Salda für die Arten S. erythrocephala. Lep. et Serville, S. atra und S. Steveni, an. Spinola (s. d. Ess.) führt blos die Salda atra, p. 227. Gen. 116, namentlich auf, und schreibt in der Synonymie Hahn mit Unrecht als Autor zu Ophthalmicus. Herr Schilling definirt seine Gattung Ophthalmicus a. a. O. folgends: »Membrana incompleta aut nulla. Feminae segmenta abdominalia tria ultima longitudinaliter subtus fissa,« Das Kennzeichen der vollkommenen oder fehlenden Membran in der Charakteristik der Gat- tung ist aber hier nicht selbststindig genug, da fast alle der mir bekannten Arten Oph- thalmicus eine vollkommen ausgebildete Membran haben. Nach Ilerrn Dr. Burmeisters Handbuch der Entomologie ist Ophthalmicus unter den Lygaeoden zwischen Blissus und Cymus eingereiht, Ophthalmicus. Schilling. Cimez. Lin. — Acanthia — Salda. Fab, — Lygaeus et Geocoris. Fall Kopf querüber dreieckig, zugespitzt. Augen gross, oval, stark vorragend. Stemmata nahe an den Augen. Fühler am Untergesicht, fast in der Mitte zwischen den Augen und dem Schnabelscheidengrunde. Schild gross, dreieckig. Halbdecken mit vollkommenem, selten fehlendem (O. grylloides) Clavus, und ausgebildeter, zuweilen verkümmerter oder fehlender Membran. Beine unbewehrt. Vorderschenkel dicker und kürzer als die Hinterschenkel, Die Augen sind olt nach hinten frei, verlángert, und liegen auf der Vorderecke des Pronotum auf, welche etwas abgestumpft ist. Die Fühler sind viergliedrig, fast borstig be- Abh. V, 3. 50 392 Franz Xav. Fieber, haart; das Wurzelglied ist das kürzeste , das zweite das längste, das dritte keulige ist dicker als das zweite, und fast so lang als das dicke, spindelförmige Endglied. Die viergliedrige Schnabelscheide von der Spitze des Kopfes ausgehend, hat ein dickes Wurzelglied, fast von der Länge des Kopfes; die übrigen drei Glieder sind viel schwächer, das dritte Glied ist das längste. Die Oberlippe ist borstenförmig, so lang als das Wurzelglied der Schnabelscheide, welche bis zwischen das zweite Paar der Pfannen reicht, Die Hüftpfannen liegen in gerader Linie, sind auf der Hinterrandmitte der Bruststücke rund ausgeschnitten und gegen einander gekehrt. Die grossen Schenkelköpfe ragen aus den Hüftpfannen hervor, die Beine sind fein behaart. Die Schenkel der Vorderbeine sind stärker, aber kürzer als die mittlern. Die Hinter- schenkel sind schlanker und noch etwas länger als die Schenkel der mittleren Beine. Die Vorderschienbeine sind kurz, einwärts an der Spitze dicker. Die Schienbeine nehmen. von dem vorderen bis zum dritten Paare an Länge zu. Die Schienen der Mittel- und Hinter- beine sind am Ende nicht verstärkt. Der After des Mannes ist rund; jener des Weibchens wie bei Lygaeus mit zwei der Länge nach durchschnittenen Bauchringen. Die Halbdecken sind flach-gewölbt, Der Clavus ist schmal, meist mit einer Punctreihe besetzt, und zuweilen mit dem Corium ohne Gelenkigkeit verwachsen, die Naht ist dann nur angedeutet (O. ater und О. Ullrichii, oder der Clavus fehlt gänzlich (О. grylloides); diese Individuen haben meist nur eine unvollkommene Membran, oder sie fehlt ganz (O. Ullrichii. Die vollkommen aus- gebildete Membran hat meist vier bis fünf erhabene Lángsadern. In dem Handbuche der Entomologie Band II. p. 291. Gen. 1. beschreibt Herr Dr. Burmeister die Gattung Ophthalmicus, sagt aber »Flügeldecken hornig, gewölbt, ohne Nagel« (Clavus), diess letztere ist aber unrichtig, denn nach dem wirklich vorhandenen, in der Schlussnaht beweglichen, oder mit dem Corium fest und unbeweglich verwachsenen Clavus, lassen sich die Arten dieser Gattung in zwei Abtheilungen unterbringen. E. Clavus vom Corium deutlich geschieden, in der Schlussnaht beweglich. a. Pronotum querüber breiter als lang, trapezfórmig. * Schild an der Spitze abgerundet. 1. O. luridus *. Taf. IX. Fig. 23. Schmutziggelb, schwarzbraun punctirt. Membran glashell. Rücken schwarz, mit braun- geflecktem Rande, Bauch mit braunem dreieckigem Flecke. Am Euphrat von Dr. Helfer gesammelt. Eine und $ Linien lang. Schmutziggelb, schwarzbraun punctirt, mit zerstreuten, glatten, hellen Flecken. Kopf auf der Mitte querüber mit einem an den Augen nach hinten gebo- genen Eindruck; eine Lángsfurche auf der Stirne; eine kurze Querfurche an den braungelben Augen. Fühler schmutziggelb, das Wurzelglied bráunlich, aussen mit schwarzbraunem Fleck und so wie das zweite Glied an der Spitze weisslich. Schnabelscheide bráunlich, die Spitze braun. Die Puncte auf dem Pronotum sind zerstreut, schwarzbraun, und bilden einige krumme Linien. Nahe am Vorderrand beiderseits. der Mitte liegt eine flache glatte Quer wulst entomologische Monographien, 393 der Hinterrand ist bis auf die Schultern geglättet und kaum punctirt. Schildchen am Grunde bräunlich, schwarzbraun punctirt, in den Grundwinkeln ein glatter Höcker. Eine glatte schwache Mittellängswulst verliert sich gegen das graugelbe, abgerundete Ende des Schildchens, dessen Seiten geschweift sind. Halbdecken schmutzigweissgelb, an der Membrannaht im Innenwinkel des Corium ein kurzer brauner Strich. Beiderseits der Schlussnaht eine Punctreihe, neben jener auf dem Corium eine zweite etwas auswärts entfernte, schwarzbraun. Am Aussenrande eine nach, hinten sich verlierende Punctreihe, ein schwarzbraun dicht punctirtes Dreieck liegt nahe an der Spitze des Corium auf der Membrannaht. Membran glashell, durchsichtig. Rücken schwarz, Rand breit gesäumt, die Einschnitte des Rückens braun. Unterseite schmutziggelb, die Gelenkpfannen an der Seite, und der wulstige Vorderrand der Brust nebst den Beinen weiss- gelb. Die Brust mit schwarzbraunen Puncten dicht besetzt. Hinterleib bräunlichgelb, ein drei- eckiger bis auf die Afterdecke reichender Fleck ist pechbraun und glänzend. After pechbraun» auf dem zweiten und dritten Bauchringe an den Seiten ein Grůbchen, Beine schmutziggelb. 2. 0. erythrocephalus. St. Farg. et Serv. Taf. IX. Fig. 24. Schwarz. Kopf mennigroth. Schildspitze weissgelb. Membran glashell mit einer kleinen braunen Bogenlinie auf dem Grunde. Schenkel ziegelroth, die hintern braun. Schienbeine ockergelb. Salda erythrocephala. St. Farg. et Serv. Enc, meth, X, p. 35. Gen. 6. part. 1. р. 321. — Ophthalmicus frontalis. Frivaldsky in Hahn's W, I. 4. B. 2. H. p. 23. Zo: QUE Aus Rumelien (Frivaldsky). Vom Euphrat (Dr. Helfer. Im südlichen Frankreich. Zwei Linien lang. Schwarz, glänzend, Kopf mennigroth; Augen bräunlich. Fühlerwurzel weissgelb, unterseits schwarz; zweites Glied schwarzbraun, an der Spitze weiss- gelb, auf der Oberseite in einen weissgelben Strich. verlängert; drittes Glied weissgelb, am Grunde mit breitem, schwarzbraunem Ring; viertes Glied weissgelb. Schnabelscheide braun- gelb, die Spitze gelblich. Pronotum schwarz, glänzend; der Länge nach flach gewölbt, die Halswinkel sind abgerundet. Die eingestochenen Puncte auf dem Pronotum bilden schiefe und krumme Linien, Am Vorderrande, beiderseits der Mitte, liegt eine glatte Quer- wulst. Schild schwarz, punctirt, mit zugerundeter gelblicher Spitze, am Grunde ist es querüber bogig gewölbt, und eine etwas kantig erhabene Mittellinie sichtbar. Halbdecken schwarzbraun, am Aussenrande eine Punctreihe, die an einer Partie Puncte auf der Spitze des hinten etwas bogig ausgeschnittenen Coriums endet. Zwei Reihen Puncte an der Schlussnaht, eine dritte auf dem Clavus. Membran glashell, ein kleiner bräunlicher Bogen liegt am Grunde gegen die Spitze des Corium. Rücken schwarz, mit mattem Glanze, punctirt; der Hinterleib schwarz, glänzend. Brust grobpunctirt, matt; Vorderrand wulstig, weissgelb. Seiten der Gelenkpfannen mit weissgelbem Fleck, Schenkel der Vorder- und Mittelbeine röthlich- gelb, Knie weisslich. Hinterschenkel pechbraun, mit weissgelben verwaschenen Knien, Schienbeine und Fussglieder ockergelb. Schenkelköpfe schwarzbraun, Schenkelanbánge ockergelb. 90 * 394 Franz Xav, Fieber, Ich ‚glaube mit Recht in dem О. frontalis die Salda erythrocephala, St. Farg. et Serv, der Ene. méthodigue, Tom. X. p. 321. 1, zu erkennen, da es dort heisst: »atra punctata, capite pedibusque rufis, elytrorum membrana hyalina. Long. 2.: Antennes d’un fauve-brun, tête et pattes d'un fauve rougeätre. Corselet, abdomen elytres et ecusson fortement ponctués et d'une noir-brillant. Membrane des elytres transparent. d. 3. Ophthalmicus ruficeps. Germ. Schwarz. Kopf fuchsroth. Pronotum - Vorder- und Seitenrand bleich. Halbdecken mit bleicher Randrippe, Membran weiss durchscheinend, mit braunen Flecken. Beine bleich. Ophthalmicus ruficeps. Germ. in Rev, Ent, 1831. Г. р. 136. 37. Kopf gelblich-braunroth, vorn zugespitzt. Fühler braun, das erste ganz, das letzte an der Spitze bleich. Pronotum kurz, querüber breit; tief punctirt, schwarz, glänzend; die Seiten und der Vorderrand fein bleich gesäumt. Halbdecken pechschwarz, glänzend; die Randrippe bleich. Membran weiss durchscheinend, am Grunde braun gefleckt. Hinterleib schwarz, die Schienen am Rande bleich gefleckt. Beine bleich. In Africa am Cap der guten Hoffnung. Anmerkung. Diese oben beschriebene Art so wie einige andere, die mir nur aus Beschreibungen bekannt sind, habe ich, so weit es thunlich war, den ähnlichsten Arten, die ich der Natur nach kenne, angereiht, ohne meine hier aufgestellte Eintheilung der Ophthalmicus-Arten dabei berücksichtigen zu können, 4.0. flaviceps. Burm. Schwarzblau. Kopf und Beine gelblich. Fiihler schwarz. Salda (Ophthalmicus) flaviceps. Burm. in Nov. Actor. Lecp. N. Cur. Vol. XVI. Supp. I, р. 301. 30. | »Lang zwei Linien, breit eine Linie. Kopf breiter als das Bruststück, hell róthlich- gelb, mit weit hervorstehenden Augen und etwas hervorgezogener Stirne. Fühler schwarz, erstes und drittes Glied kleiner. Schnabelscheide weit abstehend *) gelb; reicht bis auf die Mitte der Brust. Vorderrücken gross, nach vorn verschmälert, mit eingedrückter Querfurche. Vorderfeld glatt, das hintere grobpunctirt. Flügeldecken mit punctirter Furche am Rande, die Mitte glatt, die Gegend des Umfanges punctirt, Beine, selbst die Hüften und Schenkelhälse gelb.« (Burmeister a. a. ©.) Von der Insel Lucon. ** ‚Schildende spitzig. Halbdecken wetsslich - ockergelb. 5. 0. lituratus *. Taf. IX. Fig. 25. Kopf gelblich. Pronotum- Vorderrand und die Seiten breit, gelblich. Halbdecken ockergelb, der Innenwinkel und ein Fleck auf der Membrannaht braun. Membran glashell, mit breiter, welliger, rauchbrauner Querbinde und halbovalem Grundfleck. In Hinterindien von Dr, Helfer entdeckt. Zwei Linien lang. Gelb und schwarz gewechselt. Kopf ockergelb, im Nacken durch einige Puncte etwas bráunlich. Augen rothbraun, Der Vorderrand des Pronotum und die Seiten bis auf die Schultern breit, ockergelb; etwas wulstig erhaben, glatt, an jeder Schulter ") Ist wohl nur Zufall, da dieselbe stets an die Bruststücke angelegt ist (Fieber). entomologische Monographien. 395 ein Grübchen. Auf der Mitte des Pronotum ein durchscheinender, gelblichbrauner, kleiner, runder Fleck. Halswinkel abgerundet, mit einigen Puncten besetzt. Schnabelscheide ocker- gelb. Fühler ockergelb, das Wurzelglied am Grunde bráunlich, die obere Hälfte und das zweite Glied schwarz. Schild schwarz, glánzend, tief punctirt, die Seitenránder fein gelb- gesäumt, die Spitze ockergelb, glatt. Halbdecken weisslich-ockergelb, der Innenwinkel schwärz- lich, ein dreieckiger Fleck aus braunen Puncten auf der Membrannaht; eine Punctreihe am Aussenrande, zwei an der Schlussnaht, eine auf dem Clavus. Membran glashell, durch- scheinend, mit breiter brauner, beiderseits wellenrandiger Querbinde, am Grunde der Membran ein Kreisabschnitt braun. Hinterleib und Rücken schwarz, Seitenrand scharf, ockergelb gesiumt, Brust schwarz, tief eingestochen punctirt. Die Seiten der Pfannen, der wulstige Vorderrand der Brust, ein Fleck vor den Vorderpfannen, die Hinterecken des Hinterbrust- stückes und die Beine weisslich-ockergelb. 6. О. ochropterus*. Taf. IX. Fig. 26. Kopf gelblich, im Nacken schmal, schwarz. Hinterrandlinie des Pronotum, ein ovaler Lángsfleck auf den Schultern und die Halbdecken weisslich-ockergelb, Membran glashell, mit bráunlichem Grundfleck. In Hinterindien von Dr. Helfer gesammelt. Länge 21 Linien. Schwarz und weissgelblich. Kopf ockergelb, im Nacken ein schmaler verwaschener Streif, schwarz. Schnabelscheide ockergelb. Augen rothbraun. Fühler- wurzel ockergelb, oben schwarz, zweites und drittes Glied schwarzbraun, oben gelb. Endglied ockergelb, sehr fein grau behaart. Pronotum schwarz, glänzend, eingestochen punctirt; nahe am Vorderrande zwei glatte Ouerwulste, Hinterrand fein gesäumt und mit einem scluefen ovalen Längsfleck auf den Schultern verbunden, gelb. Halswinkel an den Augen schief ab- geschnitten. Schild schwarz, glänzend, tief punctirt, am Grunde eine bogenförmige Wulst, übrigens quer fein gerunzelt, fein gelb gesáumt, ein weissgelber Punct auf der Spitze. Halb- decken weisslich-ockergelb, glatt, beiderseits der Schlussnaht eine Punctreihe, am Aussen- rande eine zur Hälfte abgekürzte punctirte Linie, nahe an der Spitze des Corium ein fast drei- eckiger Fleck aus braunen eingestochenen Puncten. Membran sehr blass- gelblich, durch- sichtig, mit braunem verwaschenem Grundfleck. Rücken matt glänzend, nebst der Unter- seite schwarz. Die Seiten der Pfannen und eine Wulst am Vorderrande der Brust, ockergelb. Hinterleib wie polirt glänzend, der geschärfte Aussenrand oben und unten gelb gesäumt. Die Beine weisslich-ockergelb. Var. р. Die Membran glashell, ohne Be Fleck am Grunde. O. siculus *. Taf. IX. Fig. 27. Kopf ockergelb, im Nacken breit, schwarzbraun. Vorder- und Hinterrand des Pro- notum schmal gelblichweiss. Schultern mit trapezoidischem, gelblichem Fleck. Membran glashell. In Sicilien von Dr. Helfer entdeckt. Länge 11 bis 13 Linien. Schwarz und weisslichgelb. Kopf ockergelb, im Nacken breit schwarzbraun, an der Kehle zwei braune Striche. Augen rothbraun, an den Seiten im Nacken 396 Franz Xav. Fieber, eine Grube. Wurzelglied der Schnabelscheide ockergelb, mit braunen: Fleck am Grunde der Innenseite; zweites Glied ockergelb, drittes und viertes schwarzbraun. Fühler sehr fein behaart; erstes und zweites Glied schwarz, an den Enden gelb; drittes unten schwarz, oberhalb schwarzbraun, an der Spitze ockergelb; Endglied unten schwärzlich, oberhalb bráunlichgelb. Pronotum tief punctirt; Vorder- und Hinterrand glatt; die weisslich-ockergelbe Vorderrand- linie ist seitlich abgekürzt und etwas breiter als die zuweilen verloschene, feine, gelbe Hinter- randlinie, mit welcher die hintere Hälfte der trapezoidischen, breit ockergelben, vorn schief abge- schnittenen Flecke auf den Schultern, verbunden ist. Nahe am Vorderrande des Pronotum, beider- seits der deutlichen, nach hinten verlóschenden Mittellinie eine glatte Querwulst. Schild schwarz, tief punctirt, mit weisslich-gelber Spitze. Am Schildgrunde ein wulstiger Bogen, von dessen Mitte gegen die Spitze eine Lángswulst ausláuft. Halbdecken weisslich-ockergelb, durchscheinend, glatt; am Aussenrande eine, zuweilen auf der Hinterhälfte abgekürzte, an der Schlussnaht zwei, auf dem Clavus eine, punetirte Linie. An der Spitze des Corium einige seicht einge- stochene Puncte. Membran glashell, durchsichtig, mit drei schwachen ungefärbten Rippen. Rücken schwarz, mit mattem Glanz. Unterseite schwarz. Brust grob und dicht punctirt, Pfannen mit gelben Seitenflecken. Hinterleib schwarz, glänzend, sehr fein punctirt und fein behaart. Schenkelköpfe gross, vorstehend, so wie die Beine weisslich-ockergelb. Klauen- glied an der Spitze schwarzbraun. 8. O. angularis*. Taf. X. Fig. 1. Kopf schwarz, vorn mit zwei gelben Strichen. Auf der Vorder- und Hinterrandmitte des schwarzen Pronotum ein dreieckiger Punct. Schultern mit dreieckigem gelbem Fleck. Am Innenwinkel des Corium ein halbrunder brauner, am innern Grundwinkel der glashellen Membran ein bräunlicher Fleck, In Sicilien von Dr. Helfer gesammelt, Länge 11 Linie. Schwarz und weisslich-gelb. Kopf schwarz, punctirt, glánzend, beiderseits des wulstigen Stirnkieles ein gelber Strich. Augen braun. Schnabelscheide pech- braun, bis zwischen das dritte Fusspaar reichend. Fühler fein behaart; Wurzelglied schwarz; zweites schwarz, an der Spitze gelb; drittes unten schwarz und an der Spitze wie das ganze vierte, gelblichbraun. Pronotum schwarz, glánzend, punctirt; auf der Mitte des Vorder- und Hinterrandes ein dreieckiger gelblicher Punct, auf den Schultern ein dreieckiger ocker- gelber Fleck. Eine schwache Mittellinie verläuft zwischen den zwei glatten Querwulsten vom Vorderrande bis gegen den geglátteten (zuweilen sehr fein gelbgesäumten) Hinterrand. Schild schwarz, glánzend, tief punctirt, die Ránder sehr fein ockergelb gesáumt; am Grunde ein flach-gewólbter Bogen mit auslaufender, fast kantig erhabener Mittellinie. Halbdecken weisslich-ockergelb, am Innenwinkel auf der bráunlichen Membrannaht ein brauner halbrunder Fleck, welcher an einen blassbráunlichen verwaschenen Fleck am Grunde der glashellen Mem- bran anschliesst. Zwei Punctreihen an der Schlussnaht des Corium; eine ganze Reibe Puncte auf dem Clavus; eine abgekiirzte Punctreihe am Aussenrande. Von der Spitze des Corium bis auf die Hálfte der Membrannaht bilden viele feine, farblose, eingestochene Puncte, fast ein entomologische Monographien. 397 Dreieck. Brust schwarz, mattylänzend, tief punctirt. Der Vorderrand, die Ecken der Brust- stücke, und die Pfannenseiten ockergelb. Hinterleib beiderseits schwarz, ‚glänzend; der Aussenrand ockergelb, oben erhaben gesäumt, mit bräunlichem Punct auf dem Aussenwinkel der Rückenschienen. Schenkel schwarzbraun, zuweilen pechbraun, mit schmutzig - gelben Knien; Schienbeine, Schenkelanhänge und Fussglieder bräunlichgelb. Var. 4. Der gelbe feine Saum am Hinterrande des Pronotum fehlt. 9. O0. Colon*. Taf. X. Fig. 2. Kopf oben schwarz, unten braungelb. Auf der Mitte des Pronotum-Vorder- und Hinter- randes ein runder Punct; Hinterhälfte der Seiten mit trapezfórmigem gelben Fleck. Vom Innen- winkel an, auf der Membrannaht ein schwarzer Strich. Membran blassbraun, mit hellen Rippen. In Hinter-Indien von Dr, Helfer gesammelt. Länge 1} Linie. Schwarz und weisslich-ockergelb. Kopf schwarz, glänzend, vorn querüber fein runzelig, mit zwei Quer- und zwei Längseindrücken; im Nacken querüber gewölbt, glatt. Augen rothbraun. Fühler (fehlen). Schnabelscheide braungelb. Pronotum schwarzbraun, fast metallisch glänzend, gleichförmig punctirt, vom Vorderrande bis zur Mitte eine erhabene Linie, beiderseits derselben vorn eine gegláttete Ouerwulst, Auf der Mitte des Vorder- und Hinterrandes ein ockergelber, runder Punct; die Hinterhälfte der Seiten mit trapezförmigem vorn schief abgeschnittenem Fleck, der am Hinterrande in eine kurze Linie endet, Schild schwarz, glänzend, fein punctirt, mit. kantig erhabener Mittellinie. Halb- decken weisslich-ockergelb, durchscheinend; die drei gewöhnlichen Punctreihen beiderseits der Schlussnaht, und eine Reihe blassbrauner Puncte am Aussenrande. Eingestochene unge- färbte Puncte an der Spitze des Corium bilden ein Dreieck; die übrige Fläche ist glatt. Membrannaht vom Innenwinkel des Corium anfangend, mit einem braunen nagelförmigem Strich. Membran blass-bräunlichgelb, gegen den Endrand heller, mit drei weisslichen Rippen. Rücken schwarz, schimmernd; Seitenränder gewürfelt; nämlich jede Randschiene am Grunde schwarz, hinten ockergelb. Brust schwarz, fein punctirt; der breite wulstige Vorderrand und die Pfannenseiten ockergelb. Hinterleib schwarz, glänzend, fein behaart; in jedem äussern Hinterwinkel der Bauchschienen ein, etwas weiter nach innen ein zweiter, gelbbrauner, rund- licher Punct. Beine bräunlichgelb. b. Pronotum fast länger als breit, vorn sehr verengt, die Seiten ge- schweift, Die Augen fast ganz über die Halswinkel vorstehend. 10. 0. plagiatus*. Taf. X. Fig. 3. Kopf ockergelb, Nacken und Kehle schwarzbraun. Vorderrand des Pronotum breit gesáumt, die Seiten mit fast halbrundem ockergelbem Fleck. Halbdecken weisslich-ockergelb, mit grossem braunem zackigem Flecke auf der Membrannaht, Membran glashell, mit halb- ovalem, braunem Grundfleck und zwei Streifen an der Spitze. In Ostindien von Dr. Helfer gesammelt. Länge 13 Linie. Schwarz und weisslich -gelb. Kopf schmutzig - ockergelb, im Nacken und an der Kehle schwarzbraun. Augen rothbraun, fast ganz über den abgerun- 398 Franz Xav. Fieber, deten Halswinkel vorstehend. Fühlerwurzel ockergelb, oben schwarz geringelt, die übrigen Glieder fehlen. Schnabelscheide ockergelb. Pronotum schwarz, grobpunctirt, vorn ver- engt; die Seiten und der Hinterrand ausgeschweift; Vorderrand breit weisslich - ockergelb gesäumt, glatt, die Seiten mit fast halbrundlich - dreieckigem, weisslich -ockergelbem Flecke und mehren zerstreuten schwarzen Puncten; Vorder- und Seitenrand sind über die innere Fläche wulstig erhoben. Schulterecken stumpf. Schild schwarz, glänzend, grob-punctirt, am Grunde bogig gewölbt, mit verlängerter schwachkantiger Mittellinie. Halbdecken weisslich -ockergelb, der Aussenrand von der Mitte nach hinten erweitert, mit einer ganzen Punctreihe; an der Schlussnaht beiderseits eine punctirte Linie; von der Mitte der Punct- reihe an der Schlussnaht des Corium ein schwarz - punctirter Strich, der in einem auf der Membrannaht liegenden, nach vorn zackigen, schwarzbraunen Fleck endet; mehre einge- stochene Puncte liegen an demselben auswärts, gegen die Spitze des Corium, Membran glasartig-durchsichtig, ein schiefer ovaler Fleck auf der Grundmitte an den Fleck des Coriums anliegend; zwei, an der Spitze der Membran fast vereinte, nach vorn abgekůrzte, schwárzliche Streife. Unterseite schwarz, der Bauch wie polirt glänzend, der Rand ockergelb gesáumt, an der Seite der zweiten Bauchschiene ein rundes Grübchen. Die Brust grobpunctirt; der wulstige Vorderrand, die Pfannenseiten und die Schenkelköpfe ockergelb. DerRücken bläu- lichschwarz, glänzend; der Aussenrand ockergelb, mit einem Längsstrich auf jeder Schiene. HH. Clavus mit dem Corium ohne Gelenkigkeit verwachsen. 11. О. albipennis. Fab. Taf. X. Fig. 4. Kopf und Schild schwarz. Pronotum schwarz, mit breitem, gelblich-weissem Mitttel- strich. Halbdecken schmal, bräunlichgelb. Der Clavus, die Membrannaht und der Aussen- rand schwarzbraun. Membran schmutzig. Salda albipennis, Fab. S. В. p. 114. 5. — Geocoris albıpennis. Fall. H. Sv. р. 10. 2. — Schäff. N. pag. 41. und 81, — Ophthalmicus albipennis. Burm. Hand. II.. p, 291. 3, — Schüff. W, I. 4. B. 2. A, po 22, t. A11. pe 310: In Sicilien, Italien, Rumelien, Im Bannate. In Óstreich (nach Fabricius), in Schweden, in Lappland (nach Zetterstádt). Länge 11 Linie. Kopf, Fühler und Schild schwarz. Schnabelscheide pechbraun, Augen rothbraun, Pronotum schwarz, glänzend, eingestochen - punctirt , mit weissgelbem breitem Mittelstreif; zwei glatte Querwulste am Vorderrande, auf den Schultern ein flaches Grübchen. Halbdecken schmal, bräunlichgelb; der Schildrand, die Membrannaht und zu- weilen der Aussenrand breit, schwarzbraun. (Diese Art Färbung zeigt die Fig. 4). Die drei gewöhnlichen Punctreihen an der Schlussnaht, eine Punctreihe an dem fast geraden, hinten etwas erweiterten Aussenrand des Corium; eine Partie seichter blassbrauner Puncte in Form eines langgespitzten Dreieckes reichen von der Membrannaht bis fast auf die Mitte des Corium. Membran schmutzig. Unterseite schwarz, glänzend. Brust grobpunctirt; ein breiter, flacher Streif am Vorderrande, die Pfannenseiten und die Spiracula, weissgelb. Rücken bläulich -schwarz, Die Schenkelköpfe, Schienbeine und Fussglieder, dann die Schenkel der entomologische Monographien. 399 beiden vordern Fusspaare gelblichbraun.: Die Hinterschenkel etwas verlängert, a an den Knien gelblich, | Var. b. Halbdecken weisslich- ockergelb. Clavus auf der hinteren Hälfte dad" pz nM winkel des Corium pechbraun. Beine wie bei a gefárbt. Var. c. Halbdecken wie bei 4, alle Schenkel pechbraun, mit braungelben Knien. 12. О. phaeopterus. Germar. Schwarz. Fühler und Beine bleich. Pronotum-Seiten und ein Mittelstrich wie auf dem Schild, grau, Halbdecken grau. Membran weisslich. Ophthalmicus phacopterus. Germ. Rev, E. 1831. F. p. 136. 38, Am Vorgebirge der guten Hoffnung (Drège). Von der Grósse des O. ater. Der Kopf in die Quere breit, schwarz. Augen braun. Fühler bleich. Pronotum wenig breiter als lang, vorn wenig verschmálert; punctirt, schwarz. Seitenrand am Grunde fast erhóht, nebst einem kurzen Mittelkiel grau. Schild punctirt, schwarz; der Mittelkiel grau. Halbdecken punctirt, grau. Membran bleich. Der Kórper unten schwarz. Beine bleich. 13. O. ater. Fab. Taf. X. Fig. 5. Ganz schwarz. Pronotum mit schmalem weissem Mittelstrich. Halbdecken in der Mitte erweitert, hintere Hälfte punctirt. Membran kurz, glashell, am Grunde breit bráunlich. Acanthia atra. Fab. Е. S. 4. p. 68. 4. — Gmel. L; S. М. 4. 2124. 23. — Wolf. W. p. 43. 40. 405. f. 40. a. b. — Salda atra, Fab. S. R. p. 144. 4. — Panz, Е. G. 92, 20, — Spin. Ess. p. 221. Gen. 116. — Geocoris atra. Fab. Fall. H. p. 11. 3. Schäff. N. p. АТ. и. 81. — Ophthalmicus ater. Fab. Schill, Beitr, 1. p. 62. 2. — Hahn Р.Р В. 3 Нор. 88. 4. 14. f. 49. 50. Burm. H IE p, 291. 2» In Schweden, Deutschland, Italien, Sicilien, Bei Prag, an sandigen Orten, auf Feld- rainen unter Artemisia scoparia und campestris; auch unter niedern, der Erde anliegenden Pflanzen, z. B. Herniaria und Thymus. Lánge 11 bis 13 Linien. Ganz schwarz, glänzend. Erstes und zweites Fühlerglied schwarz, drittes am Grunde schwarz, oben wie das Endglied pechbraun. Schnabelscheide schwarzbraun. Pronotum punctirt, mit schmalem weissem Mittelstrich, nahe am Vorder- rande zwei glatte ‚Querwulste.: Schild grob- punctirt, ein Mittelstrich glatt. Halbdecken der Länge nach gewölbt, flach-grubig, die Hinterhälfte fein punctirt. Clavus mit dem Corium fest und unbeweglich verwachsen, nur als schmaler , tiefer liegender Streif angedeutet , mit einer Punctreihe an der Schlussnaht; zwei Punctreihen jenseits auf dem Corium, die äussere Reihe derselben ist nach hinten abgekürzt, und feiner punctirt. Membran meist unvoll- kommen, bráunlich, am Rande verwaschen, und breit glashell. Unterseite und Rücken schwarz, glänzend. Der platte Vorderrand der Brust und die Pfannenseiten weissgelb, Schenkel schwarzbraun, die Anhángsel, Knie und Schienbeine schmutziggelb. Var, 6. Die Schenkel der beiden: vordern Fusspaare schmutziggelb. Abh. V, 3. 51 400 Franz Xav. Fieber, "In diese Abtheilung gehört wahrscheinlich noch: zul ero! 14. 0. Steveni. St. Farg. et Serv. ah Pronotum und Halbdecken mit "eis Mittellinie. Fühler od Endglied hell. Augen und Beine róthlich. Schenkel bräunlich. Membran schmutzig. Salda Sleveni. St. Farg. et Serv. Enc. m. X. p. 921. 2 In Frankreich. Eine Linie lang. Schwarz. Fühler braun, Endglied hell. Kopf, Pronotum, Schild und Brust stark рипсиг. Pronotum mit schmaler gelber Mittellinie. Halbdecken mit „bod (1^1 1 i punctirten Linien besetzt, gegen die Mitte eine breite Längslinie gelblich. Membran dunkel. Hinterleib glatt. Augen und Beine róthlich. Schenkel bräunlich. Hat Ähnlichkeit mit O. мег und O, albipennis. Der von Herrn Rambur aufgestellte, mit O. Steveni verwandte ти ist: 45. O. Lineola. Rambur. Schwarz, metallisch. Fühler schwarz, Spitze róthlich. Pronotum mit kurzer, gelber Mittellinie. Decken röthlich, Innenwinkel bráunlich. Membran fein-runzelig, Schenkel pech- braun, Schienbeine und Fussglieder roth. Ophthalmicus Lineola. Ramb. Faun. And. Hem. p: 146. 1. Um Saint Roque in Andalusien. Schwarz, fast metallisch schimmernd, punctirt. Fühler schwarz, die Spitze braun- röthlich. Pronotum mit einer. erhabenen Querlinie, und einer gelben Mittellinie, die den Hinterrand nicht berührt, Halbdecken hinten spärlich punctirt, braunröthlich, im Innenwinkel bräunlich, Membran fein-runzelig. Schenkel pechbraun; Schienbeine und Fussglieder braunroth. 16. O. Ullrichii *. Taf. X. Fig: 6. Ganz schwarz. Pronotum vorn querüber gewölbt, hinten flach; der Vorderrand, die Seiten und die vordere Randhälfte des Corium schmal weissgelb, Halbdecken ganz punctirt, Schildränder geschweift, die Spitze weissgelb. In Östreich vom Herrn Jos. Ullrich entdeckt, dessen Güte ich Exemplare, von dorther verdanke, Im Bannate auf Bergen. Zwei und 1 Linien lang. Der folgenden Art ähnlich, aber mehr gestreckt und robuster. Ganz schwarz, wie auch die Fühler, deren Endglied an der Spitze braunroth ist. Pronotum, Schild und Halbdecken ganz punctirt, Kopf gross, vorstehend, im Nacken mit einer. Lángs- furehe. Beiderseits der wulstigen Stirne ein weissgelber, dreieckiger Fleck, die Spitze des Kopfes zuweilen weissgelb. Pronotum breiter als lang. Vorderhálfte querüber gewólbt, mit einer. schmalen weissgelben Mittellinie. Zwei glatte Ouerwulste am Vorderrande des Pronotum, hinter den Querwulsten eine krumme Linie, von welcher an das Pronotum bis zum Hinter- rande flachgedriickt ist. Am Vorderrande eine an den Halswinkeln abgekůrzte Linie und der Seitenrand schmal weissgelb. Schild schwarz, mit einer deutlichen, fast kantig erhabenen entomologische Monographien. 401 durchlaufenden, glatten Mittellinie; die Seiten vor der Spitze geschweift, auf der Spitze ein bräunlich-gelber Strich. Der mit dem Corium verwachsene, durch eine erhöhte Linie geschie- dene, wenig punctirte Clavus ist glatt, und gleichbreit. Das Corium ist ganz punctirt, mit einer erhabenen Linie, die vom Grunde gegen die Mitte verläuft. Der Aussenrand vom Grunde bis zur Mitte nach 'unten umgeschlagen, eine erhabene, schmale, weissgelbe Linie ist vom Rande durch eine Reihe brauner Puncte getrennt, Membran und Flügel fehlen ganz. Unter- seite schwarz. Brust mattglänzend, Vorderrand wulstig, weissgelb. Die Pfannenseiten, die Ecken der Bruststücke und die Spiracula des Hinterbruststückes weissgelb. Hinterleab oben und unten ganz schwarz. Beine gelblich, an der Vorderseite der Hinterschenkel ein bräun- licher бей © EKE. Der Clavus fehlt gänzlich. 17. 0. grylloides. Linn. Taf. X. Fig. 7. Schwarz. Alle Ränder des querüber gewólbten Pronotum, und der Aussen- und Schild. rand des ganz punctirten Corium breit weiss. Schild mit weissem Längsstrich auf der Spitze, und geraden weissgesáumten Seiten, Cimex grylloides. L.S. N. 2. 717.18: — FSv. 90. — Gmel. 1..5. 4. 2124, 13, — Acanthia grylloides. L, Fab. Е. S. 4, 69. 6.— Wolff. W. p. 44. 41. t£. 5. fig. Al. a,b. — Salda grylloides. Fab. S. В. p. 115. 1. — Lygaeus grylleides. Fall. M. C, Sv. p. 10, 1, — Schàff. №. p. 41. 81. — Zett. Ins. Lap. p. 266. 1. — Ophthalmicus grylloides.. Schill. Beitr. z. E. 1. p. 62. 1,4 8. f. 1. — Hahn. JF. I. 1. B. 3. H. p. 86. t. 14. fig. 48. — Burm. H. HI. p. 291. 1. In Schweden, Italien, Deutschland. In Bóhmen um Prag an sandigen Orten, an Feld- rändern unter Thymus und Herniaria mit О. ater gesellschaftlich. Lánge zwei Linien. Schwarz oder schwarzbraan. Auf dem Nacken eine kleine Lángs- furche, beiderseits des wulstigen Stirnkieles ein dreieckiger. weisser Fleck, die Spitze zuweilen mit weissgelbem Punct, Augen rothbraun. F ühler schwarz, das Endglied schmutzig-gelb. Pronotum puncürt, in der. Mitte. gewölbt, zwei geglättete Querwulste am Vorderrande, welcher etwas wulstig, und so wie die Seiten und der Hinterrand, breit: weissgesáumt ist, Der Saum des. Vorderrandes ist seitlich abgekürzt. |. S child und Corium, mit Ausnahme der Stellen der ‚weissen. Färbung, sind ‚grob -punctirt., Schild. ‚mit einem weisslichen Striche auf der Spitze, und - von da an eine „zurůcklaufende kurze weisse Randlinie, Der Schild- und Aussenrand des Corium breit weissgesäumt; an. den. nach unten umgeschlagenen Seiten trennt eine Punctreihe den weissen, erhaben. gesäumten Aussenrand уоп, Чет breiten weissen Rand- streif. Membranrudiment glashell, beim Weibchen breiter als beim Mann. Unterseite schwarz. Brust punetirt, mattglánzend ; ‚ Vorderrand wulstig, mit. seitlich abgekürztem, weissem . Streif. Die Pfannen auswärts, die Spiracula und ‚Ecken des Hinterbruststückes weiss. : Die Hinterschenkel und Schienbeine des Männchens etwas verlángert, nebst den Schenkelkôpfen schwarzbraun, die. Vorderbeine so wie alle Beine des Weibchens róthlich - weissgelb. DE 402 Franz Хао. Fieber, d. Unterkopf róthlichgelb; an der Kehle schwarz. | not ©. Unterkópf: schwarz, beiderseits der Wurzel der Schnabelscheide ‚ein: weisser Strich; ein solcher neben jedem Auge. | Schnabelscheide. braun, die Spitze. schwarz. Var. 4. Dér weisse Saum am Hinterrande des Pronotum fehlt. Eine mit O. albipennis verwandte Art stellt. Zetterstedt als: 'Geocoris' Lapponica (5. dessen: Insecta Lapponica p. 266. Gen. 10.3.) auf. Die sehr unvollständige, wenig bezeich- nende Beschreibung ist folgende: | 18. 0. Lapponicus. Zetterstedt. »Nigra nitida , hemielytris brunneis, membrana sordide albida, pedibus varicoloribus. Long. 11 Lin. Geocoris Lapponica. Zett. Ins. Lapp. p. 266. Var. a. d. Q. pedibus totis flavis, antennis saepe fuscis. Var р. pedibus nigris, tibiis testaceis, Habitat in collibus et campis aridissimis Lapponiae. Umensis passim. Affinis et similis G. albipenni Fall. (Salda albipennis Fab.) sed paullo minor et elytrorum colore facile distincta. Var. a. et b. saepe promiscue in copula juncta copiuntur.« Zett. l. c. | Nach. dem oben Angeführten unterscheidet sich O. lapponicus von O. albipennis durch braune Halbdecken; es erwähnt aber Zetterstedt nicht, ob ein weisser Mittelstrich auf dem Pronotum. vorhanden sei oder nicht. Bei so unzureichender Beschreibung, die übrigens noch mit О. albipennis in mehren‘ Puncten übereinkómmt, «bezweifle ich ‚die. Selbststándigkeit obiger Art. In den Annales de la Soc. Entomol. de France, 8. Band. 1839. p. 525, Taf. Lig 1. beschrieb und zeichnete. Herr Waga aus Warschau den Ophthalnucus dispar. | Die uS ES bung nach dem franzósischen Texte übersetzt und die Abbildungen copirt, folgen. nachstehend: 19. 0. dispar. Waga. Taf. X. Fig. 8. w 9. »Niger, pedibus pallidis, mas antennarum articulo ultimo, pronoti margine anteriore elytrorumque juxta scutellaris albidis. Femina tota atra.« Im nördlichen Polen, in den feuchten Steppen des Gouvernements Augustow, in den Monaten August und September. Das Männchen hat die Grösse von Ophthalmicuus grylloides und ähnelt ihm sehr, aber das Endglied der Fühler ist immer weiss, die Vorderbrust ist nur vorn weiss- gerandet, und der Rand in der Mitte unterbrochen, ferner ist der weisse Saum der Flügel- decken nur da deutlich, wo ihre Ränder das Schildchen berühren, ‘und ‘dehnt sich nicht weiter als bis zum Ende des Schildehens aus, bildet auf diese Weise ein \/, während der Saum bei Ophth. grylloides noch weit über das Schildchen hinausreicht und ein X bildet. „Der äussere weisse Rand ist nur mit der Loupe sichtbar, während er bei O. gryl- loides breit ist, und selbst dem unbewaffneten Auge deutlich erscheint. Bei beiden Arten ist das Ende der Flügeldecken ohne Saum (die Flügeldecken von Ophth: grylloides bei Hahn in den Wanz. Ins. L t. 14. f. 48. sind ringsherum weiss berandet, öfter aber" ist. dieser Rand entomologische. Monographien. 403 nech hinten unterbrochen); doch ist dieser unberandete Theil beim Mánnchen von Ophth. dispar weit betráchtlicher. Ausserdem ist die Consistenz des Kórpers von O. dispar viel schwácher als die des O. grylloides, die Flügeldecken sind kürzer, das Abdomen schmáler, so dass sein Querdurchmesser, an den ;breitesten Stellen. geringer ist als der des Kopfes, wáh- rend bei O. grylloides der des Kopfes kürzer ist. Die- Augen des Mánnchens von O. dispar sind róthlichbraun, und noch mehr vorstehend als, jene von O. grylloides. Das Weib beinahe so lang als der Mann, ist um die Hälfte breiter, und ganz schwarz, mit Aus- nahme der Fussglieder, welche blassbráunlich sind, und einiger Spuren des Aussenrand- saumes der Flügeldecken, die dem unbewaffneten Auge kaum merkbar sind. Das letzte Fühler- glied ist mit weissen zerstreuten Haaren bedeckt; Es gibt auch Varietäten mit schwarzen Hin- terschenkeln. Die weissen Stellen der Mundgegend, der Glanz und die Punctirung sind bei beiden gleich. $5001 FL | с Fig. 8. Das Männchen, Fig. 9. Das Weib, nach der Zeichnung des Hrn. Waga copirt. Anmerkung. Es scheint, als habe Herr Waga unter seinem Ophth, dispar zwei Arten begriffen, námlich: das Männchen des О. dispar wäre das Männchen des O. grylloides, dessen Zeichnung der Decken ganz die von Waga angegebene: ist, da Hahn a. a. OL 'ein Weibchen abbildet; das Weib des О. dispar dürfte O.; Ullrichii. Еле. ‚sein. + An, der. vom H; Waga gegebenen nicht sehr ‚getreuen Abbildung ist auch an den Seiten des Pronotum der weisse, Rand sichtbar, Zum Schlusse kemerke ich noch, dass Ophth. Lonicerae, Schilling, a. a. O, p, 63 der Lygaeus rufipes Wolff ist, daher in der Gattung Ophthalmicus entfällt. 404 Franz Xav. Fieber, Gymnognatha. Zunft X. Orthoptera. Fam. Gryllodea. Die europäischen Arten Nemobius. Serville. Es erscheint zwar Nemobius von Audin. Serville (s. dessen Hist. nat. des Ins. Orthopt. p. 345. in der Suit à Buffon) als eigene Gattung aufgestellt, allein ihre, Verwandt- schaft mit Gryllus ist zu nahe, als dass sie eine selbstständige Gattung bilden könnte; die abgestutzten Decken und die verkümmerten Flügel bieten blos Kennzeichen zu einer Unter- abtheilung von Gryllus. Bisher war nur Gryllus sylvestris als Nemobius bekannt; Herr Serville beschrieb a. a. O. noch den N. lineolatus. Brullé; eine dritte in diese Ab- theilung gehörige Art entdeckte ich vor mehren Jahren in Böhmen. Demnach: 1. G. sylvestris. Fab. Taf. X. Fig. 10. Schmutziggelb, schwarzbraun gefleckt. Kopf und Seiten der Decken schwarz. Stirne mit weisslinigem Fünfeck. Hinterleib mit doppeltem Rückenstreif und braunen Flecken. Acheta sylvestris, Fab. Е. S. 2, p. 33. 18. — Nemobius sylvestris. Aud. Serv. hist. p. 348. 1. Abbild. Coquebert. Ill. I. t. 1. fig. 2. jedoch nicht naturgetreu. Wohl ia ganz Deutschland gemein in Laubholzwaldungen auf und zwischen dem abge- fallenen Laube, im Sommer und Herbst, wo sich diese Art durch ein leises Schwirren verráth. Der Leib ist vier, mit der Legescheide sieben Par. Linien lang; das Mánnchen ist stets etwas kleiner. Schmutziggelb, schwarzbraun gefleckt. Der Kopf schwarz, glänzend, auf der Sürne zwischen den Augen und Fühlergruben ein weissliniges, unten offenes Fünfeck, dessen obere und die seitlichen Ecke in einen Strich verlángert sind, die seitlichen Ecken verlaufen in einer Linie oberhalb den Augen, unter dem Fiinfeck ist ein rothbraunes A sichtbar, Pronotum oben punctirt, die Seiten schwarz, die Decken sind gelb, mit schwarzen, einfachen Längsrippen und schwarzen Seiten. Leib schmutziggelb, schwarzbraun gefleckt, die Leibringe sind oben am Hinterrande schwarzbraun, der Rücken hat einen doppelten schwarzbraunen Streif. Die Hinterschenkel der Weibchen haben aussen schiefe Striche, innen einen Grundstrich, und vor dem Knie einen Ring, schwarz. Die Legescheide ist braun- schwarz. Der Unterleib des Mánnchens ist schwarz, mit gelbbraunem Mittelstreif. Die Hinter- schenkel schwarzbraun, ein Ring vor dem Knie gelb. Der Grund und die Unterseite der- entomologische Monographien. 405 selben ist zur Hälfte gelb. Die Raife bei beiden Geschlechtern sind am Grunde gelbbraun, oben schwärzlich, schwachzottig behaart, und beim Weib nur 3 so lang als die Legescheide. Fig. 10. Der Kopf von vorn, vergrössert. Nach dem französischen Texte übersetzt und die Diagnose ausgehoben folgt: 2. G. lineolatus. Brulle. M "Oben bräunlich, unten bleich. Kopf schwarz , glinzend, vorn zwischen den Augen vier ime gelbliche Längsstriche. Pronotum gelblich , blassbraun gefleckt; Seiten schwarz. Decken bleich, Hinterleib mit vier Rückenlinien. Nemobius lineolatus. Brulle, Hist. nat, des Ins. Tom. IX. p. 119. (. 18. f. 2. — Aud. Serv. Orth. p. 349. 2. In den Pyrenéen um Saint-Sever. er Linien lang. Legescheide kaum lánger als die Raife. Die Růckenlinien stehen gleichweit auseinander und sind durch die Flecke auf den Rückenschienen gebildet. Beine und Taster bleichgelb. Fühler bráunlich. Beide Geschlechter gleich gefärbt. 3. G. frontalis *. Taf. X. Fig. 11. Schwarz. Stirne mit weisser Bogenlinie zwischen den Augen, unterhalb ein weisser Punct; im Nacken ein Querstreif bräunlichgelb. Pronotum-Hinterrand und die Decken gelbbraun. Diese; Art ist. mir zuerst aus Böhmen bekannt, wo ich sie auf begrasten steinigen An- hóhen um Prag und Karlstein, dann im Mittelgebirge des leitmeritzer Kreises vom, April bis in den Spätherbst gefunden habe. Im k, k, Hofnaturaliencabinete in Wien sah ich ein Exem- plar, welches um Wien gesammelt worden ist. Vom Kopf bis an die Spitze der Legescheide 74 Par. Linien lang, der Körper allein misst fünf, die Legescheide drei Linien. Das Männchen ist etwas kleiner. als das Weibchen. Schwarz, mit mattem Glanz, borstig, schwarz behaart, mit untermischten feineren Haaren. Der Kopf ist schwarz, glänzend; auf der Stirne zwischen den Fühlergruben ein breiter, weisser Bogenstreif, darunter ein blasser Punct; im Nacken ein blasser, braungelber Querstreif. Fühler schwarz. Taster schwarzbraun. Vorder- und Hinterrand des Pronotum gelbbraun, Die Decken des Weibchens sind halb so lang als der Hinterleib, gelbbraun, oben mit verástelten, an den Seiten mit geraden, starken, schwarzen Rippen. Hinterschenkel mit einer láng- lichen, gelbbráunlichen Makel vor dem Knie auf der Oberseite. Die Gelenke sind gelbbraun gefleckt. Die Schenkel sind innerhalb am Grunde gelblich. Die Legescheide ist schwarz. am Ende verdickt, fast dreikantig. Die Raife schwarz, langzottig, dicht behaart, und halb so lang als die Legescheide. Fig. 11. Der Kopf von vorn gesehen und vergróssert. 406 Franz Xav. Fieber, Die Tetrigidea, als eine Unlerfamilie der Acridiodeae, in Bezug auf die europäischen Arten der Gattung Tetrix. In der Fauna Andalusiae, Orthopt. pag. 64, stellt Herr Rambur die Familie der Tetricideae (eigentlich Tetrigideae ) auf, und umfasst blos Фе Tetrix subulata, T. meridionalis als eine neue Art, und T. bipunctata.. Wegen Übereinstimmung mehrer wesentlicher Charaktere können. jedoch diese Tetrigideae nur eine untergeordnete Stellung in der Familie der Acridiodeae, in der zweiten Hauptabtheilung der Orthoptera (die Saltatoria) einnehmen, wie aus dem Folgenden ersichtlich wird. Saltatoria. Hinterbeine zum Hüpfen oder Springen geeignet. Hin- terschenkel so lang (oder länger, Locustae) als der Hinterleib, am Grunde dick. Der Schenkelanhang fehlt. Vorderbeine zum Gehen, mit den mittleren gleichgestaltig. Stirne nach vorn, meist senk- recht, schief nach oben oder unten. Acridiodeae. Stirne gekielt. Fühler kurz, fädig, am Ende zu- weilen erweitert. Fussglieder drei. After des Mannes kappen- förmig. After des Weibes mit vier kurzen Griffeln, wovon zwei und zwei gleichförmige übereinander mit hakigen Enden. Nach dem Baue der Vorderbruststücke zerfällt die Familie der Acridiodeae in zwei Abtheilungen, nämlich: E. Die Philotrachelia *. Deren Vorderbrust am Vorderrande ohne kragen- förmige Erweiterung. Unterfam. K. Wryxalidea. Kopf schief, kegelförmig verlängert, Fühler dreikantig, zugespitzt, unten breit, an dem dreikantigen Kopfende vor und oberhalb den Augen eingefügt. Hieher gehören die Gattungen: Tryxalis (Truxalis. Fab.) — Pyrgomorpha. Serv. Unterfam. Ш. Aeridiodea. (Genuinae.) Kopf dick. Stirne der Länge nach wulstig, oder rinnenfórmig, gekielt. Fühler vor den Netzaugen, fádig, rundlich. Hieher: entomologische Monographien. 407 Opsomala. Ser. — Gomphoceros. Thunb. — Podisma. Latr. — Ca- loptenus. Ser. — Acridium. Geoff. — Oedipoda. Law. — Porthetis. Aud, Serv. — Eremobia. Serv. II. Peritrachelia*. Vorderrand der Vorderbrust mehr oder weniger breit kragenförmig erweitert. Unterfam. IE. Ommexechea*. Kopf zwischen den Augen mit über die Stirne vorspringendem Scheitel, dreikantig. Stirnmitte zweikielig. Pronotum kurz, Decken und Flügel lang. Empodium vorhanden. Ommexecha. Serv. — Chrotogonus. Serv. Unterfam. KV. Tettigidea*. Tetricidites Serv, — Tetridides. Ramb. — Tetrigidae. Burm. Kopf zwischen den Augen kantüg. Stirnkiel ober dem Blindauge gabelig, unterhalb desselben einfach, ober dem Munde gabelig ausgesperrt. Processus des Pronotum so lang, oder länger als der Hinterleib. Empodium fehlt. Bruststücke kurz, in die Quere nach Aussen erweitert, Tettix. Таш. — Amorphus Serv. — Plagiocephalus*. — Choro- phyllum. Serv, — Batrachotetrix, Burm. H. Nach obiger Darstellung ist die Einreihung der Tettigidea als eine Unterfamilie be- gründet, aus welcher nur die Gattung Tettix (Tetrix) in Europa vorkömmt, Anmerkung. Die Gattung Plagiocephalus. mihi. ist mit Tettix und Chorophyllum verwandt, aber durch Folgendes unterschieden: Kopf kurz, breit, oben wenig schmäler als unten. Surne schief, oben zurückgedrückt, Augen schiefliegend. Fühler entfernt von den Netzaugen am untern Ende des gabeligen Stirnkieles in der Nähe des Blindauges. Pronotum hoch, bogig, schneidig, abgedacht, run- zelig, so lang als der Hinterleib. Hinterschenkel sehr breit und dick, oval, am Knie plötzlich verengt. Mittelbeine mit geflügelten, gekerbten Kielen. Bruststücke bogig. Die einzige mir bisher bekannt gewordene Art ist die folgende, von Dr. Helfer in Ostindien entdeckte P. pachymerus *. Pronotum hochbogig, seitlich abgedacht, runzelig und fein gekórnt. Vorderrandmitte zugespitzt, © Seiten-Vorderrand geschweift. Vordereck abgerundet, Hintereck kurz, lappen- fórmig. Seiten des abgestutzten Processus breit blattartig, von vorn nach hinten verschmálert Oberer Kiel der Hinterschenkel vor dem Knie und auf demselben zweimal zahnfórmig abge- setzt. Decken klein, dreieckig, im Ausschnitte am Hinterecke des Pronotum, Abh. V, 3. 59 408 e Franz Xav. Fieber, Tettix Lar. Gryllus Bulla, Lin. (er parte) — Acridium. Fab. Zett. Tetrix Aut. Stirne und Augen senkrecht. Fühler oberhalb des Blindauges der Stirnmitte, seitlich an der Mitte der gabeligen Stirnkiele an den Netzaugen, Kopf von unten nach oben sehr verschmálert, kantig. Bruststücke vorn ausgeschweift, Hinterschenkel am Grunde breit, all- málig gegen das Knie verschmälert. Bis zu dem Jahre 1822, wáhrend welchem Hagenbach (in dessen Symbolae Faunae Helvetiae fasc. 1. p. 41. t. 13. fig, 25) die Tetrix nutans abbildete und beschrieb, unterschied man nur die von Linné und Fabricius beschriebene Tetrix subulata und T. bipunctata, da man den in der Enum. Ins. Faunae Austriae p. 243. 462. aufgeführten Gryllus xypho- thyreus (Tetrix) gánzlich unbeachtet gelassen hat, welchen Schrank am a. O. durch die Worte »carina acutiore« in der beigegebenen kurzen Note, von T. bipunctata unterscheidet. Vielfach ándert die Farbe, Zeichnung und Grósse bei den Tetrix-Arten, und hiedurch ver- leitet stellte Zetterstedt einige dieser Spielarten als selbstständige Arten auf, wie vor ihm auch Thunberg (in den Nov. Act. Upsal. Vol. 7) es gethan, aber fast durchgängig sind die Kenn- zeichen von der Fárbung und Zeichnung entlehnt, und keine Rücksicht auf den Kórperbau genommen. Drei der von Zetterstedt (s. dessen Orthopt, Sveciae) als Acridien aufgeführten Tetrix-Arten: À. binotatum Gmel, A, cristatum Thunb. uud A. vittatum, Zetterst., sind jedoch durch den Bau des Pronotum, námlich: »thorace carina media elevata« vor den andern unterschieden, und es scheinen obige drei Tetrices mit G. xyphothyreus Ahnlichkeit zu haben, da dieselben gleichfalls durch den erhöhten Riickenkiel des Pronotum ausge- zeichnet werden. Schon vor mehren Jahren fand ich bei Zusammenstellung der Tetrix- Arten nach Farben- und Zeichnungs-Varietáten eine mit Tetrix bipunctata verwandte, durch den Bau des Pronotum und der Schenkel von derselben unterschiedene Art, welche ich dazumal T. del- toidea nannte und auch meinen Freunden unter diesem Namen mittheilte; späterhin glaubte ich in dieser von mir entdeckten Art den G. x yphothyreus Schk. aufgefunden zu haben. Da ich aber bei Zetterstedt a. a. O. in dem Ausdrucke: »thorace carina media elevata,« einen Unterschied zwischen jenem des Schrank »carina acutiore« finde, glaube ich, dass Acrid, binotatum und A. vittatum Zett. zu Tetrix bipunctata gehóren, da bei der- selben der Rückenkiel auch zuweilen mehr erhöht, geschärft, und gerade vorkömmt; daher der Ausdruck »thorace carina media elevata« Anwendung fánde; allein das oben ge- nannte A. cristatum Thunb. dürfte mit G. xyphothyreus ein und dasselbe Insect sein, weil Zetterstedt in der bei A, cristatum angefügten Beschreibung sagt: »thorax... carina media a capite ad apicem sat elevata« welches mir mit »carina acutiore« gleichbedeutend erscheint. Alle übrigen von Zetterstedt a, a. О. als Acridien aufgeführten Tetrices sind blos durch Färbung und Zeichnung unterschieden und daher blosse Farbenspielarten. Bei T. subulata kommen aber, nach eigener Überzeugung, die Fárbungen und Zeichnungen ganz gleich mit jenen bei T. bipunctata vor, und es sind demnach jene, nach der verschiedenen Fárbung und Zeichnung entomologische Monographien. 409 aufgestellten Arten unhaltbar, wenn die Unterscheidungskennzeichen nicht auch vom Baue der Körpertheile entlehnt sind, die sich stets als unwandelbar, unterscheidend darstellen. Da bei dem Mangel kritischer Unterscheidungsmerkmale in der Beschreibung des G. xyphothyreus Schrank, und des Acrid. cristatum Thunb. es schwer ist, zu entscheiden, ob dieselben zu der von mir entdeckten Tetrix deltoidea oder doch nur zu T. hipunctata gehören, kann ich die obigen beiden Autoren auch nur fraglich anführen. Den Namen T. deltoidea finde ich nöthig, als nicht entsprechend, zu ändern, und wähle die Bezeichnung durch Schrank’s Namen, und nenne sie daher Tetrix Schrankii. Tetrix subulata wurde gewöhnlich von T. bipunctata durch ihren pfriemenförmig über den Hinterleib weit verlängerten Vorderrücken unterschieden, da aber nın Tetrix nutans und Schrankii hinzugekommen sind, kann das, früher als Artunterscheidung gebrauchte Kenn- zeichen des langen oder kurzen Processus des Pronotum nur als Abtheilungskennzeichen aus- gehoben werden, daher: A. Processus des Pronotum länger als die Hinterschenkel, Oberer Kiel der Hinterschenkel vor dem Knie abgestutzt. Decken und Flügel frei. 1. T. subulata. Lin. Taf, X. Fig. 12 und 12. a. Kopf vorn gleichbreit. Augen halboval, gewölbt. Pronotum vorn stumpf, der Rücken- kiel auf dem geraden, weit über die Hinterschenkel verlángerten Processus, kantig. Pronotum- Seiten hinten erweitert, winkelig eingeschnitten, Hinterrand zweilappig, Vorderecke scharf. Gryllus subulatus. Lin. Е. Sv. Ed. II. p. 236. 865. — Acridium subulatum. L. Fab. E- S. II. p. 96. 3. — De Greer. III. р. 314. t£, 23. Fig. 11. — Villers. L. Е. Sv. 1. p. 435. 4. 2, £ 5.’ 'Panz. FG; 5. 18. —' Zeit O0. Sv, p. 106. — Acridium' bífas- citatum, Herbst Arch. р. 189. t. 52. f. 3. Gemein auf Feldrainen, Lehden und Wiesen den Sommer hindurch. Vom Kopf bis ans Ende des Processus 5 — 63 Linien lang. Das Scheitelende ist vor und oberhalb der halbovalen, gewólbten Augen etwas eckig, und unterhalb der Augen auf der Stirne geschweift. Der Rückenkiel ist auf der Mitte des Pronotum nur wenig erhóht, und verläuft über den schmalen langgespitzten Processus niedrig, kantig; beiderseits des Mittelkieles vom Vorderrande an ein abgekürzter Kiel. Der Processus ist an den Seiten mit einem schmalen Rande versehen, am Ende sanft aufwärts gebogen; die Seiten des Pro- notum sind breit, das Vordereck fast rechtwinkelig, unterhalb desselben eingeschnitten und übergeht in den nach hinten langen stumpfen Ecklappen. Die punctirten, ovalen, kurzen Decken und die Flügel sind frei. Die Flügel sind um weniges lánger als der Processus, welcher weit über die Schenkel hinausreicht, doch aber kürzer ist, als der Schenkel sammt dem ausgestreckten Schienbein. Der obere mittlere Kiel der Hinterschenkel läuft geschärft bis vor das Knie, wo derselbe schief abgeschnitten ist. Die Griffel des Weibchens sind am Rande gezáhnelt, die obern am Grunde breit, die untern viel schwácher, Die Fárbung und Zeichnung des Pronotum ist sehr mannigfaltig, und Zetterstedt beschreibt solche Spielarten unter den Namen Acridium pallescens, A. marginatum, A, humerale, A. dorsale, A. bimaculatum. 52* 410 Franz Xav. Fieber, Fig. 12. Der Körper seitlich und vergrössert. Fig. 12. a. Der weibliche After mit den Griffeln. 2. T. meridionalis. Ramb. Unter diesem Namen beschreibt Herr Rambur in der Fauna Andalusiae, Orthopt. р. 65, eine Tetrix, welche mit T. subulata verwandt, aber durch den Körperbau von ihr unterschieden sein soll. Wegen Abgang einer genauen Beschreibung des Pronotums und der Schenkel ist es nur möglich, nachstehende vergleichende Diagnose aufzustellen. Kopf nach oben verschmälert. Augen fast kugelig. Pronotum sehr runzelig, an den Schultern sehr breit... Processus um weniges länger als die Hinterschenkel. Von dem angegebenen Orte entlehnt, folgt die Diagnose und die Übersetzung des franzósischen Textes. »Tetrix meridionalis: fusco-grisea, interdum supra albida, thorace antice tricari- nato, rugosulo, abdomine non multo longior, alis breviore.« Um Malaga. Ahnelt sehr der Tetrix subulata, ist so stark als diese, aber merklich kürzer. Die Färbung ist braun-grau, das Pronotum ist oben fast ganz grau. Der Kopf ist oben viel schmáler, die Augen sind fast kugelig, und die Kiele des Kopfes zwischen denselben treten um weniges vor; der Querkiel ist sehr erhaben, die Furchen seicht. : Das Pronotum ist ver- háltnissmássig breiter, erweitert sich schnell nach hinten an den Schultern, und ist sehr run- zelig. Der Mittelkiel bildet vorn: eine kleine Spitze. Die Seiten sind nach hmten verschmálert. Der Processus ragt wenig über die Schenkel vor. Die schmalen Flügel sind. etwas länger als der Processus. Die Decken sind. kurz und mit starkem Netz versehen. Anmerkung. Herr Rambur sagt in einer beigefügten Note, es sei diese Art nicht etwa für еше. der Farben- Varietäten der. T. subulata zu halten, da die Charaktere dem Körperbaue entlehnt seien, 3. Т. nutans. Hagenbach. Taf. X. Fig. 13. Pronotum mit blattartigem bogigem Rückenkiel, und an derSpitze abwärts gekrümmtem, über die Hinterschenkel verlángertem Processus, Pronotum-Seiten rundlich. Hinterschenkel innen mit orangerothem Fleck. Tetrix nutans. Hagenb. Symb. 1, p. 41. & 13. fig. 25. »T. nigro-picea, thorace ascendenti, apice subnutante, macula laterali atra, femoribus posticis striga aurantiaca.« Der Wortlaut der lateinischen Beschreibung ist folgender in der Übersetzung : Fünf und 3 Linien lang. Kopf pechbraun. Fühler schwarz, am Grunde bleich, Pro- notum stark gekielt aufsteigend, an der Spitze abwárts geneigt, dunkel, pechbraun -röthlich, gegen die Spitze heller, einzelne Flecke an den Seiten wegen der dunklen Färbung des Pro- notum wenig sichtbar, Decken kurz, oval, punctirt, braun, Flügel wenig länger als das Pro- notum, breit, genetzt; am Vorderrande verdickt, fast hornig, dunkel, Hinterleib kegelig-drei- seitig, die Leibringe auf dem Rücken in spitzem Winkel verbunden. Seiten gerandet. After entomologische Monographien. 411 eingezogen, dunkel. Vorderbeine braun, Schienbeine bleich, braun gefleckt. Hinterbeine ockergelb, in der Mitte des Innenrandes ein orangerother Fleck. Um Basel. . Aus der von Hagenbach gegebenen Abbildung wird ersichtlich, dass der Hinterleib mit den Flügeln gleichlang ist, und beide unter dem Processus vorragen. In der, Beschrei- bung wird der Lánge des Hinterleibes nicht erwáhnt, und es scheint, dass derselbe unrichtig gezeichnet ist — weiters ist zu entnehmen, dass die Seiten des Pronotum halbrund sind, und oberhalb der kurzen, ovalen, punctirten Decken in den schmalen Saum des Processus über- gehen, der Rückenkiel der Hinterschenkel scheint hier so wie bei T. subulata vor dem Knie abgeschnitten zu sein. Fig. 13. Die nach Hagenbach a. a. O, copirte Abbildung, B. Processus kürzer als die Hinterschenkel. 4. T. bipunctata. Lin. Taf. X. Fig. 14 — 16. Pronotum mit kaum bogigem, geschárftem Rückenkiel. Processus dreieckig, spitzig, schmalrandig; Hinterrand der Seiten zweilappig. Flugorgane frei. Oberkiel der Hinter- schenkel vor dem Knie abgestutzt. Gryllus bipunctatus. L. S, N. Ed. II. 35. 869. — Gryllus cpacus, Gmel. L. 5. М. 1. 4. p. 2058. 69. — Acridium bipunctatum. Fab. E, S. 2. p, 26. 2. — Acri- d ium. scutellatum. De Geer. 3. p. 313. t. 23, f. 15. (vartetas). — Acridium opacum. Herbst. Arch. р. 189. €, 52. — Tetrix bipunctata, Lat, Hist. 12. р. 164. а. — Tetrix obscura, Hag. Symb. 1. p. 42. 26, var. S. Auf Feldrándern, an kurzgrasigen trockenen Orten, auf Bergen und Hügeln, das ganze Jahr hindurch gemein. Länge 31 — 54 par. Linien. Die Hinterecke der Seiten des Pronotum zungen- förmig, nach oben mit einem zweiten kleinern und breitern Lappen, der an den schmalen Rand des Processus anschliesst, versehen. Die Flugorgane sind frei, und an dem obern Lappen und dem Rande des Processus sichtbar. Die Hinterschenkel haben einen erhöhten Rückenkiel, der vor dem Knie senkrecht abgestutzt ist, und nur als erhabene Linie niedrig über das Knie ausläuft. Afterklappe des Mánnchens an der Spitze schwach ausgeschnitten. Die Griffel der weiblichen Klappen an den Rändern grob und scharf gezahnt. Raife kurz pfriemlich, dick. Zuweilen ist der sonst gerade Rückenkiel des Pronotum in der Mitte etwas ausgeschweift, oder an der Spitze sanft aufwärts gebogen. Färbung und Zeichnung wechseln wie bei der vorigen Art und der folgenden, Die von Zetterstedt als selbstständige Arten aufgestellten Farbenspielarten sind: Acridium laterale, A. ephippium, A. binotatum Gmel., A, vittamm, A. zonatum, А. obscurum, А. ochraceum, A. hieroglyphicum (A. annulatum Thunb.), A. scriptum und A. variegatum. Fig. 14. Der Körper von der Seite gesehen und vergrössert. Fig. 15. Der Hinter- schenkel. Fig. 16, Der weibliche After mit den Griffeln. 412 Franz Xav. Fieber, 5. T. Schrankii *. Taf. X. Fig. 17 — 19. Pronotum mit blattartigem, bogigem, geschárftem Rückenkiel. Hinterrand der Seiten von dem Ecklappen schief an dem breiten Rand des Processus verlaufend. Flugorgane ver- deckt, Oberkiel der Hinterschenkel bis über das Knie geschärft, gleichhoch verlaufend. ? Gryllus zyphothyreus. Schrank, E. I. p. 243. 463. — ? Acridium cristatum. Thunb. nov. Act. Ups. Vol. T. p. 159. 10. — Zett. O. p. 121. 12. Auf Haidebóden, an Feldrándern, mit den Vorigen. Erscheint schon mit den ersten Frühlingstagen und dauert bis Ende October aus. Bisher kenne ich diese Art nur aus Bóh- men und Óstreich, sie dürfte wohl auch in andern Gegenden Deutschlands aufgefunden werden, Die Grósse dieser Art wechselt sehr zwischen 13 bis 31 Linien. Die kleinen Exem- plare mit dem hochbogigen blattartig schneidigen Růckenkiel des kurzen Pronotum ähneln einigen Arten der Gattung Hemiptychia unter den Cicaden. Der Processus erscheint durch den, besonders am Grunde breiten Rand desselben breit dreieckig, die Seiten sind schief abgedacht; bei den kleinen Individuen reicht der Processus nur auf die halbe Lánge der Schenkel. Der Hinterrand der Seiten des Pronotum läuft von dem zungenfórmigen Hinter- ecke schief nach hinten und oben an dem breiten, die Flugorgane deckenden Rande des Processus aus. Der Rückenkiel der Hinterschenkel verläuft ununterbrochen in gleicher Ilóhe über das Knie, kantig, geschárft. Die Afterklappe des Mánnchens ist oben tief winkelig aus- geschnitten. Die weiblichen Griffel sind stumpf, aufgebogen, die Ránder fein gezáhnelt. Die Raife sind lang, pfriemenfórmig, dünn. Y Fig. 17. Der Kórper von der Seite gesehen, vergróssert. Fig. 18. Ein Hinterschenkel. Fig. 19. Der weibliche After. AGanth1a Fab ee atra. Pape capitata, Wolff, , Cardui. Lin.. clavicornis, Lin. . clavicornis. Panz, . costata. Fab, Echii. Fab, Echii, Wolff, Gossypii. Fab., grylloides. Lin, . Humuli, Fab, : marginata, Wolff, . Pyri. Geoffroy. x quadrimaculata. Wolff, . . Sachari, Fab. Sidae, Fab, . virescens. Fab. , Acheta, Fab, sylvestris. Fab., Acridiodeae, Fieber Acridiodea, Burm, , Acridium, Fab. bifasciatum, Herbst bipunctatum. Lin, , cristatum. ''hunberg subulatum. Lin. Agramma. Westwood, atricapilla. Spinola gibba. Fieber, . , laeta, Fall. nigra, Fieber. . ruficornis, Germar Aradieae, Fieber, Aspidotoma, Curtis, , Campylosteira, Fieber, . brachycera, Fieber Seite . 999, 390 20999 . 312 396 . 375 . 339 . 350 . 366 364 . 982 . 401 * a od qe 902 . 328, 330 380 359 . 354 . 386 . 387 . 404 . 404 . 406 . 406 . 401 . 409 С! . 403. . 409 412 314 . 317 . 316 . 315 . 318 . 316 . 304 308 . 320 . 321 ciliata. Fieber . Falleni, Fieber . . verna, Fallen . . Catoplatus. Spinola costatus, Fab. , . Cercopis. Fab. , arcuata. Fieber mactata, Germar , sanguinolenta. Burm. sanguinolenta, Lin, vulnerata. Illiger . Cicada Lin, sanguinolenta, Lin. sanguinolenta, Panz, , sanguinolenta. Scop. , Cicadina. Burm, . . . Cimex, Lin, appendiceus. Villers. Cardui Lin, » clavicornis, Lin, . grylloides, Lin, musci, Schrank . Teucrii, Host. Tigris. Geoffroy Gorixá. Fab. ‘. °. Derephysia. Spinola cristata, Panz. foliacea. Fall, Derephysia, H-Schäffer angusticollis. H-Schäffer . capucina. Germ. crispata, H-Schiff, gracilis; H-Schäff, . reticulata, H-Schäff, . Dictyonota, Curtis. . . crassicornis, Fall, , cristáta; Panz, . 318, Eryngii. Latr. Curtis erythrophthalma, Germ, foliacea. Fall. pilicornis. H-Schäff. . Рут. бер... spinifrons, Fall, strichnocera, Fieber Elasmognathus, Fieber . Helferi. Fieber . Eurycera, Laporte clavicornis, Burm, . nigricornis, Lap. Galeatus, Curtis, Spin. spinifrons, Fall. Geocores, Burmeist, Geocoris, Fallén , albipennis, Fab, atra. Fab. grylloides, Lin, lapponicus, Zett, Gryllodea. Burm, Gryllusgum 2 frontalis, Fieber lineolatus, Brullé opacus, Gmelin sylvestris. Fab, . subulatus, Lin. , xyphothyreus, Schrank Gymnognatha. Burm, Hydrocores, Burm. Laccometopus, Fieber . clavicornis. Lin, Kollari. Fieber . Lasiocera. Lap. Seite . 955 . 372 . 378 . 913 . 380 . 983 13 . 368 . 369 . 999 . 375 . 375 . 300 . 383 . 298 . 991 . 398 . 399 . 401 . 402 404 . 407 . 405 . 405 . 411 . 404 . 403. 409 412 . 404 . 289 . 374 . 375 . 376 . 299 414 Seite Lygaeus. Fab. . 1.401 grylloides. Fallen . . . 401 Macrocephalus, Swed, . 304 Monanthia. St. Farg. Serville 336 acuminata. H-Schäff. 332 albida. H-Schäff, . с 355 ampliata, Fieber . „ 337. 388 angustata. H-Schäff. . 340 angusticollis. H-Schátf, 357 brunnea, Germar . š 326 Cardui, Lin, 339. 388 Cardui, H-Schäff, , „ 338 cassidea. Fall, , 325 cervina. Germ. 326 ciliata, Fieber 345 clavicornis. Lin. k 875 convergens. Klug . . . 362 costata, Burm. с S01 965 costata. Fab. „ > 350 costata, H-Schäff, 365 crispata. H-Schäff, 344 dentata.® Fieber , , . 349 dumetorum. H-Schaff, 360 Echii. Burm, . , 366 Echii. Fab, 366 Echii, H-Schiáff. 364 Echinopsidis, Fieber, 340 erosa. Fieber , 349 fasciata, Fieber. , 362, fracta, H-Scháff. . . .,.,8932 geniculata, Fieber . . 353. 388 gibba, Fieber . 361 grisea, Germar , 342 Наши Burma. —4 . 364 Humuli, Fall, 364 Humuli'"Eab: 5. 22790 362 liturata. Fieber. . . 352 Lupuli. Kunze , .. 968, maculata, H-Schäff 351 melanocephala. Panz, . 355 nigrina, Fall. 341 obscura. H-Schálf, 332 pilosa. Fieber. S v... 357 parvula, Fall, , . . 343. 344 pusilla. Burn. , . « 332 Franz Xav. Fieber, Seite pusilla. Fall. H-Schäff, . . 329 quadrimaculata, Wolff. . . 359 reticulata, H-Scháff. . . 345 reticulata, Rambur. . . 368 rotundata, H-Scháff. , . . 366 Sachari-Eab m —.. + . 354 scapularis, Fieber . . 358, 389 Herrich-Scháfferi, Fieber , 356 setulosa. Fieber . 346. 389 simplex, H-Scháff, 1358 sinuata. Fieber... 4... , 2828 Stachydis. Fieber . 351 testacea, H-Schäff, . 340 tabida, H-Schäff, . , 348 vesna. Fall а vesiculifera. Fieber 365 Wolffü, Fieber. . À 364 Nemobius, Serville . д 404 lineolatus. Brullé 405 sylvestris, Fab, . 404 Notonecta. Fab. . 294 cinerea, Сео. ., ss s: « 295 minutissima, Fab. . 295 minutissima, Lin. . 3 291 Ommexechea. Fieber. 407 Ophthalmicus. Schilling. 390 albipennis. Fab. 398 angularis, Fieber 5 396 Е об 399 Colon. Fieber . , . 397 dispar. Waga -00402 erythrocephalus. Farg. Зегу. 393 flaviceps. Burmeister . 394 frontalis, Frivaldsky . . 393 grylloides. Lin.. „ . 401 lapponicus. Zetterst, . 402 Lineola, Rambur, . 400 lituratus, Fieber. . 04 Lonicerae. Schilling . 391. 403 luridus. Fiebér . 392 ochropterus. Fieber 395 phaeopterus. Germar , . 399 plagiatus. Fieber > 397 ruficeps. Germar 394 Seite siculus. Fieber . , . 395 Steveni. St. Farg. Serv. , 400 Ullrichii. Fieber , . 400 Orthoptera Mo PRE . 404 Orthosteira. Fieber , ; . 324 brunnea. Germ. , * . , 326 carınata. Panz. . s ‹. 330. 388 cassidea. Fall . . 200.1 920 cervina. Germar. , 326. 387 cinerea. Fieber . . 360. 388 gracilis. Fieber , , men 992 macrophthalma. Fieber 327. 387 obscura. H.-Scháff. , . . 332 platycheila. Fieber 381. 388 pusilla: Fallén.. 24 4251.4 2. ..,929 Pachymerus , . . . 391 rufipes. Wolff. . „ 391 Peritrachelia. Fieb. . . . 407 Phatnoma. Fieb. . . 335 laciniata. Fieber : 335 Philotrachelia. Fieber . . 406 Phyllontocheila. Fieber . 337 Phymatideae. Fieber . . . . 304 Phymatites. Laporte 4 . 303 Physatocheila. Fieber 3 . 358 Piesma. Lepell.-Serville . 299 laetum. Burm. 315 marginatum. Burm. Ro melanocephalum. Burm. 1355 tricolor. Laporte Ey Plagiocephalus. Fieber oa 1401 pachymerus. Fieber . 407 Ploa. Leach Mer. . 294 frontalis. Fieber . 296 liturata. Fieber , 1294, minutissima. Fab. . . . . 295 striola. Fieber 3 «42:296 Rbynchota . . . © . 285 Siléa. Fab. (X. ль . 305 albipennis ab 01-1398 atra. Fa 5 . 399 flaviceps. Burm. ` hala. Farg.-Serv. 393 . 394 a И. Hebers AB. Ml. Grconis vulnerata. I Luna. Cmactata. J Au d. Careata 77. C sangamolenta K M. Jigara minuta M14 Sgrisea U striata 22 24. Slineata 10. 29. Spunctata.26. Plou minutissima.?1 37. Pfiontals. J6 59. hieber ее - VN M di až E А ER » w 6: » “ à y TR ^ bab. l p nM bL AM AS quibm S NS ie h „S \ A ® y M № k " * LI al L M : “ - F En 14 74 AM» у Pr - 3 LES In M lier АИ. Pf Bf. DUE | Plou striola 1 3. Pliturata.4 6. Xosmenus quadratus. 1.3 11, i variabilis. SM 1? 16. Laporte 11 Lem. tatus. 18. X anticus. 19. X. Stephen sic. 20. 21. Agramma laeta. 92 268. Fieber fecit № WO пл залы 1 | [A k RN X 9 0. u We mv vh Mp rcm tÀ UA NUS Taf M. hA. у » NT 7 # aitu LL. tebe. Un 7 aD a" AD, FTeber fecit. krostchh Ie VÁ K ciliata , wl) PE. 7 (t JE 7 a 27 ZZ 4.) Ænigra. 72 26 Chrachycerx. #7 MW. 2 Cnm ny losteira fullenr. 23 Irthosieira cassidea..?9 4? © brunnem. ‘ ира. P 2 — A Ayramma rudtcorsnts. I 6 quecostafus ИР (вер. MN. vodák Be | АУ bre \ у X jiné " ax v м“ \ m ONE МАМАМ. АХ Z Ut „mě S X, M es и M Fieber A. ITA /7 | d iod 4 И Orthosteira ceroimna 7 3. O'nacronpthalma 4 Z OP marginata O. @ ри silla.9. 0 cart 2 = xt 5 / 22 97 1 nata.10. Qeznerea. 11 1. Ojdatychcita ИРИ Ogracilis 49. 27. OD obseura.22 _23 fe Fieber ferré Leur coronata % 7, PFhatnoma facciata LS. NW Tu HM Hebers ABA. Perf. V. 1. ba: » Monanthia (ardu / 5 M.amplıata. 0 74. Msmuata./2 43 W. angustata./6 16. MEchinop sıdıs. 9 22. Hnigrina23_24. Mgrisea 45 27. Werispata. 38.30 Werliata.H 33. M selulosa. (a. ca. pueina)A4 A6. (b.graalis) I A. ER, ER ade M E | == | yt EN D № ХА. 0s avant kola d MN MM $ wipe TL Ум 4% k Li Zu M. Weber's НГС, DEC" S 31. 3aN Monanthta. tabıda 1. H.dentata.2_ + Merosa 5 A Wcostata. 1012. M. Stachydıs 5 15 Me turata 6 fS. Magenieulata. 1924 M Sacharı 22. 34 Mmelanocenhala. 56 50 HH ehatteri A I Mpilosa. 6 57 W scapularts 384 Feber focit. E LM% мл. À 1 a „ep пн 14 —— Tre - rnb. W ku И. Krebers_ AU. Fat! JH. m At 3 Monantkıa quadrimaculata 15. M aumetorum.d 6. Иде. 7 72. JM feeseeata 42 10. — M Manut 17 18 M Eugene. 4 M eliau.22 24 M vesieudifera. 25 26. M Beh. 27 42. — Mlasmognathırs Helfer. 33 #1. Dietyonota crassicornes. 42 49. Freber fectt. —M— E —» — — \ k O V hd tama M, T dej: | м У чу Maro * L] № La 1 АА № hy © At Ac Uy wr tion, V Au HBebers Abh. Var VUT. POIOU Ecc EEE EZ COT A À Vania S e uran № Le did у. Wü „sei "A6 28 ták yd 1. EN Xu À Fieler & НИ. ИИ. EN FR DV cr 7 XS C Angus hyalina 14 T. Gossupu. I Гия 6 12 Taflinis. 15 16. Tsubglobosu 17 70 Tmacu. lata 2 Tstnunta 27. hdhalmiccs luridus. 23 Úerythrocephalus. 24. 0. turatus 22 0.ochropte rus. Ab 0 ctuhes 27 Fieber fecil Lo —+ = — À—Á MÀ —À ^W Ariane A Ner Мил Ач А Au A Weber 45. fat X. 21. 23. 24 X 26. a a 29. 0. angularis.1. 0. Calm. 2. 0. pagratus.2 O.albipennis 4. 0. ater 5,0. ИРА 6. U grilloydes T. 0. disnar.$_I. Gryllus syloesiris (Strne) 10. 6. frontalis (Surne) HK. Tettix subilata‘ 12 und 1R.a. T'nwtan s. DT. bgnenetata 74_16.T. Shrankii. 4349 Ficher fecit Seite grylloides. Lin. . . . . „401 Steveni. Farg.-Serv. . . . 400 Serenthia. Spinola . . . . . 314 atricapilla. Spinola . . . 317 laeta. Fall . . . » male ruficornis. Germ. , . . . 316 Sigara. Fab. . NON 289 grisea Fieber . . . . . 292 leucocephala. Spinola . lineata. Fieber . . . . . 293 minuta -eee 291 punctata. Fieber . , 293 striata. Fieber . . . 292 Taphrostethus. Fieber . . 318 quinquecostatus. Fieber , . 319 Teleias Вебер. . . с... « «999 coronata. Fieber. . . . . 334 Tetricidites. Serville . „ , . 407 Tetridides. Rambur , . . . . 407 Tetrigidae. Burm. . . . . . 407 Tettigidea. Fieber. © . „ . 401 UE S LEN CA O LV bipunctata. Lin. . . . . 411 meridionalis. Ramb. . . nutans. Hagenb. . . . . 410 obscura. Hag s- 2 . . 41f Schrankii. Fieber . subulatas uin. E. ":ingideae в... о > 208 OSA che. оо OW в д SO affinis, H-Schaff. , . . . 384 affinis. Ziegler . . . . . 314 alata ав... ea Abh. У, 3, entomologische Monographien. antica. Stephens . . bimaculata. Sturm , brunnea. Germ. . . capitata. Wolff. Panz. capitata. var. P. Fall. capucina. Germ. Cardui. Fab. "= carinata. Panz. . . . cassidea. Fallén cervina. Germar. . . ciliata. Fieber . . clavicornis. Lin. collaris. Zetterst. , . corticea. Schäff. . . costata. Fab. . crassicornis. Fallén cristata. Panz. . . Echii. Fab. Exryngi- Lat... erythrophthalma. Germ. fohacea. Fall. Gossypii. Fab. gracilis. H-Schäff. . grisea. Germar . . . grisea. H-Schäff. humeralis. Spinola Humulı., Bab... © Humuli. Fall. Burm. . hyalina. Mus. Berol. . laeta. Fall. A maculata. H-Schäff. . marginata. Burm. . » melanocephala, Panz. nigrina. Fall. Seite s SiS 2.2914 2413926 9 . 912 . 913 «+ . 346 . 339 330. 388 . 325 . 327 . . 345 é 315 č 313 o 359 350 à 370 378 - 00 355 372 . 378 382 . 351 343 . . 314 . + 362 . 364 381 * 1915 . . 385 2 - 910 395 341 415 Seite obscura Steph. . . . . . 375 parvula. Fall . . . 343. 344 pedicularis. H-Schäff. . . 313 pilicornis. H-Schäff. . 370. 373 pusilla. Fall. . . . . . . 329 Pyri. Geoff. . . . . 380. 389 Pyri. H Schäff. 25. - 984 quadricornis. Duf. . . . . 314 quadrimaculata. Wolff. . . 359 reticulata. H-Schäff. . , . 345 rhomboptera. Fieber . . . 381 ruficornis. Germ. . , . „316 rotundata. H-Schäff. . . , 366 Sachari. Fab. 1.2354 simplex. H-Schäff. . . . 358 Sidac Fab Ns e. 986 sinuata. H-Schäff. . . . . 386 spinifrons. Fallen. . . . . 382 subglobosa. H-Schäff. . . 384 testacea. H-Schäff. . . , 340 323 virescens. Fab.. . . . . 387 verna. Falh^. 7» Tropidocheila. тебе. 2. 950 Tryxalidea. Fieber . . 1e 406 Tryxalis Brullé . . . . . . 406 Zosmenus. Laporte . . . . . 308 anticus. Stephens . . . . 312 capitatus. Wolff. . 312, 387 Laportei, Fieber . . . . 311 maculatus. Laporte . 310, 311 Stephensii. Fieber X018 quadratus. Fieber: . © . 0309 variabilis. Fieber . 310 33 LI Verbesserungen. Seite 279 Zeile 6 von oben lese man; Geiste statt Geise. » 180 » 3 von unten » » Kennzeichen statt Kennzeiken. » 283 » 11 von oben setze man; Fig. 22. statt Fig, 24. » 293 » 14 » » » » Fig. 20. » Fig. 25. 2513917 » 946 1». » lese man; Scheibe » Seite, » 330 » 10 vonunten » » triplicem statt triplicam. » 331 » 16 » » г. hinter »bräunlichgelb« drittes an der Spitze schwärzlich, х О » 435» » » » aus statt vom x 7831- 3 5 1010» » » » an statt à » 336 » ,9*» » Oo auswärts statt auwürts. » 340 » 12 » » » о bei №. 5. stets: Echinopsidis statt Echinopsis. » 946 » —6 » » » » etwas statt etwa. » 356 » 18 » » ». » bei No. 21, stets: M. Herrich-Schäfferi statt M, Schäfferi, » 357 » 9 von oben » » binter »dem« bei der Vorigen, jener des Weibchens halbrund, zwei« und streiche dieselben Worte auf Zeile 11 von oben. » 358 » 4 » » » » Mitte statt Mite. » 365 » 17 vonunten » » costata statt Echii und p. 261 statt p. 259. Зи» 1 » » » » fůnf und viereckige РУ ld W » » _» fünf und viereckige Bogen 49 Seite 7 setze man die Seitenzahl 389 statt 391. — Über eine bei jeder Rotation des Fortpflanzungsmittels eintretende eigenthůmliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, zunáchst angewandt auf mehre theils schon bekannte theils neue Probleme der praktischen Astronomie, ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre von Christian Doppler. 9. o, Professor der Mathematik und praktischen Geometrie am ständisch - technischen Institute und ordentlichem Mitgliede der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 53 * di P MR Уч n ca "ALAS ped k Tux T , p : | : U A, IUE 7 че" fuit. "0 es "n MT ^00 welqqod nai armdotlrasbso —— shigifen nsi issues - dosibirkte ima. sions a vi conan if b. дань. “дада Jui : 120 is s Über eine bei jeder Rotation des Fortpflanzungsmittels sich ein- stellende Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen. S. 1. Allgemeine Wahrheiten haben zu jeder Zeit sich die Beachtung und Würdigung der Denker zu sichern gewusst, auch wenn es erst der spáten Zukunft anheim gestellt werden musste, ob sie auch eine praktische Anwendung finden werden. Nichtsdestoweniger ist es sehr begreiflich, dass dieselben mit doppeltem Interesse aufgenommen zu werden pflegen, falls die ihnen zum Grunde liegenden Voraussetzungen in der wirklichen Erscheinungswelt ihre Reprásentanten vorfinden. "War es mir also gelungen, einigen Beifall zu ernten, als ich des vorigen Jahres in meiner kleinen Schrift: »Über das farbige Licht der Doppelsterne etc.« *) die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf einen bisher noch nicht beachteten Lehrsatz der all- gemeinen Wellenlehre lenkte: so hoffe ich auch jetzt nicht zu missfallen, wenn ich es wage, noch eines zweiten solchen Lehrsatzes zu erwáhnen, der, einem mehrfachen Dafürhalten nach, eine öffentliche Besprechung bisher noch nicht erfahren hat. Es ist der folgende: »Wenn eine Wellenquelle Q, Fig. 1, auf ein um den Punct O rotirendes, übrigens wie immer geformtes, und der Wellenfortpflanzung fáhiges Object AB einen Wellenstrahl PO sendet: so erleidet dieser innerhalb der Zeit seiner Bewegung durch AB nebst der etwa bei а und b stattfindenden gewöhnlichen Brechung auch noch eine andere eigenthümliche Ablenkung von seiner ursprünglichen Richtung, die zunáchst in der Rotation des die Wellen fortpflanzenden Objectes selber ihren Grund hat, und die ich eben desshalb die rotato- ische mir zu nennen erlaube, — Diese Ablenkung des Strahls ist um so bedeutender:« »«. je grösser die Winkelgeschwindigkeit des rotirenden Objectes AB ist, oder in je kůr- zerer Zeit sich AB um seine Achse drehet;« *) Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels. — Versuch einer das Bradley'sche Abberrations-Theorem als integrirenden Theil in sieh schliessenden allgemeineren Theorie, von Chr. Doppler. Aus den Abhandlungen der kónigl. bóhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge, Bd. 2, — auch eigens in Commission bei Borrosch und André in Prag. 420 Doppler. Über eine eigenthümliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, »B. je länger der Weg ist, den der Wellenstrahl im Objecte AB zu durchlaufen hat; und« »y. je geringer die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Wellenstrahles in AB ist,« Die Richtigkeit dieser Behauptungen leuchtet beinahe schon durch den blossen Hin- blick auf die Fig. 1 ein. Der Verfasser erachtet es daher für zureichend, dem Gesagten nur noch nachfolgende erláuternde Worte hinzuzufügen. — Da der Strahl PO, um von a nach b zu gelangen, nothwendig eine gewisse, wenn auch noch so kurze Zeit braucht, wáhrend wel- cher das Object AB sich um den Winkel o drehet, so begreift es sich leicht, dass im Augen- blicke des Austrittes aus AB a‘b! den Weg bezeichnet, welchen der Wellenstrahl PO während der Zeit seiner Fortpflanzung durch AB in Bezug auf dieses Object zurückgelegt hat, wobei natürlich völlig abgesehen wird von derjenigen Ablenkung des Strahls von seiner geradlinigen Bahn, die er etwa in-Folge der gewöhnlichen Brechung bei seinem Ein- und Austritte oder im Innern von AB erfährt. Bezogen auf den absoluten Raum aber wird diese Bahn freilich aueh selbst in diesem Falle noch eine Curve, ungefähr wie die in Fig. 2 angedeutete sein. — Auch ist aus Fig. I ersichtlich, dass der Ablenkungswinkel o“, den der ausfahrende Strahl mit dem eintretenden macht, dem Drehungswinkel o gleich kómmt, — Man findet demnach den Ablenkungswinkel о oder 0‘, wenn man die Zeit berechnet, die der Strahl PO benóthiget, um von a nach 5, oder was dasselbe ist, um von a‘ nach $’ zu gelangen. Ist diess geschehen, so lässt sich aus der bekannten Rotationszeit von 4B leicht bestimmen, wie gross der Winkel ist, um den sich AB während eben dieser Zeit gedrehet hat, und dieser Winkel ist dem Ge- sagten zu Folge jener verlangte Ablenkungswinkel. — Bezeichnet man die Fortpflanzungs- geschwindigkeit des Wellenstrahls in 43 durch «, die Länge des von demselben zurückzu- legenden Weges, d. i. jenes von ab, durch 4 (beides in geographischen Meilen) und die Um- drehungszeit von AB in Secunden ausgedrückt durch /“:so ist 4 offenbar die Zeit, welche & der Strahl benóthiget, um von a nach d zu kommen, und man findet aus der Proportion: di : PNE — 3600. 60.60: 0“; den Werth für:(1) o -= ©) [24 ; 1 Was ich in diesem Raisonnement stillschweigend vorausgesetzt habe, dass sich nim- lich der Wellenstrahl in einem sich rotirenden oder wie immer bewegten Medium, in so ferne nur die wechselseitige Lage der einzelnen Theilchen desselben ungeándert bleibt, gerade eben so fortpflanze, wie wenn es sich gar nicht bewegte — ist eine Sache, die wohl Niemand be- zweifeln wird, die wir auch in Hinsicht auf die Fortpflanzung des Schalles auf unserer Erde von jeher vorausgesetzt haben, indem wir diejenige Bewegung der Luft und der übrigen schallenden Kórper auf Erden, die sie gemeinschaftlich mit der Erde selbst haben, gar nicht beachteten. Übrigens lehrt uns auch die Erfahrung selbst, dass die Schallwellen in der Luft, wenn diese durch einen Wind fortgetragen wird, der die Lage ihrer Theilchen unter- einander nicht merklich stórt, gleichfalls mit fortgetragen werden, und die Erscheinung, dass Wellenbewegungen im Wasser bei Übertragung des Gefässes ungestórt fortbestehen, beweiset die Richtigkeit unserer Voraussetzung selbst durch den Augenschein. ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre. 421 6. 2. Die im 6. 1 besprochene Wahrheit scheint demnach kaum einem weitern Zweifel unterworfen werden zu können, und es dürfte daher zweckdienlich sein, zu untersuchen, ob es nicht vielleicht in der Astronomie einzelne Erfahrungs-Daten gebe, die unter beson- ders günstigen Umständen dem Einflusse der rotatorischen Ablenkung auf eine merkbare Weise ausgesetzt seien? — Von allen Planeten unseres Sonnensystems bietet unstreitig Jupiter die günstigsten Aussichten hiezu. Er ist nicht nur von allen der bei weitem grösste, sondern seine. Masse übertrifft bekanntlich die aller übrigen zusammengenommen um das Dreifache, und endlich ist seine Rotationszeit ungemein kurz. — Auch zeugen ünläugbare Beobachtungen von einer sehr bedeutend hohen und dichten Atmosphäre. Sein Durchmesser beträgt nänı- lich beiläufig 20018 geographische Meilen und seine Masse übertrifft die unserer Erde um das 315:9fache. Es scheint der Natur der Sache ganz angemessen, und den sonstigen Er- fahrungen entsprechend zu sein, die Höhen der Atmosphären der Planeten ihren Massen un- gefähr proportional zu setzen. Bei Jupiter müsste man demnach dieselbe nahezu 8529-3 geo- graphische Meilen annehmen, wenn man mit Schmidt jene unserer Erde beiläufig auf 27 geographische Meilen schätzt. — Nimmt man nun an, dass ein Lichtstrahl in jene Atmo- sphäre nach einer solchen Richtung eintritt, dass er sich auf seinem Wege der Oberfläche desselben bis auf etwa eine geographische Meile nähert: so beträgt die Länge des Weges, wie diess eine leichte Rechnung zeigt, beiläufig 31206 geographische Meilen. Um diesen Weg zu durchlaufen, würde das Licht, vorausgesetzt, dass es sich in jener Atmosphäre mit gleicher Geschwindigkeit fortbewegte, d. h. in der Secunde 42000 geographische Meilen zurücklegte, 0:743 Secunden an Zeit brauchen. Nun dreht sich aber Jupiter innerhalb 9 Stunden 55 Minuten und 28 Secunden, d. i. in 35848“ um seine Achse, woraus sich sofort ergibt, dass während der Lichtstrahl sich durch jene Atmosphäre fortpflanzt, Jupiter sich zugleich mit seiner Lufthülle als Fortpflanzungsmittel der Lichtwellen, um den bedeutenden Winkel von beinahe 21“ Raum-Secunden drehen muss. — Ein solches namhaftes Resultat ergibt sich bei Voraussetzung einer Jupiters- Atmosphäre, die eben so sehr den Anforderungen der Wissen- schaft als auch den an diesem Himmelskörper gemachten Beobachtungen zu entsprechen scheint, Gesetzt aber auch, dass die Höhe seiner Atmosphäre jene unserer Erde kaum merklich über- tráfe, also etwa nur 30 geographische Meilen betrüge: so würde sich gleichwohl noch bei der ungemeinen Grösse dieses Himmelskörpers und bei seiner kurzen Rotationszeit eine merkliche Ablenkung herausstellen. Die Rechnung weiset es nämlich nach, dass der rotatorische Brechungs- winkel o diessfalls nech immer 1:3309 Secunden betragen würde. Rücksichtlich unserer Erde wird man sich schon im Vorhinein der Vermuthung hin- zugeben haben, dass bei ihr die rotatorische Ablenkung der besonders ungünstigen Verhält- nisse wegen jedenfalls nur ganz unbedeutend sein werde; denn der Weg, den ein Lichtstrahl, der sich der Erdoberfläche bis auf eine geographische Meile nähert, zurückzulegen hat, beträgt nicht mehr als 426 geographische Meilen, von seinem Eintritte bis zum Austritte aus unserer Atmosphäre, Um ihn zurückzulegen, braucht das Licht nur eben 0*01 Secunde, während 422 Doppler, Über eine eigenthümliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, welcher Zeit sich unsere Erde um einen Winkel von 0:15 Secunden dreht, und so gross ist demnach auch die terrestrische rotatorische Abweichung o. Somit kein Wunder, dass sie noch nie beobachtet wurde. — Würde sich das Licht gleich dem Schalle mit einer Geschwin- digkeit von nur 1027 Fuss in der Secunde fortpflanzen: so betrüge diese Ablenkung bezüg- lich unserer Erde schon bei 41 ganzer Grade. $. 3. Es dürfte nicht ohne einiges Interesse sein, diejenigen Fälle hier aufgezählt zu finden, in denen die rotatorische Ablenkung der Lichtstrahlen einen wenn auch sehr klei- nen, immerhin doch noch merklichen Einfluss auf die Resultate der Beobachtung auszuüben vermöchte. Es sind meines Dafürhaltens zunächst die folgenden: 1. Bei den Bedeckungen der Fixsterne durch die Planeten, insbesondere durch Jupiter, Durch den Einfluss der rotatorischen Brechung kann es nämlich geschehen, dass uns z. B. Fixsterne, die schon über 26 Raumsecunden hinter den Planeten Jupiter getreten, noch voll- kommen sichtbar sind. Es kömmt dabei natürlich alles darauf an, in welcher Richtung gegen die Rotationsachse der Eintritt geschieht. 2. Bei Verfinsterungen der Monde durch ihre Hauptplaneten. Aus Fig. 3 ist nämlich ersichtlich, dass der Schatten-Conus JBK durch die rotatorische Ablenkung zunächst zwar in ABK’ übergehet; da aber der Theil ABK’ von Strahlen, die nicht mehr durch die Atmo- sphäre gehen, erleuchtet wird: so reducirt sich der Schatten-Kegel auf den Theil AMB, und ein Mond, dessen Bahn RO den Kegel schneidet, hat demnach nicht mehr den Schatten-Raum ab, sondern in Folge der rotatorischen Ablenkung nur jenen von ab zu durchlaufen, Aus Fig. 4 ersieht man, dass man in allen Fällen dieser Art den Winkel o der rotatorischen Ab- lenkung annáherungsweise dem Winkel « am Centrum gleich setzen darf. Bei Jupiter ist dieser Winkel, wie wir gesehen haben, 26”/86, bei unserer Erde dagegen nur 0:15 Secunden. Nun hat der náchste oder erste Jupiters-Mond eine Umlaufszeit von | Tage, 18 Stunden, 28 Minuten und 36 Secunden, der vierte oder entfernteste aber eine von 16 Tagen, 18 Stunden, 5 Minuten und 7 Secunden; der erste benóthiget demnach, um jene 26:86 Raumsecunden zu durchlaufen, 3:166 Secunden Zeit, der vierte dagegen 29/^9088 oder nahe eine halbe Minute, — Die Verfinsterungen des vierten Jupiters - Mondes treten also alle um nahe eine halbe Minute spáter ein und sind auch um eben so viele Secunden von kürzerer Dauer als dieses ohne die Rotation des Hauptplaneten unter übrigens vóllig gleichen Umstánden der Fall sein würde. In Beziehung auf die Verfinsterungen unseres Mondes zeigt die Rechnung, dass diese Verspá- tung nur 0:31 Zeitsecunden beträgt. — Wohl ist es wahr, dass die Unsicherheit in der Zeit- besummung des Eintrittes eines Mondes in den Kernschatten gross ist, und somit wenig Hoff- nung vorhanden zu sein scheint, auf dem Wege der Erfahrung alles hier Gesagte zu erproben. Dennoch darf man in ähnlichen Fällen niemals vergessen, dass eine oft nicht sehr ferne Zu- kunft das móglich zu machen wusste, was die Vorzeit für geradezu unerreichbar gehalten hat. 3. Die erwáhnte Ablenkung der Lichtstrahlen in Folge einer statthabenden Rotation des Fortpflanzungs-Mediums dürfte ferner ein sehr erwünschtes Mittel darbieten, die folgende ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre. 423 bisher noch völlig unerledigte Frage einer sichern Entscheidung entgegenzuführen, nämlich ob das Zodiacallicht in der That nur ein Theil der selbstleuchtenden oder beleuchteten Sonnen- atmosphäre sei, oder aber ob es nicht vielmehr, wie Andere meinen, einer eigenthümlich modificirten Brechung oder Beugung der Lichtstrahlen in und durch unsere Lufthülle zuge- schrieben werden müsse, Denn während bekanntlich Laplace die Unmöglichkeit einer so weit ausgedehnten Sonnenatmosphäre durch Rechnung nachgewiesen zu haben vermeinte, haben nichtsdestoweniger die Meisten der Astronomen jene ursprüngliche Ansicht Cassini's, der Gesammtheit der dabei obwaltenden Umstände wegen, wie es scheint, beibehalten. — Ist das Zodiacallicht nur ein Theil der selbstleuchtenden oder beleuchteten Sonnenatmosphäre, und nimmt letztere, wie diess schon der Begriff einer Atmosphäre und die vorausgesetzte stark abge- plattete, fast linsenförmige Form jener Hülle anzunehmen erheischet, an der Rotations-Bewegung der Sonne mehr oder weniger Theil: so unterliegen Lichtstrahlen, die sie durchdringen, nicht minder einer rotatorischen Ablenkung von ihrer Richtung, wie diese in allen übrigen bisher erwähnten und noch weiters zu erwähnenden Fällen Statt hat- Da nun das Zodiacallicht, wie bekannt, nicht zu allen Zeiten unter denselben Sternen sichtbar ist: so muss der geänderte Distanzunterschied zweier Sterne, von denen das einemal nur einer, ein zweitesmal dagegen beide ausserhalb des Zodiacallichtes erscheinen, einen eben so sicheren als leichten Schluss auf die Rotationsgeschwindigkeit jener Atmosphäre gestatten, — eine völlige Abwesenheit einer solchen dagegen zu der gleich unangreifbaren Folgerung führen, dass man den physischen Grund jenes höchst merkwürdigen Phänomens überall eher als in der vorausgesetzten Atmo- sphäre unserer Sonne suchen dürfe. Gegen dieses Raisonnement kann um so weniger ein Zweifel erhoben werden, als eine beiläufig geführte Rechnung, vorausgesetzt, die Sonnen- atmosphäre habe mit dem Sonnenkörper selbst gleiche Winkelgeschwindigkeit, uns zu dem Resultate führt, dass jene Winkeldifferenz in der That mehr wie 8 Minuten betragen müsse. — Indess darf man dabei nicht ganz unbeachtet lassen, dass es keineswegs eine nothwendige oder selbst auch nur wahrscheinliche Voraussetzung ist, eine durchaus gleiche Winkelgeschwin- digkeit bei allen Schichten dieser Atmosphäre anzunehmen, i 4. Die rotatorische Ablenkung des Lichtstrahls könnte, vorausgesetzt, dass sie bedeu- tend genug sich zeigt, um durch genaue Beobachtungen ermittelt zu werden, auch noch dazu benützt werden, die Höhen der Atmosphären der Planeten zu bestimmen, wenigstens des- jenigen Antheils derselben, der mit dem Planeten selber noch rotirt. Aus dem mittelst Beob. achtung gefundenen rotatorischen Winkel o würde man nämlich bei bekannter Rotationszeit des Planeten leicht die Zeit finden, während welcher sich der Lichtstrahl in der Atmosphäre jenes Planeten bewegte. Aus der bekannten Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes in die- ser würde sich dann die absolute Länge des Weges in jener Lufthülle, d. i. d, bestimmen lassen, wodurch man, wenn r den Radius des Planeten bedeutet, mittelst Auflösung der Glei- chung d? — x (2r -|- x) den Werth von z, d. i. die Höhe der Atmosphäre des Planeten fände. 5. Von einem erheblichen Einfluss kann sich ferner die rotatorische Ablenkung noch zeigen bei den Beobachtungen der Fixsterne und Planeten durch den Schweif eines Kometen, АЪЬ. V, 3. 54 424 Doppler. Über eine eigenthümliche Ablenkung der Licht- und. Schallstrahlen, zumal um die Zeit seines Periheliums. Es sei Fig. 5, W irgend ein Gestirn und « der Ort eines Beobachters auf unserer Erde. Ohne das Dazwischentreten eines Kometenschweifes AB würde 7 dem Beobachter in e seine Strahlen in der geraden Linie + zusenden und von ihm auch in dieser Richtung gesehen werden. Dasselbe würde auch noch geschehen, wenn zwar AB zwischen И und s vorhanden, aber in vollkommener Rube, d. i. ohne alle Bewe- gung angenommen würde, und man zugleich auf die etwaige gewöhnliche Brechung keine Rücksicht zu nehmen hätte; Auch hier würde We den Lichtstrahl bezeichnen, durch welchen W dem Beobachter in s erscheint. — Ganz etwas Anderes aber wird geschehen, wenn sich Komet und Schweif mit beträchtlicher Geschwindigkeit fortbewegen. Es sei PO die Bahn des Kometen und AB bezeichne die Lage des Schweifes in dem Augenblicke, in welchem der Lichtstrahl bei a anlangt. «4“B“ sei ferner die Lage desselben in dem Augenblicke, in welchem der Lichtstrahl bis b vorgedrungen, bei 6 oder vielmehr bei 6’ eben auszutreten im Begriffe steht. Es ist klar, dass der so ausgetretene Strahl nicht mehr nach s, sondern nach O ge- langen werde, wo ihn dann ein etwa dort befindlicher Beobachter nicht in S sondern in S“ erblicken würde. Ein anderer Strahl dagegen, wie etwa ce, der in die Dunsthülle eines Ko- meten bei « eintritt, bei В oder vielmehr bei B“ aus ihr austritt, gelangt in das Auge des Beobachters in & und lässt ihn das Gestirn W in a“ erblicken. Wird daher irgend ein Ge- stirn JF durch die Dunsthülle eines Kometen beobachtet, und dessen Entfernung von einem andern Gestirne U ausserhalb derselben gemessen, so muss diese um den rotatorischen Win- kel o kleiner sich zeigen, als diess ohne das Dazwischentreten jenes Schweifes der Fall gewesen wáre. — Der im vorigen Jahre (1843) erschienene grosse Komet eignete sich recht gut dazu, die Grósse der rotatorischen Ablenkung unter besonders günstigen Umstánden vor Augen zu legen. Nach den Beobachtungen und den darauf sich gründenden Berechnungen der hiesigen Sternwarte *) und nach den anderwárts hierüber ausgesprochenen Vermuthungen und bekannt gemachten Ergebnissen des Calculs war die Geschwindigkeit des Kernes dieses Kometen zur Zeit seines Periheliums 80 geographische Meilen die Secunde, die scheinbare Länge seines Schweifes 60^, seine grösste Breite ungefähr 19, die absolute Länge desselben 20 Millionen geographische Meilen, und demnach seine Breite ungefähr 333000 geographische Meilen; die absolute Geschwindigkeit seiner entferntesten Schweiftheile aber betrug nicht weniger als 15000 geographische Meilen die Secunde. — Aus diesen Daten ergibt sich nun durch eine einfache Rechnung, dass sich jener Kometenschweif zur Zeit seiner Sonnennáhe in jeder Se- cunde um einen Winkel von nicht weniger als 2^6 Minuten gedreht haben müsse, und dass das Licht, um jenen 333000 Meilen breiten Schweif zu durchlaufen, ungefähr 7/9 Secunden Zeit bedurfte. Hieraus ergibt sich denn ein rotatorischer Ablenkungswinkel von nahe 20 Mi- nuten oder ! Grad, und um so viel mussten daher auch alle durch diese Dunsthülle um diese Zeit etwa beobachteten Gestirne von dem Kerne weg gegen das Ende des Schweifes hinaus- gerückt erscheinen. — Die rotatorische Abweichung erscheint natürlich im vorliegenden Falle *) Beobaehtungen über den grossen Kometen von 1843 von Karl Kreil. Prag, in Commission bei Friedrich Ehrlich. Auch in den Abhandlungen der kónigl, bóhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge, Band 3 cín weiterer Beitrag, zur allgemeinen Wellenlehre. 1 _ 425 nur unmittelbar um die Zeit des Periheliums so bedeutend, denn am 25, März betrug die- selbe kaum mehr 371; einer Raumsecunde. 6. Zu den feinsten und schwierigsten Gegenständen der beobachtenden Astronomie wird man unstreitig die Bestimmung der Rotationszeit der verschiedenen Nebelsterne, der planetarischen Nebelflecken und der kosmischen Verdichtungen des Äthers zählen dürfen. Dass ihnen sowohl eine fortschreitende als auch rotirende Bewegung im Weltraume zukomme, kann nicht im Mindesten bezweifelt werden, da nicht nur physicalische Gründe auf das Ent- schiedenste dafür sprechen, sondern selbst abgesehen von jeder zu Grunde liegenden Bewe- gungsursache der Fall des Nicht-Bewegtseins als nur ein einziger unter unendlich vielen an- deren gleich möglichen Fällen, in denen sich Himmelskórper befinden können, auch nur eine unendlich kleine Wahrscheinlichkeit für sich hat. Dass eine fortschreitende Bewegung an diesen Nebelflecken von den Astronomen bisher noch nicht wahrgenommen wurde, hat offenbar theils in der ungeheneren Entfernung derselben, bei der nur wieder eine ungeheuer grosse Geschwindigkeit bemerklich wird, theils aber darin seinen. Grund, dass solche genaue Durchmusterungen des gestirnten Himmels, wie sie hier verlangt werden, erst seit wenig Jahren gepflogen werden. ‘Von der rotatorischen Bewegung aber dieser Gebilde lässt sich fast mit Bestimmtheit behaupten, dass sie wohl niemals durch unmittelbare Beobachtung erkannt werden dürfte. — In Ermanglung anderwärtiger Hilfsmittel bietet nun die rotatorische Ab- lenkung der Lichtstrahlen einen,- wie mir däucht, sichern Anhaltspunct zur Bestimmung der Rotationszeit dar, vorausgesetzt, dass bezüglich eines fraglichen Nebelfleckens eine durch eine hinreichende Anzahl von Jahren mit Genauigkeit fortgeführte Beobachtungsreihe vorliegt. — Es sei in Fig. 6, Fig. 1 und Fig. 8, c ein Stern, dessen scheinbarer oder Winkel- Abstand von einem andern Sterne 5, den man zum Vergleichssterne wählet, durch genaue mikro- metrische Messungen bekannt ist. Dessgleichen seien «, P, y... teleskopische Sterne, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft von S befinden, und deren beziehungsweise Lage untereinander und zu S gleichfalls als genau ermittelt vorausgesetzt wird. & sei der Ort eines Beobachters auf unserer Erde, 4 endlich bedeute einen Nebel(lecken, der sowohl in einer fortschreitenden als rotirenden Bewegung begriffen angenommen wird, und dessen durch lange Zeiträume getrennte beziehungsweise Lagen gegen c und S durch die Fig. 6, Fig. T und Fig, 8 dar- gestellt werden. — Nimmt man nun an, dass der Nebelflecken 4, Fig. 7, im Verlaufe der Zeit und als Folge seiner fortschreitenden Bewegung zwischen c und s tritt, und demnach die von c ausfahrenden Strahlen verhindert, unmittelbar nach & zu gelangen, vielmehr sie nóthiget, ihren Weg durch sein Inneres zu nehmen: so ist nach dem Früheren klar, dass bei vorausgesetzter Rotation von 4, der Strahl ce eine rotatorische Brechung erleidet, in Folge deren der Stern o für einen Beobachter in & von seinem früheren Orte verrückt, und in o“ um den Winkel o näher bei S gesehen werden wird. Setzt der Nebelstern seine Bewegung gegen S weiter fort, und kómmt er endlich gegen c in eine Stellung wie die in Fig. 8 ange- deutete: so erleidet der Lichtstrahl gleichfalls wieder eine rotatorische Ablenkung um den Winkel o, und zwar in demselben Sinne, d. i. gegen S hin, durch welchen letzteren Umstand 54 * 426 Doppler, Über eine eigenthůmliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, allein schon die statthabende rotatorische Ablenkung sich von der gewöhnlichen Brechung, falls die Lichtstrahlen eine solche in 4 erleiden sollten, auf eine genugsam auffallende Weise unterschieden wird. Im ersten Augenblicke könnte man sich leicht überreden, dass diese rotatorische Ablenkung, wegen der fast als nothwendig vorauszusetzenden höchst langsamen rotirenden Bewegung eines solchen Nebelfleckens jedenfalls nur unmerklich sein könne. Allein es ist dabei nicht zu übersehen, dass dagegen wieder ein anderer eben bei dieser Classe von Himmelskórpern statthabender Umstand die rotatorische Ablenkung im hohen Grade be- günstiget, Noch von Niemand námlich ist es bezweifelt worden, dass diesen wunderbaren Ge- bilden bei ihrer ungeheueren Entfernung von uns eine absolute Grüsse zukommen müsse, die unser Erstaunen in hohem Grade erregen muss. Haben doch viele Astronomen bezüglich | der gleichfalls hieher gehórigen teleskopischen Sternhaufen die Meinung ausgesprochen, dass man sie ihrer absoluten Ausdehnung nach nicht sowohl mit unserem Planetensysteme als viel- mehr mit unserem Milchstrassensysteme vergleichen müsse? — Gesetzt nun, ein solcher Nebel- stern sei nur von der Grösse der Pallas-Bahn, in welchem Falle also das Licht etwa 40 Minuten brauchte, um diesen Raum zu durchlaufen: so betrüge doch die rotatorische Ablen-. kung selbst bei einer Umdrehungsdauer von vollen 1000 Jahren schon 375 Secunde, welcher Winkel den mikrometrischen Messungen noch sehr wohl zugánglich ist. Um so viel also würde man den Stern c näher bei S erblicken. Mit scheinbarem Rechte wird man gegen diese Be- stimmungsmethode der Rotation der Nebelflecken einwenden, dass ja, da den Fixsternen o und. S nicht weniger wie dem Nebelflecken A selber eine eigene Bewegung zugesprochen werden muss, Messungen, die in so langen Zeitintervallen anzustellen wären, jeder sichere Anhalts- und Ausgangspunct gleichsam unter den Füssen entschwinden würde? Ohne die Gewichtigkeit dieses Einwurfes geradezu zu láugnen, oder es auf mich nehmen zu wollen, letzteren vóllig zu entkräften, erlaube ich mir doch darauf hinzudeuten, dass sich vielleicht durch genaue Beob- achtungen und Vergleichungen von A, c und 5 mit den teleskopischen Sternen «. р. y. d...., von denen einige eine verháltnissmássig nur höchst geringe scheinbare Ortsveránderung wäh- rend jener Zeit erleiden mógen, sich die eigene Bewegung von c und $ aus den unmittel- baren Ergebnissen der Beobachtung vielleicht unschwer eliminiren lassen dürfte, ganz so wie bei Bessel's neuester Methode der Parallaxen der Fixsterne. 7. Die rotatorische Ablenkung kónnte ferner auch zur definitiven Beilegung des lange geführten wissenschaftlichen Streites über die Rotationszeit des Saturnus-Ringes benützt wer- den, falls man die neuerlich von Herschl d. j. hierüber gemachten Beobachtungen für nicht vollkommen entscheidend und noch einer weitern Bestáttigung auf anderem Wege bedůrftig halten sollte, Denn da sich in dem Raume sowohl zwischen Saturn und dessen Ringe als auch darüber hinaus nothwendig eine Atmospháre vorfinden muss, oder vielmehr hóchst wahr- scheinlich eine solche sich vorfinden wird, die wenigstens theilweise an der Bewegung des Ringes participiret: so wird sich diese auch eben so unfehlbar durch jene rotatorische Ab- lenkung eines Lichtstrahls verrathen, und uns dadurch ein Mittel an die Hand geben, durch einen Rückschluss die Bewegung des Ringes selber sofort zu ermitteln. ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre. 427 8. Man sieht von selbst, dass die rotatorische Ablenkung weiters noch zur Entschei- dung der Frage benützt werden könnte, ob die Geschwindigkeit, mit der das Licht in den verschiedenen Dunst- und Lufthüllen der Planeten und Kometen fortgepflanzt wird, jener, mit der diess im ungebundenen Äther des Universums vor sich geht, gleich komme? 9. Endlich würde die wirklich beobachtete rotatorische Ablenkung der Lichtstrahlen einen ganz augenscheinlichen Beweis für die Richtigkeit der Ansicht darbieten, dass derjenige in den Atmosphären der Planeten und Kometen enthaltene Ather ‚ durch welchen die Fort- pflanzung der Lichtwellen bedingt ist, an ihrer rotatorischen wie auch fortschreitenden Bewe- gung, gleichwie ihre Lufthüllen selber theilnimmt. Denn wäre diess nicht der Fall, so könnte sich überall keine rotatorische Ablenkung zeigen, da ja die ganze obige Deduction von dieser Voraussetzung ausgeht, und auch nur unter dieser Voraussetzung gilt. — Es fällt in der That schwer, an die Möglichkeit zu glauben, eine solche Voraussetzung noch zu bezweifeln. Gleich- wohl hat Fresnel (s. Annal. de Chem. et Physique IX. 57) von zwei Seiten her hart gedrängt, mit sichtlichem Widerwillen zwar, aber doch sich diesem Gedanken hingegeben. Die Wissen- schaft aber, so däucht es mir, darf es sich niemals erlauben, oder es auch nur zulassen, dass dem gesunden Verstande des Menschen solch ein unnatürlicher Zwang einer vorgeblichen Er- klärung zu Liebe angethan werde. .Doch über diesen Punct bietet sich vielleicht bald eine Gelegenheit Mehres zu sagen dar. ©. 4. Die hier besprochene rotatorische Ablenkung eines Wellenstrahls findet nicht nur für einen ausserhalb des rotirenden Objectes AB, Fig. 1, befindlichen Beobachter; sondern auch in sehr nahe verwandter Weise für einen solchen statt, der sich innerhalb desselben, etwa auf der Oberfläche eines der oben erwähnten Planeten befände. Ja genau erwogen erscheint dieser Fall, wiewohl der Beobachter an der rotatorischen Bewegung von AB selbst Theil nimmt, dennoch nur als ein specieller Fall des obigen allgemeinen, wesshalb die oben aufgestellte Formel (1.) auch hier ihre volle Anwendung findet, nur mit Beachtung des beson- deren Werthes von d. Auch begreift man leicht, dass in diesem eigenthümlichen Falle die rotatorische Ablenkung meistentheils nur der Hälfte derjenigen gleichkómmt, die unter sonst gleichen Umständen für einen Beobachter ausserhalb 42 resultiren würde. Denn gesetzt, es befände sich, Fig. 9., ein Beobachter in demselben Augenblicke in W, wo ein Strahl $z einer entfernten Wellenguelle Q bei z anlangt und in AB eintritt, d. h. bei z die Veranlassung wird zur Wellenbildung in AB. Auch werde noch weiter angenommen, dass wáhrend der Zeit, als dieser Strahl von z nach M sich fortpflanzt, ИВ eine Drehung um den Winkel o erleide, in Folge welcher M nach M“ kömmt. Hier angelangt empfängt der Beobachter den Eindruck des ankommenden Strahls, der ihm jedoch nicht von .$^ als dem wahren Orte der Wellen- quelle O, sondern von z^ oder O“ zu kommen scheinen muss, Die Grösse des Ablenkungs- winkels o bestimmt sich auch hier nach obiger Formel, nur muss beachtet werden, dass der- 428 Doppler, Über eine eigenthümliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, selbe insbesondere von dem Umstande ‘abhängt , unter welcher Zenithdistanz z der Wellen- strahl einfällt, weil davon und von der Höhe № der Atmosphäre nebst noch vom Radius r des Planeten d selbst abhängt, Mit Beachtung dieses Umstandes findet sich: 9 До We disi (mr cos. z HV r?cos. 22 + 2hr+ h?). 9 Li o koním = $. 5. Bei unserer Erde ergibt sich nach der am Ende des vorigen Paragraphs aufgestellten Formel die rotatorische Ablenkung im, Horizonte = 0'075, im Zenithe aber nur — 00073, also nahe zehnmal kleiner. Sollte es durch Vervollkommnung unserer Messinstrumente oder auf sonst eine andere Weise einmal dahin kommen, dass selbst so kleine Gróssen bei unsern Beobachtungen nicht ganz zu vernachlássigen wären, so versteht es sich von selbst, dass wir jede Beobachtung nach der betreffenden Formel (2.) corrigiren müssten. — Der Umstand, dass der Unterschied zwischen der horizontalen und der im Zenithe stattfindenden Ablenkung so bedeutend sich herausstellt, könnte uns noch zu einer zweiten Methode verhelfen, die Höhe desjenigen Theils unserer Atmosphäre, welcher mit der Erde noch mitrotiret, zu bestimmen. Es hätte zu diesem Zwecke ein Beobachter etwa unter dem Äquator die Zenithdistanz eines beliebigen Gestirnes nach Verlauf einer Viertel-Rotationszeit, von dem Augenblicke an gerechnet, wo eben dieses Gestirn durch das Zenith ging, zu messen. Nach Befreiung von dem Ein- flusse der Refraction würde sich noch eine Differenz zwischen dem so beobachteten Winkel und jenem von 90° zeigen, und diese Winkeldifferenz wäre die Differenz zwischen der rota- torischen Ablenkung im Horizonte und im Zenithe. Da nun letztere verhältnissmässig unbe- deutend ist, so könnte man sie bei der ersten näherungsweisen Berechnung vorläufig ver- nachlässigen und jene Differenz als den Winkel o selbst betrachten. Hieraus liesse sich dann ganz wie im 6. 3. bei 4. d und sofort z oder die Höhe der Atmosphäre bestimmen. Aus diesem angenäherten Werthe für die Höhe der Atmosphäre liesse sich die Grösse der rota- torischen Ablenkung im Zenithe berechnen, und wenn man diese von obiger Winkeldifferenz in Abzug bráchte, mit denselben Beobachtungs-Daten sofort schon ein genauerer Werth für T finden. Eine weitere Folge der terrestrisch-rotatorischen Ablenkung ist die, dass uns alle Ge- sürne am westlichen Horizonte um 0'075 zu hoch, am östlichen dagegen um eben so viel zu niedrig erscheinen. S. 6. Durch das Phänomen des Zodiacallichtes und einige andere bei Gelegenheit totaler Sonnenfinsternisse beobachtete Erscheinungen bewogen, hált es die Mehrzahl der jetzigen Astronomen, Laplace's diessfallsiger Einwendungen ungeachtet, für nichts weniger als unwahr- scheinlich, dass unsere Sonne von einer Atmosphäre verdichteten Athers umgeben sei, die ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre. 429 mit allmälig abnehmender Verdichtung: wenigstens bis zu unserer Erdbahn, vielleicht aber bis zu jener des entferntesten unserer Planeten, Uranus, ja wohl noch darüber hinaus reichen mag. Eine solche Annahme kann um so weniger für eine gewagte gelten, da uns eine ge- nauere Durchmusterung des gestirnten Himmels heut zu Tage eine fast zahllose Menge analoger Gebilde kennen gelehrt hat. Man mag sich nun aber die Entstehung der Sonne auf welche Weise immer erklären, so ist doch jedenfalls gewiss, dass sich diese Atmosphäre mit der Sonne als Centralkörper zugleich drehe, und zwar entweder m Bezug auf die einzelnen concentrischen Schichten mit gegen die Oberfläche der Sonne zu zunehmender oder mit durchaus gleicher Winkelgeschwindigkeit. Nimmt man nämlich an, dass die Sonne durch eine Art von Nieder- schlag oder Verdichtung überhaupt gebildet worden sei, und dass das Medium, aus welchem sie sich bildete, schon vordem eine rotirende Bewegung hatte, so musste die Sonne schon bei ihrer Entstehung eine bedeutend grosse Rotationsgeschwindigkeit annehmen, und es scheint nicht bezweifelt werden zu können, dass eine Rotation der verschiedenen concentrischen Äther- schichten mit ungleicher Winkelgeschwindigkeit davon die unausbleibliche Folge war. Nimmt man dagegen, wie Andere wollen, an, dass die Sonne durch einen Stoss oder eine andere äussere Einwirkung ihre rotirende Bewegung erhalten habe, so wird man auch in diesem Falle einräumen müssen, dass sie allmälig, sei es kraft der Adhäsion oder Frietion, an den sie um- gebenden Äther einen Theil ihrer eigenen Bewegung abgeben, und ihn veranlassen musste, mit ihr nach derselben Richtung zu rotiren. Mögen doch selbst auch die mit so verschie- dener Geschwindigkeit um die Sonne kreisenden Planeten zu einer Bewegung dieses Äthers in der genannten Richtung und Weise das ihrige beigetragen haben? Dabei kann man immer zugeben, dass wenigstens dermal noch die Winkelgeschwindigkeit des letzteren in jedem be- liebigen Verhältnisse kleiner sei wie die beobachtete Rotationsgeschwindigkeit der Sonne. Endlich liesse sich noch annehmen, dass von allem Anfange her der Sonne und ihrer Atmo- sphäre durch eine gemeinsame Ursache eine derlei rotatorische Bewegung zu Theil ward, und nur in diesem Falle könnte man füglich voraussetzen, die Winkelgeschwindigkeit sei für alle Schichten dieselbe, nämlich die der Sonnenoberfläche selber. Um gegenwärtige Betrach- tungen auf eine anschauliche Weise weiter fortzuführen, werde angenommen, dass z. B, die mittlere Geschwindigkeit der concentrischen Ätherschichte, die sich von der Oberfläche der Sonne bis zum Planeten Mercur erstreckt, die mittlere Geschwindigkeit von 6-53 Meilen die Secunde, jene zwischen Mercur und Venus liegende Schichte die von 4°85 Meilen betrüge, und die Schichte zwischen dieser und der Erde sich mit einer Geschwindigkeit von 412 Meilen die Secunde bewege u. s. w.; so also, dass sämmtliche Planeten gleichsam von diesen rotirenden Äther- schichten um die Sonne herumgeführt würden. Eine solche Annahme, falls sie sonst für wahrscheinlich zu halten wäre, würde recht gut den Umstand erklären, warum die fortschrei- tende Bewegung der Planeten, des vorhandenen Äthers ungeachtet, durch so viele Jahrhun- derte so gar keinen Widerstand erfahren zu haben scheint, wohingegen die Kometen, zumal die gegenläufigen einer solchen Gunst sich kaum zu erfreuen haben dürften? — Unter die- ser Voraussetzung betrüge, wie diess eine einfache Rechnung zeigt, die rotatorische Ablenkung schon 98 Raumsecunden, und um so viel auch würde man einen Fixstern von seinem eigent- 430 Doppler. Über eine eigenthümliche Ablenkung der Licht- und Schallstrahlen, ctc. lichen Orte weggerückt erblicken, je nachdem man ihn zur Zeit seiner Opposition oder Con- junction beobachtete, — Bei Annahme gleicher Winkelgeschwindigkeit wird diese Ablenkung noch ungleich bedeutender, nämlich sie steigt selbst auf 9^6 Raumminuten. 