Fibrary of tbe Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded b» private subscription, in 1861. x r Ü “ = A w y A * | Eu u K . s A I - > . ' l A ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT, ELFTER BAND. Mit XLVI Tafeln. FRANKFURT « M. SEE LE LEN WINTER. 1879. HASTE Ö n NEHM " AYLHDAEIIZEN AATKANDEAOITITAL. KANDanN aan ENTE A WM TOT AKAHN HADAaıT NRTBTEH. NEST Inhalt. v O. Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Mit einer Tafel v N. Lieberkühn und J. Bermann, über Resorption der Knochensubstanz. Mit acht Tafeln L. Dippel, Die neuere Theorie über die feinere Structur der zellhülle, betrachtet an der Hand der Thatsachen. Fortsetzung und Schluss. Mit sieben Tafeln ©. Chun, Das Nervensystem und die Muskulatur der Rippenquallen. Mit zwei Tafeln Fr. Scharff, Treppen- und Skelettbildung einiger regulärer Krystalle. Mit drei Tafeln‘ O. Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Erster Nachtrag. Mit einer Tafel W. Kobelt, Fauna japonica extramarina. Mit dreiundzwanzig Tafeln RB O. Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Zweiter Nachtrag. Mit einer Tafel Seite 1 — 56 97—124 125—179 181—230 231-266 269—282 284—455 457—497 N} Sehne 2 N ad ni P 2 Dir RT, \ t k i 7 „hl gr ur ET RAT DE Re) ren a rue r Gr - f na fg wein] Maurer PEN he N Pir® Ne | Di Ne Kr - f f 3 l m »ulüft Ai Karl BUNTER mn Fa, je Pe Tal " Rn h 127 f j UIATIE Mn ' f he TRATEN ir We ER U wi BAHT IE Kal un LA. DON Die RE 2 AR) Bone % f x K ? ı a , i f 2 er f j Ye f Ro RER n Sa RTL RRRN Hal era in ah MERVENLBFLEN IN unrt. Ma r } > “ j D L y N # } BR 2 h Bei, Ä u Be Arne 1 AB Ey TE ET Bu ikea ee u N - * * f “ ’ - h N E - ’ » 74 - x z “ 7 « . J ‘ { A « N * . . ' n D $ 0 y E 1 Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Von Dr. phil. Oskar Böttger. I. Studien über Reptilien aus Madagascar. Pi (Mit 1 Tafel.) Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Sammlung von Reptilien !) verdankt das Sencken- bergische Museum einem Frankfurter Kaufmann, Herrn Karl Ebenau. correspondirendem !) Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet, sechs Kriechthiere nachzutragen, die mir bei meiner Bearbeitung der Reptilien und Amphibien von Marocco (in diesen Abhandl., Band IX, 1874) theils bei der sehr zerstreuten Literatur über diesen Gegenstand entgangen waren, theils seitdem in Marocco neu entdeckt worden sind. Ich erwähne als solche: 1. Seps (Seps) chalcides L. sp., welcher sich nach Westphal-Castelnau, Catalogue des Reptiles etc., Montpellier 1370, S. 24, in Marocco gefunden hat; 2. Coronella (Psammophylax) ceucullata Geofir. sp., von der ein Stück im British Museum nach Günther, Catalogue of Colubrine Snakes in the Brit. Mus., London 1855, S. 35 aus Tanger in Marocco stammt; 3) Zamenis (Periops) Cliffordi Schleg. sp. Von Mogador angeführt in Günther, Revised list of the vertebrated animals now or lately living in the gardens of the Zoolog. Society of London, 1872, S. 350; 4. Naja haje Geofir., von welcher ein mehr als meterlanges Exemplar vom französischen Consul Laporte de Castelnau in Mogador gesammelt (Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Band VII, 1854, S. 1300) und der Sammiung des naturhistorischen Museums in Paris übergeben worden ist; 5. Bufo pantherinus Geofir. (= arabieus Rüpp., Atlas d. Rept., Taf. 3, Fig. 2), die in Günther, Catalogue of Batrachia -alientia of the British Museum, London 1858, S. 59, von Tanger angegeben wird, und Pleurodeles Waltlii Michah., der nach Schreiber, Herpetologia europ., Braunschweig 1975, S. 62, bei Tanger und Ceuta in Marocco vorkommt, und dessen afrikanische Stücke sich vor den euro- päischen durch ihre bedeutende Grösse auszeichnen. Somit kennen wir jetzt (vergl. diese Abhandl., a. a. O., S. 48 und die Berichtigung im 15. und 16. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde, 1876, S. 63) 27 Reptilien und Amphibien aus Marocco, von denen {or} 17 oder 62,96 °/o eircummelliterran, > 3 oder 11,11 °/o specifisch nordafrikanisch, 3 oder 11,11 °/o vorläufig Marocco eigenthümlich und 4 oder 14,82 °/o speeifisch tropisch afrikanisch genannt werden dürfen. Abhandl,. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XT. 1 Ze ne Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, der bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Lukub& auf der Insel Nossi-B& an der Nordwestküste von Madagascar keine Mühe und Mittel scheute, Produkte aus den verschiedenen Naturreichen zu sammeln und sie seiner Vaterstadt in uneigennützigster Weise zum Geschenk zu machen. Genannter Herr machte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft kurz hinter einander drei werthvolle Sen- dungen, welche im October 1874, im Juli 1875 und im April 1876 eingingen. Die Sencken- bergische Naturforschende Gesellschaft ist dem Geber um so mehr zu Dank verpflichtet, als in ihren Sammlungen bis jetzt Reptilien aus Madagascar noch nicht vertreten waren. Bei der geringen Musse, die Herrn Ebenau zur Beobachtung der dortigen Thierwelt im Freien blieb, bin ich leider nur auf wenige Mittheilungen von ihm über die aufzuzählenden Thierformen beschränkt; doch sei bemerkt, dass die meisten der beschriebenen Reptilien genanntem Herrn von den Eingeborenen von Nossi-B& lebend überbracht wurden, und dass derselbe auch z. B. häufig Gelegenheit nahm, die einzige ihm auf der Insel zu Gesicht ge- kommene Chamäleonart lebend im Zimmer zu halten. Interessant ist jedenfalls, dass nach Herr Ebenau viele Eingeborene sich vor den Chamäleons als giftigen Thieren fürchten und mit Geschrei sich in respeetvolle Entfernung zu stellen suchten, wenn er ihnen solche zeigte; dass sie dagegen vor lebenden Schlangen nicht die mindeste Scheu bezeigten,!) dieselben vielmehr lebend fingen und lebend überbrachten, was ihn denn auch in seiner Ansicht bestärkte, dass auf Nossi-Be -keine giftige Schlange vorkomme. In der That befindet sich in der Ebenau’schen Collection keine einzige ächte Giftschlange und ist auch, soweit ich weiss, aus ganz Madagascar keine solche bekannt, eine Eigenthümlichkeit, Mit Spanien hat Marocco 14 Arten, also volle 51,48°/o, mit dem benachbarten Algerien aber 20 Rep- tilien und Amphibien, mithin 74,07 °o aller Arten gemeinsam. Zum Schluss dürfte von maroceanischen Fundorten noch zu erwähnen sein für Caelopeltis lacertina Fitz. sp. (Günther, Catalogue of Colubr. Snakes ete., S. 139 und 251) Tanger und Mogador, und für Zamenis (Periops) hippocrepis L. (Günther, ebenda S. 250) Mogador. Auch unterliegt es meiner Ansicht nach nicht dem geringsten Zweifel, dass sowohl Mauremys laniaria Gray und M. (Emys) fuliginosa Gray (Proceed. of the Zoolog. Society 1869, S. 499) als auch Emys flavipes Gray (ebenda, S. 643), alle drei Arten von unbekanntem Fundort, als Varietäten einer Art zu betrachten und als synonym zu Emys caspia Gm. sp. var. leprosa Schweigg. zu ziehen sind, auch sämmtlich wohl in Nordafrika zu Hause sein werden. Eine der sog. E. flavipes nahe verwandte Form, die Gray E. F'raseri (a. a. O., 8.643) getauft hat, und die nach demselben sicher aus Nordafrika stammt, gehört natürlich auch zu der oben genannten altbekannten Emys caspia. ; !) Entgegen der Ansicht Professor E, von Martens’, der in der Preuss. Expedition nach Ostasien, Zoolog. Abtheil., I. Band, 1876, $. 285 die Ansicht ausspricht, dass überall auf Erden bei den Ungebildeten und Halbgebildeten sämmtliche Schlangen für giftig gelten. ER a wie sie im Gegensatz zu Australien, wo ein so ausserordentlich hoher Procentsatz ächter Gift- schlangen vorkommt — zwei Drittheile aller Schlangen der australischen Region (vgl. Wallace, Geograph. Verbreitung d. Thiere, Dresden 1876, Band I, S. 458) sind giftig —, nicht auf- fallender gedacht werden kann. Nichts destoweniger ist ein Theil der bei der Sammlung befind- lichen, zu den verdächtigen Schlangen gehörigen Eteirodipsas colubrina mit einer deutlichen irdrosselungsfurche am Halse versehen, ein genügender Beweis dafür, dass diejenigen, welche die genannte Schlange tödteten, ihr doch wohl nicht so recht getraut haben mögen. Eine weitere und auch besonders hervorzuhebende Eigenthümlichkeit unter den verschie- densten Familien der madegassischen Schlangen ist das Auftreten einfacher, ungetheilter, nicht alternirender Subcandalen unter dem Schwanze. Von den 9 von mir untersuchten Schlangen- Arten zeigen 5, von den 25 überhaupt von Madagascar aufgeführten Landschlangen aber, soviel ich weiss, 7 oder volle 28°, diese immerhin auffallende Eigenthümlichkeit. Sämmtliche Exemplare der hier beschriebenen Arten oder Varietäten von Reptilien aus Madagascar befinden sich in der Sammlung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Schliesslich sei noch der Zuvorkommenheit dankend erwähnt, mit der Herr Professor Dr. W. Peters in Berlin und Herr Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. H. Troschel in Bonn mich wie bei früheren herpetologischen Arbeiten so auch diesmal mit sachlichen und literarischen Notizen unterstützt haben. / ‘ij. Ordnung. Serpentes. I. Familie. Typhlopidae. I. Genus. Typhlops D. B. 1. Typhlops (Typhlops) madagascariensis n. sp. (Taf. 1. Fig. 1a—f.) Char. Körper sehr lang gestreckt, vorn sehr wenig breiter als hinten. Kopf vorn stark ge- rundet, oben abgeplattet. Schnauzenrand stumpf. Augen vollkommen verdeckt. Rostrale in seinem Dorsaltheil nur den dritten Theil der Schnauzenbreite einnehmend, oval, nach hinten etwas zugespitzt, in seinem Ventraltheil allmälig verschmälert. Nasale unten etwas breiter als das Nasofrontale, mit dem es über dem Nasenloch verwachsen ist, unten das zweite Supralabiale noch deutlich I berührend. Das Praeoculare ist schmäler als das Oculare und steht unten mit dem zweiten und dritten Supralabiale in Verbindung. Das Oculare greift dagegen nach unten in das dritte und vierte Supralabiale. Die Supraocularen sind etwas grösser als das hinten etwas zugespitzte Praefrontale. Ausserdem bemerkt man ein Frontale, das die Grösse und Form des Praefrontale besitzt, dann ein Paar Parietalen, ein Interparietale und ein Paar Temporalen, die sich vor den übrigen Körperschuppen durch bedeutendere Grösse auszeichnen. Die Parietalen sind etwas breiter als die Supraocularen. Die Supralabialen sind verhältnissmässig hoch und dringen überall deutlich zwischen die seitlichen Kopfschilder ein. Die sechs ersten Reihen der Kinn- schuppen sind wenigstens doppelt so gross als die des übrigen Körpers und fast von der Form eines Rhombus. Die Schuppen des Körpers selbst sind an ihrem Hinterrande zerschlissen oder fein gelappt. Der Schwanz ist sehr kurz, wenig länger als breit und am Ende sanft abgerundet, ohne aufgesetzte Spitze. Die Körperschuppen, von denen in der Mitte des Leibes 15 Quer- reihen auf 10 Mm. gehen, bilden 24 Längsreihen. Die Schuppen des Schwanzes bilden hinter dem von zahlreichen Schuppen, die sich ‘in nichts vor den übrigen Körperschuppen auszeichnen, abgegrenzten After 15 Querreihen. Farbe oben wie unten schwarzbraun, den Schuppenreihen entlang, jedesmal einer Reihe entsprechend, schwach heller gestreift ; die grösseren Schilder des Kopfes, mit einziger Ausnahme des Rostrale, sowie die Kinnschuppen überall nach vorn mit helleren Säumen. Totallänge des Thieres 0,410 M.; Länge des Schwanzes 0,008 M.; Kopfbreite in der Gegend der Ocularen 0,0075 M.; Körperdicke 0,009 M. Nur ein einziges Exemplar von Nossi-Be bei Madagascar. Näch der Jan’schen, “übrigens keineswegs als Muster hinzustellenden Eintheilung der Typhlopiden (Eleneo system. degli Ofidi,. Mailand 1863, 8. 10 u. f.) würde diese Art zur Untergattung Typhlops i. sp. und zwar zwischen 7. Fornasiniü Bianc. und vermiceularis Merr. etwa mit der Notiz: »il solco parte dal 2° labiale e non sorpassa la narice« zu stehen kommen. Unsere Art ist vor allen bekannten Arten der Gattung T’yphlops ausgezeichnet durch im Verhältniss zur Körperdicke sehr bedeutende Länge des Körpers und durch die grossen Kinnschuppen, die vom Mund aus eine ziemliche Strecke nach hinten dominiren, um dann erst den normalen Schuppen des Körpers Platz zu machen. Für die im Habitus und in der Beschilderung des Kopfes ähnlichste Form halte ich übrigens Typhlops Schneideri Jan (a. a. O., S. 12; Iconogr. gener. des Ophid., Lief. 9, Taf. 1, Fig. 3) von Bangkok, der sich aber durch 26 Schuppenreihen, weniger abgerundeten Kopf, mehr re parallelseitiges Rostrale, nicht vergrösserte Kinnschuppen, bedeutend kürzeren Körper, weniger Schwanzschuppenreihen, sowie durch eine Schwanzspitze leicht unterscheidet. Bei der grossen Anzahl der bekannten 'Typhlopsarten — es werden augenblicklich wohl wenigstens 84, von den verschiedensten Seiten beschriebene, anerkannte Arten von Typhlopiden mit Ausschluss der Stenostomen bekannt sein — und bei der grossen Aehnlichkeit aller dieser sogenannten Blindschlangen mit einander, wagte ich unsere Art nicht gleich als neu zu pub- lieiren und schickte daher zuerst eine Skizze des Thiers an Herrn Prof. Dr. Peters in Berlin. In freundschaftlichster Weise erwiderte mir dieser beste Kenner der Typhlopidenfamilie: »Auch ich kenne die Art nicht und halte sie ebenfalls für neu. In der langgestreckten Form des Körpers hat sie Aehnlichkeit mit Typhlops filiformis Dum. Bibr. !), aber bei diesem ist der vordere Körpertheil auffallend dünner.« Von Typhlopiden sind meines Wissens bis jetzt nur zwei Arten aus Madagascar bekannt geworden, nämlich Typhlops inconspieuus Jan (Elenco system. degli Ofidi, Mailand 1863, S. 11) und Onychocephalus arenarius Grandidier (Rept. nouv. de Madagascar, S. 9 in Ann. d. science. nat., Paris 1872, Band XV), die aber in keiner Weise mit der oben beschriebenen Form Aehnlichkeit haben. Von der benachbarten Insel Bourbon dagegen wird Typhlops bramimus Cuv. (Maillard, Notes sur l’ile de la Reunion, II. &dit.. 1863, II, S. 17), der über das Festland und die Inseln von Ostindien weit verbreitet ist, wahrscheinlich irrthümlich, erwähnt. Die Arten dieser merkwürdigen, mit mehr oder weniger verkünmerten Augen versehenen Schlangengruppe leben unter Steinen und in feuchtem Erdreich, wo sie nach Art der Regen- würmer Gänge wühlen und auf kleine Würmer und Kerbthiere Jagd machen. Auch aus dem südöstlichen Europa kennt man eine Art dieser Gattung, nämlich den 7. vermicularis Merr. II. Familie. Colubridae. I. Subfamilie. Coronellidae. I. &enus. Heterodon Pal. de Beauv. 2. Heterodon (Anomalodon) madagascariensis Dum. Bibr. (Heterodon madagascariensis Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Band VII, S. 776, Atlas Taf. 69; Günther, Catalogue of colubrine Snakes, London 1858, S. 84; Anomalodon madagascariensis Jan, Iconographie des Ophidiens, Lief. 10, Taf. 6, Fig. 1). Das Senckenbergische Museum verdankt der Güte des Herrn C. Ebenau drei stattliche, ’ u fd 8 !) Von unbekanntem Vaterland (s. Dum. Bibr., Erpetolog. gener., Band VI, S. 307). Ben Ag in der Färbung wenig von einander abweichende Exemplare dieser auffallenden Schlange von Nossi-Be. Von der genauen Abbildung und ausführlichen Beschreibung bei Dumeril und Bibron und von der Charakteristik bei Günther unterscheiden sich unsere Stücke wesentlich nur in der Färbung; die Jan’sche Zeichnung dagegen stimmt in allen Hauptpunkten gut überein. No. 1. Kleineres Exemplar mit verletztem und wieder geheiltem Schwanz. Die Rostralplatte zeigt bei diesem Stück keinen Kiel. Links sind 9, rechts 8 Supralabialen vorhanden, von welch’ letzteren das zweite schief von vorn oben nach hinten unten in zwei Theile gespalten erscheint. Jederseits 1 Prae- und 4 Postocularen (wie in der Abbildung bei Dumeril und Bibron Fig. 4), sowie 3 Temporalschuppen erster Reihe. 3 23 Schuppenreihen; 1 Kehl-, 214 Bauch- und 1 Analschilder; von den Subcaudal- schildern sind die ersten 11 ungetheilt, die nächsten 2 getheilt, 3 weitere wieder ungetheilt und die übrigen getheilt. Länge des Thiers bis zur Afterspalte 0,998 M., Länge des Schwanzes 0,156 M. Gesammtkörperlänge also 1,154 M. Das Stück ist in mehrfacher Beziehung abweichend von der Dumeril-Bibron’schen Be- schreibung gefärbt. Die oberen Kopfschilder sind hornbraun mit schwarzen Marmorzeichnungen; die Supralabialen haben am Hinterrand eine schwarze Einfassung. Der auf den Kopf folgende, ungefähr ein Sechstel der Körperlänge betragende Theil ist oben einfärbig schwarz; dann folgen auf schwarzem Grunde etwa 36 verhältnissmässig schmale, mehr oder weniger regelmässige, weisse Querbänder, die nach hinten zu und auf dem Schwanze undeutlicher werdend, sich allmälig in unregelmässige Fleckenreihen auflösen. Nach den Seiten hin sind diese Querbänder links und rechts auf kurze Zeit, in der Umgebung der sechsten Schuppenreihe, regelmässig durch Schwarz unterbrochen, aber jede Seite ist ausserdem in der Mitte zwischen je zwei solchen Unterbrechungsstellen zweier Querbänder mit einem zwei bis vier Schuppen bedeckenden, weissen Flecken geziert. Die Unterseite des Körpers zeigt nach vorn ein schönes Fleischroth, nach hinten ein helles Rosa. Die schwarzen Flecken, die unregelmässig zweireihig gestellt sind, werden nach hinten zahlreicher; unter dem Schwanz stehen sie einreihig, unregelmässig auf der Mittellinie vertheilt. Was die oben citirte Jan’sche Abbildung anlangt, so stimmt vor allem die Farbenzeichnung gut mit unserem Exemplar. In der Beschilderung dagegen lassen sich einige Abweichungen erkennen. So hat das Jan’sche Stück 2—3 Postocularen, das unsrige jederseits 4; das Jan’sche u le — 8 Supralabialen und ein viel weniger stark vortretendes, nicht so auffallend schief nach hinten abgestutztes Rostrale, wie unsere sämmtlichen Exemplare. Ein zweites, sehr starkes Stück stimmt ebenfalls in Färbung und Beschilderung bis auf das eben erwähnte Rostrale fast ganz mit der Jan’schen Abbildung überein. Hier zeigt die Rostralplatte einen deutlichen, scharfen Kiel. Jederseits finde ich 8 Supralabialen, 1 Prae- und 3 Postocularen und 3 Temporalschuppen erster Reihe. 23 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 215 Bauch-, 1 Anal- und 67 Subcaudalschilder, von denen die ersten 23 ungetheilt, die nächsten 37 getheilt und die letzten 7 abwechselnd ungetheilt und getheilt erscheinen. Länge bis zur Afterspalte 1,330 M., Schwanzlänge 0,266 M., Gesammtkörperlänge 1,596 M. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge genau wie 1: 6. Die Färbung dieses Exemplars ist fast ganz so wie die von Nr. 1; doch kommen hier am vorderen Theil des Körpers vielfach schon Schuppen mit hellerem Centrum vor, wie sie Dumeril und Bibron von einem ihrer Exemplare beschreiben, und die schwarzen Flecke auf der Unterseite des Schwanzes fangen erst da an, wo die Subcaudalen alterniren. Ein drittes, ebenfalls sehr robustes Exemplar zeigt sich in der Färbung dem vorigen sehr ähnlich, ebenfalls mit heller Scheibe der einzelnen Schuppen; doch ist der Schwanz auf der Unterseite anfangs zweireihig und dann erst einreihig gefleckt. Die Rostralplatte hat hier einen stumpfen Kiel. Ausserdem zähle ich jederseits 8 Supra- labialen, links 1 Prae- und 2 Postocularen, rechts 1 Prae- und 3 Postocularen, sowie jederseits nur 2 Temporalschuppen erster Reihe. 23 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 209 Bauch- 1 Anal- und 67 Subcaudalschilder, von denen die ersten 9 ungetheilt, weitere 8 getheilt, die folgenden 2 ungetheilt und die übrigen 48 endlich wieder getheilt sind. Länge bis zur Afterspalte 1,312 M., Schwanzlänge 0,275 M., Gesammtkörperlänge also 1,587 M. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,77. - Dumeril-Bibron’s, Jan’s und meine Beobachtungen ergeben für diese Schlange als ‚Grenz- zahlen für die Variabilität 23 Schuppenreihen; 1—2 Kehl-, 209—215 Bauch-, 1 Anal- und 67—69 Subeaudalschilder, und die Durchschnittsformel stellt sich also auf SEOSE GSV 912: FATT SC68: ir N . Die grösste beobachtete Körperlänge beträgt 1,596 M. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wechselt von 1: 5,61—1 : 6; das Durch- schnittsverhältniss beträgt aber 1 : 5,79. Soweit ich weiss, kennt man‘ diese grosse Coronellide nur von der Insel Nossi-B& und von der Iusel Madasaschr, während ihre sämmtlichen näheren Verwandten in Amerika vor- kommen. II. &enus. Enicognathus Dum. Bibr. 3. Enicognathus rhodogaster Schleg. sp. (Herpetodryas rhodogaster Schlegel, Essai s. 1. physiogn. d. Serp., Bandl, S. 152 und Band II, S. 193; Dumeril et Bibron, Erp6tologie generale, Band VII, S. 332, Atlas Tat. 50, Fig. 2 und Jan, Iconographie des Ophidiens, Lief. 16, Taf. 3, Fig. 1—2.) Drei schöne, halbwüchsige Exemplare von Nossi-Be. Mit der Beschreibung bei Dumeril und Bibron stimmen dieselben fast in allen Stücken überein. Nur einige ergänzende Bemer- kungen seien mir gestattet. Die neun oberen Kopfplatten sind verhältnissmässig klein und zierlich und bedecken nur den vorderen und mittleren Theil des Kopfes, dessen grösste Breite etwa am Hinterrande der Parietalen liegt. Die bedeutende Höhe der 7. und 8. Supralabialen ist besonders auffällig. Sämmtliche Stücke zeigen jederseits 8 Supralabialen, je ein Praeocular und zwei Postoeularen, je eine Temporalschuppe erster Reihe, sowie 17 Schuppenreihen. Ich zähle bei dem Stück No. 1, das sich durch etwas hellere Rückenfärbung auszeichnet, 189 Bauchschilder und Y, Analschild; der Schwanz ist an seiner Spitze verletzt. Die Länge des Thieres bis zur Afterspalte beträgt 0,478 M., die Länge des (verletzten) Schwanzes 0,104 M., die Gesammtlänge also 0,582 M. Mit der Jan’schen Fig. 1 kommt unser Exemplar in Form und Färbung sehr nahe überein. Der Rücken desselben ist nämlich rothbraun, und zwar die fünf mittleren Schuppen- reihen mehr graulich, die übrigen nach unten mehr röthlich; die Bauchschilder sind an den Rändern mehr ziegelroth, in der Mitte rosa mit einem Stich ins Gelbe, über und über bedeckt mit den in sechs mehr oder weniger deutliche Reihen gestellten schwarzen Punkten. Und so fehlt unserem Exemplar nur der von Jan angedeutete "und bei dem zweiten Stücke ziemlich deutliche dunklere Streifen längs der mittelsten Schuppenreihe des Rückens. Das zweite, dunkler gefärbte Stück zeigt 183 Bauchschilder, "ı Analschild und 77 doppelte Schwanzschilder. a Die Länge dieses Exemplars bis zur Afterspalte beträgt 0,398 M., die Länge des Schwanzes 0,131 M., die Gesammtlänge also 0,529 M. Die Schwanzlänge zeigt demnach den vierten Theil der Gesammtlänge (bei Dumeril und Bibron fast genau den 3,6ten Theil). In der Färbung ist es dem ersten sehr ähnlich, nur dunkler, mehr schwarzbraun. Der schwarze Streifen, der die mittelste Schuppenreihe des Rückens einnimmt, ist deutlich zu erkennen. Die Kehle ist etwas dunkler pigmentirt als bei No. 1. Das dritte durch undeutliche Fleckenzeichnung auf dem Bauche und fehlende Kehltingi- rung ausgezeichnete Exemplar hat 190 Bauchschilder, 1, Anale und 82 doppelte Schwanz- schilder. Länge bis zur Afterspalte 0,491 M., Länge des Schwanzes 0,152 M., Gesammtlänge also 0,643 M. Die Schwanzlänge beträgt demnach den 4!ten Theil der Gesammtlänge des Thieres. In der Färbung ist dieses Stück etwas abweichend. Die Oberseite zeigt eine mehr graue Farbe als die anderen Exemplare, ohne dunkle Mittellinie auf dem Rücken; die Fleckchen des Bauches und der Unterseite des Schwanzes sind weniger stark hervortretend und die Kehle ist abweichend von Fig. 1d bei Jan und den beiden oben beschriebenen Stücken ganz ohne Makeln. Dumeril und Bibron geben für diese Schlange 17—19 Schuppenreihen, 191—193 Bauch-, !ı Anal- und 95 Schwanzschilder !) an, so dass die Grenzzahlen der Variationen 17—19; 183—193, !ı und 77—95 betragen und die Durchschnittsformel für diese Art sich auf DZ SV EIS ONE Sc aA stellt. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge varürt ebenso von 1 : 3,6—1 : 4,23; das Durchschnittsverhältniss ist 1 : 3,99. Bis jetzt ist diese Schlangenart nur von Nossi-B& und von Madagascar bekannt geworden, II. Subfamilie. Dryadinae. III. Genus. Herpetodryas Boie. 4. Herpetodryas Bernieri Dum. Bibr. var. quadrilineata Dum. Bibr. und var. trilineata m. (Taf. 1. Fig. 2). (Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Band VII, S. 212, Taf. 66, Fig. I—4 und Jan, Tconographie des Ophidiens, Lief. 31, Taf. 4, Fig. 2). !) Nach Schlegel (Essai ete., Band II, S. 194) nur 70 Subcaudalen. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. [80] ST Diese Art befindet sich in 8 Exemplaren in der von Herrn C. Ebenau auf Nossi - Be gesammelten Collection von Reptilien, von denen 7 der var. quadrilineata und ] einer neuen Varietät angehören, und scheint‘ somit die häufigste der daselbst vorkommenden Schlangen- species zu sein. Zu der kurzen Beschreibung bei Dumeril und Bibron weiss ich nichts Weiteres hinzuzu- fügen. Alle untersuchten Stücke besitzen übereinstimmend 19 Schuppenreihen. Ebenso fand ich überall beiderseits je 8 Supralabialen, je 1 Praeocular (nur an einem Exemplar ist das linke Praeocular bis zur Hälfte eingeschnitten, aber nicht ganz in zwei Stücke quergetheilt), sowie je eine Temporalschuppe erster Reihe, ganz wie auf den Jan’schen Abbildungen Fig. le und 1f. Die Unterseite des Kopfes stimmt am besten mit Fig. Ib, während Fig. 2b durch die bedeutendere Kopfbreite im allgemeinen weniger ähnlich erscheint. No. 1 ist ein stattliches Thier. Ich zähle 3 Kehl-, 210 Bauch- und !ı Analschilder; der Schwanz ist an seiner Spitze verletzt. Die Länge dieses Exemplars bis zur Afterspalte beträgt 0,824 M., die Länge des (verletzten) Schwanzes 0,298 M., die Totallänge also 1,122 M. In der Färbung wie in den Formverhältnissen kann ich nur die grosse Treue der Jan’schen Abbildung Fig. 2 constatiren, die fast genau mit unserem Stück übereinstimmt. Auf Taf. 1. Fig. 2 habe ich den linken Oberkiefer dieses Exemplars abbilden lassen, um den auffallenden Unterschied unserer Schlange von dem Zahnbau der Psammophiden, mit denen sie sonst in Form und Färbung viel Aehnlichkeit hat, zu verdeutlichen. Charakteristisch ist die so zu sagen doppelte Zahnreihe jederseits im Oberkiefer, indem in je einem Zwischenraum der stark nach hinten geneigten Zähne sich ein noch mehr nach innen und hinten nieder- liegender Zahn befindet. Sowohl die Zähne dieser äusseren, als die der inneren Reihe aber sind unter sich fast genau. gleichlang. Nahe dem ersten vorderen Viertel des Kiefers steht ein übrigens nicht durch besondere Grösse ausgezeichneter Zahn etwas einzeln, so dass vor und nach ihm eine deutliche, wenn auch kleine Lücke entsteht. Die letzten Oberkieferzähne sind ungefurcht und in nichts von den vorhergehenden unterschieden. Ein zweites grosses Exemplar, wie alle untersuchten Stücke, mit Ausnahme von No. 8. derselben Varietät guadrilineata Dum. Bibr. angehörig, hat ebenfalls einen verstüämmelten und wieder stumpf zugewachsenen Schwanz. 2 Kehl-, 208 Bauchschilder und !ı Anale; die Schwanzschilder sind unvollkommen erhalten. U He Länge des Thiers bis zur Afterspalte 0,704 M., Länge des (stark verletzten) Schwanzes 0,125 M., Gesammtkörperlänge also 0,829 M. In der Färbung, die überhaupt bei unseren Exemplaren keinen grossen Schwankungen unterworfen ist, ist das Stück dem vorigen ähnlich, aber die beiden seitlichen schwarzen Längs- binden werden nach hinten allmälig undeutlicher, indem sie sich in Punkte auflösen. Ein drittes, das grösste, sehr schön erhaltene Stück ist in der Färbung dem vorigen sehr ähnlich. 4 Kehl-, 208 Bauch-, Yı Anal- und 115 getheilte Schwanzschilder. Länge des Körpers bis zur Afterspalte 0,813 M., die des Schwanzes 0,321 M., Total- länge des Thieres also 1,134 M. Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1 : 3,53. No. 4. Kleinstes Exemplar, das in der Färbung und Form der vier schwarzen Längs- binden am meisten von allen auf die Jan’sche Abbildung Fig. 2 herauskommt. 3 Kehl-, 207 Bauch-, !ı- Anal- und 122 getheilte Schwanzschilder. Länge des Körpers bis zur Afterspalte, 0,418 M., Schwanzlänge 0,251 M., Totallänge des Thieres also 0,669 M. Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1 : 2,67. No. 5. Kleineres Stück, in der Färbung vom Vorigen nicht wesentlich verschieden. 4 Kehl-, 208 Bauch-, Yı Anal- und 119 getheilte Schwanzschilder. Länge des Körpers bis zur Afterspalte 0,590 M., Schwanzlänge 0,234 M., Totallänge des Thieres 0,824 M. z Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1 : 3,52. No. 6, Starkes Exemplar, in der Färbung ähnlich No. 3. 2 Kehl-, 202 Bauch-, !ı Anal- und 117 getheilte Schwanzschilder. Länge des Körpers bis zur Afterspalte 0,711 M., Länge des Schwanzes 0,275 M., Totallänge also 0,986 M. Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1 : 3,59. No. 7. Ebenfalls grösseres Stück, von ähnlicher Färbung wie die Stücke No. 4 und 5. 4 Kehl-, 209 Bauch-, !/ı Anal- und 111 getheilte Schwanzschilder. Länge des Körpers bis zur Afterspalte 0,699 M., Schwanzlänge 0,260 M., Totallänge also 0,959 M. Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1 : 3,69. — a = No. 8 schliesslich hat 4 Kehl-, 216 Bauch-, '/, Anal- und 108 getheilte Subcaudal- schilder. Die Länge des Thierchens bis zur Afterspalte beträgt 0,545 M., die Länge des Schwanzes 0,197 M., die Gesammtlänge also 0,742 M. Schwanzlänge zu Totallänge des Körpers wie 1 : 3,77. Für diese Form stelle ich eine eigne Farbenvarietät Zrilineala m. auf, Das kleine, schlanke Exemplar unterscheidet sich von den vorher besprochenen dadurch, dass die beiden mittleren Längsstreifen des Rückens zusammengeflossen sind, so dass das tiefe, ins Olivenbraune spielende Schwarz des Rückens links und rechts von einem zwei bis drei Schuppenreihen breiten weissgrauen Längsbande eingefasst ist, das dann seinerseits an den schwarzen, auf der dritten Schuppenreihe liegenden seitlichen Längsstreifen anstösst. Vielleicht, dass auch die zahlreicheren Bauchschilder und die weniger zahlreichen Sub- caudalen, sowie endlich das auffällige Verhältniss des Schwanzes zur Totallänge von 1: 3% bei dieser Varietät Beachtung verdienen. : Meine Untersuchungen ergeben nach alledem für H. Bernieri var. trilineata m. und quadrilineata D. B.!) als Grenzzahlen für die Variationen 19 Schuppenreihen; 2—4 Kehl-, 202—216 Bauch-, Yı Anal- und 108—122 getheilte Schwanzschilder, und die Durchschnitts- formel stellt sich also auf S..19;.G..3,:V.'209, A. Yı, Se, 115115. Die grösste beobachtete Körperlänge beträgt 1,134 M. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge varürt von 1 : 3,67—1 : 3,77; das Durch- schnittsverhältniss beträgt aber 1 : 3,46 und bei älteren Exemplaren der var. quadrilineata fast constant 1: 3,58. Schlegel hielt nach Dumeril und Bibron (a. a. O., $. 211) diese Art für eine Varietät von Psammophis sibilans 1. sp. Doch führen auch neuerdings Günther (Catalogue of Colubr. Snakes in the Britisli Museum, London 1858, $. 137 und Proceed. of the Zoolog. Soc, Band XXVI, 1858, S. 380) Psammophis sibilans L. sp. und Dumeril und Bibron selbst (Erpetologie gener., Band VII, S. 895) Psammophis elegans Shaw als madagassische Arten ausdrücklich an. Bis jetzt ist mir aber unter den zahlreichen Schlangen von dort,“ die mir durch die Hände gegangen sind, noch keine ächte Psammophis vorgekommen. ‘) Schlegel gibt (Essai s. 1. physiogn. d. Serp., Band I, $. 211) für die Stammart von Mauritius 192—200 Bauch- und 94—99 Schwanzschilder an, Se oa Bemerke® muss ich schliesslich noch, dass die Stammart H. Bernieri D. B. typus ausser auf Madagascar auch auf Mauritius beobachtet wurde, während die uns vorliegende var. quadri- lineata D. B. übereinstimmend von den Autoren nur von Nossi-Be und von Madagascar angegeben wird. Var. trilineata m. kenne ich nur in dem einen vorliegenden Exemplar von Nossi-Be&. IV. Genus. Philodryas Wagl. 5. Philodryas miniatus Schleg. sp. (Coluber miniatus Schlegel, Essai s. 1. physiogn. d. Serp.,, Band I, S. 146, Band II, S. 148; Dryophylax min. Dumeril et Bibron, Erp6tologie gener., Band VII, S. 1120; Philo- dryas min. Jan, Elenco system. degli Ofidi, Mailand 1863, S. 84.) Das Senckenbergische Museum besitzt nur ein Stück von Nossi-Be. Von der Beschreibung bei Dum£ril und Bibron weicht dasselbe nur in folgenden Einzel- heiten ab: Die Seite des fünfeckigen Praeoculare, welche an das vierte Supralabiale stösst, ist genau so gross, wie die, welche an das Frenale angrenzt. Links zähle ich zwei, rechts aber drei Postocularen, von denen das oberste das grösste ist, die andern dagegen nach unten successive kleiner werden. Links finde ich zwei 'Temporalen erster, eins zweiter und zwei dritter Reihe; rechts zwei erster, eins zweiter und drei dritter Reihe. Beiderseits zehn Infra- labialen. Von Ph. Goudoti Schlegel sp. leicht durch das Praeocular zu unterscheiden, das nach oben in keinem Fall das Frontale berührt. Schuppenreihen zähle ich 21; ausserdem zeigt unser Stück 2 Kehl-, 207 Bauch-, '/, Anal- und 161 getheilte Schwanzschilder. Die Länge von der Schnauze bis zur Afterspalte beträgt 0,764 M., die Schwanzlänge 0,402 M., die gesammte Länge also 1,166 M. Es verhält sich somit die Schwanzlänge zur Gesammtkörperlänge wie 1 : 2,9 (bei Schlegel wie 1 : 2,91 und bei Dumeril- Bibron wie 1: 3,43). Was die Färbung anlangt, so zeigt der Vorderkörper unserer Schlange ein. schmutzig gelbliches Aschgrau, das schon im ersten Drittel der Länge des Thieres sich röthet und in den beiden letzten Dritteln und auf dem Schwanz zu einem brillanten Jaspisroth wird, das durch undeutliche schwarze Fleckenzeichnungen nur wenig verdunkelt erscheint. Die auch von Dumeril erwähnten feinen Marmorzeichnungen der einzelnen Schuppen und der Bauchschilder sind dagegen deutlich wahrnehmbar. BR Wh. 0 Dumeril und Bibron geben für diese Schlange ebenfalls 21 Schuppenfeihen, dann 2 Gularen, 198—205 Bauch-, !ı Anal- und 128—144 getheilte Schwanzschilder an, und Schlegel zählt 199 Kehl- und Bauchschilder und 145 Schwanzschilder auf, so dass die Grenzen der einzelnen Variationen 21; 198-—-207, .Yı und 128—161 betragen, und die Durchschnittszahl sich für diese Art auf SEA: GV DA Sa stell. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge variirt ebenso von 1: 2,9—1 : 3,43; das Durchschnittsverhältniss fand ich zu 1 : 3,08. Nach Dumeril und Bibron kommt diese Schlange nur auf der Comoreninsel Mayotte, auf Nossi-Be und Madagascar vor, trotzlem dass er unmittelbar nachher (a. 'a. O., S. 1122) sagt: »il n’y a dans la collection qu’un individu rapport& de ile de France par M. M. Lesson et Garnot«, was Schlegel (a. a. O., Band II, S. 148) schon früher erwähnt hat. Jan (a. a. O., S. 84) führt als Vaterland nur Madagascar an. ’ III. Familie. Dipsadidae. I. Genus. Dipsas Boie. 6. Dipsas (Heterurus) Gaimardi Schleg. var. granuliceps m. (Taf. 1. Fig. 3a— c.) (Schlegel, Essai s. . physiogn. d. Serp., Band I, S. 165, Band II, S. 293; Heterurus Gaimardi Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Band VII, S. 1173 und Jan, Iconographie d. Ophidiens, Lief. 38, Taf. 11, Fig. 2.) Das einzige, mir zu Gebote stehende Exemplar dieser Schlangengattung weicht nicht unerheblich von den Beschreibungen bei Schlegel und bei Dumeril und Bibron ab. So nennt Schlegel (a. a. O., Band I, S. 165) den Körper wenig zusammengedrückt und den Kopf ziemlich klein, was beides auf unser Exemplar ebensowenig passt, wie die grosse Zahl der Bauchschilder (276 + 116). In der Charakteristik bei Dumeril und Bibron dagegen werden 66—84 breite schwarze Querbänder angegeben, während unser Stück deren 94 schmale besitzt. Das Frenale bildet desgleichen nicht ein Parallelogramm, dessen vorderer Theil niedriger ist, als der hintere, sondern dasselbe ist vorn und hinten gleich hoch. Das untere Praeocular stützt sich zwar auf das dritte und vierte Supralabiale, aber berührt das letztere blos mit schmaler Kante. Das Mentale bildet ein gleichseitiges Dreieck, und zwischen den hinteren Inframaxillaren zeigen sich keine eingeschobenen Schuppen. a Schuppenreihen sind, wie es Regel ist, auch bei diesem Stück 17 vorhanden; ausserdem 2 Kehl-, 238 Bauchschilder (gegen 255—274 bei Dum6ril und Schlegel) und I Analkenild, das median gefurcht, aber nicht getheilt ist. Schwanzschilder zähle ich 108, von denen das erste doppelt, das zweite und dritte einfach und die übrigen 105 sämmtlich wieder alternirend sind. Der Kopf ist wenig mehr als 11 mal so lang, als in der Mitte breit. Die Länge desselben beträgt 0,0275 M. (auffallend grösser, als die Angabe bei Dumeril und Bibron), die Länge des Rumpfes bis zur Afterspalte 0,760 M., die Schwanzlänge 0,223 M., die Gesammt- körperlänge mithin 1,0105 M. Es verhält sich somit die Schwanzlänge zur Gesammtkörperlänge wie 1 : 4,53, während Schlegel diese Verhältnisszahl zu 1 : 3,91 und Dumeril-Bibron zu 1 : 4,86 berechnen lässt. Dumeril und Bibron’s Angaben über die Färbung stimmen im allgemeinen bis auf die Anzahl der Querbänder recht gut mit unserem Stück. Auch von der Jan’schen Abbildung unterscheidet sich das Exemplar durch mehrfache Eigenthümlichkeiten. Von Fig. 2 im allgemeinen unterscheidet sie der breitere, stumpfere, schärfer abgesetzte, oben concave Kopf, die mit Weiss melirten, auffallend schmäleren Querbinden, das ungetheilte Anale und die zum grössten Theil paarigen Subcaudalschilder unseres Exemplars. Von Figur 2a ist unsere Schlange dagegen, abgesehen von den zwei jederseits vorhandenen Praeocularen, verschieden durch die vorn stumpfere Schnauze und die Praefrontalen, die wohl halbmal länger sind, als die Internasalen, während sie bei Jan fast gleich lang erscheinen. Von Figur 2b unterscheiden unsere Form die ausserordentlich ent- wickelten fünften und sechsten Infralabialen; von Figur 2c das anderthalbmallängere alshohe, ein vollkommenes Rechteck bildende Frenale und das lange, ihm ähnlich geformte unterste Postoculare, sowie die kleine, hinter dem mittleren Postoculare gelegene Temporalschuppe erster Reihe. Endlich finde ich nirgends erwähnt einen ganz eigenthümlichen Charakter der meisten Schilder des Kopfes. Dieselben sind nämlich bei unserem Exemplar mit feinen, spitzen Knötchen übersäet, die auf den vorderen Schildern häufiger, auf den hinteren seltner erscheinen. Sämmt- liche Supralabialen und alle von ihnen eingeschlossenen oberen Kopfschilder mit Ausnahme des srössten Theiles des Frontale und der Parietalen, sowie auch die oberen Partien der Infra- labialen sind auf diese Weise ausgezeichnet, eine Eigenthümlichkeit, die an das periodische Auftreten von Tuberkem und Knötchen auf dem Kopfe brünstiger Cyprinoidenmännchen unserer Flüsse und an die punktförmigen Warzen am Rand des Unterkiefers bei manchen Pelobatidengattungen zur Paarungszeit erinnert. SE Dieser letztgenannte seltsame Charakter, das Vorhandensein zahlreicherer Querbinden und weniger Bauchschilder und der fast gänzliche Mangel ungetheilter Schwanzschilder veranlassen mich, die beschriebene und Taf. 1. Fig. 3a—c abgebildete Form vorläufig als var. granuliceps von der typischen Art abzutrennen. Den Schlegel’schen Gattungsnamen habe ich beibehalten, da sich unsere Schlange, mit Ausnahme der Schwanzbeschilderung, kaum in etwas von einer ächten Dipsas unterscheidet : die Form der Subeaudaien aber, wie man gerade bei diesem Exemplar sehen kann, kein specifisches, geschweige denn ein generisches Merkmal ist. Ich hielt diese Schlange anfangs für neu und von Gaimardi hinreichend verschieden, Prof. Dr. W. Peters in Berlin schrieb mir aber, ‘dass er sie nach einer Federskizze, die ich ihm einschickte, doch nur für eine Varietät von .D. Gaimardi halten möchte, die ausserordentlich variabel scheine. Die Berliner Sammlung enthalte ein Exemplar, das einzige, welches sie besitze, mit glatten Kopfschuppen, zwei Ante- und drei Postorbitalen; sämmtliche Subeaudalen aber seien einfach. Die Tuberkel dürften nach Herrn Prof. Peters’ Ansicht individuell sein. Ich finde diese schöne und interessante Schlange nur von Madagascar angegeben, wo sie nicht häufig zu sein scheint, da uns nur ein, wie es scheint, erwachsenes, von Nossi-B& stam- mendes Exemplar durch Herrn Carl Ebenau zuging. II. Genus. Eteirodipsas Jan. 7. Eteirodipsas colubrina Schleg. sp. typus und var. citrina. m. (Dipsas colubrina Schlegel, Essai s. 1. physiogn. des Serp., Band I, S. 161, Band HU, S. 273; Dumeril et Bibron, Erp6tologie generale, Band VII, S. 1146 und Jan, Iconographie des Ophidiens, Lief. 39, Taf. 1, Fig. 1.) Ich hatte Gelegenheit, sechs mehr oder weniger erwachsene Exemplare von Nossi-B& zu vergleichen. J Von der Schlegel’schen Beschreibung weichen dieselben höchstens in der Färbung ab, Auch zu der eingehenden und genauen Beschreibung bei Dum&ril und Bibron ist weniges hinzuzufügen. Vor allem sei bemerkt, dass bei unseren sämmtlichen Exemplaren die Supraocularen vorn viel schmäler sind als hinten, umgekehrt wie bei Dumeril und Bibron, was aber wohl auf einem Druckfehler beruhen wird. Ebenso zähle ich überall nur 2 ‚Praeocularen, nirgends drei. Weiter will ich noch hervorheben, dass auch -bei dieser madagassischen Dipsadinenform, ähnlich, wenn auch nicht so auffallend, wie bei Dipsas (Heterurus) Gaimardi Schlegel, zahlreiche rund- liche, hier mehr flache Knötchen auf den seitlichen Kopfschildern zu beobachten sind. Ich finde Fe sie mehr oder weniger deutlich bei allen vorliegenden Exemplaren und zwar vorzüglich auf dem obersten Theil der drei ersten Supralabialen, auf den Nasalen, dem Frenale, den circum- orbitalen Schildern und den Temporalen erster Reihe. Betrachten wir zuerst ein ganz junges Stück No. 1. Hier sehen wir, wie gewöhnlich, % Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen neben jederseits 8 Supralabialen. Ich zähle 27 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 195 Bauch-, Yı Anal- und etwa 69 getheilte Subcaudalschilder. Länge des Thierchens bis zur Afterspalte 0,221 M., Länge des Schwanzes 0,042 M., Gesammtlänge also 0,263 M. Die Schwanzlänge verhält sich demnach zur Totallänge wie 1: 6,26 gegen 1: 5,55 bis 1: 6,15 bei Schlegel und 1: 5,91 bei Dumeril und Bibron. Mit der Abbildung bei Jan stimmt dieses Exemplar, was Färbung und Zeichnung anbelangt, bis auf die Zahl der Schuppenreihen, die bei dem Jan’schen Stück nur 25 beträgt, sehr nahe überein, so dass mir eine eingehendere Vergleichung damit überflüssig erscheint. Erwähnen will ich aber noch, dass sich unser kleines Thierchen schon durch die von Dumeril und Bibron zuerst erwähnte schwarzbraune, hornig glänzende, wie verbrannt aus- sehende Schwanzspitze auszeichnet, was bei der Intensität dieser Färbung immerhin auffällt. No. 2 ist ein grosses Exemplar. Auch bei ihm finden wir 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Post- ocularen. Links zeigen sich 2, rechts 3 Temporalschuppen erster Reihe; links 8, rechts 9 Supralabialen. i Der untere Theil des Kopfes stimmt in seinen vorderen Partien sehr gut mit der Be- schreibung bei Dumeril und Bibron, in Bezug auf Form und Stellung ‚der hinteren Inframaxil- laren weniger, kommt aber darin mit der Abbildung Fig. 1b bei Jan fast genau überein. 26 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 197 Bauch-, Yı Anal- und 68 Subeaudalschilder, die sämmtlich getheilt sind. Länge bis zur Afterspalte 0,681 M., Länge des Schwanzes 0,134 M., Totallänge also 0,815 M. Verhältniss von Schwanz- zu Gesammtlänge wie 1: 6,08, Die Färbung dieses Exemplars kann man ein ins Bräunliche ziehendes Aschgrau nennen; die Fleckenzeichnung ist undeutlich und besteht nur darin, dass die Ränder einzelner Schuppen seitlich mit Schwarz eingefasst sind, was eine unregelmässige, wenig deutliche, maschenartige Zeichnung ergibt. Auf dem Schwanz wird diese Zeichnung in Form einer hie und da deut- lichen, dann wieder aussetzenden Längsstreifung klarer. Die Lippen sind wie der Oberkopf Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 3 > Feen dunkel pigmentirt; ein Streif hinter dem Auge fehlt, wie auch die von Dum£ril und Bibron angedeutete halbzirkelförmige Zeichnung auf dem Nacken nicht vorhanden ist. Das Schwanzende, was schon Dume6ril S. 1148 hervorhebt, ist auf 0,018 M. hornfarbig weiss mit schwarzbrauner, wie verbrannt aussehender, 0,003 M. langer Spitze. Die Schuppen der Unterseite des Kopfes sind besonders an -ihren hinteren Rändern graulich pigmentirt; die Bauchschilder zeigen nicht nur meist an ihren Seiten je einen graulichen Fleck, sondern sie haben auch näher dem After hie und da auf ihrer Mitte verwaschen graue Flecke, während der Schwanz nur in seiner ersten Hälfte hie und da in der Mitte graugefleckt erscheint. Sonst zeigt die ganze Unterseite ein mattes Horngelb. No. 3 ist ebenfalls ein stattliches Exemplar. Es ist ganz frisch gehäutet und daher lebhafter weissgrau; auch die Maschenzeichnung ist mehr hervortretend als bei No. 2. Auch bei ihm ist das Schwanzende 0,026 M. lang hornartig weissgelb mit 0,004 M. langer schwarz- grauer Spitze. Die Pigmentirung auf der Unterseite des Kopfes und auf den Bauchschildern ist noch deutlicher als bei No. 2; auf sämmtlichen Ventralen zeigen sich hie und da auf weissem Grund grauliche Flecken, die mich durch ihr Verwaschensein in hohem Grad an die Dendriten des Solenhofener Kalkschiefers erinnern. Links zeigen sich 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen, rechts 2 Prae-, 3 Infra- und nur 2 Postocularen, indem das unterste Postocular nicht an das Auge angrenzt, sondern zwischen und hinter das zweite Postocular und das dritte Infraocular zu liegen kommt. Jederseits zähle ich | 3 Temporalen erster Reihe und je 8 Supralabialen. Der untere Theil des Kopfes stimmt mit No. 2 nahe überein. 25 Schuppenreihen ; 3 Kehl-, 196 Bauch-, ı Anal- und 70 Schwanzschilder, von denen die drei ersten getheilt, 2 weitere ungetheilt und die übrigen 65 wieder getheilt sind. Länge bis zur Afterspalte 0,685 M., Länge des Schwanzes 0,147 M., Gesammtkörperlänge demnach 0,832 M. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,66. No. 4 ist das stärkste Exemplar mit verstümmeltem und wieder verheiltem Schwanzende. Jederseits 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen. Das Frontale ist ausnahmsweise durch eine gerade Quertheilung in zwei hinter einander liegende Schilder. zerspalten. Beiderseits zeigt sich eine accessorische Schuppe zwischen drittem Supralabial und erstem Infraocular. Links zähle ich 2, rechts 3 Temporalen erster Reihe; links 8, rechts 9 Supralabialen. 27 Schuppenreihen; 3 Kehl-, 196 Bauch-, Yı Anal- und 4 getheilte, 1 ungetheiltes, die übrigen getheilte Subcaudalschilder. Be Länge, des Thieres bis zur Afterspalte 0,830 M., Länge des (verletzten) Schwanzes 0,071 M., Gesammtlänge also 0,901 M. Die Färbung ist, ähnlich der des vorigen Exemplars, grau, aber die Fleckenzeichnung deutlicher in Querbinden gelegt und bei einzelnen Flecken nicht blos die Seiten, sondern auch der Vorderrand der Schuppen schwarz gefärbt. Oberseite des Kopfes einfarbig, nur die hinteren Lippenschilder mit ganz schwach hellerer Mitte. Unterseite des Kopfes und Körpers ebenfalls ähnlich wie bei No. 3. Das fünfte Exemplar ist durch die Färbung von den vorhergehenden Stücken sehr ausgezeichnet. Die Oberseite des Körpers zeigt nämlich ein lebhaftes, ins Grünliche ziehende Citrongelb mit stark vortretender schwarzer Maschenzeichnung, die an die des jungen Stückes No. 1 erinnert. Die Supralabialen sind nur ganz schwach an den Rändern pigmentirt; die Unterseite des Kopfes und Körpers hellgelb, ungefleckt, die Unterseite des Schwanzes dagegen in der Mitte mit zwei Reihen graulicher, wenig deutlicher Flecken. Die Schwanzspitze ist ebenfalls auf 0,026 M. horngelb mit 0,003 M. langem, schwarzem Endstachel. In der Form ist dieses und das folgende, derselben Farbenvarietät zugehörige Exemplar übrigens den andern sehr ähnlich. Das Frontale ist auch hier individuell vor seiner Mitte von rechts aus bis zur Hälfte eingeschnitten. Sodann zähle ich, wie bei dieser Art gewöhnlich, jederseits 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen; dann jederseits 3 Temporalschuppen erster Reihe und weiter je 8 Supralabialen. Nur 25 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 194 Bauch-, !ı Anal- und 70 Subcaudalschilder, von welchen die ersten 2 getheilt, die folgenden 2 ungetheilt und die letzten 66 wieder ge- theilt sind. ; Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 0,627 M., die Länge des Schwanzes 0,137 M., die Gesammtlänge also 0,764 M. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1: 5,58. Ein sechstes Exemplar mit verletztem und wieder verheiltem Schwanzende ist in der Färbung dem vorigen Stück ausserordentlich ähnlich, nur noch lebhafter, fast orangegelb gefärbt. Die schwarze Maschenzeichnung tritt ebenso lebhaft hervor, als bei jenem. Links ist das ‚hintere Nasale in 2 über einander liegende Schuppen, rechts das Frenale in 2 distincte Theile getrennt. Die Zahl der eircumorbitalen Schuppen ist die gewöhnliche; Temporalschuppen finde ich links wie rechts 3, Supralabialen jederseits 8. Nur 25 Schuppenreihen; 2 Kehl-, 198 Bauch-, Yı Analschilder; von den Subcaudalen sind die ersten 3 getheilt, die nächsten 2 ungetheilt, die übrigen wieder alternirend, ran Länge bis zur Afterspalte 0,735 M., Länge des Schwanzes 0,086 M., Gesammtlänge also v 0,821 M. Es wird sich wohl rechtfertigen lassen, dieses und das vorige Exemplar, die sich durch lebhaft gelbe Farbe der Oberseite, ungefleckten Bauch, nicht oder nur ganz schwach pigmentirte Supralabialen und, wie es scheint, durch eine geringe Zahl von Schuppenreihen (25) auszeichnen, als Farbenvarietät citrina m. von der Stammart zu unterscheiden. Schlegel’s, Dumeril und Bibron’s, Jan’s und meine eigenen Untersuchungen ergeben nach alledem für Eteirodipsas colubrina Schlegel sp. als Grenzzahlen für die Variationen 25-29 Schuppenreihen; 2—3 Kehl-, 176—199 Bauch-, !, Anal- und 64—71 Subcaudalschilder, und die Durchschnittsformel stellt sich also auf S. 26; G. 2—3, V. 192, A. 1, Sc. 68es. Die, grösste beobachtete Körperlänge beträgt 0,901 M. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge variirt von 1: 5,55—1: 6,26; das Durch- schnittsverhältniss beträgt aber 1: 5,88. Nach Schlegel (a. a. O., Band I, S. 161) und nach Dumeril und Bibron (a. a. O., S. 1149) findet sich diese Schlangenart nicht blos auf Madagascar, sondern auch auf der Insel Bourbon; ihre Nahrung bestehe aus Fröschen und kleinen Nagethieren. IV. Familie. Pythonidae. I. Genus. Pelophilus Dum. Bibr. 8. Pelophilus madagascariensis Dum. Bibr. (Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Band VI, S. 523; Jan, Iconographie des Öphidiens, Lief. 2, Taf. 4.) Wir besitzen durch Herrn C. Ebenau nur ein, aber grosses und prachtvoll gefärbtes Exemplar dieser Art. Von der sehr eingehenden Beschreibung bei Dumeril und Bibron finde ich bei diesem Stücke nur wenige Abweichungen. So öffnen sich die Nasenlöcher zwar zwischen zwei Platten, von denen aber die untere in manchen Fällen und so auch bei unserem Exemplar mehr oder weniger deutlich in zwei distinete Theile gespalten ist. Auch sind die Subcaudalen nicht immer sämmtlich ungetheilt, sondern oft zum Theil wenigstens alternirend. Das Auge ist verhältnissmässig sehr klein. Links zähle ich 8, rechts 7 Circumorbital- schilder ; ebenso links 16, rechts 17 Supralabialen, an Ich finde 71 Schuppenreihen; 221 Bauch-, 1 Anal- und 41 Subcaudalschilder, von denen die ersten 19 ungetheilt, die nächsten 2 getheilt, weitere 7 ungetheilt, dann wieder 3 getheilt und die letzten 10 endlich wieder ungetheilt sind. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 1,075 M., die Schwanzlänge nur 0,097 M., die Gesammtlänge des Thieres also 1,172 M. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt also 1: 12,08, während es bei Dumeril und Bibron zu etwa 1:13 angegeben wird. Die Färbung ist mit der bei Dumerii und Bibron für jüngere Stücke beschriebenen übereinstimmend. Die tiefschwarzen Rautenflecke der Rückenseiten sind sehr in die Augen fallend und breit mit einem verwaschen gelbgrauen Hof umflossen. Auch die oben eitirte Abbildung bei Jan kann ich nur als eine auch in der Färbung sehr getreue bezeichnen; insbesondere ist die Seitenansicht e, was die Supraocularen und die 3 Nasalplatten anlangt, vollkommen übereinstimmend. Ebenso kommt das Schwanzende x mit dem unseres Exemplars in dem Punkte überein, dass nicht alle Subcaudalen einfach sind. Bei dem von Jan untersuchten Stücke sind die 14 ersten Schwanzschilder einfach, dann folgen 11 alternirende und endlich wieder 12 einfache Schilder. Die Zahl der Schuppenreihen ist bei Jan (77) etwas grösser als bei unserm Stück. ‚ Dumeril-Bibron’s, Jan’s und meine eigenen Untersuchungen ergeben für P. madagasca- riensis D. B. als Grenzzahlen für die Variabilität 69—77 Schuppenreihen; 221—235 Bauch-, 1 Anal- und 36—41 Subeaudalschilder. Die Durchschnittsformel stellt sich also auf S. 71; V. 298, A. 1, Sc. 39. Diese interessante Schlangenform bewohnt, soweit ınan weiss, nur Madagascar, wo sie in Tümpeln lebt und sich von Wasservögeln ernährt. Dume&ril und Bibron fanden im Magen derselben eine noch unverdaute Ente. Unser Exemplar stammt von der Insel Nossi-Be. II. Genus. Xiphosoma Wagl. (Syanzinia Gray). 9. Xiphosoma madagascariense Dum. Bibr. (Dumeril et Bibron, Erpetologie gener., Band VI, S. 549; Gray, Cat. of Spec. of Snakes in the Brit. Museum, S. 99 (= Sganzinia madagascariensis Gray) und Jan, Iconogr. d. Ophid., Lief. 7, Taf. 4 A u. B). Es liegen vor mir zwei junge, aber gut erhaltene und prachtvoll gefärbte Exemplare von Nossi-Be&, N Von der Dumeril-Bibron’schen Beschreibung unterscheiden sie sich nur in wenigen Dingen. So scheint die Zahl der Schilder um das Nasenloch etwas zu variiren, denn an einem Stück zähle ich 3 Circumnasalen. Auch die Zahl der Supra-, wie die der Infralabialen fand ich höher. Die Färbung aber stimmt vollständig überein mit der Beschreibung der drei jungen Exemplare bei Dumeril und Bibron (a. a. O., S. 551). Von den oben angeführten Zeichnungen bei Jan stimmt am besten die Fig. B mit unseren Exemplaren, doch fehlt hier der prachtvoll leuchtende weisse, 4—6 Schuppen bedeckende Kern im Innern der schwarzbraunen Rautenflecken auf beiden Körperseiten, der unsere und die Dumeril’schen jungen Stücke auszeichnet. Die Zahl der Schuppenreihen ist bei Jan auffallend kleiner (43) und bei Fig. e sogar nur ein einziges Nasale gezeichnet. Bei dem ersten Stücke liegt das Nasale beiderseits zwischen drei Schildern, einem vorderen, einem oberen, und einem hinteren und unteren. Links zähle ich 11, rechts 12 Circumocularen; jederseits stehen 2 Supralabialen in Berührung mit dem Auge. Links zeigen sich 15, rechts 16 Supralabialen und jederseits die gleiche Zahl von Infralabialen, während Dum£ril und Bibron deren (a. a. O., S. 551) nur 12—13 jederseits angeben. Schuppenreihen sind 51 vorhanden ; 231 Bauch-, 1 Anal- und 46 ungetheilte Subcaudal- schilder. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 0,453 M., die Länge des Schwanzes 0,056 M., die Totallänge also 0,509 M. Es verhält sich also die Länge des Schwanzes zur Totallänge wie 1: 9,27, während sie bei Dumeril und Bibron sich wie 1: 10—11 stellt. Bei dem zweiten, etwas kleineren Stück liegt die Nasenöffnung, wie Dumeril und | Bibron es angeben, zwischen zwei Schildern, einem oberen und einem unteren. Links sind hier nur 9, rechts 8 Circumorbitalen zu zählen, während jederseits 2 Supralabialen mit dem Auge in Contact kommen. Links wie rechts zeigen sich 15 Supralabialen und ebensoviel Infra- labialen beiderseits. Schuppenreihen zähle ich 53; 230 Bauch-, 1 Anal- und 46 ungetheilte Subcaudalschilder. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt bei diesem Exemplar 0,389 M., die Schwanzlänge 0,050 M., die Gesammtkörperlänge also 0,439 M. Verhältniss von Schwanzlänge zur Totallänge wie 1: 8,78. Die Färbung stimmt fast vollständig mit der des anderen Exemplars überein. Dumeril-Bibron’s, Jan’s und meine eigenen Beobachtungen ergeben für diese Schlange eh, ne als Grenzwerthe für die Variabilität 43—53 Schuppenreihen; 212—234 Bauch-, 1 Anal- und 35—48 Subcaudalschilder, und die Durchschnittsformel stellt sich also auf 8.,47; V. 227, A. 1, Se. 44. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wechselt von 1 : 8,78—1 : 11; die Durchschnittszahl beträgt aber 1: 9,76. / Ich kenne diese Schlange bis jetzt nur von Madagascar und von Nossi-Be, wo sie nicht selten zu sein scheint. Von Dumeril und Bibron werden (Erpetol. gener., Band IX, 8. 327) zwar allgemein »les Iles orient. de l’Afrique« als Vaterland angegeben, so dass er die Art wohl noch von einem anderen Fundort gekannt haben mag, doch ‚finde ich einen solchen nirgends verzeichnet. Il. Ordnung. Lacertilia. I. Familie. Geckones. I. Genus. Hemidactylus Cuv. 10. Hemidactylus mercatorius Gray. (Gray, Catalogue of the Lizards in the Brit. Museum, 1845, S. 155; ? = H. frenatus Schlegel, Dumeril et Bibron, Erpetol. gener., Band III, S. 366 pars.) (Taf. 1. Fig. 4.) Wir besitzen nur ein sehr kleines, schlecht erhaltenes Exemplar dieser Art von Nossi-Be£. Die Gray’sche, freilich etwas kurze Diagnose: »Tail with rings of spines; tubercles of back moderate, roundish. Pale brown; head with two, back with three, interrupted angular black cross bands; tail with irregular black cross bands; beneath yellowish white; back with small roundish trihedral tubercular scales« passt nämlich recht gut auf unser Exemplar, und nur die Form und die Anordnung der Femoral- poren »male femoral” pores in a continued subangular series, each in the front edge of a scale, female with an angular continued series of preanal pores« kann ich leider nicht verifi- eiren, aus dem Grunde, weil unser Stück zu jung ist, und diese Theile auch zu undeutlich erhalten sind, um gezählt werden zu können. Ich kann nur sagen, dass es eine Reihe von Poren auf jedem Schenkel besitzt, also sicher ein Männchen ist. Die Zehen sind bei unserem Stück sämmtlich mit Nägeln ehe der Daumen ist an allen Füssen bedeutend kleiner als die übrigen Zehen, Kinnschilder sind hinter dem Mentale noch vier vorhanden. An das grosse dreieckige Mentale setzen sich nämlich (s. Fig. 4) nach hinten links und rechts sehr grosse trapezförmige Schilder an, die sich in der Mittellinie des At Kinns mit langer Kante berühren, und erst an diese beiden grossen Schilder stösst dann links und rechts je ein zweites dreieckiges kleineres Schild. Das Exemplar zeigt über dem Hals, ähnlich wie es Gray beschreibt, ein V fürmiges, nach vorn offenes Querband, über den Rücken hin aber drei breite, eckige, dunkelbraune, theilweise schwarzgefleckte, hinten weiss eingefasste, chevronartige Quersättel, „und auch der Schwanz ist als Fortsetzung und Wiederholung dieser Zeichnung mit dunkeln Quer- ringeln geziert. Länge bis zur Afterspalte 0,026 M., Schwanzlänge 0,0245 M., Totallänge des Thierchens also 0,0505 M. Die Schwanzlänge verhält sich zur Besammtkörperlänge wie 1: 2,06. Was nun die nächsten Verwandten dieses Gecko anlangt, so. ist nicht zu leugnen, dass zwei Arten, nämlich ZH. frenatus Schlegel (Dumeril et Bibron, a. a. O., S. 366), der von Süd- und Ostafrika, Madagascar, Ostindien und den indischen Inseln angegeben wird, und H. platy- cephalus Peters (Ber. d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1854, S. 615), den dieser Reisende in Mossambique und auf der Comoreninsel Anjoana auffand, eine ausserordentliche Aehnlichkeit zu haben scheinen. Was zunächst den H. frenatus Schlegel betrifft, so werden ihm von Dumeril und Bibron zwar auch vier, aber kleine Submentalschilder zugeschrieben, was mit unserem Exemplar nicht übereinstimmt. Leider ist die Form derselben nicht beschrieben. Auch ist die ganz abweichende Färbung ein Hauptgrund gewesen, das Stück zu dem vielleicht nur als Varietät von frenatus zu betrachtenden mercatorius Gray zu ziehen. Der Peters’sche H. platycephalus aber weicht von der kurzen Gray’schen Diagnose, so weit ich sehe, in nichts Wesentlichem ab, so dass ich ihn für diesem sehr nahe verwandt halten muss. Peters fügt seiner Charakteristik aber bei »scutello rostrali lato, supra ineiso; scutellis supralabialibus serie seutellorum minorum marginatis.< Das scheint mir aber bei unserem, freilich stark eingetrockneten und deswegen schwer zu untersuchenden Exemplare nicht der Fall zu sein. Dieser Hemidactylus wird von Gray (a. a. O0, 8. 155) auffallenderweise sowohl von Brasilien als von Madagascar angegeben, was auch Veranlassung zu seinem Namen (the wandering) gegeben haben mag. Der Fundort Nossi-Be ist neu für die Art, EN II. Familie. Chamaeleontes. I. Genus. Chamaeleo L. 11. Chamaeleo pardalis Cu. Cuvier, Regne anim., Band II, S. 60 und Dume&ril et Bibron, Erpetologie gen£r., Band III, 1836, S. 228.) (Taf. 1 Fig. 5a—d.) Was die Art als solche charakterisirt, ist der flache, vorspringende, vorn in der Mitte ausgerandete Nasenaufsatz, der wenig gewölbte Helm und die Bedeckung des Körpers mit ungleich grossen Körnerschuppen. Man muss zwar bei dieser Art die Rücken- und die Bauchkante deutlich gezähnelt nennen, doch ist diese Zähnelung bei den beiden Geschlechtern wesentlich verschieden. Stets 20 Zähne im Ober- und 20 im Unterkiefer, von denen 11 grösser und die vorderen 9 bedeutend kleiner sind. Es liegen mir 5 Exemplare von verschiedener Grösse von Nossi-B& bei Madagascar vor, die mit der Abbildung dieser Art bei Lesson, Illustrations de Zoologie, Paris, 1832 —34, Taf. 34 (= Ch. ater Less.) im Ganzen gut übereinstimmen. & Da die feineren Unterschiede in dem äusseren Habitus bei den beiden Geschlechtern noch nicht genügend beachtet zu sein scheinen, so erlaube ich mir hier, die sexuellen Verschieden- heiten etwas eingehender zu beleuchten. Nur in Gray (Revision of the genera and species of Chamaeleontidae in Proceed. of the Zool. Soc. of Londen 1864, S. 465) finde ich eine diesbe- zügliche Bemerkung über die in Rede stehende Art: »The expansions of the sides ofthe nose of Ch. pardalis, which are analogous to the horn in Ch. bifidus, are as much expanded in the adult female as in the males of that species<«, was ich nach unseren Exemplaren vollkommen bestätigen kann. Ich halte die drei kleineren Stücke ihrem äusseren Ansehen nach für mehr oder weniger junge Männchen. Sie zeigen übereinstimmend eine starke Crista auf dem Rücken und auf den ersten zwei Dritteln des Schwanzes; auch ist ein Zahnkiel auf der Kehle und auf dem Unterleib nicht zu verkennen, doch in der Mitte des Bauches wenigstens nie so stark und deutlich, wie bei dem Weibchen. Der Helm ist entschieden weniger hoch und der Hinterkopf links und rechts von dem Mittelkiel auffallend flacher als beim Weibchen. Die Kehlfalten aber sind bei diesen drei Exemplaren am stärksten entwickelt. Bei den zwei Weibchen, die grösser sind, als die eben erwähnten für Männchen ange- sprochenen Stücke ist übereinstimmend die Crista im Nacken zwar sehr auffällig, aber gegen Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 4 Er die Mitte des Rückens hin nicht so deutlich, als bei den drei kleineren Stücken; der gezähnte Kiel auf Kehle und Bauch dagegen sehr stark und deutlicher als bei diesen. Der Helm ist höher, und der Hinterkopf erscheint viel mehr aufgeblasen. Kehlfalten deutlich, aber schwächer entwickelt. Dass wir es nun in beiden beschriebenen Formen mit dem ächten Ch. pardalis Cuv. zu thun haben, unterliegt keinem Zweifel, doch möchte der Ausdruck »casque plat« bei Dumeril und Bibron, a. a. O., S. 228 und in der Bestimmungstabelle für die einzelnen Species wenigstens für die beiden Stücke, die wir eben als Weibchen angesprochen haben, nicht sehr be- zeichnend sein. Was die Färbung der Art nach unseren Spiritusexemplaren anlangt, so ist die gelbe Fleckenreihe oder das anstatt derselben erscheinende Längsband an der Seite des Körpers meist gut zu erkennen; in einzelnen Fällen sind es auch die Pantherflecken, nach denen die Art benannt worden ist, und bei welchen dann die grösseren eingestreuten Körperschuppen die hellen Mittelpunkte abgeben. Die Lippen und die Mundwinkel sind fast immer noch lebhaft citrongelb, die Backen schön dunkelblau und die Falten des Kehlsackes wahrhaft prachtvoll anilinviolett gefärbt. Seltener lässt sich dagegen eine von der Augenspalte über das Augenlid ausgehende radiale Streifung von 8 gelben Linien bemerken. Im Leben ist das Thier nach Aussage des Herrn €. Ebenau, der dasselbe öfters im Zimmer beobachten konnte, »prachtvoll apfelgrün, die Lippen und Mundwinkel orangegelb; der gelbe Streif an der Körperseite aber fehle gelegentlich.« Die Abbildungen der Köpfe auf Taf. 1 sind in natürlicher Grösse. «a ist die Seitenansicht des kleinsten, 5 die obere Ansicht des Kopfes des grössten der von mir als Männchen ange- sprochenen Exemplare, ce die Seiten- und d die obere Ansicht des Kopfes des grössten Weibchens. Ch. pardalis wird von Dumeril und Bibron ausser von Nossi-B& und Madagascar noch von der Insel Bourbon und von Mauritius angegeben; auch Gray erwähnt Bourbon als seine Heimath. Was endlich die Arten von Chamaeleon anlangt, die bis jetzt aus Madagascar bekanut sind, so glaube ich nicht zu irren, wenn ich ausser unserer Form folgende 14 Arten als daselbst nachgewiesen betrachte: Ch. antimena Grandidier (Ann. d. science. nat., 1872, Band XV), balteatus Dum., bifurcus Gray = Brongniarti Fitz., calcaratus Peters (Monatsb. d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1869), calyptratus A. Dum., Campani Grandid. (8. 0.), eucullatus Gray, Labordi Gvandid. (s. 0.), lateralis Gray, monachus Gray, nasutus Dum. Bibr., Parsoni Cuvier, a) One rhinoceratus Gray und verrucosus Cuv. Vielleicht, dass die eine oder dig andere von diesen Formen sich noch als der Geschlechtsunterschied einer bereits bekannten Art ergeben wird. Keine von denselben aber ist den vorliegenden Beschreibungen und Abbildungen nach mit par- dalis Cuv. identisch. Ill. Ordnung. Crocodilia. I. Familie. Crocodilidae. 1. Genus. Crocodilus Cur. 12. Crocodilus vulgaris Cuv. var. madagascariensis m. (Taf. 1 Fig. 6.) Zwei Exemplare, die in Bezug auf relative Kopflänge und -Breite, sowie in Bezug auf die Beschilderung des Nackens etwas von einander abweichen. Das eine, von Morundava an der Südwestküste Madagascars stammende Stück zeigt eine genau doppelt so grosse Länge des Kopfes, als seine grösste Breite beträgt, und besitzt in jedem Kiefer !%ıs Zähne. Der Hinterkopf ist flach mit ganz schwach gewulsteten Seiten- rändern. Nuchalschilder sind 3—3 vorhanden, von denen aber die äussersten ziemlich klein und etwas von den inneren abgerückt erscheinen; Cervicalschilder dagegen in zwei Querreihen nach vorn 2—2 und dahinter 1—1, also im Ganzen nur 6. Die beiden mittleren Kielreihen der Dorsalschuppen sind vorn wenigtens fast parallel zu nennen und in keiner Weise durch besondere Flachheit gegenüber den äusseren Kielreihen ausgezeichnet. Im Uebrigen finde ich nur folgende Unterschiede zwischen dieser Form und einem gleichfalls etwas langschnäuzigen Exemplar der var. lacumosus Geoffr. (Croc. d’Egypte, S. 165), das Rüppell vom Nil mitbrachte und das in der Senckenbergischen Sammlung unter »II B 3, Nil« aufbewahrt wird. Die Form vom afrikanischen Festland hat nämlich nur 4 Nuchalschilder, und der Zwischenraum zwischen den Cervical- und Dorsalschildern ist noch einmal so gross als bei unserem madagassischen Exemplar. Das zweite, auf Nossi-B& gesammelte Stück (Taf. 1 Fig. 6) hat einen verhältnissmässig etwas kürzeren Kopf als das erste und auffallender Weise nur !7/s Zähne auf jeder Seite. Nuchalschilder sind 2—2, Cervicalschilder dagegen 8, und weun wir noch 2 kleinere, ganz vorn liegende hinzuzählen wollen, sogar 10 vorhanden, wie man sich an der photographisch getreuen Zeichnung leicht überzeugen kann. Weitere irgend erhebliche Unterschiede in Form oder Farbe von dem vorher genannten Individuum weiss ich nicht, anzugeben; jedenfalls aber bin ich sicher, dass beide madagassischen Stücke einer Art, ja ein und derselben Varietät angehören. 2 DEE In der relativen Kürze des Kopfes nähert sich dieses Exemplar noch mehr anderen Stücken der var. A bei Dumeril und Bibron (Erp6tolog. gener., Band III, S. 104) = lacunosus Geoffr. als das zuerst erwähnte, mit denen auch die Kürze des Zwischenraumes zwischen Gervicalen und Dorsalen übereinstimmt. Exemplare des typischen lacunosus Geoffr., ebenfalls in der Senckenbergischen Sammlung, unterscheiden sich von ihm nur durch wenige Merkmale, von denen breiterer Kopf und die im Sechseck gestellten 6 Cervicalschilder bei der Festlandsform einige der wichtigeren sind. Bei Dumeril und Bibron (a. a. O., 8. 111) wird das Krokodil aus Madagascar der var. D des Or. vulgaris Cuv. — suchus Geofir. zuertheilt; nach meinem Dafürhalten ist aber nach sorgfältiger Vergleichung mit zwei afrikanischen Exemplaren dieser Varietät im Senckenbergischen Museum die Uebereinstimmung der madagassischen Form mit var. lacumosus grösser als mit var. suchus. Wie Dumeril und Bibron bin auch ich geneigt, das madagassische Krokodil nur als Varietät des gemeinen Krokodils 'gelten zu lassen und kann es nach genauester und gewissen- haftester Prüfung der Sachlage in keiner Weise billigen, dass Grandidier (Ann. des Scienc. nat., Paris 1872, Band XV, S. 6) und später Gray (Proceed. of the Zoolog. Soc. of London 1874, S. 145), wie es scheint, ohne von dessen Publication zu wissen, demselben Artrechte ertheilen. Was Grandidier über eine craniologische Eigenthümlichkeit sagt, nämlich über die Verlängerung der Nasenbeine, die zwischen die Intermaxillaren eingreifen sollen, kann ich, da mir bis jetzt "Schädel nicht zum Vergleiche zu Gebote stehen, leider nicht controliren, bezieht sich übrigens auch nur auf den Unterschied der madagassischen Form von dem ihm angeblich besonders ähnlichen ©. cataphractus Cuv.; die Zahl von 34 Öberkiefer- zu den 30 Unterkieferzähnen aber ist, wie wir oben gesehen haben, nicht constant. Weiter heisst es bei Grandidier: »Bouclier cervical rappelant ce qui se voit chez le Or. cataphractus et les Alligator, en ce quil forme chez ladulte une bande longitudinale contigu& avec les &cussons dorsaux, ou qui du moins en est A peine separde; les Ecussons cervicaux sont dispos6s sur trois.rangees, et leur nombre varie de 8 & 12.« Ein vollständiges oder nahezu vollständiges Berühren der Cervicalschilder mit den Dorsalen ist nun bei unseren freilich noch sehr jungen Exemplaren entschieden nicht der Fall; der Zwischenraum zwischen Cervicalen und Dorsalen ist vielmehr deutlich, ja gerade so gross und gerade so deutlich wenigstens wie bei zweien unserer drei jungen Stücke von Or. vulgaris var. A —= lacumosus Geoftr., geringer freilich, ja sogar zur Hälfte kleiner als bei einem anderen lacunosus und bei den zwei mir zugänglichen Exemplaren der var. D = suchus Geoffr. Immerhin ist auf dieses Merkmal hin eine specifische Abtrennung ebensowenig gerathen, wie die speeifische Unterscheidung von lacunosus und suchus. Ich glaube demnach nicht, dass das madagassische Krokodil eine Artberechtigung besitzt, zudem die angeblich unterscheidenden Merkmale bei dem gemeinen Krokodil, soweit ich es beurtheilen kann, selbst variabel und auch geographisch keineswegs constanten Schwankungen unterworfen sind. Ebensowenig hat meiner Ansicht nach die Gray’sche Artabtrennung (a. a. O., S. 146), trotzdem sie sich auf die Eigenthümlichkeiten eines älteren Exemplars stützt, eine genügende Begründung. Ich finde den von Gray gezeichneten Kiefer (a. a. O., Taf. 23) nicht länger und nicht schmäler, als den erwachsener Stücke von vulgaris; auch nicht auffallend geradliniger an den Seiten. Die Seitentheile der Unterkinnlade sollen — und darin stimmen sie mit unseren Exemplaren überein — hell und mit schwarzen Tupfen bedeckt sein, eine Eigenthümlichkeit, die genau so zwei jungen afrikanischen Stücken in Spiritus zukommt, die das Senckenbergische Museum 1875 von der Zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. zum Geschenk erhalten hat. Einen weiteren von Gray angegebenen Charakter endlich, leichte erhöhte Linien links und rechts von der Mitte auf dem Vorderkopf, kann ich an meinen jungen Exemplaren noch nicht entdecken, halte ihn auch nicht für einen solchen, der die Abtrennung unserer Form als einer distinkten Species rechtfertigen könnte, Wollen wir aber die madagassische Form als Localvarietät gelten lassen, so müssen wir ihr nach meinen Beobachtungen folgende Charakteristik geben: Kopf stark verlängert, beim jungen Thier schon etwa zweimal so lang als hinten breit, mit flachem Hinterhaupt, dessen Seitenränder kaum wulstig erhöht erscheinen. „Zähne im Oberkiefer nicht selten blos 17—17. Nuchalen 4—6, Cervicalen 6—12; Zwischenraum zwischen Cervicalen und Dorsalen klein, nie grösser, als bei manchen Stücken der var. lacunosus. Kiel- reihen des Rückens gleich hoch, die beiden mittleren nicht auffallend divergirend. So unterscheidet sich also die madagassische Form unter den afrikanischen Varietäten des Or. vulgaris von marginatus Geofir. schon durch den nahezu flachen Hinterkopf, von suchus Geoffr. durch den engen Zwischenraum zwischen Cervicalen und Dorsalen und die gleichmässig entwickelten Kielreihen des Rückens. Nur lacunosus Geofly. ist schwieriger von der var. madagascariensis zu trennen; ich wüsste nur den schon in der Jugend etwas längeren Kopf, die nicht selten auftretende Zahl 34 der Oberkieferzähne und die Häufigkeit des Vor- kommens von mehr als 6 Cervicalen als Hauptmerkmal der madagassischen Form namhaft zu machen. gg Bis jetzt ist mir diese Varietät nur von Nossi-B6 und von Madagascar bekannt geworden. Der Verbreitungsbezirk des ächten Nilkrokodils ist nach Strauch (Synopsis d. gegenwärtig lebenden Crocodiliden in M&m. de l’Acad. d. Seiene., St. Petersburg, Band X, 1866, 8. 48) ausser Madagascar das ganze Festland von Afrika mit Ausnahme der nördlich von der Sahara gelegenen Länder und von Unterägypten. Jouan erwähnt (Mem. d. 1. Soc. d. Cherbourg, Band XV, S. 105) ausdrücklich noch die Inselgruppen der Comoren und Seychellen!) als Heimath von Orocodilus vulgaris Cuv. Anmerkung. Bei genauerer Untersuchung von einem der genannten Exemplare, das bei einer Länge von 0,3 M. eben erst das Ei verlassen haben konnte, fiel mir eine in der Mitte mit einem sehr harten Körnchen versehene, leicht ablösbare Schuppe auf dem Rostrale auf, gerade auf der grössten Prominenz der Schnauze, fast 3 Mm. oberhalb des oberen Lippenrandes. Ich glaube bestimmt, dass diesem Körnchen dieselbe Function beim Ausschlüpfen des jungen Krokodils aus der harten kalkigen Eischale zukommt, wie dem analogen Körnchen auf dem Schnabel des jungen Hühnchens. In der mir zugänglichen Literatur habe ich nirgends eine Er- wähnung dieser Thätsache gefunden. Bei Schlangen und Eidechsen treffen wir dagegen, wie Joh. Müller schon 1841 im Archiv für Anatomie, S. 309 nachwies, einen sehr vergänglichen Zahn am Zwischenkiefer, der zum Durchschneiden der Schale benutzt wird, und den auch mein hochverehrter Lehrer Weinland (Württemberg. Jahreshefte f. Naturk., Band XII, 1856, S. 90) an allen von ihm darauf geprüften einheimischen Schlangen und Eidechsen, überall von ziemlich übereinstimmender Form sah. Das befremdliche Fehlen dieses Eizahns beim Krokodil, das schon Müller fand und Weinland bestätigte, wird durch meine Beobachtung somit erklärt und gibt uns wieder einen Beweis von der näheren Verwandtschaft der Eidechsen mit den Schlangen als mit den Krokodiliden. Il. Aufzählung der bis jetzt von Madagascar bekannt gewordenen Reptilien und Amphibien. Eine Aufzählung von 12 auf Madagascar lebenden Schlangen gab im Jahre 1858 Dr. A. Günther bei Gelegenheit seiner Arbeit über die geographische Verbreitung der Reptilien in Proceed. of the Zoolog. Soc. of London, Band 26, S. 380. Das erste und meines Wissens einzige ausführliche Verzeichniss madagassischer Reptilien und Amphibien aber lieferte Fr. Pollen im Jahre 1863 in der Nederl. Tijdschrift voor de Dierkunde, Amsterdam, Band I, S. 331, wo er 50 Reptilien von Madagascar namentlich anführt. Es sind dies von Reptilien !) Somit kämen, wenn die Bestimmungen richtig sind, nicht weniger als 3 Krokodilspecies auf den Seychellen vor. Lesson und Garnot haben nämlich nach Dumeril (Catalogue methodique d. Rept., S. 27) daselbst auch den über ganz Indien verbreiteten Crocodilus palustris Less. gefangen, und ebenso bewohnt der über die asiatische Inselwelt weit verbreitete Orocodilus biporcatus Cuv. die Seychellen (Dumeril ebenda), Amiranten (Valeneiennes, Ann. d. science. nat., II Ser., Band XVI, $S. 111) und Mauritius (Dumeril a. a. O.). Rn 8 Schildkröten: 5 Testudo und 3 Emys; 1 Krokodil; 28 Eidechsen: 9 Geckonen, 3 Agamen, 2 Gerrhosauren, 1 Tracheloptychus, 4 Skinke und 9 Chamaeleonten; 9 Schlangen: 1 Xiphosoma, 1 Pelophilus, 1 Heterodon, 2 Herpetodryas, 1 Psammophis, 2 Dryophis und 1 Dipsas, und von Batrachiern: 4 Hyla. In dieser Aufzählung finden wir bereits benutzt die Forschungen Schlegel’s und Dumeril ‚und Bibron’s, sowie die Kataloge von Gray und Günther über die Reptilien und Amphibien des Britischen Museums. Meinem unten folgenden Verzeichniss konnte ich ausserdem hinzufügen die Resultate von A. Dumeril’s und Jan’s Arbeiten, sowie der neueren Untersuchungen madagassischer Reptilien von Peters, Günther, Cope und Steindachner, sowie endlich die Listen der zahlreichen Grandidier’schen Arten, deren Quellennachweise ich nicht versäumt habe, überall bei der Auf- zählung der einzelnen Arten genau anzugeben. Wenn auf diese Weise eine so bedeutende Zahl von 26 Schlangen, 61 Eidechsen, 1 Kro- kodil, 12 Schildkröten und 20 Kröten und Fröschen, in Summa von 120 Reptilien und Am- phibien in dieser unserer Aufzählung zusammengekommen ist, so bitte ich zu berücksichtigen, dass noch viele der aufgeführten Arten als Varietäten von bereits bekannten und. beschriebenen, ja, wohl auch einige, als mit falschem Vaterland von Madagascar angegeben, sich erweisen werden. Diese Zusammenstellung, sie soll und kann keine endgiltige sein. Sie verlangt nicht einmal eine kritische genannt zu werden, da mein Material leider kaum in einem Falle hin- reichte, die eine oder andere Art zu cassiren oder blos als verdächtig zu bezeichnen. Nichtsdestoweniger halte ich solche Zusammenstellungen des bis zu einem bestimmten Termin Bekannten für keineswegs fruchtlos. Schon das mühsame Zusammensuchen des Materials bei Untersuchung und Bestimmung von Collectionen von sicherem Fundort wird erspart, wenn man eine gewissenhafte Aufzählung des an der betreffenden Localität bereits Gefundenen oder Vermutheten vorfindet. Der einzelne Forscher wird gezwungen, seine eventuell neuen Arten mit den bereits bekannten Formen zu vergleichen und findet bei dieser Gelegenheit nicht selten nicht nur keine neue Art, sondern zwei, ja drei Namen, welche für sein vermeintliches Novum bereits verbraucht sind, die möglicherweise ganz harmlos nebeneinander gestanden haben, und die er nun getrost einziehen kann. Selbst der Zuverlässigkeit der von mir aufgeführten Gat- tungen, namentlich bei den Batrachiern, ist noch keineswegs zu trauen, und möchte ich bitten, künftighin auch auf sie ein wachsames Auge zu haben. Auch die Vaterlandsangaben mögen, wie vorhin schon bemerkt, hie und da noch recht ungenau, ja falsch sein; ich habe mich nach Kräften bemüht, alle Fundorte zusammenzustellen, BER die ich bei sicheren Gewährsleuten über die betreffende Art zu finden im Stande war. Ich habe sie so sorgfältig gesammelt, in der Hoffnung, dass auch sie möglichst bald von mehr erfahrener Seite berichtigt werden möchten, In der folgenden Aufzählung bin ich fast in allen Stücken dem System gefolgt, welches Wallace in seiner »Geogr. Verbreitung der Thiere, Dresden 1876, Band I, S. 119 u. f.« seinen wichtigen und interessanten Ausführungen zu Grunde legt, \ I. Classe. Reptilia. I. Ordnung. Serpentes. I. Familie. Typhlopidae. I. Genus. Typhlops D. B. 1. Typhlops (Typhlops) inconspieuus Jan, Elenco systematico degli ofidi, Mailand 1863, Seite 11. Madagascar. 3. Typhlops (Typhlops) madagascariensis m. Nossi-B@ (bei Madagascar). 3. Typhlops (Onychocephalus) arenarius Grandidier, Ann. des Sciene. nat., Band XV, 1872, S. 9. Morundava (Madagascar). II. Familie. Colubridae. I. Subfamilie Coronellidae. I. Genus. Heterodon Pal. de Beauv. 4. Heterodon madagascariensis D. B. (— Anomalodon Jan), Dumeril et Bibron, Erpetologie gener,, Band VII, S. 776. Nossi-B& und Madagascar. 5. Heterodon modestus Günther, Ann. of nat. hist., Band XII, 1863, S. 352. Madagascar. II. Genus. Enicognathus D. B. 6. Fnicognathus rhodogaster Schleg. sp. (= Herpetodryas Schleg.), D. B., Erp. gener., Band VII, S. 332. Nossi-B@ und Madagascar. III. Genus. Homalocephalus Jan. 7. Homalocephalus heterurus Jan, Iconographie d. Ophid., Lief. 17, Taf. 4, Fig. 2. Madagascar. eu Ja Il. Subfamilie. Dryadinae. I. Genus. Dromicus D. B. 8. Dromicus madagascariensis Günther, Ann. of nat. hist., Band IX, S. 22. Madagascar. II. Genus. Herpetodryas Boie. 9. Herpetodryas Bernieri D. B., Band VO, S. 212. Nossi-Be, Madagascar, Mauritius. III. Genus. Philodryas Wagl. 10. Philodryas Goudoti Schlegel sp. (= Dryophylax D. B.), Dumeril Bibron, Band VII, S. 1122. Madagascar. | 11. Philodryas miniatus Schlegel sp. (= Dryophylax D. B.), ebenda, S. 1120. Comoren- Insel Mayotte, Nossi-Be, Madagascar, Mauritius. | III Familie. Homalopsideae. I. Genus. Helicops Wagl. 12. Helicops schistosus Schlegel sp. (= Tropidonotus Schleg. und D. B.), D. B., Band VII, S. 596. Ostindien, Madagascar. IV. Familie. Psammophidae. I. Genus. Psammophis Boie. 13. Psammophis sibilans L. sp. var. Günther, Catalogue of Colubr. Snakes, London 1858, S. 137. Aegypten, West-, Mittel- und Südafrika, Madagascar, Ostindien. 14. Psammophis elegans Boie, D. B., Band VII, S. 895 und Westphal-Castelnau, Cata- logue des Rept., Montpellier 1870, 5. 40. Ganz Westafrika und Madagascar. 15. Psammophis mahfalensis Grandid., Revue d. Zool. 1867, S. 232. Madagascar, II. Genus. Mimophis Günther. 16. Mimophis madagascariensis Günther, Ann. of nat. hist., Band I, 1868, S. 421. Madagascar. V. Familie. Dendrophidae. I. Genus. Ahaetulla Gray. 17. Ahaetulla lateralis D. B. sp. = Leptophis D. B., = Thamnosophis Jan), Band VII, S. 544. Madagascar. II. Genus. Ityeyphus Günther. 13. Itycyphus caudaelineatus Günther, Ann. of nat. hist, Band XI, S. 374. Madagascar. VI. Familie. Dryiophidae. I. Genus. Langaha Brug. 19. Langaha cerista galli D. B., Band VII, S. 806. Madagascar. 20. Langaha nasuta Shaw (= ensifera D. B.), D. B., Band VII, S. 803. Madagascar. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges Bd. XI. Ö) Sri VII. Familie. Dipsadidae. I. Genus. Dipsas Boie. 21. Dipsas (Heterurus) Gaimardi Schlegel sp, D. B., Band VII, S. 1173. Nossi - BE und Madagascar. 22. Dipsas (Heterurus) arctifasciatus D. B., Band VU, S. 1176. Madagascar. II. Genus. Eteirodipsas Jan. 93. Eteirodipsas colubrina Schlegel sp. (= Dipsas Schleg. und D. B.), D. B., Band VII, S. 1146. Madagascar und Bourbon. VIIT. Familie. Pythonidae. I. Genus. Pelophilus D. B. 24. Pelophilus madagascariensis D. B., Band VI, 8. 523. Nossi-B@') und Madagascar. II. Genus. Xiphosoma Wagl. 25. Xiphosoma (Sganzinia) madagascariense D. B., ebenda, S. 549. Nossi-B&e und Madagascar. IX. Familie. Hydrophidae. I. Genus. Pelamis Daud. 26. Pelamis bicolor Schneid. nach Wallace, Geograph. Verbreit. d. Thiere 1876, Band II, $. 425. Madagascar bis Neuguinea, Neuseeland und Panama. Il. Ordnung. Lacertilia. I. Familie. Lacertidae.?) I. Genus. Tracheloptychus Peters. 1. Tracheloptychus madagascariensis Peters, Verhandl. d. preuss. Akademie, Berlin 1854, S. 617. St. Augustinsbai (Madagascar). 2. Tracheloptychus Petersi Gvandid., Revue et mag. d. Zoologie, Band XXI, S. 339. Madagascar. 1) Die Vermuthung von Prof. Peters (von der Decken, Reisen in Ostafrika, Band III, Abth. I, 1869, Amphib., $. 15), dass das von ihm untersuchte Exemplar dieser Schlange wahrscheinlich von Madagascar nach Nossi-Be hinübergebracht worden sei, beruht auf Irrthum. Die Art lebt auf Nossi-Be. 2) Von Prof. Peters wurde in den Verh. der preuss. Akad., 1854 die Gattung Tracheloptychus als „genus inter Ptychopleuros et Lacertas“ bezeichnet, aber zu den Lacerten eingereiht; Troschel führte sie 1870, wahr- scheinlich nach dem Vorgang von Grandidier, in seinem Bericht über die Leistungen i. d. Herpetologie während des Jahres 1869, S. 458 unter den Skinken auf; Wallace endlich (Geograph. Verbreitung d. Thiere, Dresden 1876, Band I, $. 328) stellt sie zu den Agamiden. Da mir neuere Untersuchungen über diese Gattung nicht - bekannt sind, belasse ich sie in der Familie, in welcher der Autor derselben sie selbst publieirt hat. PR II. Familie. Zonuridae. I. Genus. Zonurus Merr. 3. Zonurus tropidosternum Cope, Proceed. of the Am. philos. Soc., Band XI, 1869, S. 119.1) Madagascar. II. Genus. Gerrhosaurus Wiegm. 4. Gerrhosaurus quadrilineatus Grandid., Revue de Zoologie, 1867, S. 233. Südwest- küste von Madagascar. 5. Gerrhosaurus laticaudatus Grandid., Revue et mag. d. Zoolog., Band XXI, S. 341. Madagascar. 6. Gerrhosaurus Karsteni Grandid., ebenda, S. 341. Madagascar. 7. Gerrhosaurus aheneus Grandid., Ann. d. science. nat., Band XV, 1872, S. 8. Madagascar. 8. Gerrhosaurus madagascariensis Gray (= (icigna Gray, = @. bifasciatus D. B.), D. B., Band III, S. 375. Westküste von Madagascar. 9. Gerrhosaurus ornatus Gray (= Cieigna Gray, = @. lineatus Cocteau), D. B., Band II, S. 378. Madagascar. III. Familie. Scincidae. I. Genus. Leiolepisma D. B. 10. Leiolepisma Telfairi Desj. sp. (= Belli Gray), D. B., Band V, S. 742. Madagascar, Inseln um Mauritius, Manila. II, Genus. Pygomeles Grandid, 11. Pygomeles Braconnieri Grandid., Revue de Zool., 1867, S. 234. Südwestküste ‘von Madagascar. III. Genus. Euprepis Wagl. Pet. 12. Euprepis Gravenhorsti D. B. (= Euprepes vittatus Grav., = .bistriatus Gray), D. B., Band V, S. 686. Cap d. g. H., Madagascar. 13. Euprepis elegans Peters, Monatsber. d. preuss. Akademie d. Wiss., Berlin 1854, S. 619. St. Augustinsbai (Madagascar). 14. Euprepis aureopunetatus Grandid. (= Euprepes), Revue d. Zoologie 1867, S. 234. Südwestküste von Madagascar. ') Nach Fr. Pollen, Nederl. Tijdschr. voor de Dierk., 1863, Band I, S. 334 vermuthet man, dass auch der südafrikanische Zonurus griseus Cuv. (— Z. cordylus Merr.) auf Madagascar vorkomme. Ber a 15. Euprepis bilineatus Grandid. (= Euprepes), Revue et mag. d. Zoologie, Band XXI, S. 340. Madagascar. 16. Euprepis sakalava Grandid. (= Euprepes), Ann. d. sciene. nat., Band XV, 1872, S. 8. Malaimbandy (Madagascar). IV. Familie. Sepidae. I. Genus. Seps Günther. 17. Seps (Gongylus) igneocaudatus Grandid., Revue d. Zoologie, 1867, S. 234. Süd- westküste von Madagascar. “ 18. Seps (Gongylus) Polleni Grandid., Revue et mag. d. Zoologie, Band XXI, S. 340. Madagascar. A 19. Seps (Gongylus) splendidus Grandid., Ann. d. science. nat., Band XV, 1872, S. 8. Berununu (Madagascar). 20. Seps (Gongylus) Mouroundavae Grandid., ebenda 8. 9. Morundava (Madagascar). I. Genus. Scelotes Fitz. 21. Sceelotes Fierinensis Grandid., Revue et mag. de Zoologie, Band XXI, S. 340. Madagascar. III. Genus. Amphiglossus D, B. 22. Amphiglossus Astrolabi D. B., Band V, 1839, S. 608. Madagascar. V. Familie. Acontiadae. I. Genus. Acontias Cuv. 23. Acontias rubrocaudatus Grandid., Revue et mag. d. Zoologie, Band XXI, 8. 342. Madagascar. VI. Familie Geckones. I. Genus. Diplodaetylus Gray. ' 24. Diplodactylus porphyreus D. B. (Phyllodactylus), D. B.. Band III, S. 392. Ganz Südafrika und Madagascar. 95. Diplodactylus pielus Peters, Monatsber. d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1854, S. 615. St. Augustinsbai (Madagascar). If. Genus. Phyliodaetylus Gray. 26. Phyllodactylus androyensis Grandid., Revue d. Zoologie, 1867, S. 233. Südwestküste von Madagascar. N III. Genus. Uroplates Fitz. 27. Uroplates fimbriatus Schneid. sp. (Ptyodactylus D. B.), D. B., Band IH, S. 381.') £) Madagascar. IV. Genus. Hemidaetylus Cuv. 28. Hemidactylus frenatus Schlegel. D. B., Band II, S. 366. Süd- und Ostafrika, Mada- gascar, Mauritius, Seychellen, Ceylon und indischer Archipel. 29. Hemidactylus mercatorius Gray, Catalogue of Lizards in the Brit. Mus., 1845, S. 155. Nossi-Be, Madagascar und Brasilien. 30. Hemidactylus sakalava Grandid., Revue d. Zoologie 1867, S. 233. Südwestküste von Madagascar. | 31. Hemidactylug, hexaspis Cope, Proceed. Phil. Soc., 1868, 8. 320. Madagascar. 32. Hemidactylus Tolampyae Grandid., Ann. d. scienc. nat., Band XV, 1872, 5. 8. West- küste von Madagascar. Y. Genus. Pachydactylus Wiegm. 33. Pachydactylus Cepedianus Per. (= Platydactylus Peron, Cuv.), D. B., Band II, S. 301 (= Phelsuma madagascariensis Gray), Gray, Catalogue of Lizards, S. 166. Mossam- bique, Comoreninsel Anjoana, Nossi-B&, Madagascar, Bourbon, Mauritius und fraglich von den Seychellen. 34. Pachydactylus lineatus Gray (= Phelsuma), Gray, Catalogue of Lizards, 1845, S. 166, — ocellatus D. B., Band III, S. 298. Madagascar. 35. Pachydactylus trachygaster Dum. (= Platydactylus), Dum., Catalogue methodique de la Coll. d. Rept., Paris 1851, S. 35. Madagascar. 36. Pachydactylus Boivini Dum. (= Platydactylus), Dum., Descript. d. Rept. nouv. etc. in Arch. du Mus. d’hist. nat., Band VII, 1856, S. 43. Madagascar. 37. Pachydactylus mutabilis Grandid. (= Platydactylus), Grandid., Revue et magaz. de Zoologie, Band XXI, S. 341. Madagascar. 38. Pachydactylus grandis Gray (= Phelsuma), Ann. of nat. hist, Band VI, 8. 191. Madagascar. VE. Genus. Geckolepis Grandidier. 39, Geckolepis typieus Grandid,, Revue de Zoologie 1867, 8. 233. Südwestküste von Madagascar. ı) Nach Pollen, Nederl. Tijdschr. voor de Dierk., 1863, Band I, $. 333 ist es nieht unwahrscheinlich, dass auch Uroplates lineatus D. B. (= Piyodactylus D. B.), Band III, 8. 384, Taf. 31, fig. 1—3 auf Madagascar vorkomme. ee VII Familie. Iguanidae. I. Genus. Hoplurus Cuv. D. B. u (= Oplurus D. B. und Grandidier.) 40. Hoplurus torquatus Cuv., D. B., Band IV, 8. 361 (= H. Scebae D. B.), Peters in von der Decken’s Reisen in Ostafrika, Band III, Abth. ], Amphibien, S. 14. Kanitzi (Westküste von Madagascar). 41. Hoplurus quadrimaculatus D. B., MS., Dumeril, Catalogue methodique de la Coll. d. Rept., 1851, S. 83. Madagascar. 42. Hoplurus Darnardi Peters, Monatsberichte d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1854, S. 616. Bombatuka und St. Augustinsbai (Madagascar). 43. Hoplurus montanus Grandid., Revue et mag. de Zoologie, Band XXI, S. 340. Madagascar. 44. Hoplurus sawicola Grandid., ebenda. Madagascar. 45. Hoplurus Fierinensis Grandid.,, ebenda. Madagascar. I. Genus. Chalarodon Peters. 46. Chalarodon madagascariensis Peters, Monatsber. d. preuss. Akademie d. Wiss., Berlin 1854, S. 616. St. Augustinsbai (Madagascar). VIII. Familie. Chamaeleontes. I. Genus. Chamaeleo L. 47. Chamaeleo bifurcus Gray (= Brongniarti Fitz., = bifidus Brongn.), D. B., Band III, S. 933.3) Madagascar und Bourbon. 48. Ohamaeleo cucullatus Gray, D. B., Band III, S. 227. Madagascar. 49. Chamaeleo lateralis Gray, D. B., Band III, S. 220. Madagascar und Bourbon. 50. Chamaeleo nasutus D. B., Band II, S. 216. Port Natal und Madagascar. 51. Ohamaeleo pardalis Cuv., D. B., Band III, S. 228. Nossi-Be, Madagascar, Bourbon und Mauritius. 52. Chamaeleo Parsoni Cuv., D. B., Band III, $. 231. Madagascar. 53. Chamaeleo verrucosus Cuv., D. B., Band II, S. 210. Kanatzi (Westküste von Ma- dagascar) und Bourbon. ') Wird von Pollen, Nederl. Tijdschr. voor de Dierk., Band I, S. 334 nicht von Madagascar, wohl aber von den Maskarenen angegeben. Die Erwähnung von Ch. Brookesi Gray — superciliaris Kuhl ebenda als auf Madagascar vorkommend beruht auf einem Irrthum. f —ı ab) 54. Chamaeleo rhinoceratus Gray, Catalogue of Lizards in the Brit. Mus., 1845, S. 267. Madagascar. i 55. Chamaeleo balteatus A. Dum., Arch. d. Mus. d’hist. nat., Band VI, S. 260. Madagascar. 56. Chamaeleo calyptratus A. Dum., Gray in Proceed. of the Zoolog. Soe., London 1864, S. 468. Westküste von Madagascar. 57. Chamaeleo monachus Gray, ebenda, S. 470. Madagascar. 58. Chamaeleo calcaratus Peters, Monatsber. d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1869, S. 445. Madagascar. 59. Chamaeleo untimena Gvandid., Ann. d. sciene. nat., Band XV, 1872, S. 7. Westküste von Madagascar. 60. Ohamaeleo Campani Grandid., ebenda, S. 8. Massiv von Ankaratra (Madagascar). 61. Chamaeleo Labordi Grandid., ebenda, S. 7. Westküste von Madagascar. Il. Ordnung. Grocodilia. I. Familie. Crocodilini. I. Genus. Crocodilus L. 1. Crocodilus vulgaris Cuv. (= Or. madagascariensis Grandid. in Ann. d. sciene. nat., Band XV, 1872, S. 6, — Or. madagascariensis Gray in Proceed. of the Zoolog. Soe., London 1874, 8.145), Literatur s. 0. Aegypten, West-, Mittel- und Südafrika, Nossi- Be, Madagascar, Comoren und Seychellen. IV. Ordnung. Chelonia. I. Familie. Testudinidae. I. Genus. Testndo L.') 1. Testudo radiata Shaw, D. B., Band I, S. 83 (= madagascariensis Comm. mus. Par.); Gray, Catalogue of the Tortoises, 1844, S. 6. Mossambique, Sansibarküste (nach Peters, v. d. Decken’s Reisen in Ostafrika, Band III, Abth. I, Amphibien, S. 11 wahrscheinlich von Mada- gascar importirt) und Madagascar. 2. Testudo geometrica L., D. B., Band II, S. 57; Westphal-Castelnau, Catalogue d. Rept., Montpellier 1870, S. 5. Süd- und Ostafrika und Madagascar. 1) Dass die ostindische Testudo actinodes Bell nach der Angabe dieses Autors auch in Madagascar vor- komme, halten schon Dumeril und Bibron, Erp6t. gener., Band U, 8. 71 für einen Irrthum. Vergl. auch Fr. Pollen in Nederl. Tijdsehrift voor de Dierkunde, Amsterdam 1863, Band I, S. 332. Re 3. Testudo pardalis Bell, D. B., Band II, S. 71; Schlegel, Handl, Band II, Tafel I, Figur 7 und 8; Pollen, Nederl. Tijdschr. voor de Dierk., Band I, S. 331. Süd- und Ostafrik und Madagascar. 4. Testudo planicauda Grandid., Revue d. Zoologie 1867, 5. 233. Südwestküste von Madagascar. 5. Testudo desertorum Grandid., Revue et mag. de Zoologie, Band XXI, 1869, S. 257. Madagascar, II. Genus. Homopus D. B. 6. Homopus areolatus D. B., Band II, S. 146. Süd- und Ostafrika und Madagascar. II. Genus. Chersina Gray. 7. Chersina angulata Gray, D. B., Band I, S. 130. Süd- und Ostafrika und Madagascar. IV. Genus. Pyxis Bell. t 8. Pyxis arachnoides Bell, D. B., Band H, S. 156; Gray, Catalogue of the Tortoises, 1844, S. 12. Bourbon und Madagascar. II. Familie. Chelydidae. I. Genus. Dumerilia Grandidier. 9. Dümerilia madagascariensis Grandid., Revue d. Zoologie 1867, S. 232. Südwestküste von Madagascar. IE. Genus. Sternothaerus Bell.') 10. Stermothaerus subniger Bechst. sp., D. B., Band II, S. 397; Gray, Catalogue of the Tortoises, 1844, S. 37 und Proceed. of the Zool. Soc., London 1864, S. 133. Mossambique und Madagascar. 11. Sternothaerus castaneus Schweigg. sp., D. B., Band II, S. 401; Gray, s. d. vorige Citat. Port Natal und Madagascar. III. Genus, Pelomedusa Wagl. (= Pentonyx D. B.) 12. Pelomedusa galeata Wagl. (= Pentonyx capensis D. B.), D: B., Band II, S. 390; Gray, Catalogue etc., S. 38. Ganz Mittel- und Südafrika und Madagascar. !) Von Dumeril und Bibron, Erpet. gener.,, Band II, S. 397 wird noch eine dritte Art, St. niger D. B. als fraglich von Madagascar angegeben, die aber nach neuesten Untersuchungen in Oberguinea zu Hause ist (Peters im Monatsber. d. preuss. Acad. d. Wiss., Berlin 1875, S. 196 u. 211). ae Il Classe. Amphibia. I. Ordnung. Anura. I. Familie. Phryniscidae. I. Genus. Hemisus Günther. 1. Hemisus obscurus Grandid., Ann. d. seienc. nat., Band XV, 1872, S. 11. Nordwest- küste von Madagascar. R II. Familie. Engystomidae. I. Genus. Dendrobates Wagl. (Hylaplesia Boie.) [%} . Dendrobates madagascariensis Grandid., ebenda S. 10. Ambalavatu (Madagascar). 3. Dendrobates betsileo Grandid., ebenda, S. 11. Land der Betsileos (Madagascar). IH. Genus. Kaloula Gray. (Calohyla Peters.) 4. Kaloula Gwineti Grandid., Ann. d. scienc. nat., Ser. 6, Band 2, 1875, art. 6. Sumbava (Madagascar). III. Familie. Polypedatidae. I. Genus. Rhacophorus Kuhl. 5. Rhacophorus madagascariensis Peters, Monatsber. d. preuss. Akad. d. Wiss, Berlin 1874, S. 618. Madagascar. II. Genus. Hylarana Tschudi.!) 6. Hylarana madagascariensis Dum. (= Limnodytes Dum.), Catalogue methodique d. 1. Coll. d. Rept., 1851, S. 155 und D. B., Band IX, S. 401. Madagascar. III. Genus. Polypedates Tschudi. 7. Polypedates Goudoti D. B., Band VIII, S. 517. Madagascar. 8. Polypedates lugubris A. Dum., Catalogue methodique d. 1. Coll. d. Rept., 1851, 8. 157. Madagascar. 9. Polypedates tephraeomystax A. Dum., ebenda, S. 158. Madagascar. 10. Polypedates quadrilineatus Boie sp. (= Hyla Boie, — Hyla celebensis Fitz.), Günth., Catalogue of the Batrach. sal. in the Brit. Mus., 1858, S. 79; Steindachner, Verhandl. d. Zool. Bot. Ges., Band XIV, Wien 1864, S. 253. Madagascar, indische und indomalayische Region. !) Es ist mir unklar geblieben, was Pollen (Nederl. Tijdschr. voor de Dierk., Band I, S. 335) unter Hyla rana, Polypedates sp. Tschudi, Batr., S. 73 und Schlegel, Abbildungen S. 21, 57, die er von Madagascar angibt, verstanden wissen will. Leider kann ich Tschudi, Klassifieation der Batrachier in Me&m. d. 1. Soc. des Seiene. nat. de Neuchatel 1839 nicht vergleichen, da diese Zeitschrift der Senckenberg’schen Bibliothek fehlt. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 6 a 11. Polypedates Orossleyi Peters, Monatsber. d. preuss. Akad. d. Wiss, Berlin 1874, S. 618. Madagascar. | IV. Genus. Hyperolius Rapp (= Euenemis Tschudi.) 12. Hyperolius madagascariensis D. B. (Eucnemis), Band VII, S. 528 und Günther, Catalogue of Batr. sal. of the Brit. Mus., S. 88; = Hyla Grayi Pollen, Nederl. Tijdschr. voor de Dierkunde, Band I, S. 335. Madagascar. 13. Hyperolius Idae Steindachner (? = Buna mascareniensis D. B., Band VII, S. 350, Seychellen, Mauritius, Bourbon bei Steindachner, Abessinien und Insel Dahlak im Rothen Meer bei Rüppel), Verhandl. der Zool. Bot. Gesellschaft in Wien, Band XIV, S. 266. Madagascar. 14. Hyperolius nigrescens Steindachner (= Rana), Verhandl. d. Zool. Bot. Gesellsch., Wien, Band XIV, S. 268. Madagascar. 15. Hyperolius antanosi Grandid. (Euenemis), Ann. d. sciene. nat., Band XV, 1872 S. 10. Salavaratse (Madagascar). 16. Hyperolius betsileo Grandid. (Eucnemis), ebenda. Land der Betsileos (Madagascar). IV. Familie. Ranidae. I. Genus. Rana L. 17.. Rana Delalandei D. B., Band VII, S. 388; Steindachner, Verhandl. d. Zool. Bot. Gesellsch., Wien, Band XIV, 1864, S. 269. Südafrika und Madagascar, N II. Genus. Pyxicephalus Tschudi. 18. Pyzxicephalus labrosus Cope sp. (= Tomopterna Cope), Proceed. of the Am. Philos. Soc., 1868, S. 138. Madagascar. 19. Pyzicephalus madagascariensis Grandid., Ann. d. science. nat., Band XV, 1872, 8. 9. Madagascar. III. Genus. Dyscophus Grandidier.') 20. Dyscophus insularis Grandid., Ann. d. sciene. nat., Band XV, 1872, S. 10. Antsuhy (Madagascar). | !) Ich glaube, dieses Genus bei den Raniden einreihen zu dürfen, Der Autor gibt leider die Familie nicht an, in welche er seine neue Gattung gestellt wissen will. ’ III. Bemerkungen über die verwandtschaftlichen und geo- graphischen Beziehungen der Reptilien und Amphibien Madagascars. In den folgenden Aufzeichnungen halte ich mich zum Theil wörtlich an das neu erschie- nene Buch von A. Russel Wallace »Geographische Verbreitung der Thiere, Dresden 1876, Band I, S. 328 und 329, und Band I, S. 413—465«, indem es mir einerseits besonders darauf ankommt, die im Allgemeinen richtigen Ansichten und Schlussfolgerungen dieses epochemachenden Werkes nach meinen Untersuchungen und meiner Kenntniss der einschlägigen Literatur zu ergänzen und zu vervollständigen, andererseits die der Natur der Sache nach noch in demselben zahlreich vorhandenen kleinen Irrthümer zu berichtigen. Ich hielt es in diesem Falle für zweck- mässiger, etwas von einem Andern herrührendes, notorisch Gutes zu verbessern, als etwas zweifelhaft Gutes selbst neu zu schaffen. Was zuerst die Reptilien von Madagascar ganz im Allgemeinen anlangt, so zeigen sie die höchst merkwürdige Eigenthümlichkeit, dass verhältnissmässig wenige der specifisch aethiopischen Gruppen repräsentirt sind, während eine beträchtliche Anzahl von orientalischen (indischen) und selbst von amerikanischen Formen vorkommt. Betrachten wir in diesem Sinn die einzelnen Ordnungen etwas genauer. 1. Ueber die Verbreitung der Familien, Gattungen und Arten der Schlangen Madagascars. Beginnen wir zuerst mit der Ordnung der Schlangen, so finden wir auf Madagascar mehrere Arten von Zyphlops, einer Gattung, welche zu den in allen wärmeren Regionen der Erde vorkommenden Typhlopiden gezählt wird. Die grosse Familie der ebenfalls in allen wärmeren Theilen der Erde vorkommenden und auch über die anderen Provinzen der aethiopischen Region verbreiteten Calamariiden fehlt bis jetzt der madagassischen Fauna gänzlich. Ebenso findet sich in der enormen, universell verbreiteten Familie der Colubriden kein einziger afrikanischer Typus, aber an deren Stelle eine eigenthümliche Gattung, Homalo- cephalus, die nur Madagascar angehört, zwei Genera, Emicognathus und Herpetodryas, deren Vertreter in Südasien und in Mittel- und Südamerika zu Hause sind und drei Gattungen, Heterodon, Dromicus und Philodryas, die in ihrer geographischen Verbreitung ganz auf Amerika, den Norden wie auf den Süden, beschränkt sind. ae Die überhaupt in Afrika nur schwach vertretenen Homalopsiden sollen durch eine auch -in Ostindien vorkommende Art der Gattung Helicops repräsentirt sein. Was die Familie der Psammophiden anlangt, welche sowohl afrikanisch als auch indisch sind, so soll Madagascar zwei Arten von Psammophis mit dem Festland von Afrika gemeinsam haben — eine Thatsache, die übrigens mein volles Bedenken erregt—, während eine Art dieser Gattung, wie auch das hieher gehörige Genus Mimophis der Insel eigenthümlich erscheint. Die Dendrophiden oder Baumschlangen, die in allen tropischen Regionen gefunden werden, sind durch Ahaetulla, eine Gattung, deren Arten sich fast gleichmässig zwischen dem tropischen Afrika und dem tropischen Amerika vertheilen, und das für Madagascar eigenthüm- liche Genus Itycyphus vertreten. Die Familie der Dryiophiden, welche alle Tropen bewohnen, aber am besten in der indischen (Wallace’s orientalischer) Region entwickelt sind, zeigen zwei Arten einer eigenthüm- lichen Gattung Langaha. Die ebenfalls fast rein tropisch zu nennende Familie der Dipsadiden zeigt zwei Arten der weit verbreiteten, auch in der aethiopischen Region vorkommenden, aber im östlichen Afrika fehlenden Gattung Dipsas, die von den übrigen Formen des Genus in einigen besonderen Merk- malen (subgen. Heterurus D. B.) abweichen, und eine Art der Gattung Eteirodipsas, welch’ letztere Madagascar mit Süd- und Mittelamerika gemeinsam hat. Die fast nur der Tropenwelt angehörigen Pythoniden, von denen nahezu die Hälfte der Arten in Amerika vorkommt, sind durch zwei eigenthümliche Gattungen, Pelophilus und Sganzinia (Xiphosoma Wagl.) repräsentirt, deren letztere sich innig an die tropisch amerikanische Gattung Corallus anschliesst. Die Familien der Lycodontiden, der Elapiden und der Viperiden!) endlich, die in Afrika gut entwickelt und in allen übrigen aethiopischen Subregionen nicht selten sind, fehlen dagegen auf Madagascar gänzlich. Von dem Auftreten von Hydrophiden oder Seeschlangen in den Meeren um Mada- gascar, die nach Wallace, a. a. O., Band I, S. 425 zahlreich in den indischen und australi- schen Meeren angetroffen werden und westlich bis Madagascar, östlich bis Panama vorkommen sollen, habe ich, so wahrscheinlich das häufigere Auftreten der Familie in dieser Subregion auch ist, in der Literatur mit Ausnahme der bei Wallace erwähnten Gattung Pelamis keinen weiteren Fall notirt gefunden. 1) Die »4« unter »Allgemeine Verbreitung, aethiopische Subregion« in Wallace, a. a. O., Band II, S. 426 ist als Druckfehler zu streichen. ae Die Uebereinstimmung vieler Schlangenfamilien und Gattungen mit amerikanischen, während die aethiopischen und insbesondere die orientalischen verwandtschaftlichen Beziehungen mehr zurückzutreten scheinen, ist somit unzweifelhaft und in hohem Grade überraschend. Mit vollem Recht hebt desswegen auch schon Wallace (a. a. O., S. 429) hervor, dass eine Land- verbindung Madagascars mit dem südwestlichen Theil der orientalischen Region unter der Be- nennung Lemuria, wie sie von mehreren neueren Forschern!) vorgeschlagen worden ist, in der Verbreitung der madagassischen Schlangen absolut keine Stütze findet. Gehen wir nun auf die geographische Verbreitung der einzelnen Arten, soweit dieselbe bekannt ist, näher ein, so finden wir, dass von den 25 (exel. der Seeschlangengattung Pelamis) bis jetzt von Madagascar und den zu Madagascar gerechneten Inseln bekannten Schlangen- arten angehören: Eigenthümlich für Madagascar (mit Nossi-B&): 1—8, 10, 15--22, 24 u.25 — 19 od. 76%, Gemeinsam mit Mauritius: 9 und 11 — 0 ua ale: » » Bourbon: 23 — 10d 4% » » den Comoren: 11 =, oe > » dem Festland Afrika: 13 und 14 — 0 » » Ostindien: 12 und 13 OL Aus dieser Tabelle ersehen wir, dass die Verwandtschaft mit amerikanischen Schlangen- formen sich nicht bis auf die Species herab erstreckt, und dass nach unserer allerdings noch sehr mangelhaften Kenntniss der Verbreitungsverhältnisse der madagassischen Ophidier die geringe Annäherung in der Verwandtschaft an die umgebenden Festländer zu gleichen Theilen zwischen Afrika und Östindien getheilt ist. 2. Ueber die Verbreitung der Familien, Gattungen und Arten der Eidechsen Madagascars. Was nun die Eidechsen in zoogeographischer Beziehung anlangt, so fehlen in Madagascar die in Afrika und Indien verbreitete Familie der Monitoren und auch die in Afrika, Asien und Europa zahlreich auftretende Familie der Lacertiden gänzlich, wenn wir nicht eine zwischen Lacertiden und Zonuriden zu stellende, für Madagascar eigenthümliche und charak- teristische Gattung, Tracheloptychus, welche in zwei Arten vertreten ist, hieher rechnen wollen. Die Familie der Zonuriden, deren Vertreter in Afrika zahlreich zu Hause sind, ist auch hier, wenngleich schwächer, durch Zonurus und Gerrhosaurus, specifisch aethiopische !) Vergl. A. von Pelzeln, Africa-Indien, in Verhandl. d. Zool. Bot. Ges., Band XX'V, Wien 1876, Sa SE — 46, — Gattungen, repräsentirt. Diese durch eine longitudinale Hautfalte an jeder Seite des Körpers charakterisirte Familie hat nach Wallace, a. a. O, Band II, S. 433 »eine sehr bemerkenswerthe Verbreitung. Ihr Hauptverbreitungscentrum ist die aethiopische Region, welche mehr als die Hälfte der bekannten Gattungen und Arten enthält, und von denen die meisten in Südafrika gefunden werden. Nächst Afrika tritt die grösste Zahl von Gattungen und Arten der Familie in Mexico und Centralamerika auf, neben einigen wenigen auf den Antillen, in Südamerika und Californien, ja selbst so weit nördlich wie Britisch-Columbien. Die hervorstechendste Thatsache der Verbreitung dieser Familie ist, dass die Masse der Gattungen und Arten zwei Gruppen bilden, die eine in Südafrika, die andere in Mexico, — in Ländern also, zwischen weichen es in hohem Grade schwierig ist, sich irgend eine Art der Communication vorzustellen. Wir haben hier wahrscheinlich ein Beispiel einer einst viel ausgedehnteren Gruppe, die weit ver- breitet über die Erde war und sich nur in jenen Distrikten erhalten konnte, welche speciell für ihren eigenthümlichen Organisationstypus passten.« Die universell verbreitete Familie der Skinkiden ist in drei Gattungen vertreten, von denen eine, Leiolepisma, Madagascar und Ostindien gemeinsam zu sein scheint, eine, Pygomeles, dagegen eigenthümlich ist und eine, Euprepis, sehr zahlreiche Arten in Afrika, Indien und Australasien aufzuweisen hat. Die fast ganz auf Afrika beschränkten Sepiden sind ebenfalls durch drei Gattungen repräsentirt, Seps (Gongylus), ein Genus, das, fast rein afrikanisch, nur mit wenigen Formen in das Mittelmeergebiet hineinragt, Scelotes, eine Gattung, die speecifisch afrikanisch, und Am- phiglossus, eine Gattung, die auf Madagascar beschränkt ist. Die kleine, etwas sprungweise verbreitete Familie der Acontiaden ist durch eine Art der afrikanisch-ostindischen Gattung Acontias vertreten. Aus der grossen Familie der Geckotiden, die eine fast universelle Verbreitung in den wärmeren Theilen der Erde besitzt, zu der sie sich nach Wallace, a. a. O., Band II, S. 440 ganz exceptioneller Mittel bedient haben muss, da Vertreter dieser Gruppe auf vielen der ent- ferntest liegenden Inseln der grossen Oceane gefunden werden, sind von Madagascar nicht weniger als 16 Vertreter in 6 Gattungen in der mir zugänglichen Literatur verzeichnet. Aber unter diesen 6 Gattungen befindet sich kein einziges specifisch aethiopisches Genus, sondern Diplodaetylus ist ausserdem noch über Südafrika, Australien und Californien, Phyllodactylus über Queensland, das tropische Amerika und Californien und Hemidactylus überhaupt über alle tropischen und warmen Gegenden verbreitet. Die drei übrigen Gattungen sind Madagascar entweder ganz eigenthümlich, wie Uroplates und Geckolepis oder auf Madagascar und die be- =. 407 nachbarten Maskarenen und merkwürdiger Weise auch auf die Andamanen beschränkt, wie die Gattung Pachydactylus (Phelsuma). S Die ausgedehnte Familie der Iguaniden, die für Amerika hoch charakteristisch ist und nur eine Gattung in Australien, eine andere auf den Fidschi-Inseln aufzuweisen hatte, sollte in Madagascar nach Wallace, a. a. O., Band II, S. 442 durch eine etwas zweifelhafte Gattung vertreten sein. In Wirklichkeit ist diese Familie aber durch zwei scharf prononeirte Gattungen repräsentirt, durch Hoplurus (nicht Oplurus D. B. zu schreiben, was ein etymologischer Fehler ist, vielfach Veranlassung zu Verwechslungen gegeben hat und auch wieder bei Wallace, a. a. O., Band I, S. 329 in der ersten und dritten Zeile confundirt wird), welche Gattung in, wie es scheint, zahlreichen Arten auftritt und sonst nur in Südamerika zu Hause ist, und durch Chalarodon, ein für Madagascar charakteristisches Genus, das nach Peters’ eigner Diagnose zu den Iguaniden!) und nicht, wieWallace, a.a. O., S. 328 will, zu den Agamiden zu stellen ist. Die für die orientalische (indische) Region so sehr charakteristische und auch in der aethiopischen Region durch die Gattung Agama vertretene Familie der Agamiden fehlt da- gegen in Madagascar gänzlich, obgleich Wallace sie a. a. O., Band I, S. 328 und Band II, S. 443 durch drei eigenthümliche Gattungen repräsentirt wissen will, was ich zu verbessern Bitte. Was endlich die Chamaeleonten anlangt, so ist diese Familie, wie bekannt, fast aus- schliesslich aethiopisch, und nur eine Art, das gewöhnliche Chamaeleon, bewohnt Nordafrika und Westasien bis Centralindien und Ceylon. Die Chamaeleons kommen nicht nur über das ganze Festland von Afrika hin vor, sondern eigenthümliche Arten derselben werden auch auf Bourbon und Fernando Po, wie auf Madagascar gefunden, das nicht weniger als 15 Arten, eine Zahl, die ein Viertel aller beschriebenen madagassischen Eidechsenspecies ausmacht, aufzuweisen hat. Ueberblicken wir nun nochmals ganz im Allgemeinen die Verwandtschaftsverhältnisse der Eidechsen von Madagascar, so fällt uns ein ziemlich starkes Anlehnen an die aethiopische Fauna — ein viel stärkeres als bei den Schlangen, aber ein schwächeres als bei den Schild- kröten —, sowie wiederum eine recht nahe Beziehung zwischen Madagascar einerseits und Mittel- und Südamerika andererseits auf, während die Analogien mit Indien hier wenigstens entschieden etwas zurücktreten. Wenn wir schliesslich auf die geographische Verbreitung der einzelnen Species, soweit dieselbe bekannt ist, näher eingehen, so finden wir, dass die 61 bis jetzt von Madagascar beschriebenen Eidechsenarten sich folgendermaässen gruppiren lassen: 1) Peters sagt nämlich in der betrefi. Diagnose, Monatsber. d. preuss. Akad. d. Wiss., Berlin 1854, S. 616, ausdrücklich : »Enyalio dentibus habituque similis«. u age Eigenthümlich für Madagascar: 1—9, 11, 13—23, 25—27, 30--32, 34—46, 48, 52, 54—61 — 50 od. 81,97%, Gemeinsam mit Mauritius: 10, 28, 33 und 51 —= 40d. 6,56%, » » Bourbon: 33, 47, 49, 51 und 53 — 5.0d. 8,20%, » » den Comoren: 33 —= 10d. 1,64%, » » Ost- und Südafrika: 12, 24, 28, 33 und 50 —) 5N0d. 78,20% » » den Seychellen: 28 und ? 33 — RE ER, » » dem ostindischen Archipel: 10 und 28 == 0d. 13:28 » » Brasilien: 29 — 1900. 6A Auch aus dieser tabellarischen Zusammenstellung können wir ersehen, dass sich die Ver- wandtschaft mit amerikanischen Formen kaum bis auf die Species herab erstreckt, dass dagegen die Annäherung an die Eidechsenfauna Afrikas bedeutend grösser ist, als an die Asiens. Auch die Aehnlichkeit mit der Eidechsenbevölkerung der Maskarenen Bourbon und Mauritius springt in die Augen, wenn auch jedenfalls etwas fehlerhaft beeinflusst durch die Schwierigkeit der Unterscheidung gewisser Chamaeleonarten. Weniger klar zeigt sich die Verwandtschaft mit den nahe liegenden, aber in herpetologischer Beziehung immer noch mangelhaft bekannten Comoren. 3. Ueber die Verbreitung des madagassischen Krokodils, Bekanntlich sind die ächten Krokodile weit über die tropischen Regionen der Erde ver- breitet; sie bewohnen alle Flüsse Afrikas, die Ufer und Meeresarme Indiens und Siams und gehen östlich bis Nordaustralien. Andere Formen bewohnen Cuba, Yucatan und Guatemala bis Ecuador und den Orinoco. Das Krokodil von Madagascar betrachte ich nur als eine Varietät des in Mittel- und Südafrika weit verbreiteten und auch auf den Seychellen und Comoren gefun- denen Nilkrokodils. 4, Ueber die Verbreitung der Familien, Gattungen und Arten der Schildkröten Madagasears, Unter den Schildkröten ist auf Madagascar die mit einziger Ausnahme von Australien in allen Regionen vorkommende Familie der Testudiniden mit ziemlich starker Artenzahl in vier Gattungen vertreten, von denen die bekannte Gattung Testudo am zahlreichsten in der aethiopischen Region, aber auch in der Mittelnieerregion, auf dem indischen Festland und in den östlichen Staaten von Nordamerika verbreitet ist; weiter kommen die Genera Homopus und Qhersina auch in Süd- und Ostafrika vor, und nur die Gattung Pyxis scheint Madagascar ’ > #% Ss a td und Bourbon eigenthümlich zu sein. Dumerilic, eine Gattung, die Wallace, a. a. O., Band II, S. 450 hier bei den Testudiniden anführt, gehört, wie wir gleich sehen werden, zu den Chelydiden. Die Familie der Chelydiden, deren Gattungen sich auf Afrika, Australien und Süd- amerika vertheilen, werden durch drei Genera repräsentirt, nämlich durch Sternothaerus und Pelomedusa, deren Arten neben Madagascar das tropische und südliche Afrika bewohnen, und Dumerilia, die vom Autor (Grandidier, Revue de Zoologie 1867, 8. 232) mit Peltocephalus und Podoenemis, also mit ächten Chelydiden, verglichen wird und für Madagascar eigenthümlich zu sein scheint. Trionycehiden, die im tropischen und südlichen Afrika leben, sowie Cheloniiden sind bis jetzt von Madagascar!) mit Namen noch nicht aufgeführt worden, obgleich letztere für die Küsten dieser Insel keine ungewöhnliche Erscheinung sein dürften. Fassen wir das eben Gesagte kurz zusammen, so fällt uns beim Krokodil und bei den Schildkröten von Madagascar eine entschiedenere Verwandtschaft mit dem Festland von Afrika auf, als bei den übrigen Ordnungen der Reptilien. Auch treten Anklänge an orientalische Formen bei den madagassischen Schildkröten fast ganz, an amerikanische Formen ganz und gar zurück. Die geographische Verbreitung der einzelnen Arten stellt sich so, dass von den 12 bis jetzt von Madagascar und den zu Madagascar gerechneten, Inseln stammenden Schildkröten eigenthümlich sind: Für Madagascar: 4, 5 und 9 —235.0d025.00%7; Gemeinsam mit Bourbon: 8 — » » Ost- und Südafrika: 1—3, 6, 7 und 10—12 —= 8 od. 66,67%. Es sind das gewiss auffallende Zahlen im Vergleich mit und im Gegensatz zu den bei den Schlangen und Eidechsen Madagascars erhaltenen Ziffern, aber auch erklärlich, wie mir scheint, durch die grössere Möglichkeit der Verbreitung dieser lebenszähen, den Hunger lange ertragenden Thiere durch absichtliche oder unabsichtliche Verschleppung von Seiten des Menschen. !) Von Mahe (Seychellen) wird Chelone imbricata L. erwähnt (Peters, v. d. Decken ete., Band III Abth. I, Amphibien, S. 12). Fr. Pollen bemerkt übrigens in Nederl. Tijdschrift voor de Dierkunde Band I, Amsterdam 1863, S. 279, dass schon der alte De Flacourt, der 1655—1657 Commandeur des Fort Dauphin auf Madagascar war, in seiner Histoire de la grande Isle Madagascar »tortues de mers als vor- kommend angibt. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 7 5. Ueber die Verbreitung der Familien, Gattungen und Arten der Lurche Madagascars, ‚Zwar sind die Amphibien von Madagascar noch keineswegs so vollständig und gut bekannt wie selbst die Reptilien, doch sei es mir gestattet, der Uebersicht wegen auch sie in ähnlicher Weise in den Kreis meiner Betrachtungen zu ziehen, mit der Bemerkung freilich, dass die resultirenden Ergebnisse noch einer endgiltigen Richtigstellung gar sehr bedürfen werden. Wollen wir es gleich allgemein ausdrücken, so scheinen die madagassischen Amphibien im Grossen und Ganzen sich wesentlich auf Arten von weit verbreiteten aethiopischen und orientalischen (indischen) Gattungen zu beschränken; doch kommen auch bei ihnen, wie bei den Schlangen und Bidechsen, beachtenswerthe Anklänge an die herpetologische Fauna von Südamerika — so das Auftreten der südamerikanischen Gattung Dendrobates in zwei Arten — zum Vorschein. Gehen wir nun zu den einzelnen Familien über, so sei vor allem erwähnt, dass die Unter- ordnungen der Pseudophidier und der Urodelen in Madagascar gar nicht - vertreten sind. Urodelen fehlen überhaupt, wie ich glaube, der aethiopischen Region gänzlich. Die Batrachier Madagascars gehören somit sämmtlich zur Unterordnung der Anuren. Aus der Familie der Phrynisciden, aus welcher Formengruppen, wie. es scheint, in allen wärmeren und tropischen Klimaten vorkommen, wird nur ein Hemisus erwähnt, eine Gattung, die sonst ausschliesslich dem tropischen Afrika zukommt. Die Bufoniden, die mit einziger Ausnahme zweier australischer Subregionen überall verbreitet sind, scheinen auf Madagascar ebenfalls gänzlich zu fehlen. Von den Engystomiden, die sehr zahlreich in der indischen und in der tropisch- amerikanischen Region auftreten, speciell in der letzteren, welche ungefähr die Hälfte der be- kannten Arten enthält und nur einzelne Formen in Australien, Afrika und den Südstaaten von Nordamerika aufzuweisen hat, ist sowohl die Gattung Dendrobates in zwei Arten von Madagascar bekannt, ein Genus, das für Südamerika charakteristisch schien, als auch die Gat- tung Kaloula, welche bis jetzt nur in Ostindien und in China gefunden worden war. Die Familie der Alytiden, deren Vertreter besonders zahlreich in den übrigen geo- , graphischen Provinzen Afrikas anzutreffen sind, ist in Madagascar noch nicht beobachtet worden. Dagegen sind die in den.wärmeren und tropischen Regionen fast universell verbreiteten Polypedatiden durch vier Gattungen vertreten, Rhacophorus, die in der indischen (orien- talischen Region von Wallace) und Hylorana, die in der indischen Region, auf den Nicobaren Fe und in Westafrika verbreitet sind; dann mehrere Species der Gattung Polypedates selbst, deren Arten meist indisch sind, aber einzelne Formen auch in Westafrika, auf den chinesischen Inseln und Küsten und in Japan aufzuweisen haben und Hyperolius (Euenemis) mit Arten nur in Afrika und auf den Seychellen. Auch die fast kosmopolitische Familie der Raniden ist in zwei, oder wahrscheinlich in drei Gattungen vertreten. Das Genus Rana, das sich über die ganze Erde mit Ausnahme von Australien und Südamerika ausdehnt, am zahlreichsten aber in Afrika auftritt, und die Gattung Pyzxicephalus, die wesentlich über die aethiopische Region, aber auch über Hindostan, den Himalaya und Japan verbreitet ist, sind auf Madagascar durch wenige Arten repräsentirt. Die Gattung Dyscophus, zweifelhaft, ob den Raniden zugehörig, scheint für die Insel eigenthümlich zu sein. Discoglossen und Daectylethriden sind meines Wissens bis jetzt in Madagascar noch 'nicht beobachtet worden. Gehen wir nun gleich auf die geographische Verbreitung der einzelnen Species, soweit dieselbe eben bekannt ist, ein, so finden wir, dass von den 20 bis jetzt von Madagascar beschriebenen Batrachiern angehören: Eigenthümlich für Madagascar: 1—9, 11—16, 18—20 — 18 od. 90%; Gemeinsam mit Südafrika: 17 = P004 5519 » » Indien: 10 —. 1904. 750. Bei der Betrachtung der geographischen Verbreitung der einzelnen Arten stellt sich dem- nach das bemerkenswerthe Factum heraus, dass ähnlich wie bei den Reptilien bei weitem die grösste Zahl der beschriebenen Speeies von ungeschwänzten Lurchen — es sind bis jetzt, wie oben schon bemerkt, nur Anuren von Madagascar bekannt geworden — auf die Insel beschränkt ist, wobei zu berücksichtigen sein dürfte, dass selbst die benachbarten Inselgruppen der Mas- karenen und Seychellen eigne Formen von Batrachiern besitzen, die für dieselben grossentheils charakteristisch scheinen. Auch ersehen wir schliesslich, dass die specifische Uebereinstimmung der wenigen über die Insel hinaus verbreiteten Arten zu gleichen Theilen zwischen der äthio- pischen und der orientalischen Region getheilt ist. 6. Schlussfolgerungen. Was die Betrachtung der geographischen Verbreitung von Familien und Gattungen der Reptilien und Amphibien von Madagascar anlangt, wie wir sie im Vorhergehenden zu schildern uns bemüht haben, so ist die Classification dieser Thiere leider in einem so wenig abgeschlos- senen Zustande, dass einige dieser Verwandtschaftsbestimmungen wahrscheinlich verkehrt sind; aber es ist nicht wahrscheinlich, dass irgend welche Verbesserungen, die erforderlich sein könnten, im Wesentlichen die allgemeine Bedeutung unseres Resultates beeinflussen werden, nämlich, dass ein bemerkenswerther Betrag von indischer, und wie ich besonders und mit grösserem Rechte noch als Wallace (a. a. O., Band I, S. 329) hervorheben kann, von amerikanischer Verwandt- schaft vorliegt. Fassen wir nun in einer Tabelle zusammen, was über die Verbreitung der einzelnen Species in sämmtlichen Ordnungen angegeben worden ist, so zeigen sich von den 99 (wieder mit Ausschluss der einen Art von Pelamis) von mir aufgezählten Reptilformen: 72 od. 72,73%, Eigenthümlich für Madagascar: Gemeinsam mit Mauritius: >» > >» » >» >» » Bourbon: » den Comoren: » Afrika: 1 6 7 3 6 » den Seychellen: 3 » Indien: » Brasilien: 4 1 od. od. od. 6,06%, 7,07%), 3,03), 16,16%, 3,03%, 4,049), 1,01%. Ebenso erscheinen von den 20 von mir namentlich aufgeführten Amphibien: Eigenthümlich für Madagascar: 18 oder 90%, 1 Gemeinsam mit Afrika: » » Indien: 1 » » 50/0, Hals: Vereimigen wir schliesslich beide Tabellen mit einander, so sind von den 119 (120 mit Pelamis bicolor) überhaupt in der Literatur von Madagascar erwähnten Reptilien und Amphibien: 90 oder 75,63°%, Eigenthümlich für Madagascar: Gemeinsam mit Mauritius: » » >» Bourbon: » den Comoren: » Afrika: » » > den Seychellen: Indien: Brasilien: 1 6 7 3 d 3 d 1 » > 5,04%, 5,88%, 2,52%, 14,29 °o, 2,52%, 4,20%, 0,84%. Diese Zahlenverhältnisse sind aber der Natur der Sache nach, wie ich schon früher erwähnt habe, nur als vorläufige und keineswegs als ganz sicher begründete zu betrachten. 7. Uebereinstimmung mit Wallace’s Folgerungen aus der geographischen Verbreitung der übrigen Thierklassen und Andeutung über die Möglichkeit einer Erklärung der gewonnenen Resultate. Nach Wallace weisen uns auch andre Klassen des Thierreichs auf ähnliche Verwandtschafts- beziehungen, wie wir sie in Obigem gefunden haben. Madagascar besitzt nämlich (a. a. O., Bnd. I, S. 92) nicht weniger als drei Familien und zwei Subfamilien von Säugethieren, welche ihm eigenthümlich sind, und fast alle seine Gattungen sind für dasselbe charakteristisch. Einige davon zeigen orientalische und aethiopische Beziehungen, einige sogar amerikanische Analogieen, der Rest aber steht ganz isolirt. Auch hat Madagascar von seinen 65 einheimischen Säugethierarten nur zwei aus der Familie der wandernden Fleder- mäuse, also nur 3,08% seiner gesammten Säugethierfauna mit anderen Gebieten gemein. Wenden wir uns zur Klasse der Vögel, so finden wir, dass ihre Verwandtschaftsbeziehungen ebenfalls sehr bemerkenswerth sind; aber, wie man wohl erwarten kann, ist eine grössere An- zahl von Gattungen mit denen der umliegenden Länder gemeinsam. Mehr als 30 Genera sind durchaus eigenthümlich, und einige derselben sind so isolirt, dass man sie in besonderen Familien oder Subfamilien aufzuführen pflegt. Die afrikanische Verwandtschaft ist jedoch hier stärker ausgedrückt durch die beträchtliche Anzahl (13) eigenthümlicher aethiopischer Gattungen, welche auf Madagascar repräsentative Arten besitzen. Identisch mit solchen Vögeln, welche die benachbarten Kontinente Afrika oder Asien bewohnen, sind von den 111 Madagascar eigenen Landvögeln aber doch nur 12 oder 10,81%. Es kann übrigens trotzdem, wenn wir die Vögel allein berücksichtigen, kein Zweifel darüber sein, dass Madagascar der aethiopischen Region näher verwandt ist, als irgend einer anderen; aber die Eigenthümlichkeiten der Insel sind so gross, dass, wenn man nicht ihren kleinen Umfang und die begränzte Ausdehnung ihrer Fauna bedächte, etwaige Ansprüche, sie als besondere geographische Region rangiren zu lassen, nicht unbillig scheinen würden. Ueberblicken wir weiter nach Wallace, a. a. O,, Bnd. I, $. 334 die madagassischen Insekten als Ganzes, so erhalten wir das bemerkenswerthe Resultat, dass ihre Verwandtschaften in hervorragender Weise orientalisch (indisch), australisch und sidamerikanisch sind, während das aethiopische Element hauptsächlich durch speciell südafrikanische, wie es Dr. Kirk auch N la für einige Pflanzenarten Madagascars behauptet, und westafrikanische Formen vertreten wird, mehr als durch solche, welche weit über die aethiopische Region verbreitet sind. Für die Landmollusken gelten nach Wallace, a. a. O., S. 335 fast dieselben Be- merkungen wie für die Insekten. Schliesslich stimme ich Wallace vollkommen bei, wenn er in seinem Resume, a. a. O., S. 334 hervorhebt, dass man nicht vergessen möge, dass die weitgehenden verwandtschaftlichen Beziehungen in der madagassischen Insektenfauna, und ich möchte noch weiter gehen, wenn ich sage, in der gesammten Fauna Madagascars nur Uebertreibungen einer ähnlichen Erschei- nung auf dem afrikanischen Festland sind. Afrika hat ebenso seine zahlreichen Verwandt- schaften mit Südamerika, mit den malayischen Ländern und mit Australien; aber sie machen keinen so grossen Procentsatz der ganzen Fauna aus und ziehen daher unsere Aufmerksamkeit nicht in dem Grade auf sich. Die speciellen Existenzbedingungen aber und die lang fortgesetzte Isolirung von Madagascar wird diesen Unterschied wohl zum grossen Theil erklären können. Es wird meiner Ansicht nach gewiss nicht nothwendig sein, wie einige Naturforscher zu tkun geneigt sind, eine specielle Landverbindung in geologisch neuerer Zeit oder doch wenigstens grosse Annäherung zwischen Madagascar einerseits und Asien, Australien oder Amerika andererseits, unabhängig von Afrika, zur Erklärung dieser Thatsachen einzuführen. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. D . [>13 Erklärung der Abbildungen. Typhlops (Typhlops) madagascariensis n. sp. Nossi-Be. a. Ansicht des ganzen Thiers in nat. Gr. b. Kopf von oben, c. von unten und d. von der Seite in dopp. Vergr. e. Kopf mit Andeutung der Farbenvertheilung, von oben, in dopp. Vergr. f. Schwanzende, von unten, in dopp. Vergr. Herpetodryas Bernieri D. B. var. quadrilineata D. B. Nossi-Be. Linker Oberkiefer in dopp. Vergr. Dipsas (Heterurus) Gaimardi D. B. var. granuliceps m. Nossi-B&. Kopf a. von oben mit Andeutung der Farbenvertheilung, b. von unten und c. von der Seite, in nat. Gr. Hemidactylus mercatorius Gray, männ]. Exempl. Nossi-Be. Kopf von unten, in 3facher Vergr. Chamaeleo pardalis Cuv. Nossi-Be. a. Seitenansicht des Kopfes eines Männchens, in nat. Gr. b. Obere Ansicht des Kopfes eines anderen Männchens, in nat. Gr. c. Seitenansicht des Kopfes eines Weibehens und d. Kopf desselben Weibchens von oben, in nat. Gr. Crocodilus vulgaris Cuv. var. madagascariensis m. Nossi-Be. Obere Ansicht des Vorderkörpers mit Andeutung der Farbenvertheilung, in nat. Gr. BE oe en, 7A SO, PRO. \ ano ER Bruhn Pe RES: } Ne Mel Bu u: Kr Sig Re Be n . | | a # VRR Re Banane er Br BR UnBlV.. l ww dat w KOREN 6 Wet a Roi war M. a a RER: & BR aha tin Maik S Ba äh EIN: lan. ti N sata Br we Mg a RUN ner E72 7 as PER: Ans DER Ian u ae ARAEBN I at er Al hi Kuda LIE PER EL / EEE von. un ing ER Knmen. ALT af a 3, a8 abe. A BR TRBr ©, Dante. rafine Maya NN 0 hi’ Keen a I” ah BIN Se Kuh a Wirk Br ah ana or Kan vab. yinpiullsh. ‚nal BA | ah BE. ab: LERNEN N 124 MR g Kran rer f Be! ' Wi ah ‚md Kar um! ET imateane 2 2) DR R “ a RR ren‘ Ueber Resorption der Knochensubstanz. Von N. Lieberkühn und J. Bermann. Mit 8 Tafeln. Strelzoff hat in seiner Schrift: »Genetische und topographische Studien des Knochen- wachsthums« mehrere Einwürfe gegen die bisherige Auffassung der Erscheinungen erhoben, welche die Knochen mit Krapp gefütterter Thiere darbieten. Es war beobachtet worden (Lieberkühn, Ueber Wachsthum und Resorption der Knochen. Marburg 1867), dass an den Zähnen von jungen, mit Krapp gefütterten Thieren, die innere, die Zahnhöhle unmittelbar be- erenzende Zahnbeinschichte, gefärbt wird; wurde einem jungen, einige Wochen mit Krapp gefütterten Hund, ein Zahn ausgezogen und ein Längsschliff davon angefertigt, so erschien im Umfang der Zahnhöhle ein rother Saum; der unmittelbar. unter dem Schmelz liegende Theil des Elfenbeins war, wie der Schmelz selbst, ungefärbt und setzte sich mit scharfer Grenze gegen den gefärbten Theil ab. Wurde bei demselben Thiere die Krappfütterung ungefähr vier Wochen ausgesetzt, so fand sich der rothe Saum nicht mehr im Umfang der Höhle, sondern um etwa so viel von ihr entfernt, wie seine eigene Breite betrug, und sowohl gegen den un- gefärbten Theil nach aussen, als auch nach innen scharf abgesetzt. Die Lebhaftigkeit der Farbe war die ursprüngliche. Diese, seither mehrfach beobachtete Erscheinung wurde so aufgefasst, dass das geröthete Zahnbein während der Krappfütterung, und das an die Pulpa anstossende, ungefärbte, während der Pause entstanden war. Strelzoff untersuchte an einem jungen, zwei Wochen mit Krapp gefütterten Hund die permanenten, in Bildung begriffenen und noch unter den Milchzähnen befindlichen Zähne, und fand, dass die gefärbte Zahnbeinschicht keineswegs die Zahnhöhle unmittelbar begrenzte, sondern in einiger Entfernung von derselben sich fand, so dass die weisse, den rothen Ring von der Zahnhöhle trennende Lage manchmal Yıo der ganzen Dicke der Zahnwand betrug. Die rothe Zone wurde nicht von den ungefärbten Schichten scharf abgegrenzt, die Färbung verlor sich vielmehr unmerklich in der Umgebung. Nach Strelzoff’s Ansicht genügt diese Beobachtung allen schon, um die Lieberkühn’sche Ansicht zu entkräften. Es ist uns nicht gelungen, diese Beobachtung insofern zu be- stätigen, als die Erscheinung bei bis zum Tode mit Krapp gefütterten Thieren auftreten soll; wir haben aber gar keinen Grund, an der Richtigkeit von Strelzoff’s Angabe zu zweifeln, können jedoch seine Auslegung nicht zugeben in Folge der Versuche, die wir von Neuem an- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges, Bd. XI. fo) AN gestellt haben. Unter einer grossen Zahl von Schliffen, die von Zähnen bis zumTod mit Krapp gefütterter Hunde und Katzen angefertigt wurden, fand sich kein einziger, an welchem die Strelzoff’sche Erscheinung sichtbar war. Wir sind deshalb genöthigt, anzunehmen, dass die Ablagerung des Krappfarbestoffs in dem Strelzoff’schen Falle durch irgend einen Vorgang schon vor dem Tode des Thieres aufgehört hat, obwohl dasselbe bis zu Ende gefüttert war. Wenn Strelzoff ferner behauptet, dass die gefärbten Stellen der Zähne sich nicht scharf gegen die ungefärbten Theile absetzen, so sind wir auch darin mit ihm einverstanden für den Fall, dass die Schliffe über eine gewisse Feinheit hinausgehen. Strelzoff führt die Angabe Joh. Müller’s an, dass man durch hinreichend dünne Zahnschliffe Druckschrift lesen kann, dass also die Substanz unter diesen Umständen durchsichtig sei. Unter diesen Umständen wird selbstverständlich der Farbstoff, wenn er nicht in grossen Massen abgelagert ist, an hinreichend feinen Schliffen beinahe verschwinden, und bei etwas stärkeren werden sich keine scharfen Ab- grenzungen wahrnehmen lassen. Ueberdies ist jedenfalls die Färbung der Präparate Strelzoff’s eine weniger intensive gewesen, als die der unsrigen; denn Strelzoff gibt an, dass die Knochen einer 24 Stunden mit Krapp gefütterten jungen Taube rosa waren, während sie in unseren Fällen purpurroth aussahen. — Strelzoff zweifelt daran, dass vor der Krappfütterung in Ossification begriffene Knochenschichten gefärbt werden. Wir haben dies mit grösster Sicherheit am Felsenbein verschiedener Katzen beobachtet. Die Pars petrosa erschien nämlich auf ihrer vorderen und hinteren Fläche, bei 10tägiger bis 5wöchentlicher Fütterung junger Katzen, im getrockneten Zustande stets weiss, während die übrigen Knochen des Kopfes gefärbt waren (wenige, bereits von Kölliker hervorgehobene Stellen waren auch in feuchtem Zustande un- gefärbt, weil, wie Kölliker mit Recht bemerkt, die Apposition hier viel langsamer vor sich geht oder zeitweise gar nicht auftritt. Die Knochensubstanz ist dabei ausserordentlich hart). Die weissen Flächen des Felsenbeins sind von einer ausserordentlich weichen Knochensubstanz gebildet, welche sich im Zusammenhang leicht mit dem Scalpell abschneiden lässt; darunter liegt die harte, stark geröthete, feste Knochenmasse. — Man erkennt leicht, dass die weisse Knochen- substanz erst in der Bildung begriffen ist, die Knochenkörper sind ausserordentlich Es und der Kalk ist in Form von feinen Körnern abgelagert. Diese Erscheinung kann auch ander- weitig vorkommen, und darf es somit nicht Wunder nehmen, wenn hie und da ungefärbte Substanz bei in der Bildung begriffenen Knochen auftritt. Es ist hiermit erwiesen, dass der Krappfarbstoff bereits vorhandene, junge, in Bildung begriffene Knochensubstanz färbt. Wenn also an den genannten Flächen der Krapp sich bei Beginn der Fütterung ablagert, so wird er zuerst die hier befindliche, weiche Knochensubstanz färben, welche dabei zu ihrer vollständigen Li gmnee Ausbildung gelangt, und wird jedenfalls in der sich neubildenden, weichen Lage sich zunächst nicht in solcher Quantität ablagern, dass sie roth erscheint. Strelzoff sagt Seite 76: »Beurtheilt man den Ossificationsprocess nach der Lieberkühn- schen Anschauungsweise, so geräth man in eine andere Verlegenheit. Nach ihm dauert der Össificationsvorgang so lange die Kalksalze sich in Knochensubstanz niederschlagen. Schon Theodor Schreger hat gefunden, dass die Knochen eines Kindes ungefähr zu Ye, die eines Erwachsenen fast zu. *s und die eines Greises endlich zu ”/s ihres Gewichtes aus erdigen Theilen bestehen. Da mit dem Alter die Menge der Kalkerden auf Kosten der organischen Grundlage beständig’ zunimmt, so kann der Ossificationsprocess nie als abgelaufen betrachtet werden und bei den Krappexperimenten sollte man darum erwarten, dass die Knochen ver- schieden alter, mit Krapp gefütterter Thiere immer, wenn auch mehr oder weniger intensiv, durch und durch gefärbt werden.ce — Wir theilen diese Verlegenheit nicht, wenn wir die Resorptionstheorie annehmen, denn nach dieser ist die Knochensubstanz des Kindes bei den meisten Knochen in der des Erwachsenen nur noch zum kleinsten Theil oder gar nicht mehr enthalten. Wenn aber die Greisenknochen mehr Erden im Verhältniss zur organischen Substanz enthalten, so könnte dies auch darin seinen Grund haben, dass die letztere abnimmt. Strelzoff sagt weiterhin auf derselben Seite: »Die Knochenresorption anlangend, so konnte Lieberkühn aus seinen Krappversuchen keine einzige Thatsache zu Gunsten dieses Vorganges liefern und hat die Beweise dafür aus einem ganz anderen Gebiet zu führen versucht. So hat er die Erscheinung, welche man bei dem physiologischen und pathologischen Schwund der Knochensubstanz beobachtet, (Abwerfen der Geweihe, Zahnwechsel, cariöse Processe) ohne weiteres auf das normale Knochen- wachsthum übertragen und die Howship’schen Lacunen als Beweis normaler Knochenresorption angeführt.« Strelzoff hat hier aber gerade die Thatsachen, welche zu Gunsten des Resorptions- vorganges sprechen, gänzlich unberücksichtigt gelassen. Der Unterkiefer von Hunden, die längere Zeit mit Krapp gefüttert und dann mehrere Wochen auf normale Nahrung gesetzt wurden, zeigte folgende Erscheinungen: »Der Proc. coronoideus war an seiner vorderen, mit Howship’schen Lacunen versehenen Kante geröthet, an seinem hinteren Theile aber in grosser Breite un- gefärbt. Der Proc. condyloideus war ganz ungefärbt, ebenso der Winkel und ein grosser Theil des unteren Randes des Körpers bis zum vorderen Ende hin. Bei kürzerer Pause war entsprechend weniger von den genannten Theilen gefärbt. Es liegen uns jetzt mehrere Unterkiefer von jungen Katzen vor, welche dieselben Erscheinungen darbieten. So ist zum Beispiel der Unter- kiefer einer etwa 4 Wochen alten Katze, welche 20 Tage mit Krapp gefüttert und dann getödtet wurde, macroscopisch in allen seinen Theilen roth. Nur die Spitze des Proc. coro- —. 