np - rn u a u te name ne na he nn m - > am En m. - = - mn eu nn nn Einae nn nen nn n ren rn a | ug er en - : j - on == = i . e nen Yayım — an ran nn a — iu ee u nenn mn — eher go ey er ae .. Bounp 1970 WHITNEY LIBRARY, HARVARD UNIVERSITY. SIE GIEINOE 2. DE WW EISENEN, Sturgis Hooper Professor IN THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. 12,938 sansrennen TO GEOLOGICAL SCIENCES U LIBRARY f : = : im Aachen, 2 Bi = a RER BERLIN. Abhandlungen der Königlich Preussischen oeologischen Landesanstalt. Neue Folge. Heft 15. Inn anna anna nn BERLIN. In Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1893. — u ein a, a GE Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. Von Dr. E. Holzapfel Professor an der Technischen Hochschule zu Aachen. Mit einer geologischen Uebersichtskarte, 16 Ansichten aus dem Rheinthal und 5 Abbildungen im Text. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. BERLIN. In Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J). H. Neumann.) 1893. Inhalts-Verzeichniss. Einleitung. Seite Allgemeine Verhältnisse und Eintheilung in vier Abschnitte... 1 Aeussere Beschaffenheit der einzelnen Abschnitte ......... 5 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. .......... 13 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. .....: 2.2 e 2er nenn 32 Die Beziehungen der Hunsrückschiefer zu den hangenden und Iiesendens Schichten 2 er 39 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard ... 2.2.2.2: une enenen 45 Die Quarzite der Umgebung von St. Goarshausen ........ 50 Die@l2onphyrorde pre ee ae ee 54 Dasp\leisse Gebteee nn nr a ee 65 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein .... 2.2... 22222020. 84 Die Gliederungsversuche des rheinischen Unter-Devon ...... 88 Biiewunterenn&oplenz Sehiehten 2.022. .....2..00n. 93 Werseonlenz Quant ee 102 Diezoberene @oblenz Schichten. 72... .2 mn. .22...0..0..0: 105 Tertiär und Diluvium in dem Rheinthal und dessen Umgebung ........ 112 Die Entstehung des Rheinthales ... »... 2.2222 n ernennen 116 Errata et Corrigenda. S. 16 ist in dem Profil irrthümlich dem schmalen Band schwarzer phyllitischer Schiefer in den Quarziten über dem Ehrenfels die Signatur der bunten Taunusphyllite gegeben worden. S. 93 unten in Zeile 3 des Titels des neuen Abschnittes ist für ‚Mittlerer‘ Spiriferen-Sandstein zu lesen „Unterer“ Spiriferen-Sandstein. Binleitung. Nachdem der Rhein bei Mainz vor dem mächtigen Quarzit- zuge des Taunus ausgewichen, und bis Rüdesheim, unter einem spitzen Winkel gegen die Gebirgskette geneigt, seinen Lauf in fast rein ost-westlicher Richtung genommen hat, rechtwinklig zu seiner früheren Richtung, durchbricht er unterhalb Rüdes- heim unter scharfer Rechtswendung das Gebirge, und fliesst in einem vielfach gewundenen, engen und tiefen Querthale bis nach Boppard. Hier zwingen ihn mächtige Quarzitberge zum erneuten Ausweichen; eine Strecke fliesst er, wie im Rheingau nahezu im Streichen der Schichten und Höhenzüge, und bildet die grosse Schleife zwischen Boppard und Braubach, um von hier aus wieder seine alte Richtung senkrecht zum Schichten- streichen anzunehmen. Diese Richtung behält er bei, bis er südlich von Bonn das Schiefergebirge verlässt. In dem Abschnitt des Flusslaufes zwischen den Mündungen der Nahe und der Lahn ist das Rheinthal im Allgemeinen tief eingefurcht in die Gebirgsketten und die sich zwischen ihnen ausdehnenden Hochflächen. Die Gehänge sind steil, Böschungen von 50—60° sind nicht selten, solehe von 30—40° gewöhnlich, und häufig kommen senkrechte Abstürze an den Felswänden vor, die vielfach aus dem Abhang hervorragen. Die Höhen der Thalränder schwanken in weiten Grenzen; die grössten Er- hebungen über den Fluss liegen im Süden, im Gebiet des Taunus- quarzites, wo sich der Teufelskadrich zwischen Lorch und Assmannshausen bis zu 3850 Meter über den Wasserspiegel des Rheines erhebt, und der gegenüberliegende Franzosenkopf im Binger Wald sogar 500 Meter erreicht. Die geringsten Höhen finden sich im nördlichsten Theile, bei Oberlahnstein, wo der obere Rand des Thales nur 100 Meter über dem Fluss liest. Neue Folge. Heft 15 . 2 Einleitung. Das Thal ist durchgehend eng, und die Ortschaften haben daher nur wenig Raum zwischen Gehänge und Ufer, und ziehen sich, oft nur aus einer Strasse bestehend, langgestreckt im Thale hin, und erhalten durch das enge Zusammendrängen der Gebäude auf dem schmalen Uferstreifen das eigenartige alterthümliche Gepräge. Der Platz für die Städte und Dörfer ist oft so eng, dass die alten Befestigungsmauern als Strassen dienen müssen, über welche die oberen Stockwerke der Häuser vorgebaut sind, wie bei den „Laubengängen“ in Bacharach und Caub. Nur an wenigen Stellen, besonders auf der Innenseite stärkerer Krümmungen, erweitert sich das Thal, wie bei Nieder- kestert, von Salzig bis Boppard, zwischen Filsen und Osterspay, und zwischen Oberspay und Rhens. Ausserdem breitet sich zwischen Braubach und Oberlahnstein ein etwas breiterer Ufer- streifen zwischen dem Fluss und dem Thalrand aus. Diese Erweiterungen des Thales an den Krümmungen sind bedingt durch allmähliches Verlegen des Flussbettes nach der convexen Seite hin, gegen welche die Strömung gerichtet ist. Sehr deutlich ist dies zwischen Filsen und Osterspay, wo drei alte Flussterrassen übereinander liegen, deren älteste und höchst- gelegene am weitesten vom heutigen Ufer entfernt ist. An den Thalrändern treten mit ganz vereinzelten Aus- nahmen die stark gefalteten, meistens ein südliches Einfallen und normales Streichen zeigenden Schichten des Untergrundes hervor; auf den Höhen, besonders auf den Plateaus, sind die- selben von diluvialen, seltener von tertiären Ablagerungen verhüllt. Die Untergrundsschichten gehören dem Unterdevon an — mit Ausnahme eines Punktes bei Bingerbrück — und dieses ist mit allen seinen Abtheilungen in reicher Entwickelungsweise vertreten. Das Rheinthal bietet so ein zusammenhängendes und ausgezeichnetes Profil durch das gesammte Unterdevon, wie es in ähnlicher Weise im ganzen Rheinischen Gebirge nicht wieder vorhanden ist. Die ältesten Schichten liegen im S. und im Allgemeinen kommt man beim Fortschreiten nach N. in jüngere Schichten. Das Studium dieses Profiles ist freilich in erheblicher Weise erschwert durch Einleitung. B) die Höhe und Steilheit der Thalränder, welche an manchen Stellen vollständig ungangbar sind. Auffälliger Weise hat das Rheinprofil in seiner Gesammtheit in der Litteratur keine sonderliche Beachtung gefunden, nur wenige und beschränkte Abschnitte desselben sind eingehender behandelt worden. Von allen Forschern, welche über das Rheinthal schrieben, behandelt Dumont') noch den grössten Theil desselben, kommt aber in Folge seiner eigenartigen Forschungsweise zu falschen Schlüssen über das Alter der auftretenden Schichten. Dumont sieht die sämmtlichen Quarzite für gleichaltrig an, für Taunus- Quarzit, und hält daher auch die über den jüngeren Quarziten bei Boppard liegenden, verhältnissmässig reinen Thonschiefer für Hunsrück-Schiefer, obwohl die eingeschlossenen Fossilien zeigen, dass sie der obersten Stufe des Unterdevon angehören. Später hat Lossen?) den Abschnitt des Rheinthales unter- halb Bingerbrück behandelt, der später auch für C. Koc#?) mehrfach Belege für seine Ansichten über die Gliederung des Unterdevon lieferte. ROTHPLETZ?) und GossELET’) sprechen in jüngerer Zeit in kurzen Excursionsberichten über denselben Abschnitt zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. Der nördlichste Theil des Profiles, aufwärts von Oberlahn- stein bis etwa halbwegs Braubach, ist von MaAurER®) mehrfach besprochen worden und lieferte diesem Forscher einen Theil der Stützpunkte für seine Gliederung des Unterdevon. Lersrus ?) hat diese Angaben in seine Geologie von Deutschland über- nommen. In jüngster Zeit hat endlich FoLLmann°) die unter- devonischen Schichten der Gegend von Coblenz beschrieben, I) Memoire sur le terrain ardennais et rhenan. 2) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1867, S. 509 ff. 3) Jahrbuch der Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt für 1850, S. 19) ff. %) Zeitschrift der Deutschen geolog. Gesellschaft 1854, S. 694. 5) Annales de la soc. geol. du Nord 1890, S. 306. 6) Neues Jahrbuch für Miner. 1882 I. S. 1 und 1890 II. S. 201. Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon. Darmstadt 1886. 7) 8.49 ff. 8) Programm des Gymnasiums zu Coblenz, 1891. ı1* 4 Einleitung. ist aber flussaufwärts nicht über die Grenzen des Gebietes, welches Maurer behandelt, hinausgegangen.') Der ganze Theil des Rheinprofiles zwischen Braubach und Lorch ist in der Litteratur nur gelegentlich erwähnt worden, und augenscheinlich gründen sich die gemachten Angaben nicht immer auf eigene Beobachtung. Indessen bietet auch dieser Abschnitt des Rheinthales eine Fülle von wichtigen und bemerkenswerthen Thatsachen, und giebt Aufschlüsse über einige Punkte in der neuerdings mehr- fach erörterten Frage nach der Gliederung des Unterdevon im rheinischen Schiefergebirge. Von der Direction der Königl. geologischen Landesanstalt wurde ich beauftragt, die Aufnahmearbeiten zwischen der Lahn und dem Rhein nach dem Tode Koc#’s zu Ende zu führen, nachdem Herr E. Kayser eine Anzahl von Blättern fertiggestellt hatte. In den Jahren 1857—92 habe ich so die an den Rhein anstossenden Kartenblätter Braubach, St. Goarshausen und Caub geologisch bearbeitet, und eine Revision des bereits von C. Koch fertig- gestellten Blattes Pressberg ausgeführt. Diese Sectionen um- fassen das Rheinprofil von Oberlahnstein bis nach Assmanns- hausen, und zwar nur das rechte Ufer. Die Fortsetzung der Schichten am linken Ufer wurde naturgemäss eingehend studirt, wenn auch die Untersuchungen sich nicht soweit landeinwärts erstrecken konnten, wie auf der nassauischen Seite, auf der durch die Aufnahmen der Blätter Daehsenhausen und Algen- roth, sowie durch Begehungen auf den von C. Koch und E. Kayser bearbeiteten angrenzenden Blättern die Schiehten in ihrem wei- teren Verlauf nach O. hin verfolgt wurden. Unter Zugrundelegung der von der Landesanstalt für die Aufnahmearbeiten angenommenen Gliederung, soll in den fol- genden Blättern das Rheinprofil zwischen den Mündungen der Nahe und der Lahn beschrieben werden. Das ganze Profil wird zu diesem Behufe zweekmässig in vier Abschnitte zerlest, welche sich topographisch von einander scharf unterscheiden und geologisch den auftretenden einzelnen, wenn auch nicht !) Die jüngst veröffentlichte geologische Aufnahme der Section Coblenz reicht über die Lahnmündung nur ein ganz kleines Stück — wenige hundert Meter — hinaus. Einleitung. d sleichwerthigen Abtheilungen des Unterdevon entsprechen. Diese vier Abschnitte sind 1. Von der Mündung der Nahe bis nach Niederheimbach bezw. Lorch (Gebiet der Taunusphyllite und Quarzite), 2. von Lorch [Niederheimbach] bis nach Oberwesel [bis zum Rossstein] (Gebiet der Hunsrückschiefer), 3. von Oberwesel bis Boppard (Gebiet der unteren Coblenz- schichten), 4. von Boppard bis zur Mündung der Lahn (Gebiet der oberen Coblenzschichten und des Coblenzquarzites). An diese Beschreibung werden sich dann Erörterungen allgemeiner Art zu knüpfen haben, namentlich über die ver- schiedenen von einander recht abweichenden Versuche einer Gliederung des Unterdevon überhaupt. Hierbei müssen auch ent- fernter liegende Gebiete zum Vergleich mit herangezogen werden. Die der Beschreibung beigegebenen Profile sind meistens nach photographischen Aufnahmen hergestellt worden. Leider war es in manchen Fällen nicht möglich, für derartige Auf- nahmen einen günstigen Standpunkt zu finden, besonders wenn es sich um höher am Abhang liegende Stücke handelte, da der Raum bis zum Flussufer zu schmal ist, und Aufnahmen vom gegenüberliegenden Ufer zu klein wurden, um noch genügende Einzelheiten zu zeigen. Versuche, solche Stellen von Schiffen oder Nachen aus aufzunehmen, lieferten meistens keine befrie- digenden Resultate. Die äussere Beschaffenheit der einzelnen Abschnitte des Rheinthales. Die Verschiedenheit der Gesteine, welche in den vier an- gegebenen Abschnitten die Thalgehänge zusammensetzen, ist von grossem Einfluss auf die Gestaltung des Thales, so dass man an dem landschaftlichen Bilde vielfach schon erkennen kann, in welchem der Abschnitte man sich befindet. Vor allem lassen sich die Quarzitberge schon von Weitem an ihrer charakteristischen Form erkennen. Innerhalb des südlichsten Theiles, in dem der Taunus- Quarzit die Gestaltung des Geländes bedingt, ist das Rheinthal 6 Einleitung. nur an der scharfen Umbiegung zwischen Rüdesheim und Assmannshausen als enge zu bezeichnen. Die vielgenannten Schwierigkeiten, welche das Binger Loch der Schiffahrt bereitet, sind nicht darin begründet, dass der Fluss selbst besonders stark eingeengt wäre, sondern darin, dass einzelne, besonders harte Gesteinsbänke quer durch den Strom setzen, und riff- artig von der Sohle des Flussbettes aufragen. Reisende, welche viel von dem Binger Loch gelesen und gehört haben, sind daher bei der Durchfahrt vielfach enttäuscht, um so mehr, als die meisten dieser Gesteinsklippen, soweit sie nicht durch Sprengung beseitigt sind, bei mittlerem Wasser- stande nicht über den Spiegel des Flusses hervorragen. Jeden- falls ist die Einengung des Thales weiter abwärts in dem dritten Abschnitt, besonders in der Umgebung von St. Goar eine stärkere. In der Zone des Taunus-Quarzites sind die Erhebungen über die Thalsohle beträchtlich, das Gelände besteht aus breitgerundeten Kuppen (Tafel 1), welche sich zu weithin verfolgbaren Ketten aneinander reihen. Wenn man etwa von Lorch aus die Höhe des Nollich (oder Nolling) ersteigt, so sieht man diese mächtigen Quarzitketten auf beiden Ufern das nördlich vorlagernde Schieferplateau um ein Erhebliches über- ragen (Tafel 2). Linksrheinisch liegt der Franzosenkopf, an den sich die übrigen Höhen des Binger Waldes anschliessen, und jenseits des Guldenbachthales folgt als Fortsetzung der Soonwald. Rechtsrheinisch lässt sich die Quarzitkette vom Teufelskadrich über Zimmers- und Röspelkopf, über den grauen Stein bis zur kalten Herberge mit dem Blick verfolgen. Die Thalgehänge sind in ihren höheren Theilen mässig steil geböscht, in den tieferen erheblich steiler, und dicht über der Thalsohle finden sich vielfach senkrechte Felsabstürze, und einzelne besonders feste Bänke ragen mauerartig aus dem Ge- hänge vor. Die oberen Theile des Abhanges sind vielfach mit ausgedehnten Rosseln von Quarzitschotter bedeckt, deren Bildungsweise Lossen anschaulich beschrieben hatl). — Bis I)‘ Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1867. S. 616. Taf. 12, Fig. 2. Einleitung. 7 nach Trechtingshausen ist der linksseitige Thalrand der steilere, entsprechend der scharfen Rechtswendung des Flusses unter- halb Rüdesheim, durch die die Strömung gegen das linke Ufer geworfen wird, oder wurde, bevor der Mensch durch Ufer- bauten den Flusslauf regulirte. Die Gliederung der Gehänge ist eine ziemlich reichliche, sie wird wesentlich erzeugt durch eine Anzahl oft nur schmaler Schiefersättel, welche durch den Quarzit hindurchstossen. Lossen betonte, dass hier alle Längsthäler in Schieferschichten eingeschnitten, während die Querthäler Spaltenthäler seien. Da diese Schiefersättel quer durch das Thal hindurch setzen, so liegen sich auf beiden Ufern Mündungen von Seitenthälern gegenüber, dem Assmannshäuser- das Possbachthal, dem Boden- thal das des Trechtingshäuser Baches. Das bedeutendste Seiten- thal, das Morgenbachthal, ist in dem grössten Theile seines Ver- laufes ein Querthal. Ausser diesen sind noch einige ganz kurze, schluchtartige Einschnitte mit steilansteigender Sohle vorhanden. Die Quarzitberge sind durchweg gut bewaldet, auf dem linken Ufer steigt der Wald, wenn auch nur in der Form niederen Gestrüppes bis in die Thalsohle herunter, während er rechts auf die höheren Theile beschränkt ist, und der übrige, nicht von Gesteinsklippen und Rosseln eingenommene Theil, sowie die Nordabhänge der Seitenthäler mit Weinbergen bepflanzt sind, deren Produkte sich gerade innerhalb der Zone der Phyllite und Quarzite durch Güte auszeichnen. — Ausser- halb des Mainzer Beckens, auf dessen Nordrand der obere und mittlere Rheingau liegen, bringt kein Theil des Rheines Weine von der Güte hervor, wie der südlichste Abschnitt des hier besprochenen Gebietes, und ist es neben der Lage und Pflege der Pflanzungen die Beschaffenheit des Untergrundes, die dies bewirkt. Es besteht der Rüdesheimer Berg vorwiegend aus Taunusquarzit, die tieferen Theile aus bunten Phylliten. Der beste Assmannshäuser Rothwein wächst auf buntem Phyllit, und der vortreffliche Bodenthaler, der sich von dem dicht dabei, und unter gleichen Bedingungen, aber auf Hunsrück- schiefer wachsenden Lorcher Weinen, selbst denen von der Pfaffenwies, vortheilhaft unterscheidet, wächst auf Taunus- 8 Einleitung. quarzit und buntem Phyllit. Dabei soll sich kein Unterschied dieser beiden Gesteinsarten im Einfluss auf die Güte des Weines bemerkbar machen. — Im mittleren Rheingau wachsen die ausgezeichnetsten Weine auf tertiären Schichten und auf den serieitreichen Taunusgesteinen, daneben wie im Rheinthal auf Quarzit und Phyllit. Kommt man an die schwache Krümmung des Rheines bei der Clemens-Kapelle oberhalb Trechtingshausen, so sieht man nach Norden hin ein von dem bisherigen gänzlich abweichendes Landschaftsbild. Im Vordergrunde liegen noch zu beiden Seiten des Flusses die Quarzitberge, links der bewaldete Franzosen- kopf mit Schloss Sonneck am tieferen Abhange, rechts der Teufelskadrich mit seinen Rosseln; dahinter aber weitet sich das Thal nicht unbeträchtlich aus, die Gehänge werden niedriger und flacher, weniger gegliedert. Ihr oberer fast geradlinig ver- laufender Rand zeigt, dass es keine Gebirgsketten mehr sind, welche hier das Thal begrenzen. Steist man auf die Höhe, so dass man einen Ueberblick über das jenseits dieses Randes liegende Gelände hat, so sieht man eine flachwellige durch- sehends von Feldfluren bedeckte Hochfläche. Bei Niederheim- bach erreicht man den zweiten Abschnitt des Thales, der ausschliesslich aus Hunsrückschiefern zusammengesetzt ist. Die Hochfläche, welche sich den Quarzitketten nach N. vorlagert, ist von zahlreichen, steil eingerissenen Bachthälern durchfurcht, deren Wasserläufe aber nur zum allerkleinsten Theil aus den Schiefern entspringen. Viele derselben kommen vom Nordabhang der Quarzitketten herünter, andere stammen aus den Grauwacken des nördlich folgenden Abschnittes. Zu den ersteren gehören die von S. herkommenden Zuflüsse der Wisper, sowie der Heimbacher Bach mit seinen zahlreichen Zuflüssen, zu den letzteren die rechtsseitigen Nebenflüsse der Wisper und der durch das Blücherthal bei Caub fliessende Holzbach. Nicht nur das Thal erweitert sich in der Schieferzone, auch der Fluss selbst verbreitert sich nicht unerheblich, und erreicht oberhalb Lorch mit 650 Meter die grösste Breite in dem ganzen Lauf zwischen Bingen und Lahnstein. Dabei Einleitung. I wird das Gefälle geringer, so dass sich bei Lorch zwei, aus- schliesslich aus Geröllen von Taunusquarzit bestehende Inseln, die grosse und die kleine Aue, bilden konnten. Der Verlauf des Thales ist dabei ein fast geradliniger, es macht nur eine schwache Krümmung zwischen Bacharach und Caub. Bis an diese Krümmung sind die Gehänge bis zu ansehnlichen Höhen hinauf von horizontal gelagerten Massen älterer Flussalluvionen von erheblicher Mächtigkeit bedeckt. Dieselben bestehen aus einem bunten Wechsel von lössartigen Schichten, Schiefer- schutt, Sand, Grand und groben Geröllen. Innerhalb der Hunsrückschieferzone ist das rechtsseitige Gehänge bis zu grossen Höhen hinauf mit Weinbergen bepflanzt, ebenso die Nordränder der Seitenthäler auf beiden Ufern. Und wenn auch die Erzeugnisse dieser Weinberge sich mit denen der südlicheren Quarzitzone nicht messen können, so geniessen sie doch einen verdienten Ruf, besonders als leichtere Weine, die vielfach einen ausgesprochenen Schiefergeschmack besitzen. Von rechtsrheinischen Gewächsen entstammen der Hunsrück- schieferzone die Weine von Lorch und Caub, linksrheinisch, in Seitenthälern, wachsen auf Hunsrückschiefer der Heimbacher, der Manubacher, der Bacharacher und vor allem der Steeger und Engehöller, zwei vortreffliche Rieslingweine. Bei Oberwesel beginnt der dritte Abschnitt, in welchem untere Coblenzschichten den Untergrund bilden. Dieselben bestehen aus einem bunten Wechsel verschiedenartiger Gesteine: weicher und harter Schiefer, Grauwacken und Quarzite, und diesem Wechsel entsprechend zeigt das Thal in dem Gebiete der unteren Coblenzschichten die meisten und schärfsten Krümmungen und die grössten Einengungen. An der Lurley hat der Rhein die geringste Breite zwischen Bingen und Lahn- stein. Dieselbe beträgt 170 Meter. Die Böschungen der Ab- hänge sind steil, innerhalb des ganzen hier besprochenen Theiles des Rheinthales am steilsten, und mächtige Felspartien reichen manchmal von der Thalsohle bis an den oberen Thal- rand und bilden senkrechte Abstürze. Nur in denjenigen Theilen dieses dritten Abschnittes, in denen weiche Schiefer- gesteine vorherrschen, wie abwärts von Bornhofen, ähnelt die 10 Einleitung. Thalgestaltung derjenigen des zweiten Abschnittes in vielen Beziehungen. Die gleichen Verbreiterungen von Thal und Fluss, die gleichen flachen Böschungen der Thalränder und die Bedeckung derselben mit alten Flussalluvionen, wie wir sie in der Umgebung von Lorch kennen gelernt haben, finden sich wieder zwischen Salzig und Boppard. Das Gelände zu Seiten des Rheinthales in dem dritten Abschnitt ist wie in dem zweiten eine Hochfläche, welche in nächster Nähe des Thales ungewöhnlich flach, in einiger Ent- fernung wellenförmig ist. Von der Ebene der Hunsrück- schiefer unterscheidet sie sich hauptsächlich dadurch, dass sie von einer Anzahl bewaldeter, aus Quarziten bestehender Höhen- züge von nicht erheblicher Längenerstreckung überragt wird. Das Rheinthal selbst erreichen diese Quarzitzüge meist nicht. — Typisch für die Gestaltung des Thales in dieser Zone ist die Gegend von St. Goar, wie sie in Tafel 4 dargestellt ist. Die Bewachsung der Thalgehänge innerhalb der unteren Coblenz- schichten ist im südlichen Theile eine geringe. Dürftiges Gestrüpp findet sich zwischen den felsigen Partien des Ab- hanges, und die Weinberge liegen, wo sie vorhanden sind, in kleinen Terrassen steil übereinander und bringen einen leichten, geringwerthigen, säuerlichen Wein hervor, der in nichts mehr an die edlen Gewächse des Rheingaues erinnert. Der Grund hierfür liegt nicht allein an der Beschaffenheit des Unter- grundes, sondern auch daran, dass die Rieslingtraube in diesen Gebieten nicht mehr oder nur wenig, gebaut wird. Weiter nördlich, von Salzig an abwärts, ziehen sich auf der linken Thalseite Feldluren an dem flachen Gehänge in die Höhe, und auf der rechten Seite wird namentlich bei Camp ein recht guter Rothwein auf dem weichen Schiefer gezogen. Von grösserer Bedeutung aber ist für diese Gegend die Obstzucht, vor allem die von Kirschen und Aprikosen, welche hier vor- trefflich gedeihen. Man erhält einen grossartigen Eindruck von dem Obstbau von Salzig und Camp, wenn man im Früh- jahr zur Blüthezeit die Gegend von einer Höhe aus überblickt. Dieselbe gleicht dann in ihrem weissen Blüthenschmuck fast einer beschneiten Winterlandschaft. Einleitung. 11 Schon bei Nieder-Kestert sieht man nach N. zu bewaldete Höhen liegen, welche sich durch ihre Form als Quarzitberge zu erkennen geben. Bei Boppard erreicht man auf der linken Seite das Gebiet des Coblenzquarzites, welches auf der rechten Seite erst unterhalb Osterspay beginnt. Hiermit ist der letzte Abschnitt des hier zu besprechenden Rheinprofiles erreicht, der aus den Coblenzquarziten und den oberen Coblenzschichten zusammengesetzt ist. Die Quarzitzüge dieses Gebietes sind weniger mächtig und weniger geschlossen, als die des ersten Abschnittes und bilden daher auch nicht solche sich weithin ziehenden Gebirgsketten, wie im Gebiete des Taunusquarzites. Nördlich der Lahnmündung, also bereits ausserhalb des hier in Betracht kommenden Gebietes, erreicht allerdings ein Zug dieses jüngeren Quarzites, welcher über den Kühkopf streicht, eine erhebliche Mächtigkeit und Höhe. In dem letzten Abschnitt ist die Gliederung der Thal- ränder eine so weitgehende, wie in keinem der früheren; zahl- reiche, oft nur kleine Wasserläufe haben ihr Bett in die zwischen den Quarziten liegenden Schiefer eingegraben, oder fliessen in Querthälern, die ihren Ursprung dem Vorhanden- sein von Verwerfungsspalten verdanken. In keinem der drei anderen Abschnitte sind Querthäler in solcher Anzahl vor- handen, als hier. Zu denselben gehören auf dem linken Ufer das Mühlbachthal bei Boppard und mehrere seiner Nebenthäler, auf der rechten Seite die Thäler des Heiligen- baches, des Wasenbaches, des Grünlingsbaches, das Oberdink- holder- und das Dachsenhäuser Thal. Längsthäler sind die des Engelsrödchenbaches, des Fraubaches und des Barden- baches bei Boppard, sowie des Breyerbaches, des Taubert- baches und des Mühlenbaches bei Brey und Rhens, rechts- rheinisch das Hinterwalderthal bei Braubach und das Schlier- bachthal bei Oberlahnstein. — Ersteist man an irgend einer Stelle den oberen Rand des Rheinthales, so sieht man, dass im Gegensatz zu den beiden südlicher gelegenen Abschnitten das Gelände auch in der weiteren Umgebung reich und mannigfach gegliedert ist. Der Rhein durchfliesst hier nicht mehr eine Hochfläche, sondern eine ausgesprochen gebirgige 12 Einleitung. waldbedeckte Landschaft, in der nur vereinzelte Ortschaften liegen, deren kleine und meistens ärmliche Feldfluren von den ausgedehnten Waldungen eingeschlossen sind. Nur an wenigen Stellen ziehen sich die Waldungen bis in die Sohle des Rheinthales herunter, an anderen steigen Wiesenflächen, meist mit Obstbäumen bepflanzt, am Gehänge in die Höhe, und ausserdem finden sich Weinberge und Feld- fluren. Es ist so auch hinsichtlich der Benutzung des Bodens eine weit geringere Einheitlichkeit vorhanden, wie in den stromaufwärts gelegenen Abschnitten. Von den landwirth- schaftlichen Erzeugnissen des Rheinthales selbst steht indessen auch hier der Wein in erster Linie. Abgesehen von dem Bopparder Ham, welcher auf den Schiefern der oberen Coblenz- schichten am Nordrande der grossen Thalschleife zwischen Boppard und Oberspay wächst, der an die besseren Gewächse der weiter stromaufwärts gelegenen Gebiete erinnert und noch deutlichen Rheinweincharakter zeigt, sind die Erzeugnisse der Weinberge geringwerthige, aber angenehme Weine, welche sich den Produkten der unteren Mosel anschliessen und, soweit sie in den Handel kommen, auch vielfach als Moselweine verkauft werden. In geringer Entfernung nördlich von der Lahnmündung treten die Höhen von den Flussufern zurück, zuerst auf dem linken Ufer bei Coblenz, dann bei Vallendar auf der gegen- überliegenden Seite. Der Rhein tritt in das weite Neuwieder Becken ein. da Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. (Zone der Taunus-Phyllite und Quarzite.) In dem Abschnitt des Rheinthales zwischen Bingerbrück und Niederheimbach wird die Gestaltung der Oberfläche in der Hauptsache bedingt durch die Quarzite, welche an Menge bei weitem überwiegen. Die Mannigfaltigkeit der auftretenden Gesteinsarten ist eine recht grosse, und in der Litteratur finden sich vielfach Angaben über dieselben. Die älteren dieser An- gaben werden vollständig zusammengestellt in der Arbeit Lossen’s'), der die Gesteine des „linksrheinischen Taunus“ beschreibt, und ihre Verbreitung auf einer Karte angiebt, welche den grössten Theil des hier zu besprechenden Abschnittes des Rheinthales umfasst. Alle in diesem Gebiete auftretenden Gesteine werden dem Devon zugerechnet, ohne dass eine ge- nauere Gliederung des Unterdevon versucht wird, entsprechend dem damaligen Stande der Kenntniss von diesen Schichten. Später gab ©. Koch?) in seiner grundlegenden Arbeit über die Gliederung des Unterdevon zwischen Taunus und Wester- wald einige Profile aus dem Rheinthal bei Assmannshausen und Rüdesheim. Kock sieht die als Unterlage des Taunus- quarzites auftretenden bunten Schiefergesteine mit ihren quarzitischen und sericitischen Einlagerungen, welche in der Umgebung von Assmannshausen in mehreren Sätteln aus der Thalsohle aufsteigen, als vordevonisch an, und demnach den Taunusquarzit selbst als das tiefste Unterdevon. In einem in neuerer Zeit veröffentlichten Bericht über einen Ausflug in den Hunsrück und den Taunus giebt dann 1) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 1867, S. 509 ff. 2) Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt für 1880, S. 190 ff. 14 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. J. Gosserer!) an, dass an der Zusammensetzung des links- seitigen Thalgehänges nicht nur das Devon, sondern auch das Cambrium in nicht unerheblichem Maasse betheiligt sei. Die nicht mehr im Rheinthal ausstreichenden, sogenannten älteren Serieitgesteine des Taunus rechnet GossELET zum Azoicum. — Die Studienreise Gosserer’s hat demnach wesentlich andere Resultate ergeben, als die Arbeiten der einheimischen Forscher. Die wesentlichste Abweichung besteht in der Deutung gewisser Schichten als Cambrium. Bei Besprechung dieser Verhältnisse befinde ich mich in der misslichen Lage, gegenüber einem Fachgenossen von der Bedeutung, dem Ansehen und der Erfahrung, wie sie Herr GossELET besitzt, von vorne herein eine grundsätzlich abweichende Ansicht über die Behandlungsweise der in Betracht kommenden Fragen aussprechen zu müssen. Dieselbe beruht in der ver- schiedenen Werthschätzung petrographischer oder mineralo- gsischer Merkmale. Herr GosseLer benutzt diese ausschliess- lich oder doch ganz vorwiegend zur Altersbestimmung der Schichten, und sieht z. B. den grauen, quarzdurchtrümmerten Quarzit vom Rheinstein für cambrisch an, weil er grau ist. Ebenso sollen gewisse sericitische Gesteine und blaue Thon- schiefer, welche zwischen dem Rheinstein und Bingerbrück auftreten, cambrischen Alters sein. Die mehrfach auftretenden Arcosequarzite und sericitreichen Gesteine können nach Herrn GossELet nicht zum Taunusquarzit gerechnet werden, obschon sehr oft diese Quarzite geringe Mengen von Kaolin und Sericit führen. Die eben erwähnten blauen‘ Schiefer hielt C. Koch für Hunsrückschiefer, die auch gelegentlich überaus ähnliche Gesteine enthalten. Sericitreiche Gesteine sind in weit jüngeren Schichten des Unterdevon, im Untercoblenz z. B., verbreitet, darunter auch solche, die den betreffenden Gesteinen von Bingerbrück ähnlich sind. Graue, stark quarzdurchtrümmerte, sogar fast schwarze Quarzite, oft den Revinienquarziten des Hohen Veen gleichend, kommen unter den jüngeren Coblenz- quarziten bei Braubach und Nassau vor. !) Annales d. 1. soc. g&ol. du Nord. Bd. 17. S. 306. u u Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 15 Bei einer Altersbestimmung auf rein petrographischer Grundlage wird man daher zu den allerverschiedensten Ergeb- nissen kommen, je nach der Gegend, die man zum Vergleich heranzieht. Herr GosseLer kommt auch bei seinen Alters- bestimmungen, die sich auf Vergleiche mit den Ardennen und der Bretagne stützen, mitunter etwas ins Gedränge, so wenn er Schichten vom Ansehen des gewöhnlichen gres d’Anor mit Arcosequarziten zusammen liegen sieht, sodass Taunusien und Gedinnien zu wechsellagern scheinen‘). Dieser Art der Deu- tung der Schichten gegenüber glaube ich betonen zu sollen, dass meiner Ansicht nach in erster Linie die Lagerungs- verhältnisse ausschlaggebend sein müssen, wo die Versteine- rungen fehlen, was leider in dem in Rede stehenden Gebiete fast durchweg der Fall ist. Und erst wenn die Stratigraphie keinen Aufschluss giebt, ist die Gesteinsausbildung als Haupt- merkmal zu benutzen. In diesem Falle aber muss man, meine ich, in erster Linie naheliegende Gebiete zum Vergleich heran- ziehen, bevor man so weit entfernt liegende Gegenden, wie die Ardennen und die Bretagne vergleicht?). Es wird sich in den folgenden Erörterungen zeigen, dass man in allen Fällen die nöthigen Anhaltspunkte aus den Lagerungsverhältnissen und aus dem Vergleich mit verhältnissmässig naheliegenden Gebieten erhalten kann. In dem Rheinthal zwischen dem Bingerloch und Nieder- heimbach sind die Lagerungsverhältnisse bei aller Mannig- faltigkeit meist verhältnissmässig leicht zu bestimmen, jeden- falls viel leichter, als in den weiter nördlich liegenden Theilen des Thales. Die dickbankigen Quarzite zeigen die Falten- bildungen meist recht deutlich. Für eine Untersuchung der Lagerung ist im Allgemeinen das rechte Rheinufer geeigneter, als das stärker bewaldete linke. Von besonderer Wichtigkeit DerZa. 0, 315, 316, 324. 2) Achnlich wie Herr GOSsELET verfährt auch Herr RorurLETZ (Zeit- schrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 1884, S. 694). Bei den in Ver- bindung mit dem Stromberger Kalk auftretenden Kieselschiefern denkt er an Silur, obgleich in der Lahnmulde Kieselschiefer im Mitteldevon verbreitet sind. een ... 34, > 2 Pi A A W mn er 16 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. aber ist es, die Thalgehänge auch von dem gegenüberliegenden Ufer, oder vom Fluss aus zu beobachten, da man von diesen Stellen aus eine erheblich bessere Uebersicht hat, wenn auch viele Einzelheiten nicht sichtbar sind. Zwischen der Thalbiegung am Bingerloch und der unteren Grenze der Hunsrückschiefer oberhalb Lorch lassen sich drei, bezw. vier Sättel unterscheiden, welche durch streichende Ver- werfungen gestört sind, derart, dass die zwischen ihnen lie- genden Mulden unterdrückt sind. Profil vom Niederwald zum Gammerforst. Iheinthal Cammerforst Teulelskacdlrach Niedermwald Backaracher Kopf Bodenfrat Hörkopf Aulhauser Thal Ehrenrels za . S0. 