6.7 Die Annahme ungleich schnell rotirender Atherschichten führt ferner noch unaus- weichlich zu Consequenzen, die in ihrer Art zu frappant sind, um ihrer hier schliesslich nicht ausdrücklich zu erwähnen. Die gedachte Voraussetzung bringt es nämlich mit Nothwendigkeit mit sich, dass alle von unserm Central-Kórper, der Sonne, ausfahrenden Licht- und Wärme-Strahlen nicht, wie dieses bei ruhender oder auch mit der Sonne gleichschnell bewegter Atmosphäre der Fall wäre, in geraden Linien, sondern auf krummlinigen und zwar spiralförmigen Bahnen zu denı Beobachter auf unserer Erde gelangen, und da wir nun gewohnt sind, die Licht- und Schall- quelle an jenem Orte vorauszusetzen, der uns durch die Richtung der Tangente des letzten an den Beobachter grenzenden Curventheils des Strahls angedeutet wird: so werden wir ganz unläugbar die Sonne an einem Orte zu sehen vermeinen, wo sie nicht ist, oder vielmehr ihr Bild wird ihr selber immer um den Winkel von 49 Raumsecunden vorauszueilen scheinen. — Nicht minder überraschend ist die weitere sich hieraus ergebende Folgerung, dass wir näm- lich von der Sonne nicht die uns zugekehrte Hälfte ihrer Oberfläche, sondern theilweise 'die sich schon von uns abkehrende jedesmal sehen müssen, falls überhaupt die obige Voraus- setzung als zulässig anerkannt werden sollte. fáma — pus iex UT u; k = pas " US i ET. к B Botanische Bemerkungen. Gesammelt von Karl Bor. Presl. Med. Dr., k. k o. 5. Professor, Mitglied der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. (Vorgetragen am 21. December 1843 in der naturwissenschaftlichen Section.) Vorwort Der allgemeine Friede, der erleichterte Verkehr, die wohlfeileren Reisegelegen- beiten, die Unterstützungen aller Art, welche Regierungen, Museen, reiche Private und Gesellschaften allen . Unternehmungen zur Förderung der Naturwissenschaften angedeihen lassen, haben in der neueren Zeit mehrere Reisen von unternehmenden Botanikern nach den verschiedensten Gegenden der Erde hervorgerufen. Hiedurch ist auch eine ungeheuere Masse von Naturalien aller Art, hier namentlich von Pflanzen, nach Europa gebracht worden, und die zahlreichen Dupleten wurden den sich täg- lich mehrenden Liebhabern der Botanik oder den Museen käuflich überlassen. Es ist unverkennbar, dass diese verkäuflichen Herbarien im mittleren oder continentalen Europa, wo der unmittelbare Verkehr mit den aussereuropäischen Ge- genden noch sehr gering ist, einen ungeheueren Nutzen stifteten; denn man gelangte auf diese Art zum Besitz und zur genaueren Kenntniss, von Pflanzen, welche man sonst nur in Paris, London oder Madrid sehen konnte. Die Botaniker des Con- tinentes, welche entweder jährlich über eine Geldsumme zum Ankaufe solcher Her- barien verfügen konnten, oder sich bei Museen befinden, wo dergleichen Anschaffungen regelmässig geschehen, sind dermalen mit einem Materiale versehen, welcher das Studium der Botanik möglich, daher auch annehmlich macht, vorausgesetzt, dass man sich nicht mit einem beschränkten und kleinen Florengebiete begnügt, und auch hier wird nur dann ein vollständiger Erfolg erzielt, wenn man auch die ausländischen Gattungen und Arten vergleicht. Der erste, welcher solche Reisen in ferne Gegenden unternahm, und grosse für das mittlere Europa nie gesehene Massen seltener Pflanzen zurückbrachte, war der unglückliche Sieber, welcher in Italien, Kreta, Aegypten, Palästina, Mauritius und Neuholland selbst sammelte und durch Kohaut in Martinique und am Senegal, durch Zeyher am Cap, durch Hilsenberg und Bojer in Mauritius und durch Wrba in Tri- bo * 434 Vorwort. nidad sammeln liess. Nebstdem sammelte er in den Hochgebirgen mehrerer öst- reichischer Provinzen, und liess auch in Dalmatien und Corsica sammeln, welche zwei letztern Sammlungen mehr oder minder verunglückten. Die von Sieber oder seinen Emissären gesammelten Pflanzen wurden in der grössten Eile in Floren emgetheilt, eben so eilig bestimmt und dem Publicum über- geben. Obschon an der Bestimmung mehrere berühmte Männer, namentlich der ver- storbene Sprengel, Theil nahmen, so entstanden wegen der übergrossen Eile und aus Mangel der vollständigsten Hilfsmittel an Büchern und Herbarien zahllose Irr- thümer, welche den Besitzern der Sieberschen Herbarien Verdruss und Mühe machten. Viele Pflanzen aber, welche schwerer zu bestimmen waren, blieben unbestimmt, waren daher ein unangenehmer Appendix eines jeden Herbariums, denn nur wenige Botaniker sind in der glücklichen Lage, alle oder doch die meisten Hilfsmittel zur Bestimmung der Pflanzen zu haben. Grossartig sind die Reisen des Prof. Pöppig und die zurückgebrachten Pflanzen- schátze, von denen ich jedoch die chilesischen und peruanischen nicht gesehen habe. Sehr verdienstvoll ist der würtembergische Reiseverein, welcher durch die mannigfaltigen in- und ausserhalb Europa gesammelten Herbarien und durch den wohlfeilen Preis derselben einen wichtigen Einfluss hatte und noch haben wird. Nicht wenig sind zu rühmen die Reisen der Naturforscher Ecklon, Zeyher und Drège, welche das Vorgebirge der guten Hoffnung in allen Richtungen durch- reisten und nicht allein einen. ungeheueren Vorrath an Dupleten sondern insbeson- dere eine grosse Menge an seltenen und neuen Arten und Gattungen mitbrachten. Die Eilfertigkeit der Bestimmung, welche bei den Sieberschen Herbarien so viele Verwirrungen hervorbrachte und bei den Póppigischen so wie bei den von dem heiseverein herausgegebenen Sammlungen in einem weit unbedeutenderen Grade sich herausstellt, ist weder Ecklon und Zeyher noch dem Prof. E. Meyer als Bearbeiter der Sammlungen des Drège vorzuwerfen. Es tritt aber ein anderer nicht minder nach- theiliger Umstand ein,- dass nämlich durch die abgesonderte Bearbeitung der Pflanzen des Ecklon und Drege und die günzlich ignorirte frühere Bearbeitung einiger Eck- lonischen Pflanzen, welche von. verschiedenen Botanikern geliefert wurde, eine grosse Verwirrung entstanden ist, die sich manchmal nur mit grósster Mühe, selbst nach Einsicht der Originalexemplare, manchmal aber gar nicht heben lässt. Es ist auch nicht minder zu bedauern, dass Dr. Walpers in seinen Animadversiones criticae in Leguminosas capenses (Linnaea XIII. 449 et seq.) und spáter in seinem Repertorium Forwort, 485 von einem falschen Gesichtspunete ausging, indem. er die älteren Commentarien E. Meyers der jüngern Enumeration Ecklon's und Zeyher’s nachsetzte, dadurch un- nöthigerweise die Priorität verletzte, die Synonymie vermehrte und zu weıteren Ver- wirrungen Anlass gab. Eben so bedauerlich ist es, dass Dr. Buck in seiner mono- graphischen Abhandlung über die. capischen von Ecklon und Drège gesammelten Echien (eigentlich, die Gattung Lobostemon) sich die Mühe nicht genommen hat, die Nummern des verkäuflichen Herbars dieser beiden. ‚Reisenden oder des vom Reise- verein herausgegebenen Ecklonschen Herbars zu eitiren. Dr, Buek hätte sich gewiss die Dankbarkeit aller Besitzer dieser Herbarien erworben. Bereits im Jahre 1828 hahe ich in Oken’s Isis (pag. 272) einige Bemerkungen über mehrere verkäufliche Herbarien bekannt gemacht ; seitdem habe ich theils meine eigenen Beobachtungen und Bestimmungen solcher Herbarien, theils diejenigen an- derer Botaniker gesammelt, aber zum Druck nicht bestimmt, da ich wohl nicht mit Unrecht glaube, dass in einer Erfahrungswissenschaft, wie die Botanik, nicht alles, was aufgeschrieben wird, gedruckt werden muss. Hiedurch entgingen mir zwar manche Entdeckungen; der Verlust derselben störte indessen meine Ruhe nicht. Endlich aber wurde ich durch die Animadversiones et caet. des Dr. Walpers be- stimmt, meine Anmerkungen neuerdings durchzusehen, mit seinen Behauptungen zu vergleichen und meine Ansichten zu corrigiren. Als ich dabei ersah, dass Walpers von einem falschen Gesichtspuncte ausging, der die Sache verwirrt machte, ging ich rasch an die Arbeit, theils um einem anerkannt verdienstvollen Botaniker sein Eigen- thumsrecht zu vindiciren, theils um auch meine durch Erfahrung und Vergleichung motivirte Stimme abzugeben, Da ich jedoch die Leguminosen vom Cap nicht allein stehen lassen konnte, fügte ich den grössten Theil meiner Beobachtungen und Be- merkungen über die meisten Herbarien von Sieber, über das cubische von Pöppig und über die des Reisevereins hinzu. Die Herbarien von Salzmann, Krebs und Lhotsky veranlassten ebenfalls mehre Bemerkungen; die Herbarien von Cuming aus Chile und aus den Philippinen, von Mathew aus Peru und von Schomburgk aus Guiana haben theils ihre Commentatoren schon gefunden, theils haben sie dieselben zu erwarten. Dasselbe gilt von den aus Afrika durch Kotschy und Schimper eingesammelten und vom Reiseverein heraus- gegebenen Pflanzen. Mehrere der Berichtisungen und Bemerkungen sind fremdes und nur benütztes Eigenthum ; wo sich aber die Gelegenheit ergab, dass ich anderer Meinung war, 436 Vorwort. nahm ich mir die Freiheit, sie anzugeben. An passenden Stellen habe ich theils verschiedene Anmerkungen und Beobachtungen, theils Beschreibungen von neuen Gattungen und Arten angehängt, welche mehr oder minder ausführlich sind und vielleicht irgend eine Mannigfaltigkeit in diesem Aufsatze hervorbringen werden. Ohne im Mindesten von dem Wahne befallen zu sein, mir eine Unfehlbarkeit beizumessen, kann ich mir selbst das Zeugniss geben, dass ich zum Behufe der nachfolgenden Bemerkungen keine Mühe, Zeit und Opfer gescheut habe, um Abbildungen, Beschrei- bungen und Herbarien zu vergleichen, wie sich Jedermann sogleich überzeugen wird, der es sich ebenfalls zu dem undankbaren und oft sehr unangenehmen Geschäft gemacht hat, die Bestimmungen der Pflanzen in den Herbarien zu vergleichen, zu bestáttigen oder zu verbessern, Bei sehr vielen von mir für neu erklárten Arten habe ich eine wenn auch noch so kurze Diagnose zugesetzt, bei vielen andern ist sie indessen weggeblieben und auf eine andere Gelegenheit verspart worden. Dieser Umstand kann mir um so weniger zu irgend einem Vorwurfe gereichen, als die betreffenden Pflanzen in den Hánden so vieler Botaniker und bei den meisten Museen sich befinden, folglich sehr leicht nachgesehen und charakterisirt werden kónnen. Auch ist es nichts Ungewóhnliches, dass neue Gattungen und Arten, welche sich in dem Besitze eines einzelnen Botanikers oder Museums befinden, blos dem Namen nach angeführt werden; es ist hiebei nicht nöthig, besondere Beispiele und die Namen anzugeben, da man dergleichen in Endlichers Genera, in Steudels Nomenclator und in Walpers Repertorium hinlänglich finden kann. Ich wünsche, dass die nachfolgenden Bemerkungen den Besitzern der ge- nannten Herbarien einiges Vergnügen und Nutzen gewähren móchten; denn wenn ich nach mir schliessen darf, so ist es mir jederzeit sehr angenehm, eine Derich- tigung oder gar eine Bestimmung irgend einer zweifelhaften Pflanze zu erhalten, indem sich alsogleich der Gesichtskreis erweitert, eine. oft sehr unangenehme Lücke aus- gefüllt und die Bestimmung anderer Arten und Gattungen erleichtert wird. Prag, am 1. April 1843, <. EB. Presl. Observationes botanicae. : Ciematis E. Meyer in Drége pl. cap. n. 1595 — 1597 — est C. brachiata Ker. Thalictrum gracile E. Meyer in Drège pl. cap. — est T. caffrum Eckl. Zeyh. Pulsatilla alchemillaefolia Е. Meyer in Drège pl. cap. — est P. caffra Eckl. Zeyh. Anemone capensis Lin., Drége pl. cap. — est Pulsatilla capensis Presl, sed flores illis in P. tenuifolia aeguales nec posteriore duplo majores. An Pulsatilla tenuifolia Eckl. et Zeyh. ab Anemone tenuifolia Cand. (Atragene tenuifolia Lin.) diversa? Anemone helleborifolia var.? Bert, herb. chil. un itin, — est A. decapetala major. — Varietas minor a Cumingio e Chile allata. fuit. Ranunculus Drège pl. cap. n. 1605 — 7606 — est R. capillaceus Thuill. Ranunculus scaber Presl fl. sic. nunc in hortis nomine R. garganici obvenit. Ranunculus orientalis Herb. cauc. un. itin, — est R. oxyspermus, altera vice mixtus cum alia quadam Ranunculi specie distributus fuit. Ranunculus Bert. in herb. chil. un. itin. — est R. flagelliformis Smith. Ranunculus pubescens Bert. in herb. un. itin. — videtur bona species esse, ad illam confirmandam deficiunt specimina meliora et fructifera. Ranunculus an nova spec. Bert. herb. n. 586 — est R. Berteroanus Presl. Ranunculus tuberculatus. Herb. cauc. un. it. et Ranunculus lomatocarpo affinis Herb. cauc. un. it, — est А. Hohenackeri Presl Intermedius inter R. trilobum, tuberculatum et Philonotim, ab omnibus satis diversus. Ranunculus bullatus. En descriptionem . fructus hucusque ignoti. — Carpella in capi- tulum aggregata, parva, ovato-subglobosa, laevissima, apice breviter mucronata, mucrone rec- tiusculo. Receptaculum conicum. Ranunculus monspeliacus Herb. smyrn. un. it, — est R. flabellatus var. gregarius. Delphinium peregrinum Herb. smyrn. un. it. est D. junceum Cand. var. В. subvelutinum. Sieb, fl. Trin. n. 293 — est Talauma Plumieri Sw. Cissampelos Pareira. Sieb. fl. mart. n. 331 — est nova species C. clematidea Presl; foliis peltatis cordatis obtusis mucronulatis utrinque glabris, racemis. femineis braeteatis folium aequantibus, bracteis cordato-subrotundis glabris. - Cissampelos Pareira f. Sieb. fl. mart. n. 338 — est C. microcarpa Cand. Anona. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 531 — quoad folia videtur A. reticulata esse. Anona reticulata Sieb. fl. ила. n, 96 — est Rollinia Sieberi A. Cand. mem. anon, p.24. 6 2 TB: 438 Karl B. Presl, Roemeria hybrida Herb. arab, un, it. n. 169 — est R. Schimperi Presl; caule nervis- que primariis foliorum hirsuto, foliis profunde pinnatifidis, laciniis ovatis obtusis inciso-dentatis dentibusque ciliatis setoso - apiculatis, petiolis alatis, capsula erecta lineari quadrivalvi undi- que setosa, — Hab. in locis umbrosis ad radices montis Sinai, ubi legit Schimper. — Annua, glaucescens; caulis: subpedalis ramisgué pilis horizontalibus albis rigidis lineam longis hirsutus; folia pilis minutis rigidis scabriuscula demum exceptis nervis primariis hirsutis glabrescentia, laciniis incisuris dentibusque angustissime calloso -marginatis ciliatis et seta rigida terminatis; pedunculi bi-quinquepollicares, in alabastro incurvi, sub anthesi et fructus maturescentia erecti; sepala 2, hirsuta, caduca; petalá 4, violacea4' stáminá plurima, ovarium -aequantia, filamentis filiformibus, antheris oblongis; ovarium semipöllicäre teres sets longis rigidis flavescentibus conieis hispidum, stigmate quadrilobo séssili pubescenti-papilloso; capsula sesquipollice brevior, teres, setis patentibus sparsis hispida, stigmate persistenti coronata, 4-valvis; semina immatura. Corydalis Drege pl. cap. m. 71586 — est C. eie Schlécht. Corydalis laevigata E.- M. in Drège pl. cap. — est C. Cracca Schlecht. Fumaria scandens E. Meyer in Dröge pl cáp. — est Discocapnos Mundtii Schlecht. Cleome pungens Роерр. pl. exs. cub. — est C. heptaphylla Lin. Cleome pentaphylla Sieb. herb. aegypt. — est Gynandropsis glandulosa Presl; caule apice pedicellis: siliquisque-glanduloso -pubescerite viseosoque, foliis glabris ad nervos subtus Slanduloso-scabris, caulinis 5-foliolatis, rameis floralibusque 9-foliolatis, foliolis serrulatis, pedi- cellis patentissimis, petalorum laminis orbieulatis. — Flores parvi albi. Stipes siliqua fere sex- tuplo brevior. © Planta culta praeter siliquas - glabrescit. — In Gynandropsi pentaphylla est edulis et carina petiolorum hirsutus, folia ramea -quoque 5-foliata argute serrulata subtus in nervis glanduloso- pubescentia, torus longitudine Siliguae, flores majores, petalorum laminae suborbiculatae. Cleome pentaphylla Sieb. fl. maur. ed, 2. m. 209 — est Polanisia viscosa Сава. Capparis coriacea Burch. Eckl. et Zeyh. — est C. oleoides Dröge. Quod beat. Candolle in prodromo 1. p. 248 de C. coriacea et C. oleoide supposuit, hic confirmatur, cum Ecklon et Zeyher eandem speciem uno, Drége eandem altero nomine insigniverunt. Niebuhria acutifolia E: Meyer in Drége pl. cap. — est Capparis undulata Zeyh, in Ekl. et. Zeyh. ‚en. pl. eap. в. 112. Reseda dipetala Drége pl. cap. exs. — non est planta Aitoniana a elar. Ecklon e pro- montorio bonae spei relata, sed alia "verosimiliter nova species, R. Dregeana Presl. Reseda n. 7533, a, Drége pl. cap. exs. — est nova species Reseda microphy ylla Presl. Reseda Herb, arab. un, itin. n. 241 — est R. Schimperi Presl; affinis В. glaucae et R, subulatae, sed satis differre: videtur. Reseda pruinosa Herb. arab. un itin; n. 103 — est diversa species, fructibus foliisque muriculatis distincta; R. müricata Presl, Farsetia aegyptiaca Herb. arab. un itin. п. 353 — est nova species: F, oblongata Presl; differt praecipue a F, aegyptiaca siliculis latitudine triplo longioribus basi in stipitem angus- tatis nervo medio prominente percursis. botanische Bemerkungen. 439 Biscutella Columnae Herb. smyrn. un. it. — est B. ciliata, Biscutella apula Sieb. herb. cret. — Duo specimina duas species sistunt; unum est B. ciliata, alterum B. apula genuina. Biscutella apula Sieb. herb. apul. — est B. Columnae Ten. Draba nummularia Ehrenb. Link Hort. bot. ber. est nova et eximia species Meniocci et audit M. Ehrenbergit Presl, — Clar. viri, nempe Ledebur ad Konigam, Steudel ad Lobu- lariam numerarunt, sed certe injuste, cum planta Ehrenbergiana omnes characteres Meniocci, fere nullos Konigae aut Lobulariae possidet. Clypeola Jonthlaspi Herb. arab. un. it. п. 415 — est C. hispida Presl; differt a C. Jonthlaspi genuina siliculis plus quam duplo minoribus utrinque setis rigidulis hispidis suborbiculatis basi acutiusculis apice emarginatis anguste marginatis non ciliatis. Draba ciliaris Kit. in herb. Waldst. est D. KAitaibeliana Presl. An huc quoque D. ciliaris Scop.? Menonvillea linearis, Bertero herb. chil. un, itin. Cuming pl. chil. exs. — non est planta Candollii in Delessert iconibus 2, t. 56 delineata, sed verosimiliter alia novaque species, Menonvillea angustifolia Presl. Differt radice simplici filiformi annua, caule solitario in- diviso erecto, folüs anguste linearibus integerrimis, floribus breviter pedicellatis, petalis obovato-linearibus calyce plus quam duplo longioribus, siliculis süpitatis late alatis, locu- lorum disco longitudinaliter verrucoso-cristato. In pascuis glareosis Chile ad flumen Cachapual et in monte la Leona Rancagua legit Bertero et verosimiliter quoque Cuming. Floret octobri. Silicula ala albida cincta, stylo utralineali crassiusculo superata. — A M. pilifolia Fisch. et Meyer cat. sem. h. petrop. 1833, quae (annua, fol. filiformibus indivisis laciniatisve, siliculae loculis tuberculaus callo oblongo depresso notatis ala crenulata cinctis) quoque in Chile in- venta fuit, diversa videtur. Sisymbrium Burchellii Eckl. et Zeyh. enum. n. 32 est S. montanum E. Meyer in Drege pl. cap. exs. Sisymbrium Burchellii, a, Drege pl. cap. exs. — est S. lyratum juxta iconem Delessert, sed paullo minus. Sisymbrium Burchelli, d, Drege pl. cap. exs. nam phrasi in Candollii operibus bene respondet. Sisymbrium Herb. arab. un. it. n. 170 est S. Schimperit Presl. Sisymbrium canescens Hook. et Arn. in bot. misc. 8. p. 140 nec Nuttall — est S, Cumingit Presl, Differt a S. canescente praecipue siliquis lineari-lanceolatis (nec clavatis) pedicello longioribus (nec dimidio brevioribus), foliis petiolatis multijugis (nec sessilibus circiter 7 - jugis). videtur vera et genuina species esse. Cheiranthus lividus Sieb. herb. aegypt. nec Forsk. — est Hesperis ramosissima Desf. Hanc plantam beatus Sprengel Malcolmiam aegyptiacam nominavit. Cheiranthus maritimus Sieb. herb. cret. videtur potius Malcolmia incrassata esse, Malcolmia aegyptiaca Herb, aegypt. un. it. — a genuina specie (Hesperis ramosissima Desf.) diversa est foliis majoribus, floribus duplo majoribus, corolla rubra, calyce longe persistente, siliquis longioribus crassioribus longius mucronatis. Hancce speciem M. pyramidum appello Abh. V, 3. 56 440 Karl B. Presl, Malcolmia lyrata Herb. smyrn. un. it. — est M. parviflora. Hesperis laciniata Herb. ist. un. И. — est H. glutinosa Visiani. Hesperis tristis Sieb. pl. apul. ехз. — est H, villosa Сапа. Coronopus Drege pl. exs. cap. n. 1546 — est Senebiera pinnatifida Cand. Coronopus linoides E. Meyer in Drege pl. cap. exs. — est Senebiera linoides Cand, excl. syn. Thunb. — Lepidium linoides Thunb, ab Ecklonio distributum alia planta est; Ecklon et Zeyher in enum. n. 39 hoc genuinum Lepidium cum Senebiera commiscent, quare syno- nymon Candollianum excludendum, Lepidium Drege pl. cap. exs. n. 1540, a — est L. Eckloni Schrad. (ramus lateralis) Saltem nullum discrimen invenio. Brassica fragilis Sieb. herb. aegypt. et Spreng. syst. — est Diplotaxidis species: D. Sieberi Presl. Diplotaxis muralis, Herb. sard. un. it. — est D. viminea Cand. Bunias raphanifolia Sieb. herb. cret. nec Smith — est B. Erucago Lin. Erucaria Herb. arab. un, itin. n. 205. ad genus Erucaria non pertinet. Heliophila filifolia Sieb. fl. cap. n. 244 — H. filiformis audire debet. Heliophila coronopifolia Eckl. herb. cap. un. it. n. 384 — est H. pilosa «. integrifolia. Cheiranthus strictus Eckl, herb. cap. un. it, n. 171 est Heliophila scoparia Burch. seu Cheiranthus strictus Poir. non Lin. Heliophila Drege pl. cap. n. 1554. a et aa — est Heliophila pusilla var. «. siliquis angu- stioribus et f. siliquis latioribus, Heliophila diffusa Drege pl. cap. exs. — est alia species, nempe H. (Solenocarpaea) pinnata Eckl. et Zeyh. Differt siliquis ellipticis dispermis latitudine dimidio longioribus. Folia H. diffusae. Annua. Heliophila Drege pl. cap. exs. n. 1553 videtur H. (Ormiscus) tenuisiliqua esse. Heliophila pilosa Drege pl. cap. exs. — est ab genuina specie in hortis communi et ab Ecklonio spontanea distributa diversa et H. rostrata Presl dicta. Folia, caulis et flores H. pilosae, sed siliquae lineari-lanceolatae torulosae in pedicello aequilongo obconico - incras- sato deflexo pendulae, longe rostratae, scilicet rostro siliqua tantum duplo breviore, — Videtur ad Candolliü Sectionem VI Pachystylum pertinere. Heliophila laevis E. Meyer in Drege pl. cap. exs. — est ab H. digitata vix diversa. Forsitan tamen diversitas in fructu residet, quem in specimine Dregeano non vidi. Heliophila Drege pl. cap. ехз. n. 7575 videtur quoque mera H. digitata Lin. esse. Heliophila Drege pl. cap. exs. n. 7549 est H. divaricata Cand. auctoritate speciminis ab Ecklonio et Zeyhero communicati, Heliophila Drege pl. cap. exs. n. 7574 videtur solum H. fascicularis esse. Heliophila Drege pl. cap. exs. n. 1561. b — videtur esse H. suavissima. Heliophila suavissima Drege pl. cap. exs. — est a genuina specie diversissima species. Affinior est H. virgatae Burch., sed quoque diversa. betanische Bemerkungen. 441 Heliophila scoparia Drege et Burch.? — est H. falcatae Eckl. et Zeyher valde cognata; an identica est, ob defectum speciminum sufficientium dijudicare non possum. Heliophila linearifolia Drege pl. cap. — est ex Eckl. et Zeyh. H. scoparia. Flacourtia cataphracta Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 163 — est a vera et genuina specie diversissima, ideo F. Hiüsenbergit Presl. Flacourtia rhamnoides Eckl. et Zeyh. en. p. 15 et verosimiliter et Burch. et Cand. — est nunc Dovyalis zizyphoides E. Meyer in Drege pl. cap. — Genus hoc, guamguam habitum Flacourtiae praesefert, nec ad Flacourtiaceas nec ad Rhamneas pertinet, sed plures characteres Euphorbiacearum possidet et ad Gelonium accedit. Viola decumbens var. « Drege pl. exs. cap. — est V. scrotiformis juxta specimen Ecklonianum. Viola decumbens var. В. longifolia Drege pl. cap. — est V. decumbens genuina, sed varietates macranthae et micranthae mixtae; an species confusae ? Viola Miersii Bert. herb. chil. un. it. — est V. Asterias Hook, et Arn. — Accedunt descriptiones quarumdam novarum Violariearum. Jonidium thymifoltum Presl; fruticulosum, caulibus erectis angulatis ramosis glabris, foliis sessilibus lanceolatis acutis obsolete serraus integerrimisque ciliatis basi angustatis, stipulis brevissimis subulatis, pedicellis axillaribus compressis puberulis folio longioribus sub apice bibrae- teolatis, sepalis lanceolatis acuminatis corolla capsulaque brevioribus, labello maximo transverse oblongo mucronato basi velutino. — Habitat in promontorio bonae spei, collegit Sieber. — Fru- ticulus sempervirens, a basi ramosus. Caules pedales, erecti, ramosi, ramisque sparsis angulati et glabri. Folia fere pollicem longa, quatuor lineas lata, sparsa, coriacea, sempervirentia, lanceolata, acuta, basi acutiora, margine pilis patentibus ciliato-hirsuta, glaberrima, pinnatonervia, avenia, inferiora petiolo semilineali canaliculato insidentia subinde utrinque remote obtuseque uni- biserrulata, reliqua superioribusque sessilibus integerrima. Stipulae vix semilineam longae, subulatae, acutae, ciliatae, adpressae, persistentes, albidae. Flores axillares. Pedicelli sex — decem lineas longi, compresso — ancipites, puberuli, erecti, folio usque duplo longiores, sub apice bracteolis duabus oppositis semilineam longis lanceolatis acuminatis scariosis persisten- tibus adpressis instructi et inter has bracteolas articulati, Sepala quinque, lanceolata, acu- minata, erecta, margine anguste scariosa, sub lente fortiori puberula, lateralia duas lineas vix vel paululum superantia plana obsolete uninervia, superius nervo dorsali basim versus cari- natum inferioribusque planis paullo brevius. Petala quinque, inaequalia: duo superiora albida, sepalo superiori paullo longiora et illo alterna, lanceolata, acuta, basi obtusa, plana, parallela ; duo lateralia sepalis lateralibus dimidio longiora, ovata, obtusa, inaeguilatera, basi obliqua rotundata, trinervia, rosea, conniventia, parallela; inferius seu labellum petalis lateralibus triplo longius: limbo quinque lineas lato, roseo, transverse oblongo, utrinque rotundato, apice bre- vissime acuteque mucronato, flabellatonervio, plano, ad basim et nervo medio supra velutino, basi late cordato, ungue canalicalato, recto, basi in calcar semilineam longum saccatum ob- tusum producto, Stamina quinque, petalis alterna, filaments trientem lineae longis simplicibus, 56 * 442 Karl B. Presl, duobus infimis supra basim processu hamato-inflexo filiformi in calcar abscondito appendi- culatis; antheris longitudinaliter filamento dilatato supra antheras producto adnatis ovalibus obtusis bilocularibus introrsis, loculis longitudinaliter interne dehiscentibus, appendicibus api- calibus oblongis obtusis membranaceis planis inaequalibus, antherarum inferiorum apice obliquis anthera ipsa longioribus, lateralium aequilongis, superioris breviore. Ovarium superum, ovato-subglobosum, triloculare. Stylus terminalis, erectus, teres, apicem versus crassescens. Stigma obliquum, excavatum. Capsula circiter semitertiam lineam longa, globosa, unilocularis, trivalvis, valvis ovatis acutiusculis coriaceis medio intus longitudinaliter placentiferis saepe bi- spermis, semine superiore erecto, inferiore pendulo, medio si adest horizontali. Semina lineam longa, obovata, tuberculis oblongis scabriuscula, albida, ad basim lateraliter arillo parvo instructa, basi umbilicata, apice hilo areolato orbiculato impresso praedita. Jonidium linaricides Presl; perenne glaberrimum, caule erecto tereti subramoso, foliis sessilibus linearibus obtusis integerrimis margine subtus revolutis, stipulis ovatis obtusis adpressis minutissimis, racemis terminalibus secundis, pedicellis nudis bractea ovata quadruplo longio- ribus, sepalis lanceolatis acutis capsula quadruplo brevioribus, labello lanceolato obtuso. — Sieb. fl. nov. Holl. n. 494. — Habitat in Nova Hollandia ad Port Jackson, collegit Sieber. — Radix perennis lignosa flexuosa simplex fusca. Herba glaberrima. Caules pedales longioresve herbacei teretes erecti simplices aut ramosi, ramis patentibus sparsis subinde suboppositis vel opposius. Folia uni — sesquipollicaria, unam — semilineam lata, tenuiter coriacea, sparsa rarius subopposita, sessilia, linearia obtusa integerrima obscure pinnatonervia, margine subtus revoluta (an exsiccatione?), basi acuta. Stipulae trientem lineae longae ovatae obtusae adpressae scariosae deciduae. Racemi in caulibus ramisque terminales simplices tri- octoflori. Flores secundi. Bracteae stipulis conformes persistentes stipulatae, unde pedicelli basi tribracteati videntur. Pedicelli bilineales teretes nudi l. ebracteolati, sub anthesi erecto- patentes, demum arcuato-patentes. Sepala quinque, lineam vix superantia, lanceolata acuta erecta persistentia, versus basim uninervia nigricantia, margine angustissime albidoscariosa, superius nervo medio carinatum inferioribusque laterali paullo brevius. Corolla pentapetala: petala duo superiora sepalo superiore duplo longiora flavescentiviridia nervo medio nigrescente percursa lanceo- lata acuta erecta; duo lateralia superioribus aequilonga et concolora semiovata obtusa in- aequilatera obliqua erecta nervis quinque nigricanübus lineata; quintum seu labellum fere semipollicare duas lineas fere latum roseum, ungue petalis lateralibus subaequilongo supra canaliculato basi in calcar semilineam circiter longum sacciforme obtusum producto, limbo lanceolato obtuso integerrimo plano flabellatonervio. Stamina quinque, petalis alterna, sub- aequalia, filamentis brevissimis basi nudis (exappendiculatis) supra antheram adnatam in appen- dicem oblongam obtusam planam subaequalem dilatatis, antheris introrsis ovatis obtusis bilocu- laribus, loculis longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium subglobosum inclinatum. Stylus petalis brevior flexuosus apicem versus clavatus. Sugma obliquum excavatum. Capsula fere bilinealis subglobosa unilocularis trivalvis hexasperma, valvis ovato-lanceolatis acutis medio intus lon- gitudinaliter placentiferis, placentis filiformibus dispermis. Semina semilineam superantia, ut betanische Bemerkungen. 443 plurimum erecta, subinde superius erectum inferius pendulum, obovatosubglobosa laevia fusca ad umbilicum minutissime arillata. Jonidium hispidulum Presl; annuum, caule ramoso, foliis sparsis sessilibus lineari- lanceolatis acutis remote serrulatis margine nervoque medio subtus scabriusculis, stipulis linearibus acutissimis scariosis, floribus axillaribus solitariis, pedicellis medio bibracteolatis, sepalis lanceolatis acutissimis hispidulis, petalis quinquenerviis labello spatulato basi saccato brevioribus calyci aequilongis , capsula glabra, seminibus ovoideis longitudinaliter striatis, — Sieber fl. mixt. n. 117. — Habitat...... Radix annua simplex flexuosa pallida; herba digi- talis; caulis ramique angulatus angulis pilis brevibus rigidis hispidulus; folia semi - sesquipolli- caria herbacea glabra praeter marginem et nervum medium subtus iisdem pilis supra de- scriptis scabrum; stipulae lineam paullo superantes persistentes; pedicelli sesqui-bilineales medio bracteis duabus oppositis linea brevioribus ovatis acutissimis ciliatis scariosis muniti arcuati, inde flos nutans; sepala circiter bilinealia lanceolata acutissima pilis rigidulis patentibus hispida nervo medio elevato carinata margine scariosa; petala quatuor (superiora et lateralia) sepalis aequilonga vix superantia, ungue ovato-lanceolato albido nervis quinque caeruleis notato limbum oblongum obtusum plus quam triplo superante; labellum calyce longius basi sacca- tum, ungue albido, limbo obovato-oblongo caeruleo; filamenta brevissima; antherae cordato- ovatae apice fasciculum pilorum longorum alborum et processum filamenti ovatum obtusum auran- tiacum gerentes; ovarium subglobosum; stylus subnullus; stigma punctiforme; capsula ovato- globosa trivalvis unilocularis calyce paullo longior glabra, placentis parietalibus bi- trispermis; semina satis magna pallida glabra longitudinaliter. multistriata. Jovmropsis Presl (Violarieae, Violeae). Calyx pentasepalus, sepalis aequalibus. Petala superiora et lateralia conformia erecta lineari-oblonga trinervia, quintum seu labellum ungui- culatum spatulatum in calcar longum rectumque productum, Stamina libera aequalia, filaments brevissimis planis, duobus inferioribus dorso appendices subulato-filiformes elongatas in calcar intrantes gerentibus, antheris cordato-ovatis apice appendicem subrotundam coloratam geren- tibus. Stylus brevis. Stigma obliquum. Capsula trivalvis unilocularis elastice dehiscens, valvis medio placentiferis trispermis. Semina globosa opaca. — Genus intermedium inter Jonidium et Anchieteam ; calyx nempe Jonidii, corolla et stamina Anchieteae, capsula et semina Jonidii aut potius Violae. Jonidiopsis fruticulosa Presl. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro prope Praja alta. — Fruticulus glaberrimus basi ramosus; rami sesquipedales angulati; folia tripollicaria et lon- giora, pollicem circiter lata, herbacea, tenuia, subtus pallida, lanceolata, acuta, glanduloso- dentata, in petiolum ultrapollicarem planum foliaceo-marginatum longe angustata, dentibus glan- dula (vel callo) oblonga incurvo-hamata superatis; stipulae linea breviores lineari-setaceae; race- mus semipollicaris vel paullo longior, axillaris, petiolo brevior, tri- quinqueflorus, erectus; pedicelli circiter 4 lineas longi, angulati; flores nutantes; sepala lineari-lanceolata acutissima ; petala flava lineari-oblonga obtusa trinervia sepalis breviora; labellum sepalis duplo longius spatulatum unguiculatum patens basi in calcar rectum acutum sepalis duplo longius productum, limbo basi obtuse angulato supra papilloso; stamina libera aequalia, filamentis brevissimis tri- 444 Karl B. Presl, angularibus planis, duobus inferioribus appendices filiformi-subulatas in calcar intrantes virides gerentibus, antheris cordato -ovatis apice appendicem subrotundam coloratam anthera bre- viorem gerentibus, loculis parallelis; stylus semilinealis; stigma obliguum; capsula semitertiam lineam longa, obovato-oblonga, trivalvis, unilocularis, valvis placentiferis trispermis; semina globosa, cinerea, vix omnino matura visa, quamquam capsula sponte aperta, Kiggelaria integrifolia Drege pl. cap. nec Jacq. — est Pappea capensis Eckl. et Zeyh. Helianthemum glutinosum Herb. sard. un, it, — est H. Barrelieri Ten. Helianthemum polifolium Herb. sard. un it. — est H. mutabile Pers, Drosera petiolaris Sieb. fl, n. Holl. n. 116 — est D. peltata Labill, Drosera Drege pl. cap. exs. n. 7259 — nil aliud videtur quam Drosera cuneifolia Th, Drosera Drege pl. cap. exs. n. 1251 — est D. grandiflora Bartl. Drosera Drege pl. cap. exs. n. 1261 a — est D. capensis Lin, Drosera cistiflora Drege pl. cap. exs. b — a genuina specie diversa videtur; flores minores, pedicelli bracteati, pedunculi dichotomi, folia multo minora et angustiora, caulina distantia, infima aggregata, radix sine dubio annua, speciem aliam indicare videntur, quae D, speciosa Presl. Polygala bracteata Eckl. herb. cap. un. it. n. 39 — est P. genistoides Poir. | Polygala virgata Eckl, herb. cap. un it. n. 644 — est potius P. speciosa € Sims, 1 nam alae subrotundae corolla breviores, Folia caulina superiora et ramea lineari-cuneata retusa mucronulata. Polygala verticillata Poepp. pl. exs. bor. amer. — est P. ambigua. Polygala cordata Drege pl. cap. exs. nec Th. — est P. oppositifolia Th. Polygala rosea Herb. arab. un. it..n. 861 — est P. Schimperi Presl, nullomodo P, rosea Desf, qua P. majori proxima est. Polygala oppositifolia 8. trigonoides E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. cordifolia Th. Polygala Drege pl. cap. exs. n. 1180 — est P. cordifolia Th. Polygala Drege pl cap. exs. n. 7181 et 7182 — est P. tetragona Burch. Polygala oppositifolia Drege pl cap. — est nova species P. rhombifoliae Eckl. valde similis: P. Meyeriana Presl. ato- Polygala tetragona Drege pl. cap. rotundatis, superioribus ovatis, inferioribus ovato -rhombeis differt, estque nova species: P Dregeana Presl. Polygala Drege pl. cap. exs. n. 7186 — est P, cluytioides Burch. Polygala myrtifolia Drege I. c. — est P. grandiflora Lodd.? Polygala subulata E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. Burmanni Eckl., guae cum diagnosi Candolleana non quadrat, пес cum icone Burmanni; meo judicio est P. bracteolata angustifolia. Polygala Drege pl. cap. exs. n. 1211 — videtur vera P. Burmanni (Burm. afr, t. 73. f. 4) esse, exclusa pubescentia, saltem melius quadrat, quam quaelibet alia species; diflert bracteolis angustioribus acutis, alis rotundato-obtusis, floribus paulo majoribus. Polygala subulata E. Meyer in Drege pl. cap. exs. b — est P. bracteolata Lin. Polygala Drege pl. cap. exs. n. 7196. a — est P, bracteolata var. hispida. botanische Bemerkungen. 445 Polygala Drege pl. cap. n. 7195 — est P. bracteolata var. glabra angustifolia, Polygala Burmanni Eckl. et Zeyh. enum, et pl. cap. exs. nil aliud est quam P. bracteo- lata var. angustifolia. Polygala acerosa E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. microlopha Burch. var. foliis minoribus. Polygala spartioides? Drege pl. cap. — est P. simplex Burch. fide specim, Eckloniani. Polygala Drege pl. cap. n. 7187 a — est P. speciosa Sims. Polygala bracteolata Drege pl. cap. — est longe alia novaque species alis rotundato- obtusis obovato-orbiculatis, bracteis deciduis, foliis cauleque tomentello-velutinis distincta: P. lastepoda Presl Polygala pinifolia Eckl. et Zeyh. enum. et pl. exs, cap. non est planta Lamarkii in ill. gen. t. 598. f. 2 delineata sed alia novague species: P. Eckloniana Presl, folis basi cor- datis brevius petiolatis, petiolo ramisque tomentoso etc. distincta. — Vera P. pinifolia a Dregeo distributa est. Polygala macra Drege pl. cap. — est P. genistoides Poir. Polygala Drege pl. cap. n. 1193 — est valde affinis P. Garcini, distinguitur tamen foliis brevioribus latioribus rigidis mucronatis cartilagineo - marginatis nervo dorsali carinatis, caule triguetro subalato; hine P. диета Presl. Polygala Drege pl. cap. n. 1194 — est affinis P. Garcini, differt folis lineari-lanceo- latis brevioribus latioribus, alis rotundato-obtusis ; hine P. hottentotta Presl, Polygala Drege pl. cap. n. 1188 — est nova species: P. hispidula Presl; fruticulosa, caule ramisque tetragono foliisque muriculato-scabro, foliis alternis oppositisque ternatisque breviter petiolatis cordato-linearibus mueronatis subtus revolutis, pedunculis lateralibus oppositifolüs (polli- caribus) paucifloris nudis, sepalis late ovatis magnis acutiusculis, alis apice rotundato - obtusis. Flores magni, rubro-violacei. Species distinctissima. Polygala umbellata Drege pl. cap. nec Th. — est nova species: P. calycina Presl; foliis alternis sessilibus carnosulis lineari-lanceolatis acutiusculis cartilagineo - marginatis subtus con- vexis, racemo terminali multifloro, floribus magnis flavis cum rubore marginali alarum, pedi- cellis semipollicaribus, bracteis bracteolisque scariosis oblongis obtusis magnis (plus quam ses- quilinealibus), sepalis inter congeneres maximis ovato-subrotundis sub apice cartilagineo mu- cronatis. — Habitus et affinitas ac series P. bracteolatae, sed distincta. Polygala Drege pl. cap. n. 1211 — est P. longifolia Presl; caule tereti, foliis alternis subpetiolatis oblongo-linearibus cartilagineo- mucronulatis planis subtus nervo medio elevato instructis basim. versus angustatis, floribus racemosis, pedicellis bracteas duplo superantibus, sepalis obtusis ciliatis, alis rotundato-obtusis pallide violaceis. — Flores mediocres. — Affinis P. speciosae. Polygala restiacea E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. Pappeana Eckl, et Zeyh. en. n. 176. Polygala Drege pl. cap. n. 1197 a — est P. rigens Burch. Polygala uncinata E, Meyer in Drege pl. cap. — est P. rigens var, foliis angustioribus evidentius recurvato-mucronatis, sepalis alisque obsolete ciliatis. 446 Karl B. Pres, Polygala affinis Drege pl. cap. nec Cand. — est leptophylla Burch. Polygala Drege pl. cap. n. 7192, b — est P, refracta Burch. Polygala rigens Drege pl. cap. nec Burch. — est nova P. species: P. recta Presl. Polygala lanata E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. hispida Burch. ex Eckl. Polygala linearis E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. tenuifolia Link. Polygala laevigata E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. Serpentaria Eckl. Polygala ovalis E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. Ohlendorfiana Ес. Polygala acuminata E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. amatymbica Eckl. Polygala monspeliaca Herb. sard, un it. — est P. flavescens Sebast. Cand. Comesperma compacta Sieb. fl. n. Holl. n. 368 — est C. retusa Labill, — Cum icone bene convenit usque ad capsulas, quae in stirpe nostra apice angustiores (quare cuneato- spatulatae exoriuntur) retusae mucronulatae. Muraltia micrantha Sieb. fl. cap. n. 241 — est M. diffusa Burch. Muraltia squarrosa Sieb, fl. cap. n. 44 — est M. diffusa Burch. Muralta Eckl. herb. cap. un. it. n. 52 — est Muraltia diffusa Burch. Muralta Eckl. herb. cap. un it. n. 54& — est Muralua linophylla Burch. Muralta Eckl. herb. cap. un. it. n. 83 — est Muraltia virgata Burch. Muraltia linophylla Sieb. fl. cap. n. 43 — est Muraltia virgata Burch. Muralta Eckl, herb. cap. un. it, n. 540 — est Muraltia brevifolia Сапа. Muraltia Drege pl. cap. n. 1235 — est M. squarrosa Eckl.' Muraltia Drege pl. cap. n. 1218 — est M. juniperifolia Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 1238 — est M. ericaefolia Сапа. Muraltia Drege pl. cap. n. 1253 — est M. tenuifolia Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 478 — est M, aspalatha Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 1242 — est M. virgata Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 1244 — est M. virgata var. longifolia. Muralua virgata Drege pl. cap. — est M. filiformis Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 1230 — est M. linophylla Burch. Muraltia Drege pl. cap. n. 1250 — est M. Burchellii Eckl. Muraltia heterophylla. E. M. in Drege pl. cap. — est M. ononidifolia Eckl. Muraltia Drege pl. cap. n. 7237 et 7252 — est M. ciliaris Cand. Muraltia Drege pl. cap. n. 1220 — est M. ruscifolia Eckl. var. microphylla, foliis mino- ribus, et glabrior. Muraltia obovata Eckl. et Zeyh. en. n. 226. — ob folia scabra uninervia ciliata immar- ginata plana venulosa recurvato-mucronata aliam speciem efficit, quam dico P. origancides Presl, — Genuinam M. obovatam clar. Drege invenisse videtur, quamquam folia quoque mucronata. Muraltia mixta Drege pl. cap. exs. — alia diversaque species est, num nova, num jam cognita, hucusque ignoro. Muraltia diffusa Drege pl. cap. — valde diversa et forte nova species est. Capsula mucronato-acuminata sed non 4-cornuta, botanische Bemerkungen. 447 Muraltia Drege pl. cap. n. 7216 — valde affinis M. Heisteriae et forte varietas laxa vel filiformis. Muraltia Drege pl. cap. n. 7221 affinis M. Heisteriae, sed capsula plano - compressa rotundato-obtusa inermis pubescens; hinc M. Dregei Presl. Muraltia Drege pl. cap. n. 3290 (an rigida E. M.?) — est Mundia scoparia Eckl, Mundia spinosa Drege pl. cap. — est M. tabularis Eckl. Mundia Drege pl. cap. n. 7251 b — est M. albiflora Eckl. Securidaca virgata Sieb. fl. mart. n. 327 — est S. volubilis Lin., nam folia ovata vel ovalia acuta iconi Jacquinianae exacte respondentia, rami pubescentes, alae fructus dorso basi appendiculatae, — Aliae novaeque species sunt sequentes: Securidaca Luschnathiana Presl; fruticosa scandens, ramis foliis subtus rachibus racemi fructibusque pubescenti-velutinis, foliis elliptico-lanceolatis obtusis emarginatis supra pubescen- tibus basi acutis, racemis multifloris, alis calycinis obovatis glabris basi obsolete ciliatis, sepalis exterioribus ovatis acutis ciliatis disco pubescentibus, petalis duobus superioribus cuneiformibus apice obtuse tridentatis, fructu rugoso-scrobiculato ala obovato-spatulata superato. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro; legit Luschnath. — Rami teretes, ramuli pube densa brevi velutini ; folia petiolo uni — bilineali instructa uni- sesquipollicaria coriacea crebre et parallele pinnato- nervia facile decidua, juniora utrinque albo-sericea; racemi { — 3-pollicares multiflori; pedi- celli bilineales curvuli; sepala decidua, tria exteriora ovata acuta fusca lineam fere superantia, duo interiora seu alae triplo fere longiora corollina rosea (?) plurinervia patentissima basi plus minus ciliolata; corolla rosea (?): petala tria inferiora coalita in carinam ventricosam laeviter com- pressam apice trilobam alis calycis breviorem, lobis obovatis apice fimbriato-laciniatis, duo supe- riora carina paullo breviora libera basim versus angustata; tubus stamineus petaloideus carina brevior monadelphus superne longitudinaliter fissus, filamentis octo filiformibus, antheris ob- longis unilocularibus. Ovarium lineare compressum sericeum basi uniovulatum in stylum pla- num lineari- oblongum incurvum angustatum; stigma obtusum obliquum; fructus (immaturus) 8 lineas longus brevissime stipitatus, carpello subrotundo lineam longo, ala subobliqua basi den- ticulo (stylo indurato) aucta. — Affinis videtur S. rivinaefoliae St. Hil. Securidaca reticulata. Presl; fruticosa scandens, ramulis dense pubescentübus, foliis ovatis obtusis undulatis reticulato-venosis subtus pubescentibus supra nitidulis, racemis multi- floris, sepalis exterioribus ovatis obtusis ciliatis, alis calycinis obovatis ciliolaus, petalis duobus superioribus lineari-obovatis carinaque ciliatis, fructu (immaturo) velutino, — Habitat in Bra- silia. — Rami teretes glabri, ramuli pilis brevibus densis obsiti juniores albicantes; folia usque sesquipollicaria petiolo bilineali insidentia firmiter coriacea persistentia subtus pallida opaca venulis elevatis reticulata basi rotundata; racemi uni — bipollicares multiflori, rachi pubescenti- velutina; pedicelli bilineales erecti; sepala decidua: tria exteriora lineam. superantia praeter cilias glabra, duo interiora seu alae calycinae triplo longiora corollina rosea (?) plurinervia patentia undique ciliata; corolla rosea(?): petala tria inferiora in carinam compressam apice trilobam alis calycinis paullo breviorem coalita, lobis obovatis apice fimbriato-laciniatis, duo su- periora carina paullo breviora libera plana medio angustata basim et apicem versus latiora Abh. V, 3. 51 448 Karl B. Presl, praesertim basim versus crebre albido-ciliolata; tubus stamineus petaloideus carina brevior et illa absconditus, monadelphus, superne longitudinaliter fissus, filamentis octo filiformibus, an- theris oblongis unilocularibus; ovarium lineare compressum sericeum basi uniovulatum in stylum planum linearem angustatum; stigma truncatum obliquum; fructus immaturus sericeus ultrabilinealis brevissime stipitatus calycis rudimento urceolato-cyathiformi suffultus, carpello lineam longo laevi, ala recta carpello longiore basi dente (stylo indurato) aucta. Frankenia hirsuta Herb. smyrn. un. it. — est F, canescens Presl. Dianthus prolifer var. pubescens Herb. smyrn. un. it, — est D. velutinus Gussone. Dianthus bohemicus Joh. Mayer act. soc. boh. scient. 1787. p. 318 ad D. petraeum consuetim trahitur, sed erronee, nam propriam speciem sistit: D. Mayeri Presl; caule bifloro, calycis squamis obovato - suborbiculatis obtusis adpressis tubo quadruplo brevioribus, petalis fimbriato-multifidis trinerviis imberbibus, foliis subulato-setaceis margine nervoque dorsali serru- lato-scabris. — Differt ergo a D. petraeo squamis calycis et foliis angustioribus serrulatisque. A reliquis speciebus petalis fimbriato-multifidis insignibus quoque satis differt, Sed haec species in Bohemia ad Lomniz circuli bidschowiensis non crescit et potius Sibiriae incola esse videtur, nam Mayer plures a Gmelino communicatas sibiricas plantas in Bohemia inventas dixit et tamquam novas descripsit. Silene gallica Eckl. pl. cap. un. it. n. 759 — est S. quinquevulnera. Silene hispida Salzm. pl. ting. exs. — est S. laxiflora Brot. Silene caesia Sieb, herb. cret. — est S. Sieberi Fenzl ill. pl. syr. n. 20. Silene decumbens Herb. sard. un. it. — est S. canescens Ten,, quae quidem nil aliud quam varietas velutina S. decumbentis, Silene decumbens Salzm. pl. exs. ting. — est S. vespertina. Silene pendula Herb. smyrn. un. it. — est S. sessiliflora Desf. Sagina octandra Salzm. pl. ting. — nil nisi S. erecta var. staminibus octo. Pharnaceum glomeratum Eckl. pl. cap. un. it. n, 828 est Steudelia galioides Presl, nunc Adenogramma galioides Fenzl. Pharnaceum incanum Sieb. fl. cap. n. 210 — est Ginginsia elongata Сапа. Linum hirsutum Sieb. herb. cret. — est L. piligerum Presl fl. sic. Linum nodiflorum Herb. smyrn. un, it. — est L. luteolum Bieb., nam calyces et folia serrulato-scabra. Malva Drege pl. cap. n. 7318 b — est M. virgata Cav. Malva Drege pl. cap. n. 1317 — est M. balsamica Jacq. Malva Drege pl. cap. 1317 b — est M. stricta Jacq. Malva grossulariaefolia Drege pl. cap. — est certe alia species novaque: M. hispida Presl, Malva Drege pl. cap. n. 1323 — est affinis quadammodo M. eleganti, sed diversissima nec cum M. anomala quoque pauiulum affini confundenda, verosimiliter novum genus constituens involucro monophyllo magno, calyce septemfido, laciniis tribus magnis lineari-lanceolatis serru- latis, quatuor lineari-subulatis minoribus diversum, Corolla et fructus ignota. Interim genus hocce Anisodontca Dregeana dicitur, Malva anomala Link et Otto ic. p. 51 t. 22 (Lavatera? betanische Bemerkungen. 449 tripartita Cand, prod. I. 440) ob involucrum cum calyce connatum peculiare genus (Malveopsis anomala Presl) esse meretur, non obstante fructu hucusque ignoto. Malva anomala Eckl. et Zeyh. en. n. 290 — est M. macrocalyx Presl; genuina est generis species. Malva prostrata? Bert. herb. chil. un. it. — est Modicla fissistipula Presl. Malva americana Poepp. pl. exs. cub. — est M. tricuspidata Ait. Malachra capitata Sieb, fl. mart. n. 167 — est M. radiata Lin. Urena mauritiana Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 338 et 348 — est nunc U. Sieberi Cand, Urena ricinocarpa Eckl. et Zeyh. en. n. 301 — est Sparmanniae genuina species: S. palmata E. Meyer. Pavonia mollis E. Meyer in Drege pl. cap. — est Lavatera Burcheli Eckl. et Zeyh. en., sed Pavoniae genuina species. Sieb. fl. Trin. n. 228 — est Typhalea spinifex Presl seu Pavonia spinifex «. ovali- folia Cand. Achania pilosa Poepp. pl. cub. — est Hibiscus betulinus HBK. Hibiscus macrophyllus Sieb, fl. maur. ed. 1. suppl. n. 32 — est Astrapaea Wallichii. Sieb. fl. Trin. n. 316 — est verosimiliter Hibiscus betulinus НВК. Valde affinis H. phoeniceo , differt basi foliorum, longitudine pedunculorum et involucri, capsula magis glo- bosa. Semina lana pallide ferruginea longe obvoluta, in quovis loculo pauca. Hibiscus Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 372 — videtur H, heterophyllus Vent. esse, differt tamen caule praeter aculeos laeviter tomentoso. Hibiscus aethiopicus Drege pl. cap. exs. — est H. ovatus Cav, Hibiscus diversifolius Drege pl. cap. exs. — est potius H. ficulneus. Hibiscus calycularis E. M. in Drege pl. cap, exs. — est H. Ludwigii Eckl. et Zeyh. Hibiscus lasiospermus E. M. in Drege pl. cap. exs. est H. atromarginatus Eckl, Hibiscus serratus E. M. in Drege pl. cap. exs.— est H. gossypinus Thunb. ex Eckl. — Hibiscus longifolius Willd. est Abelmoschus longifolius Presl, H. palmatus Cav. est Abelmoschus palmatus Presl. Gossypium hirsutum Sieb. herb. cret. — est G. vitifolium. — Ad genus Kosteletzkya additur non species: K. palmata Presl; caule erecto paniculato ramis petiolis pedunculisque setis horizontalibus hispido, foliis cordato-subrotundis palmato — tri — quadrilobis supra pube stellata minuta setisque simplicibus, subtus pube stellata minuta et setis stellato - triradiatis hispidis, lobis acuminatis mucronulato-dentatis , stipulis setaceis erectis, pedicellis petiolo lon- gioribus, calyce erecto pubescente et setis triradiatis hispido. — Habitat in Mexico ad Acapulco. Sida opaca Sieb. fl. mixta n. 121 — est Pavonia hastata Cav. Sida longipes E. M. in Drege pl. cap. exs. — est S. capensis. Sida carpinoides Sieb. fl. mart. suppl. n. 87 — est S. brachypetala Cand, Sida carpinifolia Sieb. fl. mart. n. 168 — est S. Balbisiana Cand. Sieb. fl. Trin. n. 295 — est Sida crassifolia L'Herit seu Abutilon crassifolium. 57% 450 Karl B. Presl, Sida Sieb, fl. maur, ed. 2. п. 242 — est S, hirta Lam. seu Abutilon hirtum G. Don. Sida crassifolia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 115 — est S. populifolia Lam. seu Abutilon populifolium Sweet. Ad Abutilon pertinet quoque A. oxyphyllum (Sida oxyphylla Wall. cat. n. 1850), A. australe (Sida australis H. bot. ber.) et caet. Sida hederaefolia Poepp. pl. cub. — est S. veronicaefolia Lam. fide iconis Cavanillesianae. Pentapetes Sieb. fl, maur. ed. 2. n. 311. — Sumopere dubito, hanc plantam, cujus tantum mancum specimen vidi, ad genus Pentapetes pertinere, cum jam primo intuitu calyce involucro heptaphyllo undique cincto differt. Potius ad Malvaceas referenda. Triumfetta Sieb. fl. Trin. n. 250 — videtur esse T. semitriloba. Triumfetta semitriloba Poepp. pl. cub. — est potius T. havanensis HBK. Triumfetta semitriloba Sieb. fl. mart. suppl. n. 19 — est nova species: Г. diversiloba Presl; foliis cordatis utrinque velutinis quinquelobis serratis, lobo terminali angustato-elongato, lateralibus rotundatis, serraturis inferioribus callosis, calycibus apiculatis pilosis. — Figura sin- gulari foliorum ab omnibus speciebus facile differt. Trilix lutea Poepp. pl. cub. — est Prockia crucis Lin. Sieb. fl. mart. suppl. n. 42 — est Myrodia turbinata Sw. Waltheria americana Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 160 — est W. indica, Ptychocarpus supracanus Hilsenb. in Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 150 — est Ridleia velu- una Cand. — R. odoratae admodum affinis, differt tantum pilositate I. tomento foliorum et pedunculorum. Hermannia altheifolia Drege pl. cap. — a vera H. althaeifolia sufficientur differt; nempe ramis praeter tomentum albidum non hirsutis, foliis cordato-ovatis albido -tomentosis subtus rugosis, stipulis multo minoribus quamquam petiolo aequilongis, bracteis lineari-setaceis, caly- cibus laxe tomentosis. Hinc nova species: Н. Dregeana Presl, Hermannia plicata Drege pl. cap. guogue a genuina specie differt et sine dubio novam speciem sistit foliis ovato-oblongis crenatis basi rotundatis caulegue albido -tomentosis, stipulis lanceolatis acutis petiolo brevioribus, bracteis lineari - lanceolatis, calyce tomentoso insignem. Hinc appellatur A. leucophylla Presl, Folia supra tomentella, tomento minuto adpresso. — Aílinis H. molli, differt calycibus globosis nec campanulatis etc. Hermannia Drege pl. cap. n. 1300 valde affinis est H. plicatae Willd, (H. althaeifolia Jacq. Schoenb. t. 213 excl. syn.) et est forsitan mera varietas folis caulinis inferioribus gla- brioribus inciso-duplicato-crenatis. — An H. betonicaefolia Eckl. et Zeyh. enum. 1. p. 10? Hermannia candicans Eckl. et Zeyh. n. 337 et Hermannia plicata Eckl. et Zeyh. n. 341 — sunt И. Eckleniana Presl. Hermannia Drege pl. cap. n. 1297 d — est H. althaeoides Link. Hermannia mollis Eckl. et Zeyh. en. p. 42. n. 336 — est H. althaeoides Link. Hermannia Drege pl. cap. n. 1303 affinis est H. candicanti (Jacq. Schoenb. t. 117); differt foliis, stipulis glabratis ovatis acutis nervosis (5 - nerviis), bracteis conformibus, floribus 2 congestis, calycibus globoso-campanulatis; — est Hermannıa argyrata Presl. betanische Bemerkungen. 451 Hermannia glomerata E, Meyer in Drege pl. cap. — est H. conglomerata Eckl. et Zeyh. enum, n. 352. i Hermannia trifoliata Drege pl. cap. videtur genuina species esse, quamquam folia cum icone Cavanillesii (diss. t. 182. f. 1) bene non concordant; verosimiliter error delineatoris. Hermannia trifoliata Eckl. pl. cap. en. n. 368 — certe est alia species, H. punctata Presl; ramis teretibus folüsque junioribus punctulato-tomentosulis, foliis cuneatis retusis argute ser- ratis, adultis supra glabris aut glabriusculis, subtus hirsutulis, stipulis oblongo-lanceolatis acutis olio duplo triplove brevioribus, calycibus globosis inflatis punctulato-tomentellis. Hermannia Drege pl. cap. n. 1268 — est nova species H. trifoliatae affinis: H. suavis Presl. Hermannia Drege pl. cap. n. 1274 est alia grandistipulata species, H. trifoliatae affinis: H. diversistipula Presl. Hermannia Drege pl. cap. n. 1267 partim est H. velutina Eckl. et Zeyh. en. n. 357 stipalis foliaceis lineari-lanceolatis folio duplo brevioribus, foliis oblongo- vel obovato - lanceolatis, partim est Н. bractecsa Presl, stipulis floralibus bracteisque eximiis involucrantibus obovato- lanceolatis nervosis. Hermannia involucrata Eckl. et Zeyh. pl. cap. п. 354 nec Cav. — est H. suavis Presl. Hermannia Drege pl. cap. n. 1311 b — affinis est H. glandulosae, sed diversa. Hermannia alnifolia Drege pl. cap. a — est potius H. cuneifolia Jacq. Hermannia chrysophylla Eckl. et Zeyh. en. et pl. siccae nil aliud videtur quam vera H. involucrata Cav. Hermannia Drege pl. cap. n. 1280 videtur vera H. latifolia Jacq. seu H. micans Wendl. et Schrad. esse. Hermannia Drege pl. cap. n. 1294 — est H. multiflorae Jacq. valde affinis, sed alia species videtur. Hermannia multiflora Eckl. et Zeyh. en. n. 363 — est mera H. alnifolia. Hermannia alnifolia Eckl. herb. cap. un. it. n. 393 — est vera H. multiflora. Hermannia Drege pl. cap. n. 1293 b — est H. ignescens Presl; vix est varietas H. flammeae, nam stipulae non ovatae acutae parvae, sed lanceolato-oblongae mediocres i. e. petiolo duplo triplove longiores. Hermannia trifurcata Eckl. et Zeyh. n. 370 vix planta Cavanillesii et Jacquini est. Hermannia flammea var. Drege pl. cap. — est H. pallens Eckl. Zeyh. enum. n. 378. Hermannia Drege pl. cap. n. 7272 — est H. Cavanillesiana Eckl. et Zeyh. en, n, 361. Hermannia Drege pl. cap. 1288 — est H. filifolia Lin. Hermannia Drege pl. cap. 7284 a — est H. filifoliae affinis, tamen diversa, Hermannia decumbens Drege pl. cap. — nequaquam, videtur propria exquisita species: ob stipulas trifoliolato-tripartitas H. tripartita Presl, Hermannia Drege pl. cap. n. 2316 videtur vera H. procumbens Cav. esse; folia in- feriora non vidi, reliqua bene quadrant. Hermannia Drege pl. cap. n. 1310 — est H. procumbens Cav. minor. 452 Karl B. Presl, Hermannia procumbens Eckl. herb. un, it, n. 395 et Drege pl. cap. b— est alia longe diversa verosimiliter nova species, quam Я. leucanthemcidem dico, cum folia illis Chrysanthemi leucanthemi valde similia. sunt. Hermannia procumbens Eckl. et Zeyh. enum. n. 329 quoque diversa est et H. Zey- heriana nominatur. Hermannia Drege pl. cap. n, 2307 a — nil aliud videtur quam H. tenuifolia varietas strigosior. Hermannia filifolia Drege pl. cap. — est alia H. tenuifoliae affinis species ab H, filifolia genuina longe distans: A. anthemidifolia Presl, Hermannia Drege pl. cap. n. 1306 — nil aliud quoque videtur, quam H. tenuifolia. Drege pl. cap. n. 1316 — vix aliud quam H. tenuifolia, Hermannia nemorosa Eckl. et Zeyh. n. 335 — est H. althaeoides. Hermannia micans major et minor Drege pl. cap. — nil aliud quam H. involucrata vel H. salvifolia, quas bene distinguere nequeo. Hermannia triphylla Drege pl. cap. — Nullomodo, verosimiliter nova ad H. trifoliatam accedens species: JH. ternifolia Presl. Hermannia flammea Drege pl. cap. a— a genuina H. flammea ramulis folus calycibus- que albido-tomentosis differt; an varietas, an alia species? Hermannia parviflora E. Meyer in Drege pl. cap. nil aliud videtur quam varietas minor H. diffusae E. Meyer in Drege l. c., et est Mahernia parviflora Eckl. et Zeyh. enum. n. 396. Mahernia lacera E. Meyer in Drege pl. cap. est M. scabra Eckl. et Zeyh. enum. n. 398, Mahernia cordata E. Meyer in Drege pl. cap. — est Hermannia geniculata Eckl. en. n. 321. Mahernia coccocarpa Eckl et Zeyh. en. n. 397 — est Hermannia procumbens foliis inferioribus deperditis. Mahernia biserrata Eckl. et Zeyh. en. n. 399 nec Cav. — est M. glandulosa Presl var, glabrior. Mahernia diffusa Drege pl. cap. — est M. glandulesa Presl. Büttneria australis Sieb. fl. n. Holl. n. 270 — est B. pannosa Cand. Melhania leucantha E. M. in Drege pl. cap. — est М. didyma Eckl. et Zeyh. enum. n. 410. Melhania chrysantha E. Meyer in Drege pl. cap. vix Melhaniae species, cum in- volucrum. deficit. Sieb. fl, maur. ed. 2. n. 93 — est Hugonia serrata Lam. Hypericum hircinum Sieb. herb. cret. — est H. inodorum Willd. Hypericum corymbosum Poepp. pl. exs. bor. am. — est potius H. hedyotifolium (H. parviflorum Nutt. non Willd.) Hypericum tuberosum Salzm. pl. exs. hisp. ting. — est H. tomentosum. — Annectitur genus novum Guttiferarum et duae species novae Marcgraviacearum. : ACROSSANTHLS Presl. Calyx 5-sepalus, hypogynus, persistens, aestivatione valvata. Petala 5, hypogyna, sepalis alterna, decidua, aestivatione subimbricata, Stamina polyadelpha, phalangibus 5 polyandris (15-andris) hypogynis planis petaloideis, antheris ovato - subglobosis botanische. Bemerkungen. 453 bilocularibus extrorsis. Squamulae hypognae 5, petalis alternae, subrotundae, ciliato-barbatae. Ovarium subglobosum, quinquangulare, guingueloculare, loculis multiovulatis, ovulis sub- globosis placentae centrali afficis. © Styli 5, liberi. Sugmata orbicularia, crenulato - lobulata. Fructus..... — Arbor aut frutex brasiliensis, foliis oppositis coriaceis, stipulis caulinis con- natis brevissimis, floribus terminalibus paniculatis. Genus hoc novum et singulare ad Guttiferas referro, non obstantibus phalangibus stamineis polyandris petalisque oppositis, stylis quinque et stigmatibus orbiculatis planis. Sed peculiarem tribum sibi vindicare videtur, quae Acrossantheae nuncupanda erit, nam tribui Calophyllearum adnumerari nequit ob ovarium 5-loculare, stylos quinque. Habitus Malpighia- cearum praecipue Fimbriariae Juss., quod nomen tamen cel, Endlicher in Schwanniam transmutavit, cum jam vetustior Fimbriaria Nees inter Hepaticas existit *). Acressanthus Lhotskyanns Presl. Habitat in provincia Rio de Janeiro Brasiliae; legit Lhotsky. — Rami oppositi inferne glabri apice tomento brevissimo vestiti seu tomentelli, internodiis basim versus teretibus apice incrassatis subtetragonis; folia circiter quadripolli- caria opposita coriacea petiolo 6 — 8-lineali canaliculato supra tomentello insidentia inte- gerrima reticulato-venosa oblongo-lanceolata acuta aut acutissima basi acutiuscula supra gla- berrima subtus tomentello-cinerascentia; stipulae caulinae, inferiores lineam elevatam antrorsum arcuatam glabram praeseferentes et petiolos oppositos utrinque conjungentes, superiores lineam transversam rectam tomentosam exhibentes; paniculae axillares pauciflorae et terminalis multi- flora, pedunculis (seu rachis ramis) tetragonis tomentosis apice incrassatis et globum villosum densorum gerentibus; pedicelli 3 — 4 lineas longi, angulati; calyx semitertiam lineam longus 5-sepalus extus pilis simplicibus densis adpressis brevibus et alus crassioribus apice umbra- culiformi-ramosis vestitus, sepalis ovatis obtusis acutiusculisve obscure nervosis margine angusto petaloideis; petala 5, calyce dimidio longiora, hypogyna, aequalia, obovata in unguem angu- stata integerrima, decidua, intus villosissima; stamina in phalanges quinque petalis oppositas monadelphas disposita, phalangibus planis petaloideis superne villosis petalo dimidio brevio- ribus 15-andris 1. e. a medio ad apicem in 15 filamenta brevia divisis, antheris ovato -sub- globosis bilocularibus longitudinaliter dehiscentibus ; squamulae hypogynae semilineales; ovarium subglobosum pubescens pentagonum 5-loculare, loculis multiovulatis; styli 5 erecti glabri rigiduli; stigmata lata orbiculata crenato-lobulosa ciliolata horizontalia; fructus ignotus. Marcgravia сстсза Presl; ramis tetragonis, foliis petiolatis lanceolatis acuminatis ob- tusis basi acutis inaequilateris, racemo abbreviato multifloro apice bracteis quatuor cylindrico clavatis concavis comoso, pedicellis elongatis. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro. — Glaberrima, scandens, ramis fuscis, angulis albidis marcescentibus; folia tripollicaria, petiolo ultralineali canaliculato latiusculo instructa, coriacea, praeter costam mediam enervia et avenia, rigida ; racemus terminalis vix pollicarisapice bracteis quatuor pollicaribus (praeter petiolulum semi- pollicarem supra canaliculatum) curvatis cylindraceo-clavatis obtusissimis concavis basi labio acuto **) Species duae hucusque cognitae sunt: Schwannia elegans Presl (Fimbriaria elegans Juss. in St. Hil. fl. bras. t. 173) et S. cujabensis (Fimb. cujabensis Grieseb. in Linnaea ХШ. 189). 454 Karl B. Presl, instructis comosus; pedicelli numerosi (55) arctissime in rachi approximati circiter tripollicares subangulati saepe ruguloso - verruculosi; calyx 6.sepalus, sepalis 2 exterioribus, 4 interioribus ; petalum conicum obtusum coriaceum deciduum; stamina biserialia, filamentis linearibus, exterioris seriei longioribus; anterae cordato-lineares ; ovarium subglobosum ; stigma subsessile orbiculatum. Ruyschia laurifolia Presl; folis petiolatis ellipticis recurvato - mucronatis basi rotun- datis, racemo elongato, pedicellis angulatis apice bracteam obovato-spatulatam cuspidatam sub- tus concavam gerentibus; calyce heptasepalo, filamentis dilatatis planis. Habitat in insula Gua- deloupe, ubi legit Perrottet. — Glaberrima; rami teretes; folia 3 — 4-pollicaria, coriacea, avenia, petiolo bi-trilineali plano-convexo insidentia, nervo medio plano latiusculo; racemus terminalis pedalis spicaeformis simplex multiflorus; pedicelli duas — tres lineas longi, apice bracteam aequi- longam subhorizontalem aut deflexam carnosam petiolulatam supra convexam subtus concavam verosimiliter coloratam gerentes; flores magnitudine R. clusiaefoliae; sepala snbrotunda im- bricata coriacea; petala 5 lineari- oblonga obtusa coriacea basi subcohaerentia; stamina 5, filamentis petaloideis coriaceis petala aequantibus, antheris cordato-ovatis supra basim in- sertis; ovarium subglobosum; stigma subsessile orbiculatum. — Differt ab affini R. clusiaefolia, quae quoque flores racemosos pedicellatos possidet, folüs petiolatis ellipticis recurvato-mucro- natis basi rotundatis, filamentis dilatatis petaloideis, Pappea capensis Eckl. et Zeyh. en p. 53 — dicitur a clar. Hochst, in Flora 1843. p. 80 Sapindus capensis, sed vix bene. Huc pertinet ex illo auctore Rhus oblongifolia E. Mever, sed certe male. Cardiospermum halicacabum Sieb. herb. aeg. — est C. microcarpum. Cardiospermum halicabum Sieb. fl. mart. n. 104 — est C. microcarpum. Cardiospermum grandiflorum Sieb. fl. mart, — est C. molle Kunth. Paullinia barbadensis Sieb. fl. mart, n. 302 — est P. curassavica Jacq. Paullinia cirrhiflora Sieb. fl. mart. suppl. n. 84 — est Urvillea Berteriana Cand. — Pone Urvilleam novum genus inserendum insequens: DICRANOPETALUM Presl, Calyx 4-sepalus, subaequalis. Petala 4, aequalia, medio supra processubus duobus linearibus erectis petaloideis instructa. Stamina octo, duo cum quolibet petalo alternantia, aequalia , filamentis filiformibus, antheris cordato-ovatis internis paullo supra basim affixis. Ovarium gynobasi orbiculatae insertum, obcordato-subrotundum, triguetrum, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus 1, brevis, crassus. Stigma obtusum. Fructus e tribus samaris late alatis apice ad angulum internum monospermis constitutus, oblongus, cordatus, apice retusus et stylo indurato coronatus. Semina oblonga, compressa. — Arbor aut frutex brasiliensis, foliis coriaceis pinnatis, pinnis multijugis obliquis, terminali abortiente, floribus paniculatis parvis sessilibus solitariis glomeratisque. Genus hoc ad Sapindaceas Paullinieas pertinet. et Urvilleae ac Serjaniae affine est. Differt ab ambabus calyce 4-sepalo aequali, petalis medio appendicibus duabus instructis, stylo simplici. Fructus illo Serjaniae simillimus excepto stylo simplici et indurato. Dicranopetalum polyphyllum Presl, — Habitat in Brasilia, — Rami florentes teretes pilis minutis tomentelli et verrucis oblongis inaequalibus coloratis obsiti demum calvescentes; botanische Bemerkungen. 455 folia sparsa ultrapedalia ob pinnam terminalem abortientem pari-pinnata, decemjuga, pinnis petiolulo sesqui-bilineali puberulo insidentibus suboppositis coriaceis tenuissime reticulato- venulosis oblongo-lanceolatis obtusis inaequaliter dentatis glaberrimis supra nitidulis, basi supe- riore dimidiatis acutis inferiore rotundatis, supremis usque semitertium pollicem longis, in- ferioribus decrescentibus usque ultrapollicaribus, terminali petiolulo reliquis duplo longiore indicato; panicula bipedalis, terminalis, tomento brevissimo vestita, composita, ramis patentibus multifloris; flores sessiles solitarii glomeratigue sesquilineam vix superantes bracteis minutis ovatis obtusis pubescentibus suffulti; calyx tetrasepalus, sepalis ovatis obtusis sericeo - pubescentibus coriaceis subaequalibus ima basi cohaerentibus, duobus interioribus margine petaloideis glabris dense ciliatis; petala 4, oblongo-lanceolata acutiuscula ciliata plana aequalia, extus apice excepto albide-pilosa, intus infra medium villosissima, medio intus duobus processubus linearibus peta- loideis erectis aucta; stamina octo, filamentis filiformibus villosissimis, antheris cordato - ovatis obtusis basi vel vix supra basim affixis bilocularibus introrsis, loculis parallelis longitudinaliter dehiscentibus; ovarium globoso-triquetrum tomentosum gynobasi orbiculari crenulatae tomen- tosae insertum, apice emarginatum, triloculare, loculis uniovulatis; stylus unicus crassus erectus brevis persistens; stigma obtusum; fructus 14 — 15 lineas longus, pubescenti- velutinus, basi cordatus, apice retusus et stylo indurato coronatus, trilocularis, trispermus, e tribus samaris longitudinaliter connatis constans, loculis apice semen solitarium oblongum compresso-planum gerentibus. Serjania cirrhiflora Sieb. fl. mart. supp. n. 84 — est potius Serjania sinuata Schum. Serjania paniculata Poeppig pl. cub. — Certe non est, fide iconis ab H. B. K. in nov. gen. et spec. divulgatae; nam in planta Poeppigiana sunt racemi simplices, foliola ob- tusa aut acutiuscula, petioli evidenter alati, in planta Humboldtiana sunt racemi paniculati, foliola acuminata, petioli nudi, Sed deficiente fructu planta dubiosa remanet. Schmidelia Sieb. fl, maur. ed, 2. n. 215 — est S. integrifolia Cand. Dodonaea angustifolia Sieb. fl. maur, ed, 2. n. 287 — est D. Burmanniana Cand. Dodonaea angustifolia Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 203 — est D. microcarpa Cand. Quivisia heterophylla Sieb. fl. maur. ed, 1. n. 143 — est О. ovata. Trichilia Eckebergia E. Meyer in Drege pl. cap. — est Eckebergia Meyeri Presl. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 21 — est Erythroxylum hypericifolium Lam, Erythroxylum Sieb. fl. maur. ed. 2. 104 — est Rubiacea quaedam. Sieb. fl. Trin. n. 311 — est Byrsonima spicata, Sieb. fl. Trin. n. 213 — est Malpighiae nova species ad $ 1. Candolleanam pertinens: M. elliptica Presl, foliis ellipticis utrinque rotundatis subtus urenti-hispidis supra glabris, floribus axillaribus aggregatis folio multiplo longioribus. Banisteria umbellulata Sieb. fl. Trin. n. 51 — est Byrsonima lucida Cand. Malpighia mitis Reichenb. in Sieb. fl. Trin. n. 56 — est Rheedia lateriflora Lin. — Cissus ferruginea E. Meyer in Drege pl. cap. — est C. Thunbergii Eckl. et Zeyh. en. Cissus inaequilatera E. Meyer in Drege pl. cap. — est C. cuneifolia Eckl. et Zeyh. en. Abb. V, 3. 58 456 Karl B, Presl, Monsonia Drege pl. cap. n. 1515, а — est M, Burmanni Cand. seu Sarcocaulon Bur- manni Eckl. — Spinae Sarcocaulorum sunt petioli indurati excreti et aphylli; in illarum axillis fasciculi foliorum et pedunculi emergunt. Monsonia lobata Drege pl. cap. — est M. ovata Cav. Monsonia speciosa Drege pl. cap. a et b — est diversa foliis quinquepartitis, partitio- nibus bi- tripinnatis, laciniüs linearibus acutis sinu truncato distinctis nec minime cuneato- decurrentibus, quemadmodum in M. speciosa genuina obvenit. Potius nova species, pube minuta adpressa (nec pilis longiusculis patentissimis) quoque distincta. Interim M. Dregeana Presl. Geranium Drege pl. cap. n. 7510 — est G. ineanum В. flore rubro. Geranium incanum Drege pl. cap. — est G. canescens L'Herit. Geranium Drege pl. cap. n. 7512 a — valde affine G. parvifloro, sed petala calyce duplo majora. Erodium laciniatum, Herb. arab. un. it. n. 199 — est E, pulverulentum Willd. Erodium maculatum Salzm. pl. exs, ting. — est E. cicutarium «. praecox (Geranium praecox Cav. diss. t. 126. f. 2). | Erodium viscosum Salzm. pl. exs. ting. (ad Malagam in incultis lectum) — est E. hur- tum Willd., est ergo Florae europeae novus civis. Erodium laciniatum Sieb. herb. aegypt. — est nova species: E. Pyramídum Presl; caule ramosissimo geniculis tumido, ramulis pedicellis calycibusque glanduloso- pubescentibus, folis pubescentibus oppositis breviter petiolatis bipinnatifidis, superioribus subsessilibus pinna- tifidis, supremis sessilibus tri- quinquelobis, stipulis ovatis scariosis, pedunculis bi- trifloris, invo- lucro bi- triphyllo, sepalis ovato-oblongis breviter mucronatis 5-nerviis dorso dense glanduloso- pubescentibus, carpellis rufo-villosis. — Folia inferiora ultrasemipollicaria, segments planis linearibus acutis, suprema multo minora, lobis rotundatis obtusis; pedunculi semipollicares erecto- patentes teretes glanduloso - pubescentes; involucrum minutum patens; pedicelli semi- pollicares longiores brevioresve divaricati; sepala margine membranacea albida tenuia glabra; petala videntur calycem aequantia aut parum longiora; stamina 5 fertilia, 5 sterilia; carpella 5, aristis fere semipollicaribus intus pilis longis rufis nitentibus barbatis. — Affinius E. pulveru- lento quam E. laciniato. Erodium laciniatum Herb. sard, un. it. — est E. pulverulentum var.? minus pilosum. Erodium gruinum var. В. Herb. smyrn. un. it. — est Е. gruinum var, «, seu verum Geranium gruinum Lin. Erodium laciniatum Herb, sard. un. it. — est genuina species, sed varietas foliis sub lente puberulis et minus divisis videtur. ! Erodium laciniatum Herb. arab. un. it. n. 583 nec Cav. est nova species: Æ, leuco- phyllum Presl, caulibus folis calycibusque albo-tomentosis primo intuitu distinctum — Folia E. pulverulenti. Stipulae late ovatae obtusae scariosae. Petala rosea?, calyce obtuso duplo majora. Aristae pollicares pubescentes, demum longe pilosae, — An nihilominus varietas E. pulverulenti? — Hue pertinet E, laciniatum Decaisne fl. sinaica. botanische Bemerkungen. 457 Grelium obtusifolinm E. Meyer in Drege pl. cap. — est С. humifusum Thunb. Hoarea virginea Eckl. et Zeyh. en. n. 464 non videtur Pelargonium virgineum Pers., differt foliis lanceolatis acutis, ciliatis, basi angustatis, umbella composita, petalis inaequalibus. Pelargonium auriculatum Drege pl. cap. b — est Hoarea virginea Eckl. — an planta Jacquini (P. ciliatum Jacq.) et inde Willdenowii? differt folis praeter cilias parvas glabris non appendiculatis, petalis cuneatis undulatis roseis. Pelargonium: auriculatum Drege pl. cap. a — quoque differt ab icone Jacguini, Hoarea linearis Eckl. et Zeyh. n. 472 — est Pelargonium undulatum Ait. Pelargonium atrum Eckl, herb. cap. un. it. n. 602 — est P. melananthum Jacq., seu Hoarea melanantha Sweet, Pelargonium Drege pl. cap. n. 1494 a — affine P. longifolio Jacq., sed diversum foliis stipulis bracteis calycibusque longe ciliatis apice setuloso-piliferis ; bracteis setaceo - linearibus reflexis pinnatifidis integrisque, umbella composita. Hoarea barbata Eckl. pl. exs. n. 478 — est H. prolifera Eckl. n. 479 seu Pelargonium proliferum Cav., a P. barbato certe diversum. Pelargonium carneum Eckl. herb. cap. un. it. n. 601 est P. proliferum Cav. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1491 b. — est Hoarea campestris Eckl. et Zeyh. en. n. 480. Pelargonium pinnatum Drege pl. cap. — est P. foliolosum Cand. var. pinnis oppositis alternisque, aliquibus bipartitis seu binatis altera petiolulata. An P. bipartitum Cand.? Pelargonium melananthum Drege pl. cap. b. — est P. dioicum Ait. seu P. melananthum Andr. nec Jacq. Pelargonium rapaceum Drege pl. cap. a. — vera species est; idem c. diversum videtur. Pelargonium columbinum Drege pl. cap. a. — est nova species P. procumbenti affine: Peristera brevipes Presl. Pelargonium Drege pl. cap. п. 1469 — est P. (Peristera) althaeoides L'Herit. Pelargonium Drege pl. cap. п. 1465 — an varietas hirsuta Peristerae nummulari- foliae Eckl. et Zeyh. en. n. 563? Peristera grossularioides Eckl, et Zeyb. en. n. 562 saltem specimen hocce numero insignitum est P. anceps. Pelargonium grossularioides var. a a Drege pl. cap. — est genuinum P. grossularioides. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1466 — est P. anceps. Pelargonium grossularioides Drege pl. cap. — est P. (Peristera) micranthum Presl. Pelargonium carnosum. Drege pl. cap. a. — est P. dasycaulon Sims ex auctoritate speciminis Otidiae dasycaulon Eckl. n. 526, quacum phrasis quadrat. Pelargonium testaceum E. Meyer in Drege pl. cap. e — est P. lobatum Willd. Pelargonium multiradiatum Drege pl. cap. genuina species videtur. Pelargonium daucoides Drege pl. cap. — est Polyactium flavum Eckl. enum. n. 514. Pelargonium lobatum Drege pl. cap. a — videtur Polyactium sphondylifolium Eckl. n. 507 esse. — Anne mera varietas Pelargonii bicoloris ? 58 * 458 Karl B. Presl, Pelargonium fimbriatum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Polyactium amatymbicum Eckl. et Zeyh. en. n. 522. Pelargonium elatum Drege pl. cap. — est alia species P. elato affinis, Pelargonium scaposum В biflorum E. Meyer in Drege pl. cap. — est P. carinatum Sweet. Pelargonium myrrhifolium Drege pl. cap. b — est P. coriandrifolium laciniis foliorum paululum latioribus. Pelargonium Phellandrium E. Meyer in Drege pl. cap. a est P. Senecioides L'Herit. seu Myrrhydium senecioides Eckl. Pelargonium artemisiaefolium Drege pl. cap. — est P. abrotanifolium Jacq. Pelargonium tripartitum Drege pl. cap. — est alia species distincta foliorum (laciniarum) dentibus obtusis calycis laciniis minoribus obtusis lineatis, tubo nectarifero longissimo unde flores sessiles. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1298. b — est P. odoratissimum Ait. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1463. b — est P. (Isopetalum) elongatum Eckl. n. 589 var. zonatum, cui Geranium elongatum Cav. diss. t. 101. f. 3, ad amussim quadrat et a P. tabulari distinguendum est, Pelargonium Drege pl. cap. n. 2257 d — est P. sidaefolium Willd. (Cortusina sidae- folia Eckl. n. 597). Pelargonium Drege pl. cap. n. 1456 — est P. nobile Link seu Eumorpha nobilis Eckl. Pelargonium patulum Drege pl. cap. — differt a planta Jacquiniana floribus minoribus. Pelargonium Drege pl. cap. п. 7458. b — est Isopetalum ranunculophyllum Eckl. et Zeyh. enum. n. 593. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1451 a — est P, speciosum Willd. Pelargonium. Drege pl. cap. n. 1448 — est P. acerifolium L'Herit. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1442 a — est P. quercifolium. Ait. 1444 — est P. Radula. Ait. 3 — est denticulatum Jacq. Pelargonium Drege pl. cap. n. Pelargonium Drege pl. cap. n. Pelargonium Drege pl. cap. n. 1445 — est P. trilobatum Schrad. Pelargonium denticulatum Eckl. enum. n. 646 — est P. Radula. Pelargonium Eckl. herb. cap. un. it. n. 614 — est P. betonicum seu Myrrhidium beto- nicum Eckl. Zeyh. enum. p. T1. n. 518. Pelargonium Eckl. herb. cap. un it. n. 618 — est P. grossularioides. Pelargonium Eckl. herb. cap. un. it. n. 612 — est P, elongatum Steud. seu Isopetalum elongatum Eckl. et Zeyh. n. 589. Oxalis mimosoides St, Hil, — est Biophytum mimoscides Presl. Oxalis laxa E. Meyer in Drege pl. cap. — est O. aganophvlla Eckl. n, 672. Oxalis balsamifera Е. Meyer in Drege pl. cap. — est О. laxula Jacq. Oxalis speciosa «. purpurea Drege pl. cap. — est O. grandiflora Jacq. var. hirsutior. Oxalis erubescens E. Meyer in Drege pl. cap. — est O. depressa Eckl, n. 113, Oxalis luteola Drege pl. cap. — est O. lanata Lin. betanisehe Bemerkungen. 459 Oxalis cylindrica E. Meyer ш Drege pl. cap. — est O. tenella Jacq. Oxalis glabella E. Meyer in Drege pl. cap. — est O. punctata Lin. Oxalis stylosa E, Meyer in Drege pl. cap. — est О. obtusa Jacq. Oxalis elongata В. amoena Е. Meyer in Drege pl. cap. — est О. glabra Thunb. ex Eckl. en. n. 688 et spec. Oxalis viscosa E. Meyer in Drege pl. cap. — est O. tenuifolia Jacq. var. major. Oxalis phellandrioides E. Meyer in Drege pl. cap. est O. stellata Eckl. n. 661. Oxalis reptatrix Drege pl. cap. — non est genuina species sed affinis si non eadem cum O. rosacea Jacq. ox. t. 17. Oxalis gracilis Drege pl. cap. — nec minime; est aut O. minuta var. major grandi- flora et pubescens aut species distincta. Oxalis pusilla Drege pl. cap. — non est, sed species alia, verosimiliter nova, O. Meye- мата Presl. Oxalis grandiflora Sieb. fl. cap. n. 123 — est O. purpurea. Oxalis macrogonya Sieb. fl. cap. n. 122 — est O. punctata. Oxalis sulphurea Eckl. herb. cap. un. it. n. 586, quae ab Eckl. et Zeyh. en. p. 91 n. 115 tamquam genuina species citatur, meo judicio est species nova O. sulphureae absimilis. O. Eckleniana Presl; acaulis pilosa, bulbo ...., foliis petiolo poilicari patentissimo piloso in- sidentibus trifoliolatis, foliolis subaequalibus (sub-3-linealibus) sessilibus obcordatis subretusis longe ciliaus glabris subtus punctatis, scapis folio dimidio — duplo longioribus teretibus pilosis apice bibracteatis, bracteis setaceis, calycis tubo corolla duplo breviore piloso, laciniis lan- ceolatis acuminatis erectis, staminibus interioribus stylos superantibus. — Corolla magnitudine O. speciosae, flava. Ab O. fallace folis ciliatis, bracteis infracalycinis, calyce acuto et stylis brevioribus differt. Hab. in arenosis prope Grünpoint ad Caput bonae spei, Fl. jun. Oxalis cuneata Eckl. herb. cap. un. it. n. 587 — est O. obtusa Jacq. Oxalis livida Eckl. herb. cap. un. it. n. 593 — est O. lanata Lin. Oxalis. Eckl. herb. cap. un. it. n. 589 — est meo judicio O. glabra; ex Eckl, et Zeyh- en. p. 88. n. 689 est O. minor Eckl. et Zeyh. Oxalis versicolor Eckl. herb cap. un. it. n. 106 — est O. polyphylla. Oxalis. Eckl. herb. cap. un. it. n. 590 — est O. versicolor. Tribulus terrestris Eckl. et Zeyh. enum. n. 151 — a genuina specie differt fructibus duplo majoribus apice et basi spinosis, disco dorsi muricato-spinulosis; inde 7. murex Presl. Tribulus terrestris Drege pl. cap. b — (an quoque Thunbergii?) — est 7. parvi- spinus Presl: carpellis T. terrestri duplo minoribus margine utrinque trispinosis, spina apicali et basiliari parva, media majori, disco dorsi muricato-spinuloso. Tribulus terrestris В. hispidissimus E. Meyer in Drege pl. cap. — est 7, hispidus Presl; differt a T. terrestri praeter hispiditatem stipulis lineari -subulatis petiolo longioribus serrulaüs, sepalis lineari-lanceolatis, ovario foliisque calyceque hirsutissimis, foliolis subtus albidis, caule pilis horizontalibus hispido, carpellis T. terrestri majoribus hispidulis quadri- 460 Karl B, Presl, spinosis, spinis inaequalibus. Carpella nonnulla spinis duabus validis duabus parvis, alia spinis omnibus parvis provisa sunt, Tribulus Drege pl. cap. n. 7160 — est 7. cristatus Presl; hirsutus, foliis quadri- quinquejugis, stipulis lanceolatis petiolo aequilongis longioribusque, pedunculis folio aequi- longis, sepalis lanceolatis acuminatis persistentibus, petalis sepala duplo superantibus, carpellis cristato - bialatis, alis margine inaequaliter spinulosis. — Specimina duo visa duas species referre videntur; unum flori- et fructiferum descriptum, alterum floriferum stipulis ovatis parvis distinctum. Tribulus alatus Drege pl. cap. — est 7, pteropherus Presl; differt hirsutie, stipulis, foliis, floribus, fructibus tomentosis, majoribus margine bialatis, alis maximis lobatis, mino- ribus uno latere alatis, ala oblonga apice serrata, disco carpelli spinoso setosoque. Fagonia arabica Herb. arab. un. it. n. 251 — a genuina specie differt, et quidem sepalis lanceolatis mucronato-spinosis persistentibus, fructibus duplo minoribus pube minuta sub lente conspicua vestitis, ramis spinis calyce foliisque pube minuta glandulifera sub lente conspicua adspersis, seminibus triplo minoribus non marginatis. — F. Schimperi Presl, Fagonia cistoides Herb. arab. un. it. n. 445 nil aliud videtur quam vera F. mollis Delil. Fagonia latifolia Herb. arab. un. it, n. 198 toto coelo ab icone Delileana differt : Fagonia viscida Presl; glanduloso - viscosa (undique arena tenuissima adspersa), folüs trifolio- latis, foliolis mucronulatis, lateralibus lanceolatis obliquis, medio majori ovato lanceolato, sti- pulis spinescentibus petiolo brevioribus, floribus minutis, sepalis linearibus, ovario hirsutissimo. — Fructus ignoti. Zygophylum alatum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Z. limosum Eckl. et Zeyh. enum. n. 161. — Folia in specimine Eckloniano aliqua aequilatera, in Dregeano fere omnia aequilatera; rami angulato-alati. Zygophyllum retrofractum Drege pl. cap. a — est Z. horridum Cham. Zygophyllum microcarpum E. Meyer in Drege pl cap. — non est planta Lichten- steiniana et pertinet ad simplicifolia. Affine quam maxime Z. simplici; Z. Dregeanum Presl, Melianthus Drege pl. cap. n. 1176 — est M. comosus Vahl. Phebalium ovatum Sieb, fl. nov. Holl. n. 113 — est nunc P. correaefolium Adr. Juss. Phebalium elaeagnoides Sieb. fl. n. Holl. n. 111 — est nunc P. Billardieri Adr. Juss. Phebalium anceps Sieb. fl. n. Holl. n. 112 — est nunc P. elaeagnifolium A. Juss. Adenandra uniflora Eckl. herb. cap. un. it. n. 4 — est A. umbellata Willd. Adenandra uniflora Drege pl. cap. — est A. fragrans R. S. Adenandra Drege pl. cap. n. 7078 a — est A. fragrans R. S. Adenandra Drege pl. cap. n. 7076 — est A. cistoides Eckl. Adenandra fragans Eckl. et Zeyh. enum. p. 99. n. 781 et pl. cap. exs. (nec Воет. et Schult.) — est A. serpyllacea Bartl, in Schlecht. Linn. 1843. p. 339. Adenandra marginata Eckl. et Zeyh. enum. p. 99. n. 783 et pl. exs. cap. — est A. linifoha Bartl, in Schlecht. Linn, 1843. p. 360. botanische Bemerkungen. 461 ' Adenandra intermedia Eckl. et Zeyh. enum. p. 99. n. 182 est forsitan vera A. mar- ginata ex Bartl in Schlecht. Linn, 1843. p. 361. Barosma oblonga Eckl, et Zeyh. enum. p. 103. n. 810 (nec Bartl. et Wendl.) et pl. exs. cap. — est B. Eckloniana Bartl. in Schlecht. Linn. 1843. p. 363. Barosma scoparia Eckl. et Zeyh. enum. p. 103. n. 809 et pl. cap. exs. — est В. ob- longa Bartl. et Wendl. (Beitr. I. р. 112) ex Bartl. in Schlecht. Linn. 1843. p. 364. Barosma ternata Eckl. et Zeyh. enum. p. 103. n. 811 et pl. exs. cap. — videtur varietas B. oblongae ex Bartl. in Schlecht. Linn. 1843. p. 364. Barosma foetidissima Eckl. et Zeyh. enum. p. 103. n. 813 et pl. exs. cap. — est Acmadenia rosmarinifolia Bartl. in Schlecht. Linn 1843. p. 355. Barosma Drege pl. cap. n. 7019 b. — est B. crenata Eckl. Barosma Drege pl. cap. n. 7084 a. — est B. dioica Bartl. et Wendl. Acmadenia Drege pl. cap. n. 1144 — est A. muraltioides Eckl. var. minor. Diosma virgata G. F. W. Meyer in Drege pl. cap. — est Coleonema juniperifolium Eckl. n. 834, seu Diosma juniperifolia Spreng. Diosma Drege pl. cap. n. 1143 — est Coleonema pulchrum Hooker. Diosma Eckl. cap. un. it. n. 242 — est Agathosma imbricata Willd. 9 Diosma Eckl, cap. un, it. п. 237 — est D. Simsiana Eckl. Zeyh. en. p. 108. n. 847. n Diosma Eckl. cap. un. it. n. 259 — est Coleonema album Bartl. et Wendl. Diosma Eckl. cap. un. it. n. 240 — est D. rubra. Diosma tetragona Sieb. fl. cap. n. 193 — est Acmadenia laevigata Bartl. et Wendl. Diosma longifolia Sieb. fl. cap. n. 62 — est D. rubra. Diosma succulenta Sieb. fl. cap. n. 194 — est D. oppositifolia Lin. Diosma oppositifolia Eckl. herb. cap. un. it. n. 66 — est D. succulenta Lin. Diosma succulenta Drege pl. cap. — est D. oppositifolia Lin. Diosma glabrata G. F. W. Meyer in Drege pl. cap. — est D. Simsiana Eckl. Diosma Drege pl. cap. n. 1136 —- est D. longifolia Wendl. Diosma oppositifolia Drege pl. cap. — est D. tenuifolia Presl. Diosma ambigua Drege pl. cap. — est D. macrosticta Presl; affinis D, ericoidi. B se p | ; Diosma Dreee pl. cap. n. 2251 — est Coleonema Dregcanum Presl. se I I 5 Agathosma cephalotes E. Meyer in Drege pl. cap. a — est A. involucrata Eckl. n. 858. Agathosma cephalotes E, Meyer in Drege pl. cap. b — 4. glebuliflera Presl. Agathosma Drege pl. cap. n. 1099 — est A. trachyphylla Eckl. n. 865. Agathosma Drege pl. cap. n. 1106 — est A. Thunbergiana Schlecht. Agathosma Drege pl. cap. n. 7095 — videtur A. rugosa Link esse. Agathosma Drege pl. cap. n. 1107 — est A. decumbens Eckl. n. 912. Agathosma tenuissima Drege pl. cap. — est A. chortophila Eckl. n. 914. Agathosma Drege pl. cap. n. 7121 — est A. platypetala Eckl. n. 915. Agathosma Drege pl. cap. n. 7102 — videtur A. obtusa Bartl. varietas minor. Agathosma obtusa В Drege pl. cap. — est A. obťusi/olia Presl. 462 Karl B. Presl, Agathosma apiculata E. Meyer in Drege pl. cap. — est diversissima ab A, apiculata Bartl. et Wendl. et sistit novam speciem: A. aristata Presl. Agathosma n. 7118 Drege pl. cap. — est A. aristata Presl. Agathosma acuminata Drege pl. cap. — est 4. Meycriana Presl, Agathosma imbricata Drege pl. cap. — est A. polyphylla Presl, Empleurum serrulatum Drege pl. cap. a et b — est ensatum Eckl. — Clar. Lhotsky novam Rutaceam misit, guae Almeida longipes Presl; foliis elongato-lanceolatis longe petiolatis, petiolo sub apice nodoso, cocco solitario subgloboso transversim arcuate sulcato. Habitat ad Rio de Janeiro, legit Lhotsky. Ab A. longifolia St. Hil. et ab A. acuminata (Aruba acuminata Mart.) sufficienter diversa est. Ochna arborea Burch. Drege pl. cap. — nunc melius Diporidium arboreum Wendl. Krebs pl. cap. n. 42 — est Drporidtum. integrifelium Presl, Krebs pl. cap. n. 318 — est Diporidium atropurpureum Wendl. — Ochnaceis sequens nova species adjungitur: Gomphia polita Presl; glaberrima, foliis breviter petiolatis oblongo -lanceolatis acumi- natis serrulatis utrinque nitidis venosisque basi integris angustatis, panicula terminali multiflora, bracteis fugacibus, sepalis ovatis obtusis petala obovato-subrotunda aeguantibus, antheris mar- Habitat in Brasiliae provincia Rio de Janeiro, ubi legit Lhotsky. — Rami angulati; folia 6 — T-pollicaria petiolo bili- gine undulato-rugosis, gynobasi obconica carnosa carpella 1 — 3 gerente. neali insidentia subtus fuscescentia, venis primariis pinnatis alternis distantibus arcuatim excurren- tibus, secundariis creberrimis e venis primariis et ex costa exorientibus plus minus horizon- talibus subparallelis; panicula semipedalis ramosa; sepala 3 lineas longa fusco-flavescentia mar- gine scariosa apicem versus nervo dorsali prominulo carinata et sub apice nervo hoc excurrente mucronata; petala flava; antherae 10, petalis aequilongae, in sicco fuscae,| lineares, apice poro duplici (pro quovis loculo unus) dehiscentes; ovarium gynobasi obconicae lineam longae insertum, saepe 5-carpellare, carpellis subglobosis semiimersis; stylus simplex; stigma acutum; carpella (immatura) globosa gynobasi carnosae inserta. Bracteae ignotae. — Affinis G. serratulae Pohl et G. aemulae Pohl; differt foliis, petiolis, sepalis etc. Evonymus ovata Wall. cat. n. 4300 — est potius Lophopetali species: L. ovatum Presl. Calyx disciformis vel scutelliformis quinquecrenatus. Petala quinque, sub disco perigyno car- noso lato quinquelobo inserta, sessilia, fimbriata, lobis disci striato-verrucosis accreta, Stamina quinque, supra discum inserta, filamentis subulatis persistentibus, antheris ovatis. Ovarium pyramidalum triquetrum, longitudine filamentorum, stigmate sessili, Fructus ignotus. Evonymus pendula Wall. cat. n. 4280 a — habet calycem quinquelobum, discum peri- gynum orbiculatum, antheras cordato-subglobosas et fructum quemadmodum in Evonymis genuinis; filamenta tamen persistentia et stylum cylindricum quemadmodum in Lophopetalis, hinc transitum e genere uno in alterum seu genus intermedium efficit. Wyenomus pendula Presl: Calyx quinquefidus persistens, laciniis ovatis acutis ciliatis. Petala quinque, sub disco epigyno carnoso orbiculato integro inserta, decidua, laevia, integerrima, Stamina quinque, disci perigyni margini inserta, filamentis subulatis persistentibus, antheris cordato-subglobosis. Ova- betanische Bemerkungen. 463 rium liberum, disco semiimmersum, quinqueloculare, loculis biovulatis. Stylus eylindricus, persistens, Stigma tri-quinquelobum concavum, Capsula quinqueloba, quinquelocularis, im- matura visa. Celastrus oleoides Sieb. fl. cap. n. 93 — est Montinia acris Lin. Celastrus buxifolia Drege pl. cap. nec Lin, — est C. patens Eckl. et Zeyh. en. п. 939, seu Саша patens Presl. Celastrus lanceolata E. Meyer in Drege pl. cap. — non est С. stenophylla Eckl. et Zeyh., quemadmodum monuit clar. Arnott, sed est propria species Cathae, Caha lancec- lata Presl. i Celastrus linearis Thunb. Drege pl. cap. — nec cum Catha nec cum Celastro con- venit et novum genus efformat: Encentrus linearis Presl, Calyx profunde quinquefidus, deci- duus. Petala quinque sub disco perigyno inserta, decidua, oblonga, enervia, carnosa, extus convexa, Stamina quinque, margini disci inserta, petalis duplo triplove breviora, filamentis brevissimis, antheris subglobosis introrsis bilocularibus longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium subglobosum, stigmate sessili. Capsula obovata, compressa, bivalvis, bilocularis, loculicide dehiscens, valvis medio septiferis extus minute creberrime transversim rugulosis, loculis mono- spermis, Semen erectum, ovale, utrinque acutum, ad raphen linea elevata longitudinali in- signitum, punctatissimum, testa tenui, arillo tenui brevi. Celastrus stenophylla Eckl. et Zeyh. en, n. 955 — nec ad Celastrum, nec ad Catham pertinet, fructu Microtropidi accedit, nec tamquam altera species Encentri consideranda est: hinc. potius rudimentum novi generis. Polyacanthus stenephyllus Presl, Calyx. quadrilobus, persistens. Petala..... Stamina quatuor, margini disci inserta, filamentis setaceis calyce duplo longioribus, antheris subglobosis introrsis bilocularibus longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium globosum, Stylus ovario aequilongus, teres, Stigma trilobum. Capsula obovato-subglobosa, stylo mucronata, unilocularis (loculo altero abortiente minimo), bivalvis, monosperma, valvis coriaceo- lignosis divaricatis extus transversim ruguloso-striolatis. Semen erectum, oblongo-lanceolatum, minute apiculatum, basi arillatum, fusco-purpurascens, nitidum. Celastrus rupestris Eckl. et Zeyh, en. n. 929 — est potius Cathae species: С. rupestris Presl. — Filamenta ovata squamulaeformia persistentia. Flores axillares fasciculati. Fructus ignotus. Celastrus acuminatus Lin. Eckl. et Zeyh. en. n. 927 — est quoque potius Cathae species: C. acuminata Presl. — Filamenta et flores sicuü in C. rupestri. Celastrus collinus Eckl. et Zeyh. enum. n. 931 — est quoque potius Cathae species: C. collina Presl. — Affinis prioribus, Celastrus buxifolius Lin. Eckl. et Zeyh. en. n. 942 — est Catha buxifolia Presl. Celastrus eymosus Soland. Eckl. et Zeyh. en. n. 948 — est Catha cymosa Presl. Celastrus heterophyllus Eckl. et Zeyh. en, n. 943 — est Catha heterophylla Presl. Celastrus spathyphyllus Eckl. et Zeyh. en. n. 950 — est Catha spathyphylla Presl. Celastrus trigynus Lam. Sieb. fl. maur. ed II, n. 64 — est Catha trigyna Presl. Abb, V, 8. 59 464 Karl B. Presl, Celastrus linearis Eckl. et Zeyh. en, n. 946 nec Lin. — est altera species Polyacanthi: P. angustifolius Presl. — Calyx quinquefidus. Petala ovata decidua calyce quadruplo longiora brevissime unguiculata sub disco perigyno integro inserta. Stamina quinque, margini disci inserta, filamentis corolla aequilongis setaceis, antheris subglobosis bilocularibus introrsis. Ovarium globosum triloculare, loculis uni- (?) ovulatis. Stylus ovario paullo brevior teres. Stigmata tria crassiuscula divaricata, Fructus ignotus. — Rami spinescentes. Folia lineari- cuneata obtusa emarginataque crenata integraque in petiolum brevissimum angustata coriacea pinnatinervia quemadmodum tota planta glaberrima. Рашешае subeymosae multiflorae axil- lares folio breviores. Flores albi. Celastrus campestris Eckl. Zeyh. en. n. 937 — est Catha campestris Presl. Celastrus venenatus Eckl. et Zeyh. en. n. 952 — est Catha venenata. Presl. Celastrus п. 6727 Drege pl. cap. — est Asterocarpus arboreus Eckl. Zeyh. en. n. 960, nunc Pterocelastrus arboreus Walpers. — Folia inaequilatera nec in specimine Eckloniano nec in Dregeanis observo. Celastrus laurinus Th. Drege pl. cap. — est nunc Scytophyllum laurinum Eckl. Zeyh. vel Elaeodendron laurinum. Celastrus obtusus Drege pl. cap. nec Th. — est Scytophyllum oleoides Eckl, Zeyh. n. 967, nunc Elaeodendron obtusum, Celastrus n. 1925 a Drege pl. cap. — est Ælacodendron (Scytophyllum) angusti- folium Presl. Celastrus n, 6725 Drege pl. cap. — est Elaecdendren (Scytophyllum) Dregeanum Presl. Clar. Arnott ad Pterocelastrum numerat, quocum non convenit. Celastrus n, 6737 Drege pl. cap. — est Elaeodendron (Mystroxylum) sphaerophyllum. Celastrus n, 6136 a Drege pl. cap. — est Elaeodendron (Mystroxylum) athranthum. Celastrus glomerata E. M. in Drege pl. cap. — est Zlaeodendron (Mystroxylum) Meye- rtanum Presl, Celastrus refracta E. M. in Drege pl. cap. — est Cassine scandens Eckl. Zeyh. en. п. 959. Celastrus martinicensis Sieb. Й. mart. suppl. n. 86 — est Gouania martinicensis Poir. Celastrus ilicinus Burch. Eckl. et Zeyh. en. n. 933 — est potius Cathae species: C. Шста Presl. — Filamenta filiformi-subulata, stigma lobatum. Celastrus parvifolius Eckl. Zeyh. en. n. 949 — est potius Cathae species: С. parvifolia Presl. Filamenta filiformi-subulata. Fructus in hac et in pluribus alis speciebus adhuc ignotus. — Genuina Celastri species est sequens : Celastrus obtusatus Presl; scandens (?), glaberrimus, foliis petiolatis obovatis marginatis integerrimis emarginatis obtusissimisve basi acutis, racemo terminali multifloro, bracteis ovatis acutis pedicello angulato multoties brevioribus, calycis laciniis ovalibus obtusis capsula quadri- valvi dimidio brevioribus. — Habitat in California ad Monte-Rey; legit Haenke. — Rami superne angulati. Folia usque bipollicaria, sparsa, herbacea, pinnatonervia, petiolo . quadri- Lbotanische Bemerkungen. 455 quinquelineali marginato supra plano subtus convexo insidentia, obovata rarius obovato-ovalia, integerrima, marginata, apice late emarginato- retusa, basi in petiolum angustata. Ciliae stipu- lares nullae, Racemus plus quam tripoliicaris, terminalis, ereetus vel apice nutans, multiflorus, fructifer tantum visus, Pedicelli quadri-quinquelineales, patentes, angulati, basi bractea vix lineam longa ovata acuta membranacea persistenti et bracteolis duabus lateralibus minutis suffulti, sparsi. Calyx fructifer profundissime quinquefidus rarius quadrifidus, laciniis bilinea- libus ovalibus obtusis patentissimis margine membranaceis, Disci perigyni, corollae et stami- num vestigia, Capsula calyce duplo longior, flavescens, quadrivalvis, quadrilocularis, loculi- cide dehiscens, abortu seminum trium monosperma, valvis coriaceo-lignosis divaricato-recur- vatis medio septigeris extus laevissimis intus transversim lineato-rugosis. Semen abortu reli- quorum fere centrale, rarissime duo, erectum, obovato-subglobosum, nigerrimum, nitidum. minute punctatissimum, usque ad medium vel duas trientes arillo cyathiformi carnoso albido demum irregulariter rumpente provisum, Embryo orthotropus intra albumen carnosum, coty- ledonibus foliaceis. Maytenus Bert. herb, chil. un. it. — est M. chilensis Cand. — Mayteni species novae sunt sequentes : i Maytenus capitellatus Presl; foliis lanceolatis acutis obtusisve calloso-serrulatis, stipulis setaceis ciliatis fugacibus petiolo duplo brevioribus, pedunculis axillaribus solitariis petiolo sublongioribus bi-trifloris, floribus capitato-glomeralis, calycis lacinüs obtusissimis. — Habitat in montanis Peruviae huanoccensis, legit Haenke, — Folia tenuiora, quam in M. chilensi serraturae foliorum callo seu glandula nigra superatae; flores congeneribus paulo minores; fructus ignotus, Maytenus crenulatus Presl; folüs oblongo-lanceolatis obtusis emarginatisque crenulatis in petiolum angustatis , floribus axillaribus glomeratis, pedicellis petiolum aequantibus, calycis laciniis obtusissimis ciliolatis. Habitat in Chile, collegit Haenke. — Folia firmius coriacea, quam in M. chilensi; crenulae foliorum callo seu glandula flavescente subinde nigricante supe- ratae; flores magnitudine M. chilensis; fructus ignotus. Affinis M. verticillato, differt praecipue foliis crenulatis nec serratis. Maytenus. prunifolius Presl; foliis oblongo-lanceolatis obtusis calloso - serrulatis basi acutis, stipulis setacis erectis petiolo quadruplo brevioribus, pedunculis axillaribus bifloris petiolum subaeguantibus, pedicellis pedunculo brevioribus, capsula obovata retusa triangulari, — Habitat in montanis huanoccensibus Peruviae, collesit Haenke. — Rami subangulati; folia unum — semitertium pollicem longa firmiter coriacea pinnato-nervia reticulato-venosa petiolo uni — trilineali supra planiusculo instructa, callo seraturarum glandula nigra apiculato; pedun. culi sesquilineales angulati; pedicelli lineam longi basi bractea ovata acuta ciliolata minuta suffulti; calyx quinquefidus, laciniis rotundatis; petala et stamina ignota; capsula semitertiam lineam longa, paulo latior, trigono-subglobosa, loculicide trivalvis, trilocularis, loculo abortienti disperma, valvis coriaceo-lignosis medio septiferis; semen erectum obovatum nigricans rugu- losum arillo tenui carnoso flavescente apice pervio subinde usque ad medium subinde usque sub apicem cinctum. — Mayteno et Celastro affine sed satis diversum genus est insequens: 99* 466 Karl B. Presl, prproceLUs Presl. Flores hermaphroditi. Calyx campanulatus, guinguefidus, longitudi- naliter rumpens, a basi deciduus, Petala quinque cum calycis laciniis alternantia, ima basi calycis adnata, unguiculata. Stamina guingue, petalis alterna, filamentis subulatis corolla brevioribus, antheris cordato-ovatis acuminatis bilocularibus introrsis, acumine incurvo, loculis longitudi- naliter dehiscentibus. Ovarium globosum, triloculare, loculis uni- (?)ovulatis. Stylus crassus angulatus. Stigma trilobum. | Capsula globosa, trilocularis, loculicide trivalvis, valvis medio septiferis, loculis monospermis. Semina erecta, clavata, obtusa, basi angustata, arillo clauso hirsuto vestita. — Frutex vel arbor guayaquilensis, foliis sparsis tenuiter coriaceis lanceolatis remote serratis, stipulis minutis deciduis, floribus in pedunculis axillaribus brevissimis fasciculati parvis — Quamquam flores a fabrica consueta Celastrinearum recedunt, tamen hocce genus ad hunc ordinem numeratur, cum structura fructus generibus ordinis dicti convenit, Piptocelus haenkeanus Presl. Habitat in Guayaquil, collegit Haenke. — Rami sparsi teretes glabri, novelli pube minuta adspersi. Folia usque tripollicaria subinde longiora, sparsa, petiolo uni- bilineali supra canaliculato insidentia , elliptico-lanceolata, calloso-remoteque ser- rata, acuminata, acuta, in petiolum angustata, pinnatinervia, glaberrima, tenuiter coriacea, supra nitida, Stipulae semilineam longae, caulinae, lineari-subulatae, acutissimae, erectae, ad- pressae, ciliatae, deciduae. Pedunculi lineam longi, axillares, solitarii, pubescentes, bi-triflori. Pedicelli tres- quatuor lineas longi, teretes, pubescentes, erecti, basi bractea ovata minuta pubescente suffulti, supra basim articulat et bracteolis duabus oppositis minutis pubescentibus instructi. Calyx. vix duas lineas longus, breviter campanulatus, herbaceus, usque ad medium quinquefidus, decemnervius, extus hirsutulus, demum longitudinaliter rumpens et totus ab ima basi circumscisse secedens, laciniis ovatis acutiusculis erectis, Petala quinque, calycis tubo basi inserta, calycis laciniis alterna, calyce plus quam duplo longiora, obovata, obtusa, tenera, transparentia, flabellatonervia, persistentia, in unguem longe angustata. Stamina quinque, petalis alterna, calycis laciniis opposita, calycis ima basi tubi inserta, filamentis e basi trian- gula angustis planis erectis persistentibus, antheris cordato -ovatis acuminatis bilocularibus in- trorsis, acumine (an exsiccatione?) contorto -incurvo, loculis longitudinaliter. dehiscentibus. Discus perigynus vix ullus. Ovarium superum, globosum, verrucosum, triloculare, loculis uni- (?) ovulaus. Stylus ovario longior, crassus, angulatus, pubescens, deciduus. Stigma tri- lobum, lobis ovatis obtusis. Capsula duas lineas longa et lata, globosa, loculicide trivalvis, trilocularis, trisperma, abortu di- monosperma, valvis coriaceo-lignosis patentissimis medio septi- feris extus fusco-nigris obtuse tuberculatissimis intus pallidis lacunoso-rugosis, septis demum evanidis. Semina sesquilineam circiter longa, in loculis erecta, obovato-clavata, laeviter cur- vata, obtusa, basim versus angustata et acuta, arillo clauso crassiusculo rufescenti-hirsuto et longitudinaliter. sulcato apice summo umbonato glabroque vestita. Testa tenuis. Albumen carnosum. Embryo orthotropus. Hartogia п. 6740 Drege pl, cap. — est verosimiliter H, multiflora Eckl. Zeylı. en, n. 981. Hartogia Thea E.M. in Drege pl. cap. — est Methyscophyllum glaucum Eckl, et Zeyh. Hartogia n. 6739 Drege pl. cap. — est Myrtacea quaedam. botanische Bemerkungen. 46% Hex crocea Drege pl. cap. — non est Crocoxylum excelsum Eckl. et Zeyh. n. 988, uti clar. Arnott autumat, sed potius Cassines species: C. erccea Presl, Ilex flexuosa E. M. in Drege pl. cap. — a clar. Arnott dubitanter ad Mystroxylum refer- tur; defectu speciminis completi dubia solvere non possum, sed sententia haec mihi non arridet. Пех lucida E Meyer in Drege pl. cap. — est Celastrus acuminatus Lin., seu Catha acuminata. Presl, x Ilex п. 6745 b Drege pl. cap. — est Celastrus rupestris Eckl. Zeyh. en. n. 929, seu Catha rupestris Presl. Cassine Maurocenia Sieb. fl. Trin. n. 31 — est Ilex Macoucoua Pers. Drege pl. cap. n. 3468 — est Olinia capensis Klotzsch ; haec et altera species, scilicet O. cymosa Th. a Rhamneis valde recedunt et propriam parvam familiam inter Memecyleas et Myrtaceas inserendam ac Oliniaceae nominandam constituunt, Clar. Arnott et Endlicher hancce familiam, cui Myrrhinium et Fenzlia additur, Olinieas nominat. Willemetia scandens Eckl. et Zeyh. pl. cap. — est Helinus ovatus E. Meyer in Drege pl. cap. Нас pertinet qua synonymum Rhamnus mystacinus Ait. Genus hoc valde accedit ad Reissekiam. Drege pl. cap. n. 9123 — est Rhamnus prinoides L'Herit, _ Drege pl. cap. n. 8261 — est Rhamnus celüfolius Thunb., sed nullomodo Rhamni, potius Celtidis species, hinc. Celtis rhamnifolia Presl. Trichocephalus rhipophorus Eckl, Zeyh. en. n. 1007 — est Walpersia rhipophora Presl, Trichocephalus spicatus Eckl. Zeyh. en. n. 997 — est Walpersia capitata. Presl. Trichocephalus comosus Eckl. Zeyh. en. 1009 — est Tylanthus comosus Presl. Trichocephalus litoralis Eckl. Zeyh. n. 1002 — est Tylanthus litoralis Presl. Trichocephalus atratus Eckl. Zeyh. n. 1004 seu Phylica atrata Licht. — est 7y/an/hus atratus Presl. Trichocephalus gracilis Eckl. Zeyh. n. 1006 — est Tylanthus gracilis Presl. Trichocephalus virgatus Eckl. Zeyh. п. 1011 — est Tylanthus virgatus Presl. Trichocephalus imberbis Eckl. Zeyh. п. 1010 seu Phylica imberbis Lin. — est 7ylan- thus imberbis Presl, Phylica mucronata Е. Meyer in Drege est Stilbe. Phylica abietina E. Meyer in Drege pl. cap. — est Spathalla. Phylica retrorsa E. M. in Drege pl. cap. — est Tylanthus retrorsus Presl, Phylica stipularis Lin. Drege pl. cap. — est Trichocephalus stipularis Brongn., nunc Walpersia stipularis, nam Trichocephalus est animal ex Entozois, hinc nomen genericum sup- primendum. Phylica callosa Thunb. Drege pl. cap. — est Tylanthus callesus Presl. Phylica spicata Lin. Drege pl. cap. — est Trichocephalus spicatus Brogn., nunc Wal- persia spicata. Phylica imberbis Drege pl. cap. — est P. excelsa Wendl. nunc 7ylanthus excelsus Presl. Phylica n. 6779 Drege pl. cap. — est Phylica capitata Thunb. 468 Karl B. Presl, Phylica n. 6187 Drege pl. cap. — est Walpersia capitata. Presl. Phylica n. 6188 Drege pl. cap. — est Walpersia hirtifelia Presl, Phylica n. 6190 Drege pl. cap. — est Walpersia curvifolia Presl. Phylica n. 6752 b Drege pl. cap. — est Walpersia Dregeana Presl. Valde affinis W. rhipophorae, sed folia angustiora longiora acuta mucronatave, juniora tomentosa, stipulae petiolo triplo longiores, capitula minora, bracteae involucrantes acuminatae. Phylica n. 6111 Drege pl. cap. — est P. pumila Wendl. Phylica cylindrica Drege pl. cap. — est P. albida Presl; a genuina specie est valde diversa. Phylica cylindrica Eckl. Zeyh. n. 1029 — est P. excelsa Wendl. seu Zylanthus ex- celsus Presl. Phylica bicolor Drege pl. cap. — est an P. Commelini Spr.? — Eandem speciem vidi ex horto herrenhusano nomine P. callosae. Phylica Willdenowiana Eckl. Zeyh. n. 1031 — est Tylanthus Willdenowianus Presl. Phylica lanceolata Thunb Eckl. Zeyh. n. 1012 — est Zylanthus lanceolatus Presl. Phylica abietina Eckl. Zeyh. n. 1013 — est Tylanthus abretinus Presl. Phylica n. 6162 Drege pl. cap. — est Tylanthus dicsmoides Presl. Phylica debilis Eckl. Zeyh. n. 1016 — est Zylanthus debilis. Presl, Phylica eriophoros Berg, Eckl. Zeyh. n. 1015 — est Tylanthus eriophorus Presl. Phyliea disticha Eckl. Zeyh. n. 1022 — est Tylanthus distichus Presl. Phylica empetroides Eckl. Zeyh. n. 1021 — est Tylanthus empetrcides Presl. Phylica brevifolia Eckl. Zeyh. n. 1017 — est Tylanthus brevifolius Presl. Phylica rosmarinifolia Lam. Eckl. Zeyh. n. 1036 — est Zylanthus rosmarinifolius Presl. Phylica n. 6169 Drege pl. cap. — est P. secunda Thunb., seu 7ylanthus secundus Presl. Phylica n. 6775 Drege pl. cap. — est P. excelsa Wendl, seu 7ylanthus cxcelsus Presl. Phylica rigida Eckl. Zevh. n. 1024 — est Walpersia rigida Presl. Phylica n. 1917 Drege pl. cap. — est Tylanthus callosus Presl, Phylica Thunbergiana E. Meyer in Drege pl. cap. — est Tylanthus Thunbergianus Presl, Phylica ericoides Drege pl. cap. — est a planta Linnei diversissima et nil aliud videtur. quam Phylica secunda Thunb. seu Tylanthus secundus Presl. Phylica sguarrosa Vent. Drege pl. cap. — est Walpersia squarrosa Presl. Phylica parviflora Berg, Drege pl. cap. a et с — est Tylanthus parviflorus Presl. Phylica parviflora Drege pl. cap. e — est Soulangia parviflora Presl. Phylica oleoides Cand. Drege pl. cap. — est Soulangia oleaefolia Brongn. Phylica pedicellata Cand. Drege pl. cap. — est Soulangia pedicellata Presl, Phylica n. 6770 Drege pl. cap. — est Soulangia lutescens Eckl. et Zeyh. Phylica rosmarinifolia Drege pl. cap. — est Soulangia subcanescens; а S. axılları valde differt. Phylica n. 6772 Drege pl. cap. — est Soulungia, thymifolia Presl. Phylica plumosa Th. Drege pl. cap. — est Soulangta plumesa Presl, botanische Bemerkungen. 469 Phylica acerosa Sieb. fl. cap. n. 68 — est P. parviflora Berg, seu 7ylanthus parvr- florus Presl. i Phylica capitata Sieb. fl. cap. n. 190 — est P. strigosa Thunb. £. latifolia Eckl. et Zeyh. Phylica Sieb. fl. cap. n. 183 — est P. parviflora Berg, seu Tylanthus parvifforus Presl. Phylica gnidioides Eckl. Zeyh. n. 1037 -— habet calycem hypocraterimorphum, tubo elongato cylindrico, limbi laciniis patentissimis oblongo lanceolatis acutiusculis planis, petala fauei calycis inserta cucullata glabra brevissima unguiculata antheram nutantem ex- cipientia, antheras globosas uniloculares, loculis lamina dissepimentiformi divisis orbiculatis, stylum tubo calycis breviorem erectum filiformem, stigma capitatum, capsulam subglobosam trigonam apice nudam calycis tubo basi urceolata truncata libera cinctam trilocularem, loculis monospermis, semina erecta obovata compressa basi arillo cupulaeformi multifido instructa vix matura visa, Hinc potius novum genus ad Tylanthum accedens: Calophylica gnidioides Presl, Phylica juniperifolia Eckl. Zeyh. n. 1038 — eandem structam floris habet ac prae- cedens, inde altera species generis propositi: Calophylica juniperifolia Presl. Sieb. fl. mart. n. 309 — est Gouania martinicensis Poir. Gouania sericea Hilsenb. in Sieb. fl. maur. ed. II. n. 282 — est G. mauritiana Lam. Gouania spec. Sieb. fl. maur. ed. II. n. 16 — est G. tiliaefolia Lam. Gouania tiliaefolia Sieb. fl, maur. ed, II. n, 208 — est G. Sieberiana Schlecht. Brunia n. 6854 Drege pl. cap. — est B. globosa Thunb. Brunia n. 6855 Drege pl. cap. — est B. Dregeana Presl, Brunia phylicoides Th. Drege pl. cap. — est Berardia phylicoides Brongn.; sed est Raspailiae species, hinc А. phyliceides Presl. Brunia paleacea Berg, Drege pl. cap. — est Berardia paleacea Brongn. Brunia verticillata Drege pl. cap. — est potius B. alopecuroides Thunb. Brunia capitellata Th. Drege pl. cap. (potius B. capitella Th.) — est Raspailia capttella Presl. Brunia passerinoides Schlecht. Eckl. et Zeyh. en. n. 1064 — est potius Raspailiae species: R. passerinoides Presl. Brunia laxa Th. Drege pl. cap. — est Tittmannia laxa Presl, Brunia n. 6856 Drege pl. cap. — est B. lancifolia Walpers. Brunia abrotanoides Sieb. fl. cap. n. 57 — est Berzelia comosa Eckl. et Zeyh. Brunia villosa E. M. in Drege pl. cap. — est Raspailia villosa Presl. Berzelia n. 6851 Drege pl. cap. — est B. lanuginosa Brongn. Berzelia n. 6864 Drege pl. cap. — est verosimiliter B. rubra Schlecht. Berzelia n. 6863 Drege pl. cap. — est B. abrotanoides Brongn. Berzelia n. 6862 b Drege pl. cap. — est B. superba Eckl. Zeyh. en. п. 1056 seu Heterodon superbum Meisner. Staavia radiata Th.? Drege pl. cap. — est S. radiata В. ericetorum Eckl. et Zeyh. Staavia n. 6873 Drege pl. cap. — est S. Dregeana Presl, Staavia glaucescens E. Meyer in Drege pl. cap. — est mera $. glutinosa Thunb. 470 Karl B. Presl, Berardia laevis E, M. in Drege pl. cap. — est Bruniae species ex clar. Arnott, sed revera ad Berardiam pertinet, Raspailia n. 6868 Drege pl. cap. — est А. struthicleides Presl. Raspailia n. 6869 Drege pl. cap. — est Griesebachia incana Klotzsch et ad Erica- ceas pertinet. Beckea cordata Burm, Eckl. et Zeyh. en. n. 1072 — est Bruna cordata Presl, Linconia tamariscina E. Meyer in Drege pl. cap. — est Brunia pinifolia Brongn. Anacardium occidentale Sieb. fl. maur. ed. II. n. 290 differt a planta americana et indica folis basi cuneato-attenuatis longitudine. latitudinem duplo excedenubus, tamen non est A, Rhinocarpus Cand., sed potius varietas: A. occidentale f. longifolium Presl, — Alia spe- cies est Anacardıum subcordatum. Presl, folis ovalibus obtusissimis emarginatisve basi obtusis cordatisve, supremis basi acutis. Hab. ad Bahiam Brasiliae, ubi legit Lhotsky. — Folia latitudine circiter dimidio longiora. Anthera filamenti longioris ovato-subglobosa, connectivo non distinguendo. Hedwigia simplicifolia? Sieb. fl. mart. n. 295. — Nullomodo ad genus Hedwigia per- tinet, potius Burserae species videtur. In planta Sieberiana est: Calyx 4-partitus parvus. Petala 4. Stamina 8, filamentis dilataus planis tridentatis basi monadelphis. dente medio antheri- fero. Discus hypogynus orbicularis integer ciliatus. Ovarium ovato -globosum hirsutum, stylus brevis, stigma trilobum, lobis ovatis acutis conniventibus. — Inter dubia relinquenda. Bursera obtusifolia Lam, Sieb. fl. maur. ed. 2, n. 326 et 68 — est nunc Marignia obtusifolia Cand. Bursera acutifolia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 288 — est Marignia acutifolia fide iconis Rumph. amb. 2. f. 52. Amyris inaequalis A, Spr., Eck. et Zeyh. en. n. 1139, ad quam Rhus obliqua Thunb. et Elaphrium inaequale Cand, pertinent, est novum Clausenae, Bergerae et Rissoae affine genus Aurantiacearum, quod Myaris Presl, inde M. inaequalis Presl. Rhus oblongifolia E. Meyer in Drege pl. cap. — est stirps ad Sapindaceas pertinens, et quidem Prostea oblongi/olia Presl; in floribus masculis petala squama truncata barbata duplo breviori instructa, discus hypogynus cyathiformis quinquedentatus, antherae lineares basi affixae, stamina 16, filamentis liberis villosissimis. Flores feminei et fructus ignoti. Clar. Hochstetter cum Pappea commiscet. Rhus pauciflora Th. in Drege pl. cap. et Rhus alata Th.? in Drege pl. cap. — est Hippobromus alatus Eckl. Zeyh.; hoc genus quoque ad Sapindaceas pertinet. thus obliqua Drege pl. cap. an quoque Thunb.? — est an Zanthoxyli species? an Fagara capensis Thunb., quae a Candollio ad Elaphrium ducitur. Flores non vidi. Foliola sessilia oblongo-lanceolata basi acuta, aculei recti, Rhus melanocarpa E. Meyer in Drege pl. cap. — est Schmidelia melanocarpa Presl. ihus monophylla E. Meyer in Drege — est Schmidelia monophylla Presl, betanısche Bemerkungen. 4*1 Rhus leucocarpa E. Meyer in Drege pl. cap. — est Schmidelia (сисосатра Presl. Affinis S. africanae. hhus erosa Drege pl. cap., an quoque Thunb.? — est Schmidelia erosa Presl. Rhus undulata Jacq. Eckl. Zeyh. n. 1132,E. M. in Drege — est Schmidelia undulata Presl. Rhus decipiens E. Meyer in Drege pl. cap. — est Schmidelia decrpiens Presl. Rhus pendulina Eckl. et Zeyh. en. n. 1102 nullomodo Jacq. — est À. Eckloniana Presl. Rhus tomentosa Drege pl. cap. — est R. Pluckenetiana Eckl. Zeyh. Rhus mucronata Drege pl. cap. — est R. Burmanni Cand. Rhus Drege pl. cap. n. 6801, b — est JR. pi/rpes Presl, — Affinis videtur R. cirrhiflorae, sed cirrhi nulli, caulis non scandens; affinis praetera R, pubescenti. Rhus Drege pl. cap. n. 6791 — est R. scytophylla Eckl. Zeyh. varietas crenata. Rhus Eckl. pl. cap. un. it. n. 683 — est R. tenuiflorum Presl. Affinis K. pyroides, differt ramis floriferis glabris, petiolis in canaliculo hirtulis, foliolis glaberrimis pellucido-venosis tenuius coriaceis, medio obovato retuso mucronato basi longe angustato, lateralibus oblongo- lanceolatis obtusis mucronaus medio fere duplo brevioribus, Paniculae axillares terminales- que glabrae tenues ramosae multiflorae petiolo circiter pollicari longiores, Flores parvi glabri flavi. Rhus Drege pl. cap. n. 6802 — est R. seytophylla Eckl, et Zeyh. Rhus Drege pl. cap. n. 6793, b — videtur R. incisa Lin. Rhus angustifolia Drege pl. cap. nec Lin, — est R. fastigiata Eckl. Zeyh. Rhus elongata Eckl. Zeyh. n. 1097 — est R, pendulina Jacq. Rhus pallida E. Meyer in Drege — est В. pendulina glabrior, Rhus Drege pl. cap. n. 6808, a — est А. Meycriana Presl. Rhus Drege pl. cap. n. 116 — est В. glauca Desf. Krebs pl. cap. exs. n. 10 — est А. Krebsiana Presl. Krebs pl. cap. n. 11 — est Rhus longispina Eckl. et Zeyh. Rhus longispina fructifera Eckl. pl. cap. exs. n. 1116 — est A, ptercta Presl; differt a genuina specie petiolis alaus foliolo medio longioribus, foliolis mediis obovatis obtusis in- tegris aut laevissime retusis non mucronatis, lateralibus oblongo-lanceolatis basi inaequilateris, racemis petiolo brevioribus aut aequilongis. Flores ignou, Drupa globosa stylo mucronata, magnitudine Pisi minoris. Rhus villosa 8. subdentata E. Meyer in Drege pl. cap. — est R. pyroides Burch. Rhus n. 6800 Drege pl cap. — est verosimiliter R. pubescens Thunb. Rhus tomentosa Sieb. fl. cap. n. 155 — est potius R. elliptica Th. Rhus n. 6804 a Drege pl. cap. — est R, ciliata Licht. Rhus lancea Eckl. et Zeyh. en. n. 1091 — est potius В. fragrans Licht. Rhus n. 6796 Drege pl. cap. — est А. sub /erruginata Presl. Rhus n. 6810 Drege pl. cap. — est R. angustifolia Lin, Rhus n. 6812 Drege pl. cap. — est R. rosmarinifolia Vahl. Abh. V, 3. 