46 noideus und die freie Fläche des Proc. condyloideus ist weniger auffällig geröthet; die rothen Zähne stecken in rothen Alveolen. Der Unterkiefer einer Katze von demselben Wurf, die 10 Tage mit Krapp und weitere 10 Tage mit gewöhnlicher Nahrung gefüttert und dann getödtet wurde, ist an den Alveolarrändern gänzlich ungefärbt, ebenso an der Spitze und etwa eine Linie breit am hinteren Theile des Proc. eoronoideus. Dies gilt für die laterale Fläche, an der medialen hingegen ist er weiss und das Roth schimmert eben durch; wo die Wurzel des Condylus sich erhebt, ist er dagegen völlig roth, ebenso wie an der vorderen Kante, welche zugleich von Howship’schen Lacunen räuh erscheint. Weiss ist auch der mediale Rand des Einganges zum Canalis alveolaris; der laterale Rand aber roth. Weiss ist ferner die Aussenfläche des vorderen Endes im Bereiche der Schneidezähne. — Der untere Rand des Kiefers ist hinten weisslich, vorn schwach roth. Die Aussenfläche des Körpers des Kiefers erscheint weiss im Bereiche des letzten Backenzahns und wenig geröthet in der Gegend des ersten, im übrigen stärker roth, die Innenfläche ist überall stark roth. Da der vordere Rand des Proc. coronoideus bei Aus- setzung der Krappfütterung immer roth erscheint und rauh von Howship’schen Lacunen, der hintere dagegen bis zur Spitze stets weiss ist, und die ungefärbte Zone sich um so weiter nach vorn erstreckt, je länger die Krappfütterung ausgesetzt ist, so dürfte man doch wohl sagen, dass diese Erscheinungen zu Gunsten der Resorptionstheorie sprechen. — Der Unterkiefer wächst eben an dem vorderen Ende und ebenso am Proc. coronoideus und condyloideus und am “Winkel in die Länge und bewahrt seine Gestalt nur, wenn am Proc. coronoideus und an den vorderen Flächen des Condylus Resorption stattfindet. Er wächst ausserdem an den Alveolar Fortsätzen und auf der entgegengesetzten Kante und wird dadurch höher, und vorwiegend auf der lateralen Seite, gegenüber der medialen, und wird dadurch dicker. Schon mit blossem Auge erkennt man an Durchschnitten die ungefärbten Auflagerungen. Das Wachsthum der Wirbel hat Strelzoff gleichfalls unberücksichtigt gelassen, obwohl auch diese gerade wegen der Vergrösserung ihres Ringes und der Erscheinungen, welche sich an der Innenfläche desselben bei der Aussetzung der Krappfütterung darbieten, besonders zu Gunsten der Resorption sprechen. Man sieht in den Wirbeln geradezu einen kleineren rothen Wirbel vorgezeichnet, un- gefärbt ist die Substanz nämlich an den oberen und unteren Rändern der Körper und der Bögen, ferner auf der ganzen Aussenfläche und an den sämmtlichen Fortsätzen. In der Wand des Wirbelkanals ist die ihn auskleidende compacte Lamelle grossentheils ungefärbt, aber von rothen Streifen durchzogen, welche die Anordnung der Balken der spongiösen Substanz des Wirbels besitzen. Solche Präparate legen dann doch die Vorstellung nahe, dass auf der ne Aussenfläche die ungefärbte Substanz neu angesetzt ist, und dass auf der Innenfläche des Canales eine Resorption stattgefunden hat. Durch diese würde die spongiöse Substanz des Wirbels blosgelest sein, wenn nicht gleichzeitig von dem Markgewebe zwischen den Knochen- balken soviel Knochensubstanz neu gebildet wäre, wie der Dickendurchmesser der compacten Lamelle beträgt. Die Wirbelbögen waren in den beobachteten Fällen längst mit dem Körper verwachsen. Dass eine Decoloration der gefärbten Knochensubstanz innerhalb der Zeiten, die für die Krappfütterung maassgebend gewesen sind, irgendwo stattfindet, ist unseres Erachtens auch von Strelzoff nicht erwiesen; er konnte nicht wissen, inwieweit die von ihm hervorgehobenen Stellen der Knochen zuvor gefärbt waren. Das vorher von uns beschriebene Verhalten der Zähne lässt nur die Annahme zu, dass eine Entfärbung nicht stattfindet. — Wenn übrigens Strelzoff in seinen Auseinandersetzungen über Kölliker’s Auffassung der Krappfärbung betont, dass das Wachsthum der Zähne noch weniger als. das der Knochen bekannt sei, so können wir seiner Begründung nicht Beifall zollen. Er gibt Seite 78 an: »Augenscheinlich werden die Zähne nicht durch Ablagerung von der Zahnhöhle aus vergrössert; an der äusseren Fläche des Zahnbeins ebenso wie an derjenigen des Schmelzes finden wir keine vermehrungs- und differenzirungsfähigen Elemente. Von einer Ablagerung an die äussere Fläche kann keine Rede sein und warum die Schmelzkappe, welche wohl härter als Knochensubstanz ist, bei der fortwährenden Vergrösserung des Zahnbeins erweitert wird, darüber haben wir keine An- gaben. Die Zähne besitzen ihre Furchen und Hügel, — werden dieselben auch durch eine an gewissen Stellen erfolgende Auflösung und durch eine an anderen Stellen geschehende Ab- lagerung von Zahnbein zu Stande gebracht ?« Strelzoff sieht es als feststehend an» dass die Schmelzkappe bei der fortwährenden Vergrösserung des Zahnbeins erweitert wird. Vergeblich sieht man sich nach Gründen zu dieser Angabe um. Schon die alten Abbildungen John Hunter’s lehren, dass eine derartige Erweiterung gar nicht existirt, und spätere Beobachter haben die Entstehung der Furchen und Hügel besprochen, ohne auch nur auf den Gedanken einer Re- sorption zu kommen. Auf der Zahnpapille entstehen zuerst aus den Odontoblasten (Waldeyer) die Zahnbeinscherben. Bei den mit Höckern versehenen Zähnen besitzt die Papille schon die Höcker; dieselben tragen zuerst von einander getrennte kleine Kappen, die alsbald durch zwischen ihnen auftretende Össification zu der grösseren Kappe sich vereinigen. Eine solche Kappe liegt noch ganz in Weichtheilen, auf ihrer Aussenfläche wird fortdauernd vom Schmelz- organ Schmelz abgelagert, während von innen Zahnbein gebildet wird. Misst man jetzt die Weite der Kappenhöhle und vergleicht sie mit den späteren Zuständen, die der Wurzelbildung u nahe rücken, so findet man eine Abnahme der Durchmesser. Die Schmelzkappe wird von aussen fortdauernd dicker, ohne dass ihre Höhle erweitert wird. Recht hat also Strelzoff darin, dass an der äusseren Fläche des Zahnbeins keine vermehrungs- und differenzirungsfähigen Elemente vorkommen, an der Aussenfläche des Schmelzes dagegen finden sich solche vor, so lange derselbe wächst. — (Vergl. die neueren Arbeiten von Waldeyer, Wenzel und anderen Forschern). Es sind “die Höhlen folgender Zähne des Menschen von uns gemessen worden : 1. vom medialen Milchschneidezahn des linken Oberkiefers. ‘2. vom dritten und vierten Backenzahn des rechten Unterkiefers. Bei unseren gegenwärtigen Untersuchungen hat sich ein neues macroscopisches Object gefunden, welches ebenfalls eine Erklärung durch expansives Wachsthum gar nicht zulässt und die Annahme der Resorption nothwendig macht; es ist dies die Bulla ossea der Katze. Die- selbe ist knorpelig angelegt und verknöchert innerhalb der ersten vier Wochen. Eine Katze dieses Alters wurde 10 Tage mit Krapp gefüttert und dann getödtet. Die Bulla ossea erschien im getrockneten Zustande durchweg rosa gefärbt auf ihrer Aussenfläche; durchgeschnitten, zeigte sie auf ihrer Innenfläche dieselbe Farbe, nur lebhafter. Ihr grösster Durchmesser betrug 13,5 Mm. und der Höhendurchmesser 5 Mm. Eine 10 Tage ältere Katze desselben Wurfes, die ebenso 10 Tage mit Krapp gefüttert und dann auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, besass eine äusserlich ganz ungefärbte Bulla ossea; bei der Durchsägung erwiess sich auch die innere Fläche ungefärbt, mit Ausnahme einiger Vorsprünge, welche rosa erschienen. Die Höhle dieser war bedeutend grösser als die der anderen, ihr grösster Durchmesser betrug 15,5 Mm. und der Höhendurchmesser 6 Mm. Bei der Bulla einer jungen Katze, welche etwa zehn Wochen nach Aussetzung der Krappfütterung gestorben war, ist auch die letzte Spur des Krapp verschwunden, dagegen ist die Umgebung der Paukenhöhle, der Schnecke und der halbzirkelförmigen Canäle lebhaft roth. — Diese Erscheinungen lassen unseres Er- achtens keine andere Auffassung zu, als dass die während der Pause vergrösserte Bulla ossea durch Neubildung entstanden ist, mit Ausnahme der noch gerötheten Stellen, unter Resorption der schon vorhanden gewesenen Knochensubstanz, da sich Näthe nirgends vorfinden. Einen Nachweis von macroscopischer Resorption, welchen Strelzoff, obwohl er längst bekannt ist, gar nicht berücksichtigt hat, bietet der Rosenstock der Hirsch- und Reh- geweihe dar. (vergl.: ;Ueber Wachsthum und Resorption der Knochen von Lieberkühn Marburg 1867). Die Knochensubstanz desselben ist bei vollendeter Ausbildung der Geweihe stets compact und besitzt ausserordentlich enge Havers’sche Canäle; wenn aber das Geweih abgeworfen wird, sind die Havers’schen Canäle so weit, dass sie leicht mit blossem Auge ie wahrgenommen werden können; die Dicke des Rosenstockes verändert sich dabei nicht. Bei der weiteren Ausbildung des Geweihes wird die Substanz noch poröser. Dass während der Pause bei mit Krapp gefütterten Thieren ungefärbte Knochensubstänz angesetzt wird, wo die Pause etwa bis zu 6 Wochen oder kürzere Zeit gedauert hatte, lehren folgende Präparate: Die Scapula einer 4 Wochen alten und 10 Tage mit Krapp gefütterten Katze (Figur I) erscheint, von den Flächen aus gesehen, überall gleichmässig roth; die Scapula einer Katze desselben Wurfes, welche nach zehntägiger Fütterung, während 10 Tagen auf die gewöhnliche Nahrung gesetzt war (Fig. II), ist dagegen mit weissen Rändern versehen, während der gefärbte Theil in seiner Ausdehnung der ganzen Scapula der jüngeren Katze entspricht. Der freie Rand der Spina ist ebenfalls ungefärbt; unterhalb der Gelenkfacette ist nur eine äusserst feine Zone farbloser Substanz. — Die farblose Zone besitzt am medialen Rande etwa die Breite von 1'% Mm.; um soviel aber ist auch die Scapula in dieser Richtung grösser, als die der 10 Tage jüngeren Katze. — Von einer Decoloration während der Pause kann hier keine Rede sein, denn die Vergleichung der beiden Scapulae ergibt ja, dass der ungefärbte Theil zur Zeit der Fütterung noch gar nicht existirte. Ganz ähnlich verhalten sich in dieser Beziehung auch die Rippen der Säugethiere, deren vordere Enden nach der Aussetzung der Krappfütterung ein um so längeres ungefärbtes Stück haben, als die Aussetzung längere Zeit gedauert hat. Auch an den Gabelbeinen der Vögel nimmt man gänzlich ungefärbte Enden wahr, wenn die Krappfütterung längere Zeit ausgesetzt worden ist. Für die Zähne hat Esch bereits in seiner Dissertation dieselbe Erscheinung beschrieben. Uns liegen gegenwärtig die Zähne verschiedener Katzen vor, bei denen die Krappfütterung 10 Tage fortgeführt und ebenso lange ausgesetzt war. Die stark rosa gefärbten Backen- Schneide- und Reiss-Zähne besitzen ein etwa 1 Mm. langes, ungefärbtes Wurzelende, während sie gänzlich gefärbt sind, wo die Krappfütterung bis zum Tode gewährt hat. Vergleicht man die entsprechenden Backenzähne zweier Katzen desselben Wurfes, von denen die eine 20 Tage mit Krapp gefüttert, die andere nur 10 Tage mit Krapp gefüttert und dann auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, so findet man die Wurzeln gleich lang, aber bei der letzteren in den Spitzen ungefärbt. — Vergleicht man hiermit die Wurzeln des ent- sprechenden Zahnes einer 10 Tage jüngeren Katze, ‘so findet man sie gerade um so viel kürzer, wie die ungefärbte Substanz der in Rede stehenden beträgt. Die Erscheinung wird um so auffälliger, je länger die Aussetzung der Krappfütterung gedauert hat. Die macroscopischen Erscheinungen haben uns gelehrt, dass die Knochen mit Krapp ge- fütterter Thiere ungefärbte Enden und Ränder besitzen, wenn die Krappfütterung ausgesetzt ent war; je länger dies geschah, um so grösser waren die ungefärbten Stellen. Wüchse die Knochensubstanz durch Expansion, so müsste, wie dies Johannes Müller bereits angegeben hat, der ganze Knochen roth bleiben und nur etwas blasser werden, — Strelzoff sagt am Schluss seiner Streitschrift über Kuochenwachsthum (Archiv für mierose. Anat. Band XI. S. 72), Kölliker würde auch ein interstitielles Knochenwachsthum neben der Apposition und Resorption anerkennen, sobald bestimmte Thatsachen für das interstitielle Wachsthum vorlägen. Uns sind derartige Thatsachen auch bei der microscopischen Untersuchung nicht vorgekommen. Wenn Strelzoff die Theilung von Knochenkörpern wirklich beobachtet und nicht blos erschlossen hätte, so wäre die Sache ausser Zweifel. Aber Steudener und Schulin, welche seine Untersuchungen an embryonalen Knochen wiederholt haben, beobachteten dergleichen nicht und auch aus Strelzoff’s eigenen Mittheilungen geht hervor, ‚dass er selbst eine derartige Beobachtung niemals gemacht hat. Die Zunahme der Zwischensubstanz kann über die Expansion des Knochens gar nichts entscheiden, denn diese kann statthaben allein auf Kosten des Protoplasma’s der Knochenkörper; dies hat in der That Steudener durch Messungen festgestellt und dadurch Strelzoff’s zahlreiche Messungen der Entfernungen der Knochenkörper von einander in ein anderes Licht gestellt. Steudener mass die Entfernung der Centra der Knochenkörper von einander, Strelzoff berücksichtigte dagegen nur die Enden derselben; da diese aber sich von einander entfernen, wenn die Knochenkörper sich verkleinern, so kann die stattfindende Zunahme der Zwischen- substanz nichts über die Expansion des Knochens darthun. Wenn Strelzoff erklärt, dass die mechanischen Versuche durch Einschlagen von Stiften, Anlegung von Ringen ete. widersprechende Resultate geliefert haben und darum nicht brauch- bar seien, so dürfte dasselbe wohl auch mit demselben Rechte von seinen microscopischen Untersuchungen gesagt werden, aber in Wirklichkeit steht doch wohl die Sache so, dass der- artige Widersprüche nur die Folgen unserer Auslegungen sind und neue’ Thatsachen sie zu heben vermögen. Die Mehrzahl der mechanischen Versuche ist ja jetzt in demselben Institute, in welchem Strelzoff’s microscopische Arbeiten entstanden sind, wiederholt und bestätigt worden (vergl. Haab’s Schrift über Knochenwachsthum in den Untersuchungen: Aus dem pathologischen Institut zu Zürich, herausgegeben von Eberth). Die nachfolgenden Mittheilungen über micro- scopische Untersuchung der Knochensubstanz werden zeigen, dass die sorgfältigen Unter- suchungen Strelzoff’s im Thatbestand fast durchweg ihre Bestätigung finden, dass sie aber nicht, geeignet sind, das expansive Wachsthum zu erweisen. Es wurden von uns auch mit Krapp gefütterte Tauben zur Untersuchung verwandt und wurde nach ähnlicher Methode verfahren wie sie Strelzoff' angewandt hat. Die Erscheinungen, welche sich uns dabei boten, waren ER fast durchweg dieselben, welche Strelzoff kennen gelehrt hat. Den Knochen der Säugethiere wurde der Vorzug gegeben, weil ein Vergleich mit denen der Vögel, besonders der Tauben, sie geeigneter erscheinen liess. Humerus Der Humerus einer 4 Wochen alten, 10 Tage mit Krapp gefütterten und dann ge- tödteten Katze besitzt die Länge von 59 Mm., erscheint überall rosa gefärbt im getrock- neten Zustande, nur an einzelnen Stellen ist die Färbung schwächer. Ein aus der Gegend des For. nutr. entnommener Querschliff besitzt aussen einen rothen Saum und darauf folgt ungefärbte Substanz mit engen Gefässcanälen, die zu einem Theile mit einem schmalen rothen Hof umgeben sind. Noch weiter nach innen erfolgt eine Region mit weiten Lücken, in welche enge Gefässcanäle münden. Diese Lücken sind zu einem Theile in ungefärbter Knochensubstanz gelegen, zu einem andern Theile sind sie von einem rothen Saum von grösserer oder geringerer Dicke unıgeben, der sich entweder mit einer Kittlinie (von Ebner) gegen die ungefärbte Substanz abgrenzt, oder die nächste Kittlinie nicht erreicht. — Die Markhöhle, welche eine elliptische Umgrenzung besitzt, wird in dem Bereiche des einen Poles der läugeren Axe von rother Knochensubstanz umgrenzt, freilich nur in dünner Lage; der Knochenring ist hier am dicksten, im Uebrigen ist die Abgrenzung mehr ausgebuchtet und ungefärbt, nur am anderen ‚Pole der grösseren Axe ragen einige schwach geröthete Balken in die Höhle hinein. Die breite rothe Zone der Peripherie besitzt gar keine ungefärbten Stellen; die quer ge- troffenen Gefässe befinden sich überall in rother Substanz. Mehr einwärts laufen durch eine dünne Lage ungefärbter Substanz getrennte Gefässcanäle neben einander her. Durch die Mitte der Epiphyse und das obere Ende der Diaphyse wurde ein Längsschliff gelegt; der Bereich des ganzen verkalkten Knorpels und der darunter liegenden spongiösen Knochensubstanz erscheint für das blosse Auge, sowie bei stärkerer Vergrösserung, vollständig rosa gefärbt; wo die Balken nach abwärts eine gewisse Dicke überschreiten und zugleich die Markräume sich vergrössern, lässt sich nicht mehr entscheiden, wie weit die Farbe in das Innere der Knochenbälkchen vordringt. Ein durch eine Resorptionsstelle Kölliker’s gelegter Querschliff zeigt Folgendes: »Die rothe Zone der Peripherie dehnt sich nicht über den ganzen Knochen aus, sondern bricht da, allmälig schwächer werdend, ab, wo die Howship’schen Lacunen an der Aussenfläche auftreten. Die Knorpelreste reichen bis an die letztere heran, von aussen nach innen vordringende Gefäss- . Canäle sind von einem schwachen rothen Saum umgeben, er fehlt aber bei allen engsten Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XL 9 — 66 Gefässeanälen. Die oben erwähnten grossen Markräume ziehen sich auch in diese Region hinein und nehmen eine Anzahl kleinerer Gefässcanäle auf. Es sind also grosse, nahezu cylindrische Canäle, welche sich, wie sich später herausstellen wird, allmälig einengen und die Haversian spaces (Tomes und de Morgan) darstellen. Zu einem kleinen Theile liessen sie sich in ihrem Zusammenhang mit dem For. nutritium nachweisen; oben verlieren sie sich in den Räumen der spongiösen, endochondralen Knochensubstanz der Diaphyse. Der Humerus einer 10 Tage älteren Katze desselben Wurfes, welche 10 Tage mit Krapp sefüttert und dann 10 Tage auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, erscheint macroscopisch zu einem grossen Theile weiss, besonders in der Mitte und an den Enden der Diaphyse; stark :oth eine Strecke an der medialen Seite unterhalb des Kopfes (eine Resorptionsstelle Kölliker’s) ferner in der Fossa supratrochlearis major und auf der lateralen Seite in den kleinen Gruben derselben; in der Mitte der lateralen Fläche ist er schwach roth und mit einer kleinen Unter- brechung auch oberhalb der Foveae minores. Seine Länge beträgt 54 Mm. Ein durch die Mitte des Knochens gelegter Längsschnitt zeigt für das blosse Auge eine Rosafärbung auf welche gegen die obere Epiphyse hin eine etwa 1'» Mm. breite weisse Schicht folgt; die Epiphyse ist roth bis an die Knorpelscheibe heran, aber an ihrem freien Rand mit einer schmalen ungefärbten Zone versehen. — Die untere Partie der Diaphyse besitzt ein farbloses Ende von etwa 1 Mm. Höhe. Wenn man annimmt, dass die ungefärbten Enden der Diaphyse während der Aussetzung der Fütterung entstanden sind, so würde dies übereinstimmen mit dem Unterschiede, welcher sich in der Länge der Humeri der um 10 Tage im Alter verschiedenen Katzen vorfindet. Vollkommen genau sind solche vergleichende Maassbestimmungen nicht, weil die Extremitäten auch von Katzen desselben Wurfes nicht immer genau dieselbe Länge besitzen; was an den oben angegebenen 3 Mm. fehlt, kommt zum Theil noch auf die Epiphysen. Ein Querschliff aus der Nähe des For. nutritium, aus derselben Gegend, aus welcher der zuerst be- schriebene angefertigt wurde, ist aussen von einer farblosen Zone umgeben, darauf folgt eine rothe. Wo die farblose, peripherische Schicht am breitesten ist, reicht die rothe Zone bis nahe an die Markhöhle. Die weitesten Gefässcanäle liegen auch hier peripherisch, aber befinden sich noch in der farblosen Schicht, während sie an dem entsprechenden Schliff der vleich nach der Fütterung getödteten Katze in der rothen Substanz sich befanden. Die IHaversian spaces sind zu einem Theile von einer mehr oder weniger breiten, farblosen Schicht umgeben, worauf aussen eine rothe folgt; einige sind dabei so eingeengt, dass das Lumen den nicht von Kittlinien umgebenen Havers’schen Gefässcanälen der Peripherie gleicht. In einzelnen Fällen sind sie von den benachbarten grossen aus so angefressen, dass nicht blos die rothe, N TAN sondern auch ein Theil der farblosen Schicht eine Unterbrechung erleidet. — Andere Haversian spaces werden zu einem "Theile von rother Substanz umschlossen, wieder andere fallen bereits in das Bereich der Markhöhle, welche zu einem grossen Theile durch eine ungefärbte schmale Schicht umgrenzt wird. Vergleicht man einen solchen Durchschnitt mit einem entsprechenden eines 10 Tage jüngeren Thieres, so erscheint der ganze Knochenring erheblich verdickt und bildet ein weit auffälligeres Oval, das in seinem längsten Durchmesser grösser ist, in seinem kürzesten aber kleiner. Wie ein drehrunder Knochen abgeplattet wird, lehren am besten Durchschnitte der Oberarmbeine von jungen Katzen, bei denen die Krappfütterung sehr lange etwa ein Vierteljahr ausgesetzt ist; da befindet sich der rothe Ring, der ursprünglich die Peri- pherie einnahm, im Umfang der Marnhöhle und ist nicht mehr vollständig; er ist nämlich an den Polen der grossen Achse des Ovals unterbrochen (fig. «) d. h. von der Markhöhle aus ist hier stark resorbirt und zugleich von dem Periost stark angesetzt. Wo der Knochen nur an der einen Hälfte stark ansetzt und zugleich stark resorbirt wird von der Markhöhle her, ent- stehen Bilder, wie Fig, d zeigt, wo die spongiöse Substanz noch die Andeutung von dem rothen Ring enthält. Der Humerus einer 20 Tage mit Krapp gefütterten Katze desselben Wurfes ist ebenfalls 54 Mm. lang, erscheint für das blosse Auge auf der ganzen Fläche im getrockneten Zustande rosa, mit Ausnahme der Gegend unterhalb des Tubereulum majus und minus, wo man diese Farbe kaum noch wahrnimmt. Ein Querschliff etwa aus der Mitte der Diaphyse zeigt schon bei schwacher Vergrösserung in der ganzen Peripherie einen rothen Saum, im Umfange der Markhöhle dagegen befindet sich ein solcher nur an einer Stelle und ist bedeutend schmäler, als der peripherische,. An dieser Stelle ist er aussen am schmalsten; zugleich findet sich hier eine Anhäufung von Haversian spaces. Auf den äusseren Saum folgt eine farblose Zone, welche die endochondrale Grenzlinie in sich schliesst; der mit Knorpelresten versehene Theil ist gänzlich ungefärbt. Innerhalb der breiten, peripherischen rothen Zone ist alles gefärbt, die Havers’schen Canäle sind weiter im äusseren Theil; je mehr ihre Querschnitte sich der Axe des Knochens nähern, um so enger sind sie. Zwischen den Haversian spaces liegen zahlreiche Gefässcanäle, welche innen einen rothen ‚Ring besitzen; es sind dies Haversian spaces im ausgefüllten Zustande, d. h.Havers’sche Canäle, deren Lamellensystem von einer Kittlinie umgrenzt ist; eine solche Begrenzung besitzen die Havers’schen Canäle in der Peripherie nicht. Ausserdem finden sich noch Haversian spaces, die in der Ausfüllung begriffen sind und eine mehr oder weniger breite rothe Begrenzung besitzen. Ein Querschliff oberhalb des Foramen supracondyloideum zeigt bei schwacher Vergrösserung in seinem Umfang einen rothen Ring, welcher etwa dieselbe Breite besitzt, wie bei einem Schliff eines Humerus von einer gleich alten Katze nach 10tägiger Fütterung und 10tägiger Pause die rothe und farblose Schicht zusammen betragen. Innerhalb des rothen Ringes ist alles Gewebe gefärbt; bei stärkerer Vergrösserung erscheint die Färbung intensiver, wo die Knochenkörper zahlreicher sind und in mehrfachen Reihen ziehen; unterhalb der stärker ge- rötheten Partie liegt jedesmal ein Gefäss. Die Haversian spaces sind nur wenig zahlreich und zum Theil ganz ohne rothen Saum; zum andern Theil sind sie mit einem solchen ver- versehen, aber meistens nur an der der Axe des Knochens zugekehrten Seite; wo der rothe Saum sich in seinem Umfange gegen ungefärbte Substanz durch eine Kittlinie abgrenzt, ist die Abgrenzung des farbigen Gebietes gegen das farblose scharf, sonst erscheint sie nur bei schwacher Vergrösserung so, bei stärkerer aber verwischt. Ein aus der Nähe des Collum chirurgicum entnommener Schliff besitzt ebenfalls peripherisch die rothe Zone, welche sich im Bereich der Spina tuberculi majoris zuerst bedeutend ver- schmälert und dann ganz aufhört; im Umfange der Markhöhle ist gleichfalls eine rothe Zone, welche aber da am breitesten ist, wo die peripherische verschwindet. Hier rückt die endochon- drale Grenzlinie ganz nach aussen und wird auf eine kurze Strecke unterbrochen, so dass Knorpelreste frei an der Aussenfläche liegen. Auf die gefärbte Zone folgt die ungefärbte, in welcher die Haversian spaces auftreten, die zum Theil durch ungefärbte, sich durch Kittlinien abgrenzende Substanz ausgefüllt sind, zum grösseren Theil aber von breiten rothen Zonen begrenzt werden. Innen ist meist rothe Substanz abgelagert und sowohl in ihr, als in der nngefärbten, befinden sich Howship’sche Lacunen. : Es ist dies eine aplasistche Stelle Strelzoff’s. Offenbar hat an der Aussenfläche während der Krappfütterung keine Anbildung statt gefunden, weil jede Spur von Färbung fehlt; im Umfang der Markhöhle, wo das Krapproth auftritt, ist dagegen die Ablagerung zu derselben Zeit stark gewesen. Während an den Schliffen aus der Mitte der Diaphyse die Gefässe vielfach in der Ebene des Schliffes verliefen, so ist das hier nur selten der Fall. Sowohl in der Peripherie des Knochens, als auch im Umfange der Markhöhle treten fast an sämmtlichen Schliffen Lappen von junger Knochensubstanz auf, welche ausser- ordentlich biegsam sind und bei stärkerer Vergrösserung granulirt erscheinen; man erkennt in ihnen bereits die Knochenkörper mit ihren Ausläufern und eine Andeutung von röthlich gelb- licher Farbe; offenbar ist die Ablagerung der Kalkerden hier überall noch nicht vollendet. Das ganze obere Ende der Diaphyse, sowie die Epiphyse liegen uns im Längsschliff vor, da Querschliffe sich hiervon nicht mehr anfertigen liessen. Schon für das blosse Auge, wie ee auch für schwache Vergrösserung erscheint es durch und durch roth und stimmt in seinem Verhalten ganz mit dem entsprechenden Schliff des Humerus der 10 Tage jüngeren und bis ans Ende mit Krapp gefütterten Katze überein. Aus dem Vergleiche der Durchschnitte durch die oben beschriebenen Humeri ergibt sich, dass die ungefärbte Substanz vor den Längsenden während der Pause der Krappfütterung ge- bildet ist. Das Längenwachsthum findet demnach durch Apposition statt; hätte es durch Intussusception stattgefunden, so hätte die weisse Schicht an den Diaphysenenden fehlen müssen; die farblosen Enden beobachteten unter diesen Umständen bereits Flourens und andere Forscher. Das Diekenwachsthum ist aber gleichfalls durch Apposition geschehen, denn im Um- fange des Humerus erscheint an Querschnitten eine ungefärbte Schicht, wenn in der Krapp- fütterung eine Pause gemacht war, und diese besitzt zusammen mit ‚der gefärbten überall dieselbe Dicke, wie an Querschnitten des Humerus von Thieren desselben Wurfes, bei welchen die Krappfütterung noch 10 Tage länger und zwar bis zum Tode fortgeführt war. Wo sie bis ans Ende fortgesetzt wurde, fand sich der verkalkte Knorpel gefärbt im Umfange der Gefäss- Canäle, wo dagegen die Fütterung ausgesetzt war, fehlte die Farbe. Die Resultate der Krapp- fütterung lassen nirgends auf ein expansives Wachsthum der Knochensubstanz schliessen. Die so gewonnenen Ergebnisse weichen erheblich von den in Strelzoff’s Abhandlungen mitgetheilten ab, ohne dass Beobachtungsfehler dieses Forschers vorlägen; wir sind vielmehr genöthigt, nahezu ‚die sämmtlichen Angaben Strelzofl’s über die Taubenknochen zu bestätigen. Die Ueberein- stimmung der Resultate ist dagegen eine weit grössere, wenn man die Knochen von kurze Zeit (d. h. einen oder wenige Tage) mit Krapp gefütterten Säugelhieren mit denen in gleicher , Weise gefütterter Tauben vergleicht. Der Humerus einer 2Ys Wochen alten Katze, welche 3 Tage mit Krapp gefüttert und dann getödtet war, maass getrocknet in seiner Länge 37 Mm. und erschien purpurroth auf seiner ganzen Aussenfläche im frischen wie auch im getrockneten Zustande. Ein etwa aus der Mitte genommener Querschliff ist im Umfange aller Havers’schen Canäle mit einem feinen, rothen Saum versehen; in der Peripherie, wo die Canäle weiter sind und auf dem Horizontalschnitt vorliegen, befinden sich die Gefässe entweder schon ganz innerhalb der Knochensubstanz oder sind nur erst zur Hälfte oder weniger in derselben gelegen und befinden sich mit dem übrigen Theil noch im Periost. Je nachdem besitzen sie eine vollständige oder mehr oder weniger unvollständige rothe Begrenzung. Im Uebrigen zieht ein schmaler rother Streifen die Peripherie entlang; auf ihn folgt eine farblose Schicht wit schmalem rothem Saum um die Gefässcanäle. Diese werden gegen die Axe hin noch enger und sind schon von circulär gestellten Knochen- To körpern umgeben. Die Haversian spaces besitzen gleichfalls einen schmalen rothen Ring, welcher auch auf grössere Strecken unterbrochen sein kann. Im Umfange der Markhöhle fehlt die Färbung zum grossen Theile; an einzelnen Stellen, wo sie von einer glatten Wand um- grenzt wird, befindet sich ein schmaler rother Saum, auf welchen ungefärbte Substanz folgt. Vielfach ist sie ausgebuchtet und Haversian spaces treten mit ihr durch weite Canäle in Com- munication oder eröffnen sich direet in dieselbe; hin und wieder springen auch breite Knochen- balken weit in sie hinein vor und besitzen schmale, in ihrer Wand etwas geröthete Gefäss- Ganäle. Ueberall, sowohl auf der Aussenfläche, als auch in die Höhle hinem hängen biegsame Platten nicht fertig gebildeter Knochensubstanz, in denen Knochenkörper mit ihren Ausstrah- lungen erkennbar sind. Auf der Aussenfläche sind dieselben durchweg rosa gefärbt, im Bereiche der Markhöhle aber nur zu einem Theile. Stellt man hier die Frage, was an Knochensubstanz während der Fütterung hinzugekommen ist, so dürfte es sich nur um die rothen Theile handeln. Es würde demnach in den 3 Tagen der Krappfütterung nur wenig Knochensubstanz hinzu gekommen sein; die rothen Ringe würden breiter sein müssen, wenn die Krappfütterung längere Zeit angedauert hätte und die Havers’schen Canäle und Spaces in der Ausfüllung begriffen wären. An den Querschliffen der Humeri des 20 Tage mit Krapp gefütterten Thieres, die aus derselben Gegend entnommen waren, war deshalb gar keine ungefärbte Substanz zwischen den Havers’schen Canälen zu sehen, wenn sie im Bereiche des um den ganzen Knochen herumgehenden rothen Saumes lagen. Querschnitte durch die oberflächlichste Lage des verkalkten Knorpels erwiesen sich durch und durch gefärbt. Ganz ähnlich verhalten sich die Querschnitte der Röhrenknochen. viel älterer Thiere; z. B. besitzen solche von dem Femur einer ungefähr zwölf Wochen alten Katze, welche drei Tage mit Krapp gefüttert war, nur einen schmalen rothen Saum an der Aussenfläche, in welchem zum Theil Havers’sche Canäle im Querschnitt auftreten, die einen schwachen rothen Ring besitzen. Ueber eine ganze Strecke hin ist der rothe Saum so schmal, dass ein Havers- scher "Canal in ihm keinen Platz mehr findet; die einwärts von ihm liegenden Gefässcanäle besitzen durchweg keine Färbung oder nur Spuren davon. Die Haversian spaces sind zum Theil vollständig ausgefüllt und an den Kittlinien erkennbar; an diesen findet sich keine Färbung; andere sind zu einem grossen Theile ausgefüllt, bei ihnen ist die Knochensubstanz nur in der Wand der Höhle roth, wieder andere zeigen weder Kittlinien noch eine Spur von Färbung; bei noch anderen ist nur ein Theil der Wand gefärbt, endlich finden sich auch solche, welche in die Markhöhle sich öffnen. In die Haversian spaces laufen von den ver- eh A 19, Make schiedensten Richtungen Gefässcanäle hinein; an injieirten Präparaten lässt sich leicht fest- stellen, dass hier kleinere Gefässe in stärkere ausmünden und lässt sich nachweisen, dass ein Theil derselben mit dem Foramen nutritium in Communication steht. Fast im ganzen Umfang der Markhöhle befindet sich ein schmaler, rother Saum, welcher generellen Lamellen angehört, die die Markhöhle umgeben; horizontal verlaufende Gefässcanäle durchziehen sie und enden in der Markhöhle, an einigen Stellen befinden sich Ausbuchtungen, welche ungefärbt sind. Der Humerus einer zwölf Wochen alten Katze, welche 10 Tage mit Krapp gefüttert - und dann getödtet war, besitzt die Länge von 60 Mm. und ist von der Spina tubereuli majoris ab nach abwärts bis oberhalb des foramen supracondyloideum am wenigsten gefärbt, ganze Strecken erschienen weiss, mit äusserst kleinen, rothen Fleckchen versehen. Oberhalb der Fossa supratrochlearis major und minor ist er rosa, auf der Beugeseite dagegen erscheint er für das blosse Auge stark rosa gefärbt. Ein Querschnitt, nahezu aus der Mitte genommen, besitzt ovale Form und der Knochenring ist weit breiter, als bei den jüngeren Thieren. Wo der Humerus für das blosse Auge farblos erscheint, ist auch die Knochensubstanz aussen un- gefärbt, auf der der Markhöhle zugekehrten Seite dagegen mit einem schmalen rothen Saum versehen, welcher an dem gegenüberliegenden Pol der längeren Axe fehlt; hier finden sich viel- mehr starke Einbuchtungen und Vorsprünge. Innerhalb der ungefärbten Knochensubstanz liegen grosse Haversian spaces und sind zum Theil mit einem rothen Saum umgeben, auf welchen eine grössere oder kleinere Lage ungefärbter, von Kittlmnien umgränzter Substanz folgt, in der das lamellöse Aussehen sich findet. Andere Haversian spaces sind nahezu ganz von Knochensubstanz ausgefüllt und haben einen schwach gefärbten rothen Saum, in andern fehlt auch dieser und der Gefässcanal besitzt die grösstmöglichste Enge. Wo in der Peripherie des Knochens der rothe Saum ganz fehlt, sind die Gefässcanäle überall eng und besitzen nur hie und da eine Spur von Färbung. Aussen in der Peripherie sind engste Gefässcanäle von eirculär gestellten Knochenkörpern umgeben, zum Theil senkrecht getroffen, zum Theil auf grössere Strecken im horizontalen Verlauf sichtbar. Darauf folgen nach innen Haversian spaces mit engsten Gefässcanälen ohne jede Spur von Färbung, dann solche mit weiteren und einem schmalen rothen Saum; überall sind sie von Kittlinien umgeben und theilweise durch sogenannte interstitielle Lamellen von einander getrennt. Endlich folgt innen eine breite Lage farbloser Knochensubstanz, mit der Höhle parallelen Lamellen, die hie und da von Gefässcanälen durch- brochen werden, die letzteren verlaufen in der Ebene des Schliffes und besitzen keine selbst- ständigen Lamellensysteme; sie münden nach der Markhöhle hin aus. Das zuerst so breite System dieser Lamellen wird weiterhin schmäler und läuft mit einer feinen Lage in die, die Höhle ng begrenzende Knochensubstanz aus; neue Haversian spaces folgen hierauf, dann schliesst sich wiederum auf eine kurze Strecke eine ähnliche, weit dünnere Lage mit generellen La- mellen an. Vergleichen wir jetzt einmal die Knochenschliffe von Thieren, die nur ganz kurze Zeit mit Krapp gefüttert sind, aber in sehr verschiedenem Lebensalter stehen, so stellen sich folgende Unterschiede heraus: Bei den jungen sind die sämmtlichen noch weiten Gefässcanäle in ihrem Umfang roth, bei den älteren sind die meisten Gefässcanäle dagegen ausserordentlich eng und meist ungefärbt, nur die weiteren sind mit, schmalen rothen Säumen versehen und besitzen Kittlinien, insoweit sie aus den Haversian spaces hervorgegangen sind; wo dies nicht der Fall ist, d. h. bei der Knochensubstanz, die periostal in der Peripherie entsteht, fehlt jede Spur von Kittlinien. Die kreisförmig mit ihren Axen um den Gefässcanal gestellten Knochen- körper stossen vielmehr an dichter stehende Lagen von Knochenkörpern an, die in ihrer An- ordnung im Grossen dem Balkenwerk der Knochensubstanz ganz junger Thiere entsprechen, bei welchen jede Andeutung von Havers’schen Lamellen fehlt (v. Ebner’s geflechtartige Knochen- substanz ; Strelzoff’s Knochensubstanz der frühesten Formation). — Bei den älteren Thieren kommen dann Lamellensysteme hinzu, welche durch Kittlinien sich peripherisch abgrenzen, centralwärts aber an die Markhöhle stossen; die Knochenröhre ist von einer dickeren Lage compacter Substanz gebildet. | Nach den obigen Mittheilungen unterscheidet sich die Einwirkung der nur wenige Tage dauernden Krappfütterung auf die Knochensubstanz sehr. wesentlich von der längere Zeit ausgeführten; im ersteren Fall bilden sich überall um die Gefässräume nur feine rothe Säume, im letzteren dagegen ist auch die ganze Knochensubstanz zwischen den Gefässcanälen gefärbt, soweit sich der breite rothe Ring peripherisch ausdehnt; näher der Markhöhle ist die Knochensubstanz im allgemeinen ungefärbt, mit Ausnahme der Peripherie von einigen kleinen Gefässcanälen und des Umfanges der Haversian spaces; dazu kommt noch an verschiedenen „Stellen ein feiner rother Saum im Umfang der Markhöhle. Bei den von uns untersuchten Röhrenknochen lassen sich drei Gewebsformationen unter- scheiden: 1. Die poröse, welche in den mittleren Theilen der Diaphyse bei Katzenembryonen bis zum Ende des intrauterinen Lebens sich vorfindet; Querschnitte von Humeri von 2 Mm. Durchmesser enthalten nur poröse Knochensubstanz ; Querschnitte von Humeri von 4 Mm. Dicke dagegen zeigen bereits an den verschiedensten Stellen eireulär um die Gefässcanäle ange- ordnete Knochenkörper, ohne dass Spuren von Kittlinien aufträten. Solche Gefässcanäle sind aber durchweg enger als die Lücken des porösen Knochens. An den letzteren Querschnitten Se treten ausserdem Gefäss- oder Markräume von ungemeiner Weite auf und zwar in der nächsten Umgebung der Markhöhle und communiciren mit dieser entweder durch engere Canäle oder fallen ihr schon zu einem grossen Theile anheim. Die Markhöhle erhält hierdurch eine äusserst zerklüftete Umßtenzung. Es liegt also hier eine Knochenformation vor, welche sich durch die eigenthümliche Art der Anordnung der Knochenkörper und Lamellen um die Gefässcanäle von der porösen Knochensubstanz unterscheidet. Zuletzt tritt die dritte Formation auf, welche sich durch Ausfüllung der Haversian spaces bildet. Diese ist in ihren Eigenschaften schon von Tomes und de Morgan erkannt und genauer neuerdings von v. Ebner bestimmt worden. Die allgemeinen Lamellen kommen bei Katzenknochen im Stadium der geflechtartigen Formation noch nicht vor. Der Humerus einer etwa 4 Wochen alten Katze, die von da ab fünf Wochen mit Krapp gefüttert und dann getödtet wurde, besitzt eine Länge von 60 Mm., ist durchweg roth, nur an dem oberen Ende, unterhalb des Gelenkkopfes und lateralwärts, etwas blasser. Die Knochenrinde ist dicker als bei den oben beschriebenen Exemplaren. Die Durchmesser der Markhöhle zu bestimmen, hat für die in Rede stehenden Röhrenknochen keinen Zweck, weil sie sich in diesen Entwicklungsstadien nur unbedeutend verändern und erheblichen, individuellen Schwankungen unterworfen sind. Ein breiter rother Saum umfasst den ganzen Schliff, welcher aus der Mitte dicht ober- halb des Foramen nutritium entnommen ist; er ist auf der Streckseite am breitesten und verschmälert sich allmälig gegen die Beugeseite hin. An dieser findet sich auch im Umfange der Markhöhle ein rother Saum, welcher von generellen Lamellen gebildet ist und sich allmälig verschmälert. An der ganzen Streckseite findet sich nichts von ihm vor. Der rothe Ring besteht aus gleichmässig gefärbter Substanz, auf denselben folgt die nahezu ganz ungefärbte Lage; wo sie an die gefärbte stösst, sind die äusserst engen Gefässcanäle noch von schmalen rothen Ringen begrenzt, die sich nicht scharf gegen die ungefärbte Substanz abgrenzen; immerhin lässt sich aber mit Sicherheit sagen, dass sie von ungefärbter Substanz umgeben sind. In der Peripherie sind die Gefässlumina um ein Mehrfaches breiter, als in der ungefärbten Masse, aber in der letzteren treten grosse Haversian spaces auf in Form von Höhlen mit buchtigen Wänden, zu einem grossen Theile ohne jede Spur von rothen Säumen. Andere Haversian spaces sind bedeutend eingeengt, ihre ursprüngliche Ausdehnung wird durch Kitt- linien bezeichnet, welche nur rothe Substanz einschliessen. Die Höhle kann sich hie und da bis dicht an die Kittlinie heran erstrecken; eine einzige Kittlinie kann sich auch über zwei Haversian spaces ausdehnen, von welcher der eine ganz umfasst wird, der andere aber erst Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 10 Bi zum Theile, so dass der übrige Theil von farbloser Substanz umgrenzt wird. — Die Abgren- zungen der rothen gegen die farblose Substanz bei Anwesenheit von Kittlinien sind immer scharf (Fig. 7). Die Hauptmasse der Knochensubstanz ist von Lamellensystemen gebildet, welche sich nicht durch Kittlinien gegen einander abgrenzen und, wo sie auf dem Schliff ganz senkrecht getroffen sind, dieselben Polarisationserscheinungen darbieten, welche v. Ebner für die durch Kittlinien umgrenzten Lamellensysteme beschrieben hat. Es fehlen demgemäss auch hier die interstitiellen Lamellen; statt derselben findet sich vielmehr eine mit den peripherischen Lamellen der Gefässcanäle ununterbrochen zusammenhängende Knochensubstanz mit dicht bei einander stehenden Knochenkörpern, die sich nicht mehr circulär um die Lamellen anordnen. Die rothe, um die Markhöhle liegende Zone nimmt im Ganzen einen welligen Verlauf und grenzt sich durch eine Kittlinie gegen die ungefärbte Lage ab; sie wird von einer Anzahl enger Gefässcanäle durchbrochen, welche zu einem Theile in horizontaler Richtung die un- gefärbte Lage durchziehen und in ihren Wandungen eine Andeutung von Färbung besitzen. In dem ungefärbten Theile der Umgebung der Markhöhle fehlen die generellen Lamellen. An diesem Schliff beginnt eben das Foramen nutritium sich zu zeigen und zwar in Form einer schwachen Rinne innerhalb der rothen Substanz; an dem nächstfolgenden. durchschneidet die Rinne die ganze rothe Substanz und den oberflächlichen Theil der ungefärbten; an dem darauf folgenden erreicht sie beinahe den die Markhöhle umgrenzenden rothen Saum. An allen diesen Schliffen finden sich Haversian spaces vor, in geringer Zahl wo das Foramen nutritium beginnt und nicht blos in der Umgebung desselben, sondern auch auf der gegenüberliegenden Seite des Knochens. Sie befinden sich sämmtlich in der ungefärbten Knochensubstanz (Fig. 8) und besitzen keine rothen Ringe. Nach innen schliesst sich in der Gegend des Foramen nutritium die weisse Substanz durch einen rothen Saum gegen die Markhöhle ab, welcher da am breitesten ist, wo der peripherische Saum am schmalsten wird. Allmälig beginnt nun auch um die Haversian spaces sich ein rother Saum zu zeigen, welcher immer durch Kittlinien abgegrenzt wird. In einem Schliff näher dem Ellenbogen erscheint das For. nutr. als ein grosses, schon mit blossem Auge sichtbares Loch im Umfange der Markhöhle, so dass die es umgrenzende Knochensubstanz in Form eines Halbringes in die letztere vorspringt (Fig. 9); das Loch ist oval, der grössere Durchmesser würde in dem Radius des Umkreises der Markhöhle liegen. Von dem auch hier auftretenden breiten, peripherischen, rothen Saum verläuft ein breiter rother Streifen mitten durch die ungefärbte Substanz hindurch, besitzt dieselbe Breite, wie der kleinere Durchmesser des ovalen Loches beträgt und bildet die peripherische Umgrenzung des letzteren. ENTE Oentralwärts ist das Loch von einer durchweg rothen Knochenspange umgrenzt, zwischen dieser und dem peripherischen rothen Band befindet sich auf der einen Seite eine farblose, sich scharf abgrenzende Lage von Knochensubstanz, auf der anderen zieht sich noch eine dünne Lage des rothen Knochens um das ganze Loch hin. Das rothe Band setzt sich durch Kittlinien gegen die ungefärbte Substanz ab. Der noch weiter nach abwärts nach dem Ellenbogen hin entnommene Schliff (Fig. 10) zeigt neben dem Foramen nutritium innerhalb der Röhre einen etwas unterbrochenen Ring, welcher mit der Markhöhle in Verbindung steht. Die den Ring abschliessenden Knochenbalken sind gegen die Markhöhle hin auf der einen Seite roth und glatt, auf der anderen Seite un- gefärbt und von Howship’schen Lacunen bedeckt. Diese Erscheinungen sind mit Hilfe der Appositionslehre leicht zu beurtheilen. Die Furche vor dem foramen nutritium wird von Knochensubstanz überwachsen und zwar von ihren Rändern her. Wenn das während der Krappfütterung geschieht, so wird die über das Gefäss hinwachsende Knochenmasse roth sein müssen, während die der Umgebung als schon vor der Fütterung vorhanden, ungefärbt bleibt, oder höchstens innerhalb einiger sich noch einengender Gefässcanäle roth erscheinen kann. Weiter nach dem Ellenbogengelenk hin verändern nun die uns vorliegenden Querschliffe allmälig ihre Form, entsprechend. dem bekannten Verhalten des ganzen Humerus in dieser Gegend. Hervorzuheben wäre nur, dass beim Katzengeschlecht oberhalb des Condylus internus ein besonderer Canal im Knochen auftritt. Dieser wird später einer besonderen Besprechung unterworfen werden. Nahezu congruent der Aussenfläche des Humerus verläuft auch die Mark- höhle; weiterhin wird dieselbe zunächst von einzelnen Knochenbalken durchsetzt und geht in die Räume der spongiösen Substanz über, in welche sich dann schliesslich auch die Haversian spaces verlieren. Der peripherische rothe Ring erhält sich noch in den nächsten Schliffen. Wo aber der Knochen eine vierseitige Begrenzung mit mehr oder weniger abgerundeten Rändern besitzt und die gegen die Fossa supratrochlearis major grenzende Seite desselben eine deutliche, gegen die Markhöhle vorspringende Einbiegung zeigt, wird der peripherische rothe Ring schmäler und verschwindet lateralwärts ganz (Fig. 11). An der gegen die Markhöhle vorspringenden Convexität findet sich ein rother Saum vor, der nur an einzelnen Stellen durch ungefärbte Substanz unterbrochen ist. Die Haversian spaces sind fast im ganzen Knochenring wahrnehmbar; ihre Peripherie besitzt theils breitere, theils schmälere, theils vollständigere, theils unvollständigere rothe Säume. Manche liegen ganz in weisser Substanz und sind in ihrer Peripherie ungefärbt, sie haben in diesem Falle keine Kittlinien. Die Gefässcanäle in der Peripherie sind ausserordentlich eng, nur die äussersten, an das Periost grenzenden sind weiter. m. Na Fehlen die Tomes’schen Räume auf einer Strecke, so besteht die Knochensubstanz ausschliess- lich aus Lamellen, die sich nicht durch Kittlinien abgrenzen, mit Ausnahme der generellen inneren, die in verschiedener Ausdehnung auftreten. Statt der sonst vorhandenen interstitiellen Lamellen findet sich durchweg eine mit zahlreichen Knochenkörpern versehene, interstitielle Knochensubstanz, die eben durch das Fehlen der Kittlinien charakteristisch ist. Die in die Markhöhle vorspringenden Knochenbalken, welche an den Schliffen grossentheils verloren gehen, unterscheiden sich in ihrer Substanz nicht von der der Peripherie ; sie besitzen vielfach Knorpel- reste, in welche die Haversian spaces übergreifen; ein Theil der letzteren ist mit breiteren, ein anderer Theil mit schmalen rothen Ringen versehen; die schmäleren Balken sind oft roth - und nur hie und da von farbloser Substanz unterbrochen. Ein aus der Fova trochlearis selbst entnommener Querschliff besitzt in seiner Mitte keine Markhöhle mehr (Fig. 12), nach hinten eine schwache, nach vorn eine starke Concavität, nur an den Seiten ist noch je eine kleine Fortsetzung der Markhöhle vorhanden, da, wo sie fehlt, ist der ganze Knochen roth. Ungefärbt sind die meisten Knorpelreste und die Knochensubstanz in deren Umgebung. Die Haversian spaces sind zum Theil von bedeutender Ausdehnung und dann theilweise’von mit Howship’schen Lacunen versehenen ungefärbten Knorpelresten umgrenzt, zum Theil von mit rother Substanz ‘ ausgefüllten Haversian spaces, die mehr oder weniger angefressen sind, zum Theil von mit ihrer Oberfläche parallel laufenden rothen Lamellen, die gegen die übrige Knochensubstanz sich durch eine Kittlinie abgrenzen. In den beiden seitlichen Fortsetzungen der Markhöhle befinden sich Knochenbalken von der verschiedensten Form erhalten, welche aussen breite rothe Säume besitzen und innen aus ungefärbter, zum Theil Knorpelreste enthaltender Substanz bestehen, weiterhin aber ganz rosa werden. An einzelnen Stellen sind sie angefressen und von Howship- schen Lacunen bedeckt; diese erstrecken sich über die ungefärbte Substanz noch hinaus, so dass der farbige Theil und der farblose in der Mitte vollständig fehlen. In der Umgebung der Markhöhle besteht die Knochensubstanz aus gefärbten Havers’schen Lamellensystemen, an die sich nach aussen das Gewebe mit Knorpelresten anschliesst. Dicht unterhalb der Epiphyse ist auf dem Querschliff die ganze Knochensubstanz roth und spongiös, auch alle Knorpelreste sind gefärbt. Wo die Kalkablagerung noch krümlich ist, erkennt man keine Färbung, diese Stellen sehen bei durchfallendem Licht schwarz aus. Nun folgt die Beschreibung der Schliffreihe von der Mitte des Humerus gegen das Caput hin. Die Schliffe sind, wie früher, in ungefähr -1 Mm. Abstand von einander entnommen und muss daher ein erheblicher Substanzverlust zwischen je zwei Schliffen stattgefunden haben. Man unterscheidet wieder einen peripherischen rothen Ring, einen ungefärbten inneren von TREE etwa gleicher Breite und endlich einen schmalen inneren rothen Saum, der aber nicht um die Hälfte der _Markhöhle herumgeht;; wo er beginnt, wird der äussere rothe Ring erheblich schmäler, um auf den folgenden Schliffen an dieser Stelle ganz zu verschwinden. Er hört an der Spina tuberculi majoris auf und ist hinten am breitesten. Es ändert sich nämlich jetzt allmälig die Gesammtform des Humerus; entsprechend dem Auftreten der ebengenannten, starken Leisten wird der Durchmesser von vorn nach hinten immer grösser, der darauf senk- recht stehende Querdurchmesser relativ kürzer. Es verliert der Humerus allmälig die cylindrische Form und wird mehr breit gedrückt. Während seine Markhöhle bei einer ausgetragenen Katze viel enger ist, als bei einer ungefähr vierwöchentlichen, ist sie weiter bei diesen als bei älteren und ganz ausgewachsenen Thieren, wo in demselben Grad die compacte Knochensubstanz der Röhre sich verdickt. So ist es wenigstens bei den uns zu Gebote stehenden Exemplaren. Die Markhöhle folgt im Ganzen der äusseren Form des Humerus und verändert ihre Durchmesser in derselben Weise; desshalb können in diesem Stadium bedeutende Resorptionen innerhalb der Markhöhle nicht erwartet werden, es kann sich nur stellenweise um solche handeln und dementsprechend um innere Anlagerungen, wenn die definitive Form zu Stande kommen soll; die Querschliffe verhalten sich nun demgemäss. Das microscopische Verhalten der Knochensubstanz stimmt im Ganzen in dieser Gegend noch mit dem der oben beschriebenen Schliffe aus der Mitte des Knochens überein. Auf der vorderen Hälfte sind die Haversian spaces am zahlreichsten und befinden sich zu einem Theile in beinahe vollständiger Abschliessung, umgeben von rother Substanz, die sich durch Kittlinien gegen farblose abgrenzt; andere dieser Räume besitzen auf einer Seite einen breiteren oder schmäleren rothen Saum; bei wieder anderen fehlt er. Im Uebrigen sieht man zahlreiche Querschnitte von Havers’schen Systemen ohne Kittlinien, die im rothen Saume rings um den Knochen von rother, interstitieller Knochensubstanz (zu unterscheiden von isterstitiellen Lamellen) begrenzt werden. Innerhalb der für schwache Vergrösserungen farblos erscheinenden Substanz treten bei stärkeren hin und wieder äusserst feine, rothe Säume im Umfang der Gefässcanäle auf. An den nächst höheren Schliffen, an welchen vorn der äussere rothe Saum fehlt, grenzt sich der breite innere, aus generellen Lamellen bestehende, grossentheils durch eine Kittlinie gegen die Peripherie ab. An den nächst höheren Schliffen wird der imnere rothe Ring immer vollständiger und breiter, der äussere umfasst dagegen einen immer kleineren Theil des Knochens und verjüngt sich allmälig gegen sein Ende hin. Wo er ganz fehlt, erscheint trotzdem ein grosser Theil des Querschliffes roth, wegen des Auftretens der zahlreich sich ausfüllenden Haversian spaces. re Der innere rothe Ring ist an verschiedenen Stellen durch eine. Kittlinie gegen die äussere un- gefärbte Substanz abgesetzt, anderwärts ist dies nicht der Fall, dann ist die Abgrenzung des Gefärbten gegen das Ungefärbte keine scharfe; indessen lässt sich doch mit Sicherheit sagen, dass ungefärbte Substanz in erheblicher Breite auf den rothen Ring folgt. Die Haversian spaces nehmen mehr überhand und rücken bis an die Peripherie. Die an der Markhöhle ge- legenen stehen durch Gefässcanäle mit diesen in Verbindung. Sie finden sich in allen mög- lichen Zuständen der Ausfüllung; dem entsprechend fehlen rothe Säume oder sind in grösserer oder geringerer Breite vorhanden. Die endochondrale Grenzlinie Strelzoff’s folgt zu einem Theile dem äusseren rothen Saum, wo dieser schmäler wird, gelangt sie in die ungefärbte Substanz und weiterhin an die Peripherie des Knochens; hier liegen die Knorpelreste an der Oberfläche. Ein ungefähr 1 Cm. unterhalb der Epiphyse entnommener Querschliff (Fig. 13) bietet ein ganz anderes Aussehen, als die bisher beschriebenen. Auf der hinteren und Radialseite befindet sich oberflächlich Knochensubstanz mit Havers’schen Canälen ohne Kittlinien, die diese umgebende interstitielle ist stark entwickelt und besitzt äusserst zahlreiche, dicht gedrängt stehende, grosse Knochenkörper. Haversian spaces treten mitten darin auf und sind an einer Seite mit etwas Knochensubstanz ausgefüllt, welche an angefressene Lamellensysteme an- stösst. Gegen die Markhöhle hin tritt ungefärbtes Knochengewebe mit Knorpelresten interstitiell auf und grenzt sich dureh Kittlinien gegen die Lamellensysteme der rothen Haversian spaces ab. Die Knorpelreste sind hier sämmtlich ungefärbt (Fig. 14). Auf der vorderen Seite fehlt der periostale Knochen, die Oberfläche ist von Howship- schen Lacunen bedeckt, welche sich über Havers’sche Lamellensysteme, über interstitielle Lamellen und Knorpelreste hinziehen. Die Havers’schen Spaces sind fast alle nahezu ganz ausgefüllt und zwar mit rother, lamellöser Knochensubstanz. Innerhalb der gewöhnlichen Kittlinie findet sich hie und da eine zweite kleinere concentrisch; Knochensubstanz mit Knorpel- resten füllt die Zwischenräume zwischen den Havers’schen Lamellensystemen aus und bildet Massen in solcher Ausdehnung, dass sie grössere Durchmesser besitzen, als die kleineren Haversian 'spaces; sie sind auch hier ungefärbt, ebenso wie die gegen sie vorspringenden interstitiellen Lamellen. Auch im Gebiete der Knorpelreste kommen vereinzelt Havers’sche Systeme vor, die nicht durch Kittlinien von einander getrennt sind. Ein höher oben, aus dem Gebiete der Spongiosa entnommener Schliff ist in dem Rinden- theil noch wohlerhalten. Die Balken der Spongiosa sind dagegen meist beim Schleifen ver- loren gegangen. Die ganze Knochensubstanz erscheint roth, auch schon für das blosse Auge SEK und bleibt es auch bei den stärksten Vergrösserungen; an den dünnsten Stellen des Schliffes nimmt man nur noch eine schwach rosa Färbung wahr (Fig. 15). In der weitmaschigen Knochensubstanz treten verschiedentlich Havers’sche Lamellen mit und ohne Kittlinien auf und grenzen entweder an die Knorpelreste oder an gewöhnliche Knochensubstanzbalken ohne Lamellen an, die Knorpelreste sind alle roth (Fig. 16). Im Uebrigen entspricht das nunmehr folgende Ende der Diaphyse dem oben beschriebenen. Die obigen Untersuchungen ergeben mit Sicherheit, dass der peripherische rothe Ring, wie auch die innere rothe Zone um so breiter sind, je länger die Fütterung mit Krapp bei Thieren etwa gleichen Alters, wo noch die Knochen im Wachsthum begriffen sind, gedauert hat. — Auch im Umfang der Gefässcanäle und der ausgefüllten Haversian spaces ist der rothe Saum unter denselben Umständen breiter, wenn noch eine Einengung beim Wachsthum stattfand. In der ungefärbten Knochensubstanz befindet sich auch im Umfange der Gefässcanäle keine Färbung, wenn sie ihre grösste Enge besitzen. Lehrreich ist das Verhalten der Knochensubstanz am Foramen nutritium. Es tritt als ein schräger Canal in den Knochen hinein, welcher in Gestalt einer Rinne beginnt, die zuerst nur innerhalb der peripherischen gefärbten Zone und weiterhin durch die ungefärbte verläuft, um dann durch die gefärbte innere Lage in die Markhöhle ein- zutreten. Wie Messungen ergeben, rückt das Foramen nutritium während des Wachsthums von der Mitte des Knochens fort; bei dem Humerus von 60 Mm. Länge ist es 9 Mm. von der Mitte entfernt, bei dem Humerus von 90 Mm. dagegen 14. Geschähe das Wachsthum vor- wiegend per intussuceptionem, so würden sich keine auffälligen Erscheinungen im Bereiche des Foramen nutritium darbieten. Thatsächlich verläuft jedoch von der rothen Oberfläche des Knochens ein Zug von rother Substanz durch die ungefärbte hindurch zum Canalis nutritius hin; er besitzt genau die Breite des For. nutr. selber. Diese Erscheinung kann nicht anders aufgefasst werden, als dass durch sie die frühere Lage des Suleus nutritius bezeichnet wird. Es schliesst sich nämlich bei der Verlegung die zu dem Loch hinführende Rinne fortdauernd zu einem Canal ab, durch Anbildung von Knochensubstanz an dem bis dahin frei liegenden Theil der Arterie. Findet nun gleichzeitig Resorption von der Markhöhle aus statt und zwar in dem- selben Grade, wie aussen angelagert wird, so bleibt die innere Oeffnung des Canalis nutritius in gleicher Entfernung von der äusseren; es wird dann im Umfange der inneren Oeffnung kein rother Saum auftreten. Befindet sich dagegen die innere Oeffnung im Bereiche der Anbildung innerer genereller Lamellen, die die Arterie zugleich von innen her decken, so werden Aus- gangs- und Eingangs-Oeffnung gefärbt sein. Um das Maass der absoluten Verschiebung des. Foramen nutritium festzustellen, wäre es 2 nothwendig, eine feste Marke für seine ursprüngliche Lage zu besitzen; eine solche könnte durch Einschlagen eines Silberstiftes gewonnen werden. Nach den Untersuchungen von Schwalbe lässt sie sich aber auch aus dem eigenthümlichen Gefässverlaufe seiner indifferenten Stelle der Compacta entnehmen. (Ueber die Ernährungscanäle der Knochen und das Knochenwachsthum. Zeitschrift ür Anatomie, Band I, S. 307. Leipzig 1876). Bemerkenswerth für die Appositions- und Resorptionserscheinungen sind besonders die Gegend der Fossa supratrochlearis major und die Formenveränderungen des Knochens oberhalb derselben. Die Knochenlamelle, welche diese Grube von den Fossae minores trennt, ist ausser- ordentlich dünn und in der Mitte durchscheinend. Gegen die Epiphyse hin wird sie erheblich dicker; hier enthält demnach ein Querschliff in allen seinen Theilen Knorpelreste; wo dagegen die Platte nach der Mitte des Knochens hin sich verdickt, findet sich nur eine äusserst schmale Zone von Knorpelresten vor, alles Uebrige ist rein periostaler Knochen, welcher sich mehr und mehr verdickt, je mehr die an die fossa supratrochlearis major sich anschliessende breite Rinne gegen die Mitte des Knochens hin sich verliert. Wenn, wie im vorliegenden Falle, die Krapp- fütterung bis zum Tode des Thieres fortgeführt ist, so kann die Resorption nur in gefärbter Knochensubstanz stattfinden; wenn dagegen eine geeignete Pause in der Krappfütterung statt- gefunden hatte, so liegt an den nach dem Gelenk hin gerichteten Theilen der Foveae rothe Knochensubstanz frei und gegen die Mitte hin ist sie ungefärbt. Wie diese Erscheinungen ein- facher als durch Annahme von Apposition und Resorption erklärt werden können, ist uns nicht ersichtlich, Aus dem Bisherigen ergibt sich auch, dass die Knorpelreste in dieser Gegend gegen die Mitte des Knochens hin rascher verschwinden müssen, als vom oberen Ende her. Von dem Humerus einer Katze desselben Wurfes, welche 14 Tage mit Krapp gefüttert und darauf 14 Tage auf gewöhnliche Nahrung gesetzt und dann getödtet wurde, liegt uns eine Reihenfolge von 36 Schliffen vor; die aus der Mitte genommenen weichen insofern von den oben beschriebenen ab, als der peripherische rothe Ring nirgends eine solche Breite hat und für gewöhnlich die Oberfläche nicht erreicht, ausgenommen an den Stellen, wo.bei dem fünf Wochen gefütterten Thiere der rothe äussere Ring unterbrochen ist und die weisse Substanz an der Oberfläche liegt; hier findet sich ein schmaler rother Saum im Umfang der Markhöhle, der durch eine entsprechende Schicht farbloser Substanz von ihr getrennt ist. Scheinbare innere General-Lamellen können auftreten, wenn die Gefässe in der Schnitt flächeverlaufen, concentrisch zur Markhöhle und gegen die Axe der Röhre hin nicht von Knochensubstanz umfasst werden. Die in dem Bereiche desrothen Ringes liegenden Gefässcanäle sind entweder von rother Substanz vollstän- dig umgrenzt oder es folgt auf letztere noch eine schmale Lage farbloser, welche das Gefäss umgiebt. ae. Die Haversian spaces zeigen zum Theil in dem nächsten Umfang der Höhle eine rothe Schicht, in anderen Fällen schiebt sich eine farblose ein, in wieder anderen stossen sie nur von innen her an den peripherischen rothen Saum an oder durchbrechen ihn. Sehr ausgedehnte, noch nicht ausgefüllte Haversian spaces brechen peripherisch mehr oder weniger tief in den rothen Saum ein und grenzen gegen die Markhöhle hin an angefressene Havers’sche Systeme oder an die Substanz der inneren generellen Lamellen, oder auch an Knorpelreste. Die aus dem Gebiete der spongiösen Substanz entnommenen Schliffe (Fig. 17) zeigen das Gewebe in der Umgebung der Knorpelreste geröthet, während es im Umfange der Gefässräume meist farblos ist. Mehrfach durchbrechen aber Markräume die rothe Umgebung der Knorpelreste. Die peripherischen Theile der aus der Spongiosa entnommenen Schliffe liessen sich meist nicht erhalten. Bemerkenswerth :ist, dass vielfach unvollständig mit Kalkerde imprägnirte Stellen vorkommen, von denen man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob sie gefärbt sind oder nicht; es erinnert dies an die oben vom Felsenbein beschriebene Erscheinung, dessen nach der Schädelhöhle hin gelegene Flächen auch macroscopisch ungefärbt waren, selbst wenn die Thiere bis zum Tode mit Krapp gefüttert wurden; nur mussten sie sehr jung sein. Der Humerus einer etwa 4 Monate alten Katze, welche 1 Woche mit Krapp gefüttert und 3 Wochen auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, zeigte auf Querschliffen im Wesentlichen die bei der vorigen Reihe beschriebenen Erscheinungen. — An einem Querschliff aus der Nähe des Foramen nutritium sieht man wieder an einem grossen Theile der Peripherie eine farblose Schicht, welche aus periostalem, der Kittlinien ermangelndem, lamellösem Knochen besteht. Sie ist am dicksten an der hinteren Seite, also in der Concavität des Knochens und verschmälert sich nach vorn zu, auf der vorderen Seite fehlt sie ganz, da, wo der Knochenring am breitesten ist; der farbige Knochen reicht hier bis an die Oberfläche. An der erstgenannten Stelle folgt auf die dicke, weisse Lage ein für das blosse Auge gleichmässig rother Ring, der mit Hülfe des Microscops aber wieder periostalen Knochen mit Havers’schen Lamellen ohne Kittlinien zeigt; jedoch ist die Knochensubstanz im Umfang des Gefässcanals durchweg ungefärbt und aussen schliesst sich erst die farbige Lage an; auch in grosser Länge verlaufende Havers’sche Canäle finden sich hier vor, die dasselbe Verhalten zeigen. Gegen die Markhöhle hin folgt alsdann die mit-Haversian spaces versehene, zum grossen Theil ungefärbte Schicht. Die ver- einzelt in dieser auftretenden Havers’schen Systeme grenzen sich nicht durch Kittlinien gegen die ungefärbte Umgebung ab und besitzen einen schmalen rothen Saum um den Gefässcanal. Einige der Haversian spaces liegen ganz in ungefärbter Substanz und sind zu einem grösseren oder geringeren Theile ausgefüllt. Innen sind sie alsdann von farbloser Substanz umgrenzt, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 11 auf welche ein schmaler rother Saum folgt, der sie mehr oder weniger vollständig umgiebt. Die Begrenzung gegen die Markhöhle ist unregelmässig und geschieht durch Ausbuchtungen, welche an früher vorhandene Haversian spaces erinnern. Auch mit Kittlinien und einem rothen Saum versehene, angefressene Lamellensysteme stossen an die Markhöhle; dicht daneben finden sich innere generelle Lamellen, welche peri- pherisch einen rothen Streifen haben, gegen die Markhöhle hin aber ungefärbt sind. Auf der gegenüberliegenden, also auf der hinteren Seite des Knochens dehnen sich die Haversian spaces bis an die mit Howship’schen Lacunen bedeckte Oberfläche aus und der Knochenring selbst ist schmäler. Gegen die Markhöhle ist er durch eine mehr oder weniger breite, farblose Schicht abgegrenzt; viele der Haversian spaces sind von einer starken, farblosen Schicht umgeben, auf welche ein schmaler rother Saum folst, der sich durch eine Kittlinie gegen das ungefärbte absetz. An der Ulnar- und Radialseite finden sich die Uebergangserscheinungen. Das Foramen nutritium erscheint an dem geeigneten Schliff (Fig. 18) als ein tiefer Einschnitt in den Knochen; zuerst ist eine farblose Lage des peripherischen Ringes durchschnitten, darauf folgt die rothe Substanz und endlich wieder farblose. Horizontale Gefässcanäle verlaufen, von ihren Lamellen begleitet, in das Foramen nutritium hinein. An dem nächstfolgenden Schliff (Fig. 19) setzt sich der Canalis nutritius mit der Markhöhle in Verbindung und ist peripherisch durch eine dünne Lage periostaler Knochensubstanz verschlossen; hier besitzt die innere Auskleidung des Canales eine eigenthümliche Anordnung der Havers’schen Lamellen; sie verlaufen senkrecht zu denen der benachbarten Knochensubstanz. | Da diese Ausfüllungsmasse des Suleus nutritius im vorliegenden Falle farblos ist, während sie in dem oben beschriebenen, von einem bis zum Tode mit Krapp gefütterten Thiere roth war, so ist ersichtlich, dass im letzteren die Ueberwachsung während der Krappfütterung geschah, im ersteren während der Aussetzung derselben. Man kann also nach Willkür Präparate mit gefärbter oder ungefärbter Umgrenzung des Canalis nutritius herstellen. Ein aus dem Bereich der spongiösen Substanz entnommener Querschliff gibt eine Vor- stellung davon, wie eine scheinbare Wanderung der Knochenbalken während des Wachsthums ' zu Stand kommen kann. Wo diese nämlich gerade in grösseren Strecken ausgedehnte, der Markhöhle nahezu concentrisch verlaufende Markräume begrenzen, sind sie gegen die Markhöhle hin ungefärbt und aussen roth; der einzelne Markraum besitzt also gegen die Markhöhle hin eine gefärbte Zone, worauf die ungefärbte Schicht folgt, gegen die Peripherie hin dagegen eine farblose, an welche sich die farbige erst anschliesst. Stellt man sich vor, dass während der Aussetzung der Krappfütterung die farblose Schicht gebildet ist, zugleich aber die farbige gegen Bureau die Markhöhle hin resorbirt wird, so muss eine Verlegung der ganzen Balken und zwar gegen die Markhöhle hin die Folge sein. Auch Steudener fasst die Strelzoff’schen Wanderungen der Knochenbalken in diesem Sinne auf. Eine besonders günstige Gelegenheit für die Beobachtung der Wachsthumserscheinungen bietet das sogenannte Foramen supracondyloideum am unteren Ende des Humerus der Katze; es durchbohrt den Condylus internus und dient gewöhnlich zum Durchtritt der Arteria ulnaris oft auch der entsprechenden Vene und des Nervus medianus (Lehrbuch der vergleichenden Anatomie von v. Siebold und Stannius, Il. Theil Seite 354). Es tritt im knorpelig vor- gebildeten Knochen auf, hat die Form eines Ovales, das mit dem Wachsthum des Knochens sich vergrössert und seine Lage immer.am Condylus beibehält. Da es noch im Gebiet der Diaphyse liegt, so muss es bei dem Fortrücken von der Mitte des Knochens die Appositions- und Resorptionserscheinungen in besonders auffallender Weise bieten, wenn nicht das Wachsthum ein expansives ist, wie beim Knorpel. Der Humerus einer dreiwöchentlichen Katze misst 35 Min. und die Entfernung des Loches von der Mitte beträgt 10 Mm.; dieselben Maasse betragen bei dem Humerus einer aus- "gewachsenen Katze 110 und 32 Mm. — Die blosse Vergleichung der Löcher bei verschieden grossen Knochen gibt keinen Aufschluss, wenn man nicht die Expansionsunfähigkeit ohne Weiteres voraussetzt. Da diese aber erst erwiesen werden soll, so bedarf es anderweitiger Hilfsmittel. Zu diesen gehört vor allen die Untersuchung der Knochensubstanz, welche in Form einer Spange das Loch auf der Seite des Condylus internus abgrenzt. Ein durch das untere Ende des decaleinirten Oberarmbeins einer etwa vierwöchentlichen Katze gelegter Längsschnitt verhält sich folgendermaassen: Ungefähr zwei Mm. unterhalb der Össificationsgrenze liegt das etwa zwei Mm. in seinem längsten Durchmesser ausgedehnte Loch im endochondralen Knochen. Gegen das Gelenkende hin wird es begrenzt von stumpf abgeschnittenen Säulen des endochon- dralen Knochens, welche an seinen Seiten sich einfach fortsetzen und sich gar nicht in ihrer Textur von den übrigen Knochenbalken der Diaphyse in dieser Gegend unterscheiden. Jedoch gegen die Mitte des Armes hin schliesst sich das Loch durch rein periostales engmaschiges Knochengewebe, das noch etwas in die seitliche Begrenzung übertritt, um da mit dem endo- chondralen zusammenzufliessen. An dieses schliessen sich Osteoblasten und weiterhin fibrilläres Bindegewebe, welches sich über die ganze Umgrenzung des Foramen supracondyloideum hin- zieht; auf dasselbe folgen an der medialen Umgrenzung reihenweise gestellte Riesenzellen, die sich an dem Knochengewebe der Spange hinziehen und dicht gedrängt an dem Gelenkende des Loches angehäuft sind, wo auch Querschuitte von Muskeln und Gefässen auftreten. N Ganz anders verhält sich die Knochenspange, welche das Loch medianwärts begrenzt, am Oberarmknochen eines alten Thieres. An Querschnitten vermisst man jede Spur des endochon- dralen Knochengewebes Strelzoff’s, es ist lamellöses mit Kittlinien an die Stelle getreten, reicht bis an die Umgrenzung des Loches und findet an der freien Fläche der Spange durch generelle Lamellen seinen Abschluss, die hie und da durch einen Gefässcanal mit concentrischen Lamellen unterbrochen werden. Die einzelnen Havers’schen Systeme stossen entweder direct aneinander und werden nur durch Kittlinien getrennt, oder es schieben sich interstitielle Lamellen ein. Strelzoff spricht sich über die endochondrale Knochengewebsformation folgendermaassen aus (Seite 30 seiner Schrift): »Das endochondrale Knochengewebe wird gewöhnlich als eine ephemere Bildung, die sogleich nach ihrem Entstehen der Zerstörung anheimfallen muss, be- trachtet. An Stelle des zu Grunde gegangenen Gewebes soll nach den herrschenden Ansichten ein neues Gewebe auftreten, welches dann wieder zerstört und wieder ersetzt wird u. s. w. Wenn die Zerstörung des endochondralen Knochengewebes wirklich existirte und ein Ersatz des aufgelösten durch jungen Knochen stattfände, so würde dieser nie das charakteristische Aussehen des endochondralen Knochens haben, da die Ablagerungsform nicht durch die prae- existirenden Knorpelhöhlen bedingt werden und das neugebildete Knochengewebe keine Reste verkalkter Knorpelgrundsubstanz enthalten könnte. In diesem Falle musste das neue Gewebe bestimmt nach einer anderen Form des neoplastischen Ossificationstypus, d. h. nach der peri- chondralen Form gebildet werden; doch fehlen hierfür alle charakteristischen Merkmale. Man kann sich vorstellen, dass noch irgend ein anderer Ossificationsmodus existirt, — das ist aber nicht der Fall, denn das endochondrale Knochengewebe behält sein charakteristisches Aussehen auch in den allerspätesten Stadien seiner Entwicklung!« Wie die eben dargestellten Thatsachen lehren, findet hier gerade das Gegentheil von den Angaben Strelzoff’s statt und ist auch früher von uns bereits angegeben worden, dass im Umfange der Markröhre innerhalb des Gebietes der endochondralen Grenzlinie Knochengewebe mit dem Charakter des periostalen auftritt. Zieht man die Querschliffe der Humeri mit Krapp gefütterter Thiere in Betracht, so bleibt nur die eine Auffassung möglich, dass die Entfernung des Foramen supracondyloideum von der Mitte des Knochens durch Apposition und Resorption zu Stande kommt. Querschliffe der Spange, welche medianwärts das Foramen supracondyloideum abschliesst, bieten im Wesentlichen im Kleinen dasselbe Bild, wie solche von ganzen Röhrenknochen (ab- gesehen von der Markhöhle). Ein solcher von dem nach dem Gelenk hin liegenden Ende der Spange, wo sie mit dem Humerus in Zusammenhang ist (Fig. 20), entnommener, zeigt das gleiche Verhalten, wie der Humerus selbst an dieser Stelle, und die Knochensubstanz ist von vielen NE Markräumen durchsetzt, enthält ausserdem mehr oder weniger eingeengte Gefässcanäle mit und ohne Kittlinien, dazwischen zahlreiche Knorpelreste, welche nur an der medialen freien Fläche fehlen, im Uebrigen aber bis an die Oberfläche sich erstrecken. Die Markräume sind vielfach von Lamellen umgeben und in ihren Wandungen mit Howship’schen Lacunen bedeckt. Gefärbt ist der ganze Knochen mit Ausnahme eines grossen Theiles der Umgebung der Knorpelreste. Ein Querschliff von der Spange am entgegengesetzten Ende besitzt einen breiten rothen Saum, der sich nach der Beugeseite hin verschmälert und vorn ganz verschwindet, um durch weisse Substanz ersetzt zu werden; wo der Fortsatz hier in den Humerus selbst übergeht, beginnt die Färbung wieder, um sich in dem peripherischen Saume des letzteren zu verlieren. Ueberhaupt ist der Fortsatz an der Seite des Zusammenhanges mit dem Humerus geröthet, nur 5 Mark- räume liegen im Querschnitt vor und sind von schmäleren oder breiteren rothen Säumen um- geben, an einzelnen Stellen fehlt die Anbildung und die Markräume greifen mit gebuchteten Rändern in die ungefärbte Knochensubstanz hinein, die vorwiegend in dem nach der Beugeseite gerichteten Theile auftritt; die auf der Streckseite befindliche geröthete ist gewöhnliche, periostale Knochensubstanz mit engen Havers’schen Canälen und ohne Kittlinien. Die Gefäss- maschen sind verhältnissmässig eng, deshalb erscheinen die Gefässcanäle nicht blos im Quer- schnitt, sondern auch auf Strecken im Längsschnitt. Der Querschliff von derselben Stelle der 14 Tage mit Krapp gefütterten und dann 14 Tage auf gewöhnliche Nahrung gesetzten Katze ist mit einem breiten, ungefärbten Saum um- geben, auf welchen erst der etwas schmälere, rothe folgt. Auf der Beugeseite tritt der rothe aber selbst an die Oberfläche heran, der ungefärbte setzt sich in die ungefärbte Peripherie des Humerus selbst fort, der gefärbte Saum dagegen geht mit ausgedehnter Basis in den rothen Ring des Humerus über. Der rothe Ring des Fortsatzes umschliesst farblose Substanz mit Markräumen. Ulna. Die Ulna ist in ihren Wachsthumsverhältnissen in den Werken von Humphrey, Ollier und Kölliker behandelt worden. Die beiden ersteren Forscher haben dargethan, dass sie an ihrem unteren Ende stärker wächst, als am oberen und Kölliker macht die bemerkenswerthe Angabe (die normale Resorption des Knochengewebes, Seite 47), dass sie nur am unteren Ende der Diaphyse eine Resorptionszone besitzt. Vergleicht man die Cavitas sigmoidea derselben von einem etwa 6 Cm. langen Katzenembryo mit der von einem mehrere Wochen alten Thiere, , so stellt sich an senkrecht zur Axe gelegten Durchschnitten ein bedeutender Unterschied in dem Radius derselben heraus; dies gilt natürlich für entsprechende Durchschnitte durch RER die Rolle des Humerus. Ergänzt man den Durchschnitt durch die Cavitas glenoidalis zu einem vollständigen Kreise, so besitzt dieser bei dem Embryo 1.5 Mm. Durchmesser, bei der mehrwöchentlichen Katze etwa 8 Mm., bei einer mehrmonatlichen etwa ebensoviel und bei einer ausgewachsenen Katze ist er gleichfalls nicht grösser. Sobald also an die Stelle des Knorpels der Knochen getreten ist, so ändert sich die Krümmung der Cavitas glenoidalis nicht mehr in ihrem Radius, sie verändert sich nur in soweit, als ihre Durchschnitte in dem weiteren Wachsthum einen immer grösseren Theil desselben Kreisbogens darstellen. Diese Veränderung wird aber vollständig durch die Annahme des appositionellen Wachsthums der Knochensubstanz erklärlich ; die Veränderungen in der Länge des Halbmessers während der Zeit, wo noch knorpelige Anlage vorhanden ist, sind dagegen nur bei Annahme des expansiven Wachsthums verständlich. Wenn nun die Gelenkvorrichtung während des Wachsthums der Ulna nach der Geburt eine Verschiebung am Knochen erleiden soll, so müssten Resorptionszonen im Bereiche des oberen und unteren Theiles des Gelenkvorsprunges zu beobachten sein. Ebensowenig wie Köllicker sind uns dergleichen vorgekommen. Die Cavitas sigmoidea wird demnach an ihrer Stelle ver- harren und die ganze Ulna nur um ein Unbedettendes oberhalb der Cavitas in die Länge wachsen. Für dies Längenwachsthum ist eine Epiphyse angebracht, welche neben dem Periost auch das Diekenwachsthum hier vermittelt. Das eigentliche Wachsthum der Ulna in die Länge findet also an ihrer unteren Epiphyse statt. Die Fütterung der Thiere mit Krapp zeigt hiermit in Einklang stehende Erscheinungen; wird sie nämlich längere Zeit vor dem Tode des Thieres unterbrochen, so ist ein auffallend langer Theil am unteren Ende ungefärbt; wird dagegen die Fütterung bis zum Ende fortgesetzt, so ist das untere Ende der Ulna in solcher Ausdehnung durchweg roth und die ungefärbten Stellen treten auf Querschnitten erst so weit oben hervor, wie es bei anderen Knochen nicht der Fall ist. Die Ulna vom Fuchs, bei dem die Krapp- fütterung lange Zeit ausgesetzt war, ist nahezu in der ganzen unteren Hälfte ungefärbt; ebenso der Radius; dieselben Erscheinungen finden sich auch an den Metatarsalknochen, die vorwiegend am Epiphysenende wachsen. Um jedoch jeden Zweifel zu beseitigen, ob eine Verlegung der Cavitas glenoidalis während des Wachsthums stattfindet, haben wir den Versuch mittelst Einfügung eines Platindrahtes zu Hülfe genommen. Es wurde ein feiner Canal durch den Knochen hinter der Cavitas sigmoidea major und neben der Cavitas sigmoidea minor gebohrt. ein feiner Platindraht hindurchgezogen und zu einem Ring zusammengeschnürt; nach 4 Monaten fanden wir diesen Ring noch an derselben Stelle, wo er eingelegt worden war, Die Form der Ulna ist im unteren Theile eine so charakteristische, dass sich leicht die Veränderungen, d. h. Auflagerungen, Stillstand des Wachsthums (indifferente Stellen Köllicker’s, RR} aplastische Stellen Strelzoff’s) oder Resorption angeben lassen, wenn man die Knochen jüngerer Individuen mit denen älterer vergleicht. Die Ulna der letzteren ist am unteren Ende nahezu drehrund, die entsprechende Stelle an der ausgewachsenen Ulna bildet aber im Querschnitt ein Dreieck mit abgerundeten Ecken (es kommt nur auf eine ganz oberflächliche Formbestimmung an), dabei ist die Markhöhle an dem älteren Exemplar enger, als an dem jüngeren. Sollte man hier die ältere Form aus der jüngeren hervorgehen lassen unter Ausschluss des expansiven Wachsthums, so muss die Resorption zu Hülfe genommen werden; Wachsthumstillstand allein würde nicht genügen, denn der Knochen wird in einem seiner Durchmesser absolut schmaler. Wenn man dagegen die Ulna einer ungefähr sechs Wochen alten Katze mit der einer etwa zwölfwöchent- lichen vergleicht, so würde die grössere aus der kleineren hervorgehen können, ohne dass eine Resorption statt zu finden hat; ungleichmässiges, appositionelles Wachsthum allem würde voll- kommen zur Erklärung der Formveränderung hinreichen. Es ist aber darum noch nicht noth- wendig, dass es allein stattfindet, darüber hat nur die Beobachtung zu entscheiden. Mit den obigen Erörterungen im Einklang befinden sich die für die microscopische Betrachtung geeig- neten Querschliffe. Ein solcher aus der Mitte der Ulna einer fünf Wochen bis zum Ende ge- fütterten fünf Wochen alten Katze entnommen, verhält sich folgendermassen. Er hat beinahe die Form eines Ovals, die radiale Seite ist etwas abgeflacht und die im Verlaufe des Olecranon liegende Kante erscheint etwas zugespitzt. Peripherisch zieht sich ein rother Saum von äusserst verschiedener Breite um den ganzen Schliff herum; die grösste Breite besitzt er an der oben erwähnten Kante und ist continuirlich roth und dehnt sich über die Hälfte des Knochenringes aus. Die dicht aneinanderstehenden, senkrecht getroffenen Havers’schen Canäle sind von theil- weise circulär gestellten Knochenkörpern umgeben und durch mterstitielle Knochensubstanz mit Zahlreicheren Kuochenkörpern ohne jede‘ Spur von Kittlinien gegen einander abgegrenzt; die peripherischen sind am weitesten und werden zu einem T'heile aussen vom Periost umgrenzt, so dass der Canal noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die an die Markhöhle anstossende innere Hälfte des Ringes besitzt an dieser Stelle zahlreiche Havers’sche Räume und besteht vorwiegend aus ungefärbter Knochensubstanz, welche innen gegen die Markhöhle hin durch generelle Lamellen, die durch tiefe Einschnitte unterbrochen sind, sich abschliesst; einige der Havers’schen Räume stehen durch enge Gefässcanäle mit einander in Verbindung, andere hängen durch solche mit der Markhöhle zusammen. Die Havers’schen Räume sind von verschieden breiten, rothen Säumen umgeben, die zum Theil durch Kittlinien ihre Begrenzung finden, zum anderen Theil sich unbestimmt in die ungefärbte Substanz verlieren. In einem kleinen Gebiet fehlt der rothe Saum um die Markhöhle; es fehlen hier aber auch die inneren generellen gene Lamellen, die ungefärbte Substanz aus der Mitte des Schliffes setzt sich zwischen den von rothen Säumen umgebenen Havers’schen Räumen bis an die Markhöhle fort. Die dem Radius zugewandte platte Seite besitzt die rothe Zone nur noch in solch dünner Lage, dass Gefäss- canäle keinen Platz darin haben; die endochondrale Grenzlinie bildet ihre Abgrenzung gegen die ungefärbte Substanz, verschwindet aber gegen die vorher beschriebene Knochensubstanz hin in den Kittlinien der Havers’schen Räume. Die ungefärbte Knochensubstanz besitzt Havers’sche, mit rothen Lamellen mehr oder weniger ausgefüllte Räume. Nun folgt gegen die Markhöhle hin ein breiter rother Streifen, der ungefähr die Hälfte der Dicke des Knochenringes einnimmt; wo also der rothe u peripherisch am schmalsten ist, ist er innen am breitesten und nach den Seiten hin kehrt sich dieses Verhältniss wieder um. In diesem inneren rothen Saum be- finden sich zahlreiche Querschnitte von ziemlich engen Havers’schen Canälen, die von einer, mit cireulär gestellten Knochenkörpern versehenen Substanz umgeben sind und durch inter- stitielles Knochengewebe ohne Kittlinien von einander abgegrenzt werden. Knorpelreste fehlen gänzlich, treten erst weiter gegen die Peripherie in dem ungefärbten Gewebe auf und erreichen ‚ hie und da die endochondrale Grenzlinie. Auffallender Weise findet sich also hier Knochengewebe vom Aussehen des periostalen ohne irgend eine Spur von Knorpelresten in dem Bereiche der endochondralen Grenzlinie. Weiterhin werden die inneren generellen Lamellen durch Kittlinien gegen die Knorpelreste enthaltende Substanz abgesetzt. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass da von der Markhöhle aus die stärksten Neubildungen stattgefunden haben, wo sie vom Perioste her am schwächsten auftraten. An den nächsten Schliffen wird die schmale Stelle der äusseren rothen Zone noch schmäler und verschwindet schliesslich ganz; damit geht zugleich die endochondrale Grenzlinie verloren. Dies kann hier nicht dadurch geschehen, dass sie durch irgend einen Vorgang innerhalb der Knochensubstanz verschwindet, sie verschwindet vielmehr zugleich mit der Knochensubstanz, in der sie verlief. — Die Knorpelreste rücken nämlich bis an'die Peri- pherie, ebenso aber auch die ungefärbte Knochensubstanz, auf welche gegen die Markhöhle hin wieder ein continuirlicher rother Saum von grosser Breite folgt, der im übrigen die Eigen- schaften des vorigen Querschliffs besitzt; nur dass er breiter ist. In der farblosen Substanz befinden sich Havers’sche Räume mit verschieden breiten, rothen Säumen. Die Markhöhle ist weiter, als am vorigen Schliff und Havers’sche Räume von grosser Ausdehnung treten mit ihr so zahlreich in Communication, dass die sie umgebende Knochensubstanz bei schwacher Ver- grösserung bereits das Aussehen der Spongiosa annimmt. Noch weiter nach abwärts entnommene gap Schliffe lassen die Vorsprünge am Knochen mehr und mehr zurücktreten; die mit engen Ge- fässcanälen versehene periostale Auflagerung, welche in der Fortsetzung der Kante des Olecranon liegt, wird immer niedriger und die Havers’schen Räume nehmen in dem Maasse zu, dass die ganze Knochensubstanz des Schliffes vorwiegend spongiös erscheint. Die endochondrale Grenz- linie verschwindet auch hier peripherisch, wo der periostale Knochen fehlt und nach der anderen Seite hin verliert sie sich mitten in der Knochensubstanz durch das Auftreten der Havers’schen Räume; die ungefärbte Substanz tritt immer mehr zurück und verschwindet an den nächsten Schliffen, welche ungefähr 8 Mm. unterhalb der Epiphyse liegen, vollständig, — Die Markhöhle verliert sich hier in der Spongiosa und muss sich beim Wachsthum des Knochens immerfort gegen das untere Ende hin ausdehnen, wenn ihre definitive Form zu Stande kommen soll. Besondere microscopische Erscheinungen, für das Auftreten der Resorption dürften nicht zu erwarten sein, abgesehen von den Howship’schen Lacunen und Köllicker’s Riesenzellen. Man sieht eben im Umfange der Markhöhle die Havers’schen Räume, welche vielfach mit ihr in Communication treten und zu einem kleinen oder grösseren Theile ihr anheimfallen. Wenn man nun annehmen muss, dass Resorptionen stattfinden, die eine Vergrösserung der Markhöhle zur Folge haben, so wird eine andere Erscheinung überhaupt nicht vorkommen können; Apposition dagegen gibt sich sicher kund durch das Auftreten der generellen Lamellen, welche in den früheren Stadien nicht existiren. An den aus der Mitte des Knochens entnommenen Querschliffen lässt sich überall leicht entscheiden, welcher Theil der Knochensubstanz während der Krappfütterung angebildet worden ist und welcher vor der Fütterung vorhanden war. Der rothe Saum in der Peripherie ist ‘immer neuer Ansatz, denn er ist schmal, wenn kurze Zeit den Thieren Krapp gegeben worden war, und wird um so breiter, je länger die Krappfütterung bei Thieren gleichen Alters gedauert hat. Vergleicht man zwei entsprechende Querschliffe von demselben Knochen zweier Thiere desselben Wurfs, von denen das eine längere Zeit bis zum Tode mit Krapp gefüttert war, während das andere vor dem Tode auf gewöhnliche Nährung gesetzt wurde, so sieht man den jüngeren Knochen in dem alten durch die ungefärbt gebliebene Substanz vorgezeichnet. Man muss nur davon absehen, dass in der ungefärbten Substanz noch hin und wieder schmälere und breitere rothe Ringe im Umfange der Havers’schen Canäle und Räume auftreten, Andererseits wäre immer zu bedenken, dass vorhandene junge Knochensubstanz, in welcher die Kalkablagerung noch fortdauert, auch Farbstoff aufzunehmen vermag. Während in dem Obigen die Schliffe von der Mitte der Ulna gegen das Handgelenk hin beschrieben wurden, nehmen wir nunmehr die Reihe nach dem Ellenbogengelenk hin auf, wovon Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 12 BE > uns 36 Schliffe vorliegen. Die ersten stimmen noch ganz mit den vorher beschriebenen, der Mitte entnommenen, überein; sie nehmen allmälig mehr die Form eines reineren Ovales an, in dem die abgeflachte Seite sich mehr und mehr ausgleicht; die längere Axe des Ovals geht von der Seite des Olecranon zu der des Processus coronoideus hin. An der ersteren erstreckt sich . die periostale Knochensubstanz mit hier meist quergetroffenen, engen Havers’schen Canälen bis nicht ganz zur Mitte des Ringes und ist vollkommen roth; der darauf folgende farblose Theil hat wieder zahlreiche Havers’sche Räume, die zum Theil mit rothen Säumen versehen sind ; zwischen ihnen befinden sich Havers’sche Canäle; die Abgrenzung gegen die Markhöhle ist buchtig und abwechselnd von weissem und rothem Gewebe gebildet. An dem entgegengesetzten Pol befindet sich im Umfange der Markhöhle ein breiter, rother Saum, auf welchen eine breite Lage farb- loser Substanz folgt. Diese generellen inneren Lamellen werden von Havers’schen engen Canälen hie und da durchbrochen, die zum grossen Theil mit den nun nach aussen hin folgen- den, in einfacher Lage vorhandenen Havers’schen Räumen in Zusammenhang stehen und sich in sehr verschiedenen Stadien der Ausfüllung befinden. Gegen die Markhöhle hin greifen sie zum Theil in die farblose Substanz ein und gegen die Oberfläche des Knochens werden sie von rothen Säumen in verschiedener Ausdehnung umfasst, deren Grenze mit den Kittlinien zusammenfällt; deshalb erscheint dieselbe schärfer, als unter anderen Umständen. Diese Art der Knochensubstanz nimmt fast die Hälfte der Dicke des Ringes ein und dann folgt die periostale, welche in ihrem äusseren Theile homogen roth, medianwärts aber nur um die Canäle herum gefärbt ist; Knorpelreste und endochondrale Grenzlinie fehlen in dieser Region. Es ist also der Knochen hier etwa zur Hälfte von der Markhöhle, das Uebrige von dem Perioste und Havers’schen Räumen aus gebildet. In dem periostalen Theile sind die Knochenkörper nur im nächsten Umfange der Gefässe circulär gestellt und die interstitielle Knochensubstanz ist ausserordentlich stark entwickelt. Ihre Knochenkörper liegen dicht bei einander, so dass man die Krappfärbung kaum zu erkennen vermag; bisweilen stossen auch zwei Knochenkörper un- mittelbar an einander. Es kommt so d&s Bild zu Stande, welches Strelzoff wohl veranlasst hat, ' eine Theilung der Knochenkörper aufzustellen und die Entfernung derselben von einander beim weiteren Wachsthum zu behaupten. Er glaubte durch zahlreiche Messungen der Entfernungen der Knochenkörper von einander auf eine Vermehrung der Grundsubstanz durch interstitielles Wachsthum schliessen zu dürfen. Steudener trat dem entgegen und zeigte, dass die Knochen- körper nur scheinbar sich von einander entfernen, in Wirklichkeit aber nur kleiner werden, wodurch die Grundsubstanz zwischen ihnen zunimmt. Von der Theilung der Knochenkörper haben sich weder Steudener noch Schulin überzeugen können; wenn von ihnen ans überhaupt Ko noch Grundsubstanz gebildet wird, so können auch zwei mit einander zusammenhängende sich von einander trennen. — An den beiden Polen der kurzen Axe des Ovales findet der allmälige Uebergang der Formationen statt. Von den folgenden Schliffen soll noch einer aus der Höhe des Processus coronoideus hervorgehoben werden, welcher so gelegt ist, dass er den unteren Theil der Gelenkfacette umfasst, weil er nämlich ein klares Bild von einer aplastischen Stelle liefert, an welcher keine Knorpelreste auftreten. Der Schliff hat, entsprechend der betreffenden Stelle der Ulna, eine nahezu vierseitige Begrenzung, von denen zwei gegenüberstehende Seiten nach aussen convex und die zwei anderen nach aussen concav sind. Die eine convexe Seite gehört der Gelenkfacette an und zeigt den Knorpelüberzug und dessen verkalkte Unterlage in den bekannten Zuständen. Gegen die Markhöhle hin wird die Knochensubstanz porös. Die dem Radius zugewendete concave Seite hat aussen keine Howship’schen Lacunen und besteht aus ungefärbter Knochensubstanz, an welche sich gegen die Markhöhle hin ein rother Saum von etwa der halben Dicke des Ringes anschliesst; der letztere ist innen von zahlreichen Ge- fässcanälen durchzogen, während sie im-farblosen Theil nur sparsam auftreten und die grösste Enge erreichen. Im Umfange eines Gefässes findet sich hie und da eine Spur von Färbung. Offenbar hat aussen während der Krappfütterung keine Anbildung stattgefunden, sondern nur innen, so weit der Knochen geröthet ist. Vergleicht man hiermit dieselbe Stelle einer um etwa 11% Cm. kürzeren Ulna, so findet man die Abflachung noch nicht ausgesprochen und kann man sich leicht vorstellen, wie bei’ Stillstand des Wachsthums auf der Radialseite und Fortschreiten desselben an den übrigen Flächen die definitive Form zu Stande kommt, ohne dass eine Resorption zu Hülfe genommen zu werden braucht. Die gegenüberliegende, concave Seite ist aussen roth und innen ungefärbt; der rothe Saum ist etwa so breit, wie die farblose Lage. Die Knochensubstanz hat die Eigenschaften der periostalen; ihre Gefässcanäle ziehen von der Peripherie gegen die Markhöhle hin und hängen durch Quercanäle vielfach unter einander zusammen. Ebenso gerichtet sind die Gefäss- Canäle in der Rinde der nun folgenden, der Gelenkfacette gegenüberliegenden, convexen Seite; in der Nähe der Markhöhle sind die Havers’schen Räume zahlreich. Wo die concave Seite in die convexe umbiegt, befinden sich innerhalb der weissen Substanz Havers’sche Räume ohne farbigen Saum und so in Verbindung mit den Gefässcanälen, dass sie nur als Erweiterungen derselben erscheinen, welche während der Fütterung entstanden sind. Quer durch die Mark- höhle hindurch ziehen mehrere Knochenbalken, welche sie in drei grössere Abtheilungen theilen. Sie sind auf der einen Seite ungefärbt und zum Theil mit Howship’schen Lacunen versehen. a Im Bereich der porösen Knochensubstanz werden die Markräume meist auf der einen Seite von gefärbter und auf der anderen Seite von ungefärbter Knochensubstanz begrenzt und besitzen gegen den Knorpelüberzug hin zahlreiche Knorpelreste, von denen sich an unseren Schliffen noch nicht feststellen liess, ob sie von dem Knorpel der oberen Epiphyse, oder der Gelenkfacette herrühren. Femur. Der Oberschenkel ist ganz besonders geeignet zur Untersuchung der Vergrösserung der Markhöhle, weil der vom kleinsten der mit Krapp gefütterten Thiere so sich in der Grösse unterscheidet, dass er in seinem Umfange noch bei weitem nicht den blossen Umfang der Markhöhle des grössten erreicht. Es liegen uns so zahlreiche und verschiedene Schliffe und Durchschnitte vor, dass, wenn wir die von den jüngeren Katzen mit den entsprechenden der älteren zusammenlegen, wir direct zu beobachten vermögen, wie viel ven Knochensubstanz der ersteren in der der letzteren noch enthalten ist. Die endochondrale Grenzlinie ist in der Mitte der Oberschenkel von den jüngsten Thieren bereits verschwunden; die jüngste der mit Krapp gefütterten Katzen ist drei Wochen alt. Vorhanden ist die Grenzlinie noch in der Mitte des Oberschenkels von einem acht Tage alten Thiere; sie misst hier in dem grössten Durchmesser 1,4 Mm. und im kleinsten 1,2 Mm. Vergleichen wir diese Maasse mit den entsprechenden des Femur eines Katzenembryo von 85 Mm. Länge, so finden wir eine völlige Uebereinstimmung und treten den Angaben Kölliker’s, Heuberger’s und Steudener’s bei, welche Strelzoff’s Befund nicht bestätigen konnten, wonach sich die endochondrale Grenzlinie beim Wachsthum der Knochen in’ ihren Durchmessern vergrössern soll. Auch darin können wir Strelzoff nicht zustimmen, dass in den Röhrenknochen die endochondrale Grundschicht so lange von der periostalen durch die endochondrale Grenz- linie abgegrenzt bleibt, bis diese letztere durch eine innige Verwachsung der beiden Grund- schichten unsichtbar wird. Wir finden, wie er bei anderen Thieren, an Durchschnitten aus der Mitte des Oberschenkels der 8 Tage alten Katze, dass die endochondrale Grenzlinie mehrfach von Markräumen durchbrochen ist, welche sich als Ausbuchtungen der Markhöhle darstellen. Wenn an derartigen ‚Stellen wieder Knochengewebe auf Kosten des Markes angesetzt wird, so können Knorpelreste in demselben nicht vorhanden sein, obwohl es innerhalb des Bereiches der endochondralen Grenzlinie Strelzoff’s sich befindet; es würden dann die Knorpelreste durch Resorption geschwunden und neugebildeter Knochen an die Stelle des ursprünglichen getreten sein. Die Markhöhle liegt bei diesen Querschnitten schon nicht mehr in der Mitte; die Knochen- substanz bildet weite Maschen von sehr verschiedener Form, und an den rundlichen sieht man noch keine Andeutung von Lamellen oder circulär gestellten Knochenkörpern. Der Durch- messer des Querschnittes aus der Mitte des Femur einer 3 Wochen alten Katze, welche drei Tage bis zum Tode, mit Krapp gefüttert worden war, misst etwa 4 Mm. und die grösste Weite der Markhöhle beträgt ungefähr 3 Mm. Die weitmaschige Knochensubstanz ist durch eine ganz andere Formation ersetzt; man unterscheidet nämlich bereits Gefässcanäle mit eirculär gestellten Knochenkörpern und einer interstitiellen Knochensubstanz, die continuirlich mit der um die Gefässcanäle befindlichen zusammenhängt. Von inneren und äusseren generellen Lamellen und von Kittlinien ist noch keine Spur vorhanden; die Gefässräume sind peripherisch weiter, als gegen die Markhöhle hin. In einer grösseren Strecke verlaufen sie überwiegend parallel der Peripherie und bilden vier Reihen, welche durch Anastomosen vielfach untereinander zusammenhängen. In der Nähe des Foramen nutritium ziehen sie in der Ebene des Schliffes von der Peripherie in grader Richtung nach der Markhöhle hin (Schwalbe). Der ganze Knochen erscheint in frischem Zustande purpurroth; der Schliff ist in der Peripherie am auffälligsten gefärbt, im Umfange. der Markhöhle dagegen völlig ungefärbt mit Ausnahme der Umgebung der Gefässcanäle. Wenn in der Peripherie die Gefässcanäle quer vorliegen, so ist die ganze Knochensubstanz roth, verlaufen sie dagegen circulär, so ist das an das Periost anstossende Gewebe roth, und das nach der Markhöhle hin liegende nur in einem schmalen Streifen gefärbt. Diese zweite Formation der Knochensubstanz findet sich in früheren Stadien der Ent- wicklung mit der ersten zugleich vor; man sieht dann neben den weiteren Gefässlücken engere, in denen sich Gewebe mit eirculär gestellten Knochenkörpern um das Gefäss herum abgelagert hat. Man könnte also sagen, dass in der Umgebung der Gefässe überall hier die Knochensubstanz gebildet wird und zwar zuerst nicht lamellöse, welche ein vorläufiges, äusserst poröses Gerüst darstellt und dann solche mit concentrischen Lamellen, die den Canal mehr und mehr einengen. Diese Formation erhält sich auch im nächsten Stadium noch. Der etwa aus derselben Region des Oberschenkels einer ungefähr vier Wochen alten, zehn Tage mit Krapp gefütterten und dann getödteten Katze (Fig. 4) entnommene Schliff übertrifft den vorher beschriebenen so viel an Grösse, dass dieser beinahe in ihn hinein gelegt werden kann; die Knochensubstanz in der Umgebung der Markhöhle des grösseren würde noch dieselbe sein, welche der Peripherie des kleineren angehörte. Die in der Umgebung der Markhöhle. des kleineren ist demnach ver- DEN HEUER loren gegangen; so muss man annehmen, wenn die Appositionstheorie zu Grunde gelegt wird. Die Erscheinungen stimmen hiermit überein, insofern der Knochenring aussen einen durch und durch rothen Saum besitzt, während innen die Knochensubstanz der Farbe entbehrt. In der Mitte sind die Ränder der Gefässcanäle in einem geringen Umfange roth und grenzen nach allen Richtungen an ungefärbte Substanz. An den wie am vorigen Schliff von der Peripherie geraden- wegs nach der Markhöhle laufenden Canälen ist die Färbung aussen am ausgedehntesten und innen nur angedeutet. Der hier auftretende Knochenvorsprung ist an seinen freien Flächen von einem rothen Saum umgeben, sonst ist alles in der Umgrenzung der Markhöhle ungefärbt, mit Ausnahme der Wandungen einiger Havers’schen Canäle. Für die Entscheidung darüber, ob Apposition, Wachsthumsstillstand oder Resorption stattgefunden hat, lässt sich aus Knochen des nächst folgenden Stadiums Folgendes entnehmen: Ein Querschliff desselben Knochens von einer Katze, die zehn Tage mit Krapp gefüttert und dann zehn Tage auf gewöhnliche Nahrung vor ihrem Tode gesetzt war (Fig. 5), besitzt einen etwas grösseren Durchmesser, als der vor- hergehende; seine Spange ist auch etwas breiter, und die Markhöhle erscheint für das blosse Auge ungefähr ebensogross, als die der zehn Tage jüngeren Katze. Die Struktur der Knochen- substanz ist insofern eine andere, als sich innere generelle Lamellen eingestellt haben und mitten in der Knochensubstanz grosse Havers’sche Räume auftreten, in deren Umgebung zu einem Theil bereits durch Kittlinien charakterisirtes Gewebe erscheint. Aus der Vergleichung dieses und des vorausgehenden Schliffes geht hervor, dass die Haversian spaces Erweiterungen der ursprünglichen Gefässcanäle sind, da die ganze Knochensubstanz sich im übrigen gegen früher nicht verändert hat; die Anordnung der Gefässcanäle ist dieselbe, nur ihre Zahl ist grösser, entsprechend der grösseren Breite der Spange. So bleibt keine andere Annahme übrig, als dass die Havers’schen Räume durch Resorption entstanden sind und die durch Kittlinien umgrenzte Substanz eine Neubildung ist. Kölliker beobachtete bereits beim Femur eines mit Krapp gefütterten Ferkels innere Ablagerungen an die Wände der Markhöhle und in das sie zunächst umgebende Gewebe. Er sagt: »Diese inneren Ablagerungen scheinen eine Art Compensation der äusseren zu bilden, denn es zeigt sich, dass dieselben besonders an der medialen Seite stärker auftreten, wo die äusseren Appositionsschichten weniger entwickelt sind.« Dies ist vollkommen richtig. In der Peripherie unseres Schliffes befindet sich ein nicht überall gleich breiter, farbloser Saum, dann folgt ein ebenso beschaffener rother, der da bis an die Markhöhle reicht, wo der äussere weisse am breitesten ist, und die grösste Schmalheit erreicht, wo auch der äussere farblose Ring am schmalsten ist, so dass er hier beinahe an die Oberfläche kommt. Dafür finden eo sich gegen die Markhöhle generelle innere Lamellen, die farblos sind, also in der Pause der Fütterung abgelagert wurden; sie stossen an ungefärbte Knochensubstanz; höchstens ist die Spur einer Färbung in der Umgebung der engen Gefässcanäle; diese nimmt bei den mehr peripherisch liegenden zu und wird bei den an die farblose Zone stossenden durch einen inneren, ungefärbten Saum gegen den Gefässcanal abgegrenzt. Die äussersten, im Bereich des Farblosen liegenden, Havers’schen Canäle sind die weitesten, nach innen zu werden sie immer enger. Die Haversian spaces befinden sich nur in der Gegend des Foramen nutritium ; hier liegt die indifferente Stelle und dicht dabei der dünnste Theil des äusseren, farblosen Saumes. t Fortan ist die Structur der Knochensubstanz insofern verändert, als auch concentrische Lamellensysteme mit Kittlinien vorkommen und erst in Ausfüllung begriffene Havers’sche Räume. Ein Querschliff des Femur von der Katze, die fünf Wochen mit Krapp gefüttert und dann getödtet war und ungefähr zwei Wochen älter war, als die vorige, ist nur wenig grösser und zwar ist der Knochenring etwas dicker. Die Abplattung im Bereiche des Foramen nutritium ist etwas stärker, die Havers’schen Räume haben an Zahl zugenommen und finden sich an sehr verschiedenen Stellen vor. Die farbigen Säume in.ihrem Umfang sind zum Theil breiter und fehlen an den neu hinzugekommenen ganz. Einige communiciren mit der Mark- höhle, Der äusserste rothe Saum hat eine viel beträchtlichere Breite und verschmälert sich gegen die abgeplattete Gegend hin beträchtlich. s Der Querschliff des Femur von einer ungefähr 6 Wochen älteren Katze, welche 1 Woche mit Krapp gefüttert und 3 Wochen auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, besitzt bereits eine so ausgedehnte Markhöhle, dass der vorige Schliff beinahe in derselben Platz findet. Die Ab- plattung auf der hinteren Seite, in der Gegend des Foramen nutritium ist fast ausgeglichen, so dass die Form des Ringes sich mehr einem Ovale nähert. In der Peripherie befindet sich ein farbloser Saum, welcher gegen das Foramen nutritium hin sich verliert, so dass die nach innen folgende rothe Zone an die Oberfläche tritt. -Diese umfasst meist nur eine einfache Reihe von quer getroffenen Gefässen, deren nächste lamellöse Umgebung jedoch ungefärbt bleibt, ohne sich scharf gegen die darauf folgende rothe Substanz abzusetzen. Die so die Gefässe umgebenden, rothen Ringe schliessen sich vielfach nicht vollständig, sondern umfassen nur einen Theil des Canales, oder es läuft ein rother Streifen zwischen zwei Gefässreihen in ungefärbter Knochen- substanz entlang. Dahn befindet sich direct um die Canäle der inneren Reihe ein schwach- rother Saum. Bei der kurzen Dauer der Fütterung ist der rothe Saum nur sehr schmal. Erscheint er zwischen zwei Gefässreihen, so lag bei seiner Bildung die eine noch vollständig a im Perioste. Aeusserst schmal ist auch der innere, rothe Saum an der besprochenen, indiffe- renten Stelle; es folgen auf ihn noch ungefärbte innere generelle Lamellen. Wenn diese fehlen, so ist die Abgrenzung der Knochensubstanz gegen die Markhöhle buchtig und ein Theil der Havers’schen Räume fällt ihr anheim, ein anderer Theil ist so weit ausgefüllt, dass er nur noch die Ausdehnung eines gewöhnlichen Gefässcanals besitzt, um das Gefäss liegt eine breite, farblose Zone lamellöser Knochensubstanz und darauf folgt eine durch eine Kittlinie gegen die daran stossende, farblose Substanz abgegrenzte rothe; in anderen Fällen ist der Havers’sche Raum nur von einer farblosen Zone mit Kittlinien umgeben und in wieder anderen fehlt auch diese und handelt es sich hier nur um einen, durch Resorption erweiterten, gewöhnlichen Ge- fässcanal mitten in dem periostalen Knochengewebe. In der Peripherie der Markhöhle finden sich mehr oder weniger in Zerstörung begriffene Lamellensysteme der Havers’schen Räume; auch innere generelle Lamellen werden ‘durch Aus- buchtungen der Markhöhle unterbrochen, ebenso treten wieder neue Havers’sche Räume in dem Bereiche der schon mehr oder weniger ausgefüllten auf. So entsteht die letzte Formation der Knochensubstanz, welche von Havers’schen Lamellen mit Kittlinien und interstitiellen Lamellen gebildet wird. Diese Formation nimmt mehr und mehr überhand, indem sie immer wieder auf dieselbe Weise zu Stande kommt. An dem entsprechenden Querschliff des Femur einer ausgewachsenen Katze, der eine etwas grössere Markhöhle besitzt, als der eben besprochene und auch in seiner Spange dicker ist, verhält sich die Sache folgendermassen: Im äusseren Umfange befinden sich generelle Lamellen mit Sharpey’schen Fasern, die entweder in Querschnitten oder in Theilen ihres Längsschnittes erscheinen. Darauf folgt die viel breitere Zone des periostalen Knochens, welche sich gegen die Pole des kleineren Durchmessers des Ovales hin verschmälert. Die Knochensubstanz der- selben ist lamellös im Umfange der Gefässe und zeigt hier bei polarisirtem Licht die von Ebner beschriebenen Erscheinungen. Sie bildet jedoch nur kleine Kreise im Umfange der Ge- fässe und wird die Masse noch bei weitem überwogen von der interstitiellen, nicht lamellösen Substanz, welche bei polarisirtem Licht sich wie der Querschnitt einer Sehne verhält und keine Kittlinien besitzt. Hieran schliesst sich gegen die Markhöhle hin das sowohl im Umfange der Havers’schen Canäle, als auch in den Interstitien, lamellöse und überall mit Kittlinien versehene Gewebe. Die Lamellensysteme haben einen weit grösseren Umfang, als im äusseren Gebiete, obwohl die Gefässcanäle selbst ebenso eng sind. Nur vereinzelt treten nicht völlig ausgefüllte Havers’sche Räume auf; endlich erscheinen in der Umgebung der Höhle innere generelle Lamellen. Strelzoff sagt in seinen genetischen und topographischen Untersuchungen des Knochen- wachsthums, Seite 124: »Wenn Kölliker, indem er sich auf Flourens beruft, zur Widerlegung meiner Angaben über Knochenwachsthum den Umstand anführt, dass eine während der Krapp- fütterung entstandene, rothe Zone nach einer langdauernden Aussetzung des Farbstoffs zu einer inneren werden kann, so kann ich ihn versichern, dass eine solche Wanderung der Zone ein Märchen ist.« Es ist uns die Gelegenheit gegeben, hierüber die Entscheidung an dem Öber- schenkel von einem jungen Fuchs, der Katze und an verschiedensten Knochen eines Huhns zu geben. Der Fuchs war ungefähr 6 Wochen mit Krapp gefüttert und dann etwa 2 Monate auf gewöhnliche Nahrung gesetzt und dann getödtet worden. Die Länge des Oberschenkels beträgt 10!/. Centimeter, die des ungefärbten oberen Endes ungefähr 0.5 Centimeter, etwas mehr die des unteren Endes. In der Mitte erscheint der Knochen ungefärbt auf der Aussenfläche, intensiv geröthet im Umfange der Markhöhle; weiter nach oben und nach unten wird er allmälig in der Umgebung der letzteren farblos, während er aussen zum Theil continuirlich roth und zwar auf der vorderen Seite, auf der hinteren dagegen roth gesprenkelt erscheint. Ein Querschliff von dem aussen weiss erscheinenden Theil zeigt schon für die Loupe in der Peripherie eine farblose Zone, welche nach vorn hin an Breite zunimmt; darauf folgt eine rothe, die sich scharf gegen die ungefärbte absetzt und umgekehrt nach vorn schmäler wird. Die Querschnitte der Gefäss- canäle stehen in ziemlich gleichen Abständen von einander und sind so regelmässig in der Ober- fläche parallelen Reihen gestellt, dass man diese zählen kann. In der ganzen Gegend, in welcher der Saum am schmalsten ist, bemerkt man etwa 8 solcher Reihen; über zwei davon erstreckt sich der rothe Saum, in dem Gebiete der übrigen 6 findet sich keine Färbung. Mikroskopisch hat dies Knochengewebe den Charakter des periostalen; im Umfange der Gefässe ist es lamellös und schliesst sich an das nicht lamellöse, interstitielle ohne Kittlinien continuirlich an. In dem breiteren Theile des rothen Ringes treten dagegen innen zahlreiche, Havers’sche Räume auf, welche zu einem Theile noch nicht in der Austüllung begriffen sind und mit ausgebuchteten Rändern an mehr oder weniger zerstörte Lamellensysteme angränzen; andere sind vollkommen ausgefüllt, wieder andere in der Ausfüllung begriffen. Aussen und innen finden sich generelle Lamellen, welche sich bisweilen mitten im andern Knochengewebe verlieren. Die Lamellen der Havers’schen Räume sind entweder sämmtlich ungefärbt oder die um das Gefäss liegenden sind ungefärbt und die darauf folgenden roth; sie stossen, wo sie ungefärbt sind, an ganz oder theilweise gefärbte, interstitielle Lamellen an. In dem nicht lamellösen, interstitiellen Gewebe findet sich entweder keine Färbung und dann sind die Lamellen um die Gefässe gefärbt oder Abhandl, d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 13 ee es ist das interstitielle Gewebe gefärbt und das lamellöse der Gefässcanäle ist ungefärbt; dazwischen kommen alle Uebergangsstufen vor. (Fig. 22). Da diese Thatsachen Strelzoff unbekannt geblieben sind, so ist es erklärlich, wie er der Flourens’schen Auffassung entgegen treten konnte. Der Oberschenkel einer Katze, welche etwa zwei Wochen alt und ebenso lang mit Krapp gefüttert, dann ungefähr vierzehn Wochen auf gewöhnliche Nahrung gesetzt war, ' besitzt in einiger Entfernung von den Enden je einen breiten rothen Ring und ist im Uebrigen äusser- lich ungefärbt (Fig. c.). Der obere Ring liegt dem Gelenkende näher und verliert sich auf der hinteren Seite; der untere ähnelt dem Umfang seiner Epiphyse; unten wächst der Ober- schenkel schneller. Zur Zeit der Beendigung der Krappfütterung war er etwa so lang, wie durch die rothen Ringe angedeutet ist. Die Vergleichung mit demselben Knochen einer ent- sprechenden Katze desselben Wurfes ergiebt diess. Querschliffe von dem äusserlich farblosen Mittelstück zeigen über einen Theil der Markhöhle einen ununterbrochenen rothen Saum, über einen andern einen vielfach unterbrochenen, indem sich Havers’sche Lamellensysteme mit Kitt- linien eingeschoben haben oder von der Markhöhle her Ausbuchtungen durch das Gefärbte ent- standen sind. Es geht also hier einmal die Resorption von der Markhöhle aus, dann aber auch von den Gefässcanälen, welche zu Havers’schen Räumen sich erweitern und danach durch concentrische Lamellen. sich wieder verengen. In den schon oben erwähnten Querschliffen des Humerus fällt die Fortsetzung des rothen Ringes der Compacta in die Spongiosa der Markhöhle und verliert sich dann ganz (Fig. d.) In dem Querschliff des Femur (Fig. f.) aus der Nähe des Foramen nutritium ist der rothe Saum durch ein Havers’sches System mit Kittlinien unterbrochen und einwärts davon nur noch ein kleiner rother Fleck sichtbar: eine Erscheinung, welche bei unmittelbar nach der Krappfütterung ge= tödteten Thieren an der entsprechenden Stelle niemals vorkommt. Ebenso sieht man (Fig e.) den rothen Saum durch einen von farbloser Substanz ausgefüllten Canal des Foramen nutritium unterbrochen. Legt man einen Querschliff der etwa von der Mitte des Oberschenkels einer jungen bis zum Tod mit Krapp gefütterten Katze entnommen ist, auf den entsprechenden von einer erst nach vierteljährlicher Aussetzung getödteten (Fig. %. und Fig. l.) so passt der rothe Saum des kleinen genau auf das noch vorhandene rothe Bogenstück des grossen an der betreffenden Stelle. Es wiederholt sich dieselbe Erscheinung in allen ähnlichen bisher untersuchten Fällen; wo der Durchmesser des rothen Femur des jungen bis zum Tode mit Krapp gefütterten Thiers 4 mm. beträgt, beträgt der Durchmesser des in die Markhöhle gerückten rothen Saumes Zoe, genau dasselbe, wenn die Krappfütterung ebenso lange bei einem Thiere desselben Wurfs gedauert hatte und dann lange Zeit ausgesetzt war. Diese Thatsachen lehren, dass ein expan- sives Wachsthum der Knochensubstanz in nachweisbarem Grade hier nicht existirt. Wenn die Aussetzung der Krappfütternng noch längere Zeit gedauert hat, als in den gegebenen Fällen so bleiben die rothen Stellen in Fig. c. doch in gleicher Entfernung von einander, während die ungefärbten Knochenenden sich verlängern; der obere Halbring ist nur noch stückweise da. Wo die rothe Farbe im Umfang der Ringe verloren gegangen ist, ist sie von aussen her verschwunden; Querschnitte zeigen an der Uebergangsstelle des Rothen ins Ungefärbte die letzten Spuren von Farbe an der Oberfläche. Es gehtalso dieResorption an der Oberfläche vor sich. Die Wirbel. Strelzoff sagt Seite 73 seiner oben eitirten Arbeit: »Was die Krümmung des Wirbelbogens betrifft, so hängt dieselbe nicht etwa davon ab, dass an seiner inneren (concaven) Fläche eine Knochenresorption, an der äusseren (convexen) aber eine Knochenablagerung stattfindet; man kann nie etwas Aehnliches beobachten.erkänhtwerden könnten, als man bessere und die besten Objectivsysteme anwende — 19 — muss ich auf das entschiedenste widersprechen. Ich habe wohl die besten zur Zeit vorhandenen Objectivsysteme für meine Beobachtungen und deren neuerliche Controlirung verwendet und kann versichern, dass je vollkommener das Objectiv ist, man desto sicherer sich von dem oben geschilderten Sachverhalt überzeugen kann. Eine hie und da erwähnte quer über die Fasern verlaufende Streifung hat mit der feinen Structur der Zellhülle nichts zu thun. Dieselbe tritt nur an etwas stark durch das Mazerationsmittel angegrifienen Zellen auf und beruht auf einer Faltung der primären Zellstoffhülle oder der inneren secundären Verdickungsschicht. Eine von der bisher geschilderten abweichende feinere Structur macht sich bei den Bast- fasern von Nerium Oleander bemerkbar. Diese sind meist stärker verdickt, als die der vorher ge- nannten Pflanzen und es zeigt sich die seeundäre Verdickung schon auf dem Querschnitt als aus zwei deutlich von einander abgegrenzten Schichtencomplexen bestehend. Jeder dieser Schichtencomplexe kann sein eigenes Streifensystem besitzen, und es kann der Winkel, unter welchem diese gegen die Zellenachse geneigt sind, für beide gleich oder verschieden sein. So kömmt dann auf der ober- und unterhalb der Mittelebene gelegenen Zellhüllhälfte eine — allerdings nicht in dem- selben Schichtencomplex gelegene — Kreuzung zu Stande. In andern, freilich viel seltneren Fällen bleibt entweder der äussere oder der innere Schichtencomplex ohne Streifung, während der andere sie besitzt. Demgemäss tritt dann eine der vorher beschriebenen ähnliche Configuration der Zellhülle auf. Im ersteren Falle werden der Nägeli-Hofmeister’schen Auffassung sehr zu Gunsten sprechende mikroskopische Bilder erhalten. Namentlich ist dies der Fall, wenn man eine mittlere Einstellungsebene wählt, so dass die Einstellungsebene den sich berührenden Grenz- flächen der beiden Schichtencomplexe sehr nahe liegt. Zwei gleich und annähernd scharf begrenzte Streifensysteme erscheinen dann in Kreuzung und rufen eine Felderung hervor, welche den Anschein gewährt, als ob die Zellhülle aus abwechselnd stärker und schwächer lichtbrechenden rhombischen Prismen zusammengesetzt sei (Fig. 29). Aendert man aber die Einstellung, so wird das Bild sofort ein ganz anderes. Beim allmäligen Heben des Tubus tritt endlich an den stärker verdickten Fasern und namentlich an den engeren Stellen das in dem äusseren Schichtencomplex gelegene, links auf- steigende Streifensystem allein ohne Sichtbarkeit des anderen, oder an weniger stark verdickten Fasern ersteres allein scharf begrenzt hervor, während das dem inneren Schichtencomplexe ange- hörige nur noch und zwar mit den breiteren dunklen Streifen verschwommen durchscheint (Fig. 30). Beim allmäligen Senken des Tubus findet eine Umkehrung des Verhältnisses statt, indem jetzt das innere Streifensystem nur allein, oder allein scharf begrenzt, das äussere dagegen nur matt und verschwommen gesehen wird (Fig. 31). Einstellung auf die Mittelebene des Hohlraumes ruft eine verschwommene Zeichnung hervor und lässt von den Streifensystemen kaum mehr etwas — 160 — Sicheres erkennen (Fig. 32). Ein noch weiteres Senken des Tubus bringt zuerst das innere Streifensystem für sich (Fig. 33), dann die annähernd scharfe Kreuzung endlich das äussere Streifensystem zur Entwicklung, ohne dass aber die Bilder die volle Schärfe erreichen, welche diejenigen oberhalb der Mittelebene besitzen. Lässt sich hier auch in den erwähnten Fällen bei scharfer Einstellung nur eines Streifensystemes das zweite nicht ganz entfernen, und tritt dem- zufolge eine scheinbare Felderung auf, so liefert doch das Verhalten der stärker verdickten Bastfasern von Nerium, an welchen eine Zusammensetzung der Streifen aus wasserreichen und wasserarmen Areolen nicht erkannt wird, wie dasjenige der weiter oben behandelten Objecte den Beweis, dass wir es in diesem Fall mit dem ganz gleichen Structurverhältniss zu thun haben, wie dort. Diesem Beweise kömmt dann noch weiter die Thatsache zu Hülfe, dass bei mittelst der Nadel zerrissenen, isolirten Fasern, wo sich die Schichtencomplexe oft stellenweise abgelöst und einzeln der Beobachtung darbieten, stets nur ein Streifensystem ohne jegliche Differenz in der optischen Beschaffenheit der stärker lichtbrechenden und der dunkleren Bänder in die Erscheinung tritt. Aus den mitgetheilten Beobachtungsresultaten ergibt sich, dass in der gesammten secundären Verdickung (die primäre Zellhülle verbleibt immer homogen), oder wo eine Theilung derselben in gleichsam individualisirte Schichtencomplexe vorhanden ist, in jeder dieser letzteren nur ein einziges Streifensystem ausgebildet ist. Die Kreuzung gegenläufiger Streifensysteme, wie sie von Nägeli, Hofmeister, Sachs u. A. behauptet wird, ist daher eine nur scheinbare und diese scheinbare Kreuzung bewirkt das Aussehen, als ob die secundäre Verdickung der Zellhülle aus abwechselnd stärker und schwächer lichtbrechenden, schachbrettartig angeordneten vierseitigen Felderchen zusammengesetzt sei. Die unter 1 angeführte, von Nägeli, Hofmeister, Sachs u. A. vertretene Behauptung ist Beobachtungsfehlern entsprungen, deren Resultat allerdings um so williger als Ausdruck des natürlichen Thatbestandes genommen wurde, als es den theore- tischen Deductionen sich ganz ausgezeichnet anzuschmiegen im Stande war und ihnen eine nicht gerade so obenhin zu controlirende Stütze bot. In Bezug auf den zweiten Punkt sagt Nägeli a. a. O. S. 289: »Beim Eintrocknen verschwinden die Dichtigkeitsstreifen mehr oder weniger;« dann Sitzungsberichte 1864 Bd. II S. 149: »Die Zeichnungen, welche der ungleiche Wassergehalt in befeuchteten Körpern hervor- treten lässt, verschwinden in trockenem Zustande, so die Schichtung und Streifung;« endlich in Nägeli und Schwendner, Das Mikroskop 2. Auflage S. 216: »Im vollkommen trockenen Zustand ist selbstverständlich keine Schichtung vorhanden.« Hofmeister, Physiologische Botanik Bd. I fährt auf S. 197, nachdem er vorher den gefelderten Bau der Zellhülle beschrieben hat — 161 — fort: »Bei Austrocknung der Zellhaut wird dieser feine Bau derselben undeutlich oder er ver- schwindet.« Auf S. 199 heisst es: »Zusatz concentrirter Lösungen von Zucker, Glycerin u. $. w. macht sie (die Streifung) undeutlicher; Auswaschen mit absolutem Alkohol in noch höherem Grade, so dass meist das eine Streifensystem der Beobachtung entschwindet. Noch mehr tritt die Streifung zurück, wenn die Zellen völlig austrocknen und innerhalb einer Luftschicht beobach- tet werden. In diesem Falle verschwindet die Streifung bisweilen völlig an Zellen, welche be- feuchtet sie aufs deutlichste zeigen.« Dann S. 210: Die Erscheinung, dass mit der Austrocknung der Zellhaut die Streifung der Fläche derselben undeutlich wird oder verschwindet, ist eine ganz allgemeine.« In ähnlicher Weise sprechen sich Sachs u. A. aus. Um die Uebereinstimmung oder Nichtübereinstimmung dieser Sätze mit dem natürlichen Verhalten zu prüfen, habe ich folgende Wege eingeschlagen. Zunächst habe ich Längsschnitte sowohl, als isolirte Faserzellen der sämmtlichen im Vorausgehenden genannten Objecte einen bis mehrere Tage der Einwirkung von absolutem Alkohol ausgesetzt, dann die aus der Flüssig- keit genommenen Präparate theils rasch und scharf, theils allmälig und unter Deckglas getrocknet. Was nun die in Alkohol ausgewaschenen, also ihres Imbibitionswassers soviel wie möglich beraubten Präparate betrifft, welche in Alkohol betrachtet wurden, so habe ich bei keinem einzigen eine den anderseitigen Angaben entsprechende Verminderung der Deutlichkeit wahrnehmen können. Die etwa erkennbaren Unterschiede sind höchstens derart, wie sie durch die Verschiedenheit in dem Lichtbrechungsvermögen bedingt werden, jedenfalls aber völlig unerhebliche. Die getrockneten und in Luft beobachteten Präparate, die ich zu Jedermanns Einsicht und für meine Demonstrationen aufbewahrt habe und die noch heute (nach 10 und 15 Jahren) ganz und gar ihr früheres Aussehen besitzen, zeigen geradezu ein dem von der Differenzirungshypothese geforderten, von Nägeli, Hofmeister u. A. behaupteten ent- gegengesetztes Verhalten. Ueberall treten an den allerdings unschönen Präparaten von Längs- schnitten und isolirten Fasern die Streifen unendlich viel schärfer hervor, als an den unter Wasser beobachteten oder in Chlorcalium liegenden. Die vorher grauen »schwach lichtbrechenden « Streifen erscheinen nun völlig dunkel und neben ihnen heben sich die stark lichtbrechenden Bänder glänzend hervor (Fig. 34—36). Es tritt unter den vorliegenden Umständen also weder eine Veränderung der Sichtbarkeit, noch ein vollständiges Verschwinden der Spiralstreifung ein und es muss im Angesichte dieser übrigens leicht zu controlirenden Thatsachen den Anschein gewinnen, als ob die genannten Forscher niemals eines seines Wassergehaltes beraubtes resp. getrocknetes und in einer Luftschicht beobachtetes Präparat vor Augen gehabt, sondern ihre bezüglichen Behauptungen — wie in anderen Fällen — mit einziger Rücksicht auf das einmal Abhandl. d, Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 21 - 12 — aufgestellte Dogma einfach hypothetisch dedueirt hätten. Auch der weiteren Behauptuhg, dass getrocknete’oder mit Alkohol ausgewaschene Präparate in Wasser die Streifung nicht wieder in ihrer früheren Deutlichkeit erscheinen liessen, muss ich widersprechen; sie steht mit den Thatsachen keineswegs in Einklang. Diesen schon früher (Mikroskop Bd. II S. 83) kurz angedeuteten Thatsachen gegenüber sucht Prof. Sachs in der neuesten Auflage seines Lehrbuches der Botanik die Differenzirungs- hypothese zu retten, indem er dieselben als einseitige hinstellt. Er sagt zu dem Ende: »Sind aber die dichten Streifen sehr dicht, die wasserreichen sehr weich, wie bei manchen Holzzellen (Pinus siWwestris), so wird die Streifung auch durch Austrocknung deutlicher, weil dann die dichten Streifen hervorragen, die weichen einsinken.< Der genannte Forscher befindet sich hier im Gegensatz mit Nägeli und Hofmeister, welche unter ‚len Umständen eine Vermin- derung der Deutlichkeit erschlossen haben. Nun ist es allerdings richtig, dass weiche, wasser- reiche Streifen beim Eintrocknen an Substanz und folglich auch an Volumen verlieren. Aber auch die dichten Streifen erleiden einen gewissen Verlust und ob dann Unterschiede in den Niveaudifferenzen hervorgerufen werden, wie sie Sachs annimmt, der uns dann doch auch noch den Beweis für die für »manche« Zellen vorausgesetzte Wassergehaltsdifferenz schuldig wäre, ist um so zweifelhafter, als die Volumveränderung gemäss der Austrocknungserscheinung doch wohl auch in anderer als der radialen Richtung zur Geltung kommen, d. h. eine Verschmälerung der weichen Streifen veranlassen würde. Dass aber die Sachs’sche Erklärungsweise nicht für meine Beobachtungsresultate in Anwendung zu bringen sein dürfte, beweisen folgende That- sachen. Erstlich, dass bei nicht eingetrockneten, sondern mit ihrem Imbibitionswasser (siehe weiter unten!) noch behafteten Faserzellen, die in Canadabalsam eingeschlossen werden, bei denen also von einem Einsinken der weicheren Schichten in keiner Weise die Rede sein kann, einzelne dieser Zellen oder Stücke derselben, in welchen das Einschlussmittel die in dem Hohlraum befindliche Luft nicht verdrängen konnte, gerade au diesen Zellen oder Zellstücken die Spiralstreifung in derselben entschiedenen Schärfe hervortritt, wie bei Luftpräparaten (Fig. 37). Zweitens, dass nicht »manche Holzzellen« sondern dass alle bisher von mir untersuchten spiralig gestreiften Zellen die Streifung im trocknen Zustande deutlicher zeigen, als im befeuchteten. Endlich der Umstand, dass die von mir beschriebene Erscheinung auch bei sehr wenig verdickten Zellen, so z. B. bei den Parenchymzellen aus den Knollen der Georginen, wo doch zum Einsinken der weichen Schichten wahrlich wenig Raum bleibt, in ihrer vollen Schärfe hervortritt, wie ich es an betreffenden Präparaten nachweisen kann. Eine andere Ausnahme, die aus der Noth helfen — 165 — könnte, existirt nicht, wenigstens ist sie weder von Andern, noch von Sachs, noch von mir bis- her aufgefunden worden. Ich meine, schon die voranstehenden Resultate lassen gelinde Zweifel darüber entstehen, ob wir es hier mit Dichtigkeitsstreifen zu thun haben; noch mehr werden diese durch die folgenden Thatsachen erregt. Zellen mit schmalen Spiralbändern und ebenso schmalen unverdickten Zwischenräumen, wie z. B. die äussersten Zellenlagen in der Rinde von Orchideenluftwurzeln zeigen ganz die- selbe Zeichnung, wie spiralig gestreifte Parenchymzellen, Holz- und Bastfasern, und doch hat man niemals versucht, diese Structur auf eine Differenzirung der Zellfläche in wasserarme und wasserreiche Streifen zurückzuführen. Man konnte das einfach nicht wagen und hätte man es gethan — wie auch bei der Zellfolge von Ulathrix zonata u. s. w. schon die Differenzirungs- hypothese zu spuken beginnt, so hätte man schliesslich alle Verdickungsforinen auf Differenzirung zurückzuführen. Nun lassen aber diese Spiralzellen beim Eintrocknen ganz das gleiche Verhalten beobachten, wie die spiralig gestreiften Zellformen und legen den Gedanken an eine Aehnlich- keit der feineren Struetur der Zellhülle in beiden sehr nahe. Ueberall, wo Dichtigkeitsunterschiede vorhanden sind, werden diese durch das Einschluss- oder Umhüllungsmittel der betreffenden Präparate, welche allerdings, wie ich schon früher hervorgehoben habe (Mikroskop, Bd. II, S. 69), in einem Zustande eingelegt werden müssen, in dem sie äusserlich anhaftende Feuchtigkeit nicht mit sich führen, sondern nur das Organi- sations- resp. Imbibitionswasser noch enthalten, nicht alterirt. Querschnitte von Quercus, Pinus silvestris und anderen Laub- und Nadelhölzern zeigen in Canadabalsam eingelegt sofort nach der Umhüllung, wie nach jahrelangem Verharren in dem Harze die primäre Zellhülle und die dichte innerste secundäre Schichtlamelle (»tertiäre Membran«) ebenso deutlich von der mittleren secundären Verdickung abgehoben, wie bei Umhüllung von Wasser und dgl, Aehnliche Schnitte durch die Bastfasern von Caryota wrens u. a. Palmen, durch die vielfach geschichteten Zellen von Lycopodium (namentlich einer mexikanischen Art); Regonia u. s. w., lassen sofort und nach jahrelangem Liegen die differenten Schichtlamellen auf das schönste erkennen. In gleicher Weise treten an allen genannten Objecten bei der Umhüllung mit Tolubalsam, Cassia- und Anisöl und Schwefelkohlenstoff die verschieden dichten Zellhülltheile auf das entschiedenste hervor. Das gleiche Verhalten müsste man folgerichtig bei der spiraligen Streifung erwarten. Es müsste dieselbe, wenn sie derch Dichtigkeitsunterschiede veranlasst ist, an Präparaten, welche von Canadabalsam, Tolubalsam, Cassiaöl, Anisöl und Schwefelkohlenstoff umhüllt werden, ebenso gut und in gleicher Weise sichtbar sein, wie an solchen, welche von Wasser oder — 164 — wässerigen Flüssigkeiten umspült werden. Ich habe das schon a. a. O., S. 69 u. f., hervor- gehoben und Nägeli selbst empfiehlt in beiden Auflagen des Mikroskopes dieses Verfahren zur Unterscheidung von Dichtigkeits- und Niveauunterschieden. Selbst wenn man mit Hof- meister annehmen wollte — und dazu wird wohl kaum Jemand Lust verspüren, der einmal das Verhalten der Querschnitte der oben genannten Zellenarten in verschieden lichtbrechen- den Medien beobachtet hat, — dass das Organisationswasser oder wenn man so will, das Imbibitionswasser nach längerer Zeit durch dem Wasser nicht adhärirende Flüssigkeiten ver- drängt und diese an seiner Stelle imbibirt werden könnten, müssten eben eingelegte Präparate durch dieses Verhalten doch noch nicht beeinflusst sein können und das beanspruchte mikro- skopische Bild gewähren. Die Beobachtungsresultate an in verschieden lichtbrechenden Flüssig- keiten eingehüllten, spiralig gestreiften Zellen sind aber folgende: Spiralig gestreifte Zellen des verschiedensten Herkommens und mit verschiedener Stärke der secundären Verdickung lassen im allgemeinen die Spiralstreifung um so weniger deutlich erkennen, je mehr die umhüllende Flüssigkeit sich in ihrem Brechungsvermögen von dem des Wassers entfernt und sich dem des Zellstoffes nähert. Schon im Chlorcaleium wird der Unterschied zwischen den hellen und dunklen Bändern etwas schwächer, als im -Wasser, in Glycerin steigert sich dieses Verhältniss noch mehr und in Canadabalsam wie in Bittermandelöl wird die Zeichnung in dem Maasse weniger leicht sichtbar, als es der Unterschied in dem Lichtbrechungsvermögen zwischen diesen Flüssigkeiten und dem Wasser bedingt (Fig. 37). Noch frappantere Resultate liefert die Umhüllung mit noch stärker lichtbrechenden Mitteln. Unter Schwefelkohlenstoff, der die innerste secundäre Verdickungslamelle (»tertiäre Membran«), welche wiederum etwas schwächer bricht als die primäre Zellhülle, etwas an Lichtbrechungsvermögen übertrifft, kehrt sich die Zeichnung insofern gerade um, als jetzt in Verbindung mit der röthlichgrauen secundären Verdickung gleich gefärbte Bänder auftreten, zwischen denen etwas hellere bis zur secundären Verdickung reichende Bänder verlaufen (Fig. 38), während im Wasser stärker lichtbrechende Bänder und secundäre Verdickung in Zusammenhang stehen und die dunkleren Bänder zwischen den helleren und bis an die letzteren reichend verlaufen. Cassiaöl, welches ein der inneren secun- dären Schichtlamelle etwa gleiches, nur wenig höheres Lichtbrechungsvermögen besitzt, bringt unter ähnlichen Verhältnissen wie oben geschildert, die Streifung fast völlig zum Verschwinden. Dichtigkeitsunterschiede zeigt dieses Verhalten ebensowenig an, als dasjenige, welches die oben beschriebene und beobachtete Einwirkung des abs@luten Alkohols und der Austrock- nung zur Erscheinung bringt. Die Wirkung Quellung veranlassender Flüssigkeiten im Sinne der verschiedenen Quellungs- — 165 — fähigkeit der weichen und dichten Streifen ist von Nägeli in seiner mehrfach angezogenen Arbeit, in der er unter No. 11, S. 151 allerdings sagt, dass es sich bei der Quellung nament- lich um den Gegensatz zwischen dichten und weichen Lamellen handle, nicht besonders betont worden und kann das, was er dort über die Quellungsvorgänge der Bastfasern vorgebracht hat, wohl kaum im Sinne seiner Hypothese und als Beweis für dieselbe verwerthet werden, da diese ebensogut unter andere Annahmen erfolgen können. Es sind mehr vereinzelte hie und da in verschiedenen Veröffentlichungen zerstreute, nicht immer direct bezügliche Bemer- kungen und Hinweise, aus denen man entnehmen kann, dass er eine differente Quellungsfähig- keit annimmt. Auch Hofmeister spricht bei der Betrachtung »differenter Quellung von Parallelstreifen« vorzugsweise nur von den Zellhüllen der Frucht- und Samenschalen mancher Cruciferen, Labiaten, Polemaniaceen, Plantagineen u. s. w., scheint aber eine stärkere Quellungs- fähigkeit auch der dunklen (»weichen«) Streifen anderer spiralig gestreiften Zellformen, wie der Holz- und Bastfasern gleichfalls anzunehmen. Diese Annahme ist denn auch, wie aus dem Verhalten der dichten und weichen Schichtlamellen, welches unter No. II näher dargelegt worden ist, hervorgeht, unter den von Hofmeister gesetzten Prämissen eine logisch richtige. Wenn die Zellhülle in ihrer Fläche in wasserreiche weiche und wasserarme dichte Streifen differenzirt, dann müssen unter dem Einflusse von quellungerregenden Flüssigkeiten, wie von Alkalien, Säuren u. s. w. die weicheren Streifen zunächst und vorzugsweise ergriffen und es müssen dieselben neben anders gerichteter Volumvergrösserung in mehr oder minder hohem Grade auch in der Richtung senkrecht zu ihrem Verlaufe verbreitert werden. Untersucht man die hier für uns in Betracht kommenden Zellenformen auf dieses Ver- halten hin, so zeigt sich der natürliche Sachverhalt keineswegs der von Hofmeister u. A. gemachten "Voraussetzung entsprechend. Zur Ermittlung der einschlägigen Thatsachen, die ich hier natürlich nur insoweit, als sie Bezug auf das in Frage kommende Structurverhältniss haben, in Betracht ziehen werde, wurden Schnittpräparate sowohl, als isolirte Faserzellen aus dem Holze von Abies excelsa, Pinus silvestris, dann aus dem Baste von Asclepias syriaca und Cornuti, Cynanchum vincetoxicum, Urtica dioica, Nerium Oleander u. s. w., mit Schwefelsäure, Kalilauge und schwefelsaurem Kupferoxydammoniak behandelt und das Verfahren verschiedentlich abgeändert. Einmal wurden die verschiedensten Concentrationsgrade der Quellungsmittel verwendet und dann die Präparate kürzere oder längere Zeit in diesen verweilen gelassen und zwar entweder einfach unter Deck- glas, oder in Uhrschälchen von grösseren Flüssigkeitsmengen umhüllt. Wässerige Schwefelsäure in verschiedenen Verdünnungsgraden angewendet, verändert das — 16 — Aussehen der Präparate kaum. ‘Namentlich war an ihrer Einwirkung ausgesetzten Faserzellen keine Verbreiterung der dunklen Streifen zu beobachten (Fig. 39, 40). Bei allmäligem Zu- fügen von concentrirter Schwefelsäure ändert sich das Verhalten. Bei weniger intensiver Wirkung nehmen die stärker lichtbrechenden Bänder etwas von dem Reagenz auf, werden weniger glänzend und verbreitern sich um Weniges, während die Neigung der Spirale etwas geringer wird und die primäre Zellhülle sich von der secundären Verdickung trennt. Die dunklen Streifen liessen eine Verbreiterung nicht erkennen und es wurden die Zwischenräume zwischen den stark brechenden Streifen nicht vergrössert. Alles dies kann namentlich da mit Sicherheit festgestellt werden, wo bei einzelnen Fasern die obere oder untere Zellhälfte an Schnitt- oder Zerreissungsstellen über die andere hervorragt und die aus der primären Zell- hülle hervorstehenden Spiralstreifen frei in der Flüssigkeit liegen, also in ihrer Volumver- änderung nicht behindert werden (Fig. 39 oben). Bei noch kräftigerer Einwirkung der stärkeren Säure lagern die hellen Bänder bald grössere Mengen des Reagenzes ein und die Neigung der Spirale vermindert sich noch etwas mehr als vorher, während die primäre Zellhülle bandartig zerrissen wird, sich theilweise ablöst und die secundäre Verdickung, deren Spiralbänder sich gruppenweise von einander trennen, ohne dass zwischen den einzelnen hellen Streifen die Entfernung sich ändert, bauchig hervorquellen lässt (Fig. 41). An abgeschnittenen oder zerrissenen Fasern werden die einzelnen Schichten und Schichtencomplexe von diesen Stellen aus rasch und fast ruckweise gelöst; die hellen Bänder werden blasser, bleiben aber vorerst in ihrer ursprünglichen Entfernung von einander; dann verbreitern sie sich fast plötzlich stark, strahlen besenförmig aus einander (Fig. 41) und verschwinden mit einemmale zu einer körnigen Masse aufgelöst. In gleicher Weise setzt sich der Prozess gleichsam ruckweise nach dem andern Zellende hin fort. Bei Nerium, wo, wie schon berichtet, in den stärker verdickten Fasern: zwei Streifensysteme vorkommen, sieht man hie und da unter günstigen Umständen und an geeigneten Bruch- oder Zerreissungsstellen die Bereifenmatenie der einzelnen Schichtencomplexe sich nach entgegengesetzten Richtungen aufrollen (Fig. 42), und kann auf das klarste erkennen, dass dieselben nicht zu zweien ein und demselben Schichtencomplex angehören. Niemals konnte ich während des Quellungsverlaufes eine Zusammensetzung der Spiralbänder je eines Schichten- complexes aus abwechselnd stärker und schwächer lichtbrechenden Elementen wahrnehmen. Dieselben verbleiben unter schwächeren und stärkeren Concentrationsgraden der Säure und zu allen Zeitpunkten der Einwirkung bis zu ihrer endlichen Auflösung homogen. Kalilauge wurde in zwei verschiedenen Verdünnungsgraden, nämlich 1:10 und 1:5, jede für sich, die erstere noch weiter verdünnt und beide in verschiedenen Verhältnissen mit ein- = UL ander gemischt verwendet. Die der Flüssigkeit ausgesetzten Präparate wurden theils sofort und längere Zeit stetig beobachtet, um dann nach grösseren Zwischenräumen erneuter Beob- achtung unterworfen zu werden, theils wurden sie als Längsschnitt, oder in Form von, nach der Mazeration noch zusammenhängend verbliebenen Stückchen in Uhrschälchen in Kalilauge eingelegt, ein bis zwei Tage stehen gelassen und dann in demselben Mittel untersucht. "Das Resultat blieb in Bezug auf das Verhalten der Streifung unter allen Umständen das gleiche. Während die Schichten in ihren weichen Lamellen (und es wurde dies an Querschnitten con- trolirt) unter dem Einflusse des Aetzkalis sich verbreitert hatten, blieben die dunklen Streifen in ihrem Breitenausmaasse unverändert. Ich lege zwar für die in Frage stehenden Objecte keinen allzugrossen Werth auf Messungsresultate, da die Breite der dunklen Streifen, wie schon oben erwähnt, mannigfach wechselt. Dennoch will ich einige Messungen anführen, welche immerhin gewisse Anhaltspunkte zur Beurtheilung gewähren mögen. Ich mass eine grössere Anzahl von nach meiner Schätzung etwa gleichbreiten Streifencomplexen (d. h. zwischen je zwei breiteren dunklen Streifen gelegene, ziemlich gleichbreite Streifen), welche je 4 helle und 3 dunkle Bänder enthielten und fand im Mittel folgende Werthe: 1. an Längsschnitten Breite senkrecht zur Neigung . . . . . . 