9 Taunusquarzit Bunte Phyllite Hunsrückschiefer Neben diesen Hauptfalten sind naturgemäss noch zahlreiche kleinere vorhanden, bei denen man die manniefaltigsten Bie- sungen und Knickungen der Schichten beobachten kann. Lässt man zunächst die unmittelbar an der Nahemündung und die südlich derselben auftretenden Schichten ausser Betracht, so reihen sich die vier erwähnten Hauptsättel von S. nach N. in folgender Weise an einander: 1. Der Ehrenfelser, 2. der Assmannshäuser, 3. der Rhein- steiner- und 4. der Bodenthaler Sattel. Den Nordflügel des Ehrenfelser Sattels sieht man deutlich an der Ruine Ehrenfels (Tafel 5). Hier liegen hellgefärbte, zum Theil roth gefleckte Quarzite horizontal, senken sich dann nach N. hin allmählich und erreichen in steiler Schichtenstellung die Thalsohle. Man sieht dieses Verhalten sehr deutlich vom Flusse aus. Diese Quarzite sind von besonderer Bedeutung, weil in ihnen die Fauna gefunden wurde, die ©. Koch auf- führt, sie sind dadurch zum Typus des Taunusquarzites ge- Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 17 worden. Die unter ihnen liegenden Schichten sind nicht zu sehen. Ueber ihnen liegt, wie sie selbst horizontal, ein Band milder blauer, phyllitartiger Thonschiefer, welche einzelne Bänke eines grauen Quarzites eingelagert enthalten. Fluss- aufwärts lässt sich dieses wenig mächtige Schieferlager am Rüdesheimer Berg entlang bis fast nach Rüdesheim hin ver- folgen. Da das Gehänge hier nahezu im Streichen der Schichten verläuft, so liest auch das Schieferband fast horizontal. Nach N. dagegen senkt sich dasselbe wie die unterlagernden Quarzite allmählich, und erreicht in nahezu senkrechter Schiehtenstellung oberhalb Assmannshausen die Thalsohle. Am Bahndamm sind sie gut aufgeschlossen. GosseLEr erklärt sie hier für cambrisch. Sie liegen thatsächlich über echtem Taunusquarzit, und Koch hielt sie daher für Hunsrück- schiefer und demgemäss die über ihnen liegenden Quarzite des Niederwaldes für untere Coblenzschichten. Diese oberen Quarzite des Niederwaldes sind hell gefärbt und führen auf den Schichtflächen meist Schüppchen von Serieit. Kleine Kaolinkörner sind in dem Gestein zerstreut. Kock verglich dasselbe mit einem Quarzit, welcher auf Blatt Rettert, zwischen Martenroth und Laufenselden über den Grauen Kopf streicht, und auf seiner Südseite von Hunsrück- schiefern begrenzt wird, und begründete hierauf die angegebene Altersbestimmung. Kayser beobachtete in diesem Quarzit Versteinerungen, und hat ihn als echten Goblenzquarzit auf seiner Karte eingezeichnet, auf der er von den angrenzenden Hunsrückschiefern durch eine streichende Verwerfung getrennt ist'). Sonst fehlt an der unteren Grenze des Unter-Coblenz, wo diese klar ist, der Quarzit, und vor allem ist er im Rhein- profil bei Oberwesel nicht vorhanden. Dagegen sieht man an der südlichen Grenze der Hunsrückschiefer, am Kammer- forst bei Lorch, petrographisch mit denen des Niederwald übereinstimmende Quarzite, so dass man auch diese noch zum Taunusquarzit rechnen, und die Schiefer am RKüdesheimer Berg nur als Einlagerungen in den Quarzit auffassen muss, !) Blatt Rettert. Neue Folge. Heft 15. 2 18 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. wie solche auch an anderen Stellen vorkommen. Hierzu nöthigt auch schon die geringe Mächtigkeit der reinen Schiefer, die man doch kaum als Vertreter der mächtigen Hunsrückschiefer ansehen kann. Im Uebrigen deutet die Wechsellagerung von Schiefer und Quarzit auf die engen Beziehungen hin, die zwischen Taunusquarzit und Hunsrückschiefern bestehen, Be- ziehungen die GosseLer mehrfach betont hat, und von denen noch weiterhin die Rede sein wird. Nördlich vom Niederwald stehen in der von Assmanns- hausen nach Aulhausen führenden Schlucht bunte Phyllite an. In dem von Koch gezeichneten Profil bilden dieselben den Kern eines nicht sehr breiten, spitz aufsteigenden Sattels. Eingelagert finden sich mannigfaltige sericitische, zum Theil conglomeratische Gesteine. Trotz vielfacher Bemühungen habe ich hier bei Assmannshausen’ eine unzweideutige Sattel- stellung der Schichten nicht beobachten können. Nach N. hin stossen die Schiefergesteine unmittelbar an den steil aus der Thalsohle aufsteigenden Südflügel des nächsten Sattels, und die Schichten im S. der Phyllite zeigen ein steiles Südfallen, ohne dass eine Umbiegung in eine flachere Lagerung nach N. hin zu sehen wäre. Die gleichen Verhältnisse scheinen auf der linken Thalseite vorhanden zu sein. Auch im Streichen der Phyllitzone im Profil beim Kloster Noth Gottes, sowie zwischen Stephanshausen und Johannisberg habe ich eine Sattelbildung nicht erkennen können. Wie die Aufschlüsse liegen, könnten die Schichten der Assmannshauser Phyllitzone ebenso gut umgewandelte Gesteine von jüngerem Alter, als der Taunusquarzit sein, die eine Mulde bilden.) Einige hundert Meter unterhalb Bad Assmannshausen stehen in einem alten Steinbruch über dem Bahndamm wieder rothe und grüne Phyllite an, überlagert von grauen, etwas schiefrigen Quarziten und Arcosen, welche in einzelnen Bänken reichlich Sericit enthalten, und eine Sattelstellung der Schichten zeigen. Beide Sattelflügel fallen steil nach S. und über den schiefrigen Quarzgesteinen folgen diekbankige feste Quarzite. !) Beim Kloster Marienthal liegen zwischen den Phylliten schwache Lagen eines glimmerreichen Grauwackenschiefers, der sonst in der Phyllitzone fehlt. Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 19 Etwas nördlich von dem zuletzt erwähnten Aufschluss in den Phylliten sieht man an einem steilen Felsabsturz am Fusse des Bacharacher Kopfes steil stehende Quarzitbänke durch eine Ueberschiebung auf flach gelagerten Schichten liegen. Diese letzteren gehören bereits zum Südflügel des letzten, des Bodenthal-Sattels, und man kann beim Fortschreiten nach N. hin verfolgen, wie sie sich allmählich aus der Thalsohle bis zur Höhe des Teufelskadrich herausheben. Der steil stehende, zum Theil überkippte Nordflügel des Rheinsteiner Sattels ist auf den flacher fallenden Südflügel des folgenden Sattels über- schoben, die Ueberschiebung selbst fällt flach nach S. Am Fusse des Teufelskadrich kommen im Kern des letzten Sattels wieder bunte Phyllite heraus, welche sich im Streichen über den Kammerforst hinweg mit grossen Unterbrechungen bis zum Röspelkopf verfolgen lassen. Als Einlagerungen treten sraugrüne Quarzite auf, sowie diejenigen Gesteine, welche Koch als körnige Phyllite bezeichnete, die in Quarzite übergehen. — Im Bodenthal besteht nur der südliche Abhang aus Phyllit, der nördliche aus Taunusquarzit. In der Richtung des Thales verläuft eine Ueberschiebung, welche in einem alten Steinbruch auf der Südseite des Thales aufgeschlossen ist. Diese Störung scheint eine der wichtigsten des Gebietes zu sein. Dicht »ördlich von der Mündung des Bodenthales er- scheinen in der Thalsohle blaue, phyllitische Thonschiefer, über denen bis zum Gipfel des Kammerforstes helle Quarzite liegen. Am Ansstfels steigen die Schiefer bereits höher, und gegenüber der Kleinen Aue setzen sie bereits den ganzen Thalhang bis zur Höhe des Mandelberges zusammen. Es sind echte Huns- rückschiefer, die sich vom Bodenthal an in flacher Lagerung unter dem überschobenen Quarzit herausheben, und die in den tieferen Lagen Schichten und Linsen von grauem Quarzit ein- geschaltet enthalten. Beim Bahnwärterhaus 105 liegen im Rheinbett Felsen von grauem Quarzit, von derselben Beschaffen- heit, wie er am gegenüberliegenden Ufer oberhalb Schloss Sonneck in fast horizontaler Lagerung ansteht. Wenige Meter höher am Bahndamme streichen die flach gegen den Berg ein- y* 20 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. fallenden Schiefer in h. 6. Die Quarzite im Flussbett haben daher ihre normale Stellung unter den Schiefern. Das nach- stehende Profil durch das Rheinthal erläutert dies Verhältniss. In den Quarziten, welche den Schiefern eingelagert sind, kommen spärliche Versteinerungen vor. Ich beobachtete Chonetes sarci- nulata, Strophomena sp. und einen kleinen unbestimmbaren Fischrest. Längenprofil von Sonneck zum Cammerforst (quer durch das Rheinthal). Cammerforst Hohe oberhalb Sonneck. Taunusquarzit Hunsrückschiefer Die Ueberschiebung, durch welche nördlich des Boden- thales die Quarzite auf den Hunsrückschiefern liegen, ist auch auf der linken Rheinseite zu beobachten, wo dieselbe unter der Burg Sonneck aufgeschlossen ist (Tafel 6). Der Felsen, auf dem das Schloss steht, wird von fast horizontal liegenden hellen Quarziten gebildet, dicht daneben, in einem etwas tiefer gelegenen Steinbruch fallen die Quarzitbänke mit 45° nach S.; dieselben steigen nach N. an bis an den Nordabhang des Franzosenkopfes. Die flach liegenden Quarzite von Sonneck dagegen kann man nach S. hin verfolgen, wo: dieselben in mehreren Brüchen gut aufgeschlossen sind. Dieselben ent- halten hier einige Einlagerungen von blauem Thonschiefer, wie die Quarzite am Niederwald (Schicht A auf Taf. 6). Weiter nach S. steigen sie allmählich an, und bei Trechtingshausen kommen unter ihnen bunte Phyllite heraus, die unmittelbare Fortsetzung der Phyllite des Bodenthales. GossEeLEt erwähnt diesen Sattel bei Treehtingshausen. Bei Sonneck stossen dem- nach an der Ueberschiebung Quarzite mit Quarziten zusammen, während am rechten Ufer des Rheins im Liegenden derselben En E23 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 2] Hunsrückschiefer auftreten. Linksrheinisch, am Nordfusse des Franzosenkopfes, scheint die Grenze zwischen dem Taunus- quarzit und dem Hunsrückschiefer eine normale zu sein, ist aber stark überschottert. Ebenso ist diese Grenze im Pressberger Thal (Nebenthal der Wisper) eine normale, so dass die Ueber- schiebung am Kammerforst spiesseckig zu dem Schichten- streichen zu liegen scheint. Bei Trechtingshausen und auf der Nordseite des Morgen- bachthales stehen graue Quarzite steil, fast senkrecht, die- selben gehören zum Südflügel des Bodenthaler Sattels. An der Clemens-Kapelle heben sich dann petrographisch gleiche Quarzite nach S. hin flach zu dem Sattel heraus, den Lossen') abgebildet hat. Unter den Quarziten kommen bunte Phyllite zum Vorschein. GossEeLET erkennt hier ausdrücklich die grauen Quarzite als Taunusien, die Phyllite als Gedinnien an. Auch im Morgenbachthal ist diese Sattelstellung deutlich zu sehen, wie Tafel 7 zeigt. Der Sattel von der Ölemens-Kapelle ist auf Tafel 8 dargestellt. Südlich desselben folgen noch eine Anzahl steiler, eng zusammengepresster Falten, die auf dem Bilde deutlich hervortreten. Unter ihnen ist ein etwas breiterer nach N. überkippter Sattel besonders wahr- nehmpar. Dann folgt der Sattel vom kheinstein, dessen Südflügel besonders schön auf Tafel 9 zu sehen ist. Derselbe lässt sich indessen nicht sehen, wenn man im Thale auf der Strasse geht, da man hier nur steil stehende Bänke wahr- nimmt, deren allmähliche Umbiegung zur Sattelwölbung durch Gestrüpp verdeckt wird. Vom Fluss, oder vom gegenüber- liegenden Ufer aus ist die Lagerung deutlich zu erkennen. Schloss Rheinstein liest auf einem Felsen von grauem Quarzit, der zum Theil undeutlich geschichtet, und nach allen Rich- tungen von Quarzadern durchzogen ist, so dass er theilweise fast ganz aus Gangquarz zu bestehen scheint. Diese Erschei- nung zeigt, dass der Quarzit vom Rheinstein in weitgehendster Weise zertrümmert und zerbrochen wurde. Obschon ein direkter Zusammenhang mit den, die schöne Sattelbildung !) Zeitschrift der Deutschen geolog. Gesellschaft 1867, Taf. 12, Fig. 4. 22 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. zeigenden Quarziten südlich vom Rheinstein nicht zu sehen ist, so ist der Quarzit, auf welchem das Schloss liegt, doch als der nach S. fallende, also überkippte und darum so stark sequetschte und zertrümmerte Gegenflügel zu jenen, als verdrück- ter Zwischenflügel aufzufassen. Die zwischen dem Schweizer- haus und der Clemens-Kapelle aus dem Gehänge hervor- ragenden Quarzitkämme sind durch die Faltung bedingte Wieder- holung derselben, nicht sehr mächtigen Schichtengruppe von festen Gesteinen. Die zwischen ihnen liegenden, weicheren Gesteine treten nur wenig in die Erscheinung, wie das im sanzen Taunus gewöhnlich ist, was ©. Koch mehrfach be- tont hat.) An mehreren Stellen sieht man indessen Ein- lagerungen schiefriger Gesteine, wie sie auch bei Sonneck so deutlich zu sehen sind. Es sind blaue, oft unreine und flaserige, oft aber auch reine und ebenspaltende Schiefer, die zuweilen den Hunsrückschiefern sehr ähnlich sehen, oder ihnen vollkommen gleichen. Zum Theil haben sie auffallende Aehn- lichkeit mit Schiefergesteinen, die in der Siegener Grauwacke, besonders in der Gegend von Herdorf, auftreten. Auf Grund der Gesteinsbeschaffenheit sieht nun GoSsSELET die Quarzite vom Rheinstein mit ihren Schiefereinlagerungen für Cambrium an, welches hier eine etwa 300 Meter breite Zone bilden soll. Hierzu ist zu bemerken, dass bei Sonneck ganz ähnliche graue Quarzite, mit gleichfalls ganz ähnlichen Schieferlagen vorkommen, die GosSELET ausdrücklich für Taunus- quarzit erklärt; ferner dass die Quarzite, die unmittelbar südlich von Rheinstein anstehen, eine Wiederholung der Quarzite von der Clemens-Kapelle sind, welche Gosserer als Taunusquarzite anerkennt. Im Innern des Rheinsteiner Sattels treten Phyllite auf, nach N. zu wiederholen sich dieselben mehrere Male, entsprechend den hier vorhandenen Faltungen. Gegenüber Assmannshausen, unter dem Schweizerhaus, stehen bunte Phyllite an, wechsellagernd mit Serieitgesteinen, die zum Theil conglomeratisch sind, und mit charakteristischen graugrünen Quarziten. Diese Schichten sind die unmittelbare !) Erläuterungen zu Blatt Eltville, S. 21; Blatt Langenschwalbach, S. 10 etc. en EIN Ba Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 23 Forsetzung der Gesteine von Assmannshausen. Einzelne dieser Gesteine erinnern lebhaft an die umgewandelten Arcosen aus dem Gedinnien von Lammersdorf im Hohen Veen. — Eine Sattelbildung ist hier, wie schon bemerkt, nicht mit Sicher- heit wahrzunehmen. Bis nach Bingerbrück folgen dann ver- schiedenartig ausgebildete Quarzite, mit Einlagerungen von Arcosen und sericitischen Gesteinen, die den sogenannten älteren Taunusgesteinen ähnlich werden können, aber auch wohl den jüngeren Sericitgesteinen aus dem Unter-Coblenz gleichen. Auch hier stellen dieselben nur schmale Einlage- rungen zwischen den Quarzitbänken dar. Weiter nach S. folgen auch blaue Thonschiefer, zum Theil ebenspaltend, zum Theil flaserig. Sie finden sich namentlich gegenüber der Stelle, wo auf der rechten Thalseite die Schiefer vom Leyenküppel und Ehrenfels mit steilem Fallen in die Thalsohle herunter- kommen. — Die Lagerungsverhältnisse auf dem linken Ufer sind nicht so deutlich, wie auf dem rechten. Indessen kann man vom Fluss aus, besonders wenn der Wald nicht belaubt ist, an den höheren Theilen des Gehänges den Nordflügel des Ehrenfelser Sattels in dem allmählichen Uebergang aus der in der Thalsohle vorhandenen steilen Schichtenstellung in eine flache Lagerung erkennen, namentlich bei der am Rheinufer liegenden Fabrik. GossELET sieht nun in den an Sericit reichen Gesteinen, in den grauen Quarziten und in den blauen Schiefern Ab- lagerungen cambrischen Alters, und stellt eine vollkommene Concordanz zwischen ihnen und dem Taunusquarzit fest. Die Arkosen müssten eigentlich dem Gedinnien angehören, daher ist die Art ihres Auftretens in einzelnen Bänken zwischen Quarziten, die dem echten gres d’Anor vollständig gleichen, im hohen Grade auffallend. Bezüglich der blauen Schiefer ist bereits nachgewiesen, dass sie am Abhang des Niederwald nach dem Rheinthal zu über versteinerungsführenden Taunus- quarziten liegen, und unter den Quarziten der Rossel. Von einem höheren Alter als einem unterdevonischen kann daher nicht wohl die Rede sein. Es kann sich höchstens darum handeln, ob man diese Schiefer mit Koch für Hunsrückschiefer 24 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. halten soll, oder ob sie, wie oben angegeben, nur Einlagerungen im Quarzit darstellen. Dass solche vorkommen, zeigt sich be- sonders schön bei Sonneck, wo die Schichten horizontal liegen und ein mehrfacher Wechsel vorhanden ist. Ueber der Burg Ehrenfels ist das Schieferlager verhältnissmässig rein, verfolgt man es nach N. hin, so beobachtet man ein allmäliges Rauher- werden. Graue Quarzite schieben sich ein, die Schiefer selbst werden flaserig, und bei Begehung des Profiles in der Thal- sohle kommt man kaum auf den Gedanken, Hunsrück- schiefer vor sich zu haben. Die Quarzite der Rossel sind zudem die gleichen, wie die vom Kammerforst, welche sich zu beiden Seiten des Rheinthales über den Kamm des Gebirges verfolgen lassen, und eben den eigentlichen Taunusquarzit dar- stellen, d. h. den Quarzit, welcher den Kamm des Taunus, rechtsrheinisch und linksrheinisch, bildet. Es mag hier auch noch erwähnt werden, dass C. Koch in dem zuletzt von ihm bearbeiteten Blatt Pressberg diese Quarzite als Taunusquarzite eingetragen hat. — Die Schiefer vom Rüdesheimer Berg bilden demnach eine Einlagerung im Quarzit. Was die sericitreichen Gesteine anlangt, so wäre eine Altersbestimmung, gestützt auf die Gesteinsmerkmale, nur dann überhaupt möglich, wenn feststände, dass diese Gesteine ur- sprünglich gebildete wären. Sind es indessen umgewandelte Gesteine, so geht dadurch jeder Anhaltspunkt verloren, und es bleiben nur übrig die Lagerungsverhältnisse bezw. die Beziehungen der verschiedenen Gesteine zu einander zu unter- suchen. Betrachtet man die Gesteine z. B. aus der Assmanns- häuser Phyllitzone, die Sericitglimmerschiefer, die Quarz- conglomerate mit krystallinischem Bindemittel, wie sie Lossen eingehend beschrieben hat, so kann man unmöglich an ein un- verändertes Gestein denken. Aehnliche Gesteine liegen in dem sehr klaren Profil am Bodenthal im Kern des Sattels unter dem Taunusquarzit, deutliche Einlagerungen in die grünen und rothen Phyllite bildend; auch bei Assmannshausen liegen sie zwischen ähnlichen Gesteinen. Vereinzelt liegen sericitreiche Gesteine oberhalb des Zollhauses zwischen echtem Taunus- quarzit. Es sind offenbar umgewandelte Schichtgesteine, die, Das Rheinthal zwis-hen Bingerbrück und Niederheimbach. 25 wie die blauen Thonschiefer, Einlagerungen bilden. Es ist bereits erwähnt worden, dass die im Rheinthal auftretenden Sättel durch streichende Verwerfungen an einander grenzen, und es scheint, als wenn gerade in der Nähe dieser Störungen die Gesteine am stärksten umgewandelt wären. Doch lässt sich natürlich von einem so kleinen Gebiet aus, wie das hier behandelte, diese Frage nicht lösen. Dazu wird eine genaue: Kartirung grösserer Strecken erforderlich sein. Bei den drei bezw. vier im Vorstehenden beschriebenen Sätteln treten im Kern die bunten Taunusphyllite mit ihren mannigfachen und rasch wechselnden Gesteinen auf. In der Regel sind die Nordflügel auf die Südflügel der nächsten Sättel überschoben, so dass die Mulden, die zwischen den Sätteln liegen, unterdrückt sind. Es liegt demnach eine Art von Schuppenstructur vor, die sich dadurch auszeichnet, dass die Sattelwölbung theilweise noch gut zu sehen ist, und ge- legentlich auch von den Nordflügeln beträchtliche Theile vor- handen sind. Ueber das Alter der tiefsten in diesen Sätteln heraus- tretenden Schichten, der bunten Phyllite, gehen die Meinungen der verschiedenen Beurtheiler einigermaassen auseinander, ob- wohl die zuerst von GosseLer im Jahre 1880') vermuthungs- weise, neuerdings bestimmt?) ausgesprochene Ansicht, dass die- selben dem Gedinnien angehören, sich allgemeinere Anerkennung verschafft hat, eine Ansicht, die ich selbst für diese Gesteine, wenigstens soweit das hier behandelte Gebiet in Betracht kommt, bereits 1852?) ausgesprochen habe. C. Koch‘) hatte die Taunusphyllite für vordevonisch ge- halten und im Anschluss hieran hat neuerdings v. SANDBERGER’) dieselben bei Besprechung der Unterlage des Devon aufgeführt. Ich glaube, dass bei der gleichförmigen Ueberlagerung durch den Taunusquarzit, und bei der manchmal grossen Aehnlichkeit I) Esquisse geologique du Nord de la France I. S. 77. ?) Ann. soc. gcol. du Nord 1890, S. 360. 3) Verhandl. d. nat.-hist. Vereins für Rheinl. u. Westf. 1882, S. 417. *) Jahrbuch der Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt 1830, S. 202. °, Entwickelung der unteren Abtheil. des devon. Systems in Nassau, 8. 8. 26 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. in der Gesteinsausbildung an einer Gleichaltrigkeit mit dem Gedinnien nicht gezweifelt werden kann. Ich möchte aber hierbei hervorheben, dass ich diese Altersbestimmung zunächst nur auf die hier behandelten Gebiete anwenden möchte. Wenn nämlich die Phyllite mit ihren verschiedenartigen Einlagerungen umgewandelte Gesteine sind, namentlich wenn sie durch dynamo- ‚metamorphische Vorgänge verändert sind, so können Gesteine von gleicher Beschaffenheit auch in anderen Stufen der For- mation vorkommen. So kommen z.B. rothe phyllitische Schiefer im Hunsrückschiefer, d.h. im Hangenden des Taunusquarzites bei Stephanshausen (Blatt Pressberg) vor, und €. Koch be- schreibt solche von Blatt Langenschwalbach bei Bärstadt u. a. O. GREBE!) zeichnet in der Uebersichtskarte zu seiner Arbeit über die Quarzit-Sattelrücken im südöstlichen Theile des Huns- rück zwei Quarzitzüge, den vom Erbeskopf und den von der Wildenburg im ©. zwischen Hunsrückschiefern beginnend, und im W. zwischen bunten Phylliten endigend. Ist diese Darstellung des Quarzitzuges richtig, so können die bunten Schiefer bei Hermeskeil zu den Seiten des Taunusquarzites keine Taunusphyllite sein, wenn die Schiefer des Fischbach- thales Hunsrückschiefer sind, und umgekehrt. Ist aber die Deutung der Schiefer richtig, so müsste derselbe Quarzitzug an seinem östlichen Ende einen Sattel, an seinem westlichen eine Mulde darstellen. Es zeigt sich also hier, dass man die Bestimmung bunter Phyllite als Gedinnien, welche sich im Rheinthal aus den Lagerungsverhältnissen ergiebt, nicht ohne Weiteres auf andere Stellen anwenden kann. Im Besonderen ist die Frage der bunten Phyllite bei Hermeskeil, mit der sich u. A. auch GossELEr?) beschäftigt, bislang noch nicht gelöst. Zu den Gebirgsgliedern, welche bei Besprechung des Rhein- profiles abwärts der Nahemündung erörtert werden müssen, gehört auch der Dolomit des Ruppertsberges bei Bingerbrück, welchen GosseLEr für cambrisch erklärt, ebenso wie den Kalk von Stromberg. E. Kayser’) hebt in seiner Besprechung !) Jahrbuch der Kgl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1880, S. 243 ff. Taf. 9. 2) 2.,22.504,99304: 3) Neues Jahrbuch für Mineralogie 1890 II, S. 339. Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach 27 der Arbeit Gosserer’s die Gründe hervor, die ihn wie Koch bewogen haben, in Uebereinstimmung mit v. DEcHEN und Lossen diese beiden Vorkommen. für mitteldevonisch zu halten. Ich kann mich diesen Ausführungen E. Kayser’s nur voll- kommen anschliessen, da es doch vorzuziehen ist, bei Ver- sleichen die nahe gelegenen Gebiete an der Lahn heranzu- ziehen, anstatt der entfernten Bretagne. Es ist auch noch hervorzuheben, dass Lossen schon Ver- steinerungen aus dem Kalk anführt. Von Walderbach ver- zeichnet er P’hacops latifrons und Cyathophyllum eaespitosum!) und von Stromberg Korallen. In den, den Kalk begleitenden Kieselschiefern bei Stromberg fand er scharfe Abdrücke von Spiriferen.?) Bereits Dumont®) hat aus dem Dolomit des Ruppertsberges „un banc presque entierement forme& de polypiers passes a l’etat magnesien“ erwähnt, welche aber Lossen schon 1867 nicht wieder auffinden konnte. Wenn nun auch die von Lossen namhaft gemachten Ver- steinerungen vielleicht einer erneuten Bestimmung bedürfen, so spricht doch das Vorkommen von Spiriferen in den Kiesel- schiefern, die unter dem Kalk liegen, genügend gegen eine Zurechnung zum Cambrium. Es liegen ausserdem jetzt schon, vor Ausführung der nothwendigen genaueren Untersuchung, Beobachtungen vor, welche das Alter des Stromberger Kalkes hinreichend sicher stellen. Nördlich von Stromberg liegen Schiefer mit Knollen und Linsen von schwarzen Kalken, die den „hereynischen“ Knollenkalken von Bicken, Günterod und Wetzlar zum Verwechseln ähnlich sehen. Weiterhin folgen Einlagerungen von Grauwacken. In einzelnen herumliegenden Brocken fand ich Pleurodieiyum problematicum und Spirifer Du- nenser Kays. Vor Allem aber sind die Verhältnisse bei Wal- derbach wichtig. In den Eisensteinen der Grube Braut, die, wie LossEn ausdrücklich bemerkt, unter dem dortigen Kalk liegen, kommt eine Fauna vor, welche Lossen nicht aufführt, aber die reichste 1) a. a. O., 8. 637. Da 2.0... 85633. 3) Terrain ardennais et rhenan, S. 368. 28 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. des ganzen Taunusgebietes nennt. v. DECHEN hat ein langes Verzeichniss derselben veröffentlicht.) Auch dieses Verzeich- niss bedarf einer Berichtigung, da in demselben Rensselueria strigiceps und Strophomena laticosta neben Spirifer cultrijugatus. Chonetes dilatata und MNomalonotus obtusus, also Formen der verschiedensten Devonstufen aufgeführt werden. E. Kayser?) erwähnt aus den Eisensteinen der Grube Braut Spirifer ar- duennensis. Diese Art liegt mir in typischen Exemplaren vor, neben Spirifer curvatus, Bifida sp. Favosites sp. Es ist wohl schon nach diesen wenigen Arten kaum daran zu zweifeln, dass die Schichten der Grube Braut den Eisensteinen der Grube Schweicher Morgenstern bei Trier gleichstehen, also den oberen Coblenzschichten angehören. In dem Kalk von Strom- berg finden sich einzelne Schichten, die man nach Duront als „calcaire construil“ bezeichnen kann, sie bestehen zum grössten Theil aus Stromatoporen und Aveoliten. Hin und wieder sieht man auch vereinzelt Favositiden und Cyatho- phyliyden, daneben nicht selten Krinoidenstiele. Alle diese Thatsachen, in Verbindung mit den von KaysEr hervorgehobenen, lassen einen Zweifel an einem mitteldevoni- schen Alter des Kalkes von Stromberg, und folglich auch des Dolomites vom Ruppertsberge nicht zu. Es folgt aus dem Gesagten, dass zwischen Bingen und Stromberg eine Mulde liegt, da jüngere Gesteine in ziemlicher Verbreitung auftreten, unter denen man das Mitteldevon mit seinen beiden Stufen, obere und anscheinend auch untere Coblenzschichten, neben Hunsrückschiefern (südlich der Strom- berger Neuhütte) erkennen kann. Südlich von diesen jüngeren Devonschichten folgen wieder Quarzite, welche sich westlich vom Gräfenbachthal mit den Quarziten des Soonwaldes ver- einigen, und östlich der Nahemündung den Scharlachberg und Rochusberg bei Bingen zusammensetzen, wo sie im Allgemeinen steiles Nordfallen zeigen. Aut dem rechten Rheinufer bildet ihre Fortsetzung den Geisenheimer Rothenberg und den Johannisberger Schlossberg. !) Erläuterungen der Geolog. Karte von Rheinland und Westfalen. IL, S. 129. ?) Fauna des Harzer Hauptquarzites, S. 35. Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 29 Dass die Stromberger Mulde über das Rheinthal herüber- setzt, folgt aus dem unmittelbaren Zusammenhang der serieiti- schen Schiefer bei Bingen und Rüdesheim. Bei Johannisberg liegen sie, wie ein neuerlicher Aufschluss klar zeigte, über den mit 45° nach N. einfallenden Quarziten. Dass auch die Schichten des Mitteldevon auf der rechten Rheinseite nicht fehlen, zeigt das Vorkommen des Oestricher Dolomites, der freilich südlich der Johannisberger Quarzite, also ausserhalb der Stromberger Mulde liest, und des unzweifelhaften Strin- gocephalenkalkes von Oberrossbach, nördlich von Homburg v.d. H., welcher wie der Ruppertsberger Dolomit in nächster Nähe von Sericitschiefern liegt. Es sind demnach an mehreren Stellen unzweifelhafte Reste einer oder mehrerer südlich des Taunuskammes liegender Mulden vorhanden, welche noch mitteldevonische Schichten einschliessen, wie dies Lossen her- vorhebt.!) Bei Bingerbrück liegt der Dolomit über blauem Phyllit und unter hellem Quarzit, deren genaue Altersbestimmung vor der Hand unmöglich ist. Im nächster Nähe, nördlich sowohl wie südlich, liegen verschiedenartige krystallinische sowie halbkrystallinische Gesteine. Ein verhältnissmässig breites Band zieht sich am nördlichen Abhang des Rochus- berges entlang und kommt auf dem anderen Flussufer bei Rüdesheim wieder zum Vorschein. Gehören nun die Quarzite des Rochusberges zum Südflügel der Mulde, oder, was hier gleichbedeutend ist, zu einem weiter südlich liegenden über- schobenen Sattel, so hat man doch auf jeden Fall in dem einen Theil wenigstens der krystallinischen und halbkrystal- linischen Gesteine an der Nahemündung, zu denen auch nach Lossen manche Quarzite gehören, umgewandelte Schichten zu ‚sehen, die jünger sind als der Taunusquarzit. C. Kock?) zeichnet denn auch zwischen dem Niederwald und dem Rochus- berge eine mit Hunsrückschiefer angefüllte Mulde. Da indessen in nächster Nähe der Profillinie, welche über den Mäusethurm !) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1877, S. 341. rar a. 05 Promi No. A. 30 Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. läuft, sogar oberes Mitteldevon vorhanden ist, so dürften die betreffenden Schichten wohl nicht blos metamorphosirte Huns- rückschiefer sein, sondern auch noch höheren, zur Zeit nicht näher bestimmbaren Horizonten angehören. Wie weit sich diese Altersbestimmung auf die rechtsrheinischen Vorkommen übertragen lässt, vermag ich nicht zu entscheiden. Es ist indessen auf einen Punkt hier noch hinzuweisen. An der Ruine Ehrenfels am Rüdesheimer Berg liegt ein unzweifelhafter Sattel, bezw. dessen Nordflügel. Nach den Beobachtungen bei Assmannshausen und am Bodenthal liegen unter den Quarziten Phyllite, am Binger Loch sind dieselben rechtsrheinisch nicht aufgeschlossen, dagegen zieht sich eine Phyllitzone von Bingen nach Rüdesheim, die offenbar, da sie südlich des Rupperts- berger Kalkes liegt, nicht zu den Schichten im Kern des Ehrenfelser Sattels gehören kann, vielmehr, da sie bei Johannis- berg unzweideutig den Quarzit überlagert, der südlicher lie- genden Mulde angehören muss, welche durch den Gebirgsschub bis an den Ehrenfelser Sattel, dessen Südflügel nirgends zu sehen ist, herangeschoben ist. In dieser Phyllitzone kommen Gesteine vor, vornehmlich Sericitglimmerschiefer, wie in Bingen selbst, welche C. Koch währscheinlich zu seinen unteren Taunusgesteinen gerechnet haben würde, und die J. GOSSELET für cambrisch erklärt. Es sind demnach hier an der Nahe- mündung Gesteine, welche zum Theil den Charakter der kry- stallinischen Gesteine der sogenannten älteren Taunusgruppe besitzen, bis an den Ehrenfelser Sattel herangeschoben worden, in dessen Kern die bunten Phyllite liegen müssen. In ähn- licher Weise liegen am ganzen Südabhang der Taunuskette diese Gesteine südlich der Phyllitzone, und wie bei Bingen am Rochusberg liegt bei Langenhain südlich von ihnen Quarzit, der wohl als Taunusquarzit bezeichnet werden darf, falls man die gleichen Gesteine des Rochusberges so nennt. Zwischen diesem Quarzit bei Langenhain, welcher bemerkenswerther Weise bei Lorsbach in Verbindung mit Kalken und Kalkschiefer steht, wie dies Koc#!) erwähnt, und der unteren Gruppe der älteren !) Erläuterungen zu Blatt Königstein, S. 24. Das Rheinthal zwischen Bingerbrück und Niederheimbach. 31 Taunusgesteine liegt allerdings noch eine Zone „grauen Taunus- phyllites“, den man aber, wie C. Koch sich ausdrückt, „nur schwer von dem feinkörnigen, plattschiefrigen Glimmer-Sericit- schiefer zu unterscheiden“ vermag. Dass C. Koch diesen Quarzit von Langenhain und Lorsbach für eine Fortsetzung des gleichen Gesteines von Hallgarten hält, dessen streichende Fortsetzung im Niederwald nördlich der Stromberg-Walder- bacher Mulde liest, hängt wohl mit dem konstruirten grossen Sattel zusammen, den Koch am Südabhang des Taunus an- nimmt, der aber, wenigstens in den mir bekannten Profilen, nirgends klar zur Einsicht kommt. Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. (Gebiet der Hunsrückschiefer.) Dicht unterhalb der Mündung des Bodenthales gegenüber von Trechtingshausen heben sich flach gelagerte blaue Thon- schiefer von der Sohle des Thales heraus, steigen nach N. zu all- mählich am Gehänge empor, anfangs mit dünnen Quarzitbänken wechselnd, und erreichen bereits südlich vom Mandelberg den oberen Thalrand. Von hier an bilden die Hunsrückschiefer mit ermüdender Einförmigkeit die Thalgehänge bis unterhalb Caub, so dass die Breite der Hunsrückschieferzone demnach rund 12 Kilometer beträgt. Auf der linken Thalseite liegt die untere Grenze etwas weiter nördlich, am Fusse des Franzosen- kopfes, die obere bei Wesel. Einlagerungen von Grauwacken, welche in anderen Gebieten häufiger sind, fehlen im Rheinthal fast ganz. Hin und wieder nur trifft man rauhere Schiefer- partien, in denen dann auch wohl ein wenige Gentimeter dickes Grauwackenbänkchen liegt, wie in den Steinbrüchen gegenüber von Gaub. Sehr oft sind die Schiefer so rein, dass sie als Dachschiefer Verwendung finden, und vor allem in der Gegend von Caub geht ein lebhafter Dachschiefer-Bergbau um. Vom petrographischen Gesichtspunkte aus ist fast die ganze Masse der Hunsrückschiefer als Dachschiefer zu bezeichnen; vom berg- männischen Standpunkte aus sind nur einzelne Lagen bau- würdig, welche sich oft, zu Lagerzügen gruppirt, auf weite Entfernungen hin verfolgen lassen. In der Nähe des Rheines sind namentlich drei solcher Lagerzüge von Bedeutung, von denen freilich nur einer, der von Caub, im Rheinthal selbst abgebaut wird. Dieser besteht aus vielen, durch unbauwürdige, weil stark zerklüftete Zwischenlagen getrennten, einzelnen Richten und streicht nach NO. durch das obere Tiefenbach- Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. 33 (Sauerthal) und Werkerbachthal, in welchen gleichfalls mehrere Gruben auf ihm bauen. Auch linksrheinisch setzt dieser Zug in den Hunsrück fort. Ein zweiter Lagerzug streicht im Rheinthal bei Lorchhausen aus, hat hier aber nur geringe Bedeutung, so dass hier kein Bergbau mehr stattfindet. Die auf demselben Zug bauenden Gruben im Tiefenbachthal bei Sauerthal, im Ranselbachthal, im mittleren Werkerbachthal und im oberen Herzbach- und Reisterbachthal sind dagegen zum Theil noch im lebhaften Betrieb. Auch dieser Zug setzt linksrheinisch in den Hunsrück hinein fort. DUnker!) ist der Meinung, dass die Dachschiefer- lager, welche am Nordfusse des Soonwaldes und Lützelsoon bei Gemünden und Bundenbach abgebaut werden, die Fortsetzung des Cauber Zuges bildeten. Ihrer Lage nach würden sie eher die Fortsetzung des Zuges Lorchhausen - Sauerthal- Dickschied darstellen, während die Lager von Ravengiersburg im Simmerthal im Streichen des Cauber Zuges liegen. Allein bei der grossen Entfernung lässt sich kaum feststellen, ob diese Züge zusammengehören, zumal ein directer Zusammenhang nicht nachgewiesen ist. Zudem liegen die Lager von Gemünden und Bundenbach am Fusse der aus Taunusquarzit bestehenden Höhen des Soonwaldes bezw. des Lützelsoon, während die Lager von Caub und Lorchhausen mehrere Kilometer von der oberen Grenze des Quarzites entfernt liegen. Ihrer geologischen Lage nach würde daher der Lagerzug von Gemünden mit dem dritten, südlichsten der rechtsrheinischen Lagerzüge, auf dem die meisten Gruben des Wisperthales bauen, als dem dem Taunusquarzit zunächst gelegenen übereinstimmen, obwohl beide nicht im Streichen aufeinander treffen, was man in einem so mannigfach gestörten Gebirge auch kaum erwarten darf. Der oben erwähnte südlichste oder Wisperthaler Lager- zug streicht übrigens im Rheinthal nicht mit bauwürdigen Richten aus. Ausser diesen drei Hauptlagerzügen, welche man vielleicht als durch Faltungen, einen Sattel und eine Mulde, bedingte !, Beschreibung des Bergrevieres Coblenz, II. S. 24. Neue Folge. Heft 15. 