60 472 Karl B. Presl, Rhus rosmarinifolia Sieb. fl. cap. n. 216 — est R, lavandulaefolia Presl. — Huc vero- similiter pertinet R. rosmarinifolia Thunb. Rhus егоза Eckl. et Zeyh. en. п. 1133 — est В. serraefolia Burch. Krebs pl. cap. n. 68 — est Rhus sinuata Thunb, Rhus n. 6794 aa Drege pl. cap. — est R. sinuata Thunb. Rhus sinuata florifera Eckl. pl. cap. exs. п. 1111 est var. В. efusa, panicula ramo- sissima effusa, glomerulis florum lanceolatis. An propria species? Rhus dissecta d Drege pl. cap. — est R. argentea Eckl. et Zeyh. en. n. 1127. Rhus laevigata Eckl. et Zeyh. en. n. 1096 cum icone Jacquini (R. elongata Hort. schoenb. t. 345) non congruit; verosimiliter est R, acuminata E, M. in Drege pl. cap. Rhus laevigata В. E. Meyer in Drege pl. cap. — cum icone Jaguiniana non convenit ; est R. crassinervia Presl. Roemeria argentea Thunb, Eckl. et Zeyh. еп. п. 1077 — est Rhus Thunbergii Hook. ic. t. 595. — Sed Rhus Thunbergiana jam adest in Roem. Schult. syst. VI. 651, inde nomen iterum mutandum in Rhus argyrophylla Presl, Anasillis angusufoha E, Meyer in Drege pl. cap. — est Loxostylis alata A. Spr. Anasillis laufolia Е. Meyer in Drege pl. cap. — est Loxostylis latifolia Presl. Anaphrenium argenteum E. Meyer in Drege pl, cap. — est Rhus argyrophylla Presl, Anaphrenium concolor E. Meyer in Drege — est Rhus concolor Presl. — Flores inter congeneres та]отез. Anaphrenium dispar E. Meyer in Drege — est Rhus dispar Presl. — Drupa carnosa transverse reniformis compressa monosperma. Anaphrenium n. 5582, b Drege pl. cap. — est Rhus salicifolia Presl. Pythagorea rufescens E. Meyer in Drege pl. cap. — est Blackwellia rufescens Presl. Cyclopia galioides E. Meyer in Drege pl. cap. et com. — est C. teretifolia Eckl. et Zevh. en. n. 1145. Cyclopia laricina E, Meyer in Drege et com. — est ex Bentham verosimiliter, ex Walpers sine dubio C. tenuifolia Lehm. ЕсЫ. et Zeyh. n. 1150. Cyclopia sessiliflora E. Meyer in Drege et com. — tamquam antiquior manet, et nomen novum cl. Walpers, C. Meyeriana (Linnaea XIII, 454) tamquam synonymum censendum; hinc Cyclopia sessiliflora Eckl. Zeyh. n. 1147 — est C. brachypoda Benth. Cyclopia latifolia Eckl. Zeyh. n. 1149 — est C. laxiflora Benth. Cyclopia genistoides Sieb. fl. cap. n. 47 — est C. galioides Cand. Podalyria *) myrtillifolia Eckl. Zeyh. enum. n. 1161 — est P. calyptrata var. latifolia a. floribus minoribus Walpers in Linnaea XIII; in Repert. bot. p. 565 hocce synonymum non adfertur. *) Podalyr'ae difficillime distinguendae. Opiniones versatissimorum botanicorum saepissime sibi contradicunt, Иа ut veritas aegerrime invenitur. botanische Bemerkungen. 473 Podalyria calyptrata В. lanceolata E. Meyer in Drege — est P. lanceolata Benth. ann. mus. vind. III. 68, seu P. calyptrata d. lanceolata Walpers. Podalyria amoena Eckl. Zeyh. n. 1155, et Benth. 1. с. est ex Walpers P. canescens E. Meyer com. Podalyria Thunbergiana Eckl. Zeyh. n. 1152, et Benth. l. c. est ex Walpers P. canescens B. Thunbergiana. Podalyria Meyeriana Eckl. Zeyh. n. 1154 est ex Bentham P. canescens E. Meyer, ex Wal- pers P. cordata Br. Podalyria intermedia Eckl. Zeyh. n. 1153 et Benth. l. c. est ex Walpers P. cordata Br. 8. minor. Podalyria styracifolia Eckl. Zeyh. n. 1160 — est ex Walpers P. calyptrata у. latifolia b. floribus maximis. Podalyria splendens Eckl. Zeyh. n. 1178 et Benth. — est ex Walpers P. cuneifolia Vent. B. latifolia Walpers. Podalyria liparioides Eckl. Zeyh. n. 1170 — est ex Bentham et Walpers P. biflora Willd. — Ad hanc speciem pertinet qua synonymon P. subbiflora Cand. Podalyria buxifolia Eckl. herb. cap. un. it. n. 640 — est P. myrtillifolia Willd, Podalyria lancifolia Eckl. Zeyh. n. 1158 — est P. myrüllifoha Willd. Podalyria glauca ЕсК]. Zeyh. n. 1167 — est P. myrullifolia Willd. var. glabra. Podalyria myrtillifolia E. Meyer in Drege et com. — est vera et genuina species Willdenowiana; synonyma sunt P. liparioides Cand. et Benth., P. lancifolia Eckl. Zeyh. — ex Walpers. Podalyria racemulosa Cand. Eckl. Zeyh. en. 1165 — est ex Walpers P. argentea Salisb. Podalyria microphylla Eckl. Zeyh. n. 1174 — est ex Bentham P. argentea, ex Wal- pers est species dubia. Podalyria angustifolia E. Meyer Linnaea VIL 147 et Eckl. Zeyh. — est an P. argentea ex Benth., P. argentea д. angustifolia ex Walpers. Podalyria hamata E. Meyer in Linnaea VII. 146, Eckl. Zeyh. n. 1175 est P, sericea «. hamata Walpers in Linnaea, у. hamata Walpers rep. Podalyria patens Eckl. Zeyh. n. 1179 — est P. sericea В. patens Walpers in Linnaea, д patens Walpers rep. Podalyria albens E. Meyer Linnaea VII. 146., Eckl. Zeyh. n. 1173 — est P. sericea у Walpers in Linnaea, s albens Walpers repert. Podalyria pallens Eckl. Zeyh. n. 1172 — est P. sericea д Walpers in Linnaea, var. $ Walpers repert. Podalyria buxifolia E. Meyer in Drege et com. nec Willd. — est P. glauca Cand. — Genuina P. glauca ab Eckl. et Zeyh. n. 1167 enumerata fuit, Pultenaea sylvatica Sieb. fl. n. Holl. n. 403, quae Oxylobium? Pultenaeae Cand. prod. II. 104 — est nune Callistachys (Bentham cum Smith Callystachya scribit) sparsa. Cunningh. mss. ex Benth. ann. mus. vind. II. 69. 60 * 474 Karl B. Presl, Gompholobium setifolium Sieb. fl. п. Holl. n. 363, quod G. grandiflorum В. seti. folium Cand. prod. II. 105 — est nunc G. glaucescens Cunningh. in Field N. S. W. 346 ex Benth. ann. mus. vind, II. 72. Daviesia humifusa Sieb. fl. n. Holl. n. 391, seu Podolobium scandens 8. humifusum Cand. prod. II. 103 — est mera varietas Oxylobii scandentis ex Benth, Sieb. fl. nov. Holl. 553 — est Dillwynia peduncularis Benth. in ann. mus. vind. II. 18, subinde cum D. parvifolia mixta. Pultenaea euchila Sieb. fl. n. Holl. et Cand. prod. II. 112 est Spadostyles Sieberi Benth. ann. mus. vind. II. 81. Platylobium reticulatum Sieb. fl. n. Holl. n. 371 seu Chorizema? platylobioides Cand, prod. II. 103 — est Mirbelia grandiflora Benth. ann. mus. vind. И. 84. Vascoa acuminata E. Meyer in Linnaea VII. 148 et Eckl. Zeyh. en. n. 1201 est Rafnia perfoliata E. Meyer com, I. 12. Rafnia еШриса Sieb. fl. cap. n. 51 — est R. myrtifolia Presl, Rafnia fastigiata Eckl. Zeyh. n. 1182 — est verosimiliter R. ovata E. Meyer com. I. 12 et in Drege pl. exs. Rafnia cuneifolia E. Meyer com. I. 12 — non est planta Thunbergiana sed potius nova species: R. Meyeriana Presl. Rafnia cuneifolia Eckl. Zeyh. n. 1189 genuina species Thunbergü esse videtur; clar. Walpers hanc in Linnaea XIII. 464 R. rhomboideam appellat; in Repert. I. 579. ad Pelecyn- thidem rhomboideam E. Meyer ducit. Rafnia lancea E. Meyer com. I. 12 non est species genuina, sed potius nova: R. lanci- foha Presl. Rafnia lancea Eckl. Zeyh. n. [194 genuina species Thunbergii et Candollei esse videtur. Rafnia triflora E. Meyer in Drege exs. а. et Eckl. Zeyh. n. 1181 videtur species Thun- bergiana esse; sed b. certe certe alia species, guam pro R. elliptica Thunb. habeo, ideo syno- nymon hoc in E. Meyer com. in В. triflora expungendum, addendum tamen synonymum Bor- bonia ovadata Andr. bot. rep. t. 31. Rafnia diffusa Eckl. Zeyh. n. 1183 — est ex Walpers R. triflora Thunb. Rafnia retroflexa Eckl. Zeyh. n. 1187 — est ex Walpers R. erecta Thunb. Rafnia angustifolia Thunb. Eckl. Zeyh. n. 1197 — est ex Walpers R. angulata Thunb. B. angustifolia E. Meyer. Rafnia filifolia Thunb. Eckl. AH n. 1199 — est ex Walpers R. angulata у. filifolia E. Meyer. Rafnia humilis Eckl. Zeyh. n. 1198 est forte varietas R. Ecklonis E. Meyer com. I. 13. hafnia pauciflora Eckl. Zeyh. n. 1195 — est Pelecynthis dichotoma E. Meyer com. I. 14. Rafnia dichotoma Eckl. Zeyh. n. 1190 — est Pelecynthis gibba E. Meyer 1. c. — Clar. Bentham in ann. mus. vind. II. 142 affirmat, Rafniae, generi paturali, Vascoam et Pele- cynthidem tamquam sectiones subjungendas esse. botanische Bemerkungen. 475 Borbonia crenata Sieb. fl. cap. n. 158 — est B. ruscifolia Sims. — B. ruscifolia variat foliis 9- et 1{-nerviis; an duae species confusae? Borbonia perforata E. Meyer com. I. 16 — est B. Candolleana Eckl. Zeyh. en. n. 1207, quae a cl. Walpers tamquam varietas B. perforatae habetur. Xiphotheca polycarpa Eckl. Zeyh. n. 1225 — est eadem ac X. rotundifolin Eckl. Zeyh. n. 1224. — Genus Xiphotheca retinendum esse videtur. Liparia villosa Sieb. fl. cap. n. 162 — est Priestleia myrtifolia Cand. var. villosa Presl, foliis lanceolatis acutis uninerviis, inferioribus glabris, superioribus adpresso - sericeis, ramis bracteisque pedicellisque calycibusque villosis, corolla majore. — Clar. Tausch quidem ex eadem planta novam speciem generis statuit et P. Sieberi (Flora 1842. p. 281) nominavit, sed illam ad sectionem Anisothea retulit, Hane speciem non vidi. Priestleya angustifolia Eckl. Zeyh. n. 1222 — est ex Walpers forsitan varietas P. cephalotes E. Meyer, sed non credo et propiam speciem esse autumo. Ingenhoussia*) violacea E. Meyer com. I. 21 — est Amphithalea intermedia Eckl. Zeyh. n. 1234 meo judicio, ex Walpers est A. densiflora Eckl. Zeyh. n. 1237. A. intermedia sub- jungitur A. multiflorae Eckl. Zeyh. n. 1256 tamquam synonymum. Ingenhoussia ericifolia E. Meyer, Drege exs. a — est Amphithalea ericifolia Eckl. Zeyh. n. 1239. Ingenhoussia ericifolia E. Meyer et Drege exs. b — est Amphithalea densiflora Eckl. Zeyh. n. 1237. Ingenhoussia micrantha E. Meyer — est Cryphianthe imbricata Eckl. Zeyh. n. 1247, seu Amphithalea micrantha Walpers. Ingenhoussia verticillata E. Meyer — est Amphithalea verticillata Walpers. Ingenhoussia spinosa E. Meyer — est Amphithalea spinosa Walpers, Ingenhoussia tortilis E. Meyer — est Coelidium Vogelii Walpers. Ingenhoussia rosea E. Meyer — est Amphithalea densa Eckl. Zeyh. n. 1232. Ingenhoussia rugosa E. Meyer — est Amphithalea ciliaris Eckl. Zeyh. n. 1241. Haec a clar. Walpers (Linnaea XIII. 472) tamquam species prorsus incognita dicitur, in eadem pagina tamen nomine Coelidii ciliaris Vogel mss. enumeratur, sed vix ab Ampbithalea removenda. Amphithalea cuneifolia Eckl. Zeyh. n. 1231 — est Epistemum ferrugineum Walpers. Lathriogyna parvifolia £ckl. Zeyh. n. 1244 — est certe Heudusa decipiens E. Meyer. — Nomen antiquius Meyerianum juniori anteponendum. Clar. Walpers Heudusam decipientem ad L. candicantem cum duplici interogationis signo trahit, certe erronee. Lathriogyna candicans Eckl. Zeyh. n. 1245 — est Heudusa candicans Presl. Microtropis hirsuta E. Meyer com. I. 63 — est Euchlora serpens Eckl. Zeyh. n. 1246. Nomen Microtropis jam a Wallichio inter Celastrineas usitatum, ideo nomen Ecklonianum, quamquam junius, retinendum. *) Ingenhoussia Fl. mex. jam in Caud, prod. I. 474 obvenit, quare nomen Eckl. et Zeyh., quamquam junius, retinendum. 476 Karl B. Presl, Lotus brachycarpus Poepp. pl. cub. — est Crotolaria litoralis H. B. K. Spartium thebaicum Del. Sieb. herb. aegypt. — est nunc Crotolaria thebaica Cand. — Vidi hujus plantae varietatem totam glabram. Crotolaria micrantha E. Meyer com. — est Polylobium typicum Eckl. Zeyh. n. 1288. * Crotolaria caerulea Sieb. fl. mart. n. 178 — est C. verrucosa Lin. Crotolaria sagittalis Sieb. fl. mart. n. 329 — est C. parviflora. Crotolaria rubens Sieb. fl. mart. n. 177 — est C. retusa. Sieb. fl. Trin. n. 369 — an Crotolaria pterocaula Desv.? Sieb. fl. Trin. n. 210 — est Crotolaria Berteriana Cand. — Eandem ex Martinica attulit Kohaut. Sieb. fl. Trin. n. 244 — est Crotolaria quinquefolia Lin. Crotolaria Eckl. herb. un. it. n. 225, an C. humilis Eckl. Zeyh. n. 1263? — est C. effusa E. Meyer, Drege а, diversissima a C. effusa Drege b.; priorem in Herb. Mus. boh. Crotclariam Ecklonianam appellavi, allera nomen ab E. Meyero impositum servare potest. Lebeckia ambigua E. Meyer com. I. 34 — est ex mea sententia L. contaminata Thunb., ex sententia cl. Walpers huc pertinet L. contaminata Eckl. Zeyh. n. 1335. Lebeckia contaminata E. Meyer — est L. Simsiana Eckl. Zeyh. n. 1338. Clar. Walpers hanc L. Candolleanam dixit. Lebeckia sepiaria Eckl. Zeyh. n. 1334 et? Thunb. — est ex Walpers L. Pluckenetiana E. Meyer. Lebeckia decutiens E. Meyer com. I. 34 — est ex Walpers L. angustifolia E. Meyer in Linnaea VII. 155. — Anne cel. E. Meyer ipsas suas species non novit? Calobota pulchella Eckl. Zeyh. n. 1333 — est Lebeckia decipiens E. Meyer com. I. 35, quam clar. Walpers in L. pulchellam anabaptisavit. Acanthobotrya disticha Eckl. Zeyh. n. 1341 — est verosimiliter Viborgia monoptera E. Meyer com.; ex sententia cl. Walpers A. disticha ad Viborgiam heteroclados E. Meyer per- tinet, et V. monoptera ad V. spinescentem Eckl. Zeyh. n. 1351 trahitur. Acanthobotrya cinerea Eckl. Zeyh. n. 1343 — est Lebeckia microphylla E. Meyer. Acanthobotrya sessilifolia Eckl. Zeyh. n. 1344 — est Lebeckia marginata E. Meyer. Acanthobotrya angusufolia Eckl. Zeyh. n. 1346 — est Lebeckia angustifolia E. Meyer. Suza psiloloba E. Meyer com. I. 32 — est Lebeckia psiloloba Walpers cum synonymo Stizae eriolobae E. Meyer, quae posterior ad Lebeckiam pungentem Thunb. spectat. — Genus Stiza conservandum esse videtur et ejus species a clar. Walpers non idonee inter Acantho- botryas miscentur, cum unifoliolatae sunt. Sarcophyllum carnosum E. Meyer com. I. 32 (nec Thunb.) est Lebeckia Meyeriana Eckl. Zeyh. en. n. 1339 et est certe genuina Lebeckiae species ab Sarcophyllo diversissima, non obstante sententia cl. Walpers, qui cum signo interrogationis ad Sarcophyllum trahit. Viborgia obcordata Eckl. Zeyh. n. 1347 est ex Walpers V. floribunda E. Meyer I. 28. Viborgia fusca Eckl. Zeyh. n. 1348 — est ex Walpers V. sericea Thunb. Dichilus gracilis Eckl. Zeyh. n. 1300 — est D. patens E. Meyer com. I. 36. botanische Bemerkungen. 477 Dichilus ciliatus Spr. suppl. 20. Eckl. Zeyh. n. 1301 — est Trichasma ciliatum Walp. Linnaea XIII. 510. Repert. 1. 630, seu Argyrelobium ctliatum Presl. — Nam genus Trichasma est cum Argyrolobio conjungendum. Aspalathus caerulescens E. Meyer сот. I. 54 — est Krebsia argentea Eckl. Zeyh. n. 1286. Aspalathus cuneata 8. hamulosa, a, E. Meyer com. et Drege pl. cap. — est Buchen- roedera multiflora Eckl. Zeyh. n. 1354. Cl. Walpers huc ducit Buchenroederam gracilem Eckl. Zeyh. n. 1354, et B. mulüfloram pro nova specie Aspalathi, scilicet A. polyantha habet. Genus Buchenroedera facile ab Aspalatho distinguitur et proprium genus esse credo. Aspalathus cuneata «. retusa E. Meyer com. et Drege pl. exs. cap. — est Buchen- roedera Meyeri Presl, quae stipulis obovato-oblongis mucronatis folioliformibus planis petiolo duplo longioribus, bracteis ovato-lanceolatis differt; in B. multiflora E. Z. sunt stipulae (ob complicationem) subulatae recurvato-hamatae petiolo aequilongae aut breviores rarius lon- giores, bracteae lanceolate. Aspalathus pulchella E. Meyer com. et Drege pl. cap. — est Buchenroedera tenui- folia Eckl. Zeyh. n. 1355. Aspalathus trichodes E. Meyer com. et Drege pl. cap. — est Buchenrcedera trichodes Presl. Aspalathus viminea E. Meyer et Drege pl. cap. — est Buchenrcedera viminea Presl. Aspalanthus caerulescens E. Meyer — est Buchenroedera caerulescens Presl. Aspalathus lanceolata E. Meyer et Drege pl. cap. — est Buchenroedera lanceolata Presl. — In his tribus ultimis speciebus jam folia petiolata trifoliolata alienas Aspalathi species indicant. — Cl. Walpers Buchenroederam non agnovit. Aspalathus armata Thunb. et E. Meyer — est Buchenroedera teretifolia Eckl. Zeyh. n. 1356. Aspalathus pilosa Sieb. fl. cap. n. 48 — est А. araneosa Lin. Aspalathus hispida Sieb. fl. cap. n. 160 — est A. cymbaeformis Cand. Aspalathus muluflora Sieb. fl. cap. n. 49 et 163 — est A. hispida Thunb. Aspalathus divaricata Eckl. Zeyh. n. 1400 — est ex Walpers A. acuminata Lam. f. inermis. — Huc cl. Walpers A. galioidem Sieb. fl. cap. n. 159 injuste trahit. Aspalathus spinosa a. E. Meyer com. — potius A. horrida Eckl. Zeyh. videtur. Aspalathus spinosa b. et c. E. Meyer com. — ab a. paululum aliena sunt. Aspalathus pungens Eckl. Zeyh. n. 1494 — est ex Walpers A. acuminata Lam. Aspalathus ciliaris Eckl. Zeyh. et E. Meyer. — Nescio an planta Eckloni vel planta Dregei stirps Linneana est; prima ab altera distincta est, species Dregeana tamen magis ad А. araneosam accedit; an haec A. Meyeriana Eckl. Zeyh. n. 1473? Aspalathus triguetra Eckl. Zeyh. et E. Meyer. — Eadem ratio ac in praecedente; spe- cimen Ecklonianum habet folia evidenter triquetra breviora duplo latiora curvata obtusa, legumina calyce vix longiora. Aspalathus Meyeriana Eckl. Zeyh. n. 1473 — a cl. Walpers ad A. ciliarem ducitur, sed ex specimine sicco ab Ecklonio distributo est species diversa ab hac et ab A. ciliari E. Meyer. 478 Karl B. Presl, Aspalatus spicata b. E. Meyer com. et Drege exs. — est A. cerrhantha Eckl. Zeyh. n. 1422. Aspalathus nigra E. Meyer est diversissima ab A.nigra Eckloniana, potius est A. cepha- lotes, a qua guogue praecipue bracteis differre videtur. Clar. Walpers A. nigrae plura syno- nyma certa et unum dubiosum adscripsit. Aspalathus. Eckl. herb. cap. un. it. n. 79 b. — est А. arida В. procumbens E. Meyer. Aspalathus mollis B. flexuosa E. Meyer com. — est A. hispida Thunb. Huc pertinet A. multiflora Sieb. fl. cap. n. 49 et 163, quae a clar. Walpers ad A. ericaefoliam ducitur. Aspalathus muraltioides Eckl. Zeyh. n. 1427 — est A. mollis Lam. ex E. Meyer com. et specimine Dregeano. Ad A. mollem ex Walpers ducenda sunt A. varians Eckl. Zeyh. n. 1428 et A. flexuosa Thunb. Eckl. Zeyh. n. 1466. Aspalathus leptocoma Eckl. Zeyh. n. 1402 — est A. divergens Willd. ex E. Meyer com. et specimine Dregeano, seu A. microphylla Cand. Aspalathus sericantha E. Meyer com. — videtur eadem esse ac A. laricifolia Berg. ex specimine Eckloniano. Aspalathus setacea Eckl. Zeyh. n. 1462 — est A. alopecuroides E. Meyer. Aspalathus divergens у. microphylla E. Meyer com. — est A. microphylla Cand. Aspalathus verrucosa c. E. Meyer com. est A. leptophylla Eckl. Zeyh. n. 1482. Aspalathus verrucosa Eckl. Zeyh. n. 1489 — est A. tuberculata Walpers. Aspalathus truncata Eckl, Zeyh. n. 1358 — est A. involucrata E. Meyer com. — Haec posterior a clar. Walpers ad A. undulatam Eckl. Zeyh. n. 1368 ducitur. Aspalathus jacobaea E. Meyer com. ex specimine Dregeano nil aliud videtur quam A. pilosa senescens et paupereula, clar. Walpers tamen bona esse species videtur et A. sericea Eckl. Zeyh. n. 1355 subjungitur. Aspalathus stachyera Eckl. Zeyh. n. 1386 — est mera A. procumbens E. Meyer. Aspalathus intermedia Eckl. Zeyh. n. 1437 et Aspalathus chortophila Eckl. Zeyh. n. 1436 — sunt ex Walpers eaedem ac A. cine- rascens E. Meyer, quamquam clar. auctor has duas species Ecklonianas non vidit *). Melobium candicans Eckl. Zeyh. n. 1323 — est Sphingium velutinum E. Meyer com. var? floribus fere duplo minoribus seu f. micranthum Presl.. Melolobium microphyllum Eckl. Zeyh. n. 1324. — est Sphingium microphyllum E. Meyer com. Melolobium collinum Eckl. Zeyh. n. 1326 — est Sphingium decumbens E. Meyer com. Melolobium squarrosum Eckl. Zeyh. n. 1326 — est Sphingium canescens E. Meyer com. Melolobium spicatum Eckl. Zeyh. n. 1329 — est Sphingium spicatum E. Meyer com. Melolobium adenodes Eckl. Zeyh. n. 1327. — est Sphingium lampolobum E. Meyer com. Melolobium cernuum Eckl. Zeyh. n. 1328 — est Sphingium viscidulum E. Meyer com. *) Religuarum Aspalathi specierum ab Ecklonio et Zeyhero et ab E. Meyero enumeratarum a clar. Walpers |. c. allatas correctiones transire possum, cum vires non suppetunt tales res spinosissimas dijudicandi. botanische Bemerkungen. 479 Melolobium alpinum Eckl. Zeyp, п. 1331 — est Sphingium canaliculatum E, Meyer com. Leptis prolifera Eckl. Zeyh. n. 1265 — est Leptidium falcatum Presl*). Гериз debilis Eckl. Zeyh. n. 1264 — est Leptidium debile Presl. Leptis divaricata Eckl. Zeyh. n. 1266 — est Leptidium divaricatum Presl. Leptis versicolor Eckl. Zeyh. n. 1267 — est Leptidium versicolor Presl. Lepus filicaulis Eckl. Zeyh. n. 1268 — est Leptidium filicaule Presl. Lipozygis erubescens E. Meyer com. — est Leptidium erubescens Presl. Lipozygis calycina E. Meyer com. — est Leptidium calycinum Presl. Lipozygis brachyloba E. Meyer com. — est Leptidium brachylobum Presl. Lipozygis tenella E. Meyer com. — est Leptidium tenellum Presl. Lipozygis falcata E. Meyer com. — est Leptis prolifera Eckl. Zeyh. n. 1265 — nunc Leptidium falcatum Presl. Lipozygis mollis E. Meyer com. — est Leptidium molle Presl. Lipozygis umbellata E. Meyer com. (Ononis umbellata Lin.) — est Polylobium um- bellatum Presl; adjungenda sunt ideo synonyma Polylobium truncatum Eckl. Zeyh. n. 1292 et Crotolaria truncata E. Meyer in Linnaea VIL 151. Lipozygis corymbosa E. Meyer com. — est Polylobium corymbosum Presl. Lipozygis peduncularis E. Meyer com. — est Polylobium tenuifolium Eckl. Zeyh. n. 1295. Lipozygis involucrata E. Meyer com. — est Polylobium involucratum Eckl. Zeyh. n. 1296. Lipozysis quinata E. Meyer com. — est Lotononis quinata Presl. Lipozysis polycephala E. Meyer com. — est genuina generis species. Lippozygis pentaphylla E. Meyer com. — quoque tamquam genuina species remanet. Telina**) prostrata E. Meyer com. est Lotononis vexillata Eckl. Zeyh. n. 1270. Telina excisa E, Meyer com. — (Ononis excisa Thunb., seu Crotolaria Thunbergiana Vogel mss. in Walpers) est Lotononis excisa Presl. Telina cytisoides E. Meyer com. — est Krebsia stricta Eckl, Zeyh. n. 1284. Telina genuflexa E. Meyer com. — est Krebsia divaricata Eckl. Zeyh. n. 1285. — Religuas Telinae species non vidi. Aulacinthus gracilis E. Meyer com. I. 156 — est Buchenroedera Meyeri Presl. Lotononis pumila Eckl. Zeyh. n. 1283 — est Lipozygis erubescens В. microphylla E. Meyer com., seu Leptidium erubescens 8. microphyllum Presl. Ononis villosa Sieb. fl. cap. n. 289 — est ex Walpers Chrysoscias calýcina E. Meyer. Ononis decumbens Sieb. fI. cap. n. 58 — est Psoralea decumbens Ait. Ononis viscosa Herb. sard. un. it. — est O. breviflora Cand. *) Leptis est nomen in Zoologia (in Insectis Dipteris) usitatum, hine nomen parumper transmutatum propono, **) Telina est nomen in Zoologia (in Molluscis Acephalis) usitatum, hinc in Botanica expungendum. — Telina Medic. Webb et Berth. est Telinaria Presl; inde Velinaria candicans (Genista candicans L.), T. canariensis (Genista c. LJ), T. ramosissima (Cytisus r. Poir), T. stenopetala (Telina s. W. et B.), T. congesta (Genista с. Link), T. linifolia (Genista 1. L.), T. rosmarinifolia (Telina r. W. et B.), T. triquetra (Genista t. L'her.), Т, Salzmanni (Genista S. Cand.), T.? virgata (Genista v. Cand.) АЪЬ. У, $ 61 480 Karl B. Presl, Ononis villosissima Herb, sard. un it. — est O, Cherleri. Ononis ramosissima Sieb. herb. cret. — est alia novaque species: О. microphylla Presl; perennis erecta ramosissima pubescenti-viscosa, caule ramisque teretibus, foliis simpli- cibus obovato-rotundatis serratis minutis, infimis trifoliolatis, stipulis ovatis acutis petioli lon- gitudine aut longioribus, pedicellis unifloris longe aristatis patentibus filiformibus folio guin- tuplo longioribus, corolla calyce duplo longiore, vexillo purpureo- striato, legumine pubes- cente calycem superante. — Flores flavi. Ononis Natrix Herb. sard. un. it. est nova species: О. adglutinans Presl; perennis ramosissima basi suffruticulosa, ramulis folis pedicellis calycibusque viscosis puberulis, foliis trifoliolatis, foliolis obovato-oblongis serratis, stipulis lanceolatis longe acuminatis, pedi- cellis unifloris folio aequilongis longe aristatis, arista tomentosa. — Hab. in arenosis Siciliae ad flumen magnum; in collibus prope Cagliari Sardiniae legit Müller. Fl. apr. — jun. — Flores lutei, majores quam in O.ramosisima et arenaria, vexillo tenuissime striato, striis con- coloribus. Legumen hirsutum lineare tetraspermum. Arista subulata pedicello duplo brevior. Huc pertinet qua synonymon O. ramosissima Presl fl. sic. 1. p. XIX, nec Desf. Ononis filicaulis Salzm. pl. ting. — est O. hispida Desf. Ononis pendula Sieb. herb. cret. — est O. breviflora Cand. — Cel. Besser ex hac O. pendula cretica aliam novam speciem exstruxit, O. Sieberi nominavit et in prodromo Candollii inseruit, quam tamen numquam vidi. Ononis viscosa Sieb. herb. pal. — est O. pubescens Lin. Spartium monospermum Sieb. herb. aegypt. — est verosimiliter Retama Raetam Webb et Berth. can. Spartium horridum Sieb. herb. cret. — est Genista acanthoclada Cand. Genista ferox Herb. smyr. un. it. — est G. hirsuta. Genista decumbens Herb. ist. un. it. — est mera G. pilosa. Chasmone crinita E. Meyer com. — est Argyrolobium crinitum Walpers. Chasmone diversifolia E. Meyer — est Argyrolobium speciosum Eckl. Zeyh. n. 1520. Chasmone baptisoides E. Meyer — est Argyrolobium baptisoides Walpers. Chasmone cuneifolia E. Meyer — est Argyrolobium polyphyllum Eckl. Zeyh. n. 1302. Chasmone crassifolia E. Meyer — est Argyrolobium crassifolium Eckl. Zeyh. n. 1505. Chasmone verticillata E. Meyer — est Argyrolobium stipulaceum Eckl. Zeyh. n. 1318. Chasmone apiculata E. Meyer — est Argyrolobium collinum Eckl. Zeyh. n. 1311. Chasmone sessiliflora E. Meyer — est Argyrolobium candicans Eckl. Zeyh. n. 1312. Chasmone venosa E, Meyer — est Argyrolobium molle Eckl. Zeyh. n. 1319. Chasmone adscendens E. Meyer — est Argyrolobium adscendens Walpers. Chasmone argentea E. Meyer (Cytisus argenteus Lin.) — est Argyrolobium Linneanum Walpers, sed potius A, argenteum nominandum esset, ut vetustum nomen conservatur. Chasmone rupestris E, Meyer — est Argyrolobium rupestre Walpers. Chasmone lanceolata E. Meyer — est Argyrolobium lanceolatum Eckl. Zeyh. n. 1316. Chasmone angustissima E. Meyer — est Argyrolobium filiforme Eekl. Zeyh. n. 1315. botanische Bemerkungen. 481 Chasmone andrewsiana E. Meyer — est Argyrolobium tomentosum Presl, cui ad- duntur synonyma Trichasma ciliatum Walpers, Dichilus ciliatus Spreng. Eckl. Zeyh. n. 1361, Cytisus tomentosus Andr. bot. rep. t. 237. Chasmone calycina E. Meyer — est Argyrolobium calycinum Jaub. et Spach. ill. pl. or. p. 115; cui addantur synonyma: Trichasma calycinum Walpers, Cytisus calycinus Bieb., Cytisus pauciflorus Willd., Cytisus nanus Willd. en., Cytisus lotoides Willd. Chasmone obcordata E. Meyer — est Gamochilum obcordatum Walpers, seu Argy- rolobium obcordatum Presl. Chasmone holosericea E. Meyer — est Gamochilum sericeum Walpers, seu Argyro- lobium sericeum Eckl. Zeyh. n. 1304, Calycotome pusilla E. Meyer com. I. 114 — est Melinospermum pumilum Walpers (cur non pusillum ?). Spartium villosum Sieb. herb. cret, — est Calycotome cretica Presl; calyce sericeo- piloso, bractea albido-tomentosa calyce duplo breviore obtuse tridentata, dente medio paulo majore, leguminis pubescentis sutura inferiore (ferrugineo-) hirsuta, — Hab. ad Caneam Cretae, — Nescio, cur genus Linkianum habitu et characteribus a Cytiso diversum, a pau- cissimis Botanicis agnoscitur, cujus plures species adsunt bene distinctae, scilicet sequentes: Calycotome spinosa Link; calyce sericeo-pubescente, bractea subrotunda triloba sericea calyce duplo breviore, lobis aequilongis obtusis, legumine glaberrimo. Calycotome infesta Presl; calyce et bractea sericeo-pubescentibus, bractea calycis lon- gitudine subrotunda tricrenato-repanda, crena media majore rotundata, lateralibus obtusissimis brevissimis, legumine pubescente sutura inferiore lanato - hirsutissimo, — Spartium infestum Presl fl. sic. 1. XIX excl. syn. Willd. — Habitat in Siciliae sepibus. Calyccteme cretica Presl; vide supra. Calycotome intermedia Presl; calyce sericeo-pubescente, bractea albido-tomentosa calyce duplo breviore rubrotunda acute tridentata, dente medio majore, ovario legumineque lanato- hirsutissimis, — Cytisus intermedius Salzm. pl. exs. ting. Steud. nom. ed. 2. p. 417. Habitat in collibus tingitanis, Calycoteme villosa Link; calyce hirsuto, bractea hirsuta calycem excedente subrotunda integerrima aut sublobata, lobis rotundatis integerrimis, ovario legumineque lanato - hirsu- tissimis, — Spartium villosum Poir. Sieb. herb. ital. 1812. Cytisus laniger Cand. — Habitat praeter locos jam notos in asperis collibus apricis ad Castel à mare propre Neapolim et in Sicilia ad Messinam. Fl. apr. j Cytisus spinosus Sieb. pl. ехз. ital. 1812 — est С. spinescens Presl fl. sie. I. р. XIX (1825) seu C. argyreius Reichenb, (1830). — Huc pertinet С. spinescens Sieb. in Spr. (1826) ex Steudel, sed b. Sprengel de calyce. campanulato loquitur, qui in nostro tubulosus. Cytisus nanus Sieb. pl. ital. 1812 — est C. candidus Presl fl. sic. I. p. XIX, Calyx tubulosus. Cytisus pentaphyllus Salzm. pl. exs. ting. hisp. — est Leobordea lupinifolia Boiss. — Sed ad Leobordeam haec species singularis non pertinet, cum characteribus genericis non respondet; juxta meam sententiam est Argyrolobium, inde A. pentaphyllum Presl. — Stylus basi planus. bi * 482 Karl B. Presl, Trigonella laciniata Herb, aegypt. un. it. n. 4 — est T. nilotica Presl; a specie genuina differt foliolis incisis, capitulis paucifloris sessilibus aut subsessilibus, calycis dentibus tubo duplo longioribus, leguminibus villosis calyce longioribus. — An T. aegyptiaca? sed stipulae pinna- tifidae nec integrae, quemadmodum a Poiretio indicantur. An T. arguta Vis.? Trigonella hamosa E. Meyer in Drege pl. cap. — differt a specimine smyrnensi stipulis pinnatifidis semiovatis; clar. Walpers veram T, hamosam esse credit et T. glabram Thunb. Eckl. Zeyh. n. 1505 huc trahit; mihi potius videtur T. esculenta Willd.. quacum ex asse quadrat. Medicago nigra Herb. smyr. un. it. — est M, muricata. Trifolium chilense Hook. Arn. in Beech. voy. 1. p. 16 — est Lupinaster chilensis Presl. Trifolium hirsutum Thunb. — est Lupinaster hirsutus Presl. Lupinaster africanus Eckl. Zeyh. n. 1508 et ideo quoque Trifolium africanum Ser. in Cand. prod. II. 200 — est Trifolium hirsutum Thunb., seu Lupinaster hirsutus Presl. Trifolium roseum Presl del. et fl. sic. videtur T. microphyllum Desv. Cand. etcaet. esse. Trifolium Fleischeri Steud. et Hochst. herb. smyrn. un. it, — est T. globosum Lin., seu Calycomorphum globosum Presl. — Hujus aliud synonymon est Trifolium libanoticum Ehrenberg. — Pone Daleam sequens inserendum est genus: TRICHOPODIUM Presl. Calyx campanulatus aequaliter quinquedentatus decemnervius. Corolla pentapetala, vexillo cordato-orbiculato unguiculato, alis carinaeque petalis liberis semi- cordatis conformibus vexillo duplo majoribus. Stamina monadelpha, filamentis basi in tubum integrum supra superne fissum connatis apice liberis aequalibus simplicibus, antheris oblongis obtusis. Ovarium obliquum uniovulatum basi acutum apice in stylum filiformem rectum angu- statum, © Stigma obtusum. Legumen calyce aequilongum obovatum lenticulari- compressum oblique mucronatum monospermum indehiscens. | Semen ]еписШаге laeve, — Fruticuli mexicani glaberrimi apice paniculato-ramosissimi, foliis sparsis pinnatis cum impari, foliolis mulujugis oblongis mucronulatis lineato-venosis stipellatis margine glandulis pellucidis instructis, supulis subulatis minutissimis, pedicellis capillaribus axillaribus, floribus parvis, calyce inter nervos serie glandularum oblongarum proviso, vexillo luteo, alis carinaque caeruleis palmato- uerviis, legumine glandul's globosis obsito. — Sine ullo dubio genus hocce in subtribum Galegearum et quidem pone Daleam, quacum affinitate maxima junctum, inserendum est, Differt a Dalea praeter habitum in genere insolitum calyce aequali et aequaliter dentato, petalis omnibus liberis, tubo. stamineo basi integro, legumine oblique mucronato. Trichepedium glandulosum Presl; folis imparipinnatis, foliolis oblongis mucronatis sti- pellatis margine glanduloso-pellucide punctatis, calycis dentibus acutis. — Habitat in Mexico. — Fruticuli rami bipedales panieulato-ramosi teretes tenuiter striati hinc illinc glandulis ovalibus sessilibus lucidulis adspersi. Folia sparsa, sessilia, pinnata cum impari, inferiora multi- (20-) juga, superiora quadri — quinquejuga, suprema seu floralia unijuga seu trifoliolata, foliolis duas lineas longis semilineam latis oppositis breviter petiolulatis oblongis utrinque obtusis apice nervo medio excurrente mucronaus nervis parallelis subinterruptis creberrimis subtus lineatis tenuiter coriaceis inarticulatis et deciduis, petiolo communi supra canaliculato ima basi stipulis adnatis subu- botanische Bemerkungen. 483 latis minutissimis, ad ortum foliolorum stipellis subulatis oppositis minutissimis denticuliformibus persistentibus instructo, Pedicelli bi- quadrilineales in axilla foliorum floralium solitarii capillares nudi persistentes, Calyx lineam vix longus, campanulatus, basi acutus, nervis elevatis decem instructus, ad quodvis latus nervorum serie glandularum oblongarum lineariumque sessilium convexarum instructus, coriaceus, persistens, limbo profunde quinquedentato, dentibus ovato- triangularibus acutis erectis aequalibus. Corolla papilionacea, tenera, decidua, vexillo calycem superante luteo unguiculato late cordato obtuso palmati-nervio glanduloso - punctato petala reliqua amplexante, alis carinaeque petalis calyce plusquam duplo longioribus amoene caeruleis palmatonerviis unguiculatis semicordatis rotundato-obtusis, disco glandulis tribus punctiformibus instructis, omnibus conformibus. Tubus stamineus monadelphus decander, basi integer, superne longitudinaliter fissus, filamentis apice liberis aequilongis simplicibus, antheris ovalibus obtusis bilocularibus. Ovarium semilanceolatum compressum glanduloso-punctatum uniovulatum basi acutum apice angustatum. Stylus filiformis glaber, Stigma obtusum simplex. Legumen calycem paululum excedens vel aequilongum obovatum lenticulari-compressum glandulis globosis sessi- libus punctiformibus adspersum oblique mucronatum indehiscens monospermum. Semen len- ticulare laeve, cotyledonibus orbiculatis magnis, radicula cylindracea crassa obtusa incurva. — Altera species hujus generis est T. diffusum (Dalea diffusa Moric. in mem. soc. genev. VI. pars 2. р. 536. t. 6, quae a nostra differt calycis dentibus rotundato-obtus's, alis calyce duplo, carina calyce triplo longioribus, foliolis cauleque non glanduloso-punctatis. Psoralea pinnata y. quinquejuga Eckl. Zeyh. n. 1515 — est P. arborea Sims. Psoralea decidua Sieb. fl. cap. n. 37 — est P. pinnata Lin. Psoralea arborea Eckl. Zeyh. n. 1514 — nec Sims est P. affinis Eckl. Zeyh. n. 1516. Psoralea pinnata Sieb. fl. cap. n. 36 (nec sinuata, quemadmodum clar. Walpers scribit) — est P. filiformis Poir. Psoralea laevigata Eckl. Zeyh. n. 1518 — est P. tenuifolia Lin. Psoralea triflora Eckl. Zeyh. n. 1521 — est P. verrucosa Willd. Psoralea linearis Eckl. Zeyh. n. 1522 et? Thunb.? — est P. axillaris Lin. Psoralea Jacguiniana Eckl. Zeyh. n. 1531 — est P. aphylla Lin, Psoralea filifolia Eckl. Zeyh. n. 1532 — est P. aphylla В. unifoliata E. Meyer. Psoralea glaucescens Eckl. Zeyh. n. 1534 — est P. oligophylla Eckl. Zeyh. В. glau- cescens Walpers. Psoralea diffusa Eckl. Zeyh. n. 1526 — est P. repens Lin. Psoralea acuminata Lam. ill. t. 614. f. 2 et Eckl. Zeyh. n. 1546 — est ex Walpers P. aculeata Lin, Psoralea bracteolata Eckl. Zeyh. n. 1543 est ex Walpers P. bracteata Lin. f. Jacqui- niana E. Mever. Psoralea cephalotes Eckl. Zeyh. n. 1548 — est ex Walpers P. spicata Lin. В. cepha- lotes Walpers. » Psoralea stachyos Eckl. Zeyh. n. 1555 — est ex Walpers P. hirta Lin. Psoralea rupicola Eckl. Zeyh. n. 1551 — est ex Walpers P. striata Thunb. 484 Karl B. Presl, Psoralea fascicularis E. Meyer — est P. glaucescens Eckl, Zeyh. n. 1535. Ух est P. fascicularis Cand., nam pedicelli flore plus quam quater longiores, solitarii, bini, raris- sime terni. Psoralea capitata E. Meyer (an quoque Lin, fil. et Thunb.?) — est P, multicaulis Jacq. Psoralea bracteata р. а. E. Meyer com. — est P. stachyera Eckl. Zeyh. n. 1549 seu P. bracteata Jacq. Psoralea herbacea Sieb. fl. cap. п. 52 — est Ononis? anthylloides Cand. Psoralea Бима Sieb. fl. cap. n. 215 — est Indigofera coriacea Ait. Psoralea arabica Hochst. et Steud. herb. arab. un. it. n. 715 — est Pogonostigma arabicum Boiss. pl. orient. fasc. 2. Psoralea acaulis Stev. — est Rhynchodium acaule Presl. Genus novum Rhynchodium sequentem characterem, ab illo Psoraleae diversum possidet: Calyx campanulatus quinquefidus, lacinia inferiore duplo majore. Corolla calyce major, vexillo plano margine infra medium utrinque glandula globosa instructo. Stamina monadelpha demum diadelpha, filamentis fili- formibus. Ovarium stipitatum ovato- subrotundum compressum uniovulatum. | Stylus termi- nalis ensiformis planus elongatus basi lata insidens. Stigma capitatum, Legumen ovali- sub. globosum calyce inclusum indehiscens monospermum stylo persistenti ensiformi plano ciliato coronatum. — Huc pertinent sequentes species: R. bituminosum P. (Psoralea bituminosa Lin.), R. foetidum P. (Psoralea foetida Presl), R. palestinum P. (Psoralea palestina Lin.), R. acaule P, (Psoralea acaulis Steven), R. hirtum P. (Psoralea hirta Jacq. h. Schoenb.) R. sericeum P. (Psoralea sericea Poir. Cand., Eriosema capitatum E. Meyer) — In Psoralea genuina est calyx campa- nulatus, dentibus brevibus subaequalibus, vexillum lateribus reflexum, lamina utrinque bul- lata, filamenta brevissima, ovarium sessile ovatum, stylus oblique insertus filiformis, legumen subglobosum indehiscens monospermum. Indigofera nov. sp. Sieb. fl. cap. n. 54 — est I. coriacea Ait. Indigofera candicans Sieb. fl. cap. n. 55 — est I. filiformis Thunb. Indigofera verrucosa Eckl. Zeyh. n. 1608 — est I. leptophylla E. Meyer. Indigofera centrota Eckl. Zeyh. n. 1566 — est I, rigescens E. Meyer. Indigofera stenophylla Eckl. Zeyh. n. 1568 — est I. angustata E. Meyer. Nomen l. stenophyllae jam in Tent. fl. seneg. obvenit, Indigofera monostachya Eckl. Zeyh. n. 1583 — est I, oroboides E. Meyer. Indigofera argyracea Eckl. Zeyh. n. 1595 — est I. Burchellii а. Cand. juxta specimen Dregeanum a cel. E. Meyer determinatum, — Rem perarduam, synonymiam Indigoferarum tractandi, derelinquo; plura vide in tractatu Walpers Linnaea XIII. 519 et seq. et rep. bot. I. 660 et seq. — Tres novae species Indigoferae sunt sequentes: Indigofera microstachya Presl; fruticosa ramosissima pube adpressa cana, foliis sim- plicibus lineari -lanceolatis obtusis in petiolum angustatis, racemis axillaribus sessilibus folio multo brevioribus, floriferis glomeruliformibus, leguminibus sessilibus pendulis tetraquetris cano-pubescentibus di-trispermis. Habitat in insulis Indiae orientalis. — Frutex bi- tripedalis, ramosissimus , flaccidus, decumbens, pilis strigosis circiter in centro affixis adpressis cinereis botanische Bemerkungen. 485 densis undique cano-pubescens. Rami virgati ramulique teretes. Folia duodecim — sexdecim lineas longa, duas lata, sparsa, tenuiter coriacea, sempervirentia, petiolo lineam longo tereti insidentia, simplicia, lineari-lanceolata, obtusa, integerrima, in petiolum angustata, plana, supra costa media tenuissime impresse striolata, subtus costa media elevata nervisque pinnatis sim- plicibus prominulis instructa, juniora ramulisque incana albidave. Stipulae petiolares, setaceae, adpressae, semilineam longae. Racemi axillares, sessiles, solitarii, multiflori, erecti, floriferi duas lineas circiter longi glomeruliformes, fructiferi duplo longiores oblongi. Flores imbricati, sessiles, erecti, parvi, Bracteae ovatae, acutae, patentes, persistentes, quartam vix tertiam lineae partem longae. Calyx lineam longus vel paululum longior, campanulatus, cano-pubescens, tubo hemisphaerico, dentibus tubo triplo longioribus setaceis erectis aequalibus, inferiore reli- quis paullo longiore. Corolla calyce dimidio longior, purpurea: vexillo obovato sessili extus cano-pubescente, alis oblongo-lanceolatis acutis trinerviis planis sessilibus glaberrimis tenuibus vexillo brevioribus, carina alis aequilonga unguiculata oblongo-lanceolata obtusa integra eden- tula complicata, extus cano-pubescens. Stamina decem, diadelpha, filamentis apice liberis sim- plicibus, antheris subglobosis bilocularibus. Ovarium staminibus dimidio longius, lineare, compressum, incano-pubescens. Stylus inflexus, filiformis, glaber, ovario quadruplo brevior. Stigma capitato-globosum, glabrum. Legumen quatuor— sex lineas longum, linea angustius, sessile, pendulum, tetraquetrum, rectum, pube strigosa adpressa canum, apice oblique mucro- natum, saepe styli basi persistenti apiculatum, dehiscens, bivalve, bi- trispermum. © Semina semilinea longiora, oblonga, utrinque obtusa, compressa, laevia, fusca, ad umbilicum lateralem emarginulata, dissepimentis transversis perfectis tenuiter coriaceis albis margine membranula scariosa tenuissima auctis intercepta. — Ab omnibus Indigoferis simplicifolis cognitis differt foliis, racemis et leguminibus. Indigofera heterophylla Presl; pubescenti-incana, ramis compressis, foliis breviter petio- latis, inferioribus oblongo-lanceolatis mucronulatis, superioribus imparipinnatis bijugis, foliolis obovatis mucronulaus, lateralibus oppositis, racemis axillaribus folio longioribus, leguminibus teretibus pentaspermis pendulis. — Habitat in America intratropicali, verosimiliter in Mexico. — Frutex bi- tripedalis, erectus, ramosus, undique pilis adpressis albidis densis incanus. Rami compressi, inferne teretiusculi. Folia coriacea, sparsa: inferiora octo — duodecim lineas longa, quatuor lineas lata, petiolo lineam longo sapra canaliculato insidentia, oblongo - lanceolata, mucronulata, in petiolum angustata, integerrima, subtus costa elevata percursa et obscure pin- nalinervia, avenia; superiora impari-pinnata, bijuga, foliolis sessilibus obovatis mucronulatis integerrimis basi angustatis obscure pinnatonerviis ауепиз deciduis, lateralibus circiter semi- pollicaribus duas lineas latis basi subtus stipella semilineali setacea erecta decidua suffultis oppositis, terminali majori basi bistipellato. Petiolus communis quinque — sex lineas longus, tetraqueter, supra laeviter canaliculatus. Stipulae lineam superantes, petiolares, lanceolato- subulatae, acutissimae, erectae, nervo medio crassiusculo instructae, persistentes, Racemi ses- quipollicares, axillares, solitarii, erecti, subspicati, pedunculo tereti circiter trilineali instructi, rachi angulata. Bracteae trientem lineae longae, ovatae, acutae, deciduae. Pedicelli semilineam longi, floriferi erecti, fructiferi crassiores arcuati, Calyx lineam longus, tubo turbinato sub- 486 Karl B. Presl, obliquo, laciniis. lanceolatis acuminatis erecto-patentibus, inferiore, paululum longiore. Corolla bilinealis, purpurea: vexillo obovato - subrotundo acutiusculo sessili extus pubescenti - incano supra glaberrimo, alis oblongo-lanceolatis oblique acutis patentibus, carina alis. vexilloque aequilonga oblonga obtusa monophylla unguiculala ad apicem unguis in dentem obtusum pro- ducta apicem versus extus sericeo-pubescens. Genitalia exserta. Stamina diadelpha (1), tubo colorato dimidiato apice in novem filamenta simplicia breviter soluto, filamento decimo fili- formi, antheris ovali-subglobosis filamento adnatis et apiculatis bilocularibus, Ovarium longi- tudine tubi staminei, lineare, compressum, sericeum. Stylus brevis, simplex, glaber, adscendens. Sugma capitellatum, Legumen pollicare, pendulum, teres, pubescenti - canescens, dehiscens, pentaspermum, rarissime tetra- aut hexaspermum, — Semina linea breviora, transverse ovalia, subglobosa, compressiuscula, interne medio umbilicata, septis completis persistentibus medio coriaceis margine membranaceo - scariosis e textu celluloso denso confectis intercepta, cotyle- donibus suborbiculatis, radicula lineari. cylindrica curvata. — Haec species Indigoferas integri- folias cum polyphyllis brevipetiolatis conjungit, unde patet alias subdivisionis esse inveniendas, quibus genus amplum ac difficile in sectiones systematicas dispesci posset. Indigofera orthocarpa Presl; fruticulosa, pube adpressa cinerascens, foliis pinnatis quadri- jugis, foliolis oppositis petiolulatis ellipticis. mucronulatis basi obtusis supra demum | glabris, terminali longius petiolulato, petiolo elongato, stipulis setaceis, spicis axillaribus folium aequantibus multifloris pedunculatis, leguminibus. teretibus. elongatis: rectis. patentibus polv- spermis, rachi frucufera apice nuda spinescente. — Habitat in America aequatoriali. — Frutex bi- quadripedalis, erectus, ramosus, undique pilis strigosis adpressis cinereis rigidulis pubes- scenti-cinerascens, ramis ramulisque teretibus. Folia herbacea, sparsa, imparipinnata, quadri- juga: petiolus communis (usque ad originem ultimi jugi) semiquartum pollicem longus, supra canaliculatus, subtus teres; foliola lateralia octo — duodecim lineas longa, quatuor — quinque lineas lata, opposita, petiolulo lineam longo tereti insidentia, elliptica, mucronulata, integerrima, basi obtusa, obscure pinnatonervia, avenia, demum supra calva glabrave, novella canescentia, terminale petiolulo quinque — sex lineas longo instructum. caeterum conforme. Stipulae ultra- lineales, petiolares, setaceae, strigosae, persistentes, Spicae axillares, folio aequilongae, multiflorae, patentes, pedunculo subpollicari tereti insidentes, fructiferae pedunculo bi-tripollicari et rachi apice nuda elongata rigidula spinescente instructae, Flores duabus lineis. paullo longiores, imbricati. Bracteae semilineales, setaceae, pubescentes, deciduae, patentes. Pedicelli subnulli. Calycis pube- scentis tubus turbinatus superne gibbosulus, laciniae tubo aeguilongae lanceolatae acuminatae erectae, infima parumper longior. Corolla glabra, violaceo-purpurea: vexillum sessile, erectum, obovatum, acuminulatum ; alae oblongae subdimidiatae, oblique acuminulatae, planae, patentes; carina oblonga, obtusa, unguiculata, ad originem laminae utrinque in dentem producta alis- que vexillo aequilonga. Stamina diadelpha, filamento decimo undique libero, reliquis novem apice liberis filiformibus, antheris subglobosis biloeularibus. Ovarium tubo. stamineo aequi- longum, compressum, sericeum, multiovulatum, | Stylus terminalis, filiformis, simplex, Stigma terminale, capitellatum, parvum, Legumina brevissime pedicellata, ab invicem paullo distantia, pollicaria longioraque, patentissima, recta, teretia, canescentia, sex — octosperma. Semina botanische Bemerkungen. 487 dissepimentis transversis perfectis scariosis satis Crassis medio coriaceis interstincta, non satis matura visa. Differt ab affinibus speciebus paragraphi Я. Candollianae praesertim leguminibus et rachi frutifera apice nuda spinescente. Apodynomene grandiflora E. Meyer com. I. 111 — a genuina Tephrosia grandiflora pluribus notis differt, nempe calyce, stipulis, nervis foliolorum prominulis, foliolis subtus seri- ceis, hinc speciem novam esse credo, cui nomen 4. Meyeri impono. Tephrosia capensis 3. acutifolia E. Meyer com. — differt a genuina specie villositate omnium partium et ad T. striatam hacce nota et foliolorum forma accedit. Tephrosia capensis 7. angustifolia E. Meyer — quoque villosa obvenit. Tephrosia polystachya E. Meyer — cum T. pallenti Pers. ex specimine Eckloniano valde convenit; an tamen eadem species vel non, dijudicare non audeo, cum fructus T. pal- lentis nondum vidi. Tephrosia cinerea Sieb. fl. mart, suppl. n. 17 — videtur varietas T. caribaeae. Glycine Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 154 — videtur Galactia sericea Pers, Galega Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 347 videtur Tephrosia pumila Pers. Robinia sericea Sieb. fl. mart. n. 181 est Tephrosia candida Cand. seu Xiphiocarpus martinicensis Presl. Robinia sepium Sieb. fl. mart. n. 182 — est Lonchocarpus violaceus Н. B. К. Amerimnum Jlatifolium Sieb. fl. mart. n. 116 — est potius Lonchocarpus domin- gensis Cand. Lessertia falciformis E. Meyer com. — est vix planta Candolliana, quae potius ab Ecklonio distributa fuit (quamquam et haec ultima ex asse non quadrat); anne potius L. annu- laris Burch. ? Lessertia propingua Eckl. Zeyh. n. 1650 — est L. margaritacea E. Meyer. Lessertia tumida Eckl. Zevh. n. 1646 — est L. capitata E. Meyer. Lessertia venusta Eckl. Zeyh. n. 1641 — est L, microcarpa E. Meyer. Astragulus siculus Herb. ceph. un. it. est ab A. siculo diversissimus: 4. (Tragacantha) cephalonicus Presl; floribus axillaribus sessilibus aggregatis, calycibus quinquepartitis bracteis- que villosissimis corollam et legumen aequantibus, foliolis 5 — 6-jugis oblongo - lanceolatis villoso - sericeis demum supra glabris. — Hab. in monte Nero Cephaloniae, 3000 ped. ' supra mare. Astragalus echinoides Steud. et Hochst. herb. ceph. un. it. ab ^. echinoide genuino distinctus est, — 4. (Tragacantha) Erinaceus Presl; floribus axillaribus pedicellatis solitariis folio longioribus, calyce profunde quinquedentato demum reflexo foliolisque legumineque albo- tomentoso, foliolis sexjugis lineari-lanceolatis. — Hab. in summo cacumine montis Nero Cepha- loniae, 4500 ped. supra mare. — In A. echinoide (A. aristatus Sieb. herb. cret.) foliola, pedi- celli, calyx legumenque longe alia. Astragalus plumosus Sieb. herb. palaest. — est nova species: Astragalus (Tragacantha) mollissimus Presl; fruticosus, caespitosus, foliolis tri - quadrijugis ellipticis spinoso-mucronatis utrinque sericeo-villosis, floribus axillaribus sessilibus aggregatis, calyce ultra medium quinque- Abh. V, 3. 62 488 Karl B. Presl, fido, laciniis setaceis villosissimis corolla duplo brevioribus. — Affinis quidem A. plumoso, sed flores triplo minores, calyx villosissimus, foliola magis villosa. — In. A. plumoso authen- tico tamen quoque foliola utrinque sericea vidi. Astragalus aristatus Sieb. Ве. cret. — est A. echinoides L'herit. Astragalus Herb. arab. un. it. n. 238 — est A. Schimperi Boiss. pl. orient, fasc. 2. Astragalus Herb. arab. un. it. n. 117 -— est A. eremophilus Boiss. pl. or. Vicia Pseudocracca Herb. aegypt. un. it. n. 20 — est V. syriaca Weinm. Vicia serratifolia Herb. aegypt. un. it. n. 593 est V. platycarpos Roth. Genus Vicia, saltem meo judicio, optime juxta longitudinem hili in duas sectiones sub- dividitur, quas demum in minores turbas distinguere unicuique satis patebit, Hilum nempe in quibusdam Viciae speciebus est circulare, i. e. seminis circumferentiam duas trientes aut saltem. dimidium ambit; in aliis speciebus est hilum breve et quidem aut lineare aut oblongum. Ad hanc divisionem generis Viciae quidem fructus maturi consideratio indispensabilis est; sed haec circumstantia rem vix magis arduam reddit, cum hodierno die paucissima restant plan- tarum genera, quae sine cognitione fructus seminumque rite determinari queunt. Necessarium ergo est quoque Viciae species cum fructibus senrinibusque maturis colligendi et inspiciendi. In subsequenti enumeratioue solummodo species perlustratae receptae sunt, cum descriptiones et icones aliarum specierum diversorum auctorum nondum omnes qualitates seminum ex- - ponunt, quare descriptiones omni ex parte absolutissimae non satis commendari possunt. Character genericus reformatus divisioni antecedat. усл. Calyx campanulatus, quinquedentatus, basi supra gibbus, dentibus duobus superioribus minoribus. Vexillum obcordatum, breviter unguiculatum, medio callosum. Alae semisagittatae, medio carinae monopetalae obtusae adhaerentes. Stamina monadelpha, tubo integro demum (maturescente fructu) longitudinaliter rumpente, aut diadelpha. Ovarium lineare, multiovulatum. Stylus geniculato-inflexus, apice extus penicillato - barbatus. Stigma terminale, capitellatum. Legumen compressum, lineare vel oblongum, oligo-polyspermum. © Semina subglobosa, : Sectio L Vicioides, Hilum circulare, i. e. duas trientes aut dimidium seminis ambiens, Stamina plerumque monadelpha. Vicia pisiformis, V. dumetorum, V. sylvatica, V. andicola, V. Orobus, V. oroboides, V. sepium, V. triflora, V. sordida (V. tricolor Sebast.), V. grandiflora, V. lutea. Sectio IL Cracca. Hilum breve, aut lineare aut oblongum aut oblongo-subrotundum. Stamina diadelpha. Vicia cassubica, V, consentina, V. Cracca, V. tenuifolia, V. ochroleuca, V. biennis, V. Fleischeri, V. pseudocracca, V. pauciflora, V. littoralis Salzm., V. villosa, V. argentea, V. onobrychoides, V. polyphylla, V. atropurpurea, V. Nissoliana, V. benghalensis, V. glauca, V. leucantha, V. biflora, V. articulata, V. calcarata, V. pannonica, V. purpurascens, V. striata, V. narbonensis, V. serratifolia, V. platycarpos, V. sativa (V. glabra Schleich., V. orchioides Fisch., V. Thouini Mart., V. leucosperma Mónch, V. ferruginea Bess.), V. alba, V. globosa, V. nepalensis, V. acuta (V. angustifolia В acuta Pers.) V. angustifolia, V. heterophylla, V. macu- botanische Bemerkungen. 489 lata, V. pyrenaica, V. amphicarpa, V. lathyroides, V. peregrina, V. Michauxii, V. hirta, V. hybrida, V. bythinica, V. diversifolia (Lathyrus diversifolius Presl del.). Vicia valde affinis Lathyro et Orobo; sed in Lathyro est calyx fere bilabiatus basi gibbus, dentibus inaequalibus, vexillum exquisite unguiculatum, stamina mono- et diadelpha, stylus geniculato-inflexus planus spatulatus saepe ab apice ad medium pubescens, semina sub- globosa; in Orobo stylus rectiusculus planus angustus aut lineari- spatulatus ab apice ad medium pubescens, vexillum ungue lato, stamina semper monadelpha aequalia. Hippocrepis unisiliquosa Sieb. pl. apulae, herb. sard. et smyr. un. it, — est H. mono- carpa Bieb. Hippocrepis Herb. arab. un, it. n. 190 — est H. cornigera Boiss. pl. or. fasc. 2. Hedysarum australe Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 234. — Differt a stirpe Willdenowiana et Candolliana multis notis, inde potius nova species: Desmcdium (Eudesmodium) sericatum Presl; fruticosum, ramis quadrangulis ad angulos sericeo-villosis, folis trifoliolatis, foliolis oblongis acuminatis glabris margine sericeis subtus nervis lineantibus sericeo - pubescentibus, petiolis angulatis sericeo - villosis, stipellis subulatis glabris, pedunculis axillaribus angulatis petiolo duplo brevioribus ad angulos sericeo-villosis, umbellis capitatis multifloris, calyce seri- ceo. — Habitat in insula Mauritii. — Petioli pollicares; foliola tripollicaria, 14 — 18 lineas lata, oblongo-lanceolata, basi obtusa, supra nervis pinnatis parallelis obliquis lineata et in costa media sericea; stipellae trilineales; umbellae densao; flores sessiles parvi; corolla rosea? Legumen ignotum. Sieb. fl. Trin. n. 315 — est forte Desmodium Scorpiurus Desv. Hedysarum adscendens Sieb. fl. mart. suppl. n. 40 — est Desmodium incanum. Hedysarum emarginatum Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 231 — est Desmodium triflorum. Hedysarum adscendens Sieb. fl. Trin. n. 80 — est Desmodium triflorum. Hedysarum supinum Sieb, fl. mart. suppl. n. 90. — Planta Swartziana certe non est, potius est Galactia pendula Pers. Hedysarum bracteatum Sieb. fl. mart. n. 183 — est Zornia angustifolia. Hedysarum diphyllum Sieb. fl. Trin. n. 246 — est Zornia reticulata Smith. Zornia glochidata Reichenb. in Sieb, fl. seneg. n. 40 est Zornia reticulata Smith. Zornia strobilifera Sieb. fl, Trin. n. 19 — non est vera Flemingia strobilifera R. Br., sed potius nova species: F. affinis Presl, verosimiliter in Trinidad culta. Zornia strobilifera Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 232 — est verosimiliter Desmodium capi- tatum Сапа. Demodium squarrosum Eckl. Zeyh. n. 1661 (nec 161 ex Walpers) — est Eriosema Zevheri E. Meyer, seu E. squarrosum Walpers. Alysicarpus glaber E. Meyer com. — est ex Walpers (in Linnaea XIII) A. Wallichii Wight et Arn. fl. I. 234; in repert. I. 749 nec species Meyeriana nec synonymum. invenitur. Clitoria brasiliensis Sieb. fl. mart. n. 180 — est Centrosema decumbens Mart. mss. var. В. Benth. in апп. mus. vind, II. 120. 67* 490 Karl B. Presl, Clitoria virginiana Sieb, fl. mart. suppl. n. 66 — est verosimiliter Galactia pendula Pers. Sieb. fl. Trin. n. 187 — est Neurocarpum cajanifolium Presl; hinc praeter Brasiliam quoque in insula Trinitatis obvenit. Bujacia anonychia E. Meyer com. et in Drege pl. cap. — est Glycine Maii Benth. in ann. mus. vind. II. 126 (1837); synonymon novum est Glycine anonychia Walpers in Lin- naea XIII (1839), 532. Bujacia gampsonychia E, Meyer — est Glycine Meyeri Benth. l. c. et Glycine gam- psonychia Walpers. Canavalia emarginata G. Don. gard. dict. И. 362 et E. Meyer in Drege pl. exs. et Walpers in Linnaea XIIL 533 — est ex Benth. (ann. mus. vind. IL 135) C. obtusifolia Cand. var. f. Glycine Eckl. herb. un. it. n. 329 ferulaefolia Presl. Erythrina Corallodendron Sieb. fl. maur. ed, 2, n. 308. Nequaquam. Folium et flores est Psoralea prostrata Lin., nunc Polytropia sunt E. fuscae, alii flores sunt E. indicae fide Rheede mal. 6. t. 7. Erythrina acanthocarpa E. Meyer com. — est E. Humeana Spr. et Eckl. Zeyh. n. 1692. Erythrina Humei E. Meyer com. — est longe alia planta et novum nomen meretur: E. Dregei Presl. Kennedya coccinea Sieb. fl. nov. Holl. n. 311 — non est Ventenatii planta, sed est Glycine coccinea Curtis seu Kennedya prostrata R, Pr. Dolichos angustifolius Eckl. Zeyh. n. 1687 — est D. angustissimus E. Meyer, Sieb. fl. maur. ed, 2. n. 154 — est Rhynchosia? scarabaeoides Cand. seu nunc Can- tharospermum pauciflorum Wight et Arn. Sicb. fl. Trin. n. 301 — est Rhynchosia reticulata Cand. Eriosema capitatum E. Meyer com. I. 150 — est Psoralea sericea Poir. dict. V. 687 et Cand. prod. II. 219, nunc Rhynchodium sericeum Presl. Rhynchosia acuminata Eckl. Zeyh. n. 1666 — est Copisma gibbum E. Meyer. Rhynchosia glandulosa Cand. Eckl Zeyh. n. 1672 — est Copisma glandulosum E. Meyer. Rhynchosia amatymbica Eckl. Zeyh. n. 1671 — est ex specimine Copisma effusum E. Meyer. Clar. Walpers huc trahit Copisma viscidulum E. Meyer, quod veritati consentaneum non videtur, Rhynchosia adenodes Eckl. Zeyh. n. 1670 — est ex Walpers Copisma effusum E. Meyer. Rhynchosia rigidula Cand. ex Eckl. Zeyh. п. 1675 — est Copisma paniculatum E. Meyer. у Rhynchosia hirsuta В. rhombifolia Eckl. Zeyh. п. 1670 — est Copisma diversifolium E. Meyer. Rhynchosia glabra Cand. Eckl. Zeyh. n. 1674 — est Copisma glabrum E. Meyer. Rhynchosia totta Cand. Eckl. Zeyh. n. 1677 — est Copisma tottum E. Meyer. — Huc pertinet Eriosemum puberulum Eckl. Zeyh. n. 1677. betanische Bemerkungen. 491 Seytalis species E. Meyer com. — cum Vignae speciebus coincidunt ex Bentham, et a clar. Walpers ad Vignam relatae sunt. Strophostyles capensis E. Meyer com. — ex sententia clar. Bentham a Vigna forsitan non diversa, a genere Elliotiano homonymo tamen distincta dicitur; clar. Walpers vero genus Elliotii et Meyeri tamquam idem assumit, Cylista lancifolia Eckl. Zeyh. n. 1690 — est Chrysoscias grandiflora E. Meyer. Cylista argentea Eckl. Zeyh. n. 1688 — est Chrysoscias parviflora E. Meyer. Cylista angustifolia Eckl. Zeyh. n. 1689 — est Chrysoscias calycina E. Meyer. Amerimnum Sieberi Reichenb. in Sieb. fl. seneg. n. 36 — est Hecastophyllum Brownii Pers. Sieb. fl. Trin. n. 204 — est Machaerium Sieberi Benth. in ann. mus. vind, II. 98; hinc in Trinitatis insula crescit. — Sequuntur duae novae species Machaerii et una Centrolobii ac genus novum é Dalberzieis. Machaerium hetercphyllum Presl; inerme, stipulis deciduis, ramulis petiolisque pubes- centibus, foliolis 1 — 9 petiolulatis coriaceis acuminatis obtusis pinnatonerviis reticulatovenosis, infimis ovatis basi rotundatis aut acutiusculis, supremis terminaligue oblongolanceolatis basi angustatis, costa media subtus pubescente, petiolulis hirsutis, racemis axillaribus, fructibus ses- silibus, legumine falcato glaberrimo reticulatovenoso longe stipitato. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro, collegit Lhotsky, — Rami fuscocinerei inaequaliter rimulosi, teretes, ramuli fus- cescentes teretes pilis brevibus pubescentes demum calvescentes, Folia sparsa petiolata pin- nata cum impari, foliolis septem usque novem alternis petiolulo bilineali tereti hirsuto in- structis exstipellatis coriaceis parallele et distanter pinnatonerviis creberrime reticulatovenosis undulatis supra nitidulis subtus pallidioribus excepta costa subtus pubescente glaberrimis, in- fimis pollicaribus minoribusve, supremis ultrapollicaribus, terminali longius petiolulato obovato- lanceolato usque sesquipollicem longo. Petiolus communis pubescens, basi teres nudus, inter foliola supra canaliculatus. Stipulae deciduae, ignotae, Racemi axillares pauciflori, pedun- culo fere semipollicari tereti pubescente instructi. Flores ignoti, Fructus sessiles. Legumen duos pollices excedens, stipite quinque — sexlineali instructum, coriaceum planum falcatum in- curvum oblique mucronatum reticulatovenosum glaucum indehiscens basi monospermum, Semen quatuor lineas longum vel paullo longius, funiculo umbilicali crasso insidens, reniforme, nitidum, rugulosum, nigrum, cotyledonibus reniformibus, radicula cylindrica obtusa crassiuscula. Machaerium Luschnathianum Presl; inerme, stipulis deciduis, ramulis petiolis racemis foliisque subtus pilis minutis densissimis pubescentibus, foliolis 13 — 15 petiolulatis coriaceis acuminatis acutis pinnatonerviis reticulatovenosis pellucide puncticulatis basi rotundatis aut acutiusculis,. inferioribus ovatis, superioribus terminalique oblongo -lanceolatis, racemis axilla- ribus, fructibus sessilibus, legumine longe stipitato glaberrimo cultriformi tenuiter reticulato- venoso ad loculum rugoso. — Habitat ad Rio de Janeiro Brasiliae, collegit Luschnath. — Rami fusco- - cinerascentes teretes inaequaliter rimulosi verrucis subhemisphaericis crebris adspersi , ramuli pilis minutis adpressis densissimis cinereis vestiti demum calvescentes. Folia sparsa petiolata pinnata cum impari, foliolis tredecim usque quindecim oppositis alternisque petiolulo sesqui- lineali tereti pubescente instructis exstipellatis coriaceis planis aut laeviter undulatis acuminatis 492 Karl B. Presl, acutis parallele et distanter pinnatonerviis creberrime reticulato-venosis densissime pellucide puncticulatis supra glabris subtus pallidis pubeque minuta vestitis, infimis ovatis rarius cordatis pollicaribus aut minoribus, superioribus terminalique usque bipollicaribus oblongo-lanceolatis basi obtusis acutiusculisve. Petiolus communis pilis descriptis dense pubescens subtus teres tenuiterque striatus supra planiusculus. Stipulae deciduae, ignotae. Racemi uni- sesgui- pollicares axillares pauciflori pedunculo brevi tereti pubescente suffulti. Flores sessiles praeter calycem campanulatum guinguedenticulatum velutino densissime pubescentem ignoti. : Fructus sessiles. Legumen semitertium pollicem longum, sex — septem lineas latum, stipiti quinquelineali puberulo insidens, coriaceum, planum, cultriforme, rectum aut rectiusculum, oblique mucro- natum, tenuiter reticulatovenosum, glaucescens, indehiscens, basi monospermum, ad semen rugosum. Semen quinque lineas longum, reniforme compressum nitidulum rugosulum nigrum, cotyledonibus reniformibus, radicuia cylindrica obtusa, Centrolobium minus Presl; foliolis 15 — 17 petiolulatis ovato- vel lanceolato - oblongis acuminatis acutis subtus petioloque glandulosopunctatis basi superiore rotundatis inferiore acutis, petolulo costa nervisque subtus pubescentibus, panicula terminali multiflora, bracteis cordatis acutis, legumine cultriformi obtuso ciliato creberrime glandulosopunctato ad semina densissime longeque spinoso infra medium spina longa recta compressa instructo. — Habitat ad Rio de Janeiro Brasiliae, collegit Luschnath. — Rami glabri angulati inaequaliter striati glan- dulis punctiformibus oblongisve convexis sessilibus seu immersis adspersi. Folia usque bi- pedalia sparsa petiolata pinnata cum impari, foliolis quindecim usque septemdecim oppositis suboppositis alternisque petiolulo ultralineali pubescente exstipellato supra canaliculato in- structis deciduis coriaceis acuminatis acutis parallele et distanter pinnatonerviis obscure venosis, subtus glandulis flavis ereberrimis punctatissimis et praeter costam. mediam nervosque pube- rulam glabris ac pallidioribus, supra puberulis demum excepta costa nervisque calvis magis- que conspicue venosis, basi inaequilateris et inaequalibus, superiore nempe rotundata, infe- riore angustiore acuta, inferioribus circiter sesquipollicaribus ovato-oblongis, superioribus usque tripollicaribus lanceolato-oblongis, terminali ovato-lanceolato basi acutiusculo aequali aut sub- aequali. Petiolus communis glaber tenuissime striatus glandulosopunctatus supra laeviter canaliculatus basi circiter ad duos pollices nudus teres, ima basi et in canaliculo pubescens, caeterum glaber. Stipulae deciduae ignotae cicatrices transversas lineares breves in ramis derelinquentes. Gemmae in axillis petiolorum ovatae compressae obtusae pubescentes. Pani- cula pedalis longiorve terminalis multiflora, ramis patentibus striatis glandulosopunctatis pilis- que brevibus pubescentibus. Bracteae uni- sesquilineales sessiles cordatae acutae pubescentes persistentes. Flores pedicello quadri- quinquelineali bracteolato glandulosopunctato insi- dentes, praeter calycem campanulatum crebre glandulosopunctatum glabrum persistentem usque ad medium inaequaliter acutegue quinquedentatum ignoti. Legumen semitertium pol- licem longum decem lineas laium, stipiti circiter quadri — quinquelineali teretiusculo glan- dulosopunctatissimo pubescente spinisque obsito insidens, cultriforme rectum plano-compressum crebre flabellatonervium obtusissimum ciliatum pubescens densissime glandulosopunctatum in- dehiscens, infra medium margine superiori spinam semipollicem longam rectam subfalcatamve botanische Bemerkungen. 493 teretem hirsutam glanduloso-punctatam (styli basim persistentem et induratam) gerens, parte basilari fructifera ligneo-suberosa trisperma, undique spinis sex- usgue sexdecimlinealibus rectis setaceis hirsutis glandulosopunctatis flavis densissimis patentissimis instructa, suturis parallelis, ala firmiter coriacea glandulis elegantissime aureomicante. Semen lineari. reniforme com- pressum. fuscum laeve obtusum basi umbilico suborbiculato instructum, unicum maturescens, reliqua abortientia et cavitates derelinquentia, — Differt ab affini C. robusto, cujus synonymum, nempe Nissolia robusta Arrab. fl. flum. VII. t. 85 clar. Walpers in Repertorio botanico ob- litus est, magnitudine omnium partium triplo minore, foliolis acuminatis acutis petiolulatis, bracteis cordatis, legumine stipitato cultriformi pubescente trispermo, suturis parallelis, spinis hirsutis, seminibus linearireniformibus. POLTOLOBIUM Presl. Calyx laevissime campanulatus orbiculatus quinquecrenatus coriaceus persistens, crenis duabus inferioribus glanduliferis. Corolla staminaque ignota. Legumen stipitatum subglobosum laevissimum coriaceum indehiscens velutinum stylo persistenti oblique mucronato-aristatum monospermum intus pulpa fungosa farctum, Semen pendulum oblongum compressum tenuiter longitudinaliter striatum laeviter curvatum, umbilico basilari orbiculato, — Arbor aut frutex mexicana, glabra, inermis, foliis pinnatis cum impari, foliolis coriaceis, pani- cula terminali foliata multiflora, pedicellis bracteolatis, legumine cerasiformi nigro laevissimo velutino, suturis inconspicuis, pulpa ochracea. — Non obstante insufficientia character's generici ob corollae et staminum conditionem ignotam genus hoc ab omnibus Dalbergieis huc usque notis bene differt, ob pulpam legumen replentem ad Geoffroyam accedit, calyce legumineque ab hac et a reliquis Dalbergieis recedit, — Nomen ex л0410$ pulpa et 26/10» legumen com- positum. Peltelebium hypoleucum Presl. — Habitat in Mexico. — Rami sparsi teretes rimulosi cinereo -fuscescentes glabri inermes. Folia sparsa petiolata pinnata cum impari glaberrima, foliolis foliorum rameorum quinque petiolulo sesquilineali puberulo supra canaliculato insi- dentibus firmiter coriaceis deciduis exstipellatis parallele et distanter pinnatonerviis tenuissime reticulatovenosis acuminatis emarginatis glaberrimis subtus albidis, lateralibus oppositis, paris inferioris bipollicaribus ovatis basi rotundatis, paris superioris et terminali semitertium pol- licem longis ovato-oblongis basi obtusis, foliolis floralibus unijugis cum impari seu trifoliolatis petiolulatis oblongo - lanceolatis obtusis mucronulatis basi obtusis, lateralibus circiter polli- caribus oppositis, medio majore. Petiolus communis glaber teretiusculus vel supra laeviter canaliculatus basi circiter quinque lineas nudus. Stipulae ignotae. Panicula quadripollicaris terminalis ramosa multiflora, ramis pilis minutis adpressis vestitis erectopatentibus basi foliis floralibus supra descriptis suffultis. Bracteae aut bracteolae ignotae. Pedicelli fructiferi uni- bilineales angulati puberuli supra basim cicatricibus duabus oppositis bracteolarum olim insi- dentium notati. Calyx fructifer lineam vix aequans, laevissime campanulatus potius orbiculatus expansus, coriaceus, quinquecrenatus, persistens, extus puberulus, crenis elongatis aequalibus, duabus inferioribus glandula immersa suborbiculata albida apicali instructis. Legumen stipiti lineam longo tereti insidens, subglobosum, parumper а faciebus compressum, laevissimym. coriaceum, indehiscens, uigrum, velutinum, monospermum, magnitudinem fructus Cerasi ad, 494 | Karl В. Presl, aeguans, apice oblique stylo persistente recto vel falcato vel hamato mucronato-aristatum, intus pulpa fungosa ochracea repletum, Semen circiter duas lineas longum pendulum ob- longum compressum laeviter curvatum tenuiter longitudinaliter striatum nitidum bruneum, umbilico basilari apici opposito orbiculato, cotyledonibus oblongis, radicula supera recta. Sieb. fl. Trin n. 280 — est Bauhinia Ungula Jacq. — Beat. Candolle hanc speciem inter inermes numerat, Jacquin tamen in icone (Fragm. t. 15. f. 1) plantae huic aculeos sti- pulares pingi curavit. Specimen Sieberi quoque inerme est. Bauhinia scandens Sieb. fl. maur. ed. 2, n. 291 — est B. Lingua Cand. Sieb. fl. Trin. n. 215 — est Crudya spicata Willd. Sieb. fl. Trin. n. 264 — est Cassia patellaria Cand. Cassia Chamaecrista Poepp. pl. cub. — est C. patellaria Cand. Sieb. fl. Trin. n. 296 — est Cassia glauca Lam. (C. sulphurea Cand.) Cassia frondosa Sieb. fl. mart. suppl. n. 43 — est C. Aeschinomene Cand. Cassia Sieb. fl. mart. suppl. n. 115, quam in Oken Isis 1828 p. 272 C. Sieberi nun- cupavi, melioribus exemplis inspectis, videtur C. glauca Lam. (C. sulphurea Cand.) varietas racemis longioribus. Chamaecrista comosa E. Meyer com, I. 170 — est Cassia comosa Vogel. Chamaecrista stricta E. Meyer — est Cassia mimosoides Lin. Chamaecrista plumosa E. Meyer — est Cassia plumosa Vogel.. Caesalpinia procera Poepp. pl. cub. — est Poeppigia procera Presl symb. bot. Sieb. fl Trin. n. 254 — est Moringa pterigosperma Gaert. Moringa zeilanica Sieb. herb. aegypt. — est M, arabica Pers., nam legumen non tri- quetrum, sed sexcostatum et noduloso- (sic dictum articulato-) incrassatum. | Schottia latifolia Eckl. Zeyh. п. 1701, Е. Meyer com, — est $. diversifolia Walpers. Sieb. fl. Trin. n. 249 — est verosimiliter Adenanthera pavonina Lin. Prosopis elephantorhiza Eckl. Zeyh. п. 1693, seu P. elephantina E. Meyer, seu Acacia elephantorhiza Cand., seu Acacia elephantina Burch. — est nune Elephantorhiza Burchellii Benth. Mimosa sensitiva Sieb. Я. mart, suppl. n. 13 — est nova species: Mimosa (Eumimosa, Casta) irritabilis Presl; foliis conjugato-pinnatis (seu pinnis unijugis), foliolis 12-jugis oblongis obtusis ciliatis, junioribus subtus pubescentibus, petiolo communi inermi, aculeis stipularibus aduncis, caule ramisque glabro subinermi, capitulis axillaribus pedunculatis subsolitarüis, legu- mine lineari elongato inermi, — Habitat in Martinica Achaut. — Stipulae pectinato - ciliatae. Flores tetrameri. Legumen quadripollicare pube minuta adspersum, Propius accedit M. pudicae quam M. sensitivae, sed pinnis unijugis prima fronte differt. — Aliae hujus generis species sunt: Mimosa (Eumimosa, modesta) Acterecarpa Presl; fruticosa scandens(?), ramis petiolis- que aculeis sparsis recurvato-hamatis armatis, foliis unijuge pinnatis, pinnis quadrijugis, foliolis petiolum aequantibus ovato-lanceolatis acutis trinerviis cartilagineo-marginatis adpresse setoso- ciliatis subtus strigosis basi dimidiatis, interiore infimo cordato-ovato trinervio, pedunculis binis solitariisque petiolo brevioribus, bracteis ciliatis, fructibus capitatis, legumine marginibus setoso- botanische Bemerkungen. 495 aculeato aut elliptico monospermo dispermoque aut lineari trispermo, loculis disco echi- natis. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro. — Ramus fructifer, qui ad manus est, glaber teretiusculus; aculei ramorum sparsi lineam circiter longi apice flavescentes, petiolorum triplo breviores; petioli pollicares vel longiores supra canaliculati subtus convexi ad ortum pinnarum paululum incrassati ; pinnae unijugae brevissime petiolulatae; foliola pollicaria coriacea setis longis adpressis rigidis ciliata, basi fere semicordata, in latere evoluto praeter nervum medium tri- nervia, in altero latere enervia, infimum interius semitertiam lineam longum; stipulae per- sistentes bilineales ovato-lanceolatae acutae ciliatae trinerviae erectae; pedunculi semi — uni- pollicares teretes; flores ignoti sed certe capitati; calyx fructifer quadrifidus glaber; legumina capitata 4 —5, alia quinquelinealia elliptica monosperma dehiscentia disco inermia, alia duplo fere longiora elliptica in articulos duos monospermos transversim secedentia, articulis disco plus minus setis rigidis echinatis, alia ultrapollicaria linearia utrinque acuta in arüculos tres mono- spermos disco echinatos transversim secedentia, omnia margine setis aculeiformibus rigidis pungentibus lineam longis instructa; semina orbiculata compressa. — Altera nova species est: Mimesa (Eumimosa) calistachya Presl; ramis sulcatis petiolisque aculeatis et velutino- pubescentibus, aculeis sparsis recurvatis, foliis bipinnatis, pinnis 18-jugis, foliolis mulujugis linearibus obtusis petiolisque secundariis eglandulosis pubescentibus. spicis axillaribus geminis cvlindraceis in paniculam dispositis pedunculatis, pedunculis rachique velutino-pubescentibus. bracteis setaceis minutis, calyce brevi repando — 4-dentato, corollae laciniis dorso pubescen- tibus. — Habitat in Brasilia ad Entrada dos Reyes. — Corolla profunde quadrifida, stamina quatuor libera longe excerta, legumen ignotum. Accedit haec species elegantissima ad sub- divisionem 11 lepidotarum Benth., sed nullibi est lepidota aut lepidoto-tomentosa. Mimosa unguis Cati Sieb. fl. mart. suppl. n. 38. Nequaquam, est nova species: Inga (Hymenodeae) leucantha Presl; ramis punctatis albidis, spinis petiolaribus rectis, folis con- jugato-pinnatis bigeminis, foliolis oblique oblongis aut oblique lanceolatis obtusis glabris membra- naceis, glandula in dichotomia petioli et inter foliola, capitulis globosis subgeminis in racemum terminalem dispositis, pedunculis albido-pubescentibus, floribus sericeis, — Habitat in Martinica Kohaut. Peuoli paruales pube densa brevi albido- velutini; foliola pollice longiora; calyx semilinealis: corolla bilinealis; stamina monadelpha. Legumen ignotum. — Vera Inga Unguis Cau in Sieberi fl, mart. n. 323 data est. Mimosa Julibrissin Sieb. fl. mart, suppl. n. 109 nec alius est nova Acaciae species ad A. Westianam et A. ripariam accedens: Acacıa (Vulgaris, 6. pennata) martinicensis Presl; arborea? aculeis rameis petiolaribus panicularibusque sparsis recurvis, ramulis striatis, petiolis pubescentibus basi glandula magna peltata et inter 6 — 8 pinnarum рама munitis, foliis bipinnatis, pinnis 15 — 20-jugis, foliolis 50 — 60-jugis lineari-oblongis obtusis ciliolatis, capi- tulis pedunculatis quinis in paniculam terminalem dispositis, pedunculis velutinis. — Habitat in Martinica Achaut. — Capitula parva, ex sicco flavescentia. Stamina indefinita, libera, Ova- rium villosum. Legumen ignotum. Differt ab A. Westiana numero pinnarum et foliolorum obtusorum ciliaterumque, glandularum numero, pubescentia, ramis striatis, capitulis peduncu- latis quinatis. Abh. V, 3. 63 496 Kart B. Presl, Mimosa coriacea Sieb, fl. mart. n. 325 nec alius — est Inga martinicensis Presl svmb. Mimosa corruccans Sieb. fl. mart. n. 324 — est Inga laurina Willd. — Alia nova Ingae species est: Inga (Euinga, apteropoda) verrucosa Presl; ramis petiolisque crebre verrucosis, foliis bijugis, foliolis. elliptieis acuminatis coriaceis basi in petiolum angustatis, glandula urceolata inter quovis par foliorum, stipulis lanceolatis obtusis erectis basi angustatis, pedunculis soli- tariis binisque axillaribus folio brevioribus, floribus dense spicatis, bracteis linearibus acutis, corolla calycem duplo superante, tubo stamineo longe exserto. — Habitat in Prasilia ad Bahiam, collegit Lhotsky — Glaberrima. Rami teretes sulcati albidi verrucis crebris sparsis semiglo- bosis obsiti; folia petiolo bi- trilineali insidentia, jugis 6 — 12 lineas distantibus; foliola jugi inferioris sesquipollicaria usque semitertium pollicem longa, jugi superioris tri- quadripolli- laria, omn'a coriacea in. petiolulum sesquilinealem angustata supra nitida subtus opaca; glan- dulae sessiles; stipulae 2 — 3 lineas longae coriaceae persistentes; pedunculi tripollicares teretes patentissimi; spica uni- sesquipollicaris; bracteae sesqui -unilineales ; calyx tubulosus striato-multinervius obtuse quinquedentatus tres lineas longus; corolla tubulosa sericea quin - queloba, lobis ovatis obtusis erectis; tubus stamineus polyander corollam duplo triplove ex- cedens purpureus; ovarium lineare teres glabrum; stylus longissimus filiformis; stigma capi- tellatum; legumen ignotum. — Affinis videtur I. tetraphyllae Mart., sed satis distincta. Acacia albida Delile fl. aeg. 143. t. 52. f. 3. Sieb. herb. aegypt. — Legumen a De- lilio et Candollio non visum et a Benthamio insufficienter. descriptum juxta specimen Siebe- rianum describo. — Lesumen sesquipollieem longum, 7 lineas latum, oblongum, compressum, glabrum, laeve, basi breviter supitatum, apice incurvum et styli basi persistente mucronatum, coriaceum, indehiscens, sutura superiore aculeis sparsis brevibus crassis muricatum, dispermum, — Accedit dubium Leguminosarum genus insequens : MICROLOBIUS Presl. Flores ignoti. Calyx fructifer breviter urceolatus quinquedentatus. Legumen sessile obovatum stylo persistenti obtuso hirsuto aristatum lignosum indehiscens mono- spermum, pericarpio carnoso. Semen...... — Frutex aut arbor mexicanus, inermis, ramis sparsis, divergentibus, teretibus, laeviter striatis, albidis. Folia sparsa, petiolata, abrupte pin- nata, bi- trijuga, foliolis petiolo partiali bi-quadrilineali tereti pubescente suffultis geminis. pin- nulis petiolulo semilineali tereti pubescente instructis decem — duodecimlinealibus obovatis coriaceis pinnatonerviis reticulatovenosis tenuissime cartilagineomarginatis molliter ciliatis supra glaberrimis subtus pubescentibus basi inaequalibus, latere nempe superiore obtusis, inferiore acutis et paululum brevioribus. Petiolus communis sesquipollicaris, pilis brevibus adpressis adspersus, supra canaliculatus, subtus teres, supra inter juga duo superiora foliolorum glandula subglobosa sessili instructus (si tantum duo juga foliolorum obveniunt, glandula inter utrum- que jugum obvenit), apice subtus ad ortum jugi supremi squamula ovata acuta persistente in- structus; partialis inarticulatus deciduus apice subtus ad ortum pinnularum quoque sguamula nunc descripta instructus. Stipulae subulatae persistentes erectae rigidae semilineales. Spicae fructiferae axillares pollicares pedunculo tri- quinquelineali tereti lignoso rimuloso glabro instructi, rachi tereti rimuloso-striata. Bracteae ignotae, Calyx fructifer (an totus?) vix semi- botanische Bemerkungen. 497 linealis urceolatus in denticulos quinque acutos aequales divisus. Vestigia corollae tubulosae usque ad medium in lacinias oblongo-lanceolatas quinquefidae. Vestigia quoque staminum, filamentis filiformibus liberis. Legumina sparsa, crebra, sessilia, duas lineas vix vel parum superantia, obovata, basi acuta, apice rotundata et stylo persistenti lineam longo crassiusculo tereti obtuso hirsuto lignoso concentrice aristata, indehiscentia, monosperma, cinereofuscescentia, pericarpio carnoso inaequaliter et irregulaliter rugoso, mesocarpio virescente, endocarpio flaves- cente lignoso. Semen ignotum, nam omnia legumina perscrutata vacua. — Stirps dubia, sed fructu valde memorabilis ; foliis accedit ad Mimosas Eumimosas, fructu ab omnibus Mimosaceis cognitis recedit. Diu credidi legumina esse ab ictu cujusdam insecti deformata et depravata, sed in duabus spicis adsunt viginti quatuor legumina, quae eandem figuram et conditiones reliquas praeseferunt, hinc non assumendum est, omnes flores a quodam insecto fuisse ictos et alteratos. Mierolebius mimosoides Presl, Habitat in Mexico. Ceratophyllum demersum Sieb. herb. aegypt. — est C. muricatum Chamis. *) Memecylon punctatum Presl in herb. Mus. boh.; ramis teretibus, foliis petiolatis lanceo- latis obtusis enervibus aveniis pellucido punctatis, umbellis breviter pedunculatis tri- novemfloris, calycis tubo globoso basi verrucoso, staminibus styloque petala ovato-triangularia acuminata excedentibus. — Habitat in India orientali ad Maulmine, ubi legit Helfer et Museo bohemico misit. Arbor aut frutex? Rami ramulique oppositi teretes folusque floribusque glaberriuii, juvenes lineis a foliorum basi decurrentibus acutis quadrangulares. Folia usque sesquipollicaria, petiolo tri- quadrilineali supra canaliculato suffulta, opposita, exstipulata, coriacea, decidua, elliptico- lanceolata, obtusa, basi acuta, integerrima, punctis crebris pellucidis insignia, subtus pallidiora et verruculis elevatis creberrimis instructa, praeter costam mediam prominulam enervia et avenia. Umbellae florum rarius axillares saepius in ramorum parte foliis denudata obvenientes, sessiles aut pedunculo uni- trilineali tereti suffultae, saepissime solitariae, rarius binae, saepe tri- subinde quinque-novemflorae, pedicellis bilinealibus teretibus ima basi bractea minima rudi- mentacea vix visibili instructis. Calyx lineam longus vix longior, tubo globoso ad basim ver- rucis copiosis instructo, limbo sinuato-remoteque quadridenticulato, intus fauce nervis sexdecim elevatis instructo. Petala quatuor, ovato-triangularia, acuminata, praeter nervum dorsalem eximium enervia, decidua, aestivatione contorta, fauci calvcis inserta, calycis dentibus alterna. Stamina octo, quatuor calycis dentibus, quatuor petalis opposita, cum petalis inserta, filamentis simplicibus erectis corollam fere duplo superantibus, antheris oblongis obtusis bilocularibus basi affixis, connectivo in rostrum obtusum curvatum producto, loculis basi acutis et foramine sub- rotundo dehiscentibus. Filamenta in alabastro brevissima et latissima, antheris deflexis, connectivo rhomboideo apice bifido basi breviter obtuseque rostrato. Ovarium calycis tubo adnatum et illi conforme, multi- (octo-) ovulatum, ovulis globosis placentae basiliari affixis. Stylus sim- plex. lineari-conicus, longitudine filamentorum. Stigma obtusum. Bacca sesquilineam longa, *) Omnem lectorem benevolum informare necesse videtur, seriem ordinum et generum iuterruptam aut syste- mati non consentaneam nulli aliae causae quam casui attribuendam esse, 63* 498 Karl B. Presl, globosa, calycis limbo coronata, unilocularis, monosperma. Semen cavitati baecae conforme, globosum, fusco-nigricans, rugulosum, placentae basiliari affixum, erectum , umbilico magno flavo nitidulo. — Variat foliis latioribus seu ovato-ellipticis. Puncta pellucida foliorum sub- inde minus conspicua, maceratione tamen optime visibilia. Callythrix glabra Sieb. fl. nov. Holl. n. 285 — est C. scabra Cand. Metrosideros albida Sieb. fl. nov. Holl. n. 319 — est Melaleuca viridiflora Gaert. Metrosideros pungens Reichb. in Sieb. fl. nov. Holl. n. 316 dosa Smith. est Melaleuca no- Melaleuca nodosa Sieb. fl. nov. Holl n. 318 et n. 549 — est Mel. ericifolia Smith. Metrosideros juniperoides Reichb. in Sieb. fl. n. Holl. n. 317 — est Melaleuca juni- peroides Cand. ž Melaleuca discolor Sieb, fl. nov. Holl. n. 329 — est M. thymifolia Smith. Myrtacea Sieb. fl. nov. Holl. suppl. n. 601 — est an Melaleuca genistifolia Smith ? Myrtacea Sieb. fl. nov. Holl. n. 528 — est Melaleuca squarrosa Smith. Myrtacea Sieb. fl. nov. Holl. n. 598 — est Acmena floribunda Cand. Myrtacea Sieb. fl. nov. Holl. n. 637 — est Callistemon Sieberi Cand. Eucalyptus Sieb. fl. nov. Holl. n. 593 — est E. persicifolia В. Cand. Eucalyptus incrassata Sieb. fl. nov. Holl. n. 477 — est E. persicifolia у. Cand. Sieb. fl. nov. Holl. n. 623 — est Eucalyptus punctata Cand. Sieb, fl. nov. Holl. n. 497 — est Eucalyptus micrantha Cand, Sieb. fl. nov. Holl. n. 583 — est Eucalyptus oblonga Cand. Sieb. fl. nov. Holl. n. 617 — est Eucalyptus ligustrina Cand. Sieb. fl. nov. Holl. n. 606 — est Eucalyptus pallens Cand. Metrosideros calyculatus Sieb. fl. nov. Holl. n. 545 — est Callistemon lineare Сапа. Melaleuca eriocephala Sieb. fl. nov. Holl. n. n. 322 — est Metrosideros capitata Smith. Leptospermum ambiguum Smith, Sieb. fl. nov. Holl. n. 524 — est Metrosideros cori- {опа Vent. Leptospermum eriocalyx Sieb. fl. nov. Holl. n. 313 — est L. parvifolium Smith. Myrtacea Sieb. fl. nov. Holl. n. 585 — est Baeckea diosmaefolia Rudge. Baeckea trichophylla Sieb. fl. nov. Holl. n. 280 — est B. linifolia Rudge. Baeckea fasciculata Sieb. fl. nov. Holl. n. 260 — est B. densifolia Smith. Baeckea carnosula Sieb. fl. nov. Holl. п. 218 — est B. brevifolia Cand. Cryptandra obovata Sieb. fl. nov. Holl. n. 129 — est nunc Bartlingia obovata Ad. Brongn. et ad Chamaelaucieas pertinet. Cordia paniculata Sieb. fl. mart. suppl. n. 80 — est Wilbrandia paniculata Presl in Oken Isis 1828. p. 213, in operibus Endlicheri et Walpersii ommissa et ad Myrtaceas pertinens. — Calycis tubus cum ovario connatus turbinatus striatus, limbus margo angustus integerrimus. Petala 5, lineari-lanceolata, acutiuscula, iotus usque supra medium villis albis tomentosa, in alabastro in gemmam oblongam stylo breviorem imbricata. Stamina 5, petalis alterna, disco botanische Bemerkungen. 499 lato inserta: filamenta libera aequalia subulata petalis duplo longiora, usque ad medium villis longis albis tomentosa, ante anthesim incurva, antherae ovatae biloculares parvae longitudinaliter dehiscentes. | Ovarium inferum , cum tubo calycis connatum, turbinatum, subangulatum, 5-ovulatum. Stylus simplex, staminibus brevior, deciduus, in alabastro stami- nibus parum longior. Stigma subglobosum bilobum. — Arbor aut frutex. Rami oppositi vel suboppositi, exstipulati. Folia magna tenuiter coriacea ovato -lanceolata acuminata inte- gerrima glaberrima in petiolum brevissimum angustata pinnatim nervosa, axillis nervorum pri- mariorum barbatis. Panicula terminalis ramosissima ebracteata, rachibus pulvereo- pubescen- tibus. Fructus ignotus, Sieb. fl. Trin. n. 148 — est Jambosa purpurascens Cand. Psidium chinense Sieb. fl. maur. ed. 1. suppl n. 35 — videtur potius P. Catt- leyanum Sabine. Eugenia ferruginea Hilsenb. in Sieb. fl. maur. ed. 1, n. 169, quam in Oken Isis 1828 p. 274 Psidium ferrugineum nominavi, — an potius Jossiniae species? Eugenia cymosa Sieb. fl. maur, ed. 1. n. 170 non est planta Lamarkii, hinc non est Syzygium cymosum Candollei, nec Eugeniae species, uti in Oken Isis 1828 p. 274 sub nomine Е. mascarensis proposui, sed nova Syzygu species: 5. Sreberianum Presl; foliis ovato-lanceolatis acuminatis undulatis glaberrimis penninerviis coriaceis subtus glaucis, cymis terminalibus tricho- tomis, calyce quinquedentato, dentibus rotundatis. — Petioli 4 lin. longi; foliorum limbus 21 poll. longus, pollicem latus; nervi transversi subtus prominentes, venulae reticulatae. Cyma multiflora. Flores inter congeneres majores, calyx nempe tres lineas longus. Stamina calyce longiora. — Differt a S. cymoso foliis petiolaus penninerviis subtus glaucis, calycibus 5-dentatis. Eugenia elliptica. Sieb. fl. maur. ed. 1. suppl. n. 36 — est E. venosa Lam., seu nunc Jambosa venosa Cand. Eugenia Sieb. fl. maur. ed 2. n. 98 — est forsitan Syzygium latifolium ex Candolle. Eugenia paniculata Sieb. fl. mart. n. 137 — est Myrcia ferruginea Cand. Sieb. fl. Trin. n. 245 — est Eugenia Parkeriana Cand. Sieb. fl. Trin. n. 222 — est Eugenia Sieberiana Cand. Myrtus dioica Sieb. fl. Trin. n. 94 — est Eugenia Trinitatis Cand. Myrtus Pimenta Sieb. fl maur. ed. 2. n. 167 — est nunc Eugenia Pimenta Cand. Myrtus splendens Sieb. fl. mart. n. 138 — est nunc Myrcia splendens Cand. Myrtus virgultosa Sieb. fl. mart. suppl. n. 47 — est Myrcia muluflora Cand. Sieb. fl. Trin n. 111 et n. 220 — est Myrcia sororia Cand. Myrtus coriacea Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 102 — est Syzygium glomeratum Cand. Myrtus* acris Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 101 — est juxta beat. Candolle varietas Syzygii glomerati, mihi potius nova species videtur, nempe Syzygium Sieberianum supra descriptum. Sieb. fl. mart. n. 393 — est Calyptranthes Syzygium Sw. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 98 — est Syzygium obovatum Cand. 500 Karl В. Presl, Calyptranthes Sieb. fl. maur, ed. 2. n. 99 — est Syzygium obovatum Cand.*) — Alia novague species hujus generis est: Syzygtum longiflorum Presl; glaberrimum, foliis petiolatis elliptico-lanceolatis acuminatis obtusis tenuissime nervosis basi acutis, cyma terminali sessili trichotoma multiflora, calycis quadrifidi tubo turbinato pedicellum triplo superante, laciniis rotundatis, petalis obovatis, stylo elongato. — Habitat in insulis Philippinis, legit cl. Cuming. — Ramuli teretiusculi grisei apice angulati; folia opposita petiolis bilinealibus tenuibus supra canaliculatis insidentia 13 — 21 pol- licem longa coriacea subtus pallidiora nervis primariis pinnatis crebris tenuissimis instructa ; cyma in summitate ramuli annui terminalis sessilis a basi trichotoma ramosa multiflora, ramis angulatis; pediceili unam. usque semilineam longi angulati basi bractea minuta lanceolata acuta fugaci suffulti, exsiccati nigrescentes; calycis (exsiccati nigricantis) tubus plus quam bilinealis turbinatus in pedicellum angustatus, limbus lineam vix longus persistens patentissimus ; petala quatuor, patentia, alba(?, calycis limbo duplo triplove longiora ; stamina plurima fundo calycis inserta. decidua, filamenus filiformibus, antheris ovato-subglobosis; ovarium pauciovulatum, stylus filiformis elongatus; stigma acutum: fructus ignotus. Myrtacea Drege pl. cap. n. 3516 — est Eriudaphus Eckloni Nees, nunc Phoberos Eckloni Arnott, cum genus Neesianum generi Loureiriano inserendum. Eodem modo Eriu- daphos Zeyheri Nees est Phoberos Zeyheri Presl et Е. Mundii Eckl. Zeyh. n. 1755 est P. Mundi Presl, Jambosa cyminifera E. Meyer in Drege pl. cap. — est Syzygium cyminiferum Presl. Drege pl. cap. n. 5366 — est Eugenia Zeyheri Harv. Drege pl. cap. n. 5367 — est Eugenia? capensis Harv, Jussieua octovalvis Sieb. fl. mart. п. 115 — est J. octofila Сапа. Jussieua repens Sieb. fl. maur, ed. 2, n. 223 — est J. mauritiana Presl. — Differt a genuina J. repente foliis oblongo-lanceolatis obtusis utrinque nitidulis, pedicellis calycis longi- tudine (folio dimidio longis), calycis tubo capsulaque teretibus supra medium bicallosis undique glabris, lobis calycinis quinque lanceolatis acutis apicem versus hirtulis. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 344 — est Memecylon sphaerocarpum Cand. Rhexia Chamaeeistus Sieb. fl. mart. n. 297 — est Chaetogastra strigosa Cand. Rhexia trichotoma Sieb. fl. mart. n. 99 — est R. glomerata Rottb., nunc Osbeckia glomerata Cand. Sieb. fl, Trin. n. 59 — est Melastoma umbrosa Sw., nunc Sagraea umbrosa Cand. Melastoma hirta Sieb. fl. mart. n. 299 — est nunc Clidemia hirta Cand. — Ia alia collectione plantarum martinicensium est Clidemia erenata Cand., quemadmodum in Oken Isis 1828 p. 272 affirmavi, Alia hucusque indeseripta species est Clidemia glabriflera Presl; ramis basi teretibus apice tetragonis rufo-hirsutis, foliis petiolatis oblongo-ellipticis acuminatis longe ciliatis trinerviis supra glabris subtus praesertim in nervis hirsutis, petiolis longissime ciliato- *) Syzygium obovatum Wall. cat. n. 3552 — est a specie homonyma Candolliana diversum, indeS. Wallichianum Presl Syzygium cinereum Wall. cat. n. 3576 duplicem includit speciem, quarum alteram S. cinerascens appello, botanische Bemerkungen. 501 hirsutis, paniculae terminalis ramis bifidis simplicibusve, floribus secundis imbricatis glaberrimis bracteas ovatas ciliatas scariosas multoties superantibus, calycis laciniis ovatis obtusis brevibus, bacca glaberrima globosa, — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro Lhctsky. — Folia juniora supra in nervo medio hirsuta; rachis paniculae tetragona hirsuta; petala obovata purpurascentia; stamina 10, antheris purpureis inclinatis linearibus inappendiculatis erostratis uniporosis fila- mento plano aequilongis; stylus simplex; stigma punctiforme; bacca limbo calycis repando coronata trilocularis polysperma: semina ovato -subglobosa flava, umbilico purpureo magno. Sieb. fl. Trin. n. 65 — est Clidemia crenata Cand. est Clidemia crenata Cand. Melastoma Sieb, fl. Trin, n. 66 — est Clidemia lanata Cand. Melastoma hirta Poepp. pl. cub. Melastoma Sieb. fl. Trin. n. 63 — est an Clidemiae species, Specimen absque floribus et fructibus. Melastoma Sieb. fl. Trin. n. 64 — videtur Tschudya rufescens Cand. Melastoma Tamonea Sieb. fl. mart. n. 298 — est Diplochita Fothergilla Cand. var. £. lasiopoda, petiolis carina hirsutis, — An propria species? Sieb. fl. Trin. n. 218 — est Conostegia calyptrata Don. Melastoma calyptratum Sieb. fl. mart. n. 118 — est M. lutescens Vahl, seu nunc Cono- stegia lutescens Ser. Melastoma eleagnoides Sieb. fl. mart. n. 117 — quod in Oken Isis 1828 p. 272 M. argyratum nominavi, — est M. discolor Lin., nunc Tetrazygia discolor Cand. Melastoma eleagnoides Sieb. fl. Trin. n. 61 — est Tetrazygia discolor Cand. Melastoma arborescens Sieb. fl. mart, n. 119 — est Blakea pulverulenta Vahl. Sieb. fl. Trin. п. 260 — est Mikonia Sieberi Сапа. Melastoma myricoides Sieb. fl. mart. suppl. 48 — est Miconia Sieberi Cand. — Habui olim pro M. montano Sw., sed false. Melastoma Sieb. fl. Trin. n. 61 — est verosimiliter quaedam Miconiae species. Sieb. fl. Trin. n. 255 — est quoque verosimiliter quaedam Miconiae species. Melastoma splendens Sieb. fl. mart. n. 120 nec Sw. nec alius, quod in Oken Isis L c, M. martinicense appellavi, est verosimiliter Miconiae species, quam M. martinicensem dico. Melastoma acuminatum Sieb. fl. mart. n. 116 — est M. pendulifolia Bonpl, nunc Miconia pendulifolia Cand. — Habui olim pro nova specie et in Oken Isis l. c. M. aspersum nominavi. Melastoma Sieb. fl. mart, suppl. n. 113 — est Charianthus ciliatus Cand. — In Oken Isis I. c. M. aculeatum nominavi. Sieb. fl. Trin. n. 219 — est Charianthus ciliatus Cand. Melothria pendula Sieb. fl. mart. n. 225 — est Momordica Charantia Lin. Modecca septemloba E. Meyer in Drege pl. cap. — est Ceratosicyos Eckloni Nees. Momordica quinqueloba E. Meyer in Drege pl. cap. — est Cephalandra quinqueloba Schrad. Bryonia scabra Th., Drege pl. cap. — est Pilogyne Eckloni Schrad., seu Zehneria Eskloni Endl. 502 Karl B. Presl, Bryonia scabra var, E. Meyer in Drege pl. cap. — est Pilogyne velutina Schrad, seu Zehneria velutina Arnott. Bryonia grossulariaefolia E. Meyer in Drege — est Coniandra grossulariaefolia Arnott, seu Kedrostis (Medic. phil. bot. II. 69) grossulariaefolia Presl. Bryonia scabrella Sieb. fl. mart. suppl. n. 55. — Nullomodo planta Linnei, sed potius nova species: Bryonia asperifclia Presl; caule sulcato glabro, foliis cordatis trilobis dentatis utrinque calloso-hispidis, lobis lateralibus dilatatis angulatis, medio longiore, petiolis laevius- culis striatis, pedunculis femineis 2 — 3 fasciculatis deflexis laevibus petiolo duplo brevioribus, fructibus globosis glabris dispermis, seminibus compressis angulatis tuberculatis, — Folia usque quadripollicaria, utrinque muricibus callosis cartilagineis albis acutis rectis e basi lata rotunda exorientibus obsita, ‘apicibus muricum abruptis et basi lata remanente quasi squamis obsita. Petioli pollicares, glabri aut muricibus raris adspersi. Flores masculi ignoti. Fructus magni- cudine Cerasi, e sicco flavi. Semina. immarginata, fusca, velutina, Passiflora Sieb. fl. mart. suppl. n. 5 — est nova species: Passiflora (Cieca) Kohautiana Presl; involucro nullo, calyce quinquelobo, pedicellis axillaribus geminis petiolum aequantibus, stipulis setaceis, foliis glabris eglandulosis subpeltatis quinquenerviis ad medium trilobis, lobis ovatis acutis, lateralibus divergentibus, medio paullo majore, petiolis medio biglandulosis. — In Martinica legit Kohaut. — Flores parvi uti in P, minima. Foliis peltatis ad P. peltatam accedit, reliquis notis tamen longe discedit. Passiflora quadrangularis Sieb. Я. maur, ed. 1. suppl. n. 34. — Neguaguam ; est nova species: Passiflora (Granadilla) mascarensis Presl; involucro sub flore triphyllo, foliolis ovatis acutis integerrimis, calyce decemlobo, corona immaculata calvcis lobis exterioribus aequilonga, pedicellis axillaribus solitariis petiolo aequilongis, foliis glabris ovatis acuminatis integerrimis penninerviis basi acutis, petiolis medio biglandulosis, stipulis ovatis acutis integris, ramis alato- tetragonis. — Habitat in insula Mauritii Hilsenberg. — Differt a P. quadrangulari et P. mau- ritiana petiolis biglandulosis, foliis basi acutis, bracteis ovatis; a P. laurifolia differt stipulis Glandulae petio- petiolo quadruplo brevioribus ovatis acutis, bracteis ovatis acutis integris. lorum satis magnae; pedicelli angulati; flos magnus P. caerulea non minor, ut videtur e sicco, albus; corona immaculata. Pharnaceum incanum Lin. Sieb. fl. cap. n. 210 — est nunc Ginginsia elongata Cand. Sieb. fl. cap. n. 151 — est Polpoda capensis Presl symb. bot. 1. p. 1. t. 1. Drege pl. cap. n. 8262 — est Polpoda capensis Presl, cujus synonyma sunt Blepha- rolepis Zeyheriana Nees in Lindl. intr. p. 442 et Herniaria lenticulata Thunb. nec Lin. Paronychia pubescens Herb. pyr. un. it. — est Herniaria alpina. Illecebrum Paronychia Sieb. herb. cret, — est Paronychia serpyllifolia. Nesaeae aíf. genus. Bert. herb. n. 459. Un. it. (ad flumen Cachapual) — est Pleuro- phora polyandra Hook. Arn. bot. misc. 3. p. 315 — seu Nesaea polyandra Steud. in Flora 1842. p. 472. Nesaea diversum genus. Bert. herb. n. 1176 Un, it. (ad Quillota) — est Pleurophora pusilla Hook. Arn. bot. misc. 3. р. 316 — seu Nesaea pusilla Steud. in Flora 1842. p. 473. botanische Bemerkungen. 503 Nesaea? Bert. herb. n. 461. un. it. (ad S. Joaquin, Chile) — est Nesaea pusilla £. minima Steud. in Flora 1842. p. 473. Nesaeae an Cupheae spec. Bert. herb. n. 460 un. it. (ad flumen Cachapual, Chile) — est Pleurophora pungens Don in edinb. new phil. jour. 12. p. 112 — seu Nesaea recta Steud. in Flora 1842. p. 413. Nesaea videtur genus divers. Bert. herb. n. 1177 un. it. (ad Quillota, Chile) — est N. squarrosa Steud. in Flora 1842. p. 473. Peplis biflora Salzm. pl, hisp. — est P. australis Gay, nunc Middendorfia hamulosa Trautvetter in Flora 1842. p. 496. Altera species: Middendorfia borysthenica Trautv. l. c. est e Pepl. borysthenica Bieb. exstructa. Cotyledon lutea Sieb. herb. cret. — est C. Umbilicus. Loasa lateritia Gill. et Hook, — est Caiophora lateritia Presl. Cnidone mentzelioides E. Meyer in Drege — est Fissenia arabica Brown ms. Combretum Drege pl. cap. n. 6849 a — est C. Dregeanum Presl, glaberrimum, foliis petiolatis lanceolatis utrinque acutis, racemis axillaribus paucifloris, fructibus pedicellatis stipi- tatis orbicularibus utrinque retuso - emarginatis late alatis, alis quatuor integerrimis. Habitat ad Caput bonae spei. — Affine C. salicifolio E. Meyer in Drege pl. cap., sed fructibus diversum. Sieb. fl. Trin. n. 223 — est Cyrilla antillana. Weinmannia trifoliata Thunb. Drege, Eckl. herb. cap. — a genuinis generis speciebus differt, et novum genus constituit. Trimerisma Presl. Calyx 4-fidus persistens. Petala 4, trifida. Stamina 8, antheris subglobosis bilocularibus discretis, filamentis apice (ultra antheram) glandulam subglobosam coloratam gerentibus. Ovarium ovatum subglobosum. Styli 2, erecti, persistentes. Stigmata 2, divergentia. Capsula coriacea, ovata, anceps, apice plana, bilocu- laris, septo diametrum breviorem occupante medio utrinque placentifero. Semina in quovis loculo 1 — 2, lineari-oblonga, subtriquetra. — Flores paniculato - corymbosi. Alabastrum semi- octaëdricum. Trimerisma trifoliata Presl. — Alia nova Saxifragacea est sequens: Escallonia (Stereoxylum) Airsuta Presl; hirsuta, foliis obovatis obtusis mucronulatis calloso-denticulatis, racemo terminali composito coarctato, bracteis lanceolatis acutis obsolete denticulatis in petiolum angustatis, bracteolis setaceis, calycis laciniis subulatis erectis tubo brevioribus, corolla glabra. — Habitat in Chile, ubi legit clar. Cuming. — Magnitudo fruticis ignota. Rami teretes glabri. Ramuli angulati pilis simplicibus rigidulis rectis albidis paten- tissimis crebris hirsuti, apice floriferi. Folia decem — quatuordecim lineas longa, septem — novem lineas lata, sparsa tenuiter coriacea petiolata obovata obtuse calloso-mucronulata aequa- liter acute calloseque denticulata, in petiolum uni- trilinealem hirsutum semiteretem angu- stata, pinnatonervia venosa utrinque hirsuta, supra demum costa media excepta calvescentia, subtus pallidiora et hirsutiora, plana, sempervirentia, delapsa cicatrices semilunatas prominulas derelinquentia. Racemus bi- tripollicaris terminalis compositus multiflorus coarctatus. Flores sparsi, Bracteae semitertiam lineam longae unam latae, lanceolatae acutae obsolete acuteque denticulatae in petiolum brevissimum angustatae utrinque hirsutae. Pedicelli bi- sesquilineales Abh. V, 3. 64 504 Karl B. Presl, erectopatentes teretes hirsuti bracteolati, Bracteolae linea breviores vel lineam subaeguantes alternae linearisetaceae erectopatentes hirsutae. Calycis hirsuti tubus lineam longus turbinatus in pedicellum angustatus hirsutus enervis (nervi saltem non conspicui), laciniae linea breviores subulatae erectae sinubus rotundatis interstinctae. Corolla glaberrima rubra (?) pentapetala, petalis cum calycis laciniis alternantibus, ungue trilineali erecto plano, limbo sesguilineali ob- ovato flabellatim nervoso patente. Stamina quinque, petalis paullo breviora et cum illis alter- nantia, erecta, glaberrima, filamentis compresso - filiformibus, antheris lineam longis lineari- oblongis obtusis medio dorso insertis introrsis bilocularibus basi bilobis, loculis longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium calycis tubo arcte adcretum turbinatum subbiloculare multiovulatum, Stylus longitudine staminum, erectus rectus laeviter angulatus, basi urceolo ovaliconico ob- tuso pervio quinquedentato longitudinaliter quinquestriato colorato instructus, Stigma capitato- orbiculatum , laeviter bilobum. Fructus ignotus. — Ab omnibus speciebus notis sectionis Stereoxylum nominatae differt hirsutie, foliis. floribusque. Hydrocotyle mollissima E, Meyer in Drege — verosimiliter tantum varietas Н villosae. Hydrocotyle Drege pl. cap. n 7610 — est H, viliosa. Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 1613 — est H. hermanniaefolia Eckl. Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 1839 — est H. alpina Eckl. Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 1622 a et b — est H. rigescens Eckl. Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 7621 a et 7623 — est H. macrocarpa Rich. Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 7620 — est H. filicaulis Eckl, Hydrocotyle Drege pl. cap. n. 1624 — est verosimiliter H. alpina Eckl. var. lanigera. Hydrocotyle americana Poepp. pl. cub. — est H. polystachya Rich. Alepidea longifolia E. Meyer in Drege — est A. amatymbica Eckl. Alepidea cordata E. Meyer in Drege — est A. serrata Eckl. Apium graveolens Drege pl. cap. exs. a — est A. decumbens Eckl. Bunium Bulbocastanum Herb. smyr. un. it, — est B. ferulaefolium Desf. Heteromorpha arborescens var. trifoliata E. Meyer in Drege pl. cap. exs. — est H. trifoliata Eckl. et Zeyh. n. 2204. Lichtensteinia Drege pl. cap. n. 1631 — est L, Beiliana Eckl. Lichtensteinia pyrethrifolia Drege pl. cap. — est verosimiliter L. Sprengeliana Eckl. Oenanthe inebrians Sieb. fl. cap. n. 222 — certe non est Lichtensteinia pyrethrifolia, et est aut genuina species Thunbergiana aut nova O. tenuifoliae affinis species, quam О. sese- lordes appello. — Glabra, caulis teres striatus ramosus foliosus, folia inferiora tripinnata vaginae amplexanti striatae pollicari margine scariosae insidentia, segmentis linearibus rigidis calloso- mucronatis utrinque sulcatis, suprema trifida simpliciave, segmentis elongatis lineari-filiformibus, involucrum. 4-phyllum inaequale, foliolo uno radii longitudine, aut heptaphyllum aequale, foliolis oblongis acuminatis membranaceis radio brevioribus, involucella 7-phylla minora ejus- dem formae. Umbella 12-radiata. Flores albi. Ovarium glabrum. Pimpinella dissecta Sieb. herb. cret. — est Seseli creticum Presl. Ferula Ferulago Sieb. herb. cret. — est F. communis Lin. botanische Bemerkungen. 505 Acroglyphe flexuosa E. Meyer in Drege pl. cap. — est Annesorhiza hirsuta Eckl. n. 2215. Lepisma paniculatam E. Meyer in Drege — est ob animal homonymum Lepiselinum paniculatum Presl. Heteroptilis arenaria E. Meyer in Drege pl. cap. — est Cnidium suffruticosum Cham. et Schl. fide specim. ab Ecklonio sub. n. 2228 distributi. Analyrium millefolium E. Meyer in Drege pl. cap. — est Ferula meifolia Eckl. n. 2230, sed revera novum a Ferula valde diversum genus esse videtur. Peucedanum tenuifolium Sieb. fl. cap. n. 212 — est Ferula stricta Spreng. Peucedanum frutescens E. Meyer in Drege pl. cap. — est Dregea virgata Eckl. Peucedanum? elongatum E. Meyer in Drege pl. cap. — an var. angustissima Oreoselini uliginosi Eckl. n. 2238? Bubon? multiradiatum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Oreoselinum uliginosum Eckl. Bubon? multiradiatum a E. Meyer in Drege pl. cap. — est Oreoselinum uliginosum var. angustilobum et verosimiliter idem cum Peucedano elongato E. Meyer. Bubon tenuifolium E. Meyer in Drege pl. cap. — est O. uliginosum В. glaucum Eckl. var., sed O. glaucum est propria species. Bubon gummiferum E. Meyer in Drege пес Lin. — est Oreoselinum uliginosum В. glaucum Eckl., seu O. glaucum Presl, cum certe propriam speciem sistere videtur. Stenosenis teretifolia E. Meyer in Drege pl. cap. — est Krubera caffra Eckl. n. 2253. Hermas quinquedentata Drege pl. cap. — est H. quercifolia Eckl. Drege pl. cap. n. 2311 — est Trichocladus crinitus Pers. Trichocladus ellipticus Eckl. Zeyh. en. — est T. crinitus Pers. Trichocladus crinitus Eckl. Zeyh. en, — est T. Ecklonianus Presl. Trichocladus verticillatus Eckl, Zeyh. n. 2271 — est Apocynacea, nempe Christya spe- ciosa Ward et Harv, Viscum obscurum Sieb. fl. mart. n. 227 nec Thunb. — est V. latifolium Sw. Non obstat venositas foliorum superioris paginae, quae solummodo exsiccationi attribuenda, cum inferior pagina foliorum nervis et venis omnino caret. Viscum verticillatum Sieb. fl. mart. п. 226 — est V. macrostachyum Jacq. Viscum Drege pl. cap. n. 7650 a — videtur V. pauciflorum Lin. esse. Viscum pauciflorum Drege pl. cap. nec Liu. — est V. oliganthum Presl. Viscum Drege pl. cap. n. 1653 a et b — est V. robustum Eckl. Viscum capense Drege pl. cap. — est V. robustum Eckl. Viscum continuum E. M. in Drege pl. cap. — est V. capense Lin. Viscum rotundifolium Drege pl cap. — est V. glaucum Eckl. Viscum anceps E. Meyer. — Nomen mutandum in V. Sertularia Presl, Loranthus americanus Sieb. fl. mart. n, 95 — est L. martinicensis Presl in Schult. syst. Loranthus croceus E. M. in Drege — est L. oleaefolius Chanfř et Schlecht. Loranthus ovalis E, Meyer in Drege pl. cap. — est verosimiliter L. glaucus fructifer folis majoribus. 506 Karl B. Presl, Loranthus elegans Cham. et Schl. ex specimine Eckloniano nil aliud guam L. oleae- folius eorumdem auctorum. Loranthus oleaefolius Drege pl. cap. — est verosimiliter species nova interim L. Meyeri Presl nuncupanda. Panax caribaea Sieb. fl. mart. n. 290 — est P. attenuatum Sw. Araliacea Sieb. fl. maur. ed. 2. п. 197 — est Gastonia cutispongia Lam. Aralia capitata Sieb. fl. mart. n. 94 — est A. catalpaefolia HBK., nunc Hedera catal- paefolia Cand. Declieuxia prunelloides Klotzsch in Eckl. et Zeyh. enum, — est Diotocarpus prunel- loides Hochst, in Flora. Randia rudis E. Meyer in Drege pl. cap. — est Psilostoma ciliatum Klotzsch. Pavetta lanceolata Eckl. prioritatem habet contra P. lanceolatam E. Meyer. Diodia Drege pl. cap. n. 1659 — est Oldenlandiae spec. — An O. capensis Thunb. ? tamen caulis non villosus, sed foliisque setulis parvis scaber. Wallenia laurifolia Sieb. fl. mart. suppl. n. 112 — est Erythalis fruticosa. Erithalis fruticosa Sieb. fl. mart. n. 100. cata, 10-locularis, 5-sperma, loculis nempe 5 abortientibus. Semina compressa semiorbiculata Nequaquam. Васса subglobosa, 10- sul- rugosa ossea. — Verosimiliter Psychotria grandis Sw. Chiococcae racemosae affinis Sieb. fl. Trin. n. 38 — est Ch. anguifuga Mart. spec. mat, med. bras. t. 5. Pavetta Cornelia Reichb. in Sieb, fl. seneg. n. 21 — est Canthium Cornelia Schlech. et Cham. in Linn. 4. p. 15. Cephalanthus africanus Reichenb. in Sieb. fl. seneg. n. 20 — est Nauclea africana Willd. Knoxia senegalensis Reichenb. in Sieb. fl. seneg. n. 9 — est Kohautia senegalensis Cham. et Schlech. in Linn. 4. p. 156. Guettarda rugosa Sieb. fl. mart. n. 58 — est G. argentea Lam. dict. 3. p. 54. Ш. t. 154. Г. 1. ex Cham. in Linn. 4. p. 182. Guettarda barbinervis Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 61 — est Antirhoea dioica Bory f. barbinervis Cand. Guettarda acuminata Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 60 — est Antirhoea dioica Bory ;. acu- minata Сава. Sieb. fl. Trin. n. 112 — est Guettarda resinosa Pers. n Sieb. fl. Trin. n. 268 — est Rauwolfia latifolia Cand. Sieb. fl. Trin. n. 326 et Sieb. fl. mart. n. 14 — est Apocynacea quaedam. Duhamelia chrysantha Poepp. pl. cub. — est Palicourea crocea R. S. Sieb. fl. Trin. n. 236 — est Psychotria capitellata Cand. Psychotria trifblia Sieb. fl. mart. n. 14 — est Rauwolfia latifolia Cand. Psychotria obtusifolia Lam.? Drege pl. cap. — est Canthium obovatum Klotzsch, nunc Mitrastigma lucidum Harvey in Hook, lond. jour. of Bot. I. 20. betanische Bemerkungen. 507 Psychotria Drege pl. cap. n. 2361 — est Canthium pyrifolium Klotzsch, nunc Mitra- sigma lucidum Harvey in Hook. lond. journ. of Bot. I. 20. Psychotria Drege pl. cap. n. 3470 a — nulla est Rubiacea, nam folia alterna exsu- pulata ovariumque superum contradicunt: est nempe Pittosporum viridiflorum. Psychotria corymbosa Sieb. fl. mart. n. 18 — est Aegiphila martinicensis. Psychotria Sieb. fl. trin. n. 53 — non est Rubiacea. Folia alterna alium. ordinem indicant. Psychotria glabrata Sieb. fl. mart. n. 13 — est an P. tenuifolia Sw.; an potius Chione glabra Rich.? Sieb. fl. Trin. n. 256 — est Psychotria chimarrhoides Cand. Psychotria Sieb. fl. mart. suppl. n. 16 — est P. chimarrhoides Cand. Psychotria capitata Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 56 — est Chasalia capitata Cand. Psychotria? Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 57 — est Chasalia psychotrioides Cand. Psychotria Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 211 — est Chasalia stipulacea Cand. Psychotria Sieb. fl. maur. ed. 2. .'353 — est Chasalia Boryana Cand. Psychotria grandifolia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 55 — est Chasalia grandifolia Cand. Psychotria Sieb. fl. maur. ed 2. n. 54 — est Gaertnera truncata Cand. Psychotria Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 55 — est Gaertnera Sieberi Presl. Psychotria Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 332 est Gaertnera hebepoda Cand. — Alia nova Psychotriae species est sequens: Psychotria vestita. Presl; fruticosa (?), ramis teretibus glabris, foliis late lanceolatis acuminatis ciliatis supra glabris subtus ad nervos venasque pubescentibus basi acutis, stipulis ovatis acutis ciliatis bipartitis persistentibus, panicula terminali pedunculata pubescente, bracteis bracteolisque linearibus, calycis dentibus ovatis obtusis ciliatis, corolla tomentosa, bacca sub- globosa decemcostata. — Habitat ad Rio de Janeiro Brasiliae, legit Lhotsky. — Arbuscula? frutex ? Rami glabri tenuiter striati. Folia usque semipedem longa, usque tres pollices lata, tenuiter coriacea, petiolo usque semipollicari glabro subtus striato supra canaliculato instructa. Stipulae petiolo duplo breviores, basi ima connatae, coriaceae erectae adpressae. Panicula pedunculo usque sesquipollicari instructa, terminalis ramosissima multiflora, ramis sparsis divaricatis ramu- lisque pubescentibus pedunculoque angulato-striatis. Bracteae supra basim ramorum insidentes lineales bracteolisque semilinealibus acutae ciliatae pubescentes. Calycis tubus lineae triente brevior turbinatus glaber quinquesulcatus, Jimbus semilinealis quinquedentatus persistens, dentibus ovatis obtusis aut acutiusculis ciliatis. Corolla tres lineas longa aut parum longior, dense tomentosa, tubo subcylindraceo, limbo quinquefido intus fauceque glabro, laciniis ob- longis obtusis patentibus. Stamina quinque, glabra, filamentis fauci corollae insertis brevibus, antheris lineam circiter longis exsertis linearibus obtusis dorso aflıxis basi cordatis, loculis parallelis basi acutis. Stylus filiformis exsertus basi annulo carnoso cinctus. Stigmata duo linearia plana velutina. Bacca magnitudine Piperis, subglobosa, calyce coronata, decemcostata, glabra, dipyrena, pyrenis monospermis facie planis dorso costatis. Semen cavitati conforme erectum. Embryo brevissimus, in albumine corneo excentricus orthotropus. 508 Karl B. Presl, Melanea verticillata Sieb. Я. maur. ed. 2, n, 264 — est Danais rotundifolia Poir, Oxyanthus cymosus Reichenb. in Sieb. fl. maur. ed. 2. п. 19 — est Mussaenda Stad- manni Mich. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 18 — est Mussaenda arcuata Lam. Mussaenda lanceolata Sieb. fl. maur. ed. 1. п. 125 — est Bertiera Zaluzania Gaert., quae admodum affinis B. gujanensi Aubl. Mussaenda racemosa Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 362 — est Bertiera Zaluzania Gaertn. Bractearia durissima Poepp. pl. cub. — est Mussaenda speciosa Poir. seu Macrocnemum speciosum Jacq. — Sprengel inde novam speciem effecit, quae Mussaenda cubensis dicitur. Sieb. fl. trin. n. 215 — est Possoqueria Trinitatis Cand. Coccocypsilum uniflorum (specimen floridum) Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 100 — est Fernelia buxifolia Lam. Coccocypsilum uniflorum (specim. fructif.) Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 100 — est Fer- nelia obovata Lam, Sieb. fl. Trin. n. 327 — est Sabicea hirta Sw. Sieb. fl. Trin. п. 32 — est Hamelia latifolia Reichenb. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 11 et 138 — est Vangueria edulis. — Vangueria verrucosa videtur Loganiacea seu Solanacea. Rubiacea Sieb, fl. maur. ed. 2. n. 103 — est Myonima myrtifolia Lam. Faramea corymbosa Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 62 — est Myonima multiflora Rich. Faramea Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 63 — est Myonima multiflora у. ovata. Nonatelia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 90 — est Erythroxylon sideroxyloides Cand. Nonatelia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 91 — est Erythroxylon hypericifolium Cand. Nonatelia lutea Sieb. fl. mart. n. 15 — est Tabernaemontana citrifolia Lin. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 82 — est Paederia foetida. Sieb. fl. Trin. n. 201 — est Ixora Bandhuca Roxb. Ixora Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 66 — videtur Solanacea? Ixora coccinea Sieb. fl. maur. ed. 1. suppl. n. 45 — est I. grandiflora Ker. Sieb. fl. Trin. n. 44 — est Coffea gujanensis Aubl. Sieb. fl. Trin. n. 28 — est Palicourea сгосеа. Coffea capitata Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 335 — est Chasalia coffeoides Cand. Coffea divaricata Tausch in Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 271 — est Chasalia divarı- cata Cand. Nonatelia clusiaefolia Reichb. in Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 89 — est Chasalia clusiae- folia Cand, Sieb. fl. Trin. n. 41 — est Cephaélis tomentosa. Sieb. fl. Trin. n. 303 — videtur Borreria verticillata esse. Borreria verticillata Sieb. fl. seneg. n. 10 — est B. Kohautiana Cham. et Schl. Bigelowia parviflora Sieb, fl. maur. ed. 2. n. 144 — est Borreria repens Cand. Spermacocce radiata Sieb. fl. seneg. n. 8 — est Borreria radiata Cand. botanische Bemerkungen. 509 Spermacocce calycoptera Decaisne (an. sc. nat. И. 267) et Herb. arab. un. it. n. 360 — est potius novum genus: Pterostephus. Calycis tubi superior pars cylindrica, cum ovario articulata et decidua, limbus bipartitus, laciniis lanceolatis foliaceis subserratis. Corolla infundibuliformis, limbo guadrilobo, Stamina 4, inclusa, tubo corollae inserta, duobus sessilibus. Ovarium in- ferum, biloculare, disco epigyno nullo. Stylus simplex. Stigma simplex. Capsula nuda, dicocca, apice bipartibilis, coccis monospermis linearibus teretibus scabris apice aristato- mucronatis et oblique truncatis, intus sulco tenui longitudinali instructis. Semen oblongum, dorso convexum, facie planum, sulco longitudinali notatum, Embryo rectus in axi albuminis carnosi, cotyledonibus foliaceis, radieula infera, — Laciniae calycis sub anthesi longitudine corollae, demum excrescentes et sépala aemulantes. — Pterostephus calycopterus a clar. pl. orient. auctoribus Jaubert et Spach (p. 140 et 147 t. 80) ad Gailloniam refertur, et dicitur Gaillonia (Pterostephus) calycoptera, sed genuinae Gailloniae ab auctoribus plantarum orien- lalium ad subgenus Microstephus relatae habent flores pentameros et calycem minimum per- sistentem quinquepartitam, cum in Pterostepho calycoptero flores tetrameri, calyx deciduus bipartitus obveniunt. Hinc persuasus sum, subgenera Hymenostephus Jaub. et Sp. L c. Pterostephus Jaub. et Sp. I. c., et Ptilostephus Jaub. et Sp. I. c. propria esse genera, et Jau- bertiam Guillem. (СаШоша Aucherii Jaub. et Sp. pl. or. p. 140) esse restituendam, — Gail- lonia crucianelloides aut speciém Gailloniae anomalam aut potius aliud genus sistit, saltem cum Pterostepho non confundenda. Anthospermum Drege pl. cap. n. 1668 — est A. Bergianum Cruse. Anthospermum Drege pl. cap. n. 1662 — est A. paniculatum Cruse. Anthospermum aethiopicum Drege pl. cap. — est A. aethiopicum var. Ecklonianum Cruse. Anthospermum nodosum E. Meyer in Drege pl. cap. — est A. ferrugineum Eckl. n. 2309. Anthospermum Drege pl. cap. n. 7661 a et b — est A. ciliare var, «. Thunb. Anthospermum Drege pl. cap. n. 1660 — est A. ciliare var. «. ©. Anthospermum spatulatum ? b Drege pl. cap. — est A. сШаге var. д. scabrum Eckl. Anthospermum lanceolatum Sieb. fl. cap. п. 90 — est А. hirsutum Cruse. Anthospermum aethiopicum Sieb. fl. cap. n. 88 — est A. ciliare Thunb, Anthospermum Sieb. fl. cap. n. 239 — est A. lanceolatum Thunb. Anthospermum Lichtensteinii Cruse, Eckl. et Zeyh. enum. — est altera species Cro- cyllidis, С. Lichtensteinii Presl, Crusea variabilis et С. lanceolata Е. Meyer in Drege pl. cap. — est Diotocarpus pru- nelloides Hochst. in Flora 1343 p. 70. — Crusea varıabilis E. Meyer et С. glaucescens E, Meyer in Drege pl. cap. dicitur quoque Pentanisia variabilis Harv. in Hook. lond. jour. of bot I. 21. Rubia lucida Herb. smyr. un. it. — est R. splendens Hoffmsg. et Link fl. port. Galium incurvum Sieb. herb. cret. — est G. lucidum. Galium floribundum Herb. smyr. un. it. — Male beat. Sprengel hanc distinctissimam speciem Sibthorpianam cum Galio microcarpo conjunxit, quae posterior species fructibus vil- 510 Karl B. Presl, losis gaudet: cum e contrario G. floribundum fructus glabros vix ac ne vix scabriusculos possideat. Beat, Candolle quoque hane confusionem adoptavit. Galium Drege pl. cap. n. 1683 et 1685 — est G. expansum Thunb. Galium Drege pl. cap. n. 1614 et 1679 est G. mucronatum Thunb. Galium incurvum Herb, зтуг. un. it, — est G. tenuissimum var. — Novae guaedam Rubiaceae seguuntur: Gonzalea sessiliflora Presl; ramis ramulisgue teretibus venisque foliorum subtus dense adpresso-pubescentibus albidisque, foliis breviter petiolatis lanceolatis puberulis utrinque angustato-acutis, stipulis subrotundis acuminaus ciliatis petiolo aequilongis, spicis pedunculatis linearibus, floribus sessilibus, bracteis setaceis calyce strigoso quadridentato brevioribus, fructu dicocco pubescenti-strigoso. Habitat ad Bahiam Brasiliae, collegit Lhotsky. — Habitus G. spi- catae, sed stipulae, flores et fructus diversissimae, Stipulae in nervo medio acuminis et in linea transversa laminae hirsutae. Flores inter congeneres minimi saepissime bini, saepe soli- саги, rarius terni. Calyx lineam longus, dentibus acutis. Corolla extus strigoso - pilosa. Fructus magnitudine lentis, coccis ab apice secedentibus, polyspermis. — Affinis videtur Gon- zalaguniae dicoccae Cham., sed characteribus datis diversa. Patabea lanceolata Presl; glaberrima, ramis teretibus, foliis lanceolatis acuminatis in petiolum brevem angustatis, stipulis connatis ochreaeformibus dentatis, capitulis pedunculatis, bracteis involucrantibus bracteolisque ovatis concavis brevibus, calycis multinervii dentibus 4 — 5 ovatis obtusis. Habitat ad Rio de Janeiro Brasiliae in monte Coreovado. — Calyx linea brevior obtuse 4-dentatus, tubo subgloboso. Corolla 3 lineas longa, alba(?), tubo tereti, limbo quadrifido patenti-reflexo. Stamina 4, antheris linearibus ad faucem corollae sessilibus exsertisque. Stylus filiformis, exsertus. Stigma bipartitum, laciniis obovato-linearibns. Folia coriacea transversim crebre pinnatonervia, Stipulae connatae, utrinque in acumen angustatae, ciliolatae, demum truncatae. — Huc pertinet Psychotria terminalis Arrab. fl. flum. 2. t. 24. vıpuracmus Presl, Calycis limbus quadripartitus, nudus. Corolla, stamina stylusque ignota. Capsula calycis limbo coronata, dicocca, bipartibilis, coccis monospermis integris disse- pimento persistenti bipartito lamelliformi affixis demum deciduis. — Herba aut suffrutex. Caules erecti, ramosi, tetraquetri, scabri, ramus alternis, opposito nempe non evoluto. Folia coriacea, opposita, petiolata, ovato -lanceolata, pinnatonervia, nervis prominentibus scabra. Stipulae connatae, margine superiore setosae. Flores in axillis glomerati, apparenter verticillati, hermaphroditi, nullo receptaculo globoso inserti. Calyx persistens, tubo cum ovario connato subturbinato, limbo supero libero quadripartito aequali dentibus accessoriis non instructo. Corolla staminaque ignota. Ovarium cum calycis tubo concretum, respectu calycis limbi in- ferum turbinatum acutiusculum, biloculare, biovulatum. Stylus ignotus. Fructus parvus, sub- globosus, capsularis, siccus, calycis limbo coronatus, dicoccus, bipartibilis, coccis monospermis dissepimento persistenti ovali membranaceo-scarioso transversim rugoso usque ad basim bi- partito adfixis, superiore lacinias calycis tres, inferiore quartam gerente. Semina ovali-oblonga, supra convexa transversim rugosa, subtus sulco longitudinali exarata, — Pertinet hoc genus ad Rubiaceas Euspermacocceas; ab omnibus Euspermacocceis dissepimento usque ad basim botanische Bemerkungen. 511 bipartito coceis deciduis persistente differt, ab Spermacocce praeterea dentibus inter lacinias calycis nullis, cocco utroque longitudinaliter interne aperto, — Nomen e д duplex et фовуме dissepimentum, indicans dissepimentum duplex. Diphragmus scaber Presl. Habitat in Mexico. — Fruticulus aut herba perennis, semper- virens, Caules bi- tripedales, acute tetraquetri, pilis adpressis minutis pubescentes et scabriusculi, erecti, ramosi, apicem versus virgati, ramis sparsis unilateralibus erecto-patentibus, ramis nempe alterius lateris inevolutis. Nodi aequales, non tumidi. Folia sesquipollicaria, octo lineas lata, coriacea, opposita, petiolata, ovato-lanceolata, utrinque acuta, integerrima, rigidula, pinnatinervia, nervis supra immersis subtus prominulis, avenia, margine et supra pube minuta rigida retrorsum scabra, subtus pilis simplicibus pubescentia, superiora lineari-lanceolata patentissima subsessilia, inferiora saepe ad unum latus et quidem ad illud ramis oppositum versa. Petioli bi- sesquilineales, pubescentes, basi ciliati, supra canaliculati, mediaute stipula connati, Stipulae petiolares, in vagi- nam usque sesquilineam longam longioremque utrinque connatae, adpressae, pubescentes, apice truncatae et setas. sex — decem usque bilineales erectas gerentes, persistentes, versus apicem caulis et ramorum brevissimae, Flores quatuor — sex, axillares, fere in omnibus foliorum axillis obvenientes, glomerati, sessiles, bracteis setaceis brevibus interstincti, parvi. Calyx pube- scens, subcanescens, paullo post deflorationem linea brevior, tubo turbinato basi obtuso ener- vio, laciniis quatuor lanceolato-triangularibus acutis uninerviis patentibus. Corolla, stamina et stylus ignota, stamina verosimiliter quatuor adsunt. Fructus lineam longus, canescenti-pubes- cens, subglobosus, raphe longitudinali suturaeformi in duos inaequales coccos partibilis et dissiliens, laciniis calycis ovato-triangularibus acutis trinerviis patentibus rigidis coronatus seu potius corniculatus, coccis hemisphaericis monospermis dissepimento adhaerentibus demum deciduis et in ventre apertis, superiore lacinias calycis tres, inferiore laciniam quartam gerente. Dissepimentum longitudine coccorum, ovale, utrinque rotundatum, membranaceo - scariosum, transverse rugosum seu plicatulum, usque ad basim bipartitum, basi setulis aliquot. cinctum, coccis delapsis persistens, albidum, nitidulum, supra basim placentam punctiformem sulculo transverso concomitatam gerens, Semen in quovis cocco unicum, semilinea paullo longius, ovali-subrotundum aut oblongum, utrinque obtusum, fuscum, opacum, dorso convexum et in- aequaliter rugosum, marginibus quasi involutum et transversim rugosum, ventre sulco longi- tudinali instructum, albuminosum, albumine corneo, embryone minuto laterali. Schradera? umbellata Presl; glabra, foliis petiolatis ellipticis abrupte acuminatis cre- berrime parallele pinnatonerviis subtus costa crassa instructis basi acutis, stipulis persistentibus obtusissimis, pedunculis terminalibus, umbella quadriradiata involucro tetraphyllo suffulta, in- volucri foliolis ovatis obtusis acutiusculisve puberulis radiis angulatis quadruplo brevioribus, floribus capitatis bracteatis pentandris. — Habitat in montibus Peruviae. — Ramus ramulique ad nodos paullo incrassatus foliisque stipulisque glaber. Folia quadripollicaria, opposita, petio- lata, coriacea, elliptica, abrupte acuminata, acuta, basi obtusa acutiuscula aut acuta, acute marginata, glaberrima, supra intense viridia, subtus pallidiora et costa crassa instructa, creber- rime patentissime tenuiterque pinnatonervia, reticulatovenosa, subinde oppositum minus. Petioli quadri- quinquelineales, firmi, supra canaliculau. Stipulae duas lineas longae persistentes Abh. V, 3. 63 512 Karl B. Presl, coriaceae erectae ovato-subrotundae glaberrimae truncatae obtusissimae aut bidenticulatae basi ima laeviter eonnatae. Umbella terminalis, peduneulo sesguipollicari angulato erecto glaber- rimo insidens, quadriradiata, involucrata, composita, involuero involucelloque tetraphyllo, foliolis bilinealibus ovatis obtusis acutiusculisve pubescentibus coriaceis erectopatentibus extus striato- nervosis, lateralibus paullo majoribus. Radii sex — octo lineas longi angulati striati crassiusculi glabri. Flores subquini sessiles capitati bracteis duabus oppositis ovatis obtusis ciliatis pubescen- tibus uni- sesquilinealibus stipitati. Calycis tubus cylindraceus cum ovario connatus glaber, limbus urceolatus truncatus inaequaliter. quinquecrenatus extus pubescens, Corolla calyce duplo longior, infundibuliformis, coriacea, explicata non observata, tubo obconico glabro, limbo quinquefido, lacinis ovatis planis apice cucullatis et extus pubescentibus. Stamina quinque, petalis alterna, filaments medio tubo corollae inserüs subulatis ad insertionem villis densis stipatis, antheris cordatolinearibus obtusis lineam longis bilocularibus medio dorso affixis, loculis longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium biloculare, loculis uniovulatis, ovulis obovatis. Stylus urceolo carnoso rotundato insertus, filiformis, glaber, calycis longitudine. Stigmata duo linearia obtusa divergentia, stylo fere duplo breviora, in alabastro ovalia obtusa approximata. Fructus ignotus, — An revera Schraderae species? — Ferdinandusam speciosam Pohl olim pro novo genere Rubiacearum Cinchonacearum habui, deceptus verbis Pohlii, qui illam ad Bignoniaceas retulit; postquam tamen cl, Fenzlii tractatus eximius de Bignoniaceis ad manus pervenit, mox errorem correxi. Descriptio generis et speciei a me exarata tamen ab illa hucusgue edita parumper recedit, quare non inutile censeo, illam hic loci publicandi. Ferdinandusa Pohl, Calycis tubus turbinatus, limbus marginiformis brevissimus quadridenticulatus. Corolla infundibuliformis, tubo elongato, limbo quadrifido patente. Stamina quataor, exserta, filamentis simplicibus medio tubo corollae insertis, alternis brevioribus, an- theris medifixis bilocularibus, loculis oblongis obtusis liberis connectivo cordato - orbiculari demum revoluto -convoluto adnatis. | Ovarium calyci arctissime adnatum, biloculare, loculis multiovulatis, ovulis imbricatis peltatis orbiculatis compressis margine lato alatis placentae latae longitudinaliter insertis, Stylus urceolo carnoso guadricrenato insertus filiformis exsertus. Stigma bilamellatum, lamellis obovatis ciliatis. Capsula ellipsoideo-ovalis, coriaceo-sublignosa, calycis limbo obsoleto et urceolo indurato guadrisulco coronata, bilocularis, ab apice septicide bivalvis, valvis demum bifidis. Semina ignota, Pertinet hoc genus indicante jam Fenzlio et Endlichero ad Rubiaceas Cinchonaceas Cinchoneas. Ferdinandusa speciosa Pohl pl. bras. II. p. 12. t. 108. — Rami teretes fuscescentes, adulti glabri, ramuli compressi ancipites pilis densis minutis adpressis tomentelli. Folia oppo- sita petiolata quadripollicaria coriacea decidua ovata obtusa glaberrima parallele distanter pin- natonervia reliculato-venosa basi laevissime cordata supra nitida subtus opaca pallidiora, floralia uni- semipollicaria petiolata, inferiora ovata, superiora lanceolata acuta in petiolum angustata. Petiolus usque semipollicaris, subtus teres, supra planus dense pubescens. Stipulae intra- foliaceae ovatae cuspidatae coriaceae erectae adpressae fugaces lineam transversam villosam derelinquentes. Panicula pedalis terminalis multiflora ramosa, ramis folio florali descripto suffultis, infimis oppositis, mediis quaternis seu potius quoque oppositis sed usque ad basim bipar- botanische Bemerkungen. 513 titis, terminalibus ternatis, ramulis oppositis ternatisque plano-compressis rubentibus striolatis apice dilatatis saepissime trifloris, Pedicelli sex — octo lineas longi teretiusculi striati rubentes glaberrimi supra basim bracteolis duabus oppositis alternisve ovatis acutis minutis. deciduis muniti, Calycis glaberrimi tubus vix sesquilinealis, turbinatus, laevissimus, limbus marginiformis brevissimus minute et repando-quadridenticulatus, Corolla fere bipollicaris, purpurea, tenuiter coriacea, decidua, tubo infundibuliformi - cylindraceo recto basi nervoso extus et intus glaber- rimo, limbo plusquam bilineali quadrifido, laciniis ovatis acutis patentibus apice intus barbatulis, exsiccatione saepe apice in dentes duos inaequales laceratis, fauce glaberrima. Stamina quatuor exserta, filamentis medio tubo corollae insertis filiformibus glaberrimis rectis, alternis brevioribus, antheris medifixis bilocularibus, loculis contiguis quidem sed ab invicem liberis longitudinaliter dehiscentibus connectivo cordato-orbiculari plano demum revoluto-convoluto adnatis. Ovarium calycis tubo arctissime adnatum et conforme, biloeulare, multiovulatum, loculis aequalibus, ovulis orbiculatis planis late marginato-alatis. Stylus urceolo (germen ex Pohl) quadrilobo annulari insertus, filiformis, exsertus, glaber. Stigma fere lineam longum, bilamellatum, lamellis obovatis rotundato - obtusis ciliolatis planis adpressis vel parum patentibus. ENCOPEA Presl. Calycis tubus semiglobosus, limbus urceolato - campanulatus trunca.us cartilagineo-marginatus persistens externe fere ad basim fissus, Corolla hypocraterimorpha, tubo apice ampliore, limbo quadrifido, laciniis late ovatis acutis. quinquenerviis patentissimis gla- berrimis. Stamina quatuor, semiexserta, filamentis fauci corollae insertis brevissimis latis, antheris cordato-linearibus acutis infra medium dorsi affixis. Ovarium calycis tubo aderetum, biloculare, loculis uniovulatis, ovulis obovatis. Stylus urceolo hemisphaerico carnoso insertus, filiformis, inclusus. Stigmata duo, linearia, obtusa, apposita. Fructus..... — Frutex aut arbor brasiliensis, glaberrimus, foliis breviter petiolatis cordatis coriaceis cartilagineo - margi- natis, stipulis ovatis nervo dorsali crasso elongato cuspidatis, inflorescentia terminali aphylla, ramis verticillatis, pedicellis umbellatis crassis, corolla alba, — Pertinet hoc genus ad Rubiaceas, sed de tribu et subtribu ob fructum ignotum incertus sum, et interim ad Coffeaceas Coffeeas adsociandum esse puto. — Nomen ex &yxozn fissura desumtum. Encopea umbellifera Presl, — Habitat in Brasilia. — Glaberrima, Ramus compressus laeviter sulcatus, Folia usque tripollicaria, petiolo circiter unilineali rigido supra laeviter canaliculato instructa, e profunde cordata basi ovato-oblonga, obtusa, cartilagineo - marginata, costa crassiuscula utrinque prominula donata, pinnatonervia, reticulato-venosa, firmiter coriacea, rigida, subundulata, supra intense viridia nitidula, subtus pallidiora. Stipulae usque trilineales, interpetiolares, ovatae, nervo dorsali crasso longe cuspidatae, adpressae, coriaceae, demum deciduae et lineam transversam elevatam derelinquentes. Inflorescentia terminalis, aphylla, pedunculo sesquipollicari insidens, ramis quaternato-verticillatis subaequalibus compressis apice umbellam pedicellorum gerentibus, infimis sesquipollicaribus, superioribus brevioribus. Umbellae nudae, si squamula triangularis minuta adpressa et stipularum rudimentum indicans excipitur, quinque- octoflorae, pedicellis quinque- decemlinealibus teretibus nudis apicem versus Cras- sescentibus, subinde bifidis et inde bifloris, subinde umbellulam tri - quadrifloram gerentibus, centrali semper breviore. Calycis tubus vix semilineam longus semiglobosus, limbus ultra- 65 * 514 Karl B. Presl, linealis urceolato-campanulatus truncatus coriaceus tenuiter cartilagineo-marginatus persistens, externe usgue ad medium, saepe ultra medium fissus. Corolla guingue lineas longa, ex sicco alba, undigue glaberrima, hypocraterimorpha, decidua, tubo ad faucem latiore, limbo guadri- fido, laciniis late ovatis acutis quinquenerviis patentissimis. Stamina quatuor, corollae laciniis alterna, semiexserta, filamentis summae fauci corollae insertis brevissimis latis planis, antheris lineam longis e basi obtuse cordata linearibus acutis rectis infra medium dorsi affixis, Ova- rium calycis tubo adnatum et illi cenforme, biloculare, ovulis obovatis in quovis loculo soli- tariis. Stylus urceolo hemisphaerico carnoso et calycis tubo triplo breviore insertus, filiformis, rectus, corollae tubo duplo brevior. Stigmata duo, linearia, obtusa, apposita, glaberrima. Fructus ignotus. paruysa Presl. Calycis tubus ovalis, limbus quadridentatus, dentibus latissimis trun- calis emarginatis. Corolla hypocraterimorpha, tubo cylindraceo, limbo quadrifido, laciniis ovatis obtusis patentissimis fauce medio barbatis. Stamina quatuor exserta, filamentis faucj corollae insertis basi barbato - hirsutissimis, antheris ovalibus obtusis medio affixis. Ovarium biloculare, loculis multiovulatis, ovulis dissepimento placentifero affixis, Stylus annulo carnoso epigyno minuto insertus, semiexsertus, obconicus, crassiusculus, hirsutus, Stigmata duo, ob- longa, obtusa, patentia, Capsula calycis limbo coronata, bipartibilis, carpiis apice bival- vibus, ventre planis, monospermis, demum a calyce secedentibus, altero minore, Semen erectum, lineari-obovatum, acutissimum, dorso rugosum convexum, ventre granulosum et sulco longi- tudinali exaratum, — Frutex aut arbor brasiliensis, ramis compresso - tetragonis, foliis petio- latis lanceolatis subtus pubescentibus, stipulis oblongis maximis integris distinctis nervo dorsali velutino basi latissimo percursis, panicula terminali aut laterali multiflora, floribus glomerato- capitatis parvis caeruleis. — Pertinet hoc genus ad Rubiaceas Rondeletieas et Rondeletiae proximum esse videtur. Differt a Rondeletia calycis laciniis latissimis truncatis, filamentis satis longis basi hirsutissimis, stylo crasso obconico, capsula bipartibili a calyce (seu cortice) sece- dente, carpiis monospermis, semine lineari-obovato ventre sulco exarato, Capsula a calyce secedente ad Paederieas accedit sed aliis gravissimis notis recedit, — Nomen ex Pa; crassus vel solidus, stylum crassum indigitans, desumtum. Bathysa stipulata Presl. Coffea stipulata Arrab. fl. flum. II. t. 17. — Habitat in Bra- silia ad Rio de Janeiro, ubi legit Lhotsky. — Rami compresso-tetragoni, glabri, ad apicem internodiorum paullo crassiores. Folia usque pedalia, opposita, petiolata, tenuiter coriacea, lanceolata, subacuminata, utrinque acuta, remote pinnatonervia, tenuiter reticulato-venosa, supra glaberrima, subtus praesertim in costa nervis venisque pube brevi adpressa minuta vestita, demum decidua et cicatrices ovatas derelinquentia. Petioli sex — decem lineas longi, pube modo descripta vestiti, supra canalieulati. Stipulae usque sexdecim lineas longae, oppositae, caulinae, liberae, ovato-oblongae, acutae, integrae, adpressae, tenuiter coriaceae, glabrae, nervo dorsali pubescente e basi latissima apicem versus angustato donatae, ad ortum ramorum flora- lium. breviores ovato-triangulares acutae. Panicula terminalis, ramosa, multiflora, ramis angu- laus patentibus pube brevi densa adpressa vestitis basi folio suflultis, ramulis semipollicaribus pedunculisque circiter. trilinealibus compressis pubescentibus basi bractea minuta suffultis. betanische Bemerkungen. 515 Flores capitato-glomerati, subsessiles, Calycis tubus lineam longus ovalis densissime pubescens cinerascens, limbus tubo brevior puberulus quadrifidus tenuiter coriaceus persistens, laciniis latissimis truncat's emarginatis ciliatis. Corolla calyce duplo longior, ex sicco caerulea, hypo- craterimorpha, tubo calycis limbo vix duplo longiore cylindraceo lineis quatuor pubescentibus e sinubus limbi decurrentibus insignito, limbo quadrifido tubo aequilongo, laciniis ovato-sub- rotundis obtusis enerviis planis patentissimis fauce puncto medio pilis rigidis albis reversis barbatis. Stamina quatuor, exserta, corollae limbo duplo longiora, corollae laciniis alterna, filamentis simplicibus planis ad faucem corollae insertis basi pilis rigidis albis reversis hirsutis, antheris ovalibus obtusis medio dorso affixis. Ovarium cum calycis tubo connatum et illi conforme, biloculare, multiovulatum, placenta lineari. dissepimento adnata, Stylus annulo epigyno carnoso minuto insertus, corolla aequilongus, obconico-clavatus, hirsutus. Stigmata duo, oblonga, obtusa, glabra, patentia. Capsula duas lineas longa, calycis limbo coronata, loculicide in carpia duo parubilis, carpiis cartilagineis, flavescentibus, apice bivalvibus, ventre planis, dorso convexis, abortu monospermis, demum a calyce secedentibus, superiore majore calycis lacinias tres, altero inferiore minore calycis laciniam unam gerente. Semen linea longius, nigricans. © Embryo- nem non sufficienter vidi, quare. descriptionem. ommitto. Hedyctis (Kohautia) thymifelia Presl in Drege pl. cap. exs.; suffruticosa, caule ramoso erecto aut adscendente, ramis quadrangularibus scabris, foliis sessilibus linearibus acutissimis uninerviis utrinque scabris, stipulis utrinque 1 — 2-setosis, panicula bi- trichotoma muluflora, floribus subsessilibus pedicellatisve basi bractea ovata acuta parva suffultis, calycis tubo glo- boso scabro lacinias lanceolatas acutas aequante, corollae hypocraterimorphae tubo elongato tereti apice staminifero, laciniis limbi oblongis obtusis glabris marginatis, fructu subgloboso papilloso-scabro, seminibus triquetris. — Habitat in promontorio bonae spel, ubi legit clar. Drege. — Caulis, rami, folia, pedicelli et calyx tuberculis minutis acutis papillaeformibus scaber; folia circiter pollicaria, in eodem jugo inaequilonga; stipulae scariosae; bracteae lineam longae; calyx florifer linea parum longior, tubo limbo aequilongo; corolla caerulea; capsula magnitudine pisi, bivalvis, polysperma, valva superiore dentem calycis unum, inferiore dentes tres gerente. Hedyctis (Kohautia) Schémpert Presl: perennis, glaberrima, caule erecto ramisque tereti stricto, foliis sessilibus linearibus acutis, stipulis connatis utrinque bisetosis, panicula bi- trichotoma multiflora, pedicellis angulatis, calycis tubo globoso lacinias ovato-triangulares acutas aequante, corollae hypocraterimorphae tubo elongato tereti apice staminifero, laciniis limbi oblongis obtusis, fructu subgloboso. — Kohautia Herb. arab. un. it. n. 186 et n. 358. Habitat in glarea et arena granitica vallis Hebran Arabiae petraeae, Schimper. Caules sesquipedales, inferne subinde muriculis minimis subhispiduli, ramis lineis quatuor parumper prominentibus angulosque indicantibus notatis; folia circiter pollicaria, plana, exsiccatione marginibus revo- luta, apice callosa, angusta, uninervia; pedicelli 1 — 5 lineas longi, bracteis seu foliis flora- libus minutis. suffulti; calyx lineam vix excedens, subinde punctis albidis scaber; corolla octo lineas longa, caerulea, tubó tenui tereti apice crassiori et ibi staminifero, limbo bilineali pateu- tissimo, laciniis obsolete trinerviis; antherae lineares; stylus simplex, inclusus; stigmata 2; cap- sula lineam vix superans, dentibus calycis coronata; semina ignota. 516 Karl B. Presl, Hedyotis (Panetos) Franků Presl; perennis suffruticulosa, caule teragono ad angulos piloso-hispido, foliis subsessilibus lanceolatis acutis ciliatis trinerviis supra piloso-scabris subtus glabris, stipulis ovatis obtusis subciliatis scariosis, floribus terminalibus umbellatis (subquinis), calycis iaciniis lineari-lanceolatis acutis ciliatis tubo subgloboso quadruplo longioribus, corollae infundibuliformis tubo calycis lacinias aequante, limbo ciliato et supra piloso, staminibus infra medium tubi corollae insertis. — Diodia Frankii Steud. et Hochst. in herb. bor. am. un. it. Spermacocce lanceolata Frank in litt. — Habitat in diuone Miami civitatis Ohio Americae borealis. Herba vix spithamea. Caulis ramosus: petioli vix semilineales; stipulae supremae ovato-triangulares acutae; pedunculi 3 — 6 lineas longi glabri; calycis limbus guadrifidus, laciniis sub anthesi erectis, demum patentibus, tubo semilineali; corolla alba? aut rosea?, limbo quadrifido, laciniis oblongis obtusis trinerviis patentibus supra pilosis; antherae lineares; stylus filiformis; stigma bifidum, laciniis oblongo-linearibus; fructus ignotus. Affinis H. pur- pureae Torr. et Gr.; an ejus varietas? Hedyctis (Panetos) parvifolia Presl; perennis herbacea, caule repente, ramis tetragonis glabris, foliis subsessilibus cordato-ovatis obtusis acutisve ciliatis uninerviis glabris, stipulis connatis utrinque 3 — 4-setis, pedunculis terminalibus unifloris, calycis tubo subgloboso setoso- hispido laciniis ovatis acutiusculis ciliatis duplo breviore, corollae infundibuliformis tubo calycis lacinias duplo superante, limbo supra piloso, staminibus ad medium corollae tubi insertis. Habitat in Brasilia. — Caulis repens, radicans; rami 1 — 2-pollicares, erecti aut adscendentes; folia 2 lineas vix superantia, brevissime petiolata, coriacea, illis Veronicae serpillifoliae non ab- similia, ciliis longis rigidis setaeformibus instructa; stipulae petiolo sublongiores ; pedunculus 2 — 4-linealis, quadrangulus, glaber; calycis tubus setis longis albis hispidus, semilinea brevior, florifer exsiccatus saepe turbinato-ovatus, saepe subglobosus, fructifer (semimaturus) globosus, limbi laciniae erecto-patentes; corolla caerulea? vix semitertiam lineam longa, tubo cylindrico, limbo patenti; antherae lineares; stylus inclusus; stigmata 2. Fructus ignotus. Emmeorhiza Pohliana Presl; ramis quadrangulis glabris, foliis oblongo-lanceolatis acu- minatis glaberrimis, stipulis utrinque 1 — 3-setis petiolo subbrevioribus. Habitat in Brasilia, collegit defunctus Pohl. Emmeorhiza brasiliensis Walpers rep. II. 469, ramis quadrangulis ad angulos pilosis, foliis lanceolatis acuminatis ciliatis subtus in venis scabris, stipulis multisetis petiolo longio- ribus. — Endlichera brasiliensis Presl symb. bot. I. 74. t. 40. — In Flora 1825 p. 183 solum nomen genericum a Weldenio relatum obvenit! uHŘe magnus Apollo fuissem, si ex hoc solo nomine stirpem divinare potuissem. Borreria pterephora Presl; capitulis axillaribus terminalibusque globosis, calycibus bi- dentatis glabris, caule herbaceo (?) quadrialato glabro, alis retrorsum cartilagineo - serrulatis, foliis subsessilibus oppositus ovalibus recurvato-acuminatis basi angustatis margine nervisque elevatis aculeato-scabris, floralibus infimis lanceolatis capitulo longioribus, superioribus brevio- ribus, stipularum setis glabris vagina multo longioribus. — Hab. in Brasilia ad Rio de Ja- neiro, ubi legit Beske, betanische Bemerkungen. 517 у Dredia sapenarícides Presl; perennis glabra, caule tetragono simplici, foliis breviter petiolatis oblongo-lanceolatis acutis margine serrulato-scabris basi angustatis, stipularum setis subtribus lineari-setace's ciliatis inaequalibus vagina brevioribus, calycis lobis 3 — 4 inaequa- libus subulatis ciliatis, fructibus oblongis glabris. — Hab. in arenosis humidis ad Rio de Janeiro Brasiliae, ubi legerunt Pohl et Beske. — Affinis D. virginicae, sed diversa. — Huc spectat verisimiliter Spermacocce aquatica Arrab. fl. flum. 1. t. 128. Coccocypselum verenrceides Presl; caule procumbente tereti ramisque petiolisgue pedun- culisque pilis horizontalibus villosissimo, foliis ovatis acutiusculis obsolete cordatis pilosis demum supra glabrescentibus, stipulis subulatis petiolo duplo longioribus, pedunculo terminali foliis sublongiore, capitulis multifloris, bracteis spatulato-lanceolatis acutis hirsutis flore duplo bre- vioribus. — Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro. — Folia 8 — 10 lineas longa, in costa media subtus villosa; petiolus 1 — sesquilineam longus; pedunculus semi- unipollicaris; flos duabus lineis paullo longior; corolla extus pilosa; pili albi aut pallidissime flavi. Fructus ignotus. PACHYSANTHUS Presl. Calycis tubus teres, brevis, limbus campanulatus 5-dentatus, den- tibus subaequalibus interdum denticulo interjectis. Corollae tubus cylindricus, limbus 5-par- titus, laciniis patentibus apice cucullatis et mucrone infraapicali incurvo instructis, Stamina 5, laciniis corollae alterna et fauci corollae inserta, exserta, filamentis linearibus planis, antheris linearibus bilocularibus medifixis. | Ovarium biloculare aut abortu uniloculare, loculis uni- ovulatis, ovulis ovalibus subtriquetris utrinque. obtusis, Stylus ex urceolo annulari crenu- lato emergens, simplex, tubo corollae brevior. Stigmata duo, linearia, aequalia, in alabastro lineari-spatulata ciliolata, Fructus ....... — Arbor aut frutex brasiliensis, folus petiolatis obovato -oblongis magnis coriaceis, stipulis magnis integris, floribus terminalibus paniculatis majusculis, corolla coriacea pilis septatis densissime et crasse tomentosa, Pertinet hoc genus ad Rubiaceas; sed de tribu incertus sum, verosimiliter ad Coffea- ceas Coffeeas amandandum esse videtur.. Affinitatem cum quodam genere cognito afferre quo- que non valeo. Nomen genericum (zeyvs crassus et avWog flos) explicat crassiciem laciniarum corollae, quae in alabastro semilineam aequat, tomento quoque crasso non computato. Pachysanthus macrcphyllus Presl. — Habitat in Brasiliae provincia Rio de Janeiro, legit Lhotsky. — Rami floriferi obscure angulati aut obscure tetragoni, cortice griseo vestiti, satis crassi, nodo supremo, ex quo panicula exsurgit, globoso-incrassato. Folia opposita, coria- cea, obovato-oblonga, rotundato - obtusissima, in petiolum firmum supra canaliculatum angus- .tata, crebre et parallele oblique et utrinque elevate pinnatinervia, transverse venulosa, sub- tus pallidiora, suprema ultra septempollicaria petiolo fere sesquipollicari insidentia, mox infe- riora petioloque triplo minora. Stipulae semipollicares, semiorbiculatae, durae, verrucoso- maculatae, medio dorso protuberantia obtusa instructae, apice marginem foliaceum linea paullo latiorem integerrimum possidentes, demum deciduae. Panicula terminalis, pedunculo usque pollicari insidens, trichotoma, multiflora, ramis compresso-ancipitibus ad ortum bracteis oppo- sitis vix sesquilinealibus e basi lata semiamplexante utrinque plus minus auriculata oblongis acutis eiliolatis linea transversa obsolete setulis parvis aliquot instructa conjunctis. Flores laterales pedicello bi- quadrilineali insidentes basi extus bractea reliquis conformi stipulaque 518 Karl B. Presl, triloba ciliolata adpressa suffulti, medii sessiles saepe nudi saepe stipula unilaterali provisi. Calyx. coriaceus, persistens, tubo uni- sesquilineali tereti pilis minutis densis griseo aut albido, limbo tubum dimidium superante campanulato amplo 5-dentato extus pilis minutis adsperso, dentibus sinu lato rotundato divisis acutis subinde denticulo interstinctis. Corolla 16 lineas longa, coriacea, decidua, extus tomento crasso densissimo e pilis albis nigro-septatis constituto vestita, hypocraterimorpha, tubo 10 lineas longo eylindraceo, limbo 5-partito, laciniis pate:- tissimis oblongo-lanceolatis obtusis cucullatis extus sub apice recurvato-mucronatis supra planis glabris coloratis (albis vel caeruleis) subtus convexiuseulis, fauce glaberrima nudaque. Stamina 5, exserta, corollae laciniis alterna et illis breviora, filamentis ad basim laciniarum corollae insertis planis, antheris circiter in medio affixis linearibus bilocularibus, loculis longitudi- naliter dehiscentibus. Ovarium forma calycis tubi, quocum arctissime connatum, bilocu- lare, rarius abortu uniloculare, loculis uniovulatis, dissepimento crasso. Stylus ex urceolo annulari trientem lineae alto minute crenulato emergens, simplex, teres, erectus, delapsa corolla persistens, tubo corollae brevior. Stigmata 2, usque tres lineas longa, linearia, acu- tiuscula, papillosa, patentia, in alabastro lineari-spatulata obtusa ciliolata approximata. Fructus ignotus. Fedia dentata Sieb. herb. cret. — est nova species: V'alerianeula lingulata Presl; caule angulato inferne angulis scabro , folis oblongis obtusis integris glabris, supremis basi sub- dentatis, pedunculis angulatis parumper incrassatis, bracteis linearibus glabris, fructibus ovatis hirsutis antice planis. quadricostatis postice convexis carinatis, appendicula apicali (pappo) oblique truncata ovata integerrima. — Cel. Reichenbach e F. dentata cretica Sieberiana aliam speciem nempe F. truncatam (Valerianella truncata Cand.) exstruxit, descripsit et icone ex- pressit, quae tamen cum nostra non congruit, Scabiosa tomentosa E. Meyer in Drege pl. cap. — est S. Bueckiana Eckl. Scabiosa crassicaulis E. Meyer in Drege — an S. laciniata Lichtenst. ? Scabiosa pallida var. E. Meyer in Drege — an S. Columbariae mera varietas ? Scabiosa maritima Drege pl. cap. — est mera S. africana L. Scabiosa transylvanica Sieb. herb. palaest. — est S. joppensis Reichenb, hort. bot. dec- 2. p. 13. t. 17, seu Cephalaria joppensis Coult. Scabiosa rigida Sieb. fl. cap. n. 252 — a diagnosi et descriptione Linnei et Thun- bergii et ab icone Commelini discrepat; nempe in nostra est caulis angulatus, folia caulina sessilia pinnaufida, laciniis lateralibus semipollicaribus oblongis utrinque tribus, terminali bi- pollicari lanceolata, omnibus inaequaliter serratis margine scabris, squamae ovatae velutinae ciliatae, exteriores rotundato-obtusae, interiores acutae. Hinc potius pro Scabiosa ustulata hoem. Schult. habeo. Scabiosa cretica Sieb. herb. cret, — est S. limonifolia. Asterocephalus eburneus Herb. smyrn. un. it, — est Scabiosa maritima Lin. Asterocephalus maritimus Herb. sard. un. it. — est Scabiosa gramuntia Lin. Pterocephalus brachiatus Herb, smyrn. un. it. — est P. plumosus Coult. betanische Bemerkungen. 519 Asterocephalus Webbianus Herb. smyrn. un, it. — est Scabiosa brachiata Sibth. et ideo Pterocephalus palaestinus Coult. Scaevola Plumieri Sieb, fl. maur. ed. 2. n, 222 — est S. Koenigii. Lightfootia Drege pl. cap. n. 6313 b — est verosimiliter L. uitenhagensis Buek, var. panicula divaricata, floribus minoribus; ex Candolle est Wahlenbergia oxyphylla Сава. Lightfootia Drege pl. cap. п. 6313 а — affinis L. uitenhagensi, sed diversa videtur. Lightfootia Drege pl. cap. n. 6317 et 6319 — videntur L. albens Spr., sed calycis laciniae breviores, Lightfootia Drege pl. cap. n. 6308 — est L. tenella р. longivalvis Cand, Lightfootia Drege pl. cap. n. 166 b — est L. Thunbergiana Buek seu L. anomala Cand. Lightfootia Drege pl. cap. n. 6306 — est L. oxycoccoides Herit. Lightfootia Drege pl. cap. n. 6316 — est Г. rubioides Cand. ex specimine Eckloniano. Lightfootia oxycoccoides Drege pl. cap. — est L. nodosa Ruek. Lightfootia subulata b Drege pl. cap. — est nova L. subulatae affinis species: L. Dregeana. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6291 — est Microcodon Candollianum Buek (M. de- pressum Cand.). Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6283 — est W. cernua Cand. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6280 — est W, undulata Cand. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 4003 — est W. undulata var. glabra. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 4001 a — est W, undulata var. glabra calycisque laciniis majoribus. A clar. Candolle ad W. Chamissonianam dubitanter trahitur. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6287 — est W. androsacea Cand. Wahlenbergia gracilis E. Meyer in Drege pl. cap. — est verosimiliter W, Zeyheri Buek. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6295 — est W. denticulata Cand. var. glabra et scabra. Alia specimina sunt ex Сапа. W. turbinata et W. Dunantii. Wahlenbergia Drege pl. cap. n. 6296 — est W. costata Cand., meo judicio est W. denticulata var. scabra. Wahlenbergia rudis E. Meyer in Drege pl. cap. — est W. Massoni Cand. Wahlenbergia claviculata E. Meyer in Drege pl. cap. — est W. exilis Cand. Wahlenbergia cernua et var. Drege pl cap. — est W. Meyeri Cand. Prismatocarpus Drege pl. cap. n. 6325 — est P. diffusus Cand. Prismatocarpus Drege pl. cap. n. 6329 — est P. paniculatus L'Herit, Prismatocarpus grandiflorus E. Meyer in Drege pl. cap. — Adsunt duo frusta, unvm certe est P. paniculatus, alterum omnibus dimensionibus majus speciem Meyerianam sistit. Prismatocarpus Drege pl. cap. n. 6327 — est P. subulatus Cand. Prismatocarpus subulatus E. Meyer in Drege — est isdem cum P. subulato Cand. Prismatocarpus Drege pl. cap. n. 6330 b —- est P. crispus L'Herit. Roella Drege pl. cap. n. 6321 — est R. secunda Buek seu R. campestris Cand. Roella Drege pl. cap. n. 6322 — est R, latiloba Сапа. Abh. V, 3. 66 520 pl. cap. Karl B. Presl, Blaeria Sieb, fl. cap. n. 182 — est Erica nudiflora Lin, secundum Klotzsch in Drege — An eadem cum E. hispida Andr.? Royena hirsuta Drege pl. cap. — est R. microphylla Burch. Royena macrophylla E. Meyer in Drege pl. cap. — est Euclea natalensis Сапа. hoyena hirsuta Sieb. fl. cap. n. 94 — est R. glabra. Sieb. fl. Trin. n. 353 et n. 311 — est Chrysophyllum glabrum Jacq. Achras mammosa Sieb. fl. trin. n. 33 — est Mimusops Sieberi Cand. Chrysophyllum monopyrenum Sieb, fl. Trin. n. 30 — est С Cainito Lin. Mimusops Elengi Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 329 — est Imbricaria coriacea Cand. Mimusops Kauki Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 328 — est M. obtusifolia Lam. Diospyros reticulata Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 114 — est D. leucomelas Poir. Wallenia laurifolia Sieb. fl. mart. n. 285. Nullomodo. Specimina manca. An quae- dam Apocynacea ? Wallenia myrianthos Reichenb. in Weigelt pl. sur. — est Weigeltia myrianthos Cand. Myrsine Rapanea Sieb. fl. mart. n. 285 — Aubletii planta non est, ut quisque ex Aubletii icone in Lamarkii illustrationibus repetita persuasus erit. Est igitur Rhamnus ferrea Vahl, seu Scutia ferrea Presl. Myrsine Rapanea Sieb. fl. Trin. n. 491 — est vera Aubletii planta. Myrsine coriacea Sieb. fl. Trin. n. 50 et n. 302 — est M. Trinitatis Cand. fil. Ardisia latifolia Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 53 — est Badula Sieberi Cand. fil. Heliotropium cinereum Sieb. fl. Trin. n. 89 — est H. inundatum Sw. Heliotropium cinereum Poepp. pl. cub. — est H. inundatum Sw. Heliotropium humile Sieb. fl. mart. n. 51 — est H. curassavicum Lin. Heliotropium villosum Sieb. herb. aegypt. — est nunc H. syenites Spr. Heliotropium europaeum Sieb. herb. cret. — est H. villosum. Desf. Sieb. fl. Trin. n. 40 — est Tournefortia laevigata Lam. Tournefortia bicolor Sieb. fl. mart. n. 62 — est T. laevigata Lam. Tournefortia laurifolia Poepp. pl. cub. — est T. laevigata Lam, Tournefortia scandens Sieb. fl. mart. n. 63 — est T. psilostachya H. B. K., seu T. punctata Spr. syst. 1. p. 643 et Messerschmidia punctata Spr. n. Ent. 3. p. 28. Tournefortia corymbosa Sieb. fl. Trin. 439 — est T. foetidissima Willd., cujus $yno- nymon est T, corymbosa Willd. herb. et Roem. Schult, Tournefortia sarmentosa Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 98 nec Lam. — est T. arborescens Lam. Tournefortia cymosa Sieb. fl. mart, suppl. n. 95 — a vera et genuina specie differt spicis brevibus erectus, floribus approximatis imbricatis (non distantibus) minoribus, calyce pedunculisque scabro, corollis sericeis. Folia juniora subtus sericeo-pilosa, adulta glaberrima subundulata usque sesquipedalia. Pro nova specie habeo et T. grandifoliam appello. Tournefortia bicolor Sieb. fl. mart. n. 114 ab illa in n. 62 data valde distat, nam est T. laurifolia Vent., foliis paullo angustioribus et longioribus, Messerschmidia punctata Spr. in Sieb. fl. mart. n. 63 et suppl. n. 75 — seu Tourne- botanische Bemerkungen. 521 fortia punctata Spr. syst. — Diagnosis Sprengeliana aetatem juniorem et adultiorem hujus plantae adumbrare conatur, unde fit, quod obscura evasit. Folia ramorum juniorum sunt oblongo-lanceolata utrinque attenuata, adultiorum tamen basi rotundata; juniora sunt utrin- que pilis adpressis scabra, adultiora supra punctato-scabra subtus (excepta costa media) laevia, margine ciliata. Cynoglosum pictum Sieb. herb. cret, — est varietas memorabilis valde tomentosa, Cordia marunicensis Sieb. fl. Trin. n. 42 — est C. curassavica R. S. 4. p. 460, Hilsenbergia Ehretia Tausch in Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 95, a Sprengelio ommissa, Cordiae affinior quam Ehretiae, a Cordia stigmate capitato sublobato differt. Drege pl cap. n. 8264 — est Buddleia virgata Lin. Krebs pl. cap. exs. n. 254 — est Aptosimum procumbens Burch. Cycnium adonense E. Meyer in Drege pl. cap. — est C. longiflorum Eckl. et Zeyh. Euphrasia frutescens Sieb. herb. cret. in Sprengelii systemate ommissa est; pertinet ad genus Lasiopera, quapropter Lasiopera frutescens, fruticulosa glabra, caule decumbente, ramis adscendentibus, foliis confertis linearibus laevibus, floribus spicatis pedicellatis, calycis dentibus acuminatis. Hab. in Cretae montibus Sphakioticis ad Omalo. Euphrasia squamosa Salzm. pl. ting. — est Lasiopera squamosa Presl. Nemesia bicornis Sieb. fl. cap. n. 254 — est N. lucida Benth. Krebs pl. exs. cap. n. 237 — est Nemesia cynanchifolia Benth. in Drege pl. cap. exs. Scrophularia Urvilleana Decaisne et Herb. arab. un. it. — est S, Decaisniana Presl, Scrophularia trifoliata Herb. sard. un. it. — est S. mellifera Vahl. Celsia orientalis Parreisz pl. taur. n. 469 — est Verbascum pinnatifidum Vahl. Indeterminata Sieb. fl. mart. n. 305 — est Vandellia diffusa Lin. Gerardia Dregeana Benth. in Drege pl. cap. — novum genus efficit: Gerdaria Dre- geana Presl. Gerardia scabra Lin., Eckl. pl. cap. Drege pl. cap. — novum genus efficit: Bopusia scabra Presl. Orobanche varia fl. rub. E. Meyer in Drege — seu Harweya varia Hook. est Psammo- stachys varia Presl. Orobanche parviflora E. Meyer in Drege — seu Harweya parviflora Hook. est Micro- syphus parviflorus Presl. Orobanche pratensis Eckl. et Zeyh. — est Harweya (Pseudoharweya) pratensis Presl, Orobanche tulbaghensis Eckl. et Zeyh. — est Harweya (Harweyastrum) tulbaghensis Presl. Orobanche n. sp. Drege pl. cap. n. 964 — est O. squamosa Thunb., nunc Harweya squamosa Steud., exclusa Orobanche indica Roxb., quae Chorobane indica Presl. Orobanche spectabilis E. Meyer in Drege pl. cap. — est Harweya spectabilis Hook. Orobanche lactea Eckl. et Zevh. est Harweya lactea Presl. Rhigozum brachiatum E. Meyer in Drege verosimiliter nil nisi varietas В. trichotomi. Bignonia variabilis Sieb. fl. mart. suppl. n. 17 — est B. Hostmanni E. Meyer ex Miquel in Flora 1842 p. 426. — Meo judicio et auctoritate iconis Plumieri est B. aequinoctialis. 66 * 522 Karl В. Presl, Bignonia aeguinoctialis Sieb. fl. таг. п. 164 nec Lin. — est Dolichandra Kohautiana Presl; glaberrima, scandens, foliis herbaceis conjugatis, foliolis petiolulatis ovato - lanceolatis acuminatis basi rotundatis pinnatonerviis, floribus axillaribus pedunculatis solitariis , calyce superne longitudinaliter fisso, labio inferiore producto rotundato, corollae lobo medio inferiore oblongo obtusissimo caeteris rotundatis triplo longiore, Habitat in Martinica Xchaut. — Pan : albidi striati; petioli pollicares, petioluli bi- quadrilineales; foliola tenuiter membranaceo- herbacea, bipollicaria, pollicem circiter lata, repanda vel. obsolete dentata; cirrhi nulli; pedvn- culus filiformis, vix semipollicaris: flos bipollicaris; corolla alba, lobo medio inferiore decem lineas longo. — Vidi quoque in hac specie in apice pedunculi cirrhos trifidos lignosos rigidos contortos, qui pedicellos transmutatos ideo pedunculos multifloros indicant. — Beatus Cha- misso (Linnaea VII. 663) hanc speciem Bignoniam Unguis esse declaravit. Bignonia racemosa Sieb. fl. maur. ed. |. suppl. n. 17 — est B. chelonoides Lin. ex icone Rheedii satis bona. — Nova genera Bignoniacearum sunt: oxvwrrus Presl Calyx profunde quinquefidus, aequalis. Corolla infundibuliformis, tubo apice ventricoso, limbo quinquefido patente, laciniis ovatis obtusis, duabus superioribus minoribus. Stamina quatuor absque rudimento sterilis, didynama, filamentis medio tubo ad- natis, antheris oblongis biloeularibus utrinque obtusis apice aristas duas filiformes divergenti- deflexas elongatas gerentibus, loculis parallelis contiguis longitudinaliter connatis. Stylus fili- formis. Stigma oblongum acutum bilammellatum. | Capsula siliquaeformis compressa bilocu- laris bivalvis, dissepimento lineari flexuoso valvis contrario. Semina semicylindrica truncato- obtusa, subtus sulco transverso notata. — Fruticulus chilensis Argyliae tenuifoliae (Argylia radiata Endl, ic. t. 11 nec Don) facie, pubescens, caule simplici erecto, folis sparsis petio- latis digitatocompositis, foliolis tenuiter bipinnatifidis, floribus racemosis purpureis roseisve speciosis. — Pertinet hoc genus ad Bignomaceas Argylieas et alterum hujus tribus genus efficit, in habitu cum Argylia convenit, structura antherarum seminumque tamen recedit. Differt ab affini Argylia praesertim antherae loculis parallelis contiguis connatisque apice biaristatis, semi- nibus transversis semicylindricis non compressis. Nomen ex 0555 acutus et wizog filum. Oxymitus argyltordes Presl. Habitat in Chile. — Caulis, in quantum adest, pedalis simplex erectus striatus herbaceus pubescens, inferne foliatus, superne nudus. Folia sparsa, setulis glanduliferis rufescentibus pubescentia, petiolis circiter bipollicaribus scabris supra canaliculatis subtus striolatis suffulta, digitato-composita, foliolis 1 — 9 petiolulatis lanceolatis obtusis, inaequa- ster bipinnatifidis, laciniis oblongis obtusis, lacinulis denuformibus obtusis. Racemus terminalis multiflorus strictus. Flores sparsi. Pedicelli bi- trilineales teretes pubescenti-scabri bractea lineari- subulata subaequilonga demum decidua suffulti, floriferi erecto patentes, fructiferi arcuatorecurvati. Calyx quatuor lineas longus profunde quinquefidus persistens, laciniis linearilanceolatis acutissimis aequalibus erectis glandulosopubescentibus. Corolla ultrapollicaris glabra purpurea aut rosea, tubo infundibuliformi basi angustato tenui recto vix incurvo apice ampliato ventricoso, limbo quin- quefido, laciniis patentibus ovatis obtusis, inferiori majore latioreque, duabus superioribus latera'i utrinque paullo minoribus. Stamina quatuor absque rudimento quinti, didynama, inclusa, filamentis tubo medio corollae insertis glabris rectis, antheris infra medium dorsi affixis oblongis obtusis botanische Bemerkungen. 523 bilocularibus apice biaristatis, aristis anthera longioribus setaceis flexuosis deflexis subdivergen- tibus subaequalibus, altera nonumguam in staminibus brevioribus deficiente, loculis aequalibus parallelis contiguis connatis longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium ovato-lanceolatum. Stylus filiformis staminibus longior glaber. Stigma oblongum, compressum acutum bilammellatum. Capsula sesqui-bipollicaris siliquaeformis linearis acuminata compressa bivalvis bilocularis poly- sperma apice sterilis, valvis planis membranaceis trinerviis a basi versus apicem loculicide de- hiscentibus, dissepimento valvis contrario spongioso lineari flexuoso demum soluto et libero. Semina alterna semicylindrica rugulosa pallide brunea utrinque truncata, dorso laevissime sulcata, subtus medio sulco transverso instructa. Testa membranaceochartacea transversim rugu- losa. Endospermium tenue membranaceum liberum flavescens. Albumen nullum, Embryo transversalis, cotyledonibus bipartitis retrorsum conduplicatis, laciniis oblongis obtusis crassius- culis, radicula brevi centrifuga. Argylia radiata Endl. ic. t. TI a specie typica seu Bignonia radiata Lin., cui Feuillei synonymon pertinere debet, valde recedit, quare priorem pro nova specie habeo et A, tenui- foliam appello. In hac icone stamen quintum eximie delineatum, quod in charactere (Endl. gen. p. 111) negatur. PYROSTEGIA Presl. Calyx turbinato- campanulatus aequaliter sinuato - quinquedentatus. Corolla tubo infundibuliformi, limbo quinquefido bilabiato, laciniis lanceolatis obtusis aequa- libus. Stamina quatuor didynama exserta, sterili nullo, filamentis basi tubi corollae insertis, antheris cordato -lanceolatis acutis bilocularibus medio dorso affixis, loculis parallelis. con- tiguis. Ovarium disco carnoso urceolato quadrangulo nervoso repando insertum, lineare tetra- gonum biloculare multiovulatum, dissepimento valvis uninerviis opposito tenui laminaeformi. Ovula plano-compressa angulata unica serie excentrice faciebus affixa. Stylus filiformis ex- sertus oblique insertus demum deciduus. Stigma obovatum bilamellatum, lamellis subretusis. Capsula (ex icone) siliquaeformis cylindracea octangularis. — Frutex brasiliensis scandens pube- scens, foliis oppositis petiolatis bifoliolatis, foliolis lateralibus ovatis, folioli medii loco cirrhus apice tripartitus demum deciduus; racemi subumbelliformes multiflori in ramulis terminales; pedicelli basi bibracteolati: corolla speciosa magna rubra. — Pertinet hoc genus ad Bigno- niaceas et quidem ad tribum Eubignoniearum et divisionem Monostictidum; nam, quamquam capsulae interna fabrica adhucdum ignota, tamen in ovario dissepimentum laminaeforme valvis parallelum et ovula faciebus incumbentia alata et uniserialia. — Differt a generibus hujus divi- sionis, in quantum ex enumeratione Meisneri et Fenzlii nota sunt, characteribus datis et e calyce, corolla, staminibus, disco hypogyno et ovario desumus. Pyrestegia ignea Presl. Bignonia ignea Arrab. fl. flum. VE t. 15. — Habitat in. Bra- silia ad Rio de Janeiro. — Caulis scandens, ramis pendulis oppositis teretibus sulcatostriatis pube. flavescente simpliei densa undique vestitis, ramulis horizontalibus vel recurvatodivaricatis brevibus. Folia opposita petiolo semipollicari striato dense pubescenti instructa bifoliolata, foliolis oppositis sesqui — bipollicaribus petiolulo tri- quadrilineali pubescenti instructis tenuiter coriaceis ovatis angustato -acuminatis mucronulatis integerrimis pinnatonerviis subtus dense pubescentibus supra puberulis demum calvescentibus et deciduis, folioli medii loco cirrhus 524 Karl B. Presl, elongatus glabriusculus sulcatostriatus spiraliter tortus apice trifidus demum deciduus et cica- tricem orbiculatam derelinguens. In axillis foliorum scilicet petiolorum obveniunt squamae stipulaeformes usque bilineales ovato-lanceolatae acuminatae pubescentes coriaceae persistentes, quas pro stipulis haberem, nisi in Bignoniaceis hucusque notis stipulae desiderentur; squamae hae, si ad ortum ramulorum obveniunt, ramentis vel squamis gemmae persistenubus ad- numerari possunt, sed obveniunt haecce squamae, quamquam minores, quoque in axillis folio- rum, quae ramulos non suffulciunt. Racemus in ramulis terminalis ob axim brevissimam sub- umbelliformis quinque — decemflorus. Pedicelli semipollicares striati dense pubescentes supra basim bracteolis duabus oppositis instructi et ibidem articulati ac demum secedentes. Calyx semitertiam lineam circiter longus hypogynus turbinato-campanulatus quinquedentatus pubescens persistens coloratus (ruber), dentibus acutis sinu elongato rotundato interstinctis. Corolla bipollicaris hypogyna glabra miniata, tubo infundibuliformi laeviter curvato basim versus an- gustato, limbo bilabiato quinquefido (3), laciniis aequalibus oblongo-lanceolatis obtusis aequalibus margine angustissime tomentellis. Stamina quatuor, absque rudımento quinti, didynama, e tubo corollae exserta, filamentis supra basim tubi corollae villosulam affixis planis rectis, antheris medio dorso vel paullo altius insertis oblongo-lanceolatis acutis vel apiculatis glabris basi cordatis, loculis parallelis contiguis longitudinaliter connatis et dehiscentibus basi acutis. Discus hypogynus lineam longus carnosus urceolatus quadrangulus duodecimnervius repandus, Ovarium semiquartam lineam longum, lineare, tetragonum, punctato-scabrum, biloculare, multi- ovulatum, stylo demum delapso oblique truncato- mucronatum , dissepimento valvis opposito tenui laminaeformi, valvis nervo crasso medio instructis. Ovula uniserialia plano - compressa angulata faciebus excentrice affixa. Stylus exsertus filiformis glaber demum deciduus. Stigma lineam longum bilammellatum, lamellis obovaus retusis patentibus tenuibus glaberrimis. Cap- sula ex icone (in Arab. fl. flum. VI. t. 15) bipollicaris siliquaeformis cylindracea octangularis. Thunbergia fragrans Drege pl. cap. — a planta Roxburgii diversa videtur villositate, foliis cordato - ovatis fere undique anzulatis, pedunculis folio longioribus, calyce profunde 12-fido, laciniis linearibus, corollae tubo involucrum superante, capsulae rostro lineari-spatu- lato obtuso. Ideo alia species: 7. Dregeana Presl. Fabria rigida E. Meyer in Drege pl. cap. — est Dipteracanthus pilosus Nees. Ruellia matutina Hochst. et Steud. pl. arab. un. it. n. 874 — est Dipteracanthus matutinus Presl. Ruellia paniculata Sieb. fl. mart. suppl. n. 98 — est R. clandestina Lin. seu Diptera- canthus clandestinus Presl. Ruellia? nana E. M. in Drege pl. cap. — est altera species Crabbeae ex Harwey in Hook. lond. bot. jour. vol. 1. = Acanthacea Drege pl. cap. n. 4037 — est Selerochiton Harwey in Hook. lond. bot. jour. vol. 1. Krebs pl. cap. exs. n. 251 — est Peristrophe Krebsit Presl; fruticosa, glaberrima, caule hexagono, foliis petiolaus lanceolatis acutis cuspidatis subtus pallidioribus basi acutius- culis, pedunculis lateralibus axillaribus solitarus bifidis longitudine petioli, pedicellis folio bre- botanische Bemerkungen. 525 vioribus angulatis basi bracteis setaceis suffultis, bracteolis calycem involucrantibus inaequa- libus, altera calycis lacinias lanceolatas acuminatas aequante et conformi, altera longe cuspidata et longiore, corollae calyce triplo longioris labio inferiore apice macula caerulea notato, antherarum loculis divaricatis, stylo longissimo. — Folia 10 lin. longa, 4 lin. lata. Corolla alba. Eranthemum obovatum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Chaetacanthus Personii var. ©. Nees ab Esenb. in Eckl. pl. cap. Justicia intercepta E. Meyer in Drege — est Rhytiglossa ciliata Nees in Eckl. Justicia prolifera E. Meyer in Drege — an var. major Rhytiglossae origaroides Nees, an species propria? Justicia glandulifera Schlecht. E. Meyer in Drege — est Rhytiglossa glandulifera Presl. Justicia caraccasana Sieb. fl. mart. n. 381 — est J. Adhatoda Lin. Justicia secunda Sieb. fl. mart. n. 4 — est Rubiacea et quidem Gonzalea spicata Cand. Justicia rupestris Hochst. et Steud. herb. arab. un. it. n. 821 — est Monechma bracteosum var. Hochst. in Flora 1813, p. 15 (vide Hochst. in Flora 1841. I. 314). Justicia odora Vahl, Herb. arab. un. it. n. 859 — est Gendarussa odora Presl. Justicia amygdalina E Meyer in Drege pl. cap. — est Gendarussa capensis Nees in Eckl. pl. cap. Justicia pulegioides E. Meyer in Drege pl. cap. — est Gendarussa protracta В. micro phylla Nees in Eckl. pl. cap.. Justicia orchioides L. fil, et Drege pl. cap. — est nunc Gendarussa orchioides Nees in Eckl. Justicia tridentata E. Meyer in Drege — est Gendarussa tridentata Presl. Justicia mollis E. Meyer in Drege — est Gendarussa mollis Presl. Justicia foliolosa E. Meyer in Drege — est Gendarussa foliolosa Presl. Justicia capensis E. Meyer nec Th. — est Gendarussa capensis Presl, Justicia petiolaris E. Meyer in Drege — est Gendarussa petiolaris Presl; an potius Lophostachys? Justicia patula Lichtenst. in Drege — est Gendarussa patula Presl. — Aliae generis Gen- darussae species sunt: G. lithospermifolia Presl (Justicia lithospermifolia Jacq.), G. sessilis Presl (Justicia sessilis Lin., G.? pedunculosa Presl (Justicia pedunculosa Lin.). Justicia macilenta E. Meyer in Drege — est Rhinacanthus macilentus Presl. Justicia tubulosa E. Meyer in Drege — est Rhinacanthus tubulosus Presl. Justicia heterostegia E. Meyer in Drege — est Dicliptera heterostegia Presl. Justicia blepharostegia E. Meyer in Drege — est Dicliptera blepharostegia Presl. Justicia ovata E, Meyer in Drege — est Dicliptera ovata Presl. Justicia fasciata E. Meyer in Drege — est Dicliptera fasciata Presl, Justicia lupulina E. Meyer in Drege — est Dicliptera lupulina Presl. Justicia caulopsila E. Mever in Drege — est Peristrophe caulopsila Presl. — Ad genus Beloperone plures adhuc pertinent species, nempe B. caraccasana Presl (Justicia c. Jacq.) B. formosa Presl (Justicia f. Willd.), B. coccinea Presl (Justicia c. Aubl), B. bracteolata Presl 526 Karl B. Presl, (Justicia br. Jacg.), B. androsaemifolia Presl (Justicia а. Sieb.), В. guadrifida Presl (Justicia quadrifida Vahl). Hypoéstes aristata Br.? in Drege pl. cap. species genuina est. Hypoéstes polymorpha E. Meyer in Drege — est H. verticillaris Brown. Krebs pl. cap. exs n. 252 — est Hypoëstes glabrata Presl, — Acanthaceis sequentia adduntur. LEPIDACANTHUS Presl. Calyx 4-partitus, aequalis. Corolla infundibuliformis, tubo elon- gato, fauce ventricosa, limbo quinquefido, laciniis aequalibus. Stamina didynama cum quinto sterili, inclusa, filamentis longioribus distiche barbatis, antherae loculis divaricatis. Stylus filiformis, inclusus. Stigma acute bilobum, | Capsula (ex icone) oblongo- lanceolata acuminata bivalvis. Semina lenticulari-compressa orbicularia retinaculo setaceo suffulta. — Frutices bra- siliani, glabri, ramosi, foliis oblongo -lanceolatis, spicis terminalibus elongatis cylindricis aut tetragonis, bracteis magnis imbricatis, corollis roseis aut caeruleis. Lepidacanthus latibracteus Presl; glaberrimus, folis oblongis acuminatis in. petiolum angustatis, spica terminali cylindrica elongata, bracteis late ovatis acuminatis imbricatis nervo dorsali crasso carinaus calyce quadruplo longioribus, corollae tubo longissimo. Ruellia pris- matica Arrab, fl. flum. VI. t. 98. Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro in monte Corcovado. Frutex erectus, glaberrimus, ramis pennam anatinam crassis oppositis tetragonis. Folia oppo- sita, 5 — 6 pollices longa, 2 pollices lata, plana, herbacea, firma, inaequalia, uno nempe paullo majore, omnia oblongo-lanceolata, acuminata, in petiolum ultrapollicarem angustata, integer- rima, utrinque nitida, supra intense viridia, subtus pallidiora et costa media crassa promi- nenü instructa, nervis pinnatis parallelis, venis reticulatis, Spica 5-pollicaris,- terminalis, folis proximis fere duplo brevior, pedunculo bilineali crasso tetragono insidens, erecta, cylindrica. Вгасеае ovatae, acuminatae, integerrimae, nitidulae, fuscae, apice intensius colo- ratae, sub lente tenuissime nervoso -striatae, adpressae, imbricatae, decussatae, oppositae, infimae vacuae semipollicares vel paullo longiores, mediae et superiores ultrapollicares. Calyx 4-partitus, aequalis, bracteis absconditus et illis plus quam quadruplo brevior. Corolla bracteis quadruplo longior, infundibuliformis, tubo fere sesquipollicari, fauce ventricosa , limbo 5-fido, laciniis aequalibus aut subaequalibus obovato-subrotundis. Stamina didynama, cum quinto sterili, inclusa, filamentis longioribus distiche barbatis, brevioribus glabris, antheris apice barbatis, loculis divarieatis. Stylus filiformis, inclusus, Stigma bilobum, lobis acutis. Capsula ex icone nota. Convenit in habitu cum Aphelandra, sed corolla non ringens. A Crossandra differt corollae limbo aequali nec unilaterali. In icone Jacquiniana Harrachiae, scilicet Crossandrae, calycis figura desideratur; est ille quinquepartitus, laciniis tribus exterioribus subaequalibus, duabus interioribus duplo minoribus, omnibus ovatis acuminatis subscariosis. Altera species est Lepidacanthus comosus (Pedicularis comosa Arrab, fl. flum. VI. t. 106). Erythracanthus (Nees in Wall. pl. as. rar. Ш. p. 15 et 80) in duas sectiones divic” debet. Prima secto (Euerythracanthus) continet Erythracanthos genuinos seu indicos, altera (Erythrus) continet species americanas. Haec altera sectio sequentes notas exhibet: Calyx »-fidus, laciniis angustis subaequilongis aequalibus. Corolla infundibuliformis, tubo obconico, botanische Bemerkungen. 597 limbo regulari quinquefido patente, laciniis aequalibus obtusis. Stamina 4, subdidynama L aequilonga, filamentis filiformibus, antheris cordato-oblongis bilocularibus, loculis longitudina- liter adnatis basi acutis divergentibus. Stylus filiformis. Stigma bilamellatum, lamella altera lineari, altera brevissima. Capsula bivalvis, basi et apice sterilis, retinaculis inferioribus minutis semina gerentibus (nec suffulcientibus), superioribus subulatis flexuosis apice bispinosis semine longioribus. Semina compressa, suborbicularia, laevia, anguste marginata, — Ad hanc sectionem pertinent Erythracanthus coccineus (Ruellia coccinea Vahl), E. ruber (Ruellia rubra Aub!.), E. pedunculosus Presl in herb. Haenk., E. elongatus Presl in herb. Mus. boh. (in Brasilia collegit Pohl), E. acutangulus Presl (in Brasilia ad Rio de Janeiro) et E. calycinus Presl (ibidem lectus, quorum duorum ultimorum fructus nondum vidi, porro E. Pohlianus Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia Pohl herb.), E. pilosus Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia pilosa Pohl herb.. — Differt haec sectio ab Erythracanthis genuinis seu indicis praecipue retinaculis superioribus elongatis, seminibus compressis laevibus. ANISACANTHUS Presl. Calyx profunde quinquefidus, laciniis setaceis inaequilongis. Corolla infundibuliformis, tubo obconico recto, limbo regulari quinquefido patente, laciniis orbiculatis. Stamina 4, didynama, filamentis filiformibus, antheris cordato -linearibus acutis bilocularibus, loculis appositis basi obtusis parallelis. Stylus filiformis pubescens tubo corollae brevior. Sugma bilamellatum , lamellis parallelis lanceolato-oblongis obtusis subaequalibus. © Capsula calyce longior, obovato-clavata, mucronata, bivalvis, oligosperma, valva inferiore breviore angustioreque sterili, superiore multo majore cuculliformi basi fertili. Semina orbiculata com- presso-plana laevia. Retinacula lineari-subulata, recta aut falcata, patentissima, semine longiora. Anisacanthus geniculatus Presl. Habitat ad Bahiam Brasiliae, ubilegit Lhotsky, — Fruti- culus. Rami obscure, ramuli exacte tetragoni tomentosique, adscendentes, in nodis geniculati. Folia 2 poll. longa, I poll. lata, pubescentia, ciliata, ovato -lanceolata, obtusa, in petiolum semipollicarem valde angustata, penninervia. Florum fasciculi axillares, ebracteati, pauci- (2 —3-) flor, pedunculo uni- bilineali insidentes. Calyx 4 lineas longus, demum non excres- cens, Corolla speciosa, ultrapollicaris, caerulea. Capsula tomentella, Dipteracanthus interruptus Presl; caule herbaceo tetragono erecto foliüsque ovatis acuminatis dentatis petiolatis utrinque hirsuto, verticillis remotis in spicam interruptam dispo- sius, bracteis oblongo-lanceolatis obtusis calyce brevioribus, bracteolis oblongo linearibus obtusis calyce duplo triplove brevioribus adpressis, calycis laciniis setaceis, corolla infundibuliformi, capsula evlindrica calycis longitudine. Habitat ad Bahiam Brasiliae, Lhotsky. Caulis superior pars ultrapedalis; petioli semi- usque sesquipollicares, hirsuti; folia quadripollicaria, sesquitertium pollicem lata, basi rotundata brevissime in petiolum angustata; spicae paniculatae e verticillis 6 — 8-floris 6 — 12 lineas distantibus constructae; calyx florifer sex, fructifer 8 lineas longus; corolla calyce dimidio longior, rosea, glabra, laciniis ovatis retusis; genitalia inclusa; capsula glabra, calyci aequilonga, cylindrica, utrinque acuta, polysperma; semina orbiculata, plana, compressa. — Valde affinis videtur Ruelliae bracteatae, sed spicae bracteatae et bracteolatae. Genus Dipteracanthus continet plures species; haec sunt D. strepens Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia strepens Lin), D. ciliatus Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia ciliata Hornem.), Abh. V, 3. 67 528 Karl В. Presl, D. brasiliensis Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia brasiliensis Spr.), D. interruptus Presl, D. acaulis Presl in herb. Mus. boh. (Cuming pl. exs. chil.), D. racemosus Presl in herb. Mus. boh. (Lhotsky pl. sebast. п. 105), D. speciosus Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia speciosa Schott), D, lacteus Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia lactea Cav.), D. ocymoides Presl in herb. Mus. boh. (Ruellia ocymoides Cav.) D. clandestinus Presl (Ruellia clandestina Lin.). Barleria pungens Drege pl. cap. — est potius B. irritans Nees. Barleria diandra Schlecht. E. Meyer in Drege pl. cap. et Barleria Drege pl. cap. n. 3602 — est B. obtusa Nees in Eckl, pl. cap. Blepharis integrifolia E. Meyer in Drege vix diversa videtur a B, saturejaefolia Pers. Acanthus procumbens Th. in Drege pl. cap. — est nunc Blepharacanthus procumbens Nees in Eckl. pl. cap. Acanthus Drege pl. cap. n. 1930 — est Blepharacanthus capensis Nees in Eckl. pl. cap. Acanthus capensis Th, Drege pl. cap. — est пипс Blepharacanthus capensis Nees in Eckl. pl. cap. Acanthus furcatus Th. in Drege pl. cap. — est Blepharacanthus furcatus Presl. Acanthus integrifolius E. Meyer in Drege pl. cap. — est Blepharacanthus integri- folius Presl. Acanthodium ? plumosum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Dilivaria horrida Nees in Eckl. pl. cap. Acanthodium dispermum E. Meyer in Drege pl. cap. — est Acanthopsis, Harwey, Spielmannia revoluta E. Meyer in Drege pl. cap. — est S. desertorum Eckl. et Zeyh. -— Nova Callicarpae species est sequens: Callicarpa velutina; ramulis , petiolis foliisque utrinque velutinis, foliis ovato-oblongis acuminatis remote sinuato - denticulatis basi cordatis, denticulis glandulosis, cymis binis petiolo brevioribus a basi dichotomis, floribus pentandris, calycibus quinquedentatis. — Habitat ad Rio de Janeiro in monte Corcovado. Floret maj. — Tota planta, praesertim folia, undique pube stellata molli brevi velutina, Internodia basi teretia, apice compressa obscure tetragona. Folia opposita, 6 poll. longa, 3 poll. lata, ovato-oblonga, acuminata, undique sinuato remote et in- aequaliter denticulata, basi cordata lobis rotundatis, parallele pinnato-nervia, reticulato-venosa costa media utrinque nervisque primariis subtus pilis stellatis longioribus vestita, Denticuli apice calloso-glandulosi. Petioli teretes, inaequales, brevior pollicaris vel brevior, alter quan- doque duplo longior. Cymae axillares, binae, petiolo breviore breviores, dichotomae, multi- florae. Flores pedicello lineam longo insidentes, ultra lineam longi. Bracteae ovatae, obtusae, minutae, tomentosae. Calyx velutinus, campanulatus, quinque- rarius quadridentatus, dentibus ovatis patentibus. Corolla calyce paulo longior, quinquefida. Stamina quinque. Stylus longi- tudine staminum. Stigma bilobum, acutum. Fructus ignotus. Lippia asperifolia Poepp. pl. cub. — est Lippia citrata Cham. Gardoquia origanoides Reichb. in Sieb. fl. Trin. n. 86 — est Lippia origanifolia H. B. K. Avicennia tomentosa Sieb, fl. mart. n. 318. — Pro A. nitida Jacq. haberem, si folia subtus cana non obstent. Flores spicati nec capitati, corolla parva pubescens, laciniis ob- botanische Bemerkungen. 529 ovatis integris. Stylus persistens, calyce duplo longior. Stigma bilobum, acutum. Drupa unguicularis, ovata, acuminata, velutina. — Haec species in Lam. ill. t. 540 f. c. respectu folis optime delineata obvenit et ab A. tomentosa separanda esse videtur. Nisi varietatem canam А. nitidae constituit, novam speciem sistit, quae A. Lamarkiana dicenda esset, foliis lanceolatis utrinque angustatis subtus canis, floribus spicatis, corollae laciniis obovatis integris pubescentibus et caet, Avicennia tomentosa Sieb. fl. nov, Holl. n. 268 est A. resinifera Forst., quam Brown et Sprengel cum A. tomentosa genuina commiscent, quae tamen foliis utrinque angustatis et corollae laciniis acutis ab utraque Avicenniae specie sufficienter differt, uti quoque clar. Lesson et Richard in voy. de l'Astrolabe p. 195 monent. — Foliorum pagina inferior nullo tomento, sed squamulis minutissimis densissimis cana, et hoc signum omnibus generis speciebus, ex- cepta A. nitida, convenit. Corollam A. tomentosae nondum vidi, in Wallich pl. as. rar. t. 271 corollae laciniae acutae apice recurvatae depinguntur. An Richard, an Wallich veriora proferunt ? Priva mexicana Sieb. fl. mart, n. 316 — est P. lappulacea. Petrea volubilis Sieb. herb. mart. n. 157. Differt ab icone Jacquini (amer. t. 114) foliis basi cordatis nec acutis, subsessilibus nec petiolatis, floribus majoribus. Hinc potius nova species: Petrea Kohautiana Presl, — Alia affinis species est Petrea retusa Presl in Bra- silia lecta, guae differt a P. volubili praecipue folijs longius petiolatis retuso-emarginatis mucro- nulatis. — Tertia affinis species est Petrea serrata Presl (Petrea volubilis Arrab. fl, flum. VI. t. 59), foliis petiolatis oblongo-lanceolatis utrinque acutis acute remoteque serratis, floralibus lanceolatis integris, racemis lateralibus, bracteis subserratis pedicello longioribus, calycis laciniis exterioribus lanceolatis acutis. Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro. Chilianthus arboreus Burch. Eckl et Zeyh, pl. cap. — Genus Chilianthus a Nuxia diver- sum est, non obstante opinione Endlicheri conservari potest et sequentem characterem habet: Jalyx turbinatus quadrifidus; corolla rotata subdecidua, tubo brevissimo, limbo quadrifido plano; stamina 4 exserta aequalia, antheris ovato-subglobosis, loculis parallelis contiguis: stylus longitudine tubi corollae; stigma capitatum; capsula valvis bipartitis. Нас pertinet C. arboreus Burch. (Scoparia arborea Lin., Buddleia saligna Willd., Nuxia saligna Benth. in Drege pl. cap.) С. corrugatus (Nuxia corrugata Benth. in Drege), C.lobulatus (Nuxia lobulata Benth. in Drege), С. dysophyllus (Nuxia dysophylla Benth. in Eckl. pl. cap.). Chilianthus triphyllus E. Meyer in Drege pl. cap. — est Nuxia floribunda Benth. in Eckl. pl. cap. Haec et Маха verticillata Lam. sequentem characterem genericum habent: Calyx. campanulatus quadrifidus aut quadridentatus, aequalis; corolla infundibuliformis decidua, tubo calyce duplo longiore aut aequilongo, limbo quadrifido, laciniis reflexis; stamina 4 ex- serta aequalia, antheris cordatis, loculis divaricatis; stylus exsertus; stigma emarginatum. Ballota arabica Hochst. et Steud. herb. arab. un. it. n. 818 — est Hemistoma ovata Ehrenb. seu Leucas urticaefolia Brown. Marrubium africanum d Drege pl. cap. — est Ballota africana Benth., seu Beringeria africana Presl, 61* 530 Kart B. Presl, Marrubium undulatum Sieb. fl. palaest. — est Beringeria undulata Presl. Ballota saxatilis Sieb. fl. palaest, — est Beringeria cinerea Link. Origanum Maru Sieb. fl. cret. — est O. microphyllum Sieb. ex Benth. et Vogel (Lin. XV. 76). Origanum syriacum Sieb. fl. pal. exs. — est O. Maru Lin. ex Vogel l. c. 18. Origanum creticum Sieb. fl. cret, — est O. neglectum Vog. l. c. 81. Thymus acicularis Petter pl. dalm, exs. — est T. Petteri Presl. Nepeta rosea Salzm. pl. ting. — est N. Apulei Ucria ex Benth. lab. p. 735. Nepeta tomentosa Sieb. herb. cret. -— est N. Scordotis Lin. Scoparia australis Sieb. fl n. Holl. n. 184 — est Anisomeles australis Spr. cur. post. 226, seu Anisomeles pinnatifida Reichb., seu Teucrium corymbosum Brown. Teucrium saxatile Sieb. herb. cret. — est T, alpestre Sibt. ex Benth. lab. p. 685. Teucrium cuneifolium Herb. arab. un. it. — est T. Schimperi Presl, Teucrium Polium var. pilosum Decaisne Herb. arab. un. it, — est T. Decaisnii Presl. Krebs pl. exs. cap. n. 213 — est Stachys capensis Presl; verticillis sexfloris distinctis, calycibus subpungentibus puberulis, dentibus ovatis, corollae labio superiore integro extus densissime albo-hirsuto, inferiore trilobo, laciniis rotundatis, media emarginata, bracteolis seta- ceis brevissimis, caule fruticoso, ramulis puberulis, foliis petiolatis ovatis obtusis, floralibus oblongo-lanceolatis. — Ad Caput bonae spei legit Krebs. Krebs pl. cap. n. 227 — est Séachys graciliflora Presl; caule tetragono ad angulos petiolisque pilis reversis rigidis hispido, folis cordato-ovatis obtusis crenatis ciliatis glabrius- culis, verticillis quadrifloris (2 —2), superioribus nudis, floribus ebracteatis sessilibus, calycis hispiduli subbilabiati dentibus patentibus ovatis acuminatis subpungentibus, corollae tubo caly- cem duplo excedente gracili pubescente, labio superiore breviore rotundato integro, inferiore trilobo, lobis lateralibus rotundatis, medio duplo majore laeviter quadrilobo, antheris glabris. — Ad Caput bonae spei legit Krebs. Salvia ceratophylla Sieb. herb. palaest. a genuina specie in Bentham Lab. p. 223 diversa est et novam speciem sistit. Salvia Stebert Presl; caule erecto villoso apice panicu- lato, foliis albido-tomentosis, inferioribus petiolatis profunde pinnatifidis, laciniis oblongo- lanceolatis subdentatis, superioribus sessilibus ovatis acuminatis rugosis inciso-crenatis, flora- libus cordato-ovatis longe acuminatis calyce brevioribus extus hirsutulis, verticillis subsexfloris, calycis scabri laciniis pungentibus, labii superioris tribus aequalibus approximatis, labii infe- rioris distantis paululum longioribus apice adscendentibus, corollae calyce duplo longioris scabriusculae resinoso-punctatae labio superiore lineari-oblongo, stylo longissimo. — In Palae- süna ad Arimatheam legit Sieber. — Differentiae specificae e comparatione diagnosis datae cum Benthamiana patent, Ocymum frutescens Sieb, fl. mart, п. 154 — est O. micranthum Willd. en. Hyptis glandulosa Sieb. fl. mart. n. 151 — est Salvia occidentalis Swartz. Sieb. fl. Trin. n. 265 — est Hyptis spicata Poit, Salvia spicata Sieb. fl. mart. n. 152 — est Hyptis spicata Poit. botanische Bemerkungen. 531 Salvia Plumieri Sieb. fl. mart. п. 113 — est Hyptis Plumieri Poit. Hyptis Pseudochamaedrys Sieb. mart. n. 149 — an guogue Poiteau — est Marsy- pianthes sessiliflora В. glabrata Presl. — Genus Marsypianthes тео judicio tres continet species. 1. Marsypianthes hyptoides Mart. mss. in Benth. lab. 1. p. 64; villosa, capitulis pedunculatis, pedunculis folio brevioribus, bracteis involucrantibus linearibus acutissimis, acheniis semi- globosis latere concavo involutis utrinque serie foraminum instructis, Habitat in Brasilia Martius, Lhotsky. — 2. Marsypianthes sessiliflera Presl; villosa, capitulis subsessilibus, bracteis involucrantibus liaearibus acutissimis, acheniis ovato-semiglobosis latere concavo utrinque acutis crenulatis. Habitat in Brasilia Lho/sky, in Mexico Haenke. P. glabrata, erecta. Hyptis Pseudochamaedrys Sieb. fl. mart. n. 149. Habitat in Martinica Achaut. — 3. Marsypianthes glomerata Presl; pube brevissima vestita, capitulorum. pedunculis petiolo paulo longioribus, bracteis involucrantibus ovatis acutis, acheniis ...... Hÿptis glomerata Hort. Habitat...... Variat folis ternatis, — In M. hyptoide et M. sessiliflora sunt caulis, petioli, pedunculi, bracteae calycesque villosa. Plectranthus villosus Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 152 — est P. madagascariensis Benth. Leucas inflata Hochst. et Steud. herb. arab. un. it. n. 846 — differt a specie homo- nyma Benthamiana (lab. suppl. p. 144); quare potius nova species: Leucas Schimperi Presl; fruticosa, tomentella, folis petiolatis obovatis quinquenerviis apice subdentatis basi angustatis, floralibus sessilibus ovato-subrotundis subcordatis quinquenerviis apice obtuse dentatis, verti- cillis subsexfloris in spicam interruptam dispositis, bracteis setaceis calycis longitudine, calyce obovato villoso acute 10-dentato 10-nervio intus glaberrimo, corollae galea apicem versus albo-hirsutissima, labio pendulo puberulo trilcse, lobo medio majore emarginato. — Corolla alba, Lycium afrum Drege pl. cap. — non est genuina species, potius videtur L. euro- paeum esse; sed tubus corollae elongatus gracilis aliam esse speciem suadet. Solanum geminiflorum E. Meyer in Drege pl. cap. exs. et Solanum n. 1863 Drege pl. cap. — sunt S. rigescens Jacq. Solanum sodomeum Drege pl. cap. exs. — est S. Dregei Presl, Solanum nudum Sieb. fl. mart. n. 22 — est S. micranthum Willd. herb. ex Schlech. et Cham. in Linnaea, 5. p. 112. Solanum crotonoides Sieb. fl. mart. n. 66 — minime, sed potius nova S. micrantho, S. Juripebae, S. obscuro et S. aturensi affinis species: 5. inaequale Presl; caule fruticoso aculeis recurvis copiosis aculeato, pube stellata, ramis tomentoso-scabris, foliis geminis ovato-oblongis acutis utrinque scabris subtus costa petiolisque aculeatis basi inaequalibus acutis, racemis tomentosis petiolo longioribus inermibus simplicibus usque 10-floris, calycibus scabris obtu- siuscule 5-dentatis. — Folia bina, inferius brevius petiolatum angulo obsoleto hinc inde auctum, superius petiolo duplo longiore instructum, Pubes racemi et calycis flavescens. Petala 4 lineas longa linearia obtusiuscula extus tomentosa, Flores hermaphroditi; antherae aequales lineares; stylus cylindricus rectus staminibus longior; stigma obtusum. Fructus ignotus. Solanum indicum Sieb. fl. maur, ed, 1. n. 93. Linnei planta non est, sed quaenam species, indicare non audeo. — Genus Metternichia sequente nova specie augetur: 532 Karl B. Presl, Metternichia affinis Presl; foliis elliptico-lanceolatis obtusis aut subacuminatis acutius- culis glaberrimis basi acutiusculis coriaceis supra nitidis, racemis terminalibus paucifloris, calycis usgue ad medium quinquefidi laciniis obtusis cıliolatis trinerviis, nervis lateralibus confluen- tibus, corollae tubo lineis guingue marginegue tomentosis, ovario tomentello. — Habitat in Bra- silia ad Rio de Janeiro; collegit Luschnath, communicavit clar. Lucae. — Valde affinis M. principis Mik., differt foliis, floribus paullo majoribus, calycis ciliolati laciniis trinerviis, corollae tubo lineis 5 tomentosis instructo, laciniis limbi corollae extus margine tomentosis, ovario subglo- boso tomentello. — Rami sparsi, teretes, glaberrimi. Folia usque semitertium pollicem longa, petiolo trilineali insidentia, sparsa, foliis Pruni domesticae non absimilia, sed coriacea, supra intense viridia, subtus pallidiora. Racemi terminales rarius subaxillares, 3 — 5-flori, pedicellis 2 — 3 lineas longis bracteatis. Calyx fere quatuor lineas longus saepe brevior, campanulatus, persistens, laciniis ovato-lanceolatis aequalibus erectis. Corolla fere bipollicaris, ex sieco alba aut rosea, infundibuliformis, tubo apicem versus sensim ampliato laeviter quinqueangulato ad angulos tomentoso, limbo quinquefido patente, laciniis breviter acuminatis. Stamina 5, fertilia, filamentis supra basim corollae tubi insertis, tribus longioribus exsertis, duobus brevioribus inclusis, antheris lineam longis ovaliellipticis obtusissimis bilocularibus basi affixis, loculis longitudinaliter extus dehiscentibus. Ovarium subglobosum. Stylus exsertus, filiformis. Stigma bilobum. Fructus ignotus. Cestrum latifolium Sieb. fl. mart. n. 64 — est C. foetidissimum Jacq. Cestrum venenatum Thunb. et Drege pl. cap. — est nunc Toxicophloea Thunbergu Nees, Harwey in Hook. lond. bot. jour. vol. 1. Cestrum umbellatum E. Meyer in Drege pl. cap. — est novum genus e Thymeleaceis: Psilosolena Presl, — Flores hermaphrodiu, Perigonium coloratum infundibuliforme, tubo cylin- drico, limbo quadrifido, laciniis aequalibus, fauce nuda. Stamina 8, perigonii tubo superne biseriatim inserta, sessilia, inclusa, alternantia. Discus hypogynus cyathiformis, denticulatus, strio- latus. Ovarium obovatum, uniloculare, uniovulatum, ovulo obovato pendulo. Stylus inclusus, angulatus. Stigma globosum, pubescens. Fructus..... — Frutex capensis; foliis sparsis oblongo- lanceolatis obtusis subemarginatis in petiolum brevissimum angustatis coriaceis ramisque gla- berrimis, floribus terminalibus umbellatis (6 — 10), umbella folio florali parvo oblongo cilio- , lato deciduo suffulta, pedicellis angulato - striatis, perigonio 6 — 7 lineas longo, limbi laciniis ovatis patentibus ciliatis apice callosis densiusque ciliatis. — Psilosolena umbellata Presl. — Genus hoc affine videtur Eriosolenae Blume, quae tubulum hypogynum habere dicitur, differt laciniis perigonii aequalibus, staminibus inclusis sessilibus, disco hypogyno cyathiformi, seu squamulis plurimis in cyathum ovario triplo breviorem connatis. A Wickstroemia et Lagetta longius distat. Physalis incana Sieb. fl. cap. n. 258 — est P. pubescens Lin. Physalis pensylvanica Poepp. pl. bor. am. — est P. heterophylla Nees. Physalis tomentosa Sieb. fl. maur. ed. 2, n. 226 — est P. somnifera. Pergularia? edulis Thunb. Zeyh. pl. cap. n. 965 — est Chymocormus edulis Harwey in Hook. lond. bot. jour. vol. t. — Clar. Candolle in prod. VIII. non habet. botanische Bemerkungen. 533 Gomphocarpus fruticosus Herb. arab. un. it. n. 379 — est G. (Eugomph.) Schimperi Presl. Allamanda cathartica Sieb. fl. mart. n. 54 — est nec planta Linnei nec ulla a beato Pohl exposita, sed nova species: A. lalifolia Presl; ramis costaque media foliorum subtus pubescentibus, foliis oppositis guaternisve subsessilibus obovatis abrupte recurvato-acuminatis ciliatis parallele pinnatonerviis subcoriaceis, glandulis axillaribus globosis minutis, floribus axil- laribus binis breviter pedicellatis, calycis laciniis oblongo-lanceolatis glabris. — Tubus corollae flavae pollicaris, limbus inter congeneres major, Antherae in fauce sessiles squamis ciliatis obtectae. Vincetoxicum luteum Sieb, herb. cret. — est V. canescens Сапа. Eustegia hastata Sieb. fl. cap. n. 142 — est Microloma sagittatum R. Brown. Cynanchum mucronatum Sieb. fl. mart, n. 90 — est? Astephanus cubensis H. B. K. Cynanchum capense Sieb. fl. maur. 2. n. 156 — est Tylophora laevigata Cand. fil, Cynanchum senegalense Sieb. fl. seneg. n. 22 — est Gymnema subvolubile Decaisne. Sieb. fl. maur. 2. n. 124 — est Vahea madagascariensis Boj. in Cand. prod. VIII. 327. Echites subspicata Sieb. fl. trin. n. 92 — est E. microcalyx В. glabra Cand. fil. Faterna elliptica Sieb. fl. maur. 2. n. 218 — est Vahea madagascariensis Boj. Tabernaemontana amygdalifolia Sieb. fl. maur. 2. n. 84 — est T, persicariaefolia Jacq. Tabernaemontana squamosa Sieb. fl. maur. 2. n. 86 — est T. mauritiana Poir. Sieb. Я. trin. n. 313 — est Echites tubulosa Penth. Sieb. fl. trin. n. 219 — est Tylophora asthmatica Wight et Arn. Lisianthus chelonoides Sieb. herb. mart. suppl. n. 91 — est Allamanda parviflora Presl, folis oppositis glaberrimis petiolatis mucronatis obovatis oblongis linearibusve, glan- dulis axillaribus globosis minutissimis, caule humili ramisque tereti, corymbo axillari solitario trifloro, pedicellis teretibus, lobis calycis ovatis acuminatis erecto-patentibus. — Pedunculus teres glaber erectus pollicaris, pedicelli erecti usque semipollicares, flores A. catharticae duplo minores flavescentes, lobi calycis lineales, tubus corollae semipollicaris teres glaber flavus, limbus infundibuliformis quinquelobus pollicaris, lobis ovatis obtusis patentibus, antherae sessiles in apice tubi corollae adnexae erectae approximatae. Fructus ignotus. Cynoctonum molle b. E. Meyer сот. II. 216 et Drege cap. — est Anisotoma cordifolia Fenzl in Linnaea 1843 p. 330. Sed nomen Anisotoma est Jam in Zoologia (in Eleutheratis) usitatum, hinc mutandum in Anisctomaria mollis Presl. — Talia nomina in Botanica et Zoologia usi- tata plura adsunt, v. g. Euryale est animal marinum et genus e Nymphaeaceis, hinc aut An- neslea Andr. restituenda et genus homonymum Wallichii aliter nominandum aut Euryali aliud nomen imponendum, Meo judicio erit ergo Anneslea spinosa Andr. (Euryale ferox Salisb.), A. amazonica (Eur. amazonica Poeppig), A. brasiliana (Euryale brasiliana Steud.) — Anneslea fragrans Wall. esset Callosmia fragrans. — Sic Aegialitis est animal e Coleopteris et planta e Plumbagineis, ergo mutandum in Aegialinites et erit Aegialinites annulata (Aegialitis annulata R. Br.) et A. rotun- difolia (Aegialites rotundifolia Wall.) — Aglaomorpha est animal et Filix, hinc nomen Schot- uanum supprimendum et meum (Psygmium) assumendum, Rostellaria Lam. est nomen anti- quius animalis e Molluscis quam plantae (Geertneri) e Sapotaceis, hinc posterius transmutan- dum et planta Sarcorhyna Lessertiana nominanda. Tiedemannia est animal descriptum 531 Karl B. Presl, (1829) a delle Chiaje et planta ex Umbelliferis a Candollio conditum (1830). Trigonia Aubl. e Guttiferis et Trigonia ex animalibus Bivalvis; nomen prius videtur antiguius. — Sic Pha- langium est animal ex Araneidis et planta ex Asphodeleis, transmuto Phalangium in Liliago Presl; hine Liliago ramosa (Anthericum г. Lin.), L. vulgaris (Antherium Liliago Lin.), L. baetica (Anthericum baeticum Boiss.), L. ciliata (Phalangium ciliatum Humb, et Kunth), L. flavescens (Phalangium f. Schult. fil), L. latifolia (Phalangium latifolium Humb. et Kunth), L. glauca (Phalangium glaucum Poir.), L. eccremorhiza (Phalangium eccremorhizum Poir.), L. nepalensis (Phalangium nepalense Lindl.), L. indica (Phalangium indicum Kunth), L, tuberosa (Phalangium tuberosum Kunth), L? abyssinica (Phalangium? abyssinicum Kunth), L. nivea (Phalangium niveum Poir.), L. scilloides (Phalangium scilloides Poir.), L. japonica (Phalangium japonicum Poir.) — Sic Arethusa, Limnocharis, Opercularia, Corydalis et caet. sunt animalia et plantae. Voacanga Dregei E. Meyer in Drege pl. cap. — est nunc Piptolaena Dregei, Harwey in Hook. lond. bot. jour. vol. 1. p. 25. Strychnos spinosa Lam. E. Meyer in Drege pl. cap. est Brehmia spinosa Harwey. Sebaea pallida a. E. Meyer in Drege pl. cap. — est $. aurea Br. Sebaea ambigua Drege pl. cap. — est S. aurea. Chironia parvifolia E. Meyer in Drege— est С. serpyllifolia Griesebach in Eckl. pl. cap. Chironia latifolia E. Meyer in Drege — est C. peduncularis Lindl, Chironia arenaria E. Meyer in Drege — est Orphium arenarium Presl. Erythraea conferta Herb. sard. un. И. — est E. ramosissima Pers. Chlora grandiflora Herb. sard. un. it. — est C. perfoliata var. major. Numerus peta- lorum guogue in vera C. perfoliata ab 8 ad 10 variat. Chlora perfoliata Sieb. herb. cret. — est С. lanceolata Ziz. Chlora crenulata Salzm. pl. exs. ting. — est C. lanceolata Ziz. Mitrasacme prolifera Sieb. fl. nov. Holl. n. 110 — nequaquam stirps R. Brown, cum diagnosis valde absimilis, nec alia hujus generis species, sed nova inter M, canescentem, M. cinerascentem et M. proliferam inserenda species: Mitrasacme hirsuta Presl; caule erecto ramosissimo hirsuto basi suffruticoso, folys linearibus obtusis hirsutis, pedunculo elongato glabro, umbella pauciflora, calycis laciniis ciliatis, corollae tubo calycis longitudine, fauce bar- bata, capsula globosa. — Hab. in Nova Hollandia ad Port Jackson. — Caulis pedalis, basi lignosus suffruticosus erectus ramosissimus, undique pilis patentissimis vel reflexis albis bir- sutus, Rami ramulique erecto-patentes. Folia 3 lin. longa, 3 lin. lata, opposita sessilia undi- que pilis albis patentibus hirsuta. Pedunculus terminalis aut subterminalis, 4 — 6 - polli- caris, nudus, apice umbellifer. Umbella simplex bi- saepius quadriflora, pedicellis erecto- patentibus pollicaribus tenuibus teretibus glaberrimis unifloris, subinde uno bifloro. Involu- crum diphyllum, foliolis ovato -lanceolatis obtusis sessilibus erectus subhirsutis ciliatis. Calyx glaber, quadrinervis, quadrifidus, laciniis patentibus lanceolatis obtusiusculis ciliatis. Corollae tubus quadrangulus calycis longitudine, fauce pilis longis copiosis crispis barbata, limbus quadrifidus, laciniis oblongis obtusis albis. Stamina 4, inclusa. Stylus cylindricus, erectus, tubo corollae aequilongus, persistens, capsula maturescente basi bifidus. Stigma concavum. botantsche Bemerkungen. 535 Capsula fructu Cannabis similis, globosa, flavescens, calyce persistente tecta, bilocularis, bi- valvis, polysperma. Semina minutissima. Sieb. fl. Trin. n. 234 — est Coutoubea ramosa Aubl. Statice п. 8017 Drege pl. exs. — est S. linifolia Thunb. var. «. collina Eckl. et Zeyh. — Sed S. linifolia Th. habet caulem fruticosum prostratum squamatum. Statice linifolia Drege pl. cap. exs. — est S. linifolia Thunb. В. maritima E. Z, Statice an linifolia Drege pl. cap. exs. — est alia folus oblongo-lanceolatis, ramis floribusque diversa species et est S. Dregeana Presl. Statice tetragona Th.? Drege pl. cap. exs. — est quoque S. Dregeana Presl. Statice scabra Drege pl. cap. exs, — est toto coelo a planta Thunbergiana diversa estque nova species: S. scabrida Presl, Statice cordata Sieb. herb. cret. -— est S. Willdenowiana. Statice incana Petter pl. dalm. — est S, dalmatica Presl. Statice sinuata Sieb. herb. cret. — est S. hirsuta Presl. Armeria denticulata Petter et reliq. Florae austriacae autorum, prope Nona Dalmatiae mense Majo collecta — a genuina A. denticulata e specimine autographo Bertolonii diver- sissima est et A. Petteriana dicitur. Plantago Bellardi Drege pl. cap. exs. — est species diversissima atque nova: P. Dre- geana Presl. Plantago albicans Herb. sard. un. it. — est P. cylindrica Forsk. Plantago argentea Sieb. herb. aegypt. — est P. cylindrica Forsk, Plantago agrestis Salzm. pl. ting. — est P. sicula Presl. Plantago stricta Sieb. herb. aegypt. — est P. pumila Lin. Plantago pygmaea Herb. smyr. un. it. — est P, cretica Lin. Plantago subulata Herb. sard. un. it. — est species P. radicatae respectu habito radicis, foliorum et scaporum affinis, tamen distincta spicis et bracteis, hinc potius nova species; Plantago sarda Presl; acaulis, radice lignosa crassa, foliis linearibus acutis canaliculatis hir- suis basi dense lanatis, scapis teretibus pubescentibus, spica ovato-oblonga pauciflora, bracteis ovatis ciliatis corollaque acutis calycem aequantibus. — Hab. in monte Genargentu Sardiniae, fl. Jul. Collegit Müller. — Radix lignosa crassa subpedalis basi ramosa, ramis caespitem den- sum foliorum gerentibus. Folia vix pollicaria semilineam lata patentia linearia acuta canali- culata, exsiccata sulcis duobus notata, undique pilis albidis rigidulis hirsuta, basi lana alba longa densa vestita, adulta supra calvescentia. Scapi pollicares teretes adscendentes. Spica 3 lin. longa, 5 — 6-flora, densiuscula. Bracteae hirtulae calyce ovato acutiusculo ciliato hirtulo fere breviores. Corollae laciniae acutae. Filamenta elongata. Plantago Psyllium? Herb. aegypt. un. it. n. 172 — et P, longestyla Presl. Osyris lanceolata Steud. et Hochst, in herb. alg. un. it. — est O. quadrifida Salzm. herb. ting. Eclypta erecta Sieb. herb. mart. suppl. n. 204 — est Acanthospermum xanthioides Cand. Eclypta erecta Sieb. herb. aegypt. — est nova hujus generis species: Е. angustifolia Presl. Abh. V, 3. 68 536 Karl B. Presl, Ambrosia maritima Sieb. Я. mart. n. 214 — est A. artemisiaefolia Lin. Bidens Sieb. fl. mart. n. 330 — est B. pilosa Lin. Verbesina mutica Sieb. Й. mart. n. 199 — est Melampodii species; an M. ameri- canum Lin.? Conyza tiliaefolia Tausch in Sieb. fl. maur. ed. 1. suppl. n. 26 — est verosimiliter Vernoniae species, Mikania amara Sieb. fl. mart. suppl. n. 100 — est Eupatorii spec. ser. I. imbricata, et verosimiliter E. punctatum Lam., quamquam cum E. macrantho Sw. satis bene convenit. Sieb. fl. mart. n. 191 — est Eupatorii quaedam species. Eupatorium condensatum Reichenb. in Sieb. fl. Trin. n. 11 — est Adenocyclus con- densatus Lessing, Cand. Eupatorium menthaefolium Poepp. pl. cub. — est Vernonia menthaefolia Lessing. Aster phlogifolius Poeppig pl. exs. bor. am. — est A. patens Ait. Conyza ambigua Sieb. herb. mart. suppl. n. 21 — a specie homonyma diversissima est; an alia novaque Conyzae species? an revera Asterea ? Conyza Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 334 est Cylindrocline Commersonii Cass. Less. Cand. Clar. Tausch hanc stirpem Lepidopogon Ponae nominavit et patriam in Europam transtulit, Baccharis semiserrata Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 117 — in Candollii prodromo non obvenit, an alia species jamjam cognita? Baccharis serratifolia Sieb. herb. mart. n 195 — nullomodo ad genus Baccharis et ad Astereas, sed ad Senecioneas pertinet; cuidam tamen generi accomodanda species satis ex- quisita, nescio, cum capitula nondum evoluta, indagationem frustraneam reddunt; an Neuro- laena lobata Brown? (vide Sloane 1. t. 152. f. 4, et Plum. ed. Burm. t. 96). Inula undulata Sieb. herb. aeg. — est Francoeria crispa Cass. Inula spec. Herb. arab. sin. un. it. n. 293 — est Francoeria crispa. Santolina fragrantissima Herb. arab. un. it. n. 11 — est Francoeria crispa Cass. Inula crispa Sieb. herb. aeg. — est Pulicaria undulata Cand. Buphthalmum graveolens Herb. arab. un. it. n. 119 — est nova Asterisci species: A. Schimperi Presl, non obstante assertione clar. Candollei, qui hanc speciem pro A. grave- olente declaravit, et verum A. graveolentem in Herb. aegyptiaco un. it. sub numero 507 ob- venientem nomine Cervanae pratensis distinctissimae designavit. Anthemis biaristata Presl prod. fl. sic. et quoque Floristarum sic. — non est Ana- cyclus tomentosus e synonymis, sed propria species: Anacyclus affinis Presl; differt primo intuitu ab A. tomentoso pedunculis non incrassatis, caule foliisque lanatis, squamis involucri omnibus acuminatis. Anthemis Herb. arab. un. it. n. 399 — est juxta Candolle A. peregrina. Anthemis Herb. aegypt. un. it. n. 512 — est A. altissima. Senecio aegyptius Sieb. herb. aegypt. — est S. arabicus. Senecio aegyptius Herb. aegypt. un. it. — est S. coronopifolius Desf. Senecio dryadeus Sieb. fl. n. holl. n. 337 — est S. australis Willd. ex Cand. 6. p. 374. botanische Bemerkungen. 537 Senecio novae Hollandiae Sieb. fl. n. Holl. n. 435 in Candollio abest, Cineraria hypoleuca Reichb. in Sieb. fl. cap. n. 33 — est Senecio verbascifolius N. L. Burm. Prenanthes glomerata Reichb. in Sieb. fl. cap. n. 26 — est Senecio pubigerus Lin. Atractylis humilis Sieb. herb. aegypt. — est A. flava Desf. Gnaphalium uliginosum Kunze in Poepp. pl. cub. — est G. americanum. Osteospermum obovatum Tausch in Sieb. fl. maur. ed. 1. n. 118 — est dubiosa spe- cies; an revera Osteospermum? Planta dubia Sieb. fl. cap. n. 251 — est Osteospermum ciliatum Berg. Crepis radicata Sieb. herb. aegypt. — plures variasque stirpes includit; nempe subinde Picridem radicatam, subinde P. sulphuream, subinde tamen Barkhausiae speciem ad Aego- scridis sectionem pertinentem, quam В. Sieberi appello, quae quoque ad B. bursifoliam et B. leontodontoidem accedit. Adnotari volo, Barkhausiam bursifoliam annuam vel biennem esse potius quam perennem. Prenanthes Herb. arab. un. it. n. 259 ad Phoenopum vimineum var. f. non pertinet, si icon Allionii respicitur, quamquam affinitas magna negari non potest; potius videtur nova species ramis spinescentibus cauleque albis nitidis distincta. Folia deperdita, eorum basis usque ad internodium subsequens decurrens. Sonchus Herb, arab. un. it. п. 208 — est nova Picridii species: Pécridium Schimperi Presl. Pimelea ligustrina Sieb. fl. nov. Holl. n. 206 — non respondet ex asse praesertim folis iconi Labillardierianae, fositan est varietas minor. Pimelea curviflora Sieb. fl. nov, Holl. n. 205. — Praeter speciem genuinam adjecta est alia species: P, thymi/clía Presl; foliis sparsis oblongis obtusis subtus ramulisque strigoso- sericeis basi angustatis, capitulis lateralibus paueifloris, perigonii sericei tubo recto, limbo aequali. Habitat in nova Hollandia ad Port Jackson. — Frutex. Ramus lignosus teres crebre cicatrisatus, pilis adpressis copiosis albidis obtectus, ramulis erectis subflexuosis sericeo-pilosis. Folia 2 lin. longa, I lin. lata, sparsa, rarius opposita suboppositave, subsessilia, oblongo- lanceolata, obtusa, basi acuta, supra glabra, subtus praesertim juniora strigoso - sericea, Car- nosula, subtus simpliciter venosa. Capitula lateralia sessilia 4 — 6-flora foliis involucrata cau- linis conformibus. Perigonium extus sericeum, tubo bilineali recto filiformi, limbi 4-fidi laciniis oblongis obtusis supra glabris. Ovarium et Nux oblonga rectiuscula, pilis adpressis sericea. — A P. curviflora differt folis et tubo perigonii, a P. gracili differt. folis, a P. latifolia differt inflorescentia foliisque. Gnidia tomentosa Eckl. herb. cap. un. it. — est Passerina anthylloides Lin. fil. ex Meisn. in Lin. 14. p. 392, nunc Arthrosolen anthylloides Meyer. Krebs pl. exs. n. 285 — est Passerina anthylloides Lin. Gnidia ovalifolia Meisner in Drege pl. cap. — est Wickstroemia ovalifolia Decaisne in ann. sc. nat. 1843. p. 50. Passerina v. Gnidia Eckl. herb. cap. un. it. n. 366 — est Passerina laxa Wickstr. ex Meisn., seu Arthrosolen laxus Meyer. 68 * 538 Karl B. Presl, Gnidia Eckl. herb. cap. un. и. n. 508 — est Passerina filiformis Lin. Krebs pl. cap. n. 282 — est Passerina filiformis Lin. Passeriana tingitana Salzm. pl. ting. — est Daphne villosa Lin, seu Chlamydanthus villosus Meyer. Passerina Eckl, herb. cap. un. it. n. 361 — est Cryptadenia grandiflora Meisn. (Pas- serina grandiflora Lin.) Passerina Eckl. herb. cap. un. it. п. 362 — est Cryptadenia uniflora Meisn. (Pas- serina uniflora Lin.) Passerina Eckl. herb. cap. un, it. n, 360 — est Cryptadenia breviflora Meisn. (Passerina campanulata E. Meyer mss.). Passerina capitata Eckl. herb. cap. un. it. — est Lachnaea capitata Meisn. Gnidia laevigata Eckl. herb. cap. un. it. n. 359 — est С. pubescens Berg. Gnidia Ес. herb. cap. un, it. n. 363 — est Gnidia subulata Lam. Gnidia Sieb. fl. mixt. п. 81 — est Gnidia subulata Lam. Krebs pl. cap. exs. n. 284 — est Struthiola parviflora Bartl. Struthiola glabra Sieb. fl. cap. n. 248 — est Struthiola erecta Lin. «, angustifolia Meisn. Struthiola glabra Sieb. fl. mixta n, 85 — est Struthiola erecta Lin. «. angustifolia Meisn. Struthiola virgata Eckl. herb. cap. un. it. n. 28 — est Struthiola erecta Lin. a. angustifolia. Struthiola Sieb. fl. mixta n. 88 — est Struthiola striata Lam. Struthiola Eckl. herb. cap. un. it. n. 782 — est Struthiola striata Lam. Struthiola Eckl. herb. cap. un. it. n. 65 — est Sıruthiola lucens Poir. Struthiola glauca Sieb. fl. cap. n. 183 — est S. virgata Lin. Chamissoa altissima Sieb. fl. mart. n. 229. — Potius С. macrocarpa H. B. K., nam capsulae fere lagenaeformes subconicae apice truncatae calyce si non duplo saltem dimidio longiores, sepala obtusa, semen nigrum nitidum lenticulare endocarpio membranaceo ob- tectum, ramuli glaberrimi aut vix hinc inde puberuli; cum in C. altissima sepala acuta, capsula calyce brevior ovata (globoso-compressam, uti vult Kunthius, numquam vidi nec in icone fructus expressus est), ramuli dense pubescentes. — Folia tamen subtus in ambabus speciebus glabra video. Iresine elatior Sieb. fl. mart. n. 230. — Non est planta Linnei, sed Tromsdorfia aurata Mart. seu Iresine dysdicta Spr. Iresine virgata Poeppig pl. cub. — est I. elatior Lin. (Rosea elatior Mart.) Mirabilis corymbosa Sieb. fl. mart, n. 216 — est M. dichotoma Lin. Begonia dichotoma Sieb. fl. mart. suppl. n. 39 — est B. reniformis Dryand. Salsola oppositifola Sieb. herb. aegypt. nec Desfont, — est species nova: Salsola Siebert Presl, folis subulatis brevibus obtusis glaucis, inferioribus oppositis, superioribus floribusque solitariis suboppositis, laciniis calycis fructiferi latissimis rotundatis integris, caule fruticoso ramo- sissimo glabro. botanische Bemerkungen, 935 Salicornia glauca Sieb. herb. aegypt. et guogue Delil. — est secundum Sprengel Halocnemum strobilaceum Bieb., sed false, uti e specimine Pallasiano Salicorniae strobilaceae edoctus sum; potius planta Delilei et Sieberi novam Halocnemi speciem efficit: Halocnemum glaucum Presl, suffruticosum, adscendens, articulis caulinis cylindricis, floriferis brevissimis late membranaceo-marginatis. — Stigmata duo. Salicornia strobilacea Sieb. herb. aegvpt. — est S. nodulosa Del. seu Halocnemum nodulosum Spr. Traganum nudatum Herb. arab. un. it. — est Cornulaca monocantha Delile. Salsola Herb. cauc. un. it. — est Halimecnemis Hchenackert Presl, Valde affinis H. brachiatae, differt tamen foliis oppositis muticis, Alia species est Halimocnemis spicata Presl; ramis erectis, foliis filiformibus elongatis muticis, floribus spicatis, calyce pentasepalo, sepalis ob- longis obtusis. — In Sibiria versus confines tataricas legit Gmelin. Ab H. volvoce differt ramis, floribus, calyce, sepalis; ab H. sclerospermo differt folis, floribus, sepalis. Atraphaxis spinosa Herb. arab. un. it. n. 450 — est nova Tragopyri species: 7. rotun- difolium Presl, — Character genericus Atraphaxeos solummodo А. undulatae convenit, quare plures species ad Tragopyrum referendae, sic A. spinosa Lin. est T. spinosum Presl, A. com- pacta Ledeb. est T. compactum Presl, A. canescens Bunge est T. canescens Presl. Polygonum eguiseuforme Sieb. herb. aegypt. — est P. flagellare Bertol. Polygonum acre Sieb. fl. maur. ed. 2. n, 142 — est P, Poiretii Meisn. monogr. Pol. p. 19 seu P. serratum Poir. Rumex tuberosus Eckl. herh. cap. un, it. n. 710 — est В. sagittatus Thunb. Ophiria stricta Drege pl. cap. est stirps Lamarkiana nec Linneana, quae posterior est synonymum Grubbiae rosmarinifoliae. — Ad hoc genus Lamarkianum pertinet. synonymum Strobilocarpus diversifolius Klotzsch in Schlecht, Linnaea XIII. p. 581. Croton scandens Sieb. fl. mart. n. 340 — est Tragia volubilis Lin. Euphorbia officinarum Herb. arab. un. it. n. 818 — nullo modo esse potest, cum inermis est et caulem ramosve teretes possidet, hinc nova species : E. Schimpert Presl. Euphorbia hypericifolia Herb. arab. un. it. n. 757 — an varietas lasiocarpa, an potius species distincta folis 5-nerviis basi utrinque integerrimis, serraturis non ciliiferis multo mino- ribus, capsulis hirtulis excellens, inde E. cassicides Presl. Croton oblongifolium Sieb. herb. palaest. a planta Delileana in Desc. de l'Eg. depicta valde diversa est et potius novam Crozophorae speciem sistit, nempe C. Sieberi Presl. Croton palustris Sieb. fl. mart. n. 340 — est vera Linnei planta nec Н. В. K. Myriea laurina Sieb. fl. mart. n. 390 — est Myrsines spec.! — An Myrsine popayan- nensis H, B.?, sed folia subtus excepto nervo medio glabra; an Myrsine coriacea R. Br.?, sed calyx guinguepartitus ; an M. cubana Cand. fil.? Ephedra Cuming pl. chil. exs. — est E. chilensis Presl. Affinis E. monostachyae, differt vaginis articulorum bipartitis acuminato-subulatis. An nihilominus varietas E. monostachyae? 540 Karl В. Presl, Ephedra fragilis Sieb. herb. cret. — est potius E, altissima Desf. — Huc potius quo- que videtur pertinere Eguisetum montanum creticum Alp. exot. р. 141 c. ic., quam ad E, fra- gilem. — Omnes Ephedrae sunt fragiles et articuli in guodam aetatis stadio facillime secedunt. Ephedra fragilis Herb. smyrn. un. it, — est guogue E, altissima, — Icon Desfontainii, guamguam paulisper minores flores gerit, satis bene congruit. Sieb. fl. mart, n, 286 — est Citrosma glabrescens Presl: pube stellata, ramis teretibus glabriusculis, novellis compressis incanis, folis oppositis ovato - oblongis acuminatis calloso- denticulatis basi acutis utrinque praesertim in costa venisque puberulis, junioribus petiolisque canescentibus, dentibus fasciculum pilorum gerentibus,. pedunculis paucifloris petiolo brevio- ribus, calycibus canescentibus. Hab. in Martinica. Cum C. gesnerioide juxta diagnosim magnam affinitatem habere videtur, sed pluribus differt notis, Urtica aestuans Sieb. fl. mart. n. 209 — est U. caraccasana Jacq. ex Schlech. et Cham. Sieb. fl. Trin. n. 306 Urtica armigera Presl; arborescens, ramis pubescentibus petiolisque costisque nervis- est Urtica latifolia Rich, — Alia novaque species est que foliorum subtus aculeis sparsis recurvis armatis, folus sparsis longe peuolatis oblongo- lanceolatis acuminatis sinuato-grosse dentatis utrinque glabris basi obtusis, racemis axillaribus 5 (t — 2) corymbosis multifloris petiolo quadruplo brevioribus puberulis setisque rectis aspersis acheniis suborbicularibus lenticulari - compressis rugosis stylo rostellatis. — Hab. ad fossas prope Rio de Janeiro Brasiliae, ubi mense Julio florentem et fructificantem legit Lhotsky. — Affinis U, bacciferae, differt folis, aculeis, acheniis. — Perigonii sepala duo interiora ovato- subrotunda obtusa, adpressa, reliquis multo majora. Sieb. fl. Trin. n. 218 — est Pilea muscosa Lindl. Boehmeria Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 315 -- est nova species: B. elongata Presl. Boehmeria caudata Sieb. fl maur. ed. I. n. 48, ed. 2. n. 134 — speciei Swartzianae affinis quidem, tamen diversa videtur, hinc potius nova species: B. greviaefolia; fruticosa?, ramulis foliisque novellis canescentibus, foliis oppositis petiolatis ovatis acutis dentatis triner- vis supra puberulis subtus glabris, spicis axillaribus folium subaeguantibus filiformibus laxis, florum giomerulis distantibus. — In insula Mauritii legit Hilsenberg. — Stipulae fugaces lan- ceolato-subulatae petiolo breviores canescenti-pubescentes scariosae. Folia in jugo inaequalia, alterum duplo fere majus. Petioli circiter pollicares. Folii limbus 4 poll, longus, ultra semiterlium poll. latus. Spicae usque septempollicares, bracteis glomerulos suffulcientibus lineari-subulatis linealibus deciduis. Podocarpus macrophylla Sweet in Drege pl. cap. exs. diversa est a P. macrophylla Wall., hinc priorem P. Sweeti Presl nuncupavi. Podocarpus latifolia R, Br., Drege pl. cap. seu Taxus latifolia Thunb. — conservari debet, non obstante auctoritate cel Hooker, qui in lond. bot. jour. vol. 1. P. Thunbergii nominavit, quapropter Podocarpus latifolia Wall. in P. Wallichianam transmutari debet. Sieb. fl. maur, ed. 2. n. 230 — est Aristolochia acuminata Lam. Caladium sagittaefolium Sieb, fl. mart. suppl. n. 73 — est C. esculentum Vent. Drege pl. cap. n. 4484 — est Flagellaria indica Lin. botanische Bemerkungen. 511 Piper incurvum Sieb. fl. mart. n. 254 — est verosimillime P. reticulatum, quamquam iconi Plumierianae ex asse non respondeat. Piper dilatatum Sieb. fl. mart. n. 256 — est P. Amalago Lin. partim quoad plantam caribaeam. — Cum icone Sloanei exacte convenit. Piper peltatum Sieb. fl. mart. n. 5 — est varietas foliis acuminatis margine hirsutulis; nunc Heckeria peltata Kunth, seu Potomorphe peltata Miq. Piper monostachyum Sieb. mart. n. 255 — est meo judicio solummodo P. magnoliae- folium, seu Peperomia magnoliaefolia, ex Miquel (pip. 194) est Peperomia obtusifolia. Piper elliptieum Lam. Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 377 — est nunc Peperomia elliptica A. Dietr. Piper portulacoides Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 317 — est P. serpyllifolium Vahl, nunc Peperomia serpyllifolia. Piper trifolium Sieb. fl. maur. ed. 2. n. 167 et 164 — est P. portulacoides Lam., nunc Peperomia portulacoides A. Dietr. Sieb, fl. Trin. п. 224 — videtur Piper syringaefolium Vahl esse. Sieb. fl. Trin. n. 299 — est Piper trıfolium L., nunc Peperomia trifolia, Sieb. fl. Trin. n. 362 — est an Piper discolor Sw.? Sieb. fl. Trin. n. 259 — est Piper aduncum Lin,, nunc Steffensia adunca Kunth. Sieb. fl. Trin. n. 332 — est Piper tuberculatum Jacq., seu Steffensia tuberculata Kunth. Sieb. fl, Trin. n. 343 — est Piper magnoliaefolium Jacq. seu Peperomia magnoliae- folia A. Dietr. Sieb. fl. Trin, n. 16 — est Piper nummularifolium Sw., nunc Acrocarpidium nummu- larifolium. Miq. pip. 52. Peperomia cafra E. Meyer in Drege pl. cap. est nunc P. arabica Decaisne ex Miq. pip. 121. Piper angulatum Sieb. fl. maur. n. 165 — est Peperomia Perrottetiana Mig. pip. 146. Piper distachyum Sieb. fl. mart. n. 6 — est Peperomia nigropunctata Mig. pip. 188. Piper peltatum Sieb. fl. maur. ed. Il. n. 166 — est Heckeria subpeltata Kunth, nunc Potomorphe subpeltata Miq. Cuming pl. phil. n. 441 — est Potomorphe subpeltata Miq. Cuming pl. phil. n. 485 — est Chavica Siriboa Mig. pip. 224. Cuming pl. phil. n. 841 — est Chavica miniata Mig. pip. 234. _ Cuming pl. phil. n. 834 — est Chavica populifolia Miq. pip. 248. Cuming pl. phil. n. 1248 — est Chavica officinarum Mig. pip. 256. Cuming pl. phil. n. 1343 — est Chavica Lessertiana Mig. pip. 210. Cuming pl. phil. n. 1044 — est Chavica eorylistachya Mig. pip. 281. Cuming pl. phil. n. 1106 et 1697 — est Rhyncholepis Cumingiana Miq. pip. 282. Cuming pl. phil. n. 1813 — est Rhyncholepis brevicuspis Miq. pip. 283. Piper spec. Lhotsky et Beske pl. bras. est Peperomia quadrifolia H. B. K., seu Piper quadrifolium Arab. fl. flum. I. t. 62 satis bene. 542 Karl B. Presl, Piper spec. Lhotsky pl. bah, — est Piper Colonum Presl, — Fruticosum, glaberrimum, ramis teretibus aut teretiusculis striatis ad nodos parum incrassatis, foliis sparsis coriaceis ovatis acumi- natis basi acutis septuplinerviis transversim venosis reticulato-venulosis, petiolis (10 lin. longis) canaliculatis tenuissime marginatis subtus sulcato-striatis, floribus dioecis, spica feminea oppo- sitifolia pedunculo trilineali instructa. cylindracea 2}-pollicari, floribus in quincunce spiralibus (L— 5) distantibus parvis, bracteis subpeltatis rotundatis ciliatis coriaceis margine transparen- tibus, ovario globoso, stigmatibus 4 rarius 3 cruciatis appressis papillosis albicantibus quartam lineae partem aequantibus crassiusculis linearibus obtusis, baccis sessilibus globosis atrofuscis stigmatibus coronatis Pisum aequantibus monospermis semine baccae conformi sed minori nondum maturo viso. — Habitat in Brasilia ad Bahiam; an ibi colitur? — Ab affinibus Piperis genuinis speciebus (P. nigro, P. nigrescenti, P. spurio aliisque) sufficienter distinctum esse videtur. — Baccae valde aromaticae, stimulantes, piperacei saporis ardentis. Albumen duro- farınaceum, pallide vitellinum, fructui conforme. Embryonem non vidi. "Testa arctissime ad- haerens et superficies seminis ob pericarpium baccatum adglutinatum obscure rugosa. Zannichellia repens Herb. aegypt. un. it. n. 10 — cum icone Reichenbachiana (ic. t. 156) non convenit, quapropter nova potius species: Z, laevis Presl, stigmate spatulato obliquo, fructibus pedicellatis laevibus aut crista dorsali denticulatis stylo longioribus. Iznota Drege pl. cap. n. 8801 — est Zanichellia stylaris Presl, stigmate spatulato obtuso obliquo, fructibus pedicellatis dorso cristato-dentatis latere utrinque unicostatis et ob- scure tuberculatis, stylo fructui aequilongo. Hab. in rivulis aut stagnis Capitis bonae spei, — Habitus Z. palustris, longitudine styli ab hac et reliquis speciebus diversa. Ignota Drege pl. cap. n. 2276 — est Hydrilla Dregeana Presl, caulibus ramosis elongatis, foliis sparsis approximatis linearibus acutissimis sessilibus sub lente ciliatis, spathis axillaribus, tubo floris feminei folium excedente pubescente erecto, perigonio caeruleo, cap- sula spatham superante ovata acuminata trigona uniloculari. — Hab. in aquis stagnantibus ad Caput bonae spei, ubi legit Drege. — Folia nonumquam apparenter verticillata ob approxi- matum situm et inordinatam alternationem ; caulis flaccidus ; flores feminei tantum visi; tubus (pedicellus auctor.) capillaris, pubescens; perigonii laciniae internae obovatae, externae minores quoque obovatae sed versus basim valde angustatae. Capsulam vidi nec baccam. — Ab H. verticillata (Serpicula verticillata Roxb. corom. 2. t. 164) valde differt, — An eadem ac Loga- rosiphon, Harwey in Hook, journ. of bot. IV. 230. t. 22? Iconem consulere non potui. Limodorum dipterum Tausch in Sieb, fl. maur. ed. 1. suppl. n. 43 — est Cryptopus elatus Lindl. Orchis palustris Parreisz pl. taur. n. 509 et Orchis mascula Parreisz pl. taur. n. 516 — est stirps ab utraque diversa et O. palustri, O. Morioni et O, provinciali affinis. Inter species huc usque enumeratas non adest, hinc novam speciem esse autumo : О. Parreissit Presl, tuberibus indivisis, foliis oblongis acutius- culis, spicalaxa, bracteis scariosis acuminatis ovario brevioribus, sepalis patentibus, exterioribus acutis, interioribus obtusis, labello lato trilobo, lobis lateralibus rotundatis in.egris, medio betanische Bemerkungen. 