7,5 Mikr, 2. » isolirten Fasern >» » » » VO EIEE SRRENDTEHINTEN ZUG R2 3. » an Tag in Kali gelegenen Fasern Breite senkrecht zur Neigung 7,6 » Dies sind nun allerdings Resultate, welche an ausgesuchten Stellen der drei Präparatenarten genommen scheinen könnten. Wenn ich aber zufüge, dass das kleinste Ausmaass solcher Complexe 6,6 Mikr., das grösste bei noch einigermassen normaler Zusammensetzung 8,2 Mikr. betrug, so wird der falsche Schein verschwinden. Nimmt man nun an, dass die dunklen Streifen auch nur wenig in der auf der Spiralrichtung senkrechten Ausmessung gequollen wären, so hätten nach der Quellung doch immerhin Ausmaasse zum Vorschein kommen müssen, welche von den verzeichneten wesentlich abgewichen hätten. Ich glaube mich daher zu dem Aus- spruche berechtigt, dass eine Vergrösserung in dem Breitendurchmesser der dunklen Streifen durch die Einwirkung von Kalilauge nicht hervorgerufen wird. Die Einwirkung des schwefelsauren Kupferoxydammoniaks, welches ich auf Holz- und Bastfasern angewendet habe, führt im ganzen und grossen zu denselben Resultaten, wie die vorgenannten Mittel. Die Endwirkung, welche ich aber nicht durch alle der von mir zu ver- schiedenen Zeiten verwendeten und aus verschiedenen Laboratorien stammenden Lösungen habe hervorrufen sehen, gleicht einigermassen derjenigen von stärkerer Schwefelsäure und ist deren — 18 — Resultat insofern noch etwas instruetiver als sie langsamer abläuft und die Spiralstreifen eine schwachblaue Färbung zeigen. Eine diesbezügliche Abbildung findet sich a. a. 0. 5.84, Fig. 25. Man sieht, das Verhalten der dunklen Streifen in der Richtung der Fläche der Zellhülle stimmt mit demjenigen der weichen Schichtlamellen keineswegs nur entfernt überein und führt zu dem Schlusse, dass wir es hier nicht mit einem gleichartigen Structurverhältniss zu thun haben. Die Resultate, welche in Bezug auf die drei eingangs als Stützen für die Differenzirungs- hypothese und die daraus abgeleiteten Structurverhältnisse der Spiralstreifung von Holz- und _ Bastfasern und Parenchymzellen aufgeführten Punkte aus dem wirklichen Thatbestand sich ergeben, lassen sich kurz folgendermaassen zusammenfassen. Eine Felderung der Zellhüllläche in dem Sinne Nägeli’s und Hofmeister’s existirt nicht, da niemals in derselben Schicht oder in demselben Schichtcomplexe sich zwei Streifensysteme kreuzen. Wo eine scheinbare Kreuzung beobachtet wird, rührt dieselbe entweder davon her, dass man den Verlauf der Spiralstreifen auf den dem Beobachter zu- und abgewendeten Hälften der Zellhülle oder von zwei unmittelbar an einander grenzenden, einer oberen und unteren Zelle angehörigen Zellhüllen zugleich wahrnimmt (Pinus, Abies, Asclepias) oder sie wird durch zwei gegenläufige verschiedenen Schichtencomplexen angehörende Streifensysteme derselben Zellhüllhälfte hervorgerufen (Nerium u. s. w.). Weder wasserentziehende Mittel, noch Austrocknung vermögen die bei der Umhüllung mit Wasser beobachtete Streifung zu schwächen oder verschwinden zu machen; im Gegentheil diese tritt in Folge der Austrocknung schärfer hervor, indem der Unterschied in der Lichtvertheilung zwischen hellen und dunklen Streifen vermehrt wird und zwar in dem Maasse als das Lichtbrechungsvermögen von Wasser und Luft verschieden ist. Stärker lichtbrechende Mittel als Wasser vermindern die Sichtbarkeit der Streifung, sofern sie in den Hohlraum der Zelle eindringen können und lange bevor sie (was überhaupt sehr fraglich erscheint) das Organisations- resp. Imbibitionswasser verdrängt haben können, bringen hier also eine ganz andere Wirkung hervor, wie bei Dichtigkeits- unterschieden, insbesondere bei den dichten und weichen Schichtungslamellen. Durch die be- kannten Quellungsmittel werden die dunklen Streifen nicht in der Weise beeinflusst, wie es bei den weichen, wasserreicheren Schichtenlamellen der Fall ist, diese Streifen ändern bei der Quellung ihre Dimensionen nicht. Diese Resultate nun stimmen auf das vollständigste mit denjenigen überein, welche man unter Anwendung gleicher Beobachtungsmethoden an Zellen erlangt, welche, allgemein zuge- standen, schmale Spiralbänder als secundäre Verdickung und fast ebenso schmale unverdickte — 169 — Zwischenräume besitzen. Es ist somit der Schluss gerechtfertigt, dass wir hier nicht eine Differenzirung der Zellhülle in ihrer Fläche in dichte und weniger dichte Streifen oder Felder, sondern eine den Formen spiralförmig ver- dickter Parenchym- und Röhrenzellen ähnliche spiralige Verdickung, welche füglich den Namen »spiralige Streifung« beibehalten kann, vor uns haben, bei der die hellen Streifenden verdickten Stellen, die dunklen den unverdickten Zwischenräumen der Zellhülle entsprechen. *) Untersuchen wir zum Schlusse das vorliegende Structurverhältniss nach anderer Richtung hin, so ergeben sich Thatsachen, welche mit den in dem Voranstehenden mitgetheilten und dem daraus ge- zogenen Schlusse in bester Uebereinstimmung stehen. Ich beschränke mich bei diesen Unter- suchungen auf die genaue Analyse fertiger Zustände an ein paar Öbjeeten, welche die Sache klarzulegen im Stande sind. Die Entwicklungsgeschichte der Streifen, wie ich sie a. a. O,, S. 82, Fig. 25 für Nerium kurz beschrieben habe, vervollständigt zwar den Beweis dafür, dass in jedem Schichtencomplexe nur ein einziges Streifensystem vorhanden ist, sie kann jedoch für sich allein nicht als vollgültiger Beweis für die thatsächlich vorhandene Structur gelten. Man kann eben das Auftreten der Streifung ebensowohl als Folge‘ der Differenzirung in der Fläche, wie der Verdickung auffassen und nur die oben gebrauchten Hülfsmittel der Beobachtung ver- mögen auch hier den wahren Sachverhalt zu enthüllen. Sie würde uns also nichts wesentlich Neues liefern und begnüge ich mich damit, derselben einfach gedacht zu haben. , Die gestreiften Holzfasern in dem äusseren Theile der Jahresringe von Abies excelsa gewähren auf feinen Längsschnitten Bilder, wie sie in den Figuren 22, 32 und 44 dargestellt sind. Die auf der Flächenansicht hervortretenden dunklen Streifen werden. hier, wie der Augenschein lehrt, durch seichtere oder tiefergehende Einsenkungen der mittleren, weichen secundären Verdickung hervorgerufen, denen sich die innere dichte Schichtlamelle (»tertiäre Membran«) genau anschmiegt. Die weniger dichte, ziemlich mässig entwickelte mittlere Zell- hüllschicht ist daher an den zwischen den hellen Spiralstreifen liegenden Stellen weniger verdickt als an anderen Stellen, welche unter der Gestalt der letzteren hervortreten, An etwas dicken Längsschnitten gewinnt man Ansichten, welche dazu verleiten könnten, die Verdiekung in die innerste dichte secundäre Lamelle (»tertiäre Membran«) zu verlegen, weil man daran die An- satzstellen der Spiralbänder an den Wandseiten wie knötchenförmige Verdickungen sieht; allein *) Wo statt der Spiralstreifen Ringstreifen auftreten, wie sie Nägeli beobachtet hat und wie sie hie und da bei Nadelhölzern vorkommen, da gehören auch diese der Verdickung an und beruhen ebensowenig auf Differenzirungsvorgängen, wie die ersteren. ; Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. > 22 — 110 — gelungene Schnitte belehren sofort eines andern, indem man die von der inneren Lamelle um- gebenen Hervorragungen der weichen Lamelle deutlich erblickt. Dieses Structurverhältniss erkennt man an frischem Material, bei welchem von einer Eintrocknung und einem durch diese veranlassten Einsinken der weichen Lamelle keine Rede sein kann. Dass keine Diffe- renzirung in der Zellhülle senkrecht auf die Schichten vorhanden ist, geht daraus hervor, dass auf dem ganzen Verlauf der durchschnittenen Längswände keine Unterschiede im Liehtbrechungs- vermögen zu beobachten sind. In dem Umstande, dass die weniger verdickten Stellen der weichen secundären Verdickungslamelle nicht durch die ganze Dicke dieser letzteren verlaufen und so nur geringe Dickenunterschiede zur Geltung kommen lassen, ist der Grund zu suchen, dass die Spiralstreifung hier nicht so scharfe Gegensätze zwischen den stark lichtbrechenden Streifen und den dunklen Zwischenräumen erkennen lässt, wie es z. B. bei den eigenthümlich verdickten Astholzzellen von Pinus silvestris und den Bastfasern der Asclepiadeen u. s. w., wo bei beträchtlicher Dicke der Zellhülle in mehr oder weniger regelmässigen Abständen breitere dunkle Streifen wechseln, der Fall ist. Etwas schief, am besten unter einem Winkel von nahe 45° zur Längsachse der beschrie- benen spiralig gestreiften Holzfasern von Pinus geführte Querschnitte besitzen meist zahlreiche Stellen, welche eine genaue Ermittelung des vorliegenden Structurverhältnisses gestatten. Die eine, die Spiralstreifen dann unter nahezu rechtem Winkel schneidende Seite der Zellendurch- schnitte zeigt bei schwacher Vergrösserung von dem Hohlraume aus nach der primären Zell- hülle hin ausstrahlende, abwechselnd helle und dunkle Streifen, mit knötchenförmigen Hervor- ragungen der innersten, dichten Schichtlamelle, während die andere Seite in Folge des mit der Neigung der Spirale etwa gleich -gerichteten Schnittes glatt erscheint. Ob man es hier mit Dichtigkeitsstreifen, oder mit Substanzlücken zu thun habe, lässt sich bei derartiger Vergrösse- rung nicht entscheiden. Greift man aber zu vorzüglichen stärkeren Vergrösserungen, wie sie die Eintauchsysteme bis zu 1—2 Mwm. Brennweite gewähren, so schwinden alle Zweifel, sobald man eben von gut ausgeführten, hinreichend dünnen Schnitten die thatsächlichen Verhältnisse klar- legende Stellen zur Beobachtung wählt. Man erkennt dann zweierlei dunklere Radialstreifen, nämlich dunklere und weniger dunkle. Die letzten erscheinen dabei nach dem Hohlraum der Zellhülle hin wie an ihren beiden gleichlaufenden oder doch nahezu gleichlaufenden Grenzen von einer stärker brechenden sich an die primäre Zellhülle anschliessenden Zellstofflamelle ein- geschlossen (Fig. 45) und dadurch von dem Innenraum der Zelle. wie von den dunkleren Streifen abgegrenzt. Die dunkleren Streifen reichen nicht ganz so weit in die Zellwand hinein wie die vorhergehenden, so dass in ihrer Fortsetzung die primäre Zellhülle etwas verdickt — 171 — erscheint. In den minder dunklen, hell umrahmten Streifen liegen unzweifelhaft Durchschnitte verdickter Stellen der Zellhülle vor, welche innen aus der weichen secundären Verdickung bestehen und von der dichten innersten Schichtlamelle eingerahmt sind. In den dunkleren Streifen dagegen haben wir die unverdickten Stellen der Zellhülle zu erblicken, welche nahe bis an die primäre Zellhülle — die innerste dichte Schichtlamelle liegt noch dazwischen — niemals aber über diese hinausreichen, wie es von Sachs in seiner Fig. 345 fälschlich dargestellt wird. Noch fast schönere und klarere Bilder gewähren sehr dünne Secanten- und Radialschnitte aber immer nur an einzelnen günstigen Stellen, die durch den nicht überall parallel mit der Schnitt- fläche gehenden Verlauf der Holzfasern bedingt werden. Hier tritt in der klarsten Weise das eben geschilderte Structurverhältniss zu Tage (Fig. 46). Die Radialstreifen des Querschnittes wandeln sich in quer über den Zeilhülldurchschnitt verlaufende Streifen um, von denen sich die dunkleren als Substanzlücken, die andern als verdickte Stellen der weniger dichten secun- dären Schichtlamelle mit umfassender, nach Zellhohlraum und Substanzlücken hin abgrenzender innerster dichter Schichtlamelle kund geben. Dass diese Auffassung die richtige ist, dass in den ersteren in der That die Durchschnitte der auf der Fläche hell erscheinenden Streifen, welche bei grösserer Breite in dieser Richtung ebenfalls eine Zusammensetzung aus einer mitt- ler, schwächeren und zwei äusseren, stärker lichtbrechenden Streifen erkennen lassen, in den andern die Durchschnitte der dunklen Zwischenräume vorliegen, davon überzeugt man sich leieht durch den Verfolg des Zusammenhanges zwischen den beiden hervortretenden radialen Streifen einer- und den hellen und dunklen Spiralstreifen andererseits (Fig. 45 u. 46). Die vorurtheilslose Beobachtung derartiger Präparate lässt keinen Zweifel über die der spiraligen Streifung zu Grunde liegende feinere Structur der Zellhülle aufkommen, falls man eben so dünne Schnitte und Schnittstellen dazu heranzieht, dass bei ihnen durch den Verlauf der Spiralstreifen nicht eine Verundeutlichung der Lichtvertheilung in dem Zellhülldurchschnitt her- vorgerufen wird. Legt man derartige Längsschnitte in Canadabalsam ein, so werden die dunkleren Quer- streifen natürlich geschwächt und undeutlicher, während man an den Durchschnitten der Ver- diekungsbänder die Dichtigkeitsunterschiede noch in dem früheren Grade der Deutlichkeit wahrnehmen kann, Auf diese Weise sieht man in dem mikroskopischen Bilde nur helle und etwa gleichdunkle Querstreifen mit einander abwechseln, jedoch so, dass die letzteren abwechselnd nach innen hin bis an den Zellhohlraum und nur bis zu der dichten innersten Schichtlamelle (»tertiären Membran«) vordringen. Bei den Asclepiadeen und Apocyneen ist die Klarstellung des Sachverhaltes weit schwie- I) - 12 — riger. Optische Durchschnitte sind ganz und gar ausser Acht zu lassen, da an diesen die betreffende Struetur nur verschwommen auftritt und jede gerade wünschenswerthe Deutung zulässt. Wirkliche Durchschnitte der Faserwände von ausreichender Dünne und entsprechender Richtung sind dagegen äusserst selten zu erlangen, denn die lose Verbindung der Bastfasern unter sich und mit dem umgebenden Gewebe, die Weichheit der Zellhüllen erschweren, da alle künstlichen Hülfsmittel der Präparation, wie Eintrocknen, Einschmelzen, Einhüllen in Gummi- schleim u. s. w. strengstens vermieden werden müssen, den Erfolg in hohem Maasse. Am ehesten geht die Sache noch bei Nerium; aber auch da habe ich mich zu verschiedenen Zeiten lange bemüht, ehe ich zu für mich entscheidenden Resultaten gekommen bin. Einzelne mehr dem Zufall als sonst etwas zu verdankende Stellen vereinzelter Schnitte liessen Structurverhält- nisse erkennen, wie ich sie a. a. O. S. 84 vorgelegt habe. Die schief durchschnittenen Längs- wände erscheinen nämlich bei minder verdickten nur ein Streifensystem besitzenden Fasern an der einen Seite stellenweise in ihrer ganzen Dicke, bei stärker verdickten, zwei Streifensysteme aufweisenden in der äusseren oder inneren Wandhälfte von Querstreifen durchsetzt. Da diese Querstreifen nun mehrere Schichten mit weichen und dichten Schichtlamellen durchschneiden, so müssten, wenn dieselben Differenzirungsproducte wären, sowohl die hellen wie die dunkeln eine entsprechende Gliederung nach dem verschiedenen Wassergehalte zeigen. Bei Beobachtung mittelst ausgezeichnet stärkeren Objectivsystemen und haarscharfer Einstellung auf die Streifen- ränder erkennt ‘man aber, dass nur die hellen Streifen die durch die Schichtenlamellen bedingte Gliederung besitzen, während die dunklen ununterbrochen von dem Zellraum aus bis zur pri- mären Zellhülle resp. zu dem andern Schichteneomplexe verlaufen (Fig. 48a). Eine weniger genaue Einstellung zeigt freilich auch in den dunklen Streifen eine Gliederung, allein diese ist nur eine scheinbare. Da der Schnitt nämlich niemals so dünn ausgeführt werden kann, dass nicht die steile Neigung der Spiralstreifen zur Geltung kommt, so scheinen diese ober- oder unterhalb der Einstellungsebene liegend durch und gewähren vermöge der ihnen angehörigen Schichtenlamellen ein Bild, als ob auch den dunklen Streifen eine Gliederung in wasserreiche und wasserreichere Felder zu eigen wäre (Fig. 485). Dass dadurch der Differenzirungs- hypothese günstige Täuschungen ebensowohl veranlasst werden Können, wie durch »optische Durchschnitte« ist selbstverständlich. Legt man nun auch diesen letzten Beobachtungen in An- betracht der schwer und nicht immer klar zu ermittelnden Thatsachen eine weniger schlagende Bedeutung bei, wie ich es selber thue, so beweisen doch die an Abies excelsa, wie an Pinus silvestris erlangten und mit vollster Sicherheit festzustellenden Resultate, dass die weiter oben aus dem optischen Verhalten, wie aus dem Verhalten gegen Eintrocknung, Einhüllung in ver- schieden brechende Mittel und Quellung erregende Flüssigkeiten gezogenen Schlüsse ihre volle Berechtigung haben und die spiralige Streifung in der That den Verdickungsformen angehört. Damit ist denn auch diese feinere Structur der Zellhülle mit den sonstigen Entwicklungs- formen der verdickten Zellen in Einklang gebracht, und es kann die so reichlich mit physi- kalischen Ungeheuerlichkeiten (man denke an harte, hart-hart-weiche, hart-weiche, hart-weiche- weiche-weiche Areolen!!) ausgestattete Differenzirungshypothese, welche auch bei der Schichten- bildung (auf hier nicht berührte Gebiete werde ich später einmal zurückkommen) nicht allein in dem Sinne Nägeli-Hofmeister’s nicht, sondern überhaupt nicht zugelassen werden darf *), aus dem Capitel über die Structur der Zellhülle ruhig gestrichen werden. V. Die Schliesshaut der einfachen Poren. Die Behandlung dieses Structurverhältnisses, dessen ich schon in No. 17 der Flora von 1874 und zwar auf Seite 270 vorübergehend und kurz gedacht habe, gehört eigentlich nicht in den streng gezogenen Rahmen der in der Hauptüberschrift "genannten Beobachtungsreihen., Dasselbe ist aber mit den hier behandelten Dingen so nahe verwandt, dass es wohl einen Platz neben denselben finden darf. Bisher hat man allgemein — und ich selbst habe es ja bis in neuere Zeit gethan — an- genommen, dass die Schliesshäute der einfachen cylinder- und stempelförmigen Poren durch die zwischen den Porencanälen ununterbrochen fortlaufende primäre Zellhülle gebildet würden. Nur Dr. Theodor Hartig hatte die fragliche Structur schon seit 1843 (Beiträge zur Ent- wicklungsgeschichte der Pflanzen, S. 12, Fig. 12—15 seiner Tafel) richtig erkannt und dar- gestellt, indem er den Verschluss der einfachen Poren als durch die innersten, die Hohlräume der Zellen auskleidenden, copulationsartig mit einander verwachsenen Lamellen der Nachbar- zellen (seine Ptychode, tertiäre Membran a. Aut.) hergesteilt beschrieb. Oberflächliche Betrachtung der Poren und Verwendung nicht äusserst feiner Schnitte zur Beobachtung führt hier, namentlich bei dem Gebrauche schwächerer Vergrösserungen, leicht *) Wenn ich in No. II. bezüglich der Entstehung der weichen Schichtenlamellen der secundären Ver- diekung noch für die Möglichkeit einer doppelten Entwicklungsweise Raum gelassen habe (S. 23), so muss ich doch jetzt, nachdem ich mich nochmals mit diesem Punkte beschäftigt habe, mich dahin aussprechen, dass die Ent- stehung, wie das weitere Wachsthum der weichen massenhaften secundären Lamelle von Pinus und anderen Laub- und Nadelhölzern, oder der weichen Schichtenlamellen von Clematis u. s. w. durch Einlagerung wasser- reicherer Zellstoffmolecüle zwischen die dichteren vorgebildeten Zellhülltheile (primäre und tertiäre Zellhülle, dichte Schichtlamellen) vor sich geht. — 11 — irre. So konnte es kommen, dass der so vortrefflich präparirende Schacht und ich selbst lange Zeit hindurch in Täuschung befangen blieben. Erst während meiner eingehenderen Studien über die feinere Structur der Zellbülle und nachdem ich Hartig’s Arbeiten aus früherer Zeit sorgsam studirt hatte, gelangte ich zu der richtigen Erkenntniss der Thatsachen. Diese kommen in Bezug auf die vorliegende Frage den früheren schriftlichen und bildlichen Dar- stellungen Theodor Hartig’s so nahe, dass noch heute seine Figuren von den Markzellen des Taxodium distichum als das Structurverhältniss möglichst genau wiedergebend angesehen werden können. t Nachdem ich bei Phytelephas macrocarpa (wovon ich schon in meinem Mikroskop Bd. II, Tafel VI, Fig. 39 eine richtige Zeichnung gegeben habe), Phoenix dactylifera u. s. w. den wahren Bau der einfachen Poren erkannt hatte, wendete ich mich zunächst zu umfassenderen Beobachtungen der Bearbeitung des von Hartig benützten Objectes, nämlich Querschnitten aus dem Marke junger Triebe von Taxodium distichum zu und lasse ich die daran erlangten Resultate denn auch hier vorausgehen. Der dünne, senkrecht auf die Längsachse der wenig gestreckten Zellen geführte Quer- schnitt, ebenso der Radialschnitt, lassen sofort erkennen, wie die innerste stark lichtbrechende secundäre Schichtlamelle (»tertiäre Membran«) von dem Zellhohlraume aus einbiegend den ganzen Porencanal auskleidet und sich ununterbrochen in die Schliesshaut fortsetzt (Fig. 49). An manchen Stellen vereinigen sich die den Nachbarzellen angehörigen Lamellen mit einander zu einer einfachen Schliesshaut, an anderen bleiben sie etwas von einander getrennt und lassen eine röthlichgraue, schwach lichtbrechende Masse zwischengelagert erkennen. Die primäre Zellhülle setzt gewöhnlich schon etwas vor der geringen Erweiterung des Porencanals allmälig verlaufend oder kurz ab und wird durch die oben erwähnte Masse ersetzt (Fig. 49—52). Sie ist eben an den Stellen, wo die benachbarten correspondirenden Porencanäle aufeinandertreffen, aufgelöst worden und es erscheint deren Platz entweder durch die innerste secundäre Schicht- lamelle in Form der einfachen Schliesshaut völlig ersetzt oder es lagert sich ihr Umbildungs- product zwischen die mehr oder weniger einander nur genäherten, stark lichbrechenden Lamellenstücke. Behandlung mittelst der Zellstoff anzeigenden Reagenzien, ebenso mit Chromsäure bringen die in Betracht kommenden Verhältuisse durch die Verschiedenheit in der Färbung der Zell- hülltheile noch schärfer zum Ausdruck. Unter längerer Einwirkung von Chlorzinkjodlösung färbt sich die wasserreichere secundäre Verdickung weinroth, die dichte innerste Lamelle blass- gelb; die primäre Zellhülle wird höher gelb gefärbt und lässt nun deutlich ihre Unterbrechung in dem Bezirk der Poren erkennen (Fig. 50). Vorher mit Kalilauge behandelte Schnitte zeigen nur insofern eine Aenderung in der Färbung, als die innerste Lamelle nun fast ungefärbt bleibt und nur einen bläulich violetten Hauch erkennen lässt (Fig. 51). Die stellenweise zwischen den Schliesshäuten verbleibende Masse erscheint in der Regel schmutzig braunröthlich gefärbt. Sehr charakteristisch treten auch die Endigungen der primären Zellhülle in der Nähe der stempelförmigen Erweiterung der Porencanäle bei Anwendung von Chromsäure hervor (Fig. 52). Ein noch leichter als Taxodium zu behandelndes und den Sachverhalt in klarster Weise offen legendes Object bilden sehr dünne Querschnitte des Sameneiweiss der Palmen und des Collenehym mancher Gewächse, namentlich der Cacteen. Phytelephas miero- und macrocarpa, Phoenix dactylifera, Sagus Rumphii, Seaforthia elegans, Corypha australis, Areca sapida u. s. w. sind von mir in dieser Richtung untersucht worden und lieferten alle den in den Figuren 53 und 54 dargestellten ähnliche Resultate der Beob- achtung. Besonders instructive (zur Demonstration und Beweisführung aufbewahrte) Objecte lieferten mir die Behandlung zarter Querschnitte durch‘ das Sameneiweiss von Phytelephas mierocarpa mit Kalilauge. Die vorher oft kaum sichtbaren primären Zellhüllen quellen unter dem Einflusse dieses Reagenzes in der ersten Zeit (später wird die Quellung, welche bei auf- zubewahrenden Präparaten rechtzeitig unterbrochen werden muss, zu stark) etwas auf und heben sich, während zugleich die Intercellularsubstanz gelöst wird, entschieden von der stark auf- quellenden weichen secundären Verdickung ab. Dabei bleiben die vorläufig nicht quellenden innersten, den Zellhohlraum, wie die Porencanäle auskleidenden und die Schliesshäute bildenden Lamellen überall da, wo diese auf dem frischen Querschnitt einfach erschienen, in vollem Zu- sammenhang (Fig. 55) und lassen keinen Zweifel an der Richtigkeit der oben schon erlangten Resultate aufkommen. Aehnliche Zwischenstufen treten bei der durch nicht zu stark verdünnte Schwefelsäure hervorgerufenen Quellung auf (Fig. 56). Schwerer, „als bei den vorgenannten Objeeten, ist der Bau der einfachen Poren bei viel- fach geschichteten Zellen mit sehr engen Porencanälen zu ermitteln. Aber auch hier lassen sich, wie die Figuren 51—57 zu der zweiten Abhandlung darthun, die Structurverhältnisse an recht dünnen Stellen guter Querschnitte noch sicher erkennen. Man sieht, dass die je jüngeren dichten Schichtlamellen in den Porencanal einbiegen, mit den je älteren in innigen Zusammenhang treten und so den Porencanal als zusammenhängende etwas wellige Linien aus- kleiden, während die je ältesten sich zur Schliesshaut gestalten. Deutlicher treten diese That- sachen an unter dem Einflusse von Schwefelsäure noch nicht zu stark gequollenen Zellen hervor (Fig. 57). Aehnliche Resultate, wie die vorgetragenen, welche sich vorzugsweise auf —-— 176 — den Querschnitt der die Gefässbündel umgebenden Faserzellen einer mexikanischen, nicht be- stimmten Lycopodiumart beziehen, liefert die Untersuchung der stark verdickten Faserzellen aus der Rinde und der Umgebung der Gefässbündel einheimischer und tropischer Farnkräuter, Der Verschluss der einfachen ceylinderförmigen oder stempelförmig erweiterten Poren wird also nicht durch die primäre Zellhülie (Mittellamelle Hofmeister’s u. A.), sondern durch die dichte innerste seeundäre Schicht- lamelle (»tertiäre Membran«) bewirkt. Inwieweit diese sicher festgestellten und leicht zu controlirenden Thatsachen einen Schluss auf das Herkommen der Schliesshaut der Hofporen gestattet, muss ich einstweilen dem Er- messen des unbefangenen, sachkundigen Lesers überlassen. Ich für meinen Theil halte den früher (Flora 1874 und 1875) von mir gezogenen für berechtigt. Für mich selbst liegt die Sache ausserdem auf Grund meiner bezüglichen Untersuchungen klar. Ich habe aber noch diejenige Folge von Präparaten, die einem hier nicht so zufallen, beisammen, welche mir zum Beweise und zu einer Jedermann überzeugenden Demonstration des Sachverhaltes erforderlich erscheinen. Deshalb will ich für heute dieser, Streitfrage denn auch nicht näher treten und dieselbe als noch nicht endgältig entschieden ansehen. Darmstadt, Juni 1877. Erklärung der Abbildungen. Bemerkung. Es bedeuten in allen Figuren: pr. primäre Zellhülle, 7 Z. Zwischensubstanz zwischen den radialen Hüllstücken der sa. äussere (weiche) Schicht der secundären Verdickung, cambialen und jüngsten Bast- und Holzzellen, si. innere (dichte) Schicht der secundären Verdiekung („tertiäre p. Pore, Membran‘), i. Intercellularsubstanz. Wo nichts Besonderes bemerkt ist, sind die Figuren 500mal vergrössert. Zu III. Fig. 1. Schematische Darstellung eines der Nägeli-Hofmeister’schen Hypothese angepassten Querschnittes durch das sich entwickelnde Herbstholz der Kiefer (Pinus silvestris). Querschnitt durch das Holz von Pinus canariensis. Die Figur ist insofern halbschematisch als darin die an verschiedenen Präparaten gewonnenen Bilder in Bezug auf das optische Verhalten der „Mittellamelle* combinirt sind. Fig. 3. Querschnittpartie aus dem Holze von Pinus silvestris in polarisirtem Lichte beobachtet. Fig. 4. Querschnitt aus dem Holze von Pinus silvestris in der Nähe eines Harzganges. Die Zellen erscheinen theilweise durch natürliche Mazeration getrennt. Fig. 5. Querschnitt durch die Cambiumregion von Pinus silvestris. Auf der rechten Seite sieht man, wie schon in der frühesten Jugend auch die tangentialen Hüllstücke aus den benachbarten primären Hüllstücken zusammengesetzt sind. Der Hofmeister-Sachs’schen Anschauung entsprechende, schematische Figur des Mazerationsproductes eines Querschnittes von Pinus silvestris. Fig. 7. Querschnitt durch das Holz von Pinus canariensis mehrere Stunden lang bei gewöhnlicher Zimmer- temperatur (Sommer) dem Schulz’schen Mazerationsgemische ausgesetzt. Links die weniger in- tensive, rechts die intensivere Wirkung dargestellt, wie sie an dem Präparat beobachtet wurde. Fig. 3. Ein gleiches Präparat in polarisirtem Lichte beobachtet. Fig. % A, B und (©. Dieselbe Stelle aus einem Querschnitte durch ganz junges Herbstholz von Pinus silvestris in den verschiedenen Stadien der Einwirkung von Chromsäure. Fig. 10. Querschnitt durch das Holz von Pinus canariensis. Derselbe wurde, nachdem er einige Zeit dem Schulz’schen Mazerationsgemische ausgesetzt und sorgfältig ausgewaschen war, mit concentrirter Schwefelsäure behandelt und zeigt von oben nach unten (A—D) die allmälige Wirkung derselben. Fig. 11. Schematisches Bild der Schwefelsäurewirkung nach der Hofmeister-Sachs’schen Darstellung. Fig. 12. Theil eines Querschnittes durch das jüngste und junge Holz von Pinus strobus während der regsten Neubildung. Fig. 13. Querschnitt durch junges und altes Holz der Clematis vitalba unter Chloazinkjodlösung. Fir. 14. Desgleichen aus dem Grundgewebe des Blüthenschaftes von Gladiolus cardinalis desgl. Fig. 15. Querschnitt aus dem Holze von Pinus canariensis nach der Mazeration in dem Schulz’schen Gemische mit Anilinlösung behandelt. Die Intercellularsubstanz theilweise schon der Lösung nahe, theils gelöst. Fig. 16. Desgleichen nach unterbrochener Mazeration mehrere Tage lang mit Chlorzinkjodlösung behandelt. A—D die Stellen verschiedengradiger Wirkung des Schulz’schen Gemisches. Abhandl. d. Senckeub. naturf. Ges. Bd. XT. 23 = I 1 = er 2” fe) ig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. . 48. Theil des schief gerichteten Längsschnittes durch eine Bastfaser von Nerium Oleander. 17. Desgleichen nach Behandlung mit dem Mazerationsgemische, kalter Kalilauge und Chlorzinkjod. 18. Desgleichen mit theilweise freiliegendem Gerüste der Intercellularsubstanz. 19. Querschnitt durch altes Holz von Pinus silvestris nach der Mazeration, theilweise unter der Ein- wirkung von Chlorzinkjodlösung dargestellt. 20. Querschnitt aus dem in der Entwicklung begriffenen Herbstholze von Pinus silvestris in polarisirtem Lichte, 21. Querschnitt durch das Cambium, den jungen Bast und das junge Holz von Pinus strobus. Links Reaction auf Chlorzinkjodlösung, rechts Wirkung des Schulz’schen Gemisches. 92, Theil aus dem Querschnitte des jüngeren Holzes von Pinus silvestris mit Kalilauge gekocht und dann mit Jod und Schwefelsäure behandelt. In den jüngeren Zellen ist «die Intercellular- substanz gelöst. Zu IV. . 23. Längsschnitt durch das Herbstholz eines Astes von Abies ewcelsa; bei a Einstellung auf die obere, bei b auf die untere Wandfläche. . 24. Desgleichen. « eine halbirte, b eine angeschnittene Zelle. g. 25. Zwei Zellen aus dem Längsschnitte des rothgefärbten Astholzes von Pinus silvestris (innerer Theil des Jahresringes); bei « Einstellung auf die Mittelebene des Hohlraumes, bei b auf die obere einfache Zellhüllhälfte. . 26. Die Zellen aus einem ähnlichen Schnitte; bei @ und b halbirte Zellen, von denen je die-obere oder untere Zellhälfte erhalten war, ce eine angeschnittene Zelle. ie. 27. Theil einer isolirten Bastfaser von Asclepias syriaca bei Hinstellung auf die Mittelebene des Zeil- hohlraumes. . 28. Desgleichen bei Einstellung auf die obere Zellhälfte, welehe am Ende der durchrissenen Zelltheile stellenweise allein erhalten war. . 29. Desgleichen bei Einstellung auf die untere Zellhälfte. . 30. Längsschnittsansicht einer Bastfaser, an welcher die obere Hälfte durch den Schnitt hinweg- genommen war. 31. Isolirte Bastfaser von Nerium Oleander bei Einstellung auf die Berührungsebene zweier Schichten- complexe. . 32—35. Desgleichen bei den verschiedenen im Texte erwähnten Einstellungen. . 36. Längsschnitt aus dem Herbstholze des Astholzes von Abies excelsa trocken und in Luft beobachtet. . 37. Desgleichen von Pinus silvestris. . 38. Isolirte dünnwandige Bastfaser von Cynanchum Vincetoxicum, wie oben. . 39. Längsschnitt der spiralig gestreiften Astholzzellen von Pinus silvestris in Canadabalsam eingelegt. Bei x ein mit Luft angefülltes Faserstück. 40. Ein ähnliches Präparat von Schwefelkohlenstoff umhüllt. . 41. Isolirte Bastfaser von Asclepias syriaca unter Schwefelsäure. Das untere Ende zeigt frei in die - Flüssigkeit ragende Streifen der unteren Zellhüllhältte. . 42. Längsschnitt der gestreiften Holzfasern von Pinus silvestris unter gleichen Umständen. . 43. Isolirte Bastfaser von Asclepias syriaca nach stärkerer Einwirkung etwas concentrirterer Schwefelsäure. . 44. Isolirte Bastfaser von Nerium Oleander in vorgerücktem Quellungsstadium an einer Bruchstelle be- obachtet, wo sich die Spiralbänder aufrollen. . 45. Längsschnitt von spiralig gestreiften Holzfasern der Fichte (Abies excelsa) unter starker Ver- grösserung 1: 2000. 46. Theil des Schiefquerschnittes einer spiralig gestreiften Holzfaser von Pinus silvestris Vergr. = 1 : 2000. 47. Theil des radialen Längsschnittes von demselben Öbjecte 1: 2000. Bei a scharfe Einstellung auf die Grenze der dunklen Querstreifen. Bei b weniger scharf, etwas tiefere Einstellung, wobei man die Schichten durchscheinen sieht. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ! Fig. : ee Zu V. Theil eines Querschnittes durch das Mark von Taxodium distichum. Bruchstück einer Markzelle unter Chlorzinkjodlösung. Desgleichen nach vorhergegangener Behandlung mit Kalilauge. Desgleichen unter Chromsäure. Theil eines Längssehnittes durch das Sameneiweiss von Phytelephas microcarpa. Querschnittpartie aus dem Collenchym von Cereus spec. Querschnitt aus dem Sameneiweiss von Phytelephas microcarpa unter Kalilauge gequollen. Theil einer längsdurchschnittenen Zelle desselben Objeetes unter Schwefelsäure gequollen. Theilstücke zweier benachbarten Zellen aus der Umgebung des Gefüssbündels von Lycopodium spec. mex. unter Schwefelsäure gequollen. \ P { ö ‚ j N ERBE j r a Ater N nt An a tr Fe FRAU can u; a In ’ a R tell tain ih fr" sl nechunl "each EiLeenS 8 ar: ua uk zu: AN le" euafila “ayr WAREN Baer hen sahen ke a ra a N regernnd) 1 Ser A A ie : Be kr a In, ee ee Zr Laer 23 ie u; KR Br, an m ahnen Bu Sr Nun j Aa une DAR LER Im 9 DENN a Is Kay Kalarhı Ka Kr eier) j ‚allen nee han ERDE IR tust 3 Ir IE dd a int , BY a nhanunE ur Slam ha Hi un under ta ie ee LT EN a h ann nn la vn at ne BR Yu e ia erh N ‚ ü PL EE I f % [ un? 3 N En BL j - a N Drau £ j N EN s ra nr " ne r ee t ) } . 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In der That scheint diese Erwartung nicht getäuscht worden zu sein. Die innigen Wechselbeziehungen zwischen Nerv und Muskel, welche als undenkbar er- scheinen lassen, dass beide in ihren Elementen je getrennt auftreten könnten, sucht eine geist- volle Hypothese daraus zu erklären, dass diese Systeme in ihrer niedrigsten Ausbildungsform bei Hydra als untrennbare morphologische Einheit an das Substrat einer Zelle gebunden sind. In kühnem Anlaufe gibt man einem unabweisbaren physiologischen Postulate den con- sequentesten Ausdruck durch den versuchten Nachweis, dass bei den höher entwickelten Cöl- enteraten, wahrscheinlich überhaupt im Thierreiche, die Muskeln nur als die contractilen End- ausbreitungen der Nerven aufzufassen sind. Es schien mir von Interesse das Nervensystem einer Gruppe von hoch entwickelten Cölenteraten zu prüfen, welche einerseits ein von allen früheren ‚Forschern beschriebenes Sinnes- organ besitzt, andererseits durch die eigenartige Weise der Ortsbewegung zu einer seit Anfang des Jahrhunderts spielenden Controverse Veranlassung gab. Das Studium der zarten und anmuthigen Rippenquallen im Winter und Sommer 1877 hat mich zu einer monographischen Bearbeitung der Gruppe geführt, welche durch das zuvor- kommende Anerbieten des Herrn Dr. Dohrn von Seiten der zoologischen Station zu Neapel publieirt werden wird. Aus dieser Bearbeitung bringe ich im Auszuge ein Capitel zur Sprache, soweit mir das- selbe auch ohne zahlreiche Abbildungen verständlich zu sein scheint. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 23* — . ,1827 — . Indem ich das Sinnesorgan zum Ausgangspunkt der Untersuchung wählte, gelangte ich zu Ergebnissen, welche mir zuvor paradox erschienen wären, und zu Anschauungen, welche weder den herrschenden conform sind, noch mit den Ergebnissen der neuesten Untersuchung in Einklang stehen. I. Das Nervensystem der Rippenquallen. Das Sinnesorgan der Ctenophoren liegt als kegelförmiger Körper in der Hauptachse des Ctenophorenleibes an dem der Mundöffnung entgegengesetzten Pole. Die Spitze des Kegels schaut nach der Mundöffnung, indess die Basis von einer bei einigen Arten halbkreisförmigen, bei anderen einem Kegelmantel vergleichbaren Glocke überwölbt wird. Bereits bei Embryonen beginnen rechtwinklig zu der durch die Tentakeln und Magengefässe bestimmten Ebene zwei anfänglich halbkreisförmige, dann immer länger sich ausziehende Platten, die sogenannten Pol- platten, als flache Ausbreitungen des Sinneskörpers sich anzulegen. Darunter gabelt sich das vom Trichter entspringende, in der Hauptachse verlaufende Gefäss dichotomisch. Die beiden Seitenäste münden bei sämmtlichen Arten in einer Ebene, welche die durch Polplatten und Magengefässe bestimmten Hauptebenen unter einem Winkel von 45° kreuzt, durch zwei Oeff- nungen neben den Polplatten aus. Zeitweilig lassen sie einen ansehnlichen Strom der die Ge- fässe erfüllenden Flüssigkeit austreten, indess durch Wasseraufnahme von dem Munde aus eine Füllung des Gefässsystemes bewerkstelligt wird. Kommt, wie bei Deroö, das unpaare Trichtergefäss in Wegfall, so entspringen die Seitengefässe direct aus dem Trichter. Die Grösse des Sinneskörpers variürt je nach den Altersstadien. Bei ausgewachsenen Thieren aller Arten beträgt der Durchmesser der von der Glocke überwölbten Basis 1,5—2 mm, Das Wachsthum des bei Embryonen relativ ansehnlichen Organes hält nicht gleichen Schritt mitider Grössenzunahme der übrigen Körpertheile, so dass es späterhin nur einen verschwin- denden Theil der Körpermasse ausmacht und bisweilen von der in seiner Umgebung mächtig sich entwickelnden Gallerte ganz eingehüllt wird. Nie schnürt es sich jedoch völlig von dem am Sinnespole flimmernden Ektoderm ab (die Flimmercilien messen z. B. bei Cydippe hormiphora durchschnittlich 0,02 mm), sondern repräsentirt bei sämmtlichen Arten eine sehr überein- stimmend gebaute charakteristische Modification der complieirten äusseren Epithellage. Wie feine durch den Sinneskörper gelegte Schnitte und Macerationspräparate lehren, so zeigt er sich aus einem zarten Epithel zusammengesetzt. Die nach dem einen Ende sich zu- spitzenden, 0,025—0,03 mm langen Zellen kehren ihre 0,006 mm breite Basis nach aussen, bilden also mit dieser die äussere Begrenzung des kegelförmigen oder einer vierseitigen Pyra- — 13 — , mide mit abgestumpften Kanten gleichenden Organes. Die kleinen ovalen Kerne (0,007—0,01 mm lang und 0,001—0,002 mnr breit) liegen in der breiten basalen Hälfte der Zelle. Bei dem Uebergang in den Polplatten werden letztere im Verhältniss zu ihrer Länge allmälig breiter, so dass schliesslich die Mitte der Polplatten von einem einfachen Plattenepithel gebildet wird. An ihrem Rande erhält sich dagegen das Cylinderepithel und bekleidet die bei Bero@ schon frühzeitig sich anlegenden Läppchen. Sämmtliche Zellen des Sinneskörpers und der Polplatten tragen in sehr verschiedenartiger Weise sich ausbildende Cilien. Ausserordentlich feine und nur mit den stärksten Vergrösse- rungen wahrnehmbare Wimpern bedecken den Boden des Sinneskörpers und verursachen eine zarte Flimmerung. Um so mächtiger entwickeln sich die Cilien der Randzellen, um kurz nach- dem der Embryo die Eihülle verlassen, oft noch innerhalb derselben, zu der anfangs erwähnten Glocke zu verschmelzen. Letztere ist bei dem erwachsenen Thiere voliständig geschlossen bis auf sechs am Boden befindliche Oeffnungen, Eine der Glocke aufliegende Epithellage, !) deren Existenz entwicklungsgeschichtlich schwer zu deuten wäre, konnte ich nicht auffinden. Die Randzellen der Polplatten tragen feine 0,025 mm lange Geisseln, die Mittelzellen je ein kleines 0,03 mm langes und an der Basis 0,007 mm breites Ruderplättchen, das oft noch seine Entstehung aus verschmolzenen Cilien kund gibt. Sie verursachen durch ihr Schlagen eine energische Strömung der Wassertheilchen nach dem Sinneskörper zu, indessen je eine der Mitte der Polplatte zugewendete Oeffnung eine directe Mischung des in der Glocke befindlichen Seewassers mit dem der Umgebung vermittelt. Am meisten Interesse nehmen die Bildungen innerhalb der Glocke in Anspruch. Den Quadranten des Körpers entsprechend ge- wahrt man vier gegen die Mitte der Glocke zu sich verbreiternde scharf abgegrenzte Platten. Dieselben endigen in vier mit breiter halbkreisförmig geschwungener Basis aufsitzenden, einer 2 ähnlich gekrümmten Federn. Nach oben verschmälern sie sich und senken sich in einen Haufen von Otolithen derart ein, dass letzterer inmitten der Glocke nach allen Seiten frei be- weglich in den vier Federn pendelt. Die vier Platten verschmälern sich gegen den Rand der Glocke hin und treten durch vier der oben erwähnten Oeffnungen nach aussen, um sich gleich darauf in je zwei zu dem ersten Schwimmplättchen der acht Ruderreihen verlaufende und mit dreieckig verbreiterter Basis sich ansetzende Aeste zu theilen. Letztere repräsentiren die von fast sämmtlichen Beobachtern beschriebenen Flimmerrinnen. Untersucht man nämlich die Structur dieser Platten und der acht Rinnen, so ergibt sich, dass !) H. Fol, Ein Beitrag zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte einiger Rippenquallen. 1869. pag. 12. Taf. III. Fig. 5. — 154 — - sie aus Cilien gebildet sind, welche bis zu 0,01 mm aufsteigen, sich dann mehr oder minder scharf rechtwinklig umknicken und mit der horizontal verlaufenden umgebogenen Hälfte über mehrere der nachfolgenden Cilien weglegen. Bei der Aufsicht zeigen sich die Umbiegungsstellen als regelmässig gruppirte, scharf umschriebene Punkte. Die vier Federn, in welche jene Platten direet übergehen, sind, wie die Entwicklungsgeschichte und Macerationspräparate beweisen, aus stärker entwickelten und flächenhaft verschmolzenen Cilien hervorgegangen. Proportional mit der durch das ganze Leben hindurch sich mehrenden Zahl der zu tragenden Otolithen verbrei- tert sich die Basis der Federn bis zu 0,03 mm. Die Otolithen werden, wie Kowalewsky !) zuerst erkannte, in den Zellen des Sinneskörpers erzeugt und dann ausgestossen. Ihre Bildung findet am regsten in der Jugend statt, dauert jedoch noch während des ganzen Lebens fort und zwar betheiligen sich daran vorzugsweise die Randzellen des Sinneskörpers an den Stellen, wo er nicht in die Polplatten übergeht. Man erkennt sie zunächst als krümelige, später verschmelzende Körnchen von unregelmässiger Ge- stalt, welche mit wenig Plasma umhüllt austreten und durch das Spiel der Cilien dem Haufen zugesellt werden. Offenbar in Folge der leicht klebenden Eiweisshülle heften sie den übrigen ziemlich fest an. Nicht zu verwechseln mit den die Otolithen erzeugenden Zeilen sind vier Gruppen von Zellen, welche glänzende, in Carmin sich nicht färbende Körner von verschiedener. Grösse . bergen. Die Bedeutung dieser beidem erwachsenen Thier sich halbkreisförmig gegen die Mitte des Sinneskörpers zu erstreckenden Zellgruppen werde ich später erörtern. Bedenkt man, dass die Glocke mit Seewasser erfüllt ist, so wird es einerseits begreiflich, dass bei dem geringen specifischen Gewicht der Otolithen die Federn mit Leichtigkeit eine anscheinend grosse Last tragen, andererseits wird die Feinheit eines Mechanismus verständlich, dessen exacte und anziehende Thätigkeit zwar in wenig Worten sich schildern lässt, zu dessen Verständniss jedoch erst viele mühselige und zeitraubende Versuche führten. Ist es gelungen unter Beobachtung aller Vorsichtsmaassregeln einen Sinneskörper aus dem lebenden Thiere herauszupräpariren und ihn in geeigneter Lage auf dem Objectträger geschützt auszubreiten (oft eine missliche Arbeit bei der Zartheit der Gewebe und der leicht zerfliessenden Gallerte namentlich von Eucharis, welche mir gerade die wichtigsten Aufschlüsse gab), so gewahrt man, dass die vier grossen Federn in beständigem Spiel begriffen sind. Bald stürmisch, bald in längeren Intervallen schlagen sie gegen die Otolithen an oder bringen vielmehr den !) Kowalewsky, Entwicklungsgeschichte der Rippenquallen. M&m. de l’Acad. de St-Petersbourg. 7e ser. Tom. X. 1866. pag. 7. — 185 — . ganzen Haufen zum Erzittern, da sie sich ja von oben in denselben einsenken. Wartet man die zur Beobachtung günstigsten Momente ab, wo vielleicht nur eine oder zwei der Federn in längeren Intervallen anschlagen, so bemerkt man, dass synchronisch auch die gesammte an die Basis der Feder sich ansetzende Cilienplatte derart erzittert, dass sämmtliche Cilien mit ihren freien Enden eine Excursion in centrifugaler Richtung machen. Es wird hierdurch ein Total- eindruck hervorgebracht, der sich am besten einer durch kurzes Antreten des Pedals bewirkten Verschiebung der Claviatur vergleichen lässt. Beobachtet man genauer, 30 findet man, dass die an die Feder zunächst angrenzenden Cilien zuerst die Bewegung eingehen und dass dieselbe sich mit grosser Schnelliekeit centrifugal fortpflanzt. Die Profilansicht belehrt über die Art und Weise des Vorganges. Indem nämlich die Feder an die Otolithen anschlägt, zieht sie die nächsten Cilien au, mit denen sie _theilweise verschmilzt. Letztere legen sich, wie oben bemerkt, mit ihren umgebogenen Enden über einander weg und pflanzen mechanisch den einmal ausgeübten Zuge fort. Ehe wir nun den schliesslichen Effeet dieser Bewegung be- ' trachten, wird es zum besseren Verständniss thunlich sein die Structur der acht Flimmerrinnen in das Auge zu fassen. Während innerhalb der Glocke jeder Zelle eine ziemlich starke Cilie der Platte entspricht, so ändert sich ausserhalb das Verhältniss nach und nach der Art, dass auf das Territorium einer Zelle innerhalb der Flimmerrinnen bis zu 20 scharf rechtwinklig geknickter Cilien zu stehen kommen. Die den Boden der Flimmerrinnen bildenden Zellen sind mehr oder minder lang spindelförmig ausgezogen und bergen ebensolche kleine ovale Kerne, wie. die Zellen des Sinneskörpers. In vielen Fällen, besonders bei erwachsenen Thieren, glückt es nicht mehr die Zellen durch Maceration zu isoliren, da sie zu einem homogenen Zug verschmelzen und nur durch die regelmässige Stellung der Kerne und Cilien ihre frühere Trennung documentiren. Die Flimmerrinne hebt sich zwar nach Behandlung mit Reagentien durch ihren histiologischen Bau scharf von dem übrigen Ektoderm ab, auf dessen namentlich bei Cestum und Beroö höchst complieirte und erst durch das Studium der Entwicklung verständliche Structur hier einzugehen, zu weit führen würde; doch begleiten sie zu beiden Seiten bei jüngeren in regem Wachsthum beeriffenen Thieren Zellen, welche einerseits allmälig in die spindelförmigen Zellen der Rinne eingehen und noch nicht in den Verband der übrigen eingetretene Cilien angelegt haben, andererseits alle Uebergänge zu gewissen Zellformen des Ektoderms aufweisen. Durch dieses allmälige Eingehen von Ektodermzellen in die Zellen der Flimmerrinnen erklärt es sich, dass proportional mit der Grösse und dem Alter des Thieres die Rinnen sich verbreitern. Sie setzen sich mit dreieckiger Basis an das je erste Ruderplättchen der acht Ruder- Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XT. 34 — 186 — reihen an. Ihre Zellen gehen direct in die Basalpolster der Ruderplättchen über und die Cilien verschmelzen mit letzteren. Hieraus ergibt es sich, dass die Gewebselemente der Flimmer- rinnen generisch nicht von denen der Ruderreihen verschieden sind. Es lehrt dies auch leicht jede grössere Beroö, bei welcher in der Umgebung des dreieckigen Ansatzes oft mehrere Cilien der Flimmerrinnen zu kleinen Ruderplättchen verschmelzen und allmälig sich ver- breiternd die Ansatzstelle umsäumen. Wie zuerst Will in seinen »Horae Tergestinae« erkannte, so sind die Ruderplättehen nur aus flächenhaft verschmolzenen Cilien hervorgegangen. Das Epithel ihrer Basalpolster ist einschichtig, nicht mehrschichtig (Fol). !) Die Zellen sind nur wenig grösser als diejenigen des Sinneskörpers (0,03—0,05 mm lang), denen sie sonst durchaus gleichen. Durch geeignete Maceration gelingt es, sie mit ihrem in Hunderte feiner Cilien sich auflösenden Antheil an den Ruderplättchen zu isoliren. Verfolgt man die Flimmerrinnen rückwärts zum Sinnesorgan, so verschmelzen, wie oben erwähnt, je zwei zu den beiden Rippen eines Quadranten verlaufende Rinnen zu einer Cilien- platte. Meist sind diese beiden Rippen oder Ruderreihen durch die ungleiche Zahl der Schwimmplättchen als grosse und kleine Rippe unterscheidbar. Am prägnantesten tritt der Grössenunterschied beider bei dem Cestum hervor, welches mit Unrecht als eine Ctenophore mit nur vier Ruderreihen beschrieben wird. 2) Wie nämlich aus dem Verlauf der acht Flimmerrinnen, aus der Gefässvertheilung und aus der Entwicklung resultirt, so haben wir die bereits von älteren Forschern, zuletzt noch von Fol °) erwähnten, in der Nähe des Sinneskörpers isolirt stehenden, vier Gruppen von je 4—8 Ruderplättchen als die vier kleinen Rippen zu betrachten, welche in ihrer Ausbildung gegen die vier übrigen enorm sich verlängernden Rippen zurück- geblieben sind. Bei allen Ctenophoren lässt sich nun erkennen, dass die Cilienplatte aus zwei ungleich grossen Hälften zusammengesetzt ist, von denen die kleinere sich an die grössere in die Feder endigende Hälfte anlehnt und als Flimmerrinne zu der kleinen Rippe eines Quadranten verläuft. Bei Cydippe hormiphora sind beide Hälften der Cilienplatte nur durch je eine Reihe stärkerer und bei der Aufsicht viereckig erscheinender Cilien repräsentirt. Höchstens bilden sich gegen die Basis der Federn in der zu der grösseren Rippe verlaufenden Hälfte beider- seits noch einige Cilien aus. ı) Fol, 1. c. pag. 10. Taf. IV. Fig. 1 u. 2. ’) Gegenbaur, Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren. Arch. f. Naturgesch. 1856. XXI. Jahrg. S. 196. ®) Fol, l.c. pag. 8. Taf. II. Fig. 6. =, ‚ler .— Schlägt die Feder an den Otolith an, so erzittern gleichzeitig beide Hälften. Nur selten konnte ich bei Beroö, welche die Trennung der Cilienplatte in zwei ungleich grosse Hälften am deutlichsten erkennen lässt, beobachten, dass die kleinere Hälfte nicht gleichzeitig die Bewegung einging. Nachdem die morphologische Uebereinstimmung zwischen den Zellen des Sinnesorganes, der Flimmerrinnen und der Basalpolster erkannt war und die Glocke, die vier Federn, die Cilien- platten, Flimmerrinnen und Schwimmplättchen sich als homologe, wenn auch physiologisch ungleichwerthige Bildungen erwiesen hatten, so war den Vermuthungen über den Effect jener eigenthümlichen Bewegungserscheinungen kein allzuweiter Spielraum gelassen. Aus mannig- fachen Versuchen an ausgeschnittenen Stücken, Larven ünd unversehrten Thieren resultirte, dass der durch Anschlagen einer der vier Federn an die Otolithen gegebene Bewegungsanstoss vermittelst des durch Cilienplatten und Flimmerrinnen gebildeten Leitungsapparates in kürzester Zeit auf die beiden ersten Schwimmplättchen des entsprechenden Quadranten übertragen wird. Indem diese, sowie die folgenden successive einen Schlag ausführen und wieder in die Ruhe- lage zurückkehren, läuft anscheinend eine Welle über die Ruderreihen hinweg. Nach der Art und Weise, wie die Bewegung des ersten Ruderplättchens sich über die gesammte nachfolgende Reihe fortpflanzt, zerfallen die Rippenquallen in zwei morphologisch scharf gesonderte Gruppen. Bei den Cydippen, Beroiden und Cestiden berühren sich die Basalpolster der Ruder- plättchen so innig, dass der durch den Schlag des ersten Ruderplättchens ausgeübte Reiz sich in den eine continuirliche Reihe bildenden Basalzellen direct fortpflanzt. Anders liegen dagegen die Verhältnisse bei den gelappten Rippenquallen. Ihre Basal- polster stehen weit auseinander und berühren sich nicht. Um trotzdem durch den Schlag des ersten Ruderplättchens die übrigen Ruder der gesammten Rippe zu veranlassen, successive nach kurzer Zeit dieselbe Bewegung auszuführen, gelangt zwischen je zwei Schwimmplättchen eine Flimmerrinne von dem Bau der zu dem Sinnesorgan verlaufenden zur Entwicklung, setzt sich in derselben Weise mit dreieckig verbreiterter Basis an jedes Schwimmplättehen an und ver- mittelt durch denselben Mechanismus der rechtwinklig geknickten, in die Schwimmplättchen übergehenden und aus denselben auf der anderen Seite entspringenden Cilien eine Fortpflanzung des Bewegungsanstosses. Die Bewegung der Ötenophoren vermittelst Schwimmplättchen wird demnach in dem Sinnes- organ regulirt. Schlagen die Federn an die Otolithen an, so laufen ebensoviele Wellen über die jeder Feder entsprechenden zwei Rippen weg, als Anschläge erfolgten. — 158 — Je nachdem nun die Federn rascher oder langsamer, bald alle zusammen, bald einzeln erzittern, wird durch die anziehende Thätigkeit der irisirenden Schwimmplättchen die Fort- bewegung bald beschleunigt, bald verlangsamt, bald in ihrer Richtung geändert. Gestützt auf diese Beobachtungen erkläre ich das nach Analogie eines Gehörorganes niederer Thiere gebaute Sinnesorgan mit sammt den Polplatten für das Centralnervensystem der Rippenquallen und die von ihm ausstrahlenden acht Radiär- oder Flimmerrinnen nebst den acht Ruderreihen für ebensoviele von demselben ausstrahlende Nerven. Dass ich die Basal- polster der Schwimmplättchen mit in das Bereich des Nervensystems ziehe, und nicht blos die Radiärrinnen bis zu ihrem Ansatz an das erste Schwimmplättchen als Nerven betrachte, ge- schieht in Berücksichtigung der Verhältnisse bei den gelappten Ctenophoren und der unbestreit- baren Homologieen, welche in den vier Federn gewissermaassen nur eigenthümlich modifieirten Schwimmplättchen erkennen lassen. Wie die Thätigkeit dieser Federn nicht befremdlicher scheint, als das Spiel der Cilien in dem Gehörorgan der Mollusken und Crustaceen, so sehe ich auch in dem Schlagen der Schwimmplättchen keine specifische Verschiedenheit von dem durch Anschlagen der Federn an die Otolithen sich kund gebenden Bewegungsakte. Il. Die Bewegung der Rippenquallen, Die innige Beziehung des Centralnervensystemes zu den Bewegungsorganen, die ganz vereinzelt dastehende Thatsache, dass ein Theil desselben locomotorische Funktionen ausübe, und seine später noch genauer zu erörternde Emaneipation von der Muskulatur mussten Ver- anlassung bieten die Bewegung der Ctenophoren eingehend zu prüfen. Hat sie doch seit jeher die Aufmerksamkeit der Beobachter gefesselt und noch jeden bewogen seiner Bewunderung über dies anmuthige und wechselvolle Spiel in beredten Worten Ausdruck zu geben. Fragt man, worin gerade das Fesselnde ihrer Bewegung bestehe, warum die übrigen Quallen trotz ihrer oft glanzvollen äusseren Erscheinung doch nicht in dem Maasse stundenlang zur Beob- achtung herausfordern, so mag der Grund wesentlich in zwei Momenten liegen. Einerseits ist es das fremdartige, in solcher Vollkommenheit nicht wieder durchgeführte Princip einer Be- wegung vermittelst Ruderplättchen, andererseits die Fähigkeit in jedem beliebigen Augenblicke die Bewegungsrichtung durch Drehung der. Längsachse des Körpers um ihren Mittelpunkt ändern zu können. Wie hülflos scheint ein Rhizostoma, das auf ein Bewegungshinderniss, in eine Ecke des Bassins oder zwischen einige Felsstücke gerathen ist und nun stundenlang ver- gebens sich abmüht vom Fleck zu kommen, gegenüber der bisweilen mit der Geschwindigkeit — 189 — eines Fisches dahinschiessenden, den leisesten Anstoss vermeidenden Berod; welche Grazie ent- wickeln nicht die Cydippen mit ihrem Spiel der bald in langen Curven ausgezogenen, bald im Moment eingestreckten Fangfäden, dem Rhythmus der über die Rippen weglaufenden irisirenden Wellen, im Vergleich mit dem monotonen Einerlei der durch das Wasser sich pumpenden Akalephe ! Gerade. das Eigenartige und anscheinend Paradoxe, dass Thiere mit einer wohl ausgebil- deten Muskulatur, befähigt die mannigfachsten Krümmungen des Körpers auszuführen, doch bei der Fortbewegung offenbar keine Muskelcontractionen ausführen, mag die Ursache gewesen sein, dass die Beobachter in ihren Anschauungen über ıdie Art, wie diese Bewegung zu Stande komme, ausserordentlich von einander abweichen. Ohne hier die Ansichten alle aufzuzählen, mag nur bemerkt sein, dass, während die älteren Forscher eine Fortbewegung entweder aus- schliesslich vermittelst der Ruderplättchen [Eschscholtz !)] oder ausschliesslich vermittelst der Muskulatur [Lamarck, Mertens ?)] annehmen, andere hingegen zu einer Vereinigung beider Ansichten geführt wurden [Gegenbaur 3)], gerade die neuesten Beobachter [Fol*), Eimer °)] mit Will und Agassiz‘) den Ruderplättchen entweder gar keine oder nur eine sehr unter- geordnete Rolle bei der Fortbewegung zuerkennen. Ich hoffe, nicht nur durch Beobachtung der Bewegung am lebenden Thier, sondern allein schon durch den anatomischen Befund darzu- legen, dass in Folge der Anordnung der Muskulatur eine Betheiligung letzterer an der Fort- bewegung bei Beroö, den Cydippen und cydippenförmigen Jugendformen der gelappten Üteno- phoren und des Cestum *) mechanisch unmöglich ist, dass bei den gelappten Ctenophoren die Anordnung der Fasern in-den Lappen eine Förderung der Vorwärtsbewegung durch Zusammen- schlagen der Lappen gestattet, und dass endlich bei Cestum eine kräftige oberflächlich parallel der Längsausdehnung streichende Muskulatur vorwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich eine Fortbewegung vermittelt. !) Eschscholtz, System der Akalephen pag. 4. 2) H. Mertens, Beobachtungen über die berodartigen Akalephen. M&m. de /’Acad. imp. d. seiences de St.-Petersbourg. VI. ser. Tome II. 1853 pag. 486. ?) Gegenbaur, |]. c. pag. 169. #4) Fol, l. c. pag. 6. 5) Eimer, Zoolog. Studien auf Capri, I. Ueber Bero& ovatus. 1873 pag. 46. 6) L. Agassiz, Contrib. to the nat. hist. of the Un. States. Vol. III. pag. 166. D *) Die cydippenförmige Larve der Bucharis multicornis ist von W ill als Cydippe brevicostata beschrieben und ziemlich kenntlich abgebildet worden; auch Kölliker beschreibt sie kurz als Eschscholtzia peetinata (Zeitschr. für wissensch. Zool. Bd. IV. pag. 315). Die Cestumlarve sieht ihr zum Verwechseln ähnlich, lässt sich jedoch leicht daran erkennen, dass die Seitenfäden der Tentakel in oft gelb pigmentirte Knöpfchen endigen. Die Entwicklung beider Larvenformen zum ausgebildeten Thier werde ich in der ausführlichen Arbeit — 1907 — Fassen wir zunächst die Möglichkeiten in das Auge, welche z. B. der mit so kräftiger Muskulatur ausgestatteten Bero& eine Fortbewegung vermittelst Contractionen gestatten könnten, so reduciren sich dieselben in Folge der gegebenen Anordnung der Fasern, wie aus Eimer’s im Ganzen richtigen Abbildungen leicht ersichtlich ist, auf zwei. Einmal könnte eine Vorwärts- bewegung dadurch erfolgen, dass die den Magen umgebenden Ringfasern sich contrahirten und das Wasser zur Mundöffnung hinaustrieben, oder es könnten die starken unter dem Ektoderm das Thier in der ganzen Länge vom Mund- zum Sinnespol durchziehenden Fasern sich ab- wechselnd contrahiren. Im ersten Falle würde die Beroö& mit dem Sinneskörper voran sich nach Art der Medusen durch das Wasser pumpen, vorausgesetzt, dass die Ringfasern sich in der That so kräftig contrahiren könnten und dass die halbflüssige Gallerte den erschlaffenden Fasern als Antagonist entgegenzuwirken vermöchte; im anderen Falle würde sie sich wie ein Cestum durch das Wasser schlängeln. Beidemal müssten in Anbetracht der Schnelligkeit, mit der bisweilen eine Bero& durch das Wasser schiesst, höchst energische Contractionen zu erkennen sein. Beobachtet man jedoch eine im Bassin oder in dem freien Meere lebhaft schwimmende Beroö, so wird es nicht gelingen auch während der rapidesten Bewegung nur die leisesten Contractionen des Körpers wahrzunehmen. Da zudem alle Ctenophoren bei lebhafter Action sich vorwiegend mit dem Mundpol voran bewegen, so können sie keinenfalls nach Art der Medusen ihre Fortbewegung bewerkstelligen. Wer sich trotzdem nicht damit befreunden wollte, dass die Schwimmplättchen das Bewegungsagens repräsentiren, könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass die Ctenophoren auf irgend welche Weise das Wasser aus den oben erwähnten beiden Oefinungen zur Seite der Polplatten so heftig auspumpen, dass dadurch ein Rückstoss erfolge, der sie mit dem Mundpol voran durch das Wasser treibe. Um mir Gewissheit zu verschaffen, ob dies Moment überhaupt zur Bewegung beitragen könne, injieirte ich die Gefässe des lebenden Thieres mit indifferenten Farbstoffen, z. B. mit chinesischer Tusche. So behandelte Thiere, welche mit Leichtigkeit den Gefässverlauf bis in das Detail verfolgen lassen, leben ebenso lange und bewegen sich in ebenderselben Weise wie nicht- injieirte. Würde nun die Fortbewegung durch Ein- und Auspumpen von Wasser erfolgen, so müsste die schwarze Flüssigkeit sofort aus dem Magen und den Gefässen durch den Mund oder die beiden Oefinungen am Sinnespole entleert werden. Da man jedoch ein sich bewegendes eingehend schildern und will hier nur noch der merkwürdigen Thatsache Erwähnung thun, dass ich die Cydippe brevicostata im Laufe des Sommers geschlechtsreif antraf. Ich konnte die Entwicklung ihrer Eier, welche durchaus mit derjenigen von Eucharis übereinstimmt, bis zum Ausschlüpfen der jungen Cydippen verfolgen. . — 191 — Thier beliebig lang beobachten kann, ohne eine Spur von ausfliessender Injeetionsmasse zu gewahren, so kann die Bewegung auch nicht durch Rückstoss erfolgen. Wohl aber bemerkt man, dass ein ruhig am Boden liegendes Thier ab und zu eine ziemliche Quantität Flüssigkeit aus den Excretionsöffnungen ausfliessen lässt und hierauf vom Mund aus den Trichter mit reinem Seewasser füllt. Dass Cydippen oft langsam ohne irgend eine Bewegung auszu- führen in die Tiefe steigen, erklärt sich daraus, dass, wie injieirte Exemplare zeigen, ein wenig Flüssigkeit austritt und das Thier durch Vermehrung seines speeifischen Gewichtes allmälig sinkt. Die Versuche von Will mit Hälften von Bero&, welche, trotzdem dass die Schwimm- plättchen weggenommen wurden, sich langsam vorwärts bewegten, sind mir durchaus nicht beweisend. Denn wenn es auch gelänge einer Ctenophore ohne sonstige Verletzung sauber die Schwimmplättchen abzutragen, so reicht immer noch, wie ich mich überzeugte, die energische Flimmerung des Magens aus, um eine langsame. Vorwärtsbewegung zu bewirken. Will sucht die Thatsache, dass bei der Bewegung keine Contractionen des Körpers wahrzunehmen sind, sich damit zu erklären, dass vielleicht durch äusserst kurze und kaum sichtbare Contractionen, nach Art wie z. B. Wasserschnecken an der Oberfläche des Wassers hinzukriechen vermögen, eine Fortbewegung erfolge. Beobachtet man jedoch die kräftigen Bewegungen einer Meduse, welche sie trotz der im Wasser so erleichterten Bedingungen zur Fortbewegung noch aus- führen muss, um mit erträglicher Schnelligkeit vom Platze zu kommen, so leuchtet ein, dass sie mit minimalen Contractionen schwerlich einen Effect erzielen wird. Ein solches wäre nur dann möglich, wenn die Contractionen sich rasch wiederholten, also eine schwirrende Bewegung resultirte. Doch abgesehen davon, dass schwer denkbar ist, mit welchem Körpertheil die Bero& solche rasch sich repetirende minimale Contractionen ausführen könnte, um mit dem Mund voran durch das Wasser zu eilen, so werden überhaupt bei einer derartigen Bewegungs- weise gerade die höchsten Anforderungen an die Kraftleistungen der Muskeln gestellt. Wie nun eine Ctenophore mit ihrer zarten viel verästelten Muskulatur dem gewachsen sein soll, kann ich nicht absehen, Anders dagegen liegen die Verhältnisse, wenn ein Thier sich nicht inmitten des Wassers bewegt, sondern sei es an der Oberfläche des Wassers, sei es an einem festen Gegenstand einen Stützpunkt gewinnt und an in die Lage versetzt ist, minimale Contractionen zu einem Gesammteffect zu combiniren. En der That entdeckte ich eine Ctenophore, welche zu meinem nicht geringen Erstaunen vollständig nach Art der Wasserschnecken an der Oberfläche des Wassers oder an festen Gegenständen hinzukriechen vermag. Dies merkwürdige Tbier erschien in einem grossen Schwarme im Februar 1877 nach einem fast vier Wochen anhaltenden Scirocco mit mehreren pelagischen Formen, welche bisher nur von der amerikanischen Ostküste beschrieben sind. Offenbar wurden sie durch Stürme in das Mittelmeer verschlagen und darum früher noch nicht beobachtet. Ich nenne diese Ctenophore dem so früh verstorbenen Panceri zu Ehren Pancerina singularis. Sie erreicht nicht ganz die Grösse einer erwachsenen Bero&, mit welcher sie im freien Meere leicht zu verwechseln ist. Wie diese besitzt sie eine weite Mundöffnung, unterscheidet sich jedoch auf den ersten Blick durch zwei ausserordentlich lange mit seeundären Fäden besetzte, in eine Scheide zurückziehbare Senkfäden. Während sie durch diese Merkmale ein vollständiges Bindeglied zwischen den Beroiden und Cydippen bildet, so zeichnet sie sich vor allen übrigen Ctenophoren durch die Art ihrer Gefässvertheilung aus. Von dem Trichter entspringen nämlich zwei Schenkel, welche ein wenig sich verbreiternd längs der oberen Hälfte des Magens abwärts laufen und etwa in der Mitte des Körpers durch diehotomische Theilung den unter den Rippen verlaufenden Gefässen den Ursprung geben. Setzt man die im freien Meere sehr mobilen Thiere in ein Bassin, so beginnen sie nach einigem Umherschwimmen den Mund allmälig bis zu der Stelle. von welcher aus die Gefässe sich vertheilen, gegen die Glaswände zu pressen. Es entsteht durch die Verbreiterung des Mundes eine fast handgrosse Fläche, vermittelst deren sich nun die Thiere sehr langsam unter beständigem Spiel der Tentakeln von der Stelle bewegen. Ein Bassin voll solcher kriechender Rippenquallen, von denen einige auch an der Oberfläche des Wassers ihren Mund ausgebreitet haben, gewährt einen höchst sonderbaren Anblick Es gelang mir nicht, wie bei kriechenden Schnecken, regelmässige Contractionswellen über den Mundrand weglaufen zu sehen, so dass ich der Ansicht bin, dass auch hier vorzugsweise die in lebhafter Thätigkeit begriffenen Cilien des Mundrandes das langsame Weiterkriechen verursachen. Bisweilen beachtete ich, dass>auch Cydippen und junge Beroe, wenn auch lange nicht in solcher Vollkommenheit wie die Pancerina, ihren Mund wider die Wände der Gefässe pressten. Gelegentlich der Beschreibung des Cestum und Vexillum parallelum macht Fol '!) einen Einwand gegen die Ortsveränderung vermittelst der Ruderplättchen geltend, welchen auch Eimer sehr plausibel findet. »Nach jedem Schlage muss das Ruder in seine ursprüngliche Stellung zurückkehren, ehe es einen zweiten Schlag ausführt. Da aber das Ruder starr und nach der einen Richtung nicht biegsamer ist als nach der anderen, so folgt daraus, dass die Wirkung des Schlages jedesmal fast vollkommen wieder vernichtet wird. Kämen nicht die durch Muskeln bewirkten Contractionen des ganzen Körpers hinzu, so würde eine Rippenqualle einem Boote gleichen, dessen Ruder sich weder drehen, noch aus: dem Wasser heben liessen ; )_ Fol,l]. ce. pag. 6. — 193 — sie käme nicht von der Stelle.« Dass Fol von einer unrichtigen Voraussetzung ausgeht, beweist der Umstand, dass ich die an warmen Frühjahrstagen bei bedecktem Himmel und glatter See zahlreich aufsteigenden und anscheinend regungslos platt daliegenden Thiere unter lebhaftem Schlagen der Schwimmplättchen mit ziemlicher Geschwindigkeit in der Richtung der Hauptachse mit dem Munde voran sich fortbewegen sah. In einem grossen Bassin gehaltene Thiere zeigen gelegentlich ebenfalls diese Bewegungsrichtung, welche keine Ctenophore, insonderheit nicht das Cestum mit Hülfe der Muskulatur einschlagen kann. Die Beobachtung von schlagenden Schwimmplättchen mit schwachen Vergrösserungen lehrt, dass die Wirkung des Schlages bei der Rückkehr in die Ruhelage keineswegs aufgehoben wird, indem die in der Ruhe dachziegel- förmig übereinander liegenden Schwimmplättchen der Reihe nach einen kräftigen Schlag in entgegengesetzter Richtung, also gegen den Sinneskörper zu, ausführen und langsam in die Ruhelage zurückkehren. Doch hat es die Ctenophore auch in der Gewalt die Schwimmplättchen umgekehrt kräftig gegen den Mund schlagen zu lassen und dadurch eine Ortsveränderung mit dem Sinnespol voran zu bewerkstelligen. Bei dieser Art von Bewegung scheinen die über die Ruderreihen laufenden Wellen von dem Munde aus gegen den Sinnespol zu laufen. Man kann sie gelegentlich, wiewohl selten, bei allen Ctenophoren wahrnehmen, besonders wenn sie mit dem Mund inmitten schneller Bewegung plötzlich auf ein Hinderniss stossen. Auch bemerkte ich sie häufig, wenn ich die Thiere aus dem Seewasser in Wasser von geringerem oder grösserem Salzgehalt und von anderer Temperatur versetzte, Solche gewissermaassen erschreckte Thiere schlagen ebenso wie absterbende oft abnorm mit ihren Schwimmplättchen. Bald zittern letztere insgesammt ruhelos hin und her, bald bildet ein Ruderplättchen den Ausgangspunkt von zwei in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Wellensystemen oder es schlagen die Plättchen einer Rippe in entgegengesetztem Sinne als die einer anderen. Es fällt auch nicht schwer sich zu überzeugen, dass die Ctenophore nach Belieben mehr oder minder kräftig die Ruderplättchen schlagen lässt, so dass oft keine Ortsveränderung erfolgt, sondern nur. eine lebhafte Strömung der Wassertheilchen längs der Körperoberfläche vermittelt wird. Schickt sie sich jedoch zur Fortbewegung an, so schlagen die Ruder kräftig, und propor- tional ınit der Schnelligkeit der Ortsveränderung nimmt die Zahl der in der Zeiteinheit über die Rippen weglaufenden Wellen zu, bis endlich bei lebhafter Action das Auge nicht mehr distinkte Wellen zu unterscheiden vermag. — Ich bin demnach zu der Ansicht gelangt, dass sämmtliche Ctenophoren sich zum weitaus grössten Theil ausschliesslich, zum kleinsten Theil nur gelegentlich vermittelst der Schwimmplättchen bewegen und diese Bewegung in der oben erörterten Weise durch das Centralnervensystem reguliren. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XI [80] [11 — 194 — ill. Angaben früherer Beobachter über das Nervensystem der Rippenquallen. Bei den eigenartigen Verhältnissen, welche das Nervensystem der Ötenophoren zu er- kennen gibt, wird es von Interesse sein die Angaben früherer Beobachter in aller Kürze an- zudeuten. Milne Edwards!) entdeckte bei Lesueuria vitrea den Sinneskörper und deutete ihn als »orgam oculiformes. Auch Agassiz ?) betrachtet das Sinnesorgan als »eye speck«. Im Allgemeinen bemühte man sich nun entweder in der Nähe des Sinnesorganes ein Centralnerven- system aufzufinden oder ersteres selbst als solches zu deuten und von ihm ausstrahlende Nerven zu erkennen. Es fällt indess nicht schwer nachzuweisen, dass die von Milne Edwards, Will und Fol?) als Nerven gedeutete, zum Magen, den Gefässen und Polplatten verlaufende Fasern nur Muskelfasern repräsentiren, welche in der gabligen Theilung des Trichtergefässes sich ansetzen und. allerdings leicht den Anschein erwecken, als gingen sie von dem Sinneskörper selbst aus.*) Die Flimmerrinnen sind zwar von keinem Beobachter als Nerven gedeutet worden, sobald sie bei erwachsenen Thieren deutlich als solche hervortraten, aber offenbar wurden sie von mehreren Beobachtern (M. Edwards, Agassiz, Will, Kowalewsky) als Nerven angesprochen, wenn bei schwachen Vergrösserungen oder bei Embryonen ihre Structur ver- borgen blieb. Die bei den gelappten Rippenquallen von einem Schwimmplättchen zum anderen ziehenden Flimmerrinnen haben Kölliker) und Gegenbaur °) vor Augen gehabt. »Bei Eucharis«, so lauten die Angaben Kölliker’s, »zieht von jedem Flimmerplättchen zum anderen ein feingranulirter, blasser, an den Plättchen leicht angeschwollener Strang, der an einen Nerven erinnerte, doch gab derselbe keine Aeste ab und waren auch die einzelnen Stränge nicht mit einander in Communication.« ») M. Edwards, Ann. des sc. nat. 2e ser. t. XVI. ®) L. Agassiz, Contrib. to the Nat. Hist. of the Acalephae of North Am. Appendix in Memoirs of the Ann. Acad. of Arts and Sciences. Vol. IV, part II, pag. 348 u. 364, pl. 5. >) Fol, 1. c. pag. 12. 5) Kölliker, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, Bd. IV, S. 316. 6) Gegenbaur, |]. c. pag. 180. *) Die etwas unbestimmt gehaltenen Angaben über einen unter der Otolithenplatte gelegenen Zellhaufen (Fol) oder eine körnige Substanz, ‘) welche als Centralnervensystem fungiren könnten, scheinen mir durch Betrachtung des Sinneskörpers von der Polplattenebene aus entstanden zu sein. Da bei dieser Ansicht der eine Ast des sich gabelnden Trichtergefässes den Sinneskörper verdeckt, so entsteht je nach dem Einstellen des Tubus ein sehr verworrenes Bild, welches noch undeutlicher wird, wenn in der Gabeltheilung, wie dies oft der Fall ist, die im Gefässinhalt suspendirten Körnchen und Fetttröpfehen sich ansammeln. Dass übrigens die von jenem Zellhaufen (dem optischen Durchschnitt des Gefässes) abgehenden Fasern eontractil und nicht nervöser Natur (Fol) sind, hebt bereits Wagener hervor, #) G. R. Wagener, Archiv f. Anat. und Physiologie, 1866, p. 126. — 195 Gegenbaur'!) deutet bei Kurhamphaea diese von Schwimmplättchen zu Schwimmplättchen ziehenden »Fädchen< geradezu als Nerven und findet, dass sie sich in zwei gelblichen Knötchen am Trichterende vereinigen, welche er als Ganglien betrachtet. Ueber diese Ganglien lauten jedoch die Angaben etwas unbestimmt, so dass ich keine sichere Vermuthung darüber habe, welche Gebilde er als solche gedeutet haben mag. Den Zusammenhang der Flimmerrinnen mit den Cilienplatten hat offenbar Wagener’) erkannt, nachdem Leuckart °) zuerst auf die Cilienplatten aufmerksam geworden war. »Ziemlich leicht«, so berichtet Leuckart, »bemerkte man im Innern der Kapsel noch eine eigenthümliche Einrichtung. Bei einer näheren Betrachtung schienen auf dem Boden derselben noch zwei Reihen von zarten Flimmercilien befestigt zu sein, die im Mittelpunkt, wo der grosse Haufen von Otolithen gelegen war, sich kreuzten. Durch die Action dieser Wimperhaare, die (wie an den sogenannten Rippen) in Querreihen hintereinander gruppirt zu sein schienen, wurden eben die Bewegungen der Ötolithen verursacht.« Die vier Federn erkannte zuerst Hensen,*) welcher offenbar auch die Cilienplatten vor Augen hatte und nur die bei der Aufsicht als scharf umschriebene regelmässig gestellte Punkte erscheinenden Cilien für eben- soviele Kerne von Nervensträngen deutete. Auch Claus?) und Fol‘) erwähnen der in den Otolithenklumpen sich einsenkenden Federn, wobei Fol bemerkt, dass der Otolithenklumpen erst zitterte, wenn die Ruder in Bewegung gesetzt wurden. Während die meisten der hier angedeuteten Beobachtungen über das Nervensystem nur gelegentlich angestellt wurden, oder auch bei eingehenderem Studium wegen der schwierigen Behandlung so zarter Objecte zu keinem befriedigenden Resultat führten, so lauteten die Fr- gebnisse der letzten mit allen neueren technischen Hülfsmitteln unternommenen Untersuchung um so überraschender, als sie abweichend von sämmtlichen früheren Angaben einen ungeahnten Nervenreichthum bei Beroö nachwiesen. Eimer?) entdeckte, dass das gesammte Gallert- gewebe von einer ungeheuren Menge nur mikroskopisch nachweisbarer Nervenfasern durch- zogen wird. Besonders reichlich treten sie in Verbindung mit zahlreichen Ganglienzellen in der oberflächlichsten Schicht der Gallerte auf, welche am Afterpol sich verdickt und als !) Gegenbaur, |. c. p. 180. 2) G. R. Wagener, Arch. f. Anat. und Physiologie, 1866. pag. 118. ®) Frey & Leuckart, Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere, 1847, pag. 39. *) Hensen, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. XIII. pag. 358. °) Claus, Bemerkungen über Ctenoph. und Medusen. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XIV, pag. 386. 6) Fol, 1. c. pag. 11. ’) Eimer, Zool. Studien auf Capri. I. Ueber Bero& ovatus. pag. 52—82. - »196 — »nervea« das noch unvollkommen localisirte Centralnervensystem repräsentirt. Nur in den acht Radien unterhalb den acht Radiärrinnen sammeln sich zahlreiche Nervenfasern zu gemein- samen Zügen, ohne jedoch irgend eine Beziehung zu dem Sinnesorgan erkennen zu lassen, Letzterem glaubt Eimer auf Grund seines anatomischen Befundes die Bedeutung als speci- fisches Sinnesganglion absprechen zu dürfen. Jede Epithelzelle wird von einer auf das Centrum des Zellkerns zulaufenden Primitivfibrille versorgt, welch’ letztere aus dichotomisch sich theilenden varicösen Nervenfädchen entspringt. Eine Verfolgung dieser Nervenfäden führt zu der merk- würdigen Thatsache, ‚dass sie die directe Fortsetzung von Muskelfäden bilden, dass somit ein Gewebe von »Neuromuskelfasern« sehr prägnant bei den Ctenophoren differenzirt ist. IV. Kritik der Anschauungen Eimer’s über das Nervensystem von Bero& ovatus. Vergleicht man mit diesen Resultaten diejenigen, welche sich mir über das Nervensystem der Rippenquallen ergaben, so mögen wohl selten zwei an demselben Objecte zu demselben Zwecke unternommene Untersuchungen zu so vollständig mit einander unvereinbaren An- schauungen geführt haben. Obwohl Eimer manche überraschende Thatsachen bei der Schilde- rung des Nervensystemes von Beroö vorbringt, so bietet dasselbe doch in seinem histiologischen Bau, in seinen innigen Beziehungen zu der Muskulatur und den Epithelien so viel Anklänge an bekannte Verhältnisse, dass seine Angaben gewiss sympathischer scheinen, als die von mir gegebene Schilderung und fast paradox klingende Deutung anscheinend unvermittelt dastehender Erscheinungen. Eine eingehende Besprechung und Prüfung der Anschauungen Eimer’s mag daher um so mehr hier am Platze sein, als sie mehrfach Anlass zu Erörterungen von allgemeinerem Interesse bieten wird. Der Grund so abweichender Ergebnisse scheint mir in den verschiedenen individuellen Ansprüchen zu liegen, welche man an die physiologische Dignität eines Nervensystems niederer Thiere nach der Summe der bisher bekannt gewordenen Thatsachen und Anschauungen stellt. Um einer späteren Erörterung hier nicht vorzugreifen, so mag nur darauf hingewiesen werden, welche Anhaltepunkte sich darbieten, wenn es sich um die Statuirung eines Nervensystems bei niederen Organismen handelt. Ein sehr nahe liegender und sicherer ist der, ein Sinnesorgan zum Ausgangspunkt der Forschung zu nehmen und von diesem aus den Leitungsapparaten und einem Centralnerven- system nachzugehen. Diesen Weg hat die Forschung seit jeher bei Medusen und theilweise — 197 ,— bei den Ctenophoren eingeschlagen, indess Deutungen, welche die Sinnesorgane nicht zum Aus- gangspunkt nahmen, so diejenigen von L. Agassiz. sich als: verfehlt erwiesen. ‚ Sind jedoch keine specifischen Sinnesorgane zu beobachten, so wird man zunächst die Aufmerksamkeit darauf richten müssen, ob sich Bildungen vorfinden, welche durch die Homologie ihrer Lagerung und durch ihre histiologische Structur eine Vergleichung mit nervösen Apparaten nahe verwandter Thiere zulassen. Ergeben sich jedoch bei mangelnden Sinnesorganen nur zweifelhafte Homologien, so ist die Untersuchung auf jenen Weg gewiesen, welchen Eimer bei der Statuirung des Nervensystems von Beroö einschlug. Nach der Summe der über den Bau des Nervensystems höherer Thiere gewonnenen histiologischen und physiologischen Anschauungen sucht man durch sorgfältiges Studium des gesammten Thierkörpers Organe aufzufinden, welche einerseits keine aus dem Aufbau und der Lebensweise des Organismus resultirende anderweitige Funktion besitzen, andererseits in ihrer histiologischen Structur sich an bekannte Verhältnisse anreihen lassen. Es leuchtet jedoch ein, dass bei dem Uebertragen von bei höheren Thieren gültigen Begriffen und Anschauungen auf niedrig stehende man sich nicht durch äussere morphologische Aehnlichkeiten zu weitgreifenden Schlüssen verleiten lassen darf, sondern zu erwarten hat, auf eigenthümlich ausgeprägte Erscheinungen zu stossen, welche ein Theil der höheren Thiere in noch nicht oder unvollkommen erkannter Weise im embryonalen Leben durehläuft. In allen Fällen wird der Nachweis zu erbringen sein, dass die als nervös gedeutete Bildung, wo nicht vielleicht sich selbst als einen Theil des Ektoderms, so doch in ihrer Lagerung unverkennbare Beziehungen zu einer Entstehung aus demselben erkennen lässt. Erweist sich doch selbst das durch Greeff, Ludwig u. A. geschilderte Nervensystem der Echinodermen noch zeitlebens in seiner Totalität so unverkennbar als eine locale Modi- fication der äusseren Epithellage ! Das Experiment wird schliesslich der Deutung morphologischer Verhältnisse zu Hülfe kommen müssen. Man darf jedoch die Tragweite physiologischer Versuche bei den niedersten Organismen, speciell bei Cölenteraten, nicht allzuhoch anschlagen, so lange nicht die mikro- skopische Analyse ihnen vorausging. Bei den eigenartigen Verhältnissen, welche letztere zu Tage fördert, wird man sich von vornherein sagen müssen, dass auch die Experimente nicht mit dem gewohnten Maassstabe zu messen sind. Während sich’aus dem morphologischen Befund leicht Rückschlüsse auf den Ausfall experimenteller Untersuchungen gründen lassen, gibt durchaus nicht umgekehrt das Experiment in allen Fällen untrüglichen Aufschluss über den Sitz der Er- regung und über.die Beschaffenheit der nervösen Apparate. Wohl aber vermag (das Experiment bei streitigen Deutungen von morphologischen Verhältnissen als entscheidendes Correctiv einzutreten. — 198, — Gehen wir nun zu einer Besprechung von Eimer’s Anschauungen über, so ist zunächst zu verwundern, dass Eimer nicht ein Organ zum Ausgangspunkt seiner Untersuchung über das Nervensystem wählte, welches von allen‘ früheren Forschern als Sinnesorgan gedeutet wurde, wenn auch die Ansichten über die specifische Energie desselben nicht harmoniren. Obwohl er selbst überzeugt ist, dass ein pereipirender Apparat vorliegt, ein »Sinneskörper«, der sogar nach seiner Entdeckung vier Augenflecke trägt, so bleibt er doch über den Bau desselben »gewissermaassen vor der offenen Thür stehen«. Halten wir deshalb in unserer Kritik eben- falls den Weg ein, welchen Eimer zur Entdeckung eines Nervensystems einschlug. In dem Gallertgewebe der Beroö unterscheidet er drei Gruppen von Fasern: Muskel-, Bindegewebs- und Nervenfasern. Ausserdem treten in den peripherischen Lagen noch zahl- reiche multipolare Ganglienzellen auf. Obwohl es gewiss dankenswerth ist, dass zum ersten mal eingehend der Versuch gemacht wird, ‘jene überraschende Fülle von Formen in dem Gallertgewebe unter einheitliche Gesichtspunkte zu stellen und Charakteristika zur Unterschei- dung der einzelnen Gewebselemente aufzustellen, so gesteht doch Eimer (p. 30), dass zwischen den typischen Formen von Muskel- und Bindegewebsfasern sich vollkommene Uebergangsformen finden und durch kein Mittel eine Grenze zwischen den Fäden festzustellen ist, welche die geringste Menge contractiler Substanz enthalten und zwischen solchen, welche derselben gänzlich entbehren. Anscheinend schärfer sind dagegen die Nervenfasern charakterisirt. Es mag gestattet sein, dieselben mit Eimer’s eigenen Worten zu schildern. (p. 56). »Die Nervenfasern durch- ziehen als isolirte Fäden den Körper unseres Thieres.. Nur in den acht Radien treten ihrer zahlreiche zu gemeinsamen Zügen zusammen; aber sie laufen auch hier isolirt nebeneinander her und vereinigen sich nicht zu geschlossenen Bündeln. Es gibt nur isolirte Nervenfasern, keine Nervenstämme im Körper von Beroe. »Die gröberen dieser Nervenfasern sind drehrunde, blasse, sehr feine (ich maass solche von 0,0008—0,002 mm Durchmesser) Fäden, welche sich vor Bindegewebsfasern insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie gewöhnlich während ihres Verlaufs von Stelle zu Stelle, und zwar nicht in sehr kurzen Abständen, varicöse Anschwellungen zeigen, von denen diese und jene einen, selten zwei oder mehrere, durch ihre Grösse und Kugelgestalt charakterisirte Kerne oder Zellen enthält. Derartige grosse kugelige Kerne, die ausserdem ein hervorragend grosses und glänzendes Kernkörperchen führen, sind eine Eigenthümlichkeit nicht nur der Fasern, sondern auch aller Zellen, welche dem Nervensysteme unserer Thiere zugehören.« (p. 47). »Die so beschaffenen Nervenfasern lassen sich nun in ungemein langem Verlaufe — ER) — durch das Gallertgewebe hindurch verfolgen, wobei sie sich — eine weitere charakteristische Eigenschaft — durch einen auffallend geradlinigen Verlauf auszeichnen. Während dieses -Ver- laufs sieht man häufig von einer ihrer Varicositäten ein Nervenfädchen seitlich abtreten, dessen Hülle in diejenige des Hauptfadens direct übergeht. Durch solche Abgabe von Seitenästen wird die Nervenfaser feiner und feiner. In anderen Fällen verzweigt sie sich plötzlich von einer oder mehreren nicht weit von einander entfernt gelegenen Varicositäten aus in zahlreiche dichotomisch sich weiter verästelnde, ebenfalls varicöse, aber nur selten noch kernführende Fädchen. Gewöhnlich wiederum von einer Varicosität aus, oder aber durch allmälige dicho- tomische Theilung, lösen sich diese Nervenfasern zweiter Ordnung in unmessbar feine Fibrillen auf, welche ich Primitivfibrillen nennen will, womit nichts weiter gesagt sein soll, als dass wir in denselben die letzten nicht weiter zerlegbaren Nervenfädchen vor uns haben. Die Primitiv- fibrillen ziehen gleich den übrigen Nervenfäden schnurgerade durch den Körper. Sie haben alle denselben Durchmesser. Sie theilen sich nicht mehr; wohl aber gabeln sie sich in Aestechen, welche von gleicher Dicke wie sie selbst sind.« (p. 58.) »Die im Gallertgewebe von Bero& zerstreut liegenden Ganglienzellen stehen einerseits unter sich selbst, andererseits, wie eben bemerkt, mit den Nervenfasern in Verbindung. »Diese Verbindung wird bewerkstelligt durch Ausläufer, welche entweder schon Primitiv- fibrillen sind, oder welche, gleich den Nervenfäden zweiter Ordnung, sich erst in Primitivfibrillen auflösen. — Die Ganglienzellen sind feinkörnig, sehr verschieden gestaltet, häufig aber zur Sternform ausgezogen und stets multipolar. Die Ausläufer treten meistens in grosser Anzahl von ihnen ab, häufig zahlreiche von einem Punkte, so dass pinselförmige Ausstrahlungen ent- stehen. Oft ist eine Ganglienzelle der Sammelpunkt einer geradezu ungeheuren Anzahl von Nervenfädchen, welche aus den verschiedensten Gegenden hergezogen kommen und sich in der relativ kleinen Zelle vereinigen, wie zahllose Telegraphendrähte in einer Telegraphen- amtsstube.« Halten wir hier zunächst inne und fragen wir uns, wie Eimer dazu kommt, in dem kleinsten Stück Gallerte eine so ungeheure Zahl von Nervenfäden und Primitivfibrillen zu sehen, aus welchen Beweggründen er jene Fäden für nervös erklärt und jene weist in der Nähe der Körperoberfläche zerstreuten Zellen, die Bindegewebskörperchen früherer Autoren, als Ganglien- zellen deutet, Ist es schon im gegebenen Falle recht schwierig bei Wirbeithieren sicher zu entscheiden, ob ein feiner Faden nervöser Natur ist und erlangt man in zweifelhaften Fällen ein sicheres Urtheil darüber erst durch Zurückverfolgen dieses Fadens zu einem stärkeren Nerven und zu — 200 — den Centralorganen, so wird man bei der abweichenden Struetur der Nerven wirbelloser Thiere, sobald nicht ein augenscheinlicher Zusammenhang mit dem Centralnervensystem zu constatiren ist, noch weit. vorsichtiger in den Deutungen sein müssen. . Umsonst sucht man in der Schilderung Eimer’s nach irgend einem Beweise für die nervöse Natur der in Rede stehenden Gebilde, Er hat weder den Abgang jener Fäden von einem Centralnervensystem oder von einem Sinnes- organ beobachtet, noch wird irgend ein physiologischer Grund erwähnt. Wenn man also nicht annehmen will, dass die Deutung eine ganz willkürliche gewesen ist, so müssen gewisse Aehn- lichkeiten in Form und Structur maassgebend gewesen sein. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass jene in lange feine Fäden sich ausziehenden Zellen eine gewisse Aehnlichkeit mit Ganglien- zellen von Wirbelthieren zur Schau tragen und dass das Auftreten von Varicositäten an den Fibrillen nicht ohne Analogie mit gewissen Nervenfasern dasteht. Vergebens habe ich mich jedoch bemüht an dem lebenden Thiere mit den stärksten Vergrösserungen jene Varicositäten wahrzunehmen, obwohl unter geeigneten Verhältnissen die feinsten Fädchen sich scharf von der leicht zerfliesslichen Gallerte abheben. Ein Tropfen eines Reagens genügt jedoch um alsbald jene Knötchen erscheinen zu lassen. Es wird gewiss immer allgemeiner die Ueberzeugung sich Bahn brechen, dass die Varicositäten der Nervenfasern von Wirbelthieren nur Kunstproduete — allerdings. sehr charakteristische — repräsentiren und dass die grössere oder geringere Häufigkeit, mit der sie entgegentreten, den besten Prüfstein für den mehr oder minder tief greifenden Einfluss des angewendeten Reagens abgeben. Ich habe mich bemüht an vielen durchsichtigen Formen der pelagischen Fauna, an Pterotrachea, Phyllirhoe, Alciope, Asterope, den Salpen und Zoeen im Leben etwas von Varicositäten wahrzunehmen, allein stets ohne Erfolg. Obwohl es fast überflüssig scheint zu bemerken, wie dringend nöthig es ist, die Gewebe im frischem Zustand, womöglich am unver- sehrten lebenden Thiere, zu beobachten und von hier aus sich ein Urtheil über die alterirenden und schätzenswerthen Einwirkungen des angewendeten Reagens zu bilden, so wird doch immer wieder gegen jene Grundbedingung gefehlt. Auch Eimer hat es versäumt das Gallertgewebe frisch zu untersuchen, obwohl ihm ein reiches Material lebender Thiere zur Verfügung stand. Wir erfahren nirgends, wie Muskel- Bindegewebs- und Nervenfasern sich ohne Einwirkung der Reagentien verhalten und ob auch hier im Leben die angegebenen Unterscheidungsmerkmale sich erkennen lassen, sondern hören nur, dass zum Studium des Nervensystems bestimmte Zusatzflüssigkeiten und die stärksten Vergrösserungen nöthig sind, weil die Untersuchung des frischen Gewebes wegen der blassen Fasern nicht weit führe. Die angewendeten Zusatzflüssiekeiten bestehen in einer stark ver- — 201 — dünnten Essigsäure (1:500) in der Cohnheim’schen Vergoldungsmethode, die sich jedoch höchst unzuverlässig erwies, und in Lösungen von doppeltehromsaurem Kali. = Ich habe nicht verfehlt die Zuverlässigkeit dieser Methoden zu prüfen, erkannte jedoch bald, dass vielleicht nur wenige Gewebe an Empfindlichkeit gegen Reagentien sich mit den: zarten Gallertgewebe der Ctenophoren messen können. Keine Reagentien wirken verderh- licher darauf ein, ais Lösungen anorganischer Salze und die angewendeten Säuren. Sie rufen jene Bilder hervor, welche Eimer getreu copirte und zu seinen Schlüssen verwerthete — Bilder, welche auf den ersten Blick belehren, dass man es nicht mehr mit einem normalen Gewebe zu thun hat. Unter den Zusatzflüssigkeiten leistete mir die Kleinenberg’sche Pikrinschwefelsäure ziemlich gute Dienste; die besten jedoch das Aussetzen der Gewebe in Dämpfe starker Lösungen von Ueberosmiumsäure (1:100—1:50). Es erstarren durch diese Behandlung die Fasern fast momentan und gewinnen gewissermaasen nicht mehr Zeit jene pathologischen Processe einzugehen, welche bei allmäliger Einwirkung der oben genannten Chemikalien auftreten. Die Vergleichung so gewonnener und mit ammoniakfreien Pikrocarmin- lösungen gefärbter Präparate mit dem lebenden Gewebe überzeugt sowohl von der Präcision - und Zuverlässigkeit dieser Methode, wie sie auch das Auge zur Wahrnehmung feinerer Structur- verhältnisse am frischen Gewebe schärft. Umsonst wird man sich nun bemühen mit den besten Immersionslinsen auf diesen Präparaten das charakteristische Merkmal der Eim er’schen Nervenfasern und Ganglien, nämlich die Varicositäten, zu entdecken. Sehen wir nun weiter zu, wodurch die Nervenfasern sich zunächst von den Bindegewebs- fasern unterscheiden. (p. 29). »Die typischen Bindegewebsfasern unseres Thieres sind drehrunde, stark lichtbrechende, feine (Durchmesser 0,0025 mm und weniger) Fäden von geradem bis stark geschlängeltem Verlauf, welche meistens von Stelle zu Stelle durch Kerne, die jedoch in sehr grossen Abständen von einander entfernt liegen, spindelförmig aufgetrieben sind. Die gröberen Fasern lassen in ihrem Innern einen hellen Streifen erkennen, welcher in vielen Fällen als Canälchen erscheint, so (dass dann die ganze Faser als hohles Röhrchen sich darstellt.« Was zunächst letztere Angabe betrifft, so müssten die Bindegewebsfasern in ihrem Innern mit Luft oder einem sonstigen Gasgemenge erfüllt sein und durch ihr Lichtbrechungsvermögen im frischen Zustand sich sehr auffällig vor den mit Plasma oder einer Flüssigkeit erfüllten Fasern auszeichnen. Allein die Beobachtung lehrt, dass weder im Leben, noch in den vorsichtig den Einwirkungen von schonenden Reagentien ausgesetzten Fasern sich irgend eine Höhle vor- findet, überhaupt irgend eine Faser, welche sich durch stärkeres Lichtbrechungsvermögen vor den übrigen anszeichne. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XT. 26 Aus den angeführten Messungen erhellt, dass die Dicke der Fasern kein Unterscheidungs- merkmal zwischen Bindegewebe und Nerven abgibt. Ebensowenig kann ein charakteristisches Merkmal für die Nerven sein, dass sie sich durch »einen auffallend geradlinigen Verlauf aus- zeichnen«, da ja auch die Bindegewebsfasern einen »geraden bis welligen Verlauf« aufweisen und auf Taf. VII. eher die Bindegewebsfäsern, bis auf eine wellige, sich durch einen auffallend seradlinigen Verlauf vor den Nerven charakterisiren. So bliebe denn als einzig noch haltbares Merkmal die Beschaffenheit der Kerne übrig. »Grosse kuglige Kerne, die ausserdem ein hervorragend grosses und glänzendes Kern- körperchen führen, sind eine Eigenthümlichkeit nicht nur der Fasern, sondern auch aller Zellen, welche dem Nervensysteme angehören.« Da Eimer durch gesperrten Druck offenbar andeuten will, dass diesem Merkmal grosser Werth beizulegen ist, so sollte man erwarten, dass durch Maassangaben dieser Satz bestätigt werde. Im Texte findet man jedoch auch nicht eine einzige Grössenangabe weder über die Kerne der Nerven, noch über die der Muskel- und Bindegewebsfasern. Man ist allein auf die hin und wieder in den Tafelerklärungen gemachten Angaben über Vergrösserung angewiesen, um sich ein Urtheil über die Grösse der Kerne zu bilden. Wirft man nun einen Blick auf diejenigen Figuren, wo Bindegewebs- und Nervenfasern ausdrücklich als solche bezeichnet in demselben Präparate vorkommen, so wird man wiederum enttäuscht. In Fie. 69 sind die Kerne des Bindegewebes rund und sowohl Kern wie Kern- körperchen genau ebenso gross wie diejenigen der Nerven, in Fig. 65 (wo allerdings in Zweifel gestellt. ist, ob eine Bindegewebs- oder Muskelfaser vorliegt) sogar theilweise grösser als die Nervenkerne! Aus dem Mitgetheilten ergibt sich, dass kein einziger haltbarer Unterschied zwischen Nerven und Bindegewebe besteht, wie dies ja auch a priori einleuchtend sein musste, da, wenn zwischen Muskulatur und Bindegewebe bei Beroö zugestandenermaassen keine Grenze zu ziehen ist, die Muskulatur hinwiederum die gleich zu besprechenden innigen Beziehungen und Uebergänge in die Nervenfasern aufweist, auch letztere von den Bindegewebsfasern generisch nicht verschieden sein können. In ihrem weiteren Verlaufe theilen sich nun die Nervenfasern; sie werden durch Abgabe von Seitenästen feiner und feiner, bis sie sich endlich durch wiederholte dichotomische Theilung in en Netz von Primitivfibrillen auflösen, welches schliesslich die Communication zwischen den einzelnen Nerven vermittelt und zahlreiche Ganglienzellen in sich eingeschaltet enthält. —, 203 — Ich muss gestehen, dass es kaum ein wunderbareres Verhalten gibt, als die Art, wie sich jede Faser in der Nähe ihrer Ansatzstelle verästelt, bis sie schliesslich in eine Menge unmessbar feiner Fäden zerlegt sich anheftet. Die Mannigfaltigkeit und Zartheit ist weder mit Worten erschöpfend zu schildern, noch durch bildliche Darstellung annähernd zu erreichen. Durch die erwähnte Behandlung mit den Dämpfen der Ueberosmiumsäure gelingt es nun, auch die feinsten Fibrillen zu verfolgen. Zunächst erweisen sich diese »Primitivfibrillen« nicht als aus »feinsten hintereinander- gelegenen Pünktchen oder Stäbchen — kleinsten Varicositäten« — zusammengesetzt, sondern als solide, nicht unterbrochene feine Fädchen. Weiterhin konnte ich kein so complicirtes fibrilläres Netz auffinden, wie es Eimer beschreibt und in Fig. 71 abbildet. Es ist durchaus nöthig, nur solche Schnitte zur Untersuchung zu verwenden, welche rechtwinklig zur Körper- oberfläche, überhaupt senkrecht‘ zur Anheftungsstelle der in Rede stehenden Nerven seführt sind. Es ist dies zwar eine mühsame Manipulation, doch gelingt es, unter Wasser durch die in Folge der Osmiumbehandlung etwas erstarrte Gallerte hinreichend feine Schnitte zu legen. Sobald dieselben schräg gerathen, so entsteht bei dieser reichen Verästelung der Anschein eines sich oft durchkreuzenden und verflechtenden Maschenwerks, welches auch bei starken Ver- grösserungen leicht zu Täuschungen veranlassen kann. Eimer hat offenbar beliebige Theile der Gallerte zerzupft und untersucht; nur in wenigen Fällen lässt sich entscheiden, in welcher Richtung das Präparat entnommen wurde. 2 Doch noch ein weiterer Punkt macht gegen die Existenz eines fibrillären Netzes miss- trauisch.h Eimer sagt, dass er dasselbe prachtvoll vermittelst der Goldmethode in seinen Verzweigungen zu verfolgen vermochte, auch sind die betreffenden Figuren nach diesen Präparaten entworfen. Allem diese Methode. erwies sich als höchst unzuverlässig, so dass sie völlig unbrauchbar für die weitere Untersuchung war. Ich glaube den Grund dieser Unzuverlässigkeit in der verschiedenen Art, wie das Gold in der Gallerte redueirt wird, gefunden zu haben. In den meisten Fällen sehen wir letztere nach der Reduction ‚mit ausserordentlich feinen Pünktchen, den einzelnen Goldkörnchen, durchsät;; bisweilen stehen sie in Gruppen oder Kreisen zusammen und in seltenen Fällen sind sie reihenweise aneinandergeordnet, förmliche Maschenwerke bildend. Solche seltene leicht täuschende Reactionen scheint Eimer theilweise zu den Abbildungen benutzt zu haben. Eine Betrachtung der Taf. VII. lehrt übrigens, dass die Auflösung der Nervenfibrillen in ein Primitivfibrillennetz durchaus nicht in der Weise stattfindet, wie man es nach der Darstellung erwarten sollte, da fast sämmtliche Fibrillen der Ganglien und Nerven blind endigen. Unter all den Tausenden von feinsten Fädchen fand ich höchst selten welche, 204 — von denen mit Sicherheit zu constatiren war, dass sie in ein von emer anderen Faser ableit- bares Fädchen übergingen. Es scheint mir auch leicht erklärlich, dass bei so extensiver Ver- ästelung viele feine Fäden andere Fasern antreffen und mit diesen verschmelzen. Im weiteren Gange der Untersuchung gelangt Eimer zu einer der wichtigsten Ent- deckungen, wie sich diese consequent aus seinen Anschauungen ergeben musste. (p. 65). »Wenn man den Tubus des Mikroskops ungefähr auf die Höhe des Epithels der Körperoberfläche einstellt, so sieht man zahlreiche Primitivfibrillen zu demselben aufsteigen und in dessen Zellen eintreten. Aufmerksamer Beobachtung kann es nicht entgehen, dass jede Epithelzelle von einer Primitivfibrille versorgt wird; schwieriger, wegen der ausserordentlichen Feinheit und Zartheit der entsprechenden Theile, ist zu entscheiden, wie diese Fibrille in der Zelle endigt. Ich kann nur soviel sagen, dass ich dieselbe stets auf das Centrum des Kernes zu gerichtet sah, so dass ich zu der Ansicht hinneige, es werde sich später ihre Endigung im Kernkörperchen feststellen lassen. — Diese Nervenfädchen, welche die Epithelzellen versorgen, sind die letzten Zweige sich dichotomisch gabelnder Primitivfibrillen und diese wieder sind hervorgegangen aus dichotomisch sich 'theilenden varicösen Nervenfasern.«e »Die Verfolgung der Nervenfasern nach abwärts führt nun auf eine der bemerkenswerthesten Thatsachen, deren ich in dieser Abhandlung Erwähnung zu thun habe. Es sind nämlich diese Nerven die directe Fortsetzung von Muskelfasern.« Zunächst ist es nun mit dem thatsächlichen Befunde schwer zu vereinbaren, dass Eimer jede Epithelzelle von einer Primitvfibrille versorgt sein lässt. Es müssten demnach ebenso viele Primitivfibrillen wie Zellen vorhanden sein, während bereits oberflächliche Beobachtung zeigt, dass oft auf das Territorium eines Kernes und ihn zunächst umgebenden Plasma’s eine grössere Zahl von Fibrillen zulaufen, oft wieder gar keine. Bereits früher wurde bemerkt, dass es kaum eine complieirtere Bildung gibt, als das Ektoderm des ausgebildeten Thieres und dass erst die Entwicklung Aufschluss gibt über all die sonderbaren Zellkörper, in denen die Kerne oft nur noch in Rudimenten nachzuweisen sind, indess dazwischenliegende Zellgruppen verschmelzen- und stellenweise eine lebhafte Kern- wucherung erkennen lassen. Dass nach Eimer das Ektoderm aus einem platten polygonalen Epithel (p. 24) bestehe, jede Epithelzelle von einer wahrscheinlich im Kernkörperchen endigenden Primitivfibrille versorgt werde, wie sogar auf Fig. 56 und 58 gezeichnet ist, kann ich nur für eine theoretischen Vor- stellungen zu Liebe gemachte Beobachtung halten. — 205 Ein missliches Ding ist es ferner um die Endigungen dieser Primitivfibrillen in den Epithelzellen. Nie ist es gelungen mit positiver Sicherheit nachzuweisen, dass wirklich unter all den Tausenden von Fibrillen eine einzige in die Epitheizelle oder gar in Kern- und Kern- körperchen eintrete. Ebensowenig kann die Beschreibung und Abbildung von an Muskelfasern endigenden Primitivfibrillen uns überzeugen, dass es sich hier um eine wirkliche Nervenendigung handele. Ich selbst habe es für ein vergebliches Bemühen erkannt in den mir vor Augen gekommenen Fällen sowohl in Epithelzellen wie in die Muskeln eine Spur von einer Fibrille eintreten zu sehen. Die Verfolgung dieser Primitivfibrillen nach rückwärts führt Eimer sodann zu der bemerkenswerthen Thatsache, dass diese von Muskeln ihren Ursprung nehmen. Mit der Ent- deckung von »Neuromuskelfasern« in dem Gallertgewebe von Deroö weist Eimer die volle Berechtigung der von Kleinenberg !) in Bezug auf die Ektodermzellen von Hydra auf- gestellten Ansichten nach. Ehe wir jedoch erörtern, inwiefern eine Homologisirung beider Bildungen zulässig ist — vorausgesetzt, dass die Primitivfibrillen nervöser Natur sind — wollen wir die Neuromuskel- fasern selbst einer Betrachtung unterwerfen. (p. 66.) »Die Endverzweigungen wohlcharakterisirter Muskelfasern verästeln sich plötzlich weiter als Nervenfasern. Im Ende des contractilen Theils der Faser liegt jedesmal ein Kern. Gewöhnlich aber ist dieses Ende zu einer Anschwellung erweitert, von welcher die Nerven einzeln oder büschelweise entspringen. Die Anschwellung zeigt in den meisten Fällen die Eigenschaften des übrigen Theils der Muskelfaser, manchmal ist sie jedoch körnig und ganglien- zellenartig. Dann hört das Sarkolemma an ihrer unteren Grenze auf, seine gewöhnlichen Eigenschaften, insbesondere seine Querfaltung zu zeigen und wird zum Neurilemm. — Es werden jedoch auch contractile Aeste ohne Vermittelung eines Kerns oder einer Anschwellung allmälig zu Nervenfasern.« ® »Es können die Primitivfibrillen direct als solche von den Muskelfasern oder von ihren Verzweigungen, bezw. von den endständigen Anschwellungen derselben entspringen. Gewöhnlich entstehen dann ausgesprochen pinselföürmige Figuren dadurch, dass zahlreiche Primitivfibrillen von einem und demselben Punkte ab nach’ verschiedenen Richtungen hin ausstrahlen.« Ich kann nur bestätigen, dass die contractilen Aeste ganz allmälig sich meist dichotomisch verästeln, so dass es unmöglich scheint, auch nur eine Andeutung von plötzlichem Uebergang !) N. Kleinenberg, Hydra. Eine anatomisch-entwicklungsgeschichtl. Unters. p. 26. 0 wahrzunehmen. Theilen sich stärkere Aeste, so liegt in der Theilungsebene ein Kern, welcher bei Abgabe feinerer Aeste meist in Wegfall kommt. Oft theilen sich die Fasern nicht dicho- tomisch, sondern lösen sich in ein »pinselartiges Büschel unendlich feiner Fibrillen« auf '). Auch hier gelingt esnicht nachzuweisen, dass ein plötzlicher Uebergang, der für eine andere Funktion und Beschaffenheit der Fibrillen spräche, wahrnehmbar ist. Das Sarkolemm geht in dıe Fasern über, ohne im mindesten eine veränderte Structur aufzuweisen, (dass die Querfaltungen des Sarkolemms an der Muskelfaser durch mechanische Eingriffe entstehen, hat bereits Wagener?) erkannt), die contractile Rindenschicht setzt sich in die Fasern fort und umgibt in den stärkeren Fibrillen noch einen allmälig dem Auge entschwindenden Faden der in der Theilungsebene tlächenhaft sich ausbreitenden Markschicht. Das Entstehen solcher Bilder, in denen plötzlich die Muskeln in feine Fibrillen auszustrahlen scheinen, kann man sich leicht jederzeit vor Augen führen, wenn man auf das frische Gewebe unter dem Mikroskope die Lösungen von anorganischen Salzen einwirken lässt. Gesetzt jedoch, es seien die Fibrillen nervöser Natur, so wird die Frage zu beantworten sein, was denn ein Muskel zu leisten vermag, der quer die Gallerte durchsetzend sowohl gegen das Ektoderm als auch in der Nähe des Magens in nervöse Fibrillen sich auflöst? Wenn seine Contractionen, nicht einen illusorischen Effeet hervorbringen sollen, weil er ja keinen Ansatz- punkt hat, ‘so müssen die Nerven noch eine zweite Funktion übernehmen und als Zug- apparate dienen. Denjenigen Theil der äusseren Gallerte, der von den Fibrillen der Neuromuskelfasern durchzogen wird, dessen innere Grenze also mit dem Beginn des contractilen Theils der Fasern zusammenfällt, nennt Eimer zugleich auch wegen seines Reichthums an Ganglienzellen die »mervea.« Nie, und zwar besonders ihr etwas verdickter den Afterpol überziehender Theil, fungirt nun nach seiner Ansicht als Centralnervensystem, da ein solches bei Bero& noch gar nicht körperlich differenzirt ist. (p. 63.) In ihr sammeln 'sich schliesslich sämmtliche Nerven, auch die bereits oben erwähnten acht in den Radien verlaufenden Züge von isolirten Nerven- fasern. Man sollte nun erwarten, dass, da die Nerven gegen den Afterpol hinstrahlen und die Nervea sich hier verdickt, leicht eine nähere Beziehung zwischen Nerven und Sinneskörper sich constatiren lasse. Auffallenderweise sammeln sich jedoch die Nerven nicht in dem Sinnes- körper, sondern verlieren sich, bevor sie diesen erreichen, vollständig nach beiden Seiten in die Nervea. (p. 62.) »So sehr nahe es liegt diesen Körper, wenn auch nicht als Gehirn, so doch !) Gegenbaur, |. c. pag. 165. ?) Wagener, |. c. pag. 125. a DE als specifisches Sinnesganglion aufzufassen, — ich dürfte ihm auf Grund meines anatomischen Befundes nicht einmal diese Bedeutung zugestehen.« Wie es nun Eimer verantworten willein Nervensystem entdeckt zu haben, das schliess- lich mit dem einzigen Sinnesorgan, das sogar nach seiner Entdeckung vier Augen trägt, in keinerlei Beziehung tritt, bleibt mir schwer verständlich. Sollte es denn da nicht logischer gewesen sein, anstatt diesem Sinneskörper die Bedeu- tung als specifisches Sinnesorgan abzusprechen, sich eher die Frage vorzulegen, ob wirklich zwingende Gründe vorhanden sind, die in Rede stehenden Fasern und Zellen als Nerven und Ganglien zu deuten? Statt dessen wird eine auf schwachem Fundamente ruhende Anschauung bis in die letzten Consequenzen durchgeführt und es kann nicht fehlen, dass schliesslich der Widersprüche und Unwahrscheinlichkeiten genug sich finden. Die Abbildungen Eimer’s von dem Sinneskörper lassen sich ebensowenig wie die Be- schreibung in Einklang bringen mit dem so fein organisirten, bei allen Arten durchaus über- einstimmend gebauten Organe. Nicht einmal gelingt es an dem lebenden Thiere sich von dem Vorhandensein der Augenflecke zu überzeugen; auch kann ich mir kein Urtheil darüber er- lauben, was Eimer an dem durch Conservirung in «den genannten Flüssigkeiten” fast un- kenntlich gewordenen Organe als Pigmentflecke gedeutet haben mag. Trotzdem glaube ich, dass seine Vermuthung, es möchten die von Kölliker!) bei Eschscholtzia cordata neben der Gehörkapsel erwähnten zwei braunrothen Pigmentflecke, ebenso die von Agassiz ?) beschrie- benen ganglionähnlichen Anschwellungen unbestimmter Natur bei Plewrobrachia und Bolina mit dem Vorkommen von Augen in Beziehung zu setzen sein, durchaus gerechtfertigt ist. Bei der jugendlicheu Eschscholtzia liegen jene vier (nicht zwei) rosenrothe Pigmentflecke über vier auch noch bei dem erwachsenen Thier ziemlich deutlich hervortretenden Zellgruppen, welche gerade jene oben erwähnten lichtbrechenden, mit Carmin sich nicht färbenden Körper bergen. Obwohl auch über den gesammten Körper der Eschscholtzia Gruppen von rosenroth pigmentirten Ektodermzellen zerstreut sind und ich dadurch anfänglich der Ansicht war, dass auch die innerhalb der Glocke liegenden vier Pigmentflecke mit einer specifischen Sinneswahrnehmung nichts gemein hätten, so überzeugte mich der Befund bei Embryonen, welche im Begriff stehen die Eihülle zu verlassen, dass hier ein sehr primitives Organ für Liehtperception vorliegt. Dieselben Zellgruppen, welche die glänzenden Körner bergen, scheiden nämlich auf ihren Kuppen das Pigment ab, noch ehe überhaupt an anderen Körpertheilen ein solches auftritt. Im spätern !) Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. IV. pas. 316. 2) L. Agassiz, 1. c. pl. 5 Fig. 9 und 10. Alter verwischt sich etwas das Verhalten der lichtbrechenden Körper zum Pigment, indem letzteres reichlich abgesondert wird und in zwei Gruppen verschmolzen das untere Drittel der Glocke einnimmt. Bemerkenswerth ist es nun, dass überhaupt die eydippenförmigen Jugend- “ [ formen der gelappten Ctenophoren und des Cestum, auch die jugendliche Beroö, eine sehr distinkte Gruppivung der lichtbrechenden Körper in vier rundliche Haufen aufweisen, indess im späteren Leben auch diese letzte Andeutung an die ehemalige Funktion schwindet und sie sich, wie erwähnt, meist im Bogen gegen die Mitte des Sinneskörpers ausziehen. V. Entwicklung der Muskulatur bei den Rippenquallen. Wurde im Vorhergehenden durch die Kritik nur der hauptsächlichsten Resultate von Eimer’s Untersuchung mehrfach darauf hingewiesen, dass einerseits eine scharfe Trennung des Gallertgewebes in Bindegewebs-, Muskel- und Nervenfasern nicht möglich ist, dass anderer- seits die Deutung_gewisser Fasern und zelliger Elemente als nervöser Apparate zum Mindesten nicht fest begründet, ja sogar durch ihr Verhalten zum Sinneskörper in Frage gestellt ist, so wird es geboten sein, zu untersuchen, ob nicht die Anschauungen Eimer’s einer Auffassung weichen können, welche die wunderbare Complicität des Secretgewebes von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus betrachtend nachzuweisen sucht, dass nur Entwicklungsstufen und verschieden- artige Ausbildungsweisen einer einzigen Gewebeform vorliegen. Den Ausgangspunkt meiner jetzigen Darlegung bildet die bekannte Beobachtung Kowa- lewsky’s, dass in die helle Secretschichte sich verästelnde Zellen einwandern. Es mag nun zunächst dahingestellt bleiben, ob diese Zellen wirklich einwandern oder nur passiv nach Art der Osteoblasten durch das fortwährend abgesonderte Secret eingeschlossen werden und in die Mitte zu liegen kommen. Jedenfalls ist es weder Kowalesky noch mir gelungen ein actives Wandern wahrzunehmen, obwohl bei der Leichtigkeit, mit welcher die Zellen die feinsten Ausläufer treiben, ein actives Wandern in das Secret mir nicht unwahr- scheinlich dünkt. Um zu entscheiden, ob vielleicht jede beliebige Hautzelle einwandern kann oder ob nur bestimmt charakterisirte Elemente dazu befähigt sind, untersuchte ich eingehender das Ektoderm von Embryonen der Eucharis, welche gerade die beginnende Mageneinstülpung zeigten. Es fielen mir bald Gruppen von Zellen auf, welche von den übrigen polygonalen Epithelzellen sich durch einen leisen Stich in das Grünliche, namentlich jedoch durch ein stärkeres Lichtbrechungs- — 209 — vermögen ziemlich deutlich auszeichneten. Durchschnittlich sind diese Zellen fast um das Doppelte kleiner (im Mittel 0,008 mm) als die übrigen noch polygonalen Ektodermzellen (im Mittel 0,018 mm). ‚Je weiter der Magen sich einzustülpen beginnt, je deutlicher sich die von Kowalewsky und A. Agassiz') als Dottersäcke gedeuteten Bildungen abheben, desto prägnanter treten auch jene Zellgruppen hervor. Durch lebhafte Theilung drängen sie sich eng anemander, bis kurz nach Abscheiden einer noch dünnen und klaren Secretlage einige zur Hälfte in dieselbe hineinragen, mit der anderen noch im Ektoderm stecken und schliesslich sunz aus dem Verbande der übrigen in das Secret rücken. So findet man denn immer unter jenen Gruppen von stärker lichtbrechenden Zellen die ersten eingewanderten und je tiefer liegenden, desto reicher sich verästelnden Muskelzellen. Das Aussehen der noch in dem Ekto- derm der Embryonen steckenden Muskelzellen erinnerte mich alsbald an ähnliche Zellgruppen, wie ich sie in dem Ektoderm sämmtlicher erwachsener Ötenophoren, besonders reichlich in der Umgebung des Sinnespoles und des Mundrandes aufgefunden hatte, ohne über ihre Bedeutung in das Reine gekommen zu sein. Eine erneute Prüfung ergab, dass diese Zellen an Grösse und Struetur genau den embryonalen Muskelzellen gleichen, dass auch bei dem erwachsenen Thiere die ersten eingewanderten Zellen stets ünter (diesen bald in grösseren, bald in kleineren Gruppen oder Reihen zusammenliegenden, oft bereits mit der einen Hälfte eingewanderten Muskelzellen zu finden waren. Ein besonders geeignetes Object bieten wegen ihrer Durch- sichtigkeit die Mundränder von KPrcharis, zumal auch nach dem Aussetzen in Osmiumdämpfe die betreffenden Zellgruppen durchaus ihr stärkeres Lichthrechungsvermögen beibehalten. Die Zellen messen hier,, ehe sie sich zu verästeln beginnen, 0,008—0,015 mm. Ihre ein glänzendes Kernkörperchen bergenden Kerne (0,005 mm) sind um das Doppelte kleiner als die übrigen Ektodermzellen (0,01 mm). Es kann nicht Wunder nehmen, dass auch im späteren Leben dieselben Processe, wenn auch nicht mit der gleichen Intensität wie in der embryonalen Periode, sich abspielen, da einer- seits ein Analogon bereits bei der Otolithenbildung erwähnt wurde, andererseits die Thatsache, dass die Gallerte alter Thiere ausserordentlich reich mit Gewebselementen durchsetzt ist, auf eine ständige Neubildung hinweist. Es ist mir durchaus nicht unwahrscheimlich, dass man unter den CGtenophoren vielleicht ebenso riesige Formen entdecken wird, wie sie ab und zu z. B. unter den -Cephalopoden beobachtet werden. ‘ Halten wir uns an ein concretes Beispiel, so erreicht die geschlechtsreife Rucharis multi- !) A. Asassiz, Embhryology of the Ctenophorae in Mem. of the Am. Acad. of Arts and Seiences. Vol. X. pag. 368. ° > Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 27 — 210 — cornis nach den Angaben Will’s in Triest eine durchschnittliche Grösse von etwa 7—9 cm. In Neapel beobachtete ich häufig Exemplare von doppelter, fast dreifacher Grösse. Eine der grössten maass 25 cm, doch gewahrte ich vom Boote aus bisweilen noch grössere, ohne dass es gelungen wäre sie unverletzt zu schöpfen. Allein auch diese werden nach den Angaben Milne Edwards!) wiederum beinahe um das Dreifache von den bei Palermo beobachteten Exemplaren, die offenbar in gegen starken Wellenschlag und Siroccostürme geschützten Buchten leben, übertroffen. Bedenkt man, dass, wie aus der um ein Drittel verkleinerten Abbildung hervorgeht, ein Exemplar mit abgerissenen Lappen vorliegt, (M. Edwards hat mit Unrecht, im Glauben ein unverletztes Thier vor sich zu haben, eine neue Species: Bucharis Palermitana gebildet) so hat das ganze Thier eine Höhe von fast ®a—1 Meter. Das ist schon eine respectable Grösse für die zarteste aller Ctenophoren, gewiss auch aller pelagischen Formen. Die Ver- muthung liegt nahe, dass unter günstigen Verhältnissen bei den übrigen resistenteren Arten ganz andere Grössenverhältnisse zur Ausbildung gelangen mögen, so lange überhaupt noch das durch Uebersetzen eines Thieres vom Kleinen in das Grosse entstehende Missverhältniss zwischen Fläche und Masse durch Oberflächenvergrösserung (Lappenbildung) ausgeglichen werden kann und mit dem gesteigerten Nahrungsbedürfniss eine Einbusse an Gewandtheit der Bewegung nicht eintritt. Vergleicht man ferner die verschieden grossen Exemplare der Fucharis, so findet man, dass die um den Sinneskörper gelegenen Partien am regsten wachsen, so dass derselbe bei grossen Exemplaren in das oberste Drittel des Körpers zu liegen kommt. Es ist nun be- merkenswerth, dass gerade an den am reesten sich vergrössernden Partien des Körpers auch die Gruppen der einwandernden Muskelzellen am reichlichsten sich vorfinden. Ihre relative Häufigkeit an den einzelnen Körpertheilen gibt demnach einen Maassstab zur Beurtheilung der Grössenzunahme der betreffenden Regionen. Sind die Muskelzellen eingewandert, so theilt sich ihr Kern; die beiden neuen Kerne rücken auseinander und der dazwischen liegende Theil der Zelle beginnt sich zu einer Faser auszuziehen. Solche Muskeln findet man häufig an Stellen, wo sie in ihrer weiteren Ausbildung local beschränkt sind. Sie heften sich namentlich bei allen Ctenophoren zwischen den peri- pherischen Gefässen und der Haut an, durchsetzen in regelmässigen Abständen quer die Gallerte ') M. Edwards, Sur l’appareil gastro-vaseulaire etc. Ann. d. se. nat. IV. Ser. T. VII. 1857. Pl. 14. pag. 298, . SAN der Lappen von Zucharis und die von der Mundöffnung des Cestum ausgehenden, längs des ganzen Randes eine Rinne bildenden Falten. Bei ausgewachsenen Thieren spannen sie sich sogar bisweilen zwischen dem Sinneskörper und der Gabeltheilung des Trichtergefässes aus. Als ich zum ersten Male diese Beobachtung machte, glaubte ich von dem Sinneskörper ausstrahlende Fasern gefunden zu haben. Ein ge- naueres Nachforschen ergab jedoch, dass sie im keinem Zusammenhang mit letzterem stehen. Sie fehlen oft bei gleichgrossen Exemplaren derselben Art, werden bei jüngeren Thieren meist gauz vermisst und sind, wenn vorhanden, in nichts von den übrigen zwischen den Gefässen und der Haut entwickelten Muskelfasern zu unterscheiden. In der Spitze der Tastpapillen von Eucharis und Cestum lassen sie sich leicht beobachten. Durch ihre Contractionen und eigene Art der Festheftung vermögen sie jene Papillen mit den sonderbaren auf der Spitze sitzenden Tastzellen und Tasthaaren vorzuschnellen. Für die Art, wie sich die Muskelfasern weiter ausbilden, sind wiederum die Papillen an denjenigen Stellen, wo sie mit allmälig verbreiterter Basis in die Körpermasse übergehen, sehr lehrreich. Pro- portional mit dem grösseren disponiblen Raume beginnt auch die Faser sich weiter zu ver- ästeln, indem die beiden Kerne sich wiederum theilen und auseinanderrücken. Dadurch dass nun die Kerntheilung und das damit verbundene Auseinanderziehen der Fasern immer weiter fortschreitet, bis endlich an den Uebergangsstellen in die Körpermasse die Fasern sich dem Zuge der übrigen anschliessen, wird jenes zierlich verästelte muskulöse Flechtwerk der Papillen gebildet. Je mehr Raum der eingewanderten Muskelzelle geboten ist, desto länger und feiner zieht sie sich aus, so dass bei den Larven das gesammte Gallertgewebe, wie es sich zwischen dem Magen und der Oberfläche und zwischen den einzelnen Gefässen in hier nicht näher zu schil- dernder Anordnung ausbildet, aus sehr feinen, in der Nähe ihres Ansatzes verästelten, con- tractilen Fasern besteht. Da die Kerne der Fasern von derselben Grösse wie diejenigen der eingewanderten Zellen sind, so erklärt sich bei der Feinheit des Fadens, dass sie durchweg wandständig liegen, umgeben von’ einem körnigen Plasma. Die Beobachtung sich contrahirender Fasern lehrt, dass nur die stärker lichtbrechende Substanz contractil ist und dass das den Kern umgebende Plasma bei der Contraction keine Gestaltveränderungen kundgibt. Während in der frühesten Jugend alle Fasern des Gallertgewebes von gleicher Dicke sind, so ändert sich das Verhältniss mit dem Wachsthum des Thieres. Manche Muskeln werden kräftiger; ihre wandständigen Kerne werden mit dem körnigen Plasma mehr und mehr von der contractilen Substanz umgeben und lassen dadurch die Faser spindelförmig aufgetrieben erscheinen, bis sie schliesslich vollständig in die Mitte des Fadens gelangen. Das körnige Plasma differenzirt sich zu der Markschicht, die contractile lichtbrechende Substanz zu der Rindenschicht. Die anfäng- lich kugligen Kerne werden oval und theilen sich innerhalb der Markschicht noch reg weiter. Gerade bei Bero& lassen sich alle möglichen Uebergangsstufen von den fast unmessbar feinen Fäden mit ihren runden wandständigen Kernen bis zu den 0,07 mm breiten Fasern mit lang elliptischen Kernen auffinden. Indem nun bei der Theilung der Fasern oft ein Fortsatz sich stark verdickt, ein anderer dagegen seine ursprüngliche Feinheit beibehält, gewährt es bisweilen den Anschein, als ob eine secundäre - Verbindung zweier Fasern stattgefunden habe. Wenn ich auch das Secretgewebe vorzugsweise auf unvollkommene Theilung der eingewanderten Muskelzellen und auf ungleiche Ausbildung der einzelnen Fasern zurückführen möchte, wie man solche in der That bei Jugend- formen beobachten kann, so findet man, dass die immer neu einwandernden Muskelzellen erwachsener Thiere vielfach mit ihren Ausläufern sich an stärkere Muskelfasern anheften und von letzteren, gewissermaassen dem Baugerüste aus, sich weiter zu verzweigen beginnen, Eine Verschmelzung von Muskelzellen habe ich jedoch deutlich bei der Ausbildung jener kräftigen, unter dem Ektoderm hinziehenden, unverästelten Muskeln wahrgenommen. Am besten gelingt es bei den Larven des Cestum, sobald sie sich abzuplatten beginnen, jenen Process zu verfolgen. Auch hier liegen die Kerne der zu einer Faser zusammentretenden Zellen zuerst wandständig, bis sie ziemlich schnell in das Innere gelangen. Während ich in diesen kurzen Ausführungen hauptsächlich nur die Prineipien zur Deutung der bei dem ausgebildeten Thiere vorliegenden Verhältnisse auseinandersetzte und späterhin aus- führlich durch Schilderung des Eutwicklungsmodus der Muskulatur vom embryonalen Leben an die mannigfachen Complicationen auf jene Anschauungen zurückführen werde, so mag dies doch in der hier vorliegenden Frage für eine Beurtheilung der Deutungen Eimer’s genügen. Um meine Ergebnisse den letzteren kurz gegenüberzustellen, So lauten diese folgender- maassen: Das gesammte Gallertgewebe der Gtenophoren ist contractil; das von Eimer ge- schilderte Nervensystem, sowie die Neuromuskelfasern existiren nicht als solche; die an Ganglien- zellen und Nerven reiche »Nervea« wird gebildet durch die eingewanderten Muskelzellen und durch die in der Nähe ihrer AÄnsatzfläche sich verästelnde Muskulatur; die zu acht Zügen vereinigten Nervenfasern sind ebensoviele in der Nähe des Sinneskörpers sich vereinigende deutlich eontractile Fasern; ein Eintreten der »Primitivfibrillen« in Kern und Kernkörperchen polygonaler Ektodermzellen ist umsoweniger zu beobachten, als Beroö ein solches Ektoderm überhaupt nicht besitzt. Entgegen. der Angabe, dass bei Deroö ein Centralnervensysten noch nicht körperlich differenzirt sei, finde ich ein bei sämmtlichen Ötenophoren sehr übereinstimmend gebautes Centralnervensystem. Dasselbe zeigt bei einigen Arten rudimentäre Augen und gibt acht in ikrem Verlaufe zu den Basalpolstern der Schwimmplättchen entschwellenden Nerven den Ursprung. Darch das Spiel der vier an die Otolithen anschlagenden Federn regulirt es vermittelst des den Nerven aufsitzenden aus Cilien gebildeten. Leitungsapparates die Ortsbewegung der Ctenophoren. Unter den acht Nerven streichen acht Züge feiner, von Eimer als Nerven gedeuteter, Mus- kelfasern, welche durch ihre (am besten bei Eucharis wahrnehmbare) Contractionen zur Bildung einer Rinne beitragen, in welche die »Radiärrinnen« bei Insulten zu liegen kommen. Es mag gestattet sein einige dieser Ergebnisse näher zu begründen und die Einzel- beobachtungen dem Rahmen allgemeiner Anschauungen einzufügen, zumal man nur hierdurch auf den Weg der Vermittlung zwischen extremen Ansichten geführt wird und den Gang einer späteren Untersuchung in bestimmte Bahnen geleitet sieht. Dass das Gallertgewebe in seiner Totalität contractil ist, ergab sich sowohl aus der öntwicklungsgeschichte und der daraus resultirenden Unmöglichkeit, auch nur einen haltbaren Unterschied zwischen anderen in der Gallerte statuirten Geweben zu erkennen, als auch durch directe Beobachtung. Es fällt zwar nicht leicht, sich an jedem beliebigen Stück ausgeschnittener Gallerte von der Contractilität der feineren Fasern zu überzeugen, da die meist gleichzeitigen Contractionen ‚stärkerer Muskeln störend einwirken, allein man braucht nur die Larven in toto zu beobachten, um sich die Contractilität der feineren Fasern vor Augen zu führen. Eimer müsste das Gewebe der Larven für durchweg nervös erklären, wenn er seine für Bero& angegebenen Charakteristika auch auf die übrigen*Gtenophoren übertragen wollte. Die Contractionen der eingewanderten Muskelkörperchen gewahrt man leicht sowohl an den Spitzen der Tastpapillen von Eucharis und Cestum, als auch bei Embryonen kurz nach Abscheiden der Secretschichte. Bereits vor der Einwanderung beweisen schwache Contractionen des Mundrandes, dass die embryonalen, in oben angedeuteter Weise im Ektoderm steckenden Zellgruppen contractil sind, Ein Einwandern der Muskelzellen konnte ich auch von dem Magen,aus beobachten. Bei dem erwachsenen Thiere gelang es mir jedoch nicht mit befriedigender Klarheit die Gruppen einwandern- der Zellen in dem Entoderm aufzufinden. Ein Einwandern der Zellen von den irrthümlich durch Kowalewsky und A. Agassiz als Dottersäcke bezeichneten Bildungen, welche sich von den bei den ersten Furchungsprocessen abtheilenden grossen Zellen herleiten und späterhin durch Entstehen einer Spalte den Trichter und die davon ausgehenden Gefässe bilden, war nicht zu beobachten. — 214 — Eimer hat nirgends beachtet, dass die tieferliegenden Schichten der Gallerte alle Ueber- gänge der eingewanderten Muskelzellen in Muskelfasern aufweisen, ebensowenig, dass eine Nervea sich auch an dem Magen vorfindet. Dass dieselbe am Sinnespole besonders reichlich entwickelt ist, findet seine Erklärung darin, dass dort ein reges Wachsthum sich geltend macht. Auch gegen den Mundrand bin nimmt bei Beroö die Zahl der Muskelzellen zu. Vi. Das Neuromuskelgewebe und die Muskelirritabilität. Die Beobachtung, dass die Muskeln an der Grenze der Nervea plötzlich Function und Structur ändern und in sogenannte Nervenfibrillen aufgelöst gegen das Ektoderm verlaufen und selbst in die Kerne der Ektodermzellen eintreten sollen, hat Eimer veranlasst die Muskeln als »Neuromuskelfasern« zu deuten und diesem Befunde eine tiefere phylogenetische Bedeutung beizulegen. Anknüpfend an die oben angezogenen Beobachtungen Kleinenberg’s glaubt Eimer nachweisen zu können, dass dem Neuromuskelsystem überhaupt eine grössere Ver- breitung unter den Cölenteraten zukomme. Die wichtigsten greifbaren Zustände in der stufen“ weisen Ausbildung des Neuromuskelsystemes liegen nach ihm in Hydra und Beroö vor. (p. 76). Soweit ich seine etwas dunkel gehaltenen Auseinandersetzungen verstehe, so neigt er sich einer Auffassung zu, welche Häckel in präciser Form in seiner Gastraea-Theorie folgengermaassen entwickelte: (p. 41) »In dritter Reihe bildeten sich gleichzeitig Nervensystem und Muskelsystem aus. Die schönen Untersuchungen Kleinenberg’s über die Ontogenese der Zydra haben uns über die gleichzeitige Entstehung dieser beiden Organsysteme belehrt, die in der innigsten Wechselwirkung sich befinden. Das höchst interessante Neuromuskelsystem der Hydra führt sie uns unmittelbar in »statu nascendi« vor Augen. Die aus dem Exoderm der Hydra entwickelte Neuromuskelzelle zeigt uns die Functionen beider noch in einem einzigen Individuum erster Ordnung vereinigt. Erst mit deren Trennung, mit der Arbeitstheilung derselben in Nerven- zellen und Muskelzellen treten die beiden Organsysteme sich selbständig gegenüber. Wirk- liche Muskeln im strengsten Sinne des Begriffes gibt es daher erst bei denjenigen Thieren, wo es auch wirkliche Nerven gibt und umgekehrt.« In diesem Sinne hat Ed. van Beneden !) zu deuten versucht, dass bei Hydractinia ein zweiter der Muskelfaser anliegender Kern gefunden wird. »Za cellule neuromusculaire ') E. v. Beneden, De la distinetion originelle du testicule et de l’ovaire. Brux. 1874. Taf. II. Fig. 5. pag. 24. —. 215° — s’est diviscee en cellule neuroepitheliale, en fibre nerveuse et en fibre museulaire (cellule musculaire).« Eine noch weiter gehende Differenzirung des Neuromuskelsystems liegt nun nach Eimer in dem Gewebe der Bero& und, wie er neuerdings nachzuweisen»sucht, bei allen Akalephen, wahrscheinlich überhaupt bei den Cölenteraten vor. Wie die Neuromuskelfaser der Bero& aus der Neuromuskelzelle der Hydra phylogenetisch entstanden zu denken ist, hat auch Huxley !) in der neuesten Zeit erörtert. Im Gegensatz zu Kleinenberg’s Auffassung schreibt er den Fasern der Neuromuskelzellen nur eine leitende Function zu und stellt sich vor, dass das von Eimer für Beroe geschilderte Verhalten darauf zurückzuführen sei, dass jene Fasern durch Entwicklung eines mächtigen Mesoderms sich trennten und verlängerten. Dass überhaupt der Begriff einer Neuromuskelzelle aufgestellt werden konnte, der ja die Auffassung involvirt, dass die charakteristischen Elemente für das Nervensystem höherer Thiere: Ganglienzellen und Fasern, bei den niedersten Organismen in dieser histiologischen Differenzirung noch nicht zu erkennen sind, hängt innig mit den Anschauungen zusammen, die sich allmälig in der neuesten Zeit über den functionellen Werth des äusseren Keimblattes bei Larven und tiefstehenden Metazoen entwickelten. Während die Entdeckung, dass das Medullarrohr der Wirbelthiere aus dem Hornblatt entstehe und sich von demselben abschnüre, anfänglich Staunen und Zweifel erregte, so scheint sie uns leicht begreiflich, seitdem es sich herausstellte, dass durch die gesammte Thierreihe hindurch mit seitener Constanz die Differenzirung eines Nervensystems an dasjenige Blatt anknüpft, welches durch einen von aussen kommenden Ein- druck unmittelbar betroffen wird. Da nun einerseits Larven von mit nervösen Apparaten ausgestatteten Thieren zu einer Zeit in das freie Leben treten, wo das Nervensystem überhaupt noch nicht angelegt ist, da andererseits bei den niederen Cölenteraten keine Spur von einem gesonderten Nervensystem wahrzunehmen ist, trotzdem in beiden Fällen die Functionen des Empfindens und Wollens sich unverkennbar abspielen, so werden wir zu der Annahme gedrängt, dass das Ektoderm als Nervensystem fungire. Bildet doch das Sinnesepithel niederer Thiere vielfach so unverkennbar nur eine leichte Modification der äusseren Epithellage; erweist sich letztere doch noch bei höheren Thieren als Träger der Tastempfindung und fehlt ihr die Fähigkeit, Reize weiter zu leiten, selbst nicht bei Thieren, welche Nerven differenzirten, wie ich am Schlusse dieser Mit- theilungen nachzuweisen gedenke! ) T. Huxley, A manual of the anatomy of invertebrated animals. London 1877. pag. 63. — 216 — Als nun Kleinenberg entdeckte, dass die von ihm als Ektodermzellen gedeuteten, das Nervensystem darstellenden Zellkörper der Zydra an ihren Enden in contractile Fortsätze aus- laufen, so schien ein für unabweisbar gehaltenes physiologisches Postulat eine anschauliche Illustration in dem Verhalten dieser Neuromuskelzellen zu finden. So befriedigend und anziehend es auf den ersten Blick erscheinen muss, die innigen Wechselbeziehungen zwischen Nerv und Muskel phylogenetisch aus der Arbeitstheilung einer einzigen »Neuromuskelzelle« herzuleiten und die Muskeln als die contraetilen Endausbreitungen der Nerven aufzufassen, so muss ich mich doch entschieden gegen diese Auffassung aussprechen. Seit Albrecht v. Haller die Lehre von der Irritabilität des Muskels aufstellte, hat die Idee des grossen Mannes in (der Neuzeit bei Histiologen und Physiologen fast allgemeinen Anklang gefunden. Gewiss ist es das Zeichen eines genialen Kopfes, mit unzulänglichen Hülfs- mitteln, mit unzureichender Einsicht, ja sogar durch wnrichtige Beobachtungen doch zu all- semeinen Wahrheiten und fruchtbringenden Hypothesen durchzudringen. So wurden auch bald alle seine Beweise für die Irritabilität für unzulänglich erkannt, allein jene Idee erwies sich als lebensfähig und rief eine Reihe scharfsinniger Untersuchungen hervor. Den hauptsächliehsten Anstoss erhielten dieselben durch die Versuche Claude Bernard’s !) mit dem amerikanischen Pfeilgift. Die merkwürdige Thatsache, dass die Muskeln auf einen Reiz sich conrtrahirten, obwohl die Nerven durch «das Üurare gelähmt waren, benutzten Bernard und Pelouze um die Muskelirritabilität mit besseren Gründen als Haller zu stützen. Wenn auch Bernard’s Schlüsse theilweise übereilt waren, so bemühten sich doch während einer langen daran anschliessenden Polemik Kölliker,?) Wundt,®) Kühne, !) Krause und Andere theils auf directem, theils auf indireetem Wege die Irritabilitätslehre zu verfechten. So schlagend und überraschend manche der Versuche scheinen, so muss man doch gestehen, dass ein ungetrübter direeter Beweis noch nicht geführt. worden ist, auch nicht eher geführt werden wird, als bis die Frage nach der motorischen Nervenendigung bei den bis jetzt untersuchten Wirbelthieren und Wirbellosen nicht mehr mit so widersprechenden Angaben zu kämpfen hat. Trotzdem wird auch der serupulöseste Zweifler sich nicht verhehlen können, dass bei den guten Gründen, die man für eine Muskelirritabilität vorbrachte, der ungetrübte ") Comptes rend. 1850. T. XXXI. pag. 533—537. ®) Kölliker, Phys. Unters. über d. Wirkung einiger Gifte. Verh. d. Würzb. phys. Gesellsch. vom 39. März und 12. April 1356 u. Zeitschr. f. wiss Zool. Bd. IX. yag. 434 ») Wundt, Die Lehre von der Muskelbewegnng. 