3 34 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. Wiederholungen derselben Schichten auffassen kann, giebt es im Gebiet der Hunsrückschiefer noch zahlreiche vereinzelt liegende Richten von Dachschiefern im bergmännischen Sinne, und die allenthalben zerstreut liegenden Halden bezeichnen die Stellen früherer Abbauversuche, welche meistens zu einem günstigen Ergebnisse nicht geführt haben. Die Gewinnung der Schiefer erfolgt ausnahmslos durch Grubenbetrieb; in früheren Zeiten wurden auch mehrfach Tage- baue betrieben, indessen ist diese Art der Gewinnung schon seit langer Zeit ausser Gebrauch. Auch im ganzen Hunsrück findet nur unterirdischer Betrieb statt, wie es DunkeEr!) aus- drücklich hervorhebt. Versteinerungen gehören in den Hunsrückschiefern, we- nigstens in der nächsten Umgebung des Rheinthales und weiter- hin auf der ganzen rechten Rheinseite zu den grössten Selten- heiten. Nur durch systematisches Sammeln in den Spalthäusern der zahlreichen Gruben ist eine einigermaassen reiche Fauna bekannt geworden, von der aber nicht wenige Arten nur in einem oder dem anderen Exemplare gefunden worden sind. Nach den neuerdings veröffentlichten, von GREBE bearbeiteten Karten- blättern aus dem Hunsrück?) kommen dort an verhältnissmässig vielen Stellen Versteinerungen vor. Wie indessen aus den Er- läuterungen zu diesen Karten hervorgeht, sind es vorwiegend ) a.a. 0. 8.26. FRECH spricht in seiner Arbeit über das rheinische Unterdevon immer von „Steinbruchsbetrieb“, durch welchen die Dachschiefer bei Caub gewonnen würden (S. 185) und auch Lersıus sagt, dass die „grossen Schieferbrüche unmittelbar am Ufer des Rheines bei Caub und Bacharach‘ im Hunsrückschiefer lägen. Wenn auch DUNKER mehrfach von Schieferbrüchen redet, so erläutert er diese ungenaue Ausdrucksweise doch sofort durch die Beschreibung der unterirdischen Abbauart. Bei DUNKER erklärt sich die Be- zeichnung Schieferbruch wohl durch das geringe Ansehen, in welchem der Schieferbergbau vielfach bei den Bergleuten steht. Zu der Angabe bei LEPsIUs ist berichtigend zu bemerken, dass bei Bacharach weder Schieferbrüche noch -Gruben unmittelbar am Rhein vorhanden sind. Vielleicht soll mit der ange- gebenen Ortsbezeichnung das linke Rheinufer überhaupt gemeint sein, so dass die gegenüber von Caub liegenden Gruben diejenigen von Bacharach sein würden. 2) Blatt Hermeskeil. Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. 35 Abdrücke von Crinoidenstielen, schlecht erhaltene Korallen und hin und wieder schwer bestimmbare Brachiopoden, so dass man trotz der zahlreichen auf den Karten verzeichneten Fundstellen für Versteinerungen doch kein Bild von der Fauna der Schiefer erhält. Wenn in den bereits mehrfach erwähnten Arbeiten von Lersıus und Frech einzelne Arten als häufig bezeichnet werden, so ist dieser Ausdruck nur sehr relativ zu nehmen und soll auch wohl nur ausdrücken, dass in den verschiedenen Samm- lungen die betreffenden Arten in mehreren oder auch vielen Exemplaren vorhanden sind. Jedenfalls wird ein Geologe nur selten in der angenehmen Lage sein, nach tagelangem Suchen auch nur eine einzige brauchbare und selbstgefundene Ver- steinerung mit nach Hause zu bringen, selbst wenn er alle Schieferhalden absucht.') Verzeichnisse der gefundenen Versteinerungen gaben SAnD- BERGER?) und FRECH®). Der erstere führt von Caub an: Rhipido- phyllum vulgare SANDB., Combophyllum oblusum SANDB., Microcyclus simplex SANDB., Pleurodictyum problemalicum GOLDF., Pterinaea lineata GOLDF., Spirifer speciosus var. decemplicatus SANDB., Sp. mucronatus Harr., Strophomena laticosta ConR., Pleurotomaria siriala GOLDF., Orthoceras percylindricum SANDB., Orth. digitaleSANDB., Phragmoceras aff. perversum Barr., Phr. subsulcatum SANDB., Goniatites sp., Ho- malonolus planus SANDB., H. ornatus KocH., Cryphaeus laciniatus RoEMm., Phacops Ferdinandi Kays. — Von den Asteriden und Crinoiden, welche bei Gemünden und Bundenbach in zahlreichen Arten 1) LEPSIUS bemerkt auf Seite 46 seiner Geologie von Deutschland, dass die Stufe der Hunsrückschiefer in Bezug auf ihre Fauna noch weniger ausge- beutet sei, als die übrigen Stufen des Unterdevon. Hiergegen ist anzuführen, dass in keiner Stufe des Unterdevon so systematisch gesammelt wird, als gerade in den Hunsrückschiefern. Es ist freilich auch in keiner der anderen Abtheilungen die Gelegenheit zum systematischen Sammeln eine so günstige als hier, wo fortwährend bedeutende Massen des Gesteins in den Spalthäusern der zahlreichen Gruben zerkleinert werden. Der Umstand, dass die Fauna der Hunsrückschiefer so wenig bekannt ist, ist daher nicht auf die Weise zu erklären, wie dies von LEpsiUs geschieht, sondern, wie bereits angeführt, dadurch, dass die Versteine- rungen allgemein überaus selten sind. ea. a. 01,82 19. Su 2.207 82186. Ss 36 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. und schön erhalten vorkommen, sind bei Caub in den langen Jahren, in denen dort gesammelt wird, nur spärliche Reste vorgekommen. Von den Arten, welche SANDBERGER aus dem Wisperthal und Tiefenbachthal') anführt, sind als wichtige noch zu nennen: Spirifer paradozus v. SCHLOTH., Sp. primaevus STEIN. und Streptorhynchus gigas M. Cox. — FRrecH führt neben anderen Arten noch an, meist von den Hunsrücker Fundorten, Rensselaeria strigiceps RoEM., Avicula lamellosa GOLDF., Gonialites cf. Dannenbergi Bryr. Diese letztgenannte Art ist, wie ich mich an einem gut erhaltenen Stücke von Gemünden überzeugen konnte, Aphyllites fecundus Barrk. Hervorzuheben ist ferner noch der von E. Kayser?) beschriebene, wahrscheinlich auch bei Caub vorkommende Dalmanites rhenanus Kays. — Die meisten der hier aufgeführten Arten sind nur in dem einen oder anderen Exemplare gefunden worden, besonders die Brachiopoden, welche noch dazu recht schlecht erhalten sind. Ich halte die von SANDBERGER abgebildeten Stücke von Spirifer primaevus (Taf. 2, Fig. 4), von Sp. mueronatus (Taf. 8, Fig. 2) und von Sp. speciosus var. decemplicatus (Taf. 3, Fig. 1) für nicht sicher bestimmbar, ebensowenig die Orthoceren und Phragmoceren, welche abge- bildet werden. Verhältnissmässig am häufigsten sind Phacops Ferdinandi Kays.?) und die verdrückten Korallen, welche Sann- BERGER als Rhipidophyllum beschreibt. Wenn daher Frech von einer Häufigkeit der Cephalopoden spricht, welche neben anderen Merkmalen die Hunsrückschiefer als Tiefseefacies charakterisiren 1) SANDBERGER nennt mehrfach als Fundort Grube Kreutzberg bei Derscheid und fügt einigemal hinzu „im Wisperthal“, einmal auch „im Aarthal“ (S. 19). Derscheid oder Dörscheid liegt aber weder im Aarthal noch im Wisperthal, sondern gegenüber von Oberwesel auf der Höhe zwischen Rheinthal und Urbach- thal, und die genannte Grube Kreutzberg ist jedenfalls die Grube Kreutz- und Wilhelmsberg, welche etwa 4 Kilometer von Dörscheid bei Weisel im oberen Tiefenbachthal (Sauerthal) liegt, auf der wegen des sehr lebhaften Betriebes viele Versteinerungen gesammelt worden sind. ?) Zeitschrift der Deutschen geol. Ges. 1880, Bd. 31 S. 21, Taf. 3 Fig. 1. >) Von den Bergleuten im Sauerthal wird dieser Trilobit, welcher auf Grube Eckert (Vogelgesang) verhältnissmässig häufig ist, mit dem merkwürdigen Namen „Beilknips‘“ bezeichnet, vermuthlich weil die zum Spalten des Schiefers benutzten Werkzeuge oft an der eingeschlossenen Versteinerung abspringen oder abgleiten. Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel, 37 soll, so ist die Ausdrucksweise nicht genau, denn auch an den Fundorten im Hunsrück treten die Cephalopoden erheblich gegen die anderen Versteinerungen zurück. Nutzbare Gesteine und Minerale sind in dem Gebiete der Hunsrückschiefer ausser den bereits besprochenen Dachschiefern kaum vorhanden. Zu Baumaterial eignet sich der Schiefer nur schlecht, da für diesen Zweck nur die am Ausgehenden liegenden und durch Verwitterung schon stark aufgeblätterten Schichten in Betracht kommen können. Nur an wenigen Stellen werden unreine, uneben spaltende Schiefer als Werksteine gebrochen, wie oberhalb Wesel. Die Schichten liegen hier flach, eine Mulde bildend, und es ist nicht ausgeschlossen, dass an dieser Stelle bereits ein Uebergang in die nächst höheren Schichten oder eine flache Einmuldung dieser vorläge. Quarzadern im Gestein, sowie mächtigere Quarzgänge sind nicht selten, und gelegentlich sieht man Aufschlüsse, an denen auf grössere Flächen der Gangquarz gegen das Schiefergestein überwiegt. Das schönste Beispiel dieser Art sah ich im Wisperthal, an dem neuen Weg von der Laux-Burg nach Espenschied. Hin und wieder enthalten diese Quarzadern Spuren von Erzen, namentlich Schwefelkies und Kupferkies, selten Blende; bauwürdige Erze sind aber nicht vorhanden. Eine Schichtung des Gesteines ist in den meisten Fällen, besonders am Ausgehenden nicht zu beobachten, dagegen ist die Schieferung stets eine sehr deutliche. Es ist daher meist nicht zu entscheiden, ob diese eine regelmässige oder eine falsche ist. Zuweilen aber sieht man deutlich, dass das letztere der Fall ist, wenn auch mitunter nur an matten Farbenbändern auf der angewitterten Schieferfläche. Wo rauhere Bänke zwischen dem gewöhnlichen milden Schiefer liegen, ist das Verhältniss von Schieferung und Schichtung stets deutlich erkennbar. Dunker!) spricht sich dahin aus, dass in den Dachschieferrichten des Hunsrück die Schieferung um so weniger von der Schichtung abweiche, je steiler die letztere sei, und dass bei saigerer Schichtenstellung die Schieferung Da a. OS 94 38 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. regelmässig sei. Ich habe die Richtigkeit dieser Beobachtung in dem von mir untersuchten Gebiete bestätigt gefunden. Die Angabe bei Lersıus'), dass die Struktur der Dachschiefer fast immer durch Druckschieferung entstanden sei, gilt daher nur unter der Voraussetzung, dass man unter Druckschieferung nicht nur die falsche, von der Schichtung abweichende Schie- ferung versteht, denn die Dachschieferlager haben oft eine steile oder senkrechte Schichtenstellung. — Ausserdem beob- achtet man auch bei ganz flach liegenden Schichten eine mit der Schichtung zusammenfallende Schieferung. Am Fusse des Kammerforstes, oberhalb Lorch, ist die Schieferung eine regelmässige, bei ganz flacher Schichtenlage, und das kleine, in Tafel 10 dargestellte Profil, von einer Felswand unterhalb Caub genommen, zeigt die gleiche Erscheinung. Dasselbe zeigt einen kleinen, stark nach N. überkippten Sattel, dessen liegender Flügel horizontal gelagert ist. Ein zweites Profil, Taf. 11, stellt zwei spitz aufsteigende Sättel dar, mit regelmässiger Stellung beider Flügel, welche an der Thalbiesung unterhalb Bacharach zu sehen sind. Auch hier fällt Schichtung und Schieferung zusammen. Diese beiden Profile zeigen ausserdem, dass innerhalb der Schieferzone mannigfache Faltungen vor- handen sind. Die Natur der Gesteine gestattet aber eine ge- nauere Ermittelung der Hauptsättel und Mulden nicht. Bei- läufig wurde schon bemerkt, dass vielleicht die drei Haupt- Lagerzüge der Dachschiefer einen Anhalt zur Annahme der Hauptfalten geben, falls man den jedesmal weiter nördlicher gelegenen Zug als eine durch Faltung bedingte Wiederholung des nächst südlicheren betrachtet. Es würde dann zwischen Lorch bezw. der südlichen Schiefergrenze und Lorchhausen eine Mulde, zwischen Lorchhausen und Caub ein Hauptsattel liegen, mit dessen Annahme das Profil Tafel 11 übereinstimmt. Bevor die Hunsrückschiefer nördlich von Caub unter die Grauwacken der nächst jüngeren Stufe untertauchen, bildet sich bei Dörscheid noch eine weite, flache Mulde aus, welche linksrheinisch in dem bereits erwähnten Steinbruch oberhalb ) E68 Ob 8 2. Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. 39 Oberwesel zu sehen ist und die rechtsrheinisch die Grau- wacken der unteren Goblenzstufe aufnimmt. Das Profil Tafel 10 zeigt deutlich, dass die oftmals zu beobachtende flache Lagerung der Schichten nicht immer auf wenig gestörte, vielmehr zuweilen auf besonders stark gestörte Lagerung hinweist. Die Beziehungen der Hunsrückschiefer zu den hangenden und liegenden Schichten. Mit den hangenden sowohl als mit den liegenden Schichten sind die Hunsrückschiefer auf das engste verknüpft, so dass es vielfach recht schwierig wird, die obere und untere Grenze festzulegen. FrecH!) giebt an, die untere Grenze seieine „über- aus scharfe“, und auch Koch?) sagt, dass dieselbe am Nord- abfall des Taunus überall scharf hervortrete. Diese Angaben sind indessen nur in dem Sinne richtig, dass typischer Huns- rückschiefer überaus leicht von typischem @Quarzit unter- schieden werden kann, und dass man daher unschwer erkennt, ob man sich in dem Gebiete des einen oder anderen Forma- tionsgliedes befindet. Betrachtet man aber diejenigen der be- reits veröffentlichten Blätter der geologischen Specialkarte, über die diese Grenze verläuft, so sieht man sofort, dass die- selbe in ihrer ganzen Erstreckung über die Blätter Langen- schwalbach, Eltville, Platte und Feldberg bis auf ganz unbe- deutende Strecken überschottert, demnach nicht zu sehen ist, und auf der westlich angrenzenden Strecke bis zum Rhein ist genau dasselbe der Fall. Nur bei Wambach zeichnet ©. Koch ein thatsächliches Aneinanderstossen von Schiefer und Quarzit. Hier sind keine Aufschlüsse vorhanden, welche einen aus- reichenden Einblick in die fraglichen Grenzverhältnisse ge- statteten. Thatsächlich ist die Grenze eine recht unscharfe, was sich im Rheinprofil gut erkennen lässt. Am Niederwald und bei Sonneck liegen im echten Taunusquarzit Schiefer- schichten, welche in ihrer Gesteinsausbildung Hunsrückschiefern DBa..a. 0), S. 169. A) Ei Bo Ole SE AU 40 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. theilweise vollkommen gleichen, und oberhalb Lorch wechseln in den unteren Lagen der Schiefer Quarzite mit Schiefern. Es findet so ein allmählicher Uebergang statt, wie er ja auch naturgemäss ist. GossELEr!) vertritt die Ansicht, dass Taunusquarzit und Hunsrückschiefer im wesentlichen gleichaltrig seien, und nur besondere Entwickelungsweisen derselben Stufe darstellen, und nimmt seine Beweise für diese Ansicht vorzugsweise aus dem Ardennengebiet, wo am Südrande des Gebirgssattels von Rocroy die Schiefer von Alle stets unmittelbar auf den Schichten von Gedinne liegen, während der Sandstein von Anor, welcher am Nordrande stets vorhanden ist, fehlt. Eine ähnliche Lagerung beobachtete GosseLerr im Hunsrück, im Hahnenbachthal, doch sind hier die Verhältnisse noch nicht genügend klargestellt, wenn es auch durchaus nicht ver- wunderlich sein würde, wenn an einzelnen Stellen die an vielen Orten im Quarzit auftretenden Schiefereinlagerungen einmal anschwellen, und den Quarzit zurückdrängen sollten. Jedenfalls aber liegt im Taunusgebiet sowohl wie im Hunsrück die Masse der Schiefer, und das sind die eigentlichen Huns- rückschiefer, über dem Taunusquarzit, und da GossELEer diese deutschen Bezeichnungen benutzt, so könnte seine Ausdrucks- weise zu irrthümlichen Annahmen über die Lagerung in diesen Gebieten Veranlassung geben. Die Frage, welche von grosser Bedeutung ist, stellt sich vielmehr so: Stellen die Hunsrück- schiefer eine besondere und selbständige Stufe des Unterdevon dar, oder bilden sie mit dem Taunusquarzit zusammen eine Stufe. Im Taunus und Hunsrück erhält man keine Ant- wort auf diese Frage, die beiden aufeinander folgenden Gebirgsglieder scheinen petrographisch und paläontologisch vollkommen selbständig zu sein. Namentlich die eigenthüm- lichen Versteinerungen der Schiefer machen einen Vergleich unmöglich, oder lassen einen solchen ohne Ergebniss, wegen der verschiedenen Entwickelungsweise der beiden Gebirgs- glieder. Die Fauna der Schiefer besteht vorwiegend aus Einzel- 12a. 12.20,08.328: Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. 41 korallen, Echinodermen und Trilobiten, welche weder in den höheren noch in den tieferen sandig entwickelten Schichten vor- kommen, und umgekehrt verschwinden die zahlreichen Zwei- schaler und Brachiopoden des Taunusquarzites im Hunsrück schiefer fast ganz, um in den unteren Coblenzschichten, wenigstens zum Theil, in Häufigkeit wieder zu erscheinen. Die wenigen Brachiopoden, welche bisher in vereinzelten Exemplaren im Schiefer gefunden worden sind, beweisen wenig oder nichts. Rensselaeria strigiceps Rorm. kommt, wenigstens bei der üblichen Begrenzung dieser Art, im Taunusquarzit und den unteren Coblenzschichten vor. Spirifer mucronatus HaıL, eine mittel- devonische Art Nordamerikas (Hamilton group), welchen SAnD- BERGER abbildet, ist mindestens zweifelhaft, ebenso der von demselben Forscher beschriebene Sp. speciosus var. decemplicatus (eine arduennensis ähnliche Art). Wichtig wäre das Vorkommen von Sp. primaevus, welches SAnDBERGER gleichfalls anführt. Aber abgesehen davon, dass das einzige Exemplar ebenso zweifelhaft ist, wie die vorher genannten, würde ein einzelnes "Stück kaum beweisend sein. Ich besitze ein unzweifel- haftes Exemplar dieser Art aus ebenso unzweifelhaften unteren Coblenzschichten von Wellmich. Die Fauna der Hunsrück- schiefer beweist wegen der Faciesverschiedenheiten nichts. | Dagesen hat E. Kayser mehrfach die Ansicht ausge- sprochen'), dass im südlichen Westfalen, in der südlichen Eifel, im Aarthale u. a. O. die Siegener Grauwacke mit Spirifer primaevus und Rensselaeria crassicosta ein durchaus einheit- liches Ganzes bildet, welches direkt von den unteren Coblenz- schichten überlagert wird; dieselbe ist daher den Hunsrück- schiefern gleichaltrig, wenn auch die Faunen in Folge der verschiedenen Facies eine ganz andere ist. Da die Siegener Grauwacke die Fauna des Taunusquarzites enthält, mit dem sie gleiche Entwickelungsweise zeigt, so ist sie, wie Kayser betont, ein Aequivalent des Taunusquarzites und des Huns- rückschiefers.. Nimmt man hierzu die von (ossELET mitge- !) Zuletzt in dem Referate über den Reisebericht GOSSELET’s. Neues Jahrbuch 1891. I., S. 115, Fussnote. 42 Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. theilten Beobachtungen aus den Ardennen: die Wechsellagerung des Gres d’Anor mit den Schistes d’Alle und die Entwicke- lung der über dem Gedinnien liegenden Schichten in der Schieferfacies am Südrand des Massives von Rocroy, so kann man, glaube ich, die Frage, ob Taunusquarzit und Hunsrück- schiefer einer Stufe angehören, nur bejahen. Dagegen betont Kayser mit Recht, dass in Taunus und Hunsrück die Schiefer stets über den Quarziten liegen, und daher nicht gleichaltrig sein können. Die Schiefer von Alle, welche in den Ardennen in regel- mässiger Lagerung auf dem Gedinnien liegen, können daher folgerichtig auch nicht den Hunsrückschiefern gleich gestellt werden. Ebenso wenig darf man die milden Grauwacken und Schiefer von Seifen im Westerwald Taunusquarzit nennen, wie dies MAURER thut,') da dieselben ebenso gut zeitliche Aequi- valente der Hunsrückschiefer sein können. Die beiden Namen Taunusquarzit und Hunsrückschiefer drücken einmal das Alter, dann aber auch die Entwickelungsweise der betr. Schichten- folgen aus, und dürfen nur in diesem Sinne gebraucht werden. Ihre Anwendung auf andere Gebiete wird dadurch bedeutend eingeschränkt. Die Stufe, zu der diese beiden Formations- glieder gehören, wird von F. FrrcH als die Stufe des Spirifer primaevus bezeichnet, welche Art neben Rensselaeria crassicosta das wichtigste Leitfossil darstellt. Da nun die anderen Stufen des Unterdevon nach Orten benannt sind, wo sie besonders entwickelt sind (Stufe von Gedinne,und Stufe von Coblenz), so empfiehlt sich auch hier eine ähnliche Namengebung. Die in Rede stehenden Schichten würden daher zweckmässig als Stufe von Siegen, oder Siegener Schichten mit Spirifer pri- maevus und Rensselaeria crassicosta zu bezeichnen sein, da eine Benennung nach dem Taunus oder Hunsrück leicht zu Irr- thümern und Verwechselungen Veranlassung geben könnte. Die obere Grenze der Hunsrückschiefer ist vielfach eine noch weniger scharfe, als die untere, hauptsächlich, weil der Uebergang in die höheren Grauwacken nicht nur durch Wechsellagerung, wie beim Taunusquarzit, sondern auch noch !) Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, S. 32. PER BE > I men Das Rheinthal von Lorch bis Oberwesel. 43 dadurch erfolgt, dass die Schiefer selbst rauher werden und petrographisch allmählich in Grauwackenschiefer und Grau- wacken übergehen. Andererseits kommen hin und wieder Aufschlüsse vor, an denen die Coblenzgrauwacken sich so scharf von den Schiefern absetzen, wie es bei zwei verschieden- artigen Gesteinen nur möglich ist. Eine solche Stelle be- schrieb C. Koch von Henriettenthal, eine andere liest bei Obermeilingen. Wo dies aber nicht der Fall ist, muss man bei dem gewöhnlichen Mangel an Versteinerungen im Huns- rückschiefer die Grenze dorthin legen, wo die ersten Grau- wacken mit der Coblenz-Fauna auftreten, oder gar in künst- licher Weise dorthin, wo mächtigere geschlossene Folgen von Grauwackenschichten auftreten. Bei den vielfach recht mangel- haften Aufschlüssen ist dies aber recht schwierig, weil ver- einzelte Grauwackenbänkchen auch im Hunsrückschiefer liegen und an der Oberfläche herumliegende Stücke daher leicht zu Täuschungen veranlassen. Im Rheinthal ist die Grenze am Gehänge bei Dörscheid deutlich, wenn auch recht schwierig zu begehen. Alle Kenner des rheinischen Schiefergebirges sind darin einig, dass auch in den höheren Schichten des Unterdevon, besonders in den unteren Coblenzschichten, aber auch noch höher hinauf, Schiefereinlagerungen vorkommen, welche petro- graphisch Hunsrückschiefern vollständig gleichen. Schiefer- zonen, welche nördlich der von Oberwesel über Weisel und Meilingen verlaufenden oberen Grenze der Hauptmasse der Hunsrückschiefer auftreten, werden bei geringer Breite als Einlagerungen aufgefasst, bei erheblicher Mächtigkeit dagegen als Sättel von Hunsrückschiefer gedeutet. Bei dem Mangel an Versteinerungen, welchen diese Schiefer mit dem echten Huns- rückschiefer gemein haben, ist aber meistens keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Altersbestimmung gegeben. Klar liegen die Verhältnisse allein dort, wo solche Schieferzonen zu Seiten fossilführender Taunusquarzite auftreten, was aber nur noch an der Weissler Höhe, westlich von Catzenellnbogen, der Fall ist. In den anderen Fällen kann die Benennung solcher Schiefer als Hunsrückschiefer nichts anderes besagen, als dass 44 Das Rheinthal von Loreh bis Oberwesel. die Gesteinsausbildung der der echten Hunsrückschiefer gleicht. Koc#') hat, um ein Beispiel anzuführen, eine breite Schiefer- zone auf der Südseite des Quarzitzuges, welcher bei Dausenau das Lahnthal durchquert, als Hunsrückschiefer gedeutet, welche einen grossen Sattel bilden. Versteinerungen fehlen den Schiefern. Diese sowohl wie der Quarzit lassen sich im Streichen bis über das Rheinthal verfolgen. In diesem liegen, wie an der Lahn, über den Quarziten die oberen Goblenzschichten, unter denselben sleichmässig die Schiefer, die daher nicht wohl Hunsrückschiefer sein können, zumal eine Verschiedenheit der unmittelbar dem Quarzit anliegenden und der weiter davon entfernt liegenden Schichten nicht vorhanden ist. Es müsste von der Lahn bis über den Rhein hinaus eine streichende Verwerfung ver- laufen, welche sich auf dieser ganzen Strecke immer genau an das Liegende eines ganz schmalen Quarzitzuges hielte. Dies erscheint aber eine etwas gekünstelte Annahme, und die Ver- hältnisse im Rheinthal sprechen bestimmt dafür, dass diese Schieferzone die oberen Lagen der unteren Coblenzschichten darstellt, wie das bei Besprechung des nächsten Thalabschnittes noch erörtert werden wird. Aus den vorstehenden Erörterungen folgt: l. Die Hunsrückschiefer bilden keine selbständige Stufe des Unterdevon, sie müssen vielmehr mit dem unterlagernden Taunusquarzit zu einer Stufe vereinigt werden, welche als die Stufe des Spirifer primaevus und der Renssellaeria crassicosta oder die Stufe der Siegener Schichten zu bezeichnen ist. 2. Die Bestimmung von Schieferschichten als Hunsrück- schiefer ist in allen den zahlreichen Fällen vollständig unsicher, in denen das Liegende nicht hervortritt, oder in denen die charakteristischen Versteinerungen der Hunsrückschiefer fehlen. Dies ist leider fast bei allen derartigen Schieferzonen der Fall, welche nördlich der oberen Grenze der echten Hunsrückschiefer auftreten, welche sich auf den Hauptzug des Taunusquarzites am Südrande des rheinischen Gebirges auflegen, und gilt vor allem für die von Coblenzschichten beiderseits begrenzten Schieferbänder. DEa- an 0087210. Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. (Gebiet der unteren Coblenzschichten.) Nördlich von Caub liegen die Hunsrückschiefer flach und zeigen mitunter nördliches Einfallen. Zwischen Caub und dem ‚Rossstein bildet sich eine flache, mehrfach zerrissene Mulde aus, welche auch linksrheinisch oberhalb Oberwesel zu sehen ist. Auf dem rechten Ufer nimmt sie bereits die tiefsten Lagen der unteren Coblenzschichten auf. Dieselben bestehen aus grobschieferigen, flaserigen Grauwacken, welche an der Schanze bei Dörscheid und der Hahnplatte in flacher Lagerung auftreten und zahlreiche, aber schlecht erhaltene Versteinerungen einschliessen. Spirifer cf. carinalus SCHN., Sp. dunensis Kays., Chonetes plebeja SCHN., Stro- phomena laticosta (selten) und Pleurodictyum problematicum GOLDF. — Ebensowenig wie in das Rheinthal reichen diese Grauwacken in das demselben parallel verlaufende Urbachthal hinunter, finden sich aber jenseits desselben wieder und lassen sich bis nach Bornig hin verfolgen. Erst am nordwestlichen Fuss des Rosssteines, am Ausgang des Urbachthales kommen die unteren Goblenzschichten in die Thalsohle herunter. Ausser den Grau- wacken sind hier besonders rauhe, uneben spaltende Thon- schiefer und Grauwackenschiefer vorhanden, welche eine aus- gezeichnete transversale Structur besitzen, die wegen des mannig- tachen Wechsels der Gesteinsart klar hervortritt und besonders am linken Flussufer bei Oberwesel und am Kammereck schön zu sehen ist. Von Oberwesel, etwa 1 Kilometer unterhalb der Stadt, stammt das Profil auf Tafel 12. Nördlich vom Urbachthal folgt am Lennig ein schmales Band reiner, fossilfreier Thonschiefer, welches sich im Streichen nach NO. hin bis über das Forstbachthal bei Bornig verfolgen lässt, wo es ein ehemals abgebautes Dachschieferlager ein- 46 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. schliesst. Bei Bornig vereinigt es sich mit der südlich liegenden Hauptmasse der Hunsrückschiefer, indem die Grauwackenmulde von Dörscheid sich aushebt. Die Schiefer vom Lennig sind demnach Hunsrückschiefer. Nördlich vom Lennig, am Ranscheler Berg, folgen mit flachem Südfallen rauhe, glimmerreiche, harte Grauwacken und sraubraune, grauwackenartige Quarzite, abwechselnd mit rauhen und sehr harten, dunkel gefärbten Schiefern. Am Fusse des Ligrenkopfes steht ein graublau gefärbtes, dünnschieferiges Porphyroid von 6 Meter Mächtigkeit an, welches ohne Ver- schiebung durch den Fluss hindurchsetzt, und vom südlichen Ausgang des mittleren der drei zwischen St. G@oar und Ober- wesel liegenden Tunnel (am Bett) nach Norden am Gehänge all- mählich ansteigend, bis an den oberen Rand des Thaleinschnittes zu verfolgen ist. Im weiteren Verlauf auf der Höhe wird es von Löss bedeckt, ebenso wie auf der rechten Rheinseite. An der Lurley besteht der untere Theil der nach S. fallenden Schichten (am nördlichen Tunnelausgang) aus falsch ge- schieferten, sehr harten und rauhen Schiefern, wie sie vom Fusse des Ranscheler Berges erwähnt wurden. Zwischen den Schiefern liegen vereinzelte quarzitische Bänke. Der obere Theil der Schichten an der Lurley, welche den steilen Süd- abfall bilden, besteht aus graugrünen Quarziten, die zum Theil dünnplattig, zum Theil in dicke Bänke abgesondert sind, und auf den Schichtungsflächen viel Glimmer führen. — Versteine- rungen sind in diesen Schichten fast allenthalben vorhanden.: In den Schiefern sind sie selten, und im allgemeinen gleich- mässig vertheilt. In den Quarziten sind sie in einzelnen, meist dünnen Bänkchen massenhaft zusammengehäuft. Im frischen Gestein sind sie mit der Schale erhalten, aber so fest mit dem Gestein verwachsen, dass sie sich nieht herauslösen lassen. Im verwitterten Gestein, welches man in den Schutthalden am Gehänge vielfach findet, sind die Schalen zerstört, und die Versteinerungen daher als recht scharfe Abdrücke erhalten. Man findet häufig: Chonetes plebeja, Ch. sarcinulata, Spirifer arduennensis und Sp. cf. carinatus, seltener kommt Pleurodictyum problematicum (mit sehr grossen Zellen), Strophomena laticosta, r Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 47 Bifida vetusta vor, neben schlecht erhaltenen Einzelkorallen (Petraja primaeva). Am Nordabhang der Lurley brechen die Quarzite senk- recht ab und bis zur Mündung des Forstbachthales folgen rauhe Schiefer und Grauwacken, welche denen des Ligrenkopfes vollständig gleichen. Oberhalb der Ruine Neu-Catzenellnbogen (der Katz) liegt in diesen Schichten ein Porphyroid, welches die gleiche Beschaffenheit hat, wie das am Ligrenkopf; dasselbe lässt sich durch das Forstbachthal bis nach Patersberg hin verfolgen. Zwischen St. Goarshausen und der Mündung des Urbach- thales tritt sonach die gleiche Schichtenfolge zweimal mit dem gleichen Südfallen auf. Die Quarzite der Lurley entsprechen den festen Bänken am KRanscheler Berg, das Porphyroid vom Ligrenkopf wiederholt sich an der Katz, und unter den quarzitischen Gesteinen liegen jedesmal die gleichen rauhen Schiefer. Man muss demnach annehmen, dass am Südfuss der Lurley eine streichende Verwerfung liegt, welche diese Schuppen- struetur bedingt. In dem nachstehenden Profil ist diese sche- matisch dargestellt. h-. Dorscheich eben eb BRanscheler B. G Lurle He 5> ER ES I 8 RL EEK tug Vorherrschende Schiefer mit Grauwacken | ntörene @ablonz® tuq Quarzite und quarzitische Grauwacken Schichten tp Porphyroid Es tw Hunsrückschiefer. D Gangförmiger Diabas (Weisses Gebirge). Ueber das Rheinthal setzen die Schichten der Lurley ohne Verschiebung hinweg, und an dem Steilabfall am Bett beobachtet man einen spitzen Schiefersattel. Nach O. hin lassen sich die quarzitischen Schichten der Lurley bis über das Forstbachthal hinaus verfolgen, in dem sie die steilen und zackigen Gehänge 48 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. des Klopperberges bilden, an denen sie freilich nicht als die- selbe geschlossene Quarzitmasse erscheinen, die sie an der Lurley bilden, vielmehr öfters Schieferbänke einschliessen. Im Reitzenhainer Thal, wo sie dicht bei Reichenberg durchsetzen müssten, treten sie nicht wieder hervor. Hier liegen nur milde Thonschiefer mit vereinzelten Grauwackenbänkchen, wie sie in ähnlicher Ausbildung an der Mündung des Urbachthales und segenüber am Kammereck anstehen. Es streicht über das Dorf Lierschied eine bedeutende Querstörung, an der diese Quarzite abschneiden, ebenso wie eine Anzahl nördlich derselben liegender Quarzitzüge. Später werden diese Verhältnisse noch eingehender besprochen werden. Von St. Goarshausen bis zur Mündung des Rilsbachthales oberhalb Niederkestert liegen vorwaltend schiefrige Gesteine, die im Allgemeinen etwas weicher, glimmerärmer und deut- licher geschiefert sind, als diejenigen südlich von St. Goars- hausen. Im frischen Zustande sind sie blaugrau bis schwarz- blau, am Ausgehenden durch Verwitterung vielfach hellgrau gefärbt. Einlagerungen von Grauwacken in mässig dicken oder dünnen Bänken sind häufig. Bei Wellmich, unterhalb der Ruine Thurmberg (der Maus) findet sich ein hellgrauer fester Quarzit von etwa 10 Meter Mächtigkeit eingeschaltet. Wenn auch die Hauptmasse dieser Schiefer sich durch ihre Gesteinsbeschaffenheit unschwer von den Hunsrück- schiefern unterscheidet, so finden sich doch hin und wieder Partien, welche lebhaft an die Schiefer von Caub erinnern, wie im Hasenbachthal bei St. Goarshausen und im Well- micher Thal. Bei aufmerksamem Suchen wird man jedoch in solchen Schiefern stets dünne Sandsteinbänke oder Knollen finden, in denen Spirifer arduennensis als häufigste Versteine- rung vorkommt neben Spirifer dunensis, Rhynchonella daleidensis, Strophomena laticosta und Pleurotomaria striata. Diese reineren hunsrückschieferartigen Gesteine werden deshalb der unteren Coblenzstufe zuzurechnen sein. Der Abschnitt des Rheinthales zwischen den Mündungen des Forstbaches und des Rilsbaches ist in mehrfacher Hinsicht von Interesse. In demselben kommen besonders häufig Ein- Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 49 lagerungen von Porphyroiden vor, zahlreich sind die Vor- kommen gangförmig auftretender Eruptivgesteine neben ver- einzelten, zwischen den Schichten liegenden Diabasen, in dieser Schieferzone setzen die wichtigen Erzgänge von Well- mich, Ehrenthal und Werlau auf, und endlich finden sich hier Einlagerungen mächtiger Quarzitzüge, welche älter sind, als der eigentliche Coblenzquarzit. Diese verschiedenen Gesteine und Vorkommen werden weiterhin eingehender beschrieben werden. Flussabwärts vom Rilsbachthal werden die Gesteine noch reiner schiefrig. Bei weitem walten hellblaugraue Thonschiefer vor, welche vielfach den Hunsrückschiefern ausserordentlich gleichen. Etwas rauhere Bänke zeigen auf den Schichtungs- flächen oft feine, parallele Runzeln, Wellenfurchen im Kleinen, und erhalten dadurch einen mehr oder weniger lebhaften Seiden- glanz. Neben der gewöhnlich vorhandenen falschen Schiefe- rung ist nicht selten noch eine andere, senkrecht zu ihr ver- laufende, aber meist viel undeutlichere und auch meist un- regelmässige Zerklüftung vorhanden. Sandsteine und Grau- wacken treten stark zurück, wo solche vorkommen, sind es meist dünne, nur wenig ÜCentimeter dicke Bänkchen von grauer oder brauner Farbe. Die Schiefer spalten oft eben und sind ziemlich rein, und einzelne Lagen haben Veranlassung zur Anlage von Versuchsbauen auf Dachschiefer gegeben, welche aber ohne Erfolg waren. Versteinerungen sind in dem Schiefer sehr selten, nur hin und wieder beobachtet man den Abdruck eines Crinoiden- stieles. Die dünnen Sandsteinbänkchen sind dagegen oft recht fossilreich. Im Rheinthal selbst freilich beobachtete ich nur vereinzelte und undeutliche Spiriferen und Choneten, im Streichen nach NO. hin kommen aber vielfach gut erhaltene Versteinerungen vor, so bei Prath, Dahlheim, Dachsenhausen und Niederbachheim. An allen diesen Punkten finden sich: Chonetes plebeja, Ch. sarcinulala, Strophomena laticosta und Spirifer arduennensis. Ausserdem finden sich: Spirifer carinatus bei Dahlheim, Sp. dunensis bei Dahlheim, Prath und Nieder- bachheim (hier in Exemplaren von einer Breite bis zu 11 Centi- Neue Folge. Heft 15. 