543 bilobo, lobulis rotundatis denticulo interceptis, calcare ineurvo obtuso apice saccato labelli longitudine. — Hab, in Tauria. Orchis pyramidalis Parreisz pl. taur. п. 515 — est О. fusca В. micrantha. Orchis spec. Parreisz pl. taur. n. 514 aflinis est O. Morioni et O. coriophorae, sed diversa; an О. cassidea Bieb.? Commelina cajennensis Sieb. fl. mart. n. 257 ex parte — est C. agraria Kunth en. IV. 38. Commelina cajennensis Poep. pl. cub. — est C. agraria Kunth. Drege pl. cap. n. 8780 — est Commelina benghalensis Lin. Commelina polygama Eckl. herb. cap. un. it. n. 176 — est C. Eckloniana Kunth en. IV, 57. Drege pl cap. n. 4466 — est Aneilema adhaerens Kunth en. IV. 72. Drege pl cap. n. 4471 — est Aneilema Dregeanum Kunth en, IV. 73. Drege pl. cap. n. 4472 — est Dithyrocarpus capensis Kunth en. IV. 78. Callisia umbellata Sieb. herb. mart. n. 258 — est Tradescantia floribunda Kunth en. IV. 89. Callisia umbellulata Weigelt pl. surin. — est Tradescantia floribunda Kunth. Sieb. fl. mart, n. 258— est Tradescantia geniculata Jacq. Colchicum variegatum Sieb. herb. cret. est C. Bivonae Guss. Colchicum alpinum Herb. ceph. un. it, — est an C. arenarium? Colchicum montanum Forsk. Herb. arab. un. it. n. 870 — nil est aliud quam C. Ber- tolonii varietas foliis tribus angustioribus longioribus minusque ciliatis, scapis duobus. In C. Bertolonii dalmatico semper vidi folia duo quasi opposita et scapum unicum, in C. Bertolonii e Cephalonia folia linearia vix lineam lata glaberrima et scapos duos. Wurmbea purpurea Drege pl. cap. — est Melanthium ciliatum Lin. ex Kunth en. IV. 156. Pleea Sieberi Reichenb. in Sieb. herb, nov. Holl. n. 156 — est Anguillaria dioeca Brown. Drege pl. cap. n. 417 — an Lachenalia unifolia Jacq.? Drege pl. cap. n. 8624 — an Lachenalia quadricolor Jacq.? Massonia linearis Drege pl. cap. — est Periboea corymbosa Kunth. Massonia ovalis Drege pl. cap. — est Polyxena pygmaea Kunth. Scilla bifolia Sieb. herb. cret. et Puschkinia scilloides Sieb, it. cret. Ii. 319. t. 7 — est Hyacinthus nanus Roem. Schult, syst. УП. 581. Hyacinthus ciliatus Herb. smyrn. un. it. seu H. lineatus Steud. in R. S. syst. — est nunc Bellevalia lineata Kunth. Hyacinthus convallarioides Drege pl. cap. — est Eriospermum Dregeanum Presl. Drege pl. cap. n. 1997 — est Scilla plumbea Lindl. Drege pl. cap. n. 4506 b — est Scilla rigidifolia Kunth en. IV. 330. Drege pl. cap. n. 1616 c — est Drimia Dregeana Kunth. Drege pl. cap. n. 8616 b — est Drimia angustifolia Kunth. Abh. V, 3. 69 544 Karl B. Presl, Drege pl. cap. n. 1496 — est Idothea media Kunth var.? robustior, sed Idothea est animal ex Isopodis, quapropter nomen mutandum in Idotheariam, hinc Idothearia media, pur- purascens, ciliaris, villosa, elata, pusilla, bumilis, Eckl. herb. cap. un. it. n. 89 — an Idothea humilis Kunth, seu Idothearia humilis Presl. Ornithogalum ciliatum Eckl, herb. cap. un. it. 572 — est О. Bergii Schlecht. Drege pl. cap. п. 1508 — est Ornithogalum Dregeanum Kunth en. ТУ. 351. Drege pl. cap. п. 8674 — est Ornithogalum setifolium Kunth, Drege pl. cap. n. 8668 — est Ornithogalum maculatum Thunb. Ornithogalum aureum Eckl. herb. cap. un. it. — est О. miniatum Jacq. Drege pl. cap. n. 1515 — est an Ornithogalum conicum Jacq.? Drege pl. cap. n. 3532 b — est an Ornithogalum scilloides Jacq.? Drege pl. cap. n. 8744 b — est Ornithogalum? exuviatum Kunth. Cyanella alba Eckl. herb. cap. un. it. n. 228 — est Ornithogalum affine R. S. syst. Drege pl. cap. n. 8660 a — est Allium Dregeanum Kunth. Allium saxatile Herb. cauc. un. it, — est A. lepidum Hort. berol. ex Kunth en. IV. 408. Allium caucasicum Herb. cauc. un. it, — est A. globosum Bieb. Allium striatello proximum Bert. in herb. chil. un. it. n. 1802 — est Triteleia Berteri Kunth. Allium pallens Decaisne fl. sim, et Herb. arab. un. it. n. 258 — est alia ac Gouaniana species, et videtur nova A. Decatsnii nuncupanda species. Anthocercos odorum Bert. in herb. chil. un. it. n. 806 — est Leucocoryne ixioides Lindl. Drege pl. cap. n. 2658 — est Tulbaghia Dregeana Kunth. Tulbaghia affinis Eckl. herb. cap. un. it. — est an T. Dregeana Kunth? Drege pl. cap. n. 3524 — est Kniphofia triangularis Kunth en. IV. 551. Drege pl. cap. n. 4527 — est Kniphofia laxiflora Kunth. Drege pl. cap. n. 4528 — est Kniphofia parviflora Kunth. Drege pl. cap. n. 955 — est Bulbinella peronata Kunth en. IV. 570. Bulbine caudata Drege pl. cap. — est Bulbinella ciliolata Kunth. Drege pl. cap. n. 2610 b — est Dulbinella gracilis Kunth. Drege pl. cap. n. 8763 — est Bulbinella robusta Kunth. Drege pl. cap. n. 2667 a — est Bulbinella latifolia Kunth. Drege pl. cap. n. 8135 — est Trachyandra asperata Kunth. Drege pl. cap. n. 8134 — est Trachyandra humilis Kunth. Drege pl. cap. n. 8116 — est Trachyandra corymbosa Kunth. Drege pl. cap. n. 8727 — est Trachyandra affinis Kunth. Drege pl. cap. n. 1493 — est Trachyandra bracteosa Kunth. Phalangium animal jam a Linneo nominatum et ab omnibus Zoologis conservatum esse ab omnibus Botanicis a Jussieuo usque ad Kunthium non respicitur, quapropter genus plan- tarum homonymum in Liliago transmutandum. Vide pag. 104. Drege pl. cap. n. 8719 b — est an Chlorophytum elatum Brown ? botanische Bemerkungen, 543 Drege pl. cap. n. 8738 — est Chlorophytum? rigidum Kunth. Drege pl. cap. п. 2613 — est Chlorophytum? viscosum Kunth; potius Anthericella ? viscosa Presl. Hartwegia comosa Nees n. act. nat. сиг. ХУ. 313, Kunth en. IV. 607 (Anthericum comosum Sternb. in Flora (seu bot. Zeitung) 1828, n. 39. р. 609 et diss. cum icone (4. 1828); — nomen adhuc semel mutari debet ob Hartwegiam antiquiorem inter Orchideas ex- structam. Jam olim hane plantam singularem tamquam genus peculiare consideravi et An- thericellam nominavi, quapropter nunc Anthericella comosa Presl audire potest. Mirum, cel. Kunthium descriptionem hujus stirpis in Flora et dissertationem a beato comite Sternberg divul- gatam effugere potuisse. Anthericum scilloides Eckl. herb. cap. un. it. n. 35 b — est Caesia Eckloniana Roem. Schult. Drege pl. cap. n. 8768 — est an Caesia Thunbergu Roem. Schult.? Drege pl. cap. n. 8761 — est Caesia? Dregeana Kunth. Arthropodium laxum Sieb, fl. nov. Holl. n. 194 — est Dichopogon Sieberianus Kunth. Cyanella caerulea Eckl. herb. cap. un. it. n. 227 — est C. capensis Lin. Krebs pl. cap. n. 347 — est an Cyanella odoratissima Lindl. Cyanella Drege pl. cap. n. 8602 — est an C. orchidiformis Jacq.? Drege pl. cap. n. 4493 — est an Eriospermi, an Ornithogali species? Drege pl. cap. n. 8695 — est Bulbine? ornithogaloides Kunth en. IV. 693. Cuming pl. chil. exs. — est Chlidanthus Cumingü Presl; bulbo ....., folis ......, scapo praecoci umbellifero, spatha diphylla, foliolis bipollicaribus lineari-lanceolatis longe acuminaus coloratis margine albidis transparentibus, pedicellis semi — bipollicaribus erectis, peri- gonio 12 — 15 lineas longo infundibuliformi erecto, tubo brevissimo vel subnullo, laciniis liberis oblongo-lanceolatis acutis aequalibus rubris margine albido dorsoque fusco -maculatis, apice 5 q | barbatulis. Hab. in Chile, ubi legit clar. Cuming. — Stamina perigonio una tertia раме longitudinis breviora, filamentis filiformibus supra basim laciniarum oppositarum adnatis rectis glabris, tribus exterioribus paullo longioribus, antheris fere tres lineas longis bilocu- laribus utrinque obtusis medio affixis et versatilibus. Stylus filiformis, rectus, staminibus longior, perigonio brevior. Stigma trilobum, lobis patentibus brevibus obtusis. Ovarium ob- longum, trigonum. Fructus ignotus. — Ab utraque specie generis hucdum nota haec nostra abunde differt. uming pl. chil. exs. — est Rhodophiala amarylloides Presl. rigonium corollinum, C g pl. chil t Rhodophial ylloides Presl. Perig Il superum, infundibuliforme, sexpartitum (hexasepalum), sepalis aequalibus spatulato-lanceolatis mucronulatis unguiculatis. Stamina sex, basi sepalis perigonii inserta, filamentis liberis filifor- mibus, alternis brevioribus, antheris ovalibus obtusis incumbentibus. Ovarium inferum, oblon- gum, triloculare. Stylus filiformis, rectus. Stigma clavatum obtusum. Capsula seminague ignota, — Herba chilensis a clar. Cuming collecta; bulbo foliisgue verosimiliter serotinis ignoto, scapo tereti ultrapedali, umbella terminali pauciflora (3 — 5-flora), spatha scariosa rubro-colorata polyphylla (8-phylla), foliolis duobus exterioribus oppositis ovato-oblongis 69 * 546 Karl B. Presl, obtusis multinerviis, interioribus lineari -filiformibus inaequalibus, pedicellis subpollicaribus arcuatis, floribus rubris pendulis, perigonio 16 lineas longo, sepalorum acumine tomentoso- barbato, staminibus perigonium aequantibus, stylo exserto. — Affinis Chlidanto, Eustephiae et Chrysiphialae; a primo differt antheris et stigmate, a secunda et tertia defectu staminum sterilium vel coronae faucis perigonii, — An Placea Miers trav. in Chili p. 520? Drege pl. cap. n. 2706 — est Androcymbium eucomoides Willd. Drege pl. cap. n. 2705 — est Androcymbü nova species: A. Dregei Presl; foliis tribus — quatuor linearibus patentissimis, duobus supremis dilatato-cordatis, flore solitario sessili a folii supremi basi bracteato, perianthii sepalis subrhombeis planis acuminatis basi acutis, stami- nibus perianthio duplo brevioribus. Hypoxis plicata Sieb. fl. cap. n. 124 — est nova species ab omnibus facile distincta: H. scabra Presl, scapo unifloro glabro, foliis linearibus acuminatis canaliculatis nervosis scapo duplo brevioribus margine nervisque scabris, perigonii sepalis lanceolatis acuminatis novem- nerviis, filamentis brevibus, antheris elongatis linearibus basi cordatis, lobis appressis, stylo erecto glanduloso, stigmate obtuso. — Flores albi? Stylus cylindricus apice incrassatus. Sieb. fl. cap. n. 126 — est Hypoxis pusrlla Presl, scapo unifloro glabro medio brac- teato, bractea oblonga acuminata basi vaginante, folis linearibus obtusis canaliculatis enerviis scapo triplo brevioribus, perigonii sepalis oblongis obtusis quinquenerviis, staminibus peri- gonio duplo longioribus, stylo erecto apice incrassato, stigmate glanduloso, — Folia glabra. Perigonium 23 lineas longum, croceum ? Bulbocodium graminifolium Bert. in herb. chil. un. it. — est Triteleia gramintfclia Presl. — Eandem surpem legit in. Chile clar. Cuming. Crocus variegatus Herb. smyrn. un. it. — est C. minimus Cand, var. «. major. Tritonia Sieb. fl. cap. n. 130— est Ixia maculata. Pitcairnia bromeliaefolia Sieb. fl. mart. suppl. n. 68— est P. integrifolia Sims. Pontederia azurea Poepp. pl. cub. exs. — est Heteranthera spicata Presl. Dioscorea altissima Sieb. fl. mart. suppl. n. 27. — Certe non est; ambigit inter D. quaternatam, piperifoliam et sativam; a prima folis sparsis, racemis masculis binis ramosis- simis longissimis, a duabus posterioribus quoque racemis binis ramosissimis et longissimis differt. Folia undecimnervia. Hinc nova videtur species: D. multiflera Presl, caule teretiusculo glabro striato , foliis sparsis cordato-ovatis acuminatis glabris 11-пегуйз, lobis baseos distan- tibus, racemis masculis binis axillaribus breviter pedunculatis ramosissimis folio plus quam duplo longioribus, floribus masculis glomerulatis glabris. — Folia 3 poll. longa, 3 poll. lata. — Per transennam notandum Dioscoream sativam lobos baseos approximatos non habere, quales nec in icone Rheedii exhibentur; nec in D. piperifolia fide cel. Kunth lobi baseos foliorum approximati sunt, uti volunt Willdenow et Sprengel, sed divergentes. Smilax laurifolia Poepp. pl. cub. — est S. domingensis Willd. Drege pl. cap. n. 8510 a — est Asparagus flexuosus Thunb. Asparagus declinatus Sieb. fl. cap. n. 84 — est meo judicio A. africanus Lam. Asparagus decumbens Sieb. fl. maur. — est A. umbellulatus Bresler. hal botanisché Bemerkungen. 34 Drege pl. cap. n. 3533 — videtur Asparagi anomala species esse, Drege pl. cap. n. 2704 а — est Myrsiphyllum angustifolium Willd. Juncus acutus Drege pl. cap. — ab J. acuto valde differt et potius J. maritimo asso- ciandus, differt floribus majoribus jam primo intuitu. E specimine juvenili de specie judicare non audeo, quare interim ad J. maritimum tamguam varietas capensis referendus. Juncus acuminatus Salzm. pl. ting. — est J. fasciculatus Schousb. Juncus bufonius Drege pl. cap. — est J, Dregeanus Presl. Juncus prismatocarpus Sieb. fl, nov. Holl. n. 431 — est J. Holoschoenus R. Br. Xerotes mucronata Sieb. fl. п. Holl. n. 433 — est X. glauca R. Br. Xyris juncea Sieb. fl. n. Holl, n. 427 — videtur potius X. denticulata В. Br. esse, nam Brown adscribit X, junceae folia subulata et valvas ovatas disco concolores: planta Sieberi habet tamen folia linearia plana cartilagineo - serrulata, valvas subrotundas praecipue dorso nitidulas. Kyllingia triceps Sieb. fl. mart. n. 18 — est K. pumila Michx. Cyperus kyllingioides Sieb. fl. mart. n. 16 — est Kyllingia cruciformis Schrad. Scleria pterota Presl in Isis 1828 p. 269 — a cel. Nees ab Esenbeck in S. scindentem mutata fuit (Scleria latifolia Sieb. herb. mart. n. 262). Carex Linkii Petter pl. dalm. exs. — est C. dalmatica Presl. Affinis est C. frigidae et consortibus. X J Carex longifolia R. Br. et Sieb. agrost. n. 14— ob C. longifoliam Host antiquiorem aliud nomen meretur: С. Browmana Presl. — Cel. Kunth C. longifoliam Host qua syno- nymum С. umbrosae enumerat et inde C. longifoliam Brown conservat. Leptocarpus imbricatus Sieb. fl. cap. n. 221 — est Restio Pseudoleptocarpus Kunth. Leptocarpus squarrosus Sieb. agrost. n. 38 — est hestio lateriflorus Brown. Elegia juncea Sieb. fl. cap. n. 229 — est Elegia thyrsifera Pers. Tamnochortus dichotomus Sieb. fl. cap. n. 112 — est Calopsis triticea. Kunth. Restio Sieb. fl. cap. n. 113 — est В. aristatus mas Thunb. hestio triflorus Sieb. fl. cap. n. 228 — est R. Sieberi Kunth. Restio dichotomus Sieb. fl. cap. n. 115 — est R. triflorus Kunth. Restio tetragonus Sieb. fl. cap. п. 118 — est genuina species Thunbergii. hestio compressus Sieb. fl. cap. n. 224 — est genuina species Rottboellii. hestio scariosus Sieb. fl. cap. n. 114 — est Thamnochortus Ecklonianus Kunth. Restio tectorum © Sieb. fl. cap. n. 111 — est Elegia nuda Endl. Restio tectorum Sieb. fl. cap. n. 226 — est Elegia deusta Endl. hestio eriophorus $ Sieb. fl. cap. n. 230 — est Thamnochortus scariosus Br, Kunth. Restio scariosus Sieb. fl. cap. n. 225 — est Thamnochortus bromoides Kunth. Restio spieigerus & Sieb. fl. cap. n. 116 — est Thamnochortus dichotemus Brown, а cel. Kunth quoque dubitanter ad T. consanguineum ducitur. Restio equisetaceus Reichenb. in Sieb. fl. cap. n. 232 — est Dovea ebracteata Kunth. Drege pl. cap. n. 199 b et n. 20 — est Restio aristatus Thunb. Karl В. Presl, Drege pl. cap. n. 2513 — est Restio aristatus var. В. Drege pl. cap. n, 49 — est Restio echinatus Kunth. Drege pl. cap. n. 2505 et n. 47 — est Restio ocreatus Kunth. Drege pl. cap. n. 2503 — est Restio setiger Kunth. Drege pl. cap. n. 1623 et n. 45 — est Restio fraternus Kunth. Drege pl. cap. n. 2504 — est Restio fuirenoides Kunth. Drege pl. cap. n. 51 — est Restio laniger Kunth. Drege pl. cap. n. 9450 partim et? n. 79 et? n. 52 — est Restio venustulus Kunth. Drege pl. cap. n. 2415 et? n. 15 — est Restio intermedius Kunth. Drege pl. cap. n. 2500 — est Restio intermedius mas juvenis. Drege pl. cap. n. 2416 6 et Q — est Restio vilis Kunth. Drege pl. cap. n. 2481 — est Restio macer Kunth. Drege pl. cap. n. 9450 partim — est Restio scoparius Kunth. Drege pl. cap. n. 50 — est Restio schoenoides Kunth. Drege pl. cap. n. 69 — est Restio triflorus Rottb. Drege pl. cap. n. 1628 a et n. 2413 et n. 82 — est Restio Garnotianus Kunth. Drege pl. cap. n. 1627 — est Restio miser Kunth. Drege pl. cap. n. 1 et n. 1619 b — est Restio ferruginosus Link. Drege pl cap. n. 1620 — est Restio ferruginosus Link var. В tenuior? Drege pl. cap. n. 1625 6 et n. 1970 © — est Restio tenuissimus Kunth. Drege pl. cap. n. 57 et n. 2498 et n. 1626 — est Restio curviramis Kunth. Drege pl. cap. n. 2494 — est Restio rottboellioides Kunth. Drege pl. cap. п. 35 — est Resto xyrioides Kunth. Drege pl. cap. n. 2474 — est Restio strobilifer Kunth. Drege pl. cap. n. 43 — est Restio pachystachys Kunth. Drege pl. cap. n. 37 — est Restio oligostachys Kunth. Drege pl. cap. n. 28 — est Restio Pseudoleptocarpus Kunth. Drege pl. cap. n. 30 — est Restio callistachyus Kunth. Drege pl. cap. n. 364 — est Restio polystachyus Kunth, Drege pl. cap. n. 33 — est Restio polystachyus Kunth. Drege pl. cap. n. 37 — est Restio spinulosus Kunth, Drege pl. cap. n. 33 — est Restio compressus Rottb, Drege pl. cap. n. 67 — est Restio impolitus Kunth. Drege pl. cap. n. 339 — est Restio capillaris Kunth, Drege pl. cap. n. 2021 partim — est Restio depauperatus Kunth. Drege pl. cap п. 339 a — est Restio perplexus Kunth. Drege pl. cap. п. 2021 partim — est Restio graminifolius Kunth. Drege pl. cap. n. 12 — est Restio leptostachyus Kunth. Drege pl. cap. n. 167 — est Calopsis paniculata Desv. Drege pl. cap. n. 2481 — est Calopsis festucacea Kunth. botanische Bemerkungen. 349 Drege pl. cap. n. 2500 — est Calopsis hirtella Kunth, Drege pl. cap. n. 1623 et n. 2499 — est Calopsis peronata Kunth. Drege pl. cap. n. 39 et n. 2501 partim — est Calopsis oxylepis Kunth. Drege pl. cap. n. 63 b et n. 2501 partim — est Calopsis incurvata Kunth. Drege pl. cap. n. 139 et n. 2512 — est Thamnochortus platypteris Kunth. Drege pl. cap. n. 130 — est Thamnochortus scariosus © Brown. Drege pl. cap. n. 132 b — est Thamnochortus argenteus Kunth. Drege pl. cap. n. 2502 b — est an Thamnochortus dichotomus Brown. Drege pl. cap. n. 138 b — est Thamnochortus modestus Kunth. Drege pl. cap. n. 2 — est Thamnochortus giganteus Kunth, Drege pl. cap. n. 1606 partim — est Thamnochortus robustus Kunth. Drege pl. cap. n. 139 — est Thamnochortus virgatus Kunth. Drege pl. cap. n. 101 et n. 1642 — est Thamnochortus strictus Kunth, Drege pl. cap. n. 2023 — est Thamnochortus scirpoides Kunth. Drege pl. cap. n. 1652 — est Thamnochortus aemulus Kunth. Drege pl. cap. п. 29 — est Staberoha imbricata Kunth. Drege pl. cap. n. 1637 et n. 27 — est Staberoha stenoptera Kunth. Drege pl. cap. n. 1606 partim — est Cannamois cephalotes © Beauv. Drege pl. cap. n. 2514 — est Cannamois simplex Kunth. Drege pl. cap. п. 2488 bb, et n. 2022, et n. 2479 et n. 2480 — est Boekhia striata Kunth. Drege pl. cap. n. 2478 — est Boekhia laevigata Kunth. Drege pl. cap. n. 2516 & et n. 2520 © — est Willdenowia striata Thunb. Drege pl. cap. n. 2522 — est Willdenowia arescens Kunth. Drege pl. cap. n. 1515 — est Willdenowia Lucaeana Kunth. Drege pl. cap. n. 1635 — est Willdenowia fimbriata Kunth. Drege pl. cap n. 2525 — est Dovea macrocarpa Kunth. Drege pl. cap. n. 125 — est Dovea microcarpa Kunth. Drege pl. cap. n. 2506 © et n. 125 &? — est Elegia racemosa Pers. Drege pl. cap. n. 103 & et n. 117 Ф — est Elegia fistulosa Kunth. Drege pl. cap. n. 1639 et n. 121 partim — est Elegia parviflora © Kunth. Drege pl. cap. n. 120 et n. 118 — est Elegia parviflora O juvenis. Drege pl. cap. n. 9455 et n. 1640 — est Elegia parviflora & robust. Drege pl. cap. n. 110, n. 1646 et n. 121 — est Elegia parviflora 6 juv. Drege pl. cap. n. 102 6 et n. 1640 © — est Elegia Dregeana Kunth. Drege pl. cap. n. 34 — est Elegia panicoides Kunth. Drege pl. cap. n. 1609 — est Elegia verticillaris Kunth. Panicum latifolium Sieb. flor. mart suppl. n. Та genuino P. latifolio Linnei valde differt, immo ab omnibus Panici speciebus mihi cognitis discrepat, hinc illud P. Kchauttanuim appello. Panicum arborescens Sieb. fl. mart. n, 267 — est P. divaricatum Lin. Jaeq. 550 Karl B. Presl, Panicum fuscum Sieb. fl. mart. n. 29 — est P. glutinosum Sw, var. panicula contracta:. Panicum flavescens Sieb. fl. mart. n. 384 — est Eriochloa polystachya H. B. К. — Involucrum tantum in E. distachya obvenit. Trichodium montanum Torrey in Herb. bor. amer. un. it. — est Agrostidis species: A. Torreyana Presl, cum A. montana jam adest. Remirea diffusa Sieb. fl. mart. n. 31 — est Phragmites martinicensis Trin. Avena fragilis Hohenack. in herb. cauc. un. itin. 1838 est longe alia planta ac genuina, estque Triseti species: T. Hohenackeri Presl. Poa bulbosa Herb. arab. un. it. n. 326 — est nova Poae species: P. Catharinae Presl. Melica n. sp. Herb. arab. un. it. n. 104 — est nova Melicae species: M. Schimperi Presl. Dactylis lobata Parreisz pl. taur. n. 561 nec Bieb. — est Koeleria Parreisziana Presl. Hordeum bulbosum var. Parreisz pl. taur. n. 514 — est Hordei alia species: H. brevi- comum Presl, Agrostis rara Nees in Sieb. agrost. n. 10 — est Dichelachne vulgaris Trin. et Rup. Agrostis crinita Nees in Sieb. agrost. n. 86 — est Dichelachne comata Trin. et Rup. Agrostis verticillata Herb. sard. un. it. nec УШ. — est longe alia novague species: Agrostis (Trichodium) Müller! Presl; foliis convolutis, supremo plano, ligula elongata crenata aut sublacera, paniculae erectae diffusae ramis capillaribus scabris, glumis flavescentibus, ex- teriore paulo longiore acuminata dorso scabra, interiore laevi acuta. — Habitat in argillosis prope Cagliari Sardiniae, Müller; fl. apr. Annua ; radix fibrosa; herba spithamea; culmus an- ceps vaginisque foliisque angustis glaber; glumella exterior tenuis alba glumis fere triplo brevior, truncata, apice denticulis tribus aristaeformibus instructa, supra medium arista dor- зай glumam interiorem duplo superanti munita, glumella interior minutissima, subnulla; stamina tria, Urachne ramosa Steud, et Hochst. herb. chil. un. it. (1835) — est Urachne chilensis Trin. Stipa micrantha Nees in Sieb. agrost. n. 63— est Dichelachne Sieberiana Trin. et Rup. Supa verticillata Nees in Sieb. agrost. n. 64 — est Streptachne verticillata Trin. et Rup. Stipa micrantha Sieb. agrost. n. 82 — est Streptachne ramosissima Trin. et Rup. Stipa pubescens Sieb. agrost. n. 66 — est S. rudis Spr. Stipa pubescens Sieb. agrost. n. 59 — est S. commutata Trin. et Rup. Supa mollis Sieb. agrost. n. 60 est genuina Brownii stirps. Supa gigantea Lag. Herb. arab. un. it. n. 102 — est S. parviflora Desf. Supa Herb. arab. un. it. n. 107 —- est S. arabica Trin. et Rup. Supa bicolor Herb. chil. un. it. — an S. papposa Nees? Aristida festucoides Steud. et Hochst. in herb. chil. un. it. (Bertero herb. n. 994) — est A. dispersa Trin. et Rup. Aristida Herb. arab. un. it. n. 368 — est A. vulgaris 4. arabica Trin. et Rup. Aristida Herb. arab. un. it. n. 165 — est Aristida hirtigluma Steud. mss. ex Trin. et Rup. in act. acad. petrop. 1843. p. 111. botanische Bemerkungen. 551 Aristida pungens Sieb. herb. aegypt. — est А. vulnerans Trin. et Rup. Aristida Herb. aegypt. un. it, п. 36 — est A. scoparia Trin. et Rup. Chaetaria curvata В. minor a, Nees in Drege pl. cap. —est Aristida vulgaris Č. stri. ctiflora Trin. et Rup. — Specimen b est A. vulgaris 7. confusa Trin, et Rup. Chaetaria mauritiana $. nana b Drege pl. cap. — est Aristida pusilla Trin. et Rup. Arthratherum Schimperi Nees in Drege pl. cap. — est Aristida ciliata 7. capensis Trin, et Вор. Arthratherum obtusum Nees in Drege pl. cap. — est Aristida obtusa Delile, Trin. et Вир. Arthratherum lutescens Nees in Drege pl. cap. — est Aristida lutescens Trin. et Rup. Arthratherum namaquense Neesin Drege pl. cap. — est Aristida namaquensis Trin. et Rup. Stipagrostis Dregeana Nees in Drege pl cap. — est Aristida Dregeana Trin. et Rup. Supagostris geminifolia Nees in Drege pl. cap. — est Aristida geminifolia Trin. et Rup. Alopecurus candicans Salzm. pl. hisp. ting. — est A. pratensis var. aut species valde affinis ; differt solummodo arista glumis duplo breviore Alopecurus caerulescens Steud. et Hochst. in herb. smyr. un. it. — est A. agrestis; differt tantum colore glumarum. Sieb. fl. mart. n. 264 — est Arundinella brasiliensis Raddi, quam quoque Thysanachnem scopariam nominavi, Нас spectat quoque Arundinella martinicensis Trin. Cynosurus gracilis Moris, Herb. sard. un. it, — est C. effusus Link, seu Cynosurus elegans Desf, seu Chrysurus effusus R. S. Abh, У, 3. 70 Corrigenda et Addenda. Pag. 454 linea 4 /oco anterae lege antherae. Pag. 454 post lineam 17 čnseratur: Sieb. fl. Trin, n. 342 — est Marcgravia Trinitatis Presl; ramis teretibus, folis bre- viter petiolatis oblongo- lanceolatis acuminatis obtusis basi acutis inaequilateris, umbella ter- minali multiflora medio bracteis duabus petiolatis cylindricis rectis comosa, pedicellis teretibus bracteas dimidio superantibus. — Habitat in insula Trinitatis, legit Wrba. — Glaberrima; rami teretes, fuscescenti-grisei, lineis quatuor decurrentibus e verruculis crebris flavescenti- fuscescentibus constitutis instructi, verosimiliter penduli: folia circiter quadripollicaria, octo —- decem lineas lata, sparsa, coriacea, decidua, petiolo lineam longo supra plano subtus con- vexo insidentia, oblongo-lanceolata subinde lineari-lanceolata, acuminata, obtusa, integerrima, praeter costam mediam supra planam subtus convexam enervia et avenia, basi inaequilatera et inaequalia, latere nempe superiore obtuso et paululum latiore, inferiore acuto et angustiore; umbella terminalis, undecimflora, patens, comosa; bracteae duae, in umbella centrales, coria- ceae, rigidae, pollicares (praeter petiolum tres lineas longum crassum semiteretem), rectae, cylindricae, obtusae, concavae, basi labio obtuso emarginato brevi instructae, costa media crassa et lata ante apicem cylindri desinente et summo apice subinde florifera; pedicelli ses- qui-bipollicares, teretes, nudi, secundi ; calyx hexasepalus, sepalis in triplici serie digestis or- biculatis concaviusculis coriaceis, duobus semper oppositis, extimis minoribus lineam longis, interioribus et intimis sesquilineam longis duas lineas latis; corolla quinque lineas longa vel parumper longior e petalo unico obtuse conico calyptraeformi deciduo coriaceo obscure ner- voso apice recurvato-obtuse-adpresseque mucronato constructa; stamina 56, in duabus seriebus disposita, receptaculo cum corolla inserta, filamentis liberis planis linearibus rectis, seriei ex- terioris pistillum superantibus alternis brevioribus, seriei interioris ovario aequilongis aut pau- lulum brevioribus, antheris fere duas lineas longis Iınearibus obtusis rectis bilocularibus in- trorsis supra basim laevissime cordatam affixis, loculis linearibus parallelis longitudinaliter de- hiscentibus; ovarium superum, globosum, sessile, longitudinaliter sulcatum, in stylum brevis- simum crassum subito angustatum; stigma ideo subsessile, magnum, radiato - multisulcatum ; fructus ignotus. — Differt a M. umbellata ramis, foliis, pedicellis, staminibus. — Membranulam ovarium circumdantem et basim staminum constituentem nec in hac nec in praecedente ge- botanische Bemerkungen. 553 neris specie observavi, nec stamina uniserialia sed biserialia obviam venerunt. Genuinam M. umbellatam disguisitioni subjicere nondum occasio adfuit. Pag. 470 linea 26 adde: Differt guogue a Fagarastro, guocum G. Don conjunxit (Fa- garastrum inaeguale G. Don syst. II. 87). En characterem concinnatum. — Flores herma- phroditi, Calyx tetrasepalus persistens, sepalis ovatis obtusis ciliatis. Petala 4 hypogyna ob- ovata decidua sub disco carnoso orbiculari integro inserta, sepalis alterna, aestivatione valvata. Stamina 8, fertilia, petalis aequilonga, serius decidua, cum petalis sub disco carnoso inserta, subaequalia, filamentis subulato-lanceolatis planis demum longitudinaliter complicatis, antheris cordato-globosis introrsis bilocularibus medio dorso inserts, loculis longitudinaliter dehiscen- tibus. Ovarium stipite (gynobası) crasso brevi cylindrico disco carnoso inserto suffultum, bre- viter obconicum, trilobum, lobis apice glandula notatis, triloculare, loculis uni- biovulatis, ovulis angulo interno suspensis. Stylus simplex, trigonus, ovario aequilongus. Stigma capitatum, obscure trilobum. Fructus . . . . . — Arbor aut frutex capensis, glaberrimus, ramis sparsis, foliis sparsis pinnatis cum impari, foliolis petiolulatis deciduis dimidiato-ovatis obtusis retusis- que crenatis pellucido- punctatis, floribus axillaribus terminalibusque paniculato - racemosis flavis parvis, pedicellis supra basim vel medio articulatis et minute bracteolatis. — — Differt hoc genus a Fagarastro filamentis elongate- vel subulato-lanceolatis angustatis planis nec in- crassatis, disco perigyno orbiculari integro subtus petalifero et staminifero, antheris parvis, ovario breviter obconico e carpidiis tribus rarius quatuor composito, stylo integro, stigmate capitato. Quamquam fructus hucusque ignotus, tamen Myaris potius ad Aurantiaceas quam cum Fagarastro ad Terebinthaceas numeranda, cum characteri ordinis prioris magis convenit quam posterioris. Pag. 416 post lineam 14 adde: Crotolaria lotifolia Poeppig pl cub. nec Lin. — est C. Pveppigi Presl; fruticosa, stipulis minutis fugacibus, foliis trifoliolatis, foliolis lanceolato - ellipticis utrinque acutis subtus adpresse pubescentibus, junioribus sericeis, racemis oppositifoliis multifloris folio demum lon- gioribus, bracteis setaceis pedicello medio bibracteolato brevioribus, calycis laciniis lineari- lanceolatis angustato-acutissimis tubo duplo longioribus. — Habitat in convallibus humidis Cubae ad Sumidero, flor. Octob. — Bracteae, bracteolae (semilineales), pedicelli calycesque adpresse pubescentes. Flores magnitudine fere C. lotifoliae. Legumen ignotum. Crotolaria trichopoda E. Meyer in Drege pl. cap. — est Polylobium trichopodum Presl. Crotolaria oxyptera E. Meyer in Drege pl. cap. — est Polylobium oxypterum Presl. Crotolaria micrantha E. Meyer in Drege pl. cap., quae C. tenuiflora Steud. nomencl. — est Polylobium micranthum Presl. Crotolaria quinata E. Meyer in Drege pl. cap. — est Polylobium quinatum Presl. Crotolaria diversifolia E. Meyer in Drege pl cap. — est Lotononis diversifolia Presl. Crotolaria lenticula E. Meyer in Drege pl. cap. — est Lotononis lentreula Presl. Krebs pl cap. n. 14 — est Crotolaria pilosa Thunb. Pag. 476 linea 1 ab infra adde: Lebeckia Thunb. ab Ecklonio et Zeyhero in Lebe- ckiam, Calobotam et Acanthobotryam, ab E. Meyero in Lebeckiam et Stizam divisa, ab 10 * 554 Karl B. Presl, Endlichero et Walpersio denuo intacta conservata et solummodo subdivisa, tamen in plura genera subdividi potest, cum characteres generici in Endlicheri generibus p. 1263 n. 6418 expositi omnibus speciebus non conveniunt. — Lebeckia Thunb. genuina est in uno eodem- que specimine nunc Phyllodium nunc Phyllodiastrum, folia nempe sunt meri petioli teretes aut teretiusculi (Phyllodia) aut sunt cum petiolis articulata et conformia (Phyllodiastrum), hinc haec divisio generis parum valet. — Calyx oblique campanulatus aequaliter quinquedentatus ob- scure nervosus, sinubus rotundatis. Corollae papilionaceae petala patentia, vexillum obovatum reflexum, alae carinam incurvam obtusam integram aequantes vix superamtes. Stamina 10, monadelpha, vagina superne fissa. Ovarium breviter stipitätum lineare compressum multi- ovulatum. Stylus filiformis. Stigma terminale capitatum. Legumen stipitatum lineare compressum polyspermum. Frutices capenses glabri, foliis petiolo conformi inarticulatis seu unifoliolatis aut petiolo nudo aphyllo foliiformi, floribus racemosis flavis, pedicellis bibracteolatis apice in- crassatis. In L. Simsiana sunt alae carina breviter emarginata breviores. — Species maxima similitudine junctae, difficillime distinguendae; examinatae suntsequentes: L.contaminata Thunb. Eckl. et Zeyh. n. 1335, (L. ambigua E. Meyer in Drege), L. sepiaria Thunb. Eckl. Zeyhn. 1334 (Sieb. fl. cap. n. 283, L. Pluckenetiana E, Meyer), L. Meyeriana Eckl. Zeyh. n. 1339 (Sarco- phyllum carnosum E. Meyer) L. gracilis Eckl. Zevh. n. 1336, L, Simsiana Eckl. Zeyh. n. 1438 (L. contaminata E. Meyer nec Th.) Calobota habitu a Lebeckiis valde recedit. — Calyx oblique et ample campanulatus acute subaegualiter quinquedentatus, sinubus rotundatis. Corollae papilionaceae petala patentia, vexillum obovato - orbiculatum , alae carina incurva obtusa biloba breviores. Stamina 10, mo- nadelpha, tubo superne fisso. Ovarium substipitatum lineare compressum muluovulatum. Stylus triqueter basi latus. Stigma obtusum. Legumen stipitatum, lineare, compressum, polyspermum. — Frutices capenses pube densa argentei vel sericei, foliis petiolatis digitato -trifoliolatis, (in C. cinerea tri- quinquefoliolatis), petiolis saepe marginatis, floribus racemosis flavis brac- teatis, pedicellis bibracteolatis apice incrassatis nervoso-angulatis. In C. cinerea et C. micro- phylla est stigma capitellatum et legumen magis convexum quam in reliquis, Rami in C. decutiente , C. cinerea et C. microphylla spinescentes. — Omnes Calobotae, quas hucdum vidi, habent calycis dentes acutos et peculiarem habitum a Lebeckia et a Stiza receden- tem. Species visae sunt: C. cytisoides Eckl. Zeyh. (Lebeckia cytisoides Thunb.), C. pul- chella Eckl. Zeyh. (Crotolaria pulchella Andr. Sims. Cand., Lebeckia decipiens E. Meyer), C. flexuosa (Lebeckia flexuosa E. Meyer), C. decutiens (Lebeckia decutiens E. Meyer), C. muluflora (Lebeckia multiflora E. Meyer), C. microphylla (Lebeckia microphylla E. Meyer com. 4. p. 155, Acanthobotrya cinerea Eckl. Zevh. n. 1343), C. cinerea (Lebeckia cinerea E. Meyer). Stiza E. Meyer. — Calyx oblique campanulatus acute subaequaliter quinquedentatus, fructu maturescente totus secedens, sinubus dentium rotundatis. Corollae papilionaceae petala patentissima, vexillum obovato-orbiculatum reflexum longe unguiculatum, alae carina recta apice biloba duplo breviores. Stamina 10, monadelpha, tubo superne fisso. Ovarium stipitatum lineare compressum multiovulatum. Stylus filiformis. Stigma obtusum. Legumen stipitatum botanische Bemerkungen. 355 lineari-oblongum aut lanceolato-oblongum compressum abortu ovulorum oligospermum. Se- mina reniformi-orbiculata compresso -lentieularia, umbilico oblongo, funiculo elongato. — Frutices capenses ramosissimi rigidi, habitu Genistae Scorpii, ramis spina flavescente termi- natis, foliis paucis deciduis unifoliolatis, folio obovato-cuneiformi cum petiolo articulato, floribus racemosis sub apice ramorum spinosorum, flavi, pedicellis bibracteolatis apice in- crassatis nervosis demum calyce ima basi circumscisse decedente et delapso legumen quasi in disco gerentibus. Species visa est Stiza pungens (S. erioloba E. Meyer, Lebeckia pungens Thunb., Acanthobotrya pungens Eckl. Zeyh. n. 1340). Obvenit glabrata, fructibus glaberrimis aut pilis raris adspersis; haec videtur S. psiloloba E. Meyer esse. Genus Acanthobotrya Eckl. et Zeyh. en. n. 1340—1346 est genus compositum e spe- ciebus heterogeneis, quae tantum ramis spinescentibus conveniunt. Sic Acanthobotrya pungens E. Z. n. 1340 est Stiza pungens (S. erioloba E. M.), A. disticha E. Z. n. 1341 est Viborgia monoptera E. Meyer, A. cinerea E. Z. n. 1343 est Calobota microphylla. Pag. 411 post lineam 3 inseratur: Genus Aspalathus, cujus Candolle 85, Ecklon et Zeyher 143, Steudel 179 species enumerat, subdividendi, jam dudum studui, sed difficultates undique prominentes superare res certe perardua est; interim genus in quaedam subgenera aut potus genera subdividi potest, quae determinationem specierum facilitare valent, et haec genera tamquam propria non tam- quam subgenera consideranda sunt, si in Aspalatho non solum organa floris et fructus, sed quoque organa vegetationis in usum trahuntur, quemadmodum clarissimo Miquel in Pipera- ceis bracteas et nervorum divisionem in folis ad distinguenda genera nonnulla in usum con- veriere absurdum non videbatur. Calycis nervos dentesque ad definienda genera sufficere jam clar. Bentham in Labiatis docuit, immo plura Leguminosarum genera solummodo con- formationi calycis insistunt. Si quis Aspalathi species accurate et omni ex parte perscrutatus est, convincitur, genus hocce plures species continere, quae propria genera esse merentur. Infelix fatum quoque in Aspalatho, quemadmodum in innumeris aliis generibus, omnes conatus eludit, quod nempe specimina fructifera rarissime, sed solummodo florifera colliguntur, unde talis coacervatio specierum male distinctarum mirari non potest. I. AsPALATHUS. Calycis tubus obconico-campanulatus, laciniae angustae uninerviae tubo breviores aut subaequilongae. Corolla papilionacea, vexillo divaricato cordato nervo dorsali erasso (ut plurimum) carinato, carina apice biloba alis sublongiore. Stamina monadelpha. Ova- rium oblique lanceolatum triovulatum. Stylus elongatus adscendens inferne triqueter superne teres, Stigma capitellatum. Legumen stipitatum cultriforme compressum uni- bi- trispermum calyce multoties longius, sutura dorsali tenui acutaque. Semina reniformia compressa. — Frutices aut fruticuli capenses, foliis enerviis trifoliolatisaut evolutione gemmae axillaris in ramulum brevissimum fasciculatis, rarissime simplicibus et teretibus, floribus aut sessilibus axillaribus aut pedicellatis, terminalibus vel axillaribus, corolla coriacea aut petaloidea. — In A. abietina bracteolae nervo dorsali valido instructae. Transitus ex sessilifloris in pedunculatas per A. secundam efficitur. 1. Sessiliflorae. Flores axillares solitarii sessiles aut brevissime pedicellati, pedicellis bibracteolatis. Calycis laciniae tubo breviores. Folia fasciculata. — Aspalathus spinosa Lin., 556 Karl B. Presl, A. horrida Eckl. Zeyh. п. 1499 (А. spinosa e Drege pl. cap.), А. flavispina (А. spinosa b et c Drege pl. cap.), А. spinescens Thunb., A. acuminata Lam., A. pungens Thunb., A. lepida E. Meyer, A. lactea Thunb,, A. vermiculata Lam. (A. sanguinea Eckl. Zeyh. n. 1439), A. affinis Thunb., A. hiatuum Eckl. et Zeyh., A. iniqua Eckl. Zeyh., A. albens Lin., A. pinguis Thunb., A. abietina Thunb., A. adelphea Eckl, Zeyh., A. subtingens Eckl. et Zeyh., A. hilaris Eckl. et Zeyh., A, neanthes Eckl. et Zeyh., A. poliotes Eckl. et Zeyh., A. leptothria Eckl. et Zeyh., A. canescens Lin., A, corrudaefolia Berg, А. laricifolia Berg (A. sericantha Е. Meyer, est var. folis duplo longioribus, calycis laciniis subulato-acuminatis), A. alopecuroides E. Meyer (A. setacea Eckl. Zeyh. n. 1462), A. tuberculata Walp. (A. verrucosa Eckl. Zeyh. п. 1489), A, acanthes Eckl. Zeyh. n. 1459, A. argyrea Cand., A. galioides Berg, A. divaricata Thunb., A. retroflexa Lin. (Aspalathus Eckl. herb. cap. un. it. n. 60), A. leptocoma Eckl. Zeyh. n. 1402 (A. galioides Sieb. fl. cap. n. 159, fl. mixta n. 23), A. subulata Thunb., A. microphylla Cand. (A. divergens 7, microphylla E. Meyer et Drege pl. cap.),? A. astroites Lin. 2. Pedunculatae. Flores axillares solitarii pedunculati, pedunculo foliis longiore sub apice bibracteato. Calycis sinus truncati, laciniae tubo aequilongae. Folia fasciculata. — Азра- lathus secunda E. Meyer, A. divergens Willd., A. nivea Thunb., A. suffruticosa Cand. (Acro- podium suffruticosum Desv.). 5. Simplicifoliae. Flores terminales racemosi vel subcorymbosi aut axillares solitarii pedicellati, pedicellis medio bibracteolatis. Calyx oblique campanulatus, dente inferiore lon- giore, sinubus rotundatis. Folia simplicia teretia aut evolutione gemmae axillaris in ramulum brevissimum fasciculata. Legumina stipitata, eximie cultriformia, monosperma. — Aspalathus tenuifolia Cand., A. corymbosa E. Meyer, Eckl. Zeyh. n. 1396 (Lebeckia contaminata et Rat- nia filifolia Eckl, herb. cap. un. it. n. 56), A. cognata (A. corymbosa c Drege pl. cap.) II. PACHYRAPHEA, Calyx campanulatus aequalis decemnervius usque ad medium quin- quefidus, laciniis ovato-triangularibus acutissimis nervo dorsali prominente carinatis. Corolla papilionacea, vexillo divaricato obcordato nervo dorsali crasso carinato et excurrente mucro- nato basi in unguem longum angustato, alis carina integra brevioribus. Stamina monadelpha. Ovarium sessile oblique ellipticum compressum triovulatum. Stylus elongatus adscendens teres medio incrassatus. Stigma capitatum barbatulum declive. Legumen sessile breviter cultri- forme triguetrum monospermum, sutura superiore seu seminifera incrassata et lata, valvis crassis, Semen reniforme compressum funiculo longo suspensum. — Fruticuli capenses foliis enerviis teretibus aut triquetris juvenia exsiccatione nervum dorsalem habere simulantur) fas- ciculatis, floribus capitatis terminalibus, petalis coriaceis, vexillo extus sericeo, leguminis (duplo latioris quam in genuinis Aspalathis) sutura seminifera lineam lata. — Differt ab Aspalatho genuino calycis campanulati laciniis nervo dorsali carinatis, vexillo basi angustato, stylo tereti medio incrassato, stigmate duplo majore barbatulo declivi, legumine sessili triquetro lato, sutura supe- riore incrassata lataque, valvis crassis. Stylus basi exsiccatione aut compressus aut triqueter. Pachyraphea triquetra (Aspalathus triquetra Thunb., Drege pl. cap.), P. Zeyheriana (Aspalathus triquetra Eckl. Zeyh. n. 1480), P. propinqua (Aspalathus propinqua E. Meyer). botanische Bemerkungen. 557 MI. cypnocazyx. Calyx campanulatus decemnervius, tubo supra nervo crassissimo calloso in sinum excurrente basi gibboso-saccato, laciniis ovato-triangularibus aequalibus tubo brevio- ribus aut aequilongis. Corollae papilionaceae petala aequilonga breviter unguiculata, vexillo cor- dato-orbiculato nervo dorsali crasso calloso carinato, alis semicordatis carinae integrae aequilatis. Ovarium sessile ellipticum obtusum compressum biovulatum. Stylus elongatus adscendens basi triqueter, superne teres. Stigma capitatum terminale barbatulum. Legumen sessile ellipticum compressum obtusum monospermum. Semen reniforme compressum funiculo umbilicali longo suspensum. — Fruticuli capenses decumbentes glabri, ramulis teretiusculis puberulis spines- centibus, foliis fasciculatis semiteretibus (exsiccatione marginibus involutis) obtusis mucronulatis rigidis, floribus axillaribus subsessilibus solitariis, bracteolis lineari-lanceolatis acutis. mucro- nulatis semiteretibus basim versus nervo dorsali crasso instructis, calycis intus ad faucem villosi nervo superiore rubro sulco tenui longitudinali notato, petalis coriaceis, vexillo rubro, alis carinaque flavis, tubo stamineo monadelpho ovarium glaberrimum aequante, stylo tenui deci- duo. — Differt ab Aspalatho genuina calycis nervo dorsali calloso crassissimo basi gibbososaccato, petalis aequilongis, alis carinae aequilatis, ovario sessili elliptico obtuso tubum stamineum aequante. Species duae a clar. E. Meyer tamquam varietates confusae. Nomen a zvgog gibbus et calyx. Cyphocalyx aridus (Aspalathus arida « erecta E. Meyer et Drege; ramis adscenden- tubus, calycis laciniis abrupte acuminatis tubo duplo brevioribus, bracteolis obtusis tubo ca- lycis duplo brevioribus, foliis erectis), C. major (Aspalathus arida В procumbens E. Meyer et Drege; ramis diffusis, calycis laciniis angustato-acutissimis nervo prominente acuto instructis tubo aeguilongis, bracteolis acutis tubo calycis aequilongis, foliis patulis curvatisgue, floribus fructibusque duplo majoribus). IV. pLacıostıcma. Calyx campanulatus decemnervius, laciniis ovato-triangularibus tubo brevioribus sinu obtuso interstinctis. Corollae papilionaceae petala unguiculata, vexillo cordato nervo dorsali crasso carinato, alis semicordatis carina curvata profunde biloba dimidio brevio- ribus. Ovarium sessile lanceolatum subobliquum compressum sexovulatum in stylum angustatum. Stylus elongatus adscendens acutus, inferne triqueter superne teres. Stigma ad apicem styli laterale immersum longitudinaliter lineare. Legumen sessile oblique lanceolatum compressius- culum in stylum angustatum villosissimum trispermum. | Semina reniformia compressa. — Frutex capensis erectus, ramulis teretibus hirsutissimis, foliis fasciculatis semiteretibus tenuibus obtusis mucronulatis pilis albis tenuibus raris villosis demum glabratis, floribus axillaribus ter- minalibusque solitariis breviter pedicellatis pollicaribus (inter Aspalathos maximis), pedicellis apice bibracteolatis, bracteolis linearibus deciduis tubo calycis duplo brevioribus callum semi- globosum derelinquentibus, calyce extus et intus ad faucem hirsuto, vexillo extus sericeo-piloso carinaque aequilonga glabra rubro coriaceoque, alis flavis tenerioribus, stylo ovarium aequante, stigmare fusco-purpureo papilloso in sulculo styli partis infraapicalis immerso. Semina fusca laevia. — Differt ab Aspalatho genuina praesertim stigmate laterali lineari sulco immerso, legumine sessili lanceolato, deinde vexillo cordato-ovato, carina profunde biloba, bracteolis deciduis et callum. semiglobosum derelinquentibus. Nomen a z«ejyóg lateralis et stigma. Plagiostigma pineum (Aspalathus pinea Thunb.). 558 Karl B. Presl, V. srREProsema, Flores resupinati. Calyx campanulatus decemnervius, laciniis ovato- triangularibus tubo aequilongis. Corollae papilionaceae petala breviter unguiculata, vexillo infero cordato-orbiculato infra medium bicalloso nervo dorsali crasso carinato; alis semicordatis ca- rina semicirculariter curvata supera integra duplo brevioribus, Ovarium sessile cultrato-lan- ceolatum obtusum utrinque convexum quinqueovulatum, Stylus elongatus (ovario duplo lon- gior), eurvatus, acutus, teres, basi triqueter, deciduus, Stigma laterale ad apicem styli, ob- longum, papilloso-pilosum. Legumen sessile, cultratum, obtusum, convexum, dispermum. Semina reniformia, compressa. — Fruticuli capenses, ramulis angulatis piloso-sericeis, foliis fasciculatis filiformibus teretibus obtusis mucronulatis glabris, novellis pilis parcis albis aasper- sis, pulvinis spinam flavescentem subulato-teretem gerentibus, floribus axillaribus subsessilibus solitariis flavis, pedicellis apice bibracteolatis, bracteolis setaceis tubum calycis aequantibus, calyce vexilloque extus sericeo - pilosis, callis vexilli satis magnis protuberantibus purpureis, ungue vexilli apice villosissimo, carina striolato-nervosa, legumine calycem triplo superante villoso. — Discedit ab omnibus Aspalathis genuinis et reliquis ex Aspalatho exstructis gene- ribus vel subgeneribus floribus resupinatis, i. e. torsione pedicelli inversis, carina integra semicirculariter curvata, stigmate sub apice styli laterali ovali et papilloso-piloso, legumine obtuso convexo. — Carina integra et legumine obtuso ac sessili ad Cyphocalycem, stigmate laterali et carina valde curvata ad Plagiostigma, legumine cultrato et stylo aequali ad Aspa- lathum accedit. Streptosema verrucosa (Aspalathus verrucosa Lin., A. leptophylla Eckl. et Zeyh. [var. elongata]), S. histrix (Aspalathus histrix Lin.). VI. rsirorgPus, Calyx turbinato-campanulatus quindecimnervius, nervis quinque primariis elevatis, laciniis subulatis tubo sublongioribus patentibus aequalibus. Corollae papilionaceae petala aequilonga, vexillo obovato in unguem angustato nervo dorsali crassiusculo carinato, carina integra laeviter arcuata. Ovarium longe stipitatum lineari-lanceolatum utrinque angustatum plano- compressum sericeo-pubescens quadriovulatum, Stylus ovario aequilongus, rectus, filiformis, teres, persistens. Stigma terminale, capitellatum, barbatulum. Legumen longe stipitatum, anguste lanceo- latum, acutissimum, basi angustatum, plano-compressum, mono-dispermum. Semina reniformia compressa, — Fruticuli capenses ramosissimi inermes erecti Asparagi facie, foliis fasciculatis filiformi-teretibus mucronulatis, pedunculis oppositifoliis (nec axillaribus) unifloris cum pedi- cello articulatis, pedicello basi bractea, medio bracteolis duabus, omnibus setaceis suffulto, calycis tubo nervis primariis prominentibus obtusis angulato, sinubus latis truncato - obtusis, nervis tribus ad quamvis laciniam efformandam concurrentibus, lateralibus tenuioribus; petalis consistentia corollinis (nec coriaceis), vexillo extus sericeopubescente; staminibus monadelphis, tubo supra longitudinaliter fisso; lezumine stipiti tereti tenui pubescenti calycem aequanti insidente pube adpressa minuta densa sericeo una cum stipite ultrasemipollicari. — Differt ab Aspalatho et reliquis generibus aspalathoideis habitu peculiari asparagoideo, pedunculis extraaxillaribus oppositifoliis unifloris, calyce quindecimnervio, petalis aequilongis, stylo brevi recto, stigmate terminali capitato barbatulo, legumine longe stipitato lanceolato planocompresso. Nomen a 1140$ tenuis et Aézoz legumen. botanische Bemerkungen. 559 Psilolepus pedunculatus (Aspalathus pedunculata L'herit, sed bracteolae dicuntur mi- nimae, quae in speciminibus Dregeanis tri- quadrilineales), P. bracteatus (Aspalathus bracteata Thunb., A. pedunculata Sieb. fl. cap. n. 46), P. lanatus (Aspalathus lanata E. Meyer). VII. panasPaLATHUS, Calyx campanulatus aut obconico - campanulatus decemnervius, la- cinis tubo brevioribus aeguilongis longioribusve. Corolla papilionacea: vexillum divaricatum obovatum obcordatum orbiculatumve, alis carina. biloba recta aut curvata brevioribus. Stamina monadelpha, tubo superne longitudinaliter fisso. Ovarium sessile, ellipticum, utrinque acutum, compressum, biovulatum. Stylus filiformis, rectus, persistens. Stigma terminale capitellatum. Legumen calyce brevius aut aequilongum, sessile, ellipticum, utrinque acutum, compressum, monospermum. Semen reniforme compressum. — Fruticuli capenses ut plurimum inermes, rarius glabri, plerumque pilosi aut sericeo-aut argenteo-pubescentes; folia ternata aut fasciculata, aut plana praeter costam mediam pinnatonervia aut teretia aut triquetra enervia et ecostata; flores terminales capitati involucrati vel nudi aut spicati aut axillares solitarii sessiles; petala unguiculata flava, rarius purpurea, alis discoque vexilli saepe jacobaeis; stylus erectus legumine saepe duplo longior; legumen calyce obtectum, in P. sericea in stylum angustatum. — Species plurimae, habitum diversum praeseferentes. Differt hoc genus ab Aspalatho genuino prae- sertim ovario, stylo et legumine, praeter habitum in Aspalathis genuinis numquam obvenientem. 1. Flores capitati aut umbellato-capitati saepe foliis supremis congestis involucrati. Folia trifoliolata plana praeter costam mediam subtus prominulam pinnatonervia. Calyx sub- campanulatus. Petala coriacea. Paraspalathus stellaris (Aspalathus stellaris Eckl. Zeyh. n. 1360), P. psoraloides (Aspa- lathus cytisoides Eckl, Zeyh. n. 1367), P, cytisoides (Asp. cytisoides Lam., ramulis teretibus tomen- tosis, foliolis lanceolatis subobliquis acutis mucronatis puberulis, bracteolis setaceis calycis tubo brevioribus, calycis villosi laciniis lanceolatotriangularibus acutissimis tubo longioribus, petalis extus tomentosis), P. cinerea (Aspalathus cinerea Thunb., ramulis teretibus tomentosis, foliolis lanceolatis subobliquis acutis mucronatis cinereotomentosis, bracteolis setaceis calycis tubo longioribus, calycis villosissimi laciniis anguste lanceolatis acutissimis apice ustulatis tubum aequantibus, petalis extus tomentosis), P. spatulata (Aspalathus spatulata Eckl. et Zeyh. n. 1364, Asp. securifolia Eckl. Zeyh. n. 1363), P. Pluckenetiana (Asp. Pluckenetiena Eckl. Zeyh. n. 1311), P. stenophylla (Asp. stenophylla Eckl. Zeyh. n. 1361). 2. Flores aut capitati aut spicati aut axillares, numquam involucrati. Folia trifoliolata rarius quinquefoliolata, plana, praeter costam mediam subtus plus minus prominulam enervia, subinde evolutione gemmae axillaris fasciculata, subinde in ramulis novellis simplicia. Petala ut plurimum extus sericeopilosa, corollina. Paraspalathus purpurascens (Aspalathus purpurascens E. Meyer, A. tridentata Eckl. Zeyh. n. 1518), P. elongata (Asp. elongata Eckl. Zeyh. n. 1387), P. ascendens (Asp. ascen- dens E. Meyer), P. procumbens (Asp. procumbens E. Meyer com., Asp. stachyera Eckl. Zeyh. n. 1386), P. Scholliana, P. humifusa (Asp. procumbens Eckl. Zeyh. n. 1384), P. jacobaea (Asp. jacobaea E. Meyer), P. heterophylla (Asp. heterophylla Thunb.), P. virgata (Asp. vir- gata Thunb.) P. pilosa (Asp. pilosa Lin.), P. argentea (Asp. argentea Lin. P. villosa (Asp. Abh, V, 3. aul 560 Karl B. Presl, villosa Thunb.), P. lotoides (Asp. lotoides Thunb.), P. leucocephala (Asp. leucocephala E. Meyer), P. sericea (Asp. sericea Berg), P. aemula (Asp. aemula E. Meyer, Asp. argentea Eckl. Zeyh. n. 1390). 3. Flores breviter spicati aut axillares solitarii pedicellati aut umbellato-capitati, num- quam involucrati. Folia trifoliolata triquetra aut semiteretia nec costam nec nervos exhi- bentia. Calyx campanulatus tenuissime decemnervius. Petala coriacea, in P. aciculari corollina. Paraspalathus fagonioides (Aspalathus callosa Eckl, Zeyh. n. 1373), P. callosa (Asp. callosa Lin., Asp. Simsiana Eckl. Zeyh. n. 1372, Sarcophyllum carnosum Sieb. fl. cap. n. 257), P. crocea (Asp. retroflexa Eckl. Zeyh. n. 1397), P. filicaulis (Asp. filicaulis Eckl. Zeyh. n. 1395), P. acicularis (Asp. acicularis E. Meyer), P. erythrodes (Aspalathus erythrodes Eckl. Zeyh. n. 1375), P. carnosa (Asp. carnosa Thunb.). 4. Flores terminales capitati bracteis obovatis palmatonerviis involucrati. Folia fasci- culata teretia acuta mucronata. Calyx campanulatus, nervis quinque primariis elevatis. Petala coriacea, carina falcatocurvata. Paraspalathus capitata (Aspalathus capitata Thunb.) 5. Flores aut terminales capitati vel spicati aut axillares solitarii. Folia fasciculata triquetra aut teretia. Calvcis tubus campanulato-obconicus, laciniae tubo longiores subulatae. Petala coriacea aut corollina, vexillo parum divaricato, carina laeviter curvata. Paraspalathus Meyeriana (Aspalathus Meveriana Eckl. Zeyh. n. 1473), P. galeata (Asp. galeata E. Meyer), P. araneosa (Asp. araneosa Lin., Asp. pilosa Sieb. fl. cap. n. 48, et fl. mixta n. 21, Asp. ciliaris E. Meyer com. et Drege exs.), P. Simsiana (Asp. Simsiana Eckl. Zeyh. n. 1464), P. cancellata (Asp. araneosa E. Meyer com. et Drege exs.), P. cerrhantha (Asp. cerrhantha Eckl. Zeyh. n. 1422, Asp. spicata b E. Meyer com. et Drege exs.) P. globosa (Asp. globosa Andr.), P. cephalotes (Aspalathus cephalotes Thunb.), P. spicata (Aspal. spicata Thunb.) P. nigra (Aspal. nigra Thunb.), P. melanoides (Aspal. melanoides Eckl. Zeyh.), P. nigrescens (Aspal. nigrescens E. Meyer) P. mollis (Aspal. mollis Lam., Asp. muraltioides Eckl. Zeyh. n. 1427), P. ericifolia (Aspal. ericifolia Lin.), P. ericoides (Aspal. ericoides E. Meyer, P. thymifolia (Aspal. thymifolia Lin.), P. frankenioides (Aspal. frankenioides Cand.), (P. incurva (Aspal. incurva Thunb.), P. microcarpa (Aspal. microcarpa Cand.), P. albiflora Aspal. albiflora Eckl. Zeyh. n. 1417), P. hispida (Aspal. hispida Thunb., Aspal. multiflora Sieb. fl. cap. n. 49 et n. 163), P. multiflora (Aspal. multiflora Thunb.), P. arenarioides (Aspal. thymifolia Eckl. Zeyh. n. 1414), P. micrantha (Aspal. micrantha E. Meyer), P. albanensis (Aspal. albanensis Eckl. Zeyh. n. 1435), P. intermedia (Aspal. intermedia Eckl. Zeyh. n. 1437). УШ. rrıxeurr. Calyx. quindecimnervius aut decemnervius, tubo campanulato, laciniis rinerviis tubo longioribus. Corollae papilionaceae petala breviter unguiculata, vexillo late cor- dato divaricato supra emarginaturam callis duobus oblongis instructo, alis carina laeviter curvata aequilongis. Stamina monadelpha, tubo supernefisso. Ovariumsessile, ellipticum, utrinque acutum, compressum, bi- triovulatum. Stylus elongatus adscendens, teres. Stigma terminale, capitatun:. Legumen sessile, ellipticum, compressum, utrinque acutum, uni-dispermum. Semina reniformia, compressa. — Fruticuli capenses, inermes; folia trifoliolata, foliolis planis vel semiteretibus, botanische Bemerkungen. 561 aut fasciculata teretia; flores capitati involucrati aut spicati aut axillares solitarii sessiles; calycis laciniae tubo duplo triplove longiores, praeter nervum dorsalem utrinque nervum lateralem exhibentes, qui nervi laterales in quibusdam speciebus jam ex tubo quindecim- nervio excurrunt aut ex tubo decemnervio diramatione nervorum secundariorum in sinus ex- currentium exoriuntur; vexillum nervo dorsali crasso saepissime carinatum, extus pilosum, alae carina basi longe fissa aequilongae vel sublongiores; ovarium calycis tubum subaequans, stylo triplo brevius, dense villosum; legumen calyce brevius vel subaequilongum. — In T. linarifolia involucrum pentaphyllum deciduum, foliolis ovatis acutissimis, calycis coriacei laci- niarum nervi tenues interni non prominuli ob pubem saepius aegre conspicui: haec et T. deciduifolia folia trifoliolata possidet. In T. papillosa laciniae calycis superiores duplo latiores tribus inferioribus, sed aequilongae. — Differt Trineuria ab Aspalatho et reliquis generibus Aspalathoideis praesertim calycis laciniis trinerviis, vexillo infra medium disci prope emargi- naturam basalem utrinque calloso, stylo tereti elongato, legumine brevi. Numerus nervorum in calycis laciniis inter Leguminosas certe magnihabendus est, cum maxima pars illarum has lacinias uninervias habet. Nec exempla desunt, quod nervi aut illorum numerus ad construenda genera inserviunt, nempe in Cruciferis, in Labiatis, in Piperaceis et caet. Quod in his or- dinibus ad distinguenda genera valet, etiam in Leguminosis valere potest et debet. Trineuria linarifolia (Aspalathus linarifolia Cand.), T. deciduifolia (Aspal. deciduifolia Eckl. Zeyh. n. 1434), T. fuscescens (Aspal nigra E. Meyer com., Drege exs.), T. comosa (Aspal. comosa Thunb.), T. chenopoda (Aspal. chenopoda Lin.), T. papillosa (Aspalathus pa- pillo a Eckl. Zeyh. n. 1472), T. ciliaris (Aspal. ciliaris Lin.), T. appendiculata (Aspal. appen- diculata E. Meyer, Aspalathus, Eckl. herb. cap. un. it. n. 58), T. rigescens (Aspal. rigescens E. Meyer, T. cymbaeformis (Aspal. cymbaeformis Cand., E. Meyer, Drege), T. cochleariformis (Aspal. cymbaeformis Eckl. Zeyh. n. 1408, Aspal. hispida Sieb. fl. cap. n. 160), T. marginalis (Aspal. marginalis Eckl. Zeyh. n. 1445). IX. nrrEROLATHUS. Calycis tubus turbinatus, limbi laciniae spinosoaristatae, superiores et laterales (vexillares et alares) lanceolato-subulatae uninerviae tubo longiores, inferior (cari- nalis) longior latiorque foliacea obovata palmatonervia basi angustata. Petala brevissime ungui- culata: vexillum suborbiculatum patens nervo dorsali crassiusculo instructum alis carinaque longius, alae oblongae carinam latam obtusam vix incurvam apice emarginatam aequantes. Stamina monadelpha, tubo superne fisso, antheris subglobosis. Ovarium sessile oblique lan- ceolatum acuminatum compressum quadriovulatum. Stylus adscendens teres persistens basi compressus. Stigma terminale capitatum. Legumen sessile cultriforme acuminatum compressum monospermum calyce breviu . — Fruticuli capenses inermes; folia trifoliolata, foliolis coriaceis planis pinnatonerviis facile deciduis, floralibus seu bracteis late obovatis spinosomucronatis ciliatis palmato- septem- novemnerviis involucrantibus et flores flavos capitatocongestos superan- tibus; bracteolae setaceae hirsutae; calycis villosi laciniae tubo triplo longiores, inferior quin- quenervia; corolla calycem aequans; vexillum extus sericeopilosum ; carına basi in petala duo longe divisa; legumen glabrum calyce brevius. — Differt hoc genus ab Aspalatho et generibus Aspalathoideis praesertim calycis lacinia inferiore majore et latiore quinquenervia obovata, i das 562 Karl B. Presl, antheris subglobosis, legumin» sessili lanceolato acuminato, bracteis involucrantibus latissimis palmatonerviis et caet. Heterolathus involucrata (Aspalathus involucrata E. Meyer, Aspal. undulata Eckl. Zeyh. n. 1368, Aspal. truncata Eckl. Zeyh. n. 1359), H. polycephala (Aspal. polycephala E. Meyer), H. suaveolens (Aspal. suaveolens Eckl. Zeyh. n. 1369). Pag. 417 linea 5 adde: potius est Buchenroederae species: B. coerulescens Presl. Pag. 477 lineam 19 dele. Pag. 477 linea 20 Aspalathus lanceolata E. Meyer com. et in Drege pl. cap. — dele Bucherroedera et caet., lege est nec Aspalathi nec Buchenroederae species, sed proprium genus efficit cum sequente charactere, Lapasaraus Presl: Calyx campanulat.s decemnervius bilabiatus, labio superiore quadridentato, inferiore unidentato, dentibus conformibus. Corolla papilionacea, petalis unguiculatis, vexillo longe unguiculato anguste obovato carina recta emarginata breviore et parallelo, alis oblongo - lanceolatis obtusis carina brevioribus basi semi- cordatis. Stamina [0, monadelpha, tubo superne fisso, filamentis simplicibus. Ovarium ellip- ticum compressum octo- novemovulatum. Stylus glaber, basi triqueter, apice teres. Stigma ter- minale, capitellatum, papillosum. Legumen elliptico-lanceolatum, compressum, sessile, gla- brum, reticulato-venosum mono-dispermum, Semen reniforme, compressum, laeve. — Fru- ticulus capensis, ramis sparsis erectis trigonis pube simplici patentissima villoss, folia breviter petiolata trifoliolata, foliolis lineari- lanceolatis acutis mucronatis integerrimis ciliatis puberulis uninerviis aveniis tenuiter coriaceis, petiolis uni-bilinealibus; stipulae heterophyllae, altera persistente foliolis conformi et aequilonga, altera fugaci lineari quadruplo breviore; flores capitato-racemosi, terminales; pedicelli bi- trilineales bracteolis duabus alternis setaceis instructi; calyx herbaceus apice nervisque purpurascens; corolla calycem duplo superans, flava, vexillo uti videtur aurantiaco; legumen carinam persistentem et involucrantem non superans, quatuor lineas longum, duabus lineis angustius, sutura seminifera pilosa demum sglabrescente; semen fuscum, laeve. — Differt ab Aspalatho et a Buchenroedera calyce, corolla stylo, legumine. — Species est: Lapasathus lanceolata Presl. Pag. 477 linea 26 /cco Cand. /ege Eckl. et Zeyh. en. n. 1408 nec Cand., qui de caly- cis laciniis ovatis loquitur. — Genuina A. cymbaeformis Cand. videtur а Dregeo distributa et ab E. Meyero descripta fuisse. A. cymbaeformis Eckl. et Zeyh. en, n. 1408 et exs., cui tamquam synonymum A. hispida Sieb. fl. cap. n. 160 pertinet, est species propria A. cym- baeformi quidem affinis sed calycis laciniis abunde diversa. Haec est Trineuria cochlearifor- mis Presl; ramis teretibus glabriusculis, foliis trifoliolatis fasciculatisque teretibus obtusis mu- ticis ramulisque hirsutis demum glabrescentibus, floribus axillaribus terminalibusque solitariis sessilibus, calycis hirsuti laciniis obovatis obtusis trinerviis erectis cochleariformibus tubo duplo longioribus, vexillo extus tomentoso. Habitat ad Caput bonae spei in lapidosis lateris orientalis montis Tafelberg prope Constantiam. — Fruticulus ultrapedalis erectus; foliola sesqui-bilinealia cinerascentia; bracteolae linearisetaceae obtusae hirsutae tubo calycis lineam longo parum longiores; calycis laciniae fere bilineales erectae extus convexae intus concavae betanische Bemerkungen. 563 ideo cochleariformes basim versus angustatae; corolla calycem duplo excedens, vexillo cor datoorbiculato nervo dorsali excurrente mucronato; stamina monadelpha; ovarium sessile ovato-lanceolatum pubescens biovulatum; stylus filiformis deciduus; stigma capitellatum termi- nale; legumen calycem aequans ovato-ellipticum compressum monospermum pubescens. Pag. 477 linea 6 ab infra adde: Meo judicio est Aspalathus ciliaris E. Meyer com. et Drege pl. cap. mera A. araneosa Lin. Pag. 477 ante lineam 5 ab infra inseratur Aspalathus araneosa E. Meyer com. et Drege pl. cap. nec Lin. — est Paraspalathus cancellata Presl; foliis fasciculatis ternatisque setaceis semiteretibus mucronulatis cauleque hir- sutis demum glabratis tuberculato-scabris, floribus terminalibus capitatis foliis supremis invo- lucratis, calycis laciniis subulatis acutissimis mucronaus cancellato - hirsutis tubo triplo longio- ribus, petalis longe unguiculatis, vexillo obcordato nervo dorsali crasso mucronato extus sericeo-pubescente basi limbi bicalloso, alis semicordatis carina obtusa emerginata breviori- bus, stvlo filiformi elongato, legumine elliptico compresso monospermo calycis tubum vix duplo superante. — Affinis P. araneosae, sed folia breviora nec filiformia, corolla calyce di- midio fere longior, vexillum brevius mucronatum. — Calyx decemnervius; petala tenuiter coriacea parallela, vexillo nempe alas carinamque amplexante non divaricato, callis basilaribus fasciculum pilorum gerentibus; leguminis sutura superior filiformis; semen reniforme. — Ab P. araneosa differt P. Simsiana (Aspalathus Simsiana Eckl. et Zeyh. n. 1461) folüs triquetris, ramis glabris, calycis laciniis tubo duplo longioribus verrucis copiosis caeruleis fasciculum pilorum gerentibus, corolla calycem excedente, legumine calycis tubo duplo longiore. — Aspa- lathus Simsiana Eckl. et Zeyh. n. 1372 est mera A. callosa (Paraspalathus callosa). Pag. 418 linea 2 adde: Est igitur Aspalathus nigra E. Meyer alia novaque species: Trineuria fuscescens Presl; ramis glabratis, ramulis tomentellis, foliis fasciculatis ternatisque setaceis semiteretibus acutiusculis mucronulatis villosis demum glabris, floribus terminalibus capitatis, bracteis extimis trifoliolatis foliis conformibus aut obovato-cuneatis acute trilobis, bracteolis lineari-lanceolatis acutis hirsutissimis, calycis hirsutissimi laciniis ovato-triangulari- bus acutis trinerviis tubo aequilongis, corolla calycem duplo excedente extus sericeo - pilosa, legumine elliptico compresso calyce breviore. — Stylus triqueter tubo stamineo parum lon- gior, stigma capitellatum declive pubescens. Pag. 478 linea 12 (осо, seu A. microphylla Cand. lege; hue pertinet А. galioides Sieb. fl. cap. n. 159 et Sieb. fl. mixta n. 23, — А microphylla Сапа. (A. divergens у. microphylla E. Meyer) est bona satisque diversa species. Pag. 418 linea 24 adde: Aspalathus procumbens Eckl. Zeyh. en. n. 1384 est alia di- versaque species: Paraspalathus humifusa Presl; caulibus diffusis ramisque angulatis, foliis trifoliolatis hine inde fasciculatisque, foliolis obovato-spatulatis mucronato-spinulosis ramulisque pube adpressa brevi sericeis, capitulis ovalibus, bracteolis lineari-setaceis hirsutissimis, calycis hirsutissimi laciniis anguste lanceolatis acutis tubo companulato aequilongis erectis, petalis calyce dimidio longioribus extus velutinis. — Foliola bilinealia erecto- patentia coriacea, sub- 564 Karl B. Presl, inde evolutione gemmae axillaris fasciculata; bracteolae calyce breviores; flores P. (Aspalathi) procumbente paullo minores; corolla flava, vexillo disco macula fuscopurpurea insignito. Pag. 478 post lineam 27 inseratur Aspalathus tridentata Eckl. Zeyh. n. 1378 nec Lin. nec Thunb. — est A., purpuras- cens E. Meyer, nunc Paraspalathus purpurascens. Aspalathus retroflexa Eckl. Zeyh. n. 1397 nec Lin. et excl. syn. E. Meyer — est Paraspalathus crocea Presl; glaberrima, foliis trifoliolaus, foliolis triquetris aculeato-mucronatis, lateralibus medio duplo brevioribus, floribus axillaribus terminalibusque solitariis breviter pedicellatis, pedicellis apice bracteolis duabus setaceis instructis, calycis laciniis lanceolato- subulatis erectis uninerviis mucronatis basi ciliolatis tubo aequilongis, vexillo obovato, alis carina angusta falcata duplo brevioribus, — Ramuli angulati rubri; pulvini foliorum obtusi: pedicelli circiter lineam longi; bracteolae setaceae aequales aut inaequales tubum calycis aequan- tes; calyx intus pubescens; corolla croceo-flava; ovarium sessile oblongo -lanceolatum com- pressum puberulum basi uniovulatum; stylus filiformis glaber; stigma capitellatum, | Aspalathus Simsiana Eckl. Zeyh. n. 1372 — est mera A. callosa Lin. Aspalathus callosa Eckl. et Zeyh. n. 1373 — est Paraspalathus fagonioides Presl: ramulis teretibus pubescentibus, foliis trifoliolatis, foliolis lineari-lanceolatis triquetris obtusis mucronatis, floribus terminalibus breviter spicatis foliisque glaberrimis, bracteis lanceolatis, bracteolis triquetris ad apicem pedicelli brevissimi, calycis laciniis ovato -triangularibus acutis uninerviis tubo turbinato-campanulato brevioribus, petalis subaequilongis. — Foliola tres lineas longa patentia aequilonga glauca; pulvini vix conspicui; pedicelli vix semilineales; bracteolae calycis tubum aeguantes bracteisque acutae; corolla flava glaberrima. Ab A. callosa distinetis- sima species. — Ad A. callosam pertinet qua synonymum Sarcophyllum carnosum Sieb. fl. cap. n. 257 nec Thunb. Aspalathus cytisoides Eckl, et Zeyh. en. n. 1367 nec Lam. — est Paraspalathus pso- raloides Presl; ramulis angulatis pube brevi adpressa velutinis, foliis trifoliolatis, foliolis spa- tulato lanceolatis. mucronatis ciliolatis puberulis subtus convexis supra planis basi angustatis, floribus terminalibus capitatis, bracteis obovato-subrotundis tridentatis, bracteolis setaceis, calycis pubescentis laciniis ovato- subrotundis obtusis tubo duplo brevioribus, corolla extus sericea. — Foliola basi in petiolum brevissimum angustata, subinde evolutione gemmae fasci- culata, obsolete triplinervia; capitula tri-sexflora; bracteae calyce duplo breviores bracteolis- que subaequilongis pubescentes; calyx campanulatus; corolla flava, vexillo cordato retuso inermi alis carinaque longiore. — Ab Paraspalatho (Aspalatho) cytisoide bracteis bracteolis calyceque distinetissima. Aspalathus thymifolia Eckl. et Zeyh. en. n. 1414 et exs. — est a genuina specie toto coelo diversa et potius ad A. multifloram Thunb. accedens species: Paraspalathus arenarioi- des Presl; ramulis teretibus tomentosis, foliis trifoliolatis fasciculatisque, foliolis teretibus ob- tusis inermibus hirsutis, floribus axillaribus sessilibus solitariis, calycis hirsuti laciniis subulatis muticis tubo brevioribus, vexillo angusto extus pubescente. Habitat ad Caput bonae spei in duris arenosis inter Mostertbay et Vishhoek prope Hottentottsholland districtus Stellenbosh. — botanische Bemerkungen. 565 Rami cinerei tomentelli teretiusculi; foliola lineam circiter longa, crebra, pilis brevibus rigi- dulis hirsuta et inde virentia; bracteolae foliis conformes calyce breviores; calyx lineam ex- cedens, nervis quinque crassiusculis, alternis in sinus laciniarum excurrentibus multo tenuiori- bus; corolla calyce duplo longior, vexillo obovato-oblongo alis carinaque glabris longiore; stamina monadelpha; ovarium ovato-ellipiieum compressum villosulum tubo calycis brevius; stylus filiformis rectus; stigma terminale capitellatum; legumen calyce duplo brevius ovato- ellipticum compressum monospermum villosulum. — In A. multiflora Tbunb. sunt foliola glabra distincte quamquam breviter mucronata, calycis laciniae acutae ciliatae tubo aequi- longae, legumen calyce longius densissime pubescens. — Paraspalathus micrantha (Aspalathus micrantha E. Meyer) differt foliis calycisque laciniis mucronulatis niudulis glabris, calycis tubo intus hirsutissimo, vexillo glaberrimo carinam paululum excedente. Aspalathus Scholliana; decumbens villosa cinerascens, ramulis angulatis, foliis trifolio- latis, foliolis lanceolatis acutis aequalibus, floribus in spicam ovatam congestis, bracteis ovatis acutis calycis tubo longioribus, bracteolis lanceolatis calycem aequantibus, calycis laciniis lan- ceolato-triangularibus acutis erectis tubum campanulatum aeguantibus, corolla extus sericeo- pilosa. — Ad Caput bonae spei legit Scholl. -— Fruticulus multirameus, ramis glabratis; foliola semitertiam usque quatuor lineas longa, ramulorum sterilium duplo breviora, plana, subtus uninervia; spicae pollicares; calyx duas lineas paululum superans; corolla calycem fere duplo excedens, vexillo suborbiculato carina alisque longior, alis carinam superantibus; sta- mina monadelpha; ovarium calycis tubo aequilongum sessile ovato-ellipticum compressum ; stylus filiformis; stigma capitellatum; legumen ignotum. — Affinis Paraspalatho (Aspalatho) procumbenti, differt spica, bracteis, bracteolis, calycis laciniis. Aspalathus argentea Eckl. Zeyh. n. 1390 nec Lin. nec alior. a clar. Walpers in Linnaea XIII. 485 et in Repert. Il. 611 п. 25 ad А. aemulam E. Meyer com. I. 42 ducitur. Specimen A. aemulae nondum vidi, sed specimen speciei Ecklon — Zeyherianae differt a descriptione Meyeriana pluribus notis, nempe foliis trifoliolatis, ramulorum novellorum simplicibus, foliolis oblongo-lanceolatis acutis (nec fasciculatis obovato - oblongis) , floribus axillaribus solitariis bi- nisve (nec capitulis terminalibus lateralibusque subspicatis), calycis villosissimi laciniis trian- gulari-lanceolatis acutissimis tubo aequilongis, petalis pube adpressa densissime sericeis. Hae differentiae augentur verbis cel. Meyeri, qui A. aemulam simillimam A. sericeae dicit, quam posteriorem e speciminibus duobus optimis a Dregeo distributis coram habeo. Nihilominus speciem novam condere non sentio, sed solam hanc observationem exponere malui. Pag. 419 linea 20 loco Lotononis quinata Presl lege Polylobium quinatum Presl. Pag. 419 post lineam 28 adde: Telina heterophylla E. Meyer — est Lotononis heterophylla Eckl. Zeyh. n. 1273. Telina varia E. Meyer (Lotononis varia Steud.) — est Polylobium varium Presl, Pag. 419 linea 29 [осо Buchenroedera Meyeri lege Buchenroedera gracilis. Pag. 479 linea ultima adnotationis secundae adde: Ad Telinariam porro sequentes species pertinent: Telinaria ramosissima (Spartium ramosissimum Desf.). T, umbellata (Genista umbellata Poir. T. radiata (Spartium radiatum Lin., Genista radiata Scop. Cand., Cytisus 1 566 Karl B. Presl, [Asterocytisus] radiatus Koch), T. holopetala (Genista holopetala Reichb. fl. germ. exs. n. 2066, Cytisus holopetalus Koch), T. Friedrichsthaliana * (Genista radiata Friedrichsthal pl. graec. exs. n. 415, T. biflora (Spartium biflorum Desf.), T. horrida (Spartium horridum Vahl), T. acan- thoclada (Genista a. Cand.) T. aspalathoides (Genista a. Lam. Cand.), T. Lobelii (Genista Lo- belii Cand.), T. hispanica (Genista hispanica Lin.), T. aprutia **, T. anglica (Genista anglica Lin., T. cinerea (Genista cinerea Cand.), T. pilosa (Genista pilosa Lin.), T. albida (Genista albida Willd.), T. sericea (Genista sericea Jacq.), T. humifusa (Genista humifusa Lin.), T. sa- gittalis (Genista sagittalis Lin., Genistella racemosa Moench, Salzwedelia sagittalis Fl. Wetteraw., Cytisus sagittalis Koch, Syspone sagittalis Grieseb.), T, florida (Genista florida Lin.), T. Cu- шой (Genista Cumingii Hoock. et Arn.). Genuinae Genistae paucae remanent et a genere restricto seguentia genera adhuc sepa- rari debent. I. Cornioza Medic. Calyx campanulatus decemnervius subbilabiatus, fructifer basi ima circumscisse decedens, labio superiore bifido, inferiore trifido, laciniis anguste lanceo- latis acutissimis erectis aequalibus uninerviis. Corollae papilionaceae petala demum patentis- sima, vexillo cordato carinague aequilonga alis longiore. Stamina 10, monadelpha, filaments simplicibus, alternis brevioribus, antheris filamentorum breviorum cordato-linearibus elon- gatis, longiorum ovalibus. Ovarium sessile lineare compressum multiovulatum. Stylus simplex ex- sertus deciduus apice hamatoincurvus. Stigma ad apicem styli laterale ovale. Legumen sessile lineare compressum polyspermum. © Semina reniformia compressa ecarunculata. — Herbae perennes inermes ramosae simplicifoliae materia tingente flava donatae, stipulis her- baceis, floribus axillaribus in racemum terminalem dispositus flavis, aut frutices divaricati spinosi, spinis ramosis, folüs trifoliolatis simplicibusve, stipulis spinosis, floribus axillaribus solitariis. pedicellatis flavis; Calycis ruptura circumscissa callo circulari ad basim tubi indi- catur. Pedicelli sub apice bibracteolati. — Huc pertinet Corniola tinctoria Medic. (Genista tnctoria Lin., Genistoides tinctoria Moench), C. virgata (Genista virgata ; Willd., G.. sibirica heichb., G. elatior Koch excl. syn. Pollin.), C. sibirica Medic. (Genista sibirica Lin.), C. sca- riosa (Genista scariosa Viv.), C. mantica (Genista mantica Pollin.), C. triangularis (Genista * Ramis spinescentibus pungentibus teretibus striatis foliisque oppositis et pilis adpressis pubescentibus, foliis trifoliolatis petiolo brevi crasso persistenti trinervio insidentibus, foliolis anguste linearibus mucronats, floribus lateralibus oppositis sparsisque subsessilibus, bracteis setaceis mucronatis pedicello longioribus, calyce pube- scenti sericeo basi bracteolam linearem adpressam gerente, vexillo carinaque extus sericeo - hirsuto. — Habitat in insula Poros Graeciae. ** Fruticulosa erecia ramosissima, spinis axillaribus ramosis horizontalibus recurvatisve striatis glabris, ramulis folüferis angulatis hirsutis, foliis simplicibus sessilibus elliptico-lanceolatis obtusis uninerviis herbaceis pube- scentibus, floribus in Spicam ovatam terminalem dispositis , calycis hirsuti labio inferiore acute et aequaliter tridentato, carina sericeo- pubescente vexillum alasque duplo superante. — Habitat in Aprutio regni Neapoli- tani. — Habitus Genistae germanicae, differt imprimis calyce bilabiato, labio superiore bilobo dorso profunde fisso, lobis ovato- triangularibus, labio inferiore tridentato dentibus aequalibus, ramulis foliiferis hirsutis nec longe villosis, foliis elliptico-lanceolatis obtusis uninerviis nec ovato- lanceolatis acutissimis eximie pinnatoner- viis villosis, floribus spicatis (sessilibus), nec racemosis, vexillo glabro nec piloso. botanische Bemerkungen. 567 triangularis Willd.), C. anxantica (Genita anxantica Ten. C. ovata (Genista ovata Waldst. et Kit.). C. microphyla (Genista mierophylla Moris, G. Morisii Colla, С. parvifolia Don), С. corsica (Genista corsica Cand.), C. Scorpius (Genista scorpius Cand., Spartium Scorpius Lin.). II. Cororuamsus Koch Taschenb. p. 112. Calyx campanulatus tenuissime decemner- vius bilabiatus, labio superiore bidentato, inferiore tridentato, dentibus ovato-triangularibus acutis aequalibus. Corollae papilionaceae petala divergentia aequilonga, vexillo cordato, alis carinae subconformibus. Stamina 10 monadelpha, filaments alternis brevioribus, antheris filamentorum breviorum linearibus elongatis, longiorum ovalibus. Ovarium sessile lineare compressum multiovulatum. Stylus filiformis apice hamato-arcuatus. Stigma ad apicem styli laterale orbiculatum. Legumen sessile lineare compressum polyspermum, Semina reniformia compressa ecarunculata. — Fruticuli inermes decumbentes, ramis angulatis, foliis exstipulatis stipulatisve simplicibus fasciculatisque, floribus ex axillis foliorum fasciculatorum provenientibus fasciculatis longe pedicellatis flavis, pedicellis medio bibracteolatis, calyce colorato persistente, corolla glabra. — Affinis quam maxime Spartothamno Webb et Berthel.; differt calycis labiis divisis, antheris filamentorum breviorum linearibus elongatis, seminibus ecarunculatis.— Huc pertinet: Corothamnus diffusus (Genista diffusa Willd), C. Halleri (Genista Halleri Reyn., G. prostrata Lam.), C. procumbens (Genista procumbens Waldst. et Kit.), C. myrufolius *. Ш. Rerama Boiss, Species sunt quinque notae, nempe R. angulata Griseb. (Spartium angulatum Lin., S. parviflorum Vent., Genista parviflora Cand,), R. rhodorhizoides Webb et Berth., R. monosperma Boiss. (Genista monosperma Lam.), R. Raetam Webb et Berth. (Genista Raetam Forsk., G. monosperma Delil., Spartium monospermnm Sieb. herb. aegypt.), R. sphaerocarpa Boiss. (Genista sphaerocarpa Lam.). IV. Drvymospartum. Calyx campanulatus bilabiatus, labio superiore bidentato, dentibus trinerviis, inferiore truncato tridenticulato, denticulis uninerviis. Corollae papilionaceae petala patentissima, vexillo obcordato-suborbiculato alis carinaque aequilongo. ^ Stamina 10 mon- adelpha, tubo superne longitudinaliter fisso, filamentis alternis brevioribus, antheris filamen- lorum longiorum oblongis, breviorum linearibus duplo longioribus. Ovarium lineari-lanceo, tatum compressum multi- (octo-) ovulatum. Stylus simplex filiformis adscendens. © Stigma terminale capitellatum. Legumen sessile oblongum compressum falcatum mono-dispermum. Semen cordato-orbiculatum compressum ecarunculatum. — Frutices inermes Europae meri- dionalis, ramosissimi, virgati, ramis sparsis striatis, folis raris simplicibus deciduis petiolo dilatato trinervio persistenu insidentibus, floribus axillaribus solitariis pedicellatis, pedicellis medio bibracteolatis, calycibus tenuiter tredecimnerviis demum glabratis, petalis flavis, alis carinae conformibus, — Afline Corothamno et Spartothamno, et inter utrumque est inter- medium, ita ut aut haec tria genera agnosci aut in unicum conjungi debent. Differt a Coro- * Caulibus adscendentibus pedicellisque calycibusque sericeo-pilosis, foliis sessilibus stipulatis lanceolatis acutis ciliatis utrinque hirsutis demum glabrescentibus, pedicellis solitariis binisve folio triplo brevioribus supra medium bracteolatis, ovario legumineque hirsutissimo, Habitat in collibus Hungariae ad Menesch, — Sui- pulae ovatae acutae hirsutae parvae. Folia usque decem lineas longa, Flores non solum ex axillis foliorum fasciculatorum sed quoque solitariorum provenientes, pedicellis circiter trilinealibus. Carina glabra, Abh. У. 3. 12 568 Karl B. Presl, thamno labio inferiore calycis, vexillo, stylo apice non hamato, stigmate terminali capitato, legumine oblongo faleato mono-dispermo; а Sparthothamno calycis labiis dentatis, semine orbiculato basi gibbo et ecarunculato, — Spartotamnus Webb et Berth,, cui adnumerandus est S. sessilifolius (Cytisus sessilifolius Lin.) et S. albus (Cytisus albus Link) sequente cha. ractere distinguitur: Calyx campanulatus bilabiatus quindecimnervius basi tribracteolatus, labiis integris subaequalibus. Corollae papilionaceae petala patentia, vexillo obcordato-suborbicu- lato, alis carinae conformibus et aequilongis. Stamina 10 monadelpha, filamentis alternis brevioribus antheras longiores cordato-lineares gerentibus, Ovarium lineari-lanceolatum. Stylus simplex filiformis adscendens, Stigma terminale capitatum papillosum, Legumen oblongum poly-oligospermum. © Semen oblique cordatum compressum carunculatum © basi supra gibbum. — Frutices inermes, foliis trifoliolatis, floribus racemosis aut axillaribus soli. tariis fasciculatisve, bracteolis deciduis, calyce tenui, labio superiore sexnervio, inferiore sep- temnervio, nervis duobus lateralibus in sinus labiorum excurrentibus, ovario legumineque glabro. — Drymospartum accedit quoque ad Sarothamnum, praesertim calyce, corolla, stami- nibus et stigmate; nec minus accedit ad Laburnum et ad Lembotropidem, cui posteriori praeter speciem primariam (L. nigricans Grieseb. | Cytisus nigricans Lin,]) adnumeranda est L. triflora (Cytisus triflorus Lin.) et L. affinis (Cytisus affinis Presl). — Species sunt tres: Drymospartum purgans (Genista purgaus Lin), D. aetnense (Spartium aetnense Biv., Spartium trispermum Smith, Genista aetnensis Cand. D, Sardum * (Genista aethnensis Moris). V. GrwisrA Lin. excl. spec. Calyx. campanulatus decemnervius ultra medium quinque- fidus, laciniis anguste lanceolatis acutissimis erectis uninerviis aequalibus aut inferiore parum- per longiore. Corollae papilionaceae petala demum patentissima, vexillo cordato, alis carina duplo brevioribus. Stamina 10 monadelpha, tubo superne longitudinaliter fisso, filamentis alternis brevioribus, antheris filamentorum breviorum cordato.linearibus elongatis, longiorum ovalibus. — Ovarium lanceolatum compressum quadri- sexovulatum, Stylus simplex fili- formis. Stigma ad apicem styli laterale ovale pubescens. Legumen sessile oblique ellip- ticum ovatumve compressum monospermum, Semina reniformia compressa ecaruneulata. — Fruticuli erecti aut adscendentes, ramulis lateralibus in spinas ramosas striatas aphyllas folia- tasve pungentes herbaceasve transmutatis, foliis. sparsis exstipulatis saepius simplicibus rarius trifoliolatis, racemis terminalibus bracteatis, pedicellis medio apiceve bibracteolatis, floribus flavis, vexillo alis aequilongo, carina inde elongata, legumine hirsuto in stylum persistentem angustato, — Ab omnibus e Genista exstructis generibus differt calyce aequaliter ultra medium quinquefido, laciniis omnibus uninerviis, vexillo alisque carina duplo brevioribus, floribus prater bracteolas bracteatis, Prima et secunda species habet folia trifoliolata, reliquae * Ramulis filiformibus laxis, floribus fructibusgue nutantibus, carina serioeo - pilosa, legumine calycem duplo triplove superante sericeo-pubescente, — Ramuli floriferi tenues flaccidi tenuissime striati, folia mihi ignota, flores longe racemosi leguminibusque duplo minores quam in D. aetnensi, vexillum dorso linea media lon- gitudinali sericeo-pilosum, alae glabrae, ovarium usque octoovulatum, legumen sericeo-pubescens monospermum valde obliquum, ita ut stylus fere lateralis evadit, semen oblique cordato-orbiculatum ecaruaculatum, betanısche Bemerkungen. 569 simplicia. — Huc pertinet Genista triacanthos Brot., G. rigens Presl del. (G. Cupeni Guss.), G. germanica Lin,, G. hirsuta Vahl, G. sylvestris Scop., G. dalmatica Bartl., G. aristata Presl. Pag. 481 post lineam 3 énseratur : Chasmone Andrewsiana b E. Meyer in Drege pl. cap. — est Argyrolobium Kreb- sianum Presl. Krebs pl. cap. n. 11 — est Argyrolobium Krebstanum Presl; ramis, petiolis calyci- busque adpresse pubescentibus, foliis trifoliolatis, foliolis sessilibus ovato-ellipticis mucronatis adpresse longeque ciliatis utrinque strigosis petiolo subaequilongis, medio majore, stipulis lineari-setaceis hirsutis inaequalibus petiolo sextuplo brevioribus, pedunculis oppositifoliis folio longioribus, floribus racemosis, pedicellis medio bibracteolatis bractea duplo longioribus, ca- lvcis labio superiore profunde bifido, inferiore tridentato, carina calycem excedente, vexillo extus pubescente. — Habitat ad Caput bonae spei, legit Krebs et Drege. — Petioli sex-octo lineas longi; folia juniora sericeo-pilosa; stipula una altera duplo longior; pedunculus usque sesquipollicaris vel parum longior; pedicelli sericeo-pubescentes semitertiam lineam longi, medio vel supra medium bracteolis duabus oppositis minutis stipati; flores magnitudine A. tomentosi (Chasmone Andrewsiana E. Meyer); legumen ignotum. — Accedit ad A. tomentosum, differt foliolis, stipulis, bracteis, bracteolis, racemis, pube et caet. Pag. 481 linea 9 /eco Chasmone holosericea E. Meyer — est Gamochilum et caet. lege Chasmone holosericea E. Meyer — est Argyrolobium helesericeum Presl, quod ab A. seri- ceo Eckl. Zevh. n. 1304 toto coelo differt. Pag. 481 linea 4 ab infra adde: Cytisus ramentaceus a Cytiso (Medic. phil. bot. I. 202 et 204, II. 84, Cytisi sectio Tubocytisus Cand.) pluribus nous differt et genus peculiare efficit. — PETTERIA. Calyx tubuloso-campanulatus trilobus supra usque medium fissus, demum basi cir- cumscissus et deciduus, lobis duobus lateralibus ovatis acutis, inferiore tridenticulato obtuso. Corolla papilionacea, petalis longe unguiculatis, vexillo obovato, alis carina obtusa recta lon- gioribus, unguibus alarum carinaeque tubo stamineo adnatis demum liberis, Stamina mona- delpha, tubo longitudinaliter superne fisso, antheris ovalibus. Ovarium sessile lineari-lanceo- latum muluovulatum hirsutissimum in stylum angustatum. Stylus rectus teres pilosus deciduus. Stigma terminale capitatum papillosum. Legumen sessile lineare mucronatum compressum sub- faleatum polyspermum dehiscens. Semina reniformia compressa non carunculata funiculo umbilicali crasso suspensa. Frutex forojulius et dalmaticus inermis, ramis sparsis teretibus striatis, foliis sparsis petiolatis trifoliolatis deciduis, foliolis subsessiiibus obovato - ovalibus retusis herbaceis pinnatonerviis reticulatovenosis pellucido-punctatissimis, stipulis petiolaribus ovatis obtusis carnosis brevibus (vix linealibus), racemo terminali pedunculato multifloro, floribus sparsis flavis, pedicellis lineam longis medio vel sub apice bractea trilineali obovato-ovali acumi- nata palmatonervia ciliolata subscariosa fugaci instructis, calyce tenui subscarioso pubescente tenuissime decemnervio, fructifero (limbo delapso) orbiculum disciformem exhibente, petalorum unguibus demum solutis, vexillo extus linea longitudinali et carina ad suturam pubescente, legumine circiter sesquipollicari tomentello. — Differt a Laburno calyce tubuloso demum de- ciduo, petalorum unguibus connatis, a Cytiso calyce demum semper deciduo, petalorum unguibus 12% 570 Karl B. Presl, connatis, seminibus ecarunculatis, — Clar. florae canariensis auctores Webb et Berth. quidem Cytiso quoque calycem cireumseisse caducum adscribunt, sed talis solum in $. 1 Chrysocytiso, nec tamen in 6. 2 Nivarina (Cytisus proliferus Lin., C. albidus Cand.), nec in $. 3 Erythrocytiso (Cytisus purpureus Scop., C. speciosus Presl *) obvenit. — Dicatum est hoc genus in memoriam clar. Petter, qui plantas dalmaticas sedule collegit et inde cognitionem illarum faciliorem red- didit. — Species unica: Petteria ramentacea (Cylisus ramentaceus Sieb. in Flora 5. p. 242, С. Weldenii Vis. in Flora 13. p. 52.) Pag. 489 linea 31 adde: Alia nova species est Flemingia Helferiana Presl in herb. Mus. boh.; (Flemingiastrum), caule fruticuloso striato villoso, foliis simplicibus cordato-ovatis acuminatis acutisve quinquenerviis glabris, petiolis semiteretibus villosis tomentosisque, racemis axillaribus congestis petiolo ter quater longioribus tomentosis, bracteis minimis fugacibus, le- guminibus ovalibus dispermis villosis glandulosisque. Habitat in Martabania ad Maulmine, Helfer herb. martab. n. 97. — Folia juniora pubescentia: flores parvi; legumina uncialia; semina nigra. Affinis F. congestae, sed folis simplicibus illico distincta, — Flemingia ad Hedysareas non pertinet, sed potius ad Phaseoleas pone Rhynchosiam, quemadmodum Can- dolle recte suspicatus est, Pag. 497 post lineam 13 rnseratur* Rubus rhodocantha E. Meyer in Drege pl. cap. — est R. Ludwigíi Eckl. et Zeyh. n. 1710. Poterium hybridum Sieb. herb. cret. — est P. polygamum W. K. Cliffortia obcordata Sieb. fl. cap. n. 149 — est C. obliqua Spr. Cliffortia ternata Sieb. fl. cap. n. 91 — est C. sarmentosa Lin. Cliffortia Sieb. fl. cap. n. 86 — est C. graminea Lin. fil. Cliffortia Sieb. fl. cap. n. 81 — est С. ferruginea Lin. Cliffortia serrata Eckl. herb. cap. un. it. n. 186 — est C. ferruginea Lin. Cliffortia n. 6827 Drege pl. cap. — est C. odorata Lin. Clifforua n. 6846 Drege pl. cap. — est verosimiliter. C. filifolia Lin. fil. Cliffortia n. 6837 Drege pl. cap. — est an С. juniperina Lin. fil.? Cliffortia laricina E. M. in Drege pl. cap. -— vix a C. juniperina Lin. díffert. Cliffortia n. 6825 © Drege pl. cap. — est C. trifoliata Lin. Cliffortia n. 6821 © Drege pl. cap. — est C. serpyllifolia Cham. et Schl. * Cytisus speciosus; hirsutus inermis, foliis petiolatis trifoliolatis, foliolis subsessilibus obovatis mucronulatis, floribus axillaribus breviter pedicellatis fasciculatis, calyce tubuloso-ventricoso trilobo, lobis lateralibus late truncatis inferiore (carinali) ovato obtuso longioribus, vexillo latissimo. — C. falcatus Hort. — Habitat .... Pili flavescentes patentes; petioli semipollicares foliolis subaequilongi , exstipulati; foliola subinde obovato- ovalia; flores fere pollicares, in fasciculo tres-quatuor; pedicelli bilineales ebracteati; calyx tenuissime decem- nervius tenuiter herbaceus ventricosus et inde ad campanulatum accedens, trilobus, lobis duobus lateralibus truncatis et tantum emarginatura dorsali divisis, inferiore ovato obtuso integro ; petala glaberrima unguibus longi- tudine calycis tubi; vexillum semipollicem latum amoene purpureum late obovatum, alie vexillo breviores, carina obtusa longiores, carinaque purpureae, nervis intensius coloratis; stamina monadelpha, tubo superne fisso; ovarium sessile lineare compressum hirsutissimum multiovulatum , in stylum angustitum; stigma ter- minale declive papillosum; fructus ignotus, betanische Bemerkungen. 571 Cliffortia n. 6830 Drege pl. cap. — est С. rubricaulis Presl; foliis semiamplexicau- libus cordato- ovatis acutis spinoso - dentatis. palmato - multinerviis ramisque glaberrimis rigidis, stipulis ovatis mucronatis minutis, — Affinis C. ilicifoliae et C, cordifoliae, differt praecipue foliis undique (ima basi excepta) dentatis. — Caulis foliaque apice ruber. Cliffortia n. 6828 Drege pl. cap. — est C. reticulata Eckl. Zeyh. еп. n. 1725. Cliffortia n. 1126 6 Drege pl. cap. — est C. Dregeana Presl; folis semiamplexicaulibus lanceolatis spinoso-mueronatis integerrimis cartilagineo-marginatis subtus quinquenerviis supra laevibus et medio puberulis basi obtusis, stipulis triangularibus aristato- acuminatis uninerviis adpressis рейс aequantibus, sepalis floris. masculi late ovatis acuminatis spinoso - mucro- natis quinquenerviis. — Folia circiter pollicem longa, tres lineas lata, rigida, pungentia, pe- tiolo dilatato eireiter bilineali semiamplexicaulia, supra enervia nitida et medio longitudina- liter pilis albis tenuissimis e papillis minutis prodeuntibus pubescentia demum calvescentia- Flores magni (circiter quinquelineales), purpurei, sepalis subinde apice complicatis (exsicca- tione, unde cucullata esse videntur. Stamina calyce breviora, antheris magnis ovalibus, lo- culis subinde inaequalibus, Femina ignota. — Inserenda videtur pone C. gramineam. Cliffortia n. 6826 © Drege pl. cap. — est C. trifoliata Lin. Cliffortia trifoliata Lin. Drege pl. cap. — est С. trifoliata var. В latifolia Presl. Pag. 50? ante lineam 5 ab infra inseratur: Helfer herb. martab. п. 303 — est Polycarpaea marginata Presl in herb. Mus. boh.; annua villosa ramosissima, ramis decumbentibus, folis verucillatis quaternis usque senis in- aequalibus petiolatis oblongo -lanceolatis acutis ciliatis basi angustatis demum calvescentibus, stipulis subulatis angustato-acutissimis ciliatis petiolum aequantibus, floribus terminalibus co- rymbosis subsessilibus, sepalis inaequalibus obtusis disco lineari viridibus margine scariosis ciliatis. Habitat ad agrorum margines prope Maulmine. — Caules usque pedales ramisque oppositis teretes pilis patentissimis vel horizontalibus villosi; folia tres — quatuor lineas longa uninervia petiolo lineali insidentia, juniora villosa, adulta praeter cilias calvescentia; stipulae caulinae petiolo sesquilongiores angustato-acuminatae longe ciliatae tenuiter scariosae ener- viae, florales ovatae acutae caeterum eodem modo constitutae; corymbi subtriflori, flore medio sessili, lateralibus subsessilibus, ramo laterali uno vel utroque nonunquam iterum in corymbum evoluto; calyx lineam parum superans, sepalis uninerviis disco dorsali lineari viridi instructis margine late membranaceis longe ciliatis, duobus exterioribus parum brevioribus; petala se- palis duplo breviora alba; stamina quinque; stylus simplex; stigmata tria; capsula calyce bre- vior unilocularis trivalvis polysperma; semina minutissima placentae centrali affixa. — — Affinis P. memphiticae, differt foliis, stipulis, sepalis. Mollia fragilis Herb. aegypt. un. it. n. 539 — est potius diversa novaque species: Polycarpaeca Wiestiuna Presl; annua (?) diffusa, ramis foliisque pubescentibus, folis oppositis quaternisve verticillatis sessilibus ovato-lanceolaus obtusis mucronatis planis carnosulis ener- viis, stipulis ovatis acutis serrulaus scariosis folio duplo brevioribus nervo dorsali excurrente mucronatis, corymbis terminalibus paucifloris, sepalis late scarioso - marginatis obsolete serru- latis mucronatis disco ovali viridi pubescentibus. Habitat in deserto. prope Kankam Aegypti 572 Karl B. Presl, inferioris, collegit Wiest. — Differt a P. fragili caulibus foliisque pubescentibus nec villosis, foliis ovato-lanceolatis obtusis planis nec lineari-lanceolatis utrinque acutis margine revolutis, stipulis ovatis acutis mucronatis folio duplo triplove brevioribus nec ovato-lanceolatis angustato- acuminatis acutissimis folio aequilongis, sepalorum disco ovali nec lineari-lanceolato. Pag. 503 post lineam 10 inseratur: Helfer herb. martab. n. 257 — est Lagerstroemia tomentosa Presl in herb. Mus. boh.: (Adambea), foliis oblongo- lanceolatis acuminatis basi rotundatis, junioribus subtus petiolisque paniculaque calycibusgue albo -tomentosis, calycis longitudinaliter sulcati laciniis ovato - trian- gularibus acutis reflexis, petalis orbiculatis undulatis. Habitat in Martabania ad Maulmine. — Folia usque quinquepollicaria subopposita pinnatonervia reticulatovenosa tenuiter coriacea demum subtus calvescentia, costa media faciei superioris basim. versus tomentella; petioli trilineales: panicula terminalis muluflora; pedicelli uni-sexlineales sub apice bibracteolati, bracteolis calli- formibus; flores minores ac in L. Reginae; calyx turbinato-campanulatus nervis octodecim elevatis crassis et sulcis totidem instructus, laciniis sex tubo duplo brevioribus intus coloratis purpureis, sinubus acutiusculis; petala (ex alabastro) unguiculata purpurea; stamina 18—2, exserta, filamentis filiformibus purpureis, antheris ovalibus; ovarium globosum hirsutum, stylus staminibus longior simplex; stigma obtusum; capsula ignota. Pili stellati. Pag. 503 post lineam 11 énseratur Helfer herb. martab, n. 116 est Combretum lepidotum Presl in herb. Mus. boh. : squa- mis argenteis lepidotum, ramulis tetragonis ad nodos incrassatis, foliis oppositis petiolatis oblongo-lanceolatis obtusis basi angustatis, spicis axillaribus solitariis pedunculatis simplicibus ramosisque folium aequantibus, calycis laciniis ovatis acutis. Habitat in Indiae orientalis pro- vincia Martabania ad Maulmine. — Arbuscula densa ad modum Salicum nostratium in ripis fluminum Martabaniae obveniens; squamulae orbiculatae centro affixae; folia tripollicaria pe- tiolo tri-quadrilineali supra canaliculato insidentia tenuiter coriacea; spicae sesqui- bipollicares pedunculo quadri-quinquelineali tetragono suffultae graciles, inferiores folio breviores, mediae folio aequilongae, superiores folio longiores; bracteae lanceolato-subulatae alabastro aequi- longae fugaces; calycis tubus linca brevior tetragonus cum ovario connatus, limbus campanu- latus linea. brevior in fundo villosus; petala unguiculata orbiculata purpurea reflexa calycis lacinias aequantia; stamina octo, filamentis filiformibus, alternis brevioribus, antheris subglo- bosis; stylus simplex staminibus sublongior: stigma obtusum; fructus ignotus. — Affine С. squamoso Roxb., sed satis diversum. — Nova Pentapterae species est sequens: Pentaptera triphylla; ramis petiolis peduneulis calsceque tomentosis, foliis ternato- verticillatis oblongo-lanceolatis acuminatis glabris, spicis eylindraceis axillaribus paniculatisque terminalibus, bracteis setaceis, floribus hermaphroditis. Habitat in India orientali. — Arbor aut arbuscula; rami teretiusculi tomentosi ad nodos parumper incrassati; folia ternatim ver- ticillata petiolo bi-trilineali tomentoso supra canaliculato insidentia decidua coriacea oblongo- lanceolata acuminata basi acutiuscula glabra (excepta costa media subtus hirtula et supra to- mentosa) pinnatonervia reticulatovenosa usque semiquartum pollicem longa: spicae axillares solitariae simplices circiter pollicares pedunculo semi-ultrapollicari compresso rachique to“ botanische Bemerkungen. 573 mentoso insidentes cylindraceae multiflorae patentes, summae in paniculam simplicem aphyl- lam dispositae; bracteae setaceae deciduae calycis tubum superantes; flores omnes herma- phrodiu; calyeis tomentoso - adpresse hirsuu tubus. lineam. subaequans cum ovario connatus pentagonus apice constrictus, limbus campanulatus quinquefidus linea brevior in fundo pilis albidis hirsutissimus, laciniis lanceolatis acutis. sinu. obtuso interstinctis demum patentissimis ; petala nulla; stamina decem; filamenta calycis limbum triplo superanua filiformia purpureo colorata, alterna (interiora) breviora; antherae flavescentes parvae subglobosae biloculares dorso medio affixae longitudinaliter dehiscentes; ovarium inferum cum calycis tubo connatum uni- loculare, ovulis duobus ex apice loculi pendulis; stylus longitudine staminum longiorum pur. pureus filiformis rectus; stigma obtusum, Pag, 519 post lineam 3 znseratur: Nematanthus pereskiacfolius Presl; foliis petiolatis ovato-ellipticis acuminatis acutius- culis basi acutis, opposito minore, superioribus ciliatis, pedunculis axillaribus solitariis petiolo duplo longioribus apice pyriformi -incrassatis ealyceque corollaque pubescentibus, calycis ultra medium quinquefidi laciniis lanceolatis angustato-acutissimis integerrimis, corollae laciniis ova- tosubrotundis, Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro, collegit Lhotsky, — Frutex parasiticus supra arbores scandens, ramis tetragonis glabris epidermide albida obtectis, Folia opposita petiolata carnosula pinnatinervia avenia usque tres pollices longa usque sesquipollicem lata, suprema seu novella ciliata, alterum triplo minus, Pedunculi ex axillis foliorum majorum provenientes pollicares longioresque teretes deflexi pilis albidis pubescentes apice pyriformi- incrassati, Calyx pollice vix brevior ultra medium quinquefidus pilis albidis pubescens, laci. niis anguste lanceolatis angustato acuminatis integerrimis planis tenuiter quinquenerviis sub- aequalibus, Corolla calyce fere duplo longior infundibuliformis punicea pilis albis adspersa, tubo basi superne obtuse gibboso obliquo, limbo quinquelobo, lobis ovatorotundatis paten- tissimis trinerviis retieulatovenosis, inferiore paululum angustiore. Stamina quatuor didynama inclusa, quinto rudimentario nullo aut minimo, filaments planis inferne latiusculis basi tubi corollae insertis, antheris subquadratis bilocularibus contiguis medio dorso affixis, loculis pa. rallelis obtusis longitudinaliter. dehiscentibus, connectivo semilunato, Ovarium tres lineas longum tetragono-pyramidatum obtusum sericeo-pubescens uniloculare multiovulatum disco hypogyno annulari tenui insertum basi supra glandula ovali obtusa lineam circiter longa in- structum, Stylus staminibus brevior rectus cylindricus crassiusculus. Stigma orbiculato-trun- catum suleulo medio lineari instructum. Fructus ignotus. — Affinis N. chloronemati et N. longipedi, differt foliis, pedunculis, calyce, corolla et caet, Nematanthus radicans Presl; ramis radicantibus, folüs lanceolatis acuminatis acutis eiliatis obliquis basi angustato-acutis, oppositis triplo minoribus, pedunculis axillaribus soli- taris geminisque deflexis hirsutis apice turbinato-incrassatis, calycis hirsuti ultra medium quinquefidi laciniis lanceolatis acutis ciliatis remote calloso-serratis, corolla hirsuta. Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro, collegit Lhotsky. — Rami teretes epidermide albida vestiti ad nodos sub folis radices fasciculatas filiformes elongatas flexuosas ramosas protrudentes, ra- muli tetragoni, novelli pubescentes. Folia majora tripollicaria pollicem lata vel latiora vel 574 Karl В. Presl, angustiora, petiolo guadrilineali supra canaliculato insidentia pinnatonervia avenia carnosula dense ciliata, latere inferiore angustiora et breviora inde obligua, costa media subtus crassa instructa, novella pubescentia, opposita triplo minora ovato-elliptica. Pedunculi ex ахШа foliorum majorum prodeuntes petiolo quadruplo longiores deflexi graciles pilis adpressis albis hirsuti apice turbinato-incrassati, Calyx octo — duodecim lineas longus externe et interne pilis albis hirsutus purpurascens, laciniis quinquenerviis apice callosis utrinque serraturis duabus remotis callosis instructis, omnibus aequilongis aut duabus inferioribus vix breviori- bus. Corolla sesquipollicaris punicea pilis fere lineam longis subulatis cylindricis septatis al- bis hyalinis patentibus hirsuta infundibuliformis, tubo basi supra obtuse gibboso apice aequali, limbo quinquelobo, lobis ovatis obtusis aequalibus. Stamina quatuor didynama tubum corollae aequantia glabra, filamentis planis angustis basi tubi corollae insertis apice incurvis, antheris lontiguis subquadratis medifixis bilocularibus, loculis parallelis obtusis longítudinaliter dehis- centibus demum divergentibus, connectivo semilunato. Ovarium tres lineas longum ovato- pyramidatum tetraquetrum pubescens uniloculare multiovulatum disco hypogyno annulari tenui insertum, basi supra glandula ovato-subglobosa stipatum. Stylus cylindricus crassus rectus hirsutus. Stigma orbiculatum sulculo longitudinali medio divisum. Fructus ignotus. Nematanthus serrulatus Presl; ramulis novellis pubescentibus, foliis lanceolatis acumi- natis utrinque acutis ciliatis, opposito conformi triplo minore, pedunculis axillaribus solitariis deflexis pubescentibus apice turbinato-incrassatis, calycis hirsuti ultra medium guinguefidi laciniis lanceolatis acutis calloso-serrulatis ciliatis, duobus inferioribus longioribus, corolla hirsuta. Habitat ad Rio de Janeiro Brasiliae, collegit Lhotsky. — — Rami ramulique acute tetragoni epidermide albida obtect. Folia majora tres pollices longa unum pollicem lata carnosula pinnatonervia avenia, costa subtus crassa nervisque rubro - colorata, petiolis tri- quadrilinealibus rubris supra canaliculatis, foliorum novellorum pilis brevibus albidis rigidis hirtulis. Pedunculi ex axilla foliorum majorum exorientes petiolo duplo triplove longiores. Calyx Sex novem lineas longus rubro-coloratus extus pilis albidis rigidulis hirsutus intus pubescens, aciniis utrinque serraturis duabus remotis apice callosis instructis tenuiter quinquenerviis, duabus inferioribus circiter linea longioribus. Corolla sesquipollicaris infundibuliformis pu- nicea extus pilis albis hyalinis submoniliformibus septatis hirsuta, tubo basi obliquo supra gibboso apice sub limbo infra ventricoso, limbo quinquelobo, lobis ovato-subrotundis aequa- libus. Stamina quatuor didynama subexserta glabra, filamentis subulato-filiformibus basi tubi corollae insertis apice incurvis, antheris aequalibus subquadratis (angulis obtusis) bilo- cularibus dorso medifixis, loculis parallelis longitudinaliter dehiscentibus, connectivo late lu- nato colorato. Ovarium tetragono-pyramidatum sericeo-pubescens uniloculare multiovulatum disco hypogyno annulari tenui insertum basi supra glandula ovali linea breviori instructum, placentis parietalibus. Stylus rectus cylindricus hirsutus staminum longitudine. Stigma or- biculitum concaviusculum glabrum. Fructus ignotus, — Affinis N. radicanti, differt foliis aequilateris et non obliquis, pedunculis brevioribus saepe binis, calycis laciniis apize non saltem non colorate callosis, duabus ínferioribus longioribus, corollae lobis ovato-subrotundis, botanische Bemerkungen. 575 ramis tetragonis; а N. chloronema differt foliis oppositis inaequilongis, calycis laciniis cal. loso-serrulatis et caet. Staminis quinti in hac et praecedente specie rudimentum minutum. Huic est affinis N. hetercphyllus Presl (Orobanche fluminensis Arrab. fl. flum. VI. t. 62); foliis majoribus ovatis basi rotundatis, oppositis triplo minoribus cordatis, omnibus acumi- natis acutis, pedunculis axillaribus (ex axilla foliorum majorum) solitariis binisve deflexis pe- tiolo duplo longioribus ealyceque hirsutis, calycis ultra medium quinquefidi laciniis lineari- lanceolatis acutis remote serratis subaequalibus, corolla villosa calycem duplo superante. — Alia species est N. calycínus Presl (Orobanche brasiliensis Arrab. fl. flum. УГ. t. 63); foliis conformibus elliptieo-lanceolatis acuminatis obtusis basi acutis, pedunculis solitariis folio longioribus arcuato-deflexis glabris, calycis hirsuti usque ad basim quinquepartiti segmentis elliptico-lanceolatis acutis serratis, corolla hirsuta calycem duplo superante. Columnea speciosa. Presl; fruticosa, caule scandente, ramis tetragonis, ramulis pedun- culisque tomentosis, foliis oppositis breviter petiolatis ovatis obtusis integerrimis aut calloso- denticulatis pubescentibus, pedunculis axillaribus unifloris petiolo triplo longioribus, calyce pubescente ultra medium quinquefido, laciniis basi inciso-dentatis, corolla villosa. Columnea scandens Mart. nov. gen. 3. p. 56. t. 226. £.2, et Hortor. Habitat...... Colitur in hortis. — Rami hinc illinc pubescentes seu tomentelli; ramuli tetragoni tomento purpureo obtecti; petioli bi- trilineales pilis albis villosi; foliorum limbus usque decem lineas longus pinnatiner- vius avenius aut integerrimus aut denticulis callosis obtusis remotis instructus subtus pallidus utrinque pilis adpressis pubescens; pedunculi sex — octo lineas longi axillares solitarii erecti tomento purpureo vestiti; calyx quatuor — quinque lineas longus campanulatus ima basi pur- pureo-tomentosus caeterum pubescens, laciniis elongate triangularibus erectis subaequalibus pilis subulatis septatis purpurascentibus ciliatis basi utrinque dentibus duobus linearibus ob- tusıuseulis satis longis ınstructis dentibusque apice callosis; corolla sesqui-bipollicaris phoe- nicea elegantissima pilis purpureis hyalinis septatis (sic dicus articulatis) patentibus viliosa tubulosa rectiuscula, tubo basi postice obtuse gibboso, limbo bilabiato ringente, labio supe- riore fornicato erecto integerrimo, inferiore trilobo, lobis lateralibus triangularibus acutis horizontaliter patentibus, medio lineari-lanceolato obtuso pendulo. Stamina quatuor didynama subexserta cum rudimento quinti postici, filamentis anguste linearibus planis basi tubi co- rollae affixis apice laeviter curvatis, antheris parallelogrammis bilocularibus dorso medifixis, loculis parallelis utrinque obtusis longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium ovatum in stylum angustatum pubescens uniloculare multiovulatum basi glandulis quinque (quatuor minutis sub- globosis, quinta majori ovali postica) circumdatum, placenus parietalibus. Stylus exsertus teres filiformis hirsutus. Stigma bilobum, lobis rotundato-capitatis. Fructus ignotus. — Differt а C.scandente ramulorum et pedunculorum tomento, foliis, longitudine pedunculorum, calyce, corolla longiore; a C. hirsuta differt quoque tomento ramorum et pedunculorum, foliis obtusis calloso-denticulatis integerrimisque calyceque pubescentibus, pedunculis longioribus et caet. — Adnotatione dignum esse videtur, icones Columneae scandentis cum diagnosi a Candollio in prod. VIL. 542 exhibita parum convenire. Sic Columnea scandens Plum. ed. Burm. t. 89. f. 1 habet folia erenata, pedunculos petiolo duplo longiores, calycis lacinias lanceolatas acu- Abh. У. 3. 16 576 Karl B. Presl, tas integras inaequales, corollae labii inferioris lacinias laterales oblongas obtusas, — Colum- nea scandens Lam. ill. t. 524, f. 1 habet folia sinuato-denticulata, pedunculos petiolo longio- res, calycis lacinias lanceolatas angustato-acuminatas, corollae labii inferioris lacinias laterales lanceolato-triangulares acutissimas. Species Lamarkiana videtur cum Plumieriana identica et inde species Linneana esse. — Columnea scandens Лаед. hort. vind. Ш, t. 48 habet folia serrata, pedunculos petiolo duplo longiores, calycis lacinias lanceolatas acutas serratas, co- rollae labii inferioris lacinias laterales oblongas obtusas, stigma bilamellatum, baccam albam globosam calyce breviorem. Anne potius C. hirsuta, sed non convenit cum Lam, ill. t. 524, £ 2, an species propria et tunc C. Jacquiniana nominanda. Columnea hirsuta Sloane jam. 1. t, 100, f. 1 potius quamdam Celosiam repraesentat; C, hirsuta P. Brown jam. t. 30. f. 3 cum icone Lam. ill. t, 524, £ 2 convenit sed a C. Jacquiniana valde differt, — Iconem C. rotundifoliae in Salisb. parad. t. 29 non vidi. — Columnea ovata Cav. e genere eliminari et novum genus constituere debet, cum corolla longe aliter constituta est quam in genuinis generis speciebus et interim sub nomine Sielea ovata notata est, — Novum genus Gesneria- cearum Columneae affine est sequens; »IPLOCALYX Presl, Involucrum persistens ovatum oblique bifidum, nempe dorso bipar- titum infra bilobum, laciniis septemnerviis, Calyx usque ad basim quinquepartitus, segmentis ovatis acutis valvatis, extimo majori colorato obtuso. Corolla cylindracea, tubo basi postice vix gibboso, limbo quinquelobo patente, laciniis ovatis, tribus inferioribus longioribus. Stamina qua- tuor didynama exserta cum rudimento quinti, filamentis filiformibus planis rectis basi tubi corollae insertis, antheris cordato-oblongis obtusis bilocularibus medifixis, loculis parallelis longitudinaliter dehiscentibus, connectivo sagittato, lobis acutis. Ovarium. ovatum in stvlum angustatum uniloculare multiovulatum basi nudum, placentis parietalibus. Stylus filiformis teres exsertus persistens, Stigma orbieulare concavum. Васса magnitudine Cerasi globosa involuero calycegue persistentibus suffulta stylo coronata unilocularis polysperma, placentis parietalibus earnosis. Semina fusiformia obscure angulata rectiuscula fusca. — Fruticuli mexicani humiles; rami oppositi teretes tomentosi; folia opposita petiolata coriacea pinnati- nervia persistentia ovata, oppositum duplo minus; pedunculi axillares solitarii folio brevio- res aut longiores patentes; corolla phoeniceo-purpurea grumoso-puberula. — Partibus vege- tationis genus hoc affine est Columneae, differt tamen involucro, calyce, corolla, antheris, stylo, sugmate, seminibus, Diplocalyx pallidus; foliis ovatis obtusis remote serratis subtus pallidis basi obliquis acutis, pedunculis folio brevioribus, involueri calyce aequilongi segmento altero integro, al. tero apice obtuse dentato. Habitat in Mexico occidentali, — Folia pollicaria supra pube- rula subtus excepta costa media glabra et pallida basi obliqua acutiuseula aut acuta petiolo bilineali eostaque subtus hirsuto insidentia, oppositum duplo triplove minus ovato-subrotun- dum. Pedunculi ex axilla folii majoris exorientes pollicares pilis septatis apice glanduliferis hirsuti areuato-patentes. Involucrum calycem mentiens et abscondens illiusque longitudine pubescens. Calycis segmenta ovata pilis glanduliferis ciliata. Corolla pollicaris, botanische Bemerkungen. 