1858. pas. 154—166. ‘) Kühne, Arch. f. Anat. u. Physiologie 1860. p. 477. directe Beweis an geeigneten Objecten — gewiss zunächst an wirbellosen Thieren — in aller Strenge geliefert werden wird. Wenn also in der Physiologie die Annahme immer allgemeineren Anklang findet, dass der Muskel sich ohne vermittelnden Einfluss motorischer Nerven verkürzen kann, dass er mithin aus eigener Initiative die in ihm angehäufte Spannkraft in lebendige Kraft umzusetzen vermag — dann ist es kein nothwendiges Postulat unseres Denkens, dass Nerv und Muskel sich phylogenetisch als untrennbare morphologische Einheit aus einer einzigen »Neuromuskel- zelle« diffirenzirten. Können wir uns dann nicht Thiere denken, welche eine ausgebildete Muskulatur besitzen, ohne die Spur eines Nervensystems aufzuweisen, oder solche, die ein Nervensystem differenzirten, ohne über contractile Elemente zu disponiren, oder endlich solche, welche neben einer wohl ausgebildeten Muskulatur ein Nervensystem entwickeln, ohne dass beide Systeme in irgend eine Beziehung zu einander treten? Wenn man auch entgegnete, dass immerhin die Muskelirritabilität bis jetzt nur eine Hypothese ist, welche zwar besser begründet scheint, als die Hypothese, dass die Muskelthätigkeit nur eine Folge der nervösen Erregung sein kann, so scheinen mir doch Thatsachen vorzuliegen, welche mit den phylogenetischen Er- örterungen Häckel’s u. A. nicht in Einklang zu bringen sind. Ein Jeder weiss aus eigener Erfahrung, dass ein energischer Willensimpuls den ermüdeten und erschlafften Körper zu ausgiebigen Kraftleistungen befähigt, dass er aber auch die reflec- torischen Bewegungen zu hemmen vermag. Letztere Fähigkeit scheint ausser den Grosshirn- hemisphären in hervorragendem Grade den Sehhügeln und Corpora quadrigemina eigen zu sein. Verletzungen derselben vermehren auf den leisesten Reiz hin beträchtlich den Trieb zu Bewegungen. Liegen somit Hemmungscentren im Gehirn der Wirbelthiere vor, so scheint auch die Thatsache nicht mehr so wunderbar, dass Hemmungsnerven sich differenzirten. Seit E. Weber entdeckte, dass nach Reizung des Vagus die Herzbewegung sistirt, ist durch eine lange Controverse seine Entdeckung in allen Punkten bestätigt worden und durch neue That- sachen ist die Lehre fest begründet, dass Nerven existiren, welche die Spannkräfte des Muskels erregen, jedoch deren Umsetzung in lebendige Kraft hemmen. Es scheint sich sogar die Ueberzeugung Bahn zu brechen, dass überhaupt dem motorischen Nervensysteme ein antago- nistisches Hemmungsnervensystem gegenüberstehe. Wie das Curare die motorischen Nerven affıcirt, so lähmt offenbar das Strychnin das Hemmungsnervensystem und erregt dadurch in so hohem Grade den Reflexmechanismus. Stellen wir uns nun auf den Boden der Descendenzlehre und fragen, wie der Zusammen- hang zwischen Hemmungsnerv und Muskel entstanden zu denken ist, so scheint mir eine Neuro- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 28 — 213 — muskelzelle, welche mit dem protoplasmatischen nach aussen gewendeten Fortsatz die Con- tractionen hemmende Reize auf die contractile Faser leitet, ein absurdum zu sein. Da gerade die Existenz von Hemmungsnerven diejenige eines irritabelen Muskels voraussetzt, so werden wir zu der Annahme gedrängt, dass erst secundär das Nervensystem mit dem Muskel in Ver- bindung trat, dass seine motorischen und hemmenden Qualitäten erst erworben wurden, nachdem die Sinnesorgane aus dem gleichsam neutralen Bildungsmateriale des Gemeingefühls !) in ihren specifischen Energieen sich abgespalten hatten und das Bedürfniss entstand die Perceptionen in zweckmässiger Weise dem Gesammtorganismus zu Gute kommen zu lassen. Allerdings weist uns die Annahme einer secundären Verbindung des Nervenmuskelsystems immer wieder auf die Irritabilitätslehre hin. Dass in der That die Muskelirritabilität sich an einer ganzen Thiergruppe demonstriren lässt, dass die Rippenquallen neben einem ausgebildeten Nervensystem eine wohlentwickelte Muskulatur differenziren, ohne dass beide Systeme zu gemeinsamer Action zusammentreten, war der eigentlich Zweck meiner Mittheilungen. Man könnte zwar einwenden, dass bei den Ctenophoren ein von aussen kommender Reiz immer zuerst das Ektoderm treffe und dass die Ektodermzellen erst die Contractionen auslösen. Allein abgesehen davon, dass auch nach sorgfältigem Wegschneiden jeglicher Epithel- lage die Gallertmuskulatur sich contrahirt, so beweisen auch die Zusammenziehungen der Muskelzellen, so lange sie noch in dem Ektoderm stecken, also einem von aussen kommenden Reiz direct zugänglich sind, dass eine Vermittelung anderer Gewebselemente zur Auslösung von Contractionen nicht nöthig ist. Noch auffälliger tritt letzteres Verhalten bei den Hydroiden, speciell bei Hydra hervor. Während bei den Ctenophoren die Muskelzellen an Zahl und Grösse gegen die übrigen Ektodermzellen zurücktreten, so bilden sie sich in dem Ektoderm der Hydra mächtiger aus. Eine intermediäre Gallertlage fehlt oder ist nur schwach als Stützlamelle entwickelt und damit kommt ein mit zelligen und fasrigen Elementen ausgestattetes Mesoderm nicht zur Ausbildung. Die Muskelzellen verweilen zeitlebens im Ektoderm und zeigen meist ein Verhalten fixirt, das die Ctenophorenmuskeln kurz nach ihrer Einwanderung durchlaufen. Der protoplasmatische Theil der Muskelzelle, welcher dem wandständigen Kern mit umgebendem Plasma an jungen Ctenophorenmuskeln, also auch der späteren Markschichte homolog ist, tritt frei zu Tage und wird von einem Reiz unmittelbar getroffen. Er selbst verhält sich jedoch anscheinend passiv ') J. Ranke, Beiträge z. Lehre v.d. Uebergangssinnesorganen. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXV. pag. 160. und contrahirt sich ebeusowenig, als an den Fasern der Ctenophoren bei der Contraction eine Gestaltveränderung an dem körnigen den Kern umgebenden Plasma bemerkbar ist. Allerdings hätten wir nach der Darstellung Kleinenberg’s das äussere Blatt der Hydra als Mesoderm aufzufassen, da ja das Ektoderm als Keimschale abgeworfen wird. Es scheinen mir jedoch dieser Auffassung manche Bedenken entgegenzustehen. Abgesehen davon, dass wir dann im Mesoderm Nesselkapseln anträfen, die bei Cölenteraten nur im Ektoderm und Entoderm beobachtet sind, nd dass ein Vergleich mit den übrigen Hydroidpolypen, welche keine Keim- schale bilden und doch denselben histiologischen Bau der beiden Keimblätter erkennen lassen, nicht durchzuführen wäre, so scheint es mir auch a priori nach chemischen Prineipien unwahr- scheinlich, dass eine totale Umwandlung der ganzen äusseren einschichtigen Zelllage in Chitin- substanz (pag. 72) stattfinde, Dies wäre nur dann denkbar, wenn Chitin und die Albuminate somere Verbindungen repräsentirten, was bekanntlich nicht der Fall ist. Mag man jedoch verschiedener Ansicht über die Deutung der äusseren Zelllage bei Hydra sein, so sehe ich in beiden Fällen in der »Neuromuskelzelle« das Prototyp einer irritabeln Muskelzelle; es bildet nicht der nach aussen gelegene Zellkörper morphologisch das motorische Nervenelement für seine Muskelfasern; es hat sich nicht, wie Häckel, Gegenbaur,!) Ed. v. Beneden, Eimer und Huxley auszuführen versuchen, das Nervenmuskelsystem durch feinere Differenzirung aus der einen Nervenmuskelzelle entwickelt. Für die hier nur kurz angedeutete Anschauung scheinen mir die Thatsachen der Ontogenese eher zu sprechen, als dafür, ‘dass die Muskeln als die contractilen Endausbreitungen der Nerven aufzufassen sind. Noch keinem Forscher ist es gelungen nachzuweisen, dass die Mesodermzellen durch unvollkommene Theilung der Ektodermzellen ihren Ursprung nahmen; dass ein Verbindungs- faden erhalten blieb, der sich späterhin als nervöser Leitungsapparat documentirte. Meist grenzt sich das Ektoderm scharf gegen das Mesoderm ab und es scheinen sogar neuere sorg- fältige Untersuchungen ?) darauf hinzuweisen, dass wenigstens bei einem Theil der Wirbellosen das Mesoderm seinen Ursprung den sich reichlich nährenden und rege theilenden Entoderm- zellen verdankt. ') Gegenbaur, Grundzüge der vergleichenden Anat. 1878. pag. 31. °) C. Rabl, Ueber die Entwicklungsgesch. d. Malermuschel. Jen. Zeitschr. f. Naturw. 1876. H. Reichenbach, Die Embryonalanlage und erste Entwicklung d. Flusskrebses. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXIX. pag. 148 u. 164. S. ebenda die Angaben früherer Beobachter über Abstammung des Mesoderms vom Entoderm. — 220 — Weiterhin durchlaufen die Embryonen das Stadium, in welchem die Ctenophoren zeitlebens verharren. Die Muskulatur gibt sich in ihrer ersten Anlage kund, das Nervensystem tritt in seiner Gliederung schärfer hervor, allein beide Gewebe sind noch in keinerlei Beziehung zu einander getreten. Das Herz des Hühnchens pulsirt rhythmisch am zweiten Tage, ohne dass das Mikroskop eine Spur von Nervenelementen in ihm nachzuweisen vermag. Wie sich endlich beide Gewebe aufsuchen und in Contact treten, auf welche Weise jene »wunderbare Kraftmaschine« in den Nerven ihren Werkführer findet — darüber wird die bis jetzt sehr stiefmütterlich behandelte histiologische Durchforschung der Larvenstadien ' Auf- schluss geben. : Eine solche functionelle Abhängigkeit entwickelte sich, nachdem die Muskulatur in den Dienst der Fortbewegung getreten war und das Bedürfniss oder die Möglichkeit gegeben war, äussere die Sinnesorgane treffende Einwirkungen zu zweckentsprechenden Contractionen zu verwerthen. Man würde jedoch zu weit gehen, wenn man jedesmal da, wo eine Fortbewegung durch Muskelkraft stattfindet, auf einen Connex der contractilen Fasern mit nervösen Leitungsapparaten schliessen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass Thiere existiren, bei denen die contractilen Elemente ganz oder zum Theil so angeordnet sind, dass durch eine aus der Irritabilität resultirende Contraction eine Propulsion bewirkt wird. Erst dann wird man auf eine functionelle Abhängigkeit des Nervenmuskelsystems schliessen dürfen, wenn die Fortbewegung vermittelst Contractionen einer Regulirung unterworfen ist — sobald man mit anderen Worten von einer bestimmbaren, dem Willen unterworfenen Bewegung sprechen kann. Freilich wird es im gegebenen Falle recht schwer fallen zu entscheiden, ob der Bewegungsact auf die Irritabilität hin erfolgte, ob er auf Reflexbewegungen beruhte oder ob er einem frei- willigen Antriebe entsprang. Wenn wir unter Reflexbewegungen solche verstehen. !) bei welchen der auf einen Reiz hin erfolgende Bewegungsact immer dieselbe Form hat; unter freiwilligen solche, welche ohne nachweisbare unmittelbar vorangegangene Veranlassung erfolgen, oder auf einen Reiz keine constante Form des Bewegungsactes aufweisen, sondern letzteren immer einem bestimmten Zweck anpassen, so fällt es nicht leicht bei einer Meduse zu ent- scheiden, welcher von den drei Categorieen ihr Bewegungsact zuzurechnen ist. In allen Fällen kann bei ihr in Folge der Anordnung der Muskulatur nur derselbe Bewegungsact resultiren !) Goltz, Beiträge zur Lehre v. d. Functionen der Nervencentren des Frosches. Berlin. 1869. pag. 91. — 21 — und wenn sie anscheinend spontane Bewegungen ausführt, so mag die Ansicht dessen, der den Effect einem Complex von Reflexmechanismen oder der Irritabilität zuschreibt, nicht von vornherein zu verwerfen sein. Die lebhaften Pumpenbewegungen eines Rhizostoma, das sich stundenlang vergeblich abmüht einem Hinderniss aus dem Wege zu gehen, können wir wohl einem Willensacte zu- schreiben, welcher in Folge der nicht oder nur unvollkommen dem Thiere eine Drehung gestattenden Organisation, nicht zum Ziele führt; allein mit Sicherheit werden wir erst die geschickten zweckentsprechenden Bewegungen, durch welche eine Beroö nicht in ähnliche Situation geräth, auf Rechnung einer Regulirung durch ein Centralnervensystem setzen dürfen. Eine weitere Verfolgung dieser schwierigen Frage ist hier nicht am Ort, zumal sie . schliesslich doch nur die Ueberzeugung aufdrängt, dass die unterscheidenden Merkmale zwischen willkürlicher und: reflectirter Bewegung einerseits, zwischen reflectirter und aus der Muskel- irritabilität resultirender‘ Bewegung andererseits, wohl in ihrer divergentesten Ausbildung bei den höchsten Organismen prägnant hervortreten, bei niedrig organisirten Wirbellosen jedoch unmerklich in einander überfliessen. Der praktische Werth, wenn ich mich so ausdrücken darf, welchen diese theoretischen Erörterungen bieten, liegt darin, dass wir zu der Einsicht kommen, es brauche die Muskulatur auch im Dienste der Ortsbewegung nicht in allen Fällen einen morphologischen. Zusammenhang mit dem Nervensystem aufzuweisen. Vil. Das Gallertgewebe der Rippenquallen im Vergleich mit dem der Medusen. Wie eben angedeutet, vermögen die Medusen gewiss in vieler Beziehung Aufschlüsse über die berührten Fragen zu geben, zumal fünf Forscher !) zum Theil gleichzeitig sich des interessanten Stoffes bemächtigten und zu erwarten steht, dass im Widerstreite der Meinungen eine Klärung und Annäherung an die Wahrheit erfolgen wird. Unter ihnen hat sich Claus?) in ähnlichem Sinne gegen die Deutung der Neuromuskel- zellen ausgesprochen, indess Eimer) findet, dass das Nervensystem der Craspedoten und !) Eimer, Ueber künstliche Theilbarkeit von Aurelia aurita etc. Würzburger Verhandlungen N. F. Bd. VI. 1374. \ Romanes, On the Locomotor System of Medusae. Philos. Transact. of the Roy. Soc. Vol. 166. 1877. Oscar und Richard Hertwig, Ueber das Nervensystem und die Sinnesorgane d. Medusen. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. XI. N. F. IV. 3. 2) Claus: Studien über Polypen und Quallen der Adria. I. Akalephen. Separatabdruck aus dem XXXVII. Bande d. k. Akad. d. Wissensch. 1577. pag. 28 u. 29. 3) Eimer, Ueber künstl. Theilbarkeit und über das Nervensystem d. Medusen. Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. XV. | [So} Do Acraspedoten »wie vorausgesetzt, in voller Uebereinstimmung« mit jenem der Ütenophoren (.Bero£) stehe. Jede Untersuchung geht planmässig von leitenden Gesichtspunkten aus, wenn sie nicht den Schein eines zusammenhanglosen Haschens nach zufällig Merkwürdigem auf sich laden will. Gewiss ist es darum von Eimer’s Standpunkt aus gerechtfertigt, dass,er es unternimmt die Gültigkeit seiner Anschauungen an einer verwandten Gruppe zu prüfen. Allgemeine Gesichtspunkte bestimmen den Gang einer Untersuchung, allein sie sind auch vice versa durch die Resultate bestimmbar. Geht man von ‘einer im Prineip richtigen Idee aus, so vermag dieselbe in zweifelhaften Fällen auch den richtigen Ausschlag zu geben und den Beobachter auf die wahre Fährte zu leiten. Ob jedoch die Voraussetzungen richtig waren, lehrt erst der Einklang mit den Thatsachen. Ist es darum geboten den Beobachtungen nicht die Zwangsjacke vorgefasster Meinungen anlegen zu wollen, so schadet es auch nicht, wenn von entgegengesetzten Gesichtspunkten aus dasselbe Object in das Auge gefasst wird. Es sei darum gestattet kurz zu prüfen, ob die Voraussetzung Eimer’s, es müsse das Nerven- und Neuromuskelsystem bei den Scheibenquallen in Uebereinstimmung mit jenem der Beroö sein, richtig ist. Vergleicht man zunächst die Muskulatur der Ctenophoren mit derjenigen der Medusen, so zeichnet sich erstere dureh wesentliche Eigenthümlichkeiten vor letzterer aus. Die Uteno- phoren besitzen durchweg glatte und reich verästelte Fasern. Nur in wenigen Fällen (Cestum) lagern sich dieselben zu zusammenhängenden Zügen quer an einander und zeigen dann keine oder nur geringe Verästelungen und Anastomosen. Die Fasern, welche die Gallerte durch- setzen, ziehen durchweg isolirt, wenn auch eine Gemeinsamkeit in dem Streichen berechtigt sie in Gruppen zu theilen. Sucht man zunächst eine Erklärung für die hervorragendste Eigen- thümlichkeit der Ctenophorenmuskulatur, nämlich für ihre ganz exquisit-reiche Verästelung, so scheint die Lebensweise Aufschluss zu geben. Ihre Muskeln dienen nicht zur Ortsbewegung. Bei den geringen Anforderungen, welche an ihre Leistungsfähigkeit gestellt werden, vergrössern sie durch‘reiche Verästelung ihre Fläche, verringern jedoch dadurch ihren Querschnitt, „folglich ihre Kraft. Sie gewinnen durch das Ausstrahlen in Fasern eine breitere Ansatzfläche, und damit sind die Ctenophoren in die Lage versetzt, mit wenig Muskeln ein gegebenes Terrain zu beherrschen. Allein umgekehrt proportional zu der vergrösserten Ansatzfläche verhält sich der auf jeden Punkt derselben ausgeübte Zug. Immerhin reicht derselbe aus, um den gewünschten Effect (Krümmungen des Körpers, Einziehen der Ruderreihen in eine Rinne) hervorzubringen. Wo jedoch die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit höher gestellt sind, da treten, wie in den Lappen der Zucharis oder in der ganzen Länge des Cestum, jene starken unverästelten Fasern auf. Es ist interessant durch die Thierreihe Kirknech zu verfolgen, wie einerseits bei den mittelst Cilien oder Ruderplättehen (Gephyreen) sich bewegenden Larven eine verästelte Muskulatur auftritt, wie andererseits bei ausgebildeten Thieren mit den geringeren Ansprüchen an Leistungsfähigkeit die Tendenz zur Verästelung zunimmt. So sind der Magen, der Darm, die Ovarien und das Herz der Arthropoden von prächtig verästelten quergestreiften Muskeln umsponnen. Vergebens wird man jedoch die verästelten Fasern da suchen, wo erhebliche Kraftleistungen zu vollbringen sind. Es überrascht, dass unter den Ctenophoren gerade Beroö sich durch eine relativ kräftige und reiche Muskulatur auszeichnet, obwohl sie sich, wie früher erörtert wurde, nur vermittelst der Ruderplättchen fortbewegt. Die an veränderte Bedingungen angepasste Lebensweise gibt wiederum den Schlüssel zum Verständniss dieses Verhältnisses an die Hand. Das auffälligste Merkmal für die Beroiden liest in dem gänzlichen Mangel eines Tentakelapparates. Wenn auch dadurch die äussere „Form vereinfacht scheint, so lehren doch die Reinheit in der histiologischen Ausbildung der Gewebe und mannigfache Eigenthümlichkeiten des Baües, dass wir nicht mit Häckel!) die Beroö als die Stammform der Ctenophoren zu betrachten haben, sondern als einen sehr divergenten und eigenartig entwickelten Zweig. Bei niederen Thieren dreht sich das Leben fast nur um die Befriedigung der vegetativen Bedürfnisse. Wo, wie bei den Ctenophoren, die geschlechtlichen Functionen sich in Folge der erleichterten Bedingungen zum Zusammentreffen von Samen und Ei lediglich auf Produktion der letzteren beschränken, die Embryonen und erwachsenen Thiere jedoch in Folge ihrer Zartheit leicht äusseren Unbilden erliegen, da wird durch Massenproduction von Geschlechtsstoffen der Schaden compensirt. \ Es überrascht, welche Mengen von Eiern, welche Wolken von Sperma in einem halben Tage von einer geschlechtsreifen Beroö entleert werden. Das wäre nun nicht möglich, wenn nicht durch reichliche Nahrung ein Umsatz des zur eigenen Erhaltung überflüssigen Materials in Ei und Samen erfolgen könnte. Die Nahrung wird nun bei den übrigen Ctenophoren ver- mittelst der Tentakel eingefangen, wozu auch die Kucharis nebenbei sehr geschickt ihre Lappen zu verwenden weiss. Sind diese Fangapparate nach und nach rudimentär geworden und !) Häckel, Generelle Morphologie II. Bd. pag. -LXI. - — Ba schliesslich ausgefallen, so musste durch Vervollkommnung anderweitiger Einrichtungen ein Aequivalent geschaffen werden. Das Thier erlangt eine gedrungene Gestalt und wird befähigt gewandt das Wasser zu durchschneiden und der Beute nachzujagen. Während die meisten anderen Ötenophoren durch die lang ausgezogenen Senkfäden ein weites Jagdgebiet beherrschen, so ist Beroö allein auf ihre Mundöffnung angewiesen. Diese verbreiterte sich und damit war die Möglichkeit gegeben auch grössere Thiere zu bewältigen. Es ist erstaunlich, was sie darin zu leisten im Stande ist. Ihre Lieblingsspeise ‚bilden gerade die Eucharis, wie ich anfänglich oft zu meinem Schaden gewahr wurde, So setzte ich einmal in ein weites Bassin eine der grössten Eucharis, welche ich erhalten hatte. Bei der Grösse des Thieres hielt ich es nicht für nöthig eine in demselben Bassin befindliche halb so grosse Dero@ herauszufangen. Allein alsbald gerieth letztere in lebhafte Bewegung, schwamm in grossen Kreisen umher und stürzte sich mit breit geöffnetem Maul über die wehrlose Hucharis. Binnen einer Viertelstunde war sie bewältigt, und zu einem unförmlichen Ballon aufgedunsen lag die Beroö verdauend auf dem Boden. Wie wären solche Leistungen denkbar, wenn nicht kräftige Ringfasern um den Mundrand ein Ent- weichen der gefassten Beute verhinderten und eine wohlentwickelte Gallertmuskulatur das Platzen oder Nachgeben der weichen Gallerte verhüteten? Doch noch andere Einrichtungen kommen zu Hülfe. Der Magen ist gegen den Mundrand zu mit den zuerst von Will Dec grossen säbelförmigen Cilien besetzt. Dieselben sind mit ihren Spitzen von dem Mundrand ab- gewendet, vermögen jedoch Exeursionen von 45° auszuführen. Beobachtet man nun eine junge Beroö, welche gerade eine Beute gefasst, hat unter dem Mikroskope, so gewahrt man, dass die säbelförmigen Cilien in lebhafter Action begriffen sind. Sie haken sich in die Gallerte ihrer Beute ein und so zieht sich gewissermassen die Beroö wie eine Schlange über das in Tausenden kleiner Widerhaken gefangene Thier weg. Die stärker entwickelte Muskulatur fordert ebenfalls ihre reichlichere Ernährung. So beginnen denn mit zunehmendem Alter die Gefässe sich zu verästeln und einen unmittelbareren Contact der durch die Wimperrosetten in die Gallerte diffundirenden Nahrungsflüssigkeit mit den Fasern herzustellen. Deutet man die Polplatten, wie das mit Recht geschieht, als ein Sinnesorgan, vielleicht als Geruchsorgan, so wird es be- sreiflich sein, dass sie bei Bero@ durch Vergrösserung ihrer Fläche in Folge des Auswachsens zu Zotten für feinere Perception der Nahrung befähigt werden. Wenn wir also das Abweichende in der Organisation von Deroö und damit auch die kräftigere Muskulatur auf den Ausfall des Tentakelapparates zurückführen konnten, wenn über die Structur des Gallertgewebes der Ctenophoren überhaupt uns die eigene. Ortsveränderung vermittelst Ruderplättchen Aufschluss gab, so werden auch manche Besonderheiten in dem Gewebe —_— 223 — ‚der Medusen und zwar gerade die in Rede stehenden, aus der Harmonie zwischen Organisation und Lebensweise verständlich werden. Den Contractionen der ringförmigen Muskulatur wirkt als Antagonist die elastische Gallert- scheibe entgegen. Aus diesem Grunde’ ist es schon undenkbar, dass die letztere aus einer so nachgiebigen, fast flüssigen Masse bestehe, wie die Gallerte der Ctenophoren. Wie bereits M. Schultze!) hervorhebt, so ist immer noch die Gallerte der grossen Acraspedoten viel zu flüssig, als dass sie ohne ein elastisches Fasernetz mit Erfolg den Contractionen entgegenwirken könnte. Mit der Vollkommenheit in der Entwicklung dieses Fasernetzes und mit der Zahl der eingebetteten zelligen Elemente steigert sich auch die Festigkeit und Elastieität der Scheibe. Wie bereits Häckel vermuthete, auch F. E. Schultze?) nicht abgeneigt ist anzunehmen und ich direct an den Knospen der Velella spirans, der Chrysomitra, beobachten konnte, so entstehen diese elastischen Fasern dadurch, dass von dem Ektoderm aus Fortsätze m die Gallerte einstrahlen, die nun jedenfalls die ganze Umbrella durchsetzend und mit einander ana- stomosirend eine elastische Beschaffenheit annehmen. Zugleich wandern bei den Acraspedoten in die Gallerte Zellen ein und zwar am regsten in der Region der Randlappen. Eine Contractilität dieser Zellen ist nicht zu beobachten. Sie ziehen sich nicht wie die Muskelzellen der Ctenophoren durch Theilung der Kerne zu Fäden aus, verhalten sich sogar insofern umgekehrt, als sie meist bei ihrer Einwanderung noch stark verästelt sind und ganz allmälig gegen die Mitte der Gallerte zu mehr kuglig zusammengezogen gefunden werden. In Bezug auf ihren physiologischen Werth ist man berechtigt sie als Bindegewebszellen zu bezeichnen. Eimer hat nun dadurch, dass er, gestützt auf seine Beobachtungen über künstliche Theil- barkeit der Medusen, die Randkörper zu Ausgangspunkt der Untersuchung wählte, einen Fehler vermieden, der ihn gerade bei Beroö zu weitgreifenden Schlüssen veranlasste. Allein ich glaube, dass er in dem Bestreben einen Einklang mit den bei Bero& erhaltenen Resultaten zu erzielen, auch hier zu weit geht. Ich muss durchaus der Anschauung der Gebrüder Hertwig bei- pflichten, dass das Nervensystem der Acraspedoten in acht getrennten Anlagen durch den aus schmalem Cylinderepithel bestehenden Belag der Randkörperstiele repräsentirt wird. Einen Nervenring konnte ich ebensowenig bei Acraspedoten auffinden, als es mir gelang bei Rhizostoma Owvieri und Cassiopeia Bourbonica von den Randkörpern in die Gallerte nach allen Richtungen hin ausstrahlende Nerven wahrzunehmen. Es laufen nur die Sinnesepithelzellen der Randkörper, ') M. Schultze, Ueber den Bau der Gallertscheibe der Medusen. Sitzungsber. d. naturf. Gesellschaft zu Halle. Bd. II. 2. ?) F.E.Schultze, Ueber d. Bau v. Syncoryne Sarsii und der zugehörigen Meduse, Sarsia tubulosa. p. 18. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 29 — 226 — welche ausserordentlich den den Sinneskörper der Ctenophoren zusammensetzenden Elementen . gleichen, in feine Fibrillen aus. Letztere durchflechten sich mannigfach, wie dies auch Hertwig und Eimer hervorheben, doch gelang es mir nicht einen Connex dieser Fibrillen mit den sonstigen Gewebselementen der Gallerte zu erkennen. Ejmer!) glaubt jedoch einen Theil der die Gallerte durchziehenden elastischen Fasern und Bindegewebszellen dem Nervensystem zu- rechnen zu müssen. Dass er sich mit diesen Deutungen auf ein problematisches Gebiet begibt, beweist sein Zugeständniss, dass Unterscheidungsmerkmale zwischen Bindegewebs- und Nerven- zellen sich nicht mehr aufstellen lassen. Nach den kurzen vorliegenden Mittheilungen zu schliessen, müsste ich mehrfach die gegen seine Anschauungen über das Nervensystem der Dberoö vorgebrachten Einwände wiederholen, allein es bleibt zunächst die ausführliche Publikation abzuwarten. Offenbar ist das Nervensystem der Acraspedoten primitiver ausgebildet, als dasjenige der Craspedoten, indess die Ctenophoren insofern wieder vereinfachte Verhältnisse aufweisen, als ein Ausstrahlen der den Sinneskörper und die Radiärrinnen zusammensetzenden Ektodermelemente in Fibrillen weder von Eimer, noch von mir nachgewiesen werden konnte, Die Eigenartigkeit des Nervensystems der Ctenophoren und die Unmöglichkeit zwischen Nervenfasern und Ganglien zu unterscheiden erklärt sich eben durch die Art der Ortsbewegung vermittelst Schwimmplätt- chen. Wenn es erlaubt ist den Vergleich anzuwenden, so verhält sich bei ihnen der ‘Nerv zu dem Lokomotionsorgan, dem Schwimmplättchen, wie bei höheren Thieren zu dem Muskel. Gemäss dieser kurzen Auseinandersetzung kann ich die Voraussetzung Eimer’s, dass bei den Medusen ein System von Neuromuskelfasern analog dem der Bero@ zu finden sei, nicht bestätigen. Soweit ich die Verhältnisse bei Acraspedoten prüfte, glaube ich zu dem Schlusse berechtigt zu sein, dass ein System von Neuromuskelzellen und Neuromuskelfasern den Cölenteraten nicht zukommt. Vill. Betrachtungen über das Gehörorgan der Rippenquallen. Kehren wir nun schliesslich nochmals zu dem von mir geschilderten Gentralnervensystem der Gtenophoren zurück, so scheint mir die auffallende Thatsache, dass da, wo es zum ersten Male unter den Metazoen auftritt, es in Gestalt eines Gehörorgans die Regulirung der Orts- bewegung übernimmt, nicht so ganz unvermittelt dazustehen. Vielleicht bietet diese Thatsache einer vergleichenden Physiologie den Schlüssel zur Erklärung der von Flourens?) entdeckten !) Eimer, |. ce. pag. 9. ®) Flourens, Recherches experimentales sur les Propriötes et les Fonctions du Systeme nerveux. Seconde ed. pag. 454 III — 460 VI. Erscheinung, dass nach Zerstörung der halbzirkelförmigen Canäle die operirten Thiere das Vermögen verlieren geordnete Bewegungen auszuführen. Seine vielfach wiederholten und be- stätigten Versuche haben sogar Veranlassung gegeben in dem Gehörorgane der höheren Wirbel- thiere ein durch Utrieulus und die halbzirkelförmigen Canäle charakterisirtes Sinnesorgan für das Gleichgewicht zu sehen (Goltz). Es fehlt jedoch durch die gesammte Reihe der Wirbel- losen und niedrigsten Wirbelthiere hindurch an jeglichem Anhaltspunkt um beurtheilen zu können, ob und wie aus dem so typisch der Regulirung der bewegung vorstehenden Gehörorgan der Ötenophoren zwei specifische Sinnesqualitäten sich entwickelten. Auf der anderen Seite scheint mir die Frage, ob überhaupt die Gtenophoren schallpereipirende Apparate besitzen, nicht so leicht zu beantworten. Ich dachte zunächst aus einem auf einen Ton erfolgenden Bewegungsact darauf schliessen zu können, dass sie Töne empfinden. Es war mir aufgefallen, wie ausserordentlich empfindlich eine unversehrt eingefangene und etwa einen halben Tag der Ruhe überlassene Eucharis gegen die leiseste Erschütterung durch Zusammenschlagen der Lappen reagirte. Dass diese Bewegung nicht erfolgte, wenn ich auf verschiedene Weise in der Luft erzeugte Töne wirken liess, war begreiflich, da die wenigen an der Oberfläche des Wassers etwa nicht reflectirten Schallwellen keinen genügenden Reiz ausüben mochten. Allein wenn ich auch auf verschiedene Weise einen Schall in das Wasser übertrug und daraufhin ein Erschrecken des vorher ruhig schwebenden Thieres wahrnahm, so konnte ich doch mich nie sicher überzeugen, dass bei dem Uebertragen nicht eine Ersehütterung mit unterlief, welche den Reflex verursachte. Wenn es auch gelänge durch verfeinerte Apparate einen Schall rein in das Wasser überzuleiten, so glaube ich doch nicht, dass die Ctenophoren wirklich Töne zu unterscheiden vermögen. Ich konnte im Gehörorgan keine Hörstäbchen auf- finden, wenn man nicht etwa die vier grossen die Otolithen tragenden Federn als solche betrachten wollte. Angenommen jedoch, sie seien befähigt auf Töne mitzuschwingen, so lässt sich aus ihrer gleichen Grösse erschliessen, dass sie jedenfalls nicht für verschiedene Töne abgestimmt sind. Beobachtet man jedoch das Spiel dieser Federn und die Art, wie sie durch dasselbe die Bewegung der Schwimmplättchen reguliren, so scheint es mir von vornherein unwahrschein- lich, dass sie während dieser Action befähigt sind Töne oder Geräusche zu percipiren. Ich kann mir nur denken, dass eine ruhig im Wasser schwebende Ctenophore, welche manchmal eine Minute lang keine Bewegung der Schwimmplättchen zeigt, ein plötzliches Geräusch zu pereipiren vermag und dadurch zur Flucht veranlasst wird, während der Ortsbewegung jedoch weitere Töne nicht mehr wahrnimmt. Da die Schwimmplättchen in der Ruhe zwar dachziegel- — 223 — förmig übereinander liegen, jedoch sich nicht gegenseitig berühren, so erscheint die Vermuthung dass sie bei ihrer Zartheit befähigt sind wenigstens an ihren Enden mitzuschwingen, gemäss dem über das Nervensystem Mitgetheilten nicht absurd. Doch haben solche Vermuthungen nur geringen Werth, so lange die Zurückführung morphologischer Verhältnisse auf physiologische Momente bei den Gehörorganen niederer Thiere so viel des Problematischen enthält und vor Allem die physiologische Dignität der Otolithen noch nicht klar erkannt ist. Hensen !) hat letztere in zwei Gruppen gesondert, in. ruhende und schwingende. Es wird sich empfehlen unter den schwingenden Otolithen solche zu unterscheiden, welche, wie bei den Ctenophoren, durch Federn getragen werden, und solche, welche frei in der Flüssigkeit schweben, ohne mit den Federn oder Cilien mechanisch verbunden zu sein. Für ihren physiologischen Werth scheint Form und chemische Constitution irrelevant zu sein. IX. Das Farbenspiel des Cestum veneris. — Die Entwicklung der acht von dem Gehörorgan entspringenden Nerven aus Ektoderm- zellen, welche sich spindelförmig ausziehen.und Cilien entwickeln, das allmälige Eintreten jener Zellen in den Verband des leitenden Stranges lässt vermuthen, dass, wie überhaupt die Nerven morphologisch nur eigenartig entwickelte Züge des Ektoderms repräsentiren, so auch physiologisch letzterem die Fähigkeit einen Reiz fortzupflanzen nicht ganz mangeln möge. In der That kann ich mir nicht anders eine Erscheinung deuten, welche in ihrer Pracht und Zartheit nicht wenig den Reiz vermehrt, mit dem die Natur so freigebig die Rippenquallen ausstattete. Als ich vom Boote aus ein Oestum vorsichtig in ein Gefäss schöpfte, erglänzte nach und nach das ganze Thier in blaugrüner bis tief ultramarinblauer Farbe. Es wäre ein vergebliches Bemühen die Zartheit und das leuchtende Colorit, dieser Farbe mit dem Pinsel wiedergeben zu wollen. Als ich das Thier wieder ausgoss; konnte ich es noch in ziemlicher Tiefe von weither durch das Farbenspiel erkennen. Es fiel mir auf, dassich nie freilebende Thiere gewahrte, welche unter normalen Verhältnissen diese Erscheinung zeigten, so oft ich auch darnach ausschaute, wenn sie bei ruhiger See massenhaft an die Oberfläche kamen. Erst als ein lang anhaltender Seiroeco eine Fülle pelagischer Thiere in die Buchten am Posilipp getrieben hatte, bemerkte ich trotz des starken Wellen- schlages eine Menge der wunderbaren aus der Tiefe blaugrün hervorleuchtenden Cestum. Dieser Umstand, sowie Versuche an eingefangenen Thieren zeigen, dass die Farbenerscheinung, !) Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XII. pag. 355—358. — 229 — ähnlich dem Phosphoresciren bei Nacht, nur auf äusseren Reiz hervortritt. Berührt man ein eingefangenes Cestum, welches man mehrere Stunden der Ruhe überliess, an einer beliebigen Körperstelle, so beginnt von derselben das Blau sich über die ganze Oberfläche zu verbreiten. Am intensivsten tritt es in der Nähe der unter den langen Rippen, durch die Mitte des Thieres und längs des Mundrandes verlaufenden Gefässe in etwa fingerbreiter Zone auf, um gegen die zwischenliegenden Theile allmälig zarter zu werden. Die Schnelligkeit, mit welcher sich die Farbe über das Thier verbreitet, wechselt. Nach etwa einer Minute hat sie sich völlig aus- gedehnt und beginnt immer intensiver zu werden, bis nach vielleicht 10 Minuten die gewöhn- liche Durchsichtigkeit sich wieder einstellt. Reizt man das Thier öfter, nachdem die Farbe verblasste, so tritt eine Ermüdung ein, und die Intensität sowie der Verbreitungsbezirk werden mit der Wiederholung des Reizes immer geringer. Häufig beobachtete ich, dass absterbende Thiere das Farbenspiel zeigten; selbst der abgehende Schleim schien dann oft ebenso gefärbt. Betrachtet man ein gereiztes Thier mit der Loupe, so gewahrt man eine Menge blauer über die Oberfläche zerstreuter Punkte. Die Beobachtung unter dem Mikroskope lehrt, dass die bei dem Abblenden je nach dem Einfallswinkel alle Uebergänge vom Grünblau bis zu dem tief Ultramarinblau aufweisenden Farben sich an bestimmt charakterisirte Zellen des Ektoderms anknüpfen. Im durchfallenden Lichte scheinen die betreffenden Zellen blassgelblich und ver- ursachen, wenn sie zahlreich entwickelt sind, den leisen gelbvioletten Ton des ungereizten Thieres. Bereits bei den von mir freilebend beobachteten eydippenförmigen Cestumlarven beginnen einzelne Ektodermzellen einen gelblichen Inhalt zu differenziren. Derselbe nimm nach und nach zu, drängt den Kern meist bei Seite und erfüllt als opalartige amorphe Masse die Zelle. Späterhin wird der Zellkern meist ganz resorbirt. Ich habe über die chemische Constitution dieser gegen Säuren und Haloide ziemlich resistenten und indifferenten Substanz mir keine Klarheit verschaffen können. Nach Behandlung mit Ueberosmiumsäure behält sie ihr charakteristisches gelbliches Aussehen bei und zeigt sogar bei auffallendem Licht noch schwach den blauen Schein. Eine Structur konnte ich auch bei den stärksten Vergrösserungen nicht wahrnehmen. Lässt man ein frisches Stück von einem Cestum längere Zeit auf dem Objectträger liegen, so beginnt gleichzeitig mit dem Auflösen der Gallerte auch die gelbliche Masse zu zerfliessen, ohne dadurch von ihren optischen Eigenschaften zu ver- lieren. Dies erklärt, warum der Schleim absterbender Thiere noch den bläulichen Schimmer besitzt. Ein solches Farbenspiel scheint mir bis jetzt ohne Analogie dazustehen. Man könnte es am ehesten noch dem Fluoreseiren vergleichen, obwohl bis jetzt kein Körper bekannt ist, der erst auf Reize hin fluoresecire. —. 230 — Was uns jedoch für die vorliegende Frage interessirt, ist der Umstand, dass diese Zellen durch das ganze Ektoderm zerstreut liegen und unter sich in keiner Verbindung stehen. Da sich trotzdem von der berührten Stelle aus das Farbenspiel über die gesammte Oberfläche verbreitet, so kann ich mir diese Erscheinung nicht anders deuten, als dass auch dem Ektoderm des Cestum die Fähigkeit zukommt Reize weiter zu leiten. Wie nun die »dnmovpynoaoa PVoıs« eine immer tiefer greifende Arbeitstheilung durchführte, bis schliesslich nur bestimmte Ektodermzellen zu specifischen Perceptionen befähigt wurden, andere dieselben in immer vollkommenerer Weise weiterleiteten; auf welche Weise der Nerv sich die Herrschaft über den Muskel aneignete und eine motorische Nervenendigung entstand — das sind Fragen, deren hypothetische Behandlung voraussichtlich bald einer mühevollen Lösung auf empirischem Wege weichen wird. Marburg a. L. im Januar 1878. Tafelerklärung. Taf. I. Fig. 1. Eucharis multicornis Esch. Centralnervensystem in der Aufsicht. Nach dem Leben = Prisma. Die Contouren der Glocke sind nicht eingezeichnet. Fig. 2. Cestum Veneris Les. Centralnervensystem im Profil. Theilweise im optischen Querschnitt. Nach dem 97 Leben = Pr. Nur die zwei zu der grossen Rippe verlaufenden Nerven sind eingezeichnet. o Otolithenhaufen. o‘ In der Bildung begriffene Otolithen. f Federn. e Grosse Cilienplatte. e' Kleine Cilienplatte. n Nerven. s Lichtbrechende Körner. g Glocke. p Randzellen der Polplatten. p' Wölbung der Polplatten bei dem Uebergang in den Sinneskörper. p‘ Mitte der Polplatten. m Unter den Nerven herziehende Muskeln. mc Ringmuskeln. mv In der Gabeltheilung des Trichtergefässes sich ansetzende Muskeln. v Gefäss. vo Optischer Durchschnitt der Gefässwandung mit sich ansetzenden Fasern. e Excretionsöffnung. Taf. II. Alle Figuren nach Präparaten, welche durch Aussetzen in Dämpfe von Ueberosmiumsäure und nach- herige Färbung mit Pierocarmin erhalten wurden. Mit dem Prisma nach 500facher Vergrösserung entworfen Fig. 1. Eucharis multicornis. Zellen der Schwimmplättchenbasis mit ihrem in feine Cilien sich zerlegenden Antheil an dem Schwimmplättchen. Durch 36stündiges Liegen in verdünnter Picrocarminlösung macerirt. Fig. 2. Cestum Veneris. Ektoderm eines mittelgrossen Thieres zwischen den beiden langen Rippen. Die grossen Zellkörper mit verästeltem Kern und festem stärker das Licht brechendem Inhalt (a) drängen sich hier nicht wie an den meisten übrigen Körperstellen eng "zusammen. g gelbe Zellen (s. S. 49). m Gruppe von Muskelzellen (s. S. 29). k Mit glänzenden Körnern erfüllte Zellen. n Kern. ; Fig. 3. Cestum Veneris. Gruppe von Muskelzellen aus der Spitze einer Tastpapille (s. S. 31). Fig. 4. Sinnesepithel aus dem Gehörorgan der von Claus (Studien über Ctenophoren und Medusen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XIV) als Larve mit zwei Kränzen von Schwimmplättchen beschriebenen Ctenophore. Macerirt wie Fig. 1. : Die durch die Grösse ihrer Kerne (n) sich auszeichnenden Zellen laufen in einen flaschenförmigen die Cilien tragenden Hals aus und sind oben durch eine zarte Cutieula (c) verbunden. Die bis zur Basis reichenden Zellen haben gegen die Gallerte zu eine stärkere Cuticula (c‘) ausgeschieden, indess die nicht bis zur Basis sich erstreckenden zugespitzt endigen. Treppen- und Skelettbildung einiger regulären Krystalle. Von Dr. Friedrich Scharff. Mit drei Tafeln. In dem interessanten Aufsatze: Sulla poliedria delle facce dei crisialli machte Prof. A. Scacchi die Bemerkung, dass bei Anwendung des Reflexionsgoniometers spiegelnde Krystallllächen oft zwei oder mehr Bilder geben welche wenig von einander abstehen. Er schliesst daraus dass die Kantenwinkel derselben Flächenart dann nicht genau übereinstimmen, sondern an Grösse um Weniges verschieden sein müssten. Entweder seien solche Er- scheinungen den Fundamentalgesetzen der Krystallographie entgegen, oder jede Würfelfläche des Flussspaths könne ihre Lage nach den vier Richtungen solcher Facetten ändern. Scacchi schliesst sich dieser letzteren Anschauung an. Es war natürlich dass diese Auffassung der bezeichneten Thatsache bei der krystallo- graphischen Behandlung der Krystallkunde auf Widerspruch stossen musste. Eine Krystali- fläche kann nur eine bestimmte, nur eine einzige Lage oder Richtung haben; ändert sie sich in der Richtung von zwei oder mehr Zonen, dann sind es entweder zwei verschiedene Flächen, oder aber es ist dies keine Fläche welche die Krystallographie zu beachten hat, sie ist. nicht eben, nicht stetig, gleichmässig erfüllt. Es war ganz consequent was Herr M. Websky in dem Aufsatz »über die Streifung der Seitenflächen des Adulars« (Zeitschrift der D. Geol. Ges. 15) bemerkte, dass es dem mathematischen Begriff einer Fläche widerspreche, dieser die Eigen- schaft beizumessen, ihre Lage verändern zu können; es sei in diesem Falle das Auftreten ver- schiedener Flächen zu constatiren. Allein damit waren die Bedenken Scacchi’s nicht beseitigt, es zeigte sich dass die Schwierigkeit des Verständnisses in der Unklarheit liegt welche über den Krystallbau überhaupt noch besteht. Was Scacchi abgelehnt hatte — die Veranlassung einer verschiedenen Abhandl, d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. ? 30 — 232 — Flächenlage zu erklären — das wurde jetzt verlangt ; wir sollen prüfen ob die Abweichung der Neigungsverhältnisse gewisser Flächen ihren Grund habe in einer analogen Abweichung der inneren Structur der Krystalle, oder ob es eine reine Oberflächen-Erscheinung sei. Was wissen wir denn von der inneren Structur der Krystalle? Einige wenige Resultate und Ergebnisse liegen uns vor, aber das Wesen selbst ist uns noch durchaus unverständlich. Die Bezeichnung: »vicinale Fläche« ist nur ein neues Wort, von anderer Seite ist die Bezeich- nung »Uebergangsfläche« vorgeschlagen worden. Diese Verschiedenheit der Auffassung be- zeichnet den verschiedenen Standpunkt auf welchem die Forscher stehen, oder von welchem aus sie die Krystalle betrachten, die eine giebt aber so wenig wie die andere Aufschluss über die Structur der Krystalle oder die Art und Weise wie man sie zu prüfen habe. Bei dem gerundeten Braunspath ist wol eine Störung der bauenden Thätigkeit zu vermuthen, es äussert sich dieselbe aber nicht in polyödrischem Vortreten der Flächenbildung;, die Structur des Kalk- spaths birgt noch weit mehr ungelöste Räthsel; in Betreft des elektrischen Verhaltens desselben allein werden zwei Hauptgruppen geschieden, zwischen beiden finde nach den Beobachtungen von Hankel vollständiger elektrischer Gegensatz statt. Diese Schwierigkeit die Structurverhältnisse der Krystalle zu prüfen hat es wol im Ge- folge gehabt, dass man eine solche Prüfung überhaupt kaum vornimmt. Es werden äusserlich auf den Krystallflächen vortretende Zeichnungen als »Oberflächen-Erscheinungen« bezeichnet; als Gegensatz dient gewöhnlich das zwillingische Durchwachsen, Es ist dies aber keine richtige Gegenstellung. Der äusserlich ungeregelt sich darstellende Bau wird stets durch Störung der bauenden Thätigkeit bedingt, sei es dass diese Störung von einem anderen Indi- viduum ausgehe, oder von allzureichlich gebotener, oder von fremdartiger Substanz, dass sie durch die Temperatur bedingt sei, oder durch irgend eine andere Veranlassung. Auch durch die Zwillingsbildung ist meist eine Störung des geregelten Baues herbeigeführt, wie solche in der polyedrischen Erhebung der Würfelflächen des Cumberlander Flussspaths sich zeigt. Der- artige Erscheinungen sind keineswegs als Zufälligkeit zu bezeichnen, es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen der Anlage des Krystallbaues und den Zeichnungen oder Unregel- mässigkeiten auf den Flächen des mangelhaft vollendeten Krystalls. Auf den sogenannten Contactflächen oder Behinderungsflächen ist die Störung von aussen eine so überwiegende, dass der Krystall nicht vermocht hat nur einigermassen dem gesetzlichen Bau entsprechende Flächen herzustellen. Es verdienen diese Flächen wol eine ganz besomlere Bearbeitung, da sie durchaus nicht ganz beliebige krumme Flächen sind. Ist eine Erhöhung der Flächen bestimmt begrenzt und messbar, so ist sie wol nicht als — 233 — Polyedrie aufzufassen, sie ist krystallographisch zu deuten und zu bezeichnen. Mit äusserlicher Missbildung der Flächen ist nicht selten eine ungleiche Ausbildung der entsprechenden Winkel verbunden, eine sogenannte Verzerrung der ganzen Gestalt. Strüver, Pyrit p. 34. 38, bringt die Polyödrie auch mit der Streifung in nähere Verbindung, er gedenkt dabei p. 40 der Mannigfaltigkeit des Reflexes derselben Fläche; selten erhalte man, besonders von der Pentagon- dodecaöderfläche ein einziges Bild reflectirt. Bis auf die neueste Zeit liefert uns die mineralogische Literatur die grösste Mannigfaltig- keit von Vorstellungen in welcher Weise die »Attraction der Molecüle« vor sich gehe. Mehrere im einspringenden Winkel sich berührende Bruchflächen sollen die Anziehungskraft verstärken, im einspringenden Zwillingswinkel sei dies aber nicht der Fall; weiter sollen Eisblumen und Skelettbildungen vorwiegend in der Richtung ihrer Spitzen wachsen; dann wieder soll die Attractionskraft der Krystalle am stärksten sein in der Richtung einer längsten Axe, es strahle von dem Ende einer Krystallnadel eine Anziehung »gleichsam aus«, im Krystall-Ende concen- trire sich die anziehende Wirkung der ganzen Nadel. Es möchte einigermassen schwer fallen, solche Ansichten mit den Gesetzen welche die Physik über Anziehungskraft aufgestellt hat, in Einklang zu bringen. Nach denselben ist nicht nur die Masse, auch die Entfernung zu berücksichtigen. Weit grösser noch ist die Freiheit welche man neuerdings sich gestattet, die Gestalt der Molecüle zu bestimmen, die sogenannten Krystallelemente sich zuzuschneiden, wie man sie ge- rade bedarf. Selten, dass ein Forscher deshalb Bedenken äussert. In der ausgezeichneten Strüver’schen Arbeit über den Pyrit sucht der Verfasser sich Rechenschaft zu geben über die Veranlassung welche einer verschiedenen Ausbildung der Krystalle zu Grunde liege. Warum — so fragt er ganz richtig — warum bei dem einen Vorkommen Würfel und Pen- tagondodecaäder stets glatt und glänzend, Octaöder und Hexakisoetaäder ausnahmslos runzelig und trübe? Warum, wenn Störung bei der Krystallisation stattgefunden, ist dies nicht auf allen Flächen zu bemerken in gleicher Weise? Der Schleier sei noch zu lüften, welcher der- zeit die Frage der Molecularstructur der Krystalle decke! Bei jedem Schritt den der Mineraloge thut kann er sich überzeugen, dass die längst verurtheilte und stets wieder hervorgeholte Hypothese der Krystallbildung durch angezogene gleichgeformte Molecüle eine falsche ist, beachte er nun die grosse Mannigfaltigkeit der Flächen einer Species, oder studire er die Polyödrie, die Gleitflächen, die Hemiödrie, die gerundeten und gekrümmten Flächen, die Unvollzähligkeit derselben, die Hohlformen und die Schlagfiguren, die Trichiten, Globuliten, Margariten, Kıystalliten. Ueberall sehen wir nur ein Resultat des SAND Krystallbaues, nicht aber die Bausteine welche dazu verwendet worden, und nicht die Kraft welche das Alles geordnet hat. Die Anziehungskraft zieht nur herbei, die Krystallisationskraft aber verwendet das angezogene Material zu dem Bau der verschiedensten Gestalten, sie drückt dabei wol auch, z. B. bei gedrängten Eisnadeln, Erde und Geröll hinweg. Unter den von Hessenberg nachgelassenen Papieren befand sich (vielleicht als Entwurf zu einer Briefstelle) eine Notiz über die thermoelektrischen Untersuchungen an Pyritkrystallen: »Es giebt thermo- elektrisch verschiedenartige Pyritkrystalle welche sich ohne experimentale Prüfung, nach blos äusserlichen Kennzeichen bis jetzt noch nicht unterscheiden lassen würden. Der thermoelektrische Gegensatz (Polarisirung) muss seinen Grund im inneren Gefüge, in der molecularen Gruppirung haben, welche, eben weil polarisch gegensätzlich, nicht holoödrisch kugelmässig sein kann sondern wie 2 + 1 axig (orthorhombisch) gedacht werden muss. Die Pyritmoleeüle müssen eine Längsaxe besitzen und in Theilen des Krystalls so gelagert sein, dass die Längsaxen parallel sind, und zwar in einem +-Krystall um 90° von der Stellung abweichend, welche sie in einem —Krystall einnehmen. Denkt man sich in ersterem z. B. die Moleculaxe parallel mit der Pyritoöderdachkante, so, scheint es, müsste sie im negativen Krystall normal zu letzterer stehen. Allein nicht durch den ganzen Krystall kann dieselbe Richtung herschen, denn wenn dieses der Fall wäre, so würde die zu der einen Dachkante normale Molecülaxe ja doch wieder parallel mit dem nächstanderen domatischen Kantenpaar stehen! Letzteres müsste sich also doch wieder positiv verhalten statt negativ. Hierin Negt ein Zeugniss gegen längliche, durch den ganzen Krystall parallel gelagerte Molecüle. Ein solches Gefüge ist schon deshalb un- . wahrscheinlich, weil das Pyritoöder schliesslich doch auf drei Axen gleicher Länge fusst, also wenigstens axonomisch kugelmässig bleibt, was unmöglich wäre, wenn es aus thermoelektrisch einaxigen durch den ganzen Krystallkörper in derselben Richtung wirksamen Molecülen zu- sammengesetzt wäre.« Das innere Gefüge der Krystalle kann nicht aus blossem Aneinanderlagern gleichgerich- teter und gleichgestalteter Molecüle hervorgehen, wir thun am besten bei rein mineralogischen Untersuchungen und Deutungen von solchen körperlich greifbaren Molecülen ganz abzusehen. Als Scacchi, polisim. e polimorph. p. 42 über Molecüle gesprochen, fürchtet er leeres Stroh gedroschen zu haben, weil wir über Gestalt und Verhalten der Molecüle nichts wissen. » Wenn wir alle Hypothesen welche der Darstellung vom Krystallbau als Basis dienen, beseitigen, so bleibt es uns anheimgestellt nach einer besseren Erklärung zu suchen, Eine solche muss auf Thatsachen gegründet sein und darf gegen anerkannte Naturgesetze nicht verstossen. Dass der Krystall eine leblose Masse sei, ist zwar vielfach behauptet, wird von Vielen — 255 — gläubig nachgesprochen, ist aber kein anerkanntes Naturgesetz. So gering auch bis jetzt die gewonnenen Resultate welche auf innere Selbsthätigkeit der Krystalle hinweisen, noch sind, so darf doch die Wissenschaft sie nicht unbeachtet lassen, es ist geboten, sie weiter Schritt vor Schritt zu verfolgen. In diesem Sinne hatte ich es unternommen die Treppenbildung und die gekreuzte Gitterzeichnung auf bestimmten Flächen der regulären Krystalle näher zu untersuchen, nicht gerade weil solche unvollkommene Krystallisation im regulären System häufiger, sondern weil bei diesem jede Missbildung in der Abänderung der Gestalt am deutlichsten sich bemerklich macht. In einem früheren Aufsatze »über den inneren Zusammenhang der Krystallgestalten des Kalkspaths« waren auf p. 9 ff. solche Unregelmässigkeiten an dem Kalkspath bereits be- sprochen worden. Sie sollten nun den Krystallbau überhaupt zu deuten eingehender benutz werden, bei welcher Gelegenheit im Laufe der Arbeit allmälig auch das Studium der Skelett- bildungen mehr in den Vordergrund trat. Die Hypothesen welche noch immer alle Erklärungen des Krystallbaues beherschen, haben die richtige Deutung desselben gewiss sehr beeinträchtigt. Das Verzogensein des Krystalls sei »ver- anlasst« durch das überwiegende Ausbilden einer Fläche auf Kosten der übrigen, die Streifung sei »durch oseillatorische Combinationen entstanden«. Auch für die Krümmung der Krystalle wird eine Flächenalternirung als Ursache angegeben. Diese angebliche Ursache und die Flächen- alternirung selbst sind beide Resultat des ungeregelten Bauens, eine Krümmung ist auf sehr verschiedene Weise entstanden beim Diamant, beim Korund, Gyps, Sphärosiderit, Magnesit. Es giebt weder »zufällige Winkelschwankungen« noch »zufällige Unregelmässigkeiten« der Krystalle Herr Prof. Knop hat im zweiten Theil seiner gründlichen Arbeit über Molecular- constitution und Wachsthum der Krystalle auf p. 43 die Behauptung ausgesprochen, aus Streifungen und anderen linearen Oberflächenelementen eines Krystalls lasse sich die innere Bauweise desselben nicht erforschen. Ueber solche Ansichten lässt sich nicht streiten, es muss da ein Jeder seinen Weg gehen; es kommt nicht darauf an was bei einer Streifung geometrisch gedacht werden kann, sondern ob nicht aus der stets gleichmässig bei Störungen vortretenden Unregelmässigkeit des Baues auf die krystallbauende Thätigkeit selbst eine Folgerung gezogen werden könne. Am wenigsten aber dürfen wir Hypothesen zur Entscheidung dieser Frage beiziehen. In dem gedachten Werkchen ist auf p. 78 der Zusammenhang zwischen Wachsthums- richtung und Spaltbarkeit besprochen. Die Wachsthumsrichtungen müssten nach der herrschenden Hypothese über Krystallbildung auch die der maximalen Cohärenz sein, in den meisten Fällen stimme dies, nicht aber in allen. Der Schluss p. 83 ist deshalb ein ganz gerechtfertigter, dass —_— 2356 — nämlich der Zusammenhang zwischen Spaltbarkeit und Moleculargruppirung noch ungelöste Auf- gabe sei. Sobald wir dahin gelangt sind, dem bauenden Krystall eine gewisse Selbstthätigkeit ein- zuräumen, können wir von der Attractionskraft, welche ausschliesslich die Krystalle gestalten soll, absehen, wir können aus den mannigfach gerichteten, gleichartigen Erhebungen auf den Krystallflächen Schlüsse ziehen auf verschiedene Richtungen nach welchen der Krystall eine Thätigkeit äussere, in der Weise, dass mehrere solcher Thätigkeitsrichtungen sich kreuzend und verbindend im Resultat ein Wachsthumsergebniss darlegen. Je nachdem die eine oder die andere Thätigkeitsrichtung stärker oder schwächer bei den verschiedenen Vorkommen sich geltend machten, würde auch das Resultat, dies Wachsthumsergebniss ein verschiedenes sein, durch dies verschiedene Wachsen würden selbst andere Winkel und Flächen bedingt sein können. In einem Aufsatze: »Beobachtungen über Kıystallbildung«e nm Erdmann’s Journal 40. Bd. pag. 96, hat der genannte aufmerksame Beobachter die Richtungen beschrieben nach welchen die »Segmente« sich ablagern sollen bei Krystallisation; es zeige sich bei Auflösung der Krystalle auf den Flächen ein ganz bestimmtes System von deutlichen Reifen. Nach einer bestimmten Zonenrichtung gehen solche Reifen gleichartig, nach einer andern aber verschieden rechts und links. Vergl. Fig. 10 daselbst. Wenn nun auch vorerst es sehr schwierig zu sein scheint aus unvollendet gebliebener Flächenbildung, aus Hohlformen, aus gleichmässig gerichteten Höckern und gerundeten Erhebungen einen sicheren Schluss auf Thätigkeitsrichtungen eines Krystalls zu ziehen, so ist doch die genauere Bestimmung solcher Richtungen zu versuchen, da nur auf sicherer Grundlage die Gesetze der Mechanik würden zu Rathe gezogen werden können. Herr Dr. J. Hirschwald hat es unternommen Grundzüge einer mechanischen Theorie der Krystallisationsgesetze aufzustellen. Es enthalten dieselben wol manches Richtige. Der Autor geht bei der Deutung der Genesis der Krystalle von einem Punkte aus, dem Centrum des Individuums, von welchem nach aussen ein Kräftesystem wirke, in innigem Zusammenhange sämmtlicher auf einem Punkt wirksamer Kräfte. Auf p. 193 stellt er die Ansicht auf, dass Krystallskelette nicht entstanden seien durch das Aneinanderwachsen fertiger Krystallindividuen, sondern durch weiter auftretende krystallogenetische Kräftesysteme. Bei der skelettartigen Verzweigung des Krystallbaues müssten dann wol solche neu auftretenden Systeme aus dem ursprünglich vorhandenen System und mit diesem übereinstimmend an jedem Punkte des Krystalls sich entwickeln können, der Krystall würde das einige Centrum verlieren, von jedem Punkte die Ausgleichung seines Baues zu bewerkstelligen suchen. Neuerdings ist, besonders auch durch die trefflichen Arbeiten welche Herr Prof. vom Rath — 237 — über den Leuzit veröffentlicht hat, die allgemeinere Aufmerksamkeit auf die ungleiche Aus- bildung der Krystallwinkel gelenkt worden. Es ist der Beweis erbracht, dass in manchen Fällen, besonders bei dem Vesuvianischen Vorkommen, der Leuzit nicht regulär krystallisire. Wir können nicht angeben inwieweit ein solches Ergebniss durch eine verschiedene Anlage des Krystallbaues bedingt ist, oder ob äussere Umstände, z. B. das Aufgewachsensein der Krystalle (vergl. über den Quarz II. p. 15), oder die Einwirkung der Hitze eine geregelte Aus- führung des Baues in irgend einer Weise gestört, das Resultat der krystallbauenden Thätigkeit so wesentlich abgeändert haben. Herr Hermann Breithaupt hatte die grosse Freundlichkeit mir ein Diectat seines unvergesslichen Vaters Dr. Aug. Breithaupt, von sehr instructiven Krystallmodellen begleitet, einzusenden. Es enthält eine, auf die gewissenhaftesten Messungen gestützte »Uebersicht der Asymetrien.« Aus dem Tesseralsystem sind insbesondere aufgeführt: Das deltoide Ikositetra&äder (am Hessonite.z. B.) welches zerfalle in ein tetragonales Pyramidoöder und in ein ditetragonales. Die Flächenneigungen seien an den vierkantigen Ecken an dem ersten stumpfwinkliger als an dem letzteren. Nach den ersteren zwei Ecken erscheine bei durchsichtigen Varietäten eine optische Axe. Bei der Combination des Hexaöders mit dem scheinbaren domatischen Dodecaöder zerfallen die Flächen des letzteren in zweierlei Rhomboeder, in ein flaches und in ein steileres. Das flache Rhomboöder mache mit dem Hexaöder einen etwas grösseren Winkel als das steilere, welches meist grössere Flächen ausgebildet habe, zuweilen ohne letzteres auftrete, wie beim Eisenkiese und dem schweren Glanzkobalt. In der Combination des Hexaöders mit ‘dem rhombischen Dodecaöder und dem Tetraöder (Boraeit) erscheinen an vier Ecken des Hexaöders neun Flächen unverändert dem tetraöderkantigen Dodecaöder an- gehörig, drei Flächen an einer Ecke stossen jedoch etwas stumpfwinkliger zusammen. Es zerfalle also das tetraöderkantige Dodecaöder in eine Viertelgestalt und in eine Dreiviertel- gestalt. Die hexagonale Axe welche durch die stumpfwinkligere Viertelgestalt auslaufe, sei zugleich eine optisch einaxige und eine diamagnetische Axe; sie sei in Vergleich mit den drei andern auf 3°/,, verkürzt. Auch in der Combination des rhombischen Dodecaöders mit dem Hexaöder (Fahlerz) scheine das tetraöderkantige Dodecaöder an einer dreikantigen Ecke etwas stumpfwinkliger zusammenzustossen als an den drei andern correspondirenden Ecken. Es sind dies für die Deutung der Flächen- wie der Kantenbildung der Krystalle nicht unwichtige Thatsachen, welche ebenso gegen die übliche Erklärung der Krystallbildung durch Moleeular-Attraction sprechen, wie sie die Herstellung der Krystallgestalt als Resultat einer dem Krystall selbst innewohnenden Thätigkeit befürworten. Da diese Thätigkeit in verschiedenen — 23 — und sich kreuzenden Richtungen zu verfolgen ist, wenigstens die Unregelmässigkeiten auf den Krystallflächen in verschiedenen, mehrfachen Richtungen geordnet auftreten, muss bei dem ungeregelten Ueberwiegen der einen Richtung die ganze resultirende Fläche ebensowol wie die Kante auch geometrisch ein anderes Resultat erbringen. A Man hat neuerdings die sogenannte Skelettbildung oder die Krystallgerippe als Beweis für den molecularen Bau der Krystalle benutzt; sie sollen tieferen Einblick gewähren in das Wachsthum der Krystalle, thun dies aber nur wenn man dabei alle Hypothesen und vorgefasste Meinungen beseitigt. Wir sehen in solchem ungleichmässigen Vorstreben des regulären Krystall- baues nach den verschiedenen Richtungen nur eine ungeordnete Thätigkeit, nicht aber gleich- geformte Molecüle, oder Eleinente, oder Subindividuen. Ein derartiges Ergebniss der Attraction würde mit den anerkannten Naturgesetzen nicht stimmen. Der Krystall baut im vereinzelten Theile wie in seinem Ganzen, und die Hohlformen auf den Krystallflächen sind auf dieselbe Veranlassung zurückzuführen, wie die nicht ausgefüllten Räume der Skelettbildung. Es kann dabei ebensowohl Uebermaass der Substanz vorgelegen haben, wie ein Mangel derselben, oder wie eine andere von aussen wirkende Störung, oder es war die zugeführte Substanz nicht in Uebereinstimmung mit den bildenden Kräften über welche der Krystall zu verfügen, oder mit der Zeit in welcher die Verwendung statt hatte. Die Mannigfaltigkeit solcher Skelettbildungen lässt vermuthen, dass auch die Veranlassung eine sehr mannigfaltige gewesen sein könne, oder dass, wie beim Schnee, die Anlage des Krystallbaues eine grosse Mannigfaltigkeit der Ent- wickelung gestattet habe. Bei dem Schnee war wol die reichlich gebotene Nahrung Veranlassung des Skelettbaues, bei den Hüttenproducten, bei dem Schwefel der Solfatara die allzu rasche Bildung, bei dem Bleiglanz von Welkenrath die aufgelagerte fremde Substanz (Blende), bei dem Pyrit von Folkestone und von Almerode vielleicht die strahlig gedrängte Stellung oder Gruppirung. Krystalle welche auf einer convexen Grundlage aufgewachsen sind, werden beim Wachsen sich berühren und drängen, aber, bei abweichender Axenstellung, sich nicht so leicht einen; so der Bergkrystall von Traversella und der mexicanische Topas. In den strahligen Pyritgruppen bleibt beim Wachsen der Krystalle die Verbindung unter einander eine sehr mangelhafte, sie verwittert leichter als die einzelnen Krystalle selbst. Diese Krystalle haben die »Neigung« nach einer Richtung sich unsymmetrisch zu erstrecken, d. h. — wenn wir auf die Veranlassung zurückgehen — sie erstrecken sich unsymmetrisch nach einer Richtung, weil ihre geregelte Thätigkeit gehemmt oder gestört ist. Köhler hat in Pogg. An. 1828, Bd. 14 zu einer treff- lichen Abhandlung über den Strahlkies von Almerode mehrere der beigegebenen Figuren krystallographisch verbessert, aber der Wirklichkeit sicherlich entfremdet. Wolten wir uns von solchen mangelhaft gebildeten Gestalten belehren lassen, so müssen wir-sie unter einander vergleichen; die Veranlassungen welche auf die Gestaltung des Krystalls einwirken, machen sich auch bei dem Skelettbau bemerklich und gestatten wieder einen Schluss von diesem auf den Bau der regelmässigen Krystallgestalt. Der gleichmässig geregelte Bau zeigt uns die höhere Vollendung an; die Sonderung in Krystalltheile, die Faserbildung im Innern, die Verzweigung nach aussen, der Treppenbau wie die gitterartige Furchung bezeichnen die mangelhafte Bildung. Eine Bevorzugung der Flächenbildung kann ebensowol zunächst der Kante statthaben ‚als in der Flächenmitte; es finden sich darüber Belege genug beim Flussspath, beim Bleiglanz, beim Pyrit wie auch beim Quarz. Wir können darüber noch keine Regel aufstellen, keinen allgemeinen Satz, am wenigsten den dass der Krystall von den Kanten aus die Krystallfläche aus- fülle, oder dass an den Ecken und Kanten des Krystalls ein Maximum der polaren Attraction statthabe, oder dass Subindividuen vornehmlich an den Ecken abgesetzt werden. Gegen solches Generalisiren können Hunderte von Belegen vorgebracht werden, welche gerade das Gegentheil anschaulich zu machen scheinen. Pyritwürfel von Traversella haben wol manchmal die Flächen nur den Kanten entlang geebnet, allen bei andern Vorkommen, so auch beim Flussspath von Schlackenwalde, von Altenberg, vom Münsterthale, ist offenbar die Würfelkante vernachlässigt, abgerundet oder durch Secundärflächen ersetzt. Wir müssen solche Bildungen, von der Entstehung des Krystalls ausgehend, in dessen allmäliger Entwickelung verfolgen. Ebenso verhält es sich mit der Kantenbildung. Bei dem Speerkies von Altsattel, dem Cuprit von Redruth, dem Gismondin von Aqua acetosa, dem Quarze von Lizzo findet sich nicht selten ein einspringender Winkel oder auch mehrere vertiefte Furchen statt der Kante; vergl. Fig. 68, 86 auf Taf. III. Es wird dies gewöhnlich als Durchwachsungszwilling gedeutet, es kann aber auch eine mangelhafte Bildung des einzelnen Individuums darin aufgefunden werden, ebenso wie in der Bevorzugung der Kanten. Vergl. Knop, über Krystallbildung, in Erdmann, Journ. 1847, p. 95. Der mangelhaften Ausbildung der äusseren Gestalt wird in der Regel eine solehe im Innern des Krystalls entsprechen; beiden wird dieselbe Veranlassung zu Grunde liegen. Wie bei missbildeten Bergkrystallen eine Spaltbarkeit nach &P, bei dergleichen Kalkspathen eine solche nach oR sich findet, so auch zeigt der mangelhaft gebaute Pyrit von Gross-Almerode eine Spaltungsrichtung nach Oo. In Fig. 60, Taf. II. ist versucht worden eine solche Spaltfläche eines Krystalls von Almerode darzustellen; es zeigt sich im Innern eine skelett- artige Bildung mit rechtwinkliger Abzweigung; äusserlich entspricht dem ein Bau mit ungleicher 5 Abhandl, d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XI. 31 — 40 — Axenlänge, mit gerundeten Kanten und mit einer Vertiefung an der Stelle der Octaöderflächen. Fig. 66, 70—73 auf Taf. III. An dem würfligen Pyrit von Pyrmont sind die Flächen meist convex aufgedrungen; solche Krystalle wenn sie verwittern zeigen in den Resten von Brauneisen- stein trichterförmige Vertiefungen, oder vom Centrum nach den Ecken und Kanten gerichtete Wände von Pyrit welcher unversehrt geblieben, also besser, dauerhafter gebaut war als die unter den Flächen vorhanden gewesene Pyritmasse. Die Hüttenproducte sind bei der Besprechung des Skelettbaues der Krystalle nicht ausser Acht zu lassen, wenn sie auch sonst aus naheliegenden Gründen bis jetzt wenig Beachtung gefunden haben. Bleiglanzhexaäder aus Hochöfenbrüchen sind zuweilen benutzt worden den Krystallbau durch Subindividuen anschaulich zu machen; man braucht aber einen solchen Krystall nur zu zerbrechen, er wird im Innern zum grössten Theil leer und hohl sein trotz aller Attraction. In Fig. 1 bis 6 sind Hüttenproducte von Braubach, nach allen Seiten unsymmetrisch und mangelhaft ausgebildet, darzustellen versucht worden. Herr Director Fade hat in freund- lichster Weise die chemische Untersuchung besorgt, vorgefunden: 38,20 Kiesels., 1,50 Kupfer und Blei, 28,71 Eisenoxydul, 19,36 Kalkerde, 0,79 Magnesia und 11,44 'Thonerde. Es gibt nun Fig. 3 und 5 die Aufsicht des rechtwinklig abgezweigten Skelettbaues solcher Krystalle, Fig. 1 und 2 die vordere Ansicht des Gerüstes, Fig. 4 und 6 die Seitenansicht. Diese Seitenansichten legen dar, wie ein solcher Krystall in diagonaler Richtung fortbaut und sich erstreckt, nicht durch Anreihen gleichgeformter Molecüle auf der breiteren Fläche, sondern in geschwungenen, verzerrten Zweigen von der schmäleren Kante aus vordringend, ehe der be- gsonnene Bau zur Vollendung gelangt ist. Während der Krystallfuss senkrecht aufstrebt, biegt sich der Skelettbau allmälig in schiefer Richtung ab, die beiden Diagonalen des parquetartigen Tafelbaues treten in Ecken und Spitzen treppenartig vor. Eine geregelte Fügung und Ver- bindung der verschiedenen, den Krystall erbauenden - Thätigkeitsrichtungen hat nicht statt- gefunden; es sind die Krystalle ungleich erfüllt, von hohlen Räumen durchzogen, in unebener Fläche spaltbar, die Ausführung eine durchaus ungeregelte. Wir sind nicht berechtigt die Schlacken der Hochöfen blos für »Erstarrungsprodukte« zu halten. Die grosse Gleichmässigkeit in der Gestaltung der Hochofenschlacken kann nicht zufällig während des Uebergangs aus dem Flüssigen zum Festen entstanden, die Masse konnte nicht in solchen Formen flüssig gewesen sein. Es soll nun die krystallinische Anlage einiger regulären Krystalle näher ins Auge gefasst werden, hauptsächlich derjenigen welche bereits in einem früheren Aufsatze »über die Bauweise der würfelförmigen Krystalle« in N. Jahrb. f. Min. 1861, p. 385—425, eingehender besprochen — 4l — worden sind. Am meisten wird der Pyrit zu-berücksichtigen sein, da derselbe in verschiedener, und, wie beim Kalkspath, durch inneren Zusammenhang verknüpfter Gestaltung sich auszeichnet. Es werden bei demselben missbildete, krystallographisch kaum zu bestimmende Krystallflächen vielfach zu besprechen sein, in solchem Falle die Würfelfläche des Pyrit OÖ» mit W, das Octaöder mit O, das Dodecaöder © O mit D, das Pyritoöder mit P, das Ikositetraöder EL mit s, 2 3 > ? mit f bezeichnet werden. Wo nur eine Fläche, nicht die ganze krystallographische Gestalt hervorgehoben wird, mag es gestattet sein die Bezeichnung der hemiödrischen Gestaltung (:) wegzulassen. Das Material welches diesem Studium an missbildeten Krystallen zu Gebote stand, war leider ein ungenügendes, nur für den Pyrit reichlicher vorhanden. Bei einer Anwesenheit in Strassburg hatte Herr Prof. Dr Groth, später in Bonn Herr Prof. G. vom Rath die grosse Freundlichkeit tagelang die freie Benutzung der akademischen Sammlung in liebens- würdigster Weise zu gestatten. Herr Prof. Helmhacker in Leoben überliess in gleicher Weise Pyrite von Waldenstein, Herr Prof. Fischer in Freiburg interessante Flussspathe vom Münsterthale, und Herr Wilh. Koch englische Mineralien, insbesondere Markasite. Auch bei dieser Arbeit wurde schmerzlich die Bemerkung gemacht dass ein reichliches Material zur Be- gründung eines sicheren Urtheils unbedingt nothwendig ist. Prof. Scacchi, der scharfsinnige und aufmerksame Beobachter, hat in den beiden Auf- sätzen sulla Poliedria delle facce dei eristalli, 1862, und della Polisimmetria e del Polimorfismo dei eristalli, 1865, eine Fülle trefflicher Bemerkungen niedergelegt; in dem letzteren spricht er p. 32. 42. die Ueberzeugung aus dass die innere Structur der Krystalle eine sehr complieirte sein müsse, ja dass vielleicht »zwei Gruppen von Molecülen« in derselben combinirt sein mögen. Auch die vorliegenden Untersuchungen haben dahin geführt dass in vielen Fällen nur eine doppelte, zweifache Gruppe von Thätigkeitsrichtungen die verschiedene Gestaltung einer und derselben Krystallspecies ebensowohl, wie die Uebergänge aus der einen Gestalt in die andere bewerkstelligen könne. Vom Leuzit haben mikroskopische Untersuchungen ergeben dass er neben einer Radialstructur aus einem »höchst feinen Gewebe« von Zwillingslamellen bestehe; in andern Krystallen hat man nadelförmige Krystalltheile gefunden welche rechtwinklig sich kreuzen sollen ; in Dünnschliffen des Feldspaths Netz- oder Bienenwabenartige Durchwachsung, Lamellen des Albits durch Querriegel oder gegenseitiges Durchwachsen, verzwillichten Bau, unter einander verbunden. Aehnliches ist beim Tridymit beobachtet worden, beim Titaneisen, beim Perowskit, beim Eisenglanz, meist als Penetrationszwillinge gedeutet. U Die unregelmässigen Erhebungen auf den Würfelflächen des Analcim der Oyclopeninseln sind meist kegel- oder zitzenförmig gerundet, vierfach geordnet, die Kegelgipfel gegen einander gerichtet. Fig. 9. — Tritt die Würfelform zurück, das Ikositetraöder vor, wie auf den Krystallen von Antrim, so prägt der Krystall auf dessen Flächen Erhebungen aus, parallel den kürzeren Kanten des Ikositetraöders gerichtet. Fig. 7. Diese flachpolyödrischen Erhebungen sind meist parallel den zwei anliegenden kürzeren Kanten länger erstreckt, in der Richtung der dritten Kante aber wenig erhoben; je kürzer diese dritte Kante desto mehr schwindet die polyädrische Missbildung, desto vollendeter der Flächenbau. So erscheinen auf den Würfelflächen des Analeim in anderer Gruppirung charakteristische Merkmale oder Kennzeichen als auf den Leuzitoöderflächen; an manchen Krystallen sind die Erhebungen mehr gerundet, tellerförmig, wie auf den Flächen —2R des Kalkspaths, Fig. 8, und dies zwar auf den Würfel- wie auch auf den Leuzitoöderflächen. Um das Würfeleck des Ikositetraöders 202 sind durchsichtige Analeime zuweilen rissig in der Richtung der Com- binationskante mit dem Würfel, in der gleichen Richtung sind auch fremde, staubartige Sub- stanzen in paralleler Streifung eingewachsen, allein der Würfel selbst tritt dabei nicht auf. !) Besonders angeregt durch die trefflichen Beobachtungen welche Herr Prof. vom Rath an dem Leuzit gemacht, hätte ich es gerne versucht, dieselben auf die Bauweise dieses Minerals zurückzuführen. Unter dem Material welches vom Vesuv mitgebracht worden, fand ich indess nur weniges für solche Untersuchung geeignet. Wie beim Albit und beim Gyps- spath zeigt beim Aufwachsen der Leuzit eine Eigenthümlichkeit, gewisse Flächen zu ver- bergen, andere dem Beschauer zuzukehren. Sollte nicht diese Eigenthümlichkeit gerade da- durch veranlasst sein, dass der Leuzit die gleiche freie Entfaltung seiner verschiedenen Thätig- keitsrichtungen bedarf um einen geregelten Bau herzustellen, dass das Aufgewachsensein als eine Störung der krystallbauenden Thätigkeit zu betrachten ist, welches den »quadratischen Charakter« des Systems im Gefolge hat, welches aber nicht verhindert dass dem Leuzit »eine besondere Hinneigung zum regulären Systeme innewohnt«, d. h. mit andern Worten: dass die Anlage des leuzitischen Baues dahin gerichtet ist, reguläre Gestaltungen auszuführen. Dass die aufgewachsenen Leuzite mangelhafte Bildungen seien, das zeigt sich in den gerundeten !) Unter den sehr interessanten Beobachtungen welche Herr v. Hauer in den Verh. d. k. k. geolog. R.-Anst. 1877. Nr. 3—10 mittheilt, berührt er (Nr. 6. p. 94) auch das leicht Rissigwerden mancher ‚Krystall- species, das Auftreten von Sprüngen unregelmässiger Art. Abgebrochene Fragmente ergänzen sich mit Leichtig- keit wieder, aber nach kurzer Zeit des Wachsthums findet man auch diese ergänzten Bruchstücke abermals von Sprüngen durchzogen. Diese Erscheinung lasse sich nicht auf äussere Umstände zurückführen, müsse den Grund in der Art des Aufbaues solcher Krystalle haben. Kanten welche wol auch über die benachbarten Flächen überragen, in den unvollständig aus- gebildeten und sehr ungleich erstreckten Flächen, sowie in den abgerundeten Ecken der Gestalt. Der Granat ist ein häufig vorkommendes Mineral, allein er ist meist nur klein ausgebildet, es sind bei grösseren Krystallen die Flächen oft mit Glimmer oder anderem Mineral verwachsen. Auffallend ist es dass bei diesem regulären Mineral die Ausbildung der Würfel- wie der Octaöderfläche so ungemein selten ist, ihr Auftreten scheint fast einen un- geregelten Bau anzudeuten, z. B. die feinen, schmalen Streifen © O © auf braunrothen Krystallen vom Vesuv. Seine bauende Thätigkeit ist vorzugsweise auf der Kante des Rhombendodecaöders oder an den leuzitoödrischen Flächen zu studiren. Das Ikositetraöder ist nicht selten, es findet sich aber meist dem Rhombendodecaöder untergeordnet; an blutrothen Krystallen mit der Bezeichnung »all’ Anguillara«. ist das sehr vorherschende Ikositetraöder gerundet über die Kanten, roh gefurcht in der Weise dass die Furchen in der octaödrischen Ecke zu kegel- förmigen Gipfelchen zusammentreten, anscheinend in vier Richtungen gegen die Stelle vordringend wo die Würfelfläche auftreten würde. Fig. 10—13. Auch hier wieder kegelähnliche Formen in Segmenten zu Gruppen gehäuft, ‚deren je vier in der octaödrischen Ecke gipfeln oder sich kreuzen. Fig. 11. 13. Wie bei dem Leuzit so ist auch bei dem Granat eine interessante Frage aufgeworfen worden und zwar in Betreff der perimorphen Bildung desselben. Wahrscheinlich ist, was Herr Prof. Knop angedeutet hat, dass hier ein Skelettbau vorliege; es spricht dafür die vorherscheude Ausbildung der Kanten, die mangelhafte Herstellung der Flächenmitte, das zeilige Netzwerk. Allein die Frage wie der Granat zu solcher tafelförmigen Erstreckung gelangt, sie ist damit nicht erledigt. Der Flussspath gewährt dem Studium ein stets sich mehrendes Interesse. In dem Aufsatze über würfelförmige Krystalle (Jahrb. f. Min. 1861), welcher hier mit W. Kr. citirt werden mag, ist auf p. 395—410 der Flussspath in seinen verschiedenen Vorkommen nach den Kennzeichen geschieden worden. Es wurde später versucht diese Mannigfaltigkeit auf eine gemeinsame Anlage des Baues zurückzuführen. Ein solcher Versuch bietet grosse Schwierigkeit. Im Wesentlichen sind ‘die Kennzeichen welche -den ungeregelten Würfelbau des Fluss- spaths charakterisiren, dreiflächige Erhebungen in vier Richtungen oder Gruppen geschieden, da eine Gipfelkante dieser polyödrischen Erhebung normal zur nächsten Würfelkante steht. Taf. I, Fig. 16—19, vergl. W. Kr. Taf. V, Fig. 30, 31, 37. Solche poly&drischen Erhöhungen treten näher zusammen und einen sich entweder zu rauhem, treppigem Aufbau des Pyramiden- — 244 — würfels, Fig. 18, oder aber zur diagonalen Gitterung der Würfelfläche begleitet von dem 48flächner, Fig. 19, 22a. Das erstere erfolgt wenn der gegen die Flächenmitte gerichtete Theil der polyödrischen Erhebung vorwiegt (in Fig. 16 mit a bezeichnet), vorzüglich bei Hem- mungen durch einen fremden Körper veranlasst, bei zwillingisch verwachsenen Individuen, bei aufgelagerten Zersetzungsresten, Fig. 14; die gekreuzte Furchung mit dem 4Sflächner erfolgt wenn die zwei Flächen der polyödrischen Erhebung welche der Würfelkante zunächst liegen, (in Fig. 16 mit 5 und c bezeichnet), vorzugsweise zur Geltung kommen. Dies scheint beson- ders der Fall zu sein bei Krystallen welche auf convexer Basis aufsitzen, auf ausspringendem Eck eines fremden Minerals, oder bei Hüllenbauten über einen Krystallkern, so Flussspath aus dem Münsterthal und von Zinnwald. Die meist rauhe Beschaffenheit des Pyramidenwürfels, die wellige Rundung, die zahlreichen kleinen Hohlformen dazwischen sind wol veranlasst durch die mangelhafte Einung dieser polyödrischen Erhebungen von welchen je zwei Polkanten in einem stumpfen Winkel zusammentreten, Fig. 17, 18 und W. Kr. Taf. V, Fig. 30, 31; die dritte, normal auf der Würfelkante stehende Polkante der Erhebungen bildet in ihrer Häufung zuweilen eine Furchung welche die Würfelfläche des Flussspaths in zweierlei Treppenbau erscheinen lässt, verschieden in der Flächenmitte und zunächst der Flächenkante, Fig. 21 und W. Kr. Taf. V, Fig. 19. Bei Flussspathen von Brienz werden die Vertiefungen und Hohl- formen der Würfelfläche als Wirkung einer Erosion gedeutet; solche »Erosionsrinnen« sind aber nur Ergebniss einer mangelhaften Vollendung des Baues; in gleicher Weise ebenso die Vertiefungen auf den Flächen wasserheller Krystalle von Kongsberg welche in diagonaler Richt- ung die Würfelflächen durchziehen, mehr und mehr parallel den Würfelkanten rechtwinklig sich verzweigen, Fig. 15. Wie bei dem Quarze die Gestalt der dreiflächigen Erhebung auf + R sehr wandelbar zu sein scheint, und das Vortreten dieser oder jener Kante derselben eine mehr oder weniger mangel- hafte Flächenbildung andeutet (vergl. »über d. Quarz« II. p. 12, 13), ähnlich so die polyedrischen Erhebungen auf der Würfelfläche des Flussspaths welche im Uebergang zum geregelten Bau entweder zum Pyramidenwürfel sich zusammen ordnen und gestalten, oder aber zum 48flächner und der diagonalen Gitterung. Der Treppenbau des Pyramidenwürfels reiht sich gewöhnlich um den störenden fremden Körper, er bildet einen Aufbau, eine vierseitige Erhöhung um eine, oder auch um zwei Kanten des Zwillings, (Fig. 14, 21, vergl. W. Kr. Taf. V, Fig. 16—19, 23, 31). Nach der dritten Kante hin ist dann der Treppenbau ein absteigender, bildet Ver- tiefungen zur Seite des Zwillings, so dass der Vergleich mit einem »Durchstossen« desselben, mit einer »Durchstichstelles durchaus nicht zutreffend ist. — 245 — Schwieriger als die Gestaltung des Pyramidenwürfels ist die diagonale Gitterung aus den besprochenen polyödrischen Erhebungen zu deuten; diese zeigt sich beim Flussspath ebensowol mit Erhebung der Würfelfläche, wie in diagonaler Vertiefung, Fig. 22, 25, 26. Hunderte solcher polyedrischen Erhöhungen, convex gewölbt, nach den Würfelkanten gleichmässig gerichtet, be- decken oft die Würfelfläche, auf jeder Wölbung ein glänzender Punkt oO» geebnet, im den diagonalen Vertiefungen ein meist unbestimmbarer 48flächner welcher zu gitterartiger Kreuzung sich gruppirt, Fig. 22«, 24. Bei grösseren Hüllenkrystallen vom Münsterthale sind nach solcher ungeregelten Thätigkeit gewöhnlich spitzere und stumpfere Eckenwinkel aufzufinden, von welchen die spitzeren einer bevorzugten Wachsthumsrichtung entsprechen. Es zweigt von der Diagonale eine feine Streifung unter 45° ab, welche mit den Würfelkanten einen oft nicht unbedeutenden spitzen Winkel bildet. Fig. 23, 26. Die Streifung entspricht der regulären Anlage des Krystallbaus, in der Richtung der Kanten aber ist die ungeregelte Ausführung zu erkennen. Auch in zahlreichen Hohlformen ist die feine Streifung zu bemerken. Die längere Flächendiagonale ist unregelmässig gefurcht, zuweilen ist nur auf einer Seite derselben eine polyedrische Erhebung zu finden, so dass diese dem achten Theile der Würfelfläche entspricht. Fig. 26. Ebenso wie bei der diagonalen Gitterung des Flussspaths vom Münsterthal scheint bei den missbildeten Krystallen von Zschoppau, Fig. 20, die Art des Aufwachsens von wesentlichem Einfluss auf die Gestaltung derselben gewesen zu sein; die mangelhafte Bildung ist noch weit auffälliger, statt der gekreuzten Gitterung eine ungeordnete diagonale Erhebung der Würfel- fläche nach nur einer Richtung; der rechte Winkel ist nicht hergestellt, statt dessen zwei spitzere und zwei stumpfere; in den vertieften Hohlformen des erhobenen mittleren Flächen- theils glänzt wieder in unsymmetrischem Auftreten ein 48flächner. Je mehr bei solchen Krystallen die Winkel der regulären Gestaltung sich nähern, desto mehr tritt der 4Sflächner auf Kanten und Ecken zurück, desto schwächer die Furchung, desto geebneter die Würfel- fläche. So auch der 48flächner von Zinnwalde 04 meist Hüllenbildungen, die Würfeltlächen parquetartig abgetheilt. (W. Kr., Taf. V., Fig. 33. 36.) Wenn es auch scheint dass das Aufwachsen des Flussspaths in concentrisch strahliger Gruppirung auf die Gestaltung und Flächenbildung desselben einen erheblichen Einfluss habe, so ist doch die Anlage des Baues der Flussspathkrystalle weder eine concentrisch strahlige, noch eine schalenartige durch an- oder gar durch ineinandergesetzte Würfel. Das Fortwachsen bei gestörter Bildung geschieht meist, oder doch oft, in der Weise, dass dabei die Gestaltung — 246 — des Krystalls eine Abänderung erleidet. Der Krystallkern ist sehr häufig durch verschiedene Färbung in seiner verschiedenen Form zu erkennen. Auch die Spaltflächen zeigen es an dass der Flussspath nicht -durch schaliges Ansetzen von Würfelformen wächst. An schmutzig dunkel erünen bis violetten Hexaödern vom Sentis (Schwendi) ist die Würfelfläche ungeregelt in Parquetformen erhöht; die Spaltflächen O in Fetzen abgerissen oder splittrig stellen auf der Flächenmitte eine sechsfach strahlige Zeichnung dar, dazwischen federartig gestreifte, wulst- föürmige Rundung der Spaltfläche, Fig. 27. Eine schalige Absonderung ist nicht zu bemerken, wol aber eine vom Kıystallkern ausgehende, sechsfach gegen die Oberfläche gerichtete Streifung. Wie beim Flussspath, so ist auch beim Steinsalz die gitterförmige Furchung mit ungeregeltem Aufbau verbunden, in den Hohlformen ist eine diagonale Treppenbildung zu bemerken, es wechseln an den gegitterten Flächen stumpfere Winkel mit spitzeren. - (Vergl. »über missbildete Stein- salzkrystalle«, N. Jahrb. f. Min. 1867, p. 674, das. Fig. 13—17 auf pag. 672.) Der Bleiglanz hat in jüngster Zeit ausgezeichnete Bearbeitung erfahren; es hat Herr Prof. Sadebeck sich bemüht, Einblick in die innere Constitution dieses Minerals zu ge- winnen. Er glaubt zu erkennen dass die Krystalle durch Anlagerung von aussen sich ver- grössern, wie ein Bau durch das Anfügen von Bausteinen, wählt deshalb die Bezeichnung »Krystallotektonik« für die Lehre des krystallinischen Baues. Er bemerkt ganz richtig dass diese nach bestimmten Gesetzen stattfinde welche in der innigsten Beziehung zu den Haupt- zonen stehen; allein er gründet diese Gesetze auf Hypothesen, er findet in den Aetzfiguren die Gestalt der kleinsten Körper, er gedenkt der Subindividuen und der Anordnung derselben. Ich vermag an solchen Aufbau nicht mehr unbedingt zu glauben und nicht an die Gesetze welche dafür aufgestellt werden. So wichtig die Hauptzonen für derartige Untersuchungen sind, so können wir aus ihnen allein ein tektonisches Gesetz nicht ableiten so wenig wie aus den Hohlräumen im Innern des Krystalls. Die natürlich gebildeten Hohlformen deuten ein Zurückbleiben des Wachsthums an, in denselben hat der Krystall wohl eben so gebaut wie in dem äusseren Umfang, es spiegeln dieselben Flächen ein, aber die Gestalt der Hohlformen erscheint umgekehrt. Es gibt keine bestimmte Hohlform für eine bestimmte Fläche einer Krystallspecies, die Gestalt der Hohlformen ist bedingt durch die Gesammtausbildung des Kry- stalls. In ähnlicher Weise verhält es sich mit den Actzfiguren, deren Wichtigkeit wohl sehr überschätzt wird. Es kommt bei denselben noch hinzu, dass wir gar nicht erklären können, warum einzelne Subindividuen von der Säure ausgefressen werden sollen, andere daneben liegende aber nicht. Ein ‚solches Räthsel ist zur Deutung eines andern Räthsels nicht, oder doch vorerst nicht zu verwenden. \ — 47 — Die Erhebungen wie die Vertiefungen auf Flächen eines Krystalls bezeichnen eine un- geordnete oder eine unvollendete Bildung welche meist auch auf den anliegenden Flächen einen entsprechenden Ausdruck findet. Ist die Würfelfläche des Bleiglanzes polyedrisch erhoben, so zeigt häufig die anliegende Octaäderfläche ebenfalls gerundete Erhöhungen, dreiseitige, das Dodecaöder aber in Theilgestalten gesondert eine glänzende Treppenbildung. An zerbrochenen und in Ergänzung begriffenen Kıystallen von Neudorf erscheint die Octaöderkante fast steng- lig gesondert, in Büscheln gruppirt, die Würfelfläche in Gruppen von flach pyramidalen Er- höhungen, daneben unvollständig ausgefüllte Vertiefungen welche mit 0.20.mO0.&»0 ein- glänzen, mit diesen Flächen in der Tiefe der Hohlform sich trichterförmig verschränken und zuspitzen. W. K. Taf. 4. Fig. 7. S. Diese Hohlformen auf W stehen offenbar in Zusammen- hang mit der stengligen Ausbildung oder Furchung des Dodecaöders oder des Zonenbaues 0.0.20. Hat sich ein ungeregelter Aufbau auf W = »0O» gebildet, da wird auch ein mangelhaft gebildetes Octaöder kaum fehlen. { Die Gestalt der polyedrischen Erhebungen auf W= »0O» ist wol im Allgemeinen als vierflächig zu bezeichnen, Fig. 28. 33. ef. W. K. Fig. 7. 10. 14, sie schemt auf einer vierfach zusammenwirkenden Thätigkeit zu beruhen. Allein es könnte eine solche Erscheinung vielleicht auch als Resultat anderer Componenten oder Seitenkräfte aufgefasst werden. Auf Krystallen &0».0 von Ründeroth, Grube Aachen, gestalten sich über der Würfelfläche dreiflächige Erhebungen in vierfacher Gruppirung, ähnlich wie auf Würfelflächen des Flussspaths. Fig. 32, vergl. Fig. 19. Beim Bleiglanz entwickeln sich dieselben zum Leuzitoid, beim Flussspath aber zum Pyramidenwürfel. Dies sowol wie auch die verschiedenen Spaltungsrichtungen beider lassen vermuthen, dass die Anlage beider Krystallbauten eine ähnliche, aber doch nicht die gleiche sein müsse. Wie beim Flussspath ist wol auch beim Bleiglanze der Würfel oder die Herstellung einer geregelten Würfelgestalt das Ziel der krystallinischen Thätigkeit, wenn auch das Octaeder des Bleiglanzes zuweilen glänzender ausgebildet ist als das Hexaöder. Der Glanz einer Fläche beurkundet nur dann eine geregelte Herstellung des Krystalls, wenn die Fläche auch geebnet ist. Beim Octaöder des Bleiglanzes fehlt aber meisst dies Kennzeichen, es ist vielmehr die Octaöderfläche zerknittert, unregelmässig eingesunken, oder polyedrisch dreiflächig aufge- schwollen. Man bezeichnet den Würfel als die vollkommenste Krystallform; es stimmt damit die vielfach zu machende Beobachtung dass, für die regulären Krystalle wenigstens, die Aus- bildung des Würfels eine höhere Vollendung anzudeuten scheint als die Herstellung des Octaöders. Bei allen oder doch den meisten locker gebauten, schaumigen Krystallen oder Krystallhüllen, Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XT. 32 — 248 .— z. B. von Matlock, Fig. 31, ist das Octaöder vorherschend, der Würfel untergeordnet, oft nur in glänzenden Punkten daneben zu bemerken. Auf unsymmetrisch missbildeten Krystallen tritt ebenso das Octaöder, zuweilen mit dem Dodecaöder bedeutend vor (Fig. 29. und »über Bleiglanzkrystalle«e in N. Jahrb, für Min. 1863 p. 546. Fig. 2). Das Zusammenauftreten des Dodecaöders mit dem Octaöder ist beim Bleiglanz wie beim Flussspath zu beachten; die Aus- bildung des Dodecaöders scheint fast durch das Auftreten des Octaöders vermittelt. Auch bei der Skelettbildung des Bleiglanzes macht sich das Octaöder überall geltend; indem die Zweige und Reihen inniger verwachsen gestaltet sich octaödrische Begrenzung. Fig. 30, eine Spaltfläche darstellend. Solche Bildungen sind wol überall als gestörte zu bezeichnen, als übereilte, mangelhafte. Die Skelette von Welkenrath, von Blende überdeckt, reihen Octaöderchen an Octaöderchen, die rauhen, langgestreckten Krystalle von Diepenlinchen, die schaumigen Haufwerke von Matlock, sie alle haben vorherschend octaödrische Gestalt, die Kanten durch eine Art Dodecaöder gerundet. Die wurmförmigen Gestalten von Matlock, auf Kalkspath aufgewachsen und von diesem umschlossen, die merkwürdigen Tafeln von Gonderbach zeigen vorherschendes O, vergl. Sadebeck, Bleiglanz, Taf. XV. Fig. 1 und d0. — Wie der Bleiglanz von Mineral point, Wisconsin, (N. Jahrb. f. Min. 1863. p. 545) so haben auch die Bleiröhren oder Röhrenerze von Raibl in octaödrischem Bau krystallisirt. (Posepny in Jahrb. d. geolog. Reichsanst. 23. 1873 p. 372.) Der eigentliche, geometrisch bestimmbare Treppenbau ist seltener beim Bleiglanz, häufiger das Anschwellen der Fläche, die polyödrische Erhebung. Bei Krystallen welche in verschiedener Axenstellung zusammengewachsen sind, zeigt sich zuweilen, ähnlich wie beim Flussspathe, ein ungeregeltes Aufbauen von Treppen um die Kante des hemmenden Nachbarn; Fig. 33 (aus einer Gruppe von Pfaffenberg). Ein solcher Bau ist meist gerundet, entweder so dass mess- bare Winkel gar nicht ausgebildet sind (W. Kr. Taf. IV. Fig. 10. 11), oder aber dass die Winkel spitzer und stumpfer als ein rechter sind; Fig. 33. Unter dem nicht bedeutenden Material von Bleiglanzen welches dieser Untersuchung zu Gebote stand, gelang es nicht sicheres über die Anlage des betreffenden krystallinischen Baues festzustellen. Einiges Wenige mag angedeutet werden. Auch beim -Bleiglanze findet sich zuweilen eine Verschiedenartigkeit der Zeichnung auf einzelnen Würfelflächen, wie dies bereits in W. Kr. Taf. IV. Fig. 12. 13 von Matlocker Krystallen dargestellt worden ist. Es ragt au solchen unregelmässig gefügten Bauten die Octaöderfläche über die Würfelfläche vor, diese ist zunächst der Combinationskante a0» :O erhöht, während von der Mitte der Würfelfläche her eine Streifung normal zur Kante oO» : oO» zu bemerken ist. So scheinen in verschiedener Stärke zwei Systeme von Thätigkeitsrichtungen ungeregelt zusammenzugreifen, welche genauer zu bestimmen, vorerst nicht möglich ist. Es erscheinen die Streifen normal zur Hexaöderkante als vierfach gerichtete Gruppen von spiessigen Kegel- ‚bildungen oder Krystalltheilen, ähnlich wie solche, dreifach zusammengeordnet, auf der oP Fläche des Kalkspaths sich finden (s. »Krystallgestalten des Kalkspaths« Taf. V. Fig. 136. 137. 145, in Senckenb. Abhandl. Bd. X). Ein parallel gerichteter Treppen- oder Furchenbau ist es nicht. Vielleicht ist ein anderes System von Thätigkeitsrichtungen in den dreiflächigen Erhebungen auf OÖ zu suchen, in der Herstellung von mO, in der Furchung von »O. Diese Furchung zieht sich in langgestreckten Kegelformen, oder in mehr paralleler Richtung entlang der Combi- nationskante mit ©, Taf. I, Fig. 28. Die horizontal gerichteten Vertiefungen auf ®O, wie sie z. B. W. Kr. Taf. IV. Fig. 12 nach einem Matlocker Krystall dargestellt sind, erglänzen beiderseitig mit «Oo. Der ungeregelte Bau ist nicht nur äusserlich zu erkennen, sondern auch innerlich. Die Spaltungsflächen sind erhoben nach einer diagonalen Richtung, in der- selben unregelmässig gefurcht. Der Pyrit bietet unter den regulären Krystallen dem Studium die grösste Mannig- faltigkeit und ein ganz besonderes Interesse; er weicht von den übrigen regulären Mineralien wesentlich ab in seinem Bau, in der Flächenbildung und in der Gestaltung. Wenn auch sein Bau zu der Würfelform und zum Octaöder in gleicher Weise sich eignet, so tritt daneben noch eine dritte Form auf, welche nicht weniger Bedeutung hat wie die genannten, das Penta- 2 - 9 4 Nur wenige Mineralien stimmen in Betreff solcher Mannigfaltigkeit x gondodecaöder der Gestaltung mit dem Pyrit überein; der Glanzkobalt ist zu eingehendem Studium bei der Kleinheit der Krystalle kaum zu verwenden. Während sonst die regulären Krystalle meist ein vierfaches Zusammenwirken von Thätigkeitsrichtungen auf der Würfelfläche andeuten, zeigt der Pyrit Furchung oder Treppenbildung in wechselnder Richtung auf den benachbarten Flächen. Gerade diese eigenthümliche Furchung des Pyrit verspricht eine wesentliche Beihülfe beim Erforschen seines Baues. Sie wird auf dem Pentagondodecaöder als horizontal, oder parallel der Kante zu oO» bezeichnet; zuweilen ist sie aber vertical, d. h. parallel der a AND i ; F Combinationskante mit OT In der ausgezeichneten Arbeit von Strüver ist p. 34 und Fig. 172 ein Krystall von Elba hervorgehoben, an welchem diese zwei Systeme einer Streifung rechtwinklig sich kreuzen oder, richtiger gesagt, gegen einander stehen, zusammen geordnet — 250 — sind; die eine Streifung hört auf wo die andere sich Geltung verschaft hat in rechtwinkliger Parquetzeichnung. W. Kr. Taf. VI. Fig. 48. 59. G. Rose, Hemiödrie und Therm. 1871. Fig. 9. Män hat sich meist darauf beschränkt, diese verschiedene Furchung des Pentagondodecaöders mit den verschiedenen Fundorten und Combinationen des Pyrit zusammenzustellen, es bleibt aber die Veranlassung selbst noch aufzusuchen. Wie beim Kalkspath ein innerer Zusammen- hang der verschiedenen Gestaltung, so auch scheint beim Pyrit überall eine und dieselbe An- lage zu bestehen, welche sich zum Octaöder ausbildet oder zum Würfel ; vielleicht ist die letztere eine vollendetere, das Octaöder eine mangelhaftere Entwickelung; aber nicht der Würfel, sondern das Pentagondodecaöler kommt am häufigsten selbständig vor beim Pyrite, dies soll die eigentlich charakteristische Gestalt desselben sein, und gleich häufig bei positiven wie bei negativen Krystallen. Ueber das »Wesen der Hemiödrie« wissen wir noch nichts sicheres, allein es hat den Anschein, als ob das Pentagondodecadder genau in der Mitte stehe, nicht nur krystallographisch zwischen Octaäder und Hexaödergestalt, sondern ehenso zwischen der Entwickelung zum octaödrischen und zum hexaädrischen Bau. Wir müssen weiter unten wieder hierauf zurückkommen. Jede Furchung ist, ebenso wie die Gitterung einer Fläche, Zeugniss eines ungeregelten, mangelhaften, unvollendeten Baues. In Fig. 34a, ein Pyrit anscheinend von Traversella, macht die verschiedene in einander übergehende Furchung es wahrscheinlich, dass die Missbildung auf dem Zusammenwachsen von Krystallen verschiedener Axenstellung beruht. Auch auf den Würfeln von Tavistock deutet die Knickung der gefurchten Flächen auf ein solches Zusammen- wachsen. Soiche Würfel zeigen auf ihren Flächen fast ausschliesslich die Parallelfurchung, in Combinationen macht sich auf der Würfellläche mehr der sechsseitige Treppenbau bemerklich. Fig. 345, 49. Es ist unverkennbar dass auch bei dem Pyrit die poly&drischen Erhebungen in Wechselwirkung oder in Zusammenhang stehen mit der Missbildung, und auch mit dem Auftreten benachbarter Flächen. Die Parallelfurchung auf dem reinen Würfel des Pyrit, z. B. von Tavistock, deutet das überwiegende Vorherschen der hexaödrischen Ausbildung an, in Ver- tiefungen, wie bei dem Auftreten von Erhöhungen, ist zuweilen die Combinationskante mit octaödrischen Formen schwach zu bemerken. Fig. 40, 43. Oft ist dabei die Richtung der Furchen- oder Treppenwände gebogen, die Erhöhung selbst kegelförmig abgerundet. Fig. 39, 44. Auf Würfelgestalten von Pyrmont und vom Haslithal ist die Ausbildung der Würfelflächen gestört, meist durch kleinere eingewachsene Pyrite, die Furchung ist in Bündeln kegelförmig gruppirt. Fig. 37, 39, Ala, 41b. An grossen missbildeten Würfeln von Johanngeorgenstadt , Ge- werkenhoffnung, sind zahlreiche wulstenförmige Gruppen parallel gerichtet, durch Hohl- — 231 — formen geschieden, Fig. 38, a. b. Solche gerundete Formen schimmern stellenweise ein mit az nn HORF nn ihre Hauptaxe fält zusammen mit der Furchung der Würfel- fläche. Es sind poliödrische Erhebungen mehr oder weniger über die ganze Würfellläche convex auf- gebaut. An würfligen Krystallen von Lammersdorf bei Montjoie ist der rechte Winkel nicht hergestelt, die mangelhafte Ausbildung desselben geht mit der ungeordneten Furchung von &0& Hand in Hand. Je feiner und zärter die Furchen und Frhebungen, desto mehr vollendet die hexaödrische Gestalt, desto glänzender die Fläche »O». : Das convexe Anschwellen der Würfelfläche in ihrem mittleren Theile ist beim Pyrit etwas sehr häufiges, besonders bei strahligen, kugligen Gruppen, z. B. von Almerode (vergl. Taf. II. Fig. 67—73). Je mehr solche Krystalle in der Strahlenrichtung nach einer (Haupt-) Axe überwiegend verlängert sind, Fig. 72, desto gerundeter W =»0»; je gleicher die Krystallaxen desto mehr auch ©O& geebnet und geglättet. Es sind die Unregelmässigkeiten auf den Krystallflächen keineswegs als »Zufälligkeiten« zu bezeichnen oder zu deuten. Strüver hat auf Taf. 12 und 13 eine sehr interessante Sammlung derselben für den Pyrit zusammen- gestelt; erklären können wir sie nicht überall. Es ist nicht zu sagen ob die Erhebungen auf W = »O» von einer bestimmten Stelle ausgehen. An mancher Würfelbildung hat es den Anschein als ob der Aufbau von zwei gegenüberliegenden Kanten aus erfolge, z. B. an Krystallen von Schappach, von Pyrmont, von Lüneburg, Fig. 39, 41a 5, 44; auf andern aber gehen die polyödrischen Erhebungen nur von einer einzigen Kante aus, Fig. 345, oder sie. stehen mit treppigem Aufbau in der Flächenmitte, Fig. 35, 36, 49, W. Kr. Taf. VJ, Fig. 43, 44. Auf dem goldgelben Pyrit von Cornwall, 2 St. Ives, mit vorherschendem = ‚ Fig. 35 (Strassburger Sammlung) sind solche Erhe- bungen reihenweise wiederholt, auf andern ähnlichen Krystallen von Elba, Fig. 36, hat sich der vierfache Treppenbau zwischen den beiden Pentagondodecaöderflächen zu einer einzigen vier- seitigen Erhebung zusammengeordnet. Wir ersehen aus solcher Mannigfaltigkeit dass die Ausbildung der Fläche von der Herstellung der Kante unabhängig vor sich gehen kann, dass die Ausfüllung derselben und die Fortbildung in sehr vielen Fällen nicht von der Kante aus, dass sie vielmehr an jeder Stelle der Fläche gleichmässig stattfinden kann. Während auf der Würfelfläche des Pyrit eine Furchung nach den Kanten des Würfels oder auch polyödrische Erhöhungen sich darstellen, manchfach modifieirt durch auftretende &02 2 Secundärflächen, ist der polyedrische Aufbau der Octaöderfläche, nach der Kante zu P = — 2532 — gerichtet, ein vorherschend dreiseitiger, ebenso in den Erhebungen, wie in den Vertiefungen. Fig. 55. 61, 62. Allein auch hier machen sich mancherlei Modificationen geltend mit dem Auftreten von Secundärflächen; es ist die dreiseitige Treppenbildung ganz gewöhnlich gerundet 30°/a E h 402 E . zur Combinationskante mit f one oder gebogen nach s = ER Ar mag sie nun sich erheben in den Ecken der Octaöderfläche oder in der Flächenmitte. Es glänzen oder schimmern die Treppen mit den anliegenden Flächen ein, allein nicht immer machen sich alle drei Treppensysteme bemerklich, zuweilen ist es nur eine spiessige Häufung welche von einer der Octaöderkanten ausgeht, Fig. 51, oder es sind deren zwei welche von einem störend ein- gewachsenen Mineral auslaufen, Fig. 45. So glatt und glänzend meist das Octaöder gebildet ist wenn es untergeordnet an der Würfelgestalt auftritt, so rauh, streifig, gerundet, wo es vorherscht, Fig. 53, 55. Die Unebenheit beruht auf dem dreifachen Ineinandergreifen von treppigen Gruppen oder spiessigen Erhebungen ohne geometrisch bestimmbare Begrenzung. Die Flächen der Stufen sind einerseits als O zu bezeichnen, andererseits schimmern sie mit fein, oder mit s, oder gerundet mit beiden. So unbestimmbar meist die Erhebungen auf O, ebenso die Vertiefungen, die nicht erfüllten Hohlformen, Fig. 62, 66. Es werden dieselben nicht eigentlich »hervorgebracht« durch diese oder jene Fläche, sie werden gerade so gebildet wie diese Flächen auch; es wechselt ihre Gestalt mit der verschieden ausgeprägten Bildung des Krystalls; bei einfacher Gestalt desselben sind auch die Hohlformen von wenigen Flächen begrenzt, bei gehäuften Uebergangsflächen schimmern sie nach vielen Richtungen ein. Auf der unebenen Octaöderfläche ist auch eine geradlinige Begrenzung der Hohlformen nicht zu finden, die Winkel sind ausgeschweift, hakenförmig, gerundet, sie sind auf einer und derselben Octaöderfläche oft dreifach verschieden gerichtet, Fig. 55, 62, 63. Hohlformen sind stets An- deutungen eines unvollendeten Baues; bei wohlausgebildeten Krystallen mögen sie kaum zu finden sein, wol aber in Gesellschaft der poly&drischen Erhebungen. [5 Bei dem Pyritoeder ist der verschiedenen Streifung bereits gedacht worden. Es hängt dieselbe zusammen mit der Entwickelung des Baues zur würfeligen oder aber zur octaödrischen Gestaltung. Die erstere steht zusammen mit der horizontalen, die octaödrische mit der verticalen Furchung, oder es zeigt sich die erstere wo die octaödrische Ausbildung, die letztere wo die Würfelgestalt zurücktritt, Fig. 48, 50; demgemäss sei auch die Bezeichnung geschieden. Indess ist bei dem horizontalen Treppenbau selbst wieder zu bemerken dass er entweder mit dem oberen »O» einglänzt, oder aber, weit seltener und feiner gebildet, mit dem unteren ©O. Dieser letztere. gehört zum vorherschend octaödrischen, nur der erstere — 2593 — zum würfligen Bau. Das Dodecaöder ist beim Pyrit, wenn nicht eine seltene, doch eine selten gross und wohl ausgebildete, noch seltener eine herschende Fläche. In der trefflich geordneten akademischen Sammlung von Strassburg findet sich sub No. 21 ein kleiner Krystall von Freiberg 0.0, an welchem die spiessige Wulstenbildung gegen die. vierflächige Ecke gerichtet ist, Fig. 46; sie wäre also wol eher mit der verticalen Furchung von u zusammen- e zustellen. In der weitberühmten Krantz’schen Sammlung, jetzt in Poppelsdorf, befindet i > i i 02 { sich ein faustgrosser Pyrit von Waldenstein an welchem »O. und 202 sehr vor- = herschend ausgebildet sind, mit einem schmalen W = »0%» und rauhem Diploöder. Das Pyritoöder ist breit vertical gefurcht, und in derselben Richtung zum Theil auch das Do- decaöder stenglig gefügt. D © RWIER 0°, r * Strüver p. 37 theilt mit, dass = in Gesellschaft von 3 au parallel der Kante zu Oo — also horizontal — gestreift sei, in Gesellschaft von aber normal auf O@, also vertical. Dies ist häufig der Fall aber nicht immer. Es ist zuweilen die horizon- &02 tale Furchung auf an beiden Enden gleichmässig begrenzt durch die Combinations- c AUS f e 5 3 5 kante zu oe die verticale aber schimmert oben in schmaler Treppenbildung mit O0» 0% D) I ein, nach unten in feiner Streifung mit Fig. 42, 50; da sie nun, ebenso wie die c horizontale Furchung, in der Erstreckung jedoch verschieden, seitlich mit Treppen € &©02 ©02 DEN andererseits P:s in Abrundung zusammen. Sie bilden die schuppenartigen Einkerbungen, welche sich besonders in Elba finden. Fig. 50, 42. W. Kr. Taf. VI, Fig. 59. Wie bei dem Quarze (vergl. über den Quarz II, p. 22—31) die gerundeten Flächen s und x @P2 und 6P %) die Stelle andeuten, wo verschiedene Thätigkeitssysteme des Quarzbaues zu- 30°a 402 ) = il bildet, so treffen auf der Kante P:P ( ) einerseits spiessige Formen P:f, sammentreten, sich verbinden, so bei dem Pyrit die Flächen f und s ( Sie scheinen in mehrfacher Hinsicht die eigentlichen oder wesentlichsten Uebergangsflächen des Pyrit zu sein, kommen als vereinzelte Form nicht. vor. In der Art und Weise wie die verschiedenen Systeme der bauenden Thätigkeitsrichtungen sich gruppiren, werden wol spätere — 254 — Forscher hier, wie beim Quarze, die Verschiedenheit der Anordnung des Baues der rechts und der links gewendeten Krystalle auffinden. Die Spitzen der abgeflachten Kegel welche die gekerbte Kante P:P oder P:O bilden, scheinen ‚bald gegen die Würfelfläche gerichtet, bald in umgekehrter Lagerung, Fig. 50, 61. An dem grossen inerkwürdigen Krystall von Waldenstein welcher aus der Krantz’schen Sammlung bereits erwähnt wurde, befindet sich zwischen WER und ©O („0% ; 202 und 0 ) eine rauhe Stelle, durch unmessbare dreiflächig poly&drische Erhöhungen gebildet, in welehen verschiedene Systeme stengliger, spiessiger Formen zusammen- zutreten scheinen. An Krystallen von Traversella zeigen sich solche Gipfelgruppen als Resultat 2.022 13025724102 von Thätigkeitsrichtungen auf dem Eck P:f:s:W ( Er r. : 0 ): Es muss SB N9, 727000 vorerst genügen, die Aufmerksamkeit des Forschers auch auf diesen Gegenstand zu richten. ® Dass auch beim Pyrit, wie beim Kalkspath ein innerer Zusammenhang der Ausbildung verschiedener Flächen besteht, zeigt sich überall. Wenn, z. B. an Krystallen von Traversella, eine Fläche 402 breit und gross ausgebildet ist, dann zeigt sie gewöhnlich eine rauhe, un- Me: : S ea LEN IE = geregelte, wellige Furchung, in welcher Streifen oO» mit 23003 einglänzen, während anderer- 5 u seits auf dem Treppenbau von ©Oo® die Fläche "> mit = in Punkten zu finden ist. Fig. 47. 52. Hat der Krystall ein kleines O ausgebildet, so glänzt auch dieses in all den 402°, Bi ungeregelten Furchen auf , can, ebenso auf den Höckern der gerundeten Kanten. An den mehr octaödrisch entwickelten Pyriten, z. B. von Elba, ist zum Theil O ziemlich BEN, : DO: : . 2 im Gleichgewicht mit Spann ungeregelter Gruppenbau an welchem die Würfelfläche kaum, oder nur in Punkten gereiht sich zeigt. Fig. 48. 50. Das Pyritoeder ist an solchen Krystallen vertical gefurcht, die gerundeten Furchen glänzen ein mit einer Kegelbildung auf den Kanten zu P, welche einerseits zu einem s zusammentritt, andererseits als f sich gruppirt. Fig. 50. 52. 61. Wir haben jedenfalls beim Pyrit zweierlei Richtung der kegel- oder spiessförmigen Erhebungen zu beachten, einmal nach der Furchung von ©»O%», Fig. 38—41, sodann in [0) e 002 } : der Kantenrichtung —.—: O, dreifach gegen die erstere Thätigkeitsrichtung gewandt, Fig. 50, 55, 61. Je nachdem nun die eine oder die andere Richtung vorherschend sich geltend macht, scheint der würflige Bau mehr zur Ausführung zu kommen mit der horizontalen Furchung auf ge oder aber der octaödrische Bau mit der verticalen Furchung. Es ist dies eine auf zahlreiche Untersuchungen und Thatsachen gebaute Folgerung. O®fe 2 a Die Flächen f und s, 402 EB R i und DW meist im Treppenbau auftretend, glänzen in dem- selben mit den Hauptflächen ein, einerseits mit oO&, andererseits mit OÖ. Sehr beachtungs- werth scheint bei dem Vorherschen der genannten Secundärflächen die mangelhafte Ausbildung derselben, sowie der Kanten des Krystalls. Herscht f vor, z. B. an Pyriten von Traversella, ä er eel0 N 2 i so ist gewöhnlich —— und OÖ glänzend ausgebildet, W = »O» aber mangelhaft und in a gerundeter Treppenbildung auf der Kante f:f einschimmernd, Fig. 56. Seltener herscht s : j ea en OR au S vor, es ist mehr im Gleichgewicht mit «Oo und ni die drei Kanten s:s gerundet, Fig. 47. Bestimmter ist der Zusammenhang der verschiedenen Gestalten auf vorherschendem Pyritoöäder zu erkennen, dessen Kanten treppig durch s und f ersetzt sind, z. B. an Krystallen 02 30%, 402 Dur IDRT von Elba Ego: [0:10%>) 5 .0. Die Pyritoöderflächen sind überdeckt mit Hohlformen in welchen sämmtliche anliegenden Flächen einglänzen, und auch auf dem Treppenbau der 022302 : ea OD: 3 = 2 8 und in Punkten O. So scheint eine Mittelstellung 4 . u Kanten schimmern “Oo. einzunehmen, gleich nahe mit Ö verwandt, wie mit oO», und bei ungeregelter Bildung ebenso OÖ vortreten lassend, wie auch ©O ce in Pünktchen und schmalen Streifen oder Reihen. Wenn O vorherscht, z. B. auf Krystallen von Elba, Fig. 48, 50, zeigt sich ein solcher Zusammenhang der Gestalten an der verticalen Furchung von P, auf der stengligen Sonderung ist oben ©0& in Punkten zu finden oder in feinen Streifen, die Seiten der Stengel aber schimmern gerundet mit je einem s. Fig. 57. In dem Aufsatze über den Zusammenhang zwischen hemiedrischer Krystailform und thermo- eleetrischem Verhalten beim Eisenkies, 1870, p. 340 — 344 ‚beachtet G. Rose sehr aufmerksam die Streifung auf den Pyrito@derflächen des Eisenkieses, bemerkt dass die Flächen des positiven Pyritoöders vorzugsweise horizontal parallel den Combinationskanten mit dem Hexaöder ge- streift seien, gedenkt dann aber positiver Pyrite von Elba auf welchen verticale Streifung gefunden werde. Das Hexaöder sei häufiger bei positiven Krystallen, das Octaöder bei negativen, das Pyrito@der, die eigentlich charakteristische Form des Eisenkieses, sei gleich häufig bei negativen wie bei positiven Krystallen. Das verschiedene eleetrische Verhalten des Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT, E > 6} o © N Ya - Eisenkieses steht höchst wahrscheinlich in Zusammenhang mit der Anlage seines Baues, insofern auch mit dem Resultat desselben, mit der Krystallform. Vielleicht dürfte dabei weniger das Auftreten dieser oder jener Flächen zu beachten sein, als das verhältnissmässige Zurückbleiben und die mangelhafte Herstellung bestimmter Flächengruppen. Fig. 57. Der Pyrit von Waldenstein bietet hierzu eine reiche Mannigfaltigkeit. Er ist neuerdings von Herrn Rud. Helmhacker bearbeitet worden, eine sehr zweckmässige Ergänzung der Strüver’schen Untersuchungen. (Tschermack, Min. Mittheil. 1876.1.) Wie bei dem Pyrit von Elba, so ist auch bei dem von Waldenstein eine Störung des Baues zu verfolgen, die Krystalle sind mit blättrigem Hämatit verwachsen. Die reiche Zahl von Flächenzonen und von treppigen Häufungen um das Octaöder her weisst uns hier besonders auf die Bedeutung der Zonen bei dem Bau der Krystalle. Das Octaöder ist nicht gross aber glänzend gebildet, in scharf be- srenzter Treppenbildung nach den anliegenden Flächen, das Hexaöder aber ist meist nur in der Rundung der Kante P:P zu entdecken, in Punkten gereiht, oder auch ausgezackt durch zwei Flächen &0O, (s. Helmhacker Taf. I. Fig. 6). Das Auftreten zahlreicher Flächenzonen zwischen Octaöder und Pyritoeder ist ebenso zu beachten wie die Streifung auf P. Diese glänzt einer- seits mit W oder einem flacheren Pentogondodeca@der ein, andererseits mit dem Dodecaäder. Schärfer und stets einglänzend mit s ist die verticale Furchung welche hier eine häufigere ist, zuweilen an der horizontalen Streifung absetzt, nicht sie kreuzt. So scheint auch hier wieder das Pyritoöder ein Mittelglied zu sein in welchem der Würfelbau und der octaödrische sich berühren oder theilweise zusammenfallen. In der Furchung von s schimmert f ein, und auf gerundeten Flächen f ist zuweilen die zweifache Streifung zu bemerken, die eine in der Richtung der Combinationskante zu s, die andere aber zuP. Fig. 56, vergl. Strüver, Taf. XII. Fig. 156. In W. Kr. Fig. 55 ist aus Versehen nur die erstere angedeutet, nicht auch die letztere.) Aber wie ist der Uebergang aus der einen Gestalt in eine andere, verwandte zu erklären? Es kann ein solcher nur stattfinden, wenn die Anlage zu beiden in der Anlage des Baues selbst schon vorhanden ist. Wir glauben verschiedene Thätigkeitsrichtungen oder Systeme von solchen bemerkt zu haben. Was wir als Thätigkeitsrichtung bezeichnen, ist eigentlich ein sichtbares Resultat von Kraftäusserungen welches im ungeregelten Bau der Flächen und Kanten sich zeigt. Ueber das Zusammenwirken verschiedener Systeme von solchen Kraftrichtungen und über das Ergebniss der Flächenbildung können wir vorerst bestimmteres nicht aussprechen; vielleicht werden wir später aus der ungleichen Thätigkeit des Krystalls nach den verschiedenen Richt- ungen eine auf Gesetze der Mechanik gegründete Schlussfolge, für die verschiedene Ausbildung der Uebergangsflächen insbesondere, ziehen können. Ungleiche Ergebnisse der Thätigkeit des Krystalls sind überall zu finden, wir brauchen nur die spiessigen Gruppen oder die treppigen, ausgefransten polyödrischen Erhebungen auf der Fläche O zu studiren; und wie die Erhebungen, so auch die Begrenzung und die Richtung der Vertiefungen (s. z. B. Fig. 62. 63). Ein Mineral hat stets die gleiche Spaltbarkeit oder Absonderungsweise. Wenn es »zuweilen« andere Spuren von Spaltbarkeit zeigt, so liegt dem immer eine mangelhafte Ausbildung zu Grunde, nicht die verschiedene äussere Gestaltung, welche selbst erst ein Resultat dieser inneren Aus- bildung ist. Bei missbildeten Pyriten sind kurze Spaltungsrichtungen nach O oder auch nach P zu entdecken, oder, wie bei Krystallen von Almerode, nach W. AnKrystallen von Traversella, vor- herschend octaödrisch gebaut, glänzen unzählige kleine Spaltflächen mit f ein. Hemiödrie. Beim Pyrit wie beim Kobaltglanz macht sich eine Erscheinung geltend welche wir beim Bleiglanz und beim Flussspath nicht finden, die Hemiödrie. Die hemiädrischen Gestalten unterscheiden sich bekanntlich von den holoödrischen nicht durch die Lage der Flächen, wol aber durch das Auftreten derselben mit nur der halben Anzahl. Worauf beruht nun eine solche eigenthümliche Ausbildung? Es scheint diese Frage aufs innigste zusammen- zuhängen mit einer andern, in welcher Weise nämlich die Flächenbildung der Krystalle über- haupt vor sich gehe. Nach Allem was hier aufgestellt worden ist, entsteht eine Fläche durch das geordnete Zusammenwirken verschiedener Thätigkeitsrichtungen des Krystalls; fallen je zwei solcher Richtungen in eine Ebene, dann müsste auch die Anzahl der gebildeten Flächen um die Hälfte sich verringern, oder dann müssten zwei gleichbedeutende Flächen n eine Ebene fallen. Die Veranlassung würde mit dem Resultat stimmen. Es könnte aber ein solches Zusammenfallen von Thätigkeitsrichtungen nur dann eintreten, wenn dieselben zweien verschiedenen System®n angehörten, wofür beim Pyrit allerdings Anzeichen sich vorfinden; es sind dieselben bezeichnet worden als System des Würfelbaues und System des octaödrischen Baues. Es, ist uns noch nicht möglich zu deuten welche Beziehung die »drehenden Erscheinungen « an und in den Krystallen zur hemiödrischen Ausbildung derselben haben. Sohncke »über die unbegrenzten, regelmässigen Punktsysteme als Grundlage einer Theorie. der Kıystallstructur« stützt sich auf die Annahme dass die optische Drehwirkung der Krystalle ihren Grund in einer schraubenförmigen Anordnung der Molecüle habe. Eine Aufschichtung gleichgeformter Molecüle würde bei den regulären Krystallen kaum eine drehende Erscheinung hervorrufen, werde sie von rechts nach links oder in anderer Richtung vorgenommen. Knop »Molecular-Constitution« ‘scheidet unter den krystallbauenden Kräften der Atome eine fortbewegende Kraft und ein Kräftepaar welches das Atom um eine durch den Schwerpunkt gehende Axe zu drehen strebe. Wir suchen bis jetzt vergebens nach einer festen Grundlage diesen Vorgang zu erklären, werden sie vielleicht finden, wenn wir von der Aufschichtung der Molecüle absehen, und die Resultate der bauenden Thätigkeit des Krystalls in den ungeordneten Theilen desselben aufsuchen. Als Leydolt seine interessanten Untersuchungen am Quarze machte, suchte er die Erscheinungen im polarisirten Lichte in Uebereinstimmung zu bringen mit dem Auftreten von Trapezo@dern rechts oder aber links. Bei dem Aetzen der Platten fand er Vertiefungen deren Flächen oder Begrenzungswände über einander griffen, die einen nach rechts, die anderen nach links. Der Krystall muss in drei Richtungen wenigstens gebaut haben um solches Resultat zu Stande zu bringen; es kann dabei die Anlage des Baues eine verschiedene gewesen sein, nach rechts oder nach links; allein möglicherweise hat auch eine ungeregelte Ausbildung des Baues in dieser oder in jener Richtung die verschieden vortretenden physikalischen Erscheinungen bewirkt. Ein regelmässig erfüllter und vollendeter Krystall wird in dieser Beziehung andere Resultate zeigen, als ein missbildeter, in- stengliger Absonderung, von ungeregelten Spaltungsrichtungen durch- zogener, von hohlen Räumchen erfüllter Krystall. Es sind, wie bereits bemerkt, auf miss- bildeten Octaödern des Pyrit die Hohlformen nach verschiedenen Richtungen zugespitzt, gerundet, von geschwungenen Linien begrenzt. Fig. 62, 63. Die gewundenen Flächen und Gestalten sind weit seltener bei den regulären, als bei den säuligen Krystallen. Bei dem Bleiglanze finden sie sich am meisten an Missbildungen der octaödrischen Form, z. B. v. Johanngeorgenstadt Fig. 29 und von Gonderbach., Auch im Innern solcher Krystalle zeigt sich in den Wänden der zelligen Räume die Biegung wieder, Ob dies häufigere Vorkommen Veranlassung habe in dem Vorherschen des dreifachen octa- ödrischen Baues? Auch bei dem würfligen Bau, welcher vierseitige Erhebungen ausbildet, findet sich solche Drehung und Biegung der Kıystallgestalt, z. B. an Pyriten von Pyrmöht, von Montjoie und von Aussig; zwei an einer Fläche sich gegenüberliegende Kanten treten vor, die Flächenmitte ist concav zurückgeblieben; Gruppenkrystalle von Almerode haben rosettenförmig über Kugelformen in dieser Weise sich gebildet. Taf. III. Fig. 67, 71. Der treppig missbildete Pyrit von Freiberg, Mordgrube, gehört der Würfelbildung zu, allein er hat kaum einen rechten Winkel zu Stande gebracht, es finden sich stumpfe und spitze Winkel, wie bei dem Flussspath von Zschopau. Die Pyrite von Kongsberg, deren bereits früher gedacht worden (W. Kr. p. 418 Fig. 57) eingewachsen in Kalkspath, vielleicht von demselben abgesprengt und umschlossen, zeigen meist unsymmetrisch verschobene Flächen, das vorherschende O fast immer in gerundeter Streifung oder im Treppenbau dreiseitig erhöht durch f. Fig. 59. Ist der Flächenbau auf f in einer Richtung zurückgeblieben, so zeigt die Fläche an der Stelle eine Rundung, ein Abfallen über a Re ungeordnete Treppenbildung, ähnlich wie ein solches in Fig. 156 bei Strüver dargestellt worden. Vergl. Fig. 56. Nicht selten ist auch die Fläche des Pyrito@ders verschieden ausgebildet in ‚einzelnen ' Theilen, bei vorherschendem Würfelbau der Theil zunächst der Würfelfläche gerundet und horizontal gestreift, bei vorherschend octaödrischem Bau aber dieser Flächentheil vertical 402 9 ö gefurcht durch stengligen Bau welcher mit und mit klenen &Ow einglänzt, s. Fig. 54, ein Krystall von Cumberland, Fig. 56. Die sämmtlichen Krystalle einer Druse sind dabei meist in gleicher Weise ausgebildet. Die Skelettbildungen des Pyrit finden wir ebensowol bei vorherschend. octaödrischem Bau, wie bei hexaödrischem. Zu der Abhandlung »Krystall und Pflanze« ist als Titelkupfer der Naturselbstdruck dendritischen Eisenkieses, wahrscheinlich vom Rammelsberg, beigegeben; die Verzweigungen bilden überall octaödrische Formen. !) Von Schneeberg finden sich Pyrit- krusten aus strahligen Stengen über weggeführtem Minerale erwachsen, Fig. 64. 65. Die octaödrische Gestaltung ist mit vierfach geordneten Wulstchen oder kegelähnlichen Formen bedeckt, deren Gipfel an den Stellen der Würfelflächen, der Basis, sich zusammendrängen. An kleinen Pyriten von Allevard, auf Kalkspath R3 erwachsen, herscht der Würfel vor, das Octa- öder ist sehr untergeordnet. In der diagonalen Richtung ebenso, wie den Kauten zunächst ist der Krystallbau zurückgeblieben. Fig. 58, vergl. W. Kr., Taf. VI. Fig. 45, 46. Eines der interessantesten- Vorkommen von Skelettbildungen bleibt das vielbesprochene von Gross-Almerode, Krystallgruppen von einer knolligen Masse strahlenförmig aufstrebend in der Combination O.W, mit einer bevorzugten octaädrischen Axenrichtung. Bei allen diesen Gruppenbauten scheint das gedrängte Vorwachsen von wesentlichem Einfluss auf die Gestaltung derselben gewesen zu sein. Es zeigt sich die Störung auf allen Kanten, Flächen und Ecken, Fig. 66—72, das Zusammenwirken der Krystalibauenden Thätigkeit ist kein gleichmässiges ge- wesen, es sind die Würfelflächen gerundet aufgebogen, zu spitzeren und stumpferen Winkeln verzogen, die Octaöderflächen vertieft, mangelhaft erfüllt, auch die Kanten wie die Ecken ge- rundet, verschieden im Winkelmaass, oft mehrere Grade differirend. Bereits im Jahre 1828 hat Fr. Köhler in Pogg. Ann. (90) 14, p. 91, dies Vorkommen besprochen; es sei Pyrit, aber ’) Ueber den Werth und Unwerth dieser Arbeit ist bereits in dem Nachtrage 1862, und ebenso an verschiedenen Stellen späterer Arbeiten das Nöthige vom Autor selbst bemerkt. Derselbe hat die Schrift aus dem Buchhandel zurückgezogen. Da nun auf die beigesebene Tafel und Titelkupfer verschiedentlich Bezug genommen, ist derselbe bereit, den Nachtrag mit der Tafel unentgeltlich Denjenigen zuzusenden, welche dies wünschen sollten. — 260 — die unvollkommene Ausbildung der Krystalle, die ungleichwerthige Ausdehnung der Flächen, die mangelhafte Oberflächenbeschaffenheit erschwere die Bestimmung. An den Enden der Strahlen sei das Octaöder ausgebildet, an den Lateralecken sei der Würfel gekrümmt, in die Flächen des Pyrito@ders übergehend. Die wechselnde Streifung sei bei den einzelnen Gruppen- krystallen gebildet durch dieselben Kanten und Flächen welche die ganze Gruppirung im Grossen besitze. Es seien nur »fortgewachsene Krystalle«, keine Zwillinge und Vierlinge. (Vergl. Fig. 69, Köhler Taf. I. Fig. 10.) Es sind diese Bemerkungen um so mehr zu beachten, weil der Pyrit von Almerode früher als Markasit bezeichnet worden ist, deshalb besonders geeignet sein dürfte, die Verschiedenheit des Baues beider Mineralien oder auch möglicherweise den Ueber- gang des einen in das andere darzulegen. ; Bevor noch diese Arbeit nach Beseitigung aller Hemmnisse zum Drucke gelangen konnte, hatte Herr Prof. A. Sadebeck die Freundlichkeit, einen interessanten Aufsatz über die Kry- stallisation des Markasits und seine regelmässigen Verwachsungen mit Eisenkies zu senden. Da derselbe insbesondere auch Beziehungen zwischen den Formen des Markasits und Eisen- kieses bespricht, konnte manche Bemerkung als jetzt überflüssig hier beseitigt werden. Die Gesichtspunkte von welchen die beiden Arbeiten ausgehen, sind aber verschieden, so mag einiges stehen bleiben. Es sind hier nicht die Formen und Winkel des Markasit und des Pyrit zusammengestellt und verglichen worden, sondern die Spuren einer bauenden Thätigkeit wie sie hier und dort sich finden. Dazu sind neben den Almeroder Pyriten besonders die Skelettbildungen von Folkstone beigezogen worden, welche strahlig von einem Centrum aus gruppirt stets nach einer octaödrischen Axe erstreckt sind, so, dass normal zu der bevorzugten Strahlen- richtung eine stets unvollständig ausgebildete Basis oder Würfelfläche sich befindet. Fig. 84. — Ich war nicht so glücklich, regelmässige Verwachsungen von Markasit und Pyrit krystallo- graphisch bestimmbar aufzufinden; es waren stets Haufwerke von Pyriten welche mehr oder weniger gleichgerichtet nur eine ungefähre Bestimmung zuliessen, nicht aber mit 'nur einiger Zuverlässigkeit das Aufstellen von allgemein gültigen Gesetzen. Dabei habe ich bei solchem Vorkommen des Pyrit nie den reinen Würfel, die Hexaöderform bemerkt, stets nur die Com- bination oO» .O, oder, bei der Mangelhaftigkeit der Ausbildung, W.O. Dies besonders bei den böhmischen Speerkieszwillingen welche vom Pyrit fast gänzlich bedeckt, kaum die Kante 1:1 sich offen gehalten; die Endfläche P ist von Schuppchen und Tafeln des Pyrit dicht über- lagert, Fig. 79, 95—96; hat aber dieser den Markasit ganz überzogen, so sondert er sich beim Zerfallen in Bruchstücke welche auf allen Flächen des umschlossenen Markasit ungefähr normal stehen. Fig. 77. — 21 — So lange die Deutung des Krystallbaues selbst noch auf schwankenden Hypothesen ruht, ist es nicht möglich die Veranlassung einer verschiedenen Krystallisation derselben Substänz in wesentlich verschiedenen Formencomplexen und mit verschiedenen physischen Eigen- schaften, zu erklären. Wir können nur eine entferntere Veranlassung vielleicht andeuten, Subli- mation, Schmelzung, warme und kalte Lösungen, bei welchen ein ähnliches Resultat sich gezeigt. Es sollen auch hier nur Thatsachen aufgesucht werden welche bei der einen und bei der andern Krystallisation zu bemerken sind, es mögen Missbildungen des Pyrit verfolgt werden soweit sie mit Missbildungen des Markasit zusammenfallen oder sich denselben nähern. Insbesondere wird in Betreff solcher Kennzeichen zusammenzustellen sein oO» (W) des Pyrit mit oP (P) 3 uw w des Markasit, OÖ und u (f) des Pyrit mit Po (l) und YsP& (r) des Markasit. Statt der streng krystallographischen Bestimmung der pyritischen Flächen wird besser die Bezeichnung durch Buchstaben einzuhalten sein, dabei wird man sich erlauben bei den strahligen Gruppen die Flächen normal zur bevorzugten Axenrichtung mit c, die beiden andern Würfelllächenpaare mit a und b zu kennzeichnen. Vergl. Fig. 74; SO, 85. In demselben Muttergestein, zu Almenrode und auch bei Folkstone, findet sich der Eisen- kies ausgebildet in pyritischer Gestaltung kugelig- gruppirt, wie auch strahlig, als Markasit zu bezeichnen, anscheinend diese Bildungen in einander übergehend. Die Würfellläche ce ist ent- weder convex gerundet, in viele kleinere Gipfelchen gesondert, dicht zusammengedrängt, so in Folkstone, oder mehr in Theilkrystalle sich sondernd, in diagonaler Richtung sich rundend, wie in Almerode. Fig. 66—73. Bei der markasitischen Ausbildung der Krystalle findet sich die entsprechende Fläche entweder rauh gefurcht oder auch schwach erhoben in Kegelbildungen welche mit der Spitze gegen einander gerichtet sind, Fig. 88 (vergl. die Pyrite Fig. 41, 44) oder sie bildet einspringende Winkel, zwillingsartig, durch zwei oder durch vier Flächen um- rahmt, Fig. 89, 96. Bei Pyriten von Tavistock, welche bei vorherschendem Würfelbau eine strahlige Gruppirung und hahnenkammförmige Rundung darstellen, Fig. 91, tritt weit mehr die gedrängte oder die treppige Wulstenbildung auf den Würfelflächen vor, ungeregelt in gerundeter Furchung wie bei dem würfligen Pyrit von Johanngeorgenstadt, Fig. 38 a b. Das Oectaäder zeigt sich sehr untergeordnet nur an einzelnen Ecken. Auffallend sind an solchem Vorkommen die zahlreichen Hohlformen welche die Treppenbildung der wulstförmigen Erhebungen in der Axenrichtung durchziehen. Fig. 38a. Sie deuten an, wie sehr mangelhaft vollendet die Aus- bildung des Krystalls noch sei. (Vergl.Knop, Beobachtungen über Krystallbildung in Erdmann’s Journal Bd. 40, p. 95 mit Fig. 8, 9). Er Unter ähnlichen Verhältnissen wie in Folkstone finden sich in Yorkshire strahlige Gruppen des Pyrit eingewachsen, Hexaöder und Octaöder ziemlich im Gleichgewichte, Fig. 84; es ist ein Skelettbau nach einer bevorzugten Axe erstreckt, die Würfelflächen a in der gleichen Richtung _ kettenähnlich gereiht im Treppenbau, jedes Glied sich rundend. Indem der Pyrit im Skelettbau wuchs, blieben die Würfelflächen a mit dem unteren Eck unvollendet, während eine zweite und dritte Würfelfläche in der bevorzugten Axenrichtung sich anreihte, Fig. 84; der obere den Polkanten parallel gerichtete Flächenwinkel ist am besten ausgebildet wenn auch wesentlich spitzer als ein rechter Winkel. Wie die Würfelfläche a so ist auch die Octa@derfläche durchaus ungeregelt, sie ist den Polkanten entlang zusammengereiht aus sechsseitigen Theilflächen O, welche hüben und drüben nicht gemeinsam einglänzen. Der Winkel 0:0 beträgt weniger als 109928, da die Octaöderfläche in der (längeren) Diagonale eingebogen ist. Vergl. Fig. 72, 73. Ganz ähnliche Bildung wie die hier beschriebene findet sich bei entschieden markasitischem Bau wieder vor, s. Fig. 80, 85; die Würfelfläche a ist wulstig gerundet, die der Polkante ent- lang erstreckten Octaöderflächen sind als I des Markasit zu bezeichnen, im Treppenwechsel gerundet nach r. Man glaubt eine Reihe von Uebergangsbildungen so verfolgen zu können, von Fig. 85 zu 80, zu 78 und dies wieder zu Fig. 79, mit den in Parquethäufung aufgebauten Würfelflächen und gestückten Octaödertheilchen. Allein der Nachweis über einen solchen Zu- sammenhang und Uebergang bleibt erst zu erbringen, der blosse Anschein genügt dazu in keiner Weise. So wäre vor allem schwierig zu deuten dass beim pyritischen ungeregelten Bau die Würfelfläche normal zur verlängerten Axe convex gerundet ist, bei den meisten Vorkommen wenigstens, während bei der mehr markasitischen Gestaltung die zum Skelettbau erstreckte Axe in einer Vertiefung ausgeht welche als Resultat einer Zwillingsverwachsung gedeutet und be- schrieben wird. Fig. 80. 78. Noch grösser sind die Bedenken in Betreff der Würfelläche b, welche beim pyritschen Bau kaum von a zu scheiden ist, während bei der markasitischen Gestaltung sie convex sich rundet, blechartig glänzend, stenglig zertheilt in geschwungenen Linien sich ausbiegt. Fig. 74—76, 81. Dabei ist häufig auf der Combinationskante b:O oder I eine vorragende Wand über- gebaut, so dass die Fläche b wie eingebrochen, vertieft als vernachlässigter, zurückgebliebener Bau bezeichnet werden könnte. Aehnlich ist an Kalkspathen von Matlock der Treppenbau — AR: — 2 R zurückgeblieben, während der Krystall in den Flächen R>? vordrängt und über- baut. (Krystallgestalten des Kalksp. p. 17, Fig. 45, 48.) Es runden sich entlang dieser Flächen b kleine, glänzende Flächen, in der Fig. 76, SI mit BD; bezeichnet, krystallographisch aber nicht wol zu bestimmen. In dem Treppenbau Fig. 76 sind es zur Seite eines kürzeren b fast — 2635 — gleichseitige Dreiecke, lang aber erstreckt sind diese zur Seite von längeren Theilflächen b. Weiter- würde hier die Frage zu berücksichtigen sein, in welcher Weise die Fügung des markasitischen Zwillingsbaues vor sich gehe, und inwieweit sie mit der Kantenbildung des Pyrit in Uebereinstimmung stehe. Es ist wol beachtenswerth dass beim Markasit die Kanten meist vertieft, oder vielmehr nicht vollständig hergestellt sind, Fig. 86, dass besonders in der zwillingischen Fügung des Speerkieses das Gleiche statt findet. Fig. 87, 89, 93, 95, 96. Es. ist eine Rinne, eine mehr oder weniger scharfe Furche zurückgeblieben, statt der octa- ädrischen Ecke rauhe, vierseitige Vertiefungen, Fig. 86, 95. In grosser Manniefaltigkeit der Ausbildung sind diese zum Theil, besonders die kleineren, durchaus rauh, von erdiger Substanz erfüllt, oder von zwei oder vier kleinen glänzenden Flächen begrenzt, Fig. 89, 96, oder es treten solche ganz unvollzählig oder unsymmetrisch auf, gerundet in die Furchung hinüber- ziehend. Fig. 82, 87, 89, 96. Auffallend ist die Tiefe solcher Rinnen oder statt der schärferen Kante Po :Po grösserer Markasite von Schlaggenwalde, gefurcht im Treppenbau gerundeter, unmessbarer Flächen. Fig. 83, 90, 93. Pyritknöllchen sind darin eingewachsen, die Hohlräume von erdiger Masse erfüllt. Es sind auch hier wieder Rache, kegelförmige Erhebungen zu bemerken welche in die Flächen Po und !sP» übergehen, Fig. 82, 837, zu vergleichen mit Fig. 55, 61 des Pyrit. - Eine dreifache Anordnung derselben scheint nur bei dem Pyrite stattzufinden, bei dem einen wie bei dem andern Minerale wäre aber ein zweites oder mehrfaches System von Thätig- keitsrichtungen zu bemerken in der stenglichen Ausbildung der Fläche b, wie in der Wulsten- bildung der Fläche c, in den Kegelformen von l und r. Fig. 81, 82, 88. Wenn der Markasit in der That nur eine verzerrte Skelettbildung des Pyrit sein sollte, — was noch sehr zu bezweifeln ist, — so muss der aneelliaken Herstellung der äusseren Gestalt die Ausführung des inneren Baues entsprechen. Der Markasit hat weit weniger Festigkeit als der Pyrit; er ist brüchig, zeigt aber nicht den muschligen Bruch welcher dem Pyrit oft in ausgezeichneter Weise zusteht. Wie beim Quarze ausgeführt, (Quarz I. p. 40, Fig. 42) so ist auf muschligem Bruch eine kreuzweise Gitterung zu bemerken, nach welcher die Lösung der Krystallmasse bei Verletzungen von einer Streifung zur anderen überspringt. Ganz ähnlich zeigt sich dies Resultat auf der Bruchstelle des Pyrit, z. B. von Traversella, Fig. 92, 94, nicht aber beim Markasit. Dieser bricht uneben oder rauh, meist in der Richtung normal zur ver- längerten Axe oder auch nach Po :P«. Wol mit Unrecht wird die messinggelbe Farbe und die leichtere Verwitterbarkeit als charakteristisch für den Markasit aufgeführt. Die gleiche Farbe findet sich auch bei Pyriten von Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 34 — 264 — Elba, von Traversella. Solche Krystalle, frisch dem Gestein entnommen, haben oft weisslichen Glanz, werden nach einiger Zeit rissig und zerfallen. Köhler hat das specifische Gewicht des Almeroder Strahlkieses besprochen, dasselbe zeige einen Uebergang vom regulären Schwefelkies zum Binarkies. Das specifische Gewicht steige von strahligen Massen durch drusige Octaöder, glattflächige Octaöder, Cubooctaöder, zum reinen Würfel derart, dass das Octaöder ein leichteres Gebilde zu sein scheine als der Würfel; die schlechteste Krystallisation, strahlige Massen seien aber am meisten der Verwitterung unterworfen. Suchen wir nach einigen Resultaten der vorliegenden Untersuchung. Ais solche lassen sich vielleicht hervorheben : Es liegt der Ausbildung der verschiedenen regulären Krystalle eine verschiedene Anlage des Baues zu Grunde. Zeugniss davon giebt die sehr mannigfaltig vortretende Streifung Treppenbildung, polyädrische Erhebung sowie die Hohlformen welche bei ungeregeltem Bau zu Tage treten, in verschiedener Weise bei den verschiedenen Species. Es scheinen verschiedene Richtungen von Kraftäusserungen oder Thätigkeitsrichtungen bei einem Krystallbau zusammenzuwirken; wie es scheint so ist durch das geregelte Ineinander- greifen mehrerer Systeme derselben, die Herstellung bestimmter Kanten, Flächen und Spaltungs- richtungen bedingt. Durch Einwirkungen von aussen können solche Thätigkeitsrichtungen oder Kraftäusserungen in ihrem geregelten Zusammengreifen gestört, bevorzugt, gehemmt dadurch die eine oder eine andere Flächenbildung begünstigt oder veranlasst werden. Bei den regulären Krystallen ist es vorzugsweise die hexaödrische oder aber die octa- ödrische Gestaltung welche zur Geltüng kommt. Auf den Flächen des Würfels ist bei un- geregelter Ausbildung meist ein vierfaches Zusammendrängen in der polyödrischen Erhebung zu erkennen, auf den octaödrischen Flächen aber ein dreifaches, Bei dem Pyrit nimmt das Pentagondodecaöder eine Mittelstellung ein zwischen diesen beiden; die verschiedene Richtung des Treppenbaues oder der Furchung auf Flächen des- selben weist dabei auf die Bevorzugung des einen oder aber des anderen Systems von Thätig- keitsrichtungen hin, die horizontale Streifung von a2 auf den würfligen, die schiefe oder 2 verticale aber auf den octaödrischen Bau. Es scheint die hemiödrische Gestaltung des Krystalls auf das theilweise Zusammen- fallen zweier verschiedener Systeme von Thätigkeitsrichtungen in eine Ebene bezogen werden zu müssen. — 265 — Das Zusammenwirken verschiedener Gruppen oder Systeme von Thätigkeitsrichtungen würde nach den Gesetzen der Mechanik gewisse Wachsthumsergebnisse vermitteln, als deren Resultate eine grössere oder geringere Anzahl und Mannigfaltigkeit von Flächen anzusehen seien. Der Krystall baut im Ganzen wie in jedem kleinsten Theile; eine Störung ist nicht nur an der betreffenden Stelle, sondern auch in weiterer Umgebung zu verfolgen ; die jeweilige Ausbildung von Secundärflächen ist auf den polyedrischen Erhebungen der benachbarten Flächen meist angedeutet oder ausgesprochen. Wie die |polyödrischen Erhebungen so steht auch die Form der beim Krystallbau zurückgebliebenen hohlen Räume in Uebereinstimmung und Wechselbeziehung mit dem Auftreten und der Ausbildung benachbarter Flächen. Sie sind leicht und bestimmt von sogenannten Aetzformen zu scheiden, deuten stets ungeregelten, unvollendeten Bau an. Die sich kreuzende Gitterung auf Krystalllächen ist wol auf das sich kreuzen von Thätigkeitsrichtungen zurückzuführen; je ungeordneter das Zusammenwirken, je grösser das Vor- herschen eines Theils derselben, desto unvollendeter die Flächenbildung, desto abweichender das Maass der Winkel an Ecken und Kanten. Ausgezeichnet findet sich beim Flussspath die gitterartige Furchung aus welcher entweder der Pyramidenwürfel sich ausbildet oder aber der 48flächner. Es bleibt noch festzustellen ob eine mangelhafte Ausbildung zur Scheidung von Pyrit und Markasit Veranlassung gewesen, oder aber ein verschiedenes Zusammenwirken der den Krystallbau bedingenden Thätigkeitsrichtungen. In dem Skelettbau der Krystalle ist ungeregelte und mangelhafte Bildung zu erkennen wie in den Hohlformen und in den gitterähnlichen Erhebungen auf Krystalllächen; am auf- fallendsten zeigt sich dieselbe an Hüttenproducten. Wenn Herr Dr. F. Pfaff in einem Aufsatze über Structur der Berylle (Pogg. Ann. Bd. 124 p. 448) gewiss sehr richtig Abweichungen von dem optischen Verhalten, ebenso wie Abweichungen der Kantenwinkel, in Unregelmässigkeiten des Gefüges sucht, so wird der Mineraloge überall die Bestätigung finden dass Störuugen in der gesetzmässigen Bildung, Ab- änderungen der regelmässigen Form im Gefolge haben. Auch diese Untersuchung hat wieder darauf geführt dass die Gestaltung der Krystalle in ihrer jeweilig besonderen Eigenthümlichkeit nicht statt findet in Folge einer Aggregation oder Anziehung gleichgeformter Theilkrystallchen, sondern durch das Zusammenwirken einer ver- — 2160 — schieden gerichteten Thätigkeit, in ihrem Resultat bedingt durch innere Anlage und durch von aussen kommende Störungen. Gerade die Selbstthätigkeit der Krystalle ist aber der Gegen- stand auf welchen die Wissenschaft das Augenmerk zu richten hat. Die Frage, ob nicht das Wachsen der Krystalle »von innen heraus vermittelt werde« ist keineswegs eine schon erledigte, sie ist auch nicht zu verwechseln mit der andern Frage: ob das Wachsen der Krystalle blos durch Anziehen und äusseres Anlegen von Krystalltheilchen statt habe, oder ob demselben unter Umständen das Einführen in das Innere (Intussusception) vorausgehen könne. Die eine wie die andere dieser Fragen wartet noch auf die wissenschaftlich begründete Antwort. Es werden solche Fragen nicht erledigt durch vornehmes Besprechen in belletristischen Zeitschriften oder im »Ausland« (s. z. B. Jahrgang 1876 No. 17. p. 336), nieht durch ungenaue oder falsche Wieder- gabe der Streitpunkte, nicht durch geistreichen Witz einer Autorität. Auf einem anderen Felde und in anderer Weise ist der Kampf auszufechten ! April 1878. kleb’ereıc'hit, Einleitung SR: ENG Flächenbildung. Oherfätheneischeihung, Polyödrie. Verzerrung der Krystallgestalt Kantenbildung. Asymmetrien ä Treppenbau und gitterähnliche rannte Skelettbildung der Krystalle. Hüttenproducte Verschiedene Gruppen von Thätigkeitsrichtungen Analeim. Leuzit. Zwillinge und Verzwilligung Granat. Perimorphosen Sure 5 P Flussspath. Pyramidenwürfel ra 48flächner. Teraehteden gefärbte Flächen 5 Bleiglanz. Hohlformen und Aetzfiguren Pyrit. 3 Hauptgestalten. Furchung der Würfelfläche nid abs Pentardaodechedern. octaödrischer Bau. Innerer Zusammenhang der verschiedenen Gestaltung . Negative und positive Krystalle. Hemiedrie. Muschliger Bruch . Gross-Almerode und Folkstone. Pyrit und Markasit Schluss und Zusammenstellung . Würfliger und Beim Druck des Aufsatzes: „Ueber den inneren Zusammenhang der v. Krystallgestalten des Kalkspaths“ (Abh. d Senckenb. naturf. Ges. Bd. X,) sind leider einige Fehler übersehen worden. Es soll stehen: 91 Z. P- ” Zugleich wäre in zu bessern: P. ” 91 98 111 115 116 ” ” ” ” 10 v. u. Scaleno@der statt Rhomboöder —4R/s. 7 „ u. letztgenanten statt letzgenanten. 