4 80 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. meter am Silsberg), Bellerophon tumidus bei Prath, und Pleuro- dietyum problematicum. Letztere Form mit kleinen. Zellen ist namentlich bei Niederbachheim häufig. Wo diese, den Schiefern regellos eingelagerten Grauwacken- bänckchen Versteinerungen enthalten, kennzeichnet sich die Fauna als echte Unter-Coblenzfauna, die Schiefer müssen dem- nach auch zu den unteren Coblenzschichten gerechnet werden. Je weiter man nach N. kommt, um so seltener werden diese Einlagerungen, und in der Nähe des überlagernden Quarzites werden sie sehr selten, oder fehlen ganz. Das Gestein gleicht hier noch mehr den Hunsrückschiefern als weiter im Süden, und wurde auch von KocH im Lahnthal als Hunsrückschiefer bestimmt, wie ich glaube, mit Unrecht, denn auf der ganzen Strecke von Dausenau an der Lahn bis nach Boppard hin wird es unmittelbar von dem Coblenzquarzit überlagert, welcher seinerseits die oberen Coblenzschichten zum Hangenden hat. Auf der linken Rheinseite reichen diese Schiefer bis zum Ausgang des Fraubachthales bei Boppard, rechtsrheinisch bilden sie noch das Gehänge bis zum Heiligenbachthal, wo die ersten Quarzite erscheinen. Es liegen zwar südlich von hier bereits Coblenzquarzite am Neuweg und Wormser Berg, welche im Rheinthal beim Kloster Bornhofen ausstreichen müssten, aber bereits an einer mehrere Kilometer östlich von hier verlaufenden Querlinie enden, an der Fortsetzung der bereits erwähnten Lierschieder Querstörung. Die Quarzite der Umgebung von St. Goarshausen. Abgesehen von den drei bereits erwähnten, wenig mäch- tigen Vorkommen von quarzitischen Gesteinen an den Gehängen des Rheinthales, am Ranscheler Berg, an der Lurley und unterhalb der Burg Katz, treten in der Umgebung von St. Goars- hausen drei, bezw. vier Quarzitzüge von erheblicher Mächtig- keit auf, welche einiges Interesse beanspruchen. Der süd- lichste derselben streicht von der Dickheck bei Bogel über den Horst zum Weissen Berge bei Lierschied, und bricht an der Rödershell steil ab. Ein .guter Aufschluss zeigt, dass der Quarzit hier eine Mulde bildet. Das Liegende des a Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 51 Quarzites wird von blauen, welligen Thonschiefern gebildet, welche hin und wieder dünne Bänkchen quarzitischer Grau- wacke, und seltener bis zu 10 Centimeter dicke Schmitzen von Brauneisenstein einschliessen. Diese letzteren führen zahl- reiche Crinoiden-Stielglieder, Chonetes sarcinulata, Cryphaeus cf. punclalus STEIN., Hyolithes sp. und namentlich Beyrichia sp.') Selten kommt Homalonotus ef. rhenanus vor. Ohne Zweifel sind diese Schiefer im Liegenden des Quarzites zu den unteren Coblenzschichten gehörig, und könnte man da- her den Quarzit als Coblenzquarzit ansehen, da das Han- sende nicht aufgeschlossen ist. Am Horst fand sich indessen in dem Quarzit, wenn auch nur selten, Rensselaeria sirigiceps in kleinen, aber typischen Exemplaren, von der Ausbildung, wie sie in den unteren Coblenzschichten die gewöhnliche ist. Dem Coblenzquarzit fehlt diese Leitform der tieferen Unter- devonschichten. Nur Kayser?) erwähnt sie aus einem Coblenz- quarzit von Burgschwalbach auf Blatt Kettenbach. Koch, der das genannte Blatt geologisch bearbeitet hat, und dessen An- schauungsweise E. Kayser in den Erläuterungen zum Ausdruck bringt, rechnet diesen Quarzit zum Untercoblenz?); dasselbe that er freilich auch mit den Quarziten von Coblenz und Ems. Jedenfalls aber deutet das Vorkommen der Rensselaeria auf ein höheres Alter, als das der echten Coblenzquarzite in der Un- sebung der unteren Lahn. Diese Annahme wird bestätigt durch die Lagerungsverhältnisse des zweiten der erwähnten Quarzitzüge, welcher parallel dem ersten über den Molsberger Hof streicht, und sich am nördlichen Gehänge des Feuerbach- thales als unzweifelhafte Einlagerung in den unteren Coblenz- schichten zu erkennen giebt. Am Fuss des Brauchenberges bricht dieser zweite Zug an derselben Querlinie, wie der erste steil ab. Ein dritter Zug, der nirgends ausreichende Anhalts- 2 1) Vielleicht eine der Beyrichia - Arten, welche SANDBERGER (Untere Abtheilung des devonischen Systems in Nassau, S. 33) aus gleichaltrigen Schiehten von Offdilln anführt. 2) Erläuterungen zu Blatt Kettenbach, S. 8. %) In den Erläuterungen zu Blatt Schaumburg schliesst sich E. KAysER der Ansicht Kocu’s an, dass diese Quarzite den unteren Coblenzschichten an- gehören, und nicht dem Coblenzquarzit. 4* 52 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. punkte zur Erkennung seiner Lagerung bietet, liegt am Förstchen bei Weyer, ist dann im Streichen nach SW. hin eine Strecke weit durch Löss verdeckt, tritt dann am Trieschergewann zwischen Nochern und Weyer wieder hervor, und endigt gleich- falls an der über Lierschied streichenden Querlinie. Der vierte Zug von Quarzit liegt im Sachsenhäuser Wald, südlich von Prath und auch südlich der Lierschieder Querlinie. Ob derselbe die verschobene Fortsetzung des Zuges von Weyer, oder eines bei Eschbach liegenden Zuges darstellt, liess sich nicht ermitteln. Die beiden zuletzt genannten Quarzitzüge werden auf beiden Seiten von unteren Coblenzschichten begrenzt. Die Gesteinsausbildung der genannten vier Quarzitzüge ist eine im wesentlichen übereinstimmende. Das meist fein- körnige, sehr harte Gestein ist lichtgrau bis weisslich gefärbt, im Feuerbachthale auch dunkelgrau. Es ist regel- mässig und ziemlich dünn geschichtet, und ähnelt sehr dem Coblenzquarzit. Seltener ist es klotzig. Die Schichtflächen sind rauh, führen reichlich Glimmer und Anflüge eines erdigen grünlichen oder gelblichen Minerals. Dünne Einlage- rungen von schieferiger Beschaffenheit und heller Färbung sind oft vorhanden, erreichen aber nur wenige Centimeter Mächtigkeit. Während die beiden ersten Züge vom Lierschieder Horst und vom Molsberger Hof mit Sicherheit zu den unteren Coblenzschichten gerechnet werden müssen, wegen des Vor- kommens von Rensselaeria sirigiceps am Horst, und wegen der Lagerung im Feuerbachthal, lässt sich für die beiden weiter nördlich liegenden Züge das gleiche Alter nicht erweisen, wenn es auch bei der sonstigen allgemeinen Uebereinstimmung wahr- scheinlich ist, dass sie ebenso wie die beiden ersten und wie die schwächeren Vorkommen im Rheinthal nur Einlagerungen in die unteren Coblenzschichten bilden. Auf der linken Rheinseite haben die Quarzite eine noch grössere Bedeutung, wenn auch die einzelnen Züge in der Regel nicht so mächtig sind, wie auf der nassauischen Seite. Die Quarzitschichten der Lurley setzen über das Flussbett hinweg, und am linksseitigen Thalgehänge kann man sie mit Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 53 dem gleichen flachen Südfallen beobachten. Entsprechend diesem flachen Fallen erreichen sie nördlich von Urbach den oberen Thalrand, wo sie unter einer Decke von Lehm und Löss verschwinden, aber in einer Entfernung von etwa 1500 Metern am Spitzen Stein wieder hervorkommen. Von hier aus zieht sich ein weithin verfolgbarer Höhenrücken in den Hunsrück hinein, auf seinem Kamme fast überall von mauerartig aufragenden Quarzitfelsen gekrönt, welche nament- lich am Hohenstein bei Damscheid und im Niederbachthal schön entwickelt sind. Das Gestein ist hier auf den Höhen heller gefärbt als im Rheinthal, fast weiss, und stellenweise stark quarzdurchtrümmert. Obwohl dieser Quarzitzug im Ge- lände sehr scharf hervortritt, besitzt er doch keine erhebliche Mächtigkeit. Genau lässt sich dieselbe kaum angeben, doch scheint sie nach den Aufschlüssen im Niederbachthal nicht viel grösser zu sein, als an der Lurley. Die Schichten fallen durchweg ziemlich flach nach S. ein und scheint es nicht zweifel- haft, dass wir es auch hier mit Einlagerungen im Untercoblenz zu thun haben. Versteinerungen habe ich in diesem. Zuge nicht beobachtet, solche kommen in einem knolligen und flase- rigen, zum Theil schiefrigen Quarzit vor, welcher auf der Höhe südlich von Biebernheim auftritt. Hier findet sich namentlich Spiröfer carinatus SCHNUR, Sp. dunensis Kays., Athyris cf. undata. Chonetes sarcinulata, Pterinaea costala, Avicula crenato- lamellosa und einige Schizodus-Arten. Es ist dies eine Unter- coblenz- Fauna. Auf der rechten Rheinseite stehen im Streichen dieses Vorkommens nur vereinzelte Quarzitbänke am Fuss des Hühnerberges an, lassen sich aber von hier aus nicht weit verfolgen. Eine ganze Reihe wenig mächtiger Quarzitzüge liegt dann auf der Höhe und am Abhang gegen das Grindelbachthal, beziehungsweise im Vergissmeinnichtthal. An mehreren Stellen ragen sie mauerförmig aus dem Berg- rücken hervor, lassen aber in keinem Fall eine Sattel- oder Muldenstellung erkennen, welche auch schon wegen der meist geringen Breite nicht wahrscheinlich ist. Das Rheinthal er- reicht keiner dieser Züge, obschon sich einer bis in die Nähe der Ruine Rheinfels verfolgen lässt. Im Rheinthal sieht man 54 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. nur vereinzelte quarzitische Bänke zwischen Grauwacken- schiefern liegen. Auch ein Quarzitzug nördlich vom Grindel- bach erreicht das Rheinthal nicht. Dieser schwache, südlich von Werlau liegende Zug ist in mehrfacher Hinsicht von Interesse. Man kann an ihm den Uebergang in schiefrige Gesteine erkennen, indem der Quarzit flaserig und schiefrig wird, und schliesslich aus einem sericitreichen Schiefer mit eingelagerten Quarzitknollen besteht, welche gelegentlich auf ihrer Oberfläche nereiten- oder bilobitenartige Gebilde zeigen. Anscheinend geht dieser Quarzit nach SW. hin in ein quarz- reiches Porphyroid über, doch gestatten die vorhandenen Auf- schlüsse keine genaue Beobachtung dieses Ueberganges. Alle diese Quarzitzüge sind nur Einlagerungen in den unteren Coblenzschichten. Die Porphyroide. Die Porphyroide bilden wenig mächtige, selten 10 Meter übersteigende Einlagerungen in den unteren Coblenzschichten, welche sich, trotz ihrer geringen Mächtigkeit, oft auf weite Ent- fernungen hin im Streichen verfolgen lassen. Die Gesteins- beschaffenheit, soweit sie sich ohne mikroskopische Unter- suchung erkennen lässt, ist eine veränderliche, doch ist stets Serieit ein, oder der Hauptbestandtheil. Zu demselben ge- sellen sich in der Regel Körner oder porphyrische Krystalle von Feldspath, welcher immer stark verändert ist, und Quarz- körner, deren Menge meistens gering ist, die aber zuweilen das Gestein ganz erfüllen. Die Porphyroide haben demnach manchmal die Zusammensetzung des Serieitgneisses, in anderen Fällen die des Serieitglimmerschiefers oder des Sericitschiefers, und wechselt diese Zusammensetzung in demselben Zuge mit- unter schon auf kurze Entfernung beträchtlich ab. Auch die Struktur ist natürlich, je nach der Zusammensetzung, eine ver- schiedene. Neben ausgezeichnet dünnschiefrigen finden sich diekschiefrige und plattige, mehr körnige Abänderungen. Die Färbung des fast allenthalben stark zersetzten Gesteins ist vorwiegend eine strohgelbe oder erbsengelbe, daneben kommen aber auch schieferblaue, bräunliche und grünlichgraue, dunkel- Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 55 ölgrüne, röthliche und gelblichweisse Farben vor. Auch die Färbung wechselt innerhalb desselben Zuges. Ein Porphyroid am nördlichen Gehänge des Hasenbachthales bei St. Goars- hausen ändert schon in der geringen Entfernung von kaum 100 Metern seine Farbe von bräunlichgelb in dunkelschiefer- blau um. Uebergänge in gewöhnliche blaue Thonschiefer einerseits, in Grauwackensandstein andererseits sind mehrfach zu beobachten. Auch Uebergänge in Quarzite kommen an- scheinend vor. Die eben erwähnte Farbenänderung eines Por- phyroids ist bedingt durch einen solchen Uebergang in Thon- schiefer, der sich im Weiterstreichen beobachten lässt. Einzelne Schieferflasern finden sich häufig eingeschlossen, vor allem in den quarzarmen, dünnschiefrigen Abänderungen des Gesteins. Es mag auch hier noch einmal hervorgehoben werden, dass diese Porphyroide stets die gleiche Schichtung und Schiefe- rung zeigen, wie die Nebengesteine, dass es Einlagerungen echter Schichtgesteine sind, welche nicht selten Versteinerungen einschliessen. Das südlichste NMorkommen ist bereits angeführt worden, es liegt oberhalb der Lurley, am Fusse des Ligrenkopfes, und gegenüber auf dem linken Flussufer am Bett. In Folge der vorhandenen Schuppenstruktur kehrt es an der Katz wieder, von wo es im Streichen bis Patersberg verfolgt werden kann. An dem Gehänge zwischen der Mündung des Hasenbachthales und Wellmich sind 6 Züge vorhanden, von denen aber nur zwei bis in die Thalsohle verfolgt werden konnten. Die Schichten liegen durchgehends ziemlich flach, und vielleicht stehen die einzelnen Züge in Muldenform miteinander in Verbindung, ohne dass es möglich gewesen wäre, diese Verbindung direct zu beobachten, da die Gehänge vielfach ungangbar sind. Wahr- scheinlich schneiden sie zum Theil an streichenden Verwerfungen, die sich der Beobachtung entziehen, in grösserer Höhe über der Thalsohle ab. Nördlich von Wellmich folgen am Gehänge noch mehrere Porphyroidzüge, von denen einer von Ehrenthal an bis nach Weyer verfolgt wurde, freilich mit einigen Unter- brechungen und Verschiebungen, deren bedeutendste wiederum an der Lierschieder Querlinie erfolgte. Das nördlichste 56 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. Porphyroid liegt im Rilsbachthal und streicht über den Lindberg. Verfolgt man diese Zone der Porphyroide im Streichen nach NO., so findet man dieselbe unterhalb Nahstädten im Mühlbachthal wieder, sie durchsetzt zwischen Ergeshausen und Altenhausen das Dörsbachthal, welches in diesem Theile das Jammerthal heisst, und schneidet an der grossen Ruppachthaler Querverwerfung ab. Auf dieser ganzen Erstreckung ist die Entwickelung der Schichten die gleiche. Vorwaltende Schiefer, daneben Grau- wackenschiefer und Grauwacken schliessen zahlreiche Porphy- roide von der gleichen Beschaffenheit wie im Rheinthal ein, und einige von ihnen sind durch ihre Versteinerungen be- rühmt geworden. Besonders ein Zug am Weissen Stein südlich von Singhofen ist bekannt, da die Versteinerungen, welche mit der Fundortsangabe Singhofen in allen Sammlungen verbreitet sind, fast alle von diesem einen Fundort stammen. v. SANDBERGER bezeichnete das Gestein von hier ehemals als Aviculaschiefer, nennt es aber neuerdings Limoptera-Schiefer, nach der häufig sich findenden Limoptera bifida Sanps. Der- selbe veröffentlicht auch eine Analyse des Gesteins aus dem „grossen Bruche“ bei Singhofen') und folgert aus derselben eine Zusammensetzung aus 47,9 pCt. Sericit, 51,7 pCt. Quarz und 0,71 pCt. Brauneisenstein. Feldspath, bezw. Kaolin wird nicht angegeben, obschon man auch in dem Gestein von Sing- hofen zersetzte Feldspathkrystalle beobachtet. An anderen Stellen sind sie freilich häufiger, und Kayser?) erwähnt sie aus Porphyroiden der Gegend von Dietz. In neuester Zeit haben die Porphyroide, speciell das all- bekannte Vorkommen bei Singhofen, in den Erörterungen über die Gliederung des rheinischen Unterdevon eine Rolle gespielt, indem einzelne Forscher für dieselben eine besondere Stufe oder Unterstufe des Unterdevon gründeten. Es ist diese Frage I) a. a. 0. S. 24. Mit dem „grossen Steinbruche bei Singhofen“ kann wohl nur der alte, aber nicht sehr ausgedehnte Steinbruch am Waldrande am Weissen Stein gemeint sein. ?) Erläuterungen zu Blatt Limburg, S. 10. Ben" Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 97 für die Altersbestimmung der Schichten im Rheinthal von Bedeutung und muss daher hier erörtert werden. Zunächst möchte ich dabei auf eine kleine Ungenauigkeit hinweisen, welche sich in der letzten Besprechung der in Rede stehenden Schichten bei v. SANDBERGER findet. Derselbe sagt'), dass die Limoptera-Schiefer mit Porphyroiden eng verknüpft seien. Möglicherweise ist dieser Ausdruck veranlasst durch die Angabe Kocn’s?), dass bei Lollschied Bänke von „Feldspath- Grauwacken“ zwischen echten Pterineen-Schiefern lägen. Als Feldspathgrauwacke bezeichnet Koch die mehr körnigen Ab- änderungen des hier betrachteten Gesteins, und wo einiger- maassen Aufschlüsse vorhanden sind, ist auch ein Zusammen- vorkommen dieser verschiedenen Abänderungen sowie Ueber- gänge zwischen denselben zu beobachten. Bei Singhofen und Lollschied kommen die gleichen Versteinerungen sowohl in den mehr schieferigen, wie in den mehr körnigen Porphyroiden vor. Es ist wohl kein Zweifel, dass Feldspathgrauwacken, Limoptera-Schiefer und Porphyroide ein und dasselbe ist, wie dies auch E. Kayser’) angiebt. C. Koch rechnete die Porphyroide zu seinen unteren Coblenz- schichten, wenigstens diejenigen, deren Alter bestimmbar sei. Er hob dabei aber ausdrücklich hervor, dass er damit nicht das gleiche Alter allen gleich ausgebildeten Gesteinen zwischen Taunus und Westerwald zuerkennen wolle, obschon keinerlei Anzeichen für ein verschiedenes Alter vorhanden seien. E. Kayser?) gab dann später an, dass auf Blatt Rettert die Porphyroide die obere Grenze der Hunsrückschiefer bezeichneten und dass ihr Alter ein höheres sei als das der Ooblenzschichten. F. Frec#®) hat diese Ansicht aufgenommen und in mehreren Veröffentlichungen begründet. Frrc# bezeichnet die Singhofener Porphyroide dabei das eine Mal als die unteren Grenzbildungen der Coblenzschichten, das andere Mal erklärt er sie für gleich- altrig den Grauwacken von Bendorf, welche den höchsten Theil I) Unterdevon zwischen Taunus und Westerwald, S. 216. Das 42:0..8. 23: ) Jahrbuch der Königl. Preuss. geologischen Landesanstalt 1885, S. LVII. *) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1889, S. 190. 58 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. der Siegener Grauwacke, d.h. der Primaevus-Stufe bilden sollen, so dass sie etwa den oberen Schichten der Hunsrückschiefer gleichstehen würden. In seinen neuesten Veröffentlichungen !) werden die Porphyroide wieder als unterstes Glied der unteren Coblenzschichten aufgeführt. — v. SANDBERGER?) macht aus den Limoptera - Schiefern eine besondere Stufe des Unterdevon. Maurer) hält sie für gleichaltrig den Schichten vom Nellen- köpfehen bei Ehrenbreitstein, welche er zu seiner Stufe der Halyseriten-Schichten rechnet. Da MAURER in seinen späteren Arbeiten auf diesen Punkt nicht zurückkommt und R. Lersius®) den Standpunkt Maurer’s auch im zweiten Heft seiner Geologie von Deutschland noch vertritt, so hegt offenbar MAURER auch heute noch die früher geäusserte Meinung. Diese so verschiedenen Altersbestimmungen beruhen nun, dies wird beim Studium der angegebenen Litteratur sofort klar, mit Ausnahme derjenigen von C. Koch und E. Kayser, weniger auf eigenen Untersuchungen über die Lagerung und Verbreitung der Porphyroide, als auf dem einen bekannten, fossilführenden Aufschluss bei Singhofen, bezw. auf den von hier stammenden, in allen Sammlungen verbreiteten Versteinerungen. Es wird daher auch meist die Ortsbezeichnung Singhofen ausdrücklich hinzugesetzt. Das Porphyroid von Singhofen ist eine zwischen Grauwacken- schiefern und Thonschiefern liegende Schicht von 10—12 Meter Mächtigkeit; es verhält sich demnach nach dieser Richtung genau so, wie alle anderen Züge dieses Gesteins. Der Singhofener Zug liest nun nicht auf der oberen Grenze der Hunsrück- schiefer, welche nach E. Kayser’s Aufnahmen auf Blatt Rettert 4 Kilometer weiter südlich bei Obertiefenbach liest. Auf der ganzen oberen Grenze der Hunsrückschiefer, welche von Caub über Bornig, Rettershain, Meilingen, Martenroth, Eisighofen bis !) Die Aviculiden des deutschen Devon, 1890, Tabelle I. CREDNER, Elemente der Geologie, 7. Aufl. S. 436. I) Br. OR SD 3) Neues Jahrbuch 1882, S. 7. Hier werden die Schichten vom Nellenköpfehen noch als Chondriten- Schichten bezeichnet. *) Geologie von Deutschland, I. S. 52, II. S. 289. Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 59 nördlich von Camberg streicht, sind keine Porphyroide vor- handen und ebensowenig Schichten mit der bekannten Sing- hofener Zweischaler-Fauna. Beide fehlen ebenso in den zahl- reichen Einmuldungen von unteren Coblenzschichten, welche sich südlich von dieser Hauptgrenze finden, namentlich auf den Blättern Eisenbach, Kettenbach, Idstein, welche ©. Kocz bearbeitet hat, sowie auf Blatt Algenroth. Nur bei Ergeshausen liest ein Porphyroid auf eine kurze Entfernung, nach E. Kayser’s Beob- achtungen unmittelbar auf derGrenze zwischen Hunsrückschiefer und Coblenzschichten. Zwischen diesem Porphyroid und dem von Singhofen liegen nun nach Kayser’s Aufnahme noch sieben weitere, von denen nur eins, das von Lollschied, die gleichen Versteinerungen führt, die am Weissen Stein bei Singhofen vorkommen. Aus diesen kurzen Angaben folgt nun, dass es sich bei Aussonderung der Schichten von Singhofen, sei es als besondere Stufe des Unterdevon, wie v. SANDBERGER will, oder als Unterstufe, als Uebergangsglied, wie Frec# es thut, nicht um das Porphyroid von Singhofen allein handeln kann, sondern um dieses in Ver- bindung mit irgend einer Schichtenfolge von Schiefern und Grauwacken, in welche es eingelagert ist. Will man ferner mit FRecH und v. SANDBERGER das Singhofener Porphyroid unter die eigentlichen unteren Coblenzschichten stellen, so muss man nothwendig mindestens alle zwischen ihm und der oberen Grenze der Hunsrückschiefer liegenden Schichten mit ihm vereinigen. Diese sind aber, wenn man auch recht viele Faltungen an- nimmt, von so beträchtlicher Mächtigkeit, dass man nicht mehr von Uebergangsschichten sprechen kann. Verfolgt man nun das Singhofener Porphyroid im Streichen nach SW. hin, so findet man es, einige Male durch diluviale Ablagerungen verdeckt, bei Berg wieder, ferner im Mühlbach- thal und bei Ehr. Nirgends habe ich in diesem Verlaufe Versteinerungen in ihm finden können. Bei Berg liegt un- mittelbar neben demselben ein mürber, grauer Sandstein, der viel Kaolin enthält. Einzelne Lagen führen reichlich Ver- steinerungen, namentlich C’honetes plebeja, Pleurotomaria striata, Bellerophon tumidus, Cuculella solenoides und sehr selten Stro- 60 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. phomena laticosta. Die reiche Zweischalerfauna vom Weissen Stein fehlt hier. Ein zweiter Zug, welcher am Dreispitz bei Lollschied die Singhofener Fauna führt, streicht zwischen Hunzel und Berg hindurch. Etwa 100 Meter südlich von dem Porphyroid steht eine quarzitische Grauwacke an, aus der Kayser die merkwürdige Spongie Lodanella mira beschrieb, und die ausserdem noch folgende Versteinerungen lieferte: Spirifer hysterieus (= arduennensis?), Strophomena laticosta CoNR., Spirifer dunensis Kays. (Sp. macropterus, Form von Stadtfeld bei Kayser), Chonetes sarcinulata, Pleurodictyum jroblemalicum, Pterinaca coslala, Conocardium trigonum, Athyris [erronensis, Rhymchonella? Dannenbergi und Bifida venusta. Es ist dies eine echte Untercoblenzfauna. Hunsrückschiefer sind in der Nähe nicht vorhanden. Wo demnach neben den Porphyroiden, welche die Singhofener Fauna enthalten, in ihrer nicht unbeträcht- lichen Längenerstreckung Versteinerungen vorkommen, sind es die gewöhnlichen Untercoblenzformen in der Grauwacken- facies. Genau das Gleiche gilt für alle anderen Porphyroid- züge, auch diese sind durchgehends in untere Coblenzschichten eingelagert. Den Hunsrückschiefern sind Porphyroide ebenso fremd, wie die Singhofener Fauna. Auf der jüngst veröffentlichten Section Schaumburg zeichnet E. Kayser allerdings ein Porphyroid bei Wasenbach als im Hunsrückschiefer liegend. Die Bestimmung des Nebengesteins als Hunsrückschiefer ist indessen eine nach der Gesteins- ausbildung ausgeführte. Der Schieferzug ist zwischen zwei streichende Verwerfungen eingeklemmt gezeichnet, und wird im N. und S. von Coblenzschichten begrenzt. Es ist nun schon darauf hingewiesen, dass im Rheinprofil sehr reine Thon- schiefer, welche Hunsrückschiefern sehr gleichen, namentlich an der oberen Grenze des Untercoblenz, in grosser Verbreitung auftreten. Es wäre daher nicht unmöglich, dass der Schieferzug südlich von Wasenbach eine ähnliche Stellung einnähme, wie die Schiefer von Bornhofen und Camp, besonders da E. Kayser!) auf die Unterschiede in der Gesteinsentwicklung gegenüber !) Erläuterungen zu Blatt Schaumburg, S. 5. ee Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 61 den echten Hunsrückschiefern, wie sie z. B. im Wispergebiete auftreten, aufmerksam macht. Die Lagerungsverhältnisse der Porphyroide bieten sonach keinen genügenden Anhalt für die Annahme eines höheren Alters. Das Hauptmerkmal der Fauna besteht in der reichen Ent- wickelung der Zweischaler, welche bis jetzt kaum als Grund- lage einer Gliederung des Unterdevon dienen können. Sie sind vor allem zu sehr beeinflusst von der Entwickelungsweise der Schichten, und fehlen den Grauwackenschiefern und Grauwacken in der Regel, während sie in den Porphyroiden und Quarziten, wo diese Versteinerungen führen, stets auf- treten. Es sind daher nicht wenige Formen bisher nur von Singhofen bekannt geworden. Nach der Zusammenstellung bei FrecH sind bei Singhofen nur 2 Arten vorhanden, die aus den tieferen Schichten der Primaevus-Stufe aufsteigen, aber nicht höher hinaufgehen, nämlich Kochia capuliformis und Cuculella solenoides. Das Erlöschen dieser letzteren Arten in den Schichten von Singhofen ist offenbar aus Versehen angegeben, da das Original von GoLpruss!) aus wesentlich jüngeren Schichten des Harzes stammt. Auch v. SANDBERGER führt zwei Arten an, welche in den Singhofener Limoptera-Schiefern erlöschen: Aochia capuli- formis und Apicula lamellosa. Homalonotus ornatus, welcher nach V. SANDBERGER in dem Singhofener Porphyroid gleichfalls er- löschen soll, scheint vielmehr diesem eigenthümlich zu sein. Es ist daher in der Hauptsache die Aochia capuliformis, welche der Singhofener Fauna als Ueberrest aus der tieferen Primävus-Stufe ein alterthümliches Gepräge giebt. Dieselbe Art kommt auch in kleinen Exemplaren in einem Porphyroid bei Wellmich vor. Die Brachiopoden-Fauna von Singhofen besteht nach V. SANDBERGER aus Spirifer paradoxzus (= dunensis Kays.) Rhyn- chonella livonica (= daleidensis RoEm.), Rensselaeria strigiceps Rozm., Orthis circularis Sow. und Spirifer ignoratus MAuR. (= cari- natus SCHNUR?). Diese Formen kommen sämmtlich in den unteren Coblenzschichten vor und sind geradezu die charakteristischen !) Petrefacta Germaniae II. 8.143. 62 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. Leitformen dieser Schichten, bis auf Sp. ignorutus. Sollte hier mit diesem Namen, wie ich vermuthe, Sp. carinatus SCHNUR gemeint sein, so würde auch diese Form zu den bezeichnenden Arten des Untercoblenz gehören, wenigstens ist diese, oder doch eine ausserordentlich nahestehende Art am Rhein in diesen Schichten verbreitet, wenn auch der echte carinatus von Daleiden höher liegt. Es ist zudem zu bemerken, dass Rensselaeria strigiceps, die bei weitem häufigste Brachiopodenform, in ihrer Ausbildung bei Singhofen grössere Uebereinstimmung mit den jüngeren als mit den älteren Vorkommen aus der Stufe von Siegen zeigt, und auch nicht die Grösse erreicht, die sie im Taunus- quarzit zu haben pflegt. Ich halte es sogar nicht für aus- geschlossen, dass man bei günstig erhaltenem Material Art- Unterschiede zwischen den beiden Vorkommen finden wird. Diesen Thatsachen gegenüber erscheint das Vorkommen oder Uebrigbleiben der Aochia capuliformis in vereinzelten Stücken von geringem Belang. In der Gerolsteiner Mitteldevon-Mulde findet sich Calceola sandalina noch über den Crinoiden-Schichten, ohne dass man deshalb die Grenze zwischen den beiden Stufen des Mitteldevon verlegte. Es erscheint überhaupt das Auftreten neuer Formen von ungleich grösserer Bedeutung, als das Uebrig- bleiben einzelner älterer Arten. E. Kayser begründet seine Ansicht über die Stellung der Porphyroide an der Grenze zwischen Hunsrückschiefer und Untercoblenz bezw. in dem oberen Theil der Hunsrückschiefer durch das massenhafte Vorkommen von Rensselaeria strigiceps, in dem Vorkommen von Homalonotus ornatus, Avicula capuliformis, Avicula bifida, sowie auf die Seltenheit von Spirifer paradoxus (= dunensis Kays.), und erklärt das Auftreten der Porphyroide ganz vorwiegend in der Untercoblenzzone, ihre Begrenzung auf beiden Seiten von Untercoblenzschichten durch vielfach wieder- holte Sattelbildung, und die Schwierigkeit, die in diesen Sätteln auftretenden Hunsrückschiefer von den Untercoblenzschiefern zu trennen, oder zu unterscheiden. Was diesen letzteren Punkt anlangt, so habe ich bereits mehrfach erwähnt, dass mir die Bestimmung von reineren Thonschiefern in mehr oder weniger breiten Bändern als Hunsrückschiefer überhaupt nicht Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 63 genügend begründet erscheint bei dem Mangel einer bezeich- nenden Fauna und der Unklarheit der Schichtenfaltungen. Das Fehlen der Versteinerungen möchte ich nicht als Hauptkenn- zeichen für Hunsrückschiefer ansehen. Was die genannten Ver- steinerungen anlangt, so ist über einige derselben bereits aus- geführt, welche Bedeutung dieselben haben. Homalonotus ornatus wird von €. KocH') mit Sicherheit angeführt von Singhofen und in einem Exemplar von Hainchen bei Usingen, aus Schichten, deren Alter noch nicht feststeht. Die übrigen von ©. Koch erwähnten Stücke sind zweifelhaft, nach eigener Angabe des Verfassers. Das Vorkommen dieser Art in älteren Schichten erscheint demnach noch nicht genügend festgestellt. Limoptera bifida SAnDB. führt FrecH?) ausser von Singhofen aus Unter- coblenz von Daun (Gemünder Maar) an. FoLLmann erwähnt ihr Vorkommen in der Siegener Grauwacke bei Herdorf, und eine sehr nahe stehende, aber nicht sicher bestimmbare Form kommt nach Frech?) bei Zenscheid vor. Die Seltenheit von Spirifer dunensis ist nicht auffallend, auch Chonetes sarcinulata gehört zu den seltenen Versteinerungen bei Singhofen, wegen der abweichenden Facies. Auffällig ist die grosse Häufigkeit von Rensseiaeria strigi- ceps im Vergleich zu den anderen Brachiopoden, während sonst die Art in den unteren Coblenzschichten immer nur vereinzelt vorkommt. Doch liegt der Grund vielleicht auch in der faciellen Entwickelung. Ueberhaupt wird wohl die grössere oder geringere Häufigkeit einer Art sich nur schwer zur Feststellung von Altersunterschieden verwerthen lassen, ganz besonders bei sesshaften, festgewachsenen Thieren, die an der einen Stelle eine reich bevölkerte Ansiedelung bilden, in geringer Entfernung aber nur vereinzelt vorkommen können. Zieht man diejenige Thiergruppe in Betracht, nach der sonst die Gliederung des Unterdevon allein oder doch ganz vorzugsweise durchgeführt ist, so findet man in derselben keine Art, die nicht in den unteren Coblenzschichten vorkäme, da- 1) Homalonoten, 8. 27. 2) Die devonischen Avieuliden Deutschlands, S. 65. 2) Devonische Aviculiden, S. 207. 64 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. gegen eine Anzahl der bezeichnendsten Formen dieser Schichten, und scheint sich somit kein Anhaltspunkt für eine Abtrennug der Singhofener Schichten von den unteren Coblenzschichten 5 zu bieten. Die weitere Frage, ob alle Porphyroide, welche in der Zone liegen, die zwischen der Lurley und der Mündung des Rilsbaches das Rheinthal schneidet, im wesentlichen gleich- alterig sind, glaube ich mit Koch bejahen zu müssen, und halte sie insofern für gleichaltrig, als sie eben in den unteren Coblenzschichten liegen. Schon der Umstand, dass sie im Rheinprofil auf diese Zone, welche die Hauptmasse der unteren Goblenzschichten bildet, beschränkt und in derselben ziemlich gleichmässig vertheilt sind, spricht für ihre Zusammengehörig- keit. Das Nebengestein ist durchweg das gleiche, und wo sich in ihm Versteinerungen finden, sind es Formen der unteren Coblenzschichten neben solchen, die eine grosse Lebens- dauer besitzen. Die Porphyroide selbst sind meist ohne Ver- steinerungen, am häufigsten beobachtet man plattgegrückte Bellerophonten aus der Verwandtschaft der B. tumidus SANDB. C. Koch und E. Kayser haben diese Ansicht auch auf ihren Karten zum Ausdruck gebracht. E. Kayser scheint nach den bereits angegebenen Ausführungen sogar noch etwas weiter zu gehen. Indem er die Porphyroide auf die Grenze gegen die Hunsrückschiefer stellt, und das oftmals wiederholte Auf- treten derselben auf ebensoviele Sattelbildungen zurückführt, scheint es, als ob er alle Prophyroide als Wiederholungen derselben 3—12 Meter mächtigen Lage ansähe. Bei der Untersuchung der Porphyroide im Rheinthal und dessen Umgebung habe ich neben denselben nirgends Schichten gesehen, die man mit einiger Wahrscheinlichkeit für Hunsrück- schiefer halten könnte, obwohl an den Steilhängen vielfach Liegendes und Hangendes aufgeschlossen ist, z. B. am Ligren- kopf und bei Wellmich. — Die Ansicht E. Kayser’s lässt sich daher auf die Porphyroide des Rheinthales nicht übertragen; man muss vielmehr annehmen, dass hier mehrere derselben übereinander liegen, getrennt von einander durch Schiefer und Grauwacken. a mn er ne BZ Bu Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 65 Die weitere Vermuthung E. Kayszr’s, das Weisse Gebirge der Holzappeler Bergleute sei ebenfalls ein Porphyroid, wird weiterhin zu besprechen sein. Die Ansichten von MAURER und Lerstus über die geologische Stellung der Porphyroide wird bei Behandlung des letzten Abschnittes des Rheinprofiles erörtert werden. Ueber die Natur der hier behandelten sericitischen Schiefer- sesteine lässt sich ohne eine eingehende petrographische Prüfung, welche ich nicht vorgenommen habe, kaum etwas sagen. R. Lepsıus hält sie für Porphyrtuffe. Auffällig ist dann, dass in ihrer Begleitung im Gebiete zwischen Taunus und Westerwald die zugehörigen Eruptivgesteine ganz fehlen. Auch sonst sind Porphyre vom Alter der unteren Coblenzschichten im rheinischen Gebirge nicht mit_Sicherheit bekannt, wenn auch einzelne Vorkommen im Sauerlande dieses Alter haben mögen. Hier sind Porphyre im Unterdevon recht verbreitet. Sie sind vielfach stark verändert, und stehen in Verbindung mit serieitischen Schiefergesteinen, die den Porphyroiden vom Rhein sehr ähnlich sein können. Bei Benolpe, südlich von Altenhundem, schlug ich ein Handstück eines solchen Gesteins, welches mit Porphyren in Verbindung steht, welches ich von einem von Werlau stammenden Handstück kaum zu unterscheiden vermag. Immerhin ist aber bei der Erklärung als Porphyrtuff eine nachträgliche Umwandlung anzunehmen. Ob sich unter den Porphyroiden nicht auch umgewandelte Schiefergesteine verbergen, bedarf noch der Aufklärung. Das Weisse Gebirge. Im Jahre 1841 beschrieb Bauer!) in seiner Abhandlung über die Erzgänge von Holzappel, Wellmich und Werlau ein in der Nachbarschaft der Lagerstätten, oder in diesen auf- tretendes, von den Bergleuten allgemein Weisses Gebirge genanntes Gestein, und bezeichnet dasselbe als einen talk- schieferartigen Thonschiefer. Später hat sich v. GRODDECK?) !) KARSTEN’s Archiv. Bd. XV., 8. 137 fi. 2) Neues Jahrbuch. Beilageband II., S. 72 ff. Neue Folge. Heft 15. 