577 Diplocalyx tomentellus; foliis ovato-lanceolatis obtusis ciliatis. remote dentatis subtus tomentellis basi aequalibus rotundatis, pedunculis folio longioribus oppositis, involucri calyce longioris segmentis dentatis. Habitat in Mexico occidentali. — Folia pollicaria vel paullo longiora subtus tomento tenui vestita petiolo bilineali costaque subtus hirsuto insidentia bas; obtusa aequalia, oppositum duplo minus pendulum brevius petiolatum subcordato-ovatum. Pedunculi ultrapollicares ex axilla utriusque folii provenientes patentes pilis non glanduli- feris hirsuti. Involucrum quinque — sex lineas longum puberulum calyce longius. Calycis segmenta late ovata pilis glanduliferis ciliata. Corolla sexdecim lineas longa pilis grumosis conspersa. Pag. 528 post lineam 5 inseratur Mendozia lancifolia Presl; ramulis petiolis costis nervis foliorum pedunculis calyce- que pilis adpressis sericeis, foliis elliptico-lanceolatis acuminatis utrinque acutis ciliatis pubes- centibus, novellis subtus sericeo-pilosis, pedunculis solitariis geminisque petiolo duplo longio- ribus, bracteis oblongis mucronatis utrinque obtusis ciliatis, corollae bracteas dimidio supe- rantis laciniis quatuor reflexis, inferiore patente, antherae loculis ad suturam ciliatis basi bar- batis, stigmatibus cylindricis concavis divaricatis, Habitat in Brasilia ad Rio de Janeiro, col- legit Lhotsky. — Pili septati simplices fulvi. Rami spiraliter torti volubiles glabriusculi ad nodos compressi, ramuli angulau. Folia usque semitertium pollicem longa pollicem plus minus lata opposita petiolo quinque- sexlineali supra canaliculato insidentia pinnatinervia re- ticulatovenosa coriacea. Pedunculi quatuordecim usque octodecim lineas longi, erecto-patentes aut secundi, recti aut curvati, teretiusculi. Bracteae octo- novemlineales semiquintam lineam latae usque ad basim liberae aequales appositae densissime ciliatae coriaceae persistentes nervo dorsali crasso elevato pilosissimo excurrente mucronatis, Calyx minutus. quinque- dentatus glaber, dentibus rotundatis patentibus persistentibus. Corolla circiter. sexdecim lineas longa tubulosa evlindracea glaberrima соссшеа, tubo rectiasculo quindecimnervio medio et apice paululum constricto, limbo quinquefido, laciniis ovaüs obtusis aequali. bus uninerviis, inferiore patente, reliquis reflexis. Stamina quatuor didynama cum rudi- mento quinti, inclusa, filamentis infra medium tubi corollae inserüs planis nervo lato in- structis glaberrimis ultra antheram producus et illarum apiculum obtusiusculum efformanti- bus, antheris cordato-linearibus obtusis filamento dilatato coloratoque longitudinaliter. adna- tis bilocularibus, longioribus quatuor lineas, brevioribus tres lineas longis, loculis parallelis inaequilongis utrinque obtusis apice poro ovali apertis basi fasciculo pilorum barbatis linea longitudinah (sutura) ciliolatis. Ovarium disco carnoso hypogyno annular insertum. ovatum obliquum compressum in latere latiore uniovulatum. Stylus terminalis filiformis glaber in- clusus. Stigmata duo teretia divergentia concava. Fructus ignotus. — Affinis M. coccineae Arrab. fl. flum. VI. t. 86, differt foliis lanceolatis basi acutis subtus minus pilosis, longitudine et numero pedunculorum, bracteis oblongis, staminibus, stigmate, glabritie ramulorum. Pag. 529 linea 23 adde Novum Verbenacearum genus est sequens: VITICASTRUM. Calyx campanulato-ventricosus, persistens, quinquenervius, quinquedentatus, dentibus mucronatis divaricatis cum dentibus accessoriis duobus erectis aequalibus enerviis alter- 18 * 578 Karl B. Presl, nantibus. Corolla hypogyna hypocraterimorpha, tubo cylindrico calycem parumper supe- rante, limbo quinquefido aequali patente, laciniis ovato-oblongis obtusis, fauce hirsuta. Sta- mina quinque, corollae laciniis alterna, fauci inserta, exserta, fertilia, filamentis filiformibus, antheris. cordato-ovatis bilocularibus longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium superum subglo- bosum hirsutum quinqueloculare, loculis uniovulatis, ovulis orbiculatis compressis. Stylus fili- formis exsertus deciduus, Stigmata duo filiformia. Drupa.... — Viticastrum racemosum. — Frutex aut arbor Indiae orientalis; rami opposiu angulati glabri; folia opposita simplicia petiolata ovata breviter acuminata obtusa penninervia reticulatovenosa integerrima glaberrima coria- cea; racemi terminales semipedales simplices; pedunculi semipollicares folio florali еШрисо- lanceolato obtuso sessili subaequilongo suffulti rachique tetragoni ac hirsuti; flores capitati involucro usque ad basim sexpartito stellam expanso persistente cincti, partitionibus spatulatis obtusis coriaceis pinnatonerviis subaequalibus usque octolinealibus utrinque pubescentibus; calyx duas lineas longus hirsutus; corolla excepta fauce glaberrima, ex sicco colorata; stamina, stylus, stigmataque glabra. — Affinis Vitici, differt calyce, corolla, ovario, involucro. Helfer herb. martab. n. 10 est Fuer invelucratus Presl in herb. Mus. boh.; ramis quadrangulis petiolisque rachique pedunculisque calyceque tomentosis, foliis simplicibus ova- tis breviter acuminatis obtusis: integerrimis, racemis terminalibus axillaribusque | simplicibus, floribus capitatis involucratis, involucro usque ad basim sexpartito stellatim expanso tomentoso demum glabrescente, partitionibus oblongo-lanceolatis obtusis basi angustatis , calycis eampa- nulati dentibus triangularibus obtusis. Habitat in collibus ad Maulmine Martabaniae, quos involucris calycibusque aureis mense Martio florens adornat. — Pili stellati. Rami obscure tetragoni glabri ramulisque oppositi; folia usque tripollicaria petiolo trilineali supra canaliculato insi- dentia opposita coriacea pinnatonervia reticulatovenosa subtus pube stellata adspersa supra glabra; racemi digitales; rachis tetragona ad nodos incrassata; pedunculi pollicares longiores brevioresque oppositi patentes; involucri segmenta pollicem aequantia vel superantia coriacea pinnatonervia reticulatovenosa inaequalia, duobus oppositus nempe majoribus, quatuor reli- quis paululum minoribus; calyx duas lineas longus campanulatus quinquedentatus enervius intus albido-tomentosus; corolla et genitalia ignota; drupa calycem non excedens ovalis ni- grescens glabra bilocularis, loculis uni- dispermis; semina nondum matura. — Peculiarem sub- divisionem Viticis sibi haec species vindicat, quae Chrysovitex appellari potest. Forsitan, si corollae staminum pistillique indoles nota fuerit, novum genus efficiet, Interim transitum e Vitice in Viticastrum facilitat. Helfer pl. martab. n. 4 — est novum genus Verbenacearum. — caLocuLamys. Calyx turbinatus quinquefidus, laciniis triangulari-lanceolatis acuminatis erectis aequalibus. Corolla calyce brevior tubuloso-infundibuliformis, fauce hirsuta, limbo quinquefido, laciniis quatuor superioribus ovatis obtusis erecto-patentibus, inferiore elongata obovato-cochleariformi. Sta- mina quatuor subdidynama longe exserta, filamentis medio tubo corollae insertis filiformibus, antheris globosis bilocularibus medio dorso affixis, loculis longitudinaliter. dehiscentibus. Ovarium obovatum glabrum quadriloculare, loculis uniovulatis, Stylus simplex filiformis elon- gatus Sug | ata duo glaberrima. Drupa ovalis calyce corollaque persistentibus involucrata ?- botanische Bemerkungen. 379 coriacea monosperma utringue obtusa. Semen conforme cavitatem exacte explens. — Calo- chlamys capitata. Habitat inter frutices minores ad Maulmine in Martabania Indiae orien- talis; mense Februario ob flores intense lilacinos copiosissimosque summum decus illius re- gionis usque ad duo milliaria anglica conspicuum ab Helfero indicatur. — Frutex medius. Rami oppositi tetragoni tomentosi. Folia opposita, ramea petiolata ovata acuta pinnatoner- via reticulatovenosa supra scabra subtus hirtella, petiolo supra laeviter canaliculato vel po- tius complanato, floralia tri- guadrilinealia ovata albido-tomentosa brevissime petiolata. Flores capitati involucrati. Capitula pedunculis axillaribus teretibus tres — quinque lineas longis villosis insidentia multi- (5—15-) flora. Involucrum triphyllum foliaceum patentissimum, foliolis pollicaribus sessilibus oblongis obtusis coloratis intense lilacinis basi angustatis, uno binervi, reliquis uninerviis, nervis pinnatim ramosis subtus elevatis. Calyx villosissimus per- sistens usque ad medium quinquefidus. Corolla persistens calyce absondita, laciniis quatuor lineam vix aequantibus, inferiore triplo longiore apice extus hirsuta, — Genus hoc affine est Vitici, differt tamen praeter involucrum calyce, corolla, drupa, semine. A Viticastro differt involucro, calyce, corolla, drupa et semine. Pag. 539 ante lineam 5 ab infra znseratur Helfer pl. martab. n. 22| — est Lasiostyles salicifolia Presl in herb. Mus. boh. — LASIOSTYLES. Flores masculi ignou, Flores feminei axillares solitarii pedunculati, pedunculo apice incrassato acute quinquangulo. Calyx persistens quinquepartitus, lacinüs ovatis acutis patentibus margine scariosis. Corolla nulla. Ovarium depresse globosum trilobum triloculare, loculis uniovulatis. Stylus cylindricus crassiusculus erectus persistens, Stigmata sex elongata linearia obtusa fasciculata persistentia recta vel flexuosa intus stigmatoso-tomentella. Capsula baccata depresse globosa triloba tricocca, eoceis monospermis, seminibus magnis triquetris exarillatis. — Arbor aut frutex ad fluvium Gain prope vicum Dolän Martabaniae non procul a Maulmine proveniens, Aprili florens, ramulis glaberrimis angulatis, foliis oppositis sparsis- que petiolo semipollicari insidentibus oblongo-lanceolatis acuminatis remote obtusegue ser- rulatis basi obtusis utrinque glaberrimis pinnatonerviis reticulatovenosis coriaceis deciduis ci- catricem semiovatam planam derelinquentibus, pedunculis femineis tripollicaribus longioribus- que axillaribus solitariis erectis. glaberrimis basim versus teretibus tenuiter striatis apicem versus crassescentibus quinquangulatis, calycis laciniis lineam longis, capsulis cerasi minoris magnitudine pericarpio crasso baccato donatis, seminibus magnitudine Pisi exarillatis trique- iris dorso convexis ex apice loculi pendulis, stigmatibus quinque lineas longis stylo longio- ribus, exsiccatis revolutis et inde formam cylindraceam induentibus. — Genus hoc ad tribum Acalyphearum pertinere videtur; affine videtur Cleidioni Blume, differt numero coccorum et stigmatum, styli longitudine; affine porro videtur Alchorneae, differt stylo non elongato sed stigmatibus ovarioque fructuque breviore, stigmatibus a basi liberis elongatis, seminibus exarillatis; ab Hermesia, quae cum Alchornea immerito conjungitur, valde distat. Pag. 542 post lineam 14 inseratur Drege pl. cap. п. 2991 — est Podostemum Dregeanum Presl. Pag. 551 post lineam 20 inseratur 550 Kar. В. Presl, Marsilea quadrifolia a, Drege pl. cap. — est M. macrocarpa; foliolis obovatis grosse guadricrenatis subtus glaucis strigosis demum glabrescentibus, crenis integris emarginatisgue, pedunculis mono-dicarpis fructibusgue sericeo-strigosis. Habitat ad Caput bonae spei.— Rhizoma repens, glabrum. Petioli usque octopollicares, pilis sparsis strigosi. Foliola sex-septem li- neas longa, obovata, apice in quatuor grossas crenas (vel si mavis lobos) divisa, supra laete viridia glaberrima, subtus glauca strigosa demum glabrescentia, basi dense strigoso - hirsuta, crenis lineam longis inaequalibus, aliis nempe integris, aliis duplo latioribus emarginatis. Venae parum conspicuae, densissime flabellato - ramosae, venulis pluries furcatis subinde ana- stomosantibus et maculas elongatas et angustissimas efformantibus. Pedunculi sex-septem lineas longi, aggregati, radicales, teretiusculi, pilis adpressis sericeo - strigosi, demum basim versus glabrescentes, Fructus solitarii, rarius bini, pedunculo lateraliter inseru, pilis densis- simis sericeo-strigosi, inter congeneres maximi, nempe a basi insertionis ad apicem duas lineas longi, sesquilineam lati, еШрисо - ovoidei, obtusissimi, convexi, raphe inferiori promi- nula acuta. — A. M. quadrifolia pluribus notis differt, nec cum M. biloba confundere licet. — Inter plantas africanas a clar. Kunze recensitas non invenitur. Marsilea quadrifolia h, Drege pl. cap. est M. glomerata; folíolis obcordatis sub- tus petiolisque villosis, fructibus glomeratis sessilibus hirsutissimis. Habitat ad Caput. boríae spei. — Rhizoma repens, teres, apicem versus pilis longis albis adpressis patentibusque adsper- sum. Petioli tres- quinque lineas longi, teretes, pilis albis patentibus flexuosis villosi. Foliola lineam longa vel parum longiora, carnosula, obcordata lobulis obtusis, supra laete viridia glaberrima, subtus plus minus pilis albis patentibus villosa et adultiora glauco - fuscescentia. Venae inconspicuae, Pedunculi nulli aut brevissimi. | Fructus glomerati, sessiles, subglobosi, simplices, pilis longis patentibus densissimis hirsuti, juniores quemadmodum in M. villosa his pilis obtecti. — Si haec species ad M. quadrifoliam relata esse deberet, facili negotio omnes reliquae species generis ad M. quadrifoliam referri possunt. Affinis est nostra species quo- dammodo M. pubescenti, M. strigosae et praesestim M, aegyptiacae, quae posterior tamen fructus non glomeratos sed aggregatos pedunculatos nec hirsutissimos sed strigosos possidet, Nemo quoque cum M. biloba confundere potest. — In recensione plantarum acotyledonea- rum Africae australis cel. Kunze (Linnaea, X. 75) quoque deficit. — Nova Azollae species est: Azolla mexicana; fronde pinnata, foliolis imbricatis laevibus subrotundis coloratis, radicibus capillaribus. Habitat iu Mexico, ubi legit clar. Schiede. Affinis videtur A. portoricensi, dif fert foliolis margine non hyalinis. Lycopodium flabellatum Poeppig fil. amer. exs. et hinc Kunze fil. Poepp. in Linnaea IX. 9 excl. syn. Presl, Hook, et Grev. est Selaginella nodosa; caule erecto angulato articulato nodoso, nodis incrassatis acute marginatis, folis distichis sessilibus ovatis acutis ciliolatis planis basi semicordatis, stipulis folio duplo minoribus cordatis acutis cartilagineo - marginatis serrulatis, spicis terminalibus linearibus tetragonis, squamis ovatis acutis serrulatis nervo dorsali carinatis. Habitat in sylvis opacis humidis ad Cassapi Peruviae, ubi legit clar. Poeppig. — Caulis (basi et apice mutilatus) sesquipedalis, verosimiliter ergo integer bi-tripedalisve, pennam corvinam crassus, erectus, distiche et alternatim ramosus, articulatus, nodosus, ad nodos incras- botanische Bemerkungen. 551 satus, inferne foliis denudatus et stipulis hinc inde aspersus, nodis margine fusco acuto in- structis, internodiis (inferioribus) semitertium pollicem longis angulatis pallide viridibus. Rami, in quantum adsunt, usque spithamei, ad ortum ramulorum quoque nodosi articulati, nodo in- crassato acute marginato. Ramuli eodem modo constituti. Folia caulina sesquilineam longa, lineam lata, disticha, sessilia, ovata, acuta, ciliolata, plana, basi superiore rotundata, inferiore cordata, uninervia, subeontigua, laete viridia, ramea duplo triplove minora contigua. Stipulae caulinae foliis duplo minores, cordatae, acutae, tenuiter cartilagineo -marginatae, tenuissime serrulatae, adpressae, geminae, nervo dorsali erasso carinatae, laeviter faleatae, basi inaequi- laterae et apparenter excentrico peltatae, rameae relative minores. Spicae in ramulis termi- nales, sessiles, usque tres lineas longae, lineares, obtusae, acute tetragonae, intense virides, erectae aut nutantes, bracteis seu squamis imbricatis ovatis acutis tenuissime serrulatis nervo dorsali crassiusculo carinatis, infimis antheriduim magnum ovoideum compressiusculum, reli. quis antheridia reniformia parva flavescentia gerentibus. — Cel, Kunze hanece speciem cum Selaginella flabellata (Lyeopodium) commiscuit et miror virum acutissimum et experientissimum speciem caule nodoso articulato nodisque incrassatis insignem praetervidisse. Selaginella flabellata talem caulem numquam habet nec ramos nodosos quisdam Botanicorum illae adscrip- sit. Solummodo duas species cognovi, quae caulem eximie nodosum possident, nempe hancce Selaginellam nodosam et 5. geniculatam (Lycopodium geniculatum Presl rel. haenk.), Adno- ari quoque liceat, cel. Kunze, verosimiliter ad exempium cel. Hooker et Greville, ad Lycopo- dium flabellatum, Lycopodium anceps injuste retulisse. Selaginella anceps (Lycopodium Presl rel. haenk,) eaule revera ancipiti ab omnibus Selaginellae speciebus subito distinguitur et S. microstachyae multo affinior est quam S, flabellatae, Selaginella flabellata, qualem Sieber in flora martinicensi n. 232 et in flora mixta n, 323 dedit, cum icone Plumieri optime quadrat, hine nullo modo cum alia specie confundi potest. S, anceps potius cum S, (Lycopodio) hae- matodes quadrat, quod certe a S, flabellata valde distat. Quodnam specimen! nomine Lyco- podii ancipitis insignitum clar, Kunze in suo herbario asservat, mihi ignotum est, genuinum L. anceps tamen non esse videtur. Cuming pl. phil. exs. n. 2000 — est Selaginella quadrangula; caule erecto tetragono superne flabellato- pinnatim ramosissimo , foliis distichis contiguis subhorizontalibus subfalcatis oblongis acutis serrulatis uninerviis planis basi semicordatis ciliatisque, caulinis. remotioribus subovatis, stipulis adpressis ovatis acutis obsolete serrulatis nervo dorsali carinatis basi in- aequaliter cordatis, spicis linearibus obtusis tetragonis, squamis ovatis acutis. Habitat in insulis Philippinis. — Caulis pedalis, erectus, acute tetragonus, stipulis sparsis obsitus, basi ima obli- quus et radices ramosissimas emittens, apice flabellato - pinnatim disticheque ramosissimus. Folia ramorum primariorum lineam parum excedentia, semilineam circiter lata, supra intense, subtus pallide viridia, plus minus contigua, subhorizontalia, laevissime falcata, oblonga, acuta. serrulata, uninervia, obscura, angustissime cartilagineo -marginata, basim versus ciliata, basi obliqua semicordata, ramorum secundariorum contigua, caulina suprema remotiuseula ad ovatam figuram vergentia. Stipulae biseriatae, folio quadruplo angustiores sed tantum duplo breviores, adpressae, ovatae, acutae, integerrimae aut hinc inde denticulis aliquot instructae, 582 Karl B. Presl, anguslissime cartilagineo - marginatae, basi inaequaliter cordatae, sicuti folia coloratae. Spicae in ramulis terminales, quatuor vix quinque lineas longae, lineares, obtusae, graciles, tetra- gonae, squamis ovatis acutis margme nervoque dorsali carinante serrulatis, antheridia foventibus. — Haec species cum 5. ancipite, S. microstachya, S. haematode et S. arbuscula affinitate arcta juncta est. Cuming pl. phil. exs. n. 1998 — est Selaginella peltata; caule erecto trigono superne pionatim ramosissimo, foliis distichis acutis serrulatis planis uninerviis basi semicordatis сШа- tisque, caulinis subovatis patentibus remotiusculis, rameis contiguis oblongis horizontalibus subfalcatis, stipulis biseriatis adpressis ovatis acuminatis serrulatis nervo dorsali carinatis excen- trico peltatis folio duplo brevioribus, spicis linearibus obtusis tetragonis, squamis ovatis acu- tissimis nervoque carinante serrulatis. Habitat in insulis Philippinis. — Planta bipedalis et lon- gior. Caulis flavescens, apice pinnatim ramosissimus oblongo - lanceolatus, ramis distantibus. Folia caulina linea longiora, duas trientes lineae lata, ramea lineam longa, semilineam lata, omnia supra laete viridia, subtus pallida. Spicae usque septem lineas longae, graciles, rectae aut flexuosae. — Quoque haec species ad illam parvam gregem Selaginellae pertinet, quae e S, ancipiti, S. microstachya, S. haematode, S. quadrangula constituitur. Ab omnibus his differt caule trigono, stipulis peltatis, spicis gracilibus elongatis. — Specimen Selaginellae, quod clar. H. Cuming inter plantas philippinas sub n. 1999 communicavit ad completam definitionem descriptionemque non suppetit; an species jamjam descripta est, ipso duce Hookeri et Grevillei enumeratione Lycopodiorum, extricare non valeo, et interim Selaginellam Cumingianam appello. — Alia nova species est Selaginella subsplendens; caule erecto angulato superne pinnatim ramosissimo, foliis distichis planis transparentibus uninerviis acutis serrulatis basim versus ciliatis basi semicorda- tis subtus nitidulis, caulinis remotiusculis ovatis, rameis contiguis oblongis horizontalibus , stipulis biseriatis adpressis ovato-ellipticis cuspidato - acuminatis longe ciliatis basi laeviter cordatis, spicis ovato - oblongis obtusis brevibus, squamis ovatis acutissimis nervoque dorsali serrulatis. Habitat in Cordilleris chilensibus, ubi legit clar. Poeppig. — Herba, in quantum ex unico specimine fructifero patet, decempollicaris, Caulis angulatus, flavescens, basi adscendens, caeterum erectus, inferne simplex et stipulis sparsis persistentibus obsitus, superne pinnatim ramosus et figuram lanceolatam possidens. Rami ramulique distichi. Folia disticha, plana, tenuia et hinc transparentia, nervo unico tenui acuto (nec ut in plurimis speciebus apice incras- sato) percursa, acuta, non marginata, apicem versus serrulata, basim versus dense ciliata, basi obliqua semicordata, supra laete viridia, subtus pallida et sericeo-nitidula, caulina sesquilineam longa ovato-oblonga remotiuscula patentissima, ramea sesquilinea breviora oblonga horizon- talia contigua recta aut laevissime falcata. Stipulae foliis duplo minores, biseriatae, ad- pressae, ovato-ellipticae, laeviter obliquae, acuminato-longe cuspidatae, pilis longis dense ciliatae, nervo dorsali carinatae, basi laeviter cordatae. Spicae unam -sesquilineam longae, Ovatae aut ovato - oblongae, obtusae , tetragonae. Squamae ovatae , aculissimae , carinatae, nervoque dorsali serrulatae, antheridia foventes. Species elegans nec cum Selaginella fla- bellata, пес cum S. chilensi aliave commutanda. Inter plantas Poeppiganas a clar. Kunze descriptas non invenitur. — Recepto genere Selaginella quoque genus Stachygvnadrum re- betanische Bemerkungen. 383 cipi debet, quod S. complanatum (Lycopodium c. Lin.), S. Wightianum (Lycop. Wightianum Wall. cat. n. 2184, Hook. et Grev. enum. in bot. misc. 2. p. 379), S. thyoides (Lyc. thyoides Humb. in Willd. sp.), S. alpinum (Lyc. alpinum Lin.) et forte quasdam alias species continet. Stipulae enim uniseriales in utraque pagina rami, folia cum ramo coadunata, spicae solum- modo antheridia reniformia gerentes differentiam indicant. E numero Stachygynandri spe- cierum eliminari debet Lycopodium Jussieui, cum in superiori caulis pagina stipulis nullis, in inferiori triserialibus squamulaeformibus gaudet, quae stipulae in caulis primaria parte et in pedunculis in ordine spirali apparenter denario tamquam folia scariosa obveniunt. Antheridia majuscula uniformia reniformia. Foliis rameis haecce species ad Selaginellam accedit, reli- quis signis, quamquam praecipue e vegetationis partibus desumtis, recedit. Est ergo typus proprii generis, quod Diphasium nominare propono. Continet unicam speciem, nempe D. Jussieui (Lycopodium Jussieui Desv.) Cuming pl phil, n. 2346 — est Lycopodium rubellum; caule decumbente ramisque tereti et foliis sparsis linearibus acutis ciliatis planis scariosis patentibus obsito, ramulis com- pressis elongatis coloratis, folis ramulorum quadriseriatis e basi ovata minuta coriacea linea- ribus acutis ciliatis planis scariosis adpressis, panicula terminali pluries dichotoma, spicis eylin- draceis, squamis ovatis acuminatis ciliatis imbricatis planis margine apiceque scariosis. Habitat in insulis Philippinis. — Caulis, in quantum e fragmento tripollicari concludere licet: decumbens aut repens, linea crassior, ramisque primaris teres, folus semitertiam lineam longis anguste linearibus acutis ciliatis albo-scariosis patentibus subadpressisve sparsim obsi- tus. Rami dichotome multidivis. Ramuli usque quinquepollicares, linea angustiores, plano- compressi, rectiusculi aut falcato-curvati, rubri, ad foliorum exortum parumper constricti. Folia ramulorum sesguilineam subaequantia, quadriserialia, adpressa, remotiuscula, basi ima brevissima coriacea, caeterum anguste linearia acuta ciliata scariosa albida. Panicula spicarum terminalis, pluries dichotoma. Spicae sex-decem lineas longae, eylindricae, acutae, Squamae ovatae, acuminatae, ciliatae, imbricatae, planae, margine apiceque patente scariosae, — Nescio affinitatem speciei eximiae indicare, quae ad Stachygynandra alludit, si series foliorum media utrinque pro stipulis habetur. — Praeterea in collectione plantarum philippensium clar. Cuming sequentes Lycopodiaceae obveniunt: n. 1997 Selaginella circinalis (Lycopodium circinale Lin.); п. 2001 Selaginella circinalis var. P. aristata, foliis aristato-apiculatis, caulibus magis explica- tis; n. 2417 Selaginella atroviridis (Lycopodium atroviride Wall, cat. n. 120); n. 1995 Sela- ginella pectinata (Lycopodium petinatum Willd.); n. 2010 Selaginella pectinata var. acutissima, stipulis acuminato - acutissimis; п. 2013 Selaginella plumosa {Lycopodium plumosum Lin.) В. gra- cilis, spicis gracilioribus parumper longioribus; n. 2017 Selaginella myosuroides (Lycopodium myosuroides Kaulf.); n. 1999 Selaginella Cumingiana; n. 2016 Selaginella spec.; n. 2006 Lycopodium Phlegmaria Lin.; n. 2004 Lycopodium ericaefolium Presl; n. 2009 Lycopodium laxum Presl; n. 2335 Lycopodium cernuum Lin. (sterile). Lycopodium rupestre a et b Drege pl. cap., Kunze acot. afr. in Linnaea X. 6 — est Lyeopodium Dregei; caule repente ramoso, ramis brevibus adscendentibus, folis imbricatis adpressis planis lineari- subulatis ciliatis apice piliferis, spicis ovato-oblongis cylindraceis, squamis 730% D84 Karl B. Presl, ovaus acutis piliferis ciliatis nervo dorsali vix carinatis. Habitat in Capite bonae spei ad ri- pas rupestres fluvii Omsamcaba et in montibus Katberg et Witberge. — Affine quidem L. rupestri in America boreali et meridionali (Brasilia) inque Asia boreali obvenienti, sed differt foliis planis. nec dorso convexis, spicis brevibus duas lineas vix aequantibus teretibus nec elongatis exquisite tetragonis, squamis acutis vix carinatis nec ovatis acutissimis exquisite sarinatis et duplo majoribus. — Notarisia Colla, quae ad Lycopodiaceas a clar. auctore nu- meratur, ad Hepaticas referenda est. — Phylloglossum, quod cel. Kunze tamquam rudimentum peculiaris ordinis considerat, ad Lycopodiaceas pertinere videtur et genus anomalum sistit; spica et capsulae eum Selaginella convenit, habitus inusitatus tamen ad construendum ordi- nem novum vix sufficit. In icone bracteae summae digitatolobatae repraesentantur, de quibus in descriptione nullibi sermo est. Caulis videtur esse repens, sed ob tenuitatem et fragilitatem parum conspicuus, et specimina delineata inde rami aut ramuli esse videntur. Úber den PLEOCHROISMUS der Krystalle. Von W. Haidinger. Mit 1 Tafel. бя peu mnm | due pne li Über den Pleochroismus der Krystalle, I. Vorwort. D: analytische Behandlung der in das Gebiet der Opuk gehörenden Fragen ist durch den Scharfsinn der ausgezeichnetsten Mathematiker bereits zu einer solchen Ausdeh- nung entwickelt, dass wohl kaum eine Beobachtung an den natürlichen Krystallen gemacht werden kann, die sich nicht für den Calcul auf bereits bestehende Formeln zurückführen oder mit solchen in Verbindung bringen liesse, Durch das Streben nach Priorität ist man auch wohl veranlasst worden, die spätere, oft in einer andern Absicht, als zur Bestätigung der Formeln gemachte Beobachtung als ein vorher gesagtes Resultat zu bezeichnen, und dadurch den directen Beobachtungen gewissermassen einen untergeordneten wissenschaft- lichen Werth angedeihen zu lassen. Wenn aber auch die allgemeine Übersicht, die Ehre des menschlichen Geistes, das Streben ist, dem wir folgen, indem wir zwei einzelne Beobach- tungen unter gemeinschaftlichen Begriffen verbinden, so wird selbst durch die vollendetste Theorie das Studium des Einzelnen nicht uninteressanter, und der Mineraloge insbesondere ist durch die Grundsátze der Naturgeschichte verpflichtet, eben dieses Einzelne zu erforschen und in der jetzt mehr als jemals unvermeidlichen Theilung der Arbeit dem Phvsiker móg- lichst entwickelt, als vollendete Beobachtung darzubieten. Das Individuum in der Natur ist das Gegebene, welches wir bewundern und erforschen sollen. Ich glaube daher in der Zusammenstellung einiger directer Beobachtungen von Licht- absorption an optisch ein- und zweiaxigen Krystallen, bezogen auf die Lage der Krvstall- flichen, doch einige Anhaltspuncte für die Vergleichung mit den Formeln und für die all- gemeinere Klarheit in der Betrachtung der Erscheinungen selbst zu geben, Vieles ist bereits von Sir Davi» Brewster in seiner schönen Abhandlung in den Philosophical Transactions vom Jahre 1819, und später geleistet worden, manches von Bror, Anaco, Sorer, Marx, v. KoBELL und andern Forschern. Ich beabsichtige jedoch hier nicht eine Geschichte, eben so wenig eine Sichtung oder Beurtheilung des Vorhandenen, sondern einen Beitrag von Beobachtungen, die neu angestellt oder wiederholt sind. Ich darf nicht unterlassen, für die Móglichkeit so mancher Beobachtungen an Exem- plaren des k. k. Hofmineralien - Cabinets der zuvorkommenden Gefälligkeit des К. k. Herrn Custos P. Равтзсн meinen Dank darzubringen. Auch Hrn, Doctor Вллрев verdanke ich die Mittheilung mancher interessanter Krystalle, E an L JF. Haidinger, И. Pleochroismus. Man hat sich ursprünglich zur Bezeichnung der Beobachtung von zweierlei Farben in verschiedenen Richtungen an einem vollkommen gleichfórmigen Krystall ausschliesslich des Wortes Dichroismus bedient. Wenn auch durch Zwischentinten verbunden gilt diess von optisch einaxigen Krystallen. ‘Turmalin ist senkrecht auf die Axe grün oder braun, parallel derselben fast undurchsichtig, stets viel dunkler, als in der ersten Richtung. Cordierit, von einem solchen Farbenvorkommen früher Dichroit genannt, wird oft noch eben so gefärbt beschrieben, obwohl schon Sir Joux Herscner die drei senkrecht auf einander zu beob- achtenden Farben gut von einander unterschied *). Als später am Topas und andern Species die dreifache Verschiedenheit in den drei senkrecht auf einander stehenden Axen von Sorer und Andern bemerkt wurde, nannte man diese Modification Trichroismus. | BEupaxr begreift sie beide unter dem Namen des Polychroismus: Wenn man von den Krystallen, welche die hieher gehörigen Erscheinungen zeigen, Kugeln schleift, so gewahrt man- nebst den reinen oder Grenztinten auch alle die dazwischen liegenden: man bemerkt, wenn auch nicht viele, doch mehrere Farben, daher zur Bezeichnung des ganzen Verhältnisses, wo ein besonderer Ausdruck wünschenswerth scheint, das Wort Pleochroismus wohl am passend- sten gefunden werden dürfte, da die beiden Dichroismus und Trichroismus doch zu beschränkt erscheinen, wenn sie auch innerhalb. gewisser Grenzen sehr brauchbar sind. ill. Beobachtung. Es gibt Krystalle, die wie der Turmalin, Cordierit und andere, schon im gewóhn- lichen Lichte in verschiedenen Richtungen verschiedene Farben zeigen. Auffallender wird die Beobachtung im polarisirten Lichte, indem man beim Durchsehen durch ein und das- selbe parallele Flichenpaar je nach der Lage der Polarisationsebene zwei verschiedene Farben bemerkt. Brewster gibt in jener Abhandlung bloss an »im polarisirten Lichte:« er hielt dabei den Krystall entweder parallel. oder senkrecht auf die durch einen Spiegel her- vorgebrachte Polarisationsebene. Sonrr**) bediente sich mit Arıco und Вют einer im dunklen Grunde. gemachten Óffnung, vor welche der Krystall befestigt, und dann durch ein achro- matisirtes Kalkspathprisma betrachtet wurde. Eine so einfache und brauchbare Vorrichtung, dass sie sich jn dem Besitz eines jeden Mineralogen befinden sollte, ist die dichroskopische Loupe, Fig 1, im Durchschnitte dargestellt. Eine dünne, längliche Theilungsgestalt von Doppelspath ist an beiden Enden mit =) Über das Licht. Übersetzt von Schmidt. 1829. * *) Recherches sur la position des axes de double Ве/гасиоп etc. © Genève, 1821. über den Plecchrowmus der Krystalle. 589 Glasprismen von 18° versehen, und an einer Seite mit einer gewöhnlichen Loupe. Eine kleine Lichtóffnung an der andern erscheint durch die Loupe doppelt. Die von mir beschriebenen*) gelben Lichtbüschel, welche man durch vergleichende Betrachtung der zwei Lichtbilder in denselben auffindet, zeigen die Richtung der Polari- sation, um sich orientiren zu kónnen. In dem ordinären Strahle О. Fig. 2 liegen sie in der Ebene, welche beide Strahlen enthält; in dem extraordináren Strahle Z stehen sie senkrecht darauf, bei gleicher Stellung der Hauptaxe, wie sie hier angenommen ist. Durch den Contrast beobachtet man auf diese Art viel sicherer, als im gewöhnlichen polarisirten Lichte. Bapex Power hat eine dieser ana- loge Vorrichtung als Analysirer bei einem Polarisatiogg . [nstrument zur Untersuchung der Circularpolarisation in Flüssigkeiten angebracht **). Bei den achromatisirten Kalkspathprismen divergiren die Bilder, während sie hier stets knapp neben einander liegen, und um desto genauer verglichen werden kónnen. IV. Dichroismus einaxiger Krystalle. Ein mit seiner Axe vertical gestellter Turmalinkrystall durch diese Loupe besehen, gibt ein oberes schwarzes, und ein unteres viel helleres Bild, als der natürliche Krystall selbst zeigt. In der Richtung der Axe oder senkrecht auf die Endfläche gesehen, ist das obere und das untere Bild gleich schwarz. Man kann diese Farbe À als die Farbe der Basis oder der Endfläche betrachten. Das Dichroskop gibt sie als aus gleichen О und F zusammengesetzt, die in jeder Richtung sich das Gleichgewicht halten. Die Farbe der Prismenfláchen B be- steht aus einem O von der Farbe der Basis und emem Æ von der Farbe der Seitenflächen. Man kann sie die Farbe der Axe nennen. Man behált sie bei jeder Drehung des Krystalls um die verticale Axe im unteren Felde des Dichroskops. Diese Verháltnisse finden bei allen emaxigen, den rhombočdrischen und den pyrami- dalen Krystallen Stau, Zur Vergleichung mit den prismatischen ist hier das pyramidale qua- dratische Prisma Fig. 3 mit seiner Basis von der Farbe 4, seinen Seitenflichen von der Farbe B, und seiner Axe von der Farbe a gezeichnet. Kreuzt man zwei Platten von. Tur- malin, so muss natürlich das Æ von dem ersten als durch die Drehung von 909 zu O ge- worden, von der zweiten Platte absorbirt werden. Die folgende Liste enthált einige der beobachteten Varietiten der meisten als dichro- matisch bekannten Species nebst Angabe der Farbe der Basis im obern Felde O, und der Axenfarbe im unteren Felde Æ des Dichroskops. *) Poggendorff. Annalen für 1844. 9. Heft. **) Poggendorff. Annalen für 1843. 590 W. Haidinger, A. KRhomboëdrische Krystalle. 1. Mit negativer optischer Axe, Localitát. Е. Axenfarbe, Cabo de Gata Species. | O.Farbe der Basis. 1. Apatit, Spargelstein Weingelb Spargelgrün. Apatit Schlaggenwald Berggriin Entenblau. detto Seladongrůn Indigblau. detto | Lavendelblau Rosenroth. Die Farbe der Basis ist constant nach dem Spectrum in der Richtung vom Violetten durch das Blaue, Grüne, Gelbe fortschreitend, gegen die der Axenfarbe. Die Schattirungen jeder derselben bilden eine eigene Farbenreihe. Auch im gewönlichen Lichte ist bei mehreren Apatiten die Farbenverschiedenheit wahrnehmbar. | St. Denis Die Verschiedenheit beim Durchsehen zeigt auch im gewöhnlichen Lichte die erstere 2. Kalkspath | Honiggelb, röthlich | Weingelb, blass. Farbe deutlich in der Richtung der Axe, die zweite senkrecht auf dieselbe. | Kapnik Sowohl bei den Rhomboëdern als bei den skalenoëdrischen Krystallen beobachtet. 3. Rothmangan | Веш rosenroth | Gelblich rosenroth, 4. Glimmer Vesuv Dunkellauchgriin Hyacinthroth. 5. Chlorit Zillerthal Pistaziengrün Zimmtbraun. 6. Sapphir Ceylon 1. Blass entenblau Entenblau ins Indg- | Blass olivengrůn. blaue 2. Tief berlinerblau gefärbt Tief berlinerblau Blass entenblau. 3. Hellblau Berlinerblau Blass smalteblau ins : Berggrüne. 4. Rubin, zwischen Kermesinroth und Violblau p pflaumenblau 5. Krystallfragment, róthlich grau Blass violblau Gelblichweiss. 6. Salamstein, blass rosenroth Blass violblau Gelblichweiss, T. Kermesinroth Kermesinroth Blass rosenroth. 8. Tief Kermesinroth Kermesinroth Fleischroth. 7. Smaragd Peru Blaulich smaragd- Beryll Gelblich smaragdgriin Sibirien grün. licht berggrün berggrün ölgrün Schwach gelblich- grüner Stich Grünlichweiss Wenig dunkler ölgrün Zwischen berggrün und himmelblau. Himmelblau. Weniglichter ölgrün, über den Pleochroismus der Krystalle, 591 Die Farbe der Basis jederzeit mehr ölgrün, vom Grünen ins Gelbe geneigt, als die Axenfarbe. Brewster gibt zwar auch das Gegentheil an; eine grosse Anzahl von Krystallen bot stets das hier bemerkte Resultat. Species. Localität. O.Farbe der Basis.| E. Axenfarbe. 8. Turmalin Sibirien Schön Kermesinroth | Rosenroth. Elba Dunkel rosenroth Licht rosenroth. detto Gelblichweiss Wasserklar. detto Ölgrün Grünlichweiss. detto Ölgrün Grünlichgrau. Brasilien Ölgrün Seladongrün. detto Lauchgrün Seladongrün. Elba Pistaziengrün Grasgrün. Brasilien Grünlichschwarz Dunkel pistaziengrůn, Bahia, Brasilien Indigblau | Blass berggrün. Platten, Böhmen Dunkel blaulichgrün Licht haarbraun. Brasilien Schwarz Haarbraun. detto Dunkel bräunlichroth | Gelblichbraun. Sibirien Schwarz Ölgrün. detto Gelblichbraun Sehr blass ölgrün, Man nimmt besonders bei den grünen Tinten wahr, dass die Farbe der Basis mehr gelblich ist, als die Axenfarben, also von letzterer gegen die erstere, wie das Spectrum in der Richtung von Violet gegen Roth fortschreitend. Wohl bemerkt man auch gerade das Gegentheil bei den blauen Turmalinen. Aber die so deutliche Absorption des ordinären Strahles ist so stark, dass nicht alle Farben sich gehörig aneinander reihen liessen. Vor der Hand mögen die obigen Angaben als einzelne unzusanımenhängende Beobachtungen gelten. Reihen von Untersuchungen gleich dicker Platten sind bei den dunkeln Varietäten wün- schenswerth. 2. Mit positiver optischer Axe. St. Gotthard Sehr blassnelkenbraun 1. Quarz, Rauchtopas. Licht gelblichbraun, nelkenbraun ins blass Violblaue dunkler als jenes. Beim Rauchtopas nimmt man deutlich durch zwei gegenüberstehende Prismen-Flächen die gelben Lichtbüschel in der Richtung der Axe wahr. Violblau Der gyroidische Charakter der Krystallreihe, die Circularpolarisation des Lichtes in der Species, theilt sich auch den Farbenerscheinungen derselben mit, von welchen hier einige berührt werden mögen, wenn ich auch die Optiker einladen muss, diesen höchst merkwür- digen Gegenstand ausführlicher zu betrachten, vorzüglich in ausgezeichneteren Krystallen, als Amethyst, violblau | Sibirien | Blässer мо аи. 592 W. Haidinger, die mir zu Gebote standen, und den ich mich hier begnügen muss, nur leise angedeutet zu haben, | menm | Durch zwei parallele Flächen des Prismas rz, Fig. 4, ist das obere ordinäre Bild t. nur ein ganz kleines Wenig mehr violet gefárbt, als das untere 2. Durch zwei parallele Flichen P oder z ist das obere Bild merklich dunkler als das untere, aber zugleich ist, bei P das obere Bild mehr blaulich, das untere klarere röthlich, bei z dagegen ist das obere Bild röthlich, das untere aber blaulich und klar, oft ganz ohne Spur von Roth. Oft wechseln aber die Erscheinungen plótzlich auf einer und derselben Fláche ab, so wie man mit der Beob- achtüng von einem Individuo der in den natürlichen Krystallen lagenfórmig abwechselnden Theilchen, auf das andere kommt. Besonders geschieht diess bei der Beobachtuug durch die grósseren P-Fláchen, auf welchen auch die Farbenstreifung im Innern parallel den andern beiden P-Flächen deutlich zu sehen ist. Man hat oft Gelegenheit, die Verschiedenheiten der Farbentinten einzeln, besonders an geschliffenen Stücken zu beobachten. Brewster hat deren unter andern sehr schöne und mannigfaltige angegeben, aber die Orientirung nach den Krystallflächen bietet bedeutende Schwierigkeiten dar. | Violblau und Rosenroth, Violblau und Himmelblau erscheinen deutlich in den gut gefärbven. brasilianischen Amethysten, das Gelbe gibt meistens zwei gleich gefärbte Bilder, nur zuweilen scheidet sich ein blasses Nelkenbraun ab, ähnlich der Erscheinung am tauchtopas. Bekanntlich findet man oft violblaue, gelbe und ganz weisse wasserklare Theile an einem und demselben Stücke. Species. Localitát. O.Farbeder Basis. E. Axenfarbe. 2. Rothgiltigerz Joachimsthal, ganz Cochenilleroth Blutroth dünne Krystalle sehr wenig verschieden. EB. Pyramidale Krystalle. 1. Mit negativer optischer Axe. 1. Uranglimmer, Chal- | Schlaggenwald Grasgriin | Spangrün. kolith Beide ins Smaragdgrüne. Gleiche Grade der Durchsichtigkeit. 2, Idokras Piemont Ölgrün | Grasgrün, Im Ganzen pistaziengrün senkrecht auf die Axe. Sehr starker Farbencontrast; die braunen Varietäten zeigen keinen Dichroismus. 3. Anatas | Brasilien | Blaulich | Gelblich. Farbe im Ganzen zwischen gelblich- und neikenbraun, über den Pleochrotsmus der Krystalle. 593 2. Mit positiver optischer Axe. Species. Localitát. О. Farbe der Basis. E, Axenfarbe. 1. Apophyllit Tirol Bráunlichweiss Milchweiss. Die schönen durchsichtigen Krystalle aus dem Fassathal haben oft in der Mitte einen isabellgelben Fleck; die weisse Farbe des Ganzen neigt sich etwas ins Spargelgriine, Die bräunliche Tinte ist dunkler als die blauliche. Apophyllit | Poonah | Gelblichweiss | Berggrün. Im Ganzen zwischen Berggrün und Spargelgrün. — Bei dieser ausgezeichneten Varietät, in der schönen Sammlung der Frau vox НЕмскзтеих ist die grüne Tinte dunkler als die gelbliche. 2. Zirkon | Ceylon P. P. | Nelkenbraun | Spargelgrün Im Ganzen ein bráunliches Perlgrau. Zirkon | Ceylon Blass nelkenbraun. Grau ins Violblaue Grau ins Olivengrüne. Zirkon Ceylon Gelblichweiss. | Blassblau Blassgelb. Die rothen Hyacinthe P. © P^ und die róthlichbraunen Varietäten aus Norwegen und Grónland fárben beide Bilder gleich. 3. Rutil | St. Gotthardt | Reiches gelblichbraun | Dunkelblutroth. Kleine sehr glattflächige Krystalle, die blutrothe Farbe bedeutend dunkler als die braune. Im gewöhnlichen Lichte zeigen die rhomboëdrischen und pyramidalen Krystalle, in der Richtung der Axe gesehen, die Farbe der Base, senkrecht auf dieselbe, eine aus der Farbe der Base und der Axenfarbe gemischte Schattirung. Bei der Farben-Verschiedenheit des blauen heiteren Himmels wirkt dieser wie ein einaxiger Krystall, dessen Axe durch die Sonne und die Erde geht. Die Karbe der Basıs ist licht, die der Axe ist dunkel. V. Trichroismus der zweiaxigen Krystalle. A. Orthotype. Das orthotype System schliesst sich zunächst an das pyramidale am meisten symme- trische, an. Man nenne A, Fig. 5, die Farbe der Basis, B die Farbe der Ouerfláche, z. В. o D, CdieFarbe der Längsfläche, z. B. »D. Durch die dichroskopische Loupe zer- fällt in der angeführten Stellung Bin ein O, welches durch c, und in ein E, welches durch a be- zeichnet werden mag; C in ein O, welches durch c, und in ein E, welches ebenfalls durch a bezeichnet wird; denn es stimmt gänzlich mit der auf der Fläche B beobachteten Farbe « überein. Abh. V, 3 15 594 JF. Haïdinger, Die Fläche 4 stelle man nun so vertical, dass B horizontal wird. Nun zerlegt sich die Farbe 4 in ein O, welches die Farbe b, und in ein £, welches die Farbe c zeigt. Durch a wird die Farbe der Axe bezeichnet, welche senkrecht auf 4 steht, durch $ die Farbe der Längsdiagonale, welche senkrecht auf B steht, durch c die Farbe der Querdia- gonale, welche senkrecht auf c steht. Nun ist A gemischt aus р und c, B aus a und c, C aus a und 2. Jeder orthotype pleochromatische Körper zeigt wenigstens diese sechs Tinten, drei Axenfarben und drei Flächenfarben. Die zwei Ilauptverschiedenheiten in den Erscheinungen selbst sollen hier an zwei Beispielen, dem Cordierit und dem Andalusit näher erörtert werden. 1. Cordierit. Der Name Dichroit wird wohl nun immer weniger anpassend bei sechs Farbentinten, die sich auf drei senkrechte Hauptfarben bringen lassen, anstatt zweien, dagegen der obige fester begründet, den Forscher zu ehren, an dessen erste Beobachtungen sich immer mehr Interessantes anknüpft. Die nachstehenden Beobachtungen beziehen sich auf einen geschliffenen Würfel von zwei Linien Seite in dem k. k. Hof-Mineraliencabinette, von der blasseren Varietät der Cordierite. Die Farbe 4 ist ein schönes Blau, wenig ins Graue zichend, В ein blasses blauliches Grau oder Blassblau, C noch blässer und weniger blaulich als C. Diese letztere ist es, welche oft gelblich, selbst ziemlich dunkel, dabei aber recht klar erscheint. Die Farbe der Axe a ist gelblichgrau oder blass gelblichweiss, die Farbe der Längs- diagonale 5 rein blaulichgrau oder blass blaulichweiss. Die Farbe der Querdiagonale C ein schönes reines dunkel Berlinerblau. 4 ist gemischt aus В und с, blaulichgrau und dunkelblau, B aus a und c gelblichgrau und dunkelblau, C aus a und 5 gelblich und blaulichgrau. Über- raschend ist die Wirkung des gelblich grauen a, welches das dunkle kräftige Blau c bis auf eine schwache Spur auslöscht, und der schöne Contrast in den beiden Bildern des Dichroskops. In vielen Varietäten des Cordierits gibt die Vermischung eines hellen Braun und des schónen dunkeln Blau doch nie ein Grün, sondern nur eine hellere bräunliche Farbe. Dreht "man den Krystall um die Linie AA“ als Verticalaxe, so erscheint das untere Feld des Dichroskops ЕЁ rundherum von der gelblichgrauen Farbe a, das obere O wechselt zwischen dunkelblau und blaulichgrau oder lichtblau; dreht man ihn um die Linie BB als Verticalaxe, so erscheint unten Z rundherum von der blaulichgrauen Farbe 4, O wechselt oben zwischen gelblichgrau und dunkelblau, dreht man ihn endlich um die Linie CC als Ver- ticalaxe, so erscheint unten Æ rundherum von der schönen dunkelblauen Farbe c, O wechselt oben zwischen gelblich und blaulichgrau. Dunkelblau steht in 4 senkrecht auf der optischen Mittellinie, welche den Axenwinkel von 62° 50° halbirt. Die Ebene der Axen geht durch die Axe A4 und die Diagonale CC. Die Axe ST und AF Fig. 6 werden von dunkelblauen Sectoren begleitet, wie Fig. 7. Die Büschel sind hell und verlieren sich einerseits ins Dunkelblaue, andererseits ins Gelblichgraue, wie ste sich auf einer Kugel in der Richtung der Axen gesehen darstellen. über den Plecchroismus der Krystalle. 595 nb er Se ee PA ILES TU STE Etwas abweichend sind die Erscheinungen am Andalusit, Die Farben der Flichen sind: A ölgrün, ins Olivengrüne, B ölgrün, С olivengrün, viel blasser als B, beinahe grün- lich grau. Die Farben der Axen sind « dunkelblutroth, à olivengrün, c ölgrün. Der Anda- lusit absorbirt den rothen Strahl in seinen Farben vollständig, daher ist wohl 4 aus b und e gemischt, welche zwei grünen Farben sich sehr schön durch das Dichroskop trennen lassen, aber В ist—c, ohne Beimischung von a, und С=Ь, ebenfalls ohne Beimischung von a, beide grün ohne Roth. Dünne Platten nur lassen nebst dem Grün auch Roth durch, daher erscheinen zwei dünne röthliche Platten parallel auf einander gelegt grün, zwei gekreuzte natürlich roth, weil Kreuzung der Hauptschnitte dem durchgelassenen grünen Strahl den entgegengesetzten Charakter der Polarisation beilegt. Die rothe Axenfarbe a ist die des extraordinären Strahles, bei aufrechter Stellung des Minerals nach 44°. Die Untersuchung der doppelten Brechung durch die Flächen © O und æ D, letzteres hier B genannt, gibt den Charakter für A4“ negativ wie beim Kalk- spath. Das Brechungsverhältniss für O — 1.631, für E — 1.624. In der Reihe der Absorption ist, entgegengesetzt der Abstufung der Helligkeit, das blasse Olivengrün die stárkste, Ölgrün die mittlere, das dunkle Roth die schwächste Tinte. Die optischen Axen haben die Lage der Linien NO und PQ Fig. 8. Man beobachtet durch eine Kugel am Andalusit Fig. 9 einen ölgrünen, zu beiden Seiten divergirenden lichten Büschel, in der Richtung NO zwischen 4 und B^, und zu beiden Seiten gegen С begleitet von rothen hyperbolischen Räumen. Die Linie BB“ ist die Mittellinie, der Winkel NYC, welchen sie halbirt, ist — 879 33°. Bei einer ganzen Umdrehung beobachtet man vier solcher Büschel- und Sectorensysteme, welche die Lage der optischen Axen andeuten. Die optische Queraxe ist die Linie CC’. An den gewöhnlichen, fast nur an den Kanten durchscheinenden Andalusitvarietäten kann man den Contrast der rothen und der beinahe farblosen Tinten sehr leicht auf folgende Art beobachten. Man zerschlägt sie gröblich zwischen Papier, trägt das scharfe, sandartige Pulver mit Kanadabalsam zwischen zwei Glasplatten und betrachtet es nun durch die dichro- skopische Loupe. Beim Herumdreben derselben erhält man leicht die Farbenverschiedenheit in einem und demselben Stücke. Bei den ganz schwarzen, scheinbar undurchsichtigen Turmalinen und andern dunkeln pleochromatischen Krystallen lässt sich auch ein Mikroskop anwenden, in dessen Focus man die kleinen Fragmente bringt, die nun ganz durchsichtig und farbig erscheinen. Auf das Ocular stellt man die diehroskopische Loupe mit der gehö- rigen Adjustirung des Instruments. 3. Verzeichniss. Folgende orthotype Mineralien zeigen den vorhergehenden analoge Farbenvertheilung, wenn auch nicht alle in gleich starkem Gegensatze. Sie haben alle die gemischten Fláchenfarben, wie sie am Dichroit vorkommen, während der Andalusit in seiner Art bisher noch einzi; dasteht, 75 * 19 Anhydrit, Aussee Baryt, Felsöbanya Fig. 10 Baryt, Beira Baryt, vom Stahlberg Baryt, Pribram derb. vom Giftberg Baryt, Cölestin, Herrengrund Diaspor, Schemnitz Topas, Brasilien Topas, Brasilien Topas, Brasilien Topas, Sibirien Topas, Schottland Chrysolith Snowdon Brookit, W. Haidinger, Fláchenfarben B C blassviolblau Á | blass nelkenbraun dunkelweingelb k P weingelb blaulichgrau ins Pflaumen- grünlichweiss blaue | entenblau perlgrau blass smalteblau smalteblau violblau pflaumenblau | spargelgriin } | . | blass kermesinroth honiggelb honiggelb … DD weingelb röthlich FR weiss blass berggrün \blassberggrün berggrün blass pistaziengrun róthlichbraun rein honiggelb Axenfarben PME en a sehr blass < violblau | gelblich blass violblau | | weingelb dunkel citronengelb Mie | lichtstrohgelb dunkel viol- perlgau ges spangrün berlinerblau perlgrau violblau grau- lich | weingelb ins Graue | blass span- .. £r grün perlgrau | lavendelblau entenblau | lavendelblau perlgrau himmelblau weingelb violblau tief kermesin- mI rosenroth honiggelb | mene honiggelb strohgelb I weingelb honiggelb strohgelb EH licht spangrün|grünlichweiss ies bergen grasgrůn | pistaziengrün ölgrün —_—— blass Iróthlichbraun | ins Blutrothe röthlichbraun Durch den starken Farbencontrast gehören manche der Schwerspathvarietäten zu den merkwürdigsten pleochromatischen Körpern. Kein Edelstein kann schönere Farben zeigen, als der von vow Ковыл. zuerst als dichromatisch angegebene Schwerspath vom Stahl- berg im Zweibrückischen *). Das Stück, welches oben beschrieben ist, etwa 3 Zoll lang, und halb so dick, hatte der К. k. Herr Custos PaRrscH von Herrn Professor уох KoBELL selbst *) v. Leonhard. Jahrbuch für 1831, p. 128. v über den Pleochroismus der Krystalle. 597 erhalten. Wenn die Angabe der Farbentinten nicht ganz übereinstimmt, indem vow Кова. angibt »senkrecht auf die Axe gelblich grau ins Blauliche, in der Richtung derselben sapphir- blau,« so hängt diess wohl vorzüglich von abweichenden Dimensionsverhältnissen ab. Es ist sehr merkwürdig, dass bei den gelben Varietäten auf der Fläche P das obere ordinäre Bild heller ist, als das untere extraordinäre, so in Felsöbänya, in Janig bei Teplitz und anderwärts, auch bei den blauen und grünlichen Varietäten, vom Stahlberg, vom Gift- berg bei Hoïowic. Gerade umgekehrt ist bei den nelkenbraunen das obere ordinäre Bild dunkler als das untere extraordinäre. Der gelbe Lichtbüschel, den man beim Durchsehen wahrnimmt, ist auch entsprechend bei den erstern nach der langen, bei den letzteren nach der kurzen Diagonale, dem vorwaltend polarisirten Strahle entsprechend gerichtet. Bei den erstern ist der extraordinäre, bei den letztern der ordinäre Strahl stärker absorbirt. Auch Brewster beobachtete die gelben (E) und blassen (О), und die gelben (E) und dunkelviol- blauen — purple — (О) Tinten, Die smalteblauen Baryte und die smalteblauen Cölestine geben nnter sich fast ganz gleiche Resultate. Die Farbentinten der Schemnitzer Diaspore ziehen alle in gewissen Varietäten ins Rothe, beim Kerzenlichte erscheinen sie alle mehr und weniger rosenroth oder kermesinroth; besonders ist diess nach der Beobachtung des К. К. Bergwesens - Practicanten PATERA in der Grube, wenn sie frisch. aufgebrochen sind, ungemein auffallend. Der ausgezeichnete Krystall von kermesinrothem Topas, auf den sich obige Angaben beziehen, ist etwa 11 Zoll lang und } Zoll dick, und befindet sich in der schönen Sammlung des Herrn Grafen EvcEx von CERN. Ausser den vorigen zeigt auch der Lazulith von Werfen zwei verschiedene blaue Farben, smalteblau und dunkelhimmelblau; doch gelang es mir nicht, sie nach den Formen zu orienliren. Für jede einzelne Farbenrichtung lässt sich eine eigene Farbenreihe in jeder der ausgedehntern Species herstellen, so beim Baryt, beim Topas. Die Reihen selbst, die einzelnen Farbentinten, aus welchen sie bestehen, deuten auf wichtige Zustände in der Entstehungsart, insofern sie auf reducirende oder oxydirende Ein- flüsse schliessen lassen, eben durch die Farbe selbst, die von dem an und für sich farblosen Körper aufgenommen ist. B. Augitische. Die Austheilung der Farben findet, wie bei den orthotypen Krystallen nach drei senkrecht auf einander stehenden Richtungen Statt. Sie fallen zum Theil mit der augitischen Hauptaxe, der augitischen Queraxe und der Linie senkrecht auf beide zusammen, welche letztere die Normale heissen mag; zum Theil ist nur das Zusammenfallen mit der Quer- axe zu beobachten, während die andern Axenrichtungen sich nicht so einfach auf die Krystall- form beziehen lassen. Folgende Mineralspecies zeigen zum Theil höchst merkwürdige, dahin gehörige Er- scheinungen. 598 W. Haidinger, ölgrün ins | | blass pista- Hyacinthrothe| lass pistazi ü S ib g blass pistaziengrün ziengrün lass grasgrün Flächenfarben Axenfarben ===. u ——— || mn Basis | Querfläche |[Längsfläche Axe | Normale | Queraxe A | В | C a | b | c Kobaltsalz, Fig. 12 fente T violblau OW IT jrisiblau (tief) ölgrün nelkenbraun 5 | 1 helles Olivengrün schónes Vivianit schwárzlich olivengrün und indigblau schwach : Pe dunkles Berli- | bräunlich |" srünkieh nerblau Е | licht rosen- : schónes ker- | Roseuroth Kobaltblüthe kermesinroth rosenroth 1 schwach blau-|schwach röth- roth mesinroth | | | lich lich morgenroth orangegelb Rothbleierz morgenroth dunkler heller | wenig verschieden | Comes gelblichweiss ins Hyacinthrothe | gelblichweiss hyacinthroth dunkel | hell | Heh | heller | dunkler Е EN grasgrün ins : -— apa ue vom eee Lauchgrüne rein grasgrün apngr wenig verschieden gelblich Amphibol, xe ahlstein vom schwärzlich lauchgrün blaulich lichter | dunkler remis wenig verschieden ES : \aunkel pista- bräunlich posed hell leber- | dunkel! gras- | sehr dunkel "Dauphiné | ziengrün olivengrün braun grün leberbraun | | óolgrün in | ölgrün stark ; Piemont | us a Sr F3 | blasses Hya- ölgrün lins Hyacinth- wobei ólgrün поз ch el cinthroth rothe 245 ok ólgrün uud. dps а ЕВЕ detto ölgrün blasses Hya- | = né : ; grün raun cinthroth | a Pt : T EU riolblau ins detto ölgrün olivengrün ölgrün Né nn Withamit plass RT carminroth | | by ge dunkel lIróthlichbraun me. riso: TX Shwärzlict Junkelb dunkcl leberbraun Del schwärzlich- | schwärzlich Puschkinit schwärzlich- | dunkelbraun |.„.cheintschwarz | die hellsten grasgrün In grün | | Tinten - k : berggrün Euklas Fig. 13. | licht berggrün | weiss | gelblich | blaulich | tief berggrün | spargelgrün |grünlichweiss [licht spangrün E Me iin: graulich berg-|gelblich berg-[blaulich berg- | lichtberggrün | grün grün grün Sphen Zillerthal Fig. 14 sitas] ölgrün Е ölgrün | ölgrün hyacinthroth | pistaziengrün über den Pleochroismus der Krystalle. 599 Das in Nro. | erwähnte Kobaltsalz, ein schwefelsaures Kobalt und Kali, von der gewöhnlichen Form der zweibasigen schwefelsauren von Mitscherlich beschriebenen Salze fand ich vor vielen Jahren in Elbogen in dem grösstentheils aus arseniksaurem Eisen bestehenden Niederschlage einer Kobaltsolution, bei welcher der Process der Kobaltgewinnung zu tech- nischen Zwecken zufällig seit längerer Zeit unterbrochen worden war. Das schöne Berlinerblau des Vivianits wird fast gänzlich absorbirt, nur in schiefen Richtungen zwischen der Querfläche und Längsfläche, und zwischen der Basis und Längs- fläche tritt sie ein wenig hervor, Eine Kugel von Vivianit würde die Erscheinung der hellen Büschel mit den begleitenden dunkelblauen Räumen in der Richtung der optischen Axen mit grösster Schönheit wahrnehmen lassen. Schade, dass diese Species eine so geringe Härte besitzt. Höchst ähnlich dem Vivianit in der Farbenvertheilung wie in den krystallographischen Eigenschaften überhaupt, ist die Kobaltblüthe. Die Angaben der Tabelle wurden aus der Beobachtung mehrer Krystalle combinirt, deren einen ich Herrn Professor Dr. Lrvporr ver- danke. Die Farbe der Basis 4, und der aus der Beobachtung der dichromatischen Zer- legung auf der Querfläche und Längsfläche folgende Contrast der zwei Rosenroth auf der- selben Fláche A wurden nicht direct beobachtet. Bei diesen zwei Species ist die optische Mittellinie nicht der Kante der verticalen Prismen parallel, sondern sie nimmt wie beim Gyps eíne geneigte Lage an, etwa so wie die Linie OP an der für den Andalusit gezeichneten Fig. 8, wenn man bei O den scharfen Win- kel eines schiefen rektanguláren Prismas annimmt, Für diese Linien OP gelten die in der Tabelle gegebenen Farben der Axe a, für die auf derselben senkrecht stehende Linie, die Farben der Normalen b. Die optische Queraxe ist zugleich auch die augitische Queraxe der Krystallform. Die Farbenschattirungen an dem grossbláttrigen zweiaxigen Glimmer aus Brasilien und anderwárts scheinen nur durch heller und dunkler, nicht durch Farbenzerlegung bedingt zu sein, indem sie vom farblosen, wasserklaren bis zum tief Hyacinthrothen und ganz Un- durchsichtigen eine Reihe bilden. Der Epidot ist durch die bedeutende Ausdelinung in seinen drei Farbenreihen sehr merkwürdig. Grasgrün ist jedoch die Grenze gegen das Blau des Spectrums, und in dieser Richtung geht die Normale, und durch sie die Beobachtung in der Richtung senkrecht auf die Basis am weitesten, während vorzüglich die Farbe der Axe zurückbleibt, und zugleich vorzugsweise absorbirt wird. Die übrigens bereits beschriebene Beobachtung im gewöhn- liehen Lichte der die optischen Axen begleitenden hellen Büschel, senkrecht auf die gewöhn- liche Verlängerung der Krystalle, zwischen den dunkelleberbraunen Räumen in der Richtung dieser Verlängerung, gelingt sehr leicht, und verdient aufgesucht zu werden. Die lichtesten und dunkelsten Abänderungen zeigen sie; an dem sogenannten Puschkinit sind sie sehr deutlich wahrzunehmen. Die optischen Axen liegen in der Längsfläche. Es dürfte wohl auch in krystallographischer Beziehung vortheilhaft sein, dem Euklas die in dem Aufrisse Fig. 13 gegebene Stellung beizulegen, wenn seine Krystalle auch in 600 W. Haidinger, einer gegen die Axe schiefen Richtung verlängert sind. Вот fand die Lage der optischen Axen einer solchen Stellung entsprechend, und die Zertheilung der Farbentinten gibt einen gleichen Fingerzeig zu dieser Wahl. Ich bemerkte sie an einem Krystall in der Sammlung der Frau vow HENrckKsTEIN; der tiefgefärbte Krystall Nro. 13 zeigt sie besonders schön; er war von Herrn VrRGIL von HELMREICHEN aus Brasilien an das k. К. Hofmineraliencabinet ein- gesandt worden. Den schönen ölgrünen Sphen verdanke ich zur Untersuchung meinem verehrten Freunde Herrn Professor Reıcn in Freiberg, der selbst die verschiedenen Farben der zwei Bilder wahrgenommen hatte, und auf Veranlassung des Herrn Dr. Hörxes mir ein geschliffenes Prisma übersandte. Es war aus einem Bruchstück der gewóbnlichen Zwillingskrystalle, parallel der P-Fláche zusammengesetzt, geschnitten, wie Fig. 15 im Querschnitte darstellt, der der Längsfläche der Krystallreihe entspricht. Die Flächen P,P/, < D waren künstlich, y und у natürlich. Je nach der Neigung der dichroskopischen Loupe erschien ein Individuum des Zwillings hellgrün, das andere schwarz, nur bei sehr h>llem Lichte dunkel hyacinthroth. Selbst im gewöhnlichen Lichte zeigt sich der schmälere Streifen P, die P-Fläche vertical, und die scharfe Kante gegen unten gehalten durch den Reflex der schiefen Fläche roth, wäh- rend der dickere grün bleibt. Die gewöhnlichern licht pistaziengrünen Varietäten zeigen, wie oben angegeben ist, weit weniger Contraste in den Farben-Erscheinungen, aber die optischen Verhältnisse der Species verdienen noch ein genaueres fortgesetztes Studium. C. Anorthische. Nur der Axinit ist von den hieher gehörigen Krystallen einigermassen genauer bekannt. Bei demselben sind nämlich: Die Fláchenfarben. Die Axenfarben. Basıs: Perlgrau ins blass Nelkenbraune. Axe: Dunkel violblau, Querfläche: Blass olivengrün bis weingelb. Normale: Zimmtbraun. Längsfläche : Zimmtbraun. Queraxe: Blass olivengrün bis weingelb, Wie beim Andalusit ist auch beim Axinit die dunkelste Tinte im Vergleich mit den stärkeren, helleren Farben gänzlich absorbirt, so dass sie im gewöhnlichen Lichte nur in der Gestalt der dunkeln Räume zu sehen ist, welche die hellen Axen-Licht-Büschel begleiten. Die flachen Kyanitkrystalle zeigen perpendiculár gehalten und die breite Fläche als Längsfläche betrachtet, das obere Bild im Dichroskop licht smalteblau, das untere von dem schönsten Berlinerblau. Dreht man sie herum, so dass die breite Theilungsfläche die Querfläche ist, so zertheilen sich die Farben nicht perpendiculär, sondern nach einer geneigten Linie ähnlich der Lage im Vivianit und der Kobaltblüthe ın ein oberes helleres und ein unteres dunkleres Smalteblau, letzteres heller als das Berlinerblaue. Diese Species ver- spricht für eıne genaue Untersuchung interessante Resultate. über den Pleochroismus der Krystalle, 601 Die dünnen fast undurchsichugen Splitter von Babingtonit, zu dem auch der Heden- bergit gehört, sind senkrecht auf die deutliche Theilungsfläche schwärzlichgrün, in der Rich- tung derselben dunkel rötbliehbraun: noch nicht weiter untersucht, VI. Schluss. Die Austheilung der Farbenverschiedenheiten hängt bei den optisch zweiaxigen Kry- stallen eben so genau mit ihrer Structur zusammen, wie bei den optisch einaxigen. Sie fällt mit der Richtung der sogenannten Elasticitálsaxen zusammen, welche senkrecht auf einander stehen. Bei den orthotypen Formen stimmen diese mit den krystallographischen Axen überein. Bei einigen augitischen mit der Hauptaxe, mit der Queraxe, und der auf diese beiden senkrecht stehenden oder Normallinie, Bei den anorthischen Formen fällt eine derselben mit der Hauptaxe zusammen, die zweite scheint senkrecht auf der Längsfläche zu stehen, die dritte senkrecht auf den beiden vorhergehenden. So wie dort eine Axe sich unterschied von allen Linien, die senkrecht auf dieselbe gezogen werden können, so finden hier bei einem ganzen Umkreise zwei Maxima und zwei Minima Statt. Ein optisch einaxiger Krystall vertical vor die Lichtöffnung des Dichroskops gestellt, zeigt ein oberes ordinäres Bild О und ein unteres extraordinäres Bild E, wie man ihn auch immer um seine Axe herumdrehen mag, jedes von gleicher, wenn auch unter einander ver- schiedener Farbe, Natürlich kann in besonderen und zwar sehr häufigen Fällen auch die gleiche Farbe vorkommen, Untersucht man einen zweiaxigen Krystall auf dieselbe Art, indem man nach einander eine jede der drei Elasticitäts-Axen vertical macht, so ist zwar das extraordinäre Bild während der Umdrehung in seıner Farbe constant, aber das ordinäre wechselt zwischen zwei senkrecht auf einander stehenden abweichenden Farbenrichtungen. Schon die Farbenerscheinung beweist also, dass es dann, wie Fresser für die Theorie der doppelten Brechung fand*), bei den zweiaxigen Krystallen keinen ordinären Strahl gibt, Dreht man dagegen den Krystall bei gleichbleibender Stellung des Dichroskops um eine der Quere nach gestellte horizontale Axe, so bleibt allerdings das obere ordináre Bild unverändert in seiner Farbe, während der extra- ordinäre Strahl durch die zwei verschiedenfärbigen untern Bilder angedeutet, ein Maximum und ein Minimum hat, Auch hier sind oft zwei, oft alle drei Farben einander gleich. Bei der Hervorbringung der Absorptionserscheinungen bemerkt man gleichzeitig oder einzeln zwei verschiedene Arten von Wirkung der Krystalle auf das Licht. In den einfachsten Fällen ist nur ein Mehr und Minder an Licht bei gleichbleihender Farbe. Der zweiaxige Glimmer, dem man wohl den specifischen Namen Glimmer bewahren sollte, zeigt, wie vorher bemerkt wurde, nur hellere und dunklere Schattirungen einer und *) Pouilleťs Physik, von Müller, H. p. 209. Abh. У, 3. 16 602 WF. Haidinger, derselben Farbe vom hellsten Weiss bis zum dunkelsten Hyacinthroth, welches in Schwarz — undurchsichtig — endigt. Ein schönes Beispiel von dieser reinen Lichtabsorption gibt der durchsichtige klare isländische Doppelspath. Schon senkrecht gegen die Fläche eines etwas dickeren Rhomboëders gesehen, erscheint von den zwei durch die doppelte Strahlenbrechung hervorgebrachten Bildern eines schwarzen Quadrates auf Weiss das obere ordinäre etwas weniges schwächer. Das obere ist in der Richtung des Hauptschnitts, das untere senkrecht darauf polarisirt, Нем man nun die zugewendete Seitenecke auf, so dass die Axe ziemlich in die Ebene des Papiers zu liegen kommt, so ist der Unterschied. sehr auffallend, Das obere Quadrat ist nur mehr hell;rau, das untere um so näher schwarz, Hat man vor dem Aufheben einer zugewendeten Seitenecke das Rhomboëder um 909 in der Ebene des Papiers herumbewegt, so dass man es nun beim Aufheben um eine kurze Diagonale dreht, so wird ebenso das ordináre Bild immer stárker, das extraordináre schwächer. Die Ursache dieser beiden entgegengesetzten Absorptionserscheinungen ist, dass die Wirkung des Krystalls analog der Erscheinung bei einer Glasplatte sich mit der der doppelt polarisirten Bilder combinirt, und demjenigen an Kraft zulegt, mit dem sie gleiche Polarisationsebene hat, Diese Art Absorption geht gleichmässig durch das ganze Spectrum hindurch. Wenn sich aber die Farben theilen, wie bei manchem Apatit, grün und blau: Glimmer grůn und roth; Saphyr blau und grün: Beryll weiss und blau; Cordierit dunkelblau, lichtblau und gelblichweiss; Baryt violblau, perlgrau und weingelb; Andalusit ölgrün, olivengrün und ya- cinthroth; Sphen olgrün, pistaziengrün und hyacinthroth; Axinit violblau, zimmtbraun und weingelb, und andere: so ist die Erscheinung von der vorigen gewiss verschieden; es wird nur ein Theil des Spectrums absorbirt, während der andere ungehindert durch den Krystall hindurch geht. 2 Die zwei bei einaxigen Krystallen erscheinenden Farben sind nicht complementäre Tinten, sie sind auf mancherlei Arten gemischt. Da die Lichtabsorption der blauen und violetten Theile an und für sich stärker ist als die von Orange, Gelb, Hellgrün, so wirkt auch dieses Verhältniss mit zur Erscheinung des Ganzen. Bamixer *) hat die Bemerkung gemacht, dass die negativen farbigen Krystalle die ordinären Strahlen vorzugsweise absorbiren, während in positiven Krystallen die extraordi- nären stärker absorbirt werden. Diess gilt wohl sehr gut für einige von beiden Classen, aber nicht für alle. Es ist richtig bei den negativen für den Turmalin, dessen Basis stets dunkler ist als die Axe, für den Sappbir, für den Kalkspath, für vesuvischen Glimmer und Chlorit, bei den positiven für den Rauchtopas. Зепп Apatit, beim Smaragd und Beryll kommen beide Verhältnisse vor, je nach der Färbung. Bei dem ersteren kommt eine ziemlich ausgedehnte Farbenreihe vor, bei den letz- *) l'ouillets Physik von Müller, II, p. 299. über den Plecchroismus der Krystalle. 603 teren doch immer eine Neigung von der Axe gegen die Basis aus dem Blauen in das Grüne und Gelbe. Gelbe Berylle absorbiren den ordinären Strahl stärker als den extraordinären, blaue Bervlle umgekehrt; bei diesen ist ой das ordinäre Bild farblos, das extraordinäre tief himmelblau. Der wenn auch nur schwache perpendieuläre gelbe Lichtbüschel zeigt deutlich die Richtung der übrigbleibenden Polarisation des ordinären Strahles. Das Gesetz des gleichen Fortschreitens vom rothen Ende des Spectrums gegen das Violette, von der Axe gegen die Basis für negative Krystalle, und umgekehrt für positive Krystalle, scheint sich hin und wieder anzukůndigen, vermischt mit Lichtabsorpuonsverhältnissen überhaupt, die damit gleichzeitig Statt finden, und vielleicht mit der Babineischen Bemerkung übereinstimmen, wozu aber noch ausgedehntere Reihen von Beobachtungen gehören. Doch ist die Farben-Nomenclatur, so wie wir sie jetzt haben, auch nicht überall bin- länglich den Bedürfnissen angepasst, und ein scheinbarer Widerspruch oft nur in einer ungleichfórmigen Benennung und Deutung der Beobachtung begründet. Ungemein merkwürdig ist ferner die Ähnlichkeit der Farbenverhältnisse mancher Species, z. B, von dem Baryt von Beira und Axinit, von Andalusit und Sphen, von Apatit und Beryll, manchen Varietäten von Chlorit, Glimmer, Turmalin, Epidot und Babingtonit, u. s. w. Noch manche andere wichtige und wunderbare, zum Theil bereits bekannte Erschei- nungen schliessen sich hier an, wie die in der Richtung der Axen wahrnehmbaren hellen Büschel mit den begleitenden dunkeln Räumen, die leuchtenden farbigen Keile zunächst den Axenpuncten, die von der ungleichen Neigung der optischen Axen für verschiedene Farben des Spectrums abhängen, die bei den anorthischen, auch bei einigen augitischen nicht ein- mal in eine Ebene fallen; doch liegt ihre Untersuchung dem Zwecke der gegenwärtigen Zusammenstellung zu entfernt. SS = t quint HSE bp old. rte A" LI ль oba me = + ha vn LES ME os oom cm opu d Mas" “dans aat dido ee m tt uh dia | — — | TE d ux de dun: ei ptos gai Зови esie iiim E vi, ми Sins ad etie dre y ooi din, D de di M : T» oils Ao and) ВЫ akt» Mie mA "M dio "mu di | | Var it A has) = Dim EE TR 278. d^ Tem pd. mec TR 14 . 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Lepidosiren annectensiis not a whit less paradozical, than tés earlier describi d congener , and it may be tr uly said, that since the discovery of the Ornithorrhynchus paradorus, there has not been submitted to naturalisis an animal, which proves more forcibly than the Lepidosiren the necessity of a knowledge of its whole organisation, both external and internal, in order to arrive at a currect view of its real nature and affinities. В. Owen. Description of the Lepidosiren annectens. In Jahre 1840 veröffentlichte Prof, L. W. Bischoff die erste anatomısche Untersuchung von Zepidosiren paradoxa*), nachdem vier Jahre früher, im zweiten Bande der Annalen des Wiener zoologischen Museums eine genaue Beschreibung und Abbildung dieses so höchst interessanten Thieres durch den Entdecker des selben, Hrn. Johann Natterer, bekannt gemacht wurde. Da die beiden von Natterer aus Brasilien mitgebrachten Exemplare exenterirt waren, konnte Bischoff, der das grössere derselben zur anatomischen Untersuchung erhielt, nur das Skelet und die Reste einiger Eingeweide zergliedern. Die Ergebnisse seiner Untersuchung wiesen dem Thiere eine Stelle unter den fischähnlichen Amphibien an, wohin es auch, bevor noch die anatomische Unter- suchung eingeleitet war, von Natterer und meinem hochgeschätzten Freunde Fitzinger gereiht wurde. Letzterer ist mittlerweile von seiner ursprünglichen, nur auf den äusseren Habitus des Thieres basirten Ansicht zurückgekommen, und schliesst, wie ich aus einer Stelle seines jüngst erschienenen Systema amphibiorum **) ersehe, Lepidosiren aus der Classe der Lurche aus. Im April 1839 las Herr Rich. Owen in der Sitzung der Zinnean Society eine Abhandlung über ein der Zepridosiren paradoxa sehr nahe verwandtes Thier, welches aus dem Gambiaflusse stammte, und von welchem zwei Exemplare durch Thomas С. B. Weir, Esg., dem Royal College of Surgeons geschenkt wurden. Die Resultate der anatomischen Untersuchung wurden im 18ten Bande der Transactions of the Linnean Society niedergelegt, Owen hatte das von ihm beschriebene Thier *) Lepidosiren paradoxa, anatomisch untersucht und beschrieben von Th. Ludw. Wilh. Bischoff. Leipzig, 1840. Quart. mit 7 Steindrucktafeln, **) Systema amphibiorum, auctore Leopoldo Fitzinger. Fasc. I, Amblyglossae. Vindob. 1843. Note zu pag. 34. »Genus Lepidosiren a me olım Derotrematibus adnumeratum, secundum disquisitiones anatomicas cl. Theodori Bischoff ad pisces transtulimus, inter quos propriam guidem et valde singularem familiam format, guae ordini Gymnodontum inter Perognathos adnumeranda mihi videtur.« 1% 608 Vorwort. anfänglich unter dem Namen Protopterus anguilliformis unter die Malacopterygier eingereiht, und fand sich später, als ihm Natterer’s Aufsatz über Leptdosiren paradoxa in den Wiener Annalen bekannt wurde, bewogen, diesen Namen in Lepr- dosiren annectens umzuwandeln. Seiner Meinung nach ist Lepidosiren annectens ein Fisch, während Bischoff Z. paradoxa unter die Amphibra perennibranchtata rechnete. Diese verschiedenen Ansichten zweier ausgezeichneter Anatomen erregten das Interesse aller Gelehrten des Faches in hohem Grade, die sich theils auf O wen's, theils auf Bischoff's Seite schlugen, theils sogar behaupteten, dass beide Thiere nicht Arten einer Gattung sein könnten, sondern verschiedenen Classen angehörten, Da seit Natterer’s Rückkunft aus Brasilien kein Thier dieser Art mehr nach Europa gebracht wurde, konnte die Frage auf wissenschaftlichem Wege nicht ent- schieden werden. Im Laufe dieses Jahres erhielt das k. k. zoologische Museum in Wien ein voll- kommen gut erhaltenes und mit allen Eingeweiden versehenes Exemplar von Z. para- doxa, und Herr Hofrath und Director Edler von Schreibers hatte die Gewogen- heit, mich mit der anatomischen Untersuchung desselben zu beauftragen und zu beehren. Da ich weder das Skelet noch die Haut des Thieres, welches ganz zu meiner Disposition gestellt wurde, zu schonen brauchte, so war es mir möglich, die Organo- logıe desselben erschöpfend zu behandeln, und ‚eine vollständige Beschreibung aller von Owen nur skizziert geschilderten Systeme in vorliegender Monographie zu ver- öffentlichen. © Die Vollständigkeit und Genauigkeit der Bischoff’schen Angaben über das Skelet und die seinem trefflichen Werke beigefügten Abbildungen, werden mich entschuldigen, wenn ich mich nur in die Anatomie jener Organe ausführ- licher. einlasse, welche Bischoff nicht untersuchen. konnte, oder in welchen meine Beobachtungen von den seinigen abweichen. Bei den bescheidenen Mitteln, die mir meine erst seit drei Jahren ins Leben gerufene Sammlung für comparative Anatomie darbietet, war es mir unmöglich, jene merkwürdigen und seltenen Fische, in welchen accessorische, lungenähnliche Athmungs- Apparate auftreten, und die das Erscheinen eines durch wahre Lungen und Kiemen athmenden Fisches gewissermassen vorbereiten, in den Kreis meiner Untersuchungen aufzunehmen. Ich konnte nur die leider sehr ungenugenden und sich grósstentheils bloss auf das äussere Ansehen der zelligen Schwimmblasen beschränkenden Angaben einiger Autoren benützen. Was Fleis und Genauigkeit in der Bearbeitung aller Systeme an Einem Exemplare leisten kann, glaube ich gethan, und meine am Schlusse der Schrift folgende Ansicht über die Stellung Lepidosiren's im Systeme nicht un- vorbereitet ausgesprochen zu haben. I. Äussere Oberfläche des Thieres. S lax pis tait, D. Exemplar, welches ich zur Untersuchung erhielt, ein Weibchen, hatte 2 Schuh 5 Zoll Länge, und war somit 7 Zoll 9 Linien kürzer, als das von Bischoff beschriebene. Es war im Ganzen sehr gut conservirt, und hatte nur am Rücken einen breiten Messerstich, der durch die Wirbelchorda ging und die rechte Lunge verletzte. Eine starke Schnur war um den Hals so fest zusammengezogen, dass der Anfang des Rückenmarkes zerquetscht gefun- den wurde, Auch fanden sich am Kopfe unter der Haut sugillirte Stellen und ein Bruch des linken Superciliarknochens. Die Farbe der Haut war bläulichgrau, mit lichteren unregel- mássigen Flecken, welche auf beiden Seiten nicht symmetrisch standen. Der Kopf des Thieres geht ohne Einschnürung in den walzenfórmigen Stamm über. Seine grósste Breite. betrug 2 Zoll 7 Linien. Die Mundspalte mass in querer Richtung I Zoll 5 Linien. Die Schnauze war aus einem später zu erwähnenden Grunde spitziger als in der von Natterer und Bischoff gegebenen Abbildung. Die Entfernung der kleinen, mehr an der oberen Fláche der Schnauze gelegenen und durch das darüber weggehende Integument bedeckten Augen betrug 1 Zoll ? Linien. Die Lippenbildung und die Záhne werden bei den Verdauungs- organen beschrieben. Am Anfange des Rumpfes gehen seitwárts zwei pfriemenfórmige weiche Flossen ab, deren Lánge 2 Zoll 3 Linien misst. Vor ihrer Basis befindet sich eine lánglich ovale Kiemenóffnung von 6 Lin. Längen- und 2 Lin. Quer-Durchmesser. Die hinteren Flossen hatten 21 Zoll Länge und eine breitere Basis als die vorderen. Sie konnten ebensowenig wie die vorderen zum Gehen oder Schwimmen dienen. Natterer hielt sie für Tastorgane. Drei Linien hinter der linken hinteren Flosse mündet der von der Medianlinie abweichende runde After. Der walzenfórmige, nur mássig seitlich. comprimirte Rumpf hatte 7 Zoll Peripherie und an seiner oberen Fláche eine den Dornfortsátzen der Wirbel parallele Furche, die am Genicke beginnt und in der Mitte des Rumpfes in eine allmálig hóher werdende Dorsalflosse übergeht, welche bis zur Schwanzspitze verláuft, weich und biegsam ist, und von knorpeligen, gegliederten, mit den knóchernen Dornen zusammenhängenden Strahlen gestützt wird. Der Schwanz misst beiliufig ein Drittel der ganzen Kórperlinge, ist besonders von seiner Mitte, an stark seitlich zusammengedrückt, ruderfórmig, mit oberer und unterer Kante. An der oberen Kante verlauft die Verlängerung der Dorsalflosse, an der unteren eine ähnliche hinter dem After beginnende, deren grósste Hóhe nur à Linien beträgt, während die Hóhe der oberen im Maximum 7 Linien misst, 610 J. Hyrtl, Ein der Classe der Fische eigenthiimliches und bisher bei keinem Amphibium beob- achtetes System von Schleimcanälen findet sich unter folgenden Verháltnissen. Die Seiten- linie theilt sich, nachdem sie die ganze Lánge des Stammes durchlaufen und über der Kiemen- öffnung zwei convergirende Äste gegen den Nacken abgegeben hat, hinter und über dem Mundwinkel in zwei Zweige, welche schlangenförmig gewunden über und unter dem Auge gegen die Schnauze ziehen, und am Lippensaum, zwei Linien von einander entfernt, endigen. Der untere derselben schickt gleich nach seinem Ursprunge drei Äste zum Unter- kinn, welche in der Mittellinie in einander überzugehen scheinen, und durch mehrere gewun- dene Zwischenschenkel mit einander communiciren, wodurch kleinere unregelmässige Facetten gebildet werden. Der obere hängt mit dem der anderen Seite durch einen über den Scheitel weggehenden Verbindungsarm, und 1 Zoll hinter diesem, durch einen zweiten ähnlichen zu- sammen. Jede dieser Linien besteht aus einer Summe feiner, stetig ancinander gereihter Öffnungen, welche mit freiem Auge wahrgenommen werden, und beim Streichen der Linien nach der Richtung der Schuppen eine trübe eingedickte Flüssigkeit aussickern. Die Ver- breitung dieser Linien am Kopfe stinimt mit jener bei Chimaera vollkommen überein. $. 2. Schuppen. Alle Theile der Körperoberfläche, mit Ausnahme der nächsten Umgebung des Mundes, des vor den Augen liegenden Stückes der Schnauze, der vorderen und hinteren rudimentären Gliedmassen und des Saumes der Schwanzflosse, sind beschuppt. An den schuppenlosen Stellen des Kopfes zeigt das Integument ein fein gekórntes Ansehen. An den Flossen ist es vollkommen glatt und glänzend. Die Schuppen liegen unter einer gemeinschaftlichen über sie wegstreifenden Epidermis, und decken sich wie die Metallplättchen eines Panzerhemdes. Gestalt und Grösse derselben variirt nach verschiedenen Punkten der Körperoberfläche. Sie sind im Allgemeinen rundlich (Agassız's Cyeloidschuppen), ihr freier Rand scharf geschnitten und nicht gezackt. Der Insertionsrand jeder Schuppe ist ein Abschnitt eines grösseren Kreises als der freie Rand. Vollkommen sphärisch erscheinen sie am Kopfe und zunächst der Schwanz- spitze. Am Stamme werden sie zungenförmig. Ihre äussere Fläche fühlt sich, wenn sie aus ihren Haut-Taschen herausgenommen wurden, rauh an; ihre innere Fläche ist glatt und wie Knorpel weich. Die grössten finden sich an den Seitentheilen des Stammes und des Schweifes, wo ihr Längendurchmesser 4 Linien, ihr grósster Querdurchmesser 3 Linien misst. Gegen die schuppenlosen Theile des Körpers zu, decken sie sich nicht mehr, sondern folgen in Absätzen aufeinander, und berühren sich nur mit ihren Rändern, wie die Felder eines Mosaik- bodens. Die mikroskopische Untersuchung derselben lehrte Folgendes. (Tab, I. Fig. T. u. 8.) Die Schuppen liegen nicht in der Epidermis, sondern in der Cutis, und zwar in einem be- sonderen Stratum derselben, welches nach aussen von der fest adhärirenden sehr dünnen Epidermis, und nach innen von der eigentlichen Faserschicht der Cutis eingeschlossen wird. Jede Schuppe steckt in einem besonderen Etui dieser Hautschicht, welche eine festumschliessende Matrix für sie erzeugt. Spaltet man das die äussere Oberfläche der Schuppe deckende Blatt Lepidosiren paradora. 611 der Matrix, so gelangt man auf einen äusserst dünnen Anflug von Pigment, und unter diesem auf ein feines durchsichtiges Häutchen, welches sich allen Erhabenheiten und Vertiefungen der Aussenfläche der Schuppe anpasst, aber mit Vorsicht von ihr ohne Verletzung abgezogen werden kann. Es schlägt sich über den freien Rand der Schuppe hinüber, und verschmilzt mit der innern Wand der Matrix. Am Insertionsrande der Schuppe hängt es so fest mit ihr und mit der inneren Oberfläche der Matrix zusammen, dass es nicht abgelöst werden kann. Der freie mit der Matrix nicht verwachsene Rand der Schuppe ist am Kopfe nach hinten, am Stamme nach vorne gewendet, und liegt nicht über, sondern unter der Basis der náchst- folgenden Schuppe. Er ist somit nicht wie bei den Fischen überhaupt nach der äusseren Oberfläche der Haut, sondern gegen die Fascia subcutanea gerichtet, so dass die innere Oberfläche der abgezogenen Haut nach entfernter Faserschicht derselben, genau so aussieht, wie die äussere eines anderen Fisches mit dachziegelförmig auf einander liegenden Schuppen. Jede Schuppe besteht aus einer Summe von kleineren Schildern, deren ich bei den grösseren bis 120, bei den kleineren 50— 60 zählte. Diese Schilder sind polygonal mit abgerundeten Rändern, welche sich nicht berühren, sondern durch eine bei 300 Linien Vergrösserung faserig erscheinende Zwischenmasse verbunden werden. Die Ansicht der Schilder erinnert an die Zeichnung des Rückenschildes einer Emys. Die Linien, welche die Schilder von einander trennen, und welche bei derselben Vergrösserung als Furchen erkannt werden, laufen nicht von einem Puncte aus, noch gehen sie mit dem Rande der Schuppe parallel, und können somit weder mit den Zellenlinien, noch den Längscanälen verglichen werden, welche Mandl an den Fischschuppen beschrieb. Ich halte sie für den Nähten analoge Gebilde, welche Ansicht um so wahrscheinlicher wird, da die kleinen Schilderchen einer Schuppe Knochenerde enthalten. Betupft man nämlich eine Schuppe mit verdünnter Salzsäure, so brauset sie auf, es entweicht Kohlensäure , und salzsaurer Kalk bleibt als Rückstand. Auch beim Verbrennen der Schuppe in der Weingeistflamme erhält sich ihre erdige Grundlage, und nur der Knorpel verkohlt. Ich wurde auf diese Behandlungsart der Schuppen durch einen von Peters in Můllers Archiv (1841. Jahresbericht, pag. 209) niedergelegten Bericht über die mikroskopischen Analysen der Schuppen von Mandl und Agassiz geleitet. Die Knochenerde der Schuppenschilder thürmt sich auf jedem Schildchen zu 3— 10 Hügeln auf, welche papillenartig über die áussere Fláche der Schuppe hervorragen und der Grund des rauhen Anfühlens derselben sind, Sie stehen nicht senkrecht auf der Fláche der Schuppe, sondern krümmen sich gegen ihren Insertionsrand. An ihrer Basis sieht man con- vergirende und in einen Bündel zusammen gedrehte Fasern vom Schildchen aus sich in sie erheben. An der inneren Fläche der Schuppe fehlen sie; diese wird vielmehr durch eine Knorpelschichte gegláttet, welche transversale Furchen als feine Parallellinien zeigt, die durch den Eindruck erhabener Leistchen an der inneren Wand der Matrix entstehen, Die dem befestigten Rande der Schuppe nahen Schilderchen besitzen keine papillenfórmigen Hervor- ragunsen, sondern scharfe, gebogene Riffe oder Kanten, welche in den entlegeneren Schildchen Einkerbungen bekommen, und durch das Tieferwerden dieser Kerben in isolirte Papillen übergehen. Durch Behandlung mit Salzsáure verschwinden diese Papillen spurlos, und es 612 J.. Hyrtl, bleibt bloss die knorpelige Grundlage der Schuppe als glattes Blättchen zurück. Knochen- kórperchen, die Mandl in den Schuppen gesehen haben will (er beschrieb offenbar nur die von. Peters entdeckten | Pigmentzellen), konnte ich ebensowenig wie dessen vermeintliche Schuppenkórperchen auffinden. Der ganze Kórper der Schilderchen scheint mit Knochen- erde durchdrungen zu sein. Die knorpelige Basis. jeder Schuppe besteht aus rechtwinklig durchkreuzten Fasern, in deren Maschenwerk solitäre rundliche Kerne vorkommen. Il. Knochensystem. $. 3. Wirbelsäule. (Tab. I. Fig. 2. und 4. Die Resultate meiner Untersuchungen sind von Bischoff's Angaben sehr verschieden. Ich überzeugte mich durch Vergleichung des von mir zergliederten Exemplares mit dem von Bischoff präparirten Skelete, welches die Direction des Wiener Hof-Naturaliencabinets mir zur Benützung überliess, dass diese Verschiedenheit nicht auf einer differenten Anschauungs- weise desselben Gegenstandes beruhe, sondern objectiv ist, und, wie ich glaube, eine Alters- verschiedenheit betrifit. Die weiche und elastische Cherda dorsalis, bei welcher keine Spur einer Gliederung, ein Zerfallen derselben in gesonderte Wirbelstücke verräth, besteht aus zwei zusammenhangs- losen, in einander hineingeschobenen Röhren, deren äussere die Scheide der Chorda, innere die eigentliche Chorda vorstellt. Die äussere ist fibróser Natur, ihre Wand 4 Linie dick, und hängt mit dem silberglänzenden Perůmystum internum des Bauches (welches Bischoff für das Peritoneum nahm) fest zusammen. Sie enthält bloss kantige , netzarug verstrickte Primitiv- fasern, deren Zwischenráume keine Knorpelkórperchen einschliessen. Sie umgibt die zweite Röhre so lose, dass, wenn sie durch einen Längenschnitt geöffnet wird, letztere frei hervor- gezogen werden kann. Die paarigen knöchernen Rippenstücke und die Wirbelbogenstücke sind in sie derart eingepflanzt, dass erstere mit ihren Köpfen, letztere mit ihren Basen in die Höhle der Scheide hineinragen und die Oberfläche der eigentlichen Chorda berühren, welche von ihnen einen seichten Eindruck erhält. Die noch knorpeligen Basaltheile der Bogenstücke hängen durchaus mit der Oberfläche der Chorda zusammen, und es ist dieser Zusammenhang der einzige Widerstand, den man bei der Herausnahme der Chorda aus ihrer Scheide zu überwinden hat. Die Köpfe der Rippen dagegen hängen mit der Chorda nirgends zusammen. Die Chorda selbst ist ein hohles Rohr, dessen Wand 4 Lin., dessen Höhle 13 Lin. Durchmesser hat. Die faserige Grundlage desselben schliesst keine Knorpelkörperchen ein. An der äusseren Peripherie des Rohres konnte ich nur platte, longitudinale, etwas ge- schlängelte und anastomosirende Fasern, wie sie dem elastischen Gewebe zukommen, unter- scheiden. Gegen die innere Oberfläche des Rohres nehmen die Längenfasern ab, erhalten ringfórmige (spirale) Fasern eingewebt, und nehmen in den dadurch gebildeten Maschen Lepidesiren paradora. 613 ungemein zahlreiche und (in Folge der Zersetzung ) unregelmässige Kórperchen mit undeut- 3 = . 4—8 .. . E: us lich kórnigem Inhalt auf, deren Durchmesser von cod P. Z. varurt. Die äussere Oberfláche des Rohres zeigte Seidenglanz. Die glattwandige Höhle des Rohres liess beim Anschnitt der- selben eine trübe milchige Flüssigkeit mit flockigem Gerinnsel ausströmen, die unter dem Mikroskope nebst einer Menge unförmlicher Kórnerklümpchen sehr viele Fetttröpfchen ent- hielt. An dem Bischoff'schen Exemplare fand ich die Scheide allenthalben fest mit der Chorda verbunden, und letztere nicht hohl, sondern gegen ihre Axe zu gelatinös. Bevor sich die Chorda an den Basilarknochen festsetzt, endigt ihre Höhle blind. Merkwürdig ist es, dass, wenn die Chorda aus ihrer Scheide herausgenommen war, die In- sertionsstellen der Schenkel der Wirbelbogen nicht symmetrisch, sondern alternirend standen; die linken Crura weiter vorne, die rechten weiter hinten. Ich zählte an meinem Exemplare wie Bischoff 55 Rippenpaare, welche gegen den Schwanz zu nach unten convergiren, und in die unteren Dornen der Schwanzwirbel über- gehen. Das 54ste und 55ste Rippenpaar hat am äusseren Rande einen 3 Linien langen Fort- satz. Die Köpfe der Rippen werden an den hinteren Rippen grösser. Alle Rippenköpfe sind überknorpelt, und hängen nur an ihrer Peripherie mit der Chordenscheide, durch welche sie, bis.zur eigentlichen Chorda hinein, durchgesteckt sind, zusammen. Da die überknorpelten Köpfe mit der Oberfläche der Chorda, welche sie bloss berühren, nicht verwachsen sind, so hat es bei dem Bischoff’schen Präparate, wo die Chorda untrennbar mit ihrer Scheide verwachsen ist, den Anschein, als ob sie wahre Gelenke mit der Chorda bildeten. Meine Vermuthung, dass das Bischoff’sche Exemplar einem älteren Individuum an- gehörte, wird auch dadurch bestärkt, dass neben vielen Rippen, und besonders den mittleren, an der unteren Fläche der Scheide rundliche ossificirte Knochenscheibchen aufsitzen (Müller's untere Wirbelelemente) die an meinem Exemplare nicht vorkommen. Ich zähle deren 16 Paare, von der 14sten — 30sten Rippe. Sie sind vor und hinter diesen nicht mehr paarig, sondern einfach bald rechts bald links angebracht. Ihre Grösse variirt von 1 — { Linie Durchmesser und darüber. Die Bogenstücke sind bis zum 62sten paarig. Bei Bischoff bis zum 59ten, Wo sie über dem Rückenmarke zusammenstossen, ruht gemeinschaftlich auf beiden der obere Dorn, der bis zum 47sten (bei Bischoff 48sten) aus zwei beweglichen Gliedern, hinter diesem aber aus dreien besteht. Vom 62sten Bogen angefangen, gehen die Bogenstücke ohne Unterbrechung in das erste Glied des Dornes über. Die Zahl der Rippen stimmt nicht mit der Zahl der Bogen. Nach Bischoff kommen auf 55 Rippen 57 Bogenstücke, welches ich an meinem Exemplare bestätigt finde. $. 4. Schädel und Zungenbein. Die Schädelknochen wurden von Bischoff so vollständig abgehandelt, dass ich mich hier nur in eine Aufzählung, nicht in eine Beschreibung derselben einzulassen brauche. Abh. V, 3. 78 614 J, Hyrtl, Das Kopfskelet ist theils knorplig, theils knóchern, und nach einem sehr einfachen Typus gebaut, Die Basis des Schádels bildet ein 2 Zoll und 2 Linien langer, 11 Linien breiter, vorne und hinten zugespitzter schaufelförmiger Knochen, der von vorne nach rück- wärts mássig convex, von rechts nach links concav erscheint, Die hintere abgestumpfte Spitze verbindet sich ohne Gelenk mit dem vorderen Ende der Chorda, deren grösserer oberer Abschnitt in die Schädelhöhle fortläuft, und mit den die Gehörorgane einschliessenden Pri- mordial-Knorpeln des Craniums versehmilzt. Seitlich hängt sie durch Synchondrose mit den Oceipitalia lateralia zusammen, deren Spitzen sich auf einander zuneigen, ohne sich zu ver- einigen, so dass die offen bleibende Lücke durch eine, die Hinterhauptschuppe vorstellende Knorpellamelle verschlossen wird. Das Hinterhauptsloch liegt zwischen ihnen, und wird von unten durch die in den “chädel fortlaufende Chorda begrenzt, wodurch der grosse schaufel- fórmige Knochen von der Bildung des Hinterhauptsloches ausgeschlossen wird, und somit nur dem Keilbein, nicht auch der Basis des Hinterhauptsbeines entspricht. Das Schádeldach wird durch einen grossen unpaaren Knochen, dem vereinigten Stirn- Scheitelbeine, geschlossen, welches durch eine mittlere, longitudinale, scharf vorspringende, 1—3 Linien hohe Kante in zwei seitliche Abdachungen zerfällt. Die von Bischoff als Gaumenbeine gedeuteten zahntragenden Knochen helfen nicht den vorderen Theil der Schädel- hóhle bilden. Ich habe mich durch Eröffnung des Schädels überzeugt, dass sie nicht in die Zusammensetzung seiner Hóhle eingehen. Das hintere untere Ende derselben trágt eine knorpelige Rolle für den Gelenksaussehnitt des Unterkiefers. Diese Rolle ist eine unmittel- bare Fortsetzung des Felsenbeinknorpels, und liegt zwischen dem hinteren unteren Ende des Gaumenbeins und dem äusseren unteren Ende des Ouadratknochens, Zwischen den vorderen vereinigten bezahnien Enden der Gaumenbeine und der vor- deren Ecke des Keilbeins liegt eine viereckige Knorpelplatte, die die Basis cranii bilden hilft und dem Vomer verwandt ist. Der Felsenknorpel, der die Gehórorgane einschliesst, fůllt den Raum zwischen Keil- und Stirn-Scheitelbein aus, schliesst die Schädelhöhle nach hinten und seitwärts, und ver- längert sich in einen langen Fortsatz, dessen unterstes Ende, wie gesagt, die knorpelige Rolle für den Unterkiefer trägt. Auf diesem Fortsatze liegt, fest mit ihm verschmolzen, ein flügel- artiger, flacher Knochen auf — das Ouadratbein — dessen innerer Rand sich theilweise mit dem Stirn-Scheitelbeine verbindet, und dessen unteres dickeres Ende bis in den Knorpel der Rolle herabreicht. Über der Rolle liegt an dem Fortsatze des Felsenknorpels eine abge- rundete niedrige Erhabenheit, wo sich das Zungenbein ansetzt. Wo das Keilbein mit dem Felsenknorpel und den seitlichen Hinterhauptsbeinen zu- sammenstösst, liegt eine in zwei Gruben getheilte Gelenkhóhle für den von Bischoff als Suspensorium des Schultergürtels gedeuteten stabförmigen Knochen. Die später zu erwäh- nende Muskelverbindung dieses Knochens mit dem Schulterskelete. sichert ihm diese Benennung. Über der Gelenkrolle entspringen vom hinteren Rande des Ouadratknochens, durch Bandmasse mit ihm, verbunden, zwei längliche kantige Knochensäulchen von 7 Linien Länge und 2 Linien: Breite, welche untereinander durch Bandmasse fest verbunden sind, und deren Lepidesiren paradoxa. 615 innere Fläche von der Schleimhaut der Kiemenhöhle überzogen wird. Sie sind offenbar Rudimente von Opercularknochen. Der untere derselben hängt übrigens durch ein langes { Linie starkes Band mit dem unteren Rande des Unterkiefers, und durch lockere Bandmasse mit dem hinteren Ende des Zungenbeins zusammen. Am vorderen Ende des Stirn-Scheitelbeins sitzen zwei fast 3 Zoll lange, mässig bogen- förmig gekrümmte dünne Knochen mit breiter Basis beweglich, aber ohne Gelenkverbindung, auf, welche über und neben der Crista des Stirn-Scheitelbeins nach rückwärts gehen, und mit ihrem Ende über die Crista hinausragen. Sie sind dreikantig. Zwei Flächen derselben dienen einer Partie des Temporalmuskels zum Ursprunge, die dritte liegt frei, und wird nur von der Schädel - Aponeurose überzogen. Bischoff deutete sie als Jochheine, womit ich nicht ein- verstanden bin, da sie über dem Auge liegen, ja sogar das Schädeldach überragen. Es kann übrigens nur die Beziehung zum Kaumuskel (eigentlich Temporalmuskel) diese Benennung veranlasst haben, der, wie später gezeigt wird, einen viel ausgebreiteteren Ursprung hat. Ich würde der Lage und Befestigung wegen den Vergleich mit den Superciliarknochen der Fische und Amphibien natürlicher finden, obgleich diese nie einen so auffallenden Grad von Ent- wicklung erreichen. Vor dem Ansatzpuncte dieser Knochen liegt der unpaarige Zwischenkiefer, der an dem Bischoff’schen Exemplare keine geradlinige Längenaxe hat, sondern rechtwinklig nach abwärts gebogen ist. An der Umbiegungsstelle läuft eine schräge Naht von einem Rande des Knochens zum anderen. Bischoff шей sie ganz recht für etwas Zufälliges, da sie an meinem Präparate zugleich mit der Umbiegung des Knochens fehlt, und der Knochen geradlinig nach vorne in jene die zwei kleinen Zähne tragende Spitze ausläuft, und die Schnauze keine abgestumpfte, sondern eine spitzige Form hat. Die Umbeugung und die unregelmässige Naht gehören ganz gewiss einer mit Dislocation des einen Bruchendes geheilten Fractur des Knochens an. Der Zwischenkiefer hat übrigens eine dreieckige Gestalt, mit der Spitze nach vorne, mit der 8 Linien breiten Basis nach hinten gewendet, welche letztere theils mit dem Stirn-Scheitelbeine, theils mit den Basen der Superciliarknochen durch starke Band- fasern zusammenhängt, Rechts und links von ihm liegen die gefensterten knorpeligen Nasen- kapseln, wie bei den Rochen, Haien und Chimären. Der Oberkiefer existirt nur als 2 Linien breiter Knorpelstreif, der zwischen Gaumenbein und Stirn-Scheitelbein eingeschaltet ist, und nach vorne in das merkwürdige System der Lippenknorpel übergeht, über welches bei den Verdauungsorganen das Nähere folgt. Es ist dieser Knorpelstreifen eine unmittelbare Fort- setzung der an der inneren Oberfläche des Schädels befindlichen Knorpelmasse, welche in den Felsenknorpelmassen ihre grösste Ausbildung erreicht. Der Unterkiefer ist ein massiver, einfacher knöcherner Bogen mit einer halbkreis- förmigen vertieften Rolle an dem hinteren Ende seiner Schenkel, vor welchem ein dreieckiger starker Kronenfortsatz herausragt. Er ist an seinem Mittelstücke eben so furchtbar mit zwei dreizackigen Zähnen bewaffnet wie die Gaumenbeine. An seinem unteren Rande verläuft eine tiefe Längenfurche, die einen Knorpelstreifen von 14 Linien Dieke aufnimmt, welcher vorne in den Labialknorpel der Unterlippe übergeht. Die Gelenkhöhle des Unterkiefers wird durch 18* 616 J. Hyrtl, eine I Linie dicke Knorpelplatte inkrustirt, welche auch die innere Oberfläche des Kronen- fortsatzes überzieht. Die ausführlicheren Details über die Schädelknochen können in Bischoff's Abhand- lung nachgesehen werden. Interessante Vergleichungen und Reflexionen über die Deutung der Schädelknochen, enthält ein eigener diesem Gegenstande gewidmeter Artikel in Kóstlin's »Bau des knóchernen Kopfes.« S. 108 pag. 453 seqq. Das Zungenbein hat gar keine Verbindung mit den Kiemenbogen. Es besteht aus zwei symmetrischen, nach vorne convergirenden und durch Zwischenknorpel vereinigten Ásten, die parallel mit den Seitentheilen des Unterkiefers verlaufen. Eine Copula oder mittleres Zungenbein fehlt. Das hintere dickere Ende beider Äste ist durch Faserknorpelmasse an einen stumpfen, an der inneren Fläche des Quadrat-Knochenknorpels befindlichen Fortsatz befestigt. $55; "Extremitatem. Der Brustgürtel wird durch zwei plattrundliche, nach vorne unter einem Winkel von 45? zusammenstossende Knochen gebildet, die hinter den Zungenbeinästen liegen, mit diesen parallel laufen, und den Herzbeutel zwischen sich fassen. Sie sind an ihrem vorderen Ende knorplig und gehen ohne Unterbrechung in einander über, Ihr hinteres breiteres Ende ist eben- falls mit Knorpel belegt, etwas ausgehóhlt, bildet die hintere und untere Wand der Kiemen- hóhle, und wird von der Schleimhaut derselben überzogen. Am convexen Rande des hinteren Endes sitzt ein conischer, nicht ganz 2 Zoll langer Knorpel auf, der die Grundlage der vorderen pfriemenförmigen Extremität bildet. Ein breites dehnbares Band verbindet das hin- tere Ende mit den seitlichen Hinterhauptsknochen und den vor ihnen liegenden Felsen- knorpeln. Sonst haben sie keine unmittelbare Verbindung mit dem Zungenbeine oder dem Kopfskelete. Das Beckenrudiment steckt ganz im Fleische der Stammmuskeln, ohne allen Zusam- menhang mit der Wirbelsäule. Es besteht aus einem unpaarigen, in der unteren Bauchwand enthaltenen Knorpel, der auf jeder Seite zwei Fortsätze hat. Der vordere längere endigt zugespitzt, der hintere kürzere trägt einen 11 Zoll langen Knorpelfaden, die Grundlage der hinteren Extremität, Owen's gedrängte Schilderung liefert folgende Unterschiede im Skeletbaue von L. annectens. Die ossificirten Theile des Skelets sind wie beim Hornhecht (Belone vulgarıs) grün gefärbt. Die Chorda dersalis wird in der Caudalregion gegliedert, und zerfällt in so viele unvollkommene Abtheilungen, als Bogenstücke vorkommen. Die Bogentheile (Neurapephyses) des [ten und 2ten Wirbels berühren sich mit ihren stark nach innen entwickelten Basen über der Chorda und unter dem Rückenmarke. Die Occipitalia lateralia (Execcipitals) schliessen das Foramen. occipitale nach oben, und ein Schuppentheil fehlt (findet sich knorpelig bei L. para- dera. Ein Basaltheil des Hinterhauptbeins existirt deutlich, und ist vom Basaltheile des Keil- beins durch eine Rinne geschieden. Knorpelige Keilbeinsflügel schliessen die Schädelhöhle seitlich (sie fehlen bei L. paradora). Die langen rippenfórmigen Superciliarknochen werden Lepidosiren paradoxa. 617 als /rontalia posteriora angeführt. Der nicht nach unten gebogene Zwischenkiefer wird als Verschmelzung der Nasen- und !ntermaxillarknochen gedeutet. Die zahntragenden Gaumen- beine werden als Fusion des Oberkiefers, der Gaumen- und Flügelknochen angesehen. Am hinteren Rande des Quadratknochens /Os tympanicum) ist ein dreikantiger, etwas gewundener Praeopercularknochen angeheftet (bei L. paradera sind deren zwei). Das Suspensorium des Schultergürtels wird als s/y/eed bene beschrieben. Es artieulirt nur an seinem oberen Ende mit dem Felsenknorpel, an seinem vorderen unteren mit dem hinteren Ende des Zungenbeins (Cerato-hyvid bone). Das Zungenbein besteht aus zwei seitlichen Stücken, die in der Mitte nicht wie bei L. paradora durch eme unbewegliche Synchondrose, sondern durch Bandmasse verbunden sind. Die knorpeligen Kiemenbogen hängen nur an der Mundschleimhaut, und haben sonst keine Verbindung mit dem Skelete. Der Schultergürtel besteht aus einem paarigen Scapular- und Coraccid bene, welche mit einander verwachsen sind. Die knorpelige Grundlage der Brustflosse articulirt mit dem oberen Ende der Scapula, und besteht aus einer Reihe von 40 beweglichen Gliedern. Es finden sich nur 46 Rippenpaare, die mit den Intermuskular-Aponeurosen zusammen- hängen. Das 4ïste Rippenpaar bildet durch seine Convergenz nach unten den ersten unteren Dorn der Schwanzwirbelsäule (Haemapephysis or vascular arch). Den Beckenring repräsentirt ein einfacher kreuzförmiger Knorpel. an dessen vorderem Ende der in 40 Glieder zerfallende Knorpelstrahl der hinteren Flosse articulirt. in den grösseren Gliedern fand sich Knochenerde abgelagert. Ш. Muskelsystem. $, 6. Muskeln des Stammes, Ich halte es für überflüssig, mich in eine umständliche Beschreibung der zahlreichen Abtheilungen der einzelnen grossen Stammmuskeln einzulassen. Die auffallende Ähnlichkeit derselben mit den sogenannten Seitenmuskeln der Fische und namentlich der Cyclostomen hatte für mich nichts Einladendes, eine minutiöse Zergliederung derselben vorzunehmen. Es genügt für den Zweck, den ich mir setzte, die Hauptgruppen zu bezeichnen, und diese sind: a. Der obere Seitenmuskel. An der Dorsalseite des Thieres läuft, rechts und links von den Dornfortsátzen der Wirbelsäule, ein langer fleischiger, mit vielen senkrecht auf seine Fasern eingewebten Seh- nenstreifen versehener Muskel, der die ganze Tiefe des Raumes zwischen Wirbelsäule und Seitenlinie einnimmt. Er ist mit einer äusserst starken Aponeurose überzogen, deren äussere Fläche durch kurzes festes Zellgewebe mit der inneren Oberfläche der Cutis zusammenhängt, deren innere eben so viele sehnige Dissepimenta erzeugt, als Wirbel vorhanden sind. Diese Scheidewände 618 J. Hyrtl, laufen durch das Fleisch des Muskels gegen die Wirbelsáule, und theilen es in aliquote Por- tionen, die von ihnen ihren Ursprung nehmen. An der Seitenlinie schickt die Aponeurose einen breiten wagrechten Fortsatz nach innen zur Wirbelsáule, der eine Scheidewand zwischen der oberen und unteren Parte der grossen seitlichen Muskeln vorstellt. Die Richtung der Fasern in den einzelnen Abtheilungen des Muskels ist für die hinte- ren schráge von innen nach vorne und aussen zur Seitenlinie, für die vorderen weniger schief zum Hinterhaupte gehend. Über dem Hinterhaupte verliert sich das Fleisch des Muskels mittelst einer halb- mondförmigen nach vorne convexen Demarcationslinie in eine breite und derbe Sehne, welche den Kaumuskel deckt, mit dem von Bischoff als Jochbein gedeuteten Knochen (Su- pereiliarknochen) zusammenhängt, und sich an der Basis des Intermaxillarknochens an den durchbrochenen Nasenkapseln, den Knorpeln und dem sehnigen Gewebe der wulstigen Ober- lippe verliert. Durch diese Aponeurose hängen der rechte und linke obere Seitenmuskel am Kopfe mit einander zusammen. b. Der untere Seitenmuskel. Die sehnige Hülle, die ihn überzieht, so wie die Dissepimenta, die ihn schneiden, sind eine Fortsetzung der früher erwähnten. Letztere sind am Schweife wellenförmig ge- bogen, am Stamme geradlinig. Sie laufen aber nicht gegen die Wirbelsäule, sondern ver- binden sich mit dem ausserordentlich festen fibrösen Stratum des Bauchfelles. Die Richtung der einzelnen Portionen des Muskels geht schräge von unten nach oben und aussen. Er ist von dem auf ihn folgenden geraden unteren Stammmuskel nicht durch Aponeurosen getrennt. Seine schräg aufsteigenden Fasern gehen vielmehr successive in die Längenrichtung des letz- teren über. Die vorderste Abtheilung desselben verliert sich mit zwei deutlichen Strahlungen am Basalknorpel der verkümmerten vorderen Extremität und an der hinteren Peripherie der Kiemenóffnung. c. Der gerade untere Stammmuskel. Er entspringt von dem vereinigten Scham- und Sitzknorpel des Beckenrudiments, hat das gestreifte Ansehen der beiden übrigen, und läuft mit seinem Nachbar der anderen Seite parallel nach vorne, wo er einige seiner äusseren Fasern zum hinteren Rande der Kiemenóffnung schickt, wáhrend die gróssere Summe derselben in eine Aponeurose über- geht, die sich am unteren Rande des Unterkiefers inserirt. Die tendinósen Streifen, die hier ganz das Ansehen der Inscriptiones tendineae am geraden Bauchmuskel der höheren Wirbel- thiere besitzen, sind theils Fortsetzungen derselben Gebilde des unteren Seitenmuskels, theils selbstständig und ohne Verbindung mit letzterem. — Lepidosiren paradora. 619 $. i. Schling- und Athemmuskeln. Die weiteren Muskelanordnungen verdienen eine ausführlichere Behandlung, da sie bei Lepidosiren paradexa gar nicht und bei L. annectens nur theilweise bekannt sind, letztere auch so auffallende Verschiedenheiten zeigt, wie sie bei zwei Arten desselben Genus wohl sonst nicht vorzukommen pflegen. Von der vorletzten Inscription bis zur Anheftungsstelle am Unterkiefer wird der ge- rade untere Stammmuskel durch ein sich über ihn hinschiebendes Lager von flachen und breiten Muskeln bedeckt, die am unteren Rande beider Kieferhálften ihren Ursprung nehmen, und in der Medianlinie der unteren Fláche des Kopfes mittelst einer sehnigen Raphe ver- bunden werden, Der vordere ist dreieckig. Tab. II. fig. 2. b. Sein äusserer Rand ist an das vordere Drittel des unteren Randes des Kiefers befestiget, sein innerer stösst an denselben Muskel der anderen Seite, sein hinterer verschmilzt durch eine sehnige Linie mit dem darauffolgen- den, Tab. II. fig. 2. ce., welcher vom hinteren Theile des unteren Kieferrandes und von der unteren Kante des als unteres rudimentäres Kiemendeckelstück gedeuteten Knochens entsteht, und mit strahlig divergirenden Fasern theils mit dem vorausgegangenen, theils mit dem gleichnamigen der anderen Seite, theils mit der zweiten Inscription des geraden Stamm- muskels verschmilzt. Die hintersten Fasern dieses Muskels gehen bogenförmig über die vordere Peripherie der Kiemenóffnung, und verlieren sich im Unterhaut-Zellgewebe. Der Richtung der Fasern nach stimmt dieses oberflächliche Muskelstratum mit dem M. mylchycideus der Säugethiere überein, und soll, da ich keinen besseren Namen zu geben weiss, auch ferner so heissen. Es müsste sodann ein Mylchycideus ant. et post. unterschie- den werden. Diese Muskelanordnung findet sich, wie ich bei Owen, tab. 24. fig. 1, 4, 5 und 6 sehe, nicht bei Leprdosiren annectens. Der untere Seitenmuskel schickt bei L. annectens keine Fasern. zur Kiemenóffnung, der gerade untere Stammmuskel fehlt gánzlich, dagegen ist ein zeradegefaserter Muskel abge- bildet, der von der mittleren Sehnenlinie (median aponeurosis, representing the sternum) der unteren Bauchwand entsteht, und in der Mitte des Zungenbeinbogens endigt (Retractor 05515 hycidei oder Sternc-hycideus genannt), von wo ein kurzer und zarter Muskel zur Sym- physis menti geht (Genichyordeus). Der Mylohycideus (der auch bei Owen diesen Namen führt, ist nur einfach auf jeder Seite vorhanden, verschmilzt mit seinem Gegner in der Mittellinie) und deckt die vordere Hälfte des Retractor ossís hyoider. Der Hetracter 0555 hyctder findet sich auch bei Lepidostren paradvra, ist aber kein selbstständiger Muskel, wie ihn Owen schildert, sondern entspringt von der zweiten und dritten. Inseription an der oberen Fláche des geraden unteren Stammmuskels, ist sehr breit und dünn, und befestigt sich an der ganzen Lánge des unteren Zungenbeinrandes, wáhrend er bei L. ennectens sehr schmal am Mittelstück des Zungenknocnens endigt. Ein Geniohyoideus fehlt bei L. paradera. 620 J. Hyrtl, Nach Entfernung dieser Muskeln an der unteren Seite des Kopfes prüsentirt sich ein paariger massiver Muskelkórper, der jenseits des fibrósen Diaphragma's von der inneren Oberfläche des unteren Seitenmuskels und dessen vorderen Inseriplionen entspringt, an der äusseren Seite jener räthselhaften Knochen, welche als Suspensorien des Schultergürtels gedeutet wurden, vorbeigeht, und die innere Schicht seiner Fasern an deren hinterem Rande endigen lásst, wáhrend die áussere máchtigere zur Clavicula nach vorne geht, am auch hier einen Theil ihrer Fasern einpflanzen zu lassen, und mit dem noch immer ansehnlichen Reste in der Mitte des Zungenbeinbogens zu endigen. Tab. IL Fig. 1, N: Als Fortsetzung des unteren Seiteumuskels behält er dessen Inseriptionen bei, und ich zähle deren 5 an seiner unteren Fläche. Es wird dieser Muskel alle beweglichen Theile des Halses nach hinten und unten ziehen, und durch Vergrösserung des senkrechten Durchmessers der Mundhöhle als Haupt- Inspirations-Muskel bei der Wasserathmung functioniren, Ich finde unter den Athmungs-Muskeln der Fische keine Analogie mit diesem. Nur der von Owen Tab. 24. fig. 6. lit. dd und Tab. 25. fig. 1. lit. сс abgebildete Zungenbein- muskel ist ihm verwandt. Owen nannte diesen Coraco-hyordeus, und wir wollen diesen Ter- minus auch für den fraglichen Muskel beibehalten, Die zwischen Suspensorium und Clavieula ausgespannten Fascikeln des Muskels wer- den von einem später zu erwähnenden Aste des Nervus vagus durchbohrt, welcher am unteren Rande desselben fortläuft, sich in die Substanz des unteren Seitenmuskels einsenkt, und durch alle Inscriptionen sich Bahn schaffend, bis zum Beckenrudiment von mir verfolgt wurde. Es ist dieser Ast des Vagus nicht der Seitennerv, der viel stärker und der Rücken- markssäule näher verlaufend, weiter oben in der Substanz des oberen Seitenmuskels gefun- den wird. Beide Muskeln schliessen, ihrer Convergenz nach vorne wegen, einen dreieckigen Raum ein, der den Herzbeutel aufnimmt. Nach Wegnahme dieses Muskelpaares erscheint eine viel zartere Muskulatur, die in einer wichtigen Beziehung zu den Schling- und Respirationswerkzeugen steht. Um sie mit einmal übersehen zu können, musste der Herzbeutel von seinen Unigebungen isolirt und nach vorne geschlagen werden. Es zeigen sich sodann: «. Der Adductor suspensorü. Das Suspensorium ist ein langer stabförmiger, am seitlichen Hinterhauptsbein arti- eulirender Knochen, der mit dem Schultergürtel keine directe, sondern nur durch Muskeln vermittelte Verbindung hat, und desshalb auch seinen Namen erhielt. Er ist: schräge nach aussen, unten und hinten gerichtet, und kann durch einen kräftigen Muskel in die verticale Ebene gestellt werden, Dieser Muskel entspringt von der seitlichen Gegend des vorderen Endes der knorpligen Chorda dorsalis, und inserirt sich an der inneren Fläche des Suspen- soriumknochens bis zu seinem etwas aufgetriebenen Ende herab. Er wird den abstehenden Knochen in die senkrechte Lage bringen, dem gegenüberstehenden nähern, und verdient e LI Lepidosíren paradoxa. 621 somit den Namen eines Adductor suspensorü. Seine schräge Richtung zur Axe des Suspen- soriums lässt ihn zugleich als Retractor suspensorů wirken, und als solcher wurde er von Bischoff erwáhnt. Die Ursprünge des rechten und linken Adductor suspensorit liegen einander so nahe, dass zwischen beiden nur Raum genug für den Oesephagus und die Acrta übrig bleibt. Das Spiel des Muskels kann somit den Deglutitionsact unterstützen. Unmittelbar hinter diesen Muskeln verbindet sich die Speiseröhre mit dem Ductus pneumaticus, B. Der Humero-pericardracus. Dieser merkwůrdige Muskel entsteht aus den Muskelportionen, die zwischen Sus- pensorium und Clavicula liegen, ist breit und flach, geht mit parallelen Fasern nach innen, und inserirt sich am Herzbeutel in dem Winkel, welchen eine vom inneren Rande der Cla- vicula zur Rückenseite des Pericardiums ziehende feste Aponeurose mit letzterem bildet. Wenn der Boden der Mundhöhle, der unmittelbar über dem Herzbeutel liegt, durch den eingeführten Finger herabgedrückt wird, hebt ein Zug an diesem Muskel ihn wieder auf. y. Der Constrictor isthmi fauctum. Er bildet einen oben durchbrochenen und durch das vordere Ende der Chorda dorsalis abgeschlossenen Ring, durch welchen die Speiseröhre läuft. Von der Aponeurose, die die innere Fläche des sogenannten Coracchycideus und die Höhle zur Aufnahme des Herzbeutels überzieht, entspringt für ihn ein Bündel verstärkender Fasern. Er wird durch eine longitudinale sehnige Raphe in 2 Hälften getheilt. Die Einmündungsstelle des Ductus pneumaticus (Glottis) fällt noch in das Bereich dieses Muskels, der, da die Glottis selbst keinen Kreismuskel besitzt, zugleich durch Compression des Isthmus für den Verschluss der Glottis sorgt. д. Der Azygos isthmi faucium. Tab. Ш. fig. f. ce. Er entspringt mit einer langen fadenförmigen Sehne von der hinteren Fläche der Mitte des Zungenbeins; wird, unter der Schleimhaut der Mundhöhle nach hinten lau- fend, vor den grossen Ästen des Bulbus fleischig, und divergiit in zwei Schenkel, welche zur unteren Wand des Isthmus gehen, und sich an den vorderen Rand beider Hälften des Constrictor isthmi fauctum anschmiegen, Es ist klar, dass dieser Muskel, wenn der Constrictor zu wirken aufhört, die untere Peripherie des Isthmus nach vorne zieht, wodurch die in den Falten des zusammengeschnür- ten Istlımus verborgene Glottis der einzuathmenden Luft wieder zugänglich wird. г. Der Dilatator isthmi faucium. Tab. Ш. fig. t. dd. Er entspringt an der ganzen Länge des inneren scharfen Randes der Schlüsselbeine, liegt vor der Aponeurose, die die Kiemenhöhle von der Thoraxhöhle scheidet, zwischen ihr und der Schleimhaut der hinteren Wand der Kiemenhöhle; geht quer nach innen, und verliert sich vor dem Constrictor faucium am äusseren Umfange jener Öffnung, durch welche Abh. V, 3. 19 622 J. Hyrtl, die weite Mundhöhle in den engen Ossophagus plötzlich übergeht. Da die beiden als Schlüs- selbeine gedeuteten Knochen nach vorne durch Synchondrose mit einander zusammenhángen, so kann sich die Thätigkeit dieses Muskels nicht auf sie nähernd, sondern auf den Isthmus erweiternd äussern. C. Der Attractor branchiae primae. Er entspringt 2 Linien neben dem Ursprunge des Azygos isthmi nach aussen, und bildet einen langen, dünnen, 2 Linien breiten Muskelstre'f, der unter der Schleimhaut der Mundhöhle zum unteren Ende des ersten Kiemenknorpels geht, um hier zu enden. Er zieht diesen und durch ihn die unteren Enden aller übrigen Kiemenknorpel nach vorne, und hat seinen Antagonisten in folgendem, n. Der Retractor branchiarum. Dieser nimmt seinen Ursprung über dem Dilatator isthmi faucium vom vorderen Rande der Clavicula , und zerfällt in drei Theile, die zum unteren Ende des 2. 