12 „ o. Kante hat statt Kante ist. 16 „ u. aufgefallne statt aufgewachsene. 11 „ o. Hauptzonenrichtung statt Hauptaxenrichtung. 16 „ o. Flächenreihe statt Flächenrichtung. dem Aufsatze: Ueber die Bauweise des Feldspaths I. (Abh. der Senckenb. naturf. Ges. VI. Bd.) einiges 68 Z. 13 v. u. eroberte statt erorberte. 73 „ 15 „u. von der, statt oder. 74 1, 76 „ BERN 9 „ 9%. ” 104 „ und weiter in dem Aufsatze über Feldspath II. (Ibid. VII. Bd.) p- 49 Z. 11 v. u. l. Zwillingsbildung parallel M. „70 Z. 9 v. u. lies Handstücken statt Hauptstücken. „74 „ 16 v. o. lies orthoclasisch statt orthoclastisch. 6 „ o. Spaltungsfähigkeit statt Spaltungsflächen. 10 „ u. lies unvollkommen. 4 „u. lies: bezeichnet wurde: Zwillingsfläche parallel oR. 4 „0. sie statt es. 2 ,„ c. vorwachsen statt verwachsen. 16 „ u. kommen statt komm. - Ta ua DE Statt. [2 Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Erster Nachtrag. Von Dr. phil. Oskar Boettger. Mit 1 Tafel. Ein widriges Geschick hat es gefügt, dass ein Sammelglas mit besonders ausgezeichneten kleineren Reptilien von der Insel Nossi-Be an der Nordwestküste von Madagascar, die Herr Carl Ebenau, früher in Luku-B& auf Nossi-Be, im April 1876 der een Natur- forschenden Gesellschaft zum Geschenk gemacht hat, in einem Sectionszimmer stehen geblieben war, ohne dass ich Kenntniss von seiner Existenz hatte, als ich meine grössere Abhandlung über madagassische Reptilien und Amphibien (s. den XI. Bd. 1877, S. 1) niederschrieb und veröffentlichte, zu der diese Zeilen einen ersten Nachtrag bilden sollen. Die Schönheit der Objecte aber, die Entdeckung des Jugendzustandes einiger ‘der früher bereits von mir beschriebenen Formen und auch einige für die Wissenschaft neue Arten liessen es werth erscheinen, dieselben in ähnlicher Weise zu behandeln und wenigstens zum Theil abbilden zu lassen. Sämmtliche Exemplare der hier aufgeführten Arten oder Varietäten von Reptilien aus Nossi-B& befinden sich wie die früher beschriebenen in der Sammlung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Abhandl. d, Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. a J4* — 270 — Rep til I. Ordnung. Serpentes. ATE Familie. Dryiophidae. I. &en. Langaha Brug. Von dieser wunderbaren, durch den langen Nasenaufsatz und die 3 Paar Inframaxillaren leicht kenntlichen Schlangengattung konnte ich die eine der beiden auf Madagascar beschränkten Arten in einem schönen Exemplar untersuchen. 1. Langaha nasuta Shaw sp. Shaw, Naturalist’s Miscell., Bnd. 22, 1790, Taf. 968 und Gener. Zool., Bnd. III, 2. Theil, 1802, S. 571, Taf. 127; Schlegel, Essai s. l. physiogn. des Serp., Haag 1837, Bnd. ], S. 159, Bnd. II, S. 248 (= Dryiophis Langaha); Dume&ril et Bibron, Erpetol. gener., Bnd. VII, 2. Theil, 1854, S. 803 (= Langaha ensifera); Günther, Snakes of the Brit. Mus., London 1858, S. 162; Jan, Iconogr. des Ophid., S. 89, Lief. 33, Taf. 6, Fig. 2 (= Langaha ensifera). Pupille mehr spaltförmig als oval, wie von allen neueren Beobachtern mit Recht hervor- gehoben wird. Nasale einfach durchbohrt, quer gestellt, länglich sechsseitig, nicht rundlich. Praefrontalen hinten durch eine unpaare Schuppe getrennt. Je eine überzählige Schuppe zwischen oberem Frenale und Frontale. 3 Frenalen jederseits, von denen die 2 hinteren über- einander gestellt sind. Jederseits 4 Postocularen, hinter denen noch je 2 kleine Schuppen stehen. 8 Supralabialen jederseits, von denen das 4. und 5. das Auge berühren. Links 9, rechts 10 Infralabialen, von denen das 4., beziehungsweise das 5. nahezu rechteckig ist. An dem von Jan gezeichneten Stücke sind jederseits 10 Infralabialen zu beobachten, was die gewöhnliche Zahl zu sein scheint. Wie schon Dumeril und Bibron beobachtet haben, zeigen sich stets 3 Paar Inframaxillaren. Schuppen sämmtlich gekielt. Die Färbung der Oberseite ist frisch weder rothbraun noch röthlich braun, wie Schlegel und Günther angeben, sondern eher olivenbraun. Auch zeigt unser Stück keinen breiten dunkeln Seitenstreifen, sondern nur eine nach den Seiten bin allmälig dunklere Färbung, die besonders auf dem ersten Körperdrittel nach unten hin scharf gegen eine fast weisse Linie abgränzt. Dann folgt das satte Gelb der Unterseite, die bei dem Jan’schen Stücke nach dessen Zeichnung wol dunkler gewesen sein dürfte, als bei unserem Exemplar, aber auch bei diesem nach hinten zu mit feinen schwarzen Pünktchen marmorirt erscheint, die auf dem letzten — 2/71] — Körperdrittel und der Unterseite des Schwanzes die gelbe Grundfarbe stark beeinflussen. Die dunkelbraune Färbung der Seite reicht vorn bis in die Mitte der dritten Schuppenreihe, deren andre Hälfte von der oben genannten weissen Linie eingenommen wird. j 151 151 Länge bis zur Afterspalte 501 mm, Schwanzlänge 327 mm, Gesammtkörperlänge also Subeaudalschilder. 19 Schuppenreihen ; 6 Kehl-, 147 Bauch-, !ı Anal- und 828 mm, Nasenaufsatz vom Nasenloch an gemessen 15 mm. Verhältniss von Schwanz- zur Totallänge wie 1:2,53. Fundort. Auf der Insel Nossi-Be&, nur ein von Hrn. Carl Ebenau gesammeltes Exemplar. Die Art war bisher nur von Madagascar selbst angegeben gewesen, Schlegel’s, Dum&ril-Bibron’s, Jan’s und meine Beobachtungen ergeben für diese Schlange als Grundzahlen für die Variabilität der Schuppenreihen 19, der Gularen 3—6, der 136 153 N 101 Ventr: — 152, der Anale ! 1 der Subcaudalen —— — hei entralen 145 ‚ der Anale Yı und der Subcaudalen 136 153 (die Zahl 101 bei Dumeril-Bibron ist sicher zu niedrig angegeben und nicht weiter berücksichtigt worden). Die Durchschnittsformel stellt sich nach Berücksichtigung der mir bekannt gewordenen An- gaben auf: . 147- .19. — G. V. 148, A. !ı, Sc. ——, Ss.1 G..5, 8, 1, Se 147 Die grösste von Dume&ril-Bibron beobachtete Körperlänge beträgt 915 mm; der Nasenaufsatz dieses Stückes zeigte 17 mm. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wechselt von 1:2,52 bis 1:2,57; das Durchschnittsverhältniss beträgt aber 1:2,54. VIL Familie. Dipsadidae. II. Gen. Eteirodipsas Jan. 2. Eteirodipsas colubrina Schleg. sp. typ. u. var. citrina Bttg. Schlegel, Essais. 1. physiogn. des Serp., Bnd. I, S. 161 u. Bnd. II, S. 273; Dumeril et Bibron, Erpet. gener., and. VH, S. 1146 und Jan, Iconogr. des Ophid., S. 105, Lief. 39, Taf. I, Fig. 1; Boettger, Abh. d. Senckenb. Nat, Ges., 1877, Sep. Abdr. Ss. 16. Die beiden weiteren Stücke dieser Art unterscheiden sich in nichts Wesentlichem als in ihrer grossen Jugend von den früher untersuchten Exemplaren dieser Species. 7. Junges Exemplar der typischen Form. Wie gewöhnlich 2 Prae-, 3 Infra- ao und 3 Postorbitalen auf jeder Seite. Links 8, rechts 9 Supralabialen. — Augen stark dipsadenartig vorquellend, kugelförmig. Ich zähle 25 Schuppenreihen; 3 Kehl-, 183 Bauch-, Yı Anal- und 63 Subcaudalschilder, von denen 1 und 2 getheilt, 3 und ‘4 ganz und die übrigen mehr oder weniger deutlich ge- theilt sind. | Länge bis zur Afterspalte 313 mm, Länge des auffallend kurzen Schwanzes 59 mm; Gesammtlänge also 372 mm. Die Schwanzlänge verhält sich demnach zur Totallänge wie 1:6,31. Färbung wie die früher beschriebene No. 2; Schwanzende hornweiss auf 8 mm, davon 1 mm. an der Spitze des Schwanzes schwarz, wie verbrannt. 8. var. ecitrina Boettg. Noch jüngeres Exemplar als das vorige. Prae-, Infra- und Postorbitalen und die Zahl der Supralabialen ganz wie bei No. 7. — Augen ebenfalls stark heraustretend. 25 Schuppenreihen; 3 Kehl-, 202 Bauch-, Yı Anal- und 70 Subcaudalschilder, von denen 1 getheilt, 2 und 3 ganz und. die übrigen sämmtlich getheilt erscheinen. Länge bis zur Afterspalte 202 mm, Länge des Schwanzes 43 mm; Gesammtlänge also 345 mm. Die Schwanzlänge verhält sich demnach zur Totallänge wie 1:5,7. Färbung wie bei typischen Exemplaren meiner var. citrina, aber dunkler, fast braungelb; auch die Fleckenzeichnung des Rückens etwas dunkler. Rücken mit seidenartigem, irisirendem Glanz; Bauch und Labialen ganz ungefleckt. Schwanzende auf 7 mm hornweiss, davon 1 mm . an der Schwanzspitze schwarz. Fundort. Wie die übrigen Stücke von Nossi-Be. Kommt auch auf Madagascar und auf der Insel Bourbon vor. Il, Ord. Lacertilia, VI. Familie. Geckones. III. Gen. Uroplates Fitz. Zu den beiden bisher bekannten Arten dieser höchst eigenthümlichen Gattung füge ich noch eine dritte, nicht weniger wunderbare, kleinere Species, die sich durch den hohen ge- ‘ wölbten Kopf und den kurzen, anfangs kugelförmigen, dann in ein kurzes, seitlich gezähneltes, von oben nach unten platt gedrücktes Anhängsel endigenden Schwanz in höchstem Grade aus- zeichnet. Die in den Sammlungen häufisere Art Uroplates fimbriatus Schneid. sp. ist ein Be- wohner von Madagascar; von dem seltenen U. lineatus D. B. sp. ist das Vaterland noch nicht bekannt, doch gleichfalls mit grosser Wahrscheinlichkeit Madagascar als solches zu vermuthen. 3. Uroplates Ebenaui n. sp. (Taf. I, Fig. Ia—d.) Char. Caput convexiusculum. Rostrale latissimum, rectangulare, marginibus parallelis. Utroque latere modo 17—20 supralabialia et 19—21 infralabialia.. Foramen auris parvulum. Digiti utrimque modo 7—9 lamellis flabelliformibus instructi. Cauda perminuta, globosa, in appendicem brevem, planam, lateribus serratim seissam terminata. Secundum latera corporis linea rugiformis simplex. Loco tuberculorum spinae breves molles dorsales. Beschreibung. Der Kopf unserer Art ist gross, dick, breit und verhältnissmässig stark gewölbt, steil nach vorn hin abfallend, vor und zugleich zwischen den Augen etwas aus- gehöhlt. Die Nasenlöcher stehen in deutlich vortretenden Höckern und sind nach rückwärts geöffnet. Weder die sie umgebenden Schildchen noch die Submentalen sind in irgend etwas durch Grösse vor den benachbarten Schildehen der allgemeinen Körperbedeckung ausgezeichnet, Die Rostralplatte ist 5 mal breiter als hoch und ihr oberer und unterer Rand vollkommen parallel; Supralabialen sind jederseits 17—20, Infralabialen in allem 41 vorhanden, nicht 34 beziehungsweise 62 wie bei U. fimbriatus. Die äussere Ohröffnung ist sehr klein, ovals Der Körper ist seitlich etwas zusammengedrückt, doch ohne scharfe Rückenkante; die Seiten zeigen eine feine Hautlinie ohne jede lappenförmige Verbreiterung und Ausrandung derselben. Die Glieder sind sehr schlank, die Unterschenkel nehmen nach unten an Breite zu, die Hand- und Fussflächen sind auffallend breit und massig. Von fächerförmigen Lamellen vorn unter der Verbreiterung der sämmtlich, Krallen tragenden Zehen sind höchstens 9 Paare vorhanden, während U. fimbriatus deren 10 besitzen soll. Auch scheint die Bindehaut zwischen den ein- zelnen Zehen entschieden schwächer entwickelt zu sein als bei letzterer Art; sonst ist aber in der Entwicklung der Finger und Zehen, sowie der Krallenzahl eine grosse Uebereinstimmung zwischen beiden Arten zu constatiren. Der Schwanz hat nur etwa die Länge des Kopfes und ist auffallend von dem der beiden übrigen Species dieser Gattung verschieden. Hinter der Afterspalte steht eine kugelige Verdickung, an die sich oben ein kurzes, an der Basis seitlich comprimirtes, dann aber flach ausgebreitetes Anhängsel anschliesst, das auf beiden Seiten Aus- zackungen trägt, die etwa in der Mitte am längsten erscheinen. Statt der rundlichen Tuberkel des U. fimbriatus sehen wir hier weiche Dornen auf dem Rücken, welche in sehr regelmässiger Stellung mit den sonst auffallend gleichförmig den Körper bedeckenden Schildchen abwechseln. Einer der stärksten dornartigen Fortsätze steht am hinteren Oberende des Augenlids; er ist mit dem entsprechenden Dorn der andern Körperseite durch eine feine, erhöhte, heller gefärbte Abhandl, d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 35 Ta Linie, welche quer über den Kopf zieht, verbunden. Ein weiteres Dornenpaar steht rechts und links am äusseren Winkel des Hinterkopfs, weitere Paare in entsprechenden Entfernungen auf dem Rücken, besonders stark entwickelt über der Einlenkungsstelle der Hintergliedmaassen und endlich mehrere kleinere, wie jene weich sich anfühlende, Dornfortsätze an Ellenbogen und Knie. Ein einfacher, (nicht wie bei U: fimbriatus doppelter), stumpfer, harter, weisslicher Tuberkel schliesslich steht links und rechts hinter der Insertionsstelle der Hinterschenkel an der Seite des kugeligen Theiles des Schwanzes. Färbung. Die Vertheilung der sehr sonderbaren Körperzeichnungen dürfte sich am ehesten aus unserer sehr naturgetreuen Zeichnung ergeben. Die Grundfarbe des Thierchens ist ein bräunliches Hellgrau; die Dornen, die feinen Marmorlinien der Schenkel und die schmale Einfassung der schwarzen Chevronzeichnungen des Rückens erscheinen gelblichweiss und ein scharf abgesetzter Fleck zwischen Mundwinkel und Auge rein gelbweiss. Dimensionen. Totallänge 62!» mm, Kopflänge 17 mm, Kopfhöhe 9 mm, Kopf- breite 13 mm, Körperlänge 30 mm, Schwanzlänge 15'/, mm. Grösste Breite des Schwanz- anhangs 4 mm. Bemerkungen. Da Dume&ril und Bibron in ihrer Erpetol. gener., Bnd. III, Paris 1836, $. 383 ausdrücklich hervorheben, dass sie Exemplare des U. fimbriatus von allen Alters- stufen vor sich gehabt hätten, von den zahlreichen auffallenden Unterschieden — man beachte nur die Zahl der Labialschilder —,*die sich bei dieser Form nachweisen lassen, aber gar nichts erwähnt haben, muss ich annehmen, dass unsere Form einer sehr ausgezeichneten Novität angehört, die ich dem Entdecker derselben, Herrn Kaufmann Carl Ebenau, dessen Uneigen- nützigkeit unser Museum so viel schöne und kostbare Thiere von Nossi-Be und von Madagascar verdankt, zu Ehren mir zu benennen erlaube. Herr Ebenau fand nur ein einzelnes Exemplar dieses sonderbaren Thierchens auf Nossi-Be&, Seine Lebensweise dürfte dieselbe sein wie bei U. fimbriatus, der in der Dämmerung auf der Rinde und den Zweigen der Däume seiner Insectenjagd nachgeht und dazu durch seine Fuss- bildung, die senkrechte Pupille, wie auch durch die an Rinde und Blätter wunderbar angepasste Färbung und die blattförmige Zähnelung des Schwanzes "besonders befähigt erscheinen dürfte. 1V. en. Hemidaetylus Cuv. Ich habe mich nach dem reicheren mir jetzt vorliegenden Material davon überzeugt, dass der früher (s. diese Abhandl. 1877, S. 23 d. Sep. Abdr., Taf. I, Fig. 4) von mir für einen H. mercatorius Gray angesprochene Hemidaetylus ein. junger H. frenatus Schleg. ist. 4. Hemidactylus frenatus Schleg. Schlegel, Mus. Leyd.; Dumeril et Bibron, Erpetol. gener., Bnd. III, Paris 1836, S. 366; Gray, Catal. of Lizards in the Brit. Mus., London 1845, S. 155; Boettger, Rept. u. Amphib. v. Madagascar, Sep. Abd. S. 23, Taf. I, Fig. 4 (= mercatorius Gray). (Taf. I. Fig. 2a—d). 2. Ein schönes mir vorliegendes grösseres Exemplar gehört unbedingt zu Gray’s Abtheilung »Tail with rings of spines. Back tubereular; tubercles moderate, roundish« und kann nur auf die oben genannte Art bezogen werden, da es, ein Weibchen, keine Femoralporen trägt, und zudem die von Gray gegebene Diagnose Wort für Wort auf unsere Art stimmt, Von Dume&ril-Bibron’s Beschreibung unterscheidet sich das Stück ebenfalls nur in folgenden untergeordneten Punkten: »An dem schwach entwickelten Daumen sind eigentlich nur 2 Paar Lamellen deutlich »entwickelt und durch ihre braune Färbung scharf abgehoben, während an der entsprechenden Zehe des Hinterfusses 5 gut entwickelte Paare erscheinen. Der Schwanz ist von halber Körperlänge und von oben nach unten leicht abgeplattet, wenigstens in seinem ersten Drittel deutlich breiter als hoch. Die Färbung ist ein einförmiges helles Grau mit einigen rundlichen rothbraunen Flecken, die in einer nach hinten geöffneten Chevronlinie gestellt sind, welche sich beiderseits von der Ohröffnung bis zur Stirnmitte hinzieht. Die Labialen sind schwarz und weiss marmorirt.« Sonst ist nur noch hervorzuheben, dass sich an das doppelt so breite als hohe, rect- anguläre Rostrale jederseits 11—12 Sapralabialen anschliessen, während ich unten je 9 Infralabialen zähle. Die Nasenöffnung befindet sich dicht hinter der oberen Berührungsstelle von Rostrale und erstem Supralabiale und zeigt nach hinten keine Einfassung von wesentlich grösseren Schuppen, als die sind, welche den übrigen Kopf bedecken. Dimensionen. Totallänge 96 mm, Kopflänge 15 mm, Kopfhöhe 7 mm, Kopfbreite 10 mm, Körperlänge 31 mm, Schwanzlänge 5) mm. 3 Ein ganz junges mir weiter vorliegendes weibliches Exemplar ist zwar augenscheinlich eben erst aus dem Ei gekrochen und daher fast ebensowenig geeignet als das etwas grössere, früher beschriebene (s. diese Abhandl., 1877, Sep.-Abdr. S. 23) männliche Stück, die Frage mit voller Sicherheit zu entscheiden, ob diese kleine Hemidactylusform vielleicht zu mercatorius Gyay zu ziehen oder nur als eine Jugendform von frenatus Schleg. zu betrachten ist, aber es fehlen ihm sowol Praeanal- als auch Femoralporen gänzlich, so dass die Bestimmung mercatorius Gray trotz der ganz übereinstimmenden Färbung wol auch für das früher NG. beschriebene Exemplar hinfällig geworden ist. ZH. mercatorius soll nach Gray nämlich beim weiblichen Geschlecht deutliche Praeanalporen besitzen. Abgesehen von der Färbung stimmen die Stücke 1 und 3 hinreichend gut mit H. frenatus, um sie als den Jugendzustand dieser Art, die auch mit ihnen in ein und demselben Sammel- glase lag, betrachten zu können. 4. Das Ei, aus dein die letzterwähnte kleine Forın entsteht, ist kugelförmig, oft etwas abgeplattet, isabellgelblich mit ziemlich feinem, aber äusserst rauhem Korn. Der grösste Durch- messer desselben beträgt 11—12 mm. Die Eier sind zum wenigsten zu 4 oder 5 fest aneinander geklebt, an den Berührungsstellen concav eingedrückt und die einzelnen nur mit Gewalt von einander zu trennen. Die Embryonen in denselben sind in ihrer Entwicklung ungleich fort- geschritten, den unter 1 und 3 beschriebenen jungen Thieren aber meist schon in hohem Grade ähnlich. Sämmtliche erwähnte Stücke stammen von Nossi-B&, wo die Art nicht selten zu sein scheint, aus der Hand des Hrn, C. Ebenau. VII. Ebenavia nov. gen. Geckon. Char. Submentalia specialia nulla. Disei scansorii truncati, trapezium formantes, sulco longitudinali obsoleto bipartiti, plani. Pholidosis notaei caudaeque verticillatae heterogenea. Digiti omnes inermes, lineares, subtus serie singula lamellarum transversarum instructi. Halluces aequa formatione ac digiti caeteri, longi. Plica lateralis nulla. Pori femorales et praeanales nulli. Ich habe vergebens versucht, die gleich zu beschreibende einzige bis jetzt bekannte Art in eine der zahlreichen bestehenden Gattungen der Geckonenfamilie einzureihen, aber ohne allen Erfolg. Am besten charakterisirt dürfte die Art sein, wenn ich sie als einen krallenlosen Phyllodactylus Gray ohne grössere Schilderreihe auf der Unterseite des Schwanzes und ohne deutliche Kinnschilder bezeichne. Etwas weiter schon entfernt sich die Gattung Diplodactylus Gray, doch gehört Ebenavia unzweifelhaft in die nächste Nähe beider Genera zur Gruppe der Phyllodactyli Fitz. Hierher die einzige Art: 5. Ebenavia inunguis n. Sp, (Taf. I, fig. 3a—g.) Char. Dorsum seriebus longitudinalibus 8—10 irregularibus tuberculorum, cauda annulis transversis spiniferis ornata, spinulis sex geminatis in quoque annulo. Superne olivaceo-brunnea, irregulariter nigro adspersa, lateribus striga obscura a foramine nasali per oculum usque ad caudam, superne post oculum linea tenui alba eincta, instructa nee non cauda maculis transversis einerascentibus et subnigris ornata. Beschreibung. Der ziemlich hohe Kopf mit etwas aufgeblasenen Backen ist zwischen den vorquellenden Augen sehr wenig vertieft und nach vorn stark und schnell in eine spitze Schnauze zusammengezogen: Die äusseren Nasenöffnungen sind sehr klein und liegen gerade über und hinter den oberen Enden des schmalen, langgestreckten, oben etwas concav aus- geschnittenen Rostralschildes. Zwischen den Nasenlöchern bemerkt man 3 Schuppen, die an das Rostrale angrenzen, von denen aber nur die 2 äusseren etwas grösser sind als die übrigen Schildchen der Kopfbedeckung. Supralabialen sind jederseits 9 vorhanden, von denen die beiden vorletzten den Unterrand des grossen mit senkrechter Pupille ausgestatteten Auges berühren. An das dreieckige Mentale setzen sich jederseits 10 Infralabialen an, von denen aber nur die beiden ersten grösser und fast so hoch als breit sind und auch allein in der Unteransicht deutlich wahrnehmbar werden. Die Schildchen auf dem ersten Drittheil der Kehlgesend sind etwas grösser als die mehr nach hinten zu liegenden, keines derselben aber ist durch besondere Grösse vor den andern ausgezeichnet. Die 5 Zehen an den Vorder- und Hinterfüssen sind sämmtlich wol entwickelt, frei, sehr schlank, längs ihrer nicht verbreiterten Unterseite mit zahlreichen ungetheilten Querlamellen ausgerüstet und mit einer abgestutzten, breiten, trapezförmigen, oben sehr schwach ausgerandeten, in der Mitte schwach gefurchten, flachen Endplatte versehen. Diese Endplatte ist etwa doppelt so breit als hoch. Klauenglied und Nägel fehlen dagegen sämmtlichen Fingern und Zehen vollständig. Der Hals ist deutlich schmäler als der Kopf und der schlanke, von oben nach unten etwas zusammengedrückte Körper. Der Schwanz ist breit und kräftig, in der Aftergegend seitlich etwas angeschwollen, nach, hinten drehrund. Die Körperbedeckung besteht aus feinen Granulationen, die sich nur auf den Supraorbitalbögen und auf der Oberseite des Schwanzes etwas vergrössern. Der vom Kopfe durch eine Furche abgetrennte obere Augenlidrand setzt sich nach hinten in eine durch spitze Körnchen ausgezeichnete, auch durch die helle Farbe markirte Längslinie fort, die noch weiter nach hinten in eine der 8-10 unregelmässigen, den Rücken bedeckenden tuberkel- tragenden Längsreihen übergeht. Diese Tuberkel sind nur etwa doppelt so gross als die gewöhnlichen Granulationen des Rückens und sämmtlich dreikantig und etwas spitzig. Der Schwanz zeigt deutliche Querringel von je 6 spitzigen Dornen, von denen die mittelsten 4 jedesmal doppelt vorhanden sind, indem stets 2 Dornen, von denen der hintere der stärkere ist, dicht hintereinander gestellt erscheinen. Die rundlichen Granulationen des Unterleibes sind grösser als die der Oberseite, doch zeichnet sich keine derselben vor ihren Nachbarn aus Albhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 36 — 278 — die Schildehen der Schwanzunterseite-sind ein klein wenig grösser als die der Körperunterseite, so dass 5—6 Querreihen von ihnen einen Wirtel bilden. Eine Plattenreihe in der Mitte der Sehwanzunterseite fehlt aber ebenso wie Femoral- und Praeanalporen. Links und rechts hinter den Enden der Analspalte befindet sich ein stumpfer Doppeltuberkel. Färbung. Die Oberseite des Thierchens ist düster olivenbraun, auf dem Kopf mit unbestimmten schwarzen Sprenkelzeichnungen, über den Rücken mit schwacher Andeutung von _ dunkeln Längslinien. Vom Nasenloch an zieht über das Auge bis in die Gegend des Schwanzes ein besonders vorn deutlicher und nach oben hin scharf abgegrenzter, tief schwarzbrauner breiter Seitenstreif, der an den Kopfseiten nach oben von einer feinen, scharfmarkirten, gelb- weissen, tuberkeltragenden Linie eingefasst wird. Der Schwanz ist silbergrau und schwarz- braun marmorirt, so dass unregelmässige und unbestimmte Querbänder entstehen. Die Unter- seite des ganzen Thieres zeigt dagegen düstergraue Färbung mit feinen schwarzgrauen Pünkt- chen, die auf der Unterseite des Schwanzes zu grösseren Flecken und Streifen zusammenfliessen. Dimensionen. Totallänge (Schwanz verletzt) 53%, mm. Kopflänge 10',; mm, Kopf- höhe 5 mm, Kopfbreite 6 mm; Körperlänge 22%, mm; Länge des an seiner Spitze stark beschädigten Schwanzes 20!/), mm.» Bemerkungen. Ich finde in der mir zugänglichen Literatur keine Geckonenform, die sich mit unserer Art näher vergleichen liesse. Ebenavia inunguis scheint wirklich die einzige bis jetzt aus der Gruppe der Phyllodactyli Fitz. beschriebene Art zu sein, die der Krallen vollständig entbehrt. Hr. C. Ebenau, dem ich die interessante Gattung widme, fand das einzige mir vor- liegende Exemplar auf dem der Insel Madagascar unmittelbar benachbarten kleinen Eiland Nossi-Be. VIII Fam. COhamaeleontes. I. Gen. Chamaeleo L. Es lag ausser dem früher schon in verschiedenen Alterszuständen untersuchten Ch. par- dalis Cuv. noch eine zweite Art dieser Gattung, Ch. nasutus Gray, die mir bis dahin fremd war, in mehreren Stücken zur Untersuchung vor. 6. Chamaeleo (Crassonota) nasutus Gray. Gray in Catalogue of Lizards in the Brit. Mus., London 1845, S. 268; A. Dume£ril, Arch. d. Mus. d’Hist. nat, Bnd. VI, Taf. 22, Fig. 4 (Kopf); Gray in Proceed. Zool. Soc. 1864, S. 477 (Crassonota). (Taf. I. Fig. da—b u. 5a-—b.) Gray gibt in dem zuletzt angeführten Werke folgende Charakteristik dieser Art: »Nase (des Männchens?) vorn seitlich zusammengedrückt, mit einem beweglichen, seitlich comprimirten, mit Schuppen bedeckten Anhängsel. Kinn einfach; Auge gerundet vortretend. kücken gerundet mit einer Reihe kleiner und schwacher, entfernt und einzeln stehender, beweg- licher Schuppen. Kinn und Leib gerundet, nicht gezähnt. Schwanz oben gerundet. Hinter- kopf oben flach, in der Mitte nach hinten gezogen, an den Seiten abschüssig und mit kleinen Schildern bedeckt. Körperschuppen klein, von gleicher Grösse. — Hellbraun; Unterseite heller; Kopf und Füsse weissgefleckt. — Madagascar. var, Mit 3 isolirten Dornen von je etwa einer Linie Länge auf der Rückenlinie, un- gefähr halbwegs zwischen Kopf und Schwanzbasis. — Länge von Kopf + Schwanz 1” 10; Schwanzlänge 1” 9°. Scheint erwachsen zu sein. — Im Osten von Port Natal (A. Smith, Zoolog. South Afr., App. 3 teste Gray).« Bis auf Kleinigkeiten kanu ich dieser Beschreibung Gray’s vollkommen beistimmen. Wichtig und beachtenswerth scheint mir nur, dass bei einem der beiden mir vorliegenden Exemplare, dem grösseren, die von Gray ausdrücklich beim Männchen erwähnte Reihe entfernt stehender, hervorragender Schuppen auf der Rückenlinie gänzlich fehlt, während sie bei dem kleineren, wol eben erst aus dem Ei geschlüpften, sicher derselben Species angehörigen Stücke deutlich vorhanden ist. Wir haben es also jedenfalls in dem grösseren Exemplar mit einem Weibchen, in dem kleineren mit einem Männchen zu thun. In der Färbung finde ich ebenfalls kleine Abweichungen, indem unsere Stücke einen grossen weissen Fleck auf dem Hinterrücken tragen, der sich auf beiden Seiten mehr oder weniger nach vorn hinzieht; auf der Bauchmitte dagegen sehe ich einen mehr oder minder deutlichen dunkeln Längsstreifen und rechts und links von ihm kleine dunklere Flecken. 1. Das grössere Exemplar, nach meiner Ansicht .ein Weibchen, zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Der Kopf ist kurz und hoch, der Hinterkopf nach hinten deutlich zusammengezogen und in einen Schutzlappen auslaufend, der den Vorderrücken kapuzenförmig etwas überdeckt. Die Gegend zwischen den Augen ist deutlich rinnenförmig ausgehöhlt. Die von dem oberen Theil der Orbita herablaufenden stumpfen Cristen vereinigen sich vorn zu einem an der Basis dickeren, nach vorn blattförmig von beiden Seiten zusammengedrückten, ovalen, weichhäutigen, gerade nach vorn gerichteten Fortsatz, der mit grossen, rundlichen Körner- schildchen besetzt ist. Die Schuppen über und gerade vor dem in der Mitte zwischen Schnauzen- spitze und Innenrand des Auges gelegenen Nasenloch treten als kleiner Erker etwas vor. Ich zähle jederseits 13 Supra- und ebensoviel Infralabialen. Weder die Rücken- oder die Schwanz- — 280. — linie noch die Kinn- oder die Bauchlinie zeigen sich gezähnt. Der Kehlsack hat jederseits etwa 9 Längsfalten, von denen aber nur die 5 unteren länger und deutlicher sind und eine schön gelbgrüne Färbung zeigen. Der Körper ist zwar seitlich stark comprimirt, aber doch mit gerundeter Rücken- und Bauchkante; im allgemeinen nach hinten schnell verschmächtigt. Die den Körper bedeckenden Körnerschuppen- sind nahezu von gleicher Grösse und nur auf der Aussenseite der Vorder- und Hintergliedmassen sind grössere Schuppen, die etwa die doppelte Ausdehnung der gewöhnlichen Körperschuppen erreichen, ziemlich zahlreich eingestreut. Auf dem Rücken des Schwanzes treten im ersten Viertheil desselben 4 undeutliche Längskiele auf, die nach hinten zu immer unklarer werden. Färbung. Der ganze Rücken zeigt bis in die Hälfte der Körperseite dunkle eckige Felder, die durch feine helle Linien von einander abgegrenzt werden; auf dem Hinterrücken steht ein grosser weisser Fleck. Die zwei ersten Drittel des Schwanzes zeigen etwa 18 deut- liche dunkle Querbänder. « -Dimensionen. Totallänge 771; mm, Kopflänge (mit dem Nasenaufsatz) 17 mm, Kopfhöhe 10Y/, mm, Kopfbreite 7 mm; Körperlänge 22!, mm; Schwanzlänge 38 mm. Bemerkungen. Ob Smith recht hat, wenn er dieset Species eine so geringe Maximal- grösse zuschreibt — sein anscheinend erwachsenes Exemplar erreicht nur 3 7° engl., eine Grösse, die von meinem Stück um etwas überboten zu werden scheint — kann ich nicht end- giltig entscheiden; jedenfalls ist bis jetzt noch kein Exemplar dieser Art bekannt geworden, das die Dimensionen des grösseren der von Hrn. Ebenau eingeschickten Stücke überschritte. Nach der Grösse des offenbar erst kürzlich aus dem Ei geschlüpften zweiten kleineren Exem- plares zu urtheilen, dürften aber jene geringen Dimensionen doch mit der muthmaasslichen Grösse des Bies einigermaassen in Widerspruch stehen, so dass es wahrscheinlich wird, dass das Weibchen wenigstens durchgängig eine etwas bedeutendere Leibesgrösse erreicht als die merkwürdigerweise bis jetzt von dieser Species allein bekannt gewesenen Männchen. 2. Das junge Männchen lässt durch den dicken, aufgeblasenen Hinterkopf deutlich erkennen, dass es noch nicht lange die Eischale verlassen haben kann. An ihm ist nun die charakteristische Reihe feiner erhöhter Rückenschuppen, welche etwas weitläufig von einander stehen, sehr deutlich zu sehen, Ich zähle solcher buckelartigen Hervorragungen 21, von denen 12 abwechselnd stärker erhöht sind, als die andern und deswegen in der Seitenansicht allein zur Gel- tung kommen: An Unterschieden von dem oben sub 1 beschriebenen Stück weiss ich weiter nur noch Folgendes hervorzuheben: Der Hinterkopf ist abgesehen von seiner grösseren Kürze auf- fallend stärker gewölbt, das sich hinten anschliessende Schutzleder aber schon vollkommen — 281 — deutlich entwickelt. Der Nasenaufsatz ist relativ kleiner und deutlich in die Höhe gerichtet. Die Färbung ist ganz nach demselben Plane angelegt, wie bei dem grösseren Stücke, nur ist hier der weisse Theil auf dem Unterrücken selbst schwächer entwickelt und seine nach den Seiten und vorn sich wendenden Fortsätze erscheinen viel stärker ausgebildet. Aehnlich wie bei meinem weiblichen Exemplar die dunkeln Flecke des Rückens mit hellen Einfassungen umgeben waren, zeigen sich hier anstatt derselben helle Makeln, die mit dunkeln Linien durchstrickt sind. Dimensionen. Totallänge 44 mm. Kopflänge 7; mm, Kopfhöhe 5 mm, Kopf- breite 41, mm; Körperlänge 14 mm; Schwanzlänge 224, mm. Bemerkungen. Beide interessante Stücke stammen von Nossi-Be, wo sie von Hrn. C., Ebenau gesammelt wurden Man kennt die Art ausserdem von Madagascar selbst und in der oben erwähnten Varietät von Port Natal. 7. Chamaeleo (Öyneosaura) pardalis Cuv. Cuvier, Regne anim., Bnd. II, S. 60; Dumeril et Bibron, Erpetolog. gener. Bnd. III, S. 228; Gray, Catal. of Liz. in the Brit. Mus. S. 266; Boettger, Rept. u. Amph. Madagascar, Sep.-Abdr. S. 25, Taf. I, Fig. 5a—d. (Taf. I, Fig. 6a—b.) Ich bin in der angenehmen Lage zu den in meiner oben citirten Arbeit über Madagascar gegebenen Geschlechtsunterschieden dieser auf der Insel Nossi-B& häufigsten Chamaeleonart pun auch den Jugendzustand hinzufügen zu können. Es liegt mir nämlich ein von Hrn. C. Ebenau gesammeltes kleines Exemplar, vor, dessen Dimensionen von der in natürlicher Grösse gefertigten, sehr getreuen Zeichnung abgenommen werden mögen. Das Thierchen mag erst vor kurzem aus dem Ei geschlüpft sein, doch hat er schon alle Charaktereigenthümlich- keiten unserer Species bis auf die Form des Vorderkopfes und die auffallend geringe Ent- wicklung des Nasenaufsatzes. Abweichend von den erwachsenen Exemplaren tritt hier der Unterkiefer deutlich über den Öberkiefer vor und umschliesst denselben so’ vollständig, dass er in der Ansicht von oben (Taf. I, Fig. 6b) deutlich gesehen werden kann. Die beiderseits von dem oberen Augenrande nach der Schnauzenspitze herablaufenden, mit erhöhten, stumpf- spitzigen Tuberkeln gepflasterten Kiele vereinigen sich vorn weit früher als bei den aus- gewachsenen Exemplaren, so dass in der Ansicht von oben die Spitze des Oberkiefers noch vollkommen deutlich sichtbar wird und über dem Rostrale sogar noch eine feine Querreihe von etwa 6 kleinen hervorragenden Tuberkeln zu beobachten ist. Von einer Ausrandung vorn an der Stelle, wo sich die beiden Kiele vereinigen, sieht man ebenfalls noch keine Andeutung. Im Uebrigen ist, wie gesagt, das Stück ein vollkommenes Abbild der Alten, und auch die Kehle hat schon die deutlichen Längsfalten und die rothviolette Färbung, die, wie es scheint, die frischen Stücke von Ch. pardalis stets auszuzeichnen pflest. Etwa im oberen Drittel der Körperseite zeigt sich jederseits ein dunkler Streif, der bis zur Schwanzbasis zieht und auf dem die grösseren Pflasterschildchen, die der allgemeinen Körperbedeckung beigemischt sind, in etwas grösserer Zahl wahrzunehmen sind. Wir konnten also bei dieser Art dasselbe finden, wie bei Cham. nasutus Gray, dass sich nämlich im Laufe ihrer Entwicklung die Kopfform der Chamaeleonten wesentlich umformt, indem der Umriss des Kopfes bei Ch. pardalis anfangs rundlicher und etwa 1',mal so lang als breit ist, beim ausgewachsenen Thier aber die Länge des Kopfes 21,—2!, mal so gross wird als die Breite desselben, während bei Ch. nasutus das Verhältniss von Kopfbreite (mit den Augen gemessen) zur Kopflänge in der Jugend wie 1: 1!,, im Alter dagegen wie 1:2 und vielleicht im späteren Alter noch grösser erscheint. Auch dieses kleinere Stück stammt wie die früher beschriebenen von der Insel Nossi-Be. Durch die beiden in diesem ersten Nachtrag neu beschriebenen Gecko-Arten Uroplates Ebenaui und Ebenavia inunguis erhöht sich die Zahl der von Madagascar und den unmittelbar benachbarten Eilanden bekannten Reptil- und Amphibienspecies auf 122, unter denen wir nicht weniger als 18 Geckonen in 7 Gattungen verzeichnen konnten. Von den 63 von Madagascar erwähnten Eidechsenformen sind jetzt 52 oder 82,54% dieser Insel eigenthümlich; von den 101 (mit Ausschluss einer Seeschlange) von dort bekannten Reptilien überhaupt aber 74 oder 73,27%. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. [003 Erklärung der Abbildungen. Uroplates Ebenaui n. sp. Nossi-B&. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Gr. b Kopf von der Seite, in dopp. Vergr. c Schwanzpartie von unten, in 1'/sfacher Vergr. d Fussfläche von unten, in 3facher Vergr. Hemidactylus frenatus Schleg. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Grösse. b Unterseite der Schnauze, in nat. Gr. c Fussfläche von unten, in dopp. Vergr. d Eier desselben, in nat. Gr. Ebenavia inunguis n. sp. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Gr. 5 Kopf von der Seite, e von unten und f von oben, in dopp. Vergr. ce Hand- und d Fussfläche von unten, in 4facher Vergr. g Afterspalte von der Seite, in dopp. Vergr. .. Chamaeleo (Crassonota) nasutus Gray, Weibchen. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Gr. b Kopf von oben, in dopp. Vergr. Dasselbe, junges Männchen. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Gr. b Kopf von oben, in dopp. Vergr. Chamaeleo (Oyneosaura) pardalis Cuv. Junges Thier. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thiers, in nat. Gr. db Kopf von oben, in dopp. Verer. I II IT Fauna japonica extramarina. Nach den von Professor Rein gemachten Sammlungen bearbeitet von Dr. W. Kobelt. Vorwort. Als mein verehrter Freund Prof. Dr. Rein in Marburg die Landconchylien, welche er bei seinem beinahe zweijährigen Aufenthalt in Japan gesammelt, dem Senckenbergischen Museum übergab, sprach er den Wunsch aus, dass ich, auf das von ihm mitgebrachte Material gestützt, doch ohne mich auf dasselbe zu beschränken, eine vollständige Fauna japonica extramarina für die Abhandlungen der Senckenbergischen Gesellschaft ausarbeiten möge. Leider erwies sich die Erfüllung dieses Wunsches unmöglich, da es mir nicht gelingen wollte, sichere Exem- plare der hier in erster Linie in Betracht kommenden ungenügend beschriebenen und nicht abgebildeten Adams’- und Smith’schen Arten zu erhalten, ein Besuch in London aber, wo die Originalexemplare im British Museum vergraben sind, für mich dermalen ausser dem Bereich der Möglichkeit liegt. Dazu kommt noch der Umstand, dass die Fauna Japans durch die zahl- reichen dort lebenden und wirkenden Deutschen und nun auch schon durch deren japanische Schüler fast täglich neue Bereicherungen erfährt, somit also eine auch augenblicklich annähernd vollständige Fauna schon in kürzester Zeit veraltet erscheinen würde. Ich habe mich darum im Nachfolgenden hauptsächlich auf das von Herm Dr. Rein gesammelte Material beschränkt, eine wesentliche Vervollständigung erfuhr dasselbe aber durch die Güte der Herren Dr. Hilgendorf und Prof. Dr. von Martens in Berlin, welche mir einen Theil der von ersterem gesammelten Arten gütigst mittheilten. Ausserdem habe ich der Vollständigkeit halber alle seither aus Japan beschriebenen Arten angeführt und ihre Diagnose beigefügt. Besonderen Dank schulde ich noch den Herren Dr. O0. Reinhardt in Berlin und Dr. 0. Böttger in Frankfurt, deren Arbeiten über die japanischen Arten von Hyalina und Corbieula, sowie von Olausilia, zum Theil auf das von Rein mitgebrachte Material gegründet, den betreffenden Abschnitten in dieser Fauna zu Grunde liegen und zum Theil wörtlich copirt sind. { L a? > in hr N ee an f “ Bi, - Y g In. "Y A f N Pre ar" ki ? A a - - A . nr f ) = . P ’ Die Tafeln sind meist nach meinen, bei den Clausilien zum grösseren Theil nach en Zeichnungen von Bötteen, bei den Hyalinen nach denen von Meyn in Berlin ausgeführt ; ‚die Originale befinden sich, soweit nicht ausdrücklich das Gegentheil bemerkt ist, im Sencken- bergischen Museum in Frankfurt a. M. h i Schwanheim a. M., August 1878. - Dr. W. Kobelt. \ ’ r \ u _ N ß , = R r ji N “rs \ - I \ And ’ = f ni P ‚ + ’ \ { Es , x r . ’ B ' 4 ’ - 8 ‘ v “ * N [2 “ ” 4 > n £ x N Pr N 2 r- * ’ [| j - gr \ ? ” r > . - d # Ze ; ’ \ “ * N y d u r a “ “ ni in = 4 ’. 4 4#, ER \ . B Literatur über Japan. Adams and Reeve, Zooloey of the voyage of the Samarang. London 1850. Jay, in Narrative of the expedition of an American squadron to the China Seas and Japan, in the years 1852—54 under the command of Commodore Perry. Washinston 1856. Gould, Aug. A., Shells of the North Pacific Exploring Expedition. In Proc. Boston Soc. 1859, und Otia p. 101 #. Crosse, H., Liste des Mollusques terrestres et fluviatiles du Japon actuellement connus. — In Journal de Conch. VIII. 1860. p. 386. Dunker, W., Mollusca japonica. Stuttgart 1861. Martens, Ed. von, Die jıpanesischen Binnenschnecken im Leidener Museum. — In Mal. Bl. VII. 1861. p. 32-61. Martens, Ed. von, Die Landschnecken, im zweiten Theil der preussischen Expedition nach Ostasien. Vol. II. Berlin 1867. Adams, A., in Annals and Magaz. Nat. Hist. 4. Series I. 1868. p. 466 #t. Smith, Edgar A., Descriptions of some new species of Land and Freshwater Shells aud remarks on other species found in Japan. In Quarteriy Journal of Concholoey. I. p. 118 (Febr. 1876). Martens, Ed. von, Ueber einige japanesische Landschnecken. In Jahrb. d. Deutschen Malacozool. Gesell- schaft. III. 1876 p. 357. ; Kobelt, W., Conchologische Miscellen. In Jahrbücher der Deutschen Malacozool. Gesellschaft. 11. 1875 und Ill. 1876. Reinhardt, Dr. O., Ueber eine Anzahl japanischer Land- und Süsswassermollusken. Im Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde vom 20. März 1877, p. 67. R Reinhardt, Dr. O., Ueber japanische Hyalinen. — Ebentla, Sitzung vom 17. April 1877, p. 89. Martens, Ed. von, Uebersicht über die von Dr. Fr. Hilgendorf und Dr. W. Dönitz in Jajran gesanımelten Binnenmollusken. — Ebenda p. 97. Reinhardt, Dr. O., Ueber japanische Hyalinen. In Jahrb. Deutsch. Mal. Ges. IV. 1877. p. 313. t. 9. 10 Reinhardt, Dr. O., Diagnosen japanischer Landschnecken. — Ebenda p. 320 t. 11. lL.Stylommatophora. Gattung Hyalina Ag. Die Anzahl der aus Japan bekannten Hyalinen ist durch A. Adams und durch Hilgen- dorf, dessen Ausbeute Reinhardt bearbeitet hat, ziemlich gesteigert worden, eine genauere Untersuchung der Gebirgsgegenden wird wahrscheinlich die Zahl der Arten noch erheblich vermehren. Im Gegensatz zu der europäischen Fauna überwiegen hier die kleinen kegelförmigen Arten der Gruppe Conulus, welche in Europa nur durch die einzige Hyalina fulva vertreten wird. Fast die Hälfte der bekannt gewordenen Arten gehört in diese Untergattung; daran schliessen sich drei Arten der sonst auf die tropischen Gegenden beschränkten Untergattung Microcystis, auch hier die sonderbare Mischung nördlicher und südlicher Formen bewirkend, der wir überall in Japan begegnen. Die übrigen Arten vertheilen sich auf die nordamerika- nische Gruppe Pseudohyalina, deren Vertreterin, Ayalina. minuscula Binney, mit Amerika gemeinsam ist, und auf die europäischen Untergattungen Huhyalina, Orystallus und Zonitoides, deren Arten manchen Europäern so nahe stehen, dass ihre Unterscheidung ohne Kenntniss des Vaterlandes Schwierigkeiten haben dürfte. Rein hat leider nur sehr wenige Hyalinen mitgebracht, ich muss mich daher wesentlich auf eine Reproduction der Reinhardt’schen Arbeit (efr. Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, 17, April 1877 und Jahrbücher der Deutschen Malako- zoologischen Gesellschaft 1877, p. 313 t. 9 und 10) beschränken. a. Zonitoides Lehmann. 1. Hyalina nitida Müller (lucida Drp.) Das Vorkommen: dieser weitverbreiteten Art in Japan beruht noch auf der obendrein nicht mit voller Bestimmtheit gemachten Angabe von Arthur Adams, der sie oder eine ganz nahe verwandte Art auf Tsus-Sima gefunden hat. Reinhardt hält ihr Vorkommen für unwahrscheinlich, ich sehe aber gar nicht ein, warum diese circumpolare Art, welche sich ausser in ganz Europa auch zweifellos in Sibirien und in Nordamerika (Hel. hydrophila Ingalls) findet, in Japan fehlen soll; dass sie aus dem Amurland und aus Nord-China noch nicht bekannt geworden, ist durchaus kein Beweis, denn diese Länder sind noch nichts weniger als genau erforscht. og db. Euhyalina. 2. Hyalina radiatella Reinh. Taf. 1. Fig. 1. esta orbieulato-depressa, perspective umbilicata, fulvo-cornea, nitidosa, radiatim argute striata, spira subplana; anfr. 31, convexiusculi, regulariter et celeriter crescentes, ultimus ampliatus (penultimo duplo major), sutura anguste marginata; apertura lunato-rotundata, latior quam alta, marginibus approximatis, columellari vix reflexo; peristoma simplex, acutum. — veinhardt. D} Diam. maj. 3, min. 2, alt. vix 1 mm. Hyalina radiatella Reinhardt, Sitzungsber. Ges. Naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877, p. 90. » » Jahrb. d. Deutschen Mal. Ges. IV. 1878, p. 513 t. 9 Fig. 5. Gehäuse kreisförmig niedergedrückt, perspectivisch genabelt, horngelb, glänzend, scharf vadial gestreift, mit »fast flachem Gewinde. Drei und ein halber Umgang, gut gewölbt, rasch aber regelmässig zunehmend, der letzte verbreitert, doppelt so breit, als der vorletzte; die Naht schmal gerandet. Mündung gerundet, ausgeschnitten breiter als hoch, Ränder genähert, Spindelrand kaum umigeschlagen, Mundsaum einfach, scharf. Diese Art steht der europäischen Ayalina radiatula Alder oder der nordamerikanischen Hyalina electrina Gould zum mindesten äusserst nahe; Adams, der sie von Kino-O-Sima anführt, identificirt sie einfach damit. Reinhardt hält sie dagegen für eine gut unterschiedene Art, welche sich durch flachere Form, weniger hervorragendes Gewinde, weiteren Nabel, sowie dadurch unterscheide, dass der grösste Durchmesser der Mündung nicht schräg nach unten, sondern fast horizontal gerichtet ist. Das sind alles nur Folgen einer flacheren Aufwindung und ich glaube, man kann ohne Gewissensbisse Ayalina radiatella für eine flachere Localform von radiatula nehmen. Herr Hilgendorf sammelte diese Art bei Mohedsi in der Nähe von Hakodade auf Yesso. 3. Hyalina yessoönsis Reinh. Taf. 1. Fig. 2. Testa orbiculato-depressa, perspective umbilicata, cornea, nitidula, irregulariter- striata; spira elevata, obtuse conica, anfr. 41/.—5 convexiusculi, sutura profunda discereti, ultimus suban- eulatus, non dilatatus, subtus convexiusculus; apertura obliqua subdiagonalis, lunato-ovalis; peristoma rectum, acutum, marginibus approximatis, columellari vix reflexo. — Reinhardt. Diam.-maj. 6°, min. 5°/,, alt. 3%, mm. Hyalina yessoensis Reinhardt, Sitzungsber. Ges. Naturf. Fr, Berlin, 17. April 1877, p. 91. Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 314, t. 9 Fig. 6. — RA Gehäuse kreisförmig, niedergedrückt, perspectivisch genabelt, hornfarben, ziemlich glänzend, unregelmässig gestreift; Gewinde erhaben, stumpf kegelförmig; die Umgänge, 41. —5 an der Zahl, sind ziemlich gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte undeutlich kantig, nicht verbreitert, nach unten gut gewölbt. Mündung schief, fast diagonal, ausgeschnitten eiförmig, Mundrand gerade, scharf, mit genäherten Rändern, Spindelrand kaum umgeschlagen. Bei Hakodade von Adams, später auch von Hilgendorf gesammelt. Diese Art schliesst sich ziemlich nahe an unsere grösseren deutschen Hlyalinen an und ist bis jetzt der einzige Vertreter dieser Gruppe in Japan. ce. Crystallus. 4. Hyalina Hilgendorfii Reinh. Taf. 1. Fig. 10. Testa orbiculato-depressa, aretispira, imperforata, albida, diaphana, subtiliter striata, utrinque convexiuscula; anfractus 4!» teretes, sensim acerescentes, ultimus dilatatus; sutura anguste marginata; apertura lunata, ovato-rotundata, marginibus remotis, inferiore rotundato, columellari paullum incrassato, reflexiusculoe. — Reinhardt. Diam. maj. 2°/,, alt. cca. 11 mm. Hyalina Hilgendorfii Reinhardt, Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde Berlin, 20. März 1877, p. 68. » » » Jahrb. Mal. Ges. IV. 1878, p. 315 t. 9 Fig. 7. Gehäuse kreisrund, niedergedrückt, eng gewunden, undurehbohrt, weisslich, durchsichtig feingestreift, nach beiden Seiten gewölbt. Vier und em halber Umgang, stielrund, langsam zu- nehmend, der letzte verbreitert; Naht schmal gesäumt; Mündung rund-eiförmig, ausgeschnitten, die Randinsertionen nicht genähert, Unterrand gerundet, Spindelrand wenig verdickt und leicht umgeschlagen. Kanga-Yashki (Tokio) unter Steinen, gesammelt von Hilgendorf. Diese Art steht der europäischen Sippschaft der Ayalina erystallina sehr nahe; der geschlossene Nabel nähert sie am meisten der diaphana Stud., doch unterscheidet sie sich von derselben sofort durch die geringere Zahl und gerundetere Form der Windungen. Jeden- falls bildet sie aber auch einen sehr beachtenswerthen europäischen Zug in der japanischen Fauna. 5. Hyalina microdiscus Reinh. als, 16 de Br Testa minima, depressa, imperforata, arctissime spirata, albida, diaphana, supra plana, subtus convexiuscula; anfractus 31, —4 convexi, sutura profunda marginata disereti, regula- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd, XI. 38 — 294 — riter accrescentes, ultimus paullum dilatatus; apertura late lunata, marginibus remotis, superiore mox deflexo, inferiore strietiusculo, columellari brevi reflexiusculo.. — Reinhardt. Diam. 1',, alt. 2, mm. Hyalina microdiscus Reinhardt, Sitzungsber. Ges. Naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877, p. 91. » » Jahrb. Mal. Ges. IV., p. 315 t. 9, Fig. 8. Gehäuse sehr klein, niedergedrückt, undurchbohrt, sehr eng gewunden, weisslich, durch- scheinend, oben flach, unten leicht gewölkt, 31, —4 gewölbte Umgänge, durch eine tiefe, ge- randete Naht geschieden, regelmässig zunehmend, der letzte nur wenig verbreitert. Mündung gerundet, weit ausgeschnitten, die Ränder nicht genähert, Oberrand rasch herabgebogen, Unter- rand fast gerade, der kurze Spindelrand umgeschlagen. Diese kleine Art wurde von Herrn Hilgendorf an verschiedenen Punkten in der Um- gebung von Yedo gesammelt. Die geringe Anzahl der Windungen bei so enger Aufwindung lässt mich fast bezweifeln, dass sie auf ausgewachsenen Exemplaren beruhe. Nach Reinhardt unterscheidet sie sich von Hyal. Hilgendorfii durch das flachere Gewinde und die langsamer zunehmenden Windungen, von gleichgrossen jungen Stücken der Hyal. diaphana durch geringere Dicke und grössere Zahl der Windungen. d. Pseudohyalina. 6. Hyalina minuscula Binney. Taf. 1. Fig. 11. Testa umbilicata, depressa, tenuis, pellucida, hyalina, nitida, sub lente ruguloso-striata; spira vix elevata; anfır. 4 planiusculi, ultimus teres, vix latior, umbilicus latus, pervius; aper- tura subeircularis, peristoma simplex, acutum. — L, Pfr. r Diam. 2!),, alt. 1 mm. Helix minuscula Binney, Bost. Journ. III. p. 435 t. 22. Fig. 4. » » Pfeiffer, Mon. Hel. I. p. 114. Hyalina minwscula Reinhardt, Sitzungsber. Ges. nat. Fr. 1877. p. 92. » » » Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877. p. 316. t. 9. Fig. 9. Diese Art ist bekanntlich eine der in Nordamerika am weitesten verbreiteten, man findet sie südwärts noch auf den westindischen Inseln, dann im ganzen Gebiet der Vereinigten Staaten, auch westlich vom Felsengebirge. Ihr Vorkommen in Japan, wo sie sowohl von Herrn Doenitz, als von Herrn Hilgendorf, an verschiedenen Punkten um Yedo gesammelt wurde, ist auf- fallend, doch kann an eine Einschleppung in neuerer Zeit nicht gedacht werden, da sie von Arthur Adams auch in der Vladimirbay, an der Küste des Festlandes, Japan gegenüber — 295 — ° gesammelt wurde. Bei ihrer Kleinheit ist ja auch eine Verschleppung ohne menschliche Bei- hülfe um so leichter möglich, als die Aleuten und Kurilen ja eine natürliche Brücke zwischen Amerika und Japan bilden. 2 e. Mierocystis. 7. Hyalina rejecta Pfeiffer. Tat. 1. Bio, a a Testa umbilicata, depressa, tenuis, striatula, nitida, fusco-cornea; spira vix elata, vertice subtili, vix prominulo, sutura submarginata, anfr. fere 5 vix convexiuseuli, ultimus latus, depressus, eirca umbilicum angustissimum vix pallidior, apertura obliqua, late lunaris, peristoma simplex, rectum, margine columellari superne in laminam parvam triangularem reflexo. L. Pfr. Diam. maj. 12, min. 10, alt. 5 mm. Helix rejecta Pfeiffer, Proc. zool. Soc. 1859. p. 25. t. 43. Fig. 1. ıHyalina rejecta von Mart., Ostas. Zool. II. p. 17, 42. » » Reinhardt, Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877. p. 316. t. 10. Fig. 1. Gehäuse sehr eng genabelt, niedergedrückt, dünnschalig, feingestreift, glänzend, horn- gelblich, Gewinde kaum erhoben mit feinem, kaum vorspringendem Wirbel, Naht leicht gerandet. Beinahe fünf kaum gewölbte Umgänge, der letzte breiter, niedergedrückt, um den Nabel herum etwas blässer. Mündung schief, weit mondförmig, Mundsaum einfach, scharf, gerade, der Spindel- rand oben in eine kleine dreieckige Platte umgeschlagen. Diese Art, die grösste unter den gegenwärtig aus Japan bekannten Hyalinen, wurde ur- sprünglich von Fortune im nördlichen China entdeckt; in Japan ist sie bis jetzt nur von A. Adams auf Tsus-Sima gefunden worden. 8. Hyalina labilis Gould. Diese Art scheint verscholien zu sein. Gould (Proc. Boston Soc. 1859. — Otia p. 101) sagt von ihr: Testa parva, tenuis, nitida, succinea, depressa, lenticularis, ad peripheriam acuta, subtus convexa, polita, arcte umbilicata, anfr. 5 conVexiusceulis. Apertura transversa, anguste lunaris, columella verticalis. Axis Yıo, diam. !s”. Inhabits Hakodadi, among dead leaves in woods. Very nearly allied to Hel. misella. Die Art ist weder von Adams noch von Hilgendorf bei Hakodade wiedergefunden worden und muss vorläufig zweifelhaft bleiben. — 296 — 9. Hyalina Doenitzii Reinhardt. Taf. 1. Fig. 8. Testa perforata, orbiculato-depressa, tenuis, nitidissima, sub lente subtilissime striatula, suceinea, subtus albescens, spira parum elevata, anfr. 5Y/; convexiusculi, regulariter acerescentes, altimus nec dilatatus, nec carinatus, sutura albomarginata; apertura oblique lunata, peristoma simplex, acutum, margine columellari late reflexo.. — Reinh. Diam. maj. 7, min. 6, alt. 3,5 mm. Hyalina (Mierocystis) Doenitzii Reinhardt, Sitzungsbericht Gesellschaft naturforsch. Fr. 3erlin, 20. März 1877. p. 68. » » Jahrb. Deutsch. Mal. Ges. IV. 1877. p. 316. t. 10. Fig. 3. Gehäuse durchbohrt, kreisförmig niedergedrückt, sehr glänzend, unter der Loupe sehr fein gestreift, bernsteinfarben, unten weisslich; Gewinde nur wenig erhoben. Fünf und ein halber Umgang, ziemlich gewölbt, regelmässig zunehmend, der letzte nicht verbreitert und nicht ge- kielt, die Naht weissgerandet. Mündung schräg ausgeschnitten, Mundrand einfach, scharf, der Spindelrand breit umgeschlagen. Bei Yedo von Doenitz unter dürrem Laub gesammelt. — Sie ähnelt der Hyal. rejecta Pfr., ist aber bei gleicher Anzahl der Umgänge erheblich kleiner und der letzte Umgang ist nicht verbreitert; von ZAyal. labilis unterscheidet sie der nicht gekielte letzte Umgang. f. Conulus Fitz. 10. Hyalina pupula Gould. Diese Art ist noch nirgends abgebildet. Gould beschreibt sie (Proc. Bost. Soc. 1859. p. 423; Otia p. 102) folgendermaassen : Testa minuta, ovato-conica, levis, succinea, infra convexa, indentata; anfr. 6 + tabulatis, ad peripheriam obtuse angulatis. Apertura transversa, lunata, labro simpliei, columella recta, reflexa. Axis ad '5”. Among dead leaves and woods, Hakodadi (Jesso). — Very much like our chersina or the European fulva. Der Vereinigung mit unsrer europäischen fulva steht nur die Grössenangabe entgegen ; ich muss gestehen, dass es mir ein wenig auffallend erscheint, dass Gould eine Art dieser Gruppe von fast 5'/s mm. Höhe minuta nennt und dass er bei der Vergleichung mit fulva und chersina nicht erwähnt, dass pupula beinahe doppelt so gross sei. Sollte hier vielleicht ein Schreib- oder Druckfehler vorliegen ? —ı 2941. — Adams nennt, ohne genauer darauf einzugehen, H. pupula von Hokadade und der Vladimirbay. Hyalina fulva ist eircumpolar und auch bei Kiukiang in China von Möllendorff ge- funden worden, ihr Vorkommen in Japan hätte darum durchaus nicht Auffallendes. 11. Hyalina pustulina Reinh, Taf. 1. Fig. 5. Testa conoideo-globosa, obtecte perforata, cornea, parum nitida, glabra, sola basi planiuscula nitida et irregulariter radiatim striatula, spira conica, elata, apice obtuso, anfr. 6 convexiusculi, sutura profunda discreti, ultimus rotundatus, apertura lunato-rotundata, peristoma simplex, rectum, acutum, marginibus distantibus, columellari reflexo. — Reinh. Diam. 3, alt. 274 mm. Hyaline pustulina Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877. p. 93. » » » Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877. p. 817. t. 10. Fig. 4. Gehäuse kugelig-kegelförmig, bedeckt durchbohrt, glatt, hornfarben, wenig glänzend, nur die abgeflachte Basis glänzender und deutlich radial gestreift, Gewinde kegelförmig, ziemlich hoch, mit stumpfem Apex. Die sechs Umgänge sind ziemlich gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte gerundet, nicht gekielt. Mündung: gerundet ausgeschnitten; Mundrand einfach, gerade, scharf, die Randinsertionen nicht genähert, der Spindelrand umgeschlagen. Bei Yedo, Uweno und Hakodade von Hilgendorf gesammelt. Von Hyal. fulva, mit der sie in der Grösse stimmt, durch den gerundeten letzten Umgang unterschieden, in der Gestalt mehr an Helix lamellata erinnernd. 12. Hyalina sinapidium Reinh. Taf. 1. Fig. 6. Testa depresso-globosa, obtecte perforata, arctispira, cornea, nitida, sub lente subtilissime radiatim striatula, spira elevata, depresso-conica, sutura anguste marginata; anfractus 4 convexi, ultimus non carinatus, basi convexiusculus, apertura oblique lunata, peristoma rectum, acutum, marginibus remotis, columellari reflexiuseulo.. — Reinh. Diam. 1°/s, alt. vix 1 mm, Hyalina sinapidum Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877. p. 9. > » » Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877. p. 318. t. 10. Fig. 5. Gehäuse gedrückt kugelig, bedeckt durchbohrt, enggewunden, hornfarben, glänzend, unter der Loupe sehr fein radiär gestreift, Gewinde erhaben, gedrückt kegelförmig, Naht schmal ge- randet. Die vier Umgänge sind gewölbt, der letzte ist nicht gekielt und an der Basis ziemlich — 298 — gewölbt. Mündung schräg ausgeschnitten. Mundsaum gerade, scharf, die Ränder nicht genähert, der Spindelrand umgeschlagen. Bei Yedo von Doenitz, bei Uweno und im Nikkogebirge von Hilgendorf gesammelt. Steht nach Reinhardt der cubanischen Ayalina Gundlachi Pfr. ganz ungemein nahe, unter- scheidet sich aber leicht durch den Mangel der Spiralstreifen. 13. Hyalina phyllophila A. Adams. Hyalina testa subgloboso-conica, imperforata, nitida, tenui, oblique striata, pellueida, suc- einea; spira elata, conica; anfr. 5" planis, ultimo ad peripheriam obtuse angulato, basi con- vexo; apertura rotundato-lunata. Lat. 2, alt. 2. — A. Adams. Hyalina (Conulus) phyllophila A, Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 4. ser. I. 1868, p. 467. Von A. Adams zu Mososeki, an der Strasse von Simonoseki zwischen Nippon und Kiusin gesammelt, seitdem nicht ‚mehr mit Sicherheit identifieirt. Martens, welcher das Öriginalexemplar gesehen hat, zieht diese Art übrigens nicht zu Conulus, sondern fragweise zu Helix (Fruticicola) conospira, es ist das um so eher möglich, als die Adams auch in den Genera die Untergattungen Conulus (von Hyalina) und Petasia (von Helix) vermengen. 14. Hyalina incerta A. Adams, Hyalina testa globoso-conica, anguste perforata, corneo-fusca, tenui, oblique tenuiter striata; spira conica elata; anfr. 4", planis, ultimo ad peripheriam obtuse angulato, apertura angulato- lunata, columella ad umbilicum breviter reflexa. Lat. 1°/,, alt. 1%ı mm, — A. Adams. Hyalina (Conulus) incerta A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. ser. I. 1868, p. 468. Bei Tabusima von A. Adams gesammelt; der Autor selbst zweifelt, ob das Original- Exemplar ausgewachsen gewesen sei. 15. Hyalina tenera A. Adams. Taf. 1. Fig. 7. Hyalina testa orbiculato-conica, imperforata, tenui, pellucida, luteo-cornea; spira conoi- dali, convexa, apice obtusa; anfr. 6 planis, oblique striatis, ultimo ad peripheriam acute carinato, basi nitido, convexo; apertura obliqua, lunata; columella ad umbilicum subreflexa. Lat. 3, alt. 2% — A. Ad. Hyalina (Conulus) tenera A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. 1868, I. p. 468. . . Gehäuse rundlich kegelförmig, undurchbohrt, dünnschalig, durchsichtig, gelblich hornfarben; Gewinde kegelförmig, convex mit stumpfem Apex. Die sechs Umgänge sind flach, schräg — 299 — gestreift, der letzte scharf gekielt, die Unterseite gewölbt, glänzend. Mündung schräg, aus- geschnitten ; die Spindel am Ansatz umgeschlagen. Von A. Adams bei Matsamai, von Hilgendorf bei Mohedsi in der Nähe von Hakodade gesammelt. 16. Hyalina stenogyra A. Adams. Hyalina testa globoso-conoidali, tenui, imperforata, suceinea, pellucida, spira conica, elata, con- vexa, apice obtusa; anfı. 91/, (2?) planis, angustis, oblique striatis, ultimo ad peripheriam acute carinato, basi convexo glabro; apertura anguste lunata, obliqua. Lat. et alt. 114. — A. Ad. Hyalina (Conulus) stenogyra A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. ser. I. 1868, p. 468. Vom Autor auf Tsussima gefunden und noch nicht abgebildet; die Zahl der Umgänge erscheint mir etwas sehr auffallend; sollte vielleicht ein Druckfehler vorliegen ? 17. Hyalina acutangula A. Adams. Tafel 1. Fig. 9. Hyalina testa conoidali, imperforata, tenui, suceinea; spira elata, conica, convexiuseula ; anfr. 5» planis, oblique tenuissime striatis, ultimo ad peripheriam acute carinato, basi glabro, planiusceulo; apertura anguste lunata, perobliqua. Lat. 1Y,, alt. 13/4 — A. Adams. Hyalina (Conulus) acutangula A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. 1868. I. p. 468. Gehäuse conisch, undurchbohrt, dünnschalig, bernsteinfarben; Gewinde hoch kegelförmig, gewölbt. Fünf und ein halber Umgang, ziemlich flach, schräg sehr fein gestreift, der letzte am Umgang scharf gekielt, die Basis glatt und ziemlich flach. Mündung sehr schief, schmal ausgeschnitten. Von A. Adams bei Tayo auf Sikok, von Hilgendorf bei Yedo gesammelt. Gattung Helix Linne, a. Subg. Patula. 1. Helix pauper Gould. Taf. 1. Fig. 12. Testa depressa, subdiscoidea, perspective umbilicata, rufo-cornea, distinete costulato- striata; spira parum elevata, convexa, apice obtuso; anfr. 4'/, convexiusceuli, sutura profunda separati, ultimus ad peripheriam subangulatus, subtus convexiusculus, supra de sutura declivis, — 300 — Apertura perobliqua, subangulato -rotundata; peristoma rectum, acutum, marginibus con- niventibus. Diam. 7, alt. 3 mm. Helix pauper Gould*), Proc. Bost. Soc. VI. p. 423, Otia p. 102. » » von Martens, Ostas. p. 18. Helix declivis Newcomb, Proc. Calif. Acad. III., 1866, p. 180, fide von Martens Gehäuse niedergedrückt, fast scheibenförmig, perspectivisch genabelt, einfarbig röthlich- hornfarben, deutlich dicht rippenstreifig, Gewinde gewölbt, doch nur wenig erhaben, mit stumpfem Wirbel. Vier und ein halber Umgang, ziemlich gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte an der Peripherie stumpfkantig, die Oberseite von der Naht aus schräg abfallend, die Unterseite ziemlich gewölbt. Mündung gerundet mit einer der Kante entsprechenden stumpfen Ecke, sehr schief, Mundrand einfach, scharf, gerade, die Randinsertionen zusammenneigend. Bei Yedo und an mehreren anderen Stellen von Rein in ziemlicher Anzahl gesammelt, auch von Hilgendorf im Garten der Gesandtschaft in Yedo, bei Konga-Yashki und bei Hako- dade gesammelt, scheint durch Japan weit verbreitet. Gould hat sie von Petropaulowsk auf Kamtschatka. Sie schliesst sich sehr eng an die europäischen und nordamerikanischen Patula- arten an; von raderata unterscheidet sie nur die Zusammendrückung des letzten Umganges und die dadurch entstehende Kante, die aber so wenig auffallend ist, dass sie Gould in der Originaldiagnose gar nicht erwähnt. Bekanntlich führt Middendorff unsere ZH. ruderata aus Sibirien an, Möllendorff eine sehr ähnliche Form aus Nordchina, nur die Vergleichung mit Originalexemplaren dürfte da entscheiden können, ob es sich um die europäische oder die japanische Form handelt. Für das Verständniss der geographischen Verbreitung scheint es mir in solchen Fällen viel zweckmässiger, wenn man so eng verwandte Formen als Local- varietäten einer Art auffasst. Auch die nordamerikanische Helix striatella ist sehr nahe verwandt, aber kleiner und die Mündung weniger schief. 2. Helix amblygona Reinhardt, Taf. 1. Fig. 13. Testa umbilicata, depresso-turbinata, rufa, concolor, striata, in junioribus membranaceo- lamellata; anfr. 4 obtuse carinati, ultimus paullum deflexus; apertura trapeziformis, peristoma simplex, acutum, marginibus conniventibus, columellari paullum reflexo. — Reinhardt. Diam. 2%/,, alt. cca 1 mm. *) Testa parva, discoidea, rufo-cornea, striis incerementi costulata, subtus calyculata; anfr. 41/s con- vexiusculis, sutura profunda; apertura perobliqua, prona, rotundata ; peristomate simpliei. - Diam. ®/ıo, axis !/s”, Gould. — 301 — Helix (Patula) amblygona Reinhardt, Sitzungsber. Ges. Naturf. Fr. Berlin, 20. März 1877, ». 69. » » » Jahrb. Mal. Ges. IV., 1871, p. 321 t. 11, Fig. 2. Gehäuse genabelt, gedrückt kreiselförmig, einfarbig roth, gestreift, bei jüngeren Exem- plaren mit häutigen Rippen statt der Streifen versehen. Die vier. Umgänge sind stumpf gekielt, der letzte steigt etwas herab, so dass der Kiel der vorletzten Windung über der Naht sicht- bar bleibt. Die Mündung ist schräg viereckig; Mundrand einfach, scharf, mit zusammen- neigenden Rändern, der Spindelrand wenig umgeschlagen. Von Herrn Doenitz an mehreren Punkten gesammelt, unserer europäischen Zel. rupestris ähnlich, aber gekielt und viel flacher. Sollte diese Art nicht doch identisch sein mit Tel. flocculus Morelet*) von Kamtschatka? Der Diagnose nach liegt der einzige Unterschied in dev Färbung; floceulus ist grau gescheckt, amblygona einfarbig rothbraun, im Uebrigen stimmen die beiden Diagnosen fast wörtlich überein, auch die Dimensionen, und. das Vorkommen von pauper Gould in Kamtschätka und Japan mahnt zur Vorsicht; vielleicht hat Morelet ein todt gesammeltes etwas verwittertes Exemplar vor sich gehabt. f 3. Helix depressa A. Adams. Helix testa discoideo-conica, late umbilicata, rufo-cornea, oblique costellata, spira depresso- conica; anfr. 4Y, planis, ultimo ad peripheriam acute angulato; apertura perobliqua, anguste lunata, peristomate simpliei, acuto. Lat. 3, alt. 1 lin. Patula depressa A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 467. Hab. Vladimir-Bai, Japoniae. Nicht wieder gefunden worden und noch nicht abgebildet. Der Unterschied von Hel. pauper scheint hauptsächlich in dem schärferen Kiele des letzten Umganges zu bestel:ien. 4. Helix elatior A. Adams. H. testa orbieulato-conica, oblique costulata, late umbilicata; spira conica, elatiuscula, anfr. 4'/,, planis, ad suturas marginatis, ultimo ad peripheriam acute carinato; apertura per- obliqua rotundato-lunata; peristomate simpliei, acuto. Long. 3'/,. alt. 2. lin. — A. Ad. Patula elatior A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 1868. I. p. 466. Hab. Dagelet Island, Japoniae. Der Helix pauper Gould ähnlich, aber grösser und höher, der Beschreibung nach auch schärfer gekielt. Eine Abbildung existirt noch nicht. *) Testa aperte umbilicata, depresso-turbinata, tenuis, sub lente costulato-striata, fulvo et griseo variegata; anfr. 4 convexiuseuli, ultimns’ad peripheriam subangulatus; apertura obrotunda; peristoma simplex, recetum, acutum, margine columellari superne paululum dilatato. Diam. 2, alt. vix 1 mm. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 39 — 302 — db. Subg. Vallonia Risso. 5. Helix tenera Reinhardt. Taf. 1. Fig. 14. Testa aperte umbilicata, depressa, albido-flavescens, dense costulata; spira vix elevata; . anfractus 3Ye convexiuseuli, regulariter acerescentes, ultimus antice dilatatus, vix deflexus, aper- tura perobliqua, ovato-rotundata, marginibus conniventibus, superiore fere stricto; peristoma albo-labiatum, expansum. — Reinh. Diam. maj. 2, alt. cca. ?/ mm. Helix (Vallonia) tenera Reinhardt, Sitzungsbericht Gesellschaft naturf. Freunde Berlin, 20. März 1877, p. 69. » » » Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 322 t. 11 Fig. 4. Ich muss gestehen, dass ich, wenn man die europäischen Arten costata und pulchella vereinigt, durchaus keinen Grund sehe, die japanische Form, welche auch Dr. Rein an ver- schiedenen Punkten gesammelt hat, davon zu trennen. Reinhardt selbst sagt: »Sie steht der europäischen Heiz costata äusserst nahe, ist jedoch an allen Theilen zarter; so ist die Grösse etwas geringer, das ganze Gehäuse flacher, die Rippen sind weniger hervorspringend, jedoch dichter gestellt, die Lippe am Mundsaume weit schmaler; die Mündung, bei Helix costata fast kreisrund, ist bei der japanischen Art in die Breite gezogen, und namentlich bildet der Ober- rand fast eine gerade Linie«. Die Unterschiede zwischen costata und tenera sind aiso ent- schieden geringer, als die zwischen costata und pulchella, und lassen sich unschwer aus der Nähe der Verbreitunesgrenze und ungünstigen Lebensbedingungen erklären. Bei der weiten Verbreitung von costata-pulchella hat deren Aultreten in Japan auch durchaus nichts Auffallendes, Helix tenera ist von Hilgendorf bei Uweno (Tokio), von Rein ebenfalls auf Nippon gesammelt worden. Ist vielleicht Vallonia japonica A. Adams bei Martens, Ostas. Exped. p- 18, identisch mit dieser Art? ce. BSubg. Acanthinula Beck. ? 6. Helix orcula Benson. Nach Ed. von Martens (Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877, p. 101) sammelte Hilgendorf bei Yedo und Idsumo eine der indischen Helix oreula, nach Ab- bildung und Beschreibung zu schliessen, höchst ähnliche Art. Ich habe dieselbe nicht gesehen und kann darüber nichts Näheres mittheilen, — 303 — d. Subg. Plectotropis von Martens. Diese Untergattung, charakterisirt durch den weiten Nabel und den gezähnelten, häufig mit Cilien besetzten Kiel, scheint auch charakteristisch für Ostasien zu sein. Die bekannten Arten sind von Hinterindien bis Japan verbreitet, haben also fast dieselbe Verbreitung, wie die Oamenen und Phaedusen. 7. Helix Mackensii Ad. et Reeve. Taf. 2. Fig. 1. 2. Testa latissime umbilicata, depressa, acute carinata, tenuis, superne confertim areuato- striata, epidermide ad carinam longe ciliata vestita, fusco-cornea, spira vix elevata, vertice subtili; anfractus 6!/,, vix convexiuseuli, lente accrescentes, ultimus antice breviter deflexus, subtus subtilius striatus, circa umbilicum Y, diametri oeeupantem turgidus, apertura perobliqua, angulato-lunaris, peristoma tenue, marginibus conniventibus, supero expansiusculo, basali breviter reflexo. — L. Pfr. Diam. maj. 26,5, min. 24,5, alt. 12 mm. » » 24, min. 22,5, alt. 12°mm. Helix Mackensii Adams et Reeve, Voy. Samar. p. 60 t. 15. Fig. 6. 2 » » Pfeiffer, Mon. Hel. V. p. 404. Gehäuse sehr weit genabelt, niedergedrückt, scharf gekielt, ziemlich dünnschalig, die - Oberseite mit dichten, gebogenen Rippenstreifen sculptirt, mit einer Epidermis überzogen, welche auf den Rippen in unterbrochenen Lamellen erhoben ist und am Rande in bis 2 mm. lange, abstehende, nach oben gebogene Cilien ausläuft; dieselben sind aber an ausgewachsenen Exemplaren meistens bis auf kurze Stummeln abgerieben, jüngere zeigen sie auch an den oberen Umgängen über der Naht. Die Färbung ist einfarbig gelblich oder röthlich hornfarben. Gewinde flach kegelförmig, seltener etwas erhaben, der Apex klein und flach. Es sind über sechs Umgänge vorhanden, welche kaum gewölbt erscheinen und sehr langsam zunehmen; der letzte ist ganz vornen kurz herabgehbogen, auf der Unterseite feiner gestreift, als oben, um den Nabel herum aufgeblasen und steil in denselben abfallend. Die japanischen Exemplare sind durchschnittlich etwas weiter genabelt, als Pfeiffer für die Adams’schen Typen angibt, wenn nicht etwa der Unterschied in der verschiedenen Messungsweise begründet ist. Mündung sehr schräg, fast viereckig, Mundrand dünn, mit leicht zusammengeneigten Rändern, der Oberrand ist etwas ausgebreitet, der untere kurz umgeschlagen. Bei manchen Exemplaren, z. B. dem unter Fig. 2 abgebildeten, ist der Rand mit einer ziemlich starken Lippe belegt. — 304 — Die japanischen Exemplare -scheinen nicht den Durchmesser der Originale von Typinsan auf den Meiacoshima-Inseln zu erreichen, den Pfeiffer mit 30 mm. angibt. Rein hat sie aus Nippon in grossen Quantitäten mitgebracht; nach denselben ist die Art äusserst constant und varürt nur sehr wenig in Nabelweite und Gewindehöhe; die beiden abgebildeten Exem- plare repräsentiren ungefähr die Extreme der ganzen, aus mehreren Hunderten bestehenden Reihe. Junge Exemplare zeigen auf den Rippen schuppenartige Warzen, welche beim Be- feuchten sich aufrichten. Hilgendorf fand die Art zahlreich bei Oyamo und Buko San. Adams erwälint sie auch von dem zu Corea gehörigen Cone Island. 8. Helix squarrosa Gould. Testa planorboidea, squarrosa, ochraceo-cornea, subtus pallidior, convexa, late umbilicata; anfractibus 6 convexiusculis, ad peripheriam subangulatis. Apertura parva, angusta, lunata; peristomate simplici, ad columellam reflexo. — Gould. — Diam. 0,6, axis 9,3”. Helix squarrosa Gould, Proc. Bost. Society. 1859. VI. p. 423. Otia p. 102. Diese Art, von der Ringgold’schen Expedition unter Steinen und Hügelabhängen bei Ousima gesammelt, muss immer noch unter die verschollenen gezählt werden; Rein hat nichts mitgebracht, was darauf gedeutet werden könnte, Hilgendorf nach von Martens einige mnausgewachsene Exemplare von der Halbinsel Kadsusa-Awa, welche in der Sculptur bis auf die fehlenden Wimpern Jungen der vorigen Art sehr ähnlich zu sein scheinen. Es lässt sich aus der Diagnose nicht einmal mit Sicherheit entnehmen, ob sie wirklich in diese Untergattung gehört; in der »Ostasiatischen Expedition« rechnet sie Martens noch zu Patula. Gould sagt über seine Art: Probably immature; well distinguished by its large deep umbilicus, ochreous colour and rough, scaly surface; allied to Shanghiensis. 9. Helix ciliosa Pfeiffer. Testa umbilicata, depressa, tenuiuscula, carinata, striatula et pilis brevissimis obsita, diaphana, fusea; spira brevissime conoidea; anfr. fere 6 convexiuseuli, lente accrescentes, ultimus carina distinetius ciliata munitus, circa umbilicum latum (Y/s diametri aequantem) subcon- presso-inflatus, apertura fere diagonalis, rotundato-lunaris; peristoma tenue, breviter expansum, marginibus convergentibus, columellari superne subdilatato. — Pfr. — Diam. maj. 10, min. 8'/,, alt. 4 mm. Helix ciliosa Pfeiffer, Proc. zool. Soc. 1859, p. 25. t. 43, Fig. 8. Diese hübsche nordehinesische Art, welche gewissermaassen ein Diminutiv von Hel. Mackensii darstellt, kommt nach A. Adams auch in Japan vor und zwar speciell auf den — 5305 — Inseln Tsussima, Awasima und Tabusima. Sie ist indess weder von Rein, noch von Hilgen- dorf oder Doenitz gesammelt worden. Auffallend ist, dass Adams in der Einleitung zu seiner Aufzählung der japanischen Helices (Ann. Mag. N. H. 1868, 4. Ser. vol. I. p. 460) ausdrücklich eiliosa neben den Arten aufführt, die er nicht in Japan gesammelt. Er sagt dort: »I obtained examples of Helix (Plectotropis) Mackensü Val. at Cone Island, and specimens of Helix (Plectotropis) eiliosa Pfr. at Port Hamilton; but these localities belong to the Korean Archipelago which I have not included in my enumieration of Japanese Mollusca.« Demnach sollte man vermuthen, dass er auch Hel. eiliosa unter die irrthümlich von den japanischen Inseln aufgezählten Helices rechne, aber im Text führt er ausdrücklich die obengenannten Fundorte an. 10. Helix conella A. Ad. H. testa orbiculato-conica, spira depressa, umbilico modico, perforata, ochraceo-cornea, tenui, squarrosa, oblique valde strigosa; epidermide in lineis interruptis obliquis disposita, anfr. 6 planis, ultimo ad peripheriam acute carinato, basi convexo; peristomate acuto, expanso et breviter reflexo. — Lat. 5, alt. 3°. | Helix conella (Plectotropis) A. Ad., Ann. Mag. N. H. 1863 p. 465 nec Pfr. — Pfr. VII. 3282. Habitat Tabu-Sima Japoniae. Obs. Colore et superficie similis ZI. squarrosae Gould, sed peripheria acute carinata et umbilieus (in illa amplus"et profundus) modicus. 11. Helix scabricula A. Ad. Helix testa orbiculato-conoidali, late umbilicata, ochraceo-cornea, squarrosa; spira de- presso-conica, anfr. 6%s convexiusculis, ad peripheriam subangulatis; epidermide in squamulis elongatis, radiatim dispositis producta; apertura parva, angusta, lunata; peristomate breviter reflexo. Lat. 4!%, alt. 3%. Helix scabricula (Pleetotropis) A. Ad., Ann. Mag. N. H. 1865 p. 466. Habitat Awa-Sima Japoniae. Obs. Forma et superficie similis 7. squarrosae, sed minor, spira elevatiore et umbilico angustiore. 12. Helix setocineta A. Adams. Helix testa orbieulato-conica, spira depressa, umbilico lato et profundo perforata, tenui, rufo-fusca, oblique striata, epidermide in lineis elevatis radiantibus disposita, ad peripheriam in — 306 — eiliis modieis produeta; anfr. 6 planis, ultimo ad peripheriam acute angulato, basi convexo; apertura obliqua, lunata, peristomate recto, acuto. Lat. 6, alt. 3 lin, Pleetotropis setocineta A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868 p. 465. Habitat Sado, Awa-Sima Japoniae. - Affınis II. eiliosae Pfr., sed magis conica et epidermis ad peripheriam longius ciliata. 13. Helix trochula A. Adams. Helix testa orbieulato-eonica, spira elata, umbilico lato et profundo perforata, tenui, rufo- fusca; epidermide in lineis obliquis interruptis disposita, ad peripheriam in eiliis brevibus pro- dueta; anfr. 6 planis, ultimo ad peripheriam acute angulato, basi convexo; apertura obliqua, lunata; peristomate acuto, expanso, breviter reflexo. Lat. 6%e, alt. 4 lin. Helix trochula«Plectotropis) A. Ad., Ann. Mag Nat. Hist. 1868 p. 466. Hab. Tsu-Sima Japoniae. & Subg. Aegista Albers. 14. Helix Friedeliana von Martens. Taf. 12. Big. 7: Testa late et perspective umbilieata, conoideo-depressa, oblique leviter striata, olivaceo- brunnea, concolor; spira prominula, eonoiden; anfr. 54, vix convexiuseuli, ultimus subtus paulo magis convexus, peripheria initio subangulatus, dein plane rotundatus, antice descendens; aper- tura valde obliqua, subovata; peristoma leviter inerassatum, breviter expansum, album, marginibus conniventibus, — von Martens. Diam. maj. 18, min. 15, alt. 10 mm; apert. long. et lat. 8 mm. Helix Friedeliana von Martens, Monatsber. Acad. Wissensch. Berlin 1864, p. 523. » » Ostasiat. Exped. p. 19 t. 14 Fig. 10. Gehäuse weit und perspectivisch genabelt, flach kegelförmig, schräg leicht gestreift, ein- fach olivenbraun; Gewinde etwas kegelförmig mit kleinem Apex. Fünf und ein halber Umgang, die oberen kaum gewölbt. der letztere etwas zusammengedrückt mit einer anfangs deutlichen, später verschwindenden Kante, unten etwas mehr aufgeblasen, vornen langsam herabsteigend. Mündung schräg, etwas eckig eirund, Mundrand leicht verdickt, kurz ausgebreitet, weiss mit genäherten, durch einen ganz schwachen Callus verbundenen Mundrändern, Basalrand und Spindelrand an der Vereinigungsstelle eineg stumpfen Winkel bildend, der Spindelrand am Ansatz etwas verbreitert und über den perspectivischen, ein Drittel der Basis einnehmenden Nabel ein wenig vorgezogen. — 30 Rein hat diese Art nicht gefunden, es liegt mir nur ein Originalexemplar vor, welches mir Herr Prof. von Martens aus dem Berliner Museum geliehen; es ist bei Nangasakı gesammelt. Die Untergattung Aegista ist gleichfalls charakteristisch für die westasiatischen Küsten- länder; ihr Vorkommen in Japan bildet ein weiteres Verbindungsglied zwischen Japan und China. 15. Helix Blakei Newcomb. ah 7a are, oB he Testa orbiculata, depresse conoidea, pervio umbilicata, tenuiusceula, oblique leviter striata et lineis impressis spiralibus regulariter sculpta, lutescente-albida (spec. detritum). Anfr. 5", convexiuseuli, regulariter erescentes, sutura distincta discreti, ultimus primum subangulatus, dein rotundatus, basi planatus, in umbilieum mediocrem, pervium subito deflexus, antice leniter sed valde descendens, Apertura obliqua, lunato-rotundata, marginibus vix approximatis, callo tenuis- simo junctis, peristoma tenue, superne acutum, dein reflexum, intus vix labiatum, margine columellari dilatato et umbilici partem tegente. Diam. maj. 26,5, min. 24, alt. 13 mm. Helix Blakei Neweomb, Proc. Acad. Calif. III. 1861, p. 160, file Martehs. Helix Blakeana von Martens, Sitzungsber. Ges, naturf. Fı.,'17. April 1877, p. 105, nee Tate. Ich bin nicht in der Lage, die Berichte der Californischen Academie nachsehen zu können und verlasse mich bei der Identifieirung dieser Art, von welcher mir nur ein verbleichtes Exemplar aus dem Berliner Museum vorliegt, auf das Urtheil von Martens’. Das Gehäuse ist mittelweit und durchgehend genabelt, ziemlich kreisrund, gedrückt kegelförmig, dünnschalig, schräg, gestreift und von sehr regelmässigen eingedrückten feinen Spirallinien umzogen; die Färbung ist nicht mehr zu erkennen. Die fünf und ein halb Umgänge sind gut gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden und an derselben immer etwas vorspringend; sie nehmen regelmässig zu, der letzte ist kaum verbreitert, anfangs undeutlich kantig, später gerundet, unten abgeflacht und steil in den mittelweiten, aber durchgehenden Nabel abfallend; nach vorn steigt er erst langsam, («dann plötzlich herab. Mündung schräg, gerundet, stark ausgeschnitten, Mundrand einfach, scharf, aussen und unten umgeschlagen, nicht verdickt, kaum gelippt, die Randinsertionen kaum genähert, durch einen ganz dünnen Callus verbunden, «der Spindelrand verbreitert und einen Theil des Nabels deckend. Die Stellung dieser von Dr. Hilgendorf in wenigen verbleichten Exemplaren bei —. 308 — Hakodade gefundenen Art ist mir noch nicht ganz sicher; der Habitus erinnert an eine riesige Aglaja, die Spirallinien deuten auf Verwandtschaft mit den Camenen, doch scheint sie mir vor- läufig richtiger bei Aglaja zu stehen. Sollte das nicht dieselbe Art sein, welche A. Adams als Hel. textrina Benson aufführt ? Pfeiffers Abbildung in den Novitates erinnert einigermassen an die vorliegende Form, doch ist Hel. textrina eine Nanine und keine Frutieicole, f. Subf. Camena (Albers). Ed. von Martens hat in der zweiten Ausgabe des Albers’schen Heliceensystems diese Gruppe nur auf die drei links gewundenen Arten, eicatricosa Müll., batanica Ad. et Reeve und quaesita Deshayes beschränkt, von welch’ letzterer damals die japanische Heimath noch nicht einmal bekannt war, während die Gruppe der Hel. peliomphala mit den neuholländischen Hadren vereinigt ist; in den Landschnecken der »Ostasiatischen Expedition« zieht er aber auch diese herüber, ohne sich über die Abgrenzung gegen Hadra auszusprechen. Letzteres hat Semper in den »Philippinischen Landschnecken«, p. 158 ff. in gründlichster Weise gethan und die Gruppe Hadra auf die Verwandtschaft der Hel. bipartita und in geographischer Beziehung auf den nördlichen Theil Neuhollands und die angrenzenden Inseln beschränkt. . Durch diese Abgrenzung bildet nun auch die Untergattung Camena ein in jeder Beziehung gut umgrenztes Ganzes, auf die westasiätischen Inseln und die chinesischen Küstengebiete beschränkt, nach Süden bis zu den Philippinen (Hel. avus Pfr. und hemisphaerion Pfr.) reichend; ob die beiden von Borneo angeführten Arten (germanus Reeve und palawanieca Pfr.) hierher gehören und ihre Fund- orte unumstösslich sicher sind, weiss ich nicht; germanus Reeve soll nach Adams japanisch sein, In Japan spielt gerade diese Untergattung eine Hauptrolle in der Molluskenfauna und tritt in zahlreichen grossen und schönen Formen auf, aber in einer Variabilität, welche wohl den Sammler entzückt, den aber, dem die Bearbeitung der Ausbeute zufällt, zur Verzweiflung bringen kann. Ich muss gestehen, dass mir, die berüchtigten Xerophilen und Hel. variabilis nicht ausgeschlossen, noch keine Untergattung vorgekommen ist, in welcher die Entscheidung “über Artsültigkeit nach den Schalencharakteren — und nur die Schalen liegen mir mit einer einzigen Ausnahme vor — solche Schwierigkeiten bietet. Ich habe in den Jahrbüchern der Deutschen Malacozoologischen Gesellschaft die auffallendsten Formen abgebildet, anfangs ohne jeden Zweifel an ihrer Artberechtigung, später aber mit immer schwererem Herzen, und jetzt, nachdem ich das ganze Material gründlich geprüft habe, muss ich gestehen, es ist mir unmöglich, innerhalb der hier abgebildeten Formenreihe eine Grenze zu ziehen, so widersinnig es auch 3097 auf den ersten Anblick erscheinen will, so himmelweit verschiedene Formen, wie z. B. Helix Senckenbergiana und Amaliae, unter eine Art zu vereinigen. Ja, wäre nicht die Windungs- richtung, so wäre auch Hel. quaesita Deshayes nieht aus diesem Strudel fernzuhalten. Eine Diagnose für ein solches Art-Ungeheuer aber zu geben ist unmöglich. Es ist das eben einer der Fälle, in denen der Schalenconchologe sich incompetent erklären und die Ent- scheidung einem glücklicheren Malacozoologen überlassen muss. Ich habe so viel als möglich alle mir vorgekommenen wichtigeren Formen zur Abbildung gebracht und beschreibe sie nach- stehend unter den Namen, die ich oder Andere ihnen gegeben; jeder mag sich dann selbst. schlüssig darüber machen, was er für Art, was er für Varietät halten will, bis einmal eine anatomische Untersuchung entscheidet, was Art und Varietät ist. Will man die ganze Reihe unter einem Namen vereinigen, so müsste das nach den Gesetzen der Priorität Helix Luhuana Sowerby (Voy. Beechey p. 140) sein, so wenig passend dieser, auf eine ausserjapanische Localität gegründete Name für eine Art erscheint, welche ihre Hauptentwickelung in Japan hat. Es ist schade, dass der Name Helix japonica Fer. unpublieirt geblieben ist und darum der zu einer andern Gruppe gehörigen Helix japonica Pfr. nachstehen muss. Keinesfalls aber kann die Art, wie Ed. von Martens will, den erst von 1850 datiren- den Namen peliomphala Pfr. führen. Martens scheint jetzt drei Arten zu unterscheiden, peliomphala, Luhuana und callizona, doeh ist das rein willkürlich, da callizona, vesp. meine Amaliae mit peliomphala ganz untrennbar zusammenfliesst. Eher liessen sich noch zwei Typen, peliomphala und Luhuana, unterscheiden, doch habe ich auch hier vergebens nach einem scharfen Trennungsgrunde gesucht. 16. Helix Senckenbergiana Kobelt. Taf. 3. Fig. 1—4. Testa magna late umbilicata, orbieulato-depressa, solida, rude striata, sub lente minutis- sime granulata, rufo-fuscescens, lutescente radiatim strigata et. variegata, plerumque trifasciata, fascia media angusta, distincetiore, infera latissime diluta strigis lutescentibus interrupta. An- fractus 5%,, rotundati, leniter acerescentes; apertura late lunata; peristoma reflexum inerassatum marginibus callo tenuissimo junctis, livide purpurascens; fauces livide trifasciatae. — Diam. maj. 56, min. 47, alt. 30 mm. Helix Senckenbergiana Kobelt, Nachr. Bl. Mal. Ges. 1875 p. 55. — Jahrb. II. p. 326 t. 12 Fie. 1. 2. Varietas spira elatiore, anfractibus convexioribus, ultimo ad aperturam maeis descendente, fascia mediana obsolescente, superiore et inferiore omnino evanidis. — Diam maj. 40, min. 34, alt. 27 mm. .(Taf. 3, Fig. 8. 9). Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 40 — 3100 — Gehäuse gross, weitgenabelt, fast kreisförmig niedergedrückt, festschalig, grob und unregel- mässig gestreift, unter der Loupe durch kurze Spiralstrichelchen fein gekörnelt erscheinend. Die Grundfarbe ist ein helles Rothbraun, aber bei dem Typus durch drei dunkle Bänder bei- nahe ganz verdeckt, so dass sie nur als ein helleres Band zu beiden Seiten des schmalen Mittelbandes erscheint; das obere Band reicht bis zur Naht, das untere geht ohne deutliche Unterbrechung bis in den Nabel hinein, so dass ein dunkler Nabelfleck nicht abgegrenzt wird; durch Bänder und Grundfarbe hin laufen gelbe Striemen und Flecken in der Richtung der An- wachsstreifen, bis in den Nabel hinein. Bei der Fig. 3. 4 abgebildeten Varietät ist nur die Mittelbinde noch undeutlich zu erkennen, die obere und untere sind obsolet, ein Nabelfleck ist nicht vorhanden und die gelben Zeichnungen überwiegen beinahe die Grundfarbe. — Ich zähle fünf und einen halben Umgang, der Apex ist relativ klein, glatt, die anderen Umgänge nehmen langsam zu und sind beim Typus wenig, bei der Varietät stärker gewölbt; der letzte ist etwas aufgeblasen, namentlich bei der Varietät von dem Gewinde abstechend, nach der Mündung mehr oder minder herabsteigend, unten etwas abgeflacht und steil in den Nabel abfallend. Der Nabel selbst misst bei dem typischen Exemplare 11,5 mm, bei dem anderen nur 9 mm im grössten Durchmesser; er ist trotz seiner Weite nicht eigentlich perspectivisch, wird vielmehr vom zweiten Umgang zum grössten Theil ausgefüllt, so dass nur noch eine enge durchgehende Perforation bleibt; ein nicht ganz unbedeutender Theil wird durch den Spindelrand verdeckt. Die Mündung ist weit, etwa diagonal oder noch schiefer, gerundet-mondförmig, durch den vorletzten Umgang stark ausgeschnitten; der Mundrand. allenthalben weit umgeschlagen, verdickt, doch ohne eigentliche Innenlippe, schmutzig purpurfarben, die Insertionen durch einen dünnen Oallus von derselben Farbe verbunden; im Gaumen sind auf hellem Grunde die drei 3inden sichtbar, auch bei der äusserlich ungebändert erscheinenden Form. Rein hat von dieser grössten und schönsten Form nur die beiden abgebildeten Exem- plare mitgebracht, die er bei Ichinose am Fusse des Ha-ku-san in der Provinz Kanga sammelte. So verschieden die extremste Form, unsere Fig. 1 und 2, von dem Typus der Helix Luhuana erscheint, so ist eine Trennung von derselben doch vollkommen unmöglich, und Hel. Sencken- bergiana muss als eine grosse Varietät der Zuhuana angesehen werden, auch wenn man diese von peliomphala und Amaliae getrennt halten will. Genaueres darüber bei Hel. Luhuana. — Ausser den beiden grossen Exemplaren finden sich "unter Rein’s Ausbeute noch eine Anzahl kleinerer Formen, welche trotz der geringeren Grösse der typischen luhuana eigentlich noch ferner stehen, als die grossen. Ich habe ein solches Tafel 3, Fig. 8. 9 abgebildet, es stammt von Seguchi. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 40, min. 34, alt 27 mm, die Form — 3ll — ist also im Gegensatz zu der immer gedrückten Zuhuana noch kugeliger, bei dem abgebildeten Exemplare sind auf dem letzten Umgang die drei Binden vollständig verschmolzen, das roth- braune Mittelband kaum noch erkennbar, nur auf den oberen Umeängen deutlicher. Das kleinste mir zu Gesicht gekominene Exemplar hat nur 37 mm im grossen Durchmesser, zeigt aber deutlich den schwarzen Nabelfleck der typischen Zuhuana, der sonst bei Senckenber- giana fehlt. Die grossen Exemplare zeigen in den Umrissen eine ganz auffallende Aehnlichkeit mit der dalmatinischen Helix Pouzolzi, von der sie eigentlich nur die festere Schale, die rauhere Seulptur und die Fleckenzeichnung unterscheidet. Die ‘kleinen Formen dagegen ähneln auf- fallend manchen Arionten und Aglaien Californiens. Zwischen diesen und den Campyläen dürfte auch im System der Platz dieser Formen sein, Ucbergänge von Senckenbergiana zur typischen Zuhuana sind in den späteren Sendungen Rein’s mehrfach enthalten gewesen. Exemplare von Kotsi, Tosa auf der Insel Schikoku z. D. gleichen in Seulptur und Textur ganz der Fig. 8. 9, haben aber den weiten Nabel von Zuhuanu, die Färbung ist die von Senckenbergiana, aber mit dem Nabelfleck von Luhuana. 17. Helix Luhuana Sowerby. Taf. 3. Fig. 5-7 — Taf. 5. Fig. 8. — Taf. 6. Fig. 1-—-9. — Taf. 7. Fig. 8. 9. »Testa late umbilicata, suborbicularis, depressiuscula, lineis incrementi irregulariter rugu- losa, brunnea; anfr. 6 planiusculi, ultimus rotundatus, supra medium fascia angusta nigricante einetus, antice vix descendens, circa umbilieum infundibuliformem nigricantem subcompressus, apertura lata, rotundato-lunaris, perobliqua; peristoma intus subincrassatum, marginibus con- niventibus, supero arcuato, expanso, basali breviter reflexo, columellari vix dilatato. — Diam. maj. 41, min. 35, alt. 20 mm.« (Pfr.) Helix Luhuana Sowerby, Voy. Beechey p. 140 t. 35 Fig. 4. — Pfeiffer Mon. I. p. 354. — Mart. Ch. ed. II. t. 151 Fig. 15—17. — Reeve Conch. icon. sp. 382. Helix peliomphala var. Luhuana von Martens, Ostas. p. 27 t. 15 Fig. 4. Ich habe vorstehend Pfeiffer’s nach dem Originalexemplar in Cuming’s Sammlung ent- worfene Diagnose copirt; dieselbe nebst den Maassangaben und der, Abbildung im Martini- Chemnitz beweisen, dass auf den Liu-Kiu-Inseln, dem ursprünglichen Fundort, die Art durchaus nicht die volle Entwicklung erreicht, welche sie in Japan zeigt. Rein hat die Art an vielen Orten und in zahlreichen Varietäten gesammelt, welche von der kleinen typischen Form bis zur Hel. Senckenbergiana eine ununterbrochene Formenreihe — 3l2 — darstellen, aber ziemlich‘ constant einen dunklen Nabelfleck und nur ein scharfes Band von wechselnder Breite zeigen. Von Hel. peliomphala, wie sie gewöhnlich aufgefasst wird, scheidet den Typus, dem unser Taf. 3, Fig. 5. 7 abgebildetes Exemplar am nächsten kommen dürfte, die flachere Spira, die viel weniger schiefe und weniger in die Quere verbreiterte Mündung, die im Allgemeinen stärkere und rauhere Schale. Mustere ich aber die zahlreichen, von Rein zurückgebrachten Camenen genauer, so finde ich eine ganze Anzahl Formen, bei denen ich nicht weiss, ob ich sie zu Zuhuana oder zu peliomphala stellen soll. Am meisten gilt das von den kleineren Formen, auf welche wir nachher zu reden kommen werden, aber auch bei den grossen typischen Exemplaren verwischen sich einzelne Kennzeichen. So hat z. B. das Taf. 5, Fig. 8 abgebildete Exemplar bei 46 mm Durchmesser eine Höhe von 30 mm, ist also. nichts weniger als gedrückt und der letzte Umgang biegt sich an der Mündung so tief herunter, dass die Mündung der von peliomphala an Schiefe durchaus nichts nachgibt.‘ Wenn Herr Prof. von Martens sagt, dass ihm keine Uebergänge zwischen beiden Arten vorgekommen wären, so ist das bei mir leider in sehr reichem Maasse der Fall gewesen. Helix nimbosa Crosse wird z. B. von Martens unbedingt als Varietät zu peliomphala gezogen; die gedrückte Gestalt, die Form der Mündung und die Färbung des Mundsaums würden mich, wenn ich sie zu einer der beiden Formen- reihen einordnen sollte, unbedingt veranlassen, sie zu Zuhuana zu stellen. Ich habe auf Tafel VI eine Anzahl Formen abgebildet, welche zum Theil zur typischen Luhuana zu rechnen sind, zum Theil aber so die Kennzeichen von Zuhuana und peliomphala vereinigen, dass ich wenigstens nicht weiss, zu welcher von beiden Arten ich sie rechnen soll. Fig. 1 ist eine der grössten mir vorgekommenen Formen, leider ohne bestimmten Fundort von Rein aus Nippon mitgebracht. Es gibt an Grösse der Senckenbergiana nicht viel nach der grosse Durchmesser beträgt über 48 mm, und schliesst sich auch insofern an diese Art an, als die drei Binden, welche man bei Senckenbergiana im Gaumen erkennt, sehr scharf aus- geprägt vorhanden sind: ein hochstehendes Mittelband, darüber ein wenig schmäleres und etwas weniger scharf begrenztes oberes Band und darunter ein breites, doch ziemlich scharf begrenztes; die Nabelgegend ist tiefbraun, doch nimmt der Nabelfleck nur das Innere des Nabels ein und verbreitet sich nicht weiter über die Basis. Die Sculptur zeigt rauhe vorspringende Anwachs- streifen, gegen welche die feinen Spirallinien entschieden zurücktreten; die Bänder werden durch dieselben nicht unterbrochen. In der Gestalt gleicht diese Form so ziemlich der oben abge- bildeten höher gewundenen Form von Senckenbergiana (Taf. 3, Fig. 1. 2), nur ist der letzte Umgang mehr zusammengedrückt und der Nabel weniger durch den umgeschlagenen Mundrand older o. verdeckt, die Mündung erscheint viel niedriger und der Basalrand geht in flachem Bogen und nicht in einem Winkel in den Spindelrand über. Im entschiedenen Gegensatz dazu steht Fig. 2, welche keine Spur von Bänderung unıl auch keinen Nabelfleck zeigt; leider liegt mir nur ein beschädigtes, doch noch vollkommen ge- färbtes, nicht abgebleichtes Exemplar vor. Das Gewinde ist niedrig, der letzte Umgang namentlich in seiner letzten Hälfte aufgeblasen, wie bei der typischen Senekenbergiana, auch die Mündung hat ziemlich dieselbe gerundete Form mit stark gebogenem Basalrand, aber auch abgesehen von der einfarbig gelbgrünen Färbung ist die Schalentextur eine ganz andere, die Schale ist dünn und zerbrechlich, auch der stark umgeschlagene Mundsaum nicht in der Weise verdickt, wie bei Senckenbergiana. Der Nabel ist enger, als sonst bei Zuhuana, und schrumpft nach dem ersten Umgang zu einer Perforalion zusammen. Viel näher dem Typus steht Fig. 3, 4, namentlich steht sie dem Taf. 5, Fig. 8 ab- gebildeten Exemplare nahe und die Färbung ist die für luhuan« charakteristische, gelblich mit scharfem braunem Band und auf den Nabel selbst beschränktem Nabelfleck, sie zeichnet sich aber durch den aufgeblasenen letzten Umgang und die gerundete, nicht in die Quere ver- breiterte Mündung aus und bildet in dieser Beziehung wieder einen Uebergaug von Sencken- bergiana zur typischen lahuana. Mit Fig. 5, 6 beginnt nun die Reihe der kleineren Formen, welche die Brücke nach peliomphala hinüber bilden. Das hier abgebildete Exemplar stammt von Kioto. Es ist ziem- lich gedrückt, das Gewinde nur wenig erhoben, die Mündung schräg, aber nicht in die Quere verbreitert, der umgeschlagene Mundsaum mit einer deutlichen bläulichweissen Lippe belegt, der Nabel ist weit offen und fällt nicht so steil ab, wie bei der typischen Zuhuana; nach dem ersten Umgang schrumpft er zu einer Perforation zusammen. Die Färbung ist ein ziemfich dunkles Rothbraun, von gelben Striemen und Flecken unterbrochen, wie bei Senchenbergiana ; auch das eine hochstehende Band wird (durch denselben unterbrochen, der Nabeltleck greift über den eigentlichen Nabel hinaus. Die Dimensionen sind: Grosser Durchmesser 37, kleiner 31, Höhe 19 mm. Aehnlich gezeichnet ist Fig. 9, nur kleiner, 31 mm im grossen Durchmesser und fest- schaliger ; der Hauptunterschied liegt aber in der Auftreibung der Nabelgegend, welche den Nabel auf 4 mm zusammenschrumpfen lässt; die Zusammenziehung nach dem ersten Umgang ist dadurch viel weniger auffallend. Die Färbung ist ebenfalls rothbraun wit gelben Striemen. Beide vorstehend beschriebenen Exemplare lassen sich immer noch zur Noth von peliomphala trennen, ganz unmöglich ist das aber bei dem Fig. 7, 8 abgebildeten, Exemplar, — 3l4 — das ebenfalls von Kioto stammt. Es hat dasselbe noch dieselbe rothbraune Grundfarbe, mit gelben Striemen und Sprengseln, wie die früher beschriebenen Formen, aber die Gestalt ist ganz die von peliomphala, so dass die Figur fast die von mir als typisch betrachtete Fig. 1—3 auf Taf. 4 deckt; die Mündung ist ebenso in die Quere verbreitet und die Zeichnung zeigt die- selben Bänder, wie wir sie auf weisslichem Grunde so oft bei peliomphala sehen, eine feine Nahtbinde, dann ein sehr breites, offenbar aus zweien zusammengeflossenes, hier unter- brochenes Band, dann das typische hochstehende Mittelband und darunter noch das sehr breite untere Band; der Nabelfleck greift nach der Mündung hin über den eigentlichen Nabel er- heblich hinüber. Diese Form steht so entschieden in der Mitte zwischen peliomphala und luhuana, dass sie nach weinen Begriffen wenigstens eine scharfe Sonderung beider Formen- reihen unmöglich macht; sie lässt von allen Unterschieden nur noch die lebhaftere Grund- färbung der luhuana gegenüber der meist gelblichen peliomphala übrig. Eine ganz eigenthümliche Varietät habe ich noch Taf. 7, Fig. 8, 9 abgebildet, die Kleinste Form aus dem Formenkreis der ächten Zuhuana, wenigstens wenn man die Färbung und die feste Schale als Hauptkennzeichen gelten lässt; die Bänder sind auffallend breit und lassen nur schmale Streifen der Grundfarbe zwischen sich, werden aber durch gelbe Striemen in Flecken zerschnitten, fast wie bei nimbosa, von welcher sie aber wieder in anderer Beziehung, namentlich durch die gedrückte Gestalt und den bedeutend herabgebogenen letzten Umgang, erheblich abweicht. 18. Helix peliomphala Pfeiffer. »Testa aperte umbilicata, orbiculato-convexiuscula, oblique grossiuscula striata et subtiliter spiratim lineata, lutescens, plerumque fasciis spiralibus 1—3 et regione umbilicali nigro-fuseis; anfractus 52, convexiuseuli, spiram acutiusculam formantes, ultimus- basi sat convexus, antice sat descendens; apertura valde obliqua, rotundato-lunaris, peristoma carneo-rubescens, margi- nibus conniventbus, supero breviter expanso, basali distinctius reflexo.« (von Martens.) Helix Japonica Ferussac mss. Hist. nat. t. 69 H. Fig. 5, 6. — Deshayes texte p. 58, von Pfeiffer. Helix peliomphala Pfeiffer, Zeitschr. f. Malacoz. 1850, p. 150. — Monogr.. Helie. II. p. 233. — von Martens, Mal. Bl. 1860, p. 35. — Ostas. Exp. p. 25. t. 15 Fig. 1—3. — (Hadra) Albers — von Mart. Helie. p. 166. Helix Simodae var. Jay in Perry Narr. I. p. 294. t. 5 Fig. 4-6 (fide Martens). Von Hel. peliomphala gilt fast noch in höherem Grade das, was ich oben von lauhuana sagen musste, dass es fast unmöglich ist, eine einigermaassen befriedigende Diagnose zu ent- werfen. Ich balte mich in der Auffassung des Typus ganz an Herrn Ed. von Martens und nehme somit als Typus die noch ziemlich gedrückte, auf Taf. 4, Fig. 1—-3 abgebildete Form, — 315 welche mit Ostas. Exped. t. 15, Fig. 1—3 ziemlich zusammenfällt. Dieselbe ist dünnschalig, durchscheinend, ziemlich gedrückt, doch mit kegelförmigem, gegen die letzte Windung etwas abgesetztem Gewinde und kleinem stumpfem Apex. Der Nabel ist offen, aber nach dem ersten Umgang verengt. Der letzte Umgang ist ziemlich gewölbt, doch gedrückt, etwas in die Quere verbreitert, vornen stark herabsteigend. Die Mündung ist sehr schräg, stark ausgeschnitten, quer eiförmig, die Mundränder genähert, der obere ausgebreitet, der Basalrand umgeschlagen und sehr plötzlich gegen den Ansatz aufsteigend. Die Grundfarbe ist gelblich mit einem Stich ins Grüne, mit einzelnen gelben Striemenflecken ; die Zeichnung besteht aus einer ganz feinen Nahtbinde, einem weit über den eigentlichen Nabel hinausgreifenden Nabelflecken und den drei ziemlich breiten Binden, welche uns auch bei luhuana öfter begegnet sind; alle Binden sind tief schwarzbraun und hier und da von gelben Fleckchen unterbrochen. Diese Form ist die häufigste und somit wirklich als Typus anzusehen. An sie schliesst sich dann zunächst die Taf. 4, Fig. 4, 5 abgebildete Form, bei welcher das oberste Band und die gelben Sprengsel fehlen; das Exemplar ist auch etwas dickschaliger, der Mundsaum aussen und unten sehr breit umgeschlagen, der Nabel erheblich enger, das ganze Gewinde kegelförmiger. Noch mehr gilt das von dem Fig. 10—12 abgebildeten Exemplar, welches etwas kleiner, aber ebenso festschalig ist; es hat ausser dem ganz feinen Nahtbändehen nur noch das Mittel- band, welches aber dafür auch ungewöhnlich breit ist.. Der letzte Umgang ist vornen sehr stark heruntergebogen, die Mündung darum erheblich schiefer als bei den beiden anderen Exemplaren, der Mundsaum ausser oben sehr breit umgeschlagen und mit einer dicken, glänzend weissen Lippe belegt, nur an den, dem Band und dem Nabelfleck entsprechenden Stellen braun gefärbt. Aehnlich geformt ist auch das Taf. 7, Fig. I abgebildete Exemplar, bei welchem aber die Binde ganz auffallend schmal ist; die Nahtbinde ist kaum zu erkennen, der Nabelfleck greift kaum über den Nabel selbst hinaus, der Mundsaum der besonders nach oben auffallend stark gerundeten Mündung ist mit einer braunen Lippe belegt. Das Gewinde ist bei dieser Form rein kegelförmig, seine Umgänge sind kaum gewölbt. Die Schale ist erheblich dünner, als bei der vorigen Form und nähert sich darin wieder mehr dem Typus. Noch mehr ist das der Fall bei Fig. 2, deren Gewinde aber keinen Kegel mehr bildet, sondern flach convex erscheint; hier tritt das untere Band wieder auf, ist aber nicht, wie gewöhnlich, sehr breit, sondern erheblich schmäler als das obere; wie beim Typus sind gelbe Flecken eingesprengt. Eine äusserst interessante Varietät ist Taf. 7, Fig. 3 abgebildet. Dieselbe schliesst sich — 316 — durch den gänzlichen -Mangel an Binden und das Fehlen des Nabelflecks eng an meine nippo- nensis an. ist aber nieht einfarbig, sondern auf hell gelbbraunem Grunde mit dunkleren und helleren Striemen gezeichnet; namentlich sind einzelne rippenartig vorspringende Streifen durch intensiv gelbe Färbung ausgezeichnet. Die Basis ist namentlich um den Nabel herum auf- fallend aufgeblasen und der Nabel dadurch sehr verengt, derselbe schrumpft nach dem ersten Umgang zu einer nicht mehr durchgehenden Perforation zusammen. Durch die schon hier und da vorspringenden Streifen führt diese Form zu einer noch viel auffallenderen hinüber, welche ich als var. Hickonis mit einem eigenen Namen aus- zeichnen möchte. Rein hat dieselbe in erheblicher Anzahl mitgebracht und scheint sie somit - eine ganz eonstante Localvarietät zu sein. Sie kommt in zwei Farbenvarietäten vor, die eine ungebändert und ohne Nabelfleck (Taf. 4, Fig. 6, 7), die andere mit Nabelfleck und deutlichem yand (Taf. 4, Fig. 8, 9). Beide gleichen sich sonst in der Gestalt vollständig; sie sind erheblich höher, als ich peliomphala sonst kenne, 23 mm hoch bei 31 mm Durchmesser, eng, doch durch- gehend genabelt, der letzte Umgang zusammengedrückt, fast stumpfkantig, die Basis abgeflacht, der Umgang nach der Mündung stark herabsteigend, diese darum sehr schief, die Rand- Insertionen sehr genähert, der Mundsaum beinahe in seiner ganzen Ausdehnung umgeschlagen, den Nabel fast zur Hälfte deckend, lebhaft rosenroth mit einer dünnen bläulichen Lippe belegt. Die Seulptur zeigt zahlreiche, schräge, stark vorspringende Anwachsrippen, welche vielfach hell auf dunklerem Grunde vorspringen. Die Färbung ist braungelb mit helleren und dunkleren Striemen. — Vielleicht könnte man diese Form auch als selbstständige Art abtrennen, welche durch die kegelförmige Gestalt, den engen Nabel und die Sceulptur genügend charakterisirt wäre. Einige kleinere Formen führen zu meiner Hel. Amaliae hinüber, ohne jedoch in dieselbe überzugehen. Das Taf. 7, Fig. 6, 7 abgebildete Exemplar schliesst sich ganz an. die oben besprochene, Taf. 4, Fig. 10—12 abgebildete Form mit nur einem Mittelbande an, hat aber nur 24 mm im erossen Durchmesser bei 17 mm Höhe; die Unterseite ist stark anfgeblasen und der Nabel auch am Ausgang nur eine Perforation, von einem sehr breiten Nabelfleck um- geben. Die Textur der Schale ist aber ganz die von peliomphala, und ebenso die Färbung. Ebendahin gehören auch die beiden unter Fig. 4 und 5 abgebildeten Formen von Shikoku, von denen die kleinste noch nicht einmal 22 mm im Durchmesser hat. Beide lassen sich aber nieht mit Amaliae vereinigen und bestärken mich in der Ansicht, dass man dieselbe vorläufig noch besser als eigene Art anerkennt. Eine mir höchst zweifelhafte Form ist Taf. 6, Fig. 12 abgebildet. Sie ist ganz auffallend (dünnschalie, durchsichtig, nur ganz fein gestreift, mit engem, nicht durchgebendem Nabel. Die — 317 — Färbung ist um einen Stich dunkler, als peliomphala sonst zu sein pflegt, mit einem schmalen, sehr hochstehenden Bande, welches, wie der Nabelfleck, nicht schwarzbraun, sondern dunkel braunroth ist. Diese Form hat eine bedeutende Aehnlichkeit mit der weiter unten zu be- sprechenden Helix eoa Crosse, welche sich nur durch den kantigen letzten Umgang unter- scheidet. Rein sammelte nur ein Exemplar bei Saganoscki. Endlich rechne ich noch zu Hel. peliomphala das Taf. 4, Fig. 13 abgebildete Exemplar, welches die typische Form der peliomphala mit der Zeichnung von lahuana verbindet und ganz eng an die oben besprochene Form von Zuhuana herantritt,. so dass eigentlich die Trennungslinie vollständig willkürlich wird. Helix peliomphala findet sich, wie es scheint, an sehr vielen Punkten in Japan und ist aus der Umgebung von Nagasaki und Yeddo schon früh bekannt geworden. In Rein’s Sendungen waren die Fundorte leider nicht genau bezeichnet. Sie kommt allenthalben um Yeddo und auch in den gebirgigen Gegenden vor, bei Uweno, im Hakonegebirg u. s. w. “ 19. Helix nimbosa Crosse. Ehe 85 aa, ıla) Sal, Testa aperte umbilicata, orbiculata, subdepressa, solidula, haud nitida, oblique striatula, transversim tenuissime et fere inconspieue decussata, sub epidermide nigricante strigis irre- gularibus radiantibus obliquis fulvidis variegata, partim decidua, roseo-violacea; spira depressa, parum prominula, apice obtusula; sutura impressa; anfractus 6 vix convexiusculi, ultimus descendens, bası sat convexus. Apertura valde obliqua, rotundato-lunaris, intus violaceo-fusca ; peristoma violaceo-fuscum, marginibus subconvergentibus, reflexis, callo tenui junctis, columellari ad insertionem dilatato, umbilici lati, sed parum profundi nec pervii, partem minimam oceul- tante. — Crosse. Diam. maj. 35, min. 29, alt. 17 mm. Helix nimbosa Crosse, Journal de Conchyliologie XVI. 1868, p. 277. — XIX. 1871, p. 59 t. 2 Fig. 1. Helix peliomphala, var. nimbosa von Martens, Sitzungsber. naturf. Fr. Berlin 1877, p. 103. Rein hat zwei Exemplare mitgebracht, welche ziemlich mit der Crosse’schen Figur übereinstimmen... Sie sind offen und weit genabelt, aber der Nabel zieht sich nach dem ersten Umgang zu einer engen, nicht durchgehenden Perforation zusammen. Die Schale ist etwas weniger kreisförmig, als sie Grosse verlangt, ziemlich festschalig, wenig glänzend, in der ge- wöhnlichen Weise mit rauhen, schrägen Anwachsstreifen und sehr feinen Spirallinien gekörnelt, das Gewinde wenig erhaben, oben abgeflacht; die sechs Umgänge sind leicht gewölbt, durch Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 41 n — 3l8 — eine eingedrückte Naht geschieden, der letzte ist unten ziemlich gewölbt und steigt vornen plötzlich herab. Mündung dadurch schief, doch weniger als bei peliomphala, der Mundsaum, wie der Gaumen dunkel violett, stark umgeschlagen, die Randinsertionen genähert, der Basal- rand nur flach gebogen. In der Färbung weichen beide Exemplare einigermaassen von ein- ander ab. Bei dem einen abgebildeten sind ausser der dunklen Färbung der Nabelgegend drei Binden deutlich zu erkennen, eine mittlere schmälere und eine breitere oben und unten, sie sind durch gelbe Striemen unterbrochen, welche in der Richtung der Anwachsstreifen laufen und auch die röthlichen Zwischenräume zwischen den Bändern durchschneiden ; mitunter sind auch sie in Fleckenreihen aufgelöst. Bei dem anderen überwiegen die gelben Striemen und sind die Bänder nur noch ganz undeutlich zu erkennen; im Gaumen dagegen sind sie deut- lich sichtbar. Herr Prof. von Martens zieht nimbosa einfach als Varietät zu peliomphala; ich würde sie der flachen gedrückten Gestalt und der nicht ganz so schiefen Mündung wegen lieber zu luhuana stellen, doch dürfte es vorläufig am besten sein, sie ihrer charakteristischen Zeichnung wegen als festen Punkt in diesem Formenchaos bestehen zu lassen. Auch die lebhafte Färbung der Mündung deutet auf nähere Verwandtschaft mit hıhuana. 20. Helix nipponensis Kobelt. Taf. 4. Fig. 14. 15. Testa depresse conoidea, umbilicata, solida, regulariter oblique striatula, unicolor fulvescens, peristomate rosaceo; anfractus 5", parum convexi, regulariter accrescentes, sutura distineta discereti, ultimus rotundatus, ad basin subplanatus, ad aperturam subito deflexus. Apertura obliqua late lunata, intus albolabiata, margine supero primum expanso, deinde reflexo, basali late reflexo, ad insertionem dilatato, umbilieci mediocris vix pervii partem tegente, cum supero callo tenuissimo juncto. Diam. maj. 36 min. 30, alt. 22,5, lat. apert. 20 mm. Helix nipponensis Kobelt, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 31 t. 1. Fig. 2. > » Pfeiffer, Mon. Hel. VIII, p. 585. Gehäuse gedrückt kegelförmig, mittelweit genabelt, festschalig, regelmässig schräg gestreift. die Streifung namentlich nächst der Naht sehr deutlich, einfarbig hellgelb, ohne Nabelfleck, nur der Mundsaum rosa. Ueber fünf Umgänge, nicht allzugewölbt, regelmässig zunehmend, durch eine deutliche Naht geschieden, der letzte gerundet, etwas in die Quere verbreitert und an der Basis ganz wenig abgeflacht, nach der Mündung hin plötzlich herabgebogen. Mündung — 319 — schief, weit gerundet mondförmig, in die Quere verbreitert, der Mundsaum oben stark vor- gezogen, dann aber gleich umgeschlagen und ausgebreitet, Basalrand ziemlich gerade und dann in einem Winkel aufgebogen, an der Insertion etwas verbreitert und einen Theil des mittel- weiten, kaum durchgehenden Nabels überdeckend, ein dünner Callus verbindet beide Ränder und hinter dem Mundrand liegt eine starke, glänzendweisse Lippe; der Gaumen ist, wie der Mundrand, rosa. Auch diese Art, obschon auf den ersten Blick erheblich von peliomphala abweichend, muss als eine Localvarietät dieser vielgestaltigen Art angesehen werden. Hauptcharakter ist die einfarbige Schale ohne Nabelfleck und die Mündungsform. Sie wurde von Dr. Rein an verschiedenen Punkten im Inneren von Nippon gesammelt, besonders schöne Exemplare bei Kioto. 21. Helix Amaliae Kobelt. TARA Re 1621. Testa umbilicata, depresse conica, tenuis, subpellucida, regulariter striatula, sericea, sub lente minutissime granulata, cinnamomeo-rufescens, brunneo-bifasciata, fascia supera angusta, infera lata distinctissimis, macula umbilicali brunneo-rufeseente; umbilicus angustus, pervius Anfr. 5, superi subplanati, ultimus rotundatus, ad aperturam vix descendens. Apertura sub- eircularis, marginibus conniventibus callo tenuissimo junctis, supero expanso, basali reflexo, umbiliei partem tegente. Diam, maj. 27, min. 24, alt. 20 mm. Helix Amaliae Kobelt, Nachr. BJ. Mal. Ges. 1875, p. 55. — Jahrb. II 1875, p. 327 t. 12. Fig. 3. 4. Varietas major, spira magis elevata, zonula nigro-castanea angustissima ad suturam, basali cum macula umbilicali confluente latissima. — Diam 31, alt. 27 mm (Fig. 16). Helix Amaliae var., Kobelt, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 149 t. 5. Fig. 2. Varietas unicolor, anguste perforata, macula umbilicali destituta. — Diam. 24, alt. 19 mm (Fig. 19. 20). Gehäuse eng, doch durchgehend genabelt, gedrückt kegelförmig, dünnschalig, fast durch- sichtig, regelmässig fein und dicht gestreift und unter der Loupe sehr fein gekörnelt, seiden- glänzend, elegant röthlich-zimmetbraun gefärbt mit einem tiefbraunen Nabelfleck und zwei sehr scharf gezeichneten tiefbraunen Bändern, das obere schmal und hochstehend, auch auf dem vorletzten Umgange noch sichtbar, das andere mindestens doppelt so breit und bei manchen Formen mit dem Nabelfleck zusammenfliessend. Beide Bänder, sowie auch der Nabelfleck, — 320 — sind in der Mündung sichtbar und setzen sich auch auf den umgeschlagenen Mundsaum fort. Fünf Umgänge, die oberen ziemlich flach, ein kegelförmiges Gewinde bildend, der letzte stärker gewölbt, nach der Mündung hin wenig herabsteigend. Mündung schief, fast kreisförmig, wenig ausgeschnitten, die Mundränder genähert, durch einen dünnen Callus verbunden, der obere ausgebreitet und etwas vorgezogen, der äussere und untere umgeschlagen, an der Insertion einen Theil des Nabels deckend. Diese hübsche Form scheidet sich im Typus durch ihr höheres Gewinde, kreisförmige Mündung und dünne, seidenglänzende Schale sehr hübsch von dem Typus von peliomphala, aber die Varietäten beider Arten berühren sich und fliessen unmittelbar in „einander über. 2 Noch schärfer ausgeprägt erscheint die Fig. 16 abgebildete grössere Form von den Inseln zwischen Nippon und Sikuk, bei welcher die Höhe fast dem grossen Durchmesser gleichkommt und die ganze Unterfläche tief schwarzbraun gefärbt ist; auch läuft hier noch eine deutliche, aber ganz schmale Binde längs der Naht. Der Nabel ist fast ganz verdeckt und die Mündung erheblich schiefer, als beim Typus. ß Welcher Variabilität aber eigentlich diese Form fähig ist, habe ich erst aus ein paar Exemplaren gesehen, welche das Berliner Museum von Herrn Hiller aus der Provinz Jasumo an der Westküste erhalten hat. Fig. 19. 20 ist kaum noch durchbohrt und gleicht in der Gestalt fast einer unserer heimischen Tacheaarten; die Färbung ist einfarbig gelbbraun mit einer ziemlich breiten helleren Zone unter der Naht, ohne Binden und ohne den charakte- ristischen Nabelfleck; Mundsaum stark umgeschlagen, lebhaft rosa, dahinter mit einer starken bläulichweissen Lippe belegt, welche man beim Typus höchstens angedeutet findet; der Basal- rand ist nicht rein gerundet, sondern steigt im Anfang senkrecht herunter und verläuft dann fast horizontal, wie bei der typischen peliomphala. — Man würde kaum daran denken, diese Form zu Amalie zu ziehen, wenn nicht das Fig. 21 abgebildete Exemplar bei fast genau derselben Form und Grundfärbung die breite untere Binde der Amaliae und auch deren Mündungsform zeigte, doch fehlt auch diesem noch der Nabelfleck. Nachdem Vorstehendes geschrieben, kommt mir das erste Heft der Proceedings of the zoological Society of London 1878 zu, in welchem Herr Edg. A. Smith eine Camena congener beschreibt und abbildet, welche mit meinem Typus von Asmaliae vollkommen zusammenfällt. Die Diagnose lautet: Testa convexiusculo-orbiculata, spira breviter conica, subaperte umbilicata, tenuis, sordide pallido-virescenti-albida, fasciis 3 nigrofuseis, media latissima, infima umbilicum pingente; anfr. 5'/), convexiusculi, lineis incrementi obliquis flexuosis, strüsque spiralibus confertis insculpti, — 321 — ultimus subtus satis convexus, prope aperturam leviter breviterque descendens; apertura per- obliqua, semilunaris, intus fasciata; peristoma tenue, rosaceum vel liliaceum, marginibus con- niventibus, supero breviter expanso, basali et columellari latius reflexis. — Diam. maj. 30, min. 25, alt. 28 mm. Die Abbildung stimmt vollkommen mit meiner Amaliae, deren Beschreibung und Ab- bildung Herrn Smith unbekannt geblieben zu sein scheint; sein Name hat einfach in die Synonymie zu wandern. 22. Helix callizona Crosse. Taf. 5. Fig. 7. Testa anguste sed profunde umbilicata, globoso-turbinata, strüs incrementi subarcuatis irregulariter subrugosis obsolete impressa, lineolis transversis numerosis exilibus densis, sub lente tantum conspicuis decussata, luteo-albida; spira turbinata, apice obtuso; sutura impressa, sub- irregularis; anfr. 5", convexiusculi, ultimus vix descendens, globosus, spira paulo major, ad peripheriam obtuse carinatus, basi subplanatus, zona lata, circulari, saturate castanea ornatus. Apertura lunaris, subobliqua, intus alba, zona basali usque ad limbum transeunte; peristoma simplex, margine columellari subexpanso, fornicatim reflexiusculo, albo, basali et externo acutis intus subinerassatis. — Diam. maj. 22, min. 19, alt 15 mm; apertura 10 mm longa, 6, lata. — Crosse. Helix callizona Crosse, Journ. Conch. XIX. 1871, p. 226 t. 13, Fig. 3. Martens ‚besteht darauf, dass diese Art identisch mit meiner Amaliae sei, da aber Crosse, den ich brieflich um seine Meinung ersuchte, ganz entschieden für die Verschieden- heit beider Arten eintrat, wage ich noch keine Entscheidung und habe der Vollständigkeit halber hier die Crosse’sche Figur copirt. Die Form der Spira scheint mir von allen Varietäten der Amaliae, welche mir vorgelegen haben, erheblich verschieden und die Binde ist bei dieser meist viel breiter und überdeckt die ganze Nabelgegend. Darin freilich muss ich Herrn Prof. von Martens beistimmen, dass Hel. callizona eine Camen« ist und nicht, wie Crosse will, eine Fruticicola, sowie darin, dass Crosse seine Art auf unausgewachsene Exemplare gegründet hat. Die Abbildung im Journal de Conchyliologie zeigt übrigens noch ein oberes schwächeres Band, das in der Diagnose nicht erwähnt ist. 93. Helix Brandtii Kobelt. Taf. 3. Fig. 12. 13. Testa umbilicata, depresse conica, solida, rugose striatula, vix nitens, sub lente minutis- sime granulosa, lutescens, fusco strigata, fasciis interruptis, supera angusta vix conspicua, infera — 32 — latiore brunnea, in faucibus distinetissima, continua ornata, ad umbilicum subangustum, vix pervium haud maculata. Anfractus 5, superi plani, spiram conicam formantes, ultimus bene rotundatus, ad aperturam vix descendens. Apertura ovato-circularis, fortiter lunata, fere diago- nalis, labro tenuiter albolabiato, margine supero expanso, externo et basali reflexis, ad insertionem dilatato, brunneo tincto, faucibus fascia lata nigro-castanea usque ad labri marginem externum ornata. — Diam. maj. 26, min. 23, alt. 17 mm. Helix Brandtii Kobelt, Nachr. Bl. Mal. Ges. 1875, p. 55. » > » Jahrb. Mal. Ges. II. 1875, p. 328 t. 12, Fig. 5, 6. » » Pfeiffer, Mon. Hel. VII, p. 589. Gehäuse ziemlich eng und kaum durehgehend genabelt, gedrückt kegelförmig mit fast rein kegelföürmigem, gegen die letzte Windung eigenthümlich abgesetztem Gewinde, solide, doch nieht dickschalig, mit rauhen Anwachsstreifen, fast glanzlos, unter der Loupe, wie die übrigen Camenen, fein gekörnelt, gelblich, mit durchscheinenden hornfarbigen Striemen, ohne Nabelfleck, unter der Mitte von einer Reihe länglichviereckiger kastanienbrauner Flecken umzogen, welche im Gaumen als zusammenhängende, tief braunschwarze Binde erscheinen. Andeutungen eines oberen Bandes finden sich in Form einiger dunkler viereckiger Flecken, im Gaumen erscheinen sie ebenfalls als deutlicheres, doch unterbrochenes Band. — Fünf Umgänge, die oberen flach mit nur wenig eingedrückter Naht, der letzte aufgeblasen, sich gegen das Gewinde eigen- thümlich absetzend, untenher etwas abgeplattet und steil in den mittelbreiten, kaum durch- gehenden Nabel abfallend, vornen kaum herabsteigend. Mündung sehr schief, schön gerundet, nahezu kreisförmig, innen mit einer weissen dünnen glänzenden Lippe belegt, Mundränder genähert, doch nicht durch einen Callus verbunden, der obere ausgebreitet und vorgezogen, der äussere und untere umgeschlagen, letzterer an der Insertion verbreitert und mit einem braunen Fleck gefärbt; die Binde ist im Gaumen sehr intensiv ausgeprägt und geht über die Lippe hinweg bis zum Aussenrand. Rein hat von dieser Art, die ich auf seinen Wunsch zu Ehren des Herrn General- consuls Brandt benannt habe, nur ein Exemplar auf seiner ersten Tour ins Innere von Nippon gesammelt. Ich habe bis jetzt noch keine Uebergänge von ihm zu nimbosa Crosse, der nächst- verwandten Form, gesehen und kann mich daher durchaus nicht der Ansicht des Herrn Prof. von Martens anschliessen, der es als Varietät zu peliomphala ziehen möchte. Die Mündung ist ganz anders als bei nimbosa, wenn auch die Zeichnung einige Aehnlichkeit hat, — 323 — 24. Helix Sandai Kobelt. Taf. 6. Fig. 10. 11. Testa depresse conoidea, solida, spira convexiuscula, parum elata, summo minuto; oblique arcuatim plus minusve costulato-striata lineisque spiralibus minutissimis decussata; fulva, luteo strigata et maculata, in anfractu ultimo fascia latissima submediana duabusque superis vix con- spicuis ornata, ad umbilicum apertum, mox in perforationem haud perviam coarctatum haud maculata. Anfractus 6. convexi, ad suturam profundam subtabulati, ultimus subdilatatus, com- pressus, basi planatus, ad aperturam subito valdeque deflexus. Apertura perobliqua, rotundato- ovata, marginibus approximatis, subinerassatis, supero expanso, externo et basali reflexis, peri- stomate albolabiato, haud maculato. — Diam. maj. 35, min. 30, alt. 20 mm. Trotz meiner Abneigung gegen neue Arten in dieser Gruppe kann ich doch nicht umhin vorliegender Form einen Namen zu geben, da ich sie mit keiner anderen Art vereinigen kann und bis jetzt auch keinerlei Uebergänge weder zu luhuana noch zu Brandti, den einzigen, die in Frage kommen könnten, vorgekommen sind. Ganz abgesehen von der Zeichnung fällt die Art sofort auf durch die stockwerkartig abgesetzten Windungen, welche dadurch entstehen, dass jeder Umgang von der tiefen Naht au erst ein Stück weit eben verläuft und sich dann erst nach unten wendet. Die Schale ist auffallend fest und schwer, deutlich rippenstreifig und durch feine Spirallinien decussirt, wie die anderen Camenen, gelbbraun mit helleren Striemen auf dem Gewinde, auf dem letzten Umgang dagegen unter der Mitte mit einem sehr breiten durch die gelben Striemen unterbrochenen Bande geziert; auf der Oberseite erkennt man nur sanz undeutlich zwei oben durch eine etwas dunklere Zone verbundene Bänder; ein Nabelfleck ist nicht vorhanden. Der Nabel fällt steil ab und verengt sich dann sofort zu einer ganz engen, nicht durchgehenden Perforation. Der letzte Umgang ist etwas verbreitert, zusammen- gedrückt, unten abgeflacht, an der Mündung rasch und stark herabgebogen. Die Mündung ist sehr schief, gerundet eiförmig, wenig ausgeschnitten, der Mundsaum verdickt, glänzend weiss, ohne braune Flecken, die Randinsertionen genähert, der Rand oben ausgebreitet, dann aber gleich stark umgeschlagen, der Basalrand nach der Insertion hin rasch aufgebogen und kaum verbreitert. Das einzige vorhandene Exemplar stammt von Kioto. 25. Helix eoa Crosse. Taf. 6. Fig. 13. 14. Testa aperte umbilicata, orbieulato-lentieularis, subdepressa, tenuiuscula, subpellueida, strüs subobliquis, irregularibus, validis, rugosis longitudinaliter impressa, fulva; spira depressa, brevis, — 324 — parum prominula, apiee obtusula, sutura impressa; anfr. 6 planati, embryonales primi 1’Js pallide violacei, ultimus descendens, paulo supra peripheriam zona unica, angusta, fusco-nigri- cante cingulatus et subacute angulato-carinatus, basi convexiusculus, subinflatus, umbilicus latus, pervius, zona fusco-nigricante ornatus; apertura obliqua, rotundato-lunaris, intus livide violaceo- albida, margaritacea, zona externa transmeante et limbum attingente, peristoma reflexum, vio- laceo-fuscum, marginibus subeonvergentibus, columellari ad insertionem dilatato, partim fusco- nigricante, basali et externo violaceo-fuscis. — Diam,. maj. 37, min. 31'j2, alt. 16 mm. Apert 16 mm longa, 14 lata. Helix eoa Crosse, Journ. Conch. XVI. p. 278. XIX. p. 60 t. 2 f. 2. Diese Art schliesst sich unmittelbar an die oben abgebildete dünnschalige Form der peliom- phala von Saganoseki in Bugo auf Kiushiu an, zeichnet sich aber durch die scharfe hoch- stehende Kante aus, welche mit dem schmalen Band zusammenfällt. Crosse sagt nichts darüber, ob er mehrere Exemplare gesehen; ein einzelnes könnte unter Umständen auf einer individuellen Abnormität beruhen. Bis jetzt ist die Art meines Wissens noch von Niemand wiedergefunden worden; Crosse gibt nur Japan im Allgemeinen als Fundort an. 26. Helix myomphala von Martens. ea te la, Testa dextrorsa, exumbilicata, depresse conoideo-globosa, oblique striata, lineis spiralibus subtilibus confertis decussata, lutea, fascia castanea peripherica angusta, interdum in anfractu ultimo altera suturali cineta, regione umbilicari immersa, testae concolore. Anfractus 6! vix convexiusculi, lente cerescentes, superiores ad peripheriam angulati, ultimus bene rotundatus, antice vix deflexus, Apertura parum obliqua, oblique lunaris; peristoma expansum, album vel violaceum, marginibus distantibus, callo tenuissimo junctis, supero et basali bene arcuatis, colu- mellari recto, extus quasi exciso, reflexo, in umbilicum peculiariter immerso eumque claudente. Diam. maj. 40, min. 36, alt. 32 mm. » Ben 5 Bill 522 A955, Helix myomphala von Martens, Monatsber. Berl. Acad. 1865 p. 53. > » Ostasiat. Exped. p. 29 t. 15, Fig. 6. Helix,Daimio A. Adams mss. fide von Martens. Gehäuse rechts gewunden, im ausgewachsenen Zustande vollständig entnabelt, gedrückt kegelförmig-kugelig, sehr fein schräg gestreift und durch sehr feine Spirallinien unter der Loupe gekörnelt erscheinend, gelblich bis zimmtbraun mit einer schmalen kastanienbraunen Binde, welche mitunter in einem ziemlich breiten hellen Kielstreifen liegt; bei vielen Exemplaren — 325 — gesellt sich dazu noch eine zweite, schwächere, welche unmittelbar an der deutlichen, etwas erenulirt erscheinenden Naht verläuft und auf dem letzten Umgang besonders deutlich ist. Die Nabelgegend ist in ganz eigenthümlicher Weise vertieft, aber mit dem Gehäuse gleich- farbig. Es sind fast sieben Umgänge vorhanden, dieselben sind nur ganz schwach gewölbt und nehmen langsam zu, die oberen sind in der Jugend kantig, der letzte ist gerundet, höchstens etwas gedrückt, und steigt vornen nur ganz wenig herab. Mündung nur wenig schief, schräg aus- geschnitten, Mundsaum ausgebreitet, weiss oder violett, die Randinsertionen nicht genähert, durch einen ganz dünnen Callus verbunden, Oberrand und Aussenrand schön gerundet, Spindel- rand gerade, nach aussen eigenthümlich ausgeschnitten, in den Nabel eingesenkt und diesen durch seine trichterförmige Ausbreitung vollkommen schliessend. Das Band ist im Gaumen sichtbar und bei den Exemplaren mit violetter Mündung ist auch noch ein Stück des Gaumens mehr oder minder intensiv violett überlaufen. Diese prächtige Art hat Rein in zwei Varietäten von mehreren Fundorten mitgebracht, die eine (Fig. 1) ist grösser, mit mehr aufgeblasenem letztem Umgang und meist violettem Mundsaum. Bei der anderen (Fig. 2) überwiegt das Gewinde, der Mundsaum ist weiss und auch die Nahtbinde fehlt meistens, auch bleibt sie erheblich kleiner. Die Martens’sche Ab- bildung zeigt die auffallende Nabelbildung nicht, welche meine sämmtlichen Exemplare haben; leider ist es mir nicht gelungen, seine Originalexemplare zur Ansicht zu erhalten. {o} ) Aufenthalt in Nippon. — Martens sammelte.sie nicht häufie bei Nagasaki, Hilgendorf o h} fo} bei Oyama. — Rein sammelte ausserdem beide Formen bei Tokio, aber stets nur im Gebirge, nie in der Ebene. 27. Helix papilliformis Kobelt. Taf. 5. Fig. 3. Testa vix obtecte rimata, ovato-globosa, tenuis, irregulariter striatula, sericea, griseo- lutescens, fascia rufa mediana angustissima ornata. Anfractus 6 convexiusculi, regulariter leniterque crescentes, ultimus rotundatus, spirae altitudinem haud aequans, ad aperturam leniter descendens. Apertura obliqua, rotundato-lunaris, columella superne recta, fere verticali, inferne vetrorsum flexuosa, peristomate simpliei, parum expanso, intus tenuissime labiato, marginibus distantibus, columellari fornicatim reflexo, callo tenuissimo, umbilicum fere omnino tegente junctis. Diam. maj. 23, min. 21,5, alt. 27 mm. Helix papilliformis Kobelt, Nachr. Bl. Mal. Ges. 1875, p. 56. » » Jahrb. Mal. Ges. III, p. 30, t. 1, Fig. 2. » » Pfeiffer, Mon. Hel. VIIL, p. 586. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 42 — 326 — Gehäuse bis auf einen kleinen, überdeckten Ritz entnabelt, auch in jungen Exemplaren nur ganz fein durchbohrt, in der Gestalt ganz mit den philippinischen Cochlostylen aus der Sippschaft der ©. balteata stimmend, aber dünnschalig, sehr fein und dicht, aber unregelmässig gestreift, seidenglänzend, gelblich oder röthlichgrau, mit einer scharf begrenzten, schmalen, rothen Binde, welche ungefähr über der Mitte des letzten Umganges verläuft und auch auf dem Gewinde dicht über der Naht sichtbar bleibt. Gewinde oben abgestutzt, mit ziemlich grossem Apex. Die sechs Umgänge sind gut gewölbt, durch eine einfache, aber deutliche Naht geschieden ; sie nehmen regelmässig und so langsam zu, dass der letzte Umgang hinten ge- messen, erheblich niedriger ist, als das Gewinde; vornen steigt er langsam eine Strecke weit herab. Die beiden Mundränder sind sehr verschieden gerichtet, der äussere ist weit vorgezogen und darum schief, der innere dagegen steigt anfangs eine Strecke weit fast senkrecht herab und wendet sich dann in einem kurzen Bogen nach hinten; am Ansatz ist er in Form einer Tüte verbreitert und geht in einen dünnen Callus über, welcher die entfernt inserirten Mund- ränder verbindet und den Nabel bis auf einen ganz kleinen Ritz schliesst. Diese hübsche Art ist im System nicht ganz leicht unterzubringen; die eigenthümliche Nabelbildung und die Bänderung nähern sie der Helix myomphala, aber die charakteristische Sculptur der Camenen fehlt. In anderer Beziehung erinnert sie an japonica und Verwandte, in der Textur an sSieboldi. Doch scheint sie mir noch am wenigsten fremdartig bei den Camenen. Pfeiffer, dem ich das Originalexemplar zur Ansicht vorlegte, schrieb mir: »Sie erinnert an meinen vielleicht unausgewachsenen Bulimus sphaeroconus von Formosa, aber die Spira ist verschieden.« Rein hat nur ein ausgewachsenes Exemplar und mehrere halbwüchsige auf seiner ersten Tour ins Innere von Nippon gesammelt; sie scheint nur local, da weder Adams noch von Martens sie haben. 28. Helix quaesita Ferussac. Taf. 5. Fig. 4-6. Testa sinistrorsa, pervio-umbilicata, depresse-globosa, oblique ruguloso-striata et lineis spiralibus tenuissimis sub lente decussata, lutea, regione umbilicali castanea et fascia peripherica castanea ornata, rarius unicolor; anfractus 5%; —6 convexiuseuli, regulariter erescentes, sutura profunda disereti, ultimus basi inflatus, ad aperturam leniter descendens. Apertura valde obliqua, lunato-cireularis, peristoma acutum, veflexum, intus tenue labiatum, marginibus distantibus, callo tenuissimo junctis, basali parum arcuato, ad insertionem leviter dilatato castaneoque tincto. Diam. maj. 38, min. 30, alt. 26 mm. — 327 — Helix quaesita Ferussac, Hist. nat. pl. 106, Fig. 10—12. > » Deshayes texte, p. 179. > > > Pfeiffer, Mon. Hel. IV., p. 262. » » Reeve, Conch. icon., sp. 1355. > » Albers-von Mart., Helie., p. > » von Martens, Ostas. Exped., p. 28 t. 15, Fig. 5. » » von Martens, Sitzungsber. Berl. naturf. Fr. 1877, p. 104. Helix Perryi Jay, Narr. Am. Squadr. II., p. 294 t. 5, Fig. 7—)9. Gehäuse links gewunden, mit nicht sehr weitem, aber durchgehendem trichterförmigem Nabel, gedrückt kugelig, mit etwas kegelförmigem Gewinde, mit rauhen, schrägen Rippenstreifen sculptirt und etwas gehämmert, unter der Loupe durch feine Spiralstreifehen gekörnelt. Färbung gelblich, meist mit tiefbrauner Nabelgegend und einer scharf bezeichneten braunen peripherischen Binde, welche nicht auf das Gewinde hinaufgeht; seltener sind ganz einfarbige Exemplare, noch seltener solche, die, wie unsere Fig. 5, dunkle Zonen oberhalb und unterhalb des Bandes zeigen. Es sind nahezu sechs Umgänge vorhanden, welche durch eine einfache, aber deutliche und ziemlich tiefe Naht geschieden werden, sie sind gut gewölbt und nehmen regelmässig zu, der letzte ist gerundet, nach unten etwas aufgeblasen und steigt an der Mündung leicht herab. Die Mündung selbst ist sehr schief, ausgeschnitten kreisförmig, der Mundsaum fast in seiner ganzen Länge umgeschlagen, innen mit einer dünnen röthlichen Lippe belegt, die Randinsertionen entfernt, durch einen kaum sichtbaren, dünnen, durchsichtigen Callus verbunden, "der leicht ge- bogene Spindelrand ist etwas verbreitert und ausser an den ganz einfarbigen Exemplaren lebhaft kastanienbraun gefärbt. Die Dimensionen dieser Art sind sehr wechselnd, die oben angegebenen entsprechen ungefähr dem Durchschnitt, aber es kommen auch erheblich grössere vor; Martens erwähnt Exemplare von 46 und selbst von 58 mm im grössten Durchmesser, während meine kleinsten kaum 30 mm haben. Im Uebrigen ist die Art bis auf die Farbe in ihren Kennzeichen sehr beständig; die einfarbigen Exemplare pilegen gleichzeitig auch sehr dünnschalig zu sein. Hel. quaesita ist durch Nippon sehr verbreitet, so dass eine Aufzählung der einzelnen Fundorte unnöthig erscheint; sie ist neben peliomphala ein Charakterzug der japanischen Fauna. Vielleicht kommt sie auch in Nordchina vor, denn Helix latilabris von Möllendorff (Jahrb. Mal. Ges. 1875, p. 124) von Kiukiang lässt sich von den kleinsten Exemplaren kaum sicher trennen, ist aber noch kleiner (26 mm). 29. Helix scaevola von Martens. Testa sinistrorsa, umbilicata, depressa, oblique costulata, fuscescens, ad peripberiam obtuse angulata, albida, anguste unifasciata; spiva brevis, subeonica; anfractus 5 planati, ultimus ad — 328 — peripheriaım perbreviter descendens, subtus paulum convexior, apertura valde obliquata, lunato- rotundata, peristoma marginibus distantibus, supero recto, infero breviter reflexo, columellari subverticali, dilatato. — Diam. maj. 27, min. 22, alt. 14 mm, apert. long. 12, alt. obl. 14 mm. — von Martens. Helix seaevola von Martens, Sitzungsber. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1377, p. 104. Ich habe diese von Hilgendorff im Hakonegebirg zwischen Ashinanga und Kinga ge- sammelte Art nicht erhalten können; sie soll sich von quaesita, mit welcher sie die Windungs- richtung theilt, durch flachere Gestalt und stärkere Sculptur unterscheiden. 30. Helix miranda A. Ad. Helix testa depresso-globosa, late perforata; spira turbinata, elatiuscula, apice obtusa; anfr. 6 convexis, strigis obliquis conspicuis et stris volventibus confertis decussata; anfractu ultimo ad peripheriam rotundato, ad basim convexo; apertura obliqua, lunata; peristomate expanso, reflexo, intus incrassato. Straminea, fascia rubro-fusca ad peripheriam et ad suturas ornata. — Lat. 1” 3°, alt. 9". Helix miranda (Camena) A. Ad., Ann. Mag. nat. hist. 1868, p. 461. Habitat in insula Rifunsiri Japoniae. . . 31. Helix serotina A. Adams. R Helix testa subglobosa, late perforata; spira elato-turbinata, apice obtusa; anfr. 6 con- vexis, oblique strigatis (strigis inaequalibus) et striis minutissimis volventibus confertis decus- satis, basi convexa; apertura lunata; peristomate expanso, reflexo, intus albo, incrassato, ad umbilicum dilatato. — Serotina vel straminea, interdum fascia transversa rufo-fusca ornata. Lat. 9, alt. 7 Iin. Camena serotina A. Ad. in Ann. Mag. nat. hist. 1868, p. 461. Habitat Sachalin prope Cape Notori Japoniae. 32. Helix Editha A. Ad. H. testa depresso-conoidali, late perforata; spira elatiuscula, obtusa, apice obtusa; anfr. 6 convexiuseulis, oblique strigosis et striis volventibus confertis decussatis; anfractu ultimo ad peripheriam rotundato, ad basim planiusculo; apertura obliqua, lunata; peristomate subexpanso, reflexo, intus vix incrassato. Albida, fasciis duabus rubro-fuseis in anfractu ultimo et fascia unica ad suturas ornata. Lat. 8!/,, alt. 4 lin. Helix Editha (Camena) A. Ad., Ann. Mag. nat. hist. 1868, p. 462. Pfr. VII, p. 439 No. 3088. Habitat in insula Risiri, Vladimir-Bay, Japoniae. Obs. Similis H. pyrrhozonae Phil, sed spira magis elevata et forma magis conoidali. — 329 — 33. Helix Weyrichii Schrenk. Testa anguste umbilicata, globosa, solidula, transversim oblique striatula seu plicata, lineis longitudinalibus decussata, albido-Havesceente seu virescente straminea, rulo-castaneo unifasciata, apice nitida, caeterum opaca; anfractibus 5—6, superioribus planulatis, ultimo ventricoso ; apertura lunato-rotundata, labro acuto, reflexiusculo, intus callositate alba ornato, labio reflexo, umnbilicum pervium semitegente. Long. 22, lat. 28 mm; apert. long. 13, lat. 13 mm. Helix Weyrichii v. Schrenk, Reisen Amurl. Il. 1867, p. 669 t. 26. 5. 11—13. Ob nicht dieselbe, wie serotina Adams? in der Diagnose ist kaum ein Unterschied. 34. Helix Herklotsi Martens. »Testa umbilicata, orbiceulato-convexa, ruguloso-striata et lineis spiralibus subtilissimis decussata, Jutescens, castaneo-trifasciata; anfr. 5", convexiusculi, ultimus descendens; apertura obliqua, semiovalis; peristoma violascenti-carneum, marginibus subdistantibus, supero breviter expanso, basali reflexo, calloso«e. — Martens. Diam. maj. 33, min. 26, alt. 19 mm. Helix Herklotsi von Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 38. Ich habe mir diese, wie es scheint noch immer auf einem Exemplare beruhende Art nicht verschaffen können, glaube aber kaum, dass sich dieselbe von peliomphala trennen lässt. Adams vereinigt sie mit Simodae. 