66 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. eingehend mit diesem Gestein befasst, sich aber bezüglich des Vorkommens in der Hauptsache auf die Angaben Baurr’s be- zogen. Nach diesen kommt das Weisse Gebirge einmal in Gängen vor, die seit alten Zeiten von den Bergleuten als „Weisse Gebirgsgänge“ bezeichnet werden, so zu Holzappel und Obernhof, und „zweitens findet es sich in einzelnen, den Erzgängen im Grossen Ganzen -parallelen Lagen, von denen es durchaus zweifelhaft ist, ob sie ganz zwischen den Gebirgs- schichten liegen, oder diese, wie die Erzgänge, unter einem ganz spitzen Winkel durchschneiden“. Diese Art des Vor- kommens soll die gewöhnlichere sein, und zu ihr das Haupt- vorkommen in der Holzappeler Grube gehören. Nach Baurr’s Beschreibung zeigt das Gestein zwei, durch ihr äusseres An- sehen verschiedene Abänderungen, eine „dickmassige mit ver- steckter Schieferung“, und eine dünnschiefrige. Auf Grund seiner petrographischen Untersuchungen kommt v. GRODDECK zu dem Resultat, dass die zweierlei Abarten des Gesteins einen verschiedenen Ursprung haben. In der einen wird ein umgewandeltes diabasartiges Eruptivgestein vermuthet, in der anderen ein metamorphosirter Schiefer. Ein Vergleich mit den serieitischen Gesteinen, welche in Verbindung mit den Erzlagerstätten von Mitterberg und Agordo auftreten, machen es für v. GropDEcK wahrscheinlich, dass das „Weisse Gebirge“ im genetischen Zusammenhang mit den Lagerstätten steht, und da diese bei Holzappel, Oberndorf, Werlau und Mitterberg „Lagergänge“* sind, so neigt v. GRODDECK der Aufassung zu, dass das Auftreten solcher und ähnlicher sericitischer Gesteine eine Eigenthümlichkeit der Lagergänge sei, zumal sie den aus- gesprochenen Quergängen, z. B. denen des Emser und Mal- berger Gangzuges, fehlen, ebenso wie den geschichteten Lager- stätten, z.B. vom Rammelsberg, von Schmöllnitz und Meggen. Ausserhalb der Grubenbaue bezw. ohne Begleitung von Erzgängen war Weisses Gebirge nicht beobachtet worden, und es lag daher bei Auffindung der zahlreichen Porphyroide in derselben Schichtenfolge, in welcher der Holzappeler Gangzug auf- sitzt, der Gedanke nahe, dass das Weisse Gebirge ein Porphyroid sei. Das Fehlen neben den Emser Gängen erklärte sich dann Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 67 leicht dadurch, dass diese nicht in den unteren, sondern in den oberen Coblenzschichten aufsetzen, in denen Porphyroide, wenigstens zwischen Taunus und Westerwald, nicht vorkommen. Diese Ansicht von der Natur des Weissen Gebirges hat noch jüngst E. Kayser!) vermuthungsweise ausgesprochen. Ich glaube auch, dass die Bergleute ein helles sericitisches Porphyroid, wenn ein solches in den Grubenbauten etwa vorkam, als Weisses Gebirge bezeichnet haben. Ob dies wirklich geschehen ist, kann ich nicht angeben. Das eigentliche Weisse Gebirge ist indessen kein Por- phyroid, überhaupt kein Schichtgestein, sondern ein gang- förmig auftretendes, und zwar ein diabasartiges Eruptivgestein. Zu demselben gehört auch das altbekannte Vorkommen von Holzappel. Eine wiederholte Untersuchung desselben zeigte deutlich, dass es ein die Schichten durchsetzender Gang ist, der den Haupterzgang in einer Entfernung von 8 Metern im Hangenden begleitet, und von den Holzappeler Bergleuten stets als Weisser Gebirgsgang bezeichnet wird. Bei der geologischen Aufnahme des Blattes St. Goarshausen fanden sich nun noch zahlreiche Vorkommen dieser und ganz ähnlicher Gesteine, zum Theil ohne begleitende Erzgänge, wenigstens ohne bauwürdige Gänge, während Spuren von Erz in den meisten Fällen vorhanden sind. Eine eingehende Untersuchung vom petrographischen Stand- punkte habe ich nicht vorgenommen, eine solche wird Herr M. Koch ausführen, und beschränke ich mich hier darauf, einige allgemeine Angaben über die Art des Vorkommens und die äussere Gesteinsbeschaffenheit zu machen. Man kann nach dem äusseren Ansehen zwei Abarten dieser gangförmigen Gesteine unterscheiden, deren erste im frischen Zustande grünlich oder gelblichgrau ist und beim Verwittern erbsengelb bis gelbbraun wird. Die Grundmasse erscheint dicht oder sehr feinkörnig und schliesst oft rundliche, meist flachgedrückte Mandeln von dunklerer Farbe ein, so dass Uebergänge in Mandelsteine vorhanden sind. Das Gestein !) Erläuterungen zu Blatt Schaumburg. 8.8. 5® 68 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. ist meist schiefrig, manchmal sehr dünnschiefrig, meist aber unregelmässig dickschiefrig. Die Richtung der Ablösungs- flächen stimmt mit der im Nebengestein überein und liegt, so- weit die Beobachtungen reichen, den Saalbändern parallel. Die andere Abänderung ist deutlich körnig, meist fein- körnig und von grünlicher Färbung, zuweilen weiss punktirt oder feingefleckt. Auch diese körnige Form ist oft uneben- schiefrig und zuweilen mandelsteinartig. Diese Ganggesteine kommen vorwiegend in dem Abschnitt des Rheinprofiles vor, in dem auch die Porphyroide liegen, sind aber nicht auf diesen beschränkt, sondern finden sich vereinzelt auch im Hunsrückschiefer, wie das südlichste Vor- kommen am Nordausgange von Caub. Dieses ist über Tage nicht zu sehen, ist oder war aber in der Grube der Cauber Dachschiefer-Gewerkschaft aufgeschlossen, wo es die Richten des Dachschiefers gangförmig durchsetzt. Das Gestein gehört zu der diehten Abänderung, und seine Gangnatur lässt sich mitunter schon am Handstück deutlich erkennen, da von dem scharfen Saalband aus schmale Ausläufer in den oft aufge- blätterten blauen Thonschiefer eindringen. Schwefelkies und Kupferkies sind häufig eingesprengt. Gegenüber der Frauen- kirche in Oberwesel liegen hoch oben am Gehänge zwei Vor- kommen der körnigen Abänderung kaum 100 Meter von ein- ander entfernt. Das südlichere ist deutlich ein die Schiefer- schichten unter spitzem Winkel durchsetzender Gang, welcher auf der Höhe nördlich der Schanze wieder hervortritt und auch im Urbachthale bei der untersten Mühle aufgeschlossen ist. In einem Versuchsstollen, der auf diesem Gange hier ge- trieben ist, ist das Gestein in scharfkantige Bruchstücke zer- trümmert, welche durch Quarz und Kalkspath zu einer Breccie wieder verkittet sind. Mächtige Quarzausscheidungen mit spärlichen Kupfererzen finden sich an dieser Stelle. Am Rossstein hebt sich ein mehrfach zerrissener Sattel von Hunsrückschiefern heraus mit einem ehemals abgebauten Dach- schieferlager. Zu beiden Seiten desselben liegt je ein Gang Weissen Gebirges. Das Gestein ist dasselbe wie das der beiden oben erwähnten Vorkommen. Bei der hier vorherrschenden Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 69 flachen Schichtenlage ist die Gangnatur sehr deutlich. Der eine dieser Gänge tritt im Urbachthale wieder hervor, wo er im Hunsrückschiefer liegt und stark quarzdurchtrümmert ist. Ob die Gänge gegenüber Wesel etwa in den hier vorhandenen, steil nach S. fallenden Verwerfungsspalten liegen, durch die .der Schiefersattel und die Dörscheidter Grauwackenmulde zerrissen werden, konnte ich bei der Schwierigkeit der Beobachtung nicht feststellen, erscheint aber nicht unmöglich. Das Vor- handensein der Verwerfungen konnte bei der theilweisen Un- sangbarkeit des Abhanges nur vom gegenüberliegenden Ufer mittelst des Fernglases erkannt werden. Gegenüber der Mündung des Urbachthales stehen uneben spaltende, in h. 5 streichende und mit 40° nach 8. fallende Grauwackenschiefer an. Südlich, nach Wesel zu, legen sich die Schichten flacher und zeigen das auf Tafel 12 dargestellte Profil. Ziemlich genau der Mündung des Urbaches gegenüber steht ein Gang Weissen Gebirges an, der h. 9'/, streicht, mit 80° nach N. einfällt und zweimal verworfen ist. Das Gestein gehört zu der dichten Abart. Ein Vorkommen der körnigen Abänderung liest am Fussweg von St. Goarshausen nach der Ruine Katz, ist aber zur Erkennung der Lagerung nicht genügend aufgeschlossen. Dicht unterhalb der Mündung des Hasenbaches ist neben dem Schienengeleise eine nicht sehr hohe, glatte Felswand, an der 4 oder 5 Gänge von 10 bis 35 Centimeter Mächtigskeit mit 60—70° Südfallen die unter 80—45° geneigten Grauwackenschichten durchsetzen. Im Streichen dieses Vorkommens nach NW. liest ein Vor- kommen oberhalb des Fussweges, welcher von der Lohgerberei im Hasenbachthal nach Nochern führt, sowie ein anderes auf der gegenüber liegenden Seite des Nocherner Thales; beide sind aber nicht gut aufgeschlossen. Etwa hundert Meter nördlich des Vorkommens an der Eisenbahn liegt ein nahezu senkrecht stehender Gang von geringer, kaum 20 Centimeter betragender Mächtigkeit, dessen Fortsetzung sich oben am Rande des Plateaus findet. Demselben Gang gehört vielleicht ein am Aus- gehenden stark verwittertes Vorkommen am Gehänge südlich von Nochern an, welches dick und uneben geschiefert ist und 70 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. sich durch zahlreiche und grosse Einschlüsse von mandelartigen Gebilden auszeichnet. Weiterhin sind im Nocherner Thal, im Thale des Feuerbaches und des Himmighofer Baches noch mehrere Vorkommen vorhanden, welche aber kein klares Bild von der Art des Vorkommens geben. Wichtig ist ein Vorkommen am Eingange des Feuerbach- thales, weil hier normales „Weisses Gebirge“ in Verbindung mit körnigem Diabas auftritt. Am Fusse des Christelberges (Fuss des Brauchenberges der Karte) ist in einem Steinbruch eine ringsum von quarzitischen Grauwacken umlagerte, sphä- roidische Masse von stark zersetztem, mandelsteinartigen Diabas aufgeschlossen, welche den Eindruck eines Laccolithen macht. Geht man den schmalen Fussweg in das Feuerbachthal, so steht an der Stelle, wo der Weg den Bach kreuzt, Weisses Gebirge an, welches h. 7 streicht und mit 45—50° nach S- fällt. Nur 2 Meter davon liegt grauer Quarzit, welcher h. 4\ streicht und mit 20° nach S. einfällt, so dass hier ebenfalls ein Gang vorliegt. Etwa 10 Meter höher, an dem sehr steilen, mit Buschwerk bewachsenen östlichen Gehänge, steht ein kleiner Steinbruch im körnigen Diabas, welcher sich eine kurze Strecke an dem Gehänge nach NW. hin verfolgen lässt, dann umbiegt und senkrecht zum Schichtenstreichen d. h. in h. 10 durch das Thal hindurch setzt, und am westlichen Gehänge hinaufzieht, wo er eine steile Felsklippe bildet, die eine Mäch- tigkeit von 10 Meter haben mag, — genau liess sich dieselbe nicht feststellen. Es scheint hiernach kaum zweifelhaft, dass der dunkellauchgrüne, körnige Diabas hier ebenfalls gangartig die Schichten durchsetzt. Der schmale Gang in dem Bachbett streicht auf die Stelle zu, an der etwa 10 Meter höher, horizontal ebenfalls etwa 10 Meter entfernt der körnige Diabas aufgeschlossen ist. Bei dem Mangel an Aufschlüssen in der Zwischenstrecke ist freilich ein direkter Zusammenhang nicht zu beobachten, obschon derselbe wahrscheinlich ist. Zu- dem ist in dem Bruch die nördlichste Partie des Diabases dem ‘äusseren Ansehen nach dem Weissen Gebirge ähnlich, wenngleich immer noch deutlich körnig. — An der Umbiegung des Gehänges gegen die nach Lierschied heraufführende weite Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 71 Thalsenke, durch welche die Lierschieder Störung streicht, an welcher die Quarzite vom Horst und Molsberger Hof abbrechen, ist an mehreren Stellen der körnige Diabas aufgeschlossen. An einem im letzten Jahre angelegten Abfuhrwege streicht die obere Grenze des Diabases in h. 3 und fällt flach mit den Schichten nach SO.; die untere Grenze ist nicht bloss- selegt. An einer Stelle scheint ein Absetzen der Schichten unter ganz spitzem Winkel stattzufinden, wie dies die nach- stehende Figur zeigt. Aufschluss des körnigen Diabases an der Rödershell bei Lierschied. D körniger Diabas. tg unveränderte Thonschiefer. t adinolartige Schiefer. Die Schiefer im Hangenden sind stark verändert, adinol- artig, von lichtgraugrüner Färbung. Die westliche Grenze des Diabases gegen den Schiefer steht fast senkrecht. Die Schiefer sind hier nicht verändert, so dass vielleicht eine Verwerfung vorliegt. Dieser Diabas ist die Fortsetzung des im Vorstehenden erwähnten, welcher das Feuerbachthal durch- quert. — Höher am Gehänge liegt in einem Steinbruch auf- geschlossen ein zweiter Diabas, der in seiner Längenerstreckung dem tiefer liegenden parallel verläuft. Nebengestein ist nirgends sut aufgeschlossen, doch findet man lose herumliegend adinol- artige Gesteine. Auch dieser Diabas zieht sich in das Feuer- bachthal hinein, durchsetzt dasselbe aber nicht. Bei der durch- aus gleichen Gesteinsbeschaffenheit ist es nicht unwahrschein- lich, dass die beiden Diabase irgendwie mit einander in Ver- bindung stehen. Die Schichten, in welchen diese Diabase liegen, gehören der unteren Coblenzstufe an. Soweit also die schwierigen Verhältnisse eine Beobachtung zulassen, tritt im Feuerbachthal körniger Diabas gangförmig auf und steht wahrscheinlich mit dem Weissen Gebirge in direeter Verbindung, und zwar derart, 12 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. dass dieses, welches als schmaler Gang auftritt, eine Apophyse der mächtigeren Diabasmasse darstellt. Weiterhin ist die Laccolithenform des Diabases am Christelberge bemerkenswerth. Gegenüber dem zuletzt erwähnten Vorkommen im Rhein- thal steht auf dem linken Ufer, über dem Bahndamm, ein interessanter Gang von Weissem Gebirge an (Tafel 13), der sich durch seine Mächtigkeit von 6'/s Meter auszeichnet. Das Gestein gehört der dichten Abart an, ist auf der verwitterten Oberfläche erbsengelb, im frischen Inneren grünlichgelb und enthält wenige und nur kleine mandelartige Gebilde, es ist uneben und dick geschiefert, die Schieferung liegt parallel der des Nebengesteins und parallel den Saalbändern; ausser dieser Absonderung beob- achtet man noch eine zweite unregelmässige, welche annähernd parallel der Schichtung des Nebengesteins ist. Dieses streicht normal, fällt mit 25° nach S. und besteht aus Grauwacken- schiefern mit eingelagerten Grauwackenbänken, welche die Schichtung deutlich erkennen lassen. Der Gang streicht an der Felswand in h. 9 und fällt mit 75° nach SW., geht aber in dieser Richtung nur etwa 1 Meter in das Gehänge und wirft sich dann in h. 11. Der Gang steht demnach nahezu senkrecht zum Streichen der Schichten, die er in der Fall- richtung unter einem Winkel von 50° durchschneidet. — Das Weisse Gebirge, welches BAUER und v. GRODDECK aus den Well- micher Gruben beschreiben, konnte anstehend nicht beobachtet werden, da dort kein Betrieb mehr stattfindet; über Tage war dasselbe nicht zu sehen. Es konnte nur auf der Halde das Gestein beobachtet werden. Dicht oberhalb des kleinen Oertchens Ehrenthal liegen an einer steilen Felswand drei Hauptgänge und einige kleinere, nahezu senkrecht zum Streichen des Nebengesteins und im Fallen mit denselben einen Winkel von etwa 50° bildend. Die Tafel 14, welche einen Theil des einen Hauptganges dar- stellt — derselbe setzt noch über den oberen Rand des darge- stellten Felsens weiter den Abhang hinauf —, überhebt mich der näheren Beschreibung der Lagerung. Nach unten hin, dicht über dem Schienengeleise, zerspaltet sich dieser Gang in drei Aeste. Wahrscheinlich stehen eine Anzahl kleine, oft nur Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard 73 5 Centimeter mächtige Gänge in Verbindung mit den Haupt- sängen. Vom hhein aus kann man dieses Vorkommen vortreff- lich beobachten. Von Ehrenthal aus steigt eine steile Schlucht in die Höhe und in dieser zeigen zahlreiche Halden das Vorhandensein eines alten Bergbaues an. Die Gruben sind indessen schon lange ausser Betrieb. Ueber der unteren Halde sieht man das Aus- sehende der Lagerstätte, eines Quarzganges, der im Weissen Gebirge liegt. Dieses ist stark verwittert und durch zahlreiche Einschlüsse ringsum ausgebildeter, bis 35 Millimeter langer, und 5 Millimeter dicker Apatitkrystalle von brauner Färbung ausgezeichnet, die gerundete Kanten haben, und vielfach senk- recht zu ihrer Länge zerbrochen und verschoben sind. Aehn- liche Apatite beschrieb v. GroppEck aus dem Weissen Gebirge von Wellmich. Auf den Halden bei Ehrenthal kann man frischeres Gestein beobachten; auch in diesem kommen die Apatite vor. Zum Theil ist das Ehrenthaler Gestein schieferig in den verschiedensten Abstufungen. Es enthält nicht selten srosse Fetzen eines smaragdgrünen, talkähnlichen Minerals neben mancherlei anderen Einschlüssen, deren Natur mir nicht bekannt ist. — Die oben beschriebenen Gänge am Gehänge des Rheinthales streichen auf das Ausgehende des Erzganges zu; ob sie mit demselben in Verbindung treten, konnte ich nicht ermitteln. Im Rheinthal ist in dem Gestein kein Erz zu erkennen, und die schwachen Quarztrümmer sind verschwindend gering gegen die mächtigen Quarzausscheidungen des Erz- ganges. Gegenüber von Ehrenthal, am Prinzenstein, liest die Grube Gute Hoffnung bei Werlau, welche auf einem Blei- und Zinkerz- führenden Quarzgang baut. Das hier vorkommende Weisse Gebirge ist von BAavER und v. GropDEck beschrieben worden. Trotz der zahlreichen Aufschlussstellen ist es schwierig, unter Tage die Lagerung des Gesteins festzustellen, da die Schichtung . des vorwiegend schieferigen Nebengesteins meist nicht zu er- kennen ist. In einem Falle war es indessen möglich zu sehen, dass eine dünne Grauwackenbank an dem Weissen Gebirge absetzte. Die Gangnatur dieses erhellt übrigens schon aus den 74 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. sesammten Verhältnissen. Es begleitet in geringer Mächtigkeit den aus linsenförmigen Mitteln bestehenden Gang in einer Entfernung von höchstens 10 Meter, meist im Hangenden. Zuweilen durchsetzt es aber den Erzgang. Im Jahre 1887 beobachtete ich in der Firste eines Abbaues auf der 120 Meter Sohle den in nachstehender Figur dargestellten Grundriss. Grundriss in der Firste der I20 Meter Sohle auf Grube Gute Hoffnung. Hangendes Weisses Gebirge W durchsetzt vom Hangenden zum Liegenden das linsen- förmige Erzmittel des Ganges (6). Das Weisse Gebirge von 20 Centimeter Mächtigkeit durch- setzt hier das 1,50 Meter mächtige Erzmittel schräg vom Hangenden zum Liegenden. Bauer beschreibt von Wellmich das Umgekehrte, dass der Erzgang durch das Weisse Gebirge hindurchsetzt, so dass dieses das eine Mal im Hangenden, das andere Mal im Liegenden liegt. An einer Stelle nimmt das Weisse Gebirge, wie der Werlauer Bergmann sagt, die Stelle des Ganges ein, es vertritt den Gang. In diesem Falle ist es meist von Erzen durch- trümmert, was auch dann der Fall ist, wenn es überhaupt in directe Berührung mit dem Erzgang tritt. Liegt es dagegen im Nebengestein, besonders im Liegenden, so enthält es keine Erze, oder nur feine Einsprengungen von solchen. Die Saal- bänder des Weissen Gebirges sind stets scharf, auch an den Stellen, wo dasselbe „sich mit dem Erzgange schleppt“. In einzelnen Fällen „liegt das Weisse Gebirge mit der Ausfüllungs- masse des Erzganges wirr durcheinander“. Es ist dies dieselbe Erscheinung, wie sie bereits aus dem Urbachthale erwähnt wurde, dass eine Zertrümmerung des Weissen Gebirges und | | Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 75 spätere Wiederverkittung der Bruchstücke durch Gangquarz und Erz stattgefunden hat. Aus dieser Beschreibung des Vor- kommens in der Grube Gute Hoffnung geht unzweideutig hervor, dass man es auch hier mit echten Gängen zu thun hat. Etwa 200 Meter unterhalb Ehrenthal durchsetzt ein schmaler, etwa 30 Gentimeter mächtiger Gang Weissen Gebirges die flach nach S. fallenden Grauwacken unter einem Winkel von 30°. Unmittelbar oberhalb der Mündung des Rilsbachthales, zwischen Ehrenthal und Niederkestert sieht man 3 Gänge, die beiden südlichen sind etwa 50 Centimeter mächtig, und liegen nur 5 Meter auseinander; der nördliche ist etwas schwächer und liegt etwa 30 Meter ab. Die Schichten fallen auch hier nach S., ebenso die Gänge, die aber wesentlich steiler stehen als die Schichten. Vom Fluss aus sieht man sie geradlinig und parallel bis an den oberen Rand des hier ziemlich hohen Steilabfalls hinaufreichen; es ist dies ein ausgezeichnetes und typisches Bild. Es hat fast den Anschein, als ob diese Gänge eine Wiederholung der bei Ehrenthal liegenden seien, welche durch Schuppenstruktur hier wiederkehren. Quarzausscheidungen sind auch hier vorhanden und zwar vielfach in schmalen Trümmern, welche senkrecht zu den scharfen Saalbändern stehen, eine Erscheinung, die sich bei den Ehrenthaler Gängen wiederholt, wie die oben gegebene Ab- bildung derselben gut zeigt. Auf dem nördlichsten der drei Gänge am Rilsbach ist ein Versuchsstollen auf Erze ohne Erfolg getrieben worden. Auf dem gegenüberliegenden Rheinufer sieht man nur einen, aber sehr deutlichen Gang anstehen. Die nördlichsten Vorkommen des Weissen Gebirges im Rheinthal liegen bei Niederkestert, am Abhang des Mittel- berges. Sie sind nicht gut aufgeschlossen, und das Gestein ist von mächtigen Quarztrümmern durchsetzt. Schliesslich mag hier noch eine kurze Beschreibung des Vorkommens in der Grube Holzappel angefügt werden. Das Gestein, welches hier dem Besucher als Weisses Gebirge ge- zeigt wird, und welches nach v. GRoDDECK zu denjenigen Vor- kommen gehört, deren Lagerung „durchaus zweifelhaft“ ist, 16 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. tritt unzweideutig gangförmig auf, es wird, wie bereits erwähnt, von den Bergleuten als „Weisser Gebirgsgang“ bezeichnet. Dieser Gang begleitet den Erzgang stets im Hangenden, in einer Entfernung von 8 Metern, tritt mit demselben nicht in Berührung, und enthält zuweilen schmale Erztrümmer. Jeden- falls stammen die sämmtlichen Stücke, welche v. GRODDECK untersucht hat, und von denen er als Fundstelle das Hangende des Erzganges angiebt, aus diesem Gange. In einigen Fällen giebt v. GRODDECK auch andere Fundpunkte an, so bei dem Stück No. 1 „über dem Wilhelmsstollen“. Das gangförmige Vor- kommen von Holzappel gehört durchweg der dichten Abart des Gesteins an, wenn auch die Ausbildung der Schieferung eine verschiedenartige ist, und an einigen Stellen eine voll- kommene Spaltbarkeit parallel den stets scharfen Saalbändern, an anderen dagegen eine mehr versteckte, oder unregelmässige Absonderung vorhanden ist. Aus diesen Angaben geht hervor, dass das Weisse Gebirge, soweit es jetzt in den Gruben von Holzappel und Werlau, sowie am Ausgehenden der Ehrenthaler Gänge zu sehen ist — und das ist das eigentliche, zu den Erzgängen in einer deutlich erkennbaren Beziehung stehende Weisse Gebirge — stets gang- förmig, mit scharfen Saalbändern auftritt. Das Gleiche gilt von den übrigen zahlreichen Vorkommen, auf denen Schurf- versuche auf Erze gemacht worden sind — an der Schanze bei Dörscheid, im Urbachthal und an der Mündung des Rilsbaches — und endlich auch für alle übrigen im Vorstehenden aufgeführten Vorkommen, welche petrographisch — äusserlich wenigstens — mit diesen überein stimmen. Diesen Gesteinen kommt daher der Name Weisses Gebirge zu, wenn man denselben überhaupt anwenden will, wenn auch die Bergleute andere hell gefärbte Gesteine gelegentlich mit diesem Namen belegt haben mögen. Hieraus folgt unmittelbar, dass die Ansicht, welche v. GRODDECK!) in einer späteren Arbeit ausspricht, das von ihm analysirte Gestein von Holzappel sei ein umgewandelter Thonschiefer, nicht aufrecht zu halten ist, denn dieses Gestein !) Jalırbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt 1885, S. 38. Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 77 stammt von der 45 Lachter Sohle aus 270 Meter Tiefe, auf der nur das gangförmige Vorkommen im Hangenden des Erzganges aufgeschlossen ist. Ein Blick auf eins der gut aufgeschlossenen Vorkommen im Rheinthal genügt, um es als ausgeschlossen erscheinen zu lassen, dass die betreffenden Gesteine umgewandelte Schiefer sind, er genügt aber auch um zu zeigen, dass man an eine Mineral- ausscheidung nicht denken darf. Es bleibt dann nur übrig, dass die Gänge eruptiver Natur sind. Diese Ansicht wird auch durch die Gesteinsbeschaffenheit gestützt. Die viel- fach vorhandene Mandelsteinstruktur, die porphyrisch ein- seschlossenen Apatite mit den gerundeten Kanten, und die nahen Beziehungen, welche das Gestein im Feuerbachthal zu dem körnigen Diabas zeigt, lassen es kaum zweifelhaft er- scheinen, dass die ältere Ansicht v. @RoDDEceR’s, nach der das Weisse Gebirge ein umgewandeltes Diabasgestein ist, als die richtige anzusehen ist. Herr K. A. Lossen, welcher meine Bitte, sich diese bemerkenswerthen Vorkommen anzusehen, in bekannter Liebenswürdigkeit erfüllte, und mich, zusammen mit Herrn M. Koch, auf einer Anzahl von Begehungen begleitete, erklärte denn auch schon bei der ersten Besichtigung, dass seiner Ansicht nach ein veränderter, ein gequetschter Diabas vorliege. Wo diese Diabase eine Schieferung zeigen, verläuft dieselbe parallel der des Nebengesteins, beide haben daher die gleiche Entstehung und Ursache. Die falsche Schieferung des Gesteines zeist durchgehends ein nach S. gerichtetes Einfallen, ent- sprechend dem von SW. kommenden Gebirgsschub, der die Ursache der falschen Schieferung ist. Nur ganz ausnahms- weise und ganz örtlich beobachtet man eine nördlich ein- fallende Ablösung im Gestein. Die eruptiven Gänge müssen somit bereits ausgefüllt gewesen sein, als die Schieferung ent- stand, d. h. als das Gebirge gefaltet wurde, oder sie sind beim Beginn oder während der Faltung ausgefüllt worden. Jedenfalls sind sie nicht jünger. Weiterhin deutet die Thatsache, dass sehr oft die Schieferung im Gang- und Nebengestein den Saal- bändern des Ganges parallel verläuft, darauf hin, dass- der 78 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. Vorgang der Spaltenbildung im Zusammenhang mit der Ent- stehung der Schieferung steht, und gleichzeitig mit dieser er- folgte, und dies macht es wahrscheinlich, dass die Bildung und Ausfüllung der Gangspalten während der Aufrichtung des Gebirges stattfand. Schon der Umstand, dass die Gänge das Nebengestein manchmal unter einem recht kleinen Winkel durchschneiden, macht es nicht wahrscheinlich, dass die Ent- stehung der Diabasgänge in die Zeit vor der Faltung fiel, auch abgesehen davon, dass damals die Bedingungen für die Entstehung von Spalten fehlten. Ob eine Verwerfung des Nebengesteins an diesen Spalten erfolgte, lässt sich bei der Gleichheit der Gesteine meist nicht erkennen. Dagegen erkennt man in einzelnen Fällen deutlich, dass keine Verwerfung vorliegt, z. B. bei den Ehrenthaler Gängen. Die beiden Grauwackenbänke (AB u. CD der Tafel 14) sind an dem Gang um keinen Zoll verschoben, wohl aber lenkt im Gegentheil die Gangspalte an diesen beiden harten und widerstandsfähigen Bänken etwas ab. Uebrigens sind gerade hier die Schichten nur undeutlich transversal geschiefert; die durch den Gebirgsdruck erzeugte Ablösung zeigt sich vielmehr hauptsächlich in den festeren Gesteinsbänken, den Grauwacken, welche von zahlreichen, unter sich und den Gängen parallelen, mit Quarz ausgefüllten Rissen durchsetzt werden, die nicht in das weichere und elastischere Schiefergestein herüberreichen. Diese Erscheinung kann man im Rheinthale sehr oft beob- achten. Ist daneben die falsche Schieferung deutlich, so ver- laufen die Quarzadern in den Grauwackenbänken parallel den Schieferflächen. Das Profil Tafel 12 zeigt dies gut. Dass auch Quarzadern das Gestein nach allen möglichen anderen Rich- tungen durchschwärmen, braucht kaum besonders hervorge- hoben zu werden. Die Beziehungen des Weissen Gebirges zu den Erzgängen sind zuweilen sehr enge, und den Bergleuten lange bekannt, und ihnen verdankt das Weisse Gebirge auch vorwiegend die Aufmerksamkeit, welche BAUER und v. GRODDECK ihm schenkten. Die zahlreichen Schurfversuche am Ausgehenden der Erup- tivgänge, auch an solchen Stellen, wo von einer reichlichen Hai: Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 3) Bildung von Gangquarz keine Rede ist, wie im Rilsbachthal, im Nocherner Thal und bei Dörscheid zeigen, dass man diese Beziehungen genau kannte, oder zum Theil ahnte.') In Holzappel begleitet der Weisse Gebirgsgang den Erz- sang im Hangenden, ohne mit ihm in Berührung zu treten, enthält aber selbst oft schmale Erztrümmer. In Werlau liest das Weisse Gebirge im Gegensatz hierzu stellenweise in dem Erzgang; es durchsetzt ihn oder es bildet auch wohl allein die Ausfüllung der Gangspalte und enthält dann meist selbst Erz. Bei Caub kommt Schwefelkies und Kupferkies in dem Diabas vor, und an der Mühle im Urbachthal liegen mächtige erzhaltige Quarzausscheidungen ir Weissen Gebirge, welches zertrümmert und durch Quarz zu einer Gangbreccie verkittet ist. Die gleiche Erscheinung kann man am Ausgehenden des Ehrenthaler Erzganges beobachten. v. GRODDECK war nun im Anschluss an die Ausführungen Baurr’s der Meinung, dass die von ihm beschriebenen sericiti- schen Gesteine, welche in oder neben den Erzgängen von Werlau, Wellmich und Holzappel auftreten, ebenso wie die „Weissen Schiefer“ von Agordo und Mitterberg charakteristische Erscheinungen für „Lagergänge“ seien, und hält es sogar für möglich, dass man eine Lagerstätte auf Grund des Auftretens derartiger Gesteine als Lagergang erklären könne.?) Bestimmter vertritt er die Ansicht, dass die Bildung des sericitischen Gesteines — nicht etwa der Spalte, in der es liegt — in ursächlichem Zusammenhang mit der Bildung der Lagergänge stehe. Als Lagergänge bezeichnet er solche Gänge, „die in der Hauptsache concordant den Schichten des Nebengesteins eingelagert sind“°), und an einer anderen Stelle sagt er „Gänge sind Lagergänge, wenn sie dasselbe Streichen und Fallen 1) Während meiner Aufnahmen lernte ich den Vorarbeiter eines Steinbruches kennen, der eine Anzahl soleher Schürfe ausgeführt hatte, und mich auf mehrere der angeführten Vorkommen von „Feldspath“ (diesen Namen hatte er von einem wandernden Studirenden der Naturwissenschaften erhalten) in der Umgebung von Dörscheid, welche zum Theil versteckt liegen, aufmerksam machte. Derselbe hatte nie auf einer Grube gearbeitet, in der Weisses Gebirge vorkommt. DBara. 0.257133: ®) Lehre von den Lagerstätten der Erze, 8. 11. 80 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. WR N besitzen (wie ihr Nebengestein), also zwischen den Schichten liegen“. ö In diesem Sinne nun sind die Gänge von Holzappel und Werlau keine Lagergänge, da ich mich an mehreren Stellen davon überzeugt habe, dass sie das Nebengestein ganz unzwei- deutig unter spitzem Winkel durchschneiden. Die oft zu findende Angabe'), dass die genannten Gänge zwischen den Schichten liegen, beruht offenbar auf einer Verwechselung von Schichtung und Schieferung, welche ja, wenn Schiefer als Nebengestein auftritt, oft sehr schwer zu unterscheiden sind und von denen oft die Schieferung allein wahrnehmbar ist, ganz besonders bei den wenig umfangreichen Aufschlüssen einer Grube. In der That liegen die genannten Gänge parallel der Schieferung des Nebengesteins, gerade so, wie dies von den Diabasgängen im Rheinthal beschrieben worden ist, und wie dies bei St. Goar besonders deutlich zu sehen ist (Taf. 13). Sucht man dagegen in den Gruben an frischen Anbruchstellen die meistens vorhandenen, wenn auch manchmal seltenen Grau- wackenbänkchen auf, so wird man stets ein Absetzen derselben an der Gangspalte sehen. Diese letztere liegt also parallel der transversalen Schieferung, und durchschneidet die Schichtung. Gerade so, wie dies bei den Diabasgängen ausgeführt ist, muss man daher in dem Aufreissen der Gangspalte einen Vorgang sehen, der zeitlich mit der Entstehung der Schieferung, also mit der Faltung des Gebirges, wenigstens im grossen und ganzen, zusammenfällt und die gleiche Ursache hat. Aus diesem Grunde streicht auch der Gang mit den Schichten bezw. Falten. Ich möchte hier noch bemerken, dass Lagergänge in dem Sinne v. GroppEer’s überhaupt kaum existiren dürften, wenn sich auch hin und wieder ein Gang auf eine geringe Entfernung in eine Schichtenfuge legen mag. In der Einleitung zu seiner Arbeit bemerkt v. GRODDECK?), dass ein Vorkommen der von ihm behandelten Gesteine, ausser Zusammenhang mit Erzgängen, die theoretischen Ergebnisse beeinflussen müssten. In der That zeigen die zahlreichen !) Ganz neuerdings bei SCHNEIDER, Erläuter. zu Section Schaumburg, S. 33. cu Ei (0 Ds Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. sl Vorkommen, die in vorstehenden Zeilen aufgeführt worden sind, dass die Beziehungen zu den Erzgängen nicht, wie v. GroppEck annahm, chemische bezw. petrogenetische, sondern vorwiegend mechanische sind. Die kurze Uebersicht über die Art der Verknüpfung der eruptiven Gänge mit den Erzgängen zeigt, dass die letzteren die jüngeren sind, wenn auch beide Spalten während der Aufrichtung des Gebirges entstanden sind. Die Zertrümmerung des Diabases und die Verkittung der Bruchstücke durch Gangminerale zeigt, dass vor der Bildung des Erzganges ein erneutes Aufreissen der bereits vom Eruptivgestein ausgefüllten Spalte stattfand. Auch der oben gegebene Grundriss, in welchem der Eruptiv- gang den Erzgang durchsetzt (Seite 74) und der in Folge dessen auf ein höheres Alter des letzteren hinzuweisen scheint, lässt sich vollständig befriedigend erklären bei der Annahme, der Erzgang sei der jüngere. Da das Wiederaufreissen der Spalte ein allmählicher Vorgang war, da die Spalte nicht auf einen Ruck in ihrer ganzen Weite aufgerissen worden ist, so kann man wohl annehmen, dass die Ablösung das eine Mal am liegenden, das andere Mal am hangenden Saalband des Diabases erfolgte. Der Absatz der Gangminerale füllte die entstandenen Klüfte aus, wodurch dann gelegentlich einer Zer- trümmerung der älteren Gangausfüllung vorgebeugt wurde. Dass die Kraft, welche die Spalte bildete, noch wirkte, nach- dem bereits Erze und Gangart in der Gangspalte ausgeschieden waren, zeigen deutlich die prächtigen Ringelerze, die nament- lich auf der rechtsrheinischen Fortsetzung des Werlauer Ganges bei Ehrenthal vorkommen oder vorkamen. An anderen Stellen sprang aber die jüngere Spalte von der älteren ab, das Weisse Gebirge liegt dann im Hangenden oder im Liegenden des Erzganges. Stellenweise blieb auch die alte Spalte geschlossen, und dann vertritt, wie der Wer- lauer Bergmann sagt, das Weisse Gebirge den Gang. Weisses Gebirge und Erzgänge sind von mancherlei Stö- rungen betroffen worden, sowohl von Querverwürfen, als von Ueberschiebungen. Es zeigt dies, dass die Bewegungen in dem beide einschliessenden Gebirge noch lange fortgedauert Neue Folge. Heft 15. 6 82 Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. hat. Am interessantesten sind die Ueberschiebungen, welche von den Bergleuten als Bänke oder söhlige Veränderungen bezeichnet werden, und die mit flachem Einfallen den Gang ins Hangende verworfen haben, und gelegentlich selbst Erze führen. Es fiel bereits Bauer auf, dass das Weisse Gebirge die „Bänke mitmacht“, während das „blaue Gebirge“, das Nebengestein, dies nicht thut,- oder vielmehr die Verwerfung nicht deutlich zeigt.!) Das im Vorstehenden beschriebene häufige Auftreten gang- förmiger Diabase im Unterdevon ist bemerkenswerth, da sonst im rheinischen Gebirge diese Gesteine nur in Form von Lagern bekannt sind’), und zwar im Mitteldevon, und besonders Im Oberdevon. Die fossilführenden Tuffe, welche mit diesen Diabasen verknüpft sind, zeigen, dass die Erup- tionen gleichzeitig mit der Ablagerung der Schichten statt- fand, in welchen die Decken liegen. Diese Eruption kann nur durch Spalten erfolgt sein, welche das Liegende durch- setzen. Die im Mitteldevon eingeschalteten Diabase müssen daher das unterlagernde Unterdevon durchbrochen haben, und sich in diesen in Gangform finden. In den diabasreichen Ge- bieten der Lahnmulde kennt man diese Durchsetzungen nicht, andererseits fehlen im Rheingebiet, wo die Diabasgänge nicht selten sind, die deckenförmigen Eruptivgesteine, ebenso wie die Schichten, in denen diese an der Lahn und Dill zu liegen pflegen. Ob diese hier jemals vorhanden waren, ist ganz unsicher, mir aber nicht wahrscheinlich, wenn auch südlich der Taunus- kette unzweifelhaftes Mitteldevon vorhanden ist, und auch Diabase, wenngleich stark verändert vorkommen, z. Th. in der Nachbarschaft der mitteldevonischen Schichten. In der !) Im Siegener Lande werden Erscheinungen, welche mit den Bänken des Holzappeler Gangzuges übereinstimmen, als „Deckelklüfte“, mithin als Ver- werfungen bezeichnet. ?) Einzelne Vorkommen in der Lahnmulde machen nach C. Koctm’s Auf- nahmen allerdings nicht den Eindruck von zwischen den Schichten liegenden Decken, wie das Vorkommen bei Langhecke auf Blatt Eisenbach, und ähnliche Verhältnisse sind mir aus der Gegend von Wetzlar bekannt. Die mangelhaften Auischlüsse gestatten aber ein sicheres Erkennen der Lagerungsform nicht. a Das Rheinthal von Oberwesel bis Boppard. 