3, und 4. Kiemenknorpels verlaufen. Er zieht die drei hinteren Arcus branchiales und durch sie auch den ersten nach rückwärts und auswärts, und erweitert dadurch die Mundhöhle. Ein Adductor operculr, der vom Ouadratknochen zum grósseren Opercularstück geht, zieht letzteres gegen jenen, und erweitert dadurch die Kiemenöffnung. Ein Musculus interopercularis von unbedeutender Stärke nähert die beiden Oper- cularknochen. S. 8, Kaumuskeln, Die Stärke des Unterkiefers und die furchtbare Bewaffnung desselben lässt auf einen sehr entwickelten Beissapparat schliessen, und in der That kommt in den beiden unteren Classen der Wirbelthiere kein Beispiel von kraftvollerer Bildung der Kaumuskeln vor, als bei Lepidosiren paradoxa. Da der gerade untere Stammmuskel unmittelbar, der starke Coracchycideus aber mit- telbar den Kiefer herabzieht, so haben wir hier nur den Apparat der Hebemuskeln zu schil- dern, der in einen Musculus temporalis und masseter zerfällt. Der erstere ist ungleich stärker, und füllt den ganzen Raum aus, der zwischen dem Stirn-Scheitelbein, dem Quadrat-Knochenknorpei und dem hinteren Ende des Unterkiefers übrig bleibt. Er liegt dem gleichen Muskel der anderen Seite am Scheitel so nahe, dass er nur durch eine, von der inneren Fläche der Sehne des oberen Seitenmuskels zur Crista des vereinigten Stirn-Seitenwandbeins gehende fibróse Scheidewand von ihm getrennt wird. Von dieser, so wie von der Crista und der ganzen Ausdehnung der oberen Fläche des Stirn-Scheitelbeins und dem langen Supereiliarknochen nimmt er seinen Ursprung, und stellt einen quer-ovalen, mit seinem vorderen, stark sehnigen Ende am Kronenfortsatz des Unterkiefers befestigten Muskelkörper dar, dessen Länge 2 Zoll, dessen Dicke über 1 Zoll beträgt. Er wird durch zwei ihm eingewebte Sehnenblätter in 3 Abtheilungen getrennt, von Lepidosiren paradora. 623 denen die mittlere die kleinste ist. und hángt an seiner Insertionsstelle am dreieckigen Kro- nenfortsatz des Unterkiefers mit dem Masseter zusammen, Er reprásentirt durch Lage und Befestigung den Musc. temporalis der höheren Wirbelthiere. Der Muse. masseter ist viel schwächer, beiläufig gesagt der 10. Theil des Schläfe- muskels, und kann, da er mit der Sehne des M. temperalis verschmilzt, als eine Abtheilung desselben betrachtet werden. Er entspringt vom äusseren Ende des Quadrat-Knochenknor- pels, über dem Kiefergelenke. Zwischen ihm und dem W. temperalis läuft ein starker Ast des Trigeminus nach aussen, der für die Haut des Vorderkopfes bestimmt ist. Nicht die ganze Summe der Fascikeln dieses Muskels findet am Kronenfortsatz ihre Insertion; die äussere Partie derselben geht an der Aussenseite des letzteren vorbei zum Mundwinkel, und trennt sich vor ihm in zwei spulenförmige Muskel, deren oberer zur Basis des aufsteigenden Astes des Oberlippenknorpels geht, während der untere kleinere, aber durch ein von der inneren Oberfläche der Fascia des Temporal-Muskels entspringendes breites Muskelbündel namhaft verstärkte Muskel mit einer langen Sehne sich in die Sub- stanz der wulstigen Unterlippe verliert, ohne mit dem Knorpel derselben eine Verbindung einzugehen. Beide Muskeln sind als Retractores labicrum anzusehen *). Unter dem Kronenfortsatz entspringt vom hinteren Ende des Unterkiefers ein fast ebenso starker Muskel wie der Masseter, der mässig schief nach rück- und aufwärts zur äusseren Fläche beider Opercularknochen verläuft, und in so ferne als Dilatator aperturae branchtalis wirkt. Er könnte auch als Kaumuskel functioniren, wenn die beiden Opercular- knochen durch die hinteren Portionen des Mylchycideus (der, wie früher erwähnt, sich am unteren Rande des grösseren Operculums befestigt) fixirt würden, Vom hinteren Ende beider Opercula verlaufen zur oberen Peripherie der Apertura branchialis mehrere parallel gefaserte Muskelbündel, deren Wirkung mir nicht ganz klar ge- worden, da der obere Umfang dieser Óffnung an das vordere Ende der zwischen dem oberen und unteren Seitenmuskel verlaufenden tendinósen Zwischenmembran so fest auhángt, dass alle Beweglichkeit desselben verloren geht. IV. Verdauungsorgane. $. 9. Topographisches Verháltniss der Eingeweide, Der senkrechte Durchmesser der Bauchhóhle misst 1 Schuh 3 Zoll, der Querdurch- messer in der Mitte des walzenfórmigen Leibes 2 Zoll 4 Linien. Der Darmcanal bildet von seinem Eintritte in die Bauchhóhle bis zur Afteróffnung nur eine langgestreckte S-fórmige Krümmung. Im aufgeblasenen Zustande buchten sich die *) Auch zur Oberlippe geht ein von der den Temporal-Muskel deckenden Aponeurose entspringendes, aber sehr diinnes accessorisches Muskelbündelchen. 19 * 624 J. Hyrtl, Wände der unteren Hälfte desselben aus, und bilden mehrere in einander fortlaufende wellen- fórmige Krümmungen. Er besitzt ein Mesenterium, welches nicht von der Wirbelsáule auszeht, sondern vom Eintritte des Darmcanales in die Bauchhöhle an, in der Länge von 5 Zoll an die innere Oberfläche der rechten Bauchwand geheftet ist. Für das hintere, 8 Zoll lange Stück. des Darmcanals entspringt das Mesenterium von der inneren Oberfláche der linken Bauchwand. Tab. U. fig. 1 lit. 4, /. Das dazwischen liegende Stück des Darmes von 2 Zoll Länge hat keine Befestigung an der Bauchwand. Es liegt vollkommen frei in der Bauchhóhle. Da das vordere Segment des Darmes an die rechte, das hintere lángere an die linke Bauchwand be- festigt ist, so muss das mittlere gekróslose Stück desselben eine quere, von rechts nach links gehende Lage einnehmen, | Man kann unter ihm mit zwei Fingern der Hand bequem durch- kommen. Der vordere oder rechtseinge Abschnitt des Mesenteriums ist im Maximum 4 Lin., der hintere anderthalb Zoll breit. Die Ursprungsstelle dieser Mesenterien liegt der Median- linie der unteren Bauchwand viel näher als der Wirbelsäule. Die Entfernung von der Wirbel- sáule beträgt für das linkseitige Mesenterium 2 Zoll 4 Lin., von der Medianlinie der unteren Bauchwand nur 7 Linien. Zum hintersten Ende des Darmcanales tritt noch ein drittes, zwei Zoll langes, von der Wirbelsáule entspringendes Mesenterium hinzu, so dass es zwischen diesen Befestigungs- mitteln, wie der Uterus zwischen den breiten Bándern, zu liegen kómmt. Man kónnte die beiden ersteren Mesenterien als partetale, das letztere als vertebrales bezeichnen. Die beiden Blátter des hinteren parietalen Mesenteriums weichen, bevor sie den Darmcanal erreichen, auseinander, umfassen denseiben nicht an allen Puncten seiner Oberfláche, sondern lassen ein gutes Drittel desselben frei zwischen sich. Der durch die Divergenz der beiden Blätter entstandene und durch einen Theil der Darmwand abgeschlossene dreieckige Raum bildet keine continuirliche Hóhle, sondern wird durch mehrere schrág durchsetzende zellige Blátter in ungleich grosse Fácher abgetheilt, die mit einander communiciren. Das vordere, durch das rechtseitige parietale Mesenterium befestigte Stück des Darm- canales ist viel enger als das hintere, und bildet einen allmálig sich erweiternden und vor dem freien Querstücke wieder enger werdenden Schlauch, dessen Durchmesser im leeren Zustande 7 Linien beträgt. Am Beginne des freien Querstückes mündet der Ductus choledochus ein, Das untere Stück des Darmcanales erweitert sich rasch bis zu anderthalb Zoll Durch- messer und nimmt gegen den After successive an Weite ab. Es hat, wie bei allen Fischen mit spiraler Darmklappe, das Ansehen, als sei es um seine Achse gedreht, da die auch von aussen kennbare Insertionsstelle dieser Klappe eine stetig fortlaufende Spirale bildet. Eine von den früher erwähnten Ausbuchtungen des Darmes, vom linken Rande desselben aus- gehend, ist so ansehnlich, dass ich sie als Diverticulum bezeichnen móchte. Sie ragt in den Raum zwischen beiden Blättern des linken parietalen Mesenteriums. Nebst den eben beschriebenen Mesenterien hat das vordere Ende des Darmcanales, welches, da es vor der Einmündung des Ductus choledochus liegt, ohngeachtet seiner geringen Capacitit, als dem Magen entsprechend aulgefasst werden muss, noch andere zahlreiche Lepidosiren paradora. 625 Befestigungen an der Bauchwand. Es entspringen námlich von der áusseren Fläche desselben eine grosse Anzahl diinner durchscheinender Blättchen, welche sich rechtwinklig durchkreuzen und zur inneren Oberfláche der Bauchwand oder zu anderen den Magen beriihrenden Ein- geweiden hinziehen. Die winklige Durchkreuzung die er Bláttchen bedingt ein System eckiger Zellen, welche mit einander communiciren. Sie haben wohl zuweilen über 3, aber nirgends weniger als 2 Linien Durchmesser bei einer Höhe von 2 — 4 Linien. Von der unteren und linken Seite des Magens gehen die Zellen zur inneren Oberfläche der Bauchwand, von der rechten Seite zur entgegensehenden Fläche der Leber, und von der oberen zur unteren Fläche der zelligen Lungensäcke. Diese Zellenbildung ist so fremdartig und überraschend, dass ich sie bei der ersten Eröffnung der Bauchhöhle für eine zellige Schwimmblase hielt, und nicht wenig erstaunt war: eine solche unter dem Darmcanale zu finden. Ich überzeugte mich jedoch bald, dass diesen Zellen eine peripherische Hülle, die zum Begriffe einer Blase gehört, fehlt, und dass das Bin- dungszellgewebe aller übrigen Organe genau denselben Charakter besitzt. Wurde in eine dieser Zellen sorgfältig ein Tubus eingeführt und Luft eingeblasen, so verbreitete sich diese weit unter dem Peritoneum, und füllte ein ausgedehntes Zellenlabyrinth, weiches sich bis zum hinteren Ende der Bauchhöhle zwischen Lunge und Leber, Leber und Darm, Ovarium und Niere ete. ausdehnte. Die parietalen Mesenterien des Darmes schliessen keine Blutgefässe ein. Diese ge- langen auf anderen Wegen zu oder von ihnen. Nur das vertebrale Mesenterium enthält eine zum Darme gehende Schlagader hinter welcher es durchbrochen ist, und eine rundliche Öffnung von 5 Linien Durchmesser zeigt. Die Leber liegt rechts vom Darmcanal. Ihre Länge beträgt 8 Zoll, ihre grösste Breite unter der Gallenblase 1 Zoll, ihre Dicke in der Mitte nicht über 4 Linien. Sie ist mit ihrer äusseren und oberen Fläche durch eine Folge von Zellen an die Bauchwand, mit dem vorderen Theile ihrer inneren Fläche ebenfalls durch grossnetzige Zellen an den Magen geheftet, mit dem Reste der inneren Fläche, der von einem zellenlosen Peritonäalblatte bedeckt wird, an kein anderes Organ befestigt. Beiläufig in der Mitte ihrer Länge besitzt sie einen von aussen und oben nach innen und unten laufenden Einschnitt, der die grosse Gallenblase auf- nimmt, welche durch ähnliche in Zellen gruppirte Blättchen allenthalben an die sie berüh- renden Wände der Leber und des Magens geheftet wird. Das vordere Ende der Leber ist vom Diaphragma einen Zoll entfernt. Die rechte Hohlvene senkt sich an ihrem hinteren Ende in sie ein, verlässt sie am vorderen und lauft neben dem Darme, durch klein genetzte Zellen mit ihm verbunden, zum Diaphragma. Milz, Pancreas und Appendices pyloricae fehlen. Der feinzellige Lungensack liegt ausser der Höhle des Peritonäums und wird nur an seiner unteren Fläche vom Bauchfelle locker überzogen. Zwischen ihm und dem Peritonäum finden sich die vielfältig erwähnten grossmaschigen Bindungszellen. Das vordere Ende desselben stösst an das sehnige Diaphragma, das hintere reicht bis zum Afterende des 626 J. Hyrtl, Darmes. Seine Breite betrágt vorne 15 Linien, in der Mitte 12, die Dicke seiner Wandungen im zusammengefallenen Zustande 2 — 4 Linien. Das rechte Ovarium liegt am äusseren Rande der rechten Niere. Es reicht vom unteren Ende der Leber bis zum hinteren Ende der Bauchhóhle, und wird durch eine breite Bauch- fellsfalte (Ligamentum suspenscrium) wie durch ein Mesenterium an der inneren Fläche der Bauchwand aufgehängt. Zwischen den Blättern dieser Falte verlauft, bevor sie zum Ovarium tritt, der im Zickzack mit abgerundeten Winkeln gekrümmte Oviduct, durchbohrt, einen Zoll vom vorderen Ende des Ovariums entfernt, das obere (äussere) Blatt des Aufhángebandes, und mündet mit einer zwei Linien breiten Óffnung in das Cavum peritonaei. Das linke Ovarium liegt mit dem der rechten Seite symmetrisch, wird aber vom linken Parietal-Mesenterium so verdeckt, dass es erst in seiner ganzen Ausdehnung gesehen werden kann, wenn der Darm sammt seinem Mesenterium nach links umgeschlagen wird. Den Raum zwischen den Aufhingebándern beider Eierstócke füllen die Nieren aus, die um anderthalb Zoll kürzer sind als jene, und selbst so weit von einander entfernt liegen, dass zwischen beiden Platz genug für den Verlauf des Lungensackes übrig bleibt. Was bis nun über das relative Verhältniss der Unterleibsorgane angeführt wurde, ist nach Eróffnung der Bauchhóhle ohne weitere Präparation zu sehen. Die weiteren Details folgen in der speciellen Beschreibung der einzelnen Eingeweide. $. 10, Lippen und deren Knorpel, Tab, 1, Fig. 1. Die Lippen sind zwei derbe wulstige Hautlappen, die aus einem faserigen Grund- gewebe und einem mit dem Kopfskelete zusammenhángenden System von Lippenknorpeln, wie bei den Rochen und Haien bestehen. Die Unterlippe ist nicht so lang wie die Oberlippe, und wird am Mundwinkel, der unter dem Auge liegt, von letzterer, die wie eine Falte über sie herabhängt, überragt und bedeckt. Sie sind beide äusserst gefäss- und nervenreich. In der Oberlippe liegt unter der Nasenkapsel ein sphärischer 2 Linien weiter Sinus, der die Nasen- und Lippenvenen aufnimmt, und in die Oberkiefervene übergeht, Die Unterlippe hat nur einen, die Oberlippe zwei Labialknorpel. Letztere entspringen von einem zwischen Stirn-Scheitelbein und Gaumenbein eingeschalteten Knorpelstreifen an der Seitenwand des Schädels, hinter dem Auge, Sie sind an meinem Präparate keine unmittel- baren Verlängerungen desselben, sondern hängen nur durch Bandmasse mit ihm zusammen. Sie sind 1} Linien stark, und laufen beiderseits an der hinteren Peripherie der Nasenkapseln herab, um sich unter dem Auge in zwei Äste zu theilen, welche sich an meinem Präparate anders als in den Bischoff'schen Abbildungen verhalten, Der äussere Ast ist nämlich der längere, und hört nicht mit einem etwas aufgetriebenen gekerbten Ende auf, sondern läuft wagrecht nach rückwärts bis zum vorderen Rande des Temporalmuskels, wo er dicker wird, dann bogenförmig nach unten geht, und sich in den über die Unterlippe herabgesenkten Rand der Oberlippe einbettet, und nach vorne, gegen die Zähne des Zwischenkiefers ziehend, all- Lepidosiren paradora. 627 málig in der fibrösen verfilzten Grundlage der Lippe verschwindet. Die ganze Länge dieses Knorpels misst 11 Zoll. Der andere Ast ist nur 3 Linien lang, umgreift den äusseren Rand der Nasenkapsel und hört mit einem scharf geschnittenen abgerundeten Ende auf. Der Knorpel der Unterlippe entwickelt sich aus einer am unteren Rande des Unter- kiefers eingeschalteten Knorpelspange, hängt mit dem der anderen Seite unter der Spina mentalis ant. zusammen, ist 14 Linien hoch und 1 Linie dick, und lässt von seinem oberen Rande 6 zungenarug geformte Verlängerungen abgehen, von welchen sich die beiden mittleren in den einspringenden Winkel der inneren Zahnzacken (siehe die später folgende Beschreibung der Zähne), die darauf folgende in den Winkel der inneren und mittleren Zahnzacke, die äussere in den Winkel der mittleren und äusseren Zacke legen, und jenen sonderbaren Schleim- hautlappen zur Stütze dienen, welche von der inneren Oberfläche der Lippen in die vordere Mundhöhle ragen. Nebst diesen den Lippen angehörigen Knorpeln finden sich über dem vorderen Theile der Zähne der Gaumenbeine noch zwei halbmondförmig gekrümmte Knorpelleisten. Sie sind wahre Verlängerungen der die drei ersten Fenster der Nasenkapseln trennenden Knorpel- stücke, umfassen den Boden der Nasenhöhle, und hängen durch Syndesmosis mit dem Knor- pelbeleg der unteren Fläche des Zwischenkielers zusammen. Bei Bischoff erscheinen sie als Fortsetzungen des inneren Astes des Oberlippenknorpels. Von der inneren Oberfläche der Lippen entspringen, wo sie in das Zahnfleisch über- gehen, oben und unten 6 häutige dieke Verlängerungen mit gefranzten Rändern, von pyra- midaler Gestalt, welche an ihren Basen in einander übergehen und sich in die einspringenden Winkel der Zahnzacken legen und sie vollständig ausfüllen, Tab. IL fig. 3. ///. Da die 6 Zahnzacken nur 5 einspringende Winkel bilden, so nimmt der mittlere derselben die beiden innersten lappenartigen Verlängerungen der Lippen auf, welche an der Oberlippe so klein sind. dass sie mehr Papillen genannt zu werden verdienen. Ihre Basis beträgt 3—4 Linien, ihre Höhe eben so viel. Die Lappen der Unterlippe werden von den zungenartigen Fort- sätzen des Labialknorpels gestützt; —- an der Oberlippe enthalten sie keine knorpelige Grundlage. Vor diesen Lappen liegen unregelmässige kleinere Schleimhautfältehen , und vor den mittleren Lappen der Unterlippe 6 keulenförmige Papillen von 1 — 2 Linien Länge, Tab. И. fig. 3. 4, welche mit den schwammförmigen Warzen der Zunge eines Säugethieres die grösste Ähnlichkeit haben. Alle diese Lappen enthalten in derselben faserigen Grundlage, aus welcher die Lippen- wulst besteht, ungemein zahlreiche Nervenramificationen der Lippenäste des Quintus. Der Saum und die innere Oberfläche der Lippen sind mit schwarzen Pigmentstreifen dicht gesprenkelt. S 11.2. Zahn e; Tab TE 657.9. Jedes Gaumenbein und jede Hälfte des Unterkiefers trägt einen I Zoll langen und 4 Linien hohen Zahn, der eine unmittelbare, mit Email incrusürte Fortsetzung des Knochens 628 J. НутИ, ist, Sie stossen in der Mittellinie zusammen, ohne zu verschmelzen, wodurch, da jeder Zahn selbst mässig bogenförmig gekrümmt ist, ein nach vorne convexer Zahnwall gebildet wird, der mit den Zähnen keines mir bekannten Fisches oder Amphibiums verglichen werden kann. Nur die Bewaffnung der Kiefer bei den Chimären lässt eine entfernte Ähnlichkeit erkennen, welche in den Zahnplatten des von Agassiz aufgestellten vorweltlichen Genus Ceratodus noch grösser wird. Der Zahnwall des Unterkiefers ist beiderseits um 14 Linien länger als der der Gaumenbeine. Jeder Zahn hat 3 Zacken, die am Kaurande meisselartig vorspringen und an der vorderen Fläche des Zahnes in 3 senkrechte Riffe übergehen, welche durch zwei einspringende, scharf geschnittene Winkel von einander getrennt werden. Die meisselförmige Kante der innersten Zahnzacke ist besonders scharf, wie sie bei Schneidezähnen vorkommt, die zweite Kante ist stumpfer, und die dritte nur an der äussersten Ecke des Zahnes scharf- spitzig. Zwischen den drei Kanten des Kaurandes hat die Zahnsubstanz viele feine Furchen und Grübchen, und sieht dadurch wie gravirt aus. An der hinteren Fläche fehlen die einspringenden Winkel. Versucht man Kaubewe- gungen mit den Kiefern, so schieben sich die Kanten der ersten und zweiten Zahnzacke im Oberkiefer über und vor dieselben Zacken der Unterkieferzähne wie die Blätter einer Scheere hin und her. Die äussersten Zacken kommen hiebei, wegen Niedrigkeit des äusseren Zahn- endes, gar nicht in Berührung. Zwischen dem Rande der Gingiva und den Kaukanten ist die Zahnsubstanz mit schmutzigbraunem Zahnstein incrustirt, Die einspringenden Winkel der oberen Zähne sind nicht scharf, sondern abgerundet und tiefer als die unteren. Am vorderen zugespitzten Ende des Intermaxillarknochens sitzen zwei kleine beweg- liche, wie Eckzähne aussehende Zähnchen von konischer Gestalt. Sie stecken nur in der Knorpelschicht des Zwischenkiefers und sind somit beweglich. Bei L. annectens sind sie ver- háltnissmássig länger, dünner, scharf spitzig und leicht hakenförmig nach hinten gekrümmt. S, 12, Mundhöhle, Sie ist sehr geráumig und mit einer ршрбзеп Schleimhaut überzogen, welche am Gaumen bis 2 Linien dick wird. Sie bildet gleich hinter den Záhnen eine starke, 3 Linien hohe obere und untere Wulst von halbmondförmiger Gestalt, welche sich an die hintere Fläche der Zähne anlegt, und diese so weit deckt, dass nur die Kaukanten über sie herausragen. Sie ist offenbar der- selben Natur wie die lappenartigen Verlängerungen der Lippen in der vorderen Mundhöhle. Es kann jedoch nicht zur Bildung pyramidaler Lappen kommen, da die hinteren Zahnflächen keine Winkeleinschnitte haben. Hinter dem unteren Wulste erhebt sich das Analogon der Zunge, als ein mit dem Zungenbeine zusammenhängender und wie dieses hufeisenförmig gekrümmter Wall, von dessen vorderem Rande in der Mitte eine flache häutige Papille her- vorragt. Der Schleimhautüberzug desselben ist vollkommen glatt. Die von Bischoff erwähnten drüsenartigen Körper »am hinteren Rande des vorderen Endes der Lepidosiren paradoza. 629 Zungenbeinhörner,« die man der Lage und Form nach für Speicheldrüsen halten sollte,« sind wohl nichts anderes, als der hinter den Zähnen liegende Schleimhaut- wulst. Bischoff selbst konnte an ihnen keine Übereinstimmung mit irgend einem bekannten Drüsenbau erkennen. Lepidesiren paradora bat ganz gewiss, wie alle Fische, keine Speichel- drüsen, und die genannten Wülste können durchaus nicht mit den von Mayer*) beschrie- benen Speicheldrüsen von Mencpoma verglichen werden. Hinten und seitwärts führen 4, von vorne nach rückwärts kleiner werdende Spalten zwischen den Kiemenbogen in die Kıemenhöhle, hinter welchen sich die Mundhöhle plötz- lich verengert, und in die nur 4 Linien weite Speiseröhre übergeht. $. 13. Magen. Tab. Ш. Fig. 3. аа. Eine eigentliche Magenerweiterung des Verdauungs - Canals existirt nicht. Der Oesophagus geht, ohne an Durchmesser zuzunehmen, in den Darm über. Diese Übergangsstelle ist durch eine kreisrunde, 2—3 Linien hohe Schleimhaut- faite lit. 6. — Pylorusklappe — bezeichnet, welche mit ihrem freien gekerbten Rande in die Höhle des Darmanfanges herabhángt. Wir werden das vor der Pylorusklappe liegende Stück des Darmrohrs, der Analogie wegen, Magen nennen. Seine Schleimhaut ist, so wie die des übrigen Darmcanals, äusserst dünn und schwarz tingirt, Sie wird von der Peritoneal- haut durch ein kaum bemerkbares Stratum von queren Muskelfasern getrennt, Sie besitzt keine Spur von Drüsenöffnungen oder Falten. An der dorsalen Wand des Magens liegt zwischen der Muskel- und Peritonealhaut ein drüsiges, undeutlich gelapptes Organ von 3 Linien Breite, welches die ganze Länge der oberen Magenwand einnimmt. Es lässt sich, ohne Weg- nahme der Peritonealhaut, schon durch das Gefühl unterscheiden, und setzt sich über den Pylorus hinaus in das Gedärm fort. Sein Gefässreichthum ist sehr bedeutend, und nament- lich sind die Venen ausserordentlich entwickelt, Es erhält arterielles Blut von der Magen- Arterie, und sendet 5 ansehnliche Venenäste zur Pfortader. Ausführungsgänge besitzt es nicht. Ich hielt es anfänglich für die Milz, welche Deutung durch das Verhältniss der Gefässe zulässlich scheint. Da es sich aber in den Darmcanal fortsetzt, und in dessen Spiralklappe aufgenommen wird — was für eine Milz doch sehr sonderbar wäre — so glaube ich es in die Kathegorie der Wundernetze stellen zu müssen, um so mehr, als ich ein solches Gebilde erst neulich in der Spiralklappe des Darmcanals beim Sterlet (derpenser ruthenus) aufgefunden habe. SM, Darmeamal, Der Darmeanal erweitert sich unter dem Pylorus zusehends, und bildet keine Schlin- gen, sondern läuft in zwei wellenartigen Krümmungen zum After. Er ist durch sein Gekröse an die linke, der Magen an die rechte Bauchwand geheftet. Nur sein Anfangsstück liegt, ohne Befestigung, frei in der Bauchhöhle. Er besitzt — wie der Darm der meisten Chon- dropterygier — eine in Hobel-Touren verlaufende Klappe, durch welche die Länge seines *) Analekten für vergleichende Anatomie, I. pag. 80. Abh. У, 3, 80 630 J. Hyrtl, Canals Бег scheinbarer äusserer Kürze bedeutend vermehrt wird. Die Wendeltreppe der Klappe macht ohngefáhr 5 Windungen und hórt 2 Zoll vor der Afteróffnung auf. Die erste Spirale ist am lángsten gedehnt; die folgenden rücken zusammen, und die letzte láuft in einen, das Rectum unvollkommen abtheilenden geradlinigen Fortsatz aus. Die Sáule, um welche sie sich windet, enthált eine Verlángerung der früher erwáhnten ráthselhaften Magen- drüse, die ich 4 Zoll weit nach růckwárts verfolgen konnte. Unter dem Pylorus zeigt die Schleimhaut einen halben Zoll weit eine äusserst subtile, mit freiem Auge kaum unterscheid- bare Netzbildung, an welche sich quere, sehr nahe gerückte, niedrige, aber die ganze Peri- pherie des Darmrohrs umgreifende Fältchen anschliessen, deren mássig gewundener paral- leler Verlauf mit den wellenfórmigen Hautfurchen der Hohlhand Ähnlichkeit hat. Die Schleim- haut des Darmcanals von Chimaera monstrosa liefert ein nur in mässig vergróssertem Mass- stabe gezeichnetes Bild derselben Anordnung. Grössere Falten oder Zotten finden sich nirgends. Die Einmündungsstelle des Gallenganges liegt rechts neben der Pylorusklappe in einer ovalen, durch quergespannte Leistchen in kleinere Vertiefungen abgetheilten Grube, am unteren Rande derselben. Die Óffnung ist sehr klein und verhält sich zur Grösse des Gallenganges wie 1:5. Am Insertionsrande der Spiralklappe kommen über ihm, schon in der erstenWin- dung des Darmes, merkwürdige, scharf begrenzte, eifórmige oder runde, 2 — 4 Linien im Durchmesser haltende, 1 — 2 Linien tiefe Gruben vor, welche sich durch die drei folgenden Windungen fortsetzen, und deren ich [4 zählte. Tab. Ш. fig. 4. Der scharfe Schleimhauts- rand, der jede einzelne umgibt, sticht durch seine gelbliche Fürbung gegen die übrige durchaus schwarz pigmentirte Schleimhaut grell ab. Ich kann die Form dieser Gruben mit nichts passender als mit jener der atonischen Schleimhautsgeschwüre vergleichen. Sie liegen mitunter so nahe aneinander, dass sie nur durch eine schmale, ebenfalls pigmentlose Schleimhautsbrücke getrennt werden. Ihr Grund ist mit dicht stehenden Zoiten besetzt, welche in einigen so kurz sind, dass sie über den Rand der Grube nicht hervor- ragen und ihrem Grunde ein pelziges Ansehen geben, in anderen — und besonders den grósseren — lánger werden und eine Art Pinsel bilden, welcher in die Hóhle des Darmes hervorsteht. Ich habe keine Vorstellung über diese mit Nichts in der Thierwelt verwandten Gebilde; sie für Absorptions- Organe zu halten, wofür ihre Form zu sprechen scheint, ist eine Vermuthung, die schwer zu beweisen ist. $.45. Leber. Tab. III "hie; а. Sie ist ein 7 Zoll langes und in der Mitte 7 Linien breites, flachgedrücktes, vorne und růckwárts zugespitztes Organ, dessen Form sehr an die Leber der Ophidier erinnert. Ihr Gewebe ist eher schwammig als dicht zu nennen; ihre Farbe braun und schwarz ge- sprenkelt, indem die an der Oberfläche kennbaren Verästlungen der gróberen Lebervenen- und Pfortader-Äste mit schwarzem Pigmente gefárbt sind. [In der Mitte ihrer Lánge besitzt sie einen schráge nach innen und hinten laufenden Einschnitt fiir die Gallenblase. An ihrer Lepidosiren paradora. 631 vorderen Hälfte lassen sich 3, an ibrer hinteren nur 2 Ránder unterscheiden. Nur die innere Fläche des hinteren Lappens ist durch das glatt darüber weggehende Bauchfell bedeckt, alle übrigen werden durch das oben erwähnte grosszellige Bindungsgewebe an benachbarte Organe geheftet. Man sieht desshalb keinen Theil ihrer Oberfläche bei der ersten Eröff- nung der Bauchhöhle. An ihrem hinteren Ende tritt die Cava ein und verlässt sie am vorderen, Die Gallenblase, Tab. HI. fig. 3. 5, ist sehr gross. Ihr Längendurchmesser beträgt im aufgeblasenen Zustande 15 Linien, bei 6 Linien Ouerdurchmesser, Sie ist eiförmig wie die Harnblase. Sie setzt sich in einen klappenlosen Ausführungsgang von 11 Linien Durch- messer fort, der in seinem Laufe zwei Ductus hepatici vom vorderen und hinteren Leber- lappen aufnimmt, die sich ın der Entfernung von 3 Linien in ihm einmünden. Das Ende des gemeinschaftlichen Gallenganges ist beim Darmcanale erwähnt. Die Pfortader 1624. Ah. Sie liegt in der Axe der Darmklappe mit der Arteria mesenterica versteckt, wo sie ihre Äste von den Wänden des Darmrohrs und von dem früher erwähnten Drüsengebilde sammelt, und unter dem Pylorus eine grössere Magenvene aufnimmt. Vom Pylorus wendet sie sich hinter der Arteria mesenterica zur Leber, und theilt sich in einen auf- und absteigenden Ast, die an der inneren Fläche des vorderen und hinteren Leber- lappens oberflächlich verlaufen, und ihre alternirend stehenden Zweige in das Parenchym des Organs versenken. Der Querdurchmesser ihres nur 2 Linien langen Stammes beträgt eben- ‚falls 2 Linien. $. 16. Arterien des Darmcanals und der Leber. Die Arteria aorta erzeugt drei unpaarige Arterien, die für den Darm und seine Annexa bestimmt sind. Die erste ist die Art. coeliaca, Sie entspringt aus dem rechten Rande des Anfangsstückes der Aorta, läuft an der äusseren Seite des Ductus pneumaticus über das vordere Ende der rechten Lunge zur Rückenfläche der Leber, wo sie sich mit der Cava kreuzt und in einer tiefen Furche eingebettet, einmal sogar von der Oberfläche verschwindet, um bald wieder aufzutauchen. In der Gallenblasen-Incisur der Leber gibt sie eine ziemlich starke Art. cystica und unter dieser eine Art. gastrica ab, worauf zwei Art. hepaticae folgen, geht dann am Pylorus in die Klappe des Darmes über, so dass man oberflächlich am Darme nur ihre Äste verlaufen sieht, und anastomosirt endlich mit einer ihr entgegenkommenden eben so grossen Art. mesenterica (anterior) im offenen Bogen von 1 Linie Durchmesser. Die Art. mesenterica ant. entsteht aus dem hinteren Stücke der Bauchaorta, und hat ausser der ge- nannten Anastomose keine weitere Verästlung. Das Afterende des Darmes erhält sein Blut aus einer 2 Lin. hinter der Art. mesenterica entspringenden kleinen Kloaken - Arterie, Art. mesenterica posl. Eine Kloaken- Erweiterung des Darmcanals — wie sie bei Amphibien vorkómmt — fehlt, so wie die Appendices pyloricae und wahrscheinlich die Milz. L. annectens hat in der Mundhöhle am Gaumen kleine Papillen, welche vieleicht mit den Gaumenzähnen der Siren lacertina verwandt sind; die Zunge ist dreilappig, mit feinen 80 * 632 J. Hyrtl, Wärzchen und Drüsen besäet. Die enge Übergangsstelle der Mundhöhle in den. Rachen wird dureh eine untere halbmondfórmige Klappe geschlossen. Die Summritze liegt noch im Rudimente des Schildknorpels, an dessen hinterem Rande. Der Magen ist deutlich und birnfórmig, seine Wände dick, die Pylorusklappe gekerbt. Das Bauchfell bildet, nachdem es die Eingeweide überzogen, eine Art Mediastinum, durch welches die 2 hinteren Drittel der Bauchhóhle in zwei seitliche Räume abgetheilt werden, welche nach hinten in wahre Peri- tonealcanále übergehen, die eine gemeinschaftliche Mündung nach aussen vor dem After, aber noch innerhalb dessen Schliessmuskels haben. Die Spiralklappe des Darmes macht 6 Windungen. Die Schleimhaut ist dick und wie bei den Sturionen ausgezeichnet folliculôs. Bauchdeckenvenen sollen zur Pfortader gehen. Die Leber ist ungelappt und umschliesst einen grossen Theil der Oberfláche der Gallenblase. Am merkwürdigsten aber ist die recht- seitige Aftermündung »/he cloacal vent was on the right side of a longitudinal feld of integument, which occupied the middle line. Aus der Zeichnung auf tab. 25. fig. 1 wird dieses nicht klar. $2^ 7:5 Nehruns“dés 'Fhieres: Natterer äussert sich hierüber nur unbestimmt: »Sie besteht, dem Zahnbaue nach zu urtheilen, wahrscheinlich in Vegetabilien, wie dieses sowohl durch die Aussage der Einwohner von Borba, dass das Thier sich von den Abfällen der Mandioca-Wurzeln nähre, als durch den Umstand bekráftiget wird, dass eines meiner Exemplare an einer Stelle gefunden wurde, wo Mandioca-Wurzel zur Bereitung von Farinha eingeweicht war.« Bischoff bemerkt, dass er, eben des Zahnbaues wegen, diese Ansicht nicht ganz theilen könne: »Die Zähne zeigen durchaus keine Mahlflächen, sondern scharfe schneidende Ränder; sie stehen ferner vorne und nicht hinten in den Kiefern, was man doch beides, nach der Analogie anderer Pflanzen- fresser, voraussetzen sollte. Dagegen sind die Záhne des Lepidosiren sehr wohl zum Er- greifen und Zerreissen einer Beute eingerichtet, was, den Muskeln und Záhnen nach zu schliessen, mit grosser Kraft geschehen kónnte.« — Die Nahrungsreste, die ich im Darmcanale des Thieres fand, geben zur Lósung dieser Frage den entscheidendsten Behelf. Sie waren sámmtlich vegetabilischer Natur. Ich verdanke meinem geehrten Freunde, Hrn. Dr. Fenzl, Adjuncten der botanischen Abtheilung des Wiener Hof-Naturalien-Cabinetes, hierüber folgende briefliche Mittheilung: »Die im Darmcanale des Lepi- dosiren gefundenen vegetabilischen Reste waren zweierlei Art, Die der einen, der Menge nach geringeren, gehóren unzweifelhaft Knollen von im Wasser stehenden Cyperus-Arten an, die der anderen sind Bruchstücke einer zusammengesetzten Frucht und zwar bloss der Fruchthülle. Von dem darin enthaltenen Samen fand sich keine Spur mehr vor. Die Bruchstücke sind sámmtlich der Art, dass sich aus ihnen durchaus keine, dem Ganzen auch nur entfernt sich annähernde Zusammensetzung der Frucht bewerkstelligen liess. Nach der Consistenz der Fruchthülle, dem Verlaufe einzelner Gefássbiindel, der Beschaffenheit der Contactflächen und der äusseren Form der gróssten Stücke zu urtheilen, konnte die Frucht kaum einer anderen Ordnung als der der Euphorbiaceen oder Rutaceen angehören. Im Widerspruche mit dieser Lepidostren paradoxa. 633 Bestimmung steht‘ bloss die äussere langhaarige verfilzte Bekleidung, die in solcher Weise bisher noch an keiner Art gedachter Ordnungen getroffen wurde, welche übrigens die Mög- hchkeit ihres Vorkommens keineswegs ausschliessen. Gehört die Frucht überhaupt zu einer der gedachten Ordnungen, so stammt sie von einer zur Zeit uns noch unbekannten und un- beschriebenen Pflanze. Jede andere Bestimmung wäre als eine mehr denn hypothetische anzusehen, und als solche mit allen weiteren Folgerungen verwerflich.« — Ich füge diesen Be- stimmungen noch bei, dass mir der Zahnbau ganz vorzugsweise geeignet erscheint, die auf- fallend harten Fruchthüllen zu zersprengen, um ihren Inhalt den Verdauungsflüssigkeiten zu- gänglich zu machen. . V. Respirationsorgane. $. 18. Lungen... Tab. Ш. fig. 1. und 2. Der grosse und durchaus nach dem Batrachier-Typus gebaute Apparat fiir die Luft- athmung übertrifft bei weitem die verkiimmerten Organe der Wasserathmung. Wir wollen desshalb auf die Beschreibung der Lungen die der Kiemen folgen lassen. Lepidosiren paradora hat zwei Lungen von gleicher Länge und gleichem Volumen. Sie erstrecken sich durch die ganze Länge der Bauchhöhle, vom Hinterhaupte bis zum After, und liegen — wie die Schwimmblase — extra cavum perttonei, zwischen dem Bauchfelle, welches ihre untere Fläche lose überzieht und der Chorda dersalis. Ihre Dorsalfláche ist an die untere Fläche der Chorda durch viele kurze sehnige Bändchen geheftet, welche neben der Aorta von der Scheide der Chorda und dem Perimysium internum der Stammmuskeln entspringen, Ihre hintere Portion liegt über den Nieren und Ovarien, zwischen diesen und der Chorda, und hat somit selbst an ihrer unteren Fläche keinen Bauchfellsüberzug. Bischoff lässt sie in der Höhle des Peritoneums eingeschlossen liegen, welcher Irrthum an einem ver- stümmelten Exemplare ohne Eingeweide sehr leicht möglich war. Beide Lungen sind mit ihren inneren Flächen so innig an eınander geschmiegt, dass sie nur an ihrem hinteren Viertel leicht und ohne Gefahr einer Verletzung von einander getrennt werden können. Nichts desto weniger ist die Furche, die die Trennung beider Lungen andeutet, an der Bauchfläche der- selben sehr ausgesprochen, und nimmt die Arteria pulmonalis inferior auf. Die Trennungs- furche an der Dorsalfläche ist seichter und wird von der Aorta eingenommen, An ihrem. vorderen Ende verbinden sich beide Lungen zu Einem Körper, der auf eine sehr merkwürdige Weise mit dem Oesophagus communicirt und eine geräumige Höhle einschliesst, von welcher aus beide Lungen bleichzeitig aufgeblasen werden können. Sucht man unmittelbar hinter. dieser Höhle eine Lunge an, um sie aufzublasen, und comprimirt man sie vor dieser Stelle, um das Entweichen der Luft in die Höhle des vereinigten Lungen- körpers auszuschliessen, so bläht sich nur die angestochene Lunge auf, während die andere selbst bei sehr foreirtem 'Aufblasen collabirt bleibt. Die Scheidewand, die sich im Einklange 634 VA Hyrt, mit der äusserlich sichtbaren Lángenfurche zwischen beiden Lungen fortzieht, ist also un- durchbohrt, und wir haben es mit zwei und nicht mit einer Lunge zu thun. Der vordere, beiden Lungen gemeinschaftliche Theil ist breiter als die Summe beider Lungen im weiteren Verlaufe, Sein Querdurchmesser hált 21 Lin., während in der Mitte die Breite beider Lungen nur 15 Lin. betrágt. Das vordere Ende beider Lungen umgibt von oben her die Eintrittsstelle des Oesophagus in die Bauchhóhle, — hat also einen halbmondfórmigen, ziemlich tiefen Ausschnitt, durch welchen zwei Hórner oder Zipfe entstehen, die sich rechts und links an und um den Oesophagus legen. Jedes dieser Hórner hat an seinem äusseren Rande ungleich tiefe und unregelmässige Einschnitte, durch welche rechterseits 8, linkerseits 5 kleinere Anhängsel gebildet werden. Die innere Oberfläche der gemeinschaftlichen Höhle hat, wie die der beiden Lungen- säcke, ein zelliges Ansehen, welches gegen das vordere Ende des rechten Hornes plötzlich verschwindet. Dieses verlängert sich in einen kurzen háutigen, 2 Lin. weiten Canal, der an der rechten Seite der Speiseröhre 2 Lin. weit nach vorne läuft, und mit einer longitudinalen, I Lin. langen spaltförmigen Öffnung — Glottis — nicht in der Medianlinie der unteren Speiseröhrenwand, sondern etwas rechts von ihr ausmůndet. Die Öffnung wird seitlich von zwei wulstigen, lippenähnlichen Schleimhautsfalten begrenzt, die einen zarten Sphinkter einschliessen, der besonders von der Lungenseite der Glottis her deutlich ist. Vor ihr liegt an der unteren Wand des Schlundes ein 5 Lin. langer und über 2 Lin. breiter elastischer Knorpel. Die innere Oberfläche beider Lungensäcke zeigt ein Netz von Fleischbalken, deren Verkettung an die Musculi pectinati einer menschlichen Herzensvorkammer erinnert, Die grösseren Fleischbalken, deren Dicke von I Lin. bis 4 Lin. nach rückwärts abnimmt, liegen in dem vorderen Theile der Lunge quer, und stossen an der oberen Wand an eine Längen- columne, welche über das vordere Viertel der Lunge hinaus verschwindet. In ihr verlaufen die Äste der Arteria pulmonalis superior, und die mit ihr zusammenhängenden queren Trabeculae schliessen die seitlichen Äste der letzteren ein. Die Querbalken verlieren in dem hinteren Abschnitte der Lungen ihren Parallelismus mehr und mehr, und erreichen nie mehr die Dicke der vorderen. Sie hängen durch die ganze Länge der Lungen mittels auf- und absteigender Nebenschenkel unter einander zusammen, wodurch polygonale Inseln, mit ab- gerundeten Winkeln gebildet werden. Im Grunde dieser Insela wiederholt sich die netz- förmige Bildung der 7rabeculae im verjüngten Massstabe, wodurch kleinere Inselchen in den grösseren zu Stande kommen, und jede derselben führt wieder in engere Zellen, die sich gegen die Peripherie der Lungen wiederholt ausbuchten, und endlich in jene facettirten Gruppen von Parietalzellen übergehen, welche die äussere Oberfläche der Lungen einnehmen. Gegen die hintere Hälfte der Lunge wird die Succesion dieser Zellen geringer, ihr Durch- messer grösser, und die Wände der Lunge dünner; sie verlieren sich aber nie gänzlich, wie bei den Ophidiern, und sind selbst am hinteren Blindsack der Lunge noch ganz deutlich ausgeprägt. Der Länge nach aufgeschnitten, zeigt die innere Oberfläche der vorderen Lepidosiren paradoxa. 635 Lungerhälfte den Typus der Schlangen, der hinteren jenen der ungeschwánzten Batrachier. Lepidosiren annectens ist in so ferne abweichend, als der Ductus pneumaticus, der einen kurzen und weiten häutigen Tubus (wie bei den Perennibranchiaten) vorstellt, am hinteren Ende in einen Sack sich erweitert, der durch zwei seitliche Öffnungen mit den Höhlen der Lungen communicirt, Die beiden Lungen sind ihrer ganzen Länge nach von einander getrennt. $. 19. Gefässe der Lungen. Es finden sich zwei Lungenarterien, eine rechte und eine linke. Bischoff ver- muthete ganz richtig, dass der dritte Aortenbogen jederseits, der an seinem exenterirten Exemplare nicht weiter verfolgt werden konnte, die Lungen-Arterie sei. Ich kann hierüber weiteres berichten. Der dritte Aortenbogen rechterseits geht. nachdem er mit dem zweiten, durch einen ansehnlichen Ductus Betalli eine Verbindung einleitete, an der oberen Wand der Speiseröhre, in Begleitung der rechtseitigen Lungen -Magenäste des Vagus, und an der inneren Seite der Art. coeliaca zum vorderen Ende der rechten Lunge, und verläuft, in zwei Äste gespalten, deren einer zur linken Lunge tritt, nur an der Dorsalfläche beider Lungen als Art. pulmonalis superier nach rückwärts. Sie verlassen bald die Oberfläche der Lungen- säcke und senken sich in das an der oberen Wand verlaufende muskulöse Längenbündel ein, von welchem aus ihre Nebenäste in der Substanz der Querbündel auslaufen, um allen weiteren Verkettungen derselben zu folgen, und im Capillarsystem der Inseln und Zellen zu endigen. Über die vordere Hälfte der Lungen hinaus konnte ich sie nicht verfolgen. Der linke dritte Aortenbogen wird, nach Abgabe seines Ductus Botalli, zur einfachen Arteria pulmonalis inferior. Sie windet sich um die linke Peripherie des Oesophagus, ver- lässt ihn, ohne ihm Zweige zu geben, und legt sich in die Furche, welche die Trennung beider Lungensäcke andeutet; läuft in ihr, seitlich Äste abgebend, bis zur völligen Isolirung beider Lungen nach rückwärts, und theilt sich in zwei Zweige. Der linke versieht nur einen Theil des linken Lungenendes, der rechte versorgt das ganze blindsackförmige Ende der rechten Lunge, und krümmt sich über die Medianlinie der Wirbelsäule unter der Aorta nach links, um jene Inseln des linken Lungenendes zu erreichen, die von dem linken Zweige nicht bedacht wurden. Tab. Ш. fig. 2. c. dd. Wie bei mehreren nackten Amphibien versorgt das System der Lungenarterien noch andere Weichgebilde. Am hinteren Abschnitte der Lunge finde ich bei L. paradora mehrere kleine Zweige von den Lungenarterien als Inter- costalarterien zur Bauchwand treten. Ich zähle deren 4 auf beiden Seiten. Ihre Dicke ist nicht bedeutend, und beträgt im ausgespritzten Zustande 1 Lin. Ein nutritives Gefásssystem der Lungen fehlt, und wird auch nicht benöthiget, da die Lungenarterien nicht rein venóses, sondern gemischtes Blut der Lunge zuführen. Da die Lungenarterie gemischtes Blut führt, wie die Aorta, so kann sie so gut als diese, der Ernáhrung anderer Organe vorstehen. Es ist desshalb gar nichts Merkwürdiges, wenn Owen bei Amphiuma und Menopoma Zweige der Lungenarterie zum Oesophagus gehen sah. Nach Müller gibt die Lungenarterie des Frosches auch einen Zweig zur Schláfe, den 636 J. Hyrtl, ich auch in allen einheimischen Bufoarten fand. Bei Proteus sah ich, abweichend von Rus- coni's Beschreibung, die Lungenarterie nicht unverástelt zur Lunge gehen, sondern einen starken Ast zur Muskulatur des Hinterhauptes und einen ähnlichen zum Schlundkopf abgeben, so dass nur eine äusserst feine Fortsetzung des Gefásses für die Lunge übrig bleibt. Die Lungenvenen vereinigen sich von beiden Lungen nur zu Einem Venenstamme, der in der unteren Wand des rechten Lungensackes eingeschlossen liegt, und vor dem vorderen Ende desselben ihn verlásst, um zur Vorkammer zu gelangen. Nach O wen's Beschreibung weicht L. ‘annectens wesentlich von vorliegendem Typus ab. Ich muss gestehen, dass die von Owen gegebene 4bbildung der Kiemenarterien Tab. 26. fig. 2., so wie die Beschreibung ihrer Verástlung, mir mehr apriorisch als auf Práparate gestützt zu sein scheint. Das Zerfallen des Bulbus in 12 Kiemenschlagadern ist doch etwas sonderbar; auch důrfte es schwer sein, bei einem so kleinen Thiere wie L. annectens ohne Gefássinjection darzuthun, dass eine Kiemenarterie sich im Capillargefásssystem der Kieme auflôse. Ich glaube desshalb, dass die hier anzuführenden Unterschiede zwischen L. paradora und annectens, so wie einige später zu erwähnenden Differenzen, in der Folge bei genauerer Untersuchung sich noch ausgleichen liessen. Der Bulbus erzeugt nämlich jeder- seits 6 Äste für die 6 Kiemenbogen. Die Äste zum 1. 4. 5. und 6. Kiemenbogen gehen nicht als Aortenbogen zur Wurzel der Aorta, sondern verlieren sich, nach der Regel aller wabren Kiemena:terien, im Capillargefásssystem der Kieme (they are true or functional branchial arteries). Die Äste zum 2. und 3. Kiemenbogen sind wahre Aortenbogen (they are continued entire to their termination at the opposite side of the vascular circle). Jeder von ihnen gibt vor seiner Einsenkung in den Aortenursprung einen Zweig ab, die sich zu Einer Lungen- arterie vereinigen sollen. Tab. 26. fig. 2. lit. . Im Übrigen weichen die Lungen von L. annectens nur durch minder wichtige Formverhältnisse von Z. paradeza ab. Es fällt mir übrigens auf, dass in den Abbildungen von Owen und Bischoff die Glettis nicht in der Mittellinie der unteren Speiseröhrenwand, sondern merklich rechts von ihr liegt, und doch die rechtseitige Insertion von keinem der beiden Schriftsteller erwähnt wird. Das Vorkommen einer seitlichen Glottis ist ein so ausserordentliches Factum, dass zu jener Zeit, wo die betreffenden Monographien geschrieben wurden, und wo Müllers Be- obachtung einer seitlichen Inosculation eines Ductus pneumaticus bei Erythrinus taeniatus noch nicht bekannt war, man vieleicht lieber glaubte, den Eröffnungsschnitt der Speiseröhre nicht genau in der Mitte geführt zu haben, als dass die seitliche Lagerung der G/c/tis im Präparate durch ein wirkliches Abweichen derselben von der Mitte bestehen könne. Hat ja doch Geoffroy St. Hilaire die ventrale Einmündung des Ductus pneumaticus bei einem Fische, den er genau untersuchte (Polypterus), übersehen. $. 20. Kiemen. Die Kiemenhóhle, zu welcher die vor der vorderen fadenförmigen Flosse liegende senkrecht ovale Kiemenspalte geleitet, liegt zwischen der Claviculu und dem hinteren Ende Lepidosiren paradoza. 637 des Zungenbeins. Die hintere Wand derselben bildet das hintere lóffel- oder spatelförmig erweiterte Ende der Clavicula; ihre vordere Wand ist die durch ein fibióses Stratum ver- stárkte Mundhohlenschleimbaut. Ihre obere Wand zeigt die 4 Interbranchialschlitze, durch welche man in die Mundhöhle gelangt. Die die Schlitze zwischen sich fassenden 5 Kiemen- bogen sind mässig gebogene Knorpelstreifen, welche von vorne nach hinten rasch an Länge abnehmen, so dass der erste 7 Linien, der letzte nur 2 Linien lang ist, Sie hängen weder mit dem Zungenbeine, noch mit dem Kopfskelete durch Bänder zusammen, und sitzen bloss an der Aussenseite der Mundschleimhaut fest. Der concave, gegen die Mundhöhle gerichtete Rand der Kiemenbogen ist gezähnelt. Der erste und letzte Kiemenbogen zeigt nur eine einfache, die mittleren drei dagegen eine doppelte Reihe von weichen, nicht verhornten Zacken. Der gegen die Kiemenhöhle gerichtete convexe Rand trägt die Kiemenbůschel, Der erste und letzte Kiemenbogen sind nackt und kiemenlos (der letzte Kiemenbogen hat nur ein Paar kurze Fadenfórmige Zötchen anhängen), der zweite Kiemenbogen besitzt deren nur an seinem hinteren Ende (in Bischoff’s Exemplar vollkommen glatt), der dritte und vierte tragen sie nach ihrer ganzen Länge. Erwähnenswerth ist folgender Umstand. Die Kiemenspalten sind nicht so lang, als die Kiemenbogen, indem die Schleimhaut, bevor sie die Enden eines Kiemenbogens erreicht, sich zum nächstfolgenden hinüberschlägt, wodurch die Länge der Kiemenspalte verkürzt wird, und halbmondförmige Schleimhautsfältchen ent- stehen, die zwischen je zwei Kiemenbogen ausgespannt sind und die Kiemenspalten hinten und vorne begrenzen. Auf diesen Fältchen nun setzten sich die Kiemenbüschel fort, so dass die lánglich elliptische Kiemenspalte ringsum von einem Kranze Kiemenbiischel eingeschlossen wird, welcher, da an dem vorderen und hinteren Kiemenbogen die Kiemen fehlen und der zweite Kiemenbogen nur zur Hálfte Kiemen trágt, für die zweite und vierte Spalte unvoll. kommen, für die dritte aber vollkommen ist, und für die erste fehlt. Die Kiemen selbst sind kurze lanzettförmige Blättchen, welche, ohne gestielt zu sem, und auf Büschelchen zu- sammen gedrängt, nur mit der den Kiemenbogen überziehenden Schleimhaut zusammenhángen, und mit dieser abgezogen werden kónnen. Der zweite Kiemenbogen trug 9, der dritte 17, der. vierte 14 solche Büschel, die am hinteren Kiemenbogen kaum als Fáden noch existiren, Ich bin überzeugt, dass in den früheren Lebensperioden des Thieres alle Kiemenbogen Kiemenbüschel trugen. Der Umstand, dass in dem älteren Exemplare, welches Bischoff unter- suchte,der zweite Kiemenbogen ganz nackt ist, während er an meinem, welches, wie der Zustand der Wirbelsiule beweist, jünger ist, noch hintere Kiemenbüschel trágt, ist in dieser Beziehung von Gewicht, Spátere Beobachtungen müssen zeigen, ob dieses Schwinden der Kiemen noch über den zweiten Kiemenbogen hinausgehe, welches bei der äusserst rudimentären Bildung der Kiemen, und bei den trotz den Kiemen bestehenden 3 Aortenbogen, ohne erhebliche functionelle Störung leicht möglich wäre. Wenn dieses wirklich gescháhe, so wäre doch Lopidosiren desshalb ebensowenig ein Amphibium, als eine bloss durch Kiemen respirirende Kaulquappe ein Fisch ist. Der Antheil der Kiemenrespiration an der Oxydation des Blutes ist gewiss ein höchst unbedeutender, da nur winzige Nebenäste der grossen Aortenbogen (siehe weiter unten die Kreislaufsorgane) in die Kiemenblättchen eingehen, und die Aorten- Abh. V,3. 81 638 J. Hyrtl, bogen schon theilweise oxydirtes Blut führen. Da die Injection der Aortenbogen, die ich versuchte, soweit glücklich gelang, dass einzelne Kiemenbüschelblätter capillar gefüllt waren, — was unter solchen Umständen gewiss eine Seltenheit ist — so konnte ich mich um so leichter überzeugen, dass die Äste des Bulbus nicht im Capillargefásssystem der Kiemen untergehen, wie Owen bei L. annectens gesehen haben will. Vor dem ersten Kiemenbogen befindet sich überdiess noch eine Nebenkieme an der vorderen Wand der Kiemenhôhle. Sie ist ent- wickelter als alle übrigen, und besteht aus einer Reihe von 9 Büscheln, deren Blättenen 1—2 Linien lang sind. Alle Kiemen schicken ihre feinen Venen zur Jugularvene, nur die Nebenkieme hängt mit der Jugularis nicht zusammen, sondern lässt ihre Vene in die hintere Mundhöhlen- vene übergeben. Vi. Gefäss- System. SOIT Heitz. Das Herz liegt sehr weit vorne, unter dem Anfange des Oesophagus zwischen den beiden Schlüsselbeinen und den knöchernen Suspensorien des Brustgürtels. Sein Pericardium ist ein dickwandiger, steifer, tendinóser Sack, der mit dem sehnigen Diaphragma auf еше merkwürdige Weise zusammenhängt. Es trennt sich nämlich von der äusseren Peripherie der vorderen Fláche des letzteren beiderseits ein starkes aponeurotisches Blatt, welches zur äusseren Oberfláche des Herzbeutels schráge nach innen und vorne geht, um mit dem gróssten Umfange desselben, welcher beiläufig in seine Mitte fällt, zu verschmelzen. Tab. И. fig. 1. lit. c, d. Durch diese convergirenden Blátter, die den Herzbeutel zwischen sich fassen, und durch das horizontale Diaphragma wird ein pyramidaler Raum gebildet, der beutelfórmig die hintere gróssere Hälfte des Pericardiums aufnimmt, welche frei in ihm liegt. — Ferner geht eine, vom inneren Rande beider Schulterblátter entspringende Aponeurose, welche die hintere Wand der Kiemenhóhle bildet, zur oberen Seite des Pericardiums, wo sie sich inserirt, und das letztere an die Schulterknochen suspendirt. Die Venenstámme, welche den Herzbeutel durchbohren, geben ihre äusseren Häute zu seiner Verstárkung ab, und besitzen in der Hóhle des Pericardiums kaum mehr als die innere oder seróse Membran. An der Austrittsstelle des Bulbus scheint sich das sehnige Pericardium über diesen nach innen zu stülpen und die dicken, prallen Wánde desselben zu verstárken. Der Bau des Herzens, dessen Untersuchung ich mit der gróssten Aufmerksamkeit vornahm, zeigt sich von Bischoffs Mittheilungen hierüber sehr divergent, und besitzt, was den Verschluss der Atrio-Ventricularöffnung anbelangt, eine Vorrichtung, die noch bei keinem Wirbelthiere beobachtet wurde. — Das Herz hat in der That zwei Vorkammern von auffallender Grösse. Im auf- geblasenen Zustande hüllen sie den ganzen Ventrikel sammt dem Bulbus ein, und zeigen eine zelige Oberfláche, Die rechte Vorkammer ist bedeutend grósser, und läuft an ihrem Seiten- Lepidosiren paradoxa. 639 rande in einen vorderen und hinteren Zipf aus, deren letzterer mit dem durch die Vereinigung der Körpervenen entstandenen, ebenfalls im Herzbeutel gelegenen Sinus impar, durch eine freie sehnige Schnur zusammenhängt. Der Sinus impar besitzt an seiner Einmündung in die rechte Vorkammer keine Klappe. Die kleinere und mit kürzeren Zipfeln besetzte linke Vor- kammer ist von der rechten durch eine unvollkommene Scheidewand getrennt, so dass beide Vorkammern nur Eine Öffnung zum Ventrikel haben. Die Vena pulmonalis läuft an der oberen Wand des Sinus und der rechten Vorkammer zur linken, und mündet in dieser unter dem Rande der durchbrochenen Scheidewand, unmittelbar über der Atrio-Ven- tricular-Offnung und von einer halbmondförmigen Klappe umgeben, deren Enden mit einem weiter unten zu erwähnenden Knorpel in Verbindung stehen. Die wichtige Frage über die Existenz und den Bau einer Scheidewand beider Vor- kammern suchte ich auf folgende Weise zu entscheiden. Ich injicirte durch die Cava das in reinen concentrirten Alcohol gelegte Herz mit derselben Flüssigkeit bis alle Räume strotzten, und liess es im verschlossenen Gefässe 3 Tage stehen. Die häutigen Gebilde bekommen dadurch einen gewissen Grad von Resistenz, der die Untersuchung so delicater Gegenstände sehr erleichtert, und das bei einfacher Präparation unter Wasser so ärgerliche Zusammen- fallen der Wände aufhebt. Die weitere Bearbeitung wurde ebenfalls unter Weingeist vor- genommen, und lehrte Folgendes: 1. Die Scheidewand der Vorkammern ist selbst im höchst expandirten Zustande derselben von aussen nicht kennbar. 2. Bei Eröffnung beider Vorkammern erscheint sie nicht als continuirliche einfache Membran, sondern als Gewebe von muskulösen feinen Balken, welche mit den übrigen, beide Vorkammern netzartig durchziehenden 7rabeculis im Zusammenhange sind. 3. Zwischen diesen Balken gelangt man an jeder Stelle mit einer, vorsichtig ge- führten Sonde von einer Vorkammer in die andere, 4. Gegen die Atrio - Ventricular - Öffnung wird dieses Balken - Geflecht lockerer, die Maschen weiter, und verliert sich in 4 convergirende Fäden, welche mittelst seröser Zwischenhäutchen mit einander verbunden werden und gegen die Kammer - Öffnung gehen, um mit der unvollkommenen Scheidewand des Ventrikels sich zu verbinden. 5. Die unvollkommene Scheidewand des Ventrikels erhebt sich vom Boden desselben, und theilt diesen in zwei seitliche Höhlen. An der oberen Wand des Ventrikels läuft sie weiter gegen die Vorkammeröffnung als an der unteren, und geht in einen weder von Bischoff noch Owen angegebenen 3 Linien breiten und 2 Linien dicken eiförmigen harten Faserknorpel über, der vis-à-vis von der Insertionsstelle der Kammer - Scheidewand die tendinösen Fäden aufnimmt, die das Ende der genetzten Vorhof-Scheidewand vorstellen, Tab. L fig. 3. Er liegt in der Ebene der Atrio-Ventricular-Üffnung, jedoch mit dem grösseren Theile seiner Peripherie in der Vorkammer. Zieht man an der Scheidewand der Herz- kammer, — welche sich zum Knorpel wie ein Papillar-Muskel zu seiner Klappe verháh — so steigt er tiefer in die Atrio - Ventricular- Óffnung herab, füllt sie aber nicht vollkommen aus, indem zwischen ihm und der vorderen Peripherie der Venenóffnung der Kammer ein 81* 610 J. Hyrtl, schmaler halbmondfórmiger Spalt unverschlossen bleibt. Dieser Spalt wird durch die von Bischoff erwáhnte Muskelklappe verdeckt, welche an der vorderen Peripherie der Venen- öffnung angebracht ist. Sie ist eine unmittelbare Fortsetzung der Muskelbündel des Ven- trikels, und hángt mit den Fascikeln der unvollkommenen Scheidewand an ihren beiden Enden zusammen, so dass ihre Gestalt mehr ringfórmig als halbmondfórmig erscheint. Sie verhált sich zum Faserknorpel, an welchen sie sich genau anschmiegt, wie der knorplige Rand der Pfanne zum Kopfe des Schenkelbeins, und functionirt, wie dieser, als Ventil, während der Faserknorpel die Rolle eines Piston's übernimmt, der die Venenóffnung der Kammer zur Zeit der Systole verschliesst. Der muskulóse Bulbus entspringt mit einer klappenlosen Óffnung über der Vorhofs- Einmündung, bildet im Aufsteigen eine S-fórmige, zugleich spirale Krümmung, und hat an seiner inneren Oberfläche zwei gegenständige, ebenfalls spirale longitudinale Falten, deren grössere und dickere schon am Ostium artericsum entspringt, deren kleinere weiter oben von der linken Bulbuswand sich erhebt. Sie berühren sich mit ihren einander zugewendeten Rándern, und deuten das Zerfallen des Bulbus in die Kórper- und Lungen-Arterien an. Gegen das vordere Ende des Bulbus verschmelzen sie wirklich, wodurch der Aorten- und Lungen-Schlagaderanfang gegeben wird. Die arterióse Óffnung der Kammer führt in beide Ráume des Bulbus. Ich finde ausserdem in der Pulmonal-Abtheilung desselben, neben dem Ursprunge der grossen Lángenfalte und von ihr bedeckt, eine äusserst feine Óffnung , welche zu einem in der vorderen Wand des Ventrikels liegenden kleinen Nebensinus führt, und an den selbststindigen Ursprung der Lungenarterie — wie bei den hóheren Amphibien-Ordnungen — erinnert. Nach Owens Schilderung weicht das Herz von L. annectens wesentlich von unserem Befunde ab. Das Herz der L. annectens hat nur Eine Vorkammer, und die Lungenvene entleert sich durch eine von der Atrio- Ventricular-Óffnung getrennte Apertur in die Kammer, wo ein knorpeliger Höcker die Stelle einer Klappe vertritt /cartilaginous valvular tubercle). Die Spiralklappen des Bulbus stimmen mit jenen der L. paradexa überein. So lange ein Fisch mit Lungenrespiration nicht bekannt war, konnte die einfache Organisation eines Kiemenherzens immerhin einen Hauptunterschied der Fische und. Amphi- bien abgeben. Wird nun der Athmungsapparat eines Fisches durch das Auftreten einer wahren Lunge vervielfáliiget, so kann es nicht befremden, wenn bei ihm eine höhere Ent- wicklung des Herzens beobachtet wird. Das Doppeltwerden der Vorkammer ist übrigens bei Lepidosiren paradora nicht so vollkommen, wie bei den Fischlurchen, wo das Septum atriorum die venöse Öffnung des Ventrikels theilt. Auch spielen Sireden pisciformis und Menobranchus lateralis durch ihre ungetheilte Vorkammer in die Classe der Fische hiniiber. Auf das Vorkommen einer rudimentáren Scheidewand des Ventrikels bei Z. paradora (wie bei Siren) möchte ich als Amphibienähnlichkeit nicht viel Werth legen, da sie bei ersterer wegen ihrer Verbindung mit dem Faserknorpel, der das Ostium venosum schliesst, mehr die Bedeutung eines Papillarmuskels zu haben scheint. Lepidosiren paradora. 641 Der Mangel der Klappen an der venösen und arteriellen Öffnung der Kammer kömmt weder bei Fischen noch bei Amphibien vor. Die Fische haben am Ostium venosum 1 — 4 Halbmondklappen (Squalus — Tetroden), alle Amphibien 2. An der arteriellen Kammeróffnung findet sich bei allen Fischen ein Klappenapparat als einfache (alle Knochenfische und Cyclo- stomen) bis fünffache Klappenreihe (Raja batis) Die nackten Amphibien haben in der Regel 2 Valvulae aorticae, Menepoma giganteum und Siren. lacertina sogar 2 Klappenreihen im Bulbus aortae. Für den fehlenden Klappenapparat am Ostium venosum findet sich bei L. paradoxa doch ein Stellvertreter im Faserknorpel und dem muskulösen Ventile; der Mangel der Aorten- klappen ist dagegen für ein Amphibium oder einen Fisch gleich sonderbar. Die Sehnenfäden zwischen Herz und Herzbeutel finden sich bei Amphibien und Fischen, und verdienen keine Berücksichtigung, da sie nach Fr. Meckles und L. Duver- noys Beobachtungen, bei derselben Species sich vermehren, oder ganz und gar fehlen. Die Lángenfalten im Bulbus kommen bei keinem- Fische vor, und finden sich unter den nackten Amphibien bei Siren, und bloss angedeutet bei Rana und Bufe. S 2 terrensystém“ Tab.’ IV. tip. 2. Es gelang mir, einzelne Parthien des Gefässsystems mit gefärbten Injectionsmassen zu füllen, wodurch die Untersuchung sehr erleichtert und die von der Bischoffschen Be- schreibung abweichende Beziehung der Aortenbogen zu den Kiemen constatirt wurde. Es soll genügen, mit Umgehung aller werthlosen Details, nur eine gedrängte Übersicht der wichtigsten Verästlungen zu geben. Der erste Aortenbogen, der mit dem zweiten per truncum communem aus dem Bulbus entspringt, geht mit dem ersten Kiemenbogen zur Schädelbasis, und verbindet sich dort mit dem zweiten Aortenbogen. Er gibt, wie er das untere Ende des Kiemenbogens erreicht hat, 2 Zweige ab: der erste ist die Art. sublingualis. Sie versorgt die den Boden der Mundhöhle bildende Mus- kulatur, und geht an der inneren Seite des Zungenbeins unter der Schleimhaut der Mund- höhle nach vorne bis zum Zungenwulste. Der zweite ist die Arterie der Nebenkieme. Da der erste Kiemenbogen keine Kiemenbüschel trägt, verläuft der erste Aorten- bogen an ihm unverzweigt weiter, und erzeugt am oberen Ende desselben die Carotis. Diese schickt anfänglich einen an der unteren Fläche des Quadratknochens nach aus- sen für den Kiemendeckelapparat und die Ursprünge des Masseters verlaufenden Ast ab, gibt nach innen zum Gaumen eine ebenso starke Art. palatina, geht dann zwischen der knorpligen Gehörkapsel und dem Quadratknochen nach aufwärts in die Schläfengrube, sendet mit dem ersten Aste des Trigeminus einen Zweig zum vorderen Kopfende und der Oberlippe und gibt dem Gehirne eine äusserst feine Art. cerebralis, welche an der vorderen Seite der Gehörkapsel in die Schädelhöhle läuft, an der unteren Fläche des Mittelhirns mit der von 642 J. Hyrtl, der anderen Seite anastomosirt (Circulus. cephalicus) und zur unteren Fläche der Vorderlap- pen verlaufend mit dem Riechnerven zur Nasenschleimhaut geht. — Hierauf versorgt sie den Temporalmuskel mit mehreren Ásten, und geht mit dem 3. Zweige des Trigeminus zwischen Kau- und Schláfenmuskel nach aussen, um an alle jene Theile zu gelangen, zu welenen der 3. Ast des Trigeminus seine Zweige sendet. Der zweite Aortenbogen verláuft wie der erste. Er gibt, bevor er an den Kiemen- bogen trit!, einen feinen Zweig ab, der die Muskeln des Zungenbeins und die Schleimhaut der hinteren Mundhóhle versorgt. Obwohl das obere Ende des zweiten Kiemenbogens kleine Kiemenbüschel trágt, bekommen doch diese ihre Arterien nicht aus dem zweiten, sondern aus dem dritten Aortenbogen. An der Schádelbasis verbindet sich der zweite Aortenbogen durch eine kurze und weite Anastomose mit dem dritten, und setzt mit diesem die Lungenarterie zusammen. Hinter dieser Anastomose verbindet er sich mit dem ersten Aortenbogen zu einem 1} Linien starken Stamme, welcher mit demselben der anderen Seite den Aortenanfang bildet. Der dritte Aortenbogen gibt zu den Kiemenbüscheln seines Knorpelbogens nicht eine, sondern 7 kleine Arterien, die sich wieder theilen, und in so viele feine Astchen zer- fallen, als Büschel vorkommen. Die letzte dieser 7 Arterien geht vom dritten Knorpelbogen auf den zweiten über, und versorgt die Büschel seines oberen Endes. Den Kiemenbogen verlassend gibt er nun einen in zwei Zweige zerfallenden Ast mässiger Grösse ab , welcher zum 4. und 5. Kiemenbogen geht. Der Stamm geht unter der Anastomose mit dem zweiten Aortenbogen in die Lungenarterie über. Der Aortenstamm wird somit nur durch die zwei ersten Aortenbogen zusammenge- setzt. Er beginnt an der unteren Fläche des Basilarknochens, hat im injieirten Zustande zwei Linien Durchmesser, und ist anfangs — wie gewöhnlich bei den Fischen — durch sehniges, festes Bindungsgewebe unverrückbar an die untere Fläche der Wirbelsäule geheftet. Die Aste, welche die Aorta bis zu ihrem Eintritte in den Schlagadercanal der unteren Dornlortsätze der Schwanzwirbel abgibt, sind: а. Die Art. coeliaca. Sie entspringt aus der rechten Seite der Aorta, über der Ein- mündungsstelle der Luftröhre in den Pharynx, und wurde früher beschrieben. В. 34 Intercostal- Arterien, also viel weniger als Rippenpaare existiren. Die stärksten haben nicht über 4 Linie Durchmesser. 7. Die Art. mesenterica antercor, entsteht sehr weit rückwärts 4 Zoll vor dem After. Tab. Ш. fig. 2. /. Sie anastomosirt mit der Coeliaca im starken Bogen in der Spiralklappe des Darmcanals. Der Rest des Darmes ernährt eine unmittelbar hinter ihr entspringende Art. mesenterica posterior (Cloacal- Arterie) 9, welche um die Hälfte schwächer ist. Tab, III. fig. 2. <. & 7 Nieren- und Eierstocksarterien von sehr kleinem Caliber. Die Nierenzweige der- selben verästeln sich wie bei Proteus, Salamandra und Triten vorzugsweise an der Bauch- fläche der Nieren und schicken durchbohrende Zweigchen zu den Eileitern. $. Eine unpaarige Schlagader, die kurz vor dem Eintritte in den Schlagadercanal der Schwanzwirbel entspringt, und die Harnblase, das hintere Ende beider Nieren und die Umgebungen des Afters ernährt. Tab. IV. fig. 2. A. Lepidosiren paradoxa. 643 7. Die letzten ? Intercostalarterien, welche, da sie die hintere Extremität versorgen, stärker sind als die übrigen. Den Verlauf der Aorta durch den Schlagadercanal der unteren Dornen der Schwanz- wirbel habe ich seiner Unbedeutendheit wegen nicht verfolgt. Das arterielle Gefässsystem von L. annectens ist nicht so weit bekannt, um es mit den vorliegenden Daten vergleichen zu können. Die den Circulus cephalicus schliessende Anasto- mose der rechten und linken Carotis cerebralis habe ich neulich auch bei Proteus gefunden, und es ist der Kopfkreis somit keine den Fischen ausschliesslich zukommende Gefässbildung, als welche ich sie in einem früheren Aufsatze*) über das Gefässsystem der Fische beschrieb, Dagegen verdient der Umstand Beachtung, dass bei den von mir untersuchten Fischlurchen — Proteus und Siren — so wie bei den Salamandrinen die Verdauungsorgane nicht durch Eine Art. coeliaca und mesenterica, sondern durch 13—17 Intestinalarterien versorgt werden. Le- pidosiren verhält sich somit in dieser Beziehung wie ein Fisch. 28,4 Venensystenm, Der Herzbeutel wird ausser der Vene pulmonalis von drei grossen Venenstämmen durchbohrt. Es findet sich eine rechte und eine linke Vena cava posterior und eine rechte Cava anterior, als isolirt zum Herzen gehende Gelfässe. Die linke Cava anterior verbindet sich mit der linken Cava posterier vor ihrem Eintritte in das Pericardium. Die rechte Cava posterior ist ungleich grösser als die linke, und perforirt den Herz- beutel etwas über seinem hinteren Ende. Die kleinere linke Cava posterior dringt mit der linken Cava antericr vereiniget durch die dorsale Wand des Pericardiums. Die rechte Cava antertor durchbohrt die rechte Herzbeutelwand. Die Cava posterior dextra. entspringt als rechte Nierenvene, liegt am inneren Rande der Niere in einer Längenfurche derselben, tritt vom vorderen Nierenende zum hinteren spitzigen Ende der Leber, deren oberem Rande sie folgt, und wird von einem tiefen Sulcus desselben so weit umschlossen, dass nur ein kleiner Theil ihrer Peripherie an der Oberfläche der Leber als-weisser bandartiger Streifen zu verfolgen ist. Nicht weit vom vorderen Le- berende verschwindet auch dieser eine kurze Strecke lang, worauf der ganze Umfang der Cava frei wird, um nach kurzem Verlaufe zum Herzen zu treten. Sie nimmt folgende Äste auf: 1. Sämmtliche Venen der rechten Niere. 2. Vier starke von der linken Niere kommende und die untere Fläche des Lungen- sacks kreuzende Venen, die am inneren Rande der linken Niere bogenförmig unter einander zusammenhängen. 3. Mittelbar durch die Nierenvenen einige kleine von den Ovarien und Eileitern stam- mende Venen— (die grösseren dieser Art gehen zur Nierenpfortader) — und auf beiden Seiten unsymmetrisch laufende Bauchwandvenen. Zur rechten Nierenvene begeben sich 6, zur linken *) Medicinische Jahrbücher Oster. 1837, Bd. XV. 644 У. Hyrtl, 9 solche Muskelvenen. Sie verlaufen entweder in Einschnitten der Nierenoberfláche, oder durchbrechen das Parenchym derselben, um zur Nierenvene zu kommen. 4, Sámmtliche Lebervenen. 5. Vier starke Muskelvenen der rechten Bauchwand. Die linke Cava posterior entspringt aus der ersten linken Nierenvene, die zur rech- ten Cava geht, läuft neben dem linken Rande der Lunge nach vorne, nimmt 5 linkseitige Bauchmuskelvenen und eine von den Muskeln des Brustgürtels stammende Vene auf, verbindet sich mit der linken Cava anterior und geht zum Herzen. Die rechte vordere oder absteigende Cava liegt zwischen dem Herzbeutel und dem Suspensoriumknochen der Schulter. Sie wird, wie die linke, durch den Zusammenfluss zweier Venen gebildet, die sich als Vena subclavia und yugularis deuten lassen. Die Vena jugularıs ist schwächer als die Sube/avia und sammelt folgende Zweige: a. Eine starke Vena sublingualis, welche sich mit den Muskelvenen des Bodens der Mundhöhle verbindet. Sie kreuzt sich mit dem ersten Aortenbogen, und verläuft an der äusseren Seite des zweiten Mundhóhlenastes des Vagus nach hinten. B. 2 Kiemenvenen, die vom 3. 4. und 5. Kiemenbogen stammen. Der erste Kie- menbogen trägt keine Kiemen, und die wenigen Kiemenbüschel des zweiten schicken ihre Venen zur 3. Kiemenbogenvene. Die 4. und 5. Kiemenvene vereinigen sich vor ibrer Ein- mündung in die Jugularis zu einem kurzen gemeinschaftlichen Stämmchen. y. Eine kleine Herzbeutel- und д. eine bedeutende Vene aus der Muskulatur des Zungenbeins und der Clavicula. Die Vena subelavia, wendet sich zwischen dem Suspensoriumstück und der Clavicula nach aussen zur hinteren Peripherie der Kiemenöffnung, nimmt hier eine starke Vene aus den Seitenmuskeln des Stammes auf, und geht über der Decke der Kiemenhöhle nach vorne und aussen zur oberen Fläche des Quadratknochens, und theilt sich am vorderen Rande des- selben in2 Zweige, deren Verlauf wie der der übrigen Venen von keinen Arterien begleitet wird. Der erste geht an der äusseren Fläche des Masseters unter der Aponeurose des Kopfes herab, nimmt an der vorderen Seite des Kinnbackengelenks eine aus der Mundhöhle heraustretende Vene auf, und theilt sich in eine Vena maxillaris superior und inferior , die das Blut aus den Kaumuskeln, den Lippen und den Riechkapseln aufnehmen. Der zweite geht mit dem zweiten Aste des Trigeminus, zwischen Musculus lemporalis und Masseter nach innen zur Schädelwand, nimmt 2 grosse Muskelvenen des M. temporalis und eine mit dem Vagus aus der Schädelhöhle kommende Gehirnvene auf, und verliert sich in den Weichtheilen der Schnauze mit den Ramificationen des 1. Astes des Quintus glei- chen Schritt haltend. Eine paarige Vena azygos findet sich zu beiden Seiten der Aorta, und fast unter denselben Verhältnissen, wie ich sie bei Proteus, Siren, Salamandra und Triton gefunden habe. Sie entleert sich jedoch nicht wie bei diesen in den Stamm der Cava ascendens, vor dessen Eintritt in die Leber, sondern hängt an ihrem vorderen Ende rechts mit der zweiten Bauchdeckenvene, und links mit der Cava ascendens sinistra zusammen. Ihr hinteres Ende Lepidosiren paradora. 645 anastomosirt mit der Nierenpfortader. Sie ist somit als ein grosser Communicationsweg zwi- schen dem Stromgebiete der Cava und der Гепа renalis advehens zu betrachten, welcher, soweit nur die nackten Batrachier durch Injectionen ihrer Gefásssysteme bekannt sind (Ayla, Bombinator, Rana, Bufo, Triton, Salamandra , Proteus, Siren) bei keinem derselben vor- kommt. Das Pfortadersystem der Leber und der Nieren ist bei diesen Organen erwähnt. VII. Uro- Genitalsystem Tab. V. S. 24. Sexualorgane. Die Harn- und Geschlechts- Werkzeuge von Lepidosiren paradoxa unterscheiden sich in vielen Puncten sehr auffallend von jenen der Lepidosiren amnectens. Die Eierstöcke lit. а. a hegen in der hinteren Hälfte der Bauchhöhle nicht ganz sym- metrisch, und werden durch eine breite und lange Bauchfellsfalte an die Bauchwand geheftet. Ihre Länge beträgt für den rechten 9^, für den linken 8^, ihre grösste Breite, welche bei- läufig in die Mitte fällı, 9%. Sie besitzen einen vollkommenen Bauchfellsüberzug, der an der inneren Fläche derselben, ohne Einstülpungen zu bilden, über sämmtliche Lappen glatt hinweggeht, an der äusseren Fläche dagegen mehrere faltenförmige Einstülpungen erzeugt, durch welche am rechten Eierstocke 28, am linken 25 Lappen gebildet werden. An dem äusseren Blatte des serósen Aufhängebandes findet sich, { Zoll vom vorderen Ende des Eierstocks entfernt, eine 2 Linien im Durchmesser haltende Öffnung — die Apertura. abdemi- nalis des Eileiters, Unter der Peritonealhülle findet sich, mit dieser durch die oben erwähnten zellen- artig gruppirten, aber kurzen Scheidewände verbunden, eine äusserst dünne und gefässreiche Haut, von deren innerer Oberfläche eine grosse Anzahl Dissepimente die Höhle des Eier- stocks durchzieht, an welche das Chorion der einzelnen Eier durch kurze und wie es scheint sehr gefássreiche Stiele aufsitzt. Die gróssten Eier halten über 2 Linien Durchmesser; die Zahl derselben betrug in den reichsten Lappen zwischen 20 und 50. Dotterhaut, Keimbläschen, Dotterzellen und Fetttrópfchen liessen sich in jedem Eie mikroskopisch nachweisen. Bei der sorgfältigsten Untersuchung war es mir nicht möglich, eine Öffnung in der Hülle des Eier- stockes zu finden, durch welche die Eier zur Abdominalóffnung des Eileiters gelangen kónnten. Am inneren Rande des Eierstocks zwischen diesem und der Niere verláuft ein dicker, muskulóser, stark gewundener Eileiter lit. 4. А, der kurz vor seiner Abdominalmündung sich trichterförmig erweitert, lit. 6. Zwei Zoll vor seinem hinteren Ende verlieren sich seine Krümmungen, und er geht allmáhlig sich erweiternd in einen dünnwandigen elliptischen, im aufgeblasenen Zustande 7 Linien weiten Uterus über lit. с, welcher sich an seinem hinteren Ende mit dem der anderen Seite verbindet, und beide an der hinteren Peripherie der Cloa- kenóffnung der Harnblase mit einer gemeinschaftlichen, an der Spitze eines kegelfórmigen niedrigen Wulstes gelegenen Öffnung ausmünden. Eierleiter von ähnlicher Form kommen unter den Fischen nur bei den Plagiostomen vor. Abh. V,3. 89 646 J. Hyrtl, Die innere Oberfláche der Eileiter und ihrer Erweiterungen überzieht eine sehr in- tensiv schwarz pigmentirte Schleimhaut, welche zahlreiche und dicht gedrángte Lüngenfalten bildet. Sie ist in der Nähe der Abdominalóffnung des Oviducts sehr mächtig, und nimmt gegen den Uterus zu an Stárke zusehends ab. In der Mitte der Lánge des Eileiters wird sie durch eine grobkórnige dicke Drüsenschichte lit. о verstärkt, welche drei Windungen des Eileiters einnimmt. Von innen gesehen, erscheinen die einzelnen rundlichen 1^/—1^^ starken Drüsenbälgchen zu eckigen Inselchen vereiniget, welche über das Niveau der Schleimhaut vorspringen, und nach und nach an Umfang und Höhe abnehmend, spurlos in der glatten Schleimhaut verschwinden. Es erinnert diese Drüsenschichte offenbar an die bei den Plagio- stomen vorkommende herz- oder nierenfórmige Drüse des Eileiters, die aus róhrenfórmigen Acini zusammengesetzt ist. $. 25. Harnwerkzeuge. Die Nieren lit. gg bilden zwei vollkommen getrennte langgestreckte, deutlich ge- lappte Körper, von derselben Länge wie die Ovarien, und 3‘ —5’ Breite. Ihr vorderes Ende liegt neben der Bauchöffnung des Oviducts, ihr hinteres stösst an die obere Cloaken- wand. Der Eierleiter verläuft an ihrem äusseren Rande; am inneren Rande sammeln sich die Nierenvenenäste der Cava, wie bei allen Amphibien. Die gewundenen Lappen der Niere erinnern ganz auffallend an die Nierenbildung der geschuppten Amphibien und namentlich der Schlangen. Die Zwischenräume derselben wer- den von den Blutgefässen eingenommen. Auf der Dorsalfläche der Nieren verbreiten sich in ihnen die Zweige der Wenae advehentes lit. č, deren Stämme am äusseren Rande der Niere verlaufen, an der Bauchfläche sind es die Verzweigungen der eigentlichen Nierenvenen, Jenae revehentes. Der Ureter, lit. 4, der wegen der grossen Nähe der Cloake nur eine sehr kurze Strecke ausser dem Nierenparenchym verlauft, zieht in Begleitung des Stammes der Vena advehens am äusseren Nierenrande hinauf, kreuzt sich in der Nähe der Cloake mit der un- teren Fläche der uterusähnlichen Erweiterung des Oviducts, und mündet an einer kleinen Papille, rechts und links von der gemeinschaftlichen Öffnung der Eierleiter in der Cloake aus. Die Nieren sind allenthalben mit schwarzem Pigment tingirt, welches nicht bloss — wie bei den Sauriern und den Blindschleichen — ihre Oberfläche als continuirliche Membran überzieht, sondern ihr Parenchym durch und durch verfärbt. Die Harnblase lit. / ist äusserst dünnwandig, 1: Zoll lang, und im aufgeblasenen Zustande von 10 Linien Durchmesser. Ihre Cloakenmündung war faltig zusammengezogen, liess sich jedoch ohne gewalt- same Zerrung bis auf 4 Linien Durchmesser ausdehnen. Eine erhabene Schleimhautsleiste 5 bezeichnet ihren Umfang. Sie schliesst weder die Öffnung der Eileiter noch der Harnleiter ein, und letztere münden somit nicht in die Blase. Vier Linien vor der Harnblasenöffnung liegt die durch strahlig convergirende Schleim- hautsfalten marquirte Mastdarmöffnung. — Ein durchgreifender anatomischer Char- Lepidosiren paradora. 647 akter aller Fische, durch welchen alle bisher aufgeführten Amphibienáhnlichkeiten voll- kommen neutralisirt werden, Von Nebennieren oder anderen accessorischen Organen des Systema uro-genitale war nichts zu finden. Sehr überraschend war es für mich, ein so vollkommen entwickeltes Nieren-Pfortadersystem gefunden zu haben, wie ich es bisher nur bei Amphibien zu k E 9777 | + H i r = i Pg) M + zt Ss ИНН НН —— ---- by, ` > A mco | В HH II © bu PU = Tb a & UA Ong eg" / И.И 3 A — E de вы odp o "ya | | Zwei Abhandlungen aus dem GEBIETE DER OPTIK: 1. Optisches Diastemometer. 2. Über ein Mittel, periodische Bewegungen von ungemeiner Schnel- ligkeit noch wahrnehmbar zu machen und zu bestimmen. 3556353 Von A. Christian Doppler, o. ö. Professor der Mathematik und praktischen Geometrie und ordentlichem Mitglied der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Abh. У. 3. 97 ++ + X À e = 6 Ju Y auf muB Ds ^s м jv ' ' ag -: Optisches Diastemometer, ein Instrument, wodurch man die Entfernung eines Gegenstandes durch ein blosses Anvisiren desselben augenblicklich bestimmen kann. $k Won Niemanden, der auch nur auf einige wissenschaftliche Bildung Anspruch macht, geschweige denn erst dem eigentlichen Optiker , Physiker und Astronomen ist es unbekannt, dass der optische Vorgang beim Sehen durch ein einfaches oder sogenanntes astronomisches Fernrohr darin besteht, dass die, durch das Objectivglas im Innern desselben erzeugten physischen Bilder mittels einer einfachen convexen Ocularlinse angesehen werden, wodurch man die ihnen entsprechenden Gegenstände umgekehrt zwar, aber mehr oder we- niger vergrössert erblickt. Die Vergrösserung ergibt sich aus dem Quotienten der Focallänge der Ocularlinse in jene des Objectivs. Nicht minder ist es auch bekannt, dass die, durch das Objectiv erzeugten Bilder nicht alle an derselben Stelle des innern Fernrohrs entstehen, sondern dergestalt hinter einander liegen, dass jene, die den entferntern Gegenstánden ent- sprechen, dem Objectivglase näher liegen, wie die der nähern, Diess ist ja auch bekannt- lich der alleinige Grund, wesshalb man sich beim Gebrauche eines Fernrohrs genöthigt sieht, Behufs des deutlichen Sehens, die Ocularröhren bei ziemlich nahen Gegenständen merklich herauszuschieben, bei entferntern dagegen sie zu verkürzen; kurz, sie nicht bloss der Kurz- oder Weitsichtigkeit des Auges, sondern auch der grössern oder geringern Entfernung der gesehenen Objecte gemäss einzustellen. — Diese hier obwaltenden, so höchst einfachen Verhältnisse machen jeden sehr geneigt zu glauben, dass sich in diesem schon seit so lange bekannten wichtigen optischen Apparate wohl kaum noch etwas vorfinden dürfte, das bisher unerörtert und unbesprochen, neuen Stoff zu vielleicht nicht unwichtigen theoretischen und praktischen Folgerungen darbóte. Eine Erfahrung, die ich indess schon vor ziemlich langer Zeit und ganz zufällig machte, lässt mich jedoch die Richtigkeit dieser Vermuthung sehr bezweifeln. Desshalb nun, und wegen der nahen Beziehung des Gesagten mit den folgenden Betrachtungen, habe ich ge- 770 Chr. Doppler, glaubt, mit so allgemein bekannten Wahrheiten, wie die oben ausgesprochenen, gegenwártige Mittheilungen beginnen zu sollen. $. 2. Vor längerer Zeit nämlich sah ich mich zur Anstellung eines anderwärtigen Ver- suches veranlasst, mir ein einfaches astronomisches Fernrohr zu construiren, mit der einzigen Abweichung jedoch, dass der Abstand des Oculars vom Objective sehr bedeutend die Summe ihrer Brennweiten übertraf. Ich benützte hiezu ein gewöhnliches, mir eben zur Hand lie- gendes venetianisches terrestrisches Fernrohr mit pappenen Auszugsröhren, dessen Ocular- einsatz ich bis auf eine einzige Convex-Linse herausnahm, und deren letzte oder Ocular- róhre ich durch ein Ansatzstůck um etwa 15“—18“ noch verlängerte, um es so meinem Zwecke gemäss vorzurichten. Ganz zufälliger Weise blickte ich nun durch dieses Fernrohr bei nahe grösster Aus- zugsweite nach einem etwa 6—8 Fuss entfernten Gegenstand meines Zimmers, und da mir der ganz ungewöhnlich grosse Abstand des Ocularglases vom Objective nicht unbekannt war, so wunderte ich mich eben auch nicht sehr, diesen zufälliger Weise vollkommen deutlich und ganz ungewöhnlich vergrössert zu erblicken, Was mir aber in der That im ersten Augenblicke auffiel, war der Umstand, dass ich nur einzelne Partien des Gegenstandes vollkommen deutlich, dagegen seine Umgebung und den übrigen Theil desselben im hohen Grade undeutlich, und dergestalt verwischt er- blickte, dass mir jene in dieser gleichsam wie klare Bilder in einem wirren Nebelraume zu schwimmen schienen. Denn wiewohl mir das wahre Sachverhältniss hievon nichts weniger als unbekannt war, so hatte ich nimmermehr es früher geahnet, dass die daraus hervor- gehende Wirkung eine so bedeutende sein зоШе. Wäre ich an den Gebrauch sehr stark vergrössernder Mikroskope gewöhnt gewesen, so wäre mir wahrscheinlich dieser Umstand minder aufgefallen, da ja dem Mikroskopisten derlei Erscheinungen fast täglich vorkommen mögen. Vielleicht aber würden sodann auch die folgenden Betrachtungen und vorläufigen Experimente unterblieben sein, die eben durch das mir Ungewóhnliche dieser Erscheinung ihre Anregung erhielten. $. 3. Nachdem ich nun unter manchfach abgeänderten Umständen diesen Versuch wieder- holt, und mich genügend davon überzeugt hatte, dass für so sehr nahe Gegenstánde die Verschiedenheit der Stellung des Oculars, selbst bei sehr geringen Anderungen im Abstande des Gegenstandes, keineswegs so unerheblich ausfalle, als man vielleicht vermuthet: so wollte ich mir bei dieser Veranlassung sowohl von der Ausdehnung, als dem Gesetze der Aufein- anderfolge der von einem Objectivglase erzeugten Bilder im Fernrohre еше klare und recht anschauliche Vorstellung bilden. Ich berechnete daher für eine Linse von 4 Fuss Focallinge sowohl die absoluten Orte der Bilder, als auch die entsprechenden Änderungen derselben bei einer der Einheit gleichkommenden Differenz ihres Abstandes vom Objectiv- optisches. Diastemometer. vr glase, für eine Reihe aufeinanderfolgender Entfernungen der zugehörigen Objecte, wie sie in Tabelle I und II übersichtlich zusammengestellt sich finden. Und so seien denn die folgenden Paragraphe der Betrachtung desjenigen Raumes im innern Fernrohre gewidmet, in welchem in stetiger Aufeinanderfolge die physischen Bilder der verschiedenen äussern Gegenstände entstehen. Der Kürze des Ausdrucks wegen wollen wir diesen sofort schlechthin den Bil- derraum nennen. 6. 4. Úberblickt man nun vorerst die Resultate der Tabelle I, so erkennt man ohne viele Mühe, dass bei einem Objectivglase von 4 Fuss Brennweite die Bilder sámmtlicher, in einem Abstand von 5“ bis oo vom Fernrohre liegender Gegenstände sich durch den bedeutenden Raum von 15 Fuss ausdehnen, jedoch auf eine im hohen Grade ungleichförmige Weise. Während nämlich die Bilder sämmtlicher Gegenstände, die sich in dem Distanzintervall von 5— 20 Fuss befinden, von obigen 15 Fuss volle 14 Fuss für sich in Anspruch nehmen verbleibt für die Bilder aller übrigen von 20“ bis ins Unedliche liegenden Objecte nur noch der Raum von | Fuss, Von hier aus nimmt die Dichte in der Aufeinanderfolge der Bilder in noch viel rascherem Grade und dergestalt zu, dass die zwischen 20“ und 100^ liegenden Objecte von obigem Raume von nur einem Fuss wieder 0833 — 10 Zolle für ihre Bilder wegnehmen. Es verbleiben also für alle Objecte von 100“ bis < nur noch beiläufig 2 Zolle übrig, von denen jedoch wieder die zwischen 100 und 1200 Fuss liegenden nicht weniger als 1:4839 — 1” 10% einnehmen, so dass also für alle weiter wie 1200“ bis ins Unendliche abstehenden Gegenstinde der hóchst geringe Raum von nicht einmal ganz zwei Linien übrig bleibt. Tabelle E. Objects | Ort des | Ort des Bildes E des Ort des Bildes jJects 4118604 2000000 416666 1200000 408165 9433333 405405 800000 4 04114 1420000 403226 666666 402684 5400000 4102299 461583 302010 4144444 4401786 434738 4401606 4128571 401459 41.242342 4101338 4121052 4100000 Abh. V, 3. 112 Chr. Doppler, $. 5. Nicht minder instructiv für gegenwärtigen Zweck scheint die Tabelle II zu sein. Man ersieht aus ihr, dass die Möglichkeit einer genauen Einstellun;, übrigens immer dabei vorausgesetzt, bei 5“ Entfernung jede Anderung derselben um nur eine Linie, schon eine {6mal so grosse Ortsveränderung der zugelhôrigen Bilder im Fernrohre erzeugt, oder mit andern Worten, dass man schon die Ocularróhre um 1 Zoll 4 Linien verschieben muss, um zwei Objecte, von denen das еше 5’, das andere dagegen 5“ 1% entfernt ist, gleich gut sehen zu können. Ja, bráchte man einen Gegenstand bis auf 4“ 34 oder gar bis 4, und 1^ dem Objectivglase nahe, so betrüge die Differenz der Bilder im ersten Falle schon das 256fache, im andern sogar das 2304fache der Distanzänderung; d. h., man würde in diesem Abstande noch eine Ortsverschiedenheit von beziehungsweise nur dem 256" oder 23041" Theil einer Linie schon durch eine Verschiebung der Ocularróhre um eine ganze Linie gewahr werden, Tabelle ER. Ort de 3 Ort de : | Olljetts AfbiAdci|q. |AfbiAd=1 Objects oo 904 | 0:00213451 16:0000000 1004 0:004 1412 4:0000000 200° 0.000 1165 ol 3004 0:0001826 1:0000000 4004 0.0001020 0.6400000 500° 0:0000659 0:4444444 600° 00000436 00625000 71004 0:0000330 0:0236686 800! 0:0000252 0:0123451 9004 0-0000199 C-0075614 10004 00000161 0:0051020 1100/ 0.0000133 00036731 1200“ 0.00001 11 0 4027701 oo 0 Allein diese grosse Empfindlichkeit für geringe Differenzen im Abstande nimmt lei- der sehr rasch mit zunehmender Entfernung ab; denn schon bei 10 Fuss Entfernung gibt eine Linie Unterschied in dem Abstande zweier Objecte sich nur durch eine halbe Linie Differenz in dem veränderten Abstande ihrer Bilder zu erkennen. Pei 50“ Entfernung endlich geben 11 Zoll Ortsveründerung des Objectes erst eine Linie Unterschied in dem Orte. des entsprechenden Bildes, oder mit andern Worten eine Unsicherheit von nur einer Linie in der Einstellung der Ocularröhre beirrt unser Urtheil bezüglich eines 50“ weit entfernten Gegenstandes schon um mehr als 11 Zolle. — Eine weitere Erwägung zeigt, dass das Objectivglas eines Fernrohres, mittels dessen noch in einer Entfernung von 1200 Fuss eine Distanzverinderung von 1 Fuss durch eine Verschiebung optisches Diastemometer, 713 der Ocularróhre von 1 Linie sich bemerkbar machen soll, schon eine Focallánge von nahe, 110 Fuss haben müsste, und dass man diese bis auf 275 Fuss bringen müsste , wenn man unter denselben Voraussetzungen diese Wahrnehmungen bis auf die Entfernung von 3000 Fuss oder Е geograph. Meile ausdehnen wollte, ©. 5: Die Astronomen verflossener Jahrhunderte bedienten sich in der That wie bekannt zu ihren Beobachtungen astronomischer Feruröhre von fast unglaublicher Länge, und zwar nicht ohne vielfáltig glückliche Resultate. So baute Campani z. B. im Auftrage Ludwigs XIV Fernróhre von 86‘, von 100 Fuss, und zuletzt von 136 Fuss Focallinge: Huyghens spätere Fernróhre hatten sogar eine Länge von 210 Fuss. Ja Auzout und Hartsócker sollen hierin noch viel weiter gegangen seiu, und Objective bis zu 600 Fuss verfertigt haben. Fernröhre dieser Art würden selbst noch in Entfernungen von 6600“ je einen Fuss durch eine Ocular- verschiebung von einer Linie bemerklich machen. Mit einem der von Campani verfertigten langen Fernróhre hat Cassini die Satelliten Saturns entdeckt. Sind demnach gleich derlei Fernróhre nicht absolut unausführbar, und ist selbst deren Handhabung, wie diess die vielfach glücklichen Erfolge bewiesen, nicht geradezu unmöglich, so muss man doch hinwieder anerkennen, dass die genaue Anfertigung der- selben mit eigenen Schwierigkeiten verknüpft ist, und dieselben sich beim Gebrauche als im hohen Grade unbequem und unpraktikabel erwiesen haben. Auch dürfte man sich heut zu Tage kaum mehr dazu verstehen, selbst zur Erreichung sehr wichtiger wissenschaltlicher Zwecke zu Instrumenten von so immenser Construction seine Zuflucht zu nehmen. — Nichts desto weniger leitete mich die, Gesammtheit der hier er- wogenen Umstände mit sehr vieler Überredungskraft auf den Gedanken, dass sich nämlich doch vielleicht aus dem mehrfach erwähnten, und wie es wenigstens scheint, bisher noch nicht gehörig beachteteten Umstande eine höchst wichtige und folgenreiche Anwendung zur Er- zielung gewisser praktischer Zwecke machen lassen dürfte, ja es scheint mir diess völlig ausgemacht und gewiss zu sein, falls es sich anders in optischer Beziehung als nicht geradezu unmöglich oder praktisch unausführbar herausstellen sollte, denjenigen Raum im Fernrohre, welcher von den Bildern der Gegenstände eingenommen wird, ohne das Fernrohr sehr merklich zu verlängern, beliebig zu vergrössern und auszubreiten, kurz an die Stelle eines einfachen Objectivs von einer hier erforderlichen ungeheueren Focallänge eine Linsencombi- nation zu setzen, die in der erwünschten Wirkung mit jener zusammen fiele, ohne an deren bedeutenden Nachtheilen zu participiren. — Einige Überlegung liess mich bald erkennen, dass Abhilfe des mehrfach erwähnten Übelstandes durch das eine oder andere der nun so- gleich in Betracht zu ziehenden Mittel mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erwarten stehe. S. i Der schon mehrmals hervorgehobene Umstand, dass die Bilder der verschiedenen Objecte um so mehr auseinander treten, je náher diese selbst dem Brennpuncte des Ob- 98% 774 Chr, Doppler jectivs gebracht werden, bietet vorerst für alle jene Fälle, wo diese Annäherung bis zu jedem beliebigen Grade ausführbar ist, die sehr nahe liegende Aussicht dar, ihre eigenen Ab- stände unter einander sowohl, wie die ihrer Theile mit sehr grosser auf anderem Wege kaum erreichbarer Genauigkeit auf rein optischem Wege zu bestimmen. — Die unmittel- barste Anwendung hievon dürfte hiernächst unstreitig der Mikrometrie zu Gute kommen, und man wird von selbst begreifen, dass man zu genanntem Zwecke mit nur geringen Änderungen sich sogar schon der zusammengesetzten Mikroskope alter Construction mıt eirigem Erfolge hätte bedienen können. Man wird demnach überall, wo es sich nicht um blosse Horizontalmessungen, sondern um eigentliche Höhenmessungen handelt, von diesem Gedanken eine nützliche Anwendung zu machen wissen, wie z. B. bei Bestimmung der Tieflage einzelner Organe bei Infusorien und vegetabilischen Gebilden, bei Messung der Un- ebenheit rauher Körper und vielen andern sonstigen Messungsmethoden geradezu unzu- gänglicher Objectsbestimmungen, Mikroskope neuerer Construction, wo die Einstellung nicht wie bei jenen durch das Oculare, sondern durch ein Näherbringen des Tubus an den Objectivtisch bewirkt wird, würden sich zu genanntem Zwecke als fast völlig unbrauchbar erweisen. Die beste Construction dürfte sich indess aus dem im folgenden Paragraphe zu erwáhrenden Principe ergeben. — Rücksichtlich entfernter Gegenstände ist es zwar allerdings richtig, dass man ihre beliebige Annäherung füglich nicht voraussetzen darf. Aber kann man auch die Ob- jecte selber nicht beliebig dem Objectivglase nahe bringen, so ist dieses doch stets mög- lich mit ihren von einer Convex-Linse erzeugten physischen Bildern: und damit ist sofort die Möglichkeit geboten, die besprochene Distanzmessung auch auf entfernte Objecte auszudehnen. Man hat diessfalls nur dem gewöhnlichen Objectivglase eine Linsenverbindung AB, A Fig. 1. Fig. | von zwei Sammel- B linsen zu substituiren, die von einander weiter ab- stehen, als die Summe ihrer Brennweiten beträgt. Eine + noch vorzüglichere Abhilfe dürfte sich jedoch aus Nachfolgendem ergeben. $ 8. Wenn man, was hier recht füglich geschehen kann, auf den Vortheil eines grössern Gesichtsfeldes Verzicht leistet, so lässt sich der beabsichtigte Zweck durch eine Linsen- combination sehr compendiöser Art erreichen, die mir vor der obigen einen entschiedenen Vorzug zu verdienen scheint. Man hat nämlich diessfalls nur nöthig, die von dem convexen A 2 Fig. 2. Objectivglase A Fig. 2 kommenden Strahlen, noch bevor sie sich in n : т und » beziehungs- weise in einen Punct optisches Diastemometer. 19 vereinigen, durch eine Concavlinse B zu leiten, die man so aufstellt, dass m und » noch innerhalb ihres imaginären Brennpuncts fallen , wodurch bewirkt wird, dass durch die zerstreuende Kraft dieser Linse, die Vereinigungspuncte m und x nach m’ und n“ verlegt werden, und gleichzeitig damit auch der Raum mn in jenen viel gróssern m’n’ sich ausbreitet. So zeigt z. B. die Rechnung, dass bei einem Objectivglase À von nur 18 Zoll Brennweite, die für sich allein die Bilder aller Gegenstände zwischen 20“ und cc auf den engen Raum von nur 1-46 Zollen zusammendrängen würde, sich dieser Raum durch das blosse Dazwischensetzen einer Hohl- Пизе B von einer imaginären Brennweite von 4 Zollen, sogleich auf einen nahe 17та] so grossen zn“ ausdehnt. Bringt man nämlich in einem Abstande von 16 Zollen von A eine Zerstreuungslinse von 14 Zoll Brennweite an, so werden sámmtliche auf mn = 146 befindliche physische Bilder auf den Raum m’w— 24 Zoll übertragen, und somit be- deutend ausgebreitet. Auch hievon suchte ich mich auf dem Erfabrungswege zu überzeugen, und hatte alle Ursache, diese Abhilfe auch für eine praktisch zulässige und ausführbare zu halten. Nebenher schien es mir, als ob die Bilder der Gegenstände an Deutlichkeit, Klar- heit und Präeision nicht unbeträchtlich gewonnen hätten, welches ich nicht sowohl der wahr- scheinlich zugleich statthabenden Verminderung der sphärischen und chromatischen Ab- weichung, als vielmehr dem Umstande der grössern Absonderung und Trennung der einzelnen optischen Bilder zuzuschreiben geneigt bin. Dieser ganz ungesucht sich darbietende Vor- theil, in welcher Beziehung der gegenwärtige Apparat selbst die dialytischen Feruröhre weit übertreffen dürfte, verdient um so mehr alle Beachtung, als eben hier grosse Schärfe und Deutlichkeit der Bilder von ganz vorzüglichem Werthe sind. — Im Übrigen scheint aus einer vorläufig geführten Rechnung sich zu ergeben, dass eine Verbindung zweier Concav. linsen statt einer, noch neue sehr bedeutende Vortheile darbieten würde, — Die Leistung in diesem Paragraphe beschriebenen Linsencombinationen besteht wesentlich darin, bei der in diesem Paragraphe beschrieb E binat besteht entlich d be sehr mässiger Ausdehnung des Apparates den Bilderraum eines viele hundert Fuss langen Fernrohres mit Beseitigung des übrigen Focalraums für sich allein darzustellen. s. 9. Durch die Substituirung dieser Linsencombinationen für ein sonsthin nöthig wer- dendes Objectivglas von so ungemein grosser Brennweite entgeht man indessen nicht zu- gleich auch zweien andern Schwierigkeiten, die hier wie dort sich der Ausführung eines so wünschenswerthen Apparates entgegenzustellen scheinen. Da nämlich die hier besprochene Linsenverbindung in allem Übrigen , somit auch rücksichtlich ihrer Vergrösserungskraft das- selbe leistet, was ein gewöhnliches Ocular mit einer einfachen Objectivlinse von ungewöhn- lich grosser Brennweite leisten würde: so hat sie freilich auch denselben Übelstand, welchen ein solcher Apparat hat, zu tragen, nämlich die ungemeine Lichtschwäche und Verdunkelung des Gesichtsfeldes, die in einzelnen Fällen sogar bis zum völligen Unsichtbarwerden der beobachteten Gegenstände möglicher Weise sich steisern dürfte, da ja das Objectivglas doch nur immer von einer mässigen Grösse sein kann. Um diesem Übelstande zu begegnen, 716 Chr. Doppler, sähe man sich genötbigt, die Vergrösserungskraft des Apparates durch Anwendung einer Ocularlinse von sehr grosser, d. i. wenigstens 10—15 Fuss betragender Focallänge zu ver- mindern, wodurch man wenigstens zum Theile dasselbe Hinderniss einer bequemeren An- wendung wieder zurückkebren sieht, das man so eben glücklich besiegt zu haben wähnte. Glücklicherweise aber bietet eben dasselbe Mittel, welches uns Objectivgläser von so im- menser Focallänge zu ersetzen vermochte, in gleicher Weise auch eine Abhilfe dar, für die sonst nothwendig werdenden Oculare von zwar minder grosser, aber immer noch zu grosser Brennweite. Es besteht diese Abhilfe in einer ganz ähnlichen Verbindung einer concaven Linse mit einer convexen, in einer Anordnungsweise, wie sie durch Fig. 3 dargesteilt ist. A Wig. 3. A und D sind ziemlich král. tige Convexlinsen, B und С dagegen bedeutend stärkere Zerstreuungslinsen , die be- merkbaren Strahlen heziehen sich auf einen in der Axe liegenden Punct: ferner bedeutet cp den Bilderraum, und c ist zugleich der Focus des Oculars Die Linsenverbindung der Осшаггойге ist längs des gan- zen Bilderraumes cp leicht verschiebbar, und an dem äusseren Theile des Apparats eine längs op liegende Scala, deren Einteilung entweder auf Grundlage der gewonnenen Rech- nungsresultate oder auf dem Wege der unmittelbar angestellten Versuche zu Stande ge- bracht ist. Damit diese Scala auch für jeden Beobachter und für ein kurz- wie weitsich- tiges Auge gleich brauchbar bleibe, muss sich in с ein fixes Fadenkreuz befinden, das mit dem Index der Scale unveränderlich verbunden ist, wo hingegen das Linsensystem c D gegen das Fadenkreuz genau und scharf sich einstellen lassen muss, um die Entfernung des besten Sehens jedem individuellen Auge anpassen zu können. Durch eine solehe Anordnung er- hält man demnach ein Fernrohr von sehr mässiger Länge, dessen Ohjecuv sowohl wie Ocular gleichwohl ihren optischen Wirkungen nach, Convexlinsen von ungemein grossen Brenn- weiten vólli; gleichkommen. Es ist gleichsam ein astronomisches Fernrohr, bei welchem durch die Einführung und besondere Stellung der beiden Concavlinsen, die nutzlosen Zwi- schenräume zwischen dem Objectivglas und Bilderraum, und jener zwischen letzterem und dem Ocularglase ausgeschieden ist. Die Vergrösserungskraft dieses Apparats wird also auch gleich sein dem Quotienten aus dem Ocular in das Objectiv, jedes derselben nämlich aus- gedrückt durch die optische Wirkung ihrer betreffenden Linsencombinationen. — Ein un- abweisbares weiteres Erforderniss ist es, dass dem Apparate während der Beobachtung eine ganz unveränderliche Lage ertheilt werde, da nur bei völliger Unbeweglichkeit des durch das Fernrohr gesehenen Gegenstandes ein möglichst genaues und sicheres Urtheil über die grösste Präcision und Deutlichkeit desselben möglich ist, — Endlich müsste, da das ver- hältnissmässig kleine Gesichtsfeld das Aufsuchen und genaue Einstellen jedenfalls erschweren würde, auch noch ein anderes kleines Fernrohr von verhältnissmässig grossem Gesichtsfelde, ein sogenannter Sucher, oder an dessen Stelle ein Paar Dioptern mit demselben unver- änderlich verbunden werden, — Was übrigens den Umstand anbelangt, dass das Gesichts- optisches Diastemometer. 211 feld sehr beschränkt, und die Gegenstinde, wie auch durch jedes andere astronomische Fernrohr, nur umgekehrt gesehen werden, so thut dieser dem beabsichtigten Zwecke nicht den geringsten Eintrag, da man ja bekanntlich, wo es sich nur um ein Urtheil über die grôsste Deutlichkeit eines vorliegenden Details handelt, den gesehenen Gegenstand nicht einmal seinen äusseren Umrissen nach zu kennen braucht. — Endlich könnte noch die Be- fürchtung Platz greifen, dass in dem Acte des Einstellens selbst eine grosse Unsicherheit und Unbestimmtheit sich bemerklich machen werde. Allein diese Vermuthung kann mit grosser Wahrscheinlielikeit als eine unbegründete bezeichnet werden, wenn es anders er- laubt ist, von dem Vorgange beim Mikroskope auf jenen bei der hier besprochenen Linsen- combination einen Schluss zu machen. $. 10. Bei den bisher in Vorschlag gebrachten Linsencombinationen habe ich vorausgesetzt, dass die Ausbreituug des Bilderraums von etwa 1} Zoll in jenen grössern von 24^ durch eine und dieselbe Linse bewirkt wird; auch sollte die Linse eine unveränderliche Lage gegen das eigentliche Objectiv haben. Es war diese Beschränkung desshalb nothwendig, weil ich immerfort voraussetzte, dass durch jene zweite oder Concavlinse der ganze, auf alle Ob- jecte zwischen 20’ und © liegende, oder sich erstreckende Bilderraum ausgebreitet werden sollte. Allein dieses ist weder nothwendig, noch auch, wie eine genauere Betrachtung lehrt, vortheilhaft. Vielmehr lässt sich die günstigste Wirkung erst von einer Vorrichtung erwarten, wo entweder durch Verschiebung der genannten Linse oder durch successives Einbringen mehrer von verschiedenen Zerstreuungskráften immer nur ein kleiner Theil des primären Bilderraumes, z. B. der den Objecten zwischen 20^ — 1004 sodann jener, der den Objecten zwischen 100° — 500^, oder denen zwischen 500° — 800° u.s.w. entspricht, auf die Aus- dehnung obiger 24^ gebracht würde. — Ein Instrument nun, welches den ebenerwähnten Anforderungen entspräche, würde uns in den Stand setzen, sofort durch ein blosses Anvisiren ei- nes Gegenstandes dessen Entfernung von uns augenblicklich zu bestimmen, und darum nicht nur alle bisherigen Distanzmesser an Brauchbarkeit und Bequemlichkeit bei Weitem und auf das Entschiedenste übertreffen, und für die verschiedenen Zweige der praktischen Feldmess- kunst, der Kriegswissenschaft, der Seefahrtskunde, der Mikrometrie, und für viele andere Künste von dem unberechenbarsten Nutzen sein, sondern selbst auch der theoretischen Optik keinen ganz uninteressanten Beitrag darbieten. Alles, was beim Gebrauche eines solchen In- strumentes vorausgesetzt würde, besteht in der Möglichkeit des Anvisirens, und dem Vor- handensein von Gegeständen von nicht absoluter Gleichförmigkeit, sondern von einigem Detail, Bedingungen, die fast in allen Verhältnissen und unter allen Umständen als zum Voraus erfüllt angesehen werden dürfen. $. 11. Die beiden fruchtbarsten Quellen fast aller neuer Erfindungen und Entdeckungen in der Optik sowohl wie in den übrigen phisicalischen Wissenschaften waren von jeher die In- 778 Chr. Doppler, optisches. Diastemometer. duction und der Zufall. Durch die Ähnlichkeit und Regelmässigkeit statthabender Erschei- nungen, oft aber auch durch deren auffallenden Gegensatz darauf hingeleitet, und durch den Zufall mächtig begünstigt und unterstützt, entstanden fast immer, so belehrt uns die Ge- schichte der Wissenschaften, die ersten Keime zu einer nützlichen Erweiterung unserer Kenntniss der Natur; die ersten glücklichen Gedanken zur Erfindung eines neuen Werkzeu- ges, oder einer folgenreichen Maschine. — Меха gesellten sich sodann: in bestimmter Ab- sicht und mit Sorgfalt und Ausdauer angestellte Versuche, und die Frucht derselben, eine richtige empirische Ansicht in die sie bedingenden einzelnen Umstände, Erfahrung, und tatonirende Geschicklichkeit. Nur wenige Erfindungen trugen schon in ihrer ersten Conception den Geleitsbrief einer unverbesserlichen Vollkommenheit und Vollendung mit sich. Fast immer war allmälige Vervollkommnung und stufenweises Fortschreiten vom minder Guten zum Bessern ihr Loos. Dann traten wohl auch bei jenen, die einer streng wissenschaftlichen Behandlung fähig waren, gründlichere Untersuchungen und Berechnungen hinzu, die ihrerseits wieder Veranlassung wurden zu weiteren Versuchen und neuen Verbesserungen. Der in diesen Blättern auseinandergesetzte, und wie erzählt durch Zufall angeregte Gedanke, der mir den Keim zu einer dereinstigen nützlichen Anwendung in sich zu tragen scheint, hat das eigentliche Stadium der ersten Conception noch kaum überschritten. Es scheint mir wünschenswerth, dass diese Idee nunmehr durch einen für wissenschaftliche Forschungen empfänglichen praktischen Optiker, oder doch mit dessen unmittelbarer Bei- hilfe an einer Reihe von Versuchen erprobt würde, und dass durch diese wenigstens ungefähr die möglichen Grenzen der Genauigkeit sowohl, wie die Ausreichbarkeit für grössere Entfer- nungen, von der hier doch so gar viel abhängt, bestimmt würden, da ja diese empirischen Um- stände allein die Brauchharkeit eines solchen Instrumentes bedingen. Denn es würde. wenig fruchten, und jedenfalls als vorzeitig erscheinen, schon jetzt in eine genauere Berechnung der Stellung uud Brechungskräfte der verschiedenen constituirenden Linsengläser einzuge- hen. Man würde hiedurch nur erfahren, was man im Grunde ohnediess weiss, dass der Erfolg für ganz geringe Entfernungen von wenigen Fussen ein vollkommen gesicherter ist, und dass der Ausdehnung auf beliebige Entfernungen von theoretischer Seite gleichfalls kein Hinderniss entgegenstehe. Man würde aber hiedurch keineswegs erfahren, wie weit hierin die empirischen Bedingungen uns zu gehen erlauben, und ob selbst in dieser Ausdeh- nung schon praktischen Bedürfnissen begegnet, und für die Wissenschaft ein sicherer Ge- winn erzielt werde. Und so übergebe ich denn, was zu thun mir Zeit und Umstände anrathen, diese Gedanken der Öffentlichkeit, mit dem Wunsche, dass sie nicht ungeprüft und unbenützt zur Seite gelegt, und vorschnell einer vielleicht unverdienten Vergessenheit überantwortet werden möchten. —===— Über ein Mittel, periodische Bewegungen von ungemeiner Schnel- ligkeit noch wahrnehmbar zu machen und zu bestimmen. NY m man einen in periodisch wiederkehrender Bewegung begriffenen Gegenstand, dessen Periode noch keine 0:35 Secunden betrágt, oder bei reizbaren Augen wenigstens 0^5 nicht übersteigt, mittelst einer mit einer Öffnung versehenen, sich drehenden Scheibe betrachtet, und es ist die Umdrehungsgeschwindigkeit dieser Scheibe vollkommen gleich zeitig mit jener beobachteten periodischen Bewegung: so ist klar, dass das beobachtende Auge den Gegenstand immer genau in derselben Phase seiner Bewegung und an demselben Orte erblicken wird , so oft jene Öffnung vor dem Auge vorüber geht. Erfolgen nun diese congruirenden Eindrücke auf das Auge, wie hier vorausgesetzt wurde , innerhalb einer kůr- zeren Zeit, als die bekannte Nachwirkung eines Lichteindruckes wáhret: so verschmelzen diese zu einem einzigen andauernden Bilde des bewegten Gegenstandes im Auge des Be- obachters. In diesem Falle wird man also den Gegenstand in vollkommener Ruhe mit seiner ihm eigenthümlichen Form und Farbe erblicken, es mag derselbe an sich in einer rotirenden, hin und her gehenden , oder wie immer verschlungene Bahnen beschreibenden Bewegung begriffen sein, wenn seine Bewegung nur periodisch und genau isochronisch mit der Dre- hung der Scheibe Statt hat. Einfachere Fülle dieser Art wurden zwar schon von mehreren Physikern angeführt, und in der That sind Faraday's und Stampfer's Versuche mit drehenden Scheiben und Rádern dem Principe nach mit dem bis jetzt erwáhnten Vorgange vóllig iden- tisch. Allein indem jene verdienten Gelehrten diese Erscheinungen lediglich aus dem Ge- sichtspuncte interessanter, belehrender und zugleich unterhaltender optischer Täuschungen betrachteten, und nur sehr mässige Rotationsgeschwindigkeiten anwendeten, mussten ihnen nothwendig die nachstehenden Folgerungen und die damit zusammenhängenden Nutzanwen- dungen entgehen, auf die sie unfehlbar gestossen wären , hätten sie auch nach dieser Seite hin jenen Gegenstand ihrer ferneren Aufmerksamkeit gewürdigt. Bei Faraday insbesondere ist diess um so mehr zu wundern, da er sogar Vergleiche anstellt zwischen gewissen Linien, die in Folge von sich drehenden Rádern entstehen, und jenen Bewegungen, wie sie an ge- wissen Infusorien, den sogenannten Ráderthierchen, unter dem Mikroskope beobachtet wer- den. Wie nahe lag da nicht der Gedanke, die bewegten Räder und Scheiben zur Ermitt- lung des wahren Sachverhaltes bei bewegten Objecten zu benützen? Abh. V, 3 99 750 Chr. Doppler, über ein Mittel, periodische Bewegungen Die oben erwähnte Erscheinung gilt nämlich für jede, selbst noch so kurz dauernde Periode und für jeden Grad von Geschwindigkeit, mit der sich das Objeet bewegt. Nun ist es aber bei sehr vielen Gegenständen der Natur und Kunst eben ihre so grosse Ge- schwindigkeit, die uns entweder sie selbst oder ıhre bewegten Theile zu sehen verhindert, während wir sie doch kennen zu lernen wünschen, und wieder ein anderesmal liegt mehr noch daran, die Zeitdauer solcher schneller periodischer Bewegungen selbst kennen zu ler- nen und zu messen. — Ich erwähne hier nur beispielsweise die Flügelbewegung der Vögel und Insecten, die Bewegungen der Räderthierchen und anderer Infusorien, die Wimper- bewegungen, jene der vibrirenden Membranen und Saiten u. a. m. — Welche reiche Ausbeute für die verschiedenen Naturwissenschaften lässt sich daher von der glücklichen Ausführung der hier nur mit flüchtigen Worten angedeuteten Idee erwarten! — Um Einiges zur Verwirklichung der gemeinten Idee beizutragen, mögen nachfolgende Bemerkungen eine Stelle finden. Es wurde schon oben bemerkt, dass, wenn die Scheibe mit dem in schneller Be- wegung begriffenen Objecte isochronisch sich bewegt, man dasselbe in vollkommener Ruhe erblickt, nach seinen Umrissen und denjenigen Farben, die ihm zukommen. In diesem Falle ist demnach die Umdrehungszeit der Scheibe zugleich das wahre Mass der zur Vollbringung einer Periode nöthigen Zeit. Da man nun, wie gezeigt werden soll, diese Umdrehungs- geschwindigkeit der Scheibe sehr genau ermitteln kann: so ist auch die Dauer eines Cyclus des periodisch bewegten Gegenstandes bierdurch bestimmt. — Allein dieser Erfolg trifft nicht nur dann ein, wenn die Bewegung der Scheibe mit jener des Gegenstandes isochronisch ist, sondern auch bei allen jenen Drehungen derelben, deren Umdrehungszeit ein Multiplum des obigen periodischen Zeitraumes darstellt, in so ferne diese die Grösse von 0-35 nicht übersteigt. Diess folgt ganz einfach daraus, dass der Erfolg in der That derselbe sein muss, wenn nach jedem ter, 5*e, 4ten, 5'^,, ,, mt Bewegungscyclus dieselbe Bewegungsphase ins Auge gelangt, in so ferne nur die Zeitdauer der je 2, 3, 4, 5,...m Perioden nicht so lange währt, dass hiedurch ein Verschmelzen zu einer einzigen Lichtempfindung unmöglich würde. — Dieser Umstand ist von der allergrössten Wichtigkeit; denn er erschliesst uns die Möglich- keit, und gewährt die sichere Aussicht, Bewegungen, die auf der äussersten Grenze un- gemein grosser oder ungemein kurz periodiger Geschwindigkeiten stehen, der sinnlichen Wahrnehmung noch zugänglich gemacht zu sehen. Wäre es daher z. B. in der Ausführung nur möglich, die intermittirenden Gesichtseindrücke bis aus die grosse Zahl von 100,000 in der Secunde zu steigern, und auch noch zu zählen, so liessen sich Bewegungen wahr- nehmen, die in Perioden von nur 0000005, 0:0000025, 0:00000125, 0000000625 Secunden u. s. w. eingeschlossen sind. — Es entsteht nur noch die weitere Frage, was für Erschei- nungen bei den Zwischengeschwindigkeiten und wieder dann Statt finden werden, wenn die Geschwindigkeit der Scheibe die periodische des Objects bereits übertrifft. Hierauf lässt sich Folgendes erwiedern. Beginnt man mit einer sehr langsamen Bewegung der Scheibe, so bemerkt man ein anfänglich noch sehr schnelles, bei zunehmender Geschwindigkeit der Scheibe aber allmälig langsamer werdendes Vorwärtsgehen im Sinne des bewegten Objectes, von ungemeiner Schnelligkeit wahrzunehmen und zu bestimmen. 