9. Subf. Fruticicola Held. Die Fruticicolen spielen neben den Camenen unter den japanischen Helices die Hauptrolie; besonders hat A. Adams eine erhebliche Anzahl von Arten beschrieben, deren Identifieirung aber kaum möglich erscheint, da keine derselben abgebildet ist und Adams bekanntlich seine Diagnosen nicht allzu genau zu machen pflegt. Ich habe mich nach besten Kräften bemüht, aus dem mir vorliegenden, sehr reighen Material seine Arten herauszufinden, doch ohne sonder- lichen Erfolg. 35. Helix similaris Fer. Taf. 7. Fig. 14. Diese fast durch die gesammten Tropen der alten und der neuen Welt verbreitete Art findet sich auch im südlichen Japan gemein und zwar in einer eigenthünlichen Varietät, welche Ed. von Martens ursprünglich als Hel. genulabris beschrieb, während er sie später als Hel. similaris var. Stimpsoni Pf. auffast. Martens gibt für die japanische Form folgende Diagnose: — 330 — Testa umbilicata, conico-depressa, tenuis, striata, nitida, spira convexe conica; anf. 5a convexiuseuli, ultimus obsolete angulatus, basi turgidus, ad aperturam paululum descendens, umbilicus angustus, '/; diametri acquans; apertura parum obliqua, semiovalis; peristoma breviter expansum, marginibus distantibus, supero subreeto, basali arcuato, prope umbilicum sinuatim recedente. Diam. maj. 16, min. 12, alt. 9%, mm. In den »Ostasiatischen Conchylien«, p. 20, bemerkt er darüber: »Lässt sich nicht wohl specifisch von Hel. similaris trennen, obwohl der Habitus etwas Eigenthümliches hat: die Färbung ist trüber gelbgrau; die Streifung gröber, d. h. die einzelnen Streifen breiter ohne schärfer oder höher zu sein, und oft etwas blasser gefärbt, als die Zwischenräume, was der ganzen Schale ein striemiges Ansehen gibt, das Gewinde kürzer und höher, als bei der Mehr- zahl der chinesischen und brasilianischen Exemplare von Hel. similaris, die Kante des letzten Umgangs bestimmter, der Nabel durchschnittlich enger und mehr verdeckt, das bogenförmige (nicht winkelförmige) Zurücktreten des Unterrandes, ehe er zur Insertion aufsteigt, etwas stärker. Alle diese Unterschiede treten aber nicht bei allen japanischen Exemplaren in gleicher Stärke hervor und wiederholen sich an einzelnen aus allen Ländern! Rein hat diese Art in erheblicher Anzahl bei Yokohama gesammelt, die meisten von dort stammenden Exemplare sind rothgebändert. Adams hat sie auch von N ‚gasaki und Simonosaki, Hilgendorf von Yeddo, wo sie an feuchten Mauern lebt, von der Halbinsel Awa und aus dem Hakone-Gebirg. 36. Hielıx conospira, Pfleitrer. Taf. 7. Fig. 13. Testa anguste umbilicata, globoso-conica, tenuiuscula, striata, oleoso-nitens, corneo-lutea; spira exserta, convexo-conica, subgradata, sutura profunda; anfractus 6 convexi, ultimus rotun- datus, paulum descendens; apertura diagonalis, rotundato-lünata, marginibus paulum conniven- tibus; peristoma tenue, albidum, leviter expansum, margine columellari ad insertionem sub- dilatato. Diam. maj. 8,5, min. 7, alt. 6,5 mm. Helix conospira Pfeiffer, Zeitschr. f. Mal. 1851. p. 14. — Mart. Ch. ed. II. t. 146, Fig. 17. 18. — Albers-von Mart., Hel., p. 58. — von Martens, Ostas. Exp., p- 23 t. 14, Fig. 7, Tb. Gehäuse enggenabelt, kegelförmig kugelig, dünnschalig, leicht gestreift, fettglänzend, gelb- lich-hornfarben; Gewinde erhoben, gewölbt kegelförmig, die einzelnen Umgänge fast stufen- — 3311 — förmig abgesetzt, durch eine tiefe Naht geschieden. Die sechs Umgänge sind gut gewölbt, der letzte ist gerundet und steigt vornen nur wenig herab. Mündung diagonal, weit gerundet, nur wenig ausgeschnitten, die Ränder etwas zusammenneigend, Mundsaum dünn, weisslich, kurz ausgebreitet, innen mit einer weissen Lippe belegt, der Spindelrand am Ansatze verbreitert. Zuerst von Martens bei Nagasaki und im Garten von Odsi bei Yeddo gefunden, dann auch bei Uweno und auf dem Berge Kano-San von Hilgendorf. — Rein hat einige Junge Exemplare bei Seguchi, zwischen Hiuga und Bugo, gesammelt. 37. Helix verrucosa Reinhardt. Tagıı. Rio2 15. Testa conico-globosa, anguste perforata, griseo-fusca, oblique striata, papillis exsculptis ereberrimis obsita; spiva conica, elata, apice obtuso; anfractus 5!/2 convexiuseculi, ultimus obsolete angulatus, basi convexiusculus, apertura rotundato-lunata; peristoma rectum, acutum, margine eolumellari late reflexo; marginibus callo tenui junctis. — Reinh. Diam. 5!/, alt. 5. mm. Helix (Frutieicola) verrucosa Reinh., Sitzungsb. Ges. Berl. naturf. Fr., 17. April 1877, p. 95. — Jahrb. mal. Ges. IV. 1877, p. 322, t. 11. Fig. 5. Gehäuse kegelförmig kugelig, eng durchbohrt, braungrau, schräg gestreift, unter der Loupe mit starken, dichtstehenden Wärzchen besetzt; Gewinde conisch, ziemlich hoch, mit stumpfem Apex; 5"e Umgänge, ziemlich gewölbt, der letzte stumpfkantig, nach unten ziemlich gewölbt; Mündung gerundet, ausgeschnitten; Mundsaum gerade, scharf, der Spindelrand weit umgeschlagen, die Insertionen durch einen dünnen Callus verbunden. Bei Uweno in wenigen Exemplaren von Hilgendorf gesammelt; es liegt mir ein Exemplar aus der Hand des Entdeckers vor. 38. Helix japonica Pfeiffer. Taf. 2. Fig. 3—5. Testa semiobteete umbilieata, interdum vix rimata, trochiformis, ad peripheriam angulata, tenuiuseula, oblique striatula, sub lente spiraliter tenuissime lineata, epidermide corneo-straminea induta, unicolor vel fascia pallide rufa supra angulum picta; spira convexe conoidea, apice obtusiuscula. Anfraetus 51, —6!/s parum convexi, regulariter crescentes, ultimus ad peripheriam angulatus, infra plus minusve planulatus, ad aperturam paulo descendens, dein subito deflexus. Apertura valde obliqua, diagonalis, semiovata, parum lunata; peristoma incrassatum, album, marginibus fere parallelis, externo arcuato, basali strieto, plerumque callo subdentiformi munito, Diam. maj. 17—21, alt. 12—16 mm. — 332 — Helix vitracea Ferussaec, prodr. No. 146. — Hist. nat. t. 64, Fig. 5. Helix japonica L. Pfeiffer, Zeitschr. f. Malae. 1847, p. 146. — Mon. Hel. I., p. 448. — Mart. Ch. II., t. 119, Fig. 17. 18. — Reeve, Conch. icon. sp. 491. — Martens, Ostas., p. 20 t. 14, Fig. 11. Gehäuse mehr oder weniger verdeckt genabelt, mitunter kaum noch geritzt, Kreisel- förmig mit kantigem Umfang und ziemlich flacher Basis, ziemlich dünnschalig, schräg gestreift, unter der Loupe auch sehr fein spiral-linürt, mit einer gelb-hornfarbenen, dünnen Epidermis überzogen, häufig über der Kante mehr oder weniger deutlich mit einer rothen Binde um- zogen. Das Gewinde ist gewölbt kegelförmig, mit stumpfem Apex, mitunter undeutlich treppen- förmig abgesetzt. Die Umgänge, 5Y2 —6!, sind schwächer oder stärker gewölbt und nehmen regelmässig und langsam zu; sie sind durch eine deutliche Naht geschieden; der letzte ist am Umfang kantig, unten mehr oder minder abgeflacht, jedenfalls immer um den Nabel herum zusammengedrückt; er steigt vornen erst allmälig herab und biegt sich dann plötzlich nach unten. Die Mündung ist schief, nahezu diagonal, halb-eiförmig, wenig ausgeschnitten, die Ränder fast parallel, der Aussenrand gebogen, der Spindelrand gestreckt und meist mit einem zahn- förmigen Höcker bewaffnet; Mundrand verdickt, weiss oder rosa, ausgebreitet, unten umge- schlagen und den Nabel mehr oder weniger verdeckend. Diese Form bildet den Mittelpunkt einer weit durch Japan verbreiteten Gruppe, deren einzelne Glieder kaum weniger schwer von einander zu trennen sind, als die Camenen oder auch als unsere deutschen Fruticicolen der Gruppe hispida-rufescens. Adams hat für sie den Gruppennamen Satsuma vorgeschlagen, der aber als ein nomen barbarum trotz seiner Vocalendung unannehmbar ist. Ich würde dafür den Namen Frutieotrochus vorschlagen. Charakterisirt wird die Gruppe ausser durch die kreiselförmige Gestalt, welche bei einzelnen Gliedern mehr in das Kugelige übergeht, durch den verdickten Mundsaum und den gestreckten Basalrand. Als Hel. japonica fasse ich die Formen mit stumpfkantigem letztem Umgang auf; Hel. patruelis Ad. zeichnet sich durch stärkere Kante, Hel. sphinctostoma durch fast gerundeten letzten Umgang aus. Alle drei Arten, wie ich sie auffasse, sind in Grösse, Gestalt und Nabelweite sehr variabei und ihre Grenzen schon bei dem mir vorliegenden Materiale nicht eben leicht zu ziehen. Von den drei abgebildeten Exemplaren entspricht Fig. 3 ungefähr dem Typus mit deut- lich rothem Bande und wenig abgesetzten Windungen. Fig. 4, bei Kobe gesammelt, weicht davon in mehrfacher Beziehung ab; die Umgänge sind zahlreicher und setzen sich förmlich treppenförmig gegen einander ab, dann sind sie aber nur wenig gewölbt und fallen fast senk- — 333 — recht nach dem nächsten Umgang ab; auch (der letzte Umgang ist in dieser Weise gebildet und führt dadurch zu sphinetostoma hinüber; der Nabel wird durch den umgeschlagenen Spindel- rand bis auf einen kleinen Ritz geschlossen ; das rothe Band ist, wenn auch undeutlich, vor- handen. — Eine Mittelstellung zwischen dieser Form und dem Typus nimmt Fig. 5 ein, welche sich namentlich durch die wenig querverbreiterte Mündung und den Mangel des Kielbandes auszeichnet. — Alle Formen haben aber eine deutliche Spiralseulptur, was weder Pfeiffer noch Ed. von Martens angeben. Das Thier ist nach Ed. von Martens graugelb mit einer helleren Rückenbinde und ohne dunklere Fühlerstreifen, Seiten schwach netzartig gerunzelt mit einer deutlichen Furche längs des Fussrandes und über demselben. Helix japonica scheint weit durch Japan verbreitet. Ed. von Martens sammelte sie bei Yokohama, Adams bei Matsumai in der Nähe von Yeddo und auf Awasima; später nennt er sie auch von Tabusima. Hilgendorf sammelte sie an vielen Stellen in der Umgebung von Yeddo, dann im Hakonegebire, zwischen Ashinonga und Kinga, bei Misaki, Oyamo und auf der Insel Eno-Sima. — Rein hat sie in ziemlicher Anzahl um Yeddo gesammelt, ausser- dem namentlich bei Kobe, dann im Distriete Osu auf Shikoku und mit Helix Mackenziüi zu- sammen bei Kioto. 39. Helix patruelis Adams. Tafel 2. Fig. 6. — Taf. 7. Fig. 15. »Helix testa globoso-conoidali, perforata, spira elata, turbinata; anfractibus 7 planiusculis oblique striatis et striis subtilissimis confertis. volventibus decussatis; anfractu ultimo ad peri- pheriam obtuse angulato, ad basin planiusculo; apertura oblique lunata, peristomate expanso, veflexo. Luteo-cornea, interdum fascia transversa pallida ad peripheriam ornata. — Lat. 8, alt. 612“. — Adams. Helix patruelis A Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 462. Ich habe schon oben erwähnt, dass ich die schärfer gekielten Verwandten der Hel. japonica auf Hel. patruelis Ad. deuten zu müssen glaube, und demgemäss betrachte ich die beiden ab- gebildeten Formen als Varietäten dieser Art, obschon sie vom Typus, wie ihn Adams be- schreibt, einigermaassen abweichen. Das Taf. 2, Fig. 6 abgebildete Exemplar ist fast rein kreiselförmig, mit abgeflachter, um den Nabel herum besonders stark zusammengedrückter Basis; der Nabel ist erheblich weiter, als bei japonica und durchgehend; der verbreiterte Spindelrand deckt nur einen Theil davon; die Anwachsstreifen sind erheblich stärker, ais bei Japonieca, die Spirallinien schwächer, so dass die Sculptur mehr an die der Camenen erinnert; Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 43 — 334 — die Färbung ist dunkel hornbraun ohne helleren Kielstreifen. Es sind über 6 Umgänge vor- handen, welche ziemlich gewölbt und etwas gegen einander abgesetzt sind; der letzte zeigt einen deutlichen Kiel und ist vornen plötzlich herabgebogen. Mündung schief gedrückt, halb- eiförmig, wenig ausgeschnitten, der Mundsaum fast in seiner ganzen Ausdehnung stark um- geschlagen. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 22,5, min. 20, alt. 17 mm, also etwas grösser, wie die des Typus. Wie übrigens Adams dazu kommt, die Art kleiner als japonica zu nennen, ist mir bei den von ihm angegebenen Dimensionen unklar. h Das Taf. 7, Fig. 15 abgebildete Exemplar von Kioto stammend, ist erheblich kleiner, nur 13 mm im grossen Durchmesser bei 14 mm Höhe, und hat nur 5Y, Umgänge, der Kiel springt noch stärker vor und ist weisslich, die Anwachsstreifen sind rippenförmig und unregel- mässig und die Spiralsculptur ist kaum zu erkennen; der Mundsaum ist auffallend verdickt. Adams’ Typus stammt von Tabu-Sima; Martens erwähnt die Art in der Bearbeitung der Hilgendorf’schen Ausbeute nicht. 40. Helix sphinetostoma A. Adams. Taf. 2. Fig. 7. 11. 13. 15. 16. »Helix testa globoso-conica, anguste perforata, spira conoidali; anfr. 6 convexis, oblique striatis, ultimo ad peripheriam rotundato, ad aperturam valde constricto; apertura perobliqua, lunata; peristomate albolabiato, late expanso, reflexo; lutescenti-cornea. — Lat. 6, alt. 5. — A. Adams. Helix (Fruticicola) sphinctostoma A. Adams, Ann. Mag. nat. hist., 4. ser. 1868 I. p. 463. Rein hat namentlich von Senguchi und Kobe eine Anzahl Formen mitgebracht, welche sich in Struetur und Mündungsbildung unmittelbar an japonica anschliessen, aber einen ge- rundeten letzten Umgang haben und hinter dem Mundsaum etwas eingeschnürt sind ; die ein- zelnen Formen differiren sehr von einander, doch glaube ich sie nicht trennen zu sollen, — Das Taf. 2, Fig. 7 abgebildete Exemplar bildet gewissermaassen einen Uebergang zu Hel. japonica, denn trotz der Rundung des letzten Umganges lässt sich an demselben deutlich noch die Kante erkennen; die Basis ist in der Mitte, wo sie bei japonica gerade am stärksten vor- gewölbt ist, abgeflacht und fällt dann steil in den engen, am Kingang etwas trichterförmig erweiterten Nabel ab. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 16, min. 14, alt. 12 mm. Mehr dem Typus entspricht Fig. 11 durch die kugelige Gestalt und den Mangel jeglichen Kieles, nur sind die Dimensionen bei 18 mm Durchmesser und 15 mm Höhe etwas grösser, als sie Adams angibt. Die einzelnen Umgänge sind gut gewölbt und unter der Naht etwas — 3355 — horizontal, so dass das Gewinde etwas abgesetzt erscheint, die gelbliche Färbung wird nach der Mündung hin heller Der letzte Umgang ist untenher sehr abgeflacht, namentlich nach der Mündung hin, wo die Einschnürung, nach welcher Adams die Art benannt hat, recht auffallend ist. Die Mündung ist unregelmässig gerundet, stark ausgeschnitten, der Mundsaum weiss, verdickt, stark umgeschlagen, die Hälfte des Nabels verdeckend. Die Spiralsculptur, welche Adams in der Diagnose gar nicht erwähnt, ist unter der Loupe deutlich erkennbar, doch schwächer, als bei Hel. japonica, Fig. 13 schliesst sich ziemlich eng an vorige Form an, ist aber aufgeblasener, kugeliger, der letzte Umgang weniger zusammengedrückt, namentlich auch die Basis weniger abgeflacht, die Mündung des gerade abfallenden Aussenrandes wegen fast eckig, stark ausgeschnitten, die Spindel deutlich gezahnt. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 18, min. 16,5, alt. 16 mm. Die Färbung ist dunkler als beim Typus, und wird auch nach der Mündung hin nicht heller, Fig. 15 endlich ist in jeder Beziehung ein Diminutiv der vorigen und mag als var. minor passiren, da an dem Fundort bei Senguchi zwischen Hiuga und Bugo nur diese Form vor- zukommen scheint. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 14,5, min. 13, alt. 11,5 mm. Endlich glaube ich als allerkleinste Form auch noch Fig. 16 hierher rechnen zu müssen, welche sich durch hellere Färbung und ein undeutliches röthliches Band auszeichnet, sonst aber ausser den Dimensionen keinerlei Anlass für eine Abtrennung bietet. Die Dimensionen sind: Diam. maj. 12,5, min. 12, alt. 10 mm. Sehr wahrscheinlich fällt auch die folgende Art noch in den Formenkreis von Hel. sphinctostoma. + 41. Helix peculiaris A. Adams. »Helix testa globoso-conoidali, anguste perforata, tenui, luteo-cornea; spira turbinata modica, apice obtusa; anfractibus 6 convexis, oblique striatis et striis subtilissimis volventibus decussatis; anfractu ultimo ad peripheriam rotundato, antice deflexo et constricto, basi convexo; apertura perobliqua, lunata; peristomate expanso, reflexo, ad basim reflexiusculo et callo vix elato instructo, ad umbilicum late reflexo. — Diam. 6, alt. 61/,.« — Adams. Helix (Satsuma) peculiaris A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist., 4. Ser. I. 1868, p. 463. Ohne die Angabe, dass die Höhe beträchtlicher sei, als die Breite, würde ich diese Art unbedenklich auf Fig. 13 deuten, auf welche die Diagnose sonst vollständig passt. Jedenfalls ist es eine sehr nahe verwandte Art. — 336 — 42. Helix cardiostoma n. sp. Taf. 2. Fie. 14. Testa globoso-conica, imperforata, tenuis, oblique striatula lineisque volventibus sub- tilissimis, sub lente fortiore tantum conspicuis decussata, corneo-lutescens; spira conica, apice obtusa; anfractus 5 convexiuseuli, superne leviter tabulati, sutura profunda discreti, regulariter acerescentes, ultiinus rotundatus, inferne eomplanatus, ad aperturam constrietus perparumque descendens. Apertura obliqua, irregulariter cordiformis, lunata, peristoma leviter incrassatum, marginibus distantibus, extermo fere stricto, expanso, basali reflexiusculo, in umbilicum immerso eumque omnino claudente, leviter tubereulato. — Diam. maj. 14,5, min. 13, alt. 12,5 mm. Gehäuse kegelförmig kugelig, im erwachsenen Zustand vollständig undurchbohrt, dünn- schalig, fein gestreift und durch sehr feine, dichtstehende, nur bei ziemlich starker Vergrösserung sichtbare Spirallinien fein gegittert, gelblich hornfarben, nach der Mündung hin und unmittelbar unter der Naht heller; Gewinde gewölbt kegelförmig, etwas treppenförmig, mit stumpfen Apex. Die fünf Umgänge sind gut gewölbt, oben etwas abgesetzt, durch eine tiefe Naht geschieden, regelmässig zunehmend, der letzte gerundet, wie bei Hel. sphinctostoma, unten namentlich nach der Mündung hin abgeflacht, an der Mündung selbst eingeschnürt und etwas herabgebogen. Die Mündung ist schräg, unregelmässig herzförmig, fast dreieckig, ausgeschnitten, der Mundsaum etwas ver- dickt, weiss, mit schwachem Spindelzahn, die Känder entfernt inserirt, der obere Aussenrand gewissermaassen abgestutzt, fast geradlinig, ausgebreitet, der Basalrand umgeschlagen, in den Nabel eingesenkt und denselben durch seine Verbreiterung vollkommen schliessend. Diese Art steht manchen Exemplaren der Hel. sphinctostoma sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr und allen anderen Fruticotrochen durch den vollständig geschlossenen Nabel und die eigenthümliche Mündung. Die Nabelbildung ist dieselbe, wie bei Hel. myomphala und papilliformis. "Rein sammelte von dieser Form nur wenige Exemplare bei Kioto, 43. Helix Hilgendorfi Kobelt. Taf. 2. Fig. 9. Testa depresso-conoidea, pervio-umbilicata, tenuis, striatula, cornea, interdum ad peri- pheriam albozonata; spira conoidalis, sat elata, summo minuto; sutura distineta. Anfraetus 6 eonvexiuseuli, regulariter erescentes, ultimus primum subangulatus, dein teres, ad aperturam leniter descendens. Apertura obliqua, eireularis, parum lunata; peristoma subexpansum, breviter Ball — reflexum, marginibus approximatis, sed haud junetis, basali ad insertionem vix reflexiusceulo. — Diam. maj. 15, min. 13, alt. 11, diam. apert. 7 mm. Gehäuse gedrückt kegelförmig, durchgehend genabelt, dünnschalig, deutlich gestreift, leb- haft hornbraun, bisweilen mit einer Art weisslichem Kielstreifen. Gewinde kegelförmig, ziem- lich hoch, mit feinem Apex; die Naht deutlich, doch nicht bezeichnet. Die sechs Umgänge sind gut gewölbt und nehmen regelmässig zu; der letzte ist anfangs undeutlich Kantig, dann stielrund; er steigt vornen langsam, aber deutlich herab, Mündung schräg, fast rein kreisrund, wenig ausgeschnitten, der Mundsaum ausgebreitet und aussen und unten kurz umgeschlagen, die Ränder sind genähert, aber nicht verbunden, innen mit einer dünnen weissen Lippe belegt, der Spindelrand an der Insertion kaum verbreitert. So ungern ich es thue, muss ich neben den vielen von Adams ungenügend beschriebenen Fruticicolen aus Japan noch ein paar neue Arten errichten, da keine der Adams’schen Dia- gnosen auf meine Exemplare passen will. Vorliegende Art glaubte ich eine Zeit lang auf Helix Collinsoni deuten zu können, doch soll dieselbe gebändert und flacher sein, auch sagt Adams in der Diagnose nichts von der rein kreisförmigen Mündung. Herr Edear A. Smith, dem ich Exemplare davon übersandte, schreibt mir: »Near to Helix Goodwini Smith, yet distinguished by its greater size and rather less elevated spire; it has a whorl extra, a more open umbilicus, is different in colour; the aperture and peritreme are very closely, the latter is howewer a trifle thicker.« Martens wollte diese Art mit commoda Ad. in Beziehung bringen, welche allerdings derselben Gruppe anzugehören scheint, doch ist dieselbe nur halb so gross. 44. Helix macrocycloides n. sp. Taf. 2. Fig. 10. Testa perspective umbilicata, orbiculato-depressa, tenuis, leviter striatula; corneo-albida, spira depresse conoidea, angigyra, apice obtusulo, minuto; sutura profunde impressa. Anfractus 6 eonvexiusculi, leniter regulariterque erescentes, ultimus teres, subinflatus, antice perparum de- flexus. Apertura obliqua, fere civeularis, peristoma albolabiatum, expansum, marginibus approxi- matis, basali vix reflexiusculo. Diam. maj. 17, min. 15, alt. 10,5, diam. apert. 7 mm. Diese Art hat einige Aehnlichkeit mit der vorigen, namentlich in der kreisförmigen Mündung und den genäherten Mundrändern; sie unterscheidet sich aber von derselben sehr wesentlich durch den perspectivischen, alle Windungen bis zur Spitze zeigenden Nabel, das — 338 — flachere Gewinde, die tief eingedrückte Naht, von der aus die Umgänge erst etwas horizontal verlaufen, ehe sie sich convex nach unten wenden; der letzte Umgang zeigt keine Spur eines Kieles und ist stärker aufgeblasen, als bei Hilgendorfi. Die Färbung ist weisslich hornfarben ohne Andeutung eines Bandes; die Textur und Färbung zusammen wit dem weiten Nabel er- innern auffallend an Maerocyclis concava Say, und habe ich ihr darum obigen Namen gegeben. Doch erinnert die Art auch nicht wenig an unsere europäischen Fruticicolen, namentlich an Hel. umbrosa, während Hilgendorfi mehr an rwu/escens und deren Varietäten herantritt. Von den Adams’schen Diagnosen will keine passen; Smith schreibt mir, die Art sei »distinet from any japonian species in the British Museum.« Rein hat sie in beträchtlicher Anzahl an verschiedenen Punkten Japans gesammelt, doch waren genauere Fundorte leider nicht angegeben. 45. Helix Goodwini Smith. an me ale Testa depresse-conica, aperte sed subanguste umbilicata, tenuis, pallide cornea, translueida, incrementi lineis obliquis tenuiter striata et ‚strüs spiralibus minutis (fere obsoletis) insculpta ; spira leviter convexe conica; anfractus 5'/—6 convexiusculi, sutura simplici bene impressa sejuncti, ultimus medio indistinete obtuse angulatus, versus labrum paulum descendens; aper- tura obliqua, rotundato-lunata; peristoma ubique (superne excepto) leviter expansum, tenue, marginibus aliquanto conniventibus, columellari dilatato, albo. — Smith. Diam. maj. 11,5, min. 9,5, alt. 7,5 mm. Helix Goodwini Edg. A. Smith, Quarterly Journal of Conch. I. p. 119. Gehäuse gedrückt kegelig, offen aber ziemlich eng genabelt, dünnschalig, durchsichtig, blass hornfarben, mit feinen Anwachsstreifen und unter der Loupe auch mit fast obsoleten kurzen Spirallinien sculptirt ; Gewinde gewölbt kegelförmig, mit feinem, ziemlich spitzem Apex. 5" Umgang, durch eine gut eingedrückte Naht geschieden, gut gewölbt, regelmässig zunehmend, der letzte undeutlich kantig, vornen etwas herabgebogen. Mündung schräg, gerundet, doch nicht so genau kreisförmig, wie bei den beiden vorigen Arten; Mundsaum fast überall, ausser oben, ausgebreitet, dünn, ohne Lippe, die Mundränder zusammenneigend, der Spindelrand etwas verbreitert und leicht weiss belegt. Rein sammelte einige Exemplare dieser hübschen kleinen Art bei Kobe, von wo auch Smith die seinen erhielt. Die Diagnose und namentlich die oben von Smith näher präecisirten Unterschiede von meiner Hilgendorfi, mit der sie zusammen vorkommt, stimmen sehr genau. Sie — 339 — schliesst die beiden vorigen Arten eng an Hel. comospira Pfr. an und bildet mit diesen zu- sammen eine eigene kleine Gruppe, welche im Habitus weit mehr den europäischen Trichien, als den japanischen Fruticotrochen gleicht. 7 46. Helix commoda A. Adams. Helix testa globoso-conoidali, late perforata, tenui, corneo-rufescente; spira obtusim conica, elata; anfr. 5 convexis, oblique striatis, ultimo ad peripheriam rotundato; apertura orbiculato- lunata, peristomate breviter reflexo.. — Adams. ats allso3 Helix (Fruticicola) commoda A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 1868 p. 464. Hab. Mososeki Japoniae. Offenbar mit Zilgendorfi nahe verwandt, doch nur halb so gross und mit, einem Umgang weniger. 47. Helix conulina von Martens. Taf. 7. Fig. 18. Testa perforata, depresso-conica, corneo-fusca, tenuis, striatula, sericea, spira conica, apice minuto; anfractus 5 convexiusculi, regulariter crescentes, ultimus obtuse angulatus, ad aper- turam parum deflexus. Apertura obliqua, lunato-rotundata, peristoma tenue, inferne sub- labiatum, vix reflexiusculum. — Diam. maj. 7, min. 6, alt. 4 mm. Zonites conulus Adams mss. teste von Martens, Helix conulina von Martens, Ostas. Exp. II. p. 24. Diese kleine Art schliesst sich den vorigen ziemlich enge an, zeichnet sich aber aus durch den deutlich kantigen letzten Umgang. Sie ist ziemlich eng durchbohrt, gedrückt kegelförmig, dünnschalig, feingestreift, seidenglänzend, eintarbig gelblich-hornfarben; das Gewinde ist kegel- förmig, ziemlich erhaben, mit sehr feinem Apex. Es sind reichlich fünf Umgänge vorhanden ; dieselben sind gut gewölbt und nehmen regelmässig zu, der letzte ist deutlich stumpfkantig, vornen wenig herabgebogen. Die Mündung ist schräg, gerundet, ziemlich stark ausgeschnitten, der Mundsaum dünn, ganz leicht ausgebogen, innen mit einer schwachen, nur unten deut- licheren Lippe belegt. D Diese Art, obschon bereits von Martens in den Landschnecken der »Ostasiatischen Ex- pedition« erwähnt, ist bis jetzt noch nicht richtig beschrieben worden. Es liegen mir nur zwei dem Berliner Museum gehörige Exemplare vor, welche Adams selbst auf Tabu-Sima gesammelt hat. an 48. Helix Lischkeana n. sp. Taf. 7. Fig. 16. \ Testa depresso-conoidea, anguste sed pervie umbilicata, tenuis, subpellueida, tenuiter oblique striatula, sub lente minutissime granulata, serieina, corneo-albida, fascia distinctissima rufa pulcherrime ornata, spira conoidea, apice obtusulo. Anfracetus 5 parum convexi, regula- riter crescentes, ultimus subcompressus sed haud angulatus, antice sat descendens. Apertura obliqua, rotundato-lunata; peristoma tenue, intus tenuissime albolabiatum, marginibus conniven- tibus, supero vix expanso, infero breviter reflexo, ad insertionem dilatato et umbiliei partem tegente. Diam. maj. 10, min. 9, alt. 7 mm. Gehäuse gedrückt kegelförmig, eng aber durchgehend genabelt, dünnschalig, durchscheinend, sehr fein gestreift und unter der Loupe ganz fein gekörnelt, seidenglänzend, hell hornfarben mit einer sehr hübsch scharf gezeichneten rothen Binde, welche auch auf die oberen Umgänge hinaufläuft. Das Gewinde ist ziemlich hoch kegelförmig mit stumpfem Apex und wenig tiefer Naht. Es sind über fünf Umgänge vorhanden, sie sind wenig gewölbt und nehmen langsam zu; der letzte ist nieder, etwas gedrückt, doch durchaus nicht kantig, und steigt vorn ziemlich erheblich herab. Die Mündung ist schräg, gerundet, ziemlich ausgeschnitten, der Mundsaum einfach, dünn, mit einer schwachen weissen Lippe belegt, die Ränder zusammenneigend, der obere kaum ausgebreitet, der untere kurz umgeschlagen und über den engen, doch durch- gehenden Nabel verbreitert. . Es liegt mir nur ein dem Berliner Museum gehöriges Exemplar (Nr. 25 711 des Catalogs) vor, welches von Hiller bei Hagi in Japan gesammelt wurde, Es liesse sich von den japa- nischen Arten etwa auf Helix Oollinsoni A. Adams deuten, doch soll diese 5/2‘ im Durchmesser und ein breites Band haben. Die nächste Verwandte unter den mir bekannten Arten ist Hel. Goodwini Smith, doch hat diese keme Binde, und der letzte Umgang, obschon kantig, ist bedeutend höher, als bei Zischkeana. Ich benenne die Art nach dem verdienstvollen Bearbeiter der japanischen marinen Fauna, Herrn Geh. Rath Lischke. 1 49. Helix despecta A. Adams. H. testa depresso-conoidali, perforata, tenui, cornea, fusca, subtilissime oblique striata; spiva . conica; anfr. 4 planiuseulis, ultimo ad peripheriam angulato, apertura angulatim lunata, peristo- mate recto, acuto, ad umbilicum breviter reflexo. — Lat. 3, alt. 2%2 lin. Fruticicola despecta A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. dth Ser. I. 1568 p. 464. Hab. Mososeki Japoniae. — 341 — + 50. Helix gibbosa A. Adams. H. testa depresso-globosa, tenui, perforata; spira parva, conoidali, apice acuta; anfr. 6 convexiusculis,;s strüs incrementi et volventibus minutis decussatis; anfractu penultimo gibboso, ultimo subinflato ad peripheriam rotundato, antice deflexo; apertura obliqua lunata, peristomate expanso, breviter reflexo. Albido-cornea. — Lat. 62, alt. 5 lin, Helix gibbosa (Fruticicola) A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 1868, p. 465. Hab. Tanabe, Japoniae. + 51. Helix proba A. Adams. H. testa orbiculato-depressa, late umbilicata, rufo-fusca, oblique striata; spira vix elata; anfr. 6 planiusculis, ultimo ad peripheriam obtusim subangulato, apertura rotundato-lunata, perobliqua; peristomate breviter reflexo, ad basim regulariter arcuato. — Lat. 5, alt. 21/2”. Helix proba (Fruticicola) A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 1868, 'p. 464. Hab. Kino-O-Sima, Japoniae. 7 52. Helix ceraspedocheila A. Adams. H. testa depresso-conica, late perforata, albido-cornea; spira vix elata, apice obtusa ; anfr. 5 convexiusculis, striis incrementi et volventibus decussatis, apertura perobliqua, lunata; peristomate rectiusculo, infra reflexo, intus albo, incrassato, ad basim callo instructo. — Lat. 4/e, alt. 3 lin. Fruticicola eraspedocheila A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868, p. 464. Hab. Kino-O-Sima, Japoniae. 1 53. Helix coneinna A. Adams. H. testa orbiculato-depressa, rufo-cornea, tenui, perforata, umbilico modico, oblique stri- 08a, Striis volventibus eonspieuis decussata; spira obtusa, elatiuscula; anfr. 5 convexiusculis 8 ı I I ultimo ad peripheriam rotundato; apertura lunata, peristomate recto, acuto, ad umbilicum reflexo. — Lat. 6, alt. 4 lin. Helix coneinna (Fruticicola) A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 4thSer. I. 1868, p. 465, nec Jeffreys. Hab. Tago, Japoniae., Der Name wegen Helix concinna Jefir. zu ändern. 1 54. Helix Collinsoni A. Adams. H. testa globoso-conica, late perforata, tenui; spira elata conoidali; anfr. 6 convexiuseulis, oblique striatis, anfractu ultimo ad peripheriam rotundato; apertura obliqua, lunata; peristomate Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 44 — 342 — subexpanso, breviter reflexo. Albido-cornea, fascia lata, ad suturas et ad peripheriam ornata. — Lat. 5%/a, alt. 5 lin. Helix Collinsoni (Fruticicola) A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. 1868, p. 464. Hab. Tago, Japoniae. Subf. Acusta Albers. Die Untergattung Acusta wurde von Albers zwar zu den Naninen gestellt, doch ist mir kaum zweifelhaft, dass sie ihre richtige Stelle unter Helix und zwar in der nächsten Nähe von Frutieicola Held hat. Die wenigen bekannten Arten sind japanisch oder chinesisch. 55. Helix Sieboldiana Pfr. Taf. 2. Fig. 8. 12. Testa vix perforata, subglobosa, tenuis, cornea, pellucida, nitida, flexuosim striata et sub lente obsoletissime subdecussata; spira breviter conoidea, apice vix obtusulo. Anfractus Se convexiusculi, sutura parum impressa disereti, ultimus ventricosus, antice ruguloso-striatus, ad aperturam non descendens. Apertura obliqua, fere eircularis, fortiter lunata, peristoma tenue, acutum, simplex, margine columellari areuato, dilatato, fornicatim reflexo.. — Diam. maj. 20—24, min. 16,5—19, alt. 19-21 mm. Varietas major, teste depressiore, latius perforata, anfractu ultimo valde inflato, apertura transversim dilatata (Fig. 8). Helix ravida Pfeiffer, Mon. Helie. I. p. 42. — Mart. Ch. I.'t. 31 Fig. 1. 2, nec Benson. Helix Sieboldtiana Pfeiffer, Zeitschr. für Mal. 1850, p. 87. — Reeve, Conch. icon. sp. 495. Helix Sieboldiana von Martens, Ostas. Exp. II. p. 22. Gehäuse kaum noch durchbohrt, kugelig bis kegelförmig kugelig, dünnschalig, einfarbig hornfarben, junge Exemplare fast durchsichtig, glänzend, fein gestreift und kaum erkennbar decussirt, ältere besonders nach der Mündung hin rauh seulptirt, runzelstreifig, undurchsichtig, Gewinde kurz kegelförmig mit nur wenig abgestumpftem Apex. Es sind über fünf gut ge- wölbte und ziemlich rasch zunehmende Windungen vorhanden; die letzte ist sehr bauchig und steigt vorn nicht herab. Die Mündung ist nicht sehr schief, weit, kreisförmig, stark aus- geschnitten,, der Mundrand einfach, dünn, scharf, nicht gelippt, der Spindelrand an der Insertion tütenförmig umgeschlagen und die Perforation fast ganz verdeckend. Die unter Fig. 8 abgebildete Varietät ist mehr in die Quere verbreitet, niedriger, - viel rauher sculptirt, weiter perforirt, die Mündung mehr in die Quere verbreitert, das Gewinde viel niedriger. Diese Varietät kommt der chinesischen FHel. ravida Benson sehr verdächtig — 343 — nahe; doch sind Exemplare von Kiukiang, die ich Möllendorff verdanke, noch erheblich grösser, regelmässig gerippt und der letzte Umgang mehr aufgeblasen. Diese Art wurde von Rein in ziemlicher Anzahl bei Yedo gesammelt, doch waren nur sehr wenig ausgewachsene Exemplare darunter. Martens sammelte sie auch bei Nagasaki auf Kiushiu, Adams auf Tsus-Sima und Awasima, Hilgendorf bei Uweno, Misaki, Kano- San und im Hakonegebirg. Das Thier ist nach Smith, der ein Exemplar längere Zeit in der Gefangenschaft hielt, wachsgelb mit langem, spitzem Fuss und ziemlich langen Fühlern. Nach Martens dagegen sind die jungen Thiere dunkel, fast schwärzlich. Sie lebt im Boden oder in Höhlen und kriecht nur selten im Freien herum. ” 7 56. Helix laeta Gould. Testa tenuis, lueida, subglobosa, viridi-cornea, vitta rufa ad peripheriam et altera prope suturam ornata; anfractibus 5 ventricosis, striis volventibus tenuissimis. Apertura magna, sub- eireularis, peristomate modico, everso, ad umbilicum magis reflexo.. — Gould. Axis 1, diam, 144“. Helix laeta Gould, Proe. Bost. Soc. 1859, p. 422. — Otia p. 101. Inhabits Hakodadi on bushes and shrubs; general outline not unlike FH. pomatia. Rein hat nichts mitgebracht, was auf diese Art gedeutet werden könnte, ich kann darum nicht entscheiden, ob sie hierher oder vielleicht zu Camena gehört, doch scheint mir ersteres wahrscheinlicher. Auch Hilgendorf hat sie bei Hakodade gefunden, doch konnte ich das Exemplar nicht zur Ansicht bekommen. Martens stellt die Art ebenfalls zu Acusta. Die Dimensionen seines Exemplares sind: diam. maj. 35, alt. 28 mm. Gattung Buliminus Ehrbg. Die Gattung Buliminus ist in Japan nur durch eine einzige Art vertreten, welche sich im Habitus nicht an die europäischen, sondern an die chinesischen Arten anschliesst. Es ist Buliminus Reinianus Kobelt. Taf. 7. Fig. 19. 20. Testa rimata, oblongo-turrita, tenuis, oblique striatula, cornea; anfractus 8 vix convexi, sutura distineta discreti, ultimus °/s testae aequans, basi rotundatus; apertura parum obliqua, — 344 — rotundato-ovata, columella angulata subplicata; peristoma reflexum, marginibus approximatis, callo tenui junctis, externo arcuato. Long. 24-—32, lat. 9, alt. apert. 11, lat. 8 mm. Buliminus Reinianus Kobelt, Jahrb. II. 1875, p. 333, t. 12, Fig. 10. 11. Bulimus Reinianus Pfeiffer, Mon. Hel. VIIL., p. 605. Buliminus Reinianus von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. 1877, p. 105. ? Bulimus rimatus Jay in Perry Exp. IL, p. 296, nec. Pfr. Gehäuse mit deutlichem, jedoch nicht tiefem Nabelritz, gethürmt walzenförmig, ziemlich (dünnschalig, schräg gestreift, dunkel hornfarben. Acht schwach gewölbte Umgänge, durch eine deutliche, fast erenulirte Naht verbunden, die drei unteren fast gleich dick, der letzte etwa drei Achtel des Gehäuses ausmachend, an der Basis gerundet. Mündung nur wenig schräg gegen die Achse des Gehäuses gestellt, im äusseren Umriss gerundet, im Inneren durch die eigen- thümliche, untenher mit einer geraden . Falte versehene Spindel schmal eiförmig mit einem Winkel nach der Spindel hin erscheinend. Mundsaum ausgebreitet und umgeschlagen, die Ränder genähert, durch einen kaum sichtbaren, nur an den Insertionspunkten stärkeren Callus verbunden. Der schmälste Theil des Mundrandes liegt au der Vereinigungsstelle des gerundeten Aussenrandes mit dem Spindelrand, der oberhalb zu einer dreieckigen Lamelle verbreitert ist. Diese von Rein nur in wenigen Exemplaren im Inneren von Nippon gesammelte Art steht dem chinesischen Bul. Cantori sehr nahe, ist aber grösser und zeichnet sich durch die eigenthümliche Spindelbildung aus. Bul. rimatus Jay ist wahrscheinlich diese Art, der eigent- liche Bul. rimatus Pfr. gehört der westasiatischen Gruppe Petraeus an und dürfte sich schwerlich in Japan finden; seine Heimath ist Afghanistan. Auch ist er der Beschreibung nach bei gleicher Länge viel breiter. Nach einer brieflichen Mittheilung von A. Adams an Ed. von Martens soll Bulimus gregarius Adams et Reeve (Voy. Samaraug, p. 58, t. 14, Fig. 4), ursprünglich von Borneo angegeben, nicht dort, sondern bei Satanomisaki, an der Südspitze von Kiushiu, leben. Diese Art ist weder von Rein, noch von Hilgendorf, noch von einem anderen Sammler bis jetzt mitgebracht worden und muss somit zweifelhaft für Japan bleiben. Dass aber noch eine zweite Art von Buliminus auf Japan vorkommt, zeigt eine japanische Abbildung, von welcher Rein eine Pause mitgebracht hat. — 345 — Gattung Pupa Drap. Im Gegensatz zu Clausilia tritt die Gattung Pupa in Japan ganz entschieden zurück, eine Erscheinung, die ganz vollständig auch dem Verbreitungsgesetz der beiden Gattungen in Europa entspricht. Auf der Pyrenäenhalbinsel treten die Olausilien ganz in den Hintergrund vor den grossen Torquillen, auf der Balkanhalbinsel beobachten wir bereits die umgekehrte Erscheinung, und je weiter wir nach Osten gehen, um so mehr nimmt die Zahl der Pupaarten ab. In Japan ist die Gattung nur durch zwei ganz kleine Arten vertreten, welche von Rein nicht aufgefunden worden sind; ich gebe ihre Abbildung und Beschreibung nach Reinhardt. 1. Pupa hydrophila Reinhardt. Taf. 1. Fig. 16. Testa dextrorsa ovata, rimata, nitida glabra, sub lente striatula, cornea, pellueida; spira conica, obtusa; anfr. 4a comvexiusculi, celeriter accrescentes, penultimus maximus, ultimus votundatus, basi non compressus. Apertura transverse cordata, 5—6 dentata; plica una parietalis valida, altera obsoleta; columellares 2, supera validiore, palatales 2; dentes palatales et columellares callo eburneo splendido, extus rufo, inter se conjuncti. Peristoma acutum, expansiusculum, marginibus remotis, callo tenui junctis, dextro paullum producto et sinuato- inflexo, columellari reflexiusculo.« — Reinh. Long. 1°/,, lat. 1 mm. Pupa (Vertigo)hydrophila Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berl., 17. April 1877, p. 96. — Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 323, t. 11, Fig. 6. Gehäuse rechts gewunden, eiförmig, geritzt, glänzend, glatt, nur unter der Loupe fein gestreift, hornfarben, durchscheinend, Gewinde kegelförmig mit stumpfem Apex. Von den 44), Umgängen, welche ziemlich gewölbt sind und rasch zunehmen, ist der vorletzte der grösste, der letzte ist gerundet und an der Basis nicht zusammengedrückt, Die Mündung ist quer herzförmig und trägt fünf oder sechs Zähne, je zwei an der Mündungswand, der Spindel und im Gaumen; von denen der Mündungswand ist nicht selten einer verkümmert, ‚von den Spindel- zähnen ist der obere der stärkere; die Gaumen- und Spindelzähne sind durch einen glänzen- den, elfenbeinweissen, aussen roth durchscheinenden Callus unter sich verbunden. Mundsaum scharf, etwas ausgebreitet, die Ränder entfernt, durch einen dünnen Callus verbunden, der Aussenrand etwas vorgezogen und buchtig, der Spindelrand umgeschlagen. Bei Hakodade von Dr. Hilgendorf gesammelt. Der Autor selbst bemerkt, dass diese Art der nordamerikanischen P. ovata Say sehr nahe stehe und nur durch bauchigere Form, nicht zusammengedrückten letzten Umgang und — 546 — schwächere Bezahnung abweiche, Vielleicht thäte man am besten, in ihr nur eine Varietät der nordamerikanischen Art zu sehen, 2. Pupa armigerella Reinhardt. Taf. 1. Fig. 17. »Testa dextrorsa, conico-ovata, rimata, albida, pellueida, nitidula, laevigata; anfractus 5 teretes, sutura profunda sejuncti, ultimus basi compressiusculus. Apertura. rotundato-trian- gularis, septemdentata: dentes 2 in pariete aperturali, alter pone insertionem marginis externi oriens, alter columellae propior, minimus, nodiformis, profundus; columella bidentata, dente supero validiore; dentes palatales 3, summus minimus, infimus maximus, callo transverso extus conspicuo inter se conjuncti. Peristoma subeontinuum, simplex, expansiusculum, margine dextro superne ad columellam dilatatam inclinato.« — Reinhardt. Long. 2!/s, lat. 1 mm. Pupa (Leucochila) armigerella Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1577, p. 96. — Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877. p. 323, t. 11, Fig. 7. Gehäuse rechts gewunden, spitz-eiförmig, geritzt, weisslich, durchscheinend, ziemlich glänzend, glatt; die fünf Umgänge stielrund, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte an der Basis etwas zusammengedrückt. Mündung abgerundet dreieckig, mit sieben Zähnen, zwei an der Spindel, der eine dicht am Ansatz des Aussenrandes, der andere, nur ein kleines punktförmiges Knötchen darstellend, tiefer innen und näher an der Spindel; von den beiden Spindelzähnen ist der obere der stärkere, von den drei Gaumenzähnen dagegen der oberste der kleinste, der unterste der grösste; sie sind durch einen queren, aussen sichtbaren Callus unter einander ver- bunden. Mundsaum fast zusammenhängend, einfach, leicht ausgebreitet, der Aussenrand oben gegen die verbreiterte Spindel geneigt. Aufenthalt bei Misaki, von Dr. Hilgendorf gesammelt. Diese Art findet ihre nächsten Verwandten in einigen indischen Arten, wie P. filosa und palangula, weicht aber von ihnen in Gestalt und Bezahnung erheblich ab; dagegen stimmen Form und Bezahnung ganz genau mit der amerikanischen P. armigera, welche indess dreimal so gross ist, Gattung Stenogyra Shuttl. Die vorwiegend tropische Gattung Stenogyra Schuttl hat auch einige Vertreter in Süd- Japan, doch befindet sich unter Rein’s Ausbeute nichts davon und ich kann darum nicht näher auf die Gattung eingehen. Martens zieht die von Hilgendorf gesammelten Steno- — 347 — gyren theils zu javanıca Reeve, theils zu gracilis Hutton, welche beide weit durch Ostasien verbreitet sind; Adams dagegen bestreitet das Vorkommen von javanica Reeve, beschreibt dagegen eine neue Art Opeas pyrgula. Ich bin ohne Material nicht im Stande, etwas über diese schwierige Gattung zu sagen. Gattung Balea Prideaux. Balaea variegata A. Adams. Taf. 9. Fig. 20. Testa sinistralis, leviter rimata, breviter fusiformis, apice obtusulo, oblique striata, corneo- fusca, albo-variegata; anfr. 6 convexiusculi, sub lente minutissime spiraliter impresso-lineati, leniter accrescentes, ultimus dimidiam testae non adaequans, basi rotundatus. Apertura rotun- dato-ovata, subverticalis, peristomate reflexo, expanso, albolabiato, interrupto vel callo tenui conjuncto, Jamella supera noduliformi, a spirali late sejuncta, infera profunda, intrante. Long. 9, lat. 3 mm., alt. apert. 3 mm. Balea variegata A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868, p. 469. — Kobelt, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 34, t. 1 Fig. 5. Gehäuse links gewunden, geritzt, kurz spindelförmig mit ziemlich stumpfem Apex, dünn- schalig, deutlich schräg gestreift, hornbraun mit mehr oder minder deutlichen weissen Striemen- zeichnungen, welche bald mehr in der Richtung der Anwachsstreifen, bald mehr spiral ver- laufen. Sechs gut gewölbte, langsam zunehmende Umgänge, der: letzte wenig mehr als ein Drittel des Gehäuses ausmachend, beinahe schmäler als der vorletzte, an der Basis gerundet; mit einer guten Loupe erkennt man auf den letzten Umgängen feine eingedrückte Spirallinien. Mündung relativ gross, gerundet eiförmig, nur bei ganz alten Exemplaren durch Vorspringen der Oberlamelle und Verdickung des Aussenrandes ihr gegenüber birnförmig erscheinend; Sinulus meist undeutlich, Mundsaum breit zurückgeschlagen, weiss gelippt, bei alten Exemplaren meist die .Insertionen durch einen Callus verbunden, auf der Mündungswand stehen zwei La- mellen, die obere kurz, knötchenartig und durch einen grossen Zwischenraum von dem unteren Ende der deutlich entwickelten, ziemlich starken Spirallamelle getrennt; Unterlamelle nur wenig vorspringend, gebogen, in gleicher Linie mit der Spirallamelle endigend; Subcolumellarfalte von vornen nicht sichtbar, dicht an der Unterlamelle und parallel mit derselben verlaufend. Diese hübsche Art wurde zuerst bei Tago von A. Adams entdeckt. Hilgendorf und Dönitz, wie Rein sammelten sie zahlreich in der Umgebung von Yedo unter Baumrinde —— 348 — und in hohlen Bäumen. Sie weicht von allen anderen Baleen durch ihren eigenthümlichen Habitus sehr ab; ich habe darum für sie eine eigene Untergattung Reinia errichtet, welche auch von Böttger in seinen Glausilienstudien anerkannt worden ist. Gattung Clausilia Drap. Die Schliessmundschnecken scheinen in Japan eine kaum viel geringere Rolle zu spielen, als in dem östlichen Europa. Noch ist nur ein geringer Theil, namentlich des Inneren er- forscht, und schon kennen wir eine sehr beträchtliche Anzahl von Arten, und jede neue Sen- dung bereichert die Fauna um einige Arten. Gerade in Japan finden sich die riesigsten Arten. Alle gehören, wie die Ostasiatischen Clausilien überhaupt, der artenreichen Gruppe Phaedusa an, welche, charakteristisch für diese Gegenden, von Japan bis Hinterindien, Java und die Philippinen die Gebirge bewohnt. So gut charakterisirt im Grossen und Ganzen diese Untergattung erscheint, besonders durch den Gesammthabitus und das Vaterland, so variabel sind ihre Arten in den einzelnen Kennzeichen. Dr. ©. Böttger *) hat dieselbe kürzlich, hauptsächlich auf Rein’s Ausbeute gestützt, einer neuen und gründlichen Bearbeitung unterzogen, welcher wir hier im Wesent- lichen folgen. Die Gebrüder Adams geben in ihren Genera II. p. 184 folgende Diagnose der Unter- gattung Phaedusa : »Shell smooth, more or less solid, yellowish or rufo-corneous, lunula none, or very rarely, obsolete; spiral lamella usually disjoined, last whorl appressed, rounded at the basis, peristome continuous, free.« Albers-von Martens hat in den »Heliceen« diese Diagnose ziemlich genau beibehalten, er schreibt: »Lunella nulla vel obsoleta, plicae palatales plures, suprema elongata; lamella spiralis plerumque disjuncta. Testa laevigata, plus minusve solida, lutescens vel rufo- cornea, anfractu ultimo basi rotundato.« i Herr W. von Vest, der leider nur eine geringe Anzahl von Arten selbst untersuchen konnte, hat dem noch beigefügt: »Spirallamelle von der Oberlamelle getrennt, letztere bis zum Mundsaum reichend, Glausilium einfach, stumpf abgerundet, Unterlamelle concav oder gestreckt:« *) Clausilienstudien. — Mit 4 Tafeln; Cassel bei Th. Fischer. — 349 — Böttger hat nun ]. ce. nachgewiesen, wie kein einziges dieser diagnostischen Kennzeichen eigentlich haltbar ist. Allerdings haben viele Phädusen, darunter auch zahlreiche Japaner, keine Spur einer Mondfalte, bei anderen ist sie“ obsolet, aber viele andere Arten, darunter auch wieder viele Japaner, haben eine ganz deutliche Mondfalte, ohne dass man sie aus anderen Gründen von den ächten Phädusen trennen könnte. — Mehrere Gaumenfalten sind allerdings bei den meisten Arten vorhanden, aber eine ganze Anzahl von Arten hat nur die Principalfalte und gar keine ächte Gaumenfalte und Cl. hyperolia von Martens hat sogar nicht einmal diese, sondern nur eine ganz undeutliche Suturalfalte. — Die Spirallamelle ist nur bei wenigen Arten getrennt, bei den meisten durchtaufend, bei manchen Arten aber bald getrennt, bald durchlaufend, Die Oberlamelle ist allerdings meist randständig, bei manchen Arten aber auch nicht. Böttger hat darum ganz recht, wenn er l. c. p. 56 sagt: »Wir erkennen aus alledem, dass die Adams’sche Section Phaedusa ein buntes Gemisch von Arten ist, welche nur in Farbe, Seulptur, Nackenform und in der fast immer durchlaufenden Spirallamelle einander nahe- stehen und daher- im Habitus leicht erkannt werden können, in Bezug auf die maassgebenden inneren Falten aber so verschieden sind, dass eine Sonderung derselben in natürliche Sectionen dringend noth thut.« Von den Seetionen, in welehe Böttger die Untergattung Phaedusa vertheilt hat, finden sich fünf auch in Japan vertreten, darunter bis jetzt die grössten und schönsten Arten der Gruppe. a. Euphaedusa Böttger. »Clausilium latissimum, subquadratum, subtus parum dilatatum, denique retroversum, et media parte acuminatum. Plica principalis longa, plica palatalis superior cum lunella obsoleta aut interrupta aut perfecta parva, subtus ramulum retrorsum mittente, semper connexa. La- mella supera marginalis, subverticalis, infera plus minusve spiraliter intrans, superae approxi- mata, subcolumellaris plus minusve immersa. Apertura subverticalis, marginibus callosis. Testa parva, anfractibus convexis, suturis profundis, tenuis, plerumque nitida, cornea, laevis aut striata aut costulata.« — Böttger. Kleine hornfarbene, meist glänzende Arten mit tief eingeschnittener Naht und relativ stark gewölbten Umgängen. Böttger rechnet hierher zwei Gruppen, den Formenkreis der Cl. Jös Benson und den der O1. shanghaiensis Pfr., beide in Japan vertreten, während eine dritte kleine Gruppe auf die Philippinen und Molukken beschränkt ist. Die Sippschaft der Cl. Jös hat eine Mondfalte, welche bei shanghaiensis unterbrochen oder verkümmert ist. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd, XI, 45 — .350 — 1. Clausilia subgibbera Böttger. Taf. 8. Fig., 20. »Testa non rimata, regulariter fusiformis, solida, substriata, cereonitida, epidermide flaves- centi-alba; spira elongata, vix concave-producta, apice acuto. Anfr. 11), parum convexi, suturis profundis disjuncti, ultimus pone aperturam gibbero-inflatus, humilis, modo '/, omnis altitudinis aequans, obsolete costulatus. Apertura minima, parum obliqua, rotundato-rhombo- idea, sinulo rotundato, parum alto. Peristoma continuum, solutum, superne vix sinuatum parumque protractum, parum expansum, reflexum, satis incrassatum, albescens. Lamella supera intus alta, triangularis, cum lamella spirali continua, marginalis; imfera remotissima, subver- ticalis, in profundo superne angulo obtuso lamellam validam retro mittens; subcolumellaris debilis, emersa. Plica prineipalis profunda, non perspicua, palatales lunellaque nullo modo perspiciendae.«e — Böttger. — Alt. 14,5, lat. 5,5 mm. Alt. apert. 3, lat. 2,5 mm. Clausilia subgibbera Böttger, Clausilienstudien p. 57. — Jahrb. Mal. Ges. 1878 V. p. 41. t. 2 Fig. 7. Gehäuse ungeritzt, regelmässig spindelförmig, festschalig, ınit verlängertem, kaum concav ausgezogenem Gewinde und spitzen Wirbel. Die Umgänge — 11!/g; — sind schwach gestreift, mit einer gelblichweissen, schwach glänzenden Oberhaut überzogen, wenig gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden; sie nehmen langsam zu, so dass der letzte nur etwa ein Viertel dem Gesammthöhe einnimmt. Derselbe ist vor der Mündung buckelförmig aufgeblasen. Mündung relativ klein, nur wenig schief, fast rhombisch, mit zusammenhängendem Mundsaum und rund- lichem, wenig emporgezogenem Sinulus. Mundsaum zusammenhängend, gelöst, oben kaum gebuchtet und dort auch nur wenig vorgezogen, wenig ausgebreitet, zurückgeschlagen, etwas verdickt, weisslich gefärbt. Die randständige, innen sich dreieckig erhöhende Oberlamelle ist mit der Spirallamelle vereinigt, die Unterlamelle tritt auffallend zurück, erscheint fast senkrecht gestellt und schickt erst in der Tiefe oben unter schiefem Winkel eine kräftige Lamelle nach rückwärts; die Subcolumellarfalte ist schwach, tritt aber als ein feines Fältchen bis an den Mundsaum. Die tiefliegende Prineipalfalte ist äusserlich nicht durchscheinend, auch nach dem Anschaben der Schale zeigt sich keine Spur von einer Gaumen- oder Mondfalte., Es liegt mir nur das einzige Exemplar vor, das auch Böttger als Original gedient hat. Dasselbe ist nicht von Rein gesammelt, sondern wurde mir von Damon unter dem Namen Cl. Gouldi Adams mitgetheilt. Diese Art soll aber nach der unten folgenden Originaldiagnose eine starke, vorgezogene Unterlamelle haben, kann also nicht unsere Art sein, obschon Damon seine Exemplare von Adams erhalten hat. — 351 — + 2. Clausilia Gouldi A. Adams. »Clausilia testa vix rimata, fusiformi, solida, pallide fusca, oblique striata; spira sursum valde attenuata, apice acutiuscula, anfr. 9 planiuseulis, ultimo antice rotundato, apertura obliqua, piriformi, lamella supera compressa, infera valida, arcuata, producta, lunella imperfecta, plica palatalis 1 longa, suturae parallela, subcolumellari usque ad marginem peristomatis pro- ducta; peristomate albo, subinerassato, undique breviter expanso.. — Long. 8, diam, anfr, pen. 1°Ja'.« — A. Adams. Clausilia (Phaedusa) Gouldi A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868. p. 470. Hab. Tago. Es lässt sich aus der Diagnose nicht mit vollkommener Sicherheit bestimmen, wohin diese Art zu stellen ist; ich stelle sie hierher, weil Damon die vorige Art unter diesem Namen verschickt. 3. Clausilia expansilabris Böttger. Taf. 8. Fig. 21. »Testa subrimata, ventricoso-fusiformis, solida, substriata, parum nitida, albescenti-cornea spira attenuata, apice peracuto. Anfr. 9—11 convexiusculi, suturis profundis disjuncti, ultimus attenuatus, vix inflatus, dense striatus. Apertura parva, recta, rotundato-piriformis, superne sinuata, subtus valde recedens, sinulo valde erecto ; peristoma continuum, undique valde solutum, protractum, late expansum, reflexiusculum, incrassatum, labio concolore lato munitum. Lamella supera valida, obliqua, cum lamella spirali continua, marginalis; infera immersa, in profundo angulo recto ascendens, superae parallela, subcolumellaris immersa aut vix emersa. Plica princi- palis medioeris, conspieua, ultra lunellam parum producta; plica palatalis supera punctiformis cum lunella brevi, subtus saepe obsoleta, distinete arcuata, laterali connexa; palatalis infera nulla.« — Böttger. Alt. 13,5— 17,5, lat. 3,25—3,50 mm; alt. apert. 3, lat. 2,5 mm. Clausilia expansilabris Böttger, Clausilienstudien p. 58. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1378 pag. 43. RER 8,09: Schale schwach geritzt, bauchig spindelförmig, solid, undeutlich gestreift, hellhornfarben, stellenweise mit einer ganz dünnen, weisslichen Epidermis belegt, Gewinde verlängert mit sehr spitzem Wirbel. Die 9—11 Umgänge sind deutlich gewölbt und durch tief eingeschnittene Nähte geschieden, der letzte stark verschmälert mit sanft gewölbtem Nacken und deutlicher enger Streifung. Die kleine gerundet-birnförmige Mündung steht fast senkrecht zum letzten Umgang, ist oben deutlich gebuchtet und unten stark nach rückwärts gezogen; der Sinulus ist — 352 — stark aufwärts gezogen. Mundsaum zusammenhängend, überall weit gelöst, vorgezogen, aus- gebreitet und deutlich umgeschlagen, innen mit emer ziemlich dicken, der Mündung gleich- farbigen Lippe belegt. Oberlamelle randständig, schief, kräftig, mit der Spirallamelle vereinigt; Unterlamelle schwach entwickelt, sehr zurücktretend; sie sendet erst in der Tiefe, von vorn kaum erkennbar, einen der Oberlamelle fast parallelen, ziemlich kräftigen Ast im rechten Winkel mit der Basis nach innen und oben; die Subcolumellarfalte ist nicht oder nur bei schiefem Einblick in die Mündung sichtbar. Die mässig lange, wenig: über die Mondfalte hinausreichende Principalfalte ist von vorn deutlich in der Mündung sichtbar, die obere Gaumenfalte meist nur punktförmig angedeutet und mit der kurzen, seitlich stehenden, deutlich gebogenen, nach unten häufig schwächer entwickelten Mondfalte vereinigt. Eine untere Gaumenfalte fehlt. (Böttger.) Böttger hat von dieser Art noch zwei Varietäten unterschieden, eine var. strophostoma mit auffallend schief gestellter Mündung und eine var. nana, nur 11—12 mm hoch mit nur 9 Umgängen, von denen die drei letzten relativ höher sind, als bei der Stammform; die Mün- dung ist etwas schief, die erste Gaumenfalte deutlicher und etwas länger. Aufenthalt im Inneren von Nippon, ohne besondere Fundortsangabe, von Rein in ziemlich beträchtlicher Anzahl gesammelt. Diese Art steht der subgibbera ziemlich nahe, unterscheidet sich aber sofort durch den Besitz einer Mondfalte, 7 4. Clausilia proba A. Adams. »Cl. testa arcuato-rimata, fusiformi, solida, oblique striata, corneo-fusca; spira subatte- ‚ nuata, apice obtuso; anfr. 8 planiuseulis, ultimo antice rotundato, apertura piriformi; lamella supera valida, compressa, infera profunda, substricta, lunella inconspicua, imperfecta, plica pala- tali longa, parum curvata, suturae parallela, subcolumellari profunda; peristomate breviter soluto, erasso, undique expanso.« — Long. 5%, lat. anfr. pen. 1Y2.“ — Adams. Hab. Kino-O-Sima. Clausilia (Phaedusa) proba A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868, p. 471. Mir nicht zugänglich geworden, scheint aber hierherzugehören. 7 5. Clausilia spreta A. Adams. »Clausilia testa vix rimata, fusiformi, luteo-fusea, obsolete oblique striata, anfractibus 8 convexiusculis, ultimo antice rotundato, apertura parva, piriformi, obliqua; lamella supera valida, vifera profunda, sursum bipartita, lunella imperfecta; plica palatali suturae parallela, sub- — 353 — columellari inconspicua, peristomate continuo breviter soluto, luteo-labiato, undique expanso.« — Long. 5, diam. anfr. penult. 14a‘. — A. Adams. Clausilia (Phaedusa) spreta A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 4th Ser. I. 1868, p. 471. 5 Hab. Tago. Eine kleine, glatte, gelbbraune, gewöhnlich verwitterte Art, welche ich mir nicht habe verschaffen können. 6. Clausilia digonoptyx Böttger. Taf. 8. Fig. 17. »Testa affınis O1. aculus Bens., sed gracilior, subtilissime costulato-striata, nitida, diaphana, anfractibus 10—10!/. convexis, sutura profunda disjunetis, apice acuto, apertura piriformi, superne vix sinuata, modice protracta. Lamella supera mediocris, sed validior quam in Cl. tau Bttg. et in O1. aculus Bens.; infera remotissima, sublimis; a basi intuenti lamellae superae in profundo valde approkimata, late arcuata, subcolumellaris omnino immersa. Plica principalis longa, pliea palatalis supera minima principali parallela aut antrorsum divergens, cum lunella obsoleta, arcuata, subtus validiore ramum parvumque retrorsum mittente continua. Olausilium "latissimum, subrectangulare, subtus parum dilatatum margineque externo modice rotundato- protracto, denique retroversum, apice media parte acuminato.«e — Böttger. Alt. 13—13,5, lat. 2,75—3 mm; alt. apert. 3, lat. 2,25—2,5 mm. Clausilia digonoptyx Böttger, Clausilienstudien p. 58. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1878. p. 45. t. 3 Fig. 1. »Die sehr ausgezeichnete Art gehört in die Verwandtschaft der Ol. aculus Benson, ist aber schlanker, sehr fein und deutlich rippenstreifig, glänzend, etwas durchscheinend. Sie zeigt 10-104, deutlich gewölbte Umgänge, die durch eine tiefe Naht geschieden sind, und spitzen Wirbel. Die immer schief gestellte Mündung ist birnförmig, oben kaum ausgebuchtet und überall mässig vorgezogen. - Die randständige Oberlamelle ist mässig entwickelt, doch deutlich stärker als bei CT. aculus und tau, mit der bedeutend tiefer als die Unterlamelle ins Innere des Gehäuses ziehenden Spirallamelle vollkommen vereinigt, die Unterlamelle tritt sehr zurück, ist aber bei schiefem Einblick von unten, oben in der Tiefe als kräftige, der ihr parallel lau- fenden Oberlamelle auffallend nahe gerückte Lamelle zu erkennen und bildet im Allgemeinen einen weiten, verhältnissmässig hochgestellten Bogen; die Subcolumellarfalte ist ganz versteckt. Die Prineipalfalte ist lang, mit der sehr kleinen oberen Gaumenfalte, die mit der schwachen, unten etwas kräftiger ausgebildeten und hier einen kurzen Ast rückwärts sendenden Mondfalte vereinigt ist, nahezu parallel oder nach vorn divergirend. — 1,854.7 — Das Schliessknöchelchen ist auffallend breit, oft fast quadratisch mit nach unten etwas divergirenden Seitenrändern, unten stark nach hinten umgebogen und in der Mitte zu einer stumpfen Spitze zusammengezogen.«e — Böttger. Ich habe der trefflichen Beschreibung Böttger’s, welche auch auf dem von Rein ge- sammelten Materiale beruht, nichts zuzufügen. Rein hat eine grössere Anzahl im Inneren von Nippon gesammelt, ohne einen genaueren Fundort dabei anzugeben. Diese Art mit den beiden folgenden gehört zum Formenkreise der Ol. shanghaiensis; sie unterscheidet sich von allen anderen Formen durch die so ungemein nahestehenden Lamellen. 7. Clausilia tau Böttger. Taf. 8. Fig. 18. Testa subrimata, fusiformis, pellueida, nitida, subtiliter striata, olivaceo-cornea, spira attenuata, apice acuto, laevi, plerumque albescente, anfractus 9Y,—10!, convexiuseuli, sutura profunda discreti, ultimus rotundatus, pone aperturam subinflatus, regulariter costulato-striatus. Apertura obliqua, rotundato-piriformis, sinulo erecto, superne satis acuto. Peristoma continuum, solutum, superne sinuatum valdeque protractum, late expansum, reflexiusculum, parum incrassa- tum, labio albo munitum. Lamella supera marginalis, humilis, modice obliqua, cum spirali con- tinua, infera strieta, obliqua, intus subfurcata, spiraliter recedens, subcolumellaris ihferae pro- xima, conspicua, vix emersa. Plica principalis longa, ultra lunellam longe producta; plica pala- talis unica supera longior, postice cum prineipali convergens, media in parte cum lunella inter- rupta, parum arcuata, angulum literae graecae instar formans. — Böttger. Alt. 12,5—15, lat. 3—3,5 mm. — Alt. apert. 3,5, lat. apert. 2,75 mm. — Clausilia tau Böttger, Qlausilienstudien p. 58. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1878 p. 46. t. III. Fig. 2. Gehäuse sehr schwach geritzt, spindelförmig durchscheinend, glänzend, fein gestreift, horn- braun mit einem Stich ins Olivengrüne; Gewinde verlängert mit spitzem, glattem, meist weiss- lichem Wirbel. Umgänge 91, —10",, gewölbt, durch feine, tiefe Nähte getrennt, der letzte gerundet, vor der Mündung etwas aufgeblasen, regelmässig fein rippenstreifig. Mündung schief- gestellt, gerundet birnförmig, mit in die Höhe gezogenem, oben etwas winkligem Sinulus. Mund- saum -zusammenhängend, gelöst, oben gebuchtet und »daselbst stark vorgezogen, stark aus- gebreitet, umgeschlagen, wenig verdickt und mit deutlicher weisser Lippe belegt. Oberlamelle randständig, niedrig, mässig schiefgestellt und mit der Spirallamelle vereinigt. Die Unterlamelle zeigt sich in der Vorderansicht schwach entwickelt und geradlinig schief nach aufwärts laufend, von unten gesehen aber schwach gabeltheilig, und mit spiralig sich zurückziehendem Hauptaste, — 35 — die Subcolumellarlamelle ist der Innenlamelle sehr nahe gerückt, zwar deutlich sichtbar, aber nur bis an den Innenrand des Mundsaumes herauslaufend. Die Prineipalfalte ist lang, weit über die Mondfalte hinaus verlängert, so dass sie in der Vorderansicht des Gehäuses noch deutlich zu sehen ist. Die obere Gaumenfalte ist gleichfalls relativ lang, mit der Prineipalfalte nach vorn divergirend, in ihrer Mitte mit der unterbrochenen, wenig gekrümmten Mondfalte verschmolzen und mit ihr die Form des Buchstabens = (tau) bildend. Diese kleine Art wurde von Rein in grosser Anzahl in Astlöchern von Waldbäumen bei Kioto auf der japanischen Insel Kiushiu gesammelt. Sie kommt der altbekannten CI. aculus ziemlich nahe, unterscheidet sich aber sicher durch dunklere Färbung, die mehr regelmässig birnförmige, oben stark gebuchtete und daselbst mehr vorgezogene Mündung, namentlich aber durch die wenn auch schwach, so doch viel stärker entwickelte Oberlamelle, die von der Basis aus gesehen nicht winkelig sondern spiralig sich zurückziehende Unterlamelle, die etwas ver- stecktere Subeolumellare und die viel längere erste obere Gaumenfalte. 8. Clausilia aculus Benson. Taf. 8. Fie. 19. Testa subulato-turrita, solidiuscula, confertim costulato-striata, parum nitida, pallide brunnea interdum olivacea; spira exacte conica, apice vix obtusiuscula. Anfractus 10, ultimus basi rotun- datus, paulo fortius costulatus; apertura irregulariter late-piriformis, superne sinuata parumque protracta; peristoma continuum, crassiusculum, breviter reflexum, album, lamellae parietales in fauce modice approximatae, supera fere obsoleta, infera a basi intuenti angulata, in profundo spiraliter recedens, pone marginem sicut subcolumellaris parum emersa evanescens. Plica princi- palis longa, palatalis unica supera oblique descendens mediocris cum lunella interrupta, subtus ramım parvum retrorsum mittente connexa. Long. 14,5, lat. 3 mm.; alt. apert. 3, lat. 2 mm. Clausilia aculus Benson, Ann. Mag. Nat. Hist. vol. IX p. 487. > > Küster Mart. Ch. I. p. 19. t. 1. Fig. 25—27. » » von Martens, Ostas. Exp. II. p. 33. t. 22. Fig. 5. » » Böttger, Jahrb. Mal. Ges. V. 1878. p. 49. t. 3. Fig. 3. Gehäuse gethürmt, mehr oder minder festschalig, ziemlich dicht rippenstreifig, wenig glänzend, hellbraun, nicht selten mit einem Stich ins Olivenfarbene; Gewinde rein conisch mit kaum abgestumpftem Apex. Zehn Umgänge, der letzte an der Basis gerundet und etwas deut- — 356 — licher gerippt, als das übrige Gehäuse. Mündung breit birnförmig, etwas unregelmässig, ziemlich schief stehend, oben gebuchtet und etwas vorgezogen, Mundsaum zusammenhängend, ziemlich dick, kurz umgeschlagen, weisslich. Die beiden Lamellen sind in der Tiefe einander sehr genähert, nach vornen weichen sie aus einander; die obere ist fast obsolet, tritt aber bis an den Rand vor, die untere bildet, wenn man von der Basis aus hineinblickt, eine Ecke und weicht spiralig zu- rück; sie ist schwach und verschwindet, ehe sie den Rand erreicht; ebenso die wenig vortretende Subceolumellarlamelle. Die Principalfalte ist lang, die einzige Gaumenfalte ist mittelstark und steigt schräg herab, sie hängt mit der unterbrochenen und unten einen kleinen Ast nach rück- wärts schickenden Mondfalte zusammen. Cl. aculus Benson ist im Gegensatz zu den meisten anderen Qlausilien weit verbreitet und findet sich in Japan, China und Korea; in Japan hat sie Rein in grosser Anzahl bei Nagasaki gesammelt. Cl. aculus ist wohl als die Stammform der Gruppe anzusehen ; von digonoptya unterscheidet sie sich indess sofort durch die weniger genäherten Lamellen, von tau durch die vorn äusserst schwache Oberlamelle, die deutlichere Streifung, die hinten nur wenig über die Mondfalte hinausragende Prinecipalfalte und die schwächere obere Gaumenfalte. — Die noch in Frage kommende chinesische O1. shanghaiensis hat weitläufigere Runzelstreifen und ist am letzten Umgang buckelig aufgetrieben. — b. Pseudonenia Böttger. »Clausilium acuminatum, affinis illo C7. shanghaiensis Pfr., sed lamina aliquantulum longiore, subtus magis dilatata. Plica principalis mediocris, plicae palatales aut plures aut nullae. Lunella plerumque deficiens aut obsoleta. Lamella supera obliqua, spiralis aut continua aut nulla, sub- columellaris (except. Cl. Heldi) immersa. Apertura magna, subtus protracta, margine columellari superne plus minusve sinuato, peristoma expansum, reflexum. Testa paueispira, apice acuto, cornea striata.« — Böttger. Böttger vereinigt unter dem Namen Pseudonenia eine Anzahl Arten, welche ihr Ver- breitungscentrum auf den Sunda-Inseln, namentlich auf Java und Sumatra haben, aber auch durch einzelne Arten in China und Japan, durch eine auch im unteren Eocän vertreten sind. Dieselben weichen aber unter einander so erheblich ab, dass Böttger sich veranlasst gesehen hat, die acht ihm bekannten Arten in sechs Formenkreise einzutheilen. Jedenfalls dürften die grossen indischen Inseln noch mehr Arten bergen, welche noch der Entdeckung harren, — 357. — Die einzige japanische Art ist 9, Glausilia Sieboldii Pfeiffer. Taf, 92 Rio 1: Testa areuato-rimata, conico-fusiformis, solida, confertim costulata, vix nitens, corneo-fusca, spira sensin attenuata, apice acnto. Anfractus 10 convexiuseuli, sutura profunda separati, ultimas penultimum altitudine vix superans, basi rotundatus, vix gibbus. Apertura magna, subquadrata, superne in sinulum parum distinetum protracta; peristoma solutum, continuum, album, expansum reflexiusculum; lamellae parvae, supera subverticalis, marginem vix attingens, infera curvata, subhorizontalis, subtus subnodata, intus eito ascendens, subcolumellaris immersa ; spiralis profundissima, a supera disjuneta. Plica prineipalis parva, saepe haud conspieua; lunella parva, sed lata, strieta, a prineipali disjuneta, subtus ramum retroversum mittens, plicae pala- tales aut nullae aut supera minima eum lunella connexa. Long. 17—21, diam. 4,5 mm. Apert. 5 mm alta, 4 lata. Clausilia Sieboldtii Pfeiffer, Proc. Zool. Soe. 1848, p. 111. — Mon. Hel. II. p. 465. » Sieboldi Martens, Ostas. Exp. p. 32. » » Böttger, Olausilienstudien p. 61. » Sieboldtii Küster, Mart. Oh. II. t. 11. Fig. 10. 11. Gehäuse mit bogigem Nabelvitz, bauchig-spindelförmig, festschalig, «dicht gerippt, kaum glänzend, dunkel hornbraun, meist etwas verwittert und dann die Streifen weisslich vortretend ; Gewimde allmälig und gleichmässig verschmälert mit spitzem Apex. Die zehn Umgänge sind ziemlich gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte ist kaum höher als der vorletzte, an der Basis gerundet und nur ganz leicht etwas aufgeblasen. Mündung gross, fast viereckig, oben nur wenig zu einer kleinen Bucht vorgezogen, Mundrand ringsum gelöst, zusammenhängend, weiss, weit ausgebreitet und umgeschlagen. Die Lamellen sind schwach entwickelt; die obere steht fast senkrecht und erreicht kaum den Rand; bei vielen Exemplaren verläuft sie sich schon auf der Mitte des Peristoms, die untere ist gekrümmt, fast horizontal, unten ein schwaches Knötchen bildend, innen rasch emporsteigend; die Subcolumellarfalte ist von vornen nicht sicht- bar; die Spirallamelle liest tief und .ist von der oberen getrennt; ihr Innerende reicht fast eben- soweit zurück wie das der Unterlamelle. Die Principalfalte ist klein, häufig gar nicht zu erkennen, die Mondfalte ist klein, aber breit, fast gerade, von der Prineipalfalte getrennt und schickt unten einen Ast nach hinten; die Gaumenfalten fehlen oder es ist eine ganz kleine vorhanden, welche mit der Mondfalte zusammenhänst. Diese sehr charakteristische und mit keiner anderen japanischen zu verwechselnde Art Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XI. 46 —_— 358 0 — wurde von Rein an zwei Localitäten in Japan gesammelt, bei Amakusa und zwischen Hiugo und Bugo. — Hilgendorf scheint sie nicht gesammelt zu haben. Nach einer brieflichen Mittheilung von Crosse scheint A. Adams eine andere Form für O1. Sieboldi zu nehmen, wenigstens -schreibt mir Grosse: Votre Cl. Sieboldi a les stries beaucoup plus fortes et beaucoup plus &cartees que le O1. Sieboldi de M. Adams, dont les stries sont excessivement fines et ä peine visibles a l’oeil nud. ce. Stereophaedusa Böttger. Clausilium latissimum, subtus recurvum, acuminatum. Plica prineipalis mediocris; plica palatalis supera et infera minores. Lunella nulla aut rudimentalis. Lamella supera cum spirali continua, infera valde spiraliter torta, subcolumellaris emersa. Apertura major, saepe protracta, subovalis. Testa gracilis, fusiformis, interdum decollata, valida, costwlata aut striata. — Böttger. 10. Clausilia japonica Crosse. Taf. 8. Fig. 10. »Testa vix subrimata, fusiformis, solida, costulis subdistantibus, leviter obliquis longitudi- naliter impressa, pallide olivaceo-cornea; spira turriculata, apice obtusulo; sutura impressa; anfractus 11 vix convexi, primi 3 laeves turriti, ultimus penultimum non superans, basi rotun- datus; apertura piriformis, intus pallide albido-fuscescens, lunella extus parum conspicua; peri- stoma continuum sed non liberum, expansum, reflexum, subinerassatum, album; plica palatalis 1 subverticalis, mediocris, plicae columellares 2, altera magna, subhorizontalis, supera, altera minor, limbo contigua. — Crosse. Long. 27,5, diam. maj. vix 7 mm. Apert. cum perist. 7 mm. longa, 5 lata. Glausilia japoniea Crosse, Journal de Conchyliologie XIX. 1871. p. 228. t. 13. Fig. 5. » » Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, 17. April 1877, p. 108. » Kobensis Edge. A. Smith*), Quarterly Journal Conch. I. p. 122. Diese Art ist verkannt worden, da Crosse in der Originaldiagnose sich nicht ganz an die übliche Bezeichnung der einzelnen Mündungstheile gehalten hat. Das Gehäuse ist spindel- förmig bis keulenförmig, nur schwach geritzt, festschalig, der letzte Umgang mitunter unregel- *) Testa subelavate-fusiformis, spira sursum sensim attenuata, ad apicem obtusiuscula pallide fuscescens, oblique tenuiter striata; anfr. 12 mediocriter convexi, lente accerescentes, sutura simpliei, impressa sejuneti; anfr. ultimus quam penultimo paulo anzustior, apertura oblique subpiriformis: plicae palatales valide divergentes, supera marginem attingens, infera prominens, margini haud juneta; plica subeolumellaris distineta ad labrum producta; plicae palatales 2, supera elongata suturae parallela, infera longe brevior leviter divergens; peristoma eontinuum, album, ubique (superne excepto) expansum leviterque retlexum. Long. 32, lat. anfr. penult. 7 mm. — Hab. Kobe. — Smith. — a) mässig aufgetrieben, Gewinde ziemlich plötzlich verschmälert mit stumpfem Apex; die Seulptur besteht aus schrägen, nicht sehr dichtstehenden Rippenstreifen, die Färbung ist bräunlich mit einem Stich ins Olivengrüne. Die elf wenig gewölbten Umgänge sind durch eine eingedrückte Naht geschieden, der letzte ist unten gerundet und nicht viel höher, als der vorletzte; die Basis ist gerundet. Die Mündung jst birnförmig mit kaum emporgezogenem Sinulus; die Oberlamelle ist stark, bis an den Rand des Mundsaumes vortretend, innen mit der Spirallamelle zusammen- hängend, die Unterlamelle ist stark spiral gebogen, die Subcolumellarlamelle tritt bis auf den Rand vor. Die Prineipalfalte ist mässig lang; darunter steht eine kürzere, schief herabsteigende Gaumenfalte, welche mit der geraden, wenig entwickelten Mondfalte zusammenhängt; an dem untersten Einde der Mondfalte steht noch eine kurze untere Gaumenfalte, Mundsaum zusammen- hängend, etwas verdickt, weiss, ausgebreitet und umgeschlagen. Das Schliessknöchelchen ist sehr breit. . Ich hatte ursprünglich die später zu besprechende Claus. vasta Böttger für diese Art genommen, da Grosse über die Gaumenfalten gar nichts sagt; es scheint mir aber nun auch richtiger, wie Böttger und von Martens die nicht gibbose Form der von mir als Cl. nipponensis beschriebenen UOlausilie dafür zu nehmen und somit meine nipponensis als var, nipponensis Kob.*), anfractu penultimo gibboso, spira subirregulariter contorta (Taf. 8, Fig. 11) hier anzuschliessen. Meiner unten abgedruckten Diagnose habe ich noch beizufügen, dass die Mondfalte nicht immer ganz fehlt, sondern mitunter vorhanden ist, womit der letzte Grund für eine Trennung von japonica Orosse fehlt. Die Gibbosität des vorletzten Umganges ist auf- fallend und an den von Rein gesammelten Exemplaren immer vorhanden. Claus. Kobensis Smith gehört vielleicht eher zu der Varietät, als zur Stammform. Martens hatte die Varietät früher handschriftlich Olaus. loxospira getauft. Den Typus hat Hilgendorf am Berge Kono-San gesammelt, Rein die Varietät an verschiedenen Punkten. namentlich auch in grosser Anzahl bei Kobe, von wo auch Kobensis Smith stammt. *) Testa conieo-turrita, solida, oblique costulato-striata, vix pellucida, flavescenti-cornea, inferne ventricosa, superne attenuata, plerumque subeurvata, anfraetus 12, superi plani, penultimus et ultimus convexi, ultimus penultimo angustior, infra rotundatus, sutura minus obliqua insignis; apertura piriformi-ovata, haud producta, fere verticalis; lamellae parietales approximatae, supera coinpressa marginem attingens, cum spirali conjuneta infera antrorsum humilior, obliqua, postice magis compressa; plica subcolumellaris extus conspieua, marginem subattingens, plica prineipalis magna, pliea palatalis una parva fere parallela, prineipali approximata, secunda infera brevissima prope columellam, lunella (plerumque) nulla; elausilium ovato-rotundatum, infra leviter acumi- natum; peristoma continuum erassiusculum, expausum vel breviter reflexum, album vel pallide flavescens. — Kobelt. — 360 — 11. Glausilia Hilgendorfi von Martens. Taf. 9. Fig. 2. »Testa fusiformi-turrita, solida, oblique costulato-striata, nitida, castanea, superne atte- nuata; anfr. 11—-13, secundus usque ad quartum planiusculi, vix crescentes, sequentes modice eonvexi, regulariter erescentes, ultimus subcompressus, gracilior, sutura magis obliqua, cervice rotundata; apertura piriformi-oblonga, fere verticalis, lamellae parietales approximatae, supera compressa, marginem subattingens, in Jamellam spiralem interstitio subnullo continuata, infera antrorsum humilior, retrorsum valida, valde torta; plica subeolumellaris conspicua, marginem attingens, plica palatalis prineipalis elongata, superior (suturalis) unica, debilior, inferior (secunda) brevior deorsum divergens et infima brevissima, valde a-praecedente remota; lunella nulla, elausilium integrum infra quasi unguiculatum ; peristoma continuum, erassiuseulum, superne appressum, album.«< — Martens. Long. 32— 39, diam. S—9 mm; apert. long. 9, lat. 6—7 mm. Clausilia Hilgendorfi von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, 17. April 1877, p. 106. Gehäuse gethürmt spindelförmig bis keulenförmig, festschalig, schräg rippenstreifig, ziemlich glänzend, dunkel, fast kastanienbraun mit verschmälertem Gewinde und conisch zugespitztem, nicht abgeflachtem Apex. 11—13 Umeänge, die oberen kaum sewölbt und kaum an Höhe zunehmend, die späteren mässig gewölbt, regelmässig zunehmend, der letzte etwas zusammen- gedrückt und schlanker als der vorletzte, mit gerundetem Nacken. Mündung lang birnförmig, fast senkrecht, mit nur ganz undeutlichem Sinulus, die Lamellen stehen nahe bei einander, die obere ist fast senkrecht, zusammengedrückt, den Rand kaum erreichend, mit der Spirallamelle zusammenhängend und nur durch einen flachen Einschnitt von derselben geschieden ; die untere ist stark spiralgewunden, vornen abgeflacht und schräg nach unten laufend, rückwärts höher und stark gewunden ; die Subeolumellarfalte ist von vornen sichtbar und läuft bis an den Rand. Die Prineipalfalte ist lang, über ihr steht eine schwächere Suturalfalte, darunter eine kurze Gaumentfalte, welche mit der Prineipalfalte divergirt; ausserdem ist noch ganz unten eine kleine untere Gaumenfalte, eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Mundsaum zusammenhängend, doch nicht gelöst, verdickt, weiss, kurz umgeschlagen, oben angedrückt. Aufenthalt bei Idsumo, von einem Schüler des Herrn Dr. Hilgendorf gesammelt, mir von Herrn Prof. von Martens mitgetheilt. Diese Art steht der vorigen mindestens sehr nahe; den Hauptunterschied finde ich in der dunkleren Färbung und der Existenz einer Suturalfalte, in der Gestalt und Richtung der Naht dürften sich wohl Uebergänge finden. 12. Clausilia eurystoma von Martens. Taf. 9. Fie. 3. Testa subeonico-turrita, solidiuscula, oblique costulato-striata, nitida, virenti-castanea, flavido-adspersa, superme attenuata, anfr. 11, secundus usque ad quintum planiusculi, vix cre- scentes, sequentes convexiusculi, regulariter crescentes, ultimus penultimo acqualis, sutura an- trorsum vix magis obliqua, cervice rotundata; apertura late piriformis, fere verticalis, lamellae parietales approximatae, supera compressa, marginem attingens, infera antrorsum humilior, retrorsum valida, valde torta; plica subeolumellaris conspiena, marginem attingens; plica pala- talis prineipalis elongata, inferior brevior, deorsum divergens, infima brevissima, valde a praecedente remota, lunella nulla; peristoma continuum, superne brevissime solutum, erassius- culum, album.« Long. 28—31, diam. 8, apert. long. 74a —8, lat. 7 mm. — von Martens. Clausilia eurystoma von Martens, Sitzungsber. Ges. at. Freunde Berlin, 17. April 1871, p. 107. Gehäuse ziemlich gethürmt kegelförmig, ziemlich festschalig, doch erheblich “dünner, als die vorige Art, schräg rippenstreifig, etwas glänzend, bräunlich mit einem Stich ins Grüne. Gewinde verschmälert, Apex kurz keselförmig, nicht abgestumpft. Elf Umgänge, die ersten kaum sewölbt und kaum an Höhe zunehmend, der letzte dem vorletzten ziemlich an Höhe gleich, die Naht vornen kaum schiefer herabsteigend, der Nacken gerundet. Mündung auffallend breit birn- förmig wit kaum abgegrenztem Sinulus, nahezu senkrecht. Die Lamellen sind einander genähert, die obere ist zusammengedrückt, nicht sehr hoch und erreicht kaum den Mundrand, nach hinten geht sie ohne Trennung in die niedere Spirallamelle über; die Unterlamelle ist stark spiral- sewunden, vorm abgeflacht, im Vergleich zu der vorigen eher concav, nach hinten ziemlich hoch und stark; die Subeolumellarfalte tritt bis an den Rand. Die Principalfalte ist lang, unter ihr steht eine anfangs parallele, dann divergirende kürzere Gaumenfalte, ganz unten noch eine kleine zweite; eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Mundsaum zusammenhängend, auch oben ganz kurz gelöst, nicht sehr dick, weiss. Am Berge Tsukuba-San von Hilgendorf in zwei Exemplaren gefunden. Es liest mir von dieser durch ihre weite Mündung ausgezeichneten Clausilie durch die Güte des Herrn Prof. von Martens ein Originalexemplar vor; dasselbe zeigt im Nacken eine ausgebesserte Beschädigung, so dass bei diesem einen Exemplar die Mündungsform unter Um- ständen individuelle Abnormität sein könnte. Die Mündungsfalten würden keinen rechten Grund zur Trennung von Cl. japonica bieten. — 362 — 13. Clausilia brevior von Martens. Taf. 9. Fig. 4. »Testa subelavata, ruguloso-striata, pallide hrunnea, sericeo-nitidula, superne attenuata; anfr. 9, secundus subglobosus, nitidus, laevis, tertius fere angustior, planus, sequentes con- vexiusculi, regulariter accrescentes, ultimus penultimo paulo angustior, sutura paulo magis obliqua, cervice rotundata; apertura ovata, subverticalis, lamellae appropiuquatae, superior valida, marginem attıngens, cum lamella spirali continua, infera antrorsum obsolescens, retror- sum valida, valde torta, subhorizontalis, plica subcolumellaris conspicua, marginem attingens, plica principalis elongata, palatales 5—6 breves, superior et infima paulo longiores; peristoma continuum superne subsolutum, crassiusculum, album.« — von Martens. Long. 14—17, diam. 4, apert. long. 4, lat. 3!’ mm. Clausilia brevior von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin, 17. April 1877, p. 109. Gehäuse im Vergleich zum Reste des Formenkreises klein, kurz keulenförmig, rauh gestreift, hellbraun, seidenglänzend, mit verschmälertem Gewinde. Nur neun Umgänge, die beiden ersteren ein leicht knopfförmiges Embryonalende bildend, die späteren leicht gewölbt, regelmässig zunehmend, der letzte etwas schmäler, als der vorletzte, unten gerundet, durch eine etwas schrägere Naht vom vorletzten geschieden. Mündung oval, fast senkrecht, die Lamellen einander genähert, die obere stark, bis zum Rande vortretend, mit der Spirallamelle zusammenhängend, die untere vorn verkümmert, hinten stärker, sehr gewunden, fast horizontal verlaufend; Subcolumellarfalte deutlich, bis auf den Rand vortretend. Die Principalfalte ist lang, unter ihr stehen 5—6 kurze Gaumenfalten, von denen die oberste und die unterste etwas länger sind, als die übrigen, Mundsaum zusammenhängend, oben etwas gelöst, ziemlich ver- dickt, weiss. Diese durch ihre bauchige Gestalt auffallende Art, welche trotz ihrer geringen Grösse in die nächste Verwandtschaft der japonica gehört, wurde von Herrn Dr. Hilgendorf zu Misaki am Eingang der Bai von Yedo gesammelt und mir vom Berliner Museum mitgetheiit. Hier scheint sich der Gestalt nach am besten die folgende von Adams beschriebene Art anzuschliessen, obwohl man aus dem unvollständig beschriebenen Schliessapparat ihre Stellung nicht mit Sicherheit bestimmen kann. r 14. ?Clausilia pinguis A. Adams. »Cl. testa arcuato-rimata, pupoidea, oblique striata, lutescente, solida, spira attenuata; anfr. 8 convexiusculis, ultimo basi in cristam brevem compresso; apertura obliqua, piriformi, — 363 — lamellae validae, supera compressa, infera ascendens, inerassata; lunella imperfeeta, pliea pala- talis longa, suturae parallela, subcolumellaris usque in marginem peristomatis produeta; peri- stomate crasso, continuo, undique expanso.» — A. Adams. Long. 6%, diam. anfr. penult. 2%. Clausilia (Phaedusa) pinguis A. Ad., Ann. Mag. Nat. Hist. Ath Ser. 1868, I. p. 471. Hab. Kino-O-Sima. Mit lumella imperfeeta werden wohl die undeutlich durchscheinenden kurzen Gaumenfalten gemeint sein. d. Megalophaedusa Böttger. Olausiliun satis angustum, linguneforme, subtus attenuatum, canaliculatum, apice rotun- dato. Pliea prineipalis medioeris, plicae palatales permultae saepe punetiformes, lunellam ob- soletam fingentes. Lamella supera obliqua, a margine plus minusve recedens, cum lamella spirali continua, infera bifurcata, strietiuscula vecedens, subcolumellaris emersa. Apertura subovalis; margines callo plus minusve lato juncti, reflexi, labiati. Testa magna vel permagna, ventricosa, apice obtuso, rarius decollato, laevis, striata aut costulato-striata. — Böttger. Hierhin gehören die grössten der lebend bekannten Clausilien, die Gruppe ist auf ‚Japan beschränkt. 15. Clausilia Martensi Herklots. Taf. 8. Fig. 1—4. Testa permagna, anguste perforata, ventroso-fusiformis, solidula, subpellucens, serieino- nitida, dense costulato-striata, striis subtilibus obliquis, subirregularibus, corneo-fulva, apice pallida; spira sensim attenuata, anfractibus embryonalibus sube,lindrieis, Jaevibus, apice obtuso. Anfractus 10 parum convexi, sutura distineta leviter albomarginata juneti, ultimus tumidus, basi rotundatus. Apertura elongato-ovalis, oblique piriformis, intus violaceo-grisea; peristoma sejunetum, expansum, albolabiatum, lamellae parietales veinotae, supera obliqua, marginem haud attingens, compressa, eum spirali continua, infera strietiuscula, antice subtruncata, postice bifur- cata, subcolumellaris vix emersa, lunella nulla; plica prineipalis longa, palatales 7 breves obliquiusculae, deorsum decrescentes, infimae punctiformes. Long. 48, diam. 12, apert. long. 13, lat. 9 mm. Clausilia Martensi Herklots mss. — Martens, *) Mal. Bl. VII. p. 40. » Reiniana Kobelt, Jahrlı. Mal. Ges. II. 1875, p. 330. t. 12 Fig. 7—9. *) Testa rimata, fusiformi-turrita, cornea, serieina, irregulariter striata; sjira attenuata, versus apicem subeylindriea, obtusiuseula; sutura albofilosa, anfraetus 12 parum convexi, ultimi 2 subaequalis, ultimus basi — 3564 — / Gehäuse alle anderen gegenwärtig bekannten lebenden Olausilien an Grösse übertreffend, mässig festschalig, doch durchscheinend, eng «Aurchbohrt, seidenglänzend, mit feinen, dichtstehenden ziemlich schräglaufenden, ziemlich scharfen Rippenstreifen bedeckt, welche am oberen Theile der Windungen schwächer sind, als am unteren, und nicht ganz regelmässig verlaufen. Fär- bung hellhornbraan, die Spira etwas heller. Zehn bis elf nicht sehr stark gewölbte Umgänge, die drei ersten sind vollständig glatt und fast eylindrisch, auch die beiden nächsten sind noch kaum gewölbt und nehmen kaum an Höhe zu; es entsteht so ein ziemlich langes, schlankes Gewinde; die späteren Windungen nehmen rasch an Höhe zu, die letzte ist langgestreckt, etwas aufgetrieben, gerundet, der Basilartheil ohne Spur eines Höckers. Naht etwas eingezogen, schwach weiss berandet, Mündung ziemlich gross, doch nicht breit, schräg birnförmig mit deut- liehem Sinulus, innen violettgrau, Mundsaum oben nur durch eine ganz dünne Schmelzleiste verbunden, innen mit dicker, glänzend weisser Lippe; der linke Rand nur wenig gebogen, im oberen Drittel mit einer Verdiekung, welche den Sinulus nach unten begrenzt, der rechte stärker gebogen, breit umgeschlagen und oberwärts das enge Nabelloch begrenzend. Die beiden Lamellen stehen ziemlich entfernt, die obere ist schief gegen das obere Drittel des Mundsaums gerichtet, von aussen steil erhoben, nach innen weniger steil abfallend und mit der niedrigen Spirallamelle verbunden; die Verbindungsstelle ist niedriger, als die beiden Lamellen selbst; die untere, steil bogig ansteigend, vorn etwas abgestutzt, ist nach hinten gabelförmig getheilt, der äussere Gabelast läuft fast gerade aufwärts gegen die Oberlamelle, vor derselben verschwindend. Die Mondfalte fehlt ganz, auch die Suturalfalte; die Principalfalte ist ziemlich stark, mässig lang, unter ihr stehen sieben kleine, etwas divergirende Gaumenfalten, die untersten rein punktförmig. Die Subcolumellarfalte steigt bogig herab und ist nur bei schiefem Blick in die Mündung sichtbar. Herr Prof. von Martens hat diese riesige Art nach einem kleineren, im Leidener Museum befindlichen Exemplar beschrieben, konnte dasselbe aber, da es auf ein Täfelchen aufgeklebt war, nicht gründlich auf seine inneren Verhältnisse prüfen und nahm so die dureh- scheinenden kurzen, dieht beisammen stehenden Ganmenfälten für eine Mundfalte. Dieser sehı natürliche Irrthum veranlasste mich, ein prachtvolles, von Kein gefundenes Exemplar, welches das r Originalexemplar noch um 7 mm an Grösse übertraf, als eigene Art neu zu beschreiben. Bine rotundatus, non solutus; apertura piriformi-ovata, lJamella parietalis supera valida, compressa, emersa, infera parum elevata, jlica subcolumellaris emersa, lunella distineta, plica palatalis 1 supera, elongata, peristom: interruptum, erassum, breviter expyansum, marginibus callo temui junetis. Long. 41, diam, 10 mm. Apert. 10 mm longa, S lata. — Martens. — 365 — Vergleichung des Originalexemplares, welche auch mir möglich war, zwingt mich, meinen Typus von Reiniana mit Martensi zu vereinigen, während meine später beschriebene Varietät zu yokohamensis Crosse gehören dürfte, die ich für unterscheidbar halte. Taf. 8, Fig. 4 stellt das Originalexemplar dar. Rein hat das einzige vorliegende Exemplar, nebst einem unausgewachsenen, an einem Baumaste hängend bei seiner ersten Reise ins Innere von Nippon gefunden. 16. Clausilia yokohamensis Crosse. Taf. 8. Fig. 5—9. Testa vix arcuato-rimata, fusiformi-turrita, solidula, erassiuscula, suboblique et irregulariter rugoso-striatula, parum nitens, saturate violaceo-fusca; spira attenuata, apice valde obtuso ; sutura impressa, vix marginata. Anfractus 9—10 convexiuseuli, ultimus penultimo parum major, basi rotundatus. Apertura ovato-piriformis, intus violaceo-fusca, peristomate albido- inerassato, continuo, expanso; lamella superior marginem haud attingens, compressa, sat elevata, cum spirali conjuncta, infera antice distinete truncata, dein rectiuscula, postice bifurcata, plica subcolumellaris emersa; pliea prineipalis sat longa, sutura fere parallela, palatales 6—7 breves, punctiformes, Long. 40—44, diam. 10—11 mm, apert. 10 mm longa, 7 lata. Glausilia yokohamensis Crosse, *) Journ. Conch. XX1l., p. 68, t. 5, Fig. 3. Clausilia Reiniana var. Kobelt, Jahrb. IIL, p. 154, t. 5, Fig. 8. Gehäuse geritzt, gethürmt spindelförmig, ziemlich festschalig, schräg und unregelmässig rauh gestreift, wenig glänzend, bräunlich violett; Gewinde verschmälert, mit sehr stumpfem Apex; Naht eingedrückt, kaum gerandet. 9—10 leicht gewölbte Umgänge, der letzte kaum länger als der vorletzte, etwas verschmälert, die Basis gerundet. Die Mündung ist breit birn- förmig, viel breiter als bei voriger Art, innen bräunlich-violett, mit zusammenhängenden oder doch durch einen starken Callus verbundenen Mundrändern, Mundsaum verdickt, umgeschlagen, weiss oder röthlich, an der Aussenseite oben verbreitert. Die Oberlamelle reicht nicht bis zum Mundsaum, sie ist ziemlich hoch und hängt mit der Spirallamelle zusammen. Die Unterlamelle ist *) Testa vix arcuato-rimata, fusiformi-turrita, solida, crassiuscula, suboblique et irregulariter, rugoso- striatula, parum nitens, saturate violaceo-fusca; spira attenuata, apice valde obtuso ; sutura impressa; anfractus 9 convexiuseuli, penultimus subinflatus, caeteris latior, ultimus basi rotundatus, haud solutus, tertiam longi- tudinis partem vix subaequans; apertura piriformi-ovata, intus saturate violaceo-fusca; lamella parietalis supera valida, compressa, emersa; infera emersa, parum elevata, mox subinflata, nodulosa; plica subcolumellaris emersa; lunella indistineta; plica palatalis unica, supera, elongata; peristoma interruptum; crassum, subexpansum, albidum, marginibus eallo junetis, columellari, basali et externo reflexis. — Crosse. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XI . 47 — 366 — vornen sehr deutlich abgestutzt, verläuft dann eine Strecke weit gerade und hat hier einen neuen Absatz, dann theilt sie sich, wie bei Martensi, doch liegt die Theilungsstelle weiter zurück. Die Columellarfalte tritt bis auf den Mundrand. und ist von vornen deutlich sichtbar. Die Principalfalte ist kürzer, als bei Martensi, darunter stehen 6—7 punktförmige, sehr kurze Gaumenfalten ; eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Ich habe mich lange nicht entschliessen können, diese Form, von welcher ich Hunderte vergleichen konnte, mit Ol. yokohamensis zu vereinigen, da die Crosse’sche Diagnose zu schlecht stimmte, namentlich eine lunella indistineta nicht vorhanden ist. Doch hat Grosse meine Exemplare als kaum von seiner yokohamensis verschieden erklärt, scheint also auch durch die punktförmigen Gaumenfalten verführt worden zu sein. — Dagegen glaube ich die Verschiedenheit von yokohamensis und Martensi aufrechterhalten zu müssen; die zahlreichen mir vorliegenden Exemplare sind sämmtlich kleiner, als Martensi, mit schärfer ausgebildetem, fast zusammenhängendem Mundsaum, vortretender Subcolumellarfalte, während diese bei Martensi von vornen gar nicht sichtbar ist, auch ist die Unterlamelle erheblich anders gebildet und namentlich vornen deutlich abgestutzt. Ol. yokohamensis ist nach den mir vorliegenden Exemplaren sehr variabel in der Grösse; ; es liegen mir zahlreiche Exemplare von nur 36—37 mm Höhe vor, die man, da bei ihnen auch constant der Mundrand nicht zusammenhängend ist, wohl als Varietät betrachten könnte; der Schliessapparat ist übrigens ganz der typische von yokohamensis, deren Originalabbildung ich Taf. 8, Fig. 5, 6 copirt habe. Der Fundort dieser prachtvollen Clausilie ist im Hakone-Gebirg bei Hatha. 15. Clausilia vasta Böttger. Tafel 8. Fig. 15. Testa ventricoso-fusiformis vel fusiformi-turrita, regulariter costulato-striata, cornea vel corneo-albida, solidula, spira attenuata, apice obtuso. Anfractus 10, primi laeves, vix crescentes, ultimus magis inflatus, cervice rotundatus. Apertura oblique ovalis, intus cornea aut albescens; peristoma callo distineto junetum, margine columellari plus minusve angulatim protracto, incras- satum, leviter reflexum. Lamella supera marginem attingens, infera sieut in Cl. yokohamensi, antice truncata, subcolumellaris, leviter emersa. Plica prineipalis mediocris palatales 4—5, yuarum prima et ultima longiores; lunella nulla. Long. 23— 29,5, lat. 6—7!/a mm. Clausilia vasta Böttger, Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 52, t. 3, Fig. 4. — — 367 — Gehäuse dem von yokohamensis sehr ähnlich, bauchig-spindelförmig bis gethürmt, aber höchstens 30 mm hoch, regelmässig rippenstreifig, ziemlich hell hornfarben, festschalig, mit verschmälertem Gewinde und stumpfem Apex. Von den 10 Umgängen sind die ersten glatt und nehmen kaum merklich zu, der letzte ist etwas aufgeblasen, im Nacken gerundet. Mün- dung schräg oval, innen hell fleischfarben, der ziemlich dicke, fleischfarbene, umgeschlagene Mundsaum durch einen starken Callus verbunden, am Spindelrand unten mehr oder minder deutlich vorgezogen. Die- Oberlamelle tritt bis an den Rand vor und hängt mit der Spiral- lamelle zusammen, die Unterlamelle ist genau wie bei yolohamensis gebildet, vornen abgestutzt, hinten gegabelt, die Subcolumellarfalte ist von vornen sichtbar, doch weniger, als bei yoko- hamensis, aber mehr als bei Martensi. Die Principalfalte ist wie bei diesen gebildet, die Gaumenfalten sind länger, als bei diesen, namentlich die obere und die untere, welche letztere bogenförmig ist, eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Aufenthalt: bei Seluchi, zwischen Hiuga und Bugo, und bei Nagasaki von Rein ge- sammelt. ; Ich hatte diese Art anfangs für japonica Crosse genommen, sie ist nächstverwandt mit yokohamensis, aber immer viel kleiner. 16. Clausilia ducalis Kobelt. Taf. 8. Fig. 10. Testa rimata, magna, fusiformis, solidula, pellucens, oblique levissime striatula, nitidissima luteo-cornea, spira attenuata, subeylindrica, crassa, apice obtuso. Anfractus 11 parum convexi, ultimus basi rotundatus. Apertura piriformis, verticalis, margine columellari flexuoso, sub- producto, externo semieirculari; lamellae validae, compressae, distantes, supera marginem non attingens, cum spirali conjuncta, infera profunda, subrecta, postice distinete bifurcata, antice subnodulosa et in peristomium decurrens; lunella nulla; plica prineipalis longa, a sutura satis distans, palatales inferae 5 parvae, plica subcolumellaris vix conspicua. Peristomium continuum, superne appressum, dilatatum, roseo-labiatum. Long. 36, lat. 8, alt. apert. 9 mm. Clausilia ducalis Kobelt, Jahrb. Mal. Ges. III. 1376, p. 152, t. 5. Fig. 7. Gehäuse geritzt, gross, spindelförwig, festschalig, doch durchsichtig, fein schräg gestreift und sehr glänzend, gelblich-hornfarben; das Gewinde verschmälert sich nach oben plötzlich, die obersten Umgänge sind fast eylindrisch, relativ sehr dick, mit ganz stumpfem Apex. EIf wenig gewölbte Umgänge, der letzte unten gerundet. Mündung fast senkrecht, unregelmässig birnförmig mit schwacher Bucht, die Spindel bogig und über die Mündungsebene vorspringend; — 368 — Aussenrand eigenthümlich halbkreisförmig gerundet. Die Lamellen sind stark zusammengedrückt, von einander entfernt; die obere geht unmittelbar in die Spirallamelle über, an der Ver- bindunesstelle ist eine leichte Einbuchtung, nach vornen erreicht sie den Rand des Mund- saumes nicht. Die Unterlamelle verläuft ziemlich gerade nach unten und geht mit einer schwachen Anschwellung in den Mundsaum über, nach hinten ist sie sehr auffallend gespalten; sie lieet übrigens so tief, dass man sie von vornen kaum erkennt. Eine Mondfalte ist nicht vorhanden; die Prineipalfalte ist ziemlich lang und steht nicht sehr dicht an der Naht, unter ihr stehen mindestens fünf kleinere. Gaumenfältehen. Die Subcolumellarfalte ist stark, doch von vornen kaum sichtbar. Mundsaum zusammenhängend, oben angedrückt, mit einem rosen- farbenen Callus belegt. Diese prächtige Art zeichnet sich von Martensi und yokohamensis, mit denen sie in der Bildung der Mündung sehr nahe verwandt ist, aus durch ihren auffallenden Glanz und das unförmlich dicke ceylindrische Embryonalende; Böttger hat für sie deshalb einen eigenen Formenkreis errichtet. Es liest mir nur das eine Originalexemplar vor, von Rein auf seiner ersten Tour ins Innere von Nippon gesammelt; auch Hilgendorf hat nur ein Exemplar ohne nähere Fund- ortsangabe mitgebracht. e. Hemiphaedusa Böttger. Clausilium angustum, linguaeforme, marginibus parallelis aut subtus convergentibus, apice nullo modo aut parum incrassato, rotundato-acuminato. Plica principalis fere semper longa, lunella ab illa sejuneta, strietiuscula, valida, cum plica palatali supera et infera minimis connexa aut nulla, plieis palatalibus parvis expleta. Lamella supera marginalis, cum lamella spirali conjuneta, infera parum torta aut recedens aut lamella supera valde remota; subcolumellaris plerumque emersa, saepe marginalis. Apertura interdum obliqua, marginibus callosis, reflexis. Testa major fusiformis, valida, raro decollata, plus minus pallide cornea, striata aut costulata. — Böttger. Diese Gruppe ist in Japan sehr artenreich: sie umfasst ziemlich grosse, festschalige, spindelförmige Arten, meist mit deutlicher, mit der oberen und unteren Gaumenfalte ver- schmolzener Mondfalte. Böttger hat die Hemiphädusen in sechs Formenkreise geschieden, von denen drei in Japan vertreten sind. — 369 — %. Formenkreis der Cl, validiuscula, Die hierhergehörigen Arten haben statt der Mondfalte mehrere mittellange Gaumenfalten und schliessen sich dadurch sowie durch die bei manchen nach hinten gegabelte Unterlamelle an die Megalophädusen an; die Unterlamelle hat an der Basis eine mehr oder weniger starke knotenförmige Verdickung. Alle bis jetzt bekannten Arten sind japanisch. 17. Clausilia viridiflava Böttger. Taf. 8. Fig. 16. Testa fusiformis, gracilis, solidula, spira acuminata, apice acutiusculo; subtiliter striatula, flavescenti-cornea. Anfractus 12 regulariter crescentes, sutura distineta disereti, ultimus pen- ultimo vix longior, cervice rotundatus. Apertura piriformi-ovata, 'subrecta, marginibus fere parallelis, sinulo distineto, peristomium continuum, superne leviter solutum, incrassatum, roseum; lamella supera obliqua, versus marginem externum arcuata eumque attingens, cum spirali con- tinua, infera antrorsum complanata, intus valde calloso-bifurcata; subcolumellaris emersa, ınar- ginem attingens. Sub plica principali palatales -6 irregulariter flexae, quarum prima, tertia et quinta subaequales majores, secunda, quarta et sexta subaequales minores. — Alt. 26, lat. 5’, mm; alt. apert. 5',, lat. 4 mm. Clausilia viridiflava Böttger, Clausilienstud. p. 65. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 53. t. 3. Fig. 5. Gehäuse sehr schlank spindelförmig mit langem gethürmtem, oben nur ganz wenig ab- sestumpftem Gewinde, ziemlich festschalig, fein und regelmässig gestreift, gelblich-hornfarben. Die zwölf Umgänge sind durch eine tiefe Naht geschieden und nehmen langsam und regel- mässig zu, der letzte ist nicht viel höher als der vorletzte und am gerundeten Nacken ein ganz klein wenig zusammengedrückt. Mündung fast senkrecht, schmal eiförmig, mit deutlichem Sinulus, die beiden Ränder fast gleichlaufend ; Mundrand zusammenhängend, oben etwas gelöst, verdickt, rosenroth; die Oberlamelle ist schräg, gegen den Aussenrand gebogen und mit dem- selben zusammenhängend, nach hinten direct in die Spirallamelle übergehend, die Unterlamelle ist vorn flach und geht in den Mundrand über, hinten ist sie auffallend gegabelt und zwar ist der obere Ast stärker, als der untere; eine Interlamellarfalte ist nicht vorhanden; die Sub- columellarfalte ist deutlich und tritt bis auf.den Rand. Eine Mondfalte ist nicht vorhanden; statt derselben stehen unter der Principalfalte sechs Gaumenfalten, welche an Grösse regel- mässig alterniren, so dass die correspondirenden immer gleichlang sind. Diese Art wurde von Rein nur in einem Exemplar im Inneren von Japan gesammelt; sie unterscheidet sich von ihren Verwandten sofort durch die Gabelung der Unterlamelle. — 370 — 18. Clausilia validiuscula von Martens. Taf. 9. Fig. 5. Testa fusiformi-conica, solida, subtiliter striata, flavescenti-cornea; anfractus 1I—12, per- regulariter altitudine crescentes, ultimus rotundatus, dorso paulo angustior; apertura piriformi- ovata, paulum obliqua, lamella parietalis superior valida, marginem attingens; inferior retror- sum crassa, antrorsum obtusa, complanata; plica subcolumellaris conspicua, valida, marginem attingens; lunella inconspicua, plica palatalis una elongata descendens; peristoma crassum, breviter reflexum, superne paulisper solutum. — von Martens. Long. 21—24, diam. 5—5?/,, apert. long. 6, lat. 5’/; mm. Clausilia validiuscula von Martens, Jahrb. mal. Ges. III. 1876. p. 363. Var. bilamellata, differt apertura minore, ovato-quadrangula, lamella subeolumellari immersa. Böttger, Jahrb. Mal. Ges. V. p. 54 t. 3 Fig. 6. Gehäuse kegelig-spindelförmig, festschalig, fein gestreift, gelblich-hornfarben, das Gewinde weniger schlank, als bei voriger Art, aber ganz spitz zulaufend, nicht abgestumpft. Die zwölf Umgänge nehmen sehr regelmässig zu, der unterste ist gerundet, im Nacken ein klein wenig zusammengedrückt. Mündung gerundet birnförmig mit deutlichem, doch kaum emporgezogenem Sinulus, nur wenig schräg; die Oberlamelle ist stark und tritt bis an den Rand vor, sie geht ohne Trennung in die Spirallamelle über. Die Unterlamelle ist hinten verdickt, vornen ab- geflacht, die Subcolumellarfalte ist stark und tritt bis auf den Mundrand vor. Die Principal- falte tritt schräg nach unten, unter ihr liegen drei mittellange Gaumenfalten, welche aber nur erkennbar werden, wenn man das Gehäuse anschabt, und von von Martens übersehen worden sind. Eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Bei einem der vorliegenden Exemplare ist die Subcolumellarfalte von vornen nicht sicht- bar, auch die Mündung kleiner und der Mundsaum etwas weniger breit umgeschlagen; Böttger hat darauf die var. bilamellata gegründet. Rein hat diese Art an zwei Stellen, bei Seluchi zwischen Hiuga und Bugo, und auf Kiushu gesammelt, beidemal nur in wenigen Exemplaren. Diese Art steht der vorigen ziemlich nahe, ist aber erheblich kürzer und die Unter- lamelle ist hinten nicht gegabelt. 19. Clausilia Hickonis m. Taf. 9. Fig. 6. Testa breviter rimata, elongato-fusiformis, vel elongato-conica, solida, plus minusve valide tsriata, pallide cornea, vix nitidula, spira longe attenuata, apice obtusissimo; anfractus 13"), fere — 371 — plani, primi 6—8 vix crescentes, ultimus dorso satis complanatus, basi inflatus, ante marginem vix distinetius striatus paullumque major ae penultimus. Apertura parva aut recta aut obliqua, basi recedens, -subovalis; peristoma valde incerassatum, vix solutum, reflexum, albolabiatum. Lamellae validae, supera perobliqua, marginalis, intus praerupte descendens cum spirali contigua aut continua; infera oblique ascendens, in profundo dextrorsum retorta, basi subabrupta, nodifera ; subcolumellaris tenuis, emersa, marginem subattingens. Plica prineipalis mediocris, profunda; palatales tres aut quatuor aequidistantes profundae, laterales obliquae, quarum prima ultimaque maximae, secunda aut tertia minima, Lunella nulla. — Böttger. Alt. 28—29, lat. 5Ye—5°ı mm; apert. 5°,—6 mm alta, 4!a—4°Jı lata. Clausilia Hickonis Kobelt in litt. — Böttger, Jahrb. Mal Ges. V. 1378, p. 55 t. 3 Fig. 7. Gehäuse leicht geritzt, lang spindelförmig, mit sehr lang ausgezogener, aber oben stumpfer Spitze, festschalig, mehr oder weniger stark gestreift, blass hornfarben, kaum glänzend. Die zahlreichen, — über 15 — Umgänge sind kaum gewölbt, die 6—8 ersten nehmen ganz langsam zu, der letzte ist etwas grösser als der vorletzte, hinten etwas abgeflacht, an der Basis auf- getrieben, vor der Mündung etwas deutlicher gestreift, als der vorletzte. Die Mündung ist klein, bald gerade, bald schräg gerichtet, ei-birnförmig, in der oberen Hälfte senkrecht, dann etwas zurücktretend; Mundsaum dick, zusammenhängend, oben leicht gelöst, umgeschlagen und_ mit einer weissen Lippe belegt. Die Lamellen sind stark; die Oberlamelle ist schräg und tritt bis an den Rand vor, nach hinten bricht sie plötzlich steil ab: und verbindet sich mit der Spirallamelle; die Unterlamelle steigt schräg in die Höhe; sie trägt unten ein Knötchen und wendet sich oben ganz plötzlich nach rechts; die Subcolumellarfalte ist schmal, tritt aber deutlich bis fast an den Rand vor. Die Principalfalte ist. mittellang und steht tief, darunter stehen in ziemlich gleichen Abständen 3—4 Gaumenfalten, ebenfalls tief und etwas seitlich. Die oberste und die unterste sind etwas länger; wenn vier vorhanden sind, ist die vierte punkt- förmig und entweder zwischen die zweite und dritte oder zwischen die erste und zweite ein- geschoben. Eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Unter den wenigen von Kein mitgebrachten Exemplaren befand sich ein in der äusseren Gestalt sehr. abweichendes, welches Böttger als var. binodifera beschrieben und 1. e. Fig. 7 b abgebildet hat. — Dasselbe ist viel bauchiger und nähert sich in der Gestalt mehr der japonica ; namentlich ist der vorletzte Umgang aufgeblasener und durch eine schrägere Naht von dem letzten getrennt; die Mündung ist grösser, sehr schräg, die Unterlamelle hat zwei Knötchen und es sind vier deutliche Gaumenfalten vorhanden. Auch ist das Exemplar grösser als die — 372 — anderen, 31 mm hoch. — Ich will meinem verehrten Freunde nicht widersprechen, meine aber, dass man schon auf geringere Unterschiede hin neue Arten gegründet hat. Rein hat von dieser durch ihr langes Gewinde sofort auffallenden Art nur wenige Exemplare auf seimer ersten Reise ins Innere von Nippon gesammelt. 20. Clausilia interlamellaris von Mart. Taf. 9. Fig. 7. Testa conico-fusiformis, subventricosa, leviter striatula, nitidula, flavescenti-cornea, spira superne sensim attenuata; anfr. 10 planiusculi, inferiores paulo magis convexi, ultimus rotun- datus, paulo angustior, subrugulosus; apertura oblique ovata, latiuscula, paulum obliqua ; lamella supera valida, compressa, Aumentein) attingens, obligqua, cum spirali continua; inferior humilior, obtusa, erassiuscula, parum curvata, antrorsum subabrupta; plicula interlamellaris unica, graeilis, inferae subparallela; plica subcolumellaris conspicua, gracilis, a margine remota, plica prineipalis valde elongata, descendens, palatales 4 mediocres, obliquae; lunella nulla; peristoma crassum, continuum, expansum, superne paulisper solutum, album. Long. 19, lat. 5, apert. long. 5, lat. 4 mm: Glausilia interlamellaris von Martens, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 362. Gehäuse kegel-spindelförmig, etwas bauchig, leicht gestreift, glänzend, gelblich-hornfarben, Gewimde allmälig verschmälert und ziemlich spitz zulaufend. Nur 10 Umgänge, die oberen flach, die unteren etwas mehr gewölbt, der letzte gerundet, etwas schmäler als der vorletzte, etwas stärker gestreift. Mündung schräg eiförmig bis birnförmig, ziemlich breit, nur wenig schräg; die Oberlamelle stark, zusammengedrückt, schräg, einen schr deutlichen Sinulus ab- trennend, bis zum Rande vortretend, hinten sich rasch senkend und: dann allmälig in die Spirallamelle übergehend, Unterlamelle wie bei der vorigen Art gebildet, unten mit einer eigen- thümlichen Verdiekung, mit ihr gleichlaufend eine deutliche Interlamellarfalte; die Subcolumellar- falte ist von vornen sichtbar, und ich möchte es nicht so scharf betonen, dass sie nicht bis an den Rand vortritt, wie das von Martens in seiner Diagnose thut; bei seinem mir vor- liegenden Originalexemplar und bei einem der von Rein mitgebrachten endet sie allerdings schon am Innenrande, bei zwei anderen dagegen tritt sie deutlich bis an den Aussenrand. Die Principalfalte ist sehr lang und steigt nach vorn herab, unter ihr stehen noch vier ziemlich lange, etwas schräge Gaumenfalten, welche am unverletzten Gehäuse nicht sichtbar und darum von Martens übersehen worden sind. Eine Mondfalte ist nicht vorhanden. Der Mundsaum ist dick, zusammenhängend, auch oben etwas gelöst, ausgebreitet, weiss. Diese Art unterscheidet sich von den anderen Gliedern ihres Formenkreises durch ihre geringere Grösse, die geringere Zahl der Umgänge und die Interlamellarfalte, welche ich aller- dings auch bei einzelnen Exemplaren von validiuscula angedeutet finde. Martens bringt sie in nahe Beziehung zu Ol. Stimpsoni A. Ad., während Böttger diese dem folgenden Formen- kreise zuzählt; aus der Diagnose lässt sich das nicht mit Sicherheit entscheiden, da Adams bezüglich der Falten nicht genau genug ist. Rein hat nur wenige Exemplare auf einer mit Dr. von Roretz gemeinsam unter- nommenen Tour ins Innere von Kiushiu gesammelt; die Martens’schen Originalexemplare stammten ebenfalls, wenn auch indirect, aus seiner Hand. ß. Formenkreis der Cl. platydera. Die Arten dieses Formenkreises haben eine mehr oder minder deutliche, oft bauchständige Mondtalte, die Unterlamelle tritt zurück und Jäuft mit der Spirallamelle zugleich hinten aus, die Subcolumellarfalte tritt fast stets bis auf den Rand heraus. Viele Arten sind ständig decollirt. 21. Clausilna attrıta Bötteer: Tarysr Eile Tora: Testa grandis, breviter rimata, gracilis, fusiformis, parum ventricosa, decollata, solida, costulato-striata, sed valde detrita, albida® — Anfr. superst. 61% — 7% modice convexi, suturis profundis disjuneti, subalti, ultimus vix attenuatus, prope aperturam parum validius costulato- striatus, eireiter Y,; omnis altitudinis aequans. Apertura recta, basi vix recedens, plus minus ovata; sinulus quadrangulus; peristoma continuum, superne appressum et parum sinuatum, un- dique reflexum, late labiatum, albo-callosum. Lamella supera maxima, obliqua, marginalis, triangularis, cum lamella spirali continua; infera sigmoidea, callosa, intus subfurcata et a basi intuenti spiraliter recedens; subcolumellaris censpicua, sed vix emersa; interlamellare modice excavatum. Plica principalis mediocris profunda, a lunella laterali longa, superne arcuata, recurva, subtus strieta et denique modo literae graecae % ramıos antrorsum retrorsumque mittente disjuneta. — Böttger. Alt. 29—35, lat. 7—7', mm; alt. apert. 7—S,5, lat. 6 mm. Clausilia attrita Böttger, Clausilienstudien, p. 67. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 59, t; 4, Fig. 1. Gehäuse gross, schlank, regelmässig spindelförmig, nach ‚oben nur ganz allmälig ver- schmälert, wenig bauchig, decollirt, festschalig, mit einem kurzen Nabelritz. Die beiden vor- liegenden Exemplare sind auf der Bauchseite sehr abgerieben, die Rückseite mit einem braun- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 48 — 374 — grünen, festsitzenden Algenüberzug überdeckt, unter dem man nur an dem letzten Umgange noch Rippenstreifung erkennt. An dem grösseren Exemplare sind noch über sieben Windungen vorhanden; sie sind verhältnissmässig hoch und durch tiefe Nähte geschieden; der letzte Um- gang ist nur ganz wenig verschmälert und macht etwa ein Drittel der Gesammthöhe aus. Mürdung ziemlich senkrecht, unten etwas zurückweichend, ziemlich regelmässig eiförmig mit fast viereckigem Sinulus; Mundsaum zusammenhängend, bis auf eine kleine Strecke gelöst, oben schwach gebuchtet, überall umgeschlagen, breit gelippt und mit einer dicken weissen Schwiele belegt. Oberlamelle sehr stark, schräg, bis an den Rand vortretend, dreieckig, nach innen ohne Grenze in die Spirallamelle übergehend; Unterlamelle wulstig, innen S-förmig ge- dreht, von unten gesehen sich spiralförmig zurückziehend; Subcolumellarfalte fadenförmig, in der geraden Vorderansicht kaum sichtbar; Interlamellar mässig vertieft. Die mässig lange, tiefliegende Prineipalfalte ist von der Mondfalte getrennt; diese liegt seitlich, ist ziemlich lang, oben leicht gebogen, dann gerade und unten etwas gegabelt, so dass ihre ‚Figur fast einem griechischen % entspricht; ein kleiner Fortsatz oben könnte als verschmolzene Gaumenfalte gedeutet werden. Die beiden Exemplare sind offenbar lebend gesammelt, denn die Mündung: ist bei beiden vollständig frisch und glänzend; die eigenthümliche Beschaffenheit der Gehäuse lässt vermuthen, dass die Art an feuchten, vielleicht der Ueberschwemmung ausgesetzten Stellen am Boden unter Holz und Steinen lebt. 92. Clausilia platyauchen von Martens. Taf. 9. Fig. 8. Testa fusiformi-turrita, gracilis, oblique striata, nitidula, corneofusca, sursum attenuata; anfr. 12—13, secundus subglobosus, tertius fere minor, planiusculus, sequentes lente acceres- centes, convexiusculi, ultimus cervice subcomplanata, rugulosa, sutura aequaliter obliqua. Aper- tura piriformi-ovata, subverticalis; lamella supera valida, marginem attingens, infera antrorsum obsolescens, retrorsum oblique ascendens, strietiuseula, obscure furcata; plica subcolumellaris inconspicua, plica principalis elongata; lunella distineta, continua; peristoma continuum, superne subsolutum, crassiusculum, album.. — von Martens. Long. 26—27,5, diam,. 5,5, apert. long. 6—6,5, lat. 5 mm. Clausilia platyauchen von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, 17. April 1877, p. 110. Gehäuse gethürmt -spindelförmig, schlank, mit plötzlich verschmälertem Gewinde, schräg gestreift, ziemlich glänzend, gelblich-hornfarben. Von den 12—13 Umgängen bilden die beiden — 375 — ersten ein ziemlich kugeliges Embryonalende, der dritte ist flach und fast kleiner, als der zweite, die späteren langsam zunehmend, gewölbt, der letzte im Nacken etwas abgeflacht, gerunzelt; die Naht ändert am letzten Umgang ihre Richtung nicht. Die Mündung ist rund- birnförmig, fast senkrecht; die obere Lamelle ist stark, bis an den Rand reichend, schief, einen deutlichen Sinulus abtrennend, nach hinten mit der Spirallamelle zusammenhängend, seltener durch einen kleinen Einschnitt von derselben geschieden; Unterlamelle vorn verkümmert, dann schräg ansteigend, etwas callös, nach hinten undeutlich gegabelt; die Subcolumellarfalte ist von vorn unsichtbar, von der Seite dagegen erkennbar. Die Principalfalte ist ziemlich lang und hängt nicht mit der Mondfalte zusammen; die Mondfalte ist stark, ziemlich gerade, oben mit einem Rudiment einer Gaumenfalte, auch unten einen kleinen Ast nach hinten schickend. Mundsaum zusammenhängend, auch oben gelöst und dort ein wenig eingedrückt, verdickt, aus- gebreitet, weisslich. Bei Yamato von Rein, am Berge Tsukuba-San, nördlich von Yeddo, von Hilgendorff gesammelt. 23. Clausilia platydera von Martens. Taf. 9. Fig. 9. Testa fusiformis, subventricosa, leviter striata, corneo-fusca ; spira sursum sensim attenuata; anfractus 11, secundus convexus, ceteri planiusculi, sutura indistinete albofilari, ultimus dorso complanatus et ruguloso-costulatus, paulum angustior, sutura aequaliter obliqua. Apertura oblique ovata, latiuscula, subverticalis, basi recedens, non producta; Jamellae parietales distantes, superior valida, compressa, marginem attingens, sinulum elongatum cum margine externo constituens, infera obtusa, retrorsum furcata, humilis; plica subcolumellaris conspicua, tenuis, marginem subattingens; lunella extus conspicua, parum curyata; plica principalis elongata, suturae parallela; peristoma crassiusculum, continuum, breviter expansum, flexuosum, margine externo medio protuberante, columellari subsigmoideo. — von Martens, Long. 25—26%2,-diam. 5'/s, apert. long. 6!j2, lat. 4!/. mm. Clausilia platydera von Martens, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 362. Gehäuse etwas bauchig, spindelförmig, leicht und regelmässig rippenstreifig, hornbraun, die Spindel bald allmälig, bald ganz plötzlich verschmälert, der zweite Umgang meist stärker gewölbt und ein etwas knopfförmiges Embryonalende bildend. Die elf Umgänge sind im Uebrigen ziemlich flach und werden durch eine leicht weiss bezeichnete Naht geschieden; der letzte ist etwas schmäler, als der vorletzte, im Rücken etwas abgeflacht und stärker gerunzelt; q —. 376 — die Naht ändert ihre Richtung am letzten Umgang nicht. Mündung schräg oval, mit deut- lichem, langem Sinulus, relativ weit, fast senkrecht, unten zurückweichend; die Lamellen stehen entfernt; die obere ist zusammengedrückt, schief und tritt bis an den Rand vor, sie geht nach hinten direet in die Spirallamelle über; die Unterlamelle ist vornen niedrig, nach hinten ge- gabelt, nicht callös; die Subcolumellarfalte ist schmal, aber deutlich sichtbar und tritt bis fast auf den Rand. Die Prineipalfalte ist lang und läuft mit der Naht parallel; sie hängt nicht mit der Mondfalte zusammen. Diese ist aussen sichtbar, ziemlich gerade und bildet mit der Prineipalfalte einen ziemlich spitzen Winkel; oben und unten sind Rudimente von Gaumen- falten mit ihr verwachsen. Mundrand zusammenhängend, auch oben gelöst und an der Ober- lamelle eingedrückt, aussen erst eingebuchtet, dann vorspringend, kurz ausgebreitet, Clausilium schmal, zungenförmig, rinnenartig, mit nach unten mässig convergirenden Seitenrändern und wenig verdicktem, linkerseits abgerundet zugespitztem Unterrande. (Böttger.) Mein Freund Böttger hat eine in wenigen Exemplaren unter den zahlreichen von Rein gesammelten befindliche Form als var. lambda abgetrennt und folgendermaassen charakterisirt: »Testa ventricoso-fusiformis, spira regulariter attenuata, albido-cornea; anfr. 11, penulti- mus valde inflatus, ab ultimo sutura obliquiore disjunctus; apertura magis obliqua; peristoma superne haud solutum. Lamella spiralis contigua aut continua; infera fere usque ad marginem attingens, retrorsum oblique ascendens, strietiuscula aut modice sigmoidea, magis minusve sub- furcata; subcolumellaris inferae proxima subimmersa. Lunella longior, lateralis, plieis palata- libus supera minima, inferioreque minore connexa, literam graecam % formans, cum plica principali angulum rectum seu fere obtusum exhibens. (Fig. 9a.) Alt. 2526, lat. 624-7. mm.« Ich glaube, dass die Auffassung dieser Form als Varietät von platydera richtig ist und dass man sie trotz der nicht ganz unerheblichen Unterschiede nicht als eine eigene Art an- sprechen kann. Claus. platydera wurde von Rein besonders bei Kobe in erheblicher Anzahl gesammelt. 94. Clausilia Buschii Küster. Testa rimata, fusiformis, solidula, striatula, subdiaphana, cerea; spira sursum attenuata, acutiuscula; sutura simplex, impressa; anfr. 11 vix convexiuseuli, ultimus antice costulatus; apertura obliqua, piriformis; lamellae parvae, infera profunda; lunella distineta parum arcuata, plicae palatales nullae, subcolumellaris ad marginem peristomatis descendens; peristoma breviter solutum, continuum, expansum, incrassatum. — Küster. Long. 19, diam. anfr, penult. 42; mm; apertura oblique 4°s mm longa, 3 lata. Clausilia Buschii Küster in Mart. Ch. IL., p. 24, t. 2, fig. 14—16. > > L. Pfeiffer, Mon. Helie. II., p. 456. Habitat in Japonia. Die kleinste Art in diesem Formenkreise, meines Wissens noch nicht wiedergefunden worden und mir unbekannt geblieben. 25. Glausilia nodulifera von Martens. Taf. 9. Fig. 16. Testa fusiformi-turrita, solidiuscula, oblique costulato-striata, nitida, castanea, superne attenuata; anfractus 12, secundus usque ad quartum planiusculi, vix crescentes, sequentes con- vexiusculi, regulariter crescentes, ultimus penultimo subaequalis, sutura vix magis obliqua, cervice rotundata; apertura piriformis, subverticalis; lamella parietalis supera punctiformis, inferior antrorsum humilior, porrecta, retrorsum valida, subhorizontalis;. plica subcolumellaris conspiceua, post interruptionem ad marginem denuo intumescens; plica palatalis prineipalis elongata; lunella distincta, superne continua, dein bis interrupta; peristoma continuum, superne appressum, crassiusculum, album. — von Martens. Long. 31,5, diam. 7, apert. long. 7,5, lat. 5,5 mm. Clausilia nodulifera von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 17. April 1877, p. 107. Gehäuse gethürmt-spindelförmig, ziemlich festschalig, schräg rippenstreifis, glänzend, kastanienbraun. Von den 12 Umgängen sind der 2te—4te fast flach und nehmen kaum zu, die folgenden sind gewölbt und nehmen regelmässig zu, der letzte ist kaum grösser, als der vor- letzte, von welchen er durch eine kaum schiefere Naht geschieden wird, im Nacken gerundet. Mündung birnförmig, fast senkrecht. Die Oberlamelle ist punktförmig, die untere vornen niedrig, gestreckt, hinten stärker, fast horizontal. Die Subcolumellarfalte ist sichtbar, am Rande unter- brochen, aber dann von neuem anschwellend;; die Principalfalte ist lang, die Mondfalte deutlich, oben zusammenhängend, dann zweimal unterbrochen, Mundsaum zusammenhängend, oben an- gedrückt, ziemlich dick, weiss. Diese eigenthümliche Art, welche nur in einem Exemplar von Herrn Prof. Dönitz in der Nähe von Yeddo gesammelt wurde, dürfte hier ihre natürlichste Stelle im System finden. 26. Clausilia strietaluna Böttger. Taf. 9. Fig. 10. Testa non rimata, ventricoso-fusiformis, solida, parum nitida, subtilissime striata, flavido- cornea; spira breviter concave-producta; apice acuto, laevi, flavido-albescente. Anfractus 9!a — 3718 — parum convexi, suturis simplieibus disjuneti, ulteriores tres peralti, ultimus satis attenuatus, pone aperturam parum inflatus, fere '/s omnis altitudinis aequans, regulariter dense costulato- striatus, striis valde obliquis. Apertura subrecta, parva, rotundato-piriformis, lata, sinulo magno, satis alto; peristoma continuum, solutum, superne valde sinuatum aliquantulumque protractum, parum expansum, reflexum, satis incrassatum, flavido-albescens. Lamellae parvae, supera humilis, triangularis, cum spirali contigua, peristoma attingens, infera remotissima, subverticalis, intus obsolete furcata; subcolumellaris immersa. Plica suturalis prineipalisque mediocris, pro- funda parum conspicuae, principalis ultra lunellam lateralem satis elongata; palatalis unica supera minima, postice cum prineipali convergens, subtus cum lunella valde obliqua, strietissima, longa, tenui, perspieua connexa. — Böttger. Alt. 13,5, lat. 3,5 mm; apert. 3, alt. 2,5 lata. 1 2 HU Var. major, testa majore, nonnunquam graciliore, anfractibus 942 —10Y,, ultimo 13 —% omnis altitudinis aequante, lamellis validioribus, supera cum spirali continua, infera intus distincetius furcata, subcolumellari subhorizontaliter arcuatim emersa, plica suturali prineipalique longioribus. — Böttger. | Alt. 13,5—17,5, lat. 3°/a—4 mm. Gehäuse solid, bauchig-spindelförmig, wenig glänzend, äusserst fein gestreift, gelblich- hornbraun, ohne deutlichen Nabelritz, mit kurzem, concav ausgezogenem Gewinde, dessen glatter, weisslichgelber Wirbel verhältnissmässig spitz ist. Die 9!/; wenig gewölbten Umgänge werden durch einfache Nähte geschieden; die drei untersten sind verhältnissmässig sehr hoch, der letzte etwas verschmälert, vor der Mündung nur schwach aufgeblasen, fast !/; der Gesammthöhe be- tragend und regelmässig dicht rippenstreifig, die Streifen ziemlich schief gestellt und überdies auf dem Nacken noch etwas gebogen. Die fast senkrecht gestellte, kleine, breite, gerundet birnförmige Mündung besitzt einen grossen, ziemlich weiten Sinulus; ihr Mundsaum ist zu- sammenhängend, losgelöst, oben stark ausgebuchtet und etwas vorgezogen, aber wenig aus- gebreitet, überall zurückgeschlagen, mässig verdickt und mit dünner gelblichweisser Lippe belegt. Von den schwach ausgebildeten Lamellen ist die obere niedrig, dreieckig, die Spirallamelle berührend, randständig, die untere sehr zurücktretend, fast senkrecht gestellt, tief im Inneren undeutlich gabeltheilig, die Subcolumellarfalte unsichtbar. Sutural- und Prineipalfalte sind mässig lang, tiefliegend und kaum durchscheinend, die letztere ziemlich weit über die seitliche Mondfalte hinaus verlängert. Nur eine kleine obere Gaumenfalte, die nach hinten mit der Principalfalte convergirt, in der Mitte aber mit der fast geradlinigen, langen, dünnen, sehr schief gestellten, lebhaft weiss durchscheinenden Mondfalte verschmolzen. — 379 — Die Varietät zeigt neben grösserer und mitunter schlankerer Schale 9!’ —10!/, Windungen, deren letzte Y,—?/, der Gesammthöhe erreicht, und kräftiger ausgebildete Lamellen, deren obere mit der Spirallamelle vereinigt ist, während die untere deutlicher gabeltheilig erscheint und die Subcolumellarfalte fast horizontal im Bogen heraustritt. Sutural- und Principalfalte sind länger. Ich erhielt die Stammform durch Herrn Dr. Lischke von Nagasaki als 01. proba Ad.; die Varietät sammelte Rein bei Seguchi, zwischen Hiuga und Bugo. Von ©. proba unterscheidet sie schon die deutliche Mondfalte. 27. Clausilia aurantiaca Böttger. af 9 Role Testa breviter rimata, ventricoso-fusiformis, spira elongata, valde concave-produeta, non decollata, apice acuto; solida, subtilissime dense striata, laete rutila seu aurantiaca, apice pallidiore, modice nitida. Anfractus 104 —11, quorum primi non erescentes ulterioresque 4 peralti, modice convexi, suturis profundis disjuneti, ultimus penultimo parum major, dorso complanatus, pone aperturam subgibber, subtilissime costulato-striatus. Apertura parva, obliqua, superne basique recedens, rotundato-rhomboidea; peristoma continuum, solutum, tubiforme, reflexum, incrassatum, labio lato flavescenti munitum. Lamellae parvae marginales; supera obliqua, cum spirali continua, intus parum altior; infera debilis, strietiuscula oblique ascendens, basi subfurcata, a lamella supera valde remota, fossula a subcolumellari tenui, plieiformi, marginem attingente sejuncta. Plica principalis longissima, fere usque ad peristoma conspicua, ultra lunellam fere ventralem satis elongata; palatalis supera parva, antice cum principali divergens, et infera longior parallela, cum lunella brevi, strieta, obligqua modo literae I connexae. — Böttger. Alt. 11—16, lat. 2°%,—3°/s mm. Alt. apert. 21, —3%/,, lat. 1°. —2!/ı mm. Clausilia aurantiaca Böttger, Jahrb. Mal. Ges., p. 101, t. 4, Fig. 5. Gehäuse kurz seritzt, bauchig, spindelförmig, solid, äusserst fein und dicht gestreift, mässig glänzend, mit verlängertem, auffallend concay aufgesetztem Gewinde und scharfer, nicht decollirter Spitze. Die Färbung ist lebhaft braunroth oder schmutzig orangefarben mit blasserem Embryonalende. Die 10!/,—11', mässig gewölbten Umgänge werden durch eine tiefe Naht geschieden; die drei obersten sind fast gleich gross, die vier letzten verhältniss- mässig sehr hoch, der letzte wenig höher als der vorletzte, auf dem Rücken etwas abgeflacht, vor der Mündung leicht der Quere nach aufgeblasen und äusserst fein rippenstreifig. Die kleine, schiefgestellte, oben und unten etwas zurückgezogene Mündung ist gerundet rhombisch, — 88077 — der Mundsaum zusammenhängend, gelöst, trompetenförmig ausgebreitet, verdickt, zurückgeschlagen und mit breiter gelblicher Lippe belegt. Von den kleinen randständigen Lamellen ist die obere schiefgestellt, innen wenig höher und mit der Spirallamelle vereinigt, die untere, wie bei der folgenden Art, schwach ausgebildet, fast geradlinig in schiefer Richtung in die Höhe steigend, etwa in der Mitte ihrer inneren Ausdehnung schwach gabeltheilig und von der Ober- lamelle weit entfernt. Sie wird durch einen eingedrückten Canal von der auch auf der unteren Seite von einer Furche begränzten, als dünne Falte bis an den äusseren Mundsaum laufenden Subceolumellarlamelle geschieden. Die Principalfalte ist auffallend lang, vorn fast bis ans Peristom zu verfolgen, hinten noch ein gutes Stück über die fast bauchständige Mondfalte hinausreichend. Unter der Prineipalfalte bemerkt man eine kleine obere, nach vorn mit ihr divergirende Gaumenfalte, welche, wie die ihr parallele, etwas längere untere Gaumenfalte mit der kurzen, geraden, etwas schiefgestellten Mondfalte nach Art einer römischen I ver- bunden ist. Diese Art, welche sich von allen anderen, mit Ausnahme der folgenden, durch die fast bauchständige Mondfalte unterscheidet, wurde von Dr. Rein im Inneren von Nippon gesammelt; ein genauerer Fundort ist nicht angegeben. 28. Clausilia bilabrata Edg. Smith. Taf. 9. Fig. 12. Testa breviter rimata, elongato-fusiformis, spira fere semper decollata, solida, subtilissime obsolete striata, pallide cornea, vix nitidula. Anfractus 12—13'/, lente accrescentes, quorum 61,—8'/2 superstites fere plani; ultimus humilis, dorso modice complanatus, ante marginem parum inflatus, subtiliter rugoso-costulatus. Apertura parva, obliqua, basi recedens, rotundato- rhomboidea; peristoma valde incrassatum, valde calloso-reflexum, saepe quasi bilabiatum, parum solutum, late albolabiatum. Lamellae marginales, supera aut parum aut valde obliqua, intus praerupte descendens, cum spirali aut contigua aut sejuncta, infera debilis, strietiuscula ascendens, subtruncata, intus subfurcata, a lamella supera valde remota, fossula a subcolumellari tenui, pliciformi, marginem attingente sejuneta. Regio peristomatis prope lamellam inferam sub- columellaremque plus minus plicatula. Plica prineipalis longissima, conspicua, ultra Junellam fere ventralem, strietam, ab illa vix sejunetam parum elongata; palatalis infera minor, cum lunella connexa, vix perspieua. — Clausilium angustum, parum tortum, marginibus subtus con- vergentibus, externo reflexo, satis incrassato, apice fere rotundato. — Böttger. D Alt. 21—24,.alt. spec. decoll. ad 24°/, mm, lat. 41,—6'); mm; alt. apert. 4'/,—6, lat. 31, —4°/a mm. Clausilia bilabrata Edg. A. Smith *) Quart. Journ. Conch. I. 1876, Febr., p. 120. » » Böttger, Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 103, t. IV, Fig. 6. Varietas ptycholaema Böttger, testa majore, distinctius striata, anfractu ultimo validius costulato-striato; apertura magis 'elongata, peristomate minus calloso-reflexo. — Alt. 20— 27,5, lat. 5,5— 6,75 mm. Gehäuse mit kurzem Nabelritz, festschalig, bleich hornbraun, kaum glänzend, sehr fein und verloschen gestreift, lang spindelförmig, meist stark decollirt. Unverletzte Exemplare, welche übrigens sehr selten sind, haben 12—13"/, Umgänge, die decollirten selten mehr als 8; dieselben sind nur sehr schwach gewölbt, der letzte ist niedrig, fein runzelstreifig, auf dem Rücken etwas abgeflacht und vor dem Mundrand wenig aufgeblasen. Mündung gerundet, rhombisch, klein, schief gestellt, unten etwas zurückweichend; Mundsaum wenig gelöst, sehr verdickt, oft mit einem eckig umgeschlagenen Callus versehen und mit einer breiten Lippe belegt. Lamellen randständig, die obere immer mehr oder weniger schief, innen plötzlich abbrechend und von der Spirallamelle durch einen deutlichen Zwischenraum getrennt, seltener sie gerade noch be- rührend; Unterlamelle schwach entwickelt, unten schwach abgestutzt, dann fast geradlinig in schiefer Richtung nach aufwärts steigend, aber schon nahe der Basis mehr oder weniger deutlich gabeltheilig und von der Oberlamelle weit abgerückt. Die Subcolumellarfalte tritt als dünne Falte bis auf den Rand des Mundsaums heraus, sie ist beiderseits von tiefen Furchen begrenzt. Die ganze Gegend ober- und unterhalb der Unter- und Subcolumellarlamelle ist mehr oder minder deutlich gefältelt. Principalfalte sehr lang, von vornen sichtbar, durch einen kleinen Zwischenraum von der fast bauchständigen, geraden Mondfalte geschieden und über dieselbe hinaus nur wenig verlängert; eine untere Gaumenfalte ist äusserlich kaum sichtbar und mit der Mondfalte vollständig verschmolzen. — Clausilium verhältnissmässig schmal, wenig gedreht, nicht stark rinnenförmig, flach; seine Ränder nähern sich allmählig nach unten, der äussere ist umgeschlagen und ziemlich stark verdickt, die äusserste Spitze zwar stark verschmälert, aber fast abgerundet zu nennen. *) Testa vix rimata, dilute fuscescens, epidermide olivaceo-fusca induta, oblique tenuiter striata, clavate fusitormis, spira sursum — ?; anfraetus cireiter 12? (apice abrupto), parum convexiuseuli, sutura simpliei sejuneti; anfr. ultimus quam penultimo paulo angustior, versus labrum aliquanto fortius striatus; apertura sub- obliqua, ovato-piriformis, intus dilute sordide fuscescens; plica parietalis supera parviuscula, verticalis, marginem attingens, infera longe intus sita vix conspieua; plica subcolumellaris distincta ad marginem producta; plicae palatales 2, supera elongata suturae parallela, infera brevis et transversa ; peristoma continuum, ubique breviter expansıım et reflexum, extus bimarginatum. — Smith. Abhandl, d, Senckenb. naturf. Ges. Bd. IX 49 Ne Die Varietät ist etwas grösser, stärker gestreift, namentlich im Nacken mit stärkeren Runzelfalten; die Mündung ist mehr in die Länge gezogen und erscheint dadurch grösser, das Peristom dagegen aussen weniger eckig verstärkt. Edg. Smith hat seine bilabrata von Kobe beschrieben. Rein hat die vorliegende Form auf Kiushiu, bei Seluchi, zwischen Hiuga und Bugo gesammelt; Hilgendorff scheint sie nicht gefunden zu haben. Ich bin in der Identificirung dieser Form mit bilabrata Smith meinem Freund Böttger gefolgt, kann aber einige Bedenken nicht unterdrücken; Smith erwähnt die so. auffallende Fältelung des rechten Mundrandes durchaus nicht, doch wäre möglich, dass ihm gerade ein Exemplar ohne auffallende Fältelung vorgelegen, ein altes und etwas verkalktes Stück scheint es ohnehin gewesen zu sein, auch das peristoma extus bimarginatum passt nicht sonderlich. Dagegen scheint es mir nicht unmöglich, dass unsere Art mit Clausilia plicilabris Adams, identisch sei. Adams gibt von derselben folgende, freilich sehr wenig genügende Diagnose: »Cl. testa rimata, fusiformi, solida, oblique striata, luteo-fusca, spira sursum attenuata, apice obtusa; anfr. 10 planis, ultimo antice tumido, rotundato, apertura piriformis, obliqua, lamelle supera valida, compressa, infera profunde bipartita; lunella inconspicua; plica palatali 1, suturae parallela, longa, arcuata, subcolumellari usque ad marginem peristomatis producta; peristomate continuo, breviter soluto, crasso, margine dextro plicis pluribus corrugato. — Long. 8, diam. anfr. pen. 2“. — Hab. Tanabe.« Hier stimmt eigentlich, nur die Zahl der Umgänge und die angegebene Gestalt nicht, und das kann bei einer fast regelmässig decollirenden Art nicht sehr in Betracht kommen; lunella inconspieua kann nicht auffallen, da die Mondfalte in der That bei alten, dickschaligen Exem- plaren aussen unsichtbar ist. Dagegen passen die cursiv gedruckten Worte ganz ausgezeichnet. — Im Falle der Identifieirung muss die Art natürlich den Adams’schen Namen als den älteren tragen. + 29. Clausilia Stimpsoni A. Adams. Cl. testa vix rimata, fusiformi, solida, pallide fusca, oblique striata ; anfr. 9 planati, ultimo antice angustato rotundato; apertura parva, piriformi, lamella supera valida, compressa, infera profunda, callosa; lunella inconspicua; plica palatali longa, arcuata, suturae parallela, subcoluniellari usque ad marginem peristomatis producta; peristomate albolabiato, undique expanso, margine subincrassato. — Long. 6°/a, lat. anfr. penult. 11a. — A. Ad. Clausilia (Phaedusa) Stimpsoni A. Adams. Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 470. Hal. Tsusima und Awasima auf Sikopf. Mir nicht zugänglich geworden. ” — 383 — Y. Formenkreis der Cl. hyperolia. Unterlamelle sehr zurücktretend, senkrecht gestellt, messerförmig, unten abgestutzt, Sub- columellarlamelle hervortretend ; Mondfalte deutlich, keine untere Gaumenfalte. Gehäuse mittel- gross oder klein, glatt oder gestreift, oft decollirend. (Böttger.) 30. Clausilia hyperolia von Martens. Taf. 9. Fig. 13. »Testa conico-turrita, levissime striatula, pallide flavescens, pellucida, epidermide per fasciolas spirales deeidua, anfr. 12 convexiusculi, subregulariter crescentes, ultimus penultimo subaequalis, sutura aequaliter obliqua, cervice rotundata; apertura subobliqua, subparva, tetragono-piriformis; lamella supera valida, marginem attingens, a lamella spirali disjuncta, infera antrorsum obsoleta, retrorsum subverticaliter ascendens; plica. columellaris conspicua, valida, in ipso margine prominens; plicae palatales nullae; lunella distineta, substrieta; peristoma continuum, superne breviter solutum, crassiusculum, album.« — von Martens. Long. 18—20, diam. 4,5, alt. apert. 4, lat. 3,5 mm. Clausilia hyperolia von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. 17. April 1877, p. 110. Gehäuse gethürmt-kegelig, nur ganz fein gestreift, blassgeiblich durchscheinend, die Oberhaut mitunter, doch durchaus nicht immer, in Spiralbändern abgerieben. Die zwölf Um- gänge sind gewölbt und nehmen ziemlich regelmässig zu, der letzte ist kaum grösser als der vorletzte, unten gerundet, die Naht zwischen ihm und dem vorletzten mit den oberen gleich- laufend; Mündung wenig schief, ziemlich klein, viereckig birnförmig mit deutlichem Sinulus ; Oberlamelle stark, bis an den Rand vortretend, ziemlich schief, nach innen mit der Spiral- lamelle nicht zusammenhängend; die Unterlamelle vornen ganz verkümmert, fast senkrecht emporsteigend, aber innen stärker messerförmig vorspringend und unten abgestutzt; die Sub- columellarlamelle bis auf den Rand vortretend und dort beiderseits durch eine Furche ein- gefasst, Gaumenfalten ganz obsolet, nur eine schwache, aber deutliche, fast gerade Mondfalte vorhanden. Mundsaum zusammenhängend, auch oben kurz gelöst, verdickt, weiss. Von Hilgendorff bei Uweno, in der Nähe von Yeddo gesammelt, auch von Rein ohne nähere Angabe des Fundortes aus Japan mitgebracht. 31. Clausilia decussata von Martens. Taf. 9. Fig. 17. Testa conico-turrita, subfusiformis, solidula, leviter confertim striata et lineolis impressis spiralibus confertis decussata, olivaceo-Havescens, oleoso-nitidula; anfractus 10, secundus sub- — 384 — globosus, sequentes subregulariter crescentes, ultimus penultimo subaequalis, cervice rotundatus apertura subobliqua, ovato-piriformis, lamella supera valida, marginem attingens, cum lamella spirali continua, infera antrorsum et retrorsum obsolescens, subverticaliter ascendens; pliea subcolumellaris plerumque conspicua, marginem attingens; plica palatalis principalis elongata, altera inferior brevis; lunella indistineta; peristoma continuum, superne appressum, crassum, subreetum. — von Martens. Long. 16— 18,5, diam. 4, alt. apert. 4'/s, lat. 3 mm. Clausilia decussata von Martens, Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde. Berlin, 17. April 1877, p. 111. Gehäuse gethürmt-kegelförmig, fast spindelförmig, ziemlich festschalig, leicht und dicht gestreift und durch dichte, feine Spirallinien gegittert, gelbgrün mit Fettglanz. Von den 10 Umgängen ist der zweite etwas aufgeblasen, die folgenden nehmen regelmässig zu, der letzte ist kaum höher, als der vorletzte und im Nacken gerundet. Mündung etwas schräg, oval birnförmig; die Oberlamelle ist stark und tritt bis an den Rand vor, sie hängt nach hinten mit der Spirallamelle zusammen; die untere verkümmert nach vorn und hinten und steigt fast senkrecht empor. Die Subcollumellarfalte ist wenigstens bei schrägem Einblick immer sichtbar und tritt bis fast an den Rand vor. Die Principalfalte ist lang, ausserdem ist noch eine etwas gekrümmte untere Gaumenfalte vorhanden und zwischen beiden glaube ich noch zwei kürzere zu erkennen; eine Mondfalte ist bei meinen beiden Exemplaren nicht vorhanden. Mundsaum zusammenhängend, oben angedrückt, weiss, fast geradeaus. Am Tsukuba-San von Hilgendorff gesammelt; es liegen mir zwei von Herrn Prof. von Martens mitgetheilte Exemplare vor. 33, Clausilia lirulata A. Ad. C. testa arcuato-rimata, fusiformi, tenui, laete fuscescente, oblique striata; spira elongata, sursum attenuata; anfr. 10 planiusculis, lirulis transversis impressis ornatis, ultimo antice sub- constricto rotundato; apertura parva piriformi; lamina supera compressa sursum bipartita, infera profunda, ascendente; lunella imperfeeta; plica palatali 1 longa vix curvata, subcolumellari usque in marginem peristomatis producta; perist. pallido, margine subincrassato, undique expanso. Long, 6%,, lat. anfr.-pen. 1Yh’”. Clausilia (Phaedusa) lirulata A. Adams. Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 471. Hab. Mososeki. Schlank mit queren eingedrückten Linien auf den Windungen, Gehört zu einem eigenen Formen- kreis, der sich zwischen den der O7. platydera und den der pluviatilis Bens. einschiebt (Boettger). 33. Clausilia stenospira A. Ad. C. testa rimata, fusiformi, solida, oblique strigillata, viridi-fusca; spira sursum valde attenuata; anfr. 10 planiusculis, ultimo antice in cristam basalem compresso; apertura piriformi; lamella supera compressa, infera valida callosa; lunella imperfecta; plica palatali 1 longa, suturae parallela, subcolumellari intra marginem peristomatis desinente; perist. continuo, undique expanso, subreflexo, margine sinistrali inflexo, subincrassato. — Long. 8Y/a, diam. anfr. pen. 2, Clausilia (Phaedusa) stenospira A. Adams. Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 470. Hab. Kino-O-Sima. Grün-braun, Mundsaum ausgebreitet, aber nicht umgeschlagen, der linke Rand nach innen gebogen und verdickt. 34. Clausilia plicilabris A. Adams. Clausilia testa rimata, fusiformi, solida, oblique striata, luteo-fusca; spira sursum attenuata, apice obtusa; anfr. 10 planis, ultimo antice tumido, rotundato; apertura piriformi, obliqua, lamella supera valida, compressa, infera profunda bipartita; lunella inconspicua; plica palatali 1, suturae parallela, longa, arcuata, subcolumellari usque adı marginem peristomatis producta; peristomate continuo, breviter soluto, erasso, margine dextro plieis pluribus corrugato. — Long. 8, diam. 2% — Adams. Clausilia (Phaedusa) plicilabris A. Adams. Ann. Mag. Nat. Hist. 4. Ser. I. 1868, p. 469. Hab. Tanabe. Gattung Succinea Drap. 1. Suceinea horticola Reinhardt. Taf. 7. Fig. 2. Testa ovato-oblonga, acuminata, oblique striata, solidiuscula, pallide cornea; spira conica, elata; anfractus 3"), convexi, sutura profunda disereti; apertura vix 2, longitudinis aequans, ovata, superne vix angulata; columella strietiuscula, Jamina columellaris lata; peristoma- rectum, acutum, margine externo satis arcuato. — Reinh. Long. 10, lat. 6,5 mm, apert. 6,5 mm longa, 4,5 mm lata. Suceinea lauta von Martens, Ostas. Exp. Landschn., p. 34, nec Gould. Succeinea horticola Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr., Berlin, 17. April 1877, p. 95. — Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 321, t. 11, Fig. 2. — 386 — Gehäuse langeiförmig, mit spitzem Gewinde, schräg gestreift, ziemlich festschalig, blass hornfarben; Gewinde kegelförmig, ziemlich hoch; drei und ein halber Umgang, ziemlich stark gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden. Die Mündung macht kaum ®s der Höhe aus; sie ist oval, oben undeutlich eckig, die Spindel ziemlich gerade und mit einem breiten Callus belegt; Mundsaum gerade, scharf, der Aussenrand ziemlich stark gebogen. Diese Art ähnelt unserer europäischen Succinea oblonga Drap. einigermaassen, ist aber gut verschieden, namentlich viel plumper und die Mündung grösser. — Es liegt mir nur ein von Ed. von Martens mitgetheiltes Exemplar vor, welches derselbe bei Yeddo gesammelt hat. 2. Succinea lauta Gould. Taf. 7. -Big. 21. Testa ovata, tenuis, ruguloso-striatula, pellucida, nitidula, succinea ; anfractus 3 convexiusculi, primi 2 spiram brevissimam formantes, ultimus permagnus, antice valde descendens, superne ad aperturam tantum leviter planatus; apertura ovato-acuminata, parum obliqua, basi vix recedens, columella regulariter arcuata. Long. spec. dep. 18, lat. 11,5, alt. apert. 14 mm. Suceinea lauta Gould *) Proced.„Bost. Soc. VI. 1859, p. 422. — Otia, p. 101. Var. testa graciliore, spira majore, anfractibus supra planatis (Fig. 21b). Gehäuse oval, dünnschalig, ziemlich rauh gestreift, durchsichtig, glänzend, bernsteinfarbig, mit ganz kurzem, fast zitzenförmigem Gewinde und deutlicher, nach vorn plötzlich sehr stark herabsteigender Naht. Der letzte Umgang bildet fast allein das ganze Gehäuse, er ist ziemlich gleichmässig gewölbt und nur an der Mündung oben leicht abgeflacht. Die Mündung ist regel- mässig spitzeiförmig, wenig schräg, unten nicht zurücktretend, die Spindel regelmässig gebogen. Die von Rein zahlreich mitgebrachten Exemplare erreichen bei weitem nicht die Grösse, wie einzelne von Hilgendorff gesammelte, bis 26 mm hohe Riesen von Mohedsi und Hakodade. Unter ihnen befinden sich mehrfach schlankere Exemplare mit länger ausgezogenem Gewinde, welche im Habitus mehr an S. Pfeifferi erinnern; doch unterscheidet sich die japanische Art von unseren beiden europäischen durch die oben viel mehr aufgetriebenen Umgänge. Die dritte aus Japan beschriebene Art, Succinea japonica Newr. (Proc. Acad. Calif. 1865) ist mir unbekannt; die Verhandlungen der californischen Academie sind mir leider unzugänglich, und weder Pfeiffer noch Martens sagen etwas über die Art, obwohl letzterer sie in einem einzelnen, von Hilgendorff mitgebrachten Exemplare zu erkennen glaubt. *) Testa magna, tenuis, plerumque S. obliquae similis, sed postice tumidior, ad apicem minus acuta. Long. */ıo, lat. ®/10“. — On shrubbery at Hakodade (Isl. Jesso). Gould. — 387 .— II. Basommatophora. a. Auriculacea. Die Auriculaceen scheinen in Japan bei weitem nicht die Rolle zu spielen, wie in dem indo-pacifischen Archipel, doch ist gerade das Auftreten “einer echten Auricula in Südjapan ein Characterzug, welcher die japanische Fauna an die indische anknüpft. Rein hat nur eine echte Auriculacee mitgebracht, Hilgendorff ein Carychium. Ausserdem befand sich unter den von Rein mitgebrachten Conchylien noch ein abgeriebenes schlechtes Exemplar einer Pythia; doch möchte ich daraufhin noch nicht ohne Weiteres die Existenz auch dieser Gattung in Japan behaupten. Von den strandbewohnenden Cassidula und Melampus war Nichts unter der Rein’schen Ausbeute, auch Hilgendorff scheint nichts derart mitgebracht zu haben. Trotzdem ist mir die Existenz solcher Arten an den japanischen Küsten nicht zweifelhaft. Auricula Reiniana Kobelt. Taf. 9. Fig. 18—19. Testa imperforata, elongato-ovata, subeylindrica, solida, longitudinaliter striata lirulisque spiralibus minute granulatis rugosa, olivaceo-fusca, haud nitens; spira breviter conica, erosa; anfractus 7, sutura profunda, inferne subcanaliculata disereti, superi rotundati, penultimus descendens, infra suturam impressus, subangulatus; ultimus spirae longitudinem plus quam duplo superans, descendens, superne concavo-impressus, dein distincte subangulatus, angulo secundo subobsoleto infra medium, liris spiralibas nonnullis prominentioribus. Apertura vix obliqua, angusta, peristomate crasso, margine externo superne sinuato, cum columellari angulatim con- columellari adnato, plicis parietalibus duabus supera noduliformi, infera valida, subhorizontali; juncto, plica columellari obliqua, extus fere ad marginem producta. Long. 37, lat..17, long. apert. 22 mm. Auricula-Reiniana Kobelt. Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 151, t. 5, Fig. 3—6. Gehäuse undurchbohrt, länglich eiförmig, fast cylindrisch mit kurz kegelförmigem Gewinde, die Basis kaum verschmälert, dicht und unregelmässig längsgestreift und von sehr zahlreichen feinen, gekörnten Spiralstreifen umzogen, welche auf den oberen Umgängen gleichmässig sind, während auf dem letzten eine Anzahl mehr oder weniger stark vorspringen; die Aussenfläche erscheint durch dieselben rauh und, ausser bei jungen Exemplaren, glanzlos. Die Epidermis — 38 0 — ist ziemlich dunkel, olivenbraungrün, bei jungen Exemplaren mehr gelblich. Sieben Umgänge, die oberen gerundet und langsam zunehmend; der vorletzte beginnt herabzusteigen und zeigt unter der Naht, die hier rinnenförmig wird, eine Abflachung, welche auf dem letzten Umgang zu einer deutlichen Einbuchtung wird, unter welcher eine stumpfe Kante verläuft. Der letzte Umgang ist wenig verbreitert, aber stark in die Länge gezogen, so dass er, an der Rückseite gemessen, die Höhe des Gewindes um das Zweiundeinhalbfache übertrifft; er zeigt nach unten noch eine zweite obsolete Kante, und einzelne der gekörnten Spiralreifen springen stärker vor. Die Mündung steht nur wenig schief; sie ist ziemlich schmal, oben spitz zulaufend, der Mund- rand dick, namentlich der äussere bedeutend verdickt und unter der oberen Einbuchtung stark vorspringend; er geht in einem abgerundeten Winkel in den ausgebreiteten, angedrückten Columellarrand über. Die Mündungswand trägt zwei Falten, die obere höckerförmig und bei jungen Exemplaren kaum entwickelt, die untere sehr stark vorspringend und fast horizontal. Die Spindelfalte verläuft schräg nach unten und verliert sich im Mundsaum, ohne bis zum Rande deutlich zu bleiben. Das unter Fig. 19 abgebildete kleinere Exemplar hat, weil die untere Kante noch gar nicht ausgebildet, die obere nur an der Mündung angedeutet ist, eine ganz andere Gestalt; auch ist die Mündung ganz anders, obwohl dieselben Elemente vorhanden sind. Die Uebereinstimmung in Sculptur und Vaterland lassen mir aber keinen Zweifel, dass sie als Jugendform hierhergehört. Rein sammelte nur wenige todte Exemplare am innersten Winkel der Bucht von Yeddo (nieht im Innern von Nippon, wie ich irrthümlich bei der Beschreibung angegeben). Carychium noduliferum Reinhardt. Taf. 9. Fig. 21. Testa vix rimata, turrita, albo-hyalina, parum nitida, argute striatula; spira elongata, cylindracea, versus apicem acuminata; anfractus 5", convexiusculi, sutura profunda discreti, ultimus eirea tertiam partem longitudinis occupans; apertura paullum obliqua, ovata, inaequilatera, quadridentata; paries aperturalis prope columellam plica compressa, obligna, intrante munitus; columella unidentata; margo externus leviter sinuatus, ad inflexionem dente prominulo et infra pone aperturam denticulo nodiformi extus conspicuo instructus. Peristoma undique expansum, albolabiatum, marginibus callo lato nitido junetis. — Reinhardt. Long. 2, lat. °/a mm, apert. cca. °/s mm longa. Carychium noduliferum Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin,* April 1877, p. 97. — Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 324, t. 11, Fig. 8. — 389 — Gehäuse kaum geritzt, gethürmt, durchsichtig weiss, wenig glänzend, fein, aber scharf und regelmässig gestreift, Gewinde verlängert, ceylindrisch, oben zugespitzt. Die 5!/; Umgänge sind leicht gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden; der letzte nimmt etwa !/, der Länge ein. Die Mündung ist nur wenig schief, eiförmig, ungleichseitig, durch vier Zähne verengt; auf der Mündungswand steht nahe der Spindel eine zusammengedrückte, schräge, ins Innere hineinlaufende Falte, auf der Spindel ein Zähnchen, die beiden anderen auf dem leicht ein- gebuchteten Aussenrand, und zwar der eine vorspringend gerade auf der Einbiegung, der andere, ein aussen sichtbares Knötchen, tiefer unten hinter dem Mundrand. Mundsaum allenthalben ausgebreitet, mit einer weissen Lippe belegt, die Randinsertionen durch einen breiten, glänzen- den Callus verbunden. Von Dr. Hilgendorff bei Misaki gesammelt. Ich habe diese Art nicht gesehen und gebe Abbildung und Beschreibung nach Reinhardt. Sie unterscheidet sich von allen bekannten Arten durch den aussen durchscheinenden knötchen- artigen Höcker hinter dem Mündungsrand. beBelminnsrera erera. Gattung Limnaea Drap. 1. Limnaea pervia von Martens. Taf. 15. Fig. 5—6. Testa umbilicata, ovata, leviter striatula, solidiuscula, fava; spira conica, exserta, anfı. 5, ad suturam paulisper planati, ultimus aequaliter ventricosus, infra vix attenuatus; apertura perpendicularis, plica columellari non distineta, margine columellari dilatato, reflexo, albo, vix dimidium umbilicum obtegente. Alt. 13,5, diam. 9, alt. apert. 9 mm. Limnaea pervia von Martens. Mal. Bl. XIV. 1867, p. 221. Gehäuse ziemlich verdecktgenabelt, eiförmig, ziemlich festschalig, mein Exemplar deutlich rippenstreifig und undeutlich gehämmert, gelblich bis grau. Gewinde kegelförmig, spitz, scharf gegen die Hauptwindung abgesetzt. Die fünf Umgänge sind an der tiefen Naht ein wenig abgeplattet; der letzte ist in seinen Contouren etwas geradlinig, wie peregra, unten kaum ver- schmälert. Die Mündung ist fast senkrecht, eirund, oben spitz, die Spindelfalte undeutlich, der Spindelrand durch einen starken Callus mit dem Oberrand verbunden, verbreitert, zurück- " geschlagen und den Nabel zur Hälfte oder mehr verdeckend. Diese Art, ursprünglich aus Nordchina beschrieben, wurde von Hilgendorff auch im Garten der medicinischen Schule in Yeddo gesammelt. In Europa würde ich sie ganz unbedenklich für eine Varietät von L. peregra erklären. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 50 + — 390 — 7 2. Limnaea Goodwinii Smith. Testa subovata, anguste perforata, fusco-cornea, parum nitida, spira gradata, mediocriter elongata; anfractus 4—4!/,, convexi, superne rotunde tabulati, sutura profunda impressa sejuncti, inerementi lineis tenuibus et striis minutissimis spiralibus insculpti; apertura ovata, longitudinis testae totius 0,6 adaequans; columella leviter obliqua, parum arcuata vixque contorta, superne expansa et reflexa, rimam parvam fere tegens. Smith. — Long. 7!/,, diam. 3'/,, mm. Limnaea Goodwinii Smith, Qarterly Journ. 1876. I, p. 125. Hab. Yokohama. 'Ed. von Martens vermuthet, dass diese Form vielleicht zu der vorigen gehören möchte; es wäre das nicht unmöglich, denn der Hauptunterschied liegt in der geringeren Höhe der Mündung, und gerade das Verhältniss der Mündungshöhe zur Gesammthöhe ändert bei den Limnaeen mit dem Alter vielfach ab. 3. Limnaea japonica Jay. Taf. 15. Fig. 2—5. Testa ovata, regulariter striata, corneo-lutescens, nitida; spira brevis, conica, acuta; sutura impressa, pallidior ; anfractus 4, ultimus ampullaceus, ad aperturam sursum ascendens; apertura ovato-piriformis, °+ longitudinis aequans, margine externo simpliei recto, substricto, basali bene arcuato, columellari reflexo, umbilicum semitegente; plica columellari distineta. — von Martens. Long. 20—23 mm. Limnaeus japonicus Jay Narr. Exped. amer. squadron II, p. 294, t. 5, Fig. 10—12. — Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 42. — Reeve Conch. icon., Fig. 69. Die japanischen Limnaeen aus der Untergattung Gulnaria stehen unseren europäischen Arten so ungemein nahe, dass es mir gar nicht einfallen würde, eine eigene Art für sie zu errichten, wenn Jay das nicht schon gethan. Ich copire darum nur oben die Diagnose, welche Ed. von Martens für diese Art gegeben, ohne damit deren Anerkennung aussprechen zu wollen. Rein hat in grösserer Anzahl zwei Formen mitgebracht. Die eine, zu welcher unsere Figuren 2, 4 und 5 gehören, entspricht ungefähr der obigen Diagnose und auch einigen Exemplaren von Hakodade, welche mir Martens als japonica sandte. Die Aehnlichkeit mit manchen europäischen Formen, welche man zu auricularia zu rechnen pflegt, ist auffallend, namentlich manche: südöstreichische Varietäten sind kaum zu unterscheiden. Die Spindelfalte, bei jungen Exemplaren sehr deutlich, verkümmert bei älteren; der Aussenrand geht erst eine kleine Strecke fast horizontal nach aussen, dann wendet er sich in einer ziemlich geraden Linie nach unten. Viele Exemplare sind an der Mündung plötzlich erweitert, ganz wie das auch auricularia so oft thut. Rein sammelte diese Form in Menge in Reisfeldern bei: Yawatahama in Shikoku am 15. März 1875. — Ganz ähnlich fand sie Martens ebenfalls in. Reisfeldern: bei: Yokohama —- 391 — Hilgendorff in einem Teich bei Uweno, nahe bei Yeddo, und im Hakone-See, ausserdem auch bei Hakodade. = Die andere, Fig. 3, abgebildete Form sammelte Rein im Buva-See. Sie lässt sich in keinerlei Weise unterscheiden von den dünnschaligen, aufgetriebenen Canalformen unserer Limnaea ovata, wohl aber von der vorigen durch ihr plumperes Gewinde, die rein eiförmige Gestalt und den ganz anderen äusseren Mundrand; die Spindelfalte ist auch bei ausgewachsenen Exemplaren sehr deutlich und scharf. Für mich ist es kein Zweifel, dass Limnaea japonica Jay keine haltbare Art ist, und dass die japanischen Gulnarien theils zu aurieularia, theils zu ovata gerechnet werden müssen. Gattung Planorbis Guettard. Von dieser Gattung hat Rein durchaus Nichts mitgebracht, ich muss mich also im Wesent- lichen darauf beschränken, die Angaben anderer Autoren zusammenzustellen. Es werden vier Arten aus Japan angeführt, von denen eine ohne Zweifel europäisch ist. 1. Planorbis compressus var. japonicus von Martens. Von dieser weit durch Ostasien verbreiteten Art hat Martens einige Exemplare bei Yokohama gesammelt, welche sich durch die schärfere Kante von den Exemplaren aus dem indischen Archipel unterscheiden. Hilgendorff hat dieselbe Art auch zu Uweno bei Yeddo, zu Muko-Sima und bei Hakodade gefunden. Sie variirt nach Martens erheblich in dem mehr oder weniger scharfen Hervortreten des Hautsaumes an der Kante. Pl. compressus Hutton reicht von Calcutta über die Inseln des indischen Archipels bis China und Japan. 2. Planorbis albus Müller. Diese weitverbreitete europäische Art findet sich zweifellos auch in Japan. Herr Dönitz hat sie im Hakone-See, Herr Hilgendorff in Uweno bei Yeddo gesammelt. 3. Planorbis spirillus Goulld., Testa parva, discoidea, utrinqgue concava, tenuis, viridi-cornea, plerumque liris quatuor prope aperturam instructa; anfractibus 3 utrinque apparentibus, sutura impressa; apertura ampla, perobliqua, lata, lunata. — Diam. 1%, alt. ao”. Planorbis spirillus Gould, Proceedings Bost. Soc, VII. 1859, p. 40. — Otia, p. 106. Inhabits Ousima. Very like to Pl. albus and deflectus; perhaps the same that Middendorff refers to under the former name, as from Kamtschatka. — 2392. — 4, Planorbis nitidellus von Martens. Taf. 9. Fig. 16. Testa subinflata, fulvo-lutea, nitida pellucida, supra convexa, spira paulum immersa, infra angulata, basi eoncaviuscula et umbilicata; anfractus 4’ modice involuti; apertura perobliqua, lunata, peristomate tenui, margine superiore antrorsum convexo, inferiore stricto; faux pluries lamellis 3 albis coaretata. — Martens. — Diam. maj. 4, min. 3, alt. 14, mm; apert. lat. 2, alt. 112 mm. Planorbis (Segmentina) calathws von Martens, Mal. Bl. XIV. 1867, p. 217, nec Benson. Planorbis nitidellus von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde. Berlin, 17. April 1877, p. 112. Gehäuse etwas aufgeblasen, braungelb, glänzend, durchsichtig, oberseits gewölbt mit etwas eingesenktem Gewinde, unten kantig, die Basis concav und genabelt. Die 4! Umgänge greifen weniger stark übereinander, als bei unserem Pl. nitidus, das vertiefte Gewinde erscheint darum merklich grösser, als bei dieser Art. Die Mündung ist sehr schräg, stark ausgeschnitten, der Mundsaum dünn, der Oberrand nach vorn gewölbt, der Unterrand gerade. Der Innenraum ist mehrfach, zwei bis viermal, durch je drei Lamellen verengt, welche auch aussen durchscheinen. Bei Yokohama von Martens schon 1860 entdeckt, von Hilgendorff in etwas grösseren Exemplaren auch zu Muko-Sima und bei Hakodade gesammelt. Gattung Ancylus Geoffroy. Ancylus Baconi Bourguignat. Taf. '9. Fig. 17. Testa parva, fragili, diaphana, laevissima vel paululum concentrice striatula, epidermide albido-virescente; antice recta vel paululum convexa, postiee recta vel paululum concava, apice postico, obtusissimo, paululum dextrorsus dejecto; depressione apicali vix conspicua, in extremitate vertieis sita, apertura ovata. — Long. 3, alt. 1 mm. — Bourguignat. Ancylus Baconi, Bourguignat. Journ. Conch. IV. 1853, p. 181. — Proc. zool. Soc. 1853, t. 25, Fig. 18—25. — Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde. Berlin, 17. April 1877, p. 113. f Ancylus verruca Benson Ann. Mag. Nat. Hist. 2. Ser. vol. XV. 1855, p. 12 (fide Martens). Gehäuse klein, zerbrechlich, durchscheinend, ganz glatt oder nur leicht concentrisch gestreift, mit einer grünlich weissen Oberhaut überzogen, vornen gerade oder schwach convex, hinten gerade oder leicht eingedrückt, der sehr stumpfe Apex etwas nach rechts gebeugt, oben mit einem ganz leichten, kaum sichtbaren Eindruck, Mündung oval. Diese vorderindische Art hat Herr Dr. Hilgendorff zu Kanga-Yashki bei Yeddo ge- sammelt; sie kommt auch auf den Philippinen vor und ist jedenfalls weit durch den indischen Ocean verbreitet. Die Gattung Physa ist in Japan bis jetzt noch nicht aufgefunden worden, dürfte aber schwerlich ganz fehlen. III. Pneumonopoma. Gattung Coelopoma A. Adams. Coelopoma japonicum A. Adams. Taf. 10. Fig. 1. Testa suborbiculato-depressa, perspective umbilicata, laevis, vix striatula, lutescente castanea, solidula, nitens; spira fere plana; sutura profunda. Anfractus 4'/, convexi, ultimus teres, antice subdilatatus et sat descendens. Apertura valde obliqua, angulato-circularis, peristomate recto, leviter incrassato, rufescente. Diam. maj. 14, min. 11,5, alt. 6 mm. Coelopoma japonicum A. Adams, *) Proc. Zool. Soc. 1867, p. 15 t. 19. Fig. 29, 29a. — Pfeiffer, Mon. Pneumonopom. Suppl. II. p. 56. Die zahlreichen Exemplare, welche Rein und Hilgendorf aus Japan mitgebracht haben, weichen von der Adams’schen Beschreibung sehr erheblich ab, wie man sich durch Vergleichung meiner Diagnose mit der unten abgedruckten Adams’schen überzeugen kann, die Abbildung lässt aber keinen Zweifel darüber, dass Adams seine Ausdrücke nicht glücklich gewählt hat. Das Gehäuse ist ziemlich kreisförmig, sehr niedergedrückt mit kaum erhobenem Gewinde, sehr weit und perspectivisch genabelt, festschalig, nur ganz fein gestreift, glänzend, gelbbraun, mitunter mit dunkleren Wolkenzeichnungen. Die Naht ist sehr tief. Die Umgänge — 4! — sind gut gewölbt und nehmen regelmässig zu, der letzte ist stielrund, an der Mündung etwas verbreitert und vornen stark, doch allmälig herabsteigend. Die Mündung ist sehr schief, eckig, kreisrund, etwas nach unten gezogen, Mundrand durch einen Callus auf der Mündungswand zusammenhängend, einfach, geradeaus, etwas verdickt, röthlich gefärbt. *) C. testa turbinato-depressa, striata, castanea; spira vix elata; sutura profunda, anfractibus 4'/» vix convexis, eylindraceis, ultimo antice subdilatato, descendente, umbilico lato, profundo; apertura perobliqua, vix eirculari, peristomate recto, superne subangulato. Diam maj. 14, min. 11, alt 6,7 mm. Ad. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. sl — dd — Der Deckel, welcher die Begründung einer eigenen Gattung für diese eine Art bedingt hat, ist sehr eigenthümlich, conisch wie die obere Hälfte einer zerbrochenen Pupine aussehend, innen mit einer hornigen Spirallamelle. Diese auffallende Art wurde zuerst von Adams auf Tsus-Sima gesammelt. Rein hat sie sehr hübsch von Amakusa. Gattung Alycaeus Gray. 1. Alycaeus nipponensis Reinhardt. Taf. 10. Fig. 2. Testa umbilicata, depresso-turbinata, confertim costulata, pallide cornea, spira elata, apice mamilliformi; anfractus 4 rotundati, ultimus inflatus, pone aperturam leviter constrietus, dein deflexus, usque ad aperturam costulatus, tubulus suturae adnatus, ca. 1 mm longus; apertura eircularis, peristomate subduplicato, incrassato, breviter expanso, operculum tenue, corneum, profunde immersum. — Reinh. Diam. maj. 4, min. 3,5, alt. 2 mm; diam. apert. 2 mm. Alycaeus nipponensis Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1877, p. 68. — Jahrb. Mal. Ges. IV. 1877, p. 320 t. 11, Fig. 1. Gehäuse genabelt, gedrückt Kreiselförmig, dicht” gerippt, blass hornfarben, Gewinde er- hoben mit zitzenförmigem Apex. Die vier Umgänge sind gerundet, der letzte ist aufgeblasen, dicht hinter der Mündung etwas zusammengezogen, dann herabgebogen; die Rippung reicht bis zur Mündung. Der Tubulus ist etwa 1 mm lang und an die Naht angelöthet. Mündung kreisrund, mit verdicktem, kurz ausgebreitetem, fast doppelt erscheinendem Mundsaum. Deckel tief eingesenkt, dünn, hornig. Bei Yeddo von Dönitz und Hilgendorf gesammelt; Rein hat diese Art nicht mitgebracht. Sie unterscheidet sich von der folgenden durch geringere Grösse, den weniger ein- geschnürten letzten Umgang, der auch über die Einschnürung hinaus gleichmässig berippt ist, und das weit weniger ausgebreitete Peristom. 2. Alycaeus japonicus von Martens. Taf. 10. Fig. 3. 4. Testa perspective et latissime umbilicata, turbinato-depressa, confertim costulata, pallide flava; spira brevis, at prominula, apice mamilliformi; anfr. 3%, convexi, sutura profunda discreti, u ultimus prope aperturam laevigatus, leviter coustrietus et tubulo in ipsa sutura recurrente eir- eiter 1 mm. longo instructus; apertura diagonalis, eircularis, peristoma incrassatum, duplex, externum breviter expansum. Operculum tenue, fulvo-fuscum, nitens, multispirum, profunde immersum. — von Martens. Diam. maj. 4!/, min. 32/,, alt. 21/g mm, apert. long. et lat. 1,5 mm. Alycaeus japonicus von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1865, p. 58. — Ostas. Zool. II. p. 13. t. 2. Fig. 20. 21. — Pfeiffer, Mon. Pneum. Suppl. III. p. 61. Gehäuse sehr weit und perspectivisch genabelt, niedergedrückt kreiselförmig, dicht gerippt, blassgelb, Gewinde kurz, aber vorspringend, mit zitzenförmigem Apex. Die Umgänge, nur 3!/,, sind gut gewölbt, durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte ist eine Strecke hinter der Mündung glatt, leicht eingeschnürt, und mit einem in der Naht selbst liegenden Tubulus von etwa 1 mm Länge versehen. Mündung kreisförmig, diagonal, der Mundsaum dick, verdoppelt, nach aussen kurz ausgebreitet. Der Deckel ist dünn, braungelb, glänzend, tief eingesenkt und hat viele Windungen. Bei Yokohama an Fichtenstämmen von Ed. von Martens gesammelt, aber weder von Rein noch von Hilgendorf oder Dönitz gefunden. Abbildung und Beschreibung nach Martens I. c. Gattung Cyclotus Guilding. 1. Cyelotus campanulatus von Martens. Taf. 10. Fig. 5. Testa latiuscule umbilicata, depressa, suborbicularis, verticaliter striata, epidermide olivaceo- flava induta; spira perbrevis, obtusa; anfr. 4", vix convexi, at sutura profunde canaliculata discreti, ultimus teres. Apertura vix obliqua eircularis; peristoma undique incrassato-expansum, quasi campanulatum, continuum, album. — Operculum calcareum, multispiratum, terminale. Diam. maj. 12,5, min. 10, alt. 9,5 mm. Cyelotus ecampanulatus von Martens, Ostas. Zool. II. p. 11. — Pfeiffer, Mon. Pneumonopom. Suppl. III. p. 37. — Novitates IV. p. 51 t. 118. Fig. 19—21. Gehäuse ziemlich weit genabelt, niedergedrückt, fast kreisrund, radiär gestreift, mit einer grüngelben Epidermis überzogen, mitunter gewölkt, selten mit einem etwas unter der Mitte verlaufenden braunen Bande. Gewinde niedrig mit stumpfem Apex. Die 4!/, Umgänge sind im Gegensatz zu der Martens’schen Diagnose gut gewölbt, durch eine tiefe, bei meinen Exem- plaren nicht besonders rinnenförmige Naht geschieden, der letzte stielrund, vornen nicht herab- — 396 — steigend. Mündung fast senkrecht, kreisrund, Mundrand allenthalben verdickt, gewissermaassen kelchartig ausgebreitet, zusammenhängend, weiss. Deckel endständig, kalkig, mit vielen Win- dungen, fast grösser als die Mündung erscheinend. Von Martens bei Nagasaki und Yokohama entdeckt, von Rein an verschiedenen Stellen, besonders schön zu Seguchi zwischen Hioga und Bugo, und bei Kobe gesammelt. 2. Cyclotus Fortunei Pfeiffer. Diese chinesische Art findet sich nach A. Adams auch auf der Insel Tsus-Sima zwischen Japan und Korea, ist aber im eigentlichen Japan noch nicht beobachtet worden. Gattung Diplommatina Benson, Diese Gattung ist in Japan dureh zwei kleine Arten vertreten, welche noch nicht ab- gebildet und mir auch nicht in natura zugänglich geworden sind. Es sind t1. Diplommatina labiosa von Martens. Testa dextrorsa, rimata, conico-ovata, oblique argute striata, rufescenti-cornea, nitidula, spira ventroso conica, obtusiuscula, anfr. 7 convexi, regulariter crescentes, ultimus penultimo angustior et humilior, initio subito constrietus, dein plica palatali latiuscula, extus conspicua munitus, antice ascendens; apertura obliqua, piriformi-eireularis; peristoma duplex, utrinque expansum, externum disjunctum, internum incrassatum, superne in anfractum penultimum pro- ductum, continuum, plica columellaris horizontalis, immersa. — von Martens. Long. 4, diam. 2, apert. alt. et lat. 1); mm. Diplommatina labiosa von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 17. April 1877 p. 98. Weist durch die ziemlich starke Columellarfalte zu Paxillus hin, ist aber rechts gewunden; eigenthümlich ist auch der sackartig verlängerte, die Einschnürung zwischen vorletzter und letzter Windung halb überdeckende Obertheil des Mundsaums. (von Martens.) Im Hakone-Gebirg unter Steinen von Herrn Hilgendorf gesammelt. 7 2. Diplommatina pusilla von Martens. Testa sinistrorsa, rimata, ovata, oblique costulata, pallide flava, nitidula; anfr. 5 convexi, sutura sat profunda discreti, priores duo laeves, conulum obtusum constituentes, tertius diametro valde crescens, humilis, quartus paulo latior, duplo fere altior, strietura debili termi- — 397° — patus, ultimus paulo angustior, basi rotundatus; apertura paulum obliqua, circularis, peristoma duplex, externum expansum, superne interruptum, internum porrectum, superne continuum, appressum; plica columellaris parvulaa — von Martens. Long. 2, diam. 1, apert. 2/s mm. Diplommatina pusilla von Martens l. c. p. 99. Zu Uweno unmittelbar bei Jedo von Hilgendorf gesammelt. Gattung Cyclophorus Montfort. Cyelophorus Herklotsi von Martens. Taf. 10. Fig. 6—9. Testa anguste umbilicata, elate turbinata, oblique striatula, nitida, brunnea, castaneo- marmorata et plus minusve interrupte fasciata, spira conica, elevata, apice obtusa; anfractus 5 valde convexi, sutura profunda discreti, ultimus teres, infra peripheriam fascia distinetiore nigro- castanea, interdum duabus, supra zona castanea latiore ornatus. Apertura parum obliqua, eireularis, intus fulvo-rubra fasciis perlucentibus; peristoma obtusum, rectum, pallide flavescens, continuum, margine externo valde curvato, columellari non dilatato, paululum expanso; oper- eulum tenue, extus concavum, spiris 8 compositum, intus nitide aureum centro mamillato. Diam. maj. 24. min. 20, alt. 22 mm. Cyelophorus Herklotsi Martens, Mal. Bl. VII. 1860 p. 42. — Ostas. Exp. Il. p. 13 t. 3, fig. 1. — Pfeifter, Mon. Pneumonopom. suppl. II. p. 63. Gehäuse enggenabelt, erhaben kreiselförmig, fein und ziemlich schräg gestreift, glänzend, braun mit kastanienbraunen bis schwarzen Flecken und Binden; Gewinde hoch, kegelförmig, mit stumpfem Apex. Die fünf Umgänge sind sehr stark gewölbt und durch eine tiefe Naht geschieden, der letzte ist stielrund, vorn etwas erweitert, unter der Peripherie von einer deut- lichen braunschwarzen Binde umzogen, nicht selten noch mit einer zweiten schwächeren Binde darunter und einer breiten braunen über der Mitte. Die Mündung ist nur wenig schief, gross, kreisrund, innen röthlichbraun mit durchscheinenden Binden; Mundrand stumpf, geradeaus, blassgelb, zusammenhängend, der Aussenrand sehr gekrümmt, der Spindelrand nicht verbreitert und nur wenig ausgebreitet, aber doch einen Theil des Nabels überdeckend. Diese schöne Art scheint in Japan ziemlich verbreitet. Martens sammelte sie bereits auf den Hügeln um Nagasaki, Adams auf Tsus-Sima, Hilgendorf bei Kano-San und Taka- Kura im mittleren Nippon, Rein ausser bei Nagasaki namentlich bei Kobe und bei Seguchi. — Eid — Gattung Japonia Gouid. Gould hat diese Gattung für drei kleine japanische Öyclostomiden errichtet, welche sich durch gegitterte Oberfläche auszeichnen. Sie sind seitdem nicht wiedergefunden worden. Pfeiffer rechnet sie zu Realia, Martens macht dagegen auf die Aehnlichkeit mit manchen kleinen Cyclotus aufmerksam. Die drei Arten sind: A 1. Japonia barbata Gould. Testa parva, ovato-conica, rufo-cornea, liris numerosis volventibus et striis incrementi tenuibus lamellosis decussata, decussationibus barbam gerentibus; anfractibus 5 rotundatis, sutura canaliculata, peristomate simplici vix expanso; umbilico modico, profundo. — Diam. Ys“. Japonica barbata Gould, Otia p. 104. Inhabits Ousima. Two of the ridges of the outer whorl and one of the others are more conspicuous than the rest. 3. Japonia citharella Gould. Testa parva, subglobosa, tenuis, rufa, laminis incrementi tenuibus ornata, ad peripheriam prope aperturam biangulata, satis umbilicata. Apertura eircularis, peristomate simplici, an- fractum proximum tantum attingente. Operculum subrotundum, paucispiratum, margine at- tenuato. — Diam. !/s“. Japonia eitharella Gould, Otia p. 104. Inhabits Ousima. Were it not for the operculum, it might be mistaken for Helix harpa Say. 3. Japonia musiva Gould. Testa ovato-conica, cornea, radiatim rufo-strigata, subtus ad peripheriam rufo-tessellata, modice umbilicata, striis volventibus ad 5 arata, lineis inerementi conspieuis decussata; anfr. 5 rotundatis, sutura canaliculata. Apertura rotundata, peristomate simpliei. — Axis !ı, diam. 15“. Japonia musiva Gould, Otia p. 104. Inhabits probably Japan. The surface is conspicuously and beautifully relieved by the decussating lines. 999, Gattung Pupinella Gray. Pupinella rufa Sowerby. Taf. 10. Fig. 11. Testa cylindraceo-ovata, subtilissime regulariterque striata, sericea, corneo-rufescens, de- trita roseo-albida; spira sensim attenuata, obtusiuscula; anfr. 6, sutura impressa, albida discreti, ultimus turgidus, penultimo vix latior, descendens. Apertura subverticalis, regulariter eircularis, utrinque canaliculata, canali supero inter insertionem marginis externi et lamellam dentiformem eurvatam parietis aperturalis formato, infero ad marginem aperturae angusto, extus dilatato, foramen oblongum quasi formante, peristoma reflexum, expansum, luteo-aurantium, callo tenui, arcuato, ad marginem externum processu hamiformi munito, conjunctum; fauces flavidae. Long. 10, lat. 5, apert. lat. margine incl. vix 5 mm. - Pupina rufa »Pfr.« Sowerby, Thes. III. t. 265, fig. 29, (absque diagnosi), — A. Adams, Proc. Zool Soc. 1867 p. 314, (nomen). Pupina japonica Kobelt, Jahrb. Mal. Ges. III. 1876, p. 35, t. 1, fig. 6, nee Martens. Pupinella japonica Pfeiffer, Mon. Pneumonop. Suppl. III. p. 412. Gehäuse cylindrisch eiförmig, sehr fein und regelmässig gestreift, seidenglänzend, röthlich hornfarben, im abgeriebenen Zustand röthlichweiss, Gewinde allmälig verschmälert, oben ab- gestumpft. Sechs durch eine weissliche Naht geschiedene Umgänge, der letzte etwas auf- getrieben, kaum breiter als der vorletzte, vornen etwas herabsteigend. Die Mündung ist nahezu senkrecht, regelmässig kreisrund, oben und unten in einen Canal auslaufend; der obere Canal wird von der Insertion des Aussenrandes und einer auf der Mündungswand stehenden, zahn- artig vorspringenden, gekrümmt nach innen verlaufenden Lamelle gebildet, er ist in der Mitte etwas erweitert und steigt nach einem kurzen Winkel am Eingang ziemlich senkrecht empor, der andere liegt im unteren Winkel der Mündung und ist ziemlich lochförmig, aussen erweitert, nach innen nur durch einen schmalen Schlitz geöffnet, er unterbricht den an seinem Ausgang in eine kleine Ecke vorgezogenen Mundsaum nicht. Der Mundsaum ist ziemlich dick, aus- gebreitet und umgeschlagen, orangegelb, die Spindel ist durch eine Furche getheilt und diese Furche erstreckt sich mitunter über den ganzen Mundsaum. Die Insertionen sind auf der Mündungswand durch einen dünnen gebogenen Callus verbunden, der oben hakenförmig vorspringt und den Canal bilden hilft. Diese hübsche Art wurde von mir anfangs für Pupina japonica v. Martens genommen, und dann von Pfeiffer als Pupinella japonica anerkannt. Nach Martens ist sie dagegen identisch mit Pupinella rufa »Pfr.«, die von Sowerby als aus Japan stammend im Thesaurus — 400 °— abgebildet wird, eine Beschreibung ist nicht gegeben, doch stimmt die Figur sehr gut und zeigt namentlich die weissbezeichnete Naht und den eigenthümlichen Mündungscallus, Die Art mag also, obschon ohne Diagnose publicirt, den Sowerby’schen Namen tragen. — Pfeiffer hat niemals eine P. rufa benannt und führt auch die Sowerby’sche Art in seinem letzten Supple- ment der Pneumonopomen als blos nominell an. Sowerby und Adams führen noch eine zweite Art derselben Untergattung aus Japan an, Pupinella (Pupinopsis) mindorensis Ad. et Rve, ursprünglich von den Philippinen be- schrieben. Weder Rein noch einer der anderen Sammler hat indess eine zweite Pupinella aus Japan mitgebracht und das gleichzeitige Vorkommen einer Cyelostomacee in Japan und auf den Philippinen erscheint mir zweifelhaft. Pupinella rufa wurde von Rein an verschiedenen Stellen in Japan gesammelt, zu Satsuma, bei Kobe, dann zu Seguchi zwischen Hiuga und Bugo. Herr Hilgendorf erhielt sie aus dem südlichen Japan ohne bestimmte Fundortsangabe. Sie scheint gesellig zu leben und nicht selten zu sein. Gattung Pupina Vign. Pupina japonica von Martens. / Taf. 10. Fig. 10. Testa ovata, glaberrima, nitida, roseo-alba, substrigosa; spira sensim attenuata, obtusius- cula; anfr. 6 convexiusculi, sutura impressa opace alba discereti, ultimus turgidus, penultimo vix latior, antice breviter ascendens; apertura subverticalis, ovato-piriformis; peristoma obtusum, album, subrectum; margo dexter flexuosus, margo columellaris brevis crassus, ineisura profunda, angusta, fere transversa, intumescentia hujus marginis suboccultata et extus in foramen ob- longum dorso testae conspicuum desinente; faux flavida. — Martens. Long. 9!/a—10, diam. maj. 6, min. 5 mm,; apert. 4°/s mm. alta, 4 lata. Pupina japonica Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 43. — Ostas. Moll. p. 14. — Non Kobelt. Gehäuse oval, vollkommen glatt, glänzend, weisslich rosa mit undeutlichen Striemen, das Gewinde allmälig verschmälert mit stumpfem Apex. Es sind sechs ziemlich gewölbte Umgänge vorhanden, welche durch eine milchweiss bezeichnete eingedrückte Naht geschieden werden; der letzte ist aufgetrieben, kaum breiter als der vorletzte, vorn etwas aufsteigend. Die Mün- dung ist fast senkrecht, birnförmig oval, der Mundrand stumpf, fast geradeaus, weiss; der %* —e4 1 Aussenrand ist gebogen, der Spindelrand ist kurz, dick, mit einem tiefen, engen, fast queren Einschnitt, welcher durch eine Anschwellung des Randes fast verdeckt wird und aussen in ein auf der Rückseite des Umgangs sichtbares Loch ausläuft. Der Gaumen ist gelblich. Diese nette Art ist von Siebold aus Japan mitgebracht, aber seitdem nicht wieder auf- gefunden worden. Ich konnte ein Originalexemplar aus dem Leidener Museum vergleichen und zeichnen, kann aber selbstverständlich der ausgezeichneten Martens’schen Beschreibung Nichts beifügen. Gattung Truncatella Risso, Diese Gattung ist unter den von Rein gesammelten Arten nicht vertreten, und auch Hilgendorf und Dönitz haben keine Truncatellen mitgebracht. Wir bleiben also auf die von Siebold mitgebrachten Exemplare im Leydener Museum beschränkt, die mir leider nicht zugänglich geworden sind. Martens beschreibt sie als neue Art Truncatella Pfeifferi Martens. . Testa rimata, breviter subeylindracea, sursum leviter attenuata, solidula, costulis subrectis, interstitia aequantibus, in anfractu ultimo evanescentibus sculpta, flava; sutura crenulata; an- fraetus superstites 4!» convexiusculi, ultimus basi rotundatus, breviter descendens; apertura verticalis, ovalis, basi non effusa, peristoma continuum, rectum, obtusum. Long. 6, lat. 3, diam. apert. 2 mm. Truncatella Pfeifferi Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 43. — Ostas. Moll. p. 14. — Pfeiffer, Mon. Pneum. suppl. II. p. 6. »Viel breiter als die europäische Tr. truncatula, eher ähnlich der Tr. conspicua Bronn von den Südseeinseln, aber die Basis ist nicht zusammengedrückt.« Martens. Ausserdem wird noch eine zweite Art angeführt, aber nicht benannt; sie ist glatt mit angedrückter einfacher Naht. Gattung Blanfordia A. Adams. Testa ovato-conica, epidermide olivacea obtecta, apice truncato; anfractibus laevibus. Apertura elliptica, peristomate continuo, incrassato, duplicato, interno subacuto, externo sub- varicoso. Abhandl. d, Senekenb. naturf. Ges. Bd 1X. 52 — 402 — Operculum corneum, subspirale, Rostrum elongatum, transverse corrugatum, ad apicem emarginatum; tentacula brevissima, triangularia, depressa, ad apicem acuta; oculi sessiles ad basin superioreı tentaculorum; pes magnus, sulco transverso in partes duas divisus, ad latera utrinque lobatus, postice lobo dorsali operculum gerente praeditus. Adams hat die neue Gattung auf zwei kleine Arten errichtet, welche er ursprünglich zu Tomichia gerechnet hatte. Der Hauptunterschied liegt darin, dass die Fühler bei Tomichia länger und fadenförmig sind und dass die Augen auf kleinen Höckern und nicht unmittelbar auf der Fühlerbasis stehen. Die beiden Arten, Blanfordia japonica von Sado und Bl. Bensoni von Matsumai sind in Ann. Mag. Nat. Hist. 3. Ser. vol. 12, t. VII. flüchtig abgebildet und zwar mit dem Thier, eine Beschreibung derselben ist aber meines Wissens noch nirgends gegeben. Gattung Paxillus Adams. Martens erwähnt in Ostas. p. 15 einen Vertreter dieser Gattung als Pawillus ewiguus Adams mss. Diese Art ist von Adams nicht veröffentlicht und auch sonst Nichts über sie bekannt geworden. Gattung Helicina Lamarck. Helicina japonica A. Adams. Taf. 10. Fig. 12, 13. Testa depresse conica, crassa, solida, oblique striatula, lutescente fuscescens, anfractus 31), convexiuseuli, apice obtuso, anfractu ultimo ad peripheriam rotundato, basi convexa, callo tenui, nitido obtecta; apertura semiovata, perobliqua, columella brevi, crassa, rotundata; peri- stomate duplicato, interiore tenui, recto, exteriore crasso, rotundato, reflexo. Operculum semi- ovatum, tenue, calcareum. — A. Adams. Diam. 10, alt 8 mm (ex icone Sowerbyano). Helicina japonica A. Adams, Ann. Mag. Nat. Hist. 3d Ser. vol. VIII. 1861, p. 141. — Pfeiffer, Mon. Pneum. Suppl. I. p. 227. — Martens, Ostas. p. 15. — Sowerby, Thes. fig. 227. 228. — 403 — var. Reinii m., testa majore, anfractibus 4!/e, callo columellari crasso, ad Jocum umbiliei impresso, luteo. Diam, maj. 14, min. 12, alt. 10 mm. Von japanischen Helicinen liegen mir unter Rein’s Ausbeute zwei Formen vor, welche ich trotz mancher nicht unerheblicher Differenzen weder unter sich noch von der Adams’schen Art specifisch trennen möchte. Die eine kleinere stimmt in Form und Dimensionen ziemlich mit dem von Sowerby abgebildeten Adams’schen Typus, ist aber weniger dickschalig, als man nach der Diagnose erwarten sollte, hat flachere Umgänge und keinen doppelten Mundrand. Im Uebrigen stimmt sie indess ganz befriedigend mit Sowerby’s Figur, an welcher nur das Gewinde zu spitz und auch die Abweichungen des Mundsaumes von der regelmässigen Rundung übertrieben erscheinen, Kleinigkeiten, an die man sich bei Sowerby, sobald seine Figuren kleine Arten betreffen, nicht stossen darf. Der dünne Callus ist nicht abweichend von der Schale gefärbt, das Innere der Mündung ebenfalls blassgelblich. Dass der Mundsaum nicht deutlich doppelt ist, glaube ich nicht allzuhoch in Anschlag bringen zu dürfen, da dies wohl mit dem grösseren oder geringeren Kalkreichthum des Bodens und der dadurch bedingten Dicke der Schale zusammenhängt. Diese Form ist es jedenfalls, welche Hilgendorf auf dem Gipfel des Berges Tsukuba San nördlich von Yeddo gesammelt. Die zweite, von Martens in Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 17. April 1877, p. 99 erwähute grössere Form aus Buko San führt durch ihre Dimensionen (diam. 12, alt. 11) von dem kleinen Typus hinüber zu der grösseren Form, welche ich als eigene Varietät abtrennen zu müssen glaube und meinem Freunde Rein zu Ehren benannt habe. Dieselbe ist erheblich dickschaliger und hat einen sehr deutlich doppelten Mundsaum; der innere springt etwa !,; mm vor den umgeschlagenen äusseren vor, ist ganz gerade, und bricht am Beginn der kurzen Spindel ziemlich plötzlich ab. Das Gehäuse hat reichlich 4Y/; Umgänge, die aber nur sehr wenig gewölbt sind, und der letzte, obschon gerundet, ist doch mehr zusammengedrückt, als bei den kleineren Formen. Der Callus ist dick und, wie das Innere der Mündung, lebhaft gelb gefärbt. Ueber das Thier von Helicina japonica bemerkt Martens nach Hilgendorf, dass es auf dem Rücken violettschwarz, an den Seiten und der Sohle weisslich ist; die Fühler werden bei Berührung an die vorn zweilappige Schnauze angelest. Adams sammelte den Typus auf Tabu-Sima, Hilgendorf auf dem Berge Tsukuba-San und am Buko-San; für die Rein’schen Exemplare war kein besonderer Fundort angegeben. Die Art scheint durch Süd-Japan weit verbreitet und sehr veränderlich. — 404 — IV. Pectinibranchia. Gattung Paludina Lamarck (Viviparus Monttort), Die Gattung Paludina im engeren Sinne ist, wie in Nord-China, so auch in Japan reich vertreten, aber es ist nicht eben leicht, eine sichere Entscheidung über die specifische Berech- tigung der japanischen Paludinen zu treffen, wenn man nicht über reichliches Vergleichsmaterial verfügen kann. Die Monographie von Reeve lässt, wie in den meisten kritischen Fällen, hier vollkommen im Stich. Martens führt nur zwei Arten an, japonica und sielmaphora Bgt.- malleata Rve. Dagegen führt Frauenfeld noch fünf weitere Arten an, nämlich abbreviata Rve., Ingallsiana Lea, laeta v. Mart., nitens Rve. und Sclateri Ffld. Rein hat eine ziemliche Anzahl ächter Paludinen aus Japan mitgebracht, welche wir in Nachfolgendem unter die bereits beschriebenen Arten unterzubringen versuchen wollen. 1. Paludina japonica von Martens. Taf. 11. Fig. 1. »Testa ovato-conica, anguste perforata, striatula, lineis spiralibus subtilissimis non confertis sculpta, olivacea, apice nigroviolacea; änfractus 7 subplani, superiores obscure biangulati, ultimus obtuse uniangulatus; apertura ovata, sursum acuta, peristoma rectum, nigricans. — Long. 54, diam. maj. 42, min. 32 mm; apert. 23 mm longa, 22,5 lata.« — von Martens. Paludina japonica von Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 44. — Reeye Conch. icon. sp. 13. Diese wohlbekannte Art, welche in den Reisfeldern Süd-Japans häufig ist, ist auch von Rein in zahlreichen schönen Exemplaren mitgebracht worden. Nach derselben möchte ich der Martens’schen Diagnose beifügen, dass die ausgebildeten Exemplare kaum noch durchbohrt genannt werden können und dass der Mundsaum innen hinter dem schwarzen Saum mit einer dünnen weissen Lippe belegt ist, welche auf der Spindel schärfer hervortritt, aber auf dem dünnen schwarzen Callus, welcher die beiden Mundränder verbindet. verschwindet. Dass die oberen Umgänge eigentlich drei Kiele haben, hat von Martens bereits selbst bemerkt Der Identification mit Pal. Sclateri Ffld., wie sie Martens in seiner Arbeit über Hilgen- dorf’s Ausbeute vorschlägt, kann ich nicht beistimmen; ich glaube diese in unserer Fig. 3 mit Sicherheit zu erkennen und werde dort genauer auf die Unterschiede beider Arten eingehen. — 405 — Pal. japonica wurde ausser um Yedo und Yokohama von Dönitz auch im Hakonesee gesammelt. Sie wird von den Japanesen gegessen. — Nach Martens wird sie erheblich grösser als unsere Abbildung und hat Hilgendorf ein Exemplar von 72 mm. Länge mit- gebracht. 2. Paludina Sclateri von Frauenfeld. Taf. 11. Fig. 3. Testa ovato-conoidea, apice eroso-obtusulo, olivaceo-virescens, hic illic castaneo-strigata, vix perforata, oblique rugoso-striata, lineisque spiralibus sub lente tantum conspicuis sculpta; anfractus 6—7 parum convexi, superi angulis duobus, ultimus tribus, tertio ex insertione mar- ginis dextri oriundo muniti. Apertura oblongo-ovata, peristomate subincrassato, intus late albo- labiato, marginibus callo tenuissimo nigrolimbato junctis. Alt. 47, diam. maj. 34 mm; apertura 24 mm longa, 19 lata. Vivipara Sclateri von Frauenfeld, Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1865, p. 531, t. 22. Der Autor hat diese Art mit folgenden Worten deutsch beschrieben : Gehäuse stumpfkegelig, olivengrün, ungenabelt; fünf Windungen, schwach gewölbt, schon von den oberen an mit zwei scharfen Kanten versehen, wodurch diese in drei gleiche Theile getheilt erscheinen, eine dritte Kante, die hart an der flachen, nicht eingeschnürten Naht ver- läuft, tritt auf der letzten Windung am oberen Mundwinkel heraus und bildet auf dieser eine nicht ganz so scharfe Abbiegung, wie bei Viv. oxytropis Benson. Die Sculptur zeigt nur feine Anwachsstreifen und keine Querstreifung. Mündung von halber Höhe der Schale, länglichrund, nicht stark seitwärts vortretend, innerhalb bläulich. — Höhe 40, Breite 27° mm. Mündung 22 mm hoch, 16 breit. Die Abbildung lässt keinen Zweifel, dass ihm dieselbe Form vorgelegen, welche auch Rein. aus dem Biwa-See mitgebracht hat. Dieselbe hat allerdings trotz des angefressenen Apex sechs Umgänge und lässt unter der Loupe eine deutliche Spiralsculptur erkennen, passt aber sonst vollkommen gut zur Beschreibung. Ihre von Prof. von Martens angezweifelte Selbstständigkeit gegenüber der Pal. japonica ist mir nicht zweifelhaft. Der Unterschied liegt durchaus nicht blos in dem Persistiren der drei Spiralkanten, auch die Textur ist eine ganz andere, die Schale ist viel dieker und schwerer, die Naht viel weniger eingeschnürt, die Mündung viel mehr oval und unten nicht so vorgezogen, wie bei japonica, wo sie mitunter ausgussartig erscheint. Das Gewinde ist viel plumper; charakteristisch ist auch das von Frauenfeld hervorgehobene relativ sehr geringe Vortreten der Mündung nach rechts. Nicht unwichtig für die Unterscheidung von anderen Arten ist auch, — 406 — dass die Umgänge über der oberen Kante durchaus nicht abgeflacht, vielmehr eher aufgeblasen erscheinen. Die Spindel ist ganz fest angedrückt, so dass kaum noch ein Perforation erkenn- bar bleibt, glänzend weiss mit einem schmalen schwarzen Saum, welcher in dem dünnen Callus auf der Mündungswand sich verbreitert. Meine Exemplare sind auf den oberen Umgängen sämmtlich stark angefressen, nur die 1!/ letzten sind intact und rein und glänzend, ohne den bei Pal. japonica nie fehlenden Schlammüberzug. 3. Paludina stelmaphora Bourguignat. Taf. 11. Fig.-4. 5. »Testa maxima, obtusa, rimata, ventricosa, ovato-conoidea, fragili, nitida, virescente ele- ganterque striatula; spira obtusa, apice semper truncato; anfr. 7 convexis, regulariter crescen- tibus, sutura profunda separatis, tribus zonulis albido-punctuliferis spiraliter adornatis; ultimo rotundato, dimidiam longitudinis non aequante, ad aperturam ascendente. Apertura ovata, intus caerulescente, paululum obliqua; peristomate epidermiformi undique reflexo, nigrescente, margi- nibus callo junctis, Alt. 50—55, diam. 35, alt. apert. 27—29 mm.«e — Bgt. ‚ Vivipara stelmaphora Bourguignat, Rev. Mag. Zool. Mars 1862, pl. 5, fig. 7, 8. — Spieileges malacologiques p. 135, t. 10, fig. 7. 8. Var. distinetius striato-costata, inter strigas conspicue malleata (fig. 5). Paludina malleata Reeve,*) Conch. icon. sp. 25. Gehäuse gross, bauchig, ei-kegelförmig, dünnschalig, glänzend, grünlich mit dunkleren Striemen, fein und regelmässig gestreift beim Typus, rauh rippenstreifig mit unregelmässigen breiten Spiralrippen bei der var. malleata, wo eine auffallend gehämmerte Sculptur entsteht. Das Gewinde ist stumpf mit meist decollirtem, aber auch bei jungen Exemplaren stumpfem Apex. Die Umgänge sind gewölbt bis aufgeblasen, durch eine tiefe Naht geschieden und nehmen regel- mässig zu; mehr oder minder deutlich erkennt man drei feine Punktreihen, welche bei jungen Exemplaren mit feinen Härchen besetzt sind. Der letzte Umgang ist geruudet, niederer als das Gewinde, und steigt an der Mündung etwas empor. Die Mündung ist oval, innen ziemlich intensiv blau, etwas schräg, der Aussenrand in der Mitte etwas vorgezogen, der Mundsaum allenthalben nach aussen umgeschlagen, der Umschlag aber ganz dünn, wie nur aus Epidermis gebildet, mitunter doppelt, die Ränder sind durch einen Callus verbunden, schwarz gesäumt, dahinter eine dünne weisse Lippe, welche auch auf der Mündungswand sichtbar ist. *) Pal. testa globoso-conica, subinflata, vivide olivacea, anfractibus rotundatis, longitudinaliter copiose plicato-striatis, spiraliter obscure lineari-puncturatis, ubique malleatis; apertura pyriformi-ovata, labro nigro- marginato. — 407 — Ich glaubte anfangs das Fig. 5 abgebildete Exemplar als Pal. malleata Rve. von stelma- phora Bgt. abtrennen zu können, habe aber durch die Güte des Herrn Prof. von Martens ein Exemplar erhalten, welches sich vollkommen in die Mitte zwischen beide Formen stellt und wich zur Vereinigung zwingt. Sollte nicht die von Ed. von Martens in Mal. Bl. 1860 VII, p. 44 erwähnte Pal lecythoides aus Japan mit dieser Art indentisch sein? Pal. stelmaphora findet sich vielfach mit japonica zusammen um Yedo und Yokohama, wo sie auch Rein sammelte; sie ist jedenfalls weiter verbreitet. Das Fig. 5 abgebildete Exemplar stammt aus dem Biwasee. Aehnlich hat sie Rein auch aus Reisfeldern bei Yawa- tahama mitgebracht. 4. Paludina oxytropis Benson? Taf. 11. Fig. 6. Testa pyramidali-conica, tenuis, ventricosa, ferrugineo-fusca, apicem versus olivaced- fuscescens; spira conica, apice eroso, sutura parum impressa. Anfractus 6 vix convexi, oblique tenuissime striati, liris 3 parum prominulis, saturatius tinctis cingulati, ultimus angulatus, supra angulum rude malleatus lirisque duabus aequidistantibus eingulatus, infra medium spiraliter striatus lirisque spiralibus, umbilicum versus crebrioribus, munitus, circa perforationem sub- inflatus. Apertura angulato-ovata, labro tenui, acuto, intus coerulescens, fusco-limbata, colu- mella arcuata, nigrolimbata, marginibus callo tenuissimo nigro junctis. Alt. 48, diam. ma. 42 mm; apertura 26 mın longa, 22 lata. Paludina oxytropis Benson, Journ. Asiat. Soe. Bengal 1836, vol. 5. — Reeve,*) Conch. icon. sp. 9. » pyramidata v. d. Busch, mss. Philippi. **) Abb. T. t. 1, fig. 3, 4. Ich kann keinen Unterschied finden zwischen den von Rein zahlreich mitgebrachten japanischen Exemplaren und den Abbildungen bei Reeve und Philippi, so auffallend es auch erscheint, dass eine vorderindische Art sich in Japan findet. Die Schale ist fast doppelt kegel- förmig, dünnschalig, durchscheinend, aufgeblasen, der letzte Umgang braun, das Gewinde und bei jüngeren Exemplaren das ganze Gehäuse grünlich, das Gewinde spitz, aber bei erwachsenen Exemplaren meistens zerfressen. Die grössten Individuen haben 5—6 Umgänge, diese ‚sind nur wenig gewölbt und werden durch eine nur wenig eingedrückte Naht geschieden; sie sind fein und schräg gestreift und haben meistens drei deutliche, etwas dunkler gefärbte Spiral- *) Pal. testa pyramidali-conica, tenui, ventricosa, ferruginea, ustulato-fusco fasceiata, anfractibus declivi- convexis, costis tribus distantibus regulariter funieulatis, inferne inflato-angulatis. — Rve. **) P, testa tenuissima, conica, subumbilicata, virescente; anfractibus superioribus lineis elevatis trans- versis 2—4; ultimo acute angulato. — Phil. — 408 — kanten, von denen die unterste unmittelbar an der Naht verläuft, während die beiden anderen in etwa gleichen Abständen stehen und den Umgang in drei gleiche Theile theilen. Der letzte Umgang, der fast 35 .des Gehäuses einnimmt, ist kantig, über der Kante hat er die beiden Spiralreifen und ist deutlich gehämmert, unter der Kante hat er zahlreiche stärkere Spiralreifen, die nach der Nabelgegend hin immer dichter werden, und ist auch zwischen den Reifen spiral gestreift, er ist über der Kante wie auch unter derselben und namentlich um den engen Nabelritz etwas aufgeblasen. Die Mündung ist rund eiförmig, unten und an der Kante etwas eckig, mit ganz dünnem, scharfem, schneidendem Mundsaum, welcher nur an der gebogenen Spindel etwas umgeschlagen ist; der Gaumen ist bläulichweiss mit bräunlichem Saum, aussen mit einem ganz schmalen schwarzen Rande, die Randinsertionen werden durch einen dünnen schwarzen Callus verbunden. Neben dem abgebildeten Exemplare finden sich auch schlankere, weniger aufgeblasene Formen, welche bei 46 mm Höhe nur 34 mm Durchmesser haben, wahrscheinlich liegen sexuelle Unterschiede dieser Verschiedenheit zu Grunde. — Einzelne Exemplare zeigen auch noch einen vierten schmäleren Spiralreifen, eine Varietät, welche bereits v. d. Busch erwähnt. 5. Paludina Ingallsiana Reeve. Taf. 10. Fig. 14—18. — Taf. 11. Fig. 2. »Testa oblique pyramidali-conica, einereo-viridi, olivaceo strigata et variegata, spira elata, acuta, anfractibus declivi-convexis, oblique plicato-corrugatis et crispato-striatis, spiraliter minute puncturatis, anfractu ultimo infra peripheriam unicarinato; apertura piriformi-ovata. fauce callosa, alba.« — Rve. Paludina Ingallsiana Reeve, Conch. icon. sp. 39. Zu dieser ganz enorm veränderlichen Art glaube ich eine Formenreihe rechnen zu müssen, welche Rein im Biwasee gesammelt hat; trotz der Verschiedenheit der extremsten Formen glaube ich sie alle zu einer Art rechnen zu müssen, wie ja auch schon Reeve bei Beschreibung seiner Art bemerkt, dass sie »variable« sei. Ich habe es für nöthig gehalten, trotz des schlechten Erhaltungszustandes eine ganze Reihe von Formen abzubilden, um meine Ver- einigung derselben zu einer Art zu rechtfertigen. Der Reeve’sche Typus hat nur eine Kante am letzten Umgang, ihm würde also unser Taf. 10, Fig. 14 abgebildetes Exemplar am besten entsprechen, welches gleichfalls nur eine Kante am letzten Umgang zeigt. Es ist zwar erheblich kleiner als Reeve’s Figur, nur 35 mm hoch, während Reeve’s Exeınplar 48 mm misst, und hat auch nicht die rauhe Seulptur, x — 409 — sondern neben deutlichen Anwachsstreifen nur ganz feine Spirallinien, doch glaube ich nicht, dass bei Paludinen darauf soviel Gewicht zu legen ist. Charakteristisch ist die auch von Reeve angedeutete Auftreibung unter der Naht, welche auch der einkantigen Form ein einiger- maassen treppenförmiges Gewinde gibt. Die Schale ist ziemlich dickschalig, ein Nabelritz ist bald vorhanden, bald ganz verdeckt. Die Mündung ist bei den frischeren Exemplaren innen ziemlich lebhaft bläulich, bei anderen weiss, und ganz schmal schwarzgesäumt. Die Mündung möchte ich aber bei meinen Exemplaren so wenig, wie bei der Reeve’schen Abbildung birn- förmig nennen, sie ist ziemlich rund-eiförmig mit einer schwachen, der Kante entsprechenden Ecke. Nur in einem Punkte stimmt die mir vorliegende Form durchaus nicht mit der Reeve’schen Beschreibung und Figur, sie hat nämlich keinen spitzen Wirbel; soweit die Exemplare nicht abgefressen sind, lässt sich ganz deutlich erkennen, dass das Gewinde etwa in der Höhe des dritten Umganges abgestutzt ist und die beiden ersten Umgänge nur in Form eines kleinen, wenig vorspringenden Kegels auf dieser Abstutzung aufsitzen. Sollte die Reeve’sche Art wirklich einen spitzen Wirbel haben und derselbe nicht blos ergänzt sein, so müsste unsere Form von ihr getrennt werden. An den Typus schliesst sich unsere Taf. 11, Fig. 2 abgebildete Form an; bei dieser ist sie Auftreibung an der Naht zu einer vollständigen deutlichen Kante geworden und das Gewinde dadurch ganz auffallend treppenförmig; die untere Kante verläuft nicht vollständig in der Naht- linie, sondern etwas darüber, sodass die Naht eingeschnürt erscheint. Zwischen beiden Kanten sind namentlich auf den oberen Umgängen noch Andeutungen von Spiralreifen, Dieselben erscheinen noch viel ausgeprägter bei der allerdings unausgewachsenen Fig. 16 und noch mehr bei Fig. 18, welche auch unter der Kante ein paar Spiralreifen hat. Bei dieser ist die Naht auch ganz »tief rinnenförmig eingesenkt. — Als Jugendform der dreikantigen Varietät ist Fig. 15 zu betrachten, während Fig. 17 den Jugendzustand einer ganz extremen Varietät bildet, bei welcher die Kanten zu förmlichen vorspringenden Kielen werden und der Raum zwischen den- selben ausgehöhlt erscheint. Die unausgewachsenen Exemplare haben eine sehr bedenkliche Aehnlichkeit mit Pal. quadrats Benson und aeruginosa Rve.; jedenfalls gehören diese neben Pal. chinensis und umbilicata zu einer engverwandten Gruppe, innerhalb deren die Artunterscheidung nicht eben leicht ist. 7 6. Paludina nitens Reeve. »Pal. testa conico-ovata, virescente-olivacea, nitente, anfractibus declivi-convexis, minute decus- satim striatis, inferne angulatis, angulo in anfractu ultimo evanido; apertura ovata.« — Reeve, Abhandl,. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 53 — 40 — Alt. 22, diam. 17 mm (ex icone), — Paludina nitens Reeye, Conch. icon. sp. 59. A minutely-sculptured shining olive shell, obscurely angulated around a small umbilicus. Hab. Japan. a7 Paludina abbreviata Reeve. »Pal. testa globosa, nigricante-olivacea, spira abbreviata, anfractibus rotundatis, ad suturas appressis, inferne obsolete angulatis, longitudinaliter copiose constrieto-striatis, spiraliter obscure lineari-puncturatis, ubique malleatis; apertura pyriformi-ovata, labro nigro-marginato. — Rve. Alt. 28, diam. 30 mm (ex icone). Paludina abbr’eviata Reeve, Conch. icon. sp. 26. Hab. Japan. Similar to Pal. malleata in detail of character, but of different form. The spire is ab- breviated, impressing the sutures into a canal, -and they are obscurely angulated round the lower part. Ich habe beide Arten unter Rein’s Ausbeute nicht vorgefunden. Die Selbstständigkeit der abbreviata gegenüber stelmaphora ist mir nach der Beschreibung sehr zweifelhaft, da ich von stelmaphora auch Exemplare mit rinnenförmiger Naht habe; der Abbildung nach sollte man freilich eine dickschalige Art aus der Verwandtschaft der Pal. praerosa Gerstf. ver- muthen. Y r 1 7. Paludina laeta von Martens. »Testa inflato-conica, acuta, anguste perforata, subtiliter striatula, lineis nonnullis spiralibus punctato-impressis notata, laete virenti-lutea, apice nigro-violacea; anfr. 6 convexi, superiores obtusissime, ultimus distinetius angulati; apertura ovato-rotundata, sursum angustata, at non acuta, peristomate recto, nigricante. —- Long. 23, diam. maj. 21, min. 17 mm. Apert. 15 mm longa, 12 lata.« — von Mart. Paludina laeta von Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 45. »Aehnelt in Färbung und Gestalt der Pal. Remossü Bens. ist aber noch kürzer und. bauchiger. Obwohl manche Umstände, wie die lebhaft gelbe Färbung und die Punktreihen an Jugendzustände mahnen, so spricht doch die mehrmalige Wiederholung des schwarzen Mund- saumstreifens dicht hinter der Mündung für ziemlich erwachsene Exemplare und eine Ver- gleichung der Spitze mit der der Pal. japonica zeigt, dass schon der Nucleus und die ersten zwei Windungen viel kleiner sind. Die Seulptur ist im wesentlichen wie bei allen ostasiatischen Paludinen, aber auch wie bei Pal. japonica so wenig hervortretend, dass man die Schale glatt — 41 — nennen darf. Die Anwachsstreifen sind etwas gleichmässiger, von den erhabenen Spirallinien treten auch zwei an den mittleren Umgängen kantenartig hervor, zuweilen auch noch 1—2 da- zwischen; auf der oberen weniger deutlich, auf der unteren läuft eine Reihe vertiefter Punkte, was darauf hindeutet, dass die neugeborenen hier Borsten tragen, wie bei unserer P. vivipara. Die Kante des letzten Umganges kommt aus der Naht hervor, wie bei den anderen Arten.« Von Siebold aus Japan mitgebracht, seitdem wie es scheint nicht wieder gefunden. a Gattung Bithynia Leach. Aus dieser Gattung hat Ed. von Martens die auf dem Festlande weit verbreitete Bithynia striatula Benson in einem Flüsschen bei Yokohama gefunden. Unter Rein’s Aus- beute befindet sich kein Vertreter dieser Gattung. Gattung Assiminea Leach. 7 Assiminea Japonica von Martens. »Testa imperforata, convexe conica, solidula, striata, lineis impressis spiralibus nullis, olivaceo-nigricans; anfr. 4%’ convexiusculi, sutura sat profunda, superiores erosi, ultimus obsolete angulatus, basi parum convexus; apertura modice obliqua, -piriformis, superne acuta, peristoma obtusum, rectum, margine columellari incrassato, albido. — Long. 7, diam. maj. 5, min, 41%, apertura 4 mm longa, vix 3 lata. Assiminea japonica von Martens, Ber. Ges. naturf. Freunde 17. April 1877, p. 116. Bei Yokohama im Brackwasser von Ed. von Martens gefunden. Ist das ‚vielleicht dieselbe Art, welche Frauenfeld als Assiminea cincta A. Ad. von Japan anführt ? Gattung Valvata Müller. T Valvata japonica von Martens. Testa semiglobosa, modice umbilicata, argute striata, pallide fuscescens, nitida; anfr. 3 convexi, primus vix, secundus valde prominens, ultimus omnino rotundatus; apertura subperpen- dieularis; operculum immersum. — Diam. maj. 3", min. 2’, alt. 2'/,, apert. vix 2!» mm. — von Martens. Valvata japonica von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 17. April 1877, p. 116. Nur ein Exemplar im Hakonesee von Hilgendorf gefunden; steht nach Martens ungefähr in der Mitte zwischen der osteuropäischen V. naticina und der nordamerikanischen V. sincera. Gattung Melania Lamarck. Aus der Gattung Melania sind zahlreiche japanische Arten beschrieben, welche aber, wenn man genügendes Material vergleichen kann, zum grossen Theile in einander übergehen und sich schliesslich um drei, höchstens vier Typen gruppiren. „1. Melania Löbbeckei Brot. Taf. 19. Fig. 15, 16. Testa subulata, solidiuscula, fusco-olivacea, apice erosa; anfr. persist. 5—7 planulati vel declivi-convexiuseuli, sutura distineta, submarginata divisi, laevigati vel sparsim crispuli, ultimo oblongo, basi lineis ineisis nonnullis parum expressis instructo. Apertura acute piriformis, superne acuta, basi rotundata; collumella torta, plerumque rufescens. — Brot. Long. 42, lat. 13, alt. apert. 15 mm. Melania Löbbeckei Brot in Mart. Chemn. ed. II. p. 185 t. 21, fig. 9. Gehäuse schlank, fast pfriemenförmig, ziemlich festschalig, bräunlich olivenfarben, meist bis auf 5—6 Umgänge decollirt, glatt, höchstens hier und da fein quergerunzelt oder ganz undeutlich gestreift; die Umgänge sind kaum gewölbt, die Naht ist deutlich und feingerundet. Die Umgänge nehmen langsam und regelmässig zu, der letzte ist etwas verlängert, undeutlich kantig, unter der Basis mit einigen Spiralreifen oder eingedrückten Spirallinien. Die Mündung ist lang-eiförmig, oben spitz, unten gerundet, die Spindel ist gedreht, blassbräunlich mit rothem Saum, von ihr läuft mitunter eine weisse Leiste längs des Mundrandes. Diese Art ist seltsamerweise weder von Rein noch von Hilgendorf oder Martens gefunden worden, meine Exemplare wie die Brot’schen stammen aus einer Sendung, welche Lischke aus. Japan erhielt; dass sie bei Yedo und Nagasaki vorkommen, scheint mir sehr zweifelhaft. Brot’s Angabe, dass Rein die Art gefunden, beruht auf einem Missverständniss. Sie unterscheidet sich übrigens von allen anderen japanischen Arten sehr erheblich, nach Brot steht sie der Mel. papwensis Quoy am nächsten. 2. Melania libertina Gould. Taf. 18. Fig. 2-8. Taf. 19. Fig. 2-5, 8. »Testa oblongo-turrita, solidula, fusca-olivacea, decollata; anfr. persist. 4—4', convexius- euli, sutura distineta divisi, longitudinaliter crebre elevato-lirati, liris in medio anfractuum — 413 — plerumque obsoletis, striis incrementi exilibus decussatis. Apertura elongata, superne acuta, basi conspieue producta et attenuata, columella valde contorta; margine dextro simplici, acuto.«e — Brot. Nach dem Vorgange von Ed. von Martens ziehe ich auch die sämmtlichen aus Japan beschriebenen Melanien mit Spiralreifen und einzelnen Radialfalten als Varietäten zu einer Art, deren Synonymie dann folgende ist: Melania libertina Gould, Proc. Bost. Soc. VII. 1859. — Otia p. 107. » tenuisuleata Dunker, Mal. Bl. 1859, p. 229. — Moll. japon. t. 2, fig. 13. » japonica Reeve, Conch. icon. fig. 125. » ambidextra von Martens, Mal. Bl. 1860, p. 46. I » Reiniana Brot, Jahrb. Mal. Ges. 1876, p. 277, t. 8, fig. 4, 5. — Mart. Ch. I. t. 34, fig. 14. » Doriae Tapp. Can. Viagg. Magenta p. 45, t. 1, fig. 4. Ob Del. Hainanensis Brot, Mart. Ch. t. 6, fig. 15, von Hainan und refifera Tryon sich abtrennen lassen werden, ist mir zum mindestens sehr zweifelhaft, wahrscheinlich fällt auch noch eine oder die andere der chinesischen Suleospiren in diese vielgestaltige Art und stellt die geographische Verbindung der Fundorte her. Alle diese Formen zeigen dieselbe charakteristische Gestalt mit unten deutlich vor- gezogener und etwas verschmälerter Mündung und deutlicher Spiralsculptur, welche auf der Mitte der Umgänge weniger deutlich ist, als oben und unten, und dort nicht selten ganz ver- schwindet. Im Einzelnen aber ist die Sculptur und Gestalt sehr wechselnd, so dass Brot, wenn auch mit einigem Bedenken, noch glaubt, drei Arten, japonica, libertina und Reiniana aufrecht erhalten zu können. Martens unterscheidet nach der Sculptur folgende Varietäten: a) var. plicosa: breite glatte, wellenförmige Verticalfalten auf den oberen Windungen bis einschliesslich der vorletzten viel stärker hervortretend als die flachen Spiralleisten, auf der letzteren schwächer und nicht viel über die grösste Peripherie hinabgehend, hier dagegen die Spiral- leisten stärker ausgeprägt. Hierhin würden von unseren Figuren Taf. 18, Fig. 2—5 gehören. b) var. decussata: feine, schmale, wenig erhabene, gebogene Fältchen, zahlreich, aber nicht ganz regelmässig die Spiralleisten kreuzend, auch diese auf der letzten Windung nur wenig über die Peripherie herabgehend. Hierhin gehören Taf. 18, Fig. 6—8. e) var. tenuisulcata Dkr.*): keine Verticalsculptur, die Spiralleisten auf der letzten Windung von der Naht bis zur Basis ziemlich gleichmässig, nur unten etwas stärker. Hierhin Taf. 19, Big: 1. *) Testa conico-turrita, apice paululum truncata, tenuis, pallide olivacea, sulcis transversis exarata; anfr. parum convexi, ultimus cireiter '/e testae partem adaequans; apertura ovato-oblonga, superius acute angulata, inferius prolongata; columella arcuata. Anfr. 6, alt. 23, lat. 11 mm. — Dkr. — 2ulaa — d) var. ambidextra von Martens*): keine Verticalfalten, die Spiralleisten an der letzten Windung nur oben und unten ausgeprägt, in der Mitte schwindend oder nur durch einige weiter von einander abstehende kantenförmig erhabene Linien ersetzt. Brot glaubt, wie oben erwähnt, drei Arten unterscheiden zu können, gibt aber selbst zu, dass die Selbstständigkeit derselben auf etwas schwachen Füssen stehe. Er unterscheidet: 1. Melania Japonica Reeve, testa oblongo-turrita, solidula, olivacea, vel fuscata, nonnunquam bifasciata, nitidula. Spira apice paulo erosa et decollata; anfr. persist. 5—6 planulati, longitudinaliter dense lirati, strüs incrementi creberrimis subdecussati; apertura anguste ovata, utringue acuminata, basi producta, paululum effusa. Columella contorta, parum arcuata, margine dextro obtusulo. Hierzu Mel. ambidextra als Synonym. 2. Melania libertina Gould, deren Diagnose wir oben gegeben. Die Hauptunter- schiede sind: anfractus convexiusculi; apertura elongata, basi conspicue producta et attenua,, columella valde contorta. Die Unterschiede scheinen mir bei einer so veränderlichen Form nicht genügend für eine Abtrennung als Art. Als Synonyme rechnet Brot hierher Mel. tenuisulcata Dkr. und Doriae Tapp. 3. Melania Reiniana Brot, testa elate turrita, solidula, luteo ferrugineo inquinata. Spira exserta, apice decollata; anfr. persist. 6, declivi-convexi, sutura subimpressa divisi, longitudinaliter erebre et distincte sulcati, plicis transversis erebris costuli- formibus decussati; anfractus ultimus regulariter convexus, costis evanidis; apertura acute ovata, superne acuta, basi obtuse subangulata, vix effusa; columella torta, arcuata. Hier liegt der Hauptunterschied in dem höheren Gewinde, der stärkeren Sculptur und den gewölbteren Umgängen, aber Brot erklärt selbst, dass er Uebergänge gesehen habe. Die t. 18, fig. 2 abgebildeten Exemplare sind übrigens die Originale von Mel. Reiniana. Junge Exemplare aller Formen sind mehr oder minder deutlich gebändert. Martens hat in Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde p. 115 noch eine Varietät als var. irrigua beschrieben, welche Wichura an einem überrieselten Felsen bei Yokohama gefunden hat; es ist eine kleine, deutlich gebänderte, aber doch ausgewachsen erscheinende Form, zweifel- los ein Product des ungünstigen Wohnortes. Mel. libertin scheint durch Süd-Japan ganz allgemein verbreitet. *) Testa turrito-conica, crassa, arcuatim striata, olivaceo-viridis, nitens; anfr. 7 plani, sutura profunda distincti, superiores lineis impressis subaequalibus exarati, ultimus ad suturam et ad basin cingulis nonnullis elevatis, in medio angulis nonnullis obsoletissimis notatus; apertura anguste ovata, sursum acuta, ad basin angulatim producta, effusa; peristomate simpliei, recto, columella valde arcuata, crassa, alba. Long. 28, diam. 14, alt. apert. 13 mm. — v. Mart. — 45 — 3. Melania ‚niponica Edg. A. Smith. Taf. 19. Fig. 57, 10—14. »Testa subulato-conica, decollata, fusca; anfr. superst. 3 (ad. 5) fere plani, sutura sim- pliei aliquanto obliqua disereti, costis longitudinalibus leviter obliquis cireiter 15 et liris spiralibus 3 ad intersectionis locos nodulosis instructi, incrementique lineis tenuibus striati; anfractus ultimus infra medium liris spiralibus 2—3 minus aut vix nodosis suceinetus; apertura mediocris oblique ovato-piriformis, ad basin perparum acuminata, intus albo-coerulea, columella superne vix arcuata, inferne mediocriter curvata, callo tenui labro juncta.« — Smith. Melania niponica Edg. A. Smith, Quart. Journ. Conch. I. p. 123. — Mart. Ch. II. p. 338, t. 34 fig. 10, 10a. Von dieser interessanten Art hat Rein eine reiche Suite aus dem Biwa-See mitgebracht, welche mich in den Stand setzt, die Beschreibung von Smith einigermaassen zu ergänzen. Allerdings liegt mir sein Typus nicht vor, denn keins der zahlreichen Exemplare hat nur drei Spiralfurchen und Knotenreihen, dieselben stehen vielmehr sehr dicht und geben der Art noch mehr Aehnlichkeit mit Mel. amurensis Gevstf., als man nach den von Smith herrührenden Figuren bei Brot vermuthen sollte. Meine Exemplare gehören ‚somit alle zu der von Smith beschriebenen Varietät, welche 6—7 Spiralreifen auf den oberen Umgängen hat. Die meisten Exemplare haben noch fünf Umgänge und sind mit einem braunen Ockerüberzug bedeckt, welcher die Sculptur undeutlich macht. Die Gestalt schwankt von fast cylindrisch, wie bei Fig. 10 und 12, bis ziemlich bauchig in allen Uebergängen. Nicht minder variabel ist die Sculptur. Während meist die Spiral- furchen und damit die Perlenreihen überwiegen, finden sich auch Exemplare, bei denen kaum noch von einer Körnelung die Rede sein kann und die gebogenen Längsrippen überwiegen. Meistens ist der untere Theil des letzten Umganges überhaupt ungekörnelt, die Rippen brechen am Beginn der Verschmälerung plötzlich ab; es kommen aber auch Exemplare vor, wie das t. 19, fig. 5 abgebildete, bei dem der ganze letzte Umgang der Rippen entbehrt und die Perlenreihen nur auf den oberen Umgänge existiren. Solche Exemplare nähern sich denn einigermaassen dem Formenkreise der libertina, doch ohne in diesen überzugehen; Tibertina hat niemals auch nur annähernd so regelmässige Radialrippen. Smith hat diese Art aus dem Biwa-See beschrieben, Rein hat sie von ebenda; Hilgen- dorf hat=»sie nach Martens auch im Hakone-See und auf der Halbinsel Kadsusa-Awa gesammelt, — 416 — t 4. Melania retifera Tryon. Testa tenuieula, turrita, nitida, castanea, intus anguste rubro trifasciata, anfr. superst. 4 convexiusculi, sensim accrescentes, confertim tenue ineiso-striati; sutura distineta; apert. parva, ovalis, basi subproducta; labrum regulariter curvatum, labium inferne valde curvatum; colu- mella haud callosa. — Alt. 23, diam, 9 mm. Melania retifera Tryon, Amer. Journ. Conch. I. p. 216. t. 22, fig. 4. — Brot in Mart. Ch. II. t. 6, fig. 16 (copia). Diese Art ist mir zum mindesten sehr verdächtig, ich kann sie durchaus. nicht von Jugend- formen der libertina unterscheiulen. — Tryon gibt Hakodadi als Fundort an. 5. Melania Biwae n. sp. Taf. 19. Fig. 9. Testa conico-turrita, valde decollata, solidula, lutescente brunnea; anfr. superst. 3 sutura undulata disereti, parum convexi, seriebus nodulorum 2 in primo, 3 in inferis regulariter dis- positorum ceincti, nodulis rotundatis, aperturam versus evanescentibus; anfractus ultimus sub- angulatus, infra angulum liris 2 spiralibus eingulatus. Apertura ovato-acuminata, subtus producta et effusa, labro tenui, marginibus callo junctis. Long. 22, diam. max. 10, alt. apert. 10,5 mm. Es liegt mir nur ein einziges Exemplar vor, welches von Rein im Biwa-See mit Mel. niponica zusammen gesammelt worden ist, aber sich weder mit dieser Art, noch mit irgend einer anderen japanesischen vereinigen lässt; das Gehäuse ist gethürmt kegelförmig, hat aber die ganze Spitze abgeworfen, so dass nur noch 3 Umgänge vorhanden sind; es ist ziemlich festschalig, braungelb, ohne Schlammüberzug. Die drei Umgänge sind schwach gewölbt, durch eine wellenförmige, aber wenig auffallende Naht geschieden, und mit regelmässig vertheilten runden oder ovalen Knötchen sculptirt, . welche in Spiral- und Radialreihen angeordnet sind; auf dem obersten Umgange sind nur zwei Spiralreihen erkennbar, auf dem zweiten kommt eine dritte unmittelbar an der Naht gelegene hinzu, welche auf dem letzten Umgang frei heraus- tritt; nach der Mündung hin schmelzen die Knötchen der beiden unteren Reihen zu einer Leiste zusammen, die der oberen bleiben. Hier und da, namentlich auf dem letzten Umgang sind auch die übereinanderliegenden Knötchen durch undeutliche Rippen verbunden. Der letzte Umgang ist undeutlich kantig, unter der Kante umziehen ihn noch zwei deutliche und ein undeutlicher Spiralreifen. Die Mündung ist spitz-eiförmig, oben spitz, unten ausgussartig Vvor- gezogen, der 'Aussenrand ist scharf, die Mundränder sind durch einen Callus verbunden. Aufenthalt: im Biwa-See. — 4171 — Obwohl mir augenblicklich alle Zwischenformen zwischen dieser Art und der Mel. niponica fehlen, macht mir doch der Umstand, dass nur ein einziges Exemplar mit zahlreichen Individuen dieser Art zusammen gefunden wurde, einige Bedenken und halte ich es nicht für unmöglich, dass sich später die Verbindungsglieder nach dieser Art hin finden werden. Gattung Neritina Lamarck. 1 Neritina Sowerbiana Recluz. Taf. 10. Fig. 19—24. Testa oblongo-globosa, solida, confertim striata, subopaca, flavida, interdum rosea, plerum- que maculis minutis rubris et albis, interdum fasciis nigricantibus picta; spira vix prominula, valde obtusa; sutura lacera, antice valde descendens; apertura subperpendicularis, sat angusta, intus plerumque grisea, margine supero acutangule inserto, appresso, subrectilineo, externo paulum, infero sat arcuato, crassiusculo; margo columellaris sinu grossiuscule denticulato, supra et infra sinum dente crasso, obtuso munitus; area columellaris angusta, cinerascens, infra non dilatata, indistinete terminata. — von Martens. Diam. spec. max. 17, alt. 14—15 mm. Neritina Sowerbiana Recluz, Proc. zool. Soc. 1842, p. 174. — Sowerby Thes. II. p. 528 t. 109, fig. 5—8. — Martens in Mart. Ch. II. t. 18, fig. 1—4. ; Neritina Sowerbii Reeve, Conch. icon. sp. 89. > pulchella Reeluz, Proc. zool. Soc. 1842, p. 175 fide Martens. — Sowerby, Thes. II p- 530, t. 115, fig. 9—11. — Reeve, Conch. icon. sp. 91. Rein hat auffallender Weise kein Stück von Neritina mitgebracht; dagegen erhielt ich schon vor einigen Jahren durch Vermittlung des Herrn Marinelieutenant Trapp in Pola eine Anzahl Exemplare von Ner. Sowerbiana, welche ein Kamerad desselben bei Hakodade gesammelt. Auch die von Ed. von Martens erwähnten japanischen Exemplare stammen aus der- selben Quelle. | Die Gestalt ist kugelig bis oval, oft undeutlich kantig, mitunter fast würfelförmig; nament- lich häufig der letzte Umgang hinter dem Aussenrande abgeflacht. Die Schale ist dick, mit ziemlich dichten, feinen Anwachsstreifen sculptirt, das Gewinde kaum vorragend, meist aus- gefressen, die Naht unregelmässig zerrissen und vorn stark herabsteigend. Die Färbung ist sehr wechselnd, von meiner Suite gleichen sich kaum zwei Exemplare vollständig; im Ganzen sind sie auf gelbbraunem oder röthlichem Grunde mit schwarzen Flecken gezeichnet, häufig mit zwei aus grossen schwarzen Flecken bestehenden unterbrochenen Bändern oder auch um- Abhandl. d, Sencekenb. naturf. Ges. Bd. 1X. 54 — 48 — gekehrt mit zwei schmalen gelblichen Bändern auf schwarzem gelbgeflecktem Grund, nicht selten mit roth- und gelbweissen Pfeilflecken, deren Spitze nach vornen sieht und roth gezeichnet ist. Die Mündung steht ziemlich senkrecht und ist relativ klein; der Oberrand ist oben spitzwinklig, fest angedrückt, dann ziemlich gradlinig, der Aussenrand etwas, der Unterrand stark gebogen und nach der Spindel hin etwas zurückweichend. Der Spindelrand ist leicht eingebuchtet, in der Bucht fein gezähnelt, darüber mit einem stärkeren Zahn. Die Spindelfläche ist eben, doch oben mit einer schwieligen, bei kantigen Exemplaren schärfer vortretenden Verdickung, unten kaum verbreitert und nach aussen nicht besonders scharf abgegrenzt. Der Deckel fehlt bei allen meinen Exemplaren; nach Martens ist er aussen hellgrau mit dunkelrothem Saum, die Bogenfurche deutlich, mittlerer Vorsprung am Innenrande mässig, Zapfen und Rippe gut entwickelt, ersterer gelb; Zwischenrand niedrig, schief. N. Sowerbiana findet sich ausser auf Japan auch auf Formosa, bei Hongkong in China, in Siam und auf den Philippinen; Martens hat sie im Seewasser mit Littorinen zusammen gefunden. 7 2. Neritina retropicta von Martens. »Testa oblongo-semiglobosa, confertim striatula, subopaca, obscure olivacea, maculis numerosis pallide flavis antrorsum acutis retrorsum nigromarginatis pieta; spira prominula, plerumque erosa, sutura appressa, sublacera, antice sat descendente; apertura modice obliqua, ampla, intus coerulescens; margo externus semieircularis, columellaris modice sinuatus et obtuse denticulatus; area columellaris pallide griseo-flavescens, coriaceo-rugulosa, postice indistincte terminata.«e — von Martens. Diam. maj. 17Y2, min. 11, alt. 18 mm. Neritina obtusa Reeve, Conch. icon. fig. 116, nec Benson. » nubila Martens, Mal. Bl. VIII. 1860, p. 50, nee Phil. » obscura Dkr., Cat. Godeffroy, teste Martens. » retropicta von Martens, Mart. Ch. II. p. 169, t. 17, fig. 18—20. Diese Art ist mir nicht zugänglich geworden; sie steht der Ner. Sowerbiana ziemlich nahe, aber die Pfeilflecken sind vornen hell und hinten dunkel. Martens hat sie bei Nagasaki gesammelt, ausserdem findet sie sich auch in Siam und auf den Viti-Inseln. 7 3. Neritina immersa Martens. Testa subovata, modice convexa, subtiliter striatula, violaceo-strigilata et maculis sagittatis nigro-albis 'pieta; spira immersa, margine elevato anfractus ultimi circumvallata; apertura sub- — 49 — semicircularis, pallide flavescens, margine supero canaliculato, collumellari leviter concavo, obsolete denticulato, area columellari plana, albida, distinete terminata.« — von Martens. Diam. maj. 18, min. 10, alt. 14 mm. Neritina immersa von Martens, Mal. Bl. VIII. 1860, p. 51. — Mart. Ch. II. p. 54, t. 9, fig. 18, 19. Nur ein von Siebold dem Leydener Museum übergebenes Exemplar bekannt, die Art vielleicht gar nicht japanisch, sondern aus dem indischen Archipel eingeschleppt. 4. Neritina Ualanensis Lesson. Diese veränderliche Art, das Gegenstück zu der westindischen N. virginea, ist durch den ganzen indo-polynesischen Archipel verbreitet und findet sich nach Martens auch bei Nagasaki. 5. Neritina crepidularia Lamarck. Ebenfalls in allen Küstenländern des indischen Oceans verbreitet, von Martens bei Yokohama gefunden, von Hilgendorf bei Yeddo. + 6. Neritina melaleuca von Martens. »Testa semiglobosa, striatula, lineis spiralibus obsoletis cincta, nigra, maculis raris albis picta; spira prominula; sutura appressa; apertura ampla, alba, labium columellare parum sinuatum, edentulum, margo externus nigro-limbatus, utrinque sine canaliculo adnatus. Alt. testae 11, apert. 94/,, diam. testae 13, apert. 10! mm. Neritina melaleuca von Martens, Mal. Bl. VII. 1860, p. 52. Von Siebold dem Leydener Museum übergeben, wie es scheint noch von keinem der neueren Sammler wiedergefunden. — 420 — V. Lamellibranchia. Gattung Unio Retz. 1. Unio oxyrhynchus von Martens. Taf. 13. Fig. 3, 4. »Testa transverse elongata, crassa, in dorso convexa, in ventre compressa, sericeo-nitidula, olivaceo-brunnea, antice angulatim retusa, postice in rostrum longum, rectum, angustum, non truncatum producta; lunula distincta, angulum marginis anterioris attingens; margo dorsalis posterior primo horizontalis, deinde in linea recta descendens; margo ventralis subrectilineus, postice ad rostrum ascendens; testa media impressionibus V-formibus vel parallelis cicatricosa; linea tumida elevata ab umbonibus in rostrum eradians, angulum distinetum in superficie testae effieiens. Dentes cardinales modiei, cerenati; in valva dextra et in sinistra duplicati, in valva dextra tertius parvus posticus distinete crenatus, pone dentem cardinalem posteriorem valvae sinistrae situs; lamellae laterales validae, elongatae, subrectilineae, etiam in valva dextra post- rorsum duplicatae. Vertices in Ys longitudinis siti.« (von Martens.) Long. 68, alt. 33, diam. 16 mm. Unio oxyrhynchus von Martens Mal. Bl. VII. 1861, p. 57. Gehäuse lang und schlank, fast messerförmig, festschalig, hinten aufgeblasen, nach dem Bauch zu zusammengedrückt, so dass der Querschnitt keilförmig erscheint, etwas seidenglänzend, olivenbräunlich, vornen in einem besonders gegen den Oberrand hin deutlichen Winkel ab- gestutzt, nach hinten in einen langen, geraden, spitz zulaufenden Schnabel ausgezogen. Schild- chen deutlich, bis zum Vorderrand reichend. Der Oberrand verläuft erst in gerader Linie ansteigend, dann wendet er sich in fast gerader Linie nach unten, der Unterrand verläuft fast gerade oder etwas eingedrückt, am Schnabel ansteigend; in den Vorderrand geht er in einem kurzen Bogen über. Von den ganz vorn liegenden Wirbeln läuft eine stumpfe vorspringende Kante nach dem Schnabel, unter ihr erscheint das Gehäuse leicht eingedrückt. Die V-förmigen Eindrücke, welche Martens am Originalexemplar beschreibt, sind an den mir vorliegenden nicht zu erkennen. Die Zähne sind für die kleine Art ziemlich stark, gezähnelt, auch in der rechten Schale findet sich vornen noch ein deutlicher Nebenzahn, einen dritten Nebenzahn in der linken Schale zeigt aber keins der beiden mir vorliegenden Exemplare und dürfte derselbe im — 421 — Originalexemplar wohl zufällig gewesen sein. Die Lamellen sind stark, ziemlich gerade, am Rande fein gezähnelt; die rechte Lamelle zeigt hinten nach innen eine deutliche Verdoppelung. Die Wirbel sind an meinen beiden Exemplaren stark zerfressen, sie springen nicht sonderlich stark vor. Ein kleineres von 42 mm Länge ist gleichfalls schon angefressen, man erkennt aber, dass die Wirbel ausser den auch schon von Ed. von Martens erwähnten zerstreuten Knötchen, welche längs der Kante und im Umfang der Lunula angeordnet sind, keine Sculptur haben. Die Oberhaut ist nach vornen hin lamellös. Meine Exemplare haben bei 72 mm Länge nur 22 mm Breite, während das Original- exemplar bei 68 mm Länge eine Breite von 33 mm hatte. Meine Exemplare stehen also dem chinesischen Grayanus Lea eigentlich näher, als dem Martens’schen Typus, und es ist mir darum kein Zweifel, dass oxyrhynchus und Grayanus nur Localformen einer Art sind. Die abgebildeten Exemplare hat Rein im Biwa-See gesammelt. 2. Unio Schlegelii von Martens, Taf. 14. »Testa transverse ovata, crassa, compressa, nigricans, parte antica brevissima, rotundata; umbones breves, approximati, margo dorsalis posterior alatus, tunc descendens in rostrum obliquum, perpendiculariter truncatum; margo ventralis vix arcuatus, postice ante rostrum in adultis parum sinuatus, ala et media testa impressionibus plus minusve W-formibus, parum profundis eicatricosa; lineae tumide elevatae 3 ab umbonibus postrorsum radiantes, duae in angulos rostri, tertia superior in ınarginem dorsalem posteriorem excurrens; intus violascenti- lactea; dens cardinalis valvae dextrae modicus, rude crenatus, sinistrae duo parvi, crenati; lamellae laterales curvatae elongatae, validae, in valva dextra 1 simplex, in sinistra 2, — Lunula non distineta. — Long. 170, alt. ad umbones 85, ad alam 103, diam. 46 mm, — Umbones in Ys longitudinis.« — von Martens. Unio Schlegelii von Martens, Mal. Bl. VII. p. 55. Rein hat aus dem Biwa-See drei Prachtexemplare dieses grössten Unio mitgebracht, welche das Originalexemplar in Leyden noch erheblich an Grösse übertreffen, aber in mancher Be- ziehung von ihm abweichen, so dass ich versucht war, eine neue Art darauf zu gründen. Die Exemplare haben ganz den Habitus der COristaria herculea und ich hielt sie anfangs, so lange sie zusammengebunden in der Schublade lagen, unbedenklich für diese Art und war nicht wenig überrascht, als ich ein Exemplar zum Zeichnen öffnete. Mein grösstes Exemplar ist fast 200 mm lang und 105 mm breit, aber nur 49 mm dick, dickschalig, vornen kurz gerundet, mit weit vorstehenden, nahe bei einander liegenden, kaum vorspringenden Wirbeln, welche —_ 412 — indess an allen meinen Exemplaren in grosser Ausdehnung und so tief zerfressen sind, dass eine Sculptur nicht mehr zu erkennen ist. Das Hinterende ist in einen schrägen, hinten seuk- recht abgestutzten, nach unten leicht hakenförmigen Schnabel ausgezogen; der Oberrand steigt zu einem mehr oder minder entwickelten Flügel an, der Unterrand ist wenig gebogen und bei erwachsenen Exemplaren vor dem Hinterrande etwas eingebuchtet, so dass ein hakenförmiger Vorsprung entsteht; er geht allmälig in den Vorderrand über, welcher sich dann nach hinten wendet und in einem deutlichen Winkel mit dem Oberrand vereinigt. Nach Martens sind der Flügel und ein Theil der Schale mit W-förmigen narbigen Eindrücken seulptirt,. meine Exemplare zeigen keine Spur davon. Von den Wirbeln laufen drei stumpfe Kanten nach hinten, von denen zwei auf dem Schnabel, die dritte in der Mitte des oberen Hinterrandes auslaufen. Die Färbung ist schwärzlich; die Epidermis springt besonders im hinteren Theile an den An- wachsstreifen lamellös vor. Die Innenseite ist in verschiedenen Nüancirungen violett gefärbt, und der starke Schulterwulst und die Schlossgegend sind milchweiss. Die Schlosszähne scheinen nicht unerheblich zu variiren, das Originalexemplar hat nach Martens in der rechten Schale einen mittelstarken, rauh gekerbten Zahn, in der linken zwei kleine ebenfalls gekerbte; das abgebildete Exemplar dagegen hat rechts neben dem sehr starken und hohen Hauptzahn jederseits einen sehr deutlichen Nebenzahn, von denen der hintere doppelt ist, links ebenfalls drei deutliche Zähne, von denen der vordere bei weitem am stärksten ist. Die Lamellen sind sehr lang und stark und etwas gebogen, die beiden in der linken Schale sind ziemlich gleich stark. Die vorderen Muskeleindrücke liegen vor dem Schloss, den Vorderrand fast berührend, sie sind tief und ausser dem Haupteindruck sind noch 2—3 kleine aber tiefe erkennbar. Die hinteren Eindrücke sind sehr flach. Ein kleineres Exemplar zeigt dagegen nur in der rechten Schale einen eigentlichen Zahn und dahinter eine schwielige Verdickung, in der linken dagegen nur zwei schwache schwielige Verdickungen mit einer tiefen Grube dazwischen, 3. Unio Nipponensis von Martens. Taf. 12. Fig. 3. Testa oblongo-elliptica, modice compressa, antice brevis, rotundata, postice subrostrata, margine ventrali recto vel subsinuato, concentrice striata, prope umbones tuberculis compressis oblique seriatis sculpta, nigricans, ferruginoso-induta, intus plumbea; dentes cardinales crassius- euli, profunde sulcosi, laterales Jamellati, granuloso-striati, subrecti. — Long. 48, alt. 22, diam. 15 mm. — Vertices in ?/» longitudinis sit. — von Martens. Unio nipponensis von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 17. April 1877, p. 119. Zu dieser Art, welche Hilgendorf bei Muko-Sima sammelte, gehören offenbar Exem- plare, welche Rein aus Teichen bei Sendai mitbrachte. Dieselben unterscheiden sich von U. japanensis Lea, mit welcher sie in der Sculptur der Wirbel einige Aehnlichkeit haben, sofort durch die gestrecktere Form; während japanensis ungefähr die Umrisse unseres crassus hat, gleicht nipponensis mehr manchen Varietäten des U. pictorum, natürlich nur im Umriss. Die Schale ist länglich eiförmig, ziemlich flach gewölbt, vornen kurz gerundet, nach hinten etwas geschnäbelt, der Unterrand ziemlich gerade oder eingedrückt. Die Wirbel liegen ziemlich weit nach vornen und sind mit flachen Wellenhöckern sculptirt, welche in schräg von vorn nach hinten verlaufende Reihen angeordnet sind; sie sind an meinen Exemplaren nur ganz wenig angefressen.. Vom Wirbel nach dem Schnabel läuft eine Anschwellung, welche einen deutlichen Schild begrenzt, auf demselben sind die Wirbelhöcker V-förmig mit der Spitze nach hinten. Die Färbung ist schwärzlich, am Hintertheil unter einem dünnen Schlammüberzug verborgen. Die Innenseite ist trüb weiss. Die rechte Schale hat einen starken, etwas zusammen- gedrückten Hauptzahn mit tief gefurchter Schneide; die beiden Zähne der linken Schale sind zusammengedrückt, lamellenartig, die Schlosslamellen lang und etwas gekrümmt. Meine Exemplare stimmen mit der Martens’schen Diagnose vollständig überein. Junge Exemplare zeigen deutlichere in Ziekzacklinien geordnete Höcker und Andeutungen von Strahlen, sowie einen deutlichen Winkel am Uebergange des Oberrandes in den Vorderrand. 4. Unio japanensis Lea. Taf. 12. Fig. 1, 2. »Testa transverse elliptica, erassa, modice convexa, nigricans, sericeo-nitidula; pars antica rotundata, umbones tumidi; margo dorsalis posterior arcuatus, non alatus, angulatim descendens in rostrum obliguum, parum distinetum, oblique truncatum; margo ventralis parum arcuatus, non sinuatus; media testa obsita verrucis tumidulis, subinde V-formibus, versus marginem dor- salem in undas resupinatas transeuntibus; facies interna coerulescens; dens cardinalis valvae dextrae crassus, grosse crenatus, pone hunc alter parvus, distincte sulcatus, in valva sinistra duo, crassi, grosse suleati; lamellae laterales validae, curvatae, elongatae, valvulae dextrae 1 simplex, sinistrae 2. Long. 59, alt. 32, diam. 22 mm. Vertices in Y« longitudinis siti.« — von Martens. Unio coeruleus Mus. Lugdun. nec Lea. Unio japanensis Lea, Observ. Unio VII. p. 62, pl. 36. fig. 123. — von Martens, Mal. Bl. VII. 1861, p. 55. — Küster, Unio t. 93, fig. 4. — von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 1877, p. 118. _— 424 — Gehäuse quer elliptisch, festschalig, nicht sehr dick, schwarzbraun, vornen meist mit einem Ockerüberzug bedeckt, nach hinten seidenglänzend, vornen gerundet, die Wirbel weit nach vornen liegend, aufgetrieben, meistens tief ausgefressen. Der Oberrand ist hinten gebogen, ohne Flügel, und geht mit einem undeutlichen Winkel in einen wenig ausgesprochenen, schräg abgestutzten Schnabel über; der Unterrand ist bei jungen Exemplaren leicht convex, bei alten dagegen, wie bei dem fig. 1 abgebildeten, deutlich eingedrückt, so dass bei solchen auch der Schnabel deutlicher wird. Die Wirbelgegend ist mit Höckern, weiterhin mit V-förmigen Falten und noch weiter hin mit wellenförmigen Linien sculptirt; die Sculptur nimmt beinahe die Hälfte der Höhe ein, auf dem Rest der Schale springen die Anwachsstreifen blättrig vor. Die Innen- seite ist bei jungen Exemplaren schön bläulich, bei ausgewachsenen, wie den mir vorliegenden, intensiv fleischfarben. Die Zähne sind stark und plump, die rechte Schale hat einen starken, ziemlich viereckigen, grob erenulirten Hauptzahn und davor und dahinter, durch tiefe Gruben vollständig davon geschieden, je einen kleineren crenulirten Nebenzahn, der vordere spitz, vor- springend, der zweit ein horizontaler Vorsprung an der Schlossleiste; die linke Schale hat zwei starke, in die Gruben passende, ebenfalls crenulirte Zähne. Die Muskeleindrücke sind tief, die Lamellen gekrümmt und stark entwickelt. Mein grösstes Exemplar misst 60 mm in der Länge, 37 in der Höhe, die Dicke beträgt 23 mm. Martens erwähnt Exemplare von 72 mm Länge. Um Yokohama von Rein gesammelt, nach Lischke auch bei Nagasaki, von Hilgen- dorf zwischen Sangu-Ura und Katase gegenüber Enosima in der Provinz Nagasaki gesammelt. 5. Unio Reirianus n. Sp. Taf. 15, Fig. 1. Concha transverse elliptica, fere cuneiformis, postice rostrata, erassissima, sat inflata, unicolor nigricante-olivacea, dense conspicue striata et crispulata, limo crasso ex majore parte obtecta. Pars antica ante umbones subito truncata, margine antico perpendiculari, angulum distinetum cum superiore formante et angulo rotundato in inferiorem parum arcuatum trans- eunte; margo superior ascendens, brevis; pars postica rostrum sat longum, curvatum, late truncatum formans. Umbones margini antico approximati, tumidi, valde erosi; ligamentum crassum, breviusculum. Latus internum margarita crassa rufescente-albida indutum, cardo crassissimus, dente conico, crasso, sulcato in valvula dextra, duobus in sinistra, quorum posteriore multo majore, lamellis crassis, vix arcuatis; impressionibus muscularibus anterioribus valde pro- fundis, posterioribus vix conspicuis; callus humeralis distinetus, linea palliali sejuncetus. Long. 73, alt. 42, crass. 23,5 mm. — 4225 — Schale queroval, fast keilförmig, vorn abgestutzt, hinten geschnäbelt, auffallend dickschalig, ziemlich bauchig, dunkel schwarzgrün, rauh gestreift, die Oberhaut an den Anwachsstreifen meistens vorspringend; der grössere Theil der Muschel ist mit einem festhaftenden dicken Schlammüberzug bedeckt. Das Vordertheil ist sehr verkürzt; der Vorderrand fällt unmittelbar vor den Wirbeln fast senkrecht ab und bildet mit dem Oberrand einen scharf ausgeprägten stumpfen Winkel; mit dem Unterrande bildet er einen kurz abgerundeten rechten Winkel; der Unterrand ist nur wenig gebogen, am Schnabel etwas eingedrückt; der Oberrand ist kurz an- steigend. Das Hintertheil ist in einen langen, nach unten gekrümmten, breit abgestutzten Schnabel ausgezogen. Die Wirbel liegen dicht am Vorderrand, sie sind stark aufgetrieben, aber so ausgefressen, dass man keine Sculptur mehr erkennen kann; einige undeutliche Kanten laufen von ihnen nach dem Schnabel; dieselben sind im Inneren deutlicher als schwielige Leisten erkennbar. Die Innenseite ist mit dickem, schmutzig fleischfarbenem Perlmutter ausgekleidet, welches vornen stark verdickt ist und zwischen der Mantellinie und dem Rand eine schwielige Verdiekung hat, welche bis an den Hinterrand reicht und dort einige den äusseren Kanten entsprechende vorspringende Leisten trägt. Das Schloss ist auffallend stark, die Leiste über 4 mm breit; in der rechten Schale steht ein starker, kurz kegelförmiger Zahn mit gefurchter Oberseite, dahinter eine sehr tiefe, rautenförmige Grube, die linke Schale hat dem entsprechend einen stumpfen Hauptzahn mit rautenförmigem .Querschnitt und eine verkehrt kegelförmige Grube; die Lamellen sind sehr stark und fast gerade und bilden mit dem Schloss einen Winkel; besonders auffallend stark sind die beiden Lamellen der linken Schale, es ist auch neben der rechten Hauptlamelle noch eine schwächere erkennbar. Die vorderen Muskeleindrücke sind sehr tief, deutlich geschieden, die hinteren kaum sichtbar. Von Rein im Biwa-See gesammelt, durch das kurz abgestutzte Vorderende und die auffallend dicke Schale ausgezeichnet, anscheinend ohne besondere Wirbelsculptur und dadurch am nächsten mit U. Schlegeli verwandt. 6. Unio Biwae n. sp. | Taf. 15, Fig. 2—4. Concha transverse elliptica, parum crassa, modice inflata, leviter striata, nigricanti-olivacea, umbones versus interdum virescenti-olivacea; umbones tumiduli, latiusculi, valde erosi; margo superior ascendens, ante umbones subexcavatus, cum anteriore breviter arcuato angulum formans, posticus rostrum brevem, rectum angulis 2 ex umbonibus decurrentibus sculptum formans. Latus internum sordide carneo-albidum, callo humerali distincto; dens cardinalis valvulae dextrae Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 55 — 426 — margine valde crenato, valvulae sinistrae 2 minoribus; lamellae arcuatae, margine leviter serrato; impressiones musculares distinctae. Long. 47, lat. 24, crass. 19 mm. Schale quer-eiförmig, nach hinten geschnäbelt, nicht sehr dickschalig, nicht sonderlich aufgeblasen, fein gestreift, ziemlich glänzend, dunkel schwarzgrün, mitunter gegen die Wirbel hin heller. Die Wirbel sind aufgeblasen und breit, aber sehr tief ausgefressen, eine Sculptur ist nicht mehr zu erkennen, doch erscheinen am Rande der ausgefressenen Partie bei schräger Beleuchtung Spuren einer Sculptur, ähnlich der des U. nipponensis, nur erheblich schwächer. Der Oberrand steigt an, ist vor den Wirbein etwas ausgehöhlt, und bildet mit dem kurz gewölb- ten Vorderrande einen deutlichen Winkel; das Hinterende bildet einen deutlichen, geraden, hinten spitz zulaufenden Schnabel, über welchen von den Wirbeln her ein paar undeutliche Kanten laufen. Die Innenseite zeigt ein schmutzig fleischfarbenes Perlmutter und einen deut- lichen Schulterwulst. Die Schlosszähne sind fein, der Hauptzahn in der rechten Schale ist lang, aber nieder, und sehr scharf gekerbt, die beiden der linken Schale sind kleiner, dreieckig; die Lamellen sind etwas gebogen und am Rande fein gesägt. Die Muskeleindrücke deutlich. Aufenthalt im Biwa-See. 7. Unio Brandtii n. sp. Taf, 15, Fig. 5. Concha rotundato-ovata, quoad magnitudinem crassa, valde erosa, irregulariter striata, nigro-olivacea; umbones parum prominentes, erosi; margo superior valde ascendens, anticus abbreviatus, vix arcuatus, posticus rostrum brevem formans; ligamentum sat longum. Latus internum rufescenti-carneum, callo humerali impressionibusque muscularibus distinctis; dentes cardinales crassiusculi, obtusi, lamellae valde arcuatae. Long. 40, lat. 27, crass. 17 mm. Muschel rund-eiförmig, für ihre Grösse dickschalig, sehr tief zerfressen, der erhaltene Theil der Oberfläche unregelmässig gestreift, dunkel olivenbraun, die Wirbel bis auf einen geringen Rest weggefressen. Der Oberrand stark ansteigend, der Vorderrand kurz, kaum gebogen; das Hintertheil bildet einen kurzen Schnabel. Das Schlossband ist ziemlich lang. Die Innenfläche zeigt röthlich-fleischfarbenes Perlmutter, einen starken Schulterwulst und tiefe Muskeleindrücke; die Schlosszähne sind dick und stumpf, die Lamellen stark gebogen, in beiden Schalen doppelt. Nur ein Exemplar ohne sicheren Fundort von Rein mitgebracht, durch die rundliche Form von allen anderen japanischen Unionen unterschieden. ah Gattung Margaritana Schumacher. Margaritana dahurica Middendorff, Taf. 13, Fig. 1, 2. Concha elongato-ovata, valde inaequilatera, subcompressa, solidula, unicolor fusco-nigra, postice subrostrata, marginibus supero et infero fere parallelis, vel infero medio impresso, antico cum superiore angulum obtusum formante, dein rotundato, postico plus minusve rostrato, umbones vix prominuli, prope extremitatem anteriorem siti, valde erosi; dens cardinalis valvulae dextrae conicus, crassus, apice crenulatus, sinistrae duo crenati, anterior minor; impressiones muscu- lares anteriores profundae, posterior vix impressus; lamellae nullae; margarita coerulescens. Long. 92, lat. 37, crass. 24 mm. Unio dahuricus Middendorfi, Sibir. Reise t. 26, fig. 3—5. Margaritana dahurica Martens, Ber. Ges. naturf. Fr., 17. April 1877 p. 118. Schale langgestreckt eiförmig,' sehr ungleichseitig, ziemlich zusammengedrückt, festschalig, doch nicht allzudick, einfarbig schwarzbraun, wenig glänzend, aber die Oberfläche ziemlich glatt und die Epidermis nur an dem hinteren Ende den Anwachsstreifen entsprechend vorspringend. Die Gestalt ist bald ziemlich regelmässig oval, nur nach hinten in einen Schnabel auslaufend, Ober- und Unterrand fast parallel, oder der Unterrand ist in der Mitte mehr oder minder erheblich eingedrückt, so dass ein nach abwärts gekrümmter Schnabel entsteht. Der Vorderrand bildet mit dem Oberrand einen Winkel und ist dann regelmässig gerundet. Die Wirbel liegen weit nach vornen, sie springen nur wenig vor und sind an meinen sämmtlichen Exemplaren tief ausgefressen. Die rechte Klappe trägt einen starken kegelförmigen Hauptzahn, welcher‘ an seiner Spitze tief gefurcht ist; hinter ihr befindet sich eine bis unter seine Basis hinabreichende Grube; die linke Schale hat zwei Zähne, der hintere stark und tief gefurcht, der vordere er- heblich kleiner. Lamellen sind nicht vorhanden. Die vorderen Muskeleindrücke sind tief, der hintere ganz seicht. Die Innenseite ist mit einem bläulichen Perlmutter ausgekleidet, der von einem scharf abgesetzten weissen Rand umgeben ist, am Aussenrand steht die Oberhaut mehr oder weniger weit über. Ein Schulterwulst ist vorhanden, doch nicht auffallend dick und nicht anders gefärbt. Aufenthalt im Fluss Doyimagawa, dem Ausfluss des Sees Inawashiro bei Wakai-Matsu, ausserdem in Sibirien, in den Quellflüssen und dem Oberlaufe des Amur. In Japan scheint sie nicht sehr verbreitet. — 428 — Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die vorliegende japanische Form mit der sibirischen identisch ist. Zweifelhaft ist mir nur ihr Verhältniss zu den nordamerikanischen Margaritanen, von denen namentlich M. monodonta Say ihr bedenklich nahe kommt. Von unserer europäischen M. margaritifera unterscheidet sie sich durch flachere, längere Form, dünnere Schale und weniger aufgetriebene Wirbel. — Schrenck erwähnt übrigens auch die ächte M. margaritifera aus dem Amurland, aber nur in einzelnen Exemplaren aus zwei weit- getrennten Fundorten. Sollten da nicht doch Zwischenformen vorkommen und M. dahurica schliesslich doch mit margaritifera und der nordamerikanischen arcuata zusammenfallen ? Middendorff’s Diagnose des Unio dahuwricus lautet: »Testa transversa, elongato- ovata, compressa, fusca; margine ventrali recto vel quamminime retuso, latere postico anticum quater vel quinquies superante; margine cardinali rectiusculo, ab antico margine usque ad 2), longitudinis totius testae paululum adscendente, et abinde in rostrum symmetricum rotun- datum exeunte; umbonibus vix prominulis, erosis; dentibus cardinalibus parvis: dextro obtuso, sulcatulo, sinistris obsoletioribus, acutiusculis, dentibus lateralibus nullis. Gattung Dipsas Leach. (Cristaria Schumacher, Barbala Humphrey, Appius Leach, Symphynota Lea.) Diese durch eine stark entwickelte Schlossleiste von Anodonta unterschiedene Gattung ist bekanntlich für Ostasien charakteristisch und auch in Japan reichlich vertreten. Rein hat ein im Verhältniss zur Grösse der Art sehr reichliches Material mitgebracht, das bequem die Beschreibung von drei Arten gestatten würde, wenn die Bedenken nicht wären. Nachdem aber Schreuck, auf sehr reiches Material gestützt, Anodonta herculea Middendorff, Dipsas plicata Solander und Symphynota bialata Lea vereinigt hat, will ich es nicht verantworten, Oristaria spatiosa Clessin aufrecht zu erhalten und gar noch eine neue verwandte Art zu errichten, Der Hauptunterschied aller dieser Formen liegt in der Ausbildung des flügelförmigen Fortsatzes; wer aber unsere deutschen Anodonten z. B. aufmerksam beobachtet hat, dem kann es nicht zweifelhaft sein, dass die Ausbildung dieses Fortsatzes einerseits vom Alter, andererseits von den localen Verhältnissen abhängt und nur sehr vorsichtig für die Artunterscheidung verwendet werden darf. So hat z. B. Anodonta piscinalis im Main hier bei meiner Wohnung in der Jugend immer einen stark entwickelten Flügel, der im Alter bald deutlich erhalten bleibt, wie bei der typischen Form, bald fast ganz oder wirklich ganz verschwindet. Diese drei Formen liegen mir nun auch von japanischen Dipsas vor, entsprechend etwa den als plicata, spatiosa und hereulea beschriebenen festländischen Arten, ich betrachte sie darum sämmtlich als Varietäten einer Art, der Dipsas plicata Solander. Taf. 16, 17, 18, Fig. 1. Die Synonymie dieser riesigen Art ist folgende: Mytilus plicatus Solander, mss. fide Gray. Barbala plicata Humphrey, Mus. Calonn. p. 59, fide Deshayes. — Menke, Synopsis II. p. 106. Dipsas plicatus Leach, Zool. Misc. I. 1814, p. 120. — Sowerby, Conch. Man. ed. I. p. 139, fig. 142. — Jay, Narr. Amer. Squadr. II. p. 293, t. 3, fig. 1, 2. Cristaria tubereulata Schumacher, Essai nouy. syst. 1817 p. 107, t. 20, fig. 2. Anodonta Dipsas Blainville, Manuel Malac. p. 538, t. 66, fig. 2. > eristata Blainville, ibid. p. 631. Symphynota bialata Lea, Trans. Amer. Phil. Soc. New Ser. vol. VI. p. 136. Unio bialata Deshayes-Lam., Hist. Anim. sans vert. VI. p. 558. Anodonta herculea Middendorfi, Sibir. Reise vol. II. p. 278, t. 21, fig. 5. — t. 22, fig. 1, 2. — t. 26. fig. 1. — Mart., Chemn. II. t. 59, fig. 1, 2. — t. 21, fig. 1, 2. — Reeve, Conch. icon. fig. 7. Anodonta (Dipsas) spatiosa Clessin, Mart. Ch. II. t. 57, fig. 2. Unter Rein’s Ausbeute lassen sich gut drei Formen unterscheiden. Die eine, welche wir auf Taf. XVI abbilden, würde in ihren Umrissen nicht übel zu der Abbildung Midden- dorff’s stimmen, weicht aber in anderer Beziehung sehr erheblich ab. Middendorff gibt von seiner Art folgende Diagnose: Testa gigantea, ovali-rhombea, subventricosa, percrassa et inde ponderosissima, incrementi vestigiis rudi, intus candida iridescente (impressionibus muscu- laribus palliique quam maxime distinctis); extus ex flavo viridescente et nigricante, verticibus detritis margaritaceis. — Anterius rotundata, posterius in rostrum mediocre rotundatum pro- ducta; superius linea recta adscendente, area compressa angulata, secundum altitudinis direetionem obsoletius plicata, subalata. — Margine inferiore recto, quam minime retuso; sinu ligamental semicordato; lamina cardinali solida, leviter arcuata, posterius in carinam validam, acutam ultra mediam aream recta linea productam et margini inferiori parallelem exeunte. — Lat. 3 Dec. et quidem. Zunächst überschreitet von den mir vorliegenden Exemplaren keines die Länge von 250 mm, während Middendorff Stücke bis zu 400 mm erwähnt; Hilgendorf hat aller- dings ein Exemplar von 274 mm Länge mitgebracht. Ferner sind sie durchaus nicht auffallend dickschalig; viele Exemplare sind unterwegs zersprungen, wie ‘unsere deutschen Anodonten, - wenn sie der Hitze ausgesetzt werden, oder sonst beschädigt, keine erreichte auch nur an- nähernd das Gewicht, das Middendorff für sein Original angibt, nämlich 2°/s Pfund russisch. — 430 — Es scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, dass An. herculew nur eine unter besonders günstigen Verhältnissen zur Ausbildung gelangte Localform von plicata ist, wie sie ja Anod. piscinalis und cellensis auch als Anod. ponderosa ausbilden. Schon Middendorff macht auf die Analogie seiner Art mit An. ponderosa aufmerksam; dieselbe ist in der That sehr erheb- lich, denn bei An. ponderosa ist der Flügel der typischen piscinalis in derselben Weise reducirt, wie bei herculea gegenüber plicata. Doch ist er immerhin noch deutlich erkennbar, während er bei der zweiten Form vollständig verschwunden ist; die Anwachsstreifen lassen aber noch deut- lich erkennen, dass die Jugendform der auf Taf. 18 abgebildeten Muschel ganz ähnlich gewesen ist. Der Haupttheil der Schale ist glatt, nur mit den breiten, unregelmässigen Eindrücken, wie bei unseren grossen Anodonten, nur nach dem Rande hin und auf dem hinteren Theile des Schnabels, sowie auf dem Ueberreste des Flügels springen die Anwachsstreifen lamellös vor. Die charakteristischen Flügelfalten sind sehr deutlich entwickelt, ihre Entwicklung steht offenbar in directem Verhältniss zur Dünnschaligkeit; je dicker die Schale, um so undeutlicher die Falten. Auf den abgeriebenen, weit nach vorn liegenden, durchaus nicht vorspringenden Wirbeln ist noch die grobe Wellensculptur erkennbar, wie sie für die chinesischen Anodonten der Sippschaft der magnifica charakteristisch ist. Die Hinterseite ist deutlich geschnäbelt, der Schnabel etwas aufgebogen, der Unterrand schön gebogen, der Vorderrand nur flach gerundet, in einem deutlichen Winkel in den Oberrand übergehend, welcher geradlinig bis zur Spitze des Flügels ansteigt. Von den Wirbeln nach dem Schnabel laufen zwei undeutliche Kanten. — Die Innenseite zeigt weisses Perlmutter; die vorderen Muskeleindrücke sind seicht, der hintere kaum erkennbar, die Lamelle ist gerade und stark; im vorderen Theile ist eine erhebliche Verdiekung des Perlmutters, welche sich als deutlicher Schulterwulst bis über die Mitte des Unterrandes hinaus erstreckt, Perlenansätze bemerke ich bei dieser Form nirgends. Die Dimensionen meines grössten Exemplares sind: Länge 210, Höhe 106, Dicke 60 mm. — Die Färbung ist grüngelb mit breiten dunklen Ringen und undeutlicher Strahlung. Das kleine, Taf. 18, Fig. 1 abgebildete Fxemplar ist, so auffallend verschieden es auch auf den ersten Blick von der ausgebildeten Form erscheint, ganz zweifellos nur eine Jugend- form des grossen. Vergleicht man das durch die ersten Jahresringe abgegrenzte Stück der grossen Muschel mit der kleinen und berücksichtigt dabei die grössere Auftreibung der aus- gewachsenen Exemplare, so bleibt absolut kein Unterschied. Genau dieselbe Form zeigen aber auch die Jugendformen des typischen chinesischen D. plicata, die unser Museum in einer ganz hübschen Suite besitzt. Der Flügel ist entschieden symphynot und es ist unmöglich, die Muschel zu öffnen, ohne ihn abzubrechen. Färbung und Textur der Muschel gleichen ganz der unserer — 431 — Anodonta piscinalis, die Farbe ist grün mit gelbgrünen und dunklen Ringen und undeutlichen Strahlen. Die Wirbel sind auch bei den jüngsten Exemplaren schon angefressen. Immerhin weicht die japanische Form von dem chinesischen Typus, der auch im Alter stark geflügelt und viel kürzer, fast viereckig ist, erheblich genug ab, um einen eigenen Varietätennamen zu verdienen, ich nenne sie dem Monographen der Anodonten zu Ehren var. Qlessini. j Erheblich verschieden davon ist die zweite auf Tafel XVII abgebildete Form, welche ich lange als eigene Art halten zu können glaubte. Sie ist erheblich länger gestreckt, als die var. Clessini und zeigt keine Spur eines Flügels mehr. Der Umriss ist fast der der Anodonta cellensis var. rostrata, nach hinten in einen langen, geraden, abgestutzten Schnabel ausgezogen, der Oberrand dem Unterrande nahezu parallel und nicht ansteigend, die Flügelfalten nur wenig auffallend. Die Oberfläche ist rauh gefurcht, die Anwachsstreifen springen lamellös vor, ein grosser Theil ist bis aufs Perlmutter cariös zerfressen. Die Färbung ist einfarbig düster braun. Die Innenseite zeigt, dass diese Form unter sehr ungünstigen Verhältnissen lebt; das bläulich- weisse Perlmutter zeigt grosse schmutzigrothe Flecken und vielfach Perlenansätze, hier und da auch einzelne goldschimmernde Flecken; die vorderen Muskeleindrücke sind kaum erkennbar, die hinteren mit perligen Coneretionen ausgefüllt. f Es lag natürlich nahe, diese Form auf die von Reeve abgebildete Varietät der Anodonta hereulea zu deuten, auf welche Clessin seine Anod. spatiosa gegründet hat. Martens hat wahrscheinlich dieselbe Form vor sich gehabt. Ich kann leider die Reeve’sche Monographie nicht vergleichen; die Figur im Martini-Chemnitz ist sehr übel gerathen, sie zeigt aber einen deutlichen Flügel und einen auch vor den Wirbeln gerade verlaufenden, mit dem Vorder- rande einen Winkel bildenden Oberrand. Die Beschreibung, nach Reeve copirt, ist nicht sonderlich vollständig, spricht aber doch von einem hervorragenden Schild. Dass die Flügel- falten nicht erwähnt werden, kann nicht auffallen, doch sind sie deutlich vorhanden, ebenso sind die Runzeln auf den Wirbeln erkennbar. Reeve gibt ausdrücklich Nord-China als Fundort seiner Art an; es scheinen demnach auch auf dem Festlande dünnschalige Varietäten unserer Art vorzukommen. Die vorliegende japanische Varietät mag einstweilen, bis zu einer definitiven Sichtung der Dipsasformen, als var. japonica gehen. Dipsas plicata scheint ausser im Gebiete des Amur und Japan, auch ziemlich weit durch China verbreitet zu sein. Heude nennt sie noch allgemein verbreitet im mittleren und unteren Gebiete des Yangtsekiang. Bekanntlich liefern die dickschaligen Varietäten ziemlich viel Perlen und die industriösen Chinesen wissen nicht nur Perlen, wenigstens Halbperlen und solche zu medicinischen Zwecken, auf künstlichem Wege innerhalb der lebenden Muschel zu erzeugen, sondern schieben auch bleierne Götzenbilder und Amulette zwischen Mantel und Perlmutter und lassen sie durch das Thier mit Perlmutterschichten überziehen. Ob eine ähnliche Industrie auch in Japan stattfindet, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. ? Dipsas Reiniana von Martens. Taf. 22, Fig. 2. — Taf. 12, Fig. 4. »Testa ovata, compressiuscula, subtenuis, humiliter alata, margine ventrali arcuato, con- centrice striatula, postice crispulata. Lamellae cardinales antica et postica distinete expressae. Vertices rugis planiusculis continuis concentriecis sculpti. Long. 55, alt. 35, crass. 18 mm. Vertices in Ys longitudinis siti.«e — von Martens Cristaria Reiniana von Martens, Jahrb. Mal. Ges. II. 1875, p. 136, t. 3, fig. 1. Gehäuse klein, eckig oval, dünnschalig, wenig aufgetrieben, mit niedrigem Flügel ohne Falten, einfarbig grünlich, fein gestreift mit narbigen Eindrücken, hinten und vornen die An- wachsstreifen etwas lamellös vorspringend. Von den kaum vorspringenden, gerunzelten Wirbeln laufen drei dunkle Strahlen nach dem Hinterrande; sie springen an diesem etwas vor und zwischen ihnen ist der Rand etwas eingedrückt. Der Unterrand ist schön gerundet und geht ohne Absatz in den kurzen Vorderrand über, der ansteigende Hinterrand bildet mit diesem einen Winkel. Die Innenseite zeigt ein bläuliches, fein gestrahltes Perlmutter und einen fast ringsum gehenden weissen Randwulst. Die Schlossleiste ist nur sehr wenig entwickelt, jedenfalls nicht zu vergleichen mit der einer jungen Dipsas plicata und ich bin durchaus nicht so fest überzeugt, dass diese kleine Form wirklich der Gattung Dipsas angehört. Die Muskeleindrücke sind kaum erkennbar. Es liegen mir ausser dem Originalexemplar noch zwei andere vor, ebenfalls aus dem botanischen Garten bei Yeddo stammend; sie sind etwas kleiner, schmäler und deutlich grüngelb gestrahlt. ‚Martens vergleicht diese Art mit der chinesischen Dipsas tenuwis Gray S. chinensis Phil. s. discoidea Lea; sie soll sich durch etwas länglichere Gestalt, andere Färbung und etwas abweichende Wirbelsculptur unterscheiden. Ich bin nicht in der Lage, ein Exemplar der chinesischen Art vergleichen zu können, möchte aber bezweifeln, ob angesichts der Veränder- lichkeit der Süsswassermuscheln Unterschiede, wie die angegebenen, zur Errichtung einer neuen Art genügen. Hier schliesst sich nun unmittelbar das Taf” 12, Fig. 4 abgebildete Exemplar an, in dem ich früher Anodonta japonica von Martens zu erkennen glaubte. Die Schlossleiste ist voll- ge kommen obsolet, das Schloss vollkommen wie bei Anodonta und ich würde nicht einen Moment zögern, diese Form für eine Anodonta zu erklären, wenn sich nicht im Schilde die Flügelfalten von Dipsas erkennen liessen. Ich muss, da mein Material bei weitem nicht ausreicht, die Frage über die Zugehörigkeit dieser Formen, an welche sich wohl untrennbar die nach der Berechtigung der Gattung Dipsas knüpfen dürfte, zu entscheiden, diese Angelegenheit untent- schieden lassen und bemerke hier nur noch einmal ausdrücklich, dass das Taf. 22, Fig. 2 abgebildete Exemplar auch Herrn Prof. von Martens als Original gedient hat. Gattung Anodonta Lamarck. 1. Anodonta Woodiana Lea. Taf. 20, Fig. 1. Concha magna, subtenuis, nitidiuscula, antice abbreviata, postice subrostrata, rostro brevi, acutiusculo; margine supero leviter curvato, ascendente, sensim in anteriorem regulariter arcuatum desinente, infero regulariter arcuato, cum postico rostrum rectum, vix truncatum, fere triangularem formante; umbones vix prominuli, rugis subundulatis circa 6 intus quoque conspicuis sculpti, ligamentum testa caelatum; latus internum caerulescens, impressionibus muscularibus vix conspiceuis. Viridi-olivacea, indistincte radiata, umbones versus viridiflava. — Dimensiones spec. quod vidi maximi: Long. 118, alt. 75, erass. 45 mm. Spec. depieti: long. 105, alt. 70, crass. 40 mm. Anodonta Woodiana Lea, Trans. amer. phil. Soc. V. 1837, p. 42, t. V, fig. 13. » » Clessin, Mart. Ch. II. p. 146, t. 48, fig. 1, 2. Schale gross, relativ dünnschalig, fein gestreift oder mit einzelnen groben concentrischen Furchen, glatt, nur hinten die Anwachsstreifen lamellös vorspringend, ziemlich glänzend, braun- grün mit gelbgrünem Wirbel und undeutlicher grüner Strahlung, ziemlich eirund, nach vornen kurz abgestutzt, nach hinten verlängert und geschnäbelt, der Oberrand leicht gekrümmt, fast ohne Winkel in den kurz gebogenen Vorderrand übergehend, mit dem Hinterrande einen deut- lichen Winkel bildend, hinter den Wirbeln kurz geflügelt; Unterrand schön gerundet, der Hinter- rand einen geraden, kaum abgestutzten, fast regelmässig dreieckigen Schnabel bildend, vor der Vereinigung mit dem Oberrande leicht eingedrückt. Die Wirbel springen kaum vor und sind mit 5—6 leicht gewellten, auch innen sichtbaren Runzeln sculptirt, nur leicht abgerieben; das Ligament ist von Schalensubstanz überlagert. Die Innenseite ist mit bläulichem, in der Wirbel- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd.'XI- 56 ee gegend fleischfarbenem, undeutlich gestrahltem Perlmutter ausgekleidet, die Muskeleindrücke sind kaum erkennbar. Meine japanischen Exemplare stimmen mit chinesischen, welche das Museum Sencken- bergianum durch Herrn Reiss erhielt, vollkommen überein, auch Herr von Martens hat das abgebildete Exemplar als Woodiana bestimmt. Rein hat seine Exemplare bei Yeddo gesammelt. 9. Anodonta lauta von Martens. Taf. 21, Fig. 1. »Testa rotundata, postice rostrata, inflata, solida, ala mediocri, margine ventrali valde et utringue aequaliter arcuato, concentrice striatula, viridi-fusca, nitida, intus roseo-margaritacea, limbo opaco cinereo-flavescente lato; vertices plicis paueis latis obliquis sculpta, lamina cardi- nalis tenuissima, in valva sinistra ante, in dextra pone vertices subdistincta, sinu postligamentali majusculo terminata. — Long. 124, alt. 85, crass. 50 mm. Vertices in 2 longitudinis.« — Martens. Anodonta lauta von Martens, Sitzungsber. Ges. Nat. Fr. 17. April 1877 p. 117. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich mit dieser Martens’schen Art zwei von Rein mitgebrachte Formen vereinige, welche sich von der vorigen Art durch stärker aufgetriebene Wirbel unterscheiden und mehr der An. magnifica Lea nähern. Die Schale ist eirund, nach hinten etwas geschnäbelt, ziemlich festschalig, aufgeblasen, nach hinten durch die Ueber- wucherung des Schlossbandes mit Schalensubstanz etwas geflügelt, gelbgrün mit dunklen Ringen und sehr schöner dunkelgrüner Strahlung. Der Oberrand ist leicht gebogen und steigt nach dem Flügel hin nur wenig an, der Unterrand ist gleichmässig nach beiden Seiten hin gekrümmt, der Vorderrand etwas vorgezogen, der Hinterrand obenher leicht eingedrückt. Die Oberfläche ist fein gestreift und hat im übrigen die Sculptur unserer An. cygnea, die Anwachsstreifen springen nur nach dem Hinterrande hin lamellös vor. Die Wirbel sind aufgeblasen und springen etwas über die Peripherie vor; sie zeigen dieselbe Sculptur, wie die vorige Art und Anod. magnifica Lea, mit auch innen sichtbaren breiten Runzeln. Vom Wirbel über den Schild laufen drei undeutliche Kanten, welche am Rande etwas vorspringen. Die Innenseite zeigt abwechselnd bläuliche und lachsfarbene Streifen, letztere immer einer Verdickung und wahrscheinlich einem Wachsthunsstillstand entsprechend; die Muskeleindrücke sind ziemlich deutlich, hinter der Schlossleiste ist eine tiefe Bucht. Die Dimensionen des abgebildeten Exemplares sind: Länge 116, Höhe 72, Dicke 45 mm. — 435 — Diese Art scheint aber erheblich grösser zu werden, wenigstens ist es mir nicht möglich, die Taf. 22, Fig. 1 abgebildete Form davon zu trennen, welche ich als ihre var. rostrata auf- fasse. Schon der Typus zeigt mitunter eine Hinneigung zu sackförmiger Auftreibung im Hinter- theile des Unterrandes und ist geschnäbelt, hier sind diese beiden Eigenschaften übertrieben, die Wirbel, beim Typus fast in der Mitte gelegen, sind ganz nach vorn gerückt und der Schnabel ist erheblich länger. Die drei Schildkanten sind deutlich entwickelt und springen am Rande stark vor, zwischen ihnen ist der Hinterrand deutlich eingedrückt. Die Wirbelsceulptur ist wie beim Typus, aber die Färbung ist einfarbig schwarzbraun, ohne Strahlen, wie bei dem Martens’schen Typus; auch der dunkle Saum der Innenseite ist vorhanden, während er den typischen Exemplaren fehlt. Diese Form stimmt übrigens fast in allen Einzelheiten mit Anodonta melano-chloraea Heude*) t. 28, fig. 74 überein und lässt mich zweifeln, ob diese Art nicht auch mit lauta zu vereinigen wäre. Fast noch wahrscheinlicher ist mir das für Anodonta tumida Heude**) t. 25, fig. 69, und scheint demnach dieser Typus weit durch China verbreitet. Nicht unmöglich, dass alle diese Formen schliesslich mit An. magnifica Lea zu einer Art vereinigt werden müssen. Hilgendorf hat die Art in dem heiligen See von Uweno gefunden, bei den Rein’schen Exemplaren war ein Fundort nicht angegeben. 3. Anodonta calipygosn. sp. Taf. 19, Fig. 1. Concha mediocris, valde inflato-gibbosa, tenuis, fere rhomboidea, concentrice striata, nigro- brunnea, umbones versus olivacea; margo superior rectus, brevis, ascendens, utrinque angulum formans, postice vix alatus, anticus abbreviatus, cum inferiore bene rotundatus, posticus rostrum brevem formans, vix impressus. Umbones gibboso-inflati, super marginem prominentes, rugis latiusculis obliquis 6—8 sculpti; area magna, cordiformis, medio compressa, angulo distincto definita angulisgue 2 minoribus sculpta. Latus internum caerulescens, carneo-maculatum. Long. 75, alt. 50, crass. 42 mm. Schale höchstens mittelgross, sehr aufgeblasen mit aufgetriebenen, höckerartigen Wirbeln, im Umriss fast rhombisch, grob concentrisch gestreift und gefurcht, schwarzbraun, nach den *) Testa solida, ovali, atro-virescenti, obscure radiata, umbonibus mediastinis, subplanis, vix sulcatis, erosulis; margarita margaritacea. Long. 140, alt. 85, crass. 60 mm. **) Testa laevi, brunneo-olivacea, radiis viridibus obscuris donata, per totum regulariter inflata; um- bonibus attenuatis, erosulis, sulcatulis, planis, mediastinis; margine dorsali subrecto, anteriore rotundato, angu- lato, posteriore obtuse lanceolato; margarita zonis carneis violaceisque distineta. Long.-120. alt. 75, erass. 50 mm — 436 — Wirbeln hin olivengrün bis lebhaft gelbgrün. Der Oberrand ist nur kurz, etwas nach hinten ansteigend, fast geradlinig, nach beiden Seiten hin Winkel bildend; der Vorderrand ist sehr kurz gebogen, nur wenig über eine von der Anfangsstelle herab gefällte Senkrechte vor- springend, in regelmässiger Rundung.in den schön gebogenen Unterrand übergehend. Dieser bildet mit dem kaum eingedrückten Unterrand einen kurzen Schnabel. Die Wirbel sind auf- fallend aufgetrieben und springen stark über die Peripherie vor; sie erscheinen etwas nach vornen gekrümmt und sind mit 7—8 breiten, schräg verlaufenden, starken Wellenrunzeln sculp- tirt, welche auf der Innenseite nur schwach sichtbar sind. Zwei starke Kanten umfassen den sehr grossen, deutlich herzförmigen Schild, welcher in der Mitte zusammengedrückt ist und jederseits noch zwei von den Wirbeln herablaufende Kanten aufsweist. Die Innenseite zeigt ein bläuliches Perlmutter mit fleischfarbenen Flecken, die Wirbelgegend ist auffallend tief ausgehöhlt. Ich kann diese eigenthümliche Form, von der mir eine ganze Reihe von Exemplaren vor- liegt, mit keiner bekannten vereinigen; sie lässt sich nur 'mit der chinesischen An. gibbosa ver- gleichen, ist aber kaum halb so gross. 4. Anodonta japonica von Martens, Taf. 22, Fig. 5. In Folge eines Irrthums habe ich unterlassen, die typische Form dieser Art, wie sie Clessin abbildet und wie mir auch durch die Güte des Herrn Prof. von Martens zwei Exemplare vorliegen, abzubilden. Der Typus ist dünnschalig, ziemlich aufgeblasen, länglich eirund mit Andeutung eines Flügels, vorn etwas verschmälert; die Wirbel springen wenig vor und sind stark abgefressen; die Färbung ist braun, die Jahrringe treten etwas schieferig hervor; das Schlossband ist von Schalensubstanz überdeckt. Die Taf. 22 abgebildete Form, welche Rein in einem Sumpfe bei Sendai sammelte, ist kleiner und stärker aufgeblasen, die Wirbel sind abgerieben, doch nicht zerfressen, und die Runzeln sind noch deutlich zu erkennen; die Färbung ist erheblich heller, gelblich grün mit dunklen Ringen, vom Wirbel aus laufen nach dem Hinterrande jederseits zwei dunkle, etwas kantenförmig vorspringende Strahlen. Die Innenseite zeigt einen leichten Schulterwulst und scheint die Muschel demnach ausgewachsen. Die Dimensionen sind: Länge 57, Höhe 37, Dicke 26 mm, bleiben also erheblich zurück hinter denen des Typus, welcher nach Martens eine Länge von 130 mm erreicht. Solche Exemplare scheinen freilich nicht allzuhäufig, die Original-Exemplare sind 70 mm lang. Martens hat seine Exemplare bei Yokohama gesammelt. — 1437 — 5. Anodonta celiensis juv.? Taf. 22. Fig. 4. Ich kann keinen haltbaren Unterschied finden zwischen jungen Exemplaren der euro- päischen cellensis Schröt. und der abgebildeten Form, welche Rein mit der vorigen in Sümpfen bei Sendai gesammelt. Das Vorkommen von cellensis in Japan würde auch durchaus nichts Auffallendes haben, da sie sich ja auch in Sibirien findet. Gattung Cyrena Lamarck. Japan zählt in seiner Fauna zahlreiche Cyrenen, welche sämmtlich der Untergattung Corbicula Mühlfeldt sich anschliessen. Dieselben haben in neuester Zeit durch Reinhardt (Jahrb. Mal. Ges. V. 1878 p. 185) und Clessin in der neuen Ausgabe des Martini-Chemnitz eine eingehende Bearbeitung erfahren, welche mir gestattet, einfach diesen beiden Forschern, denen auch das von Rein mitgebrachte Material vorgelegen, zu folgen. 1. Cyrena Sandai Reinhardt. Taf. 20. Fig. 3. Concha trigona inaequilatera, latere antico breviore rotundato, postico substricto, cum margine inferiore angulum formante, ventricosa, crassa, solidissima, epidermide nitidissima flave- scente vel fuscescente vestita, costis remotis regularibus obtecta; umbones tumidi, obtusi, con- niventes. Margarita violacea.. Lunula ovato-lanceolata, in adultis evanescens. Dentes cardinales et laterales validissimi. — Reinhardt. Lat. 18—22, alt. 18—24, crass. 11,5 —16 mm. Corbicula Sandai Reinhardt, Jabrb. Mal. Ges. V. 1878 p. 187, t. V, fig. 2. » » Clessin, Mart. Ch. II. p. 193, t. 38, fig. 11, 12. Gehäuse mittelgross, dreieckig, sehr dickschalig, ungieichseitig, der Vorderrand abgerundet, der Hinterrand steil abfallend, abgestutzt, mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke bildend. Wirbel hervorragend, breit, bauchig aufgeblasen, gegen einander und etwas nach vornen geneigt, sehr genähert, meist abgerieben oder angefressen und dann die blaugefärbte Innenschale zeigend. Die Färbung ist heller oder dunkler braungelb, sehr glänzend. Die Sculptur besteht in regel- mässigen, ziemlich entfernt stehenden, starken concentrischen Rippen, welche sich in der Nähe des Hinterrandes plötzlich, wie geknickt, nach oben biegen. Die Lunula ist bei jüngeren Exemplaren deutlich, breit lanzettförmig, bei älteren verschwindet sie. Schloss sehr stark, die — 438 — Ligamentleiste fast wie ein vierter Cardinalzahn aussehend. Von den Cardinalzähnen ist der mittelste der breiteste und höchste, er ist an der Spitze deutlich gekerbt. Die vorderen Seitenzähne sind sehr kräftig und am unteren Ende etwas gebogen, die hinteren sind schwächer, aber länger, Die Innenseite ist bald lebhaft violett, bald heller bis röthlich weiss. Der Winkel, den die Seitenzähne mit einander bilden, beträgt wenig mehr als ein Rechter. Aufenthalt bei Kioto. Diese Art unterscheidet sich durch ihre dreieckige Gestalt und dieke Schale sofort von allen anderen japanischen Cyrenen; ihre nächste Verwandte ist die chinesische Corbieula cyreni- formis Prime. 2. Cyrena biformis Reinhardt. Taf. 21, Fig: 3. Testa rotundato-trigona, subaequilatera, compressiuscula, solida, nitida, atro-fuscescens, supra subtiliter arcuato-striatula, infra costulata; ligamentum breve, umbones inflati, conniventes; margo superior angulatus, ceteri arcuati; cardo crassus, dentibus validis; margarita violacea. — Reinhardt. Lat. 17, alt. 15,5, diam. 9,5 mm. — Spec. adult. lat. 27, alt. 25, diam. 13,5 mm. Corbicula biformis Reinhardt, Sitz.-Ber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 20. März 1877, p. 70. — Jahrb. Mal. Ges. II. p. 189, t. V, fig. 3. Corbicula biformis Clessin, in Martini-Chemnitz II. p. 194, t. 38, fig. 15. Schale dreieckig abgerundet, fast gleichseitig, zusammengedrückt, doch die Vorderseite etwas kürzer als die hintere, Vorder- und Unterrand gleichmässig gerundet, der Hinterrand gestutzt, mit dem Oberrand und Unterrand stumpfe Winkel bildend, die Wirbel dick, wenig hervorragend, etwas nach vorn und einander zugeneigt, meist der Epidermis entkleidet und dann violett. Die Schalen sind” stark, innen glänzend hellviolett am Unterrande, ein dunkler violetter Fleck befindet sich unter den Wirbeln, ein gleicher am Hinterrande. Bei durch- fallendem Licht sind Radialstrahlen erkennbar. Die Oberfläche der Schale ist in ihrem oberen Theile glatt, fein concentrisch gestreift, dann folgen immer deutlichere Streifen und endlich flache, ziemlich entfernt stehende Rippen, welche auf dem vorderen Theile deutlicher sind, als auf dem hinteren. Die Lunula ist länglich lanzettförmig, durch eine feine Linie begrenzt, mit dem Rest der Muschel gleichfarbig. Das Schlossband ist stark, 5—6 mm lang, die Ligament- leiste kräftig. Von den drei Cardinalzähnen sind in der rechten Schale der mittlere und hintere, in der linken der mittlere und der vordere stark und an den Spitzen seicht gefurcht. Die — 439 — Seitenzähne sind stark aber nicht zu hoch, die vorderen etwas länger als die hinteren und am unteren Ende gekrümmt. Aufenthalt um Yokohama. Diese Art scheint der mir nicht bekannt gewordenen ©. japonica Prime nahe zu stehen, nicht minder auch der C©. orientalis Lam., doch scheint sie von beiden in Gestalt und Sculptur gut unterschieden. 3. Cyrena straminea Reinhardt. Taf. 20. Fig. 4. Concha oblongo-rotundata, subaequilatera, latere antico rotundato, postico breviore sub- truncato, ventricosa, solida; transverse costulata, straminea, nitida; ligamentum breve; umbones tumiduli, obtusi, erosi; cardo incrassatus, dentibus validis; margarita violacea. — Reinhardt. Lat. 16, alt. 14,5, crass. 10 mm. Corbieula straminea Reinhardt, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 20. März 1877, p. 70. — Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 186, t. V, fig. 1. Corbicula straminea Clessin, Mart. Ch. II. p. 193, t. 39, fig. 9, 10. Schale klein, im Alter länglichrund, junge Exemplare relativ breiter, fast gleichseitig, die Vorderseite gleichmässig abgerundet und etwas mehr vorgezogen, als die am Hinterrande ein wenig abgestutzte Hinterseite. Unterrand gleichmässig gekrümmt. Wirbel stumpf, wenig über den Oberrand vorragend, bauchig aufgeblasen, einander zugeneigt, stets abgerieben, dunkel- violett. Die Sculptur besteht aus 18—20 regelmässig gestellten concentrischen Rippen, welche mit den zwischenliegenden Furchen gleiche Breite haben. Junge Exemplare sind glänzend strohgelb, ältere olivenfarben, abgeriebene Exemplare violett. Frische Exemplare lassen eine deutliche lanzettförmige Lunula erkennen, an deren Spitze am Vorderrand ein dunkler Fleck steht, bei älteren ist sie undeutlich. Schlossband kurz; die drei Cardinalzähne mässig gross, der vordere der rechten Schale sehr klein, nach vorn gerichtet, der mittlere etwas kräftiger, ebenfalls nach vorn geneigt, an der Spitze seicht eingekerbt, der dritte nach hinten gerichtet, kräftiger in der rechten als in der linken Schale. Die Seitenzähne sind kräftig, die vorderen stärker und länger als die hinteren und am Ende etwas gebogen. Ihre Neigung gegen ein- ander beträgt 105—107°. Innenseite violett, unter den Wirbeln dunkler, Aus dem Hakonesee von Dönitz, ohne Fundortsangabe von Rein mitgebracht. Die kleinste der japanischen Corbieulaceen, zunächst mit indischen und philippinischen Arten verwandt. — 4M0 7 — 4. Cyrena transversa von Martens. Taf. 21. Fig. 2. Concha transverse ovata, inflata, costis concentricis inaequalibus sat confertis, antice rotundato-obtusangula, postice subrostrata, margine ventrali parum areuato; euticula nigrofusca, nitidula, facies interna violascens, antrorsum rubescens; dens lateralis anticus parum obliquus, ad impressionem muscularem arcuatus. Vertices in ”s long. — Martens. Long. 32, alt. 25, crass. 16 mm. Cyrena(Corbicula) transversa von Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 17. April 1877, p. 120. Corbicula ovalis Reinhardt, Jahrb. Mal. Ges. V. 1378, p. 192, t. 5, fig. 5, nee Prime. > transversa Clessin, Mart. Ch. I. p. 192, t. V. fie. 5. Muschel mittelgross, sehr aufgeblasen, ungleichseitig, ziemlich festschalig, glänzend, mit unregelmässigen, in Stärke abwechselnden Rippen, welche ziemlich dieht stehen, queroval, un- gleichseitig, der Vorderrand mit dem Hinterrande in einem Winkel zusammenstossend, das Hinterende fast schnabelförmig aufgebogen, der Unterrand schwach gebogen. Die Wirbel ragen wenig vor, sind von einander erntfert, abgerieben, schwach violett. Schlossband stark, 8,5 mm lang, vorragend. Eine Lunula ist nicht vorhanden. Die Färbung ist glänzend schwarzbraun, die Innenseite weiss, am Unterrande violett angehaucht. Die Ligamentleiste ist lang und derb, die Cardinalzähne sind sämmtlich nach hinten gerichtet, der vordere der linken Schale schmal und hoch, der mittlere und hintere der linken Schale stark und an der Spitze eingekerbt. Die Seitenzähne sind lang gestreckt, die hinteren länger als die vorderen, welche am Unter- rande eine plötzliche Biegung für den vorderen Schliessmuskel zeigen. tein hat diese bereits 1860 von Martens bei Yokohama gesammelte Art nicht mit- gebracht; ich gebe Abbildung und Beschreibung nach Reinhardt. Dieser Autor indentifieirt sie mit Corbieula ovalis Prime unbekannten Fundortes, was nach der Abbildung trotz Clessin’s Widerspruch ganz gut anginge. Ich bin nicht in der Lage, diese Frage zu entscheiden. 5. Cyrena pexata Prime, Taf. 20. Fig. 2. Concha triangulari-ovata, inaequilatera, antice rotundata, postice producta, subtruncata, costis erassis concentrieis ad 30 sculpta, cuticula nitida, nigra, marginem versus olivacea obtecta; lunula vix conspicua. Umbones prominuli, inflati, detriti. Ligamentum parum crassum, 7 mm longum. Latus internum albido-violaceum, limbo intensiore. Dentes cardinales fortes, summo crenato, laterales recti, anteriores crassiores et ad impressionem muscularem arcuati. Long. 37, alt. 32, erass. 19 mm. — 41 — Corbicula pexata Prime, Ann. Lyc. nat. hist. New-York VII. p. 57, fig. 1. » > Reinhardt, Jahrb. Mal. Ges. V. 1878, p. 193, t. V, fig. 6. > » Clessin, Mart. Ch. II. p. 144, t. 26, fig. 1, 2. Schale gerundet dreieckig, ungleichseitig, die Vorderseite abgerundet, die Rückseite vor- gezogen und etwas abgestutzt. Die Sculptur besteht aus starken concentrischen Rippen, welche nach der Wirbelseite hin steil abfallen, nach der Randseite dagegen sich verflachen; es sind etwa 30 vorhanden, nach den Wirbeln hin werden sie etwas dichter, nach dem Hinterrand hin werden sie schwächer. Eine Lunula ist kaum sichtbar, die Wirbel springen über den Rand vor, sind stark aufgeblasen und stets abgerieben; sie erscheinen violett, während die Muschel olivengrün und nach den Wirbeln hin schwärzlich ist. Das Schlossband ist ca. 7 mm lang. Die Innenseite ist weisslich violett mit dunkleren Ringen und namentlich einem breiten dunkel- violetten Saum zwischen der Mantellinie und dem Muschelrand. Die Hauptzähne sind stark, die beiden stärkeren an der Spitze gefurcht. Die Seitenzähne sind lang und stark, die vorderen etwas kürzer, aber stärker als die hinteren und an ihrem vorderen Ende dem Muskelansatz entsprechend gebogen. Die Art ist ursprünglich aus China beschrieben, findet sich aber auch in Japan, von wo Rein eine ziemliche Anzahl mitgebracht hat. Sie ist bis jetzt die grösste japanische Cyrene, 6. Cyrena Martensii Clessin. Taf. 20. Fig. 5. Concha medioeris, nigra, subinaequilatera, inflata, solida, nitida, regulariter striatula, antice vix abbreviata, postice truncata, margine inferiore valde arcuato; umbones prominuli, latiusculi, detriti; ligamentum crassum: Latus internum albido-violaceum, marginem versus nitens; dentes cardinales validi, medianus valvulae sinistrae et posterior valvulae dextrae apice crenati, dentes laterales validi, anteriores ad impressionem muscularem arcuati. Long. 28,2— 33,5, alt. 26—31, erass. 14—18S mm. Corbicula Leaana Martens, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. 17. April 1877 p. 119. nec Prime. » fuscata var. atrata Reinhardt, Jahrb. Mal. Ges. V. 1878 p. 191 t. 5, fig. 4. » Martensii Qlessin, Mart. Ch. II. p. 196, t. 38, fig. 17, 18. Ich habe von dieser Art, welche Martens 1860 bei Yokohama sammelte, kein Exemplar vor Augen und gebe Abbildung und Beschreibung nach Reinhardt und Clessin. Sie ist glänzend schwarz, rundlich, etwas ungleichseitig, der Hinterrand etwas abgestutzt, mit dem Unterrand in einer stumpfen Ecke zusammenstossend. Wirbel mässig hervortretend, ein wenig nach vorn geneigt, von einander entfernt. Ligament stark, ca. 8 mm lang. Die Schalen stark, innen hellviolett, am Unterrande glänzend, aussen mit concentrischen, regelmässig und ziemlich Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 57 — 42 ° — dicht stehenden Streifen, an den Wirbeln meist abgerieben. Lunula wenig bemerkbar und nicht durch verschiedene Färbung ausgezeichnet, von einer schwachen Linie umzogen. Die Ligament- leiste ist ziemlich stark, die Schlosszähne kräftig, der mittlere der linken und der hintere der rechten Schale eingekerbt. Seitenzähne, besonders die vorderen, stark, für die Grösse der Schale mässig lang, die vorderen am unteren Ende deutlich gebogen. Ich kann natürlich nicht entscheiden, ob diese Art mit der chinesischen /uscata identisch ist oder nicht, muss aber gestehen, dass ich angesichts der Veränderlichkeit anderer Süsswasser- Genera immer mehr zur Vereinigung als zur Trennung nahestehender Arten neige. Ausser diesen abgebildeten Arten sind noch folgende Cyrenen aus Japan beschrieben: 7. Corbicula Reiniana Qlessin. Mart. Ch. II. p. 196, t. 39, fig. 8, 9. Mittelgross, ungleichseitig, starkschalig, glänzend, wenig bauchig, mit enge stehenden, stark markirten Rippen. Wirbel zugespitzt, wenig hervortretend, sehr stark abgefressen; Vordertheil verkürzt, rundlich, Hintertheil zugespitzt; Horizontalcontour breit eiförmig; Vorderrand kurz, wenig gebogen, mit kaum zugespitzter Wölbung an den langen, sehr gebogenen Unterrand an- schliessend; Hinterrand lang, gebogen, beim Zusammentreffen mit dem Unterrande eine ab- gerundete, aber deutliche Ecke bildend; Ligament kurz, stark, Ligamentalbucht lanzettlich. Innenseite mit schmutzigweissem Perlmutter. Schlossleiste ziemlich stark, Cardinalzähne stark; der mittlere der linken Schale viel derber als jener der rechten, beide auf der Krone leicht gefurcht, ebenso die hinteren der beiden Schalen; die vorderen sind dagegen sehr klein, jener der linken Schale dreieckig; Seitenzähne lang, der vordere etwas gebogen und länger als der hintere; die Schlossleiste der linken Schale ist von der Muskelnarbe an bedeutend verschmälert, Epidermis schwarzbraun. Länge 27—32, Höhe 24—28, Dicke 15—17 mm. Von Martens bei Yokohama mit Martensii zusammen gesammelt; ob mehr als Varietät davon? Martens hat wenigstens eine Trennung für unnöthig gehalten. 8. Corbicula Doenitziana Olessin. Mart. Ch. II. p: 197, t. 39, fig. 4. v Muschel mittelgross, sehr ungleichseitig, starkschaalig, aufgeblasen, glänzend, sehr unregel- mässig stark gerippt, aber die Rippen sehr ungleich. Vordertheil sehr verkürzt gerundet, Hintertheil zugespitzt; Wirbel breit, sehr wenig hervortretend, sehr stark abgefressen; Horizontal- contour eiförmig. Vorderrand kurz, gebogen, in gleichförmiger Rundung an den langen, ziem- lich gewölbten Unterrand anschliessend; Hinterrand lang, etwas gebogen, beim Zusammentreffen — 443 — mit dem Unterrande mit diesem eine stumpfe Spitze bildend; Ligament ziemlich stark, Ligamentbucht kurz, sehr undeutlich., Perlmutter weisslich bis leicht fleischfarben; Schloss- leiste breit, sehr gebogen; die mittleren Cardinalzähne der beiden Schalen stark, diese und die beiden hinteren auf den Kronen gefurcht; die beiden vorderen sehr fein, der vordere Seitenzahn länger als der hintere, dieser etwas gebogen, der vordere vom Beginne der Muskelnarbe an im stumpfen Winkel gebrochen. Epidermis schwarzbraun. Länge 30, Höhe 24, Dicke 10 mm. Durch das zugespitzte Hinterende von den anderen japanischen Arten unterschieden. 9. Corbicula Leaana Prime. Ann. Lyc. Nat. Hist. New-York 1864. VIII. p. 68, fig. 14. Schale mittelgross, fast gleichseitig, wenig aufgeblasen, mit breitem, aufgeblasenem Wirbel, glänzender, regelmässig gestreifter Oberfläche; Vordertheil breit, verkürzt, gerundet; Hintertheil schmäler, fast geschnäbelt; Horizontalcontour schief eiförmig; Vorderrand kurz, leicht gebogen, allmälig in den sehr gewölbten Unterrand übergehend; Hinterrand lang, wenig gebogen, dann mit dem Unterrande einen schmalen, stumpfen Schnabel bildend; Perlmutter violett, Schloss- leiste breit, Zähne derb; Ligamentbucht ei-lanzettlich; Epidermis gelbgrünlich (Clessin). Länge 26, Höhe 22, Dicke 14 mm. 10. Corbicula japonica Prime. Ann. Lyc. Nat. Hist. New-York 1864, VIII. p. 68, fig. 15. Muschel mittelgross, etwas ungleichseitig, festschalig, wenig aufgeblasen; mit sehr glänzen- der, fein gestreifter Oberfläche; Wirbel stumpf, aufgeblasen; Vordertheil verkürzt, leicht zu- gespitzt-gerundet; Hintertheil breit, abgestumpft; Horizontalkontour schief rundlich-eiförmig; Vorderrand kurz, etwas gebogen, beim Zusammentreffen mit dem sehr gewölbten Unterrand eine stumpfe, aber deutlich markirte Ecke bildend; Hinterrand bis zum Ende des Seitenzahnes fast gerade, dann in stumpfem, abgerundetem Winkel gebrochen und beim Zusammentreffen mit dem Unterrande fast wieder eine stumpfe Ecke bildend; Perlmutter fahlviolett; Ligament kurz, Ligamentbucht kaum angedeutet; Epidermis dunkelbraun (Clessin). Länge 26, Höhe 22, Dicke 14 mm. — 4 — Gattung Cyclas Brug. Martens constatirt im Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, 17. April 1877, p. 120 das Vorkommen einer Cyclas aus der Verwandtschaft der euro- päischen C. calyculata Drp. und der nordamerikanischen ©. truncata Linsley in einem Teiche östlich von Uweno. Mir sind keine Exemplare zu Gesicht gekommen. Schlusskapitel. Die japanische Binnenconchylienfauna umfasst nach unserer gegenwärtigen Kenntniss folgende Arten schalentragender Mollusken:*) Hyalina nitida Müller. Helix (Plectotropis) conella A. Ad. > radiatella Reinhardt (radiatula Ald.). » » scabricula A. Ad. » yessoensis Reinh. » » setocinceta A. Ad. » Hilgendorfii Reinh. » » trochula A. Ad. > microdiscus Reinh. » (Aegista) Friedeliana v. Mart. » minuscula Binney. » » Blakei Newec. » rejecta Pfeiffer. (Camena) Senckenbergiana K.obelt. » labilis Gould. » » Luhuana Sow. » Doenitzii Reinh. » » peliomphala Pfr. » (Conulus) pupula Gould. var. Hickonis Kobelt. » » pustulina Reinh. » > nimbosa Crosse, » » sinapidium Reinh. » » nipponensis Kobelt. > > phyllophila A. Ad. » Amaliae Kobelt. » » incerta A. Ad. » » callizona Crosse. » » tenera A. Ad. » » Brandtii Kobelt. stenogyra A. Ad. acutangula A. Ad. Helix at) pauper Gould. amblygona Reinh. Sandai Kobelt. eoa Ürosse. myomphala von Mart. papilliformis Kobelt. » » depressa A. Ad. » » quaesita Fer. » » elatior A. Ad. > » scaevola von Mart. (Vallonia) tenera Reinh. » » miranda A. Ad. (Acanthinula) orcula Benson. » » Lewisi Smith. (Plectotropis) Mackensii Ad. et Rve. 5 » serotina A. Ad. » squarrosa Gould. > » Editha A. Ad. ciliosa Pfr. » » Weyrichi Schrenk. *) Die gesperrt gedruckten Arten sind weiter verbreitet, die Cursiv gedruckten finden sich auch ausserhalb Japan, doch nur in Ostasien. Helix (Camena) Herklotsi von Mart. » (Fruticicola) similaris Fer. var. Stimpsoni von Martens. » » conospira Pfr. » > verrucosa Reinh. » japonica Pfr. » > patruelis A. Ad. » » sphinetostoma A. Ad. » peculiaris A. Ad. » cardiostoma Kobelt. > > Hilgendorfi Kobelt. » macrocycloides Kobelt. » 3 Goodwini Smith. » > commoda A. Ad. » conulina von Mart. » » Lischkeana Kobelt. » > despecta A. Ad. » » gibbosa A. Ad. » > proba A. Ad. » eraspedocheila A. Ad. » 3 coneinna A. Ad. » » Collinsoni A. Ad. » (Acusta) Sieboldiana Pfr. » laeta Gould. Buliminus Reinianus Kobelt. Pupa (Vertigo) hydrophila Reinh. armigerella Reinh. Stenogyra javanica Reeve. > gracilis Hutton. Balea (Reinia) variegata A. Ad. Clausilia subgibbera Böttger. » Gouldi A. Ad. > expansilabris Böttger. ; proba A. Ad. » spreta A. Ad. digonoptyx Böttger. > tau Böttger. » aculus Benson. » Sieboldii Pfr. » japonica Crosse, var. nipponensis Kobelt. » Hilgendorfi von Martens. » eurystoma von Martens. » brevior von Martens. pinguis A. Ad. » 3 » Martensi Herklots (Reiniana Kobelt). > yokohamensis Crosse. > vasta Böttger. 445 Clausilia ducalis Kobelt. » viridiflava Böttger. » validiuscula von Martens. » Hickonis Kobelt. » interlamellaris von Martens. » attrita Böttger. » platyauchen von Martens. » platydera von Martens. . » Buschii Küster. » nodulifera von Martens. » strietaluna Böttger. » aurantiaca Böttger. » bilabrata Edg. A. Smith. var. ptycholaema Böttger. > Stimpsoni von Martens. » hyperolia von Martens. » decussata von Martens, lirulata A. Ad. > stenospira A. Ad. » plieilabris A. Ad. Suceinea horticola Reinhardt. lauta Gould. » japonica Newe. Auricula Reiniana Kobelt. Carychium noduliferum Reinh. Limnaea pervia von Mart. » Goodwinii Smith. » japonica Jay. Planorbis compressus. var. japonicus von Mart. » albus Müll. » spirillus Gould. » . nitidellus von Martens. Ancylus Baconi Bourg. Coelopoma japonicum A. Ad. Alycaeus nipponensis Reinh. > japonicus von Mart. Cyclotus campanulatus von Mart. » Fortunei Pfr. Diplommatina labiosa von Mart. » pusilla von Mart. Cyelophorus Herklotsi von Mart. Japonia barbata Gould. » eitharella Gould. » musiva Gould. Pupinella rufa Sow. Pupina japonica von Martens. Truncatella Pfeifferi von Martens. — 446 — Blanfordia japonica A. Ad. Neritina melaleuca von Martens. > Bensoni A. Ad. Unio oxyrhynchus von Martens. ? Paxillus exiguus A. Ad. » Schlegeli von Martens. Helicina japonica A. Ad. » nipponensis von Martens. var. Reinii Kob. » japanensis Lea. Paludina japonica von Martens. ; » Reinianus Kob. > Sclateri von Frauenfeld. » Biwae Kob. > stelmaphora Bourg. » Brandtii Kob. var. malleata Rve. Dipsas plicata Leach. » oxytropis Benson. var. Clessini Kob. » Ingallsiana Lea. » japonica Kob. » nitens Rve, » Reiniana von Martens. > abbreviata Rve. Margaritana dahurica Midd. >» laeta von Martens. Anodonta japonica von Martens. Bithynia striatula Benson. > Woodiana Lea. Assiminea japonica von Martens. » lauta von Mart. Valvata japonica von Martens. » callipygos Kobelt. Melania Löbbeckei Brot. N » cellensis Schrötter. » libertina Gould Corbieula biformis Reinh. var. japonica Rve. » Sandai Reinh. » KReiniana Brot. » straminea Reinh. » irrigua von Mart. » transversa von Mart. » nipponica Smith. » pexata Prime. > Biwae Kobelt. » Martensii Clessin. Neritina Sowerbiana Recl. > Reiniana Clessin. > retropicta von Mart. » Doenitziana Clessin. » immersa von Mart. > japonica Prime. » Ualanensis Lesson. Cyclas sp. » erepidularia Lam. Es sind das zusammen 193 Arten, und allem Vermuthen nach ist damit die japanische Binnenconchylienfauna noch bei weitem nicht erschöpft. Schon ein ganz flüchtiger Blick zeigt in welchem Grade die grösseren Arten die kleinen überwiegen; die Gattungen Hyalina, Patula, Pupa und die Auriculaceen werden bei genauerer Untersuchung noch erheblich an Artenzahl zunehmen; auch die Süsswasserconchylien sind offenbar noch sehr unvollkommen bekannt und auch bei ihnen fehlen die kleineren Arten noch nahezu vollständig. Aber auch die Gattungen Clausilia und Helix, welche heute die Hauptmasse der Arten umfassen, dürften in den nächsten Jahren noch manche Bereicherung durch neue Arten erfahren. Dagegen können wir annehmen, dass auch die sorgsamsten Nachforschungen an dem Gesammtcharakter des Faunenbildes wenig mehr ändern werden. Charakteristisch für Japan sind das Ueberwiegen der Gruppen Camena und Fruticicola, sowie Plectotropis unter Helix, der Artenreichthum von Clausilia auf dem Lande, und das Auftreten zahlreicher Paludinen, — Aal , — Cyrenen und Dipsas im Süsswasser. Diese Züge scheint Japan allerdings meistens mit dem nördlichen und östlichen China gemeinsam zu haben, und diese Aehnlichkeit dürfte noch mehr hervortreten, wenn wir China einmal genauer kennen. Immerhin bleibt aber der Fauna japonica sehr viel Eigenthümliches. Von den aufgezählten Arten sind auch bei der strengsten Auffassung mindestens 164 auf Japan beschränkt und nur 29 mıt anderen Faunengebieten gemeinsam, davon 9 nur auf die benachbarten Inseln und China verbreitet, der Rest besteht in einigen indischen Formen und einer Anzahl weit verbreiteter Arten der nordischen Fauna, welche sich meistens auch in Europa finden. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass wir die Fauna von Nord-China nur sehr wenig, die von Korea aber gar nicht kennen. Ausserdem kommt bei geographischen Fragen noch gar viel darauf an, wie man den Artbegriff auffasst. Gar viele Naturforscher halten es für unbedingt nöthig, Arten aus verschiedenen Ländern zu trennen, sobald die Schalen nur die geringsten Differenzen bieten, auch wenn diese Differenzen so geringfügig sind, dass man die Formen unbedingt als Varietäten einer Art vereinigen würde, wenn sie in demselben Lande mit einander vorkämen. Eine solche Auffassungsweise ist für die Prüfung der geographischen Verbreitung der Mollusken ganz entschieden vom Uebel. Je zweifelloser es wird, dass alle Facta der Zoogeographie sich durch Verbreitung von bestimmten Schöpfungs- oder richtiger Ent- wicklungscentren aus erklären lassen müssen, je mehr alle die scheinbar unerklärlichen Facta eine natürliche Erklärung finden, umsomehr müssen bei Vergleichung nahe verwandter Formen die geringen Unterschiede zurücktreten gegen die Aehnlichkeiten, die uns einen Anhalt geben zur Erklärung der Abstammung einer Art. Wenn man, wie die Bourguignat’sche Schule in Frankreich, Arten auf die geringfügigsten Unterschiede hin trennt, muss man schliess- lich für jede Provinz ein eigenes Entwicklungscentrum annehmen und wird niemals zu einer übersichtlichen Auffassung der Molluskengeographie gelangen. Die Binnenconchylien-Fauna von Japan ist wie seine marine, ein Gemisch aus verschiedenen Zonen, und zwar lassen sich die Land- und Süsswassermollusken nach ihrer geographischen Verbreitung in vier Gruppen sondern. Die erste Gruppe bilden die circumpolaren Arten, welche mit europäischen, sibirischen und nordamerikanischen Arten theils identisch, theils sehr nahe verwandt sind. Zu ihr rechnen wir folgende Arten: Hyalina nitida Müller. | Helix tenera Reinhardt. > radiatella Reinhardt. » Hilgendorfi Kob. » minuscula Binney. >» macrocycloides Kob. » pupula Gould. Vertigo hydrophila Reinh. Helix pauper Gould. » armigerella Reinh. — 48 — Suceinea lauta Gould, Valvata japonica von Mart. Carychium noduliferum Reinh. Margaritana dahurica Midd. Limnaea japonica Jay. Anodonta cellensis Schrötter. Planorbis albus Müller. Eine zweite Gruppe bilden tropisch-indische Arten. Hierhin sind zu rechnen: Hyalina rejecta Pfeiffer. ; Paludina oxytropis Benson. Helix similaris Fer. Melania libertina Gould. Stenogyra javanica Rve. Neritina Sowerbiana Rve. » gracilis Hutton. » Ualanensis Lesson. Planorbis compressus Hutton. » crepidularia Lam. Ancylus Baconi Bourg. Die beiden anderen Gruppen sind specifisch ostasiatisch. Mit China gemeinsam oder doch mit chinesischen Arten nahe verwandt sind: Clausilia aculus Benson. Unio oxyrhynchus von Martens. Limnaea pervia von Martens. Dipsas plicata Leach. Cycelotus Fortunei Pfr. Anodonta Woodiana Lea. Bithynia striatula Benson. > lauta von Martens. Gerade diese Gruppe wird noch manche Bereicherung auf Kosten der jetzt anscheinend Japan eigenthümlichen Arten erfahren. Die Süsswasserarten haben in China ziemlich denselben Habitus, wie in Japan, und wenn auch nicht anzunehmen ist, dass Japan alle die schönen knotigen Unionen aufweisen wird, wie sie Heude neuerdings aus den Riesenströmen Chinas bekannt gemacht hat, so ist es doch nicht unwahrscheinlich, dass der umgekehrte Fall satt- findet, und die japanischen Unionen, Anodonten und Cyrenen, wie die Paludinen sämmtlich auch auf dem Festlande vorkommen. Namentlich charakteristisch für Japan und China sind das Vorwiegen von Dipsas plicata, die schmalen messerförmigen Unio und die grossen Ano- donten mit starker Wirbelsculptur. Vermuthlich werden sich bei genauer Nachforschung auch noch manche der jetzt nur aus Japan bekannten Helix auf dem Festlande wiederfinden. Helix latilabris Möllendorff von Kiukiang ist von der japanischen quaesita kaum zu trennen, und die weitverbreitete Helix Luhuana wird in Korea und China schwerlich ganz fehlen. Die Untergattungen Plectotropis, Aegista und Acusta sind beiden Faunengebieten gemeinsam, ebenso die meisten Untergruppen der Clausilien, welche ja alle der für Ost-Asien charakteristischen Untergattung Phaedusa an- gehören. Eine genauere Untersuchung der Bergketten von Mittel-China und Korea wird auch bei Olausilia die Zahl der gemeinsamen Arten noch erheblich vermehren. Dasselbe dürfte von den Deckelschnecken gelten, bei denen jetzt erst eine Art dem Fest- lande und Nippon gemeinsam ist. Cwyclophorus Herklotsi kommt dem chinesischen punctatus wenigstens sehr nahe. — AA — Aber auch die Japan eigenthümlichen Arten bilden noch ein Gemisch von zweierlei Formen, südlichen und nördlichen. Zu den nördlichen gehören die meisten Hyalinen, die Patulaarten und die Fruticicolen, zu den südlichen in erster Linie die Deckelschnecken und Awricula Reiniana. Aufgabe der Zukunft muss es sein, die geographische Scheidung dieser beiden Formenkreise durchzuführen und namentlich auch die Verbreitung jeder einzelnen Art durch Japan festzustellen. Was wir bis jetzt darüber wissen, ist noch zu mangelhaft, um heute schon Schlüsse darauf zu gründen, welche jede neue Sendung aus Japan über den Haufen werfen muss. Nachtrag. Bei der Untergattung Camena ist noch einzuschalten 30a. Helix Lewisii Smith. Testa dextrorsa, conoideo-globosa, subanguste umbilicata, oblique striata, alba, epidermide tenui, luteo-olivacea induta, fascia angusta fusca ad peripheriam pieta; anfractus 6!/, convexius- euli, sensim crescentes, ultimus rotundatus, antice breviter descendens; apertura obliqua, intus alba; peristoma undique expansum, margine columellari sordide roseo-tincto, superne late expanso et reflexo. — Diam. maj. 35, min. 29, alt. 24 mm. Helix (Camena) Lewisii Edg. A. Smith, Proc. zool. Soc. 1878, p. 495 (mit Holzschnitt). Zunächst mit Hel. miranda verwandt, aber kegelförmiger, enger genabelt, feiner gestreift und ohne Spiralsceulptur; Farbe und Textur der Hel. myomphala ähnlich, aber die Nabelbildung ganz anders. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XT. 58 ge Erklärung der Tafeln. Taf]. 1. Hyalina radiatella Reinh. — 2. Hyal. yessoensis Reinh. — 3. Hyal. mierodiscus Reinh. — 4. Hyal. rejecta Pfr. — 5. Hyal. pustulina Reinh. — 6. Hyal. sinapidium Reinh. — 8. Hyal. Doenitzi Reinh. — 9. Hyal. acutangula A. Ad. — 10. Hyal. Hilgendorfii Reinh. — 11. Hyal. minuscula Binney. — 12. Helix pauper Gould. 13. Helix amblygona Reinh. — 14. Hel. tenera Reinh. — 15. Hel. verrucosa Reinh. — 16. Pupa hydrophila Reinh. — 17. P. armigerella Reinh. Taf: 2; 1. 2. Helix Mackenzii Val. — 3—5. Hel. japonica Pfr. — 6. Hel. patruelis A. Ad. — 7. 11. 13. 15. 16. Hel.»sphinctostoma A. Ad. — 8. 12. Hel. Sieboldiana Pfr. — 9. Hel. Hickonis Kob. — 10. Hel. macro- cycloides Kob. — Hel. cardiostoma Kob. Tat. 3: 1—4. Helix Senckenbergiana Kob. — 5—7. Hel. Luhuana var. — 8. 9. Hel. Senckenbergiana var. — 10. 11. Hel. nimbosa Crosse. — 12. 13. Hel. Brandtii Kob. Taf. 4. 1—13. Helix peliomphala Pfr. — 14. 15. Hel. nipponensis Kob. — 16—21. Hel. Amaliae Kob. Taf. 5. 1. 2. Helix myomphala von Martens. — 3. Hel. papilliformis Kobelt. — 4—6. Hel. quaesita Fer. — 7. Hel. callizona Crosse. — 8. Hel. Luhuana var. Taf. 6. 1—9. Helix Luhuana Sow. — 10. 11. Hel. Sandai Kob. — 12. Hel. peliomphala var. — 13. 14. Hel. eoa Crosse. Taf. 7. 1—7. Helix peliomphala Pfr. — 8. 9. Hel. luhuana var. — 10. 11. Hel. Blakei Newe. — 12. Hel. Friedeliana v. Mart. — 13. Hel. conospira Pfr. — 14. Hel. similaris var. — 15. Hel. patruelis Ad. — 16. Hel. Lischkeana Kob. — 17. Hel. Goodwini Smith. — 18. Hel. conulina von Mart. — 19. 20. Buliminus Reinianus Kob. — 21. Suceinea lauta Gld. — 22. Succ. horticola Reinh. — 41 — Mars: 1—4. Clausilia Martensi Herklots. — 5—9. Cl. yokohamensis Crosse, — 10. Cl. ducalis Kobelt. — 11. Cl. nipponensis Kob. — 12. 13. Cl. attrita Böttger. — 14. Cl. japonica Crosse. — 15. Cl. vasta Böttger. — 16. Cl. viridiflava Böttger. — 17. Cl. digonoptyx Böttger. — 18. Cl. tau Böttger. — 19. Cl. aculus Benson. — 20. Cl. subgibbera Böttger. -- 21. Cl. expansilabris Böttger. Hafzg! 1. Clausilia Sieboldi Pfr. — 2. Cl. Hilgendorfi Mart. — 3. C]. eurystoma Mart. — 4. Cl. brevior Mart. 5. Cl. validiuseula Mart. — 6. Cl. Hickonis Kob. — 7. Cl. interlamellaris Mart. — 8. Cl. platyauchen Mart. 9. Cl. platydera Mart. — 10. Ol. strietaluna Böttger. — 11. Cl. aurantiaca Böttger. — 12. Cl. bilabrata Smith. 13. Cl. hyperolia Mart. — 14. Cl. decussata Mart. — 15. Planorbis nitidellus Mart. — 16. Assiminea japonica Mart. — 17. Ancylus Baconi Bourg. — 18. 19. Aurieula Reiniana Kobelt. — 20. Balea variegata A. Ad. — 21. Carychium noduliferum Reinh. Taf. 10. 1. Coelopoma japonicum A. Ad. — 2. Alycaeus nipponensis Reinh. —,3. 4. Alycaeus japonicus Mart. 5. Cyelotus campanulatus Mart. — 6—9. Cyclophorus Herklotsi Mart. — 10. Pupina japonica Mart. — 11. Pupi- nella rufa Sow. — 12. 13. Helicina japonica A. Ad. — 14—18. Paludina Ingallsiana Lea. — 19—24. Neritina Sowerbyana Recluz. Dar. 1. Päludina japonica von Mart. — 2. Pal. Ingallsiana Lea. — 3. Päl. Selateri Frauenfeld. — 4. Pal. stelmaphora Bgt. — 5. Pal. malleata Rve. — 6. Pal. oxytropis Benson. Taf 12: 1. 2. Unio japonensis Lea. — 3. Unio nipponensis Mart. — 4. Dipsas Reiniana Mart. Darals: 1. 2. Margaritana dahurica Middend. — 3. 4. Unio oxyrhynchus Martens. Taf. 14. 1. Unio Schlegeli Martens. Taf. 15. 1. Dipsas plieata Leach. — 2—-5 Limnaea japonica Jay. — 6. L. pervia Mart. Taf. 16. 1. Dipsas plicata var. Clessini Kob. Taf. 17. 1. Dipsas plicata var. japonica Kob. Taf. 18. 1. Dipsas plieata juv. — 2—8. Melania libertina Gould. Taf. 19. 1. Anodonta callipygos Kob. — 2—4. 8. Melania libertina Gould. — 5—7. 10—14. Mel. niponica Smith — 9. Mel. Biwae n. sp. — 15. 16. Mel. Löbbeckei Brot. me Taf. 20. 1. Anodonta Woodiana Lea. — 2. Cyrena Martensii Cless. — 3. Cyr. Sandai Reinh. — 4. Cyr. straminea Reinh. — 5. Cyr. pexata Prime. Taf. 21. 1. Anodonta lauta von Martens. — 2. Cyrena transversa von Martens. — 3. Cyr. biformis Reinh. Taf. 22. 1. Anodonta lauta var. rostrata.. — 2. Dipsas Reiniana von Mart. — 3. Anodonta japonica var. — 4. An. cellensis Schrötter. Taf. 23. 1. Unio Reinianus Kob. — 2—4. U. Biwae Kob. — 5. U. Brandti Kob. Acanthinula Beck Acusta Alb. Aegista Alb. . Alycaeus japonicus Mart. » nipponensis Reinh. Ancylus Baconi Bgt. Anodonta callipygos Kob. » cellensis Schrött. . » japonica Mart. » lauta Mart. var. rostrata Kob. » Woodiana Lea Assiminea japonica Mart. Auricula Reiniana Kob. Balea variegata Ad. Bithynia striatula Bens. Blanfordia Bensoni Ad. » japonica Ad. Buliminus Reinianus Kob. Camena Alb. Carychium noduliferum Reink, Clausilia aculus Bens. » attrita Böttg. » aurantiaca Böttg. . > bilabrata Smith » brevior Martens » Buschii Kstr. > decussata Mart. “> digonoptyx Böttg. . > ducalis Kob. . > eurystoma Mart. » expansilabris Bttg. » Gouldi A. Ad. . » Hickonis Kob. . » Hilgendorfi Mart. . » hyperolia Mart. » japonica Crosse Register. Clausilia interlamellaris Martens . » Kobensis Smith . « » lirulata A. Ad.. » Martensi Herkl. » nipponensis Kob. » nodulifera Mart. » pinguis A. Ad.. » platyauchen Mart. » platydera Mart. » plieilabris A. Ad. . » proba A. Ad. » ptycholaema Bötte. » Reiniana Koh. . » Sieboldii Pfr. » spreta A. Ad. » stenospira A. Ad... » Stimpsoni Mart. » strictaluna Böttg. . » subgibbera Böttg. . » tau Böttg. » validiuscula Mart.. » vasta Böttg. . » viridiflava Böttg. » _ yokohamensis Crosse . Coelopoma japonicum Ad. Conulus Fitz. . Corbicula Mühlf. Cyclas sp. Cycelophorus Herklotsi Mark, Cyclotus campanulatus Mart. » Fortunei Pfr. Cyrena biformis Reinh. » Doenitziana Clessin. » fuscata var. atrata Reinh. » japonica Prime » Leaana Mart. . » Leaana Prime . Cyrena Martensii Clessin . » ovalis Reinh. pexata Prime . Reiniana Clessin . Sandai Reinh. . straminea Reinh. . » transversa Mart. . Diplommatina labiosa Mart. » pusilla Mart. . Dipsas plicata Leach. . var. Olessini Kob. japonica Kob. » Reiniana Mart. Helieina japonica A. Ad.. var. Reiniana Kob. . Helix Amaliae Kob. » amblygona Reinh. . » Blakei Newc. Brandtii Kob. » callizona Crosse cardiostoma Kob. ceiliosa Pfr. Collinsoni Ad. » ‚commoda A. Ad. » coneinna A. Ad. conella A. Ad. . » conospira Pfr. » conulina Mart. congener Smith . » craspedocheila A. Ad. declivis Newe. » depressa A. Ad. » despecta A. Ad. » Editha A. Ad. » elatior A. Ad. » eoa Crosse » Friedeliana Mart. . gibbosa A. Ad. . » Goodwini Smith » Herklotsi Mart... » Hickonis Kob. » Hilgendorfi Kob. » japonica Pfr. » laeta Gould » Lewisi Smith » Lischkeana Kob. Luhuana Sow. - ‚dd — Seite 441 440 440 442 437 439 440 396 396 429 431 431 432 401 402 319 Helix Hyalina acutangula A. Ad. . macroeycloides Kob. Mackensii Val. . miranda A. Ad.. myomphala Mart. nimbosa Crosse . nipponensis Kob. orcula Benson papilliformis Kob. . patruelis Ad. pauper Gould peculiaris Ad. . „ peliomphala Pfr. Perryi Jay proba Ad.. quaesita Fer. Sandai Kob. . scabricula A. Ad. . scaevola Mart. Senckenbergiana Kob. serotina A. Ad.. setocinceta Ad. Sieboldiana Pfr. similaris Fer. sphinctostoma A. Ad. squarrosa Gld. Stimpsoni Mart. tenera Reinh. trochula Ad.. verrucosa Reinh. vitracea Fer. Weyrichi Schrenk . Doenitzi Reinh. . Hilgendorfi Reinh. incerta A. Ad. labilis Gld. microdiscus Reinh. . minuscula Binn. nitida Müll. phyllophila A. Ad. pupula Gld. pustulina Reinh. radiatella Reinh. rejecta Pfr. sinapidium Reinh. . stenogyra A. Ad. tenera A. Ad. Hyalina yessoensis Reinh. Japonia barbata Gld. eitharella Gld. » musiva Gld. Limnaea Goodwinii Smith japonica Jay » pervia Mart.. Margaritana dahurica Middend. Melania ambidextra Mart. Biwae Kob. Doriae Tapp. . » irrigua Mart. - japonica Rve. . libertina Gould Löbbeckei Brot . niponica Smith Reiniana Brot retifera Tryon tenuisulcata Dkr. Neritina erepidularia Lam. . immersa Mart. » melaleuca Mart.. nubila Mart. . pulchella Reel. retropieta Mart. Sowerbiana Recl. Ualanensis Lesson Paludina abbreviata Rve. » Ingallsiana Lea » japonica Mart. . laeta Mart. » malleata Rve. , Paludina nitens Rve. . oxytropis Bens.. Selateri Ffld. stelmaphora Bgt. Paxillus exiguus A. Ad. Planorbis albus Müll. . compressus Hutt. var. japonicus Mart. » nitidellus Mart. spirillus Gould . Plectotropis Bens. Pupa armigerella Reinh. . hydrophila Reinh. Pupina japonica Mart. Pupmellatrufa Sow. m. m. » mindorensis Ad. et Rve. Reinia Kob. | Stenogyra gracilis Hutt. . javanica Rve. . Suceinea horticola Reinh. » japonica Newe. lauta Gould Truncatella Pfeifferi Mart. Unio Biwae Kob. » Brandtii Kob. » coeruleus Mus. Lugd. . japanensis Lea nipponensis Mart. oxyrhynchus Mart. . » Reinianus Kob. » Schlegeli Mart. Valvata japonica Mart. Kraata,. Da der Verfasser während des Druckes eine längere Reise nach Sicilien antrat und bei der Correctur die Tafeln nicht vergleichen konnte, haben sich verschiedene Irrthümer eingeschlichen, welche wir zu berichtigen bitten. Es ist zu lesen: p- 306Z. 15 v. o. statt t. 12 fig. 7 — t. 7 fig. 12. p. 347Z. 6 v. 0. statt Balaea — Balea. p. 3552. 13 v. 0, statt t. 8 fig. 10 — t.8 fig. 12. p- 389 Z. 17 v. u. statt fig. 5—6 — fig. 6. p: 412 Z.3 v. u. statt t. 19 fig. 2-5 — fig. 2—4. p- #11 bei Assimin. japonica add. Taf. 9 fig. 16. p. 424 ff. bei U. Reinianus, Biwae & Brandtii ist statt Taf. 15 zu lesen Tat. 23. p. 377las Figureneitat bei Cl. nodulifera ist zu streichen, da es mir unmöglich war, mir das einzige Originalexemplar zu verschaffen. Seite 409 407 405 406 402 391 391 392 391 303 346 345 400 399 400 348 346 347 335 336 386 401 425 426 423 423 422 420 424 421 all re ini rs eh worin‘ I a f Ei OR ATEFN ENT Fr Bet i y ” a udn aa re Br 7 ni 7 re AnoE Faäe RN er a j BE N 4 SE NTR RR ut rslir sag erh: 3 vn a e Dr U ; EI en 7711) En r 6 AA Sinai Sa eh au 2 MR ef: , a ee A RE EREAN ) , S z BL N a er a Ne ee a u iA PH er he . Ya jo TAN er Pt ee Are ie fe at BR DIE g BES FE 24 57 N yaro ru? ei i N 2 “it d e y Wr Kalte) in Die 4 h \ sk iR Wale tr P Mr] uni up KR wine Sy v es i Yan 3 F En x 5 a A a le BER Be ä ar Nee au Sa in | +) lee al ’ r 2 yo R: ll 20 AN ERR 2 RS ATT. a ee A Bl ’ 7 Disık ik, b ee Sri ee ’ er RN 5 « . .._ IT ieh NE ra ae rer Une We ld HER % were een BEN SEN | a an en Ken Er Be: = - WIE PEN ER RUE REN Er? VERRG/ Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Zweiter Nachtrag. Von Dr. phil. Oscar Boettger. Mit 1 Tafel. In engem Anschluss an meine grössere gleichbetitelte Arbeit in den Abhandl. d. Sencken- berg’schen naturforsch. Gesellschaft, Bnd. XI, 1877, S. 1 und an den in demselben Bande 1878 gelieferten ersten Nachtrag dazu folgt hier eine dritte Reihe von systematischen Untersuchungen, welche sich auf madagassische Kriechthiere beziehen.*) Die schönen vorliegenden Objecte haben sowohl dadurch, dass einzelne der untersuchten Formen für die Wissenschaft neu sind, *) Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, vier weitere Kriechthiere nachzutragen, die zum grössten Theil in Marocco neu beobachtet wurden und deshalb in meiner Bearbeitung der Reptilien und Amphibien von Marocco (vergl. diese Abhandl., Bnd. IX, 1874 und Bnd. XI. 1877) noch nicht angeführt werden konnten. Es sind dies: 1. Agama Bibroni A. Dum., welche Eidechse Dr. Hay nach A. Dumeril, Catalogue möthodique d. 1. coll. d. Rept., Paris 1851, S. 101 in Marocco entdeckte; 2. Discoglossus pietus Grav. sp. var. Scovazzü Cam. (= D. Scovazzi Cam.), welchen Frosch Camerano in Atti d. Accad. d. Torino, Bnd. XIII, 1877—78, S. 548 als neue Art von Tetuan, Tanger und Mogador beschreibt, den ich aber nicht specifisch von dem altbekannten vereinigten D. pietus-sardous trennen möchte; 3. Bufo vulgaris Laur., die derselbe Camerano a. gl. O., S. 551 von Larache in Marocco anführt, und 4. Hyla arborea L. sp., die sowohl Prof. Dr. C. von Fritsch in Mittheil. d. Ver. f. Erdkunde 1377, S. 22 von Casa Blanca, als auch Camerano a. o.a.0., S. 557 von Saffı und Mazagan angeben. Somit kennen wir jetzt (vergl. diese Abhand., Bnd. IX, 1874, S. 48 und die Berichtigung dazu ebenda Bnd. XI, 1577, S. 1) 31 Reptilien und Batrachier aus Marocco, von denen 20 Arten oder 64,52 °/o eircummelditerran, 3 2 » 9,68 °/o specifisch nordafrikanisch, 4 >» » 12,90 °/o vorläufig dem Land eigenthümlich und 402 » 12,90 % tropisch-afrikanisch genannt werden dürfen Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 59 — 458 — andere hier zum erstenmal als in Madagascar vorkommend erwähnt werden, als auch durch die Gesichtspunkte, welche sie in geographischer Beziehung erschliessen, manches Interesse. Die der folgenden Arbeit zu Grunde liegenden Sammlungen stammen, wie die früheren Ebenau’- schen Collectionen, aus der unmittelbaren Urwaldumgebung von Luku-B& auf der Insel Nossi-B6, wo sie Herr Kaufmann Anton Stumpff aus Homburg v. d. Höhe, zur Zeit in Luku-be wohnend, im Laufe des vorigen Jahres zusammenbrachte und dann mit anderen werthvollen und prächtig erhaltenen Naturalien der Senckenberg’schen Gesellschaft in drei Sendungen im Herbst 1878 und im Frühjahr und Vorsommer 1879 zum Geschenk gemacht hat. Ich erlaube mir im Namen der Senckenberg’schen naturforschenden Gesellschaft dem freundlichen und rastlos in ihrem Interesse thätigen Geber auch an dieser Stelle den aufrichtigsten Dank für seine im Dienste der Wissenschaft geleistete Mühewaltung und seine uneigennützige Berück- sichtigung unseres Museums ergebenst auszusprechen. Die Namen Carl Ebenau und Anton Stumpff theilen sich jetzt in das bleibende Verdienst, den Sammlungen der Senckenberg’schen naturforschenden Gesellschaft Madagascar in zoologischer Beziehung erschlossen zu haben. Sämmtliche Exemplare der in den folgenden Blättern aufgeführten Arten oder Varietäten von Reptilien und Amphibien der Insel Nossi-B& befinden sich wie die früher beschriebenen in der Sammlung der Senckenberg’schen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. — 249 — Reptilia. I. Ordnung. Serpentes. 1. Familie. Typhlopidae. I. Gen. Typhlops Schneid. 1. Typhlops (Typhlops) braminus Daud. sp. Daudin, Hist. Rept., Bnd. VII, 8.279 (Eryx); Cuvier, Regne anim. 2° @dit., Bnd. I, S. 73; Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, Bnd. VI, S. 309; Jan, Iconographie d. Ophid,, Lief. III, Taf. 4 und 5, Fig. 16. — T. inconspienus Jan in Elenco sistem. degli Ofidi, Milano 1563, Seite 11. (Taf. I, Fig, 1a—e.) Beim Vergleich mit einem sicher bestimmten Stücke des 7. braminus Daud. sp., das die Senckenberg’sche naturforschende Gesellschaft von der Insel Ceylon besitzt, kann ich ausser der geringeren Grösse und der dunkleren Färbung des madagassischen Exemplars keine nennens- werthen Unterschiede auffinden. Hier wie dort zähle ich 20 Längsschuppenreihen, nicht -19, wie Dumeril-Bibron auffallenderweise angeben. Das deutlich sichtbare Auge, die Ver- längerung des Nasalsuleus vorn bis ans Rostrale, die Eigenthümlichkeit, dass Nasale und Prae- oculare sich unten vereinigen und dadurch verhindern, dass das Frontonasale die Supralabialen berührt, die conische Schwanzspitze und die weissliche Färbung um Mund, After und Schwanz- spitze sind bei beiden Formen die gleichen. Die Färbung unseres kleinen Stückes von Nossi-B& ist sehr dunkel, auf dem Rücken glänzend schwarz mit helleren Schuppenrändern, die aber wenig zur Wirkung kommen, auf dem Bauch grauschwarz, doch ohne scharfe Abgränzung der Farben nach den Körperseiten hin, Prof. E. von Martens nennt in Preuss. Expedition nach Ostasien, Zoolog. Theil, Bnd. I, Berlin 1376, S. 283 die Farbe dieser und ähnlicher Arten von Typhlops im Leben slänzend stahlgrau. Dimensionen. Totallänge S3 mm, grösste Körperbreite 2 mm, Länge des Schwanzes 2,53 mm. Verhältniss von Körperbreite zu Körperlänge wie 1:42, von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1:36, während ich beide Verhältnisszahlen bei dem ceylanischen Stücke zu 1:42 und zu 1:50 fand. — 460 — Fundort. Nossi-B& an der Nordwestküste von Madagascar. Verbreitet ist die Art im Uebrigen über das ganze indo-malayische Gebiet und über das östliche Afrika. Ich finde sie in der mir zugänglichen Literatur erwähnt von Guam, Marianengruppe (Dum.-Bibr.), den Philip- pinen (D. B., Jan), den kleinen und grossen Sundainseln Ternate (Peters), Ceram (Peters-Doria), Amboina (Pet.-Doria), den Key-Inseln (Pet.-Doria), Timor (Pet.), Flores (Pet.), Borneo (Pet.) und Java (D. B., Jan), von Süd-China (Pet.), Bangkok in Siam (Pet.), Bengalen, der Coromandel- und Malabarküste (D. B., Jan) und Ceylon (Jan, Mus. Senckenberg), der Insel Bourbon (Maillard), von Mossambique (Pet.) und Süd-Afrika (Smith). Das Auftreten dieser kleinen Blindschlange an der Küste von Madagascar zeigt uns den Weg, den dieselbe bei ihrem Vordringen von dem einen Festland zum andern genommen haben muss. 7. braminus erhöht zugleich die Zahl der wenigen auf Madagascar in verhältnissmässig neuer Zeit eingewanderten Schlangenarten. Bemerkungen. Nach Dume&ril-Bibron’s und meinen Messungen wechselt das Ver- hältniss von Körperbreite zu Körperlänge bei dieser Species von 1:42 bis 1:52, das von Schwanzlänge zu Gesamnitkörperlänge von 1:36 bis 1:50. Die Mittelwerthe von 4 Beobachtungen betragen: Körperbreite : Körperlänge == 1:45,5. Schwanzlänge : Gesammtlänge — 1: 40,67. Da Jan seinen madagassischen, aus der Sammlung des Pariser Museums stammenden Typhlops inconspieuus (1863) in seiner Uebersicht der Typhlopiden von 1864 nicht mehr erwähnt, ihn auch in der Iconographie des Ophidiens nicht abgebildet hat, darf ich annehmen, dass diese Form, da sie bei Jan, Elenco sistem. $. 11 mit den Charakteren von 7. braminus (20 Schuppenreihen u. s. w.) ausgestattet wird, identisch ist mit der uns vorliegenden Art und zugleich mit der genannten, weit verbreiteten indo-malayischen Species, und dass der Name inconspicuus von Jan in späterer Zeit aufgegeben werden musste, als er sich von der Identität dieser Form mit 7. braminus überzeugt hatte. T. inconspieuus ist demnach in der von mir früher gegebenen Uebersicht (Boettger,. Madagascar, S. 32) als selbstständige Species zu streichen und an seiner Stelle 7. braminus Daud. sp. einzufügen. — 41 — II. Familie. Colubridae. I. Subfamilie. Coronellidae. T. Gen. Heterodon Pal. d. Beauv. 2. Heterodon (Anomalodan) madagascariensis D. B. Boettger, Madagascar, S. 5; Jan, Prodromo della Iconogr. gener. degli Ofidi, P. II, Modena 1863, 8. 17 (Anomalodon). Es liegt ein noch junges, sehr lebhaft und ansprechend gefärbtes Stück No. 4 von Nossi-B& vor. Nachzutragen ist meiner früheren Beschreibung dieser Schlange, dass am Hinterende jeder Schuppe 2 deutliche Grübchen, die meist heller gefärbt erscheinen als ihre Umgebung, zu beobachten sind. Rostrale ohne Kiel. Praeocularen 1—1, Postocularen 3—4. Supralabialen 8—8, Infralabialen 9—10, von denen links 4, rechts 5 die Inframaxillaren berühren. Die Schuppenformel für dieses Stück ist: Squ. 23; G. 1, V. 215, A. 1, Se. 73 (!ı, 24, I, 2h no I SB)% Färbung. Kopf dunkel hornbraun, sämmtliche Kopfschilder mit fein schwarzgesäumter Einfassung. Rücken schieferblau mit zahlreichen schmalen, im ersten Drittel des Körpers in Fleckreihen aufgelösten, vor dem Schwanze etwas alternirenden bläulichweissen Querbinden, von denen je 2 und 2 mit je einem seitlich stehenden ganz regelmässig mit den Querbinden alter- nirenden, rundlichen, bläulichweissen Fleck ein quergestelltes Sechseck bilden. Darunter befindet sich an jeder Seite ein tief indigoblaues, fast schwarzes, scharf markirtes, eng zickzackförmig geschwungenes Längsband. Die Unterseite des Körpers entspricht genau der unseres früheren Stückes No. 3. Die Länge von Schnauze zu Afterspalte beträgt 359 mm, die Länge des Schwanzes 73 mm, die Totallänge also 432 mm. Die Schwanzlänge verhält sich zur Totallänge wie 1: 5,92. Bemerkungen. Die Grenzwerthe der Variationen in der Schuppenformel stellen sich bei dieser Art nach Dume6ril-Bibron’s, Jan’s und meinen eigenen Beobachtungen jetzt auf: Squ. 235 G. 0—2, V. 209—215, A. 1, Sc. 67—73, von welchen letzteren die bis zu 24 ersten meist ungetheilt erscheinen. D Der Durchschnitt der 7 vorliegenden genauen Beobachtungen ergibt ausserdem für ZH. mada- gascariensis D. B. folgende Formel: Squ. 23; G. 1, V. 212, A. 1, Sc. 68 (12+4-56/56). — 462 — Die Grenzwerthe des Verhältnisses von Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge betragen nach den 6 vorliegenden Messungen von Dum&£ril-Bibron, Jan und mir 1:5,61 bis 1:6,21; das Durchschnittsverhältniss stellt sich aber auf 1: 5,87. I. Gen. Enicognathus D. B. 3. Enicognathus rhodogaster Schleg. sp. Boettger, Madagascar, S. 8. Vor mir liegen zwei weitere, ziemlich grosse, fast erwachsene Stücke dieser schön ge- färbten Schlange, die übereinstimmend jederseits 8 Supralabialen, je 1 Prae- und 2 Postocularen, je 1 Temporalschuppe erster Reihe und 17 Schuppenreihen wie die drei früheren Stücke zeigen. Die Schuppenformel von No. 4 ist: G. 2, V. 182, A. 1/1, Se. 75/75. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 541 mm, die Schwanzlänge 162 mm, die Total- länge also 703 mm, während das grösste Stück des Pariser Museums 940 mm in der Länge misst. Die Schwanzlänge verhält sich also zur Totallänge wie 1: 4,34. Die Färbung ist ähnlich der des Stückes No. 3, wie bei den erwachsenen Exemplaren dieser Art überhaupt ohne dunkle Rückenlinie und im ersten Körperdrittel mit weisslicher und schwärzlicher maschenartiger Einfassung der Rückenschuppen; die Kehltingirung ist schwach, die Zahl der Punktreihen auf den Bauchschildern beträgt etwa 8, doch ist dieselbe auf den einzelnen Schildern nicht ganz constant. Auf der Unterseite des Schwanzes fliesst die mittelste Punktreihe zu einem wirklichen Längsstreifen zusammen. No. 5 zeigt folgende Schuppenformei: G. 3, V. 185, A. 1/1, Se. 73/73. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 507 mm, die Schwanzlänge 138 mm, die Total- länge also 645 mm. Die Schwanzlänge verhält sich zur Totallänge wie 1: 4,68. In der Färbung unterscheidet sich dieses Exemplar von den Stücken No. 3 und 4 da- durch, dass es die bei den jungen Exemplaren gewöhnliche mediane dunkle Rückenlinie eben noch erkennen lässt, und dass auch die weissschwarze Mascheneinfassung der Rückenschuppen sich wohl über zwei Drittel der Körperlänge erstreckt. Die Kehltingirung ist ziemlich kräftig; die Mitte des Schwanzes- wird durch einen schwach markirten, dunkel orangerothen, hie und da nur schwach schwärzlich gefleckten Längsstreifen eingenommen. Bemerkungen. Die Grenzzahlen für die Variationen betragen bei dieser Schlange nach 10 Beobachtungen Schlegel’s, Jan’s, Dume6ril-Bibron’s und meiner Wenigkeit: Squ. 17 (-199%); G. 2-3, V. 182—200, A. 1/1, Se. 69/69 —95/95. — 465 — Hiernach stellt sich die Durchschnittsformel auf Squsal7.G2 23,2. 186, A 11,0Se. ZT. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge variüirt ebenso von 1: 3,45 bis 1: 4,68. Das Durchschnittsverhältniss von 8 Beobachtungen Schlegel’s, Dum&6ril-Bibron’s, Jan’s und von meiner Seite ergibt die Zahl 1: 4,09. H. Subfamilie. Dryadinae. II. Gen. Herpetodryas Boie. 4. Herpetodryas Bernieri D. B. var. quadrilineata D. B. Boettger, Madagascar, S. 9. Es liegen zwei weitere Stücke dieser Varietät vor, deren eines wie die früheren Exemplare jederseits 8 Supralabialen, je 1 Prae- und 2 Postocularen und 1 Temporalschuppe erster Reihe aufzuweisen hat. Diese No. 9 zeigt folgende Schuppenformel: Squ. 19: G. 3, V. 205, A. 1/1, S. 120/120. Die Färbung dieses Stückes ist analog wie die in Jan’s Iconogr. d. Ophid., Lief. 31, Taf. 4, Fig, 2, zeigt aber die allmälig nach hinten verschwindenden beiden schwarzen Seiten- binden unserer No. 2 und eine etwas abweichende Kopfzeichnung. Auf dem Hinterkopf bilden nämlich 5 gelblich-weisse Flecke eine deutliche Quincunx ; es zeigt sich nämlich links und rechts hinter dem Postoculare je ein Längsfleck, hinter den Parietalen in der Mitte des Kopfes ein quadratischer, 5 Schuppen einnehmender Fleck und links und rechts am Hinterkopf, da wo die Verschmächtigung desselben eben beginnt, wieder je ein runder, 4 Schuppen einnehmender Fleck. Die Bauchkante ist jederseits durch eine feine, schwärzliche, am Hinterende jedes Bauchschildes etwas punktförmig verstärkte Linie markirt. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 380 mm, die Schwanzlänge 141 mm, die Total- länge also 521 mm. Schwanzlänge zu Totallänge des Körpers wie 1: 3,70. Bei No. 10, einem kleineren Exemplar, sind die Kopfschilder analog wie bei dem Stück No, 9, aber linkerseits ist das Praeoculare deutlich quergetheilt. Die Schuppenformel ist hier: Squ. 19; G. 3, V. 214, A. 1/1, Se. 114/114. Die Färbung ist sehr ähnlich wie bei dem vorigen Stück, zeigt aber bis an die After- spalte fortgesetzte seitliche Längsbinden und weniger deutlichen Mittelfleck auf dem Hinterkopf. Die Länge des Thierchens bis zur Afterspalte beträgt 278 mm, die Länge des Schwanzes 89 mm, die Gesammtlänge also 367 mm. — 464 — Schwanzlänge zu Totallänge des Körpers wie 1:4,12. Bemerkungen. Die Grenzzahlen für die einzelnen Werthe in der Schuppenformei ändern sich durch diese neuen Beobachtungen nicht. 10 sichere Beobachtungen ergeben aber als Durchschnittsformel für die madagassische Varietät quadrilineata D. B. folgende Werthe: Squ. 19; G. 3, V. 209, Ar 1/1, Se. 116/116. Die Grenzwerthe des Verhältnisses von Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge sind auf- fallend weite, nämlich 1:2,67 bis 1:4,12, jedoch ist zu bemerken, dass diese beiden Extreme nur bei ganz jungen Stücken gefunden wurden. Das Durchschnittsverhältniss von Schwanzlänge zur Totallänge beträgt aber nach 8 sicheren Messungen 1:3,57 und bei älteren Exemplaren der Varietät quadrilineata D. B. nach 5 Messungen überhaupt immer sehr nahe an 1:53,61, während junge Stücke, wie wir eben gehört haben, in ihren relativen Verhältnissen von Schwanz- zu Gesammtlänge ganz auffallend grossen Schwankungen unterworfen sind. Ich will nicht unterlassen, hier nochmals zu wiederholen, dass mir unter den zahlreichen Schlangen von Nossi-Be und Madagascar, die mir bis jetzt durch die Hände gegangen sind, immer noch keine Art der Gattung Psammophis vorgekommen ist. III. Gen. Philodryas Wagl. 5. Philodryas miniatus Schleg. sp. „Boettger, Madagascar, S. 13. Es liegt vor mir No. 2, ein grosses, wahrscheinlich erwachsenes Exemplar mit leider verletztem und wieder verheiltem Schwanzende. Rückenfirst und Bauchkanten sind deutlich markirt. Pupille rund. Jederseits 1 Prae-, 2 Postocularen, 1 Temporale zwischen Parietale und 6tem Supralabiale, 8 Supra- und 10 Infralabialen. Die Schuppenformel für dieses Stück ist: Squ. 21; G. 3, V. 208, A. 1/1, Se. — Die Färbung ist analog dem Exemplare No. 1, aber nach hinten und auf dem ganzen Schwanz dunkler, fast kupferroth. Die Länge von der Schnauze bis zur Afterspalte beträgt 1051 mm, die Länge des ver- letzten Schwanzes 281 mm, die Totallänge also 1332 mm. Bemerkungen. Die Grenzwerthe der Variationen in der Schuppenformel stellen sich bei dieser Art jetzt auf: Squ. 21; G. 2—3, V. 197— 208, A. 1/1, Se. 128/128—161/161. — 45 — Der Durchschnitt der 5 vorliegenden Beobachtungen ergibt für Ph. miniatus folgende Formel: Squ. 21; G. 2, V. 203, A. 1/1, Sc. 144/144. Ueber die Verhältnisszahl von Schwanz- zu Gesammtkörperlänge kann ich keine neuen Daten beibringen, da das mir vorliegende weitere Exemplar am Schwanzende verletzt ist; nur soviel sei erwähnt, dass das grösste Stück des Pariser Museums 1543 mm misst, so dass unser Exemplar No. 2 in unverletztem Zustand nur um wenige Millimeter hinter demselben zurück- gestanden haben möchte. VI. Familie. Dryiophidae. I. Gen. Langaha Brug. 6. Langaha cristagalli Dum. Bibr. Dume&ril et Bibron, Erp6tologie gener., Bnd. VII, 2. Theil, 1854, S. 806, Atlas Taf. 71; Günther, Colubr. Snakes of the Brit. Mus., London 1858, S. 162; Jan, Iconogr. d. Ophid., S. 89, Lief. 33, Taf. 6, Fig. 1. Trotz der nahen Verwandtschaft dieser Art mit Z. nasuta Shaw sp. glaube auch ich, dass wir es in ihr mit einer selbstständigen Species zu thun haben, die freilich von ihrer Ver- wandten fast nur durch den abweichenden Nasenaufsatz, der, wie es scheint, in den verschiedenen Alterszuständen recht erheblichen Veränderungen unterworfen ist und durch die wesentlich abweichende Färbung zu unterscheiden sein dürfte. Für blosse Geschlechtsunterschiede scheinen mir die Unterschiede beider in Rede stehender Formen entschieden zu gross. Das wir vorliegende, noch junge, leider mehrfach verletzte Exemplar weicht von der Dume&ril-Bibron’schen Beschreibung im Wesentlichen nur in folgendem Punkte ab. Der Nasenaufsatz ist, abweichend von den Abbildungen erwachsener Exemplare in den Werken Dumeril- Bibron’s und Ja n’s, bei unserem Stück im allgemeinen ähnlich dem von L. nasuta Shaw gebildet, aber stärker von der Seite zusammengedrückt und in Folge dessen deutlich höher — vom Nasenloch an bis in die Mitte seiner Länge gleich hoch — und dann jederseits an der Basis dreimal scharf ausgezackt. Die Kerbung auf der Oberseite ist aber auch in der Seitenansicht nur schwach merklich. Auch die Färbung ist etwas abweichend von der bei Dum&ril-Bibron angegebenen. Die Grundfarbe der Oberseite sowol wie der Unterseite ist bei unserem Stücke ein grauliches Olivenbraun; der Kopf zeigt sich über und über besäet mit kleinen, scharfumgrenzten, schwarz- braunen Spritzfleckchen, der Rücken ist mit unregelmässigen, bald kräftiger vortretenden, Abhandl. d, Senckenb. naturf. Ges. Bd. X1. 60 — 466 — bald mehr verloschenen, dunkler braunen, hie und da seitlich heller gerandeten Längsstreifen bedeckt, weiche nach den Körperseiten hin und besonders im vorderen Körperdrittel weit deutlicher erscheinen als in der Rückenmitte. Die scharfe Trennung einer dunkleren Oberseite von einer lichten Unterseite durch eine schwarze, unten fast weiss eingefasste Seitenlinie, wie sie sich bei Z. nasuıta Shaw besonders an den Kopfseiten längs der Supralabialen stets deutlich beobachten lässt, fehlt hier vollkommen. . Auch ist die Unterseite hier äusserst fein schwarz- grau marmorirt, nicht fein punktfleckig wie bei L. nasuta Shaw. Constante Unterschiede dieser Species von L. nasuta Shaw sp., die sich in der Kopf- beschilderung erkennen lassen, habe ich ebensowenig wie Dum&@ril-Bibron aufzufinden ver- mocht. Das Praefrontale, die überzählige paarige Schuppe zwischen hinterem oberem Frenale und Frontale und auch sämmtliche hinter dem Auge gelegenen Kopfschuppen sind wie bei unserem Exemplar L. nasuta Shaw No. 1 gebildet. Jederseits zähle ich 8 Supra- und 9 Infralabialen, deren fünftes nahezu rechteckig erscheint. -Inframaxillaren sind links 4, rechts 3 zu beobachten. Die Schuppenformel kann ich leider nur unvollständig geben: Squ. 19; G. 6, V. 149, Alina Seh — Die Länge von der Spitze des Nasenaufsatzes bis zur Afterspalte beträgt 492 mm, die Länge des (stark verletzten) Schwanzes 224 mm, die Gesammtkörperlänge also 716 mm. Die Länge des Nasenaufsatzes, vom Nasenloch an bis zur Spitze gemessen, ist 14,5 mm, die grösste Höhe desselben 3 mm, die grösste Breite desselben an den hintersten Auszackungen 2 mm. Fundort. Auf der Insel Nossi-B&; nur ein von Herrn Anton Stumpff gesammeltes Stück. Die Art war bisher nur von Madagascar selbst angegeben gewesen. Bemerkungen. Dume&ril-Bibron’s, Jan’s und meine Beobachtungen ergeben für diese Schlange als Grundzahlen für die Variabilität der Schuppenreihen 19, der Gularen 5—6, der Ventralen 146—149, der Anale 1—1/l und der Subcaudalen 124/124—129/129. Die Durchschnittsformel stellt sich nach Berücksichtigung der wenigen mir bekannt gewordenen Angaben auf: Squ. 19; G. 56, V. 148, A. 1-—-1/1, Se. 127/127, so dass, wenn die Aufzeichnungen über die Zahl der Schwanzschilder verlässlich sind, hierin ein wichtiger, leider von mir nicht controlirbarer, Unterschied zwischen den beiden Langaha- c Arten läge. Die grösste von Dum6ril-Bibron beobachtete Körperlänge beträgt ca. 1012 mm, wovon 12 mm auf den Nasenaufsatz kommen. Das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge beträgt bei diesem im Pariser Museum liegenden Stücke 1: 2,6. — 467 — 7. Langaha nasuta Shaw sp. Boettger, Madagascar, Nachtrag I, 8. 2. Von dieser merkwürdigen Schlange liegt ein zweites Stück vor, das leider eine verletzte und wieder verheilte Schwanzspitze zeigt. Von dem früheren Exemplar unterscheidet sich diese No. 2 durch das Fehlen der über- zähligen Schuppe je links und rechts zwischen hinterem oberem Frenale und Frontale und durch das Auftreten einer kleinen, quer dreieckigen, unpaaren Schuppe am Hinterende des Frontale zwischen diesem und den Parietalen. Hinter den Postocularen zeigen sich links noch 2, rechts noch 1 kleines Schüppchen. Jederseits zähle ich 9 Infralabialen, von denen je das fünfte nahezu rechteckig erscheint. Die Färbung der Oberseite des vorliegenden Stückes ist ein gelbliches Fuchsroth, und der schwarze, unten weissgelb eingefasste Seitenstreif hebt sich im vorderen Drittel des Körpers deutlich und scharf von der tiefgelben, nach hinten mehr bräunlichgelben Unterseite ab. Im Uebrigen stimmt die Färbung mit unserer No. 1 überein. Als Schuppenformel finde ich bei diesem Stücke: Squ. 19; G. 7, V. 146, A. 1 (mit schwacher Andeutung von -Theilung), Sc. — Länge bis zur Afterspalte 501 mm, Länge des (stark verletzten) “chwanzes 127 mm, Gesammtkörperlänge also 628 mm. Nasenaufsatz vom Nasenloch an gemessen 14,5 mm. Bemerkungen. Die Grenzwerthe der Variationen in der Schuppenformei stellen sich nach den 6 vorliegenden Beobachtungen bei dieser Species auf: Squ. 19; G. 3—7, V. 145—152, A. 1—1/1, Sc. 136/136—153/153. Die Durchschnittsformel von Z. nasuta ändert sich nach dieser neuen Untersuchung nur insofern, als die Anale mitunter gespalten, mitunter ungetheilt auftritt; die Verhältnisszahlen von Schwanz- zu Gesammtkörperlänge bleiben dieselben. VII. Familie. Dipsadidae. II. Gen. Eteirodipsas Jan. 8. Eteirodipsas colubrina Schleg. sp. Boettger, Madagascar, S. 16 und Mad. Nachtrag I, S. 3. Es liegen von dieser häufigen Schlangenart wiederum fünf Stücke vor. Auch bei dem Exemplar No. 9 zeigen sich die rundlichen, knötchenförmigen Erhaben- heiten auf den seitlichen Kopfschildern, wie ich sie »Madagascar« S. 16 schon erwähnt — 468 — habe. Ich zähle an ihm je 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen neben jederseits 8 Supra- labialen. Die Schuppenformel dieses Stückes ist: Squ. 25; G. 2, V. 184, A. 1/1, Se. 66 (2/2, 2, 62/62). Die Färbung ist oberseits fast uniform braungrau, an den frisch gehäuteten Stellen lebhaft hell aschgrau mit schwarzer Maschenzeichnung, analog unserem Exemplar No. 2. Länge bis zur Afterspalte 423 mm, Schwanzlänge 85 mm, Gesammitlänge des Thieres also 508 mm. Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1: 5,98. Dumeril und Bibron geben als Nahrung dieser Schlangenart Frösche und kleine rattenartige Nagethiere an; unser Exemplar war, als es getödtet wurde, eben im Begriff, einen Gecko (Hemidactylus mabowia Mor. d. Jon. sp.) zu verschlingen, der am Kopfe bereits theil- weise verdaut ist. Beim Herausnehmen des Gecko aus dem Rachen der Schlange zeigte sich deutlich, welch kräftiges Instrument zum Festhalten der Beute die gefurchten, stärkeren, längeren Zähne hinten im Oberkiefer bei dieser Art abgeben und wie schwierig es ist, der Schlange die einmal gefasste Beute unverletzt zu entreissen. ; No. 10 ist ein noch sehr jugendliches Stück mit gleichfalls je 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen neben rechts 9, links 8 Supralabialen. Zwischen dem vierten Supralabiale und den Ocularen befindet sich rechterseits noch eine accessorische Schuppe. Seine Schuppenformel ist: Squ. 25; G. 3, V. 199, A. 1/1, Se. 67/67 (sämmtlich getrennt). Die Färbung ist oberseits dunkel graubraun mit zahlreichen, undeutlichen, schwärzlichen Querflecken; die Maschenzeichnung tritt nur an den frischen Häutungsstellen deutlicher hervor. Die Bauchschilder zeigen jederseits sehr feine braungraue Pünktchen, die in zwei mehr oder weniger regelmässige Längsreihen gestellt erscheinen. Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 254 mm, die Schwanzlänge 55 mm, die Gesammt- länge des Thierchens also 339 mm. Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1: 6,16. Das Stück No. 11 mit nur schwachen knötchenförmigen Erhabenheiten auf den vorderen Supralabialen zeigt 3—2 Praeocularen, 3—3 Infraocularen, 2—3 Postocularen, von denen das unterste Praeocular der linken Seite als accessorisch bezeichnet werden muss, und 8—8 Supra- labialen. Die Schuppenformel dieses Stückes ist: Squ. 25; G. 4, V. 188, A. 1/1, Sc. 64 (2/2, 2, 34/34, 3, 2/2, 1, 20/20). — 469 — Die Färbung desselben ist sehr ähnlich der unserer No. 2 und 9. Der Bauch ist nur schwach und zwar blos vorn und hinten deutlicher gemarmelt und gefleckt. Die Länge von der Schnauze bis zur Afterspalte beträgt 467 mm, die Schwanzlänge 98 mm, die Gesammtlänge des Thieres 565 mm. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt also 1: 5,77. No. 12 ist ein ganz junges Exemplar mit je 2 Prae-, 3 Infra- und 3 Postocularen und jederseits 8 Supralabialen. Seine Schuppenformel stellt sich auf: Squ. 25; G. 5, V. 187, A. 1/1, Sc. 66/66 (sämmtlich getheilt). Die Färbung ist analog unserem Stück No. 10. Die Kehle zeigt zahlreiche dunkle Längsstreifen; der Bauch erscheint nur seitlich fein gepunktet. Die Länge von der Schnauze bis zur Afterspalte beträgt 185" mm, die Schwanzlänge 4] mm, die Gesammtlänge des Thierchens 226'e mm. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt also 1: 5,52. No. 13 ist genau geformt und gefärbt wie das vorige Exemplar und gehört augen- scheinlich demselben Wurfe an. Die Zahl und Form der Kopfschilder ist genau dieselbe, wie bei No. 12. Die Schuppenformel dieses Stückes ist: Squ. 25; G. 3, V. 196, A. 1/1, Se. 68/68 (sämmt- lich getheilt). Die Länge von der Schnauze bis zur Afterspalte beträgt 185 mm, die Schwanzlänge 42 mm, die Gesammtlänge des Thierchens also 227 mm. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt 1:5,40. Bemerkungen. Schlegel’s, Dum&ril-Bibron’s, Jan’s und meine eigenen Unter- nehmungen ergeben jetzt für EP. colubrina Schleg. sp. als Resultat von 18 Beobachtungen folgende Grenzzahlen für die Schuppenformel: Squ. 25-29; G. 1-5, V. 176—202, A. 1/1, Sc. 63/63—71/71. Die Durchschnittsformel aber stellt sich auf: Squ. 25—27; G. 3, V. 194, A. 1/1, Se. 68/68. Ebenso variüirt das Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge nach 14 sicheren Messungen von 1:5,40 bis 1:6,31; das Durchschnittsverhältniss derselben aber 1: 5,86. — 40 — VIII. Familie. Pythonidae. II. Gen. Xiphosoma Wagl. (Sganzinia Gray). 9. Xiphosoma madagascariense Dum. Bibr. Boettger, Madagascar S. 21. Es liegen vor mir zwei weitere junge, gut erhaltene, schön gefärbte Exemplare dieser prachtvollen Schlangenart. Auch bei ihnen ist die Auffassung der Zahl der Schildehen um das Nasenloch richtiger 3, doch ist die Naht zwischen dem linken und rechten über dem Nasenloch liegenden Schildchen häufig obsolet, und ıman sieht dann nur ein langes oberes und ein kleines unteres Nasale. Die Färbung dieser neuen Stücke stimmt mit der von Dum&ril und Bibron für junge Exemplare beschriebenen und mit der unserer früheren Stücke überein; doch enthalten die schwarzen Rautenflecke auf den Körperseiten weisse Kerne, welche oft 10—12 Schuppen bedecken. No. 3 ist ein sehr kleines Exemplar, welches noch die Reste der Nabelschnur zeigt. Bei ihm erscheint das hintere Paar Internasalen im letzten Drittel symmetrisch quergetheilt, so dass anscheinend 3 Paar hinter einander stehende Internasalen vorhanden sind. Nasenöffnung beiderseits zwischen 3 Schildehen, einem vorderen, einem oberen und hinteren, und einem unteren. Links 2 Frenalen, rechts 2 und darüber ein kleines accessorisches Schildchen. Circumocularen links 10, rechts 9; Supralabialen in Berührung mit dem Auge links 3, rechts 2. Supralabialen links 15, rechts 16 und jederseits auch die entsprechende Zahl von 15, beziehungsweise 16 Infralabialen. Schuppenformel: Squ. 53; G. 0, V. 233, A. 1, Se. 45 (ungetheilt). Die Länge des Thierchens bis zur Afterspalte beträgt 475 mm, die des Schwanzes 48 mm, die Totallänge demnach 523 mm. Es verhält sich also die Schwanzlänge zur Totallänge wie 1:10,9, ein Verhältniss, was von den früher gefundenen Zahlen stark abweicht, dagegen mit den von Dumeril und Bibron gemachten Angaben 1:10 bis 1:11 gut übereinstimmt. Das zweite etwas stärkere Exemplar No. 4 zeigt links das Nasenloch von einem einzigen ringförmigen Nasale umgeben, dessen 3 Nähte also innig verwachsen sind, rechts sind die 3 Schildchen, aus deren Verschmelzung dasselbe hervorgegangen ist, noch deutlich erkennbar. Links und rechts je 3 Frenalen. Circumocularen links nur 7, rechts 8, indem mehrere Nähte — 41 — benachbarter Schildchen obsolet werden; jederseits kommen 2 Supralabialen mit dem Auge in Berührung. Supra- und Infralabialen jederseits je 15. Bei diesem Stück finde ich die Schuppenformel: Squ. 49; G. 0, V. 234, A. 1, Se. 45 (ungetheilt). Die Länge bis zur Afterspalte beträgt 435 mm, die des Schwanzes 5l mm, die Total- länge demnach 486 mm. Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge wie 1:9,53. ;3emerkungen. Dumeril-Bibron’s, Jan’s und meine eigenen Beobachtungen ergeben für diese Schlange als Durchschnittszahl von 7 Untersuchungen folgende Schuppen- formel: Squ. 49; G. 0, V. 229, A. 1, Sc. 44 (ungetheilt). Das Verbältniss von Schwanz- zu Körperlänge wechselt nach 6 Messungen, welche ı Dumeril-Bibron und ich angestellt haben, von 1:8,78 bis 1:11; die Durchschnittszahl beträgt aber 1: 9,91. Il. Ordnung. Lacertilia. II. Familie. Zonuridae. II. en. Gerrhosaurus Wiegmann. Von dieser über die ganze äthiopische Region im Sinne von Wallace und über die Insel Madagascar verbreiteten Gattung, von der an letzteren Ort allein 6 Arten vorkommen sollen, ist mir bislang nur der folgende Vertreter zugänglich geworden. ' 10. Gerrhosaurus (Cicigna) madagascariensis Gray Sp. Gray, Synopsis Rept. in Griffith’s Amimal Kingdom, Bnd. IX, 8. 64 und Catalogue of Spec. of Lizards in the Brit. Mus. 1845, S. 49 (Cicigna); Dume6ril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. V, S. 375, Taf. 47 (bifasciatus); A. Smith, Il. Zool. of South Africa, Taf. 42, Fig. 35—27. Es liegen drei von Hın. Anton Stumpff auf Nossi-B& gesammelte Exemplare dieser schönen Faltenechse vor mir. Zur Gray’schen Diagnose ist zu bemerken, dass die Schuppenkiele auf dem Hinterrücken und Schwanz deutlicher werden, und dass namentlich der Mittelkiel erst weiter nach hinten schärfer hervortritt. — 42 — Zu Dum&6ril-Bibron’s sehr ausführlicher Beschreibung erlaube ich mir noch folgende Bemerkungen. Vom Kopf bis zum Schwanzanfang zähle ich bei No. 1, oben 52 Querreihen von Schuppen; unten 2 Gularen, 20 Querreihen am Halse bis zu der Reihe (excl.), in der das grosse Pectorale liegt, von dieser (incl.) bis zum After 32 Querreihen am Bauche. Der After wird von 3 grossen Schildchen gedeckt. Auf der Schwanzunterseite sind 82 Querreihen zu zählen, deren erste links und rechts hinter der Afterspalte an der Seite eine dreieckige, dornartig vortretende Schuppe zeigt. Schenkelporen sind links 22, rechts 21 vorhanden. Die Schuppen auf der Breitseite des Unterschenkels sind gekielt und der Kiel ist hier besonders deutlich. Färbung. Der Rücken zeigt keinen schwarzen Mittelstreif und ist stark schwarz gefleckt; die weissen Seitenbinden sind bis fast zur Insertionsstelle der Hintergliedmaassen zu verfolgen; die Gliedmaassen selbst zeigen zahlreiche, runde, schwärzlich eingefasste helle Augenfleckchen. Dimensionen. Kopflänge 27 mm, Rumpflänge bis zur Afterspalte 115 mm, Schwanz- länge 254 mm; Gesammtlänge also 396 mm. Das Verhältniss von Schwanz- zu Gesammtkörperlänge ist demnach wie 1:1,56, während sich dasselbe bei Dum6ril-Bibron’s Messung auf 1:1,68 berechnet; das von Kopf- zu Rumpf- länge wie 1:4,26. No. 2, gleichfalls ein erwachsenes Stück, zeigt oben vom Kopf bis zum Schwanzanfang nur 50 Querreihen von Schuppen; unten stehen 2 Gularen, dann 17 Querreihen am Halse bis zu der Reihe (excl.), in welcher sich das durch seine Grösse etwas ausgezeichnete Pectorale befindet; von diesem (inel.) bis zum After aber zähle ich 31 Querreihen von Schuppen am Bauche. Der After wird von 5 Schildchen gedeckt, deren seitlichstes Paar sehr klein ist, aber etwas eckig vortritt. Auf der Schwanzunterseite sind 80 Querreihen von Schuppen zu zählen, deren erste links und rechts hinter der Afterspalte an der Seite eine nur sehr schwach eckig vortretende Schuppe aufzuweisen hat. Schenkelporen sind jederseits 20 vorhanden. Die Färbung weicht, abgesehen von den lebhaft goldglänzenden, anstatt wie gewöhnlich in Spiritus weissen Seitenbinden in nichts von dem vorigen Stücke ab. Dimensionen. Kopflänge 24!’ mm, Rumpflänge bis zur Afterspalte 119%, Schwanz- länge 240 mm; Gesammtlänge also 354 mm. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Gesammtkörperlänge ist demnach wie 1:1,60 und das von Kopflänge zu Rumpflänge wie 1:4,38. Ein weiteres jugendliches Stück No. 3 zeichnet sich vor den anderen durch bedeutend stärkere Streifung der Schuppen aus, deren Streifen bereits auf den ersten Querreihen des — 413 — Oberhalses vollkommen deutlich sind. Das Exemplar zeigt vom Hinterkopf bis zum Schwanz- anfang oben 51 Schuppenquerreihen; unten 2 Gularen, 17 Querreihen auf dem Halse und 33 Querreihen auf dem Bauche. Der After ist wie bei dem vorigen Stücke gedeckt. Der Schwanz zeigt sich in seiner letzten Hälfte regenerirt. Schenkelporen sind 19—21 vorhanden. Färbung. Der Seitenstreif erscheint hier breit, prachtvoll spangrün und goldglänzend; die Körperseiten sind mit zahlreichen, grünen Punktfleckchen geziert. Nach der Spitze der Extremitäten hin und an den Zehen erscheinen diese Fleckchen blaugrün. Im Uebrigen ist die Färbung gleich der der oben beschriebenen erwachsenen Exemplare. Dimensionen. Kopflänge 15 mm, Rumpflänge bis zur Afterspalte 65 mm, Schwanz- länge (regenerirt) 735 mm; Gesammtlänge also 155 mm. Das Verhältniss von Kopflänge zu Rumpflänge beträgt demnach 1:4,33. Die Verhältnisszahlen für die Zehenlängen des Hinterfusses sind, wenn wir die Länge der Innenzehe — 1 setzen, wie 1:2:3:4:21e. Zu Dumeril-Bibron’s schöner Zeichnung dieser Art ist nur zu bemerken, dass das Frontale sich bei unseren Stücken vorn mehr verschmälert, auch die paarigen Fronto-Inter- nasalen mehr in die Länge gezogen sind, und dass das Frontale hinten mit den Parietalen einen stumpferen Winkel bildet. Die Fundorte für diese Art sind Nossi-Be und Madagascar, von wo sie durch Professor W. Peters speciell von Kanatzi an der Westküste angeführt wird. VI. Familie. Geckones. II. Gen. Phyllodaetylus Gray. Diese Gattung, im Sinne von Gray, Catalogue of Lizards, S. 150 genommen, datirt vom Jahre 1828 und hat also die Priorität vor Discodactylus Fitzinge® 1843, Diplodactylus Gray 1830 aber die vor Phyllodactylus Fitzinger. Nach Prof. W. Peters’ brieflicher Mittheilung sind beide genannten Gruppen besser als Seetionen einer und derselben Gattung aufzufassen, in welcher dann Phyllodactylus sens. str. die Arten mit heterogener, Diplodactylus die mit homogener Beschuppung umfasst.) ') Ich will beiläufig nieht unerwähnt lassen, dass Herr Prof. W. Peters mich brieflich auch auf die Identität von Diplodactylus gerrhopygus Wiegm. — dem später publieirten Phyllodactylus gymnopygus Dum. Bibr. aufmerksam machte, welcher von Fitzinger in seinem Systema Reptilium, Vindobonae 1843, p. 94 und 95 sogar in zwei verschiedene (aber identische) Gattungen gestellt worden ist. Abhandl, d. Senckenb,. naturf, Ges. Bd. XI. 61 — 44 — 11. Phyllodactylus (Phyllodactylus) Stumpffi n. sp. Ber. d. Senckenberg. Ges. 1878—79, S. 85. Char. Digiti omnes unguiculati, graciles, recti, subtus serie singula lamellarum trans- versarum subgranulatarum instructi; disei scausorii trapezoidales, sulco longitudinali bipartiti, plani. Pholidosis notaei heterogenea. — Pupilla verticalis; rostrale convexo-trapezoidale, superne latius; supralabialia 12; mentale triangulare; infralabialia 12. Submentalia anteriora 2 longe producta, ad latera singulis posticeque uno seutello sexangulari majore secuta. Orbitae dis- tinetae sulco eircumseriptae, oceiput cute adstrietum, parallelopipedum formans. Dorsum seriebus longitudinalibus tubereulorum triangularium regularibus 6 pluribusque indistinctis dorso-lateralibus ornatum; latera membraque tubereulis subcarinatis, venter squamis laevibus, satis magnis, rotundato- sexangularibus instructus. Cauda ut videtur subverticillata, supra seriebus 6 spinularum armata. Supra nigro-griseus, subtus sordide albus, capite subfusco-griseo, subunicolori, dorso linea longitudinali pallida cum maculis transversis dorsalibus 4, parallelogramma formantibus, palli- dioribus, nigro-marginatis connexa, Beschreibung. Die vorliegende Art zeigt einen kräftigen, kegelförmigen Kopf mit stark ‚abgeschnürtem Haistheil. Unmittelbar binter den etwas nach rückwärts und: aufwärts gerichteten Nasenöffnungen liegt eine schwache Depression, ebenso findet sich in der Kopfmitte eine breite Längsfurche, welche bis zum Hinterkopf reicht, so dass von der Nasenöffnung jeder- seits ein bis zur Orbita ziehender ‚undeutlicher Längskiel entsteht. Die aus, der Kopffläche etwas herausgewölbte Orbitalgegend ist durch eine halbkreisförmige Furche scharf von der Frontalgegend geschieden und mit rundlichen, etwas. flachen Schuppen gepflastert; die ganze übrige Kopfoberseite dagegen erscheint. mit, meist etwas länglichen, schwach kielförmig erhabenen Schuppen überkleidet, die auf dem quer rechteckigen Hinterkopf links und rechts je ‚einen Wirbel zu bilden scheinen, ohne ein deutliches Oceipitalschildehen einzuschliessen,. Das Nasen- loch, das nach innen von je einer grösseren, auf das Rostrale sich aufsetzenden Schuppe be- grenzt wird, befindet sich am oberen Hinterende des rechteckigen oder besser gesagt trapez- förmigen Rostrale, dessen horizontale Oberkante weiter nach hinten reicht und somit aufgerollt breiter erscheinen würde als die Unterkante. Supralabialen sind jederseits 12, Infralabialen desgleichen je 12 zu beobachten. Das erste Supralabiale ist deutlich höher als die übrigen, so hoch wie (das Rostrale, und reicht oben bis ans Nasenloch; 'von den Infralabialen sind die 3 ersten deutlich höher als die übrigen. Das Mentale ist dreieckig und etwas breiter als lang. An dasselbe schliessen sich nach hinten 2 längsgestellte, auffallend langgestreckte, sechsseitige, —-— 4155 — grössere Submentalschilder an, an die sich links und rechts noch je eine paarige und nach hinten’ eine unpaare Schuppe anlehnen, welche deutlich grösser als die übrigen Kehlschüppchen und von sechs- oder siebeneckiger Gestalt sind. Daran reihen sich dann nach hinten die all- mälig kleiner werdenden Körnerschüppehen der Kehlgegend, die im Allgemeinen klein sind und weniger als halb so gross erscheinen als die relativ grossen, ziemlich rundlich-sechseckigen, flachen Schuppen der Bauchgegend. Die Pupille ist senkrecht gespalten, die Ohröffnung gross und breit sehlitzförmie. Die ‘ganze Oberseite des kräftig gebauten Körpers und der Glied- maassen ist mit zahlreichen, grossen, dreiseitigen Tuberkeln gepflastert, die aus rundlich-drei- seitiger Basis entspringend, sich zu einer nach hinten gerichteten Spitze erheben, ja nach dem Unterrücken hin allmälig fast dornartig zugespitzt erscheinen. Auf dem Rücken stehen diese Tuberkel in 6 deutlich ausgeprägten Längsreihen, seitlich von diesen Reihen schliesst sich aber noch ein breites Haufwerk ähnlicher, aber sehr unregelmässig in Reihen geordneter Tuberkel an, die, nach unten niedriger werdend, in die schwachgekielten Seitenschuppen übergehen. Links und rechts hinter der Afterspalte steht nur ein ganz schwaches spitzes Höckerchen, das sich in Form und Grösse kaum von andern ähnlichen Tuberkeln seiner Umgebung unter- scheidet. Der Schwanz, von dem nur wenige Ringe erhalten sind, indem die Hauptmasse des- selben regenerirt erscheint, ist mit Wirteln von spitzen Dörnchen bewehrt, und zwar, wie es scheint, gleichmässig unten wie oben. Doch dürften die Dornen der 6 Längsreihen der Schwanzoberseite etwas kräftiger entwickelt sein als die der Unterseite. An den kräftigen, wohl proportionirten Gliedmaassen stehen je 5 schlanke, wohlausgebildete, gegen das Ende hin deutlich verschmälerte und dann wieder nach Art eimes Fliegenrüssels verbreiterte, am Ende abgestutzte Zehen, die sämmtlich krallentragend sind. Die Daumen stehen in ihrer Entwick- lung nicht hinter den übrigen Zehen zurück. Die innere Hand- und Fussfläche ist fein granulirt und die Zehen sind auf der Unterseite mit einfachen Querlamellen versehen, welche zwar durch eine schwache Längsfurche in der Mitte nach links und rechts etwas granulös erscheinen, aber unter keinen Umständen, wie bei Günther’s neuem, von der Comoreninsel Anjuan stammen- dem Genus Paroedura, zweitheilig genannt werden dürfen,‘ "Die Haftscheibe an der Unter- Seite der Zehenenden besteht aus 2 durch die Kralle vollkommen getrennten Theilen; die ver- rundet-rechteckigen. Hachen Einzelballen, ‘aus denen dieselbe besteht, erscheinen in der Mitte etwas der Quere nach ausgehöhlt. Die Färbung ist bei dem vorliegenden Spiritusexemplar auf der Oberseite ein ziemlich dunkeles Grauschwarz, das auf dem Kopfe mehr ins Bräunliche, auf den Extremitäten mehr ins Aschgraue spielt. Die Lippenschilder erscheinen schmutzig gelblich, die Augendecken aschgrau. — 416 — P Der Hinterkopf ist von einer —förmigen, nach vorn geöffneten, helleren, aussen dunkler gesäumten Linie umgeben. Auf dem Nacken zeigen sich 3 hellere Längslinien, deren eine auch noch längs des Rückens sich als Mittellinie bis zum Schwanze hin fortsetzt, und von der sich 4 grosse, hellere, schwärzlich eingefasste, in die Quere über dem Rücken liegende, recht- eckige bindenartige Flecke abzweigen. Die Ränder der Tuberkel auf den Gliedmaassen sind schwach schwärzlich tingirt. Die Unterseite des Körpers ist einfärbig schmutzigweiss, nur ein grosser verwaschener Fleck vor der Afterspalte, der sich bis in die Weichen zieht, erscheint dunkel violettgrau gefärbt. Dimensionen. Länge des Kopfes 23 mm, grösste Breite desselben 16 mm, grösste Höhe desselben 11,5 mm. Entfernung der beiden Orbitalsuleus von einander 3,2 mın. Körper- länge (ohne Kopf) bis zur Afterspalte 44,5 mm, Länge des (regenerirten) Schwanzes 25 mm; Gesammtkörperlänge also 92,5 mm. Fundort. Die Insel Nossi-Be, von Herrn Anton Stumpff, dem zu Ehren ich die Art benenne, bis jetzt nur in einem Exemplar erbeutet. Bemerkungen. Von meiner in mancher Beziehung nicht wunähnlichen, gleichfalls madagassischen Gattung Ebenavia unterscheidet sich die vorliegende Art durch die Anwesen- heit von Krallen an allen Zehen, durch das Vorhandensein von deutlichen Submentalen, durch die Bildung des Oberkopfes u. s. w. Von Phyllodactylus pulcher Gray unbekannten Vater- lands trennt unsere neue Art ausser Anderem die kleinere Zahl der deutlich erkennbaren Tuberkel- reihen des hückens, von Phyllodactylus tubereulatus Wiegm. aus Californien die Zahl der Labialen und die Form und Stellung des Mentale und der Submentalen. Verwandtschaft oder gar Identität könnte aber möglicherweise bestehen mit der einzigen bis jetzt von Madagascar ange- gebenen Art dieser Gattung, dem Phyllodactylus androyensis Grandidier (Revue de Zoologie, Il. Ser., T. 19,.1867, S. 233). Leider ist die Diagnose, die ich hier wörtlich wiedergeben will: » Phyllodactylus androyensis. — Superne griseus, lateribus rubro-brunneis; in dorso quatuor paribus macularum reniformium, prima pare frenum attingente. Capite griseo, cum nigra macula. Infra albidus. Tubereulis triangularibus. Cauda brevi in turbinis forma, rugosa. Hypodactylis granulosis. — Long. e nasi apice ad basin caudae 0,035 m; caudae, 0,02 m. — Hab. Sanetae Mariae promontorium ins. Madagascar.« zu wenig ausführlich, als dass man die Art mit Sicherheit mit unserer Form identificiren könnte. Im Uebrigen sind auch die Abweichungen in der Färbung hinreichend gross, und der Fundort am äussersten Südende von Madagascar weit genug entfernt, um es recht fraglich erscheinen zu lassen, ob beide Arten auf dieselbe Species bezogen werden können. N — III. Gen. Uroplates Fitzinger. "12. Uroplates fimbriatus Schneid. sp. Schneider, Amphib. Phys., II. Theil, S. 32; Daudin, Hist. Rept., Bnd. IV, S. 160, Taf. 52; Dumeril et Bibron, Erpetologie gener., Bnd. II, S. 381, Taf. 33, Fig. 4; Gray, Catalogue of Lizards, 8. 151. Das vorliegende gut erhaltene Stück dieser bemerkenswerthen Geckonenform ist etwa halbwüchsig und noch mit deutlicher Fleckenzeichnung versehen. Von der Dume&ril-Bibron’schen Beschreibung weicht dasselbe nur in folgenden Kleinig- keiten ab: Ich zähle jederseits etwa 50 Supralabialen bei diesem und 41 Supralabialen bei einem alten erwachsenen mit II H 1a bezeichneten Stück der Senckenberg’schen Sammlung, nicht 34, wie Dume6ril und Bibron angeben, sowie 86 Infralabialen, während unser altes Exemplar deren 68 besitzt und Dum&ril-Bibron 72 bei ihren Stücken angeben. Die Zahl der Lamellenpaare vorn unter der Verbreiterung der Zehen schwankt bei den beiden mir vor- liegenden Exemplaren zwischen 10 und 11, während Dum&ril-Bibron nur die Zahl 10 kennen. Ein einfacher, aber stark entwickelter, rundlicher Tuberkel steht rechts und links hinter der Insertionsstelle der Hintergliedmaassen an der Seite des kugligen Vordertheiles des Schwanzes. Die grösseren rundlichen Tuberkel, welche die allgemeine Körperbedeckung durchsetzen, sind, wie schon Dumeril und Bibron für die Jugendform richtig angegeben haben, bei dem neuen vorliegenden Exemplar vorn bis über den Kopf hin verbreitet und finden sich auch auf der Oberfläche der Gliedmaassen, während sie bei dem ausgewachsenen älteren Stück sich mehr verflachen und daher weniger deutlich zur Anschauung kommen. Färbung. Von den Dumeril-Bibron’schen Angaben weicht das jüngere Stück nur dadurch ab, dass die Grundfarbe, ein röthliches Violettgrau, auf der Oberseite undeutlich über und über schwarzgrau gefleckt und marmorirt erscheint, während die Unterseite einfarbig hell- rosa ist und nur auf der Brust, in den Kniegelenken und auf der Schwanzunterseite wenig zahlreiche, schwache, grauliche Fleckchen erkennen lässt. Dimensionen. Grösseres älteres Stück. Neues Stück. :otallanzesau a En 278 mm. 214 mm. Kopflaneer? Pens ran: 60 » Ar Kopihöhemen Are a ea a: 21,5 > 17,2 » Koptbreiteseeree A he OH RE 397% 29,2 » Rumptlängen sure wre > 126273 100 >» Schwanzlängese ser NE, 92 >» 69 >» Grösste Breite des Schwanzanhangs . 29 3 23,5 » — A — Die Schwanzlänge verhält sich demnach zur Gesammtkörperlänge wie 1:83,02, beziehungs- weise wie 1:3,1, während Dumeril-Bibron’s Messungen 1:2,63 als Verhältnisszahl ergeben. Bemerkungen. Bei aufmerksamer Vergleichung. des vorliegenden Stückes mit dem in meinem Nachtrag I, 8: 5 beschriebenen weit kleineren Uropl. Hbenaui, dem abgesehen von anderen Eigenthümlichkeiten die Auszackung des seitlichen Hautsaumes ganz abgeht, während im Gegentheil'der Schwanz zierlich ausgezackt erscheint, bin ich auch heute noch der Ausicht, dass nach unserer jetzigen Kenntniss beide Formen sich nicht auf ein und dieselbe Art zurückführen lassen, IV. Gen, Hemidactylus Cuvier. 15. Hemidactylus mabouia Mor. de Jon. sp. Mor. de Jon., Monogr. Geck. mabouja des Antilles; Dum6ril et Bibron, Erpetologie sener., Bnd. III, S. 362; Gray, Catalogue of the Lizards in the Brit. Mus., S. 154. —= mercatorius Gray, a. a. O.,S. 155 und Boettger, Madagascar, S. 23, Taf. I, Fig. 4, — platycephalus Peters, Verhandl.d. preuss. Akademie 1854, S. 615 und v. d. Decken’s Reisen in Öst-Afrika, Bd. III. Abth. I, S. 13 und Günther, Ann. a. Magaz. Nat. Hist., V. Ser. Bd. IN, N02 15,82 217: — frenatus Boettger, Madagascar, Nachtrag I, 8. 7, Taf. I, Fig, 2. Durch die überaus grosse Gefälligkeit des Herrn Prof. Dr. W. Peters in Berlin, der mir 10 Standgläser dieser Art mit höchst instructiven Stücken von zahlreichen amerikanischen‘ und afrikanischen Fundorten zur Vergleichung mittheilte, bin ich im den Stand gesetzt, alle die ebengenannten Formen definitiv für identisch zu erklären und mit der altbekannten amerika- nischen Species zu vereinigen. Wie bei den meisten Hemidactylus-Arten ist auch für diese Art die spaltförmige Pupille charakteristisch, und wenn auch unser im Nachtrag I, Taf. I, Fig. 2. gezeichnetes Stück und einige andere Exemplare des Berliner Museums eine etwas mehr ge- öffnete Pupille zeigen, so lässt sich dieselbe doch unbedenklich auf eine elliptische Grundform zurückführen. Im Allgemeinen ist die Sculptur des Rückens bei der afrikanischen Form von H. mabowia etwas schwächer als bei der amerikanischen, die Tuberkel sind flacher und auf dem Rücken, besonders bei jüngeren Stücken, so wenig zahlreich, dass sich oft nur auf der hintern Rückenhälfte links und rechts der Rückenfirst eine weitläufige Reihe von 5—6 flachen, rundlichen Tuberkeln zeigt, die blos um das Doppelte grösser erscheinen als die kleinen Gra- nulationen der übrigen Rückenbedeckung, und dass ausserdem nur noch je 2 unregelmässige Reihen grösserer Tuberkel auf der Rücken-Seitenlinie vorhanden sind. Auch die Gliedmaassen der afrikanischen Form haben gewöhnlich schwächere, ja bei jüngeren Stücken oft gar keine Tuberkel. Aber bei Vergleichung von umfangreicherem Material zeigen sich diese angeführten — 49 — Unterschiede als schwankend und wenig constant. Mit Recht machte mich Hr. Prof. W. Peters auf eine’ von Abendroth bei Pozuzu in Peru gesammelte Form von H. mabowia aufmerksam, die durch die geringe Entwicklung ihrer Tuberkel vollkommen mit afrikanischen Exemplaren übereinstimmt, während einzelne der von Hrn. Prof. Peters selbst auf der Comoreninsel Anjuan und die von Brenner im Gallaland in Ost-Afrika gesammelten Stücke durch die starke Entwicklung ihrer Rücken- und Schenkeltuberkel in nichts von den südamerikanischen Formen dieser Art unterschieden werden können. Es steht jetzt nach 'Vergleichung der zahlreichen mir von Herrn Prof. Peters zuge- schickten Stücke bei mir fest, dass alles, was ich früher als madagassische 77. mercatorius und frenatus bezeichnet hatte, trotz der verschiedenen - Ausbildung ihrer Rückentuberkel zu der einen Art ZH. mabouid gehört, und es ist mir, namentlich auch wegen der sehr charakteri- stischen Rückenzeichnung, sehr wahrscheinlich geworden, dass auch Gray”s H. mercatorius, den sein Autor sogar ausdrücklich von Brasilien und von Madagascar anführt, identisch mit dem- selben ist. Der einzige wesentliche Unterschied des MH. mercatorius von mabowia bestände nach Gray’s Diagnose in dem Auftreten von Praeanalporen beim weiblichen Geschlecht, einem Charakter, der bei dieser Gattung so auffallend wäre, dass er wohl auf irrthümlicher Beobach- tung und auf Verwechslung mit einem Männchen derselben Art beruht. 'Cope’s H. hewaspis gehört vielleicht sogar auch noch zu der in Rede stehenden Art. Meines Wissens hat (nach A. Dumeril) Bianconi zuerst in seinen Specim. Zoolog. Mos- sambie., S. 19, Taf. I, fie. 1 unsere afrikanische Form als Hem. mabowia bezeichnet. A. Dumeril hat dann (Arch. d. Mus. d’hist. nat., Bnd. VIII, S.-460) auf die grosse Aehnlichkeit dieser von Bianconi erwähnten Form mit Z. platycephalus Peters aufmefksam gemacht. Prof. Peters hat endlich’ in neuerer Zeit die Identität des afrikanischen mit dem amerikanischen mabouia erwiesen und belehrte'auch mich, der ich die Artselbstständiekeit ‘von platyeephalus dem H. mabowia segenüber anfangs, als mir nur ein kleines Material vorlag, aufrecht erhalten wollte, eines Besseren. Von weiteren Stücken aus’ Nossi-Be liest mir von dieser Art nur ein fast erwachsenes weibliches Exemplar No. % vor, das, ich, dem Rachen einer Kfeirodipsas entnahm und das am Kopfe stark verletzt und, angegriffen, auch, eines Vorderfusses beraubt ist. Mit der von Prof. Peters a..a.:0. für platycephalus gegebenen Diagnose stimmt bei diesem neuen Stück, soweit es eben zu sehen ist, alles. Der Kopf des vorliegenden Exemplars ist länglich, länger und mehr oval als ‚gewöhnlich beim brasilianischen mabowia, die Pupille wie bei ‚diesem vertical, auch die Submentalschilder analog denen. der amerikanischen Form, aber die hinteren beiden liegen sich so, nahe ‚gegen- a — 774807 — über, dass sie nur durch zwei kleine Schüppchen der allgemeinen Kehlbedeckung von einander getrennt werden, während dieser Raum sonst oft durch 4—5 Schüppchen ausgefüllt wird. Die sehr unregelmässig auf dem Rücken vertheilten, mehr rundlichen, flachen Tuberkel sind weniger gross und hervorragend wie bei der brasilianischen Form und auf der Mitte des Rückens weit- läufiger gestellt und überhaupt sparsamer als an den Seiten, wo namentlich eine regelmässige, ununterbrochene, dichtgestellte Längsreihe, die gerade an der Stelle steht, wo Rücken und Seiten sich scheiden, auffällt. Die Vorder- und die Hintergliedinaassen sind bei unserem neuen Stück frei von grösseren eingestreuten Tuberkeln. Die Entwicklung der Zehen ist ganz wie bei der brasilianischen Form. Die aus schwarzen, W-förmigen Querbinden bestehende kückenzeichnung ist bei dem vorliegenden Stück nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den früher erwähnten kleineren Exem- plaren No. 1 und No. 3 oder bei dem aus dem Gallaland stammenden Stück No. 6748 des Berliner Museums (leg. Brenner) und mehr in Flecken aufgelöst; nur auf den Gliedmaassen werden die Querbinden deutlicher. An den Seiten befindet sich je eine unterhalb der seitlichen Tuberkelreihe hinziehende, hinten etwas nach abwärts gerichtete, breite, schwarze Längsbinde zwischen den Insertionen der Gliedinaassen. No. 5 hat 66 mm Länge bis zur Afterspalte; der 59,5 mm lange Schwanz ist regenerirt. Die Gesammtkörperlänge beträgt demnach 125,5 mm. Vorkommen. Soweit ich weiss, findet sich 7. mabowia in Amerika auf den Antillen und in ganz Süd-Amerika bis einschliesslich Süd-Brasilien; in Afrika nach Herrn Prof. Peters brieflicher Mittheilung im Westen bei Chinchoxo (No. 9157 des Berliner Mus.) und an der ganzen Ostküste, so bei Barawaeim Somaliland (im Berliner Mus.), im Gallaland (No. 6748 des Berliner Mus., leg. Brenner), bei Mombas, an der Sansibarküste, an zahlreichen Küsten- orten in Mossambique und auf der Comoreninsel Anjuana (No. 4797 des Berl. Mus., leg. Prof. Peters). Ich kann diesen Fundorten noch Nossi-B& anreihen. Gray’s Fundort Madagascar für H. mercatorius bezieht sich ebenso auf die in Rede stehende Art. V. Gen. Pachydactylus Wiegm. 14. Pachydactylus Cepedianus P&Eron sp. P&eron in Cuvier, Regne anim. I, ed. II, S. 46, Taf. 5, fig. 5 (Platydactylus); Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. III, S. 301 (Platydactylus); Gray, Catalogue of Lizards, S. 166 (Phelsuma). , Von dieser verbreiteten Geckonenart liegen 2 schön erhaltene männliche Exemplare vor, die gut mit der von Dum&@ril-Bibron gegebenen Beschreibung übereinstimmen, — 481 — aber in der Färbung sehr auffällig von den von diesen Forschern gemachten Angaben abweichen. Beide Stücke zeigen je ein hemmschuhförmiges grösseres Nasale vor der Nasenöffnung; hinten ist letztere nur von 2 Schuppen begrenzt. Submaxillaren finden sich bei beiden Exem- plaren jederseits 4; auch sind die mittelsten nicht grösser oder länger als das an sie anstossende Paar. Zwischen den Nasalen befindet sich eine Schuppe; zwischen dem zweiten Paar Sub- maxillaren liegen bei dem einen Stück ein, bei dem anderen zwei Schüppchen. Oben an den Seiten des Halses sind einzelne gröbere und mehr hervortretende Körnchen eingestreut: die Schüppchen der Kehlmitte sind viel kleiner als die des vorderen und die des hinteren Theiles der Kehlunterseite. Auf der Unterseite des an seiner breitesten Stelle dem Körper wenig an Breite nachstehenden Schwanzes befindet sich eine Längsreihe von sehr breiten, unregelmässig geformten Schildern. Färbung. Beide Exemplare sind nach Herrn A. Stumpff’s mündlicher Aussage im Leben wesentlich prachtvoll grün gewesen. Auch die mir vorliegenden Spiritusexemplare zeigen sich auf der Oberseite noch lebhaft gelblich olivengrün, einfarbig und tragen nur auf dem Vorderkopf zwischen Nasenöffnungen und Augen 2 quere hellviolette Binden, die sich fast zu einer ringförmigen Zeichnung zu schliessen scheinen. Auch der obere Theil des Augenrings und die Schwanzspitze auf fast ein Dritttheil der Schwanzlänge zeigen hell violette Färbung. An den Körperseiten zieht sich von der Insertion der Vorder- zu der der Hintergliedmaassen eine nach hinten verbreiterte schwarzgraue Längsbinde. Die Oberseite der Gliedinaassen und die des Schwanzes ist fein bräunlich in die Quere gestrichelt und marmorirt, und zwar mit sehr feinen, wesentlich blos die Schuppenränder färbenden Fleckchen, die bei genauem Hin- sehen auf dem Schwanz fast ziekzackförmige Querbinden darstellen. Die Iris ist orangegelb; die Unterseite schmutzig gelbweiss. e No. 1. Supralabialen S—9, Infralabialen 7—7. Jederseits 13 in der Mitte in einem Winkel zusammenstossende Femoralporen. Dimensionen. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 54 mm, Schwanzlänge 61 mm, Totallänge also 115 mm. Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt 1:1,89. No. 2. Supralabialen S—8, Infralabialen S—9. Jederseits 13 Femoralporen wie bei No. 1. Dimensionen. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 52 mm, Länge des Schwanzes 50 mm, Totallänge also 102 mm. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XT. 62 — 42 — Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt demnach 1:2,04; während ich diese Zahl ber Dume&ril-Bibron zu 1:2,19 berechne, Diese Art — von der Gray unnöthigerweise ein Phelsuma madagascariense (Gray in Griffith, Anim. Kingd., Bnd. IX, S. 47 und in Catalog. of Lizards, S. 166) abtrennt, und zu der möglicherweise als Farbenvarietät, wie schon A. Dume&ri] richtig hervorgehoben hat, auch sein Phelsuma lineatum (Gray in Griffith, a. a. OÖ, S. 49 und in Catal. of Liz., S. 166) gehört, das sich im übrigen nur durch tuberkelförmige, schwachgekielte Rücken- schüppchen zu unterscheiden scheint, ein Charakter, der weder Dum6ril und Bibron noch A. Dumeril (Catalog. meth. d. 1. coll. d. Rept., Paris 1851, S. 34) veranlassen konnte, die Form specifisch abzutrennen — hat eine ziemlich ausgedehnte Verbreitung, indem sie bis jetzt in Mossambique, der Comoreninsel Anjoana, auf Nossi-Be, Madagascar, Bourbon, Mauritius und fraglich auf den Seychellen angetroffen worden ist. Die kleinen Unterschiede der madagassischen Form in Gestalt und Färbung berechtigen aber, wie A. Dume&ril (a. a. O., 8. 34 u. 35) nachgewiesen hat, zur Aufstellung einer Local- varietät, der der Name var. madagascariensis Gray verbleiben kann. VIII. Familie Chamaeleontes. I. Gen. Chamaeleo L. 15. Chamaeleo (Oyneosaura) pardalis Cuvier. Boettger, Madagascar, S. 25, Taf. 1, Fig, 5a—d und Nachtrag I, S. 13, Taf. 1, Fig. 6a—b. Die Sendung des Herrn Anton Stumpff enthielt wiederum zwei erwachsene und ein junges Stück dieser auf der Insel Nossi-Be häufigsten Chbamaeleonart. Das eine vorliegende Stück, No. 6, ein Männchen, hat kräftigen Rückenkamm, der sich noch über zwei Drittel der Schwanzlänge hinaus erstreckt; auch der Zahnkiel längs der Kehl- und Bauchmitte bis zum After ist sehr deutlich entwickelt. Der weniger hohe, am Hinterkopf links und rechts vom Kiel flachere Helm weist das Exemplar als Männchen aus. Die Kehl- falten sind aber nicht so auffallend entwickelt als gewöhnlich. Was die Färbung und Zeichnung des wie gewöhnlich in Spiritus tief indigoblauen Stückes anlangt, so zieht sich auch hier von dem gelb gefärbten Mundwinkel ein heller Seiten- streif beiderseits nach hinten bis zur Schwanzbasis. Die grossen rundlichen Schilder auf den Backen über den Mundwinkeln sind schön hellblau. Dicht oberhalb des Mundwinkels und oberhalb der Insertionsstelle der Vordergliedmaassen zeigen sich jederseits sehr deutliche, wenn lege auch kleinere weissgelbe isolirt stehende Flecke. Die Hand- und die Fussfläche ist innen wie gewöhnlich lehmgelb gefärbt. Dimensionen: Länge des Helms in der Mittellinie 55 mm. Breite desselben am Hinterkopf 25 mm. Länge der Oceipitalerista 25 mm. » Kopfhöhe vom höchsten Theil des Helmes bis zur Kehle 45 mm. Breite des Kopfes in der Wangengegend 25,5 mm. Verhältnisszahl von Helmbreite zu Helmlänge wie 1 : 2,2 „2. Das zweite vorliegende Stück der Sendung, No. ?7, gleichfalls, wie es scheint, ein Männchen, unterscheidet sich von dem eben beschriebenen nur durch den deutlicheren, von der Wangen- gegend bis zur Schwanzbasis seitlich etwas über der Mitte hinlaufenden, aus grossen ineinander- fliessenden Flecken, deren jeder eine grosse rundliche Plattenschuppe zum Mittelpunkt hat, gebildeten graulich-weissen Seitenstreif. Die isolirten, scharf abgegrenzten Flecke oberhalb des Mundwinkels und oberhalb der Insertionsstelle der Vordergliedmaassen fehlen hier. Dimensionen: Länge des Helms in der Mittellinie 53 mm. Breite desselben am Hinterkopf 24 mm. Länse der Oceipitalerista 23,5 mm. Kopfhöhe vom höchsten Theil des Helmes bis zur Kehle 39,5 mm. Breite des Kopfs in der Wangengegend 25,5 mm. Verhältnisszahl von Helmbreite zu Helmlänge wie 1:2,21. No. 8 ist wieder ein junges, dem Nachtrag I, Taf. 1, Fig. 6 abgebildeten Stück No. 5 in Form und Grösse vollkommen gleiches Exemplar. Auch bei ihnen tritt der Unterkiefer deutlich über den Oberkiefer vor, und die schwache Entwicklung des Nasenaufsatzes ist ebenso die gleiche. Etwas abweichend ist hier die Färbung. Es lassen sich an dem Thiere 3 Nüancen unterscheiden: schwarz, violettgrau und weissgelb. Breit schwarz sind die Kieferränder, schwarz weiter die 6—8 radialen Streifen des Augenlids, die Backe, der hinterste, winklig nach hinten gerichtete Theil des Helmes, die Rückenkante, ein grosser dreieckiger, nach hinten spitz zu- laufender, beiläufig ein Drittel der Seitenhöhe einnehmender Längsfleck hinter dem Oberarm- gelenk und ein grösserer runder Augenfleck auf der Insertionsstelle der Hintergliedmaassen. Gelbweiss ist der Mundwinkel, «der hintere Orbitalrand und die seitliche und hintere Einfassung des Helmes, die hintere und untere Begrenzung des seitlichen Dreieckflecks, die Flecke der —ı 484 — etwas undeutlichen Seitenlinie und das Centrum des Augenflecks an der Insertion der Hinter- glieder. Alles Uebrige erscheint violettgrau. Dimensionen. Grösste Länge des Kopfes 16 mm. Länge des Helms in der Mittellinie 15,3 mm. Breite desselben am Hinterkopf 8,2 mm. Länge der Oceipitalerista 6 mm. Kopfhöhe vom höchsten Theil des Helmes bis zur Kehle 12,5 mm. Breite des Kopfes in der Wangengegend 9 mm. Verhältnisszahl von Helmbreite zu Helmlänge wie 1:1,7 und von Kopfbreite zu Kopf- länge wie 1: 1,78. 16. Chamaeleo (Brookesia) superciliaris Kuhl. Kuhl, Beiträge II, S. 103; Gray in Spicileg. Zoolog. 1830, S. 2, Taf. 3, Fig. 3 (Brookesiana), in Catalogue of Lizards in the Brit. Mus., S. 270 (Brookesianus) und in Proceed. Zoolog. Soc. London 1864, 8. 477; Dume&ril et Bibron, Erp6t. gener., Bnd. III, S. 235 (Brookesii); A. Dum&ril, Arch. du Mus. d’hist. nat., Bnd. VI, Taf. 22, Fig. 14 (Brookesianus). (d Taf. 1, Fig. 2 a—d). Es liegen mir zwei prachtvolle, untadelhafte Exemplare, ein Männchen und ein Weibchen, dieser seltenen Art vor, deren Vaterland bis heute noch nicht ganz sicher festgestellt war, und welche sich durch absonderliche Form ebenso wie durch brillante Zeichnung vor allen übrigen bekannten Chamaeleonarten auszeichnet. Zuerst wird diese Species von Kuhl aus dem Brookes’schen Museun erwähnt, der sie mit folgenden Worten kurz charakterisirt: »Grösse und Gestalt des Chamaeleo pumilus, mit hornförmigen, gerade aufrecht stehenden Fortsätzen über den Augen.« Ch. supereiliaris ist hiermit hinlänglich bezeichnet, und der von Kuhl gegebene Name hat demnach, was auch später Gray 1864 in Proceed. Zoolog. Soc., S. 477 selbst an- erkannt hat, Priorität. Eine etwas weitläufigere Diagnose und eine, wenn auch immerhin recht dürftige Zeichnung desselben Stückes, das Kuhl vorgelegen hatte, gibt sodann Gray in seinen Spieilegiis. Da er die Phrase »dorsi lateribus, mento antice, membrorumque marginibus serie squamarum parvarum spinosarum instructis« anwendet und dem Stücke 2!/ı Zoll Länge bei 1'/ı Zoll Körper- und 1 Zoll Schwanzlänge zurechnet, hat er offenbar nur ein junges weibliches Stück vor sich gehabt, das die eigenthümliche Pholidosis des ausgewachsenen Thieres noch nicht genügend erkennen liess. Auch seine Diagnose der Art in Lizards of Brit. Mus. bezieht sich noch auf dieses junge Exemplar der Brookes’schen Sammlung. Dume&ril und Bibron geben in der — 45 — Erpetologie generale eine eingehendere Beschreibung nach einem allerdings schlechten getrock- neten Exemplar des Pariser Museums, welches von Goudot in Madagascar gesammelt worden war. Ihre Beschreibung aber stimmt sehr gut mit den mir vorliegenden Stücken, während Gray’s nach männlichen und weiblichen Exemplaren aufgestellte neueste Diagnose in den Proc. Zool. Soc. 1864 nur durch die Phrase »the chin with an arched series of subulate erect scales,« die blos bei unserem weiblichen Stücke deutlicher sichtbar wird, und durch den auf- fallenden Fundort »West-Afrika« abweicht. Trotzdem kann es keinem Zweifel unterliegen, dass wir es in unseren Exemplaren mit dem ächten Chamaeleo supereiliaris Kuhl zu thun haben, und dass Gray’s Vaterlandsangabe für die in Rede stehende Art ungenau ist. Die sehr exacten von mir gegebenen Zeichnungen unseres männlichen Exemplars über- heben mich einer bis ins Kleinste eingehenden Beschreibung. Doch seien mir einige Bemer- kungen über die vorliegenden Stücke erlaubt. Das Nasenloch wird nach vorn durch eine halbkreisförmig vortretende und oben mit 4 Tuberkelspitzen gepflasterte schwache Prominenz, die sich aber aus der Profillinie deutlich abhebt, gestützt. Der flache Helm hat hinten jeder- seits 3 Spitzen und ist vom tiefliegenden Nacken deutlich und scharf abgesetzt. Sowohl zwischen Auge und Mundwinkel als auch seitlich dicht unterhalb des Hinterhauptes befindet sich jeder- seits ein kräftiger, aus dreispitziger Basis entspringender, starr abstehender Dorn. Den Rücken zieren jederseits eine correspondirende Längsreihe — bei dem Männchen breiterer, dreispitziger, nach der Seite gerichteter, ein gleichseitiges Dreieck bildender, bei dem Weibchen mehr zuge- spitzter, gleichschenkliger — Dornen, welche aussehen, als wenn den Thieren eine grobe Schrot- säge flach auf dem Rücken befestigt worden sei. Zwischen dem Hinterrand des Helms und den ersten Sägezähnen des Rückens befindet sich ungefähr ein doppelt so grosser freier Raum als von einem Sägezahnpaar zum andern. Solcher Zahnpaare sind bei dem Männchen 8, bei dem Weibchen 9 vorhanden; ein weiteres neuntes, resp. zehntes Zahnpaar wird durch einen an den Seiten spitz und fast zipfelförmig ausgezogenen und der Kreuzgegend gleichsam flach aufgelegten, durch helle Färbung ausgezeichneten Rhombus ersetzt. Entsprechend diesen Rückendornen lässt sich links und rechts auf dem Schwanz eine Reihe von 9—10 kreisrunden, flachen Pflaster- schuppen bemerken, die bei dem Männchen grösser und doppelt oder dreifach so gross zu sein pflegen als die sie umgebenden Granulationen. Die allgemeine Körperbedeckung besteht in sehr feinen, etwas unregelmässig umgrenzten Körnerschüppchen, die auf dem Schwanz und an der Kehle in wurmförmig gekrümmte, feine erhöhte Längsreihen gestellt sind, und die sich auch zwischen den Dornreihen des Rückens in mannigfacher Weise bald verschlingen, bald wieder lösen und hier ziemlich regelmässige Zeichnungen bilden, Am Vordertheile des Körpers — 486 — und auf den Gliedmaassen mischen sich mit den feinen Granulationen etwas grössere Schüppchen, die mehr conisch erscheinen und vielfach als kleine Dörnchen stärker vortreten als auf den untern und hintern Partien des Körpers, welche im Uebrigen in ähnlicher Weise gemischte Beschuppung zeigen. Doch beträgt der Durchmesser der grösseren, mehr einzeln stehenden Granulationen immerhin nie mehr als das Doppelte der sie umgebenden Granula. Die Orbital- spitzen sind bei dem Weibchen, das auch mit zehnzähniger Rückensäge ausgestattet ist, ganz auffallend mehr einander genähert, als bei dem Männchen, das, wie bereits bemerkt, mit einer neunzähnigen Säge versehen ist. Die grössere oder geringere Entfernung der Orbitalspitzen von einander dürfte als besonders auffallender Geschlechtsunterschied zu beachten sein. Was die Färbung und Zeichnung der mir vorliegenden gut erhaltenen Spiritus-Exemplare anlangt, so ist dieselbe höchst ansprechend. Die Grundfarbe des Körpers ist ein ins Violette spielendes Schwarzbraun. Der Kopf zeigt bei dem Männchen auf dem Helm links und rechts je einen grossen, tiefschwarzen, lebhaft weiss gerandeten Augenfleck, an den Kopfseiten aber bei beiden Geschlechtern einen ähnlichen, wenn auch weniger scharf markirten, runden, dunklen Fleck, vorn mit einer weisslichen Einfassung, die etwa wie die Ziffer 2 verläuft. Die Rücken- säge ist mehr gelblichbraun, an den Rändern heller, der Rhombus auf seiner ganzen Oberseite bis nahe an die Spitze weiss. Ein breiter, hell röthlich-violetter, mehr oder weniger deutlich erkennbarer Längsstreif zieht an den Körperseiten von der Insertionsstelle der Vorderglied- maassen in schiefer Richtung nach aufwärts bis zum siebenten Rückendornpaare, in der Richtung des Rippenverlaufs nach unten und hinten kurze, gleichfalls violett gefärbte, unter einander parallele Fortsätze ausschickend. Oberhalb der Insertionsstellen der Gliedmaassen befinden sich gleich- falls hellere Stellen; ebenso sind Ellenbogen und Kniegelenke bei beiden Geschlechtern weiss gefärbt. Die Infralabialen sind ihrer ganzen Ausdehnung nach unten durch eine gelbweisse Zone begrenzt, die sich am Mundwinkel nach oben wendet und sich hier an der Backe mit der vorhin erwähnten weissen 2förmigen hellen Zeichnung verbindet. Der Schwanz ist bei dem Männchen auf seiner untern Seite unregelmässie, aber deutlich graubraun mit Schwarzbraun quer gebändert, bei dem Weibchen dagegen rein weiss. Dimensionen. Männchen. Weibchen. KopklängesinndergMittellintes mer Er oem 14,5 mm Entfernung der Orbitalspitzen von einander. . . 2... 8 » 5,5» Hintere grösste Breite des Helms BR a giyas 85 >» Grösste Kopfhöhe am Hinterhaupt A en ER rar > Grösste Kopfbreite (ohne die seitlichen Dornen gemessen) . 95» 95 » — 487 — Entfernung der höchsten Orbitalspitze vom Schnauzenende . 8,38 mm S mm Entfernung der höchsten Orbitalspitze von dem äussersten Kinterstene Iheilendess Helmesen 1023 len» Querabstand der Spitzen der Rückensäge von einander \ 6,7 » 6,2 Gesammtkörperlänger 20 N sr 6 > 83 » Körperlänge von Schnauze bis zur Afterspalte a a AT 3% 50 » Schwanzlänges a Su ee ee LE > 33 > Verhältniss von Schwanz- zu Gesammtkörperlänge beim Männchen wie 1:2,21 und beim Weibchen wie 1:2,52. Nach Hrn. Prof. W. Peters’ gütiger Mittheilung hat das Exemplar von Cham. super- ciliaris des Berliner Museums »auf der einen Seite noch den seitlichen Hinterhauptsfleck erhalten, auch sind die horizontalen Rückendornen genau betrachtet dreispitzig, d. h. sie haben zwei kleinere Nebenspitzen, Es finden sich ‚solcher Rückendornen jederseits 8; der letzte ist von dem Dorn über dem Schenkel durch einen grösseren Zwischenraum getrennt, in welchem auf der einen Seite noch ein rudimentärer Dorn erscheint.« Gray hat für unsere vorliegende Art eine Gattung Brookesia (Proc. Zool. Soc. 1864, S. 476) vorgeschlagen, die ich aber nur als Section von Ohamaeleo auffassen möchte, und zu der wahrscheinlich noch das ostafrikanische Cham. Kersteni Peters (von der Decken’s Reisen in Ost-Afrika, Bnd. II, Abth. I, S. 12, Taf. I, Fig. 1) zu stellen ist, das sich aber leicht von Cham. superciliaris durch den Mangel der seitlichen Rückendornen und durch den hinten spitz zulaufenden Helm unterscheidet. Die Werthe der bis jetzt von Gray, Dumeril-Bibron und mir gemessenen Exemplare ergeben für das Verhältniss von Schwanz- zu Gesammtkörperlänge Zahlen von 1: 2,21 bis zu 1: 2,67; das Mittel von 4 Beobachtungen beträgt aber 1: 2,41. Fundort. Dumeril-Bibron’s Stück stammt sicher von Madagascar, die unsrigen schickte Hr. Ant. Stumpff von Nossi-Be. Auch Pollen erwähnt Nederl. Tijdschr. voor de Dierkunde, Bnd. I, S. 334 Cham. Brookesi Gray — supereiliaris Kuhl als auf Madagascar vorkommend. Es erscheint daher die Vaterlandsangabe Gray’s »West-Afrika« in Proc. Zool. Soc. 1864, S. 477 in hohem Grade unwahrscheinlich. — 488 — Batrachia. I. Ordnung. Anura. III. Familie. Polypedatidae. III. Gen. Polypedates Tschudi. 17. Polypedates dispar n. sp. Ber. d. Senckenberg. Ges. 1878—79, 8. 86. Char. Dentes palatales duos acervos formantes triangulares, inter se et a choanis spatio lato separati, marginibus postieis horizontalibus nee postice convergentibus fastigia choanarum postica distinete superantibus. Aperturae choanarum tubarumque aequa fere magnitudine. Canthi rostrales obtusiuseuli sed distineti, antice angulo acuto juncti. Aperturae nasales sub ipso cantho, satis prominentes, apici rostri magis approximatae quam oculis. Regio frenalis satis alta, subexcavata. Tympanum distinetum, magnitudine dimidiam orbitam aequans. Plica eutanea ab angulo postico oculi super tympanum ad regionem humeralem decurrens. Cutis cranio non adhaerens, tergo marium media parte densiter verruculosa, feminarum laevissima, abdomine internaque femorum parte modice granulatis. Disei scansorii mediocres, digiti primi minimi, tertii quartique subaequales, tympano valde minores, Membrum posterius antice projectum calce vix aperturam nasalem attingens. Cutis natatoria perfeeta; planta pedis distinete verruculosa. Supra aut albido-cinereus vel unicolor (2) vel membris maculis obseurioribus in trans- versum ornatis (Z et 2) aut olivaceo-griseus (@) macula obseura inter orbitas trapezoidali signatus et dorso indistincte punctatus marmoratusque, ad latera semper strigis pallidis binis magis minusve distinctis exstructus. Clunes nigrescentes, albido punctatae; regio analis trian- gulum albescens formans. Partes abdominis et femorum granulatae fuscae. Secundum canthum rostralem plicamque cutaneam regionis humeralis linea nigrescens. 0% d Q Q Körperlänge: 40. 401 48 5l mm. Kopflänge: 14 14 17 18 » Koptbreite: 13 ASS, a Vorderextremität: ae 28 31 » Hand mit 3tem Finger: 11 11 a lau ©: Hinterextremität: 65 63 74 78le >» Fuss mit 4ter Zehe 29 28 31 33 » — 489 — Beschreibung. Die vorliegende Art zeigt einen dem P. leuweomystax Gravh, ähn- lichen Kopf, der aber hinten nicht so breit ist als bei diesem und einen weniger prononeirt herausstehenden Canthus rostralis besitzt. Die Gaumenzähne stehen in 2 dreieckigen Häufchen, die sowohl weit von einander als auch weit von den Choanen getrennt sind, in querer Richtung; sie befinden sich noch unterhalb einer geraden Linie, die man sich von dem einen unteren Ende der Choanen nach dem anderen gezogen denken kann. Der Hinterrand dieser Gaumen- zahnhäufchen verläuft horizontal. Die rundlichen Tubenöffnungen sind von den Choanen in der Grösse nicht merklich verschieden. Die Canthi rostrales sind ähnlich wie bei P. miero- tympanum Gthr. gebildet; sie sind etwas stumpf und vereinigen sich ganz an der Spitze der sich ziemlich allmälig nach vorn abdachenden Schnauze unter einem Winkel von etwa 70°. Die Nasenöffnungen treten als etwas angeschwollene Erhebungen dicht unter dem Canthus rostralis heraus und stehen der Schnauzenspitze deutlich etwas näher als den Augen. Die Frenalgegend ist ziemlich hoch, schief abschüssig und schwach der Länge nach gefurcht. Das deutlich sichtbare Trommelfell ist etwa halb so gross wie das verhältnissmässig stark vor- quellende Auge. Eine Hautfalte zieht sich wie bei den meisten Polypedates-Arten vom Hinter- rand des Auges über dem Trommelfell hin bis in die Axillargegend herab. Die Haut liegt stets ganz lose auf dem Schädel, so dass man sie mit der Pincette überall bequem heben kann. Beim Männchen zeigt die Rückenmitte in °%5 ihrer Breitenausdehnung eine Längszone von zahlreichen, kleinen, mit je einer Pore durchbohrten Wärzchen, die vorn links und rechts bis auf die Augendeckel ziehen, den ‚übrigen Theil des Kopfes und die beider Seitenfünftel des Rückens aber frei und glatt lassen. Ebenso ist beim Männchen längs der Schenkel und Schienen auf der Oberseite ein schwacher Streifen von solchen Wärzchen zu erkennen. Das Weibchen dagegen zeigt ganz glatte und glänzende Oberseite und nur die Schenkel und Schienen lassen mitunter noch Spuren von äusserst feinen, spitzen, etwas in Reihen gestellten Wärzchen beobachten. Unterseits zeigen beide Geschlechter mässig grob granulirten Bauch und ebensolehe Schenkelunterseite; beim Männchen ist die Kopf- und Kehlunterseite überaus fein granulirt, beim Weibchen vollkommen glat# Die Haftscheiben der Extremitäten sind mässig entwickelt, die des ersten Fingers klein, kaum breiter als der Finger an ihrer Basis, die des 3ten und 4ten Fingers gleichgross, viel kleiner als das Trommelfell; zweiter Finger nicht ganz bis an die Haftscheibe des 4ten Fingers reichend. Hinterextremität mit dem Hacken nicht ganz bis zum Nasenloch reichend. Schwache aber deutliche Spannhäute zwischen den Fingern; Schwimmhäute des Fusses vollständig, viel besser entwickelt als bei P. leucomystax und an der vierten Zehe fast bis an die Haftscheibe reichend. Knötchen unter den Gelenken Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XI. 63 — 490 — der Finger und Zehen gut entwickelt; Hinterrand der Planta der Hand mit 3 wenig deutlichen, des Fusses innen mit einem sehr deutlichen, vortretenden Tuberkel. Handfläche schwach, Fuss- fläche sehr deutlich mit zahlreichen, flachen Wärzchen bedeckt. Färbung. Männchen oben weissgrau einfarbig (im Leben goldgrün) oder mit einem dunkleren Olivengrau äusserst undeutlich gemarmelt; jederseits mit 2 weisslichen, wenig scharf abgesetzten Seitenstreifen, die am Hinterrand des Auges und am Mundwinkel beginnen, bis zur Insertion der Hintergliedmaassen fortsetzen und in der Mitte eine dunklere Längszone ein- schliessen, die, im Allgemeinen von der Schnauzenspitze ausgehend, gleichfalls bis zur Insertion der Hinterglieder läuft. Der Canthus rostralis und meist auch die Schnauzenspitze zeigen sich demnach schwärzlich gefärbt, der hintere Theil der Mundspalte aber vom Auge ab weisslich eingefasst. Oft ist die untere der beiden hellen Seitenbinden verschwommen und nach hinten in rundliche, weissliche, schwarzgenetzte Makeln aufgelöst. Die Gliedmaassen sind mit wenigen, in die Quere gestellten, schwarzgrauen Flecken gezeichnet, die aber auf beiden Seiten nicht zu ganzen Querbinden entwickelt sind. Die Hinterbacken erscheinen schwärzlich mit rundlichen, weisslichen Tropfenflecken ; ein breit dreieckiger Fleck unter dem After reinweiss. Unterseite schmutzig grauweiss; alle granulirten Theile, wie auch die Innentheile von Hand und Fuss tief schwarzbraun. 2 Das Weibchen hat zwei verschiedene Trachten. Das eine vorliegende Stück sieht einem hell weissgrauen Männchen durchaus gleich, nur zeigt die Oberseite ganz unregelmässig gestellte, überaus feine, tiefschwarze Pünktchen und wurmförmige Linienfleckehen, die Querbänderung der Gliedmaassen fehlt, und die obere und untere Seite ist überall durch dunklere Einfassung schärfer als beim Männehen von einander abgesetzt. Das andere Weibchen It auf der Oberseite auffallend dunkler, dunkelbraungrau, mit grossem trapezoidalem schwarzem Querfleck zwischen den Augen und mit jederseits 2 wenig deutlich abgegrenzten dunkleren Zonen längs den Rücken- seiten; überdies mit unregelmässigen, lehmgelben, kleinen Fleckchen überall getropft. Die beiden helleren, eine dunkle Seitenbinde einfassenden Zonen auf den Körperseiten sind gleich- falls hell lehmgelb. Die Bänderung der Gliedmaassen mit dunklen Makeln ist analog der beim Männchen, nur in Folge der dunkleren Grundfarbe weniger in die Augen stechend. Unter den indischen Arten von Polypedates finde ich keine näher verwandte Species. Von den 4 bis jetzt bekannten Madagascar eigenthümlichen Arten ist Pol. Goudoti D. B. schon durch das grosse Trommelfell, P. Crossleyi Pet. durch die Stellung der Gaumenzähne und (durch die relativ grösseren Haftscheiben des dritten Fingers, P. lugubris A. Dum. durch die fehlende, P. tephraeomystax A. Dum. aber nach A.Dumeril’s Beschreibung in Ann. d. Science. — Eh EEE nat., 3. ser., Bnd. 19, 1853, 8. 158 u. f. durch die auffallend grobkörnige Granulirung des Abdomens und durch die Stellung der gegen einander geneigten Gaumenzähne hinreichend unterschieden. Es lagen 5 Exemplare dieser neuen, von Herrn A. Stumpff auf Nossi-Be entdeckten Art, 3 Männchen und 2 Weibchen vor, von denen ein Männchen im Tausche an das Berliner Zoolog. Museum abgegeben wurde. Hr. Prof. W. Peters bestätigte mir auf meine Anfrage, dass auch er die vorliegende Species nicht kenne. IV. Familie. BRanidae. I. Gen. Rana L. 18. Rana mascareniensis Dum. Bibr. Dume&ril et Bibron, Erp6tolog. gener., Bnd. VII, S. 350; Günther, Catalogue of the Batrach. Sal., London 1858, 8. 18. — Rana Idae Steindachner, Verhandl. d. Zoolog.-Bot. Ges., Wien, Bnd. 14, 1864, S. 266. Es liegt ein schönes männliches Exemplar dieser in Ost-Afrika weit verbreiteten Art vor, die sich namentlich durch die schlitzförmigen, seitlich unter dem Unterkiefer liegenden, äusseren Oeffnungen für die Stimmsäcke des Männchens auszeichnet. Dume6ril-Bibron’s und Günther’s Diagnosen stimmen vollkommen mit unserem Exemplar überein, nur dürlie hervorzuheben sein, dass die Gonvergenz der sehr weit von einander getrennten, nach aussen bis zum Oberrande der Choanen reichenden kleinen Gaumen- zahngruppen deutlich, aber nicht so auffallend ist, als sich nach den obigen Beschreibungen vermuthen liesse. Die Plantarfläche des Hinterfusses hat mit den obigen Beschreibungen über- einstimmend nur einen Tuberkel; die Haut ist mit Ausnahme der 8 Längsschwielen über den Rücken, deren vorletzte jederseits nur in der Mitte des Rückens deutlich entwickelt ist, glatt und glänzend. Exemplare der R. mascareniensis D. B., die unter IV D. 2 in der Sencken- berg’schen Sammlung aus Ahessynien aufbewahrt werden, unterscheiden sich ausser in der Färbung, in der etwas geringeren Entwicklung der Schwimmhäute der Hinterzehen und in der etwas stärkeren Ausprägung der Wärzchen auf den Körperseiten und den Hinterbacken in nichts Wesentlichem von der vorliegenden Form aus Nossi-Be£. Färbung. Die Oberseite des Körpers erscheint sehr dnnkel olivenbraungrau, so dass die Würfelfleckung des Rückens mit den nur nach hinten zu etwas helleren Längsschwielen und mit den in unregelmässige Reihen gestellten schwarzen Makeln sehr wenig deutlich erscheint. Jederseits die äusserste Längsschwiele des Rückens erscheint weiss und ist vor ihrem Hinter- a kurz unterbrochen, so dass vor Her Insertion der Hintergliedmaassen noch ein besonders — 42 — scharf vortretender weisser Längsfleck gebildet wird. Die Gliedmaassen sind oberseits nahezu einfarbig schwarzgrau, die Hinterbacken in zwei ziemlich regelmässigen Querreihen mit Weiss- grau marmorirt und gepunktet, welche Zeichnung nach oben von einer schwarzen Querlinie begrenzt wird. Der Unterkiefer ist schmal schwarzgrau umsäumt und weiss gepunktet, die Körperseiten grauweiss mit schwärzlicher Maschenzeichnung. Die Unterseite ist glänzend gelb- weiss, die der Extremitäten schmutzig fleischröthlich. Dimensionen. Totallänge 42 mm, Kopflänge 15, Kopfbreite 14 mm, Rumpflänge 27 mm, Vorderextremität 22 mm, Hand mit 3tem Finger 10%); mm, Hinterextremität 72 mm, Fuss mit 4ter Zehe 221 mm. Bemerkungen. Rana nigrescens Steind. (Steindachner a. a. O., S. 268), gleichfalls von Madagascar, ist zwar als sehr nahe verwandte Form zu bezeichnen, stimmt aber weniger gut mit dem vorliegenden Exemplar überein, als die altbekannte und weit verbreitete R. meuscare- niensis. Ob dieselbe als distinkte Species aufzufassen ist oder nur eine Localvarietät darstellt, ist mir nicht ganz klar geworden. Steindachner’s Rana Idae von Madagascar aber unter- scheidet sich von der vorliegenden Form wesentlich nur durch das Auftreten von 2 Tuberkeln auf der Plantarfläche des Hinterfusses; doch auch unser Stück hat in der Mitte des Hinter- randes der Planta eine rundliche Erhebung, die aber meiner Ansicht nach noch nicht als Schwiele betrachtet werden darf, während Steindachner sie vielleicht dafür genommen hat, indem er in Weingeist mehr zusammengezogene Stücke untersucht haben kann. Auch die überaus schwachen, flachen Andeutungen von Runzelfeldern an den Körperseiten unseres Stückes lehren Steindachner’s grosse, plattgedrückte Warzen — wie sie ähnlich, aber in sehr wechselnder Ausbildung ja auch bei der verwandten R. esculenta L. vorkommen — ver- stehen; dagegen stimmen die Verhältnisszahlen von Vorderbein zu Totallänge bei unserem Stück fast vollkommen mit den Angaben bei R. Idae (21Y2 :42"2), wie überhaupt die Dimen- sionen beider fast identisch sind. Meines Wissens ist A. mascareniensis D. B. von den Seychellen, von Mauritius, Bourbon, aus Abessynien und der Insel Dahalak im rothen Meer erwähnt worden, wozu als Fundorte also noch Nossi-B& und Madagascar hinzukommen. \ Die vorstehenden Untersuchungen haben 6 Species ergeben: Typhlops braminus, Phyllo- dactylus Stumpffi, Hemidactylus maboxia, Chamaeleo supereiliaris, Polypedates dispar und Rana mascareniensis, die in meiner Aufzählung der Reptilien und Amphibien von Madagascar, — m — S. 30 u. f. noch nicht mit aufgeführt waren. Da diese und die im Nachtrag I als neu auf- gezählten zwei Arten Uroplates Ebenaui und Ebenavia inunguis, dann die von A. Günther vor wenigen Wochen neu beschriebenen (vergl. Proceed. of the Zool. Soc. of London, 1879, Part I, S. 148) vier madagassischen Chamaeleonspecies C’hamaeleo malthe, brevicornis, gularis und globifer, von denen daselbst schöne Abbildungen gegeben werden, sowie endlich einige ältere Angaben von A. Dume&ril in Catalogue methodique d. 1. Coll. d. Reptiles, Paris 1851, der mir erst jetzt zugänglich wurde, einige der dort gegebenen Schlussfolgerungen, wenn auch nur wenig, modificiren, gebe ich die Richtigstellung derselben an dieser Stelle. Es ist demnach zu lesen in Boettger, Madagascar: S. 32 statt Typhlops inconspieuus Jan —= 1. Typhlops braminus Daud. sp. (= in- conspieuus Jan) Nossi-Be; das ganze indo-malayische Gebiet bis zu den Key- Inseln und Ost- und Süd-Africa. S. 35 zu 10. Leiolepisma Telfairi Desj. sp. kommt als Fundort noch die Insel Mauritius selbst. S. 36 ist bei 22. Amphiglossus Astrolabi D. B. als Vaterland noch Nossi-Be& (L. Rousseau in Dumeril a. a. O., S. 154) beizufügen. S. 36 ist als neu für Madagascar noch 62. Acontias meleagris Cuv. (Dum. Bibr., Erpet. g6n6r., Bnd. V, S. 802, Taf. 58) anzuführen, bekannt bis jetzt vom Cap d. g. Hoffnung (Delalande, J. Verreaux) und von Madagascar (Quoy u. Gaimard). S. 36 sind zu 24. Diplodactylus porphyreus D. B. sp. als Fundorte noch beizufügen die Insel Deeres, Oceanien (Peron u. Lesueur) und King-Georges-Sound, West- Australien (J. Verreaux). S. 36 sind die neuen Geckonen 63. Ebenavia imumguis Boettg. von Nossi-B@ und 64. Phyllodactylus Stumpffi Boettg. von Nossi-B& einzuschalten. S. 37 ist der gleichfalls neue Gecko 65. Uroplates Ebenaui Boettg. von Nossi-Be@ und 66. Uroplates lineatus D. B. als bestimmt auf Madagascar gefunden (Goudot) zuzufügen. S. 37 sind als Fundorte zu 28. Hemidactylus frenatus Schleg. noch Bengalen und Cochinchina zu erwähnen. S. 37 fällt Hemidactylus mercatorius Gray weg und ist statt dessen zu lesen: 29. Hemi- dactylus mabouia Mor. de Jon. sp. (= mercatorius Gray), bekannt von den Antillen, ganz Süd-Amerika bis Süd-Brasilien, Madagascar und Nossi-B&, Comoren und Küste von Ost. und Südost-Afrika. AO S. 37 gehören weiter die beiden Arten 35. Pachydactylus trachygaster A. Dum. und 36. P. Boivini A. Dum. wohl besser zu Platydaetylus, wohin sie auch von A. Dumeril gestellt worden sind, während Grandidier’s-37. P. mutabilis vichtig bei Pachydactylus steht. S. 38. Bei 47. Chamaeleo bifureus Gray (= bifidus Brongn.) sind in Dumeril, Cat. meth. d. Rept., Paris 1851, 8. 33 noch Östindien (Riche), Ile de la Sonde (Lesson und Garnot) und, wohl sicher irrthümlichh Neuholland (Busseuil) als weitere Fundorte an- gegeben. 4 S. 38 gehört zu 52. Cham. Parsoni Cuv. als weiterer Fundort noch N ossi-Be&. S. 39 ist 56. Cham. calyptratus A. Dum., weil in Nord-Afrika und nicht auf Madagascar vorkommend, ganz zu streichen und es sind ausserdem 56. Cham. superciliaris Kuhl von Nossi-Be und Madagascar, 67. Cham. malthe Gthr., 68. Cham. brevicornis Gthr., 69. Cham. gularis Gthr. und 70. Cham. globifer Gthr., sämmtlich von Madagascar, hinzu- zusetzen. S. 39 ist zu 1. Orocodilus vulgaris Cuv. als Fundort noch Malabar anzuführen. S. 40. Zu 8. Pyxis arachnoides Bell kommt als weiteres Vaterland noch Mauritius (Dumeril, Cat. meth. ete., S. 6). S. 40. Zu 11. Sternothaerus castaneus Schweigg. sp. desgl. der Fundort Cap d. ge. Hoffnung. S. 40. Zu 12. Pelomedusa galeata Wagl. desgl. als weiteres Vaterland der Senegal, W.-Afrika (Adanson nach Dum., a. a. O., S. 18 u. Steindachner). S. 41. AHinzuzufügen als neu 21. Polypedates dispar Boettg. von Nossi-Be&. S. 42 sind 13. Hyperolius Idae Steind. als 13. Rana mascareniensis D. B. (= Idae Steind, — Hyperolius Boettg.) mit den daselbst angegebenen Fundorten und ebenso 14. Hyper- olius nigrescens Boettg., non Steind., von Madagascar richtiger Weise unter Rana zu stellen. Von den 25 (exelus. der Schlangengattung Pelamis) bis jetzt von Madagascar und den zu Madagascar gehörigen Küsteninseln bekannten Schlangen-Arten sind nach unserer heutigen Kenntniss der geographischen Verbreitung derselben : Eigenthümlich für Madagascar (mit Nossi-Be): 2—8, 10, 15—22, 24 und 25 —= 18 oder 72%, Gemeinsam mit Mauritius: 9 u. 11 = » » Bourbon: 1 u. 23 = » » den Comoren: 11 . — » » dem Festland Afrika: 1, 13 u. 14 = » » ÖOstindien: 1, 12 u. 13 — Ebenso stellt sich die Tabelle für die Verbreitung der von uns aus gezählten 70 Eidechsen-Arten etwas anders und zwar folgendermaassen : Eigenthümlich für Madagascar: 1—9, 11, 13—23, 25—97, 30—32, 34—46, 48, 52, 54—61, 63 - 70 Au Gemeinsam mit Mauritius: 10, 28, 33 u. 51 — » » Bourbon: 33, 47, 49, 51 u. 53 — » » den Comoren: 29 u. 33 — » » Ost- und Süd-Afrika: 12, 24, 28, 29, 33,50u. 602 = » » den Seychellen: 28 u. ?33 = » » Ostindien: 10, 28 u. 47 = » » den Antillen und Süd-Amerika: 29 | = » » Öceanien und West-Australien: 24 = Die Tabelle für die Verbreitung der 12 madagassischen Schildkr folgende Gestalt: Eigenthümlich für Madagascar: 4, 5 u. 9 — Gemeinsam mit Mauritius: 8 — » » Bourbon: 8 — » > Amika=el 306, 70. 10- 19 = 2 oder 8%0, 2» "8%, a En 17 31 92 312%: 3 » 12%. Madagascar auf- 58 oder 82,86%, Aue > 5,71%, De 7,14°/o, RS 2,86%, 7 >» 10,00°%, 20. 9,86%, 3» 4,2990, 1a» 1,43%, I > 1,43%. öten zeigt jetzt 3 oder 25,00%, lese» 8,330, 2373310, 8237 2766,679/0, Von den 21 bis jetzt von Madagascar bekannten Batrachiern sind dagegen: Eigenthümlich für Madagascar: 1—9, 11, 12, 14—16 u. 1821 —= Gemeinsam mit Mauritius: 13 — » » Bourbon: 13 = » » Süd- und Ost-Afrika: 13 u. 17 = » ° » den Seychellen: 13 = » » Östindien: 10 = 18 oder 85,71%, Is 4,76%, lea 247160]0% » 9,52°, 1 > 4,76%, 10222 2272°76210% [86] Fassen wir weiter zusammen, was über die geographische Verbreitung der einzelnen Species in sämmtlichen Ordnungen der Reptilien bis jetzt von Madasgascar bekannt ist, so eizgen sich von den 108 (wieder mit Ausschluss der einen Art von Pelamis und der ächten — 496 — Seeschildkröten Chelonia virgata Schweigg. und Caretta imbricata L. sp., die in den mada- gassischen Meeren zweifellos vorkommen dürften, deren Art-Identität aber leider immer noch nicht festgestellt ist) hiehergehörigen Arten: Eigenthümlich für Madagascar: 900er, 11510105 Gemeinsam mit Mauritius: — lin Bee » » Bourbon: — 7,41°Jo, » » den Comoren: — 3,70%, » » Afrika: le » » den Seychellen: — N rkeltig, » » Ostindien: pe » » dem tropischen Amerika: = 1» 02.093%, » » Australien und Oceanien: ey Vereinigen wir zum Schluss diese Tabelle mit der Tabelle, welche wir oben für die geographische Verbreitung der madagassischen Batrachier gefunden haben, so sind von den für Madagascar bis jetzt überhaupt bekannten 129 (130 mit Pelamis bicolor und 132 mit dieser und den Seeschildkröten Chelonia und Caretta) Amphibien - Arten: Eigenthümlich für Madagascar: — 97 oder 75,19%, Gemeinsam mit Mauritius: — 6,20°%, » » Bourbon: = 9 5 6,98 °o, » » den Comoren: — Hr 3,10°, » » Afrika: — A) Ni » » Seychellen: — ri 3,10°%o, » » Ostindien: = 8 .2 6,20°0,, » » dem tropischen Amerika: = 5 0,780, » » Australien und Oceanien: = 1» 0,78%. Diese immerhin interessanten Zahlenverhältnisse sind aber der Natur der Sache nach, wie ich schon früher mehrfach erwähnt habe, nur als vorläufige, annähernde und keineswegs als ganz sicher begründete zu betrachten. Fig. 1. Erklärung der Abbildungen. Typhlops (Typhlops) braminus Daudin sp. Nossi-Be. a Ansicht des ganzen Thieres, in nat. Grösse. b und e Kopf von oben, in 6facher Vergr., e um eine ungefähre Vorstellung der Farbenvertheilung zu geben. d Kopf von der Seite, in Gfacher Vergr. e Schwanz von unten, in 7facher Vergr. Chamaeleo (Brookesia) superciliaris Kuhl, Männchen. Nossi-B6. a Ansicht des ganzen Thieres, in anderthalbfacher Vergr. d Kopf von unten und ce Kopf von oben, in 2'/sfacher Vergr. d Kopf von der Seite, in 3facher Vergr. Mahlau & Waldschmidt. Frankfurt a. M. 2 REDEN ER AH OTTERU Werd ı i „En re are ur HI 21% f; N. Mn Pr u 14 N FRE het) „u en TIERE Kal wur ei TH ET ea pn RR N} Ein h ” AM il & kr ET an N Br ade? at di Et 0 = “ ET ee dl m EM N SPERTT 3 WET Kae only A ä IRONT 9 ae a RT AN Ey Pr 3 A yf / “ 2 ar Eee rc ae 3 » nn un 2 W ’ As) I is u oe ü = - \ .s ’ us u ce U + W \ WA [2 u. 2 \ 24 & n r N ) % j I R r % \- ı . 5 E P ku « = us = a et a ee f 4 y Pi .@ v 5 v - 1 R F} - 5 ’ nl Lieberkühn uBermann. Taf l. Fig.3 Liht. vv. Werner & Winter, Frankfurt %M Lieberkühn u Bermann. Taf.H Liht.v. Werner & Winter, Frakfurt M Lieberkühn u. Bermann. Taf. T Liht.v. Werner & Winter, Frankfurt YM. uf \dd TER AUERN —=.SN, ed. & I N 1 =? UN er _—— < = arzyekieltl TER . en SEE DEZE = 7 : 143 EL Sr EEE BEI o EN N 5 u — ee, NM, ( => 7 8597 Te ; En, 9, , RE ef, Bene, v #5 N a »< a5 ; en, EEE GREEN INS: $ 2,408 ne ds 2 RT SE, o° Lieberkühn u Bermann. Taf V =) Lieberkühn u. Bermann. Taf 2] Lith.v. Werner & Winter, Frankiun m Liebe . rkühn ı.E Lith. v. Werner & Winter, Frankfurt %M. Lieber ın u.Ber! Hüttenproduete von Braubach u 2 > al 37. f \ Cumberland 18. w a en u NT Ne = Scharff Taf]. = e x | — N Cyelopen Inseln YlE IH 7 N N 77 Ansuillara U U Zschopau >. BEINE Münsterthal IE AENS A Altenberg f NN) f * / > —— / \ % me “05p SUR Be ren oo Matlock 31./ | N of Münsterthal Sentis I - A DER - Münsterthal =) s 29. ) N i :, % — BITEDN DD) 2) Joh Georgenstadt N Ny, => 2, | Zum ae Pfaffenberg Scharff Tafll. Cornwall Sseg er > Tavistock 4%. ———— Almerode peu) ll ! S Traversella N ) af At Rr e AST 1 > 7 | N If N Wo aa ya EN 1% Na: \\ A al u I\g| | j N\ Folkstone A | ; "bl | N IR 0% I b ıY m? Ma FINN. p.2" Tavistock u Ze S S HAN N Y EERTEEZESEIESS Schlasgenwal de Lirh, Anstv Werner & Winter, Frankfurt yM M & A un. AAMNaAn j Ä j \ Se Ara R I ZN { f \ } Fl = OEL "Pig TıTsossaposg a mbnare BORSUD LET GTENO ISUF URT pÄhr Tursossapo Tab Drag Pu /UNPUEE MM DM Dr UN a S — Lith.Anst.o.C. Welxbacher Dormstadt. n.d.Natur gex.v. Professor Dr.L.Dippel. dal-yle — u u ee a Sn — j \ \ Lith.. Anst.vo.C.Welxbacher Darmstadt. NIIT NG RIRTRRRÜÜÜÜSS 42. 2 EEERTUNTNNSN 7 Aa ns = 23 an 5 a en > ARTE ET: d s un / LAN, ff; 23,72) F > RE Z Tas SE SECERERBE w.d.Natım gex.».Professor Dr.L.Dippel. Tor ee oe Pr; ie Hull FRE Ei NEN N \N AN Ar e. udn AWalm N H N ; - 179 © |; F 7 Lüh_Anst.v.C.Welzbacher, Darmstadt. n.d.Natur gex.v. Professor Dr.L.Dippel. 3 ey u As. No a u __— >= IS an EETTRUUNN FR % 3 hl OR 2 “ , A Wi B' = EAN Si 2 3% OA, Are LT a 25 ans kur ee Pi RE ne ng Mahn FEN RE RENNENS 3 S N =D de [3 1} \ O. Boettger ı v y\ Chun & N f) TE HALL ANANDA KÄf/ NERRENLNN) NA INA KA TRUE Aulih 10 TE Chun del. Lith Anst.v. Werner «Winter, Frankfurt! Bostigen L @.Boettger del Lichs Werner kWinter, Frankfart Pt. ‚eG >&09=-0 Taf.l. Taf.N Kobelt, Japan r h.v. Werner & Winter, Frankfu „rap Kobelt del r Werner a Winter Frankfurt %M. Er ir L Kobelt Japan. Kobelt del Zithr Werner & Hinter, Frankfurt FM. Kobelt. Japan Taf. VI Kobelt del, = 4 2 Zeth. w Werner & Winter, Frankfurt ®% eds Kobelt Japan belt 4a er Kobelt, Japan Kobeit del Kobelt, Japan n Kobelt del Lith uWerner & Winter, Frankfurt @M Kobelt, Japan. Taf.XI j@ ja Kobelt del. Lich.w Werner & Winter, Frankfurt =M. Kobelt, Japan elt del hi - ER EEFTÄTETTE Ve agg Br TEN SU SEEN ae tebel} Robelt, Japan u = RX. _ = LE FH ih ” Boeltger ABHANDLUNGEN, „ HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ELFTER BAND ERSTES HEFT. Mit IX Tafeln. FRANKFURT «M. CHRISTIAN WINTER. 1877. ve Inhalt. ©. Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Mit einer Tafel . . . Se e3 Br VD. Lieberkühn und J. Bermann, Ueber Resorption der Knochensubstanz. Mit acht Tafeln : x ee 5 ABHANDLUNGEN A, HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ELFTER BAND ZWEITES UND DRITTES HEFT. Mit XXI Tafeln. FRANKFURT «. M. CHRISTIAN WINTER. 1878. Inhalt. L. Dippel, Die neuere Theorie über die feinere Structur der Zellhülle, betrachtet an der Hand der Thatsachen. Fortsetzung und Schluss. Mit sieben Tafeln . . . . . €. Chun, Das Nervensystem und die Muskulatur der Rippenquallen. Mit zwei Tafeln. >. Fr. Scharff, Treppen- und Skelettbildung einiger regulärer Krystalle. Mit drei Tafeln W. Kobelt, Fauna japonica extramarina. Erste Hälfte. Mit acht Tafeln. ....... ER Et [880, ABHANDLUNGEN . HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ELFTER BAND VIERTES HEFT. Mit XVI Tafeln. FRANKFURT «MM. CHRISTIAN WINTER. 1379. > “ k # = = « Pa, . . E; 5 “u X 2 “ Az ER i er ar Minh ie x r . PEE NIE k f Be ET BE W. Kobelt, Fauna molluscorum extramarinorum Japoniae. Zweite Hälfte. Mit fünfzehn ©. Böttger,, Die Reptilien und Amphibien von Madagascar. Zweiter Nachtrag. Mit einer 7 ‘ FE 2 . 3 6) x F - % [3 er m ” Fi 7 . FREE H 10 > - ne nn — i a | } 4 [2 2 - - je # LS Er , “ h * .» j e EP) er m ” \ ; 7: Din “ y wert v m MONI Y 3 2044 106 284 896 ———