83 Lahn- und Dillmulde sind die höheren Devonschichten (Mittel- und Oberdevon) stellenweise als pflanzenführende Sandsteine und Grauwacken ausgebildet, welche auf seichtes Wasser und auf die Nähe von Land hinweisen. Schon im Coblenz- quarzit an der Lahnmündung finden sich Schichten einge- lagert, welche ganz mit pflanzlichem Detritus, nicht mit den meist anorganischen Bildungen der Halyseriten und Chon- driten, angefüllt sind. Dies lässt die Vermuthung zu, dass bereits zur jüngeren Devonzeit eine Hebung bezw. eine Faltung der älteren Devonschichten eintrat, so dass vielleicht einzelne Ge- biete zwischen Taunus und Westerwald bereits über, oder bis dicht unter den Meeresspiegel reichten, als weiter im N. die grossen submarinen Diabas-Eruptionen stattfanden. Man kann in den im tieferen Devon des Rheingebietes verbreiteten Diabas- sängen die schwachen Ausläufer der Eruptionen der nörd- licheren Gebiete, und die Ursache dieser in der Faltung und Aufrichtung des Gebirges erblicken. Bei der Beschreibung der Weissen Gebirgsgänge ist bereits die Ansicht ausgesprochen und begründet worden, dass ihre Entstehung in die Zeit der Faltung des Gebirges zu setzen ist. 6* Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein (Gebiet der oberen Goblenz-Schichten und des Coblenz-Quarzites). Am linken Rheinufer erreicht man bei Boppard am Aus- gange des Fraubachthales den südlichsten Zug von echtem Coblenzquarzit. Weiter südlich auftretende Quarzitzüge, z. B. der des Grasskopfes im Bopparder Wald, bleiben grössere Strecken vom Rhein entfernt, und sind auch noch nicht aus- reichend untersucht, um ein Urtheil darüber zu gestatten, ob sie dem Coblenzquarzit zuzurechnen sind, oder ob sie wie die Züge der Gegend von St. Goar den Unter-Coblenzschichten eingelagert sind. Im Fraubachthal hat der Quarzit eine lichtgraue Farbe und ist in mässig dicke Bänke abgesondert. Versteinerungen scheinen zu fehlen. Das Gestein bildet einige Felsklippen und ist in mehreren Brüchen aufgeschlossen. Die Windungen der das Thal aufwärts führenden Strasse schneiden mit ihren westlichen Schlingen in den Quarzit, mit ihren östlichen da- gegen in blaue Thonschiefer der unteren Goblenzschichten ein. Ueber den steil nach N. fallenden Quarziten folgen dunkle, matte, uneben spaltende Thonschiefer, die beim Verwittern rostfleckig werden und vielfach dunkle Kieselgallen ein- schliessen. Im Bopparder Mühlenthal sind sie namentlich gut zu beobachten. Es sind die Kieselgallenschiefer der oberen Coblenzschichten. Versteinerungen, meistens mit Kalkschale erhalten, sind nicht selten. Chonetes sarcinulata und Atrypa reticularis sind am häufigsten. Hin und wieder kommt auch Spir. auriculatus vor. Die gleichen Schiefer, mehr oder weniger rauh, bilden auch den Bopparder Ham, den Nordrand des Thaleinschnittes zwischen Boppard und Oberspay. In der Mitte ungefähr zwischen diesen beiden Orten sieht man einen | | | | | Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 85 Sattel von zum Theil klotzigem Quarzit von der Thalsohle aufsteigen. Derselbe stösst indessen nicht bis zur Höhe des Gehänges durch. Im Streichen tritt dieser Quarzit bei Brau- bach wieder hervor, und lässt sich von hier aus, freilich viel- fach zerrissen und verschoben, bis ins Lahnthal bei Ems und weiter in den Westerwald verfolgen. Es ist der Emser Quarzitzug, der im Lahnthal den schönen von E. Kayser!) abgebildeten Sattel bildet, aus dem die Emser Thermen her- vorbrechen. Rechtsrheinisch besteht das Thalgehänge bis zum Heiligen- bach aus den bereits beschriebenen blauen, Hunsrückschiefern ähnlichen Thonschiefern. Ueber denselben folgt in flacher Lagerung ein zum Theil deutlich geschichteter, zum Theil aber auch durch starke Quarzdurchtrüämmerung klotziger Quarzit von nicht erheblicher Mächtigkeit. Derselbe bildet den Gipfel der südlich vom Heiligenbachthal gelegenen Höhe und ist in manchen Theilen den älteren Quarziten vom Rheinstein nicht unähnlich. Die Höhe zwischen dem Wasenbach- und Grün- lingsthal besteht aus sehr weichen und milden, dünnspaltenden, lebhaft weiss und rothgefärbten Schiefern, welche denen gleichen, die an manchen Orten in Verbindung mit dem Coblenzquarzit vorkommen. Hier werden sie überlagert von den Kieselgallen- schiefern der oberen Coblenzschichten, welche abwärts von der Mündung des Grünlingsthales die Gehänge bilden. Die weissen und rothen Schiefer gehören demnach zum Quarzit, und ver- treten denselben hier zum Theil. An anderen Stellen, so in den weiter nördlich liegenden Quarziten, welche die breit ge- rundeten Höhen des Gesäss und des Neuweg bilden, treten solche Schiefergesteine nur als schmale, oft nur wenige Centi- meter mächtige Einlagerungen im Quarzit auf. Auch im Streichen dieser Quarzitzüge am Hilberstiel, Hohewald und bei Becheln finden sich gleiche Gesteine in den Quarzit eingelagert. Die Quarzite, welche zwischen Osterspay und Braubach liegen, sind oft sehr stark quarzdurchtrümmert, und vielfach ragen mächtige Quarzgänge, welche meist im Streichen liegen, mauerartig aus dem Gehänge hervor. Besonders im Oberdink- I) Erläuterungen zu Blatt Ems, Tafel 1. 86 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. holder Thal ist dies schön zu sehen. Die Grenzen der Quarzit- züge sind bei den schlechten Aufschlüssen an den durch- gehends bewaldeten Gehängen der Seitenthäler nicht scharf zu ziehen. In das Rheinthal steigen sie nicht hinunter. Geht man von Braubach aus an der Martinskirche vorbei zu Neuweg hinauf, so durchquert man drei schmale und einen breiten Quarzitzug. Die drei nördlichsten sind von einander durch Kieselgallenschiefer getrennt, zwischen den beiden süd- lichen liegen blaue Thonschiefer der unteren Coblenzschichten. Der südlichste muss daher eine Mulde, die beiden nördlichen müssen Sättel darstellen. Der nördlichste müsste ein wenig abwärts von der Mündung des Dinkholderthals ins Rheinthal gelangen, er wird aber oben am Rande der Höhe abgeschnitten, und keiner der Quarzitzüge reicht nach SW. hin über das Heiligenbachthal hinaus, sie treten aber nach längerer Unter- brechung auf der linken Rheinseite im Bopparder Walde wieder auf. Auch der Quarzit, welcher auf der Höhe nordöstlich von Braubach auftritt, der Emser Zug, gelangt nicht in das Rheinthal hinunter, er wird durch eine Querverwerfung abgeschnitten, welche am nördlichen Gehänge des bei Braubach mündenden Thales des Grossen Baches entlang streicht und hier ebenfalls mehrere Quarzitzüge abschneidet, vor allem einen bedeutenden Zug, welcher von hier (vom Hilberstiel) an bis zum Lahnthal bei Dausenau verfolgt werden kann. Auf dieser Querlinie liegen mehrere Mineralbrunnen (der ‚Eckertsbrunnen und der Salzborn bei Braubach) und Quarzgänge, zum Theil mit Erzen (bei Braubach und am Hilberstiel). Bemerkenswerth ist ein auf dieser Spalte liegender bedeutender Quarzgang am Koppenstein im Rheinthal, welcher h. 7’/, streicht und als mächtige Mauer aus dem Gehänge hervorragt (Tafel 15). Er besteht fast ganz aus radialfaserigem Quarz mit spär- lichen Kupfererzen. Die Quarzfasern gruppiren sich um Schieferbröckchen. Das Gehänge zwischen Braubach und dem Koppenstein besteht aus den uneben spaltenden, rostfleckig verwitternden Kieselgallenschiefern, welche vorwiegend ein südliches Einfallen zeigen und nach N. hin allmählich rauher Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 87 und sandiger werden und in dünnbankige Grauwacken über- sehen, welche vielfach noch dieselben dunklen Kieselgallen wie die Schiefer einschliessen. Dieselben sind aber hier ebenso wie das umschliessende Gestein rauher. Gleich nördlich vom Koppenstein liegt in diesen Grauwacken ein alter Steinbruch, der von Maurer besprochene Müllers-Bruch. Von hier halten die Grauwacken an bis zum nächsten Seitenthal, werden aber allmählich härter und enthalten mehrfach quarzitische Bänke. Am nördlichen Gehänge dieses Thales folgen mit nicht sehr steilem Südfallen dünnbankige, quarzitische Gesteine, welche bis dieht vor Oberlahnstein anhalten, wo man dieselben einen deutlichen Sattel bilden sieht, welchen Leprsius!) recht ungenau abbildet (Tafel 16). Am Nordflügel verläuft eine gut aufgeschlossene streichende Verwerfung, welche steil steht. Nördlich von derselben stehen dünnbankige Quarzite in steiler Schichtenlage an. Dicht ober- halb Lahneck folgen graubraune Grauwacken von etwas anderem Ansehen wie die übrigen, nördlich von Braubach über den Quarziten liegenden, mehr den unteren Coblenzgrauwacken ähnlich, und dann folgen bei Lahneck selbst wieder unreine Kieselgallenschiefer und Grauwacken. Hiermit ist das Lahnthal erreicht. — Wie die weiter südlich liegenden Schichten, besonders die Quarzite, bis in dasselbe hinein nach Ems und Dausenau verfolgt werden können, so auch die weiter nördlich liegenden. Der Oberlahnsteiner Quarzit- sattel ist an der ersten grossen Biegung der Lahn in erheblicher Breite schön aufgeschlossen; er bildet auf dem rechten Fluss- ufer den hohen Mehrsberg und Buchberg, welche sich schon von fern durch ihre Steinrosseln als Quarzitberge zu erkennen seben. Die Schichten vom nördlichen Abhang von Lahneck setzen den Allerheiligen-Berg zusammen und die Zone der Kieselgallenschiefer von Braubach bildet die Gehänge des Lahn- thales im oberen Theil von Bad Ems. In der Zwischenstrecke werden diese Schiefer stellenweise so rein, dass sie im Zoll- grund bei Becheln ehemals als Dachschiefer abgebaut wurden. 1) Geologie von Deutschland I, S. 47. 88 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. In diesem letzten Abschnitt des Rheinprofiles liegen an einigen Stellen Diabase in den oberen Coblenzschichten. Das Vorkommen im Burdenbachthal bei Boppard ist lange bekannt und auf v. DscHen’s Karte verzeichnet. Ein weiteres Vorkommen liegt im Oberdinkholder Thal bei der Sabels-Mühle. Unterhalb der Marxburg, sowie an der Braubacher Hütte stehen gleichfalls Diabase an. Bei allen diesen Vorkommen scheint es sich um gleichförmige Einlagerungen zwischen den Schichten zu handeln, doch sind die Aufschlüsse recht mangelhaft. Kein Abschnitt des Rheinprofiles ist so oft Gegenstand der Besprechung gewesen, wie der zwischen Braubach und Ober- lahnstein liegende. C. Koch entnahm demselben mehrfach Beobachtungen zur Stütze seiner Gliederung des Unterdevon, und F. MAURER gründet auf ihn und die nächst angrenzenden Gebiete vorwiegend seine Eintheilung des Unterdevon. Die Umgebung der Lahnmündung scheint auch besonders geeignet, als Grundlage für eine Gliederung dieser Schichten zu dienen, einmal wegen der verhältnissmässig leicht zu erkennenden Lagerungsverhältnisse, und dann wegen des grossen Reichthums an Versteinerungen. Hunsrückschiefer kommen in dem letzten Abschnitt, ab- wärts von Boppard, nicht mehr vor; es handelt sich daher hier nur um die Schichten über diesen, um die Goblenzschichten. Die älteren Ablagerungen sind bereits früher besprochen), ebenso ist die Frage von der Abtrennung der Singhofener Schichten schon erörtert worden.?) Die geschichtliche Entwickelung unserer Kenntniss von dem Unterdevon in der Gegend von Coblenz hat ©. FoLLMAanN neuerdings dargestellt?); auch F. v. SANDBERGER*) bespricht die- selbe, so dass auf die Arbeiten dieser beiden Forscher verwiesen werden kann. Den geologischen Aufnahmen der Landesanstalt ist die von 1) Siehe 8. 12 ff. 2) Siehe 8. 53 ff. 3). Ueber die unterdevonischen Schichten bei Coblenz. Verhandl. d. natur- hist. Vereins für Rheinland und Westfalen 1891, S. 117. *) Die Schichten des unteren devonischen Systems in Nassau, S. 46 ff. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 89 ©. Koch vorgenommene, und von E. Kayser in wesentlichen Punkten verbesserte Gliederung der Coblenzschichten in drei Abschnitte zu Grunde gelegt, und zwar in die unteren Coblenz- schichten, den Coblenzquarzit und die oberen Coblenzschichten. Von ©. Kocn’s Gliederung weicht dieselbe in der Hauptsache dadurch ab, dass der Quarzit, den Koch zu den unteren Coblenz- schichten rechnete, selbständig gemacht ist, und dass die Stufe der Chondritenschichten und Plattensandsteine zu den unteren Coblenzschichten gerechnet werden. F. Frech erkennt im All- semeinen die Gliederung der Landesanstalt als richtig an, nimmt aber eine Aenderung vor dadurch, dass er den Quarzit als selbständige Stufe nicht anerkennt, denselben vielmehr zu den oberen Coblenzschichten rechnet. Weiterhin macht er den Versuch, die noch bleibenden zwei Stufen weiter zu gliedern, indem er von den unteren Coblenzschichten eine Unterstufe, die von Singhofen, abtrennt, deren Unhaltbarkeit bereits nach- sewiesen wurde, und indem er als oberste Coblenzschichten gewisse Schiefer von Haiger als Unterstufe ausscheidet.') Auch F. v. SanpserGeR hat sich im Wesentlichen an Kayser ange- schlossen, nur hat er die nicht haltbare Stufe der Limoptera- schiefer über den Hunsrückschiefern eingeschoben. Ganz abweichend gliedert MAURER, indem er die Schichten über den Hunsrückschiefern in sechs gleichwerthige Stufen zerlegt. R. Lepsius?) ist wohl der einzige, der diese Gliederung vollständig angenommen hat. O. Forımann theilt ein in unteren, mittleren und oberen Spiriferensandstein, wie v. SANDBERGER. Der erstere wird in die unteren Coblenzschichten und Halyseritenschichten, der obere in Chondritenschiehten und obere Coblenzschichten gegliedert. ForLmann erkennt so die Gleichwerthigkeit der Maurzr’schen Stufen nicht an. I) Wenn H. CrEDxer das so veränderte Schema der Gliederung des Unter- devon als „nach F. FRECH“ bezeichnet (Elemente der Geologie, 7. Aufl., S. 436), so ist das doch wohl etwas viel gesagt. Von F. Frech stammen nur einige Abänderungen, die bis auf eine nicht haltbar sind, sonst ist die Gliederung lediglich die von ©. KocH und E. KAYsEr. 2) Geologie von Deutschland I., 8. 32 ff. 1) Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. Oberes Unter-Devon. Mittleres Unter-Devon. Unteres | — | | Unter- Orthoceras- Schiefer. Obere Coblenz- Schichten. Chondriten- Schichten u. Plattensand- steine. Untere Coblenz- Schichten. Hunsrück- Schiefer. Taunus- (Juarzit. Devon. Mitt.-Dev Oberes Unter-Devon. Unteres Unter-Devon. | | | | San: Orthoceras- Schiefer. Obere Coblenz- Schichten. Coblenz- (Juarzit. Untere Coblenz- Schichten. Hunsrück- Schiefer und Taunus- (Juarzit. Siegener Grauwacke. 1890. 5 5 = ) Orthoceras- =) + | Schiefer. en | Schiefer. = = 4. Obere Coblenz- |VI. Oberer Spivi- |VII. Stufe. feren-Sandstein. c) Oberste Coblenz- VII. Schichten. b) Obere Coblenz- vj Schichten. : a) Coblenz-Quarzit. V. Mittlerer Spiri- V. feren-Nandstein. 3. Untere Coblenz- |IIV. Unterer Spiri- | IV. Stufe feren-Sandstein. SE le Tnmeptera. “ || ILL. b) Untere Coblenz- Schiefer. Schichten. a) Unterste Coblenz- Schichten. %. Hunsrückschiefer| II. Rhipidophylien- II. und Taunus- Schiefer. (uarzit. Siegener Grau- wacke. I. Onychien- (\; (Juarzit. Aeltere Taunus-|1. Taunus-Schiefer. Gesteine z. Th. _ F. Maurer. 1886. ©. FOLLMANN. 1891. Ivı Örthoceras, IX. Orthoceras- |Mittel-Devon. Schiefer. Cultrijugatus- Schichten. Hohenrheiner Schichten. Chondtriten- Schiefer. Coblenz- (Quarzit. Halyseriten- Schiefer. Aeltere Grau- wacke. Hunsrück- Schiefer. Taunus- (Juarzit. 3. Oberer Spiriferen- Sandstein. b) Obere Coblenz- Schichten. a) Chondriten- Schichten. Mittlerer Spiriferen- Sandstein. Unterer Spiriferen- Sandstein. b) Halyseriten- Schichten. a) Untere Coblenz- Schichten. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 91 Bei Betrachtung der vorstehenden Uebersichtstafel der bis- herigen Gliederungsversuche fällt die verschiedene Namengebung auf. Ich halte es zunächst nicht für zweckmässig, eine Stufe nach dem Gestein zu benennen, in welchem sie in einem mehr oder weniger beschränkten Gebiete entwickelt ist, wenn man damit nicht gerade gleichzeitig diese örtliche Entwickelung bezeichnen will. Freilich ist eine derartige Namengebung eine weit verbreitete und vielfach althergebrachte. Bei Aufstellung neuer Namen aber sollte sie vermieden werden. Andernfalls kommen arge Widersinnigkeiten zu Tage, so wenn die weichen, schieferigen Grauwacken von Seifen im Westerwald als Taunus- quarzit bezeichnet werden'), mag auch an anderen Stellen die abweichende Ausbildung des Gesteins betont werden, oder wenn man liest: Die zwischen dem Schiefer liegenden Sand- steinbänder verdienen mit Recht den Namen Chondritenschiefer.”) Die Schichten nach den Leitfossilien zu benennen, ist ein vielfach üblicher Gebrauch, der grosse Vorzüge hat, nur müssen es auch wirklich Leitfossilien sein. Der Name Halyseriten- Schiefer und Chondriten-Schiefer als Stufenbezeichnung ist dem- nach aus doppelten Gründen zu verwerfen, einmal, weil die betreffenden Schichten vielfach gar keine Schiefer sind, sondern quarzitische Sandsteine, und dann, weil die CGhondriten und Halyseriten in allen möglichen Stufen des rheinischen Unter- devon vorkommen, und zum grossen Theil gar keine Fossilien, sondern anorganische Bildungen sind, wie das RAUFF’°) jüngst nachgewiesen hat. Auch der Name Spiriferensandstein ist aus denselben Gründen nicht empfehlenswerth, da Sand- steine den geringsten Theil der mit ihm belegten Schichtenfolge ausmachen. Es schliesst einen Widerspruch ein, wenn man die mächtigen Schieferschichten von Boppard und Braubach als oberen Spiriferensandstein bezeichnet. Eine mehr neutrale Bezeichnungsweise ist die nach Oert- lichkeiten; untere und obere Coblenzschichten sind von allen vorgeschlagenen die zweckmässigsten Namen, und werden daher !) MAURER: Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, $. 53. 2) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1884, S. 643. ®) Neues Jahrbuch 1891, IL, S. 92. EEE EH ET TBEU TFT BET —_ Sn Ze tr 0 2 re 92 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. hier auch angewandt werden. Sie schliessen sich den von den französischen und belgischen Geologen benutzten Bezeich- nungen an, wenn sie sich auch nicht mit ihnen decken. Aus diesen Gründen erscheint es auch zweckmässig, die tiefste Stufe des Unterdevon als die Stufe von Gedinne (bunte Taunusphyllite z. Th.) und die folgende als die Stufe von Siegen (= Taunusquarzit + Hunsrückschiefer, Siegener Grau- wacke) zu bezeichnen, wie dies oben bereits vorgeschlagen ist.!) Bei den Erörterungen über eine Gliederung der höheren Schichten des Unterdevon handelt es sich um die Frage, ob die von den verschiedenen Forschern aufgestellten Unterabthei- lungen, namentlich die Maurer’schen, gleichwerthig sind oder nicht, und ob sie eine mehr als örtliche Bedeutung haben, wenigstens ob sie sich in weiterer Verbreitung im rheinischen Unterdevon wieder erkennen lassen. Die Grundlagen zu den verschiedenen Gliederungsversuchen sind, wie aus den bezüglichen Arbeiten klar hervorgeht, bei den einzelnen Forschern auch verschiedene. C. Koch stützte sich vorwiegend auf die durch langjährige Forschungen vor- nehmlich in Nassau erkannten Lagerungsverhältnisse, unter starker Berücksichtigung der Gesteinsmerkmale und geringerer Anwendung der Paläontologie. F. Maurer betont mehrfach, dass seine Gliederung eine rein paläontologische sei. Die Er- gebnisse seiner Forschungen gründen sich auf ein eng begrenztes Gebiet in der Umgebung der Lahnmündung. — E. Kayser stützt sein Schema auf ausgedehnte Aufnahmearbeiten in Nassau, und auf eine genaue Kenntniss des gesammten rheinischen Unter- devon, unter stärkerer Betonung paläontologischer Merkmale, als dies bei ©. Koch der Fall war. Die übrigen Forscher, deren Ansichten in der vorstehenden Tabelle wiedergegeben sind, schliessen sich mehr oder weniger an den einen oder anderen der drei genannten an. Ihre Ansichten sind dabei zum Theil die Ergebnisse von rein örtlichen Studien oder von einzelnen Exkursionen. 1) Siehe 8. 43. ® Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 95 Nach den von mir gemachten Erfahrungen ist die von E. Kayser angewandte Methode, auch abgesehen davon, dass seine Gliederung die breiteste Grundlage hat, die einzig richtige und vielfach auch die einzig mögliche in einem Gebiete, das so erhebliche Schwierigkeiten hat, wie das rheinische Unter- devon. Nur selten bietet ein einzelnes Profil ausreichende Aufsehlüsse, um die Lagerungsverhältnisse zu erkennen, und diese sind in erster Linie festzustellen, bevor die Paläontologie in ihre Rechte eintreten kann. Und wenn bei unserer immer- hin noch recht mangelhaften Kenntniss von der Verbreitung der Arten in den einzelnen Stufen Zweifel entstehen, so müssen die Lagerungsverhältnisse den Ausschlag geben. Diese sind aber bei der Unvollständigkeit und Unvollkommenheit der einzelnen Aufschlüsse, bei der Mächtigkeit der einzelnen Stufen, bei der grossen Aehnlichkeit der Gesteinsausbildung, sowie bei der sehr gestörten Lagerung der Schichten in vielen Fällen nur durch genaue Kartirungen festzustellen. Geologische Karten- aufnahmen müssen daher die eigentliche Grundlage zu einer Gliederung des Unterdevon bilden. Die unteren Coblenz-Schichten. (Aeltere Grauwacke + Halyseriten-Schichten Maurer, Mittlerer Spiriferen-Sandstein + Limoptera-Schiefer v. SANDBERGER.) Die unteren Coblenzschichten bilden über den Schichten der Siegener Stufe eine Folge von Thonschiefern, Grauwacken- schiefern, Grauwacken und Quarziten von bedeutender Mäch- tigkeit, und sind durch ihre Fauna von den höheren Schichten wohl geschieden, wenngleich einzelne Arten beiden gemeinsam sind. Auch mit den tieferen Primaevus-Schichten sind sie durch manche Arten verbunden, aber gleichfalls im Allge- meinen gut von denselben getrennt. FR&cH!) und v. SANDBERGER?) haben die Fauna erörtert. Hier kann um so mehr auf eine Besprechung derselben verzichtet werden, als die Selbständigkeit der Stufe meines Wissens nicht angezweifelt worden ist. Dass 2a 0,1S.0194. DEar2ar 0.8229. a 94 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. die Limoptera-Schiefer SAnDBERGER’S keine selbständige Stufe bilden, ist bereits nachgewiesen worden. Der von MAURER ge- brauchte Name Aeltere Grauwacke von Vallendar ist zu ver- werfen, da wenig nördlich von Vallendar eine noch ältere Grauwacke, die Siegener Grauwacke, auftritt. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, sind mehrfache Ver- suche gemacht worden, die unteren Coblenzschichten weiter zu gliedern, namentlich von FrecH und MAURER. Dieser letztere stützt seine Versuche, wie schon mehrfach erwähnt, auf die Umgegend von Coblenz. Hier treten die betreffenden Schichten nur in schmalen Streifen und zum Theil in eigenthüm- licher Entwickelung auf, wie sie sonst in dem weiten Gebiet zwischen dem Taunus und der Lahnmulde nicht vorkommt, und dies ist offenbar der Grund von Maurzer’s abweichenden An- sichten. Der Name untere Coblenzschichten ist daher auch nicht ganz gut gewählt, um so weniger, als er den Anschein erwecken könnte, als sei diese Stufe mit der höheren enger verknüpft als mit der tieferen. MauRErR, Lersius und FOLLMANN trennen von den eigentlichen Coblenzschichten eine Stufe bezw. Unterstufe ab, die Halyseriten-Schichten oder -Schiefer. MAURER hatte dieselben ursprünglich als Chondriten-Schichten be- zeichnet), die einerseits unter dem Quarzit liegen, anderer- seits aber der gleichnamigen Stufe Koc#’s entsprechen sollten, die dieser Forscher über die den Quarzit mit umfassenden unteren Coblenzschichten stellte. Später erkannte MAURER in- dessen die Richtigkeit der Beobachtungen Kocr’s an, und taufte seine ursprünglichen Chondriten-Schichten in Halyseriten- Schichten um.?) Dieselben umfassen eine Schichtenfolge, die Koch zum Theil als Hunsrückschiefer bezeichnete (bei Ems). Maurer behauptet zwar, dass seine Auffassung mit der Koc#’s übereinstimme, da dieser im Liegenden des Emser Quarzites „blaugraue, milde Schiefer mit glimmerreichen, mehr oder weniger Quarz enthaltenden Thonschiefern und Sandsteinen wechsellagernd gefunden habe.“®) Ich habe nicht ausfindig !) Neues Jahrbuch 1882, S. 7. 2) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1883, S. 633. 3) Neues Jahrbuch 1890 II, S. 215. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 99 machen können, wo diese Beobachtung Kocn’s veröffentlicht ist, und zweifle auch daran, dass er sie machte. Koch zeichnet unter dem Emser Quarzit Hunsrückschiefer, und würde ein Gestein, wie es MAURER beschreibt, sicher nicht so bezeichnet haben. In der Beschreibung sagt Kocn'), dass im Emser Sattel „durch das 'Thermalwasser auflösig gewordene ordinäre Schieferbänke, in welchen die Salze der Thermalwasser aus- krystallisirt sind“, auftreten, und der Gesteinscharakter der im Liesenden des Dausenauer Quarzites auftretenden Schichten ist „so sehr der Charakter des Hunsrückschiefer, dass ich keinen Anstand nehmen möchte, sie als solche zu bezeichnen.“ *) Auf Beobachtungen von C. Koch kann sich demnach Maurer kaum berufen. Andererseits aber sind, wie weiter oben ausgeführt wurde, diese Schiefer von Dausenau bis an den Rhein bei Osterspay und Boppard zu verfolgen, wo sie, wie bei Dausenau, unter dem Quarzit liegen; sie nehmen dem- nach doch etwa die Stelle von Maurer’s Halyseriten-Schichten ein, enthalten aber die „Leitformen“ dieser Stufe MAURER’s am Rhein nicht, sondern wo sie fossilführende Schichten beher- bergen, findet man nur die gewöhnlichen Unter-Coblenzformen. Kayser zeichnet allerdings bei Dausenau im Liegenden des Quarzites zunächst eine schmale Zone untere Coblenzschichten und dann Hunsrückschiefer?). Am Rhein habe ich eine solche Trennung nicht vornehmen können. Auch im Liegenden des Lahnsteiner Quarzites hat MAURER, wie er angiebt, die mit den oben angeführten Worten be- zeichneten Gesteine gefunden*), und in dem von R. Lersıus Dear a. OÖ. Ss. 213. narta. 0.680212. 3) Blatt Ems. *) a. a. O., S. 215. In seiner ersten Arbeit über die Gegend hat MAURER die Lagerungsform (des Quarzites nicht erkannt, und spricht nur von „mehr- fachen Faltungen“. Er sagt, dass „in den Vorsprüngen über den Weinbergen glimmerreiche Schiefer zu erkennen seien, die dem Band V (den späteren Haly- seriten-Schiefern) angehören.“ Da nun die Höhe weder bei einem in der Sohle liegenden Sattel, noch bei einer Mulde das Liegende ist, MAURER aber in seiner letzten Arbeit sich durch das Wort „bekanntlich“ offenbar auf seine früheren Beobachtungen bezieht, so bleibt mir das Ganze mit Bezug auf die Lagerung Gesagte unverständlich. 96 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. recht ungenau gezeichneten Profil des Lahnsteiner Quarzit- sattels finden sich die Worte eingeschrieben: „Halyseriten- Schiefer im Sattel.“') Ich habe mir diesen prächtigen, modell- artigen Sattel (vergl. Tafel 16) oftmals hierauf angesehen, ver- mag aber im Sattelkern nur gewöhnliche Quarzitbänke zu erkennen, die sich in nichts von den höher liegenden unter- scheiden, und wie diese oftmals durch dünne, 2—3 Centimeter dieke Lagen eines dunklen, glimmerreichen und sandigen, zuweilen kohligen Schieferthones getrennt werden. In den höheren Theilen findet sich sogar eine Lage eines solchen Schieferthones, welche mit undeutlichem Pflanzendetritus an- gefüllt ist und mahezu einen Meter Mächtigkeit erreicht (Schicht A). Wenn die in dem Kern des Sattels auftretenden Schichten Halyseriten-Schichten sind, so ist überhaupt kein Quarzit vorhanden. Ursprünglich gab MAurRER die Schichten seiner Stufe V auch nicht in der Sattelachse an, sondern „oben am Gehänge über den Weinbergen“ 2). Auch O. Forımann giebt an, dass bei Oberlahnstein in der Sattelachse Halyseriten-Schichten ohne Versteinerungen heraus- kämen, und dass der Quarzit nach N. mittelst einer streichenden Verwerfung an solche angrenzte. Die erwähnte Störung ist gut aufgeschlossen; die im Liegenden, d.h. nördlich derselben liegenden Gesteine sind echte versteinerungsfreie Quarzite, die den im Sattel ganz genau gleichen. Im Liegenden des Emser und des:Lahnsteiner Quarzitsattels sind demnach keinerlei Schichten vorhanden, welche MAurERr’s Halyseriten-Schichten entsprechen können. Es bleibt demnach nur der durch die reichen Versteine- rungsfunde bekannte Aufschlusspunkt am Nellenköpfchen übrig von den von MAURER angegebenen Stellen. Am Nellenköpfehen sind einige etwa !/; Meter dieke Lagen eines milden, schwarzblauen, bröckeligen Schieferthones auf- geschlossen, die nicht selten Palaeoneilo elegans MaurR. enthalten und. zwischen rauhen, glimmerreichen, quarzitischen Grau- wacken liegen. 1) Geologie von Deutschland I, S. 57. ?) Vergl. Fussnote 4 auf S. 95. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 97 Die reiche Fauna, von der FoLLmann!) und MAURER?) Listen geben, stammt aus einem 10 Gentimeter dicken Bänkchen, welches etwa 150 Meter von dem thalaufwärts anstehenden Quarzit entfernt liegt. Die Verzeichnisse der beiden Beobachter stimmen wenig überein, sei es, dass ihnen thatsächlich so verschiedene Formen vorgelegen haben, sei es, dass die Be- stimmungen der immerhin recht mangelhaft erhaltenen Formen so verschiedenartig ausgefallen sind. Die Zweischalerfauna der Bank am Nellenköpfchen hat mit der ähnlich zusammen- gesetzten aus dem Porphyroid von Singhofen nur wenige Arten gemeinsam, nämlich Avicula crenato-lamellosa SANDB. (sonst im Unter-Coblenz), Cuculella solenoides GoLDF. (Unter-Coblenz bis Ober-Coblenz), Grammysia hamiltonensis Vern. (Taunusquarzit bis Ober-Coblenz), Schizodus trigonia (Unter-Coblenz). MAURER führt auch Limoptera bifida SAnDB. auf, und meint da- mit wohl L. semiradiata FrecH. Viele der aufgeführten Zweischaler scheinen der betreffenden Schicht eigenthümlich zu sein. Als auffallender Unterschied gegenüber der Singhofener Fauna ist hervorzuheben das Auftreten mehrerer Gattungen, die hier fehlen, wie MHyalina, Modiola, Modiomorpha, Ortkonota und Go- niophora, während andere, wie Palaconeilo stärker hervortreten. Umgekehrt sind bei Singhofen die Schizoden häufiger, und Cercomyopsis. Tripleura und Aochia fehlen bislang dem Nellen- köpfehen. Diese Unterschiede scheinen auf eine, wenn auch nicht bedeutende Faciesverschiedenheit hinzuweisen, welche auch durch die Gesteinsbeschaffenheit angedeutet wird. Aus den Zweischalern kann man eine Gleichalterigkeit mit den Schichten von Singhofen nicht ableiten, da dieselben, bis auf die genannten vier, anderen Arten angehören. Es ist schon mehrfach betont worden, dass die Zweischaler bislang zu einer Charakterisirung von Stufen des Unterdevon nicht gut zu verwerthen sind, da über ihre Verbreitung noch grosse Unsicherheit herrscht, und sie, wo sie vorkommen, stets nur aus einer oder der anderen Schicht stammen, während sie Ben 22.0; 8 11. 2) Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, S. 46. Neue Folge. Heft 15. 7 98 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. mächtigen Schichtenfolgen bis auf wenige Aviculiden ganz oder fast ganz fehlen. Von Brachiopoden führt die Schicht am Nellenköpfchen: Spirifer dunensis Kays., Renssellaeria strigiceps Rhynchonella daleidensis (livonica bei MAURER) und Choneles sarcinulala. MAURER führt noch Renssellaeria n. sp. und Spirifer hystericus auf. Weiter- hin werden noch genannt: Homalonotus armatus und H. ornatus.!) Diese Fauna ist demnach die der unteren Coblenzschichten. Das Fehlen von Strophomena laticosta kann als negatives Kenn- zeichen nicht von Bedeutung sein. Bei unserer bisherigen Kenntniss der Fauna des Unterdevon ist es nicht angängig, auf eine, einer einzigen dünnen Bank entstammenden Fauna, die neben vielen eigenthümlichen Formen die gewöhnlichen Versteinerungen einer Stufe enthält, eine neue Stufe zu gründen. Ebenso gut könnte man auf die weiter oben ‚beschriebenen Eisensteinschmitze an der Rödershell bei Lier- schied?) mit ihren zahlreichen Beyrichien eine besondere Beyrichienstufe gründen. Es ist auch schon angegeben worden, dass die versteinerungs- führende Schicht am Nellenköpfechen nicht unmittelbar unter dem Quarzit liegt, sondern über hundert Meter von dem- selben entfernt. MaAuRER hat nun versucht, die Fauna vom Nellenköpfchen an anderen Stellen des rheinischen Gebirges wiederzufinden, und glaubt in den „Schichten von Zenscheid“ ein Aequivalent seiner Halyseriten-Schichten gefunden zu haben. Petrographisch ist die Aehnlichkeit gering, aber die Lagerungsverhältnisse sollen die gleichen sein, wie bei Ehrenbreitstein. Die im Liegenden des Mitteldevon bei Lissingen auf- tretenden Schichten sollen nach ihrer Lagerung der Hohen- rheiner Stufe entsprechen. MAURER übersieht hierbei die seit langem bekannte streichende Verwerfung, welche die Gerolsteiner Kalkmulde im S. begrenzt, ein Versehen, auf welches FREcH aufmerksam macht.?) Die Chondritenschichten, die auf die 1) MAURER hatte diese Form ursprünglich als H. rhenanus bestimmt. ?) Vergl. S. 51. ®) Die devonischen Aviculiden Deutschlands S. 166. Herr FRECH meint Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 99 Hohenrheiner folgen müssten, konnten nicht beobachtet werden. Dann folgt thalabwärts ein mächtiger Quarzit, und unter diesem die Schiehten von Zenscheid. Dieses Profil ist 15 Kilometer lang. Es erscheint sehr sewagt, aus dem Umstande, dass am Anfang eines solchen Profiles Schichten auftreten, welche — die Richtigkeit der Altersbestimmung vorausgesetzt — Hohenrheiner Schichten sind, in dem dann in der Entfernung von einigen Kilometern ein Quarzit liest, und an dessen Ende die Schichten von Zenscheid anstehen, den Schluss zu ziehen, dass „die Reihenfolge der Schichten an der Kyll mit den stratigraphischen Verhältnissen auf der rechten Rheinseite vollkommen übereinstimmen“. Nach ‘den Berichten, welche GrEs£E veröffentlicht hat?), treten Quarzite in mehreren Zügen auf, und bei Birresborn kommen zahlreiche Spirifer auriculatus und Atrypa reticularis vor. Es folgt schon hieraus, dass die Lagerung keine so einfache ist, wie MAURER meint, es sind also auch die gezogenen Schlüsse falsch. Frec# hat eine ziemlich lange Liste von Versteinerungen von Zenscheid veröffentlicht. Dieselben stammen auch hier wieder nur aus einer einzigen, wenige Centimeter dicken Schicht, während die grosse Masse der röthlich gefärbten, quarzitischen Grauwacken ziemlich arm an Versteinerungen ist. Man findet in denselben nur Chonetes plebeja und sarcinulata. Spirifer dunensis Kays. und Strophomena laticosta. Weiterhin kommen vor: Rensselaeria strigiceps, Spirifer arduennensis und Sp. carinatus. Die Brachiopoden sind demnach die gewöhnlichen der unteren Coblenzschichten. FREcH folgert aus den Versteine- rungen eine hohe Stellung der betreffenden Schichten innerhalb hier auch, die Ansichten MAURER’s bedürften einer Widerlegung nicht. Ich bin der entgegengesetzten Meinung. Es würde aus der Richtigkeit dieser Be- merkung nur folgen, dass auch Herrn FRECH’s Ansichten einer Widerlegung nicht bedürfen, wenigstens soweit dieselben die Ergebnisse der „jahrelang fortgesetzten, von erfahrenen Gelehrten wie KOCH und KAYSER geleiteten Kartenaufnahmen“ berichtigen oder ändern. Denn auch diese Aenderungen sind nur das Ergebniss einzelner Exkursionen und Petrefaktenaufsammlungen. Und doch führt Herr Fr&cıu in H. CREDNER’s neuester Auflage der Elemente der Geologie eine Gliederung des rheinischen Unterdevon „nach F. FRECH“ auf, 2) Jahrbuch der geol. Landesanstalt für 1885 S. LXII. 7* 100 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. der Unter-Coblenzstufe, und stimmt demnach bis auf die Benennung mit Maurer überein. Er gründet diese Ansicht darauf, dass eine Anzahl Formen fehlt, die in den tieferen Theilen der Stufe vorkommen, nämlich Homalonotus rhenanus und ornatus, Strophomena laticosta und einige Zweischaler. Andererseits seien bereits Formen der oberen Coblenzstufe vor- handen, allerdings ausschliesslich wiederum Zweischaler. Das Fehlen einzelner Arten ist ein höchst unsicheres Merkmal, zumal bei einer Fauna, die aus einem nur wenige Centimeter dicken Bänkchen stammt, von dem auch nur einige Quadrat- meter durchsucht werden konnten. Zudem führt MAURER Homalo- notus armalus und rhenanus von Zenscheid an, und ich selbst sah Strophomena laticosta, wenn auch nicht in der Zweischaler- schicht selbst. Wir haben also wiederum die Erscheinung, dass, wie am Nellenköpfchen und bei Singhofen, diejenigen Ver- steinerungen, die zur Bezeichnung der Schichtenfolgen ver- wendbar sind, die gewöhnlichen Unter - Coblenzformen sind, während die Zweischaler auch hier wieder eine Anzahl eigen- artiger Formen aufweisen. Frech verkennt auch nicht die Misslichkeit des Versuches, auf die von ihm angewandte Weise Zonen abzugliedern, meint indessen, es sei die einzig mögliche in einem Gebiete, in dem versteinerungsreiche Fundpunkte in grösserer Entfernung von einander liegen. Dieser Ansicht gegenüber möchte ich wiederholt betonen, dass erst durch Kartirungen ein Bild über die Lagerung gewonnen werden muss, und dass eine Abtrennung von Stufen und Zonen nicht nach einem vereinzelten versteinerungsreichen Fundpunkt allein geschehen darf, besonders wenn derselbe so beschaffen ist, wie es die Fundpunkte im rheinischen Unter- devon zu sein pflegen, sondern dass man die Verbreitung der Versteinerungen auch über die im allgemeinen fossilarmen Gebiete zu untersuchen hat; und bei einiger Aufmerksamkeit wird man solche fast allenthalben finden. Erst dann kommt man zu wirklichen Leitformen. Die Zweischaler sind bis auf einige Ausnahmen heute solche noch nicht, wenngleich sich nicht verkennen lässt, dass durch die Bearbeitung der Aviculiden ein grosser Schritt vorwärts in dieser Richtung gethan ist. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 101 Stratigraphisch ist nun eine hohe Lage der Schichten von Zenscheid keineswegs dargethan. Nach GRrEBE liegt der nächste Coblenzquarzit in einer Entfernung von 5 Kilometer im Salm- forst und Kyllwalde, und etwaige Störungen und Faltungen müssen erst noch nachgewiesen werden. Frech sagt übrigens zunächst auch nur, dass „Andeutungen zu einer weiteren Gliederung der unteren Coblenz-Schichten vorhanden“ seien, kommt dann aber am Schluss des Kapitels zu dem Resultat, dass die paläontologischen Thatsachen „ge- nügen, um den Schichten von Zenscheid ein höheres Niveau anzuweisen“ (S. 198). Auf Seite 199 werden sie „als theil- weises Aequivalent des Coblenzquarzites“ erklärt, während zehn Zeilen vorher gesagt wird, dass sie nicht als heteropes Aequi- valent des Coblenzquarzites aufgefasst werden könnten, da west- lich „nach der Mosel zu, bei Bertrich, dieser in typischer Ent- wickelung auftritt“ (d.h. in einer Entfernung von 32 Kilometer in der Luftlinie). Weiterhin werden die Schichten von Zenscheid als muthmassliches Aequivalent der Vichter Schichten bezeichnet. Dabei ist aber übersehen, dass die echten Vichter Schichten, welche gleichförmig von dem oberen Stringocephalenkalk überlagert werden, etwas ganz anderes sind, als die allerdings gleichfalls oft roth gefärbten, fälschlich mit dem gleichen Namen bezeichneten Schichten der Eifel, welche zum Theil etwa dem Coblenzquarzit gleich zu stellen sind.) — Aus allen diesen im vorstehenden gemachten Ausführungen geht zur Genüge hervor, dass die Schichten von Zenscheid von den unteren Coblenzschichten als besondere höhere Stufe, wie dies MAURER will, oder als Unterstufe, als Zone, wie Frech will, nicht ab- getrennt werden können. Was Maurer’s Halyseriten-Schiefer nun im ll betrifft, so ist gezeigt worden, dass mit diesem Namen die verschiedenartigsten Gesteine bezeichnet worden sind. Bei Oberlahnstein waren es echte Quarzite, auf keine Weise vom Coblenz-Quarzit zu trennen. Beim Emser Quarzit sollen es !) In Belgien sind in rothen Sandsteinen, die den Vichter Schichten gleich- stehen, Stringocephalen ete. gefunden worden. Ann. soc. geol. de Belgique Bd. II S. CXXIV. Bd. IV S. CXII. Bd. X S. XCIX Bd. XVII S. LXXV. 102 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. offenbar die aufgelösten Schiefer sein, die wohl nur eine Ein- lagerung im Quarzit darstellen. Bei Ehrenbreitstein sind es graue, grobkörnige Grauwackensandsteine, wie sie sich im Lie- senden der südlich auftretenden Quarzite bei Braubach und Boppard in der gleichen oder auch nur ähnlichen Ausbildung nicht wiederfinden. Vielmehr liegen hier blaue phyllitische Thonschiefer, welche Koch für Hunsrückschiefer erklärte. Eine Zone der Halyseritenschiefer lässt sich nirgends abtrennen. Nach meinen Erfahrungen, welche mit denen E. Kayszr’s und C. Koc#’s vollständig übereinstimmen, bilden die unteren Coblenzschichten zwischen Taunus und Westerwald einen bunten Wechsel von allerlei klastischen Gesteinen, in denen sich Unterabtheilungen von mehr wie örtlicher Bedeutung nicht unterscheiden lassen. Bemerkt zu werden verdient noch, dass sich in dieser Stufe von Süden nach Norden hin, ein Uebergang aus der. mehr schiefrigen in eine mehr sandige Ausbildungsweise bemerkbar macht, in ähnlicher Weise wie dies auch bei den älteren Schich- ten der Siegener Stufe der Fall ist, deren oberer Theil südlich der Coblenzer Mulde als Hunsrückschiefer, nördlich derselben aber als Grauwacke entwickelt ist. Bei den höheren oberen Coblenz- schichten ist ein ähnliches Verhalten zn bemerken. Der Coblenz-Quarzit. C. Koch hatte die zahlreichen, zwischen Taunus und Wester- wald auftretenden Quarzitzüge, mit Ausnahme einiger, die er für Taunusquarzite hielt, als Einlagerungen oder als Vertreter der unteren Goblenzschichten angesehen. Maurer hatte dann gefunden, dass in der Umgebung der Lahnmündung die Quar- zite zwischen den Halyseriten- und Chondritenschichten liegen. Er verallgemeinerte diese Beobachtung, und gründete deshalb eine besondere Stufe für den Coblenz-Quarzit, welche in der Folge meistens als selbständig anerkannt wurde. Nur FrecH und . neuerdings auch E. Kayser ') halten die Quarzite der Gegend von Coblenz nicht für gleichwerthig den Stufen der unteren und oberen Coblenzschichten, sondern stellen sie als 1) Erläuterungen zu Blatt Rettert S. 11. Blatt Schaumburg S. 10. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 103 Unterabtheilung an die Basis der letzteren. Bei Betrachtung der von C. Koch bearbeiteten Blätter Eisenbach und Ketten- bach gewinnt man nicht die Ansicht, dass die zahlreichen Quarzite ihre Stellung zwischen unteren und oberen Coblenz- schichten haben, und E. Kayser erwähnt aus Quarziten des Blattes Kettenbach die Rensselaeria strigiceps‘). Aus einem von MaurErR?) aufgeführten „Coblenzquarzit“ von Berg bei Singhofen, welcher, nebenbei gesagt, kein echter Quarzit, sondern eine schwach quarzitische Grauwacke ist, welche bei den Kartenauf- nahmen nicht ausgeschieden werden konnte, beschreibt E. KAYsEr eine verhältnissmässig reiche Unter - Coblenz - Fauna. Von St. Goarshausen und St. Goar sind oben gleichfalls Quarzite beschrieben worden), welche unzweifelhafte Einlagerungen im Unter-Coblenz bilden, und hin und wieder Rensselaeria strigiceps enthalten. Diesen Quarziten kommt demnach die Stellung zu, welche Koch den Quarziten im Allgemeinen anwies, was auch E. Kayser anerkennt). Die Frage nach der Selbständigkeit der Quarzitstufe bei Coblenz ist von der Fauna abhängig. In neuerer Zeit ist eine solche dank den eifrigen Bemühungen FoLLmann’s und MAURER’Sin grosser Reichhaltigkeit aufgefunden worden. Die Verzeichnisse der beiden Autoren weichen auch hier wieder nicht unerheblich von einander ab; doch lässt sich deutlich erkennen, dass die dem Quarzit eigenthümlichen Formen vorwiegend Zwei- schaler sind, vor allem Schizodus-Arten. Unter den in erster Linie zu berücksichtigenden Brachiopoden ist keine Art dem Quarzit eigenthümlich, wenn auch nicht alle in der Gegend von Coblenz in anderen Schichten gefunden wurden, wie Rhynchonella Stricklandi, welche ForLmann aufzählt. ScHNUR hat diese Art von Daleiden beschrieben. Von älteren Formen erlöschen im Quarzit Spirifer dunensis Kays., eine Form, die ich selbst im Quarzit nicht gesehen habe. Als in diesem zuletzt vor- kommend giebt ©. FoLLmann noch an: Athyris undata und Stropho- I) Erläuterungen zu Blatt Kettenbach S. 10. 2) Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon 1886. 8. 7. Sevgl.-S:.51. *) Erläuterungen zu Blatt Rettert S. 11. 104 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. mena explanata, beide kommen indessen bei Daleiden in höheren Schichten vor. Neu auftretende Arten sind Homalonotus gigas, Spirifer paradoxus, Sp. ignoratus MAUR., Sp. subeuspidalus SCHNUR”!) Sp. eurvatus v. SCHLOTH. Cyrtina heleroclita® DErFR. Athyris macro- rhyncha SCHNUR, Ryhnchonella pila SCHNUR, Strophomena piligera SanDB., Streptorhynchus umbraculum” SCHLOTH., Orthis occulta MAURER, demnach eine erhebliche Zahl, die sich wohl noch weiter ver- mehren wird bei fortgesetztem Sammeln, und die deutlich das Auftreten einer neuen, erst in jüngeren Schichten den Höhe- punkt ihrer Entwickelung erreichenden Fauna anzeigt. F. Frech führt auch Spirifer auriculatus SAnDB. auf, und meint damit die von MAaAurER als Spirifer ignoratus bezeichnete Form. Neuerdings bestimmt er dieselbe indessen als Sp. carinatus ScHNnUR?). Ich halte indessen den Sp. ignoratus für eine gute, mit carinatus und auriculatus verwandte Species. Das Fehlen dieser letztgenannten Art, sowie von Alrypa reticularis, welche letztere freilich schon im Silur vorkommt, ist eins der Haupt- merkmale, durch welches die Quarzit- Fauna sich von der der oberen Coblenzschichten unterscheidet, wenn in dieser auch noch viele Formen vorkommen, die dem Quarzit fehlen. Es sind dies zum Theil Arten, die bis ins Mitteldevon reichen, und zum Theil hier ihre Hauptverbreitung haben. Als solche sind zu nennen: Spirifer speciosus, Sp. elegans, Sp. cultrijugalus Athyris concentrica, Rhynchonella parallclepipeda, Strophomena rhom- boidalis, Str. interstrialis, Nucleospira lens (= marginata MAUR.), Retzia ferita, kayseria lepida, Orthis subcordiformis u.a. Ich gebe diese Namen nach dem Verzeichniss von MAURER bezw. FOLLMANN, und bemerke, dass mir die genannten Arten nur zum Theil aus dem Unterdevon bekannt sind. Die Fauna des Coblenzquarzites enthält demnach, abgesehen von den Zweischalern, nur eine eigenthümliche Art (Homalonotus crassicauda), und von älteren Arten erlischt eine (Spirifer du- wensis Kays.). Dagegen treten viele neue auf, diein den höheren Schichten ihr Hauptlager haben. 1) Die mit * bezeichneten Formen kommen wahrscheinlich schon in tieferen Schichten vor. 2) Die devonischen Aviculiden Deutschlands. S. 166. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 105 Die Fauna des Coblenzquarzites kann daher keinen Anspruch auf Selbständigkeit machen, schliesst sich vielmehr der der oberen Coblenzschichten aufs engste an. Der Coblenzquarzit ist daher keine selbständige Stufe, sondern muss mit der Stufe der oberen Coblenzschichten vereinigt werden, wie von Frech und Kayser auch geschehen ist. Die oberen Coblenz-Schichten. C. Koch hatte über seinen unteren Coblenzschichten zwei Stufen unterschieden, die Chondritenschichten, und die oberen Coblenzschichten, MAURER, und nach ihm Leprsıvs, haben über dem Quarzit drei selbständige Stufen, die Chondriten-Schichten, die Hohenrheiner- und die Cultrijugatus-Schichten. FoLLMmann fasst die beiden letzteren als obere Cobienzschichten zusammen, erkennt aber die erstere als Unterstufe des oberen Spiriferen- Sandsteins an. Kayser hat die sämmtlichen über den unteren Coblenzschichten folgenden Ablagerungen als obere Coblenz- schichten vereinigt, und betrachtet auch den Quarzit nur als ein unteres Glied derselben. Die in der Gegend von Coblenz vorhandenen Eigenthümlichkeiten sind nach ihm nur von örtlicher Bedeutung. Frech schliesst sich im Allgemeinen an Kayser an, theilt aber die oberste Stufe des Unterdevon in drei Abschnitte, von denen der obere den unglücklich gewählten Namen oberste Coblenzschichten erhalten hat. v. SANDBERGER, der die reiche Fauna eingehend bespricht, findet wohl einen Unterschied zwischen den höheren und tieferen Bänken, hält denselben aber offenbar nicht ausreichend für eine Trennung. Als Chondritenschichten bezeichnete C. Koch algenreiche Schiefer, welche mit Plattensandsteinen wechseln, und rechnet zu denselben in erster Linie die Plattensandsteine von Ka- pellen ). Diese liegen hier indessen, wie die Aufnahmen E. Kayser’s 1) MAURER wendet sich in seiner letzten Arbeit mit Heftigkeit gegen eine Notiz Kayser’s: „dass die Algenschiefer und Sandsteine von Kapellen für KocH zur Begründung seiner Chondriten-Schiefer maassgebend“ gewesen seien, und bezeichnet diese „Annahme“ als „auf sehr schwachen Füssen stehend“. Dass er selbst aber der gleichen Ansicht war, wie KAYsER, geht aus seiner ersten Arbeit über die Gegend von Coblenz hervor. (MAURER nennt dieselbe 106 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. ergeben haben, unter dem Quarzit, scheiden somit hier aus der Erörterung aus. Im Uebrigen bleibt die Beobachtung Koc#’s zu Recht bestehen, dass über dem Quarzit Sandsteine mit algenreichen Schiefern wechselnd gefunden werden. Unter den Sandsteinen sind einige braungefärbte quarzitische Lagen mit zahlreichen Homalonotus giges bemerkenswerth, und Koch be- zeichnet dieselben als ausgezeichnete Leitschicht. Sie sind dies aber nur für die Umgebung von Coblenz, da sie im Hangenden der südlicher liegenden Quarzite ebenso fehlen, wie ihre Fauna. Statt derselben finden sich bei Braubach und Boppard dunkle rostfleckig verwitternde, rauhe Schiefer mit Kieselgallen, ohne Sandsteine, und ohne eigentliche Grauwacken, wenn auch die Schiefer selbst, besonders nördlich von Braubach, gelegentlich rauher werden. Erst bei Müllers-Bruch stellen sich Grauwacken ein, die beim Vorschreiten nach Norden bis an den Lahnsteiner Quarzit reichen. Zwischen den beiden, unzweifelhaft sattelförmig gelagerten Quarziten liegt eine Mulde, auf deren Südflügel die Schichten entschieden mehr schiefrig ausgebildet sind, als auf dem Nordflügel. Zwischen den Quarzit- zügen von Ems und Dausenau sind die obern Coblenzschichten noch mehr schiefrig, und im Zollgrund bei Becheln liegen in ihnen ehemals abgebaute Dachschieferlager. Dumont hielt seiner Zeit diese Schiefer bei Boppard sogar für Hunsrückschiefer. Jedenfalls ist es hier in den südlicheren Obercoblenz-Mulden nicht möglich, irgend welche Unterabtheilungen zu erkennen, zumal auch die ziemlich gleichmässig in den Schiefern ver- theilten Versteinerungen überall die gleichen sind, wie dies bei Beschreibung des Rheinprofiles bereits angegeben wurde. Die Fauna der Chondritenschichten ist aus den Verzeich- nissen bei MAURER und ForLımann zu ersehen. Nach FoLLMann’s nicht ganz zutreffend „über die Gliederung der rheinischen Unterdevon- Schichten“.) Er schreibt hier nämlich: ‚Auf der dritten Stufe soll (nach Koch) ein blaugrauer oder blauer Schiefer liegen, welcher durch Plattensand- steine vertreten sein kann, und zwischen Kapellen und dem Laubach mächtig entwickelt ist, mit spärlicher Fauna. Diese vierte Stufe bezeichnet Koch als Chondriten-Schichten“. Das heisst doch mit anderen Worten dasselbe sagen, was MAURER jetzt bei KAYSER so energisch bekämpft, dass KocH die Platten- sandsteine von Kapellen als Typus seiner Chondriten-Schichten betrachtet habe. a Das Rheinthal von I!oppard bis Oberlahnstein. 107 Uebersicht ist keine einzige Art den Chondritenschichten eigen, während Maurer elf Zweischaler anführt, die in keinen anderen Schichten vorkommen sollen. Einige derselben, wie Cyrtodonta hayseri, Gosseletia securiformis, führt FoLLmann aus anderen Schichten an, drei andere sind noch unbeschriebene Arten. Jedenfalls aber kennt auch Maurer keine Brachiopoden- und keine Homalonotus-Art, die ausschliesslich seinen Chondriten- schichten angehört, und trotzdem soll die Stufe „im paläonto- logischen Sinne volle Berechtigung“ haben. Ob nun durch die Gründung von Stufen auf örtlich eigenartig entwickelte Schichten, die schon in einer Entfernung von 5 Kilometer nicht wieder zu erkennen sind, und die paläontologisch so wenig charakterisirt sind, „eine klare Ueber- sicht über die Gliederung des Unterdevon gefördert wird“, ist lebhaft zu bezweifeln. Ganz ähnlich verhält es sich mit den höheren Stufen MAuRrERr’s. In den südlichen Mulden bei Braubach und Boppard sind sie nicht zu erkennen, doch liesse sich dagegen einwenden, dass sie hier fehlen. Aber auch ihre Faunen haben keinen Anspruch auf irgend welche Selbständigkeit. Nach Maurer sind der Hohen- rheiner Stufe zwölf Zweischaler, darunter acht noch nicht be- schriebene, und eine Schnecke eigenthümlich. Die Bestimmung der letzteren beruht aber offenbar auf einem Irrthum, da SANDBERGER die Holopella piligera aus dem oberen Stringocephalen- kalk beschrieben hat; ebenso stammt Aoicula fenestratu GOLDF. aus dem oberen Mitteldevon. Auch hier ist wieder kein Trilobit und kein Brachiopod der Stufe Maurer’s eigen. Dass die Zahl der auf die Cultrijugatusschichten beschränkten Formen nach MAURER’S Aufstellung so gross ist, hat seine Ursache darin, dass sie eben die Hauptmasse der oberen Coblenzstufe ausmachen, und dass MaAuRER die ins Mitteldevon hinaufgehenden Arten, wie Rhyncho- nella Orbignyana, Rh. parallepipeda, Bifida lepida, Retzia ferita u.s. w. nicht ausscheidet, sondern als auf seine Cultrijugatus- schichten beschränkt aufführt. Die oberen Schichten enthalten mehr Formen, die ins Mitteldevon hinaufreichen, aber das scheint für eine Abtrennung einer Stufe doch nicht ausreichend, und MAuRER selbst bezeichnete Anfangs seine Hohenrheiner Stufe 108 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. ausdrücklich nur als Unterabtheilung der Cultrijugatusstufe'). Wenn man in der Gegend von Coblenz Bank für Bank durch- sucht, so wird man noch beliebig viele solcher Stufen aufstellen können. Zudem steht die Frage nach einer weiteren Gliederung der höchsten Schichten der Ober-Coblenzstufe im engsten Zu- sammenhang mit der Frage nach der oberen Grenze des Unter- devon. Diese ist eine recht unklare, wenigstens soweit es sich um die Grenze gegen das Mitteldevon in der Brachiopodenfaecis handelt. Sie ist eigentlich im rheinischen Gebirge noch nie genauer erforscht worden, was indessen sehr wünschenswerth sein würde. Ich glaube, dass auf den Flügeln der Sötenicher Kalkmulde in dieser Hinsicht wichtige Aufschlüsse zu er- halten sind. Die von F. Freca’?) als Unterabtheilung ausgesonderten obersten Coblenzschichten sollen jünger sein, als irgend welche in der Gegend von Coblenz auftretenden Schichten, und eine Mischfauna mittel- und unterdevonischer Arten enthalten. Dem gegenüber betont MAurEr mit Recht?), dass weitaus die meisten der für diese Schichten als charakteristisch angesehenen Arten sich in der Gegend von Coblenz in vermeintlich älteren Schichten wiederfinden. Namentlich die Schichten an der Laubach gleichen, worauf mich Herr FoLLmann aufmerksam machte, petrographisch und paläontologisch auf das vollkom- menste den Schichten an der Papiermühle von Haiger. Ich stimme daher mit MAURER darin überein, dass ich in diesen jüngere Schichten, als sie bei Coblenz vorkommen, nicht er- kennen kann, da auch hier in den höheren Schichten bereits zahlreiche Formen auftreten, die ins Mitteldevon hinaufreichen, und zum Theil hier sogar ihr Hauptlager haben, wie dies aus OÖ. Forımann’s Nebeneinanderstellung klar hervorgeht. Diese Schichten sind aber gerade diejenigen, welche bei Frech die eigentliche Obercoblenzstufe bilden. Die Unterabtheilung der obersten Coblenzschichten hat demnach keine Berechtigung. Aus diesen Erörterungen folgt, dass die bisherigen Versuche I) Neues Jahrbuch für Mineralogie 1882, S. 11. I) DO A 3) Neues Jahrbuch für Mineralogie 1890 II, S. 230. Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 109 einer weiteren Gliederung der oberen Coblenzschichten als missglückt zu betrachten sind. Die Stufe besteht aus einem bunten Wechsel von Schiefern und Grauwacken -Sandsteinen, die vielfach örtliche Eigenthümlichkeiten zeigen, besonders in der Coblenzer Gegend, und die je höher um so mehr mittel- devonische Formen enthalten. In der Gegend von Coblenz liegen an der Basis regelmässig Quarzite, die Coblenzquarzite, welche aber an anderen Orten fehlen, deren Fauna keine selbständige ist, und die demnach nicht als besondere Stufe des Unterdevon betrachtet werden können. Als solehe sind anzusehen 1. Die Stufe von Gedinne mit /omalonotus Roemeri DE Kon. und Spirifer Mercurü, zu der die bunten Taunus- phyllite, die unter dem Taunusquarzit liegen, gehören; 2. die Siegener Stufe mit Rensselaeria crassicosta und Spirifer primaerus; 3. die Stufe der unteren Coblenzschichten mit Stropho- mena lalicosta und Spirifer dunensis; 4. die Stufe der oberen Coblenzschichten mit Spirifer paradozus und Sp. auriculatus. Ueber die Gruppirung der Unterdevonstufen gehen die Ansichten der Forscher einigermaassen auseinander. Einige derselben, vornehmlich MAURER und v. SANDBERGER, stellen ihre Stufen gleichwerthig nebeneinander. ©. Koch machte drei Haupt- abtheilungen. Zum unteren Unterdevon wird nur der Taunus- quarzit gerechnet, Hunsrückschiefer und Untercoblenz machen das mittlere, und Chondritenschichten, Obercoblenz und Ortho- cerasschiefer das obere Unterdevon aus. E. Kayser macht den Haupttrennungsstrich über den Hunsrückschiefern, beziehungs- weise der Siegener Grauwacke. F. FrecH') hat neuerdings drei Hauptabtheilungen angenommen, welche mit E. Kayszr’s Haupt- abschnitten übereinstimmen, und sich äusserlich dadurch unter- !) CREDNER, Elemente der Geologie S. 441. 110 Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. scheiden, dass er als unteres Unterdevon das Gedinnien aufführt, welches Kayser nicht mit berücksichtigt hatte. Ganz abweichend von diesen Schematen ist die Gliederung des Unterdevons bei J. GoSSELET. | Derselbe giebt das nachstehende. Schema). Etages Assises 'f Poudingue de Fepin. Arcose de Haybes. Gedinnien | Schistes de Mondrepuits. Schistes bigarres d’Oignies. Schistes de St. Hubert. [ Gres d’Anor. Grauwacke de Montigny. een Gres noir de Vireux. Poudingue de Burnot. BR 40. | % Spirifer arduennensis. | Grauwacke de Hierges | a Spirifer enkteinee Eifelien Schistes de Couvin. Da wir die Calceolaschichten schon zum Mitteldevon rechnen, so würde das Unterdevon aus zwei Stufen bestehen und das Coblenzien auch die Siegener Schichten mit umfassen. Die Schichten des Gedinnien sind im Gebiet des Rheines durchgehends fossilfrei, und auch, im Ardennengebiet sind Versteinerungen selten. Die Fauna zeigt aber eine grosse Selbständigkeit, und die weitaus meisten Arten sind den Schichten eigenthümlich. Ob aber die Trennung eine so voll- ständige ist, dass man dem Gedinnien als unterer Abtheilung das gesammte übrige Unterdevon als obere gegenüberstellen kann, ist doch unsicher. Es könnte dies erst dann zu- gegeben werden, wenn aus diesen tiefsten Devon - Schichten die Fauna vollständiger bekannt wäre. Vorläufig glaube ich, dass die Siegener Schichten die gleiche Selbständigkeit haben wie die von Gedinne, wenn auch manche Arten auf- treten, welche weiter hinaufgehen. Immerhin aber bleiben !) L’Ardenne, S. 153. | f | | Das Rheinthal von Boppard bis Oberlahnstein. 111 noch eine genügende Anzahl von Formen übrig, welche den Siegener Schichten eigenthümlich sind. Indessen ist auch die Fauna dieser noch viel zu wenig bekannt, um einen Vergleich mit den höheren Coblenzschichten mit genügender Sicherheit zu gestatten. | Aus diesem Grunde lässt sich auch das Verhältniss der unteren Coblenzschichten zu ihrer Unterlage noch nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit festlegen. Soviel steht aber fest, dass eine Reihe von Formen beiden Schichtenfolgen ge- meinsam sind. Auch von den bezeichnenden Formen der Siegener Schichten gehen einzelne bis in die unteren, aber zur Zeit nicht abtrennbaren Lagen der unteren Coblenzschichten hinauf, wie Kochia capuliformis, Spirifer primaerus u. a. In der nächsten Umgebung der Lahnmündung, wo offenbar nur die oberen Parthien hervorkommen, fehlen diese Formen, treten aber, wie FRECH gezeigt hat!), bei Vallendar auf. — Auch mit den oberen Coblenzschichten haben die unteren mehrere Arten gemeinsam, namentlich Spirifer carinatus, Sp. urduennensis, Rynchonelia dalei- densis, Meganteris Archiaci u. s. w. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die unteren Coblenzschichten mit den hangenden und liegenden Schichten nahezu in demselben Grade Verwandt- schaft zeigen. Doch ist hervorzuheben, dass mehrere der wichtigsten Formen derselben bereits in den tieferen Siegener Schichten vorkommen, Formen, die gerade als Leitformen der unteren Coblenzschichten betrachtet werden. Hierher gehört vor allem Renssclue’ia strigiceps und Strophomena laitcosta. Es erscheint mir daher vor der Hand zweckmässig, die unteren Coblenzschichten mit den Siegener Schichten zusammen als mittleres Unterdevon zu bezeichnen. Es würde sich demnach für das rheinische Gebirge im Allgemeinen folgendes Schema ergeben: Unteres | Stufe von ans Unter- mit Spirif. Mercuri * Bunte Taunusphyllite z. Th. Devon. DE Kon. !) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1889, S. 191. 112 Das Rheinthal von Bopparı bis Oberlahnstein. Stufe von Siegen mit Da: : = : Siegener Spirifer primaevus Hunsrückschiefer | - ® £ Grau- und Rensselaeria- | Taunus-Quarzit | k ; wacke. Mittleres CFASSTCOSTA . Unter- ‘ Stufe der unteren Devon. Salz auehen. | Grauwacken, Schiefer und Quarzite, mit eingelagerten mit Spiröfer dunen- sis und Sie. Porphyroiden. | mena laticosta Stufe der oberen Oberes Coblenz-Schichten Unter- mit Spirifer para- Devon. dowus und Spirifer auriculatus. J ı Grauwacken und Schiefer, an | der Basis vielfach Quarzite. Dieses Schema ist vollständig das von E. Kayser aufge- stellte, und für die geologischen Kartenaufnahmen benutzte. Eine kleine und nur äusserliche Abweichung liegt in der etwas verschiedenen Gruppirung und Benennung der Stufen. Dieses Schema ist das einzige, welches bisher allen Anforde- rungen, insbesondere bei den Kartenaufnahmen, entsprochen hat. Tertiär und Diluvium im Rheinthal und dessen Umgebung. Beim Eintritt in das in den vorstehenden Blättern be- schriebene Querthal verlässt der Rhein das weite Mainzer Tertiärbecken, dessen Schichten sich im Rheingau bis an den Fuss der Taunuskette ausdehnen, und zum Theil an dieser bis zu erheblichen Höhen hinaufsteigen. Vor allem sind es die Meeressande, und die zu diesen gehörigen Quarzgerölle, welche sich im westlichen Theile des Rheingaues, zum Theil hoch über der Thalsohle liegend finden. Am Birkenkopf, nördlich von Rauenthal, liegen sie 700 Fuss über dem Rhein, noch um 100 Fuss höher liegen sie am Mühlpfad bei Stephans- hausen, nördlich von Johannisberg. Von hier ziehen sie sich, meist durch diluviale Schottermassen verdeckt, am Gehänge des Quarzitkammes entlang bis in die Nähe des Rheinthales, am | | en u nannten EEE Tertiär und Diluvium im Rheinthal und dessen Umgebung. 113 Hörkopf und DBacharacherkopf manganhaltige Braueisen- steine führend, welche zum Theil noch abgebaut werden. Auf dem Niederwald liegen die Tertiärgerölle in der gleichen Höhe wie am PBacharacherkopf. Die Vorkommen auf der linken Rheinseite, nördlich der Nahe, hat GrEBE beschrieben). Derselbe Forscher giebt auf einer Karte die Verbreitung der tertiären Kiese zu beiden Seiten des Rheins an. Wenn nun auch nicht die sämmtlichen so bezeichneten Ablagerungen tertiären Alters sind, einzelne, wie die am Sauerberger Hof bei Caub, überhaupt keine Geröllablagerungen, sondern An- häufungen von Quarzschotter, der Gängen im unmittelbaren Untergrund entstammt, so finden sich doch zahlreiche ver- einzelt liegende Lappen echter Tertiärkiese zu beiden Seiten des Rheines. Von hier aus dehnen sich dieselben nach Osten und Westen aus. GREBE hat ein ausgedehntes Vorkommen bei Oppenhausen auf dem Plateau des Hunsrück beschrieben, und östlich vom Rheinthal sind hierher gehörige Schichten auf den kürzlich erschienenen Blättern Dachsenhausen, Rettert und Schaumburg in ansehnlicher Verbreitung vorhanden. Es sind sanz vorwiegend Kiese aus Quarzgeröllen, mitunter zu Conglo- meraten verkittet, und untergeordnet Thone und Sande. Bei Betrachtung der eben genannten Kartenblätter muss man die Ueberzeugung gewinnen, dass ehemals ein Zusammenhang dieser Geröllablagerungen vorhanden war. Dieselben bildeten eine zusammenhängende Decke über der Hochfläche nördlich von der Taunuskette. In die Thäler steigen sie nicht hinunter, ein Beweis, dass diese später gebildet wurden. Eine Aus- nahme machen hiervon das Rheinthal im Mainzer Becken, in welchem die marinen Sande die Basis des Tertiärs bilden, das Lahnthal im Limburger Becken und das Mühl- bachthal im Marienfelser Becken. Dieses letztere ist bislang noch nicht unterschieden worden. Es ist ein weites, kessel- förmiges Thal, dessen tiefster Punkt zwischen Marienfels und Geisig, südlich von Nassau, liegt. Es wird durch den Mühlbach nach der Lahn zu entwässert, und in seinen tiefsten Theilen !) Jahrbuch der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt 1889 S. 100. Neue Folge. Heft 15. 8 114 Tertiär und Diluvium im Rheinthal und dessen Umgebung. liegen die tertiären Kiese und Sande, vielfach von Lehm bedeckt.') Vom Limburger Becken ist es durch eine breite Hochfläche mit aufgesetzten Quarzitrücken getrennt. Dass eine Verbindung vom Mainzer nach dem Limburger Becken bestand, hat Koch nachgewiesen. Es geht dies unzweideutig aus seinen Karten- aufnahmen hervor. Auch vom Marienfelser nach dem Limburger Becken bestand eine Verbindung, wie die auf Blatt Dachsen- hausen, Rettert und Schaumburg verbreiteten Tertiärkiese be- weisen. Nordöstlich vom Limburger Becken treten die gleichen Schichten in der Gegend von Wetzlar und Weilburg vielfach auf, und vermitteln den Zusammmenhang mit dem Westerwald. Aus dieser Verbreitung geht hervor, dass zur mittel- oligocänen Zeit eine grosse Transgression des tertiären Meeres eintrat, durch welche ein erheblicher Theil des Schiefergebirges mit den bezeichnenden Kiesmassen bedeckt wurde. Die Thäler waren noch nicht vorhanden, wohl aber die Einsenkungen des Mainzer, Limburger und Marienfelser Beckens. Nach Ablagerungen der Kiese zog sich das Meer zurück, und sammelte sich zunächst in diesen .Becken, die Höhen frei lassend. Die kleineren und höher gelegenen Becken von Lim- burg und Marienfels entleerten sich bald, nach dem Mainzer beziehungsweise dem Westerwälder Becken hin, so dass in ihnen jüngere Schichten, als mitteloligocäne Kiese und Sande nicht zur Ablagerung gelangten, während in dem grossen und tiefer liegenden Mainzer Becken das ganze jüngere Tertiär abgesetzt wurde. — . Das Diluvium auf den Seiten des Rheinthales besteht aus Kiesen, Lehm und Löss. Die Verhältnisse zur Diluvialzeit oberhalb der Nahemündung sind zuletzt von GREBE?) eingehend erörtert worden, der den Nachweis versucht, dass damals ein Hauptarm des Rheins durch das untere Nahethal floss. GREBE giebt auch ein anschauliches Bild von den Diluvialterrassen, die sich zwischen Bingen und Lahnstein zu beiden Seiten des Rheins aus- dehnen. Auf denselben finden sich vielfach mächtige Flussgeröll- Ablagerungen, besonders in der Umgebung von St. Goar auf !) Vergl. Erläuterungen zu Blatt Dachsenhausen. ?) Jahrbuch der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1889. S. 99. | Tertiär und Diluvium im Rheinthal und dessen Umgebung. 115 beiden Ufern. Dieselben werden bedeckt von Löss in charak- teristischer Beschaffenheit. Es ist werth hervorgehoben zu werden, dass bei Urbar, südlich von St. Goar, über dem Kammereck in dem hier recht mächtigen Löss die Kalkausschei- dungen (Lösskindel) ungewöhnlich stark entwickelt sind. Die- selben schliessen an einer Stelle zu einer über !/, Meter mächtigen Bank zusammen, welche noch vor nicht langer Zeit sewonnen, und in St. Goar zu Mörtel gebrannt wurde. Entfernt man sich weiter vom Rheinthal, so hört der Löss auf. Im Marienfelser Becken z. B. fehlt derselbe, statt dessen tritt gewöhnlicher Lehm auf, der freilich mitunter auch kalkig ist, und z.B. bei Nahstätten einzelne Kalkkonkretionen einschliesst. In den höher gelegenen Gebieten enthält der Lehm oft Einschlüsse von Schottermaterial, welches der unmittelbaren Umgebung entstammt, gelegentlich ist er mit solchem voll- gepackt, namentlich im Taunusgebiet. Koch nannte diese Form des Lehmes Geschiebelehm, ein Name der unzulässig ist, und besser durch Schotterlehm ersetzt wird. Der Löss ist somit auf die dem Rheinthal zunächst gelegenen Terrassen beschränkt, welche, wie GREBE nachgewiesen, das breite Rheinbett in alt- diluvialer Zeit bildeten. Aus dieser Verbreitung des Lösses geht hervor, dass derselbe in dem hier besprochenen Gebiet keine äolische Ablagerung bilden kann, sondern ein Absatz von Flusstrübe ist. Im heutigen Rheinthal fehlt der eigentliche Löss, wenn auch petrographisch gleiche oder sehr ähnliche Ablagerungen mehrfach vorkommen. Besonders in der Gegend von Caub, Lorch und Camp bedecken solche in ansehnlicher Mächtigkeit die tieferen Theile der Thal- hänge. Sie sind hier stets deutlich und horizontal geschichtet, und wechseln ab mit Zwischenlagen von Schiefergrus und von Flussgeröllen. In den Ziegelgruben dicht oberhalb Lorch ist dies schön zu sehen. Hier finden sich auch die Lössschnecken, Pupa muscorum, Succinea oblonga und Helix hispida in reichlicher Menge, aber neben einigen anderen Arten, wie Helix pomalia, H. arbustorum u. a. Die Mächtigkeit dieser Ablagerungen ist eine beträchtliche; mit dem Luftschacht der Altenkirch- schen Kellerei wurden über 30 Meter durchsunken, ohne dass 8* 116 Die Entstehung des Rheinthales. der Hunsrückschiefer erreicht worden wäre. Das Alter dieses Thallösses ist ein erheblich jüngeres, als das des Höhenlösses; wie dieser stellt er Absätze des Flusses dar, zu einer Zeit, als das Rheinbett bereits nahezu bis auf seine heutige Tiefe eingeschnitten war. Die Entstehung des Rheinthales. In einigen Theilen des Rheinthales zwischen Bingen und Lahnstein haben sich deutliche Beweise gefunden, dass es ein Spaltenthal ist, in anderen haben sich dagegen keine Belege für eine solche Entstehung beibringen lassen, und wieder an anderen Punkten stellt sich wenigstens das heutige Thal als ausgesprochenes Erosionsthal dar. Ueber die Entstehung in dem südlichsten Theile, wo die Taunusquarzite vorwalten, haben sich Lossen') und RoTHPLETZ?) geäussert. Später hat GREBE?) einige Male über die Bildung des Rheinthales geschrieben, ist indessen der Frage nicht näher getreten, ob ein Erosions- oder Spaltenthal vorliegt, hat sich viel- mehr auf die Ermittelung der alten Läufe des Flusses beschränkt. Lossen und RorHpLErz vertreten die Ansicht, dass das Rheinthal abwärts von Bingen ein Spaltenthal sei. Sie fassen den Begriff des Spaltenthales aber in sehr verschiedener Weise auf. Während Rot#PLeTZ in dem Vorhandensein weithin verfolgbarer Verwer- fungsspalten die Ursache der Thalbildung erblickt, sagt Lossen: „die an der Oberfläche aufgerissenen, im geschlossenen Gestein potentiel vorhandenen Haarspalten können mir allein die Erschei- nung jener Querthäler erklären, und in diesem Sinne spreche ich von Spaltenthälern. An ihnen findet die Verwitterung ihren Angriffspunkt, welche jene ungeheuren Steinrosseln und Felsenmeere der Taunusberge angehäuft, in ihnen hat sicherlich auch die erste thalbildende Ursache ihren Angriff gefunden“. RorurLerz fand bei seinen Begehungen zwei Systeme von Spalten. Eine streichende Verwerfung begrenzt den Stromberger Ye 5 Öl ?), Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 36. S. 694. 3, Jahrbuch der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt 1885. 8.633 u. 1889 8. 99. Die Entstehung des Rheinthales, 117 Kalk im Süden, streicht bei Bingen im Rheinthal aus, und verläuft in diesem aufwärts. Es ist leicht möglich, dass eine solche Störungslinie vorhanden ist in dem an streichenden Verwerfungen so reichen Gebiet, doch ist ihr Vorhandensein bei Stromberg vorläufig nur angenommen, und erst durch ge- naue Aufnahmen nachzuweisen; dieser Nachweis ist aber nicht _ zu führen, bevor die südlich des Stromberger Kalkes auf- tretenden metamorphischen Schichten ihrem Alter nach genau bestimmt sind. Auf die Entstehung des Rheinthales als Querthal ist zudem diese Störungslinie von keinem Einfluss. Das zweite Spaltensystem, welches RotHpLerz fand, streicht senk- recht zu den Schichten, verwirft diese und die ebengenannte streichende Störung. Die eine der Verwerfungen dieses zweiten Systems verläuft auf dem linken Rheinufer, einige 100 Meter von demselben entfernt. Einen Beweis für ihr Vorhandensein sieht RoTHPLETZ darin, dass an der Clemens-Kapelle die Phyllite von Quarzit!) überlagert werden, auf der Höhe aber wieder anstehen, und zwar in grösserer Höhenlage, als die Quarzite im Rheinthal. Diese Erscheinung lässt sich allerdings gut und einfach durch eine Querverwerfung erklären. Die zweite von RorupLerz aufgeführte Querspalte soll am Abhang des Teufelskadrich entlang streichen, und hier eine Wiederholung derselben Schichtenfolgen erzeugen. Ich kann die Richtigkeit dieser Beobachtung nicht bestätigen. Vom Speisbachthal, der Grenze des Teufelskadrich an abwärts be- steht der Fuss dieses Berges nur auf 200 bis 250 Meter aus Quarzit, der grösste Theil besteht aus Phylliten. In „der nahen Seitenschlucht“ (Bodenthal?) sollen dann Phyllite und Quarzite in einer Querstörung aneinander stossen. Im Boden- thal besteht allerdings der nördliche Abhang aus Quarzit, der südliche aus Phyllit. Das Thal liegt aber im Streichen, und l) ROTHPLETZ setzt das Wort Quarzit jedesmal zwischen Anführungs- zeichen, und nennt das Gestein, wenn er diese weglässt, Grauwackensandstein. Er scheint demnach das Gestein nicht als Quarzit anzuerkennen. Unter der Bezeichnung Grauwackensandstein verstehen indessen die Geologen des rheini- schen Gebirges, des Harzes und anderer paläozoischer Gebiete etwas ganz anderes. Vergl. hierüber die ausführlichen Erörterungen LOssenx’s S. 616. 118 Die Entstehung des Rheinthales. darum ist dieses Aneinanderlagern durch eine in der Thal- richtung verlaufende Ueberschiebung bedingt, wie dies schon angegeben ist, und nicht durch einen Querverwurf. Solche streichenden Störungen sind indessen sicher ohne jeden Einfluss auf die Bildung des Thales gewesen, da sie senkrecht zu demselben verlaufen. Ausser der oben erwähnten Querstörung über dem Rheinstein sind keine Anzeichen für Verwerfungen dieser Art vorhanden, und überall, auch an der Clemens-Kapelle, setzen die Phyllitsättel geradlinig durch das Thal, ohne Verschiebung, und lassen sich auf beiden Ufern zum Theil landeinwärts ver- folgen. Nun ist der Rheinsteiner Sattel linksrheinisch nicht uner- heblich breiter wie auf der gegenüberliegenden Thalseite und zeigt mannigfache Specialfaltungen; dasselbe ist bei dem nördlichsten Sattel der Fall, welcher im Bodenthal schmaler erscheint, wie bei Trechtlingshausen. Ich glaube, dass man diese Erscheinung am besten durch ein Einschieben der Sattel- linien erklärt. Zudem ist bei der erheblichen Breite des Rheinthales die vorhandene Lücke so gross, dass Verschieden- heiten auf beiden Ufern leicht verständlich sind. Auf der rechten Rheinseite liegt die untere Grenze der Hunsrück- schiefer erheblich weiter südlich wie gegenüber. Doch hat dies seinen Grund. nicht in einer Querstörung, da auf der Höhe des Kammerforstes der Quarzit so weit nach N. reicht wie am Franzosenkopf, d. h. erheblich weiter, als in der Thal- sohle. Die Verhältnisse der Schiefer zum Quarzit sind bereits auf Seite 19 beschrieben worden, und es ist anzunehmen, dass die bei Sonneck zu sehende Ueberschiebung spiesseckig zu den Schichten das Rheinthal durchquert und die auffälligen Lagerungsverhältnisse oberhalb Lorch hervorruft. Eine weitere Beobachtung, welche auf den ersten Blick eine Querstörung anzudeuten scheint, ist die, dass gegenüber von Sonneck in der Thalsohle Quarzite anstehen, während schon am Eisenbahndamm Hunsrückschiefer liegen, und noch höher am Gehänge wieder Quarzit folgt. Indessen streichen die Schieferschichten hier nicht normal, sondern h. 6, und fallen flach gegen den Berg ein, so dass sie ganz regelmässig über Die Entstehung des Rheinthales. 119 dem Quarzit in der Thalsohle liegen, wie dies in dem Profil auf Seite 20 gezeichnet ist. Das abweichende Streichen O.-W. ist auf die vorhandene Sattelwendung zurückzuführen. Es sind demnach in dem beschriebenen Abschnitt des Thales bis jetzt kaum genügende Beweise vorhanden, dass das- selbe ein Spaltenthal in dem Sinne ist, wie RorupLetrz ein solches auffasst. Dagegen erscheint Lossen’s Ansicht wohl annehmbar, vornehmlich wenn man berücksichtigt, dass die Hauptsättel auf beiden Flussufern mehrfach verschiedene Ab- messungen zeigen, durch welche vielleicht angedeutet wird, dass in der Richtung des Thales die Sattellinien gebogen oder geknickt sind, wodurch die Schichten in einer senkrecht zu ihrem Streichen verlaufenden Richtung stärker zerbrochen wurden. Es ist indessen nicht ausgeschlossen, dass auch grössere Quer- verwürfe vorhanden sind, es ist dies nicht einmal unwahrschein- lich, da weiter flussabwärts derartige Störungen in grossem Maasstabe auftreten. Hier in dem südlichsten Abschnitt sind dieselben indessen erst noch nachzuweisen, denn die eine oberhalb Rheinstein beobachtete ist nur von geringer Be- deutung, und kaum von erheblichem Einfluss auf die Ent- stehung des Rheinthales gewesen, zumal sie nicht bis an den Südrand der Quarzitkette verfolgt werden kann. Für diesen Nachweis wird aber eine geologische Aufnahme des links- rheinischen Gebietes erforderlich sein, zu der bis jetzt die erforderliche topographische Grundlage fehlt. Die Aufnahmen C. Koc#’s im Rheingaugebirge haben das Vorhandensein solcher Querverwürfe nicht ergeben. Immerhin aber bleibt es eine höchst auffällige Erscheinung, dass der Rhein die Quarzitkette gerade an ihrer breitesten Stelle durchbrochen, und nicht etwa den Weg über Stephanshausen eingeschlagen hat. In dem Gebiete der Hunsrückschiefer, zwischen Lorch und Oberwesel, verläuft das Rheinthal, abgesehen von einer unbedeu- tenden Krümmung unterhalb Bacharach geradlinig. Trotzdem haben sich keinerlei Anzeichen dafür gefunden, dass es ein Spaltenthal ist. Vielleicht ist nur die grosse Einförmigkeit der Gesteine Schuld, dass Querverwürfe sich der Beobachtung entziehen. Der eine Umstand, der auf das Vorhandensein NO 1 120 Die Entstehung des Rheinthales. grösserer Querstörungen hindeuten könnte, dass nämlich ober- halb Lorch die Grenze der Hunsrückschiefer gegen den Taunus- quarzit in der Thalsohle weiter nach Süden liegt, als auf dem segenüberliegenden Ufer, ist bereits in den vorstehenden Zeilen besprochen worden. In dem folgenden Abschnitt des Thales zwischen Oberwesel und Boppard lassen schon die zahlreichen und scharfen Krüm- mungen, welche das Rheinthal macht, den Gedanken an ein Spaltenthal nicht aufkommen. Zudem ist nirgends eine Ver- schiebung der Schichten an den beiden Ufern zu beobachten. Die Quarzite der Lurley, das Porphyroid vom Ligrenkopf sowie mehrere Diabasgänge setzen geradlinig durch das Thal hindurch, und die meisten sich irgendwie auszeichnenden Gesteinsschichten lassen sich auf beiden Seiten landeinwärts verfolgen. Auf der nassauischen Seite reicht aber dies Aushalten der Schichten nur bis an eine über das Dorf Lierschied verlaufende Querlinie, an der ebenso die von Osten herankommenden Schichten ab- brechen. Diese Lierschieder Querlinie ist eine der wichtigsten Störungslinien des ganzen Gebietes!), die sich auch im Gelände durch eine auffallende Thalbildung auszeichnet. Sie streicht durch das Reitzenhainer Thal, durch den Ort Reichenberg, dann das Hasenbachthal entlang, weiter durch einen breiten und flachen Thaleinschnitt über Lierschied, und durch einen eben- solchen an Nochern vorbei, durchquert dann das Wellmicher Thal nördlich vom Trieschergewann, läuft nördlich von Prath und Lyckershausen vorbei am südlichen Gehänge des Dahlheimer Bachthales und weiter das Heiligenbachthal entlang. Sie ist demnach ausgezeichnet durch eine Menge von Querthälern, deren Entstehung sie veranlasst hat. Im Rheinthal macht sie sich dadurch bemerkbar, dass im Streichen der bei Filsen auftretenden unteren Coblenzschichten am linken Flussufer oberhalb Oberspay die Kieselgallenschiefer des Obercoblenz an- stehen. Ihr weiterer Verlauf nach N. in der Richtung auf Waldesch zu ist nicht bekannt, sie sollte sich aber hier an den Quarzitzügen auffinden lassen. Die von Osten kom- D) Vergl. oben S. 50. Die Entstehung des Rheinthales. 121 menden ansehnlichen Quarzitrücken endigen bei Lierschied an dieser Querlinie, und das Gelände fällt zu einer auffallend ebenen, von Löss bedeckten Terrasse steil ab, die bis 250 Meter über dem Rheinspiegel liegt, und von zahlreichen tief einge- rissenen und sehr steilrandigen Bachthälern in eine Anzahl Platten getheilt ist. Auf dem linken Rheinufer wiederholt sich diese Erscheinung. Hinter dem oberen Rand des Rhein- thales breitet sich die Fläche aus, auf der die Ortschaften Urbar, Biebernheim und Werlau liegen, und erst in einer Entfernung von etwa 2 Kilometer vom Rhein steigt das Ge- lände weiter an, und zeigt eigentliche Bergformen. Eine der Lierschieder Störung entsprechende Querlinie konnte indessen bisher nicht nachgewiesen werden. GREBE hat diese Gestaltung des Gebietes anschaulich ge- schildert), und aus der Verbreitung des diluvialen Rheinkieses, welcher namentlich in der Nachbarschaft der Lierschieder Ver- werfung vorkommt, mit Recht geschlossen, dass die zu beiden Seiten des Rheinthales sich ausbreitende Terrasse das alte Rheinbett darstellt. Dieses ist demnach, im 0. wenigstens, durch eine weit verfolgbare Querspalte begrenzt. Wenn also auch das heutige Rheinthal kein Spaltenthal ist, so ist das diluviale Rheinthal ein solches, und zwar von ansehnlicher Breite. Beim Vertiefen seines Bettes hat dann der Strom das jetzige Erosionsthal auf dem Grunde seines alten Bettes aus- gehöhlt. Bei Boppard weicht der Rhein von seiner alten Richtung ab, und biegt unter spitzem Winkel nach O. um. Oberhalb Braubach nimmt er seine alte Richtung wieder an. Von hier ab ist das Rheinthal ein ausgesprochenes Spaltenthal, und auf beiden Ufern sind Querstörungen von erheblicher Aus- dehnung nachzuweisen bezw. nachgewiesen. E. Kayser?) hat schon früher auf eine bedeutende Verwerfung aufmerksam gemacht, welche am linksseitigen Gehänge entlang läuft, und die mächtigen Quarzite des Kühkopfes gegen die !) Jahrbuch der König]. Preuss. geolog. Landesanstalt 1889, S. 103. ?) Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt 1885, S. LX. EEE TE 122 Die Entstehung des Rheinthales. in der Thalsohle anstehenden unteren Coblenzschichten ab- schneidet. Auf Blatt Coblenz der 25000 theiligen Karte ist diese Verwerfung eingezeichnet. Ihre Verlängerung nach 8.0. hin läuft auf das Oberdinkholder Thal zu, welches, wie die Verschiebungen der Quarzite zeigen, einer Störung entspricht. Dieselbe kommt dabei der Lierschieder Störung nahe, welche das Heiligenbachthal entlang streicht. Auf der rechten Rheinseite sind die Verhältnisse womöglich noch deutlicher. Der Ober-Lahnsteiner Quarzit ist, wie in dem nördlichsten Steinbruch gut zu sehen ist, von zahlreichen Quer- klüften durchsetzt, welche vielfach mit Barytkrystallen ausge- kleidet sind, und gelegentlich Kupfer und Bleierze enthalten. Im Streichen des Quarzites nach S.W. hin ist im Jahre 1891 ein Bohrloch dicht neben dem Vietoria-Mineralbrunnen ge- stossen worden. Leider ist ein genaues Bohrregister nicht geführt. Nach Angabe der Bohrleitung wurden durchsunken: Kiesian ae a en ee DIS 92 HM ETET Zersetzter weicher Schiefer 005 Fester Schiefer el, Quarzit mit Schieferzwischenlagen ,„ 207 Der Quarzit ist hier demnach von etwa 100 Meter Ober- Coblenzschichten bedeckt, so dass seine obere Grenze über 300 Meter tiefer liegt, als südlich von Lahneck. Hätte das Bohrloch nicht den Scheitel des Sattels getroffen, sondern den Süd- oder Nordflügel in der Tiefe erreicht, so wäre eine nicht unerhebliche Verschiebung des Sattels vorhanden. Auf jeden Fall folgt aus dieser Bohrung, dass zwischen ihr und dem Thalgehänge eine beträchtliche Verwerfung vor- handen ist. Dieselbe lässt sich weit nach S.O. hin verfolgen. Am Koppenstein ragt genau im Streichen derselben ein mächtiger Quarzgang mauerartig aus dem Abhang hervor. An der Verlängerung dieser Linie schneidet auf der Höhe nördlich von Braubach der Emser Quarzitsattel ab, um am Bopparder Ham wieder aufzutreten. Die weitere Fortsetzung verläuft das Thal des Grossen Baches entlang, wo die Quarzitzüge zerrissen und verschoben sind. Wie die Aufnahmen auf Blatt we = Boch Ze DE u Sy ee ee EEE U 2 FERLERETER 2 rn ze zug A U E a ne re re EL 2% ECT PR het een u Se Die Entstehung des Rheinthales. 123 Dachsenhausen zeigen, lässt sich diese dem KRheinthal pa- rallel verlaufende Störung bis nach Gemmerich hin verfolgen. An vielen Stellen, wo diese Störungen die Thalsohlen schneiden, entspringen kohlensäurehaltige Mineralquellen. Schon das Auftreten reichlicher Mengen von Kohlendioxyd zeigt an, dass an der betreffenden Stelle Spalten in erhebliche Tiefe heruntersetzen. Auf der nach W. einfallenden Oberlahnsteiner Spalte ent- springt der Vietoria-Mineralbrunnen und der Minervabrunnen, und das erwähnte Bohrloch liefert einen mächtigen kohlen- säurereichen Sprudel, der seine Wasser — 4 bis 5 Cubikmeter in der Minute — 3 bis 4 Meter hoch wirft, allein durch den Auftrieb der Gase, da bei den örtlichen Verhältnissen an hydrostatischen Druck, durch den die Wasser gehoben werden, nicht gedacht werden kann. Aus derselben Störung entspringt in Braubach der Eckertsbrunnen, ein kochsalzhaltiger Säuerling, und im Thale des Grossen Baches der Salzborn. Ausser dem Quarz- gang am Koppenstein stehen auch die Braubacher Erzgänge in Beziehung zu dieser grossen Rheinspalte. Aus der linksrheinischen Verwerfung entspringt der Rhenser Mineralbrunnen, sowie der Oberdinkholder Brunnen. Unterhaln Braubach liegt demnach das Rheinthal in einem System von Querverwerfungen, die weithin verfolgbar sind. Die westliche derselben verliert sich in der Gegend von St. Goarshausen, nachdem ihre Erstreckung bis hierher deutlich an den Verschiebungen der Quarzite bemerkbar war. Sie nähert sich dabei der Lierschieder Störung mehr und mehr. Möglicherweise vereinigt sie sich mit derselben. Die Lahnsteiner Störung verläuft an dem Südwestrande des Marienfelser Beckens, und steht vielleicht mit dessen Bildung im ursächlichen Zu- sammenhang. Weit im S., in der Gegend von Pressberg und Stephans- hausen springt die Grenze des Taunusquarzites gegen die Huns- rückschiefer einige Male staffelförmig zurück, und zwar findet das bedeutenste Zurückspringen an einer Querlinie statt, die ziemlich genau die Fortsetzung der Lierschieder Störung, beziehungsweise. der Rhenser Rheinspalte ist. Vielleicht darf Dane een u aeg > 124 Die Entstehung des Rheinthales. man aus den Lagerungsverhältnissen bei Stephanshausen den Schluss ziehen, dass die grossen Querstörungen bis an den Südrand des Gebirges hindurchsetzen, sich aber im Gebiete der Hunsrückschiefer wegen der gleichmässigen Ausbildung des Gesteines der Beobachtung entziehen, und auch im Gebiete des Taunusquarzites wegen der dort aufgehäuften bedeutenden Schottermassen nicht direkt wahrnehmbar sind. Das Auftreten der auf der gleichen Querlinie gruppirten Basalte in der Umgebung von Pressberg würde dann auch mit der grossen Querstörung in Zusammenhang gebracht werden dürfen. soypun ah Br sarpanpg Ran "obzopr 7772720) A ANLESLLR PUunssomapg nzmm Be, RREMPS 2112790) 9.2290 ERPRPE “2U2790) Mau] Azamf Rum] BT Sun Jung !y'g pun yooy° [8 ‚uye’] Jap pun 3uEN Jap uaussıMZz sajeujulayy} sop MENSJUNTSAAAaN) ay9ST30J099 ) uoA UoLIey uop UDeN =) ee vorne pe EN AN; vr K \ 2 Y " | N NT A 2 j 4 “ \ Ken D f N ’ 7 Ir = . \ ER \ R EN Ag R ) m 3 j x j . > hi | IE, ; 1 \ ) ! s . I < e D . { A | l j | | | ! | l 1 l | UISMIJPLOT [ N | VROQUNEGEPEN 5 1 n i ! 1 i ‘ 4 I) } 4 ORquasıapy a en Ben ee ee .—. Ex RREBRERENN) % ‚ Bu act , B ? ı H 1 n i F } 1 t ! 1 4 ı 4 i a, 4 £ » 5 PL dd 4 22.4 Ga DD . = 7OSS0y7 AT nF ® R f 'oE r z > “ R- 2 ao £ £ - - = co EEE -NIBUUOC SSOIUIC 198Q 1110 | RER Ä er | S]eynpequaduon wı uay9Sag u ajjadey-suawsjn Jap Le [B4ES-NZUeNG) 2mdıy I ı | ! ! ! 2 272277277) ! I | | U 7PyrpOquabsonr il! ‚ih 3jjadej-suawaj) Jop ue Jzuen()-snune] wi uajjeJ MIAFL a 2 Fe — 32 <= > 2. — Pi, em, „LS i UL LLLLLLLIDLLLDLLILLDDDDDOGIE Liegende Falte im Hunsrückschiefer unterhalb Caub. (Schieferung parallel der Schichtung,) CFunyysıyag sap jejjesed Junyayaıyo FR n Jap8 ut ja ar nn BE Ko 2 Er “ rd Fa Bimapmps 2p 19ro.wd ILIDAMDLZAN ULSPDZUIM(, / 4 W ( 2buabyıs) Bimapnp $ / © S9DUDI SID ULPUDGTDE U 20770.100 PURRPMPS 90S100suDd] ‘Bon IS gjeyusjun (sdu1geg sasjlaM) Segeig UOA gueg Ta£x. N Y Meisenbach Riffarth &.Co.Berlin,grav. Id j ‘ Air Veröffentlichungen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit+ bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Paul Parey hier, alle übrigen bei der Simon Schropp’scehen Hof-Landkartenhandlung (J. H. Neumann) hier erschienen. I. Geologische Specialkarte von Preussen u. d. Thüringischen Staaten. Lieferung 1. ” ” ww [SS) Im Maalsstabe von 1:25000. *) Bereits in 2, Auflage. | für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen ..... 2 Mark. » » Doppelblatt der mit obigem + bez. Lieferungen. .3 ,„ ) PL, . „ übrigen Lieferungen ........ An 4 Mark Blatt Zorge, Benneckenstein, Hasselfelde, Ellrich, Nord- hausen*), Stolberg. 12 — » Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, Analıa Magdale, Jena) 12 — » Worbis, Bleicherode, an Ndr.-Orschla, Gr. Er Immenrode ; 12 — „» Sömmerda, Cölleda, ee Near Erfurt, Weimar PRO: 12 — „ Gröbzig, Zörbig, Petetshers . 6— „ Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, =Dudweiler, alten bach, Emmersweiler, Hanweiler blätter). . 20 — „ Gr.-Hemmersdorf, El =Heusweiler, yasni thal, N eunkirchen (darunter 4* Doppelblätter) . 18 — » Waldkappel, Eschwege, u Netra, Hönebach, Gerstungen DE EN Ren A — » Heringen, Kelbra (nebst Blatt mit 2 Erselen durch das Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im Anhange), Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt 20 — » Wincheringen, DEE: Beuren, Perl, Merzig . 12 — „ T Linum, Cremmen, Na Mai enter, Behrbeck 12 — „ Naumburg, Stössen, an Osterfeld , en Eisenberg . 12 — „» Langenberg, in an. Rbanehure. Ss— „ 7 Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow : . 6— „ Langenschwalbach, Platte, en Ein Wies- baden, Hochheim 12 — „ Harzgerode, Pansfelde, Teinbach, Schwenda, Wippra, Mansield . 12 — » Roda, Gangloff, Neustadt, Triptis, ar ee 12 — » Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . i s— » Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, A furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg ; . 11 — „ r Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2 ® mit Bohrkarte und Bohrregister) 16 — » Rödelheim, Frankfurt a. M., Schwanheim, Sachsen- hausen . 8 — „ rt Ketzin, Fahrland Werder Poisdam Bechiz Weildenhzneh 12 — „» Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (diebeid. letzteren m.jel Profiltafelu. 1 geogn.Kärteh.) 10 — Lieferung 24. Blatt Tennstedt, Gebesee, Gräfen-Tonna, Andisleben . &2 ” ” ” 2) 25. 26. 27. 28. 49. 0. „ Mühlhausen, Körner, Ebeleben ,„ r Cöpenick, Rüdersdorf, Königs-W usterhänsen, Alt-Hart- mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf . . ; » Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerade 5 „ Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Kahla, Rudol- stadt, Orlamünde . ; „r Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Sehönerlinde, Ben Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt- Lands- berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und. Bohrregister) „» Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt an der Heide, Sonneberg „ Limburg, Eisenbach (nebst 1 ee el Kettenbach (nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein „r Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke, Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . „» Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Bee Lebach : „tr Lindow, a RI. ii n Be Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . „ r Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. en Bohrkarte und Bohrregister) „» Hersfeld, Friedewald, Vacha, iterfeld, ei, Lengsfeld . „» Altenbreitungen, en Dr (aeheh 1 Profi. tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel) „t Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) * Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt a eine Illustration) „ Saalfeld, Ziegenrück, roeinale, Liehenern » Marienberg, Rennerod, Selters, Westerburg, Me kirchen, Montabaur, Girod, Hadamar „ rt Tangermünde, Jerichow, Vieritz, Schermehecks Weissewarthe, Genthin, Schlagenthin. u Bohr. karte und Bohrregister) . e „» TRehhof, Mewe, Münsterwalde, Matienwerder ans Bohrkarte und Bohrregister) „ Coblenz, Ems (mit 2 Lichtärncktafe) Schaumburg, Dachsenhausen, Rettert . » Melsungen, Lichtenau, Altinorschen, Seiterishansen, Ludwigseck, Rotenburg : „ Buhlenberg, Birkenfeld, Nohfelden, een Ottweiler, St. Wendel. (In Vorbereitung.) „ r Heilsberg, Gallingen, Wernegitten, Siegfriedswalde. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) a „ TParey, Parchen, Karow, Burg, Theessen, Ziesar. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) RE » Gelnhausen, Langenselbold, Bieber eh eine Profiltafel), Lohrhaupten i „ Bitburg, Landscheid, ee Schweich, Trier, Pfalzel.. ; E Mark 12 — Lieferung 5l. Blatt Mettendorf, Oberweis, Wallendorf, Bollendorf . 55 52. ,„ Landsberg, Halle a.S., Gröbers, Merseburg, Kötzschau, Weissenfels, Lützen. (In Vorbereitung.) ‚„ T Zehdenick, Gr, Schönebeck, Joachimsthal, Liebenwalde, Ruhlsdorf, Eberswalde. (Mit Bohrkarte und Bohr- register.) (In Vorbereitung.) 55 54. ,, r Plaue, Brandenburg, Gross-Kreutz, Gross-Wusterwitz, Göttin, Lehnin, Glienecke, Golzow, Damelang. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) N Do nn 55. ,„ Stadt Ilm, Stadt Remda, Königsee, ee 2 Gross - Breitenbach, Gräfenthal Fa f es 56. ,, Themar, Rentwertshausen, Dingsleben, Ekähneechansen ee 57. „ Waida, Waltersdorf, Naitschau, Greiz . c 58. Er Mark A 27 — 12 — = ge Il. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Bd. I, Heft 1. iküdersdorf und Umgegend, eine geogmostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 ge0g- Karte und Profilen; von Dr. H. Eck. . . ; „2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen eier nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E. E. Schmid . : »„ 3. Geogn. Darstellung des Kenkahlenzekirees und Roth- liegenden in an Gegend nördlich von Halle a. S., nebst l gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättchen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr.H.Laspeyres „» 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. L. Meyn . Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora, Pnkehlen® Akınaon. mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 9 Holzschn.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss ; „ 2. r Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. lass agTo- nomisch bearb., nt 1 geogn.- -agronomischen” Karte; von® Prof; Dr. A, Orth. N a ER en e » 3. 7 Die Umgegend von Berlin. Allgem. Erläuter. z. geogn.- agronomischen Karte derselben. I. Ber Nordwesten Dean nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. 26. Berendis. o 4. Bi a der ältesten Deren Ahlaserungen des Has, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. Bad. III, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 2. f Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Warısenafre ß B » 3. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein N Erläut. zu der dazu gehörigen Geolog. Vebersichtskarte von Schleswig-Holstein ; von Dr. I Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt . ” Mark . 10— Bd. III, Heft 4. Geogn. Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Steinkohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile ete.; von Bergrath A. Schütze . Bd. IV, Heft 1. Die regulären Eehiniden der norddeutschen Kreide, I. Glyphostoma (Latistellata), nebst 7 nn von Prof. Dr. Clemens Schlüter. „ 2. Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unter devon, mit Atlas von STaf.; vonDr. CarlKoch. Nebst einem Bildniss von ©. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H. v. Dechen „ 3. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärfora der Dein Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersiehtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln ; von Dr. P. Friedrich „ 4. Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. OÖ. Speyer nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A.v.Koenen Ba. V, Heft 1. Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte von Dr. Herm. Roemer. „ 2. Beiträge zurfossilen Flora. Ill. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch.E. Weiss 3. + Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens. Mit 1 Titelbilde, 1 Zinko- graphie, 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte; von Dr. B.alianunen 4. Uebersicht über den Kehichienaufhan "Ostthüringens; nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe Bd. VI, Heft 1. Beiträge zur Kenntniss des Öberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 Iniesr Tafeln; von Dr. L. Beushausen : Ba „ 2. Die Trias am Nerdrande der Eifel zwischen u Zülpich und dem Roerthale Mit 1 geognostischen Karte, 1 Profil- und 1 Potrefakten-Tatel; von Max Blanckenhorn . a E „ 3. Die Fauna des een lanalen Tertiärs, Tan Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata. ” ” Mark 4,50 Lieferung II: Crustacea und Vermes. Lieferung VI? - Echinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Texttafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln „ 4. Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. Il. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Tafeln Bd. VII, Heft 1. Die @uartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Mit einer Karte in Buntdruck und 8 an im Text; von Dr. Felix Wahnschaffe. . ‘„ 2. Die bisherigen Aufschlüsse des Thea ars Tertiärs ni ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- ergebnissen dieser Gegend. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text; von Prof. Dr. G. Berendt. (Fortsetzung auf dem Umschlage.) 10 — Bd. VII, Heft 3. Untersuchungeh über den inneren Bau westfälischer REN Carbon-Pfläizen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu ER Tafel I-VL _— Beiträge zur fossilen Flora. IV, Die Sigillarien der preussischen Steinkeklengebiete, | I. Die Gruppe der Favularien, übersichtlich zusammen- RR © gestellt von Prof Dr. Ch. Weiss. Hierzu Tafel VIl Bann bis XV (1-9). — Aus der Anatomie lebender Pteri- ‚dophyten und von (ycas reroluta, Vergleichsmaterial . für das phytopalaeentvlogische Studium der Pflanzen- Arten älterer Formationen. Von Dr. H. Potonie. Hierzu Tafel XVI—XXI (1-6). „4. Beiträge zur Kenntuiss der Gattung Leiden Von Prof. Dr. W. Branco in Königsberg i. Pr. Hierzu ET ein Atlas mit Tafel. I-YIL.. 200.02 5% u Ba, VEIT, Heft 1. + (Siehe unter IV. No 8.) ».2. Ueber die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Dörnten nördlich «oslar, mit besonderer Be- rücksichtigung der Fauna des oberen Lias. Von Dr. August, Denckmann in Marburg. Hierzu ein Atlas mit Tafel I-X ». 8. Geologie der Umgegend von Hulger bei: Dillenburg (Nassau). Nebst einem palaeontolögischen Anhang. Von Dr. Fritz Freeh. Hierzu 1 ERS Karte und 2 Petrefacten-Tafeln. . > „4. Anthozoen des rheinischen Nittel-Devon. Mit 16 litho- ae 2... graphirten Tafeln; von Prof. Dr. ClemensSchlüter Bd. IX, Heft 1. Die Echiniden des Nord- und Nitieldeutschen ®ligoeäns. Ks » : ‘Von Dr. Theodor Ebert in Berlin, Hierzu ein Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafel . 5.2. BR. Caspary: Einige fossile Hölzer Preussens. Nach dem handsehriftlichen Nachlasse des Verfassers bear- : beitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Tafeln '» 3. Die devonischen Avieuliden Deutschlands, Ein Beitrag SER zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Be Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 5 Tabellen, 23 Text- \ ‘bilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln. „.4. Die Tertiär- und Biluvialbildungen des Unter- 5 mainthales, des Wetterau und "des Südabhanges des Taunus. Mit 2 geologischen Uebersichtskärtehen und. 13 Abbildungen. im Text; von Dr. Aredtıeh 8 es Kinkelin in Frankfurt a. M. } 3 Bd. X, Heft 1. Das Norddeutsche Unter-Pligecän und sine Hollusken- F Fauna. Von Prof. Dr. A. v. Koenen in Göttingen, Lieferung I: Strombidae — Murieidar — Buceinidae, u Nebst. Vorwort und 23 Tafeln 3.2. Das Norddeutsche Unter-PBligocän und seine Hollasken- Fauna... Von Prof. Dr. A, v. Koenen in Göttingen. Lieferung II: Conidae — Volutidae — ee Nebst 16 Tafeln .. % „3. Das Norddeutsche Unter-Bligorän un seine Nollisken- Fauna. Von Prof. Dr. A von Koenen in Göttingen. Lieferung III: Natiecidae — Pyramidellidae — Euli- midae — Üerithidae — Turritellidae. Nebst 13 Tafeln. 54. Das Norddeutsche Unter-Pligocän und seine Mollusken- Fauna, Von Prof. Dr. & v. Koenen in Göttingen. ". Haliotidae — Fissurellidae — Calyptraeidae — Pa- tellidae. II. Gastropoda Opisthobranchiata. III. Gas- tropoda Polyplacophora. 2. Scaphopoda — 3, Ptero- poda — 4. Cephalopoda. Nebst 10 Tafeln . ; Mark 20 — . .2— 10 — 10 — 10 — 20 — 16 — 15 — Lieferung IV; Rissoidae — Littorinidae — Purbinidae — _ Neme, Folge nase nn (Fortsetzung dieser Abhandlungen in einzelnen ITeften.). ; "Mark Heft 1. Die. Fauna des Haupfquarzits und der Zorger Schiefer de Unterharzes. Mit 13 Steindruck- und }1 Liehtdruektafeln;; von ee Prote-Dr. B KRıyser oa N Heft 3. Die Foraminiferen der Aachener Kreide, Von Igna a2, B eissel. e Hierzu ein. Atlas mit. 16 Tafeln DS Heft 5. Die regulären Echiniden der zorddeutschen ireide, IL. Cidaridas. 3 Salenidae. Mit 14 Taf.; von Prof. Dr. Glemens Schlüter 15— ER: Heft 6. Geognostische Beschreibung der Gegend von Baden-Baden, Rothen- u ; fels, Gernsbach u. Herrenalb. Mit 1 geoenost. Karte;vonH.Eck 0 — Heft 7. Die Braunkehlen-Lagerstätten am Meisner, am Hirschberg und am Stellberg. Mit 3 Tafeln und 10 Textfiguren; von De m assessor A. Uthemann . .. Sin Heft 8. Das Rothliegende in der Weiterau- und sein. "Anschluss an das ‚Saar-Nahegebiet; von A. v, Reinach . 5 Heft 11.}Die geologische Specialkarte und die landwirthschaftliche Boden- - einsehätzung in ihrer Bedeutung’und Verwerthung für Land-und Staatswirthschaft. Mit 2 T afeln; von Dr, Theodor Woelfer 4— Heft 12, Der nordwestliche Spessart. Mit i geolögischen ‚Karte und i 3 Tafeln: von Prof. Dr. H. Bückine. E5 10 — . „Heft 12. Geologische Beschreibung. der Umgebung von Salzbrunn. Mit einer. geologischen Speeialkarte der Umgebung von Salzbrunn, - sowie2Kartenfafeln u. 4 Profilen im Text; von Dr. phiL.E.Dathe 6— Heft15. Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. Mit 1 geolo- ©. gischen Uehersichtskarte, 16 Ansichten aus dem Rheinthale 5 und 5 Abbildungen. im Text; von Prof. Dr. E. wir 122 m. Jahrbuch der Königl. 'Preuss. ale Landesanstalt und Bergakademie. Jahrbuch“ der Königl. Preuss. geoleg. Landesanstalt und. Bergakademie N für das Jahr 1880. Mit. geoen, Karten, Profilen ete. . . "15— Dasselbe. für die Jahre 1881— 1890. Mit dest Re Profilen ete. Sr. 10 Bände, a Band . ..: : ER 5 20 IV. Sonstige Karten und Schriften. 1. Höhenschichtenkarte des Harzgebirges, im Maassstabe von 1: 100000 8 _ 2. &eologische Vebersichtskarte des Harzgebirges, im Maassstabe vn 1: 100 000; zusammengestellt von Dr. R. A. Lossen , . 2—: 3. Aus der Plora der Steinkohlenformation (20 Tafeln. Abbild. BE BE wichtigsten Steinkohlenpflanzen- mit: kurzer Beschreibung); VOR a Prof Dr. Ch B: Weiss 2% a 4. Dr. Ludewig Neyn. Lebensabriss nd BerBameischnie desselben \ ee von Prof. 203 G.Berendt. Mit einem Lichtdruekbildniss vonL.Meyn 2m ; 5. Geologische Karte der Umgegend ron Thale, bearb.vonK.A.Lossen ° und W. Dames. Maassstab: 229 DOOF . 1,50... 6. Geologische Karte der Stadt Berlin im Maassstabe 1: 15 000, Sealae = - aufgenomnen unter Benutzung der K. A. Lossen’ schen genlog.. 2,5 ‘Karte der Stadt Berlin-durch G. Berendt.. .. a” 7. + Geognostisch-agronomische Farben-Erklärung für die Kartenblätter RN der Umgegend von Berlin, von Prof. Dr. 6. Berendt . . :0,50° ..r Geologische Vebersichtskarte der Umgegend von Berlin im Masse = stabe 1:100000, in 2 Blättern. Herausgegeben von der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Hierzu als „Bas VEIT; Haft 1 ne vorstehend genannten Abhandlungen: Geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin, von 6. Ber und W. Dames 3} unter Mitwirkung von F. Klockmann EEE ER TRTEE 12— 'd o En je X C. Feister’sche Buchdruckerei, Berlin. N., Brunnenstr. 7. Date Due Hz "1850 yov ?