781 gleichviel, ob die Scheibe von rechts gegen links oder in umgekehrter Richtung gedreht wird. Nimmt die Geschwindigkeit der Scheibe noch mehr zu, and erreicht sie jene Grósse, bei welcher die entsprechende Zeit als ein Multiplum der Periode erscheint, so tritt für die Beobachtung eine vollkommene scheinbare Ruhe des Objectes ein. Nimmt die Geschwindigkeit noch mehr zu, so fängt das. beobachtete Object an, scheinbar růckwárts zu gehen, es mag die Scheibe in gleicher oder in entgegengesetzter Richtung mit dem Ob- jecte sich drehen. Anfánglich ist dieses Rückwärtsgehen ein sehr langsames, bei zunehmender Geschwindigkeit nimmt dieses gleichfalls rasch zu. In solcher Weise wiederholt sich diese Erscheinung so oftmal, als viele Multipla der Periode zwischen der Periode und dem Bruche 0/35 liegen. Ist daher z. B. die Dauer einer periodischen Erscheinung 0407, so gibt es für die Beobachtung wegen 0:^435:0:07—5, fünf Zeitpuncte, in denen das Object scheinbar sich nicht bewegt. — Wird die Bewegung der Scheibe mit jener periodischen des Objectes isochronisch , so tritt zum letztenmale ein scheinbares Stillstehen des Objectes ein, und jedes weitere Zunehmen in der Geschwindigkeit der rotirenden Scheibe bringt anfänglich ein langsames , sodann aber ein allmälig zunehmendes Rückwärtsgehen zuwege. — Das hier be- schriebene Vorwärts- und Rückwärtsgehen findet strenge genommen nur in der Nähe der erwähnten Stillstandspuncte Statt, und kann gleichsam als ein pendelartiges Hin- und Her- schwingen betrachtet werden. Denn bei Geschwindigkeitsverhältnissen , die sich als einfache Bruchtheile der statthabenden Periode darstellen, d. h. wo die Geschwindigkeit der Scheibe, von einem der Stillstandspuncte aus gerechnet, genau um dieHälfte, den dritten, vierten oder fünften Theil u. s. w. einer Periode zunimmt: da zeigt sich das bewegte Object gleichfalls in Ruhe, aber verdoppelt, verdreifacht u. s. w., überhaupt verviellacht in sternförmiger Gruppirung. Diess zeigt sich auch besonders schön , wenn die Geschwindigkeiten der sich drehenden Scheibe genaue Multipla der Periode zu werden beginnen. Die geringste Zu- oder Abnahme in der Geschwindigkeit der Scheibe, die eine solche Erscheinung hervorruft. bewirkt, dass sich die ganze Gruppe langsam vor- oder rückwärts zu bewegen scheint, Stellt man diese Beobachtungen mit Kreisscheiben an, denen man durch eiu tangenuelles Anschlagen mit der Hand Bewegung mittheilt: so sieht man bald das Object in Ruhe, bald in sternförmiger Gruppirung, bald sich langsam vorwärts bewegend, bald sprungweise im Zurückgehen begriffen ohne allen bestimmten Zusammenhang, ohne alles regelmässige In- einanderübergehen dieser verschiedenartigen Gestaltungen. Diess kann auch wohl nicht leicht anders kommen, besonders bei sehr kurzzeitigen Perioden, da bei einem solchen Vorgehen man eines jeden Mittels entbehrt, die Bewegungen der Scheiben mit der nöthigen Genauigkeit zu reguliren, und ihren Geschwindigkeiten nach zu messen. — Es ist diess aber zum Gelingen dieser Versuche unerlässlich, wesshalb ich unverweilt zur Angabe eines sol- chen ganz geeigneten Mittels übergehe. Es frágt sich námlich vor Allem, wie sich die hier verlangte gleichmássig zunehmende Bewegung der Scheibe bis zu einem sehr hohen Geschwindigkeitsgrad steigern, und in jedem Augenblicke der Zustand einer gleichfórmig unbeschleunigten Bewegung durch eine beliebige Zeit hindurch herbeiführen lasse. Auch muss dafür gesorgt werden, dass man zu jeder 782 Chr. Doppler, über ein Mittel, periodische Bewegungen ven ungemeiner Schnelligkeit ete. Zeit die Zahl der Umdrehungen der Scheibe ohne alle Schwierigkeit zu ermitteln vermag. Ich stehe nicht an, vor allen ähnlichen Vorrichtungen, mit denen zu diesem Zwecke die Scheibe in Verbindung gesetzt werden könnte, derjenigen den Vorzug einzuräumen , welche von Cagniard laTour erfunden, und von ihm Sirene genannt worden ist. — Befestigt man nämlich eine mit einer oder einer beliebigen Anzalıl äquidistanter Öffnungen versehene Scheibe an das gezähnte Drehrad dieses Instrumentes, und bringt man dasselbe durch Zuführung von Luft in eine allmälig zunehmende Bewegung , indem man zugleich durch die vor dem Auge vorübereilenden Öffnungen nach dem in periodischer Bewegung begriffenen Objecte hinsieht, so wird man die oben erwähnten Erscheinungen mit Musse beobachten können. Der Umstand, dass man schon durch die sich gleichbleihende Tonhöhe auf ein ebenso gleichmässiges Anhalten einer gewissen Rotationsgeschwindigkeit zu schliessen berechtigt ist, und dass man es überdiess in seiner Macht hat, in jedem beliebigen Zeitmomente die Anzahl der Umdrehungen durch den damit in Verbindung gebrachten Zäblapparat auf das Genaueste zu ermitteln, lässt mit grosser Zuversicht erwarten, dass Zeitbestimmungen, die durch dieses Mittel zu Stande kommen, einen hohen Grad von Verlässlichkeit besitzen werden. Obschon nun der unmittelbaren Anwendung dieses Mittels sowohl bei Untersuchungen mit dem unbewaflneten Auge als bei Untersuchungen mit dem Mikroskope, der Camera obscura, oder selbst mit dem Fernrohre durchaus auch von praktischer Seite kein Hinder- niss entgegen steht, indem man diessfalls je nach Umständen die rotirende Scheibe bald vor dem Objective, bald vor dem Oculare anzubringen vermag: so steht doch kaum zu bezwei- feln, dass nachfolgende Anordnung ganz entschieden in den meisten Fällen den Vorzug ver- dienen dürfte. — Es ist nämlich für die beabsichtigte Wirkung unläugbar völlig einerlei, ob der beobachtete Gegenstand von einer permanenten Lichtquelle erleuchtet, und nur die Wahrnehmung desselben periodisch unterbrochen wird, oder ob die Wahrnehmung an sich eine fortdauernd ungehinderte, die Erleuchtungsquelle selbst dagegen eine periodisch inter- mittirende ist. Um aber eine Lichtquelle ihrer Wirkung nach zu einer periodisch-intermitti- renden zu machen, hat man nur nóthig, die rotirende Scheibe unmittelbar vor der Licht- quelle selbst anzubringen, und dafür Sorge zu tragen, dass dem Objecte nur durch die Öffnung der Scheibe allein Licht zukomme, — Bedingungen, die, es mag sich nun um eine Beleuchtung durch Tages- oder Lampenlicht handeln, jederzeit sich unschwer werden er- füllen lassen. — Und so dürfte es denn durch richtige Anwendung einer rotirenden Scheibe, zumal als das geeignetste Mittel zur Herbeischaffung intermittirender Erleuchtungsquellen, den For- schern möglich werden, Gegenstände, die wegen ihrer ungemein schnellen periodischen Be- wegungen sich bisher aller genaueren Beobachtung entzogen, künftig mit der nöthigen Musse zu betrachten, und die Dauer ihrer Perioden mit einem Grade von Genauigkeit zu be- stimmen, der sie den feinsten Massbestimmungen anreihen wird. E Über die Verhandlungen mit Herrn von RBosenbers während des Einfalls des Passau'schen Kriegsvolkes in Böhmen i. 3. 1611 von Joseph Freiherrn von Hammer-Purgstall. — — HERE Abh. V, 3. 100 u 494 д RL LU LS pod deg tai viny > ooo ET REN aves р" . dir ^ ое n ic hisce d emdég. : Über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg wáhrend des Einfalls des Passau'schen Kriegsvolkes im J. 1611. Dieser Aufsatz ist zur Ergänzung der Abhandlung des verdienstvollen Geschicht- schreibers Franz Kurz: Schicksale des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen bis zur Auflösung desselben im Jahre 1611!) besimmt, in soweit dieselbe die vom Hrn. v. Rosenberg gepflogene Unterhandlung betrifft, und in soweit den dort gegebenen Beilagen noch andere unbekannte, für die Geschichte Böhmens wichtige beizufügen sind: die wichtigste der von Kurz gegebenen ist die erste, welche die Aussagen Franz Ten- nagels enthält, von der nur zu bedauern, dass sie abgekürzt und nicht genau diplomatisch in der alten Sprache des Originals gegeben worden. Das ergänzende Seitenstück dazu sind die Aussagen des geheimen Raths Hanniwald und des Reichshofraths Hegenmüller, der bei- den vertrautesten Geschäftsträger Kaiser Rudolphs, welche vom Grafen Mathias von Thurn im Namen der Stände, und wie König Mathias in seinem Schreiben an die deputirten ge- heimen Ráthe zu Wien ?) versichert, ohne sein Wissen verhaftet, gerichtlich verhört, und nur mit der über Tennagel verhängten peinlichen Frage verschont wurden. Ihre Aussagen sind nicht weniger merkwürdig als die erwähnte bekannte Tennagels und weil sie nicht durch die Folter erpresst worden, um so mehr glaubwürdig. — Ausser den drei in dem Archive der böhmischen Hofkanzlei vorhandenen Aussagen Tennagel’s®), Hanniwald's“)und Hegenm üller’s 5) werden aus demselben die vier fol- genden nicht minder wichtigen Urkunden vorgelegt: Das Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig, des eifrigen Vermittlers der zwischen Rudolph und Mathias des Passau'schen Kriegsvolkes wegen neu entstandenen Wirren vom Monate Mai ohne Datum des Tages ®); das vom 24. Mai des Kurfürsten von Mainz an Erzherzog Albrecht, welches so wie das des Kurfürsten von Sachsen 7) das Benehmen der Stände gegen Rudolph missbilligt, das Ver- 1) In den Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, neue Folge III. Band. — 2) Heunt haben die behem. Stände on unser vorwissens des Haniwald ; Hegenmüller, Welzer vnd Castiglian do des Erzh. Leopolds diener gegriffen sy auf dem Rathhaus in der alten Stadt verwahrn lassen. Schreiben Königs Mathias an die deputirten gehaimen Ráthe zu Wien. 30, Mai 1611. Im Archiv der NÖ. Stände. А. 4. 30. — 3) Beilage I. — 4) Beilage II. — 5) Beilage Ш. — 6) Beilage IV. — 7) Beilage У. 100 * 786 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, zeichniss der von Rudolph seinen treuen Dienern und Günstlingen versicherten Gnaden und Pensionen, deren fernere Fortzahlung er von Mathias begehrte, und endlich ein Auszug aus Barthleme M egerle's Beschreibung der böhmischen Reise Königs Mathias vom 8. März, wo derselbe von Wien aufgebrochen bis zum Te Deum der schlesischen Huldigung zu Breslau am 18. September 1611 eintraf. Über den Inhalt der drei Aussagen Tennagels, Hanniwald’s und Hegenmüller’s hier Mehres sagen zu wollen, wäre überflüssig, da der interessante Inhalt derselben von selbst spricht. Das Schreiben des Herzogs von Braunschweig an die schlesi- schen Stände ist ein sprechender Beweis mehr seines aufrichtigen Eifers für das Interesse des Kaisers, welchem er, nachdem die böhmischen Stände schon abgefallen, wenigstens die Treue der schlesischen und lausitzischen zu erhalten strebte; dieses Schreiben ist um so merk- würdiger, als es sich in den beiden vom Herzog von Braunschweig über die Abdankung des Passau'schen Kriegsvolkes in Druck gegebenen Sammlungen seiner Schreiben nicht befindet. Kurz erwähnt dieser beiden Werke nach Senkenberg "), bedauert aber, dass er dieselben nir- gends auffinden konnte; das kleinere i.J. 1611 gedruckte ist nur ein Auszug des grössern i. J. 1610 erschienenen; jenes enthält nur 78 Actenstücke der in dem grossen veröffentlichten hundert neun und dreissig; das erste befindet sich auf der kais. Hofbibliothek ?), das zweite auf der Bibliothek von Wolfenbüttel; das dort befindliche Exemplar bricht mit dem zwölften Blatte der Resolution Königs Mathias vom 27. Februar 1611, mit dem Custos alle auf einmal ab, und auf demVor- schussblatte ist von einem Bibliothekar eingeschrieben: »dass der Defect von Ill" Henrico Julio, und zwar aus bewegenden Ursachen, cassirt worden.« Diese Bemerkung ist ganz gewiss eine grund- lose, denn in der Fortsetzung dieser Resolution, welche sich in dem besonderen Abdrucke derselben in Folio mit ihren drei und dreissig ‚Beilagen befindet “) ist auch nicht Eine Spur irgend eines Grundes zu finden, warum der Herzog das Ende der Resolution, deren Beila- gen übrigens alle, die letzte ausgenommen, schon in seinem Werke enthalten sind, hätte unterdrücken sollen; es ist weit wahrscheinlicher, dass die Vollendung des Druckes zufällig eingestellt worden, oder dass der Herzog es überhaupt nicht für gut fand, das grössere Werk mit allen in dieser Sache gewechselten Staatsschreiben und Urkunden in den Buch- handel zu geben, und den Auszug hieraus, der im folgenden Jahre erschien, für zweck- mässiger hielt; vielleicht ist das Exemplar auf der Bibliothek von Wolfenbüttel auch das einzig erhaltene; denn dass sich noch Eines auf irgend einer andern Bibliothek befinde, ist bisher nicht bekannt geworden. Aus dem darin nicht befindlichen, hier in der Beilage gegebenen Schreiben des Herzogs erhellt, wie aus so vielen anderen gleichzeitigen ge- schichtlichen Zeugnissen, die Unwürdigkeit der Behandlung des in seiner Burg verwachten Kaisers, noch mehr aber erhellt diese aus dem Schreiben des Kurfürsten von Mainz an Erzherzog Albrecht, in welchem der Kurfürst besonders an dem losen Maul des Grafen Schlickh und Wenzel Khinsky gerechten Ärger nimmt. Das Verzeichniss der Gnaden endlich ist ein sprechender Beweis der Treue oder des Interesse der damit Betheiligten. So wie man die Günstlinge und Diener Rudolphs aus diesem Verzeichnisse kennen lernt; so die Anhänger 1) Zu Ende des I. Theiles seiner Geschichte des Passau'schen Kriegsvolks. ‚Linz 1809, S. 270. — 2) Signatt. XXXVI W. 26. — 3) Archiv der vereinigten Hofkanzlei. über die Verhandlungen mit Herrn ven Rosenberg. 187 des Erzherzogs Mathias aus dem thátigen Briefwechsel, den derselbe auf seinem Zuge von Wien nach Prag, und schon viel friiher, von Wien aus mit verschiedenen Mitgliedern der böhmischen Stände, besonders aber mit dem Grafen Friedrich von Fürstenberg, seinem nach- maligen Obersthofmeister, unterhielt. Wir wenden uns nun zum Herrn von Rosenberg, dessen in der Abhandlung von Kurz erst bei Gelegenheit des am 10. Jänner von ihm an die Stände aus Wittingau er- lassenen kurzen Schreibens Erwähnung geschieht ©. Die erste Anknůpfung des Briefwech- sels mit König Mathias geschah acht Tage früher durch ein Schreiben des letzten an den Grafen von Fürstenberg ?, dem er mittheilt, was dem Herzog von Braunschweig und den Defensoren zugeschrieben worden, und ihm zu Gemüthe führt, wie nothwendig es unter diesen bedrängten Umständen sei, das Vertrauen mit den böhmischen Landesoflicieren zu erhalten: »demnach Ihr Euch alsbald von Haus erheben, zum Rosenberg begeben, das Credenzschreiben überantworten und mit Ihm berathen werdet, was weiter zu thun sei, sonderlich Dohna zu disponiren, dass er die Defensores und Andere fleissig um Hilfe er- suche.« Drei Tage nach dem von Kurz angeführten Schreiben beantwortete Hr. v. Rosen- berg das ihm von seinem Eidam übergebene Beglaubigungsschreiben des Königs 3), wie folgt: »Er habe aus Fürstenbergs Mund die Lage der Dinge und das gnädige Vertrauen, das der König in ibn setze, vernommen, er sei bereit, wenn er etwas Gutes wirken könne, sich dasselbe allen Fleisses angelegen sein zu lassen.« Mathias beantwortete dieses Schreiben eilf Tage hernach mit kurzen freundlichen Worten #. Dass Hr. v. Rosenberg sogleich mündlich (denn im Schreiben war er äusserst kurz und behutsam) mit dem Grafen Heinrich Mathias Thurn Rücksprache genommen, erhellt aus einem Schreiben des letzten an seinen Schwager, den Grafen Friedrich von Fürstenberg 5); er bedankt sich darin des hohen Ver- trauens seines Hrn. Schwagers, »weil ihm die Zeit aber zu schreiben nicht vergönne, werde ihm das treue Gemüth und Liebhaber alles Wohlstands S. F. G. Hrn. у. Rosenbergs Rath Hr. Hankh in bester Form anzudeuten wissen.« Der thátigste Agent im Sirme des Königs war der Graf v. Fürstenberg, der durch Familienbande mit Rosenberg und Thurn ver- bunden, auf Beide grossen Einfluss üben konnte; er hatte dem König gerathen, sich mit dem Markgrafen von Anhalt in schriftlichen Verkehr zu setzen, Mathias findet den Vor- schlag vernünftig, den Briefwechsel nothwendig, und schliesst ihm das nóthige Beglau- bigungsschreiben für den Markgrafen bei 9). Hr. v. Rosenberg schrieb an den Grafen von Fürstenberg: »die Vigilanz wird uns allerseits aller Beschwerden entbinden, die Herren Oberstlandofficiere begehren sich zu bedenken über das instehende Wesen, die will ich zum Werk treiben; — ich will neben vielen Patrioten alle Wege bereiten, und gewiss an mir Nichts erwinden lassen. Е. E, informiren die kónigl. Maj. doch, damit wir beederseits aus unserer Treu nicht gefährdet werden ?).« 1) 5. 15. — 2) 3. Jänner 1611. — 3) Schreiben Hrn. v. Rosenberg an Mathias у. 13. Jänner 1611. — 4) Schrei- ben Königs Mathias an Hrn. v. Rosenberg v. 24. Jänner. — 5) aus Wistritz v. 17. Jänner 1611. — 6) Schrei- ben Königs Mathias an den Grafen von Fürstenberg vom 24. Jänner 1611.— 7) Schreiben des Hrn. у. Rosen- "berg an Grafen Fürstenberg v. 25. Jänner 1611. 738 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Aus diesem Schreiben, und noch mehr aus den folgenden, geht hervor, dass Hr. v. Rosenberg entschieden für Mathias Partei genommen , und nur besorgt war, dass er und der Graf v. Fürstenberg durch ihre Treue für Mathias, d. i. Untreue an Rudolph, nicht ge- fährdet würden. Das von Kurz !) erwähnte Schreiben Raniee's an Hrn. v. Rosenberg be- antwortete dieser zwei Tage hernach, indem er ihm die Hoffnung ausdrückte, »er werde sich als redlicher Soldat und mit aller Mässigung betragen« ; am selben Tage schrieb er an den Grafen von Fürstenberg ?): »Ramee rücke in's Land, und er besorge, dass, wenn der König sein Heil nicht versuchen wolle, den Sachen nicht geholfen sein werde, er bittet den Grafen unterthánigst diess Schreiben Vulcano zu befehlen oder ihm wieder zurückzu- stellen.« In Betreff des Grafen Thurn sowohl als des Hrn. v. Rosenberg hatte Mathias dem Grafen v. Fürstenberg die Weisung ertheilt, den ersten an sich zu ziehen, und den zweiten zur schleunigen und willfährigen Erklärung bei den Defensoren zu vermógen?). In dem Gedanken, den Grafen Thurn an sich zu ziehen, begegneten sich Mathias und sein treuer Factor, der Graf v. Fürstenberg; denn vom selben Datum schrieb Fürstenberg an den König: »Wird zu dem Ende gut seyn, dass E. M. den Grafen von Thurn gnädigst zu sich ziehen und an sich halten; gedachter Graf hat gutes Bedünken wie Budweis zum Ren- dezvous (schicklich) vorgeschlagen; nächstens wird er melden, wie die Meinung der Böh- men an sich zu ziehen; er wäre selbst gekommen, wenn das Passau'sche Kriegsvolk nicht Miene machte, von Böhmen hereinzuziehen ®).« Am 30. Jänner schrieb Hr. v. Rosenberg aus Wittingau an den Grafen v. Fürsten- berg als seinen Herrn, Oheim, Schwager und Solın: »Aus der kaiserlichen Instruction sei zu entnehmen, wohin sich das leidige Wesen wenden wolle; die Stände der Krone Póhmens ziehe man auf, Sachsen wolle Krieg, die Union (der Protestanten im Reich) sage sich los, es liege nun Allen ob, an den Grenzen die Schanzen mehr zu erheben, er babe zeitlich Bericht gegeben, wolle mit Gut und Blut beistehen, und dem Ramee einen Floh in's Ohr setzen ?.« Zugleich meldete er ihm, dass sich die beiden Herzoge von Espernon bei ihm für morgen zum Besuch ansagen lassen. Am selben Tage schrieb Mathias an Fürstenberg, dessen Schreiben vom 20'* beantwortend: »Ich sehe aus diesem Allem, wie aufrecht und treuherzig Ihr es mit mir und meinem Vaterland meint, daher ich Ursache habe, solches gegen Euch mit Gnaden zu erkennen; was Braunschweig und Zollern und die Landofficiere bei mir angebracht, werdet ihr aus der Beilage ersehen, so auch das Fürwort für eueren Pflegesohn den Kónig von Spanien und Herzog von Lerma.« In der Nachschrift in Bezug auf das letzte Schreiben Rosenbergs: »Er sagt, wenn ich mein Heil nicht versuchen wolle, sey den Sachen nicht geholfen , soll mir anzeigen, auf was Weise und Weg ich die Sache angreifen kónnte.« Vier Tage hernach schrieb Fürstenberg an den König, demselben die Ein» quartierung Ramee's auf den Gütern Rosenbers's zu berichten ®); dieser antwortete: dass 1) S. 80, — 2) Schreiben des Hrn. von Roseuberg an den Grafen von Fürstenberg. Wittingau 28 Jänner, — 3) Schreiben Königs Mathias an den Grafen von Fürstenberg v. 14. Jänner 1611. — 4) Schreiben des Gra- fen v. Fürstenberg an Mathias v. 14. Jänner, — 5) Schreiben des Hrn. v. Rosenberg an den Grafen Fürsten- berg v. 30. Jänner. — 6) Schreiben des Grafen von Fürstenberg an König Mathias v. 4 Febr. 1611, beant- wortet am 6. Febr, über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. #39 ег ungern verstanden, dass Rosenberg durch Ramee belagert sei, er (der König) habe sein Feldlager vorigen Sonnabend vor Krems aufgeschlagen !); indessen brach Mathias erst am 8. März von Wien auf, und traf am 10. zu Znaim ein, wo vier Tage verweilt und ein Schreiben an den Feldmarschali Freiherrn von Herberstein erlassen ward, er möge sich mit dem Oberstwachtmeister Grafen Hoditz, dem Grafen Mathias von Thurn und Wenzel von Kinsky dahin unterreden, dass der König von den Ständen durch entgegengesandte Com- missäre bewillkommt werde *). Während der fünf Rasttage zu Iglau langten die Schreiben den Grafen von Thurn und Schlick, Kinsky und Lobkowitz voll Ergebenheit für den Kö- nig ein 3). Von hier aus schrieb Mathias an den Grafen Fürstenberg: er habe gut ge- ihan, den Administrator von Kur-Pfalz zu informiren und anzudeuten, dass es gut wäre, Jemanden an den Unionstag nach Schweinsfurth abzuordnen #. Da Hr. v. Rosenberg durch sein Ansehen und seinen Einfluss eine so wichtige Rolle spielte, so suchte auch Erz- herzog Leopold denselben für sich zu gewinnen, er schrieb ihm am 20. März: »Er sei gestern in Krumau angelangt, und sende ihm den Schussel Korff mit dem Ersuchen, ihm einen Secretär oder Hauptmann zur Verhandlung zu senden °)‹ ; er betitelte Hrn. v. Rosen- berg: »Hochgeborner, freundlicher, geliebter Vater.« Am folgenden Tage schrieb Hr. v. Rosenberg an den Grafen von Fürstenberg aus Wittingau: »nunmehr ists an der Zeit, dass 1. К. M. den Ernst brauchen, und die völlige Execution ergehen lassen, denn lassen Sie sich in einigen Accord ein, und wehren nicht den Budweis'schen Practiken, so wird das Spiel über I. K. M. ausgehen, und muss man bald (Etwas) zur Sache thun, denn Erzherzog Leopold will alle Landstände durch Zwang zu seiner Devotion bringen; für meine Person will ich ihm (dem Erzherzog Leopold) einen Abgesandten, aber keinen der Begehrten (we- der einen Secretär noch Hauptmann) zuschicken« 6); er unterschreibt sich: Ze piu devote Servitore. Vermuthlich berichtete Hr. v. Rosenberg auch die ihm vom Erzherzog Leopold gemachten Anträge, aber es ist darüber Nichts vorhanden; das letzte im Archive der ver- einigten Hofkanzlei vorhandene Schreiben ist das vom eilften April, welches sich also un- mittelbar an das von Kurz’) erwähnte, vom zwölften desselben Monates anschliesst. Mathias hatte an Hrn. v. Rosenberg den Obersten Johann Luccan gesendet, um durch denselben mittels Rosenberg's die Abdankung des noch zu Budweis befindlichen Passau'schen Kriegsvolks zu unterhandeln; Rosenberg schrieb am eilften April aus Iglau: »E. M. Oberster, mein lieber Sohn Johann Luccan, wird E. M. zu verstehen gegeben haben, alle Thätlich- keiten seien bis auf weitere Verordnung eingestellt, denn dieser zwei Kreise Ausschuss, wie auch das von Prag angelangte Kriegsvolk sind nicht im Stande, dem Passau’schen Abbruch zu thun! Da meine Herrschaften, die um Krumau und Budweis liegen, und der Bechiner 1) Schreiben Königs Mathias an Grafen v. Fürstenberg v. 9. Febr. — 2) Schreiben Königs Mathias von Znaim v. 13. März; detto an Hoditz v. 12. März und Khrüniz vom 12. März, das Credentiale für Hoditz und Losen- stein an den Grafen Thurn v. 3. Febr. — 3) Das Schreiben des Grafen v. Thurn v. 17. des Popel von Lobkowiz v. 18. März. — 4) Schreiben K. Mathias an Fürstenberg. Iglau 17. März. — 5) Schreiben Erzh. Leopolds an Hrn. v. Rosenberg. Krumau 20. März. 6) Schreiben Rosenbergs an Fürstenberg v. 21. März. — 7) S. 58. 790 Joseph Freiherr von Hammer-Purgs tall, und Prachiner Kreis verderbet werden kónnen, so wollen E. M. diess reiflich erwägen. Für meine Person, da habe ich gottlob in meiner Treue, ohne Ruhm zu melden, Nichts unter- lassen, was zu dieser Kron Bóhmen Wohlfahrt erspriesslich gewesen, will es auch ferner in Acht nehmen!)« Mathias antwortete hierauf: »Er lasse sich den durch den Obersten Luccan gemachten Vorschlag gefallen, wenn der Kreis eine Summe vorschiessen und in seinem (des Kónigs) Namen das Kriegsvolk abdanken wollte, wenn sich sechs Herren für die Bezahlung verbürgten, und das Kriegsvolk sich verbánde, weder wider Bóhmen noch ein anderes Kónigreich des Kónigs zu dienen; Luccan sei zur Abschliessung des Ver- gleiches bevollmächtigt ?).« Aus diesen bisher noch unbekannten Schreiben des Hrn. von Rosenberg, welche sich unmittelbar an die von Kurz mitgetheilten anschliessen, liegt zu Tage, dass Hr. von Rosenberg durch den Canal seines Eidams des Grafen von Fürstenberg für das Interesse Kónigs Mathias gewonnen, diesen noch besonders zur Zeit loszuschlagen ermunterte, und sich also nichts weniger als neutral verhielt; doch verbot ihm seine Klugheit, so laut und eifrig aufzutreten, wie Hoditz, Khrüniz, Kinsky, Thurn und andere Mitglieder der Stinde, welche für Mathias Partei genommen, und deren thátigster die Verbindung mit den Defensoren leitender der Graf Friedrich von Fürstenberg war, dessen Anhánglichkeit Mathias hernach als Kaiser mit dem Amte des Obersthofmeisters belobnte. I. Franzen Tennagls Guetliche Aussag, so vor der Tortur hergangen den 15. April 1611. Erstlichen haben die von dem Allgemeinen Landtag Deputirte Herrn Commissarien Franzen Tennagel, ehe vnd zuvor Er durch den Scharfrichter angegriffen worden, mit aller beschaidenheit zuegesprochen vnd in gefragt, ob Er sich noch. zue diesem allen, was Er vormals zu unterschied. malen vor den herrn Commissarien guetwillig aussgesagt, Auch tails selber vnder seiner aignen handschrift becreffugt, bekennt. Auf welches der Herren Commissarien vorbringen, ob Er woll anfenglichen wankelmüthig zu andtworten angefangen, dardurch die vorigen vnderschiedlichen Aussagen zu beschennen, Jedoch lezlichen cathegorice bekhendt vnd aussgesagt, das alles dasjenige, was Er zuuor mündtlich vnd schriftlich aussgesagt, die warhait sey, vnnd darauf Leben vnd sterben wölle. Darauf seindt Im nachuolgunde Interrogatoria fürgehalten worden. 1. Der Passauer. Rotte, darund. Tennagl der Vornembste Redlführer ainer sambt andern Helffershelffer, Intent ist gewesen, die khón. Mt. in Hungarn nicht allein vmb die Resignation der Cron Behaimb zu bringen, sord. auch dardurch das Khónigreich Behaimb zu ruiniren. 1) Schreiben des Hrn. v. Rosenberg an K. Mathias v. 11. April 1611 — 2) Die Antwort des Königs, wie alle vorhergehenden Schreiben im Archive der vereinigten Hofkanzlei, b" über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 791 Rp. Was er zuvor zu vnderschiedl. malen aussgesagt, auch mit aigner handschrifft becrefftigt, das gestehe Er noch vnd sey alles wahr, vnnd auf dasselbe wolle er leben vnd sterben. Er habe kheinen Einfall gethan, denn Er bei dem Erzherzog Leopoldo für khainen Soldaten gediennet, vnnd solches befinde sich nicht anderst in seinen Ausssagen, denn das Er ein Diener vnd Gehaimer Rath gewesen, den Er decreta darwider gefertigt, aber den Khönig vmb die Designation zu bringen, gesteet Er, die Behaimen zu ruiniren nit; den Er dem Landt zu nuz vnd zu guetem gedient, Inmassen Er dann auch mit aigner handt concipiert, warauf Er seine consilia gerichtet, khäme noch mit dem Discurs überein; den Erzherzog habe er wollen gross machen, so uil an Ime gewesen. 2. Was haben die Wälschen Nächtlicher weil Im Schloss gemacht? Rp. Ain Franzoss Reuest sei bei dem Erzherzog zu Dienst vnd man hätte gesagt, der Erzherzog were in Gefahr gestanden, derowegen er den Erzherzog zu defendiren dahin khommen. 3. In casu Victoriae Was hat man mit den Bóhaimen thuen wóllen? hat man sie nit umb Ire Privilegia u. den Majestätbrief bringen wöllen ? Rp. Des Erzherzogs gedankhen were woll nit gewesen, die Religion zu turbiren, den Er habe um sich, so Augspurgerischer Confession waren, conversirte gar offt mit Inen. 4. Haben nit etliche aus den Ständen sollen vmbgebracht werden? Rp. Rame habe vorgeschlagen, den Hrn. Gfen v. Thurn, Herrn Wilhelm v. Lobkowiz vnnd herrn v. Felss, denenselben solle man die khöpff nemen, vnnd auf die Brust solt man Inen Zetl hefften, vnnd darauf schreyben, was Sy gethan hatten. Er Tennagl (als wahr Gott lebet) sey Ir Engel gewesen, denn wenn Er nicht were gewesen, so were es vielleicht geschehen. Er Tennagl habe gesagt, Ess lass sich also nit thuen in Teutschlandt, wir weren nicht in Welschlandt, vnndt hette es so weit gebracht, das Ime Erzherz. Leopold auch beigefallen. 5. Warumb hat man da auch nicht den ansehentlichen Standt vnd die Statlichen Geschlechter in Acht genomen ? Rp. Rame hette den Erzherzog mit dem also verfüehret. 6. Wer ist mit in disen Rathschlegen gewesen? Rp. Erzherzog Leopoldus, Rame, Graf v. Sulz, Graf v. Althan, Ubesco vnnd Er Tennagl. 7. Nachdem der Erzh. Leopold von allen Behaim. Rathschlägen gewusst, wer hat sie in offenbaret? Rp. Er khan khainen cathegorice beschuldigen, Er glaube aber, dass es die gewesen sein, nemblich der herr Berckha, herr Schlabeta, vnd herr Smetschansskhi: dise 3 haben es müssen thuen, vnd er wolle das hochwürdige Sacrament darauf nehmen, auch Juramentum eredulitatis leisten, es müste ainer vnder Inen oder alle 3 gethan haben. 8. Wenn der Khönig in hungarn ruinirt worden, ob man nit Erzherzogen Leopoldum den Behaimen zum Khönig eintringen wellen ? Rp. Es sey nit anderst, alss wies seine Aussagen aussweisen, vnd darbei wolle Er leben vnd sterben. Abh. V, 3. 101 792 Joseph Freiherr von Hammer- Purgstall, 9. Wer hat in Ruiniren Regis gerathen? Rp. Hegenmiůiller, Gf. v. Sulz, Gf. v. Althan, Ubesco vnd Er Tennagl, das geworbne Pasauer. Volk hat sich mit den Behaimen uniren vnd wider den Khónig ziehen sollen, vnnd die Behaimen haben gezwungen sollen werden wider den Khönig zu Ziehen. Franczen Tennagls peinliche Aussag. 18, April. 1. Warzue ist das Passauer, Khriegsvolkh geworben ? Rp. Das pasauer. Kriegsvolk sei zu dem Ende geworben worden, den Khônig zu Hungern dardurch zu ruiniren. 2. Wohin die Union mit dem passauer. Khriegsvolkh gemaint ? Rp. Die Union mit dem passauer Khriegsvolkh habe desshalben geschehen sollen, das die Stennde wider den Khönig sein vnd denselben ruiniren mögen. 3. Wer darzue gerathen ? Rp. Erstlichen der Rame, (vnnd die Intention sei sein) der Ubesco vnd der Graff v. Sulz, der v. Althan vnd Er Tennagl selbst, Hegenmüller habe post factum 4.1. nach besche- henem Einfall die Union und das Decret bewilligt, Hanibal aber habs gefertigt. 4. Wie hat man in Casu Victoriae wollen mit den Behaimen umbgeen? Rp. Der Rame hab gerathen, das man den hn. Gfen v. Thurn, herrn v. Felss vnd hn. Wilhelm v. Lobkhowiz die Khöpfe nehmen sollte; dann hetten die Behaimen das Jurament thuen vnd wider den khönig ziehen; wenn der khönig ruinirt worden, so hette der Erzh. Leopoldus durch den Khaiser zum Khönig in Behaimb sollen gesetzt werden. Im Fals die Behaimb nit guetwillig thätten ую consentirt hätten, so hat man sie darzue durch die waffen mit gewalt dringen wellen, 5. Wer darzue gerathen vnd geholffen ? Rp. Andere nicht. Alss eben die er vorgemeldt: der Rame, Ubesco, Gf. Sulz, der v. Althan, Hegemüller und Er selbst. Der herr Berkha, her Schlawetta u. Schmezianstkhi hettens auch gern gesehen, das der Erzherzog were gross geworden. Es hette auch der hr. Berkha dem Tennagl gesagt, das der Rame, Hegemüller, v. Althan, u. Gf. Sulz ainen Contract miteinander gemacht, das volkh nit abzudankhen, biss es ganz vnd gar für woll bezallet. 6. Ob nicht der Erzherzog die Behaimische Consilia gewust? Rp. Ja, aber Er habe die Rathschleg niemandt offenbaret. 7. Wer hat denn die Behaimischen Rathschleg dem Erzherzog Leopoldo offenbaret ? Rp. Der hr. Berkha mit Namen Ladislaw, hat ainen Roten pardt, der hr. Smetschansskhi, der des Obristen Purkhgrauen Tochter hat, vnnd der hr. Wilhelmb Schlaweta, burgkhgraf aufm Carlstein. über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 793 Er Tennagl hab ainmal dem Erzherzog gesagt, Er solte dem Herrn Khinzkhi nit so vil trauen, dann Er sei gar zu Khónigisch; darauf Ime Erzherzog Leopoldus zur Antwordt geben, Er solle sich zufrieden geben, Ir Fürstl. Durchl. erfuhren durch Im vill gehaime sachen. Der Heudelius sei mit dem Erzherzog in allen puncten‘) zufrieden gewesen, Ubesco hette dem Heudelio die passau. Sachen erzellt; darauf Heudellius gesagt, er wollte gern er- leben den Aussgang und das Enndt, Er Heudelius habe drei tag zuuor von dem einfall gewust vnnd durch den Ubesco solches erfahren. 8. Wie das Schreiben des Spanischen Ambassatoris zu versteen, darinnen das Datum ein Jahr vorm Einfall gesetzt wird, darauss zu sehen, dass sie ain Jahr zuuor damit umgangen. Rp. Belangend des Span. Ambassatoris schreiben, hatte Tennagl den Khönig in Hispan- nien berichten sollen, Es sey in Behaim alles Rebellisch, sowol auch in Österreich, dannen- hero nach verrichteter sachen, zu Gilch hat man auf die Behaimb, Gränizen mit dem Volkh ziehen sollen, die Brüeder erstlich zu vergleichen, Nachmalls die Rebellen zu strafen, vnnd die Union der Länder aufzuheben, wofern nit gütlich. doch mit dem Schwert, Der Hr, Smetschansskhi hab dem Erzherzog durch den Pater Henricum sagen lassen, das sie den Khönig dahin bringen wollten, von der Designation abzulassen, vnnd alssdann den Erzherzog gross zu machen. Nach beschener Tortur. Ist Tennagl aufs Neue widerumb auf vorgesetzte Artikl erindert worden, Ob er derselben also, wie er sie vor vnd in der Tortur ausgesagt, gestend? darauf er geantwordt: 1. Er bekhenne sich zu allen seinen Aussagen, die Er zuuor vnd Jetzt gethan habe; allein der hr. Smetschansskhi habe ihm nichts vertraut, Pater Agnentius habe es Erzherzog Leopoldo gesagt. 2. Es sei wahr, dass das Passau. Volk zu dem endte sei geworben worden, den Khö- nig in Ungarn zu ruiniren. Aber da das Volk geworben worden, sei Er nicht hie sond. zu Gilch gewesen; Alss Er aber anhero khomen, da habe ers erfahren. 3. Das sich die Behaimen mit Inen haben uniren sollen, vnd wider den Khönig mit Inen ziehen, 4. Wann der Khönig ruinirt, das der Erzh. Leop. hette sollen zum Khónig in B“ baimb gemacht werden, vnnd wann die Behaimen nit guetwillig gewolt, sie gezwungen werden sollen. 1) NB. (allen puncten) ist zu uersteen, er habe seine sachen jederzeit durch den Pater Aguentium dem Erzherzog fürbringen lassen, auch vielmals selbsten gehaimbe Audienzen gemainiglich vmb mittagszeiten gehabt, vnd so uil er waiss, darauf er auch das Juramentum Credulitatis thuen wolte, in allen Puncten, was dise vorgenum- bene intention belangt, mit dem Erzherzog vberein khomen sey. 101* 794 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, 5. Ubesco, Rame, der v. Althan, СГ, v. Sulz vnd Er Tennagl hetten darzue gerathen. 1)6, Der hr. Ladislaw Berkha, hr. Wilhelm Schlawatta, vnd Schmetsanssky hetten der Behaimen Rathschlág vnnd alles, was Sy gewust, dem Erzh. Leopold zugetragen, 1. Nach verrichteter sachen zu Gilch hette das Volkh auf die behaim, Gránizen zue- geschikht werden, die Brueder erstlich zu uertragen, darnach die Union der Lánder aufzu- heben vnnd die Rebellen zu strafen. Actum ut supra. Diese Aussag Ist im Beisein der hn. Commissarien dem Tennagl vom Wort zu Wort vorgelesen worden, was Er dazue gethan, ist bei Jeden Artikl in margine annotirt, Actum den 18 Ap. 1611. И. Aussage des geheimen Raths Andre Hannewaldt; gethan zu Prag den 18. Juni 1611. Nachdem der Róm. Khay. Ми. Geheimber Rath, Herr Anndre Hannewaldt, sich ge- horsambist angeben vnnd erbotten, das Jenige, so Ime in sachen Ir Khön. May. betr. wissent, kheineswegs zuuerhaltten, sondern hierinnen die Purlautter warheit zu sagen, Ist hierauf sein Aussag nachuolgender masssen beschriben, auch von Ime vndterschriben vnnd verferttiget worden. Erstlichen wisse er nicht, wer Rath vnnd thatgeben Ir Khön. May. Zu despectiern. Von dem von Stralendorf wisse er sich zuerindern, das er zwar Irer Khön. M. vil guettes Zulai- sten sich anerbotten, das contrarium aber hernach im Werckh erwissen, Vngeacht er ein Guldene Khetten vom Herzog. goltschmidt geferttigter empfangen. Er seines thails habe anderer gestalt nicht Ir Khón. M. bei denen Churfürsten ver- schimpfft, als das er dieselbige aus beuelch Irer Khay. M. vast durch nachuolgende rationes bewegen sollen, Erzherzog Ferdinanden auf den Reichstag zugebrauchen: Erstlich weil ir Khón. M. den Türggischen Friden beschlossen, vnnd deme nicht zuwider handlen wurden, der Khayser aber auf den Reichstag solchen zu retractieren willens wäre. Anderten heiten sich Ir. Khay. M. besorgt, Ir Khön. M. mechten sich durch dise gelegenheit bei denen teichs-Stänndten insinuiren, vnnd mit Inen tractieren, Ir Khay. М. vmb Чего Regierung zu- bringen, Zu Regenspurg auf dem jüngst gehaltenen Reichstag bekhennt er, das durch den Assistenz Rath beschlossen worden, das Ir Khón. M. Crimen laese Mattis, gegen dem Römi- schen Khaiser begangen haben, solches auch der Assistenz Rhat approbirt, tanquam contra vasallum Imperatoris das bedenckhen habe verfasst vnnd Irer Khay. М. Zuegeschickht, vnnd sey schuldig gewesen in diesem Zustande dem Khayser also zurhaten, dieweilen der Khónig 1) NB. Alles declarat, was die behaiml, Ratschleg belangt. über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 795 habe Puluer vnnd Arma von dem Geizkhofler begehrt. Die Execution hette das Churf. Collegium fürnemben sollen. Sagt auch, nachdem die Chur. Erzh. vnnd Fürsten, den Vertrag zu Wienn gemacht, 5 5 5 das er darwider nie gehandlet, der Herr Graf von Zollern, Hegenmiller vnnd andere Leo- poldische Ва tragen desshalben die maiste schuldt. Von dem Schreiben wegen Tyrol vnnd der vorderen Lännder wissse er nichts, der von Sulz aber sey in den Geheimben Rath khommen vnnd hab vermelt, der Khayser habe sich resoluiert, man müesste es eflectuieren, vnnd dem Erzherzog Leopoldo das Gu- bernament der Vorlännder einrheumben, die Geheimben ВАШ aber wären darwider gewest vnnd vermeldt, der Khayser habe vor Veindt genueg, man solte disen Erzherzog nicht zu- gleich offendieren, Erzherzog Ferdinandt sey auch darwider gewest, wie dann Erzherzog Leopoldt desssen selbst bedenckhen getragen. Der Erzherzog habe Ime ein Copey eines Vertrags gewisen, so Altthann mit dem Erzbischoff zu Salzburg aufzerichtet, wie es seines Stüfftes vnnd dess Passs. Volckhs solte o D gehalten werden. Was aber Ir Khay. M. für ansprüch zu Tyrol, die solten durch vermittlung des Erzbischofls zu Salzburg guettlich verglichen werden, Oder da die guette nicht zu er- langen, durch andere Mittel zuerzwingen. Die sage sev auch gewesen, desssen Vertrag werde o o o J o [e] Bayrn nicht eingehen vnnd den Viechpecken darzue verordnen; wissse aber nicht, ob es geschehen, glaub, bey der Canzley mecht ein Abschrifft dises contracts gefunden werden, Demagl aber wissse besser darumb. Altthann vnnd die in disem Rhat gesesssen, haben dar- 8 5 zue gerhaten vnnd geholffen. Wegen recuperierung Máhren vnnd der Correspondenz, dannenhero wissse er nichts, herr Berkha mechte villeicht etwas gewüssst haben. Graf von Sulz vnnd seine Complices, habens in disem General Werckh miteinander gehaltten, vnnd jederweilen in sein Grauens zu Sulz hauss zusammen khommen. Zu Wienn aber sey geschlosssen worden, das die übrige Puncten durch ein Conuen- tum der Churfürsten sollen abgehandlet werden, dardurch der erste Conuentus ad 1. May zuruckhganngen. Ir Khay. M. haben stätts gesagt, sie seyen gezwungen vnnd getrungen worden, da- hero durch Ine vnnd anndre aller orth praeoccupieren lasssen, in hoflnung durch den Pra- gerischen Vertrag die restitution der Lännder zu erhalten. Herr yon Liechtenstein sey vor Praag gewesen mit vorwisssen Irer Khón. M., wie er sagt, vnnd hat zu sich begehrt die Spänische Pottschafft, welche für sich selbst als ein priuatus erschinen, sich mit hne zuabocciern, wie dann die Spänische Pottschafft etliche stundt vor Inen hinaus gewesen; damalss hab der Khayser den Hannewaldt zu sich erfordert vnnd beuolhen, er solle von dem Herrn von Molár dises gespráchs halben information nemben, vnnd mit Inen hinaus zu den von Liechtenstain ziehen, vnnd anhóren was er guettes vorgebe, Ob er auch hoffnung habe vnnd vermeine, das Ir Khay. M. die Lánnder 796 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, wider bekhommen khünnen? darauf heer von Liechtenstain vermelt; er sey der Lánnder nicht mächtig, khünne nichts vergwissen; Jedoch khünne er auch Irer Khay. M. die hoff nung nicht benemben, der Conuentus vnnd Tractation werde den Ausschlag an tag geben, vnnd sollen sich nicht verlasssen auf die Jenigen welche grosse speranza machen, dann wann es zu den Landtägen khombt, befinden sie sich betrogen. Herr von Liechtenstain, herr Seyfridt Preiner vnnd Hanns von Molärdt, vnnd wer dergleichen confidenten alle gewe- sen, wisse sie nicht alle zunennen, sollen vermög der relation, so herr Ernst von Molär ge- than, alle Speranza gemacht haben, die Lánnder gar wol wider zureccuperieren, Dann vil aus denen Stänndten wol incliniert; do aber dess dings ausskhommen, sey herr von Liech- tenstain gar vbl zufriden gewest vnnd vermelt, er bekhenne sich allein zu dem letzten Punc- ten des Conuents, vnnd habe das contrarium gewüsst, wie er dann dazumalen nicht mit Inen gewest als sie zu Corneuburg tractiert. Die Relation sey auf drey Puncten gestellt ge- west, 1) die recuperation der Lännder per Arma zusuechen sey gefährlich. 2) Per Practi- khen sey es misslich. 3) per conuentum sey es der sicheriste weg, darbey es auch also ver- bliben, wie dann dise Rhatschleg vnnd propositiones den Conuentum merckhlich befiirdert, dann sonsten vast kheine grösssere fundamenta vorhannden gewesen, die Churfürsten des Reichs in der Persohn nach Prag zuuermögen. In disser sachen, was publica, habe er verfasset aus beuelch Irer Khay. M.; Sonsten wer ad processum per formam Judicij wider Ier Khön. M. zuuerfahren gerhaten, Vermaine er, es sey vom Grauen von Zollern herkhommen; Im Geheimben Rath sey es nicht tractiert, die Chur. Erzherzog vnnd Fürsten aber habens improbiert. Vmb den Einfall in Oesterreich vnnd Böheimb hab er nichts gewüsst, Ja auch in die Statt Praag, dann er dazumalen sonsten sein Dochter nicht hette hochzeit haltten lasssen ; aber das wüste er wol, dass in diser materia ein Schreiben von Herrn D. Gerstenberger Sächssischen geheimben Rath, einkhommen seye an den Herrn Grauen von Zollern, darinnen angedeüttet werde, dass disses wessen gleichsamb ein Vrsach seye, Ir Khay. M. vmb die Cron Böheimb zubringen; gedachter herr Graf habe disses Schreiben vnttertruckht vnnd nicht an tag khommen lasssen. Was Ir Frstl. Dhl. bei Salzburg Jüngist für ein Commission gehabt, ist gewesen, das er den von Salzburg soll ermahnen, von der deuotion des Khönigs, vnd dem Khayser Assi- stenz laisten. Erzherzog Leopoldt sey nicht gehren zu Ime gezogen, hab vermeldet, es sey schier nicht der müche werth, das ein Erzherzog solle zu einem solchen schlimmen Pfaffen ziehen, haltte nichts von Ime, Eine Abschrifft Irer Khón. M. schreiben, so sie an die Khay, M. des gebrochnen Fridens halben, gethan mit sich genommen. Zu Vrkhundt hat gedachter herr Hannewaldt, mit aigner handt vndterschrifft vnnd Pöttschaflt dise Aussag auf freyem Fuess vnnd Aigner wilkhur bekrefftiget. Actum Praag den 18 Juny Ao. 1615. (L. S.) Andre Hannewaldt, von Eckerssdor ff. Maine aignene Hanndt. über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 797 IM. Aussage des Reichshofraths Hegenmüller. Prag 18. Juni 1611. Demnach der Röm. Khay. Mtt. Reichshofrath, Herr Johann Rueprecht Hegenmiller, sich gehorsamblich angeben vnnd erbotten, das Jenige, so Ime in sachen Ir Khôn. M. betr. wissent, kheineswegs zuuerhaltten, sonnder hierinnen Purlautter die warheit zu sagen, Ist hierauf sein Aussag nachuolgendermasssen beschriben vnnd durch Ine Herrn Hegenmiller vndterschriben vnnd verferttiget worden. Erstlichen, Er sey zum Herrn Hannewald auf den Reichstag geschickht, bei denen Reichsständten hilff vnnd Rath zusuechen, auf den fahl Erzherzog Matthias gegen Irer Khay. M. etwas tentiern solte oder wolte. Er sey erst das letztemal zum Herzogen aus Bayern gezogen, aber nit wider den Khönig, sonndern vndter andern Puncten wegen Erzherzogen Leopoldj Heyrath den Herzog aus Bayrn zuauisiern, dass er Irer Khay. M. nit zuwider, das diser Heyrath seinen Fort- gang erraiche. Ob zwar der Herzog von Bayrn begehrt ein gewissheit der Residenz, seyen doch Ir Khay. M. in generalibus offertis gebliben; Zollern hab das erste anbringen bei Bayrn gethan, vnnd Hennot hab dises negotium vmb Andtwort getriben. Ir May. haben gesagt, nach seinem Todt wölle der Khayser Erzherzogen Leopolden Tyrol geben. Wisse sich kheiner Argumenten deren er sich wider Irer Khön. M. Heyrath gebraucht haben solte, zu erindern, dieweil es khainer vonnöthen gehabt, vnd er nicht darumben ge- schickht worden, alss dass Ir Khay. M. dem König nit seind genaigt gewesen, Ine zu der Römischen Cron zubefürdern. Also wisse er sich auch kheines guetachtens wegen recupe- rierung der Lännder wider Ir Khön.M. zuerindern; dises aber wol, das die Chur. vnnd Für- sten auf den Conuentum gangen, welches alhie zu Praag auch gefallen, vnd für den bessten weg gehaltten, vnnd haben Ir Khay.M. durch den Herrn Grauen von Sulz vnnd Althann, als zuuorderist den Erzherzog Leopoldum, die restitution der Lännder an die Khön. M. wie auch nacher selbsten die anwesende Chur. vnnd Fürsten starckh begehren lasssen; für sein Person habe er das gethan, was Ir Khay. M. zum Friden vnnd recuperirung der Lännder Ime anbeuolhen, Erzherzog Leopoldus sey erstlich für sich selbst alher khommen mit seinem Herrn Bruedern Carolo, ohne einige pretension; zum Andern mal hab Ir. Khay, M. Ine berueffen, deroselben zu assistieren im Lanndtag, vnnd Herr Hannewaldt hierüber die Expedition Ime Hegenmiller zuegestellt; zum dritten sey er von Gülch für sich selbst zu der Brüederlichen vergleichung ankhommen. Der Tennagl sey von Znaimb aus gehn Horn geschickht worden, zuuernemben vnnd hören, wie die affection der Stänndt zu Horn gegen den Khayser beschaffen, sey aber nit vom Khayser, sonndern Erzherzog Leopoldo, doch seiner mainung nach vermög der In- struction geschickht worden, die Instruction habe Herr Baruitius gemacht, 798 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstalu, Von denen Landtleuthen vnnd Stötten in Österreich, so von Irer Khön. M. weichen vnnd Irer Khay. M, zuefallen wöllen, wisse er souil, das ettliche Monath nach verflüesssung des Ersten May, da man khein hoffnung auf den Conuentum gehabt, hette Ir Krl. M. Herr Landtgraf Ine erfordert vnnd aus beuelch Irer Khay. M. auferlegt, ainen Schein zumachen, das Ir Khay. M. die Jenigen, so Jer zum bessten etwas fürnemben wollten, zu schüzen vnnd mit Khay. genaden zu bedenckhen, die Persohnen aber sein dazumalen nit in specie benennt worden; hernacher habe er gesehen vnnd erfahren, das herr Ernnst von Molär zwen oder drey schrifftliche bericht übergeben, das ansehentliche Persohnen vorhannden, die Ir Khay. M. der recuperation der Lünnder vertrósten tháten. Die Ми wären in drey Puneten gestellet gewesen: Erstlich mit Khriegsuolckh, Anderten durch Practikhen, Dritten. mit dem Conuent. Herr von Liechtenstain, Preiner vnnd Harrach seyen dise Persohnen, so die drey Articl pro- poniert, daraus auch der Conuentus fortganngen für das Rhatsamiste Ми] von Inen gehalten worden. Ob sie nun wol das erste für gefährlich, dass ander für Müsslich, das dritte aber für das Rahtsamiste gehaltten, haben sie sich doch vermüg des von Molárdt bericht auff alle drey weeg bey тег Khay. M. Leyb vnnd leben Zulassen anerbotten. Hernacher khombt herr Graf von Altthann, vnnd wenig tag hernach herr Georg Ernreich von Puechaimb, so bey Irer Khay. M. Audienz gehabt, vnnd vndter anderm Herr von Puechaimb vermeldet, das er vnnd die Stänndt Irer Khón. M. gehorsamb zubleiben, wouerren Sie das, so denen Stánndten In Politischen vnnd Religionssachen zuegesagt, haltten woltten, vnnd wann das geschehe, sey wol kheiner mutation sich zugetrósten; weil aber im vorstehenden Landtag allerley Lamen- tationes fürkhommen, vnnd also die Ständt alterirt werden mechten, wólle er auf solchen fall bey Irer Khay. M. verbleiben, doch můessten alssdann die Khay. M. die gegebne Religion vnnd die Politische Priuilegia confirmieren vnnd haltten, Sonsten wurden Sie zu ihrem in- tento nicht gelanngen. Zum anfang des Conuents sei Hofkhürchen vnnd Puechaimb berueffen worden, die Chur. vnnd Fürsten zu informieren, das die Lánnder wider zu Irer Khay. M. Begehrten. Damals ist das Religion Patent auf die paan khommen, welches zwar von Irer Khay.M. vndterschriben, aber eher nicht publiciert werden sollen, es währen dann ler Khay. M. versichert, das die Länder sich effectiue Ier ergeben wollten, vnnd solches die Chur. vnnd Fürsten gerhaten hetten. Obbemelte Persohnen hetten auch zu fortstellung des Chur. vnnd Frstl. Conuents gerhaten, Zu welchem ennde das Kriegsuolckh auch darumben nicht abgedanckht, Sonndern vilmer der Vrsachen vom Khayser aufgehaltten worden, das wann der Zuefahl der Lánnder währe eruolgt, vnd die Chur. vnnd Fürsten auf Irer Khay. M. seitten sich erclärt hetten, man sich alssdann derselbigen praeualieren khundte. Er hette zwar gehrn gesehen, vnnd habs treulich procuriert, das das Volekh bei Zeiten mechte abgedanckht werden; wie aber dass Passauerische Volckh eingefallen In Oesterreich ob der enss, sey er nicht im Lanndt, sonnder im Reich gewesen, hab hernach auf das von Altthann relation vernommen, alss solte der Landtshaubtmann ob der Enns Inen den Pass verwilliget haben, auch darumben weil Altthann vermelt, das Salzburg nicht vnrecht zusein vermaint, da sie sich gar eines Orths im Lanndt ob der Enns impatroniert, vnnd solches biss zur verainigung Beeder Mayt. gehal- über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 799 ten hatten, Ime solches gefallen lassen. Auss der begehrten recuperation aber spüre man die intention lautter. Ramee habs gerhaten in dem Conuentu sich zu assecurieren, vnnd wo nicht in Bó- heimb, doch nahet herumb ein Anzahl Volckh auf den Fuess zubringen vnnd zuuntterhaltten, das hernach auf Gülch gefürt werden sollen, dem Erzherzog Leopoldo, wenn die Lánnder Irer Khay. M. zuegesprochen wáren worden, einen Statum zu machen. Er wisse sich auch zu erindern, dass Ir Khay. M. Ime beuolhen, Erzherzogen Leopoldo nacher Gülch zuschrei- ben, mit Erzherzogen Maximiliano zu tractiern, das er der versprochenen Cession mit Tyrol volg tháte, aber Erzherzog Leopold habe sich entschuldiget. Zu der Salzburgerischen Commission hab er nicht, sonnder herr Hannewaldt die Instruction gemacht; der Inhalt ist seines erachtens gewesen wegen beeden Ligen im Reich, ‚ aber Ir Khay. M. haben Ime Hegenmiller ad partem beuolhen, auch Irer Hochf. Gd. anzu- zeigen, dass Ir Khay. M. in diesem Conuent khein satisfaction empfangen, vnnd man tringe mit der succession sehr auf sie. Salzburg andworttet Ime laidt zusein, dass Ir Khay. M. im abgeloffnen Conuentu kheinen contentum erhaltten ; Rhate, Ir Khay. M. solten sich mit Irem Herrn Bruedern dem Khónig vergleichen, vnnd in guetten verstandt gerhaten, auch sehen, dass im Reich fridt vnnd einigkheit geschafft werde, Also werden Ir Khay. M. Jer ein rhuepettlein machen, vnnd hernach die succession befürdern khünnen. Vmb alles das, so er wisse, wiss auch der Khayser, vnnd er habe fiir sich selbst michts gethan, auch nie weiters ganngen, als Ir Khay. M. beuolhen vnnd dero willen vnnd mainung gewesen seye. Des Tennagls Spänischer Discurs sey gewesen, nach verrichter sachen zu Gülch das Volckh auf die Bohmische Gránnz zuschickhen, Ir. M. wider in alten Stanndt zusezen, die Vnion der Lánnder aufzuheben, vnnd die Rebellen zustraffen; aber seines wisssens hetts Erzherzog Leopoldt sich erbothen, zu allen Erzherzogen und dero befreundten zuziehn, vnd sie vmb rhat zuersuchen, wie Irer Khay. M. widrumben zu denen Lánndern zuuerhelffen ; hernacher sey aber der Erzherzog zu Gülch verbliben vnnd dises nicht also effectuiert, son- dern den Tennagl in Hyspanien vnnd andrer orthen geschickht, welcher nicht das Jenige tractiert, was Erzherzog Leopoldt tractiern sollen, sonndern andere Commissiones von Ime auf sich genomben, daruon Ir Khón. M. villeicht wissen werden. Die Passauer haben begert, das Ir Kays. M. selbsten mit ziehen oder Inen den Schaz vertrawen solten, wie denn Ir Khay. M. vorhin auch intentioniert gewesen, Iren Schaz nacher Passaw, Bayrn oder Salz- burg zu transferiern. Zur Vrkhundt ist dise Aussag durch obbemelten Herrn Hegenmiller auf freyem Fuess vnnd aigner wilkhur mit aigner handt vndterschriben vnnd verferttigt worden. Actum Praag den 18. Junj Anno. 1615. (L. S.) Hanss Ruprecht Hegemüller. Abh. V, 3. 102 800 Joseph Freiherr von Hammer- Purgstall, nv Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig ай den Ausschuss der schlesischen Stände. Mai 1611. Rdus et Illust. ad deputatos ex Silesijs. Praemissa gratiarum actione vor dass erscheinnen. Stellet man nun in. khainen Zweifel, Sie wurden auss dem Memorial, wellches die Róm. Khay. Matt. oc. vnndter dero aignen Handtzaichen vnnd Daumbring vor etlichen Jahren Ihrer Frsil. Gd. den Herzogen zue Braunschweig, vnnd den Chur- und Fürsten Gesandten hierentgegen zuegeschickht, sathsamb verstandten haben, wass Ihr Khay. Mtt. allergdist fhnen allerseits committiert vnnd. mit Ihnen denen Schlesingern, Ober- vnd Nieder-Laussnizern zu tractiern angeschafft hetten, wie denn auch Ihnen schon dauon Copiae communciert, vnnd Zweifelsohne Sy sowoll für sich, allss mit den Laussnizern, disser geredet haben wurden. Weill dann auch Ihr Khay. Mtt. oc. vor wenig Tagen etlichen ihres Mittels ein me- morial zuegestellet, darauss Sie verner Ihrer Mtt. gdistes vnnd billichmássiges suechen ver- standten haben wurden, allss Hetten Ir Frstl. Gd. Euch die Abgesandten nicht vnndterlassen khünnen, verner mit Ihnnen, doch auf guett allt Teütsch in Hochem Verthrauen zu conferirn. Es berhuehete aber Ihrer Mtt. sachen in dem Erstenn memorial auf zweyen Puncten. Wess Ihr Mtt. oc. begehren, dass Ihr Frstl. Gd. vnnd die Herrn Abgesandten die Schlesingische auch Laussnizer zu beständiger continuation der alten erkhanndten Threw vnnd gehorsamb gegen Ihrer Khay. Mtt. oc. ermahnen sollen, damit Sy sich nieht durch verbitterte vnd frůdthásige Leüth verführen, von Ihrer Khay. Mtt. oc. abwenndten, vnnd denn anndere in Ihren unuerantworttlichen vornemen beipflichten möchten ; Sonndern dass Sy villmehr bey Ihrer Mtt. oc. alss rechte gebornne allte Teütsche, bestenndig verbleiben, vnnd Ihrer Khay. Mtt. oc. Zu Ihrer Jezigen Noth neben Ihr Fstl. Gd. vnnd. dem Herrn Abgesanndten Principale vnnd Churfürsten nicht verlassen wollten. Fürs annder, dass Sy neben Ihr Fstl. Gd. vnnd dem Gesanndten aufs bósste berath- schlagen móchten, wie Ihr Khay. Mtt. oc. auss disser vnnzimblichen widerwerttigkhaitten mit dero vnnd dess H. Róm. Reichs Reputation ohne vernere gefahr khommen móchten. Dieweill sich dann nun Ir Fr. Gd. vermóg der Pflicht vnnd Aydt, so Sie der Khay. МИ. oc. auf den Khnien wirckhlich geschworen, sich solliches Zuthuen schuldig erkhenndten, der anwesenden Churfr. ansehendliche Gesanndten solliches auch ebenmássig Zuthuen beuel- licht, vnnd diserwegen an Ir Fr. Gd. auss gethrewer affection, so Sy Zu der Вот. Khay. Mtt. oc. Truegen, auch der grossten gefahr halber,so ex mora Zubeförchten, kheinen vmb- gang haben disse erforderung anzustöllen, vnnd ob gleich Ir Fr. Gd: sollches schon vor et- lichen Tagen zu werckh richten wöllen, wären Sy doch wegen: Leibsschwachhait bisshero darann verhündtert worden. Souiil nun denn Ersten Punct, anlangt, nemblich die ermahnung über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 801 zw bestenndiger Threw, erachten Ihr Fr. Gd. weill Sy die Schlesinger vnnd Laussnizer Je- desmalls bey Ihrer aufrichtigkhait, Threw, vnnd bestenndigkhait, gegen Ihrer vonn Gott ver- ordneten Obrigkhait erkhenndt worden, wie dann auch die Röm.Khay. Matt. oc. Ihnnen disser- wegen ein statliches Zeugnuss geben, Allss woltten Ihr Fr. Gd. vund die Abgesanndten zu Ihnnen alis wollerfahrnen, Ehrlichen, Redlichen, vnnd Teutschen Leüthen, wellche Jedesmalls vor allen anndern Nationen denn rhuemb behaltten, dass Sy recht, redlich, aufrichtig vnnd Threw Ihrem Herrn verbleiben, Zu Ihnnen gannz kheinen Zweiffel sezen vnnd dahero destoweniger an Ihnnen einigen Zweifel haben, dieweill Sy allss Christen vnnd verstänndige Leüth, auf Gottes worth sich Zuerlnndern wüssten, dass mann die Obrigkhait alls Gottes ordnung, vnnd nicht allain den frommen, sonndern auch dem wunderlichen gehorsamb laisten solle. So wäre Ihnnen auch bewust, dass Sy bissherr von der Röm. Khay. Ми. oc. etlich vnnd dreissig Jahr löblich vnnd woll in guetten früdlichen wollstandte regiert, auch mit an- sehentlichen statlichen Priuilegien vnnd Mayestät brieffen angesehen, vnnd bissherr derbey geschuzt worden; derwegen ist auch auss schuldiger dannkhbarkhait zu sollcher bestenndigen Threw vollendts geraizet wurden, cum a domo ingrati nunquam recedat malum, wie dan auch Ihr Fr. G. in khainen Zweifel sezen, dass Ihr Khay. Mu. oc. sowoll in gemainen, allss auch in particulari auf gebüerliches ansuechen vnnd danckhbarlicher Threuer bezeugung Sy mit mehren begnadungen allergdist ansehen wurden. Woltten derowegen Ihr Fr. G. nit zweiflen, das Sy sollches alles wie Ehrliche, Red- liche, verstenndige vnnd Teutsche Leüth, ohne grosse Erinnderung selber in acht Zunemmen wisssen wurden, wie dann auch Ihr Fr. G. Sy zum Vberfluss darzue gannz vleisssig, auss einem gethreuen aufrichtigem Herzen erinndert haben wollten, wie Sy dann Zuspühren, vnnd in der Thatt befundten, dass souill ansehendliche, vorneme vnnd stattliche Chür. vnnd Fürsten des H. Römischen Reichs von Ihr Mtt. эс. nicht aussezen, ob Ihnnen gleich vill Leuthe auss einem bössen vund fallschen wahn, ein anderss imaginiert haben. Wie nun aber dissem beschwerlichen werckh Zuhelffen sein möchte, da hiess es hie opus bie labor. Es wolten aber Ihr Fr. G. an Jezo nicht disputiern de causa huius mali; vond müesten Zwar Ihr Fr. Gd. bekhennen, dass es ein Zeith hero nicht allerdings nach der schnuer ganngen, dass aber nicht so hoch Ihr Khay. Mtt, oc., sonndern villmehr bössen vngethreuen Leuthen, wellche Ihres nuzes halben der Khay. Ми. oc. betrueglich, schellmisch, vnnd verrätterisch betrogen vnnd hündter dass Liecht verführt, Zu imputiern ; So wären auch durch den Passauerischen Einfahll die Stänndt nicht vnbillich disgustiert vnnd zur vngedult bewogen, vnnd khónndten vnnd woltten Ihr Fr. Gd. sollichen fräuel mit nichten loben. noch approbiern, wie auch die Stenndte, dass Sy Zur vngedult bewogen, Zwar nicht verdenckhen. Souill aber denn modum procedendj anlanngt, war derselbe Zwar zu uiolent ange- stellet, der Pogen vill zu Hoch gespannen, vnnd gannz vnuerantworttlich; denn wie mann gleichwoll in sollichen sachen verfahre, dass sehen Sy selber mit Ihren augen, vnnd wolten Ihr Fr. Gd. nicht Zweiflen, dass es Ihnen allss Redlichen Teutschen Leuthen im Herzen wehe Thatte, vnnd einen sonnderbahren verdruss darann hatten, dass mit Ihrer Ми. эс. so 102% 802 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, gleichwoll Rôm. Khayser vnnd ein gesalbter dess Herrn, in dero hochen allter, dass sie vast auf der Grueben gienngen, so schimpflich vnnd veráchtlich procediert wurde. Denn wass ein Zeitlanng №55 auf dato Ihre Ми. oc. von Insolenz mit bewahrung des Schlosss vnnd Ihr Ми. oc. Spazier Gännge bezeugnet, dass wáre notorium vnnd offen- bahr; wie mann auch dass ‚erworbene vollckh vnnd begehrteKhünigische Hülffe nicht gegen die Passauer, wie es anfanngs den Nahmen gehabt, sonndern ainzig vnd allain Zu Ihr Mtt. oc. offension gebrauchte, dass wäre offendtlich am Tage. Wie mann auch Ihr Mtt. oc. zu aussschreibung des Lanndtags auch der Proposition vnnd erclárung auf die puncten genöttigt vnnd getrunngen, vnnd Ihr Ми. oc. gannz khainen Respier, oder bedennckhzeith vergonnen wollen, dess khönndte Ihr Fr. G., wellche coram gewessen vnnd von Ihrer Ми. oc. Zu dissen sachen zw Rath gezogen, zum bessten Zeug- nuss geben, wellchergestallt etliche Behaimbische Stendt Ihr Fr. G. selber tractiert, vnnd ein missthrauen auf diesselbigen geworffen, weill Sy der Khay. Ми. oc. gethrew sein vnnd Zu- uerlasssen nicht gedennckhen, vnnd vnbesohnnener weise dieselbe beschickhet, dass Hetten Sy aus dem Protocol, so Ihnnen schon communiciert, mit mehrem vernommen, Wie spöt- lich Sy sich auf Ir Mu. эс. puncta erclärt, vnnd Ihr Ми. эс. die Residenz versagt, vnnd nicht gonnen wollen, sonndern vast alls einen gefangnen einzuspörren sich vnndterstundten, dass gebe Ihr erclärung, so schon vor etlichen Tagen spargiert worden: Zugeschweigen wie Sy mit Ihrer Mtt, oc. Räthen procediert, wider Ihr Ми. oc. vond anndere vornemme Potentaten vnnd Ehrliche Leuth inquisitiones angestellt, vnnd allerhanndt schimpfliche vnnd verdächt- liche Schmähwort vnnd Rede verlautten lassen. Weill dann nun sollches alles vnnverant- worttliche Hänndl wären, vnnd der Khay. Mtt. oc. dem Röm. Reich vnnd der gannzen Teut- schen Nation zu sonnderbahrem schimpff vand verkhlienerung geraichen thette, vnnd dass es allso darbey verbleiben, vnnd vber voriges Ihr Khay. Mtt. oc. noch mehr despect wider- fahren soltte: Allso hetten Sy leichtlich Zuerachten , dass so wenig Ihr Fr. G. allss andere Chur. vnnd Fürsten, vermög Ihrer pflicht vnnd aydte, sollches vngeandtet wurden lassen khünnen, da es dan in khonfftig die vervrsacher bessser, allss Sy Ihn etwan einbilden, Treffen wurden. Weill dann gleichwoll Ihr Khay. Mtt. oc. wegen der völlen gnadt vnnd wollthat, so Sy denen Behaimben bewissen , woll eines grossen Dannckhs aigneten; so khonndten doch Ihr Fr. G. nicht glauben, dass die Schlesinger und Laussnizer, allss Ehrlich, aufrichtig, geteütschte, weill Sy im anfanng wle disse vnuerantworttliche Hänndl angefanngen, nicht darbey gewessen, sonnsten auch nicht Zu rath gezogen, dasselbige zu approbiern vnnd guett Zuhaisssen, was anndere allso uiolenter, ohne Ihren Rath angefanngen sich bewegen lasssen, vnnd disser weith aussehenden sachen sich Thaillhaffiig machen, vnnd dardurch allen Chur. vnnd Fürst. vnnd des H. Róm, Reichs vngunst auf sich laden wurden. Dann ob gleich bissheer durch bósse Leüth vill vnglickhs gestüfftet, vnnd allso alle sachen zur confusion gerathen, wie dann Ihr Fr. G. sollches selber in Ihren aignen sachen woll er- fahren; so solte es doch denselben laidt sein, dass Sy bey disser gelegenhait, solliche über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg, 803 Ihr Khay. Ми. c., deren Sye mit pflichten vnnd ayden verwanndt, imputiern, auch sich an derselben zurechnen, wider dieselbig gebrauchen lassen sollte: Es bezeugtens die Historien zu der H. Schrüfft, auch welltliche Geschichte, dass khain Potentat, Er wär so fromb , so g vnnd so klueg, wie er woltte, der nicht bösse Leuth vnndter denn Frommen gehabt, auch wolt schändlich vou Ihnnen verführt worden wäre, wie auch der Christus selber wizi vnndter Zwelff Apostel einen Verráther gehabt. Mann müeste aber allzeith in sollchen Fal. len gebürlichen Respect haben gegen die Obrigkhait, vnnd wie den Sem vnnd Japhet pu- denda parents Zuedeckhen, vnnd nicht wie der Gottlose Cham vbel Erger machen, Denn wann nun gleichwoll alles sollte auf die Schalwag gelegenn, vnnd ohne affecten zu iudiciern, wurden sich vill sachen fündten, dass mann auch vor etlichen Jahren grosse insolenz wider Ihr Khay. Mtt. oc. gebraucht vnnd die abgetrunngene, vnnd empfanngene grossse wolthatt vnnd Libertet, verkherlich wider Ihr Matt. oc. anstatt schuldiger Dannckh- barkhait missbraucht hette. Weill dann Ihr Fr. G. neben dennen Chur- vnnd Fürstl. Ge- sanndten darfür hielten, dass noch vill mittel zufündten, dass gleichwoll die Khay. Matt. oc. bey disser eingerisssenen extremitet bey der Residenz vnnd gubernament vnnd ge- bürlichen respect erhaltten werden khónndte, wie dan Ihr Fr. G. vnnd die Abgesanndten, wann es nur zur tractation gebracht werden khónndte, Ihre gedannckhen diserwegen zu eroffenen khain bedenckhen Tragen; So wolten doch Ihr Fr. G. vnnd die Abgesanndten gern auch von Ihnen vernemmen, wass Sye doch vermainten, damit alle sachen dahin ge- richtet werden móchten, dass es ahn der Вбю. Khay. Mtt. oc. verneren schimpff, gleich- woll aber zu dess Khünigs satisfaction vnnd der Lännder Nuz geraichen, vand hierdurch allerseits Chur. vnnd Fürsten vnnd dess Reichs fauor erhaltten werden móchte. Dann ob gleichwoll etliche grobe vngewaschne Leüth sich verlautten lasssen, dass Sy nichts nach Chur. vnnd Fürsten auch dem Reich fragen, so müeste mann hisce tempo- ribus vnnd weillen Sy die gelegenbait desselben nicht wissen móchten, Ihren vnbesohnnenen vnnd groben vnuerstandt Zuemessen; wann es aber zu ainem widrigen gerathen solte, wurden Sy es villeicht mit schaden vnnd spott Innen werden, vnnd der vnnschuldige mit dem schuldigen sollches entgelten müesssen. Dan es wáre anderst nichts Zuerwartten, denn wie mann angefanngen Ihr Mtt. alls einen Röm. Khayser mehr despect beweissen wurden, dass die Chur- vnnd Fürsten sollches nicht vngeandt wurden lasssen, wie sich dann darzue Mainz vnnd Sachsen alberait in specie erbotten, wie auch in gleichen Pfallz Neuburg; der audern Churfürsten Abgesanndten were mann stündtlich gewerttig; vnnd wass Ihrer Fr. G. Persohn belanget, woltten Sy Lanndt vnnd Leüth, vnnd wass Sy vermechten, auch Leib, Leben, Guett vnnd bluett Zu Ihrer Khay. Ми. oc. diennsten vnnd erhalttung derselben Reputation darann wagen, vnnd wie Sie biss Heer gethann, derselben bestendigclich vnnd Threw verbleiben, so lanng Sy in Ihrem Leben einen warmen bluetts Tropflen haben. Vnnd weill nun disses ein billiche sachen, vnnd Ihr Khay. Mtt. oc. ein sollches grossses verthrawen zu Ihnen hetten, allss wurden Sy allss verstenndige Redliche Teutsche 804 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, vnnd gethrewe Leüth , sollches woll erwögen, Ihre Vota und resolutiones darnach zurichten vnnd zudirigiern wissen, Sollches auch mit denen Laussnizern verners vnndterreden, vnnd wie Sy vermainen, dass dennen sachen angedeuttermasssen zu Ihrer Khay. Mtt. oc. respect geholílen werden khundte, Ihr Fr. С. vnnd denen Gesanndten eróffnen, vnnd. mit Ihnnen auf guett ehrlich , allt Teütsch, verthreülich conferirn; Sollches werden Ihr Khay. Mit oc. in Khay. G. auch die Ihr Mit, oc. woll affectionierte Chur. und Fürsten auch Ihr Fr, G. zu fürfallender gelegenheit gegen Sye in gesambt auch sonnders mit G. zuerkhennen wisssen. V. Schreiben des Churfürsten von Mainz an Erzherzog Albrecht vom 24. Mai 1611. Vnser freundtlich diennst, vnnd was Wir mehr liebs vnnd guets vermógen, alzeit zuuor, Durchleichtigister vnnd hochgeborner Fürst, besonder lieber Herr vnnd Freundt. Vnnss zweiflet gar nicht, E. L. werden aus Jungst vnnsrem vom 2“ dieses zu Enndt lauffenden Monats an dieselbe abgangnen Schreiben, den ganzen betriebten vnnd vasst erbermblichen Zuestandt ег M. mit bekhumertem gemieth , mitleidenlich verstanden, vund an Irem sorgfelltigen nachdenkhen, wie dabey doch etwas Raths vund hülff geschafft werden möge, dero Bekhandten, Zu тег Khay. M. tragenden bestendigen gueten Deuotion nach nichts vnndterlassen haben. Wir sein zwaar für vnnser Persohn ob disem vnchrist- lichen begern hefftig betrübt worden, haben auch darauf vnnsserm schuldigen obligen nach, E. L. Jungst angedeuttermasssen solches vnnsern Mit Churfürsten Zueclagen, vnnd die Zusamen beschreibung derselben (alls welche bey so gestallten vnnd verkherten sachen, denen Reichs-Ordnungen nach das negste mittl sein solle) vor vnnd an die hanndt Zu- nemben; darneben aber der tröstlichen Zuuersicht, der Allmechtig gütige Gott werde ver- hoffentlich seinen gerechten Ernst vnnd Zorn etwas gelindert, die Stendt aber sich vber die Their geleisste Aydt vnnd Pflicht der eingebornen, natürlichen inclination, so Ашеп Yeden dannoch Zuuerehrung seines vorgesetzten haubt vor sich selbsten anweiset, erindert vnnd in etwas: abgesprochen haben. Wir werden aber seithero negst an E. L, abgangne schreiben für vnsern zu Prag anwesenden Gesandten in vnndtertbenigkheit berichtet, das sich nicht allain der vorige vnstandt nicht gebessert, Sonndern die gegeu Ihrer Mtt. sowohl dero Khay. Persohn, alls Ihre geheimben vnnd. andere Diener bet. vorgenomben Actiones durch vil vnzahlbare weeg, vnangesehen aber dabey in güet. vnnd ernst beshehnen erinder vnd ermahnungen vermehrt, dauon, Souil Ir. M. Persohn betr, seindt dieselbe nicht allain in dero Gemach mit aimer Zimblichen macht, sonndern alle vnnd Yede, auch die gehaimbe gänng im Schloss biss auf dise Stundt über alles vnnserer Abgeordneten bey der Khón. M. in Hungarn eingewendtes bitten. verwahrt, vnnd gleichsamb in der Bóhaimb verhafftung vnnd gwaldt, wie nach begriffen verbliben. So seindt die gelaiste vnnd nahuerlassne Pflicht zu über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 805 sambt allem respect bey denselben so weit gefallen, das Sich auch Priuat Persohnen von derselben mit höchster verkhlienerung vnnd despect offentlich vnnd bey manigklich Zureden nicht schámben; Inmasssen dan ainer mit namen Wenzl Khinzkhv sich gegen vnnsern Ab- gesandten diser vnbesohnnenen reden in Irer M. Saal zu Praag verlautten lassen: Wan dem Róm. Reich mit ainem solchen Herrn vnnd Regendten sowol gedient, so solten wür Ihne nuer hinnemben vnd erhaltten, solang wür wollen vnnd khündten; Sy die Bohemben be- gerten seiner nicht mehr, wollten Ihne auch lenger nicht haben, heten sich sonsten also verfasset, das Sy seiner wol entrathen khondten; Ja endtlichen guet rundt gesagt, vnnd gestandten, dass Er alle diser Sachen ain Anfánger vnnd vrsacher seye, auch dabey ver- meldet, was gestalt Er anfangs bey disem werkh disgustirt vond darzue bewogen worden. In gleichem Fall der Graf Schiickh vil abscheichliche leichtfertige reden der Khay. M. aigne Persohn betr. geführt, welche, wie wür berichtet werden, kheinen Ehrliebenden Teutschen anzuhören, vil weniger Zureden oder Zudulden stehn, auch vnndter andern ge- sagt, die Puncta, darauf beede Irer Mitt. verstrickhte Rhät Hannibal vnnd Hegenmüller Zu- befragen, wehren vornehmblieh gegen Irer M. aigne Persohn den Babst, den Khönig in Hispanien vnnd vil Chur- vnnd Fürsten im Reich gerichtet; so ist auch der gefángne Ten- nagl, wie wür desssen aigentlich berichtet, sowol ‘auf Ire Khay. M. alls vile des Reichs Chur — vnnd Fürsten gefehrlich vnnd verschlagen mit schwehrer vnmenschlicher tortur examinirt, vnnd also hierundter, das niemals gesehen vnnd erhört worden, weder der höchsten Khay. noch Chur —vnnd Fürsten Ja des gannzen heyl. Reichs praeeminenz verschonet worden. So werden auch vorgemeldte beede Khay. Ваше Hannibal vnnd |Hegenmüller, vnangesehen Sy vom Burggrafen des Pragerschloss als vnschuldige vnnd ehrliche leüth von den Böhemischen recht frey vnd ledig gesprochen worden, dannoch biss auf dise Stundt in vorigen hafften ohne vorwenden ainicher vrsachen тег M. vnnd dem Reich, darauf dise beede in Iren Expeditionibus gleichwol vnnd nicht das Khönigreich Böheimb Iren respect haben vnnd fundirt sey, zu offnen hohnn vnnd truz verhaliten, haben auch auf Ir flehent- liches bitten vnnd. begern nicht erfahren khümnen, in wessen henndt vnnd verwahrung Sv seindt; sonder miesssen ohne Vrsach, damit nuer Ir M. desto weniger Raths vnnd hilff haben mógen, gefangne leüth, vnnd der Bóheimbischen gnadt vnnd vngnadt, wie ihnen solches etwo noch in Sinn khomben mechte, mit geduldt gewerug sein, vnnd werden dis- falls Ir M. das doch ein Teutsch aufrichtig herz sind: gemieth yu erbarmen, vnnd schmer zen soll, alleg assistenz beraubt, vnnd ainen müssthäthigen gemainen menschen, so auf leib vnnd leben gefangen, dem seine defensores vnnd Rathgeber gegónnet vnnd zuegelassen werden, geringer und heriter gehaltten. Es: wirdt aueh. diser gwaldt vnnd Processs nicht ailain gegen Irer M. Diener. sondern auch gegen die Jenige gebraucht, so sich etwo vnndter der Stendten selbst vor andern Irer gelaisten Pflicht erindern, vnnd an soichem vnfromb- lichen. verfabren etwas misfallen spüren lasssen , Inmasssen den beeden Bólemisehen Herrn Sinisanzky: vond Selilawata, begegnet, welche eben’ diser vrsachen willen, vnnd auf ainen gefassten blosssen argkhwohn nicht allain für das Recht citirt worden , sonndern. erfahren miesssen, das man. dem gefanngnen Tennag „vor Iren augen iemerlich "pepeiniget, vnd ge- 806 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, martert, vnnd auf Ire Persohn in тег gegenwart gannz scharpf vnnd ernstlich befragen lasssen, dardurch dan die sachen dahin gebracht worden, das niemandt ohne Haubtgefahr solche grausambe, wiettende vnnd vnuernünfftige Consilia vnnd. vornemben improbirn , vil weniger hindern darf; sonndern můessst nuer mit gesambten Zuethuen der fromb allt lóbl. Khayser vnndter die treulose füesss Irer angehörigen gelobten aignen vndterthanen, denen Sy Souill Jar bey fridt vnnd khriegszeiten, so vatterlich vorgesorgt vnnd gestanden, von deme Sy souil ansehentliche begnadungen erlangt, vnnd noch haben, geworflen vnnd ge- stirzt werden. Ehrliebende leüth werden nicht allain durch solche schreekhliche Exempla blöd vnnd forchtsamb gemacht, sonndern man betroet Sy auch offentlich, wie noch Jungst beschehen, da etliche Khay. Räthen von den Böhemen mit ernst angefagt worden, Ire Consilia dahin zudirigirn, damit Sy in Irem vorhaben nit gehindert wurden, sonnsten etwas anders erfahrn. Also stehet den vnbesonnenen Leüthen zu Iren bösen händlen Thür vnnd Thor offen, ist niemanden, der Sy daran verhindern khónne oder möge; Als haben Sy die verwilligung der Crónung nunmehr von lrer M. auch erzwungen vnnd darbey solche vn- gestimbigkheit vnnd. vnbeschaidenhait gebraucht, das man derselben nit gern ain stundt gedenckzeit glassen, da Sy doch hingegen wol in die vier wochen zu Iren Rathschlegen gebraucht, Ja obwohlen Ir M. bey Inen der Stenden ganz erbarlich vnnd billichmessige gegenpostulata gethan, vnnd sich billich etwas willfehrigkheit, Irer langgefüerten mühe- seeligen Regirung halber Zuerfreüen haben sollte, Ist yedoch alles truzig vnnd betrolich abgeschlagen, vnnd was ye hart vnnd vnfreundlich ist, die nothwendige vnndterhalltung nit vergünnt worden, sonndern seindt Irer M. neben der Khónig Cron vnnd Administration auch Ire wohnung vnnd aigne güetter so Sy im Khónigreich haben, genzlich abgeschnitten vnnd benomben, Ja was das maiste ist, auch der begerte freye auszug ins Reich, oder wo Ir M. in dero hocherlebtem allter, die vbrige wenige tag Ires ohne Zweifel hoch- betrübten vnnd bekhumerten lebens etwas trosts vnnd rhue Zusuechen vermainen móchte, rundt abgeschlagen, vnnd dieselbige gleichsamb zur ebigen verhafftung nacher Pilsen ver- wisen worden, dermasssen das nunmehr bey diser lrer Mtt. nichts mehr übrig, daran sy greiffen móchten, alls Irer Mtt. blossses leben, welches dan auch Iren gefallen vnnd willen gleichsamb aussgestellt ist; dieweil es an betroungen auch diser Orten nichts manglet, Ge- stalt dan die Bóhemen, alls Sy bey Irer M. mit ganz Vngestimmen eüfer auf die Achts- erkhlirung gegen dem Passawischen volckh getrungen, Sich diser reden vngescheicht ver- lautten lassen: Wouern Inen Solche erclerung nicht noch selbigen abents zuegestellt werden sollte, so wollten Sy gewahrnet vnnd angezaigt haben, das den andern tag etwas darauf eruolgen móchte, welches Irer M. vnnd andern beschwerlich fallen wurde, warmit Sy dann vnsers ermessens, dieweil mehr nichts übrig, dan Irer Mtt. aigne Persohn oder derselben Ваше vnnd Diener gemaint haben müesssen, Aus welchem allem nun genuegsamb erscheinet, wie gar die Bóhemen aller Vernunfft vnnd Natürlicher billicheit vergessen, wie überhoch vnnd gróblich Sy Sich an lrer M. vergriffen, vnnd in was grossser gfahr dieselbe bey so verkhertem geschwinden Process biss dahero begriffen gewesen vnnd noch seyen, vnnd wie wenig dissfalls dess Reichs respect über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 807 in acht genomben worden; Sintemahlen aber diss werckh einer überaus weit aussehend consequenz vnnd vnndterschiedliche schwere Praeiudicia nach sich zeügt, vnnd nemblich vorst Erst, Irer M. vnnd dero ganz hochlóbl. Hauss Oesterreich, darunter die Khón. M. in Hispanien vnnd beneben andere Erzhórz. Eur. L. auch begriffen, darbei Ja wol nicht móglich sein khann, das disen hohen Irer M. erwisnen despect das geblüet nicht empfin- den soll Vors ander dess H. Röm. Reich, dessen Hocheit reputation vnnd interesse, dar- zue alle Churfürsten vnnd Stennde so hart verpflicht vnnd verbunden, vnnd da auss Irem nachsehen, darbey etwas versaumbt werden sollte, dasselb gwislichen gegen Gott vnnd der wehrden Posteritet nimmermehr wurde verantworten khünden. Drittens aber allen Christlichen Potentaten sowoll Inn alls ausserhalb Reichs, welche Sich da den Vnndterthanen der gestallt mit Iren von Gott fürgesezten Herrn vnnd Oberen zuuerfahren nachgesehen vnnd guetgehaissen werden sollte, sich khonffüg wenig bey Iren Landt vnnd leuthen versichert finden wurden. Also haben wür nicht vnndterlassen khünnen noch sollen, E. L. diss alles, wie vnnss dasselb von Obberürten vnsern Abgesandten von Prag auss bei beeden nahnere Possten zuegeschriben worden, waiss Gott mit seufzendem herzen vnnd gemieth frl. zuberichten. Getrósten vnns darauf ebenmessig, Eur L. als ein Vornembes glidt des Lóbl. Hauss Oesterreich vnnd ansehentlicher Stanndt dess Reichs, werden dero so nahen verwandtnuss vnnd Interesse halber, so dan das Sy neben den Churfürsten vnnd andern Stender Zu- erhalltung тег M. vnnd dess Reichs wolstandt verbunden, solche vnchristliche vnnd vn- uerantwortliche geberungen nicht also stilschweigendt verschmerzen, sondern lre partes an gehórigen ortten neben andern also vor vnnd einwenden, damit doch der Lóblich fromb Teutsch Khayser bey disem seinem überhochbetrübten Zuestandt sich etwas trosts vnnd leüch- terung zuerfreyen vnnd das ganz Róm. Reich nit also Inn- vnnd auslendischen zu vnauss- leschlichen hohn vnnd Spot von disen leüthen seines so weit herbrachten lób. respects so schándlichen beraubt werden móge. Dan da man hierzue lenger schweigen, vnnd die bósen Consilia. nit etlichermassen in acht nemben solle, wurde es vmb Ihr M. gewiss allain nicht zuthuen sein, Sonndern werden die nun vil Jar hero verdeckhte anschleg mit solchem gwalt ausprechen, das man allsdann villeicht, wie gern man wollte, denselben zusteürn nicht mech- tig sein mechte; dan wie wür dessen berührt worden, dise hándl nicht allain durch die Bó- hemben, sondern villeicht andern mehr dirigirt vnnd. getriben, vnnd sollen die General Staaden Ire Gesandten biss dato zu Praag gehabt, vnnd diss vnnd. wol ein mehrers angericht vnnd vnndterbawet haben. Ist dem also, so werden sich alle Catholische Potentaten vnnd Landtherrn inn- und ausser Reichs wol vorzusehen haben. Welches wür E. L. deren wür zu erweisung angenember Dienst ganz geneigt, wolmeinendt frl. nicht bergen wellen. Datum zu St. Martinsberg, in vnnser Statt Mainz den 24. May. Anno 1611. Abh. V, 3. 103 808 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Verzaichnus deren Gnaden, So die Róm. Kay. Mait. etlichen ihren Rathen vnd dienern, Soviel dem Böhemischen Presidenten vnd Rathen bewust, korz für vnd nach dem Einfall des Passauischen Kriegsvolckss bewilliget. Dem Obristen Stalmeister Adam von Walstein 50000 Thlr. damit Er vf das guet St. procop dergestalt versichert, wofern die Kay. Mat. oder kiinfftige Künige Zue Böheimb, ihme solche gnaden Summa innerhalb Zweyen Jahren nit Bezahlen würden, dass Er solch guet mit aller Zugehóre ohnedem Kloster erblich behalten solle. Id e. . . . . 50000 Thir. Dise gnad hat der Herr Obriste Cammarrer zuuerfertigen anbefohlen, Auch auf des Herrn ObristenStalmeisters Supplication vnd der Cammer guetachten decretiret, wie solch decret in originali bey d. Cammer vorhanden. Dem Obristen Cammarer Vlrichen Disiderio Prosskowsky Auf die Herschafft Bena- deckh verwisen 41000 Thl. mit welcher gnaden Summa Er auf die Herrschafft Benateck sol- chermassen versichert, Imfall ihme dieselb künfftig Gall), mit sambt dem gewenlichen Interesse nit erleget würde, dass Er sich mit einem Cammerling von der Landtaffel in solche Her- shafft einführen lassen, vnd dieselbe solang, bis Er angedeuter Summa bezalet, innehalten vnd genissen móge. Id e. 3h umen qr cMeXDE mecha Eis Suerte DIST Mit dieser Post Hat es folgende gelegenheit, dass gedachter Herr Proskoffsky, weiln bey des Georgen Poppels Verlassenschafft apprehension, seines vorhergenden vnnd abgestorbnen Eheweibes 24/m ТЫ. wehrte kleinodien mit wegkohmen wern, derhalben nach erstattung dessen die gnad alleine vf 23/m ВЫ. kan geratet wer- den; Dass aber Ire Mat. seine petita vor vol gnedigist impliret haben wollen, weiset des Herrn Obristen Stalmeisters auf sein herrn Proskowskes supplication geschribnes Decret aus, Vber welches, Ob die Summe vor vol solle Passirt werden, der Behemische Cammerprási- dent ihnen durch den Secretarium Beldrzimowsky befragen lassen, Vnd alss Er solches mit seinem mund bekreffüget, erst die notturfft verfertigen lassen. Zum dritten Hat der Bóhemische President Abrahamb Burggraff zue Dohna, durch den Herrn Obristen Cammerern bey Ir Май. ес. Vor seine Vier vnnd zwanzig Jährige schwere Dienst weit vnd geferliche schwere Verrichte legationes, ohne alle adjuto de costa, auf geringe bestallung zweier Zue Ross vnd Fuss bediente Obristen, Stadt Neun Jarige Schlesische ohne ergezlichkeit bediente Cammerdienst, Vnd dis elende vnd miihselige Jahr, so Er im Bóhemischen Kammerdienst Zubracht, Vnd demnach vf 1200 Thl. besoldung ge- dienet, vber 11000 Thl. nur dis Jahr Zubüssen müssen, vmb 24000 Thl. angehalten; Auf d. Cammer guetachten aber, Ir Mt. oc. auf 20000 ТЫ. geraten, die Ir Kay. Маш oc. auss an- gezognen Vrsachen, Vnd dan dass dieser von Dohna in der Bohemischen Empórung, do alle gefálle vnd Stette gesperret gewesen, alle Cammer Ráthe, ia alle, so zue der Bómischen Cammer Expedition gehören, abgewichen, Vnd Er bloss mit dem Rentmeister, vnd sonst kein Mensch neben ihm im Dienst blieben, demnach de proprio vnd auf sein Credit so lange Zeit Irer Mait. Hofstadt, Kuchel, Keller vnd Stall vnterhalten, vnd anderer mehrer seiner trewge- leisten Dienste halber ihme solche gnad bewilliget, Vnd die vf Zwene Termin, do keine an- dere fälligkeiten in der Khron Bóheimb oder incorporierten Lannden interim sich erzeigeten, über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 809 Gallj vnd Georgj auss den Bömischen be: zubezahlen dero Rentmeister durch Kay. Befehl anbefohlen id . . . . sb Зил CROODOTRE Zdieneckh Ziampach hat Irer Kay. Ml zue Pon "^ Passauischen Kriegs- volckhs dargelihen 50000 Thl. Dagegen haben ihme Ire Kay. Mt. 10000 Thl. aus gnaden be- williget vnd darzugeschlagen, auch auf die Herrschafft Benateck versichert . . 10000 ТЫ. Hansen Rudolffen Trzka, haben Iro Kay. Mt. sieben Dorffer: Wiken, Horauschan, Machow Kozowazi, Ratze, vnd Brzistwj, von der Herrschafft Przerow vmb 25000 Taler genedigist be- williget, dergestalt, Wan dieselbe von ihme in Zweien Jahren nit abgelóset Würden, dass ihme dieselben Erblich verbleiben sollen. Diese Dorffer sind ohngefähr 45000 Thaler in erblichem Wehrt; Wan sie nun ihme Trzka verbleiben solten, so were ihm Trzka daran zu- gnaden beschehen. . . . . . sol Testing Lil 839000: Ph: Erenfrid von Minckwiz Reichsshoffrath СНЕ 500 Tal. prouision, Von Zeit als Er den Appellation Rathsdienst resigniret, Wegen seiner langwierigen trewen vnd hochwichtigen ge- leisten Diensten. Wazlaw Wilhelmb von Ruppa haben Ire Kay. M. sein Pfandgut Trnowan vererbet vnd die Landtaffel einuerleiben lassen; dafür aber hat Er Ir Kay. Mait. in dero eigne Cam- měř mautfoseben Wie WBiriberichtei/ [995129 591 ově У stostkmiagos016000 ТЫ. Caspar Kappler ist wegen seiner Cammer Raths Dienstserlassung vnd zue einer Ab- fertigung erstlich der Cammergutachten auf 12000 Taler vnd 400 fl. prouision gegangen, inhalt des Herrn Obristen Cammerers bericht, Hernach aber Ire Kay. Mait. ihme noch 3000 Thl. darzugeschlagen, das macht 15000 Thl. so ihme auf dem gueth Libeniz mit d. Land- taffel versichert werden solle, dergestalt, wo ihme nach aussgang zweier Jahre solche Summa nit erlegt würde, dass Er sich mit einem Cammerling von d. Landtaffel einführen, vnd das- selbe solang halten solle, bis ihme die 15000 ТЫ. bezalet würden . . . . . 15000 ТЫ. Christoph Albrechten von Ruppa seine ausstendige Fürschneidersbesoldung vnd Obristen- bestallung 4931 fl. aussm Rentambt Zubezahlen haben Ire Mait durch ein Kay. Befehlich auss der Hofkammer ausgangen anbefohlen, id e. . . . . - sure 1904226, TRE Caspar Melchior von Zierotin Haben Ire Kay. Mait. ehe Dörfer, so Er die Jahr hero Pfandtweise gehalten, vmb seine Pfands Summa, vnd das Er seine Fürschneiders besol- dung auf 15000 seinem angeben nach, schwinden lassen, gnedigist vererbet, vnd in die Landtaffel einuerleibet. Jarosslaw von Wchiniz und Teitaw haben Ire Kay. Mtt. für ein Stück Insel beim Alten Thirgarten, so Ir Kay. Ми. oc. voretlich viel Jahren wegen hegung der Fasshanen daselbst einzihen lassen, 1300 Taler vnd wegen seiner Dienst [200 Thaler, vnd also zusammen 3000 Thl. gnedigist bewilliget, dergestalt, dass er dieselben, Weil Er lebet, vnd nach seinem Tode seine Söhne erst in Zwey Jahren zu fordern haben vnd eher nit . . . 3000 ТЫ. Diese vnd Vorhergehende Posten alle sind durch den Hern Obristen Cammerer zue Expediren anbefohlen worden. Der Obriste Burggraff hat zue vólliger Bezalung der Herrschaft Libochowiz der Kay. Mait. oc. Zwey Schultverschreibungen, eine Jede auf 15000 Thl. lautend, das macht 103 * 801 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, 30000 Thl., so Ir F. G. dem Herzog von Braunschweigk Neben eines thailss Pares geldes, So Ire Fr. D. auf das Volck zu Passaw, wegen ihrer abdanckung anwenden sollen, mitgegeben. Weilen aber die Abdanckung damalss, Alss Ire Fr. D. der Herzog von Braunschweig dahin- geschicket, nicht erfolget, Obwohln Ire F. D. die Verschreibungen villeicht noch bey dero handen, Vnd Wie Sie berichten, darauf in die 15/m anticipiret haben sollen, So sind doch die gelder von folgenden Persohnen bei Ir Kay. M. aussgebeten worden, Als Erstlichen der Fraw Prosskowsky wegen praetendirten Schadenss, so ihr von dem Passawischen Kriegsvolck in ihren zwey Maierhóffen nicht weit von Prag gelegen, widerfahřen 0 са «uude Bae vě RE lies aediles ево ОЕ Der Obriste Burggraff hat ihme an diser Summe inne behalten vnd abgezogen, so ihme die Cammer für Dargegebenes Holz für die Prager Schlossnotturfften schuldig gewesen 4500 Rhl- Dem Oberhaubtman ebenfalls für den Schaden, so ihme, Alss er in Ir Mtt, not- turfften auf den Herrschaften gewest, beschehen, vnd ihme sein hauss auff der Kleinseiten Spoliertsworden"'; LM '* Su mmt cd aluo oM AME LEUTE Dem Cammer Procurator für seine Dienst weiln Er so viel lange Jahr treulich gedehnet vnd niemals noch keine genad bekohmen secl. nadigligumio Josh 6000" Dick Procopen Dworzezky gleichermassen für seinen Dienst auch aus diesen geldern 4500 Thl. Dem Vice Landrichter in Bóheimb, Zachariassen Kaba, ist aus gnaden bewilliget worden auf Expectanz aus allerley felligkeiten . . . . . . . . . . . - 4000 ТЫ. Dionisio Tzernin Habe Ire Kay. Mait. für seine austendige hoffbesoldung, so sich auff 4000 fl. erstrecket vnd Er Tzernin dauon abgelassen, auf sein Lebelang zur prouision aus dem Vngelt Ambt ain Schein in der Alten Stadt Prag bewilliget, Jarlichen . 600 ТЫ. Adam Korzewssky Irer Kay. Ми. Mundschenck, auf ein Expectanz aus allerley felliekeiäl, „ .,. sb око, ООС sib. siu i, ЭПО ВЕ ERROR Hanssen Lithwin von Rzizian, Haben Ire Kay. Ман. Vier Dörffer von der herrschafft Rhoznick und Zbivar, alss: Hussize, Zauluzi, Dlauhi, Augezd und Daubrawize, verkaufft vnd in die Landtaffel einuerleibt dafür hat Ir Kay. Mtt. Er in dero Eignen Cammer aufgezelet 10000 ТЫ, Adam Linhardt Haben Ire Kay. M. ein Dorff, genanndt Cziakewiz, zur Herrschafft Benateck gehórig, gnedigist verkaufft vmb 4000 Thl.; daran sind ihme abgezogen worden 2000 Thl. so Er hieuorn zue des Passauischen Kriegsvolekhs abdanckung dargelihen, vnd ihme mit der Landtaffel auf 2 Dörffern, genannt Zdietin vnd Straky zur herrschafft Benateck gehörig, versichert worden, dass also hirdurch die 2 Dörfler der Versicherung frey gemacht. Zuedem so hat Er Ir Kay. Mait. oc. in dero eigne Cammer gegeben 1000 Taler, das Virte tausent haben Ire Kay. Ми. ihme aus genaden nachzulassen vnd darzue den Halben Teich an seinem guette Wlkanawa gelegen, bewilliget. Idest . . . . + . . . . 1000 ТЫ. Aspar Ruzky Irer Kay. M. Cammerdiener ein Hauss aufm Ratschin gelegen bewilliget, So hieuor die Kay. M. vmb 8000 ТЫ. erkaufen lassen . . . . . . . . . 8000 ТЫ. Emanuel Frizko Irer Kay. Ми. Cammerdinern auch für seine Dienst . 1500 ТЫ: Ferner haben die Kay. Ми. Emanueln Frizko eine felligkeit in 4. Stadt Schlan von 1000 ТЫ. bewilliget, so aber noch beim Rechten vnerortert .... . . . 1000 ТЫ. über die Verhandlungen mít Herrn von Rosenberg, 811 Ist Emstweilen allhie in den Dienst eintreten !). Irer Kay. Ми. Cammerdinern Johann Eriezo haben Ire Mait. oc, ihme für ezliche aufgeben, so Er vf deroselben gdisten befehl von seinem geld ausgelegt, Auch für seine besoldung bewilliget, die felligkeitnach Hansen Koch in der Alten Stadt Prag, welche sich vf Ir Kay. M. antheil dem bericht nach auf 5 oder 6000 Thl. erstrecken soll. Dise sach aber stehet noch beim Rechten. Ob nun шо Kay. M. was daran Zugesprochen, wird einst erwartet werden . . 6000 ТЫ. Irer Kay. M. Cammerdiner vnd Cammer Mahler hansen Königen vnd von Ach, ist eine felligkeit zue Laun bewilliget, so sich vf ein 6 oder 8000 Thl. erstrecken soll; stehet о Ве Ее ON le TEE С 2 80600 Thl. Irer Kay. M. Leib Medico Octauiano Rouereto ist bewilliget ein hauss im Schloss gelegen, neben des Thumdechets Hauss, so hieuor Zuhanden Irer Kay. M. pr. 1500 Thl. SBK VORUCHM Cos oa еп,» s» 1500 ТЫ. Der Kay. M. Cammerdinern Christoff Rampof ein heusslein im Schlossgraben, dafür Ire Kay. Ман. dero Hoffediner Burian Ladezky 1500 ТЫ. bar bezalen lassen . 1500 ТЫ, Elyassen Schmidgrabmer ist wegen seiner Langwierigen Dienst, vnd alss Er vmb erlassune gebeten, aus leliskeen bewilliget& R.. © ааа © 0.0 qe. . … .6000 ТЫ. 2) Dem Bohemischen Cammer Secretario Johan Peldrzimowsky Haben Ire Kay. Mt. zu einem Süpendio auf seiner 2 Söhne studium auf 6 Jahrlang für 3 Jahr, so alberait ver- gangen, vnd für 3, so nach kohmen werden, Jedes Jahrss 400 ТЫ. gnedigist bewilliget, OSN DEB ey goa o o . awe CIE de Led one le cp celte. + + M Til. Vnd dan darneben auf sein Lebelang auf vnterhaltung 2 Ross Jahrlichen 60 ТЫ. Der Bóhemischen Cammer Teutschen und Lehen Secretario Wenzel Trost 3000 ТЫ. aus felligkeiten bewilliget zue etwas ergezung des Schadenss, so ihme vom Passauischen Kriegsvolek beschehen, Vnd dass Er, alss Jederman die Cammer verlassen, vngeacht dass ihm sein eigen Hauss vom Kriegsvolck eingenohmen, sich teglich im dienst finden lassen. Idst, 3000 ТЫ. Jacoben Bock vnd Bartholeme Pelda, Böhm Cammer Registrator vnd Concipisten Böhemischer Expedition, 1000 ТЫ. aus dehnen von ihnen angegebnen felligkeiten zue Schlan vnd Thabor, so aber noch beim Rechten schwebet, dergestalt, Wofern aus denen felligkeiten Irer Kay. M. keine Zugesprochen würde, dass ihnen solche Summa aus Steuer Restanten bec zweden socie. dy uti SB En por RB as ae gen o 2,0007 TEL Dem Obristen Vratisslaw vermöge des hern Obristen Cammerers bericht 8000 ТЫ. Dem Secretarj Platteiss wegen seines erlittenen schadens vnd erfolgten seines Hauses Plinderung vermóge der Cammer guetachten auff Expectanz . . . . . . . 4000 ВЫ. Dem herrn Obristen von Hollach genad vnd Rest an seinem verdienst vngefehr 40000 ВЫ. Dem Herrn Obristen Burggraffen auf sein Lebenss Zeiten, Járlichen Zur pension 1000 DucateneM ati" EN ee. SPA. ПОЙ ОЗ, 02054702000! ThE Thun Vorgesezte Begnadungs Posten auswerfen . . . . . . . . 291226 ТЫ. 1) Die durchschossene Zeile von Khlesl's Hand. — 2) Von Khlesl's Hand an den Rand geschrieben: NB. das kann nit sain. 812 Joseph Freiherr. von Hammer-Purgstall, Dieser erlangten gnaden halber haben sich obbeschribne Persohnen bey der Cammer angegeben, Darunter ein grosser Theil, so noch vf dato nit volstendig aussgefertiget worden, Sondern aus erheblichen vrsachen Ir Kay. M. weitere resolution vnd befehl hirüber erwartet wird. Damit sich aber Niemand vber die Cammer Zubeschweren, samb Er sich angeben vnd gleich ins Register nit kohmen were, Seind Jedwedes praetensiones fideliter inseriert vnd Verzeichnet worden, VI. Schreiben des Kurfürsten von Sachsen an die böhm. Stände. Wier seindt berichtet, das Ir an Jezo von der Róm. Khais. Maj. unserm allergnedi- gisten herrn alss euren Khónig zu einer gemeinen Landtsversamblung gehn Praag beschrie- ben, vnnd euch dahin begeben habt, welches vnnss zu vernemben besonders wolgefállig vnd angenemb gewesen, den wie wir ob der entstandtenen vnruhe besonders hóchlichen come moviert vnd bewegen, auch mit euch vnd der ganzen Cron, alss vnsern geliebten Nachbarn hierinnen ein Threuherziges mitleiden empfundten. Also stehen wier in der zuuersicht, Ir werdet euer bekhandten dexteritet auch Threu vnd bestendigen gehorsamb bei allen verlau- fenen sachen, gebüehrliche mass vnnd beschaidenheit gebrauchen, vnnd mit allen Vleiss dahin arbaiten, wie die entstandene Unruhe aufs allerleidlichste móge gestillet vnd aufgehoben werden, daran wier vmb so uil weniger zu zweifeln vrsach haben, weyl Ir vnss dessen vn- lengsten durch eure vnderschiedliche abgesanndten so aussführlich vnd bestándig versichern lassen. Es bedarf ja khaines weitleuftigen erzellens, wie hochlóblich vnd mit Ewigen Rhum die kais. Maj. nicht allein die Cron Behaimb, sond. auch das ganze Róm. Reich vber 35 Jahr guberniert, vnd die werthe Christenheit vor der grausamen Tyranney des Erbfeindts durch hilf u. Beistandts des allmechtigen defendiert, vnd also friedt vnd ruhe im heil. Róm. Reich vnd der Cron Behaimb erhalten. Ob nun woll Ir khais. Maj. dise Jar dahero ein merkhlich vnglükh vbergangen, welches auch euch in der Cron Behaimb zimblich hart mit- getroffen; so muss doch menniglichen Ir kais. Maj. hierunder entschuldigt halten, vnd be- weisen alle Actiones, das solch vnheyll alleine von schándlichen bóssen Leüthen herruere, welche solche vnainigkheit zwisch. den hochlóbl. brüederlichen herzen angestifft, vnd das hochgeehrte auch vmb die ganze Christenheit wol verdiennte hauss Osterreich genzlich zu ruiniren, od. doch demselbigen einen ewigen schandtflekh anzuhängen bedacht. Wann auch solche schádliche Leüth allenthalben hierund. der gebühr angesehen, wierdt man vielles Vnheyls geübrigt sein khónnen; allein erindern wier euch gdigster wolmainung, das Ir Hierinnen guete discretion. od. beschaidenhait gebrauchet, dann wie ihr es mit den behaimb. Stánden Ráthen vnd dienern zu halten, das werden auch die leges reg. weissen, vnd wier seint nicht gemeinet, euch zill oder mass zu geben; wann ihr aber weiter greiffen, und auch die Reichshof- od. gehaimb. Ráthe molestiren woltet, so hettet Ir selbst zu be- denkhen, das es res mali exempli u. nicht allein Ihro kais. Maj. hoch empfinden, sond. über die Verhandlangen mit Herrn von Rosenberg, 813 auch die Churfürsten u. Stánde im heil. Reich heffig offendiren würde, móchte auch her- nacher euer fürgewende entschuldigung wenig haften. Wóllen demnach unsere vorige erin- nerung nochmals anhero widerhollet haben, mit genedigen gesinnen, alle eure Consilia u. Actiones dahin zu dirigirn und moderiren, damit hierauss allenthalben eure beständige Threu, Respect vnd gehorsamb geg. die kais. Maj. alss euer Khónig verner erkhennet vnd gerüemet auch aller Despect, so durch bóse leuth villeicht gerne gefürdert werden wollte, verhütet vnd die kais. Maj. in ihrem hochem Alter mit euer vnd des heil. Reichs Ewigen Spott nicht ferner betrübet, noch der vátterliche, souil lange Jar bewissene Threu mit Undankh compensirt werden möge, das wóllen wier vnns zu euch vnzweiflich versehen, gereicht auch euch vnd der ganzen Cron Behaimb zur unsterblichen Rhum vnd ehren, und wier verbleiben euch vnd dem Kónigreich Behaimb alss ein gethreuer Nachbar vnd Erbvereinigter zue Threuher- zig Affecüon vnd Assistenz Jederzeit bestendig gnedig vnd wohlbeigethan. Datum Torgau den 2/12 Aprill Anno 1611. Christian der Andere, Churfürst. VI. Auszug aus Bartlme Megerle beheimischer Raiss. Am 8. Márz 1611 brach Mathias von Wien auf. Nachtlager zu Hollerbrun, wo der mährische Landtshaubtmann Herr v. Zierothin bescheid wegen der einbelleitung nahm. 9. Frühstück zu Gunterdorff bey Hrn. Theuffl, wo Herzog Julius von Braunschweig sammt den behm. Gsandten Gr. v. Hollach, H. v. Wallenstein, H. Warschezkhy, die nach ihn geschickt worden, zum Frühstück eintraffen. Abends 1000 Bolzische Reitter und 200 Gültpferde gaben das Geleitt nach Znaim, die Stadtschlüssel und einen Baldachin entgegen tragend. Berathschlagung, deren Resultat Schreiben an Feldmarschall Sigmund Freyh. v. Her- berstein, dass er sich mit Grf. Hodizkhy Obristwachtmeister und Confident des Königs, Graf Georg Mathis v. Thurn, und Adam Wenzl Kinski unterreden, dass der Kónig von den Stünden durch Schreiben eingeladen, und durch entgegengeschickte Commissáre bewillkommt werden móchte, Indess zu Znaim verweilt biss 14. 15. Mittag Jarnitz zu Hrn. v. Waldstein, Abends zu Trigla. Rede, Schlüssel, Einbe- gleitung. Empfang der stándischen Abgeordneten: Wenzl v. Khüniz, Stephan Wostrowez, von Kwalowez, Simon Seuschizkhy von Sonnenstain, mit Credential-Schreiben und Revers vom 10. März 1611. Unterschrifft: »Herrn, Ritterschafft, pürger der Alten und neuen Stat prag auss allen 3 Stánnden des Khónig. beh. Jetzt bey einander aufen Alt Státer Rathauss versambelt, auch anstatt der andern 3 Stánden dieses Khónigreichs abwesenden.« Das Schreiben enthált die Beschwerden über die Excessen des Passauerischen Kriegs- volkes »und dass man E. К. M umb die Designatur bringen möchte.« 814 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Begint mit beruffung auf die Resolution о. Antwort, welche Е. K. M. unsern herrm Commissariis ddto. 4. Márz gegeben, Der Revers beginnt: »Demnach wir durch unter Patent ddto. Wien Montags Nach invocavit und unsere den abgesandten Commissarien ddto, 4. März gegebne Resolution uns erklärt, dass wir vermög des vor Prag ao. 1608 aufgerichten Vertrags den Ständen wider das Passauerisch Kriegsvolk, welches in Oesterreich mit Mord, Brand und Raub eingefallen, die kleine Stadt Prag eingenommen, das Prager Schloss, worin Böhmens Kleinod die Krone, belagert, die alte und neue Stadt zu úberwálugen sich untersteht, zu НИЙ und Rettung bei- zuspringen, und die Stände Revers begehrt, dass solche Unsere Ankunft zu keinem Schaden und Abbruch ihrer Privilegien, Freyheiten, Rechten, Landtsordnung und Landtagsschluss sowol auch der guten alten Gebräuche und Gewohnheiten nicht sey, noch sein soll — confirmiren und geloben Innen diss mit unsern königl. Wort als ein Markgraf in Mähren.« Beantwortet mit mündlicher Rede, mit Versprechung des Reverses und begehrung des Gegenreverses, worin die Stände sich reversiren, dass diese Hereinkunft $. k. M. an ihrer Designation nichts schaden benemmen, oder präjudiciern solle, »wie wir dan dieselbe als unseren beraith ordentlich erwölten designirten dess Khönigreichs Behämb diemitigist halten und Erkhenen,« Nachrichten aus Prag vom 11. dass die Passauer nur 4500 stark mit Erzh. Leopold auf Beraun, Budweis abgezogen. Ramee verschanzte sich zu Budweis, liess aus den Glocken Kanonen giessen, 9 seiner Befehlshaber auf Verdacht hinrichten. Am 16. komt der spanisch Podtschafter und H. Marx Beekh mit schreiben des Khaisers, hatte mit dem Herzog v. Braunschweig Audienz. Obrister Manhart v. Schömberg als Gesandter Brandenburgs mit schreiben. Am 20. als Mathias von Triglau aufbrach, kam der Herzog v. Braunschweig schon wieder von Prag geritten, kehrte aber, als er sah, dass Mathias im Zug, unzufrieden um. Abends zu Deutschbrott, Schlüssel, Rede, Ehrenwache von 100 Mann, So auch am 21. zu Tschaslau, wo Ferdmarschall Herberstein und Obrist Christoph von Puechaim mit 1000 Pferden und 1000 Kollonitschen Musquetiren entgegen kommen. Unter Wegs H. Adam der Jüngere von Wallenstein, Rudolphs Rath, Cämmerer und Oberst Stallmeister mit dem Handbriefe: »Ich vernimb, dass E. L. von etlichen Ständten der Cron Behämb alher erfordert worden. Wie wol es nun ohne mein vorwissen beschehen, so ist ess mir doch nicht zuwider, und begehre darauf freundl. und brüderlich, E. L. wollen solche Raiss fortsezen, ungezwei- felt, Sy werd Irer vorigen und noch neuwigen beim Herzogen zu Braunschweig wiederumben mir gethane Zuesag gemäss also ein treuer Freundt und Brueder komben, und dann mein Rath, Camerer und Obrister Stallmaister der von Waldtstain weiter mit E, L. hierinnen reden soll Bleib E. L. mit brüederlichen Hulden und allem Gueten wolgewogen. Datum Prag, den 19. Martiy Ao, 1611. Guetwilliger Brueder Rudolf. über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 815 Antwort Kónigs Mathias an Kaiser Rudolph. Allerdurchlauchtigster oc. oc, Eur Khay. Matt. und L. Handtschreiben hab ich von derselben Rath Cammerer, Obristen Stallmaister unter Wegs wol empfangen, und khan Eur Khay. M. und L. darauf nit bergen, das nit weniger, dann das ich den dreien Stánndten der Cron Behaimb nach Prag zue khomen beweglich ersuecht worden, ist mier hierauf um so vil desto lieber, das solch mein raiss Eur Khay. M. und L, nit zu wider, sondern selbst begern dieselb fortzusezen. Es sollen aber Е. КБ. M, und L. gänzlich darfür halten, das ich anderst nit, dann alss Е. K. M, und L, getreuer Brueder hinein khombe, wie Ich's dann nochmalln bey dem, wofern ich mich gegen den Herzogen von Braunschweig oc. L. erclart, das ich nemblich wider E. K, M. thädlichs nichts füerzunemmen gedacht, bewenden lassen, verhoffent, E. K. M, werden sich gleichssfals gegen mier freundlich und brüederlich erzaigen, allermassen Dieselben mit mehrern von Zaigern dits Iren Rath Camerer und Obristen Stallmaister vernemben werden, und thue Eur Khay. M. und L. mich, Datum Tschaschla. Waldstein verbeschieden, Mathias wolle in der Altstadt wohnen. 22. Márz. Frühstück auf Schloss Chrus bey Waldstein, 23. Böhmisch Brod, Kinsky bringt den Revers der Stände. 24. Einzug in Prag, unter der Stände Geläut, angeführt von Graf Thurn. 22 Fahnen der Stände mit ihren Wappen. 67 Trompeter. 5 Paar Pauken. 1000 Pferd vom Oberst Hans Christoph von Puechhaimb befehligt. 5 Kornete Dampierre, 15 vielfarbige Kornete des Ma- thias mit Sinnbildern: Samson, der den Löwen zerreisst, ein Schlangen umwundenes Schwert, verzogene Namen Mathias unter goldener Cron, eine Jungfrau auf silbernen Löwen, St. Martin mit dem Bettler den Mantel theilend. Ein Salamander aufwärts im Feuer laufend, Eine Eisenstange auf einen Ambos von 2 aus den Wolken reichenden Händen geschmie- det. Die Cron. vier Hände gegen einander, in der Mitte einen Regimentsstab haltend, Maria mit dem Jesus Kind, ein weisser zerissener und zerwühlter Fahn, der Ritter St. Georg mit dem Drachen, 3mal auf leibfarber schwarzer und gelber Cornet, 42 Trompeter und 2 p. Pauken, 33 paar Handpferde, 8 Edelknaben, der 9“ mit einem Spiess mit roth seidenen Quasten, der Leibkürass des Königs zu Ross nachgeführt, ein Regiment von 1000 Mann, die Herren und Ritterschaft von Böhmen und Mähren, die königl. Trabanten und Leibgarde, die zwei Kämerer und Räthe Gilbert Santilier und Wenzel von Khiniz, Mathias in ungarischen Scharlachkleid, mit stattlichen Reiger, nach ihm der Oberstkämerer Freyherr von Meggau, und der Hofmarschall Hr. von Losenstein, dann die mährische Reitterei, der Einzug dauerte von 6 bis 8 Uhr Abends. In der Altstadt im Kürchmayerischen von Hof aus tapezierten Haus abgestiegen. Am 25. vom Landgraf von Leuchtenberg und Ernst von Molart im Namen des Khaysers empfangen. 26. Sandte Mathias seinen Obrist kámerer an den Khayser brüderliche officia offerierend. Abh. V, 3, 104 816 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Am 27. Uibergibt ein ständischer Ausschuss ein Anbringen der drei Stände über die Hauptpunkte, nemlich die Entlassung des Passauerischen Kriegsvolks, die Verbesserung des Regiments, 30. Haniboldt Hegenmiller, Reichspfennigmeister und Kastellan und Erzherzog Leopolds Diener, durch Graf Thurn verhaftet. 5. April. Philipps Ottowildt, welchen Mathias an den Churfürsten von Dresden gesandt, zurück. 10. Eröffnet Mathias dem Kayser durch Leuchtenberg und Molart, er beliebe ihn zur böhmischen Krönung zuzulassen, und dass auf dem bereits auf Montag nach Quasimodo ausgeschribnen Landtag von Verbesserung des Regiments gehandelt werden solle. Zaubers- verdächtige Personen und ein Geistlicher, der einen schwarzen Hund Mathias getauft, eingezogen. 12. April. Eröffnung des Landtags. 10 Bogen starke Beschwerde der Stände. Die kayserl. Proposition schlägt die Crönung König Mathias zum König von Böhmen vor. Den 18. April. Wallachische und Moldauische Bottschaft um Hilfe wider Ga- briel Bathor. Am 19. Die Stände überreichen acht Artikel, die ihnen vom Kaiser Rudolf zuge- kommen, dem König: 1. Hinsichtlich der 36jährigen Regierung den Titel des böhmischen Königs, eine Summe Gelds, Getreids, Weins, Viehs, auch 4 groschen M. Massgelts oder Pier aufschlags biss auf ihr Lebenlang. . Residenz frey, wo er wolle, in Böhmen. . Freye Einkünfte über Herrschaften, und Einhebung des Steuergelds. . Die verbriften Schulden zu bezahlen. . Ihr Ми. Diener respectiert. . Wider Ihr Mtt. nichts zu reden und zu schreiben, was zu Dero Nachtheil. . Vergessenheit des Vergangenen, Aufhebung des Misstrauens, . Die verhaffteten Räth und Diener Ir M. in Freiheit zu sezen. 1. Antwort hierauf. Nimmt die Crönung unter dem Versprechen der Stände Frei- heitten zu schützen, dankbar an, und dringt auf die Befürderung derselben. Ist dem Tite, nicht zuwider, gegen Revers, dass sich Ihr M. alles Rechtes auf die Regierung begeben. Die Unterhaltung sey nicht rathsam auf sich zu nehmen. Die Lieferung von Wein, Geldl Vieh sey spöttlich; wäre rathsamber, S. M. für Lebelang eine Herrschaft einzuantworten, woher die Victualien zu beziehen seyen. Als Geldsumme 50.000 Tahler zu offeriren. 2. Die Residenz zu Prag sey bedenklich wegen der Collisionen des Hofgesindes und der Praktiken. Als Residenz Podibrad, Barduwitz, Melnik, Königsgrätz, und vor Allen Pilsen vorzuschlagen. Die Güter meine der König zu seiner Lust zu behalten, die übrigen in Mangl anderer Mittl zur Bezahlung der Schulden zu verkaufen. D, 0. u. © ВИШеВ. 21. April. Podtschaft der schlesischen Landschafft 150 Pferde. Chursächsische Gesandtschaft mit eindringlichen Schreiben zur Ausgleichung aller Misshelhgkeiten. D -1 O Or Q2 19 über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg. 817 Auch der Herzog у. Braunschweig geschrieben, der König möge nicht auf die Crónung dringen. Dem Kônig trugen die Gesandten vor dasselbe, was den Stánden. — Zur Vernehmung der sáchsischen Abgesandten am 29, April ernannte der Kónig den Bi- schof Khlesl, den Obristkámerer Freyherrn von Meggau, Poppel Herrn v. Lobkowitz, Carl von Zierotin, Landtshauptmann in Máhren, den Hofmarschall Herrn v. Losenstein, und Freiherrn Georg von Hofkirchen. Die Stände hätten bereits dem Kayser anheim gestellt, durch gütige Mittel das Wesen zu accommodieren, oder da solches nit statt finden wolt, mit gwalt darzue, wozu die Churfürsten hoffentlich das Ihrige thun würden. Alles Uibrige gehe nur Böhmen an. Die Crönung sey bereits vom Kaiser den Ständen proponirt. Die Gesandten: Ihr Herr habe verstandten, S. M. seyen geängstigt und wie gefangen gehalten; könne nicht unterlassen, demselben aus Lehenspflicht beizuspringen, sich mit Rath zu inter- ponieren, und Mittel zum Vergleich vorzuschlagen. Einen Despect bey I. M. hohen Alter würde das Churfůrsten Collegium empfindten; sey von Spanien ersucht worden, sich in diess Werck zu schlagen, meine es als ein deutscher aufrechter Fürst zum bessten, erwarte fürzuschlagende Mittel. Nach Abtritt der Gesandten denselben geantworttet: Rem non esse integram, die von Churfürsten, Erzherzogen und Fürsten so hoch becräfftigte Tracta- tion sey durch den Passauischen Einfall zerstossen, was so weit nicht gekömmen wäre, wenn die Chur- und Fürsten verschriebner Massen gleich anfangs Assistenz geleistet hätten. Was man den Ständen verwilligt, habe man tyrranischer Weise unverschont einer oder der anderen Religion wiederumb kassieren und aufheben wöllen, wie dann die Ständ nicht anderst als Sclaven etlich Jar her tractiert worden, welches Sy weitter nit erdulden mögen oder khünnen. Die sächsischen Gesandten andtwortteten: Sachsen habe sich nach dem Passaueri- schen Einfall gleich interponiert, sey aber mit Jülich beschäftigt gewesen, wolle itzt gern assistiren. Nach Abtritt der Gesandten durch Khlesl vorgebracht: »dass es Ihre kónigl. M. deutsch und aufrecht vermaine, wie dann alle ihre Actionen offen, und bisher mit allen Chur- und Fůrsten nachbar- und vertreuliche Correspondenz gehalten, und in allen Occu- renzen derselben noth gepflegt. Der König sey dem Churfürst verbunden, Gedenken auch anders Gestalt nicht, sondern als einem ehrliebenden teutschen Fürsten gebühren will, zu handeln, und der K. M. keinen Gewalt zu thun. 26. April zog Mathias mit 1500 Pferd begleitet in des verstorbenen Landtshof- meisters Behausung auf den Hradschin. 4. May königl. Commissarien nach Budweis mit den Passauern den Abzug zu unterhandeln. 12. May. Beiden Ständen in Beisein der Mährischen Abgesandten die Artikel, welche Mathias vor der Krönung resolvieren soll, vorgelesen: 1. alle Privilegia, Statuta, Vertrag sub una et utraque und die Schlesische union zwei Wochen nach der Krónung zu bestátigen. 104* 818 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, 2. 4 Tag nach der Krönung alle Ämter zu erneuern. 3, die Sessiones der Diener auszumessen, 4. Kreis zusammen künffte auch ohne des Königs Requisition zu halten. 5. Die obersten Landesoflizier sollen Macht haben zur Landesbeschützung Kriegs- volk zu werben. 6. Defension-Ordnung mit den incorporirten Ländern zu schliessen. 7. Conföderation mit den ungarischen und österr. Ständten. 8. Die Erbeinigung mit den 3 weltl. Churfürsten bestmöglichst zu vermehren. Auch die mährischen Stände brachten in 4 Punkten Beschwerden wider die böhmische Kanzley vor. 13. May vom Kaiser Landtgraf von Leuchtenberg, und die H. von Molardt und Minkwitz an den König abgeordnet, die Resolution wegen Eiderlassung zu übergeben. Nach- mittags kam Kardinal Ditrichstein mit vielen Pferd und Wagen der Krönung beizuwohnen. Den 15. May. Kaiserlicher Herold mit 12 Pferden nach Budweis, mit einem Acht- brief wider die Passauer, wenn sie sich mit dem königl. Kommissär nicht verglichen. Den 16. Die Beschwerden der Schlesier und Lausitzer bei den Ständen ab- gelesen, dann die folgenden 8 Artikel der Prager Städt: 1. Bestätigung der Privilegien. 2. Reinigung der Stadtmauern von den daran gebauten Häusern. 3. Musterung in den Städten zu halten. 4. Der Hofhandwerker Freiheitsbrief aufzuheben. 5. Die Rathsstellen nur mit Böhmen zu besetzen. 6. Die Jurisdiction der Geistlichkeit zu restringieren. 1. Uiber die landgeschlossnen Onera. 8. 4 Personen in den Appellationsrath vermög der Ersten Fundation Kaisers Fer- dinand einsetzen. Die Juden zu vertreiben. 21. May. Verhandlung bei den Ständen in Betreff eines Reverses über 5 Punkte, den zu unterzeichnen der König weigert, dieselbe aber auf den nächsten Landtag zu tractiren verspricht. Den 22. Abermalige schwierige und langwierige Verhandlung bis {1 Uhr Nachts über die 5 Punkte, und die Union derer sub utraque mit den Schlesiern , endlich vom Könige mit der Klausel: dass die Union wider die Catholischen nicht angesehen sey, bewilligt. Den 23. Die Krönung bis 4 Uhr Nachmittags verspätet, weil die Schlesier und Lausnitzer vom Kaiser Ihres Juraments gar langsam erlassen worden. Sie begehrten Re- vers über: 1. Bestätigung aller Privilegien, Freyheiten, und der beiden Majestätsbriefe, der freien Religionsübung der Augsburger Confession und der bischöflichen Wahl, Und der Union vom 25. Junius 1609 mit den böhmischen Ständen. 2. Den Beschwerden vor der Huldigung abzuhelffen. über die Verhandlungen mit Herrn von Rvsenberg. 819 3. Die Schulden des Landes zu übernehmen, und künfftig die geistlichen Land- schaften und Städte nicht mit Drohungen zu Bürgschaften zu zwingen. Der Revers ward zugesagt, und ausgestellt für Schlesien und Laussnitz. Die Krö- nung geschah durch Kardinal Dietrichstein. Die Stándte auf bóhmisch gefragt, ob sie König Mathias von Ungarn für ihren König erkennen wolten, was dreimal überlaut mit Ja bekräfftigt war. Die Stände schworen einer nach dem Andern, zwei Finger auf die Krone legend. Das Hochamt erst um 5 Uhr Nachmittag. Fünfzig Trabatten, 50 Musquetier in roth Sammt und weiss Atlass mit roth sammtenen Baretten, mit grünen, rothen und weissen Federn. Die Edelknaben, Landstände, Kammerherrn, Räthe, 3 Herolde, die 2 Marschälle von Böhmen und Österreich, Erzherzog Karl, König Mathias, die pábstl. spanischen und florentinischen Bottschafter aus der Kirche dem Saal zugegangen. Krönungsmünze: das Portrait des Königs, Revers ein Storch eine Schlange im Schnabel haltend, mit der In- schrifft: »salutem ex inimicis nostris.« In der Landstube zur Tafel rechts ein golden Becken, worin Apfel und Scepter, und der Kardinal, links Erzherzog Karl, die drei Bott- schafter, der Fürst von Liegnitz und die ständischen Abgesandten. Am 27. May. Eid erlassung für die Schlesischen und Lausitzischen Abgesandten , je- doch mit der Protestation, dass es derselben (I. M.) wider Iren willen abgedrungen, und dergleichen sich zu Jnen nit versehen noch vermuetten können, Am 29. stellten die Stände vor, das Sie um die Zurücknahme der Protestation bäthen, welche auch durch eine Resolution vom 30. bewilligt ward. Die Einhändigung des eisernen Truhuls mit den geheimen österreichischen Sachen geschah erst am 28. August, Mit stattlichem Bankett aus des Kaisers Kuchl. Kaiser und König beschinkten sich durch ihre Oberstkämerer, Prosorfiskhy und Meggau. Abschiedsmahl und Abreise, Am 30. August zu Brandis. Nachtlager zu Niemes. 2. September. Nach der Gabel. 3. September. Dorf Postowitz. Nachmahl zu Budissin, wo der erste Eintritt, 400 Pferde lausnitzischer Stände und 2 Fändl Knecht. Hinter dem König der Oberst Kämerer und Bischof Khlesl zu Pferd, nach ihnen die zwei Mantel Edelknaben und der Hanss Volle. Die Arriargarde Monsieur la pagna mit seinen Kürassieren. Die Wägen des Königs und der Kämerer 120 Wagen. Die Stände 500 Pferd. 2 Fähnlein Bürgerschaft. Die Schlüssel der Stadt vom Bürgermeister empfangen. Dann in die Kirche zum Te deum. Sontags am 5“" nach dem Gottesdienst die Huldigung. Am 8. September Aufbruch. Früh- stück zu Jänoitschitz. Nachtlager zu Pribitz. Den 10. nach Sara. Empfang der Nieder- lausnitzischen Stände. 1500 Pferde. Aufzug wie zu Buditschin. Sontags die Huldigung. 14. Frühstück zu Klitschdorff. 350 Pferde von Schweinitz und Jaurischen roth und weiss, begleittet bis nach Punzl. 400 geputzte Pferde aus dem Fürstenthum Gloggau. 15. von Bunzl aufgebrochen, und zum Frühstück nach Han, wo der Herzog von Liegnitz mit 500 Pferden. Dann nach Liegnitz; am 16. zum Frühstück auf die Stadt Neumarkt, wo an der Grenze die Abgesandten von Breslau harrten und Rede hielten. 820 Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall ete. etc. Nachtmahl im Markt Lissa. Am 17. Rastag. Am 18. Einzug zu Breslau. Der Oberst- hofmarschall Hr. von Losenstein zog voraus, um den Einzug zu ordnen. Herzog Karl von Münsterberg ward der Landtshaubtmann in Ober- und Nieder- schlesien. Der Markgraf von Brandenburg, der Herzog zu Jágerndorf, der Herzog Adam Wenzl von Teschen kommen dem Kónige entgegen. Auf die Rede Herzog Karls antwortete Zdenko Poppel, der bóhmische Kanzler. Die Livreen Münsterbergs und Troppau schwarz und gelb, die des Markgrafen von Brandenburg, Herzogs zu Jágerndorf gelb und blau, die des Herzog Johann Christians von Briigg und Liegnitz roth und weiss, die des Herzogs von Teschen und Gross-Gloggau, die des Burggrafen von Dohna braun und gelb, dann die Stánde der Fürstenthümer Schweinitz und Jauer, Gross-Gloggau, Oppeln und Ratibor, Sagan, Münsterberg und Breslau. Der Zug 3 und 3 geordnet, die Edelknaben in rothen Samt mit grünem verbrámbt, und weiss gesuckt, atlasene Wams, rothsamtene Portten mit weiss grün und rothe Federn, 2 Pagen mit dem Helm und Kronfáhndl, 12 Trommetter und Paucker in Sammt, die Cavaliere, die 4 Fürsten, der Hofmarschall mit blossen Schwert, 10 Leiblaquaien gleich den Edelknaben in Sammt, der König, ге bischófliche Würden von Wien und Neustadt Melchior Khlesl der Oberstkámerer Hr. Leonhard von Meggau, des Oberst Stallmeisteramts Verwalter Herr Gilbert von Santalier mit Popel. Die Kůrassiere des Monsigneur le spagna, die Arguebussiere vom Ritter Haubitz bevelligt. Die Hofwägen und andere. Vor der Stadt die Schlüssel überreicht. Glückwünsche und Rede des Syndikus Hantscher von bóhmischen Oberstkanzler Popel beantworttet. In der Stadt die Fándl der Bürger, jedes zu 300 Mann, Ehrenpfortten mit Musick, die Klerisey mit dem Himmel, unter welchem der Kónig niederkniete und das Kruzifix küsste. Und dann unter denselben ging der Nuntius, Oberst Cámerer, der Hofmarschall mit blossem Schwert. An der Pforte der Domkirche empfing ihn der Erzherz. Karl, Bischof von Breslau mit seinen Kámerern und Hofgesinde, küsste dem Kónige die Hand, und begleitete ihn bis zum Altar. Te deum. — | NN MS CL 4 Я Z 4 _ m LASER, я 1% 9 LL, x Z WA Gr 7 PAR WWE 2 Wu, 7 7 c. % Y Z) M M, 2 